Promemoria: Für mich und andere [Reprint 2019 ed.] 9783111455877, 9783111088488


163 18 6MB

German Pages 98 [104] Year 1913

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Table of contents :
Dr. Walter de Gruyter
Inhalt
Einleitung
Erster Teil. Verzeichnis meiner seit d. I. 1851 im Druck erschienenen Schriften
Zweiter Teil. Chronologisches Verzeichnis der an mich gerichteten Briefe namhafter Personen
Dritter Teil. Aus großer Zeit. Gedichte aus den Kriegsjahren und auf Bismarck
Aus dem Jahre 1870
Zwei Bismarck-Gedichte
Recommend Papers

Promemoria: Für mich und andere [Reprint 2019 ed.]
 9783111455877, 9783111088488

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

Promemoria Für mich und Andere Von

Rudolph Grnee.

Wit Bildnis

Berlin Druck und Verlag von Georg Reimer

1913

Herrn

Dr. Walker de Gruyker in Berlin-Lichterfelde. Wenn ich Ihnen, als einem der jüngeren Freunde aus

meiner letzten Lebenszeit, dies Büchlein freundschaftlichst zurigne, so geschieht es mit dem Wunsche, daß Sie dies als rin Zeichen meiner Erkenntlichkeit betrachten mögen für die liebevolle An­ teilnahme, dir Sie meinem Wirken wie meiner Person wiederholt

bewiesen haben. In herrlicher Freundschaft

Dr. Rudolph Genre. Berlin, im Dezember 1912.

Inhalt. Sette

Einleitung......................................................................................

VII

Erster Teil: Verzeichnis meiner seit dem Jahre 1851 im Druck er­ schienenen Schriften.......................................................... 1—20 Zweiter Teil: Chronologisches Verzeichnis der an mich gerichteten Briefe namhafter Personen................................................. 21—36 Anhang: Ergänzende Mitteilungen zu einigen der verzeichneten Briefe.................................................................. 37—74

Dritter Teil: Aus großer Zeit. Gedichte aus den Kriegsjahren und auf Bismarck.................................................................. 75—90

ie kleine Schrift, die ich im Jahre 1904 unter dem Titel „Promemoriti

gegeben hatte,

bestand

für

meine

Freunde"

heraus­

einzig aus dem Verzeichnis aller

meiner seit mehr als fünfzig Jahren im Druck erschienenen

In der vorliegenden beträchtlichen

literarischen Arbeiten.

Erweiterung des Promemoria nimmt jenes Verzeichnis nur den kleineren Teil dieser Schrift ein.

Bei deren Veröffent­

lichung lag es mir fern, mit der für die meisten Leser wohl erstaunlichen Menge

der darin verzeichneten Werke und

zahlreichen Abhandlungen mich zu brüsten.

Wenn man

aber ein so langes Leben voll unausgesetzter Arbeit hinter

sich hat und an das Bibelwort „wenn's hoch kommt, achtzig Jahre" denkt, so ist wohl der Wunsch begreiflich, in einem solchen Rückblick sich selber Rechenschaft abzulegen.

Eine

derartige Bibliographie der eigenen Werke wird aber viel­ leicht auch für manche, die an meiner Person kein Inter­

Da in neuerer Zeit gerade die

esse nehmen, nützlich sein.

bibliographische Seite unserer Literatur mit Sorgfalt ge­

pflegt wird und da sogar Vereine sich gebildet haben, um auch

die beachtenswerteren der in Zeitschriften verstreuten lite­

rarischen Abhandlungen

in

die

bibliographische Statistik

einzuschließen, so kann ja wohl eine derartige vom Autor selbst

kommende Darbietung in solchem Sinne Berechtigung haben.

— schon

Wenn

VIII —

jenes Verzeichnis, das

seit

der ersten

Veröffentlichung nur einen geringen Zuwachs erhalten hat, als ein Nachtrag zu meinem Buche „Zeiten und Menschen"

(1897) zu betrachten ist, so gilt dies noch mehr von der gegenwärtigen Ausgabe durch den hinzugefügten zweiten

Abschnitt: Verzeichnis von Briefen namhafter Persönlich­ keiten, mit denen ich in Verbindung gestanden habe, sei es

durch literarische Beziehungen, oder — wie

es bei der

Mehrzahl der Fall ist — durch persönlichen Verkehr und dauernde Freundschaft. Bei den ältesten, die schon einer

vergangenen

zum Teil

und

vergessenen Literaturperiode

angehören, habe ich ihren Namen gleich eine kurze erläuternde

Notiz hinzugefügt; bei Andern, die entweder durch ihre

Persönlichkeit oder durch die Bedeutung der Briefe ein allgemeines Interesse beanspruchen können, sind ausführlichere Mitteilungen,

auch

wie

Auszüge

aus

den

Briefen

in

den Anhang „Ergänzende Mitteilungen" verwiesen.

Dieser ganze, das Verzeichnis von Briefen betreffende

zweite

durch den

Abschnitt,

auf das bestimmte

vierfache

auch

des

die

die

Umfanges

Aenderung

frühere

kleine

erweitert

des

Titels,

Schrift

worden als

ist, eines

Promemoria für mich „und Andere". Berlin, im Dezember 1912.

Rudolph Genre.

Erster Teil.

Verzeichnis meiner seit d. I. 1851 im Druck erschienenen Schristen.

Theatralische Dichtungen. Nach den frühesten, nicht veröffentlichten lyrischen Ver­

suchen meiner Iugendjahre war in dem Zeitraum von 1847

bis

1859

meine literarische Tätigkeit

Theater gewidmet.

ausschließlich dem

Mein erstes Drama, das ich im Winter

von 1847—48 geschrieben halte, war ein fünfaktiges, höchst

blutiges Trauerspiel aus dem Hussitenkrieg: „Ziska vom

Kelch".

Dasselbe wurde zwar an einer Provinzialbühne

aufgeführt, hatte aber meine kühnen Erwartungen nicht ganz erfüllt, denn keine andere Bühne wagte sich daran,

auch

nicht nach der unterdessen eingetretenen Revolution von 1848, obwohl meine Tragödie so revolutionär war, wie man es

nur verlangen konnte.

Nachdem ich mit dem Morgenstern

meiner Hussiten nichts hatte ausrichten können, war ich weit

glücklicher mit einer aus der Zeitstimmung hervorgegangenen kleinen Posse, wie auch gleich danach mit ein paar Lustspielen, die im Friedrich-Wilhelmstädt. Theater in Berlin zur Auf­

führung kamen: Gen6e, Promemoria.

1

2

1851.

Das Kloster von Kamenz.

1852.

Ehestandsexerzitien.

1852. Durch!

Lustspiel in 2 Akten.

Soloszene.

Lustspiel in 1 Akt.

Die Stücke erschienen zusammen als „Lustspiele"

im Verlag von L. Lassar.

Berlin, 1853.

„Das Kloster von Kamenz", das eine Episode aus

dem 2. schlesischen Kriege behandelte, hatte an genanntem Theater sehr beifällige Aufnahme gefunden, wurde aber nach wenigen Aufführungen verboten.

Die beiden andern

Kleinigkeiten waren vom Berliner Friedrich-Wilhelmstädt.

Theater aus fast alle deutsche Bühnen gekommen. Hiernach folgte:

1854. Das Wunder.

Eine Komödie in 4 Akten.

Berlin,

1854, bei Franz Duncker. Dies Stück wurde nach erfolgtem Drucke sofort vom Kgl. Schauspielhaus in Berlin angenommen, einstudiert und aufgeführt und zwar in der allgemeinen Erwartung

glänzenden

Erfolges.

nur zweimal gegeben.

Es fiel aber durch und wurde (Vgl. in meinem Buche „Zeiten

und Menschen" S. 141—151.)

Von den nachfolgenden Theaterstücken seien hier

nur als die bessern oder auch erfolgreichsten genannt: 1854.

Die Mission der Waise.

Schauspiel in 4 Akten,

unter dem Pseudonym Harry Morton.

(Nach dem

Currer Bellschen Roman Jane Eyre als eine Fort­

setzung der „Waise von Lowood".)

1855.

Das

Vermächtnis.

Lustspiel in 3 Akten.

3 1856.

Benjamin, der seinen

Vater sucht.

Vaude­

ville-Posse in 1 Akt.

Dies Stückchen, bei dem Ernst Dohm mein wertvoller Mitarbeiter war, kam aus dem damaligen Krollschen Theater (unter Direktion von Görner) zur Aufführung

und

wurde

danach

an

auch

zahlreichen

anderen

Theatern viel gegeben.

1857.

Ein neuer Timon.

Lustspiel in 5 Akten.

(Am Friedrich - Wilhelmstädt. Theater aufgeführt. Erschien in spiele" 1861.

1865.

Gubitz'

Bei Roßbach.

„Jahrbuch

deutscher

Bühnen­

Vaterland. Schauspiel in 2 Akten

mit Gesang.

(Zum ersten aufgeführt.)

1868.

Male

am Berliner Wallnertheater

Vor den Kanonen. Lustspiel in 3 Akten. (Aufgeführt im Berliner Kgl. Schauspielhaus und an anderen Bühnen.)

1869. Schleicher und Genossen. Freie

Bearbeitung

nach

Lustspiel in 5 Akten.

Sheridans

„school

for

scandal“.

(Zuerst aufgeführt am Münchener Hoftheater mit großem und dauerndem Erfolg, dann im Berliner Kgl. Schauspielhaus usw.) Im Druck bei A. Kühling in Berlin.

1871.

Kleists „H errmannsschlacht". Für die Bühne

bearbeitet

und mit Einleitung.

Berlin, bei Fr.

Lipperheide.

r

4

aufgeführt am Münchener Hostheater im Januar 1871, dann 1874 am Berliner Kgl. Schauspiel­ Zuerst

haus und hiernach an fast sämtlichen deutschen Theatern.

1876.

Das heiß' Eisen, von Hans Sachs.

neuere Bühne bearbeitet. 1876.

Marienburg.

Schauspiel in 5 Akten.

(Nur als Manuskript gedruckt, Bühne aufgeführt.)

1879.

aber an

keiner

Stephy Girard, Charakterbild in 1 Akt. (Am Berliner Kgl. Schauspielhaus reichen anderen Bühnen aufgeführt.)

1879.

Für die

Wien, bei Wallishausen.

und an zahl­

Truffaldino, der Diener zweier Herren.

Komödie

in 2 Akten nach Goldoni. (Beide Stücke gedruckt in: Gesammelte Komödien von R. G., Berlin, I. Guttentag, 1879.) 1884. Gastrecht.

Dramat. Gedicht in 1 Akt.

Berlin,

A. Deubner. Zuerst aufgeführt an den Hoftheatern von Dresden, Berlin, München, in Hamburg und zahlreichen andern Städten.

1884.

Die Klausnerin.

Schauspiel in 4 Akten.

Berlin,

A. Deubner. Nur in Dresden und Weimar aufgeführt.

1886.

Verlor ne Liebesmüh.

Shakespeare.

bearbeitung.

Komödie in 3 Akten von

In neuer Übersetzung und Bühnen­ Berlin, A. Hofmann u. Co.

(Aufgeführt an den Hoftheatern von Dresden, Berlin,

München, Mannheim, Karlsruhe.)

5 1889.

Die Landsknechte.

Dramat. Genrebild in 1 Akt.

(Als Manuskript gedruckt.

Ausgeführt in Nürnberg

und Dresden.) 1896.

Der Kapellmeister. Festsingspiel für die Berliner

Mozartgemeinde. 1908.

Gräfin Katharina.

Eine Begebenheit aus der

Zeit der Reformation, in 1 Aufzuge. (Aufgeführt in Meiningen und Rudolstadt.)

Uber Shakespeare. a) Werke. 1870.

Geschichte der Shakespeareschen Dramen in

Deutschland.

1. Das deutsche Theater unter den

Einflüssen Shakespeares.

2. Chronologische Geschichte

der Übersetzungen und Theaterbearbeitungen.

3. An­

hang: Umfangreichere Mitteilungen aus ältern Über­

setzungen, Theaterbearbeitungen usw. Leipzig, Verlag von W. Engelmann. 1872.

Shakespeare.

Sein Leben und seine Werke.

(Schlußband zu der neuen Übersetzung von W. Jor­

dan, K. Simrock, L. Seeger, Dingelstedt usw.) Biblio­ graphisches Institut.

1878. Zweite, verbesserte Auflage desselben. griffen.) 1872.

(Ver­

Vierte Auflage des „Shakespeare" von Ger-

vinus.

Leipzig, W. Engelmann.

6 Die Redaktion dieser letzten Auflage, mit Vorwort und Anmerkungen,

war mir vom Verleger in Über­

einstimmung mit der Witwe Gervinus' übertragen worden. 1889.

Die Entwickelung des szenischenTheaters und

die Shakespeare-Bühne in München.

Cotta Nach­

folger, Stuttgart.

1897.

Von P. P. Hamlet.

Das Goethe-Geheimnis.

(Parodie auf den Bacon-Shakespeare-Unsinn.) 2. Auflage.

1903.

1. u.

Berlin, A. Hofmann u. Co.

A. W. Schlegel und Shakespeare.

Ein Beitrag

zur Würdigung der Schlegelschen Übersetzungen. --

Berlin, Georg Reimer. 1905.

William Shakespeare in seinem Werden und

Wesen.

Mit einem Anhang bibliographischer

historischer

Faksimiles.

Anmerkungen

und

Ergänzungen

Als Titelbild: William

in Heliogravüre nach

und nebst

Shakespeare,

Adolf Menzel.



Berlin,

Verlag von Georg Reimer, 1905.

b)

Abhandlungen aus verschiedenen Zeitschriften über einzelne Shakespeare-Fragen und Verwandtes.

1866.

Ein Wendepunkt in der deutschen Shakespeare-Kritik.

1867.

Das Jahrbuch der deutschen Shakespeare-Gesellschaft.

1867.

Shakespeares Gedichte in deutschen Übertragungen.

Deutsches Museum Nr. 22 und 23. Deutsches Museum Nr. 24. Deutsches Museum Nr. 33.

7

1869.

Die deutschen Shakespeare-Übersetzungen und Bühnen­ bearbeitungen. I. II. III. Nationalzeitung. Januar.

1871.

Shakespeares Dramen auf der deutschen Bühne. Nationalzeitung. November.

1873.

Shakespeare auf der modernen Bühne.

1874.

Shakespeare, Benedix und Ed. v. Hartmann.

Nationalzeitung.

Nationalzeitung.

1875.

Juli.

Juni.

Die Parteien in der deutschen Shakespeare-Kritik. I. II. Nationalzeitung.

Februar.

1875.

Hamlet oder nicht Hamlet? (Gegen Werders Inter­ pretation der Tragödie.) Augsburger Allg. Ztg. Juni.

1876.

Die Keime des englischen Dramas.

I. II.

Nationalzeitung.

Mai.

1876. Vor-Shakespearesche Dramen in der Landesbibliothek zu Kassel. Nationalzeitung. November. 1876.

Marlowes Eduard der Zweite. Ein Schatz der Kasseler Landesbibliothek. (Nach dem von mir in Kassel entdeckten, bis dahin völlig unbekannten Drucke von 1594.) Mag. f. d. Literatur des Auslandes. Dezember.

1877.

Der hundertjährige Hamlet, (über die Einführung der Shakespeareschen Tragödie in Deutschland.) Nord und Süd.

Oktober.

1879.

Zur Geschichte des englischen Dramas im 16. Jahr­ hundert. I. II. Dez. 1879; III. IV. Jan. 1880

1880.

Briefe aus London, Oxford usw. (Shakespeare-Auf­ führungen und Vorlesungen usw.)

Rassische Zeitung.

Nationalzeitung.

1880.

Sonntagsbeilage.

Juli u. August.

Studien zu Schlegels Shakespeare-Übersetzungen, auf Grund der Schlegelschen Handschriften. Archiv für Literatur.

Bd. X.

8 1880. Shakespeares Heimat. (Mit Illustrationen aus Stratford und Shakespeare-Bildnissen.) Westermanns Monatshefte.

November.

1882. Prinzessin Hamlet, (über die Entdeckung von Vining.) März.

Nationalzeitung.

1883. Über die Auffassung des Hamlet von Edwin Booth. Vossische Zeitung.

Januar.

1883. Pseudo-Shakespeare. (Über die ihm fälschlich zu­ geschriebenen oder zweifelhaften Stücke.) Vossische Zeitung.

Sonntagsbeilage Nr. 15.

1883. Shakespeare oder Bacon? (Widerlegung des Buches der Mrs. Pott: „The Promus of Formularies“ usw.) Nationalzeitung.

1888.

April.

Zur neuesten Shakespeare-Literatur. (Gegen Graf Vitzthums Bacon-Theorie.) Nationalzeitung. Dezember.

1889. Shakespeares „Othello" in Berlin, 1775 u. 1788. (Mit den beiden alten Theaterzetteln.) Berliner Bär.

März.

1889. Die ersten Shakespeare-Aufführungen in Berlin und ihre Wirkungen. I. II. Nationalzeituug. Februar. 1889. Die neue Shakespeare-Bühne in München. Nationalzeitung.

1891. Shakespeare als Schauspieler. aus seiner Zeit.)

Juni.

(Mit Abbildungen Ueber Land und Meer.

1891. Über die szenischen Formen Shakespeares in ihrem Verhältnis zur Bühne seiner Zeit. (Vortrag.) Jahrbuch der Shakespeare-Gesellschaft.

1894. Noch einmal Bacon und Shakespeare. (Gegen Bormann.) Nationalzeitung. August.

1895. Adolf Menzels Shakespeare-Bildnis. Nationalzeitung.

Dezember.

1900. Zur Geschichte der englischen Komödianten.

Mit

9

einem Faksimile über die Dresdener Aufführungen 1626. Zeitschrift f. Bücherfreunde. 5. u. 6. Heft. 1903. Der Schlegel-Tiecksche Shakespeare und seine Ver­ besserer. I. II. III. u. Nachtrag. Vossische Zeitung.

Sonntagsbeilage Nr. 3, 4, 5 u. 6.

1903.

Shakespeares Bildnisse aus seiner Zeit.

1903.

Zur Frage des Schlegel-Tieckschen Shakespeare.

1904.

Die Anfänge Shakespeares in London. I. II. III.

1907.

Graf Tolstoy gegen Shakespeare.

Nationalzeitung.

April.

Zeitgeist. Nationalzeitung.

Juli—August.

Vossische Zeitung. NB.

Juni.

Januar.

Die oben verzeichneten Aufsätze sind fast sämt­

lich (bis auf die vier ersten Nummern) erst nach meinen

ersten Werken über Shakespeare geschrieben.

Hingegen sind in dem nachfolgenden Abschnitt (III, b.)

die verzeichneten Artikel über H. Sachs als die Vor­

studien zu meinem Werk „Hans Sachs und seine Zeit" zu betrachten.

Hans Sachs. a) Werke über Hans Sachs. 1888.

Hans Sachs.

Leben und ausgewählte Dichtungen.

Berlin, R. Gaertners (jetzt Weidmanns) Verlag. 1894.

Hans Sachs und seine Zeit.

Ein Lebens- und

Kulturbild aus dem Zeitalter der Reformation.

Mit

166 in den Text gedruckten Illustrationen, zahlreichen

10

Faksimiles aus den Handschriften und Notenbeilagen der Meisterlieder.

Leipzig, I. I. Weber. — Das­

selbe in zweiter verbesserter Auflage. 1894.

Hans Sachs.

Vorspiel.

tages.

1902.

Ein Festschauspiel in 2 Akten mit

Für Nürnberg zur Feier des 400. Geburts­

Nürnberg, Ramsche Buchhandlung.

b) Abhandlungen in verschiedenen Zeitschriften. 1881.

Hans Sachs. Mit Abb. Westermanns Monatsh.

1884.

Die Blüte Nürnbergs und Hans Sachs. I—V. Vossische Zeitung.

1885.

Mai.

Sonntagsbeilage Nr. 19—23.

Die Nürnberger Meistersinger im 16. Jahrhundert. Nach handschriftlichen Quellen. I. II. III. Vossische Zeitung.

Sonntagsbeilage Nr. 4, o, 6.

1885. Hans Sachs und der Markgraf Albrecht Alcibiades. (Auf Grund eines bis dahin unbekannt gewesenen, in seiner Handschrift von mir aufgefundenen Gedichtes aus dem Jahre 1552: Klagspruch der Stadt Nürnberg usw. Vollständig abgedruckt in meinem 1894 erschienenen: „Hans Sachs und seine Zeit.") Nationalztg. Oktober. 1885.

Nürnberger Volksfeste und Hochzeitsbräuche im 15. und 16. Jahrhundert. Westermanns Monatshefte. April.

1886.

Die Fastnachtspiele des Hans Sachs. Nationalzeitung.

Februar.

1887.

Die Meistersinger und ihre Töne. Mit Noten­ beispielen und einer alten Abbildung des Preissingens.

1888.

Die Bibliothek des Hans Sachs. Nach seiner Hand­ schrift. Allgemeine Zeitung. Beilage. Februar.

Leipziger Illustrierte Zeitung.

11 1888.

Die Schulgesetze der Meistersinger. Nach der Hand­ schrift des Hans Sachs. Nationalzeitung. März.

1892. Hans Sachs als Dichter der Reformation. I. II. III. Nationalzeitung.

März—April.

1892. Hans Sachs als Streiter für das Evangelium, und sein ungedrucktes Gedicht gegen das „Interim“. Sonntagsbeilage Nr. 49.

Vossische Zeitung.

1893. Zur Hans Sachs-Forschung und Literatur. I. II. HI. Nationalzeitung.

Oktober.

Dichtungen. Literarhistorisches. Dramaturgie und Theater. a) Werke.

1861.

Große und kleine Welt.

(Lyrische Gedichte.)

Leipzig, Verlag H. Hübner.

1861.

Frauenkranz aus deutschen dramatischen Dichtun­

gen.

Berlin, Amelangsche Buchhandlung (s. 1882

„Klassische Frauenbilder").

1870.

Sturmlieder gegen die Franzosen.

Dresden,

Schulbuchhandlung.

Es sind dies meine im Anfang des Krieges in einer Volksversammlung in Dresden am 6. August vor­ getragenen Gedichte. Andere Gedichte aus diesen Tagen sind auch gedruckt in „ Lied er zu Schutz und Trutz".

Berlin, Fr. Lipperheide. 1870—71. Abschnitt: Aus großer Zeit.)

1877.

(Siehe im letztem

Das deutsche Theater und die Reformfrage.

12 Berlin, C. Habel.

fragen.

In: Deutsche Zeit- und Streit­

VII. Jahrgang, Heft 99.

1878. Die englischen Mirakelspiele und Moralitäten.

Berlin, C. Habel.

In: Sammlung gemeinverständl.

XIII. Serie, Heft 305.

wissenschaftlicher Vorträge.

1882. Lehr- und Wanderjahre des deutschen Schau­

spiels.

Vom Beginn

der Reformation bis zu

Gottsched und Neuber. — Berlin, Verein für deutsche Literatur. Historischer Roman.

1884. Marienburg.

(Rach

Deubner.

meinem

Berlin, A.

eigenen unausgeführten

Schauspiel — s. I. 1876 — umgearbeitet.)

1884. Klassische

Frauenbilder.

Aus

dramatischen

Dichtungen von Shakespeare, Lessing, Goethe und

Schiller.

(Erweiterung und Umarbeitung des 1861

erschienenen „Frauenkranz".) Berlin, Gaertners (jetzt

Weidmanns) Verlag. 1886. Hundert Jahre des Königlichen Schauspiels in Berlin.

Berlin, A. Hofmann u. Co.

1891. Die Bismarckiade.

Ein Heldengedicht im Volks­

ton. Berlin, A. Hofmann u. Co. 1896. Jfflands Berliner Theaterleitung 1796—1814.

Mit Benutzung Handschrift!. Dokumente.

(Sonder­

abdruck aus der Nationalzeitung, nicht im Buchhandel.)

1902. Geschichte der Oper in dramatischer Bedeutung.

In: Spemanns „Gold.Buch des Theaters".Stuttgart.

13 b) Abhandlungen in verschiedenen Zeitschriften.

1861. H. v. Kleists Herrmannsschlacht, über eine Dresdener Aufführung.) Nationalzeitung. Januar. 1866. Zur Erinnerung an Friedrich Rückert (-j- 31. Januar.) Bazar.

1877.

Manfred an der Düna. führung in Riga.)

1878. Zur Rückert-Literatur.

April.

(Über eine lettische Auf­ Gegenwart.

März.

Augsb. Allg. Ztg. September.

1878. Zur Entstehungsgeschichte der Schumannschen Musik zum Manfred. Gegenwart. März. 1879. Das Evangelium der Toleranz.

(Lessings Nathan.) Gartenlaube Nr. 1.

1879.

Hanswurst und seine Familie.

1879. Lessings Nathan der Weise. Vosfische Zeitung.

Deutsche Rundschau.

1779—1879. Sonntagsbeilage Nr. 8.

1880. Zur Geschichte der ersten Schauspielhäuser. Naüonalzeitung.

November.

1880. Niclaus Manuel, der schweizer. Maler, Dichter und Reformator. I. II. Nationalzeitung. März. 1880. Aus der Kindheit des deutschen Theaters. Deutsche Rundschau, VI.

1881.

Schillers „Teil". Letteverein.

Ein Vortrag, gehalten im Nationalztg. 16. u. 19. Januar.

1881. Ein Beitrag zur Beurteilung Aug. v. Kotzebues. Gegenwart. 1881.

Die Neuberin.

Nationalzeitung.

März.

November.

1882. Das deutsche Drama der Reformationszeit in der Berliner König!. Bibliothek. I. II. III. Nationalzeitung.

Juli, August.

14

1883. Ernst Dohm (j-).

Literarisches und Persönliches. Gegenwart.

1883.

Februar

Das historische Kostüm und Theatersitten im vorigen Jahrhundert. Nationalzeitung. Januar.

1883. Lessings „bürgerliches" Trauerspiel (Miß Sarah Sampson) und seine englischen Vorbilder. Sonntagsbeil. Nr. 2.

Vosstsche Ztg.

1883.

Gottsched und Frau Gottschedin in ihren Bestrebungen um das deutsche Theater. I. II. III. Nationalztg.

März.

1883.

Das alte Testament im Schauspiel der Reformations­ zeit. Vosstsche Ztg. Sonntagsbeil. Nr. 38.

1883.

Die Berliner Theater vor fünfzig Jahren und jetzt. Nationalzeitung.

April.

1883.

Dramatische Wanderstosfe. Gegenwart. Dezember.

1884.

Alte Komödien.

1886.

Eine Jmmermannsche Bühnenbearbeitung von Kleists Familie Schroffenstein. Nationalzeitung. Oktober.

1887.

Wallenstein als Haupt- und Staatsaktion, im Ber­ liner Rathaus um 1650 aufgeführt.

Nationalzeitnng.

Tägliche Rundschau.

Mai.

Juni.

1887.

Schinkel und die moderne Bühne.

1887.

Die Natürlichkeit und die historische Treue in den theatralischen Darstellungen. Allgemeine Zeitung. Juni.

Nationalztg.

Juni.

1887. Aus Botho v. Hülsens Theaterleitung. Nationalzeitung.

Mai.

1888.

Friedrich Rückert. Zu seinem hundertsten Geburtstag. I. II. III. Nationalzeitung. Mai.

1889.

Die Ziele und Erfolge der „freien Bühne". Allgemeine Zeitung.

Dezember.

15

1889. Theaterbriefe von Jffland.

Nationalztg. März—April.

1889. Das Schweizer Schauspiel der Reformationszeit. Nationalzeitung.

1890.

Juli.

Volksbühne und Volkstümliches. Allg. Zeitung. März.

1890. Generalintendant und Generalmusikdirektor (betrifft den Grafen Brühl und Spontini in Berlin.) I. II. November.

Nationalzeitung.

1890.

Die Malerei im Dienste der dramatischen Kunst. (München.)

Die Kunst unserer Zeit.

1892.

Die Wiener Ausstellung für Musik und Theater. Magazin für Literatur.

1894. Der Blumenorden an der Pegnitz. Nationalztg. Juni.

1894.

Harsdörfer und die deutsche Sprache.

1895.

Die Melodie in der Kunst.

1896.

Jfflands Berliner Theaterleitung.

Dezember.

Nationalzeitung.

Die Kunst unserer Zeit.

(München.)

I.—V.

Nationalztg. 30. August—Oktober.

1898. Wandelungen in der Oper. I.—V. (Mit besonderer Beziehung auf die Berliner Königliche Oper.) Vossische Zlg.

Sonntagsbeil. Nr. 23—27.

1898. Konrad Grübel, der Nürnberger Volksdichter. Vossiche Ztg.

1898. Der alte Gubitz.

I. II.

Sonntagsbeil. Nr. 44 u. 46.

(Nach persönlichen Erinnerungen.) Monatshefte von Velhagen u. Klasmg.

1899.

Schillers Räuber in den ersten verschiedenen Aus­ gaben; nebst den wichtigsten Theaterzetteln. Mit sieben faksim. Blättern. Zeitschrift für Bücherfreunde.

III. 8. Heft.

1900. Johann Christian Gottsched. Zu seinem 200. Geburts­ tag. I. U. II. Nationalztg. Sonntagsbeil. 4 u. 5.

16 1901.

Die Oper im 19. Jahrhundert. Statistischer Rückblick. Mit besonderer Beziehung auf das Berliner König!. Opernhaus. Vossische Ztg. Sonntagsbeil. Nr. 61.

Verschiedenes. a) Eigenes und Redaktionelles. 1874.

Poetische Abende.

Rhythmik

der

Mit einer Abhandlung über

Sprache

und

Vortrag.

Leipzig,

Veit u. Co. 1886. H. v.Kleists sämtlicheWerke. Nach den Original­

drucken durchgesehen und mit einer Einleitung: Ein Bild seines Lebens und Wirkens. Berlin, Warschauers

Verlag. 1890.

Redaktion des „Bismarck-Album" des Kladdera­

datsch.

Verbindender und erläuternder Text und Ein­

leitung.

Berlin, A. Hofmann u. Co.

1893. Redaktion

von

Titus Ulrichs Reisestudien

Italien, England und Schottland.

in

Berlin, Verein

für deutsche Literatur. 1894.

Redaktion von Titus Ulrichs Kritischen Auffätzen

über Kunst, Literatur und Theater. NB.

Die Redaktion der beiden letzteren Bücher hatte

ich aus Wunsch der Witwe des mir innigst befreundet gewesenen Verfassers übernommen.

1897. Zeiten und Menschen. Erlebnisseund Meinungen.

In

drei

Büchern:

1840—1848.

1849—1866.

17 1866—1870 und Schlußkapitel. Berlin, E. S. Mittler u.Sohn. — Dasselbe in zweiter Auflage 1899.

1911. Der Tod eines Unsterblichen. Neue erweiterte Ausgabe mit Mozarts Bildnis aus seinem letzten Lebensjahr. Berlin, E. S. Mittler und Sohn.

b) Aufsätze verschiedenen Inhalts. 1861. Aus Berchtesgaden. Gutzkows „Unterhaltungen am häuslichen Herd".

1862. Der wunderreiche Artushof in Danzig.

Sonntagsbeil.

Vossische Ztg.

Nr. 52.

I. II. Februar.

1862.

Ein verlorener Posten an der Ostsee. (Ein Besuch aus Hela.) Vossische Ztg. Sonntagsbeilage. Juni. 1866. Brennerbahn und Katholikentag in Innsbruck. Deutsches Museeum.

1867. Eine deutsche Festung im 30jährigen Kriege. (Koburg.) Nationalzeitung.

November.

1870. Das Oberammergauer Passionsspiel und seine drama­ tische Wirkung. Grenzboten, in. 1870. Das Passionsspiel in Oberammergau.

I. II. III. Juli.

Nationalzeituug.

1873. Bayerisch-deutsche Monumente.

I. II

Nationalzeitung.

Oktober.

1878. Zur Biographie des Vesuv. I. II. Nationalzeitung.

1879. Zur Erinnerung an Gutzkow.

I. II.

Nationalzeitung.

1881. Mozarts Bildnisse.

Oktober. November.

Westermanns Monatshefte. Bd. VI.

1881. Max Maria v. Weber (f 18. April). Nationalzeitung. Gen4e, Promemoria.

Mai. 2

18 1882.

Eine feste Burg. (Mit eigenen Zeichnungen der Veste Koburg.) Westermanns Monatshefte. Februar.

1883.

Eindrücke von der St. Gotthardbahn. Nationalzeitung.

August.

1884. Die Marienburg, ihr Verfall und ihre Wiederher­ stellung. Voss. Ztg. Sonntagsbeil. Nr. 13. 1885. Hohenschwangau. Nationalzeitung. September 1885. Zwischen Utopia und Schlaraffenland. Nationalzeitung.

1889. Einiges vom Königstein. I. II.

Nationalztg.

1890. Das Passionsspiel in Oberammergau.

Juli.

Oktober.

I. II. III.

Nationalzeitung.

Mai—Juni.

1890. Zukunftsträume und Wandelungen. Sonntagsbeilage Nr. 35.

Nationalzeitung.

1890. Wir — der Mensch.

Nationalzeitung.

1890. Einiges über Theatersprache.

September.

Feuilletonzeitung.

1891. Ein Münchener Maler in der Löwengrube (Dieffenbach). Nationalztg. Sonntagsbeil. Nr. 34. 1891. Das Orakel im Sachsenwald. 1891. Mozart.

Nationalztg.

i. April.

Zu seinem hundertjährigen Todestag. Gartenlaube

1891. Der Tod eines Unsterblichen.

I. II.

Nationalzeitung. November.

1891. Mozart in Berlin. I. II.

Tägl. Rundschau. November.

1892. Das Kostüm bei theatralischen Vorstellungen. Die Kunst unserer Zeit.

1892. Das Jahrhundert-Fieber. Nationalzeitung.

Sonntagsbeilage Nr. 33.

1895. Die Kriegspoesie des Jahres 1870. Münchener neueste Nachrichten.

1895. Aus Mozarts Liebesleben.

I. II. III. Nationalzeitung.

Mai.

19 1896.

Die deutsche Kunst im neuen Deutschen Reich. Nationalzeitung. Januar.

1899. Zwei fränkische Hohenzollernstätten. I. Kadolzburg. II. u. III. Heilsbronn. Nationalzeitung. Dezember.

1900. Aus der Heimat Fra Diavolos.

Nationalztg. Juni.

1900.

Auf vulkanischem Boden.

1902.

Aus der Zeit meiner Wanderjahre. (Riga, Reval, Petersburg, Dorpat.) Nord und Süd. Oktober.

1911.

Friedrich Rückert, als Dichter und Weltweiser in seinem Dorfe. Voss. Ztg. Sonntagsbeilage Nr. 3.

(Insel Ischia.) Nationalzeitung.

August.

Zu den obigen Angaben sei noch bemerkt, daß außer den vielen kleineren Artikeln und den ausschließlich kritischen

Referaten auch alles davon ausgeschlossen ist, was ich in zwei verschiedenen Perioden meines Lebens für die von mir

selbst redigierten Zeitungen geschrieben habe: 1859—1861

in Danzig und vom Juni 1862 bis Ende 1864 in Koburg.

Hinzuzufügen

wären

hingegen

einige

der

größeren

Artikel in den seit 1895 bis 1911 her ausgegebenen Mitteilungen für die Berliner Mozartgemeinde. Berlin, E. S. Mittler und Sohn.

Nur von den größern meiner eigenen Beiträge sind hier zu nennen: Im I. Bande:

Mozarts Musikhandschriften in der Berliner König!. Bibliothek. 1. Heft (1895). — Mozarts Don Juan und die Textfrage. 3. Heft (1896). — Mozarts Bildnisse.

4. Heft (1897). — Mozart als Knabe in London und sein 2*

20 Noten-Skizzenbuch vom Jahre 1764.

5. Heft (1898). —

Die Themata zu Mozarts Klaviervariationen. 8. Heft (1899). Im II. Bande: Beaumarchais und seine Lustspiele

als Opernstoffe

(Paesiello, Mozart und Rossini). 11. Heft (1901). — Die ersten Entwürfe Mozarts zur Hochzeit des Figaro (mit Faksimiles). 13. Heft (1902). — Die neuesten Bühnenaufsührungen des Don Juan. 14. Heft (1902). — Aus Mo­ zarts Liebesleben. 17. Heft (1904). — Die Melodie

in der Kunst.

19. Heft (1905). — Vom Wunderkind zur

Meisterschaft. Zu Mozarts 150. Geburtstag. 20. und 21. Heft (1905—06). — Leopold Mozart. Aus seinen Briefen und andern handschriftlichen Quellen. 22. Heft (1906).

Im III. Bande: Die Verbindung von Musik und Drama. — Die Familie Mozart in Salzburg, in ihren persönlichen Be­ ziehungen. 23. Heft (1907). — Mozarts musikalische Er­ ziehung, und ein bisher unbekannt gebliebenes Notenbuch vom Vater mit Widmung an den 6jährigen Wolfgang. 25. Heft (1908). — Die Musik und ihre Bestimmung für die Mensch­ heit. 28. Heft (1909). — Zur Geschichte der Wandelungen in der Oper und Mozarts Stellung darin. 29. Heft (1910). — Betrachtungen über den Begriff volkstümlicher Musik. 30. Heft (1910). — Der Mozartkultus und seine Be­

rechtigung. 31. Heft (1911). — Der Tod eines Unsterblichen. Zu Mozarts Todestag. 32. Heft (1911). (Erschien auch in Separatausgabe, mit dem letzten Bildnisse Mozarts.)

NB. Mit diesem 32. Hefte wurde meine Tätigkeit für die Mozartschriften abgeschlossen.

Zweiter Teil.

Chronologisches Verzeichnis der an mich gerichteten Briefe namhafter Personen. NB. Bei denjenigen Namen, die mit mehr als einem Briefe angegeben sind, ist stets die erste der Jahreszahlen maßgebend für

die chronologische Einordnung.

Längere Mitteilungen,

Auszüge aus den Briefen usw. sind in

einen Anhang verwiesen, wo man sie unter der im Verzeichnis selbst angegebenen Zahl — (Anhang 1) usw. — findet.

Emil Devrient, Dresden, Kgl. Hoftheater.

Dresden 1849.

Höfliche Ablehnung meines ihm zur Vermittelung zuge­ sandten Trauerspiels „Ziska" aus dem Hussitenkriege.

(Vgl. Anhang 1.)

Franz Duncker, Verlagsbuchhändler. Berlin 1854. 1867 (2 Briefe).

Der Brief von 1854 benachrichtigte mich, daß er gewillt sei, meine Komödie „Das Wunder" drucken zu lassen; der

spätere Brief von 1867 behandelt meine von ihm für den Handwerkerverein vorbereiteten Shakespeare-Vorlesungen.

(Anhang 2.)

22 Düringer, Regisseur des Kgl. Schauspiels.

Berlin 1854 (2 Briefe).

Düringer war erst im Jahr vorher für das Berliner Kgl. Schauspiel angestellt worden.

Seine Briefe betrafen

die beabsichtigte Aufführung meiner vorerwähnten Komödie „Das

Wunder".

(Näheres darüber in

meinem Buche

„Zeiten und Menschen" 1897, S. 141 bis 150.) Hieronymus Truhn, geistvoller Liederkomponist.

Berlin 1854. (Anhang 3.) Ernst Kossak, Musikkritiker und Feuilletonist.

Berlin 1855 (2 Briefe).

Kossak war der erste, der das Zeitungs-Feuilleton durch witzigen dabei aber graziösen Stil zu besonderer Bedeutung brachte und mehrere große Zeitungen wöchentlich mit einem Berliner Feuilleton versorgte. — Seine von ihm für sich

selbst gegründete „Montags-Post" kam später in den Besitz Stroußbergs und wurde dann in die noch heute bestehende

„Post" umgewandelt. Bogumil Dawison.

Dresden 1855 (2 Briefe) u. 1869. (Anhang 4.)

Friederike Goßmann (spätere Frau von Prokesch).

1856 (2 Briefe). Beide Briefe, der erste aus

Hamburg,

Elbing,

der zweite aus

sind aus der frühesten Zeit ihrer theatralischen

Laufbahn. Titus Ullrich.

1856—79.

Dichter und Kunstkritiker, späterer Kgl. JntentanturRat.

Mehrere freundschaftliche Briefe.

(Anhang 5.)

23 Karl Gutzkow. (Dresden, Weimar usw.) 1860—1876, 15 Briese. Die Bekanntschaft mit ihm machte ich im Sommer 1856

gelegentlich eines Ausflugs nach Dresden.

Als der be­

deutende Mann mir freundlich entgegengekommen war und

auch in der Folge wiederholt mir Beweise seines Wohl­ wollens gab, wurden unsere brieflichen Mitteilungen immer

freundschaftlicher und vertraulicher. Im Jahre 1861 hatte

Gutzkow von dem Vorstand der durch die Schiller-Lotterie zu so großer Bedeutung gekommenen Schiller-Stiftung das

Amt eines besoldeten Generalsekretärs derselben übernommen. Gutzkow benutzte das, um seinen langjährigen Wohnsitz Dresden aufzugeben, um für einige Jahre nach Weimar überzusiedeln.

Von dort aus erhielt ich von ihm bis zum

Sommer 1864 viele Briefe,

die oft heiter waren,

aber

schon bald eine verbitterte Stimmung erkennen ließen, die sich besonders gegen Intendant

des

Dingelstedt richtete, der damals

dortigen

Hostheaters

war.

Endlich

im

Winter von 1864 wurde ich durch die Nachricht erschreckt:

Gutzkow habe Weimar verlassen und in einem kleinen Ort

infolge einer Geistesstörung einen Selbstmordversuch ver­ übt.

(Über den Besuch, den ich danach dem Unglücklichen

in der Anstalt eines Irrenarztes — zu St. Gilgen bei Bayreuth — machte, wie auch über diese ganze Periode

seines Lebens, habe ich sehr ausführlich in „Zeiten und Menschen" berichtet.) — In den spätern Jahren war er

wieder zweimal in Berlin, wo er aber — wie zu er­ warten

stand



sich

nicht

mehr

zurechtfinden konnte.

Später versuchte er es mit einem dauernden Wohnsitz noch

24 in Heidelberg, von wo ich im Jahre 1876 zwei sehr­ herzliche und auch für

seinen Seelenzustand höchst

zeichnende Briefe von ihm erhielt.

F. W. Gubitz, in Berlin.

be­

(Anhang 6.) 1859, 1861 (2 Briefe).

Gubitz war seiner Zeit durch vielseitige Tätigkeit als Wiedererwecker der Holzschneidekunst, Schriftsteller, Buch­

drucker und Buchhändler in Berlin eine einflußreiche Persön­

lichkeit. — Die hier angeführten beiden Briefe behandeln die Aufnahme meines Stückes „Ein neuer Timon" für das von Gubitz

herausgegebene und schon

zahlreiche Bände

zählende „Jahrbuch deutscher Bühnenspiele".

Fr. Kreissig, Literaturforscher.

Elbing 1859.

Kreissig, aus Ostpreußen, lebte als Schulmann in El­ bing, seit 1858 als Direktor der dortigen Realschule.

Das

bedeutendste seiner literarhistorischen Werke waren die „Vor­ lesungen über Shakespeare."

(3 Bände.)

Der Bries be­

spricht mit Wärme meine Tätigkeit in Danzig für die große

Schillerseier jenes Jahres.

Eduard Tempeltey.

Koburg 1862—67 (8 Briefe).

Zuerst als dramatischer Dichter durch eine Tragödie „Klytemnestra" bekannt geworden, ward T. Ende 1861 vom Herzog Ernst II.

(gleichviel durch

welche Veran­

lassung) zu dem diplomatischen Amt eines Kabinettsrats nach Koburg berufen.

In seinen an mich gerichteten ersten

Briefen machte er mir den Antrag, und redete mir freund­

lichst zu, die Redaktion der erst kurz zuvor vom Herzog gegründeten Koburger Zeitung zu übernehmen.

Ich ging

25 darauf gern ein, besonders wegen der landschaftlich so schön

gelegenen Stadt.

Erst anderthalb Jahre später, infolge

der durch den Schleswig-Holsteinischen Krieg neu geschaf­

fenen politischen Lage,

entstanden wiederholt Differenzen

zwischen dem Willen des hohen Herrn und meiner Hals­

starrigkeit, bis endlich — bei der wachsenden Spannung zwischen Preußen und der von Österreich gestützten Bundes­ politik — des Herzogs politische Haltung (hauptsächlich

durch seine Feindseligkeit gegen Bismarck bestimmt) mich nötigte, mein Amt als Redakteur niederzulegen*).

Dr. Karl Frenzel, Berlin.

1862—1906 (zahlreiche Briefe.)

Die hervorragendste Bedeutung des feinsinnigen Schrift­ stellers lag in seiner einflußreichen Tätigkeit als Kritiker und Feuilleton-Redakteur der damaligen Nationalzeitung, von 1862 bis 1906.

Da ich in jenem Zeitraum sehr

viele Feuilletons für die N.-Ztg. schrieb, beziehen sich auch

die meisten seiner vielen (über 80)4 Briese auf meine Mit­

arbeiterschaft, die gelegentlich auch das von Fr. redigierte „Deutsche Museum" betraf.

In der ganzen langen Zeit

hatte Frenzel mir ein freundschaftliches Wohlwollen und

Entgegenkommen für meine literarische Tätigkeit und geistige

J) Erst nach dreißig Jahren, nach dem Erscheinen meines auto­ biographischen Buches, fühlte sich Tempeltey veranlaßt, seinen ein­ stigen (bereits verstorbenen) Herzog wegen seiner politischen Haltung (vor dem Kriege von sechsundsechzig) zu verteidigen, gegen mich und gegen ein Buch von Samwer. Das war ja an sich gewiß sehr ehrenwert; aber von meiner auf Tatsachen gegründeten Schilderung der bedenklichen Haltung des Herzogs vor den Tagen der großen Entscheidung konnte darum doch alles bestehen bleiben.

26 Richtung bewiesen und mich in meinen Bestrebungen ge­ fördert.

Reusche, Berlin.

Berlin 1864.

Das beliebte Mitglied des damaligen Wallner-Theaters meldete mir nach Koburg, abends nach der Vorstellung

meines

zweiaktigen

Schauspiels

„Bei Roßbach",

glänzende Ausnahme.

deffen

(Anhang 7.)

Charlotte von Hagn (Frau v. Oven). München 1867—69 (5 Briefe). In den Jahren 1833—46 der glänzende Stern des

Berliner Kgl. Schauspiels, lebte sie später, nach ihrer Schei­ dung von Herrn v. Oven, in München, wo sie 1891 starb.

(Anhang 8.)

Freiherr Karl v. Perfall, General-Intendant.

München.

München 1869—1898 (15 Briefe). (Anhang 9.)

Koberstein, bekannter Literarhistoriker.

Pforta 1869.

Beantwortung meiner Anfrage über ein paar in feiner Literaturgeschichte erwähnte alte Bearbeitungen Shakespeare-

scher Stücke.

Max Maria v. Weber, der Sohn des großen Tonkünstlers. Wien 1870, Berlin

1881

1871,

(zwei

1873,

Monate

1874,

vor

1875,

seinem

1877.

Tode).

— Im

ganzen 9 Briese. (Vgl. „Zeiten und Menschen" S. 287—96.

310.

322.)

Karl v. Holtet, der schlesische Dichter. Bedauert,

Breslau 1870.

daß er meine angezeigten Shakespearevor-

27 lesungen nicht beiwohnen könne, da sein Gesundheitszustand

es ihm nicht gestatte, abends auszugehen.

Dingelstedt, Direktor des Wiener Burgtheaters.

Wien 1870.

Höflicher Brief aus der Zeit meines Aufenthaltes in Wien (Oktober 1870). Gustav Freytag.

München 1870.

Wiesbaden 1881.

Siebleben 1886. In ersterem Briefe wünscht er einen Bericht von mir

über das Oberammergauer Passionsspiel für die „Grenz­ boten". — Die anderen beiden Briese sehr freundschaftlicher Natur. Friedrich Bodenstedt, aus seinem damaligen Wohnsitz

Meiningen 1871. Auskunft über seine Übersetzung des Ben Jonson'schen Gedichtes an Shakespeare.

Ferner: bewegte Mitteilungen

über seinen Sohn, der den großen Krieg mitgemacht hat. Dr. Alexander Schmidt, Königsberg i. Pr.

Königsberg 1872 (2 Briefe). Der Verfasser

des großartigen Shakespeare-Lexikons

hatte schon 1871 in einem Schulprogramm der städt. Real­ schule „Plan und Proben eines Wörterbuchs zu Shake­

speare" veröffentlicht und mir dasselbe freundlichst zugeschickt.

In dem ersten Briefe, in dem er sich auch über die bis dahin er­ schienenen Bände des Shakespeare-Jahrbuches äußert, meldet er mir, daß sein Shakespeare-Lexikon bei Georg Reimer in Berlin

erscheinen werde und bereits im Druck vorgeschritten sei.

Die

unter Ulricis Redaktion revidierte neue Ausgabe der Schlegel-

28 und Tieckschen Übersetzung war (seit 1867) bereits voll­ ständig erschienen. *)

Dr. Becker,

in Darmstadt, damals

Sekretär der Prin­

zessin Alice. Darmstadt 1872—73 (3 Briefe). Die Briefe

handeln von der in den Besitz des Dr.

Becker gekommenen angeblichen Totenmaske Shakespeares. (Anhang 10.)

Fran Gervinus, in Heidelberg. 3 Briese von 1872.

2 Briefe von 1887. Die drei ersten Briese betreffen die neue Auslage von Gervinus' „Shakespeare", deren Redaktion mir von der

Witwe und dem Verleger W. Engelmann übertragen wurde. Die zwei späteren Briefe beziehen sich auf ihren Wunsch, mir

aus dem Nachlaß ihres geliebten Mannes einiges zu ver­

(Anhang 11.)

machen.

W. Krigar.

Hirschberg in Schlesien 1873.

Wilhelm Krigar, persönlich

bekannt

der älteste von den mir in Berlin

gewordenen

drei Brüdern, hatte sich

durch seine ausgezeichnete Übersetzung des Petrarka rühm­ lichst bekannt gemacht.

Danach

folgte seine Übersetzung

des Dante, von der der Brief handelt.

*) Schmidt war an der Textrevision hervorragend beteiligt, und hatte auch mehrere sehr wertvolle Korrekturen gemacht. Leider war

auch er der Gefahr nicht entgangen, über die Grenze der Textreviston hinauszugehen, indem er bei Schlegel willkürliche und unbegreifliche Veränderungen machte,

29 Frau Mathilde Wesendonck in Dresden. Dresden 1875—76 (3 Briefe).

Die

drei

Briefe

der

Wagners stammen aus

vertrauten

der

Freundin Richard

Zeit, in der

auch ich für

mehrere Jahre meinen Wohnsitz in Dresden hatte und in

ihrem gastlichen Hause verkehrte.

In dem einen der Briefe,

datiert 7. März 1875, schrieb sie mir:

„Wissen

Sie,

daß

ich

Bardenchor geschrieben habe? Herrmannschlacht.)

an

Wagner wegen

Leider meinte er,

unter dem lastenden Drucke, den das

Unternehmen auf möglich,

des

(Es betraf den aus der

es sei für ihn

Bayreuther

seine Schultern wälzt, ganz un­

sich zur reinen Stimmung einer Komposition

zu erheben."

Das war wohl vorauszusehn, und sie hatte die An­ frage an Wagner ohne meine Anregung gerichtet. Übri­ gens hatte für die erste Aufführung meiner Bearbeitung

des Kleistschen Dramas in München (1871) schon Franz Wüllner

die

prachtvollen Verse in erhabenem Stil

komponiert. Ernst Haeckel, der berühmte Naturforscher.

Jena 1874. Der Brief ist ein sehr freundliches Schreiben, mit der

H.

als Dekan der philos. Fakultät

in Jena das mir

übersandte Doktor-Diplom begleitete. Marie Seebach.

1876—95 (9 Briefe).

Die angeführten Briefe der einst hochgefeierten drama­ tischen Künstlerin sind, wie man aus den Jahreszahlen er­ sieht, aus der letzteren Periode ihres künstlerischen Wirkens

30 und aus verschiedenen Orten, Hannover, Königsberg, St. Moritz und Berlin datiert.

Graf Wolf v. Baudissin.

Dresden 1877 (3 Briefe).

Der verdienstvolle Übersetzer verschiedener fremdsprach­

licher Werke ist ganz besonders bekannt geworden durch seinen hervorragenden Anteil an der Schlegel- u. Tieckschen Shakespeare-Übersetzung.

Die

oben

aus

viel

späterer

Zeit angeführten Briefe entstanden aus dem in seinem Dresdener Hause gepflegten geselligen Verkehr.

Clara Schumann, die Gattin Robert Schumanns. Berlin 1878.

Beantwortung meiner Anfrage, ob eine mir durch Zufall gewordene und der Schumann'schen Musik zu­ grunde gelegte Übersetzung des „Manfred" in seinem

bekannt

Nachlaß sich befindet. Es handelte sich um eine i.J. 1839 in Breslau unter dem Pseudonym Posgaru erschienene Über­ setzung mit einer langen Einleitung versehen über die Ver­ bindung von Musik und Drama.

Miß Georgine Archer, die verdienstvolle Leiterin des Viktoria-

Berlin 1880 (3 Briese).

Lyzeums in Berlin.

Der Inhalt der Briefe betrifft die auf ihren Wunsch von mir übernommenen Shakespeare-Vorlesungen im Ly­

zeum.

Dr. Frommann, Germanist. Als Schüler von

Nürnberg 1880. 1902.

Jakob Grimm und verdienstvoller

Germanist erhielt er im Germanischen Museum die Stelle

31

als Bibliothekar.

Die Briefe des mir befreundet gewordenen

trefflichen Mannes beantworten einige Fragen betreffs meiner Hans Sachs-Studien.

Max Müller, Professor an der Universität Oxford, 1880. Da ich den deutschen Gelehrten einige Jahre früher in

Dresden kennen gelernt hatte und im Frühling 1880 in

London war, lud er in dem Briese mich freundlichst ein, auf dem Wege nach Stradford bei ihm in Oxford zu wohnen und zwar während des interessanten Universitäts­ festes der „Commemoration.“

Friedrich Spielhagen.

Berlin 1880—1909 (9 Briefe). (Anhang 12.)

Wilhelm v. Kotzebue.

Dresden 1881 (2 Briefe).

Wilhelm v. Kotzebue war der Sohn von August von

Kotzebue und lebte seit 1870 Gesandter.

Als

in Dresden als russischer

ich wieder nach

Berlin gezogen war,

sandte er mir eine Schrift über seinen Vater zu. (Anhang 13.)

Professor Edmund Goetze in Dresden. 1880—93 (9 Briefe).

Als bibliographischer Forscher hatte Goetze sich verdient

darum gemacht, daß er die neuen Auflagen und Fort­ setzungen von K. Gödeke's allbekanntem „Grundriß" mit

großer Sorgfalt bearbeitete. vom

Stuttgarter Lit.-Verein

Durch seine Übernahme der

veranstalteten

neuen

und

vollständigen kritischen Hans Sachs-Ausgabe, eine Arbeit, die sich durch eine lange Reihe von Jahren hinzog, war

32 ich mit ihm in vielfache Beziehungen gekommen, indem wir

gegenseitig

uns

willigst

in unsern Nachforschungen bereit­

unterstützten,

wovon

die

sämtlichen

Briese

Zeugnis geben. Ernst v. Wildenbruch, Berlin.

10 Briefe aus den Jahren 1881—1906. (Anhang 14.) Edwin Booth, der große amerikanische Tragöde. Aus Berlin 1883.

Der kurze englisch geschriebene Bries an mich ist gele­ gentlich seines Gastspiels in Berlin geschrieben und eine

dankende Antwort auf eine Zusendung von mir. Wien 1883.

A. Wilbrandt.

1885.

Beide Briefe des bekannten Dichters sind aus der Zeit

seiner Direktion des Wiener Burgtheaters; sie betreffen meine Bearbeitung der Shakespeare'schen Komödie „Verlorene

Liebesmüh", wie auch mein Schauspiel „Die Klausnerin".

Dr. Schnorr v. Carolsfeld, Kgl. Bibliothekar. Dresden 1880—1884.

(6 Briefe).

War ein Sohn des bekannten Malers und viele Jahre hindurch Oberbibliothekar der Königl. Bibliothek in Dresden. (Anhang 15.)

Dr. W. Oechelhänser,

der

bekannte Industrielle und eine

lange Reihe von Jahren bis zu seinem Tode (1902)

Präsident der Shakespearegesellschaft.

Verschiedene

Briefe

aus

Dessau u. 1886. 1888.

Theodor Fontane. 4 Briefe freundschaftlichen Inhaltes.

Berlin 1885° (Anhang 16.)

Berlin 1886.

33

Georg Ebers.

München 1890.

1891.

2 Briefe, eine literarische Angelegenheit betreffend.

Dr. R. Löwenfeld, Begründer des Schillertheaters. Berlin 1889—90.

(7 Briefe).

Die ersten Briefe des trefflichen Mannes erinnern an die Zeit der ersten Vorbereitungen und Bemühungen, aus denen

die so höchst dankenswerte Schöpfung „Das Schillertheater" hervorging. Jene Briefe waren mitunterzeichnet von Rechts­

anwalt Hentig, Prof. C. E. Döpler u. A., es handelte sich zunächst darin um die Gründung eines Vereins „zur Bildung deutscher Volksbühnen", und schloß sich daran die

Einladung, an den zum Besten dieses Vereins veranstalteten

Vorlesungen mich zu beteiligen. Ich sagte meine Mitwirkung bereitwilligst zu und wählte für meinen im März 1890

stattgehabten Vortrag als Thema „Das deutsche Volks­ schauspiel im 16. Jahrhundert". — Ich hatte nicht erwartet, daß die Bemühungen

dieses Vereins

so

bald

Früchte

tragen würden, aber schon vier Jahre später war das„SchillerTheater"

ins Leben getreten.

Sowohl diese Schöpfung

selbst, wie auch das so schnell gesicherte höchst erfolgreiche Fortbestehen dieser Volksbühne ist zum großen Teil der un­

ermüdlichen Tätigkeit Löwenfelds zu danken, bei dem sich mit dem idealen Streben auch praktischer Sinn so glücklich

verband.

Fr. v. Rottenburg, Direktor d. Reichskanzlei. Berlin 1890.

Beantwortung einer den Fürsten Bismarck betreffenden

Anfrage,

wegen

Briefes von ihm. Genöe, Promemoria.

eines

aus

früherer Zeit herrührenden

(Anhang 17.) 3

34 Anna Ritter, geb. Nuhn.

Frankenhausen 1900 (2 Briefe).

Die durch ihre lyrischen Posien bekannte Dichterin war mir schon in ihrem Vaterhause in Kassel als ganz junges In den (24 Jahre später

Mädchen befreundet gewesen.

geschriebenen) Briefen aus Frankenhausen am Kyffhäuser berichtet sie mir über ihre Schicksale und Lebensverhältnisse. Dr. W. Pertsch. Herzog!. Oberbibliothekar. Gotha 1893. 1896. Freundschaftliche Briefe.

Hans Sachs-Fragen Auch

gibt P.

Sachs'schen

Im ersten werden mir einige

bezüglich alter Drucke beantwortet.

mir Auskunft über die zu den alten H.

Einblattdrucken

gefertigten Original - Holz­

stöcke, die ehemals im Besitze eines Gothaischen Buchhändlers waren*), aber neuerdings (damals) dem Kupferstich Kabinet

des Berliner Museums überlassen wurden. — Im späteren Briefe äußert sich P. über mein Buch „Zeiten und Menschen",

besonders

auch

über einzelne

den Herzog

Ernst

von

Koburg-Gotha betreffende Stellen.

Julius Wolff.

Charlottenburg 1895—1904.

Mehrere Briefe, geselligen Verkehr betreffend.

Meran 1896.

Otto Gumprecht.

Derlangjährige ausgezeichnete Musikkritiker der National­ zeitung, der in den letzten Jahren seines Lebens sich nach

Meran zurückgezogen hatte,

gibt

mir

in

dem

langen

*) Die zum Teil sehr umfangreichen Holzschnitte wurden nach den Originalplatten mit den dazu gehörenden alten Gedichten 1821 in Gotha (Beckersche Buchdruckerei) in Groß-Folio unter dem Titel „Hans Sachs im Gewände seiner Zeit" herausgegeben.

35 Schreiben von dort seine Freude über das Gedeihen der

von mir begründeten Berliner Mozartgemeinde zu erkennen.

Robert v. Keudell.

Hohenlübbichow 1902.

Als der durch seine langjährigen Beziehungen zu Bismarck

bekannte Diplomat, zuletzt deutscher Botschafter in Rom seinen Wohnsitz in Berlin genommen hatte, konnte er dort ganz seiner Neigung zur Musik leben.

Seit 1894 gehörte

er auch zum Vorstande meiner Mozartgemeinde, bis zum

Jahre

1902, da er seinen Berliner Wohnsitz aufgab, um

fernerhin

auf

seinem Gute in der Neumark

zu

leben.

Aus jener letzten Zeit ist sein Brief an mich, in welchem

er seine sehr freudige Anerkennung ausspricht für meine so erfolgreichen Bemühungen um den Mozartkultus.

Paul Lindau.

Berlin, April 1902.

Obgleich schon seit dem Anfang der siebziger Jahre mit ihm persönlich bekannt, führe ich hier von seinen Briefen

nur diesen einen an, und zwar wegen eines sonderbaren Umstandes, durch den er dazu von mir veranlaßt wurde. Im

April-Hefte 1902

seiner Monatsschrift

„Nord und

Süd" hatte Lindau, in einem Rückblick auf das fünfund­ zwanzigjährige Bestehen derselben,

der vielen namhaften

Mitarbeiter des ersten Jahrganges gedacht und alle die­

jenigen in alphabetischer Folge genannt, die nicht mehr am Leben seien, und zu meiner nicht geringen Überraschung

fand ich auch meinen Namen drunter.

Da ich meines

lebendigen Daseins ziemlich sicher war, machte ich ihn auf sein Vergehen, — das ich ihm als eine „fahrlässige Tötung"

bezeichnete — aufmerksam.

Er entschuldigte sich in dem

3*

36 Briefe natürlich in launiger Weise wegen des „in einem

geistiger Lückenhaftigkeit"

Anfall

verschuldeten Irrtums

und meinte, am besten wäre es, wenn ich selbst es über­ nähme,

den Nachweis

meines

noch

lebendigen

Daseins

dadurch gäbe, daß ich ihm für eines der nächsten Hefte einen

Beitrag lieferte; er würde dann in demselben Hefte

als Titelbild mein Porträt bringen.

So geschah es denn

auch im Oktoberheft desselben Jahres.

Von den 43 in dem vorstehenden Verzeichnis

genannten

Personen werden nur vier oder fünf (ich will vorsichtig in der Angabe sein) noch zu den Lebenden gehören; und auch bei diesen

reichen meine Beziehungen auf drei bis vier Jahrzehnte und Bei einzelnen der Genannten wird man finden,

weiter zurück.

daß sie weniger um ihrer selbst willen eingereiht sind, als wegen

mancher Erörterungen, die sich (im Anhang) an ihre Namen knüpfen.

Im ganzen würde die Zahl der Genannten größer

sein, wenn ich selbst

durch

bei der Auswahl und Einordnnng mich nicht

gewisse

beschränkt hätte.

Bedingungen

und

Erwägungen

darin

Man möge dabei beachten, daß von den mir

bekannt gewesenen namhaften Personen nur solche genannt sind,

deren Briefe auf meine Beziehungen zu ihnen Hinweisen. gilt auch von dem nachfolgenden Anhang.

Das

Anhang. Ergänzende Mitteilungen zu einigen im vor­ stehenden Verzeichnis angeführten Briefen. 1. Emil Devrient, 1849.

Daß ich mich wegen meines

dramatischen Erstlingswerkes gerade an diesen Dresdener Hosschauspieler wandte, hatte seinen Grund wohl darin, daß Devrient,

der in jener Zeit für alle Theater bei seinen Gastspielen eine große

Zugkraft hatte,

auch in Danzig (unter der Direktion

meines Vaters) wiederholt gastiert hatte.

Daß ich ihm aber

zumutete, einer blutigen Tragödie, deren Tendenz hauptsächlich

gegen die päpstliche Klerisei gerichtet war, seine Protektion für das Königliche Theater zuzuwenden, in einem Staate, dessen

Hof katholisch war, mag als Zeugnis für meine jugendliche Naivetät gelten.

2. Franz Duncker.

Der erste meiner verabredeten Vorträge

inl Handwerkerverein fand Sylvesterabend 1869 statt und war:

„Julius Caesar".

Zwar entsprach sowohl Shakespeares Tra­

gödie, wie auch meine betonte Auffassung derselben nicht ganz den in solchen Kreisen gewöhnlichen Vorstellungen.

Daß aber

unter den vorgeschlagenen Dramen Shakespeares gerade dieses ausgewählt wurde, entsprach ebendeshalb sehr meinem eigenen Wunsche.

3. H. Truhn, 1854.

Der Brief betraf die bedeutendste

Komposition unter seinen vielen Liedern: Chamissos „Schloß

38 Boncourt".

Er hatte mir ein Exemplar des Werkes mit einer

freundschaftlichen Widmung zugeschickt, und in dem Briefe in

launiger Form den Wunsch hinzugefügt, eine Kritik darüber für

eine

bestimmte, mir befreundete Zeitung zu schreiben. — Daß

Truhn bei seiner echt musikalischen Natur und seiner hervor­

ragenden Begabung für musikalische Charakterisierung mit seinen vielen schönen Liedern nicht zur vollen und dauernden Aner­ kennung kommen konnte, führte ihn in seinen Lebensverhältnissen

immer mehr abwärts und hatte zur Folge: die Bildung des von

Trojan gegründeten „Truhn-Vereins", durch den ihm wenig­

stens seine Existenz gesichert werden sollte. 4. Bogumil Dawison.

Die Briefe vom Jahre 1856 be­

ziehen sich auf mein Charakterbild „Stephy", dessen Hauptfigur

ich einem hatte.

amerikanischen Roman von Sealsfield

entnommen

In diesem Fall war es wohl nicht so widersinnig wie

bei meinem Hussitenstück, wenn ich dabei aus das Dresdener

Theater rechnete, da ich annehmen konnte, daß sich Dawison für die Rolle

interessieren

würde.

Er schrieb

mir denn

auch

(23. Juli 1856): „Stephy ist ein gar reizendes Charakterbildchen, das sich ganz vortrefflich machen muß.

Ich freue mich aus die

Rolle, denn sie bietet einem Schauspieler Gelegenheit, zu zeigen, was er kann.

Niemand

kann freilich dergleichen besser als

Döring, denn die Rolle ist wie für ihn geschaffen, doch ich will

mein mögliches tun."

Im zweiten Briefe (einen Monat später) schrieb er mir, das Stück sei eingereicht, und er habe dabei „den Wunsch aus­ gesprochen, die Rolle zu spielen".

Das Stück blieb aber den­

noch liegen, und weder Dawison noch Döring hat es gespielt. Erst 23 Jahre später hatte ich es wieder vorgenommen und

einer neuen Bearbeitung unterzogen, um

dem Charakterbild

39 durch mancherlei Änderungen eine geschlossenere, mehr bühnen­ mäßige Form zu geben.

vollen

Namen

Dabei gab ich der Hauptfigur dm

des in Philadelphia verstorbenen Girard und

reicht; es erst jetzt unter dem Titel „Stephy Girard" dem König­

lichen Schauspiel in Berlin ein.

Dort kam es nunmehr, mit

dem Schauspieler Adolf Klein in der Hauptrolle, zu sehr erfolg-

reicher Aufführung, und Klein, der eine Glanzrolle damit schuf,

spielte es auch an allen Theatern, an denen er gastierte*). Dann'onZ dritter Brief (von 1867) war aus der Zeit, da er

von einem langen Gastspiel aus Amerika nach Dresden zurück­

gekehrt war, aber schon zerstört an Körper und Geist.

Nach meiner

ersten, mich schon bedenklich machenden Wiederbegegung schrieb er zu meiner Überraschung im Herbst desselben Jahres mir einen Brief

der dadurch veranlaßt war, daß ich in den Dresdener Blättern einen neuen Zyklus meiner Shakespeare-Vorträge angezeigt hatte, und zwar die englischen Königsdramen bis Richard III. Aus dieser

Anzeige nahm Dawison Anlaß, mir zu schreiben und zu klagen,

daß sein Krankheitszustand ihm verbiete, etwas zu hören und zu lesen.

Dieser letzte, für seinen Zustand sehr bezeichnende

Brief ist in meinem Buche „Zeiten und Menschen" vollständig

abgedruckt. 5. Titus Ullrich war mir in der Jugendperiode meines Lebens eine der wertvollsten Persönlichkeiten.

Bei seiner freund­

schaftlichen Zuneigung für mich und seinem umfassenden Wissen konnte er mir für jene Zeit als mein literarischer Mentor gelten.

Nach seinem Tode (1891) hatte feine liebevolle Gattin, geb. Ribbeck, den Wunsch, aus der Fülle seiner wertvollen in Zei-

*) Ich habe später Herrn Adolf Klein die beiden Dawisonschen

Briefe zum Geschenk gemacht und habe sie nur in Kopien behalten.

40 tungen erschienenen Abhandlungen und Kritiken ein paar Bände zusammenzustellen und herauszugeben.

Sie hatte deshalb mich

eine

angemessene Auswahl der mir am wertvollsten

erscheinenden

Artikel zu treffen und die Redaktion zu über­

ersucht,

nehmen. Der seinsinnigen Frau lag es fern, damit ein „Geschäft" machen zu wollen, aber ste betrachtete die Herstellung einer solchen

Sammlung als eine Liebespflicht. 6. Karl Gutzkow. Nach seiner Rückkehr von einer italieni­ schen Reise hatte Gutzkow versucht, in Süddeutschland stch seß­ haft zu machen.

Zuerst nahm er seinen Wohnsitz in einem

kleineren Orte, dann — 1876 — ließ er sich in Heidelberg nieder.

Nach dem ersten seiner mir von dort geschriebenen

Briefe schien er hier wirklich Befriedigung zu finden, soweit dies bei seiner immer wieder beunruhigenden geistigen Störung

möglich war.

Der erste seiner beiden Briefe von dort war

hauptsächlich durch sein erschienenes Buch meinem Leben" veranlaßt.

„Rückblicke aus

Die Redaktion der „Deutschen

Rundschau" hatte mir den Wunsch geäußert daß gerade ich eine Besprechung des Buches übernehmen möchte, was ich auch,

schon Gutzkows wegen, gerne tat.

Nach dem Erscheinen meiner

Besprechung, in der ich auch einige Bedenken gegen gewisse Aussprüche in seinem Buche keineswegs unterdrückt hatte, schrieb

mir Gutzkow am 3. April 1876 aus Heidelberg einen Brief voll herzlichen Dankes, wobei aber auch wieder die bittersten Klagen über Andere — namentlich gegen einen gemeinschaft­

lichen Freund — vorkamen, die ich hier, weil sie ungerecht sind,

nicht wiedergebe.

Danach fährt Gutzkow fort:

„Die jüngeren Autoren. . . .,

in Händen haben,

reichen

die überall das Heft

mit ihrer Lektüre

Schopenhauer und etwas Heine zurück.

nur

bis

Wäre ich nicht

41 mit einigen Stücken auf der Bühne heimisch geblieben, sie

wüßten nichts von mir. Ihre warme treffende Kritik war nur möglich durch die langjährige Beobachtung und die

Kenntnis der vergangenen Zeit.

Uber manche feine Be­ In Berlin bin ich

merkung habe ich lange nachgedacht.

auf Menschen gestoßen, die jedes nichtswürdige Mittel er­

griffen, mich zu deskreditieren.

Brotneid, Rachsucht, jede

Leidenschaft (auch von Hoftheaterleuten) wurde mir fühl­

bar gemacht.

Es ist nun ruhiger um mich her... .

So­

weit die Zunftgelehrten sich überhaupt um einen Belle­ tristen kümmern können, kann ich mit der hier gefundenen Ausnahme zufrieden sein.

Die ersten Namen der Univer­

sität unterhalten mit mir Beziehungen.

Wie geht es nun Ihnen?

Daß Sie noch Ihr glänzen­

des Lesetalent ausüben, habe ich nicht mehr in den Blät­ Sie haben den für den Schrift­

tern bestätigt gefunden.

steller besten Stand gewählt, unbeweibt zu bleiben.

macht

die

Familie

für

Geld verschlingt sie?

Jahren eine

Sorgen!

Welche

Was

Summe

von

Träte nicht beim Manne mit den

gesteigerte Bedürfnislosigkeit ein,

es wäre

nicht zum Aushalten. Ihre neulichen Artikel in der N. Z. über die Theater­

reform unterschreibe ich ganz.

Bühnenerfahrung....

Sie sprechen aus wirklicher

Die Agitatoren für Theaterschule

in Berlin sind meist Leute, die dabei eine Anstellung haben wollen, früher Rötscher, jetzt der schuldenbehaftete.... Lassen Sie uns in engerer Verbindung bleiben.

gibt es ab und zu etwas,

Gewiß

das Sie mitteilen könnten

Ihrem nochmals herzlich dankenden aufrichtig verbundenen Heidelberg, den 3. April 76.

Gutzkow."

42 Da der nachfolgende letzte seiner Briefe außer einer auf

die frühere Zeit bezüglichen und psychologisch merkwürdigen Stelle noch andere Bekenntnisse von Interesse enthält, so will

ich ihn hier fast ganz mitteilen.

Der Anfang handelt zwar

von mir persönlich, indem ich in den letzten Jahren meines Dresdener Aufenthaltes durch die gleichzeitige und hoffnungs­ lose Erkrankung meiner Mutter und jüngeren Schwester eine Zeit schweren Leidens

durchzukämpfen hatte.

Gutzkow, der

nach dem vorigen Briefe davon durch mich in Kenntnis gesetzt

war, schrieb mir danach aus Heidelberg am 22. Juni 1876 den folgenden Brief:

„Mein lieber teurer Freund,

wie haben mich Ihre

Zeilen vom 5. Juni erschüttert und gerührt!

Ich las so

oft in der Nat. Ztg. Kundgebungen über Resultate Ihres

Fleißes, las auch, daß Sie, und sicher mit dem alten Er­ folge, in Berlin Vorlesungen geben, ich glaubte alles in

guter Ordnung.

Und nun haben Sie so viel Unglück zu

ertragen gehabt und haben es noch.

Sie sind ein guter

Sohn, der nicht, wie die Moral der Jetztzeit ist, dem Tell

gleichend den Nachen mit dem verzweifelnden Insassen von sich stieß, sondern in Not und Ungewitter treu blieb*). Auch mir ist durch zu viel Gemüt, durch die Unfähig­ keit für Dingelstedtsche Fußtritte, die Hälfte meines Lebens,

*) Mein Ausharren in der vom Schicksal mir bereiteten, aller­

dings sehr schweren Lage wird hier dennoch von Gutzkow über­

schätzt, und sein Gleichnis mit Tell paßt keineswegs, weil ich in meinem Nachen nicht einen bösartigen Tyrannen wußte, sondern

Mutter und Schwester.

R. G.

43 ja auch meines Strebens und literarischen Könnens ver­ kümmert worden*).

Das

sagt

sich

nicht

Nur ganz

selbst.

funden. an

nahe stehende

Die habe ich

Freunde beobachten dergleichen.

Alle hatten frühe gemerkt,

nicht ge­

daß das Glück nicht

gebannt war und daß ich selbst der

meine Fersen

Förderung bedurfte, ohne mich ohne Fürstengunst und ein

einflußreiches Amt zu halten.

Da fielen sie denn bald ab

und suchten sich sonnigere Stellen. Ich danke Ihnen,

vollen Stunde,

daß Sie sich aus mancher gemüts­

die wir zusammen verlebten, ja aus der

traurigen Zeit in jener Abgeschlossenheit, in welcher schnöde Gewinnsucht mich absichtlich in einem Irrwahn ließ, den einige freundliche

Worte

und

Blicke ins Leben

hätten

lösen können (denn nie war ich irrsinnig, sondern nur von

falschen,

aus Bosheit und Gewinnsucht nicht berichtigten

Ideen präokkupiert), haben Sie sich das Bild meines Wesens

als eines wohlmeinenden Menschen erhalten. *) Ich hatte schon bemerkt,

Leider bin

daß Gutzkow in seinem Verfol­

gungswahn, bereits in Weimar, den ihm dort im Wege stehenden

Dingelstedt (als Feind betrachtete.

Theaterintendanten)

als

seinen

schlimmsten

Seine krankhaften Einbildungen steigerten sich

so, daß er in der langen Unterredung mit mir (in der Anstalt des

Irrenarztes bei Baireuth) fest versicherte, Dingelstedt stände an der

Spitze eines „Komitees", das sich gebildet habe, ihn (Gutzkow) geistig und physisch zu „ermorden".

Dieser schreckliche Wahn hatte

sich bei ihm so festgesetzt, daß er, als ich seiner Mitteilung vorsichtig meinen Zweifel entgegenhielt, die Behauptung wie eine unumstößliche

Tatsache

in gesteigerter

wiederholte.

Heftigkeit und

erschreckender Aufregung

44 ich sehr krank und es scheint unheilbar.

Das (bei meiner

Kurzsichtigkeit) ständige Bücken

Drucke, Neudrucke,

beim Revidieren meiner Überarbeitungen, das Lesen der Kor­

rekturen hat die Wirbelsäule in solchem Grade angegriffen,

daß alle mit ihr verbundenen Nervenstränge in krankhaftem Zustand sind und ich an Flatulenz, Rippenschmerzen, Un­

verdaulichkeit Unsägliches

leide.

Ich habe

die Hüften­

krankheit Bismarcks, nur sonderbar, daß ihm Kissingen hilft, während ich die ersten Symptome des

auf Ver-

engung der Eingeweide wirkenden Wassers gerade in Kis­ singen spürte!

Ich war nicht so vollsaftig genährt, wie

unsre großen Dramaturgen Hein und Woltersdorff, die

ich dort antraf. Möge ein nächster Brief von Ihrer Hand mir ein glück­ licheres Bild Ihrer Existenz aufrollen!

Sie verdienen ja

die reichste Belohnung für Ihr gediegenes, aus den Grund

gehendes Arbeiten und Wirken!

—------------------------------

In treuer, freundschaftlicher Anhänglichkeit Ihr Gutzkow." Obiges Schreiben, in welchem die entgegengesetzten Stim­

mungen — von herzlicher Teilnahme und scharfer Bitterkeit,

von klarem Urteil aus sicherer Beobachtung und Irrwahn — durcheinander gehn, war der letzte seiner Briefe.

Auch Heidel­

berg hatte er nach einiger Zeit wieder verlassen und war nach Sachsenhausen gezogen.

Von dort kam dann Ende Dezember

1878 die erschreckende Nachricht, Gutzkow sei nachts in seinem Schlafzimmer infolge eines entstandenen Brandes in seinem

Bette vom Rauch erstickt.

45 7. Theod. Reusche, Berlin (Wallnertheater).

Als während

meines fünfjährigen Aufenthaltes in Koburg i. I. 1864 in dem gegen Dänemark ausgebrochenen Kriege die glänzenden Taten der preußischen Truppen (namentlich Düppel und Alfen) große

Begeisterung erregten, fand ich in meiner Idylle Koburg mich angetrieben, durch die Dramatisierung einer früheren berühmten

Waffentat der Soldaten Friedrichs des Großen in einem zwei­

aktigen Schauspiel mit Gesang „Bei Roßbach" der freudig er­ regten Stimmung Ausdruck zu geben.

Ich hatte das Stückchen

von Koburg aus nach Berlin an das Wallnertheater geschickt,

weil

ich

Kürassiere

in für

der Rolle eines Trompeters der Seydlitzschen den mir

persönlich bekannten sehr beliebten

Schauspieler Reusche eine seinem kräftigen Humor sehr zusagende Aufgabe geschaffen hatte.

Das Stück kam am 19. Dezember

zur Aufführung und wurde mit so lebhaftem Beifall ausgenommen,

daß der brave Reusche mir noch am Abend nach der Vorstellung (der Brief ist datiert: „19. December 1864 Abends 10 Uhr")

die freudige Mitteilung über den großen Erfolg des Stückes

wie auch seiner eigenen Leistung machte. 8. Charlotte v. Hagn (Frau v. Oven).

Über die in meine

frühe Jugendzeit fallende Berliner Theaterperiode der genialen

Künstlerin hatte ich schon in „Zeiten und Menschen" Mitteilung

gemacht.

Als ich fünfundzwanzig Jahre später als Shakespeare-

Vorleser nach München kam, wo die bereits von ihrem Manne geschiedene Frau v. Oven lebte (als geborene Münchnerin und Hauseigentümerin unter den Arkaden), hatte ich durch sie sowohl

den neuen Theaterintendanten v.Perfall wie auch durch ihren um vieles jüngeren Bruder, den Maler Louis v. Hagn, den

ihm befreundeten Maler.Lenb ach näher kennen gelernt. Lenbach der damals schon zu seiner künstlerischen Höhe gelangt war.

46 hatte im persönlichen Verkehr, mit mir und dem Maler v. Hagn,

den Wunsch zu mir geäußert, mich zu malen und hatte mir nach meinem Weggang von München das wertvolle Kunstwerk

zum Geschenk gemacht. — Charlotte v. Oven hatte sich bemüht

(wie

aus

ihren späteren Briefen hervorgeht), mir für das

Münchener Hoftheater eine Stellung für die Kunst des dra­

matischen Vortrags zu schaffen.

Da ich selbst auf eine solche

Tätigkeit wenig Wert legte, geschah auch weiter nichts darin. Umso wertvoller wurde für mich die Bekanntschaft Perfalls.

9. Karl v. Perfall in München.

Als ich im Herbst 1868

in München (im Liebigschen Hörsaal) aufs neue einige Vorlesungen hielt, hatte ich zur Abwechselung das Thema „Shakespeare"

durch andere Vorträge unterbrochen.

Der eine war Sheridans

„Lästerschule", die ich erst übersetzt, dann in sehr freier Weise

bearbeitet hatte.

Erst am Schluffe meiner Vorlesung sah ich,

daß Baron v. Perfall derselben beigewohnt hatte.

In freudiger

Bewegung eilte er auf mich zu mit der Frage: ob ich das Stück

in dieser Form nicht vollständig für die theatralische Aufführung

ausarbeiten könne? Das geschah, im nächsten Jahre kam es in München zur Aufführung und blieb seitdem viele Jahre hindurch

ständig auf dem Repertoire.

Da ich in demselben Zyklus auch

Kleists „Hermannsschlacht" (zunächst nur zum Zweck der Vor­

lesung

eingerichtet)

gelegentlich

zum Vortrag

gebracht, bemerkte Perfall

zu mir: „Wenn Sie mir von diesem Werke eine

bühnenmäßige Bearbeitung machen könnten, da würde ich eine

große Freude haben."

Als dann 1870 der Krieg mit Frankreich

uns aufgenötigt wurde, erinnerte ich mich wieder dieses gewaltigen, von patriotischem Haß erfüllten Werkes und fragte bei Perfall an, ob sein mir früher geäußerter Wunsch betreffs einer, die

Aufführung ermöglichenden,

bühnenmäßigen Bearbeitung noch

47 fortbestehe.

Er antwortete sofort (4. Oktober 1870): „Besten

Dank

Ihr

für

acceptiere!!

liebenswürdiges

Anerbieten.

ich

Ob

es

Ich greife mit allen Händen danach — schicken

Sie es so bald als möglich

Im Januar 1871 kündigte

"

er mir telegraphisch die nahe bevorstehende Aufführung an, dann den durchschlagenden Erfolg des herrlichen Werkes.

Dem

Telegramm folgte die briefliche Mitteilung, in der es heißt: „Der 6. Januar gestaltete sich zu einem wahren Festabend für die

Münchener

— Erst

Bühne" usw.

nach

dieser glücklichen

Einführung ließ ich meine Bearbeitung sofort für die Bühnen

drucken und reichte es dem Berliner Hoftheater ein,

das es

aber — trotz des Münchener Erfolges — beinahe vier Jahre

liegen

ließ

und

dann

erst

dazu

sich

entschloß,

als ich die

Intendanz benachrichtigte, daß die „Meininger" (wie ich durch Zufall erfuhr) das Stück, größtenteils nach meiner, auch bereits

im

Buchhandel

Berliner

erschienenen

Gastspiel

Bearbeitung

einstudierten.

„Zeiten und Menschen".)

für

(Eingehendes

ihr nächstes darüber

in

Erst nach dem wahrhaft stürmischen

Erfolge im Berliner Schauspielhaus folgten sämtliche deutschen

Theater, herstellung

und

auch

die

„Meininger", die trotz der Wieder­

einzelner Szenen,

Radikalismus sich

im

in

denen

Schrecklichen

Kleists patriotischer

und Grausamen

gütlich

tat, hatten doch im allgemeinen meine Bearbeitung beibehalten

und zogen mit ihren Aufführungen von Ort zu Ort. Mit dem Intendanten v. Per fall war ich im Lause der

folgenden Jahre dauernd in Beziehung geblieben, brieflich wie

auch persönlich, da ich Jahr für Jahr bei meinen regelmäßigen Sommerreisen nach München kam.

einst,

als

ich

ihn

Da überraschte er mich

besuchte, mit einer Mitteilung über ein

theatralisches Unternehmen,

das

mir eine besondere

Freude

48 Ich hatte gegen Ende der achtziger Jahre ein paar

bereitete.

längere Abhandlungen in der Allgemeinen Zeitung veröffentlicht, in denen ich unter anderm den Widerspruch unserer gegenwärtig

komplizierter

immer

werdenden

Dekorationsbühne

zu

den

szenischen Formen der Shakespeareschen Dramen auseinander­

setzte.

Da verkündete mir Perfall, ohne daß ich ihn unmittelbar „Ihre Artikel in der Allgemeinen

daraus hingewiesen hätte:

Zeitung haben Sie nicht vergeblich geschrieben.

Ich bin bereits

dabei, nach den von Ihnen gegebenen Andeutungen eine neue

Bühneneinrichtung für die Shakespeareschen Dramen zu verwirk­

Und in der Tat wurde im Juni des folgenden Jahres

lichen."

die modifizierte Shakespeare-Bühne

mit der Aufführung von

„König Lear" eröffnet, und der Beweis ihrer Zweckmäßigkeit für Shakespeare war durch die Tat geliefert worden.

Das

große Verdienst Perfalls, der mit seinem künstlerischen Empfinden

und idealistischen Streben auch einen Sinn für das Praktische

verband,

würde

erkennung

auch

gekommen

zu

sein,

weiterer

und dauernder

An­

wenn nicht unsere Bühnenleiter

und Regisseure sich dramatische Vorstellungen ohne den viel­

fachen

Bühnenausputz nicht

Bequemlichkeit

oder

mehr denken könnten und aus

Unfähigkeit

die

bloßen

Hilfsmittel der

theatralischen Vorstellung — durch das Vordrängen derselben, an Dekorationen, Requisiten und ausgeklügelten Beleuchtungs­

effekten — zur Hauptsache werden lassen*).

*) Ausführlicher ist die ganze Angelegenheit dargelegt in meiner

noch in demselben Jahre erschienenen Schrift: „Die Entwickelung des

scenischen Theaters

München".

und

die neue Bühnenreform in

(Stuttgart 1889, Cotta Nachfolger.)

49 Mein persönliches Verhältnis zu Perfall hatte sich immer mehr zu einem wahrhaft freundschaftlichen gestaltet und als

ein solches sich erst recht befestigt, als dem trefflichen und hoch­ verdienten Mann eine schwere Kränkung bereitet wurde.

Und

dies fiel mit einer Gedenkfeier zusammen, bei der die Anerken­ nung und der Dank für seine vielfachen Verdienste zum ver­ stärkten und öffentlichen Ausdruck kommen sollten.

Es war

dies das Jubiläum seiner 25 jährigen Leitung des Münchener

Hoftheaters, zuteil

ihm

im Herbst d. I. gewordenen

1892. —

Kränzen

Unter den hierbei

zischelten

Schlangen des Neides und der Selbstsucht.

sonen

kann ich hier

bezeichnen,

weil

ich

nicht als keine

die

aber

schon

die

Bestimmte Per­

eigentlichen Intriganten

Beweisstücke

in

Händen

habe.

Sicher ist es, daß die Urheber auch bei Personen am Hofe

Unterstützung fanden und durch falsche Vorspiegelungen auch die Zustimmung des Prinzregenten zu erlangen wußten.

Kurz,

bald nach dem Jubiläum wurde Karl v. Perfall von feinem

Posten als Theaterintendant abberufen, und als sein Nachfolger für die künstlerische Leitung wurde der Schauspieler

Ernst

Possart ernannt. Statt weiter aus die Angelegenheit hier einzugehen, will ich

aus meinem persönlichen Verkehr mit Perfall den Hauptinhalt eines Briefes mitteilen, den er mir am 14. Februar 1893

schrieb, und der seine Seelenstimmung erkennen läßt: „Hochgeehrter Freund! Sie haben wohl sicher nicht früher einen Brief von mir erwartet, denn wie hätte ich Ihnen

auch schreiben können in Mitte all der Wirren, die un­ mittelbar nach meinem Jubiläum begonnen und Erregung

über mich gebracht haben.

Sie werden indeß aus den

Zeitungen über all das unlautere Spiel, das man mit 4

Genöe, Promemoria.

50 mir getrieben und von der gesummten öffentlichen Meinung auf das schärfste verurteilt morden ist, wohl Alles in der

Hauptsache erfahren haben; wenn wir uns hoffentlich in

nicht zu ferner Zeit hier wiedersehen, will ich Ihnen Alles haarklein,

wenn Ihnen noch darnach gelüstet, in völlig

bis dahin wohl erlangter Gemütsruhe erzählen. — Nun

aber nehmen Sie sehr nachträglich meinen herzlichsten Dank für Ihr liebes Jubiläums-Gratulationsschreiben vom 24. November entgegen.

Dasselbe hat mich freudigst an Jahre

erinnert, wo ich in vollster Frische Tag für Tag unablässig

gearbeitet habe, um die mir anvertraute Bühne auf der

Höhe

unbestreitbar anerkannt 511 sehen, auf der sie als

Bühne der Kunststadt München stehen muß.

Pläne an

Pläne zur Erreichung neuer hoher Ziele reihten sich an­ Wie hoch bedeutend war doch mit denselben Ihr

einander.

Name insbesondere durch die „neu eingerichtete Bühne"'

verflochten!

Für all das, was Sie durch Ihr unablässiges

Wirken für deren mehr und mehr sich geltend machende

Anerkennung

Zeilen

noch

gethan,

dafür muß ich Ihnen mit diesen

ganz besonders innig danken.

Da

jetzt schon unzweideutig zu erkennen gibt, daß er principiell

selbst das nicht zu bestreitende Gute, das ich geschaffen, aus dem Wege zu schaffen gesonnen ist, wird wohl auch die neu eingerichtete Bühne zum Opfer fallen.

Was die

Zeit sonst noch bringen wird, ob schließlich doch noch der anständige Mensch über die Schlechtigkeit Anderer siegen wird, darüber läßt sich gegenwärtig nicht einmal etwas

ahnen.

Unzählig Viele bedauern gleich mir den so sehr

irre geleiteten Prinzregenten, das, was man mir angethan,

tritt in den Hintergrund."

51 Noch mehrere Jahre nach jenen für ihn so schmerzlichen Tagen habe ich, so oft ich nach München kam, ihn besucht.

Das

letztemal,

es

war im Sommer 1906, traf ich ihn in

München nicht an, da er durch einen Landaufenthalt Milderung

seiner eingetretenen körperlichen Leiden zu erlangen hoffte.

schrieb

mir

darüber

Er

sogleich und der schwer leserliche Brief

begann: „Kann nicht viel gehen, lieber Freund, kann auch nur höchst mangelhaft schreiben . .. ."

Im Januar 1907 erhielt

ich die Trauerkunde

im Alter von 83 Jahren

von

seinem

erfolgten Ableben.

10. Dr. Becker in Darmstadt.

Die neuerdings durch Dr.

Wislicenus wieder in Erinnerung gebrachte Existenz einer wirk­ lichen Totenmaske Shakespeares wurde schon vor sehr langer Zeit von Wilhelm Grimm lebhaft erörtert. („Über Kunst

und Kunstwerke", 2. Jahrgg. 1867.) Diese Gipsmaske war lange

Zeit im Besitze der gräflichen Familie v. Kesselstatt gewesen und 1844 von dem Maler Ludwig Becker bei einem Trödler aufgefunden.

Nach dem Tode jenes Malers Becker kam sie in

dell Besitz seines Bruders Dr. Becker, der damals Sekretär der Prinzessin Alice in Darmstadt war.

Nach dem Erscheinen meines

Buches: „Shakespeare. Sein Leben und seine Werke", 1872, hatte mir genannter Dr. Becker geschrieben, daß mir das Vorhanden-

seül jener Totenmaske unbekannt zu sein schien, und lud mich

freundlichst ein, wenn ich auf einer meiner Reisen in die Gegend von Darmstadt käme, ihn zu besuchen, um die Reliquie selbst

in Augenschein zu nehmen, was denn auch 1872 geschah.

Ich

hatte schon in der von mir redigierten Ausgabe von Gervinus'

„Shakespeare", in den Anmerkungen zum 2. Bande (1872), darüber

eine kurze Notiz gebracht und allch in neuerer Zeit in meinem Werke „Shakespeare in seinem Werden und Wesen" im Anhang

4*

52 eine ausführliche Darstellung der Geschichte jener Gipsmaske

gebracht. 11. Gervinus. Historikers

und

Die unter dem Namen des hervorragenden

Literaturgelehrten

angemerkten

Briefe vom

I. 1872 beziehen sich auf Gervinus' „Shakespeare", von dem ein Jahr nach feinem Tode eine neue (die vierte) Auflage nötig geworden.

Der vornehme Verleger W. Engelmann in Leipzig,

in dessen Verlag kurze Zeit vorher meine „Geschichte der Shake-

speare'schen Drama in Deutschland" (1870) erschienen war, hatte

der verwitw. Frau Gervinus mich für die Redaktion der neuen Auflage des Gervinusschen

„Shakespeare"

vorgeschlagen, die

mir denn auch mit Zustimmung der Witwe übergeben war. Bei ihrer großen Pietät für den geliebten Verstorbenen hatte

sie mancherlei Wünsche für die Form der neuen Ausgabe geäußert. Sie hatte mir auch ein ganzes Päckchen von kleinen Zetteln zugeschickt, die Notizen von Gervinus selbst für eine neue Aus­

gabe enthielten, wovon ich allerdings nur wenig benutzen konnte. Da ich aber auf ihre meist berechtigten Wünsche gebührende

Rücksicht nahm, so blieben wir in durchaus freundlichem Ein­

verständnis. Fünfzehn Jahre später (1887) schrieb sie mir: sie sei mit der Abfassung ihres Testamentes beschäftigt und habe die Absicht, aus dem Nachlasse ihres

vermachen.

geliebten Mannes einiges

mir zu

Sie legte ein ganzes Verzeichnis von Büchern usw.

aus seinem Nachlasse bei, damit ich das mir Wünschenswerte

ihr bezeichne. gezeichneten

Infolgedessen kam ich in den Besitz der aus­

kritischen Ausgabe Shakespeares

Dyee, in sechs starken Bänden.

von Alexander

Außer dieser höchst wertvollen

englischen Ausgabe sandte mir die treffliche Frau in derselben Kiste eine angebliche „Totenmaske" des Dichters, die aber, — wie

53 ich sogleich erkannte, — nur eine von dem Stratforder Denkmal in der Kirche Hoch Trinich abgenommene Gesichtsmaske war, die Gervinus einst aus England als Geschenk erhalten hatte.

Vgl. die vorige Anmerkung über Dr. Becker.) 11. Friedrich Spielhagen.

Bei dem andauernd persönlichen

Verkehr mit Spielhagen ist eZ natürlich, daß die Zahl seiner hier angeführten Briefe nicht größer ist; denn bei unserem wahr­

haft

freundschaftlich

gewordenen persönlichen Umgang bekam

ich viel mehr von ihm zu hören als — abgesehen von seinen

gedruckten Schriften — zu lesen, und er sprach bei seiner stets sich lebhaft äußernden Natur auch viel, so daß in dem vieljährigen

Verkehr bei ihm und seiner Familie, die Abende immer zu kurz waren.

Erst nach dem Tode seiner so liebenswerten Frau

anfangs des Jahres 1900,

der ihn völlig darniedergeworfen

hatte, traten längere Lücken in unserem persönlichen Umgang ein. Dazu kam noch, daß mit seinem vieljährigen Krankheitszustand

ihm auch die Fähigkeit zum Schreiben wie zum Lesen verloren gegangen war, so daß er für beides die Hilfe feiner lieben Töchter in Anspruch nehmen mußte, von denen aber in jenem späteren Zeitpunkt zwei schon feit Jahren verheiratet waren.

Es war

daher ergreifend und rührend, als ich zu meinem 80. Geburts­

tag (12. Dezember 1904) an dem von meinen zahlreichen Freunden mir gegebenen Festmahl während desselben ein Telegramm erhielt, in welchem der Kranke mir eine Gratulation sandte, und zwar

in Versen, die an die Worte des Faust anknüpften. Sie begannen:

Wer immer strebend — nun Du kennst das Wort Es klingt im Ohr mir heute fort und fort —.

Diese innige Teilnahme des Kranken und die von feinem

reichen und innigen Empfinden zeugenden Verse hatten mich

54 gerührt und erschüttert, und es war mir vor Bewegung etwas

schwer, sie der andächtigen Zuhörerschaft mitzuteilen. Erst vier Jahre später erhielt ich doch noch einen Brief, als ich ihm zu feinem 80. Geburtstag einen Glückwunsch in Versen geschrieben hatte.

Seine eingehend dankende Antwort

war zwar, da er nicht selbst zu schreiben vermochte, ein Diktat, aber trotzdem empfand ich darin ganz sein lebhaftes Gefühl und

seine schöne Herzenswärme. Spielhagen als Schriftsteller hat ja seinen Platz in der Literaturgeschichte; als Mensch aber hat er feinen festen Platz in meinem Herzen behalten, und was ich über seinen persön­

lichen Wert sagen könnte, läßt sich für mich in den Worten

zusammenfassen:

Er war ein guter Mensch.

13. Wilhelm von Kotzebue.

Die unter vorstehendem Namen

notierten und an mich gerichteten Briefe sind von einem der Söhne des allbekannten August von Kotzebue und beziehen sich

auf ein von ihm verfaßtes und mir zugeschicktes Buch, aus dem ich hier einiges mitzuteilen habe, nicht allein zum Verständnis

der Briefe, sondern auch wegen der unsere Teilnahme in An­ spruch nehmenden Tendenz des Buches selbst. Wilhelm von Kotzebue war in seiner diplomatischen Lauf­ bahn im Jahre 1870 als russischer Gesandter nach Dresden

gekommen.

Da ich in jener Zeit eine Reihe von Jahren in

der schönen sächsischen Residenz meinen Wohnsitz hatte, so wurde

ich mit ihm durch Freunde bald persönlich bekannt.

Er war

ein Mann von vornehm liebenswürdigem Wesen und hatte nicht

nur Interesse für Kunst und Literatur, sondern er schrieb auch

selbst mancherlei, war aber viel zu bescheiden, um davon zu

sprechen.

Die enorme Produktivität seines Vaters als Theater­

dichter (die Zahl von Kotzebues sämtlichen Theaterstücken beläuft

55 sich auf mehr als 200) hatte wohl bei dem Sohne den Trieb

erweckt, sich auf diesem Gebiete zu versuchen.

Er ließ ein paar

solcher Stücke aus seine Kosten drucken, nicht in seinem Namen, sondern

unter

„Augustsohn".

dem

sehr

unglücklich

gewählten

Pseudonym

Bei seiner Bescheidenheit hatte wohl nie der

Ehrgeiz ihn zu solchen Arbeiten angestachelt.

Aber seine politische

Stellung als Gesandter am sächsischen Hofe ließ ihm Zeit genug, seine Mußestunden damit angenehm auszufüllen.

Nachdem ich selbst (nach ein paar für mich schweren Jahren) meine Mutter und jüngere Schwester, mit denen ich in Dresden zusammen wohnte, durch den Tod verloren hatte, entschloß ich mich

im Herbste 1878, meinen Wohnsitz Dresden wieder aufzugeben und nach meiner Vaterstadt Berlin zurückzukehren.

Ein paar

Jahre später, im März 1881 erhielt ich aus Dresden von Herrn von Kotzebue ein Buch zugeschickt, begleitet von einem kurzen

Schreiben, das ich hier, als charakteristisch für die schlichte Ausdrucksweise des bescheidenen Mannes ganz wiedergebe: „Lieber Herr Genee!

Buch.

Ich schicke Ihnen ein langweiliges

Was Sie damit ansangen werden, weiß ich nicht

Sollte Ihnen aber der heiße Wunsch eines Sohnes, dem Andenken seines Vaters Anerkennung zu verschaffen, einiges

Interesse einslößen, so lassen Sie vielleicht hier und da ein

günstiges Wort fallen.

Ihren Überzeugungen will

ich

jedoch durchaus keine Gewalt antun. — Es freut mich,

lieber Herr Gen6e, Ihnen bei dieser Gelegenheit freund­

schaftlich die Hand drücken zu können. Aufrichtig der Ihrige Kotzebue."

Man kann wohl denken, daß die Schlichtheit dieses Schreibens nur um so mehr mich anregte, das Buch, das dem Andenken des

56 so viel geschmähten Vaters galt, sogleich zu lesen; und mein günstiges Vorurteil, mit dem ich daran ging, erhielt durch die

Lektüre die vollste Bestätigung. Was schon der Titel des nahezu

200 Seiten

starken Bandes

sagt*),

wiederholt der Verfasser

bestimmter in den einleitenden Bemerkungen:

Er biete in dem

Buche kein neues Material, er wolle nur gegenüber den ein­ seitigen

Beurteilungen

Kotzebues

vorhandene

das

Material

parteilos zur Prüfung vorlegen.. Das „Parteilose" in seiner

Darstellung zeigt sich auch darin, daß in dem Buche, wie der Verfasser selbst sagt, „auch das Unvorteilhafteste rücksichtslos,

aber der Wahrheit gemäß" aufgedeckt sei.

Für die große Anerkennung, die Kotzebue

als Theater­

dichter nicht allein beim großen Publikum fand, sondern auch

bei einzelnen Schreiben

hervorragenden Persönlichkeiten,

werden

einige

an ihn angeführt, darunter ein sehr interessanter

Brief Schillers, der aus dem Jahre

herrührt,

Direktor des Wiener Burgtheaters war.

Erfolge aber,

als Kotzebue

So außerordentliche

wie sie Kotzebue als Theaterdichter bei seinen

Lebzeiten sand, pflegen in der Folge bei der Literaturkritik nicht

ohne starken Rückschlag zu bleiben.

Diejenigen, die längst dem

unmittelbaren Eindruck der Bühnenaufführungen entrückt sind, suchen durch die absprechendsten und wegwerfendsten Urteile jene

früheren Erfolge zu paralysieren.

Dazu ist für Kotzebues spätere

Unterschätzung noch der Umstand zu beachten, daß er bei seinem

Wirken fürs Theater so unmittelbar neben den größten Heroen unserer Literatur stand.

Da er vor allem beflissen war, für

die Bedürfnisse des Tages

und Theaterpublikums zu sorgen,

*) August von Kotzebue. Urteile der Zeitgenossen und der Gegenwart. Zusammengestellt von W.v. Kotzebue. Dresden 1881. W. Baensch.

57 wurde er ein Vielschreiber, und daher findet sich bei ihm neben

manchem Vortrefflichen auch viel Flaches, Anfechtbares und Ver­ werfliches. Was die guten oder Übeln Eigenschaften in Kotzebues per­

sönlichem, oder rein menschlichem Charakter betrifft, so würde ihre Hervorhebung nur insofern berechtigt sein, als sie einen ersichtlichen Einfluß hatten auf die Beurteilung,

seinen Zeitgenossen erfuhr.

die er von

Der Sohn gibt als die dem Vater

schädlichen Eigenschaften seine Leichtfertigkeit und seinen Hang zum Spotte zu.

Was die letztere Eigenschaft betrifft, die ja

übrigens mit der Eigenart seines Talentes als Lustspieldichter

eng verbunden war, so teilt Wilhelm von Kotzebue eine schöne Stelle aus einem Briefe mit, den Kotzebues Mutter bereits im Jahre 1782 an ihn schrieb und worin sie, in ihrer mütterlichen

Besorgnis ihn ermahnt: „Lasse Deinem Herzen die erste. Deinem

Verstände die zweite und Deinem Witz die letzte Stimme, Deine Handlungen zu regeln.

Du hast bisher das Gegenteil getan

und Dich schlecht dabei befunden." Ohne auf weitere interessante Einzelheiten einzugehen, die der Sohn anführt, um eine gerechtere Beurteilung seines Vaters

zu bewirken, will ich auch hier vor allem die Klarstellung jener gegen ihn verbreiteten, schwersten Beschuldigung

hervorheben,

die seinen sittlichen Charakter betrifft, und die auch Kotzebues Ermordung*) durch den Dolch eines

geleiteten „Patrioten"

herbeiführte.

gegen ihn verbreitete Gerücht, daß

Spionendienste leistete.

exaltierten und irre­

Es handelt sich um das

er dem

russischen Kaiser

Der Verfasser des Buches verzichtet

*) Bekanntlich geschah dies 1819 in Mannheim in Kotzebues Wohnung durch den Dolch des Karl Sand.

58 begreiflicherweise darauf, näher auf die mit der unseligen Tat

zusammenhängenden Zeitverhältnisse einzugehen.

Er begnügt sich

damit, das gegen seinen Vater verbreitete Gerücht aus

den

wahren Tatbestand zurückzuführen, und zwar durch Veröffent­

lichung eines Briefes, den Kotzebue im Jahre 1816 aus Reval

an seine Mutter schrieb, worin es heißt: „S. M. der Kaiser hat mir die Bestimmung angewiesen, ihm

monatliche

Berichte zu erstatten von

allen

neuen

Ideen, welche über Politik, Statistik, Finanzen, Kriegskunst,

öffentlichen Unterricht usw. in Deutschland uud Frankreich in Umlauf kommen, und aus diesen monatlichen Rapporten sollen sodann die

verschiedenen Ministerien Auszüge

er­

halten, ein jedes von der Materie, die in dessen Haupt­

fach schlägt." Und mit dieser, seiner Mutter gemachten Mitteilung drückt

Kotzebue ihr seine Freude darüber aus, mit dem Bemerken, wieviel „Gutes und Nützliches" er damit bewirken könne.

Die ganze Angelegenheit hatte also, wie man steht, durch­ aus nichts Geheimnisvolles und sie wurde auch ganz öffentlich

erörtert.

Auffällig war dabei nur das große Wohlwollen des

russischen Kaisers und das Vertrauen, das er aus Kotzebues

Fähigkeiten setzte.

Das Wohlwollen wäre schon dadurch be­

gründet gewesen, daß der Kaiser bei verschiedenen Gelegenheiten

einen vor Jahren gegen Kotzebue verübten empörenden Gewaltakt der russischen Grenzpolizei wieder gut zu machen suchte.

Nach allem, was ich aus dem Buche Wilhelm von Kotzebues

hier mitgeteilt habe, wird man verstehen können, daß es — auch abgesehen von der mir sympathischen Persönlichkeit des Ver­

fassers — mein lebhaftes Interesse erregte, und daß es mir Freude machte, einen Artikel darüber zu schreiben,

den ich

59 Paul Lindau für seine damals sehr verbreitete „Gegenwart" zusandte,

der ihn

Abdruck brachte.

auch

gleich

in

der nächsten Nummer zum

Ich schloß den Artikel mit den Worten:

„Ich glaube, daß künftige Literarhistoriker wohl daran

tun werden, Rate

zu

die hier besprochene Schrift wenigstens

ziehn,

ehe sie sich entschließen, all

das

zu

Üble,

was gegen Kotzebue schon gesagt worden ist, in immer noch stärkeren Ausdrücken zu überbieten." Am 11. März hatte Herr von Kotzebue mir das Buch zu­

geschickt,

und

genau zwei Wochen später konnte ich ihm die

Nummer der „Gegenwart" (Band XIX Nr. 13) nach Dresden senden.

Sein rührendes Dankesschreiben lasse ich, soweit sich

dasselbe auf den Gegenstand selbst bezieht, zum Schlüsse hier

im Wortlaut folgen: „Lieber verehrter Herr Genee!

Seit einer halben Stunde

ist Ihre Sendung in meinen Händen — freudige

Aufregung

erst

bekäinpfen

ich

habe meine

müssen,

um Ihnen

zurufen zu können:

Ich danke Ihnen!

nicht hinzuzufügen:

Ich danke Ihnen mit tiefer Rührung!

Ich schäme mich

Sie wissen, was Sie mir getan--------- es ist eine Wohltat, die ich nie vergessen kann.

Dem unwiderstehlichen Drange

des Herzens bin ich gefolgt, als ich mich entschloß, das Buch zu

schreiben,

gestiegen über den

und

manche Zweifel sind

Empfang,

mir

auf­

der demselben bevorstand.

Sie haben meiner Arbeit den ersten Stein aus dem Wege

geräumt.

Ich danke Ihnen!---------------------

Dresden, 26. März 1881." Hinzufügen

will ich

hier

noch,

daß W. v. Kotzebue ein

Jahr später Dresden wieder verließ, um sich auf sein Gut bei Reval zurückzuziehen, wo er 1887 starb.

60 14.

Ernst von Wildenbruch.

Der Anfang meines persön­

lichen und freundschaftlichen Verkehrs mit ihm fällt in das

Jahr 1880, als er nur einen kleinen Kreis von Freunden um

sich versammelt hatte, die er mit seinen dramatischen Bestre­ bungen und Arbeiten bekannt machte und sich lebhafte Sym­

pathie errang.

Der erste seiner Briefe an mich, vom 3. März

1881, war aus Meiningen, von wo er mir über die erste Aufführung der „Karolinger" den „sehr schönen Erfolg" des

Stückes meldete und mich ersuchte, eine Rezension, die ein ihm befreundeter Dr. H. geschrieben und durch Dr. Karl Frenzel

in die Nationalzeitung bringen wollte, vermittelst meiner freund­ schaftlichen Beziehung zu diesem „die Wege zu bahnen". —

Mehrere Briefe aus den folgenden Jahren haben kein Inter­

esse; sie betrafen verschiedene rein persönliche Angelegenheiten und einige davon waren durch eine zwischen uns eingetretene Differenz veranlaßt.

Erst im Januar 1896 erhielt ich kurz nacheinander zwei

längere

und

inhaltvolle Briefe von ihm.

Der erstere vom

23. Januar bezog sich auf ein Schreiben, das ich nach der Aufführung seiner König Heinrich-Tragödie an ihn gerichtet

hatte, worauf er mir in freudiger Erregung seines ihm eigenen starken Temperaments in einem längeren Schreiben antwortete.

Den ersten, seine Tragödie selbst betreffenden Teil dieses Briefes

übergehend, will ich jedoch aus demselben den Schluß hier wiedergeben, der seine Stellung als Dramatiker, gegenüber der neuern („modernen") Richtung, betrifft: „ . . . . Aber, was das wichtigere ist, ich stimme auch darin mit Ihnen überein,

daß

das hauptsächliche des

gestrigen Abends gar nicht in meinem persönlichen Erfolg, sondern in dem Sieg der von mir vertretenen Sache zu

61 suchen

ist.

neigung des

Die

tretende

immer

deutlicher

zutage

Publikums

gegen die

Orgien

Ab­

dramatischer

Impotenz, die ihm von der neuesten Schule vorgeführt

werden, hat gestern abend,

so scheint es mir,

den ersten

positiven Ausdruck gefunden, nachdem sie sich negativ schon vorher durch das Fallenlassen der letzten Darbringungen

jener Art geäußert hatte. Und

daß

es

mir vergönnt

Stücke wortführend

Empfindung

für

diese

zu werden,

das

gewesen neu

ist,

mit meinem

erwachende

ist mein Stolz.

gesunde

Sie,

der

Kenner und Ergründer Shakespeares, des scheinbar regel­

losesten aller

Dichter-Genies, wissen besser als ich, wie

felsenfest, nicht an

äußerer Form, aber dem Geiste nach,

die Gesetze der dramatischen Dichtung

stabiliert sind.

in seinen Werken

Möchten die Menschen

daß, wer diese Gesetze nicht instinktiv folgt, schon dadurch beweist,

wieder

erkennen,

empfindet und be­

daß er kein Dramatiker ist.

Daß Sie mir Gelegenheit gegeben haben,

mich in dieser,

mein Leben beherrschenden Frage mit Ihnen einig zu er­ kennen, dafür danke ich Ihnen herzlich. In Verehrung ergebenst

E. v. W."

Schon drei Tage nach obigem Briefe Wildenbruchs erhielt ich

ein

zweites

Schreiben,

für

dessen Verständnis

ich

hier

einiges vorausschicken muß.

Im Januar 1896 hatte ich aus Anlaß des fünfundzwanzig­ jährigen Bestehens des neuen Deutschen Reiches im Feuille­ ton der Nationalzeitung einen längeren Artikel veröffentlicht*).

*) „Die deutsche Kunst im neuen Deutschen Reich." National­ zeitung 25. Januar 1896.

62 in welchem ich Betrachtungen darüber anstellte, welchen Ein­ fluß auf die verschiedenen Kunstgebiete dieser großartige Wende­ punkt in unserer nationalen Existenz gehabt habe. meiner Betrachtungen

gebnis

negatives sein.

mußte

natürlich

ein

Das Er­ durchaus

Sowohl in der Malerei, wie in der Mllsik

und in der Dichtung sind es meist fremde, d. h. ausländische Bewegungen gewesen, die bei uns Eingang fanden und uns in

neue Richtungen getrieben haben. In der Malerei und der bilden­ den Kunst waren es einesteils die Impressionisten, andernteils die Naturalisten der französischen Schule;

in der dramatischen

Musik ragte die durchaus deutsch nationale Erscheinung Richard Wagners

noch

aus

der

unserer

Periode in die neue Zeit hinein;

Erhebung vorausgehenden ihm folgten aber dann die

neuern Italiener Mascagni und Leoncavallo mit ihren un­ erhörten und unmotivierten Erfolgen; und endlich — die Auf­

lösung aller musikalischen Kunstgesetze.

In der Dichtung, ins­

besondere der dramatischen, waren der Norweger Ibsen und der Russe Tolstoi

die Vorbilder für die moderne Richtung

eines poesielosen Realismus geworden.

Der einzige Drama­

tiker, so führte ich weiter aus, in dessen Werken der starke

Pulsschlag unserer nationalen Wiedergeburt zu verspüren war, sei Ernst von Wildenbruch.

Ohne auf den dichterischen

Gehalt seiner Stücke überhaupt einzugehen, hob ich besonders

hervor und rechnete es ihm als ein entschiedenes Verdienst an, daß

er

in seinen historisch-dramatischen Stoffen — in den

„Quitzows" wie in dem

„Neuen Herrn" — auf denjenigen

Staat hinwies, aus dem denn doch die ganze Herrlichkeit des Deutschen Reiches in konsequenter Entwicklung hervorgegangen

war.

Und dies Verdienst des warmherzigen Dichters hob ich

um so nachdrücklicher hervor, als es tatsächlich von nur wenigen

63 gewürdigt wurde.

Daß gerade wegen dieses Umstandes die

betreffende Stelle in meinem Artikel ihn stark und freudig be­

rühren würde, konnte ich ja erwarten, und ich gebe deshalb diesen Teil seines Briefes nachstehend wieder:

„Schon bevor ich Ihren heutigen Brief erhielt, war ich im Begriff gewesen. Ihnen, nachdem ich Ihren Aufsatz in

der Nationalzeitung gelesen, zu schreiben. Zu schreiben und

zu danken. Denn Sie sind der Erste, der meinen Gedanken, die brandenburgische Geschichte dramatisch dem Volke nahe zu bringen, anerkannt, während alle anderen mich dafür­ behandelt haben, als hätte ich ein ehrenrühriges Verbrechen

begangen.

Und daß Sie das getan haben, noch bevor Sie

den „König Heinrich" kennen gelernt haben, das rechne ich Ihnen doppelt hoch an.

Denn jetzt werden sich wohl auch

die, die mich vielleicht wirklich für einen preußischen Partiku-

laristen gehalten haben, überzeugen, daß ich ein Deutscher

bin.

Daß ich allerdings auch Brandenburg-Preußen zu

Deutschland rechne, das gebe ich zu, und daß ich es unter­ nommen habe, ein Herrscher-Geschlecht, dessen Politik, wie

vom Schicksal gelenkt, zur Politik Deutschlands geworden ist, zum dramatischen Helden zu machen, das empfinde ich

nicht nur als mein Recht, sondern als meine Pflicht. Sie sind

eben ein Mann von gesunder Empfindung;

darum haben Sie mich richtig verstanden.

Aber Sie haben

es auch ausgesprochen — und das ist noch mehr!





Zehn Jahre waren nach jenen Briefen vergangen, als ich erst im Jahre 1906 wiederum ein Schreiben von Wildenbruch

erhielt, das hier noch erwähnt sein mag.

Im April genannten

64 Jahres hatte er, zum „zweiten Vizepräsidenten" der Shakespeare­

gesellschaft in Weimar erwählt, dort den „Jahresbericht" zu erstatten, der sich bei ihm zu einem eindrucksvollen Vortrag über

die Bedeutung Shakespeares für die deutsche Nation gestaltete. Ich hatte den Bericht in einer Berliner Zeitung gelesen und seine durchaus selbständige, aus seinem eigenen dichterischen Empfinden sich ergebene Auffassung war mir so interessant, daß

ich darüber dem seit Jahren mit mir freundschaftlich verkehrenden Bruder des Dichters, dem Generalleutnant z. D. v. Wildenbruch,

der selbst ein verständnisvoller Bewunderer Shakespeares meine lebhafte Zustimmung geschrieben.

ist,

Derselbe hatte meinen

Brief seinem Bruder Ernst mitgeteilt, und dieser nahm, seiner impulsiven Natur entsprechend, daraus sogleich die Veranlassung,

mir seine große Freude über meine, durch den Bruder ihm mit­ geteilte Anerkennung kund zu tun.

Ich muß Abstand davon nehmen, seine Worte, die er mir mit Bezug auf meine Stellung zu Shakespeare in seiner ge­

steigerten Ausdrucksweise schrieb, mitzuteilen. Wildenbruchs spontane Äußerungen, schriftliche wie mündliche, kamen bei solchen Gelegenheiten aus seinem warmen Empfinden so ganz unmittelbar

zum Ausdruck, daß sie — besonders in diesem, mich persönlich betreffenden Falle — in einer Wiedergabe ihre Ursprünglichkeit

verlieren und eine andere Beleuchtung erhalten würden. Ich will aber damit nicht in Abrede stellen, daß er mich

durch seinen so warmen Herzenserguß sehr erfreut hatte, und

um so mehr als ich gerade von weimarischer Seite durch Lob keineswegs verwöhnt war.

15.

Schnorr v. Carolsfeld.

Noch

lange

bevor

dieser

treffliche und liebenswürdige Gelehrte zum Oberbibliothekar in

65 Dresden ernannt wurde, hatte ich während meines zwölfjährigen

Aufenthaltes in Dresden und meiner eifrigen und andauernden Benutzung der Königl. Bibliothek ost Gelegenheit gehabt, ihn in manchen, die altdeutsche Literatur betreffenden Fragen zu

Rate zu ziehen, wobei ich stets das freundlichste Entgegenkommen sand.

Später, nachdem die kostbaren Handschriften von A. W.

Schlegels Übersetzungen der Shakespeareschen Dramen an die Dresdener Bibliothek gekommen waren, konnte ich die­

selben dort eingehend studieren und tiefe Einblicke in Schlegels unerreicht gebliebene Übersetzungskunst erlangen. Schon M. Bernays hatte, als Schlegels Handschriften noch im Besitze Ed.

Bückings QY 1870) waren, eine vortreffliche Schrift darüber veröffentlicht.

Dennoch konnte ich, bei meinem ausdauernden

Studium der Handschriften, über die höchst zahlreichen und für

Schlegels Übersetzungskunst

so interessanten und

belehrenden

Varianten noch eine reichliche Nachlese zusammenbringen, die Schnorr v. Carolsfeld in dem von ihm herausgegebenen sehr wertvollen „Archiv für Literatur" (Bd. X, 1880) veröffentlichte.

Dies aber hatte mir Herr M. Bernays sehr übel genommen;

er schrieb mir aus München

einen Brief, der mich beleidigen

sollte, mir aber nur einen Beleg gab für seine in den litera­

rischen Kreisen — bei aller Anerkennung seines wirklichen Wissens — bekannten persönlichen Eigenschaften. Da er tot ist, will ich darüber hier nur erwähnen, daß Schnorr v. C. (Brief

vom

7. Febr. 1881), sehr entrüstet über B. war, mit dem er erst kürz­

lich wegen eines

anderen

ihm

wertvollen und befteundeten

Mitarbeiters einen gleichen unangenehmen Konflikt gehabt. Mit dem liebenswürdigen Schnorr, als Direktor der Dres­

dener Bibliothek,

war ich das letzte Mal persönlich zusammen­

gekommen, als ich im Sommer 1903 in Dresden aus Schlegels Gen He, Promemoria.

5

66 Handschrift seiner Hamlet-llbersetznng

einige

besonders inter­

essante Seiten faksimilieren ließ*). 16. W. Oechelhäuser.

In den ersten Briefen desselben, die

— wie auch die späteren — aus Dessau datiert sind, handelt es sich

hauptsächlich um die von ihm für die theatralischen Aufführungen der Shakespeareschen Dramen unternommenen Bearbeitungen,

die er auch durch den Druck verbreiten ließ und wozu er wohl zunächst durch sein Interesse für das Theater überhaupt gekom­

men war.

An der Shakespeare-Gesellschaft hatte er schon

von deren Gründung an (1864) lebhaften Anteil genommen und

war wegen seiner rastlosen Förderung ihrer Interessen nach dem Tode

Ulricis zu deren Präsidenten erwählt worden.

Da er

wegen seiner Eigenschaft als Abgeordneter wiederholt für längere

Zeit nach Berlin kam, hatte er im Winter 1890 mich zu bestim­

men gewußt, bei der nächsten Jahresversammlung der Shake­ spearegesellschaft (1891, 23. April) den Festvortrag in Weimar zu halten.

Mein Vortrag behandelte „Die szenischen Formen

Shakespeares in ihrem Verhältnis zur Bühne seiner Zeit", imb bei diesem Thema lag es mir nahe, auf die zwei Jahre vorher in München eingeführte neue Bühneneinrichtung hinzuweisen.

Obwohl hierbei meine dargelegten Grundsätze dem Zwecke der Oechelhäuserschen Bühnenbearbeitungen Shakespeares

durchaus

entgegen waren, zeigte er doch als Präsident sich unbefangen genug, in den nach meinem Vortrag ausgesprochenen Dankes­

worten denselben als einen der interessantesten zu bezeichnen, die

seit Bestehen der Shakespeare-Gesellschaft gehalten seien. Danach gab auch der Großherzog Karl August mir seine lebhafteste *) Mitgeteilt in meiner Schrift: „A.W. Schlegel und Shakespeare". Berlin 1903, Georg Reimers Verlag.

67 und vollste Zustimmung zu meinen Auseinandersetzungen zu er­ kennen und versicherte mir wiederholt, daß er die neue Bühnen­

einrichtung

für Weimar

einführen

werde.

Der

darin

so

einsichtsvolle Großherzog hatte aber bei dieser Verkündigung seines

Entschlusses die Rechnung ohne — den Intendanten

gemacht.

Das war damals Herr Hans v. Bronsart, der zwar

meinem Vortrag nicht beigewohnt hatte, aber später bei dem Diner sich mit leidenschaftlicher Heftigkeit gegen die Münchener Ein­

richtung erklärte.

Auf meine Frage, ob er einer der Münchener

Ausführungen beigewohnt habe, verneinte er dies;

er wußte

sonach gar nicht, um was es sich dabei handelte, und ich

konnte daraufhin das Gespräch mit ihm abbrechen. In der Tat ist eine Einführung der Münchener Shake­

spearebühne in Weimar nicht erfolgt; und auch im Shakespeare-

Jahrbuch, wo man es doch für wichtig genug hielt, Bildnisse mittelmäßiger Schauspieler in Shakespeare-Rollen zu bringen, wurde die Münchener Einrichtung auch fernerhin ignoriert.

Ich

bin überzeugt, daß Oechelhäuser, der ja wegen seiner Bühnen­ bearbeitungen ein persönliches Interesse gehabt hätte, gegen

die Vereinfachung des so gesteigerten Dekorationswesens zu sein, dennoch keinerlei Anteil daran gehabt hat, eine weitere Ausbrei­

tung des Münchener künstlerischen Ereignisses zu hindern.

Er

war dafür ein zu gerecht und vornehm denkender Mann*). *) Ich will hier nur beiläufig einer kleinen Episode Erwähnung

tun, durch welche nach meinem Vortrag der liebenswürdige Mann trotz

seines Wohlmeinens mich zu

einer Abwehr veranlaßte.

Nachdem

der Großherzog so lange und eingehend mit mir gesprochen hatte,

näherte sich Oechelhäuser mir und fragte vertraulich: „Was haben

Sie für Orden?"

Ich brauchte mich nicht lange zu besinnen und

sagte: „Keinen, aber ich wünsche auch keinen."

68 In einer anderen Angelegenheit erhielt ich von Oechelhäuser noch im Februar 1897 aus Dessau einen Brief, der mich erEr betraf meine eben erschienene Schrift „Das

freueu konnte.

Goethe-Geheimnis",

in der ich,

unter

dem

Pseudonym

P. P. Hamlet, die Erfinder und Ausbeuter der lächerlichen Fabel,

daß nicht der Schauspieler Shakespeare, sondern der Gelehrte

und Staatsmann Francis Bacon der Verfasser der Shakespeareschen Dramen sei, verspottete.

Schon lange war es mir widerstrebend

gewesen, den ganzen Bacon-Unsinn einer ernsten Widerlegung wert zu halten.

Erst einige Zeit nach dem Erscheinen des

voluminösen Buches „Das Shakespeare-Geheimnis" von Bormann,

kam ich auf den Gedanken, durch ein Gegengift die Unkundigen aufzuklären und den ganzen Unsinn der

Baconianer in einer

(scheinbar ernst gemeinten Parodie „Das Goethe-Geheimnis")

mit ihren eigenen Waffen,

ihren

Argumenten und

dreisten

Täuschungsbeweisen bloßzustellen.

Daß mir das gelungen war, erfuhr ich bald.

Gleich nach

dem Erscheinen meiner Schrift schrieb mir zunächst Oechelhäuser:

„Es wurde mir in Berlin gesagt, daß Sie der Verfasser der köstlichen Satire „Das Goethe-Geheimnis" seien.

Ist

dies der Fall, so empfangen Sie meinen aufrichtigsten Glück­

wunsch.

Sie haben den Ton getroffen, mit welchem solche

Machwerke

nicht

widerlegt

sondern

vernichtet

werden

müssen . . . . . . Nochmals herzlichen Dank und Glückwunsch.

Ihr treu ergebener Dr. Oechelhäuser." Noch enthusiastischer äußerte sich damals das Shakespeare-

Jahrbuch, und ich führe als Ergänzung der Worte Oechelhäusers das Wesentliche aus der Besprechung an:

69 „Etwas Graziöseres, Anmutigeres als diese Lächerlichmachung des ganzen Baco-Blödstnns

giebt es nicht!

Die Apostel des

Baco-Humbugs, . . . können stolz auf die Reihen ihrer Gegner

blicken, denn ste werden durch die Zahl und die Bedeutung

derselben

gewissermaßen nobiltirt.

Daß

nun noch dieser

P. P. Hamlet dazu kommt, dem neben gründlicher Sachkenntnis

die ganze Anmuth der Salon-Causerie zur Verfügung steht, ist eine weitere Auszeichnung für sie.

Selbst daß er ste mit

seinem Spotte tödtet, kann ihnen als Ehrenschmuck dienen, und

ste mögen, sich vor ihm verbeugend, demütig sagen: Morituri te salutant!"

Daß diese freudige und in so hübsche Form gekleidete An­ erkennung meiner kleinen Schrift vom damaligen Herausgeber des

Jahrbuchs selbst, F. A. Leo, herrührte, kann ich nur vermuten.

„Das Goethe-Geheimnis" und Hamlet. Ein Zwischenspiel. Von einigen andern, als den schon mitgeteilten beiden Äußerungen

über meine Schrift will ich hier nur noch über eine solche berichten, da ste als heitere Episode auch für weitere Kreise Interesse haben wird. Infolge meines für das „Goethe-Geheimnis" angenommenen Pseudonyms P. P. Hamlet, womit ja auch schon auf etwas Geheimnis­ volles hingedeutet sein sollte, war mir — zunächst durch eine an den Verleger gerichtete, danach durch weitere daraus sich ergebende

Mitteilungen — die überraschende Tatsache bekannt geworden, daß

in Deutschland nicht weniger als etwa drei Dutzend Hamlets leben.

Zuerst kam die an den Verleger meiner Schrift gerichtete Anfrage von einem I. Hamlet aus einer kleinen mitteldeutschen Stadt, der

etwas Näheres über den P. P. Hamlet zu wissen wünschte.

Als ich

selbst ihn in meiner Beantwortung über die Bedeutung dieses PseudoHamlet aufgeklärt hatte, fügte ich das Ersuchen hinzu, mir — falls er

dies könne — Auskunft zu geben, seit wie lange der Name Hamlet als Familienname in Deutschland existiere? Erst nach einigen Tagen

70 erhielt ich sehr ausführliche Antwort, aber nicht von jenem I. Hamlet in O., sondern von dessen Bruder Max Hamlet, aus Hamburg, der daselbst in einem sehr angesehenen Bankgeschäft angestellt war (und noch ist).

Derselbe wußte die an Stelle seines Bruders, mir

gegebene sehr genaue Auskunft in so fein humoristischer Weise ein­ zuleiten, daß ich hier aus seinem Schreiben das Wesentliche wiedergebe:

Als Motto vorausgeschickt ist dem Schreiben die für dm Zweck etwas modifizierte erste Anrede des Haratio an den Geist:

„Wer

bist Du, der sich dieses Namens anmaßt . . ." usw. und ferner die vorausgehenden Worte: „Du bist gelehrt, sprich Du mit ihm, Haratio."

Nach dieser Bezugnahme auf die Weiterspedierung meines Briefes fährt Herr Max Hamlet fort: „Der Schreiber dieses ist zwar nicht gelehrt, aber er ist „auch

einer", denn er heißt Hamlet und ist ein Bruder des in O. residie­

renden Sprößlings jenes seltsamen Königsgeschlechtes, dessen Existenz umso rätselhafter ist, als es sattsam bekannt sein dürfte, daß die

männlichen Glieder dieses Hauses am Schluß des Shakespeareschm Dramas entseelt am Boden liegen blieben.

Aber wer sind denn diese

Hamlets, von denen kein Gothaischer Kalender berichtet, und die doch nicht so ohne weiteres abweisbare Prätendenten auf Dänemarks Thron sein könnten?

Sintemalen Fortinbras allen Mitgliedern der

Familie aus der Seele gesprochen hat, als er von unsrem ver­

ewigten Ahn sagte, was auch ein jeder von uns heute noch in An­ spruch nimmt:

„Denn er hätte, wäre er auf den Thron gelangt,

unfehlbar sich höchst königlich bewährt." Nach dieser launigen Ein­ leitung berichtet unser geehrter Hamburger Hamlet, daß der aus Lippe-Detmold stammende Familienname Hamlet in der Zeit der französischen Revolution geboren wurde, und fährt dann fort:

„Meine Familie ist mosaischen Glaubens, womit sich sogleich

die verhältnißmäßige Jugend unseres Namens erklärt; denn es ist bekannt, daß die Juden seit den ältesten Zeiten bis zum Anbruch

der neuen Zeit keine Familiennamen führten.

In meiner engern

71 Heimat wurden die Juden zu den oben erwähnten Zeiten veranlaßt, Namen anzunehmen. Die mündliche Überlieferung unserer Familie

erzählt nun, daß sich dieser Wahlakt, der eine tragische Vorgeschichte hat, in folgender Weise zutrug:

Der Handels- und Schutzjude

Abraham David, Hauseigentümer im Lippeschen Dorfe Heiden, Obsthoflieferant der Grafen zur Lippe, war der erste Träger unseres

Namens."

Der Vater dieses Abraham David, der in den ländlichen

Kreisen als „Medizinmann" sich eines gewissen Rufes erfreute, wurde auf einer seiner Fahrten, in den sechziger Jahren des vorigen (18.)Jahrhunderts, im Hannöverschen bei Wunsdorf ermordet aufgefunden.

Als dann nach mehreren Jahren die beiden Söhne des Ermordeten nach dem Amtshaus in Lage zur Namenswahl berufen wurden, habe — so berichtet mein Gewährsmann nach den mündlichen Familien­ überlieferungen — der Amtmann dem ersteren zugerufen: „Da ist ja der Dänenprinz", worauf dieser sogleich erwiderte: „Dann will

ich auch so heißen." Also vollzog sich der für unser Sein oder Nicht­ sein so wichtige Akt der Namensgebung derer von Hamlet."

Daß

aber die neuen Hamlets die Maxime des Shakespeareschen Dänen­ prinzen: „Wir wollen nichts von dem Heiraten wissen" sich nicht zu

eigen gemacht haben, geht daraus hervor, daß die Nachkommen jenes ersten Lippeschen Hamlet, wie unser Gewährsmann berichtet, gegen­ wärtig etwa fünfunddreißig bis vierzig Köpfe zählen."

Es möge nun freilich nach

obiger Mitteilung dahingestellt

bleiben, ob der Lippesche Amtmann wirklich in der so lange vorher

geschehenen Ermordung des Vaters von Abraham David eine Ana­

logie mit der Ermordung von Hamlets Vater finden konnte.

Das

Eine aber geht immerhin daraus hervor: wie außerordentlich populär

in jener Zeit die Shakespearesche Tragödie, nach ihrer Einführung

in Deutschland, in Hamburg und Berlin 1776 und 1777, gewesen

ist. Das Trauerspiel Hamlet war in der Schröderschen Bearbeitung auf allen Theatern das sicherste Zugstück und wurde von den unter­

geordnetsten herumziehenden Komödiantenbanden gespielt: allenthalben

72 machte es Aufsehen.

Diese hinlänglich beglaubigte Tatsache kann

eine genügende Erklärung dafür sein, daß damals auch ein Abraham David dazu kam, den Namen Hamlet anzunehmen. Für die Shakespeare-„Forschung"

haben die hier auszüglich

wiedergegebenen Mitteilungen, wie mein Hamburger Korrespondent

selbst in einer witzigen Wendung zugesteht, keine Bedeutung. —

wer weiß?

Aber

— ob nicht später einmal für die seit Jahren so

schweigsam gewordenen Baconianer?

17. Franz v. Rottenburg.

Die zwei kleinen Briefe, die der

damalige Chef des Reichskanzleramts unter Bismarck an mich gerichtet hatte, betrafen eine Angelegenheit, die im Zusammen­ hang stand mit der

vorbereiteten Herausgabe

bekannten

des

„Bismarck-Album", für das ich auf Wunsch des Verlegers die Redaktion übernommen hatte. bildeten

die

Eine wertvolle Zugabe des Buches

Faksimilierungen mehrerer Briese Bismarcks,

die derselbe bei verschiedenen Veranlassungen an den Redakteur

des Kladderadatsch Ernst Dohm gerichtet hatte.

Der erste, aus

der frühesten Zeit (1849) stammende Bries war durch eine kurze

Notiz in dem Witzblatt veranlaßt.

Zwischen verschiedenen, gegen

die Kreuzzeitungs-Partei gerichteten Angriffen war in der Nummer

vom 2. Dezember 1849 eine Anfrage zu lesen, welche lautete:

„Wo

commandirte doch

v. Bismarck?" Herausgabe

im Jahre

1809

Was damit gemeint war,

des Albums

nicht

mehr

ein gewisser Herr

konnte

feststellen,

man

da

bei

sowohl

Ernst Dohm (f 1883) wie auch der Verleger A. Hofmann nicht

mehr am Leben waren.

Daß aber eine boshafte Verdächtigung

gegen einen der Vorfahren Bismarcks damit beabsichtigt war, ging aus der Form der Notiz und aus der Tendenz des Blattes hervor.

Bismarck schrieb deshalb „an Herrn E. Dohm" einen

73 längten Brief, in höflichster Form und in verbindlichem Ton.

Er machte zunächst Mitteilungen über seine nähern Verwandten,

„die Angehörigen des Schönhauser dann

fort,

daß

Hauses" usw. und

fuhr

bei der Abwehr von Angriffen gegen seine

Person er von keinem andern Mittel Gebrauch machen würde, als von denen, die die Presse gewährt.

Was aber Krän­

kungen seiner Familie betrifft, so hoffe er von Dohm, daß dieser

in solchem Falle ihm die Genugtuung geben werde, die unter Umständen

kein

Gentleman

dem andern

versagen

könne*).

Dohm, der als Redakteur durch die Aufnahme jener ihm selbst unverständlichen Anfrage offenbar getäuscht war, nahm natürlich

keinen Anstand, in der nächsten Nummer durch eine kurze Er­ klärung über die „irrige Auffassung einer irrigen Notiz" die Angelegenheit befriedigend zu erledigen, was auch Bismarck in einem nachfolgenden Brief, wieder in sehr schmeichelhafter Form,

anerkannte.

Als ich nun vierzig Jahre später noch mit der Redaktion

des genannten Bismarck-Albums des „Kladderadatsch" beschäftigt war, teilte mir der Verleger Herr Rudolf Hofmann mit, daß er Bedenken trage, jenen von der Dohmschen Familie zum Gebrauche

einer Reproduktion ihm anvertrauten

Brief in dem

Album

wiederzugeben, weil Bismarck dadurch vielleicht unangenehm berührt werden könnte.

Da ich nun Rottenburg kannte und er

mich, indem ich Jahre lang in Danzig in seiner Familie sehr

freundschaftlich verkehrt hatte, so übernahm ich es, das mir unbegründet scheinende Bedenken zu beseitigen.

Auf meine

kurze schriftliche Anfrage, wann ich ihn in einer, den Fürsten *) Eine vollständige Wiedergabe dieses

Briefes würde von

der Bestimmung des gegenwärtigen Promemoria zu weit abseits liegen.

74 Bismarck betreffenden Angelegenheit in seiner Wohnung sprechen

könne,

schrieb er mir sofort,

daß er gerne meinem Besuch am

nächsten Tage abends entgegensetze. Ich hatte ihm eine genaue Kopie des Originals zu dem angegebenen Zweck mitgebracht,

und

schon

zwei Tage

nach

meinem Besuch

erhielt

ich

von

Rottenburg mit Rücksendung meiner Brief-Kopie die schriftliche Mitteilung, daß der Fürst gegen die Veröffentlichung

seines

Briefes „kein Bedenken" habe.

Zu dem auf S. 35 verzeichneten Briefe von Robert v.Keud ell

sei noch darauf hingewiesen, daß seine Liebe zur Musik und Begabung dafür

auch

in seinen persönlichen Beziehungen zu

Bismarck sich darin betätigte, daß er in den Ruhepausen der Politik beim Fürsten gern die Hausmusik am Klavier übernahm. In dem Buche v. Keudell's: „Fürst und Fürstin Bismarck" (1901),

das der liebenswürdige Mann vor seinem Scheiden von Berlin mir freundlichst übersandte, hat er über diese seine friedliche

Tätigkeit mit besonderer Vorliebe eingehend berichtet.

Aus großer Zeit. Auswahl eigener Gedichte aus den Jahren 1863—1864, 1870 und 1890—1895.

enn ich die kleine Auswahl meiner zahlreichen

in der

großen Zeit erschienenen Gedichte als einen Nachtrag zu den beiden Abschnitten dieses Büchleins folgen lasse, so fühle

ich sehr wohl, daß von den jetzigen Lesern nur wenige es werden

nachsühlen können, mas mich dazu veranlaßte.

Es ist eben ein

anderes Geschlecht, dem ich sie aus bewegtem Herzen darbiete.

Möge dabei das eine Bekenntnis für mich sprechen: daß aus der langen Reihe von Erinnerungen, die in den beiden Ver­

zeichnissen dieses Promemoria unvermittelt einander folgen, doch

das eine gewaltige Ereignis von

1870 mit seinen nächsten

Folgen alles Andere aus dem Reichtum meiner Erinnerungen gewaltig überstrahlt.

Denn was ich in jener unbeschreiblich

großen und erhebenden Zeit erlebte, das drängte sich in meiner Brust zusammen als das beglückende Empfinden eines ganzen

Volkes.

Vollkommen deutlich, als wäre es gestern gewesen, ist

mir's auch heute noch: wie auf der Höhe jener Ereignisse und in dem erhebenden großen Abschluß derselben wiederholt — wenn

ich mit mir allein war — der Gedanke mich tief ergriff: Welch

ein Glück ist es für dich, diese Zeit erlebt zu haben!--------Daß

der Krieg

an

sich nichts Schönes oder Wünschens­

wertes ist, daß er vielmehr, auch ganz abgesehn von denen, die im Kampfe fallen, Not und Elend für Tausende mit sich bringt,

das weiß ein jeder zivilisierte und logisch denkende Mensch, auch

ohne die Resolutionen der Friedensapostel vom guten Schlage des Elihu Burrit,

wie

auch

ohne

die gegen den bestehenden

Staat überhallpt gerichteten zerstörenden Agitationen der Sozial-

78 demokratie.

Und trotz aller Gründe, die man gegen den Krieg

im Prinzip geltend machen kann, würde doch eine Abschaffung

der Kriege durch zwei Voraussetzungen bedingt sein.

Die erste,

eine vollständige Zerstörung unserer staatlichen und sozialen Ver­

hältnisse, ist ja keineswegs undenkbar.

Aber für die Erreichung

eines daraus hervorgehenden positiven Ergebnisses — mit der

Abschaffung der Kriege — wäre eine zweite, nicht ganz leichte Vorbedingung erforderlich.

Diese wäre nichts geringeres als:

Die Erschaffung eines neuen und ganz andernMenschengeschlechts, mit völlig andern Lebensbedingungen, Empfin­ dungen, Trieben, Leidenschaften usw., also auch ohne Eigennutz und ohne Herrschsucht, ohne Haß und ohne Liebe.

Bei unserm

nun einmal vorhandenen Menschengeschlecht werden aber Kriege,

mögen sie auch noch so sehr zu beklagen sein, sortbestehen, so

wie sie bestanden haben, so lange es überhaupt Völkerschaften giebt, ja bis zurück auf die frühesten Bildungen menschlicher

Gemeinschaften. In der nationalen Begeisterung für einen Krieg, wenn er

notwendig ist, liegt aber auch ein tieferer, in der besseren Menschennatur begründeter Zug. Von jeher hat für den Mann in den Augen seiner Mitmenschen die Tapferkeit als eine der

ersten Tugenden gegolten, und die Feigheit dagegen als eine der verächtlichsten

Eigenschaften.

Sobald

nun die Tugend

der

Tapferkeit sich gar in der Verteidigung des Vaterlandes,

in der Beschützung von Haus und Hof geltend zu machen hat,

sind die Redensarten von Menschenschlächterei

und Massen­

mord einfach sinnlos.

Bei solchen Kriegen aber für die Befreiung wie für den

Besitz

des vaterländischen

Bodens

ist

es

wohl

angebracht,

daß dem Schwerte sich die Ley er beigesellt, wie es 1813 der

79 Fall war und wie es in noch erhöhter Weise im Kriege 1870

geschah. Daß dieser Krieg nicht von uns ausging, sondern vom französischen Volke, das so voreilig in den OIoire-Rausch sich

versetzte,

das

weiß

jedermann.

Aber die durch

den

frevelhaften Angriff schnell bewirkte Vereinigung aller deutschen

Stämme steigerte mit der allgemeinen Begeisterung auch die

mitkämpfende Kriegspoesie zu einer unerhörten Fruchtbarkeit.

Wenn ich auch die Tapferkeit der Dichter am Schreibtisch im allgemeinen nicht sehr hoch schätze, so war es doch in diesem

Falle auch etwas Schönes — in der großen Gemeinsamkeit des Empfindens —, wie aus allen Teilen des zur Wahrheit ge­

wordenen „deutschen Vaterlandes" sie sich an der Verherrlichung dieses Krieges beteiligen wollten.

Selbst die alten Freiheits­

Lyriker aus der Zeit ziellosen Ringens und Scheltens im eignen

Vaterland, — wie Herwegh, Hoffmann von Fallersleben und Freiligrath, kamen wieder zum Vorschein, um an der freudigen

Erhebung sich freudig zu beteiligen*). Daß es mir vergönnt war,

in diesem Sängerkampfe mit­

zuwirken, als einer der ersten, die auf dem Platze waren, mußte mir wohl eine große Befriedigung gewähren, umsomehr, als ich

nicht nur die Feder in Bewegung setzte, sondern mehrere der Gedichte in großen Volksversammlungen, zuerst in München und

dann in Dresden, auch zu Gehör brachte und damit der allge­

meinen Begeisterung für den großen Kamps Gelegenheit gab, zu stürmischem Ausdruck zu kommen. *) Die große Lipperheidesche Sammlung: „Lieder zu Schutz und Trutz" (1870—1871) enthält etwa 300 Gedichte, in denen auch fast alle bekannten Dichter der Zeit vertreten waren.

Zur Entscheidung! (December 1863*).

Ein Sturm kommt durch das deutsche Land Vom Norden hergezogen Und von dem fernen Meeresstrand Hört ihr den Schrei der Wogen. Zur Rettung ruft der Brüder Noth — Zum Kampf auf Leben oder Tod — Die lange Schmach zu rächen — Jetzt biegen — oder brechen!

Nur um des Friedens hohes Gut Habt ihr's so lang getragen. Daß euch des Dänen Uebermuth Jn's Angesicht geschlagen. Getragen habt ihr, was man kann. Jetzt aber, Deutsche, draus und dran. Daß sich das Schicksal wende — Die Schmach sie hat ein Ende!

*) Dies Gedicht entstand nach dem Tode des Königs von Dänemark 1863, bei der in Deutschland wieder aufflammenden Begeisterung für die Befreiung Schleswig-Holsteins. Gedruckt und weit verbreitet wurde es im Dezember 1863 in der deutschen Schützen- und WehrZeitung. Ich habe es hier, gleichsam als Prolog, den nachfolgenden Gedichten vorausgehn lassen, weil der im Februar 1864 begonnene deutsch-dänische Krieg der Ausgangspunkt für die daraus sich ent­ wickelnden weiteren großen Ereignisse von 1866 und 1870 war.

81 Ihr seid ein Volk, — habt nur den Muth Für dieses Kampfes Größe — Hofft nicht, daß anders, als mit Blut Sich diese Frage löse. Wir haben lang genug geklagt Und unterhandelt und getagt. Und wollt's nicht so geraten — So sei's einmal mit Thaten!

Die Zeit, sie mahnt, daß feige Scheu Fortan uns nicht mehr hemme — Im Sturme muß der Freiheit Strom Zerreißen alle Dämme. Es soll und muß und wird geschehn — So laßt die deutschen Fahnen wehn. Daß wir aus dieser Erden Ein freies Volk noch werden!

Äene e, Promemoria.

6

Aus dem Jahre 1870 Der Hahn hat gekräht! Den 18. Juli')

Frisch auf, frisch auf! Der Hahn hat gekräht! Hinweg das Bangen und Sorgen! Es ruft uns der Hahn, der gallische Hahn Zu einem blutigen Morgen. Frisch auf, denn es ist nur ein neuer Streich Vom alten Räuber im deutschen Reich! Der Räuber aber findet nicht mehr. Was einst zum Raub er gefunden. Wir haben gelitten, haben gelernt In ernsten und schweren Stunden. Ein Volk und Ein Herz! Und Ein heiliger Zorn Dem gallischen Hahn und seinem Sporn! Wer fragt nun, ob Preußen, ob Bayerland, Ob Schwaben oder ob Sachsen! Ein einiger, fester, ein deutscher Wall — So sind wir dem Feinde gewachsen! Und wer nicht Verrath in dem Herzen nährt. Der weiß jetzt, wie man dem Franzmann wehrt! *) An diesem Tage auf meiner Rückreise aus der Schweiz ge­ schrieben und in München in einer patriotischen Versammlung vor­ getragen. — Das Lied fand später Aufnahme in Volksliederbüchern, mit untergelegter Melodie von „Wohl auf Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd".



83



Frisch auf, frisch auf, der Hahn hat gekräht! Wir werden das freche Prahlen Der räuberischen Franzosenbrut Mit deutschen Hieben bezahlen. Und wer nicht ein Feigling, ein Bube ist. Der fei ein Deutscher zu dieser Frist.

Germanias Gruß. August 1870*)

Nun zum großen Festestage Schmücke dich Germania! Denn dein Ritter, denn dein Freier, Denn dein Räuber er ist da. Schmücke dich mit allem Reize, — Doch nicht bräutlich, mit dem Kranze; Eisen decke deine Locken Zu dem großen Waffentanze!

Treu geharrt hat lang der Freier, Lange schon nach dir begehrt; Sei er drum bei seinem Kommen Nach Gebühr von dir geehrt! Horch! Sein festlich Nahen kündet Schon der Donner der Kanonen, Und die heißen Liebesgrüße Zählt man bald nach Millionen. Reiche Festgeschenke führt er In dem Zuge für die Braut —: Beduinen, Turkos, — Affen —! Wie wir nie zuvor geschaut! Ist zu segnen dieses Bündniß Noch kein Priester in der Nähe? Nun, so sei's denn ohne Pfaffen —: Das wird eine „wilde Ehe"! *) Später gedruckt in der großen Lipperheideschen Sammlung: „Lieder zu Schutz und Trutz."

-

85



Flammend ganz in Liebesgluten Steht geschmückt Germania; Denn ihr Ritter, ihr getreuer. Denn ihr Räuber er ist da. Preß' ihn in die Arme —! daß er Deine Liebe ganz erfahre —! — Und den todten Freier schleppe Hin zum festlichen Altare!

Wind und Sturm?) Was weht von Westen her für ein Wind? Gar schaurig rauscht's durch die Blätter — ? Das sind die Franzosen, mein liebes Kind, Die bringen uns schlechtes Wetter; Sie kommen bei Nacht wie der Wolf zum Raub, Sie machen viel Wind und machen viel Staub; Sie heulen nach Blut und Beute, Gar schlimme, raubgierige Leute. Was braust für ein Sturm durch Deutschlands Gau'n, Daß die alten Eichen erkrachen — ? Das ist nicht Furcht und das ist nicht Grauen, Das ist nur: Deutschlands Erwachen! Juchhei! nun mit Sturm auf die Windmacher los! Du kanntest die Deutschen gar schlecht, Franzos; Sie jagen dich heim ohne Beute, — Bis Paris bekommt ihr's Geleite!

*) Gedichtet im Oktober 1870; im Faksimile gedruckt im 2. Band der „Lieder zu Schutz und Trutz". Dritte Sammlung. Erschien auch in Komposition von E. A. Veit.

Zwei Bismarck-Gedichte. Bismarck. 1890*)

Erst verspottet, dann befehdet. Viel geschmäht in allen Landen, Hat er dennoch hohen Mutes

Aufrecht stets und fest gestanden. Dann gehaßt und dann gefürchtet. Dann verehrt, geliebt, bewundert: Also steht er eine Säule — Überragend das Jahrhundert!

*) Diese weit verbreitet und bekannt gewordenen Verse erschienen zuerst als Motto zu dem 1890 vom Verlag des Kladderadatsch herausgegebenen „Bismarck-Album". Sie wurden nicht nur in Zeitungen, auf Postkarten und in Gedichtsammlungen (oft fehlerhaft) nachgedruckt; auch bei der großen Trauerfeier der deutschen Hoch­ schulen, am 24. Juni 1899, bei der von den studentischen Delegierten Kränze mit Denksprüchen (Kernworten) niedergelegt wurden, hatten (wie ich aus den Zeitungen erfuhr) zwei Universitäten, Freiburg und Leipzig, meine Verse dafür gewählt. Auch in einzelnen Geschichts­ büchern haben sie Verwendung gefunden.

Heil Bismarck! 1895 Zu seinem achtzigsten Geburtstage*).

In der deutschen Stadt am schönen Main Da saßen die Diplomaten, Um Deutschlands Not und Erbärmlichkeit Befestigend zu berathen. Nur Einer, der fühlt' es in tiefster Brust, Daß es einmal doch anders kommen mußt'. Denn sein Geist sah weit und sein Herz war stark: Das war Bismarck! Und da er ging in die Zarenstadt, Von seinem König gesendet. Blieb doch sein Sinnen im Vaterland, Das geschwächt war und geschändet. Doch was er auch sann und was er erdacht. Wer gab ihm, es zu vollbringen, die Macht? Wer setzt' ihm aufs Haupt den streitbaren Helm? König Wilhelm!

Und als er nur wenige Monde war In Frankreichs Hauptstadt geblieben. Da hat ihm sein König, der ihn erkannt. Das entscheidende Wort geschrieben: An meine Seite ruf' ich dich nun. Du wirst, ich weiß es, das Rechte thun; Ich brauch' einen Mann, der klug ist und stark; Komm, Bismarck! *) Am Festabend der Feier im Verein der Buchhändler in Berlin von mir gesprochen. R. G.

89 Der wußte, es war ein schweres Werk, Zu bekämpfen des Volkes Stimme; Doch trieb ihn die Liebe zum Vaterland, — Er kam nicht in Haß noch in Grimme; Er brachte ein Oelblatt aus Avignon, Doch man erwiderte ihm mit Hohn: Kehr' um, du trotziger Junker der Mark! Fort, Bismarck!

Er aber war nicht der zagende Mann, Der so leicht sich fort ließe weisen; Er wollte vollbringen das große Werk, Und sei's auch mit Blut und Eisen! Durch Dornenwälder kämpft' er sich durch. Erstürmte der Hydra versumpfte Burg, In Fetzen zerstob das Symbol der Schmach, Der Bundestag! Da — bei jenem Volk, das in Ketten auch Noch prunkt mit der Freiheit Kleide, Erwachte der alte gährende Haß, Geschwellt von Ruhmsucht und Neide. Doch von König Wilhelms starker Hand Ward der Störer gar blutig heimgesandt, w Und umringt vom Volke, einig und stark, Stand Bismarck. Den kleinen Seelen nur ward er zu groß, Im Reich von vierzig Millionen; Die Mißgunst kroch aus dem Staube hervor In Schaaren von Skorpionen. Er aber verachtete das Gezücht, Die „Druckerschwärze" befleckte ihn nicht: „So gut gehaßt, hält mich nur stark". Denkt Bismarck. »eitöe, Promemoria.

7

90 Und kam auch die Zeit, da er von uns ging. Und grollend verließ seinen Posten, So ließ er das alte Kampfschwert doch In seiner Scheide nicht rosten. Doch ein neues Schwert als Freundschastspfand Gab ihm sein Kaiser in seine Hand: Nimm hin den Pallasch, so schneidig und stark. Wie Bismarck!

So huldigt ganz Deutschland jubelnd ihm. Der das Reich uns neu hat gegründet; Und mögen sie grollend bei Seite stehn. Die Neid und Haß hat verbündet: Verflüchtigen wird auch das stärkste Gift Und am deutschen Himmel in goldener Schrift Wirdes glühn von den Alpen wie über der Mark: Heil, Bismarck!

Verlag von Georg Reimer, Berlin to Z 5, Genthinerstr. Z 8

William Shakespeare in seinem werden und Wesen von Rudolph Eenee Mit einem Titelbild: Shakespeare von Adolf Menzel Preis geheftet Mark g.—, in Leinwand gebunden Mark (0.—, in Halbfranz gebunden Mark jj.— 3n diesem letzten Werke des hochgeschätzten Seniors der deutschen S hakespeare-Rritik ist den größeren Kreil en des gebildeten Publikums das Ergebnis vieljähriger Studien dargeboten. Auf Grund eines weitumfassellden Quellenstudiums erhält man in der klaren kritischen Erläuterung des Dichters zugleich in anziehender Darstellung das fesselnde Bild feiner Persönlichkeit, wie sie nach seinen Stratforder ^ugendjahren auf dem Boden des Theaters erwuchs. Aus der Vorgeschichte des englischen Dramas und Theaters sind die verbor­ gensten zu ihn: hinleiienden Fäden klargelegt; ihn selbst sehen wir Schritt für Schritt und unter dem Einfluß der großen Geschichte seiner Zeit zur Höhe des Ruhmes emporsteigen Den Titel des Buches schmückt ein lebensvolles Shakespeare Bildnis von Adolf Menzel in vorzüglicher Heliogravüre.

A.W. Schlegel und Shakespeare (Ein Beitrag zur Würdigung der Schlegelschen Übersetzungen. — 2Tiit drei faksimilierten Seiten non Schlegels Handschrift der Hamlet-Übersetzung,

von Kubolpb (Bence Preis gehefiet Mark 1.50