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German Pages 804 [859] Year 1899
Protokolle der Kommission für die zweite Lesung
des
Entwurfs des KiiMlicheu Gesetzbuchs.
Im Auftrage des Reichs-Justizamts bearbeitet von
Dr. Achilles,
Dr. Gebhard,
ReichSgerichttrach a. D.,
Großh. bad. Geheimer Rach,
Dr. Kpahn, ReichSgerichtörath.
Baud VI. Anwendung ausländischer Gesetze. — Entwurf II des Bürgerlichen Gesetzbuchs; Revision. — Entwurf des Ein führungsgesetzes. — Entwurf eines Gesetzes, betr. Aenderungen des Gerichtsverfassungsgesetzes rc.
Berlin SWS
Wilhelmstrabe 119/120.
I. Guttentag, Verlagsbuchhandlung, G. in. b. H.
1899.
Nachdruck 1983
Vorbemerkung. Die Protokolle, welche der sechste Band enthält, beziehen sich auf die Vorschläge, aus deren Berathung das sechste Buch des Entwurfs II des Bürgerlichen Gesetzbuchs (Anwendung ausländischer Gesetze) hervor
gegangen ist,
auf
die
Revision des Entwurfs II, auf den Entwurf
des Einführungsgesetzes und den im Wesentlichen den ausgeschiedenen
Artikeln 11 bis 15 des letzteren entsprechenden Entwurf eines Gesetzes, betreffend Aenderungen des Gerichtsverfassungsgesetzes, der Civilprozeß-
ordnnng, der Konkursordnung und
der Einführungsgesetze zur Civil-
prozeßordnung und zur Konkursordnung. Die Protokolle 401
bis 412, 413 I bis
III, 420 I, 429 bis 457
1 bis 150, 227 bis 229, 358 bis 804) sind von Dr. Gebhard,
(S.
die Protokolle 413 IV bis XXIII, 414 bis 418, 419 I, II (S. 150 bis219) von Dr. Achilles,
Protokolle
die
419
bis XVII, 421 bis 428 (S. 219 bis 227,
II
III bis XVI, 229 bis 358)
420
von
Dr. Spahn bearbeitet.
Zur Gewinnung des erforderlichen Raumes sind in den Ueberschriftszeilen mehrfach dreistellige Zahlen • mit nur einer Stelle oder zwei Stellen, vierstellige Zahlen mit nur zwei oder drei Stellen ge
druckt; es sind deshalb
beim Lesen der Seitenüberschriften die einer
dreistelligen Zahl nachfolgenden
ein- oder zweistelligen und die einer
vierstelligen Zahl nachfolgenden zwei- oder dreistelligen Zahlen durch
die zwei ersten Stellen oder durch die erste Stelle der vorhergehenden drei- oder vierstelligen Zahl zu ergänzen. wegen
in
den
Ueberschriftszeilen
die
Wo des mangelnden Raumes Anführung
aller
in
Betracht
kommenden Paragraphen oder Artikel unterlassen werden mußte, ist dies
durch Beifügung der Buchstaben „u. a." kenntlich gemacht. Seitenangaben der Protokolle ohne Angabe des Bandes beziehen
sich auf den Band VI.
und „B. R. Art. " wird auf
Durch die Bezeichnung „B. R. §
die entsprechenden Paragraphen und Artikel der dem Bundesrathe vor
gelegten Entwürfe des Bürgerlichen Gesetzbuchs und des Einführungs gesetzes verwiesen.
Die Kürzung „I. P. R. § ."
(Internationales Privatrecht § .)
bezeichnet den bezüglichen Paragraphen der Vorlage, welche bei der Aufstellung des sechsten Buches zu Gkunde gelegt worden ist.
Der Entwurf eines Gesetzes, betreffend Aenderungen des Gerichts verfassungsgesetzes 2C.,
ist
in den Ueberschriftszeilen durch
„E" be
zeichnet; die Paragraphen des Bürgerlichen Gesetzbuchs und die Artikel des zugehörigen Einführungsgesetzes sind in diesem Entwürfe nach beit
dem Reichstage gemachten Vorlagen (Drucks, des Reichstags Nr. 87, 87 a) zitirt. — In den Ueberschriftszeilen sind auf der linken Seite die in
den Entwurf I des Einführungsgesetzes Art. 11 bis 15 eingestellten, die Civilprozeßordnung rc. betreffenden, auf der rechten Seite die in
den Art. 1 bis 6 des Entwurfs E eingestellten, das Gerichtsverfassungs gesetz, die Civilprozeßordnung rc. betreffenden Vorschriften angeführt.
Die Entwürfe sind in der Fassung, in welcher sie in der Schluß redaktion aus den Berathungen der mit der zweiten Lesung betrauten
Kommission hervorgegangen und an den Bundesrath gelangt sind, im Jahre 1898 durch den Druck veröffentlicht worden; die auf amtliche Ver-
anlaffung von I. Guttentag in Berlin veranstaltete Ausgabe führt den Titel: „Entwurf eines Bürgerlichen Gesetzbuchs und eines zugehörigen Einführungsgesetzes sowie eines Gesetzes,
betreffend Aenderungen des
Gerichtsverfaffungsgesetzes, der Civilprozeßordnung, der Konkursordnung
und der Einfühmngsgesetze zur Civilprozeßordnung und zur Konkurs ordnung.
In der Fassung der Bundesrathsvorlagen.
1898."
401. (S. 8163 bis 8174 mit Anlage S. 8175 bis 8182.) Die Komm, wandte sich dem internationalen Privatrechte zu. In dem Entw. I d. B.G.B. ist diese Materie nicht geregelt. Die Komm
3nter* ^rioatre^t
hat bei dem Beginn ihrer Berathungen (I S. 1, 2) festgestellt, es werde für nochwendig erachtet, das internationale Privatrecht im B.G.B. zu regeln.
Der
Redaktor des Allg. Theiles hatte der ersten Komm, mit Motiven versehene Vor schläge unterbreitet, welche von derselben durchberathen worden sind.
Das Er
gebniß war die Aufftellung des Entw. eines Gesetzes über die räumliche Herr
schaft der Rechtsnormen.
Dieser Entw., welcher dem Prot. als Anlage beigefügt
ist (S. 8 bis 12), diente als Grundlage der jetzigen Berathung. I.
erörtern. 1.
Man erachtete für zweckmäßig, zunächst einige allgemeine Fragen zu u^n(®n^er
Den im Gesetz aufzustellenden Normen des internationalen Privat
rechts kann eine verschiedene Tragweite beigelegt werden.
sich
auf die Bestimmung
Die Regelung kann
der räumlichen Grenzen des deutschen Rechtes be
schränken oder aber auch darauf erstrecken, welches fremde Recht anzuwenden sei, wenn ein Rechtsverhältniß der Beurtheilung nach deutschem Rechte nicht unterliegt. Die Vorlage schlägt den letzteren Weg ein.
Zur Begründung dieses Standpunkts wurden folgende Gesichtspunkte geltend gemacht.
Das internationale Privatrecht habe die Grundsätze festzustellen, aus denen sich ergießt, nach welchem örtlichen Rechte im einzelnen Falle ein Rechtsverhältniß des tniänb. zu beurtheilen sei. Dazu sei erforderlich, daß dem Richter erkennbar gemacht Rechtes,
werde, wie weit die Tragweite des inländischen Rechtes reiche.
Aber der Richter
müsse auch wissen, welches ausländische Recht anzuwenden sei, wenn feststehe, daß das Rechtsverhältniß nach ausländischem Rechte beurtheilt werden müsse. Regele man das internationale Privatrecht, so werde man konsequenterweise gebenden«u»auch die letztere Frage zu beantworten haben. Damit verstoße man nicht gegenIänb- Äe*te**
die Grundsätze des Völkerrechts.
Jeder Staat habe kraft seiner Souveränetät
die Befugniß, den Richtern seines Landes vorzuschreiben, nach welchem Rechte ein zu ihrer Entscheidung gelangendes Rechtsverhältniß beurtheilt werden solle.
Der Richter sei auch zweifellos gehalten, solchen Anordnungen seines Staates Folge zu leisten.
Allerdings könne die Gesetzgebung des
das Privatrecht eines
anderen Staates regeln.
einen Staates nicht
Aber darum handele es sich
nicht, sondern darum, festzustellen, welches ausländische Recht maßgebend sein Protokolle.
Bb. VI.
1
2
Prot. 401.
solle, wenn
ein
irgend
welchem
ausländischen
Rechts
Rechte unterstehendes
verhältniß im Jnlande beurtheilt werden muß.
Nicht, wie fremdes Recht an-
zuwenden, sondern welches fremde Recht anzuwenden sei, solle bestimmt werden.
In die natürliche und völkerrechtlich sanktionirte Sphäre der fremden Staaten
greife man damit nicht ein. Hin uni) wieder sei behauptet worden, das internationale Privatrecht in dem hier fraglichen Sinne bilde einen Theil des internationalen Rechtes über
haupt und entziehe sich daher der willkürlichen Normirung durch einen einzelnen
Diese Auffassung könne nicht als zutreffend anerkannt werden.
Staat.
Das
internationale Privatrecht sei vielmehr internes und nationales Recht für den einzelnen Staat, gleichviel ob es dem geschriebenen oder dem ungeschriebenen
Diese Anschauung sei in der Wissenschaft vorherrschend.
Rechte angehöre.
die Gesetzgebung habe kein Bedenken
allgemeine Regelung
die
getragen,
internationalen Privatrechts für sich in Anspruch zu nehmen.
Gesetzgebung hierüber Zweifeln Raum lasse, habe doch
Auch
des
Und da, wo die
die Praxis und die
Wissenschaft keinen Anstand genommen, in dieser Richtung vorzugehen.
Beweis
Der code civil entbalte den Ausspruch, daß die den Status der Person betreffenden franz. Gesetze
sei die Entwickelung auf dem Gebiete des franz. Rechtes.
in Ansehung eines Franzosen auch dann maßgebend sein sollen, wenn sich der
Franzose im Auslande befinde: die franz. Jurisprudenz habe in diesem Satze ein Prinzip gefunden, aus welchem sie ableite, daß der Regel nach
auch der
Ausländer nach dem Rechte seines Heimathstaats zu beurtheilen sei, wo er sich
auch aufhalten möge.
Tie bestehenden deutschen Reichs-Spezialgesetze enthielten
mehrfach Bestimmungen, welche über das deutsche Recht hinaus Geltung in Anspruch nähmen (vergl. WO. Art. 84, C.P.O. §. 53). Nicht minder habe sich
die erste Komm, zu der Ansicht bekannt (Prot. S. 11478), daß eine allgemeine, nicht auf die
Feststellung
der
Tragweite
des
Rechtes
deutschen
beschränkte
Auch die jetzige Komm,
Regelung des internationalen Privatrechts zulässig sei.
sei bei ihrem Beschlusse, das internationale Privatrecht zu regeln, davon aus
gegangen,
völkerrechtliche
daß
Bedenken
nicht
entgegenständen (I
S.
2).
Prinzipiell sei hiernach die Erstreckung der aufzustellenden Normen auf Rechts verhältnisse, welche nach ausländischem Rechte zu beurtheilen seien, für zulässig zu
erachten.
Bei
der
Ausgestaltung
im
Einzelnen
werde auf die Gleich
berechtigung der Kulturstaaten angemessene Rücksicht zu nehmen sein. gegen allseits anerkannte
Grundsätze
völkerrechtlichen
des
politische Verwickelungen und Schwierigkeiten Hervorrufen.
Verstöße
Verkehrs
könnten
Aber diese Erwägung
führe nicht dazu, daß der Gesetzgeber auf die ihm an sich zustehende Befugniß, das internationale Privatrecht für sein Gebiet allgemein zu regeln, verzichten
müsse, sondern nur dazu, daß die Regelung in maßvoller und besonnener Weise zu geschehen habe.
Tie vorgeschlagene Regelung im weiteren Sinne sei aber nicht nur zu Gebe
lässig, sondern aus praktischen Gründen auch dringend wünschenswerth.
man keine Vorschriften, wie es zu halten möglich.
Ter
stimmungen,
Richter werde
welche diese
sei, wenn ein Verhältniß nach aus
so
sei eine
mehrfache Auffassung
entweder die bisherigen
landesrechtlichen Be
ländischem Rechte beurtheilt werden
müsse,
Fragen entscheiden,
als
aufgehoben betrachten und
3
Prot. 401.
nunmehr entweder eine Entscheidung aus dem Geiste des deutschen Rechtes zu
gewinnen suchen oder aber die maßgebenden Grundsätze aus der Natur der Sache,
aus den allgemeinen von der Wissenschaft aufgestellten Prinzipien
ableiten.
Es sei aber auch die Meinung möglich, daß die in Rede stehenden Borschriften
überhaupt nicht privatrechtlichkr Natur seien, daß deshalb auch die betreffenden
landesrechtlichen Normen durch die privatrechtliche Kodifikation nicht aufgehoben und daß sie auch in Zukunft anwendbar seien.
Schon die Thatsache, daß es
an jeder autoritativen Entscheidung darüber, welcher Anschauung der Richter
folgen solle, fehle, sei höchst mißlich.
Aber auch jede der möglichen Lösungen
führe wieder zu Zweifeln und Bedenken.
Behandele man die landesrechtlichen
Normen als fortbestehend, so sei eine vielfache Ungleichheit des Rechtes,
erhebliche Verwirrung die unausbleibliche
eine
Verneine man das Fort
Folge.
auf diesem Gebiete, so gerathe der Richter in die
bestehen des Landesrechts
Eine einfache Formel, nach welcher man sich richten könne,
größten Zweifel.
sei nicht vorhanden.
Insbesondere erscheine es nicht angängig, darauf abzustellen,
welches Gesetz das Rechtsverhältniß regeln wolle.
Der Satz, daß ein Rechts
verhältniß nach dem Gesetze beurtheilt werden müsse, welches dafür maßgebend sein wolle, könne nicht als richtig anerkannt werden: er versage auch in einer
Reihe
von
Fällen,
nämlich
wenn
dann,
entweder
mehrere
ausländische
Staaten Anspruch darauf machten, das Rechtsverhältniß zu regeln oder wenn
jeder
der
in
Schwierigkeit,
Betracht liege
kommenden
darin,
daß
Regelung
ablehne.
Zugehörigkeit
eines
die
Staaten
die
räumliche
Die Rechts-
verhältniffes vielfach höchst zweifelhaft sei oder aber überhaupt nicht entscheidend
in Betracht komme.
Die Natur der Sache könne gleichfalls nicht als maßgebend
herangezogen werden, da — abgesehen von der großen Unsicherheit darüber, was die Natur der Sache sei — auf diesem Wege keine eigentlichen Rec^tssätze
abgeleitet, sondern nur Anhaltspunkte für die gesetzgeberische oder gewohnheits rechtliche Ausgestaltung des Rechtes
gewonnen werden könnten.
Die analoge
Anwendung des nationalen Rechtes des Richters sei vielfach um deswillen be
denklich, weil das nationale Recht mit Rücksicht auf die Eigenchümlichkeiten und besonderen Bedürfnisse des
Uebertragung
auf
anders
einzelnen
Volkes
gestaltet sei, und
eine einfache
geartete Verhältnisse häufig zu verkehrten und un
gerechten Ergebnissen führen würde.
Die Umstände drängten somit darauf hin,
die Fragen direkt durch das Gesetz zu lösen. Die Durchführung des von der Vorlage eingenommenen Standpunkts führe
auch keineswegs zu unüberwindlichen Schwierigkeiten.
Man habe zwar gesagt,
der inländische Gesetzgeber könne nicht die Herrschaftssphäre der ausländischen Rechtsnormen festsetzen, ohne den Inhalt derselben nach allen Seiten zu prüfen und zu würdigen, eine Prüfung, welche die Kenntniß der wirthschaftlichen und
sozialen Verhältnisse des Auslandes voraussetze.
um eine petitio principii.
Aber es handele sich hierbei
Nicht aus dem ausländischen Rechte solle entnommen
werden, welches Gesetz der Richter anzuwenden habe: der Gesetzgeber wolle aus
dem Geiste der inländischen Rechtsordnung
heraus dem Richter die Weisung
geben, nach welchem Rechte er zu urtheilen habe.
zelnen Falles
Bei der Prüfung des ein
habe der Richter dann lediglich festzustellen,
ob das zur Ent
scheidung stehende Rechtsverhältniß von der Art sei, daß es von der inländischen
1*
4
Prot. 401.
— nach dem Geiste des deutschen Rechtes auszulegenden — Norm des inter nattonalen Privatrechts getroffen werde. Bei der Berathung wurde der Standpunkt der Vorlage von einer Seite
bekämpft und dabei geltend gemacht: Es sei zwar richttg, daß der Richter, wenn das Gesetz seines Staates
chm allgemeine Normen über das internationale Privatrecht gebe, diese Normen unbedingt anzuwenden habe, es sei auch zuzugeben, daß es nicht dem Völker
rechte Widerstreiten würde, wenn das inländische Gesetz allgemein die räumliche Herrschaft der verschiedenen Rechtsordnungen abgrenze.
Aber der Gesetzgeber
könne nicht umhin, auf die Koexistenz anderer Kulturvölker und anderer Kultur
staaten Rücksicht zu nehmen, sie im Prinzip als gleichberechttgt anzuerkennen.
Diese Erwägung führe zu der Erkenntniß, daß der inländische Staat auf die Regelung
eines
ausländischen Rechtsverhältniffes verzichten sollte, wenn die
Der deutsche Gesetzgeber habe
Frage im Ausland chre Lösung gefunden habe.
kein Interesse daran, hinsichtlich der Erbfolge eines in Dänemark verstorbenen Schweizers
Normen des internationalen Privatrechts
aufzustellen, wenn die
beiden allein in Betracht kommenden Staaten ihrerseits über die Behandlung
einig seien.
deren strikte Durchführung
Es möge einzelne Grundsätze geben,
auch für das Verhältniß von Ausländern zu einander vom inländischen Stand punkte gerechtfertigt und unbedenklich sei.
Aber im Allgemeinen müsse der
Gesetzgeber die Lösung, welche die Frage im Verhältnisse der ausländischen
Staaten zu einander gefunden habe, respektiren. Geschehe dies nicht, so komme man z. B. im Erbrechte zu widersinnigen und den eigenen Rechtsprinzipien widerstreitenden Ergebnissen.
oder negativer Konflikt des
Liege ein positiver
ausländischen Rechtes vor, so werde die analoge Anwendung der inländischen Normen regelmäßig zu einem befriedigenden Ergebnisse verhelfen.
Die Vorlage
führe nur scheinbar zu einer vollständigen Lösung der Frage: in Wirklichkeit lasse sie wesentliche Punkte im Dunkel.
Einmal nämlich werde nicht durchweg
klargestellt, wie weit die Normen des inländischen Rechtes angewendet sein wollen; so genüge beispielsweise bezüglich der Frage, welches Recht für die Beurtheilung
der Vertragsobligationen maßgebend sein solle, die in der Vorlage enthaltene
Entscheidung in keiner Weise.
Sodann
stehe einer
namentlich der §. 24 der Vorlage im Wege.
erschöpfenden
Die Bestimmung
Regelung
desselben sei
einerseits so wesentlich und andererseits so elasttsch und unbestimmt, daß sie die
Erreichung des Zieles, das man erstrebe, nämlich dem Richter für alle Fälle feste Normen für seine Entscheidung zu
geben,
verhindere.
Der Gesetzgeber
werde besser thun, die Kodifikation auf einem Gebiete, wo sie nicht oder nur scheinbar durchgeführt werden könne, zu unterlassen.
Von einer anderen Seite wurde ausgeführt:
Es stimme allerdings mit
allgemeinen Grundsätzen nicht überein, fremdes Recht da anzuwenden, wo das selbe selbst nicht angewendet sein wolle.
Jedes Lebensverhältniß werde in dem
Augenblick, in welchem es zur Existenz gelange, von Rechtsnormen ergriffen. Aufgabe des Richters sei es, das Rechtsverhältniß nach denjenigen Normen zu
beurtheilen, unter denen Beziehung zu
es
existire.
Wenn ein Verhältniß unter räumlicher
einem Staate zu Stande komme, dieser Staat aber das Ver
hältniß seinerseits nicht regeln wolle, so sei eben keine Regelung vorhanden und
5
Prot. 401.
der Gesetzgeber verfahre prinzipiell nicht richtig, wenn er den Richter anweise, Rechtsregeln auf das Verhältniß anzuwenden, welche für dasselbe nicht be stimmend
gewesen seien.
Damit sei aber nicht ausgeschlosien, daß die voll
ständigere Regelung, welche die Vorlage Vorschläge,
aus Gründen praktischer
Zweckmäßigkeit gleichwohl vorzuziehen sei. Die Mehrheit der Komm, glaubte das Hauptgewicht darauf legen zu
sollen, daß ein dringendes praktisches Bedürfniß für den von der Vorlage ein
genommenen
Standpunkt
spreche.
Die Zulässigkeit
der
darin
vorgesehenen
Regelung des internationalen Privatrechts könne nicht bezweifelt werden.
Das
Gesetz dürfe aber, wenn man einmal eine Kodifikation vornehme, den Richter in einer so zweifelhaften und schwierigen Frage nicht im Stiche lassen. Verweisung
auf die Analogie,
Die
-
die Natur der Sache oder die Prinzipien der
Wiffenschaft könne in denjenigen Fällen, in welchen die Entscheidung zweifelhaft
sei, nicht genügen.
Hiervon ausgehend machte man sich
dahin schlüsfig, die
Regelung des internattonalen Privatrechts in der Weise vorzunehmen, daß nicht
nur die Tragweite des deutschen Rechtes festgesetzt, sondern auch die Herrschafts
sphäre des ausländischen Rechtes geordnet werde. Von einer Seite wurde bemerkt, daß durch den vorstehenden Beschluß die Frage der sog. Rückverweisung noch nicht zur Entscheidung gebracht sei. Hier
gegen erhob sich kein Widerspruch.
2. Man erörterte weiter die Frage, für welche deutschen — reichsrecht-
lichen oder parttknlarrechtlichen — Normen die über die örtliche Herrschaft der Normen t>. Rechtsnormen aufzustellenden Regeln Geltung haben sollten. In dieser Hinsicht * Spezialgesetze
Wurde bemerkt:
Zunächst sei die Anwendung der im B.G.B. selbst aufgestellten Vor- Zand^srechts. schriften zu regeln.
Anlangend die Reichs-Spezialgesetze, so blieben die in den
selben aufgestellten Normen des internattonalen Privatrechts in Geltung.
So
weit aber die Reichs-Spezialgesetze keine Vorschriften über das internationale Privatrecht enthielten, träten die im B.G.B. hierüber aufgestellten Normen in
Wirksamkeit; (vergl. Art. 9 des Entw. d. E.G.)
Das Verhältniß der reichs
rechtlichen Normen des internationalen Privatrechts zu denjenigen Materien,
deren Regelung dem Landesrechte vorbehalten werde, sei zweifelhafter. mangelung
In Er
eines besonderen Rechtssatzes würde anzunehmen sein, daß die für
das B.G.B. aufzustellenden Normen auch auf das partikulare Recht Anwendung
zu finden hätten.
Jndeflen werde den im E.G. aufzunehmenden Vorbehalten,
daß die Landesgesetze in besttmmten Materien unberührt bleiben sollten, die
Bedeutung beizulegen sein, daß damit der Landesgesetzgebung auch die Befugniß gegeben sei, über die örtliche Anwendung der landesrechtlichen Normen Be stimmungen zu treffen.
Allerdings könne dies zu mißlichen Ergebnissen führen.
Es sei kein erwünschter Rechtszustand, wenn z. B. durch Landesgesetz des einen
Staates Verträge über die religiöse Erziehung der Kinder auch dann als un gültig behandelt würden, wenn sie in einem anderen deutschen Staate, der die
Gültigkeit solcher Verträge anerkenne,
geschloffen seien.
Auch in der Hinsicht
könnten sich Zweifel ergeben, was im Verhältniß der einzelnen Staaten und Landestheile an die Stelle des Prinzips der Staatsangehörigkeit zu setzen sei:
als Ausländer könne der Angehörige eines deutschen Staates von einem anderen
6
Prot. 401. E..I §. 5: II §. 2236. B.R. §. 2363.
deutschen Staate nicht behandelt werden.
Man werde vertrauen dürfen, daß
die Landesgesetzgebung auf diesem Gebiete Kollisionen thunlichst vermeiden werde. Eine allgemeine Einschränkung der für die Landesgesetzgebung zu statuirenden Vorbehalte erscheine nicht angängig. Besondere Schwierigkeiten könnten sich ergeben hinsichtlich der bestehenden partikularrechtlichen Normen über die örtliche
Herrschaft
der
Rechtssätze.
Soweit
diese Normen
allgemeiner
Natur seien,
würden sie durch die reichsrechtliche Kodifikation außer Kraft gesetzt.
Soweit
sie aber lediglich dazu bestimmt seien, die Anwendung gewisser, der Landes
gesetzgebung vorbehaltener Sondervorschriften zu regeln, z. B. die Anwendung des für den hohen Adel gesetzten Sonderrechts, müßten sie als aufrecht erhalten
gelten.
Die Schwierigkeit werde vielfach darin liegen, festzustellen, ob derartige
Normen des
internationalen Privatrechts
nach
dem Landesrecht allgemeiner
Natur oder ob sie lediglich die Anwendung von Sondervorschriften zu regeln
bestimmt feien. Die Komm, stimmte der vorstehend
dargelegten Auffassung
zu.
Einer
Anregung, die im E.G. für die Landesgesetzgebung gemachten Vorbehalte dahin
zu verdeutlichen, daß die Landesgesetzgebung befugt sei, bei den ihr vorbehaltenen Materiell auch die örtliche Anwendung der Rechtssätze in der Weise zu regeln,
daß auch das bestehende Landesrecht, soweit es lediglich die örtliche Anwendung derartiger Sondervorschriften normire, unberührt bleibe, wurde keine Folge ge
geben.
Man war der Ansicht, daß
einerseits für die Aufnahme einer solchen
Bestimmung kein dringendes Bedürfniß vorliege, da die meisten landesrechtlichen Vorschriften über die
örtliche Anwendung
der Rechtssätze
allgemeiner Natur
seien, und daß andererseits durch einen solchen Satz die Zweifel doch nicht voll
ständig gehoben werden würden, da im einzelnen Falle jeweils festgestellt werden müsse, welchen Karakter die betreffende landesrechtliche Vorschrift habe,
^rional-
3.
Die Vorlage stellt das Prinzip auf, daß
als Personalstatut grund-
vr-nziv der sätzlich nicht das durch den Wohnsitz, sondern das durch die Staatsangehörigkeit - Hörigkeit ^er Person bestimmte Recht maßgebend sei. Es ergab sich, daß diese Regelung
allseits
prinzipiell gebilligt wurde.
Eine allgenreine Erörterung des Prinzips fand nicht statt.
Einzelheiten, ins
besondere die Frage der Rückverweisung, behielt man besonderer Erörterung vor.
II. Bei der Einzelberathung gelangte zunächst folgender Antrag zur Berathung:
1. a) dem
1 der Vorlage folgenden Paragraphen voranzuftellen:
Ein Verschollener kann im Jnlande für todt erklärt werden,
wenn er bei dem Beginne der Verschollenheit die Reichsangehörig
keit besaß. Ein Verschollener, welcher bei dem Beginne der Verschollenheit
Angehöriger eines ausländischen Staates war,
kann im Jnlande
für todt erklärt werden, wenn er im Jnlande Vermögen besitzt. Tie Voraussetzungen und die Wirkungen der Todeserklärung werden
auch
in diesem Falle nach den deutschen Gesetzen beurtheilt,
die
Wirkungeil beschränken sich jedoch darauf, daß das im Jnlande be
findliche Vermögen als Nachlaß zu behandeln ist. bi die dem §. 2 des Entw. II beigegebene Anmerkung zu streichen.
R.T. Art. 8. E.G. Art. 9. Prct. 401.
4
2. Von anderer Seite war vorgeschlagen.-
die im Antrag la vorgeschlagene Vorschrift zu fassen: Ein Verschollener kann nach den §§. 2 bis 8 des Entw. II für todt erklärt werden, wenn er bei dem Beginne der Verschollenheir Reichsangehöriger war oder seinen Wohnsitz im Jnlande hatte.
Ein Verschollener, welcher bei dem Beginne der Verschollenheir
Angehöriger eines fremden Staates war und seinen Wohnsitz nicht
im Jnlande hätte, kann mit Wirkung sür die Rechtsverhältnisse für todt erklärt werden, die sich nach den deutschen Gesetzen bestimmen.
Der Entw. II enthält im Buche I Abschn. I Tit I keine Bestimmungen über die örtliche Anwendung
der Rechtssätze,
eines Ver
welche die Todeserklärung
schollenen betreffen; (vergl. I S. 10, 11 unter V).
Die Anträge wollen einmal
die Todeserklärung eines verschollenen Deutschen durch eine positive Bestimmung
erleichtern und sodann die Todeserklärung eines Ausländers im Jnlande regeln. Man beschränkte die Erörterung zunächst aus dell Abs. 1 der vvrgeschlagenen
Hierzu wurde bemerkt:
Paragraphen.
Prinzipiell sei davon auszugehen, daß die Bestimmungen des B.G.B. über
die Verschollenheit die Todeserklärung eines
Inländers
regeln
zu
bezwecken:
ein Ausländer werde im Jnlande mir unter besonderen Voraussetzungen für todt erklärt werden können. Nun werde bezüglich der Inländer das Verhältniß häufig so liegen, daß zwar feststehe,. der Verschollene sei zu der Zeit,
bis
zu
welcher die letzten
Nachrichten reichen,
Zweifel beständen,
ob er nicht später die Reichsangehörigkeit verloren habe.
Reichsangehöriger
Sei letzteres der Fall, so würde der Verschollene nicht als erklärt werden können.
gegnen,
gewesen,
daß aber
Inländer für tobt
Um den sich hieraus ergebendeu Schwierigkeiten zu be
solle ausgesprochen werden,
daß
ein
Verschollener
für
todt
erklär:
werden könne, wenn er bei dem Beginne der Verschollenheit Reichsangehöriger
gewesen sei.
Die Anträge 1 und 2 stimmen in diesem Punkte überein.
Der Vorschlag begegnete keinem Widersprüche. einer Seite wurde darauf hingewiesen,
Von
daß
dem Abs. 1
der im
Antrag la vorgeschlagenen Bestimmung auch eine negative Bedeutung beiwohne.
nämlich die,
könne.
daß
ein
Deutscher
im Auslande nicht für todt erklärt werden
Die Komm, beschloß, die damit angeregte Frage unentschieden zu lassen
und sich darauf zu beschränken, den vorstehend karaktensirten positiven San auf
zustellen. Erwogen war: Wenn keine ausdrückliche Bestimmung im Gesetze gegeben werde, so sei. da es sich um die Frage der Rechtsfähigkeit des Verschollenen handele, dessen
Personalstatut maßgebend.
Das Personalstatut
solle
sich
nach
den
von der
Komm, gebilligten Prinzipien der Vorlage nach der Staatsangehörigkeit richten.
Daraus ergebe sich, daß ein Deutscher nur nach deutschem Rechte für todt er
klärt werden könne. anzuerkennen.
Dieses Ergebniß sei auch als das richtige und zweckmäßige
Wenn man aber, wie dies im Abs. 2 der vorgeschlagenen Para
graphen befürwortet werde, ausdrücklich ausspreche, daß nach deutschem Rechte auch Ausländer unter gewissen Voraussetzungen für todt erklärt werden könnten, so
scheine
die
Konsequenz
dahin
zu
führen,
auch
die
Todeserklärung
von
Prot. 401.
8
Deutschen durch eine» ausländischen Staat wenigstens in gewissen Fällen zuzuausdrücklich den Satz aufzustellen:
Es empfehle sich jedenfalls nicht,
lassen.
„Ein Deutscher kann im Auslande nicht für todt erklärt werden."
Denn wenn
uran gleichzeitig das, was man den Ausländern gegenüber für Deutschland in Anspruch nehme, für das Verhältniß der ausländischen Staaten zu den deutschen
Reichsangehörigen ablehne, so
als
möchte dies
eine
Unbilligkeit
zu Bedenken und Verwickelungen führen könne.
die
werden,
empfunden
Im Hinblicke
darauf, daß der ganzen Frage eine geringe praktische Bedeutung beiwohne, da die Todeserklärung im Sinne des deutschen Rechtes nur wenigen Staaten be-
werde man am Besten thun, im B.G.B. zu schweigen und sich auf
kallnt sei,
den oben erwähnten positiven Satz zu beschränken. Die weitere Berathung wurde der nächsten Sitzung vorbehalten.
Anlage zum Prot. 401. (S. 8175 bis 8182.) Räumliche Herrschaft der Rechtsnormen. §. 1.
Die juristische Persönlichkeit wird nach den Gesetzen des Ortes be
urtheilt, an welchem die juristische Person ihren Sitz hat.
§. 2. K)ie Geschäftsfähigkeit einer Person wird nach
den Gesetzen des
Staates beurcheilt, welchem die Person angehört. Erwirbt ein Ausländer, welcher volljährig ist oder die rechtliche Stellung eines Volljährigen Stellung
hat,
die
Reichsangehörigkeit,
so
behält er die
rechtliche
eines Volljährigen, auch wenn er nach den Deutschen Gesetzen nicht
volljährig ist.
Nimmt ein Ausländer im Jnlande ein Rechtsgeschäft vor, in Ansehung dessen er geschäftsunfähig oder in der Geschäftsfähigkeit beschränkt ist, so gilt er für dieses Rechtsgeschäft insoweit als geschäftsfähig, als er nach den Deutschen Gesetzen
geschäftsfähig sein
würde.
Auf
familienrechtliche
und
erbrechtliche
Rechtsgeschäfte findet diese Vorschrift keine Anwendung. §. 3. Die Form
eines Rechtsgeschäftes
bestimmt sich nach den Gesetzen,
welche für das den Gegenstand des Rechtsgeschäftes bildende Rechtsverhältniß maßgebend sind.
Es genügt jedoch, wenn die Form den Gesetzen des Ortes
entspricht, an welchem das Rechtsgeschäft vorgenommen wird. §. 4. Die Rechte an einer Sache sowie der Besitz und die Jnhabung einer Sache werden nach den Gesetzen des Ortes beurtheilt, an welchem die Sache sich befindet.'
Der Erwerb und der Verlust eines Rechtes an einer beweglichen
Sache sowie des Besitzes und der Jnhabung einer solchen Sache werden nach den Gesetzen des Ortes beurtheilt, an welchem die Sache zur Zeit der Verwirk lichung des für den Erwerb oder Verlust in Betracht kommenden Thatbestandes sich befunden hat. Die Vorschrift des §. 3 Satz 2 findet keine Anwendung auf ein Rechts
geschäft, durch welches ein Recht an einer Sache begründet, übertragen oder aufgehoben wird.
§. 5.
Das Schuldverhältniß
aus
einem Rechtsgeschäfte unter Lebenden
wird nach den Gesetzen des Ortes beurcheilt, an welchem das Rechtsgeschäft
zum Abschlüsse gelangt ist.
9
Prot. 401.
Wenn nach den Umständen des Falles die Anwendbarkeit der Gesetze eines anderen Ortes als gewollt anzusehen ist, so sind die Gesetze dieses Ortes
Ist jedoch das Rechtsgeschäft im Jnlande errichtet, so bleiben für
maßgebend.
dasselbe die am Orte
der Errichtung über das Erforderniß einer besonderen
Form geltenden Gesetze maßgebend.
§. 6. Das Schuldverhältniß aus einer unerlaubten Handlung wird nach den
Gesetzen des Ortes beurcheilt, an welchem die unerlaubte Handlung begangen ist. §. 7. Das Schuldverhältniß aus einem anderen Grunde als aus einem Rechtsgeschäfte unter Lebenden oder aus einer unerlaubten Handlung ist nach
dm Gesetzen des Ortes zu beurtheilen, an welchem der für die Entstehung des Schuldverhältnisses in Betracht kommende Thatbestand sich verwirklicht hat, so« fern nicht aus dem Gesetze ciy Anderes sich ergiebt.
§. 8.
Die Eingehung einer Ehe wird in Ansehung eines jeden der Ehe
schließenden nach den Gesetzen des Staates beurcheilt, welchem derselbe angehört.
Die Form der Eheschließung bestimmt sich ausschließlich nach den Gesetzen des Ortes, an welchem die Ehe geschlossen wird.
§. 9.
Die
persönlichen
Rechtsbeziehungen
der Ehegatten
zu
einander
werden nach den Gesetzen des Staates beurcheilt, welchem der Ehemann angehört.
§. 10.
Die Auflösung einer Ehe wird nach
den Gesetzen des Staates
beurcheilt, welchem der Ehemann zur Zeit der Verwirklichung des für die Auf lösung in Betracht kommenden Thatbestandes angehört hat. Für die Ehescheidung und für die Trennung der Ehegatten von Tisch und Bett sind die Gesetze des Staates maßgebend, welchem der Ehemann zur Zeit der Erhebung der Klage auf Scheidung oder auf Trennung angehörl.
Eine Thatsache, welche sich ereignet hat, während der Ehemann einem anderen Staate angehörte, kann als Scheidungsgrund oder Trennungsgrund nur geltend gemacht werden, wenn die Thatsache auch nach den Gesetzen dieses Staates
ein Scheidungsgrund oder Trennungsgrund ist. Auf Scheidung sowie auf Trennung von Tisch und Bett kann auch im
Falle der Anwendbarkeit ausländischer Gesetze von einem Deutschen Gerichte nur erkannt werden, wenn und soweit die Klage auch nach den Deutschm Gesetzen begründet ist.
Ist nach den maßgebmden ausländischen Gesetzen nicht die Scheidung, sondem nur die Trennung von Tisch und Bett zulässig, so finden die Vorschriften
des §. 1440 Abs. 3 (des Entw. I d. B.G.B.) keine Anwendung. §. 11.
Das
eheliche Güterrecht wird
nach den Gesetzen des
Staates
bmrcheilt, welchem der Ehemann zur Zeit der Eheschließung angehört.
Dies
gilt auch dann, wenn eine Aenderung der Staatsangehörigkeit eingetreten ist. §. 12. Haben ausländische Ehegatten oder Ehegatten, welche nach Schließung der Ehe die Reichsangehörigkeit- erwerben, den Wohnsitz im Jnlande, so finden
die Borschriftm der §§. 1336, 1337 (des Entw. I d. B.G.B.) mit der Maßgabe entsprechende Anwendung, daß der ausländische gesetzliche Güterstand einem ver-
ttagsmäßigen Güterstande gleichsteht. §. 13. Die Ehelichkeit eines Kindes wird nach den Gesetze» des Staates beurcheilt, welchem der Ehemann der Mutter zur Zeit der Geburt des Kindes
angchört oder, wenn er vor deffen Geburt gestorben ist, zuletzt angchört hat.
10
Prot. 401.
§. 14. sehung
Tie Legitimation eines unehelichen Kindes wird beurtheilt in An
des Vaters
nach
den Gesetzen des
Staates,
welchem der Vater, in
Ansehung des Kindes nach den Gesetzen des Staates, welchem das Kind zur Zeit der Legitimation angehört.
Die Ehelichkeitserklärung steht demjenigen Staate zu, welchem der Barer
angehört.
Nach den Gesetzen dieses Staates bestimmt sich auch ausschließlich die
für die Erklärungen der Betheiligten erforderliche Form.
Die Wirkungen der Legitimation werden nach den Gesetzen des Staates
beurtheilt, welchem der Vater zur Zeit der Legitimation angehört. Tie Vorschriften des ersten bis dritten Absatzes finden auf die Annahme
an Kindesstatt entsprechende Anwendung.
§. 15. nach
Das Rechtsverhältniß zwischen Eltern und ehelichen Kindern wird
den Gesetzen des Staates
beurtheilt, welchem der Vater angehört, und,
wenn der Vater gestorben ist, nach den Gesetzen des Staates, welchem die Mutter angehört.
§. 16.
Wenn die Reichsangehörigkeit eines Ehemannes erloschen ist, die
Ehefrau desselben aber die Reichsangehörigkeit behalten har, nach
so finden,
soweit
den Vorschriften des §. 9 und des §. 10 Abs. 1 bis 3 die Gesetze eines
ausländischen Staates anwendbar sein würden, nicht diese Gesetze, - sondern die Teutschen Gesetze Anwendung.
Kind
Wenn die Reichsangehörigkeit eines Elrerntheiles erloschen ist, das eheliche aber die Reichsangehörigkeit behalten hat, so finden, soweit nach den
Vorschriften der §§. 13, 15 die Gesetze eines ausländischen Staates anwendbar sein würden, nicht diese Gesetze, sondern die Teutschen Gesetze Anwendung.
§. 17.
Das Rechtsverhältniß zwischen einem unehelichen Kinde und dessen
Mutter wird nach den Gesetzen des Staates beurtheilt, welchem die Mutter an
gehört.
Wenn jedoch die Reichsangehörigkeit der Mutter erloschen ist, das Kind
aber die Reichsangehörigkeit behalten hat, so bleiben für das Rechtsverhältniß zwischen dem Kinde und der Mutter die Teutschen Gesetze maßgebend.
Die Unterhaltsverpflichtung des unehelichen Vaters unb dessen Verpflichtung, der Mutter wegen der Kosten der Entbindung und wegen des Unterhaltes während des Wochenbettes Ersatz
zu
leisten,
wird nach den Gesetzen des Staates be
urtheilt, welchem die Mutter zur Zeit der Geburt des Kindes angehört.
§. 18.
Die gesetzliche Unterhaltspflicht unter Verwandten wird,
beschadet der Vorschriften der §§. 15 bis 17,
nach
un
den Gesetzen des Staates
beurtheilt, welchem die Verwandten zu der für die Unterhaltspflicht in Betracht
kommenden Zeit
angehören.
schiedenen Staaten an,
Gehören die Verwandten
zu
dieser Zeit ver
so ist die Unterhaltspflicht nur insoweit begründet, als
sie nach den Gesetzen jedes der beiden Staaten begründet ist.
§. 19.
Ein Ausländer wird im Jnlande nur dann bevormundet, wenn
er im Jnlande seinen Wohnsitz, oder Aufenthalt hat und wenn der Staat,
welchem der Ausländer
angehört,
die Fürsorge für denselben ablehnt.
Das
Deutsche Vormundschaftsgericht kann jedoch vor der Ablehnung im Interesse des Ausländers vorläufige Maßregeln
anordnen.
treffen
und
insbesondere eine Pflegschaft
11
Prot. 401.
Die Vorschriften des ersten Absatzes finden in Ansehung einer anderen Pflegschaft entsprechende Anwendung mit der Maßgabe,
ordnung der Pflegschaft den Wohnsitz
daß, sofern die An
oder Aufenthalt des Pflegebefohlenen
innerhalb des Bezirkes des Bormundschaftsgerichtes nicht erfordert, vorläufige
Maßregeln und die Anordnung einer Pflegschaft auch dann zulässig sind, wenn der Ausländer im Jnlande nicht seinen Wohnsitz oder Aufenthalt hat.
§. 20.
Die Anordnung und Führung einer Vormundschaft, die Fürsorge
und Aufsicht der Bormundschaftsbehörde sowie die Verbindlichkeiten zwischen dem Vormunde und
dem Mündel werden nach den Gesetzen des Staates be
urtheilt, welchem die Bormundschaftsbehörde angehört. -
§. 21.
Die
erbrechtlichen Verhältnisse
mit Einschluß
der erbrechtlichen
Schuldverhältnisse werden nach den Gesetzen des Staates beurtheilt, welchem ier Erblasser zur Zeit seines Todes angehört hat. Die Errichtung und die Aufhebung
einer Verfügung von Todeswegen
werden nach den Gesetzen des Staates beurtheilt, welchem der Erblasser zur Zeit
der Errichtung oder Aufhebung angehört hat.
Die Vorschrift des §. 3 Satz 2
bleibt unberührt.
§. 22. Die Vorschriften der §§. 11, 15 und des §. 21 Abs. 1 kommen nicht zur Anwendung, soweit zu dem betreffenden Vermögen Gegenstände ge hören, welche nicht in dem Gebiete des Staates, dessen Gesetze nach jenen Vor schriften maßgebend sind, sich befinden, und in dem Staate, in dessen Gebiete
die Gegenstände sich befinden, in Ansehung dieser Gegenstände besondere Vor
schriften bestehen. §. 23.
Ist eine Person ohne Staatsangehörigkeit, so werden ihre Rechts
verhältnisse, sofern für dieselben die Beurtheilung nach den Gesetzen des Staates,
welchem die Person angehört, vorgeschrieben ist, nach den Gesetzen des Staates beurtheilt, welchem die Person zuletzt angehört hat, und, wenn sie auch früher keinem Staate angehört hat, ihren Wohnsitz und
nach den Gesetzen des Staates, in welchem sie eines Wohnsitzes ihren Aufenthalt hat
in Ermangelung
oder zu der maßgebenden Zeit gehabt hat.
§. 24.
Die Anwendung eines
ausländischen Gesetzes ist ausgeschlossen,
wenn die Anwendung gegen die guten Sitten oder die öffentliche Ordnung ver
stoßen würde.
§. 25. Staates
Die Wirkungen eines Urtheiles werden nach
beurtheilt,
welchem das Prozeßgericht angehört.
den Gesetzen des
Wirkungen
gegen
Dritte sind jedoch insoweit ausgeschlossen, als sie mit dem Urtheile eines Telttschen
Gerichtes nicht verbunden sein würden. Die Anerkennung
des Urtheiles
eines
ausländischen Gerichtes ist aus
geschlossen:
1. wenn das Urtheil
nach den für das ausländische Gericht geltenden
Gesetzen die Rechtskraft noch nicht erlangt hat:
2. wenn die Gerichte des Staates, welchem das ausländische Gericht an gehört, nach den Deutschen Gesetzen nicht zuständig sind; 3. wenn der unterlegene Beklagte ein Deutscher ist und
sich
auf den
Prozeß nicht eingelassen hat, sofern die den Prozeß einleitende Ladung
12
Prot. 402.
oder Verfügung ihm weder in dem Staate des Prozeßgerichtes in Person noch durch Gewährung
deutscher Rechtshülfe zugestellt ist;
4. wenn die Anerkennung des Urcheiles gegen die guten Sitten oder die öffentliche Ordnung verstoßen würde;
5. wenn bei Erlassung des Urtheiles zum Nachcheile einer Deutschen Partei von einer der Vorschriften des §. 8, des §. 10 Abs. 1 bis 3
. und der §§. 13, 14 sowie des §. 16, soweit der letztere auf die Vorschriften der §§. 10, 13 Bezug nimmt, abgewichen ist;
6. wenn die Gegenseitigkeit nicht verbürgt ist. §. 26.
Unter Zustimmung des Bundesrathes kann durch Anordnung des
Reichskanzlers bestimmt werden, daß gegen die Angehörigen eines ausländischen
Staates und die Rechtsnachfolger solcher Angehörigen ein Bergeltungsrecht zur Anwendung gebracht werde.
4V2. (S. 8183 bis 8196.) Personal statut der Ausländer.
I. In der 401. Sitzung ist über Anträge verhandelt worden, welche be
zwecken, Normen über die Todeserklärung Verschollener in das internationale Privattecht einzustellen.
Die Komm, ist zunächst zu dem
Beschluffe gelangt,
den Satz aufzunehmen: Ein Verschollener kann (nach Maßgabe der §§. 2 bis 8 des Entw. II)
für todt erklärt werden, wenn er bei dem Beginne der Verschollenheit die Reichsangehörigkeit besaß.
Die Anträge wollen aber nicht nur Besttmmungen über die Todeserklärung von Inländern geben, sondern auch die Todeserklärrmg von Ausländern regeln.
Da den in dieser Richtung gestellten Anträgen eine prinzipiell verschiedene Auf
fassung über die Anwendung des inländischen Rechtes auf Ausländer zu Grunde liegt, erachtete man für zweckmäßig, zunächst die allgemeine Frage zu erörtern.
Die Vorlage geht von dem Prinzip aus, daß die persönlichen Rechts verhältnisse einer Person nach dem Rechte ihres Heimathstaats beurtheilt werden sollen, daß folgeweise das durch die Staatsangehörigkeit besttmmte Personalstatut wie für den Inländer, so auch für den Ausländer maßgebend sei, gleichviel, ob
sich der Ausländer im Inland oder im Auslande befindet.
Daraus ergiebt sich
u. A., daß die Todeserklärung eines Ausländers im Znlande, soweit nicht etwas Besonderes bestimmt wird, ausgeschlossen ist.
Es lagen folgende Anträge vor:
1. zu §. 26 nachstehende Vorschrift aufzunehmen: Für Ausländer, die im Deutschen Reiche ihren Wohnfitz oder
ihren ständigen Aufenthalt haben, kommen an Stelle der sich nach der Staatsangehörigkeit besttmmenden Gesetze die deutschen Gesetze
zur Anwendung, soweit nicht die Gegenseitigkeit verbürgt ist. 2. dem §. 26 als Abs. 2 beizufügen: In derselben Weise (seil, wie im Abs. 1 des §. 26) kann im
Verhältnisse zu einem ausländischen Staate bestimmt werden, daß Vorschriften, nach welchen das Recht dieses Staates zur Anwendung kommm würde, nicht Geltung haben sollen.
Ist eine solche Be
stimmung getroffen, so kommen die deutschen Gesetze zur Anwendung.
12
Prot. 402.
oder Verfügung ihm weder in dem Staate des Prozeßgerichtes in Person noch durch Gewährung
deutscher Rechtshülfe zugestellt ist;
4. wenn die Anerkennung des Urcheiles gegen die guten Sitten oder die öffentliche Ordnung verstoßen würde;
5. wenn bei Erlassung des Urtheiles zum Nachcheile einer Deutschen Partei von einer der Vorschriften des §. 8, des §. 10 Abs. 1 bis 3
. und der §§. 13, 14 sowie des §. 16, soweit der letztere auf die Vorschriften der §§. 10, 13 Bezug nimmt, abgewichen ist;
6. wenn die Gegenseitigkeit nicht verbürgt ist. §. 26.
Unter Zustimmung des Bundesrathes kann durch Anordnung des
Reichskanzlers bestimmt werden, daß gegen die Angehörigen eines ausländischen
Staates und die Rechtsnachfolger solcher Angehörigen ein Bergeltungsrecht zur Anwendung gebracht werde.
4V2. (S. 8183 bis 8196.) Personal statut der Ausländer.
I. In der 401. Sitzung ist über Anträge verhandelt worden, welche be
zwecken, Normen über die Todeserklärung Verschollener in das internationale Privattecht einzustellen.
Die Komm, ist zunächst zu dem
Beschluffe gelangt,
den Satz aufzunehmen: Ein Verschollener kann (nach Maßgabe der §§. 2 bis 8 des Entw. II)
für todt erklärt werden, wenn er bei dem Beginne der Verschollenheit die Reichsangehörigkeit besaß.
Die Anträge wollen aber nicht nur Besttmmungen über die Todeserklärung von Inländern geben, sondern auch die Todeserklärrmg von Ausländern regeln.
Da den in dieser Richtung gestellten Anträgen eine prinzipiell verschiedene Auf
fassung über die Anwendung des inländischen Rechtes auf Ausländer zu Grunde liegt, erachtete man für zweckmäßig, zunächst die allgemeine Frage zu erörtern.
Die Vorlage geht von dem Prinzip aus, daß die persönlichen Rechts verhältnisse einer Person nach dem Rechte ihres Heimathstaats beurtheilt werden sollen, daß folgeweise das durch die Staatsangehörigkeit besttmmte Personalstatut wie für den Inländer, so auch für den Ausländer maßgebend sei, gleichviel, ob
sich der Ausländer im Inland oder im Auslande befindet.
Daraus ergiebt sich
u. A., daß die Todeserklärung eines Ausländers im Znlande, soweit nicht etwas Besonderes bestimmt wird, ausgeschlossen ist.
Es lagen folgende Anträge vor:
1. zu §. 26 nachstehende Vorschrift aufzunehmen: Für Ausländer, die im Deutschen Reiche ihren Wohnfitz oder
ihren ständigen Aufenthalt haben, kommen an Stelle der sich nach der Staatsangehörigkeit besttmmenden Gesetze die deutschen Gesetze
zur Anwendung, soweit nicht die Gegenseitigkeit verbürgt ist. 2. dem §. 26 als Abs. 2 beizufügen: In derselben Weise (seil, wie im Abs. 1 des §. 26) kann im
Verhältnisse zu einem ausländischen Staate bestimmt werden, daß Vorschriften, nach welchen das Recht dieses Staates zur Anwendung kommm würde, nicht Geltung haben sollen.
Ist eine solche Be
stimmung getroffen, so kommen die deutschen Gesetze zur Anwendung.
13
Prot. 402. Des Weiteren wurde in der Sitzung beantragt:
3. zu bestimmen:
Für Ausländer, die im Deutschen Reiche ihren Wohnsitz oder
ihren ständigen Aufenthalt haben, kommen an Stelle der sich nach der Staatsangehörigkeit bestimmenden Gesetze die deutschen Gesetze
zur Anwendung, wenn dies von dem Reichskanzler mit Zustimmung
des Bundesraths wegen mangelnder Gegenseitigkeit angeordnet ist. hierzu der Unterantrag: die Worte „wegen mangelnder Gegenseitigkeit" zu streichen.
Der Antrag 1 will das Prinzip der Vorlage erheblich einschränken. Hierfür wurde geltend gemacht: Daraus, daß der Gesetzgeber den Inländer in Ansehung des sog. persön
lichen Rechtes
ohne Rücksicht auf Wohnsitz
oder Aufenthalt dem nationalen
Gesetz unterstelle, folge keineswegs, daß es nothwendig
oder angemessen sei,
Ausländer, welche im Jnlande den Wohnsitz oder ständigen Aufenthalt haben, in der gleichen Beziehung ihrem nationalen Gesetze zu unterstellen.
Die richtige
Gesetzgebungspolitik sei die, solche Ausländer zunächst Dem inländischen Rechte zu unterwerfen und nur ausnahmeweise, wenn die Gegenseitigkeit verbürgt sei,
sich dazu herbeizulassen, dieselben in ihren persönlichen Verhältnissen nach dem
Rechte ihres Heimathstaats zu behandeln. die ausländischen Staaten zu veranlassen,
im Wege der Gesetzgebung,
Damit gewinne man ein Mittel,
sei es durch Staatsverträge, sei es
den in ihrem Gebiete weilenden Deutschen ihrer
seits die Behandlung nach deutschem Rechte zu gewähren.
Aus Gründen der
allgemeinen Staatspolitik dürfe man den Ausländern keine rechtlichen Vortheile einräumen, ohne die Gewähr der Gegenleistung seitens des Heimathstaats zu haben. Ein derartiges Verfahren werde auch auf anderen Gebieten, z. B. auf
die inländische Gesetz
dem Gebiete der Zoll- und Gewerbepolitik, eingehalten;
gebung
treffe
Interessen.
ihre Maßnahmen
Wolle ein
zunächst
ausländischer
mit Rücksicht
auf die inländischen
Staat für seine Angehörigen oder für
seinen Handel Vergünstigungen erlangen, so habe er seinerseits Konzessionen auf demselben Gebiet oder auf andern Gebieten zu machen.
Auch im internationalen
Privatrechte sei davon auszugehen, daß die besonderen Vortheile, welche vom Standpunkt eines ausländischen Staates erstrebt würden, nur durch Gegen
leistungen zu erwerben seien. — Der von der Vorlage eingenommene Stand punkt erweise sich auch in anderer Hinsicht als bedenklich.
Biele Ausländer
hielten sich lange im Inland auf, im Jnlande befinde sich der Mittelpunkt ihrer
wirthschaftlichen und sozialen Beziehungen;
diejenigen, welche mit solchen Per
sonen in Verkehr treten, seien häufig nicht in der Lage, zu wissen, daß sie es mit
Ausländern
zu
thun
haben.
Nicht
selten
werde
die
fremde
Staats-
angehörigkeit sehr lange Zeit festgehalten, sei es, um der Militärpflicht zu ent gehen, sei es, um andere vermeintliche oder wirkliche Vortheile zu genießen. In
solchen Fällen könne es im inländischen Verkehre zu mißlichen Folgen und zu
großer Unbilligkeit führen,
wenn man dem Ausländer gestatte, fich hinsichtlich
seiner persönlichen Verhältnisse auf das fremde Recht zu berufen. — Empfehle
es sich hiernach, Ausländern,
welche im Jnlande domizilirt find oder ihren
14
Prot. 402.
ständigen Aufenthalt haben, die Beurtheilung nach dem Rechte ihres Heimathstaats nur dann angedeihen zu lasten, wenn die Gegenseittgkeit verbürgt ist, so
sei andererseits nicht zu befürchten, daß die Feststellung der Gegenseitigkeit all Eventuell könnte man, um die den
zugroße Schwierigkeiten bereiten werde.
Gerichten erwachsende Aufgabe zu erleichtern, bestimmen, daß die Verbürgung
der Gegenseitigkeit auch durch eine Erklärung des Reichskanzlers oder der Landes
zentralbehörde nachgewiesen werden könne;
(vergl. §. 23 Abs. 1 d. Reichsges.,
betr. den Schutz der Waarenzeichen, v. 12. Mai 1894). Während
der Antrag 1
die Anwendung des ausländischen Rechtes nur
bedingungsweise zulassen will, sucht der Antrag 2 den Bedenken, welche sich aus einer
strikten Durchführung des Prinzips
der Vorlage vom Standpunkte der
deutschen Interessen ergeben, in anderer Weise zu begegnen.
Grundsätzlich soll
daran festgehalten werden, daß der Ausländer hinsichtlich seiner persönlichen Ver
hältnisse nach dem Rechte seines Heimathstaats zu beurtheilen sei, aber dem Reichs kanzler soll die Ermächtigung gegeben werden, mit Zustimmung des Bundes
raths im Verhältnisse zu einem ausländischen Staate zu bestimmen, daß Vor
schriften, nach welchen das Recht dieses Staates zur Anwendung kommen würde, nicht gelten sollen,
in welchem Falle sodann die deutschen Gesetze maßgebend
Das Verhältniß der Ausnahme zur Regel würde also das umgekehrte
sind.
sein, als nach dem Antrag 1.
Ter Antrag 2 zeigt im Einzelnen noch weitere
Abweichungen von dem Antrag 1. Im Antrag 1 wird nur von der Verdrängung
der sich nach der Staatsangehörigkeit bestimmenden Gesetze hinsichtlich der Aus länder gesprochen, welche mit dem Inland in thatsächlicher Verbindung stehen,
während
im Anträge 2 ganz
welchen das Recht eines
allgemein von Vorschriften die Rede ist, nach
fremden
Staates zur Anwendung kommen würde.
Ferner soll die Vorschrift des Antrags 1 nur die Fälle treffen, in welchen die Gegenseittgkeit nicht verbürgt ist, während der Antrag 2 die Möglichkeit eröffnen will, die Anwendung des fremden Rechtes auch dann auszuschließen, wenn zwar
feststeht, daß der ausländische Staat die Gegenseitigkeit gewährt, aber aus irgend welchen anderen Gründen die Anwendung des fremden Rechtes vom deutschen
Standpunkt aus als unerwünscht oder unthunlich erscheint. Der Antragsteller zu 3 war der Ansicht, daß, wenn man besondere Besttmmungen aufnehmen wolle, dies
geschlagenen Wege geschehe.
am Besten auf dem im Anträge 2 vor
Es empfehle sich
aber, dabei die Grenzen des
Antrags 1 einzuhalten und die weiteren Fälle, welche der Antrag 2 hereinziehe, auszuscheiden.
Der Antrag 3/will deshalb, wie der Antrag 2, das Prinzip der
Vorlage beibehalten, jedoch die Möglichkeit vorsehen, daß der Reichskanzler mit Zusttmmung des Bundesraths eine Anordnung trifft, vermöge deren für Aus
länder,
die im Jnlande den Wohnsitz
oder ständigen Aufenthalt haben,
an
Stelle der sich nach der Staatsangehörigkeit besttmmenden Gesetze • wegen mangelnder Gegenseitigkeit die deutschen Gesetze zur Anwendung kommen. Der
Unterantrag will von der Voraussetzung mangelnder Gegenseittgkeit wegen der
aus derselben sich ergebenden Schwierigkeiten und Zweifel absehen.
Der Antragsteller zu 2 erkärte am Schluffe der Berathung, daß er seinen Antrag, soweit derselbe vom Anträge 3 abweicht, zunächst nicht aufrecht erhalten wolle, daß aber an dem erwähnten Unterantrage festgehalten werde.
15
Prot. 402.
Bei der Abstimmung wurde eventuell der zum Anträge 3 gestellte Unter
antrag
und
sodann endgültig zuerst der Antrag 1 und
darauf der Antrag 3
abgelehnt. Für die Beschlüsse waren folgende Erwägungen maßgebend:
^Mehrheu
Hinsichtlich des Antrags 1 wurde von mehreren Seiten nachdrücklich be tont, man dürfe das Prinzip,
daß die Ausländer in ihren persönlichen Ver
hältnissen nach dem Rechte ihres Heimathstaats zu beurtheilen seien, nicht auf Dieses Prinzip sei von der Wissenschaft und der Praxis herausgearbeitet
geben.
und werde neuerdings allgemein als das richtige anerkannt.
Selbst da, wo,
wie im franz. Rechte, das Gesetz nur dürftige Anhaltspunkte für diese Auf fassung biete oder wo,
wie im österr. Rechte,
der Wortlaut des Gesetzes auf
den entgegengesetzten Standpunkt Hinweise, habe die Jurisprudenz Vorlage vertretenen Anschauung Geltung verschafft. Rückschritt sein,
wenn man
der in der
Es würde ein bedenklicher
das Territorialprinzip, welches seit dem vorigen
Jahrhundert mehr und mehr verlassen sei,
man für die Inländer in Anspruch, daß
wieder annehmen wollte.
sie im Auslande nach
Nähme
inländischem
Rechte beurtheilt würden, so erfordere die Konsequenz und die Gerechtigkeit, den
Ausländern im Inland eine entsprechende Behandlung einzuräumen. Von einer anderen Seite wurde bemerkt: Ob das Prinzip der Staatsangehörigkeit unbedingt richtig sei, bezweifeln.
lasse sich
Vom Standpunkt eines gesunden nationalen Egoismus wäre eher
zu wünschen, daß das Territorialprinzip zur Anerkennung gelange und es er scheine nicht ausgeschlossen, daß die Rechtsentwickelung in der Zukunft diesen .
Weg einschlagen werde.
Man könne
aber doch nicht umhin, den bestehenden
Verhältnissen Rechnung zu tragen, und diese erforderten das Personalstatut der im Jnlande weilenden Ausländer nach dem Staatsangehörigkeitsprinzip zu be stimmen.
Jedenfalls könne man diese Behandlungsweise nicht wohl prinzipiell
ablehnen, wenn man andererseits den Grundsatz aufstelle, daß für die persönliche Rechtsstellung der Inländer, die sich im Auslande aufhalten, das deutsche Recht
maßgebend sei. Des Weiteren wurde ausgeführt, daß dem Antrag 1 erhebliche praktische
Bedenken entgegenständen.
Die Feststellung der Gegenseitigkeit werde zu großen
Zweifeln und Schwierigkeiten führen.
Im Civilprozeßrechte habe sich gezeigt,
daß die Frage, ob in Betreff der Vollstreckung der privatrechtlichen Urtheile die . Gegenseitigkeit verbürgt sei, sich schwer mit Sicherheit beantworten lasse. Die
Unsicherheit und die Schwierigkeiten würden noch größere sein, wenn nicht auf eine so spezielle Frage wie die Vollstreckbarkeit ausländischer Urtheile, sondern
darauf, ob bei ganzen Rechtsmaterien die Gegenseitigkeit verbürgt sei, abgestellt werde.
Eine absolute Gegenseitigkeit komme wohl kaum vor: wenn man aber
auch, wie dies der Antragsteller als selbstverständlich bezeichnet habe, über kleinere Differenzen hinwegsehe, so werde die positive Feststellung, daß die Gegenseitigkeit verbürgt sei, für den Richter höchst mißlich sein.
um Abhülfe zu schaffen,
eventuell
Gegenseitigkeit in Aussicht nehmen.
klärung,
Der Antragsteller wolle,
eine Erklärung des Reichskanzlers über die Aber der Reichskanzler werde eine Er
daß die Gegenseitigkeit verbürgt sei, nur selten abgeben können.
Die
Entscheidung werde regelmäßig von der Auslegung der ausländischen Gesetze
Prot. 402.
16
abhängen; darauf, daß die fremden Staatsregierungen in der Lage sein sollten, der Auslegung dieser Gesetze ihrerseits durch Erklärungen zu Hülfe zu kommen,
werde kaum zu rechnen sein.
Nehme man den Antrag 1 an, so sei zu ge
wärtigen, daß die. deutschen Gerichte die im Jnlande weilenden Ausländer in der Regel nach inländischem Rechte beurtheilen würden.
Konsequenterweise könne
man dann aber auch keine andere Behandlung der Inländer im Ausland er
warten.
Ein derartiger Rechtszustand könne, wie die Erfahrung in denjenigen
Gebieten, wo jetzt das Territorialprinzip herrsche, gezeigt habe, zu bedenklichen Folgen führen.
Wenn z. B.
ein Ausländer im Inland eine Deutsche heirathe
und ein nach deutschem Rechte unbeachtliches, nach ausländischem Rechte aber
wesentliches Ehehinderniß vorliege, so würde nach dem Antrag 1 beim Mangel der verbürgten Gegenseitigkeit das Ergebniß eintreten, daß die nach inländischem
Rechte geschloffene Ehe im Inland
als gültig behandelt werde und die Frau
folgeweise die deutsche Staatsangehörigkeit verliere,
während der Heimathstaat
des Mannes die Eheschließung als ungültig ansehe und der Frau die Eigenschaft einer Ehefrau und die Staatsangehörigkeit des Mannes abspreche.
Wenn ferner
ein Engländer in Deutschland eine Deutsche heirathe, mit welcher er ein unehe
liches Kind erzeugt habe, so trete nach deutschem Rechte Legitimation durch nach
folgende Ehe ein,
das
Kind
verliere die deutsche Staatsangehörigkeit.
englische Recht kennne aber die Legitimation durch nachfolgende Ehe nicht,
Das
das
Kind erwerbe also die englische Staatsangehörigkeit nicht und werde thatsächlich Heimachlos.
Der Antragsteller wolle den aus diesen Fällen sich ergebenden Be
denken durch den Hinweis darauf begegnen, daß eine Abänderung der reichs rechtlichen Bestimmungen über den Verlust der Staatsangehörigkeit vorausgesetzt
werden dürfe.
Ob und in
welcher Zeit aber das Ges. v. 1. Juni 1870 eine
Aenderung erleiden werde, stehe dahin.
Einstweilen müsse man mit dem be-
stchenden Rechte und mit den sich daraus ergebenden Konsequenzen rechnen. Man könnte hiernach auf den Antrag 1 nur dann eingehen, wenn von der An nahme desselben erhebliche Vortheile zu erwarten wären. müsse aber als höchst zweifelhaft bezeichnet werden.
in Betracht
kommenden Verhältnisse lasse sich
Daß dies der Fall,
Bei der Verschiedenheit der
namentlich nicht allgemein an
nehmen, daß die Ausländer die Anwendung des deutschen Rechtes auf ihre Berhältniffe als eine erhebliche Unbequemlichkeit empfinden würden und daß der Staat, dem dieselben angehören, aus diesem Grunde sich veranlaßt sehen
möchte, im Wege der Gesetzgebung zugestehen.
oder des Vertrags die Gegenseitigkeit zu
Was die Besorgniß anbelange, daß die Verkehrssicherheit darunter
leiden könne, wenn Ausländer, die längere Zeit im Jnlande leben, in Ansehung des persönlichen Rechtes dem nationalen Gesetz unterstehen, so lasse sich diesen
Bedenken durch entsprechende besondere Bestimmungen abhelfen; (vergl. §. 2 Abs. 3).
Sei somit an dem Prinzipe der Vorlage festzuhalten, so erhebe sich allerdings
die Frage, ob nicht wenigstens die Möglichkeit geschaffen werden sollte, da, wo eine dringende Nochwendigkeit hierfür vorzuliegen scheine, die Anwendung des ausländischen Rechtes auszuschließen.
K.O. (§. 207) zu finden sei.
Dafür spreche der Vorgang, der in der
Auch lasse sich nicht verkennen, daß ein großer
Theil der Bedenken, welche gegen den Antrag 1 erhoben werden können, bei
dem Anträge 3 entfalle.
Was insbesondere die Gegenseitigkeit anbelange, so
17
Prot. 402.
werde der Reichskanzler bezw. der Bundesrach bei der Erlassung der in Aus sicht genommenen Anordnungen in der Lage sein,
von einer absoluten Gegen-
seittgkeit abzuschen und nach freiem Ermessen festzustellen, ob nach Abwägung
aller Umstände Andererseits
die Gegenseitigkeit als vorhanden anzusehen sei
erscheine es
oder nicht.
aus politischen Gründen mißlich, das Recht eines
fremden Staates ausdrücklich
auszuschließen.
Gedacht sei der Ausschluß als
eine Maßregel zur Abwehr, aber thatsächlich werde darin vielfach ein Angriffsakt
gesehen werden, jedenfalls werde der von der Maßregel betroffene Staat zu dieser Auffaffung geneigt sein. Der Reichskanzler bezw. der Bundesrath würden
von der chnen einzuräumenden Befugniß schwerlich in
nennenswercher Weise
Gebrauch zu machen vermögen. Wo wirklich schwere Mßstände ein Einschreiten
erheischten, werde in der Regel der §. 26 der Vorlage zutreffen.
Man werde
besser chun, von der Aufnahme einer besonderen Bestimmung abzusehen und es bei dem Prinzipe der Vorlage bewenden zu lassen. II. Des Weiteren gelangte folgender Antrag zur Berachung:
an geeigneter Stelle, etwa hinter dem §. 23, die Vorschrift einzuschalten: Verweisung.
Soweit für die Rechtsverhältnisse einer Person die Beurtheilung
nach den Gesetzen des Staates vorgeschrieben ist, welchem die Person angehört, kommen, wenn das (internationale) Recht dieses Staates
die Beurtheilung dieser Rechtsverhältnisse nach den Gesetzen eines anderen Staates vorschreibt, diese Gesetze zur Anwendung. hierzu der Unterantrag:
eventuell statt „nach den Gesetzen eines anderen Staates" zu sagen „nach den deutschen Gesetzen". Wenn das inländische Recht auf die Anwendung der Gesetze eines aus ländischen Staates verweist, so ist an sich eine doppelte Auffaffung denkbar.
Die Verweisung kann entweder die Bedeutung haben, daß nur die das Rechts verhältniß
die auf
betreffenden
materiellen
Gesetze des
fremden Staates, nicht auch
das internattonale Privattecht sich beziehenden Normen des anderen
Rechtes, Anwendung finden sollen.
Oder aber es soll auf das fremde Recht
in seiner Totalität, also einschließlich der Normen über die örtliche Herrschaft der Rechtssätze, verwiesen sein.
Im letzteren Falle würde, wenn das fremde
Recht seinerseits auf ein anderes Recht verweist, insbesondere auf das Recht des Inlandes zurückverweist, diese Norm zu respektiren sein. Der Vorlage liegt
die erstere Auffaffung zu (Srunbe. Der obige Antrag will diese Auffaffung als Regel aufrecht erhalten, aber für diejenigen Fälle, in welchen nach den Vor
schriften der Vorlage für die Rechtsverhältnisse einer Person das nach dem Staatsangehörigkeitsprinzipe bestimmte Personalstatut maßgebend ist, der Jn-
bezugnahme des nationalen Rechtes die Bedeutung beilegen, daß das Recht des Heimathstaats
als Ganzes einschließlich der in demselben enthaltenen Normen
des internattonalen Privatrechts, Beachtung finden solle.
Bestimmt das durch
das Personalstatut bezeichnete Recht des fremden Heimathstaats, daß das in
Rede stehende Verhältniß nach deutschem Rechte oder nach den Gesetzen eines anderen Fremdstaats zu beurtheilen sei, so sollen die materiellen Normen des
deutschen Rechtes oder des anderen Fremdstaats maßgebend sein, ohne daß es Protokolle. Bd. VI. 2
Prot, 402.
18
des Weiteren darauf ankomme, ob etwa das hiernach maßgebende Recht seiner seits
wieder auf ein anderes Recht verweise.
Nach dem
eventuellen Anträge
soll die Ausnahme auf den Fall beschränkt werden, wenn das fremde Recht,
auf welches das inländische Gesetz verweist, seinerseits die Geltung des deutschen Rechtes vorschreibt. Zur Begründung des Hauptantrags wurde ausgeführt: Als Regel sei allerdings festzuhalten,
daß Normen des internationalen
Privatrechts, welche die Gesetze eines anderen Staates für maßgebend erklären, die Bedeutung, und nur die Bedeutung haben, daß die das Rechtsverhältniß
betreffenden materiellen Gesetze dieses Staates zur Anwendung kommen sollen. Die Theorie der sog. Rückverweisung sei,
soweit sie allgemeine Geltung in An
spruch nehme, als zutreffend nicht anzuerkennen.
Gleichwohl liege derselben ein
richtiger Gedanke zu Grunde, welchem, soweit er trage, legislative Beachtung zu Theil werden müsse.
Man habe zu unterscheiden zwischen Normen, welche
auf fremdes Recht um deswillen verweisen, weil die Gesetze des Staates maß
gebend sein sollen, welchem die Person angehört, und zwischen Normen, welche aus anderen Gründen auf fremdes Recht verweisen.
Im ersteren Falle habe
die Verweisung ihren Grund in der Anerkennung der souveränen Herrschaft des auswärtigen Staates über seine Angehörigen, eine Herrschaft, die der Heimath-
staat auch durch diejenigen Vorschriften bethätige, welche die Anwendung irgend welcher Rechtsnormen, sei es der eigenen, sei es derjenigen eines anderen Staates, gebieten.
Die Frage der Staatsangehöngkeit sei öffentlichrechtlicher Natur: wenn
der inländische Gesetzgeber die Entscheidung dem Heimathstaat überlasse, weil er
dessen
Souveränetät
über
die
Staatsangehörigen
anerkenne,
so
müsse
die
Souveränetät des fremden Staates in vollem Umfange zur Geltung kommen.
Bestimme der fremde Staat seinerseits, daß das inländische oder daß ein anderes ausländisches Recht maßgebend sein solle, so sei darin, weil es sich um die Aus
übung der Herrschaft über die Person
handele,
eine materielle Regelung zu
finden: der fremde Staat übe seine Souveränetät so aus, daß er die Person
einem bestimmten Rechte unterstelle.
Gehe man von diesen Gesichtspunkten aus,
so ergebe sich, daß der anzuwendende materielle Rechtssatz den Gesetzen zu ent-
uehmen sei, aus welche der Heimathstaat verweise, ohne daß es darauf ankommen könne, ob nach dem Rechte des Staates, dessen Gesetze hiernach maßgebend sind,
ein anderes Gesetz maßgebend
sein würde.
Der Einwand,
welchen man der
Theorie der sog. Rückverweisung entgegenzuhalten pflege, daß sie zu einem unlös baren Zirkel führe, treffe somit der im Anträge vorgeschlagenen Regelung gegen über nicht zu.
welches das
— Tie Feststellung,
inländische Gesetz
ob das Recht des
verweise,
einzelnen Fällen Schwierigkeiten machen. nicht überschätzen.
ledigen.
fremden Staates,
auf
seinerseits weiter verweise, möge in
Aber man dürfe diese Schwierigkeiten
In der Mehrzahl der Fälle werde sich die Sache einfach er
Keinesfalls erscheine es gerechtfertigt, wegen etwaiger, dem Richter er
wachsender Schwierigkeiten, welche jedenfalls nicht unüberwindlich seien, von einer
Regelung Umgang zu nehmen, die aus inneren Gründen als die richtige erscheine. Ter Unterantrag will dem Prinzip
der Rückverweisung
wenigstens in
soweit Rechnung tragen, als es dazu führt, das Verhältniß dem deutschen Rechte zu unterwerfen.
19
Prot. 402. Bon anderer Seite wurde folgender Standpunkt vertreten:
Der Schwerpunkt liege darin, daß die inländische Gesetzgebung ihrerseits das Rechtsverhältniß nicht regeln wolle.
Das einzelne Lebensverhältniß werde
dadurch, daß es der Regelung seitens des Gesetzgebers unterworfen werde, zum
Rechtsverhältnisse.
Wenn die inländische Gesetzgebung die Herrschaft über das
Rechtsverhältniß nicht beanspruche, so habe das die Bedeutung, daß dem aus
ländischen Staate volle Freiheit eingeräumt sei; der inländische Gesetzgeber müsse konsequenterweise mit jeder Normirung einverstanden sein, welche der ausländische Gesetzgeber treffe.
Es sei lediglich eine Fiktion, daß das inländische Recht, in
dem es auf die ausländischen Gesetze verweise, seinerseits das Verhältniß habe
regeln wollen.
Die vorstehende Auffassung führe nun allerdings dazu, nicht nur
den Antrag anzunehmen, sondern das Prinzip der Vorlage überhaupt zu ver werfen. Indessen solle ein solcher allgemeiner Antrag, da derselbe keine Allssicht auf Erfolg haben würde, nicht gestellt werden.
Während der Alltrag bei einigen Mitgliedern Zustimmung fand, würbe er von anderen lebhaft bekämpft.
Die Theorie der Rückverweisung habe sich in
neuester Zeit in der Wissenschaft nur weniger Anhänger zu erfreuen:
vergl.
hierüber Jahrb. f. Dogm. 30 S. 9 ff.; Regelsberger, Pand. I §. 40 S. 164, 165 unter III; Gierke, deutsches Privatrecht I §. 25 S. 215 Anm. 20; — dazu
Bar, Theorie u. Praxis d. intern. Privatr. I §. 94 S. 280 Anm. 45.
Auch
in einem der neueren Zeit angehörigen Urtheil
das Reichsgericht habe sich
(Entsch. in Civils. 24 Nr. 66 S. 329 ff.) bei der Anwendung des bad. L.R. Satz 3 Abs. 3 gegen die Rückverweisung ausgesprochen; vergl. auch Entsch. in Civils. 25
Nr. 74 S. 342 ff. ; 29 Nr. 71 S. 289 ff. Die moderne Gesetzgebung theile durchweg
den Standpunkt der Vorlage.
Es würde darnach sehr bedenklich sein und als
ein Rückschritt empfunden werden, wenn sich das B.G.B. zu jener Theckrie be
kennen wollte.
Die erste Komm, habe sich nach eingehender Erörterung für die
Verwerfung der Theorie der Rückverweisung entschieden (Prot. S. 11583 bis 11587 ). Dieselbe sei auch in der Beschränkung des vorliegenden Antrags unannehmbar.
Der Grundgedanke des Antrags widerspreche der prinzipiellen Auffassung, welcher sich
die Mehrheit in der 401. Sitzung bekannt habe.
ausländischen Staates komme nicht deshalb
zll
Das Recht des
zur Anwendung, weil der aus
ländische Gesetzgeber das Verhältniß regeln wolle,
sondern deshalb,
weil das
inländische Gesetz vorschreibe, daß das Verhältniß nach diesem Rechte beurtheilt werden solle.
daß
Allerdings könne der inländische Gesetzgeber auch so verfahren,
er kraft seiner Souveränetät die Anwendung des fremden Rechtes
bei der Kodifikation des internationalen Privatrechts im Auge habe,
sprechen.
als
Aber eine derartige Regelung würde dem Zwecke, den man
Ganzes vorschreibe.
wider
Dem Richter solle eine feste Norm gegeben werden, nach welcher er
entscheiden könne.
Zwinge man den Richter, seinerseits wieder das ausländische
Recht darauf zu prüfen, entstehe Unsicherheit.
ob dasselbe nicht auf ein anderes Recht verweise,
so
Man schaffe Komplikationen, die gerade auf dem Gebiete
des internationalen Privatrechts, wenn irgend möglich, zu vermeiden seien.
Der
Antrag schneide den unlösbaren Zirkel, der sich im Allgemeinen bei der Theorie
der Rückverweisung ergebe,
formell ab.
Aber die inneren Gründe,
diese Lösung angeführt seien, könnten nicht für befriedigend
welche für
erachtet werden; 2*
20
Prot. 403. E. I §. 5; II §. 2236. 93.9t. §. 2363.
man könne sich des Eindrucks nicht erwehren,
daß die Entscheidung eine will
kürliche sei. Unter diesen Umständen werde man besser chun, bei dem Prinzipe der Vorlage zu beharren und jede Einschränkung oder Abweichung abzulehnen.
Die Mehrheit erachtete die gegen den Antrag geltend gemachten Gründe für überwiegend: die Komm, lehnte den Antrag sowohl in der prinzipiellen als auch in der eventuellen Fassung ab.
Einverständniß bestand, daß dieser Beschluß die Bedeutung habe, daß,
wenn das inländische Recht auf die Anwendung eines fremden Rechtes ver
weise, damit lediglich auf die
materiellen Normen dieses Rechtes
verwiesen
sein solle.
HL
Die Berathung wandte sich hierauf wieder den Vorschlägen über die Todeserklärung von Ausländern zu, wurde aber nicht zu Ende geführt.
403. (S. 8197 bis 8216.) TodeSerkl. r AuslSndeni
I.
Die Komm, setzte die Erörterung der Vorschläge fort, welche die * Todeserklärung von Ausländern betreffen. Zur Berachung standen: 1. a) der auf S. 6 mitgetheilte Antrag la, als Abs. 2 des (nach S. 7 beschlossenen) §. 1 zu bestimmen:
Ein Verschollener, welcher bei dem Beginne der Verschollenheit Angehöriger eines ausländischen Staates war, kann im Jnlande für todt erklärt werden, wenn er im Jnlande Vermögen besitzt.
Voraussetzungen und
Die
die Wirkungen der Todeserklärung werden
auch in diesem Falle nach den deutschen Gesetzen beurcheilt, die Wirkungen beschränken sich jedoch darauf, daß das im Jnlande be
findliche Vermögen als Nachlaß zu behandeln ist. b) der auf S. 6 mitgetheilte Antrag lb, die dem §. 2 des Entw. II beigegebene Anmerkung zu streichen:
2. der aus S. 7
mitgetheilte Antrag
2, den Abs. 2 des beschlossenen
§. 1 zu fassen:
Ein Verschollener, welcher bei dem Beginne der Verschollenheit Angehöriger eines fremden Staates war und seinen Wohnsitz nicht
im Jnlande hatte, kann mit Wirkung für die Rechtsverhältnisse für todt erklärt werden, die sich nach den deutschen Gesetzen bestimmen.
Ter Antragsteller zu 2 erklärte, daß die Worte „und seinen Wohnsitz nicht
im Jnlande hatte" nach dem hinsichtlich der Behandlung der Ausländer gefaßten allgemeinen Beschlusse (vergl. S. 15 ff.) nicht mehr aufrecht erhalten werden könnten und deshalb zu streichen seien. 3. a) Im Laufe der Berathung wurde vorgeschlagen, die Anträge la und 2 in der Weise zu kombiniren, daß der im Anträge 2 enthaltenen Vor schrift die Sätze beigefügt werden:
Befindet sich Vermögen des Verschollenen im Jnlande, so wird
in Ansehung dieses Vermögens vermuthet, daß
der Erbfall ein-
20
Prot. 403. E. I §. 5; II §. 2236. 93.9t. §. 2363.
man könne sich des Eindrucks nicht erwehren,
daß die Entscheidung eine will
kürliche sei. Unter diesen Umständen werde man besser chun, bei dem Prinzipe der Vorlage zu beharren und jede Einschränkung oder Abweichung abzulehnen.
Die Mehrheit erachtete die gegen den Antrag geltend gemachten Gründe für überwiegend: die Komm, lehnte den Antrag sowohl in der prinzipiellen als auch in der eventuellen Fassung ab.
Einverständniß bestand, daß dieser Beschluß die Bedeutung habe, daß,
wenn das inländische Recht auf die Anwendung eines fremden Rechtes ver
weise, damit lediglich auf die
materiellen Normen dieses Rechtes
verwiesen
sein solle.
HL
Die Berathung wandte sich hierauf wieder den Vorschlägen über die Todeserklärung von Ausländern zu, wurde aber nicht zu Ende geführt.
403. (S. 8197 bis 8216.) TodeSerkl. r AuslSndeni
I.
Die Komm, setzte die Erörterung der Vorschläge fort, welche die * Todeserklärung von Ausländern betreffen. Zur Berachung standen: 1. a) der auf S. 6 mitgetheilte Antrag la, als Abs. 2 des (nach S. 7 beschlossenen) §. 1 zu bestimmen:
Ein Verschollener, welcher bei dem Beginne der Verschollenheit Angehöriger eines ausländischen Staates war, kann im Jnlande für todt erklärt werden, wenn er im Jnlande Vermögen besitzt.
Voraussetzungen und
Die
die Wirkungen der Todeserklärung werden
auch in diesem Falle nach den deutschen Gesetzen beurcheilt, die Wirkungen beschränken sich jedoch darauf, daß das im Jnlande be
findliche Vermögen als Nachlaß zu behandeln ist. b) der auf S. 6 mitgetheilte Antrag lb, die dem §. 2 des Entw. II beigegebene Anmerkung zu streichen:
2. der aus S. 7
mitgetheilte Antrag
2, den Abs. 2 des beschlossenen
§. 1 zu fassen:
Ein Verschollener, welcher bei dem Beginne der Verschollenheit Angehöriger eines fremden Staates war und seinen Wohnsitz nicht
im Jnlande hatte, kann mit Wirkung für die Rechtsverhältnisse für todt erklärt werden, die sich nach den deutschen Gesetzen bestimmen.
Ter Antragsteller zu 2 erklärte, daß die Worte „und seinen Wohnsitz nicht
im Jnlande hatte" nach dem hinsichtlich der Behandlung der Ausländer gefaßten allgemeinen Beschlusse (vergl. S. 15 ff.) nicht mehr aufrecht erhalten werden könnten und deshalb zu streichen seien. 3. a) Im Laufe der Berathung wurde vorgeschlagen, die Anträge la und 2 in der Weise zu kombiniren, daß der im Anträge 2 enthaltenen Vor schrift die Sätze beigefügt werden:
Befindet sich Vermögen des Verschollenen im Jnlande, so wird
in Ansehung dieses Vermögens vermuthet, daß
der Erbfall ein-
21
R.T. Art. 8. E.G. Art. 9. Prot.403.
getreten sei.
Die Vorschriften des §. 2079 Abs. 2 der Borl. Zus."
finden Anwendung.
b) Bon anderer Seite wurde vorgeschlagen, den Zusatz, welcher der im
Anträge 2 enthaltenen Vorschrift beigefügt werden soll, zu fassen: Das Gleiche gilt, soweit sich Vermögen des Ausländers im Jn-
lande befindet, mit Wirkung für dieses Vermögen.
Die Komm, beschloß die Annahme des Antrags 2 in der von dem Antrag steller modifizirten Fassung sowie die Beifügung eines Zusatzes, der die Todes
erklärung eines Ausländers auch für den Fall des Bermögensbesitzes im Jnlande gestattet (Antrag la, 3a und b);
ob die Fassung
des Zusatzes sich
an den
Anttag 3a oder an den Anttag 3b anzuschließen habe, solle von der Red.Komm. festgestellt werden. Erwogen war:
Mit den Anttägen sei davon auszugehen, daß die Todeserklärung von
Ausländern im Jnlande nur unter Beschränkungen zugelaffen werden könne.
Der Anttag la wolle dieselbe nur dann gestatten, wenn sich Vermögen des Verschollenen im Jnlande befinde.
Darauf, ob das Heimachrecht des Aus
In Betteff der
länders die Todeserklärung kenne, solle es nicht ankommen.
Voraussetzungen und Wirkungen der Todeserklärung solle das deutsche Recht
gelten.
Da aber nach der Ansicht des Anttagstellers ein prakttsches Bedürfniß
für die ausnahmeweise Zulassung der Todeserklärung nur insoweit bestehe, als
es wünschenswerth erscheine, die Ungewißheit über das Schicksal der im Jnlande
befindlichen Bermögensobjekte zu heben, so solle die Todeserklärung nur die
Wirkung haben, daß das im Jnlande befindliche Vermögen als Nachlaß be handelt werde.
Der Frage, welches Erbrecht materiell in Ansehung
Nachlasses Anwendung
finde,
solle nicht präjudizirt werden:
hierfür
dieses
sollen
lediglich die sonstigen Grundsätze des internattonalen Privattechts maßgebend sein. Dem Anttage 2 liegen folgende Erwägungen zu Grunde:
Die Todeserklärung von Ausländern müsse im Inland aus dem Gesichts-
puntte
zugelaffen werden, daß sie das nicht entbehrliche Mittel biete, unter
deutschem Rechte stehende Verhältnisse, deren Gestaltung von dem Tode des Verschollenen
beeinflußt
werde,
Wirkungen einer, diesen Zwecken
sachgemäßer
Regelung
dienenden Todeserklärung
zuzuführen.
erwähnten Rechtsverhältnisse und beschränken sich aus diese Verhältnisse.
beispielsweise ein verschollener Ausländer, falls
Die
erfassen die vor
er noch lebte,
Wäre
zur Erbschaft
eines Deutschen berufen, so dürfe dem Erbbetheiligten die von dem inländischen
Gesetze vorausgesetzte Möglichkeit, den Nachweis des Todes durch die Todes erklärung zu ersetzen, nicht um deswillen vorenchalten werden, weil das ausländische
Gesetz eine Todeserklärung nicht kenne fordernisse aufstelle.
oder weil es für dieselbe andere Er
Habe ein Ehemann die Reichsangehörigkeit verloren und
*) Der § 2079 Abs. 2 d. Vorl. Zus. lautet: Als im Jnlande befindlich gilt auch ein Gegenstand, für welchen von einer deutschen Behörde ein zur Einttagung des Berechttgten bestimmtes Buch oder Register geführt wird. Ansprüche gelten als im Jnlande befindlich, wenn für die Klage aus dem Anspruch ein deutsches Gericht zuständig ist. Bergl. E. II §. 2234 Abs. 2: B.G.B. § 2369 Abs. 2.
22
Prot. 403. 'E. II §. 2237. B.R. §. 2364. fremde Staatsangehörigkeit erworben, während die Ehefrau die Reichs
eine
so müsse die Frau in der Lage sein, die Todes-
angehörigkeit behalten habe,
erklärung im Jnlande zu erwirken und auf diesem Wege die Möglichkeit der
Wiederverheirathung, welche unter den erwähnten Voraussetzungen nach deutschem Rechte
zn
(Vorlage §. 16),
sei
beurtheilen
herbeizuführen.
Dagegen könne,
wenn für die Erbfolge das Staatsangehörigkeitsprinzip maßgebend sei (Vor
ergehende Todeserklärung eines Ausländers auch
lage §. 21), die im Inland
in Ansehung
im Jnlande
seines
Vermögens nicht die Wirkung
befindlichen
haben, daß der Eintritt des Erbfalls vermuthet und. folgeweise das Vermögen als Nachlaß behandelt werde.
Aus dem Borausgeschickten ergebe sich, daß die
Todeserklärung nicht davon abängig gemacht werden dürfe, daß der Verschollene Vermögen im Jnlande besitze. Die Anträge 3 a und b
bezwecken,
im Inland
der
ergehenden Todes
erklärung eines Ausländers auch die Wirkung beizulegen, daß, sofern der Ver
schollene Vermögen im Jnlande besitzt, in Ansehung dieses Vermögens, im An schluß an den Antrag la, vermuthet werden solle, daß der Erbfall eingetreten sei.
Für die zu treffende Entscheidung sei das praktische Bedürfniß ausschlag
gebend. Dieses erheische, die Todeserklärung sowohl mit der im Anträge 2, als auch mit der in den Anträgen 3a und b vorgesehenen Wirkung zuzulassen.
In
vielen Fällen werde es
den Betheiligten nicht möglich sein, die Todes
eines Ausländers im Auslande zu erwirken, sei es,
erklärung
ländische Recht das Institut nicht kennt
oder der Interessent nicht zu denjenigen Personen ge
Zuständigkeit verneinen hört,
weil das aus
oder die ausländischen Gerichte ihre
welche nach dem fremden Rechte antragsberechtigt sind.
Erwirkung
Und wenn die
im Auslande möglich sein sollte, so werde sie oft genug nur mit
großen Soften und unter lästigen Weiterungen zu erlangen sein. müsse deshalb durch Möglichkeit
die Zulassung
gewähren,
Das Gesetz
der Todeserklärung von Ausländern die
Rechtsverhältnisse,
die
unter deutschem Rechte stehen,
unter die Einwirkung der Todesvermuthung zu stellen und im Jnlande befind
liches
Vermögen
ulachen.
neuen
einem
Ueber die Nützlichkeiten,
verfügungsberechtigten
Herrn
zugänglich
zu
welche sich aus einer so gestalteten Todes
erklärung unter Umständen ergeben können, müsse man Angesichts des praktischen
Bedürfnisses um so mehr hinwegsehen,
regierungen oder
engerem
Umfange
gearbeiteter Entw.
eines
schollene Allsländer,
als
eine große Zahl
von
Bundes
der Todeserklärung von Ausländern in weiterem
die Zulassung
befürwortet
habe,
als
ferner
ein neuerdings aus
preuß. Ges. gleichfalls in Aussicht nehme, daß ver
welche Vermögen in Preußen besitzen,
für
todt erklärt
lverden sönnen und als auch in der Kritik die Beschränkung der Todeserklärung
auf Teutsche angefochten worden sei. Durch den gefaßten Beschluß findet die dem Entw. II §. 2 beigegebene Anmerkung ihre Erledigung.
AW.1.
-Vew'kit.
II. Zu 8.1 der Vorlage lagen nachstehende Anträge vor:
1. den §. 1 zu streichen:
2. dem §. 1 folgenden Zusatz beizufügen: Auf Vereine, welche nach deutschen Gesetzen die Rechtsfähigkeit nur durch Eintragung in das Vereinsregister oder durch staatliche
23
R.T. Art. 9. E.G. Art. 10. Prct. 403. Verleihung erhalten können, Jnlande haben,
finden,
wenn sie ihren Sitz nicht im
die Vorschriften des §. 676 des Entw. II An
wendung.
hierzu der Unterantrag: am Schlüsse der Vorschrift statt „wenn sie ihren Sitz nicht im Jnlande
haben rc." zu setzen „wenn sie ihren Sitz nicht im Jnlande haben, für Rechtsverhältnisse, die nach deutschen Gesetzen zu beurtheilen sind,
die Vorschriften des §. 676 des Entw. II Anwendung". 3. a) dem §. 1 als Abs. 2 hinzuzufügen:
Unter Zustimmung des Bundesraths kann durch Anordnung des Reichskanzlers bestimmt werden, daß einer juristischen Person, die ihren Sitz im Auslande hat, die juristische Persönlichkeit (im In-
Lande) nicht zustehen soll. b) eventuell zu §. 1 zu beschließen:
Unter
den
Voraussetzungen,
welchen nach
unter
Entw. IE gegen die Eintragung eines
§. 55
des
Vereins Einspruch erhoben
oder ein Verein nach §. 40 Abs. 1 bis 3 des Entw. II aufgelöst
werden kann, kann durch Beschluß der Landesverwaltungsbehörde in Ansehung
eines Vereins,
der seinen
Sitz
im Auslande Hal,
bestimmt werden, daß er (im Jnlande) die juristische Persönlichkeit nicht haben soll.
Das Gleiche gilt von
Stiftungen, welche dem Ausland
an
gehören, wenn ein Umstand eintritt, mit welchem imd) den landes
gesetzlichen Vorschriften
eine
dem Inland
angehörende Stiftung
erlöschen würde. 4. dem §. 1 als Abs. 2 beizufügen: Vereine,
die nach
deutschen
Gesetzen die Rechtsfähigkeit nur
durch Eintragung in das Vereinsregister oder durch staatliche Ver leihung erhalten können, sind,
wenn sie ihren Sitz nicht im Jn
lande haben, nur dann rechtsfähig,
wenn sie die Rechtsfähigkeit
durch Verleihung in einem Bundesstaat erlangt haben.
eventirell: Vereine der im §. 23 Abs. 1 des Entw. II bezeichneten Art sind, wenn re. (wie vorstehend).
Der Antragsteller erklärte, daß der Antrag 4 eventuell auch als Zusatz antrag zu dem Anträge 2 gestellt werde. Zu dem Anträge 4 wurden die Unteranträge gestellt:
a) der Vorschrift beizufügen: Ausnahmen von dieser Bestimmung können unter Zustimmung des Bundesraths durch Anordnung
des Reichskanzlers
getrosten
werden. b) am Schlüsse der Vorschrift statt „wenn sie ihren Sitz nicht im Jn
lande haben 2C." zu setzen:
„wenn sie ihren Sitz nicht im Jnlande
haben, für Rechtsverhältnisse, die nach deutschen Gesetzen zu beurtheilen
sind, nur dann rechtsfähig 2C.";
c) der Vorschrift einen dem Anträge 2 entsprechenden Zusatz
beizusügen.
Prot. 403. E. II §. 2237. B R. §. 2364.
24
Die Vorlage stellt das Prinzip auf: nach
den Gesetzen des Ortes
ihren Sitz hat. vorgehoben.
beurcheilt,
Die juristische Persönlichkeit wird
an
welchem
die
juristische Person
Bei der Erörterung des Paragraphen wurde Folgmdes her
Es ergebe sich aus demselben,
daß ein Verband, der in
einem
fremden Staate den Sitz hat, auch außerhalb dieses Staates und insbesondere im
Inland, als juristische Person, als ein mit Rechtsfähigkeit ausgestattetes Subjekt anzuerkennen sei, wenn ihm nach den an seinem Sitze geltenden Gesetzen Persönlichkeit
zukomme. Der Satz gelte gleichmäßig für die öffentlichrechtlichen Korporattonen, die handelsrechtlichen Erwerbsgesellschaften (Aktiengesellschaften, Genossenschaften rc.)
und für die sonstigen juristischen Personen, insbesondere Vereine und Stiftungen.
Nach den am Sitze geltenden Gesetzen richten sich auch die Verfassung und die
Organisation der juristischen Person, die Voraussetzungen ihres Erlöschens, sowie der Umfang der ihr zukommenden
Rechtsfähigkeit.
Eine juristische Person,
welcher beispielsweise nach dem Gesetze des Staates, dem sie vermöge ihres
Sitzes angehört, die Erbfähigkeit versagt sein sollte, gelte auch außerhalb dieses Staates nicht als erbfähig; sie sei auch dann nicht erbfähig, wenn es sich um
eine Erbschaft handele, in Ansehung deren sie nach dem für die Erbschaft maß
gebenden Rechte erbfähig sein würde. Nicht "berührt durch den §. 1 werden die gewerbepolizeilichen Vorschriften
über die Zulassung
Jnlande.
ausländischer juristischer Personen zum Gewerbebetrieb im
Unberührt bleiben ferner die inländischen Bestimmungen über das
öffentliche Bereinsrecht, soweit sich dieselben auch auf ausländische Vereine er-
sttecken sollten.
Neben dem §. 1 kommen für die privattechtliche Rechtsfähigkeit
der ausländischen juristischen Personen in Betracht die Vorschriften des Art. 49
des Entw. d. E.G.; die dort der Landesgesetzgebung vorbehaltene Befugniß, den
Erwerb juristischer Personen Beschränkungen zu unterwerfen, sei allgemeiner Natur und gelte auch für'ausländische juristische Personen.
Was die inländischen juristischen Personen anbelange, so verstehe sich von selbst, daß ihre Rechtsfähigkeit im ganzen Umfange des deutschen Rechtsgebiets anerkannt werde.
Dies gelte insbesondere auch von denjenigen Vereinen, welche
die Rechtsfähigkeit auf Grund des B.G.B. §. 23 (Entw. II) durch staatliche Ver leihung erlangt haben und von den Stiftungen, welche auf Grund des §. 70 d. B.G.B. (Entw. II) mit bundesstaatlicher Genehmigung zur Entstehung ge
langt seien. Der Antrag 1 will den §. 1 theils als unnöthig, theils
streichen.
als unhaltbar
Die Rechtsfähigkeit der öffentlichrechtlichen Korporationen, so bemerkte
der Antragsteller, brauche nicht ausdrücklich anerkannt werden; sie beruhe auf
völkerrechtlichen Grundsätzen und werde von keiner Seite angezweifelt.
Auch in
Betreff der handelsrechtlichen Erwerbsgesellschaften liege kein Bedürfniß zu einer besonderen Vorschrift vor.
Sowohl in der Literatur als in der Rechtsprechung
werde ihnen schon jetzt die Rechtsfähigkeit im Jnlande zugestanden, nach den Gesetzen ihres ausländischen Sitzes solche besäßen.
man die bestehenden Spezialgesetze in diesem Punkte ergänzen können. inländischen Verkehr komme es wesentlich
wenn sie
Eventuell würde Für den
nur darauf an, daß das Stamm
vermögen der Gesellschaft, auf welchem ihr Kredit beruhe, nicht willkürlich den Gläubigern entzogen werden könne; hierfür zu sorgen, sei Aufgabe der Spezial-
25
R.T. Art. 9. E.G Art. 10. Prot. 403.
Anders liege die Sache bei den nicht unter die beiden ersten Gruppen
gesetze.
Hinsichtlich der inländischen Vereine
fallenden Vereinen und bei den Stiftungen.
und Stiftungen habe die Komm, für nothwendig erachtet, den Erwerb der Rechts fähigkeit an staatliche Konzession bezw. Genehmigung zu knüpfen oder doch den
selben von der Erfüllung
gewisier Normativbestimmungen mit nachfolgendem
Registereintrag abhängig zu machen und bezüglich des letzteren Modus fei der
Hiermit erscheine es nicht
Verwaltungsbehörde ein Nnspruchsrecht eingeräumt.
vereinbar, daß ausländischen Vereinen und Stiftungen ohne Weiteres die Rechts
fähigkeit zuerkannt werde.
Es könnte sonst z. B. ein im Jnlande nicht zu
gelassener Verein dadurch seinen Zweck erreichen, daß er den Sitz in die Schweiz verlegt, seine Wirksamkeit aber in Deutschland ausübt.
In Ansehung der
öffentlichrechtlichen Korporationen und der mit juristischer Persönlichkeit aus
gestatteten kommerziellen und industriellen Gesellschaften erweise sich die Vorschrift
als entbehrlich; in Ansehung der sonstigen Vereine und der Stiftungen erweise
sie sich als sehr bedenklich; sie sei deshalb zu streichen. Die Anträge 2, 3 und 4 wollen den §. 1 der Vorlage beibehalten, aber
den Bedenken, welche sich hinsichtlich der Vereine und Stiftungen ergeben, durch besondere Bestimmungen begegnen.
Der Antrag 2 unterwirft Vereine,
welche
nach deutschen Gesetzen die Rechtsfähigkeit nur durch Eintragung in das Vereins
register oder durch staatliche Berlechung erhalten können, den Vorschriften des
§. 676 d. B.G.B. (Entw. II).
Nach dem Anträge 3a soll dem Reichskanzler
die Befugniß zustehen, mit Zustimmung des Bundesraths zu erklären, daß einer einzelnen
ausländischen
juristischen
die juristische
Personen,
Person
Persönlichkeit
im
oder
einer
Jnlande
Gruppe
nicht
von
solchen
zukomme.
Der
Antrag 3b beruht auf dem gleichen Gedanken, will aber die Vorschrift mit den für die inländischen Vereine und Stiftungen gegebenen Bestimmungen mehr in Einklang bringen und der Landesverwaltungsbehörde die Ermächtigung geben,
einer einzelnen juristischen Person, welche chren Sitz im Auslande hat,
oder
ganzen Kategorieen von solchen juristischen Personen, die Rechtsfähigkeit im In
land
abzusprechen.
Behandlung
Der
ausländischer
Antrag
4
endlich
strebt
chunlichst
und inländischer Vereine an.
gleichmäßige
Vereine, die nach
deutschem Rechte die Rechtsfähigkeit nur durch Eintragung in das Vereins
register oder durch staatliche Verleihung
erlangen können — (der eventuelle
Antrag begrenzt die Voraussetzung enger auf Vereine der im §. 23 Abs. 1
bezeichneten Art) — sollen, wenn sie nicht im Inland ihren Sitz haben, die Rechtsfähigkeit im Jnlande nur durch Berlechung in einem Bundesstaat erlangen
können.
Dabei ist nach der Erklärung des Antragstellers unter „Berlechung"
nicht speziell der 8Kt, den der Entw. als Verleihung bezeichnet, zu verstehen,
sondern die Anerkennung der im Ausland
erlangten juristischen Persönlichkeit
durch staatlichen Att, und ist unterstellt, daß die seitens eines Buntksstaats erfolgte Berlechung der Rechtsfähigkeit für alle Bundesstaaten Geltung habe.
Der Unterantrag 4a wurde im Laufe der Debatte zurückgezogen, nach dem bemerkt worden war, daß der Geltung von Staatsverträgen nicht prä-
judizirt werde.
Der Unteranttag zu Anttag 2 und der Unterantrag 4b will die Vor
schriften der Hauptanträge auf den Fall beschränken, daß es sich um Rechts-
Prot. 403. E. II §. 2237. B.R. §. 2364.
26
Verhältnisse handele, die nach deutschem Rechte zu beurtheilen sind, da nur in
diesen Fällen ein Interesse für die deutsche Gesetzgebung vorliege, in die Rechts sphäre der ausländischen Vereine einzugreifen. Bei der Abstimmung wurden zunächst eventuelle Beschlüsse gefaßt.
Der Unterantrag zu dem Anträge 2 und der Unterantrag 4b wurden abgelehnt: der Antrag 4 wurde vorerst als Zusatz zu dem Anträge 2 an genommen:- die Anträge 3a und 3b wurden abgelehnt; der Antrag 4 wurde der Antrag 2
in der Prinzipalen Fassung angenommen, womit sich
erledigte.
Sodann wurde endgültig beschlossen, den §. 1 der Vorlage mit dem im Anträge 4
vorgeschlagenen Zusatz anzunehmen. Erwogen war: Den
§. 1
ersatzlos
zu
streichen,
angängig.
nicht
erscheine
Da
die
Meinungen über das Prinzip getheilt seien, und das ausländische Recht bezüglich
der kommerziellen und industriellen Gesellschaften zu der Frage eine verschiedene Stellung einnehme, würde die Streichung Rechtsungewißheit zur Folge haben.
In der Sache selbst bestehe Einverständniß, daß ländischen öffentlichrechtlichen
die Rechtsfähigkeit der aus
Korporationen und ebenso die der handelsrecht
In Ansehung der
lichen Erwerbsgesellschaften ohne Weiteres anzuerkennen sei.
Stiftungen habe nach der Ansicht der Mehrheit das Gleiche zu gelten.
einerseits unbedenklich,
andererseits
diese Aüffassung im Gesetze zum Ausdrucke zu bringen. Zweifelhaft sei die Entscheidung hinsichtlich der
(Entw. IT) bezeichneten Vereine.
Es sei
aus praktischen Gründen wünschenswerch, im §. 23
d. B.G.B.
Theoretisch lasse sich sowohl der Standpunkt
der Vorlage als auch die entgegengesetzte Behandlung vertreten. lage sei Folgendes geltend gemacht worden.
Für die Vor
Man dürfe die juristischen Personen
nicht als künstliche Gebilde behandeln, welchen eine rechtliche Existenz nur gegen über dem Staate zukomme, dessen Gesetzgebung sie ihr relatives Dasein ver
danken und die deshalb
von
seinem
für einen
anderen
nicht dazu herbei lasse,
als dieser sich
seien,
Staat so lange nicht vorhanden
ihre Rechtsfähigkeit durch einen
abhängigen Willensakt anzuerkennen.
Ermessen
Die juristischen
Personen seien natürliche Produkte eines vorgeschrittenen Rechts- und Kultur
lebens: das Bedürfniß des internationalen Verkehrs fordere, fähigkeit auch (vergl.
Bar,
außerhalb Theorie
Meinung, daß diese
des
und
an
durchgeführt werden dürfe,
sich
Heimathstaats
Praxis
intern.
richtige Auffassung
Privatr. bezüglich
daß ihre Rechts
und Schutz finde; I
§.
104).
Der
der Vereine nicht
weil sie zu einer Schädigung öffentlicher Interessen
führen könne, sei nicht beizupflichten.
das Inland
d.
Anerkennung
Man müsse sich vergegenwärtigen, daß
ausländischen Vereinen auch
dann nicht machtlos gegenüberstehe,
wenn es prinzipiell deren Rechtsfähigkeit anerkenne.
Das öffentliche Vereins
recht, der §. 24 der Vorlage, welchem man, wenn nöthig, eine einschneidendere Fassung geben könne, und der §. 49 des Entw. d. E.G. böten genügsame Mittel,
um den besuchtsten Nachtheilen .vorbeugen zu können.
Diese zu Gunsten der
Vorlage gemachten Ausführungen seien aber nicht ausreichend, um die hinsichtlich
der Vereine obwaltenden Bedenken Hinwegzuräumen.
Das öffentliche Vereins
recht habe, wenn nicht ausschließlich, so doch vorzugsweise inländische juristische Personen im Auge.
Ob
es möglich
sein werde,
dem §. 24 eine Fassung zu
27
R.T. Art. 9. E-G.Art. 10. Prot. 403.
geben, welche ausreiche, um der Rechtsfähigkeit bedenklicher Vereine in allen Fällen die erforderliche Schranke zu ziehen, stehe dahin.
Der Richter, dem nur
der einzelne Fall unterbreitet werde, sei gar nicht in der Lage, die ganze
Situation zu überblicken.
Der Richter werde auch vielfach keinen Anlaß sehen,
seinerseits Erkundigungen über den Karakter und die Tendenz der Vereine ein
zuziehen, welche ihm breiteten.
ein
einzelnes
Rechtsverhältniß
zur Entscheidung
unter
Auch die den Einzelstaaten zustehende Befugniß, den Rechtserwerb
zu beschränken, genüge nicht.
Habe man sich hinsichtlich der inländischen Vereine
auf den Standpunkt gestellt, daß eine freie Körperschaftsbildung nicht zugelassen werden könne, so würde es inkonsequent sein, ausländische Vereine prinzipiell
ohne Weiteres als rechtsfähig anzuerkennen.
Einen gewissen Einfluß werde man
den Staatsbehörden unbedingt einräumen müssen. Andererseits würde es
Vereinen die Anerkennung
wenn man
zu weit gehen,
den
ausländischen
der Rechtsfähigkeit unbedingt versagen wollte.
Es
gebe eine ganze Reihe von Bereinigungen, deren Zwecke durchaus nützliche und löbliche seien.
Solchen Vereinen die Rechtsfähigkeit zu versagen, würde als eine
durch nichts gerechtfertigte Härte erscheinen.
Es erübrige deshalb nur, einen ge
eigneten Mittelweg ausfindig zu machen.
Der Antrag 2, welcher die auslän
dischen Vereine dem §. 676 des Entw. II unterstelle,
gehe entschieden zu weit.
Er enthalte einen tiefen Eingriff in die Rechtsverhältnisse der Vereine, der im einzelnen Falle zu großer Unbilligkeit und Ungerechtigkeit führen könne.
Der
Antrag 3 biete den Vortheil, daß die Entscheidung von den Umständen des
einzelnen Falles
abhängig
gemacht werden könne: der Reichskanzler oder die
Landesverwaltungsbehörde werde einem Verein
oder
einer Stiftung
die An
erkennung der juristischen Persönlichkeit dann entziehen, wenn nach der ganzen
Lage der Verhältnisse und der gesummten Tendenz des Vereins eine Wirksamkeit
desselben im Jnlande den deutschen Interessen widersprechen würde.
Indessen
sei es mißlich, daß zunächst die Rechtsfähigkeit anerkannt und eine ausdrückliche Verweigerung derselben erfordert werde.
Es stehe dies nicht im Einklänge mit
der Behandlungsweise, welche man bei der Normirung der Bedingungen für das Jnslebentreten inländischer Vereine eingeschlagen habe.
Die Regelung des An
trags 3a sei aber auch aus anderen Gründen nicht unbedenklich.
Der Ausspruch,
daß einer juristischen Person des Auslandes die ihr an sich zukommende Per sönlichkeit im Jnlande nicht zustehen solle, werde als eine offensive Maßregel
angesehen werden.
Der davon betroffene Verein und der Staat, dem er an
gehöre, würden leicht geneigt sein, das Vorgehen für ungerechtfertigt zu erklären
und es sei nicht ausgeschlossen, daß daraus Mißhelligkeiten entstehen können. Der Antrag 4 entspreche am Meisten den Prinzipien, von welchen das
B.G.B.
bezüglich. der inländischen Vereine
ausgehe.
Die Anerkennung der
Rechtsfähigkeit werde nicht ohne Weiteres zugestanden, sondern von einem Willens
akte der Verwaltungsbehörde abhängig
gemacht.
Damit sei der letzteren von
vornherein der nothwendige Einfluß auf die Gestaltung der Verhältnisse gesichert,
während
ein auch nur scheinbar offensives Vorgehen vermieden werde.
Die
Fassung des Prinzipalen Antrags verdiene den Vorzug, da sie für die praktische
Anwendung der Vorschrift größeren Spielraum gewähre.
Daß von der Be
fugniß, die Rechtsfähigkeit zu versagen, ein zu weit gehender Gebrauch gemacht
28
Prot. 403. ($. II §. 2238. B.R, §. 2361.
werden würde, sei nicht zu befürchten.
In der Debatte sei es als nicht un
bedenklich bezeichnet worden, daß ein einzelner Bundesstaat in der Lage sein solle, einem ausländischen Vereine die Rechtsfähigkeit für das ganze Reichsgebiet
zu verschaffen.
Indessen entspreche diese Normirung den Vorschriften, welche
man für inländische Vereine aufgestellt habe; es sei kein Anlaß, in diesem Punkte
eine verschiedenarttge Behandlung eintteten zu lassen. Auf .den in dem Unteranttage 4b gemachten Vorschlag, die Vorschrift des
Anttags 4 auf den Fall zu Rechte zu
beschränken, daß es sich um ein nach deutschem
beurcheilendes Rechtsverhältniß handele,
sei nicht einzugehen.
Zu
einer solchen, der Regelung einen kasuistischen Anstrich gebenden Beschränkung liege ein sachlicher Grund nicht vor.
J.P.R. s. 2.
nie Zu §. 2 war beantragt:
die Vorschrift zu fassen:
sähigkeit.
Die Geschäftsfähigkeit bestimmt sich in Ansehung der Deutschen, auch wenn sie ihren Wohnsitz im Auslande haben, und in An
sehung der Ausländer, die ihren Wohnsitz im Jnlande haben, nach
den deutschen Gesetzen. Erwirbt ein Ausländer, welcher volljährig ist oder die rechtliche Stellung eines Volljährigen hat, die Reichsangehörigkeit oder ver
legt er seinen Wohnsitz in das Inland, so behält er die rechtliche Stellung eines Volljährigen, auch wenn er nach den deutschen Ge setzen nicht volljährig ist.
Nimmt ein Ausländer im Inland
ein Rechtsgeschäft vor, in
Ansehung dessen er geschäftsunfähig oder in der Geschäftsfähigkeit
beschränkt ist, so gilt er für dieses Rechtsgeschäft als geschäftsfähig,
soweit er es
deutschen
nach
Gesetze
den deutschen Gesetzen sein würde, wenn die
für
das
den
Gegenstand
des
Rechtsgeschäfts
bildende Rechtsverhältniß maßgebend sind.
Der Anttag ist, soweit er sich auf die Abs. 1 und 2 des Paragraphen bezieht, durch die früher gefaßten Beschlüsse erledigt und wurde deshalb in
dieser Richtung nicht weiter verfolgt. Regel für d.
fähigkeit.
A. Zu Abs. 1 des §. 2 der Vorlage wurde bemerkt: daß zwischen Rechtsfähigkeit
Der Vorlage liege der Gedanke zu Grunde,
^Geschäfts^' unb Geschäftsfähigkeit zu unterscheiden sei. fähigteit.
Die Rechtsfähigkeit solle beurcheilt
werden nach den Gesetzen des Staates, dessen Recht für das im einzelnen Falle
zur Entscheidung stehende Rechtsverhältniß maßgebend sei.
Für die Geschäfts
fähigkeit einer Person seien dagegen die Gesetze des Staates maßgebend, welchem die Person angehöre.
Diese Unterscheidung
entspreche allerdings
nicht
der
herrschenden Meinung, sie sei aber innerlich gerechtfertigt. Dieser Standpunkt der Vorlage wurde von mehreren Seiten gebilligt.
Bon einer Seite wurde empfohlen, das Gesetz in diesem Punkte noch zu ver
deutlichen; von anderer Seite wurde dies als nicht nothwendig bezeichnet.
Ein
Anttag wurde nicht gestellt und der Abs. 1 des §. 2 angenommen.
B. Der Abs. 2 des §. 2 wurde von keiner Seite beanstandet.
C.
Der Abs. 3 des §. 2 wurde von der Komm, unter Ablehnung des
oben mitgecheilten Anttags angenommen.
29
R.T. Art. 6, 26. E.G. Art. 7, 27. Prot. 403.
Zur Begründung des Antrags war geltend gemacht:
Der Abs. 3 stelle eine Ausnahme von der Regel des Abs. 1 auf, daß die Geschäftsfähigkeit einer Person nach den Gesetzen des Staates, welchem sie an-v. Ausländergehört, beurtheilt werde. Schließe ein Ausländer im Inland ein Berkehrsgeschäft tm 3"lanb€
ab, so solle im Interesse der Sicherheit des inländischen Verkehrs der andere Ver tragschließende befugt sein, ihn als geschäftsfähig zu behandeln, wenn er nach den
inländischen Gesetzen geschäftsfähig sein würde;
das Rechtsgeschäft solle gültig
sein, auch wenn der Fremde nach den Gesetzen seines Heimathstaats nicht geschäftsfähig sei.
Der Antrag beschränke die Ausnahme auf den Fall, daß das
Rechtsverhältniß, welches den Gegenstand
des
urtheilung nach deutschem Rechte unterstehe.
Ausnahme des Abs. 3 hierüber hinaus
Rechtsgeschäfts bilde, der Be
Es
liege kein Grund vor, die
auszudehnen.
Der innere Grund für
die Vorschrift des Abs. 3, daß man dem Inländer nicht zumuthen könne, sich bei jedem Geschäfte mit einem Ausländer zu erkundigen,
ob dieser nicht etwa
nach den Gesetzen seines Heimathstaats geschäftsunfähig sei, entfalle, wenn das Rechtsverhältniß, das den Gegenstand des Geschäfts bilde, nicht dem inländischen Rechte unterstehe.
Denn in dem letzteren Falle müsse man sich doch über den
Inhalt des ftemden Rechtes informiren.
Ein
Rechtsverhältniß, welches dem
ausländischen Rechte unterstehe, berühre die inländischen Interessen nicht in dem
Maße, daß man darüber Spezialvorschriften aufzustellen brauche.
Es sei mißlich,
wenn ein Rechtsverhältniß, welches als solches dem ausländischen Rechte unter
liege, doch wieder in einzelnen Voraussetzungen nach dem inländischen Rechte beurtheilt werden solle.
Da der ausländische Richter die Anwendung des in
ländischen Rechtes hinsichtlich der Geschäftsfähigkeit nicht anerkennen werde, seien Es entspreche der natürlichen Auf
unerwünschte Komplikationen zu gewärtigen.
fassung, die Ausnahme des Abs. 3 im Sinne des Antrags zu beschränken.
Sie war der
Die Mehrheit schloß sich diesen Ausführungen nicht an.
Ansicht,
daß die Vorschrift der Vorlage dem praktischen Bedürfniß
gemessener
Weise
diene.
Die Regelung
sei
einfach
und
in
an
gemeinverständlich.
Durch die im Antrag aufgestellte Unterscheidung trage man eine Schwierigkeit
in die Normirung, welche im Verkehr als
lästig
empfunden
werden würde.
Die Fälle, daß ein im Inland abgeschlossenes Berkehrsgeschäft seinem materiellen Inhalte nach einem fremden Rechte unterworfen sei, kämen auch nur vereinzelt
vor, so daß es schon deshalb nicht gerechtfertigt sein würde, von der Ausnahme,
des Abs. 3 wieder eine Ausnahme zu machen. keiner Seite angefochten;
Der Satz 2 des Abs. 3 sei von
auch der Antragsteller, der den Satz nicht mit aus
genommen, habe einen Widerspruch gegen denselben nicht erhoben.
IV. Es war weiter beantragt, 1.. als §. 2a zu bestimmen: Die Bolljährigkeitserklärung steht dem Staate zu,
BolljährigkeitSerklärung.
welchem der
Minderjährige angehört.
(Bergl. Prot. d. Komm. I S. 11568 bis 11572; 11606.)
2. als §. 2b zu bestimmen:
Ein Ausländer wird im Jnlande nur dann entmündigt, wenn ein Entmündigungsgrund sowohl nach den Gesetzen des Heimach-
Sntmündigung.
30
Prct. 403. E. 11 §. 2239. B.N. §. 2362. staats
nach den deutschen Gesetzen vorhanden ist; die Wir
als
kungen
der
bestimmen
Entmündigung
sich
nach
deutschen
den
Gesetzen.
(Bergt. Prot. d. Komm. I S. 11 566 bis 11 572; 11 606.) LoUjährig-
A.
feitserfL Voraus setzungen u. Wirkungen.
staats,
Zur Begründung des vorgeschlagenen §. 2a wurde bemerkt:
Es könne
keinem Zweifel unterliegen,
daß
die
Voraussetzungen
und
Wirkungen der Volljährigkeitserklärung nach dem Rechte des Staates, dem die
für volljährig zu erklärende Person angehöre, zu beurtheilen seien.
Folgeweise
die Volljährigkeitserklärung dem Heimathstaate zuzuweisen.
Befasse sich
das Gesetz mit Vorschriften über die Todeserklärung und gedenke es, wie dies der proponirte §. 2b bezwecke, des Weiteren der Entmündigung,
so werde man
zweckmäßig auch eine Bestimmung über die Bolljährigkeitserklärung aufzustellen
haben.
Die Fassung des §. 2a entspreche dem §. 14 Abs. 2 Satz 1 der Vorlage.
Aus der befürworteten Bestimmung gehe mit genügender Deutlichkeit hervor, daß die im Ausland erfolgte Volljährigkeitserklärung eines Inländers im Jn-
lande nicht anerkannt werde.
Der §. 2 a wurde seinem sachlichen Inhalte nach von der Komm, ge Man vermochte sich jedoch nicht zu überzeugen, daß ein Bedürfniß für
billigt.
die Aufnahme einer besonderen Bestimmung vorliege, da sich derselbe aus dem
§. 2 Abs. 1 ableiten lasse; der §. 2a wurde demgemäß abgelehnt. S:tt-
B.
In Betreff der Entmündigung wurden außer dem bereits mitgetheilten
Anträge 2 in der Sitzung noch folgende Anträge gestellt: 3. zu bestimmen: Ein Ausländer, der im Jnlande seinen Wohnsitz hat, kann nach
den Vorschriften des deutschen Rechtes wegen Geisteskrankheit ent mündigt werden. 4. in
der vorstehenden Bestimmmlg die Worte „wegen Geisteskrankheit"
zu streichen, eventuell denselben beizufügen „oder wegen Trunksucht".
Zur Begründung des im Anträge 2 vorgeschlagenen §. 2b wurde geltend gemacht: Rach den Vorschriften der C.P.O.
können Inländer von ausländischen
Gerichten und Ausländer von inländischen Gerichten entmündigt werden.
Man
dürse wohl annehmen, daß die Zuständigkeitsbestimmungen der C.P.O. auf der Voraussetzung beruhen, daß sich das Personalstatut nach dem Wohnsitze richte; es sei möglich,
daß die C.P.O. zu einer
würde, wenn sie davon
ausgegangen
.Staatsangehörigkeitsprinzip gelte.
anderen Regelung gekommen
wäre, daß
sein
für die Statusfragen das
Ein ausreichender Gründ, die Vorschriften
der C.P.O. über die Zuständigkeit in Entmündigungsfällen einer durchgreifenden
Aenderung zu unterziehen, werde aber hierin nicht gefunden werden können, — um so weniger,
als sich praktische Gründe dafür geltend machen ließen, daß
man die Entmündigung von Ausländern durch inländische Gerichte
Zweifellos müsse sich
zulasse.
bei einer solchen Entmündigung die Prozedur nach den
inländischen Gesetzen richten.
Bei dem engen Zusammenhänge, welcher zwischen
den prozeffualen Vorschriften und den Wirkungen der Entmündigung bestehe,
empfehle es sich, die Wirkungen der Entmündigung demselben Rechte zu unter stellen, welches das Verfahren auf diesem Gebiete beherrsche.
Hinsichtlich der
R.T. Art. 7. E.G. Art. 8. Prot. 403. Voraussetzungen werde daran festzuhalten fein,
stattfinden könne,
wenn sie nach
daß
31
eine Entmündigung
nur
dem nationalen Rechte zulässig sein würde.
Aber der inländische Gesetzgeber habe keinen Anlaß, die Fürsorge für einen zu entmündigenden Ausländer weiter auszudehnen,
als sie nach dem inländischen
Gesetze gewährt sei; man werde deshalb die Entmündigung nur dann zuzulassen haben, wenn ein Entmündigungsgrund sowohl nach den Gesetzen des Heimathstaats als nach den deutschen Gesetzen vorhanden sei.
Der Antrag 3 geht von dem Gesichtspunkt aus, daß für die Entmündi gung nach §. 2 der Vorlage das Personalstatut maßgebend sei und daß, da sich
dieses nach dem Staatsangehörigkeitsprinzipe bestimme, die Entmündigung von
Ausländern im Jnlande grundsätzlich ausgeschlossen sei.
Von dieser Regel soll
durch eine positive Bestimmung die Ausnahme gemacht werden, daß Ausländer, die im Jnlande domizilirt sind,
deutschem Rechte
entmündigt
wegen Geisteskrankheit in Deutschland
werden können.
nach
Es handele sich dabei nicht so
wohl um den Schutz des Geisteskranken, denn der Kranke sei insofern gesichert, als die von ihm vorgenommenen Geschäfte ohne Weiteres nichtig seien, als um
die Sicherung des inländischen Verkehrs.
Die Geisteskrankheit sei häufig nicht
der Art, daß sie von einem Jeden erkannt werde.
Es erscheine deshalb wünschens-
werth, den Zustand des Geisteskranken durch Richterspruch festzustellen.
Der Antragsteller zu 4 legte das Hauptgewicht darauf,
daß es sich um
die Fürsorge für die Person des zu Entmündigenden handele; die Bestellung eines
Vormundes sei nach dem G.B. (abgesehen von dem Falle des Entw. II §. 1772) nur möglich, wenn eine Entmündigung stattgefunden habe.
aus, so empfehle es sich, über den Antrag 3 hinauszugehen; welche dazu
geführt hätten, neben
der Entmündigung
Gehe man hiervon.
die Erwägungen,
wegen Geisteskrankheit
auch die Entmündigung wegen Geistesschwäche, Verschwendung und Trunksucht zuzulasien, sprächen dafür, dem Ausländer den im deutschen Rechte vorgesehenen
Schutz bei jeder Entmündigungsursache zu Theil werden zu lassen. schlosien werden, die Geistesschwäche
Sollte be-
außer Betracht zu lassen und wegen der
mehr positiven Natur der Prodigalitätserklärung die Entmündigung von Aus
ländern auch wegen Verschwendung nicht zu 'gestatten, so liege doch kein Grund
vor, die Entmündigung
wegen Trunksucht
auszuschließen, da die Trunksucht
einen der Geisteskrankheit nahe verwandten Zustand der Person bedinge. Die Komm, nahm in eventueller Abstimmung den primären Antrag 4 an, . lehnte dann aber die Aufnahme einer Bestimmung endgültig ab.
Erwogen war: Wollte man auf die Anträge eingehen, so würde der Antrag 4 den Vorzug
verdienen.
Die in dem Anträge 2 vorgeschlagene Regelung sei komplizirt und
bedenklich; es gehe nicht wohl an, die Voraussetzungen der Entmündigung nach
ausländischem und zugleich nach inländischem Rechte zu beurtheilen und an eine solche Entmündigung die Wirkungen zu knüpfen, welche ihr nach inländischem
Rechte zukommen.
Zwischen der Entmündigung wegen Geisteskrankheit und der
jenigen wegen Verschwendung oder Trunksucht bestehe allerdings der Unterschied, daß die erstere einen natürlichen Zustand
der Geschäftsunfähigkeit feststelle,
während es sich bei der Verschwendung und Trunksucht um eine mehr positive Einwirkung auf die Geschäftsfähigkeit handele.
Indessen sei dem Antragsteller
32
Prot. 404. E. II §§. 2239, 2240. B-R. §§. 2362,2365.
zu 4 darin beizupflichten, daß, wenn man die Entmündigung von Ausländern
nicht prinzipiell ausschließe, sämmtliche Entmündigungsgründe Berücksichtigung zu finden hätten.
Das Richtige sei aber, bei der Konsequenz stehen zu bleiben,
die sich aus der maßgebenden Bedeutung des durch die Staatsangehörigkeit be stimmten Personalstatuts ergebe und demgemäß jede Entmündigung von Aus
ländern im Inland abzulehnen.
Daß ein dringendes praktisches Bedürfniß
vorliege, von diesem aus den allgemeinen Prinzipien sich ergebenden Resultat abzuweichen, sei nicht nachgewiesen und die Vergleichung der bestehenden Gesetz
gebungen biete keinen Anlaß, eine den Anträgen entsprechende Vorschrift auf-
zunehmen. Den Voraussetzungen, von welchen man bei den Zuständigkeits bestimmungen der C.P.O. ausgegangen sein möge, komme den von der Komm, bezüglich des Personalstatuts gebilligten Anschauungen gegenüber eine beachtliche
Bedeutung nicht zu.
404. (S. 8217 bis 8234.) I.
Nach der Eröffnung der Sitzung kam man von einer Seite auf die
Materie der Entmündigung mit dem Bemerken zurück, es müsse anerkannt werden, daß ein nicht abzuweisendes praktisches Bedürfniß vorliege, die Entmündigung
von Ausländern im Jnlande zu
ermöglichen.
Man werde deshalb genöthigt
sein, den in der 403. Sitzung gefaßten Beschluß aufzuheben und folgende, bei
der früheren Berathung
bereits eventuell gebilligte Vorschrift in das G.B.
aufzunehmen: Ein Ausländer, der im Jnlande seinen Wohnsitz hat, kann nach den
Vorschriften des deutschen Rechtes entmündigt werden.
Die Komm, entschied sich für die Annahme dieses Vorschlags und zwar in dem Sinne, daß sich nicht bloß die Voraussetzungen, sondern auch die Wirkungen der Entmündigung nach deutschem Rechte bestimmen sollen. auäianb. ent« mündigung v. Deutschen.
Bon einer Seite wurde bemerkt, es sei nach dem gefaßten Beschlusse als die Meinung der Komm, anzusehen, daß die im Ausland erfolgte Entmündigung
eines Inländers im Jnlande nicht anerkannt werden solle.
Ob dieser Satz ohne
Weiteres erkennbar sei, stehe dahin. J P.R. 8- 3. Form der Rechte* gefchLste.
n.
Zu §. 3 lagen nachstehende Anträge vor:
1. den §. 3 zu fassen:
. Bedarf ein Rechtsgeschäft
nach den
deutschen Gesetzen einer
Beurkundung, so genügt, wenn das Rechtsgeschäft im Auslande
vorgenommen wird, die Beobachtung der Vorschriften, welche für eine Beurkundung der entsprechenden Art an dem Orte gelten, an dem das Rechtsgeschäft vorgenommen wird.
Findet nach
diesen
Vorschriften eine der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung
entsprechende Beurkundung von Rechtsgeschäften nicht statt, so genügt an Stelle derselben die schriftliche Form.
2. den Satz 2 des §. 3 zu fassen: Ist (jedoch) für das Rechtsgeschäft (auch) in den Gesetzen des
Ortes, an welchem es vorgenommen wird> eine Form vorgeschrieben, so gmügt die Beobachtung dieser Form.'
32
Prot. 404. E. II §§. 2239, 2240. B-R. §§. 2362,2365.
zu 4 darin beizupflichten, daß, wenn man die Entmündigung von Ausländern
nicht prinzipiell ausschließe, sämmtliche Entmündigungsgründe Berücksichtigung zu finden hätten.
Das Richtige sei aber, bei der Konsequenz stehen zu bleiben,
die sich aus der maßgebenden Bedeutung des durch die Staatsangehörigkeit be stimmten Personalstatuts ergebe und demgemäß jede Entmündigung von Aus
ländern im Inland abzulehnen.
Daß ein dringendes praktisches Bedürfniß
vorliege, von diesem aus den allgemeinen Prinzipien sich ergebenden Resultat abzuweichen, sei nicht nachgewiesen und die Vergleichung der bestehenden Gesetz
gebungen biete keinen Anlaß, eine den Anträgen entsprechende Vorschrift auf-
zunehmen. Den Voraussetzungen, von welchen man bei den Zuständigkeits bestimmungen der C.P.O. ausgegangen sein möge, komme den von der Komm, bezüglich des Personalstatuts gebilligten Anschauungen gegenüber eine beachtliche
Bedeutung nicht zu.
404. (S. 8217 bis 8234.) I.
Nach der Eröffnung der Sitzung kam man von einer Seite auf die
Materie der Entmündigung mit dem Bemerken zurück, es müsse anerkannt werden, daß ein nicht abzuweisendes praktisches Bedürfniß vorliege, die Entmündigung
von Ausländern im Jnlande zu
ermöglichen.
Man werde deshalb genöthigt
sein, den in der 403. Sitzung gefaßten Beschluß aufzuheben und folgende, bei
der früheren Berathung
bereits eventuell gebilligte Vorschrift in das G.B.
aufzunehmen: Ein Ausländer, der im Jnlande seinen Wohnsitz hat, kann nach den
Vorschriften des deutschen Rechtes entmündigt werden.
Die Komm, entschied sich für die Annahme dieses Vorschlags und zwar in dem Sinne, daß sich nicht bloß die Voraussetzungen, sondern auch die Wirkungen der Entmündigung nach deutschem Rechte bestimmen sollen. auäianb. ent« mündigung v. Deutschen.
Bon einer Seite wurde bemerkt, es sei nach dem gefaßten Beschlusse als die Meinung der Komm, anzusehen, daß die im Ausland erfolgte Entmündigung
eines Inländers im Jnlande nicht anerkannt werden solle.
Ob dieser Satz ohne
Weiteres erkennbar sei, stehe dahin. J P.R. 8- 3. Form der Rechte* gefchLste.
n.
Zu §. 3 lagen nachstehende Anträge vor:
1. den §. 3 zu fassen:
. Bedarf ein Rechtsgeschäft
nach den
deutschen Gesetzen einer
Beurkundung, so genügt, wenn das Rechtsgeschäft im Auslande
vorgenommen wird, die Beobachtung der Vorschriften, welche für eine Beurkundung der entsprechenden Art an dem Orte gelten, an dem das Rechtsgeschäft vorgenommen wird.
Findet nach
diesen
Vorschriften eine der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung
entsprechende Beurkundung von Rechtsgeschäften nicht statt, so genügt an Stelle derselben die schriftliche Form.
2. den Satz 2 des §. 3 zu fassen: Ist (jedoch) für das Rechtsgeschäft (auch) in den Gesetzen des
Ortes, an welchem es vorgenommen wird> eine Form vorgeschrieben, so gmügt die Beobachtung dieser Form.'
R.T. Art. 7,10. E G- Art. 8,11. Prot. 404.
33
3. dem Satze 2 des §. 3 beizufügen: „sofern nicht das nach Satz 1 maßgebende Gesetz entgegensteht." 4. den Satz 2 des §. 3 durch folgende Vorschrift zu ersetzen: Kommen hiernach ausländische Gesetze zur Anwendung, so sind dieselben auch insoweit maßgebend, als nach ihnen die Beobachtung
der Form genügt,
welche den Gesetzen des Ortes
entspricht, an
welchem das Rechtsgeschäft vorgenommen wird. Der Antragsteller zu 4 erklärte im Laufe der Berathung, daß er seinen
Antrag, soweit es sich um Rechtsverhältnisse handele, die nach ausländischem
Rechte zu beurtheilen seien, zu Gunsten des Antrags 3 zurückziehe und daß er Len Antrag dahin modifizire: Kommen hiernach ausländische . Gesetze zur Anwendung, so genügt es, wenn die Form den Gesetzen des Ortes entspricht, an welchem das
Rechtsgeschäft vorgenommen wird, sofern nicht das nach Satz 1 maß
gebende Gesetz entgegensteht. Bei der Abstimmung wurde zunächst eventuell der Antrag 3 angenommen:
Lie Anträge 4, 1 und 2 wurden abgelehnt und alsdann der §. 3 mit dem im Anträge 3 vorgeschlagenen Zusatz endgültig angenommen. Für die Beschlüfle waren folgende Erwägungen maßgebend: Die Vorlage stelle im §. 3 zunächst den Grundsatz auf, daß die Form
eines Rechtsgeschäfts sich nach den Gesetzen bestimme, welche für das den Gegen stand
des
bildende
Rechtsgeschäfts
Rechtsverhältniß maßgebend
Richtigkeit des Satzes sei in der Komm,
seien.
von keiner Seite angezweifelt.
Die
Es
erscheine auch zweckmäßig, denselben in das Gesetz aufzunehmen, da er einerseits von großer Wichtigkeit sei,
andererseits
nicht überall anerkannt werde.
Die
strikte Durchführung dieses Prinzips würde aber zu großen Unzuträglichkeiten
-führen.
Wenn die Parteien ein Rechtsgeschäft nicht in dem Rechtsgebiete, dessen
Gesetze für das in Frage stehende Rechtsverhältniß materiell maßgebend sind,
abschlöffen, so werde es vielfach Schwierigkeiten machen, den Formvorschriften jener
Gesetze
zu
genügen.
Wo
bestimmte
Einrichtungen
freiwilligen
der
Gerichtsbarkeit oder das Notariat unbekannt seien, werde die Einhaltung der
in dem maßgebenden anderen Rechte vorgeschriebenen Formen oft geradezu un
möglich sein.
Es bestehe deshalb Einverständniß, daß unter Umständen auch
die Beobachtung anderer Formen genüge.
Fasse man zunächst diejenigen Fälle ins Auge, in welchen das den Gegen stand. des
Rechtsgeschäfts
bildende Rechtsverhältniß dem inländischen Rechte
unterworfen sei, so kämen verschiedene Lösungen in Betracht.
Nach der Vorlage
(§. 3 Satz 2) solle es, soweit dieselbe nicht besondere Bestimmungen enthalte (vergl. z. B. §. 4 Abs. 2),
genügen, wenn die Form den Gesetzen des Ortes
entspreche, an welchem das Geschäft vorgenommen sei.
Die Konsequenz dieses
Gedankens würde die sein, daß, wenn das ausländische Recht gar keine Form für das einzelne in Frage stehende Rechtsgeschäft vorschreibe, ein im Auslande -formlos vorgenommenes Rechtsgeschäft im Inland als gültig behandelt werden
müsse, auch wenn das inländische bestimmter Formen knüpfe. Protokolle. Bd. VI.
Recht die
Gültigkeit an die Einhaltung
Den Parteien bleibe
es
nach der Vorlage un3
34
Prot. 404.
E. II §. 2240. B.R. §. 2365.
benommen, auch im Auslande das Rechtsgeschäft in den vom inländischen Rechte
vorgeschriebenen Formen abzuschließen.
Werde aber ein Rechtsgeschäft im Aus
land in öffentlicher Form unter Zuziehung eines ausländischen Beamten oder
Notars
geschlossen,
so
seien
für
die von diesem
Beamten vorzunehmenden
Handlungen lediglich die Vorschriften seines Rechtes maßgebend.
Den Parteien
stehe insoweit ein Wahlrecht nicht zu. Der Antrag 4 wolle der Vorlage gegenüber das Verhältniß von Aus nahme und Regel umkehren; prinzipiell sollen die Formvorschriften des
in
ländischen Rechtes absolut bindend sein, in der Weise, daß auch im Ausland
dieser
ein Rechtsgeschäft gültig nur unter Beobachtung
werden könne.
abgeschlossen
Formen
Die Regel locus regit actum solle nur insoweit Platz greifen,
als das inländische Gesetz dieselbe in Ansehung einzelner Formvorschriften zuläßt. Auch der Antrag 1 beruhe auf dem Gedanken, daß die Formvorschriften,
die das B.G.B. aufstelle, durchweg im öffentlichen Interesse aufgestellt seien und daß man von
diesen Formen nicht dispensiren könne.
Aber es
solle
eine
Erleichterung in der Richtung gewährt werden, daß die Beobachtung der Vor
schriften, welche für eine Beurkundung „der entsprechenden Art" an dem Orte gelten, an dem das Rechtsgeschäft vorgenommen werde, genüge. dabei nicht nur an die amtliche Beurkundung,
auch
sondern
Gedacht sei
an die Privat
formen, so daß z. B. eine in bestimmter Form abgefaßte Privaturkunde genügen
könne.
Eine weitere Erleichterung solle nach dem Antrag 1 insoweit gewährt
werden, als, wenn nach dem ausländischen Rechte eine der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung entsprechende Beurkundung von Rechtsgeschäften nicht
stattfinde, an Stelle derselben die schriftliche Form genüge. Der Antrag 3 wolle zum Ausdrucke bringen, daß diejenigen Formvorschriften des inländischen Rechtes, welche einen
respektirt werden müßten,
werde.
absoluten Karakter hätten,
auch dann
wenn das Rechtsgeschäft im Auslande angenommen
Der praktische
Im Uebrigen solle die Regel locus regit actum gelten.
Unterschied zwischen dem Anträge 3 und dem Anträge 4 liege darin, daß nach dem ersteren der Richter bei jeder einzelnen Formvorschrift darüber zu befinden
habe,
ob
dieselbe nach
Karakter habe,
während
dem Sinne und Zwecke des Gesetzes
einen absoluten
nach dem Anträge 4 zunächst jede Formvorschrift als
absolute zu behandeln sei und lediglich der Gesetzgeber zu prüfen und positiv zu
bestimmen habe, ob bei einer einzelnen Bestimmung eine Ausnahme zu Gunsten des Satzes locus regit actum gemacht werden solle. Ter Antrag 2 endlich
schlage ebenfalls
einen Mittelweg
ein; der in
ländische Gesetzgeber könne, wenn er Formvorschriften aufgestellt habe, nicht ge statten, daß ein Rechtsgeschäft im Auslande formlos vorgenommen wurde.
Wenn
aber das Recht des Ortes, an welchem das Rechtsgeschäft vorgenommen wird, seiner seits ebenfalls Formvorschriften für den Abschluß eines solchen Geschäfts aufstelle,
so solle es genügen, daß diese Form eingehalten werde.
Man dürfe sich darauf
verlassen, daß im Großen und Ganzen für die Aufstellung der Formvorschriften
bei den verschiedenen Kulturvölkern dieselben Gesichtspunkte maßgebend seien. Wo dagegen das
ausländische Recht eine Form für das
einzelne in Frage
stehende Rechtsgeschäft überhaupt nicht vorschreibe, müsse die Einhaltung der vom inländischen Rechte ausgestellten Form gefordert werden.
R.T. Art. 10. E.G. Art. 11. Prot. 404.
36
Bei der Entscheidung der Frage sei davon auszugehen, daß einerseits ge wisse Formvorschriften des inländischen Rechtes als absolut bindende behandelt werden müßten, daß andererseits in einer Anzahl von Fällen im Interesse des Verkehrs
die Anwendung des Satzes iocus
und des praktischen Bedürfnisses
regit actum zuzulassen sei.
'Bon den Vertretern der Vorlage werde
gemacht, daß der Schwerpunkt bei den letzteren Fällen liege.
geltend
Meist handele es
sich darum, daß ein im Auslande weilender Deutscher ein Rechtsgeschäft ab geschlossen habe, welches später zur Kognition der inländischen Gerichte gelange.
Man dürfe in dieser Hinsicht nicht zu rigoros verfahren.
Karakter des jus probibitivum.
Die Formvorschriften
Aber dieses trage nicht immer den
gehörten allerdings dem jus cogens an.
Der Gesichtspunkt, daß ein Handeln in fraudem
legis vorliege, wenn die Parteien, um das Rechtsgeschäft in leichterer Form ab
zuschließen, dasselbe im Auslande vornähmen, dürfe nicht hereingezogen werden; wenn das Gesetz ein im Auslande nach den dort vorgeschriebenen Formen ge schlossenes Geschäft als gültig anerkenne, so stehe das Rechtsverhältniß eben hin
sichtlich der Form unter dem ausländischen Rechte und von einer Umgehung des inländischen Gesetzes könne nicht die Rede sein.
Zu beachten sei, daß es sich
nicht nur um die Formvorschriften des B.G.B. handele, sondern daß auch die Form vorschriften des H.G.B. und der übrigen Reichs-Spezialgesetze in Betracht kämen.
Im Interesse des internationalen Handelsverkehrs sei dringend zu wünschen, daß
der Satz locus regit actum prinzipiell anerkannt werde. — Dieser Ausführung
gegenüber sei zu betonen, daß jedenfalls die Formvorschriften des B.G.B. fast alle von der Art seien, daß der Gesetzgeber auf ihre Beobachtung nicht ver
zichten könne. Von einer Seite wurde hierzu bemerkt: Im älteren Rechte hätten Formvorschrtften wesentlich einen privatrechlichen Karakter gehabt; es habe sich^darum
gehandelt, die Ernstlichkeit des Willens durch bestimmte feierliche Formen klar zustellen.
Die modernen Formvorschriften seien dagegen vorwiegend aus Rück
sichten des öffentlichen Interesses gegeben.
Schon hieraus erhelle, daß der Staat
sie prinzipiell als absolut bindende Vorschriften behandeln müsse. — Dieser Auf fassung wurde von anderer Seite widersprochen. Im Hinblick auf die Vorschriften des B.G.B. erscheine es jedenfalls vor sichtiger, im §. 3 den Satz locus regit actum nicht unbeschränkt aufzustellen.
Andererseits gehe es zu weit, wenn der Antrag 4 die Anwendung dieses Satzes
prinzipiell ausschließe und nur spezielle Ausnahmen von der Regel des §. 3
Satz 1 in Aussicht nehme.
Man laufe dann Gefahr, zu einer kasuistischen und
unübersichtlichen Gestaltung
zu
Schwierigkeiten
gelangen,
erwachsen könnten.
aus welcher dem Verkehr erhebliche
Wünschenswerth sei es vielmehr, int §. 3
eine möglichst allgemeine Regel aufzustellen. die Anträge 2 und 1 in Betracht.
In dieser Hinsicht kämen zunächst
Zu Gunsten des Antrags 2 spreche, daß er
das Verhältniß äußerlich sehr einfach regele. Die vom inländischen Gesetze vor geschriebene Form müsse immer respektirt werden : kenne das ausländische Recht
keine Form, so sei das Geschäft unbedingt in Rechtes abzuschließen.
den Formen des inländischen
Schreibe aber das ausländische Recht selbst eine Form
für das betreffende Rechtsgeschäft vor, so genüge die Beobachtung dieser Form.
Gegen diese Regelung erhebe sich aber das Bedenken, daß es darnach vielfach 3*
Prot. 404. E. II §§. 2238, 2240, 2241. B.R. §§. 2361, 2365, 2369.
36
vom Zufall abhängen werde, in welcher Form ein Rechtsgeschäft abzuschließen sei.
Daneben komme in Betracht, daß der inländische Gesetzgeber nicht darauf
verzichten könne, bei bestimmten Rechtsgeschäften unbedingt die Einhaltung der strengen Formen des inländischen Rechtes zu Verlangen.
Man würde deshalb
nicht umhin können, den Antrag 2 eventuell noch — etwa im Sinne des An trags 3 — zu ergänzen.
Dadurch werde aber das Verhältniß komplizirt und
die Vortheile des Antrags gingen wieder verloren.
Auch der Antrag 1 gewähre keine befriedigende Lösung.
Es werde im
einzelnen Falle vielfach Schwierigkeiten machen, festzustellen, ob eine im Aus
lande stattgehabte Beurkundung
Beurkundung" sei.
eine der inländischen „entsprechende Art der
Besonders mißlich
sei dies für die Parteien,
welche ein
Rechtsgeschäft vorzunehmen beabsichtigten. Dieselben würden stets Gefahr laufen, daß eine Art der Beurkundung, welche sie in gutem Glauben als eine der in ländischen „entsprechende" angesehen hätten, hinterher nicht als eine solche an
erkannt werde und daß in Folge dessen das Rechtsgeschäft zu Fall komme. Zu
Der
besonderen Bedenken gebe der im Antrag 1 vorgeschlagene Satz 2 Anlaß.
Antragsteller glaube, daß man Privaturkunden in größerem Umfang als bisher zulassen könne;
im internationalen Verkehre werde von
gehender Gebrauch
gemacht.
denselben ein weit
Aber der Antrag könne zu schweren Verstößen
gegen die vom inländischen Rechte aufgestellten Grundsätze führen. denkbar,
Es
sei
daß das ausländische Recht dasjenige Rechtsgeschäft, für welches das
inländische Recht bestimmte strenge Formen vorschreibe, überhaupt nicht zulassen wolle, und deshalb keine Formen für dasselbe aufstelle. In diesem Falle würde
die Gestattung
der einfachen Schriftform durchaus unzweckmäßig sein.
Möge
nun aber-auch eine solche Lage nicht häufig vorkommen, so sei doch jedenfalls öfters möglich, daß der ausländische Gesetzgeber um deswillen keine Form
vorschriften für ein Rechtsgeschäft aufstelle, weil dasselbe in seinem Gebiete nur selten vorkomme oder er demselben aus anderen Gründen keine erhebliche Be
deutung beilege rc., während das inländische Gesetz die notarielle oder gerichtliche
Beurkundung unbedingt für erforderlich halte.
Man werde hiernach auch auf
den Antrag 1 nicht eingehen können.
Der Antrag 3 endlich sei gleichfalls nicht völlig einwandfrei, da die Fest stellung, daß bei einer einzelnen Vorschrift der Sinn und Zweck des Gesetzes
die Anwendung des Satzes locns regit actum ausschließe, Schwierigkeiten machen könne und es wenig erwünscht sei, daß die Entscheidung nicht im Gesetze ge
troffen, sondern in die Hand des Richters gelegt werde.
bei §. 24 ähnlich:
Zwar liege die Sache
aber der dem §. 24 zu Grunde liegende Gedanke sei eben
der Art, daß er in einer allen Zweifeln vorbeugenden Weise nicht zum Aus
drucke gebracht werden könne. — Wäge man indessen alle in Betracht kommenden
Gesichtspunkte ab, so gelange man zu dem Resultate, daß der Antrag 3 doch
die am Meisten befriedigende Lösung biete; der Satz locus regit actum werde, was im Interesse des Verkehrs erwünscht sei, ausdrücklich anerkannt, gleichzeitig aber den Bedenken, welche sich einer unbegrenzten Geltung des Satzes entgegen
stellten, durch den Hinweis begegnet, daß der Richter immer festzustellen habe,
ob nicht nach dem Sinne und Zwecke der Formvorschriften des inländischen
Rechtes die Zulassung der fremden Form ausgeschlossen sei.
37
R.T. Art. 6,10. E.G. Art. 7,11. Prot. 404.
Anlangend diejenigen Rechtsgeschäfte, bei denen das den Gegenstand des Geschäfts bildende Rechtsverhältniß dem ausländischen Rechte unterstehe, so seien daß man für sie eine besondere Regel
dieselben nicht von solcher Wichtigkeit, aufzustellen hätte.
Es empfehle sich vielmehr, auch für diese Fälle die Regelung
des Antrags 3 anzunehmen.
HL Zu §. 4 war beantragt: 1. a) im Abs. 1 Satz 1
^.gt. §.4.
des §. 4 die Worte „und die Jnhabung einer
Sache" zu streichen; Satz 2 des §. 4 die Worte
b) im Abs. 1
„und
der Jnhabung"
zu
streichen.
2. a) den Abs. 1 des §. 4 zu streichen und b) den Abs. 2 in folgender Fassung dem §. 3 als Abs. 2 beizufügen: Die Vorschrift des Abs. 1 Satz 2 gilt nicht für ein Rechtsgeschäft, durch welches ein Recht an einer Sache begründet, seinem Inhalte nach geändert, übertragen, belastet oder aufgehoben wird (oder: durch welches über ein Recht an einer Sache verfügt wird).
A.
Zu Abs. 1 bemerkte der Antragsteller zu 2 a, daß die Vorschrift einen
lehrbuchartigen Karakter habe und entbehrlich erscheine.
Die Komm, war der Ansicht, daß der Abs. 1 seinem sachlichen Inhalte nach nicht zu beanstanden sei und daß es sich bei der Wichtigkeit und Häufigkeit
der in Betracht kommenden Fälle aufzunehmen.
empfehle, eine Bestimmung in
das Gesetz
Dem entsprechend wurde der Abs. 1 gebilligt.
Bon einer Seite wurde darauf hingewiesen,
daß die Vorlage keine aus
drückliche Entscheidung für den Fall enthalte, daß eine bewegliche Sache, deren Ersitzung in einem Rechtsgebiete begonnen, während der Ersitzungszeit in ein
anderes Rechtsgebiet gelange, welches
andere Grundsätze über die Ersitzung
habe.
Die Vorlage wolle die Lösung der Wisienschaft und der Praxis über
lassen.
Bei der geringen Häufigkeit der in Betracht kommenden Fälle werde
man sich hiermit begnügen können. Hiergegen erhob sich kein Widerspruch. Die in den Anträgen la und b vorgeschlagenen Aenderungen, welche sich
lediglich als eine Konsequenz der zum Besitzrechte gefaßten Beschlüsse darstellen, wurden von keiner Seite beanstandet. B. Der Antrag 2 b will den Abs. 2 in der Richtung unter
die
betreffende
Bestimmung
auch
diejenigen
erweitern, daß
Rechtsgeschäfte
gestellt
werden, durch welche ein Recht an einem Grundstücke seinem Inhalte nach ge
ändert oder belastet wird.
Hierzu wurde bemerkt, daß diese Erweiterung wohl
schon im Sinne der Vorlage liege. Ter Antrag 2b wurde seinem sachlichen Inhalte nach gebilligt. Z.P.N. 8.2 elweiterang
C. Bon einer Seite wurde noch beantragt: den §. 2 Abs. 3 Satz 2 der Vorlage zu fassen:
Auf familienrechtliche
und
erbrechtliche
Rechtsgeschäfte
sowie d Ausnahme,
auf Rechtsgeschäfte, durch welche über ein ausländisches Grundstück verfügt wird, findet diese Vorschrift keine Anwendung. Der Antragsteller bemerkte:
Rehme ein Ausländer im Inland ein Rechtsgeschäft vor, durch welches er über ein ausländisches Grundstück verfügt, so müsse er nach Maßgabe des §. 2 Abs. 3
38 als
Prot. 404. E. II tz. 2242. 93.9t. §. 2366. geschäftsfähig behandelt werden,
Heimathstaats geschäftsunfähig sei.
auch wenn er nach dem Rechte seines
Daraus ergebe sich die mißliche Konsequenz,
daß das Rechtsgeschäft zwar im Inland als gültig angesehen werde, dagegen da, wo es seine materiellen Wirkungen äußern solle, keine rechtliche Wirkung haben könne.
Es werde erforderlich sein, solche Rechtsgeschäfte von der Vor
schrift des §. 2 Abs. 3 Satz 1 auszunehmen. Die vorgeschlagene Bestimmung wurde von einer Seite als nicht ganz unbedenklich, von anderer Seite im Hinblick auf ihre sehr geringe praktische Be
deutung als überflüssig bezeichnet.
Die Mehrheit war der Ansicht,
daß der
Antrag an sich richtig sei und daß kein Anlaß vorliege, die Berichtigung des §. 2 abzulehnen.
Dem entsprechend wurde der Antrag angenommen.
-chuldverh
IV. Zu §. 5 war beantragt:
au» Recht-'-
1. den Abs. 2 des §. 5 durch die Bestimmung zu ersetzen: Sofern sich aus den Umständen ergiebt, daß die Betheiligten die
8£benbe£r
Anwendung der Gesetze eines anderen Ortes voraussetzen mußten, sind die Gesetze dieses Ortes maßgebend.
2. in der im Antrag 1 vorgeschlagenen Bestimmung statt „daß die Be
theiligten die Anwendung der Gesetze eines anderen Ortes voraussetzen
mußten" zu setzen „daß von den Betheiligten die Anwendung der Ge setze eines anderen Ortes vorausgesetzt sein muß";
3. den Abs. 2 des §. 5 zu fassen: Haben die Parteien die Anwendbarkeit der Gesetze eines anderen Ortes vereinbart, oder ist den Umständen nach anzunehmen, daß
die Parteien eine solche Vereinbarung getroffen haben würden, wenn sie an die Frage, nach welchem Rechte das Rechtsgeschäft zu be urtheilen ist,
gedacht hätten,
so
sind
die Gesetze
dieses Ortes
maßgebend. 4. den §. 5 zu streichen; 5. dem Abs. 1 des §. 5 folgenden Satz beizufügen: Ueber die Frage, wo das Rechtsgeschäft zum Abschlüsse gelangt
ist, entscheiden die deutschen Gesetze, wenn die Gesetze mehrerer in Betracht kommender Orte zu vor: einander abweichenden Ergebnissen
führen. Die Komm, erklärte sich mit der Streichung des Abs. 2 Satz 2 einver
standen, lehnte den Antrag 5 ab, billigte eventuell zu Abs. 2 Satz 1 die Fassung des Antrags 2 und nahm den so gestalteten §. 5 endgültig an.
Erwogen war: Das Schuldverhältniß aus einem Rechtsgeschäft unter Lebenden solle nach der Vorlage (§. 5 Abs. 1) prinzipiell nach den Gesetzen des Ortes beurtheilt werden, an welchem das Rechtsgeschäft zum Abschlüsse gelangt ist.
verschiedene Lösungen in Betracht kommen.
Es könnten
In älterer Zeit sei die Meinung,
daß das Recht des Entstehungsorts maßgebend sein müsse, fast allgemein herrschend gewesen.
Savigny habe dagegen die Theorie vertreten, daß das Recht des Er
füllungsorts Anwendung zu finden habe, und seitdem habe diese Theorie vielfach Eingang gefunden.
In neuerer Zeit zeige man sich der Ansicht geneigt, daß
39
Prot. 404.
das Recht des Wohnsitzes des Schuldners der Beurtheilung zu Grunde zu legen sei.
Keines der verschiedenen Systeme sei völlig
Die Vorlage
einwandfrei.
habe sich für das Recht des Entstehungsorts entschieden.
Diese Entscheidung
entspreche am Meisten
Sie gebe für den
der natürlichen Auffassungsweise.
größten Theil der in Betracht kommenden Geschäfte, für alle Geschäfte des
täglichen Lebens, für den Verkehr auf den Börsen, Märkten, Messen, in Gast
häusern 2C., eine einfache und sichere, der Billigkeit gemäße Entscheidung an die Jeder der Kontrahenten könne ohne Weiteres feftstellen, welches Recht
Hand.
maßgebend sei, keiner sei vor dem anderen bevorzugt.
Nicht außer Acht zu
lassen sei auch, daß die Regel der Vorlage mit der Auffassung übereinstimme,
welche in der ausländischen Gesetzgebung und Jurisprudenz die größte Ver
breitung gefunden habe.
Endlich komme in Betracht, daß die Wahl eines jeden
anderen Rechtes zu erheblichen Uebelständen und Schwierigkeiten führe. Rechte des Erfüllungsorts ergebe sich ein unlösbarer Widersprach,
Bei dem
wenn der
Erfüllungsort selbst der Feststellung nach Vorschriften des objektiven Rechtes
welches Recht für die Bestimmung
bedürfe; es müsse dann eben erst feststehen,
des als Ausgangspunkt in Betracht kommenden Erfüllungsorts maßgebend sei.
Schwierigkeiten entständen weiter, wenn der Erfüllungsort nach dem Abschlüsse geändert werde,
des Vertrags
oder wenn
wenn ein wahlweiser Erfüllungsort verabredet Mißlich sei die Ent
an einem Orte theilweise zu erfüllen sei.
scheidung auch dann, wenn der eine Theil an dem einen, der andere Theil an
einem anderen Orte zu erfüllen habe.
— Das am Wohnsitze des Schuldners
geltende Recht versage gerade in den wichtigsten Fällen, nämlich dann, wenn es sich um ein zweiseitiges Geschäft handele.
Fasse man den gegenseitigen Vertrag
als ein einheitliches Verhältniß auf, so sei eine Entscheidung möglich,
da die beiden Betheiligten Schuldner seien.
überhaupt nicht
Trenne man die beiden
aus dem gegenseitigen Vertrage sich ergebenden Verbindlichkeiten und beurtheile
man eine jede besonders, so könnten sich,
da thatsächlich
sammenhang bestehe, vielfache Komplikationen ergeben. der Gläubiger den Wohnsitz des vielfach
gar nicht kenne.
Schuldners
doch ein innerer Zu
Mißlich sei ferner, daß
beim Abschlüsse des Vertrages
Vom Standpunkte der Partei werde es hiernach
häufig als Zufall erscheinen, ob ein Geschäft gültig sei oder welche Folgen sich an dasselbe
Wolle man
knüpften.
eine Bestimmung
bezüglich der Schuld
verhältnisse aus Verträgen überhaupt aufnehmen, so empfehle es sich, der in der Vorlage aufgestellten Regel zuzustimmen.
Die strikte Durchführung des im
§. 5 Albs. 1 aufgestellten Prinzips könne aber doch in vielen Fällen zu Ergeb
nissen führen, welche den Anschauungen des Lebens und der Natur der Tinge
Widerstreiten würden.
Der Abs. 2 Satz 1 mache deshalb eine Ausnahme dahin,
daß, wenn nach den Umständen des Falles die Anwendbarkeit der Gesetze eines
anderen Ortes als gewollt anzusehen sei, die Gesetze dieses Ortes maßgebend sein sollen.
Der dieser Vorschrift zu Grunde liegende Gedanke sei als zutreffend
anzuerkennen, derselbe habe aber
keinen richtigen Ausdruck
gefunden.
Ten
Parteien sei ein gewisser Einfluß hinsichtlich der Anwendung von Rechtssätzen aus
das im einzelnen Falle begründete Schuldverhältniß zuzugeftehen.
werde
vielfach
der
im
einzelnen
Falle
geschaffene
Thatbestand
Einerseits gerade
bei
obligatorischen Verträgen ganz verschieden sein von denjenigen Voraussetzungen,
40
Prot. 404. E. I §. 701; II §§. 724, 2242. B.R. §§. 780, 2366.
welche für den Gesetzgeber bei der Aufstellung der allgemeinen Regel des Abs. t
bestimmend gewesen seien.
Andererseits sei es bei Schuldverhältniflen aus einem
Rechtsgeschäft unter Lebenden unbedenklich,
dem Parteiwillen größeren Spiel
raum zu lassen, als etwa bei Geschäften des Familienrechts oder des ErbrechtsAber die Fassung der Vorlage eröffne dem Parteiwillen die Möglichkeit, nicht
nur das dispositive Recht durch ein anderes Recht zu ersetzen, sondern auch zwingende Normen des objektiven Rechtes auszuschließen.
Eine Beschränkung
sei nur insoweit beigefügt (Abs. 2 Satz 2), als, wenn das Rechtsgeschäft iur Inland errichtet worden, für dasselbe die am Orte der Errichtung über das Erforderniß einer besonderen Form geltenden Gesetze maßgebend bleiben sollen.
Hiergegen sei einzuwenden, daß das objektive Recht nie unmittelbar durch den
Parteiwillen bestimmt werden könne.
Der Parteiwille könne nur die Bedeutung
haben, Voraussetzungen zu schaffen,
an welche das objektive Recht die Folge
knüpfe, daß ein bestimmtes Recht anzuwenden sei.
treffe auch in
Die Fassung der Vorlage
anderer Hinsicht nicht das, worauf
es
ankomme.
Daß die
Parteien Normen des dispositiven Rechtes ausschließen können, wenn sie dies
wollen, ergebe sich aus allgemeinen Grundsätzen und
brauche nicht gesagt zu
werden. In vielen Fällen werde aber die Sache so liegen, daß sich ein eigent licher Wille 'der Parteien hinsichtlich der Anwendbarkeit eines bestimmten Rechtes
nicht feststellen lasse,
daß dagegen die Parteien, wenn die Frage aufgeworferr
worden wäre, ein bestimmtes Recht als das für sie maßgebende bezeichnet haben würden.
Es sei erforderlich, die Vorschrift so zu fassen, daß
sie auch diese
letzteren Fälle decke; die Vorlage, welche auf eine wirklich zu Stande gekommene ausdrückliche oder stillschweigende Vereinbarung hindeute, werde denselben nicht gerecht.
Der Antrag 1 suche den Bedenken, die sich erheben lassen,
abzuhelfen.
Die Anträge 2 und 3
auffassung mit dem Antrag 1 überein.
gegen den- Abs. 2 des §. » stimmten in der Grund
Der Antrag 3 wolle durch seine Fassung
insbesondere noch dem Gedanken Rechnung tragen, daß der Wille der Parteien
auch berücksichtigt werden müsse, wenn er nach den Umständen des Falles un
zweckmäßig sei.
Bei Berücksichtigung
aller in Betracht kommenden Momente
werde man der Fassung des Antrags 2 den Vorzug zu geben haben.
Nehme
man den Antrag 2 an, so könne der Satz 2 des Abs. 2 der Vorlage gestrichen werden. Der Antrag 5 beabsichtige, für einen besonderen Fall Vorsorge zu treffen. Die Frage, ob und wo ein Vertrag zu Stande gekommen sei, werde nicht selten
zweifelhaft sein; es treffe dies insbesondere dann zu, wenn über den Abschluß des Vertrags Briefe gewechselt seien
und
in den verschiedenen
Staaten, in
welchen die Briefe geschrieben und abgesendet wurden, verschiedene Grundsätze
über das Zustandekommen eines Vertrags beständen. Die Berücksichtigung des praktischen Bedürfnisses mache es nach der Auffassung des Antragstellers dringend wünschenswerth, für solche im Verkehre zwischen fremden Ländern sehr häufige
Vorkommnisse eine ausdrückliche Entscheidung im Gesetze zu geben.
Dieselbe sei
zu Gunsten des deutschen Rechtes zu treffen, dessen Anwendung, wenn die Gesetze
mehrerer in Betracht kommender Staaten abweichende Normen aufstellten, der
natürlichen Auffassung entspreche.
Diesen Ausführungen gegenüber sei aber zunächst
R.T. §. 779.
41
B.G.B.K.795. Prot. 404.
zu betonen, daß die Regel des §. 5 Abs. 2
(in der Fassung des Antrags 2)
häufig die nöthigen Anhaltspunkte für die Entscheidung geben werde und daß
der Richter, auch wenn dies nicht zutreffen sollte, immerhin im Stande sei, den
Ort, an welchem der Vertrag zum Abschlüsse gelangt ist, zu bestimmen (vergl. Prot. d. Komm. I S. 11504 bis 11506). kasuistischen Eindruck machen.
Eine besondere Vorschrift würde einen
Dazu komme, daß der vorgeschlagene Satz auch
nicht als richtig anerkannt werden könne; die Entscheidung, die er treffe, stelle sich als eine willkürliche dar.
In vielen Fällen, insbesondere, wenn die Frage
durch Staatsverträge zwischen den in Betracht kommenden Staaten geregelt sei,
könne sie zu ganz unbilligen und verkehrten Ergebniffen führen.
Man werde
daher den Antrag 5 abzulehnen haben.
Der Antrag 4 wolle den §. 5 ganz streichen. Zu Gunsten des Streichungs antrags werde geltend gemacht, daß die in Rede stehenden Vorschriften einen lehrbuchartigen Eindruck machten und daß dieselben, welche Fassung man ihnen auch geben möge, mit Nothwendigkeit an einer Unbestimmtheit leiden würden,
die einer wirklichen Klarstellung entgegenstände.
die ausländische Gesetzgebung,
Vorschriften
über
Beachtung verdiene auch, daß
insbesondere neuestens das span. G.B., keine
die Schuldverhältnisse
aus
Verträgen
im
internationalen
Privatrecht aufgestellt habe. — Hiergegen sei einzuwenden, daß das G.B. über eine Frage von so großer praktischer Bedeutung nicht vollständig schweigen könne,
um so weniger, als gerade hinsichtlich der Beurtheilung der Schuldverhältniffe
aus Rechtsgeschäften unter Lebenden eine sehr große Verschiedenheit der Meinungen herrsche.
Richtig sei, daß sich eine absolut einfache, auf jeden einzelnen Fall
ohne Weiteres anwendbare Regel nicht aufstellen lasse.
Immerhin werde der
§. 5 euren großen Theil der auf diesem Gebiete bestehenden Streitigkeiten ab schneiden und der Rechtsprechung
auch
für die zweifelhaften Fälle die noth-
wendigen Direktiven geben.
V.
Es gelangte nunmehr folgender Antrag zur Berathung: E.uz.724 im §. 724 Abs. 1 Satz 1 des Entw. II hinter den Worten „einer be-AA^^
stimmten Geldsumme" die Worte „an einem inländischen Zahlungsorte" ®$uibwrf
interationale
im
Jnlande
nicht
verfolgt
werden kann. b) den Abs. 2 des §. 661 d. C.P.O. durch die Vorschrift zu ersetzen:
Das Bollstreckungsurtheil ist erst zu erlassen, wenn das Urtheil des ausländischen Gerichts
nach
dem für dieses Gericht geltenden
Rechte die Rechtskraft erlangt hat.
die Anerkennung
des Urtheils
Es ist nicht zu erlassen, wenn
im Jnlande
nach
§. 293 f aus
geschlossen ist. 2. die Nr. 4 des §. 25 Abs. 2 zu fassen:
wenn die Anerkennung des Urtheils gegen die guten Sitten oder gegen ein gesetzliches Verbot im Sinne des §. 24 verstoßen würde. Die Mehrheit beschloß zunächst, den Abs. 1 des §. 25 zu streichen.
Erwogen war: k. •’> Abi. 1. Wirkungen.
Tie Vorschrift sei, soweit richtig, selbstverständlich; sie sei aber schwerlich
ihrem vollen Umfange nach richtig.
Richtig, aber selbstverständlich, sei es, daß
sich nach dem am Sitze des Prozeßgerichts geltenden Rechte bestimme, welchen
Inhalt das Urtheil habe.
was der Richter nach
Als Inhalt des Urtheils sei dasjenige anzusehen,
dem am Sitze des Prozeßgerichts geltenden Rechte zum
Gegenstände seiner Entscheidung
zu machen hatte.
Nach diesen Gesetzen habe
der deutsche Richter auch mehr oder minder zweideutige Ausdrücke auszulegen, 9 DaS Zitat bezieht sich auf den Satz, welcher in dem auf S. 81, 82 unter IV mitgethcilten Antrag 1 enthalten und nach S. 85 abgelehnt worden ist.
87
Prot. 409.
die das ausländische Urtheil etwa enthalte.
Was die Wirkungen des Urtheils
dritten Personen gegenüber anbelange, so sei zu unterscheiden, ob das betreffende Rechtsverhältniß von dem deutschen oder von dem ausländischen Rechte beherrscht
In dem ersteren Falle könne das ausländische Urtheil keine weitergehende
werde.
Wirkung haben, als das Urtheil eines deutschen Gerichts.
Wenn also nach dem
deutschen Rechte im gegebenen Falle die Rechtswirksamkeit des Urtheils sich auf die Parteien beschränke, so könne dem Umstande keine Bedeutung beigemeffen
werden,
daß das am Sitze des Prozeßgerichts geltende Recht, dem Urtheil in
diesem Falle
schränkung,
Insoweit sei die Ein
gegen Dritte beilege.
auch Wirkungen
die der Satz 2 des Abs. 1 enthalte,
aber selbstverständlich.
richtig,
Dagegen erscheine es bedenklich, in dem Falle, wenn das der Entscheidung zu Grunde liegende Rechtsverhältniß von dem ausländischen Rechte beherrscht werde,
Wirkungen,
die dem Urtheile nach
dem ausländischen Rechte gegen Tritte zu
kommen, blos um deswillen zu verneinen, weil das deutsche Recht im gegebenen Falle das Urtheil nur unter den Parteien wirken lasse.
halb, den Abs. 1
zu
Es empfehle sich des
streichen und darauf zu vertrauen,
daß die Wissenschaft
und die Praxis den Inhalt des Abs. 1, soweit er richtig sei, an der Hand der allgemeinen Grundsätze finden werde.
Der Abs. 2 zählt die Fälle auf, in
die Anerkennung
denen
eines aus-
ländischen Urtheils ausgeschlossen sein soll.
Anerkennung.
Die Ziffer 1 erwähnt im Anschluß an §. 661 Abs. 2 Nr. 1 d. C.P.O. in
dieser Beziehung
zunächst
den
Fall, wenn das
Urtheil nach
den
für das
Degen
ausländische Gericht maßgebenden Gesetzen noch nicht rechtskräftig ist.
Die Komm, erhärte sich mit der Streichung der Nr. 1 einverstanden.
Erwogen war:
In der Begründung
des den Allg. Theil
betr. Entw.
des Redaktors
Abschn. I. 11 2, internat. Privatr., S. 166 sei bereits bemerkt, daß die in Nr. 1 enthaltene Vorschrift für die Vollstreckung des ausländischen Urtheils bedeutsam,
für die Anerkennung des ausländischen Urtheils aber selbstverständlich sei.
Tie
Aufnahme der Bestimmung in die Vorlage sei aus einem wesentlich formalen, die Redaktion betreffenden Grunde erfolgt.
Es
sei in Aussicht genommen ge
wesen, im Entw. d. E.G. den §. 661 d. C.P.O.
in der Weise zu modifiziren,
daß er im Wesentlichen auf den §. 25 der Vorlage verweise:
bei dieser Sach
lage habe man für rathsam gehalten, des in Nr. 1 des §. 661 Abs. 2 d. G?$.C. erwähnten Hindernisses im •§. 25 zu gedenken: vergl. die im Art. 11 des Entw.
d. E.G. dem §. 664 d. C.P.O. beigegebene Anmerkung.
Ta es richtig sei, daß
die Ziffer 1 des §. 25 Abs. 2 für die Frage der Anerkennung des ausländischen
Urtheils als selbstverständlich erscheine, so
empfehle es
dieser Stelle zu streichen und darüber zu befinden, des §. 661 Abs. 2 d. C.P.O.
ob
sich, die Vorschrift an bei der Ausgestaltung
die in Aussicht genommene Verweisung
§. 25 genüge oder ob daneben noch,
auf den
wie dies der Antrag lb vorschlage, eine
der jetzigen Nr. 1 des §. 661 Abs. 2 entsprechende Bestimmung aufzunehmen sei.
Die Ziffern 2 und 3 des §. 25 Abs. 2 wurden in sachlicher Hinsicht nicht k-D E 2
beanstandet.
Sie entsprechen im Wesentlichen den Ziffern 3 und 4 des §. 661 Degen'unzu-
Abs. 2 d. C.P.O.
In Nr. 3 ist jedoch
das Wort „Schuldner"
klagte" ersetzt, um auch die Statusklagen zu treffen.
durch
„Be- ^rkttZu
Es sind ferner die Worte mangelhafter Ladung.
88
Prot. 409. E. II §. 2265. B.R. §. 2390.
„durch
Gewährung
der Rechtshülfe im Deutschen Reiche" durch die Worte
„durch Gewährung deutscher Rechtshülfe" ersetzt, um auch diejenigen Fälle zu treffen, in welchen die den Prozeß
Beklagten
durch
Vermittelung
einleitende Ladung
eines
deutschen
oder Verfügung dem
Konsulargerichts
zugestellt
worden ist. 8-^Abs.2 Nach ber Ziffer 4 soll das Urtheil eines ausländischen Gerichts nicht anZum Schutze Sitten^c
erkannt werden, wenn die Anerkennung gegen die guten Sitten oder die öffentOrdnung verstoßen würde.
In Nr. 5 werden sodann gewisse Vorschriften
aufgeführt, deren Inhalt so wichtig
des deutschen internationalen Privatrechts
erscheint,
daß
die
derselben
Nichtberücksichtigung
seitens
des
ausländischen
Richters die Nichtanerkennung des ausländischen Urtheils im Jnlande zur Folge haben soll.
Einigkeit bestand darüber, daß für die Gestaltung der Nr. 4 der zu §. 24 gefaßte Beschluß (S. 85) präjudiziell sei.
Man erkannte an, daß das diesem
Beschlusse zu Grunde liegende Prinzip auch bei der Anerkennung der Urtheile eines ausländischen Gerichts zur Geltung
gebracht werden müsse.
Demgemäß
soll die Anerkennung eines ausländischen Urtheils versagt sein, wenn die An
erkennung
des Urtheils
deutschen Gesetzes
gegen
verstoßen
die guten Sitten oder gegen den Zweck eines würde
oder wenn das Urtheil auf einem
aus
ländischen Gesetze beruht, das die Rechte der Fremden in unbilliger Weise be
einträchtigt. 8. 25 Abs. Nr. 5. Wegen Verstoßes gegen gewisse Vorschriften
Gegen die Ziffer 5 erhoben sich Bedenken.
Es lag der Antrag vor:
die Vorschrift zu streichen. Zur Begründung dieses Antrags wurde ausgeführt:
Die Aufnahme der Nr. 5 könne leicht zu einer Verdunkelung der Nr. 4 des 2 P R. |^ren Die Ziffer 4 schließe die Anerkennung eines ausländischen Urtheils aus,
wenn die Anerkennung gegen den Zweck eines deutschen Gesetzes verstoßen würde.
Unter einem deutschen Gesetze seien auch die Normen des in Deutschland geltenden internationalen Privatrechts zu verstehen.
Fasse man den Inhalt der Nr. 4 in
diesem Sinne auf, so ergebe sich hieraus von selbst, daß, wenn der ausländische
Richter die in Nr. 5 bezeichneten Normen des internationalen Privatrechts in einer den Zwecken dieser Normen zuwiderlaufenden Weise nicht berücksichtigt habe, dem Urtheil im Jnlande die Anerkennung zu versagen sei.
neben den in Nr. 5 aufgeführten Fällen auch
Andererseits seien
andere denkbar, in welchen die
Nichtbeachtung von Grundsätzen des in Deutschland geltenden internationalen Privatrechts seitens des ausländischen Richters, als den Zwecken der deutschen
Gesetze zuwiderlausend anzusehen sei und deswegen zu einer Nichtanerkennung des ausländischen Urtheils führen müsse.
Es gelte dies insbesondere dann, wenn
der ausländische Richter in Abweichung von den in Deutschland geltenden Grund
sätzen des internationalen Privatrechts die ehelichen Güterverhältnisse der Ehe gatten nach
einem diesen
Grundsätzen
nicht
entsprechenden
Gütersysteme be
urtheilt habe. Die Mehrheit hatte Bedenken gegen die Streichung der Nr. 5, weil die Richtigkeit der Ansicht, daß unter dem in Nr. 4 erwähnten deutschen Gesetze nicht
blos materiellrechtliche Normen des
deutschen Rechtes, sondern auch
die in
Deutschland geltenden Normen des internationalen Privatrechts zu verstehen seien,
89
R.T. Art. 30. E.G- Art. 31. Prot. 409.
bestritten werden müsse und zum Mindesten sehr bestreitbar sei.
Die Mehrheit
erkannte aber an, daß die in Nr. 5 aufgeführten Falle sich als Konsequenzen des in Nr. 4 zum Ausdrucke gelangten Gedankens darstellten, nach welchem die
Anerkennung eines ausländischen Urtheils ausgeschloßen sein solle, wenn die An erkennung
gegen den Zweck deutscher Normen verstoßen würde, und stimmte
einem im Laufe der Berathung gestellten vermittelnden Anträge zu, welcher dahin geht, die Ziffer 5 mit der Ziffer 4 unter Einschiebung des Wortes „insbesondere"
zu vereinigen. Gegen die Ziffer 6, welche die Anerkennung des ausländischen Urtheils S-25 a6f-2
ausschließt, wenn die Gegenseitigkeit nicht verbürgt ist, erhob sich kein Widerspruch.
Wegen
Der Antrag 1, den §. 25 in der aus der Berachung hervorgegangenen aRa^“,bcr Fassung als §. 193 f in die C.P.O. zu versetzen, wurde gebilligt, desgleichen die
feitigteit
im Antrag lb vorgeschlagene Fassung des §. 661 Abs. 2 d. C.P.O.
Der §. 26 des Entw. wurde nicht beanstandet. Es folgte die Berachung über die Frage, an
3 PR. 8.26. welcher Stelle die be- ^^ungs-
schloffenen Vorschriften über das internationale Privatrecht einzustellen seien und Stellung der
welche Ueberschrift diese Vorschriften erhalten sollten. Bon einer Seite wurde vorgeschlagen, die Vorschriften in das E.G. zu Vorschriften, verweisen.
Sie gehörten zur Lehre vom objektiven Rechte und ein Theil der
auf diese Materie bezüglichen Vorschriften, nämlich die Vorschriften über die
Geltung des Gewohnheitsrechts, seien bereits in das E.G. verwiesen;
(vergl. I
S. 3, 4).
Die Mehrheit beschloß, die Vorschriften über das internationale Privat
recht dem B.G.B. selbst einzuverleiben und sie daselbst als 6. Buch aufzunehmen. Der Beschluß beruhte auf der Erwägung, daß die betreffenden Vorschriften einen
Bestandtheil des materiellen Rechtes bildeten.
Der Umstand, daß man in Aus
sicht genommen habe, im E.G. Bestimmungen über das Gewohnheitsrecht zu treffen, komme nicht in Betracht, da sich das E.G. mit der Regelung des ob jektiven Rechtes im Ganzen nicht zu befassen habe.
In Ansehung der Ueberschrift, welche dem neuen 6. Buche seinem Inhalte nach zu geben sei, wurden folgende Bezeichnungen vorgeschlagen: 1. Internationales Privatrecht. 2. Räumliche Geltung des bürgerlichen Rechtes.
3. Anwendungsbereich der deutschen Gesetze.
4. Anwendung deutscher und ausländischer Gesetze. 5. Anwendung ausländischer Gesetze. Die Mehrheit entschied sich für die Ueberschrift „Anwendung ausländischer
Gesetze".
Erwogen war: Die gewählte Ueberschrift sei zwar insofern nicht ganz korrekt,
als aus
ihrem Wortlaute nicht ohne Weiteres erhelle, daß die in Rede stehenden Vor schriften dazu bestimmt seien, neben dem Geltungsgebiete des
ausländischen
Rechtes auch die Grenzen für den Anwendungsbereich der deutschen Gesetze fest zusetzen.
Sie treffe aber doch im Wesentlichen den Kernpunkt und empfehle sich
deswegen, weil sie in einer auch dem Laien verständlichen Form einen aus
reichenden Begriff von dem allgemeinen Inhalte des 6. Buches gebe.
90
Erbretii$e3. 8.1756 Abs. 2.
noch^nicht
eräugter.
E. I §§. 1758,99,1800,13; II §§. 1968,74,82,2034,80. B.R. §§. 2072,78,86,2139,86.
Man ging nunmehr zur Erledigung verschiedener, bei der Redaktion des ^hrechts aufgetauchter Fragen über.
II.
Der §. 1758 der Zus. d. Red.Komm. (E. I §. 1758 Abs. 2) lautet: Wer zur Zeit des Erbfalls noch nicht erzeugt ist, kann nur als
Nacherbe eingesetzt oder mit einem Vermächtnisse bedacht werden. er
als Erbe oder als Ersatzerbe eingesetzt,
Ist
so ist die Einsetzung im
Zweifel als Nacherbeinsetzung anzusehen.
Das Gleiche gilt für eine juristische Person, die erst nach dem Erb
falle zur Entstehung
gelangt;
die Vorschrift des §. 72 Abs. 2 (des
Entw. II) bleibt unberührt.
Hierzu war beantragt: die Red.Komm. solle ermächtigt mit Rücksicht
werden,
den Abs. 1 des § 1758
auf die Vorschriften der Zus. d. Red.Komm. §. 1752,
§. 1808 Abs. 2, §. 1847 g Abs. 2 zu streichen und den Abs. 2 des §. 1758 mit dem §. 1808 Abs. 2 zu verbinden.
Der Antragsteller führte aus: Der Satz 1 des §. 1758 Abs. 1 sei selbstverständlich.
Er passe nicht an
diese Stelle; die Aufnahme einer ausdrücklichen Bestimmung werde dazu führen, daß man derselben bezüglich der anderen in dem Antrag angeführten.Vorschriften
ein argumentum a contrario entnehme.
Der Satz 2 des Abs. 1 sei gleichfalls
entbehrlich: eventuell gehöre die Vorschrift in den Titel über die Nacherbschaft. Von anderer Seite wurde darauf hingewiesen, daß der Satz 2 des §. 1758 Abs. 1 kaum zu entbehren sei.
Halte man aber den Satz 2 aufrecht, so werde
wohl besser auch der Satz 1 beibehalten.
Jedenfalls dürfe der Beschluß nicht
dahin gehen, die Red.Komm. anzuweisen, den Abs. 1 zu streichen. Die Komm, ertheilte der Red.Komm. die Ermächtigung, den Abs. 1 des §. 1758, eventuell den Satz 1, zu streichen, und den Auftrag, für den Fall der
Streichung des ersten Satzes zu prüfen, ob der Satz 2 und der Abs. 2 an eine andere Stelle zu versetzen seien. § 1799. Beschwerung d. angewachs. Erbtheils.
II a.
Ein weiterer Antrag ging dahin: im §. 1797a der Zus. d. Red.Komm. (E. I §. 1799) hinter den Worten „beschwert ist"
einzuschalten „und
in Ansehung der Ausgleichungs
pflicht".
0 Der §. 1752 der Zus. d. Red.Komm. (E. I §§. 1752, 1758 Abs. 1, 1964 Abs. 2, 2026 Abs. 1) stimmt überein mit E. II §. 1800, B G B. §. 1923. Der §. 1808 der Zus. d. Red Komm. (6.1 §. 1808) lautet: Hat der Erblasser angeordnet, daß der eingesetzte Erbe die Erbschaft erst von dem Eintritt eines bestimmten Zeitpunkts oder Ereignisses an erhalten soll, ohne zu bestimmen, wer bis dahin Erbe sein soll, so sind die gesetzlichen Erben des Erblassers die Vorerben. Das Gleiche gilt, wenn eine zur Zeit des Erbfalls noch nicht erzeugte Person als Erbe eingesetzt ist oder wenn die Persönlichkeit des Erben durch ein erst nach dem Erbfall eintretendes Ereigniß bestimmt werden soll. (Vergl. 6. II §. 1978; B.G.B. §. 2105.) Der §. 1847 g der Zus. d. Red.Komm. (6.1 §. 1869) stimmt mit E. II §. 2033 überein; vergl. B.G.B. §. 216*2.
R.T. §§. 2070,76,84,2137,2184. B-G.B. §§. 2095,2101,09,63,2210. Prot. 409.
91
Die Komm, billigte den Antrag, welcher sich lediglich als eine Konsequenz des Beschlusses darstellt, daß die Ausgleichungspflicht der Abkömmlinge unter
Umständen auch im Falle der Erbeinsetzung einzutreten habe.
IIL Der §. 1800 der Zus. d. Red.Komm. (E.I §. 1800 Abs. 2) lautet:« Der Erblasser kann mehrere Ersatzerben in der Weise einsetzen, daß, ErsatzerbeH. wenn der eine wegfällt, der andere an seine Stelle tritt. Hierzu war beantragt:
die Red.Komm.
solle
ermächtigt werden, den §. 1800 der Zus. d.
Red.Komm. zu streichen. Der Antragsteller bemerkte,
daß für die Nacherbschaft eine solche Vor
schrift nicht gegeben sei, obschon sich dort in Folge der Streichung des §. 1812 des Entw. I dieselbe Frage ergebe.
Man beschloß, die Red.Komm. zu ermächtigen, den angeführten §. 1800
zu streichen,
eventuell eine demselben entsprechende Bestimmung in den Titel
über die Nacherbfolge einzustellen.
IV. Die §§. 1813, 1847h und 1910c der Zus. d. Red.Komm. lauten: §. 1813.
Die Einsetzung eines Nacherben wird unwirksam, wenn
seit dem Erbfalle dreißig Jahre verstrichen sind,
der Nacherbfolge eingetreten ist.
Sie
bleibt auch nach
1. wenn die Nacherbfolge für den Fall angeordnet ist,
dieser Zeit Erläuterung, daß in der
Person des Vorerben oder des Nacherben ein bestimmtes Ereigniß eintritt und derjenige, in dessen Person das Ereigniß eintreten soll,
zur Zeit, des Erbfalls lebt; 2. wenn dem Vorerben oder entern Nacherben für den Fall, daß ihm ein Bruder oder eine Schwester geboren wird, der Bruder oder die
Schwester als Nacherbe bestimmt ist. Das Vermächtniß bleibt in den Fällen des §. 1869
auch nach dem Ablaufe von dreißig Jahren wirksam,
1. wenn es für den Fall angeordnet ist, daß in der Person des Be schwerten oder des Bedachten ein bestimmtes Ereigniß eintritt und derjenige,
in dessen Person das Ereigniß eintreten soll,
zur Zeit
des Erbfalls lebt;
2. wenn ein Erbe, ein Nacherbe oder ein Vermächtnißnehmer für den Fall, daß ihm ein Bruder oder eine Schwester geboren wird, mit einem Vermächtnisse zu Gunsten des Bruders
«omm.
ohne daß der Fall
wirksam:
§. 1847 h.2)
«•181^
oder der Schwester be
schwert ist.
§. 1910c.3) Das Amt eines Testamentsvollstreckers der im §. 1899ä bezeichneten Art erlischt, wenn dreißig Jahre seit dem Erbfalle verJ) Der §. 1813 der Zus. d. Red.Komm. (E. I §. 1813) stimmt überein mit E- II §. 1982 Abs. 1; vergl. B-G.B. §. 2109 Abs. 1. -) Dem tz. 1847 h der Zus. d. Red.Komm. entspricht E. II tz. 2034 Abs. 1, B.G.B. §. 2163 Abs. 1. 8) Dem §. 1910 c der Zus. d. Red.Komm. entspricht E. II §. 2080 Satz 1 und 2, B.GÄ. §. 2210 Satz 1 und 2.
92
Prot.409, E. I §§. 1822,1829; II §§. 1988-1901, B.R. §§. 2092-2095. strichen sind. waltung
Der
Erblasser kann jedoch
daß die Ver
anordnen,
bis zum Tode des Erben oder des Testamentsvollstreckers
oder bis zum Eintritt eines anderen Ereignisses in der Person des einen oder des anderen fortdauern soll.
Es war beantragt, festzustellen: der §. 1813 Satz 2 und der §. 1847 h der Zus. d. Red.Komm. sollen
als
in dem Sinne angenommen gelten,
der Nr. 1
daß die Ausnahmevorschrift
nicht zur Anwendung kommt, wenn derjenige, in dessen
Person das Ereigniß eintreten soll, eine juristische Person ist.
Das
Gleiche soll von dem §. 1910c Satz 2 der Zus. d. Red.Komm. gelten.
Der Antragsteller bemerkte, die in dem Antrag
entschiedene Frage sei
bereits bei der Berathung des §. 1813 berührt worden: (vergl. V S. 83; 89 unter II, 308 unter II).
Die vorgeschlagene Lösung entspreche
dem Zwecke,
welchen man bei den in Rede stehenden Vorschriften im Auge gehabt habe.
Die Komm, stimmte dem Antrag ohne Widerspruch zu.
wurde
bemerkt,
die Red.Komm.
werde zu prüfen haben,
Bon einer Seite
ob nicht eine Ver
deutlichung der §§. 1813, 1847 h und 1910c der Zus. d. Red.Komm. im Sinne des Antrags erforderlich, sei.
V. Zu §. 1829 des Entw. I ist in der 343. Sitzung beantragt und gut-
8 E^^bs.i Berfügung d.
geheißen worden (V S. 112 unter III 3, S. 113),
den Satz 1 des Abs. 1 zu fassen:
ÄÄo^en” bm
Eine Verfügung, die über einen der Nacherbfolge unterliegenden
Borerben.
Gegenstand
im Wege der Zwangsvollstreckung oder der Arrest
vollziehung gegen den Vorerben erfolgt, wird bei dem Eintritte der Nacherbfolge unwirksam, soweit sie das Recht des Nacherben ver
eiteln oder beeinträchtigen würde.
In der Borl. Zus. hat die Vorschrift folgende Fassung erhalten: Eine Verfügung, die über einen der Nacherbfolge unterliegenden
Gegenstand
im Wege der Zwangsvollstreckung
oder der Arrest
vollziehung gegen den Vorerben (oder durch den Konkursverwalter in dem Konkurse des Borerben) erfolgt; wird bei dem Eintritte der Nacherbfolge unwirksam,
soweit sie das Recht des Nacherben ver
eiteln oder beeinträchtigen würde.
Die Red.Komm. hat nochmals erwogen, ob der Konkursfall zu erwähnen
sei.
Die Frage ist verneint und in Folge dessen der Vorschrift im §. 1815c
Satz 1 der Zus. d. Red.Komm. die Fassung gegeben worden:
Eine Verfügung über einen Erbschaftsgegenstand, die im Wege der
Zwangsvollstreckung oder der Arrestvollziehung gegen den Borerben erfolgt, ist im Falle des Eintritts der Nacherbfolge insoweit unwirksam, als sie das Recht des Nacherben vereiteln oder beeinträchtigen würde. Die Red.Komm. erachtete die Erwähnung des Konkursfalls für entbehrlich, weil der Konkurs auch im §. 131 des Entw. II, dem der §. 1815 c nachgebildet
sei, nicht erwähnt werde.
Es bedürfe für den hier in Rede stehenden Fall der
Nacherbschaft einer solchen Vorschrift um so weniger, als die im Entw. 1 §. 1829 Abs. 1 Satz 2 getroffene Bestimmung unter Versetzung in die K.O. beibehalten (V S. 113,114), und eine Verfügung, sofern sie im Konkurse des Borerben im Wegö
R.T. §§. 2090-2093. B.G.B. §§. 2115—2118. Prot. 409.
93
der Zwangsvollstreckung geschehe (K.O. §§. 116, 117), durch die allgemeine, auf Zwangsvollstreckungen jeder Art sich erstreckende Vorschrift gedeckt sei. Bon
einer Seite wurde bemerkt, die Nichterwähnung
sei nicht ganz unbedenklich.
des Konkursfalls
Es bestehe in diesem Punkte eine Differenz zwischen
den §§. 131 und 445 des Entw. II.
Zu beachten sei, daß der Konkursverwalter
ja auch aus freier Hand verkaufen könne. Die Komm, billigte die von der Red.Komm. vorgeschlagene Fassung des
§. 1815 c Satz 1 behielt sich aber vor,
eine Ausgleichung mit dem §. 445 des
Entw. II in Erwägung zu ziehen.
VI. Bei der Berathung des §. 1822 des Entw. I ist die Red.Komm. beauftragt worderv, zu prüfen, ob zur Erreichung des durch die damals be-Nacherben bei schloffenen Vorschriften*) erstrebten Zweckes die Hinzufügung einer dem §. 1671 ^rth-,
der Borl. Zus. bezw. den §§. 1699, 1700 des Entw. 11 entsprechenden Vorschrift
erforderlich sei (V S. 107, 108).
Die Red.Komm. hat von der Aufnahme des
Zusatzes Umgang genommen, weil sich eine solche Bestimmung auch in den analog liegenden Fällen der §§. 991 und 1291 des Entw. II nicht finde; der Nacherbe sei durch das hier anzunehmende pactuin in favorem tertii genügend geschützt.
Die Entscheidung der Red.Komm. fand von einigen Seiten Zustimmung. Man führte aus:
Die Aufnahme eines den §§. 1699, 1700 des Entw. II ent
sprechenden Zusatzes würde nur die Bedeutung
haben, daß,
wenn ein An
gestellter entgegen der Instruktion die hinterlegten Papiere an den Borerben
ohne Zustimmung des Nacherben aushändige,
die Hinterlegungsstelle für den
dadurch entstehenden Schaden haftbar sein werde. §. 1815d
und folgerichtig
auch
Durch eine Ergänzung des
der §§. 991, 1291
im Sinne der §§. 1699,
1700 würden die Vorschriften einen sehr schwerfälligen Karakter erhalten. Bon
anderen Seiten wurde dagegen eine Aenderung
Zus. d. Red.Komm.
und
der §§. 991, 1291
des
des §. 1815 d der
Entw. II befürwortet.
Im
0 Die zu E. 1 §. 1822 beschlossenen Bestimmungen lauten nach der Zus. d. Red.Komm.: §. 1815d. Der Vorerbe hat auf Verlangen des Nacherben die zur Erb schaft gehörenden Jnhaberpapiere nebst den Erneuerungsscheinen bei einer Hinterlegungsstelle oder bei der Reichsbank dergestalt zu hinterlegen, daß der Anspruch auf Herausgabe nur mit Einwilligung des Nacherben geltend ge macht werden kann. Den Jnhaberpapieren stehen Orderpapiere gleich die mit Blankoindossament versehen sind. Die Hinterlegung von Inhaber papieren, die zu den verbrauchbaren Sachen gehören, sowie von Zins-, Renten- oder Gewinnantheilscheinen kann nicht verlangt werden. (Vergl. E. II §. 1989, B.G.B. §. 2116.) §. 1815 e. Der Vorerbe kann die Jnhaberpapiere, statt sie nach §. 1815 d zu hinterlegen, auf seinen Namen mit der Bestimmung umschreiben oder in . Buchschulden des Reichs oder eines Bundesstaats umwandeln lassen, daß er über die umgeschriebenen Papiere oder die Buchforderungen nur mit Zu stimmung des Nacherben verfügen kann. (Vergl. E. II §. 1990, B.G.B. §. 2117.) §. 1815 s. Gehören zur Erbschaft Buchforderungen gegen das Reich oder einen Bundesstaat, so ist der Vorerbe auf Verlangen des Nacherben ver pflichtet, in das Schuldbuch den Vermerk eintragen zu lassen, daß er über die Forderungen nur mit Zustimmung des Nacherben verfügen kann. (Vergl. E. II §. 1991, B.G.B. §. 2118.)
94
(5.1 §§.1010,1831,87,90; II§§.959,1993,2065,68. B.R. §§. 1033,2097,2171,74.
Interesse einer dinglichen Sicherung des Borerben sei ein Zusatz im Sinne der
Wünschenswerth.
§§. 1699, 1700 des Entw. II dringend
Schutz
erscheine
gewähre,
Im
zweifelhaft.
Ob
ein pactum in
ein solches hinreichenden
favorem tertii angenommen werden könne und ob
Bormundschaftsrechte
seien
die
Bestimmungen jedenfalls nicht entbehrlich, da dort von einem pactum in favorem
tertii nicht die Rede sein könne.
Es werde richtiger sein, für alle in Betracht
kommenden Paragraphen einen Zusatz zu beschließen.
Dieser brauche nur ein
mal ausgenommen zu werden; an den übrigen Stellen könne man sich mit einer
Verweisung begnügen. Die
Komm,
war
der
Ansicht,
daß
die
bezüglichen
Vorschriften
der
§§. 1699, 1700 im Vormundschaftsrechte nicht gestrichen werden könnten, daß
aber eine einheitliche Regelung Wünschenswerth sei. Man beschloß, die Red.Komm.
zu beauftragen, durch Hinzufügung
eines den §§. 1699, 1700 entsprechenden
Zusatzes bei dem §. 1815d der Zus. d. Red.Komm. und den §§. 991, 1291 des Entw. II
in
oder
anderer
Weise
eine
Uebereinstimmung
der
in
Betracht
kommenden Vorschriften herbeizuführen. 8.1831.
belaub.
VII. Zu §. 1815h der Zus. d. Red.Komm. 0 (E. I §§. 1823, 1828 Abs. 3, 1831) war beantragt: der Vorschrift den Satz beizufügen:
Einmitt. b.
Die Kosten der Beglaubigung sind von dem Borerben zu tragen. (Bergl. Zus. d. Red.Komm. §. 1815m Abs. 12>. — VS. 119.)
Der Antrag wurde ohne Widerspruch angenommen.
E ii101959 Der-
die
VIII. Bei der Berathung des Entw. I §. 1880 (V S. 236 unter B) ist Red.Komm. beauftragt worden, zu prüfen, ob an denjenigen Stellen
"d^Nieß-" des Entw., in welchen dem zur Herausgabe einer Sache Verpflichteten brauchers.
Recht der Wegnahme einer Einrichtung
eingeräumt
wird
(vergl. z. B.
das
die
§§. 491, 541, 959 des Entw. II und den §. 1815n der Zus. d. Red.Komm.^) beizufügen sei, daß ihm dieses Recht nicht zustehe, wenn eine Verpflichtung zu
der Verwendung
bestanden habe.
Gesammtkomm. gebilligt;
Sachlich
war der letztere Satz von der
in den §. 910 des Entw. II ist eine
entsprechende
Vorschrift ausgenommen. Die Red.Komm. hat erwogen: Im Falle des §. 491 des Entw. II werde
die Voraussetzung, daß dem Miether die Verpflichtung zu einer Verwendung obgelegen habe, nur zutreffen können auf Grund einer besonderen Vereinbarung
zwischen dem Miether
und Bermiether, da an sich
dem Miether keine Ver
pflichtung obliege, Verwendungen auf die Sache zu machen.
Habe sich aber der
Miether vertragsmäßig zu Verwendungen auf die Sache verpflichtet, so sei es
selbstverständlich, daß dem Miether das Recht nicht zustehe, die durch eine solche Verwendung geschaffene Einrichtung wegzunehmen.
Zu einer besonderen gesetz-
0 Der §. 1815h der Zus. d. Red.Komm. stimmt überein mit E. II §. 1993 Satz 1, 2, B.G.B. §. 2120 Satz 1, 2. ») Der §. 1815m Abs. 1 der Zus. d. Red.Komm. (E. I §§. 1815, 997, 998 Abs. 1) stimmt überein mit E. II §. 1997 Abs. 1, B.G:B. §. 2124 Abs. 1. 8) Dem §. 1815 n der Zus. d. Red.Komm. (E. I §§. 1815,1010) entspricht E. II §. 1998, B.G.B. §. 2125.
R.T. §§. 1032,2095,2169, 72. B.G.B. §§. 1049, 2120, 95, 98. Prot. 409.
95
lichen Bestimmung liege darnach im Falle des §. 491 kein Grund vor.
Bei
dem §. 541
des Entw. II sei die Sachlage die gleiche.
im Falle des
Auch
§. 1815 n der Zus. d. Red.Komm. könne die Voraussetzung, daß dem Borerben die Verpflichtung obliege, eine Verwendung zu machen, nicht zutreffen.
Dagegen
sei es allerdings Wünschenswerth, den §. 959 des Entw. II, dessen Eingang dem
Wortlaute nach auch
solche Verwendungen umfasse, zu deren Vornahme dem
Nießbraucher als solchem eine gesetzliche Verpflichtung obliege, zu verdeutlichen und zu diesem Zwecke zu bestimmen: „Macht der Nießbraucher Verwendungen
auf die Sache, zu denen er nicht verpflichtet ist, so" rc. Verdeutlichung
beziehe sich nicht blos
Die vorgeschlagene
auf das Recht des Nießbrauchers zur
Wegnahme einer Einrichtung, treffe vielmehr allgemein das Recht auf Ersatz für Verwendungen.
Bon einer Seite wurde bemerkt, daß zu einer so auffallenden Bestimmung,
wie sie zn §. 959 vorgeschlagen sei, kein Grund vorliege; die beantragte Ein fügung
sei
als
selbstverständlich
Im
anzusehen.
Uebrigen
erhob sich kein
Widerspruch. Die Komm, stimmte dem Vorschläge der Red.Komm. in allen Punkten
zu; sie war in Ansehung des §. 959 der Ansicht, daß die beantragte Aenderung jedenfalls einer korrekten Ausdrucksweise entspreche.
IX.
Bon einer Seite war beantragt: '
°
der Red.Komm. die Ermächtigung zur Streichung des §. 1888 b der
8. i687. Folge der
unwirk-
Zus. d. Red.Komm. 0 (E. I §. 1887) zu ertheilen.
Der Antragsteller bemerkte: Aus den nachträglich beschloffenen Vorschriften des §. 1888a der Zus. d. .Red.Komm.D ergebe sich mit voller Klarheit, daß die Zuwendung nicht dadurch hinfällig werde,
unmöglich wird;
vergl.
daß
die Vollziehung der Auflage
die §§. 1757, 1787, 1787 a der Zus. d. Red.Komm. 3).
Jedenfalls sei eine Umstellung der §§. 1888 a, 1888 b erforderlich. Bon anderer Seite wurde bestritten, daß der Inhalt des §. 1888 b ohne
Weiteres aus dem §. 1888 a erhelle. Die Komm, beschloß, die Red.Komm. nicht anzuweisen, wohl aber zu er
mächtigen, den §. 1888 b zu streichen.
X.
Der §. 1890 Abs. 1 der Borl. Zus. (E. I §. 1890) lautet: Der Erblasser kann die Bestimmung der Person des Testaments-d.Testamernsvollstreckers einem Dritten überlassen. Die Bestimmung erfolgt durch voU^’ittbeur4 Erklärung gegenüber dem Nachlaßgerichte; die Erklärung ist in gericht
licher oder notarieller Form abzugeben. Im §. 1890 Abs. 1 der Zus. d. Red.Komm. sind die Worte „in gericht
licher oder notarieller Form" ersetzt durch
„in öffentlich
beglaubigter Form";
(vergl. V S. 249 Anm. 2).
0 Der §. 1888 b der Zus. d. Red.Komm. stimmt überein mit E. II §. 2065, B.G.B. §. 2195. *) Dem §. 1888a der Zus. d. Red.Komm. entspricht E. II §. 2066, B.G.B. §. 2196. ’) Den **§. 1757, 1787, 1787 a der Zus. d. Red.Komm. (E. I §§. 1757, 1787, 1767) entsprechen E. II §§.1817, 1958, 1959, B.G.B. §§. 1940, 2085, 2086.
96
Prot. 409.
E. I §. 1898; II K. 2074. B-R. §. 2180.
vorgenommene Aenderung entspricht den zu
Die von der Red.Komm.
anderen Paragraphen gefaßten Beschlüssen und wurde von der Komm,
gut
geheißen. 8.1898. Auseinanderf. durch Testamentsvollstr.
XL
Der §. 1898 hat in der Borl. Zus. zunächst folgende Gestalt erhalten: Sind mehrere Erben vorhanden, so hat der Testamentsvollstrecker
die Auseinandersetzung unter chnen nach Maßgabe der §§. 2151 bis 2155, 2157 bis 2164 zu bewirken.
Der Erblasser kann den Testamentsvollstrecker ermächtigen, die Aus einandersetzung unter den Miterben nach billigem Ermessen vorzunehmen. Die von dem Vollstrecker auf Grund einer solchen Ermächtigung vor
genommene Auseinandersetzung ist für die Miterben unverbindlich, wenn
sie offenbar unbillig ist.
(Die Besttmmung erfolgt in diesem Falle
durch Urtheil.)
Der Testamentsvollstrecker hat, wenn die Erben über eine bestimmte Art der Auseinandersetzung einig
sind, dem Willen der Erben Folge
zu geben. Bor der Ausführung der Auseinandersetzung hat der Testaments
vollstrecker die Miterben über den Auseinandersetzungsplan zu hören.
Nach der Zus. d. Red.Komm. lautete der §. 1898:
Der Testamentsvollstrecker hat, wenn mehrere Erben vorhanden sind, die Auseinandersetzung
unter chnen nach Maßgabe der §§. 2151 bis
2155, 2157 bis 2164 zu bewirken.
Der Erblasser kann den Testamentsvollstrecker ermächtigen, die Aus einandersetzung nach billigem Ermeffen vorzunehmen.
Testamentsvollstrecker auf
Grund
der
Ermächtigung
Eine von dem
getroffene Be
stimmung ist für die Erben nicht verbindlich, wenn sie offenbar un
billig ist.
Die Besttmmung erfolgt in diesem Falle durch Urtheil.
Der Testamentsvollstrecker hat dem Willen der Erben Folge zu
geben, wenn sie
über
eine
besttmmte
Art der Auseinandersetzung
einig sind. Der Testamentsvollstrecker hat die Erben über den Auseinander setzungsplan vor dessen Ausführung zu hören.
Bei der Berathung der Erbengemeinschaft ist sodann (V S. 885 unter V)
beschlossen worden: a) in das G.B. eine Besttmmung aufzunehmen, welche nach §. 2155 a der Zus. d. Red.Komm. lautet:
Der Erblaffer kann durch letztwillige Verfügung Anordnungen für die Auseinandersetzung treffen.
Er kann insbesondere anordnen,
daß die Auseinandersetzung nach dem billigen Ermesse» eines Dritten erfolgen soll. Die von dem Drittel auf Grund der An
ordnung getroffene Bestimmung ist für die Erben nicht verbindlich, wenn sie offenbar unbillig ist; die Bestimmung erfolgt in diesem Falle dnrch Urtheil. b) den bisherigen Abs. 2 des §. 1898 der Zus. d. Red.Komm., als
durch die unter a erwähnte Vorschrift gedeckt, zu streichen.
R.T. §. 2178. B.G.B. §. 2204. Prot. 409.
97
Nach V S. 273, 274 unter IX sollte die Bestimmung des Abs. 3 des §. 1898 der Borl. Zus. nur für den Fall des Abs. 2, also nur dann gelten,
wenn der Testamentsvollstrecker vom Erblasser beauftragt worden ist, die Theilung
des Nachlasses nach billigem Ermessen vorzunehmen.
Die Red.Komm. will dem
(nunmehrigen) Abs. 2 des §. 1898 die allgemeine Bedeutung beilegen, daß die
Vorschrift auch dann gelten solle, wenn dem Testamentsvollstrecker hinsichtlich der Theilung des Nachlasses lediglich die aus dem Abs. 1 des §. 1898 sich ergebenden Befugnisse eingeräumt sind.
Es war vorgeschlagen:
1. den (nunmehrigen) Abs. 2 des §. 1898 der Zus. d. Red.Komm. zu streichen;
2. demselben im Falle seiner Beibehaltung den Zusatz beizufügen:
und der Wille des Erblassers nicht entgegensteht. Zu Gunsten der Anträge 1 und 2 wurde ausgeführt:
Der Vorschlag der Red.-Komm. enthalte einen weitgehenden bedenklichen
Eingriff in das Recht des Testamentsvollstreckers.
Der Testamentsvollstrecker
sei berufen, den Willen des Erblassers auszuführen und zwar auch gegen dey
Willen der Erben.
einer von
Es sei nicht richtig, den Testamentsvollstrecker zu zwingen,
den Anordnungen des
Erben hinsichtlich der Bertheilung
Erblassers abweichenden Vereinbarung der
des. Nachlasses Folge zu
geben.
Damit
werde dem Erblasser der Schutz entzogen, der für ihn in der Einsetzung eines Testamentsvollstreckers
liege.
Erben jederzeit die
Das Argument, daß den
Möglichkeit offen stehe, nach erfolgter Bertheilung des Nachlasses Veränderungen zu vereinbaren und durchzuführen, sei nicht durchschlagend. sich die Erben einer einmal
Thatsächlich würden
erfolgten Bertheilung meistens fügen.
Jedenfalls
müffe in erster Linie darauf gehalten werden, daß der Wille des Erblassers
zur Durchführung gelange. Vielfach werde das Verhältniß übrigens so liegen, daß Vermächtnisse und Auflagen in Betracht kämen. Schon aus Rücksicht auf diese sei es nicht rathsam, dem Vorschläge der Red.Komm. Folge zu geben.
Es
verdiene Beachtung, daß die vereinigten Zivilsenate des Reichsgerichts (Entsch. 25
Nr. 62 S. 297)
hätten,
berufen sei,
für das preuß. Recht ausdrücklich den Grundsatz aufgestellt
der
daß
Testamentsvollstrecker
nach
Anordnungen des Erblassers
dem
auch
Wesen
des
Verhältnisses
gegen den Willen der Erben
durchzuführen. Der Antrag 2 will ausdrücklich festsetzen,
daß der Testamentsvollstrecker
dem Willen der Erben in allen Fällen nur dann Folge zu geben habe,
wenn
der Wille des Erblassers nicht entgegensteht; es liegt darin also eine Aenderung
des von der Hauptkomm. früher gefaßten Beschlusses. sich damit, den Abs. 2
des
§. 1898 zu streichen.
Testamentsvollstrecker die Bertheilung des Nachlasses
Der Antrag 1 begnügt Für den Fall, daß, der
nach billigem Ermessen
vorzunehmen habe, soll es nach der Auffassung des Antragstellers aus den
früher von
der Komm,
gebilligten Gründen (V S. 273, 274) sachlich bei der
Borl. Zus. bleiben. Die Komm, lehnte die Anträge 1 und 2 ab und
billigte mit 7
6 Stimmen den von der Red.Komm. gemachten Vorschlag. Protokolle.
Bd. VI.
7
gegen
Prot. 409. E. I §§. 1906,1908; II §§. 2089,2091. B.R. §§. 2196, 2198.
98
Tie Mehrheit nahm folgenden Standpunkt ein:
Ter Erblasser könne eine bestimmte Bertheilung des Nachlasses sowohl im Interesse der Erben als auch im Interesse dritter Personen angeordnet haben.
Sei das Letztere der Fall, so könnten die Rechte dieser dritten Personen durch
eine Vereinbarung
der Erben über die Bertheilung des Nachlasses
einträchtigt werden.
nicht be
Daran werde durch den Vorschlag der Red.Komm. nichts
Wenn aber der Erblasser lediglich das Verhältniß der Erben unter
geändert.
einander im Auge gehabt habe, so sei nicht abzusehen, weshalb es den Erben
nicht freistehen sollte, über die Vertheilung auch bereits vor der Durchführung derselben eine Vereinbarung mit der Wirkung zu treffen, daß die Vereinbarung
von dem Testamentsvollstrecker respektirt werden müsse.
Nehme man den ent
gegengesetzten Standpunkt ein, so würden die Erben doch jedenfalls in der Lage
sein, nach erfolgter Vertheilung den Nachlaß so zu reguliren, Richtigsten scheine.
wie es ihnen am
Auf einem Umwege würden sie also ihr Ziel immer er
reichen.
Es müsse als doktrinär erscheinen, wenn man lediglich um des Prinzips
willen,
daß der Testamentsvollstrecker berufen sei, den Willen des Erblassers
durchzuführen, für unzulässig erkläre, eine Vereinbarung über die Bertheilung des Nachlasses in der Weise abzuschließen, daß die Vereinbarung auch von dem
Testamentsvollstrecker
zu respektiren sei.
Den Parteien würden dadurch nur
unnütze Kosten verursacht, sofern eine doppelte Umschreibung der Grundstücke re.
erforderlich
werden könne.
Ter dem Abs. 3 des §. 1898 der Vorl. Zus. zu
Grunde liegende Gedanke sei somit als richtig anzuerkennen. keinen
Unterschied machen,
ob
Es könne aber
der Testamentsvollstrecker die Bertheilung
des
Nachlasses „nach billigem Ermessen" vorzunehmen habe, oder ob er an die Be
schränkungen des Abs. 1 gebunden sei. der Red.Komm.
Hiernach ergebe sich, daß die Vorlage
ihrem sachlichen Inhalte nach Billigung verdiene.
Ob
die
Stellung der Vorschrift zu ändern sei, werde die Red.Komm. bei der Feststellung der Fassung der Vorschriften über die Erbengemeinschaft besonders zu prüfen
haben. k 1906 «bi. 1, XU. Nach §. 1906 Abs. 5, §. 1908 Abs. 3 der Vorl. Zus. (E. I §. 1906 u^läßttchb' Abs. 1, §. 1908 Abs. 3) kann der Erblasser den Testamentsvollstrecker nicht von sichren v. foen ihm im §. 1906 Abs. 1 bis 3 und im §. 1908 Abs. 1, 2 der Vorl. Zus. ^.enaments. . voUür. auferlegten Verpflichtungen befreien.
Ter §. 1908 b der Zus. d. Red.Komm. lautet: Ter Erblasser kann den Testamentsvollstrecker nicht von den ihm
nach den §§. 1906, 1906 a,
1908,
1908 a obliegenden Verpflichtungen
befreien. Tie Komm, erklärte sich mit der Erstreckung der Vorschrift des §. 1908b auf alle dem Testamentsvollstrecker nach den §§. 1906, 1906a, 1908, 1908a ob liegenden Verpflichtungen einverstanden, o
0 Ten §§. 1906 (E. I §. 1906), 1906a (E. I §. 1899 Abs. 1 Satz 1), 1908 (ß. I §. 1908 Abi. 1, 2), 1908a (S. I §. 1908 Abs. 1), 1908b (®. I §§. 1906 Abs. 1, 1908 Abs. 3) der Zus. d. Red.Komm. entsprechen E. II §§. 2084, 2085, 2087, 2088, 2089, B.G.B. §§. 2215, 2216, 2218, 2219, 2220.
R.T. §§. 2194, 2196. B.G.B. §§. 2220, 2222. Prot. 409.
99
XIII. Die nach V S. 309 unter IV beschlossene Bestimmung hat im 3«f. d. §. 1905 c der Borl. Zus. die Fassung erhalten: ^sos" Der Erblasser, welcher einen Nacherben einsetzt, kann anordnen, daß ^stamenttdie dem Nacherben (nach den §§. 1815 a, b, d, g, m und p)1) vor dem Bethätigung Eintritte der Nachetbfolge zustehenden Rechte auch dem Testaments-
Vollstrecker zustehen sollen.
Der dem §. 1905 c der Borl. Zus. entsprechende §. 1909 a der Zus. d. Red.Komm, lautet:
Der Erblasser kann einen Testamentsvollstrecker auch zu dem Zwecke ernennen, daß er bis zu dem Eintritt einer angeordneten Nacherbfolge die dem Nacherben nach den §§. 1815d, 1815i, 1815k, 1815p bis r2>
zustehenden Rechte ausübt.
Es war beantragt:
1. den §. 1909a der Zus. d. Red.Komm. zu fassen: Der
Erblasser
kann einen Testamentsvollstecker auch
zu dem
Zwecke ernennen, daß der Testamentsvollstrecker bis zu dem Eintritt einer angeordneten Nacherbfolge die Rechte und Pflichten des Nach erben ausübt.
2. im §. 1909a die Worte
„nach den §§. 1815 d, 1815i, 1815k, 1815p
bis r" zu streichen.
Hierzu
wurde bemerkt:
In dem in Rede stehenden §. 1909 a seien die
§§. 1815s und 18151 der Zus. d. Red.Komm. b) (§. 1815g Abs. 3 und §. 1815p Ler Borl. Zus.) aus Versehen nicht zitirt; zu den anzuführenden Vorschriften gehöre ferner auch
der §. 1815 e der Zus. d. Red.Komm., wogegen das Zitat
des §. 1815r4) als überflüssig zu streichen sei.
Es verdiene aber den Borzug,
an Stelle der Jnbezugnahme einzelner Vorschriften eine allgemeinere Verweisung
eintreten zu lassen.
“•
Nacherben.
Anlangend den Antrag 1, so erweitere er die Vorschrift in
angemessener Weise dahin, daß der Testamentsvollstrecker damit betraut werden könne, bis zu dem Eintritt einer angeordneten Nacherbfolge wie die Rechte, so auch die Pflichten des Nacherben zu bethätigen : vergl. insbesondere die §§. 1815h
und 15> der Zus. d. Red.Komm. Die Komm, stimmte dem Antrag 1 ohne Widerspruch zu.
») Den §§. 1815 a (E. I §§. 1815. 993, 1042), 1815 b (E. I §§. 1815, 992), 1815 d, 1815 g (E. I §. 1822), 1815 m (E. I §§. 1815, 1005, 1006), 1815 p der Vorl. Zus. entsprechen Zus. d. Red.Komm. §§. 1815i, k, p, d, e, f, q, 1, E. II §§. 1994, 1995, 2000,1989-1991, 2001, 1996, B.G.B. §§. 2121, 2122, 2127, 2116-2118, 2128, 2123. ’) Den §§. 1815d (E. I §.1822), 1815i (E. I §§. 1815, 993, 1042), 1815k (E. I §§. 1815, 992), 1815p, 1815q (E. I §§. 1815, 1005, 1006), 1815r, 1909a der Zus. d. Red.Komm. entsprechen E. II §§. 1989, 1994, 1995, 2000, 2001, 2002, 2091. B.G.B. §§. 2116, 2121, 2122, 2127, 2128, 2129, 2222. *) Den §§. 1815 s unb 1 der Zus. d. Red.Komm. entsprechen E. II §§. 1991, 1996. B.G.B. §§. 2118, 2123. *) Den §§. 1815e (6.1 §. 1822 Abs. 1), 1815r der Zus. d. Red-Komrn. ent sprechen E. II §§. 1990, 2002, B.G.B. §§. 2117, 2129. r) Den §§. 1815h (E. I §§. 1823, 1828 Abs. 3, 1831) und 1 der Zus. d. Rcd.Komm. entsprechen E. II §§. 1993, 1996, B.G.B. §§. 2120, 2123. 7*
100 8.1957. s!bv^trags.
Prot. 409. E. I §§. 1957,1971; II §§. 1808, 2156. B.R. §§. 1909,2264.
XIV. Die Red.Komm. hat den §. 1957 Abs. 3 des Entw. I dahin geändert, daß die Genehmigung des Bormundschaftsgerichts dann nicht erforderlich
ist, wenn der unter elterlicher Gewalt stehende Mitkontrahent der Ehegatte oder Die Aenderung entspricht den zu §. 2020
Verlobte des anderen Theiles ist. gefaßten Beschlüssen (V S. 603).
Die Komm, gab dem Vorschläge statt. Anläßlich desselben wurde noch Aufhebungsvertrag
unterstehe
bemerkt:
wesentlich
§. 2024 geordnete Berzichtsvertrag.
Der
strengeren
die
Wie
im
§. 1957
Vorschriften
Sache
jetzt
behandelte der
im
könne
der
als
liege,
als Bertragserbe eingesetzte andere Vertragschließende sich sowohl des als
des
bedienen.
einen
anderen Vertrags zur Aufhebung seines vertragsmäßigen Erbrechts Eine
solche
Regelung
habe
ihre
Bedenken.
Richtiger
sei
es,
dem als Bertragserben eingesetzten anderen Vertragschließenden das Aufgeben seines Erbrechts nur im Wege des §. 1957
§. 2024 hinsichtlich des Verzichts
zu gestatten und
demgemäß den
auf ein vertragsmäßiges Erbrecht auf den
Fall zu beschränken, daß ein Dritter als Bertragserbe eingesetzt sei.
In gleicher
Weise sei der Fall des Aufgebens einer sonstigen vertragsmäßigen Zuwendung
zu ordnen. Die Komm, erklärte sich hiermit einverstanden.
Der in V S. 609 unter
X der Red.Komm. ertheilte Auftrag galt damit als erledigt. $.1971 Abs i.
XV. Im §. 1752 h der Zus. d. Red.Komm.
ist der §. 1971 Abs. 1 des
Entw. I durch folgende Vorschrift ersetzt: Ehegatten.
Der überlebende Ehegatte des Erblassers ist neben Verwandten der
ersten Ordnung zu einem Viertheile, neben Verwandten der zweiten Ordnung oder neben Großeltern zur Hälfte der Erbschaft als gesetz
licher Erbe berufen.
Treffen mit Großeltern Abkömmlinge von Groß-
eltent zusammen, so erhält der Ehegatte auch den Antheil, welcher den Abkömmlingen von der anderen Hälfte nach §. 1752ctt zufallen würde. Sind weder Verwandte der ersten und der zweiten Ordnung noch
Großeltern vorhanden, so
erhält der überlebende Ehegatte die ganze
Erbschaft. Zu §. 1971 Abs. 1 ist beschlossen worden, daß, wenn neben Großeltern Ab
kömmlinge vorverstorbener Großeltern vorhanden sind, der Erbtheil des überlebenden
Ehegatten zunächst diesen Abkömmlingen entgehen solle; (vergl. V S. 479, 480). Ueber den Sinn dieses Beschlusses sind Zweifel entstanden. 2)
Die Red.Komm.
1) Dem §. 1752c der Zus. d. Red.Komm. (E. I §. 1968) entspricht E. II §. 1803,
B.G.B. §. 1926. 2) Der §. 1971 Abs. 1 und 2 der Vorl. Zus. lautete: Der überlebende Ehegatte des Erblaffers ist neben Verwandten der ersten Linie zu einem Viertheile, neben Verwandten der zweiten Linie oder neben Großeltern zur Halste der Erbschaft als gesetzlicher Erbe berufen.
Sind
solche Erben nicht vorhanden, so erhält er die ganze Erbschaft.
Sind neben Großeltern Abkömmlinge vorverstorbener Großeltern vor handen, so entgeht der Erbtheil des überlebenden Ehegatten zunächst diesen
Abkömmlingen und werden, soweit die Erbtheile der Abkömmlinge nicht aus-
101
R.T. §§.1907, 2263. B.G.B. §§. 1931, 2290. Prot. 409.
hat in
dem von ihr proponirten §. 1752 h eine Regelung dahin vorgeschlagen,
daß beim Zusammentreffen
der Ehegatte
von Großeltern mit Abkömmlingen von Großeltern
auch den Antheil erhalten solle,
anderen Hälfte
zufallen
würde.
der den Abkömmlingen von der
Die Berechnung hat hiernach folgendermaßen
stattzufinden: Der Ehegatte erhält die Hälfte des Nachlasses vorweg.
Die andere
reichen, um ben Erbtheil des überlebenden Ehegatten zu decken, die Erbtheile
der Großeltern verhältnißmäßig gekürzt. Den vorstehenden Bestimmungen ist in der Vorl. Zus. folgende Anm. beigefügt: Der Schluß des zweiten Absatzes ist nicht beschlossen, dürfte aber zur Ergänzung der Vorschrift erforderlich sein. Folgende Fälle sind zu berück sichtigen:
1. Alle vier Großeltern leben; der Antheil eines jeden wird um die Hälfte gekürzt; jeder erhält also einen Achttheil.
2. Ein Großelterntheil lebt nicht mehr. a) Er hat Abkömmlinge hinterlassen.
für
den Erbtheil
Der Viertheil derselben wird
des überlebenden Ehegatten verwendet.
Zur
Deckung des weiterm hierzu erforderlichen Viertheils werden die Erbtheile der Großeltern verhältnißmäßig gekürzt; jeder überlebende Großelterntheil erhält also einen Sechstheil. Es könnte fteilich in Frage kommen, ob die für die Großeltern verbleibende Hälfte nicht zwischen der väterlichen und mütterlichen Linie zu theilen wäre. Danach würden die beiden lebenden Großeltern der einen Linie
zusammen einen Viertheil und der allein noch lebende Großeltern theil der anderen Linie auch einen Viertheil erhalten. b) Abkömmlinge sind nicht vorhanden. Die Vertheilung ist hier die
selbe wie unter a.
3. Nur ein Großelternpaar lebt noch. Diese erhalten, mögen Abkömmlinge des anderen Großelternpaars vorhanden sein oder nicht, jeder einen Viertheil. 4. Nur ein Großelterntheil lebt noch. a) Es sind Abkömmlinge der drei anderen Großelterntheile vorhanden.
Diese würden ohne den überlebenden Ehegatten drei Viertheile er halten haben. Sie erhalten, da ihnen die Hälfte des überlebenden Ehegatten abgezogen wird, nur einen Viertheil, und zwar die Ab
kömmlinge des anderen Großelternpaars
Abkömmlinge
des
dritten
verstorbenen
zwei Zwölstheile,
Großelterntheils
die
einen
Zwölstheil. Der überlebende Großelterntheil erhält einen Vier theil. Bei Theilung zwischen väterlicher und mütterlicher Linie würden die Abkömmlinge des verstorbenen Großelternpaars einen Viertheil, die Abkömmlinge des verstorbenen dritten Großeltern theils aber nichts erhalten.
b) Es sind nur Abkömmlinge des anderen Großelternpaars vorhanden: diese verlieren ihre Hälfte ganz und der überlebende Großelterntheil bekommt eine Hälfte. c) Es sind nur Abkömmlinge des zu derselben Linie, welcher der über
lebende Großelterntheil angehörte, gehörigen Großelterntheils vor handen; auch diese verlieren ihre Hälfte ganz und der überlebende
Großelterntheil erhält eine Hälfte. d) Es sind keine Abkömmlinge der verstorbenen Großelterntbeile vor handen ; der überlebende Großelterntheil erhält auch hier eine Hälfte.
102
Prot. 409. E. I §§. 1989,1990; II §§. 2180, 2181. B.R. §§. 2289,2290.
Hälfte ist zunächst rechnungsmäßig so zu vertheilen, wie wenn Großeltern und Abkömmlinge von verstorbenen Großeltern allein als Erben könkurrirten.
Die
demgemäß für Abkömmlinge von Großeltern ausgeworfenen Erbtheile fallen dem Ehegatten an, so daß dieser außer seiner Hälfte noch die in der eben erwähnten
Dem Entw. gegenüber
Weise berechneten Erbtheile der Abkömmlinge erhält.
liegt darin eine nicht unerhebliche Begünstigung des Ehegatten: derselbe kann bis zu drei Biertheilen der Erbschaft erhalten.
Hierzu wurde bemerkt: Die vorgeschlagene Lösung entspreche den von der Komm,
für das Jntestaterbrecht aufgestellten Prinzipien.
kürzung
der Großeltern trete nicht ein.
dadurch möglich sei,
Eine direkte Ver
Auf die indirekte Verkürzung, die
daß den Großeltern der Erbtheil der Abkömmlinge von
verstorbenen Großelterntheilen im Wege der Jntestaterbfolge zufallen könnte, brauche keine Rücksicht genommen
storbenen
werden.
durch den
Großelterntheilen
Daß
die Abkömmlinge von ver
Ehegatten ausgeschlossen würden,
ent
spreche auch der Billigkeit, da der Ehegatte dem Erblasser näher stehe, als die bezeichneten Verwandten.
Die Komm, stimmte dem Vorschläge der Red.Komm. zu.
XVI. Ein weiterer Antrag ging dahin: die §§. 1989, 1990 des Entw. I durch folgende Vorschriften zu ersetzen:
"auf'd"^
§. 1989.
Pflichttheil rc.
Auf den Pflichttheil hat sich der Pflichttheilsberechtigte
anrechnen zu lassen, was ihm von dem Erblasser durch Rechts geschäft unter Lebenden mit der Bestimmung, daß
Pflichttheil
angerechnet werden soll,
zugewendet
Bedingung, daß er den Erblasser überlebt, Die
Bestimmung,
daß
eine Zuwendung
es
auf den
oder unter der
geschenkt worden ist.
den
auf
Erbtheil an
gerechnet werden soll, gilt im Zweifel auch für die Anrechnung auf den Pflichttheil. Ter Werth
der
Zuwendung wird
bei der Bestimmnng des
Pflichttheils dem Nachlasse hinzugerechnet.
Der Werth bestimmt
sich nach der Zeit, zu welcher die Zuwendung erfolgen soll.
§. 1990.
Der Pflichttheil eines
Abkömmlinges bestimmt sich,
wenn mehrere Abkömmlinge vorhanden sind, und unter ihnen im
Falle der gesetzlichen Erbfolge eine Zuwendung des Erblassers zur Ausgleichung zu bringen sein würde, nach dem, was auf den gesetz
lichen bei
Erbtheil
der
unter
Theilung
Berücksichtigung
entfallen würde.
der
Ausgleichungspflicht
Ein Abkömmling, der auf
sein gesetzliches Erbrecht verzichtet hat, bleibt bei der Berechnung
außer Betracht. Eine Zuwendung der im §. 2157 Abs. 1 bezeichneten Art kann der Erblasser zum Nachtheil eines Pflichttheilsberechtigten von der
Berücksichtigung nicht ausschließen.
Ter Antrag beruht aus den Beschlüssen der Red.Komm.
Eine Aenderung
der von der Komm, zu §. 1989 gefaßten Beschlüsse ist nicht beabsichtigt, dagegen enthält der beantragte §. 1990 eine wesentliche Abweichung Entw.
als von dem Beschlüße der Komm.
sowohl von dem
Der Entw. bestimmt im §. 1990
103
R.T. §§. 2288, 2289. B.G.B. §§. 2315, 2316. Prot. 409.
Abs. 1, daß bei der Bestimmung des Pflichttheils dem Werthe des Nachlasses dasjenige zngerechnet werden solle, was nach den Vorschriften des §. 1989 auf
den Betrag des Pflichttheils abzurechnen ist, insbesondere also der nach §. 1989 Abs. 1 Nr. 3 abzurechnende Borempfang einer Abkömmlinges.
Der Abs. 2 des §. 1990 des Entw. I hat ferner den besonderen Fall im Auge, daß, wenn der Pflichttheilsberechtigte ein Abkömmling des Erblassers ist, ein Erbe konkurrirt, welcher seinerseits kollationspflichtig ist.
In diesem Falle
soll dem Nachlaß auch dasjenige zugerechnet werden, was dieser kollations
pflichtige
Erbe
dem
Pflichttheilsberechtigten
gegenüber
zu
konferiren
haben
würde.
Bei der zweiten Lesung ist der Abs. 2 des §. 1990 sachlich gebilligt worden, hat aber einen Zusatz erhalten.
Dieser Zusatz betrifft den Fall, in welchem der
Pflichttheilsanspruch von mehreren Abkömmlingen erhoben wird, von denen nur Durch die Anrechnung seiner Kollationspoft,
Einer etwas zu konferiren hat.
die sich der eine Abkömmling gefallen zu lassen hat, mindert sich theilslast.
die Pflicht
Insoweit dies der Fall ist, soll die Vorschrift des §. 1990 Abs. 2
des Entw. zu Gunsten des anderen Abkömmlinges ebenfalls gelten
(V S. 523
bis 525 unter IX).
Die Red.Komm.
ist bei
dem Versuche, die Beschlüsse der Komm, zu
formuliren, zu dem Ergebnisse gelangt, daß weder die Vorschriften des Entw., noch der zu §. 1990 Abs. 2 beschlossene Zusatz praktisch durchführbar sein würden:
sie schlägt deshalb eine andere Regelung vor. §. 1990 ist nicht neu, sondern
Ter Abs. 2 des vorgeschlagenen
bei Gelegenheit der Berathung
des §. 2157
bereits beschlossen (V S. 892 unter XIII). Tie Entscheidung, die der §. 1990 Abs. 1 vorschlägt, beruht auf dem Gedanken, daß bei der Konkurrenz mehrerer Abkömmlinge der Bestimmung
Erbtheil
zu
Grunde
gelegt
Kollationspflicht ergeben würde. vorhanden
wird,
wie
des Pflichtthcils in jedem Falle der
er
sich
unter
sind" ist von denjenigen Abkömmlingen zu
Bestimmung des
Berücksichtigung
der
Die Voraussetzung „wenn mehrere Abkömmlinge verstehen, die bei der
gesetzlichen Erbtheils in Betracht kommen, insbesondere also
von denjenigen, welche in Gemäßheit des §. 1984 mitzuzählen sind, obwohl sie in concreto als Erben nicht in Betracht kommen, weil sie von der Erbfolge ausgeschlossen sind
erklärt sind.
oder weil sie
Der Schlußsatz des
ausgeschlagen haben Abs. 1:
„Ein
oder für erbunwürdig
Abkömmling,
der auf sein
gesetzliches Erbrecht verzichtet hat, ?c." soll auf den §. 1984 hindeuten. Es wurde bemerkt: Der Vorschlag wolle das Verhältniß nach einem ein
heitlichen Grundsätze regeln und diesen Grundsatz zur Anwendung bringen nicht blos in dem von dem Entw. allein behandelten Falle, daß dem Pflichttheils
berechtigten ein zur Erfolge gelangender anderer Abkömmling gegenübersreht. Ter Vorschlag enthalte dem Entw. gegenüber eine Begünstigung des pflichttheils
berechtigten Abkömmlinges, aber eine solche, die der Billigkeit entspreche.
Es
werde sich auch noch geltend machen lassen, daß der Antrag dem preuß. A.L.R.,
auch nicht vollständig entspreche,
wenn
so doch in dem Ergebnisse sehr nahe
komme.
Die Komm, stimmte dem Antrag ohne Widerspruch zu.
104 88,2^10, Pflichttheils-
ergän-ung
Prot. 409. E. I §§. 2009,10,12,13; II §§. 2190,92,93. B.R. §§. 2299, 2301,02.
XVn- Die zu den §§. 2009, 2010, 2012 des Entw. I gefaßten Beschlüsse der Komm, sind in den §§. 1998a, 1998 c der Zus. d. Red.Komm. formulirt.
Die
letzteren lauten:
§. 1998 a (§§. 2009, 2010) hat der Erblasser einem Dritten eine Schenkung aus dem Stamme seines Vermögens gemacht, so kann
Schenkungen.
der Pflichttheilsberechtigte die Ergänzung des Pflichttheils durch den Betrag verlangen, um welchen sich der Pflichttheil erhöht, wenn der geschenkte Gegenstand dem Nachlasse hinzugerechnet wird. Eine ver
brauchbare Sache kommt mit dem Werthe,
den sie zur Zeit der
Schenkung hatte, ein anderer Gegenstand kommt mit dem Werthe
in Ansatz, den er zur Zeit des Erbfalls hat; hatte der Gegenstand
zur Zeit der Schenkung einen geringeren Werth, so wird nur dieser in Ansatz gebracht.
Die Schenkung bleibt unberücksichtigt, wenn bei dem Eintritte des Erbfalls fünf Jahre seit der Leistung des verschenkten Gegen
standes verstrichen sind; ist die Schenkung an den Ehegatten des
erfolgt,
Erblassers
so
beginnt die Frist nicht vor der Auflösung
der Ehe. §. 1998c (§. 2012).
Hat ein Pflichttheilsberechtigter,
der die
Ergänzung des Pflichttheils verlangt, selbst ein Geschenk von dem Erblasser erhalten, so ist das Geschenk in gleicher Weise wie das dem Dritten gemachte Geschenk dem Nachlasse hinzuzurechnen" und
zugleich dem Pflichttheilsberechtigten auf die Ergänzung anzurechnen.
Ein nach §. 1989 anzurechnendes Geschenk ist auf den Gesammtbetrag des Pflichttheils und der Ergänzung anzurechnen.
Ist der Pflichttheilsberechtigte ein Abkömmling des Erblassers, so finden die Vorschriften der §§. 2160, 2161 entsprechende An wendung. Nach §. 1998 a kann der Pflichttheilsberechtigte verlangen, daß bei der Berechnung des Pflichttheils Schenkungen,
die der Erblasser Dritten gemacht
hat, in den Nachlaß
Dabei ist aber eine doppelte Ein
schränkung
eingerechnet werden.
hinzugefügt:
Es sollen nur Schenkungen in Betracht kommen, die
aus dem Stamme des Vermögens gemacht sind und es sollen Schenkungen, die
früher als fünf Jahre vor dem Erbfall erfolgt sind, nicht berücksichtigt werden: (vergl. V S. 584, 585; 587, 588 unter B).
Nach §. 1998 c soll, wenn ein Pflicht-
theilsberechtigter, der die Ergänzung des Pflichttheils verlangt, selbst ein Geschenk von dem Erblasser erhalten hat, welches er nach §. 1989 (vergl. oben unter XVI) sich nicht anzurechnen
hat,
das Geschenk in gleicher Weise dem Nachlasse zu
gerechnet werden wie das einem Dritten gemachte Geschenk, zugleich aber der
volle Betrag des in Anrechnung gebrachten Geschenkes dem Pflichttheilsberechtigten in Anrechnung gebracht werden. Es wurde beantragt, bei dem §. 1998 c (§. 2012) die gleichen Beschränkungen
hinsichtlich der Anrechnung von Schenkungen festzusetzen wie bei dem §. 1998a (§. 2009). Bon anderer Seite wurde, da dieser Antrag auf Widerspruch stieß, vor geschlagen, in der Weise zu vermitteln, daß die Beschränkung auf Schenkungen,
R.T. 8tz. 2298, 2300, 2301. B-G-B. 8§- 2325, 2327, 2328. Prot. 409.
105
die aus dem Stamme des Vermögens gemacht sind, sowohl für den §. 2009 als auch für den §. 2012 des Entw. I angenommen, dagegen die Beschränkung
der Vorschrift auf Schenkungen, die innerhalb der letzten fünf Jahre gemacht sind, nur für den §. 2009 des Entw. I aufgestellt werden solle.
Zur Begründung der Vorschläge wurde bemerkt:
.Den Beschränkungen des §. 1998 a liege der Gedanke zu Grunde, daß die Vorschrift des §. 2009 des Entw. I keine Anwendung finden dürfe, wenn
offensichtlich
es
an einem Kausalzusammenhänge zwischen der Schenkung und
der angeblichen Schädigung des Pflichttheilsberechtigten fehle, und daß letzteres anzunehmen sei, wenn Schenkungen aus den laufenden Einkünften oder längere
Die Konsequenz führe dahin, die gleichen
Zeit vor dem Tode gemacht seien.
Grundsätze auch in Ansehung des §. 2012 anzuwenden.
Es würde dem Pflicht
theilsberechtigten gegenüber willkürlich und unbillig sein, wenn derselbe seiner seits alle Schenkungen sich anrechnen laffen sollte.
Die Komm, lehnte beide Anträge ab. Erwogen war: Bei dem §. 2009 handele es sich nm ein außerordentliches Rechtsmittel.
Stelle man die Beschränkungen des §. 1998a auch bei dem §. 2012 auf, so
habe dies die Bedeutung, daß das Recht des Pflichttheilsberechtigten aus §. 2009
materiell erweitert werde. Da es sich um ein exzeptionelles Rechtsmittel handele, werde man besonders zu prüfen haben, Anlaß vorliege.
ob zu einer solchen Erweiterung ein
Die Frage sei zu verneinen.
Der Pflichttheilsberechtigte habe
lediglich eine gewisse Summe aus dem Vermögen des Erblassers zu erhalten.
Sei er bereits früher als fünf Jahre vor dem Tode in den Besitz dieser Summe oder eines Theiles derselben gelangt oder habe ihn der Erblasser aus seinen
Einkünften abgefilnden, so erleide er keinen Schaden, wenn ihm demnächst die
erhaltenen Summen angerechnet würden.
XVIII. Auf Grund der Berathungen der Red.Komm. wurde vorgeschlagen, den nach V S. 590, 591 gestrichenen §. 2013 in folgender Fassung wieder-
pflichitheus-
herzustellen: f
§• 2013. bw^ben berechtigten
u
Ist der Erbe selbst pflichttheilsberechttgt, so kann er die Ergänzung des Pflichttheils insoweit verweigern,
daß ihm fein eigener Pflicht
theil mit Einschluß deffen verbleibt, was ihm zur Ergänzung des Pflichttheils gebühren würde. Zur Begründung wurde bemerkt:
Bei der Streichung - des §. 2013 sei
man davon ausgegangen, daß dem Erben, wenn er selbst pflichttheilsberechttgt
sei, jedenfalls der ihm gebührende Pflichtheil verbleiben müsse. Hervorhebung
deffen
im
Gesetze
sei
Eine besondere
unterblieben mit Rücksicht
V S. 546, 548 unter I zu §. 1994 beschlossenen Zusatz.
auf den in
Der Zusatz zu dem
§. 1994 fasse aber nur den Fall ins Auge, daß mehrere Erben vorhanden seien
und daß einer derselben ebenfalls
zu
den Pflichttheilsberechttgten gehöre; dem
letzteren werde sein Pflichttheil gewahrt.
Nicht berücksichttgt sei dagegen in dem
Zusatze der Fall, daß dem Pflichtcheilsberechtigten ein Alleinerbe gegenüberstehe,
der selbst pflichttheilsberechttgt sei.
Eine Vorsorge für diesen Fall sei nicht er
forderlich gewesen, da der Pflichttheil nur die Hälfte des gesetzlichen Erbtheils
Erben,
106
Prot. 410. E. II §§. 1, 2. B R. §§. 1,14.
betrage, der Erbe mithin durch die Geltendmachung des Pflichttheilsanspruchs in seinem Pflichttheile nicht beeinträchtigt werden könne.
sich jedoch,
haften Lasse.
Anders verhalte es
den Erben auch für den außerordentlichen Pflichttheil
wenn nmit
Habe der Erblasser einen hohen Betrag an einen Dritten bei Leb
zeiten verschenkt und könne der Pflichttheilsberechtigte dem Erben gegenüber die Einrechnung des verschenkten Betrags bei der Bemessung des Pflichttheils ver langen,
so. werde sich
unter Umständen die Haftung des Erben dem Pflicht-
theilsberechtigten gegenüber in dem Maße steigern, bührenden Pflichttheil nicht behalte.
daß der Erbe den ihm ge
Insoweit sei
ein
besonderer Schutz des
Erben geboten und dieser werde erzielt durch die vorgeschlagene Vorschrift. In der Vorschrift werde
zugleich — und
dies erscheine angemessen — zum
auch
Ausdrucke gebracht, daß der pflichttheilsberechtigte Erbe berechtigt sei, füllung des Pflichttheilsanspruchs nicht blos insoweit zu verweigern,
die Er
daß
ihm
sein gewöhnlicher Pflichttheil verbleibe, sondern auch insoweit, daß ihm dasjenige verbleibe,
was
ihm in Folge der Schenkung
als außerordentlicher Pflichttheil
gebühren würde. Die Komm, erklärte sich mit dem Vorschlag einverstanden.
XIX.
Alls Vorschlag des Vorsitzenden beschloß man, die Red.Komm. zu
ermächtigen, sofern sich bei der weiteren Redigirung des Erbrechts Aenderungen einzelner Vorschriften als Wünschenswerth Herausstellen sollten,
solche zunächst
vorzunehmen.
Eine Besprechung
über die etwaigen
nochmalige Beschlußfassung
und
Aenderungen behielt man der zweiten Berathung vor.
410. Die Komm,
(S. 8331 bis 8358.)
trat in die Berathung
Allg. Theil, vorliegenden Anträge ein.
Man einigte sich
der für die Revision des Entw. II dahin,
Anträge, soweit sie
diese
schon früher der Beschlußfassung der gegenwärtigen Komm, unterstellt waren,
nur dann zum Gegenstand
einer erneuten
Berathung zu
machen,
wenn die
Komm, die Wiederaufnahme der Berachung besonders beschließe.*)
Anm.I. Es wurde beschlossen, die Ziffer 2 der der Ueberschrift „Erster Abvon^Buch^i schnitt" (des Buches I) beigegebenen Anmerkung im Hinblick auf die inzwischen Abschn. i.
erfolgte Regelung des internationalen Privatrechts zu streichen. II.
fLhigkeit.
Zu §. 1 lag der Antrag vor:
die Red.Komm.
zu ermächtigen, die Worte
„und endigt mit dem
Tode" zu streichen.
Dem Anträge waren die Bemerkungen beigefügt:
Die erwähnten Worte
sind selbstverständlich; die Rechtsfähigkeit des Menschen endigt nothwendig mit
dem Menschen.
Der Satz ist nicht zu dem Zwecke ausgenommen, irrigen Anf
faffungen entgegenzutreten, sondern er soll lediglich beit Uebergang zu den Bor2) Einige der bei der Revision gefaßten Beschlüsse sind schon in den im ver öffentlichten Entw. II verzeichneten Aenderungen und Berichtigungen berücksichtigt.
106
Prot. 410. E. II §§. 1, 2. B R. §§. 1,14.
betrage, der Erbe mithin durch die Geltendmachung des Pflichttheilsanspruchs in seinem Pflichttheile nicht beeinträchtigt werden könne.
sich jedoch,
haften Lasse.
Anders verhalte es
den Erben auch für den außerordentlichen Pflichttheil
wenn nmit
Habe der Erblasser einen hohen Betrag an einen Dritten bei Leb
zeiten verschenkt und könne der Pflichttheilsberechtigte dem Erben gegenüber die Einrechnung des verschenkten Betrags bei der Bemessung des Pflichttheils ver langen,
so. werde sich
unter Umständen die Haftung des Erben dem Pflicht-
theilsberechtigten gegenüber in dem Maße steigern, bührenden Pflichttheil nicht behalte.
daß der Erbe den ihm ge
Insoweit sei
ein
besonderer Schutz des
Erben geboten und dieser werde erzielt durch die vorgeschlagene Vorschrift. In der Vorschrift werde
zugleich — und
dies erscheine angemessen — zum
auch
Ausdrucke gebracht, daß der pflichttheilsberechtigte Erbe berechtigt sei, füllung des Pflichttheilsanspruchs nicht blos insoweit zu verweigern,
die Er
daß
ihm
sein gewöhnlicher Pflichttheil verbleibe, sondern auch insoweit, daß ihm dasjenige verbleibe,
was
ihm in Folge der Schenkung
als außerordentlicher Pflichttheil
gebühren würde. Die Komm, erklärte sich mit dem Vorschlag einverstanden.
XIX.
Alls Vorschlag des Vorsitzenden beschloß man, die Red.Komm. zu
ermächtigen, sofern sich bei der weiteren Redigirung des Erbrechts Aenderungen einzelner Vorschriften als Wünschenswerth Herausstellen sollten,
solche zunächst
vorzunehmen.
Eine Besprechung
über die etwaigen
nochmalige Beschlußfassung
und
Aenderungen behielt man der zweiten Berathung vor.
410. Die Komm,
(S. 8331 bis 8358.)
trat in die Berathung
Allg. Theil, vorliegenden Anträge ein.
Man einigte sich
der für die Revision des Entw. II dahin,
Anträge, soweit sie
diese
schon früher der Beschlußfassung der gegenwärtigen Komm, unterstellt waren,
nur dann zum Gegenstand
einer erneuten
Berathung zu
machen,
wenn die
Komm, die Wiederaufnahme der Berachung besonders beschließe.*)
Anm.I. Es wurde beschlossen, die Ziffer 2 der der Ueberschrift „Erster Abvon^Buch^i schnitt" (des Buches I) beigegebenen Anmerkung im Hinblick auf die inzwischen Abschn. i.
erfolgte Regelung des internationalen Privatrechts zu streichen. II.
fLhigkeit.
Zu §. 1 lag der Antrag vor:
die Red.Komm.
zu ermächtigen, die Worte
„und endigt mit dem
Tode" zu streichen.
Dem Anträge waren die Bemerkungen beigefügt:
Die erwähnten Worte
sind selbstverständlich; die Rechtsfähigkeit des Menschen endigt nothwendig mit
dem Menschen.
Der Satz ist nicht zu dem Zwecke ausgenommen, irrigen Anf
faffungen entgegenzutreten, sondern er soll lediglich beit Uebergang zu den Bor2) Einige der bei der Revision gefaßten Beschlüsse sind schon in den im ver öffentlichten Entw. II verzeichneten Aenderungen und Berichtigungen berücksichtigt.
107
R.T. §§. 1,14. B.G.B. §§. 1,14. Prot. 410. schriften über die Todeserklärung
bilden.
Er wird daher zu streichen sein,
wenn man mit Bähr zunächst die Vorschriften über Volljährigkeit und Ent
mündigung folgen läßt und die Vorschriften über die Todeserklärung Das G.B.
Schluß des Titels stellt.
mit der Todeserklärung zu
an den
eröffnen, ist
Die Anordnung entspricht der scholastischen Methode der Lehrbücher, die
seltsam.
Scholastik paßt aber nicht für das G.B.
über die Alternativobligation, die der
Im Buche II sind die Vorschriften
Entw. I
aus demselben scholastischen
Grunde an die Spitze gestellt hatte, an eine andere Stelle versetzt worden.
Der Antrag darüber,
wurde
in
dem
daß die
Sinne genehmigt,
Entscheidung
ob die angeregte Aenderung des §. 1 unbedenklich und sachgemäß sei,
der Red.Komm. anheimgestellt sein solle.
HL
Zu §. 2 und im Zusammenhänge damit zu §. 7 lagen nachstehende
Anträge vor: 1. a) den Abs. 1 Satz 2 des §. 2 zu fassen:
-
Sind
zur Zeit der Todeserklärung seit der Geburt des Ver siebzig
schollenen
Jahre verstrichen,
so
genügt
ein fünsjähriger
Zeitraum.
(Vergl. Strohal in Jahrb. f. Dogm. 34 S. 327 ff.; Bähr, Gegen
entwurf §. 9.) b) im §. 7 Abs. 2 statt „in den Fällen des §. 2 das Ende des daselbst
bezeichneten Zeitraums"
zu setzen „in
den Fällen des §. 2 das
Ende des zehnjährigen Zeitraums; wenn dieser Zeitraum noch nicht abgelaufen ist, der Zeitpunkt, in welchem seit der Geburt des Ver
schollenen siebzig Jahre verstrichen waren;
2. den §. 2 zu fassen: Ein Verschollener kann für todt erklärt werden, wenn seit zehn Jahren keine Nachricht von seinem Leben eingegangen ist.
Der
zehnjährige Zeitraum beginnt mit dem Schluffe des Jahres, in
welchem der Verschollene den vorhandenen Nachrichten zufolge noch
gelebt hat.
Sind zu dieser Zeit seit der Geburt des Verschollenen
noch nicht einundzwanzig Jahre verstrichen,
so
beginnt der zehn
jährige Zeitraum erst mit dem Schluffe des Jahres, in welches für
den Verschollenen die Vollendung seines einzwanzigsten Lebensjahrs fallen würde.
Sind seit der Geburt des Verschollenen siebzig Jahre verstrichen, so genügt ein fünfjähriger Zeitraum.
Der fünfjährige Zeitraum
beginnt mit dem Schluffe des Jahres, in
die Vollendung
schollenen
fallen würde. folge noch Schluffe
Hat
seines
welches für den Ver
fünfundsechzigsten
der Verschollene
Lebensjahrs
den letzten Nachrichten zu
gelebt, so beginnt der fünfjährige Zeitraum mit dem
des
Jahres,
in welchem
der
Verschollene den
letzten
Nachrichten zufolge noch gelebt hat.
(Vergl. Anm. 2.)
Strohal in Jahrb. f. Dogm. 34
S. 327 ff.,
S. 331
§ 2. Todes erklärung. Regelfall. -
108
Prot. 410. E. II §. 2. B.R. §. 14.
3. a) zu §. 2: 2) im Abs. 1 Satz 2 statt „siebzig Jahre" zu setzen „siebzig Alters jahre" (oder Lebensjahre);
(Es ist klarzustellen, daß die im §. 155 Abs. 2 Satz 2 für
die Berechnung des Lebensalters vorgesehene Bestimmung Play greift.)
. 3) im Abs. 2 Satz 2
undzwanzig
statt „einundzwanzig Jahre" zu setzen
Altersjahre"
und
„des
statt
„ein
einundzwanzigsten
Jahres": „des einundzwanzigsten Altersjahrs"; eventuell den Abs. 2 Satz 2 zu fassen:
Sind
zu dieser Zeit seit der Geburt des Verschollenen noch
nicht einundzwanzig Altersjahre verstrichen, so beginnt der zehn
jährige Zeitraum erst mit dem Schlüsse des Jahres, in welches die Vollendung des einundzwanzigsten Altersjahrs fällt.
3. b) im §.7 Abs. 2 statt „in den Fällen des §. 2 das Ende des daselbst
bezeichneten Zeitraums" siebzig
von
Ablauf
zu setzen „in den Fällen des §. 2 das
bezeichneten
daselbst
der
Ende
erst
jedoch
der
Ablaufe
des
wenn
Zeiträume,
Altersjahren
nach
dem
fünfjährigen Zeitraums eingetreten ist, der Ablauf des
siebzigsten
Altersjahrs";
4. den §. 2 zu fassen: Ein Verschollener kann für todt erklärt werden, wenn seit zehn Jahren keine Nachricht von seinem Leben eingegangen ist.
Die
zehnjährige Frist beginnt mit dem Schluffe des Jahres, in welchem
der Verschollene den vorhandenen Nachrichten zufolge noch gelebt Sind zu dieser Zeit seit der Geburt des Verschollenen noch
hat.
nicht einundzwanzig Jahre verfloffen,
so
beginnt der zehnjährige
Zeitraum mit dem Schluffe des Jahres, in dem der Verschollene
sein einundzwanzigstes Lebensjahr vollendet hat. Die Zeit nach
dem Schluffe des Jahres, in welchem der Ver
schollene das siebzigste Lebensjahr vollendet haben würde, wird auf
die zehnjährige Frist doppelt angerechnet. Dem Anträge 4 waren die Bemerkungen beigefügt: Satz 2 der beschloffenen Fassung
Der §. 2 Abs. 1
ob die Vorschrift dieses
läßt es zweifelhaft,
Satzes nur dann Anwendung finden soll, wenn der Verschollene das 70. Jahr schon zu der Zeit erreicht hat, auf welche sich die letzten Nachrichten über
sein Leben beziehen, oder ob es
genügt, daß er während oder beim Ablaufe
der Frist das 70. Jahr erreicht hat.
Wäre die erste Auffaffung richtig, so
würde
letzten
alt
aber,
derjenige,
gewesen, der das
der
erst
zur
als
Zeit
bei
der
Vollendung
Nachricht des
70. Lebensjahr erreicht hat,
75. Lebenjahrs gestorben zu betrachten sein.
79.
schon
neunundsechzig
Lebensjahrs, als
Jahre
derjenige
bei Vollendung des
Aus den Mot. 1 S. 38
ergiebt
sich auch, daß die betreffende Bestimmung nicht so verstanden werden, daß es vielmehr genügen soll, wenn der Verschollene während des Laufes der Frist das 70. Lebensjahr erreicht haben würde.
Danach würde es sich, wenn der Ber-
109
R.T. §. 14. B.G.B. §. 14. Prot. 410.
schollene zu der Zeit, auf welche sich die letzten Nachrichten beziehen, mehr als
sechzig und weniger als fünfundsechzig Jahre alt war, nicht um eine fünf- oder zehnjährige Frist, sondern um eine Frist zwischen fünf und zehn Jahren handeln. Auch würde der Todestag ohne Unterschied, ob die letzte Nachricht bei dem 60.
oder 65. Lebensjahr eingetroffen wäre, immer auf das 70. Jahr gesetzt werden
müssen, während doch die
Lebensjahre steigt.
muthmaßliche Lebensdauer mit der Zunahme der
Alle diese Bedenken fallen weg, wenn man nach dem obigen
Vorschläge (Abs. 2) die Zeit nach dem Kalenderjahr, in dem der Verschollene das
70. Lebensjahr vollendet hat, doppelt rechnet.
Es kann auch nicht zugestanden
werden, daß, wie I S. 6 unter IV behauptet wird, die beantragte Berechnungs
weise minder einfach sei, als die des Entw. — Zweifelhaft ist es ferner, ob im
Falle des Abs. 2 Satz 2 die zehnjährige Frist mit dem Tage beginnen soll, an dem der Verschollene das 21. Lebensjahr vollendet haben würde, oder mit dem
Schluffe des Kalenderjahrs, in das der betreffende Tag fällt.
Gewiß ist das
die für den an geführten Fall eine Verlängerung der Verschollenheitsfrist bezweckt, unter Um
Letztere gemeint.
Sonst könnte die betreffende Vorschrift,
ständen eine Verkürzung derselben herbeiführen.
Wenn z. B. die letzte Nachricht
1. März bezieht, und der Tag,
an dem der Verschollene das
sich auf den
21. Lebensjahr erreicht haben würde, auf den 1. Mai fällt, so würde nach der
ersten Auffassung
die Verschollenheitsfrist schon mit dem
1. Mai beginnen,
während sie ohne diese Vorschrift erst von dem Schluffe des Kalenderjahrs an laufen würde. Die vorgeschlagene Fassung (Abs. 1 Satz 2)' will diesen Zweifel
beseitigen. 5. dem §. 2 Abs. 1 als Satz 3 beizufügen:
Sind die siebzig Jahre erst nach dem Ablaufe des fünfjährigen Zeitraums verstrichen, so kann die Todeserklärung nicht vor dem Ablaufe der siebzig Jahre erfolgen.
Dem Anträge 5 waren die Bemerkungen beigefügt: redaktionell.
Der Antrag ist nur
Bezweckt wird, klarzustellen, daß die Todeserklärung bei fünfjähriger
Verschollenheit nur erfolgen kann, wenn sowohl die fünf Jahre, als die siebzig Lebensjahre abgelaufen sind, daß daher, wenn beim Ablaufe der fünf Jahre die
siebzig Lebensjahre noch nicht abgelaufen sind, die Todeserklärung erst mit der
Vollendung des 70. Lebensjahrs erfolgen kann, während sie, wenn die siebzig Lebensjahre schon vor dem Ablaufe der fünf Jahre vollendet waren, mit dem
Ende dieser fünf Jahre erfolgen kann.
In dem ersteren Falle ist nach §. 7 als
Todeszeit das Ende des 70. Lebensjahrs, in dem zweiten das Ende des fünf
jährigen Zeitraums zu bestimmen.
des §. 2
Ob diese Verdeutlichung durch Aenderung
oder des §. 7 oder beider Paragraphen bewirkt werden soll, ist
Redakttonsfrage.
Bei Annahme des obigen Antrags würde es einer Aenderung
des §. 7 nicht bedürfen.
6. den Schluß des §. 2 Abs. 2 zu fassen: mit dem Schluffe des Jahres, in welchem der Verschollene das
einundzwanzigste Lebensjahr vollendet haben würde. Die Mehrheit der Komm, einigte sich dahin, daß dem §. 2 und dem §. 7 Abs. 2, soweit der letztere auf den §. 2 Bezug nimmt, in Uebereinstimmung
mit den Anträgen 3a und b sowie 5, folgende Bedeutung beizulegen sei:
110
Prot. 410. E. II §§. 2, 4, 5, 7. B.R. §§. 14,16,17,18.
Der Zeitraum nachrichtsloser Abwesenheit, welcher verstrichen sein muß,
bevor ein Verschollener für todt erklärt werden kann, beträgt regelmäßig zehn Diese zehn Jahre werden, abgesehen von der Sondervorschrift des §. 2
Jahre.
Abs. 2 Satz 2, gerechnet vom Schluffe des Kalenderjahrs, in welchem der Ver
schollene den letzten Nachrichten zufolge noch gelebt hat.
Unter Umständen ist es
aber zur Erlassung der Todeserklärung nicht erforderlich, daß ein zehnjähriger Zeitraum nachrichtsloser Abwesenheit verstrichen ist, nur
Dies
ein
fünfjähriger
dann,
wenn es
Zeitraum sich
um
nachrichtsloser
genügend, wenn
sondern
Abwesenheit
verstrichen
ist.
einen Verschollenen handelt, welcher in dem
Zeitpunkt, in dem die Todeserklärung ausgesprochen werden soll, das 70. Lebens jahr bereits vollendet haben würde.
Dabei ist gleichgültig, ob die Vollendung
des 70. Lebensjahrs eingetreten ist,
bevor der Verschollene in Verschollenheit
gerieth, oder ob sie eingetreten ist während des Laufes des fünfjährigen Zeit
raums oder ob sie erst eingetreten ist nach Ablauf des fünfjährigen Zeitraums. Nothwendig ist aber, daß sowohl das Erforderniß des Ablaufs der fünf Jahre als das Erforderniß der Vollendung des 70. Lebensjahrs vorliegt; solange nicht beide Erfordernisse vorliegen, kann die Todeserklärung nicht ergehen; wenn ferner der Verschollene beim Ablaufe der fünfjährigen Frist noch nicht siebzig Jahre alt
war, sondern erst später dieses Alter erreichte bezw. erreicht haben würde, so gilt als Zeitpunkt des Todes nicht das Ende der fünfjährigen Frist, sondern der
Zeitpunkt, in welchem sich das 70. Lebensjahr vollendet.
Das Verhältniß ge
staltet sich hiernach folgendermaßen:
1.
Der Verschollene war beim Beginne der Verschollenheitsfrist bereits
siebzig Jahre alt.
Die Todeserklärung ist zulässig nach Ablauf des fünfjährigen
Zeitraums und als Todeszeit gilt der Ablauf dieses Zeitraums. 2.
Der
Verschollene
70. Lebensjahr zurückgelegt.
hat
während
des
fünfjährigen
Zeitraums
das
Die Todeserklärung ist zulässig nach Ablauf des
fünfjährigen Zeitraums und als Todeszeit gilt der Ablauf dieses Zeitraums.
3.
Der Verschollene hat das 70. Lebensjahr erst nach dem Ablaufe des
fünfjährigen Zeitraums vollendet.
Die Todeserklärung ist zulässig sobald die
siebzig Altersjahre verflossen sind und als
Todeszeit gilt der Zeitpunkt, in
welchem die Vollendung dieser Altersjahre eintritt. Sollte der Fall so liegen, daß eine zehnjährige Verschollenheitsfrist ab
gelaufen ist, der Verschollene nunmehr das 70. Lebensjahr zurücklegen würde
und jetzt erst die Todeserklärung ausgesprochen werden soll, so würde als Todes zeit der Ablauf der regelmäßigen zehnjährigen Verschollenheitsfrist gelten.
Da die Fassung des §. 2 Abs. 1 Satz 2 und des §. 7 Anlaß zu Zweifeln gegeben,
so wurde die Red.Komm. beauftragt, die Vorschriften in dem fest
gestellten Sinne zu verdeutlichen.
Des Weiteren einigte sich die Mehrheit dahin, den Abs. 2 Satz 2 des §. 2
in dem Sinne zu ändern bezw. zu verdeutlichen, daß der zehnjährige Zeitraum
nicht bereits mit dem Schlüsse des Tages beginnen solle,
an dem der Ver
schollene sein 21. Lebensjahr vollenden würde, sondern erst mit dem Schlüsse des Kalenderjahrs, in welches die Vollendung des 21. Lebensjahrs fallen würde. Darüber, ob dies bereits der Sinn der früheren Beschlüsse sei, waren die An
sichten getheilt.
R.T. §§. 14,16,17,18. B.G.B. §§. 14,16,17,18. Prot. 410.
111
Der Antrag 3 wurde, soweit er sich auf die Vertauschung der Worte „Jahre" mit „Altersjahre" bezieht, der Red.Komm. überwiesen.
Im Uebrigen wurde die Wiederaufnahme der Berathung des §. 2 abgelehnt.
IV. Der zu §.4 gestellte Antrag: int letzten Satze statt „Nachrichten von M dem Fahrzeug" zu setzen „Nachrichten über das Fahrzeug" wurde der Red.Komm. schollenheit. überwiesen.
V.
i
Zu §. 5 war beantragt:
8-».
-s-
o „
Sonstige
oen 8- O KU sapen: Lebensgefahr. Wer unter anderen, als den in den §§. 3, 4 bezeichneten Um
bei einem Unfall in Lebensgefahr gerathen und seitdem
ständen,
verschollen ist, kann nach Ablauf von drei Jahren seit dem Unfälle
für todt erklärt werden.
Dem Anträge waren die nachstehenden Motive beigefügt, auf welche der Antragsteller Bezug nahm:
Es muß feststehen, daß ein Unfall stattgefunden hat.
Die bloße That
sache, daß der Verschollene sich in Gefahr befunden hat, z. B. daß er lebens gefährlich erkrankt war oder daß er eine gefährliche Reise in das Innere von Afrika angetreten hat und seitdem verschwunden ist, darf nicht genügen, um ihn
schon nach drei Jahren für todt zu erklären.
Uebrigens bietet auch sprachlich
die Aufnahme des der neueren Reichsgesetzgebung so geläufigen Wortes „Unfall"
den Vortheil, daß die schwerfällige schleppende Wendung „das die Lebensgefahr begründende Ereigniß" vermieden wird und daß die im §. 5 behandelten Fälle. der Verschollenheit unter der kurzen Gesammtbezeichnung „Unfallverschollenheit"
zusammengefaßt werden können, analog der „Kriegsverschollenheit" des §. 3 und der „Seeverschollenheit" des §. 4.
Die Komm,
beschloß, in eine erneute Berathung
des
§. 5
einzutreten,
lehnte aber schließlich den Antrag ab.
Erwogen war: Der Antrag
gebe dem §. 5 ein zu beschränktes Anwendungsgebiet und
genüge deshalb dem praktischen Bedürfnisse nicht. fall stattgefunden habe, sei häufig
führen.
Der Nachweis, daß ein Un
überhaupt nicht
oder doch nur schwer zu
Es müsse genügen, wenn feststehe, daß der Verschollene sich in einer
Lag^, befunden hatte,
die möglicherweise mit einer Lebensgefahr für ihn ver- *
bunden war, und daß seitdem drei Jahre ohne eine Kunde über den Verschollenen
abgelaufen sind.
starke Vermuthung Nachweis
eines
Die Verbindung dieser
beiden Thatsachen begründe eine so
für die Thatsache einer Verunglückung, daß ein besonderer dem
Verschollenen
zugestoßenen
Unfalls
nicht
erforderlich
erscheine.
VI. Die den §. 7 betreffenden, auf S. 107, 108 unter III mitgetheilten Anträge lb und 3b sowie der weitere Antrag: vermmhung. im §. 7 Abs. 2 statt „in den Fällen des §. 5 der Zeitpunkt, in welchem
das die Lebensgefahr
begründende Ereigniß stattgefunden hat"
setzen „in den Fällen des §. 5 der Zeitpunkt des Unfalls"
sind durch die früheren Beschlüffe erledigt.
zu
112 8 9.
Prot. 410. (5.11 §§, 9,14,15, 20-22. B R §§. 6,10-12,1569.
VH. Zu §. 9 war beantragt:
Lebens vermuthung.
statt „nach §. 7 Abs. 2" zu setzen „nach §. 7 Abs. 2, 3".
Die Komm, erklärte sich damit einverstanden, daß auch der Abs. 3 des §. 7 für anwendbar erklärt werden solle
da derselbe eine Ergänzung des §. 7
Abs. 2 enthalte, die auch für den §. 9 zutreffe.
Es lag ferner ein Antrag vor:
AufgebotSBerfahren.
dem §. 9 folgende Anmerkung beizufügen: Die Civilprozeßordnung wird durch Vorschriften über das Auf
gebotsverfahren zum Zwecke der Todeserklärung (§. 9, §. 10 Abs. 2,
§§. 11 bis 20, 22 bis 24 des Entw. I) ergänzt werden. Der Zweck des Antrags ging dahin, die in der Anm. zu §. 9 ab
gedruckten, das Aufgebotsverfahren zum Zwecke der Todeserklärung betreffenden Vorschriften der C.P.O. der Berathung des E.G. vorzubehalten und dieselben
in der dem Bundesrathe zu unterbreitenden Vorlage des Entw. nicht abzudrucken.
Die Komm, entschied sich dahin, die betreffenden Vorschriften, vorbehaltlich einer nochmaligen Revision bei der Berathung des E.G., vorläufig in der Anm. bei
zubehalten. Zu diesen Vorschriften lagen die Anträge vor: 1. die Berathung des §. 836 k d. C.P.O. wieder aufzunehmen;
2. den Eingang des §. 836 n d. C.P.O. dahin zu ändern: Verbindung
Die Erledigung der Aufgebotsanträge kann durch die Landes
mehrerer Aufgebots
justizverwaltung für mehrere Amtsgerichtsbezirke einem Amtsgericht
anträge.
übertragen werden. (Vergl. §. 1454 Satz 2 und die Anm. dazu-.
Die jetzige Fassung
des §. 836 n entspricht dem preuß. Ausführungsges. z. C.P.O. v.
24. März 1879 §. 26.)
Die Komm, lehnte den Antrag 1 ab und nahm den für sachgemäß er achteten Antrag 2 an; der im Art. 11 des Entw. d. E.G. vorgesehene §. 839a d. C.P.O. soll gleichfalls in entsprechender Weise geändert werden. Gegen einen weiteren Antrag:
im Eingänge der Anmerkung zu §. 9
statt „die §§. 11—20, 23, 24"
zu setzen „die §§. 11—20, 22—24"
erhob sich kein Widerspruch. §. 14 Abs. 1 Nr.l.
Sntm. wegen Geistes
krankheit.
Vin. Zu §. 14 war beantragt: im Abs. 1 des §. 14 die Nr. 1 zu fassen:
wegen Geisteskrankheit, wenn dadurch die freie Willensbestimmung ausgeschloffen wird und der Kranke in Folge davon seine An
gelegenheiten nicht zu besorgen vermag; Das Ergebniß der über diesen Antrag gepflogenen Berathung, auf welchen die Komm, nach Erledigung der zu den §§. 78 und 79 gestellten, unter' XXXI
verzeichneten Anträge zurückkam, ist unter XXXII mitgetheilt. §. 15 Abf. 2.
Uneheliche
Abstammung.
IX. Zu §. 15 Abs. 2 war beantragt: den Abs. 2 des §. 15 zu fassen : Zwischen einem unehelichen Kinde und dessen Abkömmlingen einerseits und dem Vater und dessen Verwandten andererseits be
steht keine Verwandtschaft.
R.T. §§. 6,10-12,19,1567. B-G-B- §§. 6,10-12,19,1589. Prot. 410.
113
(Zur Ausgleichung mit §. 1216 Abs. 3, der die exaktere Fassung enthält. Bergl. auch Entw. I §. 30 Abs. 3.) Der Antrag wurde der Red:Komm. überwiesen. L. Zu §. 20 war beantragt:
im Abs. 1 des §. 20 die Worte „im Ausland" zu streichen.
5-20 b.^eftau.
Die Komm, lehnte die Wiederaufnahme der Berathung über den §. 20 ab. XI. Zu §. 21 war beantragt:
den Abs. 1 Satz 2 des §. 21 zu fassen:
« 21. Ä
Er (der Wohnsitz) verbleibt dem Kinde, bis er nach §. 17 Abs. 3, §. 18 aufgehoben ist. (Die jetzige Fassung ist in Anwendung auf geschäftsunfähige Kinder nicht ganz korrekt.)
Der Antrag wurde der Red.Komm. überwiesen.
Es lag ferner der Antrag vor: die dem §. 21 beigefügte Anmerkung unter Streichung des zweiten Satzes zu fassen: Die §§. 35, 38 des Entw. I sind gestrichen. In den Art. 11 des Entwurfs des Einführungsgesetzes ist zu den §§. 14—17 der C.P.O. eine rc. (wie in der Anmerkung des Entw.).
Die Komm, war hiermit einverstanden. XU. Zn §. 22 war beantragt:
den §. 22 zu fassen: Wer zur Führung eines Namens berechtigt ist, kann, wenn ihm dieses Recht bestritten oder wenn er in seinem Interesse dadurch verletzt wird, daß ein Anderer unbefugt den gleichen Namen führt oder gebraucht, Beseitigung der Beeinträchtigung verlangen. Sind weitere Beeinträchtigungen zu besorgen, so kann er auf Unterlassung klagen. (Vergl. die Fassung der §§. 494, 784, 916.) Der §. 22 knüpft den Anspruch wegen widerrechtlicher Verletzung des Interesses an der ausschließlichen Führung eines Namens an die Voraussetzung, daß ein anderer sich unbefugter Weise des gleichen Namens bedient. Der An trag faßt die Voraussetzung dahin, daß ein Anderer unbefugter Weise den gleichen Nahmen führt oder gebraucht, um klarzustellen, daß auch die Fälle unter dem Rechte des Namensschutzes stehen, in welchen Jemand einen fremden Namen nicht zur Kennzeichnung seiner Person, sondern zu Reklamezwecken, zur Bezeichnung von Waaren, auf Schildern rc., mißbraucht. Die Komm, erklärte sich sachlich mit dieser Auffassung des §. 22 einver standen und überwies den Antrag der Red.Komm. zu geeigneter Berücksichtigung. Auf eine Anregung, den Satz 2 zu streichen, wurde die Red.Komm. ermächtigt, die Streichung zu beschließen, falls sie zu der Ueberzeugung gelange, daß der Satz 2 entbehrlich sei. In sachlicher Beziehung war indessen die Komm, mit dem Satze 2 einverstanden. Protokolle.
Sb. VI.
s.22. Namenrecht.
114
Prot. 410. E. II §§. 22, 25, 27, 35, 37. B.R. §§. 12, 23, 25, 34, 37.
XIII.
k 25. DiednL Stellung b. Berein-vorsranbeS.
Zu §. 25 war beantragt: die Red.Komm. zu ermächtigen, im §. 25 Abs. 2 den zweiten Halbsatz
des Satzes 1 zu streichen. (Aus dem ersten Halbsatze des Satzes 1 und dem Satze 2 ergiebt
sich, daß die Vertretungsmacht in Ermangelung einer sie einschränkenden Bestimmung
unbeschränkt ist.
„Bereinsorgan".
Nach
§. 31 Abs. 1
ist der Vorstand
Bergl. auch H.G.B. Art. 227.)
Tie Komm, lehnte die Wiederausnahme der Berathung ab.
XIV.
k 27. Beschluß» faiiung d. BereinSvsrstanbeS.
Zu §. 27 lagen die Anträge vor: 1. den §. 27 Abs. 1 zu streichen:
eventuell:
dem Abs. 1 die Bestimmung beizusügen: Doch gilt, auch wenn diese Vorschriften nicht beobachtet sind, zu Gunsten des Tritten, mit welchem der Vorstand ein Rechtsgeschäft
eingegangen ist, der Vorstandsbeschluß als gültig, wenn der Tritte die Nichtbeobachtung der Vorschristen nicht kannte, seine Unkenntniß auch nicht auf Fahrlässigkeit beruhte. iVergl. §. 60 Abs. 1: Strohal in Jahrb. f. Togm. 34 S. 335.)
2. den §. 27 Abs. 1 zu fassen:
Besteht der Vorstand aus mehreren Personen, so
finden auf
seine Beschlußfassungen die Vorschriften des §. 31 Abs. 1 Satz 2, 3,
Abs. 2, 3 entsprechende Anwendung. 3. den §. 27 Abs. 1 zu fassen: Besteht der Vorstand aus mehreren Personen, so ist zu einer
Beschlußfassung die Zustimmung aller Mitglieder erforderlich.
(Vergl. §. 43 Abs. 3: I S. 513, 514.
Das früher erhobene Be
denken bürste auf einem Mißverständnisse beruhen. Der aus sehr vielen
Personen bestehende sog. „Vorstand", den manche Vereine haben, ist in Wirklichkeit ein Aufsichtsrath: Vorstand im Sinne des Gesetzes, d. h. das Lrgan, welches „den Verein gerichtlich und außergerichtlich vertritt", pflegt ein engerer Ausschuß des sog. „Vorstandes" oder ein
einzelner „Geschäftsführer", „Direktor" und dergl. zu sein.)
4. den §. 31 Abs. 1 Satz 2 von der Erstreckung auf den Vorstand aus zunehmen.
Zur Begründung des Streichungsantrags wurde ausgeführt: Streiche man den §. 27 Abs. 1, so sei dasjenige Rechtens, was der An trag 3 vorschlage: das Prinzip der Äollektivvertretung müsse nicht nur für die
Beschlüsse des Vereins gelten, sondern auch für die Vertretung des Vereins nach
außen.
Bezüglich
der
Widerlegung
der
anscheinend
gegen
dieses
Prinzip
sprechenden Gründe sei auf die Mot. zum Anträge 3 zu verweisen.
Tie Mehrheit beließ es bei der Vorschrift des §. 27.
Erwogen war: Ten §. 27 Abs. 1 zu streichen, gehe jedenfalls nicht an.
um eine Frage von großer praktischer Bedeutung.
Es handele sich
Ter Gesetzgeber müsse eine
disvositive Vorschrift geben für den Fall, daß das Statut keine Bestimmung
R.T. §§. 12,23,25,34,37, B-G-B. §§. 12,26,28,37,40. Prot.410.
enthalte.
115
Bei der Gestaltung des Inhalts der dispositiven Vorschrift müsse
darauf geachtet werden, daß er sich mit dem im Leben Ueblichen im Einklänge
befinde.
Würde der Gesetzgeber die dispositive Vorschrift unter Zugrundlegung
des Kollektivprinzips normiren, so würden zahlreiche Vereine sich genöthigt sehen,
in diesem Punkte ihre Statuten in einer von der gesetzlichen Norm abweichenden Weise zu gestalten.
Es sei nicht richtig, daß, tocnit das als Vorstand bezeichnete
Bereinsorgan aus einer größeren Anzahl von Personen bestehe, hierin nur eine
ungenaue Bezeichnung zu finden sei und der sog. Vorstand thatsächlich nur eine
Art von Aufsichtsrath bilde, während als Vorstand im Sinne des Gesetzes ein engerer Ausschuß dieses Organs oder ein einzelner Geschäftsführer funktionire.
Häufig, ja in der Mehrzahl der Fälle, würden die Vereine von der Voraus
setzung ausgehen, daß ein aus einer größeren Anzahl von Personen bestehender
Vorstand seine Beschlüsse nach dem Majoritätsprinzipe zu fassen habe.
Der den Schutz gutgläubiger Dritter bezielende eventuelle Antrag 1 wurde abgelehnt, weil man der Ansicht war, daß er dazu führen könne, die für richtig
erachtete Regelung in bedenklicher Weise abzuschwächen.
Auch an der Vorschrift
des §. 31 Abs. 3 Satz 2, gegen deren Heranziehung sich der Antrag 4 wendet, glaubte man im Interesse der Vereine für die Beschlußfassung des Vorstandes festhalten zu müssen.
Der Antrag 2 wurde der Red.Komm, überwiesen. Zu §. 35 war beantragt: im Abs. 1 die Worte „und der Gründe" zu streichen.
XV.
(Tie „Gründe" bestehen darin, daß die Antragsteller die Be
8.35. Berufung der Mitglieder vers.
rufung der Mitgliederversammlung im Interesse des Vereins für nothwendig erachten.
Das Verlangen darf nicht deswegen unbeachtet
gelassen werden, weil die Antragsteller unterlassen haben, die an gebliche Nothwendigkeit näher darzulegen.) Die Komm, lehnte die Wiederaufnahme der Berathung ab, nachdem auf die Bestimmungen des H.G.B. Art. 237, des Genossenschaftsges. §. 43 und des Ges.
betr. die Gesellschaften mit beschränkter Haftung §. 51 hingewiesen war. Zu §. 37 lagen die Anträge vor:
XVI.
8.37.
1. an Stelle der §§. 31, 32 den §. 31 Abs. 1, 2 und dem §. 32 Abs. 1 zu zitiren;
nachgiebiger
2. als §. 37 a die Vorschrift aufzunehmen: Tie Vorschrift des §. 22
über das Recht zur Führung
eines
Namens gilt auch für Vereine. Die Mehrheit erklärte sich damit einverstanden, daß der §. 31 Abs. 3 nicht zitirt werden solle, weil die in ihm gegebene Vorschrift ihrer Natur nach zwingendes
Recht enthalte.
Ter weitergehende Antrag 1
wurde
von dem Antragsteller
zurückgezogen.
Mit dem Inhalte des im Anträge 2 vorgeschlagenen Satzes erklärte sich
die Mehrheit einverstanden, sie glaubte indessen, Wissenschaft und Praxis werde von selbst erkennen,
daß der §. 22, obwohl er
in dem von den natürlichen
Personen handelnden Titel Aufnahme gefunden habe, auch für Vereine gelte.
Ter Schutz des Namenrechts gehöre zu den Personenrechten und diese seien, S*
116
Prot-410. E.II §§. 40-42,47,51,54,676. B.R. §§. 40-43,49,51,54,57.
soweit sich nicht aus der Unkörperlichkeit der juristischen Personen ein Anderes ergebe, wie den physischen Personen so auch den juristischen Personen zuständig. Bon anderer Seite wurde die Selbstverständlichkeit der Anwendbarkeit des §. 22
in Zweifel gezogen.
XVII.
Einem Anträge, die Berathung des §. 40 wieder aufzunehmen,
auflösurrg. weil es sich
bei den in Rede stehenden Fällen nicht um eine Auflösung des
Vereins, sondern nur um eine Entziehung der Rechtsfähigkeit handele,
wurde
nicht stattgegeben. §.41. vermögen d.
Zu §. 41 war beantragt:
XVIII.
im Abs. 1 des §. 41 nach
aufgelösten Vereins.
dem Worte
„vorgesehenen"
einzuschalten
„oder dem Statut entsprechenden".
(Bergl. I S. 542 ff. unter I.)
Der Antrag wurde der Red.Komm, überwiesen. §.42. Pflicht d. FiskuS zu zweckentspr. Verwendung.
Zu §. 42 war beantragt: den Abs. 1 Satz 2 des §. 42 zu streichen.
XIX.
Zur Begründung des Antrags wurde geltend gemacht:
Die Bestimmung, daß der Fiskus das ihm angefallene Vermögen eines aufgelösten Vereins thunlichst in einer den Zwecken des Vereins entsprechenden
Weise zu verwenden habe,
sei werthlos.
Sie enthalte eine bloße Admonition
an den Fiskus: sie statuire keine privatrechtlich erzwingbare Rechtspflicht.
öffentlichrechtliche Verpflichtung
Regierungen der Einzelstaaten etwa eine
Den auf
zuerlegen, dazu habe die Komm, keine Kompetenz. Die Mehrheit lehnte den Antrag ab.
Erwogen war: Es handele sich bei der in Rede stehenden Bestimmung allerdings nicht
um eine privatrechtlich erzwingbare Rechtspflicht, wohl aber um eine öffentlichrechtliche Verpflichtung
des Fiskus, deren praktische Wirksamkeit nicht zu be
zweifeln sei, zumal die Nichterfüllung namentlich bei der Etatsberathung gerügt
Die Kompetenz der Komm, sei nicht zu bestreiten.
werden könne.
liche Recht habe darüber zu entscheiden,
an wen das
Das bürger
Vermögen eines
auf
gelösten Vereins fallen solle: statuire es die Anfallberechtigung des Fiskus, so
könne es
den Erwerb des letzteren durch
die
öffentlichrechtliche
Auflage
be
schränken, das Vermögen thunlichst in einer den Zwecken des aufgelösten Vereins
entsprechenden Weise zu verwenden. Hinterlegung geschuldeter Beträge. Licherheitslemung.
XX. Zu §. 47 lagen die Anträge vor: 1. den Abs. 1 des §. 47 zu fassen: Hat ein
bekannter Gläubiger sich
geschuldete Sache,
wenn die
nicht gemeldet, so ist die
Berechtigung
zur Hinterlegung vor
handen ist, für den Gläubiger zu hinterlegen.
(Nur redaktionell; vergl. IV S. 568 bis 571 unter I.) 2. den §. 47 Abs. 2 zu fassen:
Ist
die Befriedigung
eines
Gläubigers zur Zeit nicht aus
führbar oder ist eine Verbindlichkeit streitig, so darf das Vermögen den
Anfallberechtigten
nur
ausgeantwortet
Gläubiger Sicherheit geleistet worden ist.
werden,
wenn
dem
R.T. ZK. 40-43,49, 51,54, 57. B.G.B. 8§- 43-46, 52,54,57,60. Prot. 410. (Nur redaktionell.
117
Die Vorgänge — H.G.B. Art. 202 Abs. 2,
Genossenschaftsges. §. 88 Abs. 2 — stehen nicht entgegen.)
3. im Abs. 1
des §. 47 die Worte „wenn die Berechtigung zur Hinter
legung vorhanden ist" zu streichen. H.G.B.
(Bergl.
Art. 202, 245 Abs. 3: die bekannten Gläubiger
sind aufzufordern, sich
zu melden; unterlassen sie dies,
Betrag ihrer Forderungen gerichtlich zu hinterlegen.
so ist der
Genossenschaftsges.
§. 80 Abs. 2, §. 88 Abs. 2: die Gläubiger sind aufzufordern, sich bei
der Genossenschaft zu melden; nicht erhobene Schuldbeträge sind zurück zubehalten.
Gesetz,
betr. die Gesellschaften mit beschränkter Haftung,
§. 65 Abs. 2, §. 74 Abs. 2: die Gläubiger der Gesellschaft sind auf zufordern, sich bei derselben zu melden; nicht erhobene Schuldbeträge
sind zu hinterlegen.)
Die Komm, überwies die Anträge 1 und 2 der Red.Komm. und lehnte die Wiederaufnahme der Berathung, die der Antrag 3 bezweckte, ab; (vergl. IV
S. 568 bis 571 unter I). XXI.
Es folgte die Berathung des Antrags:
5-676.
a) den §. 676 zu streichen;
.b) an Stelle des §. 676 als § 48 a zu bestimmen: Auf Vereine, Natur
die
Gesellschaft
rechtsfähig
nicht
des Verhältnisses
es
Anwendung.
sind,
finden,
soweit
die
gestattet, die Vorschriften über die
Aus
einem
Rechtsgeschäfte,
das
im
Namen rc. (wie im §. 676). eventuell:
den Satz 1 des §. 676 wenigstens dahin abzuschwächen: Auf Vereine, die nicht rechtsfähig sind, finden im Zweifel die Vorschriften über die Gesellschaft entsprechende Anwendung.
Die Komm,
lehnte die Wiederaufnahme der Berathung des §. 676 ab,
behielt jedoch der Red.Komm. die Entscheidung der Frage vor, ob die Bestimmung als §. 48 a in den Allg. Theil zu versetzen sei; (vergl. die dem Z. 676 beigegebene Anmerkung).
XXII. Zu §. 51 war beantragt:
im Abs. 1 des §. 51 statt „muß" zu setzen „soll". (Die Frage, welche rechtliche Bedeutung ein Verstoß gegen die
Vorschrift des Abs. 1 hat,
soll bei den eingetragenen
8.51. Nothwendiger Inhalt d.
etatuti-
wie bei den
konzessionirten Vereinen der Wissenschaft überlassen bleiben.
Die §§. 49
bis 69 befassen sich nur mit der Eintragung.)
Die Komm, lehnte die Wiederaufnahme der Berathung ab. XXIII. Zu §. 54 war beantragt: dem §. 54 als Abs. 2 beizufügen:
Gegen einen zurückweisenden Beschluß findet die sofortige schwerde nach Maßgabe der Civilprozeßordnung statt. (Bergl. §. 63.)
Der Antrag wurde genehmigt.
§ »df^gb.
118 k- 65.
$r.41O. @.II §§.65,69.71,74,76,77f,901,1458,2004.^.91. §§.72,76,78,83,91,98,1548»
XXIV.
Zu §. 65 war beantragt: im Satz 2 des §. 65 die Schlußworte „sowie von der Einstellung und
^Aufhebung"
Aufhebung des Konkurses" zu streichen.
D* Äont
(Da nach
§. 39
der Verein durch
die Eröffnung des Konkurses
aufgelöst wird, so haben nach der Eintragung des Eröffnungsbeschlusses
nur solche Beschlüsse Einfluß auf seine Existenz, welche den Eröffnungs
beschluß rückgängig machen. öffnungsbeschluffes
Dies trifft bei der Aufhebung des Er-
(K.L. §. 105)
Einstellung des Verfahrens zu,
und
der
dadurch
herbeigeführten
nicht aber bei der Einstellung nach
§. 190 d. K.O. und der Aufhebung des Verfahrens nach §. 151 d. K.O. Demnach ist auch die Eintragung der desfallsigen Beschlüsse überflüssig.) Während der Sitzung wurde der Unterantrag gestellt:
die Berathung über den §. 39 wieder aufzunehmen und dem §. 39 als
Abs. 3 die Vorschrift beizufügen: Bleibt bei der Beendigung übrig (oder:
Wird
des Konkursverfahrens Vermögen
das Konkursverfahren durch Einstellung oder
durch Zwangsvergleich
beendigt), so
lebt der Verein wieder auf
(oder: so gilt die Auflösung als nicht erfolgt).
Der Urheber des
ersterwähnten Antrags nahm zur Begründung seines
Vorschlags auf die demselben beigegebenen Mot. Bezug.
Zur Begründung des
Unterantrags wurde geltend gemacht: Es sei nicht in allen Fällen richtig,
einen Verein auch dann, wenn bei
der Beendigung des Konkursverfahrens noch Vermögen übrig bleibe, zur Liqui
dation zu zwingen: es empfehle sich, den §. 39 im Sinne des Unterantrags zu
ergänzen.
Auch
bei der Aktiengesellschaft habe der Abschluß eines Zwangs
vergleichs nicht nothwendig die Bedeutung, daß liquidirt werden müsse.
Die Mehrheit nahm den Hauptantrag aus den demselben beigefügten Gründen an und lehnte den Unterantrag ab,
da es nicht rathsam sei, für die seltenen
Fälle, in denen nach der Beendigung des Konkursverfahrens noch Vermögen übrig bleibe, eine Ausnahme von der Regel des §. 39 zu machen.
Verein nach
Wenn der
der Beendigung des Konkursverfahrens noch lebensfähig sei, so
stehe seiner Rekonstitution durch einen neuen Rechtsakt nichts entgegen. IS. 60, 1458. Teffentlichkeit ve» verein»* u. d. Güterrecht»registerS.
XXV.
Zu §. 69 war beantragt: im §. 69 Satz 2 und im §. 1458 Satz 2
die Worte
„während
der
gewöhnlichen Dienststunden" zu streichen. (Tie Worte finden sich in dem zum Vorbilde genommenen Art. 12
Abs. 2 d. H.GB., aus welchen §. 147 d. Genossenschaftsges. verweist, sie stehen aber nicht im Personenstandesges. §. 16 Abs. 2.
Die Worte
nehmen sich in einem Civilgesetzbuch eigenthümlich aus, sind entbehrlich und
finden sich
auch sonst im Entw. II nicht; vergl. z. B. §. 460
Abs. 2, §. 1884.) Tie Komm, lehnte die Wiederaufnahme der Berathung ab. «71. Rücktrittsrecht der Erben d. Stifter».
XXVI.
Zu §.71 war beantragt: den §. 71 Abs. 2 Satz 3 zu fassen: Die Erben des Stifters sind zum Rücktritte nicht berechtigt, wenn der Stifter das Gesuch bei der zuständigen Behörde eilt»
R.T. §§. 7'2,76,78,83,87,91,98,1546. B G-B. §§.75,79,81,86,87,95,102,1563.
119
gereicht oder bei oder nach der Beurkundung des Stiftungsgeschäfts das Gericht oder den Notar mit der Einreichung betraut hatte.
(Bergl. §. 1619 Abs. 2, §. 1637 Abs. 2.)
Gegen den Antrag erhob sich kein Widerspruch. XXVII. Der zu §. 74 gestellte Antrag,
Nam-nr'-cht
in Satz 1 statt 㤤. 27 bis 30" zu setzen 㤣. 27 bis 30, 37 a"
Stiftungen,
hat seine Erledigung durch die oben unter XVI beschlossene Nichtaufnahme des
vorgeschlagenen §. 37 a gefunden. XXVIIL
Der zu §. 76 gestellte Antrag, die Vorschrift in das E.G. zu
verweisen, wurde der Red.Komm. überwiesen. XXIX.
Zu §. 77 f war beantragt:
im Abs. 1 Satz 1 des §. 77 f die Worte „von einem Anderen als dem Eigenthümer des Grundstücks" zu streichen. (Bergl. den Abs. 2.
8. 76. Erlöschen u. Umwandlung o. Stiftungen.
§ 77 f. Bestandtheile v. Grund stücken.
Wenn der Eigenthümer eines Gartens bei einer
öffentlichen Festlichkeit ein Schaugerüst errichtet,
so
wird dieses nicht
Bestandtheil des Grundstücks.) Die Komm, nahm den Antrag an, weil, wie das von dem Antragsteller
angeführte Beispiel beweise,
die Bestandtheilseigenschast regelmäßig auch dann
ausgeschlossen ist, wenn Sachen von dem Eigenthümer des Grundstücks nur zu
einem vorübergehenden Zwecke mit dem Grundstücke verbunden werden.
XXX. Zu §. 77 m war beantragt: 1. a) als §. 77mi die Vorschrift aufzunehmen: Wer zur Herausgabe von Früchten verpflichtet ist,
rr SOI, 2034. AoÄ für
kann Ersatz
yril(btes
der auf die Gewinnung der Früchte verwendeten Kosten insoweit verlangen,
als sie einer ordnungsmäßigen Wirthschaft entsprechen
und den Werth der Früchte nicht übersteigen.
b) den §. 901 Abs. 1 Satz 2 sowie den §. 2054 Abs. 2 zu streichen.
(Der Satz gilt allgemein für alle Fälle, in welchen Früchte — im §. 901 Abs. 1 Satz 2 steht „Nutzungen" — herauszugeben sind: so in den Fällen des §. 387 Abs. 1, des §. 598, des §. 637 Abs. 2, des §. 1547 Abs. 1 und des §. 1894.
Begriff der Bereicherung.
Im §. 742 gedeckt durch den
Besondere Fälle §§. 532, 911. )
Die Komm, erklärte sich aus den dem Alltrage beigefügten Gründen mit demselben einverstanden.
XXXI. Zu den §§. 78, 79 lagen die Anträge vor:
1. a) im §. 78 die Nr. 2 zu streichen: b) den §. 79 Abs. 2 zu fassen: Nichtig ist auch die Willenserklärung einer, wenn auch nur vor
übergehend des Bernunftgebrauchs beraubten Person. c) den §. 1231 zu fassen: Eine Ehe ist nichtig, wenn einer der Ehegatten zur Zeit der Ehe
schließung geschäftsunfähig oder des Bernunftgebrauchs beraubt war.
Die Ehe ist als von Anfang
an gültig anzusehen, wenn der
Ehegatte sie nach dem Wegfalle der Geschäftsunfähigkeit oder nach
§8. 7S, 79. Zmtariv vorüber* gebender Störung d. Geistes* tuätigkeit.
120
E 1I§§. 14,18,78,79,1231,565,661,758. B-R.
§§. 6,8,100,101,1310,654,758,843.
der Wiedererlangung des Bernunftgebrauchs bestätigt, bevor sie rc. (wie im §. 1231 Abs. 2).
(Bergl. IV S. 828 Antrag 5.
Strohal in Jahrb. f. Dogm. 34
S. 340ff.)
2. hierzu der Unterantrag:
für den Fall der Annahme des Antrags 1 int §. 18, int §. 1565 Abs. 1 und* in den §§. 1661, 1758 hinter dem Worte „geschäfts unfähig" einzuschalten „oder des Vernunftgebrauchs beraubt".
3. a) der Nr. 2 des §. 78 die Worte beizufügen: „sofern nicht der Zustand
ein seiner Natur nach nur vorüber
gehender ist". b) int §. 79 Abs. 2 hinter dem Worte „Bewußtlosigkeit" einzuschalten:
„oder vorübergehender Störung der Geistesthätigkeit".
(Nach I S. 72, 73 sollen mit Rücksicht auf §. 107 Abs. 3 Satz 1
unter den Begriff der Geschäftsunfähigkeit nicht solche die freie Willensbestimmung ausschließende Zustände fallen, welche ihrer Natttr nach nur vorübergehend sind, wie Schlaf, Fieber, Trunken heit, zirkulärer Wahnsinn; die Red.Komm. ist beauftragt worden, Ine» durch die Fassung des §. 79 zum Ausdrucke zu bringen. Der
Antrag bezweckt, den Unterschied zwischen den Fällen des §. 78
Nr. 2 und des §. 79 Abs. 2 schärfer hervorzuheben, als dies durch
die jetzige Fassung geschieht.
Der Antrag ist somit nur redaktionell.)
Zur Begründung des Antrags 1 wurde ausgeführt: Die Nr. 2 des §. 78 sei unrichtig.
Es
würde — int Gegensatze zu I
S. 72, 73 — auch derjenige geschäftsunfähig sein, welcher sich nur vorübergehend
in einem seine freie Willensbestimmung ausschließenden Zustande krankhafter Störung der Geistesthätigkeit befunden hat. Es würde ferner ohne zureichenden Grund unterschieden werden müssen,
ob die Störung der Geistesthätigkeit die
Folge von Krankheit sei oder ob sie ihren Grund habe in einem Zustande, der sich nicht gerade als Krankheit bezeichnen
lasse.
Die Nr. 2 des §. 78 sei des
wegen besser zu streichen; es genüge die Vorschrift des §. 79 Abs. 2, welche be sage, daß eine im Zustande der Bewußtlosigkeit abgegebene Erklärung nichtig
sei.
Die Fassung der letzteren Vorschrift sei indessen nach Maßgabe des An
trags Id zu modifiziren. Bernunftgebrauchs
Es müßten auch nur vorübergehende Störungen des
die Nichtigkeit der Willenserklärungen, die in einem solchen
Zustande abgegeben werden, zur Folge haben. Die Mehrheit lehnte den Antrag 1 ab und nahm den Antrag 3a und b an, womit sich der Unterantrag zu 1 erledigte.
Erwogen war:
Die Nr. 2
des §. 78 Ziffer 2
sei keineswegs
entbehrlich.
Soweit die
Abgabe von Willenserklärungen in Frage komme, reiche allerdings der §. 79
Abs. 2 aus.
Es entstehe aber weiterhin die Frage, inwieweit einer des freien
Bernunftgebrauchs beraubten
Person die Willenserklärung eines Anderen mit
Rechtswirksamkeit in den Fällen zugehen könne, in welchen das Zugehen der Willenserklärung
schäfts
bilde.
ein wesentliches Erforderniß des Zustandekommens des Ge
Der Entw. II verwende
zur Beantwortung dieser Frage die
R.T. §§. 6,8,100,101,1308,652,756,841. B.G.B. §§. 6,8,104,105,1325,676,780,865.
121
Kategorie der Geschäftsunfähigkeit, indem er im §. 107 Abs. 3 bestimmt, daß
die Wirksamkeit einer einem Anderen gegenüber abzugebenden Willenserklärung nicht eintrete,
wenn der andere Theil zu der Zeit geschäftsunfähig sei, in
welcher ihm die Erklärung zugeht.
Was den Begriff der Geschäftsunfähigkeit
anbelange, so entspreche es dem Sinne der bei der zweiten Lesung gefaßten Be
schlüsse, daß Zustände, welche die freie Willensbestimmnng ausschließen, die aber ihrer Natur nach vorübergehend sind, die Geschäftsunfähigkeit nicht zur Folge
haben sollen, obwohl eine in einem solchen vorübergehenden Zustand abgegebene Willenserklärung nichtig ist.
Der Unterschied, der hiernach zwischen den Fällen
des §. 78 Ziff. 2 und den Fällen des §. 79 Abs. 2 bestehe, werde in dem An
träge 3a und b schärfer als bisher zum Ausdrucke gebracht.
Der Antrag sei
deswegen zu billigen.
XXXII. Man wandte sich nunmehr der Berathung des zu §. 14 Abs. 1 s 11 witint. io» Ziff. 1 gestellten, oben unter VIII mitgetheilten Antrags zu. Geisteskrank. Zur Begründung desselben wurde ausgeführt: " schwächt Die zu §. 14 nachträglich beschlossene Nr. la (IV S. 842) unterscheide
sich von der Nr. 1 nur dadurch, daß in ihr „Geistesschwäche" statt „Geistes krankheit" stehe.
Geistesschwäche und Geisteskrankheit seien aber keine Gegen
sätze. . Geistesschwäche sei immer auch Geisteskrankheit, da unter dieser auch die
angeborenen Zustände geistiger Unvollkommenheit mitverstanden würden.
Die
Geistesschwäche sei imr eine besondere Art der Geisteskrankheit in diesem weiteren Sinne.
Nach der Hinzufügung der Nr.la müsse deswegen in der Nr. 1 die
jenige Art der Geisteskrankheit allein bezeichnet werden, welche die völlige Ge
schäftsunfähigkeit nach §. 78 Abs. 2 zur Folge habe, während die Nr. 1 a un
verändert bleiben könne. Im Laufe der Berachung wurde der Unterantrag gestellt: Die Nr. 1 des §. 14 zu fassen:
wenn, der Kranke in Folge eines seiner Natur nach nicht blos vor übergehenden Zustandes krankhafter Störung der Geistesthätigkeit
seine Angelegenheiten nicht zu besorgen vermag. Beide Anträge wurden abgelehnt.
Erwogen war: Für den Gesetzgeber könne nicht entscheidend sein, ob vom psychiatrischen Standpunkte die Geistesschwäche auch unter den Begriff der Geisteskrankheit falle.
Der Gesetzgeber müsse vielmehr damit rechnen, daß es Zustände der geistigen Unvollkommenheit gebe, die nach der gewöhnlichen Auffassung nicht unter den Begriff der Geisteskrankheit fielen, trotzdem aber dem Geistesschwachen die Be
sorgung seiner Angelegenheiten unmöglich machten und aus diesem Grunde die
Entmündigung rechtfertigten.
der Geisteskrankheit und
Der Unterschied, der im praktischen Leben zwischen
der Geistesschwäche gemacht werde,
genüge, um ihn
zum Gegenstände zweier verschiedener Entmündigungsfälle zu machen.
Es be
stehe kein Bedürfniß, den Gegensatz dadurch besonders scharf hervortreten zu
lassen, daß man unter die Fälle der Entmündigung wegen Geisteskrankheit nur solche Fälle subsumire,
die auch schon vor der Entmündigung die natürliche
Geschäftsunfähigkeit des Kranken zur Folge hätten.
122 8- sä. recht des
Vertrags-
Prot. 410. E. II §K. 83,84.87.94,96. B-R. §§. 105,106,109,115,117. Die Berathung des §. 82 wurde ausgesetzt.
XXXIII.
Zu §. 83 lagen
die Anträge vor: 1. im Eingänge des §. 83 statt „Solange der gesetzliche Vertreter den
Vertrag nicht genehmigt hat" zu setzen „Solange der Vertrag nicht genehmigt ist" :
(Tie wohl nur redaktionelle Aenderung empfiehlt sich im Hinblick aus §. 82 Abs. 2.)
2. den Eingang des §. 83 zu fassen:
„Solange der Vertrag nicht ge
nehmigt ist, kann" 2C. (Durch
diese Fassung
soll
auch
der Fall des §. 82 Abs. 2 ein-
geschlosseu werden.)
Gegen die sachlich übereinstimmenden Vorschläge erhob sich kein Widerspruch. § 84. Vertrags leistung b. Minverj. mit
zur Verfügung
XXXIV.
Zu §. 84 war beantragt,
die Vorschrift zu fassen: Ein von
dein Minderjährigen................. Vertrag
ist
als
von
Anfang an wirksam anzusehen, wenn re. (wie im §. 84);
gestellten Mitteln.
(Vergl. §. 113 Abs. 1, §. 1230 Abs. 2, §. 1234 Abs. 2.)
Der Fassungsvorschlag wurde der Red.Komm. überwiesen. §. 87. Mangelnde Prozeßfähigteit Minder jähriger.
XXXV. Zu §. 87 lagen die Anträge vor:
1. im Abs. 1 Satz 2 des §. 87 das Wort „nicht" vor „prozeszfähig" zu streichen:
2. den Abs. 1 Satz 2 zu streichen und zum Ersätze dem Z. 51 d. C.P.O.
folgenden Zusatz beizufügen: Ein Minderjähriger wird durch die ihm von dem gesetzlichen
Vertreter ertheilte Erlaubniß, in Dienst oder in Arbeit zu treten, nicht für die Rechtsstreitigkeiten prozeßfähig, die sich aus den von
ihm auf Grund
der Erlaubniß vorgenommenen Rechtsgeschäften
ergeben. Tie Komm, lehnte die mit dem Antrag 1 bezweckte Wiederaufnahme der
Berathung des §. 87 ab und überwies den Antrag 2 der Red.Komm. §. 94. Anfecht barkeit d. WillenSerkl.
infolge Irrthums.
XXXVI.
Zu §. 94 war beantragt:
den Abs. 1 des §. 94 zu fassen: Wer bei der Abgabe einer Willenserklärung über deren Inhalt
im Irrthume war oder eine Erklärung dieses Inhalts überhaupt nicht abgeben wollte, kann die Erklärung anfechten, es sei denn,
daß die Anfechtung wioer Treu und Glauben verstoßen würde.
Die Komm, lehnte die mit dem Anträge bezweckte Wiederaufnahme der
Berathung des §. 94 ab. 5. 96.
Anfechtungs frist in den Fällen d. 88 94, SS.
XXXVII. Zu §. 96 lagen die Anträge vor:
1. dem §. 96 als Abs. 2 beizufügen: Die Anfechtung ist ausgeschlossen, wenn seit der Abgabe der Willenserklärung dreißig Jahre abgelaufen sind.
2. den §. 96 zu streichen: eventuell
R.T. §§. 105,106,109,115,117. B.G-B. §§. 109.110,113,119,121. Prot.411.
123
die Vorschrift zu fassen: Die Anfechtung muß in den Fällen der §§. 94, 95, sofern es sich um die Anfechtung einer auf die Begründung eines Schuld
verhältnisfes gerichteten Erklärung handelt, unverzüglich erfolgen,
nachdem
der Ansechtungsberechtigte
von dem Ansechtungsgrunde
Kenntniß erlangt hat. Unverzüglich ist die Anfechtung erfolgt, wenn
sie ohne schuldhaftes Zögern vorgenommen wird. Tie einem Abwesenden gegenüber rc. (wie Satz 2 im Entw.).
Tie Anfechtung kann, sofern Treu und Glauben es gestatten, auch zu späterer Zeit erfolgen, wenn der andere Theil den Irr
thum oder beit Mangel des Willens bei der Entgegennahme der Willenserklärung erkannt hat oder, falls er nicht fahrlässig war,
erkennen mußte.
Gegen die unter 1 beantragte zeitliche Beschränkung des Anfechtungsrechts erhob sich kein Widerspruch.
Dem Anträge, den §. 96 zu streichen, wurde keine
Folge gegeben.
411. (S. 8359 bis 8378.) . L Bon den zu §. 96 eingebrachten Anträgen war noch der für den Fall,
r. 96.
daß die Streichung des Paragraphen nicht beschlossen werden sollte, gestellte, im Prot. 140 unter XXXVII mitgetheilte Eventualantrag zu erledigen.
«sTas.
Die Abweichungen des Antrags vom Entw. bestehen darin, daß der An
trag die Vorschrift auf Erklärungen, welche auf die Begründung eines Schuld verhältnisses gerichtet sind, im Gegensatze zu nicht obligatorischen Willens erklärungen, beschränkt, und daß auch bei Erklärungen der ersteren Art unter
den Voraussetzungen des Abs. 3 die Anfechtung noch zu späterer Zeit zulässig sein soll.
Der Antrag wurde in beiden Theilen abgelehnt. Erwogen war:
Bei der Annahme der zeitlichen Beschränkung der Anfechtung
sei be
rücksichtigt worden, daß der Irrende nicht unter allen Umständen die Geltend
machung des Irrthums für zweckmäßig halten, vielmehr nicht selten auch nach
Erkenntniß desselben es bei seiner Erklärung belassen werde. Insbesondere aus
diesem Grunde habe man statt der nach dem Entw. I eintretenden Nichtigkeit bloße Anfechtbarkeit eingeführt und dieselbe, um dem anderen Theile zu als baldiger Klarheit über seine Lage zu verhelfen, an die Geltendmachung inner
halb
einer kurzen Frist gebunden.
Diese Gründe beständen auch dann, wenn
der andere Theil den Irrthum oder den Mangel des Willens bei der Ent gegennahme der Willenserklärung
gekannt habe.
Auf „Treu und Glauben"
könne, nachdem die Zugrundlegung dieses Begriffs im §. 94 abgelehnt worden sei, nicht mehr zurückgegangen werden;
zur Ausschließung unbilliger Härte
genüge die Fassung des Entw., da sie nur eine ohne schuldhaftes Zögern er folgte Anfechtung fordere.
Hierin liege, daß die Zögerung in solchen Fällen nicht
schade, in welchen der Irrende annehmen durfte, daß eine sofortige Anfechtung von dem anderen Theile nicht erwartet werde.
Nach Maßgabe des Antrags aber
R.T. §§. 105,106,109,115,117. B.G-B. §§. 109.110,113,119,121. Prot.411.
123
die Vorschrift zu fassen: Die Anfechtung muß in den Fällen der §§. 94, 95, sofern es sich um die Anfechtung einer auf die Begründung eines Schuld
verhältnisfes gerichteten Erklärung handelt, unverzüglich erfolgen,
nachdem
der Ansechtungsberechtigte
von dem Ansechtungsgrunde
Kenntniß erlangt hat. Unverzüglich ist die Anfechtung erfolgt, wenn
sie ohne schuldhaftes Zögern vorgenommen wird. Tie einem Abwesenden gegenüber rc. (wie Satz 2 im Entw.).
Tie Anfechtung kann, sofern Treu und Glauben es gestatten, auch zu späterer Zeit erfolgen, wenn der andere Theil den Irr
thum oder beit Mangel des Willens bei der Entgegennahme der Willenserklärung erkannt hat oder, falls er nicht fahrlässig war,
erkennen mußte.
Gegen die unter 1 beantragte zeitliche Beschränkung des Anfechtungsrechts erhob sich kein Widerspruch.
Dem Anträge, den §. 96 zu streichen, wurde keine
Folge gegeben.
411. (S. 8359 bis 8378.) . L Bon den zu §. 96 eingebrachten Anträgen war noch der für den Fall,
r. 96.
daß die Streichung des Paragraphen nicht beschlossen werden sollte, gestellte, im Prot. 140 unter XXXVII mitgetheilte Eventualantrag zu erledigen.
«sTas.
Die Abweichungen des Antrags vom Entw. bestehen darin, daß der An
trag die Vorschrift auf Erklärungen, welche auf die Begründung eines Schuld verhältnisses gerichtet sind, im Gegensatze zu nicht obligatorischen Willens erklärungen, beschränkt, und daß auch bei Erklärungen der ersteren Art unter
den Voraussetzungen des Abs. 3 die Anfechtung noch zu späterer Zeit zulässig sein soll.
Der Antrag wurde in beiden Theilen abgelehnt. Erwogen war:
Bei der Annahme der zeitlichen Beschränkung der Anfechtung
sei be
rücksichtigt worden, daß der Irrende nicht unter allen Umständen die Geltend
machung des Irrthums für zweckmäßig halten, vielmehr nicht selten auch nach
Erkenntniß desselben es bei seiner Erklärung belassen werde. Insbesondere aus
diesem Grunde habe man statt der nach dem Entw. I eintretenden Nichtigkeit bloße Anfechtbarkeit eingeführt und dieselbe, um dem anderen Theile zu als baldiger Klarheit über seine Lage zu verhelfen, an die Geltendmachung inner
halb
einer kurzen Frist gebunden.
Diese Gründe beständen auch dann, wenn
der andere Theil den Irrthum oder den Mangel des Willens bei der Ent gegennahme der Willenserklärung
gekannt habe.
Auf „Treu und Glauben"
könne, nachdem die Zugrundlegung dieses Begriffs im §. 94 abgelehnt worden sei, nicht mehr zurückgegangen werden;
zur Ausschließung unbilliger Härte
genüge die Fassung des Entw., da sie nur eine ohne schuldhaftes Zögern er folgte Anfechtung fordere.
Hierin liege, daß die Zögerung in solchen Fällen nicht
schade, in welchen der Irrende annehmen durfte, daß eine sofortige Anfechtung von dem anderen Theile nicht erwartet werde.
Nach Maßgabe des Antrags aber
124
Prot.410.. E. II. §§.82,119,37,38,45,50,51. B,R. §§. 104,42,63,64,73,78,79.
zwischen obligatorischen und sonstigen Willenserklärungen zu unterscheiden, sei nicht gerechtfertigt;
es könne im Gegentheile gerade bei Erklärungen,
die auf
eine dingliche Wirkung abzielten, z. B. bei der Vertragung von Sachen durch einen- Boten,
die alsbaldige Geltendmachung des Irrthums im Interesse der
Verkehrssicherheit dringend geboten sein. 8. W. Verträge Mnderjähriger.
II. Man ging nunmehr auf den §. 82 zurück, dessen Berathung in der vorigen Sitzung (S. 122 unter XXXIII) ausgesetzt worden war. Die zu dem selben gestellten Anträge, welche zugleich andere Stellen des Entw. mitbetreffen
und die daher eine allgemeinere Bedeutung haben, lauten: 1. a) im §. 82 Abs. 1 den Satz 2 zu streichen und im Satz 3 statt „der
Verweigerung steht es gleich" zu setzen „der Verweigerung der Ge nehmigung steht es gleich";
b) den §. 119 zu fassen: Der Antrag erlischt, wenn er nicht nach Maßgabe der §§. 120 bis 122 rechtzeitig angenommen wird. eventuell:
im §. 119 die Worte „dem Antragenden gegenüber" zu streichen; c) den §. 137 und den Abs. 1 Satz 2 des §. 138 zu streichen; d) im §. 145 Abs. 1 den Satz 2 zu streichen und im Satz 3 statt „der
Verweigerung
steht es
gleich"
zu setzen „der Verweigerung der
Genehmigung steht es gleich"; 6) den Abs. 1 des §. 150 zu streichen und den Abs. 2 zu fassen:
Die Zustimmung eines Dritten zu einem Rechtsgeschäfte bedarf
nicht der für das Rechtsgeschäft bestimmten Form. f) im §. 151 den Satz 2 zu streichen. (Für die weiteren Theile des G.B. werden entsprechende Anträge
vorbehalten.) 2. für den Fall, daß nach dem Antrag 1 im §. 82 Abs. 1 und im §. 145
Abs. 1 der Satz 2 gestrichen werden sollte: a) im §. 1295 Abs. 2 den Satz 1 zu streichen; b) den §. 82 Abs. 1 Satz 3 zu fassen:
Erklärt der Vertreter nach dem Empfang einer Aufforderung des anderen Theiles nicht binnen zwei Wochen die Genehmigung, so kann der andere Theil von dem Vertrage zurücktreten (sofern
nicht ihm gegenüber die Genehmigung schon vor der Aufforderung
erklärt worden ist). c) den §. 145 Abs. 1 Satz 3 und den §. 1295
Abs. 2 Satz 2
ent
sprechend dem Vorschläge 2d zu ändern;
d) den §. 1347 Satz 2 Halbsatz 2 durch folgende Vorschrift zu ersetzen: Ist dem anderen Theile nicht binnen zwei Wochen, nachdem er den Mann zur Beschaffung der Genehmigung aufgefordert hat, die
Genehmigung erklärt oder eine sie ersetzende Entscheidung des Vor
mundschaftsgerichts von dem Manne mitgetheilt worden, so kann der andere Theil von dem Rechtsgeschäfte zurücktreten (sofern nicht
R.T. §§.104,42,63,64,73,78,79. B.G.B. §§.108,46,67,68,77,82,83. Prot.411.
125
ihm gegenüber schon vor der Aufforderung die Genehmigung er klärt worden ist). (Der §. 1709 bleibt unverändert.)
3. für den gleichen Fall im §. 82 Abs. 1 Satz 3 und in §. 145 Abs. 1 Satz 3 statt „nicht binnen zwei Wochen die Genehmigung erklärt" zu setzen „nicht binnen zwei Wochen dem anderen Theile gegenüber die
Genehmigung erklärt."
A. Seitens des Antragstellers zu 1 wurde ausgeführt: Be-e^hnung Der Antrag 1 richte sich gegen die zahlreichen Bestimmungen, welche der der Perfol? Entw.
darüber enthalte,
wem
gegenüber
werden müsse, um rechtswirksam zu sein.
folgerecht durchgeführt seien,
eine gewisse
Erklärung
abgegeben a”e^er gegenüber gewisse Erklärungen
Diese Vorschriften, die übrigens nicht
da sie sich beispielsweise bei der Kündigung und
abzugeben sind.
bei der Mahnung nicht fänden, seien ein verfehltes gesetzgeberisches Unternehmen.
Wem gegenüber eine Erklärung
abgegeben werden müsse,
sei eine Frage des
einzelnen Falles, deren sachgemäße Entscheidung nur von dem Rechtsverständnisse des Richters erwartet werden könne.
Die Frage durch Aufstellung allgemeiner
Grundsätze zu lösen, sei bisher in keiner Gesetzgebung und selbst in keinem Lehr buche versucht worden; die Vorschriften des Entw. erwiesen die Richtigkeit dieser
bisher geübten Selbstbeschränkung, indem sie in vielen Fällen zu abwegigen Ergebnissen führten. Dies zeige sich zunächst für den Abs. 1 Satz 2 der §§. 82,
145
als zutreffend.
Daß die Genehmigung und die Verweigerung der Ge
Crti. b. Genehmigung
nehmigung zu dem von einem Minderjährigen oder von einem vollmachtlosen u. deren «er-
Bertreter abgeschlossenen
sondern nur
Geschäfte nicht diesem,
dem
anderen
Theile gegenüber solle erklärt werden können, sei nicht gerechtfertigt, s-82 Abs. i, Die Vorschrift sei unpraktisch und verstoße gegen das natürliche Rechts-?1 gefühl, sofern sie dem Dritten verwehre, sich auf eine nur dem Minderjährigen
bezw. dem Vertreter gegenüber erklärte Genehmigung zu
berufen und damit
den Vertrag auch zu seinen Gunsten als geschlossen zu behandeln, während der
gesetzliche Vertreter es zulasse, daß der Minderjährige von dem auf Grund des Vertrags Erlangten Gebrauch mache bezw. der Vertretene sich selbst die Vortheile
aus dem Vertrag aneigne.
Ein zweiter Fehler der Vorschrift liege darin, daß
sie die Genehmigung durch konkludente Handlungen ausschließe, da solche nicht Hanblungen. einer bestimmten Person
gegenüber vorgenommen werden könnten.
Die Be
stimmung sei zum Schutze der Minderjährigen nicht nothwendig, zumal nach,
den §§. 150, 151 die vorherige Zustimmung — Einwilligung — zum Abschluß eines Vertrags
seitens
des
gesetzlichen Vertreters
Rechtswirkung erklärt werden könne.
auch ihnen
gegenüber mit
Ihre Streichung werde im Gesetze keine
Lücke erzeugen, da man in der Praxis bisher ohne sie ausgekommen sei und
insbesondere bei der Anwendung des preuß. Ges. v. 12. Juli 1875 sich der Mangel einer solchen Vorschrift nie störend bemerklich gemacht habe.
Dem Antragsteller wurde zunächst im Allgemeinen entgegnet, die Vor
schriften des Entw. über die Richtung, in welcher bestimmte Willenserklärungen
mit Bezug auf den Empfänger abzugeben seien, müßten als ein Vorzug des Gesetzeswerks festgehalteu werden.
Der Entw.
entschiedener
habe solche Be
stimmungen nicht nach Willkür, sondern nur bei empfangsbedürftigen Willens erklärungen und nur da, wo ein Bedürfniß bestehe, ausgenommen.
Es sei nicht
126
Prot. 411. E. II §§.82,119,37,38,45,50,51. B.R. §§. 104, 42,63, 64, 73,78,79.
richtig, daß der Mangel fester Grundsätze über diese Frage in der Praxis bis
her nie störend empfunden worden fei; es habe häufig Streit hierüber bestanden,
wie schon das Vorhandensein von Entscheidungen oberster Gerichtshöfe beweise. Die angefochtenen Sätze des Entw. stellten daher, wie auch in der Kritik aner kannt worden sei,
im Vergleiche mit der
bisherigen Rechtswissenschaft einen
Fortschritt dar, der nicht aufgegeben werden dürfe.
Was die engere Frage anbelange,
ob
mit dem in den §§. 82, 145 auf
genommenen Satze eine richtige Entscheidung getroffen worden sei,
so sprächen
zum Mindesten bei dem §. 82 in der Besonderheit des Verhältnisses liegende Gründe dafür, die Entscheidung hier, abweichend vom §. 150, im Sinne des
Entw. zu treffen : vergl. Mot. I S. 138.
Tie in höherem Grade den Karakter
einer Familienbeziehung,
Rechtsverhältnisses an
Stellung sich,
des
als den eines
gesetzlichen Vertreters
zu dem Minderjährigen
daß Aeußerungen, die über eine
zwischen dem gesetzlichen Vertreter und bindende Willenserklärungen des
Beziehung
zu
einem
sich
bringe
Tritten
tragende es
mit
lediglich
dem Minderjährigen fallen, nicht als aufgefaßt werden dürften.
Vertreters
Sie
würden, soweit sie ein schon geschlossenes Geschäft des Minderjährigen beträfen, Zustimmung
nicht mit Verpflichtungswillen gethan und seien nicht dazu bestimmt, nach außen wirken. Anders, wenn die Zustimmung vor dem Geschäftsabschluß erfolge,
Weigerung da die Erklärung hier den Zweck habe, dem Minderjährigen die rechtliche nad^Mdo. Möglichkeit zu gewähren, ein Rechtsgeschäft mit voller Wirksamkeit vorzunehmen.
Tie Möglichkeit, Vorgänge, die sich nur zwischen dem Minderjährigen und
dessen gesetzlichen Vertreter abspielten, in den Prozeß zu ziehen, würde die Zahl der Rechtsstreitigkeiten erhöhen und deren Schwierigkeit auf dem Gebiete des
Beweises und der Auslegung steigern.
Was den §. 145 anbelange, so sei der
§. 123 des Entw. I, nach welchem vor ergangener Aufforderung die Genehmigung
oder deren Verweigerung sowohl dem Vertreter als auch dem anderen Bertrags theile gegenüber erklärt werden konnte (Mot. I S. 242, 243),
bei der zweiten
Lesung um deswillen geändert worden, weil man der Ansicht war, daß die jetzt unter Berufung
auf die Gefährdung
des Tritten angefochtene Vorschrift des
§. 145 Abs. 1 Satz 2 den Interessen des Dritten förderlicher sei: (vergl. I S. 155).
Auf die Bemerkung
des
Antragstellers,
daß
durch
die Vorschrift des
Entw. die Genehmigung mittelst konkludenter Handlungen ausgeschlossen werde, weil solche nicht bestimmten Personen gegenüber vorgenommen werden könnten,
wurde von einer Seite entgegnet, daß die letztere Annahme zwar richtig, der daraus gefolgerte Schluß aber unrichtig sei.
Der Entw. spreche in den §§. 82,
145 nur von der „Erklärung" der Genehmigung und gebe daher nach der bei
der
Redaktion
beobachteten
Unterscheidung
zwischen
Willenserklärung
und
(sonstiger) Willensbethätigung den angefochtenen Satz überhaupt nicht für die Fälle der konkludenten Handlungen, in denen eine Willenserklärung nicht vor liege.
sog.
Bon anderer Seite wurde unter Widerspruch hiergegen bemerkt, auch die
stillschweigende Willenserklärung sei eine Erklärung, es sei jedoch
richtig, daß stillschweigende Willenserklärungen nie einer
nicht
bestimmten Person
gegenüber erfolgen könnten; je nach Beschaffenheit der Fälle könnten vielmehr
auch sie eine Richtung gegenüber anderen Personen annehmen; (vergl. I S. 69 unter IX).
Einvernehmen bestand darüber, daß über die Frage, was als still-
R.T. §§.104,142,163,164,173,178,179. B.G.B. §§. 108,46,67,68,77,82,83.
127
schweigende Willenserklärung zu gelten habe und wann eine solche als zugegangen anzusehen sei, eine Entscheidung im Entw. nicht habe getroffen werden sollen.
Die Ausführungen der Gegner des Antrags wurden von dessen Ver tretern bemängelt.
Man bestritt, daß zwischen den in den §§. 82, 145 voraus
gesetzten Fällen und auch daß in
hältnisses
§. 150 eine Verschiedenheit bestehe,
anderen Fällen des
den Fällen des §. 82
die
thatsächliche Beschaffenheit des Ver
zu dem Satze des Entw. nöthige.
Ob
eine dem Minderjährigen
gegenüber erfolgte Aeußerung des gesetzlichen Vertreters den Karakter der Ge nehmigung trage, werde der Richter zu prüfen haben: die Schwierigkeiten, die hieraus erwüchsen, fielen der Schädigung gegenüber, die für Handel und Verkehr
aus der schroffen Vorschrift des Entw. eintreten könne, nicht ins Gewicht. B. Der Antrag 2a zieht eine Konsequenz aus der in den Anträgen 1 a (8e®r^.^uni und d beantragten Streichung des Satzes 2 im Abs. 1 der §§. 82, 145, indemderen 3er* er die entsprechende Streichung auch für den §. 1295 Abs. 2 vorschlägt: bie roc,^raucn^uu
Anträge 2 b, c und «1 bringen eine anderweitige Regelung des dem Tratten zustehenden Aufforderungsrechts in Anregung.
§1295.
Der Tritte soll danach, wenn der
zur Erklärung über die Genehmigung oder die Verweigerung derselben Aufgeforderte sich innerhalb der gesetzlichen Frist nicht erklärt, nicht ohne Weiteres Aufford, m aufhören, gebunden zu sein, sondern nur das Recht des Rücktritts vom Vertrage ^9«^des erlangen: (vergl. sächs. G.B. §. 787 a. E.l. Ta gegen diesen Vorschlag Doit §.'145 w. i, mehreren Seiten Einwendungen erhoben wurden, nahm der Antragsteller beiv selben zu Gunsten des Antrags 3 zurück. C.
Ter Antrag
3 will der Schwierigkeit
begegnen, die
sich
bei ber
Streichung des Satzes 2 im Abs. 1 des §. 82 (und entsprechend an den anderen Aufforderung Stellen) ergiebt, wenn vermöge einer dem Minderjährigen gegenüber abgegebenenbem ^bcri* Erklärung bereits eine Erledigung des Schwebezustandes in dem einen oder dem
dem ver
änderen Sinne stattgefunden hat, der Tritte aber demnächst, sei es in Kenntniß
gegenüber
oder in Unkeuntniß hiervon, an den gesetzlichen Vertreter die im Satz 3 vor- erfolgten gesehene Aufforderung richtet. Ter Antragsteller führte aus: Der Satz 2 sei^er"^-^
namentlich wegen des Satzes 3 ausgenommen worden.
Nach der Setzung der Weigerung.
Frist müsse die Erklärung des gesetzlichen Vertreters nothwendig eine bestimmte Richtung aunehmen: sie könne, wenn die Aufforderung einmal erfolgt sei, nur noch dem Ausfordernden gegenüber geschehen. des Satzes 2 im Allgemeinen
Lasse man nun mit der Streichung
eine wirksame Erklärung
auch
gegenüber dem -
Minderjährigen zu, so könne Satz 3 in seiner gegenwärtigen Fassung nicht bei
behalten, müsse vielmehr geändert oder gestrichen werden.
Da die Streichung
nicht angängig sei, so empfehle es sich, die Schwierigkeit in der Weise zu lösen, daß Alles, was zwischen dem Minderjährigen und seinem gesetzlichen Vertreter etwa erklärt worden sei, als nicht geschehen zu gelten habe, wenn nachher der
Tritte an den Vertreter des Minderjährigen die Aufforderung stelle.
Es solle
also die dem Minderjährigen gegenüber bereits ertheilte Genehmigung wieder unwirksam werden, wenn der gesetzliche Vertreter später die zweiwöchige Frist
ohne Erklärung verstreichen lasse und andererseits der gesetzliche Vertreter auch nach einer dem Minderjährigen gegenüber erfolgten Genehmigungsverweigerung bei ergehender Aufforderung des Dritten noch in der Lage sein, diesem gegen über wirksam zu genehmigen.
Um den Gedanken schärfer hervorzuheben, änderte
128
Prot.411. E.IL §§.98,101,31,52,1986,2081. B.R.§§. 119,31,57,80,2090,2187.
der Antragsteller seinen Vorschlag dahin , ab, daß dem §. 82 Abs. 1 Satz 3 des Entw. beigefügt werden solle:
Dies gilt auch dann, wenn vor oder während der Frist der Vertrag genehmigt, dies aber nur dem Minderjährigen gegenüber erkärt ist.
Die juristische Konstruktion des Antrags wurde von mehreren Seiten bemängelt.
der^Beschaiß.
fasiung.
der Abstimmung wurde zu §. 82 und entsprechend zu §. 145 zunächst eventuell der Antrag 3 in der ihm zuletzt, gegebenen Gestalt angenommen und
demnächst die Streichung des Satzes 2 und die Aenderung des Satzes 3 nach dem Anträge 3 endgültig gebilligt.
Der Red.Komm. wurde anheimgegeben, die
Fassung des Satzes 3 durch eine andere zu ersetzen, insbesondere etwa positiv zum Ausdrucke zu bringen,
daß nach geschehener Aufforderung die Erklärung
dem Auffordernden gegenüber erfolgen müsse und daß die Annahme einer Ver
weigerung der Genehmigung nicht eintreten solle, wenn die Genehmignng zwar
nicht während der Frist, aber schon vor der Aufforderung dem anderen Theile
gegenüber erklärt war. Die Streichung big §. 150 Abs. 1 sowie die Aenderung des §. 150 Abs. 2 und des §. 151 (Antrag le, f) wurde abgelehnt, desgleichen die Streichung des §. 137 und des §. 138 Abs. 1 Satz 2 (Antrag lc).
Die Komm,
lehnte ferner
ab, in eine erneute Berathung des §. 119 einzutreten (Antrag Id).
Die auf
das Familienrecht bezüglichen Theile des Antrags 2 wurden der Berathung des vierten Buches Vorbehalten.
§.9&
m. Nach der Erledigung der zu §. 82 gestellten Anträge wurde die Berathung in der Paragraphenfolge des Entw. fortgesetzt. ‘
Täuschung
Zu §. 98 lagen die Anträge vor:
Drohung.
1. a) den §. 98 Abs. 1 zu fassen: Wer zur Abgabe einer Willenserklärung durch arglistige Täuschung oder durch Drohung widerrechtlich
Erklärung anfechten,
bestimmt worden ist, kann die
soweit nicht die Anfechtung wider Treu und
Glauben verstoßen würde. b) den §. 98 Abs. 2 mib den §. 99 zu streichen.
2. dem §. 98 Abs. 2 den Zusatz zu geben: oder die Erklärung zu Gunsten des Dritten abgegeben war.
3. dem .§. 98 Abs. 2 als Satz 2 beizufügen: Hat ein Anderer als derjenige,
dem
gegenüber die Erklärung
abzugeben war, aus der Erklärung unmittelbar ein Recht erworben, so ist die Erklärung, soweit dieses Recht reicht, auch anfechtbar, wenn
der Erwerber die Täuschung kannte oder kennen mußte. Im Laufe der Berathung wurde ferner beantragt:
4. den Zusatz zu §. 98 Abs. 2 zu fassen: oder wenn der Dritte unmittelbar ein Recht aus der Erklärung er
worben hat. 5. den Zusatz zu §. 98 Abs. 2 zu fassen: Hat ein Anderer als derjenige, dem gegenüber die Erklärung
abzugeben war, aus der Erklärung unmittelbar ein Recht erworben,
R.T. §§. 119,31 57,80,2088,185. B.G.B. §§.123,35,61,84,2113,211. Prot.411.
129
so ist die Erklärung ihm gegenüber anfechtbar, wenn er die Täuschung
kannte oder kennen mußte.
Der Antrag 1, der mit derT von demselben Antragsteller zu den §§. 94 und 96 eingebrachten, auf S. 122 unter XXXVI und unter XXXVII 2 mit getheilten, abgelehnten Anträgen im Zusammenhänge steht, wurde von seinem
Urheber damit begründet, daß die Fassung des Entw. nicht weit genug sei.
Das
Anfechtungsrecht dürfe grundsätzlich nicht dadurch ausgeschlossen werden, daß die
Täuschung von einem Dritten ausgegangen sei, mit dem kein Rechtsgeschäft vor liege.
Die allgemeine Klausel des Anttags umfasse den §. 98 Abs. 2 des Entw.
sowie die in den übrigen Anttägen enthaltenen Erweiterungen und
biete den
Bortheil, daß auch der §. 99 als entbehrlich gestrichen werden könne, da eine Anfechtung nach Verlauf längerer Zeit gegen Treu und Glauben verstoßen würde.
Die Komm, war der Meinung, daß die Verweisung auf Treu und Glauben zu unbestimmt sei, um in
der in Rede stehenden Frage dem Bedürfnisse zu
genügen und lehnte den Antrag gleich den entsprechenden früheren Anträgen ab.
Der Anttag 2 wurde zurückgezogen, nachdem dagegen eingewendet toorbcn @^;J(une6 war, daß das in den Mot. (I S. 207) ausgesprochene Bedenken ihm gegenüber Dritten, der begründet erscheine. Jenem Bedenken, daß der (unschuldige) Erklärungsempfänger ^^äuschung
möglicherweise ein Interesse daran habe, daß die von dem Getäuschten ihm rennen mußte, gegenüber übernommene Verbindlichkeit bestehen bleibe, will der Antrag 3 dadurch begegnen, daß die Anfechtung nur insoweit wirken soll, als ein dem Anderen
aus der Erklärung unmittelbar erworbenes Recht reicht.
Den gleichen Gedanken
will der Antrag 5 dadurch zum Ausdrucke bringen, daß er die Erklärung als dem Anderen „gegenüber" anfechtbar bezeichnet.
Auch der Antrag 4 soll nach
der Erläuterung seitens des Antragstellers sachlich vom Anträge 3 nicht ab weichen.
Zu dem letzteren wurde von einer Seite angeregt, das Wort „unmittelbar"
zu streichen, um den Fall des Kommissionärs mitzuumfassen; der Antragsteller
erhob jedoch hiergegen Widerspruch. Die Komm, entschied sich in bedingter Abstimmung gegen die Streichung des Wortes
„unmittelbar"
und demnächst in
bedingter und endgültiger Ab-
sümmung
für die unveränderte Aufnahme des im Anträge 3 vorgeschlagenen
Zusatzes.
Der Anttag 5 wurde der Red.Komm. überwiesen, der Antrag 4 aber
abgelehnt, weil er über den Antrag 3 hinausgehe und gleich dem Anttage 2 den unschuldigen Erklärungsempfänger schädige.
IV. Es folgte die Berathung über den zu §. 101 gestellten Antrag: im §. 101 Abs. 1 Satz 2, im §. 131 Abs. 1 Satz 2 und im §. 152 Abs. 2 die Worte „durch Urtheil oder" sowie den §. 1986 Abs. 3 und bu%rfütta“^iL
den §. 2081 Abs. 1 Satz 2 zu streichen. Die an den angeführten, und an anderen Stellen des Entw. (z. B, in den §§. 303, 434, 801, 810), sich findende Vorschrift, daß der rechtsgeschäftlichen
Verfügung eine Verfügung gleichstehe, die „durch Urtheil" erfolge, wird in den Mot. (I S. 213) mit dem Hinweis auf den §. 779 d. C.P.O. und den §. 40 d. St.G.B. begründet.
Der Antragsteller bemerkte hiergegen, die Verweisung
auf den §. 779 d. C.P.O., deren Berechtigung schon in den Mot. als zweifelhaft
bezeichnet werde, sei nicht geeignet, die zusätzliche Erwähnung des Urtheils zu Protokolle, «b. VI. 9
Prct. 411. E. II KZ. 104-106 a. B.R. KK. 121-125.
130
rechtfertigen, da es sich im Falle des §. 779 d. C.P.L. um den Ersatz einer Ebensowenig aber lasse sich der
rechtsgeschäftlichen Willenserklärung handele.
Satz durch die Bezugnahme aus die Vorschriften des St.G.B. über die Ein
Denn, abgesehen davon, daß man bei
ziehung von Gegenständen rechtfertigen.
den Vorschriften des bürgerlichen Rechtes
zunächst nicht an ein Strafurtheil
denke und daß es nicht sachgemäß erscheine,
im Falle einer Einziehung von
einer „Verfügung durch Urtheil" zu sprechen, treffe der Satz auch sachlich für diejenigen Fälle nicht zu,
in welchen
die Einziehung von Gegenständen ohne
Rücksicht darauf, ob sie dem Thäter oder einem Theilnehmer gehören, vorge schrieben sei (vergl. St.G.B. §§. 152, 295, 296a, 360, 367, 369 sowie einzelne
Bestimmungen in Nebengesetzen).
Werde hier aus Gründen des
öffentlichen
Wohles das fremde Eigenthum nicht beachtet, so erscheine es als ein auffälliger Widerspruch, wenn das Strafurtheil vor einem gesetzlichen Beräußerungsverbot oder vor einem bedingt eingeräumten dinglichen Rechte Halt machen sollte.
Bon
anderer Seite wurde hinzugefügt, im §. 810 erscheine der Satz auch mit Bezug
auf den öffentlichen Glauben des Grundbuchs nicht als zutreffend. Die Komm, trat diesen Ausführungen bei und beschloß, die fraglichen
Worte an den im Antrag aufgeführten Stellen zu streichen, int Uebrigen aber die Red.Komm, mit der Prüfung zu beauftragen, ob eine entsprechende Aenderung
auch in anderen Paragraphen vorzunehmen sei. kk- 104 ('iS 106 a. gor::: der RecktLge**cf»ä»te.
V.
Zu den die Form der Rechtsgeschäfte betreffenden §§. 104 bis 106
i bezw. 106 a nach dem V S. 436, 440 mitgetheilten Beschlusse) lagen nachstehende Anträge vor:
1. den Abs. 1 des §. 104 zu streichen. (2er Tatz enthält keine Norm. geberische Prinzip
formfrei fein sollen.
alldeuten,
Er soll
lediglich das
gesetz
daß Rechtsgeschäfte der Regel nach
Aber auch diesen Zweck erfüllt er nicht.
Er
wäre ebenso berechtigt und ebenso richtig in einem Gesetze, das den
Formzwang als Regel ansieht.
Ein Rechtsgeschäft kann dem Form
zwang immer nur dann unterliegen, wenn es ihm durch Gesetz oder
durch Rechtsgeschäft unterstellt ist.)
2. dem §. 105 als Abs. 3 beizufügen: Tie schriftliche Form ist auch gewahrt durch den Austausch unter
schriebener Schriftstücke, in welchen die Willensübereinstimmung der Vertragschließenden festgestellt ist.
3. als S. 106 b die Vorschrift aufzunehmen:
Ist die öffentliche Beglaubigung einer Erklärung vorgeschrieben, so muß die Erklärung schriftlich abgefaßt und die Unterschrift des
Erklärenden von der zuständigen Behörde oder einem zuständigen Beamten oder Notar beglaubigt werden.
Wird die Erklärung von
dem Aussteller mittelst Handzeichens unterzeichnet, so genügt die im
tz. 105 Abs. 1 vorgeschriebene Beglaubigung. Tie öffentliche Beglaubigung wird durch die gerichtliche notarielle Beurkundung der Erklärung ersetzt. tSrund-. ^or:::» ’rei^U.
A.
Ter Antrag 1 wurde der Red.Komm, überwiesen.
oder
R.T. §§. 121-125. B.G.B. §§. 125-129. Prct. 411.
B.
131
Ter Antrag 2 betrifft die in den Mot. I S. 189 behandelte und auf Briefwechsel.
Grund eines mit dem gegenwärtigen Vorschlag übereinstimmenden Antrags schon
bei der ersten Berathung der zweiten Lesung (I S. 92) erörterte Frage, ob zur
Wahrung der schriftlichen Form der Briefwechsel genügen solle.
Tie Komm,
gab dem Antrag insoweit statt, daß sie von neuem in die Berathung der Frage eintrat, lehnte aber sodann in Uebereinstimmung mit dem früheren Beschlusse den Antrag ab.
Tie Gründe waren: Wenn von dem Antragsteller geltend gemacht werde, daß der Wunsch nach
der leichteren Form des Briefwechsels noch gegenwärtig in Handelskreisen bestehe, so sei zu beachten, daß die wenigen Fälle, in welchen der Entw. die Schriftform
verlange, keine Berkehrsgeschäfte beträfen.
Tie Kaufmannschaft habe also nur
ein Interesse an den Vorschriften über die gewillkürte Schriftform (§. 106), mit
Bezug auf diese aber sei (I S. 92) zutreffend hervorgehoben, daß es in erster Linie darauf ankomme, was die Parteien unter der schriftlichen Form verstanden
hätten.
Habe nach ihrer Absicht bloßer Briefwechsel genügen sollen, so sei diese
Auffassung maßgebend. Der vom Antragsteller angezogene Satz, daß bei der durch Rechtsgeschäft bestimmten schriftlichen Form nach §. 106 sogar die telegraphische Uebermittelung genüge,
gelte einmal nur als dispositiver Rechtssatz
für die
gewillkürte Schriftform und verliere überdies durch die Bestimmung des §. 106 Satz 3 seine Bedenken. Nach der Ablehnung des Antrags wurde von bem Antragsteller angeregt,
im §. 106 Satz 2 vor den Worten „telegraphische Uebermittelung" einzuschalten
„Briefwechsel oder".
Man ging jedoch auch hierauf nicht ein, da man es für
bedenklich hielt, auch nur für die gewillkürte Schriftform durch einen disp/ffitiven Rechtssatz den Briefwechsel für ausreichend zu erklären.
C. Ter Antrag 3 bezweckt in Ausführung des bei der nachträglichen Berathung Deffentiite
der Vorschriften über die gerichtliche und notarielle Form gemachten Vorbehalts fliÜUbtjung.
(V S. 434 unter I a. E.) klarzustellen, was im Entw. unter öffentlicher Beglaubigung verstanden werde. Tas Verfahren soll wie bei der gerichtlichen und notariellen Beur kundung bis zur etwaigen Erlassung reichsgesetzlicher Vorschriften der Landesgesetz
gebung überlassen bleiben. Gegen den Vorschlag erhob sich in sachlicher Beziehung kein Einwand, dagegen wurde die Nothwendigkeit der Bestimmung mit der Be hauptung bestritten, daß der Begriff der öffentlichen Beglaubigung als hinreichend
feststehend angenommen werden dürfe.
Tie Mehrheit hielt jedoch
dafür, daß
sich mit Rücksicht auf den in den verschiedenen Theilen des Reichs nicht überein-
stimmenden Sprachgebrauch die Aufnahme der Vorschrift empfehle.
Bezüglich
ihrer Tragweite wurde ohne Widerspruch bemerkt, daß auch die §§. 346, 354, in
welchen von öffentlich
beglaubigten Urkunden die Rede sei, und
die §§. 945,
2084, in denen es sich um die öffentliche Beglaubigung der Unterzeichnung von Verzeichnissen handele, mitbetroffen sein sollen.
Tie Beifügung des Abs. 2 er
achtete man im Hinblick auf die Redaktionsweise des Entw. und auf den §. 105 Abs. 3 für geboten.
VI. Auf den §. 107 bezogen sich die Anträge: 1. den §. 107 unter Streichung des Abs. 3 zu fassen: Eine Willenserklärung, die einem Anderen gegenüber abzugeben
^ir!samwerde« d.
132
Prot. 411. E. II §§. 107,116,131,132,152. B-R. §§. 126,127,150,157,158,180. ist, wird für nicht geschehen erachtet, wenn vor oder gleichzeitig mit
ihr ein Widerruf zugeht (eintrifft). Auf
die Gültigkeit
der Willenserklärung
ist
es im Zweifel
ohne Einfluß, wenn der Erklärende nach der Abgabe stirbt oder geschäftsunfähig wird.
2. den §. 107 Abs. 3 Halbsatz 1 zu fassen: Ist der andere Theil zu der Zeit, zu welcher ihm die Erklärung
zusteht, geschäftsunfähig, so gilt sie erst als zugegangen, wenn sie dem gesetzlichen Vertreter zugekommen ist.
Der Antrag 1 bezweckt hinsichtlich der Abs. 1, 2 keine sachliche Abweichung vom Entw.
Den den Abs. 2 betreffenden Vorschlag ließ der Antragsteller fallen,
nachdem von anderer Seite darauf hingewiesen worden war, daß derselbe den
Unterschied zwischen dem §. 107 Abs. 2 in
der Fassung des Entw. und dem
§. 125 verdunkele, von denen der erstere den Einfluß des Todes und der Ge
schäftsunfähigkeit auf das Zustandekommen einer wirksamen Willenserklärung be
treffe, während der letztere sich auf die Frage beziehe, ob die Erklärung inhaltlich für den eingetretenen Fall gewollt sei.
Der Vorschlag zu Abs. 1 wurde der
Red.Komm. überwiesen. Willenserkl. Anlangend den Abs. 3 des §. 107, so wurde der Antrag auf Streichung einem n^cht abgelehnt, der Antrag 2 sachlich gebilligt. Für die Streichung war geltend ob. nur Gesch.fähigen.
gemacht worden: Es erscheine zweifelhaft, ob die Bestimmung sich auf das Zustandekommen
oder aber auf die verpflichtende Kraft der Erklärung beziehe. unfähigkeit und
die Beschränkung
Da die Geschäfts
der Geschäftsfähigkeit den
Empfang
einer
fremden Willenserklärung, gewissermaßen den Besitzerwerb an ihr, nicht hindere,
wie §. 83 Satz 2 beweise, so müsse man sich für die letztere Auffassung ent
scheiden, in diesem Sinne aber sei die Bestimmung als selbstverständlich entbehrlich. Es wurde entgegnet:
Die Unterscheidung zwischen dem Bestand und der ver
pflichtenden Kraft der Erklärung sei an sich zutreffend, im §. 107 Abs. 3 sei
aber nicht die letztere, sondern der Bestand der Willenserklärung gemeint.
Dies
folge schon daraus, daß der §. 107 sich auch auf einseitige, einem Anderen gegen über abzugebende Willenserklärungen beziehe, bei denen, wie bei der Kündigung,
von verpflichtender Kraft nicht die Rede sei.
Der Entw. verstehe unter „zu
gehen" nicht den Besitzerwerb im technischen Sinne; er mache das Zugehen nicht
abhängig von besonderen juristischen Begriffen.
Die Willenserklärung gehe dem
Empfänger zu, ohne daß es eines bewußten Aktes seinerseits bedürfe.
Befinde
sich aber der Empfänger zur Zeit des Einganges im Zustande der Geschäfts
unfähigkeit, so solle eine Besonderheit gelten, die in dem Anträge 2 besser als
im Entw. zum Ausdrucke gelange.
Der Sinn sei der, es solle bei bestehender
Geschäftsunfähigkeit des Empfängers
einer Willenserklärung nicht zu seinem
Schaden die sofortige Gültigkeit derselben eintreten.
Die Erklärung könne aber
bei späterem Eintritte des gesetzlichen Vertreters Wirksamkeit erlangen und man
werde, soweit es sich um die Wahrung einer Frist handele, annehmen müssen, daß der Zugang an den gesetzlichen Vertreter innerhalb der Frist erfolgen müsse.
Ta gegen diese Ausführungen Widerspruch nicht erhoben wurde, erklärte sich
R.T. §§. 126, 27, 50, 57, 58, 80. B.G.B. §§. 130, 31, 54, 61, 62, 84. Prot. 411.
133
-er Antragsteller zu 2 mit der Ueberweisung seines Vorschlags an die Red.Komm. einverstanden.
VII.
Zu §. 116 war beantragt: im Abs. 2 des §. 116 das Wort „beabsichtigten" zu streichen.
?
Der Antrag soll nach der Erklärung seines Urhebers keine blos redaktionelle Bedeutung haben.
Er will, während der Entw. die Auslegungsregel des Abs. 2
auf den Fall beschränkt, daß die Parteien bei dem Beginn oder im Laufe der
Verhandlungen vor der mündlichen Einigung die Beurkundung des Vertrags
verabredet haben, die Vorschrift auch dann gelten lassen, wenn die Abrede der
Beurkundung erfolgt ist.
im
unmittelbaren
Anschluß
an
den
mündlichen
Bertragschluß
Insoweit glaubte der Antragsteller weitergehenden Vorschlägen der
Kritik nachgeben zu sollen.
Es wurde entgegnet, in den Grenzen des Entw. sei die Auslegungsregel
unbedenklich
richtig, in der seitens der Sritit vorgeschlagenen Erstreckung auf
eine nach vorausgegangener mündlicher Einigung erfolgte Abrede der Beurkundung entbehre sie der thatsächlichen Begründung und führe zu juristischen Schwierig keiten.
Zwischen diesem Vorschlag und dem Gedanken des Antragstellers laste
sich aber nicht gut eine Grenze ziehen.
Zweifelhaft erscheine,
ob das Wort
„beabsichtigten" nicht aus redaktionellen Gründen als unschön und entbehrlich
gestrichen werden könne, was die Red. Komm, erwägen möge. Die Mehrheit trat der vorstehenden Entgegnung bei und lehnte den Antrag,
soweit er eine sachliche Aenderung des Entw. bezweckt, ab.
Vin. Zu §. 131 war beantragt:
£ 131 »bs. 1
im §. 131 Abs. 1 Satz 2 sowie im § 152 Abs. 2 hinter den Worten
2.^
„der Arrestvollziehung" einzuschalten „oder durch den Konkursverwalter". Verfügung (Bergl. §. 445, §. 1007 Abs. 1 Satz 2. Entsprechende Anträge zu ^nkur^
späteren Paragraphen bleiben vorbehalten.)
Verwalter.
Der Antragsteller bemerkte:
Wenn an den angezogenen Stellen von Verfügungen gesprochen werde, so könne fraglich
erscheinen,
genommene Verfügungen oder aber Verfügungen aus
werden sollten.
des Berechtigten
ob damit nur von ihm vor
seinem Rechte getroffen
Der Entw. meine, da er die Zwangsvollstreckung
offenbar das Letztere.
Dann
einbeziehe,
aber müsse, wie der Verfügung im Wege der
Zwangsvollstreckung, so auch der durch den Konkursverwalter erfolgenden Ver fügung besonders gedacht werden, zumal die letztere an einzelnen Stellen bereits Erwähnung gefunden habe.
Die Theorie, daß der Konkursverwalter gesetzlicher
Vertreter des Gemeinschuldners sei, sei aufgegeben.
Der Antrag wurde gebilligt.
IX. Zu §. 132 war beantragt: dem § 132 beizufügen: Ist der Eintritt der Bedingung von der Partei, zu deren Vortheil
er gereichen würde, wider Treu und Glauben befördert worden, so gilt die Bedingung als ausgefallen.
Der Antrag wurde angenommen.
8.132. Pflichtwidrige Beförderung des Eintrittd. Bedingung.
134
Prot. 411. E. II §§.437, 142,144. B.N. §§. 163,169, 172. Die Mehrheit hielt,
Mot. (I S. 263, 264)
obwohl gegen den Vorschlag der bereits
erörterte Grund
in
den
geltend gemacht wurde, die Aufnahme
des Zusatzes für zweckmäßig, um einem argumentum e contrario aus dem bis
herigen einzigen Satze des § 132 vorzubeugen.
X Auf den §. 137 bezogen sich die Anträge: 1. dem §. 137 folgenden Zusatz zu geben:
1.137.
«toUung.’
Ist der zu Bevollmächtigende in der Geschäftsfähigkeit beschränkt, so kann die
Erklärung
ihm gegenüber erfolgen,
ohne daß
es der
Einwilligung des gesetzlichen Vertreters bedarf.
(Tie Ertheilung der Vollmacht bringt in den gewöhnlichen Fällen dem zu Bevollmächtigenden nicht „einen rechtlichen Vortheil" — §. 107 Abs. 3 —: sie ist für seinen Vortheil indifferent.) 2. den §. 137 durch die Vorschrift zu ersetzen:
Die Ertheilung der Vollmacht bedarf nicht der für das Rechts
geschäft, auf welches sich die Vollmacht bezieht, bestimmten Form. (Der Satz wird mehrfach in der Kritik gewünscht und ist wegen des möglichen argumentum e contrario aus §. 150 Abs. 2 räthlich.
Ter gegenwärtige Inhalt des §. 137
ist rein theoretisch.
Soweit
man etwas Positives hinsichtlich der Erklärung der Vollmacht gegen
über einem Tritten
darin zu finden geneigt sein könnte,
genügt
Ter §. 138 Abs. 1 Satz 3 wäre, wenn man ihn beibehält,
§. 139.
zu übersetzen.) Ter Antrag 1 wurde sachlich gebilligt, die Aufnahme des vorgeschlagenen U0efd)äft3*r Zusatzes jedoch nicht für nothwendig erachtet, weil der Inhalt desselben aus dem Gegenüber
135 jU folgern sei.
Migteit Be-
die
Obliegenheiten
Könne eine in der Geschäftsfähigkeit beschränkte Person
eines
Bevollmächtigten
mit Wirksamkeit -wahrnehmen,
so
liege darin schon ausgesprochen, daß auch der Akt der Uebertragung einer Voll
macht aus sie möglich sei.
Zudem lasse sich auch wohl sagen, daß mit der Ueber
tragung einer Vollmacht dem Bevollmächtigten ein rechtlicher Vortheil erworben werde, da unter diesem Ausdrucke uicht nur wirthschastliche Vortheile zu ver
stehen seien. Formn-eiheit.
Ter Antrag 2 wurde, da
die Streichung
gelehnt war (S. 128 unter ITC),
der Weise
in
des §. 137 bereits früher ab
angenommen,
daß der vor
geschlagene Satz der bisherigen Fassung als Zusatz beigefügt werden soll. z U2. Ausnahme von dem Länlye beim Erlöschen d. Vollmacht.
XI.
Zu §. 142 war beantragt:
die Schlußworte „oder feinten mußte" zu streichen. (Bergt. IV S. 225 unter B.) Ter Antrag wurde abgelehnt. Erwogen war: Es könne dahingestellt bleiben, eine Erkundigungspflicht
ob in den im §. 142 behandelten Fällen
anzunehmen sei
oder nicht.
Die Beibehaltung
der
Worte rechtfertige sich durch die praktische Erwägung, daß die positive Kenntniß
von dem Mangel der Vollmacht sehr selten nachweisbar sei und daß deshalb Fälle, in welchen, wie bei der Vorzeigung einer sehr alten Vollmacht, die Fort dauer der Vertretungsbefugniß
als
fraglich habe erscheinen müssen, der nach
gewiesenen Kenntniß von ihrem Fortsalle gleichgestellt werden müßten.
135
R.T. §§. 163,169,172. B-G-B. §§. 167,173, 176. Prot 412.
4LS. (S. 8379 bis 8396.) I. Zu §. 144 war beantragt:
die Abs. 2, 3 des §. 144 durch folgende Vorschriften zu ersetzen: Ter Vollmachtgeber kann die Vollmachtsurkunde durch eine öffent liche Bekanntmachung für kraftlos erklären: die Kraftloserklärung
muß nach den für die öffentliche Zustellung einer Ladung geltenden Vorschriften der Civilprozeßordnung veröffentlicht werden.
Mit dem
Ablauf 2C. (wie im Abs. 2 Satz 4).
Zuständig für die Bewilligung der Veröffentlichung ist rc. (wie
im Abs. 3). Tie Kraftloserklärung ist unwirksam, wenn der Vollmachtgeber die Vollmacht nicht widerrufen kann. (Tie Frage, ob der Vollmachtgeber zum Widerrufe berechtigt
ist, soll nicht der ordentlichen Gerichtsbarkeit entzogen werden. In den gewöhnlichen Fällen, in bcnen die Vollmacht widerruflich
ist, bedarf es der gerichtlichen Kraftloserklärung nicht.» Tie Mehrheit nahm den Antrag an.
Erwogen war: Nach §. 144
sei
zur
Kraftloserklärung
ein Beschluß des Gerichts erforderlich. Beschluß
bilde,
gemacht werde. daß
der
daß
das
Erlöschen
einer Vollmachtsurknnde
stets
Tie Voraussetzung für einen solchen
der Vollmacht
dem
Gerichte glaubhaft
Ties werde sich regelmäßig nur dadurch bewerkstelligen lassen,
Machtgeber
den
mächtigten glaubhaft macht.
Widerruf
der
Vollmacht
gegenüber dem Bevoll
Sei der Bevollmächtigte abwesend und sein Auf
enthalt unbekannt, so könne der Widerruf nach §. 108 Abs. 2 nur nach den für die öffentliche Zustellung einer Ladung geltenden Vorschriften der er folgen. Es erscheine mißlich, nach einer solchen Bewirkung der Zustellung des
Widerrufs noch die weitere Prozedur gerichtlicher Kraftloserklärung zu verlangen und die Bollmachtsurkunde erst dann außer Kraft treten zu lassen, wenn der gerichtliche Beschluß nach den Vorschriften der C.P.L. für die öffentliche Zu
stellung einer Ladung bekannt gemacht und seit der letzten Einrückung des Be schlusses in die öffentlichen Blätter ein Monat abgelanfen sei.
Tie Kraftlos
erklärung einer Vollmachtsurkunde würde unter Anwendung der Vorschriften des
§. 144 meist recht beträchtliche Zeit in Anspruch nehmen, geber
häufig
erklärung habe.
ein
Interesse
an
möglichst
rascher
während der Macht
Bewirkung
der
Kraftlos
Tas Verfahren, welches der Antrag vorschlage, gewähre der:
Vortheil, daß es rascher zum Ziele führe, einfacher und minder kostspielig sei.
Tie Komm, habe sich zu der geschilderten zeitraubenden Gestaltung des Ver
fahrens namentlich mit Rücksicht auf die Fälle der unwiderruflichen Vollmacht bestimmen lassen (I S. 149 bis 152). Diese Rücksicht könne indessen nicht ausschlag gebend sein. Zunächst seien diese Fälle verhältnißmäßig selten: der Gesetzgeber dürfe
nicht mit Rücksicht auf seltene Vorkommnisse eine Regelung treffen, die für die Mehr zahl der Fälle unzweckmäßig erscheine. Hierzu komme, daß der §. 144 dem in unwider
ruflicher Weise Bevollmächtigten doch unreinen unvollkommenen Schutz gewähre:
?. 144. Krarrlo-ertl. d. ’SoUm.« urkunde.
136
Prot. 412. E. II §. 44. B.R. §. 46.
habe der Richter keinen besonderen Anlaß, im einzelnen Falle anzunehmen, daß die Vollmacht eine unwiderrufliche sei, so werde er sich nicht veranlaßt sehen,
den Bevollmächtigten vor der Entscheidung
zu hören.
Werde dann die über
eine unwiderrufliche Vollmacht ertheilte Urkunde zu Unrecht für kraftlos erklärt, so bleibe dem Bevollmächtigten allerdings unbenommen, die Thatsache, daß die Vollmacht trotz der Kraftloserklärung der Urkunde zu Recht bestehe, im Prozeß
wege geltend zu machen;
bis es ihm aber gelinge,
dieser Weise den Nach-
in
rheil zu beseitigen, der ihm aus der Kraftloserklärung der Urkunde erwachse,
könne geraume Zeit verstreichen.
Der zum Beschluß erhobene Antrag bestimme
hinsichtlich der unwiderruflichen Vollmacht in sachgemäßer Weise, daß die Kraftloserklärung,
welche der Vollmachtgeber bekannt machen sollte, die
über die
unwiderrufliche Vollmacht ertheilte Urkunde nicht kraftlos mache. Umfang der zur Be sorgung e. Angelegenh.
bestehenden Vertretungs
macht.
II. Zur Berathung standen die Anträge: a) Als §. 144a folgende Vorschrift aufzunehmen:
Ist Jemand
als
es zur
ermächtigt, einen Anderen insoweit zu vertreten,
ordnungsmäßigen Besorgung
Anderen erforderlich ist, so
einer Angelegenheit des
gilt ein Rechtsgeschäft, das der Ver
treter einem Tritten gegenüber vornimmt, zu Gunsten des Dritten als innerhalb der Bertretungsmacht vorgenommen, es sei denn, daß
der Dritte weiß oder wissen muß, daß das Rechtsgeschäft nicht zum
Zwecke der ordnungsmäßigen Besorgung
der Angelegenheit vor
genommen wird.
(Vergl. V S. 304 unter I 6, S. 530 unter IV; 544 Anm. 3;
Mot. IV S. 118.) 8. 44 Abs. 1 2a» 2. Eingehung neuer Geschäfte durch die
Liquidatoren.
b) zu §. 44: für den Fall, daß der §. 1899a Abs. 1 Satz 1 der Zus. d. Red.Komm.
im Sinne der dem §. 1899 a beigegebenen
Amerkung^
verdeutlicht
werden sollte, dem §. 44 Abs. 1 Satz 2 folgende Fassung zu geben:
Zur Beendigung schwebender Geschäfte können die Liquidatoren auch neue Rechtsgeschäfte eingehen;
zu Gunsten des Dritten, mit
welchem ein neues Rechtsgeschäft eingegangen wird, gehung
als
zur Beendigung
schwebender
Geschäfte
gilt die Ein erforderlich,
wenn der Tritte bei der Vornahme den Mangel des Erforder nisses nicht kannte,
seine Unkenntniß auch nicht auf Fahrlässigkeit
beruhte.
0 Der §. 1899a Abs. 1 Satz 1 der Zus. d. Red.Komm. stimmt überein mit E. II §. 2076 Abs. 1 Satz 1, B.G.B. §. 2206 Abs. 1 Satz 1. — Die dem §. 1899 a Abs. 1 Satz 1 beigegebene Anm. lautet: Die Vorschrift ist in dem Sinne beschlossen worden, daß zu Gunsten des Gläubigers die Eingehung der Verbindlichkeit als zur ordnungsmäßigen Verwaltung erforderlich gilt, wenn der Gläubiger bei der Eingehung an nehmen durste, daß sie zu diesem Zwecke erfolge. Späterer Prüfung soll Vorbehalten bleiben, ob dies im Gesetze zum Ausdrucke zu bringen bezw. eine allgemeine Bestimmung dieses Inhalts aufzunehmen sei.
137
R T. K. 46. B.G B.§.49. Prot. 412.
Zur Begründung des Antrags a machte der Antragsteller geltend: Die vorgeschlagene Bestimmung
sei jedenfalls in der Beschränkung auf
die gesetzliche Bertretungsmacht im Interesse des Verkehrs unentbehrlich. das Gesetz
eine Vertretungsmacht anordne,
daß,
wenn der Gesetzgeber
Anderen dem pflichtmäßigen
in
Die Klarstellung müsse in dem Sinne
welchem Sinne dies zu verstehen sei.
erfolgen,
Wenn
so müsse klargestellt werden,
die Wahrnehmung
von Rechten
Ermessen eines Vertreters überlassen
habe,
eines der
Dritte sich auf die von dem Berufenen getroffene Entscheidung müsse verlaffen dürfen.
Aehnlich
Vollmacht.
liege das Verhältniß aber auch bei der rechtsgeschäftlichen
Wenn der Machtgeber den Bevollmächttgten ermächtigt habe, ihn
insoweit zu vertreten, als es zur ordnungsmäßigen Besorgung einer Angelegen heit erforderlich sei, so müsse der Dritte, der mit dem Bevollmächttgten in recht
liche Beziehungen trete, zu der Annahme befugt sein, daß die von dem Bevoll mächttgten vorgenommenen Rechtsakte zweckmäßig seien und als solche innerhalb des Rahmens der Bertretungsmacht lägen, es sei denn, daß das Gegentheil sich
aus den Umständen des Falles ergiebt.
Bon mehreren Seiten wurde der Antrag, soweit er auch die rechtsgeschätt-
lichen
einbezieht, bekämpft.
Vollmachten
Der Inhalt
der
rechtsgeschäftlichen
Vollmacht bestimme sich, so wurde eingewendet, nach dem zu ermittelnden Willen
des Vollmachtgebers:
es
gehe nicht an, den gutgläubigen Dritten durch eine
generelle Vorschrift in dem Umfange zu schützen, wie es der Antrag vorschlage,
man müsse auch auf das Interesse des Vertretenen Rücksicht nehmen. Von anderer Seite wurde angeregt, hinsichtlich des Nachweises der bona
fides des Dritten die Beweislast im Sinne der Entsch. d. R.O.H.G. 21 Nr. 99 S. 308 zu ändern und am Schluffe des Antrags statt „vorgenommen wird" zu
setzen „erforderlich ist".
Mit diesen beiden Aenderungen erklärte sich der Antrag
steller einverstanden; desgleichen befürwortete er, seilten Antrag eventuell in der
Beschränkung auf die Fälle der gesetzlichen Ermächttgung anzunehmen. Die Mehrheit lehnte den zu a gestellten Eventualantrag ab, worauf der
Hauptantrag a sowie der Antrag b zurückgezogen wurde. Erwogen war: Wollte man dem Gedanken, welcher dem Anträge zu Grunde liegt, Folge
geben, so würde man genöthigt sein, weiter zu gehen und die Vorschrift auf
eine Reihe von Verhältnissen zu erstrecken, welche, obwohl sie im Wesen gleicher Art sind, von dem Anträge nicht getroffen werden. Zunächst bestehe kein Grund dafür, den gleichen Gedanken nicht auch in den Fällen zum Ausdrucke zu bringen, in welchen Jemand für den Machtgeber ltnb gleichzeitig im eigenen Namen zu handeln befugt sei. Ebenso müßte eine analoge Bestimmung für den Fall getroffen werden, daß der Pächter eines Grundstücks das Inventar zum
Schätzungswerthe mit der Verpflichtung übernommen habe, es zum Schätzungs
werthe zurückzugewähren (§. 527).
Nach §. 528 Abs. 1 Satz 2 könne der Pächter
in einem solchen Falle über einzelne Jnventarstücke innerhalb der Grenzen einer
ordnungsmäßigen
Wirthschaft
verfügen.
Zu
Gunsten
des
Erwerbers
von
Jnventarstücken müßte mithin, wenn der Antrag angenommen würde, gleichfalls bestimmt werden, es sei bis zum Beweise der mala fides des Erwerbers anzu-
pehmen, daß die Veräußerung der Jnventarstücke innerhalb des Rahmens einer
138
Prot. 412. E. II §§. 150, 156, 157,165. B.R. §§. 178,184, 185, 195.
ordnungsmäßigen Wirthschaft erfolgt sei.
Aehnlich liege das Verhältniß beim
bei denen Jemand innerhalb
Nießbrauch und bei anderen Rechtsverhältnissen,
des Rahmens einer ordnungsmäßigen Wirthschaft zu Verfügungen über fremde,
seiner Obhut anvertraute Gegenstände berechtigt sei.
Wollte man in allen diesen
Fällen den gutgläubigen Dritten schützen, so würde damit dem Schutze des guten
Glaubens ein weit über das geltende Recht hinausgehendes Anwendungsgebiet
gegeben werden: die Gefahr einer Schädigung Gunsten des gutgläubigen Erwerbers
des
materiell Berechtigten zu
liege hierbei außerordentlich
nahe und
überwiege die Vortheile, die an sich mit dem Schutze des guten Glaubens ver
bunden seien.
Lasse sich der Gedanke des Antrags nicht in allen Konsequenzen
durchführen, so gehe es andererseits nicht an, ihm für ein beschränktes Gebiet
im Gesetze Ausdruck zu verleihen. bleiben,
überlassen
Es müsse der Wissenschaft und der Praxis
im Wege der Auslegung je nach Lage des Verhältnisses
eventuell zu dem Ergebnisse zu gelangen, welches der Antrag anstrebe.
Diese
Freiheit der Auslegung würde behindert werden, wenn man für eine beschränkte
Anzahl von Fällen im Gesetz eine Entscheidung träfe, da ein solches Vorgehen
für die übrigen nicht entschiedenen Fälle Anlaß zu einem möglicherweise unzu treffenden argumentum a contrario geben könnte. §. 150. Einseitige, der Zustimmung eines Dritter, bedürft. R geschäfte.
III.
Zu §. 150 war beantragt: dem §. 150 als Abs. 3 beizufügen: Wird ein einseitiges Rechtsgeschäft, dessen Wirksamkeit von der Zustimmung eines Tritten abhängt, mit Einwilligung des Tritten
vorgenommen, so finden die Vorschriften des §. 85 Satz 2, 3 ent sprechende Anwendung. (Vergl. die Anm. zu §. 1297.
Anwendungsfälle: §. 986 Abs. 2,
§. 1190 Abs. 1). Der Antrag wurde ohne weitere Diskussion genehmigt. 8 156. Berechnung des Ablaufs von Fristen.
IV.
Zu §. 156 lagen die Anträge vor: 1. im Abs. 2 des §. 156, statt „endigt mit dem Beginne desjenigen Tages"
zu setzen „endigt (unmittelbar) vor dem Beginne desjenigen Tages": 2. den Abs. 2 des §. 156 durch folgende Vorschriften zu ersetzen: Eine nach Wochen, Monaten oder einem mehrere Monate um
fassenden Zeitraume — Jahr, halbes Jahr, Vierteljahr — bestimmte Frist endigt im Falle des §. 155 Abs. 1 mit dem Ablaufe desjenigen
Tages der letzten Woche oder des letzten Monats, welcher durch seine Benennung oder Zahl dem Tage entspricht, in welchen das
Ereigniß oder der Zeitpunkt fällt, im Falle des §. 155 Abs. 2 mit
dem Ablaufe desjenigen Tages der letzten Woche oder des letzten
Monats, welcher dem Tage vorhergeht, der durch seine Benennung oder Zahl dem Anfangstage der Frist entspricht.
Fehlt bei einer nach Monaten bestimmten Frist der nach Abs. 2 für ihren Ablauf maßgebende Tag,
so endigt die Frist mit dem
Ablaufe des letzten Tages dieses Monats. (Vergl. Entw. I §§. 148, 149; W O. Art. 32 Abs. 1 Nr. 2;
H.G.B. Art. 328 Abs. 1 Nr. 2).
R.T. §§. 178,184,185,195. B.G.B. §§. 182, 188,189, 200. Prot. 412.
139
Von den Antragstellern wurde bemerkt: Ter Antrag 1 bezwecke lediglich eine redaktionelle Verbesserung der für nicht korrekt erachteten Ausdrucksweise des Entw. Auch der Antrag 2 bezwecke nur, den zu den §§. 148, 149 des Entw. I gefaßten Beschlüssen den sachlich richtigen Ausdruck zu geben. Nach diesen Beschlüssen habe die Komm, vom Entw. I nicht abweichen wollen: die Fassung des §. 156 Äbs. 2 weiche aber irrthümlich vom Entw. I ab und führe in Folge dessen unter Umständen zu unrichtigen Resultaten. Die Komm, billigte den Antrag 2, womit sich der Antrag 1 erledigte.
V. Zu §. 157 war beantragt: dem Abs. 1 des §. 157 beizusügen: Unter acht oder vierzehn Tagen werden volle acht oder vierzehn Tage verstanden. iVergl. H.G.B. Art. 328 Abs. 1 Nr. 1).
8-157.
Fristen von 8 oder 14 Tagen.
Der Antrag wurde zurückgezogen, nachdem von einer Seite darauf hin gewiesen war, daß in dem Entw. d. revidirten H.G.B. die Streichung des ent sprechenden Zusatzes im Art. 328 Abs. 1 Nr. 1 in Aussicht genommen sei.
VI. Zu §. 165 war beantragt:
8.165. Beginn d. Verj. bei
. 1. dem §. 165 als Abs. 3 beizufügen: durch Kann der Berechtigte die Leistung erst nach vorgängiger An Anfechtung fechtung verlangen, so beginnt die Verjährung mit dem Zeitpunkt, entstehenden in welchem die Anfechtung rechtlich möglich geworden ist. Im Falle Ansprüchen, des §. 99 ist die Anfechtungssrist zugleich Verjährungsfrist, hierzu der Unterantrag: vor „möglich" das Wort „rechtlich" zu streichen. Im Zusammenhänge hiermit war des Weiteren beantragt: 2. als §. 166 a zu bestimmen: War die Entstehung des Anspruchs von der Ausübung eines dem Berechtigten zustehenden Anfechtungsrechts abhängig, so wird die Anfechtungsfrist, soweit sie vor der Anfechtung abgelaufen war, in die Verjährungsfrist eingerechnet. Das Gleiche gilt für die Frist, nach deren Ablaufe die An fechtung ohne Rücksicht auf den Beginn der Anfechtungsfrist aus geschlossen ist: die Verjährung wird jedoch nicht vor dem Ablaufe von sechs Monaten nach dem Ablaufe der Ausschlußfrist vollendet. Ist die Verjährungsfrist kürzer als sechs Monate, so tritt die für die Verjährung bestimmte Zeit an die Stelle der sechs Monate.
Die Komm, nahm, nachdem auf die Abstimmung über den Antrag 2 verzichtet worden war, den im Antrag 1 vorgeschlagenen Satz 1 nebst dem dazu gestellten Unterantrag an. Erwogen war: Der Entw. I habe im §. 158 Abs. 3 die Bestimmung getroffen: „Ist die Entstehung eines Anspruchs von dem bloßen Wollen des Berechtigten abhängig, so beginnt die Verjährung mit dem Zeitpunkt, in welchem der Anspruch zur Entstehung gebracht werden konnte." Aus dieser Bestimmung
140
Prot. 412. E. II §§. 166,168,171. B.R,§§. 196,197, 201.
konnte abgeleitet werden,
hängig
ist,
daß
ein Anspruch,
Entstehung
dessen
davon
ab
daß der Berechtigte von einem ihm zustehenden Anfechtungsrechte
in welchem
Gebrauch macht, schon mit dem Zeitpunkte zu verjähren beginne,
die die Entstehung des Anspruchs bedingende Anfechtung erfolgen konnte.
Nach
dem in zweiter Lesung der §. 158 Abs. 3 des Entw. I als zu weit gehend ge strichen worden (vergl. I S. 209—211 unter III), würde man, obwohl in dieser
Hinsicht bei den früheren Berathungen Meinungsverschiedenheiten hervortraten (I S. 122 unter VI, 211 unter III), ohne die Aufnahme einer besonderen Vor
schrift zu dem Ergebnisse gelangen müssen, daß die Verjährung eines Anspruchs, dessen Entstehung von der Ausübung eines Anfechtungsrechts abhängig sei, nach
der Regelvorschrift des §. 165 Abs. 1 Satz 1 erst mit seiner Entstehung, also in dem Zeitpunkte beginne, in welchem die Anfechtung erfolgt sei.
Dieses Ergebniß
müsse aus Gründen der praktischen Zweckmäßigkeit abgewendet werden, weil es
zur Folge habe,
daß Ansprüche der in Rede stehenden Art der Verjährung
Bon einer gemacht worden, daß
länger entzogen sein könnten, als der Rechtssicherheit zuträglich sei. Seite sei zwar gegen den Antrag das Bedenken geltend
der Anfechtungsberechtigte, wenn er von dem die Anfechtung begründenden Irr thume vor dem Ablaufe, der Verjährung keine Kenntniß erlangt oder wenn die
Zwangslage, durch welche die Anfechtung begründet werde, während der ganzen Berjährungszeit fortdauere, durch die vorgeschlagene Vorschrift schwer und un billig beeinträchtigt werde.
Die Mehrheit hielt dies Bedenken indessen gegen
über den bei den Vorschriften über die Verjährung
Rücksichten nicht für durchschlagend,
überhaupt maßgebenden
und zwar um so weniger,
welchen ein Anspruch der hier fraglichen Art einer kürzeren
als Fälle, in
als der dreißig
jährigen Verjährung unterliege, entweder überhaupt nicht oder doch nur äußerst selten vorkommen könnten. $. 166. Berj. der Ansprüche Privat bediensteter
wegen der Dienstbezüge.
VII. Zu §. 166 war beantragt: dem §. 166 folgenden Zusatz zu geben: Die Verjährung der im §. 163 Nr. 8 bezeichneten Ansprüche beginnt
mit dem einunddreißigsten Dezember des Jahres, in welchem das
Dienstverhältniß sein Ende erreicht hat.
Ein entsprechender Antrag ist bereits in einem früheren Stadium der Berathung gestellt, damals aber abgelehnt worden (I S. 211 unter IV).
Die
Komm, beschloß, die Berathung über den Antrag wieder aufzunehmen.
Zur
Begründung desselben führte der Antragsteller Folgendes aus:
Es sei eine bekannte Thatsache, daß Dienstboten oder andere in Privat
diensten stehende Personen häufig
während längerer Zeit ihren Lohn bezw.
Gehalt nicht forderten, in der Meinung, daß ihnen nach der Beendigung des Dienst verhältnisses ein unanfechtbarer Anspruch auf die Rückstände zustehe.
Sie ließen
sich hierzu häufig durch die Erwägung bestimmen, daß sie vorläufig das Geld nicht brauchten und
es ihnen späterhin angenehm sein würde,
Summe auf ein Mal ausgezahlt zu erhalten.
eine größere
Es sei unbillig, wenn die Be
diensteten in diesem Vertrauen dadurch getäuscht würden, daß ihnen hinsichtlich einzelner Rückstände der Einwand der Verjährung entgegengesetzt werde. Die Mehrheit lehnte den Antrag ab.
R.T. §§. 196, 197, 201. B.G.B. §§. 201, 202, 206. Prot. 412.
141
Erwogen war: Die wohlmeinende Absicht des
praktischen Nachtheile desselben seien
Antrags sei nicht zu verkennen.
Es sei im Verkehre nicht üblich,
überwiegend.
Die
aber im Vergleiche mit den Vortheilen
daß
der Dienstherr sich von
Dienstboten oder sonstigen in Privatdiensten angestellten Personen Quittungen über die empfangenen Lohnzahlungen ertheilen lasse.
Erweitere man die Ver
jährungsfrist hinsichtlich der Ansprüche auf Lohnzahlungen, so liege die Gefahr
nahe, daß dem Dienstherrn der Nachweis der geleisteten Zahlungen namentlich
den Erben des Bediensteten werden würde.
gegenüber in
außerordentlicher
Weise erschwert
Man würde den Dienstherrn nöthigen, sich über jede Lohn
zahlung eine Quittung ausstellen zu lassen und sich damit in Widerspruch mit den Anschauungen des Verkehrs zu setzen.
VIII. Zu §. 168 war beantragt:
8168 ve""b!r
die Vorschrift zu fassen:
Die Verjährung ist gehemmt, solange die Leistung gestundet oder
der Schuldner auf Grund einer Vorschrift, die ihm Aufschub der verzögernden Leistung zu gewähren bezweckt, zur einstweiligen Verweigerung der
am Schluffe des Abs. 2 hinter „gebracht" die Worte „oder welche der
Gast mit sich geführt" einzuschalten, Protokolle.
Sb. VL
Wirthen.
194
Prot.416. E. II §§. 642,643 u. a. B-R. §§.689,690,693,705,706,715,720,747,794.
wurde von dem Antragsteller zurückgezogen, nachdem die Komm, sich der Sache nach damit einverstanden erklärt hatte, daß das „Einbringen" im Sinne des
§. 641 in dem weiteren Sinne des Antrags zu verstehen sei.
XIX. Zu den §§. 642, 643 lag der Antrag vor,
642, 643. verschulden
statt „verschuldet'- zu setzen „schuldhaft verursacht".
de» Wirthe» rc.
(Es dürste zu weit gehen, die strenge Haftung auf den Fall einer Fahrlässigkeit in der Verhütung des von einem Anderen verursachten
Schadens, z. B. mangelhafter Bewachung des Einganges, zu erstrecken.) Im Laufe der Berathung modifizirte der Antragsteller seinen Vorschlag
eventuell dahin, daß a) im §. 642 die Worte „oder von seinen Leuten", b) im §. 643 die Worte „oder der Schaden von ihm oder seinen Leuten"
zu streichen seien. Tie Mehrheit lehnte den Prinzipalen Antrag und den eventuellen Antrag a
ab; mit dem eventuellen Anträge b war die Mehrheit einverstanden.
Erwogen war: Durch den Prinzipalen Antrag werde das, was der Antragsteller anstrebe,
nicht erreicht:
auch sei eine Verdunkelung anderer Bestimmungen zu befürchten,
wenn man die Unterscheidung zwischen der Haftung des Entw. und der in dem Anträge normirten Haftung in das Gesetz aufnehme.
Bon den eventuellen Anträgen sei der unter a mitgetheilte gleichfalls unannehmbar, weil man die Haftung des Gastwirths für das Verschulden seiner
Angestellten nicht einschränken könne, ohne einen Hauptzweck, den die Vorschriften über die Einbringung von Sachen bei Gastwirthen im Auge haben, zu vereiteln.
Der Antrag b dagegen rechtfertige sich dadurch, daß es der Billigkeit entspreche, dem Gaste die im §. 643 Satz 1 bestimmte Anzeigepflicht auch dann aufzuerlegen,
wenn es sich um einen Schaden handele, der von dem Gastwirth oder von dessen Leuten verursacht worden sei. §.646.
XX. Zu §. 646 war beantragt, den Abs. 2 zu fassen:
Gesellschaft. Beiträge;
Sind vertretbare oder verbrauchbare Sachen beizutragen, so sollen.
Tas Gleiche gilt von nicht vertretbaren oder nicht verbrauch
baren Sachen, wenn sie
(Vergl. H.G.B. Art. 91; code civil Art. 1851.) Tie Komm, erklärte sich mit der aus dem H.G.B. übernommenen Fassung
einverstanden.
8- 658XXI. Zu §. 658 lag der Antrag vor, den Eingang des in den BeAntHett^eine-richtigungen zum Familienrechte O geänderten Abs. 1 dahin zu ergänzen: Ein Gesellschafter kann über seinen Antheil an dem Gesellschafts
vermögen und an den einzelnen dazu gehörenden Gegenständen nicht verfügen; er ist nicht
Ter Antrag wurde angenommen, um den Einklang mit §. 1338 Abs. 1 und
1370 Abs. 1 herzustellen.
0 Entw. II S. 717 Nr. 31.
RL. §§. 689,690 u. a. B.G-B. §§. 702,703,706,718, 719,728,733,759,809.
195
XXII. Zu §. 667 war beantragt, dem Abs. 1 hinzuzufügen:
$-667.
Zu dem Gesellschaftsvermögen gehört auch, was vor der Auseinandersetzung
auf Grund eines zu dem Gesellschaftsvermögen ge
hörenden Rechtes
oder als Ersatz für die Zerstörung, Beschädigung
oder Entziehung eines zu dem Gesellschaftsvermögen gehörenden Gegen
standes oder durch ein Rechtsgeschäft erworben wird, das sich auf das
Gesellschaftsvermögen bezieht.
Der Antrag wurde der Red.Komm. zur Prüfung überwiesen; die Prüfung soll sich
eventuell auch darauf erstrecken,
ob die Vorschrift an einer anderen
Stelle einzufügen sei.
XXIII. Zu §. 669 Abs. 1 war der Zusatz vorgeschlagen:
i-6®*-
Ist eine gemeinschaftliche Schuld noch nicht fällig oder ist sie streitig,
so ist das zur Berichtigung Erforderliche zurückzubehalten.
Die Komm, war mit dem Zusatz einverstanden,
«es-u>chaft:
zumal eine entsprechende
Bestimmung auch im §. 1920 Abs. 2 und im H.G.B. Art. 141 Abs. 2 sich findet.
XXIV. Nachstehende Anregung wurde der Red.Komm. überwiesen:
N»nlur«
Es wird anheim gegeben, die nach der Anm. 1 zu §. 675 als §. 19b der
K.O. beschlossene Vorschrift wieder in den Entw. des B.G.B. einzustellen. Der Inhalt der Vorschrift gehört zum großen Theile nicht dem Konkursrechte, sondern
dem bürgerlichen Rechte an und ist im Zusammenhang« mit diesem verständlicher.
Auch die entsprechenden Vorschriften des H.G.B. sind in den Entw. des neuen H.G.B. übernommen.
XXV. Zu §.695 war beantragt, dem Entw. hinzuzusetzen: Zur Begründung des Verlangens genügt,
die Möglichkeit eines solchen glaubhaft gemacht wird.
Die Komm, lehnte den Antrag ab.
« SSL.
daß der Anspruch oder
Zaä>c-
Die Mehrheit war der Ansicht:
Das Erforderniß der Glaubhaftmachung habe seine Bedeutung im Prozesse:
wenn man diese Kategorie im materiellen Rechte verwende, so sei zu besorgen, daß die Vorschriften über die Glaubhaftmachung im Prozeß und in der Zwangs
vollstreckung verdunkelt werden.
Durch die Möglichkeit, im Wege der einst
weiligen Verfügung die Exhibition zu erwirken, werde der Exhibitionsberechtigte ge nügend geschützt. Weitergehende Rechte könnten leicht den Anlaß zu Chikanen geben.
XXVI. Zu §. 701 lag der Antrag vor, die nach den Berichtigungen des
Entw." abgeänderte Fassung des
Abs. 1 wiederherzustellen.
(Die beiden Auslegungsregeln des §. 701, die nur „im Zweifel" gelten sollen, passen ihrer Fassung nach nicht für gesetzliche Vorschriften.
Bei der Streichung des §. 703 kann es gleichwohl sein Bewenden haben, wenn in den Titel von den Vermächtnissen eine entsprechende
Vorschrift ausgenommen wird.) Der Antrag wurde der Red.Komm. überwiesen.
*) Der Eingang deS §. 701 Abs. 1 erhielt in den Berichtigungen (S. 717) unter Streichung des §. 703 die Fafsunng: „Wer zur Gewährung einer Rente verpflichtet ist, hat die Rente . . .
r^brente.
196 8.706. Bürgschaft. Form;
Prot. 416. E. II §§. 706,708,711. B.R. §§. 751, 752,757.
XXVH.
Zu §. 706 waren folgende Anträge gestellt:
1. dem Entw. hinzuzufügen:
Der Bürgschaftsvertrag bedarf zu seiner Gültigkeit der
schrift
lichen Form.
2. den §. 706 dahin zu ändern: Durch Uebernahme der Bürgschaft verpflichtet sich
gegenüber dem Gläubiger
der Bürge
eines Dritten, für die Erfüllung
Verbindlichkeit des Dritten * einzustehen.
der
Die Uebernahme der Bürg
schaft bedarf zur Gülttgkeit der Aushändigung einer schriftlichen Urkunde des Bürgen.
(Der Antrag hat dasselbe Ziel wie der Antrag 1;
er will nur
die schwerere Form des schriftlichen Vertrages vermeiden.
Neuer
dings hat sich auch der 22. Juristentag für die Nothwendigkeit der
t
Schriftform ausgesprochen.)
3. für den
Fall, daß nach
den Anttägen 1 und 2
Schriftlichkeit der
Bürgschaft beschlossen wird, den §. 706 Abs. 1 wie folgt zu fasten:
Zur Gülttgkeit eines Berttages,
durch
welchen gegenüber dem
Gläubiger eines Dritten versprochen wird, für die Erfüllung
Verbindlichkeit
des
Dritten
einzustehen
der
(Bürgschaftsverttag), ist
schriftliche Ertheilung des Versprechens erforderlich.
Die Komm,
lehnte die Wiederaufnahme der Berathung mit acht gegen
acht Sttmmen ab.
417. (S. 8487 bis 8502.) 6.706. Bü^en Mr Kosten;
I. Zu §. 708 war beantragt, dem Abs. 2 hinzuzufügen: wenn er von dem Gläubiger vor diesen Schritten
gegen den
Hauptschuldner vergeblich zur kostenlosen Befriedigung aufgefordert
worden war. Gegen den Antrag, welchen der Antragsteller im Laufe der Berathung
auf die Kosten der Rechtsverfolgung einschränkte,
wurde geltend gemacht, daß
der Gedanke nicht zu dem Gesichtspunkte der Einrede der Borausklage passe, da das Gesetz davon ausgehe, daß der Bürge nicht eher in Anspruch genommen werden wolle, als bis der Gläubiger sein Recht gegen den Schuldner vergeblich
verfolgt habe. Diese Auffassung fand Widerspruch.
Man hielt ihr entgegen, daß durch
die Einrede der Borausklage dem Bürgen nur das Recht gegeben werde, die
Befriedigung des Gläubigers bis auf Weiteres zu verweigern, daß es aber von dem Bürgen abhänge,
ob er von diesem Rechte Gebrauch machen wolle, und
daß er es nicht thun werde, wenn sich
die Ergebnißlosigkeit eines Vorgehens
gegen den Hauptschuldner veraussehen laße. Die Mehrheit erklärte sich gegen den Antrag; sie war der Ansicht:
Der Antrag lege dem Gläubiger eine zu
große Last auf.
Hafte der
Bürge für die Erweiterung der Hauptverbindlichkeit durch Verschulden oder
Verzug des Hauptschuldners, also für alles, was aus dem gewöhnlichen Gange der Dinge folge, so sei es folgewidrig, ihn für die Kosten der Rechtsverfolgung
196 8.706. Bürgschaft. Form;
Prot. 416. E. II §§. 706,708,711. B.R. §§. 751, 752,757.
XXVH.
Zu §. 706 waren folgende Anträge gestellt:
1. dem Entw. hinzuzufügen:
Der Bürgschaftsvertrag bedarf zu seiner Gültigkeit der
schrift
lichen Form.
2. den §. 706 dahin zu ändern: Durch Uebernahme der Bürgschaft verpflichtet sich
gegenüber dem Gläubiger
der Bürge
eines Dritten, für die Erfüllung
Verbindlichkeit des Dritten * einzustehen.
der
Die Uebernahme der Bürg
schaft bedarf zur Gülttgkeit der Aushändigung einer schriftlichen Urkunde des Bürgen.
(Der Antrag hat dasselbe Ziel wie der Antrag 1;
er will nur
die schwerere Form des schriftlichen Vertrages vermeiden.
Neuer
dings hat sich auch der 22. Juristentag für die Nothwendigkeit der
t
Schriftform ausgesprochen.)
3. für den
Fall, daß nach
den Anttägen 1 und 2
Schriftlichkeit der
Bürgschaft beschlossen wird, den §. 706 Abs. 1 wie folgt zu fasten:
Zur Gülttgkeit eines Berttages,
durch
welchen gegenüber dem
Gläubiger eines Dritten versprochen wird, für die Erfüllung
Verbindlichkeit
des
Dritten
einzustehen
der
(Bürgschaftsverttag), ist
schriftliche Ertheilung des Versprechens erforderlich.
Die Komm,
lehnte die Wiederaufnahme der Berathung mit acht gegen
acht Sttmmen ab.
417. (S. 8487 bis 8502.) 6.706. Bü^en Mr Kosten;
I. Zu §. 708 war beantragt, dem Abs. 2 hinzuzufügen: wenn er von dem Gläubiger vor diesen Schritten
gegen den
Hauptschuldner vergeblich zur kostenlosen Befriedigung aufgefordert
worden war. Gegen den Antrag, welchen der Antragsteller im Laufe der Berathung
auf die Kosten der Rechtsverfolgung einschränkte,
wurde geltend gemacht, daß
der Gedanke nicht zu dem Gesichtspunkte der Einrede der Borausklage passe, da das Gesetz davon ausgehe, daß der Bürge nicht eher in Anspruch genommen werden wolle, als bis der Gläubiger sein Recht gegen den Schuldner vergeblich
verfolgt habe. Diese Auffassung fand Widerspruch.
Man hielt ihr entgegen, daß durch
die Einrede der Borausklage dem Bürgen nur das Recht gegeben werde, die
Befriedigung des Gläubigers bis auf Weiteres zu verweigern, daß es aber von dem Bürgen abhänge,
ob er von diesem Rechte Gebrauch machen wolle, und
daß er es nicht thun werde, wenn sich
die Ergebnißlosigkeit eines Vorgehens
gegen den Hauptschuldner veraussehen laße. Die Mehrheit erklärte sich gegen den Antrag; sie war der Ansicht:
Der Antrag lege dem Gläubiger eine zu
große Last auf.
Hafte der
Bürge für die Erweiterung der Hauptverbindlichkeit durch Verschulden oder
Verzug des Hauptschuldners, also für alles, was aus dem gewöhnlichen Gange der Dinge folge, so sei es folgewidrig, ihn für die Kosten der Rechtsverfolgung
R.T. §§. 750,751,756. B.G.B. §§. 765-767, 772. Prot. 417.
gegen den Hauptschuldner nicht unbedingt einstehen zu lassen. Antrags würde dazu führen,
197
Der Gedanke des
daß der Bürge auch die Verzugszinsen nicht zu
zahlen hätte, wenn sich der Gläubiger nicht zunächst an chn wendete.
Anders
stehe es mit der Verpflichtung des Bürgen zur Kostentragung, wenn fich der
Bürge vor Anstellung der Klage gegen den Hauptschuldner zur Zahlung erbitte; das aber brauche Wohl nicht ausgesprochen zu werden.
II.
Auf den §. 711 Abs. 2 bezogen sich die Anträge: 5.711. 1. in dem ersten Satze statt der Worte „Wohnsitz oder in Ermangelung B°n“^HlI9e’ eines solchen" zu setzen „Wohnsitz und, wenn der Hauptschuldner an
einem anderen Orte seine gewerbliche Niederlaffung hat, auch an diesem
Orte, in Ermangelung eines Wohnsitzes und einer gewerblichen Rieder-
laffung 2. den zweiten Satz zu fassen:
Hat der Gläubiger ein Pfandrecht oder ein (kaufmännisches) Zurückbehaltungsrecht an einer beweglichen Sache des Hauptschuldners,
so muß er auch aus dieser Sache Befriedigung suchen; besteht das Pfandrecht oder das Zurückbehaltungsrecht zugleich für eine andere Forderung des Gläubigers, so findet diese Vorschrift nur An wendung, wenn auch die andere Forderung durch die Sache gedeckt
ist.
(Bergl. die Anm. zu §. 1135.)
Beide Anträge gelangten zur Annahme, der Antrag 2 jedoch unter Weg lassung des Wortes „kaufmännisches."
Bezüglich des Antrags 1 wurde auf die Beschlüsse zu §§. 225, 226 (oben S. 154) verwiesen.
Bei der Berathung des Antrags 2 erhob sich gegen die Ausnahme eines
der C.P.O. §. 692 a entsprechenden Zusatzes für den Fall, daß das Pfandrecht zugleich für eine andere Forderung des Gläubigers besteht, kein Widerspruch.
Dagegen bestand anfänglich Meinungsverschiedenheit darüber, ob neben dem Pfandrechte das Zurückbehaltungsrecht erwähnt und wie dieses Recht bezeichnet werden soll. Gegen den Zusatz „kaufmännisches" wurde erinnert, daß es auch noch in anderen Fällen, z. B. nach §. 914, ein Zurückbehaltungsrecht gebe, mit dem die Befugniß, sich
aus dem Gegenstände zu befriedigen, verbunden sei.
Alsdann aber schloß sich die Komm, der von einer Seite verttetenen Auffassung
an, daß in der hier fraglichen Beziehung jedes Zurückbehaltungsrecht, auch das
gewöhnliche des §. 230, dem Pfandrechte gleichgestellt werden müsse.
Denn, wie
der Zusammenhang der Sätze 1 und 2 ergebe, komme es daraus an, ob dem
Gläubiger Vermögensgegenstände des Hauptschuldners bereit stehen, aus welchen er sich ohne langes Suchen und ohne ein weitläufiges Zwangsvollstreckungs
verfahren befriedigen könne.
Diese Voraussetzung aber treffe, gleichwie bei den
am Wohnsitze des Schuldners befindlichen beweglichen Sachen, auch bei den Sachen zu, die der Gläubiger kraft eines Zurückbehaltungsrechts in Händen habe,
da er in der Lage sei die Zwangsvollstreckung in diese Sache sofort zu bewirken, indem er sie dem Gerichtsvollzieher zur Pfändung herausgebe.
Es komme nicht
darauf an, ob er fich aus der Sache auch ohne einen vollstreckbaren Titel be
friedigen und eventuell abgesonderte Befriedigung
aus dem Erlöse verlangen
198 könne.
Prot. 417. E. II §§. 716,718,736,737,812 u. a. B.R. §§. 762,764,793,797,801.
Daß es dem Gläubiger nicht erlaubt sei, die zurückbehaltene Sache dem
Gerichtsvollzieher zum Zwecke der Pfändung wegen seiner Befriedigung zu über antworten, werde aus dem Schuldverhältniß in der Regel nicht zu folgern sein. 8. 716. Bürgschaft auf Zeit.
HL Zu §. 716 wurde ein Antrag, im Abs. 1 Satz 1 die Worte „und
Verzögerung fortsetzt"
das Verfahren ohne wesentliche
durch die Worte zu ersetzen „oder wenn der
Gläubiger das Verfahren nicht ohne wesentliche Verzögerung fortsetzt", der Red.Komm. überwiesen. 8. 718. Bergleich.
IV. Zu §. 718 war beantragt, den Abs. 1 am Schlüsse zu fassen: .... entspricht und anzunehmen ist, daß die Parteien bei Kenntniß
der Sachlage den Vergleich nicht geschlossen haben würden. Der Antragsteller suchte darzulegen, daß die jetzige Fassung der Schluß
worte, wie auch in der Kritik hervorgehoben worden, nicht das Richtige treffe. Wenn z. B. ein Nachlaßgläubiger, der mit dem vermeintlichen Erben streite, mit diesem sich vergleiche, später aber sich Herausstelle, daß ein Anderer der Erbe
sei, so würde der Vergleich nach dem Entw. wirksam sein, weil der Streit auch bei Kenntniß der Sachlage, nämlich zwischen dem Gläubiger und dem wahren Erben, entstanden sein würde. gleich unwirksam sein, vorausgesetzt worden sei:
Nach dem Sinne der Vorschrift solle der Ver
wenn dabei fälschlicherweise ein wesentlicher Umstand die Wesentlichkeit aber werde zweckmäßig hier ebenso
ausgedrückt wie beim Irrthume (§. 94). Von anderer Seite wurde unter Bestreitung der Richtigkeit des gewählten
Beispiels darauf hingewiesen, daß die Komm, die Zurückführung der Unwirk samkeit des Vergleichs auf den wesentlichen Irrthum bei der ersten Berathung
(vergl. insbesondere Bd. II S. 526) ausdrücklich abgelehnt habe.
Die Unwirksamkeit beruhe vielmehr darauf, daß der Vergleich für den Sachverhalt, der sich später Herausstelle, überhaupt nicht geschlossen sei.
Bei
jedem Vertrage sei es möglich, daß eine gewisse Thatsache derart zum Bestand
theile des Rechtsgeschäfts gemacht werde, daß ohne sie der Vertrag als nicht ge
schloffen gelten müsse:
beim Vergleiche werde dies bezüglich des demselben zu
Grunde gelegten unstreitigen Sachverhalts gesetzt.
Durch
die beantragte
vom Gesetz
als feststehend voraus
abweichende Fassung würde die Vorschrift auf
eine völlig veränderte Grundlage
gestellt;
es würden
insbesondere
bei
der
Prüfung, ob die Parteien den Vergleich bei Kenntniß der Sachlage geschlossen hätten, subjektive Momente berücksichtigt werden müssen.
Die bisherige Fassung
gebe den Gedanken zutreffend wieder, und dieser sei richtig. Der Antrag wurde abgelehnt. § 736. Segiti» r.iationö» 3d viere.
V. Bei §. 736 gelangte der Antrag zur Berathung, a) im Abs. 2 Satz 2
hinter den Worten „unterliegt sie" die Worte „in
Ermangelung einer abweichenden Bestimmung" einzuschalten; b) dem nach der Anm. zu §. 736 in die C.P.O. einzustellenden §. 850a*
folgenden Abs. 2 anzuschließen: Tie Landesgesetze können über die Veröffentlichung
des Auf
gebots und der in den §§. 850a, 850ai vorgeschriebenen Bekannt-
R.T. tztz. 761,763,792,796,800. B.G-B. §tz. 777,779,808,812,816. Prot.417.
199
rnachungen sowie über die Aufgebotsfrist abweichende Vorschriften erlassen.
Der Antrag wurde in seinem ersten Theile (a) der Red.Komm.
über
wiesen, in seinem zweiten Theile (b) angenommen. Er enthält unter b nur die Ausführung eines früher (Bd. II 5. 565) für die Berathung des E.G. gemachten Vorbehalts.
Der Antragsteller beschränkte
sich hierzu auf die Bemerkung, daß der Vorbehalt sich nicht blos auf die Er lassung
neuer, sondern auch
auf das Fortgelten bestehender landesgesetzlicher
Vorschriften beziehen solle.
Der Vorschlag
unter a ist nur redaktioneller Natur.
Tenn bereits bei
der ersten Berachung ist die Komm, davon ausgegangen, daß die Zulässigkeit des Aufgebots von Legitimationsvapieren nur als dispositives Recht hat vor
geschrieben werden sollen (Bd. II S. 564, 565).
Gegenüber einem aus §. 728
Abs. 1 vielleicht zu entnehmenden argumentum e contrario soll dies im Gesetze zum Ausdrucke gebracht werden.
Dabei wird, abweichend von §. 728, nicht ge
fordert, daß die Unzulässigkeit der Kraftloserklärung in der Urkunde bestimmt sein müsse.
Ter Antragsteller begründete dies damit, daß bei Legitimations
papieren die Urkunde überhaupt nicht die Bedeutung habe wie bei Inhaber papieren.
Ueberdies pflege bei den praktisch wichtigsten Legitimationspapieren,
den Sparkassenbüchern, ein etwaiger Vorbehalt der in Rede stehenden Art nicht auf das Papier gesetzt, sondern in das Reglement ausgenommen zu werden. Andere als aus Grund eines allgemeinen Reglements ausgegebene Papiere aber kommen kaum in Betracht.
Habe das Aufgebotsgericht einen Zweifel, so könne
es nach der C.P.O. §. 829 Abs. 2, §. 840 Nr. 3 von dem Antragsteller eine
eidliche Versicherung verlangen; schlimmstenfalls würde ein in Unkenntniß der
Unstatthaftigkeit des Aufgebotsverfahrens e erlassenes Ausschlußurtheil wirkungs los sein.
VI. Zu §. 737 wurde eine Anregung,
d,nichȟ
im Abs. 1 Satz 2 das Wort „insbesondere" zu streichen, der Red.Komm. überwiesen.
VII. Zur Ergänzung der Vorschriften über die ungerechtfertigte Bereicherung, zugleich zum Ersätze der §§. 812, 850, 2232, war beantragt, als uenüV ern-s §. 740 a folgende Bestimmungen aufzunehmen: berechtigten Ist eine Verfügung, die ein Nichtberechtigter über einen Gegenstand
getroffen hat,
oder eine an einen Nichtberechtigten erfolgte Leistung
dem Berechtigten gegenüber wirksam, so kann der Berechtigte von dem
jenigen, welcher unbefugt verfügt oder die Leistung empfangen hat, die Herausgabe des dadurch Erlangten fordern. unentgeltlich
verfügt, so
Hat der Nichtberechtigte
steht dem Berechtigten der gleiche Anspruch
gegen denjenigen zu, welcher durch die Verfügung
einen rechtlichen
Vortheil erlangt hat.
(Der den §§. 812, 850, 2232 zu Grunde
liegende Gedanke gilt
allgemein; er gilt insbesondere auch für Verfügungen, die der bisherige
Gläubiger oder ein vermeintlicher Cessionar nach den
350, 351 mit
Wirksamkeit gegenüber dem nunmehrigen Gläubiger vorgenommen hat.
Prot. 417. E. II §§. 745-749, 776. B-R. §§. 806,808,809,811,838.
200
und für die Leistung an den Besitzer, durch die der Schuldner nach §. 774 von der Verbindlichkeit gegenüber dem Eigenchümer frei geworden ist.)
Der Antrag wurde angenommen. Man erwog, daß es in der Konsequenz würde,
auch
an
den
in
der §§. 812, 850, 2232 liegen
der Motivirung des Antrags
anderen
bezeichneten
Stellen eine entsprechende Vorschrift aufzunehmen, da deren Fehlen namentlich
bei der Ceffion,
für welche die beiden Sätze zuträfen,
auffallend
erscheinen
müßte, daß es aber zweifellos richtiger sei, anstatt mehrerer gleichartiger, unter
die verschiedensten Materien zerstreuter Bestimmungen eine allgemeine Vorschrift da einzustellen, wo die ungerechtfertigte Bereicherung im Zusammenhänge be
handelt werde. 8§. «45, < . feueertnen In Bayern seien durch ein Ges. v. 26. April 1882 für die Beerbung des *dufer"
jeweiligen Hauptes des Herzoglich Nassauischen, jetzt Großherzoglich Luxemburgischen Hauses die Hausgesetze für maßgebend erklärt. Eines Vorbehalts für diese Hausgesetze bedürfe es nicht, weil nach Völkerrecht kein Zweifel darüber
W« X,”;,,'
bestehe, daß die Erbfolge in den regierenden Häusern auswärtiger Staaten sich nach den Hausgesetzen richte.
Dieser Auffaffung wurde von keiner Seite widersprochen.
II. Zn Art. 35 lag der Antrag vor: der Vorschrift als Abs. 2 beizufügen: Neue Familienfideikommisse dürfen nicht mehr errichtet werden. Zur Begründung des Antrags wurde geltend gemacht: Es sei dringend wünschenswerch, daß mit dem Inkrafttreten des B.G.B.
die Neuerrichtung von Familienfideikommissen im Wege der Reichsgesetzgebung
untersagt werde. Protokolle. Bd. VI.
Die Frage, ob die Familienfideikommisse vortheilhafte oder 24
gam^tei.
tommw.
Pror. 430. E. I Art. 35, 37. B.R. Art. 33, 35.
370
überwiegend schädliche Wirkungen hervorriefen, lasse sich generell und prinzipiell
entscheiden: ihre Entscheidung sei unabhängig von lokalen und territorialen Ver Bei richtiger Abwägung der mit dem Institute verbundenen Vor
hältnissen.
theile und Nachtheile müsse man zu dem Ergebnisse gelangen, daß die Nachtheile
seien.
überwiegend
Zunächst
auf
sei
die
kulturschädlichen
der
Wirkungen
Familienfideikommisse hinzuweisen. Ihre Errichtung widerstreite dem natürlichen Prinzipe der Theilbarkeit des Grund und Bodens und der freien Verfügung
über das Grundeigenthum:
sie
Güter dem
erhebliche wirthschaftliche
entziehe
Kapitale, der menschlichen Arbeitskraft und dem Verkehre.
Tas Streben der
gegenwärtigen Zeit gehe mit Recht dahin, den mittleren und kleinen Grundbesitz
zu heben und einen gesunden, kräftigen Bauernstand zu schaffen.
Im Gegen
satze zu dieser Bestrebung werde durch die Errichtung von Familienfideikommissen dem
Bauern
und
vortheilhaft bewirthschaften
werde aber doch
so
nicht
ein
großer
häufig
nicht
genommen
wirthschaft
erheischen.
sie
Ter gebundene
Fähigkeit,
häufig
auch,
das
Interesse
nicht
dieser
ihm
das
haben,
das
da
seien
Familienfideikommisse
auch
führten
zu
einer
tüchtig
Fideikommißbesitzer
Fortschritte der Kultur und
die
— Tie
das
entzogen,
Landes
könne,
wie es
sondern
des könnte.
die
werden
nutzbar zu machen,
kulturschädlich,
Theil
aber
schweren
der
Gut Gut
Land
nicht
nur
Ungerechtigkeit
gegen die nachgeborenen Kinder des jeweiligen Besitzers, auf deren Kosten ein
einziger Sohn, und
zwar nicht immer der tüchtigste,
Institut verfolge hauptsächlich
den Zweck,
bevorzugt werde.
Das
das Ansehen, den Glanz und die
Macht einzelner Familien, ganz besonders solcher von Adel, zu erhalten und zu steigern.
Statt dessen schaffe es
aber
oft unter den
jüngeren Söhnen inib
Töchtern ein adeliges Proletariat, zwinge insbesondere die jüngeren Söhne, eine Versorgung in einem Amte oder in einer Offiziersstelle zu suchen, die in schlimmem
Kontraste zu der glänzenden Stellung des Fideikommißbesitzers stehe : Zwietracht, Neid und Haß unter den Geschwistern seien nicht selten die Folge einer derartigen
ungerechten Vertheilung des väterlichen Erbes.
Hervorragende Nationalökonomen
und Kenner der Landwirthschast, wie Thaer, Lette, Settegast und Conrad seien Ebenso werde in einem erst jüngst erschienenen Buche
Gegner der Fideikommisse.
„Tie
geschlechtlich
Teutschland,
sittlichen Verhältnisse
herausgegeben
der
aus Veranlassung
evangelischen
Landbewohner
in
der allgemeinen Konferenz der
deutschen Sittlichkeitsvereine" der Nachweis geführt, daß die Latifundien, von
denen
ein
großer Theil
aus die Fideikommisse entfalle, in Folge der großen
Anzahl der auf ihnen lebenden besitzlosen Arbeiter wahre Heerde der Unsittlichkeit seien. — Tie vielfach vorgeschlagenen Mittel,
Familienfideikommisse danach strebten,
die unter Aufrechterhaltung der
gewisse Kautelen gegen die mit diesem
Institute verbundenen Gefahren zu schaffen und thunlichst eine Beschränkung der Errichtung trachtung
von Fideikommissen herbeizuführen,
als unzulänglich.
Dies
gelte
erwiesen sich bei näherer Be
zunächst
von dem Vorschläge,
die
Errichtung von Fideikommissen von der Genehmigung des Herrschers abhängig zu machen.
Mit Recht wende Conrad hiergegen ein, daß in dem Erfordernisse
der Genehmigung des Herrschers erfahrungsgemäß keine Schranke zu finden sei, weil die Fürsten stets geneigt gewesen seien, eine Erweiterung dieser Institution
herbeizusühren, in der Meinung, sich dadurch besondere Stützen für den Thron
R.T. Art. 57, 59. E.G. Art. 59, 61.
zu schaffen.
Ebensowenig
371
Prot. 430.
biete die Festsetzung einer Maximalgrenze des dem
Fideikommisse zu unterwerfenden Landes eine Abhülfe gegen die Nachtheile des
Instituts: schon deswegen nicht, weil es nicht möglich sein werde, eine passende Grenze zu finden.
Sei sie zu nieder bemessen, so würden die Zwecke des In
stituts nicht erreicht werden, sei sie zu hoch gegriffen, so blieben alle die Schäden
bestehen, auf die bereits hingewiesen sei.
— Die dargelegten Schäden würden
an sich nicht nur den gestellten, sondern sogar den weitergehenden Antrag recht
fertigen, die bestehenden Fideikommisse durch Reichsgesetz aufzuheben.
Für einen
so tiefen Eingriff in den bestehenden Zustand und in wohlerworbene Rechte sei indessen die gegenwärtige Komm, nicht die geeignete Instanz.
werde zudem in
Den Reichstag
der nächsten Zeit ein bereits eingebrachter Antrag auf Aus
hebung der Fideikommiffe beschäftigen.
Die Mehrheit lehnte den Antrag ab.
Erwogen war: Die von der Minderheit aufgeworfene Frage, ob die Vortheile oder die
Nachtheile des Instituts der Familienfideikommisse als überwiegend zu erachten seien, könne dahingestellt bleiben:
vom Standpunkt
einer Kodifikation des in
Deutschland geltenden Rechtes aus sei die Beantwortung dieser Frage unerheblich. Tie Komm, habe sich dabei zu bescheiden, daß nach den gegenwärtig in Deutsch
land vorhandenen politischen und sozialen Anschauungen ein Bedürfniß für die
Errichtung von Fideikommissen bestehe. eine Aenderung
Solange nicht in diesen Anschauungen
eingetreten sei, müsse der Gesetzgeber die geeigneten Rechts-
sormen aufrechterhalten, die dazu dienten, den diesen Anschauungen entsprechenden wirthschaftlichen Erfolg herbeizuführen. Ob die der Errichtung von Fideikommissen
günstige Anschauung sich dauernd aufrechterhalten lasse, werde die weitere Ent wickelung der politischen Verhältnisse in Deutschland zeigen:
lung einzugreifen, sei nicht Aufgabe der Komm.
hervorgehoben:
in diese Entwicke
Von einer Seite wurde noch
Es handele sich um ein lebenskräftiges Rechtsinstitut, dem zwar
manche wirthschaftliche Nachtheile
anhafteten,
die
aber
bei
einzelnen Fidei
kommissen, insbesondere bei Fideikommissen mit absolutem oder relativem Wald
boden, von wirthschaftlichen Vortheilen überwogen
würden.
schaft habe mit langen Wirthschaftszeiträumen zu rechnen:
Die Waldwirth
ihr entspreche daher
die dem Fideikommiß eigenthümliche Gebundenheit für die Zukunft:
erleichtere
das Recht die Möglichkeit, einen Boden, der sich zur Landwirthschaft nicht eigne,
als Wald zu benutzen, so werde die Arbeitsgelegenheit, insbesondere im Winter, vermehrt, während hier nicht davon geredet werden könne, daß die Ansiedelung
von Bauern gehindert werde.
Auch könne ein Wald schon 1000 Hektare um
fassen, ohne daß er deshalb zu den Latifundien zu zählen sei. Im Uebrigen wurde der Art. 35 nicht beanstandet. Art. 37. Schutz gutglüub.Dritter.
UI. Der Art. 37 wurde ohne Widerspruch genehmigt.
IV. Zu Art. 38 lagen die Anträge vor:
Art. 38 Bergrecht.
1. dem Art. 38 als Abs. 2 beizufügen:
, Ist auf Grund
einer landesgesetzlichen Vorschrift dem Eigen
thümer (oder Eigenbesitzer)
eines Grundstücks wegen Beschädigung
des Grundstücks durch Bergbau eine Entschädigung
zu
gewähren,
Prct. 430.
372
E. I Art. 38-41. B.R. Art. 38-40, 86, 87, 89.
so finden, soweit nicht die Landesgesetze ein Anderes bestimmen, die Vorschriften des Art. 31 Abs. 1, 2 entsprechende Anwendung.
(Bergt. S. 250, 251 unter XVI.)
2. die unter 1 vorgeschlagene Besümmung zu fassen: Soweit nach den Vorschriften der Landesgesetze die wegen Be
schädigung eines Grundstücks durch Bergbau zu
gewährende Ent
schädigung, auch wenn das Grundstück mit Rechten Dritter belastet
ist, nur an den Eigenthümer oder den Eigenbesitzer des Grundstücks zu Leisten ist, finden die Vorschriften des Art. 31 Abs. 1, 2 Anwendung. Nachdem in der vorigen Sitzung (S. 365 unter XI) beschlossen worden,
diese Anträge erst am Schlüsse des dritten Abschnitts in Verbindung mit den
Art. 31 und 42 zu berathen, wurde der Art. 38 ohne Widerspruch
genehmigt.
Bon einer Seite wurde jedoch auf folgendes Bedenken hingewiesen:
Nach Art. 38 sollen unberührt bleiben die
landesgesetzlichen Vorschriften,
die dem Bergrecht angehören. Nach B.R. §. 1022 Abs. 2 könne, wenn ein Bergwerk Gegenstand des Nießbrauchs ist, sowohl der Eigenthümer als der Nießbraucher
die Aufstellung eines Wirthschaftsplans
verlangen; die gleiche Vorschrift gelte
nach B.R. §. 2100 Abs. 2, wenn ein Bergwerk den Gegenstand der Borerbschaft
bilde.
Es könne zweifelhaft erscheinen,
ob auch hinsichtlich dieses Wirthschafts-
bezw. Betriebsplans die bergrechtlichen Vorschriften der Landesgesetze maßgebend
seien, oder ob in dieser Beziehung der Vorbehalt des Art. 38 nicht Platz greife. Von anderer Seite wurde hierauf erwidert,
daß in den Fällen, in welchen die
Errichtung eines Betriebsplans nach den Bestimmungen des Bergrechts
vorge
schrieben sei, dieser den bergrechtlichen Bestimmungen entsprechende Betriebsplan auch
dem privatrechtlichen
Verhältnisse zwischen
dem Nießbraucher und
dem
Eigenthümer sowie zwischen dem Vorerben und dem Nacherben gegenüber wirk
sam bleiben müsse.
Denn zufolge der Natur des
Art. 38 hätten die Vorschriften der §§. 1022, des Art. 38.
allgemeinen Vorbehalts des
2100 nur Geltung unbeschadet
In den Fällen, in welchen die Errichtung eines Betriebsplans
durch die bergrechtlichen Bestimmungen nicht vorgeschrieben sei, greife natürlich der Vorbehalt nicht Platz;
es bliebe alsdann bei dem, was sich aus den all
gemeinen Vorschriften über den Nießbrauch und die Borerbschaft ergebe. ilrt. 39, 40. Lasser-, TeiL- und Lielrecht. Art. 41. Agrarrecht.
V. Gegen die Artikel 39, 40 erhob sich kein Widerspruch. vergl. III S. 3, 4 unter VI; 12, 13 unter IV; 133 unter IV.
Zu Art. 39
VI.
Zu Art. 41 lagen die Anträge vor: 1. dem Abs. 1 des Art. 41 den Zusatz zu geben:
Das Gleiche gilt von den Vorschriften, nach welchen die aus
der Regulirung der gutsherrlich-bäuerlichen Verhältnisse und der Ablösung von Dienstbarkeiten und Reallasten entstandenen Ablösungs
renten und sonstigen Reallasten des Staates oder einer besonderen Anstalt von der Eintragung in das Grundbuch Befreit sind.
2. a) im Abs. 1
des Art. 41 hinter den Worten „die Zusammenlegung
von Grundstücken" einzufügen:
„die Regulirung (oder: die Aenderung und Neuanlegung) der
Feldwege";
R.T. Art. 63-65,112,113,115.
b) für den Fall,
forderlich setzen
E.G. Art. 65-67,113,114,116.
Prot. 430.
373
daß der im Antrag 1 vorgeschlagene Zusatz für er
erachtet wird, statt „oder einer besonderen Anstalt" zu
„oder einer dem Staate in dieser Beziehung gleichgestellten
Körperschaft, Stiftung oder Anstalt":
3. im Abs. 1 des Art. 41 hinter den Worten „Die Regulirung der grund-
herrlich-bäuerlichen Verhältnisse" einzufügen: „die Regelung insbesondere Einschränkung bestehender Grunddienst barkeiten". Die Komm, erklärte sich zunächst damit einverstanden, daß die Zitate im
Art. 41 in Folge der veränderten Redaktion dahin zu ändern seien:
„897 bis 903 und 1006 Abs. 2" (B R ). Hierauf wurde der Antrag 1 mit dem nachstehenden, im Laufe der Sitzung
vorgeschtagenen Zusatz angenommen:
Die gleiche Vorschrift gilt für die aus der Ablösung der Oberlehnsherrlichkeit des Staates entstandenen Reallasten.
Erwogen war: Nach dem bayr. Hypothekenges. (§. 22 Nr. 5 in der Fassung des Ges. v.
29. Mai 1886)
seien die Reallasten
nahme, die das angeführte Gesetz
der Eintragung
unterworfen.
Die Aus
für die Grundgefälle des Staates und der
Ablösungskasse und die an deren Stelle getretenen Leistungen mache (vergl. die Finanzministerialentschließung v. 3. Juli 1886, Justiz-Ministerial-Blatt S. 186), wolle der Entw. d. E.G. nach den Mot. S. 193 aufrechterhalten, indem er diese
Lasten als
solche des
öffentlichen Rechtes
betrachte.
Da sie in Bayern diese
Eigenschaft nicht hätten (Entsch. d. O.L.G. XI S. 178), so sei der Art. 41 nach Maßgabe des Antrags 1 zu ergänzen.
Tas Gleiche gelte hinsichtlich der aus
der Ablösung der Lberlehnsherrlichkeit des Staates sich ergebenden Reallasten: der Red.Komm. wurde anheim gegeben, zu prüfen, ob der letztere Satz mit dem
die Lehen betreffenden Vorbehalte (Art. 35) verbunden werden solle. Anlangend den Antrag 2, so erblickte die Komm, in dem Vorschläge a
nur eine nicht zu beanstandende redaktionelle Verdeutlichung des Entw., die von
dem Württemberg. Staatsministerium mit dem Bemerken
angeregt worden sei,
man werde davon auszugehen haben, daß unter der Zusammenlegung von Grundstücken als dem ungleich weitergehenden Verfahren auch die Feldbereinigung im Sinne des württemb. Ges. v. 30. März 1886, betr. die Feldbereinigung, in
solchen Fällen mitverstanden sei, mit welchen eine Zusammenlegung von Grund stücken nicht verbunden wird.
des Antrags,
neben
den
Von einer Seite wurde bemerkt, die Konsequenz
die Zusammenlegung
von Grundstücken
betreffenden
Vorschriften noch andere, auf verwandte Verhältnisse sich beziehende Vorschriften zu
erwähnen, müsse noch in einem weiteren Umfange gezogen werden, um klarznstellen, daß z. B. auch aufrechterhalten werde der Art. 40 d. Hess. Ges. v. 28. Sept. 1887, betr. die Feldbereinigung, welcher lautet:
„Die Vorschriften dieses Gesetzes finden
auch dann Anwendung, wenn zwar keine Feldbereinigung, aber Veränderung- und Regulirung von Grundstücken, sowie die Anlegung und Veränderung von Flnr-
und Gewannwegen und Wassergräben in ganzen Gemarkungen
Fluren oder Gewannen
oder eine
oder einzelnen
Gewannregulirung beantragt wird."
Es
werde Sache der Red.Komm. sein, zu prüfen, ob sich dieser Zweck nicht durch
374
Prot. 430.- E. I Art. 41. B.R. Art. 86.
die Wahl eines allgemeineren Ausdrucks erreichen lasse.
Hiermit war die Komm,
einverstanden.
Ter Antrag 2d wurde zurückgezogen, nachdem darauf hingewiesen worden war, daß es sich nicht empfehle, die Befreiung von der Eintragungspflicht auf
andere,
als
die
im
Antrag 1
berechtigungen der Kirche und
bezeichneten
auszudehnen;
Renten
Renten
der Gemeinden seien wie die einem Privaten
zustehenden einzutragen.
Der Antragsteller zu 3 machte zur Begründung seines Antrags geltend: Ter Antrag lehne sich an einen bereits früher im preuß. Land.-Oek.-Koll. ge
stellten Antrag an: (vergl. Verhdl. S. 90, 111, 314, 315, 751). schränke jedoch
die vorgeschlagene
Bestimmung
auf
die
Der Antrag be
bestehenden
Grund
dienstbarkeiten. Tie Erweiterung, die der Antrag des Land.-Lek.-Koll. hinsichtlich der Reallasten und der beschränkten persönlichen Dienstbarkeiten enthalte, erscheine entbehrlich.
Es handele sich um die Einschränkung der Nutzungsfläche und des
Nutzungsmaßes bei gewissen Nutzungsrechten.
Die Reallasten und die persön
lichen Dienstbarkeiten könnten ausgeschieden werden, weil bei ihnen nur selten
ein Bedürfniß bestehen werde zu einer Begrenzung des Nutzungsrechts.
Da
gegen gebe es in Deutschland zahlreiche Grunddienstbarkeiten, die nach Inhalt, Art und Umfang der Nutzung unbestimmt seien und bei denen sich mithin das Bedürfniß geltend mache,
eine Grenze
für die Nutzung zu ziehen oder ihren
Inhalt und Umfang näher zu bestimmen.
Für die Zukunft würden voraus
sichtlich ungemessene Servituten nicht mehr bestellt werden.
Ter Vorbehalt für
die Landesgesetzgebung könne sich mithin auf bestehende Servituten beschränken. Insoweit sei aber der Vorbehalt erforderlich, da die Zuständigkeit der Landes
gesetzgebung nicht aus dem Art. 70 und auch nicht aus dem Art. 106 gefolgert werden könne.
Jedenfalls würde die Richtigkeit einer solchen Folgerung bei der
gegenwärtigen Fassung
des Art. 106 in hohem Grade zweifelhaft sein;
es
empfehle sich deswegen der vorgeschlagene Zusatz, durch welchen gleichzeitig das
festgestellt werde,
was die Komm, früher als den wahren Sinn des Art. 41
angenommen habe: (vergl. III S. 290 unter 9a: 304 unter D).
Gegen den Antrag wurde zunächst von einem Mitglied eingewendet, daß
die Wirkungen des Antrags, entgegen der Absicht des Antragstellers, über das
Agrarrecht hinausgingen : sie würden sich auch auf städtische Dienstbarkeiten er Es würde
strecken.
bei
der Annahme des Antrags
z. B. möglich
sein, das
gesammte Nachbarrecht des c-ode civil im Wege der Landesgesetzgebung aufrecht
zu erhalten.
Diese Ansicht fand bei den übrigen Mitgliedern keinen Anklang
und wurde nicht weiter verfolgt, nachdem insbesondere eingewendet worden war,
es werde nicht verkannt werden, daß es sich um die Aufrechterhaltung von Vor schriften
handele,
wandlung insbesondere
von
welche dazu
Dienstbarkeiten
zum Vortheile
der
bestimmt seien, und
land-
die
Reallasten und
Einschränkung
im
öffentlichen
forstwirthschastlichen
oder Um
Interesse,
Kultur, zu
ermöglichen. Von anderer Seite wurde gegen den Antrag geltend gemacht, daß die
Regelung, welche er bezwecke, in die Uebergangsvorschriften gehöre.
Es könne
sich deshalb nur fragen, ob der einschlägige Art. 106 zu ergänzen sei. sei zu verneinen, könnte;
Dies
weil hieraus nur eine Verdunkelung des Art. 106 entstehen
aus dem Art. 106 in Verbindung mit dem Art. 3 folge unzweifelhaft
375
E.G. Art. 113.
R.T. Art. 112.
das Recht der Landesgesetzgebung, bestehende Servituten ihrem Umfang und Tie Richtigkeit dieser Argumentation wurde wieder
Inhalte nach umzuändern. von anderer Seite bezweifelt.
Aus den Art. 106 und 3 sei allerdings zu folgern,
daß die Landesgesetzgebung den Inhalt und Umfang einer Servitut näher be grenzen könne, wenn und soweit zur Zeit des Inkrafttretens des B.G.B. sowohl
die Serviült als auch das die Begrenzung zulassende Landesgesetz bereits be standen habe.
Dagegen werde sich aus der Uebergangsvorschrift des Art. 106
wohl nicht die Befugniß der Landesgesetzgebung herleiten lassen, den bestehenden oder entstehenden Servituten neue, zur Zeit des Inkrafttretens des B.G.B. noch
nicht gesetzlich
zugelassene
Beschränkungen
aufzuerlegen.
Tas
Ergebniß
der
letzteren, von der Mehrheit gebilligten Auffassung war, daß nunmehr zwei neue Anträge gestellt wurden und zwar: a) dem Art. 106 Abs. 2 beizusügen:
Ter Inhalt kann durch Landesgesetz geändert werden. b) im Art. 41 Abs. 1 statt „Ablösung" zu setzen: „Ablösung, Umwandlung oder Einschränkung".
Der Antrag a wurde zurückgezogen,
nachdem geltend gemacht war, daß
er das Ziel weit überschieße und der Landesgesetzgebung Befugnisse beilege, die ihr weder nach dem Entw. d. E.G. noch nach der bei der gegenwärtigen Be rathung hervorgetretenen Meinung der Komm, beigelegt werden sollten.
Der Antag b wurde angenommen. Erwogen war: Wenn der Landesgesetzgebung das weitergehende Recht der Ablösung von Servituten zustehe,
so
müsse sie auch besugt sein,
eine Quasiablösung vorzu
nehmen, die in der Umwandlung und Beschränkung liege.
Es könnte sich fragen,
ob die Rechtsprechung nicht schon auf Grund dieser Erwägung zu dem Ergeb
nisse des Antrags b ohne einen besonderen Zusatz im Gesetze gelangen würde.
Im Interesse der Deutlichkeit sei indessen die Aufnahme des Zusatzes geboten: sie habe gleichzeitig den Bortheil, daß sich die Borschrist alsdann aus die Real
lasten erstrecke,
für welche die Frage,
wenn auch nur in seltenen Fällen,
doch
immerhin von praktischer Bedeutung sein könne. VII. Wegen des Art. 42 vergl. S. 365 unter XI und S. 371, 372 unter IV.
Vni. Zu Art. 43 lagen die Anträge vor:
1. die Bestimmung zu fassen : Unberührt bleiben die Vorschriften der Landesgesetze über Jagd
und Fischerei, jedoch unbeschadet der Vorschrift des §. 943 Abi. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R).
(Vergl. die Anmerkung zu §. 943 (B.R.) — Entw. II §. 873 —: Bd. HI S. 250 ff. unter H.) ’ 2. die Vorschrift zu fassen: Unberührt bleiben die Vorschriften der Landesgesetze über Jagd
und Fischerei.
Nach Art. 43 sollen unberührt bleiben die Vorschriften der Landesgesetze über Jagd und Fischerei mit Einschluß der Vorschriften über den Ersatz des Wildschadens.
Einigkeit bestand darüber, daß diese Bestimmung, soweit sie den
u. xrcieu'i.
Prot. 430. E. I Art. 43. B.R. Art. 42-45.
376
Ersatz des Wildschadens betrifft, in Folge der reichsgesetzlichen Regelung, welche die Verpflichtung zum Ersätze des Wildschadens durch
die Beschlüsse zweiter
Lesung (vergl. B.R. §. 820) erfahren habe und in Folge der für das E.G. in Aussicht genommenen Vorschriften gestrichen werden müsse.
Meinungsverschieden
heit ergab sich darüber, ob trotz des für die Landesgesetze gemachten Vorbehalts die Bestimmung des §. 943 Abs. 2 aufrechtzuerhalten sei, so daß hinsichtlich des
Eigenthumserwerbes an jagdbarem Wilde nicht das Landesgesetz, sondern die
Vorschrift des §. 943 Abs. 2 maßgebend sei, oder ob auch bezüglich dieser Frage
das Landesgesetz entscheiden solle. Für die Zuweisung an die Landesgesetze wurde geltend gemacht: Nach
§. 943 Abs. 2 werde das Eigenthum an herrenlosen Sachen
durch Aneignung
nicht erworben, wenn die Aneignung gesetzlich verboten ist oder wenn durch die
Besitzergreifung das Aneignungsrecht eines Anderen verletzt wird.
Wende man
die letztere Vorschrift auf den Wilddieb an, so würde man zu dem Ergebnisse gelangen, daß der Wilddieb das Eigenthum an dem von ihm erlegten Wilde
nicht erwerbe; das Wild würde mithin trotz der äußerlichen Besitzergreifung des Wilddiebs herrenloses Gut bleiben. Schaffe der Wilddieb das erlegte Wild auf ein anderes Jagdgebiet, so würde es hiernach der Zueignung seitens des auf diesem Gebiete Jagdberechtigten unterliegen.
Schaffe es der Wilddieb in seine
eigene Behausung, so könnte man zu dem Schluffe gelangen, daß jeder beliebige Dritte, auch der Wilderer selbst, okkupationsberechtigt sei.
jedenfalls unnatürlich und
führe zu
Komplikationen.
Dieses Ergebniß sei
In einzelnen Landes
gesetzen, z. B. in der Hannover. Jagdordnung, sei das Verhältniß weit natür licher und einfacher dahin geregelt, daß der Wilddieb mit der Besitzergreifung
das Eigenthum an dem erlegten Wilde für den Jagdberechtigten erwerbe.
Es
bestehe kein Grund, in dieser Beziehung das Landesrecht zu beseitigen, wenn
man im Uebrigen die Vorschriften über die Jagd den Landesgesetzen überweise. Wo
es
an einer landesgesetzlichen Bestimmung
fehle,
würde
es
allerdings
subsidiär bei der Vorschrift des §. 943 sein Bewenden haben müssen; es dürfe
indessen der Landesgesetzgebung nicht verwehrt sein, die Frage des Eigenthums
erwerbes an widerrechtlich erlegtem Wilde so zu regeln, wie es ihr zweckmäßig erscheine.
Auch für die Fälle, in welchen die Aneignung gesetzlich verboten ist
— ein Verhältniß, welches übrigens für das Jagdrecht von weit geringerer
Bedeutung sei, als der Fall der Besitzergreifung unter Verletzung des
einem
Anderen zustehenden Aneignungsrechts —, sei es richtiger, der Landesgesetzgebung freie Hand zu lassen.
— Bon anderer Seite wurde der Antrag unterstützt
unter Hinweis auf die Darlegungen in Jacubezky, Bemerkungen S. 241 bis 243.
Der Antrag 1 wurde hierauf zu Gunsten des Antrags 2 zurückgezogen, von anderer Seite aber wieder ausgenommen. Die Komm, entschied sich für den Antrag 1.
Erwogen war: Die Vorschrift des
§. 943 Abs. 2 sei vom Standpunkte der Sittlichkeit
und Gerechtigkeit aus geboten.
Es gehe nicht an, der Landesgesetzgebung zu
gestatten, von dieser Vorschrift für einzelne Fälle der Okkupation, insbesondere für den Fall der Okkupation von widerrechtlich
erlegtem Wilde seitens des
R.T. Art. 67-70. E.G. Art. 69—72. Prot. 430.
Wilddiebs, eine Ausnahme zu machen.
377
Die Frage der Zulässigkeit und der
Wirkung einer solchen Okkupation sei von großer praktischer Bedeutung; man
dürfe die Beantwortung nicht der Landesgesetzgebung zuweisen und damit die
Möglichkeit einer Rechtsverschiedenheit in Deutschland
schaffen.
Im Uebrigen
sei es auch keineswegs erforderlich, an der Hand der Vorschriften des Entw. zu
den allerdings unnatürlichen und unangemessenen Konsequenzen zu gelangen, zu denen der Entw.
nach der Meinung
des
Antragstellers
zu 2 führen müsse.
Man könne, wie von einer Seite ausgeführt worden sei, bezüglich der vor liegenden Frage auch einen anderen Standpunkt einnehmen. Man könne nämlich sagen, mit der Erlegung des Thieres durch den Wilddieb sei das Jagdrecht aus
geübt und konsumirt; ein bereits erlegtes Thier könne nicht noch einmal erlegt werden.
In demselben Augenblick, in dem das Thier Jagdbeute des Wilddiebs
geworden sei, habe es aufgehört, freies Objekt des Jagdrechts zu sein.
Es sei
nunmehr aus einem jagdbaren Thiere zu einer Frucht des Grundstücks geworden und dem Fruchtrechte des Eigenthümers unterworfen, auf dessen Grund und
Boden das Thier erjagt wurde.
An Stelle des Eigenthümers trete eventuell
ein anderweitiger Fruchtberechtigter,
der Nießbraucher rc.
Von anderer Seite
wurde geltend gemacht, die Richtigkeit der vorstehenden Argumentation könne
dahingestellt bleiben; jedenfalls zeige sie, daß sich die Frage des Erwerbes des
Eigenthums an gewildertem Wild auch an der Hand des Entw. und trotz der Bestimmung des §. 943 Abs. 2 in rationeller Weise entscheiden lasse.
IX. Gegen die Aufnahme der folgenden, nach der Anmerkung zu B.R. Wildschaden.
§. 820 unter I bis III ihrem Inhalte nach beschlossenen Vorschriften erhob sich kein Widerspruch.:
Art. 43 a.
Besteht in Ansehung eines Grundstücks ein zeitlich nicht
begrenztes Nutzungsrecht, so
finden die Vorschriften des §. 820 des
Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) über die Verpflichtung zum Ersätze des Wildschadens mit der Maßgabe Anwendung, daß an die Stelle des
Eigenthümers der Nutzungsberechtigte tritt. (Vergl. II S. 829 bis 832 unter III.)
Art. 43b. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, nach welchen
1. die Verpflichtung zum Ersätze des Wildschadens auch dann eintritt,
wenn der Schaden durch jagdbare Thiere anderer als der im §. 820 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R) bezeichneten Gattungen
angerichtet wird; 2. für den Wildschaden, der durch
ein
aus einem Gehege aus
getretenes jagdbares Thier angerichtet wird, der Eigenthümer
oder der Besitzer des Geheges verantwortlich ist; 3. der Eigenthümer eines Grundstücks, wenn das Jagdrecht auf einem anderen Grundstücke nur gemeinschaftlich mit dem Jagd
recht auf seinem Grundstück ausgeübt werden darf, für den auf dem anderen Grundstück angerichteten Wildschaden auch
dann
haftet, wenn er die ihm angebotene Pachtung der Jagd ab
gelehnt hat;
378
Prot. 430.
E. I Art. 44, 45. B.R. Art. 46, 47.
4. der Wildschaden, der an Gärten, Obstgärten, Weinbergen, Baum
schulen und einzelstehenden Bäumen angerichtet wird, dann nicht ersetzen ist, wenn die Herstellung von Schutzvorrichtungen
zu
unterblieben ist, die unter gewöhnlichen Umständen zur Abwendung des Schadens ausreichen:
5. die Verpflichtung zum Schadensersatz im Falle des §. 820 Abs. 3 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) abweichend bestimmt wird;
6. die Gemeinde an Stelle der Eigenthümer der zu einem Jagd
bezirke vereinigten Grundstücke zum Ersätze des Wildschadens verpflichtet und zum Rückgriff auf die Eigenthümer berechtigt ist
oder an Stelle der Eigenthümer oder des Verbandes der Eigen
thümer oder der Gemeinde oder neben ihnen der Jagdpächter zum Ersätze des Schadens verpflichtet ist;
7. der zum Ersätze des Wildschadens Verpflichtete Erstattung des geleisteten Ersatzes von demjenigen verlangen kann, welcher in einem anderen Bezirke zur Ausübung der Jagd berechtigt ist.
(Bergl. II S. 839 bis 842 unter VII.)
Art. 43 e.
Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften über
die Grundsätze, nach denen der Wildschaden festzustellen ist, sowie die
landesgesetzlichen Vorschriften, nach denen der Anspruch auf Ersatz des Wildschadens innerhalb einer bestimmten Frist bei der zuständigen Be
hörde geltend gemacht werden muß. (Bergl. II S. 839 unter V: 841, 842 unter 6.) Art. 44, 45. Zwangs- u. Baurechte rc. Landübl. Kündigungs fristen u. Zahlungs termine für Darlehen rc.
X.
Gegen die Artikel 44, 45 erhob sich kein Widerspruch.
XI.
Es folgte die Berathung über den Antrag: als Art. 45 a zu bestimmen: Unberührt bleiben die Vorschriften der Landesgesetze, nach welchen,
soweit nicht ein Anderes bestimmt ist, die Kündigung von Darlehen,
welche mehr als dreihundert Mark betragen sowie von Hypotheken und Grundschulden nur zu bestimmten Zahlungsterminen zulässig ist
und die Rückerstattung Hypotheken
und
solcher Darlehen wie die Auszahlung von
Grundschulden
und
die Entrichtung
bedungener
Zinsen auf diese Schulden in bestimmten Zahlungsterminen zu er
folgen hat. Zur Begründung des Antrags wurde geltend
gemacht, daß in Mecklen
burg landübliche Kündigungsfristen und Zahltermine bestehen, deren Beibehaltung
Wünschenswerth erscheine,
da
sie für die Entwickelung und
Fortbildung des
landwirthschaftlichen Kredits namentlich um deswillen von erheblicher Bedeutung seien, weil sich vermöge dieser Einrichtungen der Geldverkehr,
insbesondere der
Verkehr mit Hypotheken, auf bestimmte Zeiten konzentrire, so daß Angebot und
Nachfrage
sich
auf
dem Geldmärkte zu
gleicher Zeit
geltend
mache.
Des
Weiteren wurde ausgeführt, das E.G. verfolge unter Anderem auch die Tendenz,
den berechtigten Wünschen der Einzelstaaten auf Erhaltung partikularrechtlicher Normen, die in den besonderen wirthschaftlichen Verhältnissen der Einzelstaaten begründet seien, insoweit entgegenzukommen,
als
ein
allgemeines Interesse der
R.T. Art. 71, 72. E.G- Art. 73, 74. Prot. 430.
379
Der Antrag wolle einem auf dem Mecklen
Berücksichtigung nicht entgegenstehe.
Hypothekenmarkte hervorgetretenen, von der Landesgesetzgebung
burg.
sichtigten Interesse Rechnung
Vorbehalt im Sinne des Antrags nicht entgegen.
Fall zu entscheiden,
ob
berück-
Ein allgemeines Interesse stehe einem
tragen.
die Parteien
auch
Es sei mißlich, von Fall zu
ohne besondere Vereinbarung
be
absichtigt haben, sich den ortsüblichen Zahlungs- und Kündigungsfristen zu unter
werfen.
Jedenfalls sei es bedenklich, wenn man sich darauf verlasse,
es werde
die Auslegung dahin gelangen, regelmäßig eine derartige Absicht der Parteien
zu unterstellen, soweit nicht ein anderer Wille erhelle.
Ter beantragte Vorbehalt
erscheine mithin gerechtfertigt.
Die Mehrheit lehnte den Antrag ab.
Erwogen war: Ein Vorbehalt für die Landesgesetzgebung sei nur dann am Platze, wenn
ein dringendes Bedürfniß zur gewiesen sei.
Dies sei
Erhaltung
bezüglich des
partikularrechtlicher
Normen nach
beantragten Vorbehalts nicht der Fall-
Wenn der Verkehr sich in der That völlig an die Einhaltung
gewisser Fristen
und Termine gewöhnt habe, so werde der rechtsgeschäftliche Verkehr sich künftig auch daran gewöhnen, die Einhaltung dieser Fristen und Termine zum Inhalte
des Vertrags zu machen.
Und auch ohne eine besondere Vereinbarung könne
man im Wege der Auslegung dahin gelangen, die Einhaltung der landesüblichen
Fristen und Termine als von den Parteien stillschweigend vereinbart anzusehen,
soweit nicht ein abweichender Wille erhelle. XU.
Es folgte die Berathung über den Antrag:
Als Art. 45 b zu bestimmen: Uuberührt bleiben die Vorschriften
• «$ntermine
aündigungs-
der Landesgesetze über die
fristen bet
Fälligkeit des Dienstlohns und die Kündigungsfristen bei DienstDienst verträgen, welche aus die Leistung land- und forstwirthschastlicher ""tragen.
Arbeiten gerichtet sind.
Zur Begründung des Antrags wurde geltend
gemacht:
Bei land- und
forstwirthschaftlichen Dienstverhältnissen bestehe die Vergütung häufig in Natural
leistungen und sei die Kündigung regelmäßig erst zu Ende des Wirthschaftsjahrs zulässig.
Diesen Verhältnissen würden die Vorschriften des §. 607 und
§§. 612, 614 (B.R.) nicht gerecht.
besondere Verabredungen zu treffen, zu geschehen.
der
Allerdings sei es den Parteien unbenommen, allein erfahrungsgemäß pflege dies nicht
Es bedürfe deshalb einer gesetzlichen Vorschrift, die wegen der
Verschiedenheit der wirtschaftlichen, sozialen und klimatischen Verhältnisse nur
von der Landesgesetzgebung getroffen werden könne.
Die Mehrheit lehnte den Antrag im Wesentlichen aus den Gründen ab, die zur Ablehnung des vorstehend unter XII befürworteten Art. 45 a geführt hatten.
Man war der Meinung, daß die Bertragsfreiheit sowie die Möglichkeit, bei der
Auslegung von Verträgen auf die Ortssitte Rücksicht zu nehmen, genügen werde, um den für Mecklenburg behaupteten Bedürfnissen Rechnung zu tragen: (vergl.
II S. 298). XIIL
Zu Art. 46 lag der Antrag vor:
die Vorschrift zu fassen:
Art. 46. Gesinderecht.
380
Prot. 430. E.I Art. 46-48. B.R. Art. 58, 62. 68, 69.
Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, welche dem Gesinderecht angehören, unbeschadet der Vorschriften der §§. 100 bis 111, 127, 272, 610, 615, 816, 826 Abs. 2, 1343 des Bürger lichen Gesetzbuchs (B.R.).
Der Antrag stellt zunächst die Zitate nach Maßgabe der veränderten Redaktion richtig. Er fügt den, den Vorschriften der Landesgesetze gegenüber in Kraft bleibenden Bestimmungen die Vorschrift des §. 610 hinzu. Diese Bei fügung beruht auf einem von der Komm, schon in einem früheren Stadium der Berathung gefaßten Beschlusse; vergl. die Anm. zu B.R. §. 610 (Entw. II §. 558); Bd. II S. 290, 294, 295.
Die Komm, erklärte sich mit dem Art. 46 in der Fassung des Antrags einverstanden und hielt insbesondere daran fest, daß der §. 610 unter den zwingenden Vorschriften ausgenommen werden müsse. Auf Wunsch eines Mitglieds wurde zu Protokoll konstatirt, daß, wenn die partikularrechtlichen Gesindeordnungen Vorschriften über die Verjährung von Lohnansprüchen des Gesindes enthalten, diese Vorschriften den Bestimmungen des B.G.B. über die Verjährung von Lohnansprüchen derogiren. Ärt. 47. GeschäftSberrieb d. gewerbl. Pfandleiher u. d. Pfand leihanstalten.
XIV. Zu Art. 47 lag der Antrag vor: im Hinblick auf die Anm. zu B.R. §. 986 (Entw. II §. 913 unter 2) den Art. 47 zu fassen:
Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, welche den Geschäftsbetrieb der gewerblichen Pfandleiher und der Pfandleih anstalten betreffen, einschließlich der Vorschriften, welche bestimmen, daß die gewerblichen Pfandleiher und die Psandleihanstalten die be» ihnen verpfändeten Sachen dem Eigenthümer nur gegen Be zahlung der auf die Sachen gegebenen Darlehen herauszugeben brauchen. (Vergl. III S. 369, 370 unter I.) hierzu der Unterantrag:
Das Gleiche gilt von landesgesetzlichen Vorschriften, nach welchen öffentlichen Pfandanstalten das Recht zusteht, die bei ihnen ver pfändeten Sachen dem Eigenthümer nur gegen Bezahlung der auf die Sachen gegebenen Darlehen herauszugeben. Von einer Seite wurde geltend gemacht, die beabsichtigte Ergänzung des Art. 47 sei entbehrlich. Die Voraussetzungen, unter denen eine Pfandleihanstalt verpfändete Sachen herauszugeben habe, gehörten auch zu den den Geschäfts betrieb dieser Anstalten regelnden Bestimmungen. Wo die in dem Zusatz er wähnten Bestimmungen bereits landesgesetzlich in Kraft seien, würden sie ohnehin auf Grund des Art. 47 aufrechterhalten bleiben; wo sie landesgesetzlich nicht in Geltung seien, würde die Landesgesetzgebung in der Lage sein, falls sich ein Bedürfniß Herausstelle, auf Grund des Art. 3 das Erforderliche zu bestimmen.
Die Mehrheit nahm den Unterantrag an. Sie war der Meinung, daß die darin enthaltene Vorschrift nicht ohne Weiteres unter die Vorschriften über den Geschäftsbetrieb subsumirt werden könne. Dagegen erachtete man ein
R.T. Art. 83, 87, 94, 95.
E.G. Art. 84, 87, 94,95, Prot. 430.
381
dringendes Interesse für den angeregten Vorbehalt nur hinsichtlich der öffent lichen Pfandleihanstalten als nachgewiesen, und verneinte das Bedürfniß, den
Vorbehalt auf Privatinstitute zu
erstrecken,
eine Erstreckung, die mit Rücksicht
auf die Gefahr einer Förderung der gewerblichen Hehlerei ohnehin wenig an
gebracht sein würde.
XV.
Zu Art. 48 lag der Antrag vor: **•48den Art. 48 ersatzlos zu streichen und im Art. 49 Abs. 2 den Satz 2 Agungen^u wie folgt zu fassen:
Ist zu einem Erwerbe von Todeswegen staatliche Genehmigung
erforderlich und wird die Genehmigung ertheilt, so gilt sie als schon
vor dem Erbfall ertheilt.
Wird die Genehmigung verweigert, so
gilt der Erwerb als nicht erfolgt.
Der §. 2020 des Bürgerlichen
Gesetzbuchs (B.R.) findet entsprechende Anwendung. Zur Begründung des Antrags wurde geltend gemacht, der Vorbehalt des Art. 48 sei zwecklos, da die landesgesetzlichen Vorschriften, deren Aufrechterhaltung er beziele, leicht umgangen werden könnten.
Tie Mehrheit hielt diesen Gesichtspunkt nicht für durchgreifend und billigte
den Art. 48 aus den in den Mot. S. 168 bis 170 angegebenen Gründen.
Das
Zitat im Abs. 2 ist durch das Zitat des §. 2020 (B.R.) zu ersetzen.
XVI. Nach der Anmerkung zu B.R. §. 21 (Entw. II §. 23) ist unter II Entscheidung darüber vorbehalten, ob im Entw. d. E.G. auszusprechen ist: 1. Die öffentlichrechtlichen Vorschriften
der Landesgesetze über Zu
lassung, Schließung und Auflösung der Vereine bleiben unberührt. 2. Die landesgesetzlichen Vorschriften, nach denen Religionsgesellschaften
sowie geistliche Gesellschaften Korporationsrechte nur durch ein be sonderes Gesetz erlangen, bleiben unberührt. (Vergl. I S. 619 unter III.) Es lag der Antrag vor:
als Art. 48 a zu bestimmen: Unberührt bleiben die öffentlichrechtlichen Vorschriften der Landes
gesetze über die Zulassung, Berbietung, Schließung und Auflösung
der Vereine.
eventuell beizufügen: sowie die landesgesetzlichen Vorschriften, nach welchen eine Religions gesellschaft und eine geistliche Gesellschaft Rechtsfähigkeit nur durch
eine im Wege der Gesetzgebung erlassene besondere Norm erlangen kann und nach
welchen religiöse Orden nur mit staatlicher Ge
nehmigung errichtet oder eingeführt werden können.
Einigkeit bestand darüber, daß die Vorschriften der Landesgesetze, soweit sie das
öffentliche Bereinsrecht betreffen,
würden; man erwog
durch
das B.G.B.
nicht
berührt
aber, daß ein besonderer Ausdruck dieses selbstverständ
lichen Vorbehalts im E.G. nicht nöthig sei
und
daß derselbe insofern nicht
unbedenklich sein würde, als dadurch der Grundsatz des Entw., daß an den
Normen des öffentlichen Rechtes durch die Kodifikation des bürgerlichen Rechtes überhaupt nichts geändert werden solle, verdunkelt werden könne.
Dazu komme, daß
382
Pr. 431. E. II §§. 12,53.114,65.68,76,78,81. B.R. §§. 3,56,139,95,97,205,07,10.
der Entw. des B.G.B. selbst im §.71 Abs. 3 (B.R.) auf die fortdauernde Geltung des
öffentlichen Vereinsrechts Hinweise.
Die Komm, lehnte deswegen den Prinzipalen
Antrag, ab, erklärte sich dagegen mit dem ersten Halbsatze der eventuellen Zusatz bestimmung einverstanden.
welchen
Hinsichtlich der landesgesetzlichen Bestimmungen, nach
eine Religionsgesellschaft und
eine geistliche Gesellschaft, insbesondere
auch eine neu sich bildende Sekte, Rechtsfähigkeit nur durch eine im Wege der
erlassene besondere Norm
Gesetzgebung
erlangen kann,
bedarf es
weil sonst die Meinung
Ansicht der Mehrheit eines Vorbehalts,
nach
der
auskommen
könnte, die genannten, nicht zu den juristischen Personen des öffentlichen Rechtes
gehörenden Gesellschaften seien in der Lage, die Rechtsfähigkeit ohne Rücksicht auf entgegenstehende landesgesetzliche Vorschriften (vergl. I S. 564) durch Ein tragung in das Vereinsregifter nach Maßgabe der Vorschriften des B.G.B. zu erlangen.
Ter
zweite
Halbsatz
der
eventuellen
Zusatzbestimmung
wurde
abgelehnt, weil die Komm, für unzweifelhaft erachtete, daß die in Rede stehenden
landesrechtlichen Vorschriften in den Bereich des unberührt bleibenden öffentlichen Rechtes fielen und daß deshalb die Ausnahme eines Vorbehalts
weder noth
wendig noch angemessen erscheine.
431. (S. 8811 bis 8844.) d 4 Enrw. d.
B.G.B.
Veginne der heutigen Sitzung befaßte sich die Komm, mit der von der Red.Komm, ausgearbeiteten Vorlage, welche den Entw. d. B.G.B. in
foer Fassung enthält, die ihm von der Red.Komm. nach nochmaliger Durchsicht seiner Bestimmungen gegeben worden ist.D zur Erörterung gestellt,
bezüglich
Zunächst wurden diejenigen Punkte
deren die Vorlage von früher beschlossenen
Vorschriften in sachlicher Hinsicht abweicht oder bezüglich deren die Vornahme
weiterer Aenderungen sachlicher Art angeregt wurde. Tie betreffenden Punkte sind folgende:
1. Im §. 3 ist gesagt, daß die Volljährigkeitserklärung durch „Beschluß
^d^Dorl. ZuüändigH-des
-r-närung
Vormundschaftsgerichts" erfolge, während es im Entw. II §. 12 Abs. 1 hieß
"bur$ Verfügung der zuständigen Behörde".
Bei der Aenderung wurde als
zweifellos angesehen, daß die Volljährigkeitserklärung zum Geschäftskreise des Bormundschastsgerichts gehöre, und erwogen, daß die Bestimmung des Organs,
welches die Funktionen des letzteren auszuüben hat, der Landesgesetzgebung über lassen bleibe. 2. Ter §. 56 Abs. 3 bestimmt für die Anmeldung eines eingetragenen t^ut^gb. Vereins, daß die Satzung von mindestens sieben Mitgliedern unterzeichnet sein Red.Vorl.
trag. Vereine. unfo
foie Angabe des Tages der Errichtung enthalten solle. Neu ist dem Entw. II
§. 53 Abs. 2 gegenüber das Erforderniß des Datums sowie die Abschwächung
des Satzes
zu
einer bloßen Ordnungsvorschrift.
Beides entspricht anderen
Stellen des Entw.
9 Die Red.Vorl. weist mit der nach S. 398 bezüglich des §. 1502 Abs. 1 Satz 2 beschlossenen Aenderung den Entw. d. B.G.B. in der Gestalt auf, in welcher er dem Bundesrathe vorgelegt worden ist.
382
Pr. 431. E. II §§. 12,53.114,65.68,76,78,81. B.R. §§. 3,56,139,95,97,205,07,10.
der Entw. des B.G.B. selbst im §.71 Abs. 3 (B.R.) auf die fortdauernde Geltung des
öffentlichen Vereinsrechts Hinweise.
Die Komm, lehnte deswegen den Prinzipalen
Antrag, ab, erklärte sich dagegen mit dem ersten Halbsatze der eventuellen Zusatz bestimmung einverstanden.
welchen
Hinsichtlich der landesgesetzlichen Bestimmungen, nach
eine Religionsgesellschaft und
eine geistliche Gesellschaft, insbesondere
auch eine neu sich bildende Sekte, Rechtsfähigkeit nur durch eine im Wege der
erlassene besondere Norm
Gesetzgebung
erlangen kann,
bedarf es
weil sonst die Meinung
Ansicht der Mehrheit eines Vorbehalts,
nach
der
auskommen
könnte, die genannten, nicht zu den juristischen Personen des öffentlichen Rechtes
gehörenden Gesellschaften seien in der Lage, die Rechtsfähigkeit ohne Rücksicht auf entgegenstehende landesgesetzliche Vorschriften (vergl. I S. 564) durch Ein tragung in das Vereinsregifter nach Maßgabe der Vorschriften des B.G.B. zu erlangen.
Ter
zweite
Halbsatz
der
eventuellen
Zusatzbestimmung
wurde
abgelehnt, weil die Komm, für unzweifelhaft erachtete, daß die in Rede stehenden
landesrechtlichen Vorschriften in den Bereich des unberührt bleibenden öffentlichen Rechtes fielen und daß deshalb die Ausnahme eines Vorbehalts
weder noth
wendig noch angemessen erscheine.
431. (S. 8811 bis 8844.) d 4 Enrw. d.
B.G.B.
Veginne der heutigen Sitzung befaßte sich die Komm, mit der von der Red.Komm, ausgearbeiteten Vorlage, welche den Entw. d. B.G.B. in
foer Fassung enthält, die ihm von der Red.Komm. nach nochmaliger Durchsicht seiner Bestimmungen gegeben worden ist.D zur Erörterung gestellt,
bezüglich
Zunächst wurden diejenigen Punkte
deren die Vorlage von früher beschlossenen
Vorschriften in sachlicher Hinsicht abweicht oder bezüglich deren die Vornahme
weiterer Aenderungen sachlicher Art angeregt wurde. Tie betreffenden Punkte sind folgende:
1. Im §. 3 ist gesagt, daß die Volljährigkeitserklärung durch „Beschluß
^d^Dorl. ZuüändigH-des
-r-närung
Vormundschaftsgerichts" erfolge, während es im Entw. II §. 12 Abs. 1 hieß
"bur$ Verfügung der zuständigen Behörde".
Bei der Aenderung wurde als
zweifellos angesehen, daß die Volljährigkeitserklärung zum Geschäftskreise des Bormundschastsgerichts gehöre, und erwogen, daß die Bestimmung des Organs,
welches die Funktionen des letzteren auszuüben hat, der Landesgesetzgebung über lassen bleibe. 2. Ter §. 56 Abs. 3 bestimmt für die Anmeldung eines eingetragenen t^ut^gb. Vereins, daß die Satzung von mindestens sieben Mitgliedern unterzeichnet sein Red.Vorl.
trag. Vereine. unfo
foie Angabe des Tages der Errichtung enthalten solle. Neu ist dem Entw. II
§. 53 Abs. 2 gegenüber das Erforderniß des Datums sowie die Abschwächung
des Satzes
zu
einer bloßen Ordnungsvorschrift.
Beides entspricht anderen
Stellen des Entw.
9 Die Red.Vorl. weist mit der nach S. 398 bezüglich des §. 1502 Abs. 1 Satz 2 beschlossenen Aenderung den Entw. d. B.G.B. in der Gestalt auf, in welcher er dem Bundesrathe vorgelegt worden ist.
gt.$.§§.3,56,139,95,97,205,07,10.$.®.S.§§.3,59,143,200,02,10,12,15.$>r.431. 3. Im §. 139 Abs. 2
383
der Vorschrift des Enttv. II §. 114 Abs. 2
sind
Satz 1, daß bei einem Vertrage Anfechtungsgegner der andere Theil sei,
^®°brl 2
die Anfecktungs0e0ner-
Worte beigefügt:
im Falle des §. 119 Abs. 2 Satz 2 derjenige, welcher aus dem Ver
trag unmittelbar ein Recht erworben hat. Der Zusatz ist eine Folgernng aus dem bei der Revision des Entw. ge
faßten, an der angezogenen Stelle zum Ausdrucke gelangten Beschlusse.
4. Ter §. 195, welcher gleichfalls auf einem bei der Revision (zu Entw. II §.165) gefaßten Beschlnsse beruht, hat seitens der Red.Komm, im Satz 2 bic
für angemessen erachtete Einschränkung erhalten:
s»rj~ber" fechwng^enr-
Ties gilt jedoch nicht, wenn die Anfechtnng sich auf ein familienrechtliches Verhältniß bezieht.
übenden umpruche.
5. Im §. 197 Abs. 2 sind den dilatorischen Einreden, welche nach Entw. II e dte_b*®or.1 o §. 168 Abs. 2 die Verjährung nicht hemmen, die nach den §§. 1991, 1992 ^©uat.8®^" (Red.Borl.) dem Erben zustehenden Einreden hinzugefügt.
Die Geltendmachung ^' .welche
dieser Einreden hat nur zur Folge, daß die Zwangsvollstreckung gegen ben
hemmen.
Erben unzulässig ist, während die Klagerhebung nicht gehindert wird.
6. In den §§. 205, 207 Abs. 2, 210 Abs. 2 — Entw. II §§. 176, 178,
181 — ist die Aenderung vorgenommen, daß auf die in diesen Paragraphen
Red^rl.
207 Abs. 2,
bestimmten Präklusivfristen von den für die Verjährung geltenden Vorschriften neben den §§. 198, 201 (Red.Borl.) — Entw. II §§. 169, 171 — auch der ^§"202?
§. 202 (Red.Borl.) — Entw. II §. 172 — für entsprechend anwendbar erklärt.
wird.
Einbeziehung des
Die
Falles, daß
die Rechtsverfolgung
aktiv
oder
passiv durch einen Erbfall aufgehalten wird, schien aus Rücksichten der Billig keit geboten. Bei
dieser Gelegenheit wurde über die
auch
bei anderen Vorschriften
wiederkehrende Frage, in welchen Fällen die Bestimmungen über die Hemmung und Nichtvollendung der Verjährung für Präklusivfristen gelten sollten, im All
gemeinen Folgendes ausgeführt:
Man sei mit dem Entw. I davon ausgegangen,
daß grundsätzlich jene Vorschriften
finden hätten.
ans Präklnsivfristen keine Anwendung zu
Streng durchgeführt sei dies für die zahlreichen Fälle, in welchen
nach dem Entw. ein Theil das Recht habe, dem anderen zur Vornahme einer
Handlung eine Frist zu setzen.
Für die Fälle hingegen, in denen innerhalb.
einer bestimmten Frist Handlungen bei Gericht vorgenommen werden müßten,
habe meist schon der Entw. I die entsprechende Anwendbarkeit seiner §§. 164,
166 vorgeschrieben.
Hieran habe man unter Hinzufügung des §. 202 (Red.Borl.)
— Entw. I §. 167 — festgehalten.
Ausnahmen fänden sich, wie schon bisher,
für solche gerichtliche Handlungen, die rasch vorgenommen werden müßten, um
einen Besitzstand zu wahren, dessen Fortbestand vom Rechte angenommen werde, obwohl er thatsächlich nicht mehr bestehe; so in Red.Borl. §. 553 Abs. 2 Satz 2
(gesetzliches Pfandrecht des Bermiechers) und in Red.Borl. §. 849 Abs. 1 (Besitz klagen).
Eine dritte Gruppe bildeten die Anfechtungsfristen.
Hier habe man
nach Rücksichten der Billigkeit in jedem einzelnen Falle geprüft, ob die ent
sprechende Anwendung der §§. 198, 201, 202 auf die für die Anfechtung geltende
Präklusivfrist angemessen erscheine.
384
Prot. 431. E. II §§. 196,303,422,579,714,28. B.R. §§. 226,349,480,632,760,84.
226 Abs- 2 'st an Stelle der im Entw. II §. 196 Abs. 2 ge-
7’
s 2» «na
brauchten Worte „Stellung tüchtiger Bürgen" von der „Stellung eines taug« Ieiaür«enUt* Bürgen" gesprochen, um das Mißverständniß auszuschließen, als ob die Sicherhem-
Sicherheitsleistung zulässiger Weise nur durch eine Mehrzahl von Bürgen be
wirkt werden könne. Be stimmungen über die Beweislast.
8.
Der Aufzählung
der in dem Rechte der
Schuldverhaltnisse vorge
nommenen Aenderungen wurde von dem Referenten eine allgemeine Bemerkung
über diejenigen Aenderungen
vorausgeschickt,
welche
die
Fassung
zahlreicher
Paragraphen des Entw. mit Rücksicht auf die Beweislast erfahren hat. habe,
so wurde ausgeführt,
gleichmäßig
denen
nicht
durchgeführten Grundsatz, daß in der Fassung der Rechtsnormen
auch die Vertheilung der Beweislast anzudeuten sei,
in
Man
den schon im Entw. I angewendeten, jedoch
eine
Rechtswirkung
von
einer
auf die Fälle ausgedehnt,
negativen
Voraussetzung
abhänge.
Durch die Stellung des Wortes „nicht", durch die Einschränkung „es sei denn" oder auch durch einen mit den Worten „dies gilt nicht" eingeleiteten besonderen Satz habe man klarzustellen gesucht, daß die Beweislast in jenen Fällen den
jenigen treffe, der für sich einen Anspruch oder eine Rechtsposition daraus her leite, daß etwas nicht geschehen sei.
In drei
der Kündigung des Miethers im Falle des
besonderen Fällen, nämlich
§. 534 Abs. 3 (Red.Vorl.),
bei
beim
Rücktritte des Bestellers wegen nicht rechtzeitiger Herstellung des Werkes gemäß
§. 626 Abs. 2 (Red.Vorl.) und, wie schon früher, bei der Vertragsstrafe (Red. Vorl. §. 340) habe man direkt ausgesprochen, wem die Beweislast obliege, weil
die Fassung bei der Anwendung der sonst zur Bezeichnung der Beweislast ge brauchten Ausdrucksweise zu schwerfällig geworden sein würde.
In einem vierten
Falle, nämlich beim Verzüge des Schuldners (Red.Vorl. §. 278) habe man von
einer solchen Bestimmung abgesehen, nicht weil man eine sachliche Verschieden heit zwischen diesem Falle und den voraufgeführten drei anderen Fällen ange nommen hätte, sondern deshalb, weil der Verzug
des Schuldners
für den
Gläubiger keinen selbständigen neuen Anspruch, sondern nur eine Qualifikation des bestehenden Anspruchs erzeuge und weil es daher hier wohl keinem Zweifel
unterliegen könne,
daß den Schuldner die Beweislast treffe,
wenn er um des
willen, weil er geleistet habe, bestreite, durch die Mahnung in Verzug gekommen zu sein. Red.Vorl. $.849. Ausschluß deS Rücktrittsrechts.
9.
Durch den §. 349 hat die Red.Komm. dem Auftrag entsprechen wollen,
der ihr bei der Revision des Entw. II hinsichtlich der Verdeutlichung des Entw. II §. 303 Satz 1
ertheilt worden ist; (vergl. S. 161 unter A).
Während
es
nach der bisherigen Fassung zweifelhaft blieb, wann die für den Ausschluß des
Rücktritts zur Voraussetzung gemachte Unmöglichkeit der Rückgewähr als
vor
liegend anzusehen sei, bestimmt der jetzige §. 349, daß dem Rücktrittsberechtigten,
sofern er mit der Rückgewähr in Verzug kommt, von dem anderen Theile eine angemessene Frist gesetzt werden kann, nach Rücktritt unwirksam wird.
deren ergebnißlosem Ablaufe der
Diese Regelung beruht auf dem Gedanken, daß der
Rücktritt ein Verhältniß schafft, bei welchem Zug um Zug zu leisten ist, gleich dem Rechtsverhältniß
aus
einem gegenseitigen Vertrage.
Es sind daher die
Normen des §. 320 (Red.Vorl) auf den §. 349 übertragen worden. Red. Borl. |. 480 ALs. 2. Wandelung.
Die im §. 480 Abs. 2 vorgenommene Aenderung des Entw. II §. 422 Abs. 2
R.T. §§. 226,348,481,632,759,83. B.G.B. §§. 232,354,487,642,775,99. Prot. 431.
385
ist eine Konsequenz des im §. 349 (Red.Borl.) angenommenen Satzes, der an
anderen Stellen zu Aenderungen der Fassung geführt hat. 10. Der §. 632 Abs. 2 weist gegenüber dem Entw. II §. 579 Abs. 1 eine? Abweichung hinsichtlich der Grundsätze auf, die für die Bemessung der Ent- öntftäb. V
schädigung aufgestellt sind. Welche der Besteller eines Werkes beim Annahme- untwn^mers Verzüge während der Herstellung dem Unternehmer zu leisten fyat
Festgehalten »nnahme-
ist daran, daß auf der einen Seite die Dauer des Verzugs und die Höhe der Bestellers, vereinbarten Vergütung zu berücksichtigen sind; das auf der anderen Seite in
Betracht zu ziehende Moment ist jedoch allgemeiner und einfacher als in der bis
herigen Fassung dahin bestimmt worden, daß neben den ersparten Aufwendungen
maßgebend sein soll, was der Unternehmer „durch anderweitige Verwendung seiner Arbeitskraft erwerben kann."
Als Grund für die Aenderung wurde be
zeichnet, daß im §. 632 abweichend von anderen ähnlichen Stellen nur die Grund
lage für die Feststellung der Entschädigung gegeben werden solle, auf welcher das richterliche Ermessen, ohne an das Ergebniß der reinen rechnerischen Subtraktion
gebunden zu sein, im einzelnen Falle die angemessene Entscheidung zu treffen habe. 11. Im §. 760 Abs. 1 Nr. 4 ist die Vorschrift des Entw. II §. 714 Abs. 1 g ***£ x Nr. 4, daß der Bürge unter der näher bezeichneten Voraussetzung vom Haupt- *
schuldner Befreiung von der Bürgschaft verlangen könne, wenn er dem Gläubiger ®^cun®‘35
gegenüber zur Erfüllung verurtheilt sei, dahin verdeutlicht worden, daß ein voll- Bürgen bei streckbares Urcheil vorliegen müsse. Bemerkt wurde, das im §. 760 voraus- Zunder gesetzte Auftragsverhältniß würde an
sich dazu führen, daß der Bürge vom
Hauptschuldner Vorschuß verlangen könnte.
»ouftr.
Wenn dies durch den Zweck der
Verbürgung ausgeschlossen sei, so müsse der Bürge doch wenigstens davor ge
sichert sein, daß wegen der Schuld eine Zwangsvollstreckung in sein Vermögen erfolge, und eintretendenfalls einen Schadensersatzanspruch erlangen. 12. Der von der Kraftloserklärung der Jnhaberpapiere handelnde §. 784 g — Entw.HZ. 728Abs. 1 — hat seitens der Red.Komm. folgenden, seinem Inhalte Auskunfts-"' nach neuen Abs. 2 erhalten: *2$?*
Der Aussteller ist verpflichtet, dem bisherigen Inhaber auf Ber- Aufgebots langen die zur Erwirkung des Aufgebots oder der Zahlungssperre er- erwirtulwforderliche Auskunft zu ertheilen und die erforderlichen Zeugnisse aus
zustellen.
Die Kosten der Zeugnisse hat der bisherige Inhaber zu
tragen und vorzuschießen. Die Bestimmung wurde wie folgt begründet: Die Vorschriften der C.P.O. über das Aufgebotsverfahren und die Zahlungssperre bei Jnhaberpapieren seien
nicht durchführbar, wenn nicht der Antragsteller gewisse Nachweise beibringen
könne über Umstände, hinsichtlich deren ihm in zuverlässiger Weise nur der Aus steller des Papiers Auskunft zu geben und Zeugnisse zu ertheilen vermöge; vergl. die §§. 843 bis 845 d. C.P.O. und den Zusatzparagraphen 850a in der
Anmerkung zu §. 793 (Red.Borl.) unter 31) — Entw. II §. 736 unter 2 —. Es sei daher geboten, dem bisherigen Inhaber einer verloren gegangenen Jnhaberschuldverschreibung einen entsprechenden civilrechtlichen Anspruch gegen den Aussteller zu verleihen, wie dies in der Landesgesetzgebung theilweise schon ge-
9 Vergl. Prot. 455 unter II4. Protokolle. Sb. VI.
Prot. 431. E. II §§. 730,810,13,45,1091. B-R. §§. 787,877,79, 81.
386
Die Vorschrift über die Kostentragung und die Borschußpflicht des
fchehen sei.
Berechtigten entspreche einem auch an anderen Stellen zum Ausdrucke gelangten
Grundsätze. Red.Vorl. x. 787 -atz. 3. Anwendung der g§. 198, 201, 202.
13.
Ter dem Entw. II §. 730 entsprechende §. 787 hat folgenden Satz 3
erhalten:
Auf diese Frist finden die Vorschriften der §§. 198, 201, 202 (Red.Vorl.) entsprechende Anwendung.
Tie Vorschrift, bezüglich deren im Allgemeinen die Ausführung oben unter 6
bezieht sich
zu vergleichen ist,
auf die sechsmonatige Frist,
Falle des §. 850a Abs. 2 d. C.P.O.O nach
die Einleitung
des Aufgebotsverfahrens
binnen welcher im
der Beseitigung
des Hindernisses
beantragen ist, widrigenfalls
zu
die
Hemmung der Vorlegungsfrist und der Verjährung in Wegfall kommt. Ned.Borl. 8. 877. Ceffentl. Glaube d. Grundbuchs.
14.
In dem von dem öffentlichen Glauben des Grundbuchs handelnden
§. 877 hat die Vorschrift des Entw. II §. 810 Abs. 1 Satz 2:
„Ein Beräußerungsverbot der in den Grundbuch
oder
ersichtlich
dem
102
§§. 101,
Erwerber gegenüber nur wirksam,
Art ist dem
Erwerber
(bei
dem
bezeichneten
es
wenn
aus dem
Erwerbe)
be
kannt ist"
die erweiterte Fassung erhalten: Ist der Berechtigte in der Verfügung über ein im Grundbuch ein getragenes Recht zu Gunsten einer bestimmten Person beschränkt, so ist die Beschränkung dem Erwerber gegenüber nur wirksam, wenn sie aus
dem Grundbuch ersichtlich oder dem Erwerber bekannt ist.
Tie erweiterte Fassung will auch diejenige Beschränkung
treffen, die sich
für den eingetragenen Berechtigten aus dem Rechte eines Testamentsvollstreckers
und eines Nacherben ergiebt. ^ed.Bsrl. 15. Um eine Erweiterung bezw. eine Verallgemeinerung des Gedankens Berichtigung handelt es sich auch bei der Aenderung, welche die Vorschrift des Entw. II S. 1091 durch die Fassung und Stellung im §. 881 erfahren hat.
Tie .r^. 879 bis 883 «Red.Vorl.) handeln von dem Berichtigungsanspruche,
der sich darauf gründet, daß der Inhalt des Rechtslage nicht im Einklänge steht. geänderte Fassung des
wrechend,
zum
879
Ausdrucke,
bringt,
daß
Grundbuchs mit der wirklichen
Tie dem Entw. II §. 813 Abs. 1 gegenüber dem Beschlusse der zweiten Lesung ent-
objektive
Voraussetzung
des
Berichtigungs
anspruchs die Nichtübereinstimmung des Grundbuchs mit derjenigen Rechtslage
ist, über die es nach den vorangehenden Paragraphen Auskunft geben soll. Berichtigungsanspruch
richtet sich auf die Abgabe derjenigen Erklärungen,
dem
die
Grundbuchamte
einstimmung
gewähren.
nöthige
Zu den
Unterlage
zur
erforderlichen Unterlagen
Umständen auch die Vorlegung eines Hypotheken-,
schuldbriefs.
Herbeiführung
der
Der
die
Ueber
gehört aber unter
Grundschuld-
oder Renten
Ties sei, so wurde bemerkt, bei der ersten Redaktion nicht genügend
beachtet worden, da im Entw. II §. 1091 dem Grundstückseigenthümer lediglich
für den Fall des Erlöschens der Hypothek das Recht beigelegt sei, die Vorlegung
des Brieses von dessen Besitzer zu verlangen.
J) Vergl. Prcr. 455 unter II 4.
Die Vorlegung des Briefes könne
387
R.T. §§. 786,876,78,80. B G.B- §§■ 802,92,94,96. Prot. 431.
auch in anderen Fällen, z. B. Berfügungsbeschräukuug
zur Eintragung einer eintragungsbedürftigen
des Berechtigten,
nothwendig
werden und
der
Bs-
richtigungsanspruch in solchen Fällen auch anderen Personen als dem Eigen
thümer zustehen.
Hieraus habe sich die Nothwendigkeit ergeben, den Entw. II
§. 1091 aus dem Titel über die Hypothek auszuscheiden und in erweiterter
Fassung unter die übrigen von der Berichtigung des Grundbuchs handelnden Borschriften des zweiten Abschnitts zu versetzen.
16. Die dem §. 916 beigefügte Anmerkung Wägungen:
beruht aus folgenden Er-
Der Entw. H §. 845 bestimmte in dem Titel über den Erwerb und Berlust des Eigenthums wenn
an
beweglichen Sachen, daß die Uebergabe der Sache,
sie im Wege der Zwangsvollstreckung erwirkt werden soll, als erfolgt
gelte, wenn der Gerichtsvollzieher die Sache zum Zwecke der Ablieferung an den
Erwerber weggenommen hat. Bei der Revision des Entw. ist der Antrag gestellt und der Red.Komm. überwiesen worden, die Vorschrift in die C.P.O. zu versetzen (vergl.S.233 unter VI).
Die Red.Komm. hat diesem Antrag entsprochen, und zwar, abgesehen von den hierfür früher geltend gemachten Gründen,
insbesondere auch um deswillen,
weil die Versetzung die Zusammenfassung einer Anzahl zerstreuter Vorschriften
des Entw. gestattet.
Die entsprechende Anwendung des §. 845 war nämlich im
Entw. II vorgeschrieben: im §. 942 für die Bestellung des Nießbrauchs an einer
beweglichen Sache, im §. 1026 für den Erwerb der Briefhypothek (Uebergabe des Hypothekenbriefs) und im §. 1114 für die Bestellung des Pfandrechts
an
einer beweglichen Sache, auf welch' letztere Vorschrift wieder im §. 1181 (Be
stellung des Pfandrechts an einem Rechte) verwiesen war.
Alle diese Bestim
mungen sind nunmehr durch die in der Anmerkung vorgeschlagene zusammen fassende
Vorschrift
gedeckt,
die
als
779a
in
der
C.P.O.
ihren
Platz
finden soll.
Durch den hinzugefügten §. 779b d. C.P.O. ist zunächst, soweit er den
§. 779a in Bezug nimmt, das im Entw. II §. 846 enthaltene Zitat des §. 845 ersetzt worden (Anwendung der Vorschriften über den Erwerb in gutem Glauben
auf die im Wege der Zwangsvollstreckung erfolgende Uebergabe). Die Versetzung der Vorschrift in die C.P.O. machte es aber erforderlich, ihre Anwendung nicht nur für die Fälle des §. 779a, sondern auch für diejenigen Fälle sicherzustellen,
in denen der Erwerb sich schon durch das die Willenserklärung ersetzende Urtheil vollzieht,
es
also
einer Uebergabe nicht bedarf.
Der vorgeschlagene §. 779b
d. C.P.O. bestimmt deshalb, daß auf einen Erwerb, der sich nach den §§. 779, 779a vollziehe, die Vorschriften des B.G.B.
zu Gunsten derjenigen, welche
Rechte von einem Nichtberechtigten herleiten, Anwendung finden.
Die Red.Komm. hat dabei angenommen,
daß es im Gesetze nicht einer
ausdrücklichen Hervorhebung des Unterschieds bedürfe, der zwischen den Fällen des
einen und
denen des anderen Paragraphen in Ansehung des Zeitpunkts
besteht, in welchem der Erwerber sich in gutem Glauben befinden müsse.
In
den Fällen, in welchen sich der Erwerb durch die bloße Willenserklärung vollzieht, 0 Vergl. Prot. 454 unter XXII.
Ml,ra ,u Tine“'
5.? ?• . 8f.i79a.M91?
388
Prot. 431. E. II §§. 866,905,13, 61. B.R. §§. 936,76, 87,1035,36.
wie der Erwerb des Eigenthums nach Red.Borl. §. 914 Satz 2 (wenn der Er
werber schon im Besitz ist) und nach Red.Borl. §. 916 (wenn ein Dritter im Besitz ist) ersetzt das rechtskräftige Urtheil die Willenserklärung, §. 779 d. C.P.O.;
der Erwerb tritt daher ein, wenn zur Zeit der Rechtskraft guter Glaube besteht. Ist dagegen außer der Willenseinigung Uebergabe erforderlich, so wird diese
durch die Wegnahme der Sache seitens des Gerichtsvollziehers vertreten, §. 779 a d. C.P.O., die Gutgläubigkeit muß daher zur Zeit der Rechtskraft des Urtheils
und zur Zeit der Wegnahme der Sache vorhanden seien. Red.Borl. H. 996 2lbj. 2»
17. Im §. 936 Abs. 2 hat der §. 866 Abs. 2 des Entw. II eine Er,
Ausgleichung Weiterung erhalten, b n§§ 93i°bi5
Der §. 866 enthielt den Satz, daß, wer in Folge der Vorschriften über
935 erlittenen
den Erwerb durch Verbindung, Vermischung oder Verarbeitung einen RechtsVerlust erleidet, von dem Erwerber Vergütung in Geld nach den Vorschriften
vttluftls.
über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung fordern, nicht aber
die Wiederherstellung des
früheren Zustandes
verlangen könne.
Unberührt
sollten nach Abs. 2 die Vorschriften über den Schadensersatz wegen unerlaubter Handlungen bleiben.
Bei der Revision des Entw. ist ein Anspruch auf Wieder
herstellung des früheren Zustandes in gewissem Umfange durch den Beschluß
geschaffen worden, daß
in den Fällen der Verbindung
dem Beschädigten das
Recht zur Wegnahme einer Einrichtung nach den für das Wegnahmerecht des Besitzers dem Eigenthümer gegenüber geltenden Vorschriften zustehen solle, Da nun aber nach Red.Borl. §. 982 (Entw. II §. 910)
das
Wegnahmerecht des
Besitzers auf solche Sachen beschränkt ist, die er mit der herauszugebenden Sache
verbunden hat, so hat die Red.Komm, in der Erwägung, daß jenes Recht in
den Fällen der §§. 931, 932 (Red.Borl.) dem Beschädigten auch dann zustehen müsse, wenn die Verbindung nicht durch ihn, sondern durch einen Anderen be wirkt ist, diese Erweiterung ausgenommen.
Ferner ist angenommen worden, daß,
wie die Geltung der Vorschriften über den Schadensersatz wegen unerlaubter
Handlungen nicht selbstverständlich sei, so auch nicht selbstverständlich sei,
daß
neben dem Bereicherungsanspruch oder an seiner Stelle Berwendungsansprüche, die dem Beschädigten etwa auf Grund
eines
besonderen Rechtsverhältnisses,
z. B. einer Geschäftsführung ohne Auftrag, zustehen, durch die Vorschrift des
§. 936 nicht ausgeschlossen werden.
Endlich sollen auch Rechte zur Wegnahme
einer Einrichtung, die auf Grund eines besonderen Rechtsverhältnisses über das
Maß der im §. 982 gewährten Befugnisse zulässig sind, Vorbehalten bleiben. Allen diesen Gesichtspunkten bezweckt die Fassung des
§. 936 Abs. 2
Rechnung zu tragen. Red Vorl. 18. Nach Red.Borl. §. 975 haftet der Besitzer, der beim Erwerbe des 6. 976 Abs. 1. Modrs^d/ Besitzes nicht in gutem Glauben war oder der den Mangel seines Rechtes später 975, wenn der Besitzer »einRechtv.e. mittelb. Bentzer ableiret.
erfährt, vom Besitze bezw. von der Erlangung der Kenntniß an wie ein gutgläubiger Besitzer vom Eintritte der Rechtshängigkeit an.
Im Anschlüsse hieran
trifft der §. 976 eine Bestimmung für den Fall, daß der Besitzer sein Recht von
einem mittelbaren Besitzer ableitet.
Die Bestimmung ging in der Fassung des
Entw. II §. 905 Abs. 1 dahin, daß der §. 904 des Entw. II auf einen solchen
Besitzer in Ansehung der Nutzungen nur Anwendung finde, wenn der mittel
bare Besitzer bei dem Erwerbe des Besitzes nicht in gutem Glauben war oder
R-T. §§. 935,75,86,1034,35. B-G.B. §§. 951,91,1002,51,52. Prot. 431. später den Mangel des Rechtes zum Besitz erfahren hat.
389
Bei der Schlußredaktion
ist beachtet worden, daß der bisherige Wortlaut die unrichtige Auffassung zulasse, der Besitzer habe in dem Falle, wenn der mittelbare Besitzer erst nach dem Er werbe des Besitzes den Mangel seines Rechtes
erfahren hat, die Nutzungen
gleichwohl von Anfang an und nicht erst seit dem Eintritte der Schlechtgläubigkeit
Diesem Mißverständnisse soll die ge
des mittelbaren Besitzers herauszugeben. änderte Fassung
vorbeugen, welche klarstellt, daß die Haftung des in Rede
stehenden Besitzers wegen der Nutzungen nach §. 975 (Red.Borl.) erst von der
Zeit an eintritt, in welcher die Schlechtgläubigkeit beider, des unmittelbaren und des mittelbaren Besitzers, zusammentrifft.
Eine weitere Berichtigung der Vorschrift
wurde durch den bei der Revision gefaßten Beschluß über die Zulässigkeit der Eigenthumsklage gegen den unmittelbaren Besitzer erforderlich.
Es ergab sich
hieraus neben der Schlechtgläubigkeit des mittelbaren Besitzers als zweiter Fall,
in welchem der bösgläubige unmittelbare Besitzer bezüglich der Nutzungen keinen Schutz mehr verdient, gemäß §. 972 (Red.Borl.) die Rechtshängigkeit des Eigen thumsanspruchs gegen den mittelbaren Besitzer.
In der jetzigen Fassung besagt
daher der §. 976 Abs. 1, daß der Besitzer, der sein Recht zum Besitze von einem mittelbaren Besitzer ableitet, die Nutzungen von der Zeit herauszugeben hat, in
welcher entweder beiderseittge mala fides, oder Schlechtgläubigkeit des unmittel
baren Besitzers und Rechtshängigkeit des Eigenthumsanspruchs gegen den mittel baren Besitzer Zusammentreffen.
19. Im §. 987 Abs. 2 hat die Vorschrift des Entw. II §. 913 Abs. 2g
den Zusatz erhalten,
daß auf den Lauf der daselbst bestimmten einmonattgen Anwendung
und sechsmonatigen Präklusivfrist die für die Verjährung geltenden Vorschriften der §§. 198, 201, 202 (Red.Borl.) entsprechende Anwendung finden.
(Bergl. oben
unter 6.) 20.
Die §§. 1035, 1036 geben den §. 961 des Entw. II wieder.
Im
§. 1035 ist neu, daß nur die durch das Verhalten des Nießbrauchers begründete SicherhettrBesorgniß einer erheblichen Verletzung der Rechte des Eigenthümers die Ber- k'^11 pflichtung zur Sicherheitsleistung begründen soll.
die Unklarheit beseittgen,
darüber blieb,
unter
Die Fassung des §. 1036 soll brauchet,
die nach dem Wortlaute des §. 961 des Entw. II
welchen
Voraussetzungen
der
Richter — und welcher
Richter — dem Antrag auf Bestimmung der Frist zur Sicherheitsleistung statt
zugeben habe.
Es konnte angenommen werden, daß der Richter ohne vorher
gehenden Prozeß auf die einseitige Behauptung des Eigenthümers, daß durch das Verhalten des Nießbrauchers seine Rechte bedroht seien, die Frist zu be
stimmen habe und daß erst demnächst in dem Prozeß über die Einleitung der Verwaltung
worden.
die Frage zu entscheiden sei,
ob die Frist mit Grund bestimmt
Die Vorschrift ließ aber auch die Auslegung zu, daß die Fristbesttmmung
erst auf die rechtskräfttge Berurtheilung des Nießbrauchers zur Sicherheitsleistung
solle erfolgen dürfen.
Bei der einen wie bei der anderen Auslegung erschien
die Vorschrift bedenklich;
bei der ersteren
gefährdet sie die Lage des Nieß
brauchers; bei der zweiten nöthigt sie den Eigenthümer zwei Prozesse zu führen,
um zur Verwaltung zu gelangen.
Um diese Uebelstände zu beseittgen, hat die
Red.Komm. zunächst den Sinn der Bestimmung, gemäß der oben dargelegten zweiten Auffassung, verdeutlicht und sodann durch die dem §. 230b d. C.P.O.
('S. 155 unter XIII) in der Anmerkung zu Red.BorL. §. 277 gegebene erweiterte
Fassung" dafür Sorge getragen, daß die Fristbestimmung schon in dem Urtheil über die Sicherheitsbestellung erfolgen kann,
womit die Nothwendigkeit eines
doppelten Prozesses vermieden wird.
21. Im §. 1047 ist durch die Hinzufügung des Abs. 2 eine Verschieden-
e
?'riÄrerlöschen heit ausgeglichen worden, welche zwischen den §§. 1047, 1241 (Red.Borl.) be-
* )IiC)iT4U*d ftan^e
Während nämlich nach §. 1241 (Entw. II §. 1163) ein Mobiliarpfand-
Aoniolis. bei recht durch die Vereinigung von Pfandrecht und Eigenthum nicht erlischt, wenn
^nteres'e d. ber Eigenthümer ein rechtliches Interesse an dem Fortbestände des Pfandrechts ^igen-
hat, z. B. wenn noch ein zweites oder nachstehendes Pfandrecht an der Sache
bestimmte der §. 1047
H^ht,
ursprünglich gleich
dem §. 972 des Entw. II
schlechthin, daß der Nießbrauch durch Vereinigung mit dem Eigenthum erlösche,
ohne die für das Pfandrecht festgesetzte Ausnahme vorzuschreiben.
Die Red.-
Komm. hat angenommen, daß zu einer solchen verschiedenen Behandlung des
Nießbrauchs und des Pfandrechts kein Grund besiehe.
Die Erwägungen, die
bei dem Pfandrechte zu der Beschränkung der Konsolidation Anlaß
hätten, träfen auch bei dem Nießbrauche zu. Nießbrauch eines Anderen
gegeben
Habe der Eigenthümer eine dem
unterliegende Sache verpfändet und demnächst der
Nießbraucher das Eigenthum
erworben, so
sei nicht abzusehen,
weshalb der
Pfandgläubiger nunmehr ein Pfandrecht an der nießbrauchfreien Sache erwerben
solle: es sei vielmehr gerecht, daß dem Pfandgläubiger gegenüber das Verhältniß
so angesehen werde, als bestände der Nießbrauch
neben dem Eigenthume fort.
Auf Grund dieser Erwägungen ist dem §. 1047 als Abs. 2 der Satz angeschlossen
worden:
Ter Nießbrauch gilt als nicht erloschen, soweit der Eigenthümer ein rechtliches Interesse an dem Fortbestände des Nießbrauchs hat.
li™" 1039 'Rechte b.
22.
Bei §. 1115 ist die dem entsprechenden §. 1039 des Entw. II bei-
gefügte Anmerkung
gestrichen worden.
Nach dieser Anmerkung sollte die Ent-
eine^mit e scheidung darüber, ob und inwieweit im Falle der Verpachtung eines mit einer Hy'.'orh. :c. Hypothek, Grundschuld
Boden noch
oder Rentenschuld
belasteten Grundstücks die mit dem
verbundenen Früchte zu Gunsten des Pächters von der Haftung
ürundftücks i:i Ani. d. befreit sein sollen, dem Gesetz über die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Früchre.
Vermögen vorbehalten bleiben.
Tie mit der Vorberathung dieses Gesetzes be
auftragte Komm, hat ihrerseits angenommen, daß die Entscheidung im B.G.B.
zu
treffen sein werde.
Bei der hierdurch veranlaßten erneuten Prüfung der
Frage ist die Red.Komm. zu der Ueberzeugung gelangt, daß eine besondere Vor schrift für den gedachten Fall entbehrlich sei und daß es nicht unbedenklich sein
würde, sie im Sinne des Ausschlusses der stehenden Früchte von dem Rechte des
Realgläubigers zu treffen. Tie Früchte fallen nach
§. 941 (Red.Borl.)
mit der Trennung, ihrem
rechtlichen Existentwerden, in das Eigenthum des Pächters und
der Eigen
thümer des Grundstücks ist nicht befugt, die in dem Pachtverträge liegende Ge stattung zur Aneignung der Früchte zu widerrufen.
Pächter nach §. 690 d. C.P.L. berechtigt,
lj Vcrgl. Prct. 450 unter VII.
Kraft dieses Rechtes ist der
einer Zwangsvollstreckung
zu wider-
R.T. §§. 1046,1142,1228,43,52. B.G.B. §§. 1063,1159,1245,60,69. Prot.431.
391
sprechen, die darauf abzielt, die Früchte kraft des Rechtes des Verpächters an
den Ersteher gelangen zu Pachtsache,
also
lassen.
Er ist außerdem,
da er sich im Besitze der
auch der anstehenden Früchte befindet, gegen die Zwangsvoll
streckung in die Früchte wegen seiner Forderung an den Verpächter nach den
§§; 712, 713 d. C.P.O. geschützt.
Umgekehrt können
die Hypothekengläubiger
weder der Pfändung der Früchte wegen einer Schuld des Pächters widersprechen, noch
auch Ansprüche auf den Erlös
erheben, da die
Früchte erst nach
der
Trennung veräußert werden können, mit diesem Zeitpunkt aber nach §. 1104
(Red.Borl.) das Hypothekenrecht an ihnen erlischt. Eine Vorschrift des Inhalts, daß im Falle der Verpachtung die stehenden Früchte dem Hypothekenrechte nicht unterliegen, wäre bedenklich, weil dann das
Grundstück
auf Betreiben
der
Hypothekengläubiger
nur
ohne
die
stehenden
Früchte veräußert werden könnte, durch den Zuschlag sich also ein Sondereigenthum an wesentlichen Bestandtheilen des Grundstücks ergäbe (Red.Borl. §. 90),
was dem §. 89 (Red.Borl.) widersprechen würde.
23.
Im §. 1143 — Entw. II §. 1069 —, der von der Uebertragung bcr
^d.Borl.
Forderung auf Rückstände von Hypothekenzinsen handelt, sind dem Abs. 1 Satz 2,
Sa-
2.
welcher den Zinsrückständen die Kosten gleichstellt, für die das Grundstück nach
§. 1102 (Red.Borl.) haftet, die Worte hinzugefügt worden:
§.1130 511
und für die nach §. 1130 zu entrichtenden Verzugszinsen. Der Beschluß beruht auf der Erwägung, daß auch die dem Eigenthümer
"»sen.
zur Last fallenden Verzugszinsen gleich jenen Kosten nicht unter die Forderung an den persönlichen Schuldner fallen. 24. beigefügt.
Im §. 1230 — Entw. II §. 1152 — ist dem Abs. 1 der Satz 3 neu
Der Paragraph bestimmt,
daß zu der Vereinbarung zwischen dem
:lt^or-L
§ 1230 Ab». 1
Za- 3.
Eigenthümer einer beweglichen Sache und dem Pfandglänbiger über eine von den gesetzlichen Vorschriften abweichende Art des Pfandverkaufs die Zustimmung Zustimmung,
des Dritten erforderlich ist, dem an dem Pfande ein Recht zusteht.
Ter im
Hinblick auf die Regelvorschriften der §§. 178, 179 (Red.Borl.) für erforderlich
erachtete Zusatz spricht im Anschluß an verwandte Fälle aus, daß die Zustimmung demjenigen gegenüber zu erklären sei, zu dessen Gunsten sie erfolgt und daß sie unwiderruflich sei. 25. Im §. 1245 — Entw. II §. 1167 — ist, entsprechend dem für Hvpotheken geltenden §. 1099 (Red.Borl.) — Entw. II §. 1024 —, vorgeschrieben, daß bei der'
, 2.
Eintragung des Pfandrechts an einem im Schiffsregister verzeichneten Schiffe der Gläubiger, der Geldbetrag der Forderung und im Falle der Verzinslichkeit reMer a»ü der Zinssatz angegeben werden müsse.
Während aber im §. 1099 beigefügt ist,
daß im Nebrigen zur Bezeichnung der Forderung auf die Eintragungsbewilligung Bezug genommen werden könne, war bei dem Schiffspfandrechte dieser Zusatz
weggeblieben. Die Red.Komm. hat, da eine abweichende Behandlung des Schiffspfandrechts von der Komm, nicht beabsichtigt worden ist, auch dem §. 1245 den Zusatz beigefügt. 26. In ähnlicher Weise ist im §. 1254 der §. 1176 des Entw. II ergänzt worden. Der §. 1254 gestattet das Aufgebot eines Schiffspfandrechts, sofern Anwendung der Gläubiger unbekannt ist, unter den in de» §§. 1154,1155 «Red.Borl.» für “x*
Jlul. u iillj D.
dre Ausschließung eines Hypothekengläubigers bestimmten Voraussetzungen.
Zm
-aiffspfandrcür
392
Prot.431. (5. II §§.1215,51 u.a. B.R. 1328, 31,33-37,81,82,1423,40,57,76,1500.
§. 1155,
voraussetzt,, daß der
welcher
Eigenthümer
zur Befriedigung
des
Gläubigers berechtigt ist und daß er den Betrag der Forderung hinterlegt, ist bestimmt, daß in solchen Fällen der hinterlegte Betrag dem Eigenthümer zurück zuzahlen ist, wenn sich der Gläubiger nicht vor dem Ablaufe von dreißig Jahren
seit der Erlassung
des Ausschlußurtheils meldet.
Auch
hier war die Ueber-
dieser Vorschrift auf das Schiffspfandrecht unabsichtlich
tragung
Weggelaffen
und ist von der Red.Komm. durch die Anwendbarerklärung des §. 1155 Abs. 3
nachgeholt worden. L^Een-
Die im Familienrechte vorgenommenen Aenderungen sind zum großen
27.
Theile redaktioneller Natur.
Eine größere Zahl derselben bezweckt, die Fassung
in Hinsicht auf die Beweislast zu verbessern; (vergl. oben unter 8).
Zugleich
von sachlicher Bedeutung sind die, namentlich in diesem Buche vorkommenden, Aenderungen,
die sich
als
Konsequenzen der Gestaltung
der
§§. 104, 105
(Red.Borl.) darstellen. Red.Borl. Wl x tz. 1328 Abs. 1 Latz2.tz.i33i. Anwendung d. tztz. 138. 1329, 1330 auf angefochtene Ehen.
Im §. 1331 ist der im §. 1252 des Entw. U an die Spitze gestellte
28.
>
Satz, daß die für eine nichtige Ehe geltenden Vorschriften der §§. 1329,1330
(Red.Borl.) auf eine anfechtbare und angefochtene Ehe entsprechende Anwendung finden, nicht-wiederholt.
angenommen,
Eine sachliche Aenderung liegt darin nicht.
daß der weggelassene Satz
Man hat
durch die allgemeine Vorschrift des
8- 1328 Abs. 1 d. Red.Borl. — Entw. II §. 1251 Abs. 1 — gedeckt sei.
Der
im §. 1328 Abs. 1 beigefügte Zusatz, daß die Vorschrift des §. 138 Abs. 2 (Red.Borl.) Anwendung finde, enthält nur eine Verdeutlichung, die geboten er schien, damit nicht durch die Wiederholung nur eines Theiles des §. 138 Zweifel
über die Anwendbarkeit des anderen Theiles erregt würden.
§8^1333*618
In den 88. 1333 bis 1337 ist unter der Überschrift:
29.
„Vierter
Wiederverheirathuttg im Falle der Todeserklärung" der siebente Titel
1337. Wieder-Titel.
U Saue'b.m des Entw. II „Auflösung der Ehe im Falle der Todeserklärung" (§§. 1482 bis Todeserkl.
1485) nebst dem damit zusammenhängenden §. 1215 Abs. 2 des Entw. II wieder Mit der Versetzung ist eine sachliche Aenderung nicht beabsichtigt.
gegeben.
Ebensowenig liegt eine solche darin, daß im §. 1335 Abs. 2 — Entw. II §. 1483
Abs. 2 — der Satz eingefügt ist, daß die Anfechtung der neuen Ehe seitens des
wiederverheiratheten Ehegatten auch dann ausgeschlossen ist, wenn er die Ehe
nach erlangter Kenntniß vom Leben des für todt erklärten Ehegatten bestätigt.
Der Zusatz entspricht dem, was im §. 1322 Abs. 2 d. Red.Borl. — Entw. n §. 1244 Abs. 2 — für andere Fälle der Anfechtung gesagt ist (vergl. Red.Borl. §. 140).
30-
In den §§. 1381,1382 haben die §§. 1295, 1296 des Entw. II eine
Verfügung^- den §§. 104,105 (Red.Borl.) entsprechende Umgestaltung erfahren. Da der bei ^a?über^ ^cv Revision des Entw. von der Gesammtkomm. der Red.Komm. ertheilte Aufeüigebr. Gut.
trag dem Wortlaute nach nur dahin ging, den §. 1295 des Entw. Ü entsprechend dem §. 82
XVI),
des
Entw. II
(Red.Borl. §. 104)
umzugestalten
(S. 276 unter
so bedarf die von der Red.Komm. überdies vorgenommene Aenderung
des Entw. II §. 1296 (Red.Borl. §. 1382) < Red.Borl. §. 105) der Genehmigung.
nach Maßgabe des Entw. II §. 83
Die Aenderung hat insbesondere dazu
geführt, daß der Widerruf des anderen Theiles auch der Frau gegenüber erklärt werden kann (Red.Borl. §. 1382 Abs. 1 Satz 2).
RL. §§. 1326,29,31-35 u. a. B-G.B-§§. 1343,46,48-52,96,97,1438,55,72,91,1515.
393
31. Im §. 1423, der von den Wirkungen der allgemeinen Gütergemein- ^®°br.L3 schäft handelt, ist im Abs. 3 dem §. 1337 Abs. 2 des Entw. II gegenüber die Eintrag d. z.
Aenderung vorgenommen, daß der Anspruch auf Mitwirkung zur Berichtigung ®cef^"tbeunte des Grundbuchs auf solche Rechte erstreckt worden ist, die im Grundbuche nicht
eingetragen sind, aber in das Grundbuch eingetragen werden können.
Rechte,
Die Er
weiterung entspricht dem der Vorschrift zu Grunde liegenden Gedanken.
32.
Der §. 1440 entspricht dem §. 1357 Abs. 1 des Entw. LL
Der in
9teb-^L
der Vorschrift behandelte Bereicherungsanspruch ist deutlicher bezeichnet und Bereicherung zugleich auf solche Fälle ausgedehnt, in welchen der Mann der Zustimmung der
Frau bedurfte, aber ohne diese Zustimmung gehandelt hat. Berücksichtigung beider Fälle erschien geboten. 33.
Die gleichmäßige Rechisgesch. e. Ehegatten.
Im §. 1457 — Entw. H §. 1371 — ist der Abs. 1 Satz 2 neu.
werden darin auf den Fall, daß nach der Aufhebung
Es
der allgemeinen Güter-
1457 Aös 1 Sah 2.
gemeinschaft bis zur Auseinandersetzung die Verwaltung des Gesammtguts beiden
Ehegatten gemeinschaftlich zusteht, die Vorschriften des §. 1409 (Red.Borl.) für guts nach entsprechend anwendbar erklärt.
Nach den letzteren steht dem Manne in dem
entsprechenden Falle beim gesetzlichen Güterstand unter gewissen Voraussetzungen gemeinschaft. die Befugniß zu, die Verwaltung einstweilig fortzuführen.
Diese Bestimmung,
die schon im Entw. II auf die elterliche Gewalt und die Vormundschaft über tragen war (vergl. Red.Borl. §§. 1660, 1661, §. 1871 Abs. 1), erschien,
da die
Sachlage in allen diesen Fällen im Wesentlichen die gleiche ist, auch bei der all
gemeinen Gütergemeinschaft am Platze. 34.
Der §. 1476 handelt wie der §. 1396 des Entw. II von dem Verzicht
eines antheilsberechtigten Abkömmlinges auf seinen Antheil an dem Gesammt-
gute der fortgesetzten Gütergemeinschaft.
9teb:$®rLo
Verzicht e.
Neu ist der Abs. 3, der zu dem Ber-
zichte des Abkömmlinges, sofern dieser unter elterlicher Gewalt oder unter Bor-auf d. Antheu mundschaft steht, die Genehmigung des Vormundschaftsgerichts fordert. $e--am
stimmend war insbesondere die Erwägung, daß im §. 1622 Abs. 2 und im
§. 1800 Nr. 2 (Red.Borl.) die Genehmigung
des
Bormundschaftsgerichts für
nothwendig erklärt wird zur Ausschlagung einer Erbschaft von Seiten des Vaters
oder des Vormundes eines Minderjährigen, daß aber der Antheil an dem Gesammtgute der fortgesetzten Gütergemeinschaft im Allgemeinen einem Erbcheile gleichgestellt wird.
Daneben ist berücksichtigt, daß in dem Antheil an dem Ge-
sammtgute meist ein großer Theil des Vermögens des Minderjährigen enthalten sein wird und daß die Nothwendigkeit gerichtlicher Genehmigung bei dem über
lebenden Elterntheile zur Stärkung der Widerstandskraft gegen selbstsüchtige oder die übrigen Abkömmlinge begünstigende Absichten geeignet sein dürste.
35. Der §. 1500 enthält im Abs. 1 den Satz 2 des Entw. II §. 1385.
^Vorl.
Die Abs. 2, 3 sind neu beigefügt, und zwar in folgerichtiger Fortbildung des Abs. 2, 3. §. 2026 (Red.Borl.), der gemäß einem bei der Revision des Entw. gefaßten bcr®^n’g e
Beschlusse bezüglich der Anordnung der Uebernahme eines zu einem Nachlasse
gehörigen Landguts durch letztwillige Verfügung Bestimmungen trifft. Im §. 1500 Abs. 2 ist vorgeschrieben, daß der Erblasser anordnen kann, das von einem ein zelnen Abkömmlinge zu übernehmende Landgut solle mit dem Ertragswerch an
gesetzt werden. Zugleich find die Vorschriften des §. 2026 (Red.Borl.), insbesondere die dort aufgestellte Auslegungsregel, bezüglich einer solchen Willensmeinung
Landguts,
394
Pr. 431. E. II §§. 1388,91 u. a. B-R. §§. 1501, 02,1622,1800,08,1932,42,70,71,82.
für anwendbar erklärt.
Ter Abs. 3 bestimmt, daß das Recht, das Landgut zu
dem Ertragswerthe zu übernehmen, auch dem überlebenden Ehegatten eingeräumt werden kann.
Ein Anhaltspunkt hierfür bot sich in der Vorschrift des §. 1487
Abs. 1 (Red.Borl.).
Die Ausdehnung des zum Erbrechte beschlossenen Satzes
auf die fortgesetzte Gütergemeinschaft überhaupt erschien durch die rechtliche Ver
wandtschaft zwischen der Erbfolge und dem Eintritt in die fortgesetzte allgemeine
Gütergemeinschaft begründet.
Zu Red.Borl. §. 2286 vergl. Red.Borl. §. 1496
Abs. 2. 5
? 36. Der §. 1501 — Entw. II §. 1388 — bestimmt im Abs. 1, daß zur Latz 1* ^."Wirksamkeit der in den §§. 1496 bis 1500 (Red.Borl.) bezeichneten, auf die fort-
r^ön^Zu- gesetzte Gütergemeinschaft
bezüglichen Verfügungen
stimmung des anderen Ehegatten erforderlich ist.
stimmung.
eines
Ehegatten die Zu
Im Abs. 2 ist neu beigefügt,
daß die Zustimmung nicht durch einen Vertreter,
also auch
nicht durch den
gesetzlichen Vertreter, ertheilt werden kann und daß, wenn der Ehegatte in der
Geschäftsfähigkeit beschränkt ist, die Zustimmung seines
nicht erfordert wird.
gesetzlichen Vertreters
Die Nöthigung zur persönlichen Vornahme jener Rechts
akte entspricht dem für die familienrechtlichen Geschäfte im Allgemeinen fest gehaltenen Grundsätze. so mehr als richtig,
Sie erschien für die in Frage stehende Zustimmung um als es
sick dabei um Verfügungen handelt, die der Zu
stimmende selbst nur letztwillig, also persönlich, treffen kann.
. Satz (Anmerkung zu B.R. §. 1979, Entw. II §. 1877; Bd. V S. 734 unter XI) 3nöentttrd*
wurde nicht beanstandet und seine Einstellung in das E.G. gebilligt. L.
Es blieb noch zu erledigen der Antrag 4.
Der Antragsteller erklärte: In der Praxis sei es wiederholt vorgekommen, »irksamr. der daß die Wirksamkeit einer öffentlichen Urkunde, welche in einem Bundesstaat aufgen. ausgenommen sei, in einem anderen Bundesstaat angezweifelt werde. Es er- Aund?n"
scheine dringend Wünschenswerth, einer derartigen Auffassung entgegenzutreten. Hierauf wurde erwidert:
Wenn bisher in einzelnen Fällen bezüglich der
Wirksamkeit einer in einem Bundesstaat aufgenommenen öffentlichen Urkunde in
einem anderen Bundesstaate Schwierigkeiten gemacht worden seien, so könne dies wohl nur mit der Verschiedenheit der privatrechtlichen Normen Zusammenhängen. In Zukunft könne ein Zweifel über die Richtigkeit des in dem Antrag
gesprochenen Satzes nicht wohl entstehen.
aus
Keinesfalls gehöre der Satz in das E.G.
zum B.G.B.
Der Antragsteller erklärte, daß er den Antrag, nachdem der Inhalt des
selben aus der Mitte der Komm.,
erfolgt wäre,
ohne daß Widerspruch
als
zweifellos richtig und selbstverständlich bezeichnet worden sei, zurückziehe.
436. (S. 8945 bis 8962.) I. Nach der dem §. 377 des B.G.B. (B.R.) — Entw. II §. 330 — beigefügten Anmerkung ist beschlossen worden, zum Ersätze der gestrichenen Be-
stimmungen des Entw. I §. 273 Abs. 2 und §. 280 in den Entw. d. E.G. ge eigneten Ortes folgende Vorschriften aufzunehmen:
Die Bestimmung der Stellen, bei welchen die Hinterlegung er folgt, und
die Abgrenzung der örtlichen Zuständigkeit bleibt den
Landesgesetzen Vorbehalten. Die Landesgesetze können über die Hinterlegung nähere
stimmungen treffen, insbesondere den Nachweis
der
Be
Empfangs
berechtigung regeln und vorschreiben, daß das Eigenchum der hinter-
legten
Gelder
Rückerstattung
und
auf
Werchpapiere
den Fiskus
gegen
oder
die
die
Verpflichtung
zur
als Hinterlegungsstelle
bestimmte Anstalt übergeht, daß der Verkauf der hinterlegten Sachen von Amtswegen angeordnet werden kann sowie daß der
Anspruch auf Rückerstattung nach dem Ablauf einer gewissen Zeit oder unter sonstigen Voraussetzungen zu Gunsten des Fiskus oder
der Hinterlegungsanstalt erlischt. Bon einer gerichtlichen Anordnung kann die Hinterlegung nicht
abhängig gemacht werden. Die Landesgesetze können bestimmen, daß die Hinterlegungs stellen auch
andere Sachen als Geld, Werchpapiere und sonstige
Urkunden sowie Kostbarkeiten anzunehmen haben.
Im Falle einer
Hinter ^“fen8*
462
Prot. 436. B.R. Art. 117-119. solchen Bestimmung finden auf Schuldverhältnisse, welche auf die
Leistung derartiger anderer Sachen gerichtet sind, die Vorschriften
der
§§. 366
bis
375
des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) An
wendung.
(Bergl. I S. 343 unter VI 3 c, 348 und 349 unter VIII, 359
bis 361 unter VH; Bd. VI S. 165 unter VIII.) Hierzu war beantragt:
a) den Abs. 1 der Vorschrift zu fassen:
Die Bestimmung der Stellen, bei welchen eine Hinterlegung er
folgen
kann,
sowie
die Abgrenzung der sachlichen und örtlichen
Zuständigkeit dieser Stellen bleibt den Landesgesetzen vorbehalten. Die Landesgesetze haben auch darüber zu entscheiden,
ob für die
Fälle des §. 1786 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) eine Hinter legungsstelle bestehen solle.
(Bergl. V S. 146 und 147 unter XX.)
b) dem Abs. 2 den Zusatz zu gebend Die nach den §§. 376, 1155, 1254 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) dem Gläubiger zustehende Befugniß, das Recht auf den
hinterlegten Betrag während dreißig Jahren geltend zu machen, kann durch landesgesetzliche Vorschriften nicht beschränkt werden.
Der Zeitraum, 1254 des
mit dessen Ablaufe das nach den §§. 376, 1155,
Bürgerlichen
Hinterleger zustehende
mindestens
Gesetzbuchs
(B.R.)
dem Schuldner oder
Recht zur Rücknahme erlöschen soll, muß
ein Jahr betragen, gerechnet von dem Zeitpunkt,
in
welchem das Recht des Gläubigers auf den hinterlegten Betrag er loschen ist.
(Bergl. S. 165 unter VIII.) c) den Abs. 4 Satz 1 zu fassen:
Die Landesgesetze können bestimmen, daß die Hinterlegungsstellen
auch andere Sachen als Geld, Werthpapiere und sonstige Urkunden
sowie Kostbarkeiten'anzunehmen haben.
d) im Abs. 4 Satz 2 neben den §§. 366 bis 375 d. B.G.B. (B.R.) auch den neu beschlossenen §. 376 (B.R.) zu zitiren. Zu dem Antrag a lag der Unterantrag vor: den Satz 2 der im Antrag a vorgeschlagenen Bestimmung durch fol
gende Vorschrift zu ersetzen: Die Landesgesetze können bestimmen, daß die verzinsliche An legung von Mündelgeld nach §. 1786 des Bürgerlichen Gesetzbuchs
(B.R.) bei den Hinterlegungsstellen des Bundesstaats nicht statt findet.
Die Komm, nahm den Hauptantrag a an und überwies den Unterantrag der Red.Komm.
Erwogen war:
Bei der Berathung des Entw. d. B.G.B. sei vorbehalten worden, im E.G. eine Vorschrift zu geben, nach welcher die Bestimmung der Stellen, bei
denen die Hinterlegung erfolgt, und die Abgrenzung der örtlichen Zuständigkeit
463
R.T. Art. 144-146. E.G. Art. 144-146. Prot.436.
den Landesgesetzen überlassen bleiben solle.
lichen auch die sachliche Zuständigkeit.
Der Antrag erwähne neben der ört
Dies sei zutreffend.
Die Regierungen
müßten befugt sein, die sachliche Zuständigkeit der Hinterlegungsstellen in der Weise zu regeln, daß die Hinterlegung je nach dem Gegenstände nur bei der einen oder nur bei der anderen Hinterlegungsstelle stattfinden dürfe. In Bayern
bestehe
solche Abgrenzung
eine
1. Oktober 1879. Zweckbestimmung
der sachlichen Zuständigkeit bereits
seit dem
Man müsse auch künftig den Landesgesetzen gestatten, die der
verschieden
einzelnen Hinterlegungsstellen
zu
gestalten.
Nach dem in Antrag a vorgeschlagenen Satz 2 stehe den Landesgesetzen die Ent ob für die Fälle des §. 1786 (B.R.) eine Hinter
scheidung auch darüber zu, legungsstelle bestehen solle.
Der Unterantrag drücke den Vorbehalt negativ aus;
die Hinterlegungsstellen sollen für die verzinsliche Anlegung von Mündelgeldern
nach §. 1786 zuständig sein,
wenn die Anlegung bei den Hinterlegungsstellen
nicht ausdrücklich im Wege der Landesgesetzgebung untersagt sei.
stehe Einverständniß darüber,
daß die Frage,
Sachlich be
ob die Hinterlegungsstellen auch
für die Fälle des §. 1786 zuständig sein sollen, der Landesgesetzgebung zuzu
weisen sei.
Die Fassung
des hiernach zu beschließenden Vorbehalts könne der
Red.Komm. überlassen bleiben. Der Antrag b wurde gebilligt.
Erwogen war: Nach den §§. 376, 1155, 1254 (B.R) können die Gläubiger ihr Recht
auf den hinterlegten Betrag
während
dreißig Jahren geltend machen.
Befugniß könne den Gläubigern im Wege der Landesgesetzgebung zogen noch geschmälert werden.
Diese
weder ent
Das Letztere im Gesetze besonders auszusprechen,
sei vielleicht nicht erforderlich: die Red.Komm. solle deshalb ermächtigt sein, den
Satz 1 eventuell
als
Der Satz 2 des Zusatzes
selbstverständlich zu streichen.
bestimme, daß dem Schuldner oder Hinterleger nach Ablauf der dreißigjährigen Frist noch eine gewisse Zeit gelassen werden müsse, innerhalb deren er den frei
gewordenen Betrag zurückfordern könne.
Dies sei angemessen.
Die Vorschrift
des B.G.B., nach welcher dem Schuldner auch dann, wenn er hinterlegt habe, die Vortheile der Verjährung zu Gute kommen sollen,
enthalte eine Neuerung,
die es wünschenswerth mache, durch die Bestimmung
einer Minimalfrist die
Landesgesetzgebung besonders darauf hinzuweisen, daß dieses Recht des Schuldners durch die landesgesetzliche Ordnung des Hinterlegungswesens nicht beeinträchtigt * werden dürfe.
Gegen den Abs. 3 des
früher beschlossenen
Vorbehalts
wurde
nichts
erinnert. Zu Abs. 4 war man damit einverstanden, daß neben den §§. 366 bis 375 auch der neu beschlossene §. 376 zu zitiren sei. n. Zur Berathung stand der Antrag:
Zuweisung d.
Boui.trfL ttit
als Art. 91b folgende Vorschrift einzustellen: ein höheres Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, nach welchen ®m4t
für die Volljährigkeitserklärung
an Stelle des Vormundschafts
gerichts ein im Jnstanzenzuge höheres Gericht zuständig ist.
(Bergl. Mot. I S. 56.)
Prot.436. E. I Art. 31. B.R. Art. 26-28.
464
Zur Begründung machte der Antragsteller geltend: Es könne zweifelhaft
sein,
ob der befürwortete Vorbehalt nicht entbehrlich sei in Folge des in der
435. Sitzung gefaßten Beschlusses, wonach unberührt bleiben sollen die landes gesetzlichen Vorschriften, nach welchen für die dem Nachlaßgericht oder dem Bor mundschaftsgericht obliegenden Verrichtungen andere als gerichtliche Behörden
zuständig sind.
Man könne möglicherweise zu dem Ergebnisse gelangen, daß der
Landesgesetzgebung,
wenn sie so weit gehende Machtbefugnisse hinsichtlich der
generellen Übertragung
der
amtlichen
Verrichtungen
besitze,
nicht verwehrt
werden könne, von diesen Machtbefugnissen auch in einem geringeren Umfange Gebrauch zu machen und einzelne bestimmte Amtsverrichtungen, im vorliegenden
Falle die Bolljährigkeitserklärung, den hierfür regelmäßig zuständigen Amts gerichten zu entziehen.
Ebenso möge vielleicht, als selbstverständlich betrachtet
werden, daß die Landesgesetze befugt seien, einzelne dem Nachlaßgericht
oder
dem Bormundschaftsgericht obliegende Verrichtungen an Stelle des Amtsgerichts einem dem Jnstanzenzuge höheren Gerichte zu übertragen, wenn sie durch einen
besonderen
Vorbehalt ermächtigt seien,
diese Verrichtungen
unter gänzlicher
Uebergehung der gerichtlichen Behörden anderen als gerichtlichen Behörden zu übertragen.
Andererseits sei es nicht zweifellos,
ob der in der 435. Sitzung
beschlossene Vorbehalt in dem soeben erörterten Sinne zu verstehen sei.
Bei
der großen Wichtigkeit der Frage sei es angezeigt, die Zweifel durch einen er
gänzenden Vorbehalt zu beseitigen.
Bon Seiten der bayr. Regierung
werde
großes Gewicht darauf gelegt, daß ihr die Möglichkeit offen bleibe, die Boll
jährigkeitserklärung, die früher nur durch königliche Entschließung erfolgen konnte,
künftig wenigstens nicht in die Hände des Amtsrichters, sondern in die Hände eines höheren Gerichts zu legen.
Der Antragsteller zog seinen Antrag zurück, nachdem von mehreren Seiten die Ansicht geäußert worden war, daß der Fall, den der beantragte Vorbehalt treffen wolle,
bei richtiger Auslegung
bereits unter den generellen, in der
435. Sitzung beschloffenen Vorbehalt falle, und es demzufolge z. B. auch nicht
zweifechaft sei, daß der Landesgesetzgebung die Befugniß zustehe, die Bolljährig keitserklärung dem Justizministerium zu übertragen. nL Zu Art. 31, dessen Berathung früher ausgesetzt worden ist (S. 365
schädigung d. unter XI), lagen die Anträge vor: berechtigten in Enteignungs fällen.
1. a) die Abs. 1, 2 des Art. 31 durch nachstehende Vorschriften zu er setzen: Ist auf Grund
eines Reichsgesetzes
dem Eigenchümer einer
Sache wegen der im öffentlichen Interesse erfolgenden Entziehung, Beschädigung oder Benutzung der Sache oder wegen Beschränkung des Eigenthums eine Entschädigung zu gewähren und ist die Sache
mit dem Rechte eines Dritten belastet, für welches nicht eine be sondere Entschädigung gewährt wird, so stehen dem Dritten, soweit
sein Recht beeinträchtigt wird, an dem Entschädigungsansprüche die selben Rechte zu wie im Falle des Erlöschens seines Rechtes durch Zwangsversteigerung an dem Erlöse.
Ist die Entschädigung wegen
Entziehung oder Beschädigung
eines Grundstücks oder wegen Beschränkung des
Eigenthums
an
465
R.T. Art. 50-52. E.G. Art. 52-54. Prot- 436.
einem Grundstücke zu gewähren, so finden auf den Entschädigungs
anspruch die Vorschriften des §. 1112 des Bürgerlichen Gesetzbuchs
(B.R.) entsprechende Anwendung.
Erhebt ein Berechtigter inner
halb der im §. 1112 bestimmten Frist Widerspruch gegen die Zahlung
der Entschädigung an den Eigenthümer, so kann der Eigenchümer und jeder Berechtigte die Eröffnung eines Bertheilungsverfahrens
nach den für die Bertheilung des Erlöses im Falle der Zwangs versteigerung geltendm Vorschriften beantragen.
Die Zahlung hat
in diesem Falle an das für das Bertheilungsverfahren zuständige Gericht zu erfolgen.
Ist das Recht des Dritten eine Reallast, eine Hypothek, eine Grundschuld oder eine Rentenschuld, so erlischt die Haftung des Entschädigungsanspruchs, wenn der beschädigte Gegenstand wieder
hergestellt oder für die entzogene bewegliche Sache Ersatz'beschaff
Ist die Entschädigung wegen Benutzung des Grundstücks oder
ist.
toegen Entziehung oder Beschädigung von Früchten zu gewähren,
so finden die Vorschriften des §. 1107 Abs. 2 und des §. 1108 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) entsprechende Anwendung. b) im Abs. 3 des Art. 31 dem Satz 1 den Zusatz zu geben:
Die Zahlung ist jedoch auf Ersuchen des für das Bertheilungs-
verfahren zuständigen Gerichts an dieses zu leisten. c) in Abs. 3 des Art. 31 den Satz 2 zu fassen: Der §. 37 desselben Gesetzes erhält folgende Fassung: Ist das
Grundstück mit einem Rechte belastet,
welches
durch die Beschränkung des Eigenthums beeinträchtigt wird,
so kann der Berechtigte bis zum Ablauf eines Monats nach der chm von dem Besitzer gemachten Mittheilung von
der
Beschränkung des Eigenthums die Eröffnung des Vertheilungsverfahrens beantragen.
(Zu Abs. 1, Abs. 2 Satz 1
vergl. den Entw. eines Ges.
bett,
die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen, §. 140;
Mot. dazu S. 263 bis 266; bayr. Ausführungsges. z. C.P.O. und K.O. Art. 53.)
2. im Abs. 1 des Art. 31 den Satz 2 zu fassen: Besteht das Recht in einer Hypothek, Grundschuld oder Real last, so finden die Vorschriften des §. 1111 Abs. 2 und des §. 1112
des Bürgerlichen Gesetzbuch (B.R.), jedoch, wenn die Entschädigung nur wegen Benutzung des Grundstücks oder wegen Entziehung oder
Beschädigung der Früchte zu gewähren ist, die Vorschriften des §. 1108 Abs. 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) entsprechende Anwendung.
Der Antrag la wurde dahin geändert: daß im Abs. 3 Satz 2 der vorgeschlagenen Bestimmung statt „oder
wegen Entziehung oder Beschädigung von Früchten" gesetzt werden solle „oder wegen Entziehung oder Beschädigung von Früchten und Zu
behörstücken." Protokolle.
Bd. VI.
466
Prot. 436. E. I Art. 31. B.R. Art. 26-28. Im Laufe der Berathung wurde der Unterantrag gestellt: ai im Abs. 2
Satz 1 der im Antrag la
vorgeschlagenen
Bestimmung
hinter dem Worte „Beschädigung" einzufügen „oder Benutzung"; b) im Abs. 3 der im Antrag la „§. 1107 Abs. 2"
einzufügen
Bestimmung
vorgeschlagenen
„Satz 1"
und
hinter
hinter
„§. 1108"
ein
zufügen „Abs. 1, 3".
Der Antragsteller zu 1 erklärte sich mit dem Unterantrage einverstanden.
Ter Antrag 2 wurde zu Gunsten des Antrags 1 zurückgezogen, der An trag 1 angenommen. Erwogen war: Ter Art. 31 setze voraus, einmal, daß auf Grund eines Reichsgesetzes dem Eigenthümer einer Sache wegen der im öffentlichen Interesse erfolgenden Ent ziehung, Beschädigung oder Benutzung der Sache oder wegen Beschränkung des
Eigenchums eine Entschädigung zu gewähren sei;
sodann,
daß
einem Dritten
ein Recht an der Sache zustehe, für welches keine besondere Entschädigung ge währt werde. An diese Voraussetzung knüpfe der Art. 31 die Wirkung, daß Entschädigungsanspruch
diesem Rechte
unterworfen
werde.
In
auch
den
der
darauf
folgenden Sätzen gestalte der Art. 31 sodann dieses Prinzip im Einzelnen aus,
indem er eine verschiedene Lösung vorschlage, je nachdem in Frage kommen solche Realrechte, welche an einer Forderung bestehen können oder deren Gegenstand eine Forderung nicht sein kann.
solche Realrechte,
Für die Fälle der zuerst
genannten Art folge der Art. 31 dem Surrogationsprinzipe; für den Fall, daß das
an dem Entschädigungsansprüche konkurrirende Realrecht in
einem Rieß
brauche besteht, enthalte der Art. 31 die Besonderheit, daß nicht die Vorschrift
des §. 1028 des Entw. I, sondern die Vorschriften über den
Nießbrauch
an
einer verzinslichen Forderung (§§. 1033 ff. des Entw. I) zur Anwendung kommen
sollen.
Für Realrechte, deren Gegenstand eine Forderung nicht sein könne, sei
das Surrogationsprinzip naturgemäß nur in beschränktem Maße durchgesührt:
dem Berechtigten sei ein Anspruch auf Leistung verhältnißmäßigen Ersatzes aus
der Entschädigung
dem
Eigenthümer gegenüber gewährt und
zugleich
wegen
dieses Ersatzanspruchs ein gesetzliches Pfandrecht an dem Entschädigungsansprüche des Eigentümers nach dem Range des beeinträchtigten Rechtes beigelegt. Ter Antrag 1 knüpfe an
die
gleiche Voraussetzung, die der Art. 31 aufstelle, eine
andere Wirkung: es sollen dem Dritten, soweit sein Recht beeinträchtigt wird, die Rechte zustehen, welche ihm im Falle des Erlöschens Zwangsversteigerung
an dem Erlöse zustehen.
seines Rechtes durch
Für diesen Fall bestimme der
§. 140 des Entw. eines Gesetzes, Bett, die Zwangsvollstreckung in das unbeweg liche Vermögen:
Ter Versteigerungserlös tritt in Ansehung der nach dem §. 138
(durch den Zuschlag) erlöschenden Rechte an die Stelle des Grund
stücks und der übrigen Gegenstände. Besteht das Recht in einem Erbbaurechte, einer Reallast oder in
einer Dienstbarkeit,
einem nach Landesgesetz begründeten
ver
äußerlichen und vererblichen Nutzungsrechte, so hat der Berechtigte Anspruch auf Ersatz des Werthes aus dem Erlöse mit den Rechten
467
R.T. Art. 50-52. E.G. Art. 52-54. Prot.436. eines Hypothekengläubigers und mit dem Range des
erlöschenden
Rechtes.
Für einen Nießbrauch, für eine beschränkte persönliche Dienst
barkeit oder für eine Reallast von unbestimmter Dauer ist der Werthersatz durch' wiederkehrende Leistungen desjenigen Geldbetrags
zu gewähren,
Nießbrauchs,
welcher dem Jahreswerthe des
Dienstbarkeit oder der Reallast gleichkommt.
der
Die Leistung muß
für je drei Monate im Voraus erfolgen; der Anspruch auf die im
Voraus zu bewirkende Leistung gilt mit Beginn derjenigen Frist als erworben, für welche im Voraus zu leisten ist. Bei ablösbaren Rechten ist der Ersatz nach Maßgabe der für
den Fall der Ablösung
geltenden Vorschriften der Landesgesetze
zu leisten.
Für bewegliche Sache komme in Betracht der §. 1232 Satz 2 des B.G.B.
(B.R.), nach welchem der beim Pfandverkaufe erzielte Erlös an die Stelle des
Pfandes trete.
Das im Antrag 1 aufgestellte Prinzip sei zunächst in der An
wendung auf unbewegliche Sachen innerlich gerechtfertigt.
Es handele sich in
den Fällen des Art. 31 und des §. 140 des vorerwähnten Gesetzentw. um das
gleiche Rechtsverhältniß und um die gleichen wirthschaftlichen Beziehungen.
In
beiden Fällen werde das Grundstück allen Betheiligten entzogen und es trete an
die Stelle desselben eine Geldsumme. habe,
daß
Grundstück
das
Ob die Entziehung
auf Antrag
ihren Grund
eines Realgläubigers
darin
zur Zwangs
vollstreckung gelange, oder ob sie im öffentlichen Interesse erfolge, sei für die
Beurtheilung
der Ersatzansprüche der von der
berechtigten unerheblich. sei
in
dem
angeführten
den Art. 31, in Abweichungen
§.
140
Einzelheiten jedoch
im
betroffenen Real
Entziehung
Die nach dieser Richtung hin erforderliche Regelung in
der
Hauptsache
im
zweckmäßiger geordnet.
Einzelnen und der für diese
Anschluß
an
Hinsichtlich der
Abweichungen maßgebenden
Gründe könne auf die Mot. zum Entw. des Zwangsvollstreckungsges. S. 263
bis
266
verwiesen
werden.
Die
Zweckmäßigkeit
dieser
Abweichungen
sei,
wenigstens soweit die Voraussetzungen des Art. 31 in Betracht kommen, inner
halb der Komm, nur für den Fall des Nießbrauchs beanstandet worden.
Die
Minderheit habe in dieser Beziehung geltend gemacht, der Nießbraucher könne im Falle der Annahme des Antrags 1 unter Umständen möglicherweise über
haupt nicht an der Entschädigungssumme partizipiren, nämlich dann, wenn der Nießbrauch nach Lage der Sache einen in Geld
zu veranschlagenden Werth
nicht habe, oder es könne sich die Lage mißlich gestalten, wenn die Feststellung des Jahreswerths des
Nießbrauchs mit
Schwierigkeiten verbunden sei.
entspreche auch nicht der Gerechtigkeit, daß der Nießbraucher
Es
eines Parkes auf
die wiederkehrenden Bezüge eines Geldbetrags beschränkt werde, der dem Jahres werthe des Nießbrauchs gleichkommt, wenn der Eigenthümer eine Entschädigung
erhält, deren Zinsenertrag jenen Jahreswerth
Diese Bedenken seien aber nicht beachtlich. sich immer ermitteln lassen.
vielleicht beträchtlich übersteigt.
Der angemessene Jahreswerth werde
Der Nießbraucher erhalte in der Form einer jähr
lichen Rente so viel, als der Jahresertrag seines Rechtes werth ist. Bemessung dieses Aequivalents sei zu beachten, daß der Nießbraucher 30*
Bei der
bei der
Prot. 436. E. I Art. 31. B.R. Art. 26-28.
468
Ausübung seines Nutzungsrechts an die bisherige wirchschaftliche Bestimmung
der Sache gebunden sei und daß deshalb die Art und Weise der bisherigen
Bewirtschaftung
zu
Grunde
gelegt
werden
müsse.
Uebersteige
in
Folge
besonderer Verhältnisse die Entschädigung, welche der Eigenthümer erhaltenden Werch, welchen das Grundstück für den Nießbraucher hatte, so könne dieser nicht Auf der anderen Seite
beanspruchen, aus diesem Mehr Vortheile zu ziehen.
bessere der Anttag dem Entw. gegenüber in billiger Weise die Stellung des
Nießbrauchers; er sichere demselben den Bezug des Jahreswerths, während chn
der Entw. auf die Zinsen verweise, deren Betrag hinter dem Jahreswerthe des Nießbrauchs zurückbleiben könne.
Werde der - Nießbraucher allein expropriirt,
so erhalte er den Werch seines Nießbrauchs ersetzt; es bestehe kein Grund, ihm
mehr oder weniger zuzubilligen, wenn außer ihm auch der
Eigenchümer ent
eignet werde.
Wende man das von dem Anttagsteller zu 1
aufgestellte Prinzip
auf
bewegliche Sachen an, so habe dies zur Folge, daß der Erlös regelmäßig an die Stelle der Sache trete.
Hiermit werde ein Ergebniß gewonnen, welches in
der überwiegenden Mehrzahl der Fälle sich als zutreffend erweisen werde.
Wenn in einem der im Abs. 1
des Art. 31
vorausgesetzten Fälle die
Entschädigung dem Eigenchümer zu gewähren sei, so erscheine zweckmäßig, die
bei der zweiten Lesung beschlossene Vorschrift des §. 1112 des B G B. (B.R.) zur entsprechenden Anwendung
wendung
habe
zur
Folge,
gelangen zu lasten.
daß
die
Die
entsprechende An
entschädigungspflichttge
Behörde
die
Entschädigungssumme mit Wirkung gegen die Realberechttgten an den Eigen
thümer erst dann zahlen könne, wenn der Eigenchümer oder die Behörde die eine Entschädigung begründende Maßregel den Realberechttgten angezeigt habe und sett dem Empfange der Anzeige ein Monat verstrichen sei.
Für die Real
berechttgten bestehe alsdann die Möglichkeit, bis zum Ablaufe der Frist der entschädigungspflichtigen Behörde gegenüber der Zahlung zu widersprechen. Die
Erhebung des Widerspruchs seitens eines Realberechttgten bewirke, daß die end
Bertheilung der
gültige
Entschädigungssumme aufgeschoben
werde; um eine
endgülttge Bertheilung herbeizuführen, bedürfe es, zumal bei bedeutenden Werthbettägen
der Konkurrenz
und
geeigneten
einer größeren Zahl von
amtlichen Verfahrens, welches
Hülfe gewähre.
Betheiligten, eines
den Interessenten die erforderliche
Als ein solches erscheine das Verfahren, welches für die Ber
theilung des Erlöses im Falle der Zwangsversteigerung
gelte.
Die Zahlung
habe in einem solchen Falle an das zuständige Gericht zu erfolgen.
Bestehe das Recht des Dritten in einer Reallast,
einer Hypothek, einer
Grundschuld oder einer Rentenschuld, so liege kein Grund mehr vor, den Dritten an der Entschädigungssumme partizipiren zu lasten, wenn der beschädigte Gegen stand wiederhergestellt oder für die entzogene bewegliche Sache Ersatz beschafft
worden sei.
Für diese namentlich bei Bergschäden wichttgen Fälle bedürfe es
einer Vorschrift des Inhalts, daß die Haftung des Entschädigungsanspruchs er
lösche.
Ob dies durch Verweisung auf den §. 1111 Abs. 2 des B.G.B. (B.R.)
(Anttag 2), oder durch einen direkten Ausspruch im Gesetze zu erfolgen habe,
könne der Würdigung der Red.Komm. überlasten bleiben.
Sei die Entschädigung
wegen Benutzung des Grundstücks oder wegen Entziehung oder Beschädigung
R.T. Art. 50-52. E-G- Art. 52-54. Prot.436.
469
der Früchte zu gewährm, so sollen nach Art. 31 Abs. 1 Satz 2 die Vorschriften
des §. 1069 Abs. 1 des Entw. I entsprechende Anwendung finden.
Das Zitat
des §. 1069 Abs. 1 des Entw. I sei zu ersetzen durch das Zitat des §. 1107 Abs. 2 Satz 1 und des §. 1108 Abs. 1, 3.
Was für die Beschädigung von
Früchten gelte, müsse ferner in gleicher Weise auch auf die Beschädigung von Zubehörftücken Anwendung finden. Nach Abs. 3 des Art. 31 solle endlich die Vorschrift des §. 36 Abs. 4 d. 2”e^1^ Reichs-Ges., betr. die Beschränkungen des Grundeigenthums in der Umgebung so ä»f. 4.
von Festungen v. 21. Dez. 1871 unberührt bleiben, dagegen der §. 37 desselben
Ges. aufgehoben werden.
Der §. 36 Abs. 4 lautet:
Die Rente wird dem jeweiligen, im Rayonkataster bezeichneten Befitzer des Grundstücks in vierteljährlichen Raten postnumerando aus der Festungskasse gezahlt.
Der §. 37 lautet: Welche Rechte anderen Realberechtigten an der Entschädigung
zustehen, bestimmt sich nach den Landesgesetzen. Der Entw. d. E.G. gehe offenbar davon aus, daß, wenn man den §. 37 streiche, die Vorschrift des Art. 31 von selbst Anwendung finde.
Allerdings
beantwortete sich die Frage, welches materielle Recht die Realberechtigten an der nach dem Reichs-Ges. v. 21. Dez. 1871 zu gewährenden Entschädigung haben, nach den Vorschriften des bürgerlichen Rechtes.
Es sei indeffen richtiger,
die formale Befugniß der Realberechtigten, binnen einer Frist von einem Monat auf Eröffnung des Bercheilungsverfahrens anzutragen, im Reichsgesetze besonders
auszusprechen.
Was den Zusatz zu Abs. 3 Satz 1 des Art. 31 betreffe („Die
Zahlung ist jedoch auf Ersucheit des für das Bercheilungsverfahren zuständigen Gerichts an dieses zu leisten"), so solle dadurch die Festungskaffe nicht in eine
schwierigere Lage kommen, sondern nach wie vor berechtigt bleiben, solange an
den sich aus dem Kataster ergebenden Besitzer zu zahlen, bis ein Ersuchen des
Bercheilungsgerichts eingehe.
IV. Zu Art. 38 lagen die Anträge vor: 1. dem Art. 38 als Abs. 2 beizufügen: Ist auf Grund einer landesgesetzlichen Vorschrift dem Eigenchümer (oder Eigenbesitzer) eines Grundstücks wegen Beschädigung
des Grundstücks durch Bergbau eine Entschädigung zu gewähren, so finden, soweit nicht die Landesgesetze ein Anderes bestimmen,
die Vorschriften des Art. 31 Abs. 1, 2 entsprechende Anwendung. (Bergl. S. 250 und 251 unter XVI.) 2. die unter 1 vorgeschlagene Bestimmung zu soffen: Soweit nach den Vorschriften der Landesgesetze die wegen Be schädigung eines Grundstücks durch Bergbau zu gewährende Ent
schädigung, auch wenn das Grundstück mit Rechten Dritter belastet
ist, nur an den Eigenchümer oder den Eigenbefitzer des Grund stücks zu leisten ist, finden die Vorschriften des Art. 31 Abs. 1, 2
Anwendung.
470
Prot. 436. E. I Art. 38,42. B.R. Art. 40,82. Der Antrag 2 weicht nur in einer Beziehung materiell von dem Antrag 1
ab:
er läßt die Worte weg „soweit nicht die Landesgesetze ein Anderes be
stimmen".
Zur Begründung dieser Abweichung machte der Antragsteller geltend: Es müsse zur Anwendung der Vorschriften des Art. 31 Abs. 1, 2
wenn die Landesgesetze bestimmen,
genügen,
es solle eine bestimmte Entschädigung ge
leistet werden wegen der Beschädigung eines Grundstücks durch Bergbau. Wenn die Landesgesetze weitere, von Art. 31 Abs. 1, 2 darüber enthielten,
abweichende Bestimmungen
wie die Entschädigungssumme unter den Eigenthümer und
die sonstigen Realberechtigten zu vertheilen sei, so handele es sich hierbei um rein privatrechtliche Vorschriften, die mit den öffentlichrechtlichen Bestimmungen
des Bergbaus nichts zu thun hätten.
Ein Bedürfniß, für diese rein privat
rechtlichen Verhältnisse nach dem Inkrafttreten des B.G.B. eine materielle Rechs-
verschiedenheit bestehen zu lasten, könne nicht anerkannt werden. Tie Mehrheit lehnte es ab, die Worte „soweit die Landesgesetze nicht ein
Anderes bestimmen" zu streichen.
Erwogen war: Es sei unpraktisch, hinsichtlich der Frage, ob und wie eine Entschädigung wegen Bergschäden zu gewähren sei, das Landesrecht entscheiden zu lassen, da
gegen die Frage, in welcher Weise die Entschädigungssumme unter die einzelnen Entschädigungsberechtigten, den Eigenthümer und die Realberechtigten, zu verrheilen sei, dem Reichsrechte zuzuweisen.
Es handele sich im vorliegenden Falle
um die Beeinflussung reichsrechtlicher Normen in Folge von Verhältnissen, die in ihrem ganzen Umfange von der Landesgesetzgebung beherrscht seien.
Ter
für das Bergrecht gemachte Vorbehalt habe die Natur eines, generellen Vor behalts: hiervon im Sinne des Antragstellers abzuweichen, liege um so weniger
ein Anlaß vor, als die Landesgesetzgebungen voraussichtlich bestrebt sein würden, ihre Vorschriften über den Vertheilungsmodus mit den Bestimmungen des Reichs
rechts in Einklang zu bringen.
Im Uebrigen war man mit
dem Art. 38 und dem im Antrag 1 vor
geschlagenen Zusatz einverstanden. Art. 42. Zwangseiitetgiiung.
V. Zu Art. 42 lagen die Anträge vor:
1. den Abs. 1 des Art. 42 zu fassen: Unberührt bleiben die Vorschriften der Landesgesetze über die Zwangsenteignung und ähnliche im öffentlichen Interesse erfolgende Eingriffe in das Vermögen.
2. den Abs. 2 des Art. 42 zu fassen: Soweit nach den Vorschriften der Landesgesetze die Entschädigung, die wegen
einer im öffentlichen Interesse erfolgenden Entziehung,
Beschädigung oder Benutzung der Sache oder wegen Beschränkung des Eigenthums zu gewähren ist, auch im Falle der Belastung der
Sache mit
Rechten Dritter nur an den Eigenthümer
oder den
Eigenbesitzer der Sache zu leisten ist, finden die Vorschriften des Art. 31 Abs. 1, 2 Anwendung.
471
R.T. Art. 65,108. E.G. Art. 67,109. Prot. 436.
3. für den Fall der Ablehnung des unter 1 gestellten Antrags:
a) den Abs. 2 des Art. 42 zu fassen: Tas Gleiche gilt von den landesgesetzlichen Vorschriften, welche anderweitige, im öffentlichen Interesse erfolgende Entziehungen, Be
schädigungen oder Benutzungen der Sache oder Beschränkungen des
Eigenthums regeln. b) als Abs. 3 des Art. 42 zu bestimmen: Ist auf Grund der im Abs. 1 oder im Abs. 2 bezeichneten Vor
schriften eine Entschädigung zu gewähren, so finden, soweit nicht rc. (wie im Entw.).
Der Antragsteller zu 1 und 3 führte aus:
In einigen württemb. Ver
waltungsgesetzen seien Bestimmungen enthalten, welche die im öffentlichen Interesse erfolgenden Entziehungen, Beschädigungen
oder Benutzungen von Sachen oder
Beschränkungen des Eigenthums betreffen. Wenn man von der Ansicht ausgehe, daß das
gesammte partikuläre Verwaltungsrecht als Bestandtheil des öffent
lichen Rechtes aufrechterhalten werde, und daß auch Bestimmungen der gedachten
Art in das Gebiet des Enteignungsrechts fielen,
so sei möglicherweise die be
antragte Erstreckung des Vorbehalts entbehrlich. Zur Vermeidung von Zweifeln
empfehle sich indessen im Anschluß an eine, von dem württemb. Staatsministerium gegebene Anregung, die Annahme des Prinzipalen oder des eventuellen Antrags 1
bezw. 3, zumal die Fälle, die der Antrag im Auge habe, auch durch den Vor behalt des Art. 66 nicht in vollem Umfange gedeckt würden.
Tie Mehrheit war mit dem Antragsteller sachlich daß
darin einverstanden,
unter Zwangsenteignung jede im öffentlichen Interesse erfolgende
Ent
ziehung, Beschädigung oder Benutzung der Sache oder Beschränkung des Eigen
thums zu verstehen sei und überwies die Anträge 1 und 3 der Red.Komm.
Ter Antrag 2
wurde mit Rücksicht auf die Ablehnung des oben unter
IV 2 mitgetheilten ähnlichen Antrags zurückgezogen.
VI. Der auf S. 441 unter X mitgetheilte Beschluß lautet nach Art. 77a „ , „ z _ . ' ö ' 7 nüerunz-der Vorl. Zu^.: n?evn. Unberührt
die landesgesetzlichen Vorschriften über die
bleiben
Versicherung sowie über den Verlagsvertrag.
Auf Wunsch gestellt,
eines
Mitglieds
wurde
als
die Ansicht
der Komm,
fest
daß ungeachtet der Aufrechterhaltung der landesgesetzlichen Vorschriften
über das Versicherungsrecht die im B.G.B. vorkommenden besonderen Bestim
mungen über Versicherung, z. B.
§. 1112 (B.R.), in Anwendung zu kommen
hätten.
VH. Tie Komm, wandte sich hierauf zur Berathung des von den Uebergangsvorschriften handelnden vierten Abschnitts. Zu Art. 92 lag der Antrag vor, die Bestimmung zu fassen:
92
Die Wirkungen einer vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen der narren, Gesetzbuchs erfolgten Todeserklärung
folgenden Absätzen ein "Anderes
Gesetzen beurtheilt.
werden, soweit nicht in den
bestimmt ist, nach den bisherigen To^eni.
Prot. 437. E. I-Art. 92-94. B.R. Art. 36,37,131-134.
472
Die Befugniß des Ehegatten der für todt erklärten Person, eine neue
nach dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs
Ehe zu schließen, richtet sich nach den Bestimmungen des Bürger lichen Gesetzbuchs : die Vorschriften der §§. 1333
bis 1337 des
Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) finden Anwendung.
Die Wirkungen, welche nach den Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs
einer Todeserklärung in Ansehung des Aufhörws der
Vormundschaft und Pflegschaft,
der
Beendigung
der
elterlichen
Gewalt in der Person ihres Inhabers und der Beendigung des
Amtes des Vormundes zukommen, werden für die Zeit nach dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs nach deffen Vorschriften
beurtheilt.
Das
Gleiche gilt bezüglich des Amtes, des Gegen
vormundes, Pflegers, Beistandes oder des Mitglieds eines Familien
raths. Gegen den Antrag, der sich seinem sachlichen Inhalte nach dem Art. 92 des Entw. anschließt, wurde ein Widerspruch nicht erhoben. Art. 98, 94. TodeSerkl., Berschollenherkl., Befitz-
VJL11. Die Art. 93, 94 wurden nicht beanstandet. '
einrocifun8*
1
437. (S. 8963 bis 8984.) I. Zur Berathung standen die Anträge:
1. hinter dem Art. 70 (als Art. 70 a) in den Entw. d. E.G. die nach der Anmerkung
zu
Buch III Abschnitt VI (B.R.
und Entw. H) bei der
Berathung des Sachenrechts (III S. 766) beschloflene Vorschrift einzu stellen: Unberührt' bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, welche die Belastung eines Rentenguts mit einem Wiederkaufsrechte zulassen und den Inhalt eines solchen Rechtes besttmmen.
(Bergl. S. 434 unter C.)
2. an geeigneter Stelle in den Entw. d. E.G. folgende Vorschrift aufznnehmen: Unberührt bleiben die Vorschriften der Landesgesetze über Renten
güter und
über veräußerliche und
vererbliche Nutzungsrechte an
Grundstücken (Erbpachttecht, Erbzinsrecht, Emphyteusis u. bergt),
eventuell die Vorschrift zu fassen:
Unberührt bleiben die Vorschriften der Landesgesetze über Renten
güter und über veräußerliche und vererbliche Nutzungsrechte an landwirthschaftlichen
Grundstücken
(Erbpachtrecht,
Erbzinsrecht,
Emphyteusis u. bergt).
Der Antrag 2 wurde im Laufe der Berathung von dem Antragsteller dahin geändert: Unberührt bleiben die Vorschriften der Landesgesetze der Großherzogthümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz über
veräußerliche und vererbliche Nutzungsrechte an Grundstücken (Erb pachttecht, Erbzinsrecht, Emphyteusis u. bergt).
Prot. 437. E. I-Art. 92-94. B.R. Art. 36,37,131-134.
472
Die Befugniß des Ehegatten der für todt erklärten Person, eine neue
nach dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs
Ehe zu schließen, richtet sich nach den Bestimmungen des Bürger lichen Gesetzbuchs : die Vorschriften der §§. 1333
bis 1337 des
Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) finden Anwendung.
Die Wirkungen, welche nach den Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs
einer Todeserklärung in Ansehung des Aufhörws der
Vormundschaft und Pflegschaft,
der
Beendigung
der
elterlichen
Gewalt in der Person ihres Inhabers und der Beendigung des
Amtes des Vormundes zukommen, werden für die Zeit nach dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs nach deffen Vorschriften
beurtheilt.
Das
Gleiche gilt bezüglich des Amtes, des Gegen
vormundes, Pflegers, Beistandes oder des Mitglieds eines Familien
raths. Gegen den Antrag, der sich seinem sachlichen Inhalte nach dem Art. 92 des Entw. anschließt, wurde ein Widerspruch nicht erhoben. Art. 98, 94. TodeSerkl., Berschollenherkl., Befitz-
VJL11. Die Art. 93, 94 wurden nicht beanstandet. '
einrocifun8*
1
437. (S. 8963 bis 8984.) I. Zur Berathung standen die Anträge:
1. hinter dem Art. 70 (als Art. 70 a) in den Entw. d. E.G. die nach der Anmerkung
zu
Buch III Abschnitt VI (B.R.
und Entw. H) bei der
Berathung des Sachenrechts (III S. 766) beschloflene Vorschrift einzu stellen: Unberührt' bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, welche die Belastung eines Rentenguts mit einem Wiederkaufsrechte zulassen und den Inhalt eines solchen Rechtes besttmmen.
(Bergl. S. 434 unter C.)
2. an geeigneter Stelle in den Entw. d. E.G. folgende Vorschrift aufznnehmen: Unberührt bleiben die Vorschriften der Landesgesetze über Renten
güter und
über veräußerliche und
vererbliche Nutzungsrechte an
Grundstücken (Erbpachttecht, Erbzinsrecht, Emphyteusis u. bergt),
eventuell die Vorschrift zu fassen:
Unberührt bleiben die Vorschriften der Landesgesetze über Renten
güter und über veräußerliche und vererbliche Nutzungsrechte an landwirthschaftlichen
Grundstücken
(Erbpachtrecht,
Erbzinsrecht,
Emphyteusis u. bergt).
Der Antrag 2 wurde im Laufe der Berathung von dem Antragsteller dahin geändert: Unberührt bleiben die Vorschriften der Landesgesetze der Großherzogthümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz über
veräußerliche und vererbliche Nutzungsrechte an Grundstücken (Erb pachttecht, Erbzinsrecht, Emphyteusis u. bergt).
R.T. Art. 60,61,158-161. E.G. Art. 62, 63,158-161. Prot. 437.-
473
Bon anderer Seite wurde jedoch der Antrag 2 in der ursprünglichen
Fassung aufrechterhalten.
Es wurden ferner während der Sitzung die Anträge gestellt: 3. den im Antrag 2 befürworteten Vorbehalt dahin zu fassen: Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Borschriften über das
Rentengut, das Erbpachtrecht und ähnliche vererbliche
und ver
äußerliche Nutzungsrechte.
4. auf den die vererblichen und übertragbaren Nutzungsrechte betreffenden Borbchalt den Satz 2 des Art. 71 zu erstrecken.
A. Bei der Berathung des Sachenrechts ist unter Ablehnung einer reichs- Mmeneut. gesetzlichen Bestimmung hinsichtlich des Rentenguts der im Antrag 1 angeführte Vorbehalt für die Landesgesetzgebung beschlossen worden, dessen Einstellung in das E.G. an der bezeichneten Stelle der Antrag in Vorschlag bringt. Die übrigen Anträge gehen, soweit sie das Rentengut betreffen, davon aus, daß
durch jenen Vorbehalt dem Bedürfnisse nicht Genüge geschehe, daß sich vielmehr die vollständige Aufrechterhaltung der landesgesetzlichen Vorschriften über das Rentengut empfehle.
Die Erörterung der Frage förderte als Ansicht der Mchr-
heit Folgendes zu Tage:
.Es möge zweifelhaft erscheinen, ob nicht die Mittel des B.G.B. und die
bereits beschlossenen oder noch zu berathenden einzelnen Vorbehalte des E.G. dazu ausreichten, im Wege der Landesgesetzgebung die für das Rentengut noth wendigen Spezialbestimmungen zu treffen.
Die Ansicht lasse sich vertheidigen,
daß mit dem Zugeständnisse des dinglichen Wiederkaufsrechts (Antrag 1), mit der Aufrechterhaltung der landesgesetzlichen Theilnngsverbote (Art. 70 Abs. 1 Nr. 1)
und mit dem noch zn belachenden Vorbehalte für das Anerbenrecht (Art. 83 bis 87) für das Bedürfniß hinreichend gesorgt sei.
Betrachte man jedoch die
Ausgestaltung, welche das Rentengut in der bestehenden Gesetzgebung durch die preuß. Ges. v. 26. April 1886 und v. 27. Juni 1890 erhalten habe, so müsse
anerkannt werden, daß sich das Rentengut in dieser Form ohne einen speziellen
weitergehenden Borbchalt parttkularrechtlich nicht halten lasse.
Entscheidend sei
hierfür namentlich, daß die Verpflichtungen, welche nach dem späteren, allgemein geltenden preuß. Ges. dem Erwerber mit dinglicher Wirkung auferlegt werden
könnten/) sich nicht in den Rahmen der im §. 1089 (B.R.) für die Reallast
aufgestellten Begriffsbestimmung bringen ließen. Nun scheine es aber aus Zweck mäßigkeitsgründen gerechtfertigt, sich eines störenden Eingriffs in die erst seit verhältnißmäßig kurzer Zeit im Flusse begriffene Entwickelung des Rentengüter wesens zu enthalten und der volkswirthschaftlichen Wohlfahrt zu Liebe auf ein
Stück der Rechtseinheit zu verzichten.
Die bisher gemachten Erfahrungen seien
*) Der §. 4 d. Ges. v. 27. Juni 1890 lautet: Ist dem Erwerber eines Rentenguts verttagsmäßig die Pflicht auferlegt, die wirthschaftliche Selbständigkeit des übemommenen Grundstücks durch Er haltung des baulichen Zustandes darauf befindlicher oder darauf zu er richtender Gebäude, durch Erhaltung eines bestimmten landwirthschastlichen Inventars auf demselben oder durch andere Leistungen dauernd zu sichern, so kann re.
474 noch
Prot. 437. B.R. Art. 37.
zu
wenig
reichhaltig,
fortgeschritten, ja selbst
dem
Ausgestaltung
des
Sonderrechts
Rentenguts
zu wenig
habe sich
bisher
In letzterer Beziehung sei Wohl festzuhalten, daß das
nicht herausgebildet. Rentengut
die
ein fester Begriff des
Erwerber
zu
Eigenthum
Eigenthum aber Lasten jeder möglichen Art
übertragen
werde,
diesem
daß
auferlegt werden könnten.
Man
müsse der Landesgesetzgebung darin vertrauen, daß sie die richtige Grenze ein
halten werde. Von diesen Erwägungen geleitet, nahm die Mehrheit an Stelle der früher beschlossenen Vorschrift einen allgemeinen Vorbehalt dahin an, daß die landes
gesetzlichen Vorschriften über Rentengüter unberührt bleiben sollen.
b. Neben dem Rentengut wollen die Anträge 2, 3, 4 auch die Erbpacht
^bpach^t und
und ähnliche vererbliche und veräußerliche Nutzungsrechte an Grundstücken der ^Nutzungs^e Regelung durch die Landesgesetzgebung vorbehalten. Die Beschränkung dieses erbliche und
rechte.
Vorbehalts in der späteren Fassung des Antrags 2 auf die Großherzogthümer
Mecklenburg-Schwerin und
Mecklenburg-Strelitz wurde von dem Antragsteller
daß nur diese beiden
damit begründet,
Bundesstaaten
lichen Fortdauer der Erbpacht interessirt seien.
an der landesgesetz
In dieser Beziehung wurde,
nachdem zunächst der Antragsteller seinen Vorschlag motivirt hatte, seitens des
Kommissars der mecklenburg-schwerinischen Regierung Folgendes ausgeführt: Tie Aufnahme einer Bestimmung, die auch nach dem Inkrafttreten des B.G.B. die Begründung
eines Erbpachtverhältniffes
ermögliche,
Großherzogthum Mecklenburg von der größten Bedeutung.
sei für das
Denn nach den
besonderen Verhältnissen Mecklenburgs, insbesondere nach den agrarischen und
öffentlichrechtlichen Zuständen, könne die
Erbpacht einstweilen nicht entbehrt
werden, wenn nicht wichtige Interessen der Landeskultur eine schwere Schädigung
erleiden sollten.
Die reichsgesetzliche Beseitigung der Erbpacht würde in Mecklen
burg die Regierung eines der wichtigsten Mittel berauben, für die Besserung der
sozialen Verhältnisse der ländlichen Bevölkerung, insbesondere für die weitere Durch
führung der Befreiung des Bauernstandes, zu sorgen.
Die Annahme der Mot.
S. 277, daß ein Bedürfniß für die künftige Begründung erbpachtähnlicher Ver
hältnisse im Hinblick
auf die Vorschriften
des
B.G.B.
über
das
dingliche
Vorkaufsrecht und die Reallasten nicht anzuerkennen sei, treffe für die mecklenb. Erbpacht nicht zu.
Andererseits biete für diese aber auch das preuß. Rentengut
keinen genügenden Ersatz.
Tas dingliche Nutzeigenthum an kleineren ländlichen
Grundstücken komme in Mecklenburg im Wesentlichen in dreifacher Form vor, als Erbpachtrecht, Büdnerrecht und Häuslerrecht.
Eigentliche landwirthschaftliche
Grundstücke seien nur die Erbpachtstellen und die Büdnereien; die Häuslereien
dienten wesentlich nur der Ansässigmachung der ländlichen Arbeiterbevölkerung und beständen außer aus dem Haus- und Hofplatze nur aus Gartenland.
Der
rechtliche Karakter dieser drei Formen sei aber derselbe, nämlich der eines dinglichen, veräußerlichen und vererblichen Nutzungsrechts an einem Grundstücke.
Es genüge
daher,
bei der Erörterung
der gegenwärtigen Frage hauptsächlich
nur die eigentliche Erbpacht ins Auge zu fassen.
Nach mecklenb. Rechte könnten nun lediglich Grundbesitzer, welchen das
sog. echte, das publizistische Eigenthum zustehe, ein Erbpachtverhältniß begründen, also
außer dem Landesherrn nur die Städte und die sonstigen juristischen
475
R.T. Art. 61. E.G. Art. 63. Prot.437.
Personen des öffentlichen Rechtes sowie die Besitzer ritterschaftlicher Landgüter. Das Erbpachtverhältniß könne ferner nicht durch einen gewöhnlichen civilrechtlichen
Vertrag konstituirt werden, vielmehr sei dazu noch landesherrliche Genehmigung erforderlich, die nur nach eingehender, erforderlichenfalls durch einen Kommissar
vermittelter, Feststellung aller in Betracht kommenden privatrechtlichen und öffent
lichrechtlichen Verhältnisse ertheilt werde.
Schon wegen dieses öffentlichrechtlichen
Karakters des mecklenb. Erbpachtvertrags könne dieser nicht mit einem dem B.G.B. unterstehenden Rechtsgeschäft auf gleiche Stufe gestellt werden.
Aber auch die Frage, ob nicht der privatrechtliche Inhalt des Erbpacht verhältnisses aus Grund des B.G.B. durch Vereinbarung der Parteien sich würde
verwirklichen lassen, müsse verneint werden.
Ter Erbpächter könne freilich sein
Grundstück frei veräußern und regelmäßig auch unbeschränkt mit Schulden be
Tie Art der Bewirthschaftung hänge von seinem Belieben ab.
schweren.
Er
könne über das Grundstück letztwillig verfügen und vererbe es in Ermangelung einer solchen Verfügung auf seine Angehörigen — bei der eigentlichen Erbpacht
stelle — nach einem besonderen, eine Jndividualsukzession begründenden Erbrechte. Ein Heimfallsrecht finde nicht statt, ebenso sei das Abmeierungsrecht ausgeschlossen. Tie Rechtsstellung des Erbpächters nähere sich mithin so sehr dem Eigenthum
und stelle das Obereigenthum so sehr in den Hintergrund, daß es an sich zu lässig erscheinen müsse, unter Umkehrung der Konsolidationslage dem Erbpächter Eigenthum und dem Grundherrn nur ein jus in re aliena zuzuerkennen.
Auch
seien mit dieser Konstruktion unter Anwendung der Bestimmungen des B.G.B. über Vorkaufsrecht und Reallasten an sich
vereinbar das Vorkaufsrecht des
Grundherrn sowie die bei einzelnen Erbpachtgrundstücken noch
vorkommende
Verpflichtung zur. Leistung eines Kanon bezw. zur Entrichtung eines Laudemium beim Besitzwechsel.
Indessen versage doch diese Konstruktion, wenn man die
weiteren Beschränkungen und Verpflichtungen berücksichtige, welchen
im agrar
politischen Interesse, namentlich zum Zwecke der Erhaltung des Grundstücks als
selbständiger landwirthschaftlicher Nahrungsstelle, der mecklenb. Erbpächter unter worfen
sei.
Hierher
gehörten
stücks sowie der rechtlichen
das
desselben mit anderen Grundstücken:
lastung des Grundstücks daß
der Besitz
Verbot
der
Parzellirung
des
Grund
oder auch nur wirthschaftlichen Zusammenlegung
die Versagung
mit Dienstbarkeiten
der Erbpachtstelle, abgesehen
der Befugniß zur Be
oder Reallasten: die Vorschrift,
von
dem
Mitbesitze mehrerer
Erben bis zur Erbauseinandersetzung, nur einer Person zustehen könne: die bei manchen ritterschaftlichen und städtischen Erbpachtverhältnissen vorkommende Be stimmung,
welche die Benutzung
des Grundstücks zu Fabrik-Anlagen und zu
gewerblichen Anlagen untersage, die Veräußerung des auf der Stelle gewonnenen
Strohes verbiete und den Erbpächter verpflichte, nicht nur für das Vorhanden sein der für einen ordnungsmäßigen Wirthschaftsbetrieb erforderlichen Gebäude
und deren Versicherung gegen Feuer zu sorgen, sondern auch den erforderlichen Viehstapel zu halten u. bergt m.
Alle diese der Agrarverfassung des Landes
entsprechenden Beschränkungen und Verpflichtungen gestatteten dagegen eine ein fache rechtliche Bestimmung, wenn man sie mit dem bisherigen Rechte als Aus
fluß des dem Grundherrn verbliebenen Obereigenthums auffaffe.
Ob die erwähnten Beschränkungen mit dem Begriffe des Rentenguts ver-
476
Prot.437. B.R. Art. 37.
einbar seien, könne dahingestellt bleiben, weil das Rentengut für Mecklenburg
nicht passe.
Der Grund hiervon liege sowohl in privatrechtlichen als in öffentlich-
rechtlichen Berhältniffen.
In ersterer Beziehung komme in Betracht, daß bei
der Mehrzahl der mecklenb.
Erbpachtverhältniffe die Verpflichtung zur Ent
richtung einer Rente oder einer ähnlichen Leistung nicht vorkomme, und daß der überwiegende Theil der mecklenb. Großgrundbesitzer schon deshalb nicht in der
Lage sei, Theile des Gutes zu Rentengut, also zu freiem Eigenthume, zu ver äußern, weil chnen selbst — z. B. bei den Lehengütern — nur ein Nutzeigen
thum an dem Gute zustehe oder das Gut Fideikommißqualität habe und die Stiftungsakten eine Veräußerung
von Parzellen des Fideikommißguts, wenn
überhaupt, so doch nur zu Nutzeigenthum gestatteten.
In staatsrechtlicher Hinsicht
sei neben dem oben Bemerkten noch darauf hinzuweisen, daß nach dem be
stehenden Rechte aus einem mecklenb. ritterschaftlichen Landgut ein in öffentlichrechtlicher Beziehung selbständiges Grundstück nur abgezweigt werden könne, wenn dieses wie das Stammgrundstück den Karakter eines ritterschaftlichen Land guts behalte.
Dies sei hinsichtlich der in Bettacht kommenden Grundstücke schon
durch ihre geringe Größe ausgeschloffen.
Die Bildung kleineren ländlichen
Grundbesitzes aus einem ritterschaftlichen Landgute sei deshalb nur in der Weise möglich, daß das neugebildete Grundstück in öffentlichrechtlicher Beziehung Be standtheil des Hauptguts bleibe; dem entspreche in privattechtlicher Hinsicht die
Rechtsform, nach welcher das Obrreigenthum an der abgezweigten Parzelle dem Grundherrn zustehe und dem Erwerber der Parzelle hinsichtlich dieser ein dem Eigenthum thunlichst nahekommendes dingliches Nutzungsrecht eingeräumt werde.
Alle diese Gründe führten zu dem Ergebnisse, daß ohne die Aufnahme
eines
Vorbehalts
zu Gunsten der
Erbpacht in Mecklenburg die Errichtung
kleinerer ländlicher Besitzstellen für den größten Theil des Landes ausgeschlossen sein würde.
Es würde insbesondere unmöglich sein, im Gebiete der Ritterschaft
durch die Schaffung solcher Besitzstellen die innere Kolonisatton zu fördern, die intensivere Ausnutzung des Bodens zu ermöglichen, der Latifundienbildung ent gegenzuwirken und die
zahlreichen
bäuerlichen
Besitzer, welche ihre Stellen
lediglich als Zeitpächter innehätten, in selbständige Grundbesitzer umzuwandeln,
michin auch
für den nicht zum Domanium gehörigen Theil des Landes den
jenigen Prozeß durchzuführen, welcher für das Domanium durch die umfassende Reform des bäuerlichen Grundbesitzes nahezu durchgeführt worden sei.
Bon
welcher Bedeutung dies sei, ergebe die Thatsache, daß gegen Ende des Jahres
1894 an kleineren ländlichen Nutzeigenthümern im Domanium rund 21000, in dem größeren Gebiete der Ritterschaft, Städte und Klöster dagegen nur rund
1900 Eigenthümer vorhanden gewesen seien, daß umgekehrt im Domanium nur
etwa 50, im übrigen Landestheile dagegen noch etwa 600 bis 700 Zeitpacht bauern hätten gezählt werden können.
Hierin einen Wandel eintteten zu lassen,
erscheine schon mit Rücksicht auf die gegenwärtige Nothlage der Landwirthschast
geboten, da die Vermehrung des kleineren ländlichen Grundbesitzes immerhin als ein Mittel angesehen werden müsse, von dem eine gewisse Besserung der landwirthschaft-
lichen Verhältnisse erhofft werden könne. Die Regierung habe denn auch nach gutacht licher Prüfung durch den mecklenb. Landwirthschaftsrath den Ständen bereits auf dem letzten Landtag eine entsprechende Vorlage gemacht.
Dabei sei allseitig anerkannt
477
R.T.Art.61. E.G.Art.63. Prot.437.
worden, daß als geeignete Rechtsform für den neuzubildenden ländlichen Grund
besitz zur Zeit nur die Erbpacht in Betracht kommen könne.
Die Ausschließung
dieser Rechtsform durch das B.G.B. müßte somit jenes für die volkswirthschaft-
lichen und sozialen Berhältniffe des Landes so hoch bedeutsame Unternehmen gleich im Anfänge zum Scheitern bringen. Könnten nun auch
die Verhältnisse Mecklenburgs nicht von
ausschlag
gebender Bedeutung sein, wenn es sich um die Schaffung der Rechtseinheit für
das ganze Reich handele, so sei doch zu beachten, daß die Zulassung der landes gesetzlichen Normirung der Erbpacht sich sehr wohl mit dem vertrage, was im Interesse der Rechtseinheit verlangt werden müsse.
Der Begriff des Nutzeigen
thums sei, wie das Erbbaurecht beweise, mit dem Systeme des B.G.B. vereinbar,
und die mecklenb. Erbpacht paffe sich dem Jmmobiliarsachenrechte des Entw. um so leichter an, als für sie das Grundbuchsystem im Wesentlichen bereits durch geführt sei.
Auch
sei zu berücksichtigen, daß der preuß. Justizminister zum
Entw. I in Uebereinstimmung
mit dem Beschlusse des preuß. Land.-Oek.-Koll.
(Berhandl. über den Entw., 1889, S. 907) die Aufrechterhaltung der Landes gesetze über erbpachtähnliche Berhältniffe vorgeschlagen habe.
Wenn nun die
Komm, bisher mit Recht von der Auffassung ausgegangen sei, daß das B.G.B.
nicht nur die öffentlichrechtlichen Verhältnisse, sondern auch die Agrarverhältnisse der einzelnen Bundesstaaten unberührt zu laffm habe, so sei die Aufnahme des
beantragten Vorbehalts nur folgerichtig, weil für Mecklenburg die Beseitigung
der Erbpacht einen einschneidenden Eingriff nicht nur in das öffentliche Recht, sondern auch in das Agrarrecht des Landes bedeuten würde.
Vom Standpunkte
der mecklenb. Regierung müsse daher die Aufnahme eines solchen generellen oder doch wenigstens für Mecklenburg geltenden Vorbehalts in das E.G. dringend
befürwortet werden.
In der Komm, waren die Ansichten über die Anträge getheilt.
Während
von der einen Seite der Standpunkt vertreten wurde, daß aus den in den Mot.
erwähnten Gründen der Landesgesetzgebung die Zülaffung der Begründung der Erbpacht und ähnlicher Rechtsbildungen versagt werden müsse, wurde von anderer Seite Widerspruch dagegen erhoben, daß ein nur für die Gesetzgebung einzelner
Bundesstaaten
geltender Vorbehalt
aufgestellt
werde;
ein
dritter Theil der
Komm.-Mitglieder widersprach gerade der allgemeinen Aufstellung des Vorbehalts und wollte diesen nur für die beiden Großherzogthümer Mecklenburg zulaffen. Zu Gunsten der Erbpacht im Allgemeinen und zur Vertheidigung eines örtlich allgemein lautenden Vorbehalts wurde geltend gemacht: In den Ansichten über die volkswirtschaftliche Zuträglichkeit der Erbpacht und chr verwandter
Nutzungsrechte an Grund und Boden habe sich seit der Mitte unseres Jahr
hunderts eine beachtenswerthe Entwickelung vollzogen.
Während das preuß.
Ablösungsges. v. 2. März 1850 ihre völlige Beseitigung erstrebe, habe sich in den folgenden Jahrzehnten ein Umschwung der Meinungen vorbereitet und im
letzten Jahrzehnte mit solcher Energie vollzogen, daß man in Preußen dazu übergegangen sei, in dem Rentengute gesetzlich eine Einrichtung die der Erbpacht wirchschaftlich sehr nahe verwandt sei.
zu schaffen,
Ob man aber in
dem Rentengute die beste Form für die zu erstrebenden wirchschaftlichen Zwecke gefunden habe, werde schon heute bezweifelt; die wirthschaftliche Entwickelung
Prct. 437. B.R. Art. 37.
478
lasse sich nicht übersehen; man thue daher gut, der Gesetzgebung für die ein
lasten.
zelnen deutschen Gebiete einen möglichst unbeschränkten Spielraum zu
Aus diesem Grunde empfehle es sich, den Vorbehalt für alle deutschen Bundes
staaten auszustellen und in sachlicher Beziehung eine weitgehende Fassung zu wählen, indem etwa mit dem Anträge 3 nach Erwähnung der Erbpacht von
„ähnlichen vererblichen und veräußerlichen Nutzungsrechten" gesprochen werde.
Hiergegen wurde von anderer Seite bemerkt,
gerade die (sachlich) allge
meine Fassung mache den Antrag gefährlich, wenigstens dann, wenn dem Vor behalte zugleich in
örtlicher Beziehung
Geltung
allgemeine
beigelegt
werde.
Man könne wohl darauf vertrauen, daß die
Bundesstaaten nicht in übereilter
Weise mit neuen gesetzgeberischen Versuchen
auf dem agrarrechtlichen Gebiete
vorgehen würden, aber es sei zu besorgen, daß unter dem Einflüsse der gegen wärtig herrschenden Anschauungen hier und da Reste früherer Rechtszustände
beibehalten und fortgepflegt würden, denen die
Keimfähigkeit zu
neuer
Ent
Nach der Seite des Rechtes
wickelung und damit die Daseinsberechtigung abgehe.
bedeute der durch einen sachlich allgemein lautenden Vorbehalt geschaffene bezw.
ermöglichte Zustand eine schwere Beeinträchtigung
der Rechtseinheit und
das
Preisgeben des durch die Gestaltung des Jmmobiliarrechts im B.G.B. erreichten
großen Vortheils, daß neben dem Eigenthume nur bestimmte Typen von Rechten an Sachen zugelassen würden.
Tie Gefährlichkeit des Antrags dadurch zu ver
mindern, daß man den Vorbehalt
aus die Gesetzgebung
bestimmter einzelner
Bundesstaaten beschränke, habe etwas Mißliches; man habe es bisher vermieden,
abgesehen von den Uebergangsbestimmungen im E.G., einen Vorbehalt ausdrück lich nur zu Gunsten eines einzelnen Bundesstaats aufzustellen.
Unter Anerkennung der Berechtigung der int Vorstehenden geltend ge machten Bedenken wurde schließlich von mehreren Seiten die Ansicht vertreten, daß ein Vorbehalt der beantragen Art den Großherzogthümern Mecklenburg-
Schwerin und Mecklenburg-Strelitz nicht versagt werden dürfe, daß jedoch für
das übrige Reichsgebiet kein Anlaß zur Aufnahme des Vorbehalts bestehe. wurde ausgeführt:
Es
Wenngleich die Annahme nicht ausgeschlossen erscheine, daß
die privatrechtlichen Zwecke der Erbpacht auch in Mecklenburg in der Form des Rentenguts sich würden erreichen lassen,
des
mecklenb.
staatsrechtlichen
Kommissars
überzeugend
so sei doch durch die Ausführungen
dargethan
worden,
daß
auf
dem
Gebiete die Erbpacht in den Großherzogthümern ohne eine
wenigstens formelle Verfassungsänderung nicht entbehrt werden könne.
Cb eine
solche einem deutschen Bundesstaat angesonnen werden könne, sei eine politische Frage, deren Bejahung die Komm, nicht zum Ausgangspunkte für ihre Beschlüsse
machen dürfe.
Für die Komm, komme es darauf an, ob nach den bestehenden
öffentlichrechtlichen Einrichtungen eines Bundesstaats diesem auf privatrechtlichem Gebiete eine Besonderheit zugestanden werden müsse und dies sei für die Groß-
herzogthümer Mecklenburg hinsichtlich des gesetzlichen Fortbestandes der Erbpacht zu bejahen.
Für das gesammte übrige Reichsgebiet dagegen sei, weil nirgends
sonst gleichartige Verhältnisse wie in Mecklenburg beständen, der Vorbehalt nicht
nothwendig und daher abzulehnen.
Daß die Erbpacht und ihr ähnliche Rechts
verhältnisse ihre bedenkliche Seite hätten
oder wenigstens je nach ihrer Aus
gestaltung im Einzelnen sie haben könnten, sei nicht in Abrede zu stellen; man
47S
R.T. Art. 61. E.G. Art. 63. Prot. 437.
dürfe nicht durch
ein zu weit gehendes
Entgegenkommen gegen die heutigen
agrarrechtlichen Bestrebungen die Nothwendigkeit einer neuen Ablösungsgesetz gebung heraufbeschwören.
Einen besonderen Punkt der Erörterung bildete die Frage, ob der Vor behalt schlechthin für die Erbpacht rc. an „Grundstücken" oder nur an „landwirthschaftlichen" bezw. „ländlichen" Grundstücken
in der Sitzung vorgeschlagene Bezeichnung
gemacht werden solle.
„ländlich"
Die
soll auch die mecktenb.
Häuslereien mitumfassen, für welche wegen ihres oben besprochenen Umfanges der Ausdruck „landwirthschaftliches Grundstück" als ungeeignet bezeichnet wurde.
Es wurde jedoch eingewendet, der dem Entw. bisher fremde Ausdruck „ländlich" werde einmal zu Zweifeln über seine Beziehung
Kulturart des
Grundstücks
Anlaß
geben und
auf die Lage oder auf die
ferner die Unterscheidung der
mehreren im Gesetze gebrauchten verwandten Bezeichnungen:
„Landgut", „land
wirthschaftliches Grundstück" und „ländliches Grundstück" erschweren.
Für die
allgemeine Ausdrucksweise: „an Grundstücken" wurde geltend gemacht, daß die Erbpacht in Mecklenburg auch an städtischen Grundstücken vorkomme. Der Antrag 4 will dafür Sorge tragen, daß dem die Erbpacht und die sonstigen vererblichen und veräußerlichen Nutzungsrechte betreffenden Vorbehalt
im Falle seiner Annahme inhaltlich nicht eine über das Bedürfniß hinausgehende
Ausdehnung beigelegt werde.
Er beruht auf der Erwägung, daß zwar die
Begründung und der Inhalt der fraglichen Rechte, insbesondere auch die Frage der Uebertragbarkeit und Belastbarkeit, der Landesgesetzgebung unterstehen, für
die Art und Weise jedoch, wie jene Rechte am Vermögensverkehre theilzunehmen hätten, das allgemeine bürgerliche Recht maßgebend sein müsse.
Dies soll durch
die Verweisung auf die Vorschrift des Art. 71 Satz 2 zum Ausdrucke gebracht werden, welche für das dort der Landesgesetzgebung vorbehaltene dingliche Recht
zur Gewinnung eines Minerals eine entspechende Beschränkung aufstellt. Seitens des mecklenb. Kommissars wurde die Erklärung abgegeben, daß in Mecklenburg im Falle des Fortbestandes der Erbpacht die Einpassung des Instituts in die allgemeinen Grundsätze des B.G.B. über die Uebertragung und Belastung des
Immobiliarvermögens erfolgen solle: das einzelne Erbpachtrecht werde ein be sonderes Blatt im Grundbuch erhalten, wie dies schon jetzt der Fall sei.
Nach
dem der Antragsteller eine andere Formulirung des Antrags 4 in Aussicht
gestellt hatte, wurde mit seinem Einverständnisse die Weiterberathung des An- '
trags auf die nächste Sitzung vertagt.
Bei der Abstimmung wurde der Vorbehalt zunächst für den Fall seiner Annahme dahin geformt, daß er für die Erbpacht und „ähnliche vererbliche und
veräußerliche Nutzungsrechte" (Antrag 3), und zwar an Grundstücken jeder Art gelten solle.
Das Ergebniß der endgültigen Abstimmung war,
daß der Vor
behalt in dieser Gestalt unter örtlicher Beschränkung auf die Großherzogthümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz Annahme fand.
Für die An
nahme wurden elf, gegen dieselbe vier Stimmen abgegeben.
II.
Man wandte sich zur Berathung des bei der Erörterung des Art. 70
kennte
auf S. 434 unter C ausgesetzten Antrags: Äußerung 1. im Art. 70 Abs. 1 Nr. 1 hinter dem Worte „Grundstücken" einzufügen "«bundener Grundstücke.
480
Prot. 437. E. I Art. 70. B.R. Art. 92.
„und den Wiederverkauf von aus einer Hand durch Kauf- oder Tausch vertrag erworbenen Grundstücken";
Hs lagen nunmehr die beiden anderweiten Anträge vor: 2. im Art. 70 Abs. 1 Nr. 1 hinter dem Worte „Grundstücken" einzuschalten „oder von mehreren zu einer wirchschaftlichen Einheit verbundenen
Grundstücken"; 3. Im Art. 70 Abs. 1 als Nr. lu. einzufügen: die landesgesetzlichen Vorschriften, welche im Falle des entgeltlichen
Erwerbes von Grundstücken, die bisher zusammen bewirthschaftet die getrennte Weiterveräußerung dieser Grundstücke
worden sind,
beschränken;
eventuell: die
landesgesetzlichen Vorschriften,
welche
die getrennte Weiter
veräußerung von Grundstücken, die bisher zusammen bewirthschaftet
worden sind, beschränken. Die Anträge bezwecken, die landesgesetzlichen Vorschriften, welche die ge
trennte Veräußerung von Grundstücken untersagen oder beschränken, auch insoweit
als
aufrechtzuerhalten,
sie
sich auf Grundstücke beziehen, die nicht rechtlich zu
einer Einheit verbunden sind, wie dies in der bereits angenommenen Vorschrift des Entw. (Art. 70 Abs. 1 Nr. 1) vorausgesetzt wird.
Die Beranlaffung - zur
Aussetzung des ursprünglichen Antrags hatte die bei der Berachung hervor
getretene Schwierigkeit gebildet, das für die Anwendung bezw. Zulassung jener Gesetze maßgebende positive Kriterium der wirthschaftlichen Zusammengehörigkeit
zutreffend zu bezeichnen. Die Fassung des von dem württemb. Staatsministerium empfohlenen ursprünglichen Antrags: „aus einer Hand durch Kauf- oder Tausch
vertrag erworbene Grundstücke" war als unzutreffend und zu weit gehend
kämpft worden.
be
Bon den beiden späteren Anträgen spricht der Antrag 2 von
„mehreren zu einer wirthschaftlichen Einheit verbundenen Grundstücken", während
der Antrag 3 als Merkmal aufstellt, daß die Grundstücke „bisher zusammen be wirthschaftet" sein müßten und in der Prinzipalen Fassung hinzufügt, daß die gemeinschaftliche Bewirthschaftung schon in der Hand eines Borbesitzers bestanden
haben müsse, von welchem der jetzige Eigenthümer die Grundstücke entgeltlich erworben
habe.
In
Konsequenz
der
Weglasiung dieses Merkmals
in
der
eventuellen Gestalt des Antrags erklärte dessen Urheber sich mit der Anregung einverstandenem der eventuellen Fassung das Wort „Weiterveräußerung" durch
„Veräußerung" zu ersetzen.
Der Gedanke der Anträge und die verschiedenen Fassungsvorschläge blieben nicht ohne Widerspruch.
In sachlicher Beziehung wurde bemerkt, die Anträge
streiften das Gebiet des Anerbenrechts, und zwar nach einer Richtung, die in neuerer Zeit von den Anhängern des Anerbenrechts selbst aufgegeben worden sei.
Dem Unwesen der
Güterschlächterei, dessen Bckämpfung hauptsächlich in der
Tendenz der einschlägigen Landesgesetze liege, werde besser durch strafrechtliche Vorschriften entgegengewirkt. Diese Tendenz, wie von einer Seite vorgeschlagen sei, im Gesetzestexte zum Ausdrucke zu bringen, sei schwierig und für die Komm,
fast unmöglich, da sie nur einen Vorbehalt für die Landesgesetzgebung zuformuliren habe.
Ohne eine derartige Schranke aber landesgesetzliche Verbote oder
R.T. Art. 118. E.G. Art. 119. Prot. 437.
481
Beschränkungen der Einzelveräußerung bisher wirthschaftlich verbundener Grund stücke zuzulaffen, sei bedenklich, da die Zerschlagung eines größeren Grundbesitzes keineswegs immer nachcheilig, sondern oft nützlich wirke.
Ein weiteres Bedenken
bestehe darin, daß es in der Konsequenz der Vorschrift liegen würde, den Landes
gesetzen auch die Beschränkung der getrennten Belastung solcher Grundstücke frei zugeben, da die getrennte Belastung zu getrennter Veräußerung führen könne.
Bon den Anhängern der Anträge wurde der letztgedachten Konsequenz
widersprochen, weil die Belastung doch nur möglicherweise zur Veräußerung führe und die Begünstigung von Gesammthypotheken zu vermeiden sei.
Im
Allgemeinen wurde zur Vertheidigung der Anträge bemerkt, daß die Berück
sichtigung der besonderen Lage des einzelnen Falles dadurch gesichert sei, daß die Landesgesetze die getrennte Veräußerung der Grundstücke wohl meist nicht schlechthin verböten, sondern sie an die Genehmigung der Verwaltungsbehörden
knüpften.
Im Uebrigen würde es ein wenig angemessenes Ergebniß sein, wenn
für den Fall der oft zufälligen rechtlichen, d. h. grundbuchmäßigen, Bereinigung
mehrerer Grundstücke die landesgesetzlichen Theilungsbeschränkungen, die doch in erster Linie wirthschaftlichen Zwecken dienten (Mot. S. 194), aufrechterhalten würden, für dm Fall einer nur wirthschaftlichen Bereinigung aber nicht.
Bezüglich der verschiedenen Fassungsvorschläge wurde bemerkt, man werde
gut thun, auf den im Anträge 2 vorgeschlagenen Ausdruck „wirthschaftliche Einheit" zu verzichten, da, wie die Debatte ergeben habe, schiedenes denken lasse.
Es sei behauptet worden, von
sich
hierunter Ver
einer wirthschaftlichen
Einheit laste sich nur sprechen, wenn mehrere Grundstücke durch
selben Wirthschaftsplan verbunden seien. zu eng sein.
ein und den
In diesem Sinne würde der Ausdruck
Es habe sich ferner Meinungsverschiedenheit darüber ergeben, ob
eine wirchschaftliche Einheit vorliege, wenn von mehreren demselben Eigenchümer
gehörigen Grundstücken einzelne von diesem selbst bewirthschaftet,
andere aber
Man könne endlich auch nicht schlechthin auf die Bereinigung
verpachtet seien.
im Eigenchum abstellen, wie von einer Seite vorgeschlagen worden sei, um auch
solche Fälle mitzutreffen, in denen, wie es auf den größeren Gütern im Osten Deutschlands vorkomme, einzelne Theile des Gutes (sog. Vorwerke) ganz selbst ständig durch Inspektoren bewirthschaftet würden. Das' Richtige werde sein,
das Unterscheidungsmerkmal mit dem Eventualantrag 3 dahin zu fassen, daß die mehreren Grundstücke bisher — sei es auch nur von dem gegenwärtigen Eigen
chümer — „zusammen bewirthschaftet" worden seien.
Die Mehrheit trat diesen Erwägungen bei und nahm unter Ablchnung der Erstreckung der Vorschrift auf die Belastung von Grundstücken den eventuellen Antrag 3 in der chm während der Berathung gegebenen Gestalt an.
HL Die Komm, ging zur Berathung des Antrags über: an geeigneter Stelle folgende Vorschriften aufzunehmen:
§. a. Unberührt bleiben die Landesgesetze, welche die Anfechtbarkeit der Ehelichkeit eines Kindes in Ansehung der Nachfolge in Fidei-
kommiß-, Lehen- und Stammgüter regeln. §. b. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, welche
den
Vrotokolle. Bd. VL
auf
Grund
des
öffentlichen Rechtes
zum
Unterhalte
31
ver-
482
Prot. 437. B.R. Art. 76, 135.
pflichteten Verbänden und Anstalten mit der Unterhaltspflicht zu gegen die Personen geben, welche auf
sammenhängende Ansprüche
Grund des Bürgerlichen Gesetzbuchs zum Unterhalte verpflichtet sind. Tem den §. a betr. Anträge waren die Bemerkungen beigefügt.: Nach den ob der Art. 35 des Entw. d. E.G.
zweifelhaft,
gedruckten Materialien ist es
dahin zu verstehen sei, daß die Landesgesetze auch insoweit, als sich aus dem be antragten Vorbehalt ergiebt, unberührt bleiben sollen. In den Mot. zum Entw.
d. B.G.B. IV S. 660 f. rechts
ist die Einräumung
eines
besonderen Anfechtungs
und Fideikommißanwärter abgelehnt und eines
zu Gunsten der Lehen-
Vorbehalts nicht erwähnt, während in Ansehung der Sukzessionssähigkeit der legilimirten Kinder a. a. £. S. 923 auf das E.G. hingewiesen ist, das die landes
rechtlichen Vorschriften
S. 157 ff.
aufrechterhalte.
ist weder die
eine
In
die
noch
den Mot.
Frage
andere
zum
Entw. d. E.G.
erwähnt.
Aus IV
2. 467 unter A ergiebt sich dagegen allerdings, daß die Kompetenz der Landes
gesetzgebung zur Beantwortung der Frage aus dem Art. 35 des Entw. d. E.G. Neben den
gefolgert wird.
gedruckten Materialien
wird eine Klarstellung im
Entw. kaum unterbleiben können.
a. Gegen den sachlichen Inhalt des in dem §. a ausgesprochenen Satzes
Anfechtung d.
durch Fidei- erhob
anwärter
sich
Man hielt dafür,
kein Widerspruch.
9ed°9cnc Stelle der Mot.
daß die Frage gegen die an-
und in Uebereinstimmung mit der bei früherer Ge
legenheit geäußerten Ansicht der Komm, zu Gunsten der Kompetenz der Landes
Dagegen wurde die vorgeschlagene Fassung be
gesetzgebung zu entscheiden sei.
mängelt und die Nothwendigkeit und Zweckmäßigkeit eines ausdrücklichen Vor In
ersterer Beziehung wurde bemerkt,
bestimme sich
stets nach dem B.G.B. sowohl be
behalts überhaupt in Frage gezogen.
die Ehelichkeit
eines Kindes
der Zulässigkeit der Anfechtung als auch bezüglich der Voraussetzungen
züglich
und der Wirkung der Legitimation.
gestellt werden,
zu
bestimmen,
Ter Landesgesetzgebung
könne nur frei
daß die Sukzessionsfähigkeit gewisser Kinder in
die Fideikommisse rc., obwohl diese Kinder ehelich seien, ausgeschlossen oder der Aus diese Wendung des Gedankens wurde
Anfechtlmg unterworfen sein solle.
von anderer Seite als auf eine bloße Frage des Ausdrucks kein Gewicht gelegt, die Nichtaufnahme der
vorgeschlagenen Vorschrift
aber um deswillen befür
wortet, weil sie die Bedeutung des Art. 35 und die Tragweite der Vorbehalte des E.G. überhaupt in Zweifel zu stellen geeignet sei. Tie zweite Komm, habe sich
in
dem
letzteren
Punkte
auf
den
nach
voraufgegangenen
Meinungs
verschiedenheiten schließlich bereits von der ersten Komm, eingenommenen Stand
punkt gestellt, daß jeder Vorbehalt die Landesgesetzgebung nach allen Richtungen
hin zur selbständigen Ordnung der fraglichen Materie ermächtige.
es
vermeiden, diese Grundausfassung durch
Man müsse
ausdrückliche Hervorhebung
eines
einzelnen Folgesatzes zu verdunkeln. Es könne und müsse daher auch der im Anträge vorgeschlagene Satz der Auslegung des Art. 35 überlassen werden. Ter Beschluß ging dahin,
eine besondere Vorschrift im E.G. nicht auf
zunehmen. Tie in dem §. b vorgeschlagene Bestimmung wurde vorbehaltlich der
ar.'^üche'des
stetes sc. Fassung gebilligt. grg'-n Die unteriake» i^lidmgen.
•
v
- z
c
..
Leitend waren folgende Erwägungen:
483
R.T. Art. 102, 162. E.G. Art. 103, 162. Prot. 437.
Daß die, das Verhältniß der öffentlichen Verbände zu
den unterhalts
pflichtigen Verwandten eines Unterstützten betreffenden, Vorschriften der Armen-
gesetzgebung durch das B.G.B. unberührt blieben, sei nicht so zweifellos, wie
es in den Mot. (IV S. 676) hingestellt werde.
Es werde nicht selten fraglich
erscheinen, ob der Anspruch des Verbandes öffentrechtlicher oder privatrechtlicher
Natur sei. führung
Tie Rechtsprechung habe häufig den Gesichtspunkt der Geschäfts
ohne Auftrag und
andere privatrechtliche
Sätze herangezogen.
Zur
Sicherung des Fortbestandes der einschlägigen landesgesetzlichen Vorschriften sei
daher ein ausdrücklicher Vorbehalt geboten.
Ob dieser Vorbehalt mit dem An
träge dahin zu fassen lein werde, daß die „mit der (öffentlichrechtlichen) Unter haltspflicht zusammenhängenden" Ansprüche der Verbände und Anstalten unberührt
bleiben, um dem Umstande Rechnung
zu tragen, daß
viele Landesgesetze im
Anschluß an das Reichs-Ges. über den Unterftützungswohnsitz v. 6. Juni 1870
(§. 62) mit der Leistung den Anspruch des Unterstützten vi legis auf den Ver
band übergehen
lassen,
oder ob es genügen werde, von dem
Anspruch „auf
Ersatz des gewährten Unterhalts" zu sprechen, möge die Red.Komm. erwägen. Sachlich sei zu bemerken,
daß der §. 1593 (B.R.) zu dem Vorbehalte nicht
nöthige, da die daselbst bezüglich des Unterhaltsanspruchs für die Vergangenheit
aufgestellte Beschränkung schon im Falle des §. 1587 Abs. 2 (B.R.) nicht gelte, also auch keine Anwendung finden würde, wenn der Unterhaltsanspruch des Be-
dürftigen statt auf einen subsidiär verpflichteten Verwandten auf den öffentlichen Armenverband überginge.
Unter den öffentlichen Verbänden und Anstalten werde
auch der Staat in Ansehung der Gefängnisse zu verstehen sein, was in den Mot.
(IV S. 123,124) hinsichtlich der Unterhaltspflicht des Ehemanns schon anerkannt sei.
Zu beachten sei aber, daß
sich der Vorbehalt nur auf den Unterhalts
anspruch, also das auf Ehe oder Verwandtschaft beruhende Alimentationsrecht,
beziehe, und nicht auch den aus einer unerlaubten Handlung entstehenden An-
spruch auf Schadensersatz (vergl. B.R. §. 828) umfasse.
IV.
Eine weitere zusätzliche Bestimmung war in dem folgenden Süttrcige au^°^er^Lb
B.s.B. nach
vorgeschlagen: als Art. 94 a die Bestimmung aufzunehmen:
gegangenem
Soweit die nach den bisherigen Gesetzen erfolgte Todeserklärung, Abwesenh.-
Verschollenheitserklärung oder Einweisung des muthmaßlichen Grben
in den Besitz oder Genuß des Vermögens eines Verschollenen keinen Einfluß auf Rechtsverhältnisse hat, auf die sich die Wirkungen der Todeserklärung nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch erstrecken, ist nach
dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs eine Todeserklärung nach
dessen Vorschriften zulässig; die Wirkungen
beschränken sich
auf diese Rechtsverhältnisse.
(Vergl. B.R. §. 2363 Abs. 2.
Die Vorschrift soll insbesondere
eine Todeserklärung zum Zwecke der Wiederverheirathung in dem
Gebiete des rheinischen Rechtes ermöglichen.) Der Antrag wurde mit der Maßgabe angenommen, daß das Wort „Todes
erklärung" im Eingänge weggelassen und statt dessen der Art. 92 dahin ergänzt werden solle, daß eine vor dem Inkrafttreten des B.G.B. erfolgte Todeserklärung 31*
484
Prot. 437. B.R. Art. 37, 135.
auch im Falle des §. 912 (B.R.) die Wirkungen einer auf Grund des B.G.B.
erfolgten Todeserklärung habe.
Gegen den Vorschlag wurde geltend gemacht: Die Voraussetzung des An trags sei, daß ein Abwesenheitsverfahren unter der Herrschaft des alten Rechtes,
d. h. entweder vor dem Inkrafttreten des B.G.B., oder gemäß Art. 93,94 später nach Maßgabe des alten Rechtes, seinen Abschluß gefunden habe. Nach dem Anträge
sollen nun diejenigen Wirkungen eines dem neuen Rechte unterstehenden Verfahrens, welche das
durch
abgeschlossene Verfahren nach dem alten Rechte nicht gehabt habe,
eine nachträgliche Todeserklärung nachgeholt werden können.
Dies gehe
über den Zweck einer Uebergangsvorschrift hinaus und sei innerlich nicht gerecht-
Mn Rechtsverhältniß, das seine Ausgestaltung unter der Herrschaft des
fertigt.
früheren Rechtes diesem entsprechend erhalten habe, dürfe nicht durch einen Ein griff des neuen Rechtes nachträglich umgeformt werden.
ein gewisses Verhältniß regele, so
sein Schweigen über andere Fragen auch diesen und
Denn wenn das Recht
stelle es neben den positiven Sätzen durch
negative Rechtssätze auf;
zwischen
den ausgesprochenen positiven Sätzen zu scheiden und die letzteren
anzuerkennen, die ersteren aber auszuschließen, verstoße gegen die Folgerichtigkeit. Die praktisch
bedeutsamste Frage,
ob
eine nach dem früheren Rechte erfolgte
Todeserklärung nach dem Inkrafttreten des B.G.B. unter allen Umständen die Zulässigkeit der Wiederverheirathung zur Folge haben solle, sei schon durch den Art. 92
der Tendenz
des Antrags
entsprechend in
bejahendem Sinne ent
schieden. Diesen Erwägungen setzte die Mehrheit Folgendes entgegen:
Es könne
zwar nicht der von der einen Seite vertretenen Auffassung beigepflichtet werden, daß der beantragte Satz sich schon ohne Weiteres ergeben würde, die Aufnahme
der Vorschrift sei aber rechtlich unbedenklich und durch Gründe der Gerechtigkeit und Zweckmäßigkeit geboten.
Ob das Schweigen eines Gesetzes über den Ein
tritt gewisser Wirkungen eines
Rechtsakts
als
gewollte Ausschließung dieser
Wirkungen aufzufassen sei, lasse sich nicht in der Allgemeinheit bejahend be antworten, wie die Minderheit dies annehme. Für die Zulässigkeit der Wieder verheirathung nach einem voraufgegangenen franz. Abwesenheitsverfahren treffe jene Annahme zweifellos nicht zu.
Denn das franz. Berschollenheitsverfahren
habe zu dieser Frage keine Beziehung und sei einer solchen Rechtswirkung keines wegs angepaßt.
Für eine Stellungnahme des Gesetzes zur Frage der Wieder
verheirathung habe dort auch kein Anlaß bestanden, da das katholische Kirchen
recht unter Umständen eine Wiederverehelichung auf die Gefahr hin zulasse, daß
die neue Ehe wegen des Fortbestandes der früheren nichtig sei. dem B.G.B. nicht mehr der Fall.
Dies sei nach
Wenn die Minderheit geltend mache, das
frühere Verfahren habe den vorhandenen Thatbestand absorbirt, so dürfe auf diesen formalen Gesichtspunkt nicht das entscheidende Gewicht gelegt werden.
Die Gerechtigkeit verlange, daß einem Betheiligten, der beim Vorhandensein der gesetzlichen Voraussetzungen schon unter der Herrschaft des alten Rechtes das
gesetzliche Verfahren herbeigeführt habe, die Vortheile des neuen Rechtes ebenso» wenig vorenthalten werden, wie demjenigen, der trotz des Vorliegens der Vor aussetzungen die Stellung des Antrags bisher unterlassen habe.
Da in dem
einen wie in dem anderen Fall alle Voraussetzungen des neuen Rechtes vor-
R.T. Art. 61, 162. E.G. Art. 63, 162. Prot. 438.
485
Handen sein müßten, so habe die Gleichstellung keine Bedenken.
Als begründet
sei nur der Hinweis der Minderheit darauf anzuerkennen, daß einer nach früherem
Rechte erfolgten Todeserklärung schon durch den Art. 92 (in Verbindung mit den Art. 93, 94) in den wichtigsten Punkten, insbesondere hinsichtlich der Wiederverheirathung, die Wirkung einer nach dem B.G.B. ergangenen Todeserklärung
beigelegt werde. Ein ausreichendes Bedürfniß für ein nachträgliches ergänzendes Verfahren bestehe hiernach nur in den Fällen, in welchen der frühere Rechtsakt eine andere Form (Verschollenheitserklärung, Besitzeinweisung) an sich getragen
habe.
Dem Wunsche des Antragstellers, es solle eine nach dem früheren Rechte
erfolgte Todeserklärung auch für den Fall des §. 912 (Aufgebot eines Grund stücks)
der Todeserklärung des B.G.B. in chrer Wirkung gleichgestellt werden,
werde man einfacher dadurch gerecht, daß man den §. 912 unter die im Art. 92
angezogenen bezw.
nach
dem jetzigen Beschlusse inhaltlich aufgeführten Vor
schriften des B.G.B. aufnehme.
438. (S. 8985 bis 9012.) L Im Anschluß an den S. 473 unter I 4 mitgetheilten Antrag, dessen
weitere Berathung auf heute vertagt worden (S. 479), und zum Ersätze desselben war der Antrag gestellt: dem für die vererblichen und veräußerlichen Nutzungsrechte beschlossenen Vorbehalte den Zusatz zu geben: Für diese Nutzungsrechte gelten die sich
auf Grundstücke be
ziehenden Vorschriften.
Die für den
Erwerb des
finden auf den Erwerb
eines
Eigenthums geltenden Vorschriften
bestehenden Rechtes dieser Art ent
sprechende Anwendung.
Die Aufnahme der vorgeschlagenen Vorschrift wurde lediglich
aus dem
Gesichtspunkte bekämpft, daß man es vermeiden müsse, das Gesetz mit Spezial bestimmungen zu belasten, wenn dieselben nicht unbedingt nothwendig seien.
Letzteres sei hier nicht der Fall. sein,
Die Landesgesetzgebung werde in der Lage
die Verhältnisse auch ohne besonderen Vorbehalt im Sinne des Antrags
zu regeln.
Die Komm, nahm den Antrag an. Erwogen war: Ob die Bestimmung selbstverständlich sei, unterliege erheblichen Zweifeln.
Selbst wenn die Landesgesetzgebung befugt sein sollte, die in Betracht kommenden
Rechtsverhältnisse,
insbesondere
Erbpachtrecht, dem
das
Grundbuchrechte
zu
unterstellen, so verdiene es doch im Interesse der Rechtseinheit den Vorzug, die
Frage reichsrechtlich zu entscheiden.
Auch im Artikel 71 des Entw. d. E.G. sei
eine entsprechende Bestimmung gegeben.
Der Antrag habe allerdings, nachdem
der in der 437. Sitzung beschlossene Vorbehalt, den er ergänzen solle, auf Mecklenburg beschränkt worden sei, keine sehr weittragende Bedeutung.
Immer
hin erscheine es Wünschenswerth, klarzustellen, daß die ihrer inneren Natur nach dem Eigenthume nahe verwandten dinglichen Nutzungsrechte an Grundstücken,
deren
Aufrechterhaltung
man
ermöglichen
wolle, insbesondere das mecklenb.
Anwendung der für Grundstücke geltenden Borschristen auf die Erbpacht und ähnliche Nutzungs rechte.
R.T. Art. 61, 162. E.G. Art. 63, 162. Prot. 438.
485
Handen sein müßten, so habe die Gleichstellung keine Bedenken.
Als begründet
sei nur der Hinweis der Minderheit darauf anzuerkennen, daß einer nach früherem
Rechte erfolgten Todeserklärung schon durch den Art. 92 (in Verbindung mit den Art. 93, 94) in den wichtigsten Punkten, insbesondere hinsichtlich der Wiederverheirathung, die Wirkung einer nach dem B.G.B. ergangenen Todeserklärung
beigelegt werde. Ein ausreichendes Bedürfniß für ein nachträgliches ergänzendes Verfahren bestehe hiernach nur in den Fällen, in welchen der frühere Rechtsakt eine andere Form (Verschollenheitserklärung, Besitzeinweisung) an sich getragen
habe.
Dem Wunsche des Antragstellers, es solle eine nach dem früheren Rechte
erfolgte Todeserklärung auch für den Fall des §. 912 (Aufgebot eines Grund stücks)
der Todeserklärung des B.G.B. in chrer Wirkung gleichgestellt werden,
werde man einfacher dadurch gerecht, daß man den §. 912 unter die im Art. 92
angezogenen bezw.
nach
dem jetzigen Beschlusse inhaltlich aufgeführten Vor
schriften des B.G.B. aufnehme.
438. (S. 8985 bis 9012.) L Im Anschluß an den S. 473 unter I 4 mitgetheilten Antrag, dessen
weitere Berathung auf heute vertagt worden (S. 479), und zum Ersätze desselben war der Antrag gestellt: dem für die vererblichen und veräußerlichen Nutzungsrechte beschlossenen Vorbehalte den Zusatz zu geben: Für diese Nutzungsrechte gelten die sich
auf Grundstücke be
ziehenden Vorschriften.
Die für den
Erwerb des
finden auf den Erwerb
eines
Eigenthums geltenden Vorschriften
bestehenden Rechtes dieser Art ent
sprechende Anwendung.
Die Aufnahme der vorgeschlagenen Vorschrift wurde lediglich
aus dem
Gesichtspunkte bekämpft, daß man es vermeiden müsse, das Gesetz mit Spezial bestimmungen zu belasten, wenn dieselben nicht unbedingt nothwendig seien.
Letzteres sei hier nicht der Fall. sein,
Die Landesgesetzgebung werde in der Lage
die Verhältnisse auch ohne besonderen Vorbehalt im Sinne des Antrags
zu regeln.
Die Komm, nahm den Antrag an. Erwogen war: Ob die Bestimmung selbstverständlich sei, unterliege erheblichen Zweifeln.
Selbst wenn die Landesgesetzgebung befugt sein sollte, die in Betracht kommenden
Rechtsverhältnisse,
insbesondere
Erbpachtrecht, dem
das
Grundbuchrechte
zu
unterstellen, so verdiene es doch im Interesse der Rechtseinheit den Vorzug, die
Frage reichsrechtlich zu entscheiden.
Auch im Artikel 71 des Entw. d. E.G. sei
eine entsprechende Bestimmung gegeben.
Der Antrag habe allerdings, nachdem
der in der 437. Sitzung beschlossene Vorbehalt, den er ergänzen solle, auf Mecklenburg beschränkt worden sei, keine sehr weittragende Bedeutung.
Immer
hin erscheine es Wünschenswerth, klarzustellen, daß die ihrer inneren Natur nach dem Eigenthume nahe verwandten dinglichen Nutzungsrechte an Grundstücken,
deren
Aufrechterhaltung
man
ermöglichen
wolle, insbesondere das mecklenb.
Anwendung der für Grundstücke geltenden Borschristen auf die Erbpacht und ähnliche Nutzungs rechte.
486
Prot. 438. E. I Art. 95-97. B.R. Art. 126-128, 181.
Erbpachtrecht, prinzipiell den Rechtssätzen über Grundstücke unterworfen seien,
auch jetzt schon in Mecklenburg
wie dies
der Fall sei.
Es werde dadurch
namentlich der Vortheil erreicht, daß die Vorschriften des Obligationenrechts und
Familienrechts über Grundstücke ohne
des
Weiteres
auf die
Rede
in
Anlangend den Abs. 2
stehenden Nutzungsrechte Anwendung zu finden hätten.
der vorgeschlagenen Bestimmung, so sei zu beachten, daß er sich ausdrücklich nur
auf bereits bestehende,
nicht aber
aus erst zu begründende Rechte beziehe: die
Art und Weise der Begründung dieser Rechte bestimme sich nach Landesrecht. Der Abs. 1 erweise sich als nothwendig, nachdem der §. 781 des Entw. I bei der zweiten Lesung gestrichen worden ist.
II.
Volljährige rc.
Ter Art. 95 wurde nicht beanstandet.
Art. 86. Emanzivirte.
III.
Art. 97. Entmündigte HeisreSkrante re.
IV.
Wegen
Ter Art. 96 wurde ohne Widerspruch gebilligt.
Eine längere Erörterung knüpfte sich an den Art. 97. A. Beim Eintritt in die Berathung wurde von einer Seite bemerkt:
Bezüglich des Art. 97 Abs. 1 könne fraglich erscheinen, ob nicht, nachdem das B.G.B. neben der Entmündigung wegen Geisteskrankheit die Entmündigung
Entinündigre.'wegen
Geistesschwäche ausgenommen habe, dem Umstande Rechnung getragen
werden sollte, daß nach einzelnen Landesrechten die Geschäftsfähigkeit durch die
wegen Geisteskrankheit erfolgende Entmündigung je nach der Beschaffenheit der
Krankheit in verschiedenem Maße beeinflußt werde: scheine,
diejenigen
Entmündigten,
bei
welchen
ob
die
es
nicht angezeigt er
Entmündigung
geringere
Wirkungen habe, als eine wegen der schwersten Krankheitsform ausgesprochene Jnterdiktion, den Vorschriften des B.G.B. über die wegen Geistesschwäche ent
mündigten Personen zu uirterstellen. Ein Antrag wurde in dieser Richtung
zu Abs. 1
nicht. gestellt und die
Vorschrift ohne Widerspruch gebilligt.
Der Abs. 2 des Art. 97 giebt eine Spezialvorschrift über die Rechts-
Nach ttan;
o-ba^R.w. Lage desjenigen, schwäche Der.
dem nach
ein Beistand bestellt ist.
dem franz, oder bad. Rechte wegen Geistesschwäche Die Verbeiständung
soll mit dem Inkrafttreten des
B.G.B. erloschen. Es war beantragt:
den Abs. 2 des Art. 97 zu fassen:
Die nach den Vorschriften des
französischen oder des badischen
Rechtes für einen Geistesschwachen angeordnete Bestellung eines Bei standes
hat von dem Inkrafttreten des
Bürgerlichen Gesetzbuchs
an die Wirkung der Entmündigung wegen Geistesschwäche.
Ter Antragsteller führte aus: herigen Rechtes eine Verbeiständung
Tie Fälle, in denen auf Grund des bis
angeordnet sei,
jenigen Fällen gleichgestellt zu werden,
Entmündigung wegen Geistesschwäche beschlossen sei.
biete des
franz. Rechtes
eigneten sich dazu,
Nach der Praxis im Ge
(vergl. Aubry u. Rau I §. 138 zu Anm. 4) seien die
Voraussetzungen im Wesentlichen dieselben wie bei der Entmündigung Geistesschwäche.
den
in denen nach dem neuen Rechte eine
Wenn der Beistand einfach wegfalle, werde regelmäßig,
wegen
eben
weil die thatsächlichen Voraussetzungen vorhanden seien, alsbald ein Verfahren
behufs Entmündigung wegen Geistesschwäche eintreten müssen.
Auch in formaler
R.T. Art. 153-155, 210. E.G. Art. 153-155, 211. Prct. 438.
487
Beziehung seien die Voraussetzungen vorhanden, um das bisherige Institut der Verbeiständung ohne Weiteres in den schwäche hervorgehenden Rechtszustand
C.P.O. könne ein Beistand
aus der Entmündigung
umzuwandeln.
eines
für einen Geistesschwachen nur aus Grund
nach Maßgabe der Vorschriften der C.P.O.
verfahrens bestellt werden.
wegen Geistes
Nach §. 10 d. E.G. z.
Man habe
durchgeführten
also die Garantie,
des Geistesschwachen in genügender Weise geschützt seien. Wirkungen der Entmündigung weitergehende,
Bestellung eines Beistandes eintreten lasse.
Entmündigungs
daß die Interessen
Allerdings seien die
als sie das franz. Recht bei der
Aber dabei sei zu beachten, daß das
franz. Recht überhaupt auf dem prinzipiellen Standpunkte stehe, die Wirkungen der Entmündigung auf das komme,
nothwendigste Maß zu beschränken, während den
der Gedanke zu Grunde liege, daß es
Vorschriften des B.G.B.
dem Schutzbedürftigen einen wirklich
beutung und
eigene Schwäche zu gewähren.
ausgiebigen Schutz
darauf
an
gegen Aus
Um diesen, den heutigen An
schauungen entsprechenden Gedanken durchzuführen, werde man regelmäßig dazu schreiten müssen, alsbald nach dem Inkrafttreten des B.G.B. die Geistesschwachen entmündigen zu lassen.
Daß eine Entmündigung, die auch nach dem franz.
Rechte zulässig sei, in dem einzelnen Falle, in welchem ein Beistand bestellt wurde, nicht nothwendig befunden worden, könne nicht als festgestellt gelten.
Tas
Verfahren über die Bestellung eines Beistandes habe eben nur den Zweck, positiv
festzustellen, ob ein Beistand bestellt werden müsse. es sich um eine Zweckmäßigkeitsfrage.
Fälle, in denen
Im Wesentlichen handele
Es sei anzunehmen, daß die Zahl der
eine nachträgliche Entmündigung
erforderlich sein würde, be
deutend größer sei, als diejenige der Fälle, in welchen nach dem Wegfalle des Beistandes von weiteren Maßnahmen Abstand genommen werden könne. .
Gegen den Antrag wurden von mehreren Seiten Bedenken erhoben.
Ter
wesentliche Unterschied, so wurde ausgeführt, zwischen der Verbeiständung und der Entmündigung
wegen Geistesschwäche bestehe darin, daß bei der letzteren
dem Entmündigten die Verwaltung seines Vermögens entzogen werde, während
bei der Verbeiständung
der Pflegling
im Prinzipe seine Selbständigkeit und
insbesondere die Verwaltung seines Vermögens behalte und nur in einzelnen Beziehungen man
an
die
Mitwirkung
dem Verbeistandeten
des
Beistandes
gebunden
werde.
Wollte
mit dem Inkrafttreten des B.G.B. ohne Weiteres
die Stellung eines Entmündigten zuweisen, so würde dadurch für ihn eine sehrerhebliche Beschränkung seiner Rechtsstellung herbeigeführt werden.
Namentlich
die Uebertragung der Vermögensverwaltung auf eine andere Person sei immer mit einer
gewissen Gefahr verbunden.
Man müsse.hier die größte Vorsicht
walten lassen und dürfe zu einem so tiefen Eingriff in die persönliche Rechts sphäre nur schreiten, wenn eine unbedingte Nothwendigkeit dargethan sei.
Letztere sei aber keineswegs der Fall.
Tas
Ter Antragsteller gehe davon aus, daß
der Berbeistandete immer oder regelmäßig eine geistig so tiesstehende Persönlichkeit
sei, daß derselbe seine eigenen Angelegenheiten nicht selbständig zu besorgen ver
möge. Indessen schon die Thatsache, daß das franz. Recht an die Verbeiständung nur beschränkte Folgen knüpfe, beweise, daß nicht eine solche völlige Unfähigkeit
zur Besorgung der eigenen Angelegenheiten vorausgesetzt werde.
Es möge Fälle
geben, in denen es gerechtfertigt sein würde, den Verbeistandeten ohne Weiteres
Prot. 438. E. I Art. 97-99. B.R. Art. 129, 180, 181.
488
wie einen Entmündigten zu behandeln.
Ob aber diese Fälle die zahlreicheren
seien, stehe dahin; mit Sicherheit lasse sich diese Frage nicht beantworten. Unter diesen Umständen erscheine es vorsichtiger, an der Regelung des Entw. festzu
Allerdings trete nach dem Entw. in denjenigen Fällen, in welchen der
halten.
Berbeistandete auch in Zukunft des rechtlichen Schutzes bedürfe, wenn der Bei stand wegfalle und die Entmündigung noch nicht durchgeführt sei, ein Zwischen
stadium ein, während dessen der Pflegling schutzlos sei.
Hier müsse dann etwa
durch die Anordnung einer vorläufigen Vormundschaft geholfen werden.
Mitunter
könne auch die Bestellung eines Pflegers nach §. 1888 Abs. 2 (B.R.) in Betracht
kommen, obschon zwischen den Rechtsfolgen, welche sich an die Bestellung eines Pflegers nach dem B.G.B. knüpfen, und denjenigen Wirkungen, welche das franz.
Recht der Bestellung
eines
Beistandes
beilege,
ein prinzipieller Unterschied
bestehe.
Von einer Seite wurde in der Debatte die Frage aufgeworfen,
ob es,
wenn man auf den Gedanken des Antrags eingehen wolle, nicht gerathen sei, den Vorbehalt allgemeiner zu fassen.
Es handele sich darum, einer nach dem bis
herigen Rechte möglichen unvollkommenen Entmündigung für die Zukunft volle
Wirkung beizulegen. Nun bestehe in Württemberg die Einrichtung, daß einem Geistesschwachen auf Grund eines nicht gerichtlichen Verfahrens ein Pfleger
bestellt werden könne; an die Bestellung seien dann privatrechtliche Folgen hin
sichtlich der Entmündigung geknüpft. Gegen die Hereinziehung des erhoben.
angedeuteten Falles
Die Sachlage sei eine verschiedene.
wurde Widerspruch
Im Falle des Art. 97 habe ein
gerichtliches Entmündigungsverfahren stattgefunden, es handele sich nur um die In dem anderen Falle sei im Verwaltungsweg
Wirkungen der Entmündigung.
ein Pfleger bestellt und dieser Vorgang sei es, welcher die Beschränkung der Geschäftsfähigkeit nach
sich ziehe.
Es sei mit erheblichen Schwierigkeiten ver
bunden, dieses Rechtsverhältniß mit den reichsrechtlichen Normen in Einklang zu bringen, jedenfalls dürfe man beide Fälle nicht verquicken.
Die Frage wurde
nicht weiter verfolgt. Die Abstimmung über den Abs. 2 des Art. 97 wurde im Hinblicke darauf,
daß eine ähnliche Frage bei Art. 98 zur Entscheidung stehe, auf den Wunsch des Antragstellers ausgesetzt. Art. 98.
Ve^chw.
V» Bei der Erörterung des Art. 98 wurde darauf hingewiesen, daß sich hier eine ähnliche Frage erhebe wie bei dem Abs. 2 des Art. 97, nämlich die,
GobeTna^te ob
eine Person,
für welche nach
den Vorschriften des franz, oder des bad.
Rechtes wegen Verschwendung ein Beistand bestellt worden, in Zukunft wie ein brandete, "ach den Vorschriften des B.G.B. wegen Verschwendung Entmündigter zu be
franz, o. bad.
handeln sei oder ob der Beistand mit dem Inkrafttreten des B.G.B. einfach
wegfallen solle.
Wenn man
die Frage mit dem Entw. im Sinne der ersten
Alternative entscheide und gleichzeitig den Abs. 2 des Art. 97 unverändert aufrecht
erhalte, so bestehe ein innerer Widerspruch zwischen den beiden Vorschriften. Hierauf wurde erwidert:
haft.
Die Entscheidung der Frage sei nicht unzweifel
Aber man müsse beachten, daß zwischen dem Falle des Art. 97 Abs. 2
und dem des Art. 98 ein wesentlicher Unterschied bestehe.
Die Feststellung, daß
R.T. Art. 156, 209, 210. E.G. Art. 156, 210, 211. Prot. 438.
489
Jemand ein Verschwender sei, erfolge unter der Herrschaft des franz. Rechtes artgrasf s. 91g4 fron} und unter derjenigen des B.G.B. nach denselben materiellen Grundsätzen. Der o. bad. R. w. chatsächliche Zustand, an welchen das franz. Recht die Verbeiständung, dasf4®äe^eriyer, B.G.B. die Entmündigung des Verschwenders knüpfe, sei derselbe.
Nur die beiftanbete.
rechtlichen Wirkungen, die aus der Feststellung dieses Zustandes abgeleitet würden,
seien verschiedene.
Bei der Geistesschwäche sei dagegen das Verhältniß so, daß
das B.G.B. die Unfähigkeit des Geistesschwachen, seine Angelegenheiten selbständig
zu besorgen, für die Entmündigung voraussetze, während das franz. Recht bei den Vorschriften über die Zuordnung eines Beistandes lediglich einen Zustand der Hülfsbedürftigkeit vor Augen habe, bei dem der Geistesschwache zwar für
einzelne Angelegenheiten der Unterstützung seitens eines Beistandes nicht entrachen könne, im Uebrigen aber fähig sei, selbständig zu handeln. Die Komm, entschied sich für die unveränderte Annahme des Art. 98 und
beschloß darauf, unter Ablehnung des oben unter IV B mitgetheilten, noch zu ver-
bescheidenden Antrags, auch den Abs. 2 des Art. 97 nach dem Entw. anzunehmen.
VI. Zu Art. 99 war beantragt, die Vorschrift zu streichen, da das Institut *• der Schutzbedürftigkeitserklärung (Entw. I §. 1727) abgelehnt worden sei. «taubf?« «. Bon anderer Seite wurde bemerkt: Auf die Fälle, welche der Art. 99 im „„nrmnbete. Auge habe, passe die Pflegschaft, welche im §. 1888 Abs. 1 (B.R.) vorgesehen
sei.
Bevormundung solcher Art komme nicht ganz selten vor; im Gebiete des
gemeinen Rechtes z. B. seien früher vielfach sog. freiwillige Vormundschaften eingeleitet worden.
verschieden geregelt.
Im Einzelnen sei das Verhältniß partikularrechtlich sehr Aus Gründen der Zweckmäßigkeit empfehle es sich, einen
mit dem Inkrafttreten des B.G.B. als Pfleger nach §. 1888 Abs. 1 (B.R.) bestehen zu lasten. Es würde sonst in vielen
in dieser Weise bestellten Vormund
Fällen nach dem Erlöschen der alten Vormundschaft ein neues Verfahren zur Bestellung eines Pflegers nothwendig werden.
Der Art. 99 werde hiernach in
folgender Fassung aufzunehmen sein: Auf eine Person, über welche, weil sie taub, blind oder stumm
ist, vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs eine Vor
mundschaft angeordnet ist, finden die Vorschriften über eine auf Grund des §. 1888 Abs. 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs angeordnete Pflegschaft Anwendung.
Die Komm, stimmte dem letzteren Vorschläge zu.
Zu der Fassung des Art. 99 wurde noch bemerkt: Im Art. 97 Abs. 2 sei gesagt:
„die Bestellung eines Beistandes .... verliert ihre Wirkung".
empfehle sich, vielleicht im Art. 99 ebenfalls zu sagen:
Es
„Die nach bisherigem
Rechte begründet gewesene Beschränkung der Geschäftsfähigkeit fällt fort", oder aber den Abs. 2 des Art. 97 zu streichen. Wenn man die Frage speziell für das
franz. Recht entschieden habe, sei es nicht wohl angängig, sie für alle anderen Rechte offen zu lasten.
Hierauf wurde erwidert: im Art. 97 sei gesagt, es höre
jede Wirkung auf, im Art. 99 dagegen, es trete eine bestimmte andere Wirkung
ein. Bei dieser Sachlage sei ein Zusatz zu Art. 99 nicht nöthig. Man beschloßdie Red.Komm. mit der Prüfung der Frage zu beauftragen.
490
Prot. 438. E. I Art. 100. B.R. Art. 57, 130, 136-139, 186. VII. Zu Art. 100 wurde bemerkt: Der Art. 100 beziehe sich auf den sog. erwählten Wohnsitz des franz, und bad.
Art. iw. WoAsltz*des
^°Rechtes^' biechtes.
Nach den genannten Rechten können die Parteien behufs der Vollziehung
eines Rechtsgeschäfts einen besonderen, nur für diesen Zweck geltenden Wohnsitz er
wählen. Tie rechtliche Wirkung einer solchen Wohnsitzwahl bestehe darin, daß sich die Partei der Gerichtsbarkeit des Gerichts des erwählten Wohnsitzes unterwerfe und daß
Zustellungen, welche sonst der Partei selbst
werden müssen,
oder an deren
Wohnsitze gemacht
an dem erwählten Wohnsitze bewirkt werden können
(vergl.
Urtheil des Reichsgerichts v. 16. Mai 1884 üt Annalen der bad. Gerichte 50 S. 266 ff.).
Das E.G. z. C.P.O. enthalte im §. 15 unter Nr. 5 die Bestimmung,
daß die Vorschriften des
des
franz, und
Wohnsitz unberührt bleiben, soweit es
bad. Rechtes
über den
erwählten
sich um Zustellungen handelt.
Durch
diesen §. 15 sei also beseitigt worden die Bestimmung, daß das domicil ein. eine Prorogation des Gerichtsstandes in sich schließe: die Prorogation richte sich seit
der Geltung der C.P.O. lediglich nach
Z. 38 d. C.P.O.:
aufrechterhalten aber
seien die auf die Wirksamkeit der Zustellungen bezüglichen Folgen und zwar um deswillen, weil man der Ansicht gewesen, daß diese Wirkungen des gewählten Wohnsitzes mit dem materiellen bürgerlichen Rechte in einem so engen Zusammen
hänge ständen, daß man nicht störend eingreifen dürfe.
d. E.G. z. B.G.B. sei vorgeschlagen, in • Betreff der Vorschriften
über
die
Im Art. 12 des Entw.
den im §. 15 Nr. 5 d. E.G. z. C.P.O.
Zustellungen
gemachten Vorbehalt zu
streichen, weil bei der künftigen einheitlichen Gestaltung des bürgerlichen Rechtes
der Grund Wegfälle, aus welchem der Vorbehalt seiner Zeit für nöthig erachtet worden sei.
Werde in Gemäßheit des Art. 12 d. E.G. z. B.G.B. im §. 15 d.
E.G. z. C.P.O. des gewählten Wohnsitzes gar nicht mehr erwähnt, so sei die
Folge,
daß die franz.-
Wohnsitz
bad.-rechtlichen Vorschriften über den gewählten
und
fortan vollständig
wegfallen.
Dagegen sei nichts zu erinnern.
Ter
Art. 100 stelle nun klar, daß von dieser Beseitigung der Vorschriften über den
erwählten Wohnsitz diejenigen Fälle nicht betroffen werden, in welchen sich die Vorschriften bereits konkretisirt haben.
Wenn zur Vollziehung eines
Rechts
geschäfts, das auch fernerhin nach franz, oder bad. Rechte zu beurtheilen sei, vor dem Inkrafttreten des G.B. ein Wohnsitz
erwählt worden, kommen die
Vorschriften über den erwählten Wohnsitz, soweit sie zur Zeit nach §. 15 Nr. 5 d. E.G. z. C.P.O. noch gelten, also in Ansehung der Zustellungen, zur Anwendung.
Der Art. wurde ohne Widerspruch angenommen. Juristische
Personen,
VIII. Anläßlich der Berathung des §. 43 des Entw. I ist Vorbehalten worden (l S. 505, vergl. auch I S. 612 bis 618) bei der Berathung des E.G. zu prüfen, in welcher Weise für die bereits
bestehenden juristischen Personen
Vorsorge durch geeignete Übergangsbestimmungen getroffen Es waren nun der Komm, die Vorschläge unterbreitet:
werden
könne.
1. folgende Bestimmungen anfzunehmen: a) Art. 100a. Soweit nicht in den Art. 100b bis 100e ein Anderes
bestimmt ist, finden die Vorschriften der §§. 22 bis 50 sowie der
§§. 82 bis 85 des
Bürgerlichen
Gesetzbuchs (B.R.) auch
auf die
zur Zeit des Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs bestehenden juristischen Personen Anwendung.
N.T. Art. 82, 157, 163-166,217. E.G. Art. 83,157,163-166, 218. Prot. 438. b) Art. 100b.
Vorschriften,
Bleiben die landesgesetzlichen
Unberührt
491
die für Vereine, welche die juristische Persönlichkeit vor dem In krafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuch erlangt haben, den Anfall des Bereinsvermögens in einer von den Vorschriften des §. 42 des
Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) abweichenden Weise regeln. c) Art. 100c.
bleiben die
Unberührt
Vorschriften
landesgesetzlichen
über die zur Zeit des Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs
bestehenden Reatgemeinden und
ähnlichen
Verbände,
deren
Mit
glieder als solche zu Nutzungen an land- oder forstwirthschaftlichen Grundstücken berechtigt sind.
Realgemeinden
Es macht keinen Unterschied, ob die
oder sonstigen Verbände juristische Personen sind
oder nicht und ob die Berechtigung der Mitglieder an Grundbesitz geknüpft ist oder nicht. d) Art. 100 d.
Unberührt
die Vorschriften
bleiben
der
bayerischen
Gesetze vom 29. April 1869, betreffend die privatrechtliche Stellung der Vereine sowie der Erwerbs- und Wirthschafts-Gesellschaften,
in
Ansehung
derjenigen
Vereine
und
registrirten
Gesellschaften,
welche auf Grund dieser Gesetze beim Inkrafttreten des Bürger
lichen Gesetzbuchs bestehen. e) Art. 1006. Unberührt bleiben die Vorschriften des sächsischen Gesetzes vom 15. Juni 1868,
sehung
betreffend
die juristtschen Personen, in An
derjenigen Personenvereine, welche beim Inkrafttreten des
Bürgerlichen Gesetzbuchs
die juristische Persönlichkeit durch
Ein
tragung in das Genossenschaftsregister erlangt haben.
2
a) im Art. 100 c des Antrags 1 den Satz 1 zu fassen:
Unberührt
bleiben
die
landesgesetzlichen Vorschriften über die
zur Zeit des Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs bestehenden Realgemeinden und ähnlichen Verbände, deren Mitglieder als solche zu Nutzungen an land- und forstwirthschaftlichen Grundstücken, an Mühlen, Brauhäusern und ähnlichen Anlagen berechtigt sind. b) als Art. 100 f die Vorschrift aufzunehmen:
Soweit nach den Art. 100b bis 100e die Vorschriften der Landesgesetze in Kraft bleiben, können sie auch nach dem Inkraft
treten des Bürgerlichen Gesetzbuchs geändert werden.
3. Im Zusammenhänge mit den vorstehenden Anträgen wurde auch der Antrag berathen:
a) Unter Aufrechterhaltung
der im Art. 100 c des
Antrags 1
genommenen, als Art. 106 a in den Abschn. IV. des Entw.
auf einzn-
stellenden Vorschrift, etwa als Art. 49a, im Abschn. III des Entw. d. E.G. zu bestimmen: Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften über die
nach dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs entstehenden
Waldgenossenschaften. eventuell
492
Prot. 438. B.R. Art. 136, 137.
im
b) die
Art. 100c
Antrags 1
des
verzeichnete
Vorschrift
in
folgender Fassung, etwa als Art. 49 a, in den Abschn. III des Entw.
d. E.G. zu versetzen:
Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften über Real
gemeinden
und
Verbände,
ähnliche
insbesondere
Waldgenossen
schaften, deren Mitglieder als solche zu Nutzungen an land-
oder
Es macht keinen
forstwirthschaftlichen Grundstücken berechtigt sind.
Unterschied, ob die Realgemeinden und sonstigen Verbände juristische Personen sind oder nicht und ob die Berechtigung der Mitglieder
an Grundbesitz geknüpft ist oder nicht.
Entstehung, A. Zu Art. 100 a des Antrags 1 führte der Antragsteller aus: Hinsichtlich A^flLsMg"der der Rechtslage der zur Zeit des Inkrafttretens des B.G.B. vorhandenen juristischen ^sonen" $crfoncn erhebe sich zunächst die Frage, nach welchem Rechte in zeitlicher Be°nen ziehung die Erfordernisse der Entstehung einer juristischen Person zu beurtheilen Die Antwort könne nicht wohl anders lauten, als dahin, daß die Ent
seien. stehung
einer juristischen Person sich nach den zur Zeit chrer Begründung,
geltenden Gesetzen
bemesse.
sei
Dieser Satz
als
selbstverständlich anzusehen.
Schwierigere Einzelfragen, wie z. B. die, wie es sich verhalte, wenn unter der
Herrschaft des älteren Rechtes ein Stiftungsgeschäft errichtet worden sei, welches in Ansehung der Form den Borschrifteu des
alten Rechtes genüge,
denjenigen
des B.G.B. aber nicht genüge, untz nunmehr die staatliche Genehmigung nach gesucht werde, könnten der Wissenschaft und der Praxis
überlassen
Rechte
werden.
bei
Person zu
die
Nicht
zeitlichem
Wechsel
beurtheilen
Lebensbethätigung
Beschlußfassung,
die
ebenso der
sei.
Soweit
juristischen
sich
es
um
Person,
reguliren,
die
zur Beantwortung
Frage,
Organisation
Gesetze die
der
Vertretung
liege
einfach
Normen
die
greife
Art
das
nach
welchem
der juristischen handele,
welche
und
Weise
der
neue
Gesetz
ein
und zwar müßten sowohl die zwingenden als auch die dispofitiven Normen Das Erlöschen der juristischen Person richte sich nach dem Rechte, unter
gelten.
dessen Herrschaft sich
der aufhebende Thatbestand
verwirkliche. — Diese Auf
fassung sei in dem Art. 100 a des Antrags 1 zum Ausdrucke gebracht.
Aufnahme einer besonderen
scheinen.
Vorschrift
Ob die
nothwendig sei, könne zweifelhaft er
Nachdem beschlossen worden sei, daß die besonderen Vorschriften der
Landesgesetze über die Verfassung derjenigen Vereine, deren Rechtsfähigkeit auf staatlicher Verleihung beruhe, unberührt bleiben sollen (vergl. S. 399 unter IIID),
habe der Antrag an Tragweite verloren.
Soweit es sich
um Verfassungs
bestimmungen handele, und soweit dieselben auf Landesrecht beruhen, welches nach Art. 48 b unberührt bleibe, verstehe sich
von selbst, daß das bisherige
Landesrecht, solange es nicht eine Aenderung erfahre, in Anwendung komme.
Die Auffassung des Antragstellers
fand im Allgemeinen Zustimmung.
Nur von einer Seite wurde die vorgeschlagene Vorschrift als bedenklich bezeichnet.
0 Der Art. 48b lautet nach der Vorl. Zus.: Unberührt bleiben die besonderen Vorschriften der Landesgesetze über die Verfassung solcher Vereine, deren Rechtsfähigkeit auf staatlicher Verleihung beruht.
R.T. Art. 163, 164. E-G. Art. 163, 164. Prot. 433.
493
da sie leicht zu einer ungerechtfertigten Beschränkung der bestehenden juristischen
Personen führen könne.
Dieses Bedenken wurde durch den Hinweis entkräftet,
daß die meisten Bestimmungen des B.G.B. dispositiver Natur seien, welche für
die bestehenden juristischen Personen insoweit nicht in Betracht kämen,
als die
— in diesem Punkte in Kraft bleibenden — Satzungen andere Bestimmungen enthalten.
Soweit die bisherigen Satzungen keine Vorschriften enchalten, trete
allerdings eine Ergänzung durch die Bestimmungen des B.G.B. werde aber eine Beeinträchtigung der Vereine rc.
ein.
nicht nach sich ziehen.
Dies
Die
wenigen absoluten Bestimmungen des B.G.B., z. B. diejenigen über die Haftung
der juristischen Person für die Handlungen ihrer Vertreter, seien von der Art, daß sie einerseits zu keiner unbilligen Beschränkung der juristischen Personen
könnten,
führen
andererseits
im
Jntereffe
der
Gesammtheit
als
dringend
Wünschenswerth erschienen.
Darüber, ob es rathsam sei, eine ausdrückliche Vorschrift im Sinne des Antrags aufzunehmen, waren die Ansichten getheilt; von mehreren Seiten wurde der Art. 100a als selbstverständlich bezeichnet.
Man beschloß, die Abstimmung
auszusetzen, da die Entscheidung wesentlich davon abhängen werde, wie die in
den folgenden Artikeln vorgeschlagenen Ausnahmebestimmungen gestaltet würden. B.
Der Art. 100 b des Antrags 1 will vorschreiben, daß für die be-
stehenden Vereine die landesrechtlichen Vorschriften, welche den Anfall des Auflösung t>. Bereinsvermögens, abweichend von dem §. 42 (B.R.) regeln, aufrechterhalten *ercinä*
bleiben; (vergl. I S. 542, 544).
Die Vorschrift wurde als überflüssig bezeichnet,
da der neu beschlossene Art. 48b (S. 492 Anm. 1) die in Betracht kommenden
Fälle decke.
Entweder seien in der Satzung Bestimmungen über den Anfall des
Bereinsvermögens getroffen, dann würden dieselben, da es sich um eine Frage
der Berfaffung des
Vereins handele,
ohne Weiteres .als auftechterhalten zu
gelten haben und eine Aenderung der Satzung bei konzeflionspflichtigen Vereinen
nur mit staatlicher Genehmigung möglich sein,
oder aber es seien keine Be
stimmungen in der Satzung des Vereins getroffen, dann würden in Betreff der
konzeflionspflichtigen Vereine die landesrechtlichen Bestimmungen auftechterhalten
bleiben.
Für die nicht konzeflionspflichtigen Vereine seien in Bayern und in
Sachsen in den betreffenden Landesgesetzen besondere Bestimmungen getroffen. Bon einer Seite wurden Zweifel geäußert, ob sich
aus dem Art. 48 b
ohne Weiteres mit Sicherheit ein dem vorgeschlagenen Art. 100b entsprechendes. Resultat ergebe.
erachtete eine Spezialvorschrift nicht für nothwendig und
Die Komm,
lehnte den Art. 100 b ab.
C. Bei der Berathung der Vorschriften des B.G.B., welche die juristischen ^Aden u. Personen betreffen, ist beschlossen worden, einen Borb!chalt für die Realgemeinden 9 ähnliche und für ähnliche Verbände, deren Mitglieder als solche zu Nutzungen an land-
oder forstwirthschaftlichen Grundstücken berechtigt sind, in das EG. aufzunehmen; vergl. die Anmerkung zu B.R. §. 21 unter I, Entw. II §. 23 unter I; Bd. I
S. 612 bis 618.
Der Antrag 1
will die damals beschlossene Vorschrift als
Art. 100 c einstellen. Der Antrag 2a erweitert den Vorbehalt dahin, daß auch „Verbände,
deren Mitglieder als solche zu Nutzungen an Mühlen, Brauhäusern und ähn-
8erbänbe*
494 Verbände, deren Mit glieder zu Nutzungen at Mühlen rc. berechtigt
sind.
Prot. 438. B-R- Art. 57, 137.
lichen Anlagen berechtigt sind", einbezogen werden.
Ter Antragsteller bemerkte:
In Bayern kämen Verbände von Holzinteressenten vor, welche gemeinschaftliche Sägemühlen besäßen; die juristische Natur dieser Gemeinschaften sei nicht klar gestellt.
Desgleichen gebe es in verschiedenen deutschen Städten noch Kommunal
brauereien, bei denen es zweifelhast sei, ob eine besondere Art des Miteigenthums oder eine selbständige juristische Persönlichkeit vorliege.
Auch andere ähnliche Es bestehe kein
Einrichtungen möchten sich hier und da noch erhalten haben.
Anlaß, in dieser Hinsicht in störend einzugreifen.
althergebrachte Verhältnisse durch
Man werde
diese Einrichtungen zu erstrecken haben.
Zu der Fassung sei zu bemerken, daß
man nicht von „gewerblichen" Anlagen sprechen dürfe,
eigentliche Gewerbe handele.
das B.G.B.
deshalb den Vorbehalt des Art. 100c auf
Wenn
da es
sich nicht um
ferner gesagt sei „ähnliche Anlagen", so
sei dieser Ausdruck in weitem Sinne zu nehmen;
es sollten alle gemeinsamen
Betriebe, die einen ähnlichen Karakter trügen, getroffen werden. Die Komm, stimmte dem Art. 100c in der erweiterten Fassung zu. D.
Wald genossen« schäften.
Man wandte sich zur Berathung des oben unter 3 mitgetheilten An
trags, welcher die Waldgenossenschaften betrifft.
Der Antragsteller führte aus: Der Antrag sei bereits früher Gegenstand der Berathung gewesen; (vergl. I S. 612 bis 618). Die Komm, habe seiner Zeit be schlossen, für die bestehenden Waldgenossenschaften einen Vorbehalt aufzunehmen,
aber abgelehnt, die Gründung neuer Waldgenossenschaften
zuzulassen,
soweit
dabei eine Abweichung von den reichsrechtlichen Bestimmungen ins Auge gefaßt
sei.
Hinsichtlich der bestehenden Waldgenossenschaften sei dem Bedürfnisse durch
die Aufnahme des Art. 100c (vergl. oben unter C) genügt:
anders liege die
Sache in Betreff der künftighin ins Leben zu rufenden Genossenschaften.
Nehme
man hinsichtlich der letzteren keinen Vorbehalt auf, so müßten die landesgesetz
lichen Vorschriften, welche die Bildung von Waldgenossenschaften in besonderer
Weise regeln, in Zukunft außer Kraft treten. bedauern sein.
Dies würde in hohem Maße zu
Denn auf Grund dieser Gesetze sei eine Förderung der Wald
kultur zum Theile bereits erreicht, zum Theile in umfassendem Maße für die nächste Zeit in Aussicht genommen.
Die privatrechtlichen Bestimmungen der
Reichsgesetze böten keine genügende Handhabe, um zu einer befriedigenden Lösung
zu gelangen.
Die Bildung von Aktiengesellschaften zum Betriebe der Wald
kultur könne nicht in Betracht kommen.
Eher wäre
an die Gründung von
Genossenschaften auf Grund des Genossenschaftsges. v. 1. Mai 1889 zu denken. Aber die eigentliche Natur der Waldgenossenschaft sei doch so verschieden von
derjenigen der Erwerbsgenossenschaften,
für welche jenes Gesetz
hauptsächlich
berechnet sei, daß man auf erhebliche Schwierigkeiten stoßen müßte; namentlich
würde ein öfterer Wechsel der Mitgliederzahl dem Wesen der Waldgenossenschaft
völlig Widerstreiten.
Die Bestimmungen des B.G.B. über juristische Personen
würden an sich die Bildung von Waldgenoffenschaften möglich machen.
Man
habe aber bei der Aufstellung der Vorschriften des B.G.B. über die Vereine in
erster Linie an solche Vereine gedacht, die sich auf Grund gegenseitiger Uebereinkunft bilden. Nach Lage der. Verhältnisse könne nun nicht darauf gerechnet werden, daß
Waldgenossenschaften in nennenswerther Zahl auf dem Wege fteiwilliger Ueberein
kunft ins Leben treten würden. Auch im Einzelnen würden manche Bestimmungen
495
R.T. Art. 82, 164. E.G. Art. 83, 164. Prot. 438 des
B.G.B.
für die Waldgenossenschaften nicht passen.
So
sei z. B. die
absolute Freiheit des Austritts der Mitglieder bei einer Waldgenossenschaft nicht möglich, wenn
anders eine geordnete Waldwirthschaft aufrechterhalten werden
Auch der §. 38 (B.R.) über die Auflösung des Vereins würde zu großen
solle.
Unzuträglichkeiten
fuhren.
Hiernach
bliebe, wenn man aus dem Gebiete des
Privatrechts zum Ziele gelangen wolle, nur übrig, ein Reichs-Spezialgesetz über Waldgenossenschast ins Auge zu fassen.
Daß mit der Erlassung eines solchen
Gesetzes nicht gerechnet werden dürfe, brauche nicht näher ausgeführt zu werden.
Anlangend
das
Bedürfniß
zur
Errichtung
von Waldgenossenschasten,
so sei daraus hinzuweisen, daß eine rationelle Forstwirthschast regelmäßig nur
auf einem größeren Landkomplexe möglich sei und daß deshalb, wenn man Er folge erzielen wolle, vielfach die Zusammenfassung mehrerer, verschiedenen Eigen
thümern gehöriger Forstgrundstücke zu
Beachtung verdiene,
gemeinsamem Betriebe erforderlich sei.
neuestens der landwirtschaftliche Centralverein
daß noch
für die Rheinprovinz im Interesse der Erhaltung und Pflege der Waldungen
eine Einschränkung des Eigenthums an den einzelnen kleineren Waldgrundstücken für unerläßlich erklärt habe.
Auch der Sächsische Forstverein habe sich in aller
letzter Zeit für die Ausbildung der Waldgenossenschasten ausgesprochen.
Ten
Bestrebungen, die Landeskultur durch Aufforstung von Oedländereien, durch die Pflege und Erhaltung der vorhandenen Waldungen zu fördern, dürfe man nicht hemmend entgegentreten, man müsse sie vielmehr dadurch unterstützen, daß man
der Landesgesetzgebung auch für die Zukunft den erforderlichen Spielraum zur Ausbildung von Waldgenossenschasten gewähre.
Auf dem Wege öffentlichrecht- .
licher Vorschriften werde allerdings die Landesgesetzgebung auch ohne Vorbehalt einzugreifen in der Lage sein.
Aber die öffentlichrechtlichen und die privatrecht
lichen Normen gingen auf diesem Gebiete so in einander über, daß man ohne einen Vorbehalt für die privätrechtliche Ausgestaltung
der Waldgenossenschaft
nicht zum Ziele kommen werde. Im Laufe der Debatte erklärte sich der Antragsteller damit einverstanden, daß folgender,
die
bestehenden und die künftigen Waldgenossenschasten
um
fassender Vorbehalt in den Abschn. III des Entw. d. E.G. eingestellt werde: Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften über Wald genossenschaften.
Tie Komm, billigte die Aufnahme des Vorbehalts in.dieser allgemeinen .
Fassung. Erwogen war: Es sei anzuerkennen, daß ein Bedürfniß bestehe, nicht nur die bestehenden
Waldgenossenschasten aufrechtzuerhalten, sondern nossenschaften zu ermöglichen.
auch die Bildung neuer Ge
Nun sei in der Debatte geltend gemacht worden,
es bedürfe hierzu keines privatrechtlichen Vorbehalts, man werde, soweit be
sondere gesetzgeberische Maßnahmen erforderlich erscheinen, auf dem Wege des
öffentlichen Rechtes eine Lösung suchen müssen und finden können.
Aus den
Darlegungen des Antragstellers, welcher die Beschränkung des Austritts der
Mitglieder und die besondere Normirung der Auflösung der Genossenschaft als
wesentliche Punkte hervorgehoben habe, Gebiete
des
öffentlichen Rechtes
und
erhelle, daß der Schwerpunkt auf dem nicht auf
dem des Privatrechts liege.
496
Prot. 438. E. I Art. 101. B.R. Art. 138—140,186.
Diesen Einwendungen gegenüber sei zu betonen, daß nicht jedes Institut, bei dessen Regelung öffentlichrechtliche Gesichtspunkte in Frage kämen, im Ganzen
einen öffentlichrechtlichen Karakter zu tragen brauche.
Es könne für die Aus
gestaltung sehr wohl eine rein privatrechtliche Form gewählt werden.
Versage
man der Landesgesetzgebung die Möglichkeit, zur Befriedigung des Bedürfnisses den Weg des Privatrechts zu beschreiten, so liege für die Landesgesetzgebung die Versuchung nahe, die Lösung in der Weise zu suchen, daß sie Normen und
Einrichtungen als öffentlichrechtliche kennzeichne, die eigentlich ihrer Natur nach
diesen Karakter nicht hätten. sein.
Ein derartiges Ergebniß würde wenig erwünscht
Man werde unter diesen Umständen besser thun, der Landesgesetzgebung
zu gestatten, für die Waldgenossenschaften und zwar sowohl für die bestehenden
als auch für die künftigen, besondere privatrechtliche Normen aufzustellen.
Bay^ Gesetze E. Der Art. 100 d des Antrags 1 will die Vorschriften der bayr. Ges. ^6^pnI vom 29. April 1869, betreffend die privatrechtliche Stellung der Vereine sowie
der Erwerbs- und Wirthschafts-Gesellschaften hinsichtlich der bestehenden Vereine
und registrirten Gesellschaften
Der
aufrechterhalten.
Antragsteller bemerkte:
In Bayern seien unter dem 29. April 1869 zwei Gesetze ergangen, deren eines
die privatrechtliche Stellung treffe, während
das
andere
der Erwerbs- und Wirthschafts-Gesellschaften be die'privatrechtliche Stellung von Vereinen regele.
Das ersterwähnte, die Erwerbs- und Wirthschafts-Gesellschaften betr. Gesetz schließe sich an das Bundes-Ges. v. 4. Juli 1868 an, weiche von demselben aber darin
ab, daß es neben den Gesellschaften mit solidarischer Haftpflicht (Genossenschaften) auch sog. „Registrirte Gesellschaften" mit beschränkter Haftpflicht anerkenne und
die Verhältnisse dieser
des Gesetzes
besonders
23. Juni 1873,
durch
registrirten Gesellschaften in beim zweiten regele. welches
Das
das
Gesetz
Hauptstücke
sei in Folge des Reichs-Ges. v.
Bundes-Ges.
v. 4. Juli 1868
und
das
deklarirende Reichs-Ges. v. 19. Mai 1871 vom 1. August 1873 an in Bayern ein geführt wurden, vollständig, also auch insoweit, als es sich auf Gesellschaften mit
beschränkter Haftung bezog, außer Kraft getreten;
es habe aber Bedeutung be
halten für die rechtlichen Verhältnisse der vor dem 1. August 1873 eingetragenen
„registrirten Gesellschaften", deren
es
etwa 26 wären.
Gesellschaften beziehe sich auch der §. 6 d. E.G. z. K.O.,
Auf diese registrirten welcher besage,
auf dieselben die §§. 193, 194, 196, 214 d. K.O. Anwendung §. 153
des neuen Reichs-Ges.
über
finden.
daß
Der
die Erwerbs- und Wirthschaftsgenoffen-
schasten v. 1. Mai 1889 halte diese Vorschrift des §. 6 d. E.G. z. K.O aufrecht;
in den Mot. sei bemerkt:
Bei der geringen Zahl der in Betracht kommenden
Institute erscheine es unbedenklich, dieselben nach ihrem bisherigen Spezialrechte fortbestehen zu lassen, sofern sie nicht freiwillig den Bestimmungen des neuen
Gesetzes fich unterwerfen; (vergl. auch die Begründung des den Allg. Theil betr.
Entw. des Redaktors Abschn. II Tit. 1. II, Jurist. Person, S. 36, 37). •— Das zweite, die privatrechtliche Stellung von Vereinen regelnde Gesetz erstrecke sich
nach Art. 1 auf rechtlich bestehende oder rechtlich zulässige Vereinigungen, welche nicht auf einzelne bestimmte Mitglieder beschränkt seien, sofern sie nicht zu den öffentlichen Korporationen, zu den Handels-
oder Versicherungsgesellschaften,
ihrem Zweck nach ferner nicht zu den Erwerbs- Und Wirthschaftsgenossenschasten gehörten, und auch sonst nicht auf Erwerb, Gewinn oder eigentlichen Geschäfts-
R.T. Art. 165,166,168,217. betrieb abzielten.
E.G. Art. 165,166,168,218.
Prot. 438.
497
Derartige Bereinigungen erlangten unter den im Gesetz an
Der anerkannte
gegebenen Bedingungen die Rechte eines anerkannten Vereins.
Verein könne auf seinen Gesammtnamen Rechte erwerben, Verbindlichkeiten ein gehen, klagen und verklagt werden.
Bon anderer Seite würde noch bemerkt, es werde vielleicht möglich sein, auch hinsichtlich der bestehenden Vereine zu einer einfachen Regelung zu ge langen.
Man werde aber die Prüfung und Entscheidung
dieser Frage am
Besim der Landesgesetzgebung überlassen.
Die Komm, stimmte dem Art. 100d ohne Widerspruch zu. F. Der Art. 100 e des Antrags 1 macht einen dem Art. 100 d ent- ew @ef.». sprechenden Vorbehalt für das sächs. Ges. v. 15. Juni 1868. Der Antragsteller 10-3unt1863-
bemerkte: Nach §. 52 d. B.G.B. für das Königreich Sachsen stehe das Recht der Persönlichkeit dem Staate zu, desgleichen den Personenvereinen, Anstalten und Bermögensmaffen,
seien.
welche
vom Staate
als
juristische Person
anerkannt
Reben den auf die juristischen Personen bezüglichen Vorschriften des
sächs. G.B.
bestehe
v. 15. Juni 1868.
ein besonderes sächs. Ges., die juristischen Personen betr.,
Der §. 6 desselben verfüge:
Personenverrine (Gmoffenschaften)
erlangen die juristische Per
sönlichkeit durch den Eintrag in das §. 70 vorgeschriebene Genossen
schaftsregister. Rach §. 72 habe das Registergericht zu prüfen, ob das Statut dem Gesetz mtspreche und nichts Gesetzwidriges enthalte; Personenvereine, deren Zweck sich auf öffentliche Angelegenheiten beziehe, dürsten nur dann eingetragen werden,
toemt das Ministerium der Justiz hierzu ausdrücklich die Genehmigung ertheilt habe; (vergl. die Begründung des den Allg. Theil betr. Entw. des Redaktors Abschn. n Tit. 1. II, juristische Person, S. 34, 35; 77, 78).
Die Komm, stimmte auch dem Art. 100 e ohne Widerspruch zu. G. Der Art. 100k des Antrags 1 will ausdrücklich feststellen, daß, soweit gew^yin
nach den Art. 100b bis 100e die Landesgesetze in Kraft bleiben, sie auch nach bleibender dem Inkrafttreten des B.G.B. geändert werden können. L>. L-»d-«ges.
R.T. Art. 174-176,178, 217. E.G- Art. 174-176,178, 218. Prot. 440. Die Mehrheit nahm den Antrag 2 an.
beigefügten Gründe des Gutachtens wurde ferner darauf hingewiesen,
509
Maßgebend waren die demselben
der preuß. Staatsschuldenkommission.
Es
daß, auch abgesehen von den aus der Nicht-
datirung der Außerkurssetzungsvermerke
sich
ergebenden Schwierigkeiten, die
praktischen Nachcheile dieses Instituts sich als überwiegend herausgestellt hätten.
Es sei insbesondere schwer zu entscheiden, was zu einer gülttgen Außerkurs
setzung gehöre, ob eine mehr oder minder formelle Erklärung erforderlich sei oder ob schon der bloße Vermerk eines Namens genüge. Zweifelhaft erscheine ob das Institut nur Anwendung finden solle auf inländische oder auch
ferner,
auf ausländische Schuldverschreibungen; entscheide man sich für die letzte Alter native, so gerathe man in schwer zu lösende Schwierigkeiten.
Nach Abs. 3 des Art. 105 soll die Verjährung der Ansprüche aus den Abs. 3. vor dem Inkrafttreten des B.G.B. ausgestellten Jnhaberpapieren nach den bis- ®cri8^un9*
beurtheilt
herigen Gesetzen
werden.
Hiergegen
sich kein
erhob
Widerspruch.
Nach dem Entw. sollen die bisherigen Gesetze auch entscheiden hinsichtlich der Verjährung der Ansprüche aus Zinsscheinen, Rentenkupons und Gewinnantheil die
scheinen,
zu
ausgestellten Inhaber
vor dem Inkrafttreten des B.G.B.
papieren nach dem Inkrafttreten des B.G.B. ausgegeben werden.
Anträge 5 soll dies nur gelten, wenn
Nach dem
in dem Papiere hinsichtlich der Ver
jährungsfrist auf die bisherigen Gesetze Bezug
genommen ist.
Der Antrag
steller vertrat den Standpunkt, es gehe materiell zu weit, unter allen Umständen
das
alte
Recht anzuwenden;
es
sei
dies nur gerechtfertigt,
wenn die Ver
jährungsfristen des alten Rechtes in den Inhalt des Rechtsgeschäfts ausgenommen
seien,
durch welches die Ausstellung
solche Aufnahme in den Inhalt die
Berjährungsftisten
nommen welcher
worden
des
alten Rechtes
Das Gleiche
sei.
der Schuldverschreibung
erfolge.
Eine
des Rechtsgeschäfts liege nur vor, wenn auf
gelte
in
dem Papiere selbst Bezug ge
hinsichtlich
der
Fristen,
innerhalb
die Zins-, Rentenkupon- oder Gewinnantheilscheine dem Aussteller zur
Einlösnng vorgelegt werden müßten.
Die Mehrheit stimmte dem Antragsteller zu 5 darin zu, daß die für die Verjährungsfrist zu treffende Bestimmung auf die Borlegungsftist zu erstrecken
sei.
Dagegen hielt sie die von dem Antragsteller vorgeschlagene Beschränkung
nickt für
gerechtfertigt.
jährungsfristen
In
der Regel
würden Bestimmungen über die Ver
nicht in dem Papiere selbst, sondern in den Kupons getroffen.
Es sei unbillig, in solchen Fällen schlechthin das neue Recht anzuwenden.
Das
Verlangen, daß die Bezugnahme gerade in dem Papiere selbst erfolgen müsse, trete mit den Bedürfnissen der Praxis in Widerspruch. Die Abs. 4 und 5 des Art. 105 wurden nicht beanstandet.
440. (S. 9O29 bis 9038.) Seine Majestät der Deutsche Kaiser geruhten allergnädigst, der heutigen Sitzung der Komm, beizuwohnen.
Nachdem der Staatssekretär des Reichs-Justizamts einen kurzen lieber« blick über die Borarbeiten des von der Komm, fertiggestellten Entw. eines B.G.B. gegeben hatte, trat mit Allerhöchster Genehmigung die Komm, in die Berathung
Abs. 4,5. Anhäng, »erfahren. Aenderung
>>. L-»d-«ges.
510
Prot. 440. E. I Art. 83-87. B-R. Art. 103.
der sich auf das Anerbenrecht beziehenden Art. 83 bis 87 des Entw. d. E.G.
ein; (vergl. S. 450 unter IX). Art. 8S-S7. Anerbenrecht.
Die Art. 83 bis 87 lauten: 83. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, nach
welchen, wenn zu einem Nachlasse ein zum Betriebe der Landwirthschaft oder Forstwirthschaft bestimmtes Grundstück gehört und mehrere Erben
vorhanden sind, einer der Erben (Anerbe) von deu übrigen Miterben
verlangen kann, daß ihm bei der Auseinandersetzung das Grundstück mit Zubehör (AnerbenguN gegen Ersatz eines gewissen Werthes über
lassen werde (Anerbenrecht). Dem Erblasser kann jedoch durch Landesgesetz nicht das Recht ent zogen werden: 1. das Anerbenrecht
durch
Verfügung
von Todeswegen
auszu
schließen oder zu beschränken:
2. an Stelle der im Gesetze als Anerbe Anderen
aus
dem
im
Gesetze
bestimmten Person einen
bestimmten,
jene Person
ein
schließenden Kreise von Personen als Anerben zu ernennen.
Art. 84. Unberührt bleiben ferner: 1. die landesgesetzlichen Vorschriften, durch welche die für die Er mittelung des Werthes des Anerbengutes maßgebenden Grund sätze bestimmt werden; 2. die landesgesetzlichen Vorschriften, nach
welchen dem Anerben
aus dem Gutswerthe ein Voraus gebührt:
3. die landesgesetzlichen Vorschriften, welche in Ansehung der den
übrigen Erben wegen der Uebernahme des Anerbengutes gegen
den Anerben
zustehenden Forderungen die Fälligkeit, die Ver
zinslichkeit und das Erlöschen durch den Tod des Gläubigers regeln oder dem Anerben besondere Verpflichtungen gegen die
übrigen
Erben, insbesondere in Ansehung
auferlegen; 4. die landesgesetzlichen Vorschriften, nach Eintrittes des Anerbenrechtes bis
der Sicherstellung,
welchen im Falle des
zur Auseinandersetzung der
Antheil eines Erben an dem Anerbengut ohne Zustimmung der übrigen Erben nicht veräußert oder belastet werden kann, unbe
schadet der Zulässigkeit
der Zwangsvollstreckung wegen einer
Nachlaßverbindlichkeit. Die Uebertragung des Anspruchs eines Erben auf Auseinandersetzung und auf Abfindung aus dem Anerbengute kann durch Landesgesetz nicht für unzulässig
er
klärt werden. Art. 85.
Gehört ein Grundstück, bei welchem nach den Landes
gesetzen das Anerbenrecht eintreten kann, zum Nachlasse, so bestimmt sich das Pflichttheilsrecht nach den Vorschriften des Bürgerlichen Ge
setzbuches, wie wenn das Grundstück nicht von der bezeichneten Be
schaffenheit wäre.
Die Vorschriften des §. 1981 des Bürgerlichen Ge
setzbuches finden im Falle des Eintrittes des Anerbenrechtes entsprechende
Anwendung.
511
R.T. Art. 62. E.G. Art. 64. Prot. 440. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften,
nach welchen
bei Bestimmung des Pflichttheiles das Grundstück mit Zubehör nur zu
dem von dem Anerben zu ersetzenden Werthe unter Abzug des
dem
Anerben gebührenden Voraus zu berücksichtigen ist. Art. 86.
Der Anerbe, welcher das
Anerbengut übernimmt, ist
gegenüber jedem der übrigen Erben verpflichtet, liegenden
die demselben ob
Nachlaßverbindlichkeiten insoweit zu tragen,
als zur Be
richtigung der letzteren der Antheil des Erben an dem von dem An erben nach Abzug des Voraus zu ersetzenden Werthe des Anerbengutes
und an den außer dem Anerbengute vorhandenen Siachlaßgegenständen nicht hinreicht.
Art. 87.
Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, nach
welchen, wenn zu dem Gesammtgute einer durch den Tod eines der Ehegatten aufgelösten allgemeinen Gütergemeinschaft oder Errungen schaftsgemeinschaft oder Gemeinschaft des beweglichen Vermögens und
der Errungenschaft oder zu dem Gesammtgute einer aufgelösten fort gesetzten Gütergemeinschaft ein dem Anerbenrechte unterliegendes Grund stück gehört, der nach den Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuches
zur Uebernahme des
Grundstücks
Berechtigte und, sofern Mehrere
gemeinschaftlich zur Uebernahme berechtigt sind, einer derselben, sofern
aber ein zur Uebernahme Berechtigter nicht vorhanden ist, einer der Theilhaber am Gesammtgute von den übrigen Theilhabern verlangen
kann, daß ihm bei der Auseinandersetzung das Grundstück mit Zu
behör gegen Ersatz eines gewissen Werthes überlassen werde. Ist der überlebende Ehegatte zur Uebernahme berechtigt, so finden
die Vorschriften des Artikel 84 Nr. 1 bis 3, in Vorschriften des
anderen Fällen die
Artikel 83 Abs. 2 und der Artikel 84 bis 86 ent
sprechende Anwendung. Tas Recht der Ehegatten, durch Ehevertrag ein Anderes zu be
stimmen, kann durch Landesgesetz nicht ausgeschlossen werden. Dazu lagen folgende Anträge vor: 1. a) den Art. 84 zu fassen: Unberührt bleiben ferner:
1. die landesgesetzlichen Vorschriften, welche bestimmen, daß der von .
dem Anerben zu ersetzende Werth in dem Ertragswerthe des Anerbenguts bestehe und daß sich der Ertragswerth nach dem
Reinerträge bestimme, welchen das Gut bei ordnungsmäßiger
Bewirthschastung in dem Kulturzustand, in welchem es sich zur
Zeit des Erbfalls befindet, nachhaltig gewähren kann; 2. die landesgesetzlichen Vorschriften rc. (wie Art. 84 Nr. 2 des Entw.); 3. die landesgesetzlichen Vorschriften, welche .... regeln oder be
stimmen, daß der Anerbe die Miterben durch Entrichtung einer Geldrente abfinden könne;
4. die landesgesetzlichen Vorschriften, welche dem Anerben besondere Verpflichtungen gegen die übrigen Erben, insbesondere in Ansehung
der Sicherstellung auferlegen.
512
Prot. 440. E. I Art. 83-87. B.R. Art. 108.
Die Uebertragung des Anspruchs eines Erben auf Auseinander setzung
und
auf Abfindung
aus de« Anerbengute kann
durch
Landesgesetz nicht für unzulässig erklärt werden. b) im Art. 87 statt „Gemeinschaft des beweglichen Bermögms und der
Errungenschaft" zu setzen „Fahrnißgemeinschaft"; 2. die Art. 83 bis 87 ersatzlos zu streichen; 3. die Art. 83 bis 87 durch folgende Vorschriften zu ersetzen:
Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften über das Anerbenrecht in landwirthschaftliche und forstwirthschaftliche Grund
stücke nebst deren Zubehör.
Der Eigenthümer eines dem Anerbenrecht unterliegenden Grund
stücks kann jedoch sowohl unter Lebenden wie von Todeswegen über das Grundstück verfügen.'
4. im Anträge 3 die Worte „sowohl unter Lebenden wie" zu streichen;
5. den Antrag 3 durch folgenden Art. 83 a zu ergänzen: Soweit nach den Vorschriften der Landesgesetze der Anerbe sein
Recht geltend machen kann, bevor die Nachlaßverbindlichkeiten be richtigt sind, wird durch die Geltendmachung seines Rechtes das
den anderen Erben nach §. 2036 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.)
zustehende Recht nicht ausgeschlossen.
Die einem Miterben gewährte
Abfindung gilt, soweit sie aus dem Grundstück oder dem Zubehöre
gewährt worden ist, als zu dem Antheile des Miterben am Nach
lasse gehörend. Dem Anträge 5
waren nachstehende Bemerkungen beigefügt: Die Vor
schrift des §. 2023 (B.R.) ist mit dem Anerbenrechte nicht vereinbar; sie würde
in den meisten Fällen zur Veräußerung des Gutes führen.
Die Landesgesetz
gebung, die in der Gestaltung des Rechtsverhältnisses zwischen dem Anerben
und den anderen Erben freie Hand hat, wird deshalb genöchigt sein, sie in soweit auszuschließen, als die Berichtigung der Nachlaßverbindlichkeiten nicht aus
dem übrigen Nachlasse erfolgen kann.
Können die Miterben in Ansehung des
Gutes nebst Zubehör nicht verlangen, daß die Theilung verschoben wird, bis die
Nachlaßverbindlichkeiten berichtigt sind, so dürfen sie des Schutzes, dm ihnen
der §. 2036 bis zur Theilung des Nachlasses gewährt, nicht dadurch verlustig
werden, daß die Theilung in Ansehung des Gutes nebst Zubehör sofort statt findet.
Andererseits darf durch diese Theilung, solange nicht auch der übrige
Nachlaß gecheilt ist, dm Nachlaßgläubigem der Zugriff auf den gesammten Nachlaß nicht erschwert werden. — Wird der übrige Nachlaß ganz zur Schuldenttlgung verwendet, so kommt es zu einer Theilung desselben überhaupt nicht,
die Mterben behalten also das im §. 2036 bestimmte Recht für immer.
Theilen
sie auch den übrigen Nachlaß ohne Rücksicht auf die Nachlaßgläubiger, so haften sie nach §. 2035 (B.R.) als Gesammtschuldner.
Der Anerbe haftet von der
Gettendmachung seines Rechtes an in dieser Weise, es sei denn, daß das Gut
nebst Zubehör einen so geringen Theil des Nachlasses bildet, daß dieser un geachtet der Theilung desselben noch als ungecheilt anzusehm ist. — Aus dem Grundstücke gewährt ist insbesondere die Hypothek an dem Gmndstücke, die der Mtterbe für seine Abfindungsfordemng erlangt. Der Mtterbe muß sie zum
R.T. Art. 62. E.G. Art. 64. Prot. 440.
513
Zwecke der Befriedigung der Nachlaßgläubiger zurückgewähren.
Verfügt er über
sie, so wird er den Nachlaßgläubigern nach §. 1955 (B.R.) verantwortlich.
Was
der Miterbe aus dem eigenen Vermögen des Anerben erhält, unterliegt dem Zu griffe der Nachlaßgläubiger nicht.
Die Berachung wandte 'sich zunächst der Frage zu, ob nach dem Anträge 2 die Art. 83 bis 87 ersatzlos gestrichen werden sollen, und ging im Anschluffe
daran sofort zu der Erörterung der weiteren Frage über, ob und inwieweit für den Fall, daß überhaupt ein Vorbehalt für die Landesgesetzgebung bezüglich des Anerbenrechts beschlossen werden würde, der Landesgesetzgebung nach Maßgabe
des Entw. oder der Anträge 3, 4 bei der Regelung des Anerbenrechts reichs gesetzliche Schranken gezogen werden sollen.
Dabei herrschte Einverständniß,
daß für den Fall der Annahme des Entw. die in dem Antrag 1 vorgeschlagenen
Im übrigen war das Ergebniß der Berachung,
Aenderungen zu billigen seien.
die Art. 83 bis 87 des Entw. durch folgende Vorschriften zu ersetzen:' Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften über das An erbenrecht in landwirthschaftliche und forstwirtschaftliche Grundstücke
nebst deren Zubchör. Der Eigenthümer eines dem Anerbenrecht unterliegenden Grundstücks kann jedoch von Todeswegen über das Grundstück verfügen.
Der Antrag 3, soweit er dem Eigenthümer reichsgesetzlich das Recht, über das Grundstück unter Lebenden zu verfügen,
gewährleisten will,
wurde mit
12 gegen 9 Stimmen abgelehnt.
Der Beschluß beruhte auf folgenden Erwägungen:
Wenn die Komm, in der 397. Sitzung (V S. 852 ff.) die reichsgesetzliche Regelung des Anerbenrechts abgelehnt habe, so sei dies hauptsächlich aus dem
Grunde geschehen, weil wegen der großen Verschiedenheit der natürlichen und
der wirthschaftlichen Verhältnisse in Deutschland eine einheitliche Regelung auf diesem Gebiete nicht rathsam erscheine, auch ein Bedürfniß zur Einführung des Anerbenrechts nicht für alle Theile Deutschlands bestehe.
In der That gebe
es Landestheile, in denen die Bevölkerung dem Anerbenrecht entschieden ab
geneigt sei und die Bevorzugung eines Kindes vor den übrigen Kindern in der Form des Anerbenrechts den sittlichen Anschauungen und dem Rechtsbewußtsein der Bevölkerung widerstreite, auch wegen der besonderen Gestaltung der wirth
schaftlichen Verhältnisse die Einführung des Anerbenrechts in sozialer und politischer
Hinsicht schädlich wirken würde. Indessen umfaßten diese Gegenden Deutschlands doch nur ein verhältnißmäßig kleines Gebiet.
In dem weitaus größten Theile
Deutschlands entspreche das Anerbenrecht dem cheils auf Gesetz cheils auf der
Sitte beruhenden gegenwärtigen Zustande. Mit Rücksicht auf diese Gebiete sowie auf solche Gegenden, in denen, auch wenn das Anerbenrecht dort zur Zeit nicht bestehe, die Voraussetzungen für die Einführung des Anerbenrechts gegeben seien, müffe im öffentlichen Interesse ein Vorbehalt für die Landesgesetzgebung in das
E.G. ausgenommen werden.
Schutz
Das Anerbenrecht sei geeignet, einen wirksamen
gegen die mit der gemeinen Erbfolge verbundenen Gefahren der Zer
splitterung und der Ueberschuldung des ländlichen Grundbesitzes zu gewähren, und fördere die Erhaltung des dauernden Besitzes der Landgüter in der Familie.
Das Anerbenrecht sei daher ein wichtiges Mittel zur Erhaltung eines gesunden Protokolle. Bb. VI. 33
Prot. 440. E. I Art. 83-87. B.R. Art. 108.
514
und lebensfähigen Bauernstandes und verdiene gerade unter den gegenwärtigen als die Preise der landwirtschaftlichen
Verhältnissen um so mehr Beachtung,
Erträgnisse erheblich zurückgegangen seien, der Uebernehmer des Landguts daher
heutzutage Gefahr laufe, durch die Uebernahme des Gutes ohne günstigungen Nachtheil zu erleiden.
gewisse Be
Für die grundsätzliche Beseitigung des An
erbenrechts sei allerdings geltend gemacht worden, daß das Anerbenrecht nicht im öffentlichen Interesse liege, sondern im Gegentheile wirtschaftlich und politisch schädlich
wirke, weil es die Zahl der Bauern vermindere, die Zahl besitzloser
Landarbeiter vermehre.
Daraus ergebe sich einerseits der wirthschaftliche Nach
theil, daß der Grund und Boden weniger intensiv bewirthschaftet und die Aus
wanderung befördert werde,
andererseits der politische Nachtheil, daß sich die
Zahl der staatserhaltenden Elemente vermindere, die der staatsfeindlichen Elemente vermehre. Diese Einwendungen seien jedoch nicht zutreffend für solche Gebiete, in denen die Voraussetzungen für das Anerbenrecht im Uebrigen gegeben seien.
Es komme nicht darauf an, daß die Zahl der Bauern überhaupt vermehrt
werde, sondern nur auf die Erhaltung eines lebensfähigen Bauernstandes. fahrungsmäßig
sei mit dem kleinen Grundbesitze nur unter
hältnissen eine
intensivere Wirthschaft
verbunden.
Die
Er
besonderen Ver
Erfahrung
bestätige
ferner, daß aus der Mitte des Bauernstandes in den Gebieten, in welchen das Anerbenrecht bestehe, vorzugsweise der bürgerliche Mittelstand hervorgehe und
sich ergänze.
Wenn hiernach mit dem Entw. ein Vorbehalt für die Landesgesetzgebung bezüglich des Anerbenrechts
ausgenommen werden müsse,
so empfehle es sich
mit Rücksicht auf die Verschiedenheit der örtlichen Verhältnisse und der rechtlichen
Gestaltung, welche das Anerbenrecht, selbst innerhalb des Gebiets eines und des
selben Bundesstaats, gefunden habe, die Regelung des Anerbenrechts, abweichend von dem Entw., schlechthin der Landesgesetzgebung zu überlassen und nicht durch die von dem Entw. gezogenen Schranken die Landesgesetzgebung zu tiefgreifenden
Aenderungen der bestehenden Gesetze zu
nöthigen.
Insbesondere fehle es
an
einem durchschlagenden Grunde, das Anerbenrecht nur in der im Art. 83 Abs. 1
vorgesehenen
juristischen
Gestaltung
zuzulassen,
zumal
dasselbe
in
größeren
Rechtsgebieten, wie in Hannover, Mecklenburg, Oldenburg, in abweichender Art geregelt sei.
Ebensowenig könne es wegen des Zusammenhanges des Anerben
rechts mit dem sonstigen Agrarrecht und dem öffentlichen Rechte für zweckmäßig
erachtet werden, nach dem Anträge 3 der Landesgesetzgebung die Befugniß
zu
entziehen, das Recht des Eigenthümers eines dem Anerbenrecht unterliegenden
Grundstücks, unter Lebenden über das Grundstück zu verfügen, auszuschließen oder, namentlich in Ansehung der Belastung, zu beschränken.
Auch hier komme
in Betracht, daß das bestehende Recht in einigen Gebieten, z. B. in Mecklenburg,
den Eigenthümer eines Anerbenguts besonderen Verfügungsbeschränkungen unter werfe.
Für Rentengüter ergebe sich
allerdings die Zulässigkeit einer solchen
landesgesetzlichen Beschränkung schon aus dem bezüglich schlossenen allgemeinen Vorbehalte.
der Rentengüter be
Ferner seien für Mecklenburg-Schwerin und
für Mecklenburg-Strelitz die landesgesetzlichen Vorschriften über das Erbpachtrecht und ähnliche vererbliche und veräußerliche Nutzungsrechte ohne Einschränkung
vorbehalten.
Indessen lasse sich nicht übersehen, ob nicht darüber hinaus auch
RT.Art. 62. E.G. Art. 64. Prct. 441.
515
bei anderen Grundstücken die Landesgesetzgebung im Zusammenhänge mit der Regelung des Anerbenrechts ein berechtigtes Interesse haben könne, den Eigen thümer eines Anerbenguts in der Verfügung über dasselbe zu beschränken.
Billigung verdiene dagegen der Antrag 3 insoweit, als er im Anschluß
an den Entw. bestimme, daß' der Eigenthümer eines dem Anerbenrecht unter liegenden Grundstücks von Todeswegen über das Grundstück verfügen könne.
Diese Berfügungssreiheit entspreche nicht allein allen neueren Gesetzen, sondern sei auch ein nothwendiges Schutzmittel gegen die Nachtheile, Falle mit dem Anerbenrechte verbunden sein könnten.
die im einzelnen
Dem Eigenthümer des
Grundstücks müsse die Möglichkeit gegeben werden, den besonderen thatsächlichen Verhältnissen, die ihm am Besten bekannt seien, durch
eine Verfügung von
Todeswegen Rechnung zu tragen, sei es durch die Ausschließung, sei es durch anderweitige Regelung des Anerbenrechts.
Einvernehmen bestand, daß der beschlossene Vorbehalt auch die im Art. 87 des Entw. hervorgehobenen, die Gütergemeinschaft betreffenden Fälle umfassen
solle.
Der Red.Komm. blieb die Prüfung vorbehalten,
ob
der Beschluß nach
dieser Richtung der Verdeutlichung bedürfe.
Die Komm, ging sodann zur Berathung des Antrags 5 über. deffen Begründung sich aus den ihm beigefügten Bemerkungen
abgelehnt.
Der Antrag,
ergiebt,
wurde
Die Mehrheit war der Ansicht, daß die vorgeschlagene Ergänzung
durch ein Bedürfniß nicht geboten sei.
Dieselbe komme überhaupt nicht in
Betracht für diejenigen Landesgesetze, nach welchen das Anerbenrecht nicht als
ein
bei
der Theilung
des- Nachlasses
gewährtes Vorzugsrecht,
sondern
als
Sondernachfolge oder nach Analogie eines Vindikationslegats gestaltet sei, da
hier die Geltendmachung des Anerbenrechts nicht im Wege der Theilung des Nachlasses erfolge.
Aber auch in denjenigen Gebieten, in welchen dem Anerben
nur das Recht zustehe, bei der Auseinandersetzung von den Miterben die Ueber-
tragung des Anerbenguts zu verlangen, und in denen nach Maßgabe des preuß.
A.L.R. ähnliche Vorschriften beständen,
wie sie die §§. 2023, 2035 ff. (B.R.)
enthalten, sei ein Bedürfniß nicht hervorgetreten, die allgemeinen Bestimmungen
über die Auseinandersetzung der Miterben in der vorgeschlagenen Art zu er gänzen.
Nach dem beschlossenen allgemeinen Vorbehalte sei es übrigens der
Landesgesetzgebung,
falls sie — abweichend
von dem §. 2023 (B.R.) — dem
Anerben die Geltendmachung seines Rechtes gestatten sollte, bevor die Nachlaß verbindlichkeiten getilgt seien, unbenommen, den Miterben, soweit nöthig, auf den
in dem Anträge vorgeschlagenen Wege oder in anderer Art Schutz
gegen eine
über die Vorschriften des §. 2036 (B.R.) hinausgehende Haftung den Nachlaß gläubigern gegenüber zu gewähren.
441.
(S. 9039 bis 9056.)
I. Die Komm, setzte die Berathung des Entw. d. E.G. fort.
Kraftlotzcrkl. qualifizieret
Es lag der Antrag vor: an die im Art. 105 enthaltenen Übergangsbestimmungen für Schuld- tionsvavicre.
Verschreibungen auf Inhaber nachstehende Vorschrift anzuschließen: Art. 105 a.
Auf die vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen
RT.Art. 62. E.G. Art. 64. Prct. 441.
515
bei anderen Grundstücken die Landesgesetzgebung im Zusammenhänge mit der Regelung des Anerbenrechts ein berechtigtes Interesse haben könne, den Eigen thümer eines Anerbenguts in der Verfügung über dasselbe zu beschränken.
Billigung verdiene dagegen der Antrag 3 insoweit, als er im Anschluß
an den Entw. bestimme, daß' der Eigenthümer eines dem Anerbenrecht unter liegenden Grundstücks von Todeswegen über das Grundstück verfügen könne.
Diese Berfügungssreiheit entspreche nicht allein allen neueren Gesetzen, sondern sei auch ein nothwendiges Schutzmittel gegen die Nachtheile, Falle mit dem Anerbenrechte verbunden sein könnten.
die im einzelnen
Dem Eigenthümer des
Grundstücks müsse die Möglichkeit gegeben werden, den besonderen thatsächlichen Verhältnissen, die ihm am Besten bekannt seien, durch
eine Verfügung von
Todeswegen Rechnung zu tragen, sei es durch die Ausschließung, sei es durch anderweitige Regelung des Anerbenrechts.
Einvernehmen bestand, daß der beschlossene Vorbehalt auch die im Art. 87 des Entw. hervorgehobenen, die Gütergemeinschaft betreffenden Fälle umfassen
solle.
Der Red.Komm. blieb die Prüfung vorbehalten,
ob
der Beschluß nach
dieser Richtung der Verdeutlichung bedürfe.
Die Komm, ging sodann zur Berathung des Antrags 5 über. deffen Begründung sich aus den ihm beigefügten Bemerkungen
abgelehnt.
Der Antrag,
ergiebt,
wurde
Die Mehrheit war der Ansicht, daß die vorgeschlagene Ergänzung
durch ein Bedürfniß nicht geboten sei.
Dieselbe komme überhaupt nicht in
Betracht für diejenigen Landesgesetze, nach welchen das Anerbenrecht nicht als
ein
bei
der Theilung
des- Nachlasses
gewährtes Vorzugsrecht,
sondern
als
Sondernachfolge oder nach Analogie eines Vindikationslegats gestaltet sei, da
hier die Geltendmachung des Anerbenrechts nicht im Wege der Theilung des Nachlasses erfolge.
Aber auch in denjenigen Gebieten, in welchen dem Anerben
nur das Recht zustehe, bei der Auseinandersetzung von den Miterben die Ueber-
tragung des Anerbenguts zu verlangen, und in denen nach Maßgabe des preuß.
A.L.R. ähnliche Vorschriften beständen,
wie sie die §§. 2023, 2035 ff. (B.R.)
enthalten, sei ein Bedürfniß nicht hervorgetreten, die allgemeinen Bestimmungen
über die Auseinandersetzung der Miterben in der vorgeschlagenen Art zu er gänzen.
Nach dem beschlossenen allgemeinen Vorbehalte sei es übrigens der
Landesgesetzgebung,
falls sie — abweichend
von dem §. 2023 (B.R.) — dem
Anerben die Geltendmachung seines Rechtes gestatten sollte, bevor die Nachlaß verbindlichkeiten getilgt seien, unbenommen, den Miterben, soweit nöthig, auf den
in dem Anträge vorgeschlagenen Wege oder in anderer Art Schutz
gegen eine
über die Vorschriften des §. 2036 (B.R.) hinausgehende Haftung den Nachlaß gläubigern gegenüber zu gewähren.
441.
(S. 9039 bis 9056.)
I. Die Komm, setzte die Berathung des Entw. d. E.G. fort.
Kraftlotzcrkl. qualifizieret
Es lag der Antrag vor: an die im Art. 105 enthaltenen Übergangsbestimmungen für Schuld- tionsvavicre.
Verschreibungen auf Inhaber nachstehende Vorschrift anzuschließen: Art. 105 a.
Auf die vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen
516
Prot. 441. E. I Art. 106. B.R. Art. 149,152, 153,155. Gesetzbuchs ausgegebenen Urkunden der im §. 793 Absatz 1 Satz 1
des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) bezeichneten Art finden, sofern der Schuldner nur gegen Aushändigung der Urkunde zur Leistung verpflichtet ist, von dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs
an die Vorschriften des §. 793 Absatz 2 Satz 2 und 3 des Bürger
lichen Gesetzbuchs (B.R.) Anwendung.
Die Komm, erklärte sich in der Erwägung, daß für die Urkundenamortisation so weit wie möglich einheitliches Recht geschaffen werden müffe, mit dem Antrag
einverstanden. Mit Rücksicht darauf jedoch, daß zu Art. 61 beschlossen worden ist (S. 420 unter VII), es sollen auch für die Zukunft-die landesgesetzlichen Vorschriften unberührt bleiben, welche für die Kraftloserklärung der im §. 793 d. B.G.B.
bezeichneten Urkunden (qualifizirte Legitimationspapiere) ein anderes Verfahren als das Aufgebotsverfahren bestimmen, erschien es geboten, in die beantragte Übergangsbestimmung diese Beschränkung aufzunehmen. Es wurden daher im Einverständnisse mit dem Antragsteller am Schluffe der beantragten Vorschrift
die Worte „sowie des Art. 61 Abs. 2 dieses Gesetzes" eingeschaltet. Art. 106. Bestehende dingliche Rechte.
Man ging zu Art. 106 über, der die dem Gebiete des Sachenrechts
H.
angehörenden Übergangsbestimmungen einleitet.
Die gestellten Anträge lauteten:
I. den Art. 106 zu fassen: Auf Eigenthum,
Besitz und Jnhabung finden,
dem folgenden Absatz ein Anderes
bestimmt ist,
soweit nicht in von diesem Zeit
punkte an die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs Anwendung. Das zur Zeit des Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs bestehende Miteigenthum, bei welchem die Sache den Gemeinschaftern '
(Miteigenthümern) nicht nach Bruchtheilen zusteht,
sowie die zu
dieser Zeit an Sachen und Rechten bestehenden sonstigen Rechte
bleiben mit dem aus den bisherigen Gesetzen sich ergebenden Inhalte bestehen.
(Zu Abs. 1 vergl. das Urtheil d. Reichsgerichts v. 21. Febr. 1893,
Entsch. in Civils. 31 Nr. 46 S. 341 ff.; zu Abs. 2 vergl. I S. 614 bis 618.)
2. dem Abs. 1 des Art. 106 den Zusatz zu geben: Ein nicht auf den allgemeinen Vorschriften der bisherigen Ge
setze beruhendes Miteigenthumsverhältniß, bei welchem das Eigenthum
den Theilhabern nicht nach Bruchtheilen zusteht, bleibt mit dem bis herigen Inhalte bestehen. 3. dem Art. 106 als Abs. 3 beizufügen:
Besteht zur Zeit des Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs ein von dem Grundeigenthume gesondertes Eigenchum an stehenden
Bäumen, so verbleiben dem Berechtigten die aus den bisherigen Gesetzen sich ergebenden Befugnisse. 4. dem Abs. 2 des Art. 106 den Zusatz zu geben:
Für ein zu dieser Zeit bestehendes Erbbaurecht gelten die Vor schriften der §§. 998,1001,1002 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.).
5. im Art. 106 Abs. 1 statt „Besitz und Jnhabung" zu setzen „Grund dienstbarkeiten und Besitz";
517
R.T. Art. 177,180,181,183. E.G. Art. 177,180,181,184. Prot. 441.
6. den Art. 106 zu fassen: Auf Eigenchum und Besitz, welche .... Anwendung.
Das
Gleiche gilt von den Grunddienstbarkeiten und den Reallasten: soweit jedoch eine bestehende Grunddienstbarkeit oder Reallast einen nach
den Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs nicht zulässigen Inhalt
hat, bestimmt sich der Inhalt der Grunddienstbarkeit oder Reallast nach den bisherigen Gesetzen.
Die anderen zur Zeit des Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetz
buchs an Sachen und Rechten bestehenden Rechte bleiben mit dem aus den bisherigen Gesetzen sich ergebenden Inhalte bestehen.
Im Laufe der Berathung wurde der Antrag 5, soweit er sich auf die
Grunddienstbarkeiten bezieht, dahin geändert: Auf die zur Zeit des Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs
bestehenden Grunddienstbarkeiten finden die Vorschriften der §§. 1005 bis 1013 (B.R.) Anwendung. Der Antragsteller zu 6 erklärte darauf, daß, wenn nach dem vorstehenden Anträge die Allegirung
bestimmter Paragraphen beschloffen werden sollte, im
Anträge 6 hinfichtlich der Reallasten die §§. 1091 bis 1096 des B.G.B. (B.R.)
anzuziehen sein würden. Bei der Berathung verfuhr man in der Weise, daß die Erörterung und
Beschlußfaflung zunächst auf den Abs. 1 des Art. 106 beschränkt, alsdann aber,
nach dem Uebergang auf den Abs. 2, über das Erbbaurecht und demnächst über die Grunddienstbarkeiten und Reallasten getrennt berathen und abgestimmt wurde. A. Der Entw. stellt den Grundsatz
auf, daß Eigenthum, Besitz und «genthum.
Jnhabung, die zur Zeit des Inkrafttretens des B.G.B. bestehen, von diesem
Zeitpunkt an dessen Vorschriften unterliegen, während alle übrigen an Sachen und Rechten bestehenden Rechte mit dem aus den bisherigen Gesetzen sich er
gebenden Inhalte fortbestehen sollen.
Dieser Regelung wurde, soweit es sich um
die zuerst genannten Rechte bezw. Rechtsverhältnisse handelt, grundsätzlich nicht widersprochen.
Für einzelne besondere Fälle des Eigenchums ist jedoch in den
Anträgen 1, 2 (und 3) die Fortgeltung des alten Rechtes hinsichtlich der be
stehenden Rechte dieser Art in Vorschlag gebracht.
1.
Die Anträge 1, 2 wollen von der Regel, daß das Eigenchum bcm
neuen Rechte folgt, dasjenige Miteigenchum ausnehmen, bei welchem das Eigen- Brucht-eUe. thum den Theichabern nicht nach Bruchtheilen zusteht.
Im Anträge 2 wird
besonders hervorgehoben, im Antrag 1 stillschweigend vorausgesetzt, daß es sich hierbei nur um besondere Rechtsverhältnisse handele, nicht um eine Rechtsbildung
auf Grund der allgemeinen Vorschriften der bisherigen Gesetze; (vergl. den I S. 613 verzeichneten, nach I S. 617 nicht zur Erledigung gekommenen An
trag 3 a.)
In diesem Sinne wurde der Antrag ohne Widerspruch gebilligt.
2. Hinsichtlich des Befitzes besteht zwischen dem Antrag 1 auf der einen Best*, und den Anträgen 5, 6 auf der anderen Seite die redaktionelle Verschiedenheit, 5n^abun6*
daß der Antrag 1 es bei der Fassung des Entw. „Besitz und Jnhabung" beläßt,
während die Anträge 5, 6 nur von „Besitz" sprechen.
Der Antrag 1
beruht
auf der Erwägung, daß das Rechtsverhältniß der Jnhabung, obwohl es künftig-
518
Prot. 441. E. I Art. 106. B-R. Art. 152,153,155.
hin in dem Besitzbegriff aufgehe, doch zur Zeit des Inkrafttretens des B.G.B.
in Gemäßheit der bisherigen Gesetze bestehen werde: die anderen Anträge sprechen vom Standpunkte des künftigen Rechtes aus.
Die Prüfung, welche Ausdrucks
weise richtiger sei, wurde der Red.Komm. übertragen.
3.
^isenthuman
Ter Antrag 3 wurde mit der Erweiterung
gebilligt,
daß statt „an
Boden- stehenden Bäumen" gesagt werden solle „an stehenden Erzeugnissen, insbesondere erzeugnissen. Qn BäUMM". Erwogen war:
Rechte der fraglichen Art, die im Gebiete des franz.
Rechtes an Bäumen, in Württemberg an Obstbäumen und
in Preußen an
wild ausgewachsenem Holze vorkämen, könnten nach den allgemeinen Grundsätzen des B.G.B. (B.R. §§. 89, 90) künftighin nicht mehr begründet werden,
die
Aufrechterhaltung der bestehenden Rechte aber sei aus Gerechtigkeits- und Zweck
mäßigkeitsrücksichten geboten.
Was die juristische Beurtheilung
solcher Rechte
anbelange, so werde man sie zwar für das preuß. Recht nach den Bestimmungen
des A.L.R. (I, 22) und der Gemeinheitstheilungsordnung v. 7. Juni 1821 wohl als Grunddienstbarkeiten, also als eigenartige Rechte am Grund und Boden, und nicht als gesondertes Eigenthum an den
Erzeugnissen
auffassen müssen.
Da dies jedoch immerhin zweifelhaft sei und auch andere Rechtsgebiete in Frage
kämen, so
scheine den
angezogenen Vorschriften des
B.G.B.
gegenüber zur
Sicherung der betreffenden Rechte die Aufnahme einer ausdrücklichen Vorschrift
geboten.
Diese Vorschrift nicht auf Bäume zu beschränken, sondern allgemein
auf die stehenden Erzeugnisse zu beziehen, empfehle sich wegen der Möglichkeit des
Bestehens
gleichartiger Rechte an sonstigen Bodenerzeugnissen.
Dagegen
erscheine es nicht zweckmäßig, wie von einer Seite angeregt worden, die Ueber-
gangsbestimmung auch aus andere Gegenstände, insbesondere auf Gebäude, aus
zudehnen.
Soweit ein solches
Werk in Ausübung
eines Rechtes an einem
fremden Grundstücke von Berechtigten mit dem Grund und Boden verbunden worden sei, trage der §. 91 (B.R.) Fürsorge.
Weiter zu gehen, sei weder noth
wendig noch zweckmäßig, da sonst namentlich auch
die schwierige gemeinrecht
liche Lehre des tignum junctum noch für längere Zeit praktisch bleiben würde.
Erbbaurcchr.
B.
Ter Antrag 4, der auf ein zur Zeit des Inkrafttretens des B.G.B.
bestehendes Erbbaurecht die §§. 998, 1001, 1002 (B.R.) für anwendbar erklärt,
gelangte in der Beschränkung zur Annahme, daß nur der §. 1002 Anwendung finden solle. Erwogen war:
Es sei dem Antragsteller darin beizupflichten, daß die
bestehenden Erbbaurechte als Rechte von unabsehbarer Zeitdauer aus demselben praktischen Grunde wie das Eigenthum nach dem Inkrafttreten des B.G.B. nicht
ohne Weiteres dem alten Rechte unterstehen dürsten.
Dieser Gedanke rechtfertige
aber nicht die Anwendung der §§. 998, 1001, die sich, sofern
dem bisherigen
Rechte entsprechende Rechtssätze fremd gewesen seien, als eine Verstärkung der
bestehenden Erbbaurechte hinsichtlich ihres Umfanges und ihrer Lebensfähigkeit darstellen würde.
Dagegen müsse der §. 1002 vollständig, auch hinsichtlich des
Abs. 2, zur Anwendung kommen.
sprüche aus dem Rechte
Wollte man nicht auch hinsichtlich der An
gemäß §. 1002 Abs. 2 die Vorschriften des B.G.B.
über den Eigenthumsanspruch entsprechend zur Anwendung bringen, so würde sich die mißliche Folge ergeben, daß z. B. die Frage der Verwendungen noch
R.T. Art. ISO, 181,183. E.G. Art. ISO, 181,184. Prot. 441.
519
viele Jahre nach dem Inkrafttreten des B.G.B. den alten Gesetzen gemäß ent Auch im Art. 71
schieden werden müßte.
habe man bei dem Vorbehalte für
die Mineralabbaugerechtigkeiten den §. 1002 seinem ganzen Inhalte nach für entsprechend
anwendbar
während
erklärt,
allerdings
für
die
vorbehaltenen
mecklenb. Erbpachtrechte nur die entsprechende Anwendung des §. 1002 Abs. 1
und der Vorschriften des B.G.B. über den Erwerb des Eigenthums angeordnet worden sei.
Ob ein Bedürfniß für die Ausgleichung dieser verschiedenen Be
stimmungen in der Art bestehe, daß auch für die mecklenb. Erbpachtrechte die entsprechende Anwendbarkeit des §. 1002 seinem ganzen Inhalte nach oder mit anderen Worten die Geltung der Vorschriften des B.G.B. über die Ansprüche
aus dem Eigenthume vorzuschreiben sei, solle die
Red.Komm. behufs etwaiger
Stellung eines Antrags erwägen. C.
Von der Regel, daß die bestehenden Rechte an Sachen mit Ausnahme
des Eigenthums nach Maßgabe der bisherigen Gesetze fortbestehen, will der
Antrag 5 die Grunddienstbarkeiten,
Reallasten ausnehmen.
der Antrag 6 die Grunddienstbarkeiten und
Es sollen also auf diese Rechte die Vorschriften des Ties wird jedoch im Anträge 6 dahin beschränkt,
B.G.B. Anwendung finden.
daß der Inhalt einer bestehenden Grunddienstbarkeit oder Reallast sich nach dem alten Rechte bestimme, soweit er nach den Vorschriften des B.G.B. nicht zu
lässig sei.
Im Laufe der Berathung ergab sich, daß die gleiche Auffassung auch
dem Anträge 5 zu Grunde lag: ihrem Inhalte nach
gestellte Begriffsbestimmung unverändert
bestehen
auch nach ihm sollen bestehende Rechte, die
nicht unter die im B.G.B. (B.R. §§. 1003, 1089) auf der
bleiben.
Grunddienstbarkeiten In der
späteren
und
Reallasten fallen,
Formulirung
der Anträge
werden die hiernach anzuwendenden Vorschriften des B.G.B. näher bezeichnet
bezw. eingeschränkt. Das Ergebniß der Berathung war, daß zunächst der Antrag 6 bezüglich
der Reallasten und dann die Anträge 5, 6 bezüglich der Grunddienstbarkeiten abgelehnt wurden, es also bei dem Entw. verblieb.
Tie Gründe der Mehrheit waren: Schon in den Mot. (S. 265) sei anerkannt, daß für die Anpassung der
jura in re aliena an das neue Recht sich Gründe der Zweckmäßigkeit geltend
machen ließen.
In besonderem Maße treffe dies bezüglich der Grunddienstbar
keiten zu, die zum großen Theile, wie die Waldservituten, nicht ablösbar seien und daher noch auf lange Zeit hinaus fortbestehen würden. Abgesehen von den
praktischen Schwierigkeiten, welche die Anwendung des allmählich in Vergessen heit gerathenden alten Rechtes mit sich bringe, möge es auch an sich erwünscht
erscheinen, den einen oder anderen Satz des neuen Rechtes, z. B. die Vorschrift des §. 1008 (B.R.) über die Verlegung einer Grunddienstbarkeit, auch auf die
bestehenden Rechte zur Anwendung zu bringen.
Trotzdem sprächen überwiegende
Gründe dafür, auch bezüglich der Grunddienstbarkeiten, und mehr noch bezüglich
der Reallasten, es bei dem allgemeinen Grundsätze des Entw. zu belassen.
Es
sei nicht zu verkennen, daß die Anwendung der Vorschriften des B.G.B. eine Rückwirkung des neuen Gesetzes enthalten und in erworbene Rechte eingreifen würde.
Mit der Vorschrift des §. 1004 (B.R.), daß die Grunddienstbarkeit
dem Grundstücke des Berechtigten Vortheil bieten müsse, verwöge sich z. B. nicht
Grunddienst barkeiten. Reallasten.
520
Prot. 441. E. I Art. 107-109. B.R. Art. 156-159.
die im geltenden Rechte als Grunddienstbarkeit vorkommende Befugniß, auf dem
belasteten Grundstücke zum Zwecke des Verkaufs Holz zu schlagen. auch der Vorbehalt wegen des nach
Möge hier
dem neuen Rechte unzulässigen Inhalts
eine Aushülfe bieten, so sei doch bezüglich anderer Vorschriften, z. B. derjenigen der §§. 1010, 1011 (B.R.) über die Folgen einer Theilung des berechtigten oder
des belasteten Grundstücks, zweifelhaft, ob sie den Inhalt der Grunddienstbarkeit
beträfen.
Einen wesentlichen Eingriff in die bestehenden
Rechte
würde
in
manchen Rechtsgebieten die Anwendung des §. 1009 (B.R.) über die Konkurrenz
mehrerer Berechtigten bedeuten.
Eine weitere mißliche Folge würde sein, daß
die Unterwerfung der bestehenden Rechtsverhältnisse unter die neuen Gesetzes
vorschriften zahlreiche schwierige und unfruchtbare Prozesse hervorrufen müßte.
In sehr vielen Fällen beruhe bei Grunddienstbarkeiten die gegenwärtige Rechts lage auf einem nach langen Streitigkeiten ergangenen rechtskräftigen Urtheile.
Werde diesem durch eine Aenderung der Gesetzgebung die Grundlage entzogen, so beginne der Streit von neuem. zu sich
befürchtenden
in
vielen
Fällen
Recht
bestehendes
eine
barkeit
oder
dessen
Vorschriften
zu
und
verneinen
beurtheilen sei.
Prozesse ein
seinem
das
noch
dadurch
Jncidentstreit
darüber
ergeben
überhaupt
als
Inhalte
im
Reallast zu
Die Schwierigkeit und Langwierigkeit der
würde
nach
Sinne
unterwerfen Recht
des
oder
deshalb
gesteigert
B.G.B.
ob
nach
die den
werden,
könnte, eine
aufzufassen
erwähnte bisherigen
ob
daß
ein
Grunddienst
und daher Auffassung Gesetzen
zu
Besondere Schwierigkeit würde die Anpassung bei den Real
lasten bereiten, unter deren Namen im geltenden Rechte Rechte des verschiedensten
Inhalts begriffen würden.
Die Reallasten aber mit dem Anträge 5 verschieden
von den Grunddienstbarkeiten zu behandeln, unterliege wegen der nicht immer
leichten Grenzscheidung zwischen beiden Rechtskategorieen nicht geringeren praktischen Bedenken. Hiernach 'erscheine es aus Gerechtigkeits- und Zweck
mäßigkeitsrücksichten in gleicher Weise geboten, die bestehenden Rechte beider Kategorieen bis zu ihrem Erlöschen in allen Beziehungen nach dem alten Rechte
zu beurtheilen.
Sollten sich
hieraus in einzelnen Fällen überwiegende Nach
theile ergeben, so sei die Landesgesetzgebung, welche die Sachlage eher zu über sehen vermöge, auf Grund des Art. 116 in der Lage, innerhalb der Grenzen
des Bedürfnisses die Anpassung an den neuen Rechtszustand zu vollziehen. Art. 107. Ersitzung beweglicher Sachen.
Art. 103. Anlegung des Grundbuchs.
III.
Der Art. 107 wurde unbeanstandet angenommen.
IV. Auch gegen den Art. 108 erhob sich in sachlicher Beziehung kein Widerspruch. Nur redaktionelle Bedeutung hatte der Antrag: a) den Art. 108 zu fassen:
Das zum Zwecke der Anlegung der Grundbücher einzuhaltende Verfahren sowie der Zeitpunkt, in welchem das Grundbuch für einen Bezirk als angelegt anzusehen ist, wird für jeden Bundes
staat durch landesherrliche Verordnung bestimmt. Ist das Grundbuch für einen Bezirk als angelegt anzusehen, so ist rc. (wie Abs. 3 im Entw.);
b) in einer Anmerkung zu Art. 108 die Voraussetzung auszusprechen, daß die G.B.O. (im Anschluß an den §. 10 des Entw. einer G.B.O.)
R.T. Art. 184-187. E.G. Art. 185—188. Prot. 441.
321
eine Vorschrift enthalten werde, nach welcher durch landesherrliche Ver ordnung bestimmt wird,
ob bisher geführte Bücher als Grundbücher
im Sinne des B.G.B. gelten sollen.
Der Antrag bezweckt einer redaktionellen Schwierigkeit abzuhelfen, die sich
aus der Fassung und aus der Stellung des Art. 108 Abs. 2 im Entw. d. E.G. z. B.G.B. hinsichtlich des §. 10 des Entw. d. G.B.O. ergiebt. Der Antrag ver
weist die Bestimmung darüber, ob bisher geführte Bücher als Grundbücher im Sinne des B.G.B. sollen gelten dürfen, in die G.B.O. Die Vorschrift, daß durch
landesherrliche Verordnung auch bestimmt werde, in welchem Zeitpunkte das
Grundbuch für einen Bezirk als angelegt anzusehen sei, soll mit Rücksicht dar auf, daß im Art. 109 und in den folgenden Artikeln dieses Zeitpunkts öfter er
wähnt wird, im E.G. verbleiben.
Die von einer Seite erfolgte Anregung, ob
der Ausdruck „landesherrliche Verordnung" mit Rücksicht auf die freien Städte
und auf das Reichsland Elsaß-Lothringen durch einen anderen Ausdruck zu er setzen sei, wurde der Red.Komm. zur Prüfung überwiesen.
V. Im Art. 109 wird für gewisse Kategorieen von Rechten, die zu der
Zeit bestehet:, in welcher das Grundbuch als angelegt anzusehen ist, nämlich für Grunddienstbarkeiten, für gesetzliche Pfandrechte und für Mieth- und Pachtrechte,
mit gewissen Maßgaben die Befreiung vom Eintragungszwange vorgeschrieben. Soweit sich diese Vorschrift auf Dienstbarkeiten bezieht, ist sie durch die nach
der Anmerkung zu B.R. §. 1003 beschlossene Bestimmung ersetzt worden 0.
Es war beantragt, den übrigen Inhalt des Art., als Art. 109a in fol
gender Fassung aufzunehmen:
Durch landesherrliche Verordnung kann bestimmt werden, daß gesetzliche Pfandrechte,
die zu der Zeit bestehen, in welcher das
Grundbuch als angelegt anzusehen ist, zur Erhaltung chrer Wirk
samkeit gegenüber dem öffentlichen-Glauben des Grundbuchs während
einer zehn Jahre nicht übersteigenden, von dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs an zu berechnenden Frist nicht der Ein
tragung bedürfen. 0 Die Bestimmung lautet: Der Art. 109 des Entw. d. E.G. soll, soweit er sich auf Dienstbarkeiten bezieht, durch folgende Vorschriften ersetzt werden: Eine Grunddienstbarkeit, die zu der Zeit besteht, zu welcher das Grund buch als angelegt anzusehen ist, bedarf zur Erhaltung ihrer Wirksamkeit gegenüber dem öffentlichen Glauben des Grundbuchs nicht der Eintragung. Die Eintragung hat jedoch zu erfolgen, wenn sie von dem Berechtigten oder von dem Eigenthümer des belasteten Grundstücks verlangt wird; die Kosten sind von demjenigen zu tragen und vorzuschießen, welcher die Ein tragung verlangt. Durch Landesgesetz kann bestimmt werden, daß die bestehenden Grund dienstbarkeiten oder einzelne Arten zur Erhaltung der Wirksamkeit gegen über dem öffentlichen Glauben des Grundbuchs bei der Anlegung des Grundbuchs oder später in das Grundbuch eingetragen werden müssen. Die Bestimmung kann auf einzelne Grundbuchbezirke beschränkt werden. Sergi, dieAnm.zuEntw.IItz.929; — IIIS.291,292 ; 300ff. unter2; VI S. 240 unter III.
Ärt y®-
vom
522
Prot. 441. E. I Art. 110,111. 23.9t. Art. 160-162. Durch landesherrliche Verordnung kann bestimmt werden, daß
die als Rechte an einem Grundstücke bestehenden Miethrechte und
Pachtrechte zur Erhaltung ihrer Wirksamkeit gegenüber dem öffent lichen Glauben des Grundbuchs nicht der Eintragung bedürfen.
Der Antrag fand Billigung. Im Anschluß an den Inhalt der Art. 109 und 109 a kam zur Sprache, einer Vorschrift darüber bedürfe, wie sich die Aufhebung eines nicht ein-
Aufhebung bestehender,
Einsemrgener getragenen Rechtes
vollziehe.
Die Komm,
erachtete in dieser Beziehung eine
Vorschrift nicht für erforderlich, da für die Aufhebung eines bestehenden nicht eingetragenen Rechtes gemäß Art. 110 Abs. 1, 3 das bisherige Recht maßgebend
sei, das
nach Art. 116 auch geändert werden könne.
Auf erfolgte Anregung
wurde ferner die Frage verneint, ob ein Bedürfniß für eine Vorschrift vorliege,
welche die Begründung
von Grunddienstbarkeiten an von der Buchungspflicht
befreiten Grundstücken in der Weise erleichtere, daß die Begründung ohne vor
hergehende Eintragung des zu hatte
belastenden Grundstücks erfolgen könne; man
erwogen, daß es sich hierbei wohl nie um einen größeren Komplex von
Grundstücken handeln werde, sondern nur um einzelne Grundstücke, deren vor
gängige Buchung sich unschwer werde ermöglichen lassen. Anlangend die weitere,
gleichfalls aufgeworfene Frage, ob eine Vorschrift aufzunehmen sei, welche das Rangverh. Rangverhältniß zwischen eingetragenen und nicht eingetragenen Rechten regele, »nicht so' verständigte
man
sich
dahin,
auf diesen Gegenstand nach erfolgter Ein-
^ettagene bririgung eines in Aussicht gestellten Antrags zurückzukommen.
Art. 110.
VL Auf den Art. 110, der für die Begründung und Aufhebung, Uc6ei>
^ra®un®
ltn^ Belastung
dinglicher Rechte für die Zeit zwischen dem Jnkraft-
Jntrafttreten treten des B.G.B. und der Anlegung des Grundbuchs Vorschriften aufstellt, !.r^nikguüg bergen sich die Anträge:
de» Grundbuchs.
1. a) dem Abs. 1 des Art. 110 beizufügen: Gleiche gilt von der Aenderung des Inhalts der Rechte.
(Vergl. 93.3t. §. 862.)
b) im Art. 110 Abs. 2 zwischen Abs. 1 und Abs. 2 als neuen Abs. 2 einzufügen: Ist zu der Zeit, in welcher das Grundbuch für ein Gnmdstück als angelegt anzusehen ist, die nach §. 885 des Bürgerlichen Gesetz
buchs (93.31.) statthafte Ersitzung eines Rechtes an dem Grundstücke noch nicht vollendet, so
finden auf die Vollendung der Ersitzung
die Vorschriften des Art. 102 entsprechende Anwendung. (Vergl. Prot. d. Komm. I S. 13255 bis 13257 unter IV, 13257 unter V.)
c) den Satz 2 des bisherigen Abs. 3 zu streichen.
(Es versteht sich von selbst, daß die §§. 860, 861 (93.31.) welche
jetzt unter den
allgemeinen Vorschriften über Rechte an Grund
stücken stehen, auf das eingetragene Recht Anwendung finden.) 2. den im Antrag lb vorgeschlagenen Abs. 2 zu fassen: Ist eine nach
der Zeit, zu
noch
den bisherigen Gesetzen begonnene Ersitzung zu
welcher
nicht vollendet,
das Grundbuch so finden,
als angelegt anzusehen ist,
wenn der Besitzer als der Be-
523
R-T. Art. 188—190. E.G. Art. 189-191. Prot. 441.
rechtigte in das Grundbuch eingetragen wird, auf die Ersitzung nach
§. 885 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.)
die Vorschriften
des
Art. 102 entsprechende Anwendung. Der Antrag 1
wurde seinem
sachlichen Inhalte
nach in allen Punkten
gebilligt, hinsichtlich der Fassung des Antrags lb aber dem sachlich überein stimmenden Anträge 2 der Vorzug gegeben. Daß auch für die im Art. 110 Bewirkung behandelte Uebergangszeit eine Abänderung des Inhalts der dinglichen Rechte Aenderung sich nur nach Maßgabe der Vorschriften über die Begründung und Aufhebung ^rÄ —; III S. 318 bis 320 unter V; Bd. VI 0 Vergl. S. 429 unter XXL 3) Der in den Anm. zu B.R. §. 1013 vermerkte Abs. 2 des Art. 111 stimmt mit der in der Anm. zu Entw. II §. 939 vermerkten Vorschrift überein, enthält aber einen
Prot. 441. E. I Art. 112-115. B.R. Art. 163-167.
524
S. 241 und 242 unter IV).
Billigung.
in Gemäßheit
des
dauernde Anlage
soll,
Der Artikel fand in dieser erweiterten Gestalt
Mit Bezug auf den Abs. 2 Satz 2, nach welchem der Besitzschutz
B.G.B.
bei Grunddienstbarkeiten,
mit denen
nicht
eine
auf dem belasteten Grundstücke verbunden ist, nur eintreten
wenn die Dienstbarkeit in jedem der letzten drei Jahre vor der Störung
mindestens
einmal ausgeübt worden ist,
wurde von einer Seite ohne Wider
spruch bemerkt, daß diese Vorschrift nicht auf solche unständigen Grunddienstbar
keiten angewendet werden dürfe, die wie die Mastberechtigung oder die Bauholz berechtigung ihrer Natur nach- in dem betreffenden Zeitraum nicht oder nicht so
oft habe ausgeübt
werden können,
daß für derartige Dienstbarkeiten also ein
Besitzschutz auf Grund der fraglichen Vorschrift nicht bestehe. Bestehle Hypotheken,
IX. Z" Art. 112, der die Anpassung der bestehenden Hypotheken an das hypothekenrechtliche System des B.G.B. regelt, war beantragt:
dem Art. 112 als Abs. 4 beizufügen: Durch Landesgesetz kann bestimmt werden, daß zu Gunsten eines
Pfandrechts, welches nach Abs. 1, 3 als Sicherungshypochek zu be urtheilen ist, kraft Gesetzes eine Vormerkung im Sinne des §. 1163 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) als im Grundbuch eingetragen
gelten solle.
Die Vorschriften des Entw. wurden unbeanstandet angenommen, auch die zusätzliche Bestimmung des Antrags fand Billigung.
Die letztere will der Landes
gesetzgebung ermöglichen, bei den künftighin als Sicherungshypotheken geltenden bestehenden Hypotheken die Entstehung einer Eigenthümerhypothek auszuschließen. In Anbetracht des früheren akzessorischen Karakters dieser Rechte, vermöge dessen
der Wegfall eines Rechtes nach dem bisherigen Rechtszustande vielfach das Aufrücken der nachstehenden Posten zur Folge gehabt haben würde, erschien diese Befugniß für die Landesgesetzgebung als Wünschenswerth und gerechtfertigt.
Ob sich für
den Gedanken, des Antrags eine leichter verständliche, insbesondere eine die Fiktion vermeidende, Fassung finden lasse, wurde der Red.Komm. zur Erwägung gegeben. Art. 113. Bestehende Grund schulden. Art. 114. Vervoll ständigung neu angelegter Grundbücher.
X. XL
Gegen den Art. 113 wurde nichts erinnert. Zu Art. 114 war beantragt:
1. den Halbsatz 2 zu fassen: die Vorschriften der §§. 879 bis 884 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) finden entsprechende Anwendung.
2. den Artikel zu streichen.
Der Streichungsantrag fand Annahme, da die Komm, mit dem Antrag steller der Meinung war, daß die allgemeine Fassung der von der Berichtigung des Grundbuchs handelnden §§. 879 bis 884 die besondere Vorschrift des Art. 114
entbehrlich mache. Satz 2, lautend: Das Gleiche gilt für Grunddienstbarkeiten anderer Art mit der Maß gabe, daß der Besitzschutz nur gewährt wird, wenn die Dienstbarkeit in jedem der drei letzten Jahre vor der Störung mindestens einmal ausgeübt worden ist.
525
R.T Art. 191-195. E.G. Art. 192-196. Prot. 441. XII.
115-
Auf den Art. 115 bezogen sich die Anträge:
1. dem. Art. 115 als Abs. 2 berzufugen:
Buchung von
Ist eine solche Bestimmung getroffen, so gelten für das Nutzungs-
recht die sich auf Grundstücke beziehenden Vorschriften des Bürger lichen Gesetzbuchs und
es finden die für den Erwerb des Eigen
thums und die Ansprüche aus dem Eigenthume geltenden Vorschriften des
Bürgerlichen
auf das
Gesetzbuchs
Recht entsprechende An
wendung. Dem Anträge waren folgende Bemerkungen beigefügt:
Der Art. 115
bezieht sich nicht auf diejenigen veräußerlichen und vererblichen Nutzungsrechte,
in Ansehung deren das Landesrecht unberührt bleibt.
Es versteht sich von selbst,
daß bezüglich solcher Rechte die Landesgesetzgebung bestimmen kann, daß das Recht ein besonderes Blatt erhalten solle und daß sie die rechtliche Bedeutung
einer solchen Bestimmung feststellen kann. diese Nutzungsrechte ist nicht erforderlich
gemeinen Vorbehalte verdunkeln.
Die Erstreckung des Art. 115
auf
und würde die Tragweite der all
Der Art. 115 bezieht sich auf solche Nutzungs
rechte, welche beim Inkrafttreten des B.G.B. bestehen, nach Art. 110 Abs. 1 bei
Bestand
bleiben, nach Art. 110 Abs. 2
werden können.
aber künftighin nicht mehr begründet
Hinsichtlich dieser Rechte
mächtigung für die Landesgesetzgebung.
bedarf es einer reichsgesetzlichen Er Nachdem bei der zweiten Lesung die
generelle Vorschrift des Entw. I §. 781 Abs. 2 gestrichen worden, muß der Satz, daß die betreffenden Berechtigungen Grundstücksqualität erlangen, ausgesprochen werden.
Der weitere Satz, daß die für den Eigenthumserwerb und die An
sprüche aus
dem Eigenthume geltenden Vorschriften des B.G.B. Anwendung
finden, ist schwerlich eine nothwendige Konsequenz der vorhergehenden Bestimmung
(Mot. III S. 474); der Satz paßt aber für diese Berechtigungen, ist im Interesse
der Verwirklichung der Rechtseinheit Wünschenswerth und beseitigt etwaige Zweifel. Die Fassung des Abs. 2 schließt sich an den §. 1002 (B.R.) an. — Wie die Grundbuchordnung vorzusehen hat,
daß das Erbbaurecht ein besonderes Blatt
im Grundbuch erhalten solle — (vergl. die Anmerkung zu B.R. §. 1002 unter 1 — Entw. II §. 928 unter 1) — so hat sie
auch vorzusehen, daß diejenigen Be
rechtigungen ein solches Blatt zu erhalten haben, für welche die Landesgesetze innerhalb ihrer Zuständigkeit dies vorschreiben. (Vergl. hierzu Prot. d. Komm. I S. 13195, 13196, 13253 bis 13255. —. III S. 2 und 3 unter V, 283 und 284 unter IX.
Achilles, Gutachten betr. den
Entw. einer G.B.O., S. 62 bis 65.) 2. den Art. 115 zu fassen: Durch Landesgesetz kann bestimmt werden, einem
Grundstücke
bestehendes
vererbliches
daß auf ein an und
übertragbares
Nutzungsrecht die sich auf Grundstücke beziehenden Vorschriften des
Bürgerlichen Gesetzbuchs und auf den Erwerb eines solchen Rechtes die für den Erwerb des Eigenchums an einem Grundstücke geltenden
Vorschriften Anwendung finden. Der Antrag 1
giebt die im Sachenrechte bei der Berathung des §. 781
d. Entw. I hervorgetretene Ansicht wieder, daß, wenn auf Grund landesgesetz
licher Bestimmung einem Rechte ein eigenes Blatt im Grundbuch eingeräumt ist,
Prot. 442. E. I Art. 116,117. B.R. Art. 168,186.
526
sich hieran kraft Reichsrechts die Folge knüpft, daß auf das fragliche Recht die
Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs über Grundstücke Anwendung finden;
(vergl. III S. 2 und 3 unter V). Landesgesetzgebung
Der Antrag 2 spricht direkt aus,
befugt sein solle,
daß die
auf gewisse Rechte die für Grundstücke
geltenden Vorschriften des B.G.B. für anwendbar zu erklären, ohne die Geltung dieser Vorschriften als nothwendige oder zulässige Folge an die Eintragung des
Rechtes auf ein besonderes Grundbuchblatt zu knüpfen.
Ein zweiter Unterschied
zwischen den Anträgen besteht darin, daß der Antrag 2 nicht wie der Antrag 1 neben den sich im Allgemeinen auf Grundstücke beziehenden Vorschriften und den
Vorschriften über den Erwerb des Eigenthums an Grundstücken auch die Vor
schriften über die Ansprüche aus dem Eigenthum erwähnt.
Die Abweichung ist
indessen nur redaktioneller Natur, da der Antrag 2 davon ausgeht, daß die Befugniß der Landesgesetzgebung,
die Ansprüche
aus
den fraglichen Nutzungs
rechten analog der im B.G.B. vorgesehenen Regelung der Ansprüche aus dem
Eigenthume zu gestatten, schon aus dem Art. 116 folge, während das Gleiche nicht bezüglich der Besugniß der Landesgesetzgebung gelte, zu bestimmen,
daß
solche Rechte zu behandeln seien wie Grundstücke. Die Komm, gab dem Anträge 2 den Vorzug; sie erachtete für richtiger,
die materiellrechtlichen Sätze nicht an das formale Moment der Anlegung eines
besonderen Grundbuchblatts zu knüpfen, sondern dieselben unmittelbar auszu sprechen.
Man beschloß jedoch, die Vorschrift dahin zu ergänzen, daß, wie bei
dem Erbbaurechte (B.R. §. 1002) geschehen, in
einer Anmerkung
die Voraus
setzung ausgesprochen werden solle, die G.B.O. werde eine Bestimmung ent
halten, nach der ein vererbliches und übertragbares Nutzungsrecht,
auf welches
in Gemäßheit einer nach Art. 115 erlassenen landesgesetzlichen Vorschrift die für Grundstücke geltenden Vorschriften des
B.G.B.
Anwendung
finden,
ein
be
sonderes Blatt im Grundbuch erhalten soll. Auf die Frage, wie bei dem rheinischen Stockwerkseigenthume die Schwierig keit gelöst werden solle, die sich daraus ergebe, daß bei den bestehenden Rechten dieser Art für jedes
Stockwerk ein
besonderes
Grundbuchblatt angelegt sei,
während künftighin nach Art. 73 das Stockwerkseigenthum als ein Gemeinschafts verhältniß aufgefaßt werden müsse, wurde geantwortet: man werde künftighin die mehreren Blätter als Ein Grundbuchblatt anzusehen haben; die auf den einzelnen
Stockwerken eingetragenen Rechte würden als Rechte am Antheile des betreffenden
Miteigenthümers gelten müssen. Art. 116. Aenderung in Äraft bleibender Landesgesetze.
Art. 117. Gültigkeit
bestehender Ehen.
XIII.
Der Art. 116 wurde unbeanstandet angenommen.
442. (S. 9057 bis 9072.) I.
Zu Art. 117 war beantragt:
1. den Art. 117 zu fassen:
Die Gültigkeit einer vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs geschlossenen Ehe wird nach den bisherigen Gesetzen beurtheilt. Auch eine nach diesen Gesetzen ungültige Ehe ist aber
nach Maßgabe des Bürgerlichen Gesetzbuchs als gültig anzusehen,
Prot. 442. E. I Art. 116,117. B.R. Art. 168,186.
526
sich hieran kraft Reichsrechts die Folge knüpft, daß auf das fragliche Recht die
Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs über Grundstücke Anwendung finden;
(vergl. III S. 2 und 3 unter V). Landesgesetzgebung
Der Antrag 2 spricht direkt aus,
befugt sein solle,
daß die
auf gewisse Rechte die für Grundstücke
geltenden Vorschriften des B.G.B. für anwendbar zu erklären, ohne die Geltung dieser Vorschriften als nothwendige oder zulässige Folge an die Eintragung des
Rechtes auf ein besonderes Grundbuchblatt zu knüpfen.
Ein zweiter Unterschied
zwischen den Anträgen besteht darin, daß der Antrag 2 nicht wie der Antrag 1 neben den sich im Allgemeinen auf Grundstücke beziehenden Vorschriften und den
Vorschriften über den Erwerb des Eigenthums an Grundstücken auch die Vor
schriften über die Ansprüche aus dem Eigenthum erwähnt.
Die Abweichung ist
indessen nur redaktioneller Natur, da der Antrag 2 davon ausgeht, daß die Befugniß der Landesgesetzgebung,
die Ansprüche
aus
den fraglichen Nutzungs
rechten analog der im B.G.B. vorgesehenen Regelung der Ansprüche aus dem
Eigenthume zu gestatten, schon aus dem Art. 116 folge, während das Gleiche nicht bezüglich der Besugniß der Landesgesetzgebung gelte, zu bestimmen,
daß
solche Rechte zu behandeln seien wie Grundstücke. Die Komm, gab dem Anträge 2 den Vorzug; sie erachtete für richtiger,
die materiellrechtlichen Sätze nicht an das formale Moment der Anlegung eines
besonderen Grundbuchblatts zu knüpfen, sondern dieselben unmittelbar auszu sprechen.
Man beschloß jedoch, die Vorschrift dahin zu ergänzen, daß, wie bei
dem Erbbaurechte (B.R. §. 1002) geschehen, in
einer Anmerkung
die Voraus
setzung ausgesprochen werden solle, die G.B.O. werde eine Bestimmung ent
halten, nach der ein vererbliches und übertragbares Nutzungsrecht,
auf welches
in Gemäßheit einer nach Art. 115 erlassenen landesgesetzlichen Vorschrift die für Grundstücke geltenden Vorschriften des
B.G.B.
Anwendung
finden,
ein
be
sonderes Blatt im Grundbuch erhalten soll. Auf die Frage, wie bei dem rheinischen Stockwerkseigenthume die Schwierig keit gelöst werden solle, die sich daraus ergebe, daß bei den bestehenden Rechten dieser Art für jedes
Stockwerk ein
besonderes
Grundbuchblatt angelegt sei,
während künftighin nach Art. 73 das Stockwerkseigenthum als ein Gemeinschafts verhältniß aufgefaßt werden müsse, wurde geantwortet: man werde künftighin die mehreren Blätter als Ein Grundbuchblatt anzusehen haben; die auf den einzelnen
Stockwerken eingetragenen Rechte würden als Rechte am Antheile des betreffenden
Miteigenthümers gelten müssen. Art. 116. Aenderung in Äraft bleibender Landesgesetze.
Art. 117. Gültigkeit
bestehender Ehen.
XIII.
Der Art. 116 wurde unbeanstandet angenommen.
442. (S. 9057 bis 9072.) I.
Zu Art. 117 war beantragt:
1. den Art. 117 zu fassen:
Die Gültigkeit einer vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs geschlossenen Ehe wird nach den bisherigen Gesetzen beurtheilt. Auch eine nach diesen Gesetzen ungültige Ehe ist aber
nach Maßgabe des Bürgerlichen Gesetzbuchs als gültig anzusehen,
527
R.T. Art. 197, 217. E.G. Art. 198, 218. Prot. 442.
sofern sie nach dessen Vorschriften nicht mehr angefochten oder nicht
mehr für nichtig erklärt werden kann und keiner der Ehegatten in zwischen eine anderweitige Ehe eingegangen ist. 2. dem Art. 117 als Abs. 2 beizufügen: Eine zur Zeit des Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs
bestehende
Ehe, die unter Mitwirkung des
Standesbeamten ge
schlossen worden ist, ist nicht deswegen nichtig, weil sie nicht in Gegenwart von zwei Zeugen geschlossen worden ist.
Die Vorschriften
des §. 1304 und des §. 1309 Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs
(B.R.) gelten für eine solche Ehe mit rückwirkender Kraft. 3. dem Art. 117 als Abs. 2 beizufügen:
Auf eine vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs
geschlossene Ehe finden jedoch die Vorschriften des §. 1304 und des §. 1309 Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) mit rückwirkender Kraft Anwendung, wenn die Ehegatten zur Zeit des Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs noch als Ehegatten mit einander leben.
4. den Art. 117 zu fassen:
Die Gültigkeit einer vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs geschlossenen Ehe wird beurtheilt.
nach
den
bisherigen Gesetzen
Doch findet auf eine Ehe, die nach dem Inkrafttreten
des Reichsgesetzes über die Beurkundung des Personenstandes und
die Eheschließung vom 6. Februar 1875 geschlossen worden ist, der
§. 1304 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) Anwendung,
es sei
denn, daß die Ehe vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetz
buchs für nichtig erklärt oder aufgelöst worden ist oder daß einer der Ehegatten sich-wieder verheirathet hat; leben die Ehegatten zur
Zeit des Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs noch als Ehe
gatten mit einander, so findet auch der §. 1309 Abs. 2 des Bürger lichen Gesetzbuchs (B.R.) entsprechende Anwendung.
Im Laufe der Berathung wurde der weitere Antrag gestellt: 5. den Art. 117 zu fassen: Die Gültigkeit einer vor dem Inkrafttreten des Gesetzbuchs geschlossenen Ehe wird nach
beurtheilt.
Bürgerlichen
den bisherigen Gesetzen
Eine nach diesen Gesetzen ungültige Ehe ist jedoch, sofern
die Ehegatten zur Zeit des Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetz
buchs noch
als Ehegatten mit einander leben, nur dann nichtig
und kann nur dann für nichtig erklärt werden, wenn sie auch nach
den Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs nichtig oder anfechtbar ist.
Die im §. 1324 des Bürgerlichen -Gesetzbuchs (B.R.) für die
Anfechtung bestimmte Frist beginnt nicht vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs.
Nach dem Entw.
wird
die Gültigkeit einer vor dem Inkrafttreten des
B.G.B. geschloffenen Ehe nach den bisherigen Gesetzen beurtheilt.
Man war darüber einig, daß dieser Satz insoweit zweifellos richtig ist, als eine Ehe, welche nach den zur Zeit der Eheschließung bestehenden Gesetzen
Prot.442. E. I Art. 117. B.R. Art. 168.
528.
gültig ist, auch nach dem Inkrafttreten des B.G.B. gültig bleibt, selbst wenn
sie, wie dies z. B. in Ansehung des Eheverbots wegen Ehebruchs der Fall sein kann, nach den Vorschriften des B.G.B. nichtig sein würde.
Dagegen wurde der Standpunkt des Entw. insofern bekämpft, als es sich um Ehen handelt, welche nach den zur Zeit der Schließung geltenden Gesetzen nichtig oder anfechtbar sind, während sie, wenn sie zur Zeit der Geltung des
B.G.B. geschloffen worden wären, gültig sein würden.
Die Anträge bezwecken
nach dieser Richtung eine Aenderung des Entw.
Der Antrag 1 — und insoweit übereinstimmend auch der Antrag 5 — geht am Weitesten;
eine vor dem Inkrafttreten des B.G.B. geschlossene Ehe,
welche nach den bisherigen Gesetzen nichtig oder anfechtbar ist, soll nur dann
nichtig sein oder für nichtig erklärt werden können, wenn sie auch nach den
Vorschriften des B.G.B. nichttg oder anfechtbar ist.
also sowohl
Die Konvaleszenz soll sich
auf formelle als auf materielle Mängel der Ehe erstrecken.
Die
übrigen Anträge beschränken die Konvaleszenz auf formelle Mängel und zwar
die Anträge 3 und 4 in der Weise, daß sie die Vorschriften des §. 1304 und des §. 1309 Abs. 2 (B.R.) mit rückwirkender Kraft Anwendung finden laffen,
der Antrag 2 in der Weise, daß er außerdem dem Mangel der Zeugen (vergl. B.R. §. 1303 in Verbindung mit B.R. §§. 1302,1309) nach dem Inkrafttreten des B.G.B. rückwirkend jeden Einfluß auf die Gültigkeit der Ehe abspricht.
Darüber bestand allseitiges Einverständniß, daß die Konvaleszenz, auch wenn sie auf materielle Mängel der Ehe erstreckt werden sollte, jedenfalls ijv sofern eine Schranke zu finden habe, als noch res integra sein müsse.
die Festsetzung der Schranke bestand Meinungsverschiedenheit.
Ueber
Der Antrag 1
stellt darauf ab, daß keiner der Ehegatten inzwischen eine neue Ehe eingegangen hat.
Nach dem Anträge 2 greift die Konvaleszenz nur dann Platz, wenn die
Ehe zur Zeit des Inkrafttretens des B.G.B. noch besteht.
Damit soll sachlich
dasselbe gesagt sein, was der Antrag 3 besagt, indem er verlangt, daß die Ehe gatten zur Zeit des Inkrafttretens des B.G.B. noch als Ehegatten mit einander
leben.
In gleicher Weise bestimmt der Anttag 5 die Schranke.
Der Anttag 4
unterscheidet in Ansehung der Rückwirkung zwischen der Vorschrift des §. 1304
und derjenigen des §. 1309 Abs. 2.
Bezüglich der letzteren lehnt er sich an den
§. 1309 Abs. 2 an, bezüglich der ersteren schließt er die Rückwirkung dann aus, wenn die Ehe vor dem Inkrafttreten des B.G.B. für nichttg erklärt oder auf gelöst worden ist oder wenn einer der Ehegatten sich wieder verheirachet hat. Der Schlußsatz der im Anttage 5
eine Ergänzung.
vorgeschlagenen Bestimmung enthält
Da die nach dem bisherigen Rechte nichttge oder anfechtbare
Ehe unter der Herrschaft des B.G.B. für nichttg nur erklärt werden kann. Wenn sie auch nach dem B.G.B. nichttg oder anfechtbar ist, so wirft sich die Frage auf, ob die Anfechtbarkeit, soweit sie nach dem B.G.B. zu beurtheilen-ist, als ausgeschloffen gelte, wenn der im §. 1324 (B.R.) bestimmte, den Verlust des
Anfechtungsrechts bewirkende Zeitraum von sechs Monaten beim Jnkrafttteten
des B.G.B. schon abgelaufen ist. neint.
Diese Frage wird von dem Anträge 5 ver
Für die Frage, ob eine Ehe nach dem B.G.B. anfechtbar ist, soll der
Ablauf der Frist nur dann von Belang sein, wenn die sechs Monate nach dem
Inkrafttreten des B.G.B. verstrichen find.
R.T. Art. 197. E.G. Art. 198. Prot. 442.
529
Die Anträge 2 und 4 enthalten noch besondere Einschränkungen der
Der Antrag 2 beschränkt die Vorschrift auf Ehen, die unter der
Konvaleszenz.
Mitwirkung des Standesbeamten geschloffen worden find, der Antrag 4 beschränkt
die Rückbeziehung des §. 1304 auf die nach dem Inkrafttreten des Reichs-Ges. v. 6. Februar 1875 geschloffenen Ehen.
Beide Beschränkungen wurden von den
Antragstellern fallengelaffen.
Redaktionell wurde den Anträgen 2, 3 und 4 gegenüber, sofern dieselben von einer Rückbeziehung des §. 1309 Abs. 2 sprechen, bemerkt, daß diese Aus drucksweise zu
weit
gehe, da der §. 1309 Abs. 2, wörtlich genommen, alle
Nichtigkeitsfälle decke; insoweit empfehle sich die Faffung des Antrags 5. Bei der Abstimmung
entschied
sich
die Mehrheit für die Annahme des
Antrags 5. Die Gründe waren:
Daß der Standpunkt des Entw. der allein folgerichtige sei, könne nicht zweifelhaft sein.
Es frage sich aber,
ob nicht eine positive Ausnahme für die
jenigen Fälle angezeigt erscheine, in welchen die Ehe zwar den Erfordernissen,
welche das nunmehrige Recht an eine Ehe stelle, nicht aber dem Mehr von Er fordernissen entspreche,
welches das Recht, unter dessen Herrschaft die Ehe ge
schloffen worden sei, verlange.
Dafür, daß die Frage nicht grundsätzlich verneint
werden dürfe, sprächen neben dem öffentlichen Jntereffe an der möglichsten Auf-
rechterhaltung
der Ehen und neben ethischen Rücksichten Vorgänge in großen
Gebieten des geltenden Rechtes; (vergl. z. B. die preuß. Patente v. 9. Nov. 1816
und 15. Nov. 1816, des preuß. Ges. v. 22. Febr. 1869, des sächs. Ges. v. 5. Nov. 1875).
Es handele sich also nur darum, wie weit man in dieser Richtung
gehen dürfe. Bon den formellen Mängeln der Ehe kämen in erster Linie die in der
Bestellung des Standesbeamten gelegenen (§. 1304) in Betracht.
Hier sei schon
im bestehenden Rechte zum Theile streitig, ob solche Mängel die Nichtigkeit be gründeten. Der Entw. sei zu der Bestimmung des §. 1304 hauptsächlich auf
Grund der Erwägung gelangt, daß Fälle, in welchen Jemand
öffentlich als
Standesbeamter funktionire, obwohl chm wegen Mangels einer gesetzlichen Vor
aussetzung die Eigenschaft eines gültig berufenen Standesbeamten nicht zukomme, erfahrungsgemäß nicht selten vorgekommen seien und sich auch nicht vermeiden
ließen, daß aber der Staat ein dringendes Interesse daran habe, Ehen, welche lediglich in Folge des Versagens staatlicher Einrichtungen nichtig seien, aufrechtzuerhalten.
Diese Erwägungen führten dazu, der Vorschrift des §. 1304 rück
wirkende Kraft beizulegen.
Weiter komme in Betracht die Vorschrift des §. 1309
Abs. 2, nach welcher eine formell nichtige, aber in das Heirachsregister eingetragene Ehe, wenn die Ehegatten zehn Jahre lang als Ehegatten mit einander gelebt haben, nicht mehr wegen des Formmangels als nichtig behandelt werden dürfe.
Gebe man hier eine Vorschrift über die Rückwirkung nicht, so würde die An
wendbarkeit des §. 1309 Abs. 2 ausgeschlossen oder es würde doch zweifelhaft
sein,
ob sie nicht ausgeschloffen sei und keinenfalls würde die zehnjährige Frist
vor dem Inkrafttreten des B.G.B. beginnen können. Die im §. 1309 Abs. 2 vorgesehene Heilung der Nichtigkeit beruhe auf dem Gedanken, daß der Zweck der Formvorschrift, eine Garantie für die Ernstlichkeit des Willens der Ehegatten Protokolle.
Bd. VI.
34
530
Prct. 442. E. I Art. 117. B.R. Art. 168.
zu schaffen, erfüllt, die Form also entbehrlich sei, wenn die Ehegatten zehn Jahre lang als Ehegatten mit einander gelebt hätten.
Weshalb dieser Grund erst von
dem Zeitpunkte des Inkrafttretens des B.G.B. an zutreffen solle, sei nicht ein
Bezüglich der Erleichterungen, welche der Entw. im Vergleiche mit den
zusehen.
Formvorschrifteu des Reichs-Ges. v. 6. Febr. 1875 gewähre, komme endlich noch in Betracht, daß nach dem B.G.B. die Zuziehung von Zeugen auf die Gültigkeit
der Ehe ohne Einfluß sei.
Auch hier sei
entscheidend,
wenn der Gesetz
daß,
geber sich jetzt überzeugt habe, das öffentliche Interesse verlange die Zuziehung von Zeugen nicht schlechthin, kein Grund vorliege, wegen Mangels der Zeugen die
vorher geschlossenen Ehen für nichtig zu halten. Begründe die Unterlassung der Zu
ziehung von Zeugen keine Nichtigkeit, so könne dies natürlich noch weniger bei Mängeln in den Eigenschaften der zugezogenen Zeugen der Fall sein. Bei den materiellen Erfordernissen der Ehe liege die Sache allerdings
nach verschiedenen Richtungen anders.
Zunächst dürfe nicht verkannt werden,
daß die Formerfordernisse im Personenstandesges. nach Art und Wirkung bestimmt
seien,
worden
während
die
Tragweite
von
der
diesem
Bei den formellen
Erfordernissen sei daher die Sache weit leichter zu übersehen,
materiellen.
als
Dazu komme, daß der Entw. Ehehindernisse, welche
Natur von trennenden Ehehindernissen bisher
anerkannten
Gesetz
materiellen Eheerfordernisse sich nach dem Landesrechte richte.
aufschiebende
Ehehindernisse
namentlich bei den Ehehindernissen
zu
gehabt hätten,
trennenden
zu
bei den
bisher die
aufschiebenden,
gemacht
habe.
und
Dies sei
der Eheunmündigkeit (B.R. §. 1288), der
fehlenden elterlichen Einwilligung (B.R. §§. 1290, 1291) und des Mangels der
Geschäftsfähigkeit (B.R. §. 1289) der Fall; (vergl. B.R. §§. 1308, 1315).
Ter
Entw. habe die Eheunmündigkeit und den Mangel der elterlichen Einwilligung nur als aufschiebende Ehehindernisse anerkannt, wesentlich aus dem Grunde, weil der Mangel der Geschäftsfähigkeit und der Einwilligung des gesetzlichen Ver
treters — entgegen dem Personenstandesges. — die
Anfechtbarkeit begründe.
Sei nun nach dem bisherigen Rechte dem Mangel der Ehemündigkeit die Be deutung eines trennenden Ehehindernisses zugekommen, nicht dagegen dem Mangel
der Einwilligung des
so könne
gesetzlichen Vertreters,
die Ausdehnung
der
Konvaleszenz auf die materiellen Erfordernisse zu dem Ergebnisse führen, daß
man das eine Erforderniß beseitigt habe, ohne das andere einzusühren, und daß eine Ehe gültig wird, obgleich sie weder dem bisherigen noch dem neuen Rechte entspreche.
Allein diese Bedenken seien nicht ausschlaggebend.
Insbesondere
betreffe das letztere Bedenken Fälle, die in der Praxis wohl nur sehr selten vor kommen, und schließlich sei die Folge dieser Verschiedenheit des bisherigen und
des neuen Rechtes eben doch nur die Aufrechterhaltung der Ehe, also ein Er gebniß, daß jedenfalls nicht unerwünscht sei.
valeszenz erwähnten
bezögen.
Für die Erstreckung
der Kon
aus die materiellen Erfordernisse svreche vor Allem, daß die oben transitorischen
Gesetze sich
auch
auf die materiellen Erfordernisse
Dem Rechtsgefühle widerstreite auch die Aufrechterhaltung einer formell
nichtigen Ehe eher, als die Heilung von materiellen Mängeln.
Lasse man also
die Konvaleszenz bei den ersteren zu, so müsse man sie auch bei den letzteren gewähren.
Ter Standpunkt des Entw. entspreche ferner nicht der Bedeutung, die
der Gesetzgeber den von ihm gegebenen Normen beilegen müsse.
Habe sich der
R.T. Art. 197. E.G. Art. 198. Prot. 442.
531
Gesetzgeber überzeugt, daß das öffentliche Interesse die Beibehaltung eines Ehe erfordernisses nicht verlange, so dßrfe er nicht gestatten, daß wegen dieses nach
seiner Ansicht unerheblichen Erfordernisses eine Ehe jetzt für nichtig erklärt werde.
Indem man diesen Standpunkt einnehme, gehe man keineswegs davon aus, daß
die Vorschrift des bisherigen' Rechtes eine sachlich nicht gerechtfertigte gewesen
sei.
Ob die Vorschrift den zur Zeit der
bisherigen Gesetzes
Erlassung des
herrschenden Bedürfnissen und sittlichen Anschauungen richtigen Ausdruck gegeben habe, ob die damals leitend gewesenen Erwägungen zutreffende gewesen seien, dies bleibe völlig dahingestellt.
Es handele sich
darum,
ob jetzt, unter der
Herrschaft des neuen Rechtes, die Ehe als nichtig angesehen werden solle: diese
Frage sei, wenn das neue Gesetz die Nichtigkeit oder Anfechtbarkeit für die unter
seiner Herrschaft geschlossenen Ehen verneine, auch für die unter ihm für nichtig zu erklärenden Ehen nach dem neuen Gesetze zu beurtheilen.
Zu Gunsten der
Konvaleszenz sei weiter zu erwägen, daß der Gesetzgeber, indem er dieselbe
ausspreche, nicht in wohlerworbene Rechte eingreife.
Es könnten freilich aus
der Gültigkeit oder Ungültigkeit der Ehe Rechte abgeleitet werden. stehe nur eine ethische Frage zur Entscheidung. in Frage kommenden Ehehindernisse,
Allein direkt
Endlich zeige ein Blick auf die
daß wenigstens für die seit dem Bestehen
des Personenstandesges. geschlossenen Ehen der Rückwirkung bei den materiellen Erfordernissen eine weitreichende Tragweite nicht beizumessen sei.
Daß man die Konvaleszenz nicht schrankenlos anerkennen dürfe, sei von
vornherein klar.
Tenn sonst würde, wenn ein Ehegatte, der in einer nach dem
bisherigen Rechte ungültigen Ehe lebte, eine neue Ehe eingegangen habe, die Konvaleszenz der alten Ehe die Nichtigkeit der neuen zur Folge haben.
Auch
könne die Konvaleszenz, da sie nur zu Gunsten der Ehe zugelassen werde, nicht mehr eintreten,
wenn die Ehe bereits
aufgelöst sei.
Tie Konvaleszenz könne
ferner dann nicht stattfinden, wenn bereits die Nichtigkeits- oder Ungültigkeits erklärung erfolgt sei, da hier das Vorhandensein einer Ehe rechtskräftig verneint
worden.
Bei diesen Fällen dürfe man aber nicht stehen bleiben: denn bei formell
nichtigen Ehen finde eine Nichtigkeitserklärung nicht statt, die Ehegatten könnten
vielmehr ohne Weiteres auseinandergehen.
Selbstverständlich dürfe man, wenn
die Ehegatten von dieser Besugniß Gebrauch gemacht hätten, sie nicht nach dem
Inkrafttreten des B.G.B. wieder als Ehegatten betrachten.
Es sei deshalb das
Richtigste, an die Ausdrucksweise des §. 1309 Abs. 2 anzuknüpfen und die Konvaleszenz allgemein davon abhängig zu machen, daß die Ehegatten beim Inkrafttreten des B.G.B. noch als Ehegatten mit einander lebten.
sei zwar eingewendet worden, nach
der Fassung
Hiergegen
des Antrags 5 sei
es
ohne
Belang, aus welchem Grunde die Ehegatten zur Zeit des Inkrafttretens des B.G.B. nicht mehr als Ehegatten mit einander lebten, so daß die Kon valeszenz dann nicht eintrete,
keiten auseinandergegangen wissen.
wenn die Ehegatten nur in Folge von Streitig seien, ohne von
der Nichtigkeit der Ehe etwas zu
Allein dieser Einwand verkenne, daß, wenn von einem Miteinanderleben
der Ehegatten als Ehegatten gesprochen werde, damit nicht ein ununterbrochenes
thatsächliches Zusammenleben gefordert werde, vielmehr dasselbe gemeint sei, was der §. 1309 Abs. 2 im Auge habe.
Tie Ehegatten müßten sich noch gegenseitig
als Ehegatten betrachten, wenn sie auch vielleicht wegen
ehelicher Zwistigkeiten
34*
532
Prot. 442. E. I Art. 118. B.R. Art. 169,172. Uebrigens zeige
zeitweise nicht in häuslicher Gemeinschaft mit einander lebten.
dieser Einwand, daß der Anschluß an den §. 1309 Abs. 2 sich
auch zur Ver
meidung einer Verdunkelung des §. 1309 empfehle.
Auf Grund der vorstehenden Erwägungen sei die Annahme des Antrags 5
gerechtfertigt. und 3,
Die Fassung desselben möge, insbesondere bezüglich der Sätze 2
vielleicht einer
Verbesserung bedürftig sein.
Die Red.Komm.
werde
namentlich zu prüfen haben, ob aus der Fassung klar genug hervorgehe, welchen
Einfluß die verschiedene Behandlung der Nichtigkeit, Ungültigkeit und Anfecht barkeit nach dem bisherigen Rechte und nach dem Rechte des B.G.B. habe und
wie sich das Verhältniß, je nach der Verschiedenheit der Fälle, gestalte. Art. 118. Persönliche RechtSbeziehungen d. Ehegatten.
II. Zu Art. 118 war beantragt:
1. dem Art. 118 als Abs. 2 beizufügen:
Ist vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen
Gesetzbuchs auf
Trennung von Tisch und Bett erkannt worden, so bestimmen sich die persönlichen Rechtsbeziehungen der Ehegatten zu einander nach den bisherigen Gesetzen.
2. an Stelle des im Antrag 1 vorgeschlagenen Abs. 2 folgende Vorschrift als Art. 120a aufzunehmen:
Die Wirkungen einer Trennung von Tisch und Bett, auf die
vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs erkannt worden ist, bestimmen sich nach den bisherigen Gesetzen. Eine bis zum Tode des einen Ehegatten fortbestehende Trennung steht in Ansehung des gesetzlichen Erbrechts des überlebenden Ehe gatten und in Ansehung der in den §§. 2054, 2242, 2253 des
Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.)
Wirkungen der Auf
bestimmten
lösung der Ehe gleich.
3. in den im Anträge 2 vorgeschlagenen Bestimmungen
a) den Abs. 1 zu fassen: Die Wirkungen einer beständigen oder zeitweisen Trennung von Tisch und Bett,
auf die vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen
Gesetzbuchs erkannt worden ist, bestimmen sich nach den bisherigen
Gesetzen, doch findet
bei zeitweiser Trennung
der §. 1346 des
Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) Anwendung. b) den Eingang des Abs. 2, sofern derselbe überhaupt gebilligt werden
sollte, zu fassen: Eine beständige Trennung
von Tisch
und Bett,
die bis zum
Tode des einen Ehegatten fortbesteht, steht rc. A.
Der Art. 118 ist, abgesehen von der Frage nach der Gestaltung im
Falle der Trennung von Tisch und Bett, von
den Anträgen nicht angefochten
und fand auch in der Sitzung keinen Widerspruch. B. Die Anträge bezwecken eine Ergänzung des Art. 118 für den Fall LL ^er nach dem B.G.B. nicht mehr möglichen beständigen oder zeitweiligen Trennung
Wirkungen d.
von Tisch und Bett. Der Antrag 1 will, wenn eine Ehe vor dem Inkrafttreten
des B.G.B. von Tisch und Bett getrennt worden ist,
die persönlichen Rechts-
533
R.T. Art. 198, 201. E.G. Art. 199, 202. Prot. 442. beziehungen der Ehegatten nach
dem bisherigen Rechte bestimmen.
trag 2 geht weiter; der darin vorgeschlagene Art. 120 a Abs. 1
liche Wirkungen
einer
Trennung
Für die Folgen,
Gesetzen.
von Tisch und Bett
nach
Der An
bemißt sämmt den bisherigen
welche sich hieraus hinsichtlich der
erbrechtlichen
Wirkungen der Trennung von Tisch und Bett ergeben würden, macht der Abs. 2
des vorgeschlagenen Art. 120a eine Ausnahme. In Ansehung des gesetzlichen Erb rechts des überlebenden Ehegatten und in Ansehung der in den §§. 2054, 2242,
2253 (B.R.) bestimmten Wirkungen soll eine bis zum Tode des einen Ehegatten
fortbestehende Trennung bezweckt, klarzustellen,
der Auflösung der Ehe gleichstehen.
Ter Antrag 3a
daß die in den Anträgen 1 und 2 vorgeschlagenen Vor
schriften nicht nur für die beständige, sondern auch für die zeitweilige Trennung
Dies
gelten.
liegt im Sinne der Anträge 1 und 2.
Im Uebrigen lehnt sich
der Antrag 3 a an den Abs. 1 der im Anträge 2 vorgeschlagenen Bestimmungen
an, macht aber für die Unterhaltspflicht bei zeitweiliger Trennung eine Aus
nahme, indem er in dieser Beziehung die Anwendbarkeit des neuen Rechtes (des
Z.1346 B.R.) vorschreibt.
Anträge 2
den Abs. 2 des im
Der Antrag 3d will endlich
befürworteten Art. 120a für den Fall, daß
auf diesen Theil des
Antrags 2 eingegangen werden sollte, auf eine beständige Trennung von Tisch
und Bett beschränken. Der Antrag 1 wurde fallengelassen, nachdem zu Gunsten der im Anträge 2 vorgeschlagenen
allgemeinen Fassung insbesondere geltend
gemacht war, daß nach manchen Gesetzen bei der beständigen und selbst bei
der zeitweiligen Trennung die Vermuchung für die Ehelichkeit der von der Frau
während der Trennung geborenen Kinder (vergl. Mot. IV S. 651) zessire und daß der Gesetzgeber hier nicht eingreifen dürfe, daß vielmehr die Vermuchung
der Ehelichkeit oder Unehelichkeit sich auch für die nach dem Inkrafttreten des B.G.B. geborenen Kinder nach den bisherigen Gesetzen bemessen müsse. Auch die im Anträge 3a vorgeschlagene Aenderung des Abs. 1 des Art. 120a
wurde nicht aufrechterhalten.
Zu Gunsten des Antrags 3a wurde bemerkt, das
die vor dem Inkrafttreten des B.G.B. ausgesprochene beständige oder zeitweilige Trennung von Tisch und Bett als ein Fall anzusehen sei, in welchem ein
Recht
die
Herstellung
des
Ehegatte
das
weigern,
so daß die Voraussetzungen des §. 1346
habe,
ehelichen
Lebens
zu
ver
(B.R.) vorlägen; da der
§. 1346 die Verhältnisse in zweckmäßiger und im Wesentlichen dem geltenden Rechte entsprechender Weise ordne, so empfehle es sich, ihn für die Zeit nach dem Inkrafttreten des B.G.B. zur Anwendung zu bringen.
Gegen den Antrag
wurde ausgeführt, daß, wenn die Unterhaltspflicht in dem die Trennung aus
sprechenden Urtheile bereits geregelt sei, kein Grund vorliege, eine positive Aus nahme vorzuschreiben; dies sei wohl auch nicht im Sinne des Antrags gelegen.
Wenn die Unterhaltspsticht in dem Urtheile nicht geregelt sei, das bisherige Recht
aber, wie z. B. das sächs. und das württemb. Recht, über den Unterhaltsanspruch Bestimmungen enthalte,
meine Regel,
so fehle es an einem hinreichenden Grunde, die allge
daß die Wirkungen
dem bisherigen Rechte beurtheilten,
der Trennung von Tisch und Bett sich nach zu durchbrechen.
Sei aber die Unterhalts
pflicht weder in dem Urcheile noch in dem bisherigen Rechte geordnet, so ergebe
sich die Anwendbarkeit des §. 1346 von selbst, da darüber auch beim Schweigen
des Gesetzes kein Zweifel obwalten könne, daß das die Trennung aussprechende
Regel.
534
Prot. 442. E. I 'Art. 119. B.R. Art. 170,172,186.
Urtheil einen Ehegatten berechtige, die Herstellung des ehelichen Lebens zu ver weigern.
Ter Abs. 1 der im Anträge 2 enthaltenen Bestimmungen wurde demgemäß allseitig gebilligt. Ürbrechtttche Wirkungen.
Was den Abs. 2 des Art. 120 a anbelangt, so wurde für. denselben geltend
gemacht:
Wenn das eheliche Verhältniß so getrübt sei, daß die Ehegatten zeit
weilig oder gar beständig Grundlage des
könne die
von einander getrennt worden seien, so
auf der Geschlechtsgemeinschaft beruhenden Erbrechts,
nämlich
die das verwandtschaftliche Band ersetzende Innigkeit der Gattenliebe, nicht mehr
als vorhanden erachtet werden. gatten entfallen.
Darum müsse das gesetzliche Erbrecht der Ehe
Auch dürfe nicht übersehen werden, daß der größte Theil des
geltenden Rechtes ein Erbrecht der Ehegatten nicht oder doch nicht in dem Um
fange anerkenne,
wie dies der Entw. thue.
Die Unwirksamkeit der Bedenkung
des einen Ehegatten in einer Verfügung von Todeswegen des anderen Ehegatten werde auch bei der Trennung von Tisch und Bett regelmäßig im Sinne des ver
fügenden Ehegatten
gelegen sein.
vielleicht weniger zweifellos
nicht mit der
Bei der zeitweiligen Trennung werde dies
erscheinen.
Thatsache der Trennung
Allein der Antrag begnüge sich auch
der Ehe, sondern fordere, daß die
Trennung bis zum Tode der Ehegatten fortbestanden habe.
In den Gebieten
ferner, in
welchen das katholische Eherecht
bilde die
zeitweilige Trennung der Ehegatten von Tisch und Bett auch nach
der Erlassung
also
gelte,
des Personenstandesges. noch die
namentlich
in Bayern,
überwiegende Regel,
da die
Scheidung nur bei Ehebruch und den diesem gleichgeachteten Fleischesverbrechen stattfinde.
auf zehn oder fünfzehn
Hier werde die zeitweilige Trennung meist
Jahre ausgesprochen.
Daß in solchen Fällen die Grundlage des Erbrechts der
Ehegatten noch bestehe, könne nicht behauptet werden.
Auch wäre,
wenn man
den bei der Berathung des Scheidungsrechts (IV S. 395 ff.) gestellten Antrag, dem klagenden Ehegatten das Recht zu geben, statt aus Scheidung, auf Trennung
zu klagen,
angenommen hätte,
vermuthlich
die Trennung
in ihren Wirkungen
aus das Erbrecht der Ehescheidung gleichgestellt worden.
Tie Mehrheit lehnte den Antrag aus folgenden Gründen ab: Gebe man über die
erbrechtlichen Wirkungen der Trennung
keine
be
sonderen Vorschriften, so richte sich die Vorfrage, ob die Ehe noch bestehe, nach
den bisherigen Gesetzen lAbs. 1 der im Anträge 2 vorgeschlagenen Bestimmungen). Nehmen die bisherigen Gesetze die Ehe trotz der Trennung noch als bestehend an, wie dies z. B. nach dem bayr. L.R. bei der zeitweisen Trennung der Fall
so trete gemäß Art. 129 das Erbrecht der Ehegatten ein. Stehe dagegen nach dem bisherigen Rechte die Trennung von Tisch und Bett der Ehescheidung
sei,
gleich
— und dies sei bei der beständigen Trennung des festeren ^.namentlich
im gemeinen und im sächs. Rechte) der Fall —, so trete auch das Erbrecht nicht
ein.
Es
frage sich,
ob
oder dem Sinne des die
dieses Ergebniß unbillig
Trennung erwirkenden Ehegatten widersprechend sei.
Tie Frage sei zu
ver
neinen, zumal einerseits in manchen Füllen die Voraussetzungen der §§. 1911,2309 iB.R) vorliegen würden und andererseits ein Ehegatte, welcher die Trennung unter der Herrschaft eines Gesetzes Wirkungen knüpfte,
als diejenigen,
erwirkte, das
an die Trennung mindere
die der Antrag nach dem Inkrafttreten des
R.T. Art. 199, 201, 217. E.G. Art. 200, 202, 218. Prct. 443.
535
B.G.B. eintreten lassen wolle, die Trennung vielleicht nicht erwirkt haben würde,
wenn das frühere Gesetz diese weitergehenden Wirkungen bestimmt hätte.
III. Die Berathung des Art. 119 wurde begonnen, aber nicht zu Ende geführt. Des Zusammenhanges wegen ist die gesammte Erörterung im Prot. 443 ausgenommen.
443. (S. 9073 bis 9112.) I.
An. 119. Eheliche» Eüterrecht.
Tie Berathung des Art. 119 wurde fortgesetzt. Zu demselben lagen die Anträge vor: 1. den Art. 119 zu fassen:
a) in erster Linie:
Gilt für eine Ehe, die zur Zeit des Inkrafttretens des Bürger
lichen Gesetzbuchs besteht, (nach Gesetz oder Vertrag) einer der im Bürgerlichen Gesetzbuche geregelten Güterftände, so finden nach dem Inkrafttreten des
wendung,
Bürgerlichen
Gesetzbuchs die Vorschriften An
die im Bürgerlichen Gesetzbuche
gegeben sind.
für diesen Güterstand
Vereinbarungen, welche Abweichungen von den für
diesen Güterstand im bisherigen Gesetz enthaltenen Vorschriften in gültiger Weise bestimmen, bleiben vorbehalten.
Lind zur Zeit des
Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs auf Grund des bis herigen Gesetzes für dritte Personen Rechte zur Entstehung gekommen,
so bleiben sie unberührt. Gilt für eine Ehe, die zur Zeit des Inkrafttretens des Bürger
lichen Gesetzbuchs besteht, ein Güterstand, der nicht im Bürgerlichen Gesetzbuche geregelt ist, so bestimmt sich der Güterstand auch nach
dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs nach dem bisherigen Gesetze.
Doch verliert das Verbot, einen Ehevertrag zu schließen,
seine Kraft und finden die Vorschriften des §. 1420 des Bürger
lichen Gesetzbuchs (B.R.) entsprechende Anwendung:
der bisherige
gesetzliche Güterstand steht einem vertragsmäßigen Gülerstande gleich. Tie bisherigen Gesetze
können
auch
nach dem Inkrafttreten des
Bürgerlichen Gesetzbuchs durch Landesgesetz geändert werden. b) in zweiter Linie:
Ter Güterstand einer Ehe, die zur Zeit des Inkrafttretens des
Bürgerlichen Gesetzbuchs besteht, bestimmt sich auch für die spätere Zeit nach dem*bisherigen Gesetze.
Doch verliert das Verbot, einen
Ehevertrag zu schließen, seine Kraft und finden die Vorschriften des
§. 1420 des
Bürgerlichen
Gesetzbuchs
OB.R.t entsprechende An
wendung: der bisherige gesetzliche Güterstand steht einem vertrags
mäßigen Güterstande gleich. Die bisherigen Gesetze können auch nach dem Inkrafttreten des
Bürgerlichen Gesetzbuchs durch Landesgesetz geändert werden. 2. den Art. 119 Abs. 1 zu fassen: Eilt auf Vertrag oder Gesetz beruhender Güterstand einer zur
Zeit des Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs
bestehenden
R.T. Art. 199, 201, 217. E.G. Art. 200, 202, 218. Prct. 443.
535
B.G.B. eintreten lassen wolle, die Trennung vielleicht nicht erwirkt haben würde,
wenn das frühere Gesetz diese weitergehenden Wirkungen bestimmt hätte.
III. Die Berathung des Art. 119 wurde begonnen, aber nicht zu Ende geführt. Des Zusammenhanges wegen ist die gesammte Erörterung im Prot. 443 ausgenommen.
443. (S. 9073 bis 9112.) I.
An. 119. Eheliche» Eüterrecht.
Tie Berathung des Art. 119 wurde fortgesetzt. Zu demselben lagen die Anträge vor: 1. den Art. 119 zu fassen:
a) in erster Linie:
Gilt für eine Ehe, die zur Zeit des Inkrafttretens des Bürger
lichen Gesetzbuchs besteht, (nach Gesetz oder Vertrag) einer der im Bürgerlichen Gesetzbuche geregelten Güterftände, so finden nach dem Inkrafttreten des
wendung,
Bürgerlichen
Gesetzbuchs die Vorschriften An
die im Bürgerlichen Gesetzbuche
gegeben sind.
für diesen Güterstand
Vereinbarungen, welche Abweichungen von den für
diesen Güterstand im bisherigen Gesetz enthaltenen Vorschriften in gültiger Weise bestimmen, bleiben vorbehalten.
Lind zur Zeit des
Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs auf Grund des bis herigen Gesetzes für dritte Personen Rechte zur Entstehung gekommen,
so bleiben sie unberührt. Gilt für eine Ehe, die zur Zeit des Inkrafttretens des Bürger
lichen Gesetzbuchs besteht, ein Güterstand, der nicht im Bürgerlichen Gesetzbuche geregelt ist, so bestimmt sich der Güterstand auch nach
dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs nach dem bisherigen Gesetze.
Doch verliert das Verbot, einen Ehevertrag zu schließen,
seine Kraft und finden die Vorschriften des §. 1420 des Bürger
lichen Gesetzbuchs (B.R.) entsprechende Anwendung:
der bisherige
gesetzliche Güterstand steht einem vertragsmäßigen Gülerstande gleich. Tie bisherigen Gesetze
können
auch
nach dem Inkrafttreten des
Bürgerlichen Gesetzbuchs durch Landesgesetz geändert werden. b) in zweiter Linie:
Ter Güterstand einer Ehe, die zur Zeit des Inkrafttretens des
Bürgerlichen Gesetzbuchs besteht, bestimmt sich auch für die spätere Zeit nach dem*bisherigen Gesetze.
Doch verliert das Verbot, einen
Ehevertrag zu schließen, seine Kraft und finden die Vorschriften des
§. 1420 des
Bürgerlichen
Gesetzbuchs
OB.R.t entsprechende An
wendung: der bisherige gesetzliche Güterstand steht einem vertrags
mäßigen Güterstande gleich. Die bisherigen Gesetze können auch nach dem Inkrafttreten des
Bürgerlichen Gesetzbuchs durch Landesgesetz geändert werden. 2. den Art. 119 Abs. 1 zu fassen: Eilt auf Vertrag oder Gesetz beruhender Güterstand einer zur
Zeit des Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs
bestehenden
536
Prot. 443. E. I Art. 119. B.R. Art. 170,186.
Ehe, nach welchem die Verwaltung und Nutznießung des Mannes ausgeschloffen ist, kann in das Güterrechtsregister eingetragen werden,
wenn für den Güterstand denjenigen welche zur Zeit seiner Begründung
Erforderniffen genügt ist,
oder Aenderung in
Auf diesen Güterstand findet vom
standen.
Geltung
ab der H. 1420
des Bürgerlichen Gesetzbuchs Anwendung; derselbe bestimmt sich im
Uebrigen auch auf die spätere Zeit nach den bisherigen Gesetzen.
Für Aenderungen in einem bestehenden Güterstande gelten die Vor
schriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs. Auf den Güterstand
einer
zur Zeit
des Inkrafttretens
des
Bürgerlichen Gesetzbuchs bestehenden Ehe, nach welchem die Ver waltung und Nutznießung dem Manne zusteht, sowie
auf einen
Güterstand, der nicht in das Güterrechtsregister eingetragen werden kann, finden die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs über das
gesetzliche Güterrecht Anwendung. 3. den Art. 119 Abs. 1 Satz 2 durch folgende Vorschriften zu ersetzen:
Dies
gilt insbesondere auch von den erbrechtlichen Wirkungen
des Güterstandes.
Soweit die Ehefrau, nach dem für den Güterstand maßgebenden Rechte in Folge des Güterstandes oder der Ehe in der Geschäfts
fähigkeit beschränkt ist, bleibt diese Beschränkung so lange bestehen, als der bisherige Güterstand besteht. Das Verbot, einen Ehevertrag zu schließen, verliert seine Kraft
und finden die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs über Ehe verträge Anwendung, die Vorschriften des §. 1420 jedoch erst nach
Ablauf eines Jahres nach dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetz
buchs.
Bon diesem Zeitpunkt an steht der
bisherige
gesetzliche
Güterstand einem vertragsmäßigen Güterstande gleich.
4. zwischen dem Abs. 1 und dem Abs. 2 des Art. 119 folgende Vorschriften
einzuschalten: Eine allgemeine Beschränkung der Geschäftsfähigkeit der Ehefrau
einer Gütergemeinschaft sowie
gilt in Ansehung des Gesammtguts
in Ansehung desjenigen Vermögens der Ehefrau, dessen Verwaltung
kraft des Güterstandes
zu Gunsten
des Gesammtguts
oder zum
Zwecke der Nutznießung des Ehemanns diesem zusteht, als Folge des Güterstandes. Durch Ehevertrag kann eine nach den Vorschriften des Bürger
lichen Gesetzbuchs zulässige Regelung werden,
auch
des
Güterstandes
getroffen
wenn nach den bisherigen Gesetzen die Schließung
eines Ehevertrags nach der Eingehung der Ehe unzulässig ist.
5. im Art. 119 Abs. 1 Satz 2 nach den Worten:
„Dies gilt insbesondere
von der in Folge" einzuschalten „der Ehe oder";
6. im Art. 119 Abs. 1 Satz 2 die Worte „Zulässigkeit und" zu streichen
und dem Art. 119 folgenden neuen Absatz beizufügen: Das Verbot, nach
Eingehung
schließen, verliert seine Kraft.
der
Ehe einen
Ehevertrag
zu
Wird ein nach den bisherigen Ge-
setzen unzulässiger Ehevertrag geschlossen, so
finden auf ihn die
Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs Anwendung.
Ehevertrag kann
537
Prot. 443.
R.T. Art. 199, 217. E G- Art. 200, 218.
Durch den
die Auseinandersetzung einer Gütergemeinschaft
bewirkt werden. 7. dem Slrt. 119. folgenden letzten Absatz beizufügen: Durch Ehevertag können auch die Geschäftsfähigkeit der Ehefrau
und die erbrechtlichen Wirkungen des Güterstandes nach Maßgabe des Bürgerlichen Gesetzbuchs neu geregelt werden.
A. Die Anträge 1, 2 und 3 wenden sich vor Allem gegen den Ausgangs1 *• Punkt des Entw. (Abs. 1 Satz 1), daß sich der Güterstand der zur Zeit des Flauer Inkrafttretens des B.G.B. bestehenden Ehen, mag
er auf Vertrag oder cmf @üte^nbc§
Gesetz beruhen, auch für die spätere Zeit schlechthin nach den bisherigen Gesetzen bestimmt.
Diese Frage wurde deshalb an erster Stelle berathen und dabei auch
der Registrirungszwang erörtert.
Daß die Unwandelbarkeit des einmal begründeten Güterstandes an sich als oberster Grundsatz anzuerkennen sei, darüber bestand Einverständniß. Hieran halten rechtlicher auch die Anträge im Prinzipe fest. Sie wollen also nicht etwa das bisherige ueberleiiung.
gesetzliche Güterrecht, wenn es auf einem anderen System aufgebaut ist, als auf
demjenigen, welches dem B.G.B.
als gesetzliches Güterrecht dient, durch das
gesetzliche Güterrecht des Entw. ersetzen.
Sie erstreben aber eine Ueberleitung
des bisherigen Güterrechts in das neue Güterrecht.
möglichste Beschleunigung stände.
Ihr Grundgedanke ist:
der Einführung der im B.G.B. geordneten Güter
Dieses Ziel suchen sie auf verschiedene Weise zu erreichen. Nach dem Antrag la soll, wenn für eine zur Zeit des Inkrafttretens des Sc^cebcnc
B.G.B. bestehende Ehr nach Gesetz oder Vertrag einer der im B.G.B. geregelten
Güterstände gilt, der Güterstand sich nach dem Inkrafttreten des B.G.B. nach dem B.G.B. richten, wobei jedoch Vereinbarungen, welche Abweichungen von
den für diesen Güterstand im bisherigen Gesetz
enthaltenen Vorschriften be
stimmen, z. B. Abmachungen über das Vorbehaltsgut, aufrechterhalten bleiben
sollen.
Wenn also in einer Ehe etwa auf Grund
waltungsgemeinschaft als gesetzlicher Güterstand
des sächs. G.B. die Ber-
gilt oder wenn die Ehegatten
die westfälische Gütergemeinschaft vereinbart haben,
so soll vom Inkrafttreten
des B.G.B. an in der ersteren Ehe der Güterstand der Verwaltung und Nutz
nießung des Mannes nach den §§. 1348 bis 1410 (B.R.) in der letzteren die
allgemeine Gütergemeinschaft nach den §§. 1422 bis 1503 (B.R.) gelten.
Auf
das Verhältniß der Ehegatten zu einander sollen die Vorschriften des B.G.B.
ausnahmelos, auf das Verhältniß zu Dritten sollen sie mit der Maßgabe An wendung finden, daß Rechte, welche auf Grund der bisherigen Gesetze zur Zeit des Inkrafttretens des B.G.B. bereits entstanden sind, unberührt bleiben.
Es
soll somit beispielsweise die Frage, unter welchen Voraussetzungen der Mann bei einer gütergemeinschaftlichen Ehe über Grundstücke verfügen kann, bis zum
Augenblicke des Inkrafttretens des B.G.B. nach dem bisherigen Rechte, von da an nach dem B.G.B. entschieden werden.
Hat der Mann bei der Errungen-
schaftsgemeinschaft des württemb. Rechtes eine Sozialschuld ausgenommen, so soll
die Frau persönlich haften, wenn die Schuld vor dem Inkrafttreten des B.G.B. eingegangen ist, sie soll nicht haften, wenn die Schuld später zur Entstehung
Prot. 443. E. I Art. 119. B.R. Art. 170,186.
538
Tie Beendigungsgründe ferner sollen sich nach dem Inkrafttreten des
gelangt.
B.G.B. ausschließlich nach diesem bemessen,
wenn dabei auf Thatsachen
auch
abgestellt wird, die sich unter der Herrschaft des bisherigen Rechtes zugetragen Für das Verhältniß der Ehegatten zu einander soll nach den Erläute
haben.
rungen des Antragstellers nur insofern eine Modifikation stattfinden, als, wenn
die Ehegatten zu einander in rein obligatorische Beziehungen getreten sind, die einmal erworbenen Rechte bestehen bleiben.
Es würde sich also z. B. bei einer
gütergemeinschastlichen Ehe die Frage, wann eine Erstattung von Verwendungen gefordert werden könne, nach dem §. 1452 (B.R.), dagegen die Frage,
ob
ein
Erstattungsanspruch entstanden ist, nach dem bisherigen Rechte bemessen, sofern der Entstehungsgrund noch in die Herrschaft des bisherigen Rechtes fällt.
dagegen für eine zur Zeit des Inkrafttretens des B.G.B.
Güterstand, der nicht im B.G.B. geregelt ist,
so
Gilt
bestehende Ehe ein
soll er sich
auch in Zukunft
nach dem bisherigen Rechte bestimmen.
Ter Antrag 2 unterscheidet zwischen den Güterständen,
bei welchen dem
Manne die Verwaltung und Nutznießung zusteht, und den übrigen.
sollen sich, gleichviel,
sie auf Gesetz
ob
Inkrafttreten des B.G.B.
nach
berührt bleiben, die Ehegatten
Tie ersteren
oder auf Vertrag beruhen,
nach dem
die übrigen sollen an sich un
diesem richten,
sollen sich jedoch Tritten gegenüber auf einen
solchen Güterstand nur berufen dürfen, wenn sie ihn in das Güterrechtsregister Zum Zwecke der Eintragung
haben eintragen lassen.
soll eine Frist bestimmt
werden, deren Feststellung der Antrag offen gelassen hat.
Ist die Eintragung
unterblieben, so findet nach dem Ablaufe der Frist der §. 1420 (B.R.) Anwendung, die Ehegatten sollen sich also so behandeln lassen müssen, wie wenn sie nach dem
gesetzlichen Güterrechte des B.G.B. lebten.
Eine Besonderheit sieht der Antrag
für diejenigen Güterstände vor, welche nicht in das Güterrechtsregister eingetragen werden können.
Gemeint sind
damit nur die Güterstände, welche auf einem
Ehen mit einem solchem Güterstande sollen so
nichtigen Ehevertrage beruhen.
behandelt werden, wie wenn dem Manne die Verwaltung und Nutznießung zu
stände, d. h. werden.
dem
sie sollen
gesetzlichen Güterrechte des
B.G.B.
unterworfen
Ter Antrag 2 deckt sich somit, soweit in einer Ehe ein Güterstand gilt,
der sachlich auf der Verwaltungsgemeinschaft aufgebaut ist, mit dem Antrag 1,
d. h.
das
bisherige
Güterrecht
wird direkt durch das
neue ersetzt:
bei den
übrigen Güterständen findet eine indirekte Ueberleitung durch den Registrirungs-
zwang statt. Ter Antrag 3
die nach
Ueberleitung
will überhaupt nur im Wege des Registrirungszwangs
bewerkstelligen.
dem bisherigen
Tas Güterrecht
Rechte richten,
etwa bestehende Verbot
der
aber das
Schließung
von
einer
nach
jeden Ehe
soll
sich
dem bisherigen Rechte
Eheverträgen
soll
in Wegfall
kommen und es sollen dafür die allgemeinen Vorschriften des B.G.B. über Ehe verträge Anwendung finden.
Tie Folge hiervon ist, daß die Ehegatten, wenn
sie sich nicht im Verhältnisse zu Tritten so behandeln lassen wollen, wie wenn
sie nach dem gesetzlichen Güterrechte des B.G.B. lebten, den in ihrer Ehe be stehenden Güterstand eintragen lassen müssen.
Doch soll diese Folge erst nach dem
Ablauf eines Jahres seit dem Inkrafttreten des B.G.B. eintreten.
Ter Antrag 3
stimmt also — abgesehen von der Berwaltungsgemeinschaft — mit dem Anträge 2
539
R.T. Art. 199, 217. E.G. Art. 200, 218. Prot. 443.
überein.
Der im Antrag 1 in zweiter Linie gemachte Vorschlag deckt sich mit
dem Anträge 3, läßt jedoch den §. 1420 sofort wirken.
Nach eingehender Erörterung wurden die Anträge 1 und 2 zurückgezogen.
Der Antrag 3 wurde abgelehnt. Die Gründe der Mehrheit waren:
Daß es
an sich sehr Wünschenswerth wäre, wenn das Güterrecht des Ablehnung
B.G.B. auch auf die zur Zeit des Inkrafttretens des B.G.B. bestehenden Ehen
in möglichst großem Umfang und möglichst bald zur Anwendung gebracht werden leitung». könnte, sei unverkennbar. Denn ohne eine Ueberleitung des bisherigen Güter- eorf4rtftenrechts in das neue Güterrecht greife das letztere zunächst nur für wenige Eher:
Platz und bleibe das bisherige noch während Jahrzehnten in Uebung.
Dadurch
könne leicht eine Verwirrung des Verkehrs entstehen, auch verblasse die Kenntniß des oft nur auf Gewohnheit beruhenden bisherigen Rechtes immer mehr.
Entw. verkenne das Gewicht dieser Gründe nicht.
Ter
Er glaube aber, daß die
Reichsgesetzgebung weder die Möglichkeit noch den Beruf habe, hier Abhülse zu schaffen, und daß sie deshalb der Landesgesetzgebung ein zweckmäßiges Eingreifen
Dieser Standpunkt
überlassen müsse.
werde
von
den
Anträgen
mißbilligt.
Allein es sei jedenfalls der im Prinzipalen Antrag 1 vorgezeichnete Weg nicht
Zunächst bedeute der Antrag einen tiefen Eingriff in die bestehenden
gangbar.
Er schütze nur bereits erworbene Rechte Dritter.
Rechtsverhältnisse.
Die recht
liche Stellung, welche jedem der Ehegatten nach dem bisherigen Güterstande
zukomme,
sei nach
der Meinung des Antragstellers kein Recht des Ehegatten,
sondern nur die juristische Erscheinungsform des liegenden
Gedankens.
Ob
man
dies
in
dem Güterstande zu Grunde
solcher
Allgemeinheit
behaupten
könne, unterliege sehr erheblichem Zweifel, namentlich wenn der Güterstand aus
Vertrag beruhe.
Solle z. B. eine Frau, welche bei der Gütergemeinschaft des
münster'schen Rechtes, wie solches sich im (Herzogthum) Arenberg-Meppen aus
gebildet habe, zur Verfügung über das Gesammtgut ebenso berechtigt ist wie der
Mann, in Zukunst blos deshalb, weil jetzt das B.G.B. in Kraft getreten, nicht
blos selbst nicht mehr verfügen dürsen, sondern sich auch das alleinige Verfügungs recht des Mannes gefallen lassen müssen?
Könne man hier nicht von
einem
Rechte der Frau zur Verfügung sprechen? Dem Antragsteller sei zuzugeben, daß die
vertragsmäßigen Güterstände die Bestimmung hätten, die bisherigen Güterstände zu ersetzen:
auch sei das geltende Recht bei den Vorschriften des B.G.B. über
die vertragsmäßigen Güterstände thunlichst berücksichtigt worden und die ver
tragsmäßigen Güterstände des B.G.B. entsprächen in ihrem wirthschaftlichen Erfolge im Wesentlichen dem bisherigen Rechte.
Allein wenn man in Berück
sichtigung dessen für die Zukunft die Bezugnahme auf einen bisherigen Güter stand schlechthin habe verbieten können (B.R. §. 1418), so frage sich doch, ob man
des Weiteren auch die bereits begründeten Güterstände den neuen Vorschriften unter werfen dürfe. Die Frage sei entschieden zu verneinen. Am Klarsten trete dies
bei der allgemeinen Gütergemeinschaft hervor. Eine Reihe von Gütergemeinschafts rechten kenne die fortgesetzte Gütergemeinschaft nicht. In den südlichen Theilen Bayerns sei die Vereinbarung der allgemeinen Gütergemeinschaft oder eines der allgemeinen
Gütergemeinschaft
fast
gleichkommenden
Güterstandes
unter
der
bäuerlichen Bevölkerung die Regel, die fortgesetzte Gütergemeinschaft aber sei dort
540
Prot. 443. E. I Art. 119. B.R. Art. 170,186. Sei es gerecht oder auch nur zweckmäßig, diesen Gebieten jetzt die
unbekannt.
fortgesetzte
Gütergemeinschaft
Der
aufzudrängen?
habe
Antragsteller
diese
Schwierigkeiten sowie die Verwickelungen, zu welchen sein Antrag namentlich für das Verhältniß der Ehegatten zu einander Anlaß gebe, selbst hervorgehoben, er
glaube aber, daß die Vortheile, welche die rasche und weittragende Ueberleitung des bisherigen Güterrechts in das neue Güterrecht mit sich bringe,
theile überwögen.
Dies sei zu bezweifeln.
möge, entscheidend sei jedenfalls,
daß sich
die Nach
Wie man indessen darüber denken
für die überwiegende Mehrzahl der
Güterstände die Frage aufwerfe, ob und unter welchen der im B.G.B. geregelten Güterstände ein Güterstand des bisherigen Rechtes gebracht werden könne. Man dürfe dabei nicht übersehen, daß in Deutschland weit über hundert verschiedene
Güterrechte gälten.
Diese Ftage lasse sich bei den gesetzlichen und noch mehr
bei den vertragsmäßigen Güterständen des
antworten.
Man dürfe nur an das
bisherigen Rechtes
lübische Recht, an die
oft nicht be
auf der Grenze
zwischen Errungenschafts- und Fahrnißgemeinschaft oder zwischen Errungenschafts?
und Verwaltungsgemeinschaft stehenden Güterrechte oder an das Dotalrecht, wenn bei diesem die Frau dem Manne vertragsmäßig die Verwaltung, nicht aus
drücklich die Nutznießung, übertragen habe, denken.
Bei dieser Sachlage würde
eine unerträgliche Rechtsunsicherheit, die eine große Zahl von Streitigkeiten nach sich ziehen müßte, entstehen.
Soweit der Antrag 2 den gleichen Weg verfolge wie der Antrag 1, also hinsichtlich der Verwaltungsgemeinschaft, spreche ein Theil der gegen den Antrag 1
vorliegenden Bedenken auch gegen ihn.
Namentlich
bestehe auch
bei ihm die
Schwierigkeit der Entscheidung, ob der einzelne Güterstand, z. B. das Dotalrecht, materiell als Verwaltung und Nutznießung des Mannes aufgefaßt werden dürfe.
Der Schwerpunkt des Antrags 2 liege im Registrirungszwange. er mit dem Antrag lb und 3 überein.
Hier stimme
Die Anträge gingen in dieser Hinsicht
von der zu billigenden Erwägung aus, daß die Verschiedenheit der Güterrechte
und in Zukunft der Unterschied zwischen dem neuen und dem bisherigen Güter rechte und die Ungewißheit,
ob man
eine Ehe nach dem bisherigen oder nach
dem neuen Güterrechte zu beurtheilen habe,
weniger für das Verhältniß nach
innen,
als für das Verhältniß nach außen, also für den Verkehr, in Betracht
tarnen-
Dem Verkehre solle ein einfaches und sicheres Merkmal der Beur
theilung gewährt werden.
Diesen Dienst würde die Eintragung in das Güter
rechtsregister an sich allerdings leisten, wenn auch der Schutz, welchen das Register überhaupt biete, nicht überschätzt werden dürfe.
Aber wenn die Eintragung in
Ansehung möglichst vieler Ehen stattfinde, so würden die Güterrechtsregister so
umfangreich und unübersichtlich werden, daß der erstrebte Vortheil wohl ver loren ginge. Nun liege freilich den Anträgen die Auffaffung zu Grunde, daß einerseits wohl nur wenige Ehegatten die Eintragung bewirken würden, daß in
Folge deffen für das Verhältniß nach außen das gesetzliche Güterrecht des B.G.B. im Verkehr
allgemein
als
das
regelmäßig
maßgebende
angesehen werden
dürfe und daß sich andererseits die wohlthätige Wirkung des Eintragungszwangs
hauptsächlich nach Ablauf einer längeren Reihe von Jahren nach dem Inkraft
treten des B.G.B. zeigen werde.
Allein man dürfe nicht übersehen, daß, wenn
der Dritte wiffe, die Ehe eines mit ihm konttahirenden Ehegatten sei schon vor
541
R.T. Art. 199, 217. E.G. Art. 200, 218. Prot. 443.
dem Inkrafttreten des B.G.B. geschloffen worden, der Mangel der Eintragung
den Ehegatten unschädlich sei.
Abgesehen davon beseitigten die Anträge die
Schwierigkeiten, welche die Feststellung des bisherigen Güterrechts bereite, nicht,
da sich das Verhältniß der Ehegatten zu einander doch nach dem bisherigen
Rechte bemeffe. Aus diesen Gründen könne man von Reichswegen keinen der vorgeschlagenen
Wege der Ueberleitung des
bisherigen
Rechtes in das neue betreten, müsse
vielmehr mit dem Entw. die Ueberleitung der Landesgesetzgebung überlassen.
B.
Der Entw. hebt im Abs. 1 Satz 2 drei Folgen des Prinzips, daß die
Güterrechtsverhältniffe der beim Inkrafttreten des B.G.B.. bestehenden Ehen nach dem bisherigen Rechte beurtheilt werden, ausdrücklich hervor.
Das bis
herige Recht soll maßgebend sein insbesondere:
a. für die in Folge des Güterstandes eintretende Beschränkung der Geschäfts
fähigkeit der Frau; b. für die Zulässigkeit und Wirksamkeit von Eheverträgen;
c. für die erbrechtlichen Wirkungen der bestehenden Güterstände. Zu a. Der Entw. d. B.G.B. geht davon aus, daß die Ehefrau in Folge ^schäftt-^ der Ehe einer Beschränkung der Geschäftsfähigkeit nicht unterliege. Der Entw. fähigreit der d. E.G. hat mit Rücksicht hierauf lediglich die in Folge des Güterstandes nach 9rttu-
dem bisherigen Rechte eintretende Beschränkung der Geschäftsfähigkeit der Frau anfrechterhalten.
Dies wird von den Anträgen 3, 4 und 5 bekämpft.
Antrag 3 will die Beschränkung
Der
der Geschäftsfähigkeit insoweit, als sie nach
dem für den Güterstand maßgebenden Rechte eine Folge des Güterstandes oder der Ehe ist, und so lange, als der bisherige Güterstand dauert, bestehen lassen. Sachlich das Gleiche bezweckt der Antrag 5.
Der Antrag 4 hält eine allgemeine
Beschränkung der Geschäftsfähigkeit der Frau nach dem Inkrafttreten des B.G.B.
nur in dem Umfange für berechtigt, als sie das Vermögen betrifft, welches durch den Mann der
Ehe dienstbar gemacht werden soll.
Die Beschränkung der
Geschäftsfähigkeit der Frau soll also nicht inhaltlich, sondern gegenständlich begrenzt werden, sie soll insofern nicht wirken, als das Rechtsgeschäft der Frau
Gegenstände angreifen würde, welche dem Manne weder in der Form des
Gesammtguts noch der Nutznießung unterworfen sind. Der Antrag 3 wurde mit 7 gegen 7 Stimmen unter Stichentscheid des Vorsitzenden angenommen.
Erwogen war: Für einige Rechte, z. B. das franz., stehe zwar fest, ob Beschränkungen Beschränkung der Geschäftsfähigkeit der Frau eine Folge des Güterstandes oder eine Folge sü^r^ndes
der Ehe seien.
Für andere Rechte sei die Frage aber zweifelhaft.
Schon mit
Rücksicht hierauf erscheine die vom Entw. gemachte Unterscheidung mißlich.
sei aber auch innerlich nicht gerechtfertigt.
Sie
Denn selbst da, wo gewisse Be
schränkungen der Geschäftsfähigkeit zweifellos nur eine Folge der Ehe seien (z. B. code civil Art. 217), hingen dieselben doch so eng mit dem Systeme dieser
Güterrechte zusammen, daß man Gefahr laufe, das ganze System zu entwerthen, wenn man hier die Beschränkung der Geschäftsfähigkeit der Frau in der einen oder in der anderen Richtung aufhebe.
Wenn nach einigen Rechten eine gewisse
Beschränkung der Geschäftsfähigkeit der Frau in Folge des Güterstandes und
der «he.
Prot. 443. E. I Art. 119. B.R. Art. 170,186.
542
außerdem eine allgemeine Beschränkung in Folge der Ehe eintrete, so könne der
Standpunkt dieser Rechte auch unter dem Gesichtspunkte betrachtet werden, daß sie auch dasjenige Vermögen der Frau, welches nicht Gesammtgut oder welches
nicht der Verwaltung und Nutznießung des Mannes unterworfen ist, nicht ganz frei lassen, sondern dem Manne erhalten wollten, weil er, wenn er auch keine direkten Rechte an diesem Vermögen besitze, doch, z. B. wegen der Unterhalts
Dies sei auch
pflicht, ein Interesse an der Erhaltung desselben habe. den Antrag 4 entscheidend. der rein
gegen
Gegen denselben spreche ferner, daß er in Ansehung
obligatorischen Rechtsgeschäfte zu eigenthümlichen Ergebnissen führe.
Tie Frau könnte nach ihm die größte Geldschuld eingehen, während das Rechts
geschäft über die Leistung der unbedeutendstell Sache, welche zu dem dem Manne unterworfenen Vermögen gehöre, nichtig sein würde.
Abs. 1 Latz 2. Zu b. Die Anträge 1 b, 3 und 6 wollen das bisherige Recht beseitigen, ZulLsslgkett -o-eni die Schließung von Eheverträgen nach Eingehung der Ehe verbietet,
^vertrügen,
Antrag 4 bezweckt,
eines Ehevertrags
den Ehegatten die Schließung
in
dem Umfange zu ermöglichen, in welchen sie ihn schließen könnten, wenn sie sich
erst unter der Herrschaft des B.G.B. verheirathet hätten. Antrag keinen Unterschied,
Dabei macht der
ob das bisherige Recht die Schließung
verträgen gestattet oder nicht.
von Ehe
Nach dem Inkrafttreten des B.G.B. sollen also
z. B. Ehegatten, die bisher in der Gütergemeinschaft des franz. Rechtes lebten, wohl die allgemeine Gütergemeinschaft oder die Errungenschaftsgemeinschaft des
B.G.B. vereinbaren können, sie sollen aber nicht berechtigt sein,
eine Verein
barung zu treffen, die sie nach dem B.G.B. (B.R. §. 1418) nicht treffen könnten,
z. B. an die Stelle der franz.-rechtlichen allgemeinen Gütergemeinschaft die Er
rungenschaftsgemeinschaft des code civil zu setzen:
benommen,
die
dagegen wäre es ihnen un
Errungenschaftsgemeinschast des B.G.B.
zu vereinbaren und
dabei solche Modifikationen anzubringen, daß im Resultate der Güterstand der
Errungenschaftsgemeinschaft des franz. Rechtes herbeigeführt wird.
Diese Modi
fikationen würden aber nur insoweit zulässig sein, als sie von Ehegatten verein
bart werden könnten, welche erst unter der Herrschaft des B.G.B. heirathen: (vergl. Mot. IV S. 142, 305 ff. r. Als selbstverständlich erachtet es der Antrag 4, daß die Ehegatten nach dem Inkrafttreten des B.G.B. unter Beibehaltung ihres
bisherigen Güterstandes im Rahmen desselben jene Aenderungen treffen können, welche sie nach dem bisherigen Rechte treffen konnten: Ehegatten, welche in der
preuß. Verwaltungsgemeinschaft leben, können also nach dem Inkrafttreten des B.G.B. z. B. das Vorbehaltsgut der Frau erweitern.
Eine Folge hiervon ist,
.daß, wo das bisherige Recht die Schließung von Eheverträgen verbot, die Ehe gatten nach dem Inkrafttreten des B.G.B. an ihrem bisherigen Güterstande auch
nicht diejenigen Aenderungen vornehmen dürfen, die das B.G.B. den Ehegatten
der unter seiner Herrschaft geschlossenen Ehen erlaubt; Ehegatten, in deren Ehe die franz.-rechtliche Mobiliargemeinschaft gilt, können z. B. nicht die fortgesetzte
Gütergemeinschaft einführen. Die Mehrheit billigt den Antrag 4 aus folgenden Gründen:
Zunächst frage es sich, ob man in den Gebieten, in welchen die Schließung von Eheverträgen nach Eingehung der Ehe jetzt verboten sei, nach dem Inkraft
treten des B.G.B. Eheverträge zulassen solle.
Es sei nicht zu verkennen, daß
R.T. Art. 199, 217. E.G. Art. 200, 218. Prct. 443.
das Verbot der
543
Weise, wie die in
Eheverträge mit der Art und
Betracht
kommenden Rechte die Güterstände regeln, in engem Zusammenhänge stehe und bei dem die Geschäftsfähigkeit der Ehefrau betreffenden Beschlusse habe man geglaubt, diesem Zusammenhänge Beachtung
schenken und sich reichsrechtlichen
Eingreifens in das bisherige Güterrecht enthalten zu müssen.
Bei der jetzt zu
treffenden Entscheidung liege die Sache aber insofern anders, als sich die Ein
wirkung, welche die Aufhebung des Verbots der Schließung von Eheverträgen nach Eingehung
der Ehe auf die Güterstände haben werde, übersehen lasse.
Die Beseitigung des Verbots der Schließung von Eheverträgen nach Eingehung der Ehe erscheine im Interesse der Ueberleitung des alten .Rechtszustandes in
den neuen Rechtszustand in hohem Grade Wünschenswerth liitb es sei nicht zu bezweifeln, daß die von der Beseitigung zu erwartenden Vortheile die mit der selben verbundenen Nachtheile überwögen.
Bei dieser Sachlage sei es richtiger,
die Aufhebung des Verbots nicht von landesgesetzlichem Einschreiten abhängig Dabei sei im Auge zu be
zu machen, sondern reichsrechtlich auszusprechen.
halten, daß es sich bei der Aufhebung des Verbots nur um eine Aufhebung
desselben zum Zwecke der Ueberleitung handele. statten, daß
Man dürfe deshalb nicht ge
die Ehegatten von der Bertragsfreiheit zu dem Ende Gebrauch
machen, um einen anderen Güterstand des bisherigen Rechtes einzuführen oder
den bisherigen Güterstand zu modifiziren.
Letzteres würde einen allzu tiefen Ein
griff in das System des bisherigen Rechtes bedeuten. Diese Erwägungen führten zur Annahme des Antrags 4, für den auch sonstige erhebliche Zweckmäßigkeitsgründe
sprächen: (vergl. B.R. §. 2372; S. 59 und 60 unter C).
Was die übrigen Güter-
rechte anbelange, so träfen auf sie diese Zweckmäßigkeitsgründe ebenmäßig zu.
Man müsse also auch bezüglich ihrer deu Antrag 4 annehmen.
Natürlich führe
dieser Antrag bei ihnen zu einem größeren Spielraume der Vertragsfreiheit als bei den Rechten,
welche bisher die Schließung von Eheverträgen untersagten.
Für diejenigen Rechte, welche die Bertragsfreiheit nicht beschränken, führe der Antrag
zu beschleunigter Regelung
der Güterstände nach Maßgabe der Vor
schriften des B.G.B. Im Zusammenhänge mit der Zulassung der Eheverträge
wurden noch
einige andere Fragen bezüglich der Eheverträge erörtert. Läßt man die Eheverträge nach dem Inkrafttreten des B.G.B. auch da . «erzu, wo sie bisher untersagt waren, so wirft sich die Frage auf, wie es sich mit ü(£r bk «u*-
der Auseinandersetzung des bisherigen Güterstandes verhalte.
Tas franz. Recht ^nanders.
enthält für eine solche, ihm unbekannte Auseinandersetzung keine Vorschriften. (Mterftänbe.
Ter Antrag 6 sieht eine Sonderbestimmung vor, indem er auch Vereinbarungen über die Auseinandersetzung für zulässig
erklärt.
Hiergegen wurde von dem
Antragsteller zu 4 ausgeführt: Wenn das bisherige Recht über die Auseinander
setzung eine Bestimmung enthalte, so entscheide natürlich diese Bestimmung; fehle es an einer solchen, so eigne sich vielleicht die Vorschrift des bisherigeu Rechtes über die Auseinandersetzung in sonstigen Fällen zur analogen Anwendung, ver
neinenden Falles sei eben eine Gemeinschaft vorhanden, die nach den §§. 740 ff
(B.R.) ihrer Lösung
zugeführt werden müsse.
Für jeden Fall aber sei eine
Vereinbarung der Ehegatten über die Auseinandersetzung zulässig.
Der Antrag
spreche also einen selbstverständlichen Satz aus, was um so bedenklicher sei, als
544
Prot. 443. E. I Art. 119. B.R. Art. 170, 186.
er das Mißverständniß nahe lege, daß
hier stets
ein Ehevertrag nöthig sei;
dies führe zu einer Verdunkelung der §§. 1459, 1531 (B.R.).
Der bekämpfte
Antrag, wurde hierauf fallengelassen. Die Zulassung der Eheverträge führte zu der weiteren Frage, nach welchem
I^rtrögT
’ Rechte sich die Form der Eheverträge richte.
Dies ist besonders für jene Rechte
wichtig, denen der Ehevertrag nach Eingehung der Ehe unbekannt ist. Nach dem Anträge 6 soll das B.G.B. 'maßgebend sein. Auch hier wurde von dem Antragsteller zu 4 die Anwendbarkeit des B.G.B. für selbstverständlich gehalten.
Widerspruch erhob sich hiergegen nicht.
Endlich erhob sich die Frage nach der Anwendbarkeit des §. 1420 (B.R.).
Nichtanwtt,d-
81420 Abs. i. Man verständigte sich dahin, mit dem Anträge 4 eine Bestimmung nicht auf
zunehmen, da die Nichtanwendbarkeit des §. 1420 Abs. 1 sich von selbst verstehe und die Anwendbarkeit des §. 1420 Abs. 2 nur gegeben sei, wenn die Ehegatten den Güterstand hatten eintragen lassen.
Zu c. Der Satz, daß die Bemessung des Güterstandes der bei dem Wirkm»gen.b Inkrafttreten des B.G.B. bestehenden Ehen nach dem bisherigen Rechte sich ins
Abs. i Satz 2.
besondere auf die erbrechtlichen Wirkungen des Güterstandes
beziehe, wurde
gebilligt. Der Antrag 7 wurde mit Rücksicht auf den Beschluß zu b zurückgezogen.
C. Der Abs. 1 Satz 3 und der Abs. 2 des Art. 119 des Entw. wurden
Abs- 2. Franz.-rechtl. »erfahren bei
ohne Erörterung angenommen.
D.
absond.
Es lag noch der Antrag vor: dem Art. 119 als letzten Absatz beizufügen:
Vereinbarung de» Güter standes durch Eintragungin
Wird
bei einer zur Zeit des Inkrafttretens des Bürgerlichen
Gesetzbuchs bestehenden Ehe binnen eines Jahres nach dem Inkraft
d. Güter rechtsregister.
treten des Bürgerlichen Gesetzbuchs auf den Antrag beider Ehegatten
einer der im Bürgerlichen Gesetzbuche geregelten Güterstände in das Güterrechtsregister eingetragen, so finden von der Eintragung an auf den Güterstand dieser Ehe die Vorschriften des Bürgerlichen
Gesetzbuchs Anwendung, auch wenn
ein Ehevertrag nach §. 1419
des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) nicht abgeschlossen worden ist.
Ist einer der Ehegatten in der Geschäftsfähigkeit beschränkt und wird der Güterstand der allgemeinen Gütergemeinschaft eingetragen, so findet der §. 1422 Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.)
entsprechende Anwendung. Dem Anträge liegt das Bestreben zu Grunde, neben dem durch den
Entw. und die gefaßten Beschlüsse zur Verfügung gestellten Wege — neben dem
Eingreifen der Landesgesetzgebung (Art. 119 Abs. 1 Satz 3) und neben dem Abschlüsse von Eheverträgen — noch
ein drittes Mittel zur rascheren Ueber»
Leitung des bisherigen Güterrechts in das neue Güterrecht zur Verfügung zu
stellen.
Die beiden erwähnten Wege genügen nach der Ansicht des Anttagstellers
deshalb nicht, weil es auf der einen Seite ungewiß sei, ob sich die Landesgesetz gebung der ihr überlaffenen Aufgabe unterziehen werde, und weil auf der an
deren Seite die Errichtung von Eheverträgen mit bedeutenden Kosten verbunden sei.
DaS Mittel, welches hier abhelfen soll, findet der Antrag in der Ge
stattung der Eintragung des Güterstandes in das Güterrechtsregister auch ohne
R.T. Art. 199, 217. E.G. Art. 200,218. Prot.443. eigentlichen Ehevertrag.
545
Der Antrag knüpft hier an einen in der Kritik (Zus.
d. gutachtl. Aeuß. IV S. 177 ff.) mehrfach geäußerten und bei der Berathung des §. 1335 des Entw. I gestellten' aber nicht zur Annahme gelangten Vorschlag
an (IV S. 219 und 220 unter IV), den Abschluß von Eheverträgen ijor dem Standesbeamten zuzulassen, wenn lediglich einer der im B.G.B. geregelten Güter
stände durch einfache Verweisung auf denselben vereinbart werde.
Wie dort der
Güterstand durch die Erklärung der beiden Ehegatten vor dem Standesbeamten,
so soll er hier durch die Erklärung der beiden Ehegatten vor der Güterrechtsregisterbchörde in Verbindung mit der Eintragung in das Register vereinbart
werden können.
Bon einer Seite wurde die Einschränkung beantragt, daß der
Güterstand nur durch Bezugnahme auf einen der im B.G.B. geordneten Güter stände solle bestimmt werden können.
Wird die allgemeine Gütergemeinschaft —
oder die Fahrnißgemeinschaft (B.R.) §. 1534 — vereinbart und ist einer der Ehe gatten in der Geschäftsfähigkeit beschränkt, so soll die Genehmigung des Bor mundschaftsgerichts nach Maßgabe des §. 1422 Abs. 2 (B.R.) erforderlich sein.
Der Sin trag fand bei der Mehrheit keinen Anklang.
Sie erwog, daß der Anttag, wohl absichtlich, dahingestellt kaffe, inwieweit
ein Vertrag vorliege.
Dies sei aber namentlich um deswillen mißlich, weit,
wenn der Einttag später als falsch bezeichnet werde, die Einigung der Ehegatten nachgewiesen werden müßte.
Der Hauptzweck des Antrags, den Ehegatten einen
Kosten ersparenden Weg zu ebnen und sie-dadurch zu veranlassen, die Eintragung
in das Register und damit die Ueberleitung des bisherigen Rechtes in das neue
Recht zu bewirken, sei zwar zu billigen, allein seine Erreichung hänge lediglich davon ab, wie die Gebühren- und Stempelpflichtigkeit durch die Landesgesetze Unter diesen Umständen sei es besser, auch die Offenhaltung
geregelt werde.
dieses Weges der Landesgesetzgebung
zu überlassen.
Da die Registerbehörde
nach §. 1543 (B.R.) das Amtsgericht sei, könne die Landesgesetzgebung auch die Schließung von Eheverträgen vor den Registerbehörden gestatten, ohne daß sie
hierzu einer besonderen reichsgesetzlichen Ermächttgung darauf verttauen, daß die Landesgesetzgebung,
bedürfe.
Man
dürfe
soweit sie ein Bedürfniß hierfür
als gegeben erachte, auch im Kostenpunkte die Ueberleitung möglichst erleichtern werde, wie dies z. B. bei Gelegenheit der Einführung der K.O. in manchen
Landescheilen geschehen sei; (vergl. das preuß. Ausführungsges. z. K.O. vom 6. März 1879 §. 21 Nr. 1, §§. 25 ff.).
II. Zu Art. 120 lagen die Anträge vor:
an. iso. Scheidung,
1. beit 9ltt. 120 AU fassen: Trennung v. 3taä) dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs kann auf$tf,.2.
Dem Art. 25 wurde, einem Anträge gemäß, die Fassung gegeben:
Der §. 6 Abs. 2 des Gesetzes, betreffend die Rechtsverhältnisse der Reichsbeamten, vom 31. März 1873 (Reichs - Gesetzbl. S. 61) wird aufgehoben. Die gestrichene Vorschrift,
übertragungsfähigen
welche bestimmt, daß von der Abtretung des
Theiles des Diensteinkommens eines
Reichsbeamten der
auszahlmden Kaffe durch eine öffentliche Urkunde Nachricht zu geben sei, ist im Entw. d. E.G. durch die Verweisung auf den wesentlich dasselbe bestimmenden §. 311 des Entw. I d. B.G.B. ersetzt.
Mt Rückficht auf die allgemeine, die
Spezialvorschrift vollkommen deckende Fassung der letztgedachten Vorschrift (B.R.
§. 405) schien es richtiger, den §. 6 Abs. 2 d. Ges. v. 31. März 1873
zu
streichen.
»rt. 26.
vill. Der Art. 26,
welcher eine Erweiterung des Anwendungsgebiets
nrititifryf. des §. 44 des Reichsmilitärges. v. 2. Mai 1874 enthält, wurde unbeanstandet ani. 44. genommen.
IX. Der Art. 27
an. 27-
wurde aus denselben Gründen wie der gleichliegende
mtotikgef. Art. 25 dahin beschlossen:
Der §. 45 Abs. 2 Satz 2 des Reichsmilitärgesetzes vom 2. Mai 1874
i-45-
(Reichs-Gesetzbl. S. 45) wird aufgehoben.
a». 28. X. Der Art. 28 betrifft das Reichs-Ges. v. 6. Februar 1875. Nach dem itmMgT». Entw. sollen die §§. 28 bis 43, 52, 53 d. Ges. gestrichen, an ihrer Stelle aber 6. gtbr. 1875. fctei Ersatzparagraphen ausgenommen werden, welche zusammenfaffend auf die an die Stelle getretenen Vorschriften des B.G.B. verweisen, und zwar für die
§§. 28 bis 40 der §. 28, für die §§. 41 bis 43 der §. 41, für die §§. 52, 53 der §. 52.
Aenderungen, meist nur redaktioneller Natur, sind ferner zu den §§. 44,
50, 55 vorgesehen.
Bei der Berathung
des Familienrechts sind zu dem in
Rede stehenden Gesetze bereits Aenderungen der §§. 44, 50 sowie die Streichung
des §. 51 beschlossen worden; vergl. die Anmerkung zu B.R. §. 1301 unter 1, 2 und 3 bezw. die übereinstimmende Anmerkung zu Entw. II §. 1225 unter 1, 2 und 3.
Es lagen die Anträge vor:
l. den Art. 28 zu fassen: Das Gesetz über die Beurkundung des Personenstandes und die
Eheschließung vom 6. Februar 1875
(Reichs-Gesetzbl. S. 33)
er
leidet folgende Aenderungen:
I.
Die Vorschriften der §§. 28 bis 43, 51 bis 53 werden auf gehoben.
II.
Die Vorschriften der §§. 44, 50, 52, 55 werden durch folgende Bestimmungen ersetzt:
§. 44. Für die Anordnung des Aufgebots ist jeder Standes
beamte zuständig, vor welchem nach §. 1305 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) die Ehe geschloffen werden kann.
(Anm. zu B.R. §. 1301 unter 1.) §. 50. Der Standesbeamte soll ohne Aufgebot die Ehe
schließung nur vornehmen, wenn ihm ärztlich bescheinigt wird,
597
R.T. Art. 42-45. E.G- Art. 43-46. Prot. 446.
daß die lebensgefährliche Erkrankung eines der Verlobten den
Aufschub der Eheschließung nicht gestattet.
(Anm. zu B.R. §. 1301 unter 2.) §. 52.
(Wie der im Art. 28 vorgesehene §. 52.)
§. 55.
(Wie der im Art. 28 vorgesehene §. 55.)
2. im Art. 28 zu bestimmen: I.
Die §§. 28 bis 40, 42, 43, 51 bis 53
des
Gesetzes vom
6. Februar 1875 werden aufgehoben. II. Die §§. 41, 44, 50, 55, 69, 75, 82 werden in folgender
Weise geändert: §. 41.
Für die Eheschließung sind die Vorschriften des
Bürgerlichen Gesetzbuchs maßgebend. §. 44.
Für die Anordnung des vor der Eheschließung zu
erlassenden Aufgebots rc. (wie im §. 44 nach Antrag 1).
§. 50.
(Wie §. 50 nach Antrag 1.)
§. 55.
Ist eine Ehe für nichttg erklärt rc. (wie in dem
im Art. 28 vorgesehenen §. 55).
§. 69.
Ein Standesbeamter, welcher unter Außerachtlassung
der in dem Bürgerlichen Gesetzbuch und in diesem Gesetze gegebenen Vorschriften eine Eheschließung vollzieht, wird mit
Geldstrafe bis zu sechshundert Mark bestraft.
§. 75 Abs. 1.
Die Worte „nach den Vorschriften dieses
Gesetzes" werden ersetzt durch die Worte „nach den Vor
schriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs". §. 82. Die kirchlichen Verpflichtungen in Beziehung auf Taufe und Trauung werden durch dieses Gesetz und durch
die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs über die Ehe schließung nicht berührt.
Gegen die Streichung der §§. 28 bis 40 erhob sich kein Widerspruch. Die Aufnahme der im Entw. aufgenommenen Ersatzvorschrift wurde für entbehrlich erachtet.
Als §. 41 wurde die im Anträge 2 vorgeschlagene verweisende Vor
schrift angenommen, obwohl von einer Seite für die Beibehaltung des bisherigen §. 41 geltmd gemacht wurde, daß er für die im Deutschen Reiche geschlossenen
Ehen von Ausländern zweckmäßig beibehalten würde.
Die §§. 42, 43 wurden,
als durch die §§. 1305, 1306 d. B G B. (B.R.) gedeckt, gestrichen.
des §. 44 wurde die Fassung des Antrags 2 gebilligt.
bereits
beschlossenen Fassung des Anttags 1
Bezüglich
Der §. 50 wurde in der
eingestellt.
Die Streichung des
§. 51 wurde gutgeheißen, des Weiteren nach dem Entw. und den Anttägen die Stteichung der durch die §§. 1302, 1303 d. B G B (B.R.) gedeckten §§. 52, 53
— ohne die im Entw.
vorgeschlagene Ersatzbestimmung
— beschlösse».
Der
§. 55 wurde nach dem Entw. mit der Maßgabe angenommen, daß entsprechend
dem Anträge 2 im Eingänge statt „für ungültig erklärt" nichtig erklärt".
zu setzen sei
„für
Die weiteren im Anttage 2 zu den §§. 69, 75, 82 vorge
schlagenen Aenderungen, welche lediglich in der Fassung dem Umstande Rechnung
trogen, daß die bisher im Personenstandesges.
enthaltenen Vorschriften
künftighin zum Theile im B.G.B. finden, fanden die Billigung der Komm.
sich
fl"
598 Schruns-.
Prot. 446. E.'I Art. 29, 30. B.R. Art. 22, 23. XL Es war weiter beantragt:
als Art. 28 a die Bestimmung aufzunehmen:
In das Gesetz, betreffend die Anfechtung von Rechtshandlungen eines Schuldners außerhalb des Konkursverfahrens, vom 21. Juli
1879 (Reichs-Gesetzbl. S. 277) wird folgende Vorschrift eingestellt: §. 3 a.
Hat der Erbe aus dem Nachlasse Pflichttheilsansprüche,
Vermächtnisse oder Auslagen erfüllt, so kann ein Nachlaßgläubiger,
der im Konkursverfahren über den Nachlaß dem Empfänger der Leistung im Range vorgehen oder gleichstehen würde, die Leistung in gleicher Weise anfechten wie eine unentgeltliche Verfügung des Erben. Eine nach
den §§. 1950, 1951, 1966 des Bürgerlichen Gesetz
buchs (B.R.) eingetretene Beschränkung des Rechtes des Gläubigers
bleibt außer Betracht, wenn der Gläubiger dem Empfänger der
Leistung im Range vorgehen würde.
Tie Vorschrift ist nach der Anmerkung zu B.R. §. 1994 unter IV —
Entw. II §. 1891 unter IV — bei der Berathung des Erbrechts worden:
(vergl. V S. 831 und 832 unter I).
beschlossen
Der Antrag wurde daher ohne
Widerspruch angenommen. ^erichr?.' barteittges.
XII. Es war ferner beantragt:
als Art. 28 a die Bestimmung auszunehmen: das Gesetz über die Konsulargerichtsbarkeit vom 10. Juli 1879
T-srmnenr.
(Reichs-Gesetzbl. S. 197) wird folgende Vorschrift aufgestellt:
§. 3a. Testamente können in den Konsulargerichtsbezirken durch eine unter Angabe des Ortes und Tages der Ausstellung eigenhändig ge
schriebene und
werden.
unterschriebene Erklärung des
Erblassers
errichtet
Für ein gemeinschaftliches Testament gilt die Vorschrift
des §. 2241 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.).
Ein nach Abs. 1
errichtetes Testament gilt als nicht errichtet,
wenn sich der Erblasser zu dauerndem Aufenthalt in das Inland begeben hat, seit seiner Ankunft im Jnlande drei Monate verstrichen
sind und der Erblasser noch
lebt.
Tie Vorschriften des
Abs. 2, 4 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.)
§. 2224
finden Anwendung.
«Wegen der Schutzgebiete vergl. §. 2 d. Reichs-Ges.,
betr. die
Rechtsverhältnisse der deutschen Schutzgebiete, in der Fassung der
Bekanntmachung vom 19. März 1888.) Tie Berathung des Antrags wurde im Einverständnisse mit dem Antrag
steller vorerst ausgesetzt, v 2lrt. *29, 30. Äei. v. 20. Avril 1881 z 16 Abs. 2. tik’f. v. 17. Juni 1987 z. 18 Abi. 2.
XIII. Auf die Art. 29, 30 bezogen sich die Anträge: ai den Art. 29 zu fassen: Ter §. 16 Abs. 2 des Gesetzes, betreffend die Fürsorge für die Wittwen und Waisen der Reichsbeamten der Civilverwaltung vom
20. April 1881 (Reichs-Gesetzbl. S. 85) wird aufgehoben, eventuell:
0 Vergl. L. 601 unter V.
599
R.T. Art. 46, 47. E-G. Art. 48, 49. Prot. 447. Der §. 16 Abs. 2 rc. wird dahin geändert:
auf Rückstände des Wittwen- und Waisengeldes
Der Anspruch
verjährt in vier Jahren.
Der Beginn der Verjährung bestimmt
sich nach §. 196 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.). b) den Art. 30 zu fassen: Der §. 18 Abs. 2 des Gesetzes, betreffend die Fürsorge für die
Wittwen und Waisen von Angehörigen des Reichsheeres und der Kaiserlichen Marine, vom 17. Juni 1887 (Reichs-Gesetzbl. S. 237) wird aufgehoben. eventuell: Der §. 18 Abs. 2 rc. wird dahin geändert:
Der Anspruch
auf Rückstände des
verjährt in vier Jahren.
Wittwen- und Waisengeldes
Der Beginn der Verjährung
bestimmt
sich nach §. 196 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.).
Die Anträge a und b wurden in der Prinzipalen Gestalt gebilligt: man hatte erwogen, daß durch die §§. 192, 196 d. B.G.B. (B.R.) die in dem Art. 29
und 30 vorgesehenen Spezialvorschriften vollständig gedeckt werden.
447. (S. 9185 bis 9212.) Tie Komm, wandte sich nunmehr der zweiten Berathung der bis jetzt ^vinondeö behandelten Vorschriften des Entw. d. E.G. zu. Man einigte sich dahin, in ,tw eine Erörterung dieser Vorschriften nur insoweit einzutreten, vorliege, und beschloß,
als
ein Antrag
einen Antrag, welcher schon früher der Beschlußfassung
der gegenwärtigen Komm, unterstellt war,
nur dann zum Gegenstand einer er
neuten Berathung zu machen, wenn die Komm, die Wiederaufnahme der Be rathung besonders beschließe: (vergl. S. 106 im Eingänge zu Prot. 410).
L Der Art. 4 lautet in der Fassung der Redaktionsvorlage:
^enve^ns Soweit in Reichsgesetzen oder in Landesgesetzen auf Vorschriften verwiesen ' aut
ist, welche durch das Bürgerliche Gesetzbuch oder durch dieses Gesetz außer Kraft
gesetzt werden,
treten
an
deren
Stelle die
entsprechenden
Vorschriften
des
Bürgerlichen Gesetzbuchs oder dieses Gesetzes. Es war beantragt, den Art. 4 zu fassen: Sind in einem Gesetze,
das neben dem Bürgerlichen Gesetzbuch
in Kraft bleibt, Vorschriften für anwendbar erklärt, welche durch
das Bürgerliche Gesetzbuch
oder durch dieses Gesetz
außer Kraft
gesetzt werden, so treten an deren Stelle die entsprechenden Vor schriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs oder dieses Gesetzes. Für
ein in Kraft bleibendes Landesgesetz gilt dies
nur insoweit,
als
nicht aus dem Gesetze sich ein Anderes ergiebt. Dem Anträge waren die Bemerkungen beigefügt:
Es handelt sich nicht
blos um Verweisungen, sondern auch um die ziemlich häufigen Fälle,
in denen
einzelne Vorschriften des allgemeinen Rechtes aus redaktionellen Gründen, um
eine leichter faßliche Darstellung zu erzielen, in ein Spezialgesetz ausgenommen worden sind.
Soweit der Art. 4 Landesgesetze zum Gegenstände hat, bezieht er
599
R.T. Art. 46, 47. E-G. Art. 48, 49. Prot. 447. Der §. 16 Abs. 2 rc. wird dahin geändert:
auf Rückstände des Wittwen- und Waisengeldes
Der Anspruch
verjährt in vier Jahren.
Der Beginn der Verjährung bestimmt
sich nach §. 196 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.). b) den Art. 30 zu fassen: Der §. 18 Abs. 2 des Gesetzes, betreffend die Fürsorge für die
Wittwen und Waisen von Angehörigen des Reichsheeres und der Kaiserlichen Marine, vom 17. Juni 1887 (Reichs-Gesetzbl. S. 237) wird aufgehoben. eventuell: Der §. 18 Abs. 2 rc. wird dahin geändert:
Der Anspruch
auf Rückstände des
verjährt in vier Jahren.
Wittwen- und Waisengeldes
Der Beginn der Verjährung
bestimmt
sich nach §. 196 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.).
Die Anträge a und b wurden in der Prinzipalen Gestalt gebilligt: man hatte erwogen, daß durch die §§. 192, 196 d. B.G.B. (B.R.) die in dem Art. 29
und 30 vorgesehenen Spezialvorschriften vollständig gedeckt werden.
447. (S. 9185 bis 9212.) Tie Komm, wandte sich nunmehr der zweiten Berathung der bis jetzt ^vinondeö behandelten Vorschriften des Entw. d. E.G. zu. Man einigte sich dahin, in ,tw eine Erörterung dieser Vorschriften nur insoweit einzutreten, vorliege, und beschloß,
als
ein Antrag
einen Antrag, welcher schon früher der Beschlußfassung
der gegenwärtigen Komm, unterstellt war,
nur dann zum Gegenstand einer er
neuten Berathung zu machen, wenn die Komm, die Wiederaufnahme der Be rathung besonders beschließe: (vergl. S. 106 im Eingänge zu Prot. 410).
L Der Art. 4 lautet in der Fassung der Redaktionsvorlage:
^enve^ns Soweit in Reichsgesetzen oder in Landesgesetzen auf Vorschriften verwiesen ' aut
ist, welche durch das Bürgerliche Gesetzbuch oder durch dieses Gesetz außer Kraft
gesetzt werden,
treten
an
deren
Stelle die
entsprechenden
Vorschriften
des
Bürgerlichen Gesetzbuchs oder dieses Gesetzes. Es war beantragt, den Art. 4 zu fassen: Sind in einem Gesetze,
das neben dem Bürgerlichen Gesetzbuch
in Kraft bleibt, Vorschriften für anwendbar erklärt, welche durch
das Bürgerliche Gesetzbuch
oder durch dieses Gesetz
außer Kraft
gesetzt werden, so treten an deren Stelle die entsprechenden Vor schriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs oder dieses Gesetzes. Für
ein in Kraft bleibendes Landesgesetz gilt dies
nur insoweit,
als
nicht aus dem Gesetze sich ein Anderes ergiebt. Dem Anträge waren die Bemerkungen beigefügt:
Es handelt sich nicht
blos um Verweisungen, sondern auch um die ziemlich häufigen Fälle,
in denen
einzelne Vorschriften des allgemeinen Rechtes aus redaktionellen Gründen, um
eine leichter faßliche Darstellung zu erzielen, in ein Spezialgesetz ausgenommen worden sind.
Soweit der Art. 4 Landesgesetze zum Gegenstände hat, bezieht er
600
Prot. 447. E-1 Art. 4,10, 18, 24. B.R. Art. 4,7,10,16.
sich nur auf solche Landesgesetze, die unberührt bleiben.
Diesen gegenüber giebt
chm die Fassung der RedBorl. den Anschein einer Beschränkung des Unberührt bleibens, als läge chm ein ähnlicher Gedanke zu Grunde wie dem §. 1418 Abs. 1
d. B.G.B. (B.R).
Die Auslegungsfrage ist dieselbe wie bei Art. 9 Satz 2,
es wird deshalb die gleiche Fassung vorgeschlagen.
Der Antrag bezweckt nur eine Verdeutlichung der Fassung.
In der Sache
selbst war man allseitig darüber einverstanden, daß, wenn auf das allgemeine Recht nur in dem Sinne verwiesen ist, daß dasselbe als solches, nicht als eine Besonderheit des betreffenden Gesetzes, zur Anwendung kommen solle, das B.G.B.
an die Stelle trete und daß es, wenn das Landesgesetz eine dem allgemeinen Rechte entnommene besondere Bestimmung enthält, eine Auslegungsfrage sei, ob die
Bestimmung unter allen Umständen oder ob sie nur deshalb gelten solle, weil
sie dem allgemeinen Rechte angehöre; im letzteren Falle werde sie durch das B.G.B. ersetzt.
Bon verschiedenen Seiten wurde für fraglich erachtet, ob nicht der Antrag zu Mißverständnissen eher Anlaß geben werde, als die Vorschrift des Entw.
bezw. der Red.Borl. Der Antrag wurde der Red.Komm. überwiesen. art. io. Verwandt schaft. Schwäger schaft.
n.
Zu Art. 10 war beantragt: die Vorschrift zu streichen.
Die Komm, lehnte die Wiederaufnahme der Berachung ab.
HI.
Art. 18. Gew.O. §. 11 Ab. L ver heiratete Gewerbe stauen.
Zu Art. 18 war beantragt: im §. 11 d. Gew.O. den Abs. 2 durch
folgende Bestimmungen zu
ersetzen: Betreibt eine Ehefrau, für deren güterrechtliche Verhältnisse aus
ländische Gesetze maßgebend sind, im Jnlande selbständig ein Ge
werbe, so ist es auf chre Geschäftsfähigkeit in Angelegenheiten des Gewerbes ohne Einfluß, daß sie Ehefrau ist.
In Ansehung des Vermögens der Frau, an welchem kraft des Güterstandes dem Manne Rechte zustehen, und, wenn eine eheliche
Gütergemeinschaft besteht, in Ansehung des gemeinschaftlichen Ver mögens, finden die Vorschriften des §. 1390 des Bürgerlichen Ge setzbuchs (B.R.) Anwendung.
Soweit nach diesen Vorschriften die
Frau der Zustimmung des Mannes nicht bedarf, hastet für chre
Verbindlichkeiten ihr Vermögen ohne Rückficht auf die dem Manue
kraft des Güterstandes zustehenden Rechte; im Falle des Bestehens einer ehelichen Gütergemeinschaft hastet auch das gemeinschaftliche
Vermögen.
Hat die Frau den Wohnsitz nicht im Jnlande, so ist
der Einspruch des Mannes
der Widerruf Register
des
gegen den Betrieb des Gewerbes und
der ertheilten Einwilligung in das güterrechtliche Bezirkes
einzutragen,
in
dem
das
Gewerbe
be
trieben wird. Der Antrag bezweckt nur eine Verdeutlichung des zu §. 11 d. Gew.O. ge
faßten
Beschlusses
(S. 579 bis 581 unter XI), insbesondere
eine
schärfere
Betonung der erweiterten Geschäftsfähigkeit der Frau (B.R. §. 2361 Abs. 3)
R.T. Art. 4, 32,35,41. E.G und
etwas
eine
ausführlichere
Art. 4. 33, 36,42. Prot.447.
Uebersetzung
601
des dem §. 1390 (vergl. B.R.
88-1437, 1504, 1534) zu Grunde liegenden Gedankens; (vergl. S. 61 und 62
unter IV). Die nähere Prüfung des Antrags wurde der Red.Komm. überwiesen.
IV.
Zu Art. 24 war beantragt: im Art. 24 den Abs. 2 des 8- 7 d. Ges. v. 7. Juni 1871 durch folgende
ärt 21-
Vorschriften zu ersetzen:
Die Vorschriften des §. 828 Abs. 2 bis 4 des Bürgerlichen Ge setzbuchs (B.R.) finden entsprechende Anwendung.
Das Gleiche gilt
von der Vorschrift des 8- 648 Nr. 6 und für die dem Verletzten zu
entrichtende Geldrente von der Vorschrift des §. 749 Abs. 3, für die dem Dritten zu entrichtende Geldrente von der Vorschrift des 8- 749 Abs. 1 Nr. 2 der Civilprozeßordnung.
Ist bei der Berurtheilung des Verpflichteten zur Entrichtung einer Geldrente nicht auf Sicherheitsleistung erkannt worden, so kann der Berechtigte gleichwohl Sicherheitsleistung verlangen, wenn die
BermögensverhLltniffe des Verpflichteten sich erheblich verschlechtert haben; unter der gleichen Voraussetzung kann er eine Erhöhung der
in dem Urcheile bestimmten Sicherheit verlangen. Der
nur
redaktionelle Antrag,
welcher
von der nach
S. 594 ange
nommenen Fassung darin abweicht, daß er den Inhalt des 8- 293c d. C.P.O. übersetzt, wurde der Red.Komm. überwiesen.
V. Eine Ergänzung des Entw. bezweckte der nachfolgende, schon bei der n»nsui-rersten Berachung in einer sachlich etwas abweichenden Faffung gestellte, dort ’fettsjef”’ aber (S. 598 unter XII) ausgesetzte Antrag: hinter dem Art. 28 die Vorschrift aufzunehmen:
H»i»gr-ph.
«ftament.
In das Gesetz über die Konsulargerichtsbarkeit vom 10. Juli 1879 (Reichs-Gesetzbl. S. 197) wird folgende Vorschrift eingestellt:
8- 3a.
Testamente können in den Konsulargerichtsbezirken durch
eine unter Angabe des Ortes und Tages der Ausstellung eigenhändig geschriebene und unterschriebene Erklärung des Erblaffers errichtet
werden.
Für ein gemeinschaftliches Testament gilt die Vorschrift
des 8- 2241 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.).
Die Komm, hat sich bei der Berathung des Erbrechts gegen die Zulassung des eigenhändigen Testaments entschieden (V S. 326 bis 329. unter IV).
Der
Antrag will das eigenhändige Testament wenigstens in den Konsulargerichts
bezirken und in den deutschen Schutzgebieten (vergl. 8- 2 d. Reichs-Ges., betr. die Rechtsverhältnisse der deutschen Schutzgebiete, in der Faffung der Bekannt
machung vom 19. März 1888) als ordentliche Testamentsform gestatten.
Be
züglich der Form desselben schließt sich der Antrag an den 8- 2222 Abs. 1 Nr. 2
des B.G.B. (B.R.) an.
Für den Antrag wurde geltend gemacht: Wenn man eine Sonderbestimmung nicht gebe, so sei gemäß Art. 9 des Entw. d. E.G. in den Konsulargerichts
bezirken und in dm dmtschen Schutzgebieten die ordentliche Testamentsform die Errichtung vor dem Konsul oder dem Richter (B.R. 8- 2207 Abs. 1).
Wer in
602
Prot. 447. B.R. Art. 24.
einem Konsulargerichtsbezirk oder in
den Schutzgebieten wohne, sei häufig vom
Sitze des Konsuls oder des Richters weit entfernt, so daß die Errichtung eines
Testaments in der Form des §. 2207 in manchen Fällen gänzlich unmöglich sei, in anderen aber nur selten und
mir mit bedeutenden Kosten erfolgen könne.
Er befinde sich also in einer ähnlichen Lage, wie derjenige, welcher sich an einem
abgesperrten Orte aushalte.
Die dem Letzteren zu Gebote gestellte Testaments
form (B.R. §. 2222) müsse
auch dem Ersteren gewährt werden.
folgerichtig
Dies führe zum eigenhändigen Testamente, da die anderen im §. 2222 eröffneten Möglichkeiten hier versagten.
Dazu komme, daß, wenn die Gefahr vorliege,
der Erblasser werde sterben, bevor die Errichtung des Testaments in ordentlicher Form ausführbar sei, eine Form überhaupt nicht zur Verfügung stehe, denn der
Z. 2221 (B.R.), welcher von diesem Falle handele,
erlaube nicht das eigen
händige Testament, sondern nur das Testament vor dem Gemeindevorsteher,
sei
dieses
aber in den hierher gehörigen Fällen
Ortsvorsteher im Sinne des §. 2221
wohl unanwendbar,
weil
Nun sei
hier nicht vorhanden seien.
freilich das Bedürfniß für die beantragte Vorschrift bestritten worden.
Allein
wenn auch nach den bisherigen Verhältnissen die Anwendbarkeit des Testaments rechts des preuß. A.L.R. (§ 3 d. Ges. v. 10. Juli 1879) vielleicht keine Miß
stände gezeitigt habe, so sei doch der Verkehr Deutschlands mit den in Frage kommenden Ländern in stetem Steigen begriffen, und es wachse auch die Zahl
der dort vorhandenen Deutschen immer mehr.
Es sei aber keine richtige Gesetz
gebungspolitik, nicht vorausschauend das künftige Bedürfniß zu erwägen, sondern zu warten, bis sich Unzuträglichkeiten ergeben hätten.
Auch dürfe nicht über
sehen werden, daß das preuß. Recht in den Nachzetteln (Anh. §. 35 zum preuß. A.L.R.) und in dem mystischen Testamente (preuß. A.L.R. I, 12 §§. 47, 48) Formerleichterungen kenne, welche dem
Entw. d. B.G.B.
fremd sind.
Man
könne nicht verlangen, daß derjenige, welcher sich in das Ausland begiebt, vor her ein Testament mache, zumal es sich vielfach um Personen handele, die in
jungen Jahren Deutschland verlaffen, nm erst im Auslande Vermögen zu er
werben.
Die Gefahren, welche das
eigenhändige
Testament in sich berge,
dürften nicht überschätzt werden ; jedenfalls könnten sie hier nicht den Ausschlag geben.
Nach B.R. §. 2386 Abs. 4 könne
beit Formen des ausländischen Rechtes
der Deutsche im Ausland auch in
ein Testament
errichten.
Sei wirklich
das eigenhändige Testament so bedenklich, so hätte man das Staatsangehörig
keitsprinzip auch bezüglich der Testamentsform durchführen müssen.
Jetzt aber
gelange man zu dem Ergebnisse, daß der Deutsche in Bombay nach englischem
Rechte in einer noch bedenklicheren Form (Testament vor zwei Zeugen, ohne daß eigenhändige Niederschrift erfordert wird) testiren könne, daß er aber in
Ländern, in welchen Konsulargerichtsbarkeit bestehe, den Konsul angehen müsse. Die Komm, lehnte mit 10 gegen 8 Stimmen den Antrag ab.
Für die Ablehnung
wurde von einer Seite geltend gemacht, in einer
Reihe von hierher gehörigen Fällen seien die Voraussetzungen des §. 2222
(B.R.) gegeben; dies treffe namentlich dann zu, wenn der Erblasser Tagereisen weit vom Sitze des Konsuls entfernt wohne oder die Reisegelegenheit eine seltene
und besonders beschwerliche sei; für solche Fälle sei der Antrag daher über*
flüssig.
Dieser Ansicht wurde jedoch sowohl von Anhängern als
auch von
603
R.T. Art. 48. E-G. Art. 50. Prot. 447. Gegnern des Antrags Widerspruch
indem
entgegengesetzt,
besonders bemerkt
wurde, von einer durch „außerordentliche Umstände" bewirkten „Absperrung",
wie sie der §. 2222 voraussetze, könne in den von dem Antragsteller hervorgehobenen Fällen nicht wohl die Rede sein.
Im Uebrigen war erwogen: Die Einführung des B.G.B. gebe keine Veranlassung zu einer Aenderung
des Ges. über die Konsulargerichtsbarkeit in der hier vorgeschlagenen Richtung.
Nach §. 3 dieses Gesetzes seien zur Zeit für die Testamentsformen die Be
Nach Erkundigungen, die bei Be
stimmungen des preuß. A.L.R. maßgebend. amten
des
Auswärtigen
eingezogen
Amtes
worden,
habe
dieser
Rechts
Solche Klagen seien aber auch
zustand nirgends zu Klagen Anlaß gegeben.
künftighin um so weniger zu erwarten, als die Anforderungen, die der Entw. d. B.G.B. an die Testamentsform stelle, weniger streng seien als die im preuß.
A.L.R. gestellten Anforderungen.
Habe man früher die mit dem eigenhändigen
Testamente verbundenen Gefahren für überwiegend erachtet, so sei nicht zu ver
kennen,
daß diese Gefahren, insbesondere die Möglichkeit der Fälschung und
der Unterdrückung
eigenhändiger Testamente, in den Gebieten, für welche die
Konsulargerichtsbarkeit gelte, in noch höherem Maße beständen, als in den ge
ordneten Verhältnissen des Inlandes.
Was im Interesse des internationalen
Verkehrs für Deutsche zugelaffen werde, welche
in
Ländern
testiren wollen,
in denen das eigenhändige Testament eine gesetzliche Testamentsform bilde, dürfe ohne ein dringendes Bedürfniß nicht auf Gebiete übertragen werden, auf welche
sich die Macht der deutschen Gesetzgebung erstrecke:
ein solches Bedürfniß be
stehe aber nicht.
VI. Es lag der Antrag vor:
buchg^k^v
als Art. 30a die Vorschrift einzustellen:
Antragsrecht
In dem Gesetze, betreffend das Reichsschuldbuch, vom 31. Mai 1891 wird der §. 9 dahin geändert: Eine Ehefrau wird
dem Reichs-
zu Anträgen
ohne Zustimmung des Ehe-
manns zugelassen. Tie Ehefrau hat nicht das Recht zur selbständigen Stellung von Anträgen, wenn ein Vermerk zu Gunsten des Ehemanns im
Reichsschuldbuch
eingetragen
Ein
ist.
solcher
Vermerk
ist
ein
zutragen, wenn die Ehefrau oder mit deren Zustimmung der Ehe
mann die Eintragung beantragt. gegenüber zur Ertheilung
Die Ehefrau ist dem Ehemanne
der Zustimmung verpflichtet, wenn sie
nach dem unter ihnen bestehenden güterrechtlichen Verhältniß über
die
Buchforderung
nur
mit
Zustimmung
des
Ehemanns
ver
fügen kann. Nach der Anmerkung zu B.R. §. 1378 — Entw. H §. 1292 — ist der Berathung
des Entw. d. E.G. die Entscheidung darüber vorbehalten worden,
ob und inwieweit die besonderen Bestimmungen der das Reichsschuldbuch und
die Sraatsschuldbücher betreffenden Gesetze über das Recht der Ehefrau, über
eine für sie eingetragene Forderung selbständig werden sollen.
zu verfügen, aufrechterhalten
Dieser Vorbehalt ist bezüglich der Staatsschuldbücher bei Ge-
604
Prot. 447. E. I Art. 31. 53.9t. Art. 24, 28. Art. 57 (vergl. S. 411 bis 414 unter XIV) er-
legenheit der Berathung des
erledigt worden.
In der Red.Borl. ist der Art. 57 als Art. 47 b in folgender
Fassung eingestellt: Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, welche die Ein tragung
von Gläubigern des Bundesstaats in ein Staatsschuldbuch
und die aus der Eintragung sich ergebenden Rechtsverhältnisse, ins
besondere die Uebertragung und Belastung der Buchforderung, regeln. Soweit
nach
diesen Vorschriften eine
Eheftau zur selbständigen
Stellung von Anträgen berechtigt ist, fällt dieses Recht fort, wenn ein Vermerk zu Gunsten des Ehemanns im Schuldbuch Ein solcher
deren
Vermerk ist
Zustimmung
der
eingetragen ist.
einzutragen, wenn die Eheftau oder mit Ehemann
die
Eintragung beantragt.
Die
Eheftau ist dem Ehemanne gegenüber zur Ertheilung der Zustimmung
verpflichtet, wenn sie nach dem unter ihnen bestehenden güterrechtlichen Verhältniß über die Buchforderung nur mit Zustimmung des Ehe
manns verfügen kann.
Der Antrag bezweckt die im Art. 47 b Abs. 2 gegebene Vorschrift auf das
Reichsschuldbuch zu übertragen,
und schließt sich deshalb inhaltlich und der
Fassung nach an die erwähnte Vorschrift an.
Der Abs. 1 des vorgeschlagenen
§. 9 weicht von der Fassung des §. 9 im Ges. v. 31. Mai 1891 nur darin ab, daß er von dem nach dem B.G.B. nicht mehr möglichen Falle, daß eine voll
jährige Person unter väterlicher Gewalt steht, schweigt. Die anstandet;
das
sachliche
Richtigkeit
der
beantragten
Vorschrift
wurde
nicht
be
die Bestimmung, steht im Einklänge mit den Grundsätzen, welche
eheliche
Güterrecht
im
B.G.B.
regeln
(vergl.
B.R.
§. 1368
mit §. 1065, §. 1380, §. 1423 Abs. 3, §. 1504 Abs. 2, §. 1534).
verb.
Dagegen
wurde von einer Seite das Bedürfniß für die Aufnahme der bezeichneten Er
gänzung des §. 9 bezweifelt.
Es wurde darauf hingewiesen, daß thatsächlich die
Reichsschuldenverwaltung den Vermerk zu Gunsten des Ehemanns eintrage und daß der beanftagte Satz 3 des Abs. 2 in das B.G.B. gehöre, da er nicht die
Beziehungen des Reichsschuldbuchs
und
der Reichsschuldenverwaltung betreffe.
Hinsichtlich der Staatsschuldbücher sei die Sachlage eine andere, weil es sich bei
diesen darum handele, das Recht des Ehemanns reichsrechtlich zu gewährleisten.
Die Komm, billigte den Antrag. Erwogen war:
Nach der gegenwärtigen Fassung des Reichsschuldbuchges. sei die Reichs
schuldenverwaltung nicht verpflichtet, sich mit dem Manne einzulaffen; wenn sie gleichwohl den Vermerk eintrage, so folge doch daraus, daß sie zur Eintragung
nicht gezwungen werden könne, daß, wenn nicht besondere Gründe vorlägen, ein Zuwiderhandeln gegen den Vermerk die Reichsschuldenverwaltung dem Manne gegenüber nicht verantwortlich mache.
Nach dem Anträge dagegen erlange der
Mann ein selbstständiges Recht auf Eintragung gegen die Reichsschuldenver waltung.
Dies sei sachlich richtig, dem Güterrechte des B.G.B. entsprechend
und mit dem Grundgedanken
des Reichsschuldbuchges., der Reichsschuldenver
waltung die Prüfung der Legitimation zu ersparen, vereinbar.
Auch gehe es
nicht wohl an, für das Reichsschuldbuch eine Bestimmung nicht zu treffen, die
R.T. Art. 48, 52. E.G. Art. 50, 54. Prot. 447.
605
man für die auf den gleichen Grundsätzen aufgebauten Staatsschuldbücher für geboten gehalten habe.
Daß Satz 3 des Abs. 2 systematisch nicht in das ReichsAllein für die vorgeschlagene Stellung
schuldbuchges. gehöre, sei wohl richtig.
laste sich der Zusammenhang des dritten Satzes mit den vorhergehenden Sätzen und die leichtere Verständlichkeit desselben, wenn er in diesem Zusammenhang erscheine, geltend machen.
Jedenfalls sei in dieser Hinsicht jetzt die Gestaltung
des Art. 47 b entscheidend.
VIL Der dem Art. 31 Abs. 3 entsprechende Art. 31b Abs. 1 d. Red.Borl.nn.3i Abs. 3. Äa9°tt6ef"
lautet: Die Vorschrift des §. 36 Abs. 4 des Gesetzes,
betreffend
die Be
schränkungen des Grundeigenchums in der Umgebung von Festungen,
vom 21. Dezember 1871 (Reichs-Gesetzbl.
S. 459) wird durch die
Vorschriften der Art. 31, 31a1) nicht berührt.
Die als Entschädigung
sofern nach diesen Vorschriften ein
zu entrichtende Rente ist jedoch,
Bertheilungsverfahren stattfindet, auf Ersuchen des für das Verfahren zuständigen Gerichts an dieses zu leisten.
'
Es war beantragt, den Satz 2 zu fasten:
Findet nach diesen Vorschriften ein Bercheilungsverfahren statt, so ist die Entschädigung auf Ersuchen des für das Verfahren zuständigen Gerichts an dieses zu leisten, soweit sie zur Zeit der Stellung des
Ersuchens noch aussteht.
Die Red.Vorl. spricht, weil der
36 Abs. 4 des Rejchsrayonges. nur von
der Zahlung der Rente an den jeweiligen, im Rayonkataster bezeichneten Besitzer des Grundstücks handelt, im unmittelbaren Anschluß an den erwähnten §. 36
Abs. 4, nur von der als Entschädigung
zu entrichtenden Rente.
schränkung auf die Rente will der Antrag beseitigen.
Diese Be
Sie sei, so wurde aus
geführt, nicht beschloffen, da der nach S. 466 angenommene Antrag
absichtlich
vermeide, von „Rente" zu sprechen; sie sei aber auch sachlich nicht gerechtferttgt.
Denn wenn auch §. 36 Abs. 4 des Reichsrayonges. in seiner jetzigen Faffung
sich
dem Wortlaute
nach
nur
auf
die Rente
beziehe,
so
könne
doch kein
Zweifel darüber bestehen, daß, was hier von der Rente gesagt werde, allgemein
gelte und die Festungskafle auch dann, wenn sie nach §. 36 Abs. 1, 2, 5 an Stelle der Rente eine Kapitalentschädigung zahle, mit befreiender Wirkung an
den im Kataster eingettagenen Besitzer zahlen dürfe. der zu §. 36 Abs. 4 beschlossene Zusatz
Sei dem aber so, so müsse -
auch für die Kapitalabfindung gelten.
Die Realberechtigten müßten sich auch an das Kapital halten können und das Bercheilungsverfahren
könne
schon
während
des
die
Feststellung
der
Ent-
schädigung bezweckenden Verfahrens (§§. 39 bis 41) beantragt werden. Die. Komm, nahm auf Grund dieser Ausführungen den Anttag an.
VIII. Zu Art. 34 war beantragt: den Schluß des Art. 34 zu fasten:
Art. 34. Sonderrecht d. mittelbaren
bleiben die Vorschriften der Landesgesetze und der in Gemäßheit hohen «deis.
der. Landesgesetze geltenden Hausverfaflungen unberührt. 0 Den zitirten Art. 31, 31a d. Red.Vorl. entsprechen die Art. 26, 27 der Vor lage an den Bundesrath.
E. 1 Art. 34—37. B.R. Art. 32—35, 37.
Prot. 447.
606
Dem Anträge waren die Bemerkungen beigegeben:
Das Reichsrecht läßt
die Hausverfassungen ganz unberührt, nicht nur nach Maßgabe der Landesgesetze. Die Landesgesetze sind nur dafür maßgebend, wieweit die Hausverfafsüngen
gelten.
Der Art. 3 gilt nicht für die Hausverfassungen; die Grenzen, innerhalb
deren Aenderungen und Ergänzungen der Hausverfassungen zulässig sind, be
stimmen sich nach den Landesgesetzen. Wie sich aus den vorstehenden Bemerkungen ergiebt, bezweckt der Antrag
keine sachliche Aenderung; er wurde deshalb der Red.Komm. überwiesen. Art. 35. Au-schtteßung gewisser Kinder v. der Nachfolge im Fam.-Fideikommisse ic.
IX. Dem Art. 35 ist in der Red.Borl. nachstehende Anmerkung beigefügt: Bon der Kommission wird anerkannt, daß die Landesgesetze auf
Grund der für Lehen, Stammgüter und Fideikommisse gemachten Vor
behalte auch zu Vorschriften berechtigt sind, nach welchen die Nachfolge in solche Güter nicht allen Kindern zusteht, die nach dem Bürgerlichen
Gesetzbuch als eheliche gelten, nach welchen insbesondere auch die An
fechtung der Ehelichkeit eines Kindes mit Wirkung für die Nachfolge in solche Güter anders geregelt werden kann, als in dem Bürgerlichen
Eine besondere Vorschrift hierüber soll aber nicht aus
Gesetzbuche.
genommen werden.
Die sachliche Richtigkeit der Anmerkung (vergl. S. 481 und 482 unter III) wurde anerkannt, jedoch bemerkt,
es sei nicht angängig
oder doch mindestens
den bisherigen Gepflogenheiten widersprechend, den Sinn eines Gesetzes in einer
Anmerkung zu verdeutlichen; entweder sei der Gesetzestext deutlich, dann sei die Anmerkung überflüssig, oder er sei unklar, dann müsse er verdeutlicht werden,
aber dies habe in der
Fassung
selbst zu geschehen.
Uebrigens
genüge die
Konstatirung in den Protokollen; es werde deshalb beantragt: die Anmerkung zu streichen. Von anderer Seite wurde für den Fall, daß die Anmerkung beibehalten werden sollte, beantragt:
statt „mit Wirkung für die Nachfolge" zu setzen „in Ansehung der Nach
folge". Beide Anttäge wurden der Red.Komm. überwiesen. Revenuen-
Hypothek.
36 lautet in der Red.Borl.:
®cr
Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, welche die Be stellung
einer
Hypothek,
Grundschuld
oder Rentenschuld
an
einem
Grundstücke, dessen Belastung nach den in den Artikeln 33 bis 35 be
zeichneten Vorschriften unzulässig oder nur beschränkt zulässig ist, dahin gestatten,
daß
der Gläubiger
Befriedigung
aus
dem
Grundstücke
lediglich im Wege der Zwangsverwaltung suchen kann.
Es war beanttagt: die Worte „unzulässig oder" zu streichen.
Der Antrag
bezweckt keine sachliche Aenderung des Entw.;
damit begründet, daß
durch
die Zulassung
er wurde
einer sog. Revenuenhypothek die
völlige Unzulässigkeit von Belastungen ausgeschlossen sei.
Der Anttag wurde der Red.Komm. überwiesen.
R.T. Art. 56-59, 61. E.G. Art. 58-61, 63. Prot. 447.
XI.
607 37. gu^äub.
Der Art. 37 lautet in der Red.Borl.: Ist die Veräußerung oder Belasmug eines Gegenstandes nach den
in den Arttkeln 33 bis 35
nur
beschränkt
zulässig,
so
bezeichneten Vorschriften unzulässig finden gleichwohl die Vorschriften
$ritter-
oder des
derjenigen, welche Rechte von
Bürgerlichen Gesetzbuchs zu Gunsten
einem Mchtberechtigten herleiten, entsprechende Anwendung. Es war beantragt: den Schluß der Bestimmung zu fassen:
so
finden
auf einen
Erwerb,
dem
diese
Vorschriften
entgegen
stehen, die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs rc. (wie in der Red.Borl.).
Der Antrag wurde der Red.Komm. überwiesen.
XII.
Der Art. 37 d d. Red.Borl. lautet:
er&pa$tre*t
Unberührt bleiben die Gesetze der Großherzogthümer Mecklenburg-
Schwerin und Mecklenburg-Strelitz über das Erbpachtrecht und ähnliche vererbliche und veräußerliche Nutzungsrechte.
Für diese Rechte
gelten die sich auf Gnlndstücke beziehenden Vorschriften des Bürger lichen Gesetzbuchs.
Die für den Erwerb
des Eigenthums geltenden Vorschriften des
Bürgerlichen Gesetzbuchs finden auf den
Erwerb
eines
bestehenden
Rechtes dieser Art entsprechende Anwendung. Es war beantragt: 1. den Abs. 1 Satz 1 zu fassen: Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften über das
Erbpachtrecht in denjenigen Bundesstaaten, in denen solche Rechte bestehen.
2. den Abs. 1 Satz 2 unter Streichung des Abs. 2 zu fassen: Die Vorschriften des §. 1002 des Bürgerlichen Gesetzbuchs lB.R.» finden entsprechende Anwendung.
Ter Antrag 1 will einerseits die ausdrückliche Bezugnahme auf die Groß-
herzogthümer Mecklenburg-Schwerin und bis 479
nicht
von
unter B)
den
vermeiden,
„ähnlichen
vererblichen
(z. B. dem Häuslerrechte) reden.
Rechte von der
Aenderung
Mecklenburg-Strelitz (vergl.
andererseits
und
nur
dem
von
veräußerlichen
S. 474
Erbpachtrechte, Nutzungsrechten" .
Letzteres ist nur redaktionell, da sich diese
Erbpacht nicht substantiell unterscheiden.
wurde von mehreren Seiten
Die
ersterwähnte
als nicht annehmbar bezeichnet, da
damit der Vorbehalt auch auf die Emphyteusis des
gemeinen Rechtes erstreckt
werden würde.
Man beschloß, den Vorbehalt allgemein zu fassen, und überließ die Formu-
lirung der Red.Komm., welche mit der näheren Prüfung des Antrags 1 beauf tragt wurde.
Der Antragsteller zu 2 beanstandete den Abs. 1 Satz 2 und den Abs. 2 des Art. 37 b d. Red.Borl. um deswillen, weil danach
die auf die Heraus
gabe oder Vergütung von Nutzungen, auf die Haftung wegen Unmöglichkeit der Herausgabe und auf den Ersatz von Verwendungen bezüglichen Vorschriften des
608
Prot. 447. E. I Art. 41/70, 75. B.R. Art. 37, 88, 89, 91.
BGB. keine Anwendung finden würden.
Die im Anträge 2 vorgeschlagene
Verweisung auf den §. 1002 decke nicht nur die sich auf Grundstücke beziehenden
Vorschriften, sondern auch die für den Erwerb des Eigenthums und die An sprüche aus dem Eigenthum geltenden Vorschriften; auch werde dadurch Ueber-
einstimmung mit dem zu Art. 71 gefaßten Beschlusse (S. 434 und 435 unter HI)
und mit dem Art. 106 Abs. 4 der Borl. Zus.D (S. 518 und 519 unter B) erzielt.
Der Antrag 2 wurde angenommen.
Art.4i.Lbs.2.
Beschränkung — des die Borl.
XIII. Der den Abs. 2 des Art. 41 ersetzende Abs. 3 des Art. 37c d. Red. lautet:
Ablösungen
Die landesgesetzlichen Vorschriften über die Ablösung finden keine
Vorbehalts.
Anwendung düs die in den §§. 897 bis 903 des Bürgerlichen Gesetz
buchs (B.R.) bezeichneten Rechte und die in den §§. 1006, 1007 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) bezeichneten Unterhaltungspflichten.
Es war beantragt:
im Art. 37 c Abs. 3 statt „auf die in ... . bezeichneten Rechte" zu setzen „auf die nach den §§. 897, 901, 902 des Bürgerlichen Gesetz
buchs (B.R.) zu entrichtenden Geldrenten".
Der nur redaktionelle Antrag wurde der Red.Komm. überwiesen. Ab^ N? 2 XIV. Der den Art. 70 Abs. 1 Nr. 2, Abs. 2 ersetzendeArt. 37 e d. Red.Borl. Äbs.2. 'lautet: Untersagung Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, welche die Dienstbar-
Belastung eines Grundstücks mit gewissen Grunddienstbarkeiten oder
reiten ic.
beschrankten persönlichen Dienstbackiten oder mit Reallasten untersagen oder beschränken oder den Inhalt und das Maß gewisser Grunddienst
barkeiten oder beschränkter persönlicher Dienstbarkeiten näher bestimmen. Diese Vorschrift findet keine Anwendung auf die in den §§. 897 bis
903 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) bezeichneten Rechte und auf die
in den §§. 1006,
1007
des
Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.)
bezeichneten Unterhaltungspflichten.
Es war beantragt: im Abs. 2 der vorstehenden Vorschrift statt „auf die in ... . bezeich
neten Rechte"
zu setzen
„auf die nach
den §§. 897, 901, 902 des
Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) zu entrichtenden Geldrenten";
Auch dieser Antrag wurde der Red.Komm. überwiesen. Des Weiteren war beantragt: den Schluß des Art. 37 e Abs. 1 d. Red.Borl. zu fassen: oder den Inhalt oder das Maß gewisser Grunddienstbarkeiten oder beschränkter persönlicher Dienstbarkeiten oder Reallasten näher be
stimmen. Der Antragsteller bemerkte, es sei auffällig, daß der Abs. 1 zwar die Landesgesetze auftechterhalte, welche die Belastung eines Grundstücks mit gewissen Reallasten untersagen oder beschränken, dagegen in Ansehung derjenigen
Gesetze, welche den Inhalt oder das Maß der Rechte näher bestimmen, die Real-
0 Vergl. Prot. 448 unter IX.
R.T. Art. 61,114,115,117. E.G. Art. 63,115,116,118. Prot. 447. lasten nicht erwähne.
609
Eine große Bedeutung habe der Antrag allerdings nicht,
weil bezüglich der Leibzucht und der sonstigen wichtigeren Reallasten (Rentengut,
Realgewerbegerechtigkeiten rc.) besondere Vorbehalte beständen.
Die beantragte
empfehle sich aber, weil die Grenze zwischen den Grunddienstbar
Ergänzung
keiten und den Reallasten ost' nur schwer zu ziehen sei.
Der Antrag wurde angenommen.
XV. Der Art. 75 (vergl. S. 439 unter VII) ist in der Red.Borl. als Art. 37 g eingestellt und lautet daselbst:
?rt.?°darlehn"^
Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, welche einer Geldrente, Hypothek, Grundschuld
oder Rentenschuld, die dem Staate
oder einer öffentlichen Anstalt wegen eines zur Berbefferung des be
lasteten Grundstücks
gewährten Darlehns zusteht,
anderen Belastungen des Grundstücks einräumen.
den Vorrang vor Zu Gunsten eines
Dritten finden die Vorschriften des §. 877 des Bürgerlichen Gesetzbuchs
(B.R.) Anwendung.
Der Art. 75 des Entw. I spricht nur von den Meliorationsdarlehen, welche eine öffentliche Kreditanstalt gegeben hat; der Art. 37 g d. Red.Borl. erwähnt neben den Darlehen, welche eine öffentliche Anstalt gegeben hat, auch die vorü Staate gegebenen Darlehen. Die Aenderung beruht auf der Erwägung, daß es bei manchen vom Staate ins Leben gerufenen Kulturbanken zweifelhaft erscheine,
ob der Staat oder ob die Anstalt als eine selbständige juristische Person der Darlecher sei.
Aus demselben Grunde ist nach S. 440 unter VIII
von der
Komm, beschloffen worden, im Art. 76 Abs. 2 neben dem Fiskus die Renten anstalten zu erwähnen.
Es war beanttagt: 1. im Art. 37 g neben dem Staate und den öffentlichen Anstalten die „öffentlichen Körperschaften" aufzuführen;
2. im Art. 37 g die Darlehen
„des
Staates
oder einer Körperschaft,
Stiftung oder Anstalt des öffentlichen Rechtes" zu erwähnen.
Für den Anttag 1 wurde geltend gemacht: Wenn ein Kommunalverband eine Anstalt zur Gewährung von Meliorationsdarlehen in der Art gründe, daß
er selbst der Darleiher sei, der Anstalt also eine besondere juristische Persönlich keit nicht zukomme, so müßten den von dem Kommunalverbande gegebenen Dar lehen die Begünstigungen, Theil werden.
von welchen der Art. 37 g handele, gleichfalls zu
Der Anttagsteller zu 2 verttat die Ansicht, daß kein genügender
Grund vorliege, der Landesgesetzgebung zeichneten
Begünstigungen
auch
zu verwehren,
einer Stiftung
des
die im Art. 37 g be
öffentlichen Rechtes zu
zuwenden. Die Komm, lehnte beide Anträge ab, da sie sich nicht davon zu über zeugen
vermochte,
daß
ein
Bedürfniß
für
die beantragte Erweiterung der
Vorschrift bestehe.
XVI.
Der Art. 76 Abs. 2 (vergl. S. 440 unter VIII) ist in der Red.-»rt. 76. Abs. 2.
Borl. als Art. 37 i eingestellt und lautet daselbst:
bett
F,.,», K.
Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, nach welchen
im Falle der Theilung eines für den Staat oder eine öffentliche An- Theilung t>. SrotoMe. »b.VL 39 fundst»«.
Prot. 447.
610
E. I Art. 42, 54, 76. B.R. Art. 48, 51—53, 82, 94.
statt mit einer Reallast belasteten Grundstücks nur ein Theil des
Grundstücks mit der Reallast belastet bleibt und dafür zu Gunsten des jeweiligen Eigenthümers dieses Theiles die übrigen Theile mit Real lasten belastet werden.
Es war beantragt:
1. im Art. 37 i statt „für den Staat oder eine
öffentliche Anstalt"
zu
setzen „für den Staat oder eine öffentliche Körperschaft oder Anstalt"; 2. im Art. 37 i statt
setzen
„für den Staat oder eine öffentliche Anstalt"
zu
„für den Staat oder eine Körperschaft, Stiftung oder Anstalt
des öffentlichen Rechtes".
Die Anträge wurden abgelehnt: vergl. vorstehend unter XV. Art. 42.
ZwangSenteignung.
XVIL Ter Art. 42 (vergl. S. 470 und 471 unter V) ist in der Red. Borl. als Art. 45 d eingestellt und lautet daselbst: Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften über die im öffentlichen Interesse
erfolgende Entziehung,
Beschädigung
oder Be
nutzung einer Sache, Beschränkung des Eigenthums, Entziehung oder Beschränkung von Rechten.
Auf die nach landesgesetzlicher Vorschrift
wegen einer solchen Zwangsenteignung
zu gewährende Entschädigung
finden die Vorschriften der Art. 31, 31a1) Anwendung, soweit nicht
die Landesgesetze ein Anderes bestimmen.
Es war beantragt:
im Satz 2 des Art. 456 statt „wegen einer solchen Zwangsenteignung" zu setzen „wegen eines solchen Eingriffs".
Zur Begründung des Antrags wurde bemerkt,
daß es andere Zwangs
enteignungen nicht gebe: die Fassung des Art. 45 d wolle zum Ausdrucke bringen,
daß sich ein Eingriff, wie ihn der Artikel voraussetze, als eine Zwangsenteignung
im weiteren Sinne kennzeichne.
Ties auszusprechen, sei aber nicht die Aufgabe
des E.G. Ter Antrag wurde der Red.Komm, überwiesen, nachdem der Antragsteller
erklärt hatte, daß seiner Absicht auch dann Genüge geleistet werde, wenn man in
seinem
Anträge
das
Wort
„Zwangsenteignung"
hinter
„Eingriffs"
in
Parenthese beifüge. Ver sicherungs wesen.
XVIII. Ter Art. 45 g d. Red.Vorl. enthält den nach S. 441 unter X beschlossenen allgemeinen Vorbehalt: Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, welche dem Bersicherungsrecht angehören. Es wurde darauf hingewiesen, daß durch
diesen Vorbehalt diejenigen
Bestimmungen des B.G.B., welche Fragen regeln, die an sich dem Bersicherungs recht angehören, z. B. die Bestimmungen der §§. 1029, 1111 ff., 1370, 1633
tB.R.), nicht berührt werden dürfen, daß somit insoweit die Landesgesetzgebung beschränkt sei.
Ties sei zwar S. 471 unter VI ausdrücklich anerkannt, es müsse
aber auch im Gesetze selbst ausgesprochen werden.
dem Art. 45 g den Zusatz beizufügen: 0 Vergl. die Anm. auf S. 605.
Demgemäß wurde beantragt:
R.T. Art. 73, 76-78,108,120. E G. Art. 75, 78-80,109,121. Prot. 447.
soweit nicht in dem Bürgerlichen Gesetzbuch
611
eine besondere Be
stimmung getroffen ist. Der Antrag wurde gebilligt und zugleich die Red.Komm. beauftragt, zu
Prüfen, ob ein entsprechender Zusatz auch an anderen Stellen zu machen sei.
III. Der Art. 45 k d. Red.Vorl. (vergl. S. 409 und 410 unter XI) lautet: Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften über die Ver-
eteu?
antwortlichkeit der Beamten für die von ihnen angenommenen Stell- ^hülfen"' Vertreter und Gehülfen. Haftung' Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften über die Haf- b* 64a|er* tuug der zur amtlichen Feststellung des Werthes von Grundstücken
bestellten Sachverständigen wegen Verletzung ihrer Berufspflicht. Hierzu war beantragt: den Abs. 2 des Art. 45 k in einen besonderen Artikel aufzunehmen.
Der Antrag wurde der Red.Komm. überwiesen.
XX. Der Art. 54 (vergl. S. 408 und 409 unter VII) ist in der Red.Vorl.
art w-
cte Art. 451 eingestellt und lautet daselbst: verbindlich. Unberührt bleiben, soweit nicht in dem Bürgerlichen Gesetzbuch eine b ^e”ten
besondere Bestimmung getroffen ist, die landesgesetzlichen Vorschriften aut dem über die vermögensrechtlichen Ansprüche und Verbindlichkeiten der ÄmteDer^
Beamten, der Geistlichen und der Lehrer an öffentlichen Unterrichts anstalten aus dem Amtsverhältnisse, mit Einschluß der Ansprüche der Hinterbliebenen.
Unberührt
bleiben
die
landesgesetzlichen
Vorschriften
über
das
Pfründerecht.
Hierzu war beantragt: den Abs. 2 des Art. 451 in einen besonderen Artikel aufzunehmen.
Der Antrag wurde der Red.Komm. überwiesen.
Bon einer Seite wurde bemerkt, daß sich der Begriff der Hinterbliebenen
mach den Landesgesetzen bestimme, daß somit das Landesgesetz insbesondere für die Beurcheilung
genommenes Kind
Stellung
ob ein legitimirtes oder ein an
der Frage maßgebend sei, auch
in Ansehung
der Pensionsansprüche :c. die rechtliche
eines ehelichen Kindes des Beamten, Geistlichen oder Lehrers erlange
-(vergl. B.R. §§. 1714, 1735; — S. 562).
Gegen diese Bemerkung erhob sich
feilt Widerspruch.
XXI. Der Art. 47 a d. Red.Vorl. enthält den nach S. 553 unter X «ahnelnhett. ^beschlossenen Vorbehalt in der Fassung: Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften über die Be handlung der einem
Eisenbahnunternehmen gewidmeten Grundstücke
und sonstiger Vermögensgegenstände
als Einheit (Bahneinheit), über
die Veräußerung und Belastung einer solchen Bahneinheit oder ihrer Bestandtheile, insbesondere die Belasnrng im
von Theilschuldverschreibungen
Falle der Ausstellung
auf den Inhaber, und
die sich dabei
ergebenden Rechtsverhältnisse sowie über die Liquidation zum Zwecke der Befriedigung der Gläubiger,
denen
ein Recht auf abgesonderte
Befriedigung aus den Bestandtheilen der Bahneinheit zusteht.
39*
612
Prot. 447. E. I Art. 49, 57. B.R. Art. 61, 71, 85.
Hierzu war beantragt: im Art. 47 a statt „die sich
dabei ergebenden Rechtsverhältnisse" zu
setzen „die sich aus der Belastung oder den Schuldverschreibungen er
gebenden Rechtsverhältnisse".
Dem Anträge war die
Bemerkung
beigefügt:
Die Rechtsverhältnisse,
welche die Rechte der Gläubiger, mit Einschluß des Forderungsrechts aus der
Schuldverschreibung betreffen, ergeben sich nicht „bei der Bestellung der Bahn d. h. bei der Begründung
einheit"
der Hypothek an derselben.
Bergl.
die
Art. 47 b, 53, 60a d. Red.Borl., v woselbst von Rechtsverhältnissen die Rede ist,
die sich „aus" gewissen Vorgängen ergeben. Der Antrag wurde der Red.Komm. überwiesen. Art. 57. Staats-
IW. Zu dem auf S. 604 mitgetheilten Art. 47 b d. Red.Borl. war ,
.
,
schuldbuch, beantragt. den Abs. 2 Satz 1 zu fassen: Soweit nach diesen Vorschriften eine Ehefrau berechtigt ist, zum
Zwecke einer Verfügung
über
eine ihr zustehende Buchforderung
selbständig Anträge bei der das Schuldbuch führenden Behörde zu stellen, ist dieses Recht ausgeschlossen, wenn ein Vermerk zu Gunsten des Ehemanns im Schuldbuch eingetragen ist.
Die beantragte Fassung wurde als zu eng bezeichnet, weil sie den Fall nicht berücksichtige, daß die Frau über eine chr verpfändete Forderung verfüge.
Der Antrag wurde der Red.Komm. überwiesen.
XXIII. Der Art. 49 lautet in der Fassung der Red.Borl.:
Art. 49. Jurist. Personen.
Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften über die
Beaufsichtigung juristischer Personen. Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, welche den
Erwerb von Rechten durch juristische Personen beschränken oder von staatlicher Genehmigung
abhängig machen.
Wird
die nach
dem
Landesgesetze zu einem Erwerbe von Todeswegen erforderliche Ge nehmigung ertheilt, so gilt sie als vor dem Erbfall ertheilt; wird
sie verweigert, so gilt die zum Erwerbe berufene Person als vor dem Erbfalle gestorben; die Vorschrift des §. 2020 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) findet entsprechende Anwendung. Ver weigerung d. Genehm, eines Erwerbes v. Todes wegen.
A.
Hierzu war beantragt: im Abs. 2 Satz 2 des Art. 49 statt „so gilt die zum Erwerbe berufene
Person als vor dem Erbfalle gestorben" zu setzen „so gilt die juristische
Person in Ansehung des Anfalls als nicht vorhanden". Der Antrag, welcher die für mißlich erachtete Fiktion, daß eine juristische
Person als gestorben gelten solle, vermeiden will, wurde der Red.Komm. über wiesen. Be schränkung des im
B. Des Weiteren war beantragt: 1. dem Art. 49 als Abs. 3 beizufügen:
Art. 49 Abs. 2
*) Der zitirte Art. 47 b ist auf S. 604, die zitirten Art. 53, 60 a sind unten Sorten, untn XXIV a und XXVII mitgetheilt.
gesprochenen
613
R.T. Art. 86, 97, 111. E.G. Art. 86, 97,112. Prot. 447.
Die Vorschriften des Abs. 2 finden auf juristische Personen,
deren Rechtsfähigkeit auf reichsgesetzlichen, neben dem Bürgerlichen
Gesetzbuche bestehenden Vorschriften beruht, keine Anwendung. 2. eventuell, d. h.
den Fall,
für
daß die Aufnahme einer Vorschrift
überhaupt beliebt werden sollte, die im Antrag 1 vorgeschlagene Be stimmung zu fassen: Die einem anderen Bundesstaat angehörenden juristischen Per
sonen, deren Rechtsfähigkeit auf einem neben dem Bürgerlichen
Gesetzbuche geltenden Reichsgesetze beruht, können in dem Erwerbe von
nicht
Rechten
weitergehenden
unterworfen
Beschränkungen
werden, als die dem Bundesstaate selbst angehörenden juristischen
Personen derselben Art. 3. im
Anträge 2
die
Worte:
„neben
dem
Bürgerlichen
Gesetzbuche
geltenden" zu streichen;
4. im Anträge 2 den Satz:
„deren Rechtsfähigkeit
beruht" zu
streichen.
Bei der ersten Berathung des Art. 49 des Entw. I ist der Abs. 2 im
Wesentlichen unverändert geblieben, der Abs. 3 aber gestrichen worden.
Der
zu einander.
Antrag 1 bezielt die Wiederherstellung des Art. 49 Abs. 3 des Entw. I mit der
Maßgabe, daß die eingetragenen Vereine und diejenigen juristischen Personen, deren Rechtsfähigkeit auf bundesstaatlicher Verleihung oder Genehmigung beruht -.
Ter Art. 105 hat auf Grund der Beschlüsse der Komm, (vergl.
505 bis 509 unter III) in der Bort. Zus. folgende Fassung erhalten:
R.T Art. 162,9,174-6,178,217. E.G. Art. 162,9,174-6,178,218. Prot. 448.
627
Auf die vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs ausgestellten Schuldverschreibungen auf Inhaber finden von dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs an die Vorschriften der
§§. 783,
784, 785, 787, 790 und des §. 791 Satz 1 des Bürger
lichen Gesetzbuchs (B.R.) Anwendung.
Bei den auf Sicht zahl
baren unverzinslichen Schuldverschreibungen sowie bei Zins-, Renten-
und Gewinnantheilscheinen sind jedoch in Ansehung der Kraftlos erklärung
und der Zahlungssperre die bisherigen
Gesetze
maß
gebend.
Die Außerkurssetzung findet nach dem Inkrafttreten des Bürger lichen Gesetzbuchs nicht mehr statt: eine vorher stattgefundene Außer
kurssetzung verliert mit diesem Zeitpunkt ihre rechtliche Wirkung.
Die Verjährung der Ansprüche aus den vor dem Inkrafttreten
des
Bürgerlichen Gesetzbuchs
ausgestellten Schuldverschreibungen
auf den Inhaber bestimmt sich, unbeschadet der Vorschriften des §. 787 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.), nach den bisherigen Gesetzen.
Das Gleiche gilt für die Verjährung der Ansprüche aus
Zins-, Renten- oder Gewinnantheilscheinen, die nach dem Inkraft treten des Bürgerlichen Gesetzbuchs zu einem vor diesem Zeitpunkt
ausgestellten Jnhaberpapier ausgegeben werden, und für die Frist,
innerhalb welcher die Scheine dem Aussteller zur Einlösung vor gelegt werden müssen.
Ein zur Zeit des Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs anhängiges, die Kraftloserklärung oder Zahlungssperre bezweckendes Verfahren ist nach den bisherigen Gesetzen zu erledigen:
Wirkungen des
Verfahrens
bestimmen sich
nach
den
auch die bisherigen
Gesetzen.
Soweit nach den Vorschriften des ersten bis vierten Absatzes die bisherigen Gesetze Anwendung finden, können diese auch nach dem
Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs durch Landesgesetz ge
ändert werden. Hierzu war beantragt:
a)
im Art. 105 Abs. 3 Satz 2 statt „und für die Frist, innerhalb welcher die Scheine dem Aussteller zur Einlösung vorgelegt werden müssen" zu setzen „und, wenn in den bisherigen Gesetzen oder nach
ihren Vorschriften in der Schuldverschreibung eine Borlegungsfrist bestimmt ist, für diese Frist". (Für die nach dem Inkrafttreten des B.G.B. ausgegebenen Zins
scheine gelten der §. 784 Abs. 1 Satz 2 und die §§. 788, 789 d. B.G.B. (B.R.).
Der §. 789, der den §. 784 Abs. 1 Satz 2 ergänzt,
setzt das Bestehen einer Borlegungsfrist voraus.
Ter §. 786 d.
B.G.B. (B.R.) gilt, soweit er nicht ausgeschlossen wird, gleichfalls.)
b) den Abs. 4 des Art. 105 in folgender Fassung als Art. 105 b ein
zustellen: Ein zur Zeit des Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs
anhängiges Verfahren, das die Krastloserklärung einer Schuldver40*
628
Prot. 448. E. I Art. 105, 6. B.R. Art. 146-8, 150, 152-5,186. schreibung auf den Inhaber oder einer Urkunde der im §. 793 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) bezeichneten Art oder die Zahlungs sperre für eine solche Schuldverschreibung oder Urkunde zum Gegen stände hat, ist nach den
bisherigen Gesetzen zu erledigen.
Nach
diesen Gesetzen bestimmen sich auch die Wirkungen des Verfahrens
und der Entscheidung. Der Antrag
bezweckt in
zwei Punkten eine sachliche Aenderung herbei
zuführen. A. Zins-, Renten- und Gewinnantheilscheine, die nach dem Inkrafttreten
des B.G.B.
diesem Zeitpunkt ausgestellten Jnhaberpapier aus
zu einem vor
gegeben sind, sollen nach der Vorl. Zus. hinsichtlich der Verjährung der sich aus
chnen ergebenden Ansprüche dem bisherigen Rechte unterworfen bleiben. Hieran wird durch den Antrag nichts geändert.
Das bisherige Recht soll ferner maß
gebend bleiben für die Frist, innerhalb welcher die Scheine dem Aussteller zur
falls das bisherige Recht eine solche Bor
Einlösung vorgelegt werden müssen,
legungsfrist
lassen.
vorsieht.
Auch
hier
der Antrag
will
Keine ausdrückliche Bestimmung
getroffen,
das
daß
bisherige
Recht
keine Aenderung eintreten
ist nach der Vorl. Zus. für den Fall
eine
Vorlegungsfrist
kennt.
nicht
Der
Antragsteller erachtete es für nothwendig, diese Lücke auszufüllen, da der §. 789
(B.R.),
welcher
auf die
nach dem Inkrafttreten
des B.G.B.
ausgegebenen
Scheine Anwendung finden müsse, die Existenz einer Vorlegungsfrist voraussetze. in dem bezeichneten Falle
Es sollen
Vorschriften des B.G.B.
nach
der Absicht des Antragstellers die
über die Vorlegungsfrist bei Jnhaberpapieren maß
gebend sein. Im Laufe der Erörterung überzeugte man sich davon, daß eine derartige theilweise Anwendung
des
alten und des neuen Rechtes zu vielfachen Kompli-
kationen und Schwierigkeiten führen müsse: als besonders mißlich wurde hervor
gehobennach
daß
sich aus den Scheinen selbst nicht ersehen lasse,
dem Inkrafttreten des B.G.B.
ausgegeben seien.
ob sie vor oder
Es wurde deshalb in
der Sitzung der Vorschlag gemacht, den Abs. 3 des Art. 105 dahin zu ändern, daß
die nach
dem Inkrafttreten des B.G.B.
zu
einem vor dieser Zeit aus
gestellten Jnhaberpapier ausgegebenen Zins-, Renten- und Gewinnantheilscheine so
behandelt werden sollen wie die vor dem Inkrafttreten des B.G.B. aus
gegebenen Scheine. Dieser Vorschlag fand allseitige Zustimmung.
B.
Der Antrag b will ferner die im Abs. 4 des Art. 105
aufgestellte
Vorschrift auf die im §. 793 d. B.G.B. bezeichneten Urkunden erstrecken.
Hiermit erklärte man sich ohne Widerspruch einverstanden. C.
Im Uebrigen
hat
der Antrag nur redaktionelle Bedeutung.
Man
beschloß, denselben insoweit der Red.Komm. zu überweisen. An. 106.
EX.
Der Art. 106
hat
auf Grund
der Beschlüsse der Komm, (vergl.
S. 516 bis 520 unter II) in der Vorl. Zus. folgende Fassung erhalten:
Rechte.
Auf Eigenthum und Besitz,
welche zur Zeit des Inkrafttretens
des Bürgerlichen Gesetzbuchs bestehen,
finden von diesem Zeitpunkt
an die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs Anwendung.
629
R T. Art. 174-6,178,180-3,217. E.G. Art. 174-6,178,180-2,184,218. Prot. 448.
Das zur Zeit des Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs bestehende Miteigenthum,
thümern
nicht
bei
und Rechten
an Sachen
welchem
die Sache
den Miteigen-
sowie die zu dieser Zeit
nach Bruchtheilen zusteht,
sonstigen Rechte bleiben mit
bestehenden
dem aus den bisherigen Gesetzen sich ergebenden Inhalte bestehen. Besteht zur Zeit des Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs
ein von dem Grundeigenthume gesondertes Eigenthum an stehenden Erzeugnissen,
rechtigten
die
insbesondere sich
aus
an Bäumen,
den
so
verbleiben
dem Be
bisherigen Gesetzen ergebenden Be
fugnisse. Für ein zu dieser Zeit bestehendes Erbbaurecht gilt die Vor
schrift des §. 1002 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.). Es lagen die Anträge vor:
1. den Art. 106 durch nachstehende Vorschriften zu ersetzen: Art. 106. Äuf ein zur Zeit des Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs bestehendes Besitzverhältniß finden von diesem Zeitpunkt
an, unbeschadet der Vorschrift des Artikel 111, die Vorschriften des
Bürgerlichen Gesetzbuchs Anwendung.
Art. 106 a.
Für das zur Zeit des Inkrafttretens des Bürger
lichen Gesetzbuchs bestehende Eigenthum gelten von diesem Zeitpunkt an die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs.
Ein nach den bisherigen Gesetzen entstandenes besonderes Eigen
thum an stehenden Erzeugniffen eines Grundstücks, insbesondere an Bäumen, sowie ein Miteigenthum, bei welchem die Sache den Miteigenthümern nicht nach Bruchtheilen zusteht, bleibt bestehen.
Art. 106 b. des
Für den Inhalt der zur Zeit des Inkrafttretens
Bürgerlichen Gesetzbuchs
bestehenden Rechte, mit denen eine
Sache oder ein Recht belastet ist, bleiben die bisherigen Gesetze
maßgebend, soweit sich nicht aus den Artikeln 112, 113 ein Anderes ergiebt. Für ein nach den bisherigen Vorschriften begründetes Erbbau
recht gelten die Vorschriften des §. 1002,
für die nach den bis
herigen Vorschriften begründeten
Grunddienstbarkeiten
Vorschriften
1012
der
§§. 1005
bis
des
gelten die
Bürgerlichen
Gesetz
buchs (B.R.). 2. als Satz 2 des Abs. 2 des Art. 106 zu bestimmen: Die Vorschriften des §. 1005 Satz 1 und der §§. 1008, 1009, 1010,
1011
des
Bürgerlichen
Gesetzbuchs
(B.R)
finden
An
wendung.
3. in der Sitzung wurde der weitere Antrag gestellt:
im Art. 106 Abs. 3 nach den Worten
„gesondertes Eigenthum" ein
zuschalten:
„an einzelnen Stockwerken oder sonstigen Räumen eines Gebäudes oder". Es gelangten folgende sachliche Punkte zur Erörterung:
630
Prot. 448. E'I Art. 106. B.R. Art. 152-5.
Der Antragsteller zu 3 bemerkte: etgenthum.
Bei der Normirung des Art. 106 sei die Absicht gewesen, das bestehende Stockwerkseigenthum
Nach
aufrechtzuerhalten.
der
des
Fassung
Art. 106
Abs. 2 der Borl. Zus. werde dieser Zweck aber für einen Theil der bestehenden Verhältnisse nicht erreicht.
Das franz. Recht karakterisire das Stockwerkseigen
thum dahin, daß nicht ein Miteigenthum der Stockwerkseigenthümer an dem
ganzen Gebäude, sondern ein selbständiges Eigenthum an den einzelnen Stock
werken stattfinde.
Ob diese Konstruktion theoretisch eine zweckmäßige oder richtige
sei, könne dahingestellt bleiben.
handele,
Da es
sich
um eine Uebergangsbestimmung
werde man nicht umhin können, der thatsächlichen
Auffassung des
geltenden Rechtes Rechnung zu tragen.
Hierauf wurde erwidert: Grunde
Nach den
liegenden Anschauungen könne es
nur um ein Miteigenthum handeln.
den Vorschriften
des B.G.B. zu
sich bei dem Stockwerkseigenthume
Es sei nicht angängig, deshalb, weil der
code civil nach einer — übrigens nicht unzweifelhaften und nicht unangefochtenen
— Meinung von einer anderen Konstruktion ausgehe, ein Sondereigenchum an einzelnen Theilen stimmungen des
eines Gebäudes
code civil
ausdrücklich zu sanktioniren.
Auch die Be
ließen sich sehr wohl unter den Gesichtspunkt des
Miteigenthums bringen. Im Laufe der Erörterung
wurde der Vorschlag gemacht,
entweder den
Art. 71a d. Red.Vorl. i) dahin zu ändern, daß das bisherige Stockwerkseigen thum unter das neue Recht des B.G.B. falle, oder aber einen die Konstruktions
frage unentschieden lassenden Satz dahin aufzunehmen: die bisherigen Stockwerks rechte bleiben bestehen.
Gegen die erstere Lösung wurde Widerspruch erhoben; eigenthum sei
entweder Miteigenthum
Art. 106 gedeckt.
das Stockwerks
oder superficies, und somit durch den
Eine Aenderung des Art. 71a könne leicht eine Verdunkelung
nach sich ziehen. Die Komm, erachtete es für zweckmäßig, um alle Bedenken zu beseitigen,
einen generellen Satz dahin aufzunehmen: Die zur Zeit des Inkrafttretens
des B.G.B.
bestehenden Stock
werksrechte bleiben bestehen. Bestehende B. Der Antrag 1 will im Art. 106b Abs. 2 den Abs. 4 des Art. 106 der ^barkeite^ Borl. Zus. dahin erweitern, daß für die nach dem bisherigen Rechte begründeten
Grunddienstbarkeiten die Vorschriften der §§. 1005 bis 1012 d. B.G.B. (B.R.) gelten sollen.
Ter Antrag 2 will nur die Bestimmungen des §. 1005 Satz 1
und der §§. 1008, 1009, 1010, 1011 für anwendbar erklären.
Der Antragsteller
zu 2 überzeugte sich bei der Erörterung davon, daß es unbedenklich sei, generell die Anwendbarkeit der §§. 1005 bis 1012 festzustellen und schloß sich in diesem Punkte dem Antrag 1 an. Tie in Rede stehende Bestimmung des Antrags 1 wurde angenommen.
Erwogen war: Bei der ersten Berathung gestellt worden, daß
auch
sei
ein
gleicher Antrag mit der Abweichung
der §. 1013 (B.R.) für anwendbar erklärt werden
0 Ten: Art- 71 a d. Red.Vorl. entspricht der Art. 103 der Vorlage an den Bundcsrath. Vergl. III S. 279 unter V.
631
R.T. Art. 180-183. E.G. Art. 180-182, 184. Prot. 448.
solle; (S. 517).
Der Antrag sei namentlich
keiten abgelehnt
worden,
zu
denen
wegen der praktischen Schwierig
die Anwendung
einzelner Paragraphen
des B.G.B. auf die bestehenden Grunddienstbarkeiten führen könne; < S. 519
und
520
unter C).
Bei
wiederholter
dem der §. 1013 ausgeschieden,
Gründe für überwiegend erachten.
Erwägung
müsse
man aber,
nach
die zu Gunsten des Vorschlags sprechenden Es komme namentlich in Betracht, daß die
Grunddienstbarkeiten voraussichtlich zum größten Theile noch lange Zeit fortbestehen werden und daß es unzweckmäßig sein würde, sie für alle Zukunft nach anderen, als nach den im B.G.B. aufgestellten, der Natur der Verhältnisse entsprechenden
Vorschriften zu
beurtheilen:
dieser Erwägung gegenüber seien die gegen beit
Antrag geltend gemachten Bedenken nicht von ausschlaggebender Bedeutung. HZie übrigen im Antrag 1 zu Art. 106 vorgeschlagenen Aenderungen
C.
erachtete man für lediglich redaktioneller Natur und überwies den Antrag in soweit der Red.Komm.
X.
Nach der Borl. Zus. soll an geeigneter Stelle, etwa als Art. 110a,
.
folgende Vorschrift ausgenommen werden: älterer atette. Tas Rangverhältniß eines vor dem Inkrafttreten des Bürger lichen Gesetzbuchs entstandenen Rechtes bestimmt sich nach den bis
herigen Gesetzen.
Bei Rechten an Grundstücken und Rechten an
einem solchen Rechte gilt dies auch dann, wenn sie nach dem In krafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs,
aber vor der Zeit,
zu
welcher das Grundbuch als angelegt anzusehen ist, entstanden sind. Für eine Aenderung
des Rangverhältnisses eines Rechtes an
einem Grundstück oder eines Rechtes an einem solchen Rechte gilt
das Gleiche wie für eine Aenderung des Inhalts des Rechtes. Es war beantragt:
den vorstehenden Artikel durch folgende Vorschriften zu ersetzen: Art. 106 c. d des
Das Rangverhältniß eines vor dem Inkrafttreten
Bürgerlichen Gesetzbuchs
entstandenen
Rechtes
bestimmt sich
nach den bisherigen Gesetzen.
Art. 110 Abs. 1 Satz 2.
Tie bisherigen Gesetze sind auch für
den Rang eines vor diesem Zeitpunkte begründeten Rechtes sowie
für eine Aenderung
des Inhalts
oder des Ranges
des Rechtes
maßgebend. Der Antrag wurde der Red.Komm. überwiesen.
XI.
Ter Art. 112 ivergl. S. 524 unter IX» lautet in der Fassung der
Borl. Zus.:
Hypotheken.
Ein zu der Zeit, in welcher das Grundbuch als angelegt an zusehen ist, an einem Grundstücke bestehendes Pfandrecht wird für
die spätere Zeit als Hypothek ohne Hypothekenbrief, und, wenn der Betrag der Forderung, für welche das Pfandrecht besteht, nicht bestimmt ist, als Sicherungshypothek im Sinne des Bürgerlichen
Gesetzbuchs beurtheilt. 0 Die Artikel, auf welche der Art. 106c felgen soll. sind die Art. 106, 106a, 106 b des oben unter IX mitgetbeilten Antrags 1.
632
Prot. 448. E. I Art. 107, 110—112. B.R. Art. 156, 160,162—164. Ist das Pfandrecht dahin friedigung
aus
dem
beschränkt, daß der Gläubiger Be
Grundstücke
nur
im
Wege
der
Zwangs
verwaltung verlangen kann, so bleibt diese Beschränkung bestehen. Durch Landesgesetz kann bestimmt werden,
daß
ein nach dem
ersten Absatz als Hypothek ohne Hypothekenbrief zu beurtheilendes Pfandrecht als Briefhypothek oder als Sicherungshypothek und eine über das Pfandrecht früher ertheilte Urkunde als Hypothekenbrief
im Sinne des Bürgerlichen Gesetzbuchs zu beurtheilen seien. Durch Landesgesetz kann bestimmt werden, daß zu Gunsten eines
Pfandrechts, welches nach Abs. 1, 3 als Sicherungshypothek zu be urtheilen ist, kraft Gesetzes eine Vormerkung im Sinne des §. 1163
des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) als im Grundbuch eingetragen gelten solle. Hierzu war beantragt:
den Abs. 1 des vorstehenden Art. 112 zu fassen: Ein zu der Zeit, zu welcher das Grundbuch als angelegt anznsehen ist, bestehendes Pfandrecht an einem Grundstücke gilt von Dieser Zeit an als eine Hypothek, bei welcher die Ertheilung des
Hypothekenbriefs ausgeschlossen ist;
ist der Betrag der Forderung,
für welche das Pfandrecht besteht, nicht bestimmt, so gilt das Pfand
recht als Sicherungshypothek.
die Abs. 3, 4 des vorstehenden Art. 112 zu fassen: Durch Landesgesetz kann bestimmt werden, daß ein nach Abs. 1
nicht als Sicherungshypothek geltendes Pfandrecht an einem Grund
stück als Sicherungshypothek gelten
oder daß die Ertheilung des
Hypothekenbriefs nicht als ausgeschlossen und eine über das Pfand recht ertheilte Urfintbc als Hypothekenbrief gelten soll.
Für ein
Pfandrecht, das als Sicherungshypothek gilt, kann durch Landes gesetz dem Gläubiger das Recht, die Löschung der Hypothek zu ver langen, wenn sie sich mit dem Eigenthum in einer Person vereinigt, mit derselben Wirkung eingeräumt werden, welche der im §. 1163
des B.G.B. (B.R.) bezeichneten Vormerkung zukommt.
Der Antrag wurde der Red.Komm. überwiesen. Ärt. 111. Besitzschutz bei Dienstbar-
XII. Zu Art. 111 (vergl. S. 523 und 524 unter VIII) wurde bemerkt:
fcjöet"
Das bisherige Recht kenne einen Besitzschutz auch für Reallasten. Das B.G.B. habe ein Besitzverhältniß für Reallasten nicht anerkannt und in Folge
Reauasten.
dessen seien die Reallasten auch im Art. 111 nicht erwähnt; es sei nur für den Besitzschutz von Grunddienstbarkeiten Vorsorge getroffen.
Da aber Reallasten
und Grunddienstbarkeiten vielfach sehr nahe verwandt seien und leicht verwechselt werden könnten, empfehle es sich vielleicht, im Art. 111 auch die Reallasten zu
berücksichtigen. Hierauf wurde erwidert: des B.G.B. beurtheilt werden. ein Besitzverhältniß
nicht
an.
Das Besitzverhältniß solle nach den Vorschriften
In Betreff der Reallasten erkenne das B.G.B. Der bisher bestandene Besitz erlösche mit dem
R.T. Art. 184,188,190-192. E.G. Art. 185,189,191-193. Prot. 448. Inkrafttreten des B.G.B.
633
Es liege danach kein Anlaß zu einer Aenderung des
Art. 111 vor.
Die Anregung wurde nicht weiter verfolgt. Xin. Der Artikel 107 ist bei der ersten Berathung unverändert gebilligt ärt 107* worden. Die Red.Komm, hat beschlossen, in dem Art. 107 neben der Ersitzung roegu^Ucn. des Eigenthums auch die Ersitzung des Nießbrauchs an einer beweglichen Sache
zu erwähnen.
Hiermit erklärte man sich einverstanden. XIV. Der Artikel 110 (vergl. S. 522 und 523 unter VI) lautet in der Red.Borl.: Der Erwerb und Verlust des Eigenthums sowie die Begründung,
Uebertragung, Belastung und Aufhebung eines anderen Rechtes an einem Grundstück oder eines Rechtes an einem solchen Rechte er
folgen auch nach dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs so lange nach Maßgabe der bisherigen Gesetze, bis das Grundbuch
für das Grundstück als angelegt anzusehen ist.
Das Gleiche gilt
von der Aenderung des Inhalts der Rechte.
Ist eine nach den bisherigen Gesetzen begonnene Ersitzung zu
der Zeit, zu welcher das Grundbuch als angelegt anzusehen ist, noch nicht vollendet, so finden, wenn der Besitzer als der Berechtigte
in das Grundbuch eingetragen wird, auf die Ersitzung nach §. 885 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) die Vorschriften des Artikel 102
entsprechende Anwendung.
Nach dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs kann ein nach
dessen Vorschriften unzulässiges Recht nicht mehr begründet
werden. Auf die Aufhebung eines zu der Zeit, in welcher das Grund
buch als angelegt anzusehen ist, an einem Grundstück oder an einem
Rechte
an einem Grundstücke bestehenden Rechtes finden auch für
die spätere Zeit die bisherigen Gesetze so lange Anwendung, bis das Recht in das Grundbuch eingetragen ist. Es war beantragt:
den Abs. 2 des vorstehenden Art. 110 zu fassen: Eine vor der Zeit, zu welcher das Grundbuch als angelegt an zusehen ist, begonnene Ersitzung wird nach §. 885. des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) fortgesetzt, wenn der Besitzer als der Berechtigte
in das Grundbuch eingetragen wird; die Vorschriften des Artikel 102 finden entsprechende Anwendung.
Der Antragsteller bemerkte: Nach Art. 110 in der Fassung der Red.Borl.
trete folgender Rechtszustand ein:
Wenn der Besitzer eines Grundstücks in dem
Zeitpunkt, in welchem das Grundbuch für das Grundstück als angelegt gilt, als der Berechtigte im Grundbuch eingetragen ist, so werde eine noch nicht vollendete Ersitzung nach Maßgabe des §. 885 d. B.G.B. fortgesetzt. Wenn aber der Besitzer erst nach dem Zeitpunkt, in welchem das Grundbuch als angelegt gilt,
eingetragen wird, so werde die frühere Ersitzungszeit nicht in die nach Maß-
Art. 110. Rechtszustand zwischen dem Jnkafttreten d. B.G.B. und der An legung des Grundbuchs.
634
Prot. 448. E. I Art. 110,117,118. B.R. Art. 160, 168,169,172.
gäbe des §. 885 d. B.G.B. stattfindende Ersitzung eingerechnet.
Dieses Er
gebniß sei innerlich nicht gerechtfertigt. In der Zwischenzeit zwischen dem Augen
blick, in welchem das Grundbuch als angelegt gilt, und dem Augenblicke der
Eintragung des Besitzers, müsse die Ersitzung als gehemmt gelten.
Es dürfe
dieses Zwischenstadium nicht die Wirkung haben, daß die frühere Ersitzung voll
ständig unberücksichtigt bleibe.
Hierauf wurde erwidert: Man sei bei der ersten Berathung davon aus gegangen, daß, wie dies nach Art. 107 für den Fall der Ersitzung einer be weglichen Sache gelte,
krafttretens
alle Voraussetzungen der Ersitzung zur Zeit des In
der Vorschriften des B.G.B. über den Erwerb
des Eigenthums
vorliegen müßten, wenn bei einer nach §. 885 d. B.G.B. zulässigen Ersitzung
eines Grundstücks die frühere Ersitzung berücksichtigt werden solle. zugehen, liege kein Grund vor.
Hiervon ab
Die von dem Anträge befürwortete Regelung
würde namentlich dann unzweckmäßig sein,
wenn zwischen dem Zeitpunkt, in
welchem das Grundbuch als angelegt gilt, und der nachfolgenden Eintragung
des Besitzers ein längerer Zeitraum liege.
Die Komm, lehnte den Antrag auf Aenderung des Art. 110 ab. Art. 117. Gültigkeit bestehender Ehen.
XV. Der Artikel 117 hat auf Grund der Beschlüsse der Komm, S. 526 bis 532 unter I) in der Borl.Zus. folgende Fassung erhalten:
(vergl.
Die Gültigkeit einer vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs geschlossenen Ehe wird nach den bisherigen Gesetzen
beurtheilt.
Eine nach diesen Gesetzen ungültige Ehe ist jedoch, sofern
die Ehegatten zur Zeit des Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetz
buchs noch als Ehegatten mit einander leben, nur dann nichtig und kann nur dann für nichtig erklärt werden, wenn sie auch nach den
Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs nichtig oder anfechtbar ist. Die im §. 1324 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) für die An
fechtung bestimmte Frist beginnt nicht vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs. Es war beantragt: die Sätze 2, 3 des ersetzen: Eine nach
Anfang
an
vorstehenden Art. 117 durch
folgenden Abs. 2 zu
den bisherigen Gesetzen ungültige Ehe ist als von
gültig anzusehen,
wenn die Ehegatten zur Zeit des
Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs als Ehegatten mit einander gelebt haben und der Grund, auf welchem die Ungültigkeit
beruht, nach
den Vorschriften
des
Bürgerlichen Gesetzbuchs die
Nichtigkeit oder die Anfechtbarkeit der Ehe nicht zur Folge gehabt
oder diese Wirkung verloren haben würde.
Hängt die Gültigkeit
der Ehe von dem Ablaufe der im Bürgerlichen Gesetzbuche be
stimmten Anfechtungsfrist ab, so beginnt diese nicht vor dem Inkraft
treten des Bürgerlichen Gesetzbuchs.
Ein Formmangel, wegen dessen
eine vor dem Inkrafttreten des Gesetzes vom 6. Februar 1875 ge
schlossene Ehe nichtig ist, steht der Nichtbeobachtung der im §. 1302 des
Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) vorgeschriebenen Form gleich; ist die
R.T. Art. 188,197,198, 201. E.G. Art. 189,198, 199, 202. Prot. 448.
635
Eheschließung in das zur Beurkundung der Eheschließung bestimmte
Buch oder Register eingetragen worden, so findet die Vorschrift des
§. 1309 Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) entsprechende
Anwendung. Zu dem Anträge wurde bemerkt:
Nach der Fassung -des Antrags solle
ein Verstoß gegen Formvorschriften des bisherigen Rechtes, welcher Nichtigkeit der Ehe zur Folge habe, so behandelt werden, wie wenn ein Verstoß gegen die
Vorschrift des §. 1302 vorläge. Gedanke zu Grunde:
Der beschlossenen Vorschrift liege dagegen der
Wenn eine Ehe auf Grund des
bisherigen Rechtes als
gültig geschlossen gelte, so gelte sie auch nach dem Inkrafttreten des B.G.B. als
gültig; wenn aber eine vor dem Inkrafttreten des B.G.B. geschlossene Ehe nach dem bisherigen Rechte wegen eines Formmangels ungültig oder nichtig sei, so bleibe sie ungültig oder nichtig, sofern sie nicht nach den Vorschriften des B.G.B.
gültig sein würde.
Mit dieser Verschiedenheit der Fasiung hänge der Zusatz im
Satz 3 des beantragten Art 117 Abs. 2 zusammen.
Man überwies den Antrag der Red.Komm.
Bei der Berathung wurde darauf hingewiesen, daß nach S. 575 unter III
als Abs. 2 des Art. 117 folgende in die Vorl. Zus. aus Versehen nicht eingestellte Vorschrift beschlossen worden sei:
Die nach
den bisherigen Gesetzen erfolgte Ungültigkeitserklärung
einer Ehe steht der Nichtigkeitserklärung nach dem Bürgerlichen Gesetz buche gleich. Gegen die Aufnahme dieser Bestimmung erhob sich kein Widerspruch.
XVI. Ter Art. 118 hat auf Grund der Beschlüsse der Komm, (vergl. S. 532 bis 535 unter H) in der Vorl. Zus. folgende Fassung erhalten: In Ansehung einer zur Zeit des Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs bestehenden Ehe bestimmen sich für die spätere Zeit die persönlichen
Rechtsbeziehungen
der
Ehegatten zu einander,
ins
besondere die gegenseitige Unterhaltspflicht, nach den Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs.
Tie Wirkungen einer beständigen oder zeitweisen Trennung von
Tisch und Bett, auf die vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetz buchs erkannt worden ist, bestimmen sich nach den bisherigen Gesetzen. Es war beantragt:
den Abs. 2 des vorstehenden Art. 118 als Art. 120a einzustellen und demselben folgenden Zusatz beizusügen:
Durch Landesgesetz kann bestimmt werden, daß eine bis zum
Tode des einen Ehegatten fortbestehende Trennung in Ansehung des gesetzlichen Erbrechts des überlebenden Ehegatten und der in den §§. 2054, 2242, 2253 des
Bürgerlichen Gesetzbuchs
(B.R.) be
stimmten Wirkungen der Auflösung der Ehe gleichstehen soll.
Man war mit dem sachlichen Inhalte des vorgeschlagenen Zusatzes ein verstanden.
sicht
einer
Die Red.Komm. wurde beauftragt, zu prüfen, ob es in dieser Hin ausdrücklichen
Bestimmung
bedürfe,
oder
ob
die
in
Aussicht
«rt. iis. Rech»!
636
Prot. 448. E. I Art. 121, 128,129. B R. Art. 173, 80, 83, 85.
genommene allgemeine Bestimmung, nach welcher Landesgesetze,
die nach den
Vorschriften des Abschnitts IV maßgebend bleiben, auch in Zukunft im Wege der Landesgesetzgebung geändert werden können, genüge. Art. 128. Vormundschäften und Pflegschaften.
Der Artikel 128 Abs. 2 Satz 1 lautet in der Vorl. Zus., mit dem
XVII.
Entw. übereinstimmend:
Die bisherigen Vormünder und Pfleger verbleiben
in ihrem
Amte, sofern nicht die Vormundschaft oder Pflegschaft mit dem
Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs nach dessen Vorschriften beendigt wird. Es war beantragt: im Art. 128 Abs. 2 den Satz 1 zu fassen: Die bisherigen Vormünder und Pfleger verbleiben im Amte.
Ter Antrag wurde der Red.Komm. überwiesen. Art. 129. Verfügungen v. TodeSwegen.
XVIII.
Der Art. 129 Abs. 2 (vergl. S. 557 und 558 unter B und C)
lautet in der Vorl. Zus.: Die vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs erfolgte Errichtung oder Aufhebung einer Verfügung von Todeswegen wird
nach den bisherigen Gesetzen auch dann beurtheilt, wenn der Erb
lasser nach dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs gestorben ist.
Dies gilt auch in Ansehung der Bindung des Erblassers bei
einem Erbvertrag
Die Errichtung
oder
bei
einem
und Wirkung
gemeinschaftlichen Testamente.
eines
vor dem Inkrafttreten des
Bürgerlichen Gesetzbuchs geschlossenen Erbverzichtsvertrags sind nach den bisherigen Gesetzen zu beurtheilen. Erbverzichts vertrag. Aufhebungs vertrag.
Es war beantragt:
im vorstehenden Art. 129 Abs. 2 den Satz 3 zu fassen: Für einen vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs
vor
diesem ge
schlossenen Vertrag, durch den ein Erbverzichtsvertrag
aufgehoben
geschlossenen Erbverzichtsvertrag
und
für
einen
worden ist, gelten die bisherigen Gesetze.
Der Antrag wurde ohne Widerspruch gebilligt. Art. 121. Rechtsverh. zwischen Ettern u. ehelichen Kindern.
XIX. Zu Art. 121 war beantragt:
dem Art. 121 als Abs. 2 beizufügen: Die elterliche Nutznießung am Vermögen des Kindes steht dem
jenigen (der Eltern) nicht zu, welcher in Folge einer vor dem In krafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs gegen ihn ausgesprochenen
Ehescheidung nach
den bisherigen Gesetzen von dem Rechte auf
Nutznießung ausgeschlossen ist.
Die Komm, war der Ansicht, daß kein hinreichender Grund vorliege, von dem Prinzipe, daß mit dem Inkrafttreten des B.G.B. für die elterliche Gewalt
und die daraus sich ergebenden Rechte der Eltern das neue Recht maßgebend sei, in der vorgeschlagenen kasuistischen Weise eine Ausnahme zu machen, und
lehnte den Antrag ab.
637
R.L. Art. 202, 209,13,16. E.G. Art. 203,10, 14,17. Prot. 449.
449.
(S. 9245 bis 9266.)
I. Beim Beginne der heutigen Sitzung wurde von einer Seite die Frage Verhältniß angeregt, ob ein Bedürfniß bestehe, im E.G. z. B.G.B. Vorsorge zu treffen,(B.«/-»den daß nicht aus der Vorschrift des §. 610 d. B.G.B. (B.R.) und den Bestim- Reichs-Vermungen der Reichs-Versicherungsgesetze eine unbillige doppelte Belastung der g/s^en/
Arbeitgeber entstehe.
Nach
den
Vorschriften der §§. 95 bis 97 des Unfall-
v. 6. Juli 1884
versicherungsges.
den
und
entsprechenden
Vorschriften
der
hafte der Betriebsunternehmer unter gewissen Voraussetzungen
übrigen Gesetze
den Versicherungsinstituten für den gesammten Aufwand, den diese für den ver
ohne daß er in der Lage sei, die seinerseits ge
letzten Arbeiter gemacht haben, leisteten Beiträge
Sofern nun der §. 610 d. B.G.B.
zu bringen.
in Abzug
zu welcher der Betriebsunternehmer kraft seines
die besondere Aufmerksamkeit,
Berufes verpflichtet ist, in verschärftem Maße erfordere und damit die Voraus
setzungen für
die Anwendung
könne es fraglich erscheinen,
des §. 96 des Unfallversicherungsges. erweitere,
ob nicht eine Abwendung der daraus dem Arbeit
geber erwachsenden höheren Belastung angezeigt sei.
Die Komm, sprach sich, ohne daß Widerspruch verlautete, dahin aus, daß
der §. 610 d. B.G.B.
eine Aenderung der Reichs-Bersicherungsgesetze
nicht er
forderlich mache. Erwogen war:
Der Arbeitgeber hafte dem Arbeiter gegenüber nur dann, wenn er den Unfall vorsätzlich herbeigeführt habe; seine Haftung beschränke sich alsdann auf den Betrag,
um
welchen der volle Schadensersatz
sicherungsinstituts übersteigt.
die Leistungen des Ber-
Falle dem Arbeitgeber Vorsatz oder Fahrlässigkeit
mit Außerachtlassung derjenigen Aufmerksamkeit zur Last, zu der er vermöge
seines Amtes, Berufs
oder Gewerbes besonders verpflichtet sei, so sei er dem
Bersicherungtzinstitute zum Ersätze der Aufwendungen verpflichtet
schädigten Arbeiters
auf Grund der Versicherung gemachten
Die Beiträge,
geleistet habe,
die er für die Versicherung des be
blieben dabei außer Betracht.
§. 610 d. B.G.B. trete eine Neuerung nicht ein.
diese
Vorschrift
gegenüber
die
Verpflichtung
des
Durch den
Es sei zwar zutreffend, daß
Arbeitgebers
dem
bisherigen
genauer spezialisire und in gewissem Maße verschärfe,
Rechte
allein eine
wesentliche Aenderung des geltenden Rechtes enthalte sie nicht. Der §. 610 d.. B.G.B. gebe daher keinen Anlaß, die Versicherungsgesetze zu ändern. Eine
solche Aenderung
würde überdies
aus inneren Gründen
bedenklich sein.
Die
Arbeiterversicherung sei insofern zugleich eine Versicherung des Arbeitgebers, als
sie diesem die Verantwortlichkeit für den durch seine einfache Fahrlässigkeit ent stehenden Schaden abnehme. Diesen Schaden sollen die Beiträge des Arbeit gebers decken, sie haben aber nicht den Zweck, auch Deckung für den aus
Vorsatz oder aus fahrlässiger Verletzung besonderer Berufspflichten entstehenden Schaden zu bieten.
Die Versicherungsgesetze rechneten mit Unternehmern, die
chre Berufspflichten erfüllen.
Nur soweit dessen ungeachtet durch gewöhnliche
Fahrlässigkeit oder ohne irgend welches Verschulden des Arbeitsgebers ein Unfall eintrete, solle der Ersatz aus der Bersicherungskaffe geleistet werden.
Die Be
freiung des Arbeitgebers von der Ersatzpflicht im Falle vorsätzlicher Beschädigung
638
Prot. 449. E. I Art. 11. C.P.O. §. 14.
sei offenbar nicht möglich : die Befreiung im Falle der Verletzung einer besonderen
Berufspflicht würde in einen berechtigten Grundgedanken der Bersicherungsgesetze eingreifen.
«rt.n618 15. ii. Die Komm, ging nunmehr zur Berathung der früher ausgesetzten ?er^C.P.O." (S. 559 unter I, 574 unter I) Art. 11 bis 15 des Entw. d. EG. über, welche
K.O.rc.
fow Aenderungen der C.P.Ö., der K.O. und der Ausführungsgesetze zu diesen Gesetzen zum Gegenstände haben.
C *d 11‘u Die erste zur C.P.O. vorgeschlagene Aenderung betrifft die §§. 14 bis 17, ^Wohnsitz in die von dem Wohnsitz in Ansehung des Gerichtsstandes handeln. Der Entw.
richtsstandes
ersetzt diese Vorschriften durch einen allgemeinen Hinweis auf die Vor
schriften des bürgerlichen Rechtes (Entw. I §§. 34 bis 40) und wiederholt daneben
die Vorschrift des §. 16 Abs. 1 Satz 3 d. C.P.O., die als lediglich prozessualisch im §. 38 des Entw. I keine Aufnahme gefunden hatte.
Nachdem der §. 38 des
Entw. I bei der zweiten Lesung des B.G.B. gestrichen worden, wurde bezüglich
der §§. 14 bis 17 d. C.P.O. in Aussicht genommen, im Art. 11 eine dem §. 38 des Entw. I bezw. dem §. 16 d. C.P.O. entsprechende Vorschrift aufzunehmen
und
zwar unter Berücksichtigung des §. 6 d. Reichs-Ges., betr. die Rechts
verhältnisse der deutschen Schutzgebiete, in der Fassung der Bekanntmachung vom
19. März 1888; (Anmerkung zu B.R. §. 11 — Entw. n §. 21. — Bergl. I S. 40 und 41 unter I, Bd. VI S. 113 unter XI).
Nunmehr lagen die Anträge vor: 1. die §§. 14, 15, 17 d. C.P.O. zu streichen,
2. die §§. 14 und 15 sowie den §. 17 Abs. 2 d. C.P.O. zu streichen und den §. 17 Abs. 1 d. C.P.O. durch die Vorschrift zu ersetzen: Eine Ehefrau
theilt nicht den Wohnsitz des Ehemanns,
wenn
auf beständige Trennung von Tisch und Bett erkannt ist.
3. a) die §§. 14,15, 17 d. C.P.O. durch den folgenden §. 14 zu ersetzen:
§. 14.
Der Wohnsitz einer Person bestimmt sich nach den Vor
schriften des bürgerlichen Rechtes. b) den §. 16 d. C.P.O. zu fassen: Ein Deutscher, welcher das Recht der Exterritorialität genießt,
sowie ein im Auslande angestellter Beamter des Reichs oder eines Bundesstaats, behält in Ansehung des Gerichtsstandes den Wohnsitz, welchen er in dem Bundesstaate hatte, dem er angehört.
In Er
mangelung eines solchen Wohnsitzes gilt als Wohnsitz die Haupt stadt dieses Staates.
Ist die Hauptstadt in mehrere Gerichtsbezirke
getheilt, so wird der als Wohnsitz geltende Gerichtsbezirk im Wege der Justizverwaltung durch allgemeine Anordnung bestimmt. Gehört der Deutsche einem Bundesstaate nicht an, so gilt als sein Wohnsitz
ein durch allgemeine Anordnung des Reichskanzlers zu bestimmender
Gerichtsbezirk der Stadt Berlin.
Diese Vorschriften finden auf Wahlkonsuln keine Anwendung.
Der Antrag 2 wurde, soweit er die Aufnahme einer neuen, an die Stelle des wegfallenden Abs. 1 des §. 17 tretenden Vorschrift betrifft, zurückgezogen, so daß die Anträge 1, 2 übereinstimmend dahin lauten, daß die §§. 14, 15, 17
d. C.P.O. ersatzlos gestrichen werden sollen.
E. Art. 2 Nr. 1-3, 6, 7. C.P.O. §§. 14-17, 49 a. Prot. 449. A.
639
Bezüglich der §§. 14, 15, 17 wurde nach den Anträgen 1, 2 die ersatz-
lose Streichung beschlossen.
Wohnsitz
Die Mehrheit nahm an, daß es innerlich gerecht-
fertigt und beim Schweigen des Gesetzes selbstverständlich sei, daß der Begriff des Wohnsitzes und die Vorschriften über dessen Begründung und Aufhebung
auch in Ansehung des Gerichtsstandes
seien.
«»der.
dem bürgerlichen Rechte zu entnehmen
Die von einigen Rechtslehrern vertretene entgegengesetzte Ansicht bedürfe
einer Widerlegung im Gesetz um so weniger, als sie schon in der Rechtsprechung
des Reichsgerichts (Entsch. d. R.G. in Civils. 22 Nr. 75 S. 385 ff.; 30 Nr. 103 S. 347 ff.) zurückgewiesen worden sei.
geschlagene verweisende
Satz
sei
Der im Entw. und im Anträge 3a vor
daher
entbehrlich.
Inhaltlich
würden
die
§§. 14, 15 (Militärpersonen) durch den §. 9 d. B.G.B. (B.R.), der §. 17 (Ehefrau, Kinder) durch die §§. 10,11 d. B.G.B. (B.R.) gedeckt. Abs. 1 (Ehefrau) beständen
Hinsichtlich des §. 17
allerdings zwischen der bisherigen Vorschrift der
C.P.O. und dem §. 10 d. B.G.B. (B.R.) einige Verschiedenheiten, doch scheine es unbedenklich, in den fraglichen Punkten das Prozeßrecht dem bürgerlichen
Rechte folgen zu lassen.
Insbesondere bedürfe es auch nach der Streichung des
Art. 6 des Entw. I d. E.G. keiner besonderen Vorschrift über den prozeßrechtlichen Wohnsitz einer Ehefrau im Falle der beständigen Trennung von Tisch und Bett,
da die zu Art. 118 beschlossene Bestimmung (S. 635 unter XVI) genüge, nach
welcher für die Wirkungen einer solchen früher ausgesprochenen Trennung nach
dem Inkrafttreten des B.G.B. die bisherigen Gesetze maßgebend bleiben. B.
Der Antrag 3b trägt in Gemäßheit des
Umstande Rechnung, daß
früheren Beschlusses
dem
Wohnsitz-
es seit dem Gesetz über die Schutzbezirke Reichs-
angehörige giebt, die keinem Bundesstaat angehören.
Für diesen Fall wird im Deutschen «.
Abs. 1 Satz 4 des beantragten §. 16 d. C.P.O. vorgeschlagen, daß als Wohnsitz des im Auslande sich aufhaltenden Exterritorialen oder Beamten in Ansehung des Gerichtsstandes ein vom Reichskanzler durch allgemeine Anordnung zu be stimmender Gerichtsbezirk der Stadt Berlin gelten solle.
Die Vorschrift, welche
dem zu §. 11 Abs. 1 d. St.P.O. gefaßten Beschlusse entspricht (S. 577 und 578 unter VH; vergl. auch Reichsbeamtenges. §. 21 Abs. 1 Satz 2), wurde sachlich
gebilligt.
Ob im Uebrigen der §. 16 redaktionell nach dem Anträge 3b umgestaltet
oder zur Uebereinstimmung mit §. 11 d. SL.P.O. in der bisherigen Fassung
beibehalten werden solle, wurde der Red.Komm. anheimgeftellt. HI. Nach der Anmerkung zu §. 51 des B.G.B: (B.R.) — (vergl. S. 208 und 209 unter B) — soll als §. 55 b in die C.P.O. die Vorschrift eingestellt werden: Vereine,
n^9'
die nicht rechtsfähig sind, können verklagt werden, wie re^*fe^*0er
wenn sie rechtsfähig wären. Hierzu lagen die Anträge vor: 1. die als §. 55b beschlossene Vorschrift als Abs. 2 in den §. 19 d. C.P.O.
einzustellen; 2. a) dem ersten Titel des zweiten Abschnitts des ersten Buches d. C.P.O.
die Ueberschrift zu geben: „Parteifähigkeit.
Prozeßfähigkeit";
b) die als §. 55 b beschlossene Vorschrift in diesen Titel als Z. 49 a einzustellen.
Prot. 449. E. 1 Art. 11. C-P.O. §. 28.
640
3. vor dem ersten Titel des zweiten Abschnitts des ersten Buches d. C.P.O. einen Titel einzuschieben mit der Ueberschrift
„Parteifähigkeit"
und in diesen Titel folgende Vorschrift als §. 49 a aufzunehmen: Die Parteifähigkeit bestimmt sich nach dem bürgerlichen Rechte. Vereine, die nicht rechtsfähig sind, können verklagt werden, wie
wenn sie rechtsfähig wären. oder statt des Abs. 1 des §. 49 a zu bestimmen:
Wer rechtsfähig ist, ist parteifähig. Der Antragsteller zu 3 erklärte sich damit einverstanden, daß gemäß dem Anträge 2 nicht ein besonderer Titel „Parteifähigkeit" eingestellt werden, vielmehr die Ueberschrift des jetzigen ersten Titels den Wortlaut „Parteifähigkeit, Prozeß fähigkeit" erhalten und in diesem Titel als §. 49a der bisherige §. 55 b an die Die im §. 49a Abs. 1 des Antrags 3 vorangeschickte
Spitze gestellt werden solle.
allgemeine Bestimmung hielt der Antragsteller jedoch aufrecht. In dieser Gestalt gelangten die Anträge 2, 3 zur Annahme; der Antrag 1 wurde abgelehnt.
Erwogen war:
Sämmtliche Anträge
gingen von der zutreffenden Auffaffung
aus, daß
es sich bei der als §. 55 b beschlossenen Vorschrift nicht um die Prozeßfähigkeit,
sondern um die Parteifähigkeit, um die Behandlung als Rechtssubjekt, handele. Danach
für
erscheine
die Vorschrift
„Prozeßfähigkeit" nicht angemessen. der
folgen,
die Stellung
am
Schlüsse
des Titels
Man könne aber auch dem Antrag 1 nicht
die Vorschrift nur aus Zweckmäßigkeitsgründen wegen des An
schlusses an den §. 19 d. C.P.O. in den Titel „Gerichtsstand" verweisen wolle,
wohin sie systematisch noch weniger gehöre.
neuen Titel
einen eigenen
Einstellung des Inhalts
zu schaffen,
Das Richtige sei,
daß man, ohne
dem Titel „Prozeßfähigkeit" durch die
des §. 55 b einen
erweiterten Inhalt gebe und dies
zugleich in der Ueberschrift zum Ausdrucke bringe. Versetze man den §. 55 b in
diesen Titel,
so
ginnen und
um
empfehle es
den Karakter
sich, um nicht mit einem Ausnahmesatze zu be
der Vorschrift
derselben den im
schärfer hervorzuheben,
als
einer Ausnahmevorschrift
49a Abs. 1
des Antrags 3
ent
haltenen allgemeinen Satz voranzustellen. g. 25 Abs. 2. Gerichtsstand
IV. Zu §. 25 war beantragt: den Abs. 2 zu fassen:
d. belegenen Sache.
Bei
den eine Grunddienstbarkeit, eine meallast oder ein Vor
kaufsrecht
betreffenden Klagen ist die Lage des dienenden oder
belasteten Grundstücks entscheidend.
Der Antrag,
der die bisherige Fassung durch die Erwähnung des Vor
kaufsrechts ergänzt, wurde gebilligt. Maßgebend war die Erwägung, daß Vorkaufsrechte an Grundstücken, die als subjektiv dingliche Rechte bisher nur in einzelnen deutschen Rechtsgebieten
zulässig sind, auf Grund des §. 1078 Abs. 2 d. B.G.B. (B.R.) künftighin all
gemein auch zu Gunsten des jeweiligen Eigenthümers eines anderen Grundstücks
bestellt
werden
können.
Da das B.G.B. als subjektiv dingliche Rechte neben
Grunddienstbarkeiten und Realberechtigungen nur noch die Vorkaufsrechte kenne,
E. Art. 2 Nr. 4-7. C.P.O. §§. 25, 28, 49a. Prot. 449.
641
scheine es richtiger, neben den im bisherigen Texte des §. 25 Abs. 2 genannten
Rechten auch des dritten Rechtes dieser Art Erwähnung zu chun.
V. Aussicht
gegen
eine neue Fassung in
Zu §. 28 d. C.P.O. ist im Entw. d. E.G. genommen, in
den
die Ausgleichungsansprüche
und
Erben
*•28-
der. neben den Erbrechten die Pflichtcheilsansprüche
unter
Miterben
hervor
gehoben werden.
Die hierzu gestellten Anträge lauten: 1. den §. 28 d. C.P.O. zu fassen:
Klagen,
welche Erbrechte,
Ansprüche des Erben
gegen einen
Erbschaftsbesitzer oder die im §. 2005 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.)
bestimmte Auskunftspflicht, Pflichttheilsansprüche gegen den
Erben, Ansprüche
aus Vermächtnissen oder anderen Verfügungen
von Todeswegen oder die Theilung der Erbschaft zum Gegenstände haben, können vor dem Gericht erhoben werden,
Erblasser
zur Zeit
seines Todes. den
bei welchem der
allgemeinen Gerichtsstand
gehabt hat.
In dem Gerichtsstände der Erbschaft können auch Klagen wegen anderer Nachlaßverbindlichkeiten
erhoben
werden,
wenn sich der
Nachlaß noch ganz oder theilweise im Bezirke des Gerichts befindet
oder
wenn
mehrere Erben
vorhanden
find
und als
Gesammt-
schuldner hasten.
hinter dem Worte „Pflichttheilsansprüche"
2. im §. 28 Abs. 1 d. C.P.O.
die Worte „gegen die Erben" zu streichen.
Der Antrag 1 weicht vom Entw. darin ab, ansprüche wegläßt,
dagegen
daß
er die Ausgleichungs
den Pflichttheilsansprüchen noch die An
neben
sprüche gegen den Erbschaftsbesitzer und die Ansprüche auf Auskunstsertheilung
gemäß §. 2005 d. B G B.
aufnimmt.
Ferner ändert der Anttag den Schluß
des Abs. 2 dahin, daß für die Zuständigkeit des formn hereditatis für Klagen wegen
sonstiger Nachlaßverbindlichkeiten
statt der bisherigen Voraussetzung
beim Vorhandensein mehrerer Erben
der Ungetheiltheit des Nachlasses das Er
forderniß aufgestellt wird, daß die Miterben als Gesammtschnldner haften. Der
Anttag 2 will, über den Entw.
hinausgehend, die Zuständigkeit
des formn
hereditatis auch für den außerordentlichen Pflichttheilsanspruch nach §. 2303 d.
B.G.B. (B.R.) begründen. A.
Anlangend den Abs. 1 des §. 28, so wurde nach dem Antrag 1 die
Nichterwähnung der Ausgleichungsansprüche gebilligt, da der Entw. d. B.G.B.
«nspruch.
in seiner jetzigen Gestalt solche Ansprüche nicht kennt, die Ausgleichung vielmehr nur als eine Modifikation des Anspruchs auf Theilung behandelt.
Der Vorschlag,
die Zuständigkeit des formn hereditatis auf die Auskunftspflicht nach §. 2005 (B.R.) zu erstrecken, wurde von dem Anttagsteller fallengelassen, nachdem eingewendet war, daß eine Belangung am ehemaligen Wohnorte des Erblassers
für dessen frühere Bedienstete und Hausgenossen große Belästigungen mit sich
führen könne, während sich für die Miterben die Zuständigkeit des Gerichts schon daraus ergebe, daß chnen gegenüber der Anspruch nach §. 2005 unter den
Theilungsanspruch falle. Protokolle. »b. vi.
Die Erwähnung der Ansprüche gegen den Erbschafts41
P 1
Prot. 449. E. I Art. 11. C.P.O. §. 28
642
besitzer nach Antrag 1 und die Erweiterung des formn hereditatis auf die außer ordentlichen Pflichttheilsansprüche nach Antrag 2 wurden abgelehnt. C6 der §. 28 d. C.P.O. mit Rücksicht auf die hereditatis petitio einer
Ansprüche schastsbesitzer'
Aenderung
bedürfe, ist bereits
unter VIII) erörtert,
sührte jetzt aus:
damals
bei der Berathung des
aber verneint worden.
Erbrechts (V S. 725
Der Antragsteller zu 1
Wenn hinsichtlich des §. 28 zutreffend angenommen werde, sondern auch der Gegenstand der er
daß ein Erbrecht nicht nur der Grund,
hobenen Klage sein müsse, so erscheine es bei der Gestalt, welche der Erbschafts anspruch im B-G.B. erhalten hat, zweifelhaft, ob für die Erbschaftsklage nach
dem jetzigen Wortlaute des §. 28 d. C.P.O.
das formn hereditatis bestehe.
Tenn das Erbrecht bilde zwar den Grund des Erbschaftsanspruchs, der Gegen stand des letzteren bestehe aber in dem ans der Erbschaft Erlangten.
Ferner müsse
klargestellt werden, daß auch die im §. 2006 d. B.G.B. (B.R.) erwähnten Eiuzel
klagen im formn hereditatis angestellt werden könnten. wurde von anderer Seite widersprochen.
Diesen Ausführungen
Die Mehrheit nahm
an,
daß auch
künftighin die Erbschaftsklage als eine Klage, welche ein „Erbrecht" zum Gegen stände hat, im Gerichtsstände der Erbschaft werde angestellt werden können. PMchrtheil4ansvruch.
In Betreff der Pflichttheilsansprüche war die Komm, damit einverstanden, nach dem Vorgänge des Entw. diese Ansprüche im §. 28 besondere Er wähnung finden sollten, um den Zweifel auszuschließen, der sich aus der Ge
staltung des Pflichttheilsanspruchs als einer Geldforderung ergeben könne;
die
Mehrheit entschied sich aber dagegen, daß durch Streichung der Worte „gegen
den Erben" auch der dem Pflichttheilsberechtigten nach §. 2303 d. B.G.B. (B.R.) Auverorv
gegen
den Beschenkten zustehende außerordentliche Pflichttheilsanspruch
Vorschrift einbezogen werde.
in die
Der Antragsteller machte unter Bezugnahme auf
die Entsch. d. R.G. in Civils. 15 Nr. 94 S. 363 ff. und die übereinstimmende
Ansicht von Seuffert in Busch, Zeitschrift für deutschen Civilprozeß 16 S. 465, 466 geltend,
für die Erweiterung
sprächen sowohl theoretische als auch praktische
Gründe, denn auch der außerordentliche Pflichttheilsanspruch sei ein erbrechtlicher
Ansvruch, der wohl immer in Verbindung mit dem Pflichttheilsanspruche gegen den Erben werde erhoben werden, so daß für die Möglichkeit der Geltendmachung in demselben Prozeß ein dringendes Bedürfniß bestehe. die theoretischen Ausführungen und wies
Bereinigung
der Klagen, welche den
Die Mehrheit bestritt
darauf hin, daß die prozessualische
ordentlichen und
den
außerordentlichen
Pflickttheilsanspruch zum Gegenstände haben, schon auf Grund des §. 36 Nr. 3
d. C.P.O. zu erreichen sei. ''achlaßverbinrlickkeiren.
3U §• 28 Abs. 2 wurde der Vorschlag des Antrags 1 gebilligt, nach
welchem darauf abgestellt werden soll,
ob die mehreren Erben als Gesammt-
schuldner haften.
Erwogen war: Tie bisherige Vorschrift, nach welcher es darauf ankommt, ob der Nachlaß
noch ungetheilt sei, habe das Mißliche, daß der Gläubiger über diese Frage oft nicht unterrichtet sein und daher eine Klage anstellen möchte, die wegen
Unzuständigkeit des Gerichts Abweisung erleide.
Richtiger sei es, die Fortdauer
des Gerichtsstandes der materiellen Haftung entsprechend zu behandeln, die sich danach richte, ob die Theilung nach einer vorgängigen Aufforderung der Nachlaß-
643
E. Art. 2 Nr. a, 8. C.P.O. §§. 28, 51. Prot. 449.
gläubiger oder ohne Berücksichtigung der letzteren vorgenommen sei.
Für den
Nachlaßkonkurs bleibe das nach §. 202 d. K O. zuständige Gericht gemäß §. 204 d. K.O. in der in der Anmerkung zu §. 1994 des B.G.B. (B.R.) unter III 2
vorgesehenen Fassung (vergl. die Anmerkung zu Entw. II §. 1891 unter III 2) 'gleichfalls nach der Theilung'des Nachlasses zuständig.
Es empfehle sich daher,
von der Thatsache der Theilung abzusehen und auf die materiellrechtliche Haftung
Seitens der gegen den Antrag stimmenden Minderheit
-es Erben abzustellen.
durchbreche ein Prinzip der C.P.O., die
war ausgeführt worden, der Antrag einen besonderen Gerichtsstand
Gesammtschuldner grundsätzlich nicht an
für
erkenne, indem sie für solche Fälle die Bestimmung eines gemeinsamen formn im
Wege des §. 36 Nr. 3 zur Aushülfe biete.
Das besondere formn für die An
sprüche der Nachlaßgläubiger habe überdies nur so lange einen Zweck, als die
Exekutionsobjekte noch beisammen seien, so daß einheitlich vollstreckt werden könne.
d. C.P.O.,
Zu §. 51
VI.
bezüglich dessen im Entw.
d.
E.G.
eine i.5i«bf.2,3Prozeßfähigkett der
Aenderung nicht vorgesehen ist, waren die Anträge gestellt:
1. die Abs. 2, 3 des §. 51 d. C.P.O. zu streichen,
Ehefrau. Geschlecht«'
2. den Abs. 3 des §. 51 d. C.P.O. zu streichen, an Stelle des Abs. 2 aber
öormunb« ichatt.
zn bestimmen: Die Prozeßfähigkeit einer Ehefrau wir) dadurch, daß sie Ehefrau
ist, nicht beschränkt. Der Entw. hat den §. 51 unverändert gelassen, obwohl von den in den Abs. 2, 3 berührten Rechtsverhältnissen die
Geschlechtsvormundschast und
die
-väterliche Gewalt über em en Großjährigen nach dem Inkrafttreten des B.G.B. gänzlich unpraktisch sein werden.
Dieses Verfahren wurde von einer Seite auch
bei der gegenwärtigen Berathung mit der Motivirung
-formelle Fortbestand
befürwortet, daß der
obsoleter Vorschriften keine Disharmonie erzeuge.
Die
überwiegende Mehrheit war jedoch der Ansicht, daß die ganz obsolet gewordenen
Sätze zu beseitigen seien, so daß die Debatte sich in der Hauptsache nur um die Frage bewegte,
ob die Vorschrift des §. 51 über die Prozeßfähigkeit der
Ehefrau zu streichen oder nicht zu streichen sei.
-geltend gemacht:
Für die Beibehaltung wurde
Wenngleich die Ehefrau als solche nach dem B.G.B. in der
Geschäftsfähigkeit nicht beschränkt sei,
empfehle es sich im Hinblick auf einzelne
besondere Rechtsverhältnisse doch, den die Prozeßfähigkeit der Ehefrau -rücklich feststellenden
Satz der
C.P.O.
beizubehalten.
aus-
Hinsichtlich der Aus-
länderinen sei zwar durch den §. 53 d. C.P.O. Fürsorge getragen, für die beim Inkrafttreten des B.G.B. bestehenden Ehen aber blieben nach dem zu Art. 119
gefaßten Beschlusse (vergl. S. 541 und 542 unter B) die Beschränkungen in Kraft, welchen die Ehefrau nach den für den fortbestehendell Güterstand maß
gebenden Gesetzeil in Folge des Güterstandes
oder der Ehe unterworfen. ist.
Ferner sei zu berücksichtigen, daß auf allen Rechtsgebieten, welche durch allgemeine
Vorbehalte der Landesgesetzgebung überwiesen sind, habe, welche
die letztere die Befugniß
auch über die Geschäftsfähigkeit der Ehefrau Bestimmungell zu treffen, von
denjenigen
des
B.G.B.
abweichen.
Bon
den
Vertretern
des
Streichungsantrags wurde diese Möglichkeit als eine rein theoretische bezeichnet,
bezüglich
der
zu Art. 119
beschlossenen Uebergangsvorschrift
aber bemerkt, 41*
Prot. 449. E. I Art. 11.
644
daß die bestehenden landesgesetzlichen Beschränkungen der Ehefrauen doch nur so, wie sie in Geltung stehen,
also mit der aus dem §. 51 Abs. 2 d. C.P.O.
hinsichtlich der Prozeßfähigkeit resultirenden Modifikation für die betreffenden
Ehen aufrechterhalten werden würden. als richtig,
Dies wurde von der Gegenseite zwar
aber nicht als ein Grund anerkannt,
Satzes zu rechtfertigen vermöge.
welcher die Streichung des
Die Argumentation sei zu fein; es sei nicht
leicht zu verstehen, daß der Satz von der unbedingten Prozeßfähigkeit der Ehe
frau fortgelten und gleichwohl im Gesetzestexte, wo er sich bisher finde, gestrichen
werden solle.
Sicherer sei es jedenfalls, diesen Grundsatz der C.P.O., gegen
den ja sachlich nichts eingewendet werde, im Gesetze stehen zu lassen. Bei der Abstimmung ergab sich eine Mehrheit für die Beibehaltung des
Abs. 2 in der im Anträge 2 vorgeschlagenen Gestalt; der Abs. 3 wurde gestrichen. Prozeß-
VH. Nach der Anmerkung zu §. 1896 d. B.G.B. (B.R.) unter 1 — Entw. II §. 1794 unter 1 — (vergl. IV S. 858 unter XIV) soll zum Ersätze
des gestrichenen §. 1747 des Entw. I d. B.G.B. folgende Vorschrift als §. 51a 6 ° cncr‘ in die C.P.O. eingestellt werden:
Wird eine Prozeß fähige Person in einem Rechtsstreite durch einen Pfleger vertreten, so steht sie für den Rechtsstreit einer nicht prozeß fähigen Person gleich.
Gegen die Enstellung dieser Vorschrift erhob sich kein Widerspruch. ProzeßVIII. Nach der Anmerkung zu §. 177 d. B.G.B. (B.R.) — Entw. II ^Xeter^g. 149 — (vergl. I S. 517 bis 520 unter VIII) soll folgende Vorschrift als mit sich selbst,
g. 53 a in die C.P.O. eingestellt werden: .
Ein Vertreter kann nicht im Namen des Vertretenen mit sich im
eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten einen Rechtsstreit führen. Hierzu lag der Antrag vor:
den §. 53a in folgender Fassung als §. 55 b in die C.P.O. einzustellen: Ein Vertreter kann nicht im Namen des Vertretenen einen Rechts streit mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten führen.
Darüber,
ob ein Bedürfniß
für die Aufnahme einer solchen Vorschrift
bestehe, waren die Ansichten getheilt.
Von der einen Seite wurde der Satz
unter Hinweis auf die Entsch. d. R.G. in Civils. 7 Nr. 123 S. 404 als selbst
verständlich und entbehrlich bezeichnet, von der anderen Seite wurde die Ansicht vertreten, daß der §. 177 d. B.G.B. (B.R.) das Kontrahiren eines Vertreters mit sich selbst nur für die Regel als unzulässig
erkläre,
daß aber ein solches
Kontrahiren und ebenso das Prozessiren eines Vertreters mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten an sich rechtlich möglich sei und in besonderen Fällen auch praktisch in Frage kommen könne. Die Entscheidung erfolgte mit 7 gegen 7 Stimmen durch Stichentscheid
des Vorsitzenden zu Gunsten der Aufnahme des Satzes. Vertretung,
roeim aufgegebenen Grundnucken klageweiie
geltend 9«m.
IX. Nach der Anmerkung zu §. 913 d. B.G.B. (B.R.) unter 1 — Entw. II § 844 unter 1 — (vergl. III S. 186) soll folgende Vorschrift als §. 55a in die C.P.O. eingestellt werden: r
„
,, ,
L-oll em Recht an emem Grundstücke, das von dem blsherrgen Eigenthümer nach §. 913 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) auf-
645
E. Art. 2 Nr. 9,11,12. C.P.O. §§. 51a, 55 a, 55 b, 72. Prot 449.
gegeben und von dem Aneignungsberechtigten noch nicht erworben worden ist, im Wege der Klage geltend gemacht werden, so hat der
Vorsitzende des Prozeßgerichts auf Antrag einen Vertreter zu bestellen, dem bis zur Eintragung eines neuen Eigenthümers die Wahrnehmung
der sich aus dem Eigenthum ergebenden Rechte und Verpflichtungen im Rechtsstreit obliegt. Die Aufnahme dieser Bestimmung wurde nicht beanstandet.
Xe Bezüglich der Ersetzung des früheren §. 55 b durch §. 49 Abs. 2 vergl.
oben unter III. XI. Zu dem im Entw. nicht berührten §. 72 d. C.P.O. war der Antrag
gestellt: a) im §. 72 d.
C.P.O.
„gerichtlich hinterlegt" zu setzen „unter Praienderaen
statt
Verzicht auf das Recht zur Rücknahme hinterlegt";
Forderung.
(Vergl. §. 1155 Abs. 1 d. B.G.B. — B.R. —; S. 165 unter VH Das Recht des Dritten, in den Streit einzutreten, ist nicht von einer
Glaubhaftmachung
seines
Interesses
abhängig,
Entsch. d. R.G. in
Civils. 34 Nr. 105 S. 403; es ist deshalb unbedenklich,
den Verzicht
auf das Recht zur Rücknahme zu verlangen.) b) als Satz 3 des §. 72 folgende Vorschrift aufzunehmen: Soweit keiner der streitenden Gläubiger obsiegt, ist der Beklagte
zur Rücknahme des hinterlegten Betrags zu ermächtigen. (Wenn sich
herausstellt, daß der hinterlegte Betrag keinem der
streitenden Gläubiger
gebührt,
zugleich
so ist
Schuldner zur Rücknahme berechtigt ist.
langen
— vergl.
z.
B.
festgestellt,
daß
der
Es ist unzweckmäßig, zu ver
Wilmowski - Levy,
C.P.O.
u.
G.B.G.,
5. Aufl., I S. 120 — daß er gegen die beiden angeblichen Gläubiger
auf Ertheilung der Zustimmung zur Rücknahme klage.)
Der Antrag a wurde so, wie er lautet, der Antrag b mit der Maßgabe angenommen, daß gesagt werden solle, der Beklagte sei im fraglichen Falle zur
Rücknahme „berechtigt". A. Der Antrag a will die in der Kritik beanstandeten (Zus. d. gutachtl.
Aeuß. z. E. e. EG. S. 5) und von der sonstigen Ausdrucksweise der Reichs-Prozeß „gerichtlich hinterlegt" vermeiden.
gesetze
abweichenden Worte
spricht
er aus, daß die Hinterlegung, welche die Wirkungen des §. 72 haben
soll, eine endgültige, das Recht des Schuldners
sein
müsse.
Revision
Des Weiteren
zur Rücknahme ausschließende,
Der Antrag verfolgt hierin den gleichen Zweck
des Entw. d. B.G.B.
wie ein bei der
gestellter und seinem sachlichen Inhalte nach
gebilligter Antrag (S. 165 unter VII).
Während
aber der letztere Antrag im
§. 370 d. B.G.B. (B.R.) die materiellrechtliche Vorschrift geben wollte, daß bei
einer Hinterlegung im Sinne des §. 72 d. C.P.O. das Recht des Schuldners zur Rücknahme nicht bestehe, schlägt der jetzige Antrag den schon bei der früheren
Berathung
als richtiger bezeichneten Weg ein,
in
den §. 72 d. C.P.O. den
prozeßrechtlichen Satz einzustellen, daß die Entlastung des Schuldners aus dem Rechtsstreite
nur auf Grund einer Hinterlegung unter Verzicht auf das Recht
zur Rücknahme
erfolgen dürfe.
Antragsteller der Meinung,
smL-«r
Die Komm,
billigte dies; sie war mit dem
daß es für den Schuldner unbedenklich sei, wenn
Prot. 449. E. I Art. 11. C.P.O. §. 136.
646
man den Verzicht auf das Recht zur Rücknahme verlange,
da
der Schuldner-,
nicht gehalten sei, die Legitimation des Dritten zu prüfen (vergl. die in der Be
gründung des Antrags augezogene Entscheidung des Reichsgerichts) und somit durch die Entlassung jedenfalls befreit werde.
B. Den Antrag b betreffend, machte der Antragsteller geltend, der Verzicht des Beklagten auf die Rücknahme des hinterlegten Betrags sei dadurch bedingt^ der streitenden Gläubiger
daß einer
stehe schon damit fest,
obsiege.
Würden Beide abgewiesen, so
der Schuldner zur Rücknahme berechtigt sei,
daß
beiden Gläubiger also verpflichtet seien, ihre Einwilligung
ertheilen.
die
zur Rücknahme zu
Daß bei dieser Sachlage der vormalige Beklagte schon durch das in
demselben Rechtsstreit ergehende Urtheil zur Rücknahme ermächtigt werden solle^
sei prozessualisch sehr wohl haltbar, denn der Beklagte sei mit der „Entlassung" nicht gänzlich aus dem Rechtsstreit ausgeschieden, wie der Umstand beweise, daß in dem unter den Gläubigern ergehenden Urtheil auch eine Entscheidung über die
Kostenerstattung
ihn zu treffen sei.
an
Tas schließliche Urtheil nach §. 72 sei
insofern dem Urtheile nach §. 73 d. C.P.O. ähnlich, welches auch gegen den von der Klage entbundenen Beklagten Wirksamkeit habe.
Der Antrag
daß kein Bedürfniß
wurde mit der Ausführung bekämpft,
für eine Ergänzung des §. 72 in der fraglichen Richtung bestehe, weil der Ge sichtspunkt der Kondiktion vollkommen ausreiche,
wichtigeren Fällen der Hinterlegung derartige,
die
etwaige Klage
wie sich
denn auch in den
zum Zwecke der Sicherheitsleistung keine
aus Einwilligung
in
die Rücknahme ersparende
Vorschrift finde. Von anderer Seite wurde jedoch die Ansicht vertreten, es empfehle sich, die Bedeutung des bei der Hinterlegung erforderlichen Verzichts
auf
das Recht zur Rücknahme
zweckmäßig,
auszusprechcn,
daß
im Gesetze klarzustellen: der
Beklagte,
sofern
es
erscheine deshalb
keiner- der streitenden
Gläubiger obsiege, zur Rücknahme des hinterlegten Betrags berechtigt sei. Dem Anträge gemäß eine Ermächtigung des Beklagten zur Rücknahme vorzuschreiben,
möge vielleicht für die Hinterlegungsstelle erwünscht sein, scheine jedoch, wo der ausgeschiedene Beklagte einen dahin gehenden Antrag
nicht stellen könne,
pro
zessualisch nicht angängig. Ter Antragsteller erklärte sich mit dem abgeänderten Antrag einverstanden, der alsdann angenommen wurde.
auctorir
XII. Nach der Anmerkung zu §. 989 d. B.G.B. (B.R.) unter 2 — Entw. II §. 916 unter 2 — (vergl. III S. 379 unter VII, 380 unter VIII) sollen die Vorschriften des §. 73 d. C.P.T. über die Laudatio auctoris wie folgt ge ändert und vervollständigt werden:
1. Ter §. 73 soll folgende Aenderungen erleiden: ai Ter Eingang erhält die Fassung: Wer
als Besitzer einer Sache verklagt ist,
eines Rechtsverbältnisses der im §. 853
die er auf Grund
des Bürgerlichen Gesetz
buchs (B.R.) bezeichneten Art zu besitzen behauptet, kann, wenn er
dem mittelbaren Besitzer vor rc. (wie im §. 73); bi im Abs. 3
Worte
sind
statt der Worte
„auf Grund
„im Namen
eines Rechtsverhältnisses
zeichneten Art" zu setzen.
eines Tritten" die
der im Abs. 1
be
E Art. 2 Nr. 12-18. C.P.L. §§. 72,73,73a, 85, 89a, 95,136. Prct. 449.
647
2. Als §. 73 a wird zum Ersatz eines Theiles des §. 944 des Entw. I die Vorschrift eingestellt:
Die Vorschriften des §. 73
finden
entsprechende Anwendung,
wenn Jemand von dem Eigenthümer einer Sache wegen einer Be einträchtigung des Eigenthums verklagt ist, die er in Ausübung des Rechtes eines Dritten vorgenommen zu haben behauptet.
Gegen die Einstellung dieser Vorschriften erhob sich kein Widerspruch.
XIII. Nach der Anmerkung zu §. 825 d. B.G.B. (B.R.) unter 3a — s.85mm. i Entw. II §. 763 unter 3a — wergl. II S. 671 bis 673 unter I) soll der §.85 fXunTeAbs. 1 d. C.P.O. den Zusatz erhalten:
Se^eer5
Ist zur Zeit der Erlassung des Endurtheils die. Genehmigung nicht beigebracht,
so
Vollmacht,
hat der einstweilen zur Prozeßführung Zu
gelassene dem Gegner die durch
die einstweilige Zulassung ver
ursachten Kosten und Schäden zu ersetzen.
Die Aufnahme dieser Bestimmung wurde nicht beanstandet.
Nach der Anmerkung zu §. 2344 d. B.G.B. (B.R.» — Entw. II §. 2235 — ^routfoften
(vergl. S. 322 unter 21, S. 324 unter II) soll folgende Vorschrift als §. 89a in die C.P.L. eingestellt werden:
bekannt Abt?erung^e
Hat der Kläger einen auf ihn übergegangenen Anspruch geltend Amvruas.
gemacht,
ohne dem Beklagten vor der Erhebung der Klage den
Uebergang mitzutheilen und auf Verlangen nachznweisen, so hat er
die Prozeßkosten insoweit zu tragen, als sie dadurch entstanden sind, daß der Beklagte durch die Unterlassung der Mittheilung oder des
Nachweises zur Bestreitung des Anspruchs veranlaßt worden ist. Die Aufnahme dieser Bestimmung wurde nicht beanstandet.
XIV. Zu §. 95 d. C.P.O. war der Anttag gestellt: den Abs. 4 des §. 95 d. C.P.L. zu fassen: Soweit Streitgenossen in der Sache als Gesammtschuldner haften,
95 Ab,. 4. Solidarische Hafrungsür d. Prozeßkonen
haften sie auch für die Kosten als solche.
iBergl. Bingner, Bemerk, zu Entw. II eines B.G.G., §. 363. i
Der Anttag will die aus dem bisherigen Gesetzestext entstandene Streit frage, ob im §. 95 Abs. 4 d. C.P.L. eine Vorschrift des bürgerlichen Rechtes
gemeint sei, welche die Haftung für die Prozeßkosten unmittelbar zum Gegen stände hat, oder eine Vorschrift des bürgerlichen Rechtes über eine in der Hauvtaus welcher auch
sache bestehende solidarische Verbindlichkeit der Streitgenossen,
die Solidarität, hinsichtlich
des
Kostenpunkts zu
schließen
ist, im Sinne der
letzteren Alternative entscheiden. Die Komm, zog es vor, die Frage offen zu lassen, zumal die Ausbildung der Gesammthaftung im B.G.B. für eine Entscheidung im Sinne des Antrags
keinen Anhalt biete.
Der Antrag wurde demgemäß abgelehnt.
XV. Der §. 136 d. C.P.L. wurde nach dem Entw. gebilligt.
k. 136.
XVI. Der Entw. giebt den Abs. 1 des §. 139 in unveränderter Fassung 2 wieder, fügt dem Paragraphen aber zwei neue Absätze bei. Nach der Anmerkung senabrenö zu §. 1314t). B.G.B. .0.§§. 848-850e. Pr.455.
745
die Landesgesetze das Aufgebotsverfahren, soweit es ihnen überhaupt noch über lassen bleibe, ohnehin'nach ihrem Ermessen regeln könnten. Die Komm, billigte die beantragte Streichung. 3. Nach der Anmerkung zu §. 793 d. B.G.B. (B.R.) unter 1 — Entw. II b §. 736 unter 1 — (vergl. II S. 548 unter IX) soll zum Ersätze des §. 696 des AusschlußEntw. I dem §. 850 d. C.P.O. als Abs. 2 beigefügt werden: urtheüs.
Wird das Ausschlußurtheil in Folge einer Anfechtungsklage auf gehoben, so bleiben die auf Grund des Urtheils von dem Ver pflichteten bewirkten Leistungen auch Dritten, insbesondere dem Anfechtungskläger, gegenüber wirksam, es sei denn, daß der Ver pflichtete zur Zeit der Leistung die Aufhebung des Ausschlußurtheils gekannt hat. Hiergegen erhob sich kein Widerspruch. 4. Nach der Anmerkung zu §. 793 d. B.G.B. unter 3 — Entw. II §. 736 unter 2 — sollen an Stelle des im Art. 11 vorgesehenen §. 850a 1). C.P.O. und verbot,
zugleich zum Ersätze des §. 693 des Entw. I nachstehende Bestimmungen in die C.P.O. ausgenommen werden: §. 850a. Bezweckt das Aufgebotsverfahren die Kraftloserklärung eines auf den Inhaber lautenden Papiers, so hat das Gericht auf Antrag an den Aussteller sowie an die in dem Papier und die von dem Antragsteller bezeichneten Zahlstellen das Verbot zu er lassen, an den Inhaber des Papiers eine Leistung zu bewirken, insbesondere neue Zins-, Renten- oder Gewinnantheilscheine oder 'einen Erneuerungsschein auszugeben (Zahlungssperre); mit dem Verbot ist die Benachrichtigung von der Einleitung des Aufgebots verfahrens zu verbinden. Das an den Aussteller erlassene Verbot ist auch den Zahlstellen gegenüber wirksam, welche nicht in dem Papiere bezeichnet sind. Die Einlösung der vor dem Verbot aus gegebenen Zins-, Renten- und Gewinnantheilscheine wird von dem Verbote nicht betroffen. Ist die sofortige Einleitung des Aufgebotsverfahrens nach §. 847 Satz 2 unzulässig, so hat das Gericht die Zahlungssperre auf Antrag schon vor der Einleitung des Verfahrens zu verfügen, sofern die übrigen Erfordernisse für die Einleitung vorhanden sind. Auf den Antrag finden die Vorschriften des §. 824 Abs. 1 Anwendung. Das Verbot ist nach Maßgabe des §. 825 öffentlich bekannt zu machen. §. 850aL Wird das Anfgebotsverfahren zum Zwecke der Kraftloserklärung eines auf den Inhaber lautenden Papiers nach der öffent lichen Bekanntmachung des Aufgebots oder der Zahlungssperre ohne Erlassung eines Ausschlußurtheils erledigt, so ist von Amtswegen die Zahlungssperre aufzuheben und die Erledigung des Verfahrens sowie die Aufhebung der Zahlungssperre durch den Deutschen Reichsanzeiger bekannt zu machen. Das Gleiche gilt, wenn nach der öffentlichen Bekanntmachung der vor der Einleitung des Ver fahrens verfügten Zahlungssperre die Einleitung des Verfahrens
746
Prot. 455. E. I Art. 11. C.P.O. §. 850 a. nicht binnen sechs Monaten nach der Beseitigung des ihr entgegen
stehenden Hindernisses beantragt wird.
§. 850a2 Bezweckt das Aufgebotsverfahren die Kraftlos erklärung einer Urkunde der im §. 793 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.)
bezeichneten Art,
850a i
entsprechende Anwendung.
so
finden die Vorschriften der §§. 850a, Tie Landesgesetze können über
die Veröffentlichung des Aufgebots und der in den §§. 850a, 850ai vorgeschriebenen Bekanntmachungen sowie über die Aufgebotsfrist
abweichende Vorschriften erlassen. (Vergl. II S. 547 und 548 unter VI, 563 bis 565, VI S. 198 und 199 unter V.) Zahlungsfpenre.
Zunächst wurde in die Berathung des §. 850a eingetreten.
Zu demselben war beantragt:
a) im Abs. 1 Satz 1 und 2 statt „Zahlstellen" zu setzen „Leistungsstellen"; b) im Abs. 1 zwischen 1 und 2 einzuschieben:
Tas Verbot ist nach Maßgabe des §. 842 öffentlich bekannt zu machen.
Der Antrag a lehnt sich an eine in der Kritik (vergl. Koch, Geld und
Werthpapiere S. 40) gemachte Bemerkung an, daß die Kupons nicht immer nur von den Zahlstellen
oder dem
ausgegeben
Aussteller
Gegen den
würden.
Ausdruck „Leistungsstellen" wurde eingewendet, daß er ungewöhnlich sei, daß
ferner das B.G.B. selbst den Ausdruck „Zahlungssperre" gebrauche und daß die Zahlungssperre selbstverständlich auch die Ausgabe neuer Kupons hindere.
Der
Antrag a wurde hierauf zurückgezogen.
Zur Begründung des Antrags b wurde ausgeführt:
Für den Fall, daß
die sofortige Einleitung des Aufgebotsverfahrens unzulässig sei, treffe der Abs. 2 des §. 850a bezüglich
der
Veröffentlichung
der Zahlungssperre
Bestimmung.
Die Veröffentlichung habe hier nach Maßgabe des §. 825 zu geschehen.
Dagegen
fehle es für den Fall, daß die Zahlungssperre gleichzeitig mit der Einleitung des Aufgebotsverfahrens erfolge, an einer Bestimmung über die Veröffentlichung
der Zahlungssperre.
Sachlich könne es keinem Zweifel unterliegen,
daß die
Zahlungssperre solchen Falles in der gleichen Weise bekannt gemacht werden
müsse wie das Aufgebot selbst,
daß
also
die Veröffentlichung nach §. 842 zu
erfolgen habe.
Die vorgeschlagene Ergänzung wurde von einer Seite als unnöthig, weil einen selbstverständlichen
Satz
enthaltend, von
anderer Seite als überflüssig
und unnütze Kosten verursachend bekämpft, weil man aus dem Aufgebote schon die Vermuthung entnehmen könne, daß die Zahlungssperre erlassen sei. Die Mehrheit trat den Ausführungen des Antragstellers bei; die Komm, nahm den Antrag b und mit der dadurch bewirkten Modifikation den §. 850a an. Zahlungs
sperre vor Ausgabe neuer ZinSre. scheine.
Des Weiteren war beantragt:
hinter dem §. 850a folgende Vorschrift als §. 850b einzustellen: Ist die Zahlungssperre angeordnet worden, ehe seit der Zeit des
glaubhaft gemachten Verlustes Zins-, Renten- oder Gewinnantheil scheine ausgrgeben worden sind, so hat die Bestimmung des Auf
gebotstermins nach §. 843 Abs. 1 in der Weise zu erfolgen, daß
747
E. Art. 2 Nr. 143. C.P.O. §§. 850 a—850 e. Prot. 455.
an die Stelle der Fälligkeit des ersten Zins-, Renten- oder Gewinn antheilscheins der Zeitpunkt tritt, in welchem der Schein fällig geworden sein würde, wenn er ausgegeben worden wäre; die Bei
bringung des im §. 843 Abs. 2 vorgeschriebenen Zeugnisses ist nicht
erforderlich. Ter Vorschlag
ist einem zur Zeit dem
Gesetzentw. über Jnhaberpapiere entnommen. gemacht: Nach Z. 843 Abs. 1
Landtage
bayr.
vorliegenden
Zur Begründung wurde geltend
müsse mit der Abhaltung des Aufgebotstermins
gewartet werden, bis neue Kupons rc. ausgegeben worden seien.
Für das für-
kraftlos zu erklärende Papier würden jedoch, wenn dasselbe unter Zahlungs sperre stehe, neue Zinsscheine nicht ausgegeben.
Tie Voraussetzung des §. 843
liege also, wenn die Zahlungssperre vor oder gleichzeitig mit der Erlassung des Aufgebots angeordnet sei, nicht vor und
es
müsse deshalb an die Stelle des
Zeitpunkts des §. 843 ein anderer Zeitpunkt treten,
welcher naturgemäß nur
derjenige sein könne, in welchem der erste Zinsschein fällig geworden sein würde,
wenn er ausgegeben worden wäre.
Für den behandelten Fall sei es ferner
nicht nothwendig, das im §. 843 Abs. 2 vorgeschriebene Zeugniß zu verlangen. Tie Vorlegung des Papiers bei der Ausgabestelle habe wegen der Zahlungs sperre keinen Zweck:
an ihre Stelle trete die Vorlegung
bei dem Gerichte.
Sobald der Inhaber die Urkunde dem Gerichte vorlege, müsse die Sperre auf gehoben werden und höre das Aufgebotsverfahren auf: der Inhaber könne dann
seine Zinsscheine ohne Weiteres in Empfang nehmen.
Würde er, obwohl ihm
die Aushändigung neuer Zinsscheine, unter.Berufung auf die Zahlungssperre,
verweigert worden sei, unterlassen, sich an das Gericht zu wenden,
so
würde
der Verdacht entstehen, daß er sich mit dem Papiere nicht hervorwagen könne.
Ter Inhaber sei deshalb auf die Aufhebung der Sperre zu verweisen.
Der Antrag wurde angenommen. Ferner war beantragt: den §. 850 ai in folgender Fassung als §. 850 c in die C.P.O. ein
zustellen: Wird das in Verlust gekommene Papier dem Gerichte vorgelegt
oder wird das Aufgebotsverfahren in anderer Weise ohne Erlassung eines
Ausschlußurtheils
Amtswegen aufzuheben.
sperre
vor
der
erledigt, so
ist die Zahlungssperre von
Das Gleiche gilt, wenn die Zahlungs
Einleitung
des
Aufgebotsverfahrens
angeordnet
worden ist und diese nicht binnen sechs Monaten nach der Beseitigung
des ihr entgegenstehenden Hindernisses beantragt wird.
Ist das Aufgebot oder die Zahlungssperre
öffentlich
bekannt ge
macht worden, so ist die Erledigung des Verfahrens oder die Auf
hebung der Zahlungssperre von Amtswegen durch den Deutschen
Reichsanzeiger bekannt zu machen. Im Falle der Vorlegung des Papiers ist die Zahlungssperre erst aufzuheben, nachdem dem Antragsteller die Einsicht nach Maß
gabe des §. 847 a gestattet worden ist. Gegen den Beschluß, durch welchen die
Zahlungssperre
gehoben wird, findet soforttge Beschwerde statt.
auf-
Aufhebung >. Zahlungssverre.
Prot. 455. E. I Art. 11, 12. C.P.O. §§. 850 a, 850 b.
748
Auch dieser Antrag ist dem erwähnten bayr. Gesetzentw. entlehnt.
Bom
Antragsteller wurde ausgeführt: Der Antrag enthalte zunächst eine redaktionelle des §. 850a\ insofern der Wortlaut
Verbesserung
das
letzteren
des
ob die Aufhebung der Zahlungssperre
verstandniß nahe lege, als
Miß-
nur an
geordnet werden solle, wenn die öffentliche Bekanntmachung des Aufgebots oder der Sperre erfolgt sei, während doch davon, ob das Aufgebot oder die Sperre bekannt gemacht worden sei, lediglich die Bekanntmachung der Erledigung des
Aufgebots oder der Sperre abhängen könne.
zunächst die Vorschrift, daß,
enthalte der Antrag
Sachlich
wenn das in Verlust gekommene Papier dem
Gerichte vorgelegt werde, das Aufgebotsverfahren ohne Weiteres als gelten und
die Zahlungssperre
aufgehoben werden
solle.
erledigt
Die C.P.O.
selbst
sage nicht ausdrücklich, daß das Aufgebotsverfahren durch die Vorlage der zu amortisirenden Urkunde erledigt werde;
es
sei dies aber, wie sich aus
der
Begründung des Entw. d. C.P.O. ergebe (S. 463, 464), zweifellos im Sinne
der C.P.O. gelegen und auch dem Zwecke des Aufgebotsverfahrens sprechend.
Weiter treffe der Antrag
auch
allein ent
für den Fall Vorsorge, daß das
Papier zum Vorschein komme, nachdem die Zahlungssperre augeordnet, aber
ehe das Aufgebotsverfahren eingeleitet sei.
(S. 742 unter XXXVII) sei Richtung
Mit Rücksicht auf den §. 847 a
ferner eine Ergänzung des §. 850ai nach der
erforderlich, daß die Zahlungssperre im Falle der Vorlegung des
Papiers erst ausgehoben werde, wenn der Antragsteller von der Vorlegung be
nachrichtigt und ihm die Einsicht gestattet bezw. wenn die Frist zur Einsicht verstrichen sei.
Endlich werfe sich die Frage nach der Anfechtbarkeit des die
Zahlungssperre aufhebenden oder den Antrag auf Aufhebung der Sperre ab weisenden Beschlusses auf.
Für den letzteren Fall bedürfe es einer ausdrücklichen
Bestimmung ebensowenig wie für den Fall, daß dem Antrag auf Erlassung der Sperre nicht stattgegeben werde, da §. 530 d. C.P.O. in beiden Fällen zutreffe. Für den ersteren Fall dagegen
entspreche dem §. 813 Abs. 4 d. C.P.O.
die
sofortige Beschwerde.
Die Komm, nahm den Antrag an. Legitimat.papiere.
Gegen den §. 850a2 erhob sich kein Widerspruch.
§.850b. Vorbehalt betr. die Bekanntm. d. Aufgebots u. dieAufgebotsfrist.
5. Zu dem im Art. 11 vorgesehenen §. 850b d. C.P.O. lag der Antrag vor: die Bestimmung zu fassen: Bei Aufgeboten, welche auf Grund der §§. 872, 912, 1088, 1096, 1146, 1154, 1155, 1177 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) er
gehen, können die Landesgesetze die Art der Bekanntmachung des Aufgebots und
die Aufgebotsfrist anders bestimmen
als in den
§§. 825, 827 vorgeschrieben ist.
Der Antrag weicht vom Entw. nur darin ab, daß einerseits die Zitate
richtig
gestellt und
andererseits
die neu hinzugefügten
Aufgehotsfälle (B.R.
§§. 872, 1088, 1096) berücksichtigt sind. Bon einer Seite wurde die Erwähnung des §. 1177 (Entw. I §. 1136)
bemängelt, weil man Vorschriften, die nur eine ganz allgemeine Verweisung enthalten, grundsätzlich nicht
zu zitiren habe und die Anführung des §. 1177
insbesondere auch im §. 836 x d. C.P.O. (S. 735 unter XXVIII) unterblieben sei.
E. Art. 2 Nr. 143,Art.3Nr.l.6.$>.£).§§.850d—8öOf. E.G. z. C-P.O. §.11. Pr.455.
749
Bon anderer Seite wurde beanstandet, daß der §. 1254 (B.R.) fehle, obgleich er im §. 836 dd d- C.P.O. (S. 736) in Bezug genommen sei. Ter Antrag wurde unter Beifügung des Zitats des §. 1254 angenommen, der Red.Komm. aber die Prüfung der Frage überwiesen, ob es nothwendig sei, den §. 1177 zu allegiren und ob nicht, wenn dies geschehe, auch der §. 836x
d. C.P.O. entsprechend zu ergänzen sei. 6.
Der Art. 11 bestimmt unter II die Richtigstellung der Ueberschrist des ueberschrist d.
sechsten Buches und unter III die Einschaltung einer neuen Ueberschrist t)or bcm
§. 627 a d. C.P.O. (vergl. S. 683 unter XXVIII).
^Buches
Die Entscheidung hierüber wurde der Red.Komm. überlassen, ni. Die Berathung wandte sich dem Art. 12 zu, welcher die Aenderungen E. i Art. 12.
und Ergänzungen behandelt, die das E.G. z. C.P.O. in Folge der Erlassung des B.G.B. erfahren soll.
1.
Zu §. 10 dieses Gesetzes lag der Antrag auf Streichung vor.
§. 10.
Für die Streichung wurde geltend gemacht, daß die Vorschrift des §. 10
Verbei
ständung
gegenstandslos werde und deshalb, früheren Vorgängen entsprechend, aufzuheben. Geistes-
sei.
Nach der Aenderung, welche der Art. 181 des Entw. d. E.G. z. B.G.B.
(B.R.) im Art. 210 der Vorlage an den Reichstag erfahren habe, könne zwar
schwacher nach Rechte.
die Bestimmung des §. 10 während der ersten sechs Monate nach dem Inkraft treten des B.G.B. hinsichtlich der wegen Geistesschwäche Berbeistandeten noch Anwendung finden.
Allein bei richtiger Auslegung dieser Bestimmung des E.G.
z. B.G.B. verstehe sich die Anwendbarkeit des §. 10 von selbst, da natürlich mit dem Jnkraftbleiben der Vorschriften des franz, und des bad. Rechtes auch die das Verfahren in diesen Fällen regelnde Bestimmung des §. 10 aufrechterhalten werde.
Die Komm, lehnte den Antrag ab. Erwogen war: Daß der §. 10 mit dem Inkrafttreten des B.G.B. nicht schlechthin gegen
standslos werde, sei unbestritten.
Es frage sich
also nur,
ob
die nach dem
Inkrafttreten des B.G.B. noch möglichen Anwendungsfälle die Aufrechterhaltung
des §. 10 als nothwendig erscheinen ließen.
Für die Bejahung der Frage spreche
neben dem Gedanken, auf welchem die Vorschrift des Art. 210 des dem Reichs tage vorgelegten Entw. e. E.G. z. B.G.B. beruhe, entscheidend die Erwägung, daß es anderenfalls an einem Mittel fehlen würde, die Aufhebung der Bestellung
eines Beistandes herbeizuführen.
Der Antrag, den §. 10 nur mit der Einschränkung auf die Verbeiständung wegen Geistesschwäche aufrechtzuerhalten, gelangte gleichfalls nicht zur Annahme,
da die in diesem Anträge liegende Aenderung für zu geringfügig gehalten wurde.
2. Zu §. 11 d. E.G. z. C.P.O. war beantragt: a) die Vorschrift durch folgende Bestimmung zu ersetzen: Bei Aufgeboten, welche sich aus Rechtsverhältnissen
9. n. Aufgebote, deren
ergeben, ZuiäH auf
deren Regelung den Landesgesetzen vorbehalten ist, können die Landesgesetze die Bestimmungen der Civilprozeßordnung über das Aufgebotsverfahren ausschließen oder diese Bestimmungen durch andere Vorschriften ersetzen. b) die Vorschrift zu fassen: Die Landesgesetze können bei Aufgeboten, deren Zulässigkeit auf landesgesetzlichen Vorschriften beruht, die Anwendung der Be-
c
750
Prot.455. E-1 Art. 11,12. E.G. z. C.P.O. §. 15. stimmungen der Civilprozeßordnung über das Aufgebotsverfahren ausschließen oder diese Bestimmungen
durch
andere Vorschriften
ersetzen. Tie Anträge weichen von dem §. 11 d. E.G. z. C.P.O., abgesehen von der nur die Fassung betreffenden Aenderung des Einganges, darin ab, daß sie die Aufhebung des §. 849 d. C.P.O.
beschlossene
sichtigen.
Die im Anträge b
(vergl. oben unter II 2) berück
vorgeschlagene Fassung des
Vorbehalts
beruht
auf der Erwägung, es komme nur darauf an, daß die Zulässigkeit des Auf
gebots auf Landesrecht beruhe, möge auch im Uebrigen das Rechtsverhältniß
nicht der Regelung durch die Landesgesetzgebung überlassen fein; vergl. Entw. d. E.G. z. B.G.B. Art. 75 Abs. 1 (B.R.).
Landesgesetzliche Vorschriften, nach
welchen eine Kraftloserklärung in anderer Weise als im Wege eines Aufgebots im Sinne des §. 823 d. C.P.O. erfolgen kann (vergl. Entw. d. E.G. z. B.G.B.
Art. 74, 75 Abs. 2 — B.R. —), blieben hier außer Betracht. Tie Komm, war mit den Anträgen einverstanden und überwies
die
Fassungsfrage der Red.Komm. z. 15. Fortdauer d. Gerichts standes e. erloschenen jur. Pers.
3. Der §. 15 d. E.G. z. C.P.O. fand in der Fassung des Art. 12 allseitige Billigung.
Von einer Seite wurde, ohne daß sich hiergegen Widerspruch erhob,
bemerkt: Nach der neuen Fassung des §. 15 komme auch die jetzt im §. 15 Nr. 2
Theilsatz 1 enthaltene Bestimmung in Wegfall, nach welcher die landesgesetzlichen Vorschriften über die Fortdauer des
Gerichtsstandes
einer Gesellschaft, einer
Genossenschaft oder eines Vereins nach Auflösung derselben unberührt bleiben. Die Mot. zum Entw. d. E.G. S. 107 betrachten die erwähnten Vorschriften in
Ansehung juristischer Personen als einen Folgesatz, der sich aus dem im §. 46 Abs. 2 d. B.G.B. (B.R.) ausgesprochenen Prinzipe, daß eine erloschene- Körper
schaft, soweit dies der Zweck der Liquidation erheische, als fortbestehend gelte, von
selbst
ergebe.
Nach
der
Begründung
des
Entw. d. E.G. z. C.P.O.
(S. 486) sei die Vorschrift des §. 15 Nr. 2 Theilsatz 1 namentlich zur Aufrecht erhaltung der in den bayr. Gesetzen v. 29. April 1869, betr. die privatrechtliche Stellung der Erwerbs- und Wirthschafts-Gesellschaften (Art. 49 Abs. 2) sowie
der Vereine
(Art. 30 Abs. 1) enthaltenen Bestimmungen über die Fortdauer
des Gerichtsstandes einer Gesellschaft 2C. ausgenommen worden.
Es frage sich
nun, ob die erwähnten Bestimmungen der bayr. Gesetze über die Fortdauer des
Gerichtsstandes nach dem Wegsalle des §. 15 Nr. 2 Theilsatz 1, durch den Entw. d. E.G. z. B.G.B. (B.R.) Art. 138, in Kraft erhalten würden.
Tie Frage nach
dem Fortbestände solcher landesgesetzlichen Bestimmungen ergebe sich auch be züglich des §. 36 Abs. 1 d. sächs. Ges. v. 15. Juni 1868, betr. die juristischen Personen — Entw. d. E.G. z. B.G.B. (B.R.) Art. 139 —, sowie bezüglich anderer
Verbände, deren Regelung ganz oder theilweise der Landesgesetzgebung überlassen worden ist, z. B. bezüglich der Waldgenossenschaften, der Realgemeinden — Entw.
d. E.G. z. B.G.B. (B.R.) Art. 57,137 —, der juristischen Personen des öffent
lichen Rechtes — Entw. d. B.G.B. (B.R.) §. 85.
Die Frage sei dahin zu be
antworten: ergiebt sich aus den maßgebenden landesgesetzlichen Vorschriften, daß ein Verein rc. zu einer Zeit, in welcher er zu bestehen aufgehört hat, noch klagen oder verklagt werden kann, so folgt hieraus, daß insoweit zugleich der Gerichts stand fortdauert.
E. Art. 2 Nr. 128, Art. 3 Nr. 1,2. C.P.O. §. 820. E-G-C.P.O. §§.11,15. Pr. 455.
751
4. Es war beantragt:
EmstwnNg-
°
als §. 15 a folgende Vorschrift in das E.G. z. C.P.O. aufzunehmen:
SßcrfiiflUttfl
z. Eintragung
Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, nach welchenc-
°*
die zur Eintragung einer Vormerkung oder eines Widerspruchs gegen Widerspruchs,
die Richtigkeit des Grundbuchs erforderliche einstweilige Verfügung von dem Grundbuchamt erlassen werden kann und die vorläufige
Anordnung der Eintragung ohne Anhörung desjenigen zulässig ist, dessen Recht von der Vormerkung oder dem Widersprüche betroffen wird.
Auf Antrag des Betroffenen hat das Grundbuchamt demjenigen,
welcher die einstweilige Verfügung
stimmen,
innerhalb
welcher der
eine Frist zu be
erwirkt hat,
Betroffene zur mündlichen Ver
handlung über die Rechtmäßigkeit der einstweiligen Verfügung vor
das Gericht der Hauptsache zu laden ist.
der Frist hat das
Nach fruchtlosem Ablaufe
Grundbuchamt auf Antrag
die erlassene Ver
fügung aufzuheben und die Vormerkung oder den Widerspruch zu löschen.
Zur Begründung merkung
wurde
bemerkt:
Nach
bayr.
Rechte könne die Vor
auf einseitigen Antrag des Gläubigers ohne vorherige Anhörung des
Unterpfandeigenthümers eingeschrieben werden (§. 108 d. bayr. Hypothekengesetzes).
Dieses Verfahren sei im Vergleiche mit dem nach dem B.G.B. zu befolgenden
Der Gläubiger brauche sich nicht
Verfahren einfacher, bequemer und billiger.
erst an das Prozeßgericht oder an das nach §. 820 d. C.P.O. zuständige Amts gericht und sodann mit der einstweiligen Verfügung an das Grundbuchamt zu
wenden, er könne vielmehr sofort das Grundbuchamt angehen.
Der Antrag be
zwecke, die Aufrechterhaltung dieses Verfahrens — und zwar mit Rücksicht auf die Verschiedenheit der Grundbüchämterverfassung durch einen Vorbehalt für die — zu
ermöglichen.
Von Bedeutung sei die Erleichterung,
welche der Antrag schaffe,
insbesondere
auch für die Bauhandwerker, B.G.B.
Landesgesetzgebung
(B.R.) §. 638, deren Recht häufig nur durch rasches Eingreifen gewahrt werden könne.
Für den Unterpsandeigenthümer sei das Verfahren nicht bedenklich : denn
der Abs. 2 der beantragten Bestimmung biete ihm in Anlehnung an den §. 113
des bayr. Hypothekenges. ein einfaches Mittel, alsbald mit seinen Einwendungen gehört zu werden und eine unbegründete Vormerkung zu beseitigen.
Sachlich .
schließe sich der Antrag auch an den §. 820 d. C.P.O. an.
Der Grundgedanke Zustimmung.
des Antrags fand
bei der Mehrheit der Mitglieder
Bon verschiedenen Seiten wurde
aber darauf hingewiesen, daß
die Verrichtungen des Grundbuchamts in einigen Bundesstaaten nicht von den
Gerichten würden wahrgenommen werden, und daß es nicht wohl angehe, einer
nicht richterlichen Behörde die im Antrag
enthaltene Befugniß
einzuräumen.
Bon anderer Seite wurde gegen den Absatz 2 des §. 15a eingewendet, daß es sich nicht empfehle, hier eine von den allgemeinen Vorschriften (C.P.O. §. 820)
abweichende Art des
Schutzes des von der Vormerkung Betroffenen zu ge
währen, wenn man auch allerdings nicht der Landesgesetzgebung überlassen könne, ob und wie sie den Betroffenen schützen wolle.
genügend erreicht,
wenn man die Vorschriften
Die Zwecke des Antrags würden
an den §. 820 d. C.P.O. an-
752
Prot. 455. C. I Art. 11-13. K.O. §. 1.
gliedere und als Besonderheit lediglich vorschreibe,
daß
die im §. 820 Abs. 2
vorgesehene Frist nur auf Antrag des Betroffenen zu bestimmen sei.
Wieder von anderer Seite wurde vorgeschlagen, den Gedanken des Antrags
zu verallgemeinern und durch reichsgesetzliche Vorschrift zu gestatten, daß das
Amtsgericht, in dessen Bezirke das belastete Grundstück gelegen, die einstweilige
Verfügung, welche zur Eintragung einer Vormerkung oder eines Widerspruchs gegen die Richtigkeit des Grundbuchs nothwendig sei,
ein dringender Fall nicht vorliege.
das Grundbuch
von den Gerichten
auch dann erlasse, wenn
In denjenigen Bundesstaaten, in welchen
geführt werde, habe
es dann die Justiz
verwaltung in der Hand, die Erlassung der Verfügung im Wege der Geschäfts-
vertheilung derjenigen Abtheilung des Amtsgerichts zu übertragen, welche das Grundbuchamt bilde.
Um den erhobenen Bedenken Rechnung zu tragen, machte der Antragsteller den weiteren Vorschlag:
als §. 820a in die C.P.O. folgende Vorschrift aufzunehmen: Die einstweilige Verfügung, die zur Eintragung einer Vor merkung oder eines Widerspruchs gegen die Richtigkeit des Grund buchs 'erforderlich ist, kann von dem Amtsgericht, in dessen Bezirke
das Grundstück belegen ist, auch ohne die im §. 820 Abs. 1 bestimmte
Voraussetzung erlassen werden.
Die Bestimmung einer Frist, inner
halb welcher der Gegner zur mündlichen Verhandlung
über die
Rechtmäßigkeit der einstweiligen Verfügung vor das Gericht der
Hauptsache zu laden ist, hat nur auf Antrag des Gegners zu er folgen. Der Antragsteller hielt jedoch in erster Linie seinen ursprünglichen Antrag
aufrecht und befürwortete in zweiter Linie, dem §. 820 a Satz 1 d. C.P.O. die im ursprünglichen Antrag
als Abs. 2 des §. 15 a vorgeschlagene Bestimmung
beizufügen.
Bei der Abstimmung entschied sich die Komm, zunächst dafür, daß, falls auf den Gedanken des Antrags eingegangen werden sollte, eine dem Abs. 2 des
§. 15a entsprechende Bestimmung nicht ausgenommen werden solle; sie gab sodann dem Satz 1 des §. 820a den Vorzug vor dem Abs. 1 des §. 15a, so daß der beantragte §. 820a unverändert angenommen war.
Dieses Ergebniß wurde in
definitiver Abstimmung gebilligt. 8-16. Vorbehalt für gewisse Vorschriften d. bürgert Rechtes.
5. der
Zu
§. 16
d. E.G. z. C.P.O.
Anmerkung zu §. 225
(vergl.
S. 659 unter XI).
ist die Aufhebung
d. B.G.B. (B.R.) unter 3
Die Aufhebung
der Nr. 1
der Nr. 1
beschlossen
blieb
nach
worden;
auch jetzt un
beanstandet.
Daß die Ziffern 5 bis 8 des §. 16 mit dem Inkrafttreten des B.G.B. ihre
Bedeutung verlieren, wurde allseits anerkannt.
verschiedenheit darüber,
Dagegen bestand Meinungs
ob die Ziffern 3 und 4 aufrechtzuerhalten seien.
Man
entschied sich für deren Beibehaltung, da die in denselben bezeichneten Vor schriften bei den der Landesgesetzgebung vorbehaltenen Materien (z. B. beim
Fideikommiß- und Lehenrechte) in Betracht kommen könnten. Hinsichtlich der Ziffern 5 bis 8 wurde von einer Seite eine Aufhebungs
erklärung nicht für geboten erachtet, während von anderer Seite die Ansicht
L.Art.2Nr.128,Art.3Nr.3,Art.4Nr.I,2.C.P.O.§.820.E.G.z.C.P.O.§.16.K.O.§Z.I,Ia.
753
vertreten wurde, daß es, da der §. 16 doch eine Aenderung erfahren müsse, zweckmäßiger sei und auch dem bisher beobachteten Verfahren mehr entspreche, diese Ziffer zu streichen und die Nr. 2 als Nr. 1, die Nr. 3 als Nr. 2 und die Nr. 4 als Nr. 3 einzustellen. Die Mehrheit billigte diesen Vorschlag.
IV. Man ging über zu'Art. 13 des Entw. d. E.G., welcher die Aenderungen und Ergänzungen der K.O. enthält. 1. Die dem Art. 13 beigefügte Anmerkung wurde gestrichen. 2. Die im Art. 13 enthaltene Streichung des Abs. 2 des §. 1 d. K.O. blieb unbeanstandet. 3. Nach der Anmerkung zu §. 1445 d. B G B. (B.R.) unter 2 — Entw. II §. 1357 unter 1 — soll zum theilweisen Ersätze der §§. 1361,1375, des §. 1399 Abs. 2, des §. 1406 Abs. 1, des §. 1424 Abs. 2, des in §. 1429 Abs. 1 und des §. 1431 Abs. 1 des Entw. I folgende Vorschrift als §. la in die K.O. eingestellt werden: Wird bei dem Güterstande der allgemeinen Gütergemeinschaft, der Errungenschaftsgemeinschaft oder der Fahrüißgemeinschaft das Konkursverfahren über das Vermögen des Ehemanns eröffnet, so gehört das Gesammtgut zur Konkursmasse; eine Auseinandersetzung wegen des Gesammtguts zwischen den Ehegatten findet nicht statt. Durch das Konkursverfahren über das Vermögen der Ehefrau wird das Gesammtgut nicht berührt. Diese Vorschriften finden bei der fortgesetzten Gütergemeinschaft mit der Maßgabe Anwendung, daß an die Stelle des Ehemanns der überlebende Ehegatte, an die Stelle der Ehefrau die Ab kömmlinge treten. (Bergl. IV S. 242 Anm. unter 2; 263 und 264 unter II; 281 unter IV; 339 unter F; 344 unter II; 368 unter HI; 370 unter A; 373 unter XU.) Hiergegen erhob sich keine Erinnerung. 4. Nach der Anmerkung zu §. 2291 d. B.G.B. (B.R.) unter 2 — Entw. II §. 2182 unter 2 — (vergl. V S. 527 unter X) soll zum theilweisen Ersätze des §. 1992 Abs. 2 Satz 2 des Entw. I folgende Vorschrift als Id in die K.O. eingestellt werden: Ein dem Gemeinschuldner zustehender Pflichttheilsanspruch ge hört zur Konkursmasse nur, wenn er zur Zeit des Konkursverfahrens durch Vertrag anerkannt oder rechtshängig geworden ist. Es war beantragt: von der Einstellung dieser Vorschrift abzusehen oder doch dieselbe in den §. 1 d. K.O. aufzunehmen. Zur Begründung wurde bemerkt: Der Anspruch auf den Pflichttheil sei zwar nach §. 228(1 d. B.G.B. (B.R.) übertragbar, er unterliege aber nach §. 749d d. C.P.O. (S. 726 unter XIII) der Zwangsvollstreckung nur unter der Vor aussetzung, daß er durch Vertrag anerkannt oder rechtshängig geworden sei. Da nach K.O. §. 1 Abs. 1 das Konkursverfahren lediglich das der Zwangs vollstreckung unterworfene Vermögen umfasse, so ergebe sich schon hieraus im Zusammenhalte mit dem §. 749d d. C.P.O. der im §. lb ausgesprochene Satz. Protokolle. Bd. VI. 48
S. I Art. 13. Ä.Ö. Anm. zu Art. 13.
§. 1. Äon* Ürrsmasse. Behandlung d. Gesammt
guts im Konkurse.
Behandlung eine» dem Gemein schuldner znstehenden Pflichttheilsansvr.
754
Prct. 455.
E. I Art. 13.
Die ausdrückliche Hervorhebung desselben wäre geeignet, Zweifel darüber hervorzu
rufen, ob in den übrigen Fällen, in welchen ein Anspruch nur unter der Voraus setzung, daß er anerkannt oder rechtshängig geworden sei, der Zwangsvollstreckung
unterliege — §. 832 Abs. 1, §. 1285 Abs. 2 d. B.G.B. (B.R.) — der Anspruch auch ohne diese Voraussetzung zur Konkursmasse gehöre. Von anderer Seite wurde
die Aufnahme des §. lb als
eine wünschenswerthe Verdeutlichung empfohlen
und bemerkt, daß für die Fälle der §§. 832, 1285 d. B.G.B. (B.R.) ein falscher
Rückschluß deshalb nicht zu befürchten sei, weil in diesen Fällen im Gesetzbuche selbst die blos
bedingte Uebertragbarkeit zum Ausdrucke gelangt sei, während
der §. 2291 die Uebertragbarkeit schlechthin ausspreche. Man beschloß, die Entscheidung über die Aufnahme des §. lb der Red.-
Komm. zu überlassen und beauftragte dieselbe auch mit der Prüfung der Frage,
ob der §. lb nicht besser als Abs. 2 in den §. 1 einzustellen und ob ihm nicht
eine allgemeinere Fassung zu geben sei: im
letzteren Falle werde zu erwägen
sein, ob der §. 749d d. C.P.O. unverändert bleiben könne.
Beider Verhandlung kam zur Erörterung, wie es sich verhalte, wenn ein
schon vor der Eröffnung des Konkursverfahrens entstandener Pflichttheilsanspruch erst während des Lauses
werde.
des Konkursverfahrens
anerkannt oder rechtshängig
Es wurde die Ansicht vertreten, daß, wie schon der Wortlaut des §. lb
ergebe („zur Zeit des Konkursverfahrens"), solchenfalls der Anspruch zur Konkurs
Ties sei auch innerlich gerechtfertigt: denn der Anspruch entstehe
masse gehöre.
schon mit dem Tode des Erblassers, der Zeitpunkt des Todes des Erblassers
für die Berechnung
sei ferner entscheidend
zu
legenden Nachlasses (B.R. §. 2285)
vererblich und
übertragbar (B.R. §. 2291).
den Pflichttheil nur zugelassen werde, rechtshängig
des
sei,
geworden
dem Pflichttheile
zu Grunde
und der Pflichttheil sei ohne Weiteres Daß die Zwangsvollstreckung in
wenn er vertragsmäßig anerkannt oder
hänge lediglich
zusammen,
damit
daß man dem
Pflichttheilsberechtigten selbst die Entscheidung darüber habe überlassen wollen, ob der immerhin höchst persönliche Verhältnisse
Pflichttheilsrecht begonnen
werden solle.
berührende Streit um das
Mit der rechtlichen Natur des An
spruchs als solchem habe dagegen jene Einschränkung der Zwangsvollstreckung nichts
zu
thun.
Die
schuldner vor der Die Annahme und
liege
Sache
Eröffnung
Ausschlagung
(V S. 632 ff. unter X);
ähnlich
bei
wie
des Konkursverfahrens stehe
zwar
nur
einer
dem
Gemein
Erbschaft.
angefallenen
dem Gemeinschuldner zu
es sei aber doch wohl unzweifelhaft,
daß, wenn der
Gemeinschuldner die Erbschaft annehme, sie zur Konkursmasse gehöre. Von anderer Seite wurde die Auffassung vertheidigt, daß ein erst während
des Konkursverfahrens anerkannter oder rechtshängig gewordener Pflichttheils anspruch nicht in die Konkursmasse falle.
Es wurde namentlich hervorgehoben,
daß anderenfalls der Pflichttheilsberechtigte zwar allein berechtigt wäre,
Pflichttheilsklage
zu
prozeßunfähig würde.
erheben,
daß
er
aber mit
der
Erhebung
der
die
Klage
Der im §. 1 b gewählte Ausdruck „zur Zeit des Konkurs
verfahrens" sei unter allen Umständen unrichtig:
denn bei rückwirkender Kraft
der Anerkennung und der Rechtshängigkeit komme, wenn die Anerkennung oder die Rechtshängigkeit erst nach der Aufhebung des Konkurses eintrete, der §. 153
Abs. 2 d. K.O. zur Anwendung.
E. Art. 4 Nr. 3, 5. K.O. §§. 2, 9 a. Prot. 455.
755
Die Komm, entschied sich dafür, den Pflichttheil nur dann in die Konkurs-
vraffe fallen zu lassen, wenn die Voraussetzungen seiner Pfändbarkeit schon zur Leit der Eröffnung des Konkursverfahrens gegeben sind.
5. Nach der Anmerkung zu §. 1594 d. B.G.B. (B.R.) — Entw. II I-2§. 1509 — (vergl. IV S. 515 'unter II) soll zum Ersätze des §. 1494 des Entw. I mspr^gegen -er §. 2 d. K.O. folgenden Abs. 2 erhalten: Schuldner"' Unterhaltsansprüche, die nach den §§. 1336, 1345, 1562 bis “bner'
1566, 1581, 1686 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) gegen den Gemeinschuldner begründet sind, können im Konkurse für die Zukunft
nicht geltend gemacht werden: dies gilt auch für die im voraus zu
bewirkenden Leistungen, welche bei der Eröffnung des Konkursverfahrens fällig waren.
Hierzu war beantragt: a) in dem vorgeschlagenen Abs. 2 des §. 2 d. K.O. statt „§. 1562" zu
setzen: „§. 1561"; b) an Stelle des als Abs. 2 des §. 2 d. K.O. vorgeschlagenen Zusatzes
dem §. 56 d. K.O. beizufügen: 5. Unterhaltsansprüche, die nach den §§. 1336, 1345, 1562 bis 1566,
1581,1686 des B.G.B. (B.R.) gegen den Gemeinschuldner begründet siud, soweit es sich um die Bestreitung des Unterhalts für die Zukunft handelt:
dies gilt auch für die im voraus zu bewirkenden
Leistlingen, welche bei der Eröffnung des Konkllrsverfahrens fällig waren. Der Antrag a berichtigt lediglich ein Redaktionsversehen und wurde ohne Erörterung angenommen. Der Antrag b
beabsichtigt keine sachliche Abweichung von §. 2 Abs. 2.
Eegen den Antrag wurde geltend gemacht, daß im §. 56 d. K.O. (vergl. auch die Ueberschrift des 8. Titels des 1. Buches) nur von Konkursgläubigern die Aede sei; das Besondere der im §. 2 Abs. 2 behandelten Ansprüche bestehe aber gerade darin, daß sie keine Konkursansprüche seien.
öffnung des Konkursverfahrens bereits
Bezüglich der bei der Er
fälligen, im voraus zu entrichtenden
Leistungen möge dies vielleicht innerlich nicht ganz zutreffend sein, jedenfalls sei die Meinung die gewesen, daß es sich nicht um Konkirrssorderungen handele,
unb in der That empfehle es sich auch nicht zu unterscheiden.
Die Einstellung
der als Abs. 2 des §. 2 beschlossenen Vorschrift in den §. 56 würde aber die
im Abs. 2 bezeichneten Gläubiger zu Konkursgläubigern machen, was praktisch,
namentlich bezüglich der Geltendmachung während des Konkurses (§. 11), nach verschiedenen Richtungen nicht gewollte Folgen hätte.
Ter Antrag b wurde
Hierauf zurückgezogen.
Der Abs. 2 des §. 2 blieb im Uebrigen unangefochten. 6. Nach der Anmerkung zu
§. 1937 d. B.G.B. (B.R.) unter III 1 —
8 5.
Entw. H §. 1836 unter II1 — (vergl. V S. 632 ff. unter X, Bd. VI S. 286 unter IV) soll dem §. 5 d. K.O. als Abs. 3 hinzugefügt ^bsch.u.vermachtmsse. Werden: Ablehnung b. Die Annahme oder Ausschlagung einer vor der Eröffnung des ^rgem. Verfahrens dem Gemeinschuldner angefallenen Erbschaft sowie eines 48*
Prot. 455. E. I Art. 13. K.O. §§. 6,12.
756
vor diesem Zeitpunkte dem Gemeinschuldner angefallenen Vermächt
nisses steht nur dem Gemeinschuldner zu.
Das Gleiche gilt von
der Ablehnung der fortgesetzten Gütergemeinschaft.
Gegen den sachlichen Inhalt dieser Vorschrift erhob sich kein Wider spruch.
In redaktioneller Beziehung wurde angeregt, dieselbe als §. 9a oder
als §. 6 a, jedenfalls aber hinter dem §. 6, in die K.O. einzustellen,
Man über-
ließ die Entscheidung hierüber der Red.Komm. Unwirksam!, eine» gegen d. Gemeinsch. bestehenden Deräuß-
verbors.
§. 131 d. B.G.B. (B.R.) unter 1 — Entw. II §. 101 unter 2 — (vergl. I S. 124 und 125 unter IV) soll
7. a) Nach der Anmerkung zu
zum Ersätze des §. 107 Abs. 3 des Entw. I folgende Vorschrift als Z. 5a in die K.O. eingestellt werden:
Ein gegen den Gemeinschuldner bestehendes Veräußerungsverbot der in den §§. 131, 132 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) be
zeichneten Art ist den Konkursgläubigern gegenüber unwirksam. Gegenstände,
b) Nach der Anmerkung zu §. 2092 d. B.G.B (B.R.) unter 2 —
die zu einer dem Gemein
Entw. II §. 1988 unter 2 — (vergl. V S.- 112 bis 114 unter 3)
schuldner zustehenden Vorerbschast
soll zum Ersätze des §. 1829 Abs. 1 Satz 2 des Entw. I folgende Vorschrift als §. 5 b in die K.O. eingestellt werden:
gehören.
Ist der Gemeinschuldner Vorerbe, so darf der Konkursverwalter
die zur Erbschaft gehörenden Gegenstände nicht veräußern, wenn die Veräußerung im Falle des Eintritts
der Nacherbfolge nach
§. 2092 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) den Nacherben gegen über unwirksam ist.
Gegen die Aufnahme dieser Bestimmungen Redaktionell wurde beantragt,
in die K.O.
einzustellen.
erhob
sich kein Widerspruch.
den §. 5a als §. 10a, den §. 5b als §. 9b
Die Entscheidung hierüber wurde der Red.Komm.
überlassen. §. 6. Rechtshandl. d. Gemeinich. nach d. Sont.5 erönnunz.
8. Zu §. 6 d. K.O. in der Fassung des Art. 13 war beantragt: a) im zweiten Halbsatze des §. 6 Abs. 1 statt „§§. 837, 838" zu setzen
„§§. 877, 878"; b) den zweiten Halbsatz des §. 6 Abs. 1 zu fassen: Auf den Erwerb aus Verfügungen des Gemeinschuldners finden
die Vorschriften der §§. 863, 877, 878 und des §. 1245 Abs. 1 des B.G.B. (B.R.) Anwendung. §• 12.
Erwerb von Rechten an Äast'e-
gegemtänden nach d. Äon! eröfinung.
Ter Antrag b steht im Zusammenhänge mit folgendem, zu §. 12 d. K.O.
gestellten Anträge: bi) den §. 12 d. K.O. zu fassen:
Rechte an den zur Konkursmasse gehörenden Gegenständen sowie Vorzugsrechte
und
Zurückbehaltungsrechte
in
Ansehung
solcher
Gegenstände können auf Grund eines Rechtsverhältnisses zu dem Gemeinschuldner nach der Eröffnung des Konkursverfahrens nicht kraft Gesetzes mit Wirksamkeit gegenüber den Konkursgläubigern erworben werden.
Soweit die Wirksamkeit eines bestehenden Rechtes Dritten gegen über von einer Eintragung abhängt, erlangt das Recht durch eine
E. Art. 4 Nr. 4-6, 8, 23. K.O. §§. 6, 9 a, 10a, 12, 116a. Prot. 455. nach der Eröffnung des
Verfahrens
757
erfolgende Eintragung nicht
Wirksamkeit gegenüber den Konkursgläubigern. Es wurde beschlossen,
mit der Berathung des §. 6 die Berathung des
§. 12 d. K.O. zu verbinden.
Zu §. 12 d. K.O. lagen des Weiteren nachstehende Anträge vor: c) im §. 12 d. K.O. in der Fassung des Art. 13 statt „§. 831"
zu
setzen „§.863"; d) den §. 12 d. K.O. zu fassen: Rechte an den zur Konkursmasse gehörenden Gegenständen sowie
Vorzugsrechte
und
Zurückbehaltungsrechte
Ansehung
in
Gegenstände können nach der Eröffnung des
solcher
Konkursverfahrens
nicht mit Wirksamkeit gegenüber den Konkursgläubigern
erworben
oder eingetragen werden, auch wenn sich der Erwerb nicht durch
eine Rechtshandlung des
Gemeinschuldners
877
schriften der §§. 863,
vollzieht.
Die Vor
des Bürgerlichen Gesetzbuchs
(B.R.)
finden jedoch Anwendung.
Die Anträge a und c bezwecken nur die Richtigstellung der Zitate und
lassen im Uebrigen die Fassung, welche den §§. 6, 12 im Art. 13 gegeben ist, unverändert. Zur Begründung der Anträge b und bi wurde ausgeführt: Im §. 6 sei
von den Rechtshandlungen des
Der §. 6 treffe
Gemeinschuldners die Rede.
somit auch die Rechte, welche aus Verfügungen des Gemeinschuldners entstehen;
dies erhelle aus der Bezugnahme des §. 6 auf die Vorschriften über den öffent
lichen Glauben des Grundbuchs.
ebenfalls.
Von diesen Rechten handele aber der §. 12
Die richtige Anordnung sei die, daß man die Frage, welche Bedeutung
Rechtshandlungen des Gemeinschuldners für den Erwerb aus der Konkursmasse
haben, im §. 6
vollständig erledige.
Glauben des Grundbuchs
Es sei unzweckmäßig, den öffentlichen
im §. 6, die Anwendbarkeit des §. 863 d. B.G.B.
(B.R.) erst im §. 12 anzuführen. des Gemeinschuldners nichtig
Der Grundgedanke sei, daß Rechtshandlungen
seien und daß aus Verfügungen desselben ein
Rechtserwerb nicht stattfinde, vorbehaltlich der Vorschriften des §. 863 und der Vorschriften über den öffentlichen Glauben.
Bei dieser Anordnung des Stoffes
ergebe sich, daß, da die Zwangsvollstreckung in den §§. 10, 11
für den §. 12 nur der Erwerb
auf Grund
des Gesetzes übrig
Verdeutlichung sei dabei in dem im Anträge bi
behandelt sei,
bleibe.
Zur
vorgeschlagenen §. 12 hervor
gehoben, daß es sich um einen Erwerb „auf Grund eines Rechtsverhältnisses zu
dem Gemeinschuldner" handeln müsse.
Dadurch werde ausgeschlossen ein Erwerb,
der mit dem Gemeinschuldner nicht im Zusammenhänge stehe.
des §. 12 sei zu weit.
Tie jetzige Fassung
Sie treffe auch die Verfügungen des Konkursverwalters,
von welchen selbstverständlich keine Rede sein könne.
Durch den §. 12 werde
ferner nicht ausgeschlossen, daß die vor der Konkurseröffnung begonnene Ersitzung einer. Sache des Gemeinschuldners vollendet oder an einer Sache des Gemein schuldners, die sich im Besitze eines Dritten befinde, auf Grund eines Rechts
geschäfts des Dritten von einem gutgläubigen Erwerber das Eigenchum oder
ein Pfandrecht erworben werde.
Mit Rücksicht darauf,
daß das
bisherige
Jmmobiliarsachenrecht noch so lange gelte, bis das Grundbuch als angelegt an-
Prot. 455. »E. I Art. 13,14. K.O. §. 12.
758
zusehen sei, habe der Antrag stimmung
endlich noch im Abs. 2 des §. 12 in Ueberein
mit der jetzigen Fassung des §. 12 und mit dem Anträge d der
Rechte Erwähnung Eintragung
gethan, deren Wirksamkeit Dritten
gegenüber von einer
abhänge; (bezüglich des franz. Rechts vergl. Wilmowski, Anm. 3.
Abs. 3 zu K.O. §. 12).
Zu Gunsten des Antrags d wurde ausgeführt: Der Antrag schließe sich
an das System der K.O. an.
Das letztere beruhe auf dem Gedanken, daß es
sich im §. 6 nur um Rechtshandlungen des Gemeinschuldners handele, welche
nach der Eröffnung des Konkursverfahrens vorgenommen worden seien.
Halte
man hieran fest, so komme der §. 863 des B.G.B. (B.R.) bezüglich des §. 3
nicht in Betracht.
Der §. 12 aber regele den Fall, daß die Handlung des
Gemeinschuldners vor der Konkurseröffnung liege, zum Erwerbe jedoch noch eine Nur für diese Fälle sei der §. 863 von Be
weitere Thatsache nothwendig sei.
deutung. Die Erörterung der Anträge ergab, daß zwischen denselben keine sachliche
Verschiedenheit bestand.
Bon dem Antragsteller zu b und bi wurde betont, daß,
wenn man auf den Antrag d eingehen wolle, der darin vorgeschlagene Satz 2 des §. 12 jedenfalls durch das Zitat der §§. 878, 1245 Abs. 1 (B.R.) ergänzt
werden müsse.
Die Anwendbarkeit des §. 878 sei schon im Entw. ausgesprochen,
der Antrag d gebe insofern keine vollständige Uebersetzung der im Entw. ent
haltenen Bezugnahme auf den §. 6 Abs. 1; der §. 1245 Abs. 1 aber sei zu zitiren, weil er auf den §. 863 verweise.
Ter Antragsteller zu d erklärte sich mit dieser
Ergänzung des von ihm vorgeschlagenen §. 12 Satz 2 einverstanden. Redaktionell wurde ferner von verschiedenen Seiten beanstandet, daß der
Antrag d von einem Erwerbe spricht „der sich nicht durch eine Rechtshandlung des Gemeinschuldners
vollzieht".
Auch
wurde von
einigen Seiten der Red.-
Komm. empfohlen, statt mit dem Anträge d in Anlehnung an die jetzige Fassung des §. 12 davon zu sprechen, daß „Rechte .... erworben
werden",
mit dem Anträge bi nur davan zu reden,
oder eingetragen
daß „Rechte .... er
worben werden" und dann den Abs. 2 des §.12 des Antrags bi dem §. 12 des
Antrags d beizufügen.
Bezüglich der Stoffanordnung sah die Mehrheit sich nicht veranlaßt, von dem Systeme der K.O. abzuweichen.
Tie Komm, nahm deshalb den §. 6 in der
Fassung des Art. 13 unter Berücksichtigung des Antrags a und den §. 12 in der Fassung des Antrags d unter Ergänzung der Zitate durch die Hinzufügung der
§§. 878, 1245 Abs. 1 an.
Im Uebrigen wurde die Prüfung der erhobenen re
daktionellen Bedenken der Red.Komm. überlassen. g. li. Eintrag, von Vor merkungen auf Grund e. ctnniD. Vermgunz während d. Äons.
9. Zu §. 11 d. K.O. war beantragt:
dem §. 11 d. K.O. folgenden Zusatz zu geben:
Tas Gleiche gilt in Ansehung der zur Konkursmasse gehörenden Grundstücke von der Eintragung einer Vormerkung auf Grund einer einstweiligen Verfügung. Ter Antrag bezweckt, die Vormerkung der Zwangsvollstreckung und dem Arreste (§. 11 bisheriger Fassung) gleichzustellen.
Ter Zusatz wurde gebilligt, da zweifellos erschien, daß eine Vormerkung,
welche das Recht giebt,
aus der Masse Befriedigung
zu verlangen, nach er»
E. Art.4Nr.7-11,Art.5 Nr.1. Ä'.£). §§.11-14,17. E.G. z.K.O. §.3. Prot.455.
folgtet Eröffnung des Konkurses nicht mehr erwirkt werden könne.
759
Die aus
drückliche Aufnahme der Vorschrift erachtete man schon deshalb für nothwendig,
weil der gleiche Satz im §. 205 d d. K.O. für den Nachlaßkonkurs in Aussicht genommen ist.D
10. Zu §. 13 d. K.O. (vergl. Mot. z. Entw. d. E.G. S. 111) lag der An- ein8^?‘b
trag vor: Äont u. der den Satz 2 des §. 13 d. K.L. zu streichen und den §. 3 Abs. 3 b. aJf E.G. z. K.O. zu fassen: Der Art. 80 der Wechselordnung wird
dahin geändert, daß
die Verjährung auch nach Maßgabe des §. 204 Abs. 2 Nr. 2 und des §. 209 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) unterbrochen wird.
die verj.^ ^'3. 0. s.6,
hierzu der Unterantrag: den §. 13 d. K.O. im Falle der Annahme des vorstehenden Antrags ganz zu streichen.
Der Satz 2 des §. 13 ist durch §. 204 Abs. 2 Nr. 2 d. B.G.B. (B.R.»
ersetzt.
Der Unterantrag will auch den Satz 1 streichen, weil daraus, daß das
B.G.B. die Gründe, welche den Lauf der Verjährung hemmen, einzeln aufzählt
und unter diesen die Eröffnung des Konkursversahrens nicht erwähnt, sich zur Genüge ergebe, daß die Eröffnung des Konkurses den Lauf der Verjährung
nicht hemme. Man billigte diese Ansicht und beschloß die Streichung des §. 13. Dieser Beschluß macht eine Aenderung des §. 3 Abs. 3 d. E.G. z. K.O. nothwendig.
Ter Antrag stellt das Zitat im §. 3 Abs. 3 durch die Bezugnahme
auf den §. 204 Abs. 2 Nr. 2 d. B.G.B. (B.R.) richtig und erklärt zugleich den §. 209 d. B.G.B. (B.R.) für anwendbar,
entscheidet also auch die Frage,
wie
lange die Unterbrechung dauere, in der W.O. selbst.
Der Antrag wurde gebilligt. 11. Nach der Anmerkung zu §. 737 d. B.G.B. (B.R.) — Entw. II §. 685 — (vergl. II S. 756 unter C, Bd. V S. 882 und 883 unter JII) soll Ausschuß"
zum Ersätze des §. 767 Abs. 3 des Entw. I dem §. 14 d. K.O. folgende ^^ung e. Vorschrift als Abs. 2 hinzugefügt werden: Eine Vereinbarung, durch
Gemeinschaft.
welche das Recht, die Aushebung
einer Gemeinschaft nach Bruchtheilen zu verlangen, für immer oder auf Zeit ausgeschlossen oder eine Kündigungsfrist bestimmt wird, ist für den Konkursverwalter nicht bindend.
Das Gleiche gilt von
einer Anordnung dieses Inhalts, die ein Erblasser für die Gemein schaft seiner Erben getroffen hat.
Hiergegen erhob sich kein Widerspruch.
12. Nach der Anmerkung zu §. 589 d. B.G.B. (B.R.) unter 1 — Entw. II §. 537 unter 1 — (vergl. II S. 221 ff.
unter I) soll die Nr. 1 des
§. 17 d. K.O. dahin geändert werden: 1. hatte der Gemeinschuldner gepachtet oder gemiethet, so kann sowohl der andere Theil als der Verwalter das Pacht- oder Miethverhältniß kündigen. 9 Vergl. S. 772.
Tie Kündigungsftist
ist,
falls
nicht eine
§. 17. Einfluß d. Äont. auf Pacht- und Miet verträge.
760
Prot. 455. E. I Art. 13. bedungen war, die gesetzliche.
Kündigt der Ver
kürzere
Frist
walter,
so ist der andere Theil berechtigt, Ersatz des ihm durch
die Aufhebung des Vertrags entstehenden Schadens zu verlangen. Dieser Beschluß wurde ohne Erörterung gebilligt. 8.19. Einfluß d. Äonk. auf Dienstverh. im Haushalte d. Gemeinsch.
13. Nach der Anmerkung zu §. 620 d. B.G.B. (B.R.) — Entw. H §. 568 — (vergl. II S. 308 und 309 unter IV) soll der §. 19 d. K.O. dahin
geändert werden: Ein
in
dem
Haushalte,
Wirthschaftsbetrieb
oder
Erwerbs
geschäfte des Gemeinschuldners angetretenes Dienstverhältniß kann von jedem Theile gekündigt werden.
Die Kündigungsfrist ist, falls
nicht eine kürzere Frist bedungen war, die gesetzliche.
Kündigt
der
Verwalter,
so
ist
der andere Theil berechtigt,
Ersatz des ihm durch die Aufhebung des Dienstverhältnisses ent
stehenden Schadens zu verlangen.
Dieser Beschluß blieb unbeanstandet. Einfluß d. Äons, auf Auftrag. Dienst- und Werkvertrag.
14. Die Berathung wandte sich folgenden Punkten zu:
a) Nach der Anmerkung zu §. 663 d. B.G.B. (B.R.) — Entw. n §. 607 — soll zum Ersätze des §. 602 des Entw. I folgende Vor
schrift als §. 19 a in die K.O. eingestellt werden: Ein
von
Gemeinschuldner
dem
ertheilter
Auftrag
erlischt
durch die Eröffnung des Konkursverfahrens, es sei denn, daß der Auftrag sich
nicht
Vermögen bezieht.
auf das zur
Koukursmaffe gehörende
Erlischt der Auftrag, so
finden die Vor
schriften des §. 659 Satz 2 und des §.. 661 des Bürgerlichen
Gesetzbuchs (B.R.) entsprechende Anwendung: in Ansehung der nach der Eröffnung des Verfahrens entstandenen Ersatzansprüche
ist der Berechtigte im Falle des §. 659 Satz 2 Massegläubiger,
im Falle des §. 661 Konkursgläubiger.
Das Gleiche gilt, wenn sich Jemand vertrag
oder einen
durch
einen Dienst
Werkvertrag verpflichtet hat, ein ihm von
dem Gemeinschuldner übertragenes Geschäft für diesen zu besorgen.
(Vergl. II S. 374 unter IX, 374 und 375 unter X, 517 unter X und XI.) Einräumung v. Rechts änderungen durch d.Äontverwalter aut Grund einer Vormerkung.
b) Nach der Anmerkung zu §. 868 d. B.G.B. (B.R.) — Entw. II §. 803 — soll folgende Vorschrift als §. 19b in die K.O. ein
gestellt werden:D
Ist zur Sicherung
eines Anspruchs
Aufhebung eines Rechtes
an
einem
auf Einräumung
oder
Grundstücke des Gemein
schuldners oder an einem für den Gemeinschuldner eingetragenen Rechte oder zur Sicherung eines Anspruchs auf Aenderung des
Inhalts oder des Ranges eines solchen Rechtes eine Vormerkung
*) In der Anin, zu E. II §. 803 ist die entsprechende Vorschrift als §. 19c d.
K.O. bezeichnet.
E. Art. 4 Nr. 11-13,15. K.O. §§. 17,19,19a, 19b, 21a, 21b. Prot. 455. im Grundbuch
761
eingetragen, so kann der Gläubiger von dem
Konkursverwalter die
Einräumung
oder
die
Aufhebung
des
Rechtes verlangen.
(Bergl. HI S. 110 unter 8, S. 112 und 113 unter A.) Beide Vorschriften wurden ihrem sachlichen Inhalte nach ohne Erörterung
gebilligt. In redaktioneller Hinsicht war zu §. 19 a d. K.O. beantragt: im §. 19a Abs. 1 Satz 2 den zweiten Halbsatz zu streichen und zum Ersatz im §. 21a1) als Abs. 1 zu bestimmen: Erlischt ein von dem Gemeinschuldner ertheilter Auftrag oder
ein Dienst-
oder Werkvertrag der im §. 19 a Abs. 2
Art in Folge der Eröffnung des
andere
Theil in
Ansehung
der
bezeichneten
Konkursverfahrens, so ist der nach
der
Eröffnung
des
Ver
fahrens entstandenen Ersatzansprüche im Falle des §. 659 Satz 2
des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) Massegläubiger, im Falle des §. 661 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) Konkursgläubiger.
Zu §. 19b d. K.O.
lagen folgende,
gleichfalls
nur redaktionelle An
träge vor: a) den §. 19b als §. 12 a in die K.O. einzustellen; b) den Schluß des §. 19b d. K.O. zu fassen: .... so kann der Gläubiger von dem Konkursverwalter die
Einräumung oder die Aufhebung des Rechtes oder die Aenderung
-es Inhalts oder des Ranges desselben verlangen. Diese Anträge wurden der Red.Komm. überwiesen.
Nach der Anmerkung zu Entw. n §. 675 sollte als Ersatz des §. 653 und Einfluß d. eines Theiles des §. 657 des Entw. I folgende Vorschrift als §. 19 b in die K.O. Msch^ers
eingestellt werden:
Eine nach §. 645
Bürgerlichen Gesetzbuchs
des
(Entw. II) ein
gegangene Gesellschaft wird durch die Eröffnung des Konkursverfahrens
über das Vermögen eines Gesellschafters aufgelöst. Ist im Gesellschafts verträge bestimmt, daß die Gesellschaft unter den übrigen Gesellschaftern
fortbestehen soll, so scheidet der Gemeinschuldner aus der Gesellschaft aus. Wird die Gesellschaft aufgelöst, so finden die Vorschriften des §. 665 Abs. 2 und
des §. 666 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (Entw. II) ent
sprechende Anwendung; in Ansehung der nach der Eröffnung des Ver
fahrens entstandenen Ersatzansprüche ist der Berechtigte im Falle des
§. 665 Abs. 2 Massegläubiger,
im Falle des §. 666, unbeschadet der Bestimmung des §. 44, Konkursgläubiger. (Bergt. II S. 439 unter XI, 439 und 440 unter XU, 443 und 444
unter XV, 517 unter XL) Die Vorschrift ist in den revidirten Entw.
genommen; (S. 195 unter XXIV).
(B.R.), zu Abs. 2 den §. 21a d. K.O.1)
0 Mitgetheilt unten unter 16.
zweiter Lesung nicht aus
Bergl. zu Abs. 1 die §§. 715, 723 d. B.G.B.
762 8.20. Folgen der Auflösung d. Gesellschaft.
Prot. 455. E. I Art. 13. K.O. §. 20. 15. Der §. 20 d. K.O. in der Fassung des Art. 13 blieb unangefochten.
16. Nach der Anmerkung zu §. 715 d. B.G.B. (B.R.) soll folgende Vor schrift als §. 21a in die K.O. eingestellt werden:
Wird eine nach §. 692 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) ein gegangene Gesellschaft durch die Eröffnung des Konkursverfahrens über das
Vermögen eines
Gesellschafters
. übrigen Gesellschafter in Ansehung
aufgelöst, so sind die
der Ansprüche,
welche ihnen
aus der einstweiligen Fortführung der Geschäfte nach §. 715 Satz 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) zustehen, Massegläubiger,
in
Ansehung der ihnen nach §. 716 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) zustehenden Ansprüche, Konkursgläubiger.
unbeschadet
der
Bestimmung
§. 44,
des
(Bergl. S. 761.) Hiergegen wurde keine Erinnerung erhoben: §. 25. Anfechtb.keit b. Sicher stellung b. HeirathsgutS rc.
17. Zu §. 25 d. K.O. war beantragt: die Nr. 2 des §. 25 d. K.O. zu fassen:
2.
die in den letzten zwei Jahren vor der Eröffnung des Ver
fahrens von dem Gemeinschuldner vorgenommenen unentgeltlichen Verfügungen zu Gunsten seines Ehegatten.
Der Antrag
vor
der
will
die Anfechtbarkeit der in den
Konkurseröffnung
bewirkten
Sicherstellung
letzten zwei Jahren
oder
Rückgewähr
eines
Heirathsguts oder des gesetzlich verwalteten Frauenguts beseitigen. Für den Antrag wurde geltend gemacht:
Gemäß §. 25 Nr. 2 könne jede in den letzten zwei Jahren vor der Konkurs
eröffnung bewirkte Sicherung oder Rückgewähr von Frauenvermögen ohne Weiteres angefochten werden, sofern der Gemeinschuldner nicht zu der Sicherstellung oder
Rückgewähr durch das Gesetz oder durch einen vor diesem Zeitraum errichteten Ehevertrag verpflichtet gewesen sei. Bleibe diese Vorschrift neben dem B.G.B. in Kraft, so gestalte sich, wenn man von dem hier nicht in Betracht kommenden
Falle des §. 1376 Abs. 1 (B.R.) absehe,
das Sachverhältniß folgendermaßen.
Der §. 1376 Abs. 2 und der §. 1510 Abs. 2 des B.G.B. (B.R.) gewähren für die Berwaltungs- und die Errungenschaftsgemeinschaft der Frau das Recht, von dem Manne Sicherheitsleistung zu verlangen, wenn die ihr aus der Verwaltung und Nutznießung des Mannes zustehenden Ansprüche auf Ersatz des Werthes
verbrauchbarer Sachen erheblich gefährdet sind, und nach den §§. 1403 Abs. 1 Nr. 1, 1527 Abs. 1 (B.R.) kann die Frau, wenn die Voraussetzungen vorliegen, unter welchen sie nach §. 1376 Sicherheitsleistung zu verlangen befugt ist, auf
Aufhebung der Berwaltungs- und der Errungenschaftsgemeinschaft klagen.
Be
stelle der Mann der Frau innerhalb zweier Jahre vor der Konkurseröffnung
Sicherheit, so komme es somit darauf an, ob er sich in guten oder schlechten
Bermögensverhältniffen befunden habe.
Im ersteren Falle sei die Sicherheits
leistung schlechthin anfechtbar, im letzteren Falle sei die Anfechtung nach §. 25 Nr. 2 nicht begründet. Einführung
der
Eine Rückgewähr des eingebrachten Gutes, d. h. die
Gütertrennung
(B.R. §§. 1411, 1421, 1530)
hin anfechtbar, wenn sie durch Ehevertrag
erfolgte,
sei
schlecht
sie sei aus §. 25 9tr. 2
nicht anfechtbar, wenn der Mann es zur Aufhebung des Güterstandes durch
763
E. Art. 4 Nr. 14,15. K.O. §§. 20, 21b. Prot. 455.
Urtheil habe kommen lassen.
Aehnlich liege die Sache
bei der allgemeinen
Gütergemeinschaft mit der Rückgewähr (B.R. §§. 1453,1455).
Daß dieses Er
gebniß ein unangemessenes sei, lasse sich wohl nicht bestreiten.
Es erkläre sich
lediglich daraus, daß die Anfechtbarkeit der Sicherstellung oder Rückgewähr des
eingebrachten Gutes mit der Tendenz der §§. 1376, 1403 d. B.G.B. (B.R.) in
Widerspruch stehe.
Wenn das Gesetz der Frau des Gemeinschuldners auch auf
Kosten der Gläubiger erhöhten Schutz (IV S. 200) gewähren wolle, so könne es nicht zugleich die Gläubiger gerade gegen die Benachtheiligung schützen wollen, die sich aus der Sicherstellung oder Rückgewähr des Frauenvermögens für sie
ergebe.
Die Gründe, von welchen die K.O. ausgegangen, seien im B.G.B. nicht
mehr als entscheidend anerkannt. Die K.O. wolle, wenn eingebrachtes Gut, ins besondere Geld der Frau, in das Vermögen des Mannes übergegangen ist, die
Gläubiger des Mannes dagegen schützen, daß die aus dem eingebrachten Gute
dem Manne zugekommenen Mittel, mit denen er seine wirchschaftliche Stellung
und seinen Kredit begründet oder aufrechterhalten hat,
bei ungünsttger Ge
staltung seiner Vermögenslage ihrem Zugriff entzogen werden.
Das B.G.B.
erachte aber den Schutz der Frau, deren Vermögen kraft Gesetzes der Ver
waltung des Mannes
unterliegt, gegen die ihrem Vermögen vvn Seiten des
Mannes drohenden Gefahren für wichtiger, als die Verhütung einer Täuschung der Gläubiger des Mannes
über dessen Kreditwürdigkeit; es gebe der Frau,
wenn ihre Ersatzansprüche durch die ungünstige Gestaltung der Vermögenslage des Mannes gefährdet sind, das Recht auf Sicherstellung und Rückgewähr. Die K.O.
habe den ihr zu Grunde liegenden Gedanken nur so weit durchführen
können, als ihr nicht das landesgesetzliche eheliche Güterrecht, in welches sie nicht
eingreisen durfte,
entgegengestanden; jetzt träten der Durchführung jenes Ge
dankens für das ganze Reichsgebiet die Vorschriften des B.G.B. über das ehe
liche Güterrecht entgegen; er müsse deshalb aufgegeben werden. Die Komm,
lehnte den Antrag mit 6 gegen 6 Stimmen unter Stich-
entscheid des Vorsitzenden ab.
Erwogen war: Formell ständen die Vorschriften des §. 25 Nr. 2 d. K.O. mit den §§. 1376,
1403 d. B.G.B. (B.R.) jedenfalls nicht im Widerspruche.
Es bestehe wohl ein
gewisser Widerspruch zwischen der Tendenz, nicht aber zwischen dem Inhalte
der K.O. und des B.G.B.
geltende Recht vor.
Dieser Widerspruch liege indessen schon für das
Beispielsweise könne nach preuß. A.L.R. TI, 1 §. 255 die
Frau Sicherheitsleistung wegen ihres Eingebrachten von dem Manne fordern,
wenn sich Umstände ereignen, welche die wahrscheinliche Besorgniß eines bevor stehenden Verlustes begründen; (vergl. Urtheil d. Reichsgerichts in Gruchot, Bei
träge zur Erläuterung des preuß. (jetzt des deutschen) Rechts 27 S. 950).
gesetzliches
Recht auf Sicherstellung
Ein
hinsichtlich der Grundstücke des Mannes
bestehe ferner für die landrechtlichen und die gemeinrechtlichen Gebiete Preußens (Art. 12 d. Ges. v. 8. Mai 1855, betr. die Einführung d. K.O. v. 8. Mai 1855 rc.), für das Geltungsgebiet des bahr. Hypothekenges. (§. 12) rc.
Dem B.G.B. sei
deshalb ein Grund zu der vorgeschlagenen Aenderung der K.O. nicht zu ent nehmen.
Gegen eine solche Aenderung spreche auch, daß die Vorschrift des §. 25
Nr. 2 innerlich gerechtfertigt und dnrch die Rücksicht auf die Gläubiger dringend
764
Prot. 456. E. I Art. 13. K.O. §§. 34 a, 39, 41, 43, 98.
geboten fei; die K.O. entspreche dem Zuge der heutigen Rechtsentwickelung und Rechtsüberzeugung und ergebe für das praktische Leben in der überwiegenden
Mehrzahl der Fälle ein gerechtes und billiges Resultat.
Zu beachten sei endlich,
daß die Anfechtung aus §. 24 d. K.O. immer möglich bleibe.
zwar dem Interesse der Gläubiger nicht völlig
Rechnung
Dadurch werde
getragen, immerhin
aber werde die Praxis dazu kommen, den thatsächlichen Erfolg der Einschränkung des §. 25 Nr. 2 abzuschwächen.
Wollte man übrigens auf den Gedanken des
Antrags eingehen, so würde der Antrag jedenfalls nicht im vollen Umfang an nehmbar sein, da er durch die gänzliche Beseitigung des zweiten Halbsatzes des
§. 25 Nr. 2 über das Ziel hinausschieße und auch mit den Gründen nicht im
Einklänge stehe, aus welchen man in den Fällen des §. 1403 d. B.G.B. (B.R.) stets ein Urtheil verlange.
456*
(S. 9455 bis 9490.)
Die Komm, fuhr in der Berathung des Art. 13 fort.
s. 34a. d. Gemeinsch. nach d. ÄonT.s 8.39. Absonderung.
I. Die im Art. 13 als §. 34a d. K.O. aufgenommene Vorschrift wurde nicht beanstandet.
II. Zu dem im Art. 13 vorgesehenen §, 39 d. K.O. lag der Antrag vor: die Bestimmung zu fassen: Zur abgesonderten Befriedigung dienen die Gegenstände, welche
der Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen unterliegen,
soweit ein Recht auf Befriedigung aus denselben besteht. Die Komm, war mit dem Antrag einverstanden.
sonderungtz-
rechte.
UL Nach der Anmerkung zu §. 589 d. B.G.B. (B.R.) unter 2 — Entw. II §. 537 unter 2 — (vergl. II S. 222 und 223, 225 bis 227 unter B) soll die der 2 pes §. 41 d. K.O. im Art. 13 gegebene Fassung dahin geändert werden: 2. diejenigen, welche
an gewissen Gegenständen ein gesetzliches oder ein
durch Pfändung erlangtes Pfandrecht haben; das dem Bermiether und dem Verpächter nach den §§. 551, 573, 577
des Bürgerlichen Gesetz
buchs (B.R.) Zustehende Pfandrecht kann für den dem Bermiether oder dem Verpächter in Folge der Kündigung des Verwalters entstehenden
Entschädigungsanspruch sowie für den Mieth- oder Pachtzins für eine
frühere Zeit als das letzte Jahr vor der Eröffnung des Verfahrens nicht geltend gemacht werden; das Pfandrecht des Verpächters eines
landwirthschaftlichen Grundstücks unterliegt in Ansehung
des Pacht
zinses der Beschränkung nicht. Dieser Beschluß wurde nicht beanstandet, im Uebrigen aber der §. 41 in
der im Art. 13 vorgeschlagenen Fassung angenommen.
Der Red.Komm. blieb
die Entscheidung darüber überlassen, ob im Eingänge des §. 41 die Worte „int
Sinne des 8.43.
40" gestrichen werden können.
IV. Nach der Anmerkung zu §. 1994 d. B.G.B. (B.R.) unter III 1 —
^ewor^en"/' Entw. II §. 1891 unter HI 1 — (vergl. V S. 826 unter IV) ist beschlossen worden: Erbschaften.
den §. 43 d. K.O. in der dermaligen und in der im Art. 13 vorge sehenen Fassung zu streichen. Dieser Beschluß wurde nicht beanstandet.
764
Prot. 456. E. I Art. 13. K.O. §§. 34 a, 39, 41, 43, 98.
geboten fei; die K.O. entspreche dem Zuge der heutigen Rechtsentwickelung und Rechtsüberzeugung und ergebe für das praktische Leben in der überwiegenden
Mehrzahl der Fälle ein gerechtes und billiges Resultat.
Zu beachten sei endlich,
daß die Anfechtung aus §. 24 d. K.O. immer möglich bleibe.
zwar dem Interesse der Gläubiger nicht völlig
Rechnung
Dadurch werde
getragen, immerhin
aber werde die Praxis dazu kommen, den thatsächlichen Erfolg der Einschränkung des §. 25 Nr. 2 abzuschwächen.
Wollte man übrigens auf den Gedanken des
Antrags eingehen, so würde der Antrag jedenfalls nicht im vollen Umfang an nehmbar sein, da er durch die gänzliche Beseitigung des zweiten Halbsatzes des
§. 25 Nr. 2 über das Ziel hinausschieße und auch mit den Gründen nicht im
Einklänge stehe, aus welchen man in den Fällen des §. 1403 d. B.G.B. (B.R.) stets ein Urtheil verlange.
456*
(S. 9455 bis 9490.)
Die Komm, fuhr in der Berathung des Art. 13 fort.
s. 34a. d. Gemeinsch. nach d. ÄonT.s 8.39. Absonderung.
I. Die im Art. 13 als §. 34a d. K.O. aufgenommene Vorschrift wurde nicht beanstandet.
II. Zu dem im Art. 13 vorgesehenen §, 39 d. K.O. lag der Antrag vor: die Bestimmung zu fassen: Zur abgesonderten Befriedigung dienen die Gegenstände, welche
der Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen unterliegen,
soweit ein Recht auf Befriedigung aus denselben besteht. Die Komm, war mit dem Antrag einverstanden.
sonderungtz-
rechte.
UL Nach der Anmerkung zu §. 589 d. B.G.B. (B.R.) unter 2 — Entw. II §. 537 unter 2 — (vergl. II S. 222 und 223, 225 bis 227 unter B) soll die der 2 pes §. 41 d. K.O. im Art. 13 gegebene Fassung dahin geändert werden: 2. diejenigen, welche
an gewissen Gegenständen ein gesetzliches oder ein
durch Pfändung erlangtes Pfandrecht haben; das dem Bermiether und dem Verpächter nach den §§. 551, 573, 577
des Bürgerlichen Gesetz
buchs (B.R.) Zustehende Pfandrecht kann für den dem Bermiether oder dem Verpächter in Folge der Kündigung des Verwalters entstehenden
Entschädigungsanspruch sowie für den Mieth- oder Pachtzins für eine
frühere Zeit als das letzte Jahr vor der Eröffnung des Verfahrens nicht geltend gemacht werden; das Pfandrecht des Verpächters eines
landwirthschaftlichen Grundstücks unterliegt in Ansehung
des Pacht
zinses der Beschränkung nicht. Dieser Beschluß wurde nicht beanstandet, im Uebrigen aber der §. 41 in
der im Art. 13 vorgeschlagenen Fassung angenommen.
Der Red.Komm. blieb
die Entscheidung darüber überlassen, ob im Eingänge des §. 41 die Worte „int
Sinne des 8.43.
40" gestrichen werden können.
IV. Nach der Anmerkung zu §. 1994 d. B.G.B. (B.R.) unter III 1 —
^ewor^en"/' Entw. II §. 1891 unter HI 1 — (vergl. V S. 826 unter IV) ist beschlossen worden: Erbschaften.
den §. 43 d. K.O. in der dermaligen und in der im Art. 13 vorge sehenen Fassung zu streichen. Dieser Beschluß wurde nicht beanstandet.
765
E. Art. 4 Nr. 16-21. K.O. §§. 34a, 39, 41, 43, 60, 98. Prot. 456.
V. Zu §. 56 d. K.O. lagen die Anträge vor:
§ 56aufföVeXr
a) im §. 56 d. K.O. folgende Nr. 5 aufzunehmen:
5. Forderungen unter aufschiebender Bedingung, wenn die Möglichkeit r des Eintritts der Bedingung eine so entfernte ist, daß die Forderung MöglichrAes einen gegenwärtigen Bermögenswerth nicht hat;
eintnttd*
b) den Abs. 2 des §. 142 D und den §. 158 d. K.O.^ zu streichen; c) im §. 144 d. K.O.D die Worte „oder nach Maßgabe des §. 142 Abs. 2 die Berücksichtigung der bedingten Forderung ausgeschlossen ist" zu streichen; d) dem §. 205 i d. K.O.
am Schlüsse hinzuzufügen:
oder die Geltendmachung seines Anspruchs nach §. 2 Abs. 2 oder nach §. 56 Nr. 5 ausgeschlossen ist. Zur Begründung machte der Antragsteller geltend, die Vertheilung der Masse dürfe nicht zum Nachcheile der übrigen Gläubiger durch Zurückbehaltung
von Dividenden beeinflußt werden, welche auf eine Forderung entfallen,
die
wirthschaftlich so gut wie nicht vorhanden sei und mithin dem Gläubiger kein berechtigtes Interesse an der Berücksichtigung gewähre.
Sollte die Aussicht auf
Erfüllung der Bedingung sich während der Dauer des Verfahrens bessern, so
genüge die Vorschrift des §. 143 d. K.O. Die Komm, lehnte die Anträge a bis c ab und behielt die Beschlußfassung
über den Antrag d der Berathung des §. 205 vor. Erwogen war:
Die in Rede stehenden Forderungen gehörten immerhin zu den Konkurs
forderungen und seien als
solche zur Geltendmachung im Konkursverfahren
zuzulassen; dies um so mehr, als auch die Stimmberechtigung der Gläubigerin Betracht komme; (K.O. §§. 86, 87).
VI. Nach der Anmerkung zu §. 159 d. B.G.B. (B.R.) unter 2a — Entw. II §. 133 unter 2 a — (vergl. I S. 181 bis 183 unter VII) ist beschlossen worden, den §. 60 d. K.O. zu fassen:
8.60. Ford, unter aufschiebender
Bedingung.
Forderungen unter aufschiebender Bedingung berechtigen nur zu
einer Sicherstellung.
Das Recht auf Sicherstellung besteht auch dann,
wenn die Bedingung bereits entschieden, das Ergebniß aber noch nicht bekannt ist.
Dieser Beschluß wurde nicht beanstandet.
VH. Zu §. 98 in der Fassung des Art. 13 lag der Antrag vor:
§. 98 ml i
den Abs. 1 Satz 4 d. §. 98 d. K.O. zu fassen:
Wird das Verbot öffentlich bekannt, gemacht, so sind Pfandlmb Hypothekenrechte, welche nach der Bekanntmachung des Verbots im
Wege
der Zwangsvollstreckung
oder des Arrestes
erworben
worden sind, sowie die nach der Bekanntmachung in solcher Weise
erwirkte Eintragung eines bestehenden Pfand- oder Hypothekenrechts
und die nach der Bekanntmachung im Wege der einstweiligen Ber0 Die Anträge b bis d beziehen sich auf die §§. 142, 144, 158 in der aus S. 766 unter X und auf dm §. 205 i in der auf S. 773 mitgetheilten Fassung.
«agem" Ver-
766
Prot. 456. E. I Art. 13. K.O. §§. 98,106,178,180. fügung erwirkte Eintragung einer Vormerkung den Konkursgläubigern
gegenüber unwirksam.
Der Antrag fand die Billigung der Komm.
Er enthält, abgesehen von
redaktionellen Aenderungen, eine sachlich gerechtfertigte Ergänzung der Vorschrift, indem er den im Wege der Zwangsvollstreckung oder des Arrestes
erwirkten
Eintragungen bestehender Pfand- oder Hypothekenrechte die im Wege der einst
weiligen Verfügung erwirkten Eintragungen einer Vormerkung gleichstellt. VIII. Der §. 106 in der Fassung des Art. 13 wurde nicht beanstandet.
Ginfc.btont
8.122
H. Nach der Anmerkung zu §. 1937 d. B.G.B. (B.R.) unter in 2
Nr. L
gefräste des— Verwalters, die der Nr.
Entw. II §. 1836 unter II 2 — (vergl. V S. 632 bis 634 unter X) soll die 1
ö
2 des §. 122 d. K.O. folgende Fassung erhalten:
2. wenn Darlehen ausgenommen, fremde Verbindlichkeiten übernommen,
GläubigerauischusieS bedürfen.
zur Masse gehörende Gegenstände verpfändet oder Grundstücke erstanden werden sollen. Dieser Beschluß wurde nicht beanstandet. X. Nach der Anmerkung zu §. 159 d. B.G.B. (B.R.) unter 2b bis ä —
8. UL, lti,
»eriMf. aufschiebend bedingter Ford, bei der
Dertheilung.
Entw. II §. 133 unter 2 b bis ck — (vergl. I S. 181 bis 183 unter VII) ist beschlossen worden: ' '
”
1. den §. 142 d. K.O. dahin zu ändern: Forderungen unter aufschiebender Bedingung werden bei einer Bertheilung zu dem Betrage berücksichtigt, welcher auf die unbedingte Forderung fallen würde. Bei der Schlußvertheilung ist die Berücksichtigung ausgeschlossen,
wenn die Möglichkeit des Eintritts der Bedingung eine so entfernte
ist, daß
die bedingte Forderung
einen gegenwärtigen Vermögens
werth nicht hat. 2. a) den §. 144 d. K.O. dahin zu ändern:
Die Antheile, mit welchen Gläubiger bei Abschlagsvertheilungen nach Maßgabe des §. 141 Abs. 2 oder des §. 142 Abs. 1
berück
sichtigt worden sind,- werden für die Schlußvertheilung frei, wenn
bei dieser die Voraussetzungen des §. 141 Abs. 1 nicht erfüllt sind oder nach Maßgabe des §. 142 Abs. 2 die Berücksichtigung der be
dingten Forderung ausgeschlossen ist. b) den §. 158 d. K.O. dahin zu ändern: Beträge, welche zur Sicherstellung eines bedingt zur Aufrechnung
befugten Gläubigers nach Maßgabe des §. 47 Abs. 3 hinterlegt worden sind, fließen für die Schlußvertheilung zur Konkursmasse
zurück, wenn die Möglichkeit des Eintritts der Bedingung eine so entfernte ist, daß die bedingte Forderung einen gegenwärtigen Ber-
mögenswerth nicht hat. Diese Beschlüsse wurden gebilligt. 8.178 Satz 2. Rechte gegen Mtschuldner re. beim
eaW*e.
(Vergl. oben unter V.)
XI. Zu §. 178 d. K.O. in der Fassung des Art.
13
lagen die An-
trage vor. 1. den Satz 2 des §. 178 d. K.O. zu fassen: Die Rechte der Gläubiger gegen Mitschuldner und Bürgen des
E. Art. 4 Nr. 21, 22, 24-28. K.O. §§. 98,106, 22, 42, 44, 58, 78. Prot. 456.
767
sowie gegen Dritte, die für die Forderung ein
Gemeinschuldners
Pfandrecht oder eine Hypothek bestellt haben, werden nicht berührt.
2. den Satz 2 des §. 178 d. K.O. zu fasten: Die Rechte der Gläubiger gegen Mitschuldner und Bürgen des
Gemeinschuldners und die Rechte aus einem für die Forderung be stehenden Pfandrecht oder einer für sie bestehenden Hypothek werden
durch den Zwangsvergleich nicht berührt.
Dem Anträge 2 waren die Bemerkungen beigefügt: Die Vorschrift ist auch für den Fall richtig, daß das Pfandrecht oder die Hypothek an einem zur Konkursmasse
gehörenden Gegenstände besteht: vergl. Mot. S. 117.
Die Fassung des Entw. und
des Antrags 1 ist zu eng: vergl. Zus. d. gutachtl. Aeuß. z. E.e. E.G. S. 30. Der Antragsteller zu
1
erklärte, daß sein Antrag eine sachliche Ver
schiedenheit gegenüber dem Anträge 2 nicht bezwecke; er habe es für selbst verständlich gehalten, daß die Vorschrift des Satz 2 auch gelte gegenüber dem Rechtsnachfolger desjenigen, dem ein Pfandrecht oder eine Hypochek an einem
zur Konkursmasse gehörenden Gegenstand bestellt worden ist. Die Komm, war mit der Tendenz der Anträge einverstanden und über wies der Red.Komm. die Fassung. Der §. 178 Satz 2 sei, so wurde bemerkt,
schon vom Reichsgericht (Entsch.
in Civils. 23 Nr. 9 S. 43 ff.) im Sinne der
Anträge ausgelegt worden; mit Rücksicht auf die Zweifel, die in der Praxis aus Anlaß dieser Bestimmung entstanden seien,
erscheine aber eine Verdeutlichung
im Sinne der Anträge zweckmäßig.
XIL
Zu §. 180 d. K.O. lagen die Anträge vor: 1. im §. 180 d. K.O. in der im Art. 13 vorgesehenen Fassung statt:
8-iso.
„nach den Vorschriften über die Zwangshypothek und die Arresthypothek Grund des
begründet werden" zu setzen: nach den Vorschriften der §§. 757, 811 vergleich», der Civilprozeßordnung begründet werden"; 2. den §. 180 d. K.O. zu streichen; 3. den §. 180 d. K.O. unverändert zu lassen. Zur Begründung des Streichungsantrags wurde geltend gemacht, die
Vorschrift des §. 180 habe nur retrospektive Bedeutung für das franz. Recht. Die Mehrheit nahm den Antrag 3 an und beließ es somit bei der gegenwärtigen Fassung des §. 180. Erwogen war: Aus §. 179 d. K.O. ergebe sich die Frage,
ob
nicht aus einem rechts-
kräftig bestätigten Zwangsvergleiche die Eintragung einer Urtheilshypothek statt finde. Für die Uebergangszeit bis zum Inkrafttreten des Jmmobiliarsachenrechts des Entw. habe die Vorschrift des §. 180 Bedeutung insbesondere für die Ge
biete des franz. Rechtes.
Sei das Grundbuch angelegt und trete damit das
Jmmobiliarsachenrecht des B.G.B. in Kraft, so habe die Vorschrift allerdings
nur noch retrospektive Bedeutung; ihre Aufrechterhaltung erscheine jedoch eben mit Rücksicht auf jene Uebergangszeit erwünscht.
XIH.
Es folgte die Berathung über den Antrag: «ont über t>. folgende Vorschriften in die K.O. aufzunehmen: §. 192 a. Bei dem Güterstande der Verwaltung und Nutznießung, der Errungenschaftsgemeinschaft und der Fahrnißgemeinschast be-
768
Prot. 456. E. I Art. 13.
schränkt sich das Konkursverfahren über das Vermögen der Ehefrau auf das Vorbehaltsgut, wenn nur in Ansehung des Vorbehalts guts Zahlungsunfähigkeit besteht. Die Ehefrau bedarf zu dem Antrag auf Eröffnung des Ver fahrens nicht der Zustimmung des Ehemanns. Soll sich das Verfahren auf das eingebrachte Gut erstrecken, so ist der Ehemann wenn thunlich zu hören. Die Erstreckung ist nur zulässig, wenn der Ehemann zustimmt oder wenn glaubhaft gemacht wird, daß Zahlungsunfähigkeit auch in Ansehung des eingebrachten Gutes besteht. Das Verfahren kann auf Antrag der Ehefrau oder eines Gläubigers, der Befriedigung aus dem eingebrachten Gute ver langen kann, auch nach der Eröffnung auf das eingebrachte Gut erstreckt werden. §. 192 b. Gegen den Beschluß, durch welchen das Verfahren auf das eingebrachte Gut erstreckt wird, steht dem Ehemanne die sofortige Beschwerde zu. Während der Dauer des Verfahrens ruht das Recht des Ehe manns zur Verwaltung und Nutznießung des eingebrachten Gutes, soweit dieses zur Konkursmasse gehört. Die im §. 1396 Abs. 1 Satz 1, Abs. 2 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) bestimmten Rechte der Gläubiger stehen dem Konkursverwalter zu. Das eingebrachte Gut darf nicht ohne Zustimmung des Ehe manns zur Befriedigung von Gläubigern verwendet werden, die Befriedigung aus demselben nicht verlangen können. §. 192 c. Beschränkt sich das Verfahren auf das Vorbehalts gut, so finden auf die Gläubiger, die Befriedigung aus dem ein gebrachten Gute verlangen können, die Vorschriften der §§. 57, 88, 141, 143, 144, des §. 155 Nr. 3 und des §. 156 entsprechende An wendung. Dem Anträge waren die Bemerkungen beigefügt: Vergl. Mot. IV S. 259. Die Besümmung des Einflusses, den die Scheidung des Vermögens der Ehefrau in eingebrachtes Gut und Vorbehaltsgut in Verbindung mit der unbeschränkten Befugniß der Ehefrau, Schulden zu machen (B.R. §. 1384), auf den Konkurs über ihr Vermögen hat, gehört zu den mit den Vorschriften des B.G.B. zu sammenhängenden Ergänzungen der K.O. Das Gesammtgut kommt nach §. la Abs. 2 nicht in Betracht. Der Antragsteller führte aus: Der Vorschlag bezwecke, die K.O. im Sinne der Mot. IV S. 259 für die Güterstände der Verwaltung und Nutznießung, der Errungenschaftsgemeinschaft und der Fahrnißgemeinschaft durch besondere Vor schriften über den Konkurs über das Vermögen einer Ehefrau ergänzen. Es sei erforderlich, den Einfluß zu bestimmen, den die Scheidung des Vermögens der Frau in eingebrachtes Gut und Borbehaltsgut auf den Konkurs habe; das Gesammtgut bleibe nach §. la Abs. 2 außer Betracht. — Das Recht des Mannes an dem eingebrachten Gute stehe den Gläubigern, welche Befriedigung aus dem eingebrachten Gute verlangen könnten (§. 1396 B.R.), nicht entgegen;
L. Art. 4. Prot.456.
769
andererseits hatten diese Gläubiger kein Recht darauf, daß nicht auch andere Gläubiger der Frau aus dem eingebrachten Gute befriedigt würden, wie sie sich ja auch gleich den letzteren an das Borbehaltsgut halten könnten. Für sie komme die Scheidung des Vermögens der Frau in eingebrachtes Gut und Vorbehalts gut nicht in Betracht: sie könnten den Konkurs nur beantragen, wenn die Frau in Ansehung ihres ganzen Vermögens zahlungsunfähig sei, und erhielten tu dem Konkurse Befriedigung aus dem ganzen Vermögen. — Für diejenigen Gläubiger, die nur aus dem Borbehaltsgute Befriedigung verlangen könnten, bilde das ein gebrachte Gut ein besonderes Vermögen, das ihrem Zugriffe durch das Recht des Mannes entzogen sei. Sie könnten den Konkurs nur unter Beschränkung auf das Borbehaltsgut beantragen und seien dazu berechtigt, wenn die Frau in Ansehung des Borbehaltsguts zahlungsunfähig sei. Unterliege das ganze Ver mögen dem Konkurse, so dürfe das eingebrachte Gut nur mit Zustimmung des Mannes zu ihrer Befriedigung verwendet werden. Der Feststellung des-Rechtes, Befriedigung aus dem eingebrachteu Gute zu verlangen, könne nur der Ehe mann widersprechen. In dem auf das Borbehaltsgut beschränkten Konkurse könnten auch die Gläubiger, welche Befriedigung aus dem eingebrachten Gute verlangen können, chre Rechte geltend machen. Es empfehle sich aber, sie den Gläubigern gleichzustellen, denen ein Recht auf abgesonderte Befriedigung zustehe, um zu hindern, daß sie ohne Noth den andern Gläubigern die Be friedigung aus dem Borbehaltsgute schmälerten. Sollten sie Befriedigung aus dem ganzen Vermögen der Frau verlangen, so stehe ihnen frei, die Erstreckung des Konkurses auf das eingebrachte Gut zu beantragen, die Erstreckung sei auch nach der Eröffnung des zunächst auf das Borbehaltsgut beschränkten Konkurses zulässig. — Die Ehefrau könne, wenn sie nur in Ansehung ihres Vorbehalts guts zahlungsunfähig sei, nur den auf das Borbehaltsgut beschränkten Konkurs beantragen. Sei sie in Ansehung ihres ganzen Vermögens zahlungsunfähig, so bedürfe sie zu dem Antrag auf Eröffnung des sich auf das eingebrachte Gut erstreckenden Konkurses oder auf nachträgliche Erstreckung des Konkurses auf das eingebrachte Gut nicht der Zustimmung des Mannes, weil der Mann der Befriedigung der Gläubiger, welche Befriedigung aus dem eingebrachten Gute verlangen könnten, aus diesem nicht entgegentreten könne. — Der Mann sei, wenn sich der Konkurs auf das eingebrachte Gut erstrecken solle, über die Er öffnung oder die nachträgliche Erstreckung wenn thunlich zu hören. Die Er streckung sei nur zulässig, wenn der Mann zustimme oder wenn glaubhaft gemacht werde, daß Zahlungsunfähigkeit auch in Ansehung des eingebrachten Gutes bestehe; (vergl. §. 205 Abs. 2, §. 205 a Abs. 20). Gegen den Beschluß, durch welchen der Konkurs bei der Eröffnung oder nach träglich auf das eingebrachte Gute erstreckt werde, stehe dem Manne die sofortige Beschwerde zu. Zu dem Antrag auf Konkurseröffnung sei der Mann nicht berechtigt, weil es einen auf das eingebrachte Gut beschränkten Konkurs nicht gebe und das Borbehaltungsgut seiner Verwaltung nicht unterworfen sei. Erstrecke sich der Konkurs auf das eingebrachte Gut, so ruhe während der Dauer des Konkurses das Recht des Mannes an dem eingebrachten Gute, 9 Mitgetheilt auf S. 771 unter XV 3. Protokolle.
Bd. VI.
Prct. 456. E. 1 Art. 13, 50. K.O. §§. 205, 206.
770
soweit dieses zur Konkursmasse gehöre.
Dem Konkursverwalter ständen die sich
aus dem §. 1396 Abs. 1 Satz 2, Abs. 2 d. B.G.B. (B.R.) für die Gläubiger ergebenden Rechte zu.
Die Komm, lehnte den Antrag mit 7 gegen 5 Stimmen ab.
Erwogen war: Den Mot. IV S. 259 sei darin beizupflichten, daß, falls eine Bestimmung
im Sinne des Antrags für erforderlich
erachtet werden sollte, die Aufnahme
derselben einer allgemeinen Revision der K.O. Vorbehalten bleiben könne.
In
der Gestalt, die das eheliche Güterrecht durch das B.G.B. erfahren habe, liege kein zwingender Grund, die in dem Anträge behandelte Streitfrage zu ent
scheiden.
Allerdings sei der Begriff des Vorbehaltsguts durch
das B.G.B.
erweitert: insbesondere falle der Erwerb, den die Frau durch ihre Arbeit oder
durch den selbständigen Betrieb eines Erwerbsgeschästs mache, unter das Bor-
behaltsgut.
Die Eröffnung des Konkurses über das Vermögen einer Frau, die
nicht Handelsfrau sei, komme indessen im praktischen Leben nicht häufig vor. Für die wenigen Fälle von praktischer Bedeutung werde man nach wie vor an
der Hand der allgemeinen Grundsätze zu einem angemessenen Ergebnisse gelangen. Das Verhältniß werde sich in der Praxis folgendermaßen gestalten:
An sich
falle das eingebrachte Gut in die Konkursmasse der Frau, aber der Mann habe
ein Aussonderungsrecht, jedoch nur mit der schon nach dem bestehenden Rechte geltenden Beschränkung,
daß
die Gläubiger die Befriedigung aus
dem
ein
gebrachten Gut verlangen können. Machten die Gläubiger die Haftung des eingebrachten Gutes geltend, so müßten allerdings im Konkurse verschiedene Massen gebildet werden: dies sei aber auch in zahlreichen anderen Fällen er
forderlich, in denen es der Gesetzgeber gleichfalls nicht ausdrücklich vorschreibe. Jedenfalls biete die Erweiterung des Begriffs des Borbehaltsguts keinen ge
nügenden Anlaß für die Annahme des Antrags und ebensowenig sei ein aus
reichender Grund dafür in dem Umstande zu finden, daß die Regelung, nach welcher die Ehefrau an sich verpflichtungsfähig sei und nur der Ehemann der Vollstreckung in das
eingebrachte Gut unter Umständen widersprechen könne,
für einzelne Gebietstheile eine Neuerung enthalte. XTV»
Aonk über jur. Personen. ,tz.
Nach
der Anmerkung
zu
§. 85 d. B.G.B. (B.R.) — Entw. II
77 — (vergl. I S. 551 und 552 unter VIII) soll, unter Streichung des Art. 50,
folgende Vorschrift als §. 194 a in die K.O. eingestellt werden: Auf das Konkursverfahren über das Vermögen eines rechts
fähigen Vereins
oder einer Stiftung sowie über das Vermögen
einer juristischen Person des öffentlichen Rechtes finden die Vor schriften der §§. 193, 194 entsprechende Anwendung.
Unberührt bleiben die landesgesetzlichen Vorschriften, welche die Zulässigkeit des Konkurses über das Vermögen der im §. 15 Nr. 4 des
Einführungsgesetzes
zur Civilprozeßordnung
bezeichneten ju
ristischen Personen beschränken oder ausschließen. Es lagen die Anträge vor:
1. a) den Eingang des Abs. 1 des §. 194 a zu fassen: Auf das Konkursverfahren über das Vermögen eines rechts fähigen Vereins, über das Vermögen (des Fiskus,) einer Körper-
771
E. Art. 4 Nr. 29-32. K.O. §§. 194a, 204,205,205a, 205b. Prot. 456.
sowie über das Ver
schäft oder Anstalt des öffentlichen Rechtes mögen einer Stiftung finden re.;
b) im Abs. 2 des §. 194a statt „§. 15 Nr. 4" zu setzen „§. 15 Nr. 3"; 2. den Abs. 2 des §. 194a in den §. 5 d. E.G. z. K.O. zu versetzen. Die Komm, war mit dem Anttag 1 unter Weglassung der Erwähnung des Fiskus einverstanden und überwies den Anttag 2 der Red.Komm.
XV. Nach der Anmerkung zu §. 1994 d. B.G.B. (B.R.) unter in 2 bis 4 — Entw. II §. 1891 unter III 2 bis 4 — ist beschlossen worden:
1. dem §. 204 d. K.O. (E. I §. 2119) folgende Fassung zu geben: Die Eröffnung des Verfahrens wird nicht dadurch
Nachlaß konkurs. §.201
gehindert,
daß der Erbe die Erbschaft noch nicht angenommen hat oder daß
er für die Nachlaßverbindlichkeiten unbeschränkt haftet.
Bei dem Vorhandensein mehrerer Erben ist die Eröffnung des
Verfahrens auch nach der Theilung des Nachlasses zulässig. (Bergl. V S. 879 und 880 unter VI, Bd. VI S. 340 unter VI.) 2. dem im Art. 13 vorgesehenen §. 205 d. K.O. (E. I §. 2064) folgende Fassung zu geben:
Zu dem Antrag auf Eröffnung des Verfahrens ist jeder Erbe,
der Nachlaßverwalter, sowie ein anderer Nachlaßpfleger, ein Testa mentsvollstrecker, dem die Verwaltung des Nachlasses zusteht, und jeder Nachlaßgläubiger berechttgt.
Wird der Anttag nicht von allen Erben gestellt, so ist er zuzu lassen, wenn die Ueberschuldung glaubhaft gemacht wird.
Das
Gericht hat die übrigen Erben soweit chunlich zu hören. Steht die Verwaltung des Nachlasses einem Testamentsvollstrecker
zu, so ist, wenn der Erbe die Eröffnung des Verfahrens beanttagt,
der
Testamentsvollstrecker,
wenn
der
Testamentsvollsttecker
den
Anttag stellt, der Erbe zu hören.
(Bergl. V S. 284 und 285 unter VIII, 543 unter XVIII, 668 unter VI, 826 und 827 unter VII, 831 unter XV, Bd. VI S. 316 unter 4 a, 324 unter II.) 3. nachstehende Vorschriften in die K.O. aufzunehmen:
§. 205 a.
(E. I §. 2148 Nr. 4, 2149).
Ist eine Ehefrau die
Erbin und gehört der Nachlaß zum eingebrachten Gute oder zum Gesammtgute, so kann sowohl die Ehefrau als der Ehemann die
Eröffnung des Verfahrens beantragen, des anderen Theiles erforderlich ist.
Nachlaß zum Gesammtgute gehört,
ohne daß die Zustimmung
Das Gleiche gilt, wenn der auch nach der Beendigung der
' Gemeinschaft. Wird der Antrag nicht von beiden Ehegatten gestellt, so ist. er
zuzulasien, wenn die Ueberschuldung glaubhaft gemacht wird.
Das
Gericht hat den anderen Ehegatten wenn thunlich zu hören. (Bergl. V S. 806 und 807 unter XVII und XVIII.)
§. 205 b. gläubiger,
nach
(E. I §. 2128, 2150 Abs. 4 Satz 1.)
Ein Nachlaß
der im Aufgebotsverfahren ausgeschlossen ist,
§. 1951
des
Bürgerlichen Gesetzbuchs
(B.R.)
oder ein
einem 49*
aus-
§.205.
772
Prot. 456. E. I Art. 13. geschlossenen Gläubiger gleichstehender Nachlaßgläubiger kann die Eröffnung des Verfahrens nicht beantragen. Ein Bermächtnißnehmer sowie derjenige, welcher berechtigt ist, die Vollziehung einer Auflage zu fördern, kann die Eröffnung des Verfahrens nur beantragen, wenn über das Vermögen des Erben das Konkursverfahren eröffnet ist. Ist eine Ehefrau die Erbin und gehört der Nachlaß zum Gesammtgute, so kann ein solcher Gläubiger den Antrag nur stellen, wenn über das Vermögen des Ehemanns das Konkursverfahren eröffnet ist. (Bergl. V S. 762 und 763 unter VI 2, S. 783 unter XV, 825 unter C1.) §. 205 c. Wird der Antrag auf Eröffnung des Verfahrens erst zwei Jahre nach der Annahme der Erbschaft gestellt, so kann der Erbe der Eröffnung des Verfahrens widersprechen. Macht er von diesem Rechte Gebrauch, so haftet er für die Nachlaßverbindlichkeiten unbeschränkt. Die Vorschriften der §§. 1950, 1951 des Bürger lichen Gesetzbuchs (B.R.) bleiben unberührt. Ist der Erbe geschäftsunfähig oder in der Geschäftsfähigkeit be schränkt, so ist zu dem Widerspruche die Genehmigung des Bor mundschaftsgerichts erforderlich. Mehrere Erben können das Widerspruchsrecht nur gemeinschaftlich ausüben. (Bergl. V S. 763 bis 765 unter VI3, Bd. VI S. 316 unter 4 b, 324 unter IT.) §. 205 d. (E. I §. 2110 Abs. 1.) Auf Grund einer nach dem Eintritte des Erbfalls gegen den Nachlaß erfolgten Maßregel der Zwangsvollstreckung oder der Arrestvollziehung kann abgesonderte Befriedigung nicht verlangt werden. Eine nach dem Eintritte des Erbfalls im Wege der einstweiligen Verfügung erlangte Vormerkung ist unwirksam. (Vergl. V S. 765 unter VII.) §. 205 e. Hat der Erbe vor der Eröffnung des Verfahrens Pflichttheilsansprüche, Vermächtnisse oder Auflagen erfüllt, so ist die Leistung in gleicher Weise anfechtbar wie eine unentgeltliche Verfügung des Erben. (Vergl. V S. 831 und 832 unter I.) §. 205 f. (E. I §. 2112 Satz 3.) Dem Erben steht wegen der ihm nach den §§. 1955 bis 1957 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) aus dem Nachlasse zu ersetzenden Aufwendungen, ein Zurück behaltungsrecht nicht zu. (Bergl. V S. 765 unter IX, 766 und 767 unter I.) §. 205 g. (E. I §§. 18, 2113.) Masseschulden sind außer den im §. 52 bezeichneten Verbindlichkeiten: 1. die dem Erben nach den §§. 1955 bis 1957 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) aus dem Nachlasse zu ersetzenden Auf
wendungen;
773
E. Art. 4 Nr. 32. K.O. §§. 205 b—205 k. Prot. 456. 2. die Kosten der
standesmäßigen Beerdigung des Erblassers;
3. die im Falle der Todeserklärung des Erblassers dem Nach
lasse zur Last fallenden Kosten des Verfahrens; 4. die Kosten der Eröffnung
einer Verfügung
des Erblassers
vyn Todeswegen, der gerichtlichen Sicherung des Nachlasses, einer Nachlaßpflegschaft, des Aufgebots der Nachlaßgläubiger
und der Jnventarerrichtung; 5. die Verbindlichkeiten aus den von einem Nachlaßpfleger oder einem Testamentsvollstrecker vorgenommenen Rechtsgeschäften;
6. die Verbindlichkeiten, welche für den Erben gegenüber einem Nachlaßpfleger, einem Testamentsvollstrecker oder einem Erben,
der die
Erbschaft ausgeschlagen
hat,
aus
der Geschäfts
führung dieser Personen entstanden sind.
(Bergt. I S. 15 und 16 unter II, Bd. V S. 768 unter II.) §. 205 b.
(E. I §. 2115.)
Der Erbe kann die ihm gegen den
Erblasser zustehenden Ansprüche geltend machen. Hat der Erbe eine Nachlaßverbindlichkeit berichtigt, so tritt er,
soweit die Berichtigung nicht nach den §§. 1956, 1957 des Bürger
lichen Gesetzbuchs (B.R.)
als
für Rechnung des Nachlasses erfolgt
gilt, an die Stelle des Gläubigers. Haftet der Erbe einem Gläubiger kann
gegenüber unbeschränkt, so
er dessen Forderung für den Fall geltend machen, daß der
Gläubiger sie nicht geltend macht. (Bergl. V S. 769 unter IV.)
§. 205i.
(E. I §. 2117 Abs. 1, §. 2128.)
In dem Verfahren
kann jede Nachlaßverbindlichkeit geltend gemacht werden, sofern nicht
der Gläubiger im Wege des Aufgebotsverfahrens ausgeschlossen ist oder nach §. 1951 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) einem aus
geschlossenen Gläubiger gleichsteht.
(Bergl. V S. 769 und 770 unter VI, 783 unter XV.) §. 205 k.
(E. I §. 2117 Abs. 2.)
Nachstehende Verbindlichkeiten
werden erst nach allen übrigen Verbindlichkeiten und in folgender
Rangordnung, bei gleichem Range nach Verhältniß ihrer Beträge,
berichtigt:
1. die seit der Eröffnung des Verfahrens laufenden Zinsen der im §. 54 bezeichneten Forderungen;
2. die gegen den Erblasser erkannten Geldstrafen: 3. die Verbindlichkeiten aus einer Freigebigkeit des Erblassers
unter Lebenden; 4. die Verbindlichkeiten gegenüber Pflichttheilsberechtigten: 5. die Verbindlichkeiten aus den vom Erblasser
angeordneten
Vermächtnissen und Auflagen. Ein Bermächtniß, durch welches das Recht des Bedachten auf
den Pflichttheil nach §. 2281 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) ausgeschlossen wird, steht, soweit es den Pflichttheil nicht übersteigt,
774
Prot. 456. E. I* Art. 13. K.O. §§. 205, 205 a, 206. im Range den Pflichttheilsrechten gleich.
Hat der Erblasser durch
Verfügung von Todeswegen angeordnet, daß ein Bermächtniß oder eine Auflage vor einem anderen Bermächtniß oder einer anderen
Auflage erfüllt werden soll, so hat das Bermächtniß oder die Auf lage den Borrang.
(Bergl. V S. 769 und 770 unter VI, 894 unter XVI.) §. 2051.
(E. I §. 2117 Abs. 3.)
Mit den im §. 205 k Nr. 2
bis 5 bezeichneten Forderungen werden die bis zur Eröffnung des
Verfahrens ausgelaufenen und
die seit der Eröffnung
laufenden
Zinsen an derselben Stelle angesetzt.
(Bergl. V S. 769 und 770 unter VI.) §. 205m.
Anfechtung
(E. I §. 2117 Abs. 4 Satz 1.)
einer
von
Was
in Folge der
dem Erblasser oder ihm gegenüber vor
genommenen Rechtshandlung zur Konkursmasse zurückgewährt wird, darf nicht zur Berichtigung der im §. 205 k Nr. 4, 5 bezeichneten Verbindlichkeiten verwendet werden.
Befriedigung
Das Gleiche gilt, wenn die
eines Anspruchs durch den
Erben der Anfechtung
unterliegt, für das in Folge der Anfechtung Zurückgewährte, soweit
nicht die bezeichneten Verbindlichkeiten dem
befriedigten Anspruch
im Range vorgehen oder gleichstehen.
(Bergl. V S. 769 und 770 unter VI, Bd. VI S. 324 unter III.) Tie §§. 204 bis 205 f wurden nicht beanstandet. Zu §. 205 g lag der Antrag vor:
der Nr. 6 des §. 205 g d. K.O. den Zusatz zu geben:
soweit die Nachlaßgläubiger verpflichtet sein würden, wenn die be
zeichneten Personen die Geschäfte für sie zu besorgen gehabt hätten. Dem Anträge waren folgende Bemerkungen beigefügt: Der Erbe haftet auch
für ungerechtfertigte, dem Nachlasse schädliche Geschäfte, welche der Testaments vollstrecker oder der Nachlaßpfleger mit seiner Zustimmung vorgenommen hat.
Die Nachlaßgläubiger müssen sich aber die Kosten der Geschäftsführung nur in soweit anrechnen lassen, als sie ihnen gegenüber gerechtfertigt war, als der Erbe,
wenn er nur beschränkt haftet, das, was er dem Geschäftsführer zu leisten hat,
den Nachlaßgläubigern nach der Nr. 1 des §. 205g in Rechnung setzen kann. Ter Antrag wurde aus den von dem Antragsteller beigefügten Gründen gebilligt.
Zu §. 205 h lag der Antrag vor: a) im Abs. 3 des §. 205h d. K.O.
statt
„einem Gläubiger"
zu setzen:
„einem einzelnen Gläubiger": b) als Abs. 4 des §. 205 h d. K.O. folgende Vorschrift aufzunehmen:
Die Vorschriften der Abs. 2, 3 finden keine Anwendung, wenn
der Erbe für die Nachlaßverbindlichkeiten unbeschränkt haftet.
Ter Antrag a wurde der Red.Komm. überwiesen. Zur Begründung des Antrags b wurde geltend
gemacht:
Die Vor
schriften der Abs. 2, 3 hingen mit der Beschränkung der Haftung des Erben auf den Nachlaß (B.R. §. 1952) zusammen; sie schützen den Erben dagegen, daß die
775
E. Art. 4 Nr. 30—34. K.O. §§. 204, 205, 205a—205 n, 206, 206 a. Prot. 456.
Gläubiger, denen er nur beschränkt haste, zu seinem Nachtheile mehr erhalten, als ihnen gebührt.
Haste der Erbe für die Nachlaßverbindlichkeiten im All
gemeinen unbeschränkt, so tilge er durch die Befriedigung eines Nachlaßgläubigers lediglich seine eigene Schuld, ohne den übrigen Nachlaßgläubigern einen Vortheil zu verschaffen. Die Komm, lehnte den Vorschlag aus folgenden Gründen ab:
Der Antrag schaffe eine überflüssige Komplikation des Gesetzes.
Wenn
der Erbe unbeschränkt für die Nachlaßverbindlichkeiten hafte, seien die Konkurs gläubiger in der Lage, die Ansprüche, welche dem Erben unter Anwendung der Vorschriften des §. 205 h Abs. 2, 3 erwüchsen, im Wege der Zwangsvollstreckung zu pfänden;
eine Schädigung der Konkursgläubiger sei mithin nicht zu be
fürchten, selbst wenn man die Abs. 2, 3 zu Gunsten des unbeschränkt haftenden
Erben anwende. Zu §. 205 i lag der auf S. 765 unter V mitgetheilte Antrag d vor.
Derselbe wurde zurückgezogen. Zu §. 205 k wurde im Laufe der Berathung beantragt:
im §. 205k d. K.O.
zwischen Nr. 3 und 4 folgende Nr. 3a
ein
zuschieben:
die Verbindlichkeiten aus der Unterhaltspflicht des Erblassers gegen über seinem geschiedenen Ehegatten;
Der Antrag wurde gebilligt. Erwogen war:
Wenn der Nachlaß durch die Nachlaßverbindlichkeiten erschöpft werde, so
aus denen der Unterhalt des geschiedenen Ehegatten
fehle es an Einkünften,
bestritten werden könnte;
auf Kosten der Nachlaßgläubiger sei der Unterhalt
nicht zu gewähren.
XVI. Der im Art. 13 anfgenommene §. 205 a, welcher nunmehr die Be zifferung §. 205 n erhält, wurde nicht beanstandet.
XVII. Nach der Anmerkung zu §. 1994 d. B.G.B. (B.R.) unter III 5 und 6 — Entw. II §. 1891 unter in 5 und 6 — ist beschlossen worden, folgende
LufgebotSverf. angemeld. Ford.
8.206. ZwangSvergleich.
Vorschriften in die K.O. einzustellen:
§. 206.
§.205». Schutz d. im
(E. I §. 2117 Abs. 4 Satz 2.)
Ein Zwangsvergleich
kann nur auf den Vorschlag aller Erben geschlossen werden.
Die Gläubiger, welchen die im §. 205 k 9ir. 2 bis 5 bezeichneten
Ansprüche zustehen, nehmen an der Schließung des Zwangsvergleichs
nicht Theil: sie sind jedoch vor der Bestätigung des Zwangsver gleichs zu hören.
Macht einer von ihnen glaubhaft, daß der
Zwangsvergleich sein berechtigtes Interesse verletzt, so ist auf seinen
Antrag der Zwangsvergleich zu verwerfen:
gegen die Bestätigung
steht ihm die sofortige Beschwerde nach §. 174 zu.
(Bergl. V S. 769 bis 771 unter VI.) §. 206 a.
Die Vorschriften des §. 205 g Nr. 1 und des §. 205 h
Abs. 2, 3 gelten für den Borerben auch
Nacherbfolge. (Vgl. V S. 826 unter VI1.)
nach dem Eintritte der
Stellung d. Dorerden nach Eintritt der Nacherbfolge.
776 Erbschaft--
uertauf*
Prot. 456.
E. 1 Art. 13,14.
§. 206b. (E. I §. 498 Abs. 3, §. 2150 Abs. 4 Satz 2.) Hat der Erbe die Erbschaft verkauft, so tritt der Käufer in Ansehung des
Verfahrens an seine Stelle.
Der Verkäufer ist wegen einer Nachlaßverbindlichkeit, die im Verhältnisse
zwischen ihm und dem Känfer diesem zur Last fällt,
derselben Weise wie
in
öffnung auch
des Verfahrens
auf Er
der Gläubiger zu dem Antrag berechtigt.
gleiche Recht steht chm
Das
wegen einer anderen Nachlaßverbindlichkeit zu,
es sei denn,
er unbeschränkt haftet oder daß eine Nachlaßpflegschaft zum
daß
Zwecke der Beftiedigung der Nachlaßgläubiger angeordnet ist.
Der Käufer kann der Eröffnung des Verfahrens nach §. 205 c
nur mit Zustimmung des Verkäufers widersprechen, es
sei denn,
daß dieser für die Nachlaßverbindlichkeiten unbeschränkt haftet.
Bd. V S. 766 bis 768
(Vergl. II S. 127 bis 129 unter VI,
unter I, 825 und 826 unter C, 827 unter VIII.) Hierzu lag der Antrag vor: a) im §. 206a d. K.O. vor „des §. 205g Nr. 1" einzuschalten „des §. 205f"; b) im- Abs. 2 Satz 1 des §. 206b d. K.O.
statt
„Verkäufer"
zu setzen
„Erbe" und dem Abs. 2 als Satz 3 folgende Vorschrift beizusügen: Die Vorschriften des §. 205 f, des §. 205 g Nr. 1 und des §. 205 h
gelten für den Erben auch nach dem Verkaufe der Erbschaft.
Dem Anträge war die Bemerkung
beigefügt:
Der Abs. 1 des §. 206 b
kann Zweifel darüber hervorrufen, ob die angeführten Vorschriften noch für den
Erben gelten.
Der Antrag a enthält lediglich die Berichtigung eines Redaktionsversehens. Gegen den Antrag b erhob sich kein Widerspruch. Im Uebrigen wurden die §§. 206, 206 a, 206 b nicht beanstandet. Verkauf e. XVIII. Nach der Anmerkung zu §. 1994 d. B.G.B. (B.R.) unter III 6 — Mworbemn0 Entw. II §. 1891 unter III 6 — sollen folgende Vorschriften in den Art. 13
Erbschaft rc.
eingestellt werden: §. 206 c.
(E. I §. 500 Abs. 1, §. 2150 Abs. 4 Satz 2.)
Die Vor
schriften des §. 206b finden entsprechende Anwendung, wenn Jemand
eine durch Vertrag erworbene Erbschaft verkauft oder sich zur Ver äußerung einer ihm angefallenen oder anderweit von ihm erworbenen
Erbschaft in sonstiger Weise verpflichtet hat. (Vergl. II S. 129 unter VII, Bd. V S. 825 unter 0 2, S. 826 unter VI.) Äont gegen
neben^dem Nachlaßkonk.
§. 206 d. (E. I §. 2150 Abs. 2, Abs. 4 Satz 1). In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Erben finden, wenn
auch
über den Nachlaß das Konkursverfahren eröffnet oder wenn
eine Nachlaßverwaltung angeordnet ist, auf Nachlaßgläubiger, denen gegenüber der Erbe unbeschränkt haftet, die Vorschriften der §§. 57,
88, 141, 143, 144, des §. 155 Nr. 3 und des §. 156 entsprechende Anwendung.
E. Art.4 Nr. 33,34, Art.5Nr. 1, 2. Ä.£). §§. 206,206 a-f. E.G.z.K.O.§§.3,5.
777
Das Gleiche gilt, wenn eine Ehefrau die Erbin ist und der Nachlaß zum Gesammtgute gehört,
auch in dem Konkursverfahren
über das Vermögen des Ehemanns.
(Bergl. V S. 824 und 825 unter B, 825 unter C 1.) §. 206 e. (E. I §. 2119.) Konkursverfahren nicht statt.
Ueber
einen
Erbtheil
findet
ein unftatt^ett Verbt^
(Bergl. V S. 879 und 880 unter VI.) §. 206f.
Die Vorschriften der §§. 202 bis 206 e finden im Falle
der fortgesetzten Gütergemeinschaft auf das Konkursverfahren über bei soriges. das Gesammtgut entsprechende Anwendung. Konkursgläubiger sind g^nschaft. nur die Gesammtgutsgläubiger, deren Forderungen schon zur Zeit des Eintritts der fortgesetzten Gütergemeinschaft bestanden. Zu dem
Antrag auf Eröffnung des Verfahrens ist ein Gläubiger nicht be-
rechtigt, dem gegenüber der überlebende Ehegatte zu dieser Zeit persönlich haftete.
Die antheilsberechtigten Abkömmlinge sind
zu
dem Anträge nicht berechtigt; das Gericht hat sie soweit thunlich zu
hören. (Vergl. S. 295 unter e.) Hiergegen erhob sich kein Widerspruch.
XU. Die Berathung wandte sich nunmehr dem Art. 14 des Entw. d.
E.G. zu, welcher die Aenderungen des E.G. z. K.O. zum Gegenstände hat. 1. Zu §. 3 d. E.G. z. K.O. wurde bemerkt:
a) Aer Abs. 3 des §. 3 ändert den Art. 80 d. W.O. dahin, daß die Verjährung auch wird.
nach Maßgabe des
§. 13 d. K.O. unterbrochen
Art. 14. E.G. K O.
§. 3 Abs. 3. Aenderung d. Art. 80 d. W.O.
Der §. 13 d. K.O. ist (vergl. S. 759 unter 10) gestrichen
und mit Rücksicht darauf beschlossen worden, dem Abs. 3 des §. 3 folgende Fassung zu geben:
Der Art. 80 der Wechselordnung
wird dahin abgeändert, daß
die Verjährung auch nach Maßgabe des §. 204 Abs. 2 Nr. 2 und des §. 209 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) unterbrochen wird.
b) Der
Abs. 4 des §. 3
ist durch den §. 153 d. Ges.,
betr. die
Erwerbs- und Wirthschaftsgenossenschaften, v. 1. Mai 1889 auf gehoben.
2. Zu §. 5 d. E.G. z. K.O. lagen zwei Anträge
vor,
der
eine auf m 6-5-,
Streichung der ganzen Vorschrift, der andere auf Streichung der Nr. 2. landesges. Der Vorschlag, auch die Nr. 1 zu streichen, wurde zurückgezogen, Vorschriften, nachdem darauf hingewiesen worden war, daß der Art. 33 die Landes gesetze, welche die Lehen, Stammgüter oder Familienfideikommiffe be
treffen, nur im Verhältnisse zum B.G.B. unberührt lasse. Der Antrag, die Nr. 2 zu streichen, wurde angenommen.
Erwogen war:
In
den Mot. z. E. e. E.G. z. B.G.B.
(S. 120)
sei
nicht
verkannt,
daß die im §. 5 Nr. 2 bezeichneten landesgesetzlichen Vorschriften nur für die
Uebergangszeit Bedeutung hätten. rechtfertige aber
deren
Der Zweck, den diese Vorschriften verfolgen,
Aufrechterhaltung
auch während der
Uebergangszeit
778
Prot. 456. E. I Art. 14,15. E.G. z. K.O. §§. 14-17. B.R. Art. 21.
nicht.
Denn nach den Bestimmungen
des B.G.B. (B.R. §§. 1420, 1416) in
Verbindung mit den Bestimmungen des Entw.
durch
nicht
Zweck
Strafen, sondern
durch
d. E.G. Art. 170 solle dieser
die Eintragung
in
das Güter
rechtsregister erreicht werden und es gelte dies auch für die vor dem Inkraft Die bezeichneten landesgesetzlichen Vor
treten des B.G.B. geschlossenen Ehen.
schriften hätten künftig hin um so weniger innere Berechtigung, als man nicht einmal für die Gebiete, in welchen, wie z. B. in Elsaß-Lothringen, ein nach
Eingehung der Ehe geschlossener Ehevertrag gegenwärtig unzulässig, nach dem Inkrafttreten des B.G.B. aber zulässig sei, den Eintragungszwang für die vor
dem Inkrafttreten des B.G.B. geschlossenen Ehen aufgestellt habe; (vergl. S. 535 ff. unter I und E.G. z. H.G.B. für Elsaß-Lothringen Art. VII Nr. 1). Vereine und registrirte Gesellschaften in Bayern.
3. Zu §. 6 d. E.G. z. K.O. war beantragt:
die Vorschrift zu fassen: Die Bestimmungen der §§. 193, 194, 214 der Konkursordnung
finden auf registrirte Gesellschaften, welche auf Grund des bayerischen
Gesetzes vom 29. April 1869, betreffend die privatrechtliche Stellung der Erwerbs- und Wirthschaftsgesellschaften, bestehen, entsprechende
Anwendung. Tie Gesellschaft
wird
in
dem
Konkursverfahren, durch
oder die Liquidatoren vertreten.
Vorstand
findet nicht statt. Dem Anträge war folgende Begründung beigegeben:
Vereine" des
bayr. Ges. v. 29. April 1869,
den
Ein Zwangsvergleich
Die „anerkannten
die privatrechtliche Stellung von
Vereinen betr., sind rechtsfähige Vereine, fallen daher — ebenso wie die rechts
fähigen Personenvereine des sächs. Ges. v. 15. Juni 1868, die juristischen Per sonen betr., — unter den
§. 194 a d. K.O.
Daß der Verein im Konkurs
verfahren durch den Vorstand oder die Liquidatoren vertreten wird, ergießt sich aus der allgemeinen Vorschrift des Art. 30 d. Ges. v. 29. April 1869 und
braucht ebensowenig
besonders gesagt zu werden,
wie es für die rechtsfähigen
Vereine des B.G.B. und die Aktiengesellschaften gesagt wird. Die Aus schließung des Zwangsvergleichs und die Strafdrohung des §. 214 d. K.O.
paffen für die anerkannten Vereine, die keine wirthschaftlichen Zwecke verfolgen, nicht (Mot. z. E. e. E.G. z. B.G.B. S. 120, Zus. d. gutachtl. Aeuß. z. E. e. E.G. S. 31).
Der §. 196 d. K.O. ist durch den §. 153 d. Ges., betr. die Erwerbs
und Wirthschaftsgenossenschaften, v. 1. Mai 1889 aufgehoben und nur für den §. 6 d. E.G. aufrechterhalten;
es empfiehlt sich deshalb, seinen Inhalt in den
§. 6 zu übertragen. Der Antrag wurde ohne Erörterung angenommen. 88.14 bis 16.
4.
Die §§. 14 bis 16 des E.G. z. K.O. sollen nach Art. 14 aufgehoben
Ps-ndr. im werden. JconL 6-17. Vorbehalt zu Gunsten der Inhaber gewisser Schuldoerschr.
Hiermit war man einverstanden.
5.
Zu §. 17 d. E.G. z. K.O. war von einer Seite beantragt: denselben in der Fassung des Art. 14 anzunehmen und als Anmerkung beizufügen: Es wird vorausgesetzt, daß das in der Anmerkung zu B.G.B.
Buch IE
Abschn. IX
Tit. II
(B.R.)
—
Entw. H
Buch III
E. Art. 5 Nr. 2-4; Art. 6. 7. E.G. z. K.O. §§. 5, 6,14-16. Prot. 456.
779
Abschn. IX Tit. II — in Aussicht genommene Reichsgesetz Über die dingliche Sicherung der Inhaber von Pfandbriefen und Lhn-
lichen Werthpapieren, die der Schuldner auf Grund Forderungen ausstellt, mit dem
Inkrafttreten
des
erworbener
Bürgerlichen
Gesetzbuchs in Wirksamkeit tritt.
Bon anderer Seite war beantragt:
den §. 17 unverändert zu lassen und seine Aenderung dem in Aussicht genommenen Reichsgesetz
über die dingliche Sicherung der Inhaber
von Pfandbriefen und ähnlichen Werthpapieren, die der Schuldner auf Grund erworbener Forderungen ausstellt, vorzubehalten.
Die Komm, erklärte sich mit dem letzteren Antrag einverstanden.
XX.
Art. 15. Zu Art. 15 war beantragt: Ausdehnung die Vorschrift zu fassen: be8 $. 41 Die Vorschriften des §. 41 Abs. 2 der Konkursordnung und bc§ abf-2 b-Ä D-
§. 17 Nr. 1, 2 des Einführungsgesetzes zur Konkursordnung finden Ausdehnung auch außerhalb des Konkurses Anwendung. Der Antrag weicht vom Entw. darin ab, daß er auch die Vorschriften
£d. Vi? 9lr1'2-
des §. 17 Nr. 1, 2 d. E G. z. K.O. auf die Rechtsverhältnisse außerhalb des Konkurses erstecken will.
gesetzgebung dasjenige,
Es hängt dies damit zusammen, daß die Landes
was ihr nach §. 17 für den Konkurs Vorbehalten ist,
außerhalb des Konkurses
jetzt unbedingt vorschreiben kann, während sie nach
dem Inkrafttreten des B.G.B. auch für das Gebiet außerhalb des Konkurses
eines Vorbehalts bedarf.
Der Antrag bezweckt somit, die von einzelnen Bundes
staaten erlaffenen Pfandbriefsicherungsgesetze nach dem Inkrafttreten des B.G.B. ausrechtzuerhalten'.
Sollte das
in Aussicht genommene Reichsgesetz über die
Pfandbriefsicherung vor diesem Zeitpunkt erlassen werden, so wäre der Antrag gegenstandslos. Die Komm, billigte den Art. 15 und nahm die beantragte Ergänzung
desselben an.
XXI. In dem dem Reichstage vorgelegten Entw. e. E.G. z. B.G.B. Anferhtungsist der, eine Aenderung des Anfechtungsges. v. 21. Juli 1879 enthaltende Art. 21,2tIsiViero. welcher in dem dem Bundesrathe vorgelegten Entw. vorgesehen war (vergl. V S. 831 unter I, Bd. VI S. 598 unter XI) nicht ausgenommen worden, weil die in Rede stehende Aenderung des Ges. v. 21. Juli 1879 mit den Vorschriften
der K.O. zusammenhängt und, getrennt von den die Aenderungen und Er gänzungen der die d. K.O. betreffenden Bestimmungen, schwer verständlich ist.
Es wurde beschlossen, die Vorschrift in den Entw. d. Ges., betr. Aenderungen des G.B.G., d. C.P.O., d. K.O. rc., einzustellen.
Der Antrag: dem §. 3 Nr. 4 des Anfechtungsges. die Fassung zu geben:
4. die in den letzten zwei Jahren vor der Rechtshängigkeit des An fechtungsanspruchs von dem Schuldner vorgenommenen unentgelt
lichen Verfügungen zu Gunsten seines Ehegatten. wurde mit Rücksicht auf den zu §. 25 d. K.O. (vergl. S. 762 unter 17) ge
faßten Beschluß zurückgezogen.
780 Gerichts kostenges. vom 18. Juni 1878, 29. Juni 1881.
Prot. 456. XML Es lag der Antrag vor: das Gerichtskostenges, v. 18. Juni 1878/29. Juni 1881 in nachstehender Weise zu ändern: -1. im §. 20 soll die Nr. 1 folgende Fassung erhalten: 1. für eine nicht kontradiktorische mündliche Verhandlung in Ehesachen, in Rechtsstreitigkeiten, welche die Feststellung des Rechtsverhältnisses zwischen Eltern und Kindern zum Gegen stände haben, in den vor die Landgerichte gehörigen Ent mündigungssachen und in dem Verfahren über die gegen eine Todeserklärung erhobene Anfechtungsklage, sofern der Kläger verhandelt; (Der §. 578 d. C.P.O. ist auch im §. 592 a und im §. 836 q der Vorl.Zus. o für anwendbar erklärt.) 2. im §. 26 soll a) in der Nr. 2 statt „den Mangel der Prozeßfähigkeit": „den Mangel der Parteifähigkeit, der Prozeßfähigkeit", b) in der Nr. 3 statt „§§. 72, 73": „§§. 72 bis 73a", c) in der Nr. 4 statt „§§. 217 bis 227": „§§.141a6t5 141c, 217 bis 227" gesetzt werden. 3. der §. 27 soll folgenden Abs. 2 erhalten: Für die Abnahme des Offenbarungseids durch das Prozeßgericht (Civilprozeßordnung §. 774a) wird dieselbe Gebühr erhoben wie für die Abnahme des Eides durch das im §. 255 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) bestimmte Amtsgericht. (Bergl. IIS. 791 und 792 unter i. Die Abnahme des Offenbarungs eids ist kein Akt derZwangsvollstreckung; sie hat auch zu erfolgen, wenn der verurtheilte Verpflichtete sich freiwillig zur Eidesleistung erbietet.) 4. im §. 34 soll in der Nr. 1 statt „625" gesetzt werden „§. 625, 627 a"; 5. im §. 35 soll gesetzt werden: a) in der Nr. 1 statt „696": „696d, 696e, 696f Abs. 2"; b) in der Nr. 2 statt „§§. 736, 738": „§. 731 Abs. 3, §§. 736, 737a Abs. 2, §. 738"; c) in der Nr. 4 statt „§. 685": „§§. 685, 692a"; 6. im §. 38 Nr. 2 soll hinter der Ziffer „668" eingeschaltet werden „6704, 670g, 670i, 670k, 670o"; 7. im §. 44 soll hinter der Ziffer „850" eingeschaltet werden „850b, 850d, 850 e"; im §. 44 soll ferner als Abs. 2 folgende Vorschrift ausgenommen werden: Die gleiche Gebühr wird für die Entscheidung über Anträge auf Anordnung der Zahlungssperre (Civilprozeßordnung §§. 850a, 850d) erhoben. Wird die Zahlungssperre gleichzeitig mit der Erlaffung des Aufgebots angeordnet, so wird für die Anordnung eine
besondere Gebühr nicht erhoben.
0 Der §. 592 a ist auf S. 684 und 685 unter 2, der §. 836 q auf S. 732 mitgetheilt.
781
Prot. 456. 8. int §. 47 soll die Nr. 9 folgende Fassung erhalten:
9. über die Bestellung eines Vertreters einer nicht prozeßfähigen oder
Partei,
unbekannten
eines
dem
von
Eigenthümer
aufgegebenen
Grundstücks oder eines Erben, der die Erbschaft noch nicht an genommen hat (Civilprozeßordnung §§. 55, 55 a, 455, 609, 620,
626, 693, 696 g); 9. im §. 57 Abs. 2 soll statt „§. 174" gesetzt werden „§§. 174, 206 Abs. 2."
Gelegentlich dkr Berathung des Entw. I §. 872 ist in der Anmerkung zu
§. 913 d. B.G.B. (B.R.) unter 3 — Entw. II §. 841 unter 3 — (vergl. HI S. 188 unter V) die Voraussetzung ausgesprochen worden, daß der §. 47 Nr. 9
d. Gerichtskostenges, auf die Fälle der §§. 55 a, 696 g d. C.P.O. erstreckt werde.
Der Antrag will das ganze
Gerichtskostenges, insoweit ändern und ergänzen,
als dies durch das B.G.B. nothwendig erscheint. Die Komm, lehnte es ab, auf den Antrag einzugehen und beschloß, auch
die in der Anmerkung zu §. 913 vorausgesetzte Ergänzung nicht aufzunehmen. Maßgebend war insbesondere die Erwägung, daß das Gerichtskostenges, in Folge der Einführung des B.G.B. zweifelsohne einer Abänderung und, was noch
wichtiger
sei,
einer Ergänzung nach
Nehme man nun lediglich die in
verschiedenen
der Anmerkung
Richtungen
bedürfe.
zu §. 913 vorgesehene Er
gänzung vor, so erwecke man den Anschein, als ob die Komm, das Gesetz im llebrigen als durch das B.G.B. nicht berührt ansehe.
gehe es aber wohl über
Auf der anderen Seite
die Aufgabe der Komm, hinaus, alle Aenderungen
und Ergänzungen, welche durch das B.G.B.
in
Ansehung einzelner Neben
gesetze nothwendig würden, vorzunehmen, und es sei jedenfalls im jetzigen Zeit
punkte
gerathener,
diese
Aenderungen
der
Revision
der Prozeßgesetze
vor-
zubehalten, zumal es mit einer Aenderung des Gerichtskostenges, nicht abgethan wäre, vielmehr auch die Geb.O. für Rechtsanwälte und die Geb.O. für Gerichts in den Kreis der Revision einbezogen werden müßten.
vollzieher rc.
Dabei
wurde von einer Seite namentlich auch auf die Rechtsanwaltsordnung hingewiesen
und bemerkt, daß geprüft werden müsse, ob die Vorschriften des B.G.B. über
eine Aenderung
den Auftrag
der Rechtsanwaltsordnung
nothwendig machten
(II S. 379 unter III). Man beschloß, in einer Anmerkung die Voraussetzung auszusprechen, daß in den Gesetzen über die Gerichtskosten, über die Gebühren der Rechtsanwälte und der Gerichtsvollzieher rc., die durch das B.G.B. und durch die Aenderungen der C.P.O. und der K.O. erforderlich werdenden Aenderungen und Ergänzungen vorgenommen werden.
XXIII.
Es war beantragt: in einem Schlußartikel die Vorschrift aufzunehmen: Dieses Gesetz tritt gleichzeitig mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch in Kraft.
Das Gesetz, betreffend die Abänderung des §. 41
der
Konkursordnung, vom 9. Mai 1894 (Reichs-Gesetzbl. S. 439) wird aufgehoben. Die landesgesetzlichen Vorschriften über die Vollstreckbarkeit von Hypothekenurkunden bleiben
in Ansehung der vor dem Inkraft
treten des Bürgerlichen Gesetzbuchs entstandenen Hypocheken in Kraft.
782 sinführungstermm.
gomm
Prot. 456.
Der beantragte Abs. 1 Satz 1 entspricht dem Standpunkte, welchen die bezüglich der formellen Behandlung der in den Art. 11 bis 15 be
handelten Vorschriften
eingenommen hat; (vergl. S. 559 unter I, 574 unter I).
Die Bestimmung wurde ohne Erörterung gebilligt. Aufhebung d.
9?Ma?iWL. Vollstreckbar^.
Hypochelen-
urkunden.
Der beantragte Abs. 1 Satz 2 fand gleichfalls allseitige Zustimmung. Eine längere Erörterung knüpfte sich an den Abs. 2 des vorgeschlagenen
Artikels.
®cr Antragsteller führte aus:
Nach bayr. Rechte sei vor der Reichs
C.P.O. jede Notariatsurkunde ohne Weiteres vollstreckbar gewesen (Art. 80
d. Notariatsges.
und Art. 822 d. bayr. Pr.O.); da die Hypothek
zu ihrer
Entstehung nach bayr. Rechte (Art. 14 d. Notariatsges.) eine notarielle Urkunde voraussetze, habe jeder Hypothekengläubiger die Möglichkeit sofortiger Zwangs vollstreckung gehabt. Die Reichs-C.P.O. habe die Vollstreckbarkeit der Notariats
urkunden einheitlich geregelt und dem bayr. Rechte gegenüber eingeengt; sie habe
aber (§. 706 Abs. 2) die Landesgesetzgebung nicht gehindert, auf Grund von Hypothekenurkunden die Zwangsvollstreckung zuzulassen.
Bon dieser Ermächti
gung sei in Bayern (Ges. v. 23. Febr. 1879 z. Ausführung d. Reichs-C.P.O. rc.
Art. 127 ff.) und in Hamburg (Ges. v. 14. Juli 1879, betr. Ausführung d. C.P.O. §§. 4 bis 16) Gebrauch gemacht worden.
vollstreckung
Nach bayr. Rechte finde die Zwangs
aus Hypothekenurkunden statt, wenn die Hypothek vertragsmäßig
für einen Anspruch bestellt sei, welcher die Zahlung einer bestimmten Geldsumme
zum Gegenstände habe und durch die Urkunde festgestellt sei. Die Vollstreckbar
keit der Hypothekenurkunde gründe sich demnach nicht nur auf die Eigenschaft der
Urkunde als einer Notariatsurkunde, sondern auch noch auf die hypothkenamtliche Bestätigung der Eintragung.
Dagegen fehle im Vergleiche mit den Erfordernissen
die
ausdrückliche Unterwerfung des Schuldners unter
der C.P.O. namentlich
die sofortige Zwangsvollstreckung (C.P.O. §. 702 Nr. 5).
In Bayern sei es in
Folge dieses Rechtszustandes bei keiner Hypothekenbestellung üblich, die ausdrück
liche Unterwerfung des Schuldners unter die sofortige Zwangsvollstreckung auf zunehmen. Die Komm, habe nun den •§. 706 Abs. 2 d. C.P.O. gestrichen (S. 722 unter II) und
zum Ersatz
allgemeine Vorschriften im §. 705a1) (S. 718 bis
J) Der §. 705 a lautet nach der Vorl.Zus.:
§. 705 a. Hat sich der Eigenthümer eines mit einer Hypothek, einer Grundschuld oder einer Rentenschuld belasteten Grundstücks in einer nach §. 702 Nr. 5 aufgenommenen Urkunde der sofortigen Zwangsvollstreckung unterworfen und ist dem Rechtsnachfolger des Gläubigers eine vollstreckbare Ausfertigung ertheilt, so ist die Zustellung der die Rechtsnachfolge nach weisenden öffentlichen Urkunde nicht erforderlich, wenn der Rechtsnachfolger als Gläubiger im Grundbuch eingetragen ist.
Die Unterwerfung des Eigenthümers unter die sofortige Zwangsvollstreckung kann mit der Wirkung- erfolgen, daß die Zwangsvollstreckung aus der Urkunde gegen den jeweiligen Eigenthümer des Grundstücks stattfindet; sie bedarf in diesem Falle der Eintragung in das Grundbuch. Bei der Zwangsvollstreckung gegen einen späteren Eigenthümer ist die Zustellung der seinen Erwerb nach weisenden öffentlichen Urkunde nicht erforderlich, wenn er als Eigenthümer im Grundbuch eingetragen ist.
783
E. Art. 8. Prot. 456. 721 unter I) gegeben.
diesen Vorschriften sei die Zwangsvollstreckung
Nach
gegen den Sondernachfolger auch ohne dessen ausdrückliche Unterwerfung unter die Zwangsvollstreckung zulässig, es werde aber die ausdrückliche Unterwerfung des Schuldners selbst verlangt, also gerade, in dem hier entscheidenden Punkte
an dem Erfordernisse der Unterwerfung festgehalten.
wirthschaftlichen Verhältnisse eingreifen,
Es würde tief in die
wollte man die vor dem Inkrafttreten
des B.G.B. entstandenen Hypotheken sofort den Vorschriften des §. 705a unter
werfen.
Die Rechtsverfolgung des Hypothekengläubigers würde in fühlbarer
Hypothekenkredit
und der
erschwert
Weise
empfindlich
geschädigt
werden.
Denn der Hypothekenkredit verlange die Möglichkeit rascher Beitreibung sowohl der Zinsen als des Kapitals und der Gläubiger habe sich bei der Bestellung der Hypothek nach dieser Richtung nicht vorgesehen, weil ihm eben die zur Zeit der Bestellung geltende Gesetzgebung die rasche Vollstreckbarkeit ohne Weiteres
sicherte.
Ohne Zweifel würden viele Hypotheken nur zu dem Zwecke gekündigt
werden, um den Schuldner indirekt zu zwingen, sich nachträglich der sofortigen Zwangvollstreckung zu unterwerfen, da der Gläubiger die Möglichkeit des raschen
Zugriffs nicht werde missen wollen. Inkrafttreten
des
herigen Rechte
B.G.B.
belassen.
bereits
Daß
Man müsse es deshalb bezüglich der beim
eingetragenen Hypotheken
gerade
auf
dem
Gebiete
bei
des
dem
bis
Grundkredits
ein schonendes Vorgehen bei der Einführung des B.G.B. geboten sei, zeige auch der Art. 167 in der Fassung des dem Reichstage vorgelegten Entw. e. E.G. z.
B. G.B., nach welchem die landesgesetzlichen Vorschriften in Kraft bleiben, welche die zur Zeit des Inkrafttretens des B.G.B. bestehenden landschaftlichen oder ritterschaftlichen Kreditanstalten betreffen.
rade bezüglich
Diese Kreditanstalten hätten auch ge
der zwangsweisen Beitreibung von Zinsrückständen und
von
Kapital verschiedene Sonderrechte, insbesondere sei — und darin bestehe eine ge
wisse Aehnlichkeit mit der bayr. Vollstreckbarkeit der Hypothekenurkunden — die vorherige Ausklagung des Schuldners auch dann nicht erforderlich, wenn er sich der sofortigen Zwangsvollstreckung nicht unterworfen habe.
Als die Reichs-
C. P.O. die Vollstreckbarkeit der Notariatsurkunden dem Art. 80 d. bayr. No-
tariatsges. und dem Art. 822 d. bayr. P.O.
gegenüber in erheblichem Maße
beschränkte, sei für die bereits vor dem Inkrafttreten der C.P.O. aufgenommenen
Urkunden,
aus welchen nach den bisherigen Gesetzen eine Zwangsvollstreckung
zulässig gewesen, im §. 22 d. E.G. z. C.P.O. eine Ausnahme gemacht worden. Eine in gleicher Richtung sich bewegende Ausnahme auch bei der Einführung des B.G.B. zu machen, wie sie der Antrag vorschlage, sei eine Forderung der
Billigkeit, Gerechtigkeit und Zweckmäßigkeit.
Der Antrag wurde von einer Seite bekämpft;
er gehe namentlich um des
willen zu weit, weil er zur Folge haben würde, daß die Bestimmungen der
C.P.O. auf lange Zeit nicht zu völlig einheitlicher Durchführung im ganzen Reiche gelangen.
Es wurde angeregt, die Vollstreckbarkeit auf die bereits auf
genommenen Urkunden zu beschränken. Die Komm, war dagegen der Ansicht, daß die von dem Antragsteller vor
gebrachten Gründe durchschlagend seien und nahm den Antrag mit 13 gegen
4 Stimmen unverändert an.
Die Anregung, den Antrag auf die bereits auf
genommenen Urkunden zu beschränket,
fand die Zustimmung insbesondere um
784
Prot. 457.
deswillen nicht, weil erwogen wurde, daß die Vollstreckbarkeit der bereits er
theilten vollstreckbaren Ausfertigungen von Hypothekenurkunden selbstverständlich aufrechterhalten
schränkung
werden
müsse,
im Uebrigen aber mit der angeregten
nicht viel erreicht werde und
Ein
es innerlich nicht gerechtfertigt sein
würde, der zweiten Ausfertigung einer nach dem Inkrafttreten des B.G.B. ver
loren gegangenen Hypothekenurkunde die Vollstreckbarkeit zu versagen. Als selbstverständlich wurde es angesehen,
daß den Hypothekenurkunden,
welche nach dem Anträge vollstreckbar bleiben, nur die bisherige Vollstreckbarkeit
zukomme, daß also namentlich die Vollstreckung aus denselben nur innerhalb des
Rechtsgebiets stattfinde, in welchem die ihre Zulässigkeit bedingenden Gesetze ge golten hätten.
Man hielt dies durch die sich an die Ausdrucksweise des E.G.
z. B.G.B. anschließende Fassung „in Kraft bleiben" für genügend deutlich aus
gedrückt.
XXIV. Es war beantragt:
G.B.G. §. 74. Strafgericht!. Zuständ.keit.
dem §. 74 d. G.V.G. als Nr. 6 beizufügen: 6. für die nach §. 145 a des Strafgesetzbuchs strafbaren Handlungen. Dem Anträge waren die Bemerkungen beigefügt: Der im Art. 8 des Entw.
d. E.G. Ziff. IV neu aufgenommene §. 145 a d. St.G.B. ist dem §. 6 d. Ges. v.
6. Juni 1871, betr. Jnhaberpapiere mit Prämien, nachgebildet. Zur Aburtheilung
der Zuwiderhandlungen Nr. 3
gegen das letztere Gesetz sind im §. 74 d.
die Strafkammern für ausschließlich
zuständig
erklärt.
dürfte für die Zuwiderhandlungen gegen den §. 145a d.
G.V.G.
Das
Gleiche
St.G.B.
zu be
stimmen sein. Die Komm, war mit dem sachlichen Inhalte des Antrags aus den dem selben beigefügten Gründen einverstanden.
Der Vorschlag, die Bestimmung im
§. 74 d. G.V.G. als Nr. 1 einzustellen, wurde der Red.Komm, überwiesen.
XXV.
(Betrifft Geschäftliches.)
457. (S. 9491 bis 9524.) In
der
heutigen Sitzung
befaßte sich
die Komm, mit
der
von
der
Aenderungen Red.Komm. (xuf Grund der bisherigen Beschlüsse ausgearbeiteten Vorlage des b’ ®a”’®enC Entw. eines Ges., betr. Aenderungen des G.V.G., der C.P.O., der K.O. und Einführungsgesetze zur C.P.O. und zur K.O.D Nach einigen geschäftlichen e. omm. M^bilungen des Vorsitzenden ging man dazu über, diejenigen Punkte der Vorlage einer Berathung zu unterziehen, in denen gegenüber den in der Borl. Zus. enchaltenen früheren Beschlüssen sachliche Aenderungen seitens der Red.Komm.
vorgeschlagen worden sind.
Die Komm, erklärte sich dabei, soweit nicht im
Folgenden zu einzelnen Punkten etwas Besonderes bemerkt ist, mit der Vorlage
einverstanden. Red.Vor!. Der Art. 1 d. Red.Vorl. betrifft das G.V.G. Art i. ____________ Die Red.Vorl. weist, abgesehen von den Punkten, welche durch die nach stehenden Beschlüsse geändert und abgesehen von redaktionellen Aenderungen, welche bei der Schlußredaktion vorgenommen worden sind, den Entw. in der Gestalt auf, in welcher er dem Bundesrathe vorgelegt worden ist Die Paragraphen des B.G.B. und die Artikel des E-G. z. B-G.B. sind in der Red.Vorl. wie in der Vorlage des Gesetzentwurfs an den Bundeßrath nach den Reichstags-Drucksachen Nr. 87, 87 a zitirt.
784
Prot. 457.
deswillen nicht, weil erwogen wurde, daß die Vollstreckbarkeit der bereits er
theilten vollstreckbaren Ausfertigungen von Hypothekenurkunden selbstverständlich aufrechterhalten
schränkung
werden
müsse,
im Uebrigen aber mit der angeregten
nicht viel erreicht werde und
Ein
es innerlich nicht gerechtfertigt sein
würde, der zweiten Ausfertigung einer nach dem Inkrafttreten des B.G.B. ver
loren gegangenen Hypothekenurkunde die Vollstreckbarkeit zu versagen. Als selbstverständlich wurde es angesehen,
daß den Hypothekenurkunden,
welche nach dem Anträge vollstreckbar bleiben, nur die bisherige Vollstreckbarkeit
zukomme, daß also namentlich die Vollstreckung aus denselben nur innerhalb des
Rechtsgebiets stattfinde, in welchem die ihre Zulässigkeit bedingenden Gesetze ge golten hätten.
Man hielt dies durch die sich an die Ausdrucksweise des E.G.
z. B.G.B. anschließende Fassung „in Kraft bleiben" für genügend deutlich aus
gedrückt.
XXIV. Es war beantragt:
G.B.G. §. 74. Strafgericht!. Zuständ.keit.
dem §. 74 d. G.V.G. als Nr. 6 beizufügen: 6. für die nach §. 145 a des Strafgesetzbuchs strafbaren Handlungen. Dem Anträge waren die Bemerkungen beigefügt: Der im Art. 8 des Entw.
d. E.G. Ziff. IV neu aufgenommene §. 145 a d. St.G.B. ist dem §. 6 d. Ges. v.
6. Juni 1871, betr. Jnhaberpapiere mit Prämien, nachgebildet. Zur Aburtheilung
der Zuwiderhandlungen Nr. 3
gegen das letztere Gesetz sind im §. 74 d.
die Strafkammern für ausschließlich
zuständig
erklärt.
dürfte für die Zuwiderhandlungen gegen den §. 145a d.
G.V.G.
Das
Gleiche
St.G.B.
zu be
stimmen sein. Die Komm, war mit dem sachlichen Inhalte des Antrags aus den dem selben beigefügten Gründen einverstanden.
Der Vorschlag, die Bestimmung im
§. 74 d. G.V.G. als Nr. 1 einzustellen, wurde der Red.Komm, überwiesen.
XXV.
(Betrifft Geschäftliches.)
457. (S. 9491 bis 9524.) In
der
heutigen Sitzung
befaßte sich
die Komm, mit
der
von
der
Aenderungen Red.Komm. (xuf Grund der bisherigen Beschlüsse ausgearbeiteten Vorlage des b’ ®a”’®enC Entw. eines Ges., betr. Aenderungen des G.V.G., der C.P.O., der K.O. und Einführungsgesetze zur C.P.O. und zur K.O.D Nach einigen geschäftlichen e. omm. M^bilungen des Vorsitzenden ging man dazu über, diejenigen Punkte der Vorlage einer Berathung zu unterziehen, in denen gegenüber den in der Borl. Zus. enchaltenen früheren Beschlüssen sachliche Aenderungen seitens der Red.Komm.
vorgeschlagen worden sind.
Die Komm, erklärte sich dabei, soweit nicht im
Folgenden zu einzelnen Punkten etwas Besonderes bemerkt ist, mit der Vorlage
einverstanden. Red.Vor!. Der Art. 1 d. Red.Vorl. betrifft das G.V.G. Art i. ____________ Die Red.Vorl. weist, abgesehen von den Punkten, welche durch die nach stehenden Beschlüsse geändert und abgesehen von redaktionellen Aenderungen, welche bei der Schlußredaktion vorgenommen worden sind, den Entw. in der Gestalt auf, in welcher er dem Bundesrathe vorgelegt worden ist Die Paragraphen des B.G.B. und die Artikel des E-G. z. B-G.B. sind in der Red.Vorl. wie in der Vorlage des Gesetzentwurfs an den Bundeßrath nach den Reichstags-Drucksachen Nr. 87, 87 a zitirt.
785
E. Art. 1 Nr. 3; Art. 8. G.V.G. §. 74. Prot. 457.
1. Zu §. 13 d. G.B.G. ist (vergl. S. 566 und 567 unter B) der Beschluß
6- Zs
gefaßt worden, daß für Streitigkeiten über Rechtsverhältnisse, die dem Gebiete des B.G.B. angehören und für die nicht Vorschriften der Landesgesetze Vor behalten sind, die Zuständigkeit von Verwaltungsbehörden oder Verwaltungs
gerichten durch Landesgesetz nicht solle begründet werden können. Die Red.Komm.
hat diesen Beschluß nicht ausgenommen.
Die Komm, billigte die Nichtaufnahme,
indem sie einen Antrag auf Aufrechterhaltung des früheren Beschlusses mit 12
gegen 6 Stimmen ablehnte. Für die veränderte Stellungnahme waren folgende Erwägungen maßgebend:
Schon bei der früheren Berathung sei hervorgehoben worden, daß der Vorschlag, den §. 13 d. G.V.G. in der fraglichen Richtung abzuändern, aus
Dieser
Gründen der politischen Zweckmäßigkeit erheblichen Bedenken unterliege.
Gesichtspunkt müsse in Verbindung damit, daß sich auch gegen die sachliche Begründung des Beschlusses Einwendungen erheben ließen, bei nochmaliger Prüfung zu der Erkenntniß führen, daß es den Vorzug verdiene, den erwähnten
Paragraphen unverändert zu lassen. Man habe bei der früheren Berathung ein
zu großes Gewicht auf die doch eigentlich nur in der Theorie bestehende Gefahr
gelegt, daß in einem Bundesstaate der Rechtsweg auch für rein privatrechtliche Streitigkeiten ausgeschlossen werden könne, und man habe auf der anderen Seite
die Tragweite des Beschlusses hinsichtlich des dabei in Frage kommenden Ein griffs in das Staats- und Berwaltungsrecht der Bundesstaaten unterschätzt. Ob die fragliche Aenderung des §. 13 d. G.V.G. in der That keine erheblichen Aenderungen des bestehenden Rechtszustandes zur Folge haben würde, lasse sich
nur auf Grund eines umfassenden Materials beurtheilen, wie es der Komm,
nicht zu Gebot stehe und sich zur Zeit auch nicht mehr beschaffen lasse.
Ueber-
dies sei, auch wenn jene Frage für die Gegenwart zu bejahen sein sollte, immer noch mit der Ungewißheit zu rechnen, ob nicht die fortschreitende Entwickelung neue Zustände und Berhättniffe zeitigen werde, die der Verweisung
auf den
Rechtsweg widerstreben und zu ihrer gedeihlichen Würdigung die freiere Behand
lung im Berwaltungsverfahren erfordern.
Ob für solche Fälle die von einem
Vertreter des früheren Beschlusses hervorgehobene Möglichkeit, im Wege der Reichsgesetzgebung neue Arten von besonderen Gerichten zu schaffen, eine ge nügende Aushülfe biete, sei zweifelhaft und lasse sich jedenfalls im voraus nicht übersehen.
Der Reichsgesetzgebung auf dem Gebiete des öffentlichen Rechtes für
die Zukunft die Wege zu weisen, sei auch nicht Sache der Komm., deren Zu ständigkeit für die in Rede stehende Aenderung des G.B.G. die frühere Mehrheit
nur auf Grund einer sehr weitgehenden Auffassung von der der Komm, ge stellten Aufgabe angenommen habe. Der Art. 2 d. Red.Borl. betrifft die C.P.O.
®°£c.
2. Der Eingang des §. 28 d. C.P.O. lautet nach der Vorl.Zus.: „Klagen, welche Erbrechte rc."
5 8 Ä ®*"jj***
Die Red.Komm. schlägt vor, statt dessen zu setzen:
d. «rbsch.
„Klagen, welche die Feststellung des Erbrechts, Ansprüche des Erben
gegen einen Erbschaftsbesitzer rc." Durch diese Aenderung soll zum Ausdrucke gebracht werden,
daß der
Gerichtsstand des §. 28 d. C.P.O. auch für Klagen bestimmt ist, welche die Protokolle. Bd. VI. 50
786
Prot. 457. E. I Art. 11. C.P.O. §§. 28,139.
Feststellung des Erbrechts betreffen; (vergl. V S. 725 unter VIII, Bd. VI S. 642
unter A).
Im Uebrigen lehnt sich
(R.T.) an,
die Fassung an den §. 1993 d. B.G.B.
nach welchem der Erbschastsanspruch nicht das Erbrecht, sondern
das von dem Erbschaftsbesitzer aus der Erbschaft Erlangte zum Gegenstände hat.
Mangelnd Parteifäh.'-Mangel
Die Red.Komm. schlägt vor, im §. 54 d. C.P.O. die Worte „den der Prozeßfähigkeit" zu ersetzen durch die Worte „den Mangel der
Parteifähigkeit,
der
Prozeßfähigkeit".
Der Mangel der Parteifähigkeit
wirkt, daß das Verfahren zu keinem sachlichen Ergebnisse führen kann.
ist deshalb, nachdem der erste Titel des
be Es
auf die Partei
zweiten Abschnitts
fähigkeit erstreckt worden ist, zweckmäßig, vorzuschreiben, daß auch der Mangel der Parteifähigkeit in jedem Stadium des Verfahrens von Amtswegen zu
be
rücksichtigen sei. 11. g. 55b. Prozeß. führung e. in Vertreters mit sich selbst.
4. Nach der Borl.Zus. soll folgende Vorschrift als §. 53 a oder als §. 55 b die C.P.O. eingestellt werden: Ein Vertreter kann nicht im Namen des Vertretenen einen Rechts
streit mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten führen. In der Red.Vorl. ist diese Vorschrift als
§. 55 b in folgender Fassung
ausgenommen:
Ein Vertreter kann nicht im Namen des Vertretenen einen Rechts streit mit sich
im eigenen Namen
oder als Vertreter eines Dritten
Das Gericht hat den Mangel der Bertretungsmacht von
führen.
Amtswegen zu berücksichtigen. Die der Vorschrift von der Red.Komm. angewiesene Stellung bezweckt zu
verdeutlichen, daß die Vorschrift für alle Vertreter, nicht blos für die gesetzlichen
Vertreter, gilt und daß die Bestimmung des §. 54 Abs. 2 d. C.P.O. keine An
wendung findet.
Ter neu
beigefügte Satz 2 entspricht dem Sinne des früher
gefaßten Beschlusses: (vergl. I S. 517 bis 520 unter VIII, Bd. II S. 73 bis 75, Bd. VI S. 644 unter VIII). 17. g. 95 Abs. 4. Lolivar. ZU Haftung für d. Prozeß konen.
5. Zu §. 95 d. C.P.O. schlägt die Red.Komm. vor, den Abs. 4 dahin
ändern: Werden mehrere
Beklagte
als
Gesammtschuldner
verurtheilt,
so
haften sie für die Kostenerstattung, unbeschadet der Vorschrift des Abs. 3,
solidarisch.
denen sich
Die Vorschriften des bürgerlichen Rechtes, nach
die solidarische Haftung
auf die im Abs. 3 bezeichneten
Kosten erstreckt, bleiben unberührt.
(Vergl. S. 647 unter XIV.)
Ter Aenderungsvorschlag beruht auf der Erwägung, daß die beantragte Bestimmung der herrschenden Auffassung entsprechen dürfte.
Soweit jeder der
Gesammtschuldner
des
sich
an
der
unbegründeten
Bestreitung
Rechtes
des
Gläubigers betheilige, bestehe kein Grund, ihm die Haftung für die durch sein
Verhalten entstandenen Kosten theilweis abzunehmen.
Solidarhaft aus die durch
Dagegen dürfe sich die
das besondere Verhalten eines Streitgenossen ent
standenen Kosten nur dann erstrecken, wenn dies, wie bei der Bürgschaft —
B.G.B. §. 751
Abs. 2 (R.T.) — durch eine besondere Vorschrift des bürger
lichen Rechtes vorgesehen ist.
E. Art.2 Nr.5,10,11,17,19. C.P.O. §§.28,54,55b, 95,141a-141c. Prot. 457.
6.
787
Den auf S. 647 bis 649 unter XVI und XVII vermerkten §§. 139 a,
139 b und 139 c d. C.P.O. entsprechen in der Red.Borl. die §§. 141a bis 141c.
Sie enthalten Bestimmungen über die Aussetzung des Verfahrens in Fallen, in welchen die Entscheidung des Rechtsstreits von dem bestrittenen Bestände oder -von der behaupteten Nichtigkeit oder Anfechtbarkeit einer Ehe oder von der an
gefochtenen Ehelichkeit eines Kindes abhängig ist.
Hierzu waren nachstehende
Anträge gestellt: 1. a) im §. 141a und §. 141b statt „so hat das Gericht auf Anttag das Verfahren auszusetzen" zu setzen „so kann das Gericht das Ver
fahren aussetzen";
b) die
Vorschriften der §§. 141a, 141b zwischen den §§.140,141
d. C.P.O. einzureihen, um klarzustellen, daß der §. 141 auch auf
sie Anwendung finde;
2.
in erster Reihe — in Ausführung des dem Antrag 1 zu Grunde liegenden Gedankens — a) den §. 141a dahin zu ändern:
Hängt die Entscheidung eines Rechtsstreits davon ab,
ob eine
Ehe nichtig ist, so hat das Gericht, wenn die Nichttgkeit nur im
Wege der Nichtigkeitsklage geltend gemacht werden kann und die Nichtigkeitsklage noch nicht erhoben ist, eine Frist zur Erhebung der
Klage zu besümmen.
Wird die Klage nicht vor dem Ablaufe der
bestimmten Frist erhoben, so ist die Aufnahme des ausgesetzten
Verfahrens zulässig. b) die §§. 141b, 141c zu streichen. eventuell: a) dem §. 141a Abs. 1 den Zusatz zu geben:
Wird die Fortsetzung des Verfahrens über die Nichtigkeitsklage wesentlich verzögert, so kann das Gericht auf Antrag die Aussetzung
aufheben. b) im §. 141a Abs. 2 hinter den Worten „so hat das Gericht" ein
zuschalten „auf Antrag"; c) dem §. 141b beizufügen:
Wird die Fortsetzung des Verfahrens über die Anfechtungsklage wesentlich verzögert, so kann das Gericht auf Anttag die Aussetzung
aufheben. Die Anttäge bezwecken, einer Partei, welche, wenn der Gegner den Nicht-
destand, die Nichtigkeit oder die Anfechtbarkeit einer Ehe bezw. die Anfechtbarkeit
-er Ehelichkeit eines Kindes geltend macht, durch die Aussetzung des Verfahrens
in der Verfolgung ihres Rechtes aufgehalten wird, aus Gründen der Billigkeit -gegen eine Verschleppung des Prozesses einen Schutz zu gewähren, der nicht mit den Weiterungen und Kosten verbunden ist, welche entstehen, wenn sich die Partei den Fortgang der Sache auf dem einzigen Wege sichern will, den ihr der frühere
Beschluß eröffnet.
In dieser Beziehung wurde von den Urhebern der Anträge
.ausgeführt: Der gefaßte Beschluß nöthige denjenigen, der sich auf den als zu Recht bestehend geltenden Zustand — die Gültigkeit der Ehe, die Ehelichkeit
des Kindes — stützt, in den Rechtsstreit
über die Gültigkeit der 50*
Ehe oder
19. 11.1411518 Ule. Prozesse, für welche d. Bestand e. She o. d. UneheU. e. Kindes präjud. ist.
788
Prot. 457. E. I Art. 11. C.P.O. §. 139.
die Ehelichkeit des
Kindes zu dem Zwecke einzutreten,
desselben, nach §. 60 d. C.P.O. zu betreiben.
um die Erledigung
Er müsse Zeit und Geld auf
wenden, um diesen Rechtsstreit der Erledigung zuzuführen, während es in seinem Interesse liege, daß der Rechtsstreit nicht fortgesetzt werde, daß auch fernerhin
die Ehe als gültig, das Kind als ehelich gelte.
Dieser Zwang zur Uebernahme
der Sorge für die Erledigung eines Prozesses anderer Personen sei nicht gerecht Zu der Sorge für den Fortgang des Rechtsstreits über die Gültigkeit
fertigt.
der Ehe oder die Ehelichkeit des Kindes sei nicht derjenige, dem der Beschluß diese Sorge aufbürde, sondern derjenige berufen, dessen Recht davon abhängt,
daß die Ehe für nichtig, das Kind
für unehelich
erklärt wird.
Habe dieser
selbst die Nichtigkeitsklage erhoben, so liege die Betreibung des Rechtsstreits ohne
hin in seiner Hand : werde der Rechtsstreit zwischen anderen Parteien geführt, so
möge er dem Kläger, dessen Interesse auch das seinige sei, beitreten und er forderlichen Falles die Betreibung des Verfahrens in seine Hand nehmen.
Das
Mittel, ihn zur Sorge für den Fortgang des Verfahrens anzuhalten, biete der
§. 141; das Gericht, bei dem das ausgesetzte Verfahren anhängig ist, müsse be rechtigt sein, die Aussetzung, die nur den Zweck habe, die rechtzeitige Erwirkung der Entscheidung über die Gültigkeit der Ehe oder die Ehelichkeit des Kindes
zu ermöglichen, aufzuheben, wenn die Erwirkung dieser Entscheidung wesentlich Man könne nun mit dem Antrag 1
verzögert werde.
diesen Zweck dadurch zu
erreichen suchen, daß man die als §§. 141a, 141 b, vorgeschlagenen Vorschriften vor dem §. 141 einstelle, um die Anwendbarkeit des
letzteren zu sichern,
und
daß man die unbedingte Verpflichtung des Gerichts, auf Antrag das Verfahren auszusetzen,
in
eine nach pflichtmäßigem Ermessen zu übende Befugniß ver
wandele, um für das Gericht die Möglichkeit zu schaffen,
frivolen Aussetzungs
anträgen von vornherein durch Versagung der Aussetzung zu begegnen. man diesen Weg ein,
so
ergebe sich,
überhaupt nur für den Fall bedürfe,
daß
genüge bezüglich
schrift des §. 139 d. C.P.O.
einer
besonderen
Schlage Vorschrift
daß bei behaupteter Nichtigkeit einer Ehe
die Nichtigkeitsklage noch nicht erhoben sei. Zwischenprozesfes
es
Für den Fall der Anhängigkeit des
aller in Frage stehenden Klagen die Vor
Dieser Fall
aber komme bezüglich der §§. 141b,
141c (Anfechtung der Ehe bezw. der Ehelichkeit eines Kindes) ausschließlich in
Betracht,
während für den §. 141a Abs. 2 (Ermittelung
des Bestehens
oder
Nichtbestehens einer Ehe im Wege der Feststellungsklage) der Fall der Nicht
anhängigkeit der Klage deswegen keine besondere Berücksichtigung erfordere, weil die Feststellungsklage von jedem Interessenten ohne Weiteres
könne.
Auf die Vorschrift,
welche hiernach für den
erhoben werden
Fall der noch
bevor
stehenden Erhebung der Nichtigkeitsklage zu geben sei, könne aber der §. 141 d.
C.P.O. nicht schlechthin Anwendung finden, vielmehr dürfe, wenn das Gericht
eine Frist bestimmt habe, die Aufnahme des Verfahrens vor deren Ablauf nicht stattfinden.
Tie Vorschrift des
§. 141
geschlagen, entsprechend zu modifiziren. trags 1 nicht eingehen,
sei daher, wie im Anträge 2a vor Wolle man auf den Gedanken des An
sondern grundsätzlich
an dem gefaßten Beschlusse fest
halten, so müsse doch mit dem Eventualantrage 2 für den Fall einer wesentlichen Verzögerung des Verfahrens über die Nichtigkeits- oder Anfechtungsklage durch
die Befugniß des Gerichts, die Aussetzung wieder aufzuheben, eine Abhülfe ge-
E. Art. 2 Nr. 19, 33. C.P.O. §§. 141a-141c, 293d, 293g. Prot. 457.
Daß hiermit für die Handhabung
schaffen werden.
des Aussetzungs-
789 und
Wiederaufnahmerechts eine zu unbestimmte Voraussetzung aufgestellt werde, wie
bei der früheren
Berathung
behauptet worden sei,
könne nicht zugestanden
der §. 396 Abs. 2 d. C.P.O. rechne gleichfalls mit dem Thatbestände
werden;
der Verzögerung der Betreibung eines Prozesses, der §. 761 d. B.G.B. (R.T.) bei der Bürgschaft mit dem Thatbestand
einer wesentlichen Verzögerung der
Fortsetzung des Verfahrens, und im letzteren Falle handele es sich um materielle
Rechte, während
am gegenwärtigen Orte nur ein immer noch abänderlicher
prozessualer Akt in Frage stehe.. Die Komm, lehnte sämmtliche Anträge, mit Ausnahme des nur als Be richtigung
angesehenen
Eventualantrags 2b (Ergänzung des
§. 141a Abs. 2
durch die Worte „auf Antrag"), ab und beließ es mit dieser Maßgabe bei dem
Man war der Ansicht, daß eine Partei, welcher durch die positive Vor
Entw.
schrift des Gesetzes (vergl. den den bisherigen §. 588 d. C.P.O.
ersetzenden
§. 1312 d. B.G.B. — R.T. —) verwehrt werde, die Nichtigkeit einer Ehe ohne
Weiteres in der Verhandlung eines anderen Rechtsstreits (incidenter) geltend zu machen, die rechtlich gesicherte Möglichkeit haben müsse, zunächst die Nichtigkeits-
klage durchzuführen bezw. deren Durchführung bevor der andere Rechtsstreit fortgesetzt werde.
von
anderer Seite abzuwarten,
Handele es sich zunächst auch
nur um einen prozessualen Vorgang, so könne dieser doch zur Vereitelung eines
materiellen Rechtes führen.
Man muffe deshalb an der Verpflichtung des Ge
richts, das Verfahren auszusetzen, feschalten und dürfe an eine nach dem Ermeffen des Gerichts stattfindende Konstatirung, daß eine wesentliche Verzögerung
der Betreibung
des Zwischenprozesses vorliege, die Wiederaufnahme des Ver
fahrens nicht knüpfen. 7. Der §. 293 d Abs. 1 d. C.P.O. (vergl. S. 663 und 664 unter c) lautet nach der Borl.Zust.:
Das rechtskräftige Urtheil wirkt für und gegen die Parteien und die
33. 8- 296 ä. Subjektiver Umfang d. Rechtskraft.
jenigen Personen, welche nach dem Eintritte der Rechtshängigkeit Rechts
nachfolger der Parteien geworden sind oder den Besitz der in Streit befangenen Sache in solcher Weise erlangt haben, daß eine der Par
teien mittelbarer Besitzer geworden ist. In der Red.Borl. sind die Schlußworte dahin geändert: „daß eine der
Parteien oder ihr Rechtsnachfolger mittelbarer Besitzer geworden ist." Die Red.Komm. erachtet die Einschiebung der Worte:
„oder ihr Rechts
nachfolger" als eine Ergänzung, welche den der beschlossenen Vorschrift zu Grunde liegenden Gedanken in konsequenter Weise durchführt.
8.
Der §. 293 g d. C.P.O. (vergl. §. 293 h S. 662, 664 unter g) lautet
nach der Borl.Zust.: Die Anerkennung des Urtheils eines ausländischen Gerichts ist aus
geschlossen: 3. wenn die Anerkennung des Urtheils gegen die guten Sitten oder gegen den Zweck eines deutschen Gesetzes verstoßen würde oder wenn das Urcheil auf einem ausländischen Gesetze beruht, das die Rechte
der Fremden in unbilliger Weise beeinträchtigt:
33. §.298g. Ausschluß der An erkennung ausländ. Urtheile.
790
Prot. 457. -E. I Art. 11. C.P.O. §. 568. 4. wenn in dem Urtheile zum Nachtheil einer deutschen Partei voir
den Borschristen der §§. 2370, 2374, 2375, 2378, 2382, 2383 oder
des auf die §§. 2374, 2375 bezüglichen Theiles des §. 2376 deK
Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) abgewichen ist.
In der Red.Borl. sind die entsprechenden Nummern gefaßt: 3. wenn in dem Urtheile zum Nachcheil einer deutschen Partei von den
Vorschriften des Artikel 12 Abs. 1, 3,
der Artikel 16, 17, 21 oder
des auf den Artikel 12 Abs. 1 bezüglichen Theiles des Artikel 26
des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuch (R.T.) oder im Falle des Artikel 8 Abs. 3 dieses Gesetzes zum Nachtheile der Ehefrau eines für todt erklärten Ausländers von der Vorschrift des
Artikel 12 Abs. 2 dieses Gesetzes abgewichen ist; 4. wenn die Anerkennung des Urtheils gegen die guten Sitten oder gegen den Zweck eines deutschen Gesetzes verstoßm würde.
Ter Vorschlag trägt der durch Beschluß des Bundesraths vorgenommenen Umgestaltung des internationalen Privatrechts Rechnung. Die Nr. 3 des §. 293g d. Red.Borl. trifft die Fälle, in welchen nach den Vorschriften des internationalen
Privatrechts zu Gunsten einer deutschen Partei die deutschen Gesetze zur An wendung kommen sollen, sowie den Fall des Art. 12 Abs. 2 d. E.G. (R.T.), in
welchem der Ehestau eines im Jnlande für todt erklärten Ausländers die Be
urtheilung der auf Grund der Todeserklärung eingegangenen neuen Ehe nach
deutschem Rechte gewährleistet werden soll.
Die Nr. 3 der Borl.Zus. ist in der
Nr. 4 des §. 293 g d. Red.Borl. mit dem Art. 29 d. E.G. (R.T.) in Einklang
gebracht. d- Zu §. 568 d. C.P.O., welcher in der Red.Borl. von den gefaßten Be
in schlüssen nicht abweicht, war der Antrag gestellt: Wen' 1. im §. 568 a) den Satz 2 des Abs. 2 zu fassen:
Tas Gleiche gilt, sofern der Ehemann im Jnlande keinen all gemeinen Gerichtsstand hat, wenn der Ehemann die Reichsangehörig
keit verloren, die Ehefrau sie aber behalten hat, und für die Nichtig keitsklage und die von der Ehefrau erhobene Anfechtungsklage auch
dann, wenn der Ehemann Ausländer, die Eingehung der Ehe aber
in Ansehung
der Ehefrau nach
den
deutschen Gesetzen
zu
be
urtheilen ist.
b) den Abs. 3 zu fassen: Sind beide Ehegatten Ausländer, so können die Scheidungsklage
und, abgesehen von dem Falle des Abs. 2 Satz 2, die Anfechtungs klage im Jnlande nur
erhoben
werden,
wenn
das
inländische
Gericht auch nach den Gesetzen des Staates zuständig ist, dem der Ehemann angehört.
Hierzu wurde in der Sitzung beantragt: 2. falls eine Ergänzung des §. 568 Abs. 2 im Sinne des Antrags la für angezeigt erachtet werde,
der
Fassung
zustellen:
der
Red.Borl.
hinter
folgende
dem
Abs. 2
Vorschrift
des
als
§. 568 Abs. 3
in
ein
E. Art. 2 Nr. 33, 42. C.P.O. §§. 293 g, 568. Prot. 457.
791
Hat eine Deutsche mit einem Ausländer eine Ehe eingegangen
und hat dieser im Jnlande keinen allgemeinen Gerichtsstand, so kann die Nichtigkeitsklage und die Anfechtungsklage von der Ehefrau bei dem Landgericht erhoben werden, in dessen Bezirke sie den letzten Wohnsitz im Jnlande hatte: in Ermangelung eines solchen
Wohnsitzes finden die Vorschriften des §. 16 Abs. 1 Satz 2, 3 ent
sprechende Anwendung. A.
Die im Antrag la angeregte Vervollständigung des §. 568 fand in
der im Anträge 2 vorgeschlagenen Gestalt die Billigung der Komm.
Erwogen war: Eine Deutsche, die mit einem Ausländer eine nach den deutschen Gesetzen (vergl. E.G. — R.T. — Art. 12 Abs. 1, 2) nichtige oder anfechtbare Ehe ein
gegangen, sei rechtlos, wenn sie die Nichtigkeits- oder die Anfechtungsklage nur
im Ausland erheben könne, der Nichtigkeits- oder Anfechtungsgrund des deutschen Rechtes aber dort nicht anerkannt werde.
Dies sei insbesondere wichtig für
die Anfechtung wegen Irrthums und arglistiger Täuschung — B.G.B. iR.T.) §§. 1316,1317 —, welcher in der vom katholischen Eherechte beeinflußten Gesetz gebung der romanischen Länder erheblich engere Grenzen gezogen seien.' Werde die Ehe für nichtig erklärt, so stelle sich heraus, daß die Teutsche niemals auf
gehört habe, Deutsche zu sein.
Falle, für den der Satz 2
Es handele sich somit hier ebenso wie in dem
beschlossen worden,
deutschen Rechtsschutz zu gewähren.
darum,
einer Deutschen den
Hiermit aber werde dem Bedürfnisse Genüge
gethan; es sei nicht erforderlich, auch den durch die weitergehende Fassung des
Antrags la mitgetroffenen Fall zu
berücksichtigen, daß eine Ausländerin im
Inland eine Ehe geschloffen habe, deren Eingehung nach den deutschen Gesetzen
zu beurtheilen sei.
Denn wenn dies
auch nach E.G. (R.T.) Art. 12 Abs. 2
dann zutreffe, wenn der frühere Ehemann der Ausländerin gemäß E.G. iR.T.)
Art. 8 Abs. 3 im Jnlande
für todt erklärt worden,
so sei doch
schon dies
ein so seltener Fall, daß er in Verbindung mit den sonst für die Anwendung des fraglichen Rechtssatzes vorausgesetzten Thatirmständen kaum je praktisch vor
kommen dürfte.
Ebenso bestehe kein Bedürfniß dafür, mit dem Antrag la für
die Nichtigkeitsklage nicht nur der an einen Ausländer verheiratheten Teutschen selbst, sondern auch den zur Erhebung der Klage nach deutschem Rechte befugten dritten Personen im Inland einen Gerichtsstand zu schaffen.
werde, wenn der Wohnsitz der Eheleute im Auslande liege,
Ter Staatsanwalt in Ermangelung
eines öffentlichen Interesses nicht einschreiten, ein Interesse privater Dritter werde im Jnlande gleichfalls selten gegeben sein.
Neben der durch die Beiseitelassung
dieser beiden Punkte erzielten größeren Einfachheit in den Voraussetzungen ver diene der Antrag 2 auch um deswillen den Vorzug, weil er den zu gewährenden
inländischen Gerichtsstand
Daß
klarer und zweckmäßiger regele, als der Annag 1.
auch nach dem Anträge 2 Spezialsätze für das formn aufgestellt würden,
die mit den allgemeinen Grundsätzen der C.P.O. über den Gerichtsstand nicht
recht im Einklänge ständen, falle, zumal ähnliche Sätze schon an anderer Stelle be schlossen seien, den dargelegten Vortheilen der Vorschrift gegenüber nicht ins Gewicht.
B.
Der Antrag Id, den der Antragsteller nach dem vorstehend gefaßten
Beschlusse dahin abänderte, daß statt der Worte „abgesehen von dem Falle des
792
Prot. 457. E. I Art. 11. C.P.O. §§. 568, 573 a, 617.
Abs. 2 Satz 2" gesetzt werden solle „abgesehen von dem Falle des Abs. 3", wurde
abgelehnt. Erwogen war: Es sei zwar nicht zu verkennen, daß die Gründe, die bei der Scheidungsklage
für maßgebend erachtet worden sind, auch bei der Anfechtungsklage, abgesehen von dem Falle, daß sie von einer Ehefrau erhoben werde, die vor ihrer Berheirathung
Deutsche gewesen sei, dafür sprächen, die Klage im Jnlande für Ausländer
nur zuzulassen,
wenn
inländische Gericht
das
Staates, dem der Ehemann angehöre,
auch
zuständig sei.
nach
den Gesetzen des
Allein der Ausdehnung
jenes schon an sich singulären und den Grundsätzen der C.P.O. über die fora nicht entsprechenden Satzes stehe bei der Anfechtungsklage noch ein besonderes
Bedenken
entgegen.
Nach E.G. (R.T.) Art. 12 Abs. 1 Satz 2
Ausländer, die im Inland
gelte auch für
eine Ehe eingehen, der Grundsatz, daß die Ein
gehung der Ehe in Ansehung eines jeden der Verlobten nach den Gesetzen des Staates zu beurtheilen sei, dem er angehöre.
Wenn es nun, abweichend hier
von, nach dem für den Ehemann maßgebenden Gesetze lediglich auf dessen Recht
ankomme, so
würde jener Grundsatz des deutschen Rechtes nicht zur Verwirk
lichung gebracht und der Ehefrau nicht zu ihrem Rechte verholfen werden können, falls das deutsche Prozeßgesetz ihr einen Gerichtsstand im Jnlande versage. Es
empfehle sich
deshalb bei der Anfechtungsklage die für die Ehescheidung aus
nahmeweise beschlossene Beschränkung
der inländischen Gerichtsthätigkeit nicht
eintreten zu lassen. * ^-swa. io. Der §. 573a Abs. 2 Satz 2 d. C.P.O. (vergl. S. 673 bis 675 unter VII) Satz 2. lautet in der Fassung der Borl.Zus.: b Der gesetzliche Vertreter ist jedoch
r^Erhebm?«
Sch^^.
zur Erhebung der Klage auf
Herstellung des ehelichen Lebens sowie zur Erhebung, der Scheidungsklage nicht befugt;
auch kann er die Anfechtungsklage nur mit Ge
nehmigung des Vormundschaftsgerichts erheben. In der Red.Vorl. ist diese Bestimmung dahin geändert:
Der gesetzliche Vertreter ist jedoch zur Erhebung der Klage auf Herstellung
des
ehelichen Lebens
nicht
befugt;
zur Erhebung der
Scheidungsklage oder der Anfechtungsklage bedarf er der Genehmigung des Vormundschaftsgerichts.
Die Red.Komm. befürwortet, daß der seiner Zeit nur mit geringer Majorität (8 gegen 7 Stimmen) gefaßte Beschluß, nach welchem die Scheidungsklage unter keinen Umständen von dem gesetzlichen Vertreter eines geschäftsunfähigen Ehe
gatten sollte erhoben werden können,
für befugt
aufgehoben und der gesetzliche Vertreter
erklärt werde, mit Genehmigung
des Bormundschaftsgerichts die
Scheidungsklage anzustellen. ^Abs'2^
11-
Der Abs. 2 des 8-617 d. C.P.O. (vergl. S. 691 unter XII) lautet
Zuständigr. nach der Vorl.Zus.: Vnoer Ist der Entmündigte ein Deutscher und hat er im Jnlande keinen
münbigung.
allgemeinen Gerichtsstand, so kann der Antrag, sofern die Entmündigung von einem deutschen Gericht ausgesprochen ist,
bei dem Amtsgerichte
gestellt werden, in dessen Bezirke der Entmündigte den letzten Wohnsitz
im Jnlande gehabt hat, und in Ermangelung eines solchen Gerichts
E. Art. 2 Nr. 42, 46, 75, 90. C.PL. §§. 568, 573 a, 617, 665 b. Prot. 457.
793
bei dem Amtsgerichte der Hauptstadt des Bundesstaates, welchem er
angehört; die Vorschrift des §. 16 Abs. 1 Satz 3 findet Anwendung; gehört der Entmündigte einem Bundesstaate nicht an, so kann der
Antrag bei dem durch allgemeine Anordnung des Reichskanzlers zu bestimmenden Amtsgerichte der Stadt Berlin gestellt werden.
Die Red.Komm. schlägt vor, die Vorschrift zu fassen: Ist der Entmündigte ein Deutscher und hat er im Jnlande keinen
allgemeinen Gerichtsstand, so kann der Antrag bei dem Amtsgerichte
gestellt werden, welches die Entmündigung ausgesprochen hat.
Das
Gleiche gilt, wenn ein Ausländer, der im Inland entmündigt worden ist, im Jnlande keinen allgemeinen Gerichtsstand hat.
Durch die Aenderung wird
zunächst eine erhebliche Vereinfachung der
Vorschrift erzielt, indem an Stelle der verwickelten Zuständigkeitsvorschriften des früheren Beschlusses
dasjenige Amtsgericht für zuständig erklärt wird, welches
die Entmündigung ausgesprochen hat. Es ist ferner auch der Fall berücksichtigt, daß ein Ausländer, der im Jnlande zur Zeit keinen allgemeinen Gerichtsstand
hat, im Inland entmündigt worden ist und damit der Erwägung Rechnung getragen, daß in jedem Falle, in welchem von einem deutschen Gericht eine
Entmündigung ausgesprochen ist, auch ein Gerichtsstand für die Wiederaufhebung der Entmündigung im Jnlande bestehen müsse.
In der Sitzung wurde angeregt, ob es nicht einer Klarstellung der Frage welches Gericht in
bedürfe,
den Fällen des Abs. 2 für die Wiederaufhebung
der Entmündigung zuständig sei, wenn die Entmündigung nicht von dem Amts gerichte, sondern im Beschwerdewege von dem vorgesetzten Gericht ausgesprochen
Die Frage wurde sachlich ohne Widerspruch dahin beantwortet, daß
worden sei.
der Antrag auf Wiederaufhebung der Entmündigung in diesen Fällen bei dem
Amtsgericht anzubringen sei, welches seiner Zeit den Entmündigungsantrag abge
lehnt habe, für die Entmündigung also zuständig gewesen sei.
Man beschloß,
die Prüfung der Frage, ob die Vorschrift einer Verdeutlichung in diesem Sinne
bedürfe und
in welcher Weise diese vorzunehmen sei, der Schlußredaktton zu
überlassen.
12.
Als §. 665 b d. C.P.O. ist in die Vorlage d. Red.Komm. folgende
Vorschrift neu eingestellt worden:
Hat Jemand
das Vermögen eines
Anderen
durch
Vertrag mit
diesem nach der rechtskräfttgen Feststellung einer Schuld des Anderen
übernommen, ferttgung
so finden auf die Ertheilung einer vollstreckbaren Aus-
des Urtheils gegen den Uebernehmer die Vorschriften des
§. 665 entsprechende Anwendung.
Der Vorschlag stützt sich auf die Erwägung, daß die Fälle des §. 413 d. B.G.B. (R.T.) für den Verkehr wichtiger seien, als die Fälle der Bestellung eines Nießbrauchs an einem ganzen Vermögen (§. 668 c der Red.Vorl. *>). Der Uebernehmer des Vermögens
eines
Anderen sei
in Ansehung der einzelnen
Gegenstände, die zu dem Vermögen gehören, Sondernachfolger des Anderen, es finde also der §. 665 Anwendung.
Bergl. unten unter 13.
Einer besonderen Vorschrift bedürfe es nur
90. 8.665b. Vaüstrectb. Aussen, gegen den »ermögensüber nehmer.
794
Prot. 457. E. I Art. 11. C.P.O. §. 684. Die zur Zeit der
für die Schulden.
Uebernahme rechtskräftig festgestellten
Schulden gehen auf den Uebernehmer so über, wie sie festgestellt sind; eine erst später stattfindende Feststellung
wirke gegen den Uebernehmer nicht, auch wenn
der Rechtsstreit zur Zeit der Uebernahme schon rechtshängig war.
Awan^'
demÄießbr
13-
Der nach S. 706 unter XVI beschlossene §. 671c ist in der Borl.670 c
E.P.O. eingestellt.
Die Red.Komm. schlägt vor, an Stelle dieser Vorschrift folgende Bestimmung als §. 668 c in die C.P.O. aufzunehmen:
unterGegen!
Bei dem Nießbrauch
ftÄnbe
Bestellung
an einem Vermögen ist wegen der vor der
des Nießbrauchs
entstandenen Verbindlichkeiten
des
Be
stellers die Zwangsvollstreckung in die dem Nießbrauch unterliegenden Gegenstände ohne Rücksicht auf den Nießbrauch zulässig, wenn der Besteller
zu der Leistung und der Nießbraucher zur Duldung der
Zwangsvollstreckung verurtheilt ist. Das Gleiche gilt bei dem Nießbrauch an einer Erbschaft für die
Nachlaßverbindlichkeiten. (Bergl. B.G.B. — R.T. — §. 1069.)
Die Red.Komm. hat erwogen, daß die Gläubiger, deren Forderungen vor der Bestellung des Nießbrauchs entstanden sind, besser gestellt werden,
als die
Gläubiger, deren Schuldner der Besteller erst nach der Bestellung des Nieß
brauchs geworden ist.
Diese Gläubiger können aber,
vorbehaltlich des §. 713
d. C.P.O., die Zwangsvollstreckung in die dem Nießbrauch unterliegenden Gegen stände, z. B. in ein mit dem Nießbrauche belastetes Grundstück, auf Grund eines
"gegen ihren Schuldner vollstreckbaren Titels ohne Weiteres betreiben, freilich
nur so, daß das Reckt des Nießbrauchers unberührt bleibt. — Der neu auf
^ro^d-
genommene Abs. 2 entspricht dem B.G.B. (R.T.) §. 1072. 14. Der nach S. 706 unter XVI beschlossene §. 671 d ist in der Borl.-
Zus. als §. 6706 eingestellt. unter? ' Die Red.Komm. schlägt vor, an Stelle dieser Vorschrift folgende Be«?g"n-b stimmung als §. 668 d in die C.P.O. aufzunehmen:
ftänbe*
Ist die Bestellung des Nießbrauchs an einem Vermögen nach der
rechtskräftigen Feststellung einer Schuld des Bestellers erfolgt, so finden
auf die Ertheilung
einer in Ansehung der dem Nießbrauch unter
liegenden Gegenstände vollstreckbaren Ausfertigung des Urtheils gegen den
Meßbraucher
die Vorschriften der §§. 665, 666 bis 668 ent
sprechende Anwendung. Das Gleiche gilt bei dem Meßbrauch an einer Erbschaft für die
Ertheilung einer vollstreckbaren Ausfertigung des gegen den Erblasser ergangenen Urtheils. Die Red.Komm. hat erwogen: Der Erwerber des Nießbrauchs an einem Vermögen ist ebenso wie der Uebernehmer eines Vermögens Sondernachfolger
in Ansehung der einzelnen zu dem Vermögen gehörenden Gegenstände; es gilt also das zu §. 665 b (vergl. oben unter 12) Bemerkte.
Eine dem §. 1390
Nr. 1 d. B.G.B. (R.T.) entsprechende Vorschrift gilt für den Meßbraucher an
einem Vermögen nicht. — Der Abs. 2 trägt hier wie im §. 668 c d. C.P.O. dem §. 1072 d. B.G.B. (R.T.) Rechnung.
E. I Art. 2 Nr. 90,92,95. C.P.O. §§. 665b, 668c, 668d, 668g, 668h, 684a. Prot. 457.
795
15. Die Red.Komm. schlägt vor, folgende Vorschrift als §. 668g in «die C.P.O. aufzunehmen: Betreibt die Ehefrau selbständig ein Erwerbsgeschäft, so ist zur Zwangsvollstreckung in das eingebrachte Gut und in das Gesammtgut ein gegen die Ehefrau ergangenes Urtheil genügend. es sei denn, daß zur Zeit des Eintritts der Rechtshängigkeit der Einspruch des Ehe manns gegen den Betrieb des Erwerbsgeschäfts oder der Widerruf seiner Einwilligung zu dem Betrieb im Güterrechtsregister ein getragen war.
92.1668g. Zwang«vollste, in d. ein gebrachte Gut rc. bei selbständ. Betrieb e. Grwerbsgesch. durch d. Ehefrau.
Der Vorschlag wurde wie folgt begründet: Für den Fall, daß die Eheftau ein Erwerbsgeschäft betreibt, ist es ein Berkehrsbedürfniß, daß die Zwangs vollstreckung erleichtert wird. Es geht nicht an, die Geschäftsgläubiger der Frau zu nöthigen, ihre Forderungen auch dem Manne gegenüber zur Feststellung zu bringen. Der Mann wird, wenn er nicht rechtzeitig seinen Einspruch gegen den Betrieb des Erwerbsgeschäfts oder den Widerruf seiner Einwilligung in das Güterrechtsregister hat eintragen lassen (B.G.B. — R.T. — §. 1388 Abs. 3), auf den Weg des Widerspruchs nach §. 690 d. C.P.O. zu verweisen sein. Hierzu wurde in der Sitzung bemerkt, daß durch den Hinweis auf den §. 690 die materielle Beweislast nicht geändert werden solle.
16. Dem nach S. 706 und 707 unter XVII beschlossenen §. 671g d. C.P.O. entspricht in der Borl. Zus. der §. 670 g, in der Red.Borl. der §. 668h. Der Abs. 2 des §. 670 g der Borl. Zus. lautet: Das Gleiche gilt für die Ertheilung einer in Ansehung des Gesammtguts vollstreckbaren Ausfertigung, wenn die allgemeine Güter gemeinschaft, die Errungenschaftsgemeinschaft oder die Fahrnißgemeinschaft erst während der Rechtshängigkeit oder nach der Beendigung eines von der Ehefrau geführten Rechtsstreits eingetreten ist. Im Abs. 2 des §. 668 h d. Red.Borl. sind die Worte „die Errungenschafts gemeinschaft" gestrichen. Durch die Streichung dieser Worte wird ein Versehen berichtigt, welches im §. 670 g der Borl. Zus. und in dem demselben zu Grunde liegenden Antrag unterlaufen war. Da bei der Errungenschaftsgemeinschast das Gesammtgut nicht für die Schulden der Frau haftet, so würde die in Rede stehende Vorschrift in Ansehung der Errungenschaftsgemeinschaft gegenstands los sein.
92 §. 668h «bi. 2. ZwangSvollstr. in d. Gesammt gut.
17. Der Abs. 4 des §. 684 d. C.P.O. (vergl. S. 711 unter XXIV) lautet nach der Borl. Zus.:,
95. 6. 684a. Gerichtl. SoOftr.s maßregeln bei Leistung Zug um Zug.
Ist die Vollstreckung des Urtheils nach dessen Inhalte von einer Zug um Zug oder vorher zu bewirkenden Leistung rc. (wie Abs. 4 des im E.G. Entw. I Art. 11 vorgesehenen §. 684).
In die Red.Borl. ist diese Vorschrift als §. 684 Abs. 3 in folgender Fassung ausgenommen: Im Falle des §. 664 Abs. 2 darf das Vollstreckungsgericht eine Bollstreckungsmaßregel nur anordnen, wenn die vollstreckbare Aus fertigung^ auf Grund des Beweises ertheilt worden ist, daß der Schuldner befriedigt ist oder sich im Verzüge der Annahme befindet.
796
Prot. 457. E-1 Art. 11. C.P.O. §§. 684, 731.
In der Sitzung Komm,
wurde seitens
der Red.Komm.
unter Billigung
vorgeschlagen, der vorstehenden Vorschrift die Stellung
als
der
§. 684a
zu geben. 18. Zur Ergänzung des oben unter 15 mitgetheilten §. 668 g d. C.P.O.
98. §.690c. Widerspr.d. Ehemanns ist gegen d. Zwangs vollstr. im Falle des 8.668g.
in die Red.Borl. folgende Vorschrift als §. 690 c d. C.P.O. eingestellt: Findet nach §. 668g die Zwangsvollstreckung in das eingebrachte Gut der Ehefrau
oder in das Gesammtgut . statt, so
kann der Ehe
mann nach Maßgabe des §. 690 Widerspruch erheben, wenn das gegen die Ehefrau ergangene Urtheil in Ansehung des eingebrachten Gutes
oder des Gesammtguts ihm gegenüber unwirksam ist. 104. 8.696 s. Erstreckung des'^K^ i----------Abs.lu.des 8.696 auf andere Fälle besthränkter Haftung.
19. Der §. 696 e d. C.P.O. Red.Borl. die Fassung erhalten:
(vergl. S. 714 unter XXX) hat in der
Die Bestimmungen des §. 695 Abs. 1 und der §§. 696 bis 696 d
finden auf die nach §. 1472 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (R.T.) ein
tretende beschränkte Haftung, die Bestimmungen des §. 695 Abs. 1 und der §§. 696, 696 d finden auf die nach den §§. 413, 1463,1487,
2161
des
Bürgerlichen
Gesetzbuchs
(R.T.)
eintretende
beschränkte
Haftung entsprechende Anwendung.
Die Vorschrift des §. 696 e ist ergänzt durch die Berücksichtigung der in
den §§. 413, 1463, 1487, 2161 d. B.G.B. (R.T.)
bestimmten Fälle einer be-
schränkten Haftung, in welchen die Beschränkung wie diejenige der Haftung des Erben im Wege der Einwendung geltend zu machen ist. 108. §. 704. Zwangstvollst^aus Boll streckungs» befehlen.
20. erfahren:
Der §. 704 d. C.P.O. hat in der Red.Borl. folgende Aenderungen
a) der Abs. 1 ist gefaßt:
Vollstreckungsbefehle bedürfen der Vollstreckungsklausel nur, wenn die Zwangsvollstreckung für einen anderen als den in dem Befehle
bezeichneten Gläubiger oder gegen einen anderen als den in dem Be fehle bezeichneten Schuldner erfolgen soll.
b) im Abs. 3 Satz 1 ist statt der Worte „oder die bei der Ertheilung
der Bollstreckungsklausel als eingetreten angenommene Rechtsnachfolge
bestritten wird" gesetzt „oder der bei der Ertheilung der Bollstreckungs
klausel als bewiesen angenommene Eintritt der Voraussetzung für die Ertheilung der Vollstreckungsklausel bestritten wird". Es erschien der Red.Komm. geboten, im §. 704 auch die neu eingestellten Vorschriften der §§. 665 a, 665 b, 668 d, 668 h, 668k, 668 p zu berücksichtigen. Durch die vorgeschlagene allgemeine Fassung der Abs. 1, 3 werden sowohl die bisher im §. 704 Abs. 1 geregelten Fälle als auch die neuen Fälle getroffen.
Hierzu wurde in der Sitzung von einer Seite noch bemerkt:
Rechtsnachfolge nach der Erlassung des Boüstreckungsbefehls brauche nicht hervorgehoben zu werden.
Daß die
eingetreten sei,
Sei der Rechtsnachfolger zulässiger
Weise in das Verfahren eingetreten, so werde der Bollstreckungsbefehl für oder
gegen chn erlassen, es bedürfe also
einer Bollstreckungsklausel nicht.
Eintritt der Rechtsnachfolge nach §. 236 d. C.P.O.
Sei der
auf das Verfahren ohne
Einfluß, so werde die Rechtsnachfolge so behandelt, wie wenn sie erst nach der
Beendigung des Verfahrens
eingetreten wäre, die Bollstreckungsklausel sei also
L.Art.2 Nr.95,98,104,8,110,5,8. C.P.O. tzß. 684 a, 690c, 696e, 704,5b, 731,7a.
797
Im Falle des §. 665 a Abs. 2 bestehe das Rechtsverhältniß,
erforderlich.
welchem die Wirksamkeit des
Vollstreckungsbefehls
schon zur Zeit der Erlassung des Befehls:
gegen den
auf
Erben beruhe,
in den Fällen der §§. 668 h komme
es auf die Zeit des Eintritts der Rechtshängigkeit (§§. 633, 636, 637) an.
Der nach
21.
S. 718 bis 721 unter I beschlossene §. 705 a Abs. 2
d. C.P.O. ist in der Red.Borl. als §. 705 b Abs. 1, 2 in folgender Fassung aus genommen :
< Der Eigenthümer kann sich in einer nach §. 702 Nr. 5 aufgenommenen
Urkunde in Ansehung einer Hypothek,
Rentenschuld
werfen,
oder einer
einer Grundschuld
110. §. 705 b Abs. 3. Gerichts« stand für die im 8.705 Abs. 5 bezeichneten Klagen.
der sofortigen Zwangsvollstreckung in der Weise unter
daß die Zwangsvollstreckung
aus der Urkunde
jeweiligen Eigenthümer des Grundstücks zulässig sein soll.
werfung bedarf in diesem Falle der Eintragung
gegen
den
Die Unter
in das Grundbuch.
Bei der Zwangsvollstreckung gegen einen späteren Eigenthümer, der
im Grundbuch eingetragen ist, bedarf es nicht der Zustellung der den Erwerb des Eigenchums nachweisenden öffentlichen Urkunde.
Die Red.Komm. hat diesen Bestimmungen folgenden Abs. 3 beigefügt: Ist die sofortige Zwangsvollstreckung gegen den jeweiligen Eigen
thümer zulässig, so ist für die im §. 705 Abs. 5 bezeichneten Klagen das Gericht zuständig, in dessen Bezirke das Grundstück belegen ist.
Der Zusatz beruht auf der Erwägung, daß es
sich in den Fällen des
§. 705 b in Wirklichkeit um eine dingliche Klage handelt und daß die allgemeinen Gründe, die für die Festsetzung des Gerichtsstandes des §. 25 d. C.P.O. maß gebend gewesen sind, auch für den hier in Rede stehenden Fall zutreffen.
22.
Nach der Vorl. Zus.
lauten der §. 731 Abs. 3 und
der §. 737 a
Abs. 2 d. C.P.O. (vergl. S. 722 unter III, 723 unter V):
Die Pfändung der Ansprüche auf die im §. 1143
§. 731 Abs. 3. des
Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) bezeichneten Leistungen erfolgt
nach den allgemeinen Vorschriften. Das Gleiche gilt bei einer Sicherungs
hypothek von der Pfändung der Hauptforderung. §. 737 a Abs. 2. des
Die Ueberweisung der Ansprüche auf die im §. 1143
Bürgerlichen Gesetzbuchs (B.R.) bezeichneten Leistungen
erfolgt
nach den allgemeinen Vorschriften. Das Gleiche gilt bei einer Sicherungs hypothek von der Ueberweisung der Hauptforderung.
In der Red.Borl. haben diese Bestimmungen Aenderungen erfahren. a) Der §. 731 Abs. 3 ist gefaßt:
Die Pfändung der Ansprüche auf die im §. 1142 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (R.T.) bezeichneten Leistungen erfolgt nach den allgemeinen Vorschriften.
Das Gleiche gilt bei einer Sicherungshypothek im Falle
des §. 1170 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (R.T.) von der Pfändung der Hauptforderung. b) der 8. 737 a Abs. 2 ist gefaßt:
Die Ueberweisung der Ansprüche auf die im §. 1142 des Bürger lichen Gesetzbuchs (R.T.) bezeichneten Leistungen erfolgt nach den allge meinen Vorschriften.
Das Gleiche
gilt bei einer Sicherungshypothek
115. 118. 8- 731 Abs. 3; 8. 737 a Abs. 2, 3. Pfändung u. Ueber« - Weisung v. Ford., für die e. Hyp. besteht.
798
Prot. 457. E. I Art. 11. C.P.O. §. 731. im Falle des §. 1170 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (R.T.) von der Ueberweisung der Hauptforderung.
c) dem §. 737 a ist als Abs. 3 neu hinzugefügt: Bei einer Sicherungshypothek
der
im §. 1173 des
Bürgerlichen
Gesetzbuchs (R.T.) bezeichneten Art kann die Hauptforderung nach den allgemeinen Vorschriften gepfändet und überwiesen werden, wenn der Gläubiger die Ueberweisung der Forderung
ohne die Hypothek an
Zahlungsstatt beantragt.
Diese. Aenderungen stehen im Zusammenhänge mit den von dem Bundes rach in Betreff des Ueberganges der Sicherungshypothek gefaßten Beschlüssen.
Die Vorschläge der Red.Komm. beruhen auf folgenden Erwägungen:
Nach der
im §. 1169 Abs. 2 d. B.G.B. (B.R.) enthaltenen, die Anwendung des §. 1138
Abs. 3 (B.R.) ausschließenden Vorschrift, bedurfte es zur Abtretung einer durch Sicherungshypothek geschützten Forderung der Eintragung in das Grundbuch
nicht; der §. 1170 d. B.G.B. (B.R.) bestimmte ferner, daß im Falle der Uebertragung der Forderung der Uebergang der Sicherungshypothek ausgeschlossen
werden könne und daß die Ausschließung die Wirkung eines Verzichts auf die
Hypothek habe.
Der Bundesrath hat beschlossen, die Abtretung der Forderung,
für welche eine Sicherungshypothek besteht, von der Eintragung in das Grund
buch abhängig zu machen, und den Satz, daß sich die Uebertragung einer durch eine Sicherungshypothek geschützten Forderung nach den für die Uebertragung
von Forderungen maßgebenden allgemeinen Vorschriften richte, in Ansehung der Hauptforderung (vergl. B.R. §. 1143, R.T. §. 1142) nur in den Fällen des
§. 1170 (R.T.) und bei einer Sicherungshypothek der im §. 1173 (R.T.) be zeichneten Art gelten zu lassen.
In Folge dieser Beschlüsse ist in der Vorlage
an den Reichstag die Ausschließung der Anwendung des §. 1137 Abs. 3 (B.R.
§. 1138 Abs. 3) im §. 1168 Abs. 2 (B.R. §. 1169 Abs. 2) gestrichen, im §. 1170
(B.R. §. 1172) dagegen beigefügt, der §. 1170 (B.R.) gestrichen und im §. 1173 (B.R. §. 1175) in einem vierten Absätze bestimmt worden, daß die Forderung,
für welche eine Sicherungshypothek nach Maßgabe des §. 1173 besteht, nach den für die Uebertragung von Forderungen geltenden allgemeinen Vorschriften über
tragen werden könne, und daß, wenn sie nach diesen Vorschriften übertragen wird, der Uebergang der Hypothek ausgeschlossen sei. Bei dieser Sachlage kann die nach der Borl.Zus. in C.P.O. §. 731a Abs. 3 Satz 2 und §. 737 a Abs. 2 Satz 2 vorgesehene Bestimmung, daß bei
einer Sicherungshypothek für die Pfändung und Ueberweisung der Hauptforderung das Gleiche gelten solle, wie für die Pfändung und Ueberweisung der Ansprüche
auf die im §. 1143 d. B.G.B. (B.R.) — R.T. §. 1142 — bezeichneten Leistungen,
daß somit bei einer Sicherungshypothek auch die Pfändung und Ueberweisung
der Hauptforderung nach den allgemeinen Vorschriften (C.P.O. §§. 730, 736, 737) erfolge, nicht aufrechterhalten werden.
Die erwähnte Bestimmung muß vielmehr
beschränkt werden auf die Pfändung und Ueberweisung der Hauptforderung bei
einer Sicherungshypothek im Falle des §. 1170 (R.T.) — Forderung aus einer Schuldverschreibung auf den Inhaber, aus einem Wechsel oder aus einem anderen indoffabelen Papier) — sowie auf die Pfändung'und Ueberweisung der Haupt
forderung bei einer Sicherungshypothek der im §. 1173 (R.T.) bezeichneten Art.
E. Art. 2 Nr. 115,118,123. C P O. §§. 731, 737a, 754d. Prot. 457.
799
Bei den im §. 1170 (R.T.) erwähnten Forderungen vollzieht sich auch die Ab
tretung der Hauptforderung gemäß Satz 3 nach den allgemeinen Vorschriften über
Abtretung
die
der
Forderung,
michin
ohne
Eintragung.
Bei
einer
Sicherungshypothek der im §. 1173 (R.T.) bezeichneten Art kann nach der neuen Vorschrift des Abs. 4 die Forderung
nach
den für die Uebertragung von
Forderungen geltenden allgemeinen Vorschriften übertragen werden; da aber
eine in dieser Weise vorgenommene Uebertragung nur die Folge hat, daß die
ohne
Forderung
die Hypothek übergeht,
so muß der Satz,
daß bei einer
Sicherungshypochek der im §. 1170 (R.T.) bezeichneten Art die Hauptforderung
nach den allgemeinen Vorschriften gepfändet und überwiesen. werden kann, auf den Fall beschränkt werden, daß der Gläubiger die Ueberweisung der Forderung
ohne die Hypothek an Zahlungsstatt beanttagt.
Soll die Forderung mit der
Hypochek an Zahlungsstatt überwiesen werden, so bedarf es sowohl zur Pfändung als auch zur Ueberweisung der Forderung der Eintragung in das Grundbuch; soll eine solche Forderung nur zur Einziehung überwiesen werden, so bedarf es
zur Pfändung der Eintragung der Pfändung in das Grundbuch, während zur Ueberweisung die Aushändigung des Ueberweisungsbeschlufses an den Gläubiger
genügt.
In der Red.Borl. hat die nach dem Vorstehenden zu treffende Vor
schrift hinsichtlich einer Sicherungshypothek der im §. 1173 (R.T.) bezeichneten Art im §. 737 a Abs. 3, und zwar, aus Gründen der einfacheren Redaktion,
sowohl in Ansehung der Pfändung
als auch in Ansehung der Ueberweisung
Aufnahme gefunden, während sie hinsichtlich der Sicherungshypothek für eine Forderung aus den im §. 1170 (R.T.) bezeichneten Werthpapieren in Ansehung
der Pfändung im §. 731 Abs. 3, in Ansehung der Ueberweisung im §. 737 a Abs. 2 gegeben ist. 23.
Dem nach S. 725 und 726 unter XU beschlossenen §. 749 c d. C.P.O.
entspricht in der Red.Borl. der §. 754d.
Die Red.Komm. schlägt vor:
a) den Abs. 2 des §. 754 d zu fassen: Auf die Pfändung der von dem Vater oder der Mutter kraft der
elterlichen Nutznießung erworbenen Früchte finden die Vorschriften des
§. 754c Abs. 1 Satz 2 mit der Maßgabe entsprechende Anwendung,
daß die in den §§. 1632, 1633 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (R.T.)
bezeichneten Ansprüche, wenn sie fällig sind, den erworbenen Früchten gleichstehen. b) als Abs. 3 die Vorschrift aufzunehmen:
Der Widerspruch kann sowohl von dem Vater oder der Mutter als
von dem Kinde nach §. 685 geltend gemacht werden.
Der Vorschlag legt auch dem Kinde die Befugniß bei, Widerspruch gegen die Pfändung zu erheben.
Es ist dies
für nothwendig erachtet worden, um
den §. 754d in Uebereinstimmung zu setzen mit dem §. 754c Abs. 2 d. Red.
(vergl. den auf S. 725 unter XI mitgetheilten §. 749 b) und um dem Kinde für den Fall Schutz zu gewähren, daß der Vater oder die Mutter aus
Borl.
Gleichgülttgkeit oder bösem Willen die Erhebung des Widerspruchs unterlaffen sollten.
Zur Ausübung des Rechtes ist dem Kinde erforderlichenfalls ein Pfleger
zu bestellen.
123. 8. 754 d. Unpfändbart de» am KindeSvermögen traft der elterlichen Nutzn, zu stehenden Rechte». Psänddark. d. Früchte.
800 ^bs'2^0
Prot. 457. E. I Art. 11. C.P.O. tz. 847.
24. Dem nach S. 752 unter 4 beschlossenen §. 820a d. C.P.O. entspricht in der Red.Vorl. der §. 820 Abs. 2.
Die vorgenommene Aenderung hat nur
redaktionelle Bedeutung. 13M^h
25. Dem auf S. 731 mitgetheilten §. 836h d. C.P.O. ist in der Red.-
Satz 2 beigefügt:
Stellung
Durch den Eintritt erlangt er die rechtliche Stellung eines Antrag
tretenden
stellers.
Der Zusatz soll verdeutlichen, daß die für den Antragsteller geltenden
Vorschriften auch
auf denjenigen Anwendung finden, welcher neben dem ur
sprünglichen Antragsteller oder an Stelle eines ausgeschiedenen Antragstellers in das Verfahren eintritt.
^ufgebot^' verfghehufs
^Eigen?' thümers.
26. Der Satz 2 des auf S. 734 unter XXVII mitgetheilten §. 836 v d. C.P.O. ist in der Red.Vorl. gestrichen.
Die Weglassung des Satzes findet ihre Begründung in der Aenderung,
welche der §. 912 Abs. 1 Satz 3 d. B.G.B. in der Fassung der Vorlage an den Bundesrath im §. 911 Abs. 1 Satz 3 des
dem Reichstage vorgelegten
Entw. erfahren hat. 13|aß-847 Aufgebots»
fnft
27. In der Red.Vorl. ist versehentlich die Aenderung nicht ausgenommen
worden, welche der §. 847 d. C.P.O. schon nach dem Beschlusse der ersten Komm. (vergl. Entw. I d. E.G. Art. 11) unter Billigung der zweiten Komm, dahin erfahren hat, daß als Satz 2 die Vorschrift angeschlossen ist:
Der Aufgebotstermin darf nicht über ein Jahr hinaus bestimmt werden; so lange ein so naher Termin nicht bestimmt werden kaun,
findet das Aufgebot nicht statt. Man beschloß, diese Aenderung bezw. Vervollständigung in den Art. 2
d. Red.Vorl. unter Nr. 138 mit entsprechender Aenderung der folgenden Ziffern
einzustellen. aMieaS' Benachricht, von d.
In dem nach S. 745 und 746 unter 4 beschlossenen §. 850a d.
28.
C.P.O. lautet der zweite Halbsatz des Abs. 1 Satz 1:
mit dem Verbot ist die Benachrichtigung von der Einleitung des
Einleitung gebots-
Aufgebotsverfahrens zu verbinden. In der Red.Vorl. ist diese Bestimmung gefaßt:
mit
dem Verbote
soll
die Benachrichtigung
verbunden
werden.
Diese Aenderung, welche den Karakter der Bestimmung als einer bloßen Ordnungsvorschrift zum Ausdrucke bringen sollte, wurde zurückgenommen und
der ursprüngliche Text wiederhergestellt, nachdem darauf hingewiesen
worden
war, daß die gleiche Aenderung auch im §. 850a Abs. 1 Satz 2, §. 850b Satz 3
und §. 850d Abs. 1 Satz 3 würde vorgenommen werden müssen, daß hierzu
jedoch kein hinreichender Anlaß bestehe, da das Wort „ist" nach der Ausdrucks weise der C.P.O. keineswegs immer wie das Wort „muß" im Sinne einer
absolut zwingenden Vorschrift gebraucht werde, vielmehr an manchen Stellen, wie z. B. im §. 848 Abs. 2, auch bei einer' Ordnungsvorschrift Verwen
dung finde.
E. Art.2 Nr-128,30,38,43. C.P.O. §§. 820,836h, 836 v, 847,850a, 850c. Prot.457.
801
Der nach S. 746 und 747 beschlossene §. 850b ist in der Red.Vorl.
29.
als §. 850c in folgender geänderter Fassung eingestellt: Wird die Zahlungssperre angeordnet, bevor seit der Zeit des glaub haft
gemachten Verlustes Zins-,
Renten
oder
Gewinnantheilscheine
ausgegeben worden sind, so ist die Beibringung des im §. 843 Abs. 2
vorgeschriebenen Zeugnisses nicht erforderlich.
In dem Aenderungsvorschlag ist die Vorschrift gestrichen, nach welcher in dem in Rede stehenden Falle die Bestimmung des Aufgebotstermins in besonderer Art erfolgen soll.
Die Red.Komm. war der Ansicht, daß es einer Sondervor
schrift in dieser Hinsicht nicht bedürfe, weil es nach §. 843 nicht auf die Fällig keit des für das aufzubietende Papier ausgegebenen Zinsscheins, sondern auf die Fälligkeit der Zinsscheine ankomme, die für andere Papiere derselben Art, der gleichen Serie rc. ausgegeben werden und daher an sich auch für das betreffende
Stück würden ausgegeben worden sein.
Auf den Fall, daß das für kraftlos zu
erklärende Papier für sich allein eine besondere Serie bilde, glaubte man wegen. der Seltenheit des Falles keine Rücksicht nehmen zu sollen.
Gegen diese Aenderung richtete sich der Antrag, den gestrichenen Satz in folgender Fassung wieder einzustellen:
.... so tritt bei der Bestimmung des Aufgebotstermins nach §. 843 Abs. 1 an die Stelle der Fälligkeit des ersten der ausgegebenen Scheine der Zeitpunkt, in welchem der erste Schein fällig geworden
sein würde, wenn er ausgegeben worden wäre. Der Antragsteller bemerkte: Die Annahme, von der die Red.Komm. aus gegangen sei, treffe nicht zu.
Der Abs. 1 des §. 843 stehe im engsten Zu
sammenhänge mit dem Abs. 2; die Thatsache, daß neue Zinsscheine zu erheben
gewesen seien, die Erhebung aber unterblieben sei, solle die Grundlage für die Schlußfolgerung bilden, daß das Papier nicht mehr vorhanden sei oder sich in
den Händen eines Besitzers befinde, der es nicht wagen dürfe, seinen Besitz be kannt werden zu lassen.
Diese Schlußfolgerung setze voraus, daß sät das kraftlos
zu erklärende Papier neue Zinsscheine ausgegeben werden, sie sei nicht möglich,
wenn die Ausgabe nicht für dieses Papier, sondern nur für andere Papiere der gleichen Art stattfinde, wenn z. B. das für kraftlos zu erklärende Papier schon vor dem Verlust ausgeloost oder gekündigt und außer Verzinsung getreten sei.
Für diesen Fall enthalte der §. 845 (vergl. Wilmowski-Levy, C.P.O. u. G.B.G. II Anm. 1 zu C.P.O. §. 845) eine Sondervorschrift, die dem Umstande Rechnung trage, daß für das Papier neue Zinsscheine nicht ausgegeben werden.
Auch fiir
das unter Zahlungssperre stehende Papier würden, solange die Zahlungssperre
bestehe, neue Zinsscheine nicht ansgegeben, die Voraussetzung des §. 843 Abs. 1 liege also, wenn die Zahlungssperre vor oder gleichzeitig mit der Erlassung des
Aufgebots
angeordnet werde, nicht vor und es entstehe der Zweifel, ob etwa
§. 845 zur Anwendung kommen solle.
Da dieser Paragraph nicht passe, so bestehe
eine Lücke, und diese wolle der erste Halbsatz in dem Sinne ausfüllen, den auch die Red.Komm. für zutreffend erachte. Die Komm, trat den Ausführungen der Red.Komm. bei und entschied sich
für die Weglassung des fraglichen Satzes. Prowlolle. Sb. VI.
143.1850c. Zahlungs sperre vor Ausgabe neuer Zins- rc. scheine.
Prot. 457. E. I Art-. 11,13. C.P.O. §. 850b. K.O. §. 98.
802
»ort 30. Die Vorschrift, welche nach S. 748 und 749 unter 5 zu dem im Entw. I betc.'bfc Art. 11 vorgesehenen §. 850b beschlossen wurde, ist in der Red.Borl. als §. 850f Bekanntm. . de« TU Aufgebot« u. die Auf gebotsfrist.
folgender Fassung eingestellt:
Bei Aufgeboten, welche auf Grund der §§. 871, 911, 1087, 1095, 1145, 1153, 1154, 1252 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (R.T.) ergehen,
können die Landesgesetze die Art der Veröffentlichung des Aufgebots
und die Aufgebotsfrist anders bestimmen, als in den §§. 825, 827 vorgeschrieben ist.
Die vorgeschlagene Neufassung scheidet unter Richtigstellung der Zitate von den anzuziehenden Vorschriften des B.G.B. den §. 1177 der Vorlage an den
Bundesrach bezw. den §. 1175 der Vorlage an den Reichstag aus, da die Allegirung dieses Paragraphen, der für die Grundschuld im Allgemeinen auf
die für die Hypothek geltenden Vorschriften Bezug nimmt, nicht erforderlich er scheint.
Der Art. 4 d. Red.Borl. betrifft die K.O. Behandlung
Der auf
31.
S. 753 unter 4
vermerkte §. lb d. K.O. hat in der
«emeinlch.
Red.Borl. keine Aufnahme gefunden.
znsiehenden
davon ausgegangen, daß die Vorschrift, soweit sie besage, daß ein zur Zeit der Konkurseröffnung vertragsmäßig anerkannter oder rechtshängig gewordener
Va*“r?'*
Die Red.Komm. ist bei der Streichung
Pflichttheilsanspruch zur Konkursmasse gehöre, selbstverständlich sei, daß dagegen
die Frage,
ob der Pflichttheilsanspruch auch dann zur Konkursmasse gehöre,
wenn er nach der Eröffnung des Konkurses anerkannt oder rechtshängig gemacht werde, der Wissenschaft und Rechtsprechung überlaffen werden könne.
Gegen diese Begründung wurde in der Sitzung von einer Seite Wider-
spruch erhoben und ausgeführt, daß es auf die Zeit der Konkurseröffnung überhaupt nicht ankomme. Man einigte sich dahin, es bei der' Streichung des §. lb d. K.O. in dem Sinne zu belassen, daß die ganze in der Vorschrift be
handelte Frage für die Wissenschaft offen bleiben solle. 'Anspruch b 32. Zu dem in der Red.Borl. nicht berührten §. 37 d. K.O. war der ewrau b." Antrag gestellt: auf während d. Eheerworb. Gegenstände.
dem §. 37 d. K.O. als Abs. 2 beizufügen:
Die Vorschrift bezieht sich nicht auf die im §. 1365 des Bürger
lichen Gesetzbuchs (R.T.) bezeichneteu Haushaltsgegenstände. Dem Anträge waren die Bemerkrmgen beigegeben:
Der §. 37 d. K.O.
bezieht sich auch auf solche Gegenstände, die für die Ehefrau während der Dauer der Ehe erworben worden sind; Entsch. d. R.G. in Civils. 14 Nr. 6 S. 21 f. —
Wird hiervon ausgegangen, so liegt die Annahme nahe, daß sich die Vorschrift
des §. 37 auch auf diejenigen Stücke des Haushaltsinventars beziehe, die von
dem Manne an Stelle der von der Frau eingebrachten, nicht mehr vorhandenen oder werthlos gewordenen Stücke angeschafft worden sind.
Wenn die Praxis
dies annähme, so würde der Zweck, dem der §. 1365 d. B.G.B. (R.T.) dient, zu
einem guten Theile vereitelt; vergl. namentlich IV S. 189 bis 191 unter II.
Es
möchte sich deshalb empfehlen, durch einen ausdrücklichen Zusatz die angedeutete Aus legung unmöglich zu machen und dem §. 1365 die Bedeutung zu sichern, die er nach der Absicht der Komm, haben soll.
L. Art. 2 Nr. 143; Art. 4 Nr. 21,32. C.P.O. §. 850 f. K.O. §§. 98,205 c. Prot. 457
803
Die Ausführungen des Antragstellers wurden als zutreffend anerkannt, gegen die
Aufnahme
Widerspruch.
des
vorgeschlagenen
Zusatzes
erhob
sich
aber
gleichwohl
Der §. 37 d. K.O. sei nicht glücklich gefaßt
Es wurde bemerkt:
und bedürfe, wie in der Rechtsprechung bereits anerkannt sei, einer einschränkenden Auslegung.
Der Zweck der Borschrtft sei, der Frau die Geltendmachung chres
Rechtes in solchen Fällen zu versagen, in welchen ihr gegenüber ein Ersatz
anspruch des Mannes bestehen würde.
Daraus ergebe sich, daß der Fall des
§. 1365 d. B.G.B. von dem §. 37 nicht betroffen werde.
Wollte man den
§. 37 in dieser einen Richtung berichtigen, so würde der Anschein entstehen, alhabe man die bisherige Faffung der Vorschrift in jeder anderen Richtung als
korrekt angesehen und namentlich andere Fälle der Surrogation der Vorschrift unterwerfen wollen.
Daß eine mißverständliche Anwendung des §. 37 auf den
Fall des §. 1365 d. B.G.B. in der Praxis nicht zu befürchten sei, laffe sich schon auf Grund dessen annehmen,
daß die gleichartige Vorschrift des preuß.
A.L.R. II, 1 §. 560 stets als durch den §. 37 nicht berührt angesehen worden sei.
Der Antragsteller nahm hierauf den Antrag zurück. 33. Der nach S. 765 und 766 unter VII beschlossene §. 98 Abs. 1 Satz 4 d. K.O. hat in der Red.Vorl. die Faffung erhalten: Wird das Verbot öffentlich bekannt gemacht, so sind Rechte, welche nach der Bekannkmachung des Verbots im Wege der Zwangsvoll streckung oder des Arrestes erworben worden sind, sowie die nach der Bekanntmachung in solcher Weise erwirkte Eintragung eines bestehenden Rechtes und die nach der Bekanntmachung im Wege der einstweiligen Verfügung erwirkte Eintragung einer Vormerkung den Konkursgläubigern gegenüber unwirksam.
21. J.88 rot. i Satz 4. Wirkung d. bsfentl. Bekannt«, e. allgem. Ver äußerungs verbots.
Der Vorschlag verallgemeinert die Bestimmung in der Weise, wie diejenige des §. 12 verallgemeinert worden ist.
Daß die von der Komm, beschloffene
Faffung nicht ausreicht, ergiebt sich z. B. darans, daß das öffentlich bekannt
gemachte Verbot auch den Erwerb des mit der Beschlagnahme eines Grundstücks verbundenen Vorzugsrechts
und den Erwerb des Eigenthums an vertretbaren
Sachen des Gemeinschuldners nach §. 770 d. C.P.O. hindern muß. 34. Der Abs. 1 des §. 205 c d. K.O. lautet in der Red.Vorl., mtsprechend dem auf S. 772, 774 erwähnten Beschlusse:
Wird der Antrag auf Eröffnung des Verfahrens erst zwei Jahre
nach der Annahme der Erbschaft gestellt, so kann der Erbe der Er öffnung des Verfahrens
widersprechen.
Macht er von diesem Rechte
Gebrauch, so haftet er für die Nachlaßverbindlichkeiten unbeschränkt.
Die Vorschriften der §§. 1948, 1949 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (R.T.) bleiben unberührt.
In der Sitzung wurde der Antrag gestellt, den Satz 3 dieser Vorschrift zn fassen:
Eine vor der Erhebung des Widerspruchs nach §. 1948 oder nach §. 1949 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (R.T.) eingetretene Beschränkung der Haftung bleibt unberührt.
Der Antrag, der die Vorschrift zu verdeutlichen und redaktionell mit dem §. 1988 Abs. 1 Satz 2 d. B.G.B. (R.T.) in Uebereinstimmung zu bringen bezweckt,
wurde gebilligt.
32. 9.205c Abf.1. Wider spruch d. Erben gegen die Sröffnuna d. Nachlaßlont
804 Red.Borl. • Art. 6. E.G. z. K.O.
Ws3
Prot. 457. E. I Art. 14. E Art. 5 Nr. 1; Art. 8. E.G. z. K.O. §. 3. Der Art. 5 d. Red.Borl. betrifft das E.G. z. K.O.
35. Der auf S. 777 unter XIX vermerkte §. 3 Abs. 3 d. E.G. z. K.O. hat in der Red.Borl. folgende Faffung erhalten: ~ ~ ~ des Konkursverfahrens " Im Falle über das Vermögen eines Wechsel
Aenderung des Art. 80. d. W.O.
schuldners wird die Verjährung durch die Anmeldung der Forderung
im Konkurs unterbrochen. Der Vorschlag übersetzt die Verweisung auf den §. 204 Abs. 2 Nr. 2 d.
B.G.B. (B.R. und R.T.) und streicht die Verweisung auf den d. §. 209 B.G.B(B.R. und R.T.), letzteres deshalb, weil die im §. 209 behandelte Frage, wie lange die durch die Anmeldung im Konkurse
bewirkte Unterbrechung dauere,
in der W.O. für die Erhebung der Klage und die Streitverkündung dem bürger
lichen Recht überlassen ist. Red.Borl. Art. 8. Einführ.bestimmungen. Abs. 3.
v. Hypoch.urkunden.
Der Art. 8 d. Red.Borl. betrifft die Einführungsbestimmungen.
Der nach
36.
S. 781 bis 784
unter XXIII beschlossene Abs. 2 des
Schlußartikels ist in der Red.Borl. als Abs. 3 des Art. 8 in folgender Fassung ausgenommen:
Die landesgesetzlichen Vorschriften über die Vollstreckbarkeit von Hypothekenurkunden bleiben
in Ansehung der Hypotheken in Kraft,
welche schon zu der Zeit bestehen,
zu welcher das Grundbuch als an
gelegt anzusehen ist. Der Vorschlag trägt dem Umstande Rechnung, daß bis zu dem Zeitpunkt,
in welchem das Grundbuch als angelegt gilt, das bisherige Jmmobilienrecht in Kraft bleibt, «rnehmigung
Nachdem hiermit die sämmtlichen der Zustimmung der Komm, bedürftigen
Red.Borl.
Einzelpunkte erledigt waren, wurde die Vorlage im Ganzen mit den aus dem
im Ganjen.
Vorstehenden unter 6, 9, 11, 17, 27, 28, 34 ersichtlichen Maßgaben seitens der Komm, genehmigt.
Hinsichtlich der weiteren geschäftlichen Behandlung wurde im
Einvernehmen mit dem Staatssekretär des Reichs-Justizamts beschlossen, daß die
noch erforderliche redaktionelle Fertigstellung der Vorlage seitens derjenigen Mit glieder der Komm, erfolgen solle, welche bisher der Red. Komm, angehört hatten. Desgleichen soll die Durchsicht und Feststellung der noch ausstehenden Protokolle
seitens der bisher den Protokollausschuß bildenden Kommissionsmitglieder vor
genommen werden.
Der Staatssekretär des Reichs-Justizamts ergriff alsdann das Wort und legte in einem Rückblick auf die Zusammenberufung und die Arbeit der Komm, dar, daß diese die ihr durch den Beschluß des Bundesraths vom 4. Dezember
1890 übertragene Aufgabe mit der Durchberathung der Entw. d. B.G.B. und d. E.G. und mit der Aufstellung des Entw. eines Ges., betreffend die Aende
rungen des G.B.G., d. C.P.O., d. K.O. und der Einführungsgesetze zur C.P.O.
und zur K.O. nunmehr zu Ende geführt habe.
Im Namen des Reichskanzlers
sprach der Staatssekretär den Mitgliedern der Komm, den Dank der verbündeten Regierungen für ihre Thätigkeit aus und erklärte die Sitzungen der Komm, für
geschloffen.
Nach einem Schlußworte des Vorsitzenden und des Generalreferenten
löste sich die Komm. auf.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei, Berlin SW., Wilhelmstraße 32.
Kerichti-UV-e«. Band II.
Seite 842 Zeile 16
v. o. ist zu lesen
„VIII" statt „XIII".
Band III.
Seite 660 Zeile
8
v. u. ist zu lesen
„auf eine Wechsclcopic" statt „auf einen Wechsel".
Band IV. 1 der Amu. ist zu lesen
Seite 134 Zeile
.1298" statt ,1289".
Band V.
der Satz „Die Analogie .... anerkannt
Seite 328 Zeile 14 u. 15 v. o. ist
werden." zu streichen; „1932 Abs. 3" statt „1932 Abs. 2";
350 „ 10 v. u. ist zu lesen 543 XVIII Zeile 3 , , .
„284" statt „294". Band VI.
Seite 26 Zeile
w
e
5
v. u. ist zu lesen
58 „ 18 ........... „ „ 87 , 8 v. o. ist 87 „ 23 v. u. ist zu lesen 112 Ueberschristszeile ist
113
„
10
v. u. ist zu lesen
„befürchteten" statt „befüchteten"; „Begründung- statt „Begrüngung"; hinter „Recht" das Komina zu streichen;
„erklärte- statt „erstark"; bei B R. nachzutragen „19"; „Namen- statt „Nahmen-;
„
„
„Bedenken" statt „Bedenken";
141 „ 12 v. u. „ „ 228 Marginale „ „ 232 Ueberschristszeile ist
„ „
„jure" statt „jura"; . w^Wtt statt „Z.P.R.";
129 Zeile 17
v. o. „
bei E. II zu streichen „Art. 101, 61.";
272
„
ist zu lesen
„E.II- statt „E.I";
278,279
„
ist
nachzutragen bei B.R. „1422", bei R.T.
280,281
„
nachzutragen bei E. II „1440", bei B.R.
,
„1545"; nachzutragen bei E. II „1643", bei B.R. „1738", bei R.T. „1736", bei B.G.B.
„1420", bei B.G.B. „1437";
„1530", bei R.T. „1528", bei B-G.B-
304,305
378 Marginale zu X 398 Ueberschristszeile *
422 Marginale zu X
537 Zeile 13 v. u.
ist zu lesen „ „ „ „
ist
„
„
„1760" und daselbst zu lesen „1762" statt „1763"; „Bannrechte" statt „Baurechte";
„Prot. 431" statt „Prot.439"; „Privatpfändung"
statt
„Privatverpfän
dung'; hinter „(B.R.)" ein Komma zu setzen.