Probleme der Differenzierung im deutsch-englischen Wörterbuch für Deutsche 9783110914177, 9783484391277

The study focuses on problems posed by the differentiation of equivalents in German-English dictionaries for German user

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German Pages 190 [196] Year 2005

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Table of contents :
1. Einleitung
2. Zweisprachige Wörterbücher
2.1. Die Funktion des zweisprachigen Wörterbuchs
2.2. Die Benutzergruppe
2.3. Zusammenfassung
3. Äquivalenz und Äquivalenzbeziehungen im zweisprachigen Wörterbuch
3.1. Was ist Äquivalenz?
3.2. Typische Äquivalenzbeziehungen
3.3. Zusammenfassende Bemerkungen
4. Die grundsätzliche Problematik der Differenzierung von Äquivalenten
4.1. Open-choice principle und idiom principle
4.2. Semiotaxis und idiom principle
4.3. Beispiele und idiom principle
4.4. Zusammenfassung
5. Konkrete Differenzierungsmöglichkeiten in zweisprachigen Wörterbüchern
5.1. Differenzierung in einsprachigen und zweisprachigen Wörterbüchern
5.2. Definition von Bedeutungs- und Äquivalentdifferenzierung
5.3. Systematik der Äquivalentdifferenzierung
5.4. Diskriminatoren
5.5. Zusammenfassende Bemerkungen
6. Praxis der Äquivalentdifferenzierung in zweisprachigen Wörterbüchern
6.1. Differenzierende Angaben laut Benutzungshinweisen
6.2. Beschreibung der Untersuchung
7. Vorstellung einiger beispielhafter Wörterbucheinträge
7.1. Kombinationsangaben in den Musterartikeln
7.2. Definitionen in den Musterartikeln
7.3. Kombinationsangaben und Definitionen in den Musterartikeln
7.4. Valenzangaben als Differenzierung in den Musterartikeln
7.5. Beispiele in den Musterartikeln
7.6. Mehr-Wort-Einheiten und phraseologischer Block
7.7. Zusammenfassende Bemerkungen
8. Schlussbemerkungen
8.1. Zusammenfassung der Arbeit
8.2. Ausblick auf die Zukunft der Äquivalentdifferenzierung
9. Anhang
10. Bibliographie
11. Zusammenfassungen
11.1. Zusammenfassung in Englisch
11.2. Zusammenfassung in Französisch
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Probleme der Differenzierung im deutsch-englischen Wörterbuch für Deutsche
 9783110914177, 9783484391277

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L M I ( S M M F M € A ^ίο?

LEXICOGRAPHICA Series Maior Supplementary Volumes to the International Annual for Lexicography Supplements ä la Revue Internationale de Lexicographie Supplementbände zum Internationalen Jahrbuch für Lexikographie

Edited by Pierre Corbin, Reinhard R. K. Hartmann, Franz Josef Hausmann, Ulrich Heid, Sven-Goran Malmgren, Oskar Reichmann, Ladislav Zgusta 127

Published in cooperation with the Dictionary Society of North America (DSNA) and the European Association for Lexicography (EURALEX)

Susanne Dyka

Probleme der Differenzierung im deutsch-englischen Wörterbuch für Deutsche

Max Niemeyer Verlag Tübingen 2005

D29 Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 3-484-39127-8

ISSN 0175-9264

© Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2005 Ein Unternehmen der K. G. Saur Verlag G m b H , München http://www.niemeyer.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. D a s gilt insbesondere f ü r Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Druck: L a u p p & Göbel G m b H , Nehren Einband: Nadele Verlags- und Industriebuchbinderei, Nehren

Vorwort

Diese Arbeit lag der Philosophischen Fakultät II der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg im Sommersemester 2004 als Dissertation vor. Für die Drucklegung wurde sie leicht überarbeitet. Mein besonderer Dank gilt Herrn Professor Dr. Thomas Herbst, der das Werden dieser Dissertation konstruktiv und geduldig begleitet hat. Des Weiteren gilt mein Dank Herrn Professor Dr. Franz-Josef Hausmann, sowie Herrn Professor Dr. R.R.K. Hartmann, deren Gutachten und Anregungen insbesondere in die Druckfassung einflössen. Weiterhin möchte ich allen danken, die mich in den vergangenen Jahren bei der Entstehung dieser Arbeit unterstützt haben. Insbesondere danke ich Frau Dr. Monika Becker für die Durchsicht der Manuskripte und meinem Mann, Herrn Knut Engelbrecht, für seine Geduld und Unterstützung. Nürnberg, im April 2005 Susanne Dyka

Inhaltsverzeichnis

1.

Einleitung

1

2. 2.1. 2.2. 2.3.

Zweisprachige Wörterbücher Die Funktion des zweisprachigen Wörterbuchs Die Benutzergruppe Zusammenfassung

3 3 14 16

3. 3.1. 3.2. 3.2.1. 3.2.2. 3.2.2.1. 3.2.2.2. 3.2.2.3. 3.2.3. 3.2.4. 3.2.5. 3.3.

Äquivalenz und Äquivalenzbeziehungen im zweisprachigen Wörterbuch . . . . Was ist Äquivalenz? Typische Äquivalenzbeziehungen Volläquivalenz Teiläquivalenz Divergenz Konvergenz Multivergenz Differenzierung der Äquivalente bei komplexen Äquivalenzbeziehungen . . . . Nulläquivalenz (Surrogatäquivalenz) Äquivalenzbeziehungen nach Snell-Hornby Zusammenfassende Bemerkungen

17 17 19 20 22 23 27 27 29 30 31 33

4. 4.1. 4.2. 4.3. 4.4.

Die grundsätzliche Problematik der Differenzierung von Äquivalenten Open-choice principle und idiom principle Semiotaxis und idiom principle Beispiele und idiom principle Zusammenfassung

35 35 37 40 41

5. 5.1. 5.2. 5.3. 5.4. 5.4.1. 5.4.2. 5.4.2.1. 5.4.2.2. 5.4.3. 5.4.3.1. 5.4.3.2. 5.4.4.

Konkrete Differenzierungsmöglichkeiten in zweisprachigen Wörterbüchern .. 43 Differenzierung in einsprachigen und zweisprachigen Wörterbüchern 44 Definition von Bedeutungs- und Äquivalentdifferenzierung 49 Systematik der Äquivalentdifferenzierung 50 Diskriminatoren 52 Kombinationsangaben 53 Mehr-Wort-Einheiten 60 Adressierung von Mehr-Wort-Einheiten 60 Probabeme 64 Glossen 66 Synonymische Glossen 66 Hyponymische Glossen 71 Definitionen als differenzierende Angaben 71

VIII 5.4.5. 5.4.5.1. 5.4.5.2. 5.4.6. 5.5.

Wortart- und Konstruktionsangaben mit differenzierender Funktion ,transitiv' und ,intransitiv' als differenzierende Angaben Konstruktionsangaben als differenzierende Angaben Markierungsangaben als differenzierende Angaben Zusammenfassende Bemerkungen

73 73 77 79 82

6. 6.1. 6.2. 6.2.1. 6.2.1.1. 6.2.1.2. 6.2.1.3. 6.2.1.4. 6.2.1.5. 6.2.2. 6.2.3. 6.2.4. 6.2.4.1. 6.2.4.2. 6.2.4.3. 6.2.4.4. 6.2.5.

Praxis der Äquivalentdifferenzierung in zweisprachigen Wörterbüchern Differenzierende Angaben laut Benutzungshinweisen Beschreibung der Untersuchung Erster Teil: vorhandene und ausreichende Differenzierung Artikel mit einem Äquivalent Artikel mit mehreren Äquivalenten Artikel ohne differenzierende Angaben Artikel mit differenzierenden Angaben Vollständigkeit der differenzierenden Angaben Zwischenergebnis der Untersuchung Bisherige Ergebnisse in Relation zu den insgesamt untersuchten Artikeln . . . . Zweiter Teil: Differenzierungsangaben in zweisprachigen Wörterbüchern . . . . Glossierungen Kombinationsangaben Grammatische Angaben und Konstruktionsangaben Markierungsangaben Zusammenfassung und Interpretation der Ergebnisse

85 87 92 93 93 97 100 102 104 109 110 112 112 116 120 123 126

7. 7.1. 7.1.1. 7.1.2. 7.1.3. 7.2. 7.2.1. 7.2.2. 7.2.3. 7.3. 7.4. 7.5. 7.6. 7.7.

Vorstellung einiger beispielhafter Wörterbucheinträge Kombinationsangaben in den Musterartikeln Kombinationsangaben in Adjektivartikeln Kombinationsangaben in Verbartikeln Kombinationsangaben in Substantivartikeln Definitionen in den Musterartikeln Definitionen in Verbartikeln Definitionen in Substantivartikeln Definitionen in Adjektivartikeln Kombinationsangaben und Definitionen in den Musterartikeln Valenzangaben als Differenzierung in den Musterartikeln Beispiele in den Musterartikeln Mehr-Wort-Einheiten und phraseologischer Block Zusammenfassende Bemerkungen

129 130 130 135 137 139 139 140 141 142 143 145 147 147

8. 8.1. 8.2.

Schlussbemerkungen Zusammenfassung der Arbeit Ausblick auf die Zukunft der Äquivalentdifferenzierung

149 149 151

9.

Anhang

155

10.

Bibliographie

169

IX

11. 11.1. 11.2.

Zusammenfassungen Zusammenfassung in Englisch Zusammenfassung in Französisch

177 177 179

Verwendete Wörterbücher und deren Abkürzungen

Duden-Oxford Großwörterbuch Englisch ( 2 1999) Langenscheidts Handwörterbuch Englisch (2001) Langenscheidt Power Dictionary (2002) Das große Oxford Wörterbuch für Schule und Beruf (2003) PONS Großwörterbuch für Experten und Universität. Englisch (2002) PONS Collins Großwörterbuch für Experten und Universität. Englisch ( 4 1999)

DOG-E2 LHW-E2001 LPD-E2002 GOW-E PGW-El

Cambridge International Dictionary of English (1995) Collins COBUILD English Dictionary ( 2 1995) Longman Dictionary of Contemporary English ( 3 1995) Longman Language Activator (' 1993) Oxford Advanced Learner's Dictionary ( 6 2000)

CIDE COBUILD2 LDOCE3 LLA OALD6

Langenscheidts Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache (1993) Duden Deutsches Universalwörterbuch ( 5 2003)

LGDaF-1993 DUW5

CGW-E4

1.

Einleitung

„Das zweisprachige Wörterbuch hat die Aufgabe, die Wortschatzkodifikation zweier Sprachsysteme so zu korrelieren, dass seine Benutzer unmissverständliche Entsprechungen herstellen können" (Hartmann 1982: 74). Gerade jedoch die Herstellung dieser unmissverständlichen Entsprechungen stellt im zweisprachigen Wörterbuch ein großes Problem dar. Die Aufgabe des zweisprachigen Wörterbuchs gestaltet sich wesentlich komplexer und schwieriger als die seines einsprachigen Pendants. Das einsprachige Wörterbuch erklärt eine Sprache mit Hilfe eben dieser Sprache. Das zweisprachige Wörterbuch muss jedoch zwei Sprachen miteinander vergleichen. Dies stellt große Anforderungen sowohl inhaltlicher als auch formaler Art an den Lexikographen. Obwohl dem Benutzer selten bewusst sein dürfte, wie kompliziert die Darstellung der Informationen im zweisprachigen Wörterbuch tatsächlich ist, stößt er dennoch allzu oft an dessen Grenzen: Schlägt der deutsche Benutzer das Wort Aal in einem deutsch-englischen Wörterbuch nach, wird er eel finden. Dies ist ein einfacher Nachschlagevorgang, der keinerlei Schwierigkeiten bereitet. Anders jedoch sieht es im Falle Labilität, lachhaft oder zapfen aus. Will ein Benutzer die englische Entsprechung fur Labilität, fur lachhaft oder für zapfen finden, sieht er sich möglicherweise diesen oder ähnlichen Artikeln gegenüber: LHW-E2001: DOG-E2: PGW-El:

Labilität... instability; weakness; susceptibility;... lachhaft... ridiculous; laughable. ... zapfen ... to draw sth, to tap sth; ...

In all den gezeigten Fällen findet der Wörterbuchbenutzer mehrere Übersetzungsäquivalente. Dennoch dürfte ihm in diesen Fällen meist nicht klar sein, welches der Äquivalente er nun wählen soll. Häufig wird er wohl das erste Äquivalent nehmen. Hier liegt eines der Hauptprobleme des zweisprachigen Wörterbuchs. Es liefert dem Benutzer viele Antworten, zeigt ihm aber nicht den Weg, welches Äquivalent hier das richtige ist. Nicht die Antworten sind also das Problem, sondern die Hinleitung zum richtigen Äquivalent. Das hinübersetzende zweisprachige Wörterbuch leistet hierbei oft zu wenig Hilfestellung. In dieser Arbeit soll gezeigt werden, dass die Mängel der zweisprachigen Wörterbücher hinsichtlich der Auffindung von Äquivalenten vielleicht nicht vollständig behoben, aber dennoch verbessert werden können. Dabei soll zuerst die Frage umrissen werden, welchen Einfluss Benutzungssituation und Benutzer bei der Gestaltung von Wörterbüchern spielen sollten. Anschließend werden der Begriff der Äquivalenz sowie die Äquivalenzbeziehungen zwischen Sprachen und deren Auswirkungen auf Wörterbuchartikel dargestellt. Neben Äquivalenzbeziehungen spielen auch Kombinationsmechanismen bei der Gegenüberstellung von Sprachenpaaren eine wichtige Rolle. Daher werden Kombinationsmechanismen und deren direkter Niederschlag in zweisprachigen Wörterbüchern erläutert. Im Anschluss an diesen theoretischen Teil erfolgen eine qualitative sowie eine quantitative Untersuchung der Differenzierungsmöglichkeiten von Äquivalenten. Für letztere

2 wird ein Arbeitskorpus erstellt. Im Mittelpunkt dieser Untersuchung steht der deutschenglische Teil von zweisprachigen Wörterbüchern fur Deutsche, da gerade bei der Übersetzung in die Fremdsprache die größten Probleme entstehen. Zum Abschluss werden Musterartikel vorgestellt, die Möglichkeiten und Potenziale sowie neue Wege des zweisprachigen Wörterbuchs aufzeigen sollen.

2.

Zweisprachige Wörterbücher

2.1.

Die Funktion des zweisprachigen Wörterbuchs

Ein wichtiger Schritt für die Theorie der zweisprachigen Lexikographie war die Entwicklung einer Typologie für zweisprachige Wörterbücher auf der Basis der Benutzungssituation und des Benutzerkreises. 1 Für diese benutzerorientierte Typologie 2 spielt die Gegenüberstellung von Muttersprache und Fremdsprache eine wichtige Rolle. Im Wesentlichen sind zwei Benutzungssituationen vorstellbar: -

Übersetzung eines muttersprachlichen Textes in die Fremdsprache Übersetzung eines fremdsprachlichen Textes in die Muttersprache

Das Wörterbuch, das der Übersetzung in die Fremdsprache dient, wird in der Literatur häufig als aktives Wörterbuch bezeichnet, im Gegensatz zum Wörterbuch für die Übersetzung in die Muttersprache, das passives Wörterbuch genannt wird. Zum ersten Mal wurden diese unterschiedlichen Benutzungssituationen von Scerba 1936 in seinen theoretischen und praktischen Überlegungen zur Entwicklung eines zweisprachigen Wörterbuchs einbezogen, die er in dem Vorwort zu seinem russisch-französischen Wörterbuch vorstellte. Weiter ausgeführt hat er seine Typologie der zweisprachigen Wörterbücher 1940 in seinem Aufsatz „Versuch einer allgemeinen lexikographischen Theorie" 3 . Dort fordert er für jedes Sprachenpaar vier zweisprachige Wörterbücher, also zwei Wörterbücher pro Sprechergruppe. Dies ist zum einen ein erklärendes Wörterbuch, das dem Benutzer helfen soll, fremdsprachliche Texte zu verstehen, zum anderen ein spezielles Übersetzungswörterbuch. Im erklärenden Wörterbuch sollen die Erklärungen in der Muttersprache des Benutzers abgefasst sein 4 ; Äquivalente in der Muttersprache werden nicht angegeben. Das erklärende Wörterbuch soll also nicht der Übersetzung in die Muttersprache dienen, sondern dem Verstehen der Fremdsprache. Scerba jedoch wendet sich ausdrücklich gegen Übersetzungswörterbücher (zumindest solche herkömmlicher Art). Nach seiner Auffassung verhelfen sie nämlich nicht zu einem korrekten Ver-

1

Siehe dazu auch Kromann/Riiber/Rosbach ( 1 9 8 4 a ) , ( 1 9 8 4 b ) und ( 1 9 9 1 a ) , Duda et al. ( 1 9 8 6 ) , Kühn ( 1 9 8 9 ) , Püschel ( 1 9 8 9 ) , Baunebjerg Hansen ( 1 9 9 0 ) , Hausmann/Wemer ( 1 9 9 1 ) , Mugdan ( 1 9 9 2 a und b), Mikkelsen ( 1 9 9 2 ) und Tarp ( 1 9 9 5 ) .

2

Andere Klassifikationen der Wörterbücher werden u.a. bei Al-Kasimi ( 1 9 7 7 : 2 0 ) und Hausmann ( 1 9 8 5 a : 3 7 9 f f . ) genannt.

3

Mir war es nicht möglich, die Scerba-Texte im Original zu lesen. Deshalb beziehe ich mich bei meinen Ausführungen zu Scerba hauptsächlich auf Kromann/Riiber/Rosbach ( 1 9 8 4 a ) , ( 1 9 8 4 b ) und ( 1 9 9 1 a ) , Duda et al. ( 1 9 8 6 ) , Mugdan ( 1 9 9 2 a und b) und insbesondere Mikkelsen ( 1 9 9 2 ) .

4

Vgl. Mugdan ( 1 9 9 2 a : 2 7 ) .

4 ständnis des fremdsprachigen Textes, insbesondere weil die aufgeführten Äquivalente zumeist auch andere Bedeutungen oder Konnotationen haben als das fremdsprachliche Wort. (Mugdan 1992a: 27) A u c h ein Übersetzungswörterbuch fur die Übersetzung in die Fremdsprache hielt Scerba aus den o b e n genannten Gründen für nicht sinnvoll. Für ihn war es wichtiger, in der Fremdsprache zu denken und unabhängig v o n der Muttersprache T e x t e zu produzieren. D e n n o c h war ihm bewusst, dass nur w e n i g e Fremdsprachenlerner eine Fremdsprache gut genug beherrschen, u m in dieser denken und frei formulieren zu können. Daher schlägt er sozusagen als N o t l ö s u n g ein s p e z i e l l e s Übersetzungswörterbuch vor. 5 In d i e s e m

Über-

setzungswörterbuch sollen „dem muttersprachlichen Benutzer genaue A n w e i s u n g e n g e geben werden, w i e ein muttersprachliches Wort in unterschiedlichen Kontexten zu übersetzen sei" (Kromann/Riiber/Rosbach

1984a: 166). D i e f o l g e n d e Tabelle soll d i e s ver-

deutlichen:

Funktion

Verstehen der Fremdsprache

Übersetzung in die Fremdsprache

Wörterbuch erklärendes Wörterbuch Fremdsprache 1 ^ Muttersprache spezielles Übersetzungswörterbuch Muttersprache ^ Fremdsprache

D i e heute übliche Trennung v o n aktivem und p a s s i v e m Wörterbuch geht nur bedingt auf Scerba zurück. 6 D a s v o n Scerba v o r g e s c h l a g e n e spezielle Übersetzungswörterbuch entspricht w e i t g e h e n d d e m als aktives Wörterbuch bezeichneten Typ, denn es dient der Über-

5

6

Vgl. Duda/Frenzel/Wöller/Zimmermann (1986: 12 f.), Mugdan (1992a: 28), Mikkelsen (1992: 27). Mikkelsen beschreibt dort fünf Prinzipien, die Scerba für das spezielle Übersetzungswörterbuch aufgestellt hat: 1) Provide a translation, not an explanation, that will, in the appropriate grammatical form, fit into a correct French sentence which has been translated from a Russian sentence. Of all the possible candidates choose the one which fits into most of the Russian contexts. If no general equivalent is found, make sure that the intended user has enough information to judge which one will serve him best. 2) Reject the translations which are "too French" and metaphorical, and take only the simplest ones in order not to let the user seem ridiculous. 3) Throw away all approximate translations and synonyms - again in order not to make anecdotal translations possible. 4) If no precise equivalent is available, give the approximate ones together with the corresponding explanations. If not even an approximate equivalent can be found, leave the lemma as untranslatable, followed by an explanation in brackets. Under certain circumstances bring a translation of whole contexts. 5) Provide the necessary grammatical information, so that the user can produce the correct morphological and syntactic forms. Siehe auch Mugdan (1992a: 28): „Daß es daher nicht unproblematisch ist, sich bei der Unterscheidung aktiver und passiver Übersetzungswörterbücher auf Scerba zu berufen, ist immerhin mittlerweile schon eingeräumt worden."

5

setzung in die Fremdsprache. Anders jedoch ist das erklärende Wörterbuch nicht dem passiven Wörterbuch gleichzusetzen. Das erklärende Wörterbuch Scerbas zielt auf das Textverständnis ab, während sich das passive Wörterbuch auf die Übersetzung in die Muttersprache bezieht. Auch wenn die Aktiv-passiv-Dichotomie nicht direkt von Scerba eingeführt wurde, spielte sein Ansatz dennoch eine große Rolle für die weitere Entwicklung der Typologie zweisprachiger Wörterbücher: Scerba [...] thus placed crucial emphasis on the fact that a dictionary user has native-language competence, and that translation is done in two different directions in terms of this competence. Out of these ideas have grown more elaborated proposals for a typology of translation dictionaries, operating with four dictionaries per language-pair. (Kromann/Riiber/Rosbach 1991 a: 2715)

In Anlehnung an die Theorie Scerbas haben Duda et al. bei der Verfassung eines deutschrussischen Wörterbuches ihre Typologie entwickelt. In ihrem Buch Zu einer Theorie der zweisprachigen Lexikographie. Überlegungen zu einem neuen russisch-deutschen Wörterbuch (1986) unterteilen sie zweisprachige Wörterbücher in erklärende Wörterbücher und Übersetzungswörterbücher. Dabei gilt für das erklärende Wörterbuch, dass fremdsprachliche Stichwörter mit muttersprachlichen Erklärungen versehen werden und dieses insofern nur für die (fremdsprachliche) Textrezeption geeignet ist.7 Die Übersetzungswörterbücher gliedern sich in ein aktives und ein passives Wörterbuch. Dies bedeutet, dass beim aktiven Wörterbuch die Muttersprache die Ausgangssprache und die Fremdsprache die Zielsprache ist. Das aktive Wörterbuch dient also der Übersetzung in die Fremdsprache, während beim passiven Wörterbuch die Muttersprache die Zielsprache ist, es also für die Übersetzung in die Muttersprache bestimmt ist. Für das jeweilige Sprachenpaar werden demnach zwei aktive und zwei passive Wörterbücher und zwei erklärende Wörterbücher benötigt. Bei der Typologie von Duda et al. werden also sechs Funktionen pro Sprachenpaar (oder drei Funktionen pro Sprechergruppe) festgestellt, die zweisprachige Wörterbücher erfüllen sollten. Die Tabelle fasst dies zusammen:

Funktion

Wörterbuch

Verstehen der Fremdsprache

erklärendes Wörterbuch

Übersetzung in die Fremdsprache

Übersetzung in die Muttersprache

Übersetzungswörterbuch Muttersprache •=> Fremdsprache Übersetzungswörterbuch Fremdsprache Muttersprache

Mugdan hält, ebenso wie Duda et al., in seinem Aufsatz „Zur Typologie zweisprachiger Wörterbücher" 8 die Einteilung in aktive und passive Funktion, also die Übersetzung von

7

Vgl. Duda/Frenzel/Wöller/Zimmermann (1986: 5 f.).

8

Vgl. Mugdan (1992a: 31 f.).

6 und in die Fremdsprache, für nicht ausreichend. Er stellt vier Funktionen ftir zweisprachige Wörterbücher auf: (a) einen Text in der Fremdsprache verstehen, ohne Übersetzung in die Muttersprache (nur Rezeption in L2), (b) einen Text aus der Fremdsprache (L2) in die Muttersprache (LI) übersetzen (Rezeption in L2 / Produktion in L I ) (c) einen Text in der Fremdsprache verfassen, ohne Vorlage in der Muttersprache (nur Produktion in L2) (d) einen Text aus der Muttersprache in die Fremdsprache übersetzen (Rezeption in LI / Produktion in L2)

(Mugdan 1992a: 31)

Mugdan sieht die Möglichkeit, dass die Funktionen (a) und (b) von einem einzigen Wörterbuch erfüllt werden können, sofern dieses „sowohl muttersprachliche Erklärungen als auch Übersetzungsäquivalente anbietet" (1992a: 32). Dagegen hält er es nicht für möglich, dass die freie Produktion in der Fremdsprache und die Übersetzung in die Fremdsprache von einem Übersetzungswörterbuch erfüllt werden können. Die Bedürfnisse des Benutzers bei der freien Produktion erfüllt am besten ein einsprachiges Lernerwörterbuch in der Art des OALD, da dieses dringend benötigte Angaben zu möglichen Konstruktionen und Kollokationen liefert. Ebenso hält er es für möglich, ein zweisprachiges Übersetzungswörterbuch „mit der Fremdsprache als Ausgangssprache auch für die freie Produktion zu verwenden" (1992a: 33). 9 Dabei können die muttersprachlichen Äquivalente helfen, die Bedeutungen der fremdsprachlichen Lemmata zu verstehen. Auch werden dort Informationen zur Syntax, zu Kollokationen, zur Flexion und zur Aussprache des Lemmas gegeben. 10 Die Forderung von acht Funktionen pro Sprachenpaar (vier fur jede Sprechergruppe) resultiert für Mugdan also nicht in acht verschiedenen Wörterbüchern. Einige dieser Funktionen können zusammengefasst und von einem Wörterbuch bedient werden. Die freie Produktion in der Fremdsprache und die Rezeption in der Fremdsprache sollen einsprachige Lernerwörterbücher anstelle von zweisprachigen Wörterbüchern übernehmen. Dies lässt sich schematisch wie folgt darstellen:

9

10

Er verweist auf die Technik der Gegenprobe, die Hausmann (1977: 63) beschreibt, als mögliches Mittel das zweisprachige passive Übersetzungswörterbuch zur freien Produktion zu verwenden. Siehe dazu auch Herbst (1985). Herbst stellt bei einem Vergleich von zweisprachigen Wörterbüchern als Schreibwörterbücher mit dem LDOCE fest, dass „die englisch-deutschen Teile mehr Informationen zur Syntax der englischen Wörter" (330) enthalten als die deutsch-englischen Teile. Allerdings sieht er die Funktion eines Schreibwörterbuchs nur im deutsch-englischen Teil realisierbar und fordert: „Ein zweisprachiges Wörterbuch, das der Funktion des Schreibwörterbuchs gerecht werden will, müßte in seinem deutsch-englischen Teil eben für alle Übersetzungsäquivalente, die für ein deutsches Wort angegeben werden, die relevanten syntaktischen Informationen enthalten" (331).

7

Funktion

Wörterbuch

Verstehen der Fremdsprache Wörterbuch mit muttersprachlichen Erklärungen und Übersetzungsäquivalenten Übersetzung von Fremdsprache in die Muttersprache zweisprachiges Übersetzungswörterbuch mit Fremdsprache als Ausgangssprache freie Produktion in der Fremdsprache einsprachiges Lernerwörterbuch Übersetzung von Muttersprache in die

Übersetzungswörterbuch mit Muttersprache als

Fremdsprache

Ausgangssprache

Ebenso wie Mugdan sieht Hausmann die Notwendigkeit, die Funktionen bzw. die Benutzungssituationen, die die verschiedenen Funktionen eines Wörterbuchs bedingen, genauer zu differenzieren. 11 Grundsätzlich fordert er vier Funktionen bzw. vier Wörterbücher für ein Sprachenpaar. 12 Das Wörterbuch, das der Übersetzung von der Fremdsprache in die Muttersprache dient, nennt er ,Herübersetzungswörterbuch', das Wörterbuch für die andere Richtung ,Hinübersetzungswörterbuch'. Das Herübersetzen ist als kombinierter Vorgang des Herverstehens eines fremdsprachlichen Textes und der Enkodierung eines muttersprachlichen Textes zu verstehen. Das Herverstehen kann auch alleine vorkommen. Ebenso ist die Hinübersetzung ein Dekodierungsprozess in der Muttersprache kombiniert mit einem Enkodierungsprozess in der Fremdsprache. Das Enkodieren in der Fremdsprache kann als freie Produktion unabhängig von einem muttersprachlichen Text erfolgen. Daraus würden sich pro Sprachenpaar acht Funktionen eines zweisprachigen Wörterbuches ergeben. „Daß man für jede dieser Funktionen ein eigenes Wörterbuch brauche, wegen der beiden Sprechergruppen also pro Sprachenpaar insgesamt acht [...], hat er freilich nicht explizit gefolgert" (Mugdan 1992a: 31). Einige dieser Funktionen können von einem Wörterbuch erfüllt werden. Hausmann unterscheidet ,£esewörterbücher (dictionnaires de decodage) und Schreibwörterbücher (dictionnaires d'encodage)" (1977: 145).13 Dabei fallen unter die

" 12 13

Vgl. Hausmann (1977: 144ff); des Weiteren auch (1985a: 377) und (1988: 138). Vgl. Hausmann (1977), (1985a) und (1988). Unklar bleibt dabei allerdings, ob das Herübersetzungswörterbuch mit dem Lesewörterbuch bzw. das Hinübersetzungswörterbuch mit dem Schreibwörterbuch gleichzusetzen ist, oder ob das Herübersetzungswörterbuch als Untergruppe des Lesewörterbuchs und das Hinübersetzungswörterbuch als Untergruppe des Schreibwörterbuchs zu sehen ist. Vgl. auch Zeichnung in Hausmann (1977: 146). Letztere würde für die Funktion des Lesens und Schreibens gewissermaßen 8 Wörterbücher fordern, j e 2 für das Verstehen, das Herübersetzen, das freie Produzieren und das Hinübersetzen. Dies allerdings wird an dieser Stelle nicht deutlich. Später schreibt Hausmann (1985a:

8 Funktion des Lesens sowohl das Herverstehen, also das reine Verstehen eines fremdsprachlichen Ausgangstextes, w i e auch die Herübersetzung, also die Übersetzung aus der Fremdsprache in die Muttersprache. Das Hinübersetzen in die Fremdsprache und das freie Produzieren in der Fremdsprache fallen unter die Funktion des Schreibens. 1 4 D i e Einteilung Hausmanns soll die folgende Tabelle verdeutlichen:

Funktion

Wörterbuch

Herverstehen Herübersetzungswörterbuch

Lesewörterbuch

Hinübersetzungswörterbuch

Schreibwörterbuch

Herübersetzen

Hinverstehen

Hinübersetzen

Während Mugdan und (möglicherweise) Hausmann vier Funktionen pro Sprechergruppe fur die zweisprachigen Wörterbücher aufstellen, bleiben Kromann/Riiber/Rosbach 1 5 bei der Zweiteilung der Funktionen eines Wörterbuchs pro Sprache und nennen „den Typ, mit dessen Hilfe fremdsprachige Texte produziert werden können, ein a k t i v e s zweisprachiges Wörterbuch, und den Typ, mit dessen Hilfe fremdsprachige Texte rezipiert werden können, ein p a s s i v e s zweisprachiges Wörterbuch" (Kromann/Riiber/Rosbach 1984a: 185). 1 6 Das

14

'5 16

377): „Für ein einziges Sprachenpaar, z.B. Deutsch und Englisch, ergeben sich somit folgende vier Benutzungsfunktionen: das Wörterbuch Deutsch-Englisch als Herübersetzungswörterbuch für Engländer und als Hinübersetzungswörterbuch für Deutsche. Ferner das Wörterbuch EnglischDeutsch als Herübersetzungswörterbuch für Deutsche und als Hinübersetzungswörterbuch für Engländer." Man kann also davon ausgehen, dass Hausmann vier Funktionen für ein Sprachenpaar fordert. Die Einteilung in Lese- und Schreibwörterbücher hält Mugdan für „etwas unglücklich" (Mugdan 1992a: 31) und hält es für nicht verwunderlich, „daß Hausmann zuweilen so (miß)verstanden wird, als sei das Lesewörterbuch zum reinen Verstehen und das Schreibwörterbuch zur freien Produktion bestimmt" (Mugdan 1992a: 3 lf.). Vgl. Kromann/Riiber/Rosbach (1984a und b) und (1991 a). Die Begriffe verwenden sie in Anlehnung an Scerba und die Lötzsch-Gruppe (s. Kromann/Riiber/Rosbach 1984a: 167). Mugdan kritisiert, dass Kromann/Riiber/Rosbach das erklärende Wörterbuch von Scerba als Wörterbuch, „in dem die Bedeutungen der fremdsprachlichen Wörter für die Angehörigen der Muttersprache erläutert werden" (Kromann/Riiber/Rosbach 1984a: 166) beschreiben, ordnen es im folgenden aber der passiven, also der fremdsprachlich-muttersprachlichen Übersetzungsfunktion zu (167). Mugdan kritisiert dies, da Scerba gegen Übersetzungswörterbücher ist (Mugdan 1992a: 27) und sein erklärendes Wörterbuch daher nicht dem passiven Übersetzungswörterbuch entspricht. Kromann/ Riiber/Rosbach (1991a: 2719) machen später deutlich, dass die Bezeichnung .passives Übersetzungswörterbuch' für die Übersetzung aus der Fremdsprache gilt.

9 aktive 17 Wörterbuch schließt neben der freien Produktion in der Fremdsprache auch die Übersetzung in die Fremdsprache ein. Das gleiche gilt fur das passive Wörterbuch, das nicht nur der Rezeption fremdsprachlicher Texte sondern auch der Übersetzung aus der Fremdsprache dient. Auch Al-Kasimi bleibt bei der Zweiteilung der Funktionen eines Wörterbuchs. Er nennt seine Theorie „oriented toward purpose" (1977: 20) und stellt dem Zweck entsprechend sieben kontrastierende Paare zur Einteilung von zweisprachigen Wörterbüchern auf. 18 Dabei erscheinen für unsere Zwecke insbesondere die Einteilung in ,Wörterbücher für Sprecher der Ausgangssprache' und , Wörterbücher für Sprecher der Zielsprache' sowie die Einteilung in ,Wörterbücher für die Produktion' und ,Wörterbücher für die Rezeption' 19 wichtig. Bei der Gegenüberstellung von , Wörterbüchern für Sprecher der Ausgangssprache' und , Wörterbüchern fur Sprecher der Zielsprache' bezieht sich Al-Kasimi auf die unterschiedlichen Bedürfnisse, die die beiden Sprechergruppen an das Wörterbuch stellen und die nicht in einem Wörterbuch gleich behandelt werden können. Auch die Trennung von Produktions- und Rezeptionswörterbüchern zielt in diese Richtung. Ob ein Wörterbuch als Produktions- oder als Rezeptionswörterbuch 20 dienen soll, wird von der Wahl der Ausgangs· und Zielsprache bestimmt. Ein englisch-arabisches Wörterbuch für Amerikaner hat Englisch als Ausgangssprache, wenn es die Funktion eines Produktionswörterbuchs erfüllen soll. Umgekehrt dient es mit Arabisch als Ausgangssprache der Rezeption. Somit erfolgt im Grunde auch bei Al-Kasimi eine Zweiteilung der Funktionen eines zweisprachigen Wörterbuchs, wobei er die aktive Funktion den „dictionaries for production" und die passive Funktion den „dictionaries for comprehension" (1977: 20) zuschreibt. Die Tabelle stellt dies dar:

Funktion

Ausgangssprache

Wörterbuch

Zielsprache

Zielsprache Ο Ausgangssprache

Produktionswörterbuch

Rezeptionswörterbuch

In der amerikanischen Lexikographie der fünfziger und sechziger Jahre entstand ebenfalls eine Typologie der zweisprachigen Wörterbücher, die sich an den Bedürfnissen der Be-

17

Hausmann/Werner (1991) machen deutlich, dass die Verwendung von .aktiv' und .passiv' nicht bedeutet, dass „sie Aktivität oder Passivität des Wörterbuchbenutzers im Umgang mit einem Text bedeuten. Der Begriff ,aktiv' bezieht sich einfach auf die Produktion, der Begriff .passiv' auf die Rezeption eines fremdsprachlichen Textes" (2741).

18

Vgl. Al-Kasimi (1977: 20). Die englischen Termini sind "dictionaries for the speakers of the source language vs. dictionaries for the speakers of the target language" und "dictionaries for production vs. dictionaries for comprehension". Für die weiteren Paare siehe Al-Kasimi (1977: 20). Die anderen von Al-Kasimi aufgestellten Begriffspaare sind für die Betrachtung hier sekundär. Auch Herbst/Klotz (2003: 105) sprechen in diesem Zusammenhang von produktiven und rezeptiven Nachschlagebedürfnissen.

19

20

10 nutzer orientierte. Dabei wurde von der Differenzierung (meaning discrimination) der Äquivalente ausgegangen, die ein wesentlicher Bestandteil eines Artikels des zweisprachigen Wörterbuchs ist. 1959 und 1960 erschienen zwei Artikel von Williams zum Thema meaning discrimination in zweisprachigen Wörterbüchern. Als Beispiel diente ihm das Sprachenpaar Spanisch und Englisch. Ein zweisprachiges Wörterbuch sollte für ihn vier Zwecke für das jeweilige Sprachenpaar erfüllen. Der englische Benutzer benötigt spanische Äquivalente zur Übersetzung in die Fremdsprache bzw. englische Äquivalente zur Übersetzung aus der Fremdsprache in die Muttersprache. 21 Für den englischen Benutzer bedürfen allerdings nur die spanischen Äquivalente der Bedeutungsdifferenzierung. Umgekehrtes gilt für den spanischen Benutzer. Diese Unterscheidung in vier Funktionen eines zweisprachigen Wörterbuchs ist für ihn besonders wichtig für die Bedeutungsdifferenzierung der Äquivalente. Abhängig von der Funktion des Wörterbuchs bzw. des Wörterbuchteils, die zu erfüllen ist, ist die Sprache, in der die Bedeutungsdifferenzierungen verfasst sein sollen. Williams hält bedeutungsdifferenzierende Angaben hauptsächlich für die Übersetzung in die Fremdsprache für nötig, da der Benutzer in diesem Fall Hilfe benötigt, um zwischen den Äquivalenten zu unterscheiden. Diese Hilfe kann sinnvollerweise nur in seiner Muttersprache, also der Ausgangssprache des Wörterbuchs gegeben werden. Auch lannucci unterscheidet in seinem Artikel „Meaning Discrimination in Bilingual Dictionaries" von 1967 vier vorstellbare Benutzungssituationen (204) eines zweisprachigen Wörterbuchs. Zum einem den native-to-foreign Gebrauch des Wörterbuchs, der zur Übersetzung und Produktion von Texten aus der Muttersprache in die Fremdsprache dient und zum anderen den umgekehrten Fall, den foreign-to-native Gebrauch. Dies gelte für beide Sprachen des jeweiligen Sprachenpaar und führt somit - ebenso wie bei Williams - zu vier Funktionen, die ein zweisprachiges Wörterbuch erfüllen sollte. Darüber hinaus fordert er, dass die bedeutungsdifferenzierenden Angaben im Grunde nur für den native-to-foreign Gebrauch benötigt werden und dass diese in der Muttersprache des Benutzers erfolgen sollen. Die untenstehende Tabelle soll die Funktionen von Williams und lannucci nochmals zusammenfassen:

Funktion

Übersetzung in Fremdsprache Bedeutungsdifferenzierung in Muttersprache Williams

Übersetzung in Muttersprache keine Bedeutungsdifferenzierung native-to-foreign Gebrauch Bedeutungsdifferenzierung lannucci

foreign-to-native Gebrauch keine Bedeutungsdifferenzierung

21

Siehe dazu Williams (1960: 121), aber auch Williams (1959: 251).

11 Die vorgestellten Modelle unterscheiden sich nicht nur im terminologischen Bereich. Auch in inhaltlicher Sicht haben die Modelle verschiedenartige Auswirkungen. Das beispielsweise von Mugdan geforderte Wörterbuch mit muttersprachlichen Erklärungen unterscheidet sich natürlich inhaltlich ganz erheblich von einem zweisprachigen Wörterbuch mit fremdsprachlichen Äquivalenten. Bei allen dargestellten Modellen ist jedoch die Forderung nach einer Trennung von rezeptiver und produktiver Funktion eines zweisprachigen Wörterbuchs zu finden. Die Gestaltung eines Wörterbuchs ist abhängig von der Funktion, die es bedienen soll. Und je nach Modell kann auch die Funktion des Wörterbuchs unterschiedlich gestaltet werden. Es können aber einige allgemeine Richtlinien beobachtet werden, die hier vorgestellt werden sollen. Diese unterliegen der Prämisse, dass es sich um zwei Wörterbücher - einige Modelle fordern mehr als zwei Wörterbücher - für ein Sprachenpaar handelt. Eines soll der Rezeption, das andere der Produktion von fremdsprachlichen Texten dienen. Soll ein Wörterbuch also eine spezielle Funktion erfüllen, so hat dies zwingende Auswirkungen auf die dargebotenen Informationen. 22 Dies wird bei Iannucci und Williams am Beispiel der Bedeutungsdifferenzierung deutlich. Im Rezeptionswörterbuch genügt im Prinzip die Aufzählung von Äquivalenten ohne bedeutungsdifferenzierende Angaben. 23 Man geht davon aus, dass der Benutzer in seiner Muttersprache kompetent genug ist, um aus den angegebenen Äquivalenten die richtige Übersetzung herauszufinden. „Wenn der Sprecher, vom (natürlich in einem Textzusammenhang stehenden) fremdsprachlichen Wort ausgehend, eine Reihe von muttersprachlichen Äquivalenten vorfindet, so genügen sie im Prinzip, statt Definition, zur Klärung der Wortbedeutung" (Hausmann 1977: 56). Der untenstehende Artikel incisive ist aus dem für deutsche Benutzer herübersetzenden Wörterbuchteil des PGW-El entnommen. Neben den Äquivalenten sind hier auch Glossen und andere Angaben zu finden, die dem deutschen Benutzer nur wenig beim Auffinden des passenden Äquivalents helfen: PGW-El:

incisive ... (clear) description klar, prägnant; (penetrating) remark analysierend attr, schlüssig; (clear-thinking) person scharfsinnig; - mind [messerscharfer Verstand

Die Glossen und Angaben helfen hauptsächlich dem englischen Benutzer bei der Hinübersetzung in die Fremdsprache. Der deutsche Benutzer allerdings benötigte diese Angaben nicht, um ins Deutsche zu übersetzen. Der Artikel könnte fur den deutschen Benutzer also kürzer werden, wie folgender Musterartikel zeigt: incisive: klar, prägnant, analysierend attr., schlüssig, scharfsinnig incisive mind [messerscharfer Verstand

22

23

Vgl. Engelberg/Lemnitzer (2001: 107). Dort werden die Unterschiede von aktivem und passivem Wörterbuch systematisch dargestellt. Siehe dazu Hausmann (1977: 56). Diese Ansicht wird auch von Kromann/Riiber/Rosbach (1984a: 197) geteilt, obwohl sie einige Einschränkungen (1984a: 190f. u. 200f.; 1991a: 2720f.) machen. Kritik daran übt jedoch Mugdan (1992a: 30).

12 Die erhebliche Platzeinsparung, die durch das bloße Angeben von Äquivalenten in der Muttersprache beim passiven Teil des Wörterbuchs erreicht würde, könnte dazu führen, dass der aktive Teil ausfuhrlicher gestaltet wird. Problematischer erscheint der Fall des Hinübersetzungswörterbuchs, das bei der Produktion von fremdsprachlichen Texten eingesetzt wird. Bei der Übersetzung in die Fremdsprache fehlt die Kompetenz, zwischen den angegebenen Äquivalenten zu unterscheiden. 24 Insbesondere Angaben zur Differenzierung von fremdsprachlichen Äquivalenten spielen bei der Hinübersetzung eine wichtige Rolle. Der Benutzer - dies gilt auch fur den fortgeschrittenen Benutzer - hat im Normalfall nicht genügend Kompetenz in der Fremdsprache, um zwischen fremdsprachlichen Äquivalenten ohne Hilfe differenzieren zu können. Dies ist also der Teil, dem der Lexikograph besonders große Aufmerksamkeit schenken muss. Denn alle anderen Angaben nützen dem Benutzer nichts, wenn er das falsche Äquivalent auswählt. Die Hilfestellung, die dem Benutzer durch das Wörterbuch geleistet werden muss, muss einfach zugänglich und klar strukturiert sein. Nicht nur die Differenzierung der Äquivalente ist von der unterschiedlichen Funktion eines Wörterbuchs betroffen. Auch andere Angaben, wie zum Beispiel Angaben zur Flexion 25 , Ausspracheangaben und Konstruktionsangaben müssen im passiven Wörterbuch anders angegeben werden als im aktiven oder können zum Teil wegfallen. Im passiven Wörterbuch müssen diese Angaben zu den Lemmata erfolgen. Dies gilt insbesondere, wenn das Herübersetzungswörterbuch für die freie Produktion in der Fremdsprache verwendet werden soll, wie dies Mugdan vorschlägt. 26 Im aktiven Wörterbuch sind diese Angaben vor allem zu den Äquivalenten wichtig. Die Äquivalente im Hinübersetzungswörterbuch benötigen neben den differenzierenden Angaben auch Angaben zur Aussprache, zur Flexion und zu Konstruktionen. Hier wird häufig als Argument vorgebracht, dass aufgrund der vielen Wiederholungen eines Äquivalents in mehreren Artikeln das ΗinübersetzungsWörterbuch anschwellen würde. Deshalb wird argumentiert, dass es genüge, die Angaben zu den Lemmata im passiven Wörterbuch zu geben. Dies ist jedoch für den Benutzer umständlich, da es weiteres Nachschlagen erfordert. Außerdem ist dem Benutzer möglicherweise nicht klar, dass er diese Informationen im anderen Wörterbuchteil finden kann. 27 Dass die Aufnahme von Ausspracheangaben im Äquivalentteil und insofern eine intensivere Mikro-

24 25

26

27

Siehe dazu Hausmann (1977: 56). Svensen (1993) schreibt dazu: „In bilingual dictionaries, the main principle is that the inflexion is to be given for the language where the user's knowledge is imperfect: for the headwords in a passive dictionary, for the equivalents in an active one" (75). Zu einem ausführlichen Überblick, über das unterschiedliche Aussehen von Artikeln im Hin- und Herübersetzungswörterbuch siehe Mugdan (1992a: 34ff.). Zu Konstruktionsangaben als Informationen zu Lemmata und Äquivalenten in Hin- bzw. Herübersetzungswörterbüchern siehe auch Kromann (1983: 340). Auch Herbst (1985) bestätigt dies: „Der Funktion des Schreibwörterbuchs läuft das natürlich entgegen, denn wer unter dem Lemma nachschlagen look up findet, sollte nicht erst den englischdeutschen Teil des Wörterbuchs für die Information vt sep konsultieren müssen, um look up auch richtig verwenden zu können. Und wer bei froh als Übersetzung glad findet, wird gar nicht erst auf die Idee kommen, im englisch-deutschen Teil (oder einem einsprachigen englischen Wörterbuch) nachzuschlagen, ob das Adjektiv attributiv und prädikativ verwendet werden kann" (330).

13

struktur des Wörterbuchs durchaus möglich ist, zeigt das Langenscheidt Power Dictionary Englisch (LPD-E 2002), das speziell für deutsche Benutzer entwickelt wurde: LPD-E2002:

fruchtlos fruitless ['fruitlas], futile ['fju:tail] ( S t i c h w o r t

- blau)

In diesem Beispiel werden zu allen Äquivalenten Ausspracheangaben gegeben. Allerdings muss beachtet werden, dass im Normalfall nur schwierig auszusprechende Äquivalente Ausspracheangaben erhalten.28 Die Benutzergruppe muss in diesem Zusammenhang immer mit in Betracht gezogen werden. Eine fortgeschrittene Benutzergruppe wird im Grunde die Regeln der Aussprache und der Flexion kennen. Es erscheint daher sinnvoller, nur Ausnahmen von diesen Regeln (oder besonders schwierige Fälle) in den Artikeln darzustellen und die Regeln an einem anderen Ort gesondert zu beschreiben.29 Hausmann stellt fest: „Das herübersetzende Wörterbuch braucht eine möglichst extensive Makrostruktur, das Hinübersetzende eine möglichst intensive Mikrostruktur" (1977: 58). Die Realität allerdings weicht davon ab. Bei englisch-deutsch deutsch-englischen Wörterbüchern kommt häufig eine Kombination der Funktionen in einem Wörterbuch 30 vor. Der aktive Teil für deutsche Muttersprachler fungiert also als passiver Teil für englische Muttersprachler. „Insbesondere kann ein Wörterbuch auch für mehrere dieser Funktionen konzipiert sein [...]. Oft ist das, was für eine Funktion wichtig ist, für die andere unnötig, aber nicht störend" (Mugdan 1992a: 44). Folge ist, dass zum Beispiel deutsche Benutzer eines deutsch-englischen Wörterbuchs zwar differenzierende Angaben zu den Äquivalenten finden, aber keine weiteren Angaben zur Valenz, Aussprache oder Flexion.31 PGW-El:

actual ... I. ... Ο (real) eigentlich, t a t s ä c h l i c h e m konkret, tatsächlich θ (genuine) echt; ... θ (current) derzeitig; ... Ο {precise) genau; ...

Der obige Artikelausschnitt stammt aus dem englisch-deutschen Teil des PGW-El und ist fur Rezeptionsbedürfnisse eines deutschsprachigen Benutzers oder Produktionsbedürfnisse

28

29

30

31

Vgl. Einführung in die Benutzung des Langenscheidt

Power Dictionan'

(14).

Siehe dazu Mugdan (1992a: 37) der fordert, dass die Ausspracheangaben im passiven Wörterbuch zu den Lemmata angegeben werden müssen, nicht aus Platzgründen w i e dies Kromann/ Riiber/Rosbach (1984a: 217) fordern, sondern weil diese Angaben besonders wichtig für die freie Produktion in der Fremdsprache sind und deshalb dort benötigt würden. Auch Svensen beschreibt das Phänomen der Bündelung von Funktionen in einem Wörterbuch: „In certain cases where two world languages have been involved, attempts have been made probably for marketing reasons - to produce dictionaries which have been both passive and active. Examples of the results of this have been: a French-English dictionary, both for French-speakers to produce English text, and for Englishspeakers to understand French text; an English-French dictionary, both for English-speakers to produce French text, and for Frenchspeakers to understand English text. Sometimes these dictionaries are bound together in one volume, which is thus intended to serve all four purposes" (1993: 12). Zu biskopalen, bifunktionalen und bidirektionalen Wörterbüchern siehe auch Hausmann/Werner (1991: 2740-2744). Vgl. dazu Mugdan (1992a: 45).

14 eines englischsprachigen Benutzers gedacht. Für den deutschen Muttersprachler ist die Unterscheidung der Bedeutungen mit Hilfe von englischen Synonymen wenig bis überhaupt nicht hilfreich, da ihm möglicherweise einige der Synonyme nicht bekannt sind. Der englischsprachige Benutzer steht wiederum vor dem Problem, dass ihm keine oder nur wenig weiterreichende Hilfe angeboten wird, um sich zwischen den einzelnen Äquivalenten, die unter einer Bedeutung zu finden sind, richtig zu entscheiden. Woher soll der englischsprachige Benutzer wissen, ob actual mit eigentlich oder tatsächlich zu übersetzen ist? Für den deutschsprachigen Benutzer sind die Glossierungen und Beispiele entbehrlich, denn er wird aufgrund seiner muttersprachlichen Kompetenz in der Lage sein, zwischen den deutschen Äquivalenten zu unterscheiden. Zumal die Bespiele hier keine weiteren Übersetzungsmöglichkeiten aufdecken. Das einzig interessante und wichtige Beispiel ist hier die unvollständig angegebene Phrase „your ~ ...", die ein Übersetzungsproblem für den deutschen Benutzer darstellen könnte. Diese ist aufgrund der Punkte jedoch nicht eindeutig zu entschlüsseln und insofern wiederum wenig hilfreich. Durch das Weglassen der für den deutschen Wörterbuchbenutzer unnötigen Information könnte hier einiges an Platz eingespart werden, der an anderer Stelle, nämlich im produktionsorientierten Wörterbuch, sehr gut genutzt werden könnte. Für den englischsprachigen Benutzer müssten zusätzliche Differenzierungen hinzukommen, da er in der Regel nicht in der Lage ist, zwischen den Äquivalenten einer Bedeutung zu unterscheiden. Wörterbücher können zwar zwei Funktionen (z.B. die Hinübersetzung und das Hinverstehen) vereinigen, also bifunktional sein. Sie sollten aber immer nur auf die Benutzer einer Muttersprache des Sprachenpaares adressiert sein. Denn nur dann können sie die Bedürfnisse der Benutzer erfüllen. In diesem Fall spricht man von einem monodirektionalem Wörterbuch, also einem Wörterbuch, das nur auf Benutzer einer Muttersprache eines Sprachenpaars ausgerichtet ist.32 Für den deutschsprachigen Benutzer ist daher die Unterscheidung der Äquivalente eine wichtige Aufgabe, die das Wörterbuch übernehmen muss. Wie die deutsch-englischen Wörterbücher diese Aufgabe erfüllen, soll Thema dieser Arbeit sein. Als Grundlage dienen Wörterbücher, die produktionsorientierte Bedürfnisse von deutschsprachigen Benutzern bedienen.

2.2.

Die Benutzergruppe

Neben der Funktion hat die Benutzergruppe für die Struktur des zweisprachigen Wörterbuchs eine zentrale Bedeutung. Nicht nur die Muttersprache, sondern auch der Kenntnisstand der Benutzer sollte bei der Konzeption eines Wörterbuchs in Betracht gezogen werden. Sehr wichtig ist „eine möglichst genaue Festlegung der Benutzerzielgruppe und ihrer

32

Zur Direktion eines zweisprachigen Wörterbuchs vgl. Hausmann/Werner (1991: 2742f.): „Auf Adressaten nur einer der beiden Wörterbuchsprachen als Muttersprache ausgerichtete Wörterbuchteile seien hier als 'monodirektional', auf Muttersprachler beider Muttersprachen ausgerichtete Wörterbuchteile als 'bidirektional' bezeichnet."

15 Voraussetzungen" (Baunebjerg Hansen 1990: 98). Der Erfahrungsgrad des Benutzers bestimmt die Art der Informationen, die in den Wörterbüchern gegeben werden. Benutzer mit geringem Kenntnisstand benötigen unter Umständen weitaus mehr Information zu Grammatik und Syntagmatik als fortgeschrittene Lerner. Allerdings ist die Gruppe der fortgeschrittenen Lerner keineswegs homogen und es ist zu erwarten, dass viele Informationen doch aufgenommen werden müssen, um die Bedürfnisse aller potenziellen Benutzer eines Wörterbuchs zu befriedigen. Bei fortgeschrittenen Benutzern darf freilich auch ein höherer Kenntnisstand zur Grammatik, beispielsweise zu unregelmäßigen Verbformen, Wortformen, Pluralbildungen, etc., vorausgesetzt werden. Je fortgeschrittener der Lerner ist, desto kompakter und geringer kann die Information sein, da er auf eine Systematik zurückgreifen kann. 33 Generelle Grammatikprobleme sind eher in einer Grammatik zu behandeln, während spezielle Grammatikphänomene eines einzelnen Wortes ins Wörterbuch aufgenommen werden sollten. Das Wörterbuch bietet hier die Möglichkeit kontrastiv Grammatikstrukturen einzelner Wörter miteinander zu vergleichen. Generell gilt, je geringer der Kenntnisstand des Benutzers desto ausfuhrlicher muss die Mikrostruktur sein. Es ist sehr sinnvoll, dass zu Beginn eines lexikographischen Projekts eine „Festlegung der unteren Grenze der Benutzergruppe" (Baunebjerg Hansen 1990: 98) vorgenommen wird. Diese Festlegung ist besonders wichtig für die Art und den Umfang der Mikrostruktur 34 , aber auch für den Umfang der Makrostruktur. Die Produktpalette der Wörterbuchmacher scheint auf derartige Bedürfnisse sehr stark einzugehen. Es sind Wörterbücher für Touristen, Schüler, Studium, Universität, Büro etc. 35 zu finden. Doch unterscheiden sich diese verschiedenen Produkte hauptsächlich in der Makrostruktur. Es werden weniger Wörter in die Makrostruktur aufgenommen, gleichzeitig lässt sich ebenfalls eine Reduktion der Mikrostruktur feststellen. Sehr häufig ist bei Wörterbüchern für Touristen oder auch Schüler eine „dünne" Mikrostruktur zu beobachten. Er werden nur wenige Äquivalente angegeben, oft fehlt eine weitere Differenzierung. Dies mag fur Touristen genügen, für Sprachlerner allerdings ist gerade eine ausführliche Mikrostruktur wichtig, die dabei hilft, das richtige Äquivalent aufzufinden und die die Vorstellung der Wörterbuchbenutzer, es herrsche eine 1:1-Äquivalenz zwischen den Wörtern, korrigiert. In Wörterbüchern für fortgeschrittene Lerner findet sich normalerweise die intensivste Mikrostruktur. In dieser Arbeit werden daher hauptsächlich Wörterbücher für fortgeschrittene Lerner betrachtet. Aber auch andere Wörterbücher, v.a. Wörterbücher für Schüler, werden mit einbezogen.

33

34 35

Vgl. Svensen (1993: 76): „They can also master a more compact and more complex system of presentation." Vgl. Baunebjerg Hansen (1990: 100). Vgl. das Produktprogramm der Verlage, z.B. unter www.langenscheidt.de oder www.pons.de.

16

2.3.

Zusammenfassung

Zwei Faktoren spielen bei der Konzeption eines Wörterbuchs eine gewichtige Rolle. Zum einen ist dies die Direktion eines Wörterbuchs. Es ist von maßgeblicher Bedeutung, ob ein Wörterbuch fur einen Benutzer mit Muttersprache Deutsch oder einen Benutzer mit Muttersprache Englisch konzipiert wird. Zum anderen ist die Benutzungssituation in Kombination mit der Muttersprache des Benutzers ausschlaggebend für die Gestaltung der Wörterbuchartikel. Grundsätzlich kann man zwischen zwei Benutzungssituationen unterscheiden: die Produktion in der Fremdsprache und die Rezeption der Fremdsprache. Die Benutzungssituation hat Auswirkungen auf die Art der Information im Wörterbuch. Für die Rezeption werden hauptsächlich muttersprachliche Äquivalente benötigt. Bei der Produktion sind neben der Angabe von fremdsprachlichen Äquivalenten auch die Angabe von differenzierenden Informationen sowie die Angabe von Grammatik, Aussprache und Syntagmatik zu den Äquivalenten nötig. In dieser Arbeit soll die Differenzierung der Äquivalente im Mittelpunkt stehen, da sie der wichtigste Anhaltspunkt zur Auffindung eines passenden Äquivalents ist. Nicht nur die Benutzungssituation, sondern auch die Benutzergruppe ist für die Konzeption eines Wörterbuchs wichtig. Die Benutzergruppe sollte vor der Erstellung eines Wörterbuchs festgelegt werden, da sich die Art und die Darbietung der Informationen in den Wörterbuchartikeln daran orientiert. Eine fortgeschrittene Benutzergruppe stellt andere Anforderungen an ein Wörterbuch als Schüler und Anfänger. In dieser Arbeit werden hauptsächlich Wörterbücher für fortgeschrittene Lerner betrachtet. Jedoch wird an einigen Stellen auch auf die Unterschiede und Problematik zu Wörterbüchern weniger fortgeschrittene Lerner hingewiesen.

3.

Äquivalenz und Äquivalenzbeziehungen im zweisprachigen Wörterbuch

Im vorherigen Kapitel wurde eine Benutzungstypologie der zweisprachigen Wörterbücher eingeführt, die zwischen zwei grundsätzlichen Benutzungssituationen unterscheidet: die Rezeption sowie die Produktion eines fremdsprachlichen Textes, wobei in der vorliegenden Arbeit die Produktion von fremdsprachlichen Texten im Vordergrund steht. Wie bereits erwähnt wirkt sich diese Trennung auf die Differenzierung der Äquivalente aus. Die Differenzierung ist gerade bei der Produktion von Texten in der Fremdsprache sehr wichtig, da der Benutzer in der Regel keine ausreichende Kompetenz in der Fremdsprache besitzt, um entscheiden zu können, wann ein Äquivalent passt und wann nicht. Für die Differenzierung der Äquivalente spielt aber auch die Art der zugrunde liegenden Äquivalenzbeziehung eine große Rolle. In diesem Kapitel soll kurz darauf eingegangen werden, was Äquivalenz eigentlich bedeutet und welche Äquivalenzbeziehungen vorkommen können. Wichtig dabei ist vor allem, bei welchen Äquivalenzbeziehungen die Differenzierung der Äquivalente insbesondere notwendig ist und ob es Äquivalenzbeziehungen gibt, bei denen auf eine Differenzierung verzichtet werden kann.

3.1.

Was ist Äquivalenz?

Das Duden Deutsches Universalwörterbuch (DUW5) gibt für Äquivalenz Gleichwertigkeit an. Diese Gleichwertigkeit kann unterschiedlich erreicht werden. In der Übersetzungstheorie ist Äquivalenz auf Textebene anzustreben.1 Für die Lexikographie kann dies jedoch nicht gelten, da im Gegensatz zu einer Textübersetzung „nur" Lexeme als Bearbeitungseinheiten zur Verfügung stehen. Das zweisprachige Wörterbuch soll dem Benutzer gleichwertige zielsprachliche Lexeme für ausgangssprachliche Lexeme liefern. „Wenn es gelingt, einem ausgangssprachlichen Textbaustein (einem Wort, einem Syntagma) einen zielsprachlichen Textbaustein so zuzuordnen, dass kompetente Sprachteilhaber der beiden Sprachen unter den Textbausteinen in üblichen Kontexten jeweils dasselbe verstehen, so sind diese Einheiten semantisch äquivalent" (ScholzeStubenrecht 1995: 2f.). Die semantische Äquivalenz spielt dabei sicherlich die größte Rolle, aber nicht die einzige. Neben semantischer Äquivalenz ist auch die „idiomatische Äquivalenz" (Scholze-Stubenrecht 1995: 2) wichtig. Dabei geht es „um Gleichwertigkeit oder zumindest größtmögliche Annäherung an Gleichwertigkeit im Bereich der Stilebenen, der

1

Vgl. dazu Reiß/Vermeer (1991: 124ff.), Herbst (1994: 226ff.). Herbst/Klotz (2003: 111) führen zur Unterscheidung von lexikographischer und übersetzungstheoretischer Äquivalenz als Beispiel zwei Textausschnitte mit ,ßsh and chips" an. Sie zeigen, dass es in keinem der beiden Textausschnitte mit dem oft in Wörterbüchern gefundenen (Brat-) Fisch mit Pommes Frites übersetzt werden sollte, sondern geben textspezifische Übersetzungen an.

18 pragmatischen, terminologischen, diachronischen Aspekte, der syntaktisch-grammatischen Wohlgeformtheit und schließlich auch der allgemeinen Geläufigkeit, der Sprachüblichkeit" (Scholze-Stubenrecht 1995: 2). Auch Wiegand sieht die semantische Äquivalenz als wichtigstes Element der Äquivalenz an und definiert lexikographische Äquivalenz wie folgt: „In der zweisprachigen Lexikographie ist daher kotextrelative semantisch-pragmatische Äquivalenz anzustreben" (2002: 101). Die Abhängigkeit von Kontexten ist hierbei bedeutend, denn die Angabe eines Kontextes fuhrt zur Disambiguierung des ausgangssprachlichen Lexems und ermöglicht so die Herstellung einer Äquivalenzrelation, die sonst durch die Komplexität der Äquivalenzrelationen zwischen Lexemen nicht möglich wäre. Aus diesem Grund nimmt Wiegand auch die Abhängigkeit vom Kontext in seine Definition der lexikographischen Äquivalenz auf. Die Darstellung dieser komplexen Beziehungen zwischen zwei Wörtern ist die Aufgabe des zweisprachigen Wörterbuchs. Hausmann stellt die Grenzen dar, auf die zweisprachige Wörterbücher bei dieser Aufgabe stoßen. Als Beispiel führt er das Sprachenpaar Deutsch und Französisch an und stellt fest: Wir wissen nicht, wie viele französische Äquivalente ein deutsches Wort hat. Denn die Äquivalenz ist kontextabhängig und die Kontexte sind unendlich. Die zweisprachigen Wörterbücher bieten immer nur eine Äquivalentauswahl und eine Kontextauswahl. Auch das größte zweisprachige Wörterbuch lässt sich ins Unendliche erweitern. (Hausmann 1995: 20)

Diese Grenzen müssen sowohl dem Lexikographen als auch dem Wörterbuchbenutzer bewusst sein und akzeptiert werden. Liegen komplexe Äquivalenzbeziehungen vor, d.h. es gibt viele bis unendlich viele mögliche Äquivalente, ist es nicht mehr möglich, jedes Äquivalent für jeden Kontext aufzulisten. Man muss im Wörterbuch eine evtl. frequenzorientierte Auswahl treffen. Äquivalenz lässt sich auf verschiedenen Ebenen finden, so z.B. auf der Textebene, wie dies bei der Übersetzungswissenschaft der Fall ist. Auch auf der Ebene von Kollokationen 2 lässt sich Äquivalenz finden, diese allerdings ist dem Bereich der Lexikographie zuzurechnen, denn „Kollokationen liefern syntagmatische l:l-Äquivalenzen" (Hausmann 1995: 22), wie dies im Artikel abbauen zu sehen ist: DOG-E2:

abbauen Ο ... (Ä| (zerlegen) dismantle; strike ; dismantle, take down ; ® (senken) reduce ; |c] (beseitigen) gradually remove; break down ... (D] {verringern) cut back ; prune |E] (Chemie, Biol.) break down ;

(Bergbau) mine ; quarry ; work ...

Abbauen stehen sehr viele Äquivalente gegenüber. Erst die Angabe der typischen Objekte zu abbauen, wie beispielsweise tent, camp oder wages, ermöglicht es, auf der Ebene der Kollokationen Äquivalenz herzustellen.

2

Zu Kollokationen siehe Kapitel 4.

19 Neben der Textebene und der Kollokationsebene kann auch auf Wortebene Äquivalenz stattfinden: PGW-E1: DOG-E2:

Gabelstapler ... fork-lift truck Eber... boar

Die Einheit, die im Wörterbuch als Gliederungseinheit dient, ist das Wort. Daher wird v.a. die Äquivalenz (oder das Nichtvorhandensein derselben) auf Wortebene von großer Bedeutung für die Einordnung der Äquivalenzbeziehungen sein. Eine weitere - unter der Wortebene gelegene - Ebene stellt die Äquivalenz auf der Ebene der lexikalischen Einheiten 3 dar, wie sie auch Kromann/Riiber/Rosbach beschreiben: But what one misses in attempts to classify equivalence relations between lexicographical units in a language pair is a clear view of whether the equivalence relation is posited between a lemma and its equivalents or between the individual meanings o f the lemmatized word and the particular meaning of the equivalent word. [...] When the equivalence relation is established between the lemma word news and the equivalents Nachricht,

Neuigkeit(en)

and Nachrichten

(pi.), the result is

partial equivalence between the units ("divergence" from English to German, "convergence" from German to English). But when the equivalence relation is established between the sub-meanings o f the lemma - or, as here, rather between nuances o f meaning - and the corresponding sub-meanings o f the equivalents, there is full equivalence.

(1991a: 2716)

Die Darstellung der Äquivalenz in den zweisprachigen Wörterbüchern kann die oben erwähnten Ebenen der Äquivalenz - ausgenommen der Textebene - einbeziehen. Die verschiedenen Ebenen der Äquivalenz hängen sehr stark von den Äquivalenzbeziehungen ab, die zwischen der Ausgangs- und der Zielsprache herrschen. Daher sollen im Folgenden die typischen Äquivalenzbeziehungen vorgestellt werden.

3.2.

Typische Äquivalenzbeziehungen

Wie oben bereits angedeutet, entsprechen zweisprachige Wortgleichungen selten der Wirklichkeit der Beziehungen zwischen Lexemen zweier Sprachen. Viel häufiger sind komplexere Beziehungen zwischen den Lexemen, wie der folgende Wörterbuchausschnitt verdeutlicht:

Lexikalische Einheiten sollen im Sinne der Cruse'schen lexical units verstanden werden: „A lexical unit is then the union of a lexical form and a single sense" (1986: 77).

20 DOG—E2:

abbinden Ο ... {A] (losbinden) untie; undo; ... (Β] (abschnüren) put a tourn i q u e t o n ; tie ; ( c ] ( K o c h k . ) t h i c k e n

; bind |D] (Zimmerei) make trial assembly of; 0] (Landw.) wean . ... Um diese vielfaltigen Relationen, die zwischen den Begriffssystemen zweier Sprachen herrschen, terminologisch fassen zu können, wird in der Literatur üblicherweise von drei Grundtypen möglicher Äquivalenzbeziehungen ausgegangen 4 . Diese drei Grundtypen sind: - Volläquivalenz, vollständige Äquivalenz, 1:1 -Äquivalenz oder Kongruenz - Teiläquivalenz oder partielle Äquivalenz - Nulläquivalenz oder Surrogatäquivalenz.

3.2.1.

Volläquivalenz

Die Volläquivalenz oder Kongruenz ist lexikographisch relativ unkompliziert, denn es ist im Grunde nur die Angabe eines zielsprachlichen Äquivalents nötig, das per definitionem in jeden Kontext einsetzbar ist, sich syntaktisch wie das Ausgangslemma verhält und insofern keinerlei weitere Information benötigt. Das folgende Beispiel zeigt eine vollständige Äquivalenzbeziehung zwischen Lemma und Äquivalent: PGW-El:

Kanarienvogel ... canary

Zwischen Kanarienvogel und canary herrscht vollständige Äquivalenz; beide Lexeme bezeichnen dasselbe Denotat. Diese Art der Äquivalenz wird bei Herbst/Klotz (2003: 113) in Anlehnung an Leisi (1985: 13) folgendermaßen dargestellt:

4

Sprache 1:

Wort 1

Wort 2

Wort 3

etc.

außersprachliche Welt:

Wort 1

Wort 2

Wort 3

etc.

Sprache 2:

Wort 1

Wort 2

Wort 3

etc.

Zu den Äquivalenzbeziehungen siehe auch Svensen (1993: 143 ff.), Hausmann (1977: 54ff.), Kromann/Riiber/Rosbach (1984a: 188 ff. und 1991a: 2717f.).

21 Die damit verbundene Vorstellung entspricht jedoch nur in einigen Fällen der Realität. Daher hält Hausmann die vollständige Äquivalenz zwischen einem ausgangssprachlichen und einem zielsprachlichen Lexem für „so selten" (1977: 55), dass er es nicht für notwendig erachtet, diesen Fall weiter zu behandeln. 5 In einem späteren Artikel jedoch stellt er immerhin die Frage, wo man „Wörter, die semantisch autonom sind, die zu ihrer Definition und zu ihrer Übersetzung nicht des Kontextes bedürfen, die man in Wortgleichungen lernen kann" (1995: 20), finden kann. Hauptsächlich treffen diese Kriterien auf Substantive zu, nämlich „immer dann, wenn Konkretes oder geistig Durchkonzipiertes in beiden Sprachgemeinschaften existiert" (Hausmann 1995: 20). Aber auch bei Adjektiven und Verben kann man vollständige Äquivalenz zwischen zwei Lexemen finden, wenn auch eher selten: PGW-El: DOG-E2:

idiomatisch ... idiomatic häkeln ... crochet

Den Grund für dieses relativ geringe Vorkommen von vollständiger Äquivalenz zwischen Lexemen einer Ausgangs- und Zielsprache stellt Svensen folgendermaßen dar: This lack o f equivalence arises from the fact that the conceptual world evolves differently in different languages as a result of, for example, historical, geographical, social, cultural, and economic differences between the countries where the different languages are used. (Svensen 1993: 140)

Diese Unterschiede fuhrt er zum einem darauf zurück, dass die Anzahl der Konzepte der einen Sprache nicht mit denen der anderen übereinstimmen müssen und zum anderen, dass die Organisation der beiden Sprachsysteme unterschiedlich sein kann. Rettig jedoch hält Kongruenz zwischen einem ausgangssprachlichen Lexem und dessen zielsprachlichen Partner besonders „bei benachbarten Kulturen mit vielen Gemeinsamkeiten im technisch-wissenschaftlichen Bereich und einem intensiven sonstigen kulturellen Austausch" (Rettig 1985: 94) für durchaus häufig. Auch in der vorliegenden Untersuchung 6 gibt es durchaus eine ganze Reihe von v.a. Substantiven, die sich in Ausgangssprache und Zielsprache völlig entsprechen. So sind 54 von 150 Substantiven, 15 von 150 Verben und 19 von 150 Adjektiven als vollständig äquivalent zu betrachten. Als Kriterium für vollständige Äquivalenz wurde das Vorkommen eines einzigen und in den drei untersuchten Wörterbüchern gleichen Äquivalents gewertet. Die bisherige Betrachtung der vollständigen Äquivalenz bezog sich auf die Beziehung von einem monosemen Wort zu einem anderen wiederum monosemen Wort in der Zielsprache. Eine andere Betrachtungsweise ließe auch eine Art vollständiger Äquivalenz bei polysemen Lexemen zu. Dies wäre der Fall, wenn ein ausgangssprachliches polysemes Wort mehrere eindeutige Bedeutungen und für jede einzelne Bedeutung wiederum jeweils ein völlig dieser einzelnen Bedeutung entsprechendes Äquivalent in der Zielsprache hat. So führen Kromann/Riiber/Rosbach (1984a: 189) u.a. als Beispiel das Lemma Braut ein, dem

5

6

Hausmann hält Kongruenz (= vollständige Äquivalenz) für ein zahlenmäßig so geringes Problem, dass er es in seiner „Einführung in die Benutzung der neufranzösischen Wörterbücher" (1977) nicht weiter behandelt. Zur Methode und ausführlichen Beschreibung der Untersuchung siehe Kapitel 6.

22 im Englischen zum einem bride für die Braut am Hochzeitstag und fiancie für die Verlobte als Äquivalente gegenüberstehen. Kromann/Riiber/Rosbach sehen sowohl fiancee als auch bride als vollständig äquivalent zu Braut in der jeweiligen Bedeutung, d.h. eine vollständige Äquivalenz kann nicht nur auf der Ebene von Lexemen erreicht werden, sondern auch - wie bereits erwähnt - auf der Ebene von lexikalischen Einheiten. Bei dieser Art von vollständiger Äquivalenz muss jedoch bei der Hinübersetzung zwischen den beiden Äquivalenten unterschieden werden. Daher entspricht die vollständige Äquivalenz auf Ebene der lexikalischen Einheiten der Divergenz bzw. Konvergenz, wie sie weiter unten beschrieben wird.

3.2.2.

Teiläquivalenz

Der Großteil der Wörter hat nicht nur eine mögliche Übersetzung, sondern muss je nach Kontext mit verschiedenen Übersetzungen wiedergegeben werden. Zwischen den meisten Lexemen zweier Sprachen herrschen also nicht die oben graphisch dargestellten einfachen, genau abgegrenzten Beziehungen. Wir müssen also unser „naives" Schema, nach dem die Worte lediglich die (vorgegebenen) Kategorien der außersprachlichen Welt wiedergeben, ersetzen durch ein anderes, angemesseneres. Dieses soll andeuten, daß es in der außersprachlichen Welt zwar mehr oder weniger ähnliche Erscheinungen gibt, daß aber die feste Grenzziehung zwischen den Sorten erst in der Sprache und durch die Sprache geschieht. (Leisi 1985: 15)

Diese Grenzziehung erfolgt in jeder Sprache anders. Leisi stellt dies folgendermaßen graphisch dar (1985: 15):

Wort 1

Wort 2

Wort 3

Sprache A

außersprachliche Welt

Sprache Β

Wort 1

Wort 2

Wort 3

23

Das Schema zeigt deutlich, dass für außersprachliche Phänomene unterschiedliche Begriffssysteme 7 in den Sprachen zugrunde liegen. Daraus resultieren komplexe Beziehungen zwischen Lemma und Äquivalenten. Man spricht von Teiläquivalenz 8 oder partieller Äquivalenz. Sie ist der weitaus häufigste Fall einer Äquivalenzbeziehung. Svensen beschreibt die für einen Lexikographen beste Vorgehensweise, die er im Falle einer nicht vollständigen Äquivalenz zwischen Ausgangs- und Zielsprache verfolgen sollte, um die Darstellung einer solchen partiellen Äquivalenz zu optimieren: First of all, it is of course a matter of finding the equivalent of equivalents in the target language that correspond most closely to a given lexical unit in the source language [...]. Secondly, for each such equivalent one must ascertain what degree of equivalence is present. One can rarely expect to find exact counterparts, and so an important task is to determine where the differences lie [...]. Thirdly, the user must be appropriately informed of these differences, so that no misunderstanding arises when a word or expression in the source language is replaced by a counterpart in the target language [...]. Here, the need for information varies between active and passive dictionaries and between different types of equivalence. (Svensen 1993: 142)

Die partielle Äquivalenz kann klassischerweise in Divergenz und Konvergenz und einer Kombination beider unterteilt werden.

3.2.2.1. Divergenz Als Divergenz gilt, wenn einem Lexem der Ausgangssprache zwei oder mehrere Äquivalente der Zielsprache entsprechen. Graphisch könnte dies folgendermaßen veranschaulicht werden:

snail Schnecke slug

Das ausgangssprachliche Lexem Schnecke hat in der englischen Zielsprache also zwei Entsprechungen, nämlich zum einen snail, dies entspricht der Schnecke mit Haus, und zum anderen slug, das der Nacktschnecke entspricht. Schaut man Schnecke im PG W-E1, DOGE2 und LHW-E2001 nach, findet man noch weitere Bedeutungen des Lexems Schnecke:

g

„Die Wortbedeutungen sind nicht Etiketten, welche den bereits säuberlich getrennten Teilen der Welt angehängt werden; viel eher sind sie Formen, die aus dem „Teig" einer noch nicht eindeutig gegliederten Wirklichkeit bestimmte Bereiche gleichsam „herausstanzen"." (Leisi 1985: 15) Kromann/Riiber/Rosbach (1984a: 190) sprechen in diesem Zusammenhang von unvollständigen Äquivalenten': „Unter einem unvollständigen Äquivalent verstehen wir ein Äquivalent, das die denotativen und/oder konnotativen Elemente der ausgangssprachlichen Bedeutung unvollständig ,sättigt'." Diese unvollständigen Äquivalente werden als interlinguale Hyperonyme bzw. Hyponyme verstanden (Kromann/Riiber/Rosbach 1984a: 190).

24

Schnecke

Tier

snail slug

Gebäck

Chelsea bun Belgian bun

Körperteil

cochlea

Verzierung (an Geige)

scroll

Frisur

coiled plait earphone

Schnecke ist also ein polysemes 9 Ausgangslexem, dem mehrere zielsprachliche Äquivalente gegenüber stehen. Wie schon aus der Graphik erkennbar unterscheidet man im Deutschen zwischen Schnecke als Tier, Schnecke als Gebäck und Schnecke als Körperteil. Des Weiteren kommen hinzu: Schnecke als Verzierung (an Geige) und Schnecke als Frisur. Bei DOG-E2 lässt sich zudem noch Schnecke in der Kunstwissenschaft (= volute) und bei LHW-E2001 als technischer Begriff (= endless screw, worm) finden. Für den Benutzer eines zweisprachigen Wörterbuchs ist es nun wichtig, zwischen den verschiedenen gegebenen Äquivalenten unterscheiden zu können und dann das passende Äquivalent auszusuchen. Im Wörterbuch geschieht diese Differenzierung der Äquivalente üblicherweise durch Glossen. Auf die Thematik der Glossierung als Hilfsmittel bei der Differenzierung der Äquivalente soll weiter unten eingegangen werden. Hier nun sollen die verschiedenen Einträge zu dem Lexem Schnecke in den untersuchten Wörterbüchern verglichen werden: PGW-El:

Schnecke ... Ο Z O O L snail; (Nackt-) slug θ meist pi (Gebäck) Chelsea bun Ο A N A T cochlea ...

DOG-E2:

Schnecke ... © (Tier) snail; (Nackt-) slug; ... © (ugs.: Gebäck) Belgian bun; (c] (Frisur) coiled plait (over the ear)·, earphone; (5j (Anat.: im Ohr) cochlea; H (bei Streichinstrumenten) scroll; (F] (Kunstwiss.) ^ Volute

KOCHK

snails pl

θ

LHW-E2001: Schnecke ... 1. snail; (Nackt-) slug; gastr. snail, in Gerichtsbezeichnungen: a. escargot; ... 2. (Frisur) earphone; 3. Verzierung, a. an Geige etc.: scroll; 4. (Gebäck) Chelsea bun; 5.... endless screw, worm;

9

Polysemie und Divergenz müssen nicht notwendigerweise zusammen auftreten. Es gibt auch polyseme Lexeme in der Ausgangssprache, deren Polysemiestruktur in einem zielsprachlichen Lexem widergespiegelt wird. Dies ist z.B. der Fall bei: PGW-El: Mäander ... Ο (Flusswindung) meander θ KUNST meander Siehe in diesem Zusammenhang auch Svensen (1993: 150) und Herbst/Klotz (2003: 118).

25 Aus den drei Einträgen ist erkennbar, dass das Lexem Schnecke mehrere lexikalische Einheiten aufweist, denen wiederum ein oder mehrere Äquivalente gegenüberstehen. Um nun zwischen den einzelnen lexikalischen Einheiten unterscheiden zu können, benötigt der Benutzer weitere Informationen. Hierzu geben die Wörterbücher Fachbereichsangaben (gastr., ana!., Kunstwiss., etc.), Hyperonyme (Frisur, Gebäck, etc.) oder andere Angaben (bei Streichinstrumenten, in Gerichtsbezeichnungen, etc.) als Hilfe zur Differenzierung der Äquivalente an. Bei dem Lexem Schnecke liegt nicht nur auf Lexemebene Divergenz vor, sondern beispielsweise auch auf der Ebene der lexikalischen Einheiten.10 Dort interessiert der schon oben besprochene Fall Schnecke als Tier. Schnecke im Deutschen kann sowohl für eine Schnecke mit Haus als auch auf Nacktschnecken angewendet werden, während das Englische die beiden sprachlich unterscheidet. Auch hier benötigt der deutsche Benutzer des Wörterbuchs eine Erläuterung, wann welches Äquivalent einzusetzen ist. Dies wird in allen Wörterbüchern mit einer Angabe des Kompositums Nacktschnecke erreicht. Diese Angabe impliziert, dass das andere Äquivalent im Englischen die Schnecke mit Haus bezeichnet. Weitaus weniger eindeutig ist der Fall des Lexems Schaum. Die einzelnen Bedeutungen von Schaum sind nicht so deutlich unterscheidbar, wie dies bei Schnecke der Fall ist. Auch handelt es sich eher um Bedeutungsnuancen denn um tatsächlich festlegbare Einzelbedeutungen, wie die unterschiedliche Darstellung in einsprachigen deutschen Wörterbüchern zeigt: LGDaF-1993: Schaum ... e-e weiche u. leichte Masse aus vielen kleinen Luftblasen, die sich manchmal an der Oberfläche e-r Flüssigkeit bildet : der S. des Bieres, der Wellen ... DUW5:

Schaum ... 1. aus einer Vielzahl von aneinander haftenden Bläschen bestehende, lockere Masse (die sich auf bzw. aus Flüssigkeiten bildet)\ ... 2. schaumiger Speichel; Geifer 3. (dichter.) trügerischer Schein; Vergängliches, Unbeständiges 4. (Technik) (für die verschiedensten Zwecke verwendbarer) fester Werkstoff von schäum- od. schwammartiger Struktur, der durch Schäumen (3) geeigneter Stoffe, bes. Kunststoffe, hergestellt wird (z.B. Schaumgummi, Styropor).

Die englische Betrachtungsweise ist jedoch völlig unterschiedlich. Das Englische unterscheidet verschiedene Schaumarten je nach Konsistenz des Schaums, des Materials, aus dem sich der Schaum entwickelt, und der „Grundlage", auf der sich der Schaum bildet. Diese unterschiedliche Betrachtungsweise des Phänomens Schaum fuhrt dazu, dass dem deutschen Lexem Schaum eine Anzahl von Äquivalenten im Englischen gegenüber stehen:

10

Auch bei den anderen lexikalischen Einheiten des Lexems Schnecke liegen z.T. problematische Äquivalenzbeziehungen vor. Diese beschränken sich jedoch vornehmlich auf den Bereich der kulturspezifischen Wörter, wie dies bei Schnecke als Gebäck vorliegt. Die Problematik der Beziehungen zwischen kulturspezifischen Konzepten wird weiter unten ausfuhrlich behandelt. Schnecke als Körperteil stellt dagegen ein vollständiges Äquivalent dar.

26 foam

spray

froth Schaum head

lather

mousse

Dazu sollen die Einträge in den Wörterbüchern genauer betrachtet werden: PGW-El:

Schaum ... Ο (blasige Masse) foam; (auf einer Flüssigkeit) froth θ (Seifenschaum) lather; (auf einer Flüssigkeit) foam θ (Geifer) foam [or froth]; ... Ο (Schaumspeise) mousse; ...

DOG-E2:

Schaum ... |Ä] foam; (von Seife usw.) lather; (von Getränken, Suppen usw.) froth; ... | g (Geifer) foam, froth ...

LHW-E2001: Schaum ... foam ... ; (Gischt) spray; auf Bier etc:, froth, head; (Geifer) froth; (Seifen-) lather; ... Der Wörterbuchbenutzer wird nun mit einer Vielzahl an Angaben zu den Äquivalenten konfrontiert. Diese bezeichnen u.a. Synonyme (Geifer, Gischt, etc.), Fachbereichsangaben (Kochk.) und Restriktionen (von Getränken, von Suppen, von Seife, auf einer Flüssigkeit, etc.) und sind fur den Benutzer sehr wichtig, da sie ihm Informationen zur Unterscheidung der Äquivalente liefern. Die bisher gezeigten divergenten Lexeme wurden alle dem deutsch-englischen Teil der Wörterbücher entnommen und für den deutschen Benutzer untersucht. Ähnliches gilt natürlich in umgekehrter Richtung. Für einen englischsprachigen Benutzer eines englischdeutschen Wörterbuchs ist die Differenzierung von divergenten Lexemen ebenso nötig. Das Vorkommen einer alleinigen Divergenzbeziehung hält Rettig (1985: 96) nur in wenigen Fällen für möglich. Diese Fälle beschränken sich lt. Rettig auf Variationsmöglichkeiten bei definierten Terminologien. Als Beispiel führt er fr. hydrogene auf mit den deutschen Äquivalenten Hydrogen und Wasserstoff Auch bei den oben dargestellten Beispielen entpuppen sich die Beziehungen als noch komplexer, denn die angeführten Äquivalente wiederum haben in vielen Fällen noch andere Bedeutungen, stehen also mit anderen deutschen Lexemen in einer Beziehung. So kann lather auch Schweiß (PGW-El), froth auch Tand (DOG-E2) oder seichte Unterhaltung (PGW-El) bedeuten. Diese komplexen Beziehungen werden in 3.2.2.3. ausführlicher unter dem Begriff ,Multivergenz' dargestellt.

27 3.2.2.2. Konvergenz Neben der Divergenz gibt es auch die Konvergenz als Äquivalenzbeziehung. Konvergenz ist die Umkehrung der Divergenz, d.h. „einem zielsprachlichen Wort entsprechen zwei oder mehrere Wörter der Ausgangssprache" (Hausmann 1977: 55). Sowohl Blume als auch Blüte sind im Englischen mit flower zu übersetzen. Die vorliegende Konvergenzbeziehung lässt sich folgendermaßen schematisch darstellen:

Blume flower Blüte

Dabei reicht die Angabe des entsprechenden Äquivalents für den deutschen Benutzer im Grunde völlig aus, da ja in beiden Fällen flower das richtige Äquivalent ist. Als problematisch kann dabei jedoch angesehen werden, dass bei dieser Darstellungsweise der Benutzer nicht die gesamte Bedeutungsbreite 11 des englischen Wortes sieht, sondern immer nur einen Teil, hier z.B. nur Blüte = flower}2 Für den englischen Benutzer liegt im Fall flower = Blüte/Blume freilich Divergenz vor und somit entsteht die Notwendigkeit einer Glossierung in der Art wie oben beschrieben.

3.2.2.3. Multivergenz Wie bei den divergenten Beziehungen bereits angedeutet wurde, sind die tatsächlichen Beziehungen zwischen deutschen und englischen Lexemen weitaus komplexer. Deshalb fuhrt Hausmann (1977: 55) als weiteren Typ der Äquivalenzbeziehungen die Kombination von Divergenz und Konvergenz auf. Rettig (1985: 95) verwendet dafür die Bezeichnung M u l t i vergenz', die auch im weiteren Verlauf der Arbeit angewendet werden soll. Betrachtet man das obige Beispiel Blume/Blüte = flower und überprüft die zu Blume und Blüte angegebenen Äquivalente, stellt man fest, dass es eben nicht nur flower, sondern auch andere Äquivalente gibt. Schlägt man wiederum diese gefundenen Äquivalente in einem einsprachigen Wörterbuch - beispielsweise dem OALD6 - nach, findet man weitere Bedeutungen der englischen Äquivalente. Die folgende Graphik, in der nicht alle gefundenen englischen Äquivalente berücksichtigt wurden, soll dies veranschaulichen:

" 12

Siehe in diesem Zusammenhang zur Bedeutungsidentifizierung bei (1991a: 2720f.). Siehe dazu Herbst/Klotz (2003: 103 und 109).

Kromann/Riiber/Rosbach

28

29 Dieses Beziehungsgeflecht 13 ließe sich noch weiter ausdehnen, denn die weiteren Bedeutungen der gefundenen Äquivalente eröffnen Beziehungen zu anderen deutschen Lexemen. Da einen Großteil der Lexeme derartig komplexe Wortgleichungen mit ihren zielsprachlichen Partnern verbinden, kann die Multivergenz „als der wichtigste Typ von Äquivalenzbeziehungen angesehen werden" (Rettig 1985: 95). Herbst/Klotz weisen d a r a u f h i n , „dass diese immense Komplexität, die zwischen den Einheiten verschiedener Sprachen bestehen kann, ganz erhebliche Anforderungen an eine adäquate lexikografische Darstellung stellt" (2003: 117). Wie bereits erwähnt spielt hier v.a. die Differenzierung der Äquivalente eine große Rolle. Wie diese Differenzierung bei komplexen Äquivalenzbeziehungen durchgeführt werden kann, soll im Anschluss kurz erörtert werden.

3.2.3.

Differenzierung der Äquivalente bei komplexen Äquivalenzbeziehungen

Nicht nur im Fall einer divergenten Äquivalenzbeziehung zwischen Ausgangs- und Zielsprache, sondern ganz besonders bei multivergenten Äquivalenzbeziehungen benötigt der Benutzer eines Wörterbuchs Hilfe bei der Unterscheidung der ihm angegebenen Äquivalente. 14 Die bloße Angabe von Äquivalenten hilft dem Benutzer wenig, wie auch Pätzold (1991: 2965) formuliert: „Long strings of undifferentiated translations are equally pointless, and can be misleading". Die Differenzierung von Äquivalenten ist insbesondere fur den produktiven Gebrauch eines zweisprachigen Wörterbuchs von größter Wichtigkeit, wie bereits weiter oben festgestellt, da bei der Übersetzung in die Fremdsprache die im Wörterbuch angegebenen Äquivalente differenziert werden müssen. Im passiven oder Herübersetzungswörterbuch ist die Differenzierung zwischen den angegebenen Äquivalenten im Normalfall nicht nötig, da der Benutzer die Äquivalente dank seiner muttersprachlichen Kompetenz auch ohne genauere Angaben differenzieren kann. 15 Dennoch gibt es einige Fälle, die es nötig machen, auch im passiven Wörterbuch die Äquivalente der Muttersprache zu unterscheiden. 16 Problematischer erscheint der Fall eines Wörterbuchs, das sowohl für die Benutzer der Ausgangs· als auch die der Zielsprache konzipiert ist, wie dies bei den hier untersuchten deutsch-englischen Wörterbüchern angenommen werden kann. Für diesen Fall gilt es, die differenzierenden Angaben in beiden Sprachen abzufassen. 17

13

Siehe dazu auch Hausmann (1977: 53f.). Zur Darstellung der Äquivalenzbeziehungen siehe auch Herbst/Klotz (2003: 117).

14

Siehe dazu Iannucci (1967), Pätzold (1991: 2965), Herbst/Klotz (2003: 120-123).

15

Dies vertreten auch Hausmann (1977: 58), Kromann/Riiber/Rosbach (1984a: 2 0 0 ) und Rettig (1985: 100).

16

Zu den Fällen der Differenzierung im Rezeptionswörterbuch siehe (1984a: 200f.) und Engelberg/Lemnitzer (2001: 108f.).

17

Erwähnt wird dies bei Svensen (1993: 147). Auch Rettig (1985) fordert die „ausgangssprachliche Kommentierung in beiden Richtungen" (101), da es oft der Fall sei, dass ein Wörterbuch von Benutzern beider Sprachen konsultiert wird und somit nicht mehr von einem aktiven und passiven Wörterbuch fur nur einen Benutzer ausgegangen werden kann. Dies würde im Grunde bedeuten, dass es zwei aktive Wörterbücher mit Glossierungen in der jeweiligen Ausgangssprache geben sollte.

Kromann/Riiber/Rosbach

30 Da die Differenzierung der Äquivalente eine so große Rolle bei der Auffindung des richtigen Äquivalents spielt und somit einen großen Beitrag zur Verbesserung von Wörterbüchern darstellt, soll dies im zweiten Teil dieser Arbeit noch genauer untersucht werden. An dieser Stelle jedoch soll aus Gründen der Vollständigkeit noch eine weitere Art der Äquivalenzbeziehung vorgestellt werden.

3.2.4.

Nulläquivalenz

Für einige Lexeme der Ausgangssprache ist es nicht möglich, überhaupt Äquivalente in der Zielsprache zu finden. Diese Lexeme kommen hauptsächlich aus dem Bereich der sprachund kulturspezifischen Begriffe, für die es keine direkte Entsprechung in der anderen Sprache gibt. Zgusta erklärt dies folgendermaßen: „The fundamental difficulty of such co-ordination of lexical units is caused by the anisomorphism of languages, i.e. by the differences in the organisation of the designate in the individual languages and by other differences between languages'^ 1971: 294). In diesen Fällen liegt im Grunde keine Äquivalenz vor und insofern sind die angegebenen Übersetzungen auch keine Äquivalente. Herbst/Klotz sprechen in diesem Zusammenhang von Bedeutungsangaben (2003: 124-126). 1 8 Bedeutungsangaben stellen Ad-Hoc-Übersetzungen oder kurze Definitionen dar: PGW-El: Rabeneltern ~ cruel parents DOG-E2: Gabentisch der gift table (at Christmas and on birthdays) LHW-E2001: Realschule/.secewc/ar}/ school leading to intermediate qualification, etwa junior high school

Am.

Im Beispiel Rabeneltern wird eine Übersetzung gegeben, das geschweifte Gleichheitszeichen gibt an, dass hier jedoch keine tatsächliche Äquivalenz vorliegt, sondern nur eine Annäherung. Der Gabentisch erhält im DOG-E2 eine äquivalente Übersetzung wird aber mit einer weiteren Erklärung 1 9 versehen. Für Realschule wurde kein Äquivalent gefunden, hier erfolgt eine Bedeutungsangabe. Diese Bedeutungsangabe ist offensichtlich nicht mehr direkt in einen Text einsetzbar, sondern bietet hier eine Erklärung. Lediglich für das Ameri-

18

19

Siehe dazu auch Zgusta (1971: 319f.). Er unterscheidet translational und explanatory equivalents, wobei explanatory equivalents besonders in folgenden Fällen eingesetzt werden: „[...] 1) lexical units with other designative functions, 2) culture-bound words, 3) onomasiological gaps " (Schnorr 1986: 54f.). Dies sind Fälle, bei denen eine Nulläquivalenz zwischen Lemma und Äquivalent herrscht. Siehe in diesem Zusammenhang auch Schnorr (1986) und Mugdan (1992a: 40f.). Auch Svensen (1993: 153) beschreibt die Möglichkeit, dem Äquivalentvorschlag eine Erklärung anzufügen. Ist dies allerdings nicht möglich, dann ist auch nur die Angabe einer Definition oder Erklärung vertretbar. Die erste Methode betont den Ausdruck („expressional aspect"), während bei der zweiten die Betonung auf dem Inhalt („content aspect") liegt. Insbesondere betont er dabei, dass die Erklärungen oder Definitionen in der Zielsprache erfolgen sollten: „[...] when there is no English equivalent for a German term the user should at least be provided with a description in correct English so as to be able to communicate concerning the thing in question" (Svensen 1993: 153).

31

kanische wird ein direkt einsetzbarer Begriff gefunden, der aber ebenso kein tatsächliches Äquivalent darstellt. Wörterbücher können hier im Grunde keine perfekten Lösungen für die vielfältigen (Kon-) Texte bieten, die in Frage kommen. Die Bedeutungsangaben und Ad-Hoc-Übersetzungen sollten vom Benutzer eher als ein Angebot oder eine Möglichkeit betrachtet werden. Er ist aufgefordert, ausgehend von der im Wörterbuch angebotenen Information eine dem Ausgangstext angemessene Lösung zu finden. Daher ist es dringend nötig in Wörterbüchern zu kennzeichnen, wenn es sich nicht um ein tatsächliches Äquivalent handelt, sondern um eine Bedeutungsangabe oder eine Ad-Hoc-Übersetzung. Dies kann durch das Druckbild (wie bei Realschule) oder durch Symbole (wie bei Rabeneltern) geschehen.

3.2.5.

Äquivalenzbeziehungen nach Snell-Hornby

Während - wie oben ausfuhrlich beschrieben - in der Literatur üblicherweise Äquivalenzbeziehungen in ein dreistufiges Äquivalenzmodell mit Voll-, Teil- und Nulläquivalenz eingeteilt werden, nimmt Snell-Hornby eine etwas andere Unterteilung vor. Als Grundlage fur die Beziehung von Lexemen der Ausgangs- und Zielsprache legt sie folgendes fest: [...] the basic guiding factor for bilingual lexicography should not be presupposed equivalence, implying the existence o f readily insertable lexical items, but rather the more sceptical principle of varying interlingual relationships [ . . . ]

(Snell-Hornby 1990a: 210)

Sie teilt die Lexeme in fünf Stufen entsprechend ihrer interlingualen Beziehungen ein, weist aber darauf hin, dass im Grunde ein Gradient zwischen den Beziehungen besteht und die Übergänge zwischen den einzelnen Stufen fließend sind. Die Lexeme, die typischerweise einer Gruppe zugeordnet werden können, sind also Prototypen. Man wird aber sehr häufig auf Lexeme treffen, bei denen eine Zuordnung schwer fallt. Die Einteilung von SnellHornby (1987: 165f.) soll hier nun genauer vorgestellt werden: (1) (2) (3) (4)

Terminology/Nomenclature Internationally known items and sets Concrete objects, basic activities, stative adjectives Words expressing perceptions and evaluations, often linked to sociocultural norms (5) Culture-bound elements Vollständige Äquivalenz kann in diesem Schema nur Lexemen der Stufe (1) und (2) zugeordnet werden. Typischerweise sind dies Lexeme aus den Bereichen der Nomenklatur und international bekannte Begriffe wie oxygen: Sauerstoff oder typewriter: Schreibmaschine10. Bereits in der Stufe (3) ist eine Zuordnung zwischen Lexemen der Ausgangs- und der Zielsprache nur mit Hilfe ausführlicher Differenzierung der Äquivalente möglich. Der Bereich,

20

Die Beispiele sind von Snell-Hornby (1990a: 210) übernommen.

32 aus dem diese Lexeme hauptsächlich stammen, ist der Bereich des Messbaren, des konkret Feststellbaren, der konkreten Dinge. Insbesondere die Beziehungen zwischen den Lexemen der Gruppen (4) und (5) sind nicht mehr unter Äquivalenz einzuordnen, denn es besteht nur noch eine vage oder keine Äquivalenzbeziehung mehr. Die Lexeme der Gruppe (4) entstammen hauptsächlich dem Bereich der Wahrnehmung und Bewertung, häufig in Verbindung mit sozio-kulturellen Normen (Snell-Hornby 1987: 166 und 1990a: 210). Die Hauptvertreter dieser Gruppe sind dynamic adjectives, descriptive nouns und descriptive verbs11. Beispiele für diese Gruppe sind keifen, kitschig, gemütlich'12. Die Stufe (5) dieser Einteilung beinhaltet Lexeme aus dem kulturspezifischen Bereich23 wie Abitur, Feuerzangenbowle oder Kirchweih, für die es in der Regel keine Entsprechungen gibt. Diese fünfstufige Einteilung, die auf interlingualen Beziehungen beruht, fuhrt zu einer anderen Artikelgestaltung als die Betrachtung von Äquivalenz(beziehungen). Dies beschreibt Snell-Hornby folgendermaßen: In our view however, equivalence of this type is basically restricted to items of Groups 1 and 2 listed above, and possibly, with considerable meaning discrimination, to some of Group 3. Our list shows a gradual transition from "equivalence" via "equivalence with discrimination" (Group 3) to "partial-overlapping" (Group 4) and definition (Group 5). This transition should be reflected in the basic design of the LBD articles. Thus in the case of the more complex lexemes (Group 4) the traditional alphabetical arrangement might well be supplemented by a presentation in contrastive semantic fields, to which the main body of the dictionary would act as index. (1987: 167) 24

Insbesondere für die Gruppe (4) sieht Snell-Hornby die Möglichkeit die alphabetische Struktur des Wörterbuchs zu durchbrechen und in Wortfeldern zu arbeiten. Die komplexen Verbindungen bzw. die nur teilweise vorhandene Überlappung von Lemma und Äquivalent soll folgendes Beispiel zeigen: PGW-El:

gackern ... O(figfam)

to cackle fig

Für den figurativen Gebrauch von gackern stellt das PGW-El ein Äquivalent zur Verfugung. Vergleicht man jedoch die Definitionen von gackern bzw. cackle in einem einsprachigen Wörterbuch, stellt man fest, dass die Übereinstimmung nicht so groß ist:

21

22 23

24

Snell-Hornby definiert descriptive verbs folgendermaßen: „In other words, beyond their grammatical and syntactic functions, beyond the basic semantic situation created by participants and circumstances, they contain a further semantic element that assumes the function of, and is expressed in the verb's definition by one or more adjectives or manner adverbs" (1983: 25). Deskriptive Verben bestehen aus zwei Teilen dem Verbkern (verb-core oder act-nucleus in ihrer Terminologie) und einem modifizierenden Element (modifying adverbial oder modiflcant). Die Beispiele wurden Snell-Hornby (1987: 166) entnommen. Siehe dazu Snell-Hornby (1987: 166f.). In diesen Fällen können auch im zweisprachigen Wörterbuch Definitionen erfolgen: „[...] while culture bound elements are best explained by definition as in monolingual dictionaries" (1987: 166f.). LBD steht fur Learner's Bilingual Dictionary.

33

LGDaF-1993: gackern ... 2 gespr.; (mst. in Bezug auf junge Mädchen verwendet) unwichtige Dinge (sehr aufgeregt) sagen (u. dabei kichern) ... OALD6:

cackle ... 2 to laugh in a loud unpleasant way: [V] They all cackled with delight.

Im Gegensatz zu gackern scheint cackle nicht auf junge Mädchen begrenzt zu sein und es scheint sich um eine völlig andere Art des Lachens zu handeln. In einem Wortfeld ließe sich dies möglicherweise besser darstellen. Ein einsprachiges Wörterbuch, der Longman Language Activator (LLA)25, hat sozusagen die Forderung nach der Durchbrechung des alphabetischen Prinzips umgesetzt, die bei Gruppe (4) gefordert wird. Dort werden Wörter zu Wortfeldern zusammengefasst und erklärt. Die alphabetische Struktur dient lediglich als Zugriffsstruktur. Der Ausschnitt des Eintrags zu lachen, in dem auch cackle behandelt wird, sieht darin folgendermaßen aus: LLA:

LAUGH 5 to laugh loudly... roar/howl/shriek with laughter ... to laugh very loudly because you think something is very funny [v phrase] The delighted audience howled with laughter. \ If you tickle the baby's tummy she shrieks with laughter. [ Dad was roaring with laughter at something on TV and didn 7 hear me come in. laugh out loud ... to suddenly laugh loudly because you think a situation, someone's words, something you are reading etc is very funny [vphrase] John threw back his head and laughed out loud. \ Wodehouse is one of the few writers who can make me laugh out loud. cackle ... to laugh loudly and unpleasantly in a high voice, like someone who is mad [ν I] When I said this, he started cackling like a madman. \ She grinned malevolently and cackled in a frightening way.

Wie allerdings die Darstellung von zweisprachigen Wortfeldern gestaltet werden soll, bleibt bei Snell-Hornby weitgehend unklar. Zudem darf zu bezweifeln sein, ob der Benutzer bereit ist, derartig langwierige Nachschlagevorgänge zu leisten, wie sie mit Wortfeldern verbunden sind.

25

Eine Besprechung des Longman Language

Activators

bietet Klotz (1994).

34 3.3.

Zusammenfassende Bemerkungen

In diesem Kapitel wurde zuerst ein Äquivalenzbegriff vorgestellt, der für die Lexikographie geeignet erscheint. Dabei spielen neben der semantischen Übereinstimmung vor allem pragmatisch-idiomatische Komponenten und die Abhängigkeit vom Kontext eine Rolle. Diese Äquivalenz kann auf verschiedenen Ebenen erreicht werden, wobei insbesondere die Kollokationsebene, die Lexemebene und die Ebene der lexikalischen Einheiten für die Lexikographie eine wichtige Rolle spielen. Des Weiteren wurden zwei Konzepte der Betrachtung von Beziehungen zwischen Lemmata und Äquivalenten vorgestellt. Das „klassische" Konzept unterteilt Äquivalenzbeziehungen in Voll-, Teil- und Nulläquivalenzen. Volläquivalenz bedeutet die vollständige Übereinstimmung von Lemma und Äquivalent. Im Gegensatz dazu steht die Teiläquivalenz, die sich in Divergenz, Konvergenz und Multivergenz spaltet. Bei Divergenz und Konvergenz kommt es auf die Sprachrichtung der Betrachtungsweise an. Was für den deutschen Benutzer konvergent ist, ist für den englischen Benutzer divergent, wie dies an Blume/Blüte = flower deutlich wird. Die häufigste Äquivalenzrelation ist die Multivergenz. Sie stellt die komplexen Beziehungen zwischen Lemma und Äquivalenten und anderen Lexemen dar. Als zweites Konzept wurde das Konzept von Snell-Hornby vorgestellt. Sie legt eine variierende interlinguale Beziehung zwischen den Sprachenpaaren zugrunde, wobei ein Gradient von völliger Übereinstimmung der Begriffe bis zu einer Nichtübereinstimmung vorliegt. Durch die Einführung einer weiteren Stufe bei den Äquivalenzbeziehungen ermöglicht der Ansatz von Snell-Hornby eine differenziertere Darstellung. Insbesondere bei komplexen Beziehungen zwischen dem ausgangssprachlichen Lemma und den zielsprachlichen Äquivalenten lässt der Ansatz von Snell-Hornby eine verfeinerte Darstellung der Beziehungen zu und erfordert letztlich eine verfeinerte Darstellung im Wörterbuch. Während die einfachen Beziehungen bei ihr durch differenzierende Angaben - wie dies auch beim „klassischen" Ansatz für die Teiläquivalenz gefordert wird - unterschieden werden können, trifft dies auf die nächste Stufe nicht mehr zu. Hier führt Snell-Hornby die Darstellung von Miniwortfeldern im Wörterbuch ein. Wie dies allerdings genau zu realisieren ist - dies ist schwierig, da Wortfelder ja mehrdimensional sein können - bleibt dahingestellt. Sie schlägt für die deskriptiven Verben, die sie untersucht hat, vor, das Wortfeld sowohl graphisch als auch im normalen Wörterbuchstil zu beschreiben. Diese Durchbrechung des alphabetischen Prinzips würde dem Benutzer aber auch längere und komplexere Nachschlagevorgänge abfordern. Auch die tatsächliche Gestaltung dieser zweisprachigen Wortfelder dürfte sich als schwierig erweisen.

4.

Die grundsätzliche Problematik der Differenzierung von Äquivalenten

Die Diskussion der Äquivalenzbeziehungen in Kapitel 3 hat gezeigt, dass ein Großteil des Wortschatzes in einem komplexen Beziehungsgeflecht mit seinen möglichen fremdsprachlichen Entsprechungen steht. Neben den Äquivalenzbeziehungen, die zwischen zwei Sprachen vorherrschen, spielen auch kombinatorische Prozesse innerhalb dieser zwei Sprachen und deren Gegenüberstellung eine wichtige Rolle. Es lässt sich feststellen, [...] dass sich verschiedene Sprachen offenbar nicht nur in der Art der Konzeptualisierung unterscheiden, die fur die Bedeutung von lexikalischen Einheiten relevant ist, [...] sondern auch dadurch, durch welche Wortfolgen bestimmte (komplexere) Ausdrucksabsichten (üblicherweise oder überhaupt) realisiert werden.

(Herbst/Klotz 2003: 146)

Im Folgenden sollen zwei miteinander konkurrierende Prinzipien vorgestellt werden, das open-choice principle und das idiom principle. Des Weiteren soll gezeigt werden, welche Auswirkungen das idiom principle auf die Darstellung bestimmter Informationstypen im zweisprachigen Wörterbuch hat.

4.1.

Open-choice principle und idiom principle

Für die kombinatorischen Mechanismen innerhalb einer Sprache stellt Sinclair in seinem Buch Corpus, Concordance, Collocation (1991)' das open-choice principle, also das ,Prinzip der freien Auswahl' vor. Darin sieht Sinclair die - unter dem Vorbehalt der Grammatikalität - grundsätzliche und freie Kombinierbarkeit von Lexemen: „At each point where a unit is completed (a word, phrase, or clause), a large range of choice opens up and the only restraint is grammaticalness" (1991: 109). Er bezeichnet das open-choice principle als ein slot-and-filler-ModeW. Dem liegt die Vorstellung zugrunde, dass Sätze aus einer Folge von Leerstellen, den so genannten slots, bestehen. Wenn eine Leerstelle aufgefüllt wird, eröffnen sich für die nächste Leerstelle eine große Anzahl von neuen Möglichkeiten aus dem Wortschatz. Die Auswahl dieser fillers, die die Leerstellen ausfüllen, wird einzig beschränkt durch das Kriterium der Grammatikalität. Das open-choice principle, das sich bei Sinclair hauptsächlich auf Kombinationsmöglichkeiten innerhalb einer Sprache bezieht, mit dem zugrunde liegenden slot-and-fillerModell lässt sich auch auf die zweisprachige Lexikographie übertragen. Im Prinzip liegt auch hier die Vorstellung zugrunde, dass bei der Übersetzung von einer Sprache in eine andere ein ausgangssprachlicher Satz als eine Anreihung von slots zu betrachten ist, in die bereits ausgangssprachliche Lexeme eingesetzt sind. Bei der Übersetzung müssen diese

1

Vgl. dazu auch Sinclair (1987).

36 slots dann durch zielsprachliche Lexeme ersetzt werden. Die Äquivalente, die im zweisprachigen Wörterbuch dargeboten werden, können demnach als die fillers in diesem Modell angesehen werden. Die Forderung von vielen Lexikographen nach direkt einsetzbaren Äquivalenten unterstützt insoweit dieses Modell. So fordert u.a. Zgusta: [...] the dictionary should offer not explanatory paraphrases or definitions, but real lexical units of the target language which, when inserted into the context, produce a smooth translation. (1984: 147)

Dem open-choice principle folgend würde in jede Leerstelle eine große Auswahl an fillers eingesetzt werden können. Dass dies aber tatsächlich nicht möglich ist, sondern dass durch den Sprachgebrauch sogar sehr starke Beschränkungen vorliegen, welche Wörter miteinander kombiniert werden können oder nicht, sieht man sehr deutlich am zweisprachigen Wörterbuch. Will man z.B. zwei aufeinander folgende slots füllen und wählt zwei Übersetzungen aus, besteht durchaus die Möglichkeit, dass diese beiden gefundenen fillers in der Fremdsprache dann nicht mehr kombinierbar sind. Hausmann (1999b) beschreibt dies im Vorwort zum Student's Dictionary of Collocations anhand eines Beispiels: Was heißt „einen Nagel einschlagen"? Hier lautet die Antwort: hammer a nail into (the wall) oder drive a nail into (the wall). Wer sich vom deutschen Wort einschlagen beeinflussen lässt und schreibt *beat a nail into the wall, macht einen Fehler, genauso wie der Franzose, der, weil man in seiner Sprache sagt planter un clou (einen Nagel „einpflanzen"), meint, im Englischen heiße es *plant a nail. (IV)

Auch Sinclair sieht Einschränkungen in der durch das open-choice principle vertretenen, generellen Kombinierbarkeit von Lexemen: It is clear that words do not occur at random in a text, and that the open-choice principle does not provide for substantial enough restraints on consecutive choices. We would not produce normal text simply by operating the open-choice principle. [...] The principle of idiom is that a language user has available to him or her a large number of semipreconstructed phrases that constitute single choices, even though they might appear to be analysable into segments. (1991: 110)

Sinclair fuhrt daher das idiom principle ein. Das open-choice principle und das idiom principle kommen nicht nebeneinander zur Anwendung, sondern sind konkurrierende Prinzipien, die sich gegenseitig ausschließen. Das idiom principle ist mächtiger als das openchoice principle2, da vieles in einer Sprache idiomatisch ist. Dies spielt nun besonders für den Fremdsprachenlerner eine wichtige Rolle, denn die vorkonstruierten Phrasen sind für ihn nicht vorhersehbar und müssen daher zusammen

2

Hausmann (1993: 479): „[...] formuliert der britische Linguist John Sinclair, das idiomatische Prinzip sei in der Sprache mächtiger als das Prinzip der freien Wahlmöglichkeit." Siehe auch Sinclair (1991: 114): „It should be recognized that the two models of language that are in use are incompatible with each other. There is no shading of one into another; the switch from one model to the other will be sharp. The models are diametrically opposed."

37 gelernt werden, d.h. auch im Wörterbuch müssen diese vorkonstruierten Elemente einer Sprache aufgeführt und dem Benutzer deutlich gemacht werden. So ist fur den deutschen Fremdsprachenlerner nicht vorhersehbar, dass ,sich die Nase putzen' im Englischen mit to blow one 's nose zu übersetzen ist und nicht mit *to clean one 's nose. Das idiom principle schränkt also die Auswahl an kombinierbaren Lexemen erheblich ein. Diese Einschränkung der Auswahl kann an zwei Informationstypen im zweisprachigen Wörterbuch demonstriert werden: zum einen an den Kollokationen, für deren Beschreibung die Semiotaxis eine große Rolle spielt, und zum anderen an Restriktionen, die durch Beispiele, die im zweisprachigen Wörterbuch dem Äquivalentteil folgen und eine Vielzahl unterschiedlicher Informationen liefern, dargestellt werden.

4.2.

S e m i o t a x i s u n d idiom

principle

Auch Hausmann schätzt die Bedeutung der von Sinclair vorgestellten Prinzipien für die Lexikographie als sehr hoch ein. In seinem Artikel „Semiotaxis and learners' dictionaries" ( 1 9 9 9 ) unterscheidet Hausmann semiotaktisch 3 unabhängige Wörter, so genannte autonome Wörter, die unabhängig von anderen Wörtern definiert werden können und semiotaktisch abhängige Wörter, die sogenannten nicht-autonomen Wörter, die nur mit Hilfe eines Wortes, auf das sie sich beziehen, erklärt werden können: The autonomous words and senses are on the side of the open-choice-principle, the non-autonomous words and senses are on the side of the idiom-principle [...]. Therefore the autonomous words can be learnt by a foreigner without context. Bed = Bett = lit. The non-autonomous words have to be learnt in context. (Hausmann 1999: 205) 4 Semantisch autonome Wörter 5 sind für den Fremdsprachenlerner leicht erlernbar, da er dafür keine Angabe eines Kontextes benötigt. Anders sieht dies jedoch für nicht-autonome

3

4 5

Hausmann definiert den von E. Nida übernommenen Begriff der Semiotaxis folgendermaßen: „Semiotaxis ist eine semantische Dimension der Syntagmatik. Sie geht davon aus, daß die Wörter semantisch gesehen nicht alle gleichermaßen autonom sind. Sie trennt demnach den Wortschatz in Synsemantika und Autosemantika, setzt aber die Schnittstelle anders an, als das üblicherweise geschieht. Üblicherweise betrachtet man alle Substantive, Verben und Adjektive als Autosemantika, und als Synsemantika lediglich inhaltslose oder schwer definierbare Funktionswörter vom Typ Konjunktionen u.a. In der Semiotaxis hingegen geht es um die Definierbarkeit der Wörter. Ist das Wort autonom definierbar oder bedarf es zur Definition eines Ko-textpartners, der ihm eigentlich erst Identität gibt?" (1997: 172). Siehe dazu auch Hausmann (1993: 475f.). Hausmann (1995: 20): „Wo finden wir Autosemantika, d.h. Wörter, die semantisch autonom sind, die zu ihrer Definition und zu ihrer Übersetzung nicht des Kontextes bedürfen, die man in Wortgleichungen lernen kann? Offensichtlich vor allem unter den Substantiven, immer dann, wenn Konkretes oder geistig Durchkonzipiertes in beiden Sprachgemeinschaften existiert. Auch unter den Verben und Adjektiven sind einfache Wortgleichungen möglich: bewundern = admirer, nützlich = utile, angenehm = agreable."

38 Wörter aus, die in ihrer Kombinierbarkeit mit anderen Wörtern stark eingeschränkt sind und somit nur zusammen mit dem Kontext, in dem sie vorkommen können, erlernbar sind: Da ergibt sich ein ungeheures Spektrum dessen, was man üblicherweise so und nicht anders miteinander verbindet, oder üblicherweise bevorzugt so und seltener so und so miteinander verknüpft und kombiniert. Denn zwar gibt es zwischen zwei Sprachen immer auch strukturgleiche Wortkombinationen (z.B. kann man im Deutschen wie im Französichen nützlich und utile, angenehm und agreable in zahllosen Kombinationen ohne Fehlergefahr verwenden), aber sehr viel höher ist die Zahl bevorzugter Wortkombinationen, die Unterschiede aufweisen. (Hausmann 1993: 476) G o u w s überträgt die Einteilung in autosemantische und synsemantische Wörter in seinem Aufsatz „Strategies in equivalent discrimination" ( 2 0 0 0 ) auf die zweisprachige Lexikographie. Während autosemantische Wörter leicht übersetzbar sind, sind synsemantische Wörter schwieriger zu übertragen. 6 Synsemantische Wörter haben oft mehrere Übersetzungsäquivalente, j e nachdem in w e l c h e n Kontext sie vorkommen. Daraus ergibt sich eine wichtige Konsequenz für die Behandlung v o n Wörtern im Wörterbuch: This implies that the same strategy of equivalent discrimination will not be employed in the articles of autosemantic and synsemantic lemma signs. Where the lexicographic treatment of autosemantic words can be of a restricted nature, the treatment of synsemantic words has to be more comprehensive. (Gouws 2000: 107f.) Dazu gehört vor allem eine ausführliche und genaue Differenzierung der angegebenen Übersetzungsäquivalente mit allen zu diesem Z w e c k zur Verfugung stehenden Mitteln. Synsemantische Wörter, also von anderen Wörtern abhängige Wörter, können mit Hilfe von syntagmatischen Partnern, die den Kontext liefern und mit denen zusammen sie typischerweise gehäuft vorkommen, genauer in ihrer Verwendung eingeschränkt werden. So können leichter fremdsprachliche Entsprechungen gefunden werden. Diese typischen Wortkombinationen nennt Hausmann Kollokationen 7 . Dies sind „der Sprache eigene und nicht automatisch in andere Sprachen übertragbare Wortkombinationen" (Hausmann 1999b: iv),

6 7

Siehe dazu Gouws (2000: 107). Es gibt unterschiedliche Kollokationsbegriffe: Sinclair geht von einem statistischen Kollokationsbegriff aus, der sich aus der Untersuchung von Korpora entwickelt hat und hauptsächlich Wörter, die innerhalb von bestimmten festgesetzten Abständen miteinander vorkommen, als Kollokationen festlegt. Dieses miteinander Vorkommen schließt auch Vorkommen von Artikel + Substantiv oder Personalpronomina und Verben ein. Dies unterscheidet sich wesentlich vom Hausmann'schen Kollokationsbegriff, der dieses gemeinsame Vorkommen nicht statistisch festlegt, sondern als typisches Vorkommen zweier voneinander abhängiger Wörter bezeichnet. Gerade der Punkt der gegenseitigen Abhängigkeit erscheint besonders für die Differenzierung der Äquivalente mit Hilfe von Kollokationen wichtig zu sein. Der Hausmann'sche Kollokationsbegriff ist für die Lexikographie relevanter, da er „für das Fremdsprachenlernen und die darauf ausgerichtete Lexikographie unverzichtbar" (Hausmann 2003 : 320) ist. Zum Sinclair'schen Kollokationsbegriff siehe Sinclair (1987), (1991), Hausmann (2003) und Klotz (2000: 64-84). Zum Hausmann'schen Kollokationsbegriff siehe auch: Hausmann (1985b), Hausmann (2003), Kromann (1989b), Cop (1991), Klotz (2000: 84-95).

39 die im Gegensatz zu freien Wortverbindungen, den Ko-Kreationen, stehen. Hausmann untergliedert die Kollokationen in Basen und Kollokatoren, wobei die autosemantischen Wörter den Basen, die synsemantischen Wörter den Kollokatoren zuzurechnen sind (1997: 177). Basen können ohne Probleme (und ohne ihre möglichen Kollokationspartner) definiert werden. Kollokatoren jedoch sind ohne Erwägung ihrer Basen nicht definierbar. 8 Im Mittelpunkt Hausmanns Interesses steht dabei auch, an welcher Stelle im Wörterbuch die Kollokationen verzeichnet werden sollen, wobei die Semiotaxis wiederum eine große Rolle spielt. „Die Synsemantika als abhängige Wörter in dienender Funktion gehören vor allem in die Artikel der Wörter, von denen sie abhängig sind, denen sie dienen und von denen sie erst eigentlich Identität erhalten" (Hausmann 1997: 176). Kollokationen stellen nun hauptsächlich ein Problem für die Produktion und Übersetzung in die Fremdsprache dar, denn Kollokationen sind nicht vorhersehbar, aber transparent 9 . Für den Eintrag und die Behandlung von Kollokationen unter dem Gesichtspunkt der Textproduktion ist die Auflistung unter den Basen sicherlich sinnvoll. 10 Dies gilt daher besonders für einsprachige Wörterbücher. In einem zweisprachigen Wörterbuch, das der Produktion dienen soll, können Kollokationen eine Doppelfunktion erfüllen. Zum einen dienen sie zur Differenzierung von Übersetzungsäquivalenten. Gerade dann müssen sie in den Artikeln der Synsemantika erscheinen. Denn die synsemantischen Wörter werden erst durch ihre Basen und den Kontext, der dadurch gegeben wird, disambiguiert." Die Disambiguierung der Wörter durch Aufzählung ihrer typischen Kollokationen liefert „syntagmatische 1:1-Äquivalenzen" (Hausmann 1995: 22). Auf diese Weise kann zumindest ein Teil des Wortschatzes zu einer Äquivalenz gebracht werden. Der basisbezogene Kollokationsbegriff Hausmanns illustriert das idiom principle sehr deutlich. Da der Kollokationsbegriff jedoch sehr eng gefasst ist, ist die Zuordnung einer Kombination als Kollokation in vielen Fällen sehr schwierig. Daher übt Klotz (2000: 8 8 95) Kritik am Kollokationsbegriff von Hausmann: Zwischen Kollokation und Ko-Kreation besteht ein Gradient. Hausmann spricht von „spezifischen" und „unspezifischen" Kombina-

g Vgl. dazu Hausmann (1985b: 119). Hausmann spricht von einer hierarchischen Zuordnung der Kollokationspartner. Siehe Hausmann (1995: 22). Die Transparenz von Kollokationen ist auch der Grund, weshalb ein Fremdsprachenlerner im Normalfall Kollokationen versteht. 10 Vgl. Hausmann (1991: 228 ff.). Hausmann stellt fest, dass in einem Kollokationswörterbuch die Kollokatoren unter den Basen aufgelistet werden müssen, da ein Kollokationswörterbuch ja der Produktion dienen soll und man immer von einer Basis ausgeht und nach dem passenden Kollokator sucht. Auch für einsprachige Lernerwörterbücher, die wiederum der Produktion dienen sollen, gilt dies. Bei zweisprachigen Wörterbüchern scheint dies nicht so wichtig zu sein, da man bei zweisprachigen Wörterbüchern ja auch den ausgangssprachlichen Kollokator nachschlagen kann. Hausmann fordert (hauptsächlich aus Platzgründen) jedoch eine klare Strategie bei der Darstellung der Kollokationen. Für das zweisprachige Wörterbuch scheint daher mit Hinblick auf die Doppelfunktion von Kollokationen ihre Auflistung unter dem Kollokator sinnvoller. 1 ' „Begrenzt kombinationsfähige Wörter des Typs unumstößlich sollten in den Wörterbüchern nicht ohne Aufzählung der gängigen Verbindungen (Kollokationen) behandelt werden, in denen sie stehen (z.B. unumstößlich + Tatsache, Entscheidung, Gesetz, Prinzipien). Bei unbegrenzt kombinationsfähigen Wörtern (z.B. zerreißen, angenehm) ist die Exemplifizierung der Kombinationsmöglichkeiten willkommen, sollte aber als solche gekennzeichnet werden" (Hausmann 1985a: 376).

40 tionen und stellt fest, dass „die Übergänge fließend sind" (1985b: 119), aber „die Tatsache fließender Übergänge entbindet die Linguistik nicht von der Verpflichtung, dennoch nach Kräften die Zweierkombinationen in spezifische und unspezifische zu teilen" (Hausmann 1985b: 119). Klotz allerdings kritisiert dies: „Wenn jedoch, wie im vorliegenden Falle, deutlich wird, daß ein beträchtlicher Teil der zu klassifizierenden Elemente sich nicht eindeutig zuordnen läßt, so ergeben sich berechtigte Zweifel an der vorgeschlagenen Klassifikation" (2000: 90).12 Problematisiert wird von Klotz auch, dass Kollokationen aus demselben Kollokationsbereich unterschiedlich etabliert sein können. So ist bei den Begriffspaaren take - bus oder take - subway/underground ein häufigeres Vorkommen für take - bus festzustellen. Take bus ist also innerhalb dieses Kollokationsbereichs etablierter13. Für die Differenzierung bedeutet dies, dass nicht nur Kollokationen im Hausmann'sehen Sinn, sondern auch weniger eng gefasste Kombinationen zeigen, dass Sprache in vorgefertigten Einheiten vorkommt und dass dies im Wörterbuch dargestellt werden muss, denn dies ist ein Bereich, bei dem der Fremdsprachenlerner Hilfestellung benötigt. Als weiteren Bereich, wo im zweisprachigen Wörterbuch das idiom principle zum Einsatz kommt, soll hier der Bereich der Beispiele dargestellt werden.

4.3.

Beispiele und idiom

principle

Kollokationen als vorgefertigte Einheiten illustrieren das idiom principle. Daneben lassen sich aber andere Einschränkungen bei der Kombinierbarkeit von Lexemen im zweisprachigen Wörterbuch finden. Beispiele erfüllen zwei verschiedene Aufgaben. Zum einem illustrieren sie Lemma und/oder Äquivalent. Zum anderen „könnte man diese Angaben als Einschränkung des Anwendungsbereichs des Äquivalents in Bezug auf bestimmte Kollokatoren (oder auch Situationen) verstehen. Negativ betrachtet, werden dadurch also Kollokationsrestriktionen oder Anwendungsrestriktionen zum Ausdruck gebracht" (Herbst/Klotz 2003: 144). Die folgenden Wörterbuchausschnitte sollen dies verdeutlichen: PGW-El:

gammelig ... Ο {ungenießbar) bad, rotten; ein ~es Stück Käse a piece of stale cheese θ (unordentlich) scruffy; ein ~es Auto an old banger fam\ ~e Kleidung scruffy [or grotty] clothes BRIT; . . .

DOG-E2:

Tadel ... |ä| censure; jmdm. einen ~ erteilen give sb. a rebuke; rebuke sb.;

12

13

Klotz schlägt daher vor, in Anlehnung an Cowie „alle diese Kombinationen als Kollokationen zu betrachten, die auf einer Skala zwischen quasi völliger Offenheit (open collocations) und äußerster Restriktion auf nur einen möglichen Kollokationspartner (restricted collocation) angesiedelt sind" (2000: 91). Vgl. dazu auch Cowie (1978 und 1981). Für eine ausführliche Beschreibung dieser Untersuchung siehe Klotz (2000: 91-95).

41 LHW-E2001: abbauen ... 4. (verringern) reduce; (Bestände) rund down; (Missstände) remedy; (Vorurteile etc.) get rid of; Arbeitskräfte ~ cut down on manpower (od. the workforce);... Zu gammelig findet sich unter 2. das Äquivalent scruffy. Außerdem folgen zwei Beispiele, wobei gammelige Kleidung das Äquivalent aufgreift und somit illustriert. Für die Übersetzung von ein gammeliges Auto jedoch wird das Äquivalent nicht verwendet, sondern ein neuer Ausdruck (an old banger) eingeführt. Dies kann so verstanden werden, dass gammelig + Auto nicht mit scruffy sondern einem anderen Ausdruck übersetzt werden muss. Es repräsentiert also eine Einschränkung des Anwendungsbereichs des Äquivalents. Ähnliches gilt auch fur jmdm. einen Tadel erteilen, das in dieser Kombination als Einschränkung fur censure gesehen werden kann, und ebenso für Arbeitskräfte abbauen, was eine Restriktion der vorher genannten Äquivalente darstellt. Die auf diese Art gezeigten Restriktionen illustrieren ebenso wie Kollokationen das idiom principled

4.4.

Zusammenfassung

Es wurden zwei konkurrierende Prinzipien vorgestellt, die ihren Niederschlag auch in zweisprachigen Wörterbüchern finden. Das open-choice principle geht von einer generellen Kombinierbarkeit von Lexemen im Rahmen der Grammatikalität aus. Es basiert auf einem slot-and-filler Modell, dem die Idee von Leerstellen und Einsetzbarkeit zugrunde liegt. Diesem Modell völlig entgegensetzt steht das idiom principle, das von vorgefertigten Einheiten in der Sprache ausgeht. Das idiom principle ist das stärkere der beiden Prinzipien. Diese vorgefertigten Einheiten der Sprache kann man im zweisprachigen Wörterbuch in Kollokationen und auch in den Beispielen, die als Restriktionsangaben fungieren, finden. Sowohl Kollokationen also auch Restriktionsangaben bringen zum Ausdruck, dass bestimmte Konzepte durch bestimmte Wortfolgen typischerweise ausgedrückt oder nicht ausgedrückt werden. Daher eignen sich diese beiden Informationstypen hervorragend zur Differenzierung von Äquivalenten, da sie vorgefertigte Einheiten zur Versprachlichung von Konzepten darstellen. Sie stellen die Möglichkeiten bzw. Einschränkungen von Kombinationen im Sinne des idiom principle dar.

14

Vgl. Herbst/Klotz (2003: 147).

5.

Konkrete Differenzierungsmöglichkeiten in zweisprachigen Wörterbüchern

Wie in den vorhergehenden Kapiteln deutlich wurde, ist das Auffinden des richtigen Äquivalents v.a. bei der Hinübersetzung von größter Wichtigkeit. Insbesondere bei komplexen Äquivalenzbeziehungen zwischen Ausgangs- und Zielsprache benötigt der Benutzer eine gründliche Hilfestellung, um das richtige Übersetzungsäquivalent zu finden. Differenzierende Angaben können diese Hilfe leisten. So stellt Kromann fest, „daß bei der Konfrontation der Sememe eines Sprachenpaars die differenzierende Glossierung ein notwendiges Verfahren ist, das im Hinübersetzungswörterbuch systematisch angewendet werden muß, wohingegen das Verfahren im Herübersetzungswörterbuch nicht erforderlich ist" (1983: 337). Wichtig ist hier die .systematische' Anwendung der differenzierenden Glossierung. Denn jedes Übersetzungsäquivalent muss mit genauen differenzierenden Angaben versehen werden, damit der Benutzer gezielt zwischen den Äquivalenten auswählen kann. Auch Gouws hält die Differenzierung der Übersetzungsäquivalente für einen wichtigen Teil der Behandlung des ausgangssprachlichen Lemmas: „The notion of equivalent discrimination applies to all dictionaries that include the presentation of one or more translation equivalents as part of the lexicographic treatment of the lemma sign" (2000: 99). Für den Lexikographen jedoch ist es praktisch nicht möglich, die komplexen Beziehungen zwischen Ausgangs- und Zielsprache in allen Einzelheiten darzustellen. Lexeme stehen immer in einem Kontext und obwohl nie alle Kontexte dargestellt werden können die Anzahl der Kontexte ist potenziell unendlich - , ist der Kontext für Lexeme entscheidend. Wortbedeutungen werden gerade durch den Kontext disambiguiert. 1 Der jeweilige Kontext aktiviert eine Bedeutung, die durch einen anderen Kontext unterdrückt wird. Der Kontext ist also entscheidend für die Disambiguierung und deshalb auch wichtig als Teil der Darstellung der Übersetzungsäquivalente, die ohne differenzierende Angaben beispielsweise in Form von Glossierungen oder Angaben zu typischen Kombinationen des Lemmas oftmals nutzlos sind. „Die kumulative Reihung o h n e differenzierende Glossen ist in dem Hinübersetzungswörterbuch die Todsünde des Lexikographen" (Kromann 1983: 339). Aber auch über zwanzig Jahre, nachdem Kromann diese Forderung aufgestellt hat, wird sie nicht immer beherzigt. Sieht man sich heutige Wörterbücher an, finden sich immer noch Artikel mit bloßer Reihung von Äquivalenten ohne jegliche Hilfestellung in Form von differenzierenden Angaben für den Benutzer. Die folgenden Wörterbuchausschnitte zeigen dies:

Vgl. dazu auch Palmer (1981: 76): "It is, o f course, obvious that by looking at the linguistic ontext of words we can often distinguish between different meanings." Auch Scheiben (1972: 78ff.) beschreibt die Disambiguierung durch den Kontext: "Der Kontext bestimmt also gewöhnlich die genaue Bedeutung eines Wortes, das in seiner Isolierung, wie zum Beispiel im Wörterbuch, als mehrdeutig erscheint."

44 PGW-El: DOG-E2:

durchführbar ... feasible, workable, practicable Makellosigkeit ... flawlessness; perfection; spotlessness; immaculateness; impeccability; (fig.) spotlessness LHW-E2001: raufen I. v/t. pull (out)...; II. v/i. u. v/refl: (sich ~) scuffle, brawl, tussle; Dem Benutzer werden in allen drei Fällen eine ganze Reihe möglicher Übersetzungsäquivalente angegeben. Da er jedoch in vielen Fällen nicht ausreichend Kompetenz in der Fremdsprache aufweist, genügt ihm die bloße Aufzählung der Äquivalente nicht. Es wird für den Benutzer beinahe unmöglich sein, zwischen flawlessness, perfection und spotlessness zu unterscheiden und das richtige Äquivalent zu finden. Um ihm eine gezielte Auswahl zu ermöglichen, ist es dringend nötig, die einzelnen Äquivalente mit differenzierenden Angaben zu versehen und somit eine Differenzierung zwischen den Äquivalenten zu gewährleisten. Dies könnte zum Beispiel durch die Angabe von typischen Kontexten oder typischen Konstruktionen des jeweiligen Äquivalents geschehen. Glücklicherweise ist die Praxis, Äquivalentreihen ohne Differenzierung anzugeben, nicht die Regel, aber auch nicht die absolute Ausnahme. Wie aber genau die Wörterbücher bei der Differenzierung von Äquivalenten vorgehen, soll im Folgenden untersucht werden. Zuerst erfolgt eine qualitative Untersuchung der verschiedenen Mittel zur Unterscheidung von Äquivalenten und deren Zweckmäßigkeit. Dazu werden gegebenenfalls Verbesserungsansätze vorgestellt. In einem nächsten Schritt findet eine quantitative Untersuchung der in Wörterbüchern üblichen Methoden der Differenzierung statt. Zusätzlich zu den Ergebnissen der qualitativen und quantitativen Analyse werden dann einige Probeartikel vorgestellt und diskutiert. Zunächst scheint es jedoch notwendig, die Unterschiede der Differenzierung in einsprachigen und zweisprachigen Wörterbüchern darzustellen und die unterschiedlichen Begriffe, die fur den Bereich der Differenzierung von Übersetzungsäquivalenten in der Literatur verwendet werden, darzustellen, einzuordnen und sich auf einen klar definierten Begriffskanon festzulegen.

5.1.

Differenzierung in einsprachigen und zweisprachigen Wörterbüchern

Bei einsprachigen Lernerwörterbüchern ist es üblich, dem Benutzer des Wörterbuchs das Auffinden einer Bedeutung eines polysemen Lemmas zu erleichtern, indem man insbesondere bei längeren Artikeln kurze, zumeist synonymische Glossen vor jede einzelne Bedeutung und somit jede Definition eines Lemmas setzt. Das OALD6 bezeichnet diese Glossen als short cuts2, im LDOCE3 werden diese signposts3 genannt. Auch andere

2 3

„Short cuts show the general meaning or context of each meaning." (OALD6 2000: viii) In LDOCE3 sind die so genannten signposts besonders in längeren Einträgen zu finden, um die Orientierung zu erleichtern: „Signposts in longer entries help you to find the meaning that you need." (LDOCE3 1995: xiii)

45 einsprachige Lernerwörterbücher machen von diesen Glossen Gebrauch. 4 Ihre Hauptaufgabe ist es, dem Benutzer das Auffinden der gesuchten Bedeutung eines Lexems durch einen Schnellüberblick zu erleichtern und den Nachschlagevorgang zu verkürzen. Die folgenden Wörterbuchausschnitte sollen dies kurz illustrieren: LDOCE3:

bounce... 1 • M O V E FROM A SURFACE·* ... if a ball or other object bounces, it immediately moves away from a surface it has just hit, or you make it move in this way: ... 2 • M O V E UP AND DOWN4 ... to move up and down, especially because you are hitting a surface that is made of rubber, has springs etc: 3 •CHEQUE-* ... if a cheque bounces or a bank bounces a cheque, the bank will not pay any money because there is not enough money in the account of the person who wrote it: ... 4 • W A L K · * ... to walk quickly and with a lot of energy: ... 5 • W H E N YOU MOVE·* ... if something bounces, it moves quickly up and down as you move: ... 6 bounce ideas off sb to ask someone for their opinion about an idea, a plan etc before you make a decision 7 •LIGHT/SOUND·* ... to REFLECT ( l ) from a surface:... 8 bounce sb on your knee to lift a child up and down on your knee 9 be bounced into (doing) sth to be forced to decide something quickly or agree with a particular decision, because you have no time to think about it or you will seem to be wrong if you do not agree: ...

OALD6:

bounce... MOVE OFF SURFACEl 1 if sth b o u n c e s or you b o u n c e it, it moves quickly away from a surface it has just hit or you make it do this: ... MOVE UP AND DOWNi ... 2 ... (of a person) to j u m p aup and down on sth: MOVE WITH ENERGY| 6 ... (of a person) to move somwhere in a lively and cheerful way: ... CHEQUEl 7 ... if a cheque bounces, or a bank b o u n c e s it, the bank refuses to accept it because there is not enough money in the account IDEASl 8 ... ~ ideas (off s b ) / ( a r o u n d ) to tell sb your ideas in order to find out what they think about them: ... COMPUTINGl 9 ... ~ (sth) (back) if an e-mail b o u n c e s or the system b o u n c e s it, it returns to the person who sent it because the system cannot deliver it (Stichwort + short cuts = blau)

4

Das MacMillan English Dictionary School Edition for Advanced Learners (2002) setzt allen Artikeln mit mehr als fünf Bedeutungen ein menu voran, ähnlich dem LDOCE3. Eine andere Art der Glossierung erfolgt jedoch nicht. Auch das CIDE (1995) glossiert die einzelnen Bedeutungen eines Lemmas mit Hilfe von guide words.

46 Im obigen Beispielartikel bounce des LDOCE3 sind die signposts durch Großbuchstaben, Fettdruck und der Darstellung innerhalb der Dreiecke schnell zu erkennen und zu überblicken. Die short cuts des OALD6 sind in blau5 gedruckt und unterstrichen. So wird man die Bedeutung von bounce in den folgenden Sätzen sehr schnell beim Überfliegen der signposts oder short cuts zuordnen können: 5a) The bank bounced the cheque. 5b) The girl was bouncing on the bed. Die Bedeutung von bounce im Satz 5a) ist unter der dritten Bedeutung im LDOCE3 bzw. der siebten Bedeutung im OALD6 zu finden. In beiden Fällen leitet eine Glosse mit CHEQUE die Bedeutung ein. Die Bedeutung von 5b) kann der Wörterbuchbenutzer schnell unter der Glosse MOVE UP AND DOWN finden, die in beiden Wörterbuchausschnitten als

zweite Bedeutung aufgeführt wird. Bei den einsprachigen Wörterbuchern fällt auf, dass die signposts oder short cuts in den Artikeln sehr stark durch das Druckbild hervorgehoben sind. Dies erleichtert und beschleunigt das Nachschlagen im Wörterbuch. Auch in den zweisprachigen Wörterbüchern haben sich Glossen zur Bedeutungsunterscheidung etabliert. Aber dort fehlt die Übersichtlichkeit, die in den einsprachigen Wörterbüchern erreicht wird, wie das folgende Beispiel zeigt: PGW-El:

abbauen I. vt • etw ~ O B E R G B (fördern) to mine sth θ {demontieren) to dismantle sth θ {verringern) to reduce [or decrease] sth © {schrittweise beseitigen) to cut sth; ... © CHEM, MED to break down sth sep II. vi {Jam: allmählich weniger leisten) Kräfte, Konzentration to flag, to wilt; {geistig/körperlich nachlassen) to deteriorate

Das PGW-El unterteilt die Bedeutungen des transitiven Lemmas abbauen in fünf Unterbedeutungen, wovon vier mit einer Glosse, einem so genannten Bedeutungshinweis, eingeleitet werden: (fördern), {demontieren), (verringern), (schrittweise beseitigen). Diese Bedeutungshinweise sind laut PGW-El „notwendig bei Stichwörtern, die mehr als eine Bedeutung - mit jeweils unterschiedlichen Übersetzungen - haben. Die Hinweise stehen hinter den arabischen Ziffern in runden Klammern. Sie geben an, für welche Bedeutung des Stichworts die Übersetzung gilt" (PGW-El: xiii). Die Bedeutungshinweise bestehen zumeist aus Synonymen oder synonymischen Paraphrasen des Stichworts. Sie stellen eine Art Kurzdefinition der Unterbedeutung des Lemmas dar, die dem Benutzer den Kontext liefern, zu dem die jeweilige Übersetzung gegeben wird. Die Glossierungen sind kursiv und in Klammern gesetzt, jedoch drucktechnisch nicht weiter hervorgehoben. Dadurch bestimmen sie die Struktur des Artikels weitaus weniger als die short cuts oder sign posts bei den einsprachigen Wörterbüchern. Eine im Druckbild deutlichere Hervorhebung der Glossierungen würde die Struktur des Artikels in den zweisprachigen Wörterbüchern wesentlich ver-

5

Im OALD6 sind sowohl das Stichwort wie auch die short cuts blau gedruckt. Die vorliegende Arbeit kann jedoch nur schwarz-weiß gedruckt werden. Im Text wird dennoch weiterhin ,blau' stehen.

47 bessern, denn anders als in den einsprachigen Wörterbüchern strukturiert hier hauptsächlich die Nummerierung den Artikel. Ein Beispiel dafür ist abbauen. Die Nummerierungen sind sehr deutlich hervorgehoben durch die dunkle Umrandung. Die differenzierenden Angaben, also die Glossen oder die Fachbereichsangaben, werden zwar durch Kursivdruck von den Äquivalenten unterschieden, jedoch nehmen sie keine so prominente Stellung ein wie bei den gezeigten einsprachigen Wörterbüchern. Die Artikelstruktur erscheint bei einem einsprachigen Wörterbuch durch Fett-, Groß- und Zweifarbendruck und eine neue Zeile fur jede Bedeutung wesentlich deutlicher. Diese Mittel könnten in einem zweisprachigen Wörterbuch ebenfalls eingesetzt werden. Dadurch würden Möglichkeiten entstehen, die zweisprachige Artikelstruktur deutlicher zu gestalten und v.a. die Differenzierung der Äquivalente stärker zu betonen. Allein die stärkere Hervorhebung der differenzierenden Angaben würde den Artikel deutlicher strukturieren und zu einem leichteren Auffinden der gesuchten Unterbedeutung des Lemmas fuhren. Das folgende Beispiel soll eine mögliche Hervorhebung der differenzierenden Angaben des PGW-El-Artikels zeigen: abbauen I. vi. • etw. abbauen 1. BERGB (fördern)

to mine sth;

2. (demontieren) to dismantle sth; 3. (verringern) to reduce [or decrease] sth; 4. (schrittweise beseitigen) to cut sth; Vorrechte ~ to reduce [or cut] privileges; 5. CHEM, MED to break down sth sep.; II. vi (fam: allmählich weniger leisten) Kräfte, Konzentration to flag, to wilt; (geistig/körperlich nachlassen) to deteriorate Schon die deutlichere Hervorhebung der differenzierenden Glossen und der Beginn einer neuen Zeile mit jeder neuen Bedeutung fuhren zu einer übersichtlicheren Struktur des Artikels. Allerdings muss auch das Platzproblem, das bei jedem Wörterbuch eine große Rolle spielt, in Betracht gezogen werden. Für diese übersichtlichere Struktur benötigt man mehr Platz, so dass es zumindest für Printwörterbücher schwieriger sein dürfte, ein derartiges Layout zu verwirklichen. Bei elektronischen Wörterbüchern 6 allerdings dürfte dies kein Problem darstellen, wie dies bei der elektronischen Version des PGW-El, dem PONS Lexiface professional, zu sehen ist:

6

Betrachtet wurden hier die elektronischen Versionen des PGW-El (das PONS Lexiface Professional) und des DOG-E2 (PC-Bibliothek Version 2.0). In beiden Fällen unterscheiden sich die elektronischen Versionen der Printwörterbücher den Inhalt betreffend nicht. Lediglich die Zugangs- und Suchstrukturen sind unterschiedlich. Das DOG-E2 auf CD-ROM erlaubt eine Volltextsuche, das PONS Lexiface Professional hat eine Pop-up Funktion. Dies ist v.a. bei Gebrauch im Internet sehr praktisch. Zu elektronischen Wörterbüchern siehe Lehr (1996a) und Herbst/Klotz (2003: 251-266).

48 PONS Lexiface professional:

abbauen I. vi •etw abbauen 1. BERGB (fördern) to mine sth 2. (demontieren) to dismantle sth 3. (verringern) to reduce [or decrease] sth 4. (schrittweise beseitigen) to cut sth; ... 5. CHEM, MED to break down sth sep II. vi (Jam: allmählich weniger leisten) Kräfte, Konzentration to flag, to wilt; (geistig/körperlich nachlassen) to deteriorate7

Neben der unterschiedlichen formalen Gestaltung ergibt sich ein weiterer Unterschied zwischen den Bedeutungsindikatoren von ein- und zweisprachigen Wörterbüchern. Während in den einsprachigen Wörterbüchern den sign posts eine Definition folgt, folgen den Glossen in einem zweisprachigen Wörterbuch oft nicht nur ein, sondern mehrere Äquivalente. Zu sehen ist dies im Wörterbuchausschnitt mahnen: LHW-E2001: mahnen I. v/t. (auffordern) urge, exhort, admonish; (erinnern) remind (an of) (α. Schuldner etc.)\ schriftlich: send s.o. a reminder; ... Das LHW-E2001 unterscheidet zwei Unterbedeutungen des Lemmas mahnen, die mit Hilfe der synonymischen Glossen (auffordern) und (erinnern), aber ohne Nummerierung unterschieden werden. Für die erste Unterbedeutung werden drei Äquivalente angeboten, die undifferenziert bleiben (urge, exhort und admonish). Das Wörterbuch bleibt dem Benutzer schuldig, den Gebrauch der einzelnen Äquivalente zu erläutern. Man kann aber durchaus eine Bedeutungsdifferenzierung erkennen, denn die einzelnen Bedeutungen des Stichworts sind jeweils mit einer Glosse versehen. Dennoch haben die synonymischen Glossen nicht nur bedeutungsdifferenzierende Funktion, sondern sie differenzieren auch Äquivalente. Zumindest die Äquivalentgruppe urge, exhort sowie admonish und das Äquivalent der zweiten Bedeutung, remind, werden gewissermaßen unterschieden. Dies reicht für den Benutzer jedoch noch nicht aus, denn für die einzelnen Äquivalente der ersten Äquivalentgruppe fehlt eine entsprechende Differenzierung. Da eine Unterbedeutung eines Lemmas

7

Der folgende Ausschnitt zeigt den Artikel abbauen aus d e m D O G - E 2 C D - R O M : abbauen 1. tr. V. a) (zerlegen) dismantle; strike \ dismantle, take down \ b) (senken) reduce \ c) (beseitigen) gradually remove; break down ;... d) (verringern) cut back \ prune \ e) (Chemie, Biol.) break down ; f) (Bergbau) mine -, quarry ; work . 2. itr. V. a) (nachlassen) fade; slow down ...; b) (Landw.) decline in yield Auch das D O G - E 2 C D - R O M beginnt mit j e d e r neuen Bedeutung eine neue Zeile und nützt auf diese Weise den Platz, der zur V e r f u g u n g steht. Allerdings könnte dieser noch stärker ausgenutzt werden, indem man z u m Beispiel mit mehreren Farben arbeitet und nicht nur für j e d e Bedeutung sondern für jeden Kontext eine neue Zeile beginnt. Auch wären sehr viel mehr Beispiele möglich und sinnvoll.

49 mit mehreren Übersetzungsäquivalenten wiedergegeben werden kann, genügt es nicht, die Bedeutungen mit Glossen zu unterscheiden. Die Aufgabe des zweisprachigen Wörterbuchs ist es, nicht nur die Bedeutungen des Lemmas zu unterscheiden, wie dies bei den einsprachigen Wörterbüchern der Fall ist, sondern - und dies ist insbesondere wichtig - die Äquivalente. Aus diesem Grund genügen die Mittel des einsprachigen Wörterbuchs nicht fur das zweisprachige Wörterbuch. Es muss hier einen anderen Weg gehen. Die formale Gestaltung der einsprachigen Wörterbuchartikel ist in ihrer Übersichtlichkeit nachahmenswert. Sie muss jedoch den Bedürfnissen eines zweisprachigen Wörterbuchs angepasst werden. Bei den Probeartikeln, die später vorgestellt werden, wurde auf eine übersichtliche formale Gestaltung Wert gelegt. Ehe nach diesen formalen Kriterien die Systematik der Differenzierung qualitativ analysiert wird, soll auf die Begriffe Bedeutungs- und Äquivalentdifferenzierung genauer eingegangen werden.

5.2.

Definition von Bedeutungs- und Äquivalentdifferenzierung

Aufgrund der Überlegungen in 5.1. erscheint es sinnvoll, zwischen Bedeutungsdifferenzierung bzw. Bedeutungsunterscheidung und Äquivalentdifferenzierung bzw. Äquivalentunterscheidung 8 zu unterscheiden, da es sich, wie die Beispiele abbauen und mahnen zeigen, um zwei verschiedene Kategorien handeln kann (nicht muss). Bedeutungsdifferenzierende Glossen weisen immer auch einen gewissen Grad an Äquivalentdifferenzierung auf. Daher treten reine bedeutungsunterscheidende Angaben fast nie auf. Bedeutungsdifferenzierung und Äquivalentdifferenzierung werden daher folgendermaßen definiert: - Bedeutungsunterscheidung (oder Bedeutungsdifferenzierung): Differenzierung einzelner Bedeutungen eines Lemmas mit Hilfe von Diskriminatoren - Äquivalentunterscheidung (oder Äquivalentdifferenzierung): Differenzierung einzelner Äquivalente mit Hilfe von Diskriminatoren Manley/Jacobsen/Pedersen betonen ebenfalls den Unterschied zwischen Bedeutungs- und Äquivalentunterscheidung 9 und stellen fest: „Discrimination between equivalents, not

8

Der häufig verwendete Begriff der ,Aquivalenzdifferenzierung' oder ,Äquivalenzdiskriminierung' scheint ungenau, da Äquivalenz sich auf die Beziehung zwischen dem deutschen Lemma und dem englischen Äquivalent bezieht. Sinnvoller erscheint der Gebrauch der genaueren Bezeichnung ,Äquivalentdifferenzierung', denn Äquivalente, nicht Äquivalenzen müssen unterschieden werden. In der Literatur wird das Phänomen der Unterscheidung zwischen Ubersetzungsäquivalenten mit verschiedenen Begriffen benannt: Autor

Begriff

Cop (1991: 2777)

meaning discrimination

Gouws (2000: 99)

equivalent discrimination

Hausmann/ Werner (1991: 2732)

bedeutungs- und äquivalenzdifferenzierende Angaben

50 between meanings, is one of the main functions of the bilingual dictionary" (Manley/Jacobsen/Pedersen 1988: 284). Die Hauptaufgabe der Differenzierung in den zweisprachigen Wörterbüchern liegt also bei der Unterscheidung von Äquivalenten und nicht von Bedeutungen.

5.3.

Systematik der Äquivalentdifferenzierung

Nachdem in 5.2. der Unterschied zwischen Äquivalent- und Bedeutungsdifferenzierung dargestellt wurde, sollen hier weitere Aspekte der Bedeutungs- und Äquivalentdifferenzierung diskutiert werden. Neben der Forderung nach Angaben zu jedem Äquivalent, der deutlichen Hervorhebung dieser Angaben und der knappen und präzisen Formulierung der äquivalentdifferenzierenden Angaben, spielt die Wahl der Sprache der Differenzierung eine wichtige Rolle. Die Formulierung der Angaben sollte in der Muttersprache erfolgen, da die Differenzierung hauptsächlich für den produktiven Gebrauch des Wörterbuchs notwendig ist. Darin scheint sich die Forschung einig. Mugdan 10 ist ebenso wie Hausmann" der Meinung, dass „derartige Angaben in der Muttersprache des Benutzers (also der Ausgangssprache) gegeben werden und dem jeweiligen Äquivalent vorangehen sollen" (Mugdan 1992a: 35). Bei Betrachtung des folgenden Wörterbuchausschnitts des DOG-E2 fallt auf, dass die differenzierenden Angaben jedoch erst nach dem Äquivalent und in der Fremdsprache erfolgen: DOG-E2:

h a g e r ... g a u n t ; thin

Es sind hier erfreulicherweise zu beiden Äquivalenten Substantivangaben zu finden, d.h. eine Differenzierung findet statt. Man kann dabei kritisieren, dass der Benutzer im ungünstigsten Fall alle Äquivalente und dazugehörigen Angaben lesen muss, bevor er den

Iannucci (1967: 201)

discrimination of meanings

Kromann/Riiber/Rosbach (1984a: 193)

Bedeutungsdifferenzierung

Manley/Jacobsen/Pedersen (1988: 284)

discrimination between equivalents

Deutlich erkennbar in der Tabelle ist, dass nicht immer zwischen Bedeutungs- und Äquivalentdifferenzierung unterschieden wird. Häufig sogar wird nur der Begriff der Bedeutungsunterscheidung für die Unterscheidung der Äquivalente verwendet. 10 Die Äquivalentdifferenzierung soll in der Muttersprache des Benutzers, bei der Übersetzung in die Fremdsprache also in der Ausgangssprache, erfolgen. Dies fordern neben Mugdan u.a. auch Svensen (1993: 147) ("the comments should be given in one language only, the native language of the user"), Pätzold (1991: 2965) ("For German-speaking users these should be in German."), Williams (1959: 251) ("[...] all definitions [...] used for purposes of discrimination in the EnglishSpanish part should be given in English") und Manley/Jacobsen/Pedersen (1988: 290f.) ("[...] they serve to discriminate between equivalents, and they should be in the language of the user"). " Vgl. Hausmann (1977: 61). Er gibt Beispiele, für ein von einem französischen Verlag herausgegebenes Wörterbuch, das ausschließlich auf Französisch glossiert. Er sieht darin ein Indiz, dass dieses Wörterbuch als Herübersetzungswörterbuch für Franzosen einzuordnen ist.

51

richtigen Kontext findet. Bei einem kurzen Artikel wie oben ist dies natürlich noch kein Problem. Außerdem sind die Angaben in englischer Sprache; es könnte durchaus der Fall eintreten, dass der Benutzer diese nicht kennt und somit nicht versteht. Möglicherweise müsste er dann die Angaben, die er nicht versteht, nachschlagen, um überhaupt weiter zu kommen. Die Folge wäre Frustration und ein mögliches Fehlschlagen des ursprünglichen Nachschlagevorgangs. Allerdings muss auch hinzugefugt werden, dass in dem untersuchten Wörterbuch von einem Benutzerkreis mit fortgeschrittenen Englischkenntnissen ausgegangen wird und insofern die Angabe der englischen Kontextwörter nicht allzu häufig fehlschlagen dürfte. Darüber hinaus erhält der Benutzer Auskunft über typische englische Kombinationen, die ihm bei der Produktion von fremdsprachlichen Texten von großer Hilfe sein dürften. Man kann demnach auch in dem gezeigten Artikel von einer guten Differenzierung sprechen, obwohl die Forderungen, dass die Angaben in der Muttersprache und vor dem Äquivalent wegen der leichteren Auffindbarkeit, nicht erfüllt sind. Wünschenswert sind also optimalerweise differenzierende Angaben in der Muttersprache des Benutzers vor dem Äquivalent sowie Kombinationsangaben in der Fremdsprache nach dem Äquivalent. Das Vorausstellen von differenzierenden Angaben würde gerade in längeren Artikeln dazu führen, dass sich der Nachschlagevorgang vereinfacht, da die Artikel durch die differenzierenden Angaben deutlicher strukturiert sind. Das LPD-E2002, das speziell zur Verwendung in der Schule entwickelt wurde und als monodirektionales Wörterbuch, also fur deutsche Benutzer, konzipiert wurde, setzt differenzierende Angaben folgendermaßen ein: LPD-E2002:

mähen 1. mow* ... (Rasen) 2. cut* (Gras, Getreide)

( S t i c h w o n = blau)

Die differenzierenden Angaben erfolgen nach dem Übersetzungsäquivalent. Der Benutzer liest zuerst das Äquivalent, dann erst die Angaben, die sich aber eigentlich nicht auf das Äquivalent, sondern auf das Lemma beziehen. 12 Diese ungünstige Reihenfolge von Äquivalent und differenzierender Angabe in der Muttersprache stört den Nachschlageprozess. Hier wäre nur eine Umstellung von Äquivalent und differenzierender Angabe, sowie die Angabe von englischen Kombinationen nötig, um eine wesentlich sinnvollere Gestaltung zu erreichen. Als ein Beispiel, das die Prinzipien der Differenzierung - vor dem Äquivalent und in der Muttersprache - erfüllt, kann der folgende Wörterbuchausschnitt angesehen werden: PGW-El:

tänzeln ... 1. ... (auf und ab federn) Boxer to dance; Pferd to prance 2. ... (sich leichtfußig fortbewegen) to skip

Die differenzierenden Angaben erfolgen in der Muttersprache des Benutzers und vor der Äquivalentangabe. 13 Leider werden keine englischen Kombinationswörter angegeben. Ge-

12

Vgl. dazu Baunebjerg Hansen (1990: 85): „Die nötigen Bedeutungsdifferenzierungen müssen im passiven w i e im aktiven Wörterbuch so dargeboten werden, daß sie den Benutzer nie im Zweifel darüber lassen, worauf sie sich beziehen: auf das Stichwort, auf das Äquivalent oder auf beide."

13

Es geht hier um die formale Gestaltung der differenzierenden Glossen. Ob sie inhaltlich sinnvoll sind und dem Benutzer weiterhelfen, soll an anderer Stelle untersucht werden.

52 nerell ist festzustellen, dass Differenzierungsangaben vor dem Äquivalent in der Muttersprache angegeben werden. Nach dem Äquivalent sollten immer Angaben von Kontextwörtern in der Fremdsprache erfolgen. Für fortgeschrittene Englischlernende dürfte die Darstellung der Differenzierung mit nur englischen Kontextwörtern keine Schwierigkeiten bereiten. Aber auch hier wäre die Angabe von deutschen Kontextwörtern wünschenswert, um die entsprechenden Äquivalente gerade in längeren Artikeln schneller auffinden zu können.

5.4.

Diskriminatoren

In 5.3. wurde gezeigt, dass Bedeutungs- bzw. Äquivalentdifferenzierung möglichst immer vor den Äquivalenten und in der Muttersprache des Benutzers erfolgen sollten. Auch Manley/Jacobsen/Pedersen fordern dies und stellen in ihrem Aufsatz „Telling lies efficiently: terminology and the microstructure in the bilingual dictionary" (1988) eine Struktur fur einen Wörterbuchartikel vor, die folgendermaßen aussehen soll: lemma - discriminator - equivalent - example Diskriminatoren, die den Platz vor den Äquivalenten einnehmen, sind Angaben, die zur Differenzierung von Übersetzungsäquivalenten dienen. Eine ausfuhrliche Liste möglicher Diskriminatoren findet sich bei Iannucci (1967: 202f.), die hier im Nachfolgenden weitgehend übernommen werden soll. Auch bei anderen Autoren finden sich ähnliche Listen, so z.B. bei Williams (1960: 121), Hausmann (1977: 59f.) und Svensen (1993: 145ff.). Einige der Punkte auf der Liste von Iannucci können sinnvollerweise zusammengefasst werden, da sie ähnliche Probleme darstellen. So dienen zum Beispiel sowohl Subjekt- oder Objektangaben ebenso wie context words der Angabe von typischen Kombinationspartnern und können somit gemeinsam unter dem Punkt ,Kombinationsangaben' zusammengefasst werden. Die folgende Abbildung zeigt die Liste der Diskriminatoren und wie sie zur weiteren Diskussion zusammengefasst wurden:

53

Context word or phrase Kombinationsangaben

subject or type of subject object or type of object

Mehr-Wort-Einheiten 14

illustrative sentences or phrases synonyms

synonymische Glossen/ Definitionen

long formal definitions labels

Markierungen usage labels part of speech

Wortartangaben/Konstruktionsangaben

D i e s e Punkte sollen im Folgenden dargestellt und ihr Wert unter d e m Gesichtspunkt der Differenzierung von Äquivalenten im zweisprachigen Wörterbuch erörtert werden.

5.4.1.

Kombinationsangaben

Kombinationsangaben sind Angaben, die Auskunft zu den Kombinationsmöglichkeiten der Bearbeitungseinheit geben, auf die sie sich beziehen. 1 5 D i e s e A n g a b e n zur Syntagmatik finden in einsprachigen Bearbeitungseinheiten statt. Sie werden also immer in der Sprache g e g e b e n , in der die Bearbeitungseinheit, auf die sie sich beziehen, angegeben wird. Zu den Kombinationsangaben zählen context

words

und Subjekt- oder Objektangaben als m ö g l i c h e

Kombinationspartner der Lemmata. Außerdem gehören Substantivangaben als typische Partner von Adjektiven zu den Kombinationsangaben. A u c h Adverbangaben zu s o w o h l

14

Der Begriff der Mehr-Wort-Einheit geht auf Hausmann/Werner (1991) zurück. „Das wichtigste Kriterium für die Ansetzung von Mehr-Wort-Einheiten als Adressen ist die Tatsache, daß für die betreffende ausgangssprachliche Wortkombination Äquivalente als Angaben fur nötig erachtet werden, die sich nicht einfach aus den Äquivalenten erschließen lassen, die das Wörterbuch fur die Einzelwörter angibt, aus denen die Wortkombination besteht" (Hausmann/Werner 1991: 2731).

15

Hausmann/Wemer sprechen in diesem Zusammenhang von Kotextangaben und definieren den Begriff Kotextangabe als „Angabe zur Syntagmatik in einsprachigen Bearbeitungseinheiten" (1991: 2734). Da es sich bei diesen Kombinationsangaben häufig um Angaben von Kollokationspartnern handelt, wäre der Begriff Kollokationsangaben auch in Frage gekommen. Dies ist allerdings abhängig vom Kollokationsbegriff, den man zugrunde legt. Der enge Kollokationsbegriff von Hausmann würde nicht alle Arten von Kombinationsangaben abdecken. Daher wird hier der neutrale Begriff Kombinationsangaben bzw. Kombinationswörter oder-lexeme eingeführt.

54 Verben als auch Adjektiven lassen sich in diese Kategorie einordnen. Neben möglichen Kombinationspartnern können auch Genitivangaben in Substantivartikeln als Kombinationsangaben gelten. In seinem Aufsatz „How to find the correct target language equivalent?"(1998) weist van der Meer auf die unbewusst vorhandene Fähigkeit des Wörterbuchbenutzers hin, komplexe semantische Beziehungen durchaus analysieren zu können, besonders im tatsächlichen Sprachgebrauch. Deshalb hat die Angabe von konkretem sprachlichen und außersprachlichen Kontext sehr großen Wert für den Benutzer, wie folgendes Beispiel aus dem LHWE2001 zeigt: LHW-E2001: echt 1. adj Gold, Leder etc:, real; Gemälde etc:, genuine; Urkunde etc:. authentic; Farbe: fast; Haarfarbe: natural;fig. real; ... Gold, Leder etc., Gemälde etc., Urkunde etc., Farbe, Haarfarbe sind in diesem Artikel die Kombinationsangaben. Sie sind typische Kombinationspartner des Adjektivs echt. Diese Angaben sind allesamt auf das Lemma adressiert und in der Ausgangssprache des Wörterbuch(teils) formuliert, sind also einsprachige Bearbeitungseinheiten. Das bei einigen der Kombinationsangaben weist darauf hin, dass auch bei Vorkommen weiterer Kombinationspartner das angegebene Äquivalent in Frage kommt. Die angegebenen Kombinationspartner stehen sozusagen stellvertretend für weitere Partner und benennen einen Kombinationsbereich. Allerdings erscheint es nicht immer klar, wo genau die Grenzen des jeweiligen Kombinationsbereichs liegen. Gold, Leder etc. lässt eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten aufkommen, jedoch findet der Benutzer keinerlei Hinweise, welche weiteren Partner sich möglicherweise außerhalb des Kombinationsbereichs befinden. In dem Artikel zu echt lassen sich zu praktisch jedem Äquivalent differenzierende Angaben finden. Dies entspricht auch der Forderung Ianuccis: „Ideally a bilingual dictionary designed for native-to-foreign use would have a discrimination for every translation of an entry word which has several meanings" (1968: 205). Anders stellt sich der Artikel echt im DOG-E2 dar: DOG-E2:

echt Ο Adj. (A| (nicht nachgemacht) genuine ; authentic, genuine ; . . . {wahr) true, real ; real, genuine ; . . . ® (typisch) real, typical ; ( § (Math.) proper ; | | (Textilw., Chemie) fast ; (jjj (reinrassig) thorough-bred ; pedigree .

In diesem Artikel sind sehr viele Kombinationsangaben bzw. Kombinationspartner zu finden, wie z.B. oder .

Im Gegensatz zu dem Artikel echt aus dem LHW-E2001 sind diese Kombinationsangaben jedoch nicht auf das Lemma, sondern auf das/die Übersetzungsäquivalent/e adressiert. Die Funktion der Kombinationsangaben hier besteht darin, - wie oben - eine Hilfe zur Auswahl

55 des richtigen Äquivalents im richtigen Kontext zu finden. 16 Da die Angabe der typischen Partner jedoch erst nach dem Übersetzungsäquivalent erfolgt, ist dies eigentlich zu spät. Die Kombinationsangaben sollten zumindest bei synsemantischen Wörtern vor dem Übersetzungsäquivalent erfolgen. 17 Die vom DOG-E2 18 gewählte Form der Kombinationsangaben ist für die Äquivalentdifferenzierung nicht optimal, da sie erst nach dem Übersetzungsäquivalent erfolgt. Zudem werden die Kombinationsangaben in der Fremdsprache und nicht wie üblich in der Muttersprache angegeben. Dies ist insbesondere für nicht so weit fortgeschrittene Englischlerner problematisch. Einerseits kann als positiv bewertet werden, dass dem Benutzer eine englische Kollokation geliefert wird. Diese allerdings wird wiederum nicht vollständig angeführt, sondern in der Form Ubersetzungsäquivalent + und deckt insofern mögliche grammatische Restriktionen nicht auf. Andererseits könnte auch der Fall auftreten, dass der Benutzer den fremdsprachlichen, also in diesem Falle englischen Kombinationspartner nicht kennt und ihn gesondert nachschlagen muss. In einem solchen Fall ist die Angabe völlig sinnlos, da sie weder zur Differenzierung noch als englische Kombinationsangabe hilft. Aus diesem Grund sollten Kombinationsangaben immer in der Muttersprache (=Ausgangssprache) und vor dem Übersetzungsäquivalent gegeben werden. Nur so können die Angaben dem Benutzer wirklich helfen. Die Angabe der Kombinationspartner des Übersetzungsäquivalents, wie dies im DOG-E2 geschieht, muss zusätzlich erfolgen und ist dann auch sehr sinnvoll. 19 Das Fehlen von englischen Kombinationspartnern im LHW-E2001 ist durchaus negativ zu bewerten,

16

17

Das DOG-E2 nennt diese Kombinationsangaben „Kollokatoren" und gibt folgendes zu deren Funktion an: „Kollokatoren (Wörter, mit denen zusammen das Stichwort häufig vorkommt) als Hilfe zur Auswahl der für den jeweiligen Kontext passenden Übersetzung" (DOG-E2: 10). Diese Angaben dienen, obwohl sie in englischer Sprache und häufig nach dem Äquivalent erfolgen, dennoch als Kombinationsangaben zu den Stichwörtern. Dies widerspricht den Prinzipien der Äquivalentdifferenzierung, die die Angabe vor dem Äquivalent und in der Muttersprache des Benutzers fordert. Doch wie bereits erwähnt, spielt die Benutzergruppe hier wiederum eine Rolle, so dass die Äquivalentdifferenzierung des DOG-E2 durchaus erfolgreich sein kann, v.a. bei fortgeschrittenen Englischlernern. Dies schließt jedoch nicht aus, dass es sinnvoll ist, die Prinzipien der Differenzierung zu beachten. Der Begriff des Kollokators ist hier als Kollokationspartner zu verstehen und entspricht nicht (immer) dem Hausmann'schen Begriff des Kollokators. Vgl. dazu Hausmann (1997: 173f.): „Die Reihenfolge Wort + Definition + Ko-text, die für die Autosemantika angemessen ist, muß hier umgedreht werden, die Definition darf den Ko-texten nicht vorausgehen, sie muß ihnen folgen." Auch S.178: „Es muß Schluß sein mit dem Adressieren nach rechts. Adressiert wird nach links, nach links wo das Herz ist." Auch Gouws schließt sich dieser Forderung an: „The lexicographer who is compiling a general bilingual dictionary may choose to enter a source language co-text that can activate the specific sense of a polysemous lemma sign before entering the relevant translation equivalent" (2000: 108). Ebenso Iannucci: „[...] these discriminations refer to different meanings of the entry word rather than to different meanings of the target word"(1968: 204).

18

19

Dazu Hausmann/Werner (1991: 2736): „Der Unterschied zwischen der Adressierung der Kotext angaben aufs Lemma und der auf die Äquivalente kann einer methodischen Entscheidung folgen, deren Vor- und Nachteile im Zusammenhang mit der Wörterbuchfunktion [...] diskutiert werden müssen." Zur Problematik der Darstellung von Kollokationen im zweisprachigen Wörterbuch vgl. Cop (1991: 2777) und Hausmann (1991: 231 -234).

56 wenn auch für die bloße Differenzierung nicht unbedingt erforderlich. Der Benutzer erhält durch die Angabe der englischen Kombinationspartner sichere Angaben über die englischen Kombinationen. Im DOG-E2 findet er zum Beispiel genuine Picasso, genuine gold, real friendship und true love. Im LHW-E2001 findet er zum einen keine Angaben darüber, dass genuine gold möglich ist, aber auch keine sicheren Angaben, dass es real friendship und true love heißt. Ein weiteres Problem besteht darin, dass nicht deutlich gekennzeichnet wird, ob die angegebenen Kombinationspartner die einzig möglichen sind, oder ob die Liste offen ist und auch andere in Frage kommen. Die Zusammenstellung der Kombinationspartner unter 1 A, lässt durchaus vermuten, dass noch andere Kombinationspartner dieser Art möglich sind, jedoch wird dies formal zum Beispiel durch ein ,etc.' wie bei LHW-E2001 nicht deutlich gemacht. Für den Artikel echt aus dem DOG-E2 und dem LHW-E2001 wäre also eine Verknüpfung der deutschen und englischen Kombinationsangaben wünschenswert, um eine optimale Differenzierung zu erreichen. Dies könnte wie folgt aussehen20:

echt (Γ] Edelstein, Gemälde, Gold, Kunstwerk. Leder, Pelz etc.: genuine: genuine gold, fur, coin, Scotch whisky, Persian carpet, Picasso, Rembrandt * real: is that real gold, fur etc.? Unterschrift, Urkunde: authentic: authentic signature, document • genuine: genuine signature, document Haarfarbe: natural: a natural blonde

[2] Freund, Freundschaft, Liebe. Notstand, Problem. Schmerz,

Verlust etc.: real: real friend, friendship, love, emergency, problem, sorrow, loss, need, concern • true: true friendship, love * genuine: genuine concern, sorrow, emergency, need • sincere: sincere friend, friendship, love, emergency, problem, sorrow, loss. • Is he sincere? • His love for her was deep and sincere. • I think she's sincere in her concern for the patients. • a sincere apology. [3] Amerikaner, Bayer, Hitchcock etc.: typical [nur attr]: typical American, Bavarian, etc. * real: real American, Bavarian, etc. |4j Farbe: fast: fast colours, fast dye § Bruch (Math.): proper fraction § Pferd: thoroughbred: thoroughbred horse Hund, Kuh, Pferd: pedigree: pedigree dog, cattle, poodle, cat Musterartikel

1

zu echt

(Arial

biaui

Die Kombinationsangaben strukturieren den Artikel21 und sind deutlich durch den blauen Druck22 hervorgehoben. Die Äquivalente sind fett gedruckt. In kursiver Schrift folgen dann

20

21

Der Musterartikel basiert auf den Angaben des PGW-El, DOG-E2 und des LHW-E2001. Die englischen Angaben wurden im CIDE, COBUILD2, LDOCE3, OALD6 und MacMillan English Dictionary for Advanced Learners verifiziert. Auch van der Meer (1998) schlägt ähnliche Artikel für ein niederländisch-englisches Wörterbuch vor. Er geht allerdings von einer Zweiteilung des Artikels aus. Kombinationsangaben und Äquivalente bestimmen die Struktur des ersten Teils des Artikels. Mehr-Wort-Einheiten werden

57 - als Information zu den Äquivalenten - die englischen Kombinationen, die hier als Beispiele fungieren. Sie sind in den meisten Fällen Übersetzungen der deutschen Kombinationsangaben. Ein Problem bleibt allerdings bestehen: wie wird verdeutlicht, dass es sich um einen offenen Kombinationsbereich handelt? Neben den genannten Kombinationsangaben sind natürlich noch weitere Kontexte möglich. Diese sind formal durch ,etc.' oder ,...' zu kennzeichnen, wie dies im Beispielartikel auch geschieht. Die Nummerierungen folgen der Nummerierung nach semantischen Gesichtspunkten. Sie gliedert den Artikel, ist aber bei der kontextabhängigen Gliederung im Grunde nicht notwendig, da die Einzelbedeutungen des Lemmas keine Rolle mehr spielen, sondern nur noch die Kombinationsangaben. Der Artikel könnte also auch folgendermaßen aussehen:

echt Edelstein. Gemälde. Gold, Kunstwerk. Leder, Pelz etc.: genuine: genuine gold, fur, coin, Scotch whisky, Persian carpet, Picasso, Rembrandt * real: is that real gold, fur etc.? Freund, Freundschaft. Liebe. Notstand. Problem. Schmerz. Verlust etc.: real: real friend, friendship, love, emergency, problem, sorrow, loss, need, concern • true: true friendship, love • genuine: genuine concern, sorrow, emergency, need • sincere: sincere friend, friendship, love, emergency, problem, sorrow, loss. · Is he sincere? • His love for her was deep and sincere. · I think she's sincere in her concern for the patients. · a sincere apology. Unterschrift, Urkunde: authentic: authentic signature, document • genuine: genuine signature, document Amerikaner, Bayer, Hitchcock etc.: typical [nur attr]: typical American, Bavarian, etc. • real: real American, Bavarian, etc. Bruch (Math.): proper fraction Farbe: fast '.fast colours, fast dye Haarfarbe: natural: a natural blonde Hund, Kuh, Pferd: pedigree: pedigree dog, cattle, poodle, cat Pferd: thoroughbred: thoroughbred horse Musterartikel 2 zu echt

(Arial = blau)

Die Gliederungsstruktur dieses Musterartikels wird nur noch von den Kombinationsangaben bestimmt. Um eine größere Übersichtlichkeit zu gewinnen, wurde mit jedem neuen

systematisch im zweiten Teil des Artikels präsentiert. Van der Meer nimmt jedoch keine zweite Farbe zur Hilfe und er verzichtet, soweit erkennbar, auf Beispiele zu den Äquivalenten. Auch die strikte Trennung von Mehr-Wort-Einheiten und Äquivalentteil wird in den hier gezeigten Musterartikeln nicht so vorgenommen. 22

Da kein Farbdruck möglich war, konnten die ursprünglich blauen Kombinationsangaben für den Druck nicht beibehalten werden. Daher wurde eine andere Schriftart (Arial) und Unterstreichung verwendet, um dennoch die Hervorhebung der differenzierenden Angaben zu gewährleisten. Im Text wurde ,blau' beibehalten.

58 Kombinationsbereich eine neue Zeile begonnen. Dies steigert die Benutzerfreundlichkeit des Artikels. Da jedoch gerade in Printwörterbüchern der Platz eingeschränkt ist, ist die obige Gliederungsstruktur, die insbesondere bei längeren Artikeln viel Platz benötigt, nur begrenzt umsetzbar. Die bisher ausgewählten Beispiele waren ausnahmslos Adjektive. Für Adjektive sind Substantive die wichtigsten Kollokationspartner, wie dies in den Beispielartikeln auch zu beobachten war. Die Substantive sind nach der Theorie Hausmanns die Basen, Adjektive die Kollokatoren dieser Verbindungen. Aus diesem Grund ist die Angabe der Basis als Differenzierung sehr hilfreich. Auch Verben sind oft Kollokatoren zu Substantiven. Die Substantive wiederum treten entweder in Subjekt- oder Objektfunktion auf. Da für die Definition eines Kollokators die Basis notwendig ist (also das Verb synsemantisch ist), ist gerade bei kollokationsreichen Verben die Angabe der Basis sehr hilfreich zur Disambiguierung der Bedeutungen eines Lemmas. Bei Verben allerdings spielt auch die Valenz eine große Rolle bei der Bedeutungsanalyse. Darauf wird unter Kapitel 5.4.5. eingegangen werden. Um die Rolle der Kombinationsangaben bei Verbartikeln darzustellen, sollen die folgenden Wörterbuchausschnitte verglichen werden: LHW-E2001: mähen I. v/t. (Rasen) mow; (Gras) cut, (Getreide) a. reap; II. v/i. mow (the lawn od. grass); (Getreide ~) reap (the corn etc.)', DOG-E2:

mähen 1 [...] Ο tr. V. mow ; cut, reap . θ itr. V. mow; (Getreide ernten) reap mähen 2 itr. V. bleat

Es gibt, wie in den obigen Beispielen zu sehen ist, mehrere Äquivalente für mähen. Dies sind mow, cut und reap. Der Benutzer muss nun wissen, ob in all diesen Fällen mähen mit cut, mow und reap übersetzt werden kann, oder, wenn dies nicht der Fall ist, wo Restriktionen liegen. Dies lässt sich gut mit den Kombinationspartnern von mähen darstellen. So ist für ,Rasen mähen' in beiden Wörterbüchern to mow zu finden. Während das LHW-E 2001 mow mit der Angabe (Rasen), also dem deutschen Objekt zu mähen einleitet, unterscheidet sich das DOG-E2 deutlich davon. Das DOG-E2 gibt zuerst das Äquivalent und danach mögliche englische Kombinationspartner an, in unserem Fall sind dies grass, lawn und meadow. Das Beispiel ,Rasen mähen' fallt also unter das erste Äquivalent. Der Benutzer muss dazu jedoch über das Äquivalent hinweglesen, um zu den englischen Kombinationspartnern des jeweiligen englischen Äquivalents zu gelangen. Beim LHW-E2001 wird die Benutzung insofern erleichtert, als der Benutzer als erstes die deutschen Kollokationspartner des deutschen Lemmas auffindet. Wüsste der Benutzer nicht, dass Rasen lawn heißt, wäre die Information im DOG-E2 für ihn völlig verloren. An diesem Beispiel lässt sich noch eine weitere Schwäche der Angabeart des DOG-E2 zeigen: Durch die Angabe mow + muss der Benutzer wissen, dass es to mow the lawn und nicht parallel dem Deutschen *to mow lawn23 heißt. Diese Art der Kombinationsangaben wird im All-

23

Im OALD6 ist der Beispielsatz „I mow the lawn every week in summer" zu finden, der verdeutlicht, dass der Gebrauch des bestimmten Artikels vor dem Objekt zu mow notwendig ist.

59 gemeinen im D0G-E2 allerdings in großem Umfang geleistet und ist trotz der Schwächen fur den Benutzer eine große Hilfe, denn er findet sehr viele englische Kollokationen. Für die (vollständige) Auflistung von englischen Kombinationen, die natürlich gerade auch für die Hinübersetzung benötigt werden, ist das DOG-E2 sehr hilfreich, da es eine große Menge an englischen Kombinationen verzeichnet. Dies ist sicherlich auf die Tatsache zurückzuführen, dass im Gegensatz zu LHW-E2001, aber auch dem PGW-El englische Kombinationspartner im DOG-E2 eine Doppelfunktion einnehmen: die der Äquivalentdifferenzierung und der Darstellung von Kombinationen. Unter dem Gesichtspunkt der Äquivalentunterscheidung jedoch ist es sinnvoller, den deutschen Kombinationspartner zuerst anzugeben, da dieses System das schnelle und sichere Auffinden gewährleistet. Der Optimalfall wäre die Angabe der deutschen Kombinationspartner des deutschen Lemmas als Hilfe zur Äquivalentdifferenzierung und die Auflistung der vollständigen englischen Kombinationen als Übersetzung. Ein solcher Artikel24 könnte folgendermaßen aussehen:

mähen Feld, Gras, Rasen, Wiese: to mow (sth): to mow the grass/the lawn/the meadow * to cut sth: to cut (the) grass/lawn/hedge Getreide: to cut sth: to cut corn * to reap (sth): to reap corn Schafe: to bleat sheep/goats bleat. Musterartikel zu mähen (Arial - biau) Die blauen Kombinationsangaben bestimmen hier die Struktur des Artikels. Die Äquivalentangaben folgen den Kombinationsangaben und die kursiv gedruckten englischen Kombinationen illustrieren gleichzeitig den Gebrauch des englischen Äquivalents. Im obigen Beispielartikel des DOG-E2 ist auch eine Subjektangabe zu finden. Mähen als ,Laute, die Schafe von sich geben' ist ein intransitives Verb, d.h. es steht ohne Objekt. Bei intransitiven Verben sind besonders die Angaben von Subjekten als typische Kombinationspartner wichtig. Das DOG-E2 gibt hier wiederum das englische Subjekt als Kombinationspartner an, das den disambiguierenden Kontext zu mähen herstellt. Auch hier sind die Vorund Nachteile der unterschiedlichen Systeme die gleichen wie bei den Objektangaben. Der Unterschied zwischen den Objektangaben {Gras/Rasen/Wiese/Feld und Getreide) und der Subjektangabe (Schafe) sollte auch formal dargestellt werden. Dies kann durch die Kennzeichnung der Subjektangabe mit geschehen. Möglich wäre auch, diesen Unterschied durch Kursivdruck zu kennzeichnen, wie dies im Musterartikel geschehen ist. Kombinations- und Kombinationsbereichsangaben sind jedoch keines Falles für jedes Lemma gleichermaßen sinnvoll. Insbesondere Substantive sind häufig autosemantisch und somit per definitionem nicht abhängig von ihren Kombinationspartnem. Die Angabe von möglichen Kombinationspartnem kann daher nicht oder nur wenig zur Äquivalentdifferenzierung beitragen. Aber auch bei Substantiven besteht die Möglichkeit, Kombinationsanga-

24

Für den englischen Teil des Musterartikels wurden CIDE, COBUILD2, LDOCE3, OALD6 und das MacMMan English Dictionary for Advanced Learners herangezogen.

60 ben zur Differenzierung zu verwenden. In den folgenden Artikeln werden durch Genitivangaben typische Kontexte des Lemmas gezeigt: PGW-El:

Ebenmaß ... von Gesichtszügen proportions [...]

regularity [...], des Körpers

DOG-E2:

Ebenmaß ... (der Gesichtszüge) regularity; (des Körperbaus) [...] (von Versen) regularity

perfect

symmetry;

Durch die Angabe des Genitivs wird hier ein Kontext hergestellt. Allerdings erfolgt hier in keinem der Artikel eine Art englischer Kombination. Symmetry of a body, regularity of verses wird nicht angegeben, aber man benötigt diese Angabe auch nicht, da sehr selten die Genitivangabe vollständig übersetzt wird, sondern das Substantiv auch im Englischen alleine ohne den Genitiv steht. Die Genitivangabe hat hier lediglich die Funktion, einen Kontext herzustellen, nicht aber die Doppelfunktion, die die Kombinationspartner der Adjektive und Verben haben. Bei Adjektiven und Verben erscheint die Differenzierung mit Kombinationsangaben sehr sinnvoll und sehr hilfreich. Die Kombinationsangabe erfolgt durch die Nennung von typischen Kombinationspartnern. Nach der von Hausmann vertretenen Theorie sind Adjektive und Verben zumeist der abhängige Partner einer Kollokation, der Kollokator. Durch die Angabe des betreffenden Partners, also der Basis, wird der Kontext disambiguiert und somit die Angabe eines passenden Äquivalents ermöglicht. Bei Substantiven, die häufig Basen sind, funktioniert die Differenzierung durch Kollokatoren 25 nicht. Deshalb sind Kombinationsangaben bei Substantivartikeln schwieriger. Lediglich durch die Angabe von typischen Genitiven kann hier eine Kombinationsangabe stattfinden. Für die lexikographische Arbeit ergibt sich aus dem Gesagten, dass Kombinationsangaben sehr wichtig für die Differenzierung der Übersetzungsäquivalente sind. Sie sollten vor jedem Äquivalent erfolgen und möglichst in der Muttersprache des Benutzers gegeben werden, obwohl Ausnahmen denkbar sind.

5.4.2.

Mehr-Wort-Einheiten

5.4.2.1. Adressierung von Mehr-Wort-Einheiten Neben den Kombinationsangaben gibt es weitere Angaben zu Kombinationen der Äquivalente, den phraseologischen Block. Dieser Block, der u.a. Kollokationen, freie Syntagmen und Beispiele beinhaltet, soll hier untersucht werden. Bei einer nichtintegrierten26 Mikrostruktur werden in polydivergenten Artikeln häufig kontextfreie Übersetzungsäquiva

25

26

Vgl. Cop (1991: 2777). Dort stellt Cop den Unterschied der Angabe von Basen in Kollokatorenartikeln und Angabe von Kollokatoren in Basenartikeln dar. Eine nichtintegrierte Mikrostruktur „trennt Polysemiestruktur und Mehr-Wort-Teil" (Hausmann/ Werner 1991: 2749).

61 lente angeboten, denen eine willkürliche Auflistung von Kollokationen, Idiomen, Phrasen und illustrativen Beispielen (s. Gouws 2000: 105) folgt, wie dies der folgende Artikelausschnitt zeigt: LHW-E2001: lächerlich I. adj. ridiculous; (unsinnig) laughable, absurd; (unbedeutend, geringfügig) ridiculous, F piddling; ~ machen ridicule; sich ~ machen make a fool of o.s.; ~e Kleinigkeit trivial matter, pi. a. trivia; ... Die fettgedruckten Syntagmen lächerlich machen, sich lächerlich machen und lächerliche Kleinigkeit beziehen sich auf keines der angegebenen Übersetzungsäquivalente. Sie bilden einen Block, der von Gouws co-text section, von Hausmann/Werner Mehr-WortEinheiten genannt wird: Als Mehr-Wort-Einheiten w e r d e n hier nicht nur Wortschatzeinheiten mit einem bestimmten lexikologischen Status (Lexikalisierung, phraseologische Fixierung etc.) bezeichnet, sondern beliebige aus mehreren Einheiten derselben V e r w e n d u n g s i n s t a n z [...] bestehende W o r t k o m b i n a t i o n e n . In Frage k o m m e n neben phraseologischen Einheiten der verschiedensten Art sowie Kollokationen z.B. auch W o r t v e r b i n d u n g e n o h n e jegliche syntagmatische Fixierung, f ü r die als zielsprachliche Äquivalente W ö r t e r oder W o r t k o m b i n a t i o n e n stehen, die v o m W ö r t e r b u c h b e n u t z e r nicht o h n e weiteres über die Ä q u i v a l e n t e der einzelnen W ö r t e r der ausgangssprachlichen W o r t k o m b i n a t i o n erschlossen werden können.

( H a u s m a n n / W e m e r 1991: 2731)

Das Problem dieser co-text section oder Mehr-Wort-Einheiten liegt in einer Über- bzw. Unteradressierung. Die Übersetzungsäquivalente werden häufig in der co-text section mit keinen weiteren Angaben versehen, zum Beispiel mit Kollokationen oder freien Syntagmen, die das Äquivalent beinhalten. Oder es tritt der gegenteilige Fall ein, dass in der cotext section neue Übersetzungsmöglichkeiten auftreten, die vorher nicht als Äquivalent erschienen sind. Dadurch entsteht ein Adressierungsungleichgewicht. 27 Eine besondere Rolle spielt dabei nach Gouws die Adressierungsstruktur innerhalb eines Wörterbuchartikels. Bei vielen Artikeln herrscht eine „lemmatic bias" (2000: 102) vor, d.h. das Lemma ist die Hauptadressierungseinheit; die Übersetzungsäquivalente und viele Angaben sind auf das Lemma adressiert. Gouws fordert, dass die Übersetzungsäquivalente einen Status als Bearbeitungseinheit bekommen und Mehr-Wort-Einheiten (oder andere Angaben) auf sie adressiert werden. Übersetzungsäquivalente können oft den Doppelstatus einer (auf das Lemma adressierten) Angabe und einer Adresse mit Angaben einnehmen. Das Übersetzungsäquivalent - als Angabe auf das Lemma adressiert - bildet zusammen mit dem Lemma eine zweisprachige Bearbeitungseinheit, während eine (zielsprachliche) Angabe zum Übersetzungsäquivalent (das dann in der Funktion einer Adresse agiert) zusammen mit diesem eine einsprachige Bearbeitungseinheit bildet. Gouws bezieht sich hauptsächlich auf afrikaans-englische Wörterbücher, die typischerweise eine nichtintegrierte Mikrostruktur aufzuweisen scheinen. Die in der vorliegenden Arbeit untersuchten deutsch-englischen

27

G o u w s nennt dies „lack of addressing equivalence b e t w e e n the co-text and the translation equivalent p a r a d i g m " ( 2 0 0 0 : 105).

62 Wörterbücher weisen eher eine partiell integrierte28 oder integrierte29 Mikrostruktur, seltener eine völlig nichtintegrierte Mikrostruktur auf. Doch auch innerhalb dieser (partiell) integrierten Mikrostruktur kommt es häufig zu Fällen von Über- bzw. Unteradressierung. In diesen Fällen bezieht sich die Über- bzw. Unteradressierung auf jeweils eine Bedeutung des Lemmas. Als Beispiel soll folgender Wörterbuchausschnitt dienen: LHW-E2001: Rache / revenge, lit. vengeance; '(Heimzahlung) a. retribution, retaliation; Tag der ~ day of reckoning; ~ nehmen take revenge (an on); aus ~ in (od. out of) revenge; auf ~ sinnen plot revenge; s-e ~ stillen (od. befriedigen) satisfy one's desire (od. thirst) for revenge; ~ ist süß revenge is sweet; F ~ ist Blutwurst! just you wait!; das ist die ~ des kleinen Mannes it's the only way he can get his own back (od. get back at the system Auch hier herrscht ein Adressierungsungleichgewicht vor. Den einzelnen Übersetzungsäquivalenten stehen keine Mehr-Wort-Einheiten zur Seite, während am Ende des Artikelausschnitts eine Reihe von Syntagmen und Kollokationen zu finden sind. Es lassen sich dabei einige Übersetzungsmöglichkeiten finden, die in der Liste der Übersetzungsäquivalente nicht auftauchen. Diese Mehr-Wort-Einheiten sind nicht auf ein Übersetzungsäquivalent adressiert. Das Adressierungsungleichgewicht kann durch die Angabe von Mehr-WortEinheiten zu den einzelnen Übersetzungsäquivalenten verringert oder neutralisiert werden. Auch die Angabe eines Übersetzungsäquivalents zu jedem Syntagma der co-text section kann das Adressierungsgleichgewicht ausgleichen. Für das oben angeführte Beispiel müsste dann zu den Übersetzungsäquivalenten revenge, vengeance, retribution und retaliation eine oder mehrere Mehr-Wort-Einheiten präsentiert werden, wie dies Gouws verdeutlicht: [...] in articles which display an equivalent relation of divergence, especially semantic divergence, no translation equivalent may be left stranded by not featuring in the co-text. No new translation equivalent may be introduced for the first time in the co-text. Each co-text item needs a translation equivalent, included in the translation equivalent paradigm, as an address. Each translation equivalent has to be the address of at least one co-text item. (Gouws 2000: 105f.)

Als Problem dürfen dabei die idiomatischen Ausdrücke wie Rache ist Blutwurst oder das ist die Rache des kleinen Mannes in der co-text section des LHW-E2001 -Artikels angesehen werden, da diese keinem Übersetzungsäquivalent zuzuordnen sind. Diese müssten weiterhin ohne Bezug auf ein Äquivalent aufgelistet werden, wobei ein dem Benutzer leicht zugängliches System zu Grunde liegen sollte.

2S

29

„Die partiell integrierte Mikrostruktur ordnet einen Teil der Mehr-Wort-Adressen in die Polysemiestruktur ein und verweist den Rest (wegen Unmöglichkeit der zweifelsfreien Zuordnung) in den Artikelkörper, oft unter der Überschrift „Phraseologie" "(Hausmann/Werner 1991: 2750). Diese Art der Mikrostruktur ist bei einigen Artikeln im PGW-El zu finden. Der Phraseologie-Block wird dort mit • W E N D U N G E N eingeleitet, siehe z.B. den Eintrag zu Haar. „Die integrierte Mikrostruktur ordnet alle Adressen für Mehr-Wort-Einheiten in eine Polysemiestruktur ein" (Hausmann/Werner 1991: 2748). Integrierte Mikrostrukturen lassen sich sowohl bei DOG-E2 als auch bei LHW-E2001 finden. Auch die meisten Artikel des PGW-El weisen eine integrierte Mikrostruktur auf.

63 Doch Gouws fordert neben einer besseren Adressierungsstruktur innerhalb eines Artikels auch die freiere Anwendung unterschiedlicher Mikrostrukturen nebeneinander in einem Wörterbuch, da sich die Festlegung auf eine Art der Mikrostruktur nicht mit den unterschiedlichen Bedürfnissen verschiedenartiger Lemmata vereinbaren lässt. Für Lemmata mit idiomatischen Wendungen oder mit Syntagmen, die sich aus anderen Gründen keinem Äquivalent oder keiner Bedeutung zuordnen lassen, erscheint die partiell integrierte Mikrostruktur sinnvoll. Eine andere Lösung als die flexible Mikrostruktur, die Gouws vorschlägt, zeigt Baunebjerg Hansen30. Sie fordert eine zweigeteilte Artikelstruktur. Der Α-Teil soll das Lemma und Übersetzungsäquivalente mit Beispielen enthalten, während der B-Teil alle Mehr-Wort-Einheiten präsentieren soll, wobei auch hier die Angabe von Äquivalenten und Beispielen möglich ist: Dies entspricht einer nichtintegrierten Mikrostruktur.31 Hierbei vertreten van der Meer und Baunebjerg Hansen eine gegenteilige Ansicht zu Gouws, der gerade eben fordert, dass alle Ausdrücke auf ein Übersetzungsäquivalent adressiert werden sollen und somit eine integrierte Mikrostruktur mit einem Adressierungsgleichgewicht zwischen Übersetzungsäquivalenten und Mehr-Wort-Einheiten herrschen soll. Dieses Gleichgewicht erscheint zumindest im Falle von Idiomen, die in diesem heterogenen Block ja auch vorkommen, unmöglich. Die Eigenheit eines Idioms besteht nämlich gerade darin, dass es nur in seiner Gesamtheit eine Bedeutung trägt und somit schwerlich auf ein Übersetzungsäquivalent adressierbar ist. So erscheint eine partiell integrierte Mikrostruktur, bei der Idiome und weitere nicht auf ein Übersetzungsäquivalent adressierbare Phrasen als gesonderter Teil aufgelistet werden, durchaus sinnvoll. Soweit aber eine Adressierung auf ein Übersetzungsäquivalent oder aber auf eine Bedeutung möglich ist, ist es sinnvoll, in dieser Hinsicht für ein Adressierungsgleichgewicht zu sorgen. Der oben gezeigte Artikel des LHW-E2001 könnte demnach so aussehen:

Rache revenge take revenge; in/out of revenge; satisfy one \s desire/thirst for revenge; plot revenge; OTag der Rache day of reckoning Rache ist Blutwurst! just you wait! Rache ist süß revenge is sweet das ist die Rache des kleinen Mannes it's the only wy he can get his own back/ can get back at the system Musterartikel zu Rache Alle Syntagmen, die entweder eine idiomatische Wendung darstellen oder sich auf keines der Äquivalente beziehen, wurden in diesem Vorschlag nach dem Symbol • aufgelistet. Die anderen Syntagmen aus dem Block des LHW-E2001 beziehen sich alle auf revenge

30 31

Vgl. hierzu Baunebjerg Hansen (1990: 96-142). Auch van der Meer (1998) fordert eine Zweiteilung der Mikrostruktur mit Übersetzungsäquivalenten im ersten Teil und Mehr-Wort-Einheiten im zweiten Teil. Der Aufbau soll strikt alphabetisch mit hervorgehobenen guidewords erfolgen. Dies entspräche ebenso wie bei Baunebjerg Hansen (1990) einer nichtintegrierten Mikrostruktur.

64 und wurden im Musterartikel als Beispiele angeführt. Auf eine Übersetzung wurde verzichtet. Da nach Manley/Jacobsen/Pederson 32 nicht das Lemma, sondern das Äquivalent mit einem Beispiel illustriert werden soll, genügt es, das Beispiel nur in der Zielsprache anzugeben. 33

5.4.2.2. Probabeme Die Funktion der Mehr-Wort-Einheiten als reines Beispiel ist schwer festzulegen, denn die angegebenen Beispiele illustrieren sehr wohl das Lemma, aber nicht unbedingt immer das Äquivalent. Auch Herbst/ Klotz versuchen die Funktion der Mehr-Wort-Einheiten, die eben nicht als Beispiel für ein bereits gegebenes Äquivalent dienen, zu erfassen und führen den Begriff des Probabems ein. Bei Probabemen geht es wiederum nicht um die Funktion, ein Äquivalent zu illustrieren, „sondern um die Darstellung einer wahrscheinlichen (oder jedenfalls für wahrscheinlich gehaltenen) Versprachlichung eines bestimmten Vorgangs (oder einer Idee) in der Zielsprache. Wichtig ist dabei, dass diese wahrscheinlichen Versprachlichungen nicht notwendigerweise in gängigen phraseologischen Kategorien wie Kollokation, Phrasem etc. zu fassen sind" (Herbst/ Klotz 2003: 145). Für diese Versprachlichungen in der Zielsprache werden nicht die angegebenen Äquivalente verwendet, sondern andere Formulierungsmöglichkeiten angeführt. Das folgende Beispiel soll dies verdeutlichen: LHW-E2001: Echo η 1. echo; ein- geben (od. zurückwerfen) echo; 2. fig. response (auf to), echo; ein begeistertes ~ finden go down well, stärker, meet with an overwhelming response, Vorschlag etc.: be welcomed with open arms; es fand kein ~ there was no response (Zustimmung: support) (bei from); ein weltweites ~ hervorrufen Entdeckung etc.: be hailed throughout the world, politische Handlung etc.: have worldwide repercussions. Ein begeistertes Echo finden illustriert das Lemma. Die angegebenen Übersetzungsmöglichkeiten beinhalten jedoch nur eines der angegebenen Äquivalente, nämlich meet with an overwhelming response. Die anderen Übersetzungen zeigen verbale Übersetzungsmöglichkeiten, die den Sachverhalt anders versprachlichen, als dies mit den Äquivalenten möglich wäre. Es ist erforderlich, zwischen Beispielen als Illustration eines angegebenen Äquivalents auf der einen Seite und Probabemen auf der anderen Seite zu differenzieren. Beide Teile sind jedoch notwendig für eine ausführliche Darstellung des Lemmas. Die partiell integrierte Artikelstruktur, die es erlaubt, nicht auf ein Äquivalent oder eine Bedeutung adressierbare Syntagmen aus dem Artikel herauszunehmen und am Ende als Block aufzuführen, erscheint die sinnvollste. Doch auch die Adressierung der Mehr-Wort-Einheiten

32

33

Manley/Jacobsen/Pedersen (1988: 294): „The examples of the equivalents would be untranslated, as there would be nothing particularly idiosyncratic about anything except the equivalents themselves." Baunebjerg Hansen macht die Übersetzung der Beispiele von der Zielgruppe des Wörterbuchs abhängig. Sie plädiert dafür, schwierige Beispiele doch zu übersetzen (Baunebjerg Hansen 1990: 118). Da in der vorliegenden Arbeit jedoch von einer relativ fortgeschrittenen Benutzergruppe ausgegangen wird, wurde in den Musterartikeln weitgehend darauf verzichtet.

65 könnte durch die Trennung von Beispielen, die zur Illustrierung eines Äquivalents dienen, und Probabemen, die wenn nicht einem Äquivalent zumindest einer Bedeutung zuzuordnen sind, verbessert werden. So kann zum Beispiel ein weltweites Echo hervorrufen unter der zweiten Bedeutung eingeordnet werden, da dies der figurative Gebrauch von Echo ist, wie dies ja auch in dem Artikel zu sehen ist. Aber there was no response und to meet with an overwhelming response sind auf das Äquivalent response beziehbar und es ist möglich, diese aus der Mehr-Wort-Einheiten-Struktur auszugliedern und als Beispiele in die Äquivalentstruktur einzugliedern. Der Artikel könnte demnach folgendermaßen aussehen:

Echo 1. echo ein Echo finden/zurückwerfen: to echo 2. (fig.) response (to): there was no response, to meet with an overwhelming response ein begeistertes Echo finden: go down well Vorschlag etc: a suggestion is welcomed with open arms ein weltweites Echo hervorrufen: Entdeckung etc: be hailed throughout the world, politische Handlung etc: have worldwide repercussions Musterartikel zu Echo (Arial blau) Eine weitere Möglichkeit, die Adressierung der Mehr-Wort-Einheiten auszugleichen, besteht darin, eine Kollokation, die ein neues Äquivalent einfuhrt, in die Äquivalentstruktur14 aufzunehmen. Dies wird am Beispiel ein ebenbürtiger Nachfolger deutlich, wie dies der folgende Artikelausschnitt aus dem LHW-E2001 zeigt: LHW-E2001: ebenbürtig adj equal, of equal rank (od. quality); j-m ~ sein be on a level (od. par) with s.o.; sie ist ihm an Intelligenz ~ she's every bit as intelligent as he is; ein ~er Nachfolger a worthy successor; Mit a worthy successor wird worthy als weiteres Äquivalent der Äquivalentstruktur hinzugefugt und a worthy successor dient als Beispiel. Der Artikel könnte dann folgendermaßen aussehen:

34

Siehe dazu auch Manley/Jacobsen/Pedersen (1990: 294f.) und Jacobsen/Manley/Pedersen (1991: 2786), die fordern, dass alle Mehr-Wort-Einheiten auf diese Weise in der Äquivalentstruktur aufgenommen werden. Sie fuhren dies am Beispiel eines Idioms (lock, stock and barrel) vor. Für die erstellten Probeartikel wurden allerdings alle nicht auf Äquivalente bzw. Bedeutungen adressierbare Mehr-Wort-Einheiten als idiomatischer Block an das Ende des jeweiligen Artikels gestellt.

66

ebenbürtig equal • of equal rank (od. quality); Nachfolger: worthy: a worthy successor idm ebenbürtig sein: be on a level (od. par) with so idm an etw. ebenbürtig sein: be as .... as so. else is: she's every bit as intelligent as he is Musterartikel zu ebenbürtig

(Arial - blau)

Die Einbindung in die Äquivalentstruktur fuhrt dazu, dass eine genauere Äquivalentdifferenzierung stattfindet. Die Kollokationen sind oft restriktiver Art, in dem Sinne, dass die vorher gegebenen Übersetzungsäquivalente in diesem Fall nicht einsetzbar sind, sondern dass ein neues Äquivalent benötigt wird. Die Einbindung in die Äquivalentstruktur zeigt diese Restriktion genauso. Sie entlastet aber den Benutzer, der nicht den ganzen Block durchlesen muss, um zu der gewünschten Information zu gelangen. Auch der differenzierende Charakter der Mehr-Wort-Einheiten wird auf diese Weise besser hervorgehoben. Mehr-Wort-Einheiten sind ein wichtiger Bestandteil der Differenzierung. Die bestehende Über- bzw. Unteradressierung muss aber behoben werden. Durch die Adressierung entsteht ein ausgewogener Äquivalentteil im Wörterbuchartikel. Einige der bisher dargestellten differenzierenden Angaben sind nicht auf das Lemma sondern auf das Äquivalent adressiert. In diesen Fällen gilt die oben aufgestellte Regel der Links-Adressierung weiterhin. Allerdings werden die Angaben wie Beispiele nicht mehr in der Muttersprache sondern in der Fremdsprache gegeben. Dies ist zu einem großen Teil abhängig von der Benutzergruppe des Wörterbuchs. Aber durch einen „einfachen" Wortschatz, wie er in einsprachigen Wörterbüchern den Definitionen zugrunde liegt, lassen sich die möglicherweise nicht ausreichenden Fremdsprachenkenntnisse ausgleichen. Außerdem liegt es im Ermessen des Lexikographen, wann eine Übersetzung des Beispiels (oder auch anderer Angaben) nötig erscheint und wann nicht.

5.4.3.

Glossen

5.4.3.1. Synonymische Glossen Ein weiteres häufig vorkommendes Mittel zur Differenzierung im zweisprachigen Wörterbuch sind synonymische Glossen oder synonymische Paraphrasen. Der oben gezeigte Wörterbuchartikel zu echt aus dem DOG-E2 fuhrt neben den bereits vorgestellten Kombinationsangaben weitere äquivalentdifferenzierende Mittel an. So wird jede einzelne Bedeutung des Lemmas echt mit einer so genannten Glosse eingeleitet. Dies sind (nicht nachgemacht), (wahr), (typisch), (reinrassig)35. Für Manley/Jacobsen/Pedersen stellen die synonymischen Glossen eine mögliche Untereinheit von Diskriminatoren dar. Dementsprechend beschreiben sie deren Funktion: 35

{Math.) und (Textilw., Chemie) sind Markierungsangaben und werden weiter unten behandelt.

67

[...] but the function of discriminators is not to provide s y n o n y m s . T h e y provide a m e t h o d of pinpointing a particular equivalent in a particular context (technically, their function is quite complex - they d e f i n e the intersection of three semantic fields, that of the lemma, that of the discriminator and that of the equivalent).

(Manley/Jacobsen/Pedersen 1988: 293)

Die Funktion, die von den Glossen in den zweisprachigen Wörterbüchern eingenommen wird, besteht hauptsächlich darin, die unterschiedlichen Bedeutungen des Lemmas einzuleiten. Sie erfüllen also vornehmlich bedeutungsdifferenzierende Funktionen, wie dies dem Artikel des PGW-El zu abenteuerlich deutlich wird: PGW-El:

abenteuerlich l. adj Ο (wie ein Abenteuer gestaltet) exciting, adventurous; ... θ {fantastisch) fantastic[al] θ (wild romantisch) exotic Ο (unglaublich) preposterous

In diesem Artikel leiten die Glossen die Einzelbedeutungen des Lemmas ein. Neben den Synonymen (fantastisch) und (unglaublich) findet sich auch die synonymische Paraphrase (wie ein Abenteuer gestaltet). Die Synonyme und synonymischen Paraphrasen erfüllen hier zunächst eine bedeutungsdifferenzierende Aufgabe, da jedoch zumeist nur ein Äquivalent pro Bedeutung angegeben wird, fungieren sie gleichzeitig auch als Äquivalentdifferenzierung. Nur unter der ersten Bedeutung (wie ein Abenteuer gestaltet) werden zwei Äquivalente angeführt. Zwischen diesen findet keine explizite Differenzierung statt. Es stellt sich die Frage, in wie weit synonymische Glossen die Funktion der Bedeutungs- und Äquivalentdifferenzierung erfüllen. Ob ein Benutzer nur mit Hilfe der synonymischen Glossen in der Lage ist, im obigen Artikel das passende Äquivalent auszuwählen, darf bezweifelt werden. Hausmann schreibt, „daß mit derlei Synonymen der gemeinte Bedeutungsausschnitt nicht präzise identifiziert werden kann, da die glossierenden Synonyme ihrerseits polysem und an den semantischen Grenzen unscharf sind" (1991: 2738). Auf jeden Fall seien Kontextangaben zur Ergänzung notwendig. Zumindest im Beispiel abenteuerlich ist es nicht möglich, nur mit Hilfe der synonymischen Glossen zu entscheiden, welches der angegebenen Übersetzungsäquivalente im Falle von abenteuerlicher Preis', abenteuerliches Unterfangen' oder a b e n teuerliche Begründung' zu wählen wäre. Man könnte abenteuerlicher Preis', abenteuerliches Unterfangen' oder .abenteuerliche Begründung' unter den Bedeutungen (fantastisch) oder (unglaublich) suchen. Die Bedeutungen (wie ein Abenteuer gestalten) oder (wild romantisch) scheint man in allen drei Fällen ausschließen zu können. Unter den Einzelbedeutungen (fantastisch) und (unglaublich) lassen sich die Äquivalente fantasticfalj und preposterous finden. Das LDOCE3 definiert sie folgendermaßen: fantastic:

1 extremely good, attractive, enjoyable etc... 2 used when someone has just told you something good... 3 a fantastic amount is extremely large... 4 a plan, suggestion etc. that is fantastic is not likely to be possible... 5 a fantastic story, creature, or place is very strange or unreal...

68 preposterous:

1 completely unreasonable 2 extremely unusual and silly

Betrachtet man die Definitionen im LDOCE3, scheinen beide gefundenen Äquivalente für abenteuerlicher Preis' in Frage zu kommen. Für die dritte Bedeutung von fantastic gibt LDOCE3 folgendes Beispiel an: Teenagers spend fantastic amounts of money on clothes. Amounts of money lässt den Schluss zu, dass .Preis' in diesem Zusammenhang auch möglich wäre. Auch bei ein .abenteuerliches Unterfangen' scheinen beide Äquivalente möglich. Die vierte Bedeutung von fantastic und die erste Bedeutung von preposterous geben die Definitionen dafür. Lediglich für eine .abenteuerliche Begründung' scheint zumindest unter fantastic keine der Bedeutungen wirklich zu passen. Außerdem wurde für keine der Kombinationen eine englische Entsprechung gefunden. Die bloße Angabe der synonymischen Glossen hat also nicht weitergeholfen, um sich für ein Äquivalent zu entscheiden. Das Nachschlagen im einsprachigen Wörterbuch wurde nötig. Vergleicht man diesen Eintrag mit dem Eintrag des .Vorgängers' des PGW-El in der Produktpalette der PONS Wörterbucher 36 , dem PONS Collins Großwörterbuch jur Experten und Universität von 1999 (CGW-E4), hat sich dieser Eintrag wesentlich verändert: CGW-E4:

abenteuerlich ... |ϊ] adj § Reise, Unternehmung, Politik, Mensch adventurous; (= erlebnishungrig) adventuresome [b] (= fantastisch) bizarre; Gestalten, Verkleidung eccentric, bizarre; Erzählung fantastic; (inj) Preis outrageous; Argument ludicrous ...

Das CGW-E4 fuhrt in diesem Artikel37 sehr viele Kombinationsangaben neben wenigen synonymischen Glossen auf. Die Kombinationsangaben wie Reise, Unternehmung, Politik, Mensch oder Gestalten, Verkleidung helfen, das richtige Äquivalent zu finden. Bei dem Artikel des PGW-El ist es schwierig zu entscheiden, unter welcher Bedeutung das Äquivalent zu finden ist, mit dem .eine abenteuerliche Politik' übersetzt werden kann. Denn die synonymische Glosse (wie ein Abenteuer gestalten) legt nicht unbedingt nahe, dass adventurous auch das passende Adjektiv für ,eine abenteuerliche Politik' sein kann. Auch die oben betrachtete Kollokation .abenteuerlicher Preis' kann im Artikel des CGW-E4 leichter gefunden werden. Es findet sich die Kombinationsangabe Preis, die allerdings ein Äquivalent liefert, das im Artikel des PGW-El nicht gegeben wird, nämlich outrageous. LDOCE3 gibt als Beispiel outrageous prices an und bestätigt somit diese Information. Für abenteuerliches Unterfangen' und ,abenteuerliche Begründung' finden sich auch in diesem

36

Beim C G W - E 4 handelt es sich nicht um einen tatsächlichen Vorgänger des P G W - E l . Letzteres ist eine vollständige Neuentwicklung, die von der PONS-Redaktion erstellt wurde. Das C G W - E 4 war eine Zusammenarbeit der Collins und PONS-Redaktionen und wurde in Deutschland von Klett vertrieben. Da das P G W - E l in der Produktpalette der PONS-Wörterbücher aber den Platz des C G W - E 4 einnimmt, soll ,Vorgänger' in diesem Sinne verstanden werden.

37

Auch weitere hier untersuchte Artikel, wie z.B. echt, sind im „neuen" P G W - E l von einer Äquivalentdifferenzierung mit Kombinationsangaben zu einer Äquivalentdifferenzierung mit synonymischen Glossen verändert worden. Dies kann als Verschlechterung betrachtet werden, da synonymische Glossen weniger hilfreich sind, das richtige Äquivalent zu finden

69 Artikel keine Kombinationsangaben. Jedoch wäre es möglich, die Kombinationsangaben Unternehmung und Argument auf die Kollokationen anzuwenden. Dies ist allerdings ebenfalls nicht sicher. Auch bei Argument wird ein Äquivalent gegeben, das im PGW-El nicht vorhanden ist. Als weiteres Beispiel dafür, dass Kombinationsangaben sicherer zum richtigen Äquivalent fuhren als synonymische Glossen, soll ein Wörterbuchausschnitt aus dem Großen Oxford Wörterbuch für Schule und Beruf (GOW-E) dienen: GOW-E:

abenteuerlich 1 (Reise, etc.) adventurous; (Bedingungen) dangerous ... 2 (•Geschichte, Begründung) absurd, incredible; (weit hergeholt) far-fetched ... 3 (Politik, Experiment) risky* ( S t i c h u o r t - b l a t i )

Im Artikel abenteuerlich des GOW-E stehen viele Kombinationsangaben. So ist hier ,eine abenteuerliche Begründung' leicht zu finden, da eine Kombinationsangabe vorhanden ist, die Begründung angibt. Es folgen zwei Äquivalente - absurd und incredible - , die weder im PGW-El noch im CGW-E4 aufgelistet wurden. Auch die Definitionen im OALD6 bestärken dies: absurd incredible

completely ridiculous; not logical and sensible 1 impossible or very difficult to believe: an incredible

story

Das Äquivalent, das hinter der synonymischen Glosse (weit hergeholt) unter der zweiten Bedeutung zu finden ist, würde passen. Der Eintrag zu far-fetched im LDOCE3 scheint dies zu bestätigen: far-fetched

extremely unlikely to be true or to happen: His explanation far-fetched to me.

sounds

pretty

Es lässt sich beobachten, dass sich die zweisprachigen Wörterbücher nicht nur bei den differenzierenden Angaben stark unterscheiden, sondern auch bei der Auswahl der Übersetzungsäquivalente. Die drei vorgestellten Artikel zu abenteuerlich geben völlig unterschiedliche Äquivalente an. Dies lässt sich auch auf die Unterschiede bei der Differenzierung zurückfuhren. Aufgrund der semantischen Unscharfe der synonymischen Glossen ist die Angabe von nur wenigen und allgemeinen Äquivalenten möglich, während die Angabe von Kombinationspartnern eine genauere und umfangreichere Angabe von Äquivalenten erfordert. Diese Angaben sind jedoch fur den Benutzer sehr wichtig. Ein weiterer Fall der Glossierung soll im folgenden Artikel dargestellt werden: PGW-El:

Beibehaltung ... Ο (das Beibehalten) Gewohnheit, Methode maintenance, upkeep, upholding θ (das Fortsetzen) Richtung keeping to, continuance

In diesem Artikel des PGW-El werden die Einzelbedeutungen des Lemmas Beibehaltung mit synonymischen Glossen eingeleitet. Den synonymischen Glossen folgen jedoch in beiden Fällen Kombinationsangaberi. Gewohnheit, Methode und Richtung geben typische

70 Kombinationen 38 zu Beibehaltung an. Den synonymischen Glossen und den Kombinationspartnern folgen bei beiden Einzelbedeutungen mehrere Äquivalente. Durch beide Arten der Differenzierung werden zwei Bedeutungen unterschieden, nicht jedoch die einzelnen Äquivalente. Da die Kombinationspartner ebenso wie die synonymische Glosse für alle Äquivalente gelten, ist die Angabe eines der beiden sinnlos. Die doppelt vorhandene Differenzierung ist unnötig und beansprucht Platz, der hier besser zur Unterscheidung der Äquivalente verwendet worden wäre. Zudem dürfte es hier sehr schwierig für den Benutzer sein, nur mit Hilfe der Synonyme zwischen den einzelnen Bedeutungen zu unterscheiden, denn das Beibehalten und das Fortsetzen sind semantisch so unscharf, dass eine Unterscheidung nicht möglich ist. Synonymische Glossen sind daher wenig zur Äquivalentdifferenzierung geeignet sind. Die zielsprachliche Sicherheit des hinübersetzenden Wörterbuchs wird umso größer sein, j e mehr Kollokationen in die Fremdsprache übersetzt werden. Das Verfahren der Glossierung von Äquivalenten durch Synonyme statt Übersetzung von Kollokationen ist demgegenüber weit weniger zuverlässig. (Hausmann 1985a: 378)

Zu oft benötigt der Benutzer zusätzliche klärende Angaben. Dadurch wird die Differenzierung mit Synonymen überflüssig. In einigen Fällen erscheint die Angabe von synonymischen Glossen besonders sinnlos, wie die folgenden Artikelausschnitte zeigen: PGW-El: PGW-El:

galle(n)bitter ... (äußerst bitter) as bitter as gall, extremely bitter, caustic; machtlos ... (ohnmächtig, hilflos) powerless, helpless

In diesen Fällen wird eine synonymische Glosse angegeben, der mehrere Äquivalente folgen. Die Äquivalente werden nicht differenziert. Weitere Bedeutungen sind nicht vorhanden. Die Angabe der Glosse ist überflüssig. Desgleichen wäre es sinnvoller, den verschwendeten Platz für eine Differenzierung der Äquivalente herzunehmen. Auch der nächste Fall zeigt eine sinnlose Glossierung: PGW-El:

nachdenklich ... Ο {etwas überlegend) pensive, thoughtful θ (zum Nachdenken neigend) pensive, thoughtful θ (viel nachdenkend) thoughtful, pensive

Dem Stichwort nachdenklich werden im PGW-El drei Unterbedeutungen zugewiesen, die alle drei mit synonymischen bzw. erklärenden Glossen eingeleitet werden. Allerdings werden bei allen drei Bedeutungen die beiden gleichen Äquivalente gegeben. Die Glossierung ist überflüssig, es würde genügen, die beiden Äquivalente einmal anzugeben und diese dann deutlich zu differenzieren.

38 Siehe Benutzerhinweise S.XII, 6.3.

71

5.4.3.2. Hyponymische Glossen Neben den synonymischen Glossen gibt es noch andere Arten von Glossen, die Angaben zur Beziehung zwischen Lemma und seinen Einzelbedeutungen machen. Die Einzelbedeutungen mancher Lemmata sind Teile der Gesamtbedeutung, es herrscht also eine HyponymHyperonym-Beziehung zwischen dem Lemma und seinen Einzelbedeutungen. Der folgende Wörterbuchausschnitt des DOG-E2 zeigt eine Differenzierung mit hyponymischen Glossen. DOG-E2:

Gabel ... |Ä| (Essgerät) fork; H (Heu-, Mist-) pitchfork; (Telefon-) rest; cradle; ( § (Fahrrad-) fork; ( § (Ast-) fork; f g (Jägerspr.) fork; (Deichsel) shafts pi.

Als synonymische Glossen sind (Essgerät) und (Deichsel) zu finden, die hier semantisch klar abgegrenzt sind und in diesem Fall erfolgreich die entsprechenden Bedeutungen und Äquivalente differenzieren. Des Weiteren werden Glossen der Art (Heu-, Mist-), (Telefon-), (Fahrrad-) und (Ast-) verwendet, wobei die Tilde das Lemma repräsentiert. Diese Art der Glossierung bezeichnet eine Hyperonym-Hyponym-Beziehung zwischen Lemma und Bedeutung. Die hyponymischen Glossen ermöglichen hier eine rasche und klare Auffindung des entsprechenden Äquivalents und sind eine geeignete Methode zur Differenzierung. Allerdings fehlt eine möglicherweise nötige Differenzierung zwischen den beiden Äquivalenten, die zu (Telefon-) angeführt werden. Im Gegensatz zu synonymischen Glossen lassen sich mit Hilfe von hyponymischen Glossen die Einzelbedeutungen eines Lemmas deutlicher unterscheiden. Aber nicht zu jedem Lemma sind HyponymHyperonym-Beziehungen vorhanden. Diese Art der Beziehung kommt hauptsächlich bei Substantiven vor. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der Einsatz von synonymischen Glossen und synonymischen Paraphrasen zur Unterscheidung von möglichen Übersetzungsäquivalenten wenig erfolgreich und daher selten sinnvoll ist. Besser lassen sich Kombinationsangaben zunutze machen, durch die das passende Übersetzungsäquivalent weitaus zuverlässiger gefunden werden kann. Neben den synonymischen Glossen treten auch hyponymische Glossen auf, die für einige Artikel - insbesondere bei Substantivartikeln - sinnvoll eingesetzt werden können.

5.4.4.

Definitionen als differenzierende Angaben

Neben den synonymischen Glossen und Kombinationsangaben kommen auch synonymische Paraphrasen vor, die Definitionscharakter haben, wie zum Beispiel bei lächeln: PGW-El:

lächeln ... Ο {freundlich lächeln) to smile θ (sich lustig machen) • [über jdn/etw] ~ to grin [or smirk] [at sb/sth]

Diese Definitionen sind in der Ausgangssprache des Hinübersetzungswörterbuchs gehalten. Ihre eigentliche Funktion ist es jedoch nicht, das Lemma zu definieren. Vielmehr ist Ziel,

72 die verschiedenen Bedeutungen des Lemmas zu verdeutlichen, da die unterschiedlichen Bedeutungen mit verschiedenen Äquivalenten wiedergegeben werden, die eben nur einen Teil des Lemmas (den der entsprechenden Bedeutung) erfassen. Da der muttersprachliche Benutzer das deutsche Lemma kennt, wäre es hier auch möglich, die englischen Äquivalente mit einer Definition zu versehen. Ein Artikel könnte dann folgendermaßen aussehen:

lächeln to smile (at sb/sth): to have a smile on your face: Joanna was smiling at us in a friendly way. to grin (at sb/sth): to smile widely: Grinning sheepishly, James admitted he was seeing Sue. Stop grinning at me, you stupid jackass. to grin with sth: grinning with delight to smirk (at sb/sth): to smile in a silly or unpleasant way that shows that you are pleased with yourself: They smirked knowingly at each other across the table. Musterartikel zu lächeln Die Definitionen sind dem OALD6 entnommen. Der Musterartikel veranschaulicht die Möglichkeit, anstelle ausgangssprachlicher Definitionen, fremdsprachliche Definitionen zu geben, die sich auf die Äquivalente beziehen. Der Vorteil besteht darin, dass das Äquivalent erklärt wird und der Benutzer somit genau weiß, ob das Äquivalent geeignet ist, das auszudrücken oder zu übersetzen, was der Benutzer möchte. So wie der Artikel des PGWE1 gestaltet ist, bezieht sich die Erklärung auf das Lemma, das der Benutzer ja kennt und für das er keine Verständnishilfe benötigt. Diese Art der Differenzierung eignet sich besonders bei Lexemen, für die keine andere Art der Differenzierung geeignet ist. Der Longman Language Activator (1993) (LLA)39 ist ein einsprachiges Lernerwörterbuch, das für Produktionszwecke zusammengestellt wurde. Die alphabetische Struktur dient lediglich als Zugangsstruktur. Unter so genannten key words werden die Lemmata in Gruppen zusammengefasst und in diesen Wortfeldern kontrastiv erklärt. Durch das Untereinanderstehen der Definitionen bilden sich die bestehenden feinen Unterschiede zwischen den Stichwörtern heraus: LLA:

39

SMILE. smile ... She smiled and said, „Good Morning. " \ Rosie's such a cheerful girl always smiling. \ My father rarely smiled. | smile at For many mothers the biggest thrill comes when their baby first smiles at them. | make sb smile I like Jonah - he always makes me smile, even if I'm feeling depressed. | smile broadly Ronnies's at the front of the photo, smiling broadly.

Vgl. Rezension Klotz (1994).

73 grin ... to smile widely, for example because you are pleased about something or because something has amused you ... When I heard they were going to get married, I couldn't stop grinning all day. I grin at She entered the classroom and the kids all grinned at her. \ grin from ear to ear (=grin very widely) He was standing up and waving to the crowd, grinning from ear to ear. s m i r k ... to smile in a satisfied way, that other people find annoying or silly ... I hated the way he was smirking, as if he was the only one who knew the answer. \ The waiter smirked as I took a mouthful of the burning hot chilli. I smirk at She stopped talking, for the man was smirking knowingly at her.

Smile, grin und smirk werden hier mit Definitionen und Beispielen versehen. Sie stehen gemeinsam unter dem key word smile. Der Musterartikel greift diese Art wieder auf. Es ist auch vorstellbar, dass beispielsweise unter dem Stichwort grinsen lediglich ein Verweis auf lächeln aufgeführt wird, so dass diese Miniwortfelder nicht mehrfach wiederholt werden müssen.

5.4.5.

Wortart- und Konstruktionsangaben mit differenzierender Funktion

5.4.5.1. ,transitiv' und ,intransitiv' als differenzierende Angaben Wortartangaben 40 spielen im hinübersetzenden Wörterbuchteil keine große Rolle für die Differenzierung, da sich im Deutschen die Wortarten zumeist in ihrer Form unterscheiden. Anders sieht dies im herübersetzenden Wörterbuchteil aus. Dort können Wortartangaben durchaus zur Differenzierung herangezogen werden: PGW-El:

Polish ... I. η Polnisch nt II. adj polnisch

Bei Verben allerdings liegt der Fall etwas anders. In den hier betrachteten Wörterbüchern wird die Gliederung der Verbartikel generell an transitivem und intransitivem Gebrauch der Verben angelehnt, unabhängig davon, ob dies für die herrschenden Äquivalenzbeziehungen von Bedeutung ist oder nicht, d.h. also unabhängig davon, ob ein Unterschied in der Konstruktion des deutschen und des englischen Verbs liegt. Die Angabe von transitiv und intransitiv erfüllt in den zweisprachigen Wörterbüchern eine Doppelfunktion. Sie ist zum einem Wortartangabe, zum anderen gibt sie über Konstruktionen des Verbs Aufschluss. Der folgende Wörterbuchartikel soll dies zeigen:

40

Zu Valenzinformationen im zweisprachigen Wörterbuch siehe Herbst (1985), Herbst/Klotz (2003: 131-137), Klotz (2001), Kromann/Riiber/Rosbach (1991b), Svensen (1993: 92-97).

74 LHW-E 2001: mahlen

I. v/t. 1. mill; grind;... II. v/i. 2. grind;... 3. Räder, spin

Der Artikelaufbau orientiert sich an der Wortartangabe und gibt zwei Grundgliederungen mit v/t. und v/i. an. Diese fungieren gleichzeitig als Konstruktionsangaben. Die Übersetzungsäquivalente, die unter der ersten Bedeutung stehen, werden transitiv, also mit direktem Objekt, konstruiert, die der zweiten Bedeutung intransitiv, also ohne Objekt. Diese Angaben konfrontieren den Benutzer mit zweierlei Problemen: Zum einen ist sehr zu bezweifeln, ob die Begriffe transitiv und intransitiv bei den Zielgruppen solcher Wörterbücher heute noch als bekannt vorausgesetzt werden können, jedenfalls in dem Sinne, dass die Benutzer tatsächlich wüssten, was damit gemeint ist (was angesichts des uneinheitlichen Gebrauchs ja auch keineswegs einfach ist). Zum anderen ist aber der lexikografische Nutzen einer solchen Unterteilung sehr zu bezweifeln, insbesondere, weil sie in vielen Fällen zu einer absolut uneinsehbaren beziehungsweise überflüssigen Wiederholung von Äquivalenten fuhrt. (Herbst/Klotz 2003: 180) 41

Auch der obige Wörterbuchausschnitt zeigt die hier beschriebene überflüssige Wiederholung der Äquivalente. Grind wird einmal unter v/t. und einmal unter v/i. aufgelistet. Sehr viel sinnvoller wäre es, auf die Untergliederung zu verzichten und grind nur einmal darzustellen. Dabei könnten sich die einsprachigen Wörterbücher und ihre Darstellung von Verbkonstruktionen als hilfreich erweisen. Die einsprachigen deutschen Wörterbücher zeigen, dass nicht nur die Wiederholung von Äquivalenten überflüssig ist. Sie verzichten auch auf eine Untergliederung der Verbartikel in v/t. und v/i. Dies wird aus dem folgenden Ausschnitt des Duden Universalwörterbuchs (DUW5) ersichtlich: DUW5:

mahlen ... a) (körniges, bröckliges o.ä. Material) in einer Mühle, mithilfe einer Mühle durch Zerquetschen od. Zerreiben mehr od. weniger fein zerkleinern·. Getreide [zu Mehl] m.; den Kaffee fein, grob, zu Pulver m.; gemahlener Pfeffer; gemahlenes Fleisch ...; Spr wer zuerst kommt, mahlt zuerst {wer zuerst da ist, hat ein Vorrecht gegenüber dem später Kommenden ... ) Ü jmds. Kiefer, Zähne mahlen (kauen langsam u. gründlich)·, b) durch Mahlen (a) herstellen: Mehl m.

Auch neue zweisprachige Wörterbücher, die für die Schule konzipiert sind, wie das Langenscheidt Power Dictionary (LPD-E2002) oder das Große Oxford Wörterbuch für Schule und Beruf (GOW-E), verzichten auf die Gliederung durch Angabe von transitiv und intransitiv. Dies kann dann zu einer erheblichen Reduzierung des Artikels führen: GOW-E:

mahlen grind* (Stichwort=t>iau)

Die Reduzierung des Artikels auf ein Äquivalent erspart die mehrmalige Auflistung von grind, gibt aber nicht genügend Aufschluss über mögliche andere Äquivalente. Auch über

41

Zur Kritik an den Termini transitiv und intransitiv siehe auch Klotz (2001: 68-70), Herbst/Klotz (2003: 133).

75 die Konstruktion von grind wird hier keine Information 42 gegeben. Im LPD-E2002 stellt sich das Weglassen der Wortarten folgendermaßen dar: LPD-E2002:

mahlen

1. grind ..., mill (Getreide) 2. grind (Kaffee)

(Stichwort = blau)

Auch ohne die Angabe von transitiv und intransitiv besteht eine Gliederung in zwei Untereinheiten und die Doppelnennung des Äquivalents. Nur die Kombinationspartner unterscheiden sich. Diese Art der Darstellung ist für den Benutzer umständlich. Er findet zweimal das gleiche Äquivalent, das offensichtlich sowohl mit Getreide als auch mit Kaffee vorkommen kann. Die gängige Unterscheidung einzelner Bedeutungen eines Lemmas mit Hilfe von grammatikalischen Codes sollte daher durch die Angabe von konkreten Kontexten ersetzt werden und damit leichter für den Benutzer zu handhaben sein 4 3 So könnten in diesem Artikel anstelle der Unterteilung in transitives und intransitives Verb folgende Kontexte zur Strukturierung des Artikels angegeben werden: • • • •

Getreide, Kaffee, Mehl, Pfeffer mahlen die Kiefer/ Zähne mahlen mit den Zähnen mahlen die Räder mahlen

Ein Artikel 44 könnte somit folgendermaßen aussehen:

mahlen Getreide, Kaffee, Mehl, Pfeffer: to grind sth: to grind grain/ coffee/flour/pepper * to mill sth: to mill grain/coffee/pepper Kiefer/Zähne: to chew carefully 0 mit den Zähnen mahlen: to grind one's teeth Räder: to spin the wheels are spinning • wer zuerst kommt, mahlt zuerst: first come first served Musterartikel zu mahlen ( A n a l - b l a u ) Die Angabe der konkreten Kontexte fuhrt den Benutzer leichter und schneller zum richtigen Äquivalent. Doch nicht nur die Kontextangaben helfen dem Benutzer. Die Konstruk-

42

Der Asterisk zeigt an, dass grind ein unregelmäßig konstruiertes Verb ist.

43

"I suggest that lexicographers should exploit this fact by using context (both linguistic and nonlinguistic) in a much more concrete and less theoretical way, by not distinguishing contextualised meanings by means o f first providing abstract grammatical codes but by giving exclusively concrete contexts, that is words" (van der Meer 1998: 222).

44

Die englischen Äquivalente und Beispiele wurden in einsprachigen Lernerwörterbüchern O A L D 6 , LDOCE3, COBUILD2, C1DE und MacMillan English Dictionary· for Advanced Learners - überprüft. Auch die Grammatikangaben wurden weitestgehend aus dem O A L D 6 übernommen.

76 tionsangaben wurden in den Artikel integriert und zeigen die Konstruktionen des englischen Äquivalents. Der Benutzer muss den Unterschied zwischen intransitivem und transitivem Verb nicht kennen, um unterschiedliche Konstruktionen zu verstehen. Ähnliches gilt auch für den folgenden Artikel: LHW-E2001: überarbeiten I. v/t. rework, go over s.th. (again); (Buch etc.) revise II. v/refl.: sich ~ overwork, F overdo things Das LHW-E2001 gliedert den Artikel zu überarbeiten in den transitiven und reflexiven Gebrauch des Verbs. Zusätzlich zur Angabe von v/refl. erfolgt eine Patternillustration45 (sich Die Angabe von v/refl. wird dadurch überflüssig. Darüber hinaus ist die Angabe des Patterns leichter und deutlicher zu verstehen. Auch im ersten Teil des Artikels könnte die Angabe eines Patterns zu einer Verdeutlichung der Konstruktion fuhren und die Angabe v/t. überflüssig machen. Die Unterscheidung der beiden Bedeutungen und in diesem Fall auch der unterschiedlichen Äquivalente könnte einfach durch die Angabe von Patternillustrationen vorgenommen werden: PGW-El:

überarbeiten I. vt MEDIA (bearbeiten) "etw ~ to revise [or rework] sth [...] II. vr • sich akk ~ to overwork oneself

Der Artikel von PGW-El gibt fur die beiden Einzelbedeutungen die entsprechenden Patternillustrationen an, führt aber überflüssigerweise zudem noch die Wortartangaben vt und vr an. Die Konstruktionsangabe etw. ~ könnte hier mit einer Kombinationsangabe zusammengelegt werden. Ein Vorschlag für den Artikel zu überarbeiten sieht folgendermaßen aus:

überarbeiten Buch, Text, Vortrag überarbeiten: to revise sth.: Eliot revised his American lectures for publication. • to rework sth.: She reworked her speech for a younger audience. • to go over sth. (again): Remember to go over your essay checking for grammar and spelling mistakes before you hand it in to me. sich überarbeiten: to overwork: You look tired. Have you been overworking? • to overdo things: He's been overdoing things recently. Musterartikel zu überarbeiten

45

(Arial -- blau)

Siehe Herbst (1985: 320): „Patternillustrationen: Sie verwenden keine grammatische Terminologie (wie acc. oder to inf.), sind nicht durch Klammern abgesetzt und beinhalten das Stichwort als Tilde. [...] Der Unterschied zu reinen Beispielen liegt aber darin, daß die Patternillustrationen eine Konstruktion allgemein repräsentieren, indem sie lexikalisch nicht gefüllt sind, sondern sich auf Wörter wie be, do, sth, so usw. beschränken." Siehe dazu auch Klotz (2001: 71).

77 Im Musterartikel wird völlig auf Wortartangaben verzichtet, da deren Wert gering ist. Dafür wurden Konstruktionsangaben und Kombinationsangaben zur Gliederung verwendet. Durch den Verzicht auf die Angaben v/t. und v/r. findet der Benutzer leichteren Zugang zu dem Artikel. Die Informationen werden nicht in - möglicherweise unverständlichen Codes versteckt, sondern explizit und transparent gemacht. Der Nachschlagevorgang wird demgemäß erheblich erleichtert und beschleunigt. Da die Wortartangaben bei den Verben in hohem Maße zur Gliederung des Artikels und somit zur Differenzierung der einzelnen Bedeutungen des Lemmas herangezogen werden, gleichzeitig aber ihr Wert sehr stark bezweifelt werden darf, soll auch untersucht werden, in wie weit andere Informationen zur Valenz zur Äquivalentdifferenzierung geeignet sind.

5.4.5.2. Konstruktionsangaben als differenzierende Angaben Im zweisprachigen Wörterbuch stehen neben den Wortartangaben noch weitere Mittel zur Verfügung, um Konstruktionsangaben vorzunehmen. Nach Herbst (1985) 46 sind dies: -

Konstruktionsindikatoren, die explizite Valenzinformationen liefern, wie bei: LHW-E2001:

-

Patternillustrationen werden als vollständige Konstruktionsangaben gegeben. Allerdings wird die Ergänzung mit „semantisch leeren Platzhaltern wie do und sth." (Klotz 2001: 71) vorgenommen: DOG-E2: PGW-El:

-

überantworten v/t. hand over {dat. to)

identifizieren ... Qrefl.V. (auch Psych.) sich mit jdm./etw. identify with sb./sth. sagen ... θ ( b e f e h l e n ) • jdm dass er/man etw tun soll/muss to tell sb to do sth/that one should/has to do sth; ...

Beispiele 47 illustrieren ebenfalls Valenzinformationen. PGW-El:

tanken ... θ (fam: in sich aufnehmen) • etw ~ to get sth; frische Luft/Sonne ~ to get some fresh air/sun; ich fahre an die See, um neue Kräfte zu ~ I'm going to the seaside to recharge mybatteriesfig. ...

Klotz stellt fest, dass Patternillustrationen „so vielleicht die beste Art der Darstellung von Valenzinformationen" zeigen. Daher soll vor allem die Eignung von Patternillustrationen zur Differenzierung untersucht werden. Der folgende Artikel zeigt das Verb eifern:

46

Siehe auch Klotz (2001).

47

Zur Kritik an den Beispielen als Valenzinformationen siehe Herbst (1985: 320) und Klotz (2001: 71 f.).

78 LHW-E2001: eifern ν/ι. 1. nach et. ~ strive for; 2. für et. od.j-n ~ campaign for; gegen et. od. j-n ~ a) campaign against, b) (schmähen) rail against; 3. mit j-m um et. ~ vie with s.o. for s.th. Neben der Angabe der Valenzpatterns kommt den Patternillustrationen hier auch eine differenzierende Wirkung zu. Durch die Konstruktionsangaben werden die einzelnen Äquivalente - mit der Ausnahme von 2b), wo eine synonymische Glosse zur Differenzierung verwendet wird - unterschieden. Diese Art der Äquivalentdifferenzierung eignet sich jedoch nur, wenn unterschiedliche Konstruktionen des Lemmas vorkommen. Eine Unterscheidung mithilfe von Patternillustrationen wie im folgenden Beispiel erscheint sinnlos: PGW-El:

packen ... θ (voll ~) • etw packen to pack sth; ... θ (verstauen) • etw [in etw akk] packen to pack sth [in [to] sth] ... Ο (überbekommen) • jdn packen to seize sb; ... © (sl: bewältigen) • etw packen to manage sth; ... © (erreichen) • etw packen to catch sth; ... θ (sl: kapieren) • etw packen to get sth fam ...

Während sich bei 3. und 4. die Patternillustrationen von den anderen abheben und insofern differenzierende Wirkung entfalten, werden für 2., 5., 6. und 7. das gleiche Pattern angegeben. Durch die Patterns lassen sich folglich keine Bedeutungsunterschiede feststellen. Diese Patternillustrationen sind daher nicht zur Differenzierung von Äquivalenten geeignet. Für einen derartigen Fall, also fur gleiche Patterns bei unterschiedlichen Bedeutungen, muss also auf eine andere, möglicherweise zusätzliche Art der Differenzierung zurückgegriffen werden. Da Patternillustrationen vornehmlich der Darstellung von Valenzinformation eines Lemmas und eines Äquivalents (bzw. mehrerer Äquivalente) dienen, können sie auch einen Artikel strukturieren, in dem einem Lemma ein Äquivalent gegenübersteht. Dies gilt insbesondere dann, wenn ein Stichwort viele Patterns aufweist und das Äquivalent entsprechende oder unterschiedliche Konstruktionen zeigt. Es findet dann genau genommen keine Äquivalentdifferenzierung, sondern eine Art „Patterndifferenzierung" statt, die jedoch für den Benutzer gerade für die Produktion sehr wichtig ist. Das folgende Beispiel zeigt den Artikel zu garantieren·. DOG-E2:

garantieren © tr. V. guarantee; jmdm. etw. für etw. guarantee sth.; ...

guarantee sb. sth. θ itr. v.

Es wird im obigen Beispiel im Grunde immer dasselbe Äquivalent gegeben, nur in unterschiedlichen Patterns. Durch die - auch hier wiederum überflüssige - Wortartangabe und die Patternillustrationen wirkt der Artikel leicht unübersichtlich hinsichtlich der Patterns. Ein Artikel, der die häufigsten Patterns von garantieren und guarantee gegenüberstellt, könnte folgendermaßen aussehen:

79

garantieren etw garantieren: guarantee sth The authorities could not guarantee the safety of the UN observers jdm etw garantieren: guarantee sb sth Even if you complete your training I can Ί guarantee you a job garantieren, dass: guarantee (that) Take this opportunity, and I guarantee you won Ί regret it. We cannot guarantee (that) our flights will never be delayed. etw garantiert etw: sth guarantees sth The ticket will guarantee you free entry. These days getting a degree doesn Ί guarantee you a job garantieren, etw zu tun: guarantee to do sth We guarantee to deliver goods within a week für etw garantieren: guarantee sth against sth a toaster guaranteed for one year against failure. This iron is guaranteed for a year against faulty workmanship 411 Musterartikel zu garantieren (Arial = biaui Die Patterns des deutschen Verbs garantieren bestimmen die Struktur des Artikels. Für jedes Pattern wird eine Entsprechung im Englischen gegeben, beziehungsweise im letzten Fall wird auf eine unterschiedliche Konstruktionsweise hingewiesen. Dieser Eintrag ist allerdings erheblich länger als der Eintrag des DOG-E2. Möglicherweise müsste an Beispielen gespart werden, da diese die Patterns „nur" illustrieren und keine neuen Informationen liefern. Lediglich für den letzten Fall sollten die Beispiele beibehalten werden, da die unterschiedlichen Konstruktionen sehr gut illustriert werden. Valenzinformationen können ebenso wie Kombinationsangaben sehr gut zur Äquivalentdifferenzierung eingesetzt werden. Allerdings eignen sich Wortartangaben genau wie synonymische Glossen wenig zur Unterscheidung von Äquivalenten.

5.4.6.

Markierungsangaben als differenzierende Angaben

Markierungsangaben 49 können mindestens zwei verschiedene Funktionen in einem Wörterbuchartikel einnehmen: zum einen „die Funktion, die Verwendung eines sprachlichen Elementes näher zu charakterisieren" (Werner 1991: 2798), zum anderen eine bloße Differenzierungsfunktion. Im Folgenden werden einige Wörterbuchausschnitte dargestellt, die verschiedene Möglichkeiten zeigen, wie Markierungsangaben zur Äquivalentdifferenzierung beitragen: DOG-E2:

48 49

U-Bahn ... underground (Brit.); subway (Amer.)\ {bes. in London) tube

Die Patterns der englischen Verben sowie die Beispiele basieren auf LDOCE3 und OALD6. Zu Markierungsangaben im zweisprachigen Wörterbuch siehe auch Werner (1991), Svensen (1993: 181-189), Herbst/Klotz (2003: 122f.).

80 Im obigen Wörterbuchausschnitt sind die Äquivalente mit (Brit.), (Amer.) oder (bes. in London) gekennzeichnet. Diese diatopischen Angaben unterscheiden die hier angegebenen Äquivalente, so dass der Wörterbuchbenutzer keinerlei Probleme haben wird, je nach Region das richtige Äquivalent anzuwenden. Nicht nur diatopische Angaben, sondern auch Stilangaben fungieren als äquivalentdifferenzierende Mittel, wie der Ausschnitt unten verdeutlicht: PGW-El:

abendländisch ... (geh) western, occidental/or/w

Hier wird zwischen western, dem unmarkierten Äquivalent und occidental, dem durch form markierten Äquivalent unterschieden. Der Angabe von (geh) bezieht sich in diesem Fall auf das Lemma, aber in vielen Fällen ist es nicht eindeutig möglich zu entscheiden, auf welche Adresse eine Markierungsangabe bezogen ist.50 PGW-El:

zappen vi TV (si) to channel-hop fam, AM a. to zap fam

Normalerweise bezieht sich eine Markierungsangabe auf das vorhergehende Wort. Im obigen Fall folgt dem Lemma zuerst die Wortartangabe, dann eine Fachbereichsmarkierung und danach eine Stilebenenangabe (sl). Nun dürfte hier nicht völlig klar sein, ob sich die Fachbereichsmarkierung nur auf das Lemma oder auch auf die Äquivalente bezieht. Sowohl die Äquivalente als auch das Lemma sind eindeutig dem Fachbereich TV zuordenbar. Daher ist fraglich, ob die Markierung nicht grundsätzlich überflüssig ist. Auch im nächsten Beispiel ist nicht klar, ob sich die Markierungsangabe pej nur auf grasping oder auch auf greedy bezieht: PGW-El:

raffgierig ... greedy, grasping pej, rapacious form

Fachbereichsangaben können ebenso zur Äquivalentdifferenzierung herangezogen werden. Im folgenden Beispiel wird wählen unter der zweiten Bedeutung des intransitiven Gebrauchs mit der Fachbereichsangabe pol. und unter der dritten Bedeutung mit teleph. versehen: LHW-E 2001: wählen ...I. v/i. ... 2. pol. (~ gehen) go to polls; 3. teleph. dial (the od. a number); II. v/t. ... 5.pol. elect; (stimmenfür) vote for; [...] Markierungsangaben dienen jedoch oft nicht alleine der Äquivalentdifferenzierung, sondern wirken häufig in Verbindung mit anderen Elementen der Äquivalentdifferenzierung, wie dies der untenstehende Wörterbuchausschnitt zeigt:

50

Vgl. dazu auch Werner (1991: 2797).

81 DOG-E2:

Abbau ... (A| (Zerlegung) dismantling; (von Zelten, Lagern) striking; (B| (,Senkung) reduction; (c|

abbauen 1 D: cutback (Gen. in); pruning ...

(5| (Chemie, Biol.) breakdown; ( § (Bergbau) mining; (im

Steinbruch)

quarrying; (von Flözen) working Das DOG-E2 verwendet in dem oben dargestellten Artikel u.a. Synonyme (Zerlegung, Senkung) und Objekte (von Zelten, Lagern), um die Bedeutung Α und Β zu unterscheiden. Unter D und Ε jedoch sind hauptsächlich Fachbereichsangaben (Chemie, Biol., Bergbau) zur Äquivalentdifferenzierung zu finden. Aber nicht nur die Kombination verschiedener Differenzierungsangaben innerhalb eines Artikels ist möglich, sondern auch das Zusammenspiel von Markierungsangaben und anderen Differenzierungsangaben ist zu beobachten. Der Artikel zu haarig verdeutlicht dies: DOG-E2: Die Erst Die dies

haarig ... |Äj (behaart) hairy; (Β] (ugs.: heikel) tricky

synonymische Glosse unter Β wird durch eine Markierungsangabe näher bestimmt. zusammen stellen die beiden die unter Β benötigte Differenzierung dar. Markierung des figurativen Gebrauchs eines Lemmas kommt häufig vor. Meist sieht folgendermaßen aus:

PGW-El:

gangbar ... Ο (begehbar) passable; θ (fig) practicable

Der figurative Gebrauch des Lemmas wird mit einem anderen Äquivalent wiedergegeben als der nicht-figurative Gebrauch. In diesem Fall dient die Angabe also der Differenzierung der beiden Äquivalente. Weiter oben wurde auf das Problem der Adressierung von Markierungsangaben hingewiesen. Neben diesem taucht das Problem der „Übermarkierung" auf.51 „Im Idealfall sollen sich nämlich lexikalische Einheiten der Ausgangs- und der Zielsprache im Rahmen der lexikographischen Äquivalenz [...] nicht nur denotativ, sondern auch in ihrer Markierung so weit wie möglich entsprechen" (Werner 1991: 2799f.). Dies würde die Markierungen im folgenden Fall überflüssig machen: LHW-E2001: pampig F ... I. F stroppy Im Falle von pampig wird sowohl das Lemma als auch das Äquivalent stroppv als ,familiär' markiert. Da die Markierungen sich entsprechen, ist dies nicht unbedingt nötig. Für den Benutzer jedoch gewährt die .überflüssige' Markierung zusätzliche Sicherheit und ist daher durchaus wünschenswert.

51

Vgl. dazu auch Mugdan (1992a: 37).

82 5.5. Zusammenfassende Bemerkungen

Im ersten Teil der qualitativen Untersuchung der zweisprachigen Wörterbücher wurden die Unterschiede der Differenzierung in mono- und bilingualen Wörterbüchern aufgezeigt. Einsprachige Wörterbücher weisen eine deutlich hervorgehobene Bedeutungsdifferenzierung vor. Diese starke Hervorhebung im Druckbild von Synonymen oder Kurzdefinitionen strukturiert den Artikel und fuhrt zu einem schnellen Auffinden der entsprechenden Bedeutung. Ein etwas anderes Bild bieten bilinguale Wörterbücher. Auffällig ist, dass die differenzierenden Angaben im Druckbild wenig hervorstechen. Für eine verbesserte Struktur der zweisprachigen Artikel würden sich die monolingualen Wörterbücher als Vorbild eignen. Des Weiteren wurde der Unterschied zwischen Bedeutungs- und Äquivalentdifferenzierung vorgestellt. Bedeutungsdifferenzierung kommt typischerweise im einsprachigen Wörterbuch vor, wo zwischen einzelnen Bedeutungen eines Lemmas unterschieden wird. Im Gegensatz dazu sollte im zweisprachigen produktionsorientierten Wörterbuch vornehmlich zwischen den Äquivalenten unterschieden werden. Tatsächlich wird aber sehr häufig zwischen den einzelnen Bedeutungen eines ausgangssprachlichen Lemmas differenziert und weniger zwischen zielsprachlichen Äquivalenten. Es muss aber daraufhingewiesen werden, dass eine reine Bedeutungsdifferenzierung wie im einsprachigen Wörterbuch im zweisprachigen Wörterbuch niemals vorliegt, da jede Bedeutungsdifferenzierung ebenfalls eine Äquivalentdifferenzierung ist. Die anschließende Diskussion der Diskriminatoren, die zur Differenzierung im bilingualen Wörterbuch zur Verfügung stehen, hat ergeben, dass von den in den Wörterbüchern zur Verfugung stehenden Mitteln zur Differenzierung die Kombinationsangaben am geeignetsten erscheinen. Sie bezeichnen typische Subjekte oder Objekte von Verben, typische Substantive zu Adjektiven und typische Genitivobjekte zu Substantiven. Kombinationsangaben geben zuverlässig über die Auswahl des richtigen Äquivalents 52 Auskunft. Dabei ist es wichtig, offene und geschlossene Kollokationsbereiche entsprechend zu markieren. Auch Mehr-Wort-Einheiten, die in den betrachteten Wörterbüchern in die Mikrostruktur integriert sind, können zur Differenzierung herangezogen werden. Die unterschiedlichen Informationskategorien dieses Blocks erschweren aber dem Benutzer den schnellen Zugriff auf die gesuchte Information. Deshalb ist es zum einen nötig, diese Informationskategorien besser in die Struktur des Artikels einzuarbeiten, beispielsweise durch Adressierung auf ein Äquivalent oder durch Angabe eines durch eine Mehr-Wort-Einheit neu eingeführten Äquivalents in seiner kanonischen Form. Zum anderen besteht die Möglichkeit, Mehr-WortEinheiten, die auf keine Einzelbedeutung adressierbar sind, völlig aus der Mikrostruktur herauszunehmen und als phraseologischen Block an den Schluss des Artikels zu stellen. Dabei ist eine übersichtliche Gliederung mit Hervorhebung der Gliederungswörter sehr wichtig. Ferner wurde gezeigt, dass synonymische Glossen, deren semantische Grenzen unscharf sind, wenig effektiv bei der Äquivalentdifferenzierung sind. Anders stellt es sich bei hyponymischen Glossen dar, die im Gegensatz zu den synonymischen Glossen gesicherte An-

52

Immer vorausgesetzt, dass die Lexikographen auch passende Äquivalente angeben.

83 gaben zu den Äquivalenten geben. Allerdings eignet sich diese Art der Angabe nicht für alle Lemmata gleichermaßen. Eine weitere Möglichkeit der Differenzierung stellen Definitionen dar. Für manche Lemmata gibt es mehrere Übersetzungsmöglichkeiten, die sich alle in verschiedenen Merkmalen von dem jeweiligen Stichwort unterscheiden. Wenn diese Äquivalente mit entsprechenden Definitionen versehen werden, hilft dies dem Benutzer bei der Differenzierung zwischen den Äquivalenten und bei der Entscheidung für ein Äquivalent. Die Definitionen werden in den Musterartikeln in der Zielsprache gegeben. Da ein fortgeschrittener Benutzerkreis als Benutzertyp zugrunde liegt, scheint dies mit einem festgelegtem Definitionswortschatz möglich zu sein. Wortartangaben wie transitiv oder intransitiv helfen dem Benutzer nur selten bei der Differenzierung. Sie signalisieren einen Unterschied, der jedoch dem linguistisch nicht so bewanderten Benutzer oft nicht klar wird und der linguistisch nicht haltbar ist. Zudem führen die Wortartangaben häufig zu unnötigen Doppelnennungen von Äquivalenten. Deshalb sollten Wörterbücher darauf verzichten. Bei dem LPD-E2002 und dem GOW-E geschieht dies bereits. Die explizite Darstellung von möglichen Konstruktionen bietet dem Benutzer größere Hilfe bei der Auffindung des richtigen Äquivalents und der richtigen Konstruktion des Äquivalents. Andere Angaben zur Valenz, insbesondere Patternillustrationen, sind jedoch für die Differenzierung von Äquivalenten zweckmäßig. Sie helfen zudem, ein umfassenderes Bild des Patternparadigmas eines Verbs zu zeichnen. Markierungsangaben sind wichtig, wenn sich die Anwendungsbereiche von Lemma und Äquivalent unterscheiden. Insbesondere Fachbereichsangaben eignen sich gut zur Differenzierung von Äquivalenten. Markierungsangaben können - kombiniert mit anderen differenzierenden Angaben, aber auch alleine - äquivalentdifferenzierende Funktionen übernehmen. Im Laufe des Kapitels wurden einige Musterartikel mit Verbesserungsvorschlägen vorgestellt. Der Gliederungsschwerpunkt liegt hier bei den deutlich hervorgehobenen Kombinationsangaben. Vorbild dabei waren die Differenzierungsangaben in den einsprachigen Lernerwörterbüchern. Die deutliche Hervorhebung durch blaue Farbe zeigt dem Benutzer die Struktur des Artikels. Er muss nur die blauen Angaben durchlesen, um die entsprechenden Kombinationen zu finden, die den benötigten Kontext darstellen. Generell lässt sich feststellen, dass von den vorkommenden Differenzierungsmethoden einige gut zur Differenzierung geeignet sind, beispielsweise Kombinationsangaben, Valenzangaben, Fachbereichsangaben und Definitionen. Manche, wie zum Beispiel synonymische Glossen oder die Differenzierung der Verben nach Wortarten, sollten besser aufgegeben werden. Grundsätzlich muss der Lexikograph entscheiden, auf welche Weise differenziert wird. Das Lemma und die Äquivalente bestimmen dabei in gewisser Weise die Möglichkeiten der Differenzierung. Es ist jedoch wichtig, dass der Lexikograph flexible Lösungen zulässt und in die Entscheidung die Bedürfnisse von Lemma und Äquivalenten mit einbezieht. Es lässt sich dabei feststellen, dass Verben und Adjektive häufig durch ihre Basen differenziert werden können, also mit Hilfe von Kombinationsangaben. Dies trifft auf Substantive so nicht zu. Dort gilt es andere Wege zu finden, z.B. mit Definitionen der Äquivalente in der Zielsprache. Die Differenzierung sollte deshalb durch Kombinations-, Konstruktions- und Fachbereichsangaben erfolgen. Aber auch verschiedene Kombinationen der Differenzierungsangaben sind einsetzbar. Der Lexikograph wird hier eine flexible und individuelle Lösung für das jeweilige Lemma finden müssen.

84 Nach der qualitativen Analyse der in den zweisprachigen Wörterbüchern vorherrschenden Differenzierungsmethoden, soll im Anschluss eine quantitative Analyse folgen. Ein erstelltes Arbeitskorpus liefert die dafür benötigte Datenbank.

6.

Praxis der Äquivalentdifferenzierung in zweisprachigen Wörterbüchern

Im vorherigen Kapitel wurden differenzierende Angaben auf ihre Qualität hin untersucht. Dabei wurde die Aufgabe von synonymischen Glossen zugunsten von Kombinationsangaben, die Aufgabe der Wortartangaben bei Verben als Gliederungsstruktur zugunsten von sinnvollen Valenzangaben und die bessere Adressierung von Mehr-Wort-Einheiten gefordert. Nun soll eine quantitative Analyse erfolgen, die die Darstellung und Behandlung von Äquivalentdifferenzierung komplexer Äquivalenzbeziehungen untersucht. Die quantitative Untersuchung soll insbesondere die Vorgehensweise der untersuchten Wörterbücher bezüglich der Differenzierung zwischen den angegebenen Übersetzungsäquivalenten darstellen und kritisch betrachten. Zunächst werden die Mittel der Äquivalentdifferenzierung der Wörterbücher anhand der Benutzerhinweise dargestellt. Diese bilden die Grundlage der Zuordnung der einzelnen analysierten Kategorien. Anschließend wird analysiert, wie die Wörterbücher tatsächlich vorgehen und ob dem einen oder anderen Mittel der Äquivalentdifferenzierung Vorrang gegeben wird vor anderen. Untersucht wurden das PGW-El, das DOG-E2 und das LHW-E2001. Die Entscheidung für diese Wörterbücher als Untersuchungsgegenstand beruht auf einer vergleichbaren Größe und einem vergleichbaren Umfang der Wörterbücher.' Das LHW-E2001 hat mit 245.000 angegebenen Stichwörtern 2 den geringsten Umfang der drei Wörterbücher. Das nächst größere Langenscheidt Wörterbuch - das Langenscheidts Großwörterbuch Englisch mit rund 370.000 Stichwörtern - wäre ebenso für die Untersuchung geeignet gewesen, da die beiden anderen untersuchten Wörterbücher, das PGW-El mit 350.000 Stichwörtern und das DOG-E2 mit 300.000 Stichwörtern ähnlich umfangreich sind. Aber im Gegensatz zu PGW-El und DOG-E2 ist das Langenscheidts Großwörterbuch Englisch zweibändig. 3 Auch preislich unterscheidet es sich mit 109 Euro pro Band wesentlich von den anderen

Auch die - soweit angegebenen - Benutzergruppen wurden in Betracht gezogen. Beim PGW-El ist lediglich im Titel ein Hinweis auf die Benutzergruppe zu finden, nämlich „für Experten und Universität". Unklar bleibt, ob es fur alle Studenten oder „nur" für Englischstudenten geeignet ist. Ebenso ist uneindeutig, wer als Experte gilt. Auch ein Ingenieur ist ein Experte. Sind hier also „Experten" aller Fachgebiete angesprochen oder nur Sprachexperten? Für das LHW-E2001 lässt sich auf der Homepage (www.langenscheidt.de) unter der Produktbeschreibung finden, dass die Handwörterbücher „für gehobene Ansprüche" und „umfassende Nachschlagewerke für den praktischen Gebrauch im Handel und Industrie, für Lehrer und Studenten" sind. Die Benutzergruppe ist etwas konkreter - wenn auch bei weitem nicht konkret genug - gefasst. Doch über den Kenntnisstand, der gerade bei Benutzern in Handel und Industrie aber auch bei Studenten sehr unterschiedlich sein kann, wird keine Bemerkung gemacht. Dabei ist der Kenntnisstand ebenso wie die Benutzergruppe an sich wichtig (siehe Kapitel 2). Das DOG-E2 macht keine Angaben zu der Benutzergruppe. 2

3

Die hier verwendeten Zahlen wurden den Vorworten der entsprechenden Wörterbücher entnommen. Allerdings wird in allen drei Wörterbüchern nicht deutlich gemacht, nach welchen Kriterien die Anzahl der Stichwörter errechnet wurde. Weder Duden-Oxford noch PONS haben in ihrem Verlagsprogramm ein großes zweibändiges Wörterbuch.

86 beiden Wörterbüchern, die ca. 50 Euro kosten. Da die Untersuchung sich auf große einbändige Wörterbücher beschränkt, passt das LHW-E2001 besser als das Langenscheidts Großwörterbuch Englisch ins Profil der untersuchten Wörterbücher. Für die Untersuchung spielt jedoch nicht nur eine umfangreiche Makrostruktur eine Rolle. Wichtiger ist eine intensive Mikrostruktur, die in den untersuchten „großen" Wörterbüchern zu finden ist. Denn die Äquivalentdifferenzierung ist Teil der Mikrostruktur. Die gewonnenen Erkenntnisse sind nicht nur auf „große" Wörterbücher anwendbar, sondern auch auf Wörterbücher mit weniger umfangreicher Mikrostruktur wie sie häufig bei Schüler- oder Anfängerwörterbüchern zu finden ist. Im Gegenteil benötigen gerade „kleinere" Wörterbücher eine genaue und zuverlässige Differenzierung der angegebenen Äquivalente. Dies widerspricht jedoch der Praxis der Wörterbuchverlage, eine Tatsache, die auch Hausmann kritisiert: Es besteht ein tragisches Paradox darin, daß gerade die sogenannten Schulwörterbücher zwar extensive Makrostrukturen, aber mehr als ärmliche Mikrostrukturen enthalten [...]. Generationen von Schülern basteln sich mit sträflich fehlkonzipierten Wörterbüchern Hinübersetzungen übelster Art zusammen und wähnen sich auch noch in dem für das Behalten und die Fixierung verheerenden Glauben, das Ergebnis sei Französisch, eine Situation, die sich auf der Universität leider nur allzuoft fortsetzt. (Hausmann 1977: 58)

Diese für französische Wörterbücher getroffene Aussage lässt sich auch auf englische Wörerbücher übertragen. Gerade wegen der Zielgruppe - Anfänger und Schüler - ist es so wichtig, dass auch in kleineren, also weniger umfangreichen Wörterbüchern der Äquivalentdifferenzierung genauso viel Beachtung geschenkt wird wie in den Wörterbüchern für fortgeschrittene Sprachlernende. Man wird möglicherweise eine geringere Anzahl an Äquivalenten in den Artikeln finden, aber die angegebenen Übersetzungen müssen differenziert werden. Ein weiteres Problem ist die geringere Anzahl an Übersetzungsäquivalenten in „kleineren" Wörterbüchern, wie ein Vergleich des LHW-E2001 und des Langenscheidt Power Dictionary Englisch (LPD-E2002) zeigt: LPD-E2002: zähmen tame (Tier) (Stichwort = blau) LHW-E2001: zähmen v/t. 1. tame; ( P f e r d ) break in; 2 .fig. (Gefühle e/c.)control, curb; (die Natur, die Elemente etc.) tame, subdue, (bewältigen) subjugate, conquer; Das komplexe Beziehungsgeflecht zwischen deutschem Lemma und englischen Übersetzungen wird im LPD-E2002 stark vereinfacht. Besonders die Aspekte ,Gefühle zähmen' oder ,Natur zähmen' werden in dem Artikel nicht erfasst. Es wird nur ein Äquivalent 4 gegeben, obwohl dieses bei weitem nicht genügt, um das deutsche Wort richtig in die Fremdsprache zu übersetzen. Dadurch entsteht der häufig bei Fremdsprachenlernern vorhandene

4

Dieses Äquivalent wird durch eine Differenzierungsangabe (Tier) in seinem Gebrauch eingeschränkt. Aber für andere Anwendungsbereiche wird dem Benutzer keine Lösung angeboten.

87 Eindruck, dass Wörter monosem und volläquivalent sind. Es wäre also besser, auf die Aufnahme einzelner Wörter in die Makrostruktur des Wörterbuchs zugunsten einer ausfuhrlicheren Mikrostruktur zu verzichten. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht, wie bereits angesprochen, der zur Produktion dienende, in diesem Fall also der deutsch-englische Teil. Gerade dieser Teil ist für deutsche Benutzer sehr schwierig zu verwenden. In Untersuchungen, die zweisprachige Wörterbücher zum Gegenstand haben, wird häufig der englisch-deutsche Teil, also der herübersetzende Teil für deutsche Benutzer, untersucht. 5 Da aber weiter oben bereits festgestellt wurde, dass im rezeptionsorientierten Teil grundsätzlich (mit einigen Ausnahmen) die bloße Auflistung von Äquivalenten in der Muttersprache genügt, erscheint eine Untersuchung des produktionsorientierten Teils im Hinblick auf die Äquivalentdifferenzierung einzig sinnvoll. Um die Ergebnisse besser einschätzen zu können, erfolgt ein kurzer Überblick über die Mittel, die Wörterbücher ihren Benutzern an die Hand geben. Die beschriebenen Mittel sind insofern fur die Analyse wichtig, als die Zuordnung der untersuchten Kategorien im Zweifelsfall nach den Angaben in den Benutzungshinweisen erfolgt.

6.1.

Differenzierende Angaben laut Benutzungshinweisen

It is the responsibility o f the lexicographer to assist the user by means o f a well-designed user guidelines text. The relevant system o f equivalent discrimination has to be explained in the front matter. The actual application thereof needs to be done in the articles within the central list. To achieve an effective procedure of equivalent discrimination in the central list, the lexicographer needs to embark on an endeavour in which he utilises all the relevant structures o f the dictionary. (Gouws 2000: 101)

In den Benutzerhinweisen wird auch auf die Problematik der Äquivalentunterscheidung eingegangen. Die Wörterbücher beschreiben ihre formalen Möglichkeiten der Äquivalentunterscheidung. Diese sollen im Folgenden anhand einer Tabelle zusammengefasst und kurz vorgestellt werden:

5

Vgl. Herbst (1985), Klotz (2001). Zum Teil liegt dies sicherlich daran, dass so ein Vergleich der Informationen in ein- und zweisprachigen Wörterbüchern leichter vorgenommen werden kann.

88

PGW-El römische Ziffern

grammatische Gliederung und Wortartangaben

arabische Ziffern

unterschiedliche Bedeutungen innerhalb einer Wortart

DOG-E2

grammatische Gliederung und Wortartangaben

grammatische Gliederung und Wortartangaben

semantische Gliederung, unterschiedliche Bedeutungen

Großbuchstaben gleichbedeutende, austauschbare Übersetzungen Komma

Semikolon

Bedeutungshinweise

„Kollokatoren"

Objektangaben

(in runden Klammern, kursiv) Wörter, die mit dem Stichwort eine enge, typische Verbindung eingehen und oft mit ihm zusammen vorkommen (S.XII) (kursiv) typische direkte Objekte des Verbs (kursiv, vor Übersetzung)

Subjektangaben

typische Subjekte von Verben (kursiv, vor Übersetzung)

Genitivangaben

typische Genitivanschlüsse (kursiv, vor Übersetzung)

Substantivangaben

Verbangaben

Adjektivangaben

deutl. Abgrenzung unterschiedlicher Bedeutungen weitergehende Untergliederungen zur Bedeutungsunterscheidung

Kleinbuchstaben

Bedeutungsangaben

LHW-E2001

typische Substantive, die zusammen mit Adjektiv vorkommen (kursiv, vor Übersetzung)

Wenn Kollokatoren sich auf zwei oder mehrere Äquivalente beziehen, werden die Äquivalente durch Kommas getrennt.

sinnverwandte Ubersetzungen

gleichwertige und austauschbare Übersetzungen, sofem keine Einschränkungen vorhanden Indikatoren

Uber Setzungen mit abweichendem Sinngehalt

(in runden Klammern, kursiv) Wörter, mit denen zusammen das Stichwort häufig vorkommt

(in spitzen Klammern; englisch) Objekte zu Verben

sinnverwandte Wörter, Oberbegriffe, Sinneinschränkungen (in runden Klammern, kursiv)

mögliche Objekte

(in spitzen Klammern, hinterÜbersetzung; englisch) Subjekte zu Verben (in spitzen Klammern, vor Übersetzung; englisch)

(in Klammern, Übersetzung)

Substantive als typische Kollokatoren zu Adjektiven (in spitzen Klammern, meist hinter Übersetzung; englisch)

*

Verben als typische Kollokatoren zu Adverbien (in spitzen Klammern, hinter Übersetzung; englisch) Adjektive als typische Kollokatoren zu Adverbien (in spitzen Klammern, hinter Übersetzung; englisch)

kursiv, vor

mögliche Subjekte * (kursiv, mit Doppelpunkt, Übersetzung)

vor

89

PGW-El

DOG-E2

LHW-E2001

Sachgebietsangaben

Bereichsangaben

bildliche Zeichen u. Abkürzungen

Stilangaben

stilistische Kennzeichnungen

Kennzeichnung der Sprachebene

Anwendungsbereich

Angaben zur Sprachebene

rhetorische Angaben

Angaben der Region diatopische Angaben

Angaben zur räumlichen Zuordnung

bildl., abwertend

weitS.

Sonstiges

*darunter fallen auch Substantivangaben zu Adjektiven und Verbangaben zu Adverbien.

Aus diesem Vergleich gehen im Grunde nur kleinere Unterschiede hervor: Die Kombination von Ziffern und Buchstaben dient der Gliederung. Das LHW-E2001 weist drei Ebenen für die grammatische und semantische Gliederung auf, während das PGW-El und das DOG-E2 für diese Art der Gliederung mit zwei Ebenen arbeiten. Auffallend ist auch, dass das Semikolon sowohl im PGW-El als auch im LHW-E2001 Übersetzungen, die nicht synonym und somit nicht austauschbar sind, trennt. Dies ist wichtig, da vor jeder Übersetzung, die von der vorhergehenden mit einem Semikolon getrennt wird und somit nicht völlig im gleichen Kontext stehen kann, eine Unterscheidung notwendig wird. Im DOG-E2 jedoch werden generell Übersetzungen mit dem Semikolon getrennt. Erfolgt keine Einschränkung durch Kombinationsangaben oder andere differenzierende Angaben, gelten die durch ein Semikolon getrennten Übersetzungen als austauschbar. Das Komma wird nur verwendet, wenn sich die Angabe von Kollokatoren auf zwei oder mehrere Übersetzungsäquivalente bezieht. Nur dann werden im DOG-E2 Übersetzungen mit Kommata getrennt. Für die Bedeutungstrennung, also die Unterscheidung der einzelnen Bedeutungen eines Lemmas, fuhren alle drei Wörterbücher Bedeutungsangaben an. Bei PGW-El heißen diese ,Bedeutungshinweise', bei DOG-E2 ,Indikatoren' und bei LHW-E 2001 sind dies s i n n verwandte Wörter', ,Oberbegriffe' und ,Sinneinschränkungen'. Auch drucktechnisch stimmen die Wörterbücher hier überein, da die Bedeutungsangaben in allen drei Fällen in runden Klammern und Kursivdruck vor der jeweils ersten Übersetzung einer Bedeutung stehen. Es kann auch vorkommen, dass mehrere Übersetzungen einer Bedeutung mit Bedeutungsangaben versehen sind. Im PGW-El und dem DOG-E2 dienen so genannte Kollokatoren 6 (also Wörter, mit denen zusammen das Stichwort häufig und typischerweise vorkommt) dazu, die Übersetzungen in einen bestimmten Kontext zu setzen und somit von anderen Übersetzungen zu unterscheiden. Das LHW-E 2001 erwähnt den Begriff Kollokator nicht, jedoch werden die

6

Kollokatoren werden hier nicht immer im Sinne Hausmanns gebraucht. Auch Basen im Sinne Hausmanns können hier unter Kollokatoren fallen.

90 gleiche Art von Angaben gemacht, wie auch im PGW-El und dem DOG-E2 unter dem Stichwort Kollokator. Dies sind Angaben von typischen Subjekten und Objekten des Verbs sowie Angaben von Substantivkollokatoren zu Adjektiven und von Verb- und Adjektivkollokatoren zu Adverbien. Wichtig erscheint hier v.a. die unterschiedliche formale Angabe dieser Kollokatoren. Im PGW-E1 und dem LHW-E2001 geschieht dies normalerweise vor der jeweiligen Übersetzung mit Hilfe von deutschen Kollokatoren, während beim DOG-E2 die Angabe von englischen Kollokatoren nach der Übersetzung erfolgt. Lediglich Subjektangaben erfolgen vor dem Äquivalent, aber in englischer Sprache. Auch diatopische Angaben sowie Angaben zu Fachbereichen und Stilebenen erfolgen in allen drei Wörterbüchern, wenn auch mit unterschiedlichen Abkürzungen. Besonders herausstechend ist hier das LHW-E 2001, das neben Abkürzungen auch Symbole für die Fachbereichsangaben verwendet. Diese sind nicht immer transparent oder leicht zu memorieren. Es erfordert daher häufiges Nachschlagen dieser Symbole. Diese Zusammenfassung soll an drei Wörterbuchausschnitten demonstriert werden. Gliederung mit röm. und arab. Ziffern

PGW-El:

Kollokatoren

kracheiTl. rächen I. vvfiW V haben (laut hrnlen) to crasffr A?/ to creäP^ Schuss to ring out θ sein (fam: prallen) to crash fam; • auf etw a^/gegen/in etw akkNor etw akk ~ to crash onto/again^tZ-ffiTo/in front of sth ... Ill vr (fam) to a have a tow BRnfamJßt^Üan argument];...

Konstruktionsangaben

Stilangabe, Regionalangabe

Die Gliederung des Artikels aus dem PGW-El wird mit römischen und arabischen Ziffern vorgenommen. Die Bedeutungshinweise und Kollokatoren erfolgen hier vor dem Äquivalent. Bedeutungshinweise sind in Klammern und kursiv gedruckt. Einem • folgen Patternillustrationen, also Angaben zu Konstruktionen. Diatopische Markierungen und Markierungen der Stilebene erfolgen im obigen Artikel nach den Äquivalenten.

91

Der Artikel wird mit Ziffern und Großbuchstaben untergliedert. Den einzelnen Gliederungsebenen wird ein Bedeutungsindikator vorangestellt. Angaben zu typischen Kollokatoren erfolgen nach den Übersetzungsäquivalenten. Sie werden im Unterschied zum PGW-El und dem LHW-E2001 in englischer Sprache gegeben. Stilistische Kennzeichnungen erscheinen vor dem Äquivalent.

Mit Hilfe von sinnverwandten Wörtern, Oberbegriffen und Sinneinschränkungen in Klammern und kursiver Schrift werden die einzelnen Bedeutungen bzw. Übersetzungsäquivalente voneinander unterschieden. Auch Angaben zu möglichen Objekten erfolgen in Klammem und sind kursiv gedruckt. Mögliche Subjekte eines Satzes werden vor dem Äquivalent mit einem Doppelpunkt aufgeführt. Ebenso wie Subjekte zu Verben werden Substantive zu Adjektiven dargestellt. Konstruktionsangaben erfolgen in Fettdruck und Stilangaben werden vor dem Äquivalent gegeben.

92

6.2.

Beschreibung der Untersuchung

Im ersten Teil dieses Kapitels wurden die Wörterbücher, die für diese Untersuchung herangezogen wurden, im Hinblick auf die Möglichkeiten der Äquivalentdifferenzierung kurz vorgestellt. Für die quantitative Analyse dieser Mittel der Äquivalentdifferenzierung soll anhand eines zusammengestellten Arbeitskorpus untersucht werden, welche Mittel in welchem Maße zur Äquivalentdifferenzierung von den Wörterbüchern im Einzelnen eingesetzt werden. Für die Analyse wurde ein Arbeitskorpus zusammengestellt, das aus je 150 zu untersuchenden Substantiven, Verben und Adjektiven besteht, also aus insgesamt 450 Wörtern. Die Trennung in Wortklassen und die Weglassung der anderen Wortklassen, wie beispielsweise Präpositionen, Konjunktionen, erscheint sinnvoll, um die Unterschiede bei der Äquivalentdifferenzierung zwischen Substantiven, Verben und Adjektiven herauszustellen, die in diesem Zusammenhang die zentralen Wortklassen darstellen. Bei Funktionswortklassen wie Konjunktionen und Präpositionen treten kaum semantische Äquivalenzprobleme auf, für die die oben beschriebenen Mittel zur Äquivalentdifferenzierung besonders geeignet scheinen. Sie stellen eher ein grammatikalisches Problem dar. Man wird andere Möglichkeiten finden müssen, die besonderen Probleme von Funktionswörtern darzustellen7. Dies würde den Rahmen dieser Arbeit jedoch sprengen. Deshalb kann an dieser Stelle nur eine Anregung für weitere Arbeiten gegeben werden. Die Analyse des Arbeitskorpus soll den Umfang der Äquivalentdifferenzierung generell aufzeigen und welche Arten von Differenzierung möglicherweise bevorzugt auftreten. Daraus lassen sich wiederum Schwachstellen der Wörterbücher bei der Unterscheidung der Übersetzungsäquivalente herausfiltem. Zudem können Ansatzmöglichkeiten zur Verbesserung der Äquivalentdifferenzierung herausgearbeitet werden. Das Arbeitskorpus wurde wie folgt zusammengestellt: - Da das produktionsorientierte Wörterbuch untersucht werden soll, wurden je 150 deutsche Substantive, Adjektive und Verben für das Korpus ausgewählt. Für jede Wortklasse sind dies die ersten 10 Wörter der Buchstaben A, E, G, Η, I, L, M, N, P, R, S, T, U, W, Z. Diese willkürliche Verteilung quer über das Alphabet soll gewährleisten, dass zum Beispiel Eigenheiten bei der Bearbeitung eines Buchstabens oder eines einzelnen Lexikographen nicht ins Gewicht fallen. Die ausgesuchten Wörter bilden die Schnittmenge aus den drei untersuchten Wörterbüchern und sind jeweils in allen drei Wörterbüchern vorhanden. Dies garantiert eine bessere Streuung der Lexeme. Zudem werden dadurch ungewöhnliche und seltene Lexeme, die für die Untersuchung weniger repräsentativ wären, zu einem großen Teil ausgeschlossen. Dazu wurden besonders bei den Adjektiven nur Lemmata akzeptiert, die in allen drei Wörterbüchern auch als Adjektiv markiert waren. Das führte dazu, dass haarklein, haarscharf und paarweise nicht aufgenommen wurden, denn das PGW-El führte diese nur als Adverbien nicht aber als Adjektive auf.

7

Eine Möglichkeit wäre die Beschreibung der Funktion von Konjunktionen und Präpositionen usw. und die Gegenüberstellung der Funktion der Äquivalente. Siehe dazu z.B. von König/Stark/ Requardt (1990): Adverbien und Partikeln dt.-eng.

93 - Für dieses Korpus wurden alle englischen Äquivalente, die in den drei Wörterbüchern zu den Wörtern aufgelistet sind, gefunden und somit eine Vereinigungsmenge der Äquivalente aus den Wörterbüchern gebildet. 8 Es wurden nur solche Äquivalente aufgenommen, die an der entsprechenden Stelle im Artikel gegeben werden. Nicht gezählt werden Übersetzungen, die bei den Mehr-Wort-Einheiten neu erscheinen. Da in diesen Fällen die Übersetzungen mit konkreten Kontexten und somit Differenzierungen versehen wurden, wurden diese Übersetzungen nicht in das Korpus aufgenommen. Dies dient vor allem der Begrenzung des Materials. Durch diese Schritte ist eine möglichst extensive Auflistung möglichst vieler Äquivalente beispielsweise auch dann gewährleistet, wenn in einem der Wörterbücher nur ein Äquivalent aufgeführt wird. Die Angabe von nur einem Äquivalent in einem der Wörterbücher bedeutet nicht notwendigerweise, dass es keine anderen Äquivalente bzw. Übersetzungsmöglichkeiten gibt. Zumeist lassen sich dann in den anderen Wörterbüchern andere oder weitere Äquivalente finden. Auf der anderen Seite lässt es die Annahme zu, dass es sich bei Angabe des einzigen und gleichen Äquivalents in allen drei Wörterbüchern um eine vollständige Äquivalenz zwischen dem deutschen Lemma und dem englischen Äquivalent handelt. In einem ersten Teil der Untersuchung soll festgestellt werden, ob alle und wenn nein wie viele der untersuchten Artikel eine Differenzierung benötigen. Bei wie vielen Artikeln tatsächlich eine Differenzierung vorhanden ist und ob diese Differenzierung ausreichend ist. In einem zweiten Teil wird das Arbeitskorpus danach untersucht, wie häufig Glossierungen, Kombinationsangaben, Konstruktionsangaben und Markierungsangaben tatsächlich vorkommen. Als dritter Teil der qualitativen Untersuchung werden die Ergebnisse v.a. im Hinblick auf die aus der quantitativen Untersuchung gewonnenen Erkenntnisse diskutiert.

6.2.1.

Erster Teil: vorhandene und ausreichende Differenzierung

6.2.1.1. Artikel mit einem Äquivalent Eingangs wird festgestellt, wie viele der Wörter aus dem Arbeitskorpus keine Äquivalentdifferenzierung benötigen. Dieser erste Schritt erscheint notwendig, da in das Korpus auch Artikel mit nur einem Äquivalent aufgenommen wurden, für die keine Differenzierung notwendig ist. Diese Artikel wurden in das Korpus aufgenommen, weil es herauszufinden gilt, ob diese Artikel tatsächlich keine Differenzierung benötigen, also ob tatsächliche volläquivalente Beziehungen herrschen und wie viele dieser Artikel vorkommen. Als Artikel, die keine Differenzierung benötigen, gelten:

Diese hier angewendete Technik ist bei Hausmann (1977: 64f.) als Technik der Synonymenschau beschrieben.

94 - alle Artikel, denen nur ein Äquivalent zugeordnet ist9 - zusätzlich werden dazu die Lemmata gerechnet, zu denen eigentlich zwei oder mehrere Übersetzungsäquivalente angegeben wurden, die aber mit einem expliziten ,OR' oder ,oder' als synonymisch gekennzeichnet sind und der Benutzer insofern von einer völligen Austauschbarkeit ausgehen muss.10 Die folgenden Beispiele zeigen solche Fälle: PGW-El: malochen vi (si) to slog [or slave] away; LHW-E2001: ebnen v/t. level (off od. out) Da die beiden Übersetzungen mit einem expliziten ,or' oder einem ,od.' verbunden sind, zählen sie für die Untersuchung nur als ein Äquivalent. Konsequenterweise wurde auch der folgende Fall als ein Äquivalent gezählt, obwohl eigentlich mehrere Äquivalente gegeben wurden: PGW-El:

wachrufen ... • etw [in jdm] ~ to awaken [or evoke] [or stir up sep] sth [in sb]

Fälle wie der obige erschweren dem Benutzer allerdings den leichten Zugang zu den Übersetzungsäquivalenten. Daher erscheint eine derartige Auflistung der Äquivalente nicht sinnvoll. Neben den obigen Fällen wurden auch Artikel, die kein eigentliches Übersetzungsäquivalent auflisten, sondern das Lemma nur in einem Kontext darstellen und nur für diesen eine Übersetzung angeben, als ein Äquivalent geweitet: PGW-El: abblendbar ..." ein ~er Rückspiegel dipping rear window DOG-E2: aasen ... mit etw. be wasteful with sth.... LHW-E2001: Aa ... ~ machen F do a ροο(-ροο) Die beschriebenen Fälle wurden zu den Artikeln mit einem Äquivalent gerechnet. Die folgende Tabelle zeigt die Zahlen dieser Artikel:

9

10

Dies bedeutet jedoch nicht, dass es für dieses Lemma nur eine Ubersetzung gibt. Es bedeutet nur, dass das untersuchte Wörterbuch nur ein Äquivalent auflistet, und aus diesem Grund keine Differenzierung nötig ist. Es gibt z.B. Fälle, wo in einem Artikel bei den Mehr-Wort-Einheiten weitere Übersetzungsmöglichkeiten gegeben werden. Da dieser Block jedoch nicht mit unter die statistische Auswertung fällt, kann dies hier nicht berücksichtigt werden. Auch hier soll nicht weiter darauf eingegangen werden, ob in diesen Fällen wirklich eine völlige Synonymie - es ist nicht zu vermuten - vorliegt oder ob durchaus Unterschiede zwischen den als synonym angegebenen Äquivalenten vorhanden sind. Im Wörterbuch jedenfalls werden sie wie Synonyme behandelt und daher sollen diese Artikel nicht in die Untersuchung mit einfließen. Allerdings bleibt zu hinterfragen, ob die Darstellungsweise geeignet ist, um dem Benutzer wirklich zum richtigen Äquivalent zu führen.

95

DOG-E2

PGW-El

LHW-E 2001

Äquivalente = 1

202

44,9%

205

45,6%

198

44%

Substantive

83

55,3%

89

59,3%

95

63,3%

Verben

47

31,3%

47

31,3%

49

32,7%

Adjektive

72

48%

69

46%

54

36%

Aus dem Diagramm wird deutlich, wie viele der Artikel in den Wörterbüchern mit nur einem Äquivalent versehen sind. Von den 450 untersuchten Wörtern sind dies 44,9% im P G W - E l , 45,6% im DOG-E2 und 44% im LHW-E 2001. Die nachstehende Grafik soll dies im Einzelnen verdeutlichen:

Artikel mit nur einem Äquivalent

80,0% 60,0% 40,0%

20,0% 0,0% Substantive

Verben

Adjektive

• PGW-El

55,3%

31,3%

48,0%

• DOG-E2

59,3%

31,3%

46,0%

• LHW-E2001

63,3%

32,7%

36,0%

Grafik 1

Die größte Gruppe der Wörter mit nur einem Äquivalent stellen die Substantive dar: 55,3% im P G W - E l , 59,3% im DOG-E2 und 63,3% im LHW-E 2001 (der jeweils 150 untersuchten Substantive). Dies lässt sich zum Teil auf bestehende volläquivalente Beziehungen zwischen deutschen und englischen Substantiven zurückfuhren, wie in den folgenden Beispielen zu sehen ist: PGW-El: Paarungszeit... mating season DOG-E2: Ibis ... ibis LHW-E2001: Abakus ... abacus

96 64 Wörter werden in allen drei Wörterbüchern jeweils mit nur einem Äquivalent übersetzt. Davon sind es in 54 Fällen" die jeweils gleiche Übersetzung in allen drei Wörterbüchern, in 10 Fällen weicht die Übersetzung eines der Wörterbücher ab. Für diese 10 Fälle gibt es folglich mehr als eine Übersetzungsmöglichkeit. Das folgende Beispiel zeigt einen dieser Fälle: PGW-El: Idealfigur ... ideal figure DOG-E2: Idealfigur ... ideal figure LHW-E2001: Idealfigur ... the perfect figure Außerdem werden bei einem Teil der Substantivartikel, die nur ein Äquivalent aufweisen, bei den gleichen Artikeln in den anderen Wörterbüchern zu einigen der Artikel andere oder zusätzliche Übersetzungsäquivalente angegeben. Hier liegt der Schluss nahe, dass diese Wörter nicht wirklich volläquivalent sind, sondern dass die Wörterbücher nicht vollständig sind und hier nicht ausreichend viele Äquivalente anbieten, wie dies das Beispiel Überangebot zeigt: PGW-El: Überangebot... surplus DOG-E2: Überangebot... surplus [...]; (Schwemme) glut LHW-E2001: Überangebot... oversupply, glut {an of); (Überschuss) surplus (of) Die Problematik, die sich fur den Benutzer eines der Wörterbücher ergibt, besteht darin, dass eine Art volläquivalente Beziehung vorgetäuscht wird, da der Benutzer ja automatisch davon ausgehen muss, dass es nur dieses eine Übersetzungsäquivalent gibt. Auch bei Verben lässt sich ähnliches feststellen. Hier jedoch ist eine sehr viel kleinere Anzahl der 150 untersuchten Verben mit nur einem Äquivalent versehen, nämlich 31,3% im PGW-El und im DOG-E2 und 32,7% im LHW-E2001. Die kleineren Zahlen dürften darauf zurückzufuhren sein, dass bei Verben sehr viel seltener wirklich volläquivalente Beziehungen vorliegen, wie dies bei den folgenden Beispielen der Fall ist: PGW-El: gallopieren ... to gallop DOG-E2: häkeln ... crochet LHW-E2001: immigrieren ... immigrate Beispiele dieser Art finden sich nur wenige im Arbeitskorpus. In achtzehn Fällen wird in allen drei Wörterbüchern nur ein Äquivalent angegeben. Aber auch hier gibt es vier Fälle mit unterschiedlichen Äquivalenten. Für die übrigen Fälle gilt wiederum, dass zumeist nur in einem der Wörterbücher ein Äquivalent angegeben wird, in den anderen Wörterbüchern aber weitere Übersetzungsmöglichkeiten zu finden sind. Auch hier lässt sich dies auf eine ungenügende Darstellung der Wörterbücher zurückfuhren. Die Adjektivartikel weisen die größten Unterschiede hinsichtlich der Menge der Artikel mit einem Äquivalent auf. Im PGW-El haben 48% der Artikel nur ein Äquivalent. Dies

11

Colour of hair (PGW-El und LHW-El) und hair colour (DOG-E2) wurden als gleichwertig angenommen.

97 sind 2% mehr als im D0G-E2 mit 46% und 12% mehr als im LHW-E2001 mit 36%. Auch hier bleibt festzustellen, dass ein erstaunlich großer Teil der Adjektivartikel in den Wörterbüchern mit nur einem Äquivalent versehen ist. Zu diesen gehören beispielsweise: PGW-El: galvanisch ...galvanic DOG-E2: pakistanisch ... Pakistani LHW-E2001: idiomatisch ... idiomatic Dies sind vorrangig Adjektive, die aus einem fachsprachlichen Bereich stammen, wie galvanisch oder idiomatisch oder die eine Staatsangehörigkeit bezeichnen, wie pakistanisch. Aber auch anderen Adjektiven wird nur ein Äquivalent gegenübergestellt, wie zum Beispiel: PGW-El: haarsträubend ... hair-raising DOG-E2: raffgierig... greedy LHW-E2001: machtvoll... powerful Bei den obigen Beispielen allerdings ist festzustellen, dass diese nur jeweils in dem Wörterbuch, aus dem das Beispiel entnommen wurde, nur ein Äquivalent haben, nicht jedoch in den anderen, wie dies an raffgierig gezeigt wird: PGW-El: raffgierig ... greedy, grasping pej, rapacious form LHW-E2001: raffgierig ...greedy, grasping,formell: rapacious Sowohl das PGW-El als auch das LHW-E2001 fuhren noch zwei weitere Äquivalente auf. Ein Vergleich der Wörterbücher zeigt, dass 28 Adjektivartikel jeweils in allen drei Wörterbüchern nur ein Äquivalent aufweisen. Aber nur 19 Adjektivartikel haben in allen drei Fällen das gleiche Äquivalent. In den anderen Fällen fuhren die Wörterbücher entweder unterschiedliche Äquivalente auf oder eines oder zwei Wörterbücher geben mehr als ein Äquivalent an. Es lässt sich feststellen, dass bei allen drei Wortarten ungefähr 45% der Artikel nur ein Äquivalent angeben. Dies kann jedoch nur zu einem kleinen Teil auf eine volläquivalente Beziehung zwischen Stichwort und Äquivalent zurückgeführt werden. In vielen Fällen gibt eines der drei untersuchten Wörterbücher nur ein Äquivalent an, während die anderen weitere Übersetzungsmöglichkeiten verzeichnen. Für die Wörterbücher bedeutet dies, dass viele der Artikel nicht vollständig ausgearbeitet sind. Diese Artikel benötigen die Angabe weiterer Äquivalente und als Folge eine klare Äquivalentdifferenzierung. Im nächsten Schritt sollen Artikel mit mehreren Äquivalenten aus dem Arbeitskorpus dargestellt werden.

6.2.1.2. Artikel mit mehreren Äquivalenten Wie bereits festgestellt ist eine Äquivalentdifferenzierung nötig, wenn mehr als ein Äquivalent zu einem Lemma vorhanden ist. Die Frage, die es nun zuerst zu untersuchen gilt, ist, wie viele der untersuchten Artikel mehr als ein Äquivalent zu den jeweiligen Lemmata ver-

98 zeichnen. Als Artikel mit mehreren Äquivalenten wurden alle Artikel gezählt, die mehr als ein Äquivalent aufweisen. 12 Dazu gehören auch Artikel, deren Äquivalent mit einem or oder anderem deutlichen Kennzeichen der Austauschbarkeit (wie z.B. Klammern) versehen sind, wenn sie mit einer Markierungsangabe unterschieden werden, wie die beiden Beispiele zeigen: LHW-E2001: rackern ... slave (F slog) away PGW-El: echauffieren ... • sich [über jdn/etw] ~ to get worked up [or form to excite oneself] [about sb/sth] Slave away und slog away werden demnach als zwei Äquivalente behandelt, die trotz des vorhandenen or durch die Angabe einer Stilebenenbezeichnung differenziert werden. Die nun folgende Tabelle soll darstellen, wie viele der 450 untersuchten Artikel mehr als ein Äquivalent auflisten und somit Bedeutungs- und Äquivalentdifferenzierung benötigten: PGW-El

DOG-E2

LHW-E 2001

Äquivalente > 1

248

55,1%

245

54,4%

252

56%

Substantive

67

44,7%

61

40,7%

55

36,7%

Verben

103

68,7%

103

68,7%

101

67,3%

Adjektive

78

52%

81

54%

96

64%

Wie aus der Tabelle ersichtlich wird, haben in den drei untersuchten Wörterbüchern etwas mehr als 50% der Artikel mehr als ein Äquivalent. Die Prozentzahlen unterscheiden sich nur sehr wenig: beim PGW-El sind dies genau 55,1%, beim DOG-E2 54,4% und beim LHW-E2001 56%. Für die einzelnen Wortklassen unterscheidet sich dieses Bild etwas, wie dies die untenstehende Grafik nochmals verdeutlicht:

12

Ausnahmen dieser Regel, die trotzdem sie mehr als ein Äquivalent aufweisen, als „Artikel mit einem Äquivalent" gewertet wurden, wurden unter Kap. 6.2.1.1. dargestellt.

99 Artikel mit mehr als einem Äquivalent 80,0% 60,0% 40,0% 20,0% 0,0% Substantive

Verben

Adjektive

• PGW-El

44,7%

68,7%

52,0%

• DOG-E2

40,7%

68,7%

54,0%

• LHW-E2001

36,7%

67,3%

64,0%

Grafik 2

Wie in Grafik 2 gut zu erkennen ist, haben bei Substantiven nur 44,7% der Artikel des PGW-El mehr als ein Äquivalent. Dies sind etwas mehr als im DOG-E2 mit 40,7% und im LHW-E 2001 mit 36,7%. Die Unterschiede fallen hier etwas deutlicher aus als bei den Gesamtzahlen. Im PGW-El findet sich eine etwas größere Anzahl von Substantivartikeln mit mehr als einem Äquivalent. Es sind 4% mehr als im DOG-E2 und 8% mehr als im LHW-E 2001. Diese zur Gesamtprozentzahl etwas niedrigeren Zahlen lassen sich möglicherweise dadurch erklären, dass sich gerade bei den Substantiven eine Reihe von vollständigen Äquivalentbeziehungen finden lassen, (siehe Kap. 6.2.1.1.) Verbartikel haben in allen drei untersuchten Wörterbüchern eine weitaus höhere Anzahl an Artikeln mit mehr als einem Äquivalent als dies bei Substantiven der Fall ist. Dies lässt sich zum einem darauf zurückfuhren, dass Verben weniger oft volläquivalent sind. Zum anderen teilen alle drei untersuchten Wörterbücher ihre Verbartikel nach intransitivem, transitivem und reflexivem Gebrauch auf. Dies fuhrt häufig dazu, dass die gleichen Äquivalente mehrmals angegeben werden. Doch durch die formale Gliederung wurden diesen Verbartikeln mehrere Bedeutungen zugerechnet, wie die folgenden Beispiele zeigen: PGW-El:

garantieren ... I. vt {zusichern) • (jdm) etw ~ to guarantee [sb] sth; • jdm dass to guarantee sb that II. vi (für etw stehen) • für etw akk ~ to guarantee sth

DOG-E2:

immatrikulieren Ο tr. V. (Äj (Hochschulw.) register;

(schweiz.) register

θ refl. V. (Hochschulw.) register Für Benutzer ist diese Art der Gliederung der Verbartikel wenig hilfreich. 13 Sie fuhrt zu unnötiger Platzverschwendung. Dieser Platz könnte beispielsweise für Valenzangaben zu den Übersetzungsäquivalenten oder für weiterführende, genauere differenzierende Angaben

13

Siehe dazu Kapitel 5.4.3.1. Dort wird die Problematik der Angabe von transitiv, reflexiv und deren Folgen ausfuhrlich erörtert.

intransitiv

und

100 sinnvoller genutzt werden. Bei den Verbartikeln ergeben sich für das PGW-El und das DOG-E2 mit 68,7% gleich hohe Zahlen fur .Artikel mit mehr als einem Äquivalent'. Den Schluss bildet auch hier das LHW-E2001 mit 67,3%. Wie bei den Substantiven gibt es bei den Verben keine sehr großen zahlenmäßigen Unterschiede. Bei den Adjektiven bietet sich ein ganz anderes Bild. Während im PGW-El 52% und im DOG-E2 54% der Adjektivartikel mehr als ein Übersetzungsäquivalent angegeben haben, sticht das LHW-E2001 durch eine erheblich höhere Anzahl heraus. Im LHW-E2001 sind 64% und somit 10% mehr als im DOG-E2 und 12% mehr als im PGW-El der Adjektivartikel mit mehr als einem Äquivalent erfasst. Während bei den Substantiven lediglich kleinere und bei den Verben praktisch keine Unterschiede vorliegen, weisen die Wörterbücher bei den Adjektiven größere Unterschiede auf. Das LHW-E2001 scheint dabei eher den komplexen Äquivalenzbeziehungen, die zwischen deutschen und englischen Adjektiven herrschen, gerecht zu werden. Wie bisher gezeigt, verzeichnen ungefähr 55% der Artikel des Arbeitskorpus mehrere Übersetzungsäquivalente. Als nächster Schritt soll daher die Analyse erfolgen, wie viele dieser Artikel differenzierende Angaben aufweisen bzw. wie viele ohne differenzierende Angaben vorkommen.

6.2.1.3. Artikel ohne differenzierende Angaben In einem ersten Schritt wurde das Arbeitskorpus in ,Artikel mit einem Äquivalent' und ,Artikel mit mehreren Äquivalenten' eingeteilt. Artikel, zu denen mehrere Äquivalente angegeben werden, benötigen eine Differenzierung dieser Äquivalente. Im Anschluss soll daher untersucht werden, wie viele der Artikel mit mehreren Äquivalenten auch Bedeutungs- bzw. Äquivalentdifferenzierung aufweisen. Als Bedeutungs- bzw. Äquivalentdifferenzierung gelten Angaben, die zur Differenzierung von Bedeutungen oder Äquivalenten durch Diskriminatoren dienen.14 Dabei wurden alle möglichen Arten von Äquivalentdifferenzierung außer Interpunktion und bloße Nummerierung gewertet. Denn bloße Nummerierung und Interpunktion deuten einen Unterschied zwischen den Äquivalenten an und machen deutlich, dass die Äquivalente eben nicht synonym sind. Sie bieten dem Benutzer jedoch keine weitere Hilfe im Hinblick auf die Auswahl des richtigen Äquivalents, wie folgendes Beispiel zeigt: LHW-E2001: edieren ... 1. edit; be the editor of; 2. publish Der Benutzer wird bei edieren durch die Nummerierung der Einzelbedeutungen darauf hingewiesen, dass sich die Äquivalente unterscheiden. Aber er erhält eigentlich keine weitere Hilfe zur Differenzierung. Daher wird dieser Artikel als , Artikel ohne Differenzierung' gewertet.

14

Siehe dazu Kapitel 5.2. Wie dort bereits festgestellt, kommt im zweisprachigen Wörterbuch eine reine Bedeutungsdifferenzierung nicht vor. Aus diesem Grund werden Bedeutungs- und Äquivalentdifferenzierung hier gemeinsam betrachtet.

101 Wie viele der Artikel, die mehrere Äquivalente, aber keine Differenzierung aufweisen im Arbeitskorpus vorhanden sind, zeigt folgende Tabelle:

PGW-El Äquivalent- bzw. Bedeutungsdifferenzierung nicht vorhanden

DOG-E2

LHW-E2001

47

19%*

34

13,9%

46

16,3%

19

28,4%

12

19,7%

11

20%

8

7,8%

9

8,7%

8

7,9%

20

25,6%

13

16%

27

28,1%

Äquivalent-bzw. Substantive

Bedeutungsdifferenzierung nicht vorhanden Äquivalent-bzw.

Verben

Bedeutungsdifferenzierung nicht vorhanden Äquivalent-bzw.

Adjektive

Bedeutungsdifferenzierung nicht vorhanden

"Die Basis für die Prozentzahlen dienen die Zahlen der .Artikel mit mehr als einem Äquivalent' aus der Tabelle in Kap. 6.2.1.2.

Insgesamt sind 13,9% (PGW-El), 16,3% (LHW-E2001) und 19% (DOG-E2) der Artikel mit mehreren Äquivalenten nicht differenziert. Insbesondere bei den Substantiv- und Adjektivartikeln sind mehr als ein Viertel aller Artikel ohne Äquivalentdifferenzierung. Bei den Verben liegen die Zahlen stark darunter - ungefähr 8% der Verbartikel verzeichnen keine differenzierenden Angaben. Im Einzelnen lässt sich das Ergebnis wie folgt darstellen: Für 28,4% der Substantive im PGW-El werden mehrere Übersetzungsäquivalente angeführt, aber diese mit keinerlei differenzierenden Angaben versehen. Dies zeigt z.B. der folgende Fall: PGW-El:

Echolot... sonar, echo sounder L a b m a g e n . . . BIOL m a w , a b o m a s u m

In diesen Fällen erhält der Benutzer keinerlei Hinweise, worin sich die angegebenen Äquivalente unterscheiden. Auch im DOG-E2 finden sich 29,7% solcher Fälle bei Substantiven und im LHW-E2001 20%. Für Verben sieht das Bild völlig anders aus. Dort bewegen sich die Zahlen zwischen 7,8% bei PGW-El, 7,9% bei LHW-E2001 und dem Spitzenreiter DOG-E2 mit 8,7%. Bei Adjektivartikeln wiederum liegen die Zahlen in einem weitaus höheren Bereich. So verzeichnen im PGW-El 25,6% der Adjektive mehrere Äquivalente aber keinerlei differenzierende Angaben, im DOG-E2 sind es 16% und im LHW-E2001 28,1 %. Die folgende Tabelle verdeutlicht diese Zahlen nochmals:

102

Artikel ohne Differenzierung

30,0%

U,U7oDifferenzierung nicht

Differenzierung nicht

Differenzierung nicht

vorhanden Substantive

vorhanden Verben

vorhanden Adjektive

• PGW-EI

28,4%

7,8%

25,6%

• DOG-E2

19,7%

8,7%

16,0%

• LHW-E2001

20,0%

7,9%

28,1%

Grafik 3

Die Artikel, die hier keine Bedeutungs- bzw. Äquivalentdifferenzierung aufweisen, bieten dem Benutzer nicht genügend Hilfe bei der Auswahl des richtigen Äquivalents. Hier müssen dringend differenzierende Angaben hinzugefügt werden. Als nächstes soll betrachtet werden, wie viele der Artikel dementsprechend differenzierende Angaben verzeichnen.

6.2.1.4. Artikel mit differenzierenden Angaben Weiter oben wurde bereits festgelegt, dass bloße Nummerierung und Interpunktion keine Rolle für die Bedeutungs- bzw. Äquivalentdifferenzierung spielen, da sie als Differenzierung nicht genügen. Anders liegt der Fall bei Verben, bei denen sehr oft zwischen transitivem, intransitivem und reflexivem Gebrauch unterschieden wird. In einem solchen Fall wird die Nummerierung zusammen mit der Valenzangabe des Verbs als vorhandene Differenzierung anerkannt, denn es findet ja eine Differenzierung zwischen den Äquivalenten statt. 15 Dies zeigen die folgenden Artikel: DOG-E2: DOG-E2:

15

abbeißen ...O nur. tr. V. bite off... θ nur. itr. V. have a bite haken ... Ο tr. V. hook (an + Akk. on to); ( § ([Eisjhockey) hook; (cj (Fußball) => häkeln 2. θ itr. V. (klemmen) be stuck

Wie sinnvoll diese Art der Differenzierung ist, wird in Kapitel 5.4.3.1. erörtert. Da diese Art der Differenzierung jedoch in allen drei Wörterbüchern vorkommt, muss sie hier berücksichtigt werden.

103 DOG-E2:

p a f f e n ... Ο tr. V. puff at ; puff out ; . . . Θ itr. V. puff away;...

Neben den Wortartangaben bei Verben fallen unter differenzierende Angaben auch Kombinationsangaben, Glossierungen, Konstruktionsangaben und Markierungen. Ist in einem der analysierten Artikel eine dieser Angaben vorhanden, wurde der Artikel zu den Artikeln mit differenzierenden Angaben gezählt. Wie viele der Artikel mit Äquivalent- bzw. Bedeutungsdifferenzierung versehen sind, gibt die folgende Tabelle wieder:

PGW-El

DOG-E2

LHW-E2001

201

81%*

211

86,1%

206

81,7%

48

67,2%

49

80,3%

44

80%

Verben

Äquivalent-bzw. Bedeutungsdifferenzierung vorhanden

95

92,2%

94

91,3%

93

92,1%

Adjektive

Äquivalent-bzw. Bedeutungsdifferenzierung vorhanden

58

74,4%

68

84%

69

71,9%

Äquivalent-bzw. Bedeutungsdifferenzierung vorhanden Äquivalent-bzw. Substantive

Bedeutungsdifferenzierung vorhanden

*Die Basis der Prozentzahlen sind die Zahlen aus der Tabelle in 6.2.1.2.

Wie aus der obigen Tabelle erkennbar ist, verzeichnen im P G W - E l 81% 1 6 der Artikel, die mehr als ein Äquivalent haben, eine oder mehrere differenzierende Angaben. Bei DOG-E2 ist dies mit 86,1% etwas mehr als bei P G W - E l und das LHW-E2001 liegt zwischen den beiden mit 81,7%. Für die Wortarten sieht dies im Einzelnen folgendermaßen aus: Bei den Substantiven bietet das P G W - E l mit 67,2% den niedrigsten Prozentsatz an differenzierenden Angaben. Deutlich höher liegen das DOG-E2 mit 80,3% und das LHW-E2001 mit 80%. Ein sehr hoher Prozentsatz für eine vorhandene Äquivalent- bzw. Bedeutungsdifferenzierung lässt sich bei den Verben feststellen. In allen drei untersuchten Wörterbüchern liegt der Prozentsatz über 90%. Im Einzelnen sind dies 92,2% im P G W - E l , 91,3% im DOG-E2 und 92,1% im LHW-E2001. Dieser hohe Prozentsatz lässt sich hauptsächlich auf die Tatsache zurückfuhren, dass auch die übliche Gliederung der Verbartikel in intransitive, transitive

16

Als Basis der Berechnung dienen hier die Zahlen der Tabelle aus Kapitel 6.2.1.2. Die Anzahl der vorhandenen Äquivalent- bzw. Bedeutungsdifferenzierung wird in Relation zu der Anzahl der Artikel mit mehr als einem Äquivalent gesetzt.

104 und reflexive Verben in der Untersuchung als Differenzierung gewertet wurde. Da diese Praxis von allen drei Wörterbüchern konsequent verfolgt wird, entstehen somit sehr hohe Prozentzahlen bei der Äquivalentdifferenzierung. Bei den Adjektivartikeln lassen sich weniger hohe Prozentzahlen als bei den Verben feststellen. Hier finden sich deutliche Unterschiede zwischen den Wörterbüchern. Das PGW-El liegt mit 74,4% deutlich unter dem DOG-E2 mit 84%. Das LHW-E 2001 sinkt mit 71,9% unter das Niveau von P G W - E l . Die untenstehende Abbildung verdeutlicht diese Zahlen noch einmal:

Artikel mit Differenzierung

0,0%·



PGW-El

Differenzierung vorhanden: Differenzierung vorhanden: Differenzierung vorhanden Substantive

Verben

Adjektive

67,2%

92,2%

74,4%

92,1%

71,9%

80,3% ILHW-E2001

80,0%

Grafik 4

Bei einem großen Teil der Artikel sind differenzierende Angaben vorhanden. Allerdings wurde bisher außer Acht gelassen, ob diese differenzierenden Angaben vollständig - also für jedes Übersetzungsäquivalent - oder unvollständig - also nicht für jedes Äquivalent vorhanden sind. Daher soll zum Schluss des ersten Teils der Untersuchung festgestellt werden, ob die vorhandenen differenzierenden Angaben vollständig sind, oder ob nur einige der Äquivalente differenziert wurden.

6.2.1.5. Vollständigkeit der differenzierenden Angaben Bisher wurde festgestellt wie viele der Artikel eine Differenzierung aufweisen. Wichtig bei der Angabe von differenzierenden Mitteln ist die Vollständigkeit. Liegen in einem Artikel nicht für jedes Äquivalent differenzierende Angaben vor, kann die Auswahl des richtigen Äquivalents erfolglos bleiben. 17

17

Aber auch eine vollständige Differenzierung garantiert nicht immer ein erfolgreiches Auffinden des richtigen Äquivalents. Da sich dies jedoch nicht durch eine qualitative Untersuchung nachweisen lässt, fließt dieser Aspekt nicht in die Untersuchung ein.

105 Die oben genannten Zahlen zur Äquivalentdifferenzierung bedeuten nicht, dass jedes der angegebenen Übersetzungsäquivalente mit einer eigenen Differenzierung versehen ist. Denn auch Artikel in denen nur ein oder mehrere Äquivalente differenziert wurden, nicht jedoch alle, wurden bei der Untersuchung als Artikel mit vorhandener Differenzierung ge wertet: DOG-E2:

nachbessern ... repair; make good, put right

Im Artikel nachbessern bezieht sich die differenzierende Angabe auf put right und make good, nicht aber auf repair. Hier stellt sich die Frage, ob wirklich jedes Äquivalent eine differenzierende Angabe benötigt, oder ob durch die Angabe zu einem oder mehreren Äquivalenten nicht bereits die anderen Äquivalente differenziert werden, also eine Art „negative Differenzierung" 18 vorliegt, wie dies im folgenden Beispiel der Fall ist: DOG-E2:

Zacke ...point; (eines Bergkamms, eines Diagramms) peak; (einer Säge, eines Kamms) tooth; (einer Gabel, Harke) prong

Für drei der vier Äquivalente ist ein genauer Kontext angeführt, innerhalb dessen das Äquivalent benutzt werden kann. Für das erste Äquivalent, das nach den Benutzungshinweisen des DOG-E2 das allgemeine Äquivalent ist, müssten dann alle anderen Kontexte in Frage kommen. Die Bedeutung von point (Bedeutung Nr. 12 im OALD6) scheint jedoch nicht mit Zacke überein zu stimmen: OALD6:

point sharp end| 12 [C] the sharp thin end of sth.: the point of a pencil/knife/pin ... ( S t i c h w o r t u n d s h o r t c u t - b l a u )

Lediglich die Zacken eines Sterns werden als points bezeichnet (OALD6: star: an object ... with five or six points). Hier wäre die Angabe einer Differenzierung nötig, um den richtigen Kontext herzustellen. Die negative Differenzierung erweist sich somit als schwierig für den Benutzer. Daher soll die negative Differenzierung bei der Untersuchung nicht berücksichtigt werden, sondern entsprechend „differenzierte" Äquivalente sollen als „nicht differenziert" gelten und demzufolge als nicht vollständige Artikel gewertet werden. Es gibt jedoch auch Fälle, wo nicht jedes Äquivalent mit einer differenzierenden Angabe versehen werden muss, um vollständig differenziert zu sein. Dies kommt hauptsächlich bei DOG-E2 vor. Dort wird in den Benutzungshinweisen direkt darauf hingewiesen, dass die Kollokationsangaben sich manchmal auf mehrere Äquivalente beziehen, die dann in diesem Kontext als synonym zu betrachten sind. Subjekt- Objekt- oder Substantivangaben lassen sich so interpretieren, dass im Falle einer konkreten Kombinationsangabe zu zwei oder mehreren Äquivalenten diese in diesem Fall als synonym zu betrachten sind. Somit können hier Fälle auftreten, die als vollständig gewertet wurden, obwohl zwei oder mehrere Äquivalente ohne differenzierende Angaben vorkommen. Denn tatsächlich sind sie nicht ohne

18 Auch Mugdan geht davon aus, dass es sinnvoll ist jedes Äquivalent mit einer differenzierenden Angabe zu versehen. „Ein Diskriminator bei jedem Äquivalent oder jeder Gruppe synonymer Äquivalente gäbe dem Benutzer mehr Sicherheit."(1992a:36)

106 differenzierende Angaben, sondern die Angaben beziehen sich auf mehrere Äquivalente und wurden nur nicht explizit mehrmals aufgeführt: DOG-E2:

wachrufen ... awaken, rouse ; evoke, bring back

Dieser Fall tritt vornehmlich im DOG-E2 auf, ist aber auch in den anderen Wörterbüchern zu finden: PGW-El: PGW-El:

wachsweich ...Θ Erklärung weak, lame, insipid, nebulous wackelig ... Ο... (Konstruktion) rickety, unsound

LHW-E2001: sachkundig ... Urteil·, expert...; Person: a. competent, well-informed; LHW-E2001: nacharbeiten...II. v/i. (.Arbeitszeit etc. nachholen) make up for lost time, catch up (on one's working hours);... Nur im Falle von Kombinationsangaben wurde ein Äquivalent vollständig differenziert gewertet, wenn die differenzierende Angabe auch für weitere Äquivalente gilt. Wenn die differenzierende Angabe jedoch eine synonymische (oder andere) Glosse ist, dann kann die Differenzierung nicht so ohne weiteres für alle Äquivalente, die der Glosse folgen, angenommen werden. In diesem Fall ist es nicht eindeutig, ob die Äquivalente austauschbar sind, oder ob eben doch Unterschiede vorliegen. Deshalb wurden die folgenden Fälle als nicht vollständig gewertet, obwohl die Kommata zumindest den Schluss zuließen, bei den Äquivalenten läge Synonymie vor. LHW-E2001: nachfolgend ...subsequent; (jetzt ~) following; (sich ergebend) subsequent, ensuing, resulting PGW-El:

nachgiebig ... Ο (leicht nachgebend) soft, accommodating, compliant form; . . . θ (auf Druck nachgebend) pliable, yielding attr.

Da dies für den Benutzer jedoch nicht als gesichert gelten kann - anders als bei Vorlage der Kombinationsangaben - sollte nach synonymischen Glossen jedes Äquivalent differenziert werden. Ist dies im Arbeitskorpus nicht der Fall, werden diese Artikel als „nicht vollständig" gewertet. PGW-El

DOG-E2

LHW-E2001

vollständig

131

65,2%*

103

48,8%

45

21,8%

nicht vollständig

70

34,8%

108

51,2%

161

78,2%

* Als Grundlage für die Berechnung der Prozentzahlen dienen die Zahlen aus 6.2.1.4. (PGW-E1: 197, DOG-E2: 208, LHW-E2001: 207)

107 Die Ergebnisse, ob ein Artikel vollständig differenziert ist oder nicht, unterscheiden sich bei den untersuchten Wörterbüchern stark. 65,2% der Artikel des PGW-El mit differenzierenden Angaben werden als vollständig differenziert verzeichnet. Während bei ungefähr einem Drittel der Artikel nicht jedes Äquivalent mit einer differenzierenden Angabe versehen ist. Bei DOG-E2 halten sich die Zahlen der vollständig und nicht vollständig differenzierten Artikel in etwa die Waage. Etwa die Hälfte der Artikel mit differenzierenden Angaben wird vollständig differenziert. Ein völlig anderes Bild bietet das LHW-E2001. Nur ungefähr 20% der Artikel weisen eine vollständige Differenzierung auf. Dagegen werden 80% der Artikel nicht vollständig differenziert. Wie sieht dies für die einzelnen Wortarten aus? Die nachstehende Tabelle präsentiert die Zahlen:

PGW-El

DOG-E2

LHW-E2001

vollständig

23

47,9%*

17

34,7%

8

18,2%

nicht vollständig

25

52,1%

32

65,3%

36

81,8%

vollständig

80

84,2%

50

53,2%

25

26,9%

nicht vollständig

15

15,8%

44

46,8%

68

73,1%

vollständig

28

48,3%

36

52,9%

12

17,4%

nicht vollständig

30

51,7%

32

47,1%

57

82,6%

Substantive

Verben

Adjektive

* Als Grundlage fiir die Berechnung der Prozentzahlen dienen die Zahlen aus 6.2.1.4.

Von den Substantivartikeln mit Bedeutungs- und/oder Äquivalentdifferenzierung sind im PGW-El ungefähr die Hälfte vollständig mit differenzierenden Angaben versehen. Bei der anderen Hälfte - immerhin 52,1% - ist mindestens eines der Übersetzungsäquivalente nicht differenziert worden. Beim DOG-E2 sieht das Ergebnis etwas anders aus. Dort sind nur 34,7% vollständig, aber 65,3% der Substantive nicht vollständig differenziert worden. Die kleinste Zahl für vollständig differenzierte Substantive verzeichnet das LHW-E2001 mit nur 18,2%. 81,8% der Substantivartikel sind im LHW-E2001 nicht vollständig differenziert worden. Dies ist zum einen möglicherweise auf die Politik der Wörterbücher zurückzufuhren, ein erstes allgemeines Äquivalent anzugeben. Explizit wird diese Politik allerdings nur beim DOG-E2 1 9 erläutert. Zum anderen wird die Differenzierung nicht gründlich durchgeführt, was auch auf das Differenzieren mit Glossen zurückzufuhren ist. Nach diffe-

19

Vgl. DOG-E2 (Benutzungshinweise: 24): „Im Normalfall wird für jedes Stichwort bzw. jede Bedeutung eines Stichworts zuerst eine allgemeine Übersetzung gegeben".

108 renzierenden Glossen werden häufig mehrere Äquivalente angegeben, die nicht weiter unterschieden werden. Dies liefert dem Benutzer jedoch zu wenig Information bei der Auswahl des geeigneten Äquivalents. Ein ähnliches Bild bieten die untersuchten Adjektivartikel. Hier lassen sich ähnliche Ergebnisse wie bei PGW-El und DOG-E2 finden. Wiederum weisen ungefähr die Hälfte der Adjektive mit vorhandener Bedeutungs- und Äquivalentdifferenzierung bei beiden Wörterbüchern eine vollständig vorhandene Differenzierung auf. Beim PGW-El sind 48,3% und beim DOG-E2 52,9% vollständig differenziert. Nicht vollständig differenziert sind 51,7% beim PGW-El und 47,1% beim DOG-E2. Ein völlig anderes Bild zeichnet hier wiederum das LHW-E2001. Dort sind nur 17,4% der Adjektive vollständig differenziert, während bei 82,6% der Adjektive eine vollständige Differenzierung fehlt. Auch hier lässt sich dies auf die Angabe eines ersten undifferenzierten Übersetzungsäquivalents zurückführen, aber ebenso auch auf die Angabe von mehreren Äquivalenten nach zumeist synonymischen Glossen. Wesentlich uneinheitlicher stellt sich die Vollständigkeit der Differenzierung bei den Verben dar. Eine ausnehmend hohe Anzahl von vollständig differenzierten Verben verzeichnet das PGW-El mit 84,2%. Somit sind nur 15,8% der mit Bedeutungs- und Äquivalentdifferenzierung versehenen Verben nicht vollständig differenziert. Dies lässt sich eindeutig auf die vom PGW-El durchwegs praktizierte Gliederung der Artikel in transitives und intransitives Verb zurückführen. Auch die durchgängige Angabe von Konstruktionsmöglichkeiten, die in vielen Fällen als differenzierende Angaben dienen, fließt in das Ergebnis ein. Das DOG-E2 differenziert mit 53,2% wiederum ungefähr die Hälfte der Fälle vollständig, während die andere Hälfte mit 46,8% nicht vollständig differenziert wurde. Das LHW-E2001 stellt auch bei den Verben das Schlusslicht dar. Nur 26,9% der Verben, die eine Bedeutungs- und Äquivalentdifferenzierung aufweisen, sind vollständig differenziert, 73,1% jedoch nicht. Diese Zahlen sollen nochmals in einer Grafik veranschaulicht werden:

Vollständigkeit der Differenzierung

Grafik 5

109 Bei den vollständig differenzierten Artikeln schneidet das LHW-E2001 sowohl bei Substantiven, Verben und Adjektiven am schlechtesten ab. Das PGW-El fällt durch eine hohe Zahl an vollständig differenzierten Verbartikeln auf, die - wie bereits erwähnt - auf die konsequente Angabe von Konstruktions- und Wortartangaben zurückzuführen ist. Das DOG-E2 differenziert ungefähr die Hälfte der Verb- und Adjektivartikel vollständig, während die Substantivartikel nur zu 34,7% vollständig differenziert sind. Generell lassen sich bei allen Wörterbüchern große Defizite hinsichtlich der Vollständigkeit der Differenzierung feststellen. Hier liegt großes Verbesserungspotenzial. Auch der Blick auf die nachstehende Tabelle mit den nicht vollständig differenzierten Artikeln verdeutlicht dieses Resultat:

Nicht vollständige Differenzierung

100,0% γ τ



Substantive nicht

Verben nicht

Adjektive nicht

vollständig

vollständig

vollständig

PGW-El

52,1%

15,8%

51,7%

IDOG-E2

65,3%

46,8%

47,1%

ILHW-E200I

81,8%

73,1%

82,6%

Grafik 6

6.2.2.

Zwischenergebnis der Untersuchung

Bisher wurde festgestellt, dass ein nicht geringer Teil (ungefähr 45%) der Artikel des Arbeitskorpus nur ein Äquivalent aufweisen. Dies ist jedoch nur in wenigen Fällen auf eine tatsächliche l:l-Relation zwischen dem ausgangssprachlichen und dem zielsprachlichen Lexem zurückzufuhren. Sehr viel häufiger lässt sich eine nicht gründliche, unvollständige lexikographische Arbeit dahinter vermuten. Ein wichtiger Faktor zur Verbesserung zweisprachiger Wörterbücher wäre die Komplettierung dieser Artikel. Ungefähr 55% der untersuchten Artikel fuhren zwei oder mehrere Übersetzungsäquivalente zu einem Lemma an. Da zur optimalen Nutzung dieser Äquivalente eine Differenzierung benötigt wird, wurde untersucht, wie viele dieser Artikel Differenzierungsangaben darbieten. Dabei ließen sich wortartabhängig unterschiedliche Ergebnisse feststellen. 67,2% bis 80,8% der Substantivartikel wiesen Differenzierungen auf, bei

Verbartikeln waren es über 90% und bei Adjektivartikeln waren es zwischen 71,9% und 84%. Das hohe Ergebnis bei Verbartikeln ist zu einem großen Teil auf die Angabe von transitivem, intransitivem und reflexivem Gebrauch zurückzufuhren. Die relativ großen Unterschiede bei Substantiven und Adjektiven lassen den Rückschluss zu, dass bei den Adjektiven besonders das DOG-E2 gründlich gearbeitet hat, während bei den Substantiven das PGW-El eher negativ auffallt mit dem geringsten Ergebnis. Dennoch verzeichnen mehr als 80% der Artikel Differenzierungen. Dies ist erfreulich, obwohl auch hier noch sehr viel verbessert werden kann. Insbesondere die Tatsache, dass bei weitem nicht alle Artikel mit Differenzierung diese auch vollständig durchgeführt haben, lässt wiederum den Schluss zu, dass zweisprachige Wörterbücher zuverlässiger werden könnten, wenn die Differenzierung vollständig und konsequent sowohl innerhalb eines Artikels als auch innerhalb eines Wörterbuchs durchgeführt würde.

6.2.3.

Bisherige Ergebnisse in Relation zu den insgesamt untersuchten Artikeln

Es soll hier nicht vergessen werden, dass die dargestellten Zahlen sich lediglich auf die Wörter, die bedeutungs- und/oder äquivalentdifferenzierende Angaben aufweisen, beziehen. Setzt man die Zahlen in Relation zu den gesamten untersuchten Wörtern, ergibt sich nochmals ein anderes Bild:

D i f f e r e n z i e r u n g in Relation zu G e s a m t z a h l e n

70.0%· 60,0%· 50,0%40,0%30,0%20,0%/

Ά

10,0%· υ,υ/ο-

S u b s t a n t i v e mit

Substantive ohne

V e r b e n mit

Verben ohne

A d j e k t i v e mit

Adjektive ohne

Differenzierung

Differenzierung

Differenzierung

Differenzierung

Differenzierung

Differenzierung 13,3%

BPGW-EI

32,0%

12.7%

63,3%

5,3%

38,6%



DOG-E2

32,6%

8,0%

62,6%

6,0%

45,3%

8,6%



LHW-E2001

29,3%

7,3%

62,0%

5,3%

46,0%

18,0%

Grafik 7

Grafik 7 zeigt die Zahlen der Artikel mit bzw. ohne differenzierende Angabe im Verhältnis zu der Gesamtzahl der untersuchten Artikel, also pro Wortart und Wörterbuch 150 Artikel. Die prozentualen Zahlen zeigen hier sehr deutlich die vorhandenen Ähnlichkeiten der drei untersuchten Wörterbücher. Vor allem die Zahlen der Artikel mit differenzierenden Angaben unterscheiden sich unabhängig von den Wortarten nur geringfügig. Lediglich das PGW-El weist bei den Adjektiven eine Abweichung nach unten von ungefähr 10% auf. Die Zahlen für die Artikel ohne Differenzierung unterscheiden sich etwas stärker, sind aber bei allen Wortarten relativ niedrig. Das bedeutet, dass nur zu einem kleinen Prozentsatz der untersuchten Wörter mehrere Äquivalente ohne weitere Differenzierung angegeben wurden. Beim PGW-El und dem LHW-E2001 sind die Zahlen für Adjektive ohne Differenzierung etwas signifikanter als für die übrigen Werte. Die Adjektivdifferenzierung ist in den beiden Wörterbüchern am wenigsten ausgeprägt. Auch die Vollständigkeit der differenzierenden Angaben soll hier in Relation zur den insgesamt untersuchten Substantiven, Verben und Adjektiven gesetzt werden.

Vollständigkeit der differenzierenden Angaben im Verhältnis zur Gesamtzahl der untersuchten Artikel

Grafik 8 Die in Grafik 8 dargestellten Zahlen zeigen, wie viele der insgesamt untersuchten Substantive, Verben und Adjektive letztendlich vollständig differenziert sind. Bei den Substantiven ist nur eine relativ kleine Anzahl überhaupt vollständig differenziert. Besonders klein ist dabei der Wert im LHW-E2001 mit 5,3%. Ebenso auffällig ist der Wert der vollständig differenzierten Verben im P G W - E l . Dies lässt sich - wie bereits festgestellt - auf die konsequente Angabe von Konstruktionsangaben und die ebenfalls sehr konsequente Untergliederung der Verben in transitive, intransitive und reflexive Bedeutungen zurückfuhren.

112 Auch hier weist das LHW-E2001 wieder die kleinste Zahl auf, dennoch bleibt zu beobachten, dass das LHW-E2001 eine ähnlich große Menge an Artikeln mit Bedeutungs- und Äquivalentdifferenzierung hat, wie die anderen Wörterbücher. Das lässt sich an den Zahlen für die nicht vollständig differenzierten Substantive, Verben und Adjektive erkennen. Vollständige Differenzierung heißt zunächst nur, dass jedes Äquivalent mit differenzierender Information versehen wurde. Es heißt nicht, dass diese Differenzierung dann auch optimal gestaltet ist. In Kapitel 5.4. wurden bereits Mittel der Differenzierung vorgestellt und bewertet. Dabei wurde festgestellt, dass beispielsweise synonymische Glossen oder die Wortartangaben bei Verben allein zur Differenzierung nicht geeignet sind. Da aber die analysierten zweisprachigen Wörterbücher diese Mittel zur Differenzierung verwenden, wurden diese auch gewertet. Dies verdeutlicht, dass die Differenzierung dieser Artikel zwar vollständig, aber nicht optimal gestaltet ist. In welchem Maße die analysierten Wörterbücher nun die einzelnen Mittel der Differenzierung verwenden, soll im Anschluss untersucht werden.

6.2.4.

Zweiter Teil: Differenzierungsangaben in zweisprachigen Wörterbüchern

Die bisherigen Schritte der Untersuchung dienten vornehmlich der Feststellung, wie viele der Lexeme aus dem Arbeitskorpus überhaupt Differenzierungen aufweisen bzw. ob diese vollständig ist oder nicht. Im weiteren Verlauf der Analyse soll nun statistisch untersucht werden, welche Differenzierungsangaben in den Wörterbüchern vorgenommen werden. Dabei interessiert insbesondere die Häufigkeit der verwendeten differenzierenden Angaben und die Unterschiede zwischen den Wörterbüchern und den Wortarten. In die Untersuchung sind nur differenzierende Angaben eingeflossen. Differenzierende Angaben sind Angaben, die in irgendeiner Art und Weise zur Bedeutungs- bzw. Äquivalentdifferenzierung beitragen. Nicht eingeflossen sind jedoch alle Angaben, wie beispielsweise Konstruktions- oder Markierungsangaben, die in Artikeln mit nur einem Äquivalent zu finden sind wie: PGW-El: haarsträubend ... (pej) hair-raising DOG-E2: nachgemacht... imitation Oeather, gold> LHW-E2001: egalisieren ... (.Rekord) equal Die Beispiele zeigen Angaben zu Äquivalenten, die keine differenzierende Wirkung haben und aus diesem Grund auch nicht in die Untersuchung einflössen.

6.2.4.1. Glossierungen Bei der Untersuchung des Arbeitskorpus konnten drei Arten von Glossen - synonymische, hyponymische und restriktive Glossen - festgestellt werden. Diese sollen hier im Einzelnen betrachtet werden: Als wichtigster Vertreter der Glossen können die synonymischen Glossen gelten. Auf die Lemmaangabe folgen in Klammern Synonyme oder synonymische Paraphrasen. Diese

113 dienen hauptsächlich der schnellen Auffindung einer Bedeutung eines Lemmas, haben aber auch äquivalentdifferenzierenden Charakter. Die folgenden Beispiele illustrieren dies: PGW-El PGW-El PGW-El

Echo... Ο ( E f f e k t ) echo θ (Reaktion) response ...© (Nachbeter) echoer; pampig ... Ο (frechj stroppy . . . θ (zäh breiig) mushy ... Nachbar... Ο (jd, der in jds Nähe wohnt) neighbour

DOG-E2:

hadern ... (ä| (streiten) quarrel;

DOG-E2:

with sth.; Haaransatz ...

(unzufrieden sein) mit etw.

be at odds

(unmittelbar an der Kopfhaut) roots pi.

LHW-E2001: lächerlich ... ridiculous; (unsinnig) laughable, absurd; (unbedeutend geringfügig) ridiculous, F piddling;... LHW-E2001: ehren ... 3. (zur Ehre gereichen) do s.o. credit Eine weitere Art der Glossierung geschieht mit Hilfe von hyponymischen Glossen. Diese lassen sich daran erkennen, dass sie eine Hyponym-Hyperonym-Beziehung zwischen Lemma und Bedeutung darstellen. Formal geschieht dies meist durch Angabe eines zusammengesetzten Substantivs oder Verbs, wobei das Lemma die Basis bildet. Die Bedeutung des Lemmas wird durch die Zusammensetzung eingeschränkt. PGW-El: DOG-E2:

Säbel... {Krumm-) scimitar wählen... Ο tr. V. | A choose; (aus-) select

LHW-E2001: Pacht... lease; {-geld) rent; Mit Hilfe von restriktiven Glossen können Angaben zu bestimmten Anwendungseinschränkungen gemacht werden. Auf diese Weise können besonders Selektionsrestriktionen verdeutlicht werden. Aas als Schimpfwort wird für männliche und weibliche Personen unterschiedlich übersetzt. Die untenstehende Glossierung zeigt dies: PGW-El: PGW-El: LHW-E2001

Aas ... θ .. {fam männliche Person) bastard fam.', AM a. jerk fam.'·, {weibliche Person) bitch fam! gähnen ... Ο {Müdigkeit, Langeweile) yawn ... überbeanspruchen ... 1. (Person) overexert, put too great a strain on; (Augen etc.) a. strain; ...

Der Kontext, in dem ein Äquivalent vorkommen kann, wird durch die restriktive Glosse eingeschränkt, wie dies auch bei gähnen durch {Müdigkeit, Langeweile) und bei überbeanspruchen durch {Person) geschieht. In den untersuchten Wörterbüchern kommen die verschiedenen Arten der Glossierungen auch miteinander kombiniert vor. Zudem gibt es Fälle, bei denen eine Glosse vorhanden ist, die aber dennoch nicht in der Untersuchung berücksichtigt wurden: PGW-El:

machtlos ... {ohnmächtig, hilflos) powerless, helpless

114

LHW-E2001: gammeln F v/i. (faulenzen) loaf (F bum) around, Am. F goof off (od. around) LHW-E2001: wachen v/i. (Acht geben) (keep) watch (über over), guard s.th. od. s.o.; In allen obigen Beispielen leitet eine synonymische Glosse den Äquivalentteil ein. Da die synonymische Glosse jedoch nicht hilft, einen Unterschied zwischen den jeweils zwei angegebenen Äquivalenten darzustellen, wurde sie in der Untersuchung nicht gewertet. Bei gammeln gibt es neben der synonymischen Glosse noch weitere Angaben zu den Übersetzungsäquivalenten, die bei der Differenzierung von Nutzen sind. Dennoch ging die synonymische Glosse in diesem Fall nicht in die Untersuchung ein, wohl aber die Markierungsangaben, die bei gammeln zur Äquivalentdifferenzierung beitragen. Es bleibt also festzustellen, dass Angaben - egal welcher Art - nur dann in die Untersuchung einflössen, wenn sie eine differenzierende Funktion erfüllen. Sie wurden nicht aufgenommen, wenn ihre Funktion nicht der Differenzierung von Äquivalenten dient. Die folgende Tabelle zeigt, bei wie vielen der untersuchten Artikel eine differenzierende Glossierung vorhanden ist. Es wurde immer nur jeweils eine Glossierung pro Artikel gezählt, auch wenn mehrere Glossen vorhanden waren.

PGW-El

DOG-E2

LHW-E2001

Glossen insgesamt

149

74,1%*

141

66,8%

112

54,4%

Glossen Substantive insgesamt

35

72,9%

35

71,4%

27

61,3%

Glossen Verben insgesamt

71

74,7%

58

61,7%

47

50,5%

Glossen Adjektive insgesamt

43

74,1%

48

70,6%

38

55,1%

* Den Prozentzahlen liegen die Zahlen aus Kapitel 6.2.1.4 zugrunde.

Das PGW-El weist mit 71 der 150 eine relativ große Anzahl von Glossen bei Verben auf. Setzt man diese Zahl in Relation zu der Anzahl der Artikel mit vorhandener Bedeutungsdifferenzierung, ergibt dies 74,7%. Deutlich weniger sind dies bei DOG-E2 mit 58 und bei LHW-E2001 mit 47 Vorkommnissen. Das DOG-E2 verzeichnet 61,7% der Verbartikel mit Glossen, während dies beim LHW-E2001 50,5% sind. Die Zahlen bei den Adjektivartikeln liegen ähnlich mit 74,1% im PGW-El, 70,6% im DOG-E2 und 55,1% im LHW-E2001. Die Substantivglossierung stellt sich etwas anders dar. Hier unterscheiden sich die Zahlen für das PGW-El und das DOG-E2 nur minimal. Das LHW-E2001 allerdings steht mit 61,3% an letzter Stelle. Die untenstehende Grafik verdeutlicht dieses Ergebnis nochmals:

115

Glossierung im Verhältnis zu den Artikeln mit Bedeutungsdifferenzierung

80,0% i f 60,0% 40,0% 20,0% 0,0%

II Glossen

Substantive



Glossen Verben

Glossen Adjektive

PGW-El

72,9%

74,7%

74,1%

IDOG-E2

71,4%

61,7%

70.6%

ILHW-E200I

61,3%

50,5%

55,1%

Grafik 9 D i e s e s E r g e b n i s spiegelt nicht d a s V o r k o m m e n der u n t e r s c h i e d l i c h e n A r t e n v o n G l o s s e n wieder. D a h e r zeigt die u n t e n s t e h e n d e T a b e l l e das a u f g e s c h l ü s s e l t e Ergebnis:

PGW-El

Substantive

Verben

DOG-E2

LHW-E2001

synonymische Glossen

30

62,5%

31

63,3%

21

47,7%

hyponymische Glossen

5

10,4%

5

10,2%

7

15,9%

restriktive Glossen

4

8,3%

9

18,4%

3

6,8%

synonymische Glossen

69

72,6%

55

58,5%

39

41,9%

hyponymische Glossen

1

1,1%

4

4,3%

2

2,2%

restriktive Glossen

4

4,2%

10

10,6%

8

8,6%

synonymische Glossen

44

75,8%

46

67,6%

38

55,1%

-

-

-

-

-

-

2

2.9%

-

-

-

-

1

1,4%

hyponymische Glossen Adjektive restriktive Glossen antonymische Glossen 20

20

1 -

1,7% -

Bei der Untersuchung wurde eine antonymische Glosse verzeichnet. Antonymische Glossen bieten auch eine Möglichkeit der Differenzierung. Da aber das Vorkommen im Arbeitskorpus äußerst gering ist, wurde auf eine Vorstellung dieser Glossierung verzichtet.

116

Besonders fällt auf, dass synonymische Glossen in allen drei Wortarten am häufigsten verwendet werden. Alle anderen Glossierungsarten spielen nur eine untergeordnete Rolle. Die hohen Zahlen insbesondere bei PGW-El zeigen, dass die Glossierung in den zweisprachigen Wörterbüchern sehr weit verbreitet ist. In Kapitel 5.4.3.1. wurde bereits festgestellt, dass gerade synonymische Glossen aufgrund ihrer semantischen Unschärfe für die Differenzierung von Übersetzungsäquivalenten wenig geeignet sind. Die Zahlen der Untersuchung zeigen jedoch, dass synonymische Glossen häufig zur Differenzierung herangezogen werden. Die Wörterbücher könnten wesentlich verbessert werden, wenn auf synonymische Glossen zugunsten von anderen Differenzierungsangaben wie etwa Kombinationsangaben verzichtet würde.

6.2.4.2. Kombinationsangaben Neben Glossierungen zählen auch Kombinationsangaben zu den differenzierenden Angaben im zweisprachigen Wörterbuch. Diese sollen im Folgenden analysiert werden. Kombinationsangaben unterscheiden sich in ihrer Art für die einzelnen Wortarten. Typische Kombinationsangaben bei Substantiven sind Genitivangaben: PGW-El:

Ebenmaß ... von Gesichtszügen regularity no pl; des Körpers proportions pl DOG-E2: Zähflüssigkeit... (von Öl) viscosity; {von Soße, Suppe) thickness LHW-E2001: Gabel... fork (α. am Motorrad, e-r Straße, e-sAsts)

perfect

Bei Verben gibt es typischerweise viele Subjekt- und Objektangaben. Aber auch Adverbangaben sind zu finden. PGW-El:

gackern ... Ο Huhn to cluck

DOG-E2: DOG-E2:

überanstrengen ... overtax ; strain wackeln ... |A] ... move about; be loose; chouse, window, etc> shake

LHW-E2001: lahmen ... Tier: be lame {auf in);fig. Wirtschaft: be ailing LHW-E2001: halbieren ... halve (a. Summe)... Besonders zu beachten ist die unterschiedliche formale Darstellung der Subjekt- und Objektangaben. Im Normalfall erfolgt die Angabe von Subjekt und Objektangaben vor den Äquivalenten. Nur in wenigen Fällen, wie z.B. bei halbieren im LHW-E2001, geschieht dies nach dem Äquivalent. Das DOG-E2 sticht jedoch zum einen durch konsequente Angabe der Objekte nach dem Äquivalent, der Subjekte jedoch vor dem Äquivalent hervor. Des Weiteren werden Subjekt- und Objektangaben im DOG-E2 fast durchgängig in englischer Sprache angegeben. Die Vor- und Nachteile wurden bereits in Kapitel 5.4.1. diskutiert. Bei LHW-E2001 werden Subjektangaben mit Doppelpunkt vor dem Äquivalent, Objektangaben ohne Doppelpunkt, aber ebenfalls vor dem Äquivalent dargestellt. Aller-

117

dings gibt es auch immer wieder Ausnahmen von dieser Regel, wie bei halbieren zu sehen ist. Dort erfolgt die Objektangabe nach dem Äquivalent und in Klammem. Bei Adjektiven findet man als Angaben typische Substantive oder vereinzelt auch typische Adverb- oder Verbangaben. Wie bei den Subjekt- und Objektangaben fällt auch hier wieder das DOG-E2 mit der Angabe der typischen Substantive hinter dem Äquivalent und in englischer Sprache heraus. Das PGW-El und das LHW-E2001 fuhren die Substantivangaben vor dem Äquivalent an: PGW-El: wachsweich ... θ Erklärung weak, lame, insipid, nebulous DOG-E2: hager ... gaunt ; thin LHW-E2001: gammelig ...1.... Obst: rotten Kombinationsangaben beziehen sich letztendlich immer auf ein Äquivalent und sind daher sehr gut zur Äquivalentdifferenzierung geeignet. In manchen Fällen wie bei wachsweich im PGW-El kann eine Kombinationsangabe auch für mehrere Adjektive gelten. In diesen Fällen gelten dann alle Äquivalente, auf die die Kombinationsangabe adressiert ist, als differenziert. Fälle, bei denen zwar eine Kombinationsangabe gegeben wurde, diese aber keine differenzierende Funktion hat, wurden nicht mit in die Untersuchung einbezogen: DOG-E2:

zählebig ... hardy

Zu hardv lassen sich plant und animal als Kombinationsangaben finden. Diese gingen nicht in die Untersuchung ein, da sie keine äquivalentdifferenzierende Funktion in diesem Artikel haben. Die folgende Tabelle zeigt die Zahlen der vorhandenen Kombinationsangaben. Für jeden Artikel wurde nur eine Kombinationsangabe gewertet, auch wenn mehrere vorhanden waren:

PGW-El

DOG-E2

LHW-E2001

Kombinationsangaben insgesamt

19

9,5%

108

51,2%

92

44,7%

Kombinationsangaben Substantive

5

10,4%

7

14,3%

8

18,2%

Kombinationsangaben Verben

7

7,4%

54

57,4%

44

47,3%

Kombinationsangaben Adjektive

7

12,1%

47

69,1%

40

58%

Das PGW-El sticht durch seine niedrige Gesamtzahl an Kombinationsangaben hervor. Lediglich 9,5% der Artikel verzeichnen Kombinationsangaben, währen bei DOG-E2 mit 51,2% und LHW-E2001 mit 44,7% ungefähr die Hälfte aller Artikel mit Differenzierung Kombinationsangaben anfuhren. Auf die Wortarten verteilt sieht dies folgendermaßen aus:

118

Kombinationsangaben im Verhältnis zu Artikeln mit Bedeutungsdifferenzierung

Kombinationsangaben Substantive

Kombinationsangaben Verben

Kombinationsangaben Adjektive

12,1%

PGW-EI

10,4%

BDOG-E2

14,3%

57,4%

69,1%



18,2%

47,3%

58,0%



LHW-E2001

G r a f i k 10

Generell ist festzustellen, dass bei Substantivartikeln nur eine niedrige Anzahl von Kombinationsangaben zu finden ist, nämlich 10,4% im PGW-El, 14,3% im DOG-E2 und 18,2% bei LHW-E2001. Dies hängt möglicherweise damit zusammen, dass die Differenzierung mit Hilfe von Genitivangaben nicht für jeden Substantivartikel gleichermaßen geeignet ist (siehe dazu Kapitel 5.4.1). Bei Verben und Adjektiven zeigt sich ein anderes Bild. Das DOG-E2 und das LHWE2001 weisen in diesen Fällen einen großen Prozentsatz von Artikeln mit Kombinationsangaben auf. 57,4% der Verbartikel mit Differenzierung im DOG-E2 verzeichnen mindestens eine Kombinationsangabe. Im LHW-E2001 sind es 47,3%. 69,1% der Adjektivartikel im DOG-E2 und 58% im LHW-E2001 führen Kombinationsangaben zur Differenzierung an. Für Verb- und Adjektivartikel lassen sich demzufolge bei DOG-E2 und LHWE2001 ähnliche Zahlen, nämlich etwas mehr als 50% bzw. etwas unter 50%, feststellen. Bei den Substantivartikeln fallen die Zahlen stark ab auf ungefähr 15%. Das PGW-El verzeichnet bei allen drei untersuchten Wortarten nur etwa 10% und unterscheidet sich damit sehr stark von DOG-E2 und LHW-E2001. Dies lässt sich möglicherweise darauf zurückfuhren, dass Subjekte oder Objekte nicht angegeben werden, sondern dass Subjekt- und Objektangaben als Mehr-Wort-Einheiten auftauchen und somit nicht als differenzierende Angaben in die Untersuchung einflössen. So wurden beispielsweise im folgenden Artikel im Mehr-Wort-Einheiten-Teil Äquivalente angegeben, die im Äquivalentteil nicht erfolgen (vgl. dazu Kapitel 5.4.2.): PGW-El:

eichen2 ... Ο (einstellen) "etw ~ to gauge sth; ein Instrument/ Messgerät/eine Waage ~ to calibrate an instrument/a gauge/scales; Gewichte/Maße ~ to adjust [or gauge] weights/measures...

119 Die bisherigen Angaben bezogen sich auf differenzierende Kombinationsangaben insgesamt. Hier soll nun eine genaue Aufschlüsselung der unterschiedlichen Kombinationsangaben dargestellt werden:

PGW-El

DOG-E2

LHW-E2001

Genitivangaben

5

10,4%

7

7

15,9%

Adjektivangaben

-

-

-

-

1

2,3%

Subjektangaben

6

6,3%

-

-

15

16,1%

Subjektangaben (engl)

-

-

18

19,1%

-

-

Objektangaben

1

2%

1

1,1%

26

28%

Objektangaben (engl)

-

-

43

45,7%

1

1,1%

Sonstiges (Adverbang.)

-

-

-

-

9

9,7%

Substantivangaben

7

12,1%

-

-

39

56,5%

Substantivangaben (engl)

-

-

47

69,1%

4

5,8%

Sonstiges (Adverbang.)

-

-

-

-

1

1,4%

14,3%

Substantive

Verben

Adjektive

Das Ergebnis unterstützt die bisherigen Zahlen und zeigt, dass Angaben vornehmlich zu typischen Subjekten und Objekten von Verben gemacht werden. Die Zahlen für die Subjektangaben fallen etwas geringer aus als für die Objektangaben. Substantivangaben zu Adjektiven stellen eine weitere große Gruppe von Kombinationsangaben dar. Alle anderen Möglichkeiten kommen in nur sehr kleiner Anzahl vor. Die Tabelle zeigt auch die Verteilung von englischen Angaben, wie es durchgängig im DOG-E2 durchgeführt wird, und der deutschen Angaben, die sowohl vom P G W - E l als auch vom LHW-E2001 realisiert werden. Obwohl Kombinationsangaben bei der qualitativen Untersuchung als ein geeignetes Mittel zur Differenzierung herausgestellt wurden, werden sie nur in einem geringen U m f a n g in den zweisprachigen Wörterbüchern eingesetzt. Die Ausnahme bildet hier das DOG-E2, das Kombinationsangaben in einem wesentlich höheren Maße einsetzt, als das P G W - E l und das LHW-E2001.

120 6.2.4.3. Grammatische Angaben und Konstruktionsangaben Neben Glossen und Kombinationsangaben dienen auch grammatische Angaben sowie Valenzangaben zur Differenzierung der Übersetzungsäquivalente. Bei Substantiven beinhalten grammatische Angaben hauptsächlich Angaben zur Zählbarkeit oder Nichtzählbarkeit der Substantive. PGW-El:

Ebenmaß ... evenness no pl, regularity; von Gesichtszügen regularity no pi; des Körpers perfect proportions pi

Zumeist erfolgt diese Angabe mit Hilfe einer Markierung des Äquivalents. Im obigen Beispiel ist dies no pl und pl. Damit wird angezeigt, dass das Substantiv nicht in den Plural gesetzt werden kann oder dass es nur im Plural vorkommt. Es ist allerdings zu bezweifeln, ob diese Art von grammatischer Angabe hier differenzierende Wirkung hat. Sie gibt lediglich Auskunft über das grammatische Verhalten des jeweiligen Äquivalents. Daher wurden sie für die Untersuchung nicht gewertet. Auch Valenzangaben zu den Substantiven sind nicht in die Untersuchung eingeflossen, da sie nicht zur Differenzierung der Äquivalente beitragen. Dies wird am folgenden Beispiel deutlich: LHW-E2001: Echo ... 1. echo 2 . f i g . response (auf to), echo Da weder grammatische Angaben noch Valenzangaben bei Substantivartikeln eine differenzierende Funktion übernehmen, werden Substantivartikel bei diesem Teil der Untersuchung nicht berücksichtigt. Auch zu Adjektiven finden sich grammatische Angaben. Diese geben Auskunft über den attributiven oder prädikativen Gebrauch eines Adjektivs. DOG-E2:

lagerfähig ... suitable for storage or storingpostpos.

Zu dem Äquivalent wird postpos. angegeben. Dies bedeutet, dass das Äquivalent nur prädikativ verwendet werden kann. Allerdings hat diese Angabe keinerlei differenzierenden Charakter, da nur ein Äquivalent überhaupt vorhanden ist. In die Untersuchung flössen nur grammatische Angaben mit differenzierendem Charakter ein, wie bei: DOG-E2:

ideenreich ... full of ideas postpos.·, inventive

Die grammatische Angabe hilft bei der Differenzierung insoweit, als sie zeigt, dass full of ideas nicht attributiv verwendet werden kann. Der Schluss liegt dann nahe, auf das andere Äquivalent zurückzugreifen. Auch Valenzangaben kommen bei Adjektiven vor: PGW-El: PGW-El:

haftbar ... liable; • für etw ~ sein to be liable for sth; ... übel... ©(schlecht) • jdm - sein/werden sb feels sick ...

LHW-E2001: haftbar ... liable {für for)

121

In den oben dargestellten Fällen dient die Valenzangabe jedoch nur bei haftbar und übel zur Differenzierung der Übersetzungsäquivalente. Bei haftbar entfaltet sie keine differenzierende Wirkung. Da die Untersuchung fur Substantivartikel keine Ergebnisse und flir Adjektivartikel eher geringe Ergebnisse erwarten lässt, sollen hier vorrangig Verbartikel betrachtet werden. Bei Verben sollen zum einem die Wortartangaben und zum anderen explizite Valenzangaben, wie Konstruktionsindikatoren und Patternillustrationen21, in die Untersuchung einfließen. Die Einteilung der Verben in transitive, intransitive und reflexive Verben wurde durchgehend in der Untersuchung berücksichtigt: PGW-El:

üben I. vt 0(durch Übung verbessern) ...II. vr "sich akk in etw dat ~ ... III. vi 0.(sich durch Übung verbessern)...

DOG-E2:

radikalisieren Ο tr. V. make [more] radical, θ radical (durch owing to, as a result)

refl. V. become more

Bei Verben werden die Wortartangaben nur gewertet, soweit sie differenzierende Wirkung haben. Entfallt dieser differenzierende Charakter, wie in den untenstehenden Beispielen, flössen diese Angaben nicht in die Untersuchung ein: LHW-E2001: garantieren v/t. (u. v/i. für et. ~) guarantee {a. fig) LHW-E2001: haaren v/i. u. v/refl. (sich lose (od. shed) one's hair; Pelz etc.: lose {od. shed) hairs. Gleiches gilt für Valenzangaben. Ist erkennbar, dass die Übersetzungsäquivalente mit Hilfe der Valenzangaben differenziert werden können, flössen sie in die Untersuchung ein: PGW-El: DOG-E2:

zanken I. vi 1. (streiten) to quarrel, to row, to squabble; "mit jdm zanken to quarrel [or squabble] with sb eifern itr.V. {Äj (abwertend) für etw.~: agitate for sth.; gegen etw. rail

or agitate against sth.... LHW-E2001: gabeln I. v/t. fork s.th. up; F fig. sich j-n od. et. ~ pick up;... Ist dies nicht der Fall, wurden sie nicht gewertet: PGW-El: idealisieren ... • jdn/etw idealisieren to idealize sb/sth LHW-E2001: aasen F v/i. ~ mit (Vorräten) squander, (Geld) a. splash about, throw around, (Butter etc.) waste ... In vielen Fällen erwies sich die Zuordnung problematisch, denn es ist oft nicht eindeutig zu bestimmen, ob die Valenzangabe zur Differenzierung beiträgt oder nicht. In Zweifelsfallen wurden Valenzangaben nicht als differenzierende Angaben gewertet.

21

Beispiele, die auch Hinweise zur Konstruktion eines Verbs liefern, werden in der Untersuchung generei! nicht berücksichtigt.

122 Die folgende Tabelle zeigt die Anzahl der grammatischen Angaben und der Konstruktionsangaben insgesamt. Auch mehrfache Konstruktionsangaben wurden pro Artikel nur einmal gewertet:

PGW-El

DOG-E2

LHW-E2001

Wortartangaben

48

52,6%

41

43,6%

28

30,1%

Konstruktionsangaben

81

85,3%

20

21,2%

26

27,9%

grammatische Angaben

12

20,7%

3

4,4%

3

4,3%

Konstruktionsangaben

5

8,6%

1

1,5%

3

4,3%

Verben

Adjektive

*Die Prozentzahlen beziehen sich auch hier wieder auf die Anzahl der Artikel mit Bedeutungs- bzw. Äquivalentdifferenzierung

Die Vorreiterstellung des P G W - E l fallt besonders auf. Hauptsächlich bei den Konstruktionsangaben ist es Spitzenreiter. Zu praktisch j e d e m Verb, also 85,3%, erfolgen diese Konstruktionsangaben 2 2 . Bei DOG-E2 mit 21,2% und LHW-E2001 mit 27,9% liegen die Zahlen bei den Konstruktionsangaben bei Verben etwa gleich. Die Zahlen zu den Wortartangaben unterscheiden sich nicht so stark. Das P G W - E l liegt auch hier wieder in Führung mit 52,6%. Das DOG-E2 liegt mit 43,6% etwas und das LHW-E2001 mit 30,1% dennoch deutlich dahinter. Weitaus weniger grammatische Angaben gibt es zu den Adjektiven. Auch hier liefert das P G W - E l wieder die höchste Zahl mit 20,7%. Deutlich abgeschlagen liegen das DOG-E2 mit 4,4% und das LHW-E2001 mit 4,3% dahinter. Konstruktionsangaben zu Adjektiven finden sich kaum. Die meisten Konstruktionsangaben zu Adjektiven führt das P G W - E l mit 8,6% an. Das LHW-E2001 liegt mit 4,3% dahinter und das D O G - E 2 bildet das Schlusslicht mit 1,5%.

22

Zur Kritik an den Konstruktionsangaben im PGW-El siehe Kapitel 5.4.3.

123

grammatische Angaben und Konstruktionsangaben

Grafik 11

Die Betrachtung der Valenzangaben hat ergeben, dass sehr viele Artikel im PGW-El durch Wortartangaben differenziert werden. Etwa die Hälfte aller Artikel mit Differenzierung weist im PGW-El auch Wortartangaben auf, die zusätzlich zur Differenzierung beitragen. Das DOG-E2 und das LHW-E2001 bieten geringere Zahlen. Bei den Konstruktionsangaben der Verbartikel unterscheiden sich die Zahlen noch stärker. Bei PGW-El haben 85,3% der Artikel Konstruktionsangaben, die der Differenzierung helfen. Das DOG-E2 und das LHWE2001 weisen wesentlich kleinere Zahlen auf. Da das Resultat der qualitativen Untersuchung bezüglich der Wortartangaben jedoch gezeigt hat, dass auf diese besser verzichtet werden sollte und an deren Stelle stattdessen Valenzangaben treten sollten, relativiert sich das scheinbar positive Ergebnis für das PGW-El.

6.2.4.4. Markierungen Auch Markierungen können, ebenso wie die bereits diskutierten Glossen, Kombinationsangaben und Konstruktionsangaben, zur Bedeutungs- und Äquivalentdifferenzierung beitragen. Dies verdeutlicht der Artikel zu lahmarschig·. PGW-El:

Iahmarschig ... (s/) bloody idle

BRIT

si, extremely slow

AM

Allerdings sind es selten Markierungen alleine, die zwischen Äquivalenten unterscheiden. Häufig werden Markierungen zusammen mit anderen differenzierenden Angaben eingesetzt. Vor allem Stilangaben treten oft in Kombination mit anderen differenzierenden Angaben oder auch anderen Stilangaben auf: PGW-El: PGW-El:

malen ... θ DIAL (ansireichen) to paint abartig ... θ (si: verrückt) crazy, mad

124 DIAL in Verbindung mit der synonymischen Glosse hilft bei der Bedeutungsdifferenzierung insofern, als dass es die synonymische Glosse näher bestimmt. Hauptsächlich dient die obige Markierung dazu, die synonymische Angabe im Verhältnis zum Lemma zu markieren. Damit unterscheidet sie in Zusammenwirkung mit der synonymischen Glosse auch Äquivalente. Grundsätzlich gehen alle Markierungen in die Untersuchung ein, die sich auf die Äquivalente beziehen, da diese - wenn auch in unterschiedlichem Maße - der Differenzierung dienlich sind: PGW-El: PGW-El:

galant... (veraltend) Ο (betont höflich gegenüber Damen) chivalrous dated θ (amourös) amorous abendländisch... {geh) western, occidental {form)

So hilft bei galant die Angabe dated zusätzlich zur erklärenden Glosse, das erste Äquivalent vom zweiten zu unterscheiden. Da es praktisch unmöglich ist, zu unterscheiden, wie stark Markierungen im Einzelfall zur Differenzierung beitragen, sollen in der Untersuchung alle Markierungen, die sich auf Äquivalente beziehen, mit einfließen. Nicht berücksichtigt wurden jedoch Markierungen, die sich auf das Lemma beziehen, wie dies im Beispiel galant mit {veraltend) der Fall ist. In die Untersuchung geht nur die zweite Markierung {form), das eine Angabe zum zweiten Äquivalent ist, ein, denn die hilft bei der Unterscheidung der beiden angegebenen Übersetzungsäquivalente, im Gegensatz zur ersten Markierung, die sich auf das Lemma bezieht. Ebenfalls nicht in die Untersuchung eingeflossen sind Markierungen, die beim Lemma und allen Äquivalenten zu finden sind, denn sie weisen keine differenzierende Wirkung auf. PGW-El:

überbekommen ... {Jam) "jdn/etw überkommen to be fed up [to the back teeth] with sb/sth fam, to be sick of sb/sth fam

Die Markierung (fig) fließt ebenfalls in die Untersuchung mit ein, da sie in diesem Fall sowohl bedeutungs- als auch äquivalentdifferenzierende Wirkung haben kann. Im folgenden Beispiel wird der figurative Gebrauch von gangbar im Gegensatz zum tatsächlichen, also dem physisch möglichen Weg, unterschieden: PGW-El:

gangbar ... θ (fig) practicable

Im untenstehenden Fall gibt es eine Fachbereichsangabe, bei der unklar bleibt, ob sie sich auf das Lemma oder die Äquivalente bezieht. Sie bietet jedoch keine Information zur Unterscheidung der Äquivalente und wurde somit nicht bei der Untersuchung berücksichtigt. PGW-El:

Tabellenführer(in)... SPORT league leaders pi, top of the league

Die folgende Tabelle zeigt die Zahlen fur die Markierungsangaben. Bei „Markierungen insgesamt" wurde pro Artikel nur eine Differenzierung gewertet.

125 DOG-E2

PGW-El Markierungen insgesamt

LHW-E2001

103

51,2%

88

41,7%

104

50,5%

Stilangaben insgesamt

48

23,8%

53

25,1%

65

31,6%

Fachbereichsangaben insgesamt

43

21,4%

34

16,1%

45

21,8%

Regionalangaben insgesamt

22

10,9%

11

5,2%

5

2,4%

Sonstige Markierungsangaben insgesamt

-

-

-

5

2,4%

(pro Artikel nur eine gewertet)

-

Die Tabelle zeigt deutlich, dass ungefähr 50% der Artikel, die Bedeutungs- bzw. Äquivalentdifferenzierung aufweisen, mit Markierungen versehen sind. Das DOG-E2 weist eine etwas kleiner Zahl - 41,7% - auf. Von den einzelnen Markierungen treten Stilangaben am häufigsten auf. Dies sind 23,8% im P G W - E l , 25,1% im DOG-E2 und 31,6% im LHWE2001. Als nächst größere Zahl folgen die Fachbereichsangaben mit ungefähr 20% der Artikel. Weniger häufig - vornehmlich im PGW-El - sind Regionalangaben zu finden. Die Zahlen für sonstige Markierungen beispielsweise sind dagegen sehr gering. Eine Grafik soll dies nochmals veranschaulichen:

Markierungen

0,0%Stilangaben

Fachbereichsangaben

Regionalangaben

PGW-El

23,8%

21,4%

0DOG-E2

25,1%

16,1%

5.2%



31,6%

21,8%

2,4%



LHW-E2001

Sonstige Angaben

10,9%

2,4%

Grafik 12

Wie bei den anderen Kategorien sollen die einzelnen Markierungsangaben getrennt nach Wortarten weiter aufgeschlüsselt werden:

126 PGW-El

DOG-E2

LHW-E2001

Stilangaben

9

18,75%

6

12,2%

16

36,4%

Fachbereichsangaben

17

35,4%

14

28,6%

15

34,1%

Regionalangaben

10

20,8%

3

6,1%

3

6,8%

Sonstige

-

-

-

-

1

2,2%

Stilangaben

26

27,4%

30

31,9%

24

25,8%

Fachbereichsangaben

18

18,9%

16

17%

21

22,6%

Regionalangaben

9

9,5%

7

7,4%

2

2,2%

Sonstige

-

-

-

-

2

2,2%

Stilangaben

22

38%

17

25%

25

36,2%

Fachbereichsangaben

8

13,8%

4

5,9%

9

13%

Regionalangaben

3

5,2%

1

1,5%

-

-

Sonstige

-

-

-

-

2

2,9%

Substantive

Verben

Adjektive

Es ist generell und über die Wortarten hinweg zu beobachten, dass Stil- und Fachbereichsangaben wesentlich häufiger vorkommen als Regionalangaben und sonstige Angaben. Besonders bei den Verben und Adjektiven lassen sich relativ hohe Werte fur die Stilangaben beobachten. Substantive werden weitaus häufiger mit Fachbereichsmarkierungen versehen. Regionalangaben scheinen weniger wichtig bei der Markierung zu sein, obwohl das P G W E1 eine höhere Anzahl von Regionalangaben als die anderen beiden Wörterbücher aufweist. Sonstige Markierungsangaben spielen praktisch keine Rolle für die Bedeutungs- und Äquivalentdifferenzierung.

6.2.5.

Zusammenfassung und Interpretation der Ergebnisse

Für die quantitative Analyse der Differenzierung in zweisprachigen Wörterbüchern wurde ein Arbeitskorpus von insgesamt 450 Substantiven, Verben und Adjektiven erstellt. Die willkürliche Auswahl der Lemmata soll vor allem gewährleisten, dass jegliche Art von Substantiven, Verben und Adjektiven im Korpus vorkommt und insofern keine Auswahl besonders geeigneter Lemmata getroffen werden konnte. 450 Artikel sind nur ein sehr kleiner Ausschnitt dessen, was ein Wörterbuch an Information enthält, dennoch dürften die

127

Ergebnisse die Tendenz der Behandlung von Differenzierungsangaben in den zweisprachigen Wörterbüchern widerspiegeln. Als Ergebnis der mengenmäßigen Auszählung lässt sich folgendes feststellen: Trotz langjähriger Kritik in der Fachliteratur findet sich eine relativ hohe Anzahl von Artikeln mit nur einem Äquivalent (PGW-El: 44,9%, DOG-E2: 45,6%, LHW-E2001: 44%). Dies lässt sich nur bei einem Bruchteil der untersuchten Wörter auf vollständige Äquivalenzverhältnisse zurückführen. Der weitaus größere Teil benötigt weitere Äquivalente, um den Äquivalenzverhältnissen gerecht zu werden. Von den Artikeln, die mehr als ein Äquivalent haben, sind ungefähr ein Viertel der Adjektive (PGW-El: 25,6%, DOG-E2: 16%, LHW-E2001: 28,1%) und Substantive (PGWE l : 28,4%, DOG-E2: 19,7%, LHW-E2001: 20%) und nur ca. 8% der Verben (PGW-El: 7,8%, DOG-E2: 8,7%, LHW-E2001: 7,9%) nicht differenziert. In diesen Fällen reihen die Wörterbücher mehrere Äquivalente ohne Differenzierung aneinander. Hier besteht ein großes Potenzial zur Verbesserung der Artikel durch Angabe von Differenzierungen. In den anderen Fällen findet eine Differenzierung statt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Differenzierung vollständig ist. Vollständig differenziert werden im PGW-El ungefähr die Hälfte der Substantive und Adjektive und 84,2% der Verben. Das DOG-E2 differenziert 34,7% der Substantive, 53,2% der Verben und 52,9% der Adjektive vollständig. Etwas andere Zahlen für vollständige Differenzierung liegen für das LHW-E2001 vor: Substantive: 18,2%, Verben: 26,9% und Adjektive: 17,4%. Das LHW-E2001 differenziert mit Abstand die wenigsten Artikel vollständig. Auch hier ist ein großer Verbesserungsbedarf hinsichtlich der Vollständigkeit der differenzierenden Angaben erkennbar. Die Artikel, die wenigstens eine differenzierende Angabe aufweisen, wurden daraufhin untersucht, welche Mittel der Differenzierung in welchem Maße zum Einsatz kommen. Die Differenzierung geschieht hauptsächlich mit Hilfe von Glossen (PGW-El: 74,1%, DOGE2: 66,8%, LHW-E2001: 54,4%) und Kombinationsangaben (PGW-El: 9,5%, DOG-E2: 51,2%, LHW-E2001: 44,7%). Besonders das DOG-E2 sticht hervor, da es sehr viele Kollokationsangaben verwendet und diese - im Unterschied zu den beiden anderen untersuchten Wörterbüchern - in englischer Sprache angibt. Dies ist für die Differenzierung jedoch nicht unbedingt von Vorteil. Wünschenswert wäre die Angabe der deutschen Kombinationslexeme (und im Äquivalentteil der englischen Entsprechungen). Insbesondere der hohe Anteil von synonymischen Glossen weist hier auf ein Defizit der zweisprachigen Wörterbücher hin. Bei der qualitativen Analyse wurde festgestellt, dass gerade synonymische Glossen nicht zur Differenzierung hergenommen werden sollten. Wo möglich sollten sie durch Kombinationsangaben ersetzt werden. Auch hier können zweisprachige Wörterbücher mehr leisten. Ferner spielen Markierungsangaben und - insbesondere bei Verben - grammatische Angaben bei der Differenzierung eine Rolle. Markierungsangaben kommen häufig mit anderen differenzierenden Angaben zusammen vor und helfen somit bei der Differenzierung. Alleine übernehmen sie eher selten differenzierende Aufgaben. Grammatische Angaben sind im Grunde nur bei der Differenzierung von Verbartikeln von großer Wichtigkeit. Traditionell werden dabei vor allem Wortartangaben, wie transitiv und intransitiv, eingesetzt. Die qualitative Analyse hat jedoch gezeigt, dass die in den Wortartangaben enthaltene Information dem Benutzer oft unzugänglich und zu wenig explizit ist. Gerade für diese Angaben konnten hohe Zahlen - v.a. bei PGW-El -

128 festgestellt werden. Hier liegt wiederum ein großes Verbesserungspotential der Wörterbücher. Wortartangaben sollten durch Valenzangaben ersetzt werden. Wie bereits in Kapitel 5 festgestellt, eignen sich synonymische Glossen nicht sehr gut zur Differenzierung von Äquivalenten. Hier wäre es wünschenswert, dass die Wörterbücher entweder zusätzlich oder an Stelle der synonymischen Glossen mit Kombinationsangaben oder anderen Kontextangaben arbeiten. Aus der Untersuchung wird ersichtlich, dass zu wenig und unvollständige Äquivalentdifferenzierung in den Wörterbüchern vorherrscht. Die konsequente und vollständige Differenzierung könnte die Defizite von zweisprachigen Wörterbüchern erheblich vermindern. Dabei spielt die individuelle Differenzierung bei jedem Äquivalent eine große Rolle, da jedes Übersetzungsäquivalent letztendlich unterschiedliche Differenzierungsbedürfnisse hat. Die Tendenz bei Adjektiven verstärkt mit Substantivangaben, bzw. bei Verben mit Subjekt- und Objektangaben zu arbeiten, wäre ein erster Schritt zur flexiblen Gestaltung der Differenzierung. Im nächsten Kapitel sollen einige Musterartikel vorgestellt und erläutert werden, die die Erkenntnisse aus der qualitativen und quantitativen Untersuchung berücksichtigen. Diese Erkenntnisse sind insofern auch auf Wörterbücher kleineren Umfangs übertragund verallgemeinerbar. Gerade die „kleineren" Wörterbücher sind für Benutzer mit geringeren Sprachkenntnissen, wie Schüler und Sprachanfänger, konzipiert. Diese Benutzergruppe benötigt bei der Auswahl des richtigen Äquivalents soviel Hilfe wie möglich. Daher sollten auch diese Wörterbücher der Äquivalentdifferenzierung eine große Rolle zukommen lassen. Soweit die Ergebnisse nicht sprachenpaarspezifisch sind, lassen sich die gefundenen Erkenntnisse möglicherweise auch auf Wörterbücher anderer Sprachenkombinationen anwenden.

7.

Vorstellung einiger beispielhafter Wörterbucheinträge

Die qualitative und quantitative Untersuchung der Differenzierung von Äquivalenten in deutsch-englischen Wörterbüchern im Hinblick auf eine produktive Benutzungssituation haben v.a. folgende Problembereiche aufgedeckt: Die formale Gestaltung der Artikel könnte zumindest teilweise an die der Artikel in einsprachigen Wörterbüchern angelehnt werden, obwohl die Gestaltung eines zweisprachigen Artikels komplexer ist. Die differenzierenden Angaben sollten deutlicher hervorgehoben werden und die Struktur des Artikels stärker beeinflussen. Sehr wichtig dabei ist es, weg von der Bedeutungsdifferenzierung und hin zur Äquivalentdifferenzierung zu gehen. Bei der qualitativen Untersuchung der Differenzierungsmöglichkeiten in zweisprachigen Wörterbüchern wurde in Kapitel 5 gezeigt, dass synonymische Glossen, die hauptsächlich der Darstellung der einzelnen Bedeutungen eines Lemmas dienen, zur Äquivalentdifferenzierung aufgrund ihrer semantischen Unscharfe wenig geeignet sind. Dennoch wurde bei der quantitativen Untersuchung in Kapitel 6 deutlich, dass gerade synonymische Glossen in den untersuchten Wörterbüchern ein weit verbreitetes Mittel fur die Differenzierung von Äquivalenten sind. Wesentlich geeigneter sind in vielen Fällen Kombinationsangaben. Diese werden ebenfalls in den untersuchten Wörterbüchern zur Differenzierung verwendet, jedoch nicht in gleichem Umfang wie synonymische Glossen. Hierin besteht ein großer Verbesserungsbedarf. In den im Folgenden vorgestellten Musterartikeln wird daher auf synonymische Glossen verzichtet. Kombinationsangaben werden soweit wie möglich bevorzugt. Es hat sich ebenfalls herausgestellt, dass die Angaben intransitiv und transitiv bei Verben im deutsch-englischen Wörterbuch wenig explizite Information liefern und zu einer großen Platzverschwendung durch Doppelnennung von Äquivalenten fuhren. Dieser Platz sollte besser durch Valenzangaben zu den englischen Äquivalenten genutzt werden. Die Gliederung des Artikels in transitiv und intransitiv jedoch wird bei einem Großteil der Verben vorgenommen, wie die Untersuchung in Kapitel 6 ergeben hat. Dies sollte vermieden werden. In den Musterartikeln wurde auf diese Aufteilung der Verbartikel völlig verzichtet. Dafür wurde mehr Gewicht auf Konstruktionsangaben gelegt. Auch die Vermeidung von Unter- bzw. Überadressierung der Mehr-Wort-Einheiten fuhrt zu einer übersichtlicheren Struktur des Wörterbuchartikels (siehe dazu Kapitel 5.4.2.). Viele der Mehr-Wort-Einheiten aus den ursprünglichen Artikeln wurden bei der Erstellung der Musterartikel in den Äquivalentteil aufgenommen. Nicht adressierbare Mehr-Wort-Einheiten wurden in einen phraseologischen Block an das Ende des Artikels gesetzt. Alle verbleibenden Mehr-Wort-Einheiten - dies sind hauptsächlich die von Herbst/Klotz als Probabeme bezeichneten Mehr-Wort-Einheiten - wurden beibehalten. Beispiele werden zu möglichst vielen Äquivalenten gegeben. Im Normalfall erfolgen alle Beispiele nur in der Fremdsprache, d.h. es findet keine Übersetzung von Beispielen statt. Die Erstellung dieser Mustereinträge basiert auf den jeweiligen Artikeln aus dem PGWE l , dem DOG-E2 und dem LHW-E2001. Auch das LPD-E2002 und das GOW-E flössen ein. Für den Lemmateil wurden in einigen Fällen das DUW5, das LGDaF und das

130 COSMASII-Korpus 1 zur Verifizierung herangezogen. Die Informationen des Äquivalentteils, also Valenzangaben und Beispiele, basieren hauptsächlich auf dem OALD6, dem LDOCE3, dem COBUILD2, dem CIDE und dem MacMillan English Dictionary for Advanced Learners. Dabei wurden insbesondere die Valenzangaben dem OALD6 und LDOCE3 entnommen. Auch das BNC-Korpus 2 wurde in einigen Fällen hinzugezogen. In Kapitel 5 wurden bereits einige Verbesserungsvorschläge angeführt. Im Anschließenden werden nun weitere Mustereinträge vorgestellt, die Lösungswege für die angesprochenen Phänomene aufzeigen sollen.

7.1.

Kombinationsangaben in den Musterartikeln

Wie bereits mehrfach festgestellt, sind Kombinationsangaben ein sinnvolles Mittel zur Differenzierung von Übersetzungsäquivalenten. Kombinationsangaben sollten sowohl in der Muttersprache des Benutzers erfolgen, da sie typische Kombinationen des Lemmas darstellen, wie auch in der Fremdsprache auf das Äquivalent adressiert sein. Sie sind als differenzierende Angaben im Allgemeinen sinnvoller als synonymische Glossen und differenzieren zuverlässiger. Daher wurde bei den Musterartikeln auf synonymische Glossen zur Bedeutungsunterscheidung verzichtet. Kombinationsangaben werden traditionell in kursivem Druck gegeben, jedoch nicht weiter im Artikel hervorgehoben. Durch die Verlagerung der Kombinationsangaben als strukturgebende Gliederungsmerkmale des Artikels sollten sie eine im Druckbild deutlichere Hervorhebung bekommen. Dies kann - wie dies bei den Musterartikeln der Fall ist - durch den in der deutsch-englischen Lexikographie inzwischen üblichen Zweifarbendruck geschehen. Die Kombinationsangaben werden in blauer Schrift 3 und möglichst am Anfang einer Zeile gegeben. Dies gestaltet den Artikel übersichtlicher und erlaubt einen schnelleren Zugriff durch den Benutzer.

7.1.1.

Komb inationsangaben in Adj ektivartikeln

Adjektive sind sehr stark abhängig von den Substantiven mit denen sie typischerweise vorkommen. Die Disambiguierung bei Adjektiven findet daher sehr häufig durch typische Substantivverbindungen statt, wie dies der untenstehende Musterartikel zu saftig4 zeigt:

1 2 3

4

Das COSMASII-Korpus ist unter www.ids-mannheim.de/cosmas2/ zu finden. Das BNC (British National Corpus) ist im Internet unter www.natcorp.ox.ac.uk/ zu finden. Selbstverständlich wäre auch eine andere Art der Hervorhebung denkbar, wie z.B. Fettdruck oder Unterstreichung. Differenzierungsangaben wurden in der ursprünglichen Version der Arbeit blau hervorgehoben. Dies ist im Druck nicht möglich, daher wurden die Differenzierungsangaben in einer deutlich abgehobenen Schriftart und unterstrichen formatiert, um dennoch weiterhin eine Hervorhebung der Angaben zu gewährleisten. Im Text wird weiterhin ,blau' verwendet.

131

saftig Fleisch. Gemüse, Obst: juicy: a sweet juicy apple • succulent: a succulent steak · a succulent hamburger · a succulent peach Fluch, Witz: juicy: juicy curse * spicy: spicy joke * crude: Most of his jokes were crude and sexist. Gras. Grün, Laub, Weide, Wiese: lush: lush gardens Gebühren, Mieterhöhungen. Preis. Rechnung, Strafe: steep: steep prices • steep bill• exorbitant: exorbitant price • hefty: a hefty sum/fine/bonus Niederlage: crushing a crushing defeat Ohrfeige: hefty: a hefty push/kick/slap • a good thrashing Brief: strongly-worded letter Musterartikel zu saftig

(Aria! = blau)

Die Anwendung von Kombinationsangaben als wichtigstes Differenzierungsmittel hat weitreichende Auswirkungen auf die Struktur der Wörterbuchartikel. Die Kombinationsangaben wurden in den Musterartikeln blau gedruckt 5 und jeweils an den Beginn einer Zeile gesetzt. Eine Nummerierung oder Gliederung mit Buchstaben ist daher nicht notwendig. Die Kombinationsangaben dienen als alleinige Strukturierung des Artikels. Durch die deutliche Hervorhebung kann der Benutzer die Kombinationsangaben schnell durchgehen und so das passende Übersetzungsäquivalent auffinden. Da es sich jedoch oft um Kombinationsgruppen 6 handelt, ist eine alphabetische Anordnung der Kombinationslexeme innerhalb

5

Die Hervorhebung der Kombinationsangaben wäre auch auf andere Art denkbar - beispielsweise durch graue Unterlegung der Angaben. Der Artikel würde dann folgendermaßen aussehen: saftig

6

Fleisch, Gemüse, Obst: juicy: a sweet juicy apple • succulent: a succulent steak ' a succulent hamburger · a succulent peach Fluch, Witz: juicy: juicy curse • spicy: spicy joke • crude: Most of his jokes were crude and sexist. Gras, Grün, Laub, Weide, Wiese: lush: lush gardens Gebühren, Mieterhöhungen, Preis, Rechnung, Strafe: steep: steep prices · steep bill • exorbitant: exorbitant price * hefty: a hefty sum/fine/ bonus Niederlage: crushing a crushing defeat Ohrfeige: hefty: a hefty push/kick/slap • a good thrashing Brief: strongly-worded letter Vgl. in diesem Zusammenhang die von Leisi (1985: 169f.) vorgeschlagene Koordinationstransformation: „Was nun aber im Deutschen in ernsthafter Sprache nicht möglich ist, ist z.B. die Koordinationstransformation von 1. und 4. zu *die Bäume und die Pferde schlagen aus. Ebenfalls ausgeschlossen ist die Koordinationstransformation aus 1. und 5.: * Pferde und Sträucher schlagen aus, und diejenige aus 2. und 4.: * Maultiere und Bäume schlagen aus. Wir formulieren so: daß die

132 dieser Gruppen sinnvoll. Die alphabetische Anordnung ist natürlich nur bedingt möglich, nämlich innerhalb einer Kombinationslexemgruppe. Über mehrere Kombinationslexemgruppen hinweg ist eine alphabetische Gliederung nicht möglich. Die Einteilung der typischen Substantivverbindungen in Kombinationsgruppen erscheint sinnvoll, da sie es ermöglicht, die Gruppen sehr übersichtlich darzustellen. Allerdings kommt es häufig vor, dass ein Übersetzungsäquivalent nicht nur zu einer Gruppe passt, sondern auch zu einer anderen. Innerhalb dieser Gruppen sind die Äquivalente dann austauschbar, nicht aber mit den Äquivalenten anderer Gruppen. Dies fuhrt zu einer Doppelnennung einiger Äquivalente, wie der Musterartikel von echt zeigt:

echt Edelstein, Gemälde, Gold, Kunstwerk, Leder, Pelz etc.: genuine: genuine gold, fur, coin, Scotch whisky, Persian carpet, Picasso, Rembrandt * real: is that real gold, fur etc.? Freund, Freundschaft, Liebe, Notfall, Problem, Schmerz, Verlust etc.: real: real friend, friendship, love, emergency, problem, sorrow, loss, need, concern • true: true friendship, love • genuine: genuine concern, sorrow, emergency, need * sincere: sincere friend, friendship, love, emergency, problem, sorrow, loss. · Is he sincere? • His love for her was deep and sincere. • 1 think she's sincere in her concern for the patients. · a sincere apology Unterschrift, Urkunde: authentic: authentic signature, document * genuine: genuine signature, document Amerikaner, Bayer, Hitchcock etc.: typical [nur attr]: typical American, Bavarian, etc. • real: real American, Bavarian, etc. Bruch: (Math.): proper fraction Farbe: fast: fast colours, fast dye Haarfarbe: natural: a natural blonde Hund. Kuh, Pferd: pedigree: pedigree dog, cattle, poodle, cat Pferd: thoroughbred: thorougbred horse Musterartikel

1

zu echt

(Arial -

blau)

In diesem Musterartikel lässt sich erkennen, dass sowohl real als auch genuine nicht nur bei der ersten Kombinationsgruppe auftauchen, sondern auch noch bei weiteren Kombinationsgruppen zu finden sind. Diese Doppelnennung lässt sich im Grunde nicht vermeiden. Die Übersetzungsäquivalente, die innerhalb dieser Kombinationsgruppen gegeben werden, sind in diesem Kontext austauschbar. Die einzelnen Äquivalenteinheiten werden durch ein • getrennt. Auch die Angabe der Übersetzungen der Kombinationslexeme erfolgt doppelt, allerdings muss hier überprüft werden, ob wirklich alle angegebenen Übersetzungsäquivalente

Koordinationstransformationen in diesen letzteren Fällen nicht möglich ist, zeigt, daß ausschlagen hier zwei Bedeutungen hat." Die Koordinationstransformation könnte zur Bestimmung der Kombinationsgruppen hinzugezogen werden. Siehe auch Klotz (2000: 67) zu Kollokationsbereich.

133

mit allen angegebenen Kombinationslexemen kombinierbar sind, oder ob einige Kombinationen nicht vorkommen oder zumindest sehr infrequent sind. Die Etabliertheit7 lässt sich am besten im BNC-Korpus nachprüfen. Hier lässt sich auch eine Frequenz der einzelnen Vorkommnisse feststellen: friend 8

friendship

love

emergency

loss

pain

problem

real

58

9

47

19

23

48

473

true

48

7

129

-

-

-

3

genuine

3

4

17

4

2

4

1

sincere

3

-

1

-

-

-

-

Man erkennt, dass einige dieser Kombinationen nicht vorkommen, oder sehr infrequent sind. Dies trifft insbesondere bei sincere zu. Es wurden daher zwei Kombinationslexemgruppen gebildet. Bei der zweiten Gruppe (Notfall, Problem, Schmerz, Verlust) wurde auf die Angabe von true und sincere verzichtet. Dies beeinflusst das Aussehen des Artikels:

echt Edelstein, Gemälde. Gold. Kunstwerk, Leder, Pelz etc.: genuine: genuine Picasso, Rembrandt, gold, fur, coin, Scotch whisky, Persian carpet • real: is that real gold, fur etc. ? Freund, Freundschaft, Liebe etc.: real: real friend, friendship, love * true: true friend, friendship, love • genuine: genuine friend, love * sincere; a sincere friend Notfall. Problem, Schmerz, Verlust, etc.: real: real pain, loss * genuine: a genuine emergency, genuine pain Unterschrift, Urkunde: authentic: authentic signature, document • genuine: genuine signature, document Amerikaner. Bayer, Hitchcock etc.: typical [nurattr]: typical American, Bavarian, etc. * real: real American, Bavarian, etc. Bruch: (Math.): proper fraction Farbe: fast: fast colours, fast dye Haarfarbe: natural: a natural blonde Hund. Kuh, Pferd: pedigree: pedigree dog, cattle, poodle, cat Pferd: thoroughbred: thorougbredhorse Musterartikel 2 zu echt

(Arial -

blau)

η

Zum Problem der Etabliertheit von Kollokationen innerhalb eines Kollokationsbereichs siehe Kapitel 4.2. und Klotz (2000: 91-95). Die A b f r a g e im BNC-Korpus wurde mit dem queiy-builder formuliert. Als span wurde 3 eingegeben, dann real=Adj -> friend=Subst.

134 Die Gruppen von Kombinationslexemen können offen oder geschlossen sein. Zu offenen Kombinationslexemgruppen können noch weitere Kombinationslexeme ähnlicher Art kommen, während geschlossene Gruppen nur die genannten Lexeme zulassen. Dass eine Gruppe offen ist, sollte formal gekennzeichnet werden. Dies geschieht im Artikel echt durch die Angabe von etc. Das etc. bedeutet, dass für weitere ähnliche Lexeme das angegebene Übersetzungsäquivalent möglich ist. Da es jedoch nicht immer völlig eindeutig ist, ob eine Gruppe wirklich geschlossen ist, oder ob doch ein oder mehrere weitere Lexeme zu dieser Gruppe gezählt werden können, wurde bei geschlossenen Gruppen auf eine Markierung dieser Geschlossenheit verzichtet. Stößt ein Benutzer auf ein solches Lexem, wird er in der Lage sein, dieses Lexem einer Gruppe zuzuordnen. Eine Kennzeichnung der Geschlossenheit würde dies unmöglich machen. Die Kombinationslexemgruppen werfen eine weitere Frage auf, nämlich die der Übereinstimmung der Kombinationslexeme und deren Übersetzungen. Generell sollte jedes Kombinationslexem auch als Übersetzung nach dem Äquivalent in der angegebenen Reihenfolge erscheinen. Dabei wird nicht unbedingt das Kombinationslexem übersetzt, sondern es können auch beispielhafte Übersetzungen angegeben werden. Dies zeigt der folgende Artikel:

gammelig Lebensmittel: rotten: rotten vegetable · the smell of rotten vegetables * rotten fruit * The fruit is starting to go rotten. · The smell of rotten eggs. • stale: stale bread · This loaf has gone stale. · stale cake · a piece of stale cheese • bad: bad apples * The fish has gone bad. • off [adj not before noun]: Don't cook that steak, I think it's off • Most of the food was delicious, but the cheese tasted distinctly o f f . Aussehen, Kleidung: scruffy: He looked a little scruffy. · She was wearing a scruffy pair of jeans. * grotty: grotty jeans * shabby: shabby clothes Auto: decrepit: a decrepit vehicle Gebäude, Möbel: shabby: shabby furniture/shabby decripit: decripit building Musterartikel zu gammelig (Arial - biau)

buildings



Zu den Übersetzungsäquivalenten erfolgen Beispiele, die entweder aus den entsprechenden zielsprachlichen Kombinationslexem und Äquivalent bestehen {shabby clothes) oder die Teilsätze (the smell of rotten vegetables) oder vollständige Beispielsätze (Most of the food was delicious, but the cheese tasted distinctly off.) darstellen. In allen Fällen jedoch wird der Kontext, der durch die Kombinationsangaben eingeführt wird, wieder aufgegriffen und illustriert. Auch typische Konstruktionen der zielsprachlichen Adjektive werden in den Beispielen gegeben. Die Hervorhebung durch Fettdruck soll dies verdeutlichen. Ebenso erfolgen explizite Konstruktionsangaben, wie dies bei off erkennbar ist. Bei Adjektivartikeln ist die Angabe von typischen Substantivkombinationen die wirksamste Differenzierungsmethode. Als problematisch erweist sich dabei die Darstellung der Kombinationslexeme, die sehr häufig in Gruppen zusammengefasst werden können. Die

135 Anordnungsstruktur innerhalb dieser Kombinationslexemgruppen sollte alphabetisch sein, da dies ein rasches Auffinden des passenden Kombinationslexems und somit des passenden Äquivalents erlaubt. Die alphabetische Anordnung der Kombinationslexemgruppen übergreifend - das erste Kombinationslexem einer Gruppe ist dafür ausschlaggebend - kann erfolgen (siehe saftig), muss jedoch nicht, denn auch eine eher frequenzorientierte Anordnung kann schnellen Zugriff gewährleisten (siehe echt). Ein größeres Problem stellt die Frage der Offenheit oder Geschlossenheit der Kombinationslexemgruppen und deren formale Gestaltung dar. Ist eine Gruppe sehr groß, kann mit etc. gekennzeichnet werden, dass es noch weitere Lexeme dieser Art gibt. Aber für fast alle angegebenen Kombinationslexemgruppen gilt, dass diese Gruppe nicht völlig geschlossen ist, sondern dass noch andere ähnliche Kombinationslexeme möglich sind. Daher wird eine Geschlossenheit nicht markiert. Die Angabe weiterer Kombinationslexeme bzw. Kombinationslexemgruppen stellt im Grunde immer eine Restriktion der vorhergehenden Information dar. Die Anordnungsproblematik sowie die Problematik der Geschlossenheit und Offenheit von Kombinationslexemgruppen stellen sich auch bei Verben.

7.1.2.

Kombinationsangaben in Verbartikeln

Ebenso wie bei Adjektiven erweisen sich Kombinationsangaben als sinnvolle Differenzierungsangaben bei Verben, wie dies der folgende Artikel zeigt: lackieren Auto: to spray sth: to spray a car einen Wagen neu lackieren to respray/ repaint a car Fingernägel, Heizkörper, Metall, Möbel: to paint sth: to paint one 's fingernails, to paint metal/, to paintfurniture, to paint the windowframe Holz: to varnish sth: to varnish wood • to lacquer sth: a black lacquered box jdn. lackieren: to take sb for a ride (informal): to cheat or trick sb.: It's not a pleasant feeling to discover you 've been taken for a ride by someone you trust. I 'd just begun to realise he was taking mefor a ride. Many voters now feel duped by the government. to dupe sb (into doing sth): to trick or cheat sb: They soon realised they had been duped. Musterartikel zu lackieren

(Arial = blau)

Die Übersetzungsäquivalente von lackieren hängen von den typischen Objekten ab, mit denen lackieren vorkommt. Nur in seinen typischen Kombinationen lässt sich Äquivalenz finden. Da es sich hier um sehr unterschiedliche Objekte handelt, ist die Zusammenfassung zu Objektgruppen etwas problematisch. Die Entscheidung, eine doch sehr heterogene Gruppe, wie Fingernägel, Metall, Möbel und Heizkörper, zu einer Gruppe zusammenzufassen, wurde dadurch beeinflusst, dass in der Zielsprache für alle diese Objekte das gleiche

136 Äquivalent angegeben wird. Außerdem ist die Anzahl der Objekte relativ klein und bleibt daher übersichtlich. Möglich wäre auch Fingernägel als gesondertes Objekt zu verzeichnen. Ein weiteres häufig auftretendes Problem bei Verbartikeln sind Objekt- und Subjektangaben innerhalb eines Artikels. Da die beiden Angaben unterschiedliche Informationen liefern, sollten sie auch formal unterschiedlich gestaltet werden. Im Probeartikel zu mähen treten sowohl Objekt- wie auch Substantivangaben auf: mähen Feld, Gras, Rasen, Wiese: to mow (sth): to mow the grass/the lawn/the meadow • to cut sth: to cut (the) grass/lawn/hedge Getreide: to cut sth: to cut corn • to reap (sth): to reap com Schafe: to bleatisheep/goats bleat. Musterartikel zu mähen

(Arial = blau)

Das Kombinationslexem Schafe ist im Gegensatz zu Gras/Rasen/Wiese/Feld und Getreide ein Subjekt zu mähen. Im obigen Artikel wurde Schafe kursiv gedruckt. Dies soll den Benutzer darauf aufmerksam machen, dass es sich hier um ein Subjekt handelt. Unter Kapitel 5.4.2. wurde auf die häufig herrschende Über- bzw. Unteradressierung der Mehr-Wort-Einheiten hingewiesen. Auch im Artikel mahlen des PGW-El gibt es einige Mehr-Wort-Einheiten: PGW-El:

mahlen ... I. vt (in einer Mühle zerreiben) • etw [zu etw| ~ to grind sth [into sth]; Getreide ~ to grind grain; (durch Zerreiben herstellen) to grind; Mehl ~ to grind flour; ... II. vi to chew carefully; die Kiefer/Zähne ~ to grind [or gnash] one's teeth • W E N D U N G E N : wer zuerst kommt, mahlt zuerst (prov) the early bird catches the worm

Getreide mahlen, Mehl mahlen, die Kiefer/Zähne mahlen und wer zuerst kommt, mahlt zuerst sind Mehr-Wort-Einheiten. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst ist ein Idiom, das in den phraseologischen Block am Ende des Artikels gehört. Getreide mahlen und Mehl mahlen illustrieren das erste Äquivalent und können daher zur Differenzierung und Illustrierung gleichzeitig beitragen. Die Integrierung als Beispiel in die Äquivalentstruktur gestaltet den Artikel übersichtlicher:

137

mahlen Getreide, Kaffee, Mehl, Pfeffer: to grind sth: to grind grainkoffee/flour/pepper * to mill sth: to mill grain/coffe/pepper jmds. Kiefer/ Zähne mahlen: Essen: to chew carefully: Cut it into small pieces and chew carefully. Geräusch: to grind one's teeth: to rub your upper and lower teeth together making a noise How to stop grinding your teeth at night. to gnash one's teeth: to move your teeth against each other so that they make a noise, especially because you are unhappy or angry It makes you gnash your teeth in frustration. Räder: to spin: the wheels are spinning • wer zuerst kommt, mahlt zuerst: first come first served Musterartikel zu mahlen9

(Aria! blau)

Übrig bleibt noch die Kiefer/Zähne mahlen: Im DUW5 findet sich: mahlen ... Ü jmds Kiefer, Zähne mahlen (kauen langsam und gründlich) Dieser Bedeutung entspricht wohl das Übersetzungsäquivalent to chew carefully. Im COSMASII-Korpus findet sich aber auch der folgende Satz: Clintons Kiefer mahlen während der Hymne. Da es sich dabei kaum um einen tatsächlichen Kauvorgang handelt, kann dies im Englischen nicht mit to chew carefully wiedergegeben werden. Eines der anderen Äquivalente - to grind one 's teeth oder to gnash one's teeth - passt hier besser.

7.1.3.

Kombinationsangaben in Substantivartikeln

Kombinationsangaben können auch bei Substantivartikeln zur Differenzierung beitragen. Zumeist handelt es sich um typische Genitivobjekte der Substantive:

9

Essen und Geräusch sind hier weder Subjekt noch Objekt zu ,jmds. Kiefer/Zähne mahlen'. Sie geben die Art des .Mahlens' an. Da sie dennoch differenzierende Funktion haben, wurden sie ebenfalls blau (Arial) hervorgehoben.

138

Zacke eines Bergs: peak: a mountain peak * The climbers made camp halfway up the peak. einer Gabel, Harke: prong: a pitchfork with three huge prongs * tine: the tines of a fork eines Kammes, einer Säge: tooth: fine-tooth comb· the teeth on a saw eines Sterns: point a 6 point star Musterartikel Zacke

(Arial = blau)

Bei einigen Substantiven ist es möglich eine Differenzierung mit typischen Genitiven zu erreichen. Wenn von Zacke die Rede ist, dann üblicherweise von der Zacke einer Säge, einer Gabel, eines Bergs oder eines Sterns. Je nachdem welcher Kontext gerade aktiv ist, wird das entsprechende Äquivalent benötigt. Der Artikel wird durch die Angabe der typischen Genitive sehr übersichtlich und liefert schnelle und klare Informationen. Es ist ebenfalls denkbar, die Genitivangabe verkürzt darzustellen, indem nur die Substantive angegeben werden. Die Folge wäre jedoch, dass die Genitivangaben nicht von den Substantiv- oder Objektangaben zu unterscheiden wären. Da jedoch in Substantivartikeln nur Genitivangaben und keine Substantiv- oder Objektangaben vorkommen, wäre dies wenig problematisch. Der verkürzte Artikel könnte dann folgendermaßen aussehen:

Zacke Berg: peak: a mountain peak · The climbers made camp halfway up the peak. Gabel, Harke: prong: a pitchfork with three huge prongs • tine: the tines of a fork Kamm, Säge: tooth: fine-tooth comb · the teeth on a saw Stern: point a 6point star Musterartikel Zacke (Arial = blau) Da die Angabe des vollständigen Genitivs hauptsächlich eine Platzfrage ist, ist es - wo möglich - zu bevorzugen, die Angaben vollständig durchzufuhren. Ist der Platz jedoch knapp, wie dies häufig bei Printwörterbüchern der Fall ist, kann auch die verkürzte Version verwendet werden.

139 7.2.

Definitionen in den Musterartikeln

Vorangehend wurden Musterartikel mit Kombinationsangaben vorgestellt. Wenn nun Kombinationslexeme nicht der geeignete Weg sind, um verschiedene Äquivalente zu unterscheiden, wurde unter 5.4.4. auch die Möglichkeit der Definition präsentiert. Im Anschluss sollen einige Musterartikel, deren Äquivalente mit Hilfe von Definitionen differenziert werden, dargestellt werden.

7.2.1.

Definitionen in den Verbartikeln

Bei einigen Verben sind nicht die typischen Kombinationen, mit denen sie vorkommen, bedeutend bei der Unterscheidung von Äquivalenten, sondern die Art und Weise der Tätigkeit. Dies lässt sich am besten durch Definitionen verdeutlichen:

labern to prattle (on/away) (about sb/sth): to talk a lot about unimportant things: She prattled on about her children all evening. to chatter (away/on) (to sb) (about sth): to talk quickly and continuously, exp. about things that are not important: They chattered away happily for a while. to chat (away) (to/with sb)/ to chat (about sth/sb): to talk in a friendly informal way to sb: My kids spend hours chatting on the phone to their friends. to natter (away/on) (about sth): to talk for a long time, esp. about unimportant things: Lynne's been nattering on about the wedding for weeks. • Quatsch labern: to talk nonsense: don't talk nonsense Musterartikel zu labern Für labern gibt es einige Übersetzungsmöglichkeiten, jedoch keine entspricht dem deutschen Wort vollständig. Da labern ein deskriptives Verb 10 ist, scheint hier eine Differenzierung mit Hilfe von Kombinationsangaben nicht möglich." Definitionen stellen eine Alternative dar. Die Differenzierung verschiebt sich hier also weg von deutschen (ausgangssprachlichen) Kombinationslexemen hin zu (zielsprachlichen) Definitionen englischer Äquivalente. Hier dient das deutsche Lemma sozusagen „nur" als Zugangsstruktur zu englischen Artikeln bzw. Artikelteilen, die die englischen Äquivalente erklären. Der Benutzer

10

Vgl. zu den deskriptiven Verben Kapitel 3.2.5. und Snell-Homby (1983). '1 Dies gilt auch für weitere Verben aus diesem Wortfeld, wie z.B. Schwallen, schwatzen, schwafeln, quatschen und andere. Um Platz zu sparen, sollten bei diesen Verben Verweise zu labern zu finden sein, so dass das Wortfeld nur einmal präsentiert werden muss.

140 erhält so genaue Definitionen der englischen Äquivalente (am besten mit Beispielen) und kann dann das für seine Zwecke am besten passende Äquivalent übernehmen. Dies allerdings erfordert von den Benutzern längere Nachschlagevorgänge. Denn sie müssen hier möglicherweise mehrere Definitionen lesen und verstehen, bevor sie sich für eine Übersetzungsmöglichkeit entscheiden. Da bei diesen Artikeln die Grenze zwischen zweisprachigen und einsprachigen Wörterbüchern verwischt, müssen sich die Wörterbuchbenutzer auf andere Nachschlagevorgänge einstellen. Auch der Artikel zu lächeln könnte mit Definitionen dargestellt werden:

lächeln to smile (at sb/sth): to have a smile on your face: Joanna was smiling at us in a friendly way. to grin (at sb/sth): to smile widely: Grinning sheepishly, James admitted he was seeing Sue. Stop grinning at me, you stupid jackass, to grin with sth: grinning with delight to smirk (at sb/sth): to smile in a silly or unpleasant way that shows that you are pleased with yourself: They smirked knowingly at each other across the table Musterartikel zu lächeln

Der Artikel zu lächeln gibt drei Äquivalente an. Nun ist die Verwendung eines dieser Äquivalente nicht vom Kontext abhängig, sondern von der Art wie dieses Lächeln aussieht. Dies lässt sich durch eine Definition erläutern. Bisher wurde dies durch eine erklärende Glosse durchgeführt. Es erscheint jedoch sinnvoller, die Definitionen der englischen Äquivalente zu geben. Diese Definitionen sind wiederum nach links adressiert also auf das Äquivalent. Man könnte argumentieren, dass die Unterscheidung zu spät kommt und außerdem ja in der Fremdsprache stattfindet, was für den Benutzer schwieriger verständlich ist. Dies ist abhängig vom Benutzer. Da für diese Arbeit eine Benutzergruppe mit fortgeschrittenen Englischkenntnissen zugrunde liegt, dürften die Definitionen kein großes Problem darstellen. Im obigen Fall sind sie dem OALD6 entnommen und wurden mit Hilfe des dort festgelegten Definitionswortschatzes konstruiert. Für Benutzer mit geringen Englischkenntnissen wäre auch denkbar, die Definitionen in der Muttersprache des Benutzers zu geben.

7.2.2.

Definitionen in Substantivartikeln

Neben Verbartikel können auch Substantivartikel mit Definitionen differenziert werden. Gerade bei Substantiven ist es schwierig, die Unterschiede zwischen den Übersetzungsäquivalenten darzustellen. Definitionen bieten hier eine Möglichkeit, die bisher in zweisprachigen Wörterbüchern nicht gegeben war.

141

Rabatz din: a loud unpleasant noise that lasts for a long time: The children were making an awful din! ruckus: a situation in which there is a lot of noisy activity, confusion or argument Have you heard about the ruckus ? ructions: angry protests or arguments: There'll be ructions if her father everfinds out. racket: loud unpleasant noise: Stop making that terrible racket! · to make/ kick up a racket fuss: anger or complaints about sth, especially sth that is not important: I'm sorry for making such a fuss about the noise.' Steve kicks up a fuss every time I even suggest seeing you. to kick up a stink (about sth): complain a lot and cause trouble: We ΊI kick up a stink if they try to close the school down. Musterartikel zu Rabatz'2 Rabatz ist ein Substantiv, das nicht leicht ins Englische zu übertragen ist, da es sehr deskriptiv ist. Hier scheint es einige mögliche Übersetzungen zu geben, die am besten aufgelistet werden und erklärt werden und der Benutzer kann dann selbst entscheiden, welche der Übersetzungen am besten für das passt, was er ausdrücken möchte.

7.2.3.

Definitionen in Adjektivartikeln

Auch bei Adjektivartikeln können Definitionsartikel vorkommen:

zaghaft timid: shy and nervous, not brave: He stopped in the doorway, too timid to go in. hesitant: slow to speak or act because you feel uncertain, embarrassed or unwilling: a hesitant smile/reply · She's hesitant about signing the contract. · the baby's first few hesitant steps ' Doctors are hesitant to comment on the new treatment. tentative: not behaving or done with confidence: a tentative smile, nod, greeting ·Her English is correct but tentative. cautious: being careful about what you say or do, especially to avoid danger or mistakes; not taking any risks: He was very cautious about committing himself to anything. · They've taken a very cautious approach. Musterartikel zu zaghaft

12

Auch dieser Artikel lässt sich für weitere Stichworte, wie z.B. Krach, Krawall, verwenden, so dass bei diesen lediglich ein Verweis auf Rabatz erscheinen muss.

142 7.3.

Kombinationsangaben und Definitionen in den Musterartikeln

Bei den bisher vorgestellten Artikeln stellen entweder Kombinationsangaben oder Definitionen die Hauptdifferenzierungsstruktur des Artikels dar. Selbstverständlich können die beiden Differenzierungsmethoden auch zusammen in einem Artikel vorkommen. Die Methoden schließen sich nicht gegenseitig aus. Der folgende Musterartikel veranschaulicht dies:

mager Mensch. Tier: thin: having very little fat on the body thin arms. • She was looking pale and thin. skinny: very thin, often in a way that is not attractive: a skinny little kid scrawny: thin, unattractive, and weak-looking, because the flesh is hanging from the body: A few scrawny chickens were searchingfor scraps of food in the dry earth. • Last time I saw him he was a scrawny kid in Levi's and a dirty T-Shirt. Fleisch, Käse, Schinken: lean: lean meat Essen, Joghurt, Wurst: low-fat: low-fat food Boden, Ernte: poor: a poor harvest, a poor soil Boden, Felder, Wiesen: infertile: practically infertile ground · infertile field * barren: a barren mountainous area Jahre: lean: lean years • barren: barren years Lohn, Ergebnis, Leistung, Ausbeute: poor: poor results Rente: meagre: meagre profit, report, increase, success Programm: thin: thin programme Schrift: lightface type/characters Musterartikel zu mager

(Aria! = blau)

Der Musterartikel zeigt die Möglichkeit, Definitionen und Kombinationsangaben miteinander zu kombinieren. Dies gilt auch für den untenstehenden Musterartikel:

gackern Huhn/Hühner: to cluck meist junge Mädchen/Frauen: to cackle: to laugh in a loud unpleasant way: The old lady cackled, pleased to have produced so dramatic a reaction. to chatter and laugh: to talk quickly and continuously, esp. about things that are not important and laugh about things to giggle: to laugh in a silly way because you are amused, embarrassed or nervous The girls giggled at the joke. Musterartikel zu gackern

(Arial = blau)

143 Die Unterscheidung der Einzelbedeutungen des Lemmas gackern wird mit Kombinationsangaben vorgenommen. Für die zweite Bedeutung gibt es mehrere Übersetzungsmöglichkeiten, die mit Hilfe von Definitionen unterschieden werden.

7.4.

Valenzangaben als Differenzierung in den Musterartikeln

Neben den Kombinationsangaben und den Definitionsangaben können insbesondere bei Verben die Angaben zur Valenz eine differenzierende Rolle übernehmen. Das untenstehende Beispiel zeigt dies:

garantieren etw garantieren: to guarantee sth: The authorities could not guarantee the safety of the UN observers jdm etw garantieren: to guarantee sb sth: Even if you complete your training I can Ί guarantee you a job garantieren, dass: to guarantee (that): Take this opportunity, and I guarantee you won Ί regret it. · We cannot guarantee (that) our flights will never be delayed. etw garantiert etw: sth guarantees sth: The ticket will guarantee you free entry. · These days getting a degree doesn 't guarantee you a job garantieren, etw zu tun: to guarantee to do sth: We guarantee to deliver goods within a week. für etw garantieren: to guarantee sth against sth: a toaster guaranteed for one year against failure • This iron is guaranteed for a year against faulty workmanship. Musterartikel zu garantieren

cAnal = blau)

Garantieren wird durchgängig mit guarantee übersetzt. Da es aber sehr viele mögliche Konstruktionen gibt, sollte der Artikel diese darstellen. Die entsprechende englische Konstruktion wird angegeben. Ein Beispiel erscheint hier besonders wichtig. Die Angabe der deutschen und englischen Konstruktionen ist sehr ausfuhrlich. Man könnte auf die deutschen Angaben verzichten und nur die englischen Konstruktionen angeben, wie in einem einsprachigen Wörterbuch. Besonderer Wert sollte auf der Illustrierung der unterschiedlichen Konstruktion bei für etw. garantieren und to guarantee sth against sth liegen. Denkbar wäre außerdem die Konstruktionsangaben in einer weiteren Farbe13 zu gestalten, um sie von den Kombinationsangaben abzugrenzen. Der Artikel könnte dann so aussehen:

13

Hier wird die orange Farbe durch die Schriftart Courier ersetzt.

144

garantieren etw garantieren: to guarantee sth: The authorities could not guarantee the safety of the UN observers jdm etw garantieren: to guarantee sb sth: Even if you complete your training I can't guarantee you a job garantieren, dass: to guarantee (that): Take this opportunity, and I guarantee you won't regret it. · We cannot guarantee (that) our flights will never be delayed. etw garantiert etw: sth guarantees sth: The ticket will guarantee you free entry. • These days getting a degree doesn't guarantee you a job garantieren, etw zu tun: to guarantee to do sth: We guarantee to deliver goods within a week für etw garantieren: to guarantee sth against sth: a toaster guaranteed for one year against failure · This iron is guaranteed for a year against faulty workmanship Musterartikel zu garantieren

(c o u r i e r

- orange)

Die orangefarbenen Konstruktionsangaben heben sich von den Kombinationsangaben ab. Auch für den folgenden Verbartikel, bei dem Valenzangaben und Kombinationsangaben die Differenzierung bestimmen, kann die Einführung orangefarbener Konstruktionsangaben den Artikel deutlicher gliedern:

haften etw. haftet: Räder, Reifen: to grip (sth): tyres that grip the road. etw. haftet auf/an etw.: Kleidung: to stick to sth: Her wet clothes were sticking to her body. * to cling (to sth): a dress that clings · the wet shirt clung to his chest Geruch, Rauch, Schmutz: to cling (to sth): The smell of smoke still clung to her clothes. im Gedächtnis haften: to stick (in one's head/ mind): That song has stuck in my headfor years. für etw. haften: to be liable for sb/sth: You will be liablefor any damage caused. · The court ruled he could not be held personally liable for his wife's debts. für jdn. haften: to beheld responsible: It's impossible to hold any individual responsible. • to answer for sth: I can answerfor her honesty. (mit etw.) haften: to be liable (with sth): Musterartikel zu haften

(Arial = b l a u , C o u r i e r

= orange)

145

Der Unterschied zwischen etw. haftet auf/an etw. und für etw. haften ist deutlich und fuhrt zur Differenzierung zwischen den Äquivalenten. In einigen Fällen werden die nichtlexikalisierten Stellen durch Kombinationsangaben aufgefüllt (Kleidung haftet auf/an etw.). Die Verknüpfung von Valenzangaben und Kombinationsangaben wird häufiger auftreten als eine Differenzierung alleine mit Valenzangaben.

7.5.

Beispiele in den Musterartikeln

Die Musterartikel sind durch die Konzentration auf Kombinationsangaben, Definitionen und Valenzangaben stark verändert. Auch die Beispiele werden völlig anders dargestellt, als der Wörterbuchbenutzer dies aus dem zweisprachigen Wörterbuch kennt. Typische Kombinationen, Kollokationen und Satzbeispiele können im Beispielteil auftreten:

mahlen Getreide, Kaffee, Mehl. Pfeffer: to grind sth: to grind grain/ coffee/flour/pepper Ausschnitt Musterartikel zu mahlen

(Arial = biau)

mager Mensch, Tier: thin: having very little fat on the body thin arms. • She was looking pale and thin. Ausschnitt Musterartikel zu mager

(Aria] = biau)

Die oben gezeigten Beispiele in den Musterartikeln haben gemeinsam, dass sie in der Zielsprache angegeben werden, sich auf das Lemma beziehen und dieses illustrieren. Für die Zielgruppe der Musterartikel dürften sich daher keine oder nur geringe Verständnisschwierigkeiten ergeben. Für eine weniger fortgeschrittene Zielgruppe können Beispiele vorkommen, die nicht verstanden werden, weil eines oder mehrere Wörter daraus nicht bekannt sind. In solchen Fällen muss der Lexikograph entscheiden14, ob er möglicherweise eine Übersetzung anbietet. Dies könnte dann folgendermaßen aussehen:

14

Siehe in diesem Zusammenhang Baunebjerg Hansen (1990: 117f.). „Da die fremdsprachlichen Voraussetzungen des Benutzers nicht immer ausreichen, um die zielsprachlichen Beispiele unmittelbar verstehen zu können, werden, wenn nötig befunden, einzelne Wörter und Wendungen übersetzt" (118).

146

garantieren etw garantieren: to guarantee sth: The authorities (=Behörden) could not guarantee the safety of the UN observers. jdm etw garantieren: to guarantee sb sth: Even if you complete your training I can't guarantee you a job. garantieren, dass: to guarantee (that): Take this opportunity, and I guarantee you won't regret it. · We cannot guarantee (that) our flights will never be delayed. etw garantiert etw: sth guarantees sth: The ticket will guarantee you free entry. • These days getting a degree (=Abschluss) doesn 't guarantee you a job. garantieren, etw zu tun: to guarantee to do sth: We guarantee to deliver goods within a week. für etw garantieren: to guarantee sth against sth: a toaster guaranteed for one year against failure • This iron is guaranteed for a year against faulty workmanship (—fehlerhafte Verarbeitung). Musterartikel zu garantieren

( c o u r i e r = orange)

Für wirkliche Sprachanfanger müsste man die Beispiele vollständig übersetzen. Auch hier würde man ein zielsprachliches Beispiel wählen und dieses übersetzen:

garantieren etw garantieren: to guarantee sth: The authorities could not guarantee the safety of the UN observers. (Die Behörden konnten die Sicherheit der UNO-Beobachter nicht garantieren.) Ausschnitt Musterartikel zu garantieren

(courier

orange)

147 7.6.

Mehr-Wort-Einheiten und phraseologischer Block

Rache revenge: to plot revenge · to satisfy one's desire for revenge · to seek revenge * to take revenge on · an act of revenge · in/ out of revenge for (formal) vengeance: to exact/wreak vengeance · to seek vengeance * to swear vengeance * He swore vengeance on his child's killer. · to take vengeance on · to vow vengeance · cruel/swift/terrible vengeance • Rache ist süß: revenge is sweet Rache ist Blutwurst! just you wait! das ist die Rache des kleinen Mannes: it's the only way he can get his own back/get back at the system Tag der Rache: day of reckoning Musterartikel zu Rache

Für Rache gibt es im Grunde nur zwei Übersetzungsäquivalente, wobei vengeance formal ist und als solches gekennzeichnet werden muss. Den Äquivalenten folgt eine Reihe von englischen Kombinationsangaben, die sich bei einem traditionellen Artikel zumindest teilweise in der Mehr-Wort-Einheiten-Struktur befinden würden. Im Musterartikel wurden sie einem Äquivalent zugeordnet und in den Kombinations- bzw. Beispielteil aufgenommen. Dabei stellt sich ein weiteres Problem. Die Kombinationen und Beispiele müssen in eine sinnvolle Reihenfolge gebracht werden. Natürlich empfiehlt sich hier eine alphabetische Struktur. Am besten sollte das Wort, das die Struktur bestimmt, hervorgehoben werden (beispielsweise durch Unterstreichung, wie im Musterartikel zu sehen ist). Auch die Phraseme, die im phraseologischen Block am Ende des Artikels aufgelistet werden, sind in eine sinnvolle Reihe gebracht. Unterstrichen ist jeweils das Wort, das für die alphabetische Einordnung verantwortlich ist. Im obigen Fall ist es zuerst das Adjektiv süß, danach folgen Substantive wie Blutwurst, Mannes und Tag. Da hier der phraseologische Block sehr kurz ist, wären die Phraseme auch ohne Unterstreichung leicht zu finden.

7.7.

Zusammenfassende Bemerkungen

Die Musterartikel haben gezeigt, dass die Probleme der Differenzierung, die bei der qualitativen und quantitativen Bewertung festgestellt wurden, beseitigt oder verringert werden könnten. Deutlich wurde, wie wichtig es ist, weg von synonymischen Glossen, hin zu Kombinationsangaben als wichtigstes Gliederungs- und Differenzierungsmerkmal zu gehen. Ebenso sollte jedes Äquivalent mit differenzierenden Angaben versehen werden. Gibt es innerhalb der Kombinationsangaben synonyme Äquivalente (auf der Ebene von Wortkombinationen und Kollokationen ist dies durchaus denkbar) muss die Etabliertheit der Kom-

148 binationen untersucht werden und sich dann in der Artikelstruktur niederschlagen. Die Kombinationsangaben können manchmal zu Gruppen zusammengefasst werden. Dabei ist formal zu kennzeichnen, ob eine Gruppe geschlossen ist, also keine weiteren Kombinationslexeme vorkommen können, oder ob die Gruppe offen ist, d.h. weitere ähnliche Kombinationslexeme erfolgen können. Es ist möglich, dass ein Übersetzungsäquivalent fur mehrere Kombinationslexeme in Frage kommt, nicht aber für alle. Häufig hat dies eine Doppelnennung des Äquivalents zur Folge, die jedoch nur schwer vermieden werden kann. Für manche Artikel eignet sich die Differenzierung mit Kombinationsangaben nur bedingt. Dies ist hauptsächlich der Fall bei deskriptiven Verben, gelegentlich aber auch bei Adjektiven und Substantiven. In diesen Fällen ist zu überlegen, ob Definitionen der möglichen Äquivalente eine sinnvollere Alternative sind. Diese Definitionen können in der Zielsprache gegeben werden, wenn die Benutzergruppe des Wörterbuchs ausreichend fortgeschritten ist. Vorstellbar wäre auch eine erklärende Glosse in der Muttersprache der Benutzer. Dies ist allerdings hauptsächlich für Anfänger und weniger fortgeschrittene Benutzer denkbar. Auch eine Kombination der beiden Differenzierungsarten ist möglich. Neben diesen beiden Grundtypen der Differenzierung wurden weitere Eigenschaften der Musterartikel diskutiert. Dazu gehören die rein zielsprachlichen Beispiele und die Behandlung der MehrWort-Einheiten. Als Beispiele werden zum einen die Übersetzungen für die Kombinationslexeme angeführt und zum anderen zielsprachliche Beispielsätze ohne Übersetzung dargeboten. Ob die Beispielsätze völlig ohne Übersetzung bleiben, ist dem Lexikographen überlassen. In einigen Fällen wäre es ratsam eine Übersetzung anzubieten, da dies dem besseren Verständnis dient. Die klassischen Mehr-Wort-Einheiten wurden weitestgehend vermieden und in die Äquivalentstruktur der Artikel aufgenommen. Die übrigen Fälle, hauptsächlich Probabeme, wurden einer passenden Kombinationsgruppe zugeordnet. Der phraseologische Block, sofern vorhanden, steht in den Musterartikeln am Ende des Artikels. In diesen Block fließen alle nicht adressierbaren Mehr-Wort-Einheiten ein. Bei der quantitativen Untersuchung wurde festgestellt, dass sehr viele Artikel keine oder nur eine ungenügende Differenzierung der Äquivalente aufweisen. Die Musterartikel zeigen, dass dies vermieden werden könnte. Es gibt keinen absoluten Lösungsweg für alle Probleme. Vorstellbar ist auch, dass in dem untersuchten Arbeitskorpus nicht alle Phänomene der Differenzierungsproblematik zum Vorschein gekommen sind. Es ist aber anzunehmen, dass eine große Anzahl der zu erwartenden Phänomene aufgedeckt wurde. Die Artikel lassen sich nicht gleich behandeln, da jedes Lemma seine Eigenheiten hat. Der Lexikograph muss bei jedem Lemma fallbezogen und flexibel bewerten, auf welche Art von Angabe oder auf welche Kombinationen von Angaben seine Wahl für die Äquivalentdifferenzierung fällt.

8.

Schlussbemerkungen

8.1.

Zusammenfassung der Arbeit

Im Verlauf dieser Arbeit wurde zuerst eine benutzerorientierte Wörterbuchtypologie der zweisprachigen Wörterbücher skizziert. Insbesondere die Opposition von Muttersprache und Fremdsprache spielt dabei eine große Rolle. Grundsätzlich können zwei Benutzungssituationen unterschieden werden, nämlich die Produktion in der Fremdsprache und die Rezeption der Fremdsprache. Die Gestaltung eines Wörterbuchs sollte sich an diesen Benutzungssituationen orientieren. Für die produktionsorientierte Benutzung werden andere Informationstypen benötigt als ftir die rezeptionsorientierte Benutzung. Während bei Wörterbüchern, die eine rezeptive Funktion übernehmen, im Grunde die bloße Angabe von Äquivalenten genügt, sind für den Wörterbuchbenutzer in einer produktiven Benutzungssituation neben Aussprache- und Grammatikangaben zu den fremdsprachlichen Äquivalenten differenzierende Angaben sehr wichtig, da diese Angaben den Benutzer zu den passenden Äquivalenten leiten. Nicht nur die Benutzungssituation sondern auch der Benutzer spielt bei der Konzeption eines Wörterbuchs eine wichtige Rolle. Fortgeschrittene Benutzer benötigen beispielsweise weniger Angaben zur Aussprache und Flexion als Sprachanfänger. Für die Differenzierung in einem zweisprachigen Wörterbuch spielen neben der Benutzungssituation und dem Benutzer auch die Äquivalenzbeziehungen eine wichtige Rolle. Es können drei Grundtypen der Äquivalenz vorkommen: Volläquivalenz, Teiläquivalenz und Nulläquivalenz. Vollständige Äquivalenz zwischen einem ausgangs- und zielsprachlichen Lexem ist unproblematisch. Im Gegensatz dazu steht die Teiläquivalenz zwischen zwei Sprachen, aus der sich komplexe Äquivalenzbeziehungen entwickeln. Diese stellen den größten Problembereich. Hier ist die größte Differenzierungsarbeit zu leisten. Nulläquivalenz tritt häufig bei kulturspezifischen Begriffen auf, für die es keine Entsprechung in der anderen Sprache gibt. In diesen Fällen spricht man eigentlich nicht mehr von Äquivalenten, sondern von Bedeutungsangaben. Als Alternative zu diesem klassischen dreistufigen Äquivalenzmodell wurde auch das Modell von Snell-Hornby vorgestellt. Sie fuhrt im Wesentlichen eine weitere Stufe ein, die komplexe Beziehungen zwischen hauptsächlich deskriptiven Verben, Adjektiven und Substantiven erfasst. Die Darstellung dieser Wörter soll in Wortfeldern erfolgen, was die Durchbrechung des Alphabets zur Folge hätte. Auch die Wichtigkeit von Kombinationsmechanismen innerhalb von Sprachen tritt bei einem Vergleich zweier Sprachen deutlich hervor. Das idiom-principle von Sinclair formuliert diese Kombinationsmechanismen. Kombinationsmechanismen werden im zweisprachigen Wörterbuch beispielsweise durch semiotaktische Überlegungen, die in Kollokationen ihren Niederschlag finden, und Beispielsätze illustriert. Die Kollokationen, Probabeme und Beispiele stellen Einschränkungen der Übersetzungsäquivalente dar. Den theoretischen Überlegungen zur Differenzierung folgt eine qualitative Untersuchung der deutsch-englischen Wörterbücher für deutsche Benutzer. Es werden ins-

150 besondere die Möglichkeiten der Differenzierung im zweisprachigen Wörterbuch, wie z.B. Glossierungen, Kombinationsangaben, Markierungsangaben und Valenzangaben auf ihre Qualität hin untersucht. Als Ergebnis dieser Analyse lässt sich folgendes feststellen: - Synonymische Glossierung sollte zugunsten von Kombinationsangaben aufgegeben werden. - Wortartangaben sollten bei Verben weggelassen und dafür Valenzangaben bei fremdsprachlichen Äquivalenten eingeführt werden. - Bei Mehr-Wort-Einheiten sollte die Über- bzw. Unteradressierung vermieden bzw. reduziert werden. Dies kann durch Einführung zusätzlicher Äquivalente geschehen. Probabeme können Äquivalenten besser zugeordnet werden. Idiome und weitere nicht zuordenbare Syntagmen können in einem phraseologischen Block am Ende eines Artikels zusammengefasst werden. Beispiele sollten immer ein Äquivalent illustrieren und können somit nur in der Fremdsprache gegeben werden. - Fremdsprachliche Definitionen zu Äquivalenten sollten als differenzierende Angaben eingeführt werden. Der qualitativen Analyse folgt eine quantitative Analyse. Diese baut auf einem aus je 150 Substantiven, Verben und Adjektiven zusammengestellten Arbeitskorpus auf. Untersucht wurden der deutsch-englische Teil des PGW-El, des DOG-E2 und des LHW-E2001. Die einzelnen Mittel der Differenzierung wurden nur auf ihre differenzierende Wirkung für den deutschen Benutzer betrachtet. Daher flössen Angaben ohne differenzierenden Charakter nicht mit in die Untersuchung ein. Die quantitative Analyse hat folgendes ergeben: - Ca. 45% (Substantive 60%, Verben 30% und Adjektive zw. 36% und 48%) der Artikel haben nur ein Äquivalent. In einem Teil der Fälle ist dies auf tatsächliche vollständige Äquivalenzen zurückzuführen. Für den anderen Teil müssten weitere Äquivalente angegeben und dann auch differenziert werden. - Ca. 55% der Artikel führen mehr als ein Äquivalent an. Diese Artikel benötigen Äquivalentdifferenzierung. - Keine Differenzierung bei Artikeln mit mehr als einem Äquivalent ist bei ca. 15% (Substantive ca. 20% (Ausnahme: PGW-El 28,4%), Verben, ca.8%, Adjektive zwischen 16% und 28,1%) der Artikel zu finden. - Mindestens eine differenzierende Angabe weisen ca. 85% der Artikel mit mehr als einem Äquivalent auf. - Von diesen 85% sind im PGW-El 65,2%, im DOG-E2 48,8% und im LHW-E2001 21,8% vollständig differenziert. - Glossen werden im PGW-El zu 74,1%, im DOG-E2 zu 66,8% und im LHW-E2001 zu 54,4% der Artikel mit Differenzierung gegeben. Die Anzahl der synonymischen Glossen ist dabei in allen drei untersuchten Wortarten mit Abstand am höchsten. - Kombinationsangaben sind im PGW-El bei 9,5%, im DOG-E2 bei 51,2% und im LHWE2001 bei 44,7% der Artikel mit Differenzierung zu finden. Vornehmlich Verb- und Adjektivartikel und dabei hauptsächlich das DOG-E2 und das LHW-E2001 führen Kombinationsangaben an.

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Wortartangaben werden bei 52,6% der Verbartikel im P G W - E l , bei 43,6% im DOG-E2 und bei 30,1% im LHW-E2001 angegeben. Konstruktionsangaben in Verbartikeln finden sich im PGW-El 85,3%, im DOG-E2 21,2% und im LHW-E2001 27,9%. Bei Adjektivartikeln gibt es nur eine sehr geringe Anzahl von grammatischen oder Konstruktionsangaben. Substantive waren von der Untersuchung ausgenommen, da keine Grammatik- oder Konstruktionsangaben mit differenzierender Wirkung gefunden wurden. Markierungsangaben mit differenzierendem Charakter werden zu ca. 50% der Artikel angegeben.

Generell lässt sich beobachten, dass die in der qualitativen Analyse als schlecht beurteilten synonymischen Glossen als differenzierendes Mittel sehr weit verbreitet sind. Im Gegensatz dazu wird das Potenzial der Kombinationsangaben als geeigneteres Mittel zur Differenzierung in den untersuchten Wörterbüchern - insbesondere dem PGW-El - nicht genügend ausgeschöpft. Hier ist ein großer Verbesserungsbedarf festzustellen. Auch Konstruktionsangaben bei Verben werden nicht genügend in den zweisprachigen Wörterbüchern eingesetzt. Auf Wortartangaben sollte bei Verben besser verzichtet werden, wie die qualitative Analyse ergeben hat. Die Analyse des Arbeitskorpus hat auch ergeben, dass ein (kleiner) Teil der untersuchten Artikel mehrere Übersetzungsäquivalente angibt, diese jedoch in keinerlei Weise differenziert. Hier wären Verbesserungen dringend erforderlich. In vielen Fällen werden nicht alle Äquivalente differenziert. Die Vollständigkeit der differenzierenden Angaben ist aber für das Auffinden des richtigen Äquivalents wichtig und sollte gesteigert werden. Die Ergebnisse aus der qualitativen und quantitativen Analyse flössen in die Erstellung der Musterartikel ein. Die Hauptcharakteristika der Musterartikel sind: -

Aufgabe von Nummerierungen und anderen formalen Gliederungsstrukturen, Konzentration auf Kombinationsangaben, soweit möglich, Einführung von Definitionen als weitere Möglichkeiten der Differenzierung, Valenzangaben zu Äquivalenten, Beispiele zu den Äquivalenten nur in der Fremdsprache Mehr-Wort-Einheiten werden soweit möglich in den Äquivalentteil eingegliedert.

Sehr wichtig bei den Musterartikeln ist die flexible Gestaltung der Artikel j e nach Bedürfnissen des Lemmas und seiner Äquivalente.

8.2.

Ausblick auf die Zukunft der Äquivalentdifferenzierung

Die Musterartikel bieten eine Reihe von Neuerungen gegenüber den klassischen zweisprachigen Wörterbuchartikeln: die Gliederung des Artikels mit Ziffern und Nummerie-

152 rungen wird aufgehoben, Beispiele werden - wenn möglich - nur in der Fremdsprache gegeben, Kombinationsangaben gliedern den Artikel, Wortartangaben entfallen, Definitionen in der Fremdsprache können auftreten. Dies kann zur Bildung von ,Miniwortfeldern' fuhren. Die alphabetische Struktur wird dadurch durchbrochen und dient in diesen Fällen lediglich als Zugriffsstruktur. Als Folge dieser Veränderungen wird die Unterscheidung von ein- und zweisprachigem Wörterbuch aufgeweicht. In einigen Fällen dient das zweisprachige Wörterbuch lediglich als Zugangsstruktur zu einsprachigen Erklärungen, also zu einem einsprachigen Wörterbuch. So schreiben Herbst/Klotz (2003: 264), die Kombination von verschiedenen elektronischen Wörterbüchern - einsprachigen der Mutter- und Fremdsprache, sowie zweisprachigen Wörterbüchern - stelle die Lösung der Probleme des zweisprachigen Wörterbuchs dar. Dabei muss eine Verknüpfung der Daten der unterschiedlichen Wörterbücher stattfinden. Bloßes Nebeneinander einiger Wörterbücher ohne Verknüpfung bringt noch nicht die erwünschten Ergebnisse. Wenn ein Benutzer also lächeln in einem ,verknüpften' elektronischen Wörterbuch nachschlägt, muss er die möglichen Übersetzungen sowie passende Erklärungen erhalten. D.h. aus dem zweisprachigen Wörterbuch, das er ja zuerst konsultiert, sollte er problemlos zu den entsprechenden einsprachigen Artikeln kommen. Dazu sollten zu allen Übersetzungsäquivalenten entweder automatisch oder per Mausklick die entsprechenden fremdsprachlichen Informationen, wie Definitionen, Kombinationsangaben und Konstruktionsangaben, erscheinen. Diese Kombination von ein- und zweisprachigem Wörterbuch erfordert auch ein neues Nachschlageverhalten des Benutzers. Das elektronische Medium allerdings erleichtert durch das Hypertextverfahren dieses Nachschlagen ganz erheblich. Der Benutzer muss sich nur ,durchklicken'. Würde er alle diese Wörterbücher als Printwörterbücher konsultieren, würde der Nachschlagevorgang erheblich länger dauern. Allerdings ist nicht nur eine Kombination von ein- und zweisprachigem Wörterbuch vorstellbar. Auch die Neukonzeption eines Wörterbuchs mit Artikeln, wie oben vorgeschlagen, ist machbar. Gerade das elektronische Wörterbuch würde ausfuhrliche und gut strukturierte Artikel erlauben, da der Platz ein weitaus geringeres Problem darstellt als beim Printwörterbuch. Neben Kombinationsangaben sowohl in der Mutter- wie auch der Fremdsprache könnten auch Konstruktionsangaben zu den Übersetzungsäquivalenten sowie Definitionen und Beispiele in wesentlich größerem Rahmen in einem elektronischen Wörterbuch untergebracht werden. Gerade bei der Produktion in der Fremdsprache sind diese Informationen wichtig. Doch auch das Printwörterbuch könnte wesentlich verbessert werden. Eine mutigere und flexiblere Gestaltung und die Abkehr von althergebrachten, unflexiblen Artikelgestaltungen würden zu einer erheblichen Verbesserung führen. Lexicographers need to realise the freedom they have of employing different methods to achieve their ultimate goals. The use of a given lexicographic convention to achieve a specific goal in a given article should not force the lexicographer to adhere to that convention in all other articles. Within a textual approach, each article is a text and the decision for the best lexicographic procedures has to be taken with regard to the nature of the specific lemma sign and the structure of the article. (Gouws 2000: 102)

153 Mit den hier vorgestellten Musterartikeln wird versucht, Flexibilität in die Gestaltung der Wörterbuchartikel eines für Produktionszwecke konzipierten Wörterbuchs zu bringen. Durch den verschiedenartigen Aufbau unterschiedlicher Artikel kann auf die Bedürfnisse des Lemmas, die vom Lemma und seinen Beziehungen zu den möglichen Äquivalenten bestimmt werden, eingegangen werden. Dadurch entstehen Artikel, die insbesondere der Differenzierung von Äquivalenten einen hohen Stellenwert einräumen. Die Differenzierung der Äquivalente ist fur den deutschen Benutzer eines deutsch-englischen Wörterbuchs sehr wichtig, denn nur durch eine vollständige Differenzierung wird er das passende Äquivalent finden können. Dabei muss hier auch darauf hingewiesen werden, dass das zweisprachige Wörterbuch auch an seine Grenzen stößt. Gewisse Differenzierungen, z.B. sehr feine Unterschiede zwischen Übersetzungsäquivalenten, kann es nicht mehr leisten. Auch muss bedacht werden, dass ein Lexikograph nicht nur die optimale Bearbeitung eines Stichwortes beachten kann, sondern dass ihm nur begrenzte Zeit zur Bearbeitung eines Wörterbuchs zur Verfugung steht und ihm auch weitere Einschränkungen bzw. Vorgaben von Verlagseite auferlegt sind. Daher sei hier nochmals ausdrücklich daraufhingewiesen, dass die Kritik an den Wörterbüchern in dieser Arbeit nur als Anregung zur Verbesserung verstanden werden soll. Die Leistung der Lexikographen soll damit in keinster Weise geschmälert werden. Denn alle der hier untersuchten Wörterbücher sind hervorragende Leistungen der Lexikographen. Sowohl das elektronische Medium, wie auch das Printmedium bieten noch Raum zu Verbesserungen bei zweisprachigen bzw. kombinierten Wörterbüchern. Gerade das elektronische Medium, bei dem eines der Hauptprobleme des Printwörterbuchs - das Platzproblem - wegfällt, bietet sehr viele Verbesserungsmöglichkeiten. Auch im Hinblick auf schnelle Weiterleitung durch das Hypertextverfahren. Dennoch bieten auch Printwörterbücher Möglichkeiten zur Verbesserung, z.B. durch Farbdruck. Trotzdem darf nicht vergessen werden, dass die Komplexheit der Sprache selbst dem Medium Wörterbuch Grenzen setzt. Es ist nicht möglich, Stichworte in all ihren (unendlichen) Verwendungen darzustellen. Im Wörterbuch muss eine Auswahl getroffen werden. Nicht zuletzt stellt auch die Zweidimensionalität des Mediums eine Begrenzung dar, denn Sprache ist mehrdimensional. Das .optimale' Wörterbuch wird wohl nie erreicht werden. Verbesserungen aber sind möglich und sollten auch versucht werden.

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