122 7 18MB
German Pages 268 [269] Year 2002
Private Normsetzung für die Rechnungslegung
Schriftenreihe Recht + Wirtschaft
Band 2
Elke Ebert
Private Normsetzung für die Rechnungslegung Möglichkeiten und Grenzen
Verlag Wissenschaft & Praxis
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Ebert, Elke: Private Normsetzung für die Rechnungslegung. Möglichkeiten und Grenzen / Elke Ebert. - Sternenfels : Verl. Wiss, und Praxis, 2002 (Schriftenreihe Recht + Wirtschaft - Bd. 2) Zugl.: Hohenheim, Univ., Diss., 2001 ISBN 3-89673-137-8
D100 ISBN 3-89673-137-8 © Verlag Wissenschaft & Praxis Dr. Brauner GmbH 2002 D-75447 Sternenfels, Nußbaumweg 6 Tel. 07045/930093 Fax 07045/930094
Alle Rechte vorbehalten
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich ge schützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urhe berrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Überset zungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbei tung in elektronischen Systemen. Printed in Germany
Vorwort Die vorliegende Arbeit wurde im Sommersemester 2001 von der Fakultät für Wirt
schaft- und Sozialwissenschaften an der Universität Hohenheim als Dissertation an genommen.
Für die Anregung und Betreuung der Arbeit möchte ich Herrn Prof. Dr. L. Vollmer
danken. Er hat mein Interesse auf den Untersuchungsgegenstand gelenkt, die Arbeit mit kritischen Rat begleitet und deren Fertigstellung in vielfacher Hinsicht gefördert.
Mein Dank gilt auch Herrn Prof. Dr. H. Kuhnle für die Übernahme des Zweitgutach tens. Der Fazit-Stiftung (Frankfurter Allgemeine Zeitung / Frankfurter Societäts-Druckerei), Frankfurt am Main, danke ich für die großzügige finanzielle Förderung meiner For schungstätigkeit im Rahmen eines Promotionsstipendiums und den großzügigen
Zuschuß zu den Druckkosten. Herrn Dr. K. P. Krause gilt mein besonderer Dank. Sehr wertvoll war auch die Unterstützung, die ich während meiner Promotion am In stitut für Rechtswissenschaft der Universität Hohenheim erhalten habe. Herr Prof. Dr.
T. Maurer war in allen Abschnitten der Entstehung dieser Arbeit zur Diskussion rechtlicher und ökonomischer Fragestellungen bereit. Sein Rat war mir immer eine
große Hilfe. Ihm gilt mein ganz besonderer Dank. Besonders zu danken habe ich
auch Herrn Ass. C. Arnold für seine jederzeitige Bereitschaft zur Diskussion öffent lich-rechtlicher Problemfelder. In den Dank an die Mitarbeiter des Instituts schließe ich nicht zuletzt Frau S. Weber ein.
Mein sehr persönlicher Dank gilt meinen Eltern, meinen Geschwistern und meinen
Freunden, die das Studium und die Promotion stets mitgetragen haben. Besonderer
Dank gilt Herrn R. Happe, der mich zur Aufnahme des Studiums ermutigt und mich
bei der Durchführung der Promotion unterstützt hat.
Düsseldorf, im September 2001
Elke Ebert
Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis................................................................................... 13
Einführung.................................................................................................... 19
Teil I: Die Einbeziehung privater Regelwerke in die Normsetzung für die Rechnungslegung - Bestandsaufnahme und Analyse..... 25 Einleitung................................................................................................... 25
1. Kapitel: Die mittelbare Anerkennung internationaler, privater Rechnungslegungsstandards durch die Befreiungs möglichkeit des § 292 a HGB............................. 25 A Inhalt und Regelungsziel des § 292 a HGB.........................................25
I. Inhalt des §292 a HGB..................................................................... 26
II. Regelungsziel des § 292 a HGB...................................................... 28
B Die Befreiungsmöglichkeit aus ökonomischer Sicht........................... 29 I. Vorteile...............................................................................................30 1. Vorteile aus Unternehmenssicht.................................................... 30 a) Erleichterung des Marktzugangs................................................30 b) Steuerung internationaler Konzerne...........................................32 c) Rationalisierung des Rechnungswesens....................................33
2. Vorteile aus Investorensicht.......................................................... 34 a) Verbesserung der Vergleichbarkeit............................................34
b) Erhöhung des Informationswertes..............................................35 II. Nachteile...........................................................................................36
1. Nachteile aus Unternehmenssicht.................................................36 a) Ausschluß vom Normsetzungsprozeß........................................37
b) Divergenz von Einzel- und Konzernabschluß.............................38 c) Diskriminierung von konzernfreien Unternehmen...................... 39
2. Nachteile aus Investorensicht........................................................41 a) Informationsdefizite deutscher Kleinanleger............................. 41 b) Divergenz des Informationsgehaltes..........................................42
8
Inhaltsverzeichnis
C Die Befreiungsmöglichkeit aus rechtlicher Sicht................................. 43 I. Gestaltungsvorteile............................................................................ 43 1. Beseitigung der Inländerdiskriminierung....................................... 44
2. Beibehaltung deutscher Bilanzprinzipien für den Einzelabschluß.......................................................................... 47 II. Zulässigkeitsbedenken..........................................
49
1. Vereinbarkeit mit EU-Recht?......................................................... 49 a) Vereinbarkeit mit formellen Erfordernissen............................... 49 b) Vereinbarkeit mit materiellen Erfordernissen............................ 51
2. Vereinbarkeit mit nationalem Verfassungsrecht?......................... 53 a) Vereinbarkeit mit demokratischen Erfordernissen..................... 53 aa) Derogation von Gesetzgebungspflichten.............................. 53 bb) Legitimationslücke der Rechtsetzung....................................55 b) Vereinbarkeit mit rechtsstaatlichen Erfordernissen................... 56
aa) Unbestimmtheit des Gesetzeswortlautes des
§ 292 a HGB......................................................................... 57 bb) Bezugnahme auf ausländische Normen durch
§292 a HGB......................................................................... 58 cc) Mängel bei der Verkündung und Ausfertigung...................... 59
Ergebnis 1. Kapitel.................................................................................. 61 2. Kapitel: Die Beteiligung nationaler privater Gremien am Norm
setzungsprozeß der Rechnungslegung auf der Grund
lage von §§ 342, 342 a HGB................................ 65
A Inhalt und Regelungsziel...................................................................... 65 I. Das private Rechnungslegungsgremium...........................................66 II. Der Rechnungslegungsbeirat........................................................... 67
B Die Beteiligung Privater am Normsetzungsprozeß aus ökono
mischer Sicht.................................................................................... 68 I. Vorteile...............................................................................................69 1. Flexibilisierung und Optimierung der Normsetzung...................... 69 2. Einflußnahme auf internationale Normsetzungsprozesse............ 72
Inhaltsverzeichnis
9
II. Nachteile...........................................................................................73 1. Durchsetzung von Partikularinteressen......................................... 73 a) Übergewichtung der Unternehmensinteressen..........................74
b) Kontrolldefizite............................................................................ 76 2. Generierung von Akzeptanzproblemen......................................... 77
a) Akzeptanzprobleme aufgrund der Aufgabenbeschränkung..... 77 b) Akzeptanzprobleme aufgrund der öffentlich-recht
lichen Ausgestaltung.............................................................. 78
C Die Beteiligung Privater am Normsetzungsprozeß aus rechtlicher Sicht......................................................................................................79
I. Gestaltungsvorteile............................................................................ 79
1. Anerkennung autonomer Regelungskompetenzen...................... 79 a) Reichweite der autonomen Regelungskompetenz.................... 79 b) Beibehaltung staatlicher Regelungsverantwortung................... 80
2. Erhöhung der Rechtssicherheit..................................................... 82
a) Bedeutung der Empfehlungen................................................... 82 b) Bedeutung der Vermutung......................................................... 83
II. Zulässigkeitsbedenken..................................................................... 84
1. Legitimationsprobleme.................................................................. 84
2. Unabhängigkeitsprobleme ............................................................. 88 Ergebnis 2. Kapitel...................................................................................89 Ergebnis Teil 1............................................................................................92
Teil 2: Die Einbeziehung privater Regelwerke in die Normsetzung für die Rechnungslegung - Grundlagen und Ausgestaltung.... 93 Einleitung................................................................................................... 93 3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung ..93
A ökonomische Grundlagen der Regulierung.........................................94
I. Notwendigkeit und Reichweite der Regulierung................................95
10
Inhaltsverzeichnis
1. Die Erkenntnisse der normativen Theorie der Regulierung......... 96 a) Natürliches Monopol................................................................... 96 b) Ruinöse Konkurrenz................................................................... 99
c) Asymmetrische Informationen.................................................. 101
d) Öffentliche Güter und externe Effekte......................................102
2. Folgerungen für die Regulierung der Rechnungslegung........... 105 a) Monopolstellung des Informationsanbieters.............................105 b) Informationsasymmetrien auf dem Kapitalmarkt......................107
c) Marktfähigkeit von Rechnungslegungsinformationen .............. 110 d) Sicherung der Kapitalmarktfunktionen.....................................112
aa) Institutionelle Effizienz......................................................... 112
bb) Operationale und allokative Effizienz..................................114 3. Bewertung....................................................................................115 II. Regulierungsinstanz....................................................................... 116
1. Die Erkenntnisse der positiven Theorie der Regulierung.......... 117 a) Eigennutztheorie...................................................................... 117
b) Bürokratietheoretische Ansätze............................................... 118
c) Capture Theory..........................................................................119 d) Ökonomische Theorie der Demokratie.....................................121 2. Folgerungen für die Regulierung der Rechnungslegung............ 123 a) Rechnungslegungsvorschriften als ökonomisches Gut........... 123 b) Rechnungslegungsvorschriften als Reaktion auf Krisen
situationen............................................................................ 124 3. Konkrete Folgerungen................................................................. 125 a) Regulierung durch Private........................................................ 125
aa) Vorteile.................................................................................126
bb) Nachteile..............................................................................127 b) Regulierung durch den Staat.................................................... 129
aa) Vorteile.................................................................................129 bb) Nachteile............................................................................. 131
4. Bewertung...................................................................................132 III. Zwischenergebnis..........................................................................133
Inhaltsverzeichnis
11
B Rechtliche Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung...... 134
I. Zulässigkeit und Reichweite der Regulierung der Rechnungs legung.......................................................................................... 134
1. Europäische Vorgaben für die Zulässigkeit und Reichweite der Regulierung..........................................................................135 a) Regulierungsvorgaben für die Rechnungslegung....................137
b) Grenzen der Regulierung......................................................... 140 2. Grundgesetzliche Vorgaben für die Regulierung.........................144
a) Regulierungsvorgaben für die Rechnungslegung....................144 b) Grenzen der Regulierung......................................................... 149
3. Bewertung....................................................................................153 II. Regulierungsinstanzen für die Rechnungslegung.......................... 154
1. Private Regulierung als Grundprinzip.......................................... 154
a) Individualautonomie................................................................. 155
aa) Subsidiaritätsprinzip............................................................ 155 bb) Allgemeine Handlungsfreiheit.............................................. 157 b) Kollektivautonomie................................................................... 159
aa) Normsetzung durch Tarifvertragsparteien...........................159 bb) Normsetzung durch ein autonomes Rechnungs legungsgremium?................................................................ 161
2. Staatliche Regulierung................................................................ 163 a) Pflicht zur staatlichen Regulierung........................................... 164 aa) Staatsziele und Regulierungsauftrag...................................164
bb) Regulierungsauftrag für die Rechnungslegung.................. 166 b) Pflicht zur Beteiligung Privater.................................................. 168 aa) Beteiligung Privater durch Beleihung.................................. 169 bb) Normsetzung durch ein beliehenes Rechnungslegungs
gremium?.............................................................................172 3. Bewertung....................................................................................174
III. Zwischenergebnis.......................................................................... 175 Ergebnis 3. Kapitel.................................................................................177
12
Inhaltsverzeichnis
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungs legung ................................................................. 179 A Formen einer staatlichen Regulierung der Rechnungslegung......... 179
I. Regulierung durch den Staat........................................................... 180 1. Gesetze........................................................................................180
2. Rechtsverordnungen................................................................... 183 3. Satzungen....................................................................................186 4. Verwaltungsvorschriften.............................................................. 187
II. Regulierung durch einen Beliehenen............................................. 189 1. Merkmale und Zulässigkeit der Beleihung...................................190
2. Handlungsformen des Beliehenen.............................................. 193 III. Zwischenergebnis...........................................................................195
B Formen einer Regulierung der Rechnungslegung durch einen Beliehenen...................................................................................... 196
I. Regulierung durch verbindliche Regeln........................................... 197
1. Anforderungen an eine Verordnungsermächtigung zur Subdelegation...........................................................................197
2. Anforderungen an die Organisation des Beliehenen und das Verfahren..................................................................................202
3. Bewertung................................................................................... 206
II. Regulierung durch verweisungsfähige Regeln.............................. 208 1. Anforderungen an und Wirkungen von Verweisungen............... 209 a) Statische Verweisung............................................................... 209
b) Dynamische Verweisung..........................................................212
2. Anforderungen an die Organisation des Beliehenen und das Verfahren..................................................................................216
3. Bewertung................................................................................... 220
III. Zwischenergebnis.......................................................................... 221 Ergebnis 4. Kapitel................................................................................ 222
Ergebnis Teil II........................................................................................ 225 Zusammenfassung.....................................................................................227 Literaturverzeichnis..................................................................................... 231
Abkürzungsverzeichnis
a.F
alte Fassung
ABI.
Amtsblatt
Abs.
Absatz
AcP
Archiv für die civilistische Praxis
AG
Die Aktiengesellschaft
AGBG
Gesetz zur Regelung des Rechts der Allgemeinen Ge schäftsbedingungen
AktG
Aktiengesetz
al.
alii
AöR
Archiv des öffentlichen Rechts
Art.
Artikel
ASB
Accounting Standards Board
Aufl.
Auflage
b&b
bilanz & buchhaltung
BB
Betriebs-Berater
Bd.
Band
BFuP
Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis
BGBl.
Bundesgesetzblatt
BI.
Blatt
BMF
Bundesministerium der Finanzen
BMJ
Bundesministerium der Justiz
BMW
Bundesministerium der Wirtschaft
BR-Drucks.
Bundesrat-Drucksache
bspw.
beispielsweise
BT-Drucks.
Bundestags-Drucksache
BVerfG
Bundesverfassungsgericht
BVerfGE
Amtliche Sammlung von Entscheidungen des Bundes verfassungsgerichts
BVerwG
Bundesverwaltungsgericht
BZ
Börsen-Zeitung
bzw.
beziehungsweise
CPA d.h.
das heißt
DB
Der Betrieb
Certified Public Accountant
14
ders.
Abkürzungsverzeichnis
derselbe
DIN
Deutsches Institut für Normung
DK
Durchschnittskosten
DÖV
Die öffentliche Verwaltung
DRS
Deutscher Rechnungslegungs Standard, Deutscher
Standardisierungsrat
DRSC
Deutsches Rechnungslegungs Standards Committee
DStR
Deutsches Steuerrecht
DStZ
Deutsche Steuerzeitung
durchges.
durchgesehen
DVBI.
Deutsches Verwaltungsblatt
E
Entwurf
e.V.
eingetragener Verein
ebd.
ebenda
EEA
Einheitliche Europäische Akte
EG
Europäische Gemeinschaften
EGV
Vertrag zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsge
meinschaft erw.
erweitert
EU
Europäische Union
EuR
Europarecht
EWG
Europäische Wirtschaftsgemeinschaft
EWGV
Vertrag zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsge meinschaft vom 25.03.1957
f.
folgend
ff.
fortfolgend
FASB
Financial Accounting Standards Board
FAZ
Frankfurter Allgemeine Zeitung
FG
Festgabe
Fn.
Fußnote
FS
Festschrift
GAAP
Generally Accepted Accounting Principles
GEFIU
Gesellschaft für Finanzwirtschaft in der Unternehmens führung e.V.
gern.
gemäß
GG
Grundgesetz
Abkürzungsverzeichnis
gg^s. GGOII
15
gegebenenfalls
Gemeinsame Geschäftsordnung der Bundesministerien,
Teil II (Besonderer Teil) GK
Grenzkosten
GOB
Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung
GOK
Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung für die Kon
zernrechnungslegung
GWB
Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen
h.M.
herrschende Meinung
HB
Handelsblatt
HdWW
Handbuch der Wirtschaftswissenschaften
HGB
Handelsgesetzbuch
Hrsg.
Herausgeber
Hs.
Halbsatz
HStR
Handbuch des Staatsrechts
HVfR
Handbuch des Verfassungsrechts
i.d.R.
in der Regel
i.S.
im Sinne
i.V.m.
in Verbindung mit
IAS
International Accounting Standards
IASB
International Accounting Standards Board
IASC
International Accounting Standards Committee
IDW
Institut der Wirtschaftsprüfer
Int. J. Acctg.
The International Journal of Accounting
IOSCO
International Organisation of Securities Commissions
IstR
Internationales Steuerrecht
JE
Quarterly Journal of Economics
JuS
Juristische Schulung
JZ
Juristenzeitung
Kap.
Kapitel
KapAEG
Gesetz zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Konzerne an Kapitalmärkten und zur Erleich
terung der Aufnahme von Gesellschafterdarlehen (Kapi
talaufnahmeerleichterungsgesetz)
16
KapCoRiLiG
Abkürzungsverzeichnis
Gesetz zur Durchführung der Richtlinie des Rates der Europäischen Union zur Änderung der Bilanz- und der
Konzernbilanzrichtlinie hinsichtlich ihres Anwendungs bereichs (90/605/EWG), zur Verbesserung der Offen
legung von Jahresabschlüssen und zur Anwendung an
derer handelsrechtlicher Bestimmungen (Kapitalgesell schaften- und Co-Richtlinie-Gesetz) Komm.
Kommentar
KonTraG
Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmens bereich
LAG
Landesarbeitsgericht
lit.
litera
neubearb.
neubearbeitet
NJW
Neue Juristische Wochenschrift
Nr.
Nummer
NVwZ
Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht
NYSE
New York Stock Exchange
NZG
Neue Zeitschrift für Gesellschaftsrecht
o.ä.
oder ähnliches
o.V.
ohne Verfasser
OVG
Oberverwaltungsgericht
RabelsZ
Rabels Zeitschrift für ausländisches und internationales Privatrecht
RIW
Recht der Internationalen Wirtschaft
Rn.
Randnummer
S.
Satz, Seite
SEC
Securities and Exchange Commission
sog.
sogenannt
StabG
Stabilitätsgesetz
StuB
Steuer- und Bilanzpraxis
StuW
Steuer und Wirtschaft
SZfVS
Schweizerische Zeitschrift für Volkswirtschaft und Statistik
SZW
TÜV
Schweizerische Zeitschrift für Wirtschaftsrecht Technischer Überwachungsverein
Abkürzungsverzeichnis
u.a.
unter anderem
überarb.
überarbeitet
unveränd.
unverändert
UPR
Umwelt- und Planungsrecht
US
United States
V.
von
verb.
verbessert
Verw.
Die Verwaltung
VerwA
Verwaltungsarchiv
Vgl.
Vergleiche
Vol.
Volume
vollst.
vollständig
WDStRL
Veröffentlichungen der Vereinigung der Deutschen
17
Staatsrechtslehrer VwVfG
Verwaltungsverfahrensgesetz
WiSt
Wirtschaftswissenschaftliches Studium
WISU
Das Wirtschaftsstudium
WPg
Die Wirtschaftsprüfung
WpHG
Wertpapierhandelsgesetz
z.B.
zum Beispiel
z.T.
zum Teil
z.Zt.
zur Zeit
ZBB
Zeitschrift für Bankrecht und Bankwirtschaft
ZfB
Zeitschrift für Betriebswirtschaft
ZfbF
Schmalenbachs Zeitschrift für betriebswirtschaftliche For schung
ZfgK
Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen
ZG
Zeitschrift für Gesetzgebung
ZGR
Zeitschrift für Unternehmens- und Gesellschaftsrecht
ZgS
Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft
ZHR
Zeitschrift für das gesamte Handels- und Wirtschaftsrecht
ZIP
Zeitschrift für Wirtschaftsrecht
ZRP
Zeitschrift für Rechtspolitik
Einführung Die Normierung der Rechnungslegung beruhte in Deutschland bisher nahezu aus
schließlich auf staatlicher Rechtsetzung, an der Private nur marginal beteiligt waren. Hier hat sich ein Wandel vollzogen. Das Gesetz zur Verbesserung der Wettbe
werbsfähigkeit deutscher Konzerne an Kapitalmärkten und zur Erleichterung der Aufnahme von Gesellschafterdarlehen (KapAEG) hat unter anderem zu einer Öff
nung des deutschen Bilanzrechts gegenüber internationalen Rechnungslegungs standards, die vorwiegend auf privater Normsetzung beruhen, geführt. Hinzu kommt die durch die handelsrechtlichen Änderungen des Gesetzes zur Kontrolle und
Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) angestoßene Gründung des
Deutschen Rechnungslegungs Standards Committee (DRSC). Nach jahrzehntelan
gen Diskussionen, Gesetzesentwürfen und Harmonisierungsbestrebungen der Eu ropäischen Union ermöglichen beide Neuregelungen in Deutschland, wenn auch in
unterschiedlicher Weise, eine verstärkte Berücksichtigung bzw. Mitwirkung Privater am Normsetzungsprozeß für die Rechnungslegung. Diese Entwicklung wird ganz
überwiegend begrüßt. Als positiv wird erachtet, daß nunmehr auch in Deutschland, ähnlich wie schon seit langem in den angelsächsischen Ländern praktiziert, privater
Sachverstand in die Normierung der Rechnungslegung eingebunden wird. Auf der anderen Seite gibt es aber nach wie vor erhebliche Vorbehalte gegen die Art und
Weise der vollzogenen Einbindung. So wird u.a. befürchtet, der Staat könne seine gesetzgeberische Verantwortung für die Normierung der Rechnungslegung zu weit
gehend aufgeben und sachwidrigen, privaten Interessenseinflüssen unzulässig
breiten Raum geben. I.
1. Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist vor diesem Hintergrund die ökonomische und rechtliche Analyse des neu geschaffenen Regelungskomplexes. Dabei steht die angestrebte Beteiligung Privater am Normsetzungsprozeß der Konzernrech
nungslegung, auf welche die Regelungen zunächst beschränkt sind, im Mittel
punkt der Betrachtung. Ziel ist es, einen Vorschlag für eine ökonomisch sinnvolle und verfassungskonforme Ausgestaltung eines flexibleren Normsetzungsprozes
ses für die Rechnungslegung unter Mitwirkung Privater zu entwickeln. Eine solche
Einführung
20
Lösung muß auf zwei grundlegenden Fragestellungen aufbauen. Zum einen muß
untersucht werden, wie Forderungen nach der verstärkten Einbindung Privater grundsätzlich aus ökonomischer und rechtlicher Sicht zu bewerten sind. Zum anderen müssen konkrete rechtliche Ausgestaltungsmöglichkeiten dargestellt und
ihre jeweilige sinnvolle Anwendbarkeit untersucht werden.
2. Anlaß zu diesen grundlegenden Überlegungen für eine Beteiligung Privater am Normsetzungsprozeß der Rechnungslegung hat der Gesetzgeber, wie bereits an
gesprochen, sowohl mit der mittelbaren Anerkennung ausländischer Rech
nungslegungsnormen (§ 292 a HGB), bei deren Entstehung private Institutionen beteiligt bzw. weitgehend autonom tätig sind, als auch mit der Schaffung einer
unmittelbar am Normsetzungsprozeß beteiligten privaten Instanz (§ 342 HGB) bzw. einer öffentlich-rechtlichen Instanz mit umfassender Mitwirkung Privater (§ 342 a HGB) gegeben. Grund für diese gesetzlichen Neuerungen war die
Schwächung der Wettbewerbssituation deutscher Unternehmen an den interna tionalen Kapitalmärkten. Seiner Informationsfunktion ist der deutsche Konzern
abschluß im internationalen Vergleich in den vergangenen Jahren immer weniger gerecht geworden. Fehlende Abschlüsse nach international anerkannten Stan
dards oder aber Abschlüsse nach deutschem und internationalem Recht, die zu unterschiedlichen Ergebnissen führten, verursachten bei institutioneilen und pri
vaten Investoren zum einen Unsicherheit bei der Investitionsentscheidung und zum anderen erhöhte Transaktionskosten, die durch die notwendige umfassen dere Information über zugrundeliegende Rechnungslegungsvorschriften entstan
den.
Unternehmen, die einen internationalen Kapitalmarkt in Anspruch genommen
haben, waren bisweilen durch internationale Börsenzulassungsvorschriften ge
zwungen, zwei Abschlüsse zu erstellen bzw. einen Mittelweg zu beschreiten und verschiedene Rechnungslegungssysteme zu einem sogenannten dualen Ab schluß zu verbinden, was mit erheblichen Kosten verbunden war. Als Lösungsweg
wurde vom Gesetzgeber eine schnell umsetzbare und vor allem praktikable Re gelung gesucht. Durch die Neuregelung des § 292 a HGB können nun Konzern
abschlüsse nach international anerkannten Standards unter bestimmten Voraus setzungen bis zum Jahr 2004 mit befreiender Wirkung aufgestellt werden. Bis da
Einführung
21
hin sollen die Vorschriften zur Konzernrechnungslegung von einem privaten Rechnungslegungsgremium, dessen Errichtung durch den neu eingefügten § 342
HGB ermöglicht wurde, an internationale Gepflogenheiten angepaßt werden. Die
Schaffung eines privaten Standardsetters für die Rechnungslegung soll gleichzei tig auch dem schwindenden deutschen Einfluß in internationalen Rechnungsle
gungsgremien entgegenwirken. 3. Die skizzierten Entwicklungen beschäftigen sowohl die Wissenschaft als auch die
Praxis. Streit besteht insbesondere darüber, ob und inwieweit die Einbindung pri vater Gremien in den staatlichen Normsetzungsprozeß ökonomisch sinnvoll und verfassungsrechtlich zulässig ist. Gleichzeitig stellt sich aus deutscher Sicht die
Frage, ob die Übertragung von internationalen, privat gesetzten Rechnungsle gungsvorschriften in deutsches Recht möglich ist. Auf der anderen Seite kommt
die rechtlich schon auf den Weg gebrachte Einbeziehung Privater in Deutschland
nicht recht voran. So beklagte die Generalsekretärin des DRSC1, daß dem Gre mium die Anerkennung und Durchsetzungsmacht in der Exekutive fehle. Es be steht also in der Tat Anlaß, sich mit der Frage zu beschäftigen, ob und inwieweit die Normsetzung für die Rechnungslegung unter Beteiligung Privater ökonomisch
sinnvoll und rechtlich zulässig ist. Grundsätzlich stellt sich zudem die Frage, in wiefern der Prozeß der Normsetzung im Bereich der Rechnungslegung der Ge
schwindigkeit der ökonomischen Änderungsprozesse überhaupt noch entspricht. In Zeiten des fortschreitenden Zusammenwachsens der internationalen Güter
und Kapitalmärkte sowie der immer kürzer werdenden Produktlebenszyklen, z.B. von Kapitalmarktinstrumenten, müssen sich die Geschwindigkeit und die Flexibi lität des Normsetzungsprozesses den geänderten Rahmenbedingungen anpas sen. Daher müssen alternative Möglichkeiten bezüglich der Weiterentwicklung der
Rechnungslegung gefunden werden. Neben einer offeneren Gestaltung einzelner Rechnungslegungsnormen bietet sich dafür insbesondere eine flexiblere und damit dynamischere Ausgestaltung des Normsetzungsprozesses unter Ein
bindung privaten Sachverstands an.
Vortrag zu den Aufgaben und der Bedeutung des DRSC für die Zukunft der Rechnungslegung in Deutschland, gehalten an der Berufsakademie in Stuttgart am 11.05.2000.
Einführung
22
4. Bei der Beantwortung der hier interessierenden Fragen muß man sich darüber
klar sein, wo die prinzipiellen Schwierigkeiten einer Problemlösung liegen. Sie sind zunächst einmal darin begründet, daß hier sowohl rechtliche (insbesondere wirtschaftsverfassungsrechtliche) als auch ökonomische Aspekte von Belang sind,
die in enger, sich wechselseitig bedingender, Verbindung stehen. Auf wirtschaftsverfassungsrechtlicher Ebene ist zu beachten, daß es Grundent scheidungen gibt, die den Staat in eine Regulierungsverantwortung nehmen.
Grundsätzlich läßt sich schon an dieser Stelle festhalten, daß es im Grundgesetz
selbst zwar keinen konkreten Anhaltspunkt für eine generelle Kompetenzvertei
lung zwischen staatlicher und privater Normsetzung gibt. Aus dem im Grundge
setz verankerten Sozialstaatsprinzip kann allerdings eine Grenze der Überant wortung von Regeln an Private gefunden werden. Eine Notwendigkeit der staatli
chen Verantwortung ist danach überall dort gegeben, wo Gründe des Gemein wohls und schützenswerte Interessen Dritter betroffen sind. Vor diesem Hinter
grund erscheint eine rein private Normsetzung wegen der vielfältigen mitberührten individuellen und überindividuellen Interessen der Rechnungslegung proble
matisch. Andererseits gibt es grundrechtliche Wertentscheidungen, die für eine Mitwirkung Privater an der staatlichen Rechtsetzung sprechen. Es besteht ein
Spannungsfeld, dem Rechnung getragen werden muß, wenn eine stärkere Betei
ligung Privater an der Normsetzung für die Rechnungslegung erreicht werden soll. Auf der ökonomischen Ebene besteht ebenfalls ein solches Spannungsfeld. Es gibt zum einen gewichtige Gründe, wie beispielsweise die Sachnähe der Wirt
schaft und ihr Sachverstand, die für eine Mitwirkung Privater sprechen. Anderer
seits gibt es ökonomische Gegengründe, die eine Verlagerung in den privaten Bereich bzw. die Beteiligung Privater an der staatlichen Rechtsetzung zumindest bedenklich erscheinen lassen. Solche liegen beispielsweise in der möglichen Bil dung eines Regulierungskartells zu Lasten Dritter. Das skizzierte Spannungsverhältnis wird bei anderen Formen privater Norm
setzung seit langem gesehen und diskutiert. Erwähnt seien hier z.B. die Norm setzung durch die Tarifvertragsparteien, durch die u.a. Rechtsnormen für Arbeits
verhältnisse gesetzt werden, und ferner die Normsetzung durch das DIN e.V.,
23
Einführung
durch das überbetriebliche technische Normen entwickelt werden. Eine ent sprechende Grundsatzdiskussion ist für den Bereich der Rechnungslegung ebenfalls notwendig, um das richtige Maß an Regulierung zu finden. Neben der
Frage nach der grundsätzlichen Regulierungsnotwendigkeit und der Regu lierungstiefe muß gleichzeitig die Frage nach der Regulierungsinstanz und dem Regulierungsverfahren beantwortet werden. Dieser Aspekt wurde in der bisheri
gen Diskussion weithin vernachlässigt. Das ist eine nicht hinnehmbare Problem verkürzung, weil die Wahl der richtigen Regulierungsinstanz und die sachgerechte Ausgestaltung des Regulierungsverfahrens von zentraler Bedeutung für die Ge
währleistung von sachgerechten Regulierungsergebnissen sind. II.
1. Im ersten Teil wird auf die bestehende Einbindung Privater in den Norm
setzungsprozeß für die Rechnungslegung eingegangen. Ausgangspunkt der Un tersuchungen ist die durch das KapAEG und das KonTraG erfolgte Einbeziehung
privater Regelwerke in die Konzernrechnungslegung sowie die Beteiligung Priva ter an der Normsetzung für die Rechnungslegung. Ausgehend davon werden zu
nächst die ökonomischen Vorteile, die mit den Regelungen angestrebt wurden, und die damit einhergehenden Nachteile aufgezeigt Auch aus rechtlicher Sicht
gibt es Gründe für und gegen die Einbeziehung Privater in den Normsetzungspro
zeß für die Rechnungslegung, die im Anschluß an die ökonomische Untersuchung
dargelegt werden. 2. Im zweiten Teil der Arbeit, in dem die ökonomischen und rechtlichen Grundlagen
bezüglich der Möglichkeiten und der Grenzen von Regulierung und Deregulierung
gelegt werden, wird die notwendige Grundlagendiskussion über die Verteilung der Normierungskompetenzen zwischen Staat und Gesellschaft geführt. In öko
nomischer Hinsicht steht diesbezüglich die Frage im Vordergrund, warum Regu lierung notwendig ist, und welche Verteilung der Normierungskompetenzen öko nomisch sinnvoll erscheint. Bei der Untersuchung werden vor allem die Erkennt
nisse der modernen Regulierungstheorie berücksichtigt. Diese ist zwar auf die
Regulierung und Deregulierung marktlicher und nicht-marktlicher Institutionen zu
Einführung
24
geschnitten. Sie vermag aber auch Antworten auf die hier vornehmlich interessie rende Frage nach der ökonomischen Vorteilhaftigkeit einer Mitwirkung Privater an
der Normsetzung für die Rechnungslegung zu geben. Die ökonomische Analyse der Regulierung der Rechnungslegung wird um den Rahmen der verfassungs rechtlichen Notwendigkeit eines rechtlichen Schutzes der individuellen und insti tutionellen Interessen erweitert. Auch aus rechtlicher Perspektive wird zu klären sein, ob und inwieweit die Rechnungslegung zu regulieren ist und, für das Ziel der Arbeit von besonderem Interesse, von wem die ggfs. notwendigen Regulierungen
vorzunehmen sind. Es geht ganz allgemein nicht nur darum, welche Form und welches Ausmaß die Zurücknahme staatlicher Regulierung zugunsten marktlicher,
auf Selbstverantwortung basierender Regelungen haben kann. Vielmehr muß
auch geklärt werden, welche rechtlichen Vorgaben und Ausgestaltungsmöglich keiten in bezug auf die Wahrnehmung der Regulierungsaufgaben bestehen. Die Untersuchung der möglichen Formen der Normsetzung soll darüber Aufschluß
geben, welche Beteiligung von Privaten an der Normsetzung für die Rechnungs legung möglich und rechtlich zulässig und insbesondere sachgerecht ist. Aus den
skizzierten Gründen ist zu erwarten, daß eine zufriedenstellende Lösung ein Kon
dominium von staatlicher und privater Regulierung erfordert.
Teil I: Die Einbeziehung privater Regelwerke in die Normsetzung für die Rechnungslegung - Bestandsaufnahme und Analyse
Einleitung
Der Gesetzgeber hat mit den handelsrechtlichen Neuerungen des KapAEG und KonTraG die Voraussetzungen für die zeitlich begrenzte Anwendung ausländischer,
privat gesetzter Rechnungslegungsstandards und für die Beteiligung Privater am inländischen Normsetzungsprozeß für die Rechnungslegung geschaffen. Vor diesem
Hintergrund sollen im folgenden die bisherige ökonomische und rechtliche Dis kussion über die Vor- und Nachteile dieser Neuregelungen und ihre Problematik
referiert und systematisiert sowie eine erste Bewertung versucht werden.
1. Kapitel: Die mittelbare Anerkennung internationaler, privater Rechnungsle
gungsstandards durch die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB Deutsche Konzernmutterunternehmen können aufgrund des § 292 a HGB bei Erfül lung bestimmter Voraussetzungen befreiend international anerkannte Rechnungsle
gungsgrundsätze dergestalt anwenden, daß eine zusätzliche Aufstellung eines deutschen Konzernabschlusses unterbleiben kann. Die Darstellung dieser Befrei
ungsmöglichkeit und die Untersuchung ihrer ökonomischen Vor- und Nachteile sol
len aufzeigen, welche Anforderungen aus Unternehmens- und Investorensicht an die Entstehung und den Inhalt der Rechnungslegung gestellt werden, und inwieweit die
gesetzliche Regelung diesen Anforderungen gerecht wird.
A Inhalt und Regelungsziel des § 292 a HGB
Seit dem Inkrafttreten des § 292 a HGB zum 24. April 19982 sind deutsche Mut terunternehmen eines Konzerns unter bestimmten Voraussetzungen von der Pflicht zur Aufstellung eines Konzernabschlusses und -lageberichts nach deutschem Recht
befreit.
2
Vgl. BGBl. I 1998, S. 707.
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
26
I. Inhalt des § 292 a HGB
Die Befreiung ist an die Veröffentlichung des Abschlusses in deutscher Sprache und
Euro sowie den ausdrücklichen Hinweis bei der Offenlegung der Unterlagen auf die Verwendung nicht-nationaler Rechnungslegungsgrundsätze gebunden. Die Inan spruchnahme war zunächst von der Börsennotierung3 der Konzernmuttergesellschaft abhängig. Diese Voraussetzung ist im Rahmen des Kapitalgesellschaften- und Co-
Richtlinie-Gesetzes (KapCoRiLiG)4 zugunsten einer Erweiterung des begünstigten
Unternehmenskreises fallen gelassen worden. Seit 24. Februar 2000 muß die
Konzernmuttergesellschaft lediglich einen organisierten Markt im Sinne des § 2 Abs. 5 WpHG durch eigene oder aber durch von einem Tochterunternehmen aus gegebene Wertpapiere im Sinne des § 2 Abs. 1 S. 1 WpHG in Anspruch nehmen. Des weiteren haben die angewendeten Rechnungslegungsnormen den in § 292 a
Abs. 2 HGB aufgeführten Befreiungsanforderungen zu genügen. Diese sind im einzelnen:
-
Einhaltung des Konsolidierungskreises gemäß den §§ 295, 296 HGB (§ 292 a Abs. 2 Nr. 1 HGB)
-
Aufstellung des Konzernabschlusses und -lageberichts nach international aner kannten Rechnungslegungsgrundsätzen, die im Einklang mit der Richtlinie
83/349/EWG bzw. den nach § 291 Abs. 2 S. 2 HGB für Kreditinstitute und Ver-
3
4
Da das HGB keine Definition für den Begriff "börsennotiert” enthalt, werden in Anlehnung an § 3 Abs. 2 AktG Gesellschaften als börsennotiert bezeichnet, deren Aktien an einem durch staatliche Stellen geregelten und überwachten Markt notiert sind, wobei ein regelmäßiger Handel stattzufinden hat und die Teilnahme dem Publikum direkt bzw. indirekt möglich sein muß. Somit können z.B. im Freiverkehr gelistete Konzernmuttergesellschaften von der Befreiung keinen Gebrauch machen. Vgl. Böcking/Orth, DB 1998, S. 1873; Luttermann, ZIP 2000, S. 524. Kritisch hierzu Küting/Hütten, WPg 1999, S. 13 f. Gesetz zur Durchführung der Richtlinie des Rates zur Änderung der Bilanz- und der Kon zernbilanzrichtlinie hinsichtlich ihres Anwendungsbereiches (90/605/EWG), zur Verbesserung der Offenlegung von Jahresabschlüssen und zur Änderung anderer handelsrechtlicher Bestimmungen. Vgl. BGBl. I 2000, S. 156. Zu den einzelnen Neuerungen des KapCoRiLiG vgl. allgemein Strobel, DB 2000, S. 53 ff. sowie ausführlich zu der Änderung des § 292 a HGB Zwirner, StuB 1999, S. 879 ff. Im Freiverkehr gelistete Unternehmen können auch nach der Änderung des § 292 a HGB die Befreiungsmöglichkeit nicht in Anspruch nehmen. Der Gesetzgeber hat dies mit den geringeren Investorenerwartungen in diesem Segment begründet.
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
27
Sicherungen geltenden Richtlinien (91/674/EWG) stehenö (§ 292 a Abs. 2 Nr. 2 HGB)
-
Gleichwertigkeit der Aussagekraft des befreienden Konzernabschlusses und -
lageberichts mit der Aussagekraft deutscher Abschlüsse (§ 292 a Abs. 2 Nr. 3
HGB) -
Angabe der verwendeten Rechnungslegungsgrundsätze sowie Erläuterung der vom HGB abweichenden Bilanzierungs-, Bewertungs- und Konsolidierungsme thoden jeweils im Anhang bzw. in den Erläuterungen zum Konzernabschluß (§ 292 a Abs. 2 Nr. 4 HGB)
-
Prüfung und Testat der befreienden Unterlagen mit einer Bestätigung über die
Erfüllung der Bedingungen für eine Befreiung durch einen gemäß §318 HGB bestellten Abschlußprüfer (§ 292 a Abs. 2 Nr. 5 HGB)6
Das Bundesministerium der Justiz kann im Einvernehmen mit dem Bundesministe rium der Finanzen und dem Bundesministerium für Wirtschaft durch Rechtsverord
nung die Anforderungen bezüglich der Gleichwertigkeit näher konkretisieren. Gege
benenfalls können auch Rechnungslegungsgrundsätze benannt werden, die als gleichwertig angesehen werden. Bis zum heutigen Zeitpunkt ist von dieser Möglich
keit kein Gebrauch gemacht worden.7 Allerdings sind gemäß der Gesetzesbegrün dung die IAS und US-GAAP als sowohl mit deutschem Recht gleichwertig als auch
mit höherrangigem EU-Recht vereinbar anzusehen.8
5
6 7 8
Bei den Richtlinien 83/349/EWG und 91/674/EWG handelt es sich um die Siebente Richtlinie des Rates vom 13. Juni 1983 aufgrund von Art. 54 Abs. 3 lit. g) des Vertrages über den konsolidierten Abschluß (ABI. L 193, S. 0001-0017) sowie die Richtlinie des Rates vom 19. Dezember 1991 über den Jahresabschluß und den konsolidierten Abschluß von Versicherungsunternehmen (ABI. L 374, S. 0007-0031). Diese Anforderung ist unabdingbar, da der deutsche Gesetzgeber nicht von verbindlichen Vorschriften des Europäischen Rechts befreien kann. Vgl. zur Begründung BTDrucks. 13/7141, S. 11; Niemann [Konzernbilanzen], S. 29; Ernst, [Reform], S. 331; Busse von Colbe, [Reform], S. 411 ff.; Erdbrügger, DStR 2001, S. 99. Vgl. BDO, [Auswirkungen], S. 47 f. Eine erste Stellungnahme zur inhaltlichen Bestimmung der Gleichwertigkeit hat der DRS im Rahmen des DRS Nr. 1 vorgenommen. Vgl. BT-Drucks. 13/7141, S. 7 ff.; BR-Drucks. 967/96, S. 8 ff.; Busse von Colbe, [Reform], S. 411 ff.
28
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
Die Befreiungsmöglichkeit ist vom Gesetzgeber bis zum 31. Dezember 2004 befristet worden.9
II. Regelungsziel des § 292 a HGB
Vorrangiges Ziel des Gesetzes ist die Erleichterung der Kapitalbeschaffung an aus
ländischen Kapitalmärkten und die Einsparung von Kapitalbeschaffungskosten und damit die Förderung der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Konzerne.10 Beweggrund hierfür war das zunehmende Interesse deutscher Konzerne, ausländische Kapital
märkte, vor allem den amerikanischen Kapitalmarkt, in Anspruch zu nehmen. Die
amerikanische Securities and Exchange Commission (SEC) als oberste Bundesbe hörde für den Wertpapierbereich macht die Zulassung von einer Überleitungsrech
nung nach Form 20-F11 bzw. einer Veröffentlichung eines Jahresabschlusses nach US-GAAP abhängig, so daß für die betroffenen Unternehmen bisher zusätzliche Ar
beit und Kosten durch die Inanspruchnahme des amerikanischen Kapitalmarktes entstanden.12 Seit der Verabschiedung der Konzernabschlußbefreiungsverordnung
können Abschlüsse ausländischer Unternehmen, die nicht nach dem HGB erstellt sind, am deutschen Kapitalmarkt als befreiend anerkannt werden. Damit führte die
zwingende Abschlußerstellung nach handelsrechtlichen Regeln bisher zu einer Dis
Die zeitlich befristete Deregulierung der Konzernrechnungslegung ermöglicht es dem Gesetzgeber, zunächst Erfahrungen mit der Befreiungsmöglichkeit des KapAEG sammeln und ggfs. die gesetzliche Regelung modifizieren zu können. Gleichzeitig hat das im Rahmen der Umsetzung des § 342 HGB gegründete private Rechnungslegungsgremium als vordringliche Aufgabe, international anerkannte Rechnungslegungsgrundsätze für die Konzernrechnungslegung zu entwickeln. Damit könnte zukünftig der Rückgriff auf ausländische Standards, von den US-GAAP vermutlich abgesehen, entfallen. Vgl. Pellens/Bonse/Gassen, DB 1998, S. 785; Böcking/Orth, DB 1998, S. 1242; Busse von Colbe, [Reform], S. 404; Ernst, [Bilanzierungsüberlegungen], S. 33. Gründungsdatum des DRSC ist der 15. Mai 1998. Vgl. o.V., Blick durch die Wirtschaft vom 18.05.1998, S. 1; o.V., FAZ vom 16.05.1998, S. 14. 10 Vgl. zu der Regierungsbegründung BT-Drucks. 13/7141, S. 7 ff.; Budde, [FS Beisse], S. 109 f.; Budde/Steuber, [FS Baetge], S. 6; Kürten, [Bilanzierungsüberlegungen], S. 46 f.; Wollmert/Oser, DB 2000, S. 730. 11 Vgl. Havermann, [FS Baetge], S. 524; Breker/Naumann/Tielmann, WPg 1999, S. 186 f. 12 Die Bemühungen des IASC und des IOSCO, die SEC zu einer befreienden Anerkennung von IASAbschlüssen zu bewegen, schlugen bisher fehl. Im IASC ging man bisher davon aus, daß die vollständige Anerkennung von lAS-Abschlüssen durch die SEC nicht vor 2002 zu erwarten ist. Vgl. Förschle/Glaum/Mandler, DB 1998, S. 2287; Scheffler, DStR 1999, S. 1285; Lückmann, HB vom 12.04.1999, S. 2. Inzwischen hat die FASB ein sogenanntes concept release zur Befragung aller Interessierten im Hinblick auf eine mögliche Akzeptanz der IAS heraus gegeben. Vgl. o.V., StuB 2000, S. 256; o.V., FAZ vom 28.02.2000, S. 34. Die EU-Kommission beabsichtigt inzwischen allerdings, die Bilanzierung nach IAS ab 2005 für alle börsennotierten Unternehmen zur Pflicht zu machen. Vgl. Lückmann, HB vom 08.03.2001, S. 18; Goergen, Wirtschaftswoche vom 08.03.2001, S. 92 ff. 9
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
29
kriminierung inländischer Konzerne.13 Mit der Beseitigung dieser Diskriminierung ist Wettbewerbsgleichheit im Hinblick auf die Voraussetzungen für die Inanspruch
nahme der internationalen Kapitalmärkte geschaffen worden. Unternehmen, die die internationalen Kapitalmärkte in Anspruch nehmen, müssen allerdings auch den Informationsansprüchen der Kapitalanbieter gerecht werden. Daher war es für eine zunehmende Zahl von Unternehmen im Zuge der weltweit zu
sammenwachsenden Kapitalmärkte und angesichts der steigenden Informationsbe dürfnisse unabdingbar, internationalen Investoren Abschlüsse nach international an
erkannten Rechnungslegungsstandards zur Verfügung zu stellen.14 Mit der Veröf
fentlichung zweier nach unterschiedlichem Recht erstellter Jahresabschlüsse ent stand allerdings auch das Problem, daß Anleger mit zwei Rechenwerken bzw. einem von den Vorjahresabschlüssen stark abweichendem Abschluß konfrontiert wurden.
Mit der Be-freiungsmöglichkeit nach § 292 a HGB verfolgt der Gesetzgeber daher auch das Ziel, diese Verunsicherung der Investoren zu reduzieren und damit den deutschen Konzernen im internationalen Wettbewerb um günstiges Kapital gleiche
Wettbewerbsbedingungen zu schaffen.15 B Die Befreiungsmöglichkeit aus ökonomischer Sicht
Internationale Investoren verlangen für die Bewertung potentieller Investitionsobjekte einheitliche und weitreichende Informationen. Diese dienen der Transparenz im
Hinblick auf die Unternehmenssituation und die zukünftige Unternehmensentwick lung sowie einer möglichst, durch die Verbesserung der Vergleichbarkeit, optimalen Anlageentscheidung der Investoren. Die Einheitlichkeit und Detailliertheit der Jah
resabschlußdaten ist deshalb auch notwendig, um eine effiziente Allokation der
13 Vgl. Biener, [FS Ludewig], S. 106 f. sowie die weitergehenden Ausführungen in diesem Teil 1. Kapitel CI. 1., S.44 ff. 14 1999 machten mehr als 250 deutsche Unternehmen von der Befreiungsmöglichkeit Gebrauch. Vgl. Claussen, FAZ vom 10.03.2000, S. 22. Bis zum Inkrafttreten der Befreiungsmöglichkeit wurde überwiegend die Möglichkeit der Erstellung eines dualen Abschlusses genutzt, welcher sowohl deutschen als auch internationalen Rechnungslegungsgrundsätzen genügt. Allerdings wird diese Vorgehensweise mit der vollständigen Veröffentlichung der überarbeiteten IAS zumindest für diese nicht mehr möglich sein. Vgl. Ordelheide, [Controlling], S. 17; Havermann, [FS Baetge], S. 530. 15 Vgl. BT-Drucks. 13/7141, S. 7. Daß diese vordergründig durchaus begrüßenswerten Ziele aber auch kritisch gesehen werden können, wird folgend noch dargestellt. Vgl. hierzu die Ausführungen in diesem Kapitel unter B, S. 13 ff. Vgl. auch Gelhausen/Mujkanovic, AG 1997, S. 339 ff.; Busse von Colbe, [Reform], S. 404 ff.; Mujkanovic, BB 1999, S. 999.
30
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
Investitionen auf dem Kapitalmarkt zu gewährleisten. Die starke und immer noch
zunehmende Verflechtung Deutschlands mit der Weltwirtschaft könnte es daher zu
nehmend notwendig machen, daß Elemente der international vorherrschenden, anglo-amerikanischen kapitalmarkt- und entscheidungsorientierten Rechnungsle gungsphilosophie übernommen werden oder daß zumindest der Informationsgehalt der Jahresabschlüsse an das internationale Ausmaß angepaßt wird.16 Beantworten
läßt sich dies nur, wenn die Vor- und Nachteile einer solchen Anpassung näher be
trachtet werden.
I. Vorteile
Eine Anpassung hat der Gesetzgeber zunächst durch die Schaffung der oben dar gestellten Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB vorgenommen. Inwiefern sich für die betroffenen Unternehmen und Investoren aus der Regelung Vorteile ergeben,
und welche diese im einzelnen sind, ist Gegenstand der folgenden Untersuchung. 1. Vorteile aus Unternehmenssicht Unternehmen können von der neu geschaffenen Befreiungsmöglichkeit sowohl un ternehmensextern als auch unternehmensintern profitieren.17 Unternehmensexterne
Vorteile können sich im Hinblick auf die Zugangsmöglichkeiten zu den internationa len Kapital- und Gütermärkten, unternehmensinterne Vorteile bezüglich der Unter
nehmenssteuerung sowie durch die Rationalisierung des Rechnungswesens erge
ben. a) Erleichterung des Marktzugangs Die Notierung an internationalen Kapitalmärkten machte zumeist eine Anpassung an
internationale Rechnungslegungsstandards erforderlich. Wie oben schon geschildert, ist diese insbesondere im Falle eines Listings an der New York Stock Exchange
16 Damit soll kein Urteil über die Güte und Vorzüge der anglo-amerikanischen Rechnungsle gungstradition gefällt werden. Daß bei näherer Untersuchung die Unterschiede zur konti nentaleuropäischen Rechnungslegung nahezu vernachlässigbar sind, wurde während des Entstehungsprozesses des KapAEG kaum berücksichtigt. Vgl. zu diesen Ähnlichkeiten und zur Qualität der Jahresabschlüsse Menn, [Finanzmärkte], S. 126; Schildbach, BFuP 1998, S. 1 ff.; ders., [Steuern], S. 55 ff.; ders., BB 1999, S. 359 ff. und BB 1999, S. 411 ff.; Harris/Möller/Lang, ZfbF 1995, S. 996 ff. 17 Vgl. Krawitz/Albrecht/Büttgen, WPg 2000, S. 541 ff.; Löw, ZBB 2001, S. 20 ff.
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
31
unumgänglich.18 Die befreiende Aufstellung des Konzernabschlusses nach interna
tional anerkannten Rechnungslegungsstandards ermöglicht dem betroffenen Unter nehmenskreis daher den Zugang zu ausländischen Kapitalmärkten ohne eine zeit-
und kostenintensive Zweiterstellung eines Jahresabschlusses.19 Mit dem erleichterten Zugang zu internationalen Kapital- und Gütermärkten sind für
Unternehmen weitere Vorteile verbunden. Die Anpassung an die vorherrschenden
Informationsbedürfnisse und -anforderungen kann die Analysekosten für die Festle gung der Notierungskonditionen und der Risikozuschläge vermindern und somit die
Kapitalbeschaffungskosten senken. Auch ermöglicht sie den Investoren, die wirt schaftliche Unternehmenslage aufgrund der weitergehenden Informationen besser
zu beurteilen. Diese sind bei positivem Erfolgspotential eher bereit, langfristig höhere Preise für die Unternehmensanteile zu zahlen bzw. geringere Renditeforderungen zu
stellen. Die Ausweitung des Investorenkreises in regionaler Hinsicht sowie die Er öffnung von Investitionsmöglichkeiten für langfristig orientierte institutioneile Anleger
durch die Notierung an der jeweiligen Heimatbörse dienen zudem der langfristigen Kursstabilisierung.20 Neben der Senkung der Kapitalkosten kann dadurch der Un ternehmenswert gesteigert und somit indirekt die Gefahr feindlicher Übernahmen
reduziert werden. Mit der Ausweitung des Investorenkreises durch die Notierung an einem weiteren,
ausländischen Kapitalmarkt kann auch der Bekanntheitsgrad des Unternehmens auf
dem jeweiligen Gütermarkt erhöht werden.21 Damit können sich Vorteile für die Be schaffung benötigter Vorleistungen und den Absatz der Produkte ergeben. Mit dem Listing können das Firmenimage z.B. im Sinne einer Selbstdarstellung als soge
nannter Global Player und das Standing z.B. als regional interessiertes und agie
rendes Unternehmen verbessert und auf diese Weise bei bisher fehlender Präsenz
18 Vgl. Breker/Naumann/Tielmann, WPg 1999, S. 145. Zu den Zugangsmöglichkeiten und Voraussetzungen zum amerikanischen Kapitalmarkt allgemein Zachert, AG 1994, S. 207 ff.; Wilhelm, WPg 1998, S. 364 ff. 19 Vgl. Busse von Colbe, [FS Kropff], S. 423. 20 Vgl. Breker/Naumann/Tielmann, WPg 1999, S. 145 ff.; Auer, ZfgK 1999, S. 373; Henssler/Slota, NZG 1999, S. 1133 f.; Möllers, ZGR 1997, S. 351 f. 21 Vgl. zu den positiven Auswirkungen der Notierung an der NYSE für Daimler-Benz Gerke, WiSt 1993, S. 417 ff.
32
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
ein neuer Absatzmarkt erschlossen bzw. Absatzsteigerungen erzielt werden.22 Gleichzeitig können sich aus der Präsenz gegebenenfalls neue Kontakte zu Lie feranten ergeben. Mit der Steigerung des Absatzpotentials und der damit direkt ver bundenen Steigerung des Bedarfs an Vorleistungen ergibt sich wiederum eine Stär kung der Verhandlungsposition gegenüber Lieferanten. Diese kann auch insofern
verbessert werden, als eine Kundenbeziehung ab einer gewissen Marktstellung des Unternehmens für Lieferanten unumgänglich wird. b) Steuerung internationaler Konzerne
Die Führung internationaler Konzerne wird durch die Vereinheitlichung der Rech nungslegung von Mutter- und Tochtergesellschaften vereinfacht, indem das Zahlen
material ohne weitere Anpassungen zu Planungs-, Steuerungs- und Kontrollzwecken verwendet und somit die Entscheidungsvorbereitung des Managements beschleunigt
werden kann.23 Bisher wurde für die Entscheidungsfindung vorwiegend auf die Daten des internen Rechnungswesens zurückgegriffen. Die IAS und US-GAAP ermöglichen jedoch
aufgrund ihrer betriebswirtschaftlichen Ausrichtung die weitgehende Anpassung von internem und externem Rechnungswesen, so daß zur Datengenerierung und -
Verarbeitung nur noch ein Rechnungswesen notwendig ist.24 Durch die Verwendung einheitlichen Zahlenmaterials können Führung und Steuerung eines international
tätigen Konzerns ebenfalls vereinfacht werden, indem Reibungsverluste durch Diskussionen um die ’’Richtigkeit” von Zahlen, um Auslegungen von unbestimmten
Rechtsbegriffen sowie um zutreffende Ergebnisgrößen reduziert werden.25 Zudem
22 Vgl. Breker/Naumann/Tielmann, WPg 1999, S. 146; Auer, [Rechnungslegung], S. 24; Schierek, AG 1993, S. 319 ff.; Küting, DStR 2000, S. 39; Krumnow, HB vom 26.02.1996, S. 18; o.V., FAZ vom 01.08.1998, S. 18. 23 Vgl. Kühnberger, RIW 1996, S. 567; Auer, [Rechnungslegungsstandards], S. 20 ff.; ders., [Rechnungslegung], S. 19 f.; Pellens, [Rechnungslegung], S. 469 f.; Küting, DStR 2000, S. 40. Diese Vorteile können bei der derzeitigen gesetzlichen Beschränkung der Befreiungsmöglichkeit auf börsennotierte Konzernobergesellschaften allerdings nur dann realisiert werden, wenn die Tochtergesellschaften aufgrund ihres Gesellschaftssitzes nach ausländischen Rechnungslegungsgrundsätzen bilanzieren. 24 Vgl. Gentz, [Global], S. 2; Maret/Wepler, [FS Weber], S. 41. Zudem verlangen Investoren zunehmend die Veröffentlichung der detaillierten Informationen des internen Rechnungswesens. Vgl. hierzu und zu den Problemen der Annäherung von internem und externem Rechnungswesen z.B. bei der Gewinnermittlung Böcking/Benecke, WPg 1998, S. 92 ff. 25 Vgl. Pellens, [Rechnungslegung], S. 567; Menn, [Finanzmärkte], S. 123; Havermann, WPg 2000, S. 123.
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
33
können mittels der konzernweiten Vereinheitlichung des Rechnungswesens sowie
der
einheitlichen
Verwendung
international
anerkannter
Rechnungsle
gungsstandards Fehlinterpretationen der Mitarbeiter vermieden werden.26 Gleichzeitig vereinfacht sich durch die Veröffentlichung nur noch eines Jahresab
schlusses auch die Kommunikation mit den externen Jahresabschlußadressaten. Den Adressaten müssen nicht mehr stark abweichende Jahresabschlußdaten vor
gelegt und erläutert werden.27 Ein weiterer Vorteil im Hinblick auf die Führung und Steuerung internationaler Konzerne ergibt sich durch die Erweiterung des bilanzpoli
tischen Spielraums für das Management. Mit der Umstellung der externen Rech
nungslegung
auf
internationale
Rechnungslegungsstandards
können
Bewer
tungsstetigkeit, Bilanzzusammenhang sowie Bilanzierungs- und Bewertungsmetho den zulässig durchbrochen bzw. angewandt werden.28
c) Rationalisierung des Rechnungswesens Die Anpassung an international anerkannte Rechnungslegungsstandards kann zu
unmittelbaren Kostenvorteilen führen, wenn damit aufwendige Anpassungsmaß nahmen im Jahresabschluß der ausländischen Tochtergesellschaften bzw. die Um
stellung der Jahresabschlüsse der deutschen Konzernmutter an das Rechnungsle gungsrecht des ausländischen Kapitalmarktes unterbleiben können. Damit entfallen
ebenso die Kosten für die Datenbereitstellung und -Verarbeitung im Vorfeld der Anpassung der Jahresabschlüsse bzw. für die zweifache Abschlußerstellung sowie gegebenenfalls die Kosten für eine zusätzliche Abschlußprüfung.29 Dieser monetäre
Vorteil kann allerdings nur dann realisiert werden, wenn auf bilanzpolitische Maß
26 Vgl. Breker/Naumann/Tielmann, WPg 1999, S. 148; Maret/Wepler, [FS Weber], S. 38. 27 Vgl. Auer, ZfgK 1999, S. 374; LachniVAmmann/Müller/Wulf, DB 1998, S. 2177 ff.; Maret/Wepler, [FS Weber], S. 41, die insbesondere auf den Jahresabschluß der ehemaligen Daimler Benz AG verweisen. Nach HGB betrug der Jahresüberschuß für das Geschäftsjahr 1994 895 Mio. DM, während dieser nach US-GAAP mit 1,05 Mrd. DM festgestellt wurde. Auch bei Verwendung von IAS treten Ergebnisdifferenzen auf. So betrug das Nachsteuerergebnis für das 1. Quartal 2001 der Volkswagen AG nach HGB 389 Mio. Euro nach HGB, während nach IAS immerhin 830 Mio. Euro ausgewiesen wurden. Vgl. hierzu o.V., BZ vom 09.05.2001, S. 1, 9. 28 Vgl. Breker/Naumann/Tielmann, WPg 1999, S. 146 ff. 29 Vgl. Auer, [Rechnungslegung], S. 35; Heurung, WISU 1999, S. 298. Hierbei darf allerdings nicht übersehen werden, daß eine bis zu zweijährige Vorlaufzeit für die Erstellung eines aussagekräftigen Konzernabschlusses nach internationalen Rechnungslegungsstandards benötigt wird. Vgl. hierzu Auer, ZfgK 1999, S. 373; Goergen, Wirtschaftswoche vom 08.03.2001, S. 96.
34
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
nahmen im Konzernabschluß verzichtet wird.30 Wird darüber hinaus die zuvor ange
sprochene Möglichkeit zur Vereinheitlichung des internen und externen Rech nungswesens genutzt, ergeben sich weitere Einsparpotentiale für das Unterneh
men.31
2. Vorteile aus Investorensicht Vorteile für Investoren können sich aus der Anpassung der Aufstellung des Kon
zernabschlusses an internationale Gepflogenheiten vor allem in zweifacher Hinsicht ergeben. Zum einen im Hinblick auf die Verbesserung der Vergleichbarkeit und zum
anderen im Hinblick auf die Verbesserung des Informationswertes. a) Verbesserung der Vergleichbarkeit
Im Zuge der Internationalisierung der Kapitalmärkte ist der Anspruch an Konzernab
schlüsse als Informationsinstrument gewachsen. Neben den Informationswünschen des traditionellen Adressatenkreises eines Konzernabschlusses sind nun auch die
Bedürfnisse ausländischer Investoren und Finanzanalysten zu berücksichtigen.32 Während Finanzanalysten ein geübter Umgang mit ausländischen Rechnungsle
gungsgrundsätzen und mit der Beurteilung der Unterschiede unterstellt werden
kann33, präferieren ausländische Investoren für die Investitionsentscheidung Ab
schlüsse nach den jeweiligen nationalen Gepflogenheiten. Ein nach international anerkannten Rechnungslegungsstandards aufgestellter Konzernabschluß gewähr leistet ihnen die Vergleichbarkeit mit nationalen Unternehmen34 und erleichtert damit
die Investitionsentscheidung. Dabei muß allerdings berücksichtigt werden, daß der
30 Vgl. Breker/Naumann/Tielmann, WPg 1999, S. 146; Kühnberger, RIW 1996, S. 566. Diese Vorgehensweise wird unter dem Stichwort lean accounting subsumiert. 31 Vgl. Bruns, [FS Weber], S. 593. Allerdings kostet die Umstellung des Konzernabschlusses auf IAS oder US-GAAP selbst bei übersichtlichen Konzernen mehrere hunderttausend Euro. Vgl. Goergen, Wirtschaftswoche vom 08.03.2001, S. 96. 32 Vgl. Siepe, [FS Kropff], S. 635. 33 Vgl. Niemann, [Konzernbilanzen], S. 37; Mayer-Wegelin, [FS Ritter], S. 716. 34 Vgl. GEFIU, DB 1995, S. 1137; Auer, [Rechnungslegungsstandards], S. 13. Mit dem Vorschlag der EU-Kommission, ab 2005 die IAS in Europa für alle börsennotierten Unternehmen zwingend für die Bilanzierung vorzuschreiben, ist allerdings ggfs. eine erneute Abnahme der Vergleichbarkeit verbunden. Durch die Revision der IAS durch die EU-Kommission könnte sich nämlich eine Spaltung der IAS in sog. ”Euro-IAS” und "American IAS” ergeben, da auch die SEC im Rahmen einer Anerkennung der IAS an eine eigene Auslegung dieser denkt. Vgl. Luttermann, ZIP 2000, S. 1318 ff.; Seifert, StuB 2000, S. 717 ff.; o.V., FAZ vom 19.06.2000, S. 30; Lückmann, HB vom 08.03.2001, S. 18; Goergen, Wirtschaftswoche vom 08.03.2001, S. 92 ff.; o.V. FAZ vom 21.06.2000, S. 20.
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
35
Konzernabschluß einer deutschen Konzernmutter nach internationalen Rechnungs legungsstandards qualitativ mit Unternehmensabschlüssen anderer Länder nicht
vergleichbar ist. Rechnungslegung als integraler Bestandteil des Rechts- , Wirt
schafts- und Gesellschaftssystems eines Landes wird durch dieses Umfeld beein flußt und daher trotz Anwendung fremden Rechts immer auch nationale Eigenarten
aufweisen.35 Dennoch wird die Vergleichbarkeit für Investoren auf den internationa
len Kapitalmärkten zunehmen. Steigt mit der besseren Vergleichbarkeit der Jahresabschlüsse das Kapitalangebot für einen inländischen Konzern, ist mit den positiven Auswirkungen für die Kapital
anleger durch die Senkung der Kapitalkosten wiederum ein direkter Kostenvorteil für das Unternehmen verbunden. Gleichzeitig kann damit auch die allokative Effizienz36 auf den internationalen Kapitalmärkten erhöht werden. b) Erhöhung des Informationswertes
Der Umfang der Informationsbedürfnisse der Anleger richtet sich nach den jeweils vorherrschenden nationalen Usancen.37 Den Informationsansprüchen der internatio nalen, insbesondere anglo-amerikanischen, Kapitalmärkte konnte die deutsche
Rechnungslegung mit ihren Eigenarten wie Vorsichts- und Maßgeblichkeitsprinzip und ihrem vorrangigen Zweck des Gläubigerschutzes und der Kapitalerhaltung bis her nur eingeschränkt gerecht werden. Diese Anforderungen werden durch die Ziel setzung der IAS und US-GAAP, nämlich den Anleger mit Informationen zu versor
gen, die für seine wirtschaftliche Entscheidung notwendig sind (decision usefulness),
und dessen weitere Konkretisierung im Hinblick auf die Relevanz (relevance) und die Zuverlässigkeit (reliability) der Informationen, in größerem Umfang erfüllt.38 Darüber hinaus wird die Aussagekraft von Konzernabschlüssen nach amerikanischen
35 Hier seien beispielhaft die länderspezifischen Finanzierungsgewohnheiten aufgeführt. Vgl. Gidlewitz, [Harmonisierung], S. 62; Schildbach, [FS Moxter], S. 720; Auer, [Rechnungsle gungsstandards], S. 19; ders., [Rechnungslegung], S. 16 f.; ders. ZfB 1999, S. 382 ff.; Rivera, Int. J. Acctg. 1989, S. 322 f.; Hucke/Ammann, [FS Pieper], S. 236 ff.; o.V., FAZ vom 19.09.2000, S. 19. 36 Vgl. zu den Kapitalmarktfunktionen im allgemeinen und zur allokativen Effizienz im speziellen die Ausführungen im 3. Kapitel unter AI. 2. d), S. 112 ff. bzw. A I. 2. d) bb), S. 114 ff. 37 Vgl. Seeberg, [Rechnungslegung], S. 137 ff. 38 Vgl. Kuhn, [FS Beisse], S. 299; Pellens, [Rechnungslegung], S. 465; Harris/Lang/Möller, ZfbF 1995, S. 997; Vigelius, [Rechnungslegungsstandards], S. 8 ff. sowie S. 70 ff.; Achleitner/Behr, [Accounting], S. 93 ff.; Burger/Buchhart, BB 2000, S. 2197 ff. Kritisch hierzu vgl. Auer, ZfB 1999, S. 379 ff.; Streim, BFuP 2000, S. 111 ff.
36
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
Rechnungslegungsstandards durch die Tatsache, daß diese zumeist an die Stelle
eines Einzelabschlusses treten, sowie die Übersichtlichkeit und die wirtschaftliche Betrachtungsweise der Abschlußinformationen verbessert.39
Mit der Aufstellung eines befreienden Konzernabschlusses nach internationalen Rechnungslegungsstandards kann das bisherige Informationsdefizit der deutschen
Anleger folglich beseitigt werden.40 Wie Ergebnisse empirischer Studien41 zeigen,
können zudem mit Hilfe umfangreicher Jahresabschlußinformationen auch die Effi zienz der Kapitalmärkte und der Schutz der Investoren verbessert werden.42 Auch
aus der für den Investor vorteilhaften Erhöhung des Informationsumfanges können wiederum Kostenvorteile für die nach internationalen Rechnungslegungsstandards bilanzierenden Unternehmen resultieren. So kann aufgrund der umfangreichen Be
richterstattung die Nachfrage nach Unternehmensanteilen steigen43, wobei die Ren diteforderungen durch die bessere Beurteilungsmöglichkeiten oer Zukunftsaus
sichten ggfs. geringer ausfallen können. Damit können neben der Erhöhung des Agios durch die Kurssteigerung die Kapitalkosten reduziert werden. II. Nachteile
Die Regelung des § 292 a HGB kann für Unternehmen und Investoren auch nachtei
lige Auswirkungen haben. Diese werden folgend aufgeführt und diskutiert. 1. Nachteile aus Unternehmenssicht
Auf der einen Seite kann die Befreiungsmöglichkeit aus Unternehmenssicht wegen des fehlenden Einflusses des deutschen Gesetzgebers auf den Normsetzungspro
39 Vgl. Eisolt, BB 1995, S. 1129; Auer, [Rechnungslegung], S. 15. 40 Das höhere Informationsniveau von Jahresabschlüssen nach IAS bzw. US-GAAP kommt natürlich auch den Gesellschaftsgläubigern zugute, da diese die Zahlungsfähigkeit ihrer Schuldner besser einschätzen können. Das Informationsinteresse der Gläubiger wird daher auch als Teilmenge des umfassenderen Informationsinteresses der Anteilseigner angesehen. Vgl. Baetge/Thiele, [FS Beisse], S. 17. 41 Vgl. für einen Überblick Busse von Colbe, ZfbF-Sonderheft 1993, S. 16 ff.; Coenenberg, [Rechnunglegung], S. 80 ff.; Pellens, [Informationswert], S. 77 f. 42 Vgl. Busse von Colbe, [FS Kropff], S. 422. 43 Vgl. hierzu kritisch Auer, ZfB 1999, S. 992 ff., der die These vertritt, daß der Investorenkreis nur dann erweitert wird, wenn die Investitionsentscheidung nach Branchen getroffen wird und somit Rechnungslegungsunterschiede unmittelbare Auswirkungen haben können.
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
37
zeß und wegen der möglichen wirtschaftlichen Benachteiligung unternehmenexterne
bzw. kapitalmarktbezogene Nachteile haben. Auf der anderen Seite können Koordinationsschwierigkeiten
im
Rechnungswesen
zu
unternehmensinternen
Nachteilen führen.44 a) Ausschluß vom Normsetzungsprozeß
Bei Anwendung internationaler Rechnungsstandards erfolgt die Bilanzierung nach Rechtsnormen, auf deren Entstehung und Inhalt der deutsche Gesetzgeber keinen bzw. nur geringfügigen Einfluß nehmen kann.45 Dabei ist zu berücksichtigen, daß bei der Entwicklung von Rechnungslegungsnormen auch Unternehmens- und Wirt
schaftsinteressen Eingang finden können, die ggfs. nicht mit deutschen Interessen übereinstimmen. Mit der Übernahme von Standards, die auf das Rechts- und Wirt
schaftssystem des ausländischen Marktes und auf dessen Strukturmerkmale zuge schnitten sind, kann die Funktionsfähigkeit des deutschen Kapitalmarktes negativ
beeinflußt werden.46 Daher besitzt dasjenige Land einen strategischen Vorteil auf den globalisierten Märkten, das seine Rechnungslegungsstandards erfolgreich ex
portieren und somit seine Wirtschafts- und Unternehmensinteressen den konkurrie
renden Ländern aufoktroyieren kann.47 Im Hinblick auf die mögliche Einflußnahme auf den Normsetzungsprozeß muß zwi
schen den IAS und den US-GAAP differenziert werden. Auf die Standardsetzung
und die inhaltliche Fortentwicklung der US-GAAP kann von deutscher Seite aus grundsätzlich nicht eingewirkt werden. Zwar hat die SEC in jüngster Zeit vereinzelt deutsche Großunternehmen um Stellungnahmen zu spezifischen Bilanzierungspro
blemen gebeten, eine institutionalisierte Beteiligung ausländischer Normanwender bzw. Normsetzungsgremien besteht aber nicht. Vielmehr werden die US-GAAP
44 Vgl. Krawitz/Albrecht/Büttgen, WPg 2000, S. 546. 45 Darüber hinaus darf nicht vernachlässigt werden, daß die Originalfassungen der IAS und US-GAAP in englischer Sprache verfaßt werden. Auch wenn für die IAS [Stand 1998] eine vom IASC herausgegebene deutsche Übersetzung existiert, ist dennoch die englische Originalfassung für Interpretationen ausschlaggebend. Zudem stellen beide Rechnungslegungsstandards weder Rechtsnormen dar, noch basieren sie auf eben solchen. Vgl. Lutter, NJW 1996, S. 1995; WeberGrellet, DB 1996, S. 2091. Zu den Schwierigkeiten von Übersetzungen vgl. Großfeld, AG 1995, S. 115 ff. 46 Vgl. Pellens/Bonse, [FS Großfeld], S. 870 ff. 47 Vgl. Maret/Wepler, [FS Weber], S. 40; Knipp, HB vom 28729.08.1998, S. 20.
38
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
ausschließlich im Hinblick auf die Anforderungen des amerikanischen Kapitelmarktes weiterentwickelt. Daher besteht eine starke Abhängigkeit von der Tätigkeit des FASB und der SEC.48 Die Möglichkeiten zur Einflußnahme auf den Entstehungsprozeß der IAS hingegen
sind größer, da zum einen bei der Verabschiedung einzelner Standards mitgewirkt werden kann, und zum anderen im Zuge der Einzelfallregelung eine vollständige
Anwendung der IAS noch nicht vorgeschrieben ist, und somit ein Unternehmen bei der Anwendung der IAS inhaltlich Gestaltungsspielräume besitzt.49 Die Mitwirkung
geschieht in zweifacher Weise. Einerseits finden deutsche Interessen direkten Ein
fluß in den Normsetzungsprozeß der IAS, da Deutschland inzwischen im IASC mit einem Board-Mitglied vertreten ist.50 Andererseits können die Anwender der IAS Eingaben zu den Normentwürfen machen. Allerdings muß im Hinblick auf die Wahr
nehmung letzterer Einflußmöglichkeit bemerkt werden, daß diese von deutscher Seite aus bisher nur sehr eingeschränkt genutzt wurden.51 Dies findet u.a. in der Tat sache Ausdruck, daß die IAS eine sehr hohe Affinität zur anglo-amerikanischen
Rechnungslegungstradition aufweisen. Während der Rechtsetzungsprozeß zur deutschen Rechnungslegung durch eine
rege öffentliche Diskussion gekennzeichnet ist, muß in bezug auf die inhaltliche Ein flußnahme auf den Entstehungsprozeß der IAS und US-GAAP daher festgehalten
werden, daß diese nicht oder nur in geringem Umfang vorhanden bzw. möglich sind
und insofern deutsche Wirtschafts- und Unternehmensinteressen bisher nur unzu
reichende Berücksichtigung finden.
b) Divergenz von Einzel- und Konzernabschluß Die befreiende Aufstellung eines Konzernabschlusses nach international anerkann
ten Rechnungslegungsgrundsätzen hat Konsequenzen für das Verhältnis zwischen
48 Vgl. Oser, DStR 1996, S. 38; Göbel, DB 1999, S. 295. 49 Vgl. Küting/Hayn, BB 1995, S. 670; Havermann, [FS Baetge], S. 522; Auer, [Rechnungslegung], S. 31. 50 Z.Zt. vertritt Hans-Georg Bruns die deutschen Interessen im Standardisierungsrat des IASC bzw. im Nachfolgegremium IASB. Vgl. Baetge/Krumnow/Noelle, DB 2001, S. 773; o.V., DB 2001, S. 939. 51 In den seit 1989 veröffentlichten Entwürfen zu den IAS kamen 30 von 1113 (2,7 %) Kommentaren aus Deutschland, wobei alleine 20 von Seiten des IDW als Board-Mitglied des IASC vorgenommen wurden. Vgl. Risse, RIW 1995, S. 832; Göbel, DB 1999, S. 295; Scheffler, DStR 1999, S. 1291.
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
39
Einzel- und Konzernabschluß. Wird der Konzernabschluß nach anderen Rech nungslegungsnormen als der Einzelabschluß erstellt, kann die einzelabschlußer gänzende Informationsfunktion des Konzernabschlusses beeinträchtigt werden. Um
Informationsdefizite, die z.B. durch konzerninterne Verrechnungen entstehen kön nen, zu beseitigen, muß der Einzelabschluß nach HGB im Rahmen der Bilan
zierungswahlrechte an die im Konzernabschluß verwendeten Rechnungslegungs
normen angeglichen werden.52 Damit kann die Koordination zwischen Einzel- und Konzernabschluß erheblich erschwert werden. Außerdem entsteht durch diese Vor gehensweise die Gefahr, daß anglo-amerikanische Rechnungslegungstraditionen mittelfristig auf das HGB und insbesondere den Einzelabschluß übergreifen, so daß
ein Ziel des KapAEG, nämlich die Internationalisierung der Rechnungslegung auf den Konzernabschluß zu beschränken, verfehlt wird.53
Die veränderten Anforderungen an die Koordination zwischen Einzel- und Konzern abschluß können des weiteren Rückwirkungen auf die Organisation des Rech nungswesens haben. Falls keine eigenständige Konzernbuchführung existiert, wird
der Konzernabschluß aus den Handelsbilanzen II aller konsolidierungspflichtigen
Tochtergesellschaften abgeleitet. Somit ergibt sich durch die Umstellung des Kon
zernabschlusses auf internationale Rechnungslegungsgrundsätze die Notwendigkeit, entweder
die
zugrundeliegenden
Handelsbilanzen
II
an
die
internationalen
Rechnungslegungsgrundsätze anzupassen oder aber jeweils eine Überleitungsrech nung auf diese zu erstellen.54 Damit werden die Kosten der zweifachen Abschlußer
stellung nur konzernintern auf die Konsolidierungsebene verlagert, so daß die vom Gesetzgeber angestrebte Kostenersparnis nicht oder nur zum Teil realisiert wird.
c) Diskriminierung von konzernfreien Unternehmen Der Gesetzgeber hat mit der Schaffung der Befreiungsmöglichkeit durch § 292 a
HGB die zuvor geschilderte Inländerdiskriminierung zwar beseitigt, aber durch die
52 Vgl. Schulze-Osterloh, [Gesellschaftsrecht], S. 309 f.; Budde, [FS Beisse], S. 117 ff. 53 Vgl. Budde, [FS Beisse], S. 120 f.; Großfeld, NZG 1999, S. 1144, der insbesondere auf §264 Abs. 3 HGB verweist, der es einer deutschen Tochtergesellschaft ermöglicht, befreiend nach internationalen Rechnungslegungsstandards zu bilanzieren. Damit wirkt die Umstellung des Konzernabschlusses direkt in den Einzelabschluß hinein. 54 Vgl. Göbel, DB 1999, S. 296.
40
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
gewählten Befreiungsanforderungen gleichzeitig eine neue Form der Diskriminierung im Hinblick auf die Finanzierungsmöglichkeiten geschaffen. Derzeit ist für die Befrei
ung von der Erstellung eines handelsrechtlichen Konzernabschlusses die Inan spruchnahme eines organisierten Marktes im Sinne von § 2 Abs. 5 WpHG notwen dig.55 Die Erleichterungsregel erfaßt somit nicht konzernfreie Unternehmen, die zwar international tätig, aber nicht in einen Konzern eingebunden sind.56 Die geschaffene Befreiungsmöglichkeit führt somit zu ungleichen Wettbewerbsbedingungen für die
auf dem Inlandsmarkt konkurrierenden Unternehmen, da nur Konzernobergesell schaften, die selbst oder aber deren Tochtergesellschaft einen organisierten Wert papiermarkt in Anspruch nehmen, von den erweiterten Kapitalbeschaffungsmöglich
keiten z.B. durch die Senkung der Kapitalkosten profitieren können. Einem von der Befreiungsmöglichkeit ausgeschlossenen Unternehmen steht es zwar grundsätzlich
frei, einen zusätzlichen Jahresabschluß nach international anerkannten Rech nungslegungsstandards zu erstellen, es werden aber ggfs. die Kosten der zweifa
chen Erstellung sowie die durch die Veröffentlichung divergierender Abschlüsse ver bundene Verunsicherung der Investoren die Vorteile der Veröffentlichung eines
zusätzlichen Jahresabschlusses aufwiegen.57 Die Verunsicherung der Investoren kann ggfs. auch dazu führen, daß das Kapital
vermehrt befreiten Konzernobergesellschaften zufließt. Damit ergeben sich für den
Kreis konzernfreier Unternehmen weitere Benachteiligungen hinsichtlich der Kapital beschaffung und der Kapitalbeschaffungskosten.
55 Der Gesetzgeber hat den zwischenzeitlich erwogenen Befreiungstatbestand einer Notierung an einem ausländischen Kapitalmarkt fallen gelassen, da diese Regelung zu einer Diskriminierung einer noch viel größeren Anzahl von Unternehmen, die nur am inländischen Kapitalmarkt notiert sind, geführt hätte. Die bis zur Änderung durch das KapCoRiLiG geltende Regelung des § 292 a HGB war als Sonderrecht für börsennotierte Konzerne einzustufen. Vgl. Hüttche, RIW 1996, S. 1022; Mayer-Wegelin, [FS Weber], S. 528. Mit der Änderung des § 292 a HGB durch das KapCoRiLiG wurde der zuvor kritisierte Ausschluß von nicht börsennotierten Mutterunternehmen, deren Tochtergesellschaften börsennotiert waren, aufgehoben. Vgl. zu dieser Kritik Busse von Colbe, [FS Weber], S. 467. 56 Davon ist insbesondere der Mittelstand betroffen. Vgl. Havermann, [FS Baetge], S. 544; Ordelheide, WPg 1996, S. 545; Pellens/Fülbier, ZGR 2000, S. 572 ff. 57 Vgl. zu der Kritik im Hinblick auf den befreiten Unternehmenskreis des § 292 a HGB a.F. Budde, [Bilanzierungsüberlegungen], S. 38; Busse von Colbe, [FS Kropff], S. 423; Gelhausen/Mujkanovic, AG 1997, S. 339; Mujkanovic, BB 1999, S. 1000; Strobel, BB 1999, S. 1647.
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
41
2. Nachteile aus Investorensicht Aus Investorensicht ergeben sich hauptsächlich für deutsche Anleger bestimmte Nachteile. Diese können aufgrund von Informationsdefiziten bzw. divergierenden Informationsgehalten der Konzernabschlüsse verunsichert und in ihrer Anlageent
scheidung ggfs. benachteiligt werden. a) Informationsdefizite deutscher Kleinanleger
Jahresabschlüsse nach IAS und US-GAAP werden den Informationsansprüchen
internationaler Investoren durch ihre Zielsetzung, den Anleger mit relevanten und entscheidungsorientierten Informationen zu versorgen, in größerem Umfang gerecht
als Jahresabschlüsse nach deutschem Handelsrecht. Daraus könnte gefolgert wer den, daß sich die Qualität der Informationen für alle Investoren verbessert. Dies gilt
allerdings nicht für deutsche Anleger.58 Zwar muß im Anhang eine Erläuterung zu den abweichenden Bilanzierungs-, Bewertungs- und Konsolidierungsmethoden ge geben werden, es ist aber zu bezweifeln, daß diese Angaben die wohl größtenteils
bestehenden Wissenslücken bezüglich der internationalen Rechnungslegungsge
pflogenheiten schließen können. So sind trotz der Erhöhung des Informationsge haltes der befreienden Konzernabschlüsse Fehleinschätzungen seitens der Investo
ren möglich. Weitere Fehlinterpretationen können durch die falsche Auslegung von gleich
bezeichneten
Sachverhalten
zustande
kommen.
Die
Kosten
der
Entscheidungsvorbereitung sowie des Vertragsabschlusses werden für deutsche
Anleger daher zunehmen. Der Kostenanstieg kann des weiteren durch den Rückgriff auf professionelle, kostenintensive Analysen noch umfangreicher ausfallen. Gleichzeitig werden deutsche Anleger aufgrund der Unsicherheit bezüglich der In vestitionsrisiken höhere Risikoprämien, ausgedrückt in einem niedrigeren Kurs, for
dern. Hiervon sind wiederum die nach international anerkannten Rechnungsle gungsgrundsätzen bilanzierenden Unternehmen betroffen, die mit einem Rückgang
des Marktwertes bzw. steigenden Kapitalbeschaffungskosten rechnen müssen. In wiefern deutsche Investoren von der Anwendung international anerkannter Rech
nungslegungsstandards profitieren, oder aber die damit verbundenen Fehlein-
58 Vgl. Kleekämper/König, DStR 2000, S. 569.
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
42
Schätzungen eine effiziente Kapitalallokation verhindern, muß sich in der Praxis zei««« gen. 59 b) Divergenz des Informationsgehaltes
Durch die Anwendung international anerkannter Rechnungslegungsstandards nimmt die
Vergleichbarkeit
deutscher
Konzernabschlüsse
auf
den
internationalen
Kapitalmärkten zu. Auf dem deutschen Kapitalmarkt hingegen wird die Vergleich
barkeit der Jahresabschlüsse abnehmen. Nutzen z.B. nicht alle Unternehmen einer
Branche die Befreiungsmöglichkeit, ergeben sich Einschränkungen hinsichtlich des Branchenvergleichs.60 So wird mit der Anwendung amerikanischer Rechnungsle
gungsstandards der befreiende Konzernabschluß mit denen amerikanischer Unter nehmen vergleichbar, doch verliert der Anleger die direkte Vergleichbarkeit der Ab schlüsse mit deutschen Konzernabschlüssen.61 Darüber hinaus können auch die Vergleichsmöglichkeiten der Jahresabschlüsse deutscher Unternehmen nach denselben internationalen Standards durch die zuläs
sige Kombination mit deutschen Rechnungslegungsvorschriften eingeschränkt wer
den.62 Das eigentliche Ziel einer international harmonisierten Rechnungslegung, nämlich mit Hilfe von einheitlichen Rechnungslegungsvorschriften eine weltweite
Vergleichbarkeit der Unternehmensabschlüsse zu erreichen, ist damit schon auf
nationaler Ebene zunächst nicht realisierbar.63 Zudem gilt auch hier, daß mit einer Abnahme der Vergleichbarkeit deutsche Investo ren entweder nur den Unternehmen ihr Kapital zur Verfügung stellen, deren wirt
schaftliche Situation sie aufgrund von Vergleichen innerhalb der Branche einschät
59 Vgl. Adelt, [FS Weber], S. 424. 60 Dies hat, wie zuvor schon erwähnt, nur dann negative Auswirkungen, wenn die Portfolio diversifikation nach Branchen und nicht nach Ländern erfolgt. Vgl. Auer, ZfB 1999, S. 992 ff.; Kübler, ZGR 2000, S. 553 f. 61 Wie unter 2. a), S. 26 f., schon dargestellt wurde, kann auch hier nur von einer relativen Vergleichbarkeit gesprochen werden. Vgl. Niemann, [Konzernbilanzen], S. 36; Küting/Hayn, b&b 1996, S. 421; Busse von Colbe, BFuP 1995, S. 389; Grund, DB 1996, S. 1294 f.; Hennrichs, ZGR 2000, S. 628. 62 Die gem. E-DRS1 zunächst vorgesehene Zulässigkeit der Mischung unterschiedlicher Rechnungslegungswerke ist auf breite Kritik gestoßen. Vgl. Europäische Kommission, [Stellungnahme]; IDW, [Stellungnahme]; Mujkanovic, [Stellungnahme]; Baetge/Sell, StuB 1999, S. 1042 f. 63 Vgl. Förschle/Glaum/Mandler, DB 1998, S. 2286.
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
43
zen können, oder aber daß sie für die Kapitalbereitstellung aufgrund der erschwerten
Risikoeinschätzung eine höhere Risikoprämie fordern. Damit sind mit der fehlenden Vergleichbarkeit für den betroffenen Unternehmenskreis Marktwertverluste bzw.
höhere Kapitalbeschaffungskosten verbunden. C Die Befreiungsmöglichkeit aus rechtlicher Sicht Die Analyse der befristeten Öffnung der Konzernrechnungslegung darf nicht auf rein
ökonomische Aspekte beschränkt werden, sie muß vielmehr um eine rechtliche Analyse der geschaffenen Befreiungsmöglichkeit ergänzt werden. I. Gestaltungsvorteile
Aus rechtlicher Sicht lassen sich nur schwer Gestaltungsvorteile grundsätzlicher Art
benennen. In Betracht käme insoweit nur der Aspekt, daß der Staat mit HWe der Be
freiungsmöglichkeit des § 292 a HGB der wirtschaftsverfassungsrechtlich gewähr
leisteten Unternehmerfreiheit Rechnung trägt. Relativierend ist allerdings bereits an dieser Stelle anzumerken, daß die wirtschaftsverfassungsrechtlich garantierte Un
ternehmerfreiheit kein uneingeschränktes Recht gibt, die Art der Rechnungslegung beliebig nach Maßgabe eigener Zweckmäßigkeitsvorstellungen zu wählen. Ein sol ches Recht kann es angesichts der Vielzahl der durch die Rechnungslegung mitbe
rührten Drittinteressen nicht geben. Wegen dieser Drittinteressen sind drittschüt-
zende Rechnungslegungsvorgaben notwendig. Nach deutschem Verfassungsrecht
hat allerdings nicht alleine der Staat die Kompetenz zum Erlaß entsprechender Vorabregulierungen. Es sind vielmehr auch den Privaten Mitwirkungsbefugnisse ge
währleistet. Eine solche Gewährleistung zur autonomen Vorabregulierung gibt es jedoch nur für private Institutionen im Geltungsbereich der nationalen und europäi
schen Wirtschaftsverfassung, das heißt also nicht zugunsten von privaten Rech nungslegungsgremien, die sich außerhalb Europas gebildet haben.64 Aus rechtlicher
Sicht kann daher § 292 a HGB nicht mit dem Argument positiv bewertet werden,
dadurch werde der wirtschaftsverfassungsrechtlich gewährleisteten Regulierungs autonomie Rechnung getragen. Dieser Aspekt, der für die Mitwirkung deutscher
64 Vgl. Kirchhof, ZGR 2000, S. 690.
44
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
Regulierungsgremien eine zentrale Rolle spielt65, wird deshalb - zu Recht - bei der
rechtlichen Analyse des § 292 a HGB nicht weiter verfolgt.
Aus rechtlicher Sicht als vorteilhaft werden auf nationaler Ebene mit der Beseitigung der Inländerdiskriminierung und der Beibehaltung deutscher Bilanzprinzipien für den Einzelabschluß zwei Sonderproblematiken erörtert, die im Grunde genommen nur
von bedingter, untergeordneter Bedeutung sind. 1. Beseitigung der Inländerdiskriminierung
Mit der Umsetzung der Art. 7, 8 bzw. 11 der 7. EG-Richtlinie durch die §§ 291 bzw. 292 HGB66 in deutsches Recht sind inländische Mutterunternehmen, die zugleich Tochterunternehmen eines Mutterunternehmens mit Sitz in den EG-Mitgliedstaaten oder eines Vertragsstaates des Abkommens über den Europäischen Wirtschafts
raum bzw. in sogenannten Drittländern sind, bei Einhaltung der gesetzlich vorge schriebenen Bedingungen von der Erstellung eines handelsrechtlichen Teilkonzern abschlusses befreit.67 Diese Vorschriften haben zu einer Diskriminierung inländi
scher Konzerne im Verhältnis zu amerikanischen68 und europäischen69 Unterneh
men geführt, da diese Teilkonzernabschlüsse nach US-GAAP zum Zwecke einer
65 Vgl. hierzu die Ausführungen im 2. Kapitel C I., S. 79 ff. sowie im 3. Kapitel B, S. 134 ff. 66 Trotz des systematischen Zusammenhangs mit den bestehenden Befreiungsmöglichkeiten der §§291, 292 und 293 HGB regelt § 292 a HGB einen prinzipiell verschiedenen Sachverhalt. Vgl. Henssler/Slota, NZG 1999, S. 1135. 67 Vgl. Siebente Richtlinie des Rates vom 13. Juni 1983 aufgrund von Art. 54 Abs. 3 lit. g) des Vertrages über den konsolidierten Abschluß (83/349/EWG), ABI. Nr. L 193, S. 1 ff.; Siebourg, in: Küting/Weber (Hrsg.), Handbuch der Konzernrechnungslegung, § 291 Rn. 1 ff. und § 292 Rn. 1 ff. Die Umsetzung der Art. 7 und 8 der 7. EG-Richtlinie erfolgte im Rahmen des BilanzrichtlinienGesetzes vom 19.12.1985. Die befreiende Aufstellung eines Teilkonzernabschlusses für Tochtergesellschaften von Konzernmuttergesellschaften mit Sitz in Drittländern ist seit der Verabschiedung der Konzernbefreiungsverordnung vom 15.11.1989 für die Geschäftsjahre beginnend nach dem 31.12.1989 möglich. Vgl. auch Biener, [Rechnungslegung], S. 175; Küting/Hayn, BB 1995, S. 668 ff.; ders., b&b 1996, S. 421; Niehus/Thyll, [Konzernabschluß], S. 41 ff. 68 Die in § 292 Abs. 1 S. 3 HGB verankerte Gegenseitigkeitsregelung wurde von Seiten der amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde Security Exchange Commission (SEC) nicht zum Anlaß genommen, eine Vereinbarung über die gegenseitige Anerkennung der Rech nungslegungsvorschriften zu schließen. Die EU-Kommission hat inzwischen von einer bilateralen Vereinbarung Abstand genommen. Vgl. Siebourg, in: Küting/Weber (Hrsg.), Handbuch der Konzernrechnungslegung, § 292 Rn. 5 ff. 69 Mit der Umsetzung der 7. EG-Richtlinie ist es z.B. französischen Konzernen schon seit 1986 möglich, einen befreienden Konzernabschluß nach internationalen Rechnungslegungsgrundsätzen aufzustellen. Vgl. Bohl, DB 1996, S. 995 ff.; Sahner/Gersenich, BFuP 1989, S. 338 ff.
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
45
Börsennotierung befreiend am deutschen Kapitalmarkt verwenden können. Deut
sche Unternehmen hingegen waren bzw. sind gern. § 242 HGB zu der Erstellung eines handelsrechtlichen Jahresabschlusses gesetzlich verpflichtet. Der Tatbestand der Diskriminierung ergibt sich somit aus der Tatsache, daß amerikanische und
europäische Unternehmen mit Konzernabschlüssen nach US-GAAP sowohl an ihren
nationalen als auch an den internationalen Kapitalmärkten notieren und Kapital auf nehmen können. Deutsche Unternehmen hingegen mußten insbesondere für die Notierung am weltweit größten, amerikanischen Kapitalmarkt neben dem zwingend zu erstellenden HGB-Konzernabschluß einen weiteren Abschluß nach US-GAAP bzw. eine Überleitungsrechnung erstellen und waren damit gegenüber ihren Wett
bewerbern unter ökonomischen Gesichtspunkten benachteiligt. Diese sogenannte umgekehrte Diskriminierung deutscher Konzernobergesellschaf ten ist Ergebnis der Harmonisierung der Rechnungslegung durch sekundäres Ge
meinschaftsrecht bei gleichzeitiger Anwendung deutscher Rechnungslegungsvor
schriften für inländische
Unternehmen.70
Rechtsgrundlage für die
Harmoni
sierungsmaßnahmen der EU im Bereich der Rechnungslegung stellt Art. 44 Abs. 3
lit. g) EGV dar. Danach können Rat oder Kommission zur Beseitigung bestehender Niederlassungsbeschränkungen erforderliche Schutzbestimmungen im Interesse der Gesellschafter oder Dritter erlassen. Dies erfolgte unter anderem durch den Erlaß
der Konzernbilanzrichtlinie.71 Ziel dieser Eingriffe in das nationale Gesellschaftsrecht
ist dabei nicht die Rechtsvereinheitlichung, sondern eine Rechtsangleichung.72
70 Vgl. hierzu Epiney, [Diskriminierung], S. 70. 71 Vgl. Scheurer, in: Lenz (Hrsg.), EGV-Kommentar, Art. 44 Rn. 10 ff.; Gidlewitz, [Harmonisierung], S. 125 f. Neben der 7. EG-Richtlinie sind aufgrund von Art. 29 Abs. 1 der Konzernbilanzrichtlinie für den Konzernabschluß auch die Bestimmungen der 4. Richtlinie im Hinblick auf den Bilanzansatz und die Bewertungsvorschriften anzuwenden. Aus dieser doppelten Bindung der Konzernobergesellschaft resultiert somit die gleiche Prüfungssituation wie vor Erlaß des § 292 a HGB. Das anwendende Unternehmen hat nun anstatt der Beachtung von HGB und IAS bzw. USGAAP die Beachtung der EU-Bilanzrichtlinien und der internationalen Vorschriften sicherzustellen. Vgl. hierzu Henssler/Slota, NZG 1999, S. 1136. 72 Vgl. Randelzhofer, in: Grabitz/Hilf (Hrsg.), KommEU, Art. 54 Rn. 31. Daher zielt die 7. EG-Richtlinie auch nicht auf die Vereinheitlichung der Jahresabschlußinformationen, sondern auf ihre Vergleichbarkeit und Gleichwertigkeit. Vgl. hierzu Präambel der Siebenten Richtlinie des Rates vom 13. Juni 1983 aufgrund von Art. 54 Abs. 3 lit. g) des Vertrages über den konsolidierten Abschluß (83/349/EWG), ABI. Nr. L 193, S. 1.
46
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
Hinsichtlich der mit der Umsetzung der 7. EG-Richtlinie verbundenen Schlechter stellung inländischer Konzernobergesellschaften im Vergleich zu den ausländischen
Wettbewerbern stellt sich zunächst die Frage, inwiefern diese Inländerdiskriminie rung eine Verletzung primären Gemeinschaftsrechts, nämlich des Art. 43 EGV,
darstellt. Da sich der persönliche Anwendungsbereich dieser Vorschrift allerdings nur auf Staatsangehörige der Mitgliedstaaten bezieht, ist der Rückgriff auf Art. 43 EGV
als lex specialis zu Art. 12 EGV für inländische Unternehmen nicht möglich. Somit bleibt für die Klärung der Zulässigkeit der Inländerdiskriminierung auf europäischer Ebene nur der Rückgriff auf das allgemeine Diskriminierungsverbot des Art. 12 EGV. Der persönliche Anwendungsbereich dieser Vorschrift erstreckt sich auch auf Inländer, da gemäß des Wortlautes ’jede Diskriminierung” verboten ist und somit
nicht nur die Schlechterstellung von EG-Ausländern unter das allgemeine Diskrimi nierungsverbot fällt. Die herrschende Meinung verneint allerdings das Vorliegen ei ner europarechtlich unzulässigen Diskriminierung, sobald ein Inländer aufgrund der Nichtanwendbarkeit des Gemeinschaftsrechts schlechter gestellt wird.73
Daher bleibt für das auf dem deutschen Kapitalmarkt schlechter gestellte inländische Unternehmen nur der Rückgriff auf die nationale Rechtsordnung. Die Inländerdiskri
minierung könnte einen Verstoß gegen den Gleichheitssatz des Art. 3 Abs. 1 GG darstellen. Die Frage, inwiefern der deutsche Gesetzgeber im Hinblick auf die Bes
serstellung inländischer Mutterunternehmen, die zugleich Tochterunternehmen eines
Mutterunternehmens mit Sitz in den EG-Mitgliedstaaten oder eines Vertragsstaates
des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum bzw. in sogenannten
Drittländern sind, durch die Befreiung von der handelsrechtlichen Rechnungsle gungspflicht auch zu einer Gleichbehandlung deutscher Konzernobergesellschaften
verpflichtet gewesen wäre, muß wohl verneint werden. Der Gesetzgeber hat zur Ver wirklichung des europäischen Binnenmarkts von dem ihm nach Art. 24 Abs. 1 GG zustehenden Recht, Hoheitsrechte auf zwischenstaatliche Einrichtungen zu übertra
gen, Gebrauch gemacht. Der Rat hat die ihm übertragenen Hoheitsrechte zum Er
73 Vgl. Merkt, RabelsZ 1997, S. 671 f. Als Rechtsfolge aus der Unzulässigkeit einer solchen Inländerdiskriminierung ergäbe sich die Außerkraftsetzung des HGB. Vgl. von Bognady, in: Grabitz/Hilf (Hrsg.), KommEU, Art. 6 EGV Rn. 52 ff.
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
47
laß der 7. EG-Richtlinie genutzt.74 Gemäß Art. 249 Abs. 3 EGV war der deutsche Gesetzgeber zur Umsetzung in deutsches Recht verpflichtet75 und mußte somit die
Befreiung von der Erstellung eines Teilkonzernabschlusses für den betroffenen Un ternehmenskreis ermöglichen. Einer Verletzung des Gleichheitssatzes des Art. 3
Abs. 1 GG durch den deutschen Gesetzgeber dürfte in diesem Fall aber trotzdem
nicht vorliegen, da die Richtlinie den deutschen Gesetzgeber nicht verpflichtet hat, in Deutschland für ein gleichwertiges Regulierungsniveau Sorge zu tragen. Vielmehr ist
der deutsche Gesetzgeber aufgrund des Subsidiaritätsprinzips76 berechtigt, inländi sche Unternehmen strengeren Regularien wie z.B. der Jahresabschlußerstellungs
pflicht nach HGB zu unterwerfen.
Wie die Ausführungen zeigen, kann eine rechtliche Inländerdiskriminierung aufgrund
der Umsetzung der 7. EG-Richtlinie nicht geltend gemacht werden.77 Dennoch ist
festzuhalten, daß die vermeintliche Diskriminierung aufgrund unterschiedlicher rechtlicher Behandlung auf dem inländischen Kapitalmarkt für deutsche Konzern
obergesellschaften zu einer ökonomischen Benachteiligung im Wettbewerb um in ternationales Kapital geführt hat. Die Beseitigung dieser Benachteiligung, die aus der
Aufstellung eines Konzernabschlusses nach
HGB resultierte, als eines der
Hauptziele des deutschen Gesetzgebers ist mit der gewählten Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB erreicht worden.
2. Beibehaltung deutscher Bilanzprinzipien für den Einzelabschluß
Die Beschränkung der Befreiungsmöglichkeit auf die Konzernabschlüsse börsenno tierter Konzernobergesellschaften sowie die Befristung dieser Öffnung zielen neben der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit international agierender Konzerngesell
schaften darauf, ein Übergreifen internationaler Rechnungslegungsgepflogenheiten auf den deutschen Einzelabschluß zu verhindern. Als Grundlage der Maßgeblichkeit der Handelsbilanz für die Steuerbilanz sah der Gesetzgeber insbesondere den
Schutz des Vorsichtsprinzips als unabdingbar an, das international allerdings nicht
74 Vgl. Epiney, [Diskriminierung], S. 461 sowie für die zugrundeliegende Rechtsprechung OVG Berlin, DVBI. 1972, S. 280 f. 75 Vgl. Ossenbühl, HStR III, § 61 Rn. 50. 76 Vgl. hierzu näher die Ausführungen im 3. Kapitel unter B II. 1. a) aa), S. 155 ff. 77 Vgl. auch Kirchhof, ZGR 2000, S. 687.
48
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
anerkannt wird.78 Dennoch hat sich der Gesetzgeber vor dem Hintergrund der steu
erlichen Gewinnermittlung für den Erhalt des Vorsichtsprinzips entschieden, so daß eine befreiende Anwendung internationaler Rechnungslegungsgrundsätze im Ein
zelabschluß nicht in Betracht gezogen wurde.79 Gleichzeitig wären mit der Änderung grundlegender Tatbestände des Rechnungslegungsrechts weitreichende Folgen für die angrenzenden Rechtsgebiete verbunden gewesen.
Die Beschränkung der Befreiungsmöglichkeit auf den Konzernabschluß als ein
rechtliches nullum80 bietet den Vorteil, daß mit diesem keine zivil- bzw. steuerrecht lichen Konsequenzen verbunden sind.81 Daher hat z.B. eine durch die Anwendung
international anerkannter Rechnungslegungsstandards bedingte Ausweitung der steuerlichen Bemessungsgrundlage keine weiteren steuerlichen Folgen.
Neben der Beschränkung der Befreiungsmöglichkeit auf den Konzernabschluß bör
sennotierter Konzernobergesellschaften trägt auch die bloße Tolerierung ausländi scher Rechnungslegungsstandards anstelle einer gesetzlichen Implementierung
dazu bei, die Gefahr des unmittelbaren Übergreifens internationaler Rechnungsle gungsgepflogenheiten auf den Einzelabschluß zu vermindern. Anpassungen an in ternationale Rechnungslegungsstandards sind im Rahmen des Einzelabschlusses
daher weiterhin nur im Rahmen der vom Gesetzgeber bewußt geschaffenen bilanz politischen Spielräume82 bzw. nur dort möglich, wo gesetzliche Regelungen ganz
fehlen.83
78 Vgl. BT-Drucks. 13/7141, S. 8; Biener, [FS Ludewig], S. 105 f. 79 Vgl. zu den Auswirkungen der Internationalisierung der Rechnungslegung auf die steuerliche Gewinnermittlung Herzig, WPg 2000, S. 104 ff. 80 Vgl. Budde, [Bilanzierungsüberlegungen], S. 39; Budde/Steuber, BB 2000, S. 971 ff.; Claussen, ZGR 2000, S. 609 f. Allerdings sind Verstöße gegen die Vorschriften für dieses rechtliche nullum gern. § 331 HGB immerhin strafbewehrt. Außerdem darf nicht außer acht gelassen werden, daß auf europäischer Ebene intensiv diskutiert wird, inwiefern die Ausschüttungs- und Steuerbemessung an den Konzernabschluß geknüpft werden sollte. Vgl. Küting, BB-Beilage 1991, S. 10* f.; Budde/Steuber, BB 2000, S. 972 f. 81 Vgl. Niemann, [Konzernbilanzen], S. 51 ff. Allerdings darf nicht vernachlässigt werden, daß die Informationen des Konzernabschlusses auch den Einzelabschluß zu ergänzen haben. Vgl. hierzu in diesem Kapitel B II. 1. b), S. 38 f. 82 Vgl. Budde, [FS Beisse], S. 120. 83 Vgl. o.V., ZIP 1996, S. 2001. Bei der Anwendung ausländischer Rechnungslegungsgrundsätze darf allerdings nicht gegen die Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung verstoßen werden.
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
49
II. Zulässigkeitsbedenken Den speziellen rechtlichen Vorteilen der Befreiungsmöglichkeit nach § 292 a HGB
stehen gewichtige Zulässigkeitsbedenken gegenüber. Bedenken können sich im Hinblick auf mögliche formelle und materielle Verstöße gegen europäisches und na tionales Verfassungsrecht ergeben.
1. Vereinbarkeit mit EU-Recht?
Die Vereinbarkeit mit EU-Recht muß unter den Gesichtspunkten der formellen und der materiellen Vereinbarkeit betrachtet werden. Die formelle Vereinbarkeit muß im
Hinblick auf die europarechtlich zwingende Umsetzung von Richtlinien im Bereich der Rechnungslegung geprüft werden. Die materielle Vereinbarkeit ist nur gewahrt, sofern die inhaltlichen Vorgaben der Richtlinien durch die Anwendung international
anerkannter Rechnungslegungsstandards eingehalten werden.
a) Vereinbarkeit mit formellen Erfordernissen
Im Hinblick auf die formellen Erfordernisse ist zunächst festzuhalten, daß der deut sche Gesetzgeber aufgrund des Vorrangs des Gemeinschaftsrechts84 nicht von ver
bindlichen Vorschriften des Europäischen Rechts befreien kann. Die unmittelbare, vorrangige Geltung des Gemeinschaftsrechts, die für die Erfüllung der übertragenen
Aufgaben als notwendig erachtet wird, ergibt sich aus der allgemeinen Treuepflicht85
nach Art. 10 EGV.86 Ermächtigungsgrundlage für die im Bereich der Rechnungsle
gung geltenden gemeinschaftsrechtlichen Vorschriften ist Art. 44 Abs. 2 lit. g) EGV, der als Ziel der vorzunehmenden Schutzbestimmungen die Schaffung der Gleich-
84 Vgl. Oppermann, [Europarecht], Rn. 616 ff. Vgl. zu der daraus erwachsenden Notwendigkeit einer richtlinienkonformen Interpretation von Rechnungslegungsvorschriften Back, [Interpretation]. 85 Vgl. Oppermann, [Europarecht], Rn. 367 ff. 86 Vgl. ebd., Rn. 627 ff. Die grundsätzliche Geltung des Vorrangs des Gemeinschaftsrechts wurde vom BVerfG durch das sog. "MaastrichC-Urteil bestätigt. Vgl. hierzu BVerfGE 89, 155 ff.
50
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
Wertigkeit der Bestimmungen in den Mitgliedsstaaten nennt.87 Die Harmonisierung
der Rechnungslegung basiert insbesondere auf der 4. EG-Richtlinie über den Jah
resabschluß von Kapitalgesellschaften88 sowie der 7. EG-Richtlinie über den konso lidierten Abschluß.89 Durch die Bindung der Befreiung von der Aufstellungspflicht an
das Einklangerfordernis mit der 7. EG-Richtlinie hat der deutsche Gesetzgeber zu
nächst die Einhaltung der formellen Erfordernisse mit höherrangigem EU-Recht ge
währleistet. Wird allerdings auf das Ziel der Richtlinien im allgemeinen bzw. der bei den oben genannten Richtlinien im speziellen abgestellt, ergeben sich bezüglich der
Vereinbarkeit mit EU-Recht in zweierlei Hinsicht Bedenken. Ausgangspunkt für die Überlegungen ist Art. 249 Abs. 3 EGV, wonach Richtlinien für jeden Mitgliedstaat, an den sie gerichtet werden, hinsichtlich der zu erreichenden Ziele90 verbindlich sind, den innerstaatlichen Stellen die Wahl der Form und der Mit tel jedoch überlassen.91 Daraus ergibt sich, daß unmittelbare Adressaten einer
Richtlinie die Mitgliedsstaaten sind.92 Als Adressat hat der deutsche Gesetzgeber
somit für die Umsetzung und die rechtmäßige Anwendung der Richtlinie Sorge zu
87 Vgl. Auer, [Rechnungslegungsstandards], S. 61 ff. Der Ministerrat sieht ein maßgebliches Ziel der Tätigkeit der Europäischen Kommission darin, für die wirtschaftliche Betätigung in der EU einheitliche Voraussetzungen zu ermöglichen. Daher ist insbesondere die Harmonisierung des Gesellschaftsrechts, des Steuerrechts sowie die Schaffung eines einheitlichen Kapitalmarktes in der EU zu unterstützen. Vgl. Jonas, [EG-Bilanzrichtlinie], S. 24. Grundlage für die Harmonisierung der Rechnungslegungsvorschriften sind die sog. Römischen Verträge von 1957 als Vertragswerk zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Vgl. Küting/Weber, [Bilanzierung], S. 35; Otte, ZfbF 1990, S. 507; Weber-Braun, in: Küting/Weber (Hrsg.), Handbuch der Rechnungslegung, Art. 1 Rn. 1. 88 Vgl. Vierte Richtlinie des Rates vom 25. Juli 1978 aufgrund von Artikel 54 Absatz 3 Buchstabe g) des Vertrages über den Jahresabschluß von Gesellschaften bestimmter Rechtsformen (78/660/EWG), ABI. 1978 Nr. L 222/11. 89 Vgl. Siebente Richtlinie des Rates vom 13. Juni 1983 aufgrund von Artikel 54 Absatz 3 Buchstabe g) des Vertrages über den konsolidierten Abschluß (83/349/EWG), ABI. 1983 Nr. L 193/1. 90 Ipsen weist, nach h.M. berechtigt, auf die fehlerhafte Übersetzung der Originalfassung hin. Statt von Ziel ist vielmehr von dem Ergebnis, das mit den Rechtswirkungen bezweckt wird, auszugehen. Vgl. Ipsen, [Gemeinschaftsrecht], S. 458; Grabitz, in: Grabitz/Hilf (Hrsg.), KommEU, Art. 189 Rn. 57; Zuleeg, ZGR 1980, S. 472. Da die Unterscheidung im folgenden keine weitere Bedeutung hat, wird in Anlehnung an den Gesetzestext weiterhin von Zielen gesprochen. 91 Vgl. Hetmeier, in: Lenz (Hrsg.), EGV-Kommentar, Art. 189 Rn. 12; Ipsen, [Gemeinschaftsrecht], S. 455 ff.; Grabitz, in: Grabitz/Hilf (Hrsg.), KommEU, Art. 189 Rn. 51. 92 Hierin liegt ein entscheidender Unterschied zu Verordnungen gern. Art. 189 Abs. 2 EGV, die ohne weitere Umsetzung Geltung in den Mitgliedstaaten entfalten und somit sich direkt an den einzelnen Bürger wenden.
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
51
tragen.93 Diese Verpflichtung bleibt auch nach der Umsetzung der Richtlinie beste hen. Dies ergibt sich zum einen aus dem Wortlaut des Art. 249 Abs. 3 EGV und wird
zum anderen durch die mitgliedsstaatliche Treuepflicht gern. Art. 10 EGV unter stützt.94 Daher kann sich der deutsche Gesetzgeber der Umsetzungs- bzw. Recht
setzungsverpflichtung nach erfolgter Umsetzung nicht entledigen. Sie muß vielmehr in staatlicher Verantwortung bleiben. Der dynamische Charakter der IAS und USGAAP bedingt aber, daß der zu einem bestimmten Zeitpunkt festgestellte Einklang mit den EG-Richtlinien durch Weiterentwicklungen einerseits oder aber nicht
einklangkonformer Anwendung von Wahlrechten andererseits seine Gültigkeit ver
lieren kann.95 Der nach geltendem Recht für die befreiende Wirkung des Konzernab schlusses nach international anerkannten Rechnungslegungsstandards erforderliche Einklang mit EU-Recht ist daher durch einen Wirtschaftsprüfer zu prüfen und zu
bestätigen. Dieser trägt somit für die rechtmäßige Umsetzung bzw. Anwendung der europäischen Vorgaben Sorge. Es ist fraglich, ob diese Weitergabe der Um
setzungsverpflichtung sowie der notwendigen Überprüfung des Einklangs mit dem
Rechtscharakter von Richtlinien konform geht und ausreicht, um die vorgeschrie
bene, vollständige Anwendung in hinreichend bestimmter und klarer Weise sicherzu stellen.96 Vielmehr ist anzunehmen, daß der Rechtscharakter von Richtlinien ver langt, daß die Umsetzung und Einhaltung der Vorschriften in staatlicher Verantwor
tung verbleibt. Wird dieser Argumentation gefolgt, würde § 292 a HGB einen for mellen Verstoß gegen EU-Recht darstellen. b) Vereinbarkeit mit materiellen Erfordernissen
Die materiellen Erfordernisse der international anerkannten Rechnungslegungs
grundsätze mit dem europäischen Bilanzrecht beziehen sich auf die Übereinstim
93 Vgl. Zuleeg, ZGR 1980, S. 476; Steindorff, AG 1988, S. 58 ff. 94 Vgl. Zuleeg, ZGR 1980, S. 470 ff. 95 Dies ist wohl auch der hauptsächliche Grund dafür, daß das DRSC ausdrücklich die Haftung für die Anwendung der Standards ausschließt. Anders würde sich dieser Sachverhalt bei einer statischen Verweisung auf international anerkannte Rechnungslegungsstandards darstellen. Da diese auf Rechtsätze in einer bestimmten Fassung verweisen, wäre die Anwendung der Standards nach erfolgter Feststellung des Einklangs ohne weiteres möglich. Vgl. Hommelhoff, [FS Odersky], S. 784 f. 96 Vgl. Grabitz, in: Grabitz/Hilf (Hrsg.), KommEU, Art. 189 Rn. 57; Bleckmann, [Europarecht], §7 Rn. 442; Kloos, [Bilanzrichtlinie], S. 36. Die Bedenken blieben auch dann bestehen, wenn die Jahresabschlußprüfung der Erfüllung einer öffentlichen Funktion entspräche. Vgl. dazu SchulzeOsterloh, ZGR 1976, S. 411 ff.
52
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
mung der jeweiligen Bilanzierungsvorschriften bezüglich ihrer inhaltlichen Ausge
staltung. Hierbei kommt es, wie zuvor schon erwähnt, nicht auf die Übereinstimmung des Wortlautes der Vorschriften an. Vielmehr ist das Erfordernis des Einklangs wei
ter auszulegen als eine wortgemäße Übereinstimmung.97 Inwiefern das Einklanger fordernis mit den EG-Richtlinien erfüllt wird, ist folglich am Zweck des Konzernab
schlusses auszurichten. Gemäß der 7. EG-Richtlinie ist der Zweck eines konsoli
dierten Abschlusses ausschließlich in der Information zu sehen98, so daß der Kon zernabschluß nach international anerkannten Rechnungslegungsgrundsätzen hin
sichtlich des Informationsgehaltes gleichwertig sein muß. Da IAS und US-GAAP durch ihre Kapitalmarktorientierung eine umfassende Information der Rechnungsle
gungsadressaten gewährleisten, wird ein Einklang in bezug auf den Informations gehalt grundsätzlich hergestellt werden können.99 Zudem erleichtern die zahlreichen
Wahlrechte der EG-Richtlinien die richtlinienkonforme Anwendung internationaler Bilanzierungsgrundsätze.100 Da die EU-Kommission im Zuge der neuen Harmoni
sierungsstrategie vom Erlaß neuer Richtlinien Abstand genommen hat und eine
verstärkte Zusammenarbeit mit dem IASC anstrebt, wird darüber hinaus davon aus gegangen, daß im Falle von Richtlinienverstößen die europäischen Vorschriften an
die international anerkannten Standards angepaßt werden würden.101 Somit ergibt sich im Hinblick auf die materiellen Erfordernisse kein Verstoß gegen höherrangiges EU-Recht.
97 Vgl. Strobel, DB 1999, S. 1128 f.; ders., BB 1999, S. 1647 f.; Auer, [Rechnungslegungsstandards], S. 75 ff. Diese Interpretation ist insofern zu unterstützen, als daß den Mitgliedstaaten bei der Umsetzung von Richtlinien die Form und die Wahl der Mittel freigestellt ist. Anderer Ansicht Küting/Hütten, WPg 1999, S. 15. 98 Vgl. Küting/Hayn, in: Küting/Weber (Hrsg.), Handbuch der Konzernrechnungslegung, 3. Abschnitt Rn. 40. 99 Dieser Einklang wurde bezüglich der IAS durch den Kontaktausschuß für Richtlinien der Rechnungslegung festgestellt. Hinsichtlich der Überprüfung darf nicht vernachlässigt werden, daß ausschließlich geprüft wurde, inwiefern die Bilanzierung nach EU-Richtlinien sich mit den IAS verträgt. Der deutsche Gesetzgeber folgerte daraus, daß ein lAS-Abschluß daher auch mit den Bestimmungen der Richtlinie konform gehen würde. Vgl. Schulze-Osterloh, [Gesellschaftsrecht], S. 305 ff. Der Einklang der IAS und US-GAAP mit europäischem Bilanzrecht wurde inzwischen auch vom DRSC bejaht. Hinsichtlich der festgestellten Vereinbarkeit kritisch Niemann, [Konzernbilanzen], S. 31 ff., 55 ff.; Grund, ZIP 1996, S. 1973 f.; Ordelheide, WPg 1996, S. 548; IDW, WPg 1996, S. 593 ff.; Niehus, DB 1997, S. 1421; Zitzeisberger, WPg 1998, S. 131 f. 100 Vgl. Havermann, WPg 2000, S. 122. Zur Veranschaulichung seien hier die Wahlrechte bezüglich der Bewertungsgrundsätze angeführt. Diese ermöglichen eine Bewertung sowohl im Sinne des Vorsichtsprinzips als auch im Sinne des Periodenabgrenzungsprinzips. Vgl. Auer, [Rechnungslegungsstandards], S. 64. 101 Vgl. Hommelhoff, RabelsZ 1998, S. 392; Pellens, [Rechnungslegung], S. 388; Oestreicher/Spengel, DB 1999, S. 594 f.
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
53
2. Vereinbarkeit mit nationalem Verfassungsrecht? Die gewählte Befreiungsregelung des § 292 a HGB könnte Verstöße gegen demo
kratische und rechtsstaatliche Verfassungsprinzipien beinhalten.
a) Vereinbarkeit mit demokratischen Erfordernissen Die Regelung des § 292 a HGB führt dazu, daß das Konzernrechnungslegungsrecht
nach HGB zwar weiterhin in Kraft bleibt, aber an die Stelle eines HGB-Jahresabschlusses bei Inanspruchnahme der Befreiungsregelung ein Konzernabschluß nach international anerkannten Rechnungslegungsstandards tritt.102 Auch wenn dieser als
ausländischer Konzernabschluß gekennzeichnet werden muß, übernimmt er den
noch die Funktionen des deutschen Konzernabschlusses. Damit bleibt aufgrund fehlender (formaler) Inkorporation103 die formelle Rechtsetzungskompetenz zwar
beim deutschen Gesetzgeber104, doch hat sich dieser durch die Befreiungsregelung der inhaltlichen Einflußnahme und Kontrolle von Rechnungslegungsgrundsätzen, die
auf dem deutschen Kapitalmarkt von Konzernobergesellschaften mit Sitz in
Deutschland angewendet werden können, faktisch entledigt. Die Unternehmen, die die Befreiungsmöglichkeit in Anspruch nehmen, setzen somit mittelbar geltendes
inländisches Konzernrechnungslegungsrecht außer Kraft.105 Damit basiert die Ord nung der Konzernrechnungslegung aber nur noch teilweise auf der Willensentschei dung des deutschen Gesetzgebers.106
aa) Derogation von Gesetzgebungspflichten Diese faktische Preisgabe der Gesetzgebungskompetenzen für die Konzernrech
nungslegung im Wege der Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB wirft im Hinblick auf das Demokratieprinzip Bedenken auf.107 Gemäß Art. 20 Abs. 2 S. 1 GG hat alle
102 Vgl. Grund, ZIP 1996, S. 1974. 103 Auf diesen Formalismus stellt Heintzen entscheidend ab. Vgl. Heintzen, BB 1999, S. 1051 ff. 104 Dieser begründet die fehlende Übertragung von Hoheitsrechten allerdings damit, daß durch die gewählte Befreiungslösung kein ausländischer Standardsetter Einfluß auf das deutsche Konzernrechnungslegungsrecht erhalten würde. Vgl. zu dieser Begründung BT-Drucks. 13/7141, S. 9. 105 Vgl. Hommelhoff, [Konzernabschluß], S. 116. 106 Vgl. Grund, ZIP 1996, S. 1974. 107 Vgl. Budde, [FS Beisse], S. 112 ff.; Grund, ZIP 1996, S. 1974; Ballwieser, [FS Weber], S. 440 f.; Hommelhoff, [Konzernabschluß], S. 116 ff.; Pellens, [Rechnungslegung], S. 487 f.; SchulzeOsterloh, [Gesellschaftsrecht], S. 304. Diese Bedenken nicht teilend Heintzen, BB 1999, S. 1050 ff.
54
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
Staatsgewalt vom Volke auszugehen. In der repräsentativen Demokratie bedeutet dies, daß jede Ordnung eines Lebensbereiches auf eine Willensentscheidung der vom Volk bestellten Gesetzgebungsorgane zurückgeführt werden können muß.108 Im Hinblick auf das Demokratiegebot des Grundgesetzes muß daher untersucht
werden, wem die Gesetzgebungskompetenzen für die Rechnungslegung zustehen
und inwieweit und vor allem wie weitgehend diese an Dritte überantwortet werden
dürfen. Die notwendige Legitimation für die Ordnung eines Bereiches ergibt sich da bei aus der sachlichen Zuständigkeit gemäß der grundsätzlichen Aufgabenzuwei sung nach Art. 70 ff. GG. Die Rechtsetzungskompetenzen für die Rechnungslegung
liegen gern. Art. 72 Abs. 2 i.V.m. Art. 74 Nr. 11 GG beim Bund.109 Da nach h.M. das Grundgesetz kein Normsetzungsmonopol des Gesetzgebers po stuliert110, sind zunächst die Bereiche abzugrenzen, die vom demokratischen Par
lamentsvorbehalt erfaßt werden. Wird ein dem Parlament vorbehaltener Bereich von einer zu treffenden Entscheidung berührt, darf sich der Gesetzgeber nur in einem bestimmten Ausmaß und in bestimmten Formen, etwa durch eine „Beleihung“, sei
nes Gesetzgebungsauftrages entledigen. Für den Kernbereich hingegen besteht ein Entscheidungsmonopol des Parlaments. Die Abgrenzung der zwingend durch das Parlament zu regelnden Bereiche erfolgt mittels der Wesentlichkeitstheorie des BVerfG. Danach sind alle Entscheidungen, die grundlegende normative und insbe
sondere grundrechtlich geschützte Bereiche betreffen, durch den Gesetzgeber selbst
vorzunehmen.111 Hierzu sind vor allem jene Entscheidungen zu zählen, die von poli
tisch, wirtschaftlich und sozial außerordentlicher Bedeutung sind.112 Die politische, wirtschaftliche und soziale Bedeutung der Rechnungslegung als Mittler zwischen Eigentümer-, Gläubiger- und Unternehmensinteressen wird nicht bezweifelt.113
108 Vgl. Grund, ZIP 1996, S. 1974 ff. 109 Vgl. Budde, [FS Beisse], S. 112 f. 110 Vgl. Ossenbühl, HStR III, §61 Rn. 30; Dreier, in: Dreier (Hrsg.), Grundgesetz-Kommentar, Bd. 2, Art. 20 (Demokratie) Rn. 110 sowie Art. 20 (Rechtsstaat) Rn. 103 ff.; Sachs, in: Sachs (Hrsg.), Grundgesetz Kommentar, Art. 20 Rn. 88. Vgl. hierzu auch die weitergehenden Ausführungen im 3. Kapitel unter B I. 2., S. 144 ff. sowie B II. 2., S. 163 ff. 111 Vgl. BverfGE 49, 89(126). 112 Vgl. Hommelhoff, [Konzernabschluß], S. 116 ff.; Dreier, in: Dreier (Hrsg.), GrundgesetzKommentar, Bd. 2, Art. 20 (Rechtsstaat) Rn. 103 ff. 113 Hier kann auch der Konzernabschluß als Bestandteil des Gesamtsystems der Rechnungslegung nicht von ausgenommen werden. Vgl. Hommelhoff, [Konzernabschluß], S. 118; Beisse, BB 1999, S. 2181 ff.
55
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
Noch bedeutsamer und damit wesentlicher ist allerdings der Eingriff der Rech
nungslegung in grundrechtlich geschützte Bereiche. Das Recht auf freie wirtschaft
liche Betätigung gern. Art. 2 GG wird durch den Eigentumsschutz gern. Art. 14 Abs. 1 S. 1 GG und die Sozialbindung des Eigentums gern. Art. 14 Abs. 2 GG für das Un
ternehmen als Verpflichteten sowie für die Eigentümer und Gläubiger als Berechtigte beschränkt.114 Damit fallen Entscheidungen, die wie die Rechnungslegung dieses
Spannungsfeld betreffen, in den grundrechtswesentlichen Bereich, der grundsätzlich durch den demokratisch legitimierten Gesetzgeber zu regeln ist. bb) Legitimationslücke der Rechtsetzung Der aufgrund der Wesentlichkeitstheorie abgegrenzte, dem Parlament vorbehaltene Regelungsbereich bezieht sich nicht auf die Gesamtheit des Regelungsbedarfs.
Vielmehr muß der Gesetzgeber nur die wesentlichen Eckpunkte des Bereiches fest legen und inhaltlich ausfüllen.115 Die darüber hinaus verbleibenden Rechtsetzungs
aufgaben können auf weitere Instanzen übertragen werden. Im Hinblick auf diese Überantwortung staatlicher Rechtsetzungsgewalt ist allerdings zu beachten, daß die staatlichen Instanzen entsprechend des Gewichtes und der Tragweite der Entschei
dungen demokratisch legitimiert sein und vor allem ihre Organisationsstruktur und ihr Verfahren eine adäquate Aufgabenerfüllung gewährleisten müssen.116 Insbesondere
ist
es
unabdingbar,
daß
der
demokratisch
legitimierte
Gesetzgeber
als
übergeordnete Rechtsetzungsmacht neben der Möglichkeit zur inhaltlichen Vorgabe
von Rahmenbedingungen die Ergebniskontrolle und somit die Letztverantwortung
über die delegierten Aufgabenbereiche behält.117
114 Vgl. Budde/Steuber, [FS Claussen], S. 584 f.; Budde/Steuber, [FS Baetge], S. 9 ff.; Budde, [FS Moxter], S. 33 ff. 115 Vgl. Hommelhoff, [FS Odersky], S. 794 f. 116 Vgl. Ossenbühl, HStR III, § 62 Rn. 49; Dreier, in: Dreier (Hrsg.), Grundgesetz-Kommentar, Bd. 2, Art. 20 (Demokratie) Rn. 112. 117 Vgl. Bryde, in: von Münch/Kunig (Hrsg.), Grundgesetz-Kommentar, Bd. 3, Art. 80 Rn. 5. Zum notwendigen Verbleib der Verantwortung für die wesentlichen Inhalte der Rechnungslegung in staatlichen Händen vgl. weitergehend 2. Kapitel C II., S. 84 ff.
56
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
Der umfassende und vor allem einer hohen Dynamik unterliegende Regelungsbedarf der Rechnungslegung macht eine Delegation von Aufgaben unabdingbar.118
Aufgrund der aufgeführten Anforderungen des demokratischen Rechtsstaats an die
Delegation staatlicher Rechtsetzungsbefugnisse sind dieser durch Art. 80 Abs. 1 GG enge Grenzen gesetzt.119 So wird neben dem Adressatenkreis von Ermächtigungs verordnungen auch bestimmt, daß Inhalt, Zweck und Ausmaß der Ermächtigung
durch das Ermächtigungsgesetz vorgeben werden müssen. Abgesehen von der Beschränkung des Adressatenkreises auf die Exekutive, ist die vorgenommene fak
tische Verlagerung der Regelung von Rechnungslegungsvorschriften auf ausländi sche Standardsetter vor allem aufgrund der fehlenden Einflußmöglichkeiten auf die
Organisation und das Verfahren sowie der fehlenden Ergebniskontrolle des Stan
dardisierungsprozesses als verfassungsrechtlich problematisch einzustufen.120
b) Vereinbarkeit mit rechtsstaatlichen Erfordernissen
Auch im Hinblick auf die Vereinbarkeit der Befreiungsregelung des § 292 a HGB mit dem Rechtsstaatsprinzip sind vielfach Bedenken geäußert worden, die sich neben
der formellen Ausgestaltung der gesetzlichen Regelung auch auf den Verweis auf ausländische bzw. internationale Rechnungslegungsnormen beziehen.121 Mögliche Verstöße ergeben sich bezüglich der Anforderungen an die Rechtssicherheit als
einen wesentlichen Bestandteil des Rechtsstaatsprinzips.122
118 Vgl. Hommelhoff, [FS Odersky], S. 795; Pellens, [Rechnungslegung], S. 527 f. und allgemein zu der Notwendigkeit der Delegation von originärer Rechtsetzungsgewalt Ossenbühl, HStR III, § 62 Rn. 42. 119 Vgl. zur Rechtsverordnung allg. Ossenbühl, HStR III, § 64; Bryde, in: von Münch/Kunig (Hrsg.), Grundgesetz-Kommentar, Bd. 3, Art. 80 sowie die Ausführungen im 4. Kapitel unter A I. 2., S. 183 ff. 120 Da diese Anforderungen weitgehend nicht erfüllt werden, greift hier auch nicht das Argument, daß man die Befreiungsmöglichkeit jederzeit einschränken bzw. rückgängig machen könne. Vgl. zu dieser Begründung BT-Drucks. 13/7141, S. 9. Zudem verstößt dieser Hinweis auf die möglicherweise nur vorübergehende Geltung des Rechts ebenfalls gegen das Demokratieprinzip. Vgl. Hommelhoff, [FS Odersky], S. 792. 121 Vgl. u.a. Budde/Steuber, DStR 1998, S. 504 ff.; Grund, ZIP 1996, S. 1996 ff.; Hommelhoff, [FS Odersky], S. 779 ff. 122 Münch sieht im Grundsatz der Rechtssicherheit eine wesentliche Voraussetzung für eine funktionierende Wirtschaftsordnung. Vgl. Münch, NJW 1996, S. 3320.
57
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
aa) Unbestimmtheit des Gesetzeswortlautes des § 292 a HGB
Im Sinne der Rechtssicherheit müssen Gesetze klar, bestimmt und eindeutig sein, um auf diese Weise die Verläßlichkeit des Rechts und die Vorhersehbarkeit staatli
chen Handelns zu fördern und zu gewährleisten.123 Diese wichtigsten Anforderungen des Rechtsstaatsprinzips an ein Gesetz haben im Gebot zur Rechtsklarheit und Bestimmtheit Eingang gefunden.124 Mit dem Gebrauch der unbestimmten Rechtsbe
griffe ’’Gleichwertigkeit” (§ 292 a Abs. 2 Nr. 3 HGB) und ’’international anerkannte
Rechnungslegungsgrundsätze ” (§ 292 a Abs. 2 HGB) ergeben sich Zweifel im Hin blick auf die hinreichende Bestimmtheit der Befreiungsregelung.
Eine hinreichende Bestimmtheit ist dann gegeben, wenn der Adressat anhand der gesetzlichen Tatbestände die Folgen seines Handelns absehen kann.125 Grundsätz
lich wird für die Erfüllung des Bestimmtheitsgebotes die Anwendung von unbe
stimmten Rechtsbegriffen und Generalklauseln nicht ausgeschlossen, doch ist diese nur unter Beachtung der Grenzen, die der Grundsatz der Normenklarheit vorgibt,
zulässig. Dieser Grundsatz verlangt, daß der Gesetzesinhalt ohne weitergehende Kenntnisse verständlich sein muß. Neben der formellen Verständlichkeit wird dabei insbesondere auf die materielle Widerspruchsfreiheit und Plausibilität abgestellt.126
Es
kann
angezweifelt
werden,
daß
die
unbestimmten
Rechtsbegriffe
’’Gleichwertigkeit” und ’’international anerkannte Rechnungslegungsgrundsätze” die durch das Gebot der Rechtsklarheit und Bestimmtheit geforderten Beurteilungsmaß stäbe für die rechtmäßige Gesetzesanwendung erfüllen. Zwar wird in der Gesetzes begründung mit der Aufzählung von IAS und US-GAAP ein Anhaltspunkt gegeben,
doch zieht auch dieser keine hinreichend bestimmte Grenzen.127 Daher wird der An wender der Befreiungslösung darüber im unklaren gelassen, inwiefern er mit der
Anwendung anderer Rechnungslegungsstandards bzw. der Kombination zweier
123 Vgl. Badura, [Staatsrecht], S. 273 f.; Maurer, [Staatsrecht], S. 228 f.; Sachs, in: Sachs, Grundgesetz, Art. 20 Rn. 122; Herzog, in: Maunz/Dürig, Kommentar zum Grundgesetz, Art. 20 (Rechtsstaatlichkeit) Rn. 62; Schmidt-Aßmann, HStR I, § 24 Rn. 81 ff. 124 Vgl. Stern, [Staatsrecht], Bd. I, S. 829. 125 Vgl. Schulze-Fielitz, in: Dreier, Grundgesetz-Kommentar, Art. 20 (Rechtsstaat) Rn. 129. 126 Vgl. ebd., Rn. 129. 127 Vg. BT-Drucks. 13/7141, S. 11.
58
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
oder mehrerer Normwerke zum einen international anerkannte Grundsätze128 ver wendet und zum anderen mit dem erstellten Konzernabschluß die für die Befreiung erforderliche Gleichwertigkeit erfüllt hat.129 Damit ist die Rechtsfolge der Befolgung
der gesetzlichen Regelung, nämlich die Befreiung von der Aufstellungspflicht eines
handelsrechtlichen Konzernabschlusses, für den Adressaten nicht hinreichend vor aussehbar und berechenbar.
bb) Bezugnahme auf ausländische Normen durch § 292 a HGB Der Verweis auf ’’international anerkannte Rechnungslegungsgrundsätze” begegnet weiteren rechtsstaatlichen Bedenken. Auch wenn der Gesetzgeber darauf hingewie
sen hat, daß die Tolerierung ausländischer Rechnungslegungsstandards keine Verweisung auf ausländisches Recht darstelle130, führt die Anwendung der Befrei
ungsmöglichkeit faktisch zum gleichen Ergebnis. Für die handelsrechtlich gern. § 290 HGB vorgeschriebene Erstellung eines Konzernabschlusses können deutsche
Konzernobergesellschaften ausländisches bzw. internationales Recht anwenden.
Analog zu der Gesetzestechnik der Verweisung findet der Gesetzesanwender bzw. Rechtsuchende daher das Recht gegebenenfalls in einem bzw. mehreren aus ländischen bzw. internationalen Regelwerken.131 Da der Gesetzgeber aber durch die Umgehung formaler Gesetzestechniken nicht den materiellen Schutzgehalt gleicher
Tatbestände aushöhlen darf, müssen folglich für die materielle Bewertung der ver fassungsrechtlichen Vereinbarkeit auch die Kriterien für die Verfassungsmäßigkeit
von Verweisungen herangezogen werden. Diese, vom BVerwG entwickelten, Min destvoraussetzungen sollen die Zugänglichkeit und die Identität des Verweisungs
objektes sichern. Daher muß die Rechtsnorm klar zum Ausdruck bringen, daß sie eine außenstehende Anordnung zum Bestandteil hat, welche hinreichend bestimmt
128 Vgl. Hoyos/Lechner, in: Beck (Hrsg.), Bilanz-Kommentar, § 292 a Rn. 4. Der Anwendungskreis ist vielmehrweiterzufassen. Z.B. kann ein französischer Konzernabschluß in allen EU-Mitgliedstaaten mit befreiender Wirkung aufgestellt werden, so daß er ebenfalls als international anerkannt anzusehen ist. 129 Da der Gesetzgeber die Befreiung allerdings zwingend vom Einklang mit den Mindestan forderungen der EU-Richtlinien abhängig machen mußte, ist die Bedingung der "Gleichwertigkeit” hinfällig. Die Qualität der befreienden Konzernabschlüsse ist damit nicht nur gesichert, sondern auch hinreichend konkretisiert. Vgl. Busse von Colbe, [FS Kropff], S. 426 ff.; ders., [Reform], S. 414 ff. 130 Vgl. BT-Drucks. 13/7141, S. 9. 131 Vgl. Brugger, VerwA 1987, S. 7.
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
59
zu bezeichnen ist. Darüber hinaus muß die Anordnung, auf die verwiesen wird, für die Betroffenen zugänglich und ihrer Art nach für amtliche Anordnungen geeignet
sein.132 Gegen dieses Gebot der eindeutigen Verweisung133 verstößt die Befreiungs regelung des § 292 a HGB in mehrfacher Hinsicht. Da die fehlende hinreichende
Bestimmtheit zuvor schon behandelt wurde, wird auf diese nicht mehr näher einge gangen.
cc) Mängel bei der Verkündung und Ausfertigung Im Hinblick auf die Zugänglichkeit sind die in Art. 82 Abs. 1 GG verankerten Funktio
nen der Verkündung und der Ausfertigung für die Prüfung der Verfassungsmäßigkeit ausschlaggebend.134 Mit Hilfe dieser verfassungsrechtlich verankerten Vorgaben soll
dem Bürger der Zugang zum geltenden Recht erleichtert werden. Während für Gesetze eine Verkündung im Gesetzblatt zwingend vorgeschrieben ist, kann der Ge
setzgeber bei Verweisen auf außergesetzliche Normen bei Vorliegen eines sachli
chen Grundes von einer derartigen Veröffentlichung absehen. Als sachliche Recht fertigung kommt z.B. die Tatsache, daß die Veröffentlichung des außergesetzlichen
Regelungswerkes der Übersichtlichkeit des Gesetzblattes zuwiderläuft, in Betracht. Mit der Ausfertigung soll die Identität des Verweisungsobjektes gesichert und staat lich kontrolliert werden. Daher sind in Bezug genommene außergesetzliche Regel
werke amtlich zu hinterlegen. Der gewählte Hinterlegungsort ist in der Verweisungs
norm zu vermerken. Diesen formellen Voraussetzungen der Verfassungsmäßigkeit einer Verweisung auf außergesetzliche Regelwerke genügt die Befreiungsmöglich
keit des § 292 a HGB nicht. Das Vorliegen eines sachlichen Grundes für die feh lende Veröffentlichung in einem Gesetzblatt kann aufgrund des Umfangs der an
wendbaren Rechnungslegungsstandards135 zwar bejaht werden, doch hat der Ge setzgeber die amtliche Hinterlegung und den Verweis auf den Hinterlegungsort ver säumt. Daher ist die pauschale Bezugnahme auf ’’international anerkannte Rech
132 Vgl. Backherms, ZRP 1978, S. 262; Staats, ZRP 1978, S. 61; Hommelhoff, [FS Odersky], S. 786; Schenke, NJW 1980, S. 744. 133 Vgl. Schulze-Fielitz, in: Dreier, Grundgesetz-Kommentar, Art. 20 (Rechtsstaat) Rn. 117. 134 Vgl. zum folgenden Hommelhoff, [FS Odersky], S. 786 ff.; Brugger, VerwA 1987, S. 9 ff. 135 Wie oben dargestellt, fehlt es an einer genauen Abgrenzung der anwendbaren Rech nungslegungsstandards, so daß in letzter Konsequenz die Gesamtheit aller in Frage kommenden international anerkannten Rechnungslegungsgrundsätze zu veröffentlichen wären.
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
60
nungslegungsgrundsätze ” grundsätzlich als verfassungsrechtlich unzulässig einzu stufen.
Im Hinblick auf die Verkündigung treten durch die Verweisung auf ausländische bzw. internationale Rechnungslegungsgrundsätze noch zusätzliche Probleme auf. Gemäß
des Rechtsstaatsprinzips muß dem Bürger das Recht in formeller und materieller
Hinsicht zugänglich sein. Während die formelle Zugänglichkeit durch die Verkündung bzw. den Hinweis auf den Hinterlegungsort gewahrt wird, kann die materielle
Zugänglichkeit nur dann als gewährleistet gelten, wenn der Rechtsuchende das geltende
Recht
auch
inhaltlich
versteht.136
Da
international
anerkannte
Rechnungslegungsgrundsätze nur selten in deutscher Sprache verfaßt sind, können aufgrund
fehlender
Fremdsprachenkenntnisse
Verständnisprobleme
auftreten.
Deutsch ist zwar gern. § 23 Abs. 1 VwVfG nur als Amtssprache gesetzlich vorgeschrieben, doch ergibt sich aus dem rechtsstaatlichen Gebot der Rechtssicher heit, daß auch der Gesetzgeber sich der deutschen Sprache zu bedienen hat.137
Daraus läßt sich allerdings noch kein Verbot von Verweisungen auf ausländisches Recht ableiten.138 Wählt der Gesetzgeber aber die Bezugnahme auf fremdsprachige
Regelwerke, dann gilt umso mehr, daß er aus rechtsstaatlichen Gründen die Ver ständlichkeit mittels einer amtlichen Übersetzung gewährleisten muß.139 Mit der amt lichen Übersetzung würden gleichzeitig weitere Probleme des Verweises auf auslän
dische bzw. internationale Rechnungslegungsgrundsätze umgangen. Für gerichtliche
Verfahren stünde zum einen deutschlandweit eine einheitliche Übersetzung als
Grundlage für Entscheidungen zur Verfügung. Zum anderen entfiele damit auch die Frage nach der Haftung für fehlerhafte Übersetzungen.
136 Vgl. Hommelhoff, [FS Odersky], S. 788. 137 Dies darf auch nicht mit dem Hinweis umgangen werden, daß die Anwender der Befreiungslösung diese freiwillig nutzen und daher mit der Maßgeblichkeit von fremdsprachigen Normen einverstanden wären. Vielmehr erstreckt sich die Zugänglichkeit nicht nur auf den derzeitigen Rechtsanwender, sondern auch auf die Adressaten des Gesetzesgegenstandes, nämlich den Konzernabschluß. Vgl. Hommelhoff, [FS Odersky], S. 788 f. 138 Vgl. Heintzen, BB 1999, S. 1053. 139 Allerdings darf nicht übersehen werden, daß die Verbindlichkeit der Originalfassung trotz deutscher Übersetzung bestehen bleibt, so daß für die im Ausland verbindliche Abschlußerstellung die Originalfassung ausschlaggebend ist. Vgl. Budde, [Bilanzierungsüberlegungen], S. 38. Aufgrund der dynamischen Fortentwicklung insbesondere der IAS und US-GAAP müßte der Gesetzgeber auch gewährleisten, daß die Fortschreibungen ebenfalls in deutscher Sprache in geeigneter Weise veröffentlicht werden würden. Vgl. Budde, [Bilanzierungsüberlegungen], S. 40; Adelt, [FS Weber], S. 427.
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
61
Wie die Ausführungen verdeutlichen, bestehen gegen die derzeitige Ausgestaltung
der Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB im Hinblick auf die Anforderungen des
rechtsstaatlichen Prinzips der Rechtssicherheit erhebliche verfassungsrechtliche Be
denken. Ergebnis 1. Kapitel Die ökonomische und rechtliche Analyse der Befreiungsmöglichkeit durch den
§ 292 a HGB zeigt, daß eine differenzierende Betrachtung notwendig ist, bei der die jeweiligen Gründe und Gegengründe sorgfältig abgewogen werden müssen.
Die ökonomische Betrachtung der neu geschaffenen Befreiungsmöglichkeit und ihrer
Vor- und Nachteile ergab, daß eine Bewertung getrennt nach dem deutschen und den internationalen Kapitalmärkten erfolgen muß. Für die auf den internationalen Kapitalmärkten agierenden Unternehmen und Investoren ist die befreiende Anwen dung international anerkannter Rechnungslegungsstandards überwiegend mit Vor
teilen verbunden. Für international agierende Unternehmen wird der Zugang zu den
jeweiligen Kapital- und Gütermärkten erleichtert. Außerdem können auf diesem
Wege Kapitalbeschaffungskosten gesenkt und neue Absatzmärkte erschlossen wer den. International agierende Investoren bzw. die Anleger des jeweiligen Heimat
marktes profitieren durch die Vergleichbarkeit mit nationalen Unternehmen bzw. durch die Zunahme ihrer Investitionsmöglichkeiten. Problematisch ist allerdings die
fehlende bzw. nur geringfügige Einflußmöglichkeit auf den Normsetzungsprozeß, so
daß sich der deutsche Gesetzgeber und der betroffene Unternehmenskreis interna tionalen Wirtschafts inte ressen unterwerfen muß.
Die lediglich auf dem deutschen Kapitalmarkt agierenden Unternehmen profitieren von den transparenteren und umfangreicheren Abschlußinformationen nur bedingt,
da insbesondere die abnehmende Vergleichbarkeit mit Jahresabschlüssen nach deutschem Handelsrecht negative Folgen mit sich bringt. Die abnehmende Markt
transparenz führt vor allem bei den national agierenden Investoren zu höheren Suchkosten und risikoreicheren Investitionsentscheidungen. Die ggfs. daraus resul
tierende Hinwendung der Investoren zu Unternehmen, die nach IAS bzw. US-GAAP bilanzieren, hat für die Unternehmen somit möglicherweise Marktwert Verluste und
62
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
höhere Kapitalbeschaffungskosten zur Folge. Zudem sind mit den erweiterten und kostengünstigeren Finanzierungsmöglichkeiten für börsennotierte Konzernoberge
sellschaften Wettbewerbsverzerrungen auf dem deutschen Kapitalmarkt verbunden, die einer effizienten Kapitalallokation entgegenstehen.
Die rechtliche Analyse verdeutlicht, daß die Ausgestaltung des § 292 a HGB als au ßerordentlich problematisch einzustufen ist. Bestimmten, als rechtlich vorteilhaft ein
zustufenden Wirkungen stehen erhebliche Zulässigkeitsbedenken gegenüber.
Da die aufgrund der europäischen Harmonisierung entstandene Inländerdiskriminie rung rechtlich zulässig ist, schafft ihre Beseitigung nur gleiche ökonomische Wettbe
werbsbedingungen für die Kapitalbeschaffung deutscher Konzernobergesellschaften. Auch bleibt abzuwarten, inwiefern durch die gesetzliche Ausgestaltung das Übergreifen internationaler Rechnungslegungsgepflogenheiten auf deutsche Bi lanzprinzipien des Einzelabschlusses dauerhaft verhindert werden kann.
Gegen die Befreiungslösung des § 292 a HGB bestehen andererseits - gemessen an
europa- und verfassungsrechtliche Vorgaben - tatsächlich erhebliche rechtliche
Zulässigkeitsbedenken. Sie bestehen weniger gegen den grundsätzlichen Ansatz
einer Zurücknahme des Staates bei der Normsetzung für die Rechnungslegung, sondern mehr gegen deren Art und Umfang. Der Gesetzgeber begibt sich bedenklich weit seiner Gesetzgebungsverantwortung.
In europarechtlicher Hinsicht entledigt er sich seiner Verpflichtung, an ihn gerichtete Richtlinien um- und durchzusetzen. Durch die faktische Preisgabe seiner Gesetzge
bungskompetenzen für die Konzernrechnungslegung an ausländische Standardset ter werden demokratische und rechtsstaatliche Grundprinzipien gleichermaßen be
rührt. Auch die inhaltliche Ausgestaltung des § 292 a HGB erfüllt wohl nicht die
rechtsstaatlichen Anforderungen an die Rechtssicherheit, sondern läßt die Rechts
adressaten durch die weitreichende Unbestimmtheit und den fehlenden Hinweis auf Fundorte und amtliche Übersetzungen über das geltende Recht im unklaren.
Die ökonomischen Bedenken ließen sich, vordergründig betrachtet, durch die Aus
weitung der Befreiungsmöglichkeit auf alle den Kapitalmarkt in Anspruch nehmende Unternehmen weitgehend auflösen. Diese primär am Kapitalmarkt orientierte Lösung
63
1. Kapitel: Die Befreiungsmöglichkeit des § 292 a HGB
reduziert zwar auf der einen Seite die Problematik der Ungleichbehandlung von Unternehmen in bezug auf die Finanzierungsmöglichkeiten, verstärkt aber auf der
anderen Seite die rechtsstaatlichen Bedenken. Damit wäre nämlich die Übernahme von
IAS
bzw.
US-GAAP
auch
für den
Einzelabschluß
möglich,
so
daß
Rechtsetzungskompetenzen für einen rechtlich relevanten Regelungsbereich fak
tisch weitgehend aus der Hand gegeben werden würden. Die Ausdehnung der Be
freiungsmöglichkeit würde gleichzeitig die europarechtliche Vorgabe der Vergleich barkeit der Jahresabschlüsse auf europäischer Ebene sowie die Umsetzung und
Einhaltung formeller und materieller Bilanzierungsvorschriften nicht in ausreichen dem Maße berücksichtigen. Diesen könnte der Gesetzgeber ausschließlich durch eine umfassende Überarbeitung der handelsrechtlichen Vorschriften über den Ein zel- und Konzernabschluß gerecht werden. Damit könnten alle rechtlichen Vorgaben sowie die systematischen Zusammenhänge zwischen Einzel- und Konzernabschluß
berücksichtigt und ein einheitliches, vergleichbares und weltweit anerkanntes Infor
mationsniveau aller Jahresabschlüsse auf dem deutschen Kapitalmarkt gesichert werden. Auch wenn der Gesetzgeber das private Rechnungslegungsgremium (§ 342 HGB)
bzw. den Rechnungslegungsbeirat (§ 342 a HGB) vornehmlich mit der Wahrneh
mung deutscher Rechnungslegungsinteressen in internationalen Normierungsgre mien und der Erarbeitung von Empfehlungen für die Konzernrechnungslegung be
auftragt hat, könnte das Rechnungslegungsgremium zumindest die fachliche Vorar beit für eine grundlegende Überarbeitung der handelsrechtlichen Rechnungsle
gungsvorschriften übernehmen. Welche ökonomischen und rechtlichen Vor- bzw. Nachteile mit den, das Rechnungslegungsgremium bzw. den Rechnungslegungsbei
rat betreffenden, gesetzlichen Vorschriften verbunden sind, ist Gegenstand des nachfolgenden Kapitels.
2. Kapitel: Die Beteiligung nationaler privater Gremien am Normsetzungs
prozeß der Rechnungslegung auf der Grundlage von §§ 342, 342 a HGB
Mit dem Inkrafttreten des KonTraG zum 01.05.1998140 sind in Deutschland die ge setzlichen Grundlagen für die Beteiligung Privater am Normsetzungsprozeß für die
Rechnungslegung geschaffen worden. Damit hat der Gesetzgeber einen Teil des Bilanzrechts in den Bereich der gesellschaftlichen Selbststeuerung verlagert und mit
der Ermöglichung der Standardsetzung durch eine private Institution einen neuen
Weg beschritten.141 Die folgende Analyse soll aufzeigen, welche Vor- und Nachteile
die Abkehr von der bisherigen Rechtsetzungspraxis mit sich bringt, und inwiefern die vollständige (§ 342 HGB) bzw. teilweise (§ 342 a HGB) Verlagerung der Entwicklung
von Rechnungslegungsvorschriften in die Hände der betroffenen Unternehmen und privaten Fachleute mit dem deutschen Rechtssystem vereinbar ist. Auch hier geht es
zunächst nur darum, ein hinreichendes Problembewußtsein für die ökonomischen und
rechtlichen
Anforderungen
an
einen
Normsetzungsprozeß
für
die
Rechnungslegung zu gewinnen, bei dem Private stärker als bisher beteiligt sind.
A Inhalt und Regelungsziel
Mit den §§ 342, 342 a HGB versucht der Gesetzgeber von zwei Ansätzen aus eine stärkere Beteiligung Privater an der Normsetzung für die Rechnungslegung zu errei
chen: zum einen durch eine privatrechtlich organisierte Einrichtung (Rechnungsle gungsgremium) und zum anderen durch eine öffentlich-rechtlich organisierte Ein richtung (Rechnungslegungsbeirat). Beide Ansätze bedürfen im Hinblick auf Inhalt
und Regelungsziel einer näheren Erörterung als Grundlage für die ökonomische und rechtliche Analyse.
140 Vgl. BGBl. I. S. 786 ff. 141 Erfahrungen mit der gesellschaftlichen Selbststeuerung existieren z.B. im Bereich der grundrechtlich gesicherten Tarifautonomie, in deren Geltungsbereich der Gesetzgeber seine Rechtsetzungsbefugnis weit zurückgenommen und die im öffentlichen Interesse liegenden Aufgaben den Tarifvertragsparteien überantwortet hat. Vgl. Waltermann, [Betriebsvereinbarung], S. 53 ff. sowie die Ausführungen zur Kollektivautonomie im 3. Kapitel unter B II. 1. b), S. 159 ff.
2. Kapitel: Die Beteiligung am Normsetzungsprozeß durch §§ 342, 342 a HGB
66
I. Das private Rechnungslegungsgremium
§ 342 Abs. 1 HGB ermächtigt das Bundesministerium der Justiz, ein privates Rech nungslegungsgremium vertraglich anzuerkennen und es mit den folgenden Aufga ben zu betrauen:
-
Entwicklung von Empfehlungen zur Anwendung der Grundsätze über die Kon zernrechnungslegung
-
Beratung des Bundesministeriums der Justiz bei Gesetzgebungsvorhaben zu Rechnungslegungsvorschriften
-
Vertretung
der Bundesrepublik
Deutschland
in
internationalen
Standardi
sierungsgremien Die vertragliche Anerkennung ist durch den Gesetzgeber an die Voraussetzung
geknüpft worden, daß die Satzung des Gremiums die Unabhängigkeit der Empfeh
lungen sowie die Einbeziehung der fachlich interessierten Öffentlichkeit gewähr
leistet.
Zudem
dürfen
die
Rechte
des
Gremiums
ausschließlich
durch
’’Rechnungsleger” ausgeübt werden, womit die Funktionsfähigkeit des Gremiums sichergestellt werden soll.142 Der unbestimmte Rechtsbegriff des ’’Rechnungsleger”
ist laut der Gesetzesbegründung143 wie folgt zu verstehen: ’’Rechnungsleger sind dabei alle Personen, die als Diplom-Kaufmann bzw. -Kauffrau, Diplom-Volkswirt oder mit entsprechender Qualifikation die Handelsbücher oder die sonstigen in § 257
Abs. 1 Nr. 1 HGB bezeichneten Unterlagen für Kapitalgesellschaften und andere Kaufleute im Anstellungsverhältnis oder freiberuflich führen. Weiterhin sind Rech
nungsleger Personen, die als Wirtschaftsprüfer, vereidigte Buchprüfer, Steuerberater
oder Rechtsanwalt bei der Aufstellung der vorgeschriebenen Jahres- oder Konzern
abschlüsse handels- oder steuerrechtlich beraten oder Pflichtprüfungen von solchen Unterlagen durchführen. Ferner gehören zu den Rechnungslegern alle Personen, die zu den vorstehend genannten eine zumindest vergleichbare Qualifikation haben und
auf dem Gebiet der Rechnungslegung oder Prüfung tätig sind; dies gilt auch, soweit diese Personen im Bereich der Hochschulen oder anderen staatlichen Stellen tätig
142 Vgl. Pellens/Bonse/Gassen, DB 1998, S. 789. 143 BT-Drucks. 13/10038, S. 27.
2. Kapitel: Die Beteiligung am Normsetzungsprozeß durch §§ 342, 342 a HGB
67
sind”. Die genaue personelle Zusammensetzung wurde durch den Gesetzgeber nicht geregelt. Die gesetzliche Regelung sieht des weiteren vor, daß das Bundesministerium für
Justiz die Empfehlungen bekannt machen und auf diesem Wege anerkennen kann.
Mit ihrer Einhaltung wird dann auch die Beachtung der Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung für die Konzernrechnungslegung (GOK) vermutet.144
Mit der Etablierung eines privatrechtlich organisierten Rechnungslegungsgremiums in Deutschland erfolgt eine Anpassung an internationale Normierungsgewohnheiten
im Bereich der Rechnungslegung. Der Gesetzgeber will auf diesem Wege insbeson dere die Einflußmöglichkeiten auf den internationalen Standardisierungsprozeß
vergrößern.145 Diese Aufgabe wird inzwischen durch das am 17.03.1998 gegründete Deutsche Rechnungslegungs Standards Committee (DRSC) wahrgenommen.146 Die vertragliche Anerkennung des privaten Rechnungslegungsgremiums DRSC durch
das Bundesministerium der Justiz erfolgte durch den Standardisierungsvertrag vom 03.09.1998.147
II. Der Rechnungslegungsbeirat
Die subsidiäre Regelung des § 342 a HGB ermöglicht die Beteiligung Privater am staatlichen Rechtsetzungsprozeß durch die Schaffung eines Rechnungslegungsbei
rates.148 Die Errichtung kann gern. § 342 a Abs. 1 HGB beim Bundesministerium der Justiz erfolgen. Sie unterbleibt gern. Abs. 9, falls ein privates Rechnungslegungs
gremium nach § 342 Abs. 1 HGB durch das BMJ anerkannt wird.
144 Vgl. Pellens/Bonse/Gassen, DB 1998, S. 789; Zitzeisberger, WPg 1998, S. 249. 145 Vgl. BT-Drucks. 13/10038, S. 24 f.; Pellens/Bonse/Gassen, DB 1998, S. 789; Drescher, StuW 1998, S. 243. Warum die Einflußnahme durch ein privates Rechnungslegungsgremium auf den internationalen Standardisierungsprozeß höher sein soll als die bisherige Tätigkeit privatrechtlicher Gremien wie z.B. des IDW, dessen Empfehlungen ebenso unverbindlich sind wie die des DRSC, wurde in der Gesetzesbegründung nicht erläutert. 146 Vgl. Hayn/Zündorf, [FS Weber], S. 496. Vgl. für einen Überblick über die bisherige Tätigkeit des DRSC Niehus, DB 2001, S. 53 ff.; Spanheimer, WPg 2000, S. 997 ff.; Baetge/Krumnow/Noelle, DB 2001, S. 768 ff. 147 Vgl. Schwab, BB 1999, S. 731. 148 Mit der Gründung des privatrechtlich organisierten Deutschen Rechnungslegungs Standardisierungs Committees ist diese Alternative zunächst hinfällig geworden.
68
2. Kapitel: Die Beteiligung am Normsetzungsprozeß durch §§ 342, 342 a HGB
Da die Bildung des Rechnungslegungsgremiums subsidiär erfolgt, obliegen ihm die
selben Aufgaben wie dem privaten Rechnungslegungsgremium. Folglich hat er für die Entwicklung von Empfehlungen zur Anwendung der GOK, die Beratung des BMJ
bei Gesetzesvorhaben zur Rechnungslegung und die internationale Vertretung der deutschen Interessen Sorge zu tragen. Für die Empfehlungen gilt gern. § 342 a
Abs. 8 HGB ebenfalls die in § 342 HGB verankerte Vermutungsregelung. Während für das private Rechnungslegungsgremium keine Vorgaben im Hinblick auf
die Besetzung gemacht wurden, enthält § 342 a HGB in Abs. 2 genaue Vorgaben für die Zusammensetzung des Rechnungslegungsbeirates: Neben jeweils vier Unter nehmensvertretern und Vertretern der wirtschaftsprüfenden Berufe sowie zwei Ver tretern aus der Wissenschaft, müssen dem Beirat auch jeweils ein Vertreter vom
BMJ, BMF und BMW angehören. Diese werden vom BMJ berufen. Gemäß Abs. 3
müssen auch die Mitglieder des Rechnungslegungsbeirates ’’Rechnungsleger” sein.149 Weitere Merkmale sind gern. Abs. 4 ihre Unabhängigkeit sowie die ehren
amtliche Tätigkeit.
Der Gesetzgeber hat sich in den Abs. 5 und 6 vorbehalten, für den Beirat zum einen eine Geschäftsordnung zu erlassen und zum anderen für bestimmte Sachgebiete Fachausschüsse und Arbeitskreise einzusetzen. Die Beschlußfähigkeit des Beirates
ist bei Anwesenheit von mindestens 2/3 der Mitglieder gegeben, wobei die Abstim
mung mit Stimmenmehrheit erfolgt, und in einer Pattsituation die Stimme des Vor
sitzenden entscheidet. Aufgrund der Subsidiarität der Regelung zum § 342 HGB stellt das Regelungsziel ebenfalls die Schaffung eines Gremiums, das die deutschen
Rechnungslegungsinteressen international vertritt, dar. B Die Beteiligung Privater am Normsetzungsprozeß aus ökonomischer Sicht
Durch die Errichtung eines Rechnungslegungsgremiums bzw. eines Rechnungsle gungsbeirates verspricht sich der Gesetzgeber eine Optimierung der nationalen
Rechnungslegung. Außerdem wird erwartet, daß dadurch von deutscher Seite her
verstärkt Einfluß auf internationale Rechnungslegungsgremien ausgeübt werden
149 Zur Begriffsdefinition vgl. in diesem Kapitel A I., S. 66.
2. Kapitel: Die Beteiligung am Normsetzungsprozeß durch §§ 342, 342 a HGB
69
kann, deren Regelungen - etwa durch Bezugnahme nach § 292 a HGB - für die deutsche Wirtschaft von rechtlicher und/oder faktischer Bedeutung sind.
Die folgende ökonomische Betrachtung soll die Vor- und Nachteile, die mit der di rekten bzw. indirekten Partizipation Privater am Normsetzungsprozeß einhergehen, aufzeigen. I. Vorteile Die Regelungen der §§ 342, 342 a HGB könnten vor allem deshalb vorteilhaft sein,
weil sie durch eine unmittelbare Beteiligung Privater am Normsetzungsprozeß für die Rechnungslegung eine zunehmende Flexibilisierung und Optimierung des Norm setzungsprozesses ermöglichen. Daneben könnten für die deutsche Wirtschaft ver
stärkt Möglichkeiten eröffnet werden, ihre Interessen im internationalen Norm
setzungsprozeß für die Rechnungslegung zur Geltung zu bringen.
1. Flexibilisierung und Optimierung der Normsetzung Aufgrund des in Deutschland vorherrschenden legalistischen Systems wurde die handelsrechtliche Rechnungslegung bisher überwiegend durch Gesetze geregelt.
Der betroffene Personenkreis konnte daher im Rahmen des Gesetzgebungsprozes
ses nur durch Meinungsäußerungen im Anhöhrungsverfahren bzw. durch Sachver ständigengutachten an den einzelnen Regelungen partizipieren und auf die Ent wicklung der handelsrechtlichen Rechnungslegungsvorschriften Einfluß nehmen.
Hierbei hatten die Einwände allerdings keine Verbindlichkeit für den Gesetzgeber.150 Das soll sich auf der Grundlage von den §§ 342, 342 a HGB durch die Errichtung
eines Rechnungslegungsgremiums (§ 342 HGB) bzw. eines Rechnungslegungsbei rates (§ 342 a HGB) ändern. Die Ausgestaltung des § 342 Abs. 1 HGB und die inhaltliche Ausfüllung des unbe
stimmten Rechtsbegriffs der ’’Rechnungsleger” zeigt, daß zumindest die Anwender der Rechnungslegungsvorschriften nun in den Entstehungsprozeß von Empfehlun
gen für die Konzernrechnungslegung fest eingebunden werden sollen. Die Möglich keit einer direkten Einflußnahme erhöht den Anreiz für den betroffenen Personen
150 Vgl. Drescher, StuW 1998, S. 243.
70
2. Kapitel: Die Beteiligung am Normsetzungsprozeß durch §§ 342, 342 a HGB
kreis, sich am Entstehungsprozeß der Empfehlungen zur Konzernrechnungslegung zu beteiligen, da ihre Aussagen nicht mehr bloßen Informationscharakter haben.151
Einen weiteren Vorteil der Beteiligung Privater stellt die Einbeziehung der Sachkunde der unmittelbar betroffenen Personenkreise dar.152 Damit kann zum einen verhindert
werden, daß der Gesetzgeber aufgrund der fehlenden Fachkenntnis unsachgemäße
Vorschriften erläßt. Zum anderen kann mit Hilfe der Einbeziehung theoretischen Fachwissens und praktischer Erfahrung für die Sachgerechtigkeit und Angemes senheit der Normen Sorge getragen werden. Dies scheint umso wichtiger, je dyna
mischer und komplexer die zu regelnde Materie wird. Gleichzeitig darf davon aus gegangen werden, daß durch die Einbeziehung privaten Sachverstands auch die Aktualität der behandelten Bilanzierungsinhalte forciert werden kann. Durch die un mittelbare Betroffenheit der Beteiligten ist die Kenntnis um anstehende Bilan
zierungsprobleme größer, so daß das Gesetzgebungsverfahren nicht erst eingeleitet wird, wenn internationale Weiterentwicklungen dies unumgänglich erscheinen las
sen. Mit der Übertragung von Normsetzungskompetenzen auf ein privates, fachlich
kompetentes Gremium kann zudem die fachliche Diskussion aus dem durch politi sche Erwägungen geprägten Gesetzgebungsprozeß herausgelöst und somit eine
stärkere Konzentration auf Fachfragen erreicht werden. Die Selbstregulierungskräfte der Wirtschaft erhalten größere Chancen, Vorschriften zu entwickeln, die aus ihrer
Sicht die optimale Lösung darstellen. All dies kann tendenziell dazu beitragen, daß Rechnungslegungsvorschriften entwickelt werden, die den Interessen von Unter nehmen und Rechnungslegungsadressaten besser als bisher Rechnung tragen und
die somit die Kapitalmarkteffizienz erhöhen. Neben der zumeist unzureichenden Integration der betroffenen Personenkreise wird
151 Vgl. Achleitner, [Normierung], S. 207; Ernst, WPg 1998, S. 1031. Im Hinblick auf den Hauptzweck des Standardsetters, nämlich der Vertretung Deutschlands in internationalen Standardisierungsgremien, wird durch die Beteiligung der betroffenen Kreise zudem sichergestellt, daß im Wege der Interessenpluralität der Empfehlungen auch die Akzeptanz des Gremiums in den internationalen Standardisierungsgremien erreicht werden kann. Vgl. BT-Drucks. 13/10038, S. 24 f.; Zitzeisberger, WPg 1998, S. 257. 152 Vgl. Schildbach, DB 1999, S. 645; Pellens/Bonse/Gassen, DB 1998, S. 790; Achleitner, [Normierung], S. 203 ff.; Karpen, [Verweisung], S. 126 ff. Da das DRSC nicht Gegenstand der Untersuchung ist, wird an dieser Stelle nicht auf die vorgebrachte Kritik hinsichtlich der fehlenden Beachtung der Gläubiger- und Anlegerinteressen bei der Besetzung des Gremiums eingegangen. Vgl. hierzu u.a. Schwab, BB 1999, S. 731 ff.
2. Kapitel: Die Beteiligung am Normsetzungsprozeß durch §§ 342, 342 a HGB
71
das deutsche Gesetzgebungsverfahren außerdem in einem hohen Maße als unfle
xibel und langwierig angesehen. Die Bedeutung und Funktion der Rechnungslegung bedingt aber einen Normsetzungsprozeß, mit dem flexibel, schnell und permanent
auf die sich ständig ändernden Umweltbedingungen reagiert werden kann.153 Ent sprechend den sich stetig verkürzenden Produktlebenszyklen, insbesondere im Bereich der derivativen Finanzmarktinstrumente, müssen auch die Bilanzierungsre
geln schnell weiterentwickelt werden können.154
Mit der Einrichtung eines privaten Rechnungslegungsgremiums und der partiellen Abkoppelung von den Gesetzgebungsverfahren werden die Aktualität der Bilanzie rungsvorschriften sowie die Dauer der Anpassung an Umweltänderungen zumindest
für die Konzernrechnungslegung erhöht.155 Dies ist einerseits auf die flexiblere Aus
gestaltung des Entstehungsprozesses zurückzuführen. Andererseits ergibt sich die
Erhöhung aber auch aus der Beteiligung der betroffenen Personenkreise am Ent stehungsprozeß. Aufgrund der Praxisnähe bzw. der unmittelbaren Betroffenheit der ’’Rechnungsleger” ist mit ihrer Einbindung in den Standardisierungsprozeß, wie zuvor schon erwähnt, auch eine Erhöhung der Marktorientierung der Empfehlungen im
Hinblick auf aktuelle wirtschaftliche Veränderungen verbunden.156 Es bedarf eben nicht eines langwierigen Gesetzgebungsprozesses, der mit einer Gesetzesinitiative durch die Bundesregierung, dem Bundesrat bzw. Parlamentarier beginnt, durch wochenlange Fristen für Stellungnahmen, Anhörungen, Zuweisungen an Vermitt lungsausschüsse etc. gekennzeichnet ist und oftmals erst nach Jahren mit der Zu
stimmung des Bundesrates beendet wird.157
Allerdings muß in bezug auf die Langwierigkeit berücksichtigt werden, daß diese ins
besondere auf den Interessenausgleich im Gesetzgebungsverfahren zurückzufüh
153 Vgl. Achleitner, [Normierung], S. '193 ff.; Bruns/Greving, in: Küting/Weber, Handbuch der Konzernrechnungslegung, Art. 4 Rn. 243. Im Hinblick auf die Problematik des ständigen Fortschrittes und dessen Berücksichtigung bei der Normsetzung kann die Rechnungslegung mit der technischen Normsetzung verglichen werden. 154 Vgl. Küting, DStR 2000, S. 43; Havermann, ZGR 2000, S. 698; Kübler, ZGR 2000, S. 558 ff.; Behr, SZW 2000, S. 109. 155 Vgl. Zitzeisberger, WPg 1998, S. 248; Schildbach, DB 1999, S. 645; Langenbucher/Blaum, DB 1995, S. 2328; Krumnow, [Bilanzierungsüberlegungen], S. 10. 156 Vgl. Achleitner, [Normierung], S. 206; Knipp, HB vom 28./29.08.1998, S. 20. 157 Vgl. Schneider, [Gesetzgebung], Rn. 92 ff.
72
2. Kapitel: Die Beteiligung am Normsetzungsprozeß durch §§ 342, 342 a HGB
ren ist. Auch ein privates Rechnungslegungsgremium wird für die Entwicklung von
Lösungen für konfliktäre Bilanzierungssachverhalte einen längeren Zeitraum benöti gen, sofern es allen Interessen gerecht werden will. Dies ergibt sich insbesondere
aus einem alle Interessengruppen berücksichtigenden Verfahren, das u.a. die Ver öffentlichung von Entwürfen, Stellungnahmen oder öffentlichen Sitzungen ermögli
chen muß. Darüber hinaus schreibt § 342 a Abs. 4 HGB die ehrenamtliche Tätigkeit der Beiratsmitglieder vor. Da die Vertreter somit hauptberuflich anderen Tätigkeiten
nachgehen, kann es durch terminliche Abstimmungsschwierigkeiten bzw. anderer Schwerpunktsetzung ebenfalls zu Verzögerungen im Normsetzungsprozeß für die Rechnungslegung kommen.
2. Einflußnahme auf internationale Normsetzungsprozesse
Beweggrund für die Schaffung einer gesetzlichen Grundlage für ein privates Rech nungslegungsgremium war auch die bisher nur unzureichende Vertretung deutscher Interessen in den internationalen Normierungsgremien. Zwar wurde Deutschland
international bisher u.a. durch das IDW vertreten158, doch hat sich gezeigt, daß in
teressenpluralistische Gremien international anerkannter und einflußreicher sind als einzelne Berufs- bzw. Interessenverbände.159 Die Anerkennung wird außerdem
durch die Anlehnung der organisatorischen Ausgestaltung und des Standard SettingProzesses an internationale Gepflogenheiten unterstützt.160 Zwar konnte auch schon
bisher im Wege von Stellungnahmen zu den veröffentlichten sog. exposure drafts der FASB und dem IASC auf die internationale Entwicklung von Rechnungs
legungsstandards inhaltlich Einfluß genommen werden161, doch ist zu erwarten, daß
ein privates Rechnungslegungsgremium international den deutschen Forderungen
mehr Nachdruck verleihen kann. So plant das IASC zur weltweiten Durchsetzung
158 Vgl. Langenbucher/Blaum, DB 1995, S. 2328; Schildbach, DB 1999, S. 648; Kleekämper/Kuhlewind, in: Baetge/Kleekämper/Wollmert (Hrsg.), Rechnungslegung nach International Accounting Standards (IAS), Teil A, Kap. I Rn. 36, 59-61. 159 Vgl. Pellens/Füllbier/Ackermann, DB 1996, S. 290; Krumnow, [Bilanzierungsüberlegungen], S. 14; Ernst, WPg 1998, S. 1031. 160 Vgl. Zitzeisberger, WPg 1998, S. 253 f.; Drescher, StuW 1998, S. 242 f. Allerdings darf hier die fehlende Verbindlichkeit der Standards nicht vernachlässigt werden, die wiederum zu einer Abschwächung der Anerkennung führen kann. Vgl. hierzu Ballwieser, [FS Weber], S. 445 f.; Schildbach, DB 1999, S. 647 f.; Hayn/Zündorf, [FS Weber], S. 499 ff. 161 Vgl. Schildbach, DB 1999, S. 647 f. In jüngster Vergangenheit haben diese Gremien auch deutsche Unternehmen in den Standard setting-Prozeß einbezogen.
2. Kapitel: Die Beteiligung am Normsetzungsprozeß durch §§ 342, 342 a HGB
73
seiner Standards, die Zusammenarbeit mit den nationalen Rechnungslegungsgre
mien zu erweitern.162 Diese Zusammenarbeit könnte auch durch Mitarbeiter des BMJ, die im Gesetzge
bungsverfahren mitwirken, wahrgenommen werden. Doch zeigt die Erfahrung, daß die Mitarbeit zwar unabhängig von der rechtlichen Ausgestaltung möglich ist, es aber
insbesondere auf die fachgerechte Besetzung sowie Unabhängigkeit von Ge setzgebungsverfahren ankommt. Daher scheint ein nach § 342 HGB ausgestaltetes
Gremium für die Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Standardset tern besser geeignet als ein einzelner Berufsverband bzw. ein mit staatlichen Ver tretern besetzter Rechnungslegungsbeirat.
Weiteren Einfluß könnte ein privates Gremium durch die Übernahme der Interessen
vertretung Deutschlands in internationalen Rechnungslegungsorganisationen bzw.
Rechnungslegungsforen, die z.Zt. überwiegend durch das BMJ ausgeübt wird, er halten.163 II. Nachteile Die Entkoppelung des Normsetzungsprozesses für die Rechnungslegung vom par
lamentarischen Gesetzgebungsverfahren könnte die Möglichkeiten einer einseitigen Interessendurchsetzung erhöhen. Abgesehen davon ist fraglich, ob und inwieweit
tatsächlich eine flexiblere Normsetzung und ein erhöhter Einfluß in internationalen
Rechnungslegungsgremien erreicht werden.
1. Durchsetzung von Partikularinteressen Der Gesetzgeber hat das Problem der unsachgemäßen Durchsetzung von Partiku
larinteressen durchaus gesehen.
162 Vgl. BT-Drucks. 13/10038, S. 24 f.; Krumnow, [Bilanzierungsüberlegungen], S. 14; Achleitner, [Normierung], S. 240 f. 163 Vgl. Langenbucher/Blaum, DB 1995, S. 2328. Hier kommen insbesondere das European Advisory Forum und die Weltkonferenz der Standardsetzer in Betracht. Vgl. Achleitner, [Normierung], S. 242.
2. Kapitel: Die Beteiligung am Normsetzungsprozeß durch §§ 342, 342 a HGB
74
a) Übergewichtung der Unternehmensinteressen Das BMJ darf nach § 342 Abs. 1 S. 2 HGB lediglich ein Gremium anerkennen, das
die Unabhängigkeit der Standardsetzung und die Öffentlichkeit des Verfahrens durch
seine Satzung gewährleistet. Dabei hat es der Gesetzgeber allerdings versäumt, bestimmte institutioneile Rahmenbedingungen im Hinblick auf die Zusammen
setzung des Gremiums sowie die Finanzierung der Gremientätigkeit vorzugeben, um damit der potentiellen Gefahr einer Einflußnahme durch Interessengruppen vor
zubeugen. Zwar läßt sich bezüglich der Besetzung des Gremiums subsidiär auf die Regelung des § 342 a Abs. 2 HGB zurückgreifen. Mit diesem Rückgriff ist aber eine
Übergewichtung der Unternehmensinteressen und damit eine fehlende Berück sichtigung der Anleger- und Gläubigerinteressen verbunden.164 Die Einbeziehung der
Betroffenen durch die damit verbundene Nutzung des Sachverstands stellt einen
Vorteil in bezug auf die praxis- und marktnahe Ausgestaltung der Empfehlungen dar.
Allerdings muß ein Gremium, das Sachverhalte von öffentlichem Interesse regelt, auch
die
Berücksichtigung
aller
Interessen
gewährleisten.
Anleger-
und
Gläubigerinteressen sind in den Entstehungsprozeß von Rechnungslegungsvor schriften zudem vor dem Hintergrund eines möglichen Marktversagens einzubezie
hen. Sehen Anleger und Gläubiger ihre Interessen nicht bzw. nur unzureichend in den Rechnungslegungsvorschriften verwirklicht, werden sie ihr Kapital nicht bzw. nur
unter hohen Renditeforderungen zur Verfügung stellen.165 Damit bestünde langfristig die Gefahr eines Versagens des Kapitalmarktes. Im Wege der Informations
versorgung der Anleger und Gläubiger kann folglich ihr Vertrauen in das Unterneh
men und den Kapitalmarkt gestärkt und Marktversagen verhindert werden.166 Daher sind auch die Adressaten des Bilanzrechts in angemessener Weise in den Ent stehungsprozeß der Empfehlungen mit einzubeziehen.
Die einseitige Beachtung der Unternehmensinteressen wird insbesondere durch die Besetzung des Gremiums mit Vertretern rechnungslegender Unternehmen und mit
Wirtschaftsprüfern gefördert, da letztere aufgrund der wirtschaftlichen Abhängigkeit
164 Vgl. Schwab, BB 1999, S. 731 ff.; Ebke, ZIP 1999, S. 1198 f. In der derzeitigen Ausgestaltung des DRSC (drei Unternehmensvertreter, drei Wirtschaftsprüfer, ein Hochschullehrer, ein Finanzanalyst) bleiben Anleger- und Gläubigerinteressen nahezu bzw. gänzlich unberücksichtigt. 165 Vgl. hierzu die weitergehenden Ausführungen im 3. Kapitel unter A I. 2., S. 105 ff. 166 Vgl. zum Anlegerschutz durch Aktien- und Kapitalmarktrecht Möllers, ZGR 1997, S. 334 ff.
2. Kapitel: Die Beteiligung am Normsetzungsprozeß durch §§ 342, 342 a HGB
75
von ihren Mandaten grundsätzlich gleichgerichtete Interessen wie Unternehmens
vertreter verfolgen.167 Diese Interessenbindung der einzelnen Gremienmitglieder ist
zwar unvermeidlich, doch können die jeweiligen Interessen neutralisiert werden, in dem sie in einem interessenpluralistisch angelegten Gremium miteinander vermengt
werden, und auf diesem Wege ein Interessenausgleich zustande kommt.168 Daher bleibt abzuwarten, inwiefern das private Rechnungslegungsgremium zu einer In
teressenvertretung aller Beteiligten oder aber nur einzelner Interessengruppen wird.169
Ein weiterer Problembereich hinsichtlich der Unabhängigkeit und der Einflußnahme von Interessengruppen ergibt sich mit der Finanzierung der Gremientätigkeit, die gesetzlich nicht geregelt worden ist. Erfolgt neben der organisatorischen Ausge staltung auch die Finanzierung in Anlehnung an die Verfahrensweisen des FASB
und IASC, kann eine weitgehende Ausrichtung an Partikularinteressen nicht ausge schlossen werden. Während beim FASB über die Hälfte der benötigten finanziellen
Mittel vom Berufsstand der Wirtschaftsprüfer gespendet wird, tragen beim IASC
neben den Spenden von großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften sowie Unter nehmen zumindest auch Einnahmen aus Veröffentlichungen teilweise zu der Finan
zierung der Gremientätigkeit bei.170 Mit der Aufbringung der finanziellen Mittel kann allerdings ein überproportionaler Einfluß auf die Standardsetzung ausgeübt werden.
Somit ist zu befürchten, daß nicht nur durch die einseitige Besetzung des Gremiums
Anleger- und Gläubigerinteressen unzureichend berücksichtigt werden, sondern die Interessen der Ersteller auch durch die Übernahme der Finanzierung über-
proportionalen Eingang in die Empfehlungen des Rechnungslegungsgremiums fin den.171
Vgl. Schildbach, DB 1999, S. 647. Vgl. Schwab, BB 1999, S. 737. Vgl. Böcking/Orth, DB 1998, S.1877. 1994 erhielt das FASB 53 % der Bruttobeiträge von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, weitere 39 % wurden durch die Industrie aufgebracht. Vgl. Langenbucher/Blaum, DB 1995, S. 2330; Schwab, BB 1999, S. 787. 171 Vgl. Schwab, BB 1999, S. 787; Schildbach, DB 1999, S. 647. Ähnliche Bedenken werden inzwischen hinsichtlich der Finanzierung des DRSC geäußert. Vgl. Ebke, ZIP 1999, S. 1199 f.
167 168 169 170
76
2. Kapitel: Die Beteiligung am Normsetzungsprozeß durch §§ 342, 342 a HGB
b) Kontrolldefizite
Die zu erwartende Interessenbindung der einzelnen Gremienvertreter hätte durch die
Verankerung einer wirksamen Kontrolle des Standardisierungsprozesses durch staatliche Stellen wie z.B. das BMJ auf ein nicht zu verhinderndes Minimum reduziert
werden können.172 Der Gesetzgeber hat diesbezüglich aber auf gesetzliche Vorgaben verzichtet und damit die Kontrollproblematik unterschätzt. Erfolgt die Be
setzung des Standardisierungsgremiums in Anlehnung an § 342 a HGB, ist aufgrund
der zu erwartenden Einseitigkeit der verfolgten Interessen zumindest eine Kontrollin stanz zu schaffen, die die ggfs. vernachlässigten Anleger- und Gläubigerinteressen berücksichtigt und damit die Adressatenbezogenheit der Empfehlungen sichert.173 Die Notwendigkeit einer solchen Kontrollinstanz ergibt sich insbesondere aufgrund
der Entwicklung der Rechnungslegungsvorschriften außerhalb des Gesetzgebungs
verfahrens. Während dieses durch die parlamentarischen Informations-, Vermittlungs- sowie Abstimmungsverfahren die Berücksichtigung weitgehend aller Interes
sen sicherstellt, können diese im Rahmen der gesellschaftlichen Selbststeuerung nur
durch verbindliche Vorgaben bezüglich der Gremienzusammensetzung oder aber durch eine öffentliche Kontrollinstanz im Standardisierungsprozeß Eingang finden. Die Bedeutung eines Korrektivs darf nicht unterschätzt werden, da die Aufgaben des
Rechnungslegungsgremiums sich nicht nur auf die Entwicklung von Empfehlungen
für die Anwendung der GOK beschränken, sondern auch die Beratung des Ge setzgebers bei Gesetzgebungsvorhaben für die Rechnungslegung im allgemeinen
sowie die Vertretung in internationalen Gremien umfaßt. Somit muß zum einen durch
den Standardisierungsvertrag die präventive Kontrolle durch eine hierzu geeignete
Aufbau- und Ablauforganisation sichergestellt und zum anderen vor der Veröffent
lichung der Standards durch das BMJ eine inhaltliche Kontrolle der Standards im Hinblick auf die Berücksichtigung aller Interessen vorgenommen werden.174 Wie im Rahmen der rechtlichen Analyse noch aufgezeigt wird, ist die Kontrolle des Norm-
172 Allerdings unterliegen auch staatliche Vertreter Interessenbindungen. Vgl. hierzu die Ausführungen im 3. Kapitel unter A II. 1. a), S. 117 f. 173 Vgl. Schildbach, DB 1999, S. 647. Eine solche Kontrollfunktion üben auf internationaler Ebene die IOSCO und die SEC aus. 174 Vgl. Schwab, BB 1999, S. 734. In bezug auf die Fachkompetenz zur Übernahme dieser politischen Ergebnisverantwortung gibt es allerdings schon skeptische Stimmen. Vgl. z.B. Moxter, DB 1998, S. 1425 ff.
2. Kapitel: Die Beteiligung am Normsetzungsprozeß durch §§ 342, 342 a HGB
77
Setzungsprozesses im Rahmen der Verfahrens- und Ergebnisverantwortung des Staates aufgrund rechtsstaatlicher Vorgaben unabdingbar.175 2. Generierung von Akzeptanzproblemen
Bei der in den §§ 342, 342 a HGB vorgesehenen Mitwirkung Privater können Ak zeptanzprobleme entstehen. Sie können zum einen durch die Aufgabenbeschrän
kung auf den Konzernabschluß und zum anderen bei einer öffentlich-rechtlichen Ausgestaltung im Hinblick auf die stärkere staatliche Einflußnahme entstehen. a) Akzeptanzprobleme aufgrund der Aufgabenbeschränkung Der Gesetzgeber hat, um das Vorsichtsprinzip für den Einzelabschluß nicht aufge
ben zu müssen, die befreiende Aufstellung von Jahresabschlüssen nach internatio
nal anerkannten Rechnungslegungsgrundsätzen bewußt auf Konzernabschlüsse beschränkt. Die damit verbundene Spaltung der GOB bietet zunächst den Vorteil,
daß damit unmittelbare Auswirkungen auf den Einzelabschluß vermieden werden können.176 Eine Rückwirkung auf den Einzelabschluß durch die Empfehlungen des
Rechnungslegungsgremiums kann dennoch nicht ausgeschlossen werden.177 Be
zieht sich das Rechnungslegungsgremium in seinen Empfehlungen auf die IAS bzw.
US-GAAP, betreffen diese gern. § 297 Abs. 2 S. 2 HGB gerade die allgemeinen GOB und erhalten somit indirekt auch Geltung für den Einzelabschluß.178 Weitere mittelbare Auswirkungen der Grundsätze über die Konzernrechnungslegung auf den Einzelabschluß durch die Verknüpfungen der Handelsbilanzen I und II
können darüber hinaus nur dann ausgeschlossen werden, wenn das Maßgeblichkeitsprinzip gesetzlich unangetastet bleibt.179 Damit wird das Rechnungslegungs
gremium aber auch daran gehindert, die GOK streng an der Informationsaufgabe
Vgl. hierzu 3. Kapitel unter B II. 2., S. 161 ff. Vgl. Zitzeisberger, WPg 1998, S. 249; Ernst, WPg 1998, S. 1030 f. Vgl. Spanheimer, WPg 2000, S. 1000 ff. Vgl. Drescher, StuW 1998, S. 248; Zitzeisberger, WPg 1998, S. 252; Böcking/Orth, DB 1998, S. 1876 f.; Küting, DStR 2000, S. 42 f. 179 Vgl. Drescher, StuW 1998, S. 248. Dies erscheint allerdings in der Auflösung begriffen bzw. wird die Abkoppelung der Steuerbilanz von der Handelsbilanz gefordert. Vgl. o.V., FAZ vom 26.02.2001, S. 29; Schulze-Osterloh, ZGR 2000, S. 594 ff.; Lauth, DStR 2000, S. 1365 ff.; Hölscher, StuB 2000, S. 412 ff.; Stahlschmidt, DStZ 2000, S. 415 ff. Anderer Ansicht Sigloch, BFuP 2000, S. 157 ff.; Watrin, DB 2001, S. 938. 175 176 177 178
78
2. Kapitel: Die Beteiligung am Normsetzungsprozeß durch §§ 342, 342 a HGB
des Konzernabschlusses bzw. den internationalen Gepflogenheiten auszurichten. Vielmehr müssen in Bereichen, die die Maßgeblichkeit betreffen, genügend Ermes
sensspielräume eingeräumt werden, um auf diese Weise das Maßgeblichkeitsprinzip nicht zu gefährden. Die Angleichung an international vorherrschende Informations ansprüche könnte daher verfehlt und somit die internationale Anerkennung der
Rechnungslegungsvorschriften gefährdet werden.180
b) Akzeptanzprobleme aufgrund der öffentlich-rechtlichen Ausgestaltung
Ein Nachteil eines öffentlich-rechtlichen Rechnungslegungsgremiums stellt die ggfs.
geringere Akzeptanz der Rechnungslegungsvorschriften bei den Anwendern dar. Diese kann sich zum einen daraus ergeben, daß die Empfehlungen als Ergebnis
politischer Auseinandersetzungen gewertet werden, die nur unzureichend die In teressen der unmittelbar Betroffenen widerspiegeln. Zum anderen kann aufgrund der
Besetzung eine größere staatliche Einflußnahme vermutet werden.181 So wäre z.B.
denkbar, daß zum Schutze des Maßgeblichkeitsprinzips die staatlichen Vertreter die Verabschiedung von Rechnungslegungsempfehlungen nicht unterstützen, die in Anlehnung an internationale Rechnungslegungsgewohnheiten eben dieses untergra-
ben.182
Auch international wird ein öffentlich-rechtlicher Rechnungslegungsbeirat vermutlich
nicht die gleiche Akzeptanz erreichen können wie ein rein privates Rechnungsle gungsgremium. Wie zuvor schon erwähnt183, kommt es für die internationale Aner
kennung neben der fachlichen Kompetenz des Gremiums und der Interessenplura
lität insbesondere auf die Unabhängigkeit des Rechnungslegungsgremiums von der staatlichen Sphäre an. Letztere ist aber durch die Ansiedlung des Beirates beim Bundesministerium der Justiz nicht zu vermeiden. Daher ist davon auszugehen, daß
180 Vgl. Moxter, DB 1998, S. 1426. Dieses Problem ist durch die-ersten Entwürfe des DRSC, die zur Angleichung an internationale Standards die Wahlrechte nicht einschränken, sondern vielmehr noch weiter ausdehnen, offen zutage getreten. Vgl. Küting/Hütten, HB vom 28.04.1999, S. 52. 181 Inwiefern die staatliche Einflußnahme unter verfassungsrechtlichen Gesichtspunkten unabdingbar ist, wird im Rahmen der rechtlichen Analyse noch zu klären sein. Vgl. hierzu auch die Ausführungen in diesem Kapitel unter C, S. 79 ff. 182 Vgl. Langenbucher/Blaum, DB 1995, S. 2333. 183 Vgl. hierzu die Ausführungen in diesem Abschnitt unter I. 1, S. 69 ff.
2. Kapitel: Die Beteiligung am Normsetzungsprozeß durch §§ 342, 342 a HGB
79
im Hinblick auf die internationale Akzeptanz die privatrechtliche Lösung des § 342
HGB größere Anerkennung findet. C Die Beteiligung Privater am Normsetzungsprozeß aus rechtlicher Sicht Nach dem Grundgesetz gibt es auf der einen Seite eine weitreichende Verpflichtung
des Staates zur Wahrnehmung von Normsetzungsaufgaben, auf der anderen Seite
aber auch eine Kompetenz der Privaten zur Mitwirkung an der staatlichen Normset zung bzw. zu Formen einer echten privaten Normsetzung. Allerdings muß auch ge
sehen werden, daß gegen eine relativ starke Mitwirkung Privater an der Norm setzung für die Rechnungslegung nach Maßgabe der §§ 342, 342 a HGB unter Um
ständen erhebliche rechtliche Zulässigkeitsbedenken bestehen können. I. Gestaltungsvorteile
Unter rechtlichen Aspekten kann die Neuregelung nicht nur deshalb positiv zu beur teilen sein, weil sie stärker als bisher grundgesetzlich gewährleistete autonome Re
gelungskompetenzen anerkennt, sondern auch deshalb, weil sie zu einer Erhöhung der Rechtssicherheit beiträgt.
1. Anerkennung autonomer Regelungskompetenzen Die mit den §§ 342, 342 a HGB angestrebte stärkere Beteiligung Privater an der
Normsetzung für die Rechnungslegung könnte der grundgesetzlichen Aufgaben- und Zuständigkeitsverteilung besser entsprechen als die bisherige, nahezu ausschließli che staatliche Normsetzung für die Rechnungslegung.
a) Reichweite der autonomen Regelungskompetenz
Gemäß § 342 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 i.V.m. Abs. 2 HGB werden die Vorschriften zur Kon zernrechnungslegung künftig nicht mehr allein durch den Gesetzgeber, sondern
auch durch ein privates Rechnungslegungsgremium erarbeitet. Die privat bzw. unter Mitwirkung Privater entwickelten Rechnungslegungsregelungen haben zunächst nur Empfehlungscharakter und keine unmittelbar verbindliche Wirkung für die Rech
nungslegungsanwender. Sie erhalten allerdings eine erhöhte Verbindlichkeit, wenn
sie durch das Bundesministerium der Justiz bekannt gemacht werden. Soweit dies
80
2. Kapitel: Die Beteiligung am Normsetzungsprozeß durch §§ 342, 342 a HGB
geschieht, wird bei ihrer Befolgung zugleich die Beachtung der GOK vermutet.184
Damit erlangen die Empfehlungen des Rechnungslegungsgremiums bzw. des Rech nungslegungsbeirates mittelbar doch ein hohes Maß an Verbindlichkeit. Der Staat
nimmt damit seine Kompetenz zu Normsetzung der Konzernrechnungslegung relativ
weit zurück und trägt somit der grundgesetzlich intendierten Kompetenz zur autono men Selbstregulierung185 sehr weitgehend Rechnung. Das führt im Lichte des Grundgesetzes, das auf eine freiheitliche Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung
abzielt, zu einer positiv zu bewertenden Staatsentlastung durch Private. Der Staat hat bei der getroffenen Regelung auch versucht, seiner nach wie vor für die Rech nungslegung bestehenden Verantwortung Rechnung zu tragen. Da die materielle
Gestaltungsmacht für Rechnungslegungsvorschriften damit durch das Rechnungsle
gungsgremium ausgeübt wird, partizipiert der Gesetzgeber nur noch im Wege von
Stellungnahmen an der inhaltlichen Entwicklung der Konzernrechnungslegung. Als Entscheidungsinstanzen fungieren somit das Rechnungslegungsgremium sowie
durch die Veröffentlichung der Rechnungslegungsvorschriften das BMJ, so daß der Ausübung der parlamentarischen Kontrolle nur noch formeller Charakter zukommt. b) Beibehaltung staatlicher Regelungsverantwortung
Die Beibehaltung staatlicher Regelungsverantwortung wird gleichwohl zum einen durch den Veröffentlichungsvorbehalt gern. § 342 Abs. 2 HGB und zum anderen
durch die Ansiedlung des Rechnungslegungsbeirates gern. § 342 a HGB beim Bun desministerium der Justiz sowie der personellen Besetzungsvorgaben in diesem
Gremium sichergestellt.
Gem. § 342 Abs. 2 HGB wird die Beachtung der GOK nur dann vermutet, wenn die
Empfehlungen des Rechnungslegungsgremiums bzw. des Rechnungslegungsbei rates durch das BMJ zuvor veröffentlicht wurden. Diese Vermutungsregelung ver schafft den zunächst unverbindlichen Rechnungslegungsempfehlungen ein höheres Maß an Verbindlichkeit.186 Allerdings kann diese nicht dahingehend interpretiert wer
den, daß sie den Empfehlungen, die durch das BMJ veröffentlicht werden, zu voller
184 Vgl. hierzu näher die Ausführungen im folgenden Unterabschnitt. 185 Vgl. hierzu die Ausführungen im 3. Kapitel unter B II., S. 154 ff. 186 Vgl. hierzu die Ausführungen in diesem Abschnitt unter 2. b), S. 83 ff.
2. Kapitel: Die Beteiligung am Normsetzungsprozeß durch §§ 342, 342 a HGB
81
rechtlicher Verbindlichkeit verhilft. Die durch das private Rechnungslegungsgremium
vorgenommene Auslegung der GOK ist vielmehr bis zu ihrer gerichtlichen Überprü
fung als unverbindlich anzusehen.187 Gleichzeitig wird damit die staatliche Rege lungsverantwortung auch deshalb beibehalten, weil das BMJ im Falle von formellen
oder materiellen Schwächen der zu veröffentlichenden Empfehlung die Veröffent lichung verhindern kann und somit faktisch die Kontrolle über die inhaltliche Ent
wicklung der Konzernrechnungslegung behält.
In der öffentlichen Diskussion wurde immer wieder betont, daß das Rechnungsle gungsgremium für die nationale und internationale Anerkennung Rechtsetzungs- und Durchsetzungsbefugnis erhalten müsse.188 Wie die Analyse der Befreiungsmöglich
keit des § 292 a HGB und der damit verbundenen teilweisen Übertragung von Rechtsetzungskompetenzen auf internationale Normsetzungsgremien gezeigt ha
ben, kann ein privates Gremium Rechtsetzungskompetenzen aufgrund der verfas
sungsrechtlichen Vorgaben grundsätzlich nicht übertragen bekommen. Vielmehr muß die Verfahrens-Verantwortung aufgrund der Vielzahl der betroffenen Interessen
bei staatlichen Stellen verbleiben.189 Dies wird mit Hilfe der Alternativlösung des § 342 a HGB, die die Verfahrens-Verantwortung in den Händen des BMJ beläßt,
gewährleistet. Des weiteren ermöglicht diese sog. formale Mandatierung190 eines öffentlich-recht
lichen Rechnungslegungsbeirates, daß die Zuständigkeit des BMJ als Ermächti
gungsadressat i.S. von Art. 80 GG erhalten bleibt, und die Empfehlungen des Bei
rates somit normative Wirkung erhalten, ohne daß eine abschließende, formale In
haltskontrolle vorgenommen werden muß.191 Auf letztere kann von staatlicher Seite insbesondere auch deshalb verzichtet werden, da zum einen das Standardisierungs
187 Vgl. Ballwieser, [FS Weber], S. 445; Budde/Steuber, DStR 1998, S. 1184; Ernst, WPg 1998, S. 1031. 188 Vgl. Budde, [Bilanzierungsüberlegungen], S. 35. 189 Vgl. Hommelhoff/Schwab, BFuP 1998, S. 47 f. Vgl. dazu ausführlich in diesem Kapitel unter C II. 2., S. 88 f. sowie die Ausführungen im 3. Kapitel unter B II., S. 154 ff. 190 Als Mandatierung wird die Beauftragung einer nachgeordneten Stelle verstanden, die die dem beauftragenden Hoheitsorgan zustehende Kompetenz durch selbständige Handlungen ausfüllt. Dabei bleibt die ursprüngliche Zuständigkeitsordnung unangetastet. Im Zusammenhang mit einer Rechtsverordnung wird dabei von der Subdelegation gesprochen. Vgl. Obermayer, JZ 1956, S. 626. 191 Vgl. Budde, [Bilanzierungsüberlegungen], S. 43; Budde/Steuber, DStR 1998, S. 1186.
82
2. Kapitel: Die Beteiligung am Normsetzungsprozeß durch §§ 342, 342 a HGB
verfahren gesetzlich vorstrukturiert ist und zum anderen die Rechnungslegungsvor schriften hinreichend begründet sein dürften.192 2. Erhöhung der Rechtssicherheit Aus rechtlicher Sicht ist ferner positiv zu bewerten, daß die Neuregelung der §§ 342,
342 a HGB zur Erhöhung der Rechtssicherheit beitragen kann. Insoweit können die
Empfehlungen des Rechnungslegungsgremiums nach § 342 HGB bzw. des Rech nungslegungsbeirates nach § 342 a HGB sowie die Vermutungsregelung nach § 342
Abs. 2 HGB eine unter Umständen erhebliche Bedeutung erlangen. a) Bedeutung der Empfehlungen
Mit der Entwicklung von Empfehlungen zur Anwendung der Grundsätze über die Konzernrechnungslegung gern. § 342 Abs. 1 Nr. 1 HGB wird neben der Entlastung des Gesetzgebers auch eine Reduktion des Auslegungsbedarfs erreicht und damit
die Rechtssicherheit gefördert.
Mit Hilfe der Empfehlungen können bestehende Unklarheiten z.B. bei der Auslegung unbestimmter Rechtsbegriffe und der Eingrenzung bzw. Anfüllung von Ermessens
spielräumen geklärt werden.193 Diese Aufgabe lag bisher alleine in den Händen der Judikative und wurde aufgrund der besonderen Stellung des Maßgeblichkeitsprinzips insbesondere durch den Bundesfinanzhof wahrgenommen.194 Daneben wurden die
Auslegung bestehender und die Entwicklung neuer GOB bisher durch eine Vielzahl von Institutionen195 vorgenommen. Dies führte einerseits zu einer umfassenden Behandlung der Rechnungslegungsmaterie, andererseits aber auch zu einer als ne
gativ empfundenen Zersplitterung der Diskussion. Zudem wird diese nicht kanali sierte Entwicklung von GOB in einer zunehmend komplexeren Umwelt als nicht mehr zeitgemäß empfunden196, weil sie die Rechtsanwendung mit einer zu großen
Rechtsunsicherheit belastet. Die Neuregelung wirkt dem tendenziell entgegen.
Vgl. Hommelhoff/Schwab, BFuP 1998, S. 51 f. Vgl. Ernst, WPg 1998, S. 1030. Vgl. Drescher, StuW 1998, S. 245 f.; Hoffmann, StuB 2000, S. 822; Böckem, DB 2000, S. 1185. Hier sind u.a. die Kommission Rechnungswesen im Verband der Hochschullehrer e.V. (Wissenschaft), das IDW (Praxis) sowie die Schmalenbach-Gesellschaft-Deutsche Gesellschaft für Betriebswirtschaft e.V. zu nennen. Vgl. Achleitner, [Normierung], S. 226 f. 196 Vgl. Achleitner, [Normierung], S. 223 ff. 192 193 194 195
2. Kapitel: Die Beteiligung am Normsetzungsprozeß durch §§ 342, 342 a HGB
83
b) Bedeutung der Vermutung
Der Gesetzgeber hat mit der in § 342 Abs. 2 HGB verankerten gesetzlichen Ver mutungsanordnung den Rückgriff auf die privat entwickelten Rechnungslegungsvor
schriften im Falle gerichtlicher Überprüfungen vorgeschrieben. Auch dies trägt zur
Erhöhung der Rechtssicherheit bei. Gesetzliche Vermutungen werden in Tatsachen vermutungen und in Rechtsvermutungen unterschieden.197 Beiden Arten ist gemein
sam, daß bei Erfüllung des aufgeführten Anforderungskatalogs der Inhalt der Ver mutung Anwendung findet.
Die Regelung des § 342 Abs. 2 HGB stellt keine Tatsachenvermutung dar, da es sich bei den angeführten, die Konzernrechnungslegung betreffenden GOB nicht um
Tatsachen handelt. Vielmehr stellen diese gesetzlich nicht kodifizierten Grundsätze
normative Wertungen dar, die sich nicht auf die Wiedergabe von reinem Fachwissen beschränken.198 Die Vermutungsregel des § 342 Abs. 2 HGB ist daher als gesetzli
che Rechtsvermutung zu klassifizieren.199 Diese Art der Vermutung wird in unwi derlegbare und widerlegbare Rechtsvermutungen unterteilt.200 Rechtsvermutungen
sind zumeist in ihrer Geltung widerlegbar. Sie gelten folglich bis zur Führung des
Gegenbeweises.201 Die unwiderlegbare Rechtsvermutung hingegen geht von einer Identität von Vermutungsgrundlage und Vermutungsinhalt aus, so daß ihr Inhalt auch im Falle einer fehlenden Übereinstimmung gelten soll. § 342 Abs. 2 HGB ist
allerdings nicht als unwiderlegbare Vermutung einzustufen, da der Gesetzgeber auf grund der eingeschränkten Zulässigkeit von dynamischen Verweisungen keine ver
bindliche Konkretisierung von unbestimmten Rechtsbegriffen vornehmen darf.202 Als widerlegbare Rechtsvermutung hingegen bleibt die notwendige Souveränität der
Legislative und Judikative erhalten.203
197 Vgl. Ebke, ZIP 1999, S. 1202. 198 Vgl. Hellermann, NZG 2000, S. 1098 f.; Schwab, [Politikberatung], S. 268; Lübbe-Wolff, ZG 1991, S 219 235 199 Vgl. Ebke, ZIP 1999, S. 1202. Anderer Ansicht Schwab, DB 2001, S. 881; Hellermann, NZG 2000, S 1099 200 Vgl. Hellermann, NZG 2000, S. 1099; Ebke, ZIP 1999, S. 1202 f. 201 Vgl. Ebke, ZIP 1999, S. 1202. 202 Vgl. hierzu die Ausführungen im 1. Kapitel C II. 2., S. 53 ff.; Heintzen, BB 1999, S. 1050 f.; Hellermann, NZG 2000, S. 1099. 203 Vgl. Ebke, ZIP 1999, S. 1202; Breidenbach, StuB 1999, S. 644; Spanheimer, WPg 2000, S. 1003 ff.
84
2. Kapitel: Die Beteiligung am Normsetzungsprozeß durch §§ 342, 342 a HGB
Während der Auslegungsbedarf der Gerichte im Hinblick auf die Konkretisierung der
die Konzernrechnungslegung betreffenden GOB durch die Tätigkeit des Rech
nungslegungsgremiums bzw. des Rechnungslegungsbeirates reduziert werden kann, bleibt ihnen dennoch die Kontrolle über die inhaltliche Ausgestaltung. Im Einzelfall
haben sie die Übereinstimmung der entwickelten Rechnungslegungsvorschriften mit nationalem und internationalem Rechnungslegungsrecht zu prüfen.204 Bei fehlender
Übereinstimmung greift die Rechtsvermutung des § 342 Abs. 2 HGB nicht. II. Zulässigkeitsbedenken
Wie dargestellt, hat der Staat im Bereich der Konzernrechnungslegung seine Re
gelungsverantwortung zurückgenommen und teilweise auf Private übertragen bzw. diese an der Normsetzung unmittelbar und umfassend beteiligt. Das ist aus grund gesetzlicher Sicht heraus grundsätzlich positiv zu bewerten. Art und Umfang der Aufgabenübertragung an Private begegnen aber gleichwohl Zulässigkeitsbedenken. Sie bestehen insbesondere im Hinblick auf das Demokratieprinzip.
1. Legitimationsprobleme
Die Entwicklung von verbindlichen Rechnungslegungsvorschriften durch ein privates Rechnungslegungsgremium ist vor allem mit Blick auf das Erfordernis der demokra
tischen Legitimation problematisch, weil es unter Umständen an einer hinreichenden demokratischen Legitimation des Rechnungslegungsgremiums fehlt.
Die Notwendigkeit einer ununterbrochenen Legitimationskette leitet sich aus dem in Art. 20 Abs. 2 S. 1 GG verankerten Demokratieprinzip ab, nach dem das Volk Träger
und Inhaber der Staatsgewalt ist. Daher bedarf jede staatliche Tätigkeit einer un mittelbaren bzw. mittelbaren Legitimation des Volkes.205 Die unmittelbare Zustän digkeit des Gesetzgebers für den Bereich der Rechnungslegung ergibt sich zunächst aus der grundgesetzlichen Aufgabenzuweisung gern. Art. 72 Abs. 2 i.V.m. Art. 74
204 Vgl. Ebke, ZIP 1999, S. 1203; Spanheimer, WPg 2000, S. 1003 ff. 205 Vgl. Böckenförde, HStR I, § 22 Rn. 11; Herzog, in: Maunz/Dürig, Kommentar zum Grundgesetz, Art. 20 Rn. 46 ff.
2. Kapitel: Die Beteiligung am Normsetzungsprozeß durch §§ 342, 342 a HGB
85
Nr. 11 GG.206 Das Demokratieprinzip bewirkt für die Bereiche der grundgesetzlichen
Aufgabenzuweisung, wie zuvor schon festgestellt wurde, jedoch keinen umfassen
den Parlamentsvorbehalt. Vielmehr können im Hinblick auf den Grundsatz der Ge waltenteilung einzelne Aufgabenbereiche durch den demokratisch legitimierten Ge
setzgeber delegiert werden.207 Der Delegation von Rechtsetzungsbefugnissen sind
allerdings Grenzen gesetzt. So muß der Gesetzgeber für die Bereiche, die vom de mokratischen Parlamentsvorbehalt erfaßt werden, zumindest die wesentlichen Ent
scheidungen selber treffen. Wie zuvor schon dargestellt wurde208, greifen Rech nungslegungsvorschriften in grundrechtlich geschützte Bereiche ein, so daß der Ge
setzgeber hierfür die wesentlichen Rahmenbedingungen festlegen und inhaltlich ausfüllen muß. Nur die verbleibenden Regelungsbereiche können an Dritte delegiert
werden. Die Delegation staatlicher Rechtsetzungsmacht kann grundsätzlich nur auf die ge setzlich festgelegten Ermächtigungsadressaten erfolgen.209 Die Begrenzung der
Rechtsetzung durch die Exekutive ergibt sich dabei aus dem im Grundgesetz veran
kerten Gewaltenteilungsgrundsatz und ist insbesondere in Art. 80 Abs. 1 GG inhalt lich ausgeführt.210 Dieser bestimmt, daß Inhalt, Zweck und Ausmaß der Ermächti
gung gesetzlich festzulegen ist. Eine weitere Subdelegation gern. Art. 80 Abs. 1 S. 4 GG durch die Ermächtigungsadressaten (Bundesregierung, Bundesminister bzw.
Landesregierungen) ist möglich, so daß auch andere als die Genannten als Verord nungsgeber fungieren können. Die Ermächtigung zum Erlaß von Rechtsverordnun gen beschränkt sich jedoch auf die Exekutive.211 Da eine Ermächtigung i.S. des
Art. 80 GG in § 342 HGB nicht verankert ist212, kann der Gesetzgeber seine originäre
206 Vgl. Budde, [FS Beisse], S. 112 f. Vgl. näher hierzu die Ausführungen im 3. Kapitel unter B I., S. 134 ff. 207 Vgl. Sachs, in: Sachs (Hrsg.),Grundgesetz Kommentar, Art. 20 Rn. 38. 208 Vgl. zu der Wesentlichkeitstheorie und der Einordnung der Rechnungslegung die Ausführungen im 1. Kapitel CH. 2., S. 53 ff. 209 Vgl. Bryde, in: von Münch/Kunig (Hrsg.), GG-Kommentar, Art. 80 Rn. 11 ff. 210 Vgl. Sachs, in: Sachs (Hrsg.), Grundgesetz Kommentar, Art. 20 Rn. 86; Ossenbühl, HStR III, § 64 Rn. 8 ff. 211 Vgl. Bryde, in: von Münch/Kunig (Hrsg.), GG-Kommentar, Art. 80 GG, Rn. 1 ff., insbesondere Rn. 25. 212 Der in der Literatur teilweise erfolgte Rückgriff auf die Rechtsverordnungsermächtigung des § 292 a HGB schlägt auch aufgrund der genauen inhaltlichen Abgrenzung des Zwecks dieser Rechtsverordnungsermächtigung fehl. Vgl. hierzu Budde/Steuber, DStR 1998, S. 1185; Harder, DB 1996, S. 924.
86
2. Kapitel: Die Beteiligung am Normsetzungsprozeß durch §§ 342, 342 a HGB
Rechtsetzungsgewalt für die Rechnungslegung nicht an Dritte überantworten. Dies
ist rechtlich auch nicht geschehen. Rechnungslegungsvorschriften betreffen nicht einen abgrenzbaren Teil des Staats volkes wie z.B. Unternehmen und Wirtschaftsprüfer. Vielmehr hat eine unbestimmte Gesamtheit von Adressaten vielfältige und differenzierte Interessen bezüglich der
Regulierung der Rechnungslegung. Während für genau abgrenzbare Personengrup pen, die für einen bestimmten Bereich gemeinsame Interessen vertreten, eine auf gabenbezogene, weisungsfreie Verwaltung durch juristische Personen des öffentli
chen Rechts verfassungsrechtlich anerkannt ist213, kommt eine derartige autonome
Legitimation für den Bereich der Rechnungslegung aufgrund der fehlenden Abgrenzbarkeit des betroffenen Personenkreises wohl nicht in Betracht.214 Auch wenn
in § 342 HGB die notwendige Ermächtigung verankert worden wäre, bestünden den noch Bedenken im Hinblick auf die Vereinbarkeit der Delegation von Rechtset
zungsbefugnissen auf ein privates Rechnungslegungsgremium mit dem Demokratie prinzip. Diese erscheint nur dann zulässig, wenn sowohl inhaltliche Vorgaben als
auch Vorgaben in bezug auf die Aufbau- und Ablauforganisation des privaten Rech nungslegungsgremiums durch den Gesetzgeber gemacht werden.215 Die Vorgaben beziehen sich u.a. auf Sachverstand, Interessenausgewogenheit, Öffentlichkeits beteiligung, Publikation und Kontrolle der Normen.216 Die institutionelle Gewähr leistung dieser Mindestanforderungen sowie die Berücksichtigung des öffentlichen
Interesses ist neben der Festsetzung der Ziele seiner Tätigkeit Gegenstand des
1975 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Deutschen Institut für Nor
213 Vgl. zu der sogenannten funktionalen Selbstverwaltung und ihrer autonomen Legitimation Dreier, in: Dreier (Hrsg.), Grundgesetz-Kommentar, Bd. 2, Art. 20 (Demokratie) Rn. 120 ff.; Böckenförde, HStR I, § 22 Rn. 33 f.; Hommelhoff/Schwab, BFuP 1998, S. 42 ff. 214 Vgl. hierzu auch die Ausführungen im 3. Kapitel B II. 1., S. 154 ff. 215 Vgl. Dreier, in: Dreier (Hrsg.), Grundgesetz-Kommentar, Bd. 2, Art. 20 (Demokratie) Rn. 111. Diese staatliche Letztentscheidung ist auch für die Sicherung der notwendigen Gemeinwohlorientierung unabdingbar. Vgl. Kloepfer/Elsner, DVBI. 1996, S. 968; Böckenförde, HStR I, § 22 Rn. 12. Vgl. hierzu auch die Ausführungen im 4. Kapitel unter B I., S. 197 ff. 216 Vgl. hierzu die analogen Überlegungen für die Technik- und Umweltnormierung Kloepfer/Elsner, DVBI. 1996, S. 996 ff.; Lübbe-Wolff, ZG 1991, S. 242 ff.; Schmidt-Preuß, [Regelwerke], S. 94 ff.; Eichener/Heinze/Voelzkow, [Staat], S. 398 ff. Diese Mindestanforderungen umfassen bspw. die Beteiligung behördlicher Stellen an der Durchführung der Normierungsarbeit und die vertragliche Vorgabe der Gestaltung des Normierungsprozesses durch die Verfahrensnorm DIN 820. Vgl. hierzu auch die Vorschläge zur Beteiligung Privater an der Normsetzung für die Rechnungslegung im 4. Kapitel unter B, S. 196 ff.
2. Kapitel: Die Beteiligung am Normsetzungsprozeß durch §§ 342, 342 a HGB
87
mung e.V. (DIN)217 geschlossenen Normenvertrages.218 Eine Vorsteuerung i.S. einer
Verfahrens- und Ergebniskontrolle für ein Sachgebiet, das wie die Rechnungslegung
durch politische und gesellschaftliche Zielkonflikte geprägt ist, muß ebenfalls
umfassend und detailliert erfolgen.219 Vor diesem Hintergrund wurde in § 342 HGB in
Anlehnung an den Vertrag zwischen dem BMW und dem DIN e.V. die Möglichkeit
einer
vertraglichen
Anerkennung
des
privaten
Rechnungslegungsgremiums
geschaffen.220 Indessen wird als verfassungsrechtlich unbedenklich die bloße Mitwirkung privater, nicht demokratisch legitimierter Personenkreise an der Normsetzung für die Rech nungslegung angesehen, da mittels der Entscheidungsträgerschaft einer demokra tisch legitimierten Instanz die notwendige Durchgängigkeit der Legitimationskette
gewährleistet wird.221 Eine solche Beteiligung erfolgt z.B. im Rahmen des Gesetz gebungsverfahrens. Die derzeitige Rechtslage läßt vordergründig nur auf eine verfassungsrechtlich un bedenkliche bloße Mitwirkung Privater an der Normsetzung für die Rechnungslegung
schließen. So hat das DRSC zunächst die Aufgabe, Empfehlungen zur Anwendung
der GOK zu entwickeln. Diese Empfehlungen sind grundsätzlich ohne rechtliche
Verbindlichkeit. Diese wird ihnen gern. § 324 Abs. 2 HGB erst mit der Veröffent lichung durch das BMJ zuteil. Dennoch bestehen Zulässigkeitsbedenken im Hinblick
auf die Legitimation des privaten Rechnungslegungsgremiums gern. § 342 HGB bzw. des DRSC. Diese ergeben sich bezüglich der faktischen Geltungskraft der ent
wickelten Empfehlungen. Tatsächlich wird das BMJ die Veröffentlichung der Emp fehlungen nur dann verweigern, wenn die Empfehlung auf offensichtliche Bedenken
stößt. Der Staat hat die Beteiligungsmöglichkeit nach § 342, 342 a HGB eingeführt, um sich die Kompetenz der Privaten zunutze zu machen und gleichzeitig den Ent wicklungsprozeß von Rechnungslegungsvorschriften flexibler zu gestalten. Diese
Vorteile würde bei einer umfassenden und detaillierten Kontrolle hinfällig. Auch ist
217 Vgl. hierzu die Ausführungen im 3. Kapitel unter B II. 2. b), S. 159 ff. 218 Vgl. Eichener/Heinze/Voelzkow, [Staat], S. 399. 219 Vgl. Hommelhoff/Schwab, BFuP 1998, S. 40 ff.; Schwab, BB 1999, S. 731 f. sowie die Ausführungen hierzu im 4. Kapitel unter B, S. 196 ff. 220 Vgl. Schwab, BB 1999, S. 731. 221 Vgl. Böckenförde, HStR I, § 22 Rn. 20.
88
2. Kapitel: Die Beteiligung am Normsetzungsprozeß durch §§ 342, 342 a HGB
fraglich, ob der Staat für eine sachgerechte Kontrolle die notwendige Kompetenz und
die notwendigen Ressourcen besitzt. Somit kommt schon den unveröffentlichten, noch nicht in den staatlichen Geltungsbereich überführten Rechnungslegungs
empfehlungen eine erhebliche faktische Verbindlichkeit zu. Daher sollten die aufge führten institutionellen Mindestanforderungen durch vertragliche Festlegungen ge währleistet werden. Der am 03.09.1998222 zwischen dem BMJ und dem DRSC ge
schlossene Standardisierungsvertrag ist allerdings sehr allgemein gehalten und erfüllt diese - auch bei einer faktischen Verbindlichkeit sinnvollen und notwendigen -
demokratischen und rechtsstaatlichen Anforderungen nicht. Somit bleibt festzuhalten, daß ein privates Rechnungslegungsgremium grundsätzlich nur Mitwirkungsrechte bezüglich der Normierung der Rechnungslegung erhalten
kann. Mitentscheidungsrechte hingegen müssen einem rein privaten Rechnungsle gungsgremium (das heißt einem solchen, das nicht in organisatorischer und/oder inhaltlicher Weise hinreichend an den Staat rückgekoppelt ist) aus verfassungsrecht lichen Gründen verwehrt bleiben. Im Hinblick auf die Vereinbarkeit mit dem Demo-
kratieprinzip begegnet daher die privatrechtliche Lösung des § 342 HGB erheblichen
Zulässigkeitsbedenken, da das Gremium zwar nicht rechtlich, aber faktische Mitent scheidungsrechte besitzt. Diese sind bei der öffentlich-rechtlichen Lösung erheblich
geringer. 2. Unabhängigkeitsprobleme In § 342 Abs. 1 S. 2 HGB wird ausdrücklich gefordert, daß die Empfehlungen unab
hängig und ausschließlich von Rechnungslegern in einem Verfahren zu entwickeln
und zu beschließen sind, das die fachlich interessierte Öffentlichkeit mit einbezieht. Es ist fraglich, ob die konkrete Ausgestaltung der gesetzlichen Neuregelung diesen
letztlich grundgesetzlich gebotenen Anforderungen an Unabhängigkeit und Reprä sentanz gerecht wird.
Die Unabhängigkeit ist aufgrund der Identität von Rechtsetzer und Rechtanwender
im Hinblick auf die Besetzung des Gremiums mit Unternehmensvertretern und Wirt schaftsprüfern fraglich. Die zuvor schon aufgezeigte Gefahr der Einflußnahme durch
222 Vgl. DRSC, [Standardisierungsvertrag].
2. Kapitel: Die Beteiligung am Normsetzungsprozeß durch §§ 342, 342 a HGB
89
Interessengruppen findet durch die Regelung des § 342 HGB eine rechtliche Ver festigung und Legitimation.223 So wird, trotz der gesetzlichen Bedingung, daß die Satzung des durch das BMJ anzuerkennenden Gremiums die Unabhängigkeit und
Interessenpluralität der Empfehlungen zu gewährleisten hat, die einseitige Beteili gung der Interessengruppen durch die Definition des Begriffs der ’’Rechnungsleger”
legitimiert. Die durch die Rechnungslegung betroffenen Personen bzw. Unternehmen können daher aktiv an dem Entstehungsprozeß der Empfehlungen partizipieren und
durch die Stimmabgabe ihre eigenen Vorstellungen direkt verwirklichen. Dies ist solange unbedenklich, wie den Empfehlungen keine rechtliche Verbindlichkeit zuteil wird. Wie zuvor schon ausgeführt wurde224, kommt auch schon den unveröffentlich ten Empfehlungen faktische Verbindlichkeit zu. Daher ist umso mehr auf die In
teressenpluralität des Rechnungslegungsgremiums und die Unabhängigkeit der
entwickelten Rechnungslegungsempfehlungen zu achten. Die inhaltliche Sachge
rechtigkeit der Empfehlungen des Rechnungslegungsgremiums muß daher zunächst
in Frage gestellt werden.225
Ergebnis 2. Kapitel
Die Analyse der §§ 342, 342 a HGB zeigt, daß aufgrund des Normierungsaufwands des modernen Rechtsstaats und der damit verbundenen Steuerungsprobleme eine Zusammenarbeit mit den betroffenen gesellschaftlichen Kreisen, wo immer möglich,
erwünscht ist. Die ökonomische Analyse der Vorgaben der §§ 342, 342 a HGB hat gezeigt, daß die
Förderung der Beteiligung aller betroffenen Personenkreise an der Normsetzung für die Rechnungslegung neben der notwendigen Einbeziehung der Sachkunde insbe
sondere zu praxis- und marktnahen Empfehlungen führt. Eine entsprechend flexible organisatorische und verfahrenstechnische Ausgestaltung gewährleistet die in einem dynamischen und komplexen Umfeld erforderliche zeitnahe Entwicklung neuer
Rechnungslegungsvorschriften.
223 Vgl. hierzu die Ausführungen in diesem Kapitel unter B II. 1., S. 73 ff. 224 Vgl. in diesem Abschnitt unter II. 1., S. 84 ff. 225 Vgl. Schildbach, DB 1999, S. 647, 651. Inwiefern die für eine Anerkennung notwendige Unabhängigkeit der Empfehlungen des DRSC durch eine entsprechende Berücksichtigung von Drittinteressen im sog. due process erreicht wird, bleibt abzuwarten.
90
2. Kapitel: Die Beteiligung am Normsetzungsprozeß durch §§ 342, 342 a HGB
Die Untersuchungen haben allerdings auch gezeigt, welche Probleme bei einer di rekten Normsetzung durch ein privates Rechnungslegungsgremium entstehen kön nen. Zum einen muß durch die Vorgabe der Gremienzusammensetzung und der
Verfahrens- und Ergebniskontrolle für die Berücksichtigung aller betroffenen In
teressen Sorge getragen werden, um eine einseitige Bevorteilung einzelner Interes sengruppen zu verhindern. Zum anderen ist auch ein besonderes Augenmerk auf die
Finanzierung der Gremientätigkeit zu richten, da diese ebenfalls für die Durch
setzung von nicht am Gemeinwohl ausgerichteten Partikularinteressen genutzt wer
den kann. Auch die öffentlich-rechtliche Lösung des § 342 a HGB ist aus ökonomischer Sicht
als problematisch einzustufen. Durch die Nähe zum Gesetzgebungsprozeß können
politische und insbesondere steuerpolitische Einflußnahmen und Lösungen nicht ausgeschlossen werden. Damit muß allerdings die internationale Akzeptanz des
Rechnungslegungsbeirates wiederum in Frage gestellt werden. Aufgrund der eh renamtlichen Tätigkeit der Gremienmitglieder ist außerdem zu erwarten, daß die
Marktnähe der Standards eines privaten, hauptberuflich tätigen Rechnungslegungs gremiums nicht erreicht werden kann. Die rechtliche Analyse der Vorgaben der § 342, 342 a HGB hat die engen demokra
tischen und rechtsstaatlichen Grenzen bezüglich der Beteiligung Privater am Recht setzungsprozeß für die Rechnungslegung aufgezeigt. Positiv ist die Tatsache zu bewerten, daß nunmehr der verfassungsrechtlichen Aufgaben- und Zuständigkeits
verteilung zwischen der staatlichen und privaten Normsetzung im Bereich der Rech
nungslegung besser als bisher Rechnung getragen wird. Die Neuregelung läßt auch erwarten, daß es im Bereich der Rechnungslegung in Zukunft ein größeres Maß an
Rechtssicherheit geben wird als bisher. Gleichzeitig wurde aber auch deutlich, daß gegen die verstärkte Mitwirkung Privater in ihrer jetzigen Form erhebliche Zulässigkeitsbedenken im Hinblick auf die demo
kratische Legitimation sowie die Unabhängigkeit und Repräsentanz des Rech
nungslegungsgremiums bestehen. Der Staat darf sich beim Rückzug aus seinen
Aufgabenfeldern zugunsten der gesellschaftlichen Selbststeuerung nicht über die demokratischen und rechtsstaatlichen Anforderungen hinwegsetzen. Die Rech
2. Kapitel: Die Beteiligung am Normsetzungsprozeß durch §§ 342, 342 a HGB
91
nungslegung stellt einen Regelungsbereich dar, der die Interessen eines großen und
nur schwer abgrenzbaren Personenkreises berührt. Daher kann einem privaten Rechnungslegungsgremium für die wesentlichen Grundentscheidungen der Re chenschaftspflicht keine echte, d.h. völlig autonome Rechtsetzungsbefugnis zuge
sprochen werden. Vielmehr müssen die Entscheidungsträgerschaft und damit die
Letztverantwortung beim demokratisch legitimierten Gesetzgeber verbleiben. Dane ben sind auch die sich aus dem Rechtsstaatsprinzip ergebenden Mindestanfor
derungen an die staatliche Verfahrens- und Ergebniskontrolle zu berücksichtigen. Für eine unter verfassungsrechtlichen Aspekten zulässige Beteiligung Privater am
Rechtsetzungsprozeß der Rechnungslegung muß neben der staatlichen Verfahrens beteiligung und Ergebniskontrolle auch die Gemeinwohlorientierung gewährleistet werden.
Die verfassungsrechtlichen Zulässigkeitsbedenken im Hinblick auf eine rein private Normsetzung für die Rechnungslegung können durch die rechtliche Konstruktion
eines Beirates umgangen werden. Diese gewährleistet im Wege der staatlichen Verfahrens-Verantwortung und der Einbindung öffentlicher Vertreter, daß die demo kratischen und rechtsstaatlichen Mindestanforderungen erfüllt werden. Gleichzeitig
wird in umfassendem Maße der private Sachverstand in den Entstehungsprozeß von Rechnungslegungsvorschriften
mit
eingebunden.
Ein
öffentlich-rechtlicher
Rechnungslegungsbeirat erfüllt allerdings nicht in gleicher Weise die ökonomischen und marktlichen Anforderungen an eine flexible Regulierung der Berichts- und Of fenlegungspflichten.
Vor diesem Hintergrund zeigt sich, daß für eine ökonomisch sinnvolle und rechtlich
zulässige Normsetzung für die Rechnungslegung, die insbesondere die Verab schiedung von weitgehend rechtlich verbindlichen und gleichzeitig praxis- und marktnahe Rechnungslegungsvorschriften ermöglichen sollte, eine andere als die derzeitige gesetzliche Ausgestaltung des Normsetzungsprozesses gefunden werden
muß.
Ergebnis Teil I Seit einigen Jahren ist in der Bundesrepublik Deutschland eine Entwicklung dahin
gehend zu beobachten, daß bei der staatlichen Normsetzung für die Rechnungsle gung auf private Regelwerke Bezug genommen bzw. eine Beteiligung Privater an
gestrebt wird. Dies geschieht von zwei Ansätzen aus: zum einen aufgrund der Aner
kennung internationaler privater Rechnungslegungsstandards durch die Befrei ungsmöglichkeit des § 292 a HGB und zum anderen durch die Beteiligung nationaler
privater Rechnungslegungsgremien am Rechtsetzungsprozeß für die Rechnungsle gung auf der Grundlage der §§ 342, 342 a HGB.
Durch eine stärkere Einbeziehung privater Rechnungslegungsgremien in die staat liche Normsetzung kann diese inhaltlich optimiert und der Staat von bestimmten
Aufgaben entlastet werden. Außerdem kann die Normsetzung außerhalb des Ge
setzgebungsverfahrens flexibler vorgenommen und den sich unter Umständen rasch
wandelnden Umfeldbedingungen besser angepaßt werden. Ein koordiniertes Mitein ander zwischen staatlichen Regulierungsinstanzen und privaten Normsetzungsgre mien entspricht auch besser der grundgesetzlichen Aufgaben- und Zuständigkeits verteilung als eine rein staatliche Normsetzung. All dies ist jedoch unter ökonomischen und rechtlichen Aspekten nicht unproblema
tisch. Problematisch ist vor allem, daß sich der Staat als demokratisch legitimierter Hüter des Gemeinwohls partiell aus seiner Regelungsverantwortung zurücknimmt
und die Normsetzung privaten Gremien überläßt, denen es an einer entsprechenden demokratischen Legitimation fehlt, und die weit stärker für den Einfluß von Partiku
larinteressen anfällig sind. Gleichwohl spricht viel dafür, daß bei einer sachgerechten
Ausgestaltung der Bezugnahme auf private Regelwerke bzw. der Mitwirkung privater Gremien an der Normsetzung für die Rechnungslegung die Vorteile überwiegen. An
einer solchen Ausgestaltung fehlt es aber bislang. Deshalb bedarf es einer Theorie geleiteten, auf wissenschaftlichen Grundlagen gestützten Untersuchung, wie eine
solche Einbeziehung aussehen könnte und müßte.
Teil 2: Die Einbeziehung privater Regelwerke in die Normsetzung für die Rechnungslegung - Grundlagen und Ausgestaltung
Einleitung Im ersten Teil der Arbeit ist deutlich geworden, daß es in bezug auf die Einbeziehung
privater Regelwerke und die Mitwirkung privaten Sachverstands in den Entste
hungsprozeß von Rechnungslegungsvorschriften aus ökonomischer und rechtlicher
Sicht gewichtige Gründe und Gegengründe gibt. Eine sachgerechte, wissenschaftlich fundierte Abwägung kann insoweit nur von gesicherten theoretischen Grundlagen
aus erfolgen, und nur so lassen sich überzeugende, konkrete Vorschläge für die Ausgestaltung der Beteiligung Privater an der Normsetzung für die Rechnungsle
gung entwickeln.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung Die Frage, ob und inwieweit der Staat und/oder Private die Rechnungslegungsvor
schriften regulieren sollten, läßt sich nur beantworten, wenn vorab geklärt ist, ob und
inwieweit überhaupt Regulierungsbedarf für den Bereich der Rechnungslegung be
steht. Beide Fragen hängen eng miteinander zusammen. Für eine fundierte Pro blembehandlung bieten aus ökonomischer Sicht die Regulierungstheorie und aus rechtlicher Sicht das (Wirtschafts-) Verfassungsrecht tragfähige Grundlagen.
Es ist zu erwarten, daß beide theoretischen Ansätze zu ähnlichen Bewertungen und Ergebnissen führen, und daß sich ihre Erkenntnisse wechselseitig ergänzen und unterstützen. Dies ist darauf zurückzuführen, daß aus ökonomischer Sicht vor allem
die normative Theorie der Regulierung von Bedeutung ist, und diese, wie der Name
bereits sagt, eine nicht nur beschreibende, sondern wertende Theorie darstellt. Es
geht dabei, ganz allgemein gesprochen, um die Frage, welche Vorabregulierungen
notwendig sind, um Marktabläufe und Markergebnisse zu vermeiden, die unter un terschiedlichen Aspekten negativ ’’bewertet” werden. Diese Aspekte sind weitgehend
die gleichen, die auch im Rahmen wirtschaftsverfassungsrechtlicher Überlegungen von Relevanz sind.
94
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
A Ökonomische Grundlagen der Regulierung
Regulierung bedeutet, daß staatliche oder private Instanzen vorab verbindliche Re geln für eine Vielzahl von sonst rein individuell gestalteten Wirtschaftsvorgängen aufstellen. Wesentliches Merkmal dieser Vorabregulierungen ist daher die Ein schränkung der individuellen Handlungs- und Vertragsfreiheit bzw. der Gewerbe
freiheit der handelnden Subjekte und damit des Wettbewerbs.226 Deregulierung be deutet folglich die Abschaffung wettbewerbsbeschränkender Vorabregulierungen
zugunsten marktlicher Mechanismen.227 In einer Wettbewerbsordnung ist der Markt der Ort für Tauschgeschäfte zwischen
Anbietern und Nachfragern als den handelnden Wirtschaftssubjekten.228 Tausch
und damit die zugrundeliegenden Wirtschaftsobjekte stellen vor allem Güter und
Dienstleistungen dar. Auf dem Markt für externe Rechnungslegung sind Unterneh mensinformationen dieses Tauschobjekt. Treibender Faktor für die Tauschprozesse ist die Güterknappheit, wobei Preise als Ausdruck der Verfügbarkeit des Tauschob jektes die volkswirtschaftlichen Allokations- und Koordinationsprobleme lösen.229
Das Wettbewerbsprinzip stellt den zentralen Grundsatz der Marktwirtschaft dar, wel ches durch Leistungsanreize und dezentrale Entscheidungsprozesse eine paretoop
timale230 Produktion und Verteilung der Güter bei minimalen Transaktionskosten si cherstellt.231 Regulierende Eingriffe in Marktprozesse, die über die Vorgabe des un
abdingbaren Ordnungsrahmens zur Sicherstellung der Funktionsfähigkeit der Märkte hinausgehen,
erscheinen
bei
paretooptimalen
Marktergebnissen
als
systeminkonform und somit als suboptimal. Vielmehr ermöglicht grundsätzlich ge
rade die individuelle Nutzenmaximierung die Steigerung der gesellschaftlichen Wohlfahrt durch den Wettbewerb um Preise und Kostensenkungen bzw. Innovatio
226 Vgl. Müller/Vogelsang, [Regulierung], S. 19; von Weizsäcker, SZfVS 1982, S. 326; Apolte, [Regulierung], S. 4. 227 Vgl. Kruse, [Deregulierung], S. 10. 228 Vgl. Woll, [Marktordnung], S. 129; Fülbier, [Regulierung], S. 7 f. 229 Vgl. Gutmann, [Marktwirtschaft], S. 140 ff. 230 Als paretooptimal wird der Zustand bezeichnet, bei dem eine Veränderung der Ressour cenallokation den Nutzen keines Marktteilnehmers erhöhen kann, ohne daß der Nutzen eines anderen Teilnehmers verringert wird. Eine paretooptimale Allokation wird gemäß des ersten Hauptsatzes der Wohlfahrtsökonomik in einem Konkurrenzgleichgewicht erreicht. Vgl. Pfähler, [Markt], S. 53; Windisch, [Staatseingriffe], S. 301. 231 Vgl. zu den Funktionen des Wettbewerbs allg. Schmidt, [Wettbewerbspolitik], S. 28 ff.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
95
nen.232 Da Marktmechanismen also grundsätzlich leistungsfähiger und effizienter sind, müssen regulative Eingriffe in die Marktordnung und die Wettbewerbsfreiheit
begründet werden. Vor dem Hintergrund der obigen Ausführungen erscheinen regulierende Eingriffe
immer nur dann notwendig, wenn mit Hilfe des freien Wettbewerbs das gesamtwirt schaftliche Pareto-Optimum nicht verwirklicht werden kann, und somit ein gesamt wirtschaftlich ineffizientes Marktergebnis vorliegt. Dieser Zustand wird als Marktver
sagen definiert und dient der normativen Regulierungstheorie als vordringliche Re gulierungsbegründung. 233 Der Markt ist bei Vorliegen von Marktversagen unfähig,
Angebot und Nachfrage der Marktteilnehmer zum Ausgleich zu bringen und auf diese Weise eine paretooptimale Ressourcenallokation sicherzustellen.234 Aus
wohlfahrtstheoretischer Sicht kommt als Begründung für die Regulierung der exter nen Rechnungslegung somit insbesondere ein Marktversagen auf dem Markt für Un
ternehmensinformationen in Betracht.235 Als Teilmarkt des Kapitalmarktes wird auf
diesem Markt mit spezifischen Unternehmensinformationen gehandelt, die In vestoren als Entscheidungsgrundlage für Investitionen bzw. Desinvestitionen dienen. Marktversagen kann auf dem Markt für Unternehmensinformationen bspw. durch
falsches Informationsverhalten oder durch zu teure Informationsbereitstellung her vorgerufen werden. Mit Hilfe einer systemkonformen Regulierung zur Behebung des Marktversagens kann somit grundsätzlich die Wohlfahrt aller Marktteilnehmer ver
bessert werden.
I. Notwendigkeit und Reichweite der Regulierung Die zuvor skizzierten Überlegungen zeigen, daß die normative Theorie der Regulie
rung Erkenntnisse zu vermitteln vermag, ob und inwieweit im Bereich der Rech
nungslegung überhaupt Regulierungsbedarf besteht. Daher sollen folgend die
232 Vgl. Watrin, [Marktversagen], S. 5. Diese These diente Adam Smith als Begründung für die Forderung des Rückzuges des Staates in die sog. Nachtwächterrolle. 233 Vgl. Boadway/Bruce, [Welfare], S. 103 ff.; Fülbier, [Regulierung], S. 170 ff. 234 Vgl. Fülbier, [Regulierung], S. 170 f. 235 Vgl. Watrin, DB 2001, S. 934; Hartmann-Wendels, [Rechnungslegung], S. 19 ff. sowie insbesondere die folgenden Ausführungen zur normativen Theorie und ihrer Übertragung auf die Rechnungslegung.
96
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
Grundlagen und Erkenntnisse der normativen Theorie näher dargestellt und auf den
Bereich der Rechnungslegung übertragen werden.
1. Die Erkenntnisse der normativen Theorie der Regulierung
Die normative Regulierungstheorie begründet, wie bereits angesprochen, die Ein griffsberechtigung von Vorabregulierungen insbesondere mit Marktversagen, d.h. mit der Unvollkommenheit von Märkten.236 Marktversagen liegt vor, sobald ein ge
samtwirtschaftliches Pareto-Optimum nicht erreicht wird. Ziel der Regulierung im
Rahmen der normativen Theorie ist es, im Wege der Korrektur der Marktergebnisse das Allgemeinwohl zu verbessern. Sie stellt daher angewandte Wohlfahrtsökonomie
dar.237 Die Wohlfahrtsökonomie orientiert sich am gesamtwirtschaftlichen Wohl
fahrtsmaximum, das in Analogie zum totalen Konkurrenzgleichgewicht ermittelt wird.238 Liegt aufgrund der festgestellten, negativen Abweichungen Marktversagen vor, sind geeignete Regulierungsinstrumente einzusetzen. Hierfür sind brauchbare
Maßstäbe zum Vergleich und zur Beurteilung der Anreiz- und Effizienzwirkungen der
staatlichen Maßnahmen unabdingbar. Als Regulierungsbegründungen für sog. Preis- und Marktzutrittsregulierungen wer
den u.a. natürliche Monopole und ruinöse Konkurrenz aufgeführt. Die Bereitstellung
öffentlicher Güter und die Existenz externer Effekte dienen als Argument für Verhal tensregulierungen.239 Auf die einzelnen Erklärungsansätze wird im folgenden näher eingegangen. a) Natürliches Monopol
Die Marktform des natürlichen Monopols liegt vor, falls die Nachfrage auf einem
Markt von einem Anbieter mit geringeren Kosten befriedigt werden kann als von je der größeren Anbieterzahl.240 Unter allokativen Gesichtspunkten ist das natürliche
236 Vgl. Hedrich, [Privatisierung], S. 111; Feldhoff, [Regulierung], S. 9; Müller/Vogelsang, [Regulierung], S. 35 f.; Watrin, [Marktversagen], S. 6; Graf, [Regulierung], S. 312. 237 Vgl. Weizsäcker, SZfVS 1982, S. 326; Weber, [Wirtschaftsregulierung], S. 90 f. 238 Vgl. hierzu genauer Schumann/Meyer/Ströbele, [Theorie], S. 234 ff.; Külp, HdWW Bd. 9, S. 469 ff. Problematisch erscheint dieser Vergleich schon im Hinblick auf die modelltheoretischen Prämissen der vollständigen Konkurrenz auf allen Märkten. 239 Vgl. Krakowski, [Regulierung], S. 25. 240 Vgl. Kahn, [Regulation], S. 113 ff./ll.; Kruse, [Regulierungsbereich], S. 27 f.; Krakowski, [Regulierung], S. 27 ff. Weiterführend hierzu Kruse, [Monopolregulierung].
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
97
Monopol damit als effizient einzustufen. Die Produktion kann nur dann kostengün
stiger durch den Monopolisten erfolgen, wenn eine sog. subadditive Kostenstruktur
vorliegt. Subadditivität ist gegeben, falls aufgrund von Kostendegressionsvorteilen (economies of scale) bei der Produktion die Durchschnittskosten (DK) durchgängig abnehmen, und die Grenzkosten (GK) geringer als die Durchschnittskosten sind.
Die Grafik zeigt, daß bei Anwendung der wohlfahrtsmaximierenden Preissetzungs
regel Grenzkosten=Preis bei vollkommener Konkurrenz kein Angebot zustande kommen würde, da die Durchschnittskosten über den Grenzkosten liegen, und daher
Verluste erwirtschaftet werden würden.242 Wird die Nachfrage nur durch einen
einzigen Anbieter befriedigt, entsteht ein Wohlfahrtsverlust in Höhe der schraffierten Fläche, da der Preis nicht an den Grenzkosten ausgerichtet wird. Vielmehr setzt der Monopolist den Preis gemäß der für ihn geltenden gewinnmaximierenden Cournot-
Preisregel Grenzkosten=Grenzerlös.243 Der somit geforderte Preis p1 ist dennoch günstiger als bei Befriedigung der Nachfrage durch mehrere Unternehmen.244 Es ist
241 242 243 244
In Anlehnung an Berg/Cassel/Hartwig. [Wirtschaftspolitik], S. 200. Vgl. Berg/Cassel/Hartwig, [Wirtschaftspolitik], S. 200; Krakowski, [Regulierung], S. 29. Vgl. Müller/Vogelsang, [Regulierung], S. 36 ff.; Tenhagen, [Legitimation], S. 65 ff. Bei identischem Kostenverlauf würden z.B. zwei Anbieter mit jeweils den Mengen x2 einen Preis von p2 verlangen. Vgl. Berg/Cassel/Hartwig, (Wirtschaftspolitik], S. 200.
98
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
festzuhalten, daß bei der Preisfindung nach der Cournot-Preisregel die Nachfrage geringer ist als in einer vergleichbaren Polypollösung, und die nachgefragte Menge zu einem höheren Preis abgesetzt wird. Ein Pareto-Optimum wird folglich nicht er
reicht.245 Als unmittelbare Ursachen für die Existenz eines natürlichen Monopols gelten phy
sikalische Eigenschaften der Produkte wie z.B. Nichtspeicherbarkeit, hohe, irrever sible Anfangsinvestitionen (sunk costs), Skaleneffekte (economies of scale) bzw. Verbundvorteile (economies of scope)246, welche zu einer Abnahme der Durch
schnittskosten bei steigenden Produktionsmengen führen.247 Auch auf dem Markt für Unternehmensinformationen ist Marktversagen aufgrund einer Monopolstellung der
Informationsanbieter denkbar. Als Begründung für das Vorliegen eines natürlichen Monopols ist die Vermutung von economies of scale auf dem Informationsmarkt
nicht von der Hand zu weisen. Der mit der Installation und Aufrechterhaltung eines Rechnungswesens verbundene hohe Fixkostenanteil deutet auf abnehmende Durch schnittskosten bei zunehmender Bereitstellungsmenge hin. Auf diese für die Rechnungslegung möglicherweise zutreffende Regulierungsbegründung wird nach folgend noch näher eingegangen.248
Kann im Wege der Preisregulierung die Wohlfahrt erhöht werden, indem der Preis in Richtung der Durchschnittskosten gesenkt wird, gilt dies als hinreichende Regu lierungsbegründung.249 Eine staatliche Regulierung ist hingegen nicht notwendig, wenn es sich um sog. vollkommen angreifbare bzw. bestreitbare Märkte (perfectly
contestable markets) handelt.250 In diesem Fall wird der Monopolist durch den po tentiellen Eintritt von Wettbewerbern aufgrund fehlender Markteintrittsbarrieren oder
fehlender irreversibler Kosten zu Kostendisziplin gezwungen. Jede Preissetzung oberhalb der Durchschnittskosten würde potentielle Konkurrenten251 in den Markt
245 Vgl. Tenhagen, [Legitimation], S. 65 ff. 246 Verbundvorteile liegen dann vor, wenn die Produktion der Gesamtheit zusammengehöriger Produkte kostengünstiger ist als die Produktion der einzelnen Produktteile. Vgl. Fritsch/Wein/Evers, [Marktversagen], S. 196 f. 247 Vgl. Eickhof, [Marktversagen], S. 129; Kaufer, [Regulierung], S. 12 ff. 248 Vgl. hierzu die Ausführungen in diesem Abschnitt unter 2. a), S. 105 ff. 249 Vgl. Dick, [Regulierung], S. 43 f. 250 Vgl. Soltwedel et al., [Deregulierungspotentiale], S. 5 ff.; Pfähler, [Markt], S. 61 f. 251 Diese werden als cream skimmer bzw. Rosinenpicker bezeichnet. Vgl. u.a. Graf, [Regulierung], S. 314.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
99
locken, die mit niedrigeren Preisen den Monopolisten aus dem Markt drängen könnten. Als wirtschaftspolitische Instrumentarien werden im Falle eines natürlichen Monopols Preis- und Qualitätsregulierungen, Kontrahierungszwang, Verbot der Dis kriminierung von Nachfragern und die zeitlich befristete Versteigerung des Monopols • 252 eingesetzt.
Die Existenz natürlicher Monopole zur Begründung von Marktversagen und regulie
renden Eingriffen ist umstritten. Natürliche Monopole sind empirisch schwer nach weisbar und können durch neue Technologien und Nachfrageänderungen hinfällig werden. Zudem wird davon ausgegangen, daß die Wohlfahrtsgewinne durch regulie
rende Eingriffe geringer ausfallen als die durch die Ineffizienzen der Regulierung
entstehenden Kosten.253
b) Ruinöse Konkurrenz
Als weitere Regulierungsbegründung für Preis- und Marktzutrittsregulierungen gilt
gemeinhin die Existenz ruinöser Konkurrenz. Diese verkörpert Marktzustände, deren Wettbewerbsintensität für zu hoch gehalten wird.254 Regulierende Eingriffe dienen in
diesem Fall der Vermeidung nichtkostendeckender Preise, die zu existenzgefähr denden Verlusten führen und damit Ausschlag für Unternehmenszusammenbrüche sein können. Nichtkostendeckende Preise werden als Mittel des Verdrängungswett
bewerbs auf schrumpfenden Märkten und Märkten mit stark schwankender Nach frage genutzt.255
Existenzgefährdender Preiswettbewerb auf schrumpfenden Märkten kommt als Re gulierungsbegründung jedoch solange nicht in Betracht, wie im Rahmen des öko
nomischen Prozesses die Grenzanbieter als diejenigen Anbieter, die zu den höch sten Kosten produzieren, aus dem Markt ausscheiden müssen.256 Sind die Kosten
funktionen aller Anbieter hingegen identisch, stellt sich die Frage, welche Reihen
252 Vgl. Fritsch/Wein/Ewers, [Marktversagen], S. 229 ff. Zu den unterschiedlichen Auswirkungen möglicher regulierender Eingriffe auf den betroffenen Märkten und insbesondere auf die innovatorischen Prozesse vgl. Graf, [Regulierung], S. 323 ff. 253 Vgl. Krakowski, [Regulierung], S. 57 f. 254 Vgl. ebd., S. 59. 255 Vgl. Budäus, [Verfügungsrechte], S. 52 f.; Weber, [Wirtschaftsregulierung], S. 109 ff. 256 Vgl. Krakowski, [Regulierung], S. 59 ff.
100
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
folge beim Marktaustritt zu wählen wäre. Ein ähnliches Problem ergibt sich, wenn die
anbietenden Marktteilnehmer mit unterschiedlichen Kostenfunktionen hohe versun
kene Kosten zu tragen haben. Der Marktaustritt erfolgt dann nicht zwingend in Ab
hängigkeit von den jeweiligen totalen Kosten. Vielmehr wird ein Unternehmen trotz nichtkostendeckender Preise den Markt nicht verlassen, solange es auf einen Bei trag zur Erwirtschaftung der versunkenen Kosten hoffen kann. Unternehmen mit ge
ringeren totalen Kosten, aber einem höheren Anteil an variablen Kosten werden da her zuerst aus dem Markt ausscheiden.
Langfristig kann aufgrund der Marktaustritte das Angebot dann hinter der Nachfrage Zurückbleiben, so daß eine paretooptimale Ressourcenverteilung nicht mehr möglich
ist. Ein für den Markt für Rechnungslegungsinformationen bedeutsamer Anwen dungsfall der ruinösen Konkurrenz stellt das Marktversagen aufgrund von asymme trischen Marktinformationen dar.257 Aufgrund der zugrundeliegenden Fragestellung
wird auf diesen Anwendungsfall im folgenden Unterabschnitt gesondert eingegan««« gen. 258 Kommt es auf einem Markt wiederholt zu Verdrängungswettbewerb, sind regulie rende Eingriffe dann als sinnvoll einzustufen, wenn langfristig die Anzahl der An bieter am Markt benötigt wird, also dauerhaft keine Abnahme der Nachfrage zu er warten ist.259 In diesem Fall würde der Preiskampf zu Insolvenzen und zur Entwer
tung von Ressourcen führen, die langfristig zur Befriedigung der Nachfrage benötigt werden. Allerdings wird aufgrund der bestehenden Möglichkeit von Unternehmens
käufen die Regulierung überflüssig. Unternehmen, die einen Marktaustritt beabsich
tigen, werden aufgekauft, so daß die langfristig notwendigen Produktionskapazitäten nicht verloren gehen. Somit ist eine Mengen- oder Preisregulierung abdingbar, wäh rend eine wettbewerbsrechtliche Fusionskontrolle zur Vermeidung dominierender
Marktstellungen angebracht erscheint.260
257 Vgl. hierzu Berg/Cassel/Hartwig, [Wirtschaftspolitik], S. 203 ff.; Krakowski, [Regulierung], S. 65 ff. 258 Vgl. hierzu die Ausführungen unter 1. c), S. 101 ff. und die Übertragung auf die Rechnungslegung unter 2. b), S. 107 ff. 259 Vgl. Tenhagen, [Legitimation], S. 80. 260 Vgl. Krakowski, [Regulierung], S. 61 f.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
101
Da eine empirische Relevanz nicht nachzuweisen ist, und ein vorübergehender261 Verdrängungswettbewerb nicht als eine permanente Regulierungsbegründung die nen kann, können schrumpfende Märkte und Märkte mit schwankender Nachfrage
nur bedingt als Indikatoren für einen bestehenden Regulierungsbedarf dienen.262
c) Asymmetrische Informationen
In der Realität unvollkommener Märkte muß davon ausgegangen werden, daß die
Marktteilnehmer ihre Entscheidungen anhand nicht vollständiger Informationen
treffen müssen.263 Eine am Markt vorherrschende asymmetrische Informationsver teilung kann zu Marktversagen führen, wenn aufgrund individueller Nutzenmaxi
mierung der Informationsvorsprung zu Lasten der Marktgegenseite ausgenutzt wird. Sind Informationen am Markt ungleich verteilt, können unter bestimmten Voraus setzungen adverse Selektion und opportunistisches Verhalten mit moralischen Risi
ken die Folge sein.
Die sog. adverse Selektion stellt eine Folge von Informationsaymmetrien vor Ver
tragsabschluß dar.264 Sind die Informationen auf der Nachfrageseite ungleich verteilt, werden die Nachfrager ihre Erwartungen und ihre Zahlungsbereitschaft am Marktdurchschnitt ausrichten. Anbieter mit Leistungen oberhalb des Durchschnitts
werden daraufhin den Markt verlassen, da sie für ihre Leistung nicht angemessen entlohnt werden. Damit verschlechtert sich der Durchschnitt der angebotenen Leistung. Langfristig werden daher nur noch Leistungen geringster Qualität angebo
ten. Sind hingegen die Informationen auf der Angebotsseite ungleich verteilt, werden die Anbieter ihre Preisforderungen an der Durchschnittsqualität der Nachfrager
orientieren, so daß schließlich auch hier die schlechtesten Qualitäten zu hohen Prei
sen auf dem Markt verbleiben. In beiden Fällen wird der Marktmechanismus versa
261 Anders werden Änderungen in der Marktstruktur aufgrund auf nachhaltigen Änderungen der Nachfrage beruhenden Absatzrückgangen behandelt. Hier läßt der Gesetzgeber gern. § 6 GWB zeitlich begrenzte Strukturkrisenkartelle zu. 262 Vgl. Krakowski, [Regulierung], S. 60. 263 Vgl. Fritsch/Wein/Ewers, [Marktversagen], S. 273. Vgl. ausführlich zur Regulierung bei aymmetrischer Informationsverteilung Noth, [Regulierung], 264 Vgl. Richter/Furubotn, [Institutionenökonomik], S. 236 ff.; Fritsch/Wein/Ewers, [Marktversagen], S. 273 ff.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
102
gen, nutzenstiftende Verträge unterbleiben, und der Markt wird langfristig zusam menbrechen.265
Eine ähnliche Folge tritt bei opportunem Verhalten nach Vertragsabschluß ein. Hier entsteht moralisches Risiko aufgrund von Unterschlagung oder Verzerrung von In formationen nach Vertragsabschluß.266 Die verborgenen, gegen Vereinbarungen verstoßenden Handlungen benachteiligen die schlechter informierte Vertragspartei, die zur Vermeidung das mögliche Fehlverhalten bei Vertragsabschluß antizipieren
muß. Auch hier können Informationsasymmetrien dazu führen, daß der Abschluß nutzenstiftender Verträge unterbleibt oder diese zu suboptimalen Bedingungen ab
geschlossen werden.267
Die Existenz von Informationsasymmetrien reicht allerdings als Begründung für regu
lierende Eingriffe noch nicht aus. Solange die Schließung von Informationslücken bzw. die Verwendung neuer Informationen gewinnbringend ist, werden mittels
marktwirtschaftlicher
Selbststeuerungsmechanismen
Informationsdefizite
redu
ziert.268 Regulierende Eingriffe zur Beseitigung von Marktversagen erscheinen viel mehr erst dann gerechtfertigt, wenn aufgrund bestehender Informationsmängel Tauschakte vollständig unterbleiben. Dann können staatliche Eingriffe zur Sicher
stellung von Tauschgeschäften, hier bieten sich z.B. Garantie- und Informati onspflichten zur Senkung von Transaktionskosten oder gesetzliche Maßnahmen zur
Herstellung von Vertragsparität an, zu Wohlfahrtssteigerungen führen, und sind somit als berechtigt anzusehen.269 d) Öffentliche Güter und externe Effekte
Besondere Bedeutung für die Beantwortung der Frage nach der Notwendigkeit der
Regulierung der Rechnungslegung kommt dem öffentlichen Gutscharakter von
265 Als klassisches Beispiel für das Phänomen der sog. adverse selection bzw. das sog. AkerlofSzenario wird der Gebrauchtwagenmarkt aufgeführt. Vgl. Akerlof, JE 1970, S. 490 ff.; Watrin, DB 2001, S. 936. 266 Vgl. Fritsch/Wein/Ewers, [Marktversagen], S. 279 ff. 267 Die Problematik opportunistischen Verhaltens ist als Prinzipal-Agent-Problem z.B. bei Beziehungen zwischen Eigentümer und Manager bzw. Arbeitgeber und Arbeitnehmern anzutreffen. Vgl. hierzu Fritsch/Wein/Ewers, [Marktversagen], S. 282 ff.; Busse von Colbe, [Rechnungslegung], S. 37 ff. 268 Vgl. Berg/Cassel/Hartwig, [Wirtschaftspolitik], S. 203. 269 Vgl. Richter/Furubotn, [Institutionenökonomik], S. 240 f.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
103
Tauschobjekten und dem Vorliegen externer Effekte als Regulierungsbegründung zu. Wie nachfolgend noch ausführlich dargestellt wird, dient der öffentliche Gutscha rakter von Informationen im allgemeinen und von Rechnungslegungsvorschriften im
besonderen weithin als Ursache für mögliches Marktversagen auf dem Markt für
Unternehmensinformationen und damit als Begründung für staatliche Eingriffe.270 Die Unterscheidung von öffentlichen und privaten Gütern erfolgt anhand zweier Merkmale: Nicht-Rivalität im Konsum und Nicht-Anwendbarkeit des Ausschlußprin
zips.271 So wird ein Gut als rein öffentlich eingestuft, wenn es im Konsum nicht rival ist. Dies ist immer dann der Fall, wenn der Nutzen durch den Konsum für jeden wei teren Konsumenten nicht verringert wird. Die Grenzkosten für die Nutzung des Gutes
durch eine weitere Person betragen also Null.272 Bei Nicht-Rivalität des Konsums ist die Allokationsfunktion der Preise gemäß der wahren Präferenzen gestört. Die indivi
duellen Präferenzen und die Zahlungsbereitschaft werden nicht offen gelegt, um auf
diese Weise die eigenen Kosten der Inanspruchnahme zu minimieren.273 Langfristig ist aufgrund der mangelnden Nachfrage mit einer Unterversorgung des Marktes zu rechnen bzw. wird der betroffene Markt ohne regulierende Maßnahmen zusammen
brechen.
Das Ausschlußprinzip ist nicht anwendbar, wenn einzelne vom Konsum nicht bzw. nur unter hohen Kosten ausgeschlossen werden können.274 Die Bereitstellung des
Gutes über den Markt ist aufgrund der eingeschränkten bzw. fehlenden Möglichkeit
eines Ausschlusses vom Konsum und der damit verbundenen Trittbrettfahrer-Pro blematik nicht möglich. Beide Gutseigenschaften verhindern also ein paretooptima
les Marktergebnis und führen daher zu Marktversagen. Während der nicht-rivale Konsum als Regulierungsbegründung allerdings nicht ausreicht, sind regulierende
Eingriffe bei fehlender Ausschlußmöglichkeit vom Konsum zwingend notwendig.
Vgl. hierzu die weitergehenden Ausführungen in diesem Abschnitt unter I. 2. c), S. 110 ff. Vgl. Watrin, [Marktversagen], S. 8 f. Vgl. Boadway/Wildasin, [Economics], S. 57 ff. Dieses Verhalten wird unter der Trittbrettfahrer- bzw. free rider-Problematik subsumiert. D.h., man profitiert von einer Leistung, ohne eine entsprechende Gegenleistung zu erbringen. Vgl. Richter, Jahrbuch für Sozialwissenschaft 1979, S. 382 ff. 274 Vgl. Knieps, [Entregulierung], S. 52 f.; Musgrave, [Finanzen], S. 68 ff.; Pfähler, [Markt], S. 56 ff. 270 271 272 273
104
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
Im Gegensatz zu den rein öffentlichen Gütern ist das Ausschlußprinzip bei den sog.
gemischt öffentlichen Gütern grundsätzlich anwendbar, und es besteht ab einer
gewissen Anzahl an Nutzern auch Rivalität im Konsum.275 So ist ein Ausschluß an der Nutzung externer Rechnungslegungsinformationen durchaus möglich, und auch
der Nutzen aus ihrem Konsum nimmt z.B. im Hinblick auf die mögliche Realisierung von Kursgewinnen durch den Verkauf von Anteilen ab. Die Anwendung des Aus schlußprinzips ist allerdings zumeist mit hohen Kosten verbunden, so daß diese
Güter wie rein öffentliche Güter behandelt werden. Ist ein Ausschluß zu vertretbaren
Kosten möglich, kann die Bereitstellung auch über den Markt erfolgen und zu pare tooptimalen Ergebnissen führen. In diesem Fall dient die Einstufung als gemischt öffentliches Gut grundsätzlich nicht als Regulierungsbegründung.276
Eine weitere Regulierungsbegründung stellen externe Effekte bzw. Internalisie rungsmängel dar.277 Hierbei finden nicht alle Vor- bzw. Nachteile der Produktion ei
nes Gutes in das Kostenkalkül des Produzenten Eingang. Dies ist insbesondere auf fehlende Eigentumsrechte und auf zu hohe Transaktionskosten einer Berücksichti gung zurückzuführen.278 Die einzelwirtschaftlichen Kosten bzw. Nutzen entsprechen
dann nicht den gesamtwirtschaftlichen Kosten bzw. Nutzen. Während bei Vorliegen
negativer externer Effekte das gesamtwirtschaftliche Produktionsniveau zu hoch ausfällt, führen positive externe Effekte zu einem zu niedrigen Produktionsniveau.
Bieten sich allerdings zweiseitig vorteilhafte Tauschmöglichkeiten an, können auf tretende externe Effekte mit Hilfe von Kompensationszahlungen internalisiert wer
den.279 Bei Existenz von Transaktionskosten, die eine vertragliche Einigung verhin dern, kann durch transaktionskostensenkende Regulierungen die gesamtwirtschaftli che Wohlfahrt gesteigert werden.280 Die Beseitigung von externen Effekten bzw. von
275 Vgl. Krakowski, [Regulierung], S. 76 f. 276 Vgl. ebd., S. 78. 277 Vgl. zu den unterschiedlichen Arten externer Effekte und ihrer möglichen Internalisierung mittels Regulierung Fritsch/Wein/Ewers, [Marktversagen], S. 97 ff.; Kösters, [Regulierung] sowie Krüger, [Wirtschaftspolitik]. 278 Vgl. Soltwedel et al., [Deregulierungspotentiale], S. 13 f. 279 Vgl. Coase, Journal of Law and Economics 1960, S. 15 ff. 280 Die Rolle von Rechnungslegungsvorschriften bei der Senkung der Transaktionskosten am Kapitalmarkt wird folgend noch näher behandelt. Vgl. hierzu die Ausführungen in diesem Abschnitt unter 2. d) bb), S. 114 ff.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
105
Internalisierungsmängeln, wie es z.B. durch Auflagen zum Umweltschutz möglich ist, gilt folglich als Regulierungsbegründung.
2. Folgerungen für die Regulierung der Rechnungslegung Es ist deutlich geworden, daß sich gegen die normativen Argumente für regulierende
Eingriffe in marktliche Prozesse zumindest teilweise entgegengerichtete Argumente für Marktlösungen aufführen lassen. Daher soll folgend anhand der Übertragung der
Erkenntnisse der normativen Theorie der Regulierung auf die Rechnungslegung
untersucht werden, inwiefern sich Anhaltspunkte für potentielles Marktversagen auf
dem Markt für Unternehmensinformationen ergeben. In diesem Fall wäre die staatliche
Bereitstellung
öffentlicher
Rechnungslegungsvorschriften
aus
ökonomischer Sicht begründbar und notwendig.
Marktversagen auf dem Informationsmarkt liegt generell dann vor, wenn die betrof fenen Marktteilnehmer unzureichend informiert sind, und die Rechnungslegung ihren Zweck, nämlich Informationen zu liefern281, nicht erfüllt. Dabei kann das Vorliegen
von Marktversagen im Bereich der Rechnungslegung im wesentlichen auf zwei Aspekte zurückgeführt werden. Einerseits kann ein Marktversagen auf dem Infor
mationsmarkt für unternehmensspezifische Daten vorliegen. Andererseits können
nutzenstiftende Verträge aufgrund zu hoher Transaktionskosten282 unterbleiben. a) Monopolstellung des Informationsanbieters Marktversagen ist möglich, wenn die Bedingungen eines natürlichen Monopols vor
liegen. Können diese auf das Informationsangebot des Kapitalmarktes übertragen
werden, ist damit eine hinreichende Begründung für die Notwendigkeit von Vorabre gulierungen der Rechnungslegung gegeben.283
Im Rahmen der theoretischen Ausführungen wurde erläutert, daß das Vorliegen eines natürlichen Monopols u.a. auf Kostendegressionsvorteile zurückgeführt wer
281 Vgl. Hax, [FS Busse von Colbe], S. 190 f. 282 Als Transaktionskosten werden die Aufwendungen, die bei Inanspruchnahme eines Marktes entstehen, bezeichnet. Hierunter fallen Anbahnungs-, Vereinbahrungs-, Abwicklungs-, Kontroll- und Anpassungskosten. Vgl. Fritsch/Wein/Ewers, [Marktversagen], S. 10 ff. 283 Vgl. Watrin, DB 2001, S. 933.
106
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
den kann. Die Informationsbereitstellung im Rahmen der externen Rechnungslegung weist auf eben solche Kostendegressionsvorteile hin. So kann von abnehmenden
Durchschnittskosten bei zunehmender Bereitstellungsmenge von Informationen ausgegangen werden.284 Der damit verbundene hohe Fixkostenanteil ist auf die In stallation und Aufrechterhaltung eines Rechnungswesens zurückzuführen. Wird das
Vorliegen einer subadditiven Kostenstruktur bejaht, erscheint die Beschränkung der
Informationsbereitstellung auf die betroffenen Unternehmen aus wohlfahrtsöko nomischer Sicht sinnvoll. Verringert sich im Zuge der Anbieterkonkurrenz nämlich die
Nachfrage nach Informationsbereitstellung durch das betroffene Unternehmen, wird
dieses langfristig aufgrund der zu hohen Durchschnittskosten und der damit ver bundenen ökonomischen Verlusten der Bereitstellung von einem Angebot absehen.
Damit erwächst die Gefahr, daß langfristig aufgrund des Ausscheidens von Anbie tern quantitativ und aufgrund des Ausscheidens der originären Informationsanbieter
auch qualitativ der Informationsmarkt durch Unterversorgung gekennzeichnet ist. Die Notwendigkeit von Marktzutrittsbeschränkungen kann allerdings aufgrund der
Monopolstellung des Unternehmens im Hinblick auf die Produktion und Weitergabe
unternehmensspezifischer Informationen in Frage gestellt werden. Die Monopolstel lung ergibt sich in zweifacher Hinsicht. Zum einen hat das Unternehmen aufgrund
der internen Informationssysteme kostengünstigere Zugangsmöglichkeiten zu den
unternehmensspezifischen Informationen. Zum anderen wird es als originärer In formationslieferant qualitativ höherwertige und umfangreichere Informationen am Markt anbieten können. Daher besitzt ein Unternehmen als Informationslieferant ei nen quantitativen und qualitativen Wettbewerbsvorteil am Markt für Unterneh
mensinformationen. Eine Vorabregulierung aufgrund subadditiver Kostenstrukturen
erscheint daher hinfällig.
Die Regulierung der Rechnungslegung kann dennoch mit der Monopolstellung des Informationsanbieters begründet werden. Mit Hilfe quantitativer und qualitativer Rechnungslegungsvorgaben kann nämlich auch verhindert werden, daß ein Unter
nehmen die eigene Monopolstellung in bezug auf die Unternehmensinformationen
284 Vgl. zu den Besonderheiten von Informationsmärkten Gesichtspunkten Bossmann, HdWW Bd. 4, S. 198 f.
unter
wohlfahrtsökonomischen
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
107
ausnutzt. ’’The owner of the information should not extract the economic value which
is there, if optimal allocation is to be achieved; but he is a monopolist, to some small
extent and will seek to take advantage of this fact.”285 Aufgrund der Monopolstellung
hat das Unternehmen bezüglich der Weitergabe von Rechnungslegungsinformatio
nen ohne regulative Vorgaben mehrere Optionen. Es kann die Informationen ohne inhaltliche Modifikationen weitergeben, es kann vor der Veröffentlichung inhaltliche Modifikationen vornehmen, und es kann auf die Weitergabe von Rechnungsle
gungsinformationen ganz verzichten. Die Regulierung der Rechnungslegung dient in
diesem Fall der Qualitätssicherung auf dem Markt für Unternehmensinformationen. Da auf die aufgrund der polypolistischen Marktform auf dem Kapitalmarkt zu erwar tenden negativen Ausleseprozesse und die damit verbundene Möglichkeit eines Marktzusammenbruchs im folgenden noch eingegangen wird286, soll dieser Gedanke hier nicht weiter ausgeführt werden.
Inwiefern mit der Monopolstellung des Informationsanbieters die Notwendigkeit von
Vorabregulierungen hinreichend zu begründen ist, kann abschließend nicht beurteilt
werden. b) Informationsasymmetrien auf dem Kapitalmarkt
Für die Beantwortung der Frage nach der Regulierungsnotwendigkeit der Rech nungslegung kann als weitere Ursache für ein potentielles Marktversagen die am
Kapitalmarkt vorherrschende asymmetrische Informationsverteilung angeführt wer den. Das klassische Argument für Marktversagen als Folge asymmetrischer Informati
onsverteilung stellt die zuvor schon erläuterte adverse Selektion dar. Eine zwingende
Regulierungsbegründung für Rechnungslegungsvorschriften kann aber auch aus
dem Akerlof-Szenario287 nur bedingt abgeleitet werden. Sind sich die Kapitalanleger über ihr Informationsdefizit im klaren und verhalten sich rational, werden sie auf
grund der Informationsasymmetrien höhere Risikoabschläge bzw. Renditeforderun
285 Arrow, [Welfare], S. 615. 286 Vgl. hierzu die Ausführungen in diesem Abschnitt unter 2. b), S. 107 ff. 287 Vgl. hierzu die Ausführungen in diesem Abschnitt unter 1. c), S. 101 f.
108
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
gen stellen. Die Benachteiligung in Form unterbewerteter Unternehmensanteile bzw.
zu hoher Kapitalkosten stellt insbesondere für Unternehmen, die Anteile überdurch schnittlicher Qualität ausgeben, einen Anreiz zur Informationsweitergabe dar. Marktversagen auf dem Markt für Rechnungslegungsinformationen erscheint daher
unwahrscheinlich, solange aufgrund der freiwilligen Weitergabe von Unternehmen sinformationen nutzenstiftende Verträge abgeschlossen werden.288 Die freiwillige Publikation von wahrheitsgetreuen und umfangreichen Unterneh
mensdaten ohne Vorabregulierungen ist auch nach den Erkenntnissen der sog. signalling-Theorie zu erwarten.289 Danach sind Manager z.B. aufgrund erfolgsab
hängiger Gehaltsvereinbarungen an einer Erhöhung des Unternehmenserfolges di rekt interessiert. Dieser kann u.a. durch die Senkung der Kapitalkosten gesteigert
werden. Die öffentliche Bereitstellung von Informationen ermöglicht zunächst eine Reduktion des Mißtrauens möglicher Kapitalgeber und damit eine erleichterte und
kostengünstigere Kapitalbeschaffung. In den Folgeperioden ist das Unternehmen durch Vertragspflichten und die angestrebte Erhaltung der Glaubwürdigkeit an die Information des Kapitalmarktes gebunden.290 Fehlinformationen werden, sofern sie
erkannt werden, mit sinkenden Aktienkursen bzw. steigenden Kapitalkosten geahn det.291 Eine freiwillige Bereitstellung von wahrheitsgetreuen und umfassenden Jah resabschlußinformationen ist somit wahrscheinlich. Die zu erwartende Überversorgung des Kapitalmarktes mit Unternehmensinforma
tionen kann auch von der Nachfrageseite ausgehen. So haben rational handelnde
Kapitalanleger bei entsprechender Portefeuille-Strukturierung einen privaten Anreiz
an einer umfassenden Verbreitung von Unternehmensdaten, die die Wertsteigerung der von ihnen gehaltenen Unternehmensanteile bewirkt.292
Es zeigt sich folglich, daß aufgrund marktlicher Selbstdisziplinierungsmechanismen
Vgl. Fülbier, [Regulierung], S. 179; Hartmann-Wendels, [Rechnungslegung], S. 21 f. Vgl. Watrin, DB 2001, S. 934. Vgl. Schmidt, ZfbF 1982, S. 742 f. Ein anschauliches Beispiel hierfür stellt die Entwicklung des Informationsverhaltens von am Neuen Markt der Deutsche Börse AG notierten Unternehmen und ihre Auswirkung auf die Aktienkurse dar. Hier zeigt sich auch, daß die Anwendungen internationaler Rechnungslegungsvorschriften nicht zwingend zu einem höheren Maß an Transparenz führt. Vgl. Küting, FAZ vom 19.03.2001, S. 32. 292 Vgl. Hirshleifer, American Economic Review 1971, S. 573. 288 289 290 291
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
109
eine Überproduktion von Rechnungslegungsinformationen zu erwarten ist, und somit
Marktversagen aufgrund nicht ausreichender Informationsbereitstellung auf dem Kapitalmarkt unwahrscheinlich erscheint.293 Marktversagen als Regulierungsbegrün dung wäre daher sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht hinfällig.
Allerdings sind im Hinblick auf die obigen Argumente zwei Einschränkungen zu be achten: zum einen ist zu hinterfragen, wie sich anfallende Transaktionskosten auf die freiwillige Bereitstellung bzw. Weitergabe von Informationen auswirken. Zum
anderen muß berücksichtigt werden, daß der Adressatenkreis von Rechnungsle
gungsvorschriften weiter gefaßt ist und sich nicht auf die Kapitalgeber beschränken
läßt Die disziplinierende Wirkung des Kapitalmarktstandings kann ggfs. durch die Ansprache weiterer Informationsadressaten abgeschwächt werden. So kann die
Quantität und Qualität z.B. durch die steuerliche Relevanz der veröffentlichten Infor mationen beeinflußt werden.
Anders stellen sich die Argumente auch bei Berücksichtigung der Kosten für die In
formationsbereitstellung und -beschaffung dar. Die Informationsbereitstellung und die Verifizierung der erhaltenen Informationen verursacht Kosten, die sich negativ
auf das Angebot und die Nachfrage von Unternehmensinformationen auswirken können. In Abhängigkeit der Höhe der anfallenden Kosten im Vergleich zu den mit
der Veröffentlichung verbundenen Nutzensteigerungen sinkt für beide Marktseiten der private Anreiz zur Informationsbereitstellung bzw. -beschaffung, so daß die
Bereitstellung und die Nachfrage von bzw. nach Rechnungslegungsinformationen ggfs. sogar ganz unterbleibt.294 Unternehmen werden nämlich nur dann die Kosten für die Datengenerierung, -aufbereitung und -Veröffentlichung zur Reduktion bzw.
Verhinderung von Informationsasymmetrien in Kauf nehmen, wenn die damit ermög lichte Reduktion der Kapitalkosten im Vergleich höher ausfällt Gleichfalls werden die Adressaten der veröffentlichten Unternehmensinformationen Transaktionskosten in
293 Vgl. Fülbier, [Regulierung], S. 176 ff.; Hartmann-Wendels, [Rechnungslegung], S. 22 f. Allerdings läßt die daraus erwachsende fehlende Vergleichbarkeit von Unternehmensinformationen wiederum auf potentielles Marktversagen schließen. Vgl. hierzu die Ausführungen in diesem Abschnitt unter 2. d), S. 112 ff. 294 Vgl. Fülbier, [Regulierung], S. 179. Es ist auch zu berücksichtigen, daß die Veröffentlichung von Unternehmensdaten mit Folgekosten in Form von Lohnforderungen, Verlust von Wettbewerbsvorteilen etc. verbunden sein kann. Auf die mögliche Transaktionskostensenkung durch regulierende Eingriffe wird in diesem Abschnitt unter 2. d), S. 112 ff. näher eingegangen.
110
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
Form von Beschaffungs- und Verarbeitungskosten nur dann akzeptieren, wenn die mit den veröffentlichten Informationen ermöglichte Zunahme des privaten Nutzens die Transaktionskosten übersteigt Ohne regulierende Maßnahmen kann ein Versa gen des Marktes für unternehmensspezifische Informationen also nur dann ausge
schlossen werden, wenn beidseitig Transaktionskostenvorteile Anreize zum Ab schluß nutzenstiftender Verträge bieten.
Ein einheitliches Bild, inwiefern die Veröffentlichung von Rechnungslegungsinfor mationen in ausreichendem Umfang auch auf freiwilliger Basis erfolgen würde, und
damit Vorabregulierungen zur Verhinderung von Marktversagen nicht notwendig
sind, ergibt sich somit nicht.295
c) Marktfähigkeit von Rechnungslegungsinformationen
Als wesentliche Ursache für potentielles Marktversagen auf dem Informationsmarkt werden die atypischen Eigenschaften von Informationen als Wirtschaftsgut aufge führt.296 Eine freiwillige Bereitstellung über den Markt für Unternehmensinformatio
nen wäre möglich, wenn durch die Unternehmen als Informationslieferanten eine Kosten-Nutzen-Analyse vorgenommen werden könnte. Würden die Kosten der In
formationsverbreitung durch den von den Adressaten gebotenen Preis gedeckt, wäre es für das Unternehmen ökonomisch sinnvoll, Informationen bereit zu stellen.
Informationen sind allerdings als öffentliches Gut zu klassifizieren, da der Nutzen
durch den Konsum durch weitere Anleger formell nicht abnimmt. Zudem können einzelne Marktteilnehmer von der Nutzung nicht bzw. nur unter hohen Kosten aus
geschlossen werden.297 Informationen sind folglich nicht-rival im Konsum, und das
Ausschlußprinzip ist nicht anwendbar. Die optimale Menge an Informationen wäre
dementsprechend dann bereitgestellt, wenn die Grenzkosten der Bereitstellung der Informationen der Summe der Grenznutzen aller Nachfrager entspräche. Da das
Ausschlußprinzip allerdings nicht anwendbar ist, werden rational handelnde Nach
frager ihren Nutzen nicht offenlegen, aber dennoch die Informationen konsumieren. Infolge dieses Trittbrettfahrer-Verhaltens kommt es langfristig zu einer Unterpro
295 Vgl. Brotte. [Geschäftsberichte], S. 96 ff. 296 Vgl. Brandl, [Rechnungslegungsnormen], S. 144 ff. 297 Vgl. Taylor/Turley, [Accounting], S. 10 ff.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
111
duktion von Informationen, da der festgestellte Nutzen geringer ist als die realiter gewünschte und konsumierte Informationsmenge.298 Ein Versagen des Marktes für unternehmensspezifische Informationen wäre folglich möglich.
Problematisch erscheint diese Regulierungsbegründung dennoch: weder können die Kosten, die mit der zwangsweisen Erstellung und Veröffentlichung von Rechnungs legungsinformationen verbunden sind, noch der Gesamtnutzen, der durch die öf
fentliche Verfügbarkeit generiert wird, quantifiziert werden.299 Auch die Nicht-Rivalität
im Konsum von Rechnungslegungsinformationen ist anzuzweifeln. So hängt der Nutzen von Unternehmensinformationen am Kapitalmarkt gemäß der Theorie vom
gesellschaftlichen Wert öffentlicher Informationen von der Anzahl an Mitwissern ab.300 Zudem wird die Information erst durch den staatlichen Eingriff zu einem öf fentlichen Gut, da durch die Publizität der Jahresabschlüsse und damit der öffentli
chen Zugänglichkeit der Jahresabschlußinformationen einzelne Marktteilnehmer nicht von der Nutzung ausgeschlossen werden können.301 Ohne gesetzlichen Zwang
zur Publizität wäre ein Ausschluß von Trittbrettfahrern vom Konsum ggfs. möglich.302 Die Internalisierung positiver externer Effekte würde somit im Rahmen privater
Verträge gelöst.303 In der Realität ist zudem zu beobachten, daß Unternehmen Informationen bereit stellen, die über das gesetzlich vorgeschriebene Mindestmaß gehen. In gleicher
Weise ist auch festzustellen, daß die Adressaten der veröffentlichten Unterneh
mensdaten quantitativ und qualitativ weitergehende Informationen nachfragen. Dies läßt auf einen beidseitigen ökonomischen Nutzen der Veröffentlichung schließen, so
daß eine Regulierung grundsätzlich nicht notwendig wäre.304
298 Vgl. Arrow, [Welfare], S. 614 ff.; Hax, [FS Busse von Colbe], S. 192; Feldhoff, WPg 1994, S. 530; Picot/Dietl, [Kapitalmarkt], S. 131. 299 Vgl. Hartmann-Wendels, [Rechnungslegung], S. 20. 300 Vgl. Fülbier, [Regulierung), S. 175. 301 Vgl. Feldhoff, WPg 1994, S. 530. Allerdings erscheint auch der Ausschluß von der Informationsnutzung unrealistisch. 302 Vgl. Feldhoff, WPg 1994, S. 530; Brotte, [Geschäftsberichte], S. 94 ff. Damit wären Informationen als private Güter zu klassifizieren. So bei Fama/Laffer, Journal of Business 1974, S. 290 ff.; Hirshleifer, American Economic Review 1971, S. 561 f. Allerdings wäre der Ausschluß dann nicht sinnvoll, wenn aufgrund der fehlenden bzw. nur eingeschränkten Informationen die Kosten der Kapitalbeschaffung höher als die der Informationsbereitstellung wären. 303 Vgl. Coase, Journal of Law and Economics 1960, S. 1 ff. 304 Vgl. Picot/Dietl, [Kapitalmarkt], S. 133; Taylor/Turley, [Accounting], S. 5.
112
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
Es bleibt festzuhalten, daß auch die Analyse der Marktfähigkeit von Rechnungsle gungsinformationen ein potentielles Marktversagen nicht hinreichend begründen und
eine staatliche Regulierung nicht zwingend rechtfertigen kann.305
d) Sicherung der Kapitalmarktfunktionen Rechnungslegungs- und Publizitätsvorschriften dienen nicht ausschließlich der In
formation und dem Schutz von Gläubigern und Investoren (Individualschutz). Sie sollen auch sicherstellen, daß der Kapitalmarkt als Institution die ihm zugedachten Funktionen erfüllt (Institutionenschutz), und damit Marktversagen ausgeschlossen
werden kann.306 Die Kapitalmarktfunktionen werden gemäß der Kapitalmarkttheorie in die Sicherstellung der allokativen, der institutionellen und der operativen Effizienz
unterteilt.307 Während die institutionelle Effizienz insbesondere durch den Schutz der Anleger und Gläubiger sichergestellt wird, kann die operationale und allokative Effi
zienz durch die Reduktion von Transaktionskosten erhöht werden. Welche Bedeu
tung Rechnungslegungsvorschriften bei der Sicherstellung der Kapitalmarktfunk
tionen haben, und inwiefern diese staatliche Eingriffe rechtfertigt, ist Gegenstand der nachfolgenden Ausführungen. aa) Institutionelle Effizienz Im Hinblick auf die Herstellung und den Erhalt der institutioneilen Effizienz wird in
Deutschland dem Staat die Aufgabe zugesprochen, mittels der Gesetzgebung die
305 Berücksichtigt man darüber hinaus Forschungsergebnisse, die, wenn auch nur unter engen modelltheoretischen Prämissen, belegen, daß der gesellschaftliche Wert öffentlich verfügbarer Informationen auch Null bzw. negativ sein kann, würde ein Marktversagen auf dem Informationsmarkt gänzlich hinfällig. Vgl. hierzu Ballwieser, [FS Wittmann], S. 21 ff.; Schmidt, ZfbF 1982, S. 728 ff.; Hirshleifer, American Economic Review 1971, S. 561 ff.; Ewert, BFuP 1989, S. 245 ff. Erschwerend kommt hinzu, daß die handelsrechtliche Rechnungslegung trotz neuerer Anpassungen immer noch vergangenheitsorientiert ist und der Informationswert in bezug auf die zu treffenden Entscheidungen, deren Richtigkeit sich wie z.B. bei einer Anlageentscheidung erst in der Zukunft bestätigt, damit als gering einzustufen ist. Zudem wird der Informationswert des Jahresabschlusses durch die Schätzproblematik einzelner Bilanzpositionen wie z.B. Rückstellungen in Frage gestellt. Vgl. hierzu Leffson, [Rechnungslegung], 306 Vgl. Walz, ZfbF-Sonderheft 1993, S. 100; Deleker, BB 1998, S. 2047. 307 Ein Kapitelmarkt wird als allokativ effizient angesehen, wenn das verfügbare Kapital den jeweils ertragreichsten Verwendungsmöglichkeiten zugeführt wird. Institutionell funktionsfähig ist der Kapitalmarkt, sofern die Anleger in angemessener Weise vor schädigendem Verhalten der Marktgegenseite wie z.B. Manipulationen geschützt wird. Der Kapitalmarkt gilt des weiteren als operational effizient, wenn die Transaktionskosten möglichst gering sind. Vgl. hierzu Walz, ZfbFSonderheft 1993, S. 100; Kübler, [Gesellschaftsrecht], S. 390 f.; Schmidt, [Rechnungslegung], S. 40 f.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
113
schwächeren Parteien schützen zu müssen.308 Aufgrund der Kostennachteile im Rahmen der Informationsbeschaffung und -Verwertung sowie der schwächeren Ver
handlungsposition hat der Staat daher zur Sicherstellung der institutionellen Effizienz insbesondere den Kleinaktionär und den Kleingläubiger zu schützen.309 Auch die
Wissenschaft hat ähnliches gefordert: ’’Einzelne Gruppenmitglieder haben ggfs. eine so starke Stellung gegenüber dem Unternehmen, daß sie dessen Entscheidungen
zum Nachteil anderer Gruppenmitglieder beeinflussen können (z.B. Großaktionäre und Großgläubiger). Aufgabe des Gesetzgebers ist es, das Bilanzrecht so zu
normieren, daß das Unternehmen ... keine Entscheidungen treffen kann, durch die die Rechte einzelner Interessengruppen zugunsten anderer beeinträchtigt wer
den ... .”310 Der Eingriff muß allerdings der ökonomischen Analyse standhalten kön
nen, d.h., das Ziel der Gerechtigkeit muß klar abgegrenzt und definiert sowie empi risch überprüfbar sein. Als Regelungsziel für eine Regulierung im Bereich der Rech
nungslegung käme z.B. die Schaffung von Chancengleichheit der Investoren in Be tracht.311 Empirische Untersuchungen haben diesbezüglich festgestellt, daß aufgrund von In
formationsasymmetrien
keine Chancengleichheit zwischen
den
einzelnen
In
vestorengruppen am Kapitalmarkt besteht. Vielmehr führen Informationsasymme trien zu sozialen Ungleichgewichten in Form von hohen Transaktionskosten, kleine
ren Märkten und geringerer Marktliquidität an den Sekundärmärkten.312 Das primäre Ziel des Anlegerschutzes, den Schutz des Individuums vor ungerechtfertigter Be nachteiligung am Kapitalmarkt zu ermöglichen, dient folglich auch der Sicherstellung
der Funktionsfähigkeit der Institution Kapitalmarkt. Hohe Transaktionskosten und abnehmende Liquidität führen ggfs. zu Marktversagen.
Vgl. Feldhoff, [Regulierung], S. 28 f. Vgl. Brotte, [Geschäftsberichte], S. 101 ff. Wöhe, [Bilanzierung], S. 42. Hervorhebung wie im Original. Vgl. Walz, ZfbF-Sonderheft 1993, S. 99. Meßbar ist die Chancengleichheit im Wege der informationsbedingten Unterschiede der Risiko-Ertrags-Relation, die im Falle von Kapi talmarkteffizienz Null sein müßte. Lev schlägt zur Schaffung von Chancengleichheit u.a. vor, daß alle Informationen zu veröffentlichen sind, die Großaktionären, Großgläubigern und Insidern zu Verfügung stehen. Vgl. Lev, Accounting Review 1988, S. 4 ff. Die SEC will die selektive Publizität durch Vorabversorgung von Analysten und institutioneilen Investoren mit Informationen zukünftig zugunsten der Chancengleichheit verbieten. Vgl. o.V., FAZ vom 10.12.1999, S. 25; o.V., FAZ vom 12.08.2000, S. 24; o.V., BZ vom 16.03.2001, S. 13. 312 Vgl. Lev, Accouting Review 1988, S. 6 ff.; Taylor/Turley, [Accounting], S. 9 f. Gleichzeitig werden aufgrund der Informationsasymmetrien auch adverse Selektionen beobachtbar sein.
308 309 310 311
114
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
Eine Regulierung der Kapitalmarktinformation zur Sicherstellung der institutioneilen Effizienz und damit der Funktionsfähigkeit des Kapitalmarktes, wie sie z.B. durch die gesetzlich vorgeschriebene Ad-hoc-Publizität313 vorgenommen wurde, kann dem
nach als Regulierungsbegründung anerkannt werden. Problematisch erscheint diese Regulierungsbegründung allerdings insofern, als zunächst ein gerechter Maßstab für die Festlegung bzw. Abgrenzung der schützenswerten Personengruppe gefunden
werden muß. Pauschale Gruppierungen wie z.B. der allgemeine Schutz von Gläubi
gern schlagen fehl, da auf diese Weise die Heterogenität von Interessengruppen nicht hinreichend berücksichtigt wird.314
bb) Operationale und allokative Effizienz Die Funktionsfähigkeit der Institution Kapitalmarkt wird des weiteren durch die ope
rationale und allokative Effizienz beeinflußt. Diese korrelieren positiv mit der Sen kung der Transaktionskosten. Eine Reduktion der Transaktionskosten ist bspw.
durch die Standardisierung von Verträgen möglich.315 Die Standardisierung im Wege
bilanzrechtlicher Vorschriften erscheint sinnvoll, da die Formulierung einzelner Ver träge zur Festlegung von Rechten und Pflichten gegenüber Gesellschaftern, Gläubi
gern und sonstigen Vertragspartnern unverhältnismäßig teuer wäre.316 Dies gilt umso mehr, falls ein Unternehmen eine atomistische Eigentümerstruktur aufweist, und somit gesetzliche Rechnungslegungsvorschriften zu erheblichen Transaktions
kostenersparnissen führen. Ein Unternehmen wird die Regulierung in diesem Fall immer dann vorziehen, wenn die Kosten der Erstellung eines standardisierten Jah
resabschlusses geringer sind als die anderenfalls anfallenden Vertragskosten.317
313 Vgl. zur Regulierung der Ad-hoc-Publizität ausführlich Fülbier, [Regulierung], 314 Vgl. Schildbach, [Markt], S. 93. Im Hinblick auf die Ungleichverteilung von Macht ist zu bemerken, daß ein Unternehmen als Großabnehmer gegenüber Zulieferern als Gläubiger sicherlich über eine stärkere Verhandlungsposition verfügt. Im Falle dispositiver Regeln wäre es folglich in der Lage, diese zu seinen Gunsten zu verwenden. Dies gilt gleichermaßen aber auch auf Seiten des Gläubigers, wenn dieser im Falle des Single-Sourcing der einzige Lieferant des Unternehmens ist. 315 Die Kosten für die Erstellung, Weitergabe, Prüfung und Auswertung der Rechnungsle gungsinformationen korrelieren stark negativ mit ihrem Standardisierungsgrad. Vgl. Pellens/Fülbier, ZGR 2000, S. 578. 316 In diesem Fall dient das Bilanzrecht zur Schließung der Lücken, die durch unvollständige Verträge bestehen bleiben. Vgl. Kirchner, [FS Beisse], S. 277 ff. 317 Vgl. Schmidt, ZfbF 1982, S. 746; Schildbach, [Markt], S. 91.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
115
Die fehlende Vergleichbarkeit der Informationen kann zu hohen Transaktionskosten für die Auswertung der Informationen führen und damit ein Versagen des Kapital
marktes bewirken.318 Diese Zunahme der Transaktionskosten auf Seiten der Kapi talanbieter hat nicht nur negative Auswirkungen auf die operative und allokative Effi
zienz319 des Kapitalmarktes, sondern auch auf seine institutioneile Funktionsfähig keit. Steigende Transaktionskosten bewirken tendenziell den Marktaustritt von Kleinaktionären und widerlaufen somit dem Sinn und Zweck des Anlegerschutzes.
Wie die Ausführungen zeigen, ergibt sich auch im Hinblick auf die Regulierungsnot wendigkeit der Rechnungslegung zur Sicherstellung der Kapitalmarktfunktionen kein
einheitliches Bild. 3. Bewertung Ausgehend von den Erkenntnissen der normativen Theorie der Regulierung kann
nunmehr die Frage nach der Notwendigkeit und Reichweite einer Regulierung der
Rechnungslegung beantwortet werden. Zunächst ist festzuhalten, daß Marktmechanismen grundsätzlich leistungsfähiger
und effizienter sind, und daß deshalb regulative Eingriffe in die Marktordnung und die
Wettbewerbsfreiheit einer Rechtfertigung bedürfen. Sie kann vor allem bei Marktver sagen gegeben werden. Denn es ist unbestritten, daß regulierende Eingriffe bei
Vorliegen von Marktversagen zu einer Verbesserung der Allokationseffizienz und
damit zu einer Erhöhung der gesamtwirtschaftlichen Wohlfahrt führen. Die Übertragung dieser Erkenntnisse auf die Rechnungslegung zeigt: ohne Vorabre
318 Vgl. Pellens/Gassen, [FS Coenenberg], S. 639. Hieraus ergibt sich ein Nachteil der Regelung des § 292 a HGB. Zunächst war gem. E-DRS 1 das sog. "standard shopping” als gesetzlich zulässig eingestuft worden, so daß die Kosten der Auswertung, da neben dem HGB und seinen zahlreichen Wahlrechten auch einzelne Vorschriften der IAS und US-GAAP hätten verwendet werden können, gestiegen wären. Gem. DRS 1 müssen die IAS bzw. US-GAAP allerdings in vollem Umfang angewendet werden. Abweichungen sind nur in begründeten Ausnahmen zulässig. Vgl. Siefke, StuB 2000, S. 888. 319 Eine vollständige Allokationseffizienz ist allerdings nur unter den Bedingungen vollkommener Information sowie der Abwesenheit von Transaktionskosten realisierbar. In der realen, unvollkommenen Welt bleibt folglich die Unsicherheit, inwiefern die getroffene Maßnahme einerseits zur Erhöhung der allokativen Effizienz geeignet und andererseits in ihrer Wirkung effizienter als eine andere Regulierungsmöglichkeit bzw. private Vereinbarungen ist. Vgl. Schildbach, [Markt], S. 93.
116
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
gulierungen dürfte es auf dem Markt für Unternehmensinformationen wohl kaum zu
einem vollständigen Marktversagen kommen. Die Selbststeuerungsmechanismen wirken tendenziell durchaus darauf hin, daß den Wirtschaftssubjekten, die als poten
tielle Gläubiger oder Anleger an Unternehmensinformationen interessiert sind, diese
auch tatsächlich gegeben werden. Ohne entsprechende Vorabregulierung wäre die Informationsversorgung jedoch in qualitativer und quantitativer Hinsicht suboptimal,
und in bestimmten Bereichen bestünde sogar die ernstzunehmende Gefahr eines Marktversagens. Zu denken ist hierbei namentlich an den Bereich der großen, bör
sennotierten Unternehmen, bei denen eine Vorabregulierung der Rechnungslegung unbedingt notwendig ist, um Gläubiger und Anleger zu schützen und die notwendige Kapitalmarkteffizienz zu sichern. Im Bereich der sonstigen Unternehmen besteht eine entsprechende Notwendigkeit nicht in gleicher Weise. Vorabregulierungen füh
ren hier aber zu einer Verbesserung der Informationsversorgung und damit ebenfalls
zu einer Erhöhung der wohlfahrtsökonomischen Effekte. Damit steht die prinzipielle Notwendigkeit von Vorabregulierungen außer Zweifel. Es bleibt jedoch die hier vor allem interessierende Frage, wer diese Regulierungen vor nehmen soll.
II. Regulierungsinstanz Die Regulierung der Rechnungslegung kann entweder durch private oder durch
staatliche Regulierungsinstanzen oder durch ein entsprechend koordiniertes Zu sammenwirken dieser Instanzen erfolgen. Für die schwierige Frage, welche Regu lierungsinstanz am ehesten geeignet ist, eine inhaltlich sachgerechte Regulierung
sicherzustellen, geben wiederum die Erkenntnisse der normativen Theorie der Re
gulierung, daneben aber auch die der positiven Theorie der Regulierung wichtige Hinweise.
Nach den Erkenntnissen der normativen Theorie der Regulierung ist davon auszu gehen, daß Vorabregulierung von Regulierungsinstanzen, die auf der privatautono men Organisation der beteiligten Wirtschaftskreise beruhen, grundsätzlich eher zu
einem gesamtwirtschaftlichen Pareto-Optimum führen als staatliche Regulierungen.
Staatliche Regulierungen dürfen daher nur dann an die Stelle privater Regulierungen
treten, wenn ohne sie in bezug auf an sich notwendige Vorabregulierungen ein
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
117
Marktversagen (Regulierungsversagen) zu befürchten ist. Das ist nur dann der Fall,
wenn ohne staatliche Regulierungen die Gefahr besteht, daß es entweder überhaupt nicht zu einer privatautonomen, organisierten Vorabregulierung kommt, oder diese inhaltlich nicht sachgerecht bzw. im Vergleich zu einer staatlichen Regulierung suboptimal ist. Für die Beurteilung der Leistungsfähigkeit und der Leistungsgrenzen
einer staatlichen oder privaten Vorabregulierung geben die Erkenntnisse der positi ven Theorie der Regulierung zusätzlich wichtige Aufschlüsse. 1. Die Erkenntnisse der positiven Theorie der Regulierung Die positive Theorie der Regulierung lenkt den Blick darauf, daß das tatsächlich
beobachtbare Ausmaß an Regulierung keineswegs immer durch Marktversagen und die Sicherstellung der Funktionsfähigkeit der Märkte begründet ist, sondern auf den
Eigeninteressen der Regulierungsinstanzen beruht, die ihrerseits wieder von den an Regulierungen interessierten Wirtschaftskreisen für die Durchsetzung von Partiku larinteressen ausgenutzt werden können. Die Grunderkenntnis der positiven Theorie
der Regulierung besteht also darin, daß es Nachfrage nach Regulierungen gibt, die von Anbietern von Regulierungen befriedigt wird. Da dies so ist, muß die Regulie rungsinstanz so gewählt und das Regulierungsverfahren so ausgestaltet werden,
daß Einflußnahmen, die zu sachwidrigen Regulierungen führen, verhindert werden
können. Dies bedarf einer näheren theoriegeleiteten Erörterung. a) Eigennutztheorie
Die Erklärungsansätze der positiven Theorie der Regulierung wurden maßgeblich durch Untersuchungen zum Verhalten von Regulierungskommissionen bestimmt.320
Es wurde beobachtet, daß die Regulierer anstelle der Maximierung der gesamtwirt schaftlichen Wohlfahrt die Maximierung ihres privaten Nutzens anstrebten. Grund lage für diese Erkenntnisse sind die Untersuchungen über die weisungsunabhängi gen Regulierungskommissionen in den USA, die ausschließlich dem Gemeinwohl
verpflichtet sind.321
320 Vgl. Joskow/Noll, [Regulation], S. 49 ff. 321 Vgl. zu diesen Phillips, [Regulation], S. 85 ff.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
118
Annahmegemäß wird davon ausgegangen, daß das zugrundeliegende Regulie
rungssystem keine Anreize zur Maximierung der gesamtwirtschaftlichen Wohlfahrt enthält.322 Vielmehr fördern die zeitlich begrenzte Amtszeit und die Verfahrensstruk
tur die Verfolgung eigener Nutzenmaximierung. Nach Beendigung ihrer Amtszeit müssen sich die Regulierer ein neues Betätigungsfeld suchen und sehen sich daher
gezwungen, dies im Rahmen ihrer Regulierungstätigkeit zu berücksichtigen. Somit veranlaßt die Aussicht auf einen anstehenden Wechsel in den zu regulierenden
Wirtschaftsbereich den Regulierer zu industriefreundlichen Maßnahmen.323 Die Verfolgung öffentlicher Interessen erscheint daher unwahrscheinlich. Durch die pri
vate Nutzenmaximierung ist vielmehr ein gesamtwirtschaftlicher Wohlfahrtsverlust zu erwarten.324
Die Untersuchungen belegen einen Zusammenhang zwischen der Verfahrens- bzw. Organisationsstruktur und der Verfolgung öffentlicher Interessen bzw. der Maxi
mierung der gesamtwirtschaftlichen Wohlfahrt.325 Dieses Ergebnis ist im Hinblick auf das Ziel dieser Arbeit von besonderem Interesse. Solange dieser Zusammenhang im Verfahrensaufbau nämlich nicht hinreichend berücksichtigt wird, kann die Maxi
mierung des privaten Nutzens durch den Regulierer nicht ausgeschlossen werden. b) Bürokratietheoretische Ansätze
Die Bürokratietheorie nimmt die Annahmen und Ergebnisse der Eigennutztheorie auf. Gegenstand der Analyse ist allerdings nicht eine unabhängige Regulierungs kommission, sondern die Verwaltung der Regulierungen durch eine öffentliche Be hörde. Als Regulierer fungieren dementsprechend höhere Beamte bzw. Bürokraten
mit Budgetverantwortung.326
Ihre individuelle Nutzenfunktion beinhaltet nicht die Suche nach einem anschließen den Betätigungsfeld, sondern relevante Faktoren stellen bspw. die Einkommenshöhe
und die persönliche Anerkennung dar. Diesbezüglich unterstellt die Bürokratietheo
322 323 324 325 326
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
Hilton, American Economic Review 1972, S. 47 ff. Joskow, Journal of Law & Economics 1974, S. 291 ff. Hilton, American Economic Review 1972, S. 53 f. Russell/Shelton, Public Choice 1974, S. 59 f. Frey/Kirchgässner, [Wirtschaftspolitik], S. 173 ff.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
119
rie einen Zusammenhang mit der zu verwaltenden Budgethöhe.327 Die individuelle Nutzenmaximierung korreliert positiv mit der Maximierung des zu verwaltenden Bud
gets. Auch die Vergrößerung der Institution bzw. der Anzahl der Untergebenen stellen Handlungsanreize dar.328 Eine Maximierung wird entweder durch die Erhö
hung der Regulierungsdichte im Wege der Ausdehnung auf weitere Verhaltens
merkmale oder aber auf Substitutionsgüter bzw. durch die Vornahme kapitalintensi
ver Regulierungen erreicht.329 Die individuelle Nutzenmaximierung findet ihre Gren
zen in der parlamentarischen Kontrolle, die allerdings aufgrund des Wissensvor
sprungs der Regulierer nur eingeschränkt greifen kann.330 Gegen die empirische Re levanz dieser Überlegungen spricht jedoch die Tatsache, daß Regulierer zwischen Behörden wechseln, ohne daß damit notwendigerweise eine Budgeterhöhung ver bunden ist.331
Während die Erkenntnisse der Eigennutztheorie im Rahmen eines Gestaltungsent wurfs für ein Rechnungslegungsgremium bspw. durch ein Wettbewerbsverbot für die
Regulierer berücksichtigt werden könnten, sind die Ergebnisse der Bürokratietheorie insbesondere bezüglich möglicher Beschränkungen im Hinblick auf die Re gulierungstiefe oder eine parlamentarische Rückkoppelung bzw. den Regulierungs
umfang mit einzubeziehen. c) Capture Theory Die Capture Theory nimmt das Maximierungstheorem der Bürokratietheorie auf, be
zieht daneben allerdings auch das Verhalten der Regulierten in die Analyse mit ein. Untersuchungsgegenstand stellt der Wettbewerb der Regulierten um die durch die Regulierung zu vergebenden Renten dar.
Die Regulierungsinstanz tritt an einem Markt für Regulierungen in Form staatlicher
Wohlfahrtstransfers als Anbieter auf.332 Als Nachfrager sind die potentiell Be
327 Vgl. Niskanen, [Interest], S. 113 ff. 328 Vgl. Eickhof, [Marktversagen], S. 134; Fritsch/Wein/Ewers, [Marktversagen], S. 386 ff., die dieses Verhalten unter dem Begriff "Budgetmaximierungs-Hypothese" subsumieren. 329 Vgl. Rowley/Elgin, [Behaviour], S. 32 ff. 330 Vgl. Breton/Wintrobe, Journal of Political Economy 1975, S. 198. 331 Vgl. Musgrave, [Comment], S. 120 ff. 332 Vgl. Eickhof, [Marktversagen], S. 133 f.; Krakowski, [Regulierung], S. 96 ff.
120
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
günstigten einer Regulierung bereit, die Regulierungsbehörde für den wirksamen
Schutz vor Wettbewerb zu entlohnen.333 Obgleich mit der Regulierung für die be troffene Interessengruppe bzw. den betroffenen Unternehmenskreis Einschränkun gen bezüglich der Gewinnaussichten oder aber der Privatautonomie verbunden sein
können, wird sie dem privaten Kartell dennoch vorgezogen. Hierfür spricht insbeson
dere, daß aufgrund der Regulierungen weder Trittbrettfahrer noch potentielle Kon kurrenten zu befürchten sind.334
Je mehr Vorteile sich die betroffenen Unternehmen von einem regulierenden Eingriff
erhoffen, desto eher wird dieser nachgefragt, und desto höher ist die Zahlungsbe reitschaft. Als Zahlungsmittel dienen entweder Wählerstimmen, die der regierenden
Partei zur Wiederwahl dienen, oder aber Gelder zur Wahlkampffinanzierung.335 Von
diesen Zahlungen können die Nachfrager der Regulierung darüber hinaus profitie ren, indem sie im Falle einer Wiederwahl keine Änderung der Regulierungssituation zu befürchten haben.
Am Markt für Regulierungen wird gemäß der Theorie des kollektiven Handelns die Nachfragegruppe ihre Ziele durchsetzen, die ihre Interessen am besten organisiert
hat.336 Die wirkungsvolle Organisation der Nachfrage hängt neben der Größe der Gruppe und den damit verbundenen Informations- und Organisationskosten auch
von der Heterogenität der Interessen ab. Je homogener die Interessen sind, desto
größer ist auch die Aussicht auf Erfolg der Aktivitäten. Da die Einflußnahme von In teressengruppen als Gruppe organisierter Individuen bzw. Unternehmen mit gleich
gerichteten Zielen grundsätzlich als öffentliches Gut zu klassifizieren ist, werden die
333 Vgl. Stigler, Bell Journal of Economics and Management Science 1971, S. 3 ff., der dies treffend als "acquired regulation" bezeichnet. 334 Vgl. Krakowski, [Regulierung], S. 97; Posner, Bell Journal of economics and management science 1974, S. 344 ff. 335 Vgl. Krakowski, [Regulierung], S. 97; Peltzman, Journal of Law & Economics 1976, S. 214; Puro, Journal of Accounting Research 1984, S. 625. Diese Folgerung entspricht der Grundüberlegung der ökonomischen Theorie der Politik, die auf Downs zurückzuführen ist. Vgl. hierzu ausführlich Downs, [Demokratie]. Inwiefern Wahlen durch die Marktmacht einzelner Interessengruppen entscheidend beeinflußt werden, konnte bisher empirisch nicht nachgewiesen werden. Vgl. hierzu Rowley/Vachris, [Choice], S. 577; Peltzman, Journal of Law & Economics 1990, S. 27 ff. Zudem ist im Hinblick auf die Untersuchungsergebnisse zu berücksichtigen, daß sich die Organisation und das Verfahren des amerikanischen Wahlkampfes grundlegend vom deutschen Verfahren unterscheidet. 336 Vgl. Olson, [Logik], S. 52 ff.; Walz, ZfbF-Sonderheft 1993, S. 87 f.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
121
Erfolgsaussichten großer Gruppen zudem durch die Trittbrettfahrer-Problematik337
geschmälert. Die für die Unterbindung dieses Verhaltens benötigte Ausübung von Druck ist in einer relativ kleinen Gruppe einfacher.338 Darüber hinaus sinkt der er wartete Nutzen aus der Gruppenzugehörigkeit zu einer großen Interessenvereini
gung, da die erzielten Renten auf eine größere Anzahl an Interessenten umverteilt werden.339
Bei der Nachfrage nach Regulierung werden sich dementsprechend zum einen die Produzenten- gegenüber den Konsumenteninteressen340 und zum anderen innerhalb
einer Industrie die besser organisierte, homogenere Interessengruppe durchsetzen. Auf die Regulierung der Rechnungslegung bezogen, kann daher davon ausgegan gen werden, daß sich z.B. Konzerngesellschaften nicht nur gegen die Anlegerin
teressen, sondern auch gegen die Regulierungsinteressen von kleinen und mittleren Unternehmen durchsetzen werden.341 Dies wird im Hinblick auf die Interessenver
tretung bzw. Zusammensetzung des Rechnungslegungsgremiums und die staatliche Inhaltskontrolle der Rechnungslegungsstandards zu berücksichtigen sein. d) Ökonomische Theorie der Demokratie Die ökonomische Theorie der Demokratie entwickelt die Ergebnisse der Capture
Theory weiter, indem sie auch die Auswirkungen des Wählerverhaltens bei der Re
gierungswahl in die Untersuchung mit einbezieht. Dabei wird die Prämisse vollkom mener Information, bei deren Geltung der eigennützig handelnde Politiker nicht wie
dergewählt werden würde, aufgegeben. Der Public Choice-Ansatz geht von mangelndem Wissen der Politiker über die Durchsetzung ökonomischer Ziele und die Wohlfahrtswirkungen ihrer Handlungen sowie dem Unwissen der Wähler bezüglich des Verhaltens der Regierung nach der
Vgl. hierzu näher die Ausführungen in diesem Kapitel unter 1.1. d), S. 102 ff. Vgl. Olson, [Logik], S. 59 ff. Vgl. Noll, ZgS 1983, S. 397. Vgl. Eickhof, [Marktversagen], S. 135; Fritsch/Wein/Ewers, [Marktversagen], S. 393 ff.; Watts/Zimmerman, [Accounting], S. 224 f.; Walz, ZfbF-Sonderheft 1993, S. 88; Watrin, [Marktversagen], S. 17 ff.; Streit, [Verbände], S. 202 f.; Noll, ZgS 1983, S. 397; Posner, Bell Journal of economics and management science 1974, S. 345. 341 Die erfolgreicheren Lobbyingaktivitäten von Konzern- bzw. Großunternehmen sind bspw. durch die vorgenommenen Änderungen im Rahmen der Steuerreform 2000 belegt worden. 337 338 339 340
122
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
Wahl aus. Aufgrund des geringfügigen Einflusses des einzelnen Wählers auf den Wahlausgang sowie der Informationsmängel auf Seiten des einzelnen Wählers ist es
dem Politiker möglich, private Zielsetzungen wie Einkommen, Macht und Prestige zu verfolgen.342 Werden die Interessen einzelner Wähler hingegen in Interessen gruppen gebündelt, gerät der Politiker aufgrund der ggfs. vorhandenen Stimmen
macht der Gruppe in Abhängigkeit.343 Zum einen können Vertreter von Interessen gruppen selektiv Informationen über die Branche weitergeben. Zum anderen können
sie ihre in Stimmen definierte Marktmacht zur Durchsetzung ihrer Regulierungsin teressen verwenden.344 Politiker werden daher in ihrer individuellen Nutzenmaxi
mierung beeinflußt. Abschwächung kann die Marktmacht einzelner Interessengrup pen allerdings insofern erfahren, als regelmäßig eine Vielzahl von Vereinigungen ihre
Partikularinteressen im politischen Prozeß durchzusetzen versucht. Die politische Dimension der staatlichen Eingriffe in die Wirtschaft steht auch im
Rahmen der Krisentheorie der Regulierung im Mittelpunkt.345 Diese begründet die
quantitative Entwicklung der Regulierung mit der schwankenden Nachfrage nach Regulierungen. In Zeiten wirtschaftlicher Instabilität steigt die Nachfrage nach Ein
griffen des Staates zur Minderung bzw. Beseitigung der Krisensituation. Als Stimmenmaximierer wird die Regierung diese Nachfrage befriedigen. Ist die wirtschaft
liche Stabilität wieder hergestellt, wird die Regulierung indes nicht zurückgenommen, sondern als bewährt und begründet aufrecht erhalten. Diese Annahme wird durch den sogenannten Lebenszyklus der Regulierung unterstützt. Demnach zeigt die
Öffentlichkeit nach der Einführung einer Regulierung für weitere Änderungen kein Interesse mehr.346 Im Zeitablauf kommt es daher zu einer schubweisen Zunahme
des Regulierungsumfanges.347
342 Vgl. Downs, Journal of Political Economy 1957, S. 137. 343 Vgl. Rowley/Vachris, [Choice], S. 577. 344 Hieraus läßt sich auch ableiten, daß der Staat folglich diejenige Branche zu ihren Gunsten reguliert, die die meisten Wählerstimmen bietet. Vgl. Schubarth, [Regulierung], S. 214 f., 223 ff. 345 Vgl. Feldhoff, [Regulierung], S. 25 f. 346 Vgl. Fritsch/Wein/Ewers, [Marktversagen], S. 392. 347 Vgl. Schlecht, [Deregulierung], S. 433 ff.; Feldhoff, WPg 1994, S. 532, der diese Tatsache unter dem Stichwort ’’Sperrklinkeneffekt der Regulierung" subsumiert.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
123
2. Folgerungen für die Regulierung der Rechnungslegung
Die Erkenntnisse der positiven Theorie der Regulierung zeigen, daß die Wahl der richtigen Regulierungsinstanz und des richtigen Regulierungsverfahrens von ent
scheidender Bedeutung für sachgerechte Regulierungsergebnisse sind. Daraus müssen die notwendigen Folgerungen für die Gestaltung des institutionellen Ar
rangements der Normsetzung für die Rechnungslegung gezogen werden. Dabei ist
vorab folgendes zu berücksichtigen. a) Rechnungslegungsvorschriften als ökonomisches Gut
Regulierungseingriffe stellen im Rahmen der positiven Theorie ökonomische Güter
dar, die von einzelnen Wirtschaftssubjekten bzw. organisierten Interessengruppen dann nachgefragt werden, wenn sie die eigene Wohlfahrtssteigerung ermöglichen.348
Staatliche
Eingriffe
z.B.
in
Form
von
Mindeststandards
oder
Marktzu
gangsbeschränkungen dienen demnach zumeist der Einkommenserhöhung der die
Regulierung nachfragenden Interessengruppen. Rechnungslegungsvorschriften sind nach dieser Theorie weniger Ausfluß einer sachorientierten Entscheidungstätigkeit eines hierzu befugten Gremiums, sondern
vielmehr das Ergebnis von Lobbyingaktivitäten.349 Das Rechnungslegungsgremium dient nur als Mittel, um die jeweiligen gesellschaftlichen Interessen durchzusetzen.350
Interessengruppen agieren in diesem Fall als Nutzenmaximierer. Sie setzen sich
dementsprechend für ihre Belange dann ein, wenn die angestrebte Regulierung höheren Nutzen stiftet, als das Lobbying kostet.351 Inwiefern eine Interessengruppe zustande kommt, um aktiv auf den Regulierungsprozeß Einfluß zu nehmen, hängt,
348 Vgl. Watts/Zimmerman, [Accounting], S. 224; Feldhoff, WPg 1994, S. 531 f. 349 Vgl. Ordelheide, ZfbF-Sonderheft 1998, S. 7; Sutton, Accounting, Organizations and Society 1984, S. 1. 350 So sind z.B. Rechnungslegungsvorschriften, die sich positiv auf den Jahresüberschuß auswirken, im Interesse derjenigen Manager, die erfolgsabhängig bezahlt werden. Vgl. Watts/Zimmerman, Accounting Review 1978, S. 131; Ordelheide, [Rechnungslegung], S. 25. 351 Die Übertragung der ökonomischen Theorie des Wählerverhaltens in der Demokratie nach Downs auf die Rechnungslegung wurde durch Sutton vorgenommen. Vgl. Sutton, Accounting, Organizations and Society 1984, S. 82 ff. Vgl. z.B. für die Aktivitäten der Kommission Rechnungswesen und deren nur gerinfügigen organisatorischen Einfluß auf den Gesetzgebungsprozeß des Bilanzrichtlinien-Gesetzes, Chmielewicz, [FS Busse von Colbe], S. 53 ff. Er begründet den mangelnden Einfluß damit, daß die Kommission Rechnungswesen keine wirtschaftlichen Interessen verfolgt und keine eigenen Ressourcen und somit auch über keine Durchsetzungsmacht verfügt.
124
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
wie zuvor schon erwähnt, neben den Informations- und Organisationskosten auch
von der Heterogenität der Gruppe ab.352 Für die Lobbyingaktivitäten im Bereich der
Rechnungslegung kann daher gefolgert werden, daß das Tätigwerden von kleinen, gut organisierten Interessengruppen wie z.B. Großkonzernen wahrscheinlicher und
erfolgreicher ist als z.B. die Interessenvertretung von kleinen und mittleren Unter nehmen.353
Die Existenz von Regelungen für die Rechnungslegung, die auf erfolgreiche Lob byingaktivitäten zurückzuführen sind, ist offensichtlich. Vielfach werden die Prü fungspflichten von Jahresabschlüssen durch Wirtschaftsprüfer als erfolgreiche Lob
byingaktivitäten der Wirtschaftsprüfer angeführt. Die Regulierungen wirken in diesem Fall als Marktzutrittsbeschränkungen, die den Zugang zum Prüfungsmarkt gesetzlich
regeln und unter die Kontrolle der Marktanbieter stellen.354 Die stetige Zunahme von Rechnungslegungsvorschriften aus dem Blickwinkel des
zuvor Gesagten läßt nur den Schluß zu, daß die Beachtung der Vielzahl formeller
und materieller Vorschriften im Vergleich zu ihrem Nutzen mit geringeren Kosten verbunden ist.355 Trotz der Eingängigkeit der Argumentation konnten empirische Untersuchungen allerdings noch keine eindeutigen Belege für das Zutreffen dieser Hypothese liefern. b) Rechnungslegungsvorschriften als Reaktion auf Krisensituationen
Neben der Theorie der öffentlichen Güter spielen Krisensituationen als Regu lierungsbegründung eine Rolle. Die Krisentheorie der Regulierung bezieht neben
dem Eigeninteresse einzelner Wirtschaftssubjekte stärker die politischen Hinter gründe des staatlichen Handelns in ihren Forschungsansatz mit ein. Auch die staatli
352 Vgl. Noll, ZgS 1983, S. 397 und die Ausführungen in diesem Abschnitt unter II. 1. c), S. 119 ff. 353 Vgl. Watts/Zimmerman, [Accounting], S. 224 f. So auch Sutton, Accounting, Organizations and Society 1984, S. 85 ff. 354 Vgl. Feldhoff, WPg 1994, S. 532; Young, Accounting Review 1988, S. 283 ff. Young weist einen empirischen Zusammenhang zwischen der Durchfallquote des CPA-Examens als Marktzutrittsbeschränkung und den ökonomischen Rahmenbedingungen nach. Die Tätigkeit der Wirtschaftsprüfer als Interessengruppe wird ebenfalls oftmals unter dem Aspekt aufgeführt, daß diese bei der Mitwirkung im Entstehungsprozeß von Rechnungslegungsvorschriften auf Folgemandate der Bilanzaufsteller angewiesen sind. Vgl. Chmielewicz, [FS Busse von Colbe], S. 63. 355 Vgl. Hax, [FS Busse von Colbe], S. 187.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
125
chen Eingriffe im Bereich der Rechnungslegung entsprechen dem durch die Kri
sentheorie beschriebenen Eingriffsmuster. So führte die Weltwirtschaftskrise in den dreißiger Jahren weltweit zu der Einführung gesetzlicher Rechnungslegungs- und
Prüfungspflichten. Die Regulierungen wurden auch trotz bestehender Zweifel am
positiven Einfluß der Rechnungslegungsvorschriften auf die Kapitalmarkteffizienz nicht zurückgenommen.356 Allerdings kann dieser Ansatz die Zweifel an seiner All
gemeingültigkeit nicht ausräumen. So existieren für den Bereich der Rechnungsle gung viele Beispiele für die Aufgabe von Regulierungen einerseits und die Zunahme
von Regulierungen ohne Krisenbezug andererseits. 3. Konkrete Folgerungen
Ausgehend von den Erkenntnissen der positiven Theorie der Regulierung und ihrer Übertragung auf die Regulierung der Rechnungslegung kann nunmehr konkret der Frage nachgegangen werden, ob im Bereich der Rechnungslegung eine Vorabregu
lierung eher durch den Staat oder eher durch Private erfolgen sollte.
a) Regulierung durch Private Die Regulierung der Rechnungslegung durch eine private Regulierungsinstanz ist in
den angelsächsischen Ländern weit verbreitet.357 In Deutschland hingegen fungierte
bisher als Regulierungsinstanz im Bereich der Rechnungslegung nahezu aus schließlich der Gesetzgeber. Privater Sachverstand wurde nur durch Anhörungen im
Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens eingebunden. Private Regulierungen waren vornehmlich im Technik- und Umweltbereich anzutreffen.358 Die Verabschiedung der
§§ 342, 342 a HGB hat die Verlagerung der Regulierung der Rechnungslegung in den privaten Bereich bzw. die Beteiligung Privater an der staatlichen Regulierung der
Rechnungslegung ermöglicht.
356 Vgl. Hagerman/Healy, Journal of Accounting and Public Policy 1992, S. 233 ff. 357 Vgl. Biener, [FS Goerdeler], S. 50 ff.; Ordelheide, [Rechnungslegung], S. 238. 358 Vgl. Hommelhoff/Schwab, BFuP 1998, S. 38 f.
126
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
aa) Vorteile Die Regulierung der Rechnungslegung durch eine private Regulierungsinstanz ist
grundsätzlich staatlichem Handeln vorzuziehen, da privatwirtschaftliche Prozesse zu paretooptimaleren Marktergebnissen führen. Staatliche Regulierungen sind hingegen
zumeist mit Effizienzverlusten verbunden. Für die private Regulierung der Rechnungslegung spricht vor allem die mögliche
Entwicklung von Rechnungslegungsvorschriften durch Experten und den betroffenen
Personenkreis.359 Die Regulierung der Rechnungslegung durch privaten Sachver stand bedeutet eine direkte Herrschaft der Betroffenen. Damit kann die Praxis- und Marktnähe der entwickelten Rechnungslegungsvorschriften sichergestellt werden. Im
Gegensatz zu der unverbindlichen Beratungsfunktion von Expertengremien im
Rahmen des Gesetzgebungs- bzw. Verwaltungsverfahrens ergibt sich durch die
privatautonome Entwicklung verbindlicher Rechnungslegungsvorschriften ein Anreiz für Experten, am Normsetzungsprozeß aktiv zu partizipieren.360 Die Verbindlichkeit der entwickelten Rechnungslegungsvorschriften muß allerdings durch die Wahl ei
nes geeigneten Rechtsetzungsinstrumentes sichergestellt werden.361
Die private Regulierung der Rechnungslegung scheint des weiteren geeigneter im Hinblick auf die Anforderungen an die Effizienz und Flexibilität des Entwicklungsver
fahrens. Im Gegensatz zum institutionalisierten Gesetzgebungsverfahren kann ein privates Regulierungsverfahren auf die Anforderungen des Regelungsumfeldes abgestimmt und ausgerichtet werden und ermöglicht so ggfs. auch die Steigerung
der Effizienz des Regulierungsverfahrens durch einen effizienteren Einsatz der
Ressourcen.
Die quantitative und qualitative Überforderung des Gesetzgebers kann durch die Be grenzung der Gesetzgebungskompetenzen und durch die Verlagerung der Nor mierungsaufgaben in den privaten Bereich verringert werden. Das Tätigwerden des
Gesetzgebers unter Beteiligung des privaten Sachverstands wird ersetzt durch die
359 Vgl. Beresford, Accounting Horizons 1995, S. 59. 360 Vgl. hierzu auch die Ausführungen im 2. Kapitel, B I. 1., S. 69 ff. 361 Vgl. zu möglichen rechtlichen Ausgestaltungsformen einer Beteiligung Privater an der Normsetzung der Rechnungslegung und ihrer jeweilige Verbindlichkeit die Ausführungen im 4. Kapitel B, S. 196 ff.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
127
Tätigkeit von Expertengremien. Die Überantwortung der Regulierung der Rech nungslegung an Private kann im staatlichen Bereich zu einem effizienteren Einsatz
der frei gewordenen Ressourcen genutzt werden.362 So kann die Beschränkung auf die grundsätzlichen Rahmenvorgaben und die Überantwortung der Detailregelungen
an Private den Staat zugunsten anderer Aufgaben entlasten. Die staatlichen Regu lierungskosten können auf diese Weise zumindest teilweise gesenkt werden.363 Damit verbunden ist die Zunahme der allgemeinen Wohlfahrt.364
bb) Nachteile Die mögliche Flexibilisierung und Verkürzung der Verfahrensdauer durch die private
Regulierung der Rechnungslegung ist allerdings von der Art der Rezeption der privat entwickelten Rechnungslegungsvorschriften abhängig. Macht die Wahl des Recht
setzungsinstrumentes für die Verbindlichkeit der Rechnungslegungsvorschriften ein
langwieriges Anerkennungsverfahren notwendig, kann sich hierdurch die Verfah rensdauer verlängern. Gegebenenfalls überschreitet das Verfahren der privaten
Normsetzung dann die Dauer eines einfachen Gesetzgebungsverfahrens. Ein weiterer Nachteil der privaten Regulierung der Rechnungslegung kann sich im
Hinblick auf die mögliche Einflußnahme von Interessengruppen im Normierungspro zeß ergeben. Die Beeinflussung von Entscheidungsträgern durch das sog. Lobbying
ist natürlich auch im Rahmen der staatlichen Regulierung anzutreffen.365 Dort sind
aufgrund der demokratischen und rechtsstaatlichen Vorkehrungen der einseitigen Interessenberücksichtigung allerdings Grenzen gesetzt. Ohne staatliche Vorgaben im Hinblick auf die Organisation, den Verfahrensablauf und die Beteiligung aller
Interessengruppen am Entstehungsprozeß von privaten Rechnungslegungsvor
schriften kann im Rahmen einer ausschließlich privaten Regulierung der Rech nungslegung eine einseitige Einflußnahme durch bestimmte Interessengruppen in
362 Vgl. Ordelheide, [Rechnungslegung], S. 238 f. 363 Wie später noch deutlich werden wird, kann auf die Beteiligung des Staates nicht ganz verzichtet werden. Vielmehr darf der Staat die Verfahrens- und Letztverantwortung für die Rechnungslegung nicht aufgeben. Vgl. hierzu die Ausführungen im diesem Kapitel unter B II. 2., S. 163 ff. 364 Vgl. Ordelheide, [Rechnungslegung], S. 239 ff. 365 Vgl. ebd., S. 240 ff. und die Ausführungen zu der positiven Theorie der Regulierung in diesem Abschnitt unter II. 1., S. 117 ff. sowie die Übertragung auf die Rechnungslegung unter II. 2., S. 123 ff.
128
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
stitutionalisiert werden. So werden sich Unternehmensvertreter im politischen Prozeß der Normsetzung für die Rechnungslegung engagieren, um auf diese Weise z.B.
Einfluß auf Vorschriften für die Gewinnermittlung nehmen zu können.366 Als Ausfluß
einer weitgehend einseitigen Durchsetzung von Partikularinteressen sind dann Un gleichgewichte auf dem Markt für Unternehmensinformationen zu erwarten. Diese können über die oben geschilderten Transmissionsmechanismen zu Disparitäten in
der Informationsverteilung und langfristig zu einem Marktversagen auf den Informa
tions- und Kapitalmärkten führen.367
Die Bereitstellung von Rechnungslegungsvorschriften durch ein privates Rech nungslegungsgremium ist auch dann nachteilig, wenn keine Rivalität im Konsum zwischen den Wirtschaftssubjekten herrscht. In diesem Fall sind die Informations
suchenden nicht bereit, ihre wahren Präferenzen offen zu legen.368 Die rein private Bereitstellung würde daher nicht zu einem Wohlfahrtsoptimum führen, da das private
Angebot von Rechnungslegungsvorschriften und deren Bewertung über fiktive
Knappheitspreise zu einer künstlichen Verknappung der Nachfrage und damit ggfs. zu Marktversagen auf dem Markt für Unternehmensinformationen bzw. dem Kapi
talmarkt führen würde.369 Es zeigt sich, daß eine private Instanz nicht vorbehaltlos für die Regulierung der
Rechnungslegung geeignet ist. Den spezifischen Vorteilen wie z.B. die Entwicklung
von Rechnungslegungsvorschriften durch sachverständige Private, Markt- und Pra xisnähe der entwickelten Rechnungslegungsvorschriften, Entlastung des Gesetzge
bers und Flexibilisierung und Dynamisierung des Entstehungsprozesses stehen mit einer möglichen Institutionalisierung einseitiger Interesseneinflußnahmen und po
tentiellem Marktversagen aufgrund der Gutseigenschaften von Rechnungslegungs informationen gewichtige Gegenargumente entgegen. Die Vorabregulierung durch eine im wesentlichen privatautonom organisierte Regulierungsinstanz ist also proble
matisch.
366 Vgl. Ballwieser, ZfbF-Sonderheft 1993, S. 126. 367 Vgl. hierzu die Ausführungen zu der normativen Theorie der Regulierung in diesem Kapitel unter A I. 1., S. 87 ff. 368 Vgl. hierzu die Ausführungen in diesem Abschnitt unter I. 1. d), S. 102 ff. und I. 2. c), S. 110 ff. 369 Vgl. Pellens/Gassen, [FS Coenenberg], S. 641.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
129
b) Regulierung durch den Staat
Die positive Theorie der Regulierung lehrt370, daß auch der Staat (genauer: die für
ihn handelnden Personen) im Rahmen der Regulierung der Rechnungslegung zu
einem großen Teil aus eigennützigen Beweggründen tätig wird bzw. ist. Vor diesem
Hintergrund muß die Vorteilhaftigkeit einer staatlichen Regulierung ebenfalls hinter fragt werden.
aa) Vorteile Der Staat als Regulierungsinstanz fungiert grundsätzlich als eine dem Gemeinwohl
verpflichtete Instanz, die Sorge für alle betroffenen Interessen zu tragen hat.371 Dies
wird durch die demokratischen und rechtsstaatlichen Vorkehrungen sichergestellt, welche sich bspw. in der Ausgestaltung des Gesetzgebungsverfahrens widerspie
geln. Grundsätzlich kann damit eine einseitige Einflußnahme durch gut organisierte
Interessengruppen unterbunden werden. Die staatliche Regulierung erscheint daher
immer dann sinnvoll, wenn die Beteiligung gut organisierter Interessengruppen ein seitige Einflußnahmen erwarten läßt. Diesbezüglich können die institutionalisierten
Verfahrensvorgaben im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens Machtungleichge wichte verhindern, die anderenfalls zu Vertragsdisparitäten und langfristig zu Marktversagen führen könnten. Die staatliche Regulierung der Rechnungslegung erscheint daher auch sinnvoll, wenn starke Verhandlungspositionen von privaten
Vertragsparteien eine einseitige Festlegung von Vertragsbedingungen ermöglichen und diese auch wahrscheinlich sind.372
Ein weiterer Vorteil der staatlichen Regulierung der Rechnungslegung stellt somit
auch die Sicherung der Chancengleichheit und damit des Schutzes der Kleinanleger vor Betrug und Ausbeutung durch Insider dar.373 Die Herstellung von Chancen
370 Vgl. hierzu in diesem Abschnitt unter II. 1., S. 117 ff. 371 Vgl. Hommelhoff/Schwab, BFuP 1998, S. 46; Pellens/Gassen, [FS Coenenberg], S. 634; Beresford, Accounting Horizons 1995, S. 60. 372 Vgl. Pellens/Gassen, [FS Coenenberg], S. 637 ff.; Hoffmann-Riem, [Recht], S. 301 ff. 373 Vgl. Lev, The Accounting Review 1988, S. 3. Dadurch wird gleichzeitig die institutioneile Effizienz des Kapitalmarkts erhöht bzw. sichergestellt. Vgl. hierzu die Ausführungen in diesem Abschnitt unter I. 2. d) aa), S. 112 f.
130
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
gleichheit wirkt sich vorteilhaft auf das Kapitalangebot und damit auf die Preisspan nen aus. Mittel- bis langfristig können so die Marktliquidität gesteigert und die Trans
aktionskosten gesenkt werden.374 Rechnungslegungsvorschriften können durch diese Transmissionsmechanismen folglich zu einer Erhöhung der gesamtwirtschaft lichen Wohlfahrt führen. Voraussetzung ist allerdings, daß Informationsasymmetrien
reduziert bzw. verhindert werden.375 Hierfür bietet sich die Regulierung der Rech
nungslegung durch eine staatliche Instanz aufgrund der Gemeinwohlorientierung und der neutraleren Stellung des Gesetzgebers an. Die Normierung der Rechnungslegung durch eine staatliche Instanz ist auch im Hin
blick auf die rechtsstaatliche Forderung nach Rechtssicherheit zu bevorzugen. Durch die Entwicklung im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens kommt den Rech
nungslegungsvorschriften größtmögliche Verbindlichkeit zu. Damit bedarf es keiner weiteren Rezeption der Vorschriften, was zu einer Senkung der Transaktionskosten
führt, die bei der Vornahme der Regulierung der Rechnungslegung durch eine pri vate Regulierungsinstanz anfallen können. Falls den privat entwickelten Rech nungslegungsvorschriften keine unmittelbare Verbindlichkeit zukommt, kann es bis
zu der endgültigen Verbindlichkeit der Vorschriften durch die bestehende Rechtsun sicherheit bspw. zu Rechtsstreitigkeiten kommen, die weitere Transaktionskosten
verursachen. Gleichzeitig wird auch im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens der
externe Sachverstand mit einbezogen. Diese Beteiligung ist gesetzlich vorgeschrie ben und wird bei der Entwicklung von Rechnungslegungsvorschriften umfassend
genutzt. Die Regulierung der Rechnungslegung durch eine staatliche Institution ist ebenfalls notwendig, falls Nicht-Rivalität im Konsum herrscht. Dann ist die rein marktwirt
schaftliche Bereitstellung von Rechnungslegungsvorschriften nicht wohlfahrtsoptimal,
da sie zu einer künstlichen Verknappung der Rechnungslegungsinformationen führt.376 Die unzureichende Versorgung des Informations- und Kapitalmarktes mit
374 Vgl. Ballwieser, ZfbF-Sonderheft 1993, S. 124; Picot/Dietl, [Kapitalmarkt], S. 119 ff.; Lev, The Accouting Review 1988, S. 6 ff. 375 Vgl. hierzu die Ausführungen in diesem Abschnitt I. 1. c), S. 101 ff. und I. 2. b), S. 107 ff. 376 Allerdings hat sich gezeigt, daß die Nicht-Rivalität im Konsum für Rechnungslegungsvorschriften angezweifelt werden kann. Vgl. hierzu in diesem Abschnitt unter 2. c), S. 110 ff.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
131
Rechnungslegungsinformationen wird im Falle einer privaten Bereitstellung durch die Trittbrettfahrer-Problematik noch verschärft.377 Da ein privater Regulierer Dritte nur
bedingt von der Nutzung der Informationen ausschließen kann, wird er den eigentli chen Nutzen seiner Tätigkeit nicht internalisieren können. Hingegen muß er die
Kosten der Leistungserbringung vollständig tragen. Aufgrund der unvollständigen Of fenlegung der Nachfrage wird bei privater Regulierung folglich weniger Information
produziert und angeboten als gesellschaftlich gewünscht ist.378 Das damit verbun dene potentielle Marktversagen spricht ebenfalls für eine staatliche Regulierung der Rechnungslegung. bb) Nachteile Die traditionelle Zuständigkeit des Gesetzgebers für die Regulierung von das Ge
meinwohl berührenden Aufgaben hat zu einer Normenflut und einer hohen kapaziti
ven Belastung des Gesetzgebers geführt. Damit verbunden waren kontinuierlich steigende Staatsausgaben, so daß Forderungen nach einer Begrenzung des Ge
setzgebungsauftrages aufgekommen sind. Den Regulierungskosten der staatlichen
Regulierung der Rechnungslegung sind die vermeintlichen Wohlfahrtsverluste hinzu zufügen. Die Wohlfahrtsminderungen ergeben sich bspw. durch negative Rückwir kungen auf Qualität und Quantität der Informationsproduktion. Wie zuvor schon fest
gestellt wurde, ist grundsätzlich nur eine Marktlösung als wohlfahrtsoptimal anzuse
hen. Vor diesem Hintergrund wäre eine staatliche Regulierungsinstanz für die Rech nungslegung grundsätzlich abzulehnen.
Die Regulierung der Rechnungslegung im Rahmen eines Gesetzgebungsverfahrens
ist mit weiteren Nachteilen belegt. So war die bisherige Entwicklung der Rech nungslegungsvorschriften in ein genau vorgegebenes, weitestgehend unflexibles und zeitaufwendiges Gesetzgebungsverfahren eingebettet. Dies entspricht nicht den
Anforderungen des dynamischen Regelungsumfeldes der Rechnungslegung. Das Gesetzgebungsverfahren bietet zudem ebenfalls zahlreiche Anknüpfungs
377 Vgl. Pellens/Gassen, [FS Coenenberg], S. 641 sowie die Ausführungen hierzu in diesem Abschnitt unter 1. d), S. 102 ff. und 2. c), S. 110 ff. 378 Vgl. Ballwieser, ZfbF-Sonderheft 1993, S. 123.
132
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
punkte für Lobbying-Aktivitäten. Die Unabhängigkeit des Gesetzgebers kann auf grund seines wählerstimmenmaximierenden Verhaltens nicht als gesichert gelten.379
Gleichzeitig muß auch die Gemeinwohlorientierung des Staates in Frage gestellt
werden. Als direkt durch die Rechnungslegung Betroffener unterliegt dieser eigenen Interessenbindungen. So ist die Höhe des Steueraufkommens der Unternehmen
direkt von Bewertungs- und Gewinnverteilungsregelungen abhängig.380 Es erscheint
auch fraglich, inwiefern eine staatliche Regulierungsinstanz eine gesellschaftlich op timale Informationsproduktion sicherstellen und somit ein Marktversagen verhindern bzw. heilen kann.381 Zweifel diesbezüglich sind angebracht, da im Falle gesellschaft
licher Informationsproduktion keine staatlichen Regulierungen angenommen werden. Die Kosten einer alternativen institutionellen Regelung bleiben daher unberück
sichtigt und führen nur zu einer scheinbar optimalen Informationsproduktion. Die Diskussion der Vor- und Nachteile einer staatlichen Regulierungsinstanz ergibt
ebenfalls kein einheitliches Bild. Auch hier lassen sich Gründe für und gegen eine
staatliche Regulierungsinstanz für die Rechnungslegung finden. 4. Bewertung
Weder eine rein staatliche noch eine rein private Vorabregulierung der Rechnungs legung ermöglicht optimale wohlfahrtsökonomische Regulierungsergebnisse. Die Berücksichtigung politischer Gesichtspunkte im Rahmen der positiven Theorie
der Regulierung vermag bezüglich der Wahl der Regulierungsinstanz nur ansatz weise eine Entscheidungshilfe zu geben. Allerdings konnten wichtige Erkenntnisse im Hinblick auf das Verfahren der Entscheidungsfindung und die notwendige Be
schränkung des Regulierungsumfanges gewonnen werden. So ist im Rahmen der
Organisationsstruktur und des Verfahrensaufbaus ein Ausgleich von Partikularin teressen zu gewährleisten. Auch scheint im Falle einer privaten Mitwirkung an der Regulierung eine nachgeordnete staatliche Inhaltskontrolle zur Verhinderung einer
379 Vgl. hierzu die Ausführungen über die positive Theorie der Regulierung und ihrer Übertragung auf die Regulierung der Rechnungslegung in diesem Abschnitt unter II. 1., S. 117 ff. und II. 2., S. 123 ff. 380 Dies gilt allerdings bisher nur für den Einzelabschluß. 381 Vgl. Ballwieser, ZfbF-Sonderheft 1993, S. 123; Leftwich, Journal of Accounting and Economics 1980, S. 193 ff.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
133
einseitigen, materiellen Einflußnahme auf die Rechnungslegungsvorschriften durch
einflußreiche Interessengruppen sinnvoll und notwendig.
Allerdings sind im Bereich der Rechnungslegung unter Mitwirkung von Privaten bes
sere Regulierungsergebnisse zu erwarten als bei einer alleinigen Regulierung durch den Staat. Eine umfassende Beteiligung des Sachverstands Privater bzw. die Regu
lierung der Rechnungslegung durch private Experten entspricht auch internationalen
Gepflogenheiten. Die nationale und internationale Anerkennung der unter umfas sender Mitwirkung Privater entwickelten Rechnungslegungsvorschriften wäre somit
als wahrscheinlich einzustufen. Auch die Flexibilität und Dynamik eines privaten,
wenn auch nicht privatautonomen Regulierungsverfahrens ist für das Regelungs umfeld der Rechnungslegung besser geeignet als die durch ein langwieriges Ge setzgebungsverfahren gekennzeichnete staatliche Regulierung. Diesbezüglich wäre allerdings die Herstellung der Verbindlichkeit der durch eine private Regulierungsin stanz entwickelten Rechnungslegungsvorschriften notwendig, die bei der Regu lierung durch den Gesetzgeber unmittelbar gegeben ist.
In der Gesamtschau ist somit auf die Vorteilhaftigkeit einer direkten Beteiligung einer privaten Regulierungsinstanz an der Normsetzung für die Rechnungslegung zu
schließen, die allerdings durch institutioneile Aufbau- und Verfahrensvorgaben einen staatlich geregelten Rahmen erhalten muß. Ein gänzlicher Verzicht auf eine staat
liche Beteiligung an der Normierung für die Rechnungslegung ist weder empfeh
lenswert noch möglich. III. Zwischenergebnis Die Erkenntnisse der ökonomischen Theorie der Regulierung geben Antwort auf die
Frage, inwiefern die Rechnungslegung reguliert werden muß und wenn ja, durch wen
diese Regulierung vorgenommen werden sollte. Für die Frage nach der grundsätzlichen Notwendigkeit einer Vorabregulierung der Rechnungslegung sind vor allem die Erkenntnisse der normativen Theorie der Regu lierung von Bedeutung, wonach Regulierungsbedarf insbesondere dann besteht,
wenn Marktversagen zu befürchten ist. Marktliche Selbstregulierungsmechanismen wirken zwar tendenziell durchaus auf eine angemessene Informationsversorgung
134
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
des Informations- und Kapitalmarktes hin. Eine Vorabregulierung der Rechnungsle gung ist aber dennoch notwendig, um ein mögliches Marktversagen zu verhindern. Im Hinblick auf den notwendigen Gläubiger- und Anlegerschutz und die Sicherung
der Kapitalmarkteffizienz sind zumindest angemessene Mindestvorschriften für die
Rechnungslegung vorzugeben. Für die Frage nach der geeigneten Regulierungsinstanz sind neben den Erkenntnis
sen der normativen Theorie der Regulierung vor allem diejenigen der positiven Theo rie der Regulierung von Bedeutung. Sie zeigen, daß sowohl eine rein staatliche als
auch eine rein private Regulierung der Rechnungslegung spezifische Vor- und Nachteile hat und somit keine optimalen wohlfahrtsökonomischen Regulierungser
gebnisse erwarten lassen. Diese dürften sich vielmehr nur durch ein sachgerechtes Zusammenspiel staatlicher und privater Instanzen erreichen lassen. Die Erkennt nisse der Regulierungstheorien zeigen, daß eine möglichst weitreichende Beteiligung Privater zu besseren Regulierungsergebnissen führt als eine alleinige staatliche
Regulierung, die nicht oder nur unter schwacher Beteiligung Privater erfolgt. B Rechtliche Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung Die rechtlichen Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung liegen im (Wirt
schafts-) Verfassungsrecht. Es muß von daher zunächst geklärt werden, ob und
inwieweit eine Regulierung der Rechnungslegung überhaupt zulässig und notwendig
ist. Erst wenn diese Frage bejaht worden ist, stellt sich die Frage nach der Regu lierungsinstanz und den Regulierungsformen. I. Zulässigkeit und Reichweite der Regulierung der Rechnungslegung Die Frage, inwiefern die Rechnungslegung gesetzlich geregelt werden muß, ist eng
mit der konkreten Ausgestaltung der Wirtschaftsordnung verbunden. Aufgrund der
besonderen Bedeutung der Wirtschaftsverfassung für die Wirtschaftsordnung wer den zunächst die europäische und die nationale Wirtschaftsverfassung auf ihre
Vorgaben für die Wirtschaftsordnung untersucht. Dabei gilt es insbesondere, die we sentlichen Prinzipien bzw. Grenzen für die Wirtschaftsregulierung im allgemeinen und die Rechnungslegung im besonderen herauszuarbeiten.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
135
Wird im folgenden Abschnitt von Regulierung bzw. regulierenden Eingriffen ge sprochen, so beziehen sich die Aussagen zunächst nur auf die staatliche Regu
lierung. Sie gelten aber grundsätzlich gleichermaßen für alle denkbaren Formen ei
ner privatautonomen, organisierten Vorabregulierung. Staatliche und/oder private Vorabregulierungen können notwendig sein, um den einzelnen Wirtschaftssubjekten
die optimale Durchsetzung ihrer individuellen Interessen im Rahmen der wirt schaftsverfassungsrechtlich gewährleisteten Privatautonomie zu ermöglichen. Ent sprechende Vorabregulierungen können die Individualautonomie der Wirtschafts subjekte aber auch übermäßig beschränken. Zulässigkeit und Reichweite staatlicher
und privater Vorabregulierungen bestimmen sich deshalb im Prinzip nach den glei chen verfassungsrechtlichen Grundsätzen.
1. Europäische Vorgaben für die Zulässigkeit und Reichweite der Regulierung Die Wirtschaftsverfassung der Europäischen Gemeinschaft ist auf eine Wirtschafts politik ausgerichtet, die gern. Art. 4 Abs. 1 EGV dem Grundsatz einer offenen Markt
wirtschaft mit freiem Wettbewerb verpflichtet ist. Für die Funktionsfähigkeit eines freien und offenen Marktes sind Freiheit und Gleichheit als Grundprinzipien unab dingbar.382 Sind diese im Wettbewerb nicht gewährleistet, können verändertes Ent
scheidungsverhalten und hohe Transaktionskosten dazu führen, daß der Wettbe
werb und somit der Gemeinsame Markt in seiner Funktionsfähigkeit eingeschränkt
wird bzw. ganz versagt. Ein solches Marktversagen soll in der EG mit Hilfe der Re gelungen zugunsten einer den gesamten Warenaustausch umfassenden Zollunion
gern. Art. 23 ff. EGV und der Regelungen über die Freiheiten des Personen-, Kapital-
und Zahlungsverkehrs gern. Art. 39 ff., 43 ff., 49 ff., 56 ff. EGV verhindert werden.383 Die Wettbewerbsregeln (Art. 81 ff. EGV), die grundsätzliche Unzulässigkeit von
Beihilfen (Art. 87 ff. EGV) und die Angleichung der Rechtsvorschriften (Art. 94 ff. EGV) sollen ebenfalls die europäische Marktfreiheit sichern.384 Das Grundprinzip der
Gleichheit findet Ausdruck im Diskriminierungsverbot des Art. 12 EGV.385
382 383 384 385
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
Zuleeg, [Wirtschaftsverfassung], S. 77; Dreher, JZ 1999, S. 106. Tettinger, DVBI. 1999, S. 680; Dreher, JZ 1999, S. 106. Everling, [FS Mestmäcker], S. 368 f. Schmidt, HStR III, § 83 Rn. 26.
136
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
Die europäische Gemeinschaft war zunächst nur darauf ausgerichtet, ein System des unverfälschten grenzüberschreitenden Wettbewerbs zu errichten.386 Die Pri
märverantwortlichkeit für die Wirtschaftspolitik lag im Zuständigkeitsbereich der Mit gliedsstaaten. Von Beginn an waren zwar bestimmte wohlfahrtsökonomische Ziele
vertraglich fixiert, interventionspolitische Kompetenzen gab es auf europäischer Ebene aber nur in geringem Ausmaß. Auch wenn in der Folgezeit des EWG-Vertrages von 1957 die Ziele und Zuständigkeiten der Europäischen Gemeinschaft um
fassend erweitert wurden, verfolgte man zunächst nicht die Vereinheitlichung der institutionellen Rahmenbedingungen und damit die Schaffung gleichwertiger Wett
bewerbsbedingungen in den Mitgliedsstaaten. Vielmehr wurde im Rahmen des
Systemwettbewerbs mit Hilfe unterschiedlicher institutioneller Rahmenbedingungen die Durchsetzung der vorteilhaftesten Standortlösung und somit der Innovations
wettbewerb um die beste Lösung gefördert. Regulierungen wurden lediglich im Falle von privaten und staatlichen Maßnahmen mit unmittelbar diskriminierenden und
wettbewerbsbeschränkenden Wirkungen vorgenommen. Im Mittelpunkt der Wirt schaftsverfassung stand damit der Wettbewerb. Regulierungsvorgaben wurden ausschließlich zur Durchsetzung der Wettbewerbsordnung gemacht. Das Binnenmarktkonzept der Einheitlichen Europäischen Akte (EEA) von 1986
durchbrach diese wettbewerbliche Ausrichtung der Europäischen Gemeinschaft aber
teilweise.387 Als allgemeines wirtschaftsverfassungsrechtliches Ziel ist durch die EEA die Herstellung gleicher wirtschaftlicher und sozialer Lebensverhältnisse bestimmt worden. Gleichzeitig wurden für die Erreichung von Konvergenz und Harmonisierung
weitreichende
Möglichkeiten
für
Rechtsangleichungen
im
Wirtschaftsrecht
geschaffen.388 Zu nennen ist hier vor allem Art. 100 a EWGV, der eine Er
386 Vgl. Vollmer, DB 1993, S. 25 f.; ders., [Wirtschaftsverfassung], S. 84 ff.; Hauser, Aussenwirtschaft 1993, S. 462 ff. 387 Vgl. Vollmer, DB 1993, S. 26. 388 Vgl. Vollmer, [Wirtschaftsverfassung], S. 84; Mestmäcker, [FG Willgerodt], S. 266 ff. Beweggrund für diese zunehmend interventionistischen Vorgaben war die Ansicht, daß das System des Wettbewerbs nur dann den freien Marktkräften überlassen werden könne, wenn einheitliche institutioneile und insbesondere rechtliche Rahmenvorgaben die Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs sicherstellen. Vgl. Mestmäcker, [Marktwirtschaft], S. 144.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
137
mächtigungsgrundlage für Maßnahmen zur Angleichung der Rahmenbedingungen
geschaffen hat.389
Mit den Maastrichter Verträgen sind die Ziele und Zuständigkeiten der Europäischen Gemeinschaft nochmals umfassend erweitert worden.390 Neben der Errichtung des Gemeinsamen Marktes wurde auch die Errichtung einer gemeinsamen Wirtschafts-
und Währungsunion in den Vertrag mit aufgenommen. Gleichzeitig wurde der in
Art. 3 EGV a.F. statuierte Aufgabenkatalog durch den neu eingefügten Art. 3 a EGV
a.F. um einen ordnungs- und wirtschaftspolitischen Aufgabenbereich sowie durch die Art. 130 ff. EGV a.F. um großzügige industriepolitische Ermächtigungen erweitert. Neben der Errichtung des Gemeinsamen Marktes stehen seitdem bei den Regu
lierungsvorgaben auch allgemeine Schutzaspekte im Vordergrund. Die Darstellung der wirtschaftsverfassungsrechtlichen Entwicklungsstufen hat die
Änderung der ordnungspolitischen Regulierungsvorgaben aufgezeigt Wurde zu nächst nur bei unmittelbar zwischenstaatlich diskriminierenden Maßnahmen regulie rend eingegriffen, können die ordnungs- und wirtschaftspolitischen Regulierungs
vorgaben inzwischen zu weitreichenden interventionspolitischen Maßnahmen ge nutzt werden, die nur bedingt mit der Wettbewerbsordnung im Einklang stehen. So
ist zunächst allgemein das Fazit zu ziehen, daß man auf europäischer Ebene regu lierenden Eingriffen trotz der Entscheidung für einen freien und offenen Binnenmarkt relativ offen gegenübersteht. Inwiefern dies auch für die Regulierung der Rech
nungslegung zutrifft, und wie weitgehend diese aufgrund der europäischen Vorgaben sein dürfen, ist Gegenstand der folgenden Ausführungen. a) Regulierungsvorgaben für die Rechnungslegung Die wirtschaftsverfassungsrechtlichen Rahmenvorgaben haben in den Bestimmun
gen für die Wirtschaftspolitik der Europäischen Union und ihrer Mitgliedsstaaten
Eingang gefunden. Diese ist, wie bereits erwähnt, gern. Art. 4 EGV dem Grundsatz
389 Vgl. Vollmer, DB 1993, S. 26; Dreher, JZ 1999, S. 107. Damit wurde das bis dahin geltende Prinzip der Einzelermächtigung, auf das nachfolgend noch eingegangen wird, durchbrochen. Vgl. hierzu die Ausführungen in diesem Abschnit unter 1. b), S. 140 ff. 390 Vgl. Mestmäcker, [FG Willgerodt], S. 264 f. Zu den Ermächtigungen und Kompetenzzuweisungen des Maastrichter Vertrages vgl. Beyer, Der Staat 1996, S. 189 ff.
138
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
einer offenen Marktwirtschaft mit freiem Wettbewerb verpflichtet.391 Mit Hilfe der
Rahmenvorgaben der Wirtschaftsverfassung soll privatautonomes Handeln auf dem Binnenmarkt gesichert werden. Regulierende Eingriffe auf europäischer Ebene
müssen daher der Verbesserung der Wettbewerbsbedingungen dienen.392 Diese
ausdrückliche Festschreibung einer marktwirtschaftlichen Ordnung ermöglicht zwar auch regulative Eingriffe, doch sind diese besonders zu rechtfertigen.393 Im Hinblick auf die zugrundeliegende Fragestellung ist daher zunächst festzuhalten, daß auf eu
ropäischer Ebene regulierende Eingriffe grundsätzlich als nicht verfassungskonform abzulehnen sind. Vor diesem Hintergrund wäre also die Regulierung der Rech
nungslegung den Marktteilnehmern und somit einzelvertraglichen Absprachen zu
überlassen. Allerdings ermöglichen die europarechtlichen Vorgaben in zahlreichen Bereichen lenkende Eingriffe bzw. geben diese z.T. sogar zwingend vor. Die Grund
satzentscheidung für eine offene Marktwirtschaft und freien Wettbewerb gilt nicht uneingeschränkt.394 Art. 4 EGV bringt dies dadurch zum Ausdruck, daß die markt
wirtschaftliche Grundsatzentscheidung für eine Wettbewerbsordnung nur ’’nach Maßgabe dieses Vertrages” gilt. Sie schließt deshalb staatliche und/oder private
Vorabregulierungen nicht schlechthin aus.
Die Europäische Gemeinschaft hat im Bereich der Rechnungslegung von ihren
Rechtsetzungskompetenzen vertragsgemäß seit 1965 mit der Begründung Gebrauch gemacht, daß die Rechnungslegung den Erfordernissen des Binnenmarktes Rechnung tragen müßte.395 Mit Hilfe der Vergleichbarkeit der Jahresabschlüsse eu
ropäischer Unternehmen soll u.a. die Freiheit und Effizienz des europäischen Kapi talmarktes gesteigert werden.396 Rechtsgrundlage für die erfolgten Regulierungen im
Bereich des Bilanzrechts stellt Art. 54 Abs. 3 lit. g EGV a.F. dar, der den Rat und die Kommission zur Koordination erforderlicher Schutzbestimmungen ermächtigt. Die Eingriffe in das Bilanzrecht als Teilgebiet des Gesellschaftsrechts können zudem auf
391 Vgl. Vollmer, DB 1993, S. 27. Im Gegensatz zum Grundgesetz ist die Form der Wirtschaftsordnung in der europäischen Wirtschaftsverfassung somit explizit festgeschrieben. 392 Vgl. Oppermann, [Europarecht], § 12 Rn. 929. 393 Vgl. Häde, in: Calliess/Ruffert (Hrsg.), EUV/EGV, Art. 4 EGV Rn. 9; Oppermann, [Stellungnahme], S. 155. 394 Vgl. bezüglich der vielzähligen Eingriffsschranken den folgenden Unterabschnitt, S. 135 ff. 395 Vgl. EU-Kommission, [Stellungnahme], S. 2; Küting/Hayn, IStR 1993, S. 586. 396 So erhöhen unterschiedliche gesetzliche Regelungen im grenzüberschreitenden Kapitalverkehr die Transaktionskosten. Vgl. Kirchner, [FS Moxter], S. 607 ff.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
139
die Ermächtigungen der Art. 100, 100 a EGV a.F. gestützt werden. Danach sind
Regulierungen mit dem Ziel der Verwirklichung des Gemeinsamen Marktes zuläs sig.397 Da die Vorgaben bisher im Rahmen von Richtlinien erfolgt sind, stellen sie
Mindestvorschriften dar, die bei der Umsetzung in nationales Recht einzuhalten sind. Die wirtschaftliche bzw. wettbewerbliche Integration wird im Bereich des Bilanzrechts
folglich durch konkurrierende nationale Vorschriften bei gegenseitiger Anerkennung realisiert.
Das Prinzip der gegenseitigen Anerkennung nationaler Regulierungsvorschriften hat
die Wettbewerbskomponente wesentlich gestärkt, da somit indirekt die Qualität der
Regulierungssysteme miteinander im Wettbewerb stehen. Für die einzelstaatliche Regulierung der Rechnungslegung bedeutet dies, daß sich diejenigen Vorschriften
durchsetzen, die die europäischen Mindestanforderungen einhalten und gleichzeitig den internationalen Kapitalmarktanforderungen im Vergleich zu den anderen Mit
gliedsstaaten am besten gerecht werden. Wenn also durch die gewählte Form der
Regulierung, z.B. durch eine besonders hohe Dynamik des Regulierungsverfahrens,
viel Kapital zu günstigen Konditionen an den heimischen Kapitalmarkt angezogen werden kann, ist dies im Sinne der europäischen Wirtschaftsverfassung. Für das
Bilanzrecht gilt folglich, daß die europäische Wirtschaftsverfassung für diesen
Bereich den Innovationswettbewerb unter den Mitgliedsstaaten und somit den
Wettbewerb um die jeweils beste europäische, institutionelle Lösung fördert.398 Die Regulierungskompetenz im Verhältnis der Europäischen Union und ihren Mitglieds staaten ist daher auf der jeweiligen, nationalen Ebene angesiedelt.
Die voranstehenden Überlegungen haben gezeigt, daß die wirtschaftsrechtlichen Vorgaben für eine offene Marktwirtschaft mit freiem Wettbewerb grundsätzlich eine Entscheidung gegen regulierende Eingriffe darstellen. Vielmehr wird auf euro
päischer Ebene die Freiheit und Gleichheit der Marktteilnehmer betont. So wäre zu nächst zu folgern, daß auch die Rechnungslegung den Marktteilnehmern zu über
lassen ist. Regulierende Eingriffe der Europäischen Union sind aufgrund des umfas
397 Vgl. Hucke/Ammann, [FS Pieper], S. 251. 398 Vgl. Vollmer, [Wettbewerb], S. 34. Ausführlich zu der europäischen Integration durch Wettbewerb vgl. Mussler, [ Wirtschaftsverfassung], S. 135 ff.
140
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
senden Ziel- und Aufgabenkatalogs des EUV und des EGV dennoch in vielen Be
reichen möglich. So wurden zur Verbesserung der Wettbewerbsbedingungen und der Verwirklichung des Gemeinsamen Marktes umfangreiche europäische Vorgaben
u.a. auch im Bereich der Rechnungslegung gemacht. Welche Grenzen der Re gulierung auf europäischer Ebene gesetzt worden sind, wird im folgenden unter
sucht. b) Grenzen der Regulierung Die Entscheidung für eine freiheitliche Wettbewerbsordnung auf europäischer Ebene
findet neben der Grundsatzentscheidung in Art. 4 EGV Ausdruck in zahlreichen
gemeinschaftsrechtlich
verankerten
Schranken
für
regulierende
Eingriffe.
Begrenzungen ergeben sich aus dem Prinzip der Einzelermächtigung, dem Subsidiaritäts- sowie dem Verhältnismäßigkeitsprinzip.
Das Prinzip der begrenzten Einzelzuständigkeiten ist in Art. 5 EUV sowie ausdrück
lich in Art. 5 Abs. 1 EGV festgeschrieben.399 Als supranationale Organisation kann die EG nur im Rahmen der festgelegten Ziele tätig werden und bedarf für jeden
Rechtsakt einer ausdrücklichen oder mindestens auslegungsmäßig nachweisbaren Rechtsgrundlage innerhalb der Verträge.400 Aufgrund des Prinzips der Einzeler mächtigung ist ein Rückschluß von den Aufgaben der Europäischen Gemeinschaft
auf das Vorliegen einer Regulierungsbefugnis nicht möglich.401 Die umfassenden Ziele der Präambel und des Art. 2 EUV rechtfertigen somit nicht in gleicher Weise die rechtliche Durchsetzung dieser Politiken bspw. im Rahmen der Generalermächti
gung.402 Vielmehr dürfen die Organe nur in den Bereichen tätig werden, die sie durch die Verträge zugewiesen bekommen haben. Es ist also grundsätzlich zwischen den
weitgehenden Zuweisungen im Rahmen der unterschiedlichen Politikbereiche und
399 Vgl. hierzu ausführlich Kraußer, [Ermächtigung], 400 Vgl. Oppermann, [Europarecht], § 6 Rn. 513 ff.; Ukrow, in: Calliess/Ruffert (Hrsg.), EUV/EGV, Art. 2 EGV Rn. 4; Calliess, in: Calliess/Ruffert (Hrsg.), EUV/EGV, Art. 5 EGV Rn. 8 ff.; Langguth, in: Lenz, EGV-Kommentar, Art. 5 EGV Rn. 4 ff.; Jarass, AöR 1996, S. 174 f.; Mestmäcker, [FG Willgerodt], S. 265 f. Die Europäische Gemeinschaft hat inzwischen von den ihr übertragenen Hoheitsrechten umfassend Gebrauch gemacht, so daß ein teilweise sehr enges Netz gemeinschaftlicher Regulierungen vorliegt. 401 Vgl. Jarass, AöR 1996, S. 175 f. 402 Vgl. Kirchhof, [Gespräche], S. 14 f.; Ukrow, in: Calliess/Ruffert (Hrsg.), EUV/EGV, Art. 2 EGV Rn. 26; Winter, EuR 1996, S. 264 ff.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
141
den enger gesetzten Möglichkeiten zur Rechtsetzung innerhalb der Politiken zu un terscheiden. Zusammenfassend gilt im Hinblick auf die Kompetenzverteilung zwi schen der Europäischen Gemeinschaft und den Mitgliedsstaaten und als Grenze für
einen regulierenden Eingriff folglich, daß die Europäische Gemeinschaft grundsätz
lich nur dann regulierend eingreifen kann, wenn sie hierzu vertraglich ermächtigt ist. Wird das Vorliegen einer nicht ausschließlichen Gemeinschaftskompetenz festge
stellt, muß seit den Maastrichter Verträgen aufgrund der vertraglich gern. Art. 6 Abs. 1 EUV vorgeschriebenen Achtung der nationalen Identitäten der Mitglieds
staaten zunächst geprüft werden, inwiefern die betreffenden Ziele auch auf der Ebene der Mitgliedsstaaten in ausreichendem Umfang erreicht werden können.403
Dieses sog. Subsidiaritätsprinzip ist in Art. 5 EGV verankert und stellt eine zwin gende Kompetenzausübungsschranke bezüglich der in den Verträgen festge
schriebenen Kompetenzen dar.404 Danach ist den untergeordneten Mitgliedsstaaten Vorrang im Handeln nach Maßgabe ihrer Leistungsfähigkeit einzuräumen.405 Das
Subsidiaritätsprinzip
gebietet folglich,
daß von
Regulierungen
auf Gemein
schaftsebene Abstand zu nehmen ist. Diese Kompetenzregelung weist zunächst die Europäische Gemeinschaft in ihre Schranken. Dahingegen stehen den Mitglieds
staaten nationale Regulierungen für die Erreichung der europäischen Ziele offen. Das Prinzip der Einzelermächtigung regelt also die Zuweisung von Kompetenzen.
Das Subsidiaritätsprinzip hingegen beantwortet die Frage nach der Ausübung der Kompetenz im Verhältnis der europäischen und nationalen Zuständigkeiten zueinan der.
Greift das Subsidiaritätsprinzip auf übergeordneter Ebene nicht, da es sich bei der
vorzunehmenden
Regulierung
um ausschließliche Gemeinschaftskompetenzen
handelt bzw. die nicht ausschließliche Gemeinschaftskompetenz besser auf euro päischer Ebene umgesetzt werden kann, müssen die Gemeinschaftsmaßnahmen
gern. Art. 5 Abs. 3 EGV dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit genügen. Dieser
fungiert als eine weitere Kompetenzausübungsschranke. Das Verhältnismäßig
403 Vgl. Oppermann, [Europarecht], § 6 Rn. 514, 518 ff.; Jarass, [Grundfragen], S. 11, 16 ff. 404 Vgl. Calliess, in: Calliess/Ruffert (Hrsg.), EUV/EGV, Art. 5 EGV Rn. 2; Dreher, JZ 1999, S. 108; Jarass, AöR 1996, S. 192 ff.; Pieper, DVBI. 1993, S. 705 ff. 405 Vgl. Isensee, [Subsidiaritätsprinzip], S. 71 f.; Merkt, RabelsZ 1997, S. 675.
142
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
keitsprinzip verlangt, daß nur solche Maßnahmen ergriffen werden dürfen, welche für die Erreichung der vertraglichen Ziele erforderlich, geeignet und angemessen sind.
Die Belastungen, die durch eine Regulierung erwachsen, müssen daher so gering
fügig wie möglich ausfallen. Ebenfalls soll den Mitgliedsstaaten durch die regulie
rende Maßnahme ein möglichst großer Gestaltungsspielraum verbleiben.406 Sowohl das Subsidiaritätsprinzip als auch der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz dienen
der Sicherstellung und Förderung des Innovationswettbewerbs zwischen den ein
zelnen Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft. Der Rat hat für die Rech
nungslegung diese Anforderungen berücksichtigt, indem er mit Hilfe unterschied licher Richtlinien den Mitgliedsstaaten nur Mindeststandards vorgegeben hat. Im
Gegensatz zu der Rechtsetzungsform der Verordnung bleibt es den Mitgliedsstaaten frei, strengere Vorschriften zu erlassen. Damit herrscht im Bereich der Rechnungs legung der zuvor schon erläuterte Systemwettbewerb um die innovativste und effi
zienteste Lösung. Während die oben aufgezeigten Kompetenzausübungsschranken der Europäischen
Gemeinschaft bezüglich des Umfangs der Regulierung enge Grenzen setzen, wer
den diese durch die Generalermächtigung des Art. 308 EGV aufgeweicht. Der Rück
griff auf die Generalermächtigung als Abrundungskompetenz steht den Organen immer dann offen, wenn eine regulierende Maßnahme die Voraussetzungen des
Prinzips der Einzelermächtigung und des Subsidiaritätsgrundsatzes nicht erfüllt.407
Mit dieser Vorschrift wurde das bis dahin ausschließlich geltende Prinzip der Ein zelermächtigung durchbrochen. Aufgrund der Generalermächtigung kann die EG
auch dann tätig werden, wenn ein Eingriff für die Erreichung eines vertraglichen Zie les notwendig erscheint, aber keine Befugnisse für diesen Eingriff vorgesehen
sind.408 Die Generalermächtigung darf allerdings als Abrundungskompetenz nicht zum Einfallstor für Regulierungen werden. Daher muß neben der Verwirklichung
eines der Ziele der Art. 2, 3 EGV vor Tätigwerden der Gemeinschaft aufgrund der Ermächtigung des Art. 308 EGV wiederum die Einhaltung des Subsidiaritätsprinzips
406 Vgl. Merkt, RabelsZ 1997, S. 675 ff. 407 Die Generalermächtigung zur wirtschaftlichen Normsetzung wird durch Art. 95 EGV ermöglicht. Vgl. Vollmer, DB 1993, S. 27; ders., [Wettbewerb], S. 32; ders., [Wirtschaftsverfassung], S. 86 ff.; Petersmann, Aussenwirtschaft 1993, S. 391 f.; Basedow, [Wirtschaftsverfassung], S. 28 ff. 400 Vgl. Hauser, Aussenwirtschaft 1993, S. 462.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
143
sowie die Verhältnismäßigkeit des regulierenden Eingriffes überprüft werden409
Art. 308 EGV stellt folglich keine Ermächtigungsnorm zur Kompetenzerweiterung
dar.410 Sie ermächtigt die Organe nicht, das Zielsystem der Verträge zu ändern. Vielmehr dient die Generalermächtigung der Schließung derjenigen Lücken, die zwi schen den vertraglich festgelegten Zielen und der konkreten Befugnis für Maßnah
men zur Zielverwirklichung bestehen können.411 Im Hinblick auf die Vorgaben der europäischen Verfassung für das Ausmaß und die
Reichweite der Regulierung der Rechnungslegung bleibt folgendes festzuhalten: Die Wirtschaftsverfassung der Europäischen Gemeinschaft beinhaltet zwar eine explizite
Entscheidung für ein wettbewerbliches System, enthält aber auch weitreichende Er
mächtigungen für Interventionen, so daß dem Gemeinschaftsgesetzgeber ein erheb licher politischer Spielraum für regulierende Eingriffe geblieben ist. Die vornehmliche Zuständigkeit für die Regulierung der Rechnungslegung ist allerdings im Hinblick auf
die aufgeführten Grenzen der Regulierung auf der nationalen Ebene anzusiedeln.
Wenn eine regulierende Maßnahme im Bereich der Rechnungslegung ansteht, dann ist diese folglich unter Beachtung der vorhandenen europäischen Mindeststandards
auf nationaler Ebene vorzunehmen. Es gilt aber dennoch, daß Eingriffe in die offene
Marktwirtschaft und den freien Wettbewerb jeweils einzeln zu begründen sind.412 Stehen folglich begründete Eingriffe im Bereich der Rechnungslegung auf nationaler Ebene an, können diese vom nationalen Gesetzgeber unter Einhaltung der
europäischen Mindeststandards vorgenommen werden. Als notwendige Bedingung für die europarechtliche Zulässigkeit dürfen die nationalen Eingriffe allerdings nur im
vorgegebenen, rechtlichen Rahmen die Freiheit der Marktteilnehmer einschränken.
409 Vgl. Oppermann, [Europarecht], § 6 Rn. 523 ff. Neben der Generalermächtigung sollen auch die Auslegungsgrundsätze der "implied power” bzw. des "effet utile” eine volle Ausschöpfung gegebener Zuständigkeiten ermöglichen. Vgl. hierzu Calliess, in: Calliess/Ruffert (Hrsg.), EUV/EGV, Art. 5 EGV Rn. 13 ff.; Röttinger, in: Lenz, EGV-Kommentar, Art. 308 Rn. 1 ff. Während auf dem Pariser Gipfel von 1972 noch eine großzügige Handhabung der Generalermächtigung empfohlen wurde, um förmliche Vertragsänderungen umgehen zu können, wurde im Maastrichter Unionsvertrag von 1992 aufgrund der umfassenden Kompetenzerweiterungen eine zurückhaltende Anwendung angemahnt. 410 Die Generalermächtigung soll folglich keine Kompetenz-Kompetenz enthalten. Vgl. Rossi, in: Calliess/Ruffert (Hrsg.), EUV/EGV, Art. 308 EGV Rn. 2. 411 Vgl. Ipsen, [Verfassung], S. 38; Schwartz, [FS Mestmäcker], S. 468 f. 412 Vgl. Oppermann, [Europarecht], § 12 Rn. 929 ff.
144
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
2. Grundgesetzliche Vorgaben für die Regulierung Das Grundgesetz hat im Gegensatz zur Verfassung der Europäischen Gemeinschaft
die Wirtschaft nicht unmittelbar zum Gegenstand. Das fehlende ausdrückliche
Bekenntnis zu einer bestimmten Wirtschaftsordnung und der damit verbundene wirt schaftliche Gestaltungsspielraum des Gesetzgebers werden allerdings durch die
prädeterminierenden europäischen Vorgaben ersetzt. Wie zuvor dargestellt wurde,
ist die Wirtschaftspolitik der Mitgliedsstaaten gern. Art. 4 EGV dem Grundsatz einer offenen Marktwirtschaft mit freiem Wettbewerb verpflichtet.413 Eine großzügige Aus
legung der Grundrechte, um eine Planwirtschaft einzuführen, würde demnach auf grund des Grundsatzes der Gemeinschaftstreue gern. Art. 10 EGV einen Vertrags
bruch darstellen.414 Nachfolgend soll untersucht werden, inwiefern dem Grundgesetz zumindest indirekte
Aussagen zu der Wirtschaftsordnung entnommen werden können. Mit Hilfe der Analyse der nationalen Wirtschaftsverfassung sollen vor allem die Vorgaben des
Grundgesetzes bezüglich des Regulierungsauftrages des Gesetzgebers sowie der zulässigen Reichweite der Eingriffe in den Bereich der Rechnungslegung und der Grenze im Hinblick auf den Umfang von Vorabregulierungen erarbeitet werden. a) Regulierungsvorgaben für die Rechnungslegung Neben den zwingenden, europarechtlichen Vorgaben bezüglich der Wirtschafts Ver fassung lassen auch die formellen und materiellen Vorgaben des Grundgesetzes nur
eine freiheitliche Wirtschaftsordnung zu.415 So stellen die verfassungsrechtlichen
Garantien des Eigentums, der Berufsfreiheit und der allgemeinen Handlungsfreiheit
konstituierende Prinzipien einer freien und offenen Marktwirtschaft dar.416 Auch die rechtsstaatlichen Vorgaben, wie z.B. der Gesetzesvorbehalt, unterstreichen das im plizite Bekenntnis des Grundgesetzes zu einer freien Wettbewerbsordnung. Das BVerfG hat 1954 im Rahmen seiner Entscheidung zum Investitionshilfegesetz
413 Vgl. hierzu die Ausführungen in diesem Kapitel unter A I. 1., S. 96 ff. 414 Vgl. Zuleeg, EuR 1982, S. 29. 415 Vgl. Herzog, in: Maunz/Dürig, GG-Kommentar, Art. 20 VIII. Rn. 60; Schmidt, HStR III, § 83 Rn. 20 f.; Blum, [Marktwirtschaft], S. 156 f.; Papier, HVfR, Tl. I, S. 614 ff. 416 Vgl. Nipperdey, [Marktwirtschaft], S. 19 ff.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
145
allerdings zunächst deutlich gemacht, daß das Grundgesetz wirtschaftspolitisch
neutral sei.417 Die wirtschaftspolitische Neutralität des Grundgesetzes besteht nach Auffassung des BVerfG aber nur insoweit, als in der Verfassung kein bestimmtes
Wirtschaftssystem verankert ist. Daher kann der Gesetzgeber die ihm jeweils sach gemäß erscheinende Wirtschaftspolitik verfolgen, solange er nicht gegen das
Grundgesetz verstößt. Wirtschaftspolitisch wurde 1948 die Entscheidung für eine soziale Marktwirtschaft getroffen, die sich u.a. 1967 im Stabilitätsgesetz nieder schlug.418 Das Grundgesetz enthält somit zwar keine expliziten Vorgaben bezüglich der Wett
bewerbsordnung, doch lassen die verfassungsrechtlichen und rechtsstaatlichen
Vorgaben im Ergebnis nur eine freiheitliche Wirtschaftsordnung zu.419 Dieses Ergeb
nis findet sich darüber hinaus in Art. 1 Abs. 3 des Vertrages über die Schaffung einer
Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion wieder, der die soziale Marktwirtschaft als
Grundlage der Wirtschaftsunion zwischen der Bundesrepublik und der DDR
festgeschrieben hat.420
Im Hinblick auf die Ausgangsfrage, inwiefern die Rechnungslegung durch staatliche oder private Vorgaben zu regeln ist, kann aufgrund der wirtschaftsverfassungsrecht lichen Aussagen zunächst folgendes festgehalten werden. Auch auf nationaler
Ebene sind regulierende staatliche Eingriffe zunächst als nicht verfassungskonform abzulehnen. Daher wäre die Regulierung der Rechnungslegung auf nationaler
Ebene grundsätzlich den Marktteilnehmern im Rahmen einzelvertraglicher Abspra chen zu überlassen.
Die implizite Entscheidung des Grundgesetzes für eine offene Marktwirtschaft und
einen freien Wettbewerb muß allerdings relativiert werden.421 So gilt auch auf natio naler Ebene, daß für die Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs Freiheit und Gleich
417 Vgl. BVerfGE 4, 7 (17 f.); des weiteren auch BVerfGE 7, 377 (400); 14, 263 (275); 50, 290 (338); 57, 139(167). 418 Vgl. Bleckmann, JuS 1991, S. 537; Benda, [Wirtschaftsordnung], S. 145; Badura, JuS 1976, S. 206. 419 Vgl. Herzog, in: Maunz/Dürig, GG-Kommentar, Art. 20 VIII. Rn. 58; Rupp, [Grundgesetz], S. 6 f.; Nipperdey, [Marktwirtschaft], S. 16 ff. 420 Vgl. Papier, [Marktwirtschaft], S. 98 f. 421 Vgl. Benda, [Wirtschaftsordnung], S. 145; Schwark/Rinck, [Wirtschaftsrecht], § 3 Rn. 61; Isensee, HStR I, §13 Rn. 153.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
146
heit unabdingbare Elemente darstellen. Die durch die Grundrechte statuierte und geschützte Freiheit wäre wertlos, wenn die tatsächlichen Voraussetzungen für ihren Gebrauch fehlen. Daher ist es die Aufgabe des Staates, mit Hilfe geeigneter Regulie
rungen Freiheitssicherung und -Vorsorge zu garantieren.422 Dies gilt allerdings, wie bereits hier zu betonen ist, nur, wenn und soweit Freiheitssicherung und -vorsorge nicht durch Vorabregulierungen von privatautonom organisierten Regulierungs instanzen gewährleistet werden können.423 Grundrechte und Rechtsstaatlichkeit be
inhalten folglich auch Vorgaben für regulierende Eingriffe. Die Chancengleichheit ist als weitere, notwendige Voraussetzung für die Funktions
fähigkeit des Wettbewerbs im Grundgesetz in den Art. 20 und 28 GG durch das So
zialstaatsprinzip verankert worden. Der Gesetzgeber ist verpflichtet, mittels Regulie rungen ein Minimum an sozialer Gerechtigkeit und sozialer Sicherheit zu ermög lichen.424 Dies bedeutet, daß er nicht nur für Schutz und Abwehr von Gefahren sor gen muß, sondern daß er auch für eine gerechte Ausgestaltung der gesellschaftli
chen Verhältnisse verantwortlich ist. Die Garantien des sozialen Rechtsstaates ver
pflichten den Staat in der freien Marktwirtschaft somit, den Bürger vor den mit der Marktwirtschaft verbundenen Risiken hinsichtlich seiner wirtschaftlichen Existenz zu schützen.
Weitaus wichtiger erscheint allerdings die Frage, wie weitgehend der Staat aufgrund der sozialstaatlichen Vorgaben in das staatsgerichtete Recht der Grundrechtsträger auf Selbstbestimmung im rechtlich relevanten Bereich eingreifen darf. Auch die Pri
vatautonomie als konstituierendes Element der Privatrechtsordnung ist in ihrer
Reichweite nicht schrankenlos. Gem. Art. 2 Abs. 1 Hs. 2 GG wird sie durch das Sit tengesetz, die verfassungsmäßige Ordnung und, hier von besonderem Interesse,
durch die Rechte anderer begrenzt. Die Vertragsfreiheit beinhaltet folglich nicht das Recht auf beliebige Gestaltung von Vertragsinhalten.425 Vor dem Hintergrund des Sozialstaatsprinzips muß die Rechtsordnung allerdings für Selbstbestimmung bei
422 423 424 425
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
Herzog, HStR III, § 58 Rn. 75 ff.; Zacher, [FS Böhm], S. 98 ff. dazu näher in diesem Abschnitt unter II., S. 154 ff. Benda, [Wirtschaftsordnung], S. 146; Everling, [FS Mestmäcker], S. 367. Scheuner, [Einführung], S. 42.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
147
der Vertragspartner sorgen.426 Dies ergibt sich aus der Tatsache, daß im Rahmen
eines Vertrages das Recht auf Selbstbestimmung einer Vertragspartei auf das Recht
auf Selbstbestimmung der anderen Vertragspartei trifft.427 Ist die tatsächliche Macht zur Selbstbestimmung nur eingeschränkt bzw. überhaupt nicht gegeben, kann auch der Anspruch auf Vertragsfreiheit nicht geltend gemacht werden.428 Die Ver tragsdisparität aufgrund ungleicher Verhandlungsstärke wandelt die beidseitige
Selbstbestimmung um in eine einseitige Fremdbestimmung.429 Da der Sozialstaat die Freiheit untrennbar mit dem Gebot der Gerechtigkeit verbindet, muß der Staat im
Falle von Verhandlungsungleichgewichten zugunsten der schwächeren Partei ein
greifen 430 Die Überprüfung jedes Vertrages hinsichtlich struktureller Ungleichge wichte ist jedoch nicht praktikabel. Daher erscheint es legitim, daß der Gesetzgeber
zum allgemeinen Schutz der schwächeren Vertragspartei standardisierte Vertrags inhalte vorgibt. Wird mit Hilfe institutioneller Voraussetzungen unter den Marktteil
nehmern nicht ein Mindestmaß an Gleichheit ermöglicht, können unterschiedliche Machtverhältnisse zu Marktversagen und damit langfristig zum Zusammenbruch der Wettbewerbsordnung führen.
Der Schutz der Anleger und Gläubiger durch Rechnungslegungsvorschriften ist vor
diesem Hintergrund als Begründung für eine staatliche Regulierung der Rechnungs legung gerechtfertigt.431 Mit Hilfe der standardisierten Vorgaben sollen insbesondere die Kleinanleger und Kleingläubiger gegenüber der Macht von Unternehmen ge
schützt werden.432 Das strukturelle Ungleichgewicht auf den Kapitalmärkten ergibt sich neben der schwachen Verhandlungsposition des einzelnen Anlegers und Gläu
bigers auch aus der fehlenden Information und Marktübersicht und der mangelnden Vertrautheit mit rechtlichen und wirtschaftlichen Zusammenhängen 433
426 Vgl. Tonner, JZ 1996, S. 534 f.; Singer, JZ 1995, S. 1136 f.; Geißler, JuS 1991, S. 621; Leinweber, [Verbraucherverschuldung], S. 158 ff. 427 Vgl. Habersack, AcP 1989, S. 405. 428 Vgl. BVerfGE 81, 242 (254 f.); Huber, [Vertragsfreiheit], S. 15; Kiethe/Groeschke, BB 1994, S. 2291 ff. 429 Vgl. Hopt, [Kapitalanlegerschutz], S. 265 f. 430 Vgl. analog zu den Schutzzwecken des AGBG Wackerbarth, AcP 2000, S. 63 ff. 431 Vgl. Schwark, [FS Steindorff], S. 480 ff.; Möllers, ZGR 1997, S. 340 ff.; Koch/Schmidt, BFuP 1981, S. 235 ff.; Assmann, ZBB 1989, S. 52 ff. 432 Vgl. Wolf, JZ 1976, S. 44. 433 Vgl. Assmann, ZBB 1989, S. 59 f.; ders., [Prospekthaftung], S. 29 ff.; Kemper, [Ver braucherschutzinstrumente], S. 36 ff.
148
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
Die fehlende gesetzliche Standardisierung von Informationspflichten kann, wie zuvor schon dargelegt wurde, zum Versagen des Kapitalmarktes führen. Der Individual schutz dient also auch dem Erhalt der Funktionsfähigkeit des Kapitalmarktes und ist somit zugleich von institutioneller Bedeutung. Dem privaten Freiheitsinteresse ent spricht auf gesellschaftlicher Ebene folglich das öffentliche Interesse an einer funkti
onsfähigen Volkswirtschaft. Die staatliche Reglementierung des Freiraumes indivi
dueller Selbstentfaltung kann daher mit privaten und öffentlichen Interessen begrün det werden.434 Aufgrund der zunehmenden Streuung von Vermögensanlagen und
dem zunehmenden Aktienbesitz breiter Bevölkerungskreise wächst die Bedeutung des Anlegerschutzes durch Rechnungslegungsvorschriften. 435
Obgleich auf die notwendige staatliche Sicherung der Rahmenbedingungen noch
detailliert eingegangen wird436, kann schon an dieser Stelle folgendes festgehalten werden: Auch Eingriffe in die wesentlichen Prinzipien einer freien und offenen
Marktwirtschaft stehen im Einklang mit dieser Form der Wettbewerbsordnung, wenn
sie für deren Funktionsfähigkeit notwendig sind. So erscheinen Regulierungen, die
im Wege des Institutionenschutzes ein Marktversagen verhindern, genauso wettbe werbskonform437 wie Regulierungen, die aufgrund der sozialstaatlichen Vorgaben
den Individualschutz gewährleisten. Aus der Gesamtschau der grundgesetzlichen Verpflichtungen des Staates ergibt
sich, daß auch in einer durch die grundrechtlichen Gewährleistungen auf Privatauto nomie ausgelegten Wirtschaftsordnung ein impliziter Regelungsauftrag des Gesetz gebers besteht. So stellen für eine freie Wettbewerbsordnung eine funktionsfähige Eigentumsordnung und der freie Vertragsabschluß sowie die Möglichkeit der Durch
setzung daraus erwachsender Rechte und Pflichten fundamentale Voraussetzungen für deren Erfolg dar. Der Gesetzgeber hat für die notwendigen Rahmenbedingun
gen438 des Wettbewerbs Sorge zu tragen und immer dort regulierend einzugreifen, wo Freiheit und Gleichheit der Marktteilnehmer gefährdet sind. Zu diesen Rahmen 434 435 436 437
Vgl. Uerpmann, [Interesse], S. 76. Vgl. Schwark, [Anlegerschutz], S. 72 ff. Vgl. hierzu in diesem Kapitel die Ausführungen unter B II., S. 154 ff. Regulierungen sind dann als markt- bzw. systemkonform zu klassifizieren, wenn sie die Selbststeuerung des Marktes im Wege von Preismechanismen nicht beeinflussen. Vgl. Weber, [Wirtschaftsregulierung], S. 71. 438 Vgl. hierzu ebenfalls in diesem Kapitel die Ausführungen unter B II. 2., S. 163 ff.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
149
bedingungen zählt insbesondere die Bereitstellung einer funktionsfähigen Privat
rechts- und Marktordnung.439 Diese müssen u.a. die Verkehrsfähigkeit der Eigen tumstitel ermöglichen und sicherstellen. Die Unternehmens- und Wettbewerbsfreiheit
hat nur dann Bedeutung, wenn sie von den Betroffenen ausgeübt werden kann. Die rechtlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen müssen folglich gerade diese Ausübung ermöglichen. Wie oben schon dargelegt wurde, ist die alleinige Garantie von Freiheitsrechten wertlos. Erst die Sicherstellung ihrer In
anspruchnahme verschafft den Freiheitsgarantien ihren spezifischen Wert. Daher bedarf es marktkonformer staatlicher Eingriffe, die auf der einen Seite durch die Vor
gabe und den Schutz der institutionellen Rahmenbedingungen die freiheitliche Wettbewerbsordnung absichern. Auf der anderen Seite muß der Staat aufgrund der
sozialstaatlichen und freiheitlichen Vorgaben des Grundgesetzes die Voraussetzun gen für einen funktionsfähigen Individualschutz schaffen. Dennoch gilt, daß er als Regulierungsinstanz aufgrund der Intervention in einen grundsätzlich freien Markt dann unter Legitimationsdruck steht, wenn die Regulierungen nicht als wettbe
werbskonform einzustufen sind. Die Einschränkung der wirtschaftlichen Betäti gungsfreiheit erscheint nur zulässig, soweit sie durch das öffentliche Interesse zu
begründen ist.440
b) Grenzen der Regulierung
Die notwendige Begründung regulierender Eingriffe wirft die Frage nach dem zuläs sigen Umfang der Marktsicherung und des Verstoßes gegen Marktprinzipien auf. Während die europäische Verfassung mit ihrem umfangreichen Aufgabenkatalog Hinweise für die Zuständigkeit der Europäischen Gemeinschaft gibt, fehlt dem
Grundgesetz ein ausdrücklicher Staatsaufgabenkatalog. Hinweise können nur den
Kompetenzvorschriften der Art. 72 ff. GG entnommen werden, die dem Gesetzgeber
allerdings eine nahezu unbegrenzte Kompetenz zur Gestaltung der Wirtschaft zu
439 Im Hinblick auf die besondere Stellung des Kapitalmarktes in der Volkswirtschaft muß insbesondere die Funktionsfähigkeit seiner Transmissionsmechanismen sichergestellt werden. Vgl. Schwark, [FS Steindorff], S. 476 ff.; Koch/Schmidt, BFuP 1981, S. 235 ff.; Schüller, [Ordnung], S. 40. 440 Vgl. BVerfGE 7, 377 (404); Badura, JuS 1976, S. 208; Bleckmann, JuS 1991, S. 539; Rupp, HStR I, § 28 Rn. 32; Kriele, HVfR, Tl. I, S. 139 f.; Uerpmann, [Interesse], S. 61 ff.; Kunig, [Rechtsstaatsprinzip], S. 333 ff.
150
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
sprechen.441 Somit würde der Gesetzgeber als Legitimationsgrundlage für einen re
gulierenden Eingriff lediglich ein vertretbares und verfassungsrechtlich zulässiges
wirtschaftspolitisches Ziel benötigen. Aus dem weiten Kompetenzkatalog darf jedoch nicht abgleitet werden, daß dem staatlichen Handeln keine verfassungsrechtlichen
Schranken gesetzt worden sind. Grenzen für die staatliche Gestaltungsfreiheit ergeben sich aus den grundrechtlichen Bindungen des Gesetzgebers, den rechts
staatlichen Grundprinzipien sowie aus dem Subsidiaritätsprinzip. Die Grundrechte werden zwar nicht mehr ausschließlich als Abwehrrechte gegenüber staatlichen Ein
griffen verstanden. Dennoch stellen sie eine wichtige Schranke für staatliche Inter ventionen dar.442 Insbesondere die Berufsfreiheit schränkt die Möglichkeiten des Ge
setzgebers im Hinblick auf die Wirtschaftslenkung ein. Für die Regulierung der Rechnungslegung ist als Ausprägung der Berufsaus
übungsfreiheit die Unternehmer- sowie Wettbewerbsfreiheit von besonderer Be deutung. Hierunter faßt das BVerfG das Recht der freien Gründung und Führung von Unternehmen443, wozu auch die Dispositionsfreiheit gezählt wird. Dieses Recht auf
freie unternehmerische Planungs- und Grundsatzentscheidungen beinhaltet u.a. die freie unternehmerische Entscheidung über den Kapitaleinsatz. Die Wettbewerbsfrei heit umfaßt als Bestandteil der Berufsausübung, daß unternehmerisches Handeln im
Wettbewerb ebenfalls geschützt ist. Besondere Bedeutung für die Regulierung der Rechnungslegung kommt auch der Eigentumsgarantie des Art. 14 GG zu. Als
Grundlage der Freiheit bildet die Eigentumsgarantie gemeinsam mit der Privatauto nomie die Grundlage für eine freie und offene Wettbewerbsordnung.444 Die Ga
rantien des Art. 14 Abs. 1 GG beinhalten u.a. das Unternehmenseigentum und des
sen privatnützigen Gebrauch. Noch weitergehende Eingriffe durch Rechnungsle gungsvorschriften in grundrechtlich geschützte Bereiche ergeben sich, wie unten
441 Vgl. Schmidt, HStR III, § 83 Rn. 27; Scheuner, [Einführung], S. 35. 442 Vgl. Tettinger, BB 1977, S. 1620; Badura, AöR 1986, S. 396 ff. Vgl. weitergehend zu den Grundrechten als Eingriffsabwehrrechte Lübbe-Wolff, [Grundrechte]. 443 Vgl. Manssen, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG I, Art. 12 Rn. 65 f. 444 Vgl. Depenheuer, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG I, Art. 14 Rn. 1.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
151
noch ausgeführt wird445, im Rahmen der allgemeinen Handlungsfreiheit des Art. 2 Abs. 1 GG.446 Vergegenwärtigt man sich die Fülle und die Inhalte von Rechnungslegungsvor
schriften, wird deutlich, daß Rechnungslegungsvorschriften wie z.B. die Vorschriften über die Rückstellungspflicht gern. § 249 HGB teilweise sehr weit in die grundrecht
lich geschützten Bereiche der Art. 12 und 14 GG hineinreichen, die als leges speciales Vorrang vor Art. 2 Abs. 1 GG haben.
Diese Eingriffe in die Berufsfreiheit, die Gewerbe- und Unternehmerfreiheit, in private
Eigentumspositionen und in die allgemeine Handlungsfreiheit dürfen nur zum Schutze wichtiger Belange des Gemeinwohls vorgenommen werden. Auch die so
zialstaatlichen Garantien ermöglichen nicht eine Abkehr von einer offenen Marktwirt schaft und einem freien Wettbewerb. Vielmehr garantieren die Freiheitsrechte eine freiheitliche Wirtschaftsordnung unter gleichzeitiger Verfolgung sozialstaatlicher Ge bote.447 Die Eingriffsschranken für staatliche Regulierungen werden durch die in Art. 19
Abs. 2 GG verankerte Wesensgehaltgarantie verstärkt. Danach darf der Wesensge
halt eines Grundrechtes unter keinen Umständen angetastet werden. Der Gesetzge ber ist explizit auch durch die Art. 20 Abs. 3 und Art. 1 Abs. 3 GG in seinen wirt schaftlichen Rahmenvorgaben und der Korrektur von Marktergebnissen an die ver
fassungsmäßige Ordnung gebunden.448 Belastende Eingriffe sind danach nur durch ein Gesetz oder aufgrund eines Gesetzes zulässig. Gleichzeitig hat der Wirtschafts
gesetzgeber im Rahmen dieser lenkenden und ordnenden Eingriffe das Übermaß
verbot zu beachten. Die Freiheitsbeschränkungen müssen daher hinreichend durch ein wirtschaftspolitisches Ziel begründbar und in ihrem Ausmaß für die Erreichung
des Zieles erforderlich, geeignet und angemessen sein.449
445 Vgl. hierzu die Ausführungen II. 1. a) bb), S. 157 ff. 446 Hier ist allerdings die Subsidiarität des Art. 2 GG als lex generalis gegenüber der Art. 12 und 14 GG als Spezialnormen zu berücksichtigen. Vgl. Degenhardt, JuS 1990, S. 165. 447 Vgl. Benda, [Wirtschaftsordnung], S. 147 f.; Badura, JuS 1976, S. 208. 448 Vgl. Benda, HVfR, Tl. I, S. 487 ff.; Badura, JuS 1976, S. 208; Isensee, HStR I, § 13 Rn. 152; Nipperdey, [Marktwirtschaft], S. 40 f. 449 Vgl. Badura, JUS 1976, S. 209; Papier, [Marktwirtschaft], S. 102; ders., HVfR, Tl. I, S. 639 ff.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
152
Neben der Verhältnismäßigkeit sind dabei auch die Vorgaben des Art. 109 Abs. 2 GG zu erfüllen. Die wirtschaftspolitischen Maßnahmen müssen folglich den Erfor
dernissen des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts Rechnung tragen. Gem. § 1
StabG, auf den Art. 109 Abs. 1 GG verweist, müssen regulierende Maßnahmen im Rahmen der marktwirtschaftlichen Ordnung daher die Preisniveaustabilität, die Voll beschäftigung, das außenwirtschaftliche Gleichgewicht sowie ein angemessenes Wirtschaftswachstum fördern. Dieser grundrechtliche und rechtsstaatliche Anfor
derungskatalog bedingt, daß der prinzipiell unbegrenzten Freiheit des Privaten eine
prinzipiell begrenzte Staatsgewalt gegenüber steht.450
Eine besondere Bindung bezüglich freiheitsbegrenzender und ordnender Eingriffe erfährt der Staat neben den grundrechtlichen Vorgaben auch durch das Rechts
staatsprinzip. ’’Rechtsstaatlichkeit bedeutet, daß die Ausübung staatlicher Macht nur auf der Grundlage der Verfassung und von formell und materiell verfassungsmäßig erlassenen Gesetzen mit dem Ziel der Gewährleistung von Menschenwürde, Freiheit und Gerechtigkeit und Rechtssicherheit zulässig ist.”451 Mit den rechtsstaatlichen Elementen der Verfassungsstaatlichkeit, der grundrechtlichten Gewährleistung der Menschenwürde, der Freiheitlichkeit und Rechtsgleichheit, der Gewaltenteilung und
-kontrolle,
der Rechtsgebundenheit,
des Gerichtsschutzes, eines
Entschädi
gungssystems sowie des Übermaßverbotes werden der Ausübung staatlicher Macht enge Grenzen gesetzt. Diese rechtliche Bindung der staatlichen Machtausübung durch die Vorgabe eines Handlungsrahmens und von Handlungsregeln hat zum Ziel, den Bürgern die Entscheidungsgewalt über ihren persönlichen Bewegungsraum zu
gewährleisten.452
Aus dem Zusammenspiel von Grundrechten und Rechtsstaatsprinzip ergibt sich mit
dem sogenannten Subsidiaritätsprinzip eine weitere Begrenzung für das Ausmaß der Regulierung auf nationaler Ebene.453 Danach ist der Verhältnismäßigkeitsgrundsatz insofern zu erweitern, als die Maßnahme nur dann zwingend durch den Staat vorzu 450 Vgl. Isensee, HStR I, § 13 Rn. 15. 451 Stern, [Staatsrecht], § 20 III 1. 452 Vgl. Stern, [Staatsrecht], § 20 III 4.; Schulze-Fielitz, in: Dreier (Hrsg.), Grundgesetz-Kommentar, Bd. 2, 1998, Art. 20 (Rechtsstaat) Rn. 36 f.; Schwark/Rinck, [Wirtschaftsrecht], S. 24 ff.; Rittner, [Wirtschaftsrecht], S. 34 ff. 453 Vgl. hierzu Rupp, HStR I, § 28 Rn. 51 ff.; Herzog, Der Staat 1963, S. 399 ff.; Isensee, [Subsidiaritätsprinzip], S. 71 ff.; Woll, [Staatsaufgaben], S.' 300 f.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
153
nehmen ist, wenn die Gesellschaft bzw. der Markt diese nicht in hinreichendem
Maße erfüllen.454 Für die Regulierung der Rechnungslegung besonders bedeutsam
ist, daß bei fehlender Ausführung einer Aufgabe durch die Gesellschaft der Staat
nicht sogleich zur Aufgabenerfüllung befugt ist. Vielmehr hat er zunächst zur privaten Aufgabenübernahme aufzufordern und ggfs. auch die benötigten Hilfsmittel zur Auf
gabenerfüllung zur Verfügung zu stellen. In bezug auf die zugrundeliegende Frage
stellung kann daher gefolgert werden, daß der Staat zwar vor dem Hintergrund der berührten Interessen die Rahmenbedingungen für die Rechnungslegung von Unter nehmen vorzugeben hat. Darüber hinaus muß er aber zunächst die Individuen bzw.
die Gesellschaft mit der Erstellung von Rechnungslegungsvorschriften betrauen bzw.
diese umfassend in den Entstehungsprozeß mit einbeziehen.455 3. Bewertung Die Darstellung der europäischen und deutschen Wirtschaftsverfassung hat gezeigt,
daß staatliche Regulierungen grundsätzlich nicht zulässig sind. Vielmehr steht so
wohl auf Ebene der Europäischen Union als auch auf nationaler Ebene die Privat autonomie im Mittelpunkt. Damit wird die Zuständigkeit für die Regulierung der
Märkte zunächst in private Hände gelegt und einzelvertraglichen Absprachen über
lassen.
Gleichfalls ist aber auch deutlich geworden, daß mit Hilfe von Rahmenvorgaben die Ausübung der Privatautonomie gesichert werden muß. Regulierende Eingriffe zum
Schutz der Institutionen und der Individuen sind für die Gewährleistung der verfas sungsrechtlichen Garantien notwendig. Der grundrechtliche und rechtsstaatliche
Anforderungskatalog bedingt auf nationaler Ebene, daß der prinzipiell unbegrenzten Freiheit des Privaten eine prinzipiell begrenzte Staatsgewalt gegenüber steht. Staat liche Regulierungen sind daher zu begründen. Diese Auffassung wird durch das Subsidiaritätsprinzip untermauert, das in diesem Fall im Verhältnis Individuum, Ge
sellschaft und Staat der untergeordneten Einheit den Vorrang im Handeln zuspricht.
454 Vgl. von Arnim, [Staatslehre], S. 65, 474 ff. 455 Diese Erkenntnis wird im folgenden Unterabschnitt im Rahmen der Ausführungen zu der Regulierungskompetenz im Bereich der Rechnungslegung aufgenommen und fortgeführt. Vgl. hierzu die Ausführungen in diesem Kapitel unter B II., S. 154 ff.
154
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
Offen geblieben ist bei der Untersuchung der europäischen und nationalen Wirt
schaftsverfassung die Frage, wer auf nationaler Ebene für die Regulierung der
Rechnungslegung zuständig ist. Dieser Fragestellung soll daher folgend nachgegan gen werden.
II. Regulierungsinstanzen für die Rechnungslegung Im Zentrum der bisherigen Ausführungen zu den rechtlichen Grundlagen der Regu
lierung der Rechnungslegung stand die Frage, inwiefern die Rechnungslegung vor
dem Hintergrund der europäischen und nationalen Wirtschaftsverfassung reguliert werden darf bzw. muß, und welchen Umfang gegebenenfalls eine staatliche oder
private Vorabregulierung der Rechnungslegung haben kann bzw. darf. Nunmehr muß geklärt werden, wer für die Regulierung der Rechnungslegung zuständig ist.
Regulierungen können nicht nur durch den Staat, sondern auch durch privatautonom
organisierte Normsetzungsinstanzen erfolgen. Beispielhaft sei hier nur auf die Normsetzung der Tarifvertragsparteien verwiesen, die auf einer besonderen verfas sungsrechtlichen Gewährleistung beruht. Deshalb muß auch für den Bereich der
Rechnungslegung geklärt werden, ob und inwieweit hier von Verfassungs wegen eine private oder staatliche Regulierung angezeigt ist.
1. Private Regulierung als Grundprinzip In der europäischen und der deutschen Wirtschaftsverfassung hat die Privatauto
nomie Vorrang bei der Gestaltung der Wirtschaftsordnung. Daraus ergibt sich, daß auch dort, wo Vorabregulierungen notwendig sind, privatautonom organisierte Re
gulierungsinstanzen grundsätzlich Vorrang vor staatlichen Regulierungsinstanzen haben. Dies wird weithin übersehen und bedarf einer näheren Begründung. Da pri vatautonome Vorabregulierungen i.d.R. auf einer Ausübung von Individualautonomie in kollektiver Form beruhen, muß Ausgangspunkt der Untersuchung die verfassungs
rechtliche Verankerung der Individualautonomie sein.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
155
a) Individualautonomie
Das Recht des Individuums auf Selbstbestimmung im wirtschaftlichen und sozialen Bereich hat seine grundsätzliche Verankerung im Subsidiaritätsprinzip und in den Grundrechten. aa) Subsidiaritätsprinzip Das Subsidiaritätsprinzip ist der christlichen Soziallehre entnommen, die es wie folgt
umschreibt: ’’Wie dasjenige, was der Einzelmensch aus eigener Initiative und mit seinen eigenen Kräften leisten kann, ihm nicht entzogen und der Gesellschaftstätig
keit zugewiesen werden darf, so verstößt es gegen die Gerechtigkeit, das, was die
kleineren und untergeordneten Gemeinwesen leisten und zum guten Ende führen
können, für die weitere und übergeordnete Gemeinschaft in Anspruch zu nehmen;
zugleich ist es überaus nachteilig und verwirrt die ganze Gesellschaftsordnung. Jed wede Gesellschaftstätigkeit ist ihrem Wesen und Begriff nach subsidiär; sie soll die Glieder des Sozialkörpers unterstützen, darf sie aber niemals zerschlagen oder auf
saugen.”456 Danach hat der Staat die Selbststeuerungskräfte der Gesellschaft zu respektieren. Er soll bzw. darf nur dann unterstützend eingreifen, wenn der einzelne bzw. die untergeordnete Gemeinschaft eine Aufgabe nicht selbständig erfüllen kann. Das Subsidiaritätsprinzip dient folglich als Regulativ für das Verhältnis zwischen Staat und Gesellschaft und einer diesbezüglichen gerechten und adäquaten Aufga
benverteilung.457 Vorrang kommt der jeweils unteren Instanz zu.458 Durch die Be
achtung der Subsidiarität soll die private Entfaltungsfreiheit im Wege der Ausweitung der privaten Aufgabenkompetenzen gestärkt werden. Der Staat soll die Bürger bei
der Wahrung der Freiheit und Selbstverantwortlichkeit unterstützen.459 Dabei hängt
das staatliche Tätigwerden nicht davon ab, ob die untergeordnete Einheit die Aufgabe nicht erfüllen kann, sondern davon, ob diese sie realiter nicht erfüllt. Fehlt
der untergeordneten Einheit die Absicht, die Aufgabe selber zu erfüllen, ist der Staat
456 Quadragesimo Anno Nr. 79. Lateinische Fassung in den Acta Apostolicae Sedis, XXIII, 1931, S. 203. Offizielle vatikanische Übersetzung bei Herzog, Der Staat 1963, S. 400. 457 Vgl. Burgi, [Privatisierung], S. 229 ff. 458 Vgl. Isensee, [Subsidiaritätsprinzip], S. 28 f. 459 Vgl. von Hagemeister, [Privatisierung], S. 167 f.
156
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
zunächst berechtigt, diese zu übernehmen. Dabei hat er aber gleichzeitig auch den eigentlichen Aufgabenträger zur Pflichterfüllung aufzufordern und diesen ggfs. dabei
zu unterstützen460 Wäre dem Subsidiaritätsprinzip als kompetenzrechtliche Verfassungsvorgabe zu
entnehmen, daß der Staat sich immer dann seiner Regelungsbefugnis zu enthalten hat, wenn Private den betroffenen Bereich selbständig regeln können, wäre damit
auch eine Aussage bezüglich der Kompetenz zur Regulierung zu treffen. Sobald Pri vate den Bereich ohne belastende Auswirkungen für Dritte gestalten können, stünde
dieser dann dem Individuum bzw. dem einzelnen Unternehmen zu. Dem Grundge setz ist ein explizites Bekenntnis zur Subsidiarität für das Verhältnis von Staat und
Gesellschaft allerdings nicht zu entnehmen. Nur in Art. 23 Abs. 1 GG hat es in bezug auf die auf europäischer Ebene zu gewährleistenden Grundsätze Eingang gefunden. Weitere Verankerungen
als Verfassungsprinzip sucht man
im
Grundgesetz
vergeblich.461 Eine mittelbare Verankerung kann allerdings den grundgesetzlichen
Freiheitsverbürgungen (Art. 1-17) entnommen werden.462 Der Hinweis auf das De mokratieprinzip ist demgegenüber kein durchschlagendes Gegenargument. Es weist
dem parlamentarischen Gesetzgeber keineswegs umfassend und uneingeschränkt die Aufgabe zu, alle irgendwie notwendigen Vorabregulierungen zu treffen. Eine sol
che Aufgabe hat der Gesetzgeber vielmehr nur dort, wo er aufgrund seiner demo kratischen Legitimation zur Sicherstellung von allgemeinen Gemeinwohlbelangen
oder zum Schutz bestimmter Personen bzw. Personengruppen gefordert ist. Trotz der fehlenden, expliziten Verankerung in der deutschen Verfassung lassen sich
dem Subsidiaritätsprinzip dennoch wichtige Aspekte in bezug auf die Verteilung der
Regulierungskompetenzen entnehmen. Ist es einer dem Staat untergeordneten, pri vatautonom organisierten Instanz möglich, eine gesellschaftliche Aufgabe zu über nehmen und zumindest gleichwertig zu erfüllen, so ist der Staat von Verfassungs
wegen gehalten, die Aufgabenerfüllung dieser privaten Einheit zu belassen. Dazu ist er auch mit Blick auf die grundgesetzlichen Freiheitsverbürgungen verpflichtet.
460 Vgl. Herzog, Der Staat 1963, S. 408. 461 Auch das BVerfG verneint die Existenz des Verfassungsprinzips "Subsidiarität". Vgl. BVerfGE 10, 59 (83); 22, 180 (300 ff.). 462 Vgl. Herzog, Der Staat 1963, S. 411 ff.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
157
bb) Allgemeine Handlungsfreiheit
Das Recht der einzelnen Privatrechtssubjekte auf Selbstbestimmung im wirtschaftli chen und sozialen Bereich ergibt sich aus den grundgesetzlichen Freiheitsverbür gungen, der Berufsfreiheit (Art. 12), der Eigentumsfreiheit (Art. 14) sowie insbeson dere aus der allgemeinen Handlungsfreiheit (Art. 2). Als Auffanggrundrecht schützt
die allgemeine Handlungsfreiheit das individuelle Recht am eigenen, freien Willen und der freien Entfaltung der Persönlichkeit.463 Dem einzelnen steht folglich ein
Selbstbestimmungsrecht zu, das der Staat durch Regulierungen nur unter Beach tung der Eingriffsschranken beschneiden darf464 Die Entscheidung über das Ob und
das Wie der Selbstentfaltung hat der Staat grundsätzlich dem einzelnen zu überlas
sen.465 Danach hat der einzelne Bürger bzw. jedes private Unternehmen das Recht, frei von staatlichen Eingriffen den Vertragsinhalt autonom zu bestimmen und Ver träge zu schließen.466 Dieses Recht bezieht sich auf alle denkbaren Wirkungsgebiete eines Unternehmens. Daher dürfen Unternehmen hinsichtlich der Inanspruchnahme
des Kapitalmarktes grundsätzlich keinen staatlichen Regulierungen unterliegen. Vielmehr müssen sie wegen der grundrechtlichen Gewährleistung der Ver
tragsfreiheit prinzipiell frei in ihrer Entscheidung sein, welche Kapitalquelle sie in Anspruch nehmen und zu welchen Konditionen und Nebenabreden dies ge
schieht.467 Der Ausübung der Privatautonomie sind allerdings durch den Verfassungsgeber auch bestimmte, allerdings eng gezogene Grenzen gesetzt worden.468 So gestattet das Grundgesetz staatliche Eingriffe nur, soweit Rechte anderer verletzt wurden oder
gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder Sittengesetze verstoßen wurde. Zwar
463 464 465 466 467
Vgl. Dürig, in: Maunz/Dürig, Komm. z. GG, Art. 2 Rn. 34. Vgl. Spieß. DVBI. 1994, S. 1222. Vgl. Stein, [Staatsrecht], S. 250. Vgl. Habersack, AcP 1989, S. 405; Papier, [Marktwirtschaft], S. 101. Gleiches gilt natürlich auch für die Kapitalgeber. Rechnungslegungsvorschriften wären folglich als verfassungswidrige Grundrechtseingriffe zu klassifizieren, da sie den Grundrechtsträgern z.B. Handlungsanweisungen im Hinblick auf die Informationsversorgung der derzeitigen und potentiellen Kapitalgeber geben oder aber Vorschriften über die Gewinnermittlung machen. Die Unternehmen sind somit in der inhaltlichen Gestaltung von Verträgen über befristete oder unbefristete Kapitalüberlassung nicht frei, sondern müssen die Vorschriften über die Rechnungslegung einhalten. 468 Vgl. Spieß, DVBI. 1994, S. 1222 ff. sowie die Ausführungen in diesem Abschnitt unter I. 2. b), S. 149 ff.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
158
ist verfassungsrechtlich dem geschützten Privatinteresse Vorrang gegenüber allen
öffentlichen Interessen einzuräumen469, jedoch sind Einschränkungen insbesondere im Hinblick auf die Gewährleistungen der Freiheitsrechte anderer möglich. Die Frei heit des Individuums, also die Freiheit des Unternehmens oder des Kapitalanlegers,
frei über den Vertragsinhalt der Kapitalüberlassung und der Informationsweitergabe
zu bestimmen, findet insbesondere eine Grenze in den Rechten Dritter.470 Unbe stritten ist, daß die Vertragsfreiheit den verfassungsrechtlich durch das Sozial staatsprinzip verankerten Gemeinwohlbindungen unterliegt.471 Wie an anderer Stelle schon ausgeführt wurde472, besteht bei der Gestaltung der Rechnungslegung durch
Einzelverträge die Gefahr, daß im Rahmen von Ungleichgewichten z.B. im Hinblick auf den Wissensstand der Vertragsparteien Vertragsdisparitäten entstehen. Diese sind nicht nur mit dem Sozialstaatsprinzip und dem diesen immanenten Schutz des
Schwächeren unvereinbar, sondern erhöhen auch die Gefahr eines langfristigen
Marktversagens. Einschränkende Regulierungsvorgaben sind also zur Sicherung des
Individual- und Institutionenschutzes zulässig. Hier sind zudem die ökonomischen Aspekte wie die mögliche Transaktionskostenersparnis durch eine weitgehende Standardisierung von Rechnungslegungsvorschriften zu berücksichtigen.473
Wenn auch eine individualvertragliche Regelung für die Rechnungslegung nicht in Betracht gezogen werden kann, stellt dies für den Staat noch keine hinreichende Begründung zur Übernahme der Regulierungsaufgabe dar. Es bleibt nämlich zu be
rücksichtigen, daß die Garantie der Freiheit die Regel ist, und die staatliche Frei heitsbeeinflussung nur die Ausnahme sein darf474 Daher ist in einem weiteren
Schritt zu prüfen, inwiefern im Sinne des durch die Grundrechte mittelbar abge sicherten Subsidiaritätsprinzips auch eine (Mit-) Regulierung durch privatautonom,
verbandsmäßig organisierte Regulierungsinstanzen in Betracht kommt. Es geht mithin
um
die
Reichweite
der
Kollektivautonomie
bei
der
Erfüllung
von
Regulierungsaufgaben. Es ist also zu klären, inwiefern die Rechnungslegung im
Rahmen einer kollektiven Selbstverwaltung geregelt werden kann.
469 470 471 472 473 474
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
Stein, [Staatsrecht], S. 251. Paulus/Zenker, JuS 2001, S. 2. Dürig, in: Maunz/Dürig, Komm. z. GG, Art. 2 Rn. 60; Isensee, [Tarifautonomie], S. 160 f. hierzu die Ausführungen in diesem Kapitel unter B I. 2. a), S. 144 ff. hierzu die Ausführungen im diesem Kapitel unter A I. 2. d), S. 112 ff. Dürig, in: Maunz/Dürig, Komm. z. GG, Art. 2 Rn. 60.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
159
b) Kollektivautonomie Kollektivautonomie beinhaltet die Befugnis einer Gruppe, sich selbst Regeln zu ge
ben.475 Dabei erwächst die rechtliche Legitimation zur kollektiven Regelung eines abgegrenzten Lebensbereiches nicht aus einem demokratischen Prinzip bzw. dem Willen der Allgemeinheit. Sie ist vielmehr aus der Freiheit der Individuen abzuleiten
und stellt somit eine originäre Aufgabe der Gesellschaft dar.476 Die Kollektivautono mie ist keine vom Staat abgeleitete Regelungsbefugnis, sondern eine originäre Re
gelungsbefugnis eines Kollektivs, die der Sache nach nichts anderes ist als die
Ausübung von Individualautonomie in verbandsmäßig organisierter Form. Die durch Kollektivautonomie ausgeübte Selbstregulierung ist folglich keine hoheitliche Tätig keit und ist somit von der mittelbaren Staatsverwaltung und der Tätigkeit der Beliehenen zu unterscheiden.477 Das wichtigste Beispiel einer kollektivautonom ausge
übten Regulierung ist die Normsetzung der Tarifvertragsparteien. Sie soll im folgen den näher beleuchtet werden, um zu sehen, ob sie Erkenntnisse für die kollektive
Selbstregulierung im Bereich der Rechnungslegung bringt, und inwiefern sie ggfs. für die Normsetzung der Rechnungslegung in Betracht kommt.
aa) Normsetzung durch Tarifvertragsparteien
Durch Art. 9 Abs. 3 GG ist den Tarifvertragsparteien eine originäre Kompetenz zur Regelung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen zugewiesen worden.478 Durch Ausübung von Individualautonomie in kollektiver Form können hier verbindliche
Vorabregulierungen für künftige Individualverträge festgelegt werden.479 Diese origi
näre Autonomie ist, zumindest in ihrem Kernbereich, verfassungsrechtlich durch
Vgl. Galperin, [FS Molitor], S. 143. Vgl. Däubler/Hege, [Tarifvertragsrecht], S. 16. Vgl. Hoeren, [Selbstregulierung], S. 5. Tarifverträge enthalten die Rechte und Pflichten der Vertragsparteien und verankern Rechtsnormen, die den Inhalt, den Abschluß und die Beendigung von Arbeitsverhältnissen sowie betrieblichen und betriebsverfassungsrechtlichen Fragen regeln. Ihr Geltungsbefehl ist im Tarifvertragsgesetz verankert. Vgl. Ossenbühl, HStR III, § 61 Rn. 46. Vgl. zur Art und Reichweite der verfassungsrechtlichen Legitimation von Tarifverträgen Isensee, [Tarifautonomie], S. 164 ff. Auch wenn Tarifverträge innerhalb der Rechtsordnung zwischen der autonomen Satzung des öffentlichen Rechts und der Privatrechtsautonomie angesiedelt sind, werden Tarifverträge nicht dem öffentlichen Recht zugeordnet. Vgl. Galperin, [FS Molitor], S. 145. 479 Vgl. Isensee, [Tarifautonomie], S. 165.
475 476 477 478
160
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
Art. 9 Abs. 3 GG geschützt.480 Damit existiert ein ’’verfassungsmäßig gesichertes Recht auf Selbstverwaltung und Mitbestimmung zur korporativ-kollektiven Normen regelung der Arbeitsbedingungen”.481 Die Autonomie der Tarifvertragsparteien ist
somit nicht von einer jederzeit widerrufbaren Ermächtigung des Gesetzgebers ab
hängig.482 Mit der korporativ-kollektiven Normenregelung erfüllen die Tarifvertrags parteien allerdings eine öffentliche Aufgabe.483 Diese Klassifizierung ergibt sich aus
dem öffentlichen Zweck der Tarifautonomie, nämlich ”in dem von der staatlichen Rechtsetzung frei gelassenen Raum das Arbeitsleben im einzelnen durch Tarifver träge sinnvoll zu ordnen,... und so letztlich die Gemeinschaft sozial zu befrieden.”484 Trotz der Klassifizierung der Tarifnormen als originäres Recht der Tarifvertragspar
teien darf der Staat in diesen Bereich der autonomen Rechtsetzung eingreifen.
Hierzu ist er immer dann berechtigt, wenn die Tarifvertragsparteien in ihre verfas sungsrechtlichen Schranken gewiesen werden müssen. Der Eingriff darf aber nur
soweit vorgenommen werden, wie es zur Wiederherstellung und Stützung der ver fassungsrechtlich gewährleisteten Freiheit notwendig ist.485 Wie bei der Indivi dualautonomie darf der Gesetzgeber beispielsweise eingreifen, um Vertragsdispa
rität zwischen den Parteien her- bzw. sicherzustellen. Ein Eingriffsrecht fällt dem Ge
setzgeber auch in bezug auf die Überwachung des Rechtsetzungsverfahrens und
der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung bzw. zum Schutz der Allgemeinheit
zu.486 Die Tarifvertragsparteien haben solche Eingriffe zu dulden. Als Rechtsnormen entfalten Tarifverträge ihre Wirkung durch die Unterwerfung der
Adressaten unter die Rechtsetzungsmacht der Tarifvertragsparteien durch den je
weiligen Verbandsbeitritt.487 Die Rechtsetzung der Tarifvertragsparteien ist daher mitgliedschaftlich legitimiert.488 Da das Koalitionsverfahren nicht als Wahrnehmung
480 Hingegen stellt die gesetzliche Grundlage der Tarifautonomie das Tarifvertragsgesetz dar, das schon vor dem Grundgesetz existierte. Art. 9 Abs. 3 GG kommt lediglich die Garantiefunktion zu. Vgl. Zöllner/Loritz, [Arbeitsrecht], S. 375. 481 LAG Bayern, Urt. v. 16.12.1949, zitiert nach Galperin, [FS Molitor], S. 156. Vgl. außerdem Wiedemann/Stumpf, [Tarifvertragsgesetz], S. 63. 482 Vgl. Galperin, [FS Molitor], S. 157. 483 Vgl. Wiedemann/Stumpf, [Tarifvertragsgesetz], S. 62; Richardi, DB 2000, S. 42. 484 BVerfGE 18, 18 ff. (28). 485 Vgl. Däubler/Hege, [Tarifvertragsrecht], S. 17. 486 Vgl. Wiedemann/Stumpf, [Tarifvertragsgesetz], S. 63; Galperin, [FS Molitor], S. 159. 487 Vgl. Zöllner/Loritz, [Arbeitsrecht], S. 375. 488 Vgl. Richardi, DB 2000, S. 42 f.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
161
von Gemeinwohlbelangen eingestuft wird, stellt die Rechtsetzung durch Tarifnormen, wie schon gesagt, keine staatlich abgeleitete, sondern originäre Rechtsetzungsge
walt dar.489 Die Regelung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen ist daher als Form der Wahrnehmung von Gruppeninteressen zu klassifizieren. Die Normsetzung der Tarifvertragsparteien bindet zwar rechtlich nur die jeweiligen Verbandsmitglieder,
wirkt sich aber faktisch auch auf Nichtmitglieder sowie den Arbeitsmarkt und die Wirtschaft insgesamt aus. Deshalb gibt es, trotz der Verfassungsgarantie des Art. 9 Abs. 3 GG, keine uneingeschränkte Kompetenz der Koalitionen zur privatautonomen
Vorabregulierung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen. Daraus lassen sich erste
Folgerungen für die Verteilung der Regulierungskompetenzen im Bereich der
Rechnungslegung ableiten. bb) Normsetzung durch ein autonomes Rechnungslegungsgremium?
Obwohl es für die Rechnungslegung an einer dem Art. 9 Abs. 3 GG vergleichbaren Gewährleistung zur Normsetzung fehlt, ist im Hinblick auf die Freiheitsrechte, insbe sondere im Hinblick auf Art. 9 Abs. 1 GG, die allgemeine Vereinigungsfreiheit, davon auszugehen, daß die Wirtschaft auch in anderen Bereichen grundsätzlich befugt ist,
durch kollektive Selbstverwaltung eine vorabregulierende Normsetzung auszuüben.
Dies kann aber, aus den gleichen Gründen wie bei der Tarifautonomie, ebenfalls keine uneingeschränkte, von staatlicher Mitregulierung und Kontrolle völlig freie Regulierung sein. Das Verfassungsrecht weist vielmehr auf eine bestimmte Auf
gaben- und Zuständigkeitsverteilung zwischen privater und staatlicher Normsetzung hin, für die folgende Aspekte von Bedeutung sind. Die sachliche Richtigkeit der Normsetzung durch Tarifverträge ist grundsätzlich durch
die gegensätzlichen Interessen der Tarifvertragsparteien gewährleistet. Sie verfügen
prinzipiell über gleichgewichtige Verhandlungsmacht. Soweit diese fehlt, kann sie durch Maßnahmen wie z.B. Arbeitskämpfe ausgeglichen werden. Trotzdem kann der Staat zu eigenen regulierenden Eingriffen gefordert sein, wenn und soweit durch
Tarifverträge Dritte und/oder die Gesamtwirtschaft beeinträchtigt werden. Reichen die Selbstverwaltungskräfte also nicht aus, um eine Aufgabe im gesellschaftlichen
489 Vgl. Galperin, [FS Molitor], S. 154 ff.
162
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
und wirtschaftlichen Sinne zufriedenstellend zu lösen, muß die Regelungskompetenz einer staatlichen Regulierungsinstanz zumindest partiell zugesprochen werden.490 Hier greift die Durchsetzungsmacht der organisierten gesellschaftlichen Kräfte zu
kurz, um aus der eigenen Verantwortung heraus sich selbst zu disziplinieren. Wie die Untersuchung der positiven Theorie der Regulierung gezeigt hat, folgt die
Organisation von Gruppeninteressen eigenen Gesetzen. Insbesondere sind dem gemeinwohlorientierten Handeln von Verbänden enge Grenzen gesetzt.491 Daher
kann und darf der Staat die Regelung einer Aufgabe mit öffentlichem Bezug der Re gelungsbefugnis von Kollektivorganen nur dann uneingeschränkt überlassen, wenn
diese für die Wahrung der gesellschaftlichen Interessen im allgemeinen und der Interessen der Betroffenen im speziellen in ausreichendem Maße Sorge tragen.
Zwar steht dem Kollektiv die Regelungsbefugnis originär zu, doch muß der Staat im Falle fehlender Disziplinierungsmechanismen zumindest die Verfahrens- und Ergeb niskontrolle übernehmen. Ist indes zu erwarten, daß das Kollektiv auch trotz einer
weitergehenden Vorgabe von Ausübungsregeln und der Ergebniskontrolle die ge
sellschaftlichen Interessen nicht in ausreichendem Maße berücksichtigen kann bzw.
will, ist der Staat verpflichtet, die Aufgabe selber zu übernehmen. Vor diesem Hintergrund muß die Möglichkeit einer völlig eigenständigen, originären
Regulierung der Rechnungslegung durch einen kollektiven Selbstregulierungsver band verneint werden. Zum einen haben die Ausführungen zu der positiven Theorie der Regulierung und ihrer Übertragung auf die Rechnungslegung gezeigt, daß diese in überwiegendem Maße durch eine Vielzahl von Partikularinteressen beeinflußt
wird. Zum anderen ist davon auszugehen, daß die Mitwirkung einer Vielzahl an Be troffenen an einer kollektiven Entscheidung sich umso schwieriger gestaltet, je größer und heterogener diese Gruppe ist.492 Die Tarifvertragsparteien stehen durch die beiden Interessenpole ’Arbeitgeber” und ’’Arbeitnehmer” vor allem für homogene
Gemeinschaftsinteressen. Der Erfolg der kollektiven Selbstverwaltung ist daher weit gehend sichergestellt.
490 Vgl. von Arnim, [Gemeinwohl], S. 81 f., 100 ff. 491 Vgl. Olson, [Logik], S. 163 f. sowie die Ausführungen zur positiven Theorie der Regulierung in diesem Kapitel unter A II., S. 116 ff. 492 Vgl. von Arnim, AöR 1988, S. 16.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
163
Die Rechnungslegung hingegen ist im Hinblick auf die Vielzahl der Adressaten durch eine große Heterogenität der Interessen gekennzeichnet, die sich nur schwer in die
private Normsetzung einbinden lassen. Diese Heterogenität besteht nicht nur im Hinblick auf die Vielzahl betroffener Adressatengruppen.493 Diesbezüglich stehen
sich z.B. Gläubiger- und Anlegerinteressen gegenüber. Während Gläubiger tenden
ziell für die Thesaurierung der Gewinne sind, sprechen die Renditewünsche der Anleger tendenziell eher für eine Ausschüttung der Gewinne. Der Ausweis hoher
Gewinne entspricht auch dem Interesse des Staates im Hinblick auf die Maximierung des Steueraufkommens. Daneben existieren aber auch innerhalb der einzelnen
Adressatengruppen eine Vielzahl unterschiedlicher Interessen. So ist innerhalb der
Gläubigergruppe zwischen Groß- und Kleingläubigem, zwischen der Art der Kredit besicherung oder aber zwischen der Länge der Kreditlaufzeit zu differenzieren. Je nach Zuordnung ergibt sich für den einzelnen Gläubiger gleichzeitig auch eine mehr
oder weniger starke Verhandlungsposition gegenüber dem rechnungslegenden
Unternehmen. Gleiches gilt auch für die Gruppe der Aktionäre. Selbst der Staat ist bezüglich seiner Interessen als ambivalent einzustufen. Auf der einen Seite ist er an
einem hohen Steueraufkommen interessiert, während er auf der anderen Seite im Hinblick auf seine gesellschaftliche und sozialpolitische Verantwortung auf die
Sicherung von Arbeitsplätzen z.B. durch eine solide finanzielle Ausstattung der Un
ternehmen dringt.494
Eine Regulierung durch die Betroffenen ohne staatliche Verfahrens- und Ergebnis kontrolle, die gleichzeitig alle betroffenen Interessen berücksichtigt und diesen zu friedenstellend gerecht wird, scheint daher nicht möglich bzw. nur wenig Erfolg ver
sprechend. Eine alleinige privatautonome, verbandsmäßig organisierte Normierung
der Rechnungslegung kommt somit nicht in Betracht.
2. Staatliche Regulierung Um beurteilen zu können, inwiefern die Regulierung der Rechnungslegung alleinige Aufgabe des Staates oder aber die Partizipation Privater möglich bzw. zwingend ist,
muß eine nähere Analyse der Staatsaufgaben sowie der verfassungsrechtlichen
493 Vgl. Schaffer, [Rechnungslegung], S. 94 ff. 494 Vgl. hierzu auch die folgenden Ausführungen unter 2. a) bb), S. 166 f.
164
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
Grenzen erfolgen. Daher werden folgend zunächst die Staatsziele und die sich daraus ableitenden Staatsaufgaben dargestellt, ihre Bedeutung für die Regulierung
der Rechnungslegung aufgezeigt und abschließend ihre Begrenzung durch die Frei
heitsrechte untersucht. Es geht hier um die Frage, ob und inwieweit der Staat wegen der grundgesetzlichen Freiheitsverbürgungen und der sich daraus ergebenden Kom
petenzen zur (Mit-) Gestaltung der Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung Private an den notwendigen staatlichen Normsetzungsprozessen beteiligen muß. a) Pflicht zur staatlichen Regulierung
Die Ausübung staatlicher Gewalt bedarf der Legitimation, denn nur aufgrund der
vorherigen Übertragung darf der Staat eine Aufgabe rechtmäßig ausführen. Als Le gitimationsquelle für die staatliche Aufgabenzuweisung dient die Verfassung 495 Das
Tätigwerden des Gesetzgebers im Bereich der Rechnungslegung unterliegt somit
dem Erfordernis des Ermächtigungsnachweises. Daher werden im folgenden die
verfassungsrechtlichen Vorgaben hinsichtlich der staatlichen Eingriffsverpflichtung
und der Reichweite regulierender Eingriffe im Bereich der Rechnungslegung unter sucht. Die Analyse dient der Beantwortung der Frage, inwiefern dem Staat unge achtet der bestehenden privatautonomen Regelungskompetenzen ebenfalls Norm
setzungsbefugnisse für die Rechnungslegung zustehen.
aa) Staatsziele und Regulierungsauftrag
Die verfassungsrechtlich verankerten Staatsziele geben als Grundsätze und Richtli nien den Rahmen für das staatliche Handeln durch Gebote und Weisungen vor.496
Das übergreifende Staatsziel stellt das Gemeinwohl dar.497 Als Ziel, Maßstab und Rechtfertigung für staatliche Eingriffe dient das Wohl des Volkes. Aufgrund des ho hen Abstraktionsgrades dieses Staatszieles kann es jedoch nicht durch bestimmte
Tätigkeitsfelder definiert werden, sondern faßt vielmehr die Gesamtheit aller öffent lichen Interessen des Gemeinwesens zusammen und bringt sie zum Ausgleich.
Dennoch läßt sich aus der fehlenden Definition spezieller Aufgaben nicht die Unbe
495 Vgl. Rupp, HStR I, § 28 Rn. 29 ff. 496 Vgl. Bull, NVwZ 1989, S. 802; Benz, Verw. 1995, S. 354. 497 Vgl. Isensee, HStR III, § 57 Rn. 2.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
165
schränktheit des staatlichen Handlungspotentials ableiten. Die Rechtfertigung staat lichen Handelns, die partikularen, gesellschaftlichen Kräfte auf das Gemeinwohl
auszurichten, wird nämlich durch die verfassungsrechtlich gewährleistete Freiheit der Individuen und der gesellschaftlichen Verbände begrenzt498
Damit ergibt sich hinsichtlich der Regulierungskompetenz ein Spannungsfeld499: auf der einen Seite sind die Freiheitsrechte wie Eigentumsgarantie und Vertragsfreiheit und somit die Selbststeuerung der Gesellschaft verfassungsrechtlich garantiert. Auf
der anderen Seite bedarf es zur Verwirklichung des Gemeinwohls der staatlichen Steuerung.500 Der Staat hat die Privatinitiative und Autonomie der Grundrechtsträger
zu fördern und zu respektieren und darf die private Ordnung solange nicht durch Regulierungen beeinflussen, wie das Gemeinwohl in ausreichendem Umfang ver
wirklicht ist.501 Mit der den Freiheitsrechten immanenten Gewährleistung individueller
Rechte sind gleichzeitig aber zwingend auch institutionelle Pflichten des Staates ver bunden. Er hat die institutionellen Rahmenbedingungen zu schaffen und zu fördern, die die Ausübung der Freiheitsrechte ermöglichen. Denn die Garantie von Freiheits
rechten läuft leer, wenn das Umfeld ihre Ausübung verhindert. Anders formuliert: die Garantie und der Schutz der individuellen Freiheit werden durch die Garantie und den Schutz institutioneller Rahmenbedingungen wie z.B. eines funktionsfähigen
Kapitalmarktes sichergestellt. Der Individualschutz bzw. die Gewährleistung der
Rechte des einzelnen bedingt also einen staatlichen Institutionenschutz. Die besten Voraussetzungen für die Ausübung der Freiheitsrechte schafft der Wett
bewerb.502 Unter vollkommenen Marktbedingungen sorgt er für die Begrenzung und
gleichmäßige Verteilung von Macht und damit auch der Freiheit. Gleichzeitig stellt der Wettbewerb grundsätzlich auch die Verwirklichung des Gemeinwohls sicher. Die Maximierung der allgemeinen Wohlfahrt als Zustand bestmöglicher Bedürfnisbefrie digung wird durch einen reibungslosen Ablauf der Marktvorgänge ermöglicht. Da
hingegen beeinträchtigen die zuvor diskutierten marktlichen Störungen wie bspw.
498 499 500 501 502
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
hierzu die Ausführungen in diesem Kapitel unter B II., S. 154 ff. Isensee, HStR III, § 57 Rn. 78 ff. Schwa rk/Rinck, [Wirtschaftsrecht], § 4 Rn. 69; Brugger, NJW 1989, S. 2427. Rittner, [Wirtschaftsrecht], S. 37 ff.; Rupp, HStR I, § 28 Rn. 32. Fikentscher, [Wirtschaftsrecht], S. 60.
166
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
externe Effekte, ruinöse Konkurrenz oder auch asymmetrische Informationen die
Funktionsfähigkeit der Märkte bzw. führen zu einem gänzlichen Marktversagen.503 Daher muß die Rechtsordnung zumindest folgende Institutionen zur Verfügung stellen, um ein Marktversagen zu verhindern: Eigentumsordnung, Schutz bestehen der Rechte, Sicherstellung der Leistungserbringung sowie eine Institution zur Re gelung von Vertragsstreitigkeiten.504
Die staatliche Verpflichtung zur Schaffung und Förderung der institutionellen Voraussetzungen für einen gerechten Wettbewerb wird durch die wirtschaftsverfas sungsrechtlichen Vorgaben des Europarechts und des Grundgesetzes verstärkt.
Diese schreiben eine Wirtschaftsordnung vor, die einen offenen Markt mit freiem
Wettbewerb ermöglichen soll. Somit hat der Gesetzgeber zwingend rechtliche, in
stitutioneile und ökonomische Rahmenbedingungen vorzugeben, die den Wettbe werb und damit auch die Freiheit des einzelnen gewährleisten.505 Solange der Wett
bewerb im Sinne der Freiheitsrechte und des Gemeinwohls für optimale Markter gebnisse sorgt, bedarf es keiner weiteren staatlichen Regulierung und ist diese auch
nicht zulässig. Sobald sich allerdings chronische Ungleichgewichte einstellen und ein Marktversagen zu Unfreiheit und Ungleichgewichten führt, ist der Staat unter Ge
meinwohlaspekten zu regulierenden Eingriffen verpflichtet. Er hat aber nur die Auf gaben zu übernehmen, denen beim freien Spiel der gesellschaftlichen Kräfte nicht
bzw. nicht in dem für notwendig erachteten Umfang entsprochen wird.506 bb) Regulierungsauftrag für die Rechnungslegung Rechnungslegungsvorschriften sind vor dem Hintergrund des oben Gesagten als notwendige rechtliche Rahmenvorgaben zu klassifizieren. Dies ergibt sich aus der
Stellung von Unternehmen in der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ordnung, welche sich im Adressatenkreis der Jahresabschlüsse widerspiegelt. Als Adressaten werden im allgemeinen Kapitalgeber bzw. der Kapitalmarkt, Gläubiger, Arbeitneh
503 Vgl. Basedow, [Wirtschaftsverfassung], S. 14 f. Vgl. hierzu auch die Ausführungen in diesem Kapitel unter A I., S. 95 ff. 504 Vgl. Lachmann, Ordo 1963, S. 66. 505 Vgl. Scheuner, [Einführung], S. 31 ff. sowie die Ausführungen hierzu in diesem Kapitel unter B I. 2., S. 144 ff. 506 Vgl. Herzog, HStR III, § 58 Rn. 84 ff.; Günther, [Staatsaufgaben], S. 51.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
167
mer, Öffentlichkeit und Fiskus aufgeführt, die unterschiedliche Informationsbedürf
nisse haben.507 So sind Kapitalgeber bzw. Kapitalmarktteilnehmer am Jahresab
schluß als Rechenschaftsbericht der Unternehmenstätigkeit im Hinblick auf die Aus
übung der Aktionärsrechte bzw. für die Unternehmensanalyse interessiert. Gläubiger benötigen Einblick in die wirtschaftliche Lage des Schuldners, die auch für die Ar
beitnehmer im Hinblick auf den Bestand ihrer Arbeitsplätze von Bedeutung ist. Für die Öffentlichkeit ergibt sich der Informationsbedarf und -anspruch aus der Stellung
der Unternehmen im gesamtwirtschaftlichen Gefüge, während der Fiskus die Jahresabschlußinformationen als Steuerbemessungsgrundlage verwendet. Die In
formationsaufgabe des Jahresabschlusses kann folglich mit den berechtigten
Schutzbedürfnissen der Adressaten begründet werden.508 Die unterschiedlichen In formationsinteressen spiegeln sich in den Aufgaben der Bilanzen wider. Gem. § 238 Abs. 1 S. 2 HGB dient die Buchführungspflicht der Darstellung der Geschäftsvorfälle
und der Unternehmenslage, die gern. § 264 Abs. 2 HGB die Dimensionen Vermö gen, Finanzen und Erträge zu umfassen hat. Als Aufgaben der Bilanz werden daher der Erfolgsausweis, der Kapitalausweis, der Vermögens- und der Liquiditätsausweis
aufgeführt.
Der Adressatenkreis sowie die unterschiedlichen Informationsanforderungen geben einen Hinweis auf konfligierende Interessen.509 Während die Kapitalanleger an ho hen Ausschüttungen interessiert sind, streben Gläubiger des Unternehmens zur Er
höhung der Haftungsmasse die Thesaurierung der Gewinne an. Der Jahresabschluß
als Teil der Rechtsordnung hat daher auch die Aufgabe, diese widerstreitenden In teressen zum Ausgleich zu bringen.510 Die widerstreitenden Informationsbedürfnisse
weisen zudem auf die Stellung der Rechnungslegungsvorschriften als konstitutive
Prinzipien des Kapitalmarktes hin. So muß im Fall von Informationsasymmetrien mit Marktungleichgewichten gerechnet werden, die nur suboptimale Tauschergebnisse
507 Vgl. Coenenberg, [Jahresabschluß], S. 27, 36; Federmann, [Bilanzierung], S. 38 ff.; Breidenbach, [Normensetzung], S. 28 ff. 508 Vgl. Coenenberg, [Jahresabschluß], S. 27. Zu den Schutzbedürfnissen des Staates z.B. im Hinblick auf die notwendige Informationsbereitstellung bzgl. des Arbeitsmarktes vgl. Kirchhof, ZGR 2000, S. 648. 509 Vgl. Budde/Steuber, AG 1996, S. 548 ff.; Baetge/Thiele, [FS Beisse], S. 17 ff. 510 Vgl. Kübler, ZHR 1995, S. 552 ff. und zum Interessensausgleich im Zusammenhang mit dem Sozialstaatsprinzip die Ausführungen in diesem Abschnitt unter I. 2., S. 144 ff.
168
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
ermöglichen. Informationssymmetrien können bei Abwesenheit staatlicher Regulie
rungen entstehen, wenn Unternehmen nur eingeschränkt bzw. verfälschte Informa tionen an Anleger bzw. Gläubiger weitergeben.511 Die damit möglicherweise erwach senen Vertragsdisparitäten können die Funktionsfähigkeit des Kapitalmarktes und
damit verbunden die Maximierung der allgemeinen Wohlfahrt gefährden. Die Vor gabe von Rechnungslegungsvorschriften dient folglich der Sicherstellung der Insti
tution Kapitalmarkt und der Maximierung des Gemeinwohls. Aufgrund der Bedeutung und der Funktion der Rechnungslegung muß daher grundsätzlich der Staat die
Regulierung der Rechnungslegung selbst vornehmen. Klärungsbedürftig bleibt al lerdings, ob und inwieweit er dabei Private an der Normsetzung beteiligen kann oder
gar muß. b) Pflicht zur Beteiligung Privater
Die in der europäischen und deutschen Wirtschaftsverfassung verankerte Privatau
tonomie bedingt einen Vorrang privat organisierter Regulierungsinstanzen für die
Vornahme notwendiger Vorabregulierungen, der nur dann zurücktritt, wenn eine staatliche Regulierung aus Gründen des unverzichtbaren Individual- und Institutio
nenschutzes notwendig ist. Und soweit eine entsprechende Notwendigkeit besteht, muß der Staat bei seiner Regulierung - eben wegen des Vorrangs der Privatauto
nomie - Private am Normsetzungsprozeß so weit wie möglich beteiligen.
Diese Beteiligung kann grundsätzlich mit unterschiedlichen Intensitäten erfolgen. Im
Hinblick auf die Einflußnahme am schwächsten wird privater Sachverstand im Rah men von Anhörungen im Gesetzgebungsverfahren bzw. der exekutiven Verordnungsgebung in staatliche Vorabregulierungen einbezogen.512 Sowohl die ökonomi sche als auch die rechtliche Analyse der Einbeziehung eines privaten Rechnungsle
gungsgremiums in die Normsetzung für die Rechnungslegung haben aber gezeigt,
daß privater Sachverstand weitgehender und umfassender eingebunden werden
sollte und müßte. Hierfür bietet sich insbesondere die Beleihung an.
511 Die Möglichkeit hierzu hangt natürlich von der Verhandlungsposition des Anlegers ab. Vgl. hierzu die Ausführungen zur normativen Theorie der Regulierung und ihrer Übertragung auf die Rechnungslegung in diesem Kapitel unter A I., S. 95 ff. 512 Vgl. hierzu die Ausführungen von Brohm, HStR II, § 36.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
169
aa) Beteiligung Privater durch Beleihung Der Beliehene ist berechtigt, auf privater Basis hoheitliche Kompetenzen in eigenem Namen auszuüben. Er wird der mittelbaren Staatsverwaltung zugerechnet und tritt
nach außen als selbständiger Hoheitsträger auf. Da auf die rechtliche Ausgestaltung der Beleihung später noch eingegangen wird513, soll folgend als bedeutsames
Beispiel für die Beleihung eines privaten Gremiums das DIN e.V. dargestellt wer den.514 Von besonderem Interesse ist dabei die Erörterung, inwiefern eine Norm setzung analog zu den Regeln der Technik auch für die Normierung der Rech
nungslegung in Betracht kommt. Das DIN beschäftigt sich als privater Normungsverband mit dem Erlaß überbetrieb licher technischer Normen.515 Die Entwicklung der technischen Normen wird im Rahmen eines vorgegebenen, formalisierten Verfahrens vorgenommen. Dabei sollen
institutionelle Vorgaben für eine angemessene Berücksichtigung aller beteiligten Interessen sorgen.516 Das DIN firmiert in der Rechtsform des eingetragenen Vereins.
Mitglieder sind insbesondere Unternehmen, Betriebe und Wirtschaftsverbände. Diese entscheiden u.a. über die Entsendung in das Präsidium. Die Normierung wird
durch die unterschiedlichen, nach Arbeitsgebieten aufgeteilten Normungsaus schüsse vorgenommen. Diese werden durch Entsendung und Kooptation mit Mit
gliedern besetzt, wobei die Mitgliedschaft im DIN hierfür keine zwingende Voraus setzung darstellt. Mit der Kooptation von Mitgliedern soll ein angemessenes Verhält
nis der Interessenvertretung sichergestellt werden.517 Die Berücksichtigung öffentli-
513 Vgl. hierzu die Ausführungen im 4. Kapitel unter A II., S. 189 ff. 514 Vgl. Gusy, UPR 1986, S. 241. 515 Vgl. Jarass, NJW 1987, S. 1230 f. Vgl., auch zum folgenden, Gusy, UPR 1986, S. 241 ff.; Marburger, [Technik], S. 197 ff. 516 Allerdings wird neben der Notwendigkeit privater, technischer Normungsausschüsse auch die Gefahr des institutionalisierten Lobbyismus gesehen. Vgl. Gusy, UPR 1986, S. 241. 517 In den Arbeitsausschüssen ist durchaus eine Über- und Unterpräsentation einzelner In teressengruppen festzustellen. So ist eine Überrepräsentation von Großindustrie und Dachverbänden zu konstatieren, während Mittelstand, Kleinunternehmen, Handel und andere "Unabhängige" als unterrepräsentiert gelten. Auch stehen die Mitglieder der Arbeitsausschüsse zumeist in einem beruflichen oder auftragsmäßigen Loyalitätsverhältnis zum Entsender. Vgl. Gusy, UPR 1986, S. 244 f. Diese Beobachtung stimmt mit den Erkenntnissen der positiven Theorie überein und ist folgend noch zu berücksichtigen. Vgl. zur positiven Theorie der Regulierung die Ausführungen in diesem Kapitel unter A II., S. 189 ff. und zu den Anforderungen an eine angemessene und ausgeglichene Berücksichtigung aller betroffenen Interessengruppen bei der Besetzung eines privaten Rechnungslegungsgremiums die Ausführungen im 4. Kapitel unter B, S. 196 ff.
170
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
eher Interessen wird zum einen durch das Recht der Bundesregierung auf Sitze in den Lenkungsgremien der Normungsausschüsse ermöglicht. Zum anderen sollen neben der Förderung eigenen Sachverstands beim DIN auch die betroffenen öffent
lichen Stellen in die Normierung eingebunden werden. Neben diesen Vorgaben sind
weitere institutionelle Mechanismen in der Satzung des DIN vorgesehen.
Zu Beginn des Normierungsverfahrens steht ein Normungsantrag, der schon einen Normvorschlag enthalten sollte.518 Wird der Normungsantrag angenommen, wird
durch den zuständigen Normungsausschuß eine Normvorlage erarbeitet, die an schließend veröffentlicht wird. Nach Abschluß der öffentlichen Diskussion und ggfs. einer Anpassung bzw. Überarbeitung des Normvorschlages folgt die endgültige
Verabschiedung der Norm. Das Normungsverfahren wird mit der Publikation der
Norm beendet. Das Normungsverfahren des DIN zeichnet sich durch formalisierte Arbeitsabläufe mit einem relativ hohen Maß an Förmlichkeit und Transparenz, be
grenzter Zahl direkt Beteiligter unter Hinzuziehung der allgemeinen Öffentlichkeit bei Wahrung strenger Verfahrensfristen aus.519 Technische Normen stellen planmäßige, durch interessierte Kreise gemeinschaftlich
entwickelte Vereinheitlichungen von Gegenständen zum Nutzen der Allgemeinheit dar.520 Der Zweck ihrer Entwicklung liegt vordringlich in der technischen, wirtschaftli
chen und organisatorischen Rationalisierung.521 Eine systematische Unterteilung technischer Normen erfolgt zum einen im Hinblick auf den räumlichen Geltungsbe reich. Dieser kann sich auf einen bestimmten Betrieb begrenzen oder aber überbe
triebliche Geltung haben. Bei letzteren unterscheidet man zwischen regionalen, na tionalen und internationalen Normen. Zum anderen wird eine Differenzierung im
Hinblick auf den Inhalt der Normen vorgenommen. Diesbezüglich wird z.B. zwischen Prüfnormen und Sicherheitsnormen unterschieden.522 Die Konkretisierung der Regeln der Technik bzw. des Stands der Technik erfolgt in
der Praxis durch eine Vielzahl staatlicher und außerstaatlicher Regelwerke. Konkre 518 Vgl. hierzu und zum folgenden Gusy, UPR 1986, S. 246 ff.; Marburger, [Technik], S. 200 ff. 519 Das Verfahren ist staatlichen Entscheidungsverfahren wie z.B. dem Verwaltungsverfahren nachempfunden. Vgl. Gusy, UPR 1986, S. 246. 520 Vgl. Marburger, [Technik], S. 40 f.; Schmidt-Preuß, [Regelwerke], S. 90. 521 Vgl. Gusy, UPR 1986, S. 243; Denninger, [Normsetzung], S. 128. 522 Vgl. Marburger, [Technik], S. 45 ff.; Müller-Foell, [Normen], S. 72 ff.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
171
tisierende Normwerke wie z.B. die DIN-Normen werden dabei als antizipierte Sach verständigengutachten eingestuft, so daß ihre Befolgung gleichzeitig auch die Be rücksichtigung des Stands der Technik vermuten läßt.523 Als Hilfsmittel zur Konkretisierung unbestimmter, gesetzlicher Rechtsbegriffe sind sowohl die Regeln der Technik als auch der Stand der Technik einer gerichtlichen
Kontrolle unterworfen. Unmittelbare Rechtswirksamkeit kommt den technischen
Normen zunächst allerdings nicht zu.524 Die Anerkennung als Gewohnheitsrecht wird
ebenfalls nach h.M. abgelehnt, da das Merkmal der langen Übung nicht erfüllt wird.525 Auch derivative Rechtswirksamkeit kann den technischen Normen nicht zu
gesprochen werden. Hierzu fehlt es an der Delegation von Rechtsetzungsbefugnis
sen nach Art. 80 GG. Allgemeinverbindliche Geltung erhalten technische Normen in
der Praxis durch die Gesetzgebungstechnik der Verweisung.526 Durch den Verweis auf die Regeln der Technik, den Stand der Technik o.ä. unbestimmte Rechtsbegriffe wird die technische Norm in den Geltungsrang der Verweisungsnorm gehoben.527
Erfolgt die Verweisung in rechtlich zulässiger Form, kommen bei Nichtbefolgung auch hoheitliche Zwangsmaßnahmen in Betracht.528 Dies ist allerdings grundsätzlich
nur im Rahmen von statischen Verweisungen der Fall. Wird die dynamische Verwei
sung auf DIN-Normen bzw. den Stand der Technik als widerlegbare Vermutung ver standen, kann man auch sie als zulässig erachten.529 Damit entsteht ein gewisser rechtlicher Druck im Hinblick auf die Normenbefolgung. Wird durch Verweisungen
auf technische Normen Bezug genommen, wird zumindest die Sachgerechtigkeit
vermutet. Die Normeinhaltung wird dann zwar als sachgerecht angesehen, die
523 Vgl. Backherms, JuS 1980, S. 13; Jarass, NJW 1987, S. 1228. 524 Vgl. Jarass, NJW 1987, S. 1231; Lübbe-Wolff, [Konfliktmittlung], S. 89; Gusy, UPR 1986, S. 242, 248 f.; Schmidt-Preuß, [Regelwerke], S. 90. 525 Vgl. Kypke, [Normung], S. 105; Backherms, [Beliehener], S. 64 f. 526 Vgl. Jarass, NJW 1987, S. 1225; Backherms, JuS 1980, S. 10 ff.; Breuer, AöR 1976, S. 60 ff.; Lübbe-Wolff, [Konfliktmittlung], S. 90 ff. 527 Vgl. Marburger, [Technik], S. 379 ff.; Backherms, [Beliehener], S. 61 f., 68 ff.; Jarass, NJW 1987, S. 1231 sowie die Ausführungen zu der Gesetzgebungstechnik der Verweisung im folgenden Kapitel unter B II., S. 208 ff. Die Regeln der Technik bzw. technische Normen sind aber auch dann für Entscheidungen heranzuziehen, wenn der Gesetzgeber nicht ausdrücklich auf sie verwiesen hat. Als Rechtsquelle dienen die Regeln immer dann, wenn sie technisch zweckmäßig sowie in der Praxis anerkannt sind. Vgl. Kypke, [Normung], S. 110 f. 528 Vgl. Marburger, [Technik], S. 298. Vgl. zu der rechtlichen Zulässigkeit von Verweisungen die Ausführungen im 4. Kapitel unter B II. 1., S. 209 ff. 529 Vgl. Jarass, NJW 1987, S. 1231.
172
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
Sachgerechtigkeit ist allerdings widerlegbar.530 Hierzu muß im Einzelfall der Nach
weis erbracht werden, daß der geforderte technische Standard in anderer Weise eingehalten wurde. Der Abweichende trägt allerdings die Beweislast. Erbringt er den
Nachweis der Eignung des verwendeten Verfahrens, treffen ihn weder Gebote noch
Verbote. Die Befolgung technischer Normen entlastet somit von dieser Nach weispflicht und verhindert damit Aufwendungen für die Nachweiserbringung. Die fehlende, rechtlich unmittelbare Verbindlichkeit bringt mit sich, daß niemand zur
Anwendung der technischen Normen gezwungen werden kann. Anwendungsdruck
ergibt sich zunächst nur im Hinblick auf das wirtschaftliche Kalkül. Darüber hinaus können die überbetrieblichen technischen Normen allerdings auch faktische Geltung
erhalten.531 So werden insbesondere die Sicherheitsnormen in der Praxis umfassend
angewendet. Zum einen ergibt sich durch den vielfachen gesetzlichen Rückgriff auf diese Normwerke ein faktischer Befolgungszwang. Zum anderen erhöht die Einhal
tung von Standards die Absatzchancen der Produkte am Markt. bb) Normsetzung durch ein beliehenes Rechnungslegungsgremium?
Fraglich ist, ob die Ausfüllung und Konkretisierung von staatlichen Rahmenvorgaben für die Rechnungslegung in ähnlicher Weise durch ein privates Gremium erfolgen
könnte. Dagegen wird oft vorgebracht, dies sei alleine schon deshalb nicht möglich, weil Rechnungslegungsvorschriften im Gegensatz zu technischen Normen durch
eine politische Komponente gekennzeichnet seien. Das ist jedoch kein durch schlagendes Argument. Auch die Festlegung technischer Regeln bedeutet keines
wegs nur die Konkretisierung von technischem Sachverstand, sondern enthält
ebenso immer eine normative und damit politische Wertung über Art und Umfang eines technischen Sicherheitsstandards.532 Insoweit besteht kein prinzipieller Unter
schied zur Festlegung von Rechnungslegungsvorschriften. Denn auch hier geht es
nicht nur um eine Konkretisierung von Sachverstand, sondern darüber hinaus auch um eine normative, politische Wertung über Art und Umfang der pflichtgemäß zu
erfüllenden Informationen.
530 Vgl. Gusy, UPR 1986, S. 248. 531 Vgl. Marburger, [Technik], S. 297 f. 532 Vgl. Nicklisch, BB 1983, S. 262 f.; Jarass, NJW 1987, S. 1225 ff.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
173
Gleichwohl können die Regeln der Technik nicht ohne weiteres das Modell für eine
privatautonome Regulierung der Rechnungslegung sein. Durch die Einbeziehung
des privaten Sachverstands würde zwar die notwendige Fachkompetenz genutzt und sichergestellt und gleichzeitig der Dynamik des Regelungsumfeldes Rechnung
getragen.533 Auch würde die Verweisung auf Regeln der Rechnungslegung und den Stand der Rechnungslegung den entsprechenden privatautonomen Regulierungen
eine, vorstehend näher beschriebene, bestimmte, allerdings nur begrenzte, recht
liche und faktische Geltung ermöglichen. Im Bilanzrecht findet sich mit der gesetz lichen Verweisung auf die GOB bereits eine ähnlich gestaltete Regelungsmechanik,
der bei der Rechnungslegung erhebliche Bedeutung zukommt.534 Es muß jedoch
klar gesehen werden, daß Gepflogenheiten sorgfältiger Kaufleute als Handels bräuche außerrechtliche normative Verhaltensregeln darstellen. Diese sind inhaltlich nicht abschließend festgelegt, sondern unterliegen einem stetigen Wandel.535 Fraglich ist, ob nicht schon das DRSC als Beliehener angesehen werden muß, und
dies vom Gesetzgeber mit dem zwischen dem BMJ und dem DRSC geschlossenen Standardisierungsvertrag nicht auch bezweckt wurde. Diesbezüglich sind Zweifel angebracht. Hiergegen spricht zum einen die zunächst marginale Verbindlichkeit der
entwickelten Empfehlungen des privaten Rechnungslegungsgremiums gern. § 342 Abs. 1 Nr. 1 HGB, die erst mit der Veröffentlichung durch das BMJ gern. § 342 Abs. 2 HGB eine gewisse Verbindlichkeit erhalten.536 Zum anderen hätte der Ge
setzgeber, falls er die Beleihung des DRSC bezweckt hätte, die Rechtsetzungsbe fugnisse durch bzw. aufgrund eines Gesetzes übertragen müssen. Zudem hätten
aufgrund der rechtsstaatlichen Erfordernisse strengere Vorgaben im Hinblick auf die
Aufbau- und Ablauforganisation des Rechnungslegungsgremiums gemacht werden müssen.
533 534 535 536 537
537
Vgl. Bopp-Schmehl/Heibült/Kypke, [Normung], S. 142. Vgl. Marburger, [Technik], S. 316 ff. Vgl. ebd., S. 320. Vgl. hierzu die Ausführungen im 2. Kapitel unter C I. 2., S. 82 ff. Vgl. hierzu die Ausführungen im 4. Kapitel unter A II., S. 189 ff. sowie B I. 2, S. 202 ff. und II. 2., S. 216 ff.
174
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
3. Bewertung Die Ausführungen haben deutlich gemacht, daß aufgrund der widerstreitenden In
teressen und ungleichen Machtverhältnisse, die das Regelungsumfeld der Rech
nungslegung bestimmen, auch Rechnungslegungsvorschriften zu den konstituieren den Rahmenbedingungen eines funktionsfähigen Kapitalmarktes gezählt werden
müssen. Die Rechnungslegung hat eine herausragende Bedeutung für den Schutz
der Institution ’’Kapitalmarkt”.
Diesem unabdingbaren Institutionenschutz stehen zunächst die verfassungsrecht liche Gewährleistung von Freiheitsrechten und diesbezüglich insbesondere die Ge
währleistung der Privatautonomie entgegen. Vordergründig betrachtet ergibt sich
damit ein Spannungsfeld zwischen dem Institutionenschutz und den Freiheits rechten. Freiheit ist jedoch wertlos, solange ihre Ausübung nicht durch die insoweit
notwendigen Rahmenbedingungen ermöglicht wird. Hinzu kommt der unter sozial
staatlichen Aspekten zwingende Schutz des Individuums durch die Sicherstellung realer Chancengleichheit. Bei der Regulierung der Rechnungslegung ist also eine komplexe Abwägung zwischen dem elementaren Individual- und Institutionenschutz
und den verfassungsrechtlich garantierten Freiheitsrechten notwendig. Sie muß
grundsätzlich durch den Staat erfolgen, weil nur so ein sachgerechter Ausgleich zwischen den vielfältigen mitberührten individuellen und öffentlichen Interessen ge währleistet ist. Der Staat kann und muß sich hierbei aber auf Mindest- und Rahmen
regelungen beschränken und ihre Konkretisierung und Ergänzung privaten Regu
lierungsinstanzen überlassen. Die Mindest- und Rahmenregelungen beinhalten Vorgaben im Hinblick auf das Mindestmaß an standardisierten Kapitalmarktinforma tionen. Aufgrund der Stellung von Unternehmen im gesamtwirtschaftlichen Zusam
menhang538 sind auch die Vorschriften bezüglich der Kapitalerhaltung und Liquidität gesetzlich vorzugeben. Darüber hinaus bleibt allerdings ein Spielraum für außerge setzliche Regelungen, die aufgrund des grundsätzlichen Vorrangs der Privatauto nomie mit verbindlicher Einwirkungsmöglichkeit Privater normiert werden sollten.
Aufgrund des nicht eingrenzbaren Adressatenkreises, der Vielzahl an berührten Interessen und den kostenmäßigen Vorteilen einer Standardisierung kommt die
538 Z.B. als Kapitalnehmer und Arbeitgeber.
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
175
Ausfüllung des verbleibenden Spielraumes durch einzelvertragliche Regelungen
jedoch nicht in Betracht.539 Bei einer rein privatrechtlichen Lösung bestünde zudem die Problematik, daß der Gesetzgeber nur unzureichend die aus sozialstaatlichen
Aspekten erforderliche Vertragsparität sicherstellen könnte.
Die Notwendigkeit und Zulässigkeit einer Beteiligung Privater bzw. der betroffenen Gesellschaftskreise ist allerdings nicht zu bestreiten. Das folgt aus der dargestellten
Aufgabe und Zuständigkeitsverteilung zwischen staatlicher und privater Norm
setzung. Die Regulierung im Bereich der Rechnungslegung muß also durch eine koordinierte und sachgerecht aufeinander abgestimmte private und staatliche Normsetzung erfolgen. Ihre konkrete Ausgestaltung ist im vierten Kapitel zu ent
wickeln.
III. Zwischenergebnis Das Wirtschaftsverfassungsrecht gibt Antwort auf die Frage, inwiefern die Rech
nungslegung reguliert werden muß und wenn ja, durch wen diese Regulierung vor genommen werden muß. Aus wirtschaftsverfassungsrechtlicher Sicht heraus ist eine Vorabregulierung der
Rechnungslegung notwendig, um die Funktionsfähigkeit der verfassungsrechtlich
intendierten Wettbewerbsordnung und den grundgesetzlich verankerten Individual schutz der Wirtschaftssubjekte zu gewährleisten. Es geht dabei insbesondere um die Aufgabe, reale Chancengleichheit zwischen den Wirtschaftssubjekten zu sichern. Die Sicherung realer Chancengleichheit ist in der Tat eine wirtschaftsverfassungs
rechtlich vorgegebene Aufgabe, weil nur unter dieser Voraussetzung für die einzel
nen Wirtschaftssubjekte reale Möglichkeiten zur individuellen Freiheitsverwirklichung
bestehen. Die Herstellung relativer Chancengleichheit ist von Verfassungs wegen insbesondere auch durch das Sozialstaatsprinzip vorgegeben. Von daher gesehen
sind im Bereich der Rechnungslegung Vorabregulierungen verfassungsrechtlich
geboten, um Informationsasymmetrien zwischen denjenigen, die Unternehmensin formationen nachfragen, und denjenigen, die über Unternehmensinformationen
verfügen, abzubauen.
539 Vgl. Kübler, ZHR 1981, S. 204 ff.
176
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
Allerdings: Die notwendigen Vorabregulierungen dürfen im Hinblick auf die wirt
schaftsverfassungsrechtlich
gewährleistete
unternehmerische
Handlungsfreiheit
nicht über das erforderliche Maß hinausgehen. Das heißt konkret, sie dürfen nur
erfolgen, soweit sie notwendig sind, um Informationsasymmetrien abzubauen, die
bei einem freien Spiel der Marktkräfte nicht von selbst überwunden werden. Aus wirtschaftsverfassungsrechtlicher Sicht sind Vorabregulierungen zur Rechnungsle
gung also dann und nur dann zulässig, wenn und soweit die marktlichen Selbst
steuerungsmechanismen und die entsprechenden Verhandlungsstrategien zwischen den einzelnen Wirtschaftssubjekten nicht ausreichen, um relevante Informa tionsasymmetrien abzubauen.
Auch für die Frage nach der geeigneten Regulierungsinstanz gibt das Wirtschafts verfassungsrecht Anhaltspunkte für eine sachgerechte Antwort. Angesichts der
großen Bedeutung, die eine inhaltlich sachgerecht ausgestaltete Normsetzung im
Bereich der Rechnungslegung für den wettbewerblichen Institutionenschutz und den Individualschutz hat, ist grundsätzlich der Staat gefordert, die insoweit grundlegen den Regulierungen vorzunehmen. Das ergibt sich nicht zuletzt aus seiner sozial
staatlich begründeten Verpflichtung, als demokratisch von der Gesamtheit der Wäh ler legitimierter Hüter des Gemeinwohls für eine Wirtschafts- und Sozialordnung zu
sorgen, in der reale Freiheit und Chancengleichheit gewährleistet sind.
Allerdings: Aus wirtschaftsverfassungsrechtlicher Sicht ist der Staat gehalten, Private an der Normsetzung für die Rechnungslegung soweit wie möglich zu beteiligen. Das ergibt sich daraus, daß das Grundgesetz mit den Grundrechten weitreichende Kompetenzen zur Selbst- und Mitregulierung der Wirtschaftsbedingungen einräumt.
Die Grundrechte gewährleisten keineswegs nur die Kompetenz zur individualver traglichen Gestaltung der Wirtschaftsbeziehungen. Sie beinhalten vielmehr, wie
Art. 9 Abs. 3 GG beispielhaft für einen bestimmten Bereich zeigt, die Kompetenz zur kollektiven, privatautonomen Vorabregulierung. Aus all dem folgt weiter, daß der Staat dort, wo individuelle oder kollektive privatautonome Gestaltungen für sich al
leine nicht ausreichen, sondern staatliche Regulierungen notwendig sind, gehalten ist, die Privaten an der staatlichen Normsetzung soweit wie möglich zu beteiligen. Soweit sich eine Optimierung für die inhaltliche Ausgestaltung der Rechnungslegung
3. Kapitel: Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung
177
durch die Beteiligung Privater erreichen läßt, hat der Staat Private bei der Norm setzung für die Rechnungslegung also zu beteiligen.
Ergebnis 3. Kapitel Die Grundlagen der Regulierung der Rechnungslegung sind nunmehr geklärt. So
wohl unter ökonomischen als auch unter rechtlichen Aspekten ergibt sich, daß weit
reichende Vorabregulierungen notwendig sind und diese grundsätzlich durch den
Staat vorgenommen werden müssen. Es ist jedoch eine weitreichende Beteiligung Privater an der staatlichen Normsetzung für die Rechnungslegung notwendig und geboten.
Es hat sich dabei bestätigt, daß man auf der Grundlage der normativen Theorie der Regulierung und auf der Grundlage des Wirtschaftsverfassungsrechts im Prinzip zu den gleichen Bewertungen und Erkenntnissen kommen muß. Dazu steht nicht im
Widerspruch, daß bei den ökonomischen Grundlagen auch auf die Erkenntnisse der
positiven Theorie der Regulierung zurückgegriffen wurde. Dies erfolgte hier nicht, um zu erklären, wie eine bestimmte Regulierung zustande gekommen ist. Der Rückgriff
geschah vielmehr deshalb, um aufzuzeigen, welche Regulierungsinstanzen und
welche Regulierungsverfahren am ehesten geeignet sind, Regulierungsergebnisse zu erzielen, die im Lichte der normativen Theorie der Regulierung und des
Wirtschaftsverfassungsrechts zu optimalen Regulierungen führen.
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung Mit der Feststellung, daß im Bereich der Rechnungslegung eine staatliche Norm setzung unter möglichst weitgehender Beteiligung Privater notwendig ist, hat man
zunächst nur eine, wenn auch wichtige, Grundaussage getroffen. Es bleibt die Frage
der konkreten Ausgestaltung.
Für ihre Beantwortung müssen zunächst die
denkbaren Formen der staatlichen Normsetzung sowie die Möglichkeiten der Mitwir
kung Privater an dieser Normsetzung abgeklärt werden. A Formen einer staatlichen Regulierung der Rechnungslegung Die staatliche Normsetzung wird grundsätzlich ohne direkte Beteiligung Privater
durch staatliche Organe vollzogen. Die Verfassung ordnet die Rechtsetzungsgewalt
allein dem Gesetzgeber zu. Diesem steht allerdings neben der indirekten Beteiligung privaten Sachverstands mittels Anhörungen die Möglichkeit der Weitergabe der
Rechtsetzungskompetenzen offen. So ermöglicht das Grundgesetz nach Art. 80 GG
wegen des Regelungsumfanges und der Langwierigkeit des Gesetzgebungsver fahrens die Delegation nicht-wesentlicher Entscheidungssachverhalte an die Exeku
tive aufgrund einer entsprechenden Verordnungsermächtigung. Möglich ist allerdings auch, daß im Wege einer Subdelegation die Kompetenz zum Erlaß von Verordnungen auf Beliehene übertragen wird.540 Bei einer solchen Sub delegation ist eine relativ starke Mitwirkung Privater an der staatlichen Normsetzung möglich. Gewiß: Auch beim Erlaß von Gesetzen durch das Parlament oder von Ver
ordnungen durch die Exekutive ist eine Mitwirkung Privater möglich, etwa in Form
von Anhörungen. Diese Mitwirkung ist aber schwächer als diejenige eines Beliehe
nen. Den Privaten kommt nur eine unverbindliche Beratungsfunktion zu. Bei der Mit wirkung Privater im Wege der Beleihung eines privaten Rechnungslegungsgremiums
hingegen erhält dieses eigene Normsetzungskompetenzen und damit abgesicherte, verbindliche Einwirkungsmöglichkeiten.
540 Vgl. Dittmann, [Rechtsverordnung], S. 110.
180
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
Im folgenden ist daher zu klären, ob und inwieweit die für notwendig erkannte staat
liche Normsetzung von Verfassungs wegen durch den Gesetzgeber und die Exeku tive und/oder durch einen Beliehenen zu erfolgen hat. Dabei ist davon auszugehen,
daß wegen der freiheitlichen Grundkonzeption des Grundgesetzes eine Regu lierungsform anzustreben ist, bei der eine größtmögliche Mitwirkung Privater an der
staatlichen Normsetzung erfolgen kann. I. Regulierung durch den Staat Im Bereich der staatlichen Normsetzung wird zwischen Gesetzen, Rechtsverord
nungen, Satzungen und Verwaltungsvorschriften unterschieden, auf die folgend ein gegangen wird.
1. Gesetze Das Gesetz stellt die gegenüber allen übrigen Regelungen vorrangige Äußerung des
verbindlichen Staatswillens dar.541 Das Grundgesetz hat die Erzeugung und Weiter bildung des Rechts sowie die staatsleitenden Grundsatzentscheidungen dem Par lament als unmittelbar demokratisch legitimierte Staatsgewalt überantwortet.542 Dem
Gesetzgeber wird im gewaltenteiligen Staat die Generalkompetenz zur Rechtsetzung
zugesprochen.543 Die verfassungsrechtlichen Vorgaben regeln dabei allerdings le diglich die Befugnisse und das Zusammenwirken der Bundesorgane bei der Gesetz gebung. Welche Inhalte gesetzlich zu regeln sind, ist weitestgehend dem gesetzge
berischen Ermessen anheimgestellt.544
Gesetze zeichnen sich regelmäßig durch ihre allgemeine Formulierung, die Rege
lung einer Vielzahl von Fällen und die Adressierung eines unbestimmten Personen
kreises aus.545 Formal handelt es sich nur dann um ein Gesetz, wenn die Regelung
im Wege des grundgesetzlich vorgesehenen Gesetzgebungsverfahrens entstanden ist. Anstöße zur parlamentarischen Befassung mit einem Themenkomplex kommen
Vgl. Kirchhof. HStR III, § 59 Rn. 140; Pegatzky, [Parlament], S. 40 ff. Vgl. Kirchhof, [FG BVerfG], S. 77. Vgl. Röhl, [Rechtslehre], S. 547; Pestalloza, NJW 1981, S. 2082. Vgl. Ossenbühl, HStR III, § 63 Rn. 2 ff. So verwundert es nicht, daß den Schwerpunkt der Rechtsordnung Parlamentsgesetze bilden. Vgl. Stern, [Staatsrecht], Bd. II, S. 580. 545 Vgl. Badura, [Staatsrecht], S. 463 ff.; Stein, [Staatsrecht], S. 113 f.; Ossenbühl, HStR III, §61 Rn. 11 ff.; Schneider, [Gesetzgebung], Rn. 32 ff.
541 542 543 544
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
181
im Rahmen der vorparlamentarischen Phase von Seiten des formellen Gesetzge bers, von Verbänden, Expertengremien oder der allgemeinen Öffentlichkeit. Zu den
sich ggfs. anschließenden Gesetzesvorlagen sind gern. Art. 76 GG die Bundesre gierung, die Mitglieder des Bundestages bzw. der Bundesrat berechtigt. Das fol gende parlamentarische Beratungsverfahren stellt das Hauptverfahren dar, im Rah
men dessen das Parlament inhaltlichen Einfluß ausüben kann. Das Gesetzgebungs
verfahren wird durch die Verabschiedung des Gesetzes im Bundestag bzw. falls
notwendig mit der Zustimmung des Bundesrates abgeschlossen.546 Die besondere Sorgfalt und Gründlichkeit des Gesetzgebungsverfahrens begründet die bevorzugte
Anerkennung und Anwendung von förmlichen Gesetzen als Normsetzungsform.547 Diese Macht des Gesetzgebers darf jedoch nicht unkontrolliert ausgeführt werden. Der demokratische Rechtsstaat schreibt Mäßigung und Bindung der Staatsgewalt
vor. Unkontrollierte Machtausübung ist daher nicht möglich.548 Dies ist in Art. 19 Abs. 4 GG als gerichtliche Rechtsschutzgarantie gegen staatliche Maßnahmen ver ankert.549 Auch der Gesetzgeber ist folglich in die Rechtsordnung mit eingebunden
und muß sich an die verfassungsmäßige Ordnung halten. Gesetze unterliegen daher
zum einen der Fremdkontrolle durch die Judikative. Diese hat rechtsstaatliche Defizite auszugleichen und Fehlentwicklungen gegenzusteuern.550 Da die Gerichte
allerdings nur im Falle eines Anrufes tätig werden, verlangt das Rechtsstaatsprinzip zum anderen eine regelmäßige vor- und nachgelagerte Selbstkontrolle des Gesetz
gebers.551 Daneben wird der parlamentarische Gesetzgeber im Rahmen der Wahlen in regelmäßigen Abständen durch das ihn legitimierende Volk kontrolliert.552
Die staatsleitenden Grundsatzentscheidungen sind, wie oben schon erwähnt, un mittelbar dem Gesetzgeber übertragen. Dieser sog. Parlamentsvorbehalt ergibt sich aus Art. 20 Abs. 3 GG.553 Von diesen Grundsatzentscheidungen kann und darf sich der Gesetzgeber nach der Wesentlichkeitstheorie auch nicht entledigen, sondern hat
546 Vgl. Karpen, [Gesetzgebungslehre], S. 386 ff.; Schneider, [Gesetzgebung], Rn. 86 ff.; Maurer, [Staatsrecht], § 17 Rn. 51 ff. 547 Vgl. Kirchhof, [FG BVerfG], S. 77. 548 Vgl. Degenhart, DÖV 1981, S. 485. 549 Vgl. Maurer, [Staatsrecht], § 19 Rn. 2. 550 Vgl. Degenhart, DÖV 1981, S. 482. 551 Vgl. Pestalozza, NJW 1981, S. 2085; Kirchhof, HStR III, § 59 Rn. 190. 552 Vgl. Kirchhof, HStR III, § 59 Rn. 189; Pestalozza, NJW 1981, S. 2085. 553 Vgl. Stern, [Staatsrecht], Bd. II, S. 572 f.; Degenhardt, DÖV 1981, S. 481.
182
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
diese Entscheidungen selbst zu treffen.554 Regelungen, die dem wesentlichen
Bereich zugeordnet werden, stellen somit ausschließliche Parlamentskompetenz dar
und fallen unter das Entscheidungsmonopol der Legislative. Es besteht ein Delegati onsverbot für die jeweiligen Entscheidungsbereiche, das auch nicht durch die Ver wendung von Generalklauseln oder unbestimmten Rechtsbegriffen umgangen wer den darf. Die bisherigen Ausführungen haben in vielfacher Hinsicht gezeigt, daß die
Regulierung der Rahmenbedingungen der Rechnungslegung dem Bereich zuzuord
nen ist, der dem Gesetzgeber aufgrund seiner Wesentlichkeit in bezug auf die Sicherstellung von Chancengleichheit und die Gewährleistung der Funktionsfähigkeit
des Kapitalmarktes vorbehalten ist. Daher sind die Rahmenvorgaben für die
Rechnungslegung zwingend in Form von Gesetzen vorzugeben. Das BVerfG hat allerdings im Rahmen des sogenannten Kalkar-Beschlusses555
unterstrichen, daß die demokratischen Grundprinzipien nicht zu einem Gewaltmo nismus in der Ausprägung eines allumfassenden Parlamentsvorbehalts führen dürfe.
Vielmehr müsse anstelle eines Höchstmaßes demokratischer Legitimation mehr Wert darauf gelegt werden, daß die Organe tätig werden, die bezüglich der Organisation, Zusammensetzung, Funktion und Verfahrensordnung hierzu am besten geeignet seien.556 Damit hat der Rückgriff auf gesetzliche Regelungen subsi
diär zu erfolgen. Erst wenn sich ein Sachverhalt als wesentlich und somit der Erlaß eines Gesetzes sich als erforderlich, angemessen und geeignet erweist, darf der Gesetzgeber tätig werden.557
Für den Bereich der Rechnungslegung bedeutet dies, daß der Gesetzgeber den
nicht-wesentlichen Teil folglich nicht im Rahmen von Gesetzen regeln soll. Durch die Verwendung unbestimmter Rechtsbegriffe oder aber über die Technik der Verwei sung558 kann der darüber hinausgehende Regelungsteil verfassungsrechtlich zuläs
sig an Dritte delegiert werden. Damit ist es dem Gesetzgeber möglich, in den ihm
vorbehaltenen Regelungsbereich trotz der Abstraktheit eine Vielzahl an Sachverhal-
554 Vgl. Hommelhoff, [Konzernabschluß], S. 116 ff.; Dreier, in: Dreier (Hrsg.), GrundgesetzKommentar, Bd. 2, Art. 20 (Rechtsstaat) Rn. 103 ff.; Pestalozza, NJW 1981, S. 2082. 555 Vgl. BVerfGE 49, 89. 556 Vgl. BVerfGE 68, 1 (86). Diese Notwendigkeit wird begrifflich unter einer funktionsgerechten Organstruktur subsumiert. 557 Vgl. Pestalozza, NJW 1981, S. 2083. 558 Vgl. hierzu die Ausführungen in diesem Kapitel unter B II. 2., S. 216 ff.
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
183
ten miteinzubeziehen. Die Offenheit ermöglicht es dem Gesetzgeber, Teilbereiche,
die er selber aufgrund mangelnder Sachkenntnisse oder der Dynamik des Re gelungsgebietes nicht zu regeln vermag, an innerhalb oder außerhalb der staatlichen
Organisation tätige Personen weiterzugeben.559 Im Bereich der Rechnungslegung
bedient sich der Gesetzgeber dieser Gesetzgebungstechnik seit langem. So ermög licht die gesetzliche Verweisung auf die GOB die Einbeziehung gewachsener Han delsbräuche in die Rechnungslegungsvorschriften.
Eine gesetzliche Regelung kommt auch aufgrund der Anforderungen des Re
gelungsobjektes in bezug auf die Flexibilität des Verfahrens und die direkte Beteili gung privaten Sachverstands nicht in Betracht. Die Sorgfalt und Gründlichkeit des
Gesetzgebungsverfahrens bedingt nämlich auch einen langwierigen Ablauf des
Verfahrens bis zur endgültigen Verabschiedung eines Gesetzes. Daneben erfolgt die Beteiligung privaten Sachverstands ausschließlich im Rahmen von Anhörungen, so
daß der Sachverstand nur in unverbindlicher Form Eingang findet.
Gesetze sind daher für den über die notwendigen Rahmenbedingungen hinausge henden Teil der Normierung der Rechnungslegung nicht geeignet. Hierfür bedarf es einer Normsetzungsform, die der Dynamik des Regelungsumfeldes durch flexible und zeitnahe Handlungsmöglichkeiten gerecht wird und gleichzeitig eine umfassende
und direkte Beteiligung Privater ermöglicht. 2. Rechtsverordnungen
Rechtsverordnungen sind allgemeinverbindliche Rechtssätze, die von staatlichen Exekutivorganen erlassen werden. Grundsätzlich kommt ihnen dieselbe Bindungs
wirkung wie förmlichen Gesetzen zu, auch wenn sie in der Rangordnung unterhalb
dieser angesiedelt sind.560 Die Rechtsetzung durch Rechtsverordnungen stellt eine eigenständige Aufgabe der Exekutive dar. Sie ist direkter Ausfluß des gewaltenteili
gen Staates und Ausdruck der Dekonzentration der Gesetzgebung.561 Nach dem Grundgesetz steht der Exekutive allerdings kein selbständiges Verordnungsrecht
559 Vgl. Ossenbühl, DVBI. 1999, S. 1. 560 Vgl. Ossenbühl, HStR III, § 64 Rn. 1; Pegatzky, [Parlament] S. 55. 561 Vgl. Ossenbühl, HStR III, § 61 Rn. 33.
184
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
zu.562 Vielmehr überträgt der Gesetzgeber zu seiner Entlastung auf der Grundlage
von Art. 80 GG563 partielle Rechtsetzungsgewalt auf die Exekutive. Die Legislative
büßt mit der partiellen Übertragung von Rechtsetzungsmacht keine Kompetenzen
ein, da der stillschweigende Vorbehalt künftiger und jederzeit möglicher eigener Ausübung ihrer Zuständigkeiten das Primat der parlamentarischen Gesetzgebung
wahrt. Durch diese sogenannte konservierende Delegation kann der Gesetzgeber Rechtsverordnungen ohne weiteres außer Kraft setzen.564 Der Exekutive fällt im
Rahmen der Delegation der Rechtsetzungskompetenzen die Aufgabe zu, die par lamentsbeschlossenen Aufgaben zu konkretisieren, zu verdeutlichen und zu ergän-
Das Verfahren der Verordnungsgebung gliedert sich in die Vorbereitungsphase, die
Anhörung Dritter, die Ausfertigung und Verkündung sowie das Inkrafttreten, wobei nur die beiden letzten Schritte gesetzlich vorgegeben sind. Grundsätzlich hält sich
das Verfahren nahe an die durch die §§ 63 ff. GGO II festgelegten Schritte des Ge
setzgebungsverfahrens. Dennoch ermöglicht die Rechtsverordnung eine deutliche Vereinfachung und Beschleunigung der Formulierung von allgemeinverbindlichen
Rechtssätzen. Mitwirkungsrechte bei der Verordnungsgebung sind in vielfältiger Weise in Ermächtigungsgesetzen verankert. Damit soll gesichert werden, daß pri
vater Sachverstand und die Erfahrungen außerstaatlicher Stellen im Verfahrensab lauf Eingang finden, und auf diese Weise die administrative Normsetzung optimiert wird.566 Die konservierende Delegation bedeutet für die Exekutive eine ständige Kontrolle.
Erfüllt die Exekutive die Erwartungen der Legislative nicht, muß sie mit dem Entzug
562 Vgl. Ossenbühl, DVBI. 1999, S. 6; Kirchhof, [FG BVerfG], S. 82 ff.; Maurer, [Staatsrecht], §17 Rn. 135. 563 Die grundgesetzlichen Vorgaben des Art. 80 GG dienen der Sicherung der demokratischen und rechtsstaatlichen Grundsätze und ermöglichen die Übertragung von Rechtsetzungskompetenzen nur in dosierter und inhaltlich bestimmter Form. Vgl. Selmer, VerwA 1968, S. 115; Maunz, GGKommentar, Art. 80 Rn. 2. 564 Vgl. Stern, [Staatsrecht], Bd. II, S. 664; Ossenbühl, HStR III, § 64 Rn. 14. Vgl. zu der par lamentarischen Einflußnahme auf die Verordnungsgebung allgemein Uhle, [Parlament], S. 81 ff. 565 Vgl. Stern, [Staatsrecht], Bd. II, S. 653 sowie II S. 662 ff.; Ossenbühl, HStR III, § 61 Rn. 33; Röhl, [Rechtslehre], S. 547 f.; Degenhardt, DÖV 1981, S. 481 f.; Ossenbühl, DVBI. 1999, S. 2; Wolff, AöR 1952/53, S. 194 f. 566 Dabei ist allerdings zu beachten, daß die Interessenstandpunkte nicht mit dem Allgemeinwohl gleichzusetzen sind.
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
185
der Rechtsetzungskompetenzen rechnen. Neben dieser Kontrolle durch den Ge
setzgeber unterliegt die Verordnungsgebung ebenfalls der Selbst- und Fremdkon
trolle. Die Prüfungspflicht der Verwaltung bedeutet, daß diese bei der Rechtsan wendung die vollziehenden Vorschriften auf ihre Gültigkeit hin zu überprüfen hat.567
Daneben obliegt der Judikative die Prüfung, inwiefern eine Rechtsverordnung als nichtig anzusehen und daher nicht anzuwenden ist.
Die Übertragung von Rechtsetzungskompetenzen auf die Exekutive dient insbeson dere einer beschleunigten und kurzfristigen Anpassung des Rechts an sich ändernde
Umweltbedingungen.568 Damit erfüllt die Rechtsetzung durch Rechtsverordnung eine wesentliche Anforderung in bezug auf die Eignung für die detailliertere Regulierung
der Rechnungslegung. Wie im Rahmen der Untersuchung der §§ 342, 342 a HGB deutlich geworden ist, muß die Rechnungslegung für die nationale und internationale Anerkennung der Dynamik des Regelungsgebietes Rechnung tragen. Des weiteren
wird durch die geseltzlich verankerten Mitwirkungsrechte garantiert, daß zumindest Expertenmeinungen direkten, allerdings unverbindlichen, Eingang in die Verordnung
finden. Auf diese Weise wird auch ein Anreiz zur Mitwirkung am Entstehungsprozeß von Rechnungslegungsvorschriften geschaffen.
Nachteilig ist allerdings die Tatsache zu beurteilen, daß die Zuständigkeit und Ver antwortung der Exekutive für die Rechtsetzung eine weitgehende Nähe zur Legisla tive schafft. Damit würde die notwendige internationale Akzeptanz gefährdet werden.
Wie im Rahmen der Untersuchungen im zweiten Kapitel deutlich geworden ist,
kommt es international insbesondere auf die fachliche Kompetenz eines Rech
nungslegungsgremiums, seine interessenpluralistische Zusammensetzung sowie die Unabhängigkeit von Gesetzgebungsverfahren an. Letztere aber kann durch den Erlaß von Rechtsverordnungen durch die Exekutive eben nicht gewährleistet wer
den. Auch der Pluralismus ist im Rahmen der Verordnungsgebung nicht in gleicher Weise wie beim Erlaß von Gesetzen gegeben. Zum einen ist die Beteiligung aller Betroffenen im Rahmen der Verordnungsgebung nur schwach institutionalisiert. Zum
anderen wird nicht die repräsentative Gesamtheit des Volkes bei der Verab
567 Vgl. Ossenbühl, HStR III, § 64 Rn. 74 ff. 568 Vgl. Kirchhof, [FG BVerfG], S. 83.
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
186
schiedung von Rechtsverordnungen tätig.569 Damit wird zwar einerseits die zeitliche
Straffung des Verfahrens ermöglicht. Andererseits aber können nicht alle betroffenen Personenkreise angemessen in den Entstehungsprozeß mit eingebunden werden. Dies ist aber für den Bereich der Rechnungslegung aufgrund der Unbestimmtheit
des Adressatenkreises unerläßlich. Daher ist die grundsätzliche Eignung von Rechtsverordnungen für die detaillierte Regulierung der Rechnungslegung zu ver
neinen, sofern diese durch die Exekutive erlassen werden.
3. Satzungen Satzungen sind Ausfluß der dezentralen Struktur und Aufgliederung des Gemeinwe sens in zahlreiche territorial und personal radizierte Gemeinschaften, die als Selbst
verwaltungsträger ihre Angelegenheiten selbständig ordnen und durch Satzungen
regeln können.570 Diese beinhalten autonom gesetzte Rechtssätze, die Wirkung ge genüber den ihr angehörigen oder unterworfenen Personen entfalten.571 Zwar ist die autonome Satzungsgewalt verfassungsrechtlich nicht geregelt bzw. klingt in Art. 28 Abs. 2 GG nur am Rande an, das BVerfG hat aber in ständiger Rechtsprechung
diese
als
Grundlage
autonomer
Rechtsetzungsmacht
anerkannt.572
Mit der
Satzungsautonomie ist also das Recht verbunden, eigenes, vom Staat anerkanntes Recht zu setzen.573 Im Gegensatz zu Rechtsverordnungen werden Satzungen nicht durch staatliche
Organe, sondern durch Autonomieträger mit Wirkung für einen begrenzten Aufga benbereich und Personenkreis erlassen.574 Der Gesetzgeber muß bei Verleihung der Autonomie den Aufgabenbereich
und die Grundsatzentscheidungen für die
Satzungsinhalte genau vorgeben.575 Anerkennung findet das Satzungsrecht nur aufgrund bzw. innerhalb der Grenzen der gesetzlichen Ermächtigung. Inhaltlich sind
569 Vgl. Hesse, [Grundzüge], Rn. 525; Pegatzky, [Parlament], S. 55. 570 Mit der Satzungsgewalt ist regelmäßig auch die Befugnis verbunden, Satzungen zu erlassen. Vgl. Ossenbühl, HStR III, § 61 Rn. 34; Schneider, [Gesetzgebung], Rn. 276 ff.; Badura, DÖV 1963, S. 562; Schmidt-Aßmann, [Rechtsetzung], S. 4; Schneider, [FS Möhring], S. 521 ff. 571 Vgl. Kirchhof, [FG BVerfG], S. 85 f.; Stern, [Staatsrecht], Bd. II, S. 588 f. 572 Vgl. Friehe, JuS 1979, S.466; Meyn, DVBI. 1977, S. 593; Starck, AöR 1967, S. 454; Ziegler, [Verkündung], S. 29. 573 Vgl. Schneider, [FS Möhring], S. 523 f. 574 Vgl. Stern, [Staatsrecht], Bd. II, S. 588 f. 575 Vgl. Kirchhof, [FG BVerfG], S. 87 f.
187
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
autonome Satzungen an höherrangiges Recht gebunden.576 Satzungen sind im Vergleich zu Gesetzen durch eine höhere Regelungsintensität gekennzeichnet.
Die erfaßbare Regelungstiefe, die Eigenständigkeit der Rechtsetzung und ihre Ver
bindlichkeit für den Adressatenkreis lassen die autonome Rechtsetzung vorder gründig für die Regelung des über die Rahmenbedingungen hinausgehenden Teils der Rechnungslegung geeignet erscheinen. Auch wenn mittels der autonomen
Rechtsetzung den verfassungsrechtlich verankerten Grundwerten wie Pluralismus, Effizienz und demokratischer Beteiligung Rechnung getragen wird577, bietet sich das
Satzungsrecht für die Normierung der Rechnungslegung nicht an. Hiergegen spricht zunächst nicht, daß die autonome Satzungsgewalt überwiegend an Körperschaften
des öffentlichen Rechts verliehen wird.578 Auch ein Rechnungslegungsgremium könnte öffentlich-rechtlich organisiert werden. Hiergegen spricht vielmehr, daß die Autonomieträger Regelungen mit Wirkung für einen begrenzten Aufgabenbereich und Personenkreis erlassen. Der im Rahmen der Rechnungslegung betroffene
Adressatenkreis ist hingegen nicht bzw. nur schwer abzugrenzen und auch der Auf gabenbereich der Rechnungslegung ist zu umfassend, um ihn für die Satzungsin halte genau vorgeben zu können. Die Verwendung von Satzungen für die weiterge
hende Regelung der Rechnungslegung kommt folglich nicht in Betracht. 4. Verwaltungsvorschriften Verwaltungsvorschriften werden analog der Rechtsverordnungen von der Exekutive
erlassen. Allerdings richten sie sich, ähnlich wie die Satzungen, nicht an die Allge meinheit, sondern sind in ihrer Bindungswirkung grundsätzlich auf den Administra tivbereich begrenzt.579 Daher stellen Verwaltungsvorschriften generell kein allge
meinverbindliches
Recht
dar.
Verwaltungsvorschriften
ergehen
als
interne
Dienstanweisungen für Organe und Organwaiter, als Organisations-, Zuständigkeits-
und Verfahrensregelungen.580 Die Verwaltung erteilt im Rahmen ihrer Organi
576 577 578 579 580
Vgl. Ossenbühl, HStR III, § 66 Rn. 1 ff. Vgl. Häberle, DVBI. 1972, S. 910. Vgl. Schneider, [Gesetzgebung], Rn. 282. Vgl. Selmer, VerwA 1968, S. 115 ff. Vgl. Stern, [Staatsrecht], Bd. II, S. 657 f. Weiterführend hierzu vgl. Ossenbühl, [Verwal tungsvorschriften], S. 250 ff.; ders., [FG BVerwG], S. 433 ff.
188
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
sationsgewalt und ihrer Aufgaben den Bediensteten dienstliche Regeln, wie Rechts
sätze weiter zu entwickeln sind. Die Befugnis zum Erlaß dieser allgemeinen Vor schriften ist der Exekutive inhärent. Hierzu benötigt sie daher keine besondere for
malgesetzliche Ermächtigung.581 Im Gegensatz zum Satzungsrecht sind Verwal tungsvorschriften im Grundgesetz im Rahmen der Art. 84 Abs. 2 und 85 Abs. 2 ver
ankert.582
Die Rechtswirkung von Verwaltungsvorschriften beschränkt sich inzwischen nicht mehr nur auf den Innenbereich der Verwaltung.583 Sind Verwaltungsvorschriften in
den Tatbestand klassischer Rechtsquellen wie z.B. förmliche Gesetze584 oder
Rechtsverordnungen ein- bzw. angebunden, können sie auch bindende Wirkung ge genüber dem Bürger und sonstigen außerhalb der Verwaltung stehenden Dritten entfalten. Unmittelbare, selbständige Außenwirkung ohne Anbindung an Rechts quellen wird Verwaltungsvorschriften inzwischen darüber hinaus auch dann zuge sprochen, wenn sie als Zuständigkeitsvorschriften und Verfahrensregeln der Ver
waltung bewußt offen gelassene Regelungslücken ausfüllen und ein förmliches Ge
setz damit erst vollziehbar machen.585 Außenwirkung kann Verwaltungsvorschriften des weiteren auch durch die Selbstbindung der Verwaltung zuteil werden.586
Die zunehmende Außenwirkung von Verwaltungsvorschriften macht aufgrund der rechtsstaatlichen Erfordernisse auch eine Fremdkontrolle notwendig. Die aus
schließliche, verwaltungsinterne Selbstkontrolle greift hier zu kurz. Vielmehr wird
581 Vgl. Kirchhof, [FG BVerfG], S. 88. 582 Vgl. Rupp, JuS 1975, S. 609 ff. 583 Vgl. hierzu und zum folgenden Ossenbühl, HStR III, § 65 Rn. 30 ff.; Stern, [Staatsrecht], Bd. II, S. 654 ff.; Jarass, [Regelwerk], S. 378 ff.; Meyer-Cording, [Rechtsnormen], S. 115 ff., 146 ff. Vgl. problematisierend hierzu Krebs, VerwA 1979, S. 259 ff. sowie Ossenbühl, DVBI. 1999, S. 1 ff. Allgemein zur Außenwirkung von Verwaltungsvorschriften vgl. Ossenbühl, [FG BVerwG], S. 433 ff. 584 Vgl. zu der wachsenden Bedeutung von Verwaltungsvorschriften bei der Ausfüllung von Gesetzen Scheffler, DÖV 1980, S. 236 ff. 585 Vgl. Stern, [Staatsrecht], Bd. II, S. 659 f. Die Schließung von Gesetzeslücken durch Ver waltungsvorschriften hat sich in den vergangenen Jahren insbesondere im Rahmen der Festlegung technisch wissenschaftlicher Standards durchgesetzt. Hier sind die zu treffenden Verwaltungsentscheidungen in hohem Maße durch technische bzw. wissenschaftliche Maßstäbe und Daten bestimmt und dienen der Sachverhaltsermittlung im Rahmen der Gesetzesausführung. Beweggrund für die Einholung solcher Sachverständigengutachten stellt die Verwaltungsökonomie und die Erforschung des richtigen Sachverhaltes bzw. die lückenlose Tatsachenermittlung dar. 586 Vgl. Röhl, [Rechtslehre], S. 549; Weyreuther, DVBI. 1976, S. 855; Scheffler, DÖV 1980, S. 238 f. Abgeleitet aus dem Willkürverbot, dem Gleichbehandlungsgrundsatz und dem Vertrauensschutz ist die Verwaltung in diesem Fall nach außen an selbst gesetzte Entscheidungsmaßstäbe im eigenen Funktionsbereich gebunden.
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
189
aufgrund der Außenwirkung von Verwaltungsvorschriften die Rechtsschutzgarantie des Art. 19 Abs. 4 GG wirksam. Eine Fremdkontrolle erfolgt daher durch die zustän
digen Gerichte.
Mit der Ansiedlung eines Sachverständigengremiums für die Rechnungslegung in der Verwaltung, welches das Rahmenwerk der Rechnungslegung mittels Verwal tungsvorschriften ausfüllt, wäre neben der Verbindlichkeit der Rechnungslegungs vorschriften auch der notwendigen Ökonomie und Effizienz des Entstehungspro
zesses gedient. Allerdings sind auch bei der Normierung durch Verwaltungsvor
schriften Problembereiche zu beachten. Anders als das auf der Grundlage des § 342 HGB geschaffenen privaten Rechnungslegungsgremiums wäre bei einer solchen
Ausgestaltung das Gremium direkt in die Staatsgewalt eingebunden und würde damit die für die nationale und internationale Anerkennung des Gremiums schädli
che unmittelbare Zugehörigkeit zum Staat aufweisen. Gleichfalls erfolgt eine Einbe ziehung des betroffenen Personenkreises nur mittelbar im Rahmen von An
hörungsverfahren587, so daß aufgrund der fehlenden verbindlichen Einflußmöglich
keit der Anreiz für eine ehrenamtliche bzw. nebenberufliche Beteiligung am Recht setzungsverfahren für die Rechnungslegung verringert wird. Für die Normierung der weitergehenden Rechnungslegungsvorschriften kommen Verwaltungsvorschriften
daher ebenfalls nicht in Betracht. II. Regulierung durch einen Beliehenen
Bei der staatlichen Normsetzung durch Gesetze, Rechtsverordnungen, Satzungen und Verwaltungsvorschriften können, wie gezeigt wurde, Private durchaus beteiligt
werden. Dabei bedeutet die staatliche Normsetzung für die Rechnungslegung ein Höchstmaß an Verbindlichkeit der erlassenen Rechnungslegungsvorschriften. Die
Mitwirkungsmöglichkeiten der Privaten sind dabei allerdings relativ schwach und un verbindlich. Eine stärkere Mitwirkungsmöglichkeit Privater bietet hingegen, wie be
reits ebenfalls schon angesprochen588, das Institut der Beleihung.
587 Vgl. Ossenbühl, HStR III, § 65 Rn. 66 f. 588 Vgl. hierzu die Ausführungen im 3. Kapitel unter B II. 2. b), S. 168 ff.
190
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
Daher wird in einem weiteren Schritt untersucht, welche Möglichkeiten der Beteili gung Privater an der staatlichen Regulierung im Rahmen einer Beleihung bestehen,
und inwiefern diese für die Regulierung der Rechnungslegung im Hinblick auf die
demokratischen und rechtsstaatlichen Erfordernisse sowie die notwendige Verbind lichkeit der Rechnungslegungsvorschriften und der Flexibilität des Entstehungsver
fahrens geeignet sind.
1. Merkmale und Zulässigkeit der Beleihung
Das Rechtsinstitut der Beleihung dient der Überantwortung öffentlicher Aufgaben an
juristische Personen des Privatrechts589 mit dem Ziel, den Staat zu entlasten.590 Sinn und Zweck dieser hoheitlich regulierten Selbstregulation ist die Erschließung und Nutzung der gesellschaftlichen Selbststeuerungskräfte respektive des damit verbun
denen Sachverstands.591 Dabei verzichtet der Staat allerdings nicht auf die staatliche
Aufgabenerfüllung. Vielmehr wird die staatliche Aufgabe nicht durch eine eigene Be hörde, sondern durch eine Privatrechtsperson ausgeführt.592 Vielfach aufgeführte Beispiele stellen das DIN e.V. und der Technische Überwachungsverein e.V. (TÜV)
dar.593
Nach der sogenannten Rechtsstellungs- bzw. Befugnistheorie594, der die herr
schende Meinung folgt, stellt die Beleihung die Übertragung hoheitlicher, also dem Staat zustehender Befugnisse an Private dar. Der Beliehene ist folglich eine mit ho
heitlichen Verwaltungsaufgaben betraute Privatperson.595 Von besonderer Bedeu tung für die zugrundeliegende Fragestellung ist, daß der Beliehene außerhalb der
unmittelbaren Staatsorganisation angesiedelt ist.596 Allerdings ist er nicht gänzlich
589 Vgl. Huber, [Wirtschaftsverwaltungsrecht], S. 533; Steiner, [Verwaltung], S. 201. 590 Vgl. von Hagemeister, [Privatisierung], S. 55 ff.; Steiner, [Verwaltung], S. 106; Krüger, NJW 1966, S. 618. Allerdings darf der Beleihungsadressat zuvor keine hoheitliche Aufgabe inne haben. Daher scheiden u.a. juristische Personen des Privatrechts, durch die die öffentliche Hand handelt, als Beleihungsadressaten aus. Vgl. Frenz, [Staatshaftung], S. 33 ff.; Steiner, DÖV 1970, S. 531 f. 591 Vgl. Seidel, [Sachverstand], S. 20 f.; Schnapp/Kaltenborn, JuS 2000, S. 937. 592 Vgl. Steiner, [Verwaltung], S. 46; Backherms, [Beliehener], S. 40; Maurer, [Verwaltungsrecht], § 23 Rn. 56; Seidel, [Sachverstand], S. 25. 593 Vgl. hierzu Herschel, NJW 1969, S. 817 ff. sowie die Ausführungen zum DIN e.V. im 3. Kapitel unter B II. 2. b), S. 168 ff. 594 Vgl. zu den unterschiedlichen Lehren Frenz, [Staatshaftung], S. 22 ff.; Backherms, [Beliehener], S. 10 ff.; von Heimburg, [Verwaltungsaufgaben], S. 30 ff. 595 Vgl. Frenz, [Staatshaftung], S. 32; von Heimburg, [Verwaltungsaufgaben], S. 112 f. 596 Vgl. Frenz, [Staatshaftung], S. 56 ff.
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
191
von der öffentlich-rechtlichen Sphäre zu trennen. Vielmehr wird er als Träger mittel barer Staatsverwaltung eingeordnet.597 Durch die hoheitliche Kompetenzzuweisung
stellt der Beliehene einen Verwaltungsträger dar und agiert im Rahmen eines Auf
trags- und Treuhandverhältnisses.598 Die Beleihung gliedert die betroffenen Privat personen somit der Staatsorganisation an, aber nicht ein. Ausfluß dieser Konstella
tion ist, daß der Staat durch die Überantwortung einer staatlichen Aufgabe im Wege der Beleihung seine Dispositionsmacht nicht verliert.599 Vielmehr stellt der Staat als
Beleihender dem Beliehenen etwas zu Verfügung, dessen er sich jederzeit wieder bemächtigen kann.600 Die Letztverantwortung für den betroffenen Regelungsbereich
verbleibt folglich beim Staat. Der Beliehene darf nach außen als selbständiger Ho heitsträger auftreten. Er gilt rein formal als Behörde im Sinne von § 1 Abs. 4 VwVfG und ist somit zur Ergreifung jeglicher hoheitlicher Maßnahmen berechtigt.601 Seine
Rechte und Pflichten sind jeweils der Bestallungsurkunde bzw. dem Beleihungsver
trag zu entnehmen. Die Übertragung hoheitlicher Rechtsmacht muß aufgrund des rechtsstaatlichen und demokratischen Transparenzgebotes durch staatlichen Ho heitsakt erfolgen. Der Beleihungsadressat kann seine Rechtsetzungsbefugnis folg lich nur durch bzw. aufgrund eines Gesetzes übertragen bekommen.602 Die Zulässigkeit der Wahrnehmung hoheitlicher Aufgaben durch Private ist allerdings
im Hinblick auf den demokratischen Rechtsstaat zu hinterfragen.603 Eine Grenze wird
der Übertragung von hoheitlicher Macht an Dritte durch den Wesentlichkeits grundsatz gezogen. Wie an anderer Stelle schon ausgeführt wurde604, muß der Ge setzgeber die wesentlichen Entscheidungen eigenständig regeln. Für die Regulie rung der Rechnungslegung wurde daher festgestellt, daß die Vorgabe der Rahmen
bedingungen durch den Gesetzgeber zu erfolgen hat. Der Aufgabenbereich des
597 Vgl. Huber, [Wirtschaftsverwaltungsrecht], S. 535; Frenz, [Staatshaftung], S. 52 f. 598 Mittels der Beleihung wird folglich keine Rückübertragung von Aufgaben an die Gesellschaft vorgenommen. Vgl. Steiner, JuS 1969, S. 71. 599 Vgl. von Hagemeister, S. 70; Steiner, [Verwaltung], S. 56 ff. Daher stellt die Beleihung nur eine institutionell-organisatorische und keine funktionelle Privatisierung von Staatsaufgaben dar. Vgl. di Fabio, JZ 1999, S. 589 f. 600 Vgl. Frenz, [Staatshaftung], S. 19. 601 Vgl. Maurer, [Verwaltungsrecht], § 23 Rn. 59; Frenz, [Staatshaftung], S. 57. 602 Vgl. Maurer, [Verwaltungsrecht], § 23 Rn. 58; Huber, [Wirtschaftsverwaltungsrecht], S. 537; ders., DVBI. 1952, S. 456. 603 Vgl. Steiner, [Verwaltung], S. 269 ff. 604 Vgl. hierzu u.a. die Ausführungen im 1. Kapitel unter C II. 2. a), S. 53 ff.
192
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
Beliehenen kann sich somit nur auf die Ausfüllung dieser Rahmenvorgaben bezie
hen. Die Beleihung ermöglicht Privaten die Ausführung staatlichen Willens ohne eigen
ständige demokratische Legitimation. Daher ist im Hinblick auf die rechtsstaatlichen Erfordernisse mit dem
Institut der Beleihung
insbesondere ein Verlust an
’’institutionalisierter Amtlichkeit”605 verbunden. Dennoch wird die Übertragung staat licher Aufgaben an Private immer dann als gangbar angesehen, wenn die damit ver bundenen Nachteile durch die Vorzüge der privaten Erledigung kompensiert werden.
Dies ist vor allem immer dann der Fall, wenn die Sachkunde einen maßgeblichen
Grund für die Überantwortung einer Aufgabe darstellt.
Allerdings sind aufgrund der demokratischen und rechtsstaatlichen Anforderungen
bestimmte Auflagen zu erfüllen. Eine unkontrollierte Übertragung von Hoheitsbefug nissen erscheint mit der demokratischen und rechtsstaatlichen Verfassungsstruktur
des Grundgesetzes nicht vereinbar.606 Die Zulässigkeit und Unabdingbarkeit einer staatlichen Aufsicht ergibt sich zwar nicht explizit aus der Verfassung, doch erscheint
aufgrund der Übertragung von Hoheitsbefugnissen nur eine kontrollierte Ausübung zulässig.607 So hat der Staat als Beleihender die ordnungs- und rechtmäßige Kom petenzausübung zu gewährleisten. Diesbezüglich ist zum einen die fachliche, per
sönliche und institutionelle Eignung des Beliehenen sicherzustellen.608 Zum anderen hat der Staat die Verfolgung der staatlichen Motive der Kompetenzausübung zu si
chern. Die Erfüllung dieser Anforderungen sind im Falle der Beleihung juristischer Personen des Privatrechts insbesondere dann zu gewährleisten, wenn die Erledi
gung der öffentlichen Aufgabe Kontinuität und gleichbleibende Leistungsfähigkeit
verlangt. Hierfür kann der Gesetzgeber auf die Struktur des Beliehenen z.B. durch die Genehmigung der Vereinssatzung bzw. des Gesellschaftsvertrages oder durch
die Zustimmung von Stellenbesetzungen Einfluß nehmen. Die staatliche Aufsicht
605 Krüger, [Verfassungsprobleme], S. 14. 606 Vgl. Huber, [Wirtschaftsverwaltungsrecht], S. 545 f.; ders., DVBI.1952, S. 460; Steiner, JuS 1969, S. 72; Seidel, [Sachverstand], S. 37 f. 607 Vgl. Frenz, [Staatshaftung], S. 52; Backherms, [Beliehener], S. 37 ff.; Huber, [Wirtschaftsverwaltungsrecht], S. 544 f.; Tettinger, DVBI. 1976, S. 754. Ansatzweise ergibt sich dies aus Art. 20 Abs. 2 GG, der die Erfordernis einer demokratischen Legitimation der für die Erfüllung von Staatsaufgaben zuständigen Institutionen vorschreibt. Vgl. Seidel, [Sachverstand], S. 39. 608 Vgl. Steiner, [Verwaltung], S. 277 ff.
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
193
über den Privaten dient grundsätzlich also der Sicherung der staatlichen Motivation
des Beliehenen. Diesbezüglich fällt dem Staat auch das schon zuvor erwähnte Recht
zu, die Beleihung jederzeit widerrufen zu können. Der Beliehene unterliegt bei der Vornahme hoheitlicher Maßnahmen den gleichen
Grundrechtsbindungen wie die staatliche Behörde, an deren Stelle er tätig wird.609 In
bezug auf das Verwaltungsverfahren und Verwaltungsgerichtsverfahren steht den
Betroffenen grundsätzlich der Verwaltungsrechtsweg offen. Der Beliehene haftet bei der Erfüllung staatlicher Aufgaben allerdings nicht nach Art. 34 GG. Vielmehr trifft die Amtshaftung gern, der sogenannten Anvertrauungstheorie diejenige Behörde, die
den Beliehenen ausgesucht und mit der Verwaltungsaufgabe betraut hat.610
2. Handlungsformen des Beliehenen Der Beliehene kann als Behörde im Sinne von § 1 Abs. 4 VwVfG auf mehrere
Handlungsformen zurückgreifen. Grundsätzlich wird diesbezüglich zwischen öffent lich-rechtlichem und privat-rechtlichem Handeln differenziert. Im Hinblick auf die notwendige Verbindlichkeit der Rechnungslegungsvorschriften kommen nur öffent
lich-rechtliche Handlungsformen für ein privates Rechnungslegungsgremium wie die
Rechtsverordnung, die Satzung und der Verwaltungsakt oder aber die Entwicklung von verweisungsfähigen Rechnungslegungsvorschriften in Betracht.611 Für den rechtmäßigen Erlaß von Verordnungen bedarf es gemäß Art. 80 GG einer gesetzlichen Ermächtigung. Diese kann grundsätzlich nur an die Legislative oder die
Exekutive erteilt werden. Eine Subdelegation der Ermächtigung zum Erlaß von Rechtsverordnungen gern. Art. 80 Abs. 1 S. 4 GG an eine private Person erscheint
allerdings hier zulässig, da der Private als Beliehener in Ausübung der übertragenen Hoheitsmacht als selbständiger Hoheitsträger zu klassifizieren ist.612 Eine Norm setzung mittels der Vergabe von Satzungsgewalt an den Beliehenen scheidet auf grund der notwendigen Eingrenzung des Personenkreises aus. Da die Rechtsetzung
609 Vgl. Ossenbühl, WDStRL 29, S. 192 ff. 610 Vgl. ebd., S. 198 f. 611 Auf die Anforderungen, die mit der Verweisungsfähigkeit an die Aufbau- und Ablauforganisation verbunden sind, wird anschließend unter B II., S. 208 ff., näher eingegangen. Daher wird an dieser Stelle auf eine weitere Darstellung verzichtet. 612 Vgl. Dittmann, [Rechtsverordnung], S. 110.
194
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
durch Rechtsverordnung schon Gegenstand der Ausführungen war613, wird folgend
nur kurz der Verwaltungsakt dargestellt. Eine weitergehende Untersuchung, welche der Handlungsformen sich z.B. im Hinblick auf ihre Bestandskraft und Verbindlichkeit
für die Regulierung der Rechnungslegung anbietet, erfolgt im abschließenden Abschnitt. Gem. § 35 S. 1 VwVfG stellt der Verwaltungsakt jede Verfügung, Entscheidung oder
andere hoheitliche Maßnahme dar, die eine Behörde zur Regelung eines Einzelfalls
auf dem Gebiet des öffentlichen Rechts trifft, und die auf unmittelbare Rechtswirkung nach außen gerichtet ist. Im Gegensatz zur Rechtsnorm als abstrakt-genereller Re gelung, die an eine unbestimmte Zahl von Personen adressiert ist614, regelt der Ver
waltungsakt grundsätzlich einen bestimmten Einzelfall. Der individuelle Charakter
wird auch dann angenommen, wenn der Adressat des Verwaltungsaktes nicht eine bestimmte Person, sondern ein bestimmbarer Personenkreis ist. Als hoheitliche Re gelung eines Einzelfalls, wie z.B. einer neu verabschiedeten Rechnungslegungsvor
schrift, wendet sich dieser an eine bestimmte Person, die objektiv feststellbar sein muß. Aufgrund des nicht näher eingrenzbaren Adressatenkreises der Rechnungsle
gung entfällt der Verwaltungsakt als Regelungsinstrument für die Normsetzung für die Rechnungslegung durch ein beliehenes Rechnungslegungsgremium.
Als Unterfall des Verwaltungsaktes nach § 35 S. 2 VwVfG kann der Beliehene auch
auf die Handlungsform der Allgemeinverfügung zurückgreifen.615 Dieser Verwal tungsakt richtet sich u.a. an einen bestimmten bzw. zumindest bestimmbaren Perso
nenkreis. Dieser kann allerdings sehr allgemein gehalten sein. Ein Beispiel für die gattungsmäßige Bestimmung des Personenkreises ist die Adressierung einer All
gemeinverfügung an alle Verkehrsteilnehmer. Folglich wäre auch die Adressierung aller Rechnungslegungsadressaten denkbar. Allerdings ist auch die Allgemeinverfü
gung, ebenso wie der Verwaltungsakt, für die Normierung der Rechnungslegung
aufgrund der gesetzlichen Vorgaben zu ihrer Bestandskraft nicht geeignet. Zwar ist die Aufhebung eines bestandskräftigen Verwaltungsaktes bzw. einer bestandskräf
tigen Allgemeinverfügung nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich, doch tritt
613 Vgl. hierzu in diesem Abschnitt I. 2., S. 182 ff. 614 Vgl. Maurer, [Verwaltungsrecht], § 9 Rn. 14 ff. 615 Vgl. ebd., § 9 Rn. 31 ff.
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
195
die Bestandskraft nicht gleichzeitig mit der amtlichen Bekanntgabe in Kraft. Vielmehr
können die betroffenen Personen innerhalb eines Monats nach Bekanntgabe Widerspruch gegen die ergangene Vorschrift einlegen. Dieser hat bezüglich der Be
standskraft aufschiebende Wirkung. Damit bieten weder Verwaltungsakt noch All gemeinverfügung das für die Rechnungslegung notwendige Maß an Rechtssicher heit.616 Das Rechtsinstitut der Beleihung erfüllt die Anforderungen an die Normsetzung für
die Rechnungslegung unter Beteiligung Privater in großem Maße.617 Die Beleihung ermöglicht neben der selbständigen, wenn auch staatlich beaufsichtigten und kon
trollierten Tätigkeit eines privaten Rechnungslegungsgremiums eine verbindliche Normsetzung. Je nach Wahl der Handlungsform wird die Normsetzung auch den Anforderungen im Hinblick auf den Adressatenkreis sowie im Hinblick auf die Dyna
mik und Flexibilität der Rechtsetzung gerecht. Zugegebenermaßen ermöglicht auch
die Beleihung keine vollkommene Abkoppelung der Regulierung der Rechnungsle gung vom Staat, die von der Praxis gefordert wurde bzw. wird.618 Diese internatio
nale Gepflogenheit ist aber im Hinblick auf die diskutierten verfassungsrechtlichen
Anforderungen auf nationaler Ebene nicht darstellbar. Vielmehr muß der Gesetzge ber aufgrund der demokratischen und rechtsstaatlichen Erfordernisse die Ergebnis-
und
Verfahrensverantwortung
behalten.
Diesen
Anforderungen
genügt
das
Rechtsinstitut der Beleihung.
III. Zwischenergebnis Bestimmte Mindest- und Rahmenregelungen für die Rechnungslegung müssen
durch den Staat selbst in Form von gesetzlichen Vorgaben erfolgen. Dazu gehören insbesondere diejenigen Regulierungen, die unter ökonomischen und rechtlichen Aspekten von wesentlicher Bedeutung für die Funktionsfähigkeit der Märkte und den
616 Vielmehr wäre es möglich, daß ein Jahresabschluß nach neuesten Vorgaben erstellt wird, aber durch einen Widerspruch rückwirkend ungültige Rechnungslegungsvorschriften angewendet wurden. 617 Auch der Arbeitskreis Externe Unternehmensrechnung der Schmalenbach-Gesellschaft für Betriebswirtschaft empfiehlt aus Gründen der Flexibilität und der verstärkten Einbringung von Expertenwissen die Beleihung eines Standardisierers. Vgl. Arbeitskreis Externe Unternehmensrechnung der Schmalenbach-Gesellschaft für Betriebswirtschaft, DB 2001, S. 161. 618 Vgl. hierzu die Ausführungen im 2. Kapitel unter B I., S. 69 ff.
196
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
Individualschutz sind. Ergänzende Konkretisierungen und Ausdifferenzierungen
durch Rechtsverordnungen wären denkbar. Allerdings: Bei dieser Form der staat lichen Normsetzung sind die Mitwirkungsmöglichkeiten Privater relativ begrenzt.
Eine stärkere Mitwirkung kann erreicht werden, indem ein privates Rechnungsle gungsgremium mit bestimmten, ergänzenden Normsetzungsbefugnissen belieben wird. Auf diese Weise erhält das private Gremium nicht nur faktische, sondern recht
lich abgesicherte, eigene Einwirkungsmöglichkeiten auf die Normsetzung für die Rechnungslegung. Damit kann ein höheres Maß an unmittelbarer Verbindlichkeit der
erlassenen privaten Rechnungslegungsvorschriften erreicht werden als dies derzeit
bei den Standards des DRSC der Fall ist. Nochmals: Den Standards des DRSC
kommt zwar faktische Verbindlichkeit zu. Rechtlich abgesicherte Verbindlichkeit erhalten sie jedoch erst mit der Veröffentlichung durch das BMJ. Die Beleihung trägt damit grundsätzlich dem aufgezeigten Spannungsverhältnis
Rechnung, daß, ökonomisch und rechtlich gesehen, einerseits eine staatliche Norm setzung notwendig, andererseits aber auch eine weitreichende Mitwirkung Privater
sinnvoll und geboten ist. Abschließend bleibt nur noch zu klären, welche Form einer Regulierung der Rech
nungslegung durch einen Beliehenen dem aufgezeigten Spannungsverhältnis am ehesten gerecht wird und am ehesten zu einem optimalen Regulierungsergebnis
führt.
B Formen einer Regulierung der Rechnungslegung durch einen Beliehenen Die Regulierung durch einen Beliehenen kann insbesondere auf zweifache Weise
erfolgen: Zum einen dadurch, daß der Beliehene verweisungsfähige Regeln erläßt. Dies ist die übliche Form der Regulierung durch einen Beliehenen. Zum anderen
dadurch, daß der Beliehene verbindliche Regeln in Form von Rechtsverordnungen erläßt.
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
197
I. Regulierung durch verbindliche Regeln
Der Beliehene kann, wie die theoretischen Ausführungen im vorherigen Abschnitt gezeigt haben619, grundsätzlich Adressat von Rechtsverordnungsermächtigungen
sein. Mit dem Erlaß von Rechnungslegungsverordnungen durch ein beliehenes pri vates Rechnungslegungsgremium würde ein Höchstmaß an Verbindlichkeit der ent wickelten Vorschriften ermöglicht und damit der nationalen und internationalen For
derung nach Allgemeinverbindlichkeit der verabschiedeten Rechnungslegungsvor schriften Genüge getan. Als Zweck der Delegation bzw. Subdelegation ist vor allem die Beteiligung des pri
vaten Sachverstands sowie des betroffenen Personenkreises an der Normsetzung für die Rechnungslegung anzuführen. Damit sollen neben der internationalen Aner
kennung eines deutschen Rechnungslegungsgremiums insbesondere die vorhande nen Sach- und Fachkenntnisse für eine dem dynamischen Regelungsumfeld ad
äquate Anpassung bzw. Entwicklung der Rechnungslegung genutzt werden. Gleich zeitig wird eine solche Einbeziehung privater Gremien dem Subsidiaritätsgedanken
und dem Recht auf autonome Selbstorganisation in hohem Maße gerecht. Darüber hinaus dient die Überantwortung von Rechtsetzungskompetenzen auch der Ent
lastung des Gesetzgebers von nicht-wesentlichen Regelungsgebieten.
1. Anforderungen an eine Verordnungsermächtigung zur Subdelegation Rechtsverordnungen haben als allgemeinverbindliche Rechtssätze dieselbe Bin
dungswirkung wie förmliche Gesetze. Das beliehene private Rechnungslegungs
gremium würde daher durch eine Verordnungsermächtigung die Möglichkeit erhal ten, Rechnungslegungsvorschriften zu erlassen, denen ohne notwendige förmliche
Zustimmung einer staatlichen Stelle ein Höchstmaß an Verbindlichkeit zuteil werden würde. Im Gegensatz zum Gesetzgeber fehlt es dem Beliehenen allerdings an der grundsätzlich notwendigen demokratischen Legitimation und den rechtsstaatlichen
Bindungen. Die Delegation von Rechtsetzungskompetenzen erfolgt zwar nur kon servierend, der Gesetzgeber kann also jederzeit die Rechtsetzungsbefugnisse zu rücknehmen. Es darf aber dennoch nicht von den formalen Anforderungen an eine
619 Vgl. hierzu unter A II., S. 189 ff.
198
4, Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
Verordnungsermächtigung abgewichen werden. Dies gilt umso mehr, wenn das Recht zur Normsetzung auf ein außerhalb der Exekutive angesiedeltes privates
Rechnungslegungsgremium übertragen wird. Daher sind im Hinblick auf die demo kratische Legitimation und die rechtsstaatlichen Bindungen Vorsteuerungen durch
den delegierenden Gesetzgeber vorzunehmen. Unter der Prämisse, daß ein Beliehener Adressat einer Rechtsverordnungsermäch tigung sein kann, muß diese Subdelegation gern. Art. 80 Abs. 1 S. 4 GG zunächst im
Gesetz vorgesehen sein. Erst dann ist im Falle der Rechnungslegung eine weitere
Delegation durch das ermächtigte Bundesministerium für Justiz auf ein beliehenes, privates Rechnungslegungsgremium möglich. Die Subdelegation darf allerdings aufgrund der erschöpfenden Aufzählung der Delegatare in Art. 80 Abs. 1 S. 1 GG
nicht im Ermächtigungsgesetz vorweggenommen werden.620 Jedoch wird dem Ge setzgeber die Kompetenz zugesprochen, den Subdelegatar selbst zu bestimmen.
Daher muß der Gesetzgeber im Ermächtigungsgesetz neben dem nach Art. 80 Abs. 1 S. 2 GG notwendigen Inhalt, Zweck und Ausmaß der erteilten Ermächtigung
auch die Ermächtigung zu einer weiteren Delegation der Rechtsetzungskompeten
zen regeln.
Da mit der Subdelegation von einer an die Exekutive ergangenen Verordnungser
mächtigung umfangreiche, wenn auch jederzeit widerrufbare Normsetzungskompe tenzen an ein privates Rechnungslegungsgremium übertragen werden, sind an das delegierende Gesetz und die weiter delegierende Rechtsverordnung hohe Anfor derungen im Hinblick auf die Bestimmtheit zu stellen. Dabei muß die delegierende
Rechtsverordnung den Rahmen des Ermächtigungsgesetzes einhalten und dessen
Direktiven berücksichtigen.621 Die Anforderungen an die Bestimmtheit der Delegation sind im Falle der Ermächtigung einer Subdelegation an ein privates, wenn auch
beliehenes, Gremium aufgrund der Kompetenz zum Erlaß verbindlicher Rech nungslegungsvorschriften weitaus höher als bei einem Verbleib der Rechtsetzungs kompetenzen im exekutiven Bereich. Im Gegensatz zur Exekutive fehlt es einem pri
vaten Gremium an der notwendigen demokratischen Legitimation. Im Wege der Be
620 Vgl. Bauer, in: Dreier (Hrsg.), Grundgesetz-Kommentar, Bd. 2, Art. 80 Rn. 20, 34; Bryde, in: von Münch/Kunig (Hrsg.), Grundgesetz-Kommentar, Bd. 3, Art. 80 Rn. 11. 621 Vgl. Bauer, in: Dreier (Hrsg.), Grundgesetz-Kommentar, Bd. 2, Art. 80 Rn. 37.
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
199
leihung wird das Rechnungslegungsgremium zwar mittelbar dem Staatsapparat an
gegliedert, doch ist die damit verbundene demokratische Legitimation nur indirekter Art und bei weitem nicht von der gleichen Qualität wie die der Exekutive. Die Anfor
derungen dürfen auch nicht erst in der ermächtigenden Rechtsverordnung durch die Exekutive festgelegt werden. Vielmehr ist aufgrund der vielseitigen, widerstreitenden Interessen im Bereich der Rechnungslegung sowie der Weitergabe von Norm
setzungskompetenzen an ein nicht demokratisch legitimiertes Rechnungslegungs gremium zumindest der Rahmenbau im Hinblick auf die Anforderungen an das pri
vate Rechnungslegungsgremium und das Verfahren der Normsetzung durch den unmittelbar demokratisch legitimierten Gesetzgeber vorzugeben.
Gem. Art. 80 Abs. 1 S. 2 GG müssen Inhalt, Zweck und Ausmaß der erteilten Er mächtigung durch das Ermächtigungsgesetz vorgegeben werden.622 Damit soll der Gesetzgeber insbesondere daran gehindert werden, Blankovollmachten für die
Normsetzung zu erteilen.623 Zweck dieses Konkretisierungspostulats ist es auch, den Normadressaten hinreichend über die betroffenen Fallgruppen, die Tendenz und den
Inhalt der Tätigkeit des Verordnungsgebers in Kenntnis zu setzen.624 Inhalt der konkreten Verordnungsermächtigung für die Normsetzung für die Rechnungslegung
an das Bundesjustizministerium wäre die Ermächtigung zur Verabschiedung von
Rechtsverordnungen für die Rechnungslegung. Im Rahmen der inhaltlichen Festle gungen ist auch die Zulässigkeit einer Subdelegation vorzusehen. Aufgrund der
umfassenden Normsetzungskompetenzen zum Erlaß von verbindlichen Rech nungslegungsvorschriften muß der Gesetzgeber von seinem Ermessen Gebrauch
machen und den Subdelegatar im Ermächtigungsgesetz bestimmen. Die Ermächtigung zur Verordnungsgebung darf sich, wie schon mehrfach herausge
stellt worden ist, nur auf die Ausfüllung der durch den Gesetzgeber gesetzten Rah
menvorgaben beziehen. Das Ausmaß darf folglich nicht das gesamte Regelungsge biet der Rechnungslegung umfassen. Vielmehr hat der Gesetzgeber aufgrund der
Wesentlichkeitstheorie die wesentlichen Richtlinien für die Rechnungslegung selbst
622 Ein Verstoß gegen diesen Bestimmtheitstrias hat die Nichtigkeit des Ermächtigungsgesetzes zur Folge. Vgl. Lepa, AöR 1980, S. 342. 623 Vgl. Ossenbühl, HStR III, § 64 Rn. 17. 624 Vgl. Maunz, in: Maunz/Dürig, Komm, zum GG, Art. 80 Rn. 28; Lepa, AöR 1980, S. 342 ff.
200
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
vorzugeben.625 Diese stellen im Hinblick auf die Anleger- und Gläubigerschutzfunk tion der Rechnungslegung insbesondere die grundlegenden Vorschriften zur Be
wertung und Gewinnverteilung sowie zum Ausmaß der Informationsweitergabe dar. Im Hinblick auf die Überantwortung originärer Normsetzungsgewalt an ein privates
Rechnungslegungsgremium ist zu beachten, daß dieses im Gegensatz zu staatli
chen Instanzen, wie gesagt, nicht demokratisch legitimiert ist, und die Organisations
struktur und das Verfahren zunächst nicht durch die gesetzlichen Vorgaben eine adäquate Aufgabenerfüllung gewährleisten. Dies ist aber - entsprechend Gewicht
und Tragweite der Entscheidung und ihrer Verbindlichkeit mehr oder weniger - zwin gend notwendig.626 Daher hat der Gesetzgeber im Rahmen der Ermächtigung zur
Subdelegation Vorgaben in bezug auf die Anforderungen an die Organisation und das Normsetzungsverfahren des Subdelegatars zu machen.627 Da das beliehene
private Rechnungslegungsgremium durch die Ermächtigung zum Erlaß von Rechts verordnungen eigene Rechtsetzungskompetenzen übertragen bekommt, muß im
Hinblick auf die hohe Verbindlichkeit eine umfassende Vorsteuerung durch den Ge setzgeber erfolgen. Damit eine Weitergabe an ein privates, wenn auch beliehenes,
Rechnungslegungsgremium zulässig ist, muß im Ermächtigungsgesetz vorgeschrie ben werden, daß das Rechnungslegungsgremium im Rahmen der Normsetzungstä
tigkeit dem Gemeinwohl verpflichtet ist. Daher muß die Zusammensetzung des Gremiums und der Kontroll- und sonstigen Organe, die Beteiligung der Öffentlichkeit, die Finanzierung und das Normsetzungsverfahren die Berücksichtigung des Ge
meinwohls und die sachgerechte Aufgabenerfüllung ermöglichen und sicherstellen. Neben der Beteiligung aller betroffenen Interessengruppen ist insbesondere die
Unabhängigkeit des Gremiums von Partikularinteressen zu gewährleisten. Eine de
tailliertere Vorgabe der einzelnen Anforderungen im Rahmen des Ermächtigungsge setzes scheint allerdings nicht notwendig. Dies würde dem Sinn und Zweck von Ge
setzen, nämlich abstrakt-generelle Regelungen zu treffen, zuwiderlaufen. Vielmehr sollten die einzelnen Anforderungen und die zwingende Einhaltung der Vorgaben im
625 Vgl. hierzu die Ausführungen in diesem Kapitel unter A I. 1, S. 180 ff. 626 Vgl. Ossenbühl, HStR III, § 62 Rn. 49; Dreier, in: Dreier (Hrsg.), Grundgesetz-Kommentar, Bd. 2, Art. 20 (Demokratie) Rn. 112. 627 Ermächtigungen, die dem Verordnungsgeber Auflagen bezüglich der eigenen Tätigkeit machen, sind durchaus legitim, da der Gesetzgeber sich mit dem Rechtsetzungsakt zunächst in Abhängigkeit des Verordnungsgebers begibt. Vgl. Lepa, AöR 1980, S. 347 f.
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
201
Rahmen der delegierenden Rechtsverordnung durch das Bundesjustizministerium näher ausgeführt werden.
Es ist des weiteren unabdingbar, daß der demokratisch legitimierte Gesetzgeber als
übergeordnete Rechtsetzungsmacht neben der Möglichkeit zur inhaltlichen Vorgabe
von Rahmenbedingungen die Ergebnis- und Letztverantwortung über die delegierten Aufgabenbereiche behält.628 Dies ist trotz der Vorgaben in bezug auf Besetzung und
Verfahren notwendig, da mit der Verordnungsermächtigung ein privates Gremium das
Recht
erhält,
verbindliche
Rechnungslegungsvorschriften
in
Form
von
Rechtsverordnungen zu erlassen. Als Ausgleich für die umfangreiche Weitergabe
von Normsetzungskompetenzen sind zwingend parlamentarische Kontrollbefugnisse zu schaffen. Daher ist im Ermächtigungsgesetz auch festzuhalten, daß dem
Gesetzgeber ein nicht abdingbares Recht auf Aufsicht und Ergebniskontrolle zusteht. Die nähere Ausgestaltung der Aufsicht und Kontrolle sollte mit Blick auf die Klarheit
des Gesetzes ebenfalls Gegenstand der delegierenden Rechtsverordnung durch das Bundesjustizministerium an das private Rechnungslegungsgremium sein. Im Hinblick auf die Letztverantwortung des Gesetzgebers für die Rechnungslegung
und die verbindliche Normsetzung von Rechnungslegungsvorschriften durch ein
privates Gremium kann sich der Gesetzgeber z.B. ein Zustimmungs- oder Aufhe bungsrecht vorbehalten.629 Das Zustimmungsrecht sollte allerdings im Hinblick auf die zeitliche Flexibilität der Verordnungsgebung nur dergestalt ausgestaltet werden, als die Zustimmung ohne Einspruch in einem Zeitrahmen von z.B. zwei Wochen als
erteilt gilt. Da die entwickelten Rechnungslegungsvorschriften in Form von Rechts verordnungen ebenfalls den Publizitätsvorschriften des Art. 82 GG unterliegen,
könnte z.B. die durch Art. 82 Abs. 2 GG vorgeschriebene vierzehntägige Frist nach ordnungsgemäßer Verkündung im Bundesgesetzblatt bis zum Inkrafttreten einer Rechtsverordnung als Einspruchsfrist für den Gesetzgeber genutzt werden.
628 Vgl. Bryde, in: von Münch/Kunig (Hrsg.), Grundgesetz-Kommentar, Bd. 3, Art. 80 Rn. 5. 629 Vgl. Lepa, AöR 1980, S. 350 ff.
202
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
2. Anforderungen an die Organisation des Beliehenen und das Verfahren
Im Hinblick auf die Anforderungen an die Organisation des beliehenen Rechnungs
legungsgremiums ist grundsätzlich davon auszugehen, daß die Vorgaben im Rah men der delegierenden Rechtsverordnung durch das Bundesjustizministerium auf
grund der umfassenden Kompetenz zur eigenen Rechtsetzung sehr eng und de tailliert erfolgen müssen. Dies ist mit den Festlegungen des Demokratie- und
Rechtsstaatsprinzips zu begründen. So müssen durch die Vorsteuerung und die or ganisatorische Verankerung der Ergebnis- und Letztverantwortung die Entschei
dungsträgerschaft einer demokratisch legitimierten Instanz und damit die Durchgän gigkeit der Legitimationskette gewährleistet werden.630 Im Hinblick auf die rechts
staatlichen Anforderungen sind die Bestimmtheit und Klarheit der Rechnungsle gungsverordnungen und die ordnungsgemäße Verkündung und Ausfertigung durch geeignete Verfahrensvorschriften sicherzustellen.631 Nur dann ist die Ermächtigung
eines privaten Gremiums zur Setzung verbindlichen Rechts als zulässig einzustufen. Werden dem beliehenen, privaten Rechnungslegungsgremium durch Subdelegation Normsetzungskompetenzen übertragen, müssen aufgrund der verfassungsrecht lichen Vorgaben insbesondere die staatliche Kontrolle und Aufsicht detailliert gere
gelt und ihre Effektivität sichergestellt werden.632 Hierfür gibt es in der Aufbau- und
Ablauforganisation mehrere Anknüpfungspunkte. Die Einbindung des Staates muß
aufgrund der Möglichkeit einer verbindlichen Normsetzung über Informations- und Evaluationsbefugnisse hinausgehen. Daher ist einem staatlichen Vertreter ein Sitz im Rechnungslegungsgremium einzuräumen. Nur so kann die für die Delegation von
Normsetzungskompetenzen notwendige ununterbrochene, demokratische Legiti
mationskette gewährleistet werden. Der staatliche Vertreter hat insbesondere die Verfolgung von Gemeinwohlinteressen sowie die ausgeglichene Berücksichtigung
aller betroffenen Interessengruppen sicherzustellen. Eine weitere staatliche Kontrolle sollte durch die Einräumung eines Sitzes in einem
einzurichtenden Aufsichtsgremium ermöglicht werden. Während das Rechnungsle
630 Vgl. hierzu auch die Ausführungen im 1. Kapitel unter C II. 2. a), S. 53 ff. sowie im 2. Kapitel unter C II. 1„ S. 84 ff. 631 Vgl. hierzu auch die Ausführungen im 1. Kapitel unter C II. 2. b), S. 56 ff. 632 Vgl. Trute, DVBI. 1996, S. 958; Lange, VerwA 1991, S. 9 ff.; Schmidt-Preuß, [Regelwerke], S. 94 ff.
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
203
gungsgremium neben ggfs. zu betrauenden Arbeitsausschüssen ausschließlich für die Entwicklung der Rechnungslegungsvorschriften zuständig sein sollte, ist ein Auf
sichtsgremium für die Kontrolle des Normsetzungsprozesses einzusetzen. Dieses
hat darauf zu achten, daß der Normsetzungsprozeß frei von Interessenbindungen
erfolgt. Dieser Aufgabe kommt im Hinblick auf die zahlreichen, betroffenen Rech nungslegungsadressaten und der Individual- und Institutionenschutzfunktion der Rechnungslegung besondere Bedeutung zu. Diesem Aufsichtsgremium ist daher
auch ein abschließendes Zustimmungsrecht zu den durch das Rechnungslegungs gremium verabschiedeten Rechnungslegungsvorschriften einzuräumen. Die Zu
stimmung des Aufsichtsgremiums hat aus Gründen der Rechtssicherheit vor der abschließenden Veröffentlichung der Rechnungslegungsvorschrift zu erfolgen. Im Hinblick auf diese Zustimmung des Aufsichtsgremiums zu einer entwickelten Rech
nungslegungsvorschrift ist dem staatlichen Vertreter ein Vetorecht einzuräumen. Aufgrund der Möglichkeit zur verbindlichen Normsetzung muß dem Staat dieses
Vetorecht zugestanden werden, im Falle von berechtigten Zweifeln z.B. an der Be
rücksichtigung aller Interessen gegen die Stimmen der anderen Gremienmitglieder die Verabschiedung einer Rechnungslegungsvorschrift zu verhindern. Neben der dis ziplinierenden Wirkung für das Normsetzungsverfahren ermöglicht dieses Vetorecht
auch einen Verzicht auf die anschließende Zustimmung des Gesetzgebers zu der verabschiedeten Rechnungslegungsvorschrift. Neben der Entsendung von staatlichen Vertretern in das Rechnungslegungs- und
das Aufsichtsgremium ist auch die Zusammensetzung der beiden Gremien von be
sonderer Bedeutung und zwingend in der delegierenden Rechtsverordnung durch das Bundesjustizministerium vorzugeben. Nur durch Sicherstellung einer in bezug
auf die betroffenen Interessen ausgewogenen Besetzung, insbesondere des Rech nungslegungsgremiums, kann nämlich eine hinreichende Verfolgung des Gemein
wohls gewährleistet werden. Neben der notwendigen Berücksichtigung aller betrof
fenen Personenkreise ist allerdings auch die in bezug auf das sich schnell ändernde Regelungsumfeld notwendige Dynamik und Flexibilität der Normierungstätigkeit zu gewährleisten. Daher sollte der Kreis der Normsetzer nicht zu groß gewählt werden. Während die Vorgaben des § 342 HGB nur unzureichend sind, bietet § 342 a HGB
204
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
eine Orientierungshilfe für die Besetzung des Gremiums.633 Danach muß sich ein öffentlich-rechtlicher Rechnungslegungsbeirat aus einem Vertreter des Bundesmini
steriums der Justiz sowie je einem Vertreter des Bundesfinanzministeriums und des Bundesministeriums der Wirtschaft, vier Vertretern von Unternehmen, vier Vertretern
der wirtschaftsprüfenden Berufe und zwei Vertretern der Hochschulen zusammen setzen. Darüber hinaus sind allerdings auch Anleger- und Gläubigerinteressen zu
berücksichtigen.634 Da zwischen diesen höchst diffusen Personengruppen ein re
gelmäßiger Austausch erfolgt, bietet sich für beide Gruppen die Börse als Ersatz repräsentantin an. Um den Anforderungen im Hinblick an die Dynamik des Entwick lungsverfahrens gerecht zu werden, sollte ggfs. die Anzahl der Unternehmens- und
Wirtschaftsprüfungsvertreter reduziert werden. Der Gesetzgeber sollte des weiteren vorschreiben, daß die Zusammensetzung der Unternehmensvertreter die unter
schiedlichen Unternehmensgrößen widerspiegeln muß. Wie die Darstellung zur positiven Theorie der Regulierung gezeigt hat6°5, sind kleine, homogene Gruppen in
ihrer Interessenbündelung und -durchsetzung erfolgreicher als große, heterogene
Gruppen. Diese Tatsache muß der Gesetzgeber bei der Vergabe von Sitzen im Rechnungslegungsgremium berücksichtigen. Daher wäre z.B. zu überlegen, inwie
fern Großunternehmen als homogener Kreis einen Sitz, kleine und mittlere Unter
nehmen als heterogener und schlechter organisierter Kreis hingegen zwei Sitze im Rechnungslegungsgremium erhalten sollten. Der Gesetzgeber muß daneben durch Vorgaben die Sachkunde und damit die Qua
lität der Rechnungslegungsvorschriften und die Unabhängigkeit der Gremienmit glieder sicherstellen. Ein privates Gremium kommt nur dann als Delegatar von
Normsetzungskompetenzen in Betracht, wenn es neben der demokratischen Beteili gung aller betroffenen Interessengruppen auch durch die Fachkunde und die Unab
633 Vgl. für eine weitergehende Analyse der §§ 342, 342 a HGB die Ausführungen im 2. Kapitel, S. 65 ff. 634 Von der direkten Beteiligung der allgemeinen Öffentlichkeit wird abgesehen, da diese durch staatliche Beteiligung, Kontrolle und Aufsicht berücksichtigt wird. Gegen die Börse als Ersatzrepräsentantin ist auch nicht einzuwenden, daß diese seit dem 05.02.2001 als börsennotiertes Unternehmen selbst der Rechnungslegungspflicht unterliegt. Vgl. BZ vom 09.01.2001, S. 39. Ihr Marktwert wird nämlich neben der Zahl der börsennotierten Unternehmen maßgeblich von der Kapitalanlagesicherheit der notierten Unternehmensanteile abhängen, die wiederum durch die Qualität der Unternehmensinformationen beeinflußt wird. 635 Vgl. hierzu die Ausführungen im 3. Kapitel unter A II. 1., S. 117 ff. sowie 2., S. 123 ff.
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
205
hängigkeit der Normsetzer eine sachgerechte Normsetzung gewährleistet. Daher
sind die grundsätzlichen Anforderungen an einen Sachverständigen und seine Tätig
keit einzuhalten. Diese stellen Sachkunde, Neutralität und Unabhängigkeit dar.636 Für die Definition der Anforderungen an die Sachkundigkeit kann auf die Gesetzes begründung des § 342 HGB zurückgegriffen werden.637 Die Unabhängigkeit kann
durch ein in der delegierenden Rechtsverordnung festgelegtes Verbot der Entge
gennahme von Weisungen638 und der Wahrnehmung von Funktionen, in der die Gremienmitglieder in Abhängigkeit von Weisungen gleiche Aufgabenbereiche bear
beiten, institutionell abgesichert werden. Die Unabhängigkeit der Gremienmitglieder kann des weiteren durch die hauptberufliche Tätigkeit639 und den Ausschluß der Möglichkeit einer Wiederwahl in das Rechnungslegungsgremium sichergestellt wer den. Die damit verbundenen nachteiligen Auswirkungen auf die inhaltliche Kontinui
tät der Normierung der Rechnungslegung könnte durch einen rollierenden Austausch der Gremienmitglieder aufgefangen werden. Ein weiterer Aspekt, der die Unabhängigkeit des Rechnungslegungsgremiums maßgeblich beeinflußt, ist die Finanzierung der Normierungstätigkeit. Die Finan
zierung darf nicht nur bzw. in überwiegendem Maße durch eine einzelne Interessen gruppe erfolgen.640 Eine einseitige Finanzierung der Normierungstätigkeit läßt trotz
verfahrenstechnischer Vorkehrungen und staatlicher Aufsicht die Gefahr erwachsen, daß die Entscheidungen einseitig getroffen werden, um z.B. die weitere Finanzierung
636 Vgl. Nicklisch, NJW 1983, S. 847. 637 Danach sind Rechnungsleger "alle Personen, die als Diplom-Kaufmann bzw. -Kauffrau, DiplomVolkswirt oder mit entsprechender Qualifikation die Handelsbücher oder die sonstigen in § 257 Abs. 1 Nr. 1 HGB bezeichneten Unterlagen für Kapitalgesellschaften und andere Kaufleute im Anstellungsverhältnis oder freiberuflich führen. Weiterhin sind Rechnungsleger Personen, die als Wirtschaftsprüfer, vereidigte Buchprüfer, Steuerberater oder Rechtsanwalt bei der Aufstellung der vorgeschriebenen Jahres- oder Konzernabschlüsse handels- oder steuerrechtlich beraten oder Pflichtprüfungen von solchen Unterlagen durchführen. Ferner gehören zu den Rechnungslegern alle Personen, die zu den vorstehend genannten eine zumindest vergleichbare Qualifikation haben und auf dem Gebiet der Rechnungslegung oder Prüfung tätig sind; dies gilt auch, soweit diese Personen im Bereich der Hochschulen oder anderen Stellen tätig sind.” BT-Drucks. 13/10038, S. 27. 638 Vgl. hierzu § 1 des Standardisierungsvertrages zwischen dem Bundesministerium der Justiz und dem DRSC vom 03.09.1998. 639 So haben die Mitglieder des FASB ihre sonstigen beruflichen Aktivitäten aufzugeben. Vgl. Zitzeisberger, WPg 1998, S. 255; Küting/Brakensiek, BB 1999, S. 680. Hierzu sind die Gremienmitglieder des DRS hingegen nicht verpflichtet. 640 Vgl. Schmidt-Preuß, [Regelwerke], S. 98.
206
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
sicherzustellen.641 Da zu erwarten ist, daß die Einnahmen aus Publikationen, Aus-
und Fortbildungen sowie die Mitgliederbeiträge642 nur einen Bruchteil der benötigten finanziellen Mittel abdecken, muß die Finanzierung durch weitere Einnahmen sicher gestellt werden. Hier bietet sich in Anlehnung an die britische Lösung des ASB eine Dreiteilung der Kosten an.643 Für die Übernahme jeweils eines Drittels der Kosten kommen insbesondere der Staat, der von der Normierung der Rechnungslegung entlastet wird, und der Berufsstand der Wirtschaftsprüfer, der durch eine fach- und
sachgerechte Normierung von Rechnungslegungsvorschriften ebenfalls von eigenen Entwicklungstätigkeiten entlastet wird, in Betracht. Der verbleibende Kostenblock
sollte von der Börse aufgebracht werden, da diese durch eine adäquate und internationalen Anforderungen entsprechende Rechnungslegung, die das Vertrauen
in den deutschen
Kapitalmarkt stärkt und ggfs. zu einer Steigerung des
Kapitalzuflusses führt, ebenfalls direkt profitiert.
Weitere Vorgaben sind im Rahmen der delegierenden Rechtsverordnung durch das Bundesjustizministerium grundsätzlich nicht zu machen, da die Anforderungen an das Verfahren der Verordnungsgebung und seiner Transparenz sowie die Bestimmt heit und die Publizität der entwickelten Rechnungslegungsvorschriften gesetzlich
geregelt sind.644 Diese Vorgaben können, falls notwendig, jederzeit durch den Ge setzgeber verschärft werden.
3. Bewertung Die Regulierung durch Verordnungsermächtigung eines beliehenen, privaten Rech nungslegungsgremiums bietet den Vorteil, daß auf diese Weise den privat ent
wickelten Rechnungslegungsvorschriften ein Höchstmaß an Verbindlichkeit zuteil
wird. Damit wird umfassende Rechtssicherheit für die betroffenen Adressaten der Rechnungslegung geschaffen. Die Notwendigkeit einer Veröffentlichung der Rech nungslegungsvorschriften durch das BMJ würde entfallen. Das private Rechnungsle 641 Vgl. Ebke, ZIP 1999, S. 1199; Schwab, BB 1999, S. 787. Diesbezüglich ist die Aussage Ebkes "Wer zahlt, hat das Sagen." sicherlich berechtigt. Daher ist eine an das FASB angelehnte Finanzierungskonstruktion zu vermeiden. In den USA werden über 50 % der Kosten durch den Berufsstand der Wirtschaftsprüfer aufgebracht. Vgl. auch Schwab, BB 1999, S. 787; Großfeld, WPg 2001, S. 132. 642 Vgl. zu der Wahl der Rechtsform die Ausführungen hierzu in diesem Abschnitt unter II. 2., S. 216 ff. 643 Vgl. Schwab, BB 1999, S. 787. 644 Vgl. hierzu die Ausführungen in diesem Kapitel unter A I. 2., S. 183.
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
207
gungsgremium hätte somit nicht nur faktische, sondern rechtlich abgesicherte Ein
wirkungsmöglichkeiten. Mit der Ermächtigung zum Erlaß von Verordnungen kann das private Gremium eigenes, verbindliches Recht setzen. Diesem Vorteil stehen erhebliche Nachteile gegenüber. Diese bestehen vor allem darin, daß der Staat auf die inhaltliche Ausgestaltung der Regeln sowie auf das Regulierungsgremium und
das Regulierungsverfahren nach wie vor erheblichen Einfluß nehmen kann und auf grund der demokratischen und rechtsstaatlichen Anforderungen auch nehmen muß. Privaten darf nur dann das Recht zum Erlaß von verbindlichen Rechtsverordnungen übertragen werden, wenn und insofern durch geeignete staatliche Vorsteuerungen die demokratischen und rechtsstaatlichen Anforderungen sichergestellt werden.
Der Erlaß von Rechtsverordnungen durch Beliehene ist nur zulässig, wenn durch entsprechende Verordnungsermächtigungen Inhalt, Zweck und Ausmaß der Regu
lierungsmaterie noch konkreter vorgegeben werden als dies aufgrund von Art. 80 Abs. 1 GG bei Verordnungsermächtigungen an die Exekutive erfolgen muß. Die
umfassende Einschränkung des organisatorischen Freiheitsgrades ist notwendig, um einen angemessenen Ausgleich im Hinblick auf die fehlende demokratische Le
gitimation herzustellen, und auf diese Weise die Subdelegation von Verordnungs
kompetenzen an ein privates Rechnungslegungsgremium zu ermöglichen. Insoweit wäre die private Normsetzung durch einen Beliehenen relativ stark abhängig von der
staatlicher Aufsicht und Kontrolle. Die Vorgaben des Gesetzgebers zur Sicherstellung der Unabhängigkeit des Rech
nungslegungsgremiums und der Beteiligung aller betroffenen Personengruppen tragen zwar zur nationalen und internationalen Anerkennung der Normierungsarbeit bei. Diese würde aber durch die ausgeprägten staatlichen Vorgaben und Beteiligun
gen stark eingeschränkt. Neben der eingeschränkten nationalen und internationalen Anerkennung ist durch die Vielzahl staatlicher Vorgaben und der gesetzlich vorge gebenen Verfahrensstruktur darüber hinaus auch mit nachteiligen Wirkungen auf die Flexibilität und Dynamik des Verfahrens zu rechnen. Sollte damit das für das Re
gelungsumfeld notwendige Maß an Flexibilität und Dynamik des Verfahrens verfehlt
werden, hat dies eine weitere Abnahme der nationalen und internationalen Aner
kennung zur Folge. Entscheidend ist aber, daß die verfassungsrechtlich gewähr
208
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
leistete, autonome Mitwirkung Privater aufgrund der Ermächtigung zum Erlaß allge meinverbindlicher Regelungen stark eingeschränkt wird.
II. Regulierung durch verweisungsfähige Regeln Die Regulierung durch verweisungsfähige Regeln bedeutet eine Abnahme der Ver
bindlichkeit der entwickelten Vorschriften im Vergleich zu der Regulierung der Rechnungslegung durch Verordnungen. Aufgrund der im Vergleich zu der Regu
lierung durch Rechtsverordnung geringeren rechtlichen Verbindlichkeit der veröffent lichten Rechnungslegungsvorschriften sind allerdings weniger strenge Vorgaben zur
Aufbau- und Ablauforganisation des privaten Rechnungslegungsgremiums notwen dig. Dem privaten Rechnungslegungsgremium können also größere Gestaltungs
spielräume eingeräumt werden, als dies im Falle einer verbindlichen Verordnungs gebung möglich ist. Damit erhalten Private ein höheres Maß an Mitwirkungsmöglich
keiten als dies bei der Regulierung durch Verordnung der Fall ist.
Als verweisungsfähig werden grundsätzlich jene Vorschriften verstanden, die erwar
ten lassen, daß sie inhaltlich richtige Regulierung darstellen. Aufgrund der, auch hier notwendigen, allerdings geringfügigeren, Vorsteuerung durch den Beleihungsvertrag
ist davon auszugehen, daß die durch ein beliehenes Rechnungslegungsgremium erlassenen Rechnungslegungsvorschriften ein höheres Maß an Verweisungsfähig keit beinhalten als die durch ein autonomes, privates Gremium erlassenen Rege
lungen. Den verweisungsfähigen Regeln kommt, wie unten noch ausgeführt wird645,
ein höheres Maß an Verbindlichkeit zu als den rein privat entwickelten Vorschriften des DRSC, die bis zur Veröffentlichung des BMJ nur rein faktische Geltungskraft haben.
Um eine abschließende Beurteilung und Empfehlung hinsichtlich des zu nutzenden Regulierungsinstrumentes abgeben zu können, soll folgend untersucht werden, welche Art der Verweisung für die Regulierung der Rechnungslegung in Betracht kommt, welche Anforderungen daraus erwachsen, und welche Vorgaben an ein be
liehenes, privates Rechnungslegungsgremium zu machen sind, damit dessen Rechnungslegungsvorschriften als verweisungsfähig eingestuft werden können.
645 Vgl. hierzu die Ausführungen im folgenden Unterabschnitt.
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
209
1. Anforderungen an und Wirkungen von Verweisungen
Eine im Rahmen der Gesetzgebung häufig verwendete Technik stellt die Verweisung bzw. Bezugnahme auf andere Regeln dar.646 Sie erfüllt die Aufgabe, unvollständige Normen durch den Inhalt weiterer Regelungen zu vervollständigen. Das inkor porierte, ggfs. privat formulierte Recht des Verweisungsobjektes wird im Wege der Verweisung grundsätzlich in den Rang der Verweisungsnorm als der staatlichen
Verweisungsgrundlage gehoben. Die Verweisungstechnik ermöglicht somit u.a. die Beteiligung außerhalb der Legislative stehender Dritter.647
Aufgrund der Zielsetzung dieses Kapitels wird im folgenden nicht die Unterscheidung zwischen den in Bezug genommenen Verweisungsobjekten vorgenommen, wonach
in Binnenverweisungen und Verweisungen auf nicht-normative Regeln differenziert wird.648 Vielmehr wird hinsichtlich der Art der Inbezugnahme der Verweisung unterschieden, wonach zwischen statischer und dynamischer Verweisung un
terschieden wird. a) Statische Verweisung Im Rahmen der statischen Verweisung erfolgt die Bezugnahme auf das Verwei
sungsobjekt unter genauer Angabe des jeweiligen Normwerkes.649 Durch die expli
zite Aufführung des Titels, der Nummer sowie des Ausgabedatums wird ein klar umrissener Norminhalt in die Verweisungsnorm inkorporiert und damit in den gesetzge
berischen Willen aufgenommen.650 Das Verweisungsobjekt erhält unabhängig von der bisherigen Rechtsqualität den Rechtscharakter der Verweisungsnorm.651 Diese bleibt durch spätere inhaltliche Änderungen des Verweisungsobjektes unberührt.
Sollen die Änderungen in die Verweisungsnorm übernommen werden, muß der Ge setzgeber im Falle der statischen Verweisung eine erneute Inkorporation des über
646 Vgl. Ossenbühl, DVBI. 1967, S. 401; Schenke, [FS Fröhler], S. 87; Klindt, DVBI. 1998, S. 373; Moritz, [Verweisung], S. 1. 647 Vgl. Karpen, [Verweisungstechnik], S. 221; Brugger, VerwA 1987, S. 3 ff. 648 Vgl. zu den unterschiedlichen Arten von Verweisungen Staats, [Verweisung], S. 244 ff.; Karpen, [Verweisungstechnik], S. 221 ff.; ders., [Verweisung], S. 19 ff. sowie zur Abgrenzung von anderen Rechtsfiguren Clemens, AöR 1986, S. 67 ff. 649 Vgl., auch zum folgenden, Marburger, [Technik], S. 387 ff. 650 Vgl. Hörnig, DVBI. 1979, S. 308. 651 Vgl. Arndt, JuS 1979, S. 785.
210
4, Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
arbeiteten Verweisungsobjektes durch die wiederholte Verabschiedung der Verwei sungsnorm vornehmen.652 Die Inkorporation des Verweisungsobjektes ermöglicht die inhaltliche Aufnahme
gesetzesfremder Inhalte, ohne daß der Gesetzgeber sich seiner Gesetzgebungs
befugnisse entledigt oder in verfassungsrechtlich bedenklicher Weise653 auf nicht demokratisch legitimierte außerstaatliche Normungsgremien zurückgreift. Den ent
sprechenden rechtsstaatlichen und demokratischen Anforderungen wird nachge kommen.654 Damit wird das Verweisungsobjekt im Umfang der Verweisung sowie im
Range der Verweisungsnorm rechtsverbindlich. Die Verbindlichkeit gilt sowohl im
Verhältnis zu den unmittelbaren Normadressaten als auch gegenüber Gerichten und Behörden. Daher kann gerichtlich nur noch überprüft werden, inwiefern die Normen mit höherrangigem Recht vereinbar sind. Die statische Verweisung dient insbesondere der Gesetzesökonomie. Indem der
Gesetzgeber auf eine fremde Norm verweist, erspart er sich die wörtliche Aufnahme des Norminhaltes in die Verweisungsnorm. Neben der Entlastung des Gesetzgebers unterstützt die Verweisung die Entlastung des Gesetzes. Der Verzicht auf die de
taillierte Aufnahme des Verweisungsobjektes in den Gesetzestext dient der Klarheit und Übersichtlichkeit.655 Zudem ermöglicht die Anwendung der Verweisungstechnik
die Beteiligung sachverständiger Personen außerhalb der Legislative.656 Eine Ver weisung auf private Sachverständigengremien erfolgt z.B. vielfach im Bereich der Technik.657
Verfassungsrechtliche Bedenken ergeben sich allerdings in bezug auf das Verkün dungsgebot des Art. 82 Abs. 1 GG.658 Die Rechtsprechung erachtet die statische Verweisung trotz einer fehlenden Veröffentlichung in den zuständigen Gesetzes
Vgl. Karpen, ZRP 1978, S. 151. Vgl. hierzu die Ausführungen im 1. Kapitel C. II. 2. a) aa), S. 53 f. Vgl. Ossenbühl, DVBI. 1967, S. 408. Vgl. Marburger, [Technik], S. 379. Vgl. Karpen, [Verweisungstechnik], S. 221, 224 ff.; ders., [Verweisung], S. 11 ff.; Schenke, NJW 1980, S. 743. 657 Vgl. Backherms, ZRP 1978, S. 261. Vgl. hierzu die Ausführungen im 3. Kapitel unter B II. 2. b), S. 168 ff. 658 Vgl. Staats, ZRP 1978, S. 60 ff.; Karpen, [Verweisung], S. 137 ff.; Schenke, NJW 1980, S. 744; Ebsen, DÖV 1984, S. 16 ff.; Klindt, DVBI. 1998, S. 375. Vgl. allgemein zur Ausfertigung und Verkündung Hallier, AöR 1960, S. 391 ff. 652 653 654 655 656
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
211
blättern der Verweisungsnorm als zulässig, sofern die Mindestanforderungen des BVerwG eingehalten werden.659 Danach muß klar zum Ausdruck kommen, daß die Verweisungsnorm auf eine außergesetzliche Regelung Bezug nimmt. Das Verwei sungsobjekt ist hinreichend genau zu bezeichnen und muß für den betroffenen Per
sonenkreis zugänglich sein. Zudem muß das Publikationsinstrument für eine amt
liche Anordnung geeignet sein.660 Diesen Mindestanforderungen des BVerwG ist das BVerfG gefolgt.661 Im Falle der Verweisung auf private Regelwerke bzw. interne Verwaltungsvorschriften fehlt es regelmäßig an der geforderten Publizität, so daß
diese Vorschriften als Verweisungsobjekte nicht in Betracht kommen könnten. Von
dieser Formerfordernis darf allerdings abgewichen werden, wenn die Verkündung im vorgesehenen Publikationsorgan z.B. aufgrund der Beschaffenheit nicht möglich
ist.662 Zudem wird es in bezug auf die Verfassungsmäßigkeit als ausreichend ange sehen, wenn in der Verweisungsnorm die Bezugsquelle für die nichtnormative pri
vate Regelung angegeben wird.663 Allerdings ist trotz der weitgehenden ver
fassungsrechtlichen Unbedenklichkeit statischer Verweisungen auch diesen eine Grenze gezogen. Diese spiegelt sich in den grundrechtlichen Gesetzesvorbehalten
und den Bereichen, die durch die Wesentlichkeitstheorie erfaßt werden, wieder. Die
ser Pflichtaufgaben darf sich der Gesetzgeber durch Verweis auf Regeln Dritter nicht entledigen.664
Grundsätzlich erscheint die Anwendung der Verweisungstechnik für die Regelung der inhaltlichen Ausfüllung und Konkretisierung der Rahmenbedingungen für die
Rechnungslegung möglich und empfehlenswert. Die Verwendung statischer Ver weisungen bietet sich jedoch nicht an. Hiergegen spricht die damit verbundene Not wendigkeit, im Falle von Änderungen bzw. Neuerungen der privat entwickelten Rechnungslegungsvorschriften erneut eine Verweisung auf diese vornehmen zu
müssen. Auf diese Weise kann die geforderte Dynamik und Flexibilität des Norm
Vgl. BVerwG, NJW 1962, S. 505. Vgl. Ossenbühl, DVBI. 1967, S. 405; Hörnig, DVBI. 1979, S. 309 ff.; Backherms, ZRP 1978, S. 262. Vgl. u.a. BVerfGE 47, 285 (311). Vgl. Ossenbühl, DVBI. 1967, S. 406. Vgl. Hörnig, DVBI. 1979, S. 311; Backherms, ZRP 1978, S. 262. Zur Identitätssicherung muß das Verweisungsobjekt allerdings bei einer amtlichen Stelle hinterlegt werden. Vgl. Schenke, NJW 1980, S. 744. 664 Vgl. Hill, NJW 1982, S. 2104; Brugger, VerwA 1987, S. 24.
659 660 661 662 663
212
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
setzungsverfahrens nicht ermöglicht werden. b) Dynamische Verweisung Die dynamische Verweisung dient ebenfalls der Einbeziehung von Norminhalten, die
durch die Inbezugnahme Bestandteil der Verweisungsnorm werden.665 Wie im
Rahmen der statischen Verweisung kann der Normgeber sich dabei auf Normen sei
nes Wirkungsbereiches oder aber auf fremde, ggfs. auch außerstaatliche, nichtnor mative Regelwerke beziehen. Im Gegensatz zur statischen Verweisung nimmt dieser
bei der dynamischen Verweisung allerdings nicht auf eine bestimmte Fassung des Verweisungsobjektes Bezug, sondern läßt die Fassung vielmehr durch die fehlende
Individualisierung des Ausgabedatums offen. Diese Form der Verweisung ermöglicht ein höheres Maß an Flexibilität, da vorge
nommene Anpassungen der in Bezug genommenen Vorschriften ohne weitere Maß nahmen zu gesetzlichen Bestandteilen werden.666 Allerdings entledigt sich der Ge
setzgeber damit auch der Herrschaft über den Gesetzesinhalt. Diese steht im Falle
der dynamischen Verweisung dem Normsetzer des Verweisungsobjektes zu, dessen jeweils verabschiedete Norminhalte unmittelbar in die gesetzliche Regelung mit einbezogen werden. Die Verweisungsnorm stellt somit eine Biankettermächtigung für
den in Bezug genommenen Normsetzer aus, der auf diesem Wege zur staatlichen Rechtsetzung ermächtigt ist.667 Damit ist mit der dynamischen Verweisung eine
Übertragung von Gesetzgebungsbefugnissen verbunden, die ggfs. über das ver fassungsrechtlich zulässige Maß hinausgeht.668 Die dynamische Verweisung ermöglicht zwar die Bezugnahme auf den jeweils ak tuellen Stand der Wissenschaft bzw. Technik und befreit den Gesetzgeber von ei
nem erneuten Tätigwerden. Ihr werden jedoch rechtsstaatliche und demokratische
Bedenken entgegengebracht. Gemeinhin wird die dynamische Verweisung daher als
665 666 667 668
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
Marburger, [Technik], S. 390 ff. ebd„ S. 379. Ossenbühl, DVBI. 1967, S. 403 f.; Arndt, JuS 1979, S. 785; Brugger, VerwA 1987, S. 23. BVerfGE 47, 253 (312).
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
213
nicht verfassungskonform und somit als unzulässig eingestuft.669 Verfassungsrecht
liche Bedenken erwachsen zum Beispiel im Hinblick auf die demokratischen Erfor dernisse, nach denen alle Staatsgewalt vom Volke auszugehen hat.670 Delegationen sind nur im Rahmen des Art. 80 GG möglich.671 Darüber hinaus ist dem Gesetzgeber
eine Entledigung von Rechtsetzungskompetenzen nicht möglich. Insbesondere die Verweisung auf Verwaltungsvorschriften bzw. auf Regeln privater Gremien erscheint
daher nur eingeschränkt zulässig.672
Letztere
verstößt zudem
gegen
den
Gewaltenteilungsgrundsatz, der die Rechtsetzungsbefugnis alleinig der Legislative,
Exekutive und Judikative zuspricht. Bezüglich der rechtsstaatlichen Anforderungen ergeben sich Bedenken im Hinblick auf die Erfordernis der Rechtssicherheit, welche
die Normenklarheit voraussetzt.673 Danach wird eine Rechtsnorm erst dann existent, wenn sie ordnungsgemäß und erkennbar verkündet wurde, und die Publikation für die Betroffenen zugänglich ist. Da im Falle einer Änderung des Verweisungsobjektes
dieses ohne erneute Inkorporation und somit auch ohne ordnungsgemäße Verkün dung Gegenstand der Verweisungsnorm wird, erscheinen Bedenken im Hinblick auf die Normenklarheit gerechtfertigt.
Die sog. rechtsrealistisch vermittelnde Sicht, die ein optimales Verhältnis von Demo kratie und Rechtsstaat auf der einen Seite und Gesetzesökonomie, Entlastung des
Gesetzgebers und Fruchtbarmachung privaten Sachverstands auf der anderen Seite anstrebt, löst die verfassungsrechtlichen Bedenken in bezug auf den Gebrauch
dynamischer Verweisungen auf. Diese bringt an, daß eine dynamische Verweisung innerhalb
eines
strukturierten
Entscheidungsspielraumes
als
zulässig
er
669 Vgl. Sachs, NJW 1981, S. 1651 f.; Baden, NJW 1979, S. 623; Schäfer, [Recht], S. 103; Karpen, [Verweisung], S. 135; Hill, NJW 1982, S. 2105 ff.; Marburger, [Technik], S. 390. Vgl. hierzu auch die Ausführungen im 1. Kapitel C II. 2. a) aa), S. 53 ff. 670 Vgl. Karpen, [Verweisungstechnik], S. 222; Arndt, JuS 1979, S. 785 ff.; Karpen, [Verweisung], S. 167 ff.; Brugger, VerwA 1987, S. 21 ff. 671 Vgl. Ossenbühl, DVBI. 1967, S. 402; Schenke, NJW 1980, S. 745. 672 Vgl. Arndt, JuS 1979, S. 787; Schenke, [FS Fröhler], S. 99 ff.; Brugger, VerwA 1987, S. 41 ff. Damit soll insbesondere der Gefahr des "parlamentslosen Parlamentsgesetzes” begegnet werden. Vgl. hierzu Quaritsch, [Parlamentsgesetz]. Hingegen ist die Verweisung auf unbestimmte Rechtsbegriffe wie z.B. den "Stand der Technik” zulässig. Diese stellen keinen inhaltsergänzenden und verbindlichen Bestandteil der Verweisungsnorm dar, sondern fungieren lediglich als Auslegungsrichtlinien. Vgl. Klindt, DVBI. 1998, S. 374. 673 Vgl. Arndt, JuS 1979, S. 788 f.; Hill, NJW 1982, S. 2107.
214
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
achtet werden muß, da hier vorhersehbare und angemessene Regeln zu erwarten
sind.674 Hierdurch wird der rechtsstaatlichen Forderung nach Rechtssicherheit in ausreichendem Maße nachgekommen. Die gewaltenteiligen Anforderungen werden
insofern eingehalten, als der Gesetzgeber die wesentlichen Rahmenbedingungen selbst zu regeln und vorzugeben hat. Die dynamische Verweisung bedeutet inhaltlich
im Ergebnis somit nur noch eine Ausführung bzw. Anwendung von Gesetzesvorga ben. In bezug auf die Vorhersehbarkeit und Angemessenheit der privat entwickelten
Rechnungslegungsvorschriften ist allerdings zu verlangen, daß die Normen eine gewisse Objektivierung durch die Bezugnahme auf die Regeln eines bestimmten, repräsentativen und Sachkenntnis gewährleistenden Gremiums erfahren müssen.675
Darüber hinaus müssen die verfassungsrechtlichen Bedenken durch zusätzliche ge
setzliche Vorgaben im Hinblick auf Zusammensetzung, Publizität und Transparenz
des Verfahrens reduziert werden. Bei der Regulierung der Rechnungslegung durch verweisungsfähige Regeln, auf die durch eine dynamische Verweisung Bezug ge nommen wird, ist also auch eine gewisse staatliche Vorsteuerung durch eine vorge
lagerte Verfahrenskontrolle notwendig.
Die verbleibenden verfassungsrechtlichen Bedenken werden gänzlich ausgeräumt, wenn die dynamische Verweisung (’’nur”) als widerlegbare Vermutung für die Kon kretisierung eines unbestimmten Rechtsbegriffs eingestuft wird 676 Der Gesetzgeber
kann folglich, rechtlich zulässig, auf die Regeln der Rechnungslegung bzw. den Stand der Rechnungslegung verweisen. Damit verbunden ist allerdings auch ein Verlust an Verbindlichkeit. Im Gegensatz zur statischen Verweisung, bei der die ge
richtliche Kontrolldichte - ähnlich wie bei Gesetzen - deutlich zurückgenommen wer den kann, kommt den privaten Regelungen dann nicht mehr die gleiche rechtliche
Verbindlichkeit wie der Verweisungsnorm zu. Vielmehr führt der Gebrauch der dy namischen Verweisung auf private Regeln zu einer Erhöhung der gerichtlichen Kon
trolldichte. Die Klassifizierung als gesetzliche, widerlegbare Rechtsvermutung bringt nämlich mit sich, daß die Rechnungslegungsvorschriften nur bis zur Führung des
674 Vgl. hierzu und zum folgenden Brugger, VerwA 1987, S. 24 ff. 675 Vgl. ebd., S. 35. 676 Vgl. Jarass, NJW 1987, S. 1231 sowie die weitergehenden Ausführungen zu der Ver mutungsanordnung im 2. Kapitel unter C I. 2., S. 82 ff.
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
215
gerichtlichen Gegenbeweises Geltung haben.677 Die Letztkontrolle über die inhalt
liche Ausgestaltung verbleibt folglich bei den Gerichten.
Der Anwender der Regeln der Rechnungslegung bzw. des Stands der Rechnungs legung, auf die im Gesetz verwiesen worden ist, wird damit von Sanktionsrisiken
befreit. Kommt das Gericht bei der Überprüfung zum Ergebnis, daß die angewende ten Regeln der Rechnungslegung rechtswidrig sind, trifft den Anwender kein Ver schulden, da die Normeinhaltung als sachgerecht angesehen wird. Wird hingegen von den Regeln der Rechnungslegung abgewichen, muß im Einzelfall der Nachweis
erbracht werden, daß der geforderte Stand der Rechnungslegung in adäquater Weise eingehalten wurde. Der Abweichende trägt dann allerdings die Beweislast.678 Erbringt er den Nachweis, daß die verwendete Form der Rechnungslegung ebenfalls
zur Zweckerreichnung geeignet ist, treffen ihn weder Gebote noch Verbote. Die Be
folgung der Regeln der Rechnungslegung führt somit zur Entlastung von der Nach weispflicht und verhindert damit Aufwendungen für die Nachweiserbringung. Kann
hingegen der Nachweis der Eignung nicht erbracht werden, handelt der Ersteller ei
nes Jahresabschlusses objektiv pflichtwidrig. In diesem Fall muß er mit Sanktionen
rechnen. Es zeigt sich, daß die Verwendung einer dynamischen Verweisung auf die Regeln
bzw. den Stand der Rechnungslegung in hohem Maße den Anforderungen an die
Dynamik und Flexibilität des Normsetzungsverfahrens für die Rechnungslegung ge
recht wird. Zwar ist damit auch eine Reduzierung der Verbindlichkeit der durch ein privates Gremium entwickelten Rechnungslegungsvorschriften verbunden, doch
zeigen die Ausführungen, daß das damit erreichte Maß an Verbindlichkeit für das Regelungsumfeld ausreichend ist. Die geringere Verbindlichkeit der privat ent
wickelten Rechnungslegungsvorschriften ermöglicht die Zurücknahme des Staates
im Hinblick auf das Ausmaß der Vorsteuerung. Diese muß nicht so umfassend und detailliert erfolgen wie im Falle des Erlasses verbindlicher Rechtsverordnungen für die Rechnungslegung durch ein privates Rechnungslegungsgremium.
677 Vgl. Ebke, ZIP 1999, S. 1202. 678 Vgl. Spanheimer, WPg 2000, S. 1005 f., der darauf hinweist, daß dieses Verfahren hochgradig ermessensbehaftet ist.
216
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
Durch die dynamische Verweisung auf die Regeln bzw. den Stand der Rechnungsle gung erhalten die privat entwickelten Rechnungslegungsvorschriften - analog zu den durch das BMJ noch nicht veröffentlichten Vorschriften des DRSC - einen faktischen
Befolgungszwang. Im Gegensatz zum DRSC setzt das private Rechnungsle
gungsgremium kraft der Beleihung aber eigenes, wenn auch nur eingeschränkt ver bindliches, Recht, ohne daß es einer Übernahme der Vorschriften durch eine staat
liche Stelle bedarf. Damit ist die Kompetenz des beliehenen privaten Rechnungsle gungsgremiums weitgehender als die Beteiligungsmöglichkeit nach § 342 HGB.
2. Anforderungen an die Organisation des Beliehenen und das Verfahren Die zuvor aufgezeigte Indikationswirkung wird den Regeln der Rechnungslegung
allerdings nur dann zuteil, wenn die Zusammensetzung des betreffenden Rech nungslegungsgremiums und das Verfahren der Normsetzung sicherstellen, daß die entwickelten Rechnungslegungsvorschriften sachverständig, aktuell und unparteiisch
sind.679 Daher hat der Gesetzgeber auch im Rahmen der Verwendung ver weisungsfähiger Regeln Vorgaben in bezug auf die Aufbau- und Ablauforganisation
zu machen. Diese müssen allerdings nicht so umfassend und detailliert erfolgen wie im Rahmen der Regulierung der Rechnungslegung durch verbindliche Rechtsver
ordnungen. Vielmehr geht die Abnahme der Verbindlichkeit der Rechnungslegungs vorschriften einher mit einer Zunahme des Freiheitsgrades im Hinblick auf die Orga
nisation des Rechnungslegungsgremiums und des Verfahrens der Normsetzung. So erscheint es ausreichend, daß im Rahmen des Beleihungsvertrages das Rech nungslegungsgremium dazu verpflichtet wird, durch eine geeignete Aufbau- und Ab
lauforganisation die Sachverständigkeit, Aktualität und Interessenpluralität der ent wickelten Rechnungslegungsvorschriften zu gewährleisten. Der geringer Umfang an staatlicher Vorsteuerung, der sich aufgrund der geringen
Verbindlichkeit der Vorschriften ergibt, ermöglicht ein höheres Maß an Flexibilität und
Dynamik des Verfahrens und eine umfassendere, weil weniger staatlich gesteuerter bzw. gebundene, Mitwirkung Privater an der Normsetzung für die Rechnungslegung.
Diese Beteiligungslösung ist im Hinblick auf die nationale und internationale Aner-
679 Vgl. Brugger, VerwA 1987, S. 42.
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
217
kennung der Normierungstätigkeit vorteilhaft und wünschenswert. Im Vergleich zur derzeitigen Beteiligung Privater an der Normsetzung für die Rechnungslegung nach
§ 342 HGB ist die Beteiligung Privater durch ein beliehenes privates Rechnungsle gungsgremium und die unmittelbare staatliche Einbeziehung dieser Regeln durch eine dynamische Verweisung in bezug auf die Flexibilität und die Mitwirkungsmög
lichkeiten nicht ganz so weitgehend. Aber sie bietet die Möglichkeit einer direkten
Verbindlichkeit der privat entwickelten Vorschriften, ohne daß eine Übernahme durch
staatliche Stellen notwendig ist. Die dynamische Verweisung auf außerstaatliche, nichtnormative Regelungen ist, wie
oben dargestellt, nur zulässig, wenn diese sich auf einen strukturierten Entschei
dungsspielraum bezieht. Damit der über die Rahmenvorgaben für die Rechnungsle gung hinausgehende Teil der Vorschriften als strukturiert anerkannt werden kann,
und somit vorhersehbare und angemessene Regeln zu erwarten sind, hat der Ge
setzgeber auch hier Vorgaben zu machen. Diese beziehen sich, anders als bei der Regulierung durch verbindliche Rechnungslegungsvorschriften, insbesondere auf die Publizität der entwickelten Rechnungslegungsvorschriften und die Transparenz des Verfahrens. Die staatliche Letztverantwortung, die auch bei der Regulierung durch
verweisungsfähige Regeln sichergestellt werden muß, findet ihren prozessualen
Ausdruck in der Transparenz, der Publizität, der Repräsentanz und der Revisibilität
des Verfahrens. Damit verbunden sind zwingende Vorgaben im Hinblick auf die frühzeitige
Bekanntgabe
von
Normungsvorhaben
und
die
Publizierung
von
Normungsentwürfen und verabschiedeten Rechnungslegungsvorschriften, die Be teiligung aller betroffenen und interessierten Personenkreise und die Möglichkeit von
Eingaben bzw. Widersprüchen auch durch die Öffentlichkeit.680 Die Verlagerung der Normierung der Rechnungslegung aus dem staatlichen in den privaten Bereich
bedeutet einen Verlust an Transparenz des Verfahrens und an Publizität der ent wickelten Rechnungslegungsvorschriften. Diese sind im Rahmen des Gesetzge
bungsverfahrens aufgrund der demokratischen und rechtsstaatlichen Vorgaben der
Verfassung institutionell abgesichert. Im Falle einer privaten Wahrnehmung der Normierung der Rechnungslegung sind aufgrund der Vielzahl der betroffenen In
680 Vgl. Schmidt-Preuß, [Regelwerke], S. 96.
218
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
teressen die Transparenz und Publizität des Verfahrens und seiner Ergebnisse da
her institutionell abzusichern.681 Dies hat die Diskussion der rechtlichen Anforderun gen an eine verfassungsrechtlich zulässige Verlagerung von Rechtsetzungskompe
tenzen in den privaten Bereich gezeigt. Diese Kompensation, auf die folgend noch eingegangen wird, ist zudem im Hinblick auf die Wahrnehmung hoheitlicher Aufga ben durch das beliehene Rechnungslegungsgremium zwingend notwendig. Die Publizität des Verfahrens besteht aus zwei Komponenten. Zum einen ist die
fachlich interessierte Öffentlichkeit verfahrenstechnisch in den Prozeß der Norment wicklung einzubinden. Die Einbeziehung aller betroffenen Interessen ermöglicht die
Austragung gesellschaftlicher Interessenkonflikte innerhalb des Normsetzungsver
fahrens, die anderenfalls durch den demokratisch legitimierten Gesetzgeber aufge löst werden müßten. Daher hat der Gesetzgeber in § 342 Abs. 1 HGB grundsätzlich
folgerichtig die Einbeziehung der fachlich interessierten Öffentlichkeit in das Nor mierungsverfahren gesetzlich vorgeschrieben. Die Einbindung kann bspw. durch öf
fentliche Anhörungen oder die Möglichkeit zu schriftlichen Stellungnahmen erfolgen. Die zweite Komponente hingegen bezieht sich auf die inhaltliche Transparenz des
Zustandekommens der Rechnungslegungsvorschriften.682 Das rechtsstaatliche Ge
bot der Transparenz des Normsetzungsverfahrens erfordert einerseits die vollstän dige Dokumentation des Zustandekommens einer Rechnungslegungsvorschrift und
andererseits die Begründung der verabschiedeten Regelung. Der Publizität und Transparenz des Verfahrens und der Entscheidungsgrundlagen
kommt präventiver Charakter zu, da die Gremienmitglieder somit öffentlich das Er gebnis ihrer Tätigkeit zu verantworten haben. Ebenfalls kann die Dokumentation des
Verfahrens im Falle einer gerichtlichen Auseinandersetzung als sach- und fachliche Grundlage für den Richter dienen. Nachträglich lassen sich so mit Hilfe der Unterla gen die Ordnungsmäßigkeit des Verfahrens sowie die Argumentationsketten inner
halb des Entwicklungs- und Entscheidungsprozesses nachvollziehen. Inhaltlich ist
daher neben den Verfahrensbeteiligten und den einzelnen Verfahrensabschnitten auch die Begründung einzelner Entscheidungsschritte zu dokumentieren. Diesbe
681 Vgl. Hoffmann-Riem, [Recht], S. 321. 682 Vgl. Schwab, BB 1999, S. 785.
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
219
züglich ist bspw. darauf einzugehen, weshalb ein bestimmter Standpunkt einge nommen und vertreten wurde, welche fachlichen, aber auch politischen Erwägungen zu einer Entscheidung geführt haben. Diese Transparenz- und Begründungspflicht dient zugleich der Unabhängigkeit der Tätigkeit des Rechnungslegungsgremiums.
Eine einseitige Berücksichtigung von Interessenlagen z.B. im Hinblick auf die internationale Anerkennung der veröffentlichten Rechnungslegungsvorschriften kann weitgehend unterbunden werden.
Neben detaillierten Vorgaben zu der Publizität der Rechnungslegungsvorschriften
und der Transparenz des Verfahrens ist zwingend auch der Inhalt der Tätigkeit des Rechnungslegungsgremiums zu umschreiben. Dies ist notwendig, um das Rege lungsgebiet als strukturiert klassifizieren zu können. Daneben scheinen aufgrund der
herausragenden Bedeutung für die Unabhängigkeit der entwickelten Rechnungsle
gungsvorschriften auch Vorgaben zu der Finanzierung des Gremiums angebracht. Da diese Gegenstand der vorstehenden Ausführungen war683, soll hier nicht mehr
gesondert darauf eingegangen werden. Aufgrund der reduzierten rechtlichen Verbindlichkeit der verweisungsfähigen Rech
nungslegungsvorschriften kann zwar grundsätzlich auf eine umfassende staatliche Kontrolle und Aufsicht verzichtet werden. Diese ist aber dennoch unumgänglich. Dies
ergibt sich aus dem Tatbestand der Beleihung, welcher mit der Übertragung hoheit
licher Kompetenzen verbunden ist. Da eine unkontrollierte Delegation von Hoheits
befugnissen verfassungsrechtlich nicht zulässig ist, muß der Staat den Beliehenen und seine Normsetzungstätigkeit beaufsichtigen. Für die staatliche Aufsicht und Kontrolle kann ebenfalls auf die obigen Ausführungen verwiesen werden.634 So ist
dem Staat nicht nur im Rechnungslegungsgremium ein Sitz einzuräumen, welcher ihm auch aufgrund der notwendigen Berücksichtigung aller betroffenen Interessen
zusteht, sondern er hat auch einen Anspruch auf Beteiligung im Aufsichtsgremium.
Allerdings erscheint bei einer Übertragung von Rechtsverordnungskompetenz das
für erforderlich gehaltene Vetorecht aufgrund der eingeschränkten Verbindlichkeit der Rechnungslegungsvorschriften nicht notwendig zu sein. Daneben hat der Staat
683 Vgl. hierzu in diesem Abschnitt I. 2., S. 202 ff. 684 Vgl. ebd., S. 202 ff.
220
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
auch die Sachverständigkeit des Beliehenen sicherzustellen. Dies kann durch die Vorgabe von Voraussetzungen, die die Mitglieder des Rechnungslegungsgremiums zu erfüllen haben, erfolgen.685
Weitere Vorgaben durch den Gesetzgeber sind hingegen nicht notwendig. Dies ist mit der verringerten Verbindlichkeit der privat entwickelten Vorschriften zu begrün
den. Allerdings könnte die Verpflichtung zur Genehmigung der Vereinssatzung bzw.
des Gesellschaftsvertrages zur Kontinuität und gleichbleibenden Leistungsfähigkeit des Beliehenen beitragen. In einer Vereinssatzung sollte bestimmt werden, daß die
Vereinsmitglieder z.B. im Rahmen eines Vorschlagsrechts für die Wahl von Vor stands- bzw. Rechnungslegungsgremienmitgliedern indirekt Einfluß auf die Nor mierungstätigkeit nehmen können. Gleichfalls wäre an die Entsendung eines Rech
nungslegers aus der Mitgliederversammlung in das Rechnungslegungsgremium zu denken. Somit kann ein direkter Anreiz zum Erwerb einer Mitgliedschaft geschaffen
werden. Als Trägerorgan, das für die Verwaltung, Finanzierung, Budgetierung und die Er nennung bzw. Abberufung der Gremienmitglieder zuständig ist, könnte der Vereins
vorstand fungieren. Ebenfalls sollte ein Aufsichtsgremium institutionalisiert werden,
das neben der Tätigkeit des Vorstands insbesondere die Normsetzungstätigkeit des Rechnungslegungsgremiums beaufsichtigt. Das Rechnungslegungsgremium ist aus
schließlich für die Entwicklung der Rechnungslegungsvorschriften zuständig.
3. Bewertung Es zeigt sich, daß die Regulierung von Rechnungslegungsvorschriften durch verwei
sungsfähige Regeln den Anforderungen an die Normsetzung für die Rechnungsle gung in höherem Maße gerecht wird als die Regulierung durch verbindliche Regeln.
Durch die dynamische Verweisung wird den Rechnungslegungsvorschriften zwar nur ein geringeres Maß an Verbindlichkeit zuteil, doch scheint dies wegen der faktischen Wirkung einer Umkehr der Beweislast durchaus als ausreichend. Im Vergleich zu der
derzeitigen Beteiligung Privater am Normsetzungsprozeß für die Rechnungslegung
nach § 342 HGB bietet der Lösungsvorschlag den Vorzug, daß die Verbindlichkeit
685 Vgl. hierzu ebenfalls die Ausführungen unter I. 2., S. 202 ff.
221
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
unmittelbar gegeben ist. Es bedarf keiner weiteren Übernahme der entwickelten
Vorschriften durch den Staat, damit diesen neben der rein faktischen Geltungskraft
auch rechtliche Geltungskraft erhalten. Dem Nachteil einer im Vergleich zur Entwicklung von Rechnungslegungsverord
nungen geringeren Verbindlichkeit gewichtige Vorteile gegenüber. Zum einen stellt die dynamische Verweisung auf die Regeln bzw. den Stand der Rechnungslegung
die erforderliche Flexibilität und Dynamik des Normsetzungsverfahrens sicher. Der Lösungsvorschlag kommt daher in höherem Maße der wünschenswerten Flexibilität
und Dynamik des derzeitigen Normsetzungsverfahrens gern. § 342 HGB nahe. Auch
sind keine umfangreichen Vorkehrungen und Beteiligungen des Gesetzgebers
notwendig, um die verfassungsrechtliche Zulässigkeit der Normsetzung durch ein beliehenes, privates Rechnungslegungsgremium sicherzustellen. Der Gestaltungs
spielraum für das private Rechnungslegungsgremium ist somit erheblich weniger durch staatliche Reglementierungen eingeschränkt als bei der Normsetzung durch verbindliche Rechtsverordnungen. Möglich ist dies, da dem Staat bzw. den Gerichten die Möglichkeit zur Kontrolle des privat gesetzten Rechts verbleibt. Zwar sind auf
grund der Beleihung auch bei der Normsetzung durch verweisungsfähige Rech nungslegungsvorschriften bestimmte Anforderungen zu erfüllen und zu gewähr
leisten, doch werden diese aufgrund des geringeren Umfangs die nationale und in ternationale Anerkennung der privat entwickelten Rechnungslegungsvorschriften tendenziell weniger negativ beeinflussen.
III. Zwischenergebnis Nimmt man das Spannungsverhältnis zwischen staatlichem Regulierungsauftrag und den sich aus dem verfassungsrechtlichen Vorrang der Privatautonomie ableitenden
privaten Mitwirkungsbefugnissen an der Normsetzung für die Rechnungslegung ernst, so sprechen die gewichtigeren Gründe für das Verweisungsmodell. Dies ist
insbesondere mit den größeren Gestaltungsspielräumen zu begründen, die dem beliehenen,
privaten Rechnungslegungsgremium
verweisungsfähige
Rechnungslegungsvorschriften
bei der Normsetzung durch verbleiben.
Die
notwendige,
staatliche Reglementierung, die bei einer Regulierung durch verbindliche Rech nungslegungsverordnungen unabdingbar wäre, ist im Gegensatz hierzu zu umfas
222
4, Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
send und zu detailliert und schränkt die sich auf der Privatautonomie ableitenden
Mitwirkungsrechte Privater zu sehr ein. Diesen wird die derzeitige Ausgestaltung der
Mitwirkung an der Normsetzung für die Rechnungslegung nach § 342 HGB in höhe rem Maße gerecht. Allerdings gewährleistet die nur faktische, aber aufgrund der fehlenden Rechtsetzungskompetenz rechtlich nicht abgesicherte Einwirkungsmög
lichkeit nicht die notwendige Rechtssicherheit. Diese ist im Hinblick auf die Bedeu tung der Rechnungslegung für den Individual- und Institutionenschutz aber zwingend
notwendig.
Der Rückgriff auf die statische Verweisung würde zwar grundsätzlich die gleichen
Vorteile im Hinblick auf das Ausmaß der Verbindlichkeit und damit auch für die Rechtssicherheit der privat entwickelten Rechnungslegungsvorschriften ermöglichen
wie die Normsetzung durch Rechnungslegungsverordnungen, gleichzeitig aber auch
gewichtige Nachteile in bezug auf die Dynamik der privaten Normsetzung mit sich bringen. Im Vergleich hierzu fällt die geringere Verbindlichkeit der Rechnungsle
gungsvorschriften, die durch dynamische Verweisungen inkorporiert werden, weniger ins Gewicht. Im Gegenteil: Das an Dynamik immer noch zunehmende Rege
lungsumfeld der Rechnungslegung und die weiter fortschreitende Verflechtung der
nationalen und internationalen Güter- und Kapitalmärkte sprechen tendenziell für eine flexiblere und dynamischere Regulierungsform für die Rechnungslegung. Diese
ist ganz eindeutig in der Regulierung durch verweisungsfähige Regeln im Wege der dynamischen Verweisung zu sehen. Das auf diesem Wege erreichte Maß an Ver
bindlichkeit ist im Hinblick auf die erforderliche Rechtssicherheit ausreichend.
Ergebnis 4. Kapitel Die Regulierung der Rahmenbedingungen für die Rechnungslegung ist im Rahmen gesetzlicher Vorschriften durch die Legislative vorzunehmen. Eine Regulierung der
Rahmenvorgaben durch andere Handlungsformen ist aufgrund der Wesentlichkeit
des Regulierungsobjektes, die sich aus der Bedeutung der Rechnungslegung für den Schutz der Gläubiger und der Anleger (Individualschutz) und der Sicherstellung der
notwendigen Kapitalmarkteffizienz (Institutionenschutz) ergibt, und dem damit einhergehenden Parlamentsvorbehalt nicht möglich. Gleichwohl ist der Regulierung der Rechnungslegung durch den Gesetzgeber eine Grenze gezogen.
4. Kapitel: Die Ausgestaltung der Regulierung der Rechnungslegung
223
Eine ergänzende Beteiligung Privater an der grundsätzlich vom Staat vorzuneh menden Normsetzung für die Rechnungslegung ist in Form der Beleihung möglich
und zulässig. Sie ist auch notwendig und geboten, um dem Spannungsverhältnis
zwischen staatlichem Regulierungsauftrag und privatautonomen Mitwirkungsbefug nissen Rechnung zu tragen. Diesen privatautonomen Mitwirkungsrechten wird am
ehesten mit einer Normsetzung in Form von verweisungsfähigen Regeln entspro
chen. Sie ermöglicht eine, im Verhältnis zur Normsetzung durch verbindliche Ver
ordnungen bzw. im Wege der statischen Verweisung, autonomere Normierung der
Rechnungslegung durch ein privates Rechnungslegungsgremium.
Ergebnis Teil II
Die Erörterung der Fragestellung, ob die Normierung der Rechnungslegung durch den Gesetzgeber erfolgen, und wie weitgehend der Bereich der Rechnungslegung gesetzlich geregelt werden muß, läßt folgende Schlüsse zu: Obgleich auf euro
päischer Ebene als Wirtschaftsordnung eine offene Marktwirtschaft mit freiem Wett bewerb explizit verankert ist, eröffnen weitgreifende ordnungs- und wirtschaftspoliti
sche Regulierungsvorgaben einen umfangreichen politischen Spielraum für regu
lierende Eingriffe.
Dem Grundgesetz hingegen ist kein explizites Bekenntnis zu einer bestimmten Wirtschaftsordnung zu entnehmen. Doch lassen die aufgezeigten europäischen, grundrechtlichen und rechtsstaatlichen Vorgaben ebenfalls nur eine offene Markt
wirtschaft mit freiem Wettbewerb zu. Aufgrund der sozialstaatlichen Anforderungen des Grundgesetzes muß der Gesetzgeber allerdings zwingend geeignete Rahmen
bedingungen für die Förderung und Sicherstellung der Funktionsfähigkeit der Märkte und des Wettbewerbs schaffen. Daher wurde in einem weiteren Schritt untersucht, welche Form der Regulierung und
damit auch welche Regulierungsinstanz für die Entwicklung der Rahmenbedin gungen sowie deren Ausfüllung in Betracht gezogen werden können. Die Erkennt
nisse der ökonomischen Theorie der Regulierung zeigen, daß eine Vorabregulierung der Rechnungslegung notwendig ist, um ein Marktversagen zu verhindern. Dabei fällt
die Vorgabe der Rahmenbedingungen für die Rechnungslegung in die aus schließliche Zuständigkeit des Gesetzgebers. Dieser muß die Rahmenbedingungen mit Hilfe von Gesetzen regulieren. Für die weitergehende Vorabregulierung der
Rechnungslegung hingegen scheint eine ausschließliche staatliche Regulierung nicht sachgerecht und vor dem Hintergrund des verfassungsrechtlichen Vorrangs der
Privatautonomie auch nicht zulässig. Eine geeignete und die Anforderungen weitestgehend erfüllende Regulierungsmög lichkeit bietet das Rechtsinstitut der Beleihung. Dieses ermöglicht eine umfassende Mitwirkung Privater an der Normsetzung für die Rechnungslegung. Gleichzeitig kön
226
Ergebnis Teil II
nen die durch die dynamische Verweisung auf privat entwickelte Rechnungsle
gungsvorschriften erwachsenden verfassungsrechtlichen Bedenken durch die Be leihung entkräftet werden. Somit kann das private Rechnungslegungsgremium als
Regulierungsinstrument auf die im Vergleich besser geeignetere Lösung des Ver weisungsmodells unter Zuhilfenahme der dynamischen Verweisung zurückgreifen.
Damit wird das ökonomische und rechtliche Spannungsverhältnis zwischen staatli chem Regulierungsauftrag und privatautonomer Mitwirkungsbefugnis bestmöglich
aufgelöst.
Zusammenfassung 1.
Mit der Einführung der §§ 292a, 342 und 342 a HGB haben internationale und
nationale private Normierungsgremien für die Rechnungslegung erheblich an Bedeutung gewonnen. Eine Einbindung Privater in die Normsetzung ist grund
sätzlich notwendig und zulässig. Die konkrete Umsetzung der Einbindung Priva ter in §§ 292 a, 342 und 342 a HGB ist jedoch sowohl aus ökonomischen als
auch aus rechtlichen Gründen problematisch. Die Mitwirkung Privater an der Normsetzung der Rechnungslegung muß daher anders geregelt werden.
2.
Die Neugestaltung der Regulierung der Rechnungslegung hat sich an den Grundprinzipien des Wirtschaftsverfassungsrechts und den Erkenntnissen der ökonomischen Theorie der Regulierung auszurichten. Von daher ergeben sich Maßstäbe für die Frage nach der Notwendigkeit einer Vorabregulierung und für die Frage nach der Regulierungsinstanz.
3.
Die Selbststeuerungsmechanismen des Marktes lösen für sich alleine nicht die Probleme, die aus den Informationsasymmetrien zwischen denjenigen, die über unternehmensinterne Informationen verfügen, und denjenigen, die als Externe
an solchen Informationen interessiert sind, entstehen. Zumindest bei großen,
börsennotierten Unternehmen besteht insoweit Marktversagen. Hier ist sowohl zum Schutz der Gläubiger und der Anleger (Individualschutz) als auch zur Sicherstellung der notwendigen Kapitalmarkteffizienz (Institutionenschutz) eine
Vorabregulierung notwendig. Dies gilt grundsätzlich, wenn auch nicht in gleichem Maße, ebenfalls für nicht-börsennotierte Unternehmen. 4.
Die Rahmenvorgaben für die Rechnungslegung, die von wesentlicher Bedeutung
für den Individual- und Institutionenschutz sind, müssen durch den Gesetzgeber
erfolgen. Sie fallen unter den Parlamentsvorbehalt und damit unter das verfas
sungsrechtlich verankerte Entscheidungsmonopol des Gesetzgebers. Die er
gänzenden Konkretisierungen und Ausdifferenzierungen des durch den Ge setzgeber vorgegebenen Rahmens können und müssen dagegen unter mög lichst weitgehender Mitwirkung von Privaten erfolgen, weil privatautonome
Vorabregulierungen grundsätzlich Vorrang vor staatlichen Vorabregulierungen haben. Für diese Aufgaben- und Zuständigkeitsverteilung sprechen auch die Er-
228
Zusammenfassung
Kenntnisse der Regulierungstheorie. Von besonderer Bedeutung sind insoweit neben den Erkenntnissen der normativen Theorie der Regulierung auch die Er
kenntnisse der positiven Theorie der Regulierung. 5.
Die Mitwirkung Privater kann durch eine Delegation von Normsetzungsbefugnis
sen des Staates an ein privates Rechnungslegungsgremium in Form einer Belei
hung erfolgen. Bei der konkreten Ausgestaltung der Regelungsbefugnisse des
beliehenen Rechnungslegungsgremiums muß auf der einen Seite auf eine wei testgehende Mitwirkung Privater und auf der anderen Seite auf eine größtmögli
che Verbindlichkeit der entwickelten Rechnungslegungsvorschriften geachtet werden. Je verbindlicher die Normsetzung durch das beliehene private Gremium
ist, desto stärker ist der Beliehene allerdings zwingend unter staatliche Aufsicht und Kontrolle zu stellen.
6.
Die Regulierung durch ein beliehenes Rechnungslegungsgremium kann auf zweifache Weise erfolgen: zum einen durch den Erlaß von Rechtsverordnungen
und zum anderen durch den Erlaß von verweisungsfähigen Regeln mit Vermu tungswirkung. Beide Regulierungsformen unterscheiden sich im Hinblick auf die
Verbindlichkeit der Rechnungslegungsvorschriften und den staatlichen Einfluß
auf die inhaltliche Ausgestaltung der Regeln sowie den Aufbau und den Ablauf
der Organisation der Normsetzung. 7.
Die Regulierung durch ein beliehenes privates Rechnungslegungsgremium auf
der Grundlage einer Verordnungsermächtigung ermöglicht eine Normsetzung durch Private mit einem Höchstmaß an rechtlicher Verbindlichkeit. Dies führt zu weitgehender Rechtssicherheit für die Adressaten und läßt außerdem erwarten,
daß dieses Gremium und die von ihm erlassenen Rechnungslegungsvorschriften die notwendige nationale und internationale Anerkennung erfahren. Allerdings
muß der Gesetzgeber aufgrund verfassungsrechtlicher Vorgaben bei dieser Lö
sung erheblichen Einfluß auf die inhaltliche Ausgestaltung der Regeln sowie auf das private Regulierungsgremium und das Regulierungsverfahren nehmen. Da
durch wird die Regelungsautonomie des Rechnungslegungsgremiums einge schränkt und möglicherweise auch die internationale Akzeptanz beeinträchtigt.
Zusammenfassung
8.
229
Die Normsetzung für die Rechnungslegung durch ein beliehenes privates Rech
nungslegungsgremium im Wege der Entwicklung von Rechnungslegungsvor
schriften mit Vermutungswirkung, auf die der Gesetzgeber dynamisch verweist, ermöglicht eine größere Regulierungsautonomie und entspricht damit in beson
derer Weise den Anforderungen an die Dynamik und die Flexibilität des Norm setzungsverfahrens für die Rechnungslegung. Trotz der geringeren Verbindlich
keit der privat entwickelten Rechnungslegungsvorschriften erscheint diese Art der Regulierung für das Regelungsumfeld dennoch ausreichend. Die privat ge
setzten Rechnungslegungsvorschriften begründen eine im gerichtlichen Ver
fahren widerlegbare Vermutung der Richtigkeit der Rechnungslegung. Auch bei dieser Lösung besteht eine, allerdings schwächere, Pflicht des Staates zur Auf
sicht und Kontrolle des Beliehenen. Die privat entwickelten, in Bezug genom menen Rechnungslegungsvorschriften können nur dann unmittelbar verbindlich
sein, wenn ein staatlich vorgegebener Rahmenbau gewährleistet, daß die Regu lierung sachgerecht, unabhängig und aktuell erfolgt. 9.
Die Normierung der Rechnungslegung unter Beteiligung eines beliehenen pri
vaten Rechnungslegungsgremiums, auf dessen Rechnungslegungsvorschriften
der Gesetzgeber dynamisch verweist, wird am ehesten dem Spannungsverhält
nis zwischen einer notwendigen und gebotenen staatlichen Vorabregulierung einerseits und einer notwendigen und gebotenen Mitwirkung Privater anderer
seits gerecht. Dabei können dem privaten Rechnungslegungsgremium unge achtet der inhaltlichen und verfahrensmäßigen Kontrolle des Staates relativ weitgehende autonome Regulierungskompetenzen eingeräumt werden. Durch
diese Lösung erhalten die Betroffenen mit Hilfe des Rechts auf eigene Norm
setzung institutionell abgesicherte Einwirkungsmöglichkeiten. 10. Das hier vorgeschlagene Modell ist ein sinnvoller und sachgerechter Mittelweg
zwischen der bestehenden Beteiligung Privater an der Normsetzung für die
Rechnungslegung durch das DRSC nach § 342 HGB und einer Beteiligung durch ein beliehenes privates Rechnungslegungsgremium mit Rechtsverord nungskompetenz.
Zusammenfassung
230
Das DRSC erläßt seine Regeln weitgehend frei von inhaltlichen Vorgaben des Staates. Es ist auch in bezug auf seine Organisation und das Regulierungsver
fahren weitgehend autonom. Die von ihm erlassenen Regeln erlangen jedoch rechtliche Verbindlichkeit in Form einer bestimmten Vermutungswirkung erst
nach einer Veröffentlichung durch den Staat, der eine entsprechende, wenn auch relativ weit zurückgenommene, Inhalts- und Verfahrenskontrolle voraus
geht. Bei dem vorgeschlagenen Modell haben die erlassenen Regeln unabhän gig von einer staatlichen Übernahme im Wege der Veröffentlichung Vermu
tungswirkung und unterliegen nur noch einer weit zurückgenommenen Gerichts
kontrolle, die sich im wesentlichen darauf beschränkt, ob die allgemeinen inhalt lichen und verfahrensmäßigen Vorgaben eingehalten wurden.
Im Vergleich zur Delegation an ein beliehenes privates Gremium mit Rechtsver ordnungskompetenz ermöglicht die vorgeschlagene Lösung eine stärkere Ein
bindung Privater und die stärkere Abkopplung des Gremiums vom Staat. Sie ist allerdings mit einer gewissen Einbuße an allgemeiner Verbindlichkeit der Rech
nungslegungsvorschriften verbunden. Gleichwohl kann auf diese Weise ein aus
reichendes Maß an Rechtssicherheit geschaffen werden. Die Vorteile, die sich durch die verstärkte Einbindung Privater in den Normsetzungsprozeß und die dadurch eintretende Flexibilität des Normsetzungsprozesses ergeben, überwie gen den Nachteil der geringeren Rechtsverbindlichkeit.
Literaturverzeichnis Achleitner, Ann-Kristin [Normierung]: Die Normierung der Rechnungslegung, Zürich 1995.
Achleitner, Ann-Kristin/Behr, Giorgio [Accounting]: International Accounting Standards, 2., überarb. und erw. AufL, München 2000.
Adelt, Bruno [FS Weber]: Internationalisierung der Rechnungslegung: Besteht die Notwendigkeit eines neuen Rechnungslegungsstandards?, in: Küting, Karlheinz/Langenbucher, Günther (Hrsg.), Internationale Rechnungslegung, FS für Claus-Peter Weber zum 60. Geburtstag, Stuttgart 1999, S. 417-431. Akerlof, George A.: The Market for ’’Lemons”: Quality Uncertainty and the Market Mechanism, JE1970, S. 480-500. Albers, Willi (Hrsg.): Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft (HdWW), Bd. 4: Handelsrechtliche Vertretung bis Kreditwesen in der Bundesrepublik Deutschland, Stuttgart 1982. Albers, Willi (Hrsg.): Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft (HdWW), Bd. 5: Lagerhaltung bis Oligopoltheorie, Stuttgart 1980. Albers, Willi (Hrsg.): Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft (HdWW), Bd. 9: Wirtschaft und Politik bis Zölle, Stuttgart 1982
Apolte, Thomas/Kessler, Martin (Hrsg.): Regulierung und Deregulierung im Systemvergleich, Heidelberg 1990. Apolte, Thomas [Regulierung]: Politische Systeme und Hemmnisse Rationaler Regulierungs- und Deregulierungspolitik, in: Regulierung und Deregulierung im Systemvergleich, Apolte, Thomas/Kessler, Martin (Hrsg.), Heidelberg 1990, S. 297-313.
Arbeitsgemeinschaft Deutscher Wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsin stitute e.V. (Hrsg.): Deregulierung als ordnungs- und prozeßpolitische Auf gabe, Bericht über den wissenschaftlichen Teil der Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsin stitute e.V. in Bonn am 9. und 10. Mai 1985, Berlin 1986. Arbeitskreis Europäische Integration (Hrsg.): Wirtschafts- und gesellschaftspoli tische Ordnungsprobleme der Europäischen Integration, Baden-Baden 1978. Arbeitskreis Externe Unternehmensrechnung der Schmalenbach Gesellschaft für Betriebswirtschaft: Die Zukunft der Rechnungslegung aus Sicht von Wissenschaft und Praxis - Fachprogramm des Arbeitskreis Externe Unternehmensrechnung der Schmalenbach-Gesellschaft für Betriebswirt schaft, DB 2001, S. 160-161. Arndt, Gottfried: Die dynamische Rechtsnormverweisung in verfassungsrechtlicher Sicht - BVerfG 47, 285*, JuS 1979, S. 784-789.
Arnim, Hans Herbert von [Gemeinwohl]: Gemeinwohl und Gruppeninteressen, Frankfurt a.M. 1977.
Literaturverzeichnis
232
Arnim, Hans Herbert von [Staatslehre]: Staatslehre der Bundesrepublik Deutsch land, München 1984.
Arnim, Hans Herbert von: Gemeindliche Selbstverwaltung und Demokratie, AöR 1988, S. 1-30.
Arrow, Kenneth J. [Welfare]: Economic Welfare and the Allocation of Resources for Invention, in: National Bureau of Economic Research (Hrsg.), The Rate and Direction of Inventive Activity: Economic and Social Factors, Princeton 1962, S. 609-625. Assmann, Heinz-Dieter [Prospekthaftung]: Prospekthaftung als Haftung für die Verletzung kapitalmarktbezogener Informationsverkehrspflichten nach deut schem und US-amerikanischem Recht, Köln 1985. Assmann, Heinz-Dieter: ZBB 1989, S. 49-63.
Konzeptionelle
Grundlagen
des
Anlegerschutzes,
Auer, Kurt V. (Hrsg.): Die Umstellung der Rechnungslegung auf IAS/US-GAAP, Wien 1998. Auer, Kurt V. [Rechnungslegung]: Umstellung der Rechnunslegung: Motive und Einflußfaktoren, in: Auer (Hrsg.), Die Umstellung der Rechnungslegung auf IAS und US-GAAP, Wien 1998, S. 13-44.
Auer, Kurt V. [Rechnungslegungsstandards]: International harmonisierte Rech nungslegungsstandards aus Sicht der Aktionäre: Vergleich von EG-Richtli nien, US-GAAP und IAS, 2., überarb. und erw. Aufl., Wiesbaden 1999.
Auer, Kurt V.: Mythos und Realität von US-GAAP und IAS, ZfB 1999, S. 979-1002. Auer, Kurt V.: Internationale Rechnungslegungsstandards - ein Plädoyer für mehr Vergleichbarkeit, ZfgK 1999, S. 373-379. Bachof, Otto/Heigl, Ludwig/Redeker, Konrad (Hrsg.): Verwaltungsrecht zwischen Freiheit, Teilhabe und Bindung, FG aus Anlaß des 25jährigen Bestehens des Bundesverwaltungsgerichts, München 1978. Back, Christian [Interpretation]: Richtlinienkonforme Interpretation des Handelsbi lanzrechts, Frankfurt a.M. 1999.
Backherms, Johannes [Beliehener]: Das DIN Deutsches Institut für Normung e.V. als Beliehener, Köln 1978.
Backherms, Johannes: Unzulässige Verweisung auf DIN-Normen, ZRP 1978, S. 261-262. Backherms, Johannes: Zur Einführung: Recht und Technik, JuS 1980, S. 9-14. Baden, Eberhard: Dynamische Verweisungen und Verweisungen auf Nichtnormen, NJW 1979, S. 623-627.
Badura, Peter: Rechtsetzung durch Gemeinden, DÖV 1963, S. 561-570. Badura, Peter: Grundprobleme des Wirtschaftsverfassungsrechts, JuS 1976, S. 205-213.
Literaturverzeichnis
233
Badura, Peter: Die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zu den verfas sungsrechtlichen Grenzen wirtschaftspolitischer Gesetzgebung im sozialen Rechtsstaat, AöR 1986, S. 382-407.
Badura, Peter [Staatsrecht]: Staatsrecht: systematische Erläuterung des Grundge setzes für die Bundesrepublik Deutschland, 2., neubearb. Aufl., München 1996. Baetge, Jörg (Hrsg.): Rechnungslegung und Prüfung: Perspektiven für die neunzi ger Jahre, Düsseldorf 1993. Baetge, Jörg/Börner, Dietrich/Forster, Karl-Heinz/Schruff, Ludewig (Hrsg.): Rechnungslegung, Prüfung und Beratung - Herausforderungen für den Wirt schaftsprüfer -, FS zum 70. Geburtstag von Prof. Dr. Rainer Ludewig, Düssel dorf 1996.
Baetge, Jörg/Kleekämper, Heinz/Wollmert, Peter (Hrsg.): Rechnungslegung nach International Accounting Standards (IAS), Stuttgart 1997.
Baetge, Jörg/Krumnow, Jürgen/Noelle, Jennifer: Das ’’Deutsche Rechnungsle gungs Standards Committee” (DRSC), DB 2001, S. 769-774. Baetge, Jörg/Sell, Kirsten: Entwurf eines Deutschen Rechnungslegungsstandards Nr. 1 (E-DRS 1) zum befreienden Konzernabschluß nach § 292 a HGB, StuB 1999, S. 1042-1044. Baetge, Jörg/Thiele, Stefan [FS Beisse]: Gesellschaftsschutz versus Gläubiger schutz - Rechenschaft versus Kapitalerhaltung, in: Budde, Wolfgang Dieter/Moxter, Adolf/Offerhaus, Klaus (Hrsg.), Handelsbilanzen und Steuer bilanzen, FS zum 70. Geburtstag von Prof. Dr. h.c. Heinrich Beisse, Düssel dorf 1997, S.11-24.
Ballwieser, Wolfgang [FS Wittmann]: Ergebnisse der Informationsökonomie zur Informationsfunktion der Rechnungslegung, in: Stoppler, Siegmar (Hrsg.), In formation und Produktion: Beiträge zur Unternehmenstheorie und Unterneh mensplanung, FS zum 60. Geburtstag von Waldemar Wittmann, Stuttgart 1985, S. 21-40. Ballwieser, Wolfgang: Die Entwicklung der Theorie der Rechnungslegung in den USA, ZfbF-Sonderheft 1993, S. 107-138.
Ballwieser, Wolfgang [FS Weber]: HGB-Konzernabschlußbefreiung und privates Rechnungslegungsgremium, in: Küting, Karlheinz/Langenbucher, Günther (Hrsg.), Internationale Rechnungslegung, FS für Prof. Dr. Claus-Peter Weber zum 60. Geburtstag, Stuttgart 1999, S. 433-449. Ballwieser, Wolfgang/Böcking, Hans-Joachim/Drukarczyk, Jochen/Schmidt, Reinhard H. (Hrsg.): Bilanzrecht und Kapitalmarkt: FS zum 65. Geburtstag von Prof. Dr. Dr. h.c. Dr. h.c. Adolf Moxter, Düsseldorf 1994.
Basedow, Jürgen [Wirtsc hafts Verfassung]: Von der deutschen zur europäischen Wirtschaftsverfassung, Tübingen 1992. Bauer, Jürgen F./Hopt, Klaus J./Mailänder, K. Peter (Hrsg.): FS für Ernst Steindorff zum 70. Geburtstag am 13. März 1990, Berlin 1990.
234
Literaturverzeichnis
Bauer, Hartmut: Art. 80 GG, in: Dreier, Horst (Hrsg.), Grundgesetz: Kommentar, Bd. 2, Art. 20-82, Tübingen 1998. BDO Deutsche Warentreuhand [Auswirkungen]: Auswirkungen des Gesetzes zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) und des Ka pitalaufnahmeerleichterungsgesetzes (KapAEG), Hamburg 1998.
Beck'scher Bilanz-Kommentar: Handels- und Steuerrecht: der Jahresabschluß nach Handels- und Steuerrecht, Konzernabschluß, Prüfung, Offenlegung, §§ 238 bis 339 HGB, 4., völlig neubearb. Aufl., München 1999.
Behr, Giorgio: Rechnungslegung im Spannungsfeld der Ansprüche von Gesetz und Informationsgesellschaft, SZW 2000, S. 105-110.
Beisse, Heinrich: Normqualität und Normstruktur von Bilanzvorschriften und Stan dards, BB 1999, S. 2180-2186. Benda, Ernst (Hrsg.): Handbuch des Verfassungsrechts der Bundesrepublik Deutschland (HVfR), Teil I, Berlin 1984. Benda, Ernst: Der soziale Rechtsstaat, in: Benda, Ernst (Hrsg.), HVfR Teil I, Berlin 1984, S. 477-553.
Benda, Ernst [Wirtschaftsordnung]: Grundgesetz und Wirtschaftsordnung, in: Vaubel, Roland/Barbier, Hans D. (Hrsg.), Handbuch Marktwirtschaft, Stuttgart 1993, S. 144-149. Bender, Dieter et al. (Hrsg.): Vahlens Kompendium der Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik, Band 2, 7., überarb. und erw. Aufl., München 1999.
Benz, Angelika: Privatisierung und Deregulierung - Abbau von Staatsaufgaben?, Verw. 1995, S. 337-359. Beresford, Dennis R.: How Should the FASB Be Judged?, Accounting Horizons 1995, S. 56-61.
Berg, Hartmut/Cassel, Dieter/Hartwig, Karl-Hans [Wirtschaftspolitik]: Theorie der Wirtschaftspolitik, in: Bender, Dieter et al., Vahlens Kompendium der Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik, Bd. 2, 7., überarb. und erw. Aufl., München 1999, S. 171-298. Beyer, Thomas C.W.: Die Ermächtigung der Europäischen Union und ihrer Ge meinschaften, Der Staat 1996, S. 189-220.
Biener, Herbert [Rechnungslegung]: Die negativen Aspekte der Harmonisierung, in: Baetge, Jörg (Hrsg.), Rechnungslegung und Prüfung: Perspektiven für die neunziger Jahre, Düsseldorf 1993, S. 171-190.
Biener, Herbert [FS Goerdeler]: Die Möglichkeiten und Grenzen berufsständischer Empfehlungen zur Rechnungslegung, in: Havermann, Hans (Hrsg.), Bilanzund Konzernrecht, FS zum 65. Geburtstag von Dr. Dr. h. c. Reinhard Goerdeler, Düsseldorf 1987, S. 45-60. Biener, Herbert [FS Ludewig]: Können die IAS als GOB in das deutsche Recht eingeführt werden?, in: Baetge, Jörg/Börner, Dietrich/Forster, KarlHeinz/Schruff, Lothar, Rechnungslegung, Prüfung und Beratung - Herausfor
Literaturverzeichnis
235
derungen für den Wirtschaftsprüfer -, FS zum 70. Geburtstag von Prof. Dr. Rainer Ludewig, Düsseldorf 1996, S. 85-121.
Biernat, Stanislaw/ Heindler, Reinhard/Schoch, Friedrich/Wasilewski, Andrej (Hrsg.): Grundfragen des Verwaltungsrechts und der Privatisierung, Stuttgart 1994. Bleckmann, Albert: Grundzüge des Wirtschaftsverfassungsrechts der Bundesre publik Deutschland, JuS 1991, S. 536-542. Bleckmann, Albert (Hrsg.): Europarecht: Das Recht der Europäischen Union und der Europäischen Gemeinschaften, 6., neubearb. und erw. Aufl., Köln 1997. Bleckmann, Albert [Europarecht]: Die Akte der EG-Organe, § 7, in: Bleckmann, Albert (Hrsg.), Europarecht, 6. neubearb. und erw. Auf!., Köln 1997.
Blum, Reinhard [Marktwirtschaft]: Marktwirtschaft, soziale, in: Albers, Willi (Hrsg.), HdWW Bd. 5, Stuttgart 1980, S. 153-166.
Boadway, Robin/Bruce, Neil [Welfare]: Welfare Economics, Oxford 1984. Boadway, Robin/Wildasin, David [Economics]: Public Sector Economics, 2. Aufl., Boston 1984. Böckem, Hanne: Die Durchsetzung von Rechnungslegungsstandards in Deutsch land, DB 2000, S. 1185-1191. Böckenförde, Ernst-Wolfgang: § 22, Demokratie als Verfassungsprinzip, in: Isensee, Josef/Kirchhof, Paul (Hrsg.), HStR I, 2. unveränd. Aufl., Heidelberg 1995.
Böcking, Hans-Joachim/Benecke, Birka: Neue Vorschriften zur Segmentbe richterstattung nach IAS und US-GAAP unter dem Aspekt des Business Re porting, WPg 1998, S. 92-107. Böcking, Hans-Joachim/Orth, Christian: Neue Vorschriften zur Rechnungslegung und Prüfung durch das KonTraG und das KapAEG, DB 1998, S. 1241-1246. Böcking, Hans-Joachim/Orth, Christian: Offene Fragen und Systemwidrigkeiten bei den neuen Rechnungslegungs- und Prüfungsvorschriften des KonTraG und des KapAEG, DB 1998, S. 1873-1879.
Börsig, Clemens/Coenenberg, Adolf G. (Hrsg.): Controlling und Rechnungswesen im internationalen Wettbewerb, Stuttgart 1998.
Bossmann, Eva: Information, in: Albers, Willi (Hrsg.), HdWW Bd. 4, Stuttgart 1982, S. 184-200. Böttcher, Reinhard/Hueck, Götz/Jähnke, Burkhard (Hrsg.): FS für Walter Odersky zum 65. Geburtstag am 17. Juli 1996, Berlin 1996. Bognady, Armin von: Art. 6 EGV, in: Grabitz, Eberhard/Hilf, Meinhard (Hrsg.), Das Recht der Europäischen Union, Bd. I, Stand 14. Ergänzungslieferung, Oktober München 1999.
Bohl, Jan: Die Anwendung von lASC-Grundsätzen auf Konzernabschlüsse französi scher Großunternehmen, DB 1996, S. 995-999.
236
Literaturverzeichnis
Bopp-Schmehl, Annemarie/Heibült, Uwe/Kypke, Ulrich [Normung]: Technische Normung und Verbraucherinteressen im gesellschaftlichen Wandel, Frankfurt a.M. 1984.
Brandl, Rainer [Rechnungslegungsnormen]: Zur Begründbarkeit handelsrecht licher Rechnungslegungsnormen, Frankfurt a.M. 1987. Breidenbach, Karin [Normensetzung]: Normensetzung für die Rechnungslegung, Wiesbaden 1997. Breidenbach, Karin: Aufgaben und Organisation des Deutschen Rechnungsle gungs Standards Committee (DRSC), StuB 1999, S. 641-647.
Breker, Norbert/Naumann, Klaus-Peter/Tielmann, Sandra: Der Wirtschaftsprüfer als Begleiter der Internationalisierung der Rechnungslegung (Teil I), WPg 1999, S. 140-154.
Breker, Norbert/Naumann, Klaus-Peter/Tielmann, Sandra: Der Wirtschaftsprüfer als Begleiter der Internationalisierung der Rechnungslegung (Teil II), WPg 1999, S. 185-195. Breton, Albert/Wintrobe, Ronald: The Equilibrium Size if a Budget-maximizing Bureau: A Note cn Niskanen's Theory of Bureaucrazy, Journal of Political Economy 1975, S. 195-207. Breuer, Rüdiger: Direkte und indirekte Rezeption technischer Regeln durch die Rechtsordnung, AöR 1976, S. 46-88.
Brohm, Winfried: § 36, Sachverständige Beratung des Staates, in: Isensee, Josef/Kirchhof, Paul (Hrsg.), HStR II, Heidelberg 1987. Brotte, Jörg [Geschäftsberichte]: US-amerikanische und deutsche Geschäftsbe richte: Notwendigkeit, Regulierung und Praxis jahresabschlußergänzender Informationen, Wiesbaden 1997.
Brugger, Winfried: Rechtsprobleme der Verweisung im Hinblick auf Publikation, Demokratie und Rechtsstaat, VerwA 1987, S. 1-44.
Brugger, Winfried: Staatszwecke im Verfassungsstaat, NJW 1989, S. 2425-2434. Bruns, Hans-Georg [FS Weber]: Harmonisierung des externen und internen Rechnungswesens aus Basis internationaler Bilanzierungsvorschriften, in: Küting, Karlheinz/Langenbucher, Günther (Hrsg.), Internationale Rech nungslegung, FS für Claus-Peter Weber zum 60. Geburtstag, Stuttgart 1999, S. 585-603. Bruns, Hans-Georg/Greving, Christoph: Artikel 4: Möglichkeiten und Grenzen des einheitlichen Konzernabschlusses eines Global Players, in: Küting/Weber, Handbuch der Konzernrechnungslegung, 2. grundlegend überarb. Aufl., Stuttgart 1998.
Bryde, Brun-Otto: Art. 80 (Erlaß von Rechtsverordnungen, Zustimmung des Bun desrates), in: Münch, Ingo v./Kunig, Philip (Hrsg.), Grundgesetz-Kommentar, Bd. 3, 3. neubearb. Aufl., München 1996.
Literaturverzeichnis
237
Budäus, Dietrich [Verfügungsrechte]: Theorie der Verfügungsrechte als Grund lage der Effizienzanalyse öffentlicher Regulierung und öffentlicher Unterneh men?, in: Budäus, Dietrich/Gerum, Elmar/Zimmermann, Gebhard (Hrsg.), Be triebswirtschaftslehre und Theorie der Verfügungsrechte, Wiesbaden 1988, S. 45-64. Budäus, Dietrich/Gerum, Elmar/Zimmermann, Gebhard (Hrsg.): Betriebswirt schaftslehre und Theorie der Verfügungsrechte, Wiesbaden 1988.
Budde, Wolfgang Dieter [FS Moxter]: Rechenschaftslegung im Spannungsfeld des Grundgesetzes, in: Ballwieser, Wolfgang/Böcking, Hans-Joachim/Drukarczyk, Jochen/Schmidt, Reinhard H. (Hrsg.), Bilanzrecht und Kapitalmarkt: FS zum 65. Geburtstag von Prof. Dr. Dr. h.c. Dr. h.c. Adolf Moxter, Düsseldorf 1994, S. 33-59. Budde, Wolfgang Dieter [FS Beisse]: Konzernrechnungslegung nach IAS und USGAAP und ihre Rückwirkungen auf den handelsrechtlichen Einzelabschluß, in: Budde, Wolfgang Dieter/Moxter, Adolf/Offerhaus, Klaus (Hrsg.), Handelsbilan zen und Steuerbilanzen, FS zum 70. Geburtstag von Prof. Dr. h.c. Heinrich Beisse, Düsseldorf 1997, S. 105-121.
Budde, Wolfgang Dieter [Bilanzierungsüberlegungen]: Die Normsetzungsbefug nis eines privatrechtlichen Standard-Setters, in: Rosen, Rüdiger von (Hrsg.), Neue Bilanzierungsüberlegungen in Deutschland - Dokumentation des Semi nars vom 06.07.1998, Deutsches Aktieninstitut e.V., Frankfurt a.M. 1998, S. 35-44. Budde, Wolfgang Dieter/Moxter, Adolf/Offerhaus, Klaus (Hrsg.): Handelsbilan zen und Steuerbilanzen, FS zum 70. Geburtstag von Prof. Dr. h.c. Heinrich Beisse, Düsseldorf 1997.
Budde, Wolfgang Dieter/Steuber, Elgin: Rechnungslegung im Spannungsfeld zwischen Gläubigerschutz und Information der Gesellschaft, AG 1996, S. 542550. Budde, Wolfgang Dieter/Steuber, Elgin [FS Baetge]: Rechnungslegung nach HGB und der verfassungsrechtliche Grundsatz der Gleichbehandlung, in: Fischer, Thomas R./Hömberg, Reinhold (Hrsg.), Jahresabschluß und Jahres abschlußprüfung: Probleme, Perspektiven, internationale Einflüsse, FS zum 60. Geburtstag von Jörg Baetge, Düsseldorf 1997, S. 3-35. Budde, Wolfgang Dieter/Steuber, Elgin [FS Claussen]: Jahresabschluß - Was soll die Veranstaltung?, in: Martens, Klaus-Peter/Westermann, Harm Peter/Zöllner, Wolfgang (Hrsg.), FS für Carsten Peter Claussen zum 70. Geburtstag, Köln 1997, S. 583-604.
Budde, Dieter/Steuber, Elgin: Verfassungsrechtliche Voraussetzungen zur Trans formation internationaler Rechnungslegungsgrundsätze, DStR 1998, S. 504508. Budde, Wolfgang Dieter/Steuber, Elgin: Rückwirkung des Konzernabschlusses auf den Einzelabschluß, BB 2000, S. 971-977. Bull, Hans Peter: Staatszwecke im Verfassungsstaat, NVwZ 1989, S. 801-806.
238
Literaturverzeichnis
Burger, Antont/Buchhart, Anton: Bietet eine investororientierte Rechnungslegung den besseren Gläubigerschutz?, BB 2000, S. 2197-2200. Burgi, Martin [Privatisierung]: Funktionale Privatisierung und Verwaltungshilfe, Tübingen 1999.
Busse von Colbe, Walther: Die Entwicklung des Jahresabschlusses als Informati onsinstrument, ZfbF-Sonderheft 1993, S. 11-29. Busse von Colbe, Walther [Rechnungslegung]: Unternehmenskontrolle durch Rechnungslegung, in: Sandrock, Otto/Jäger, Wilhelm (Hrsg.), Internationale Unternehmenskontrolle und Unternehmenskultur: Beiträge zu einem Sympo sium, Prof. Dr. Bernhard Großfeld zum 60. Geburtstag, Tübingen 1994, S. 3757. Busse von Colbe, Walther: Zur Anpassung der Rechnungslegung von Kapitalge sellschaften an internationale Normen, BFuP 1995, S. 373-391.
Busse von Colbe, Walther [FS Kropff]: Internationalisierung der deutschen Kon zernrechnungslegung als Kür oder Pflicht? - zum Regierungsentwurf eines KapAEG -, in: Forster, Karl-Heinz/Grunewald, Barbara/Lutter, Marcus/Semler, Johannes (Hrsg.), Aktien- und Bilanzrecht, FS für Bruno Kropff, Düsseldorf 1997, S. 417-429. Busse von Colbe, Walther [FS Weber]: Internationalisierung der Konzernrech nungslegung börsennotierter Mutterunternehmen durch das KapAEG und das KonTraG, in: Küting, Karlheinz/Langenbucher, Günther (Hrsg.), Internationale Rechnungslegung, FS für Prof. Dr. Claus-Peter Weber zum 60. Geburtstag, Stuttgart 1999, S. 463-479. Busse von Colbe, Walther [Reform]: Der befreiende Konzernabschluß nach inter national anerkannten Rechnungslegungsgrundsätzen, in: Dörner, Dietrich/Menold, Dieter/Pfitzer, Norbert (Hrsg.), Reform des Aktienrechts, der Rechnungslegung und Prüfung: KonTraG - KapAEG - EuroEG - StückAG, Stuttgart 1999, S. 401-420. Caesar, Rolf/Ohr, Renate (Hrsg.): Maastricht und Maastricht II: Vision oder Aben teuer?, Baden-Baden 1996.
Calliess, Christian: Art. 5 EGV, in: Calliess, Christian/Ruffert, Matthias (Hrsg.) EUV/EGV, Neuwied 1999.
Calliess, Christian/Ruffert, Matthias (Hrsg.): Kommentar des Vertrages über die Europäische Union und des Vertrages zur Gründung der Europäischen Ge meinschaft- EUV/EGV -, Neuwied 1999. Chmielewicz, Klaus [FS Busse von Colbe]: Die Kommission Rechnungswesen und das Bilanzrichtlinien-Gesetz, in: Domsch, Michel/Eisenführ, Franz/Ordelheide, Dieter/Perlitz, Manfred (Hrsg.): Unternehmenserfolg: Pla nung - Ermittlung - Kontrolle, FS Walther Busse von Colbe zum 60. Ge burtstag, Wiesbaden 1988, S. 53-87.
Claussen, Carsten: Die Rechnungslegung sollte nicht weiter gesetzlich geregelt werden, FAZ vom 10.03.2000, S. 22.
Literaturverzeichnis
239
Claussen, Carsten: Konzernabschluß versus Einzelabschluß der Muttergesell schaft, ZGR 2000, S. 604-619. Clemens, Thomas: Die Verweisung von einer Rechtsnorm auf andere Vorschriften insbesondere ihre Verfassungsmäßigkeit, AöR 1986, S. 63-127.
Coase, R. H.: The Problem of Social Cost, Journal of Law & Economics 1960, S. 144. Coenenberg, Adolf [Rechnungslegung]: Ziele, Wirkungen und Gestaltung der Unternehmenspublizität: Was lehrt die empirische Forschung?, in: Baetge, Jörg (Hrsg.), Rechnungslegung und Prüfung - Perspektiven für die neunziger Jahre, Düsseldorf 1993, S. 73-100.
Coenenberg, Adolg G. [Jahresabschluß]: Jahresabschluß und Jahresabschluß analyse, 17., völlig neu bearb. und erw. Aufl., Landberg/Lech 2000. Coing, Helmut/Kronstein, Heinrich/Mestmäcker, Ernst-Joachim (Hrsg.): Wirt schaftsverfassung und Rechtsordnung, FS zum 70. Geburtstag von Franz Böhm am 16. Februar 1965, Karlsruhe 1965. Däubler, Wolfgang/Hege, Hans [Tarifvertragsrecht]: Tarifvertragsrecht, 2., überarb. u. erg. Aufl., Baden-Baden 1981.
Degenhardt, Christoph: Gesetzgebung im Rechtsstaat, DÖV 1981, S. 477-486. Degenhardt, Christoph: Die allgemeine Handlungsfreiheit des Art. 2 I GG, JuS 1990, S. 161-169.
Deleker, Oliver: Ökonomische Überlegungen zur möglichen Übernahme US-ameri kanischer Rechnungslegungsgrundsätze, BB 1998, S. 2047-2052.
Denninger, Erhard [Normsetzung]: Verfassungsrechtliche Anforderungen an die Normsetzung im Umwelt- und Technikrecht, Baden-Baden 1990. Depenheuer, Otto: Art. 14 GG, in: Mangoldt, Hermann v./Klein, Friedrich/Starck, Christian (Hrsg.), GG I, München 1999. Dick, Günther [Regulierung]: Grundlegende Probleme der Regulierung und Dere gulierung in der Sozialen Marktwirtschaft, in: Apolte, Thomas/Kessler, Martin (Hrsg.), Regulierung und Deregulierung im Systemvergleich, Heidelberg 1990, S. 39-53.
Dittmann, Armin [Rechtsverordnung]: Die Rechtsverordnung als Handlungsin strument der Verwaltung, in: Biernat, Stanislaw/ Heindler, Reinhard/Schoch, Friedrich/Wasilewski, Andrej (Hrsg.), Grundfragen des Verwaltungsrechts und der Privatisierung, Stuttgart 1994, S. 107-122. Dörner, Dietrich/Menold, Dieter/Pfitzer, Norbert (Hrsg.): Reform des Aktienrechts, der Rechnungslegung und Prüfung: KonTraG - KapAEG - EuroEG StückAG, Stuttgart 1999. Domsch, Michael/Eisenführ, Franz/Ordelheide, Dieter/Perlitz, Manfred (Hrsg.): Unternehmenserfolg: Planung - Ermittlung - Kontrolle, FS Walther Busse von Colbe zum 60. Geburtstag, Wiesbaden 1988.
240
Literaturverzeichnis
Downs, Anthony: An Economic Theory Of Political Action In A Democracy, Journal of Political Economy 1957, S. 135-150. Downs, Anthony [Demokratie]: Ökonomische Theorie der Demokratie, Tübingen 1968.
Dreher, Meinrad: Wettbewerb oder Vereinheitlichung der Rechtsordnungen in Eu ropa?, JZ 1999, S. 105-112. Dreier, Horst (Hrsg.): Grundgesetz: Kommentar, Bd. 2 Art. 20-82, Tübingen 1998.
Dreier, Horst: Art. 20 (Demokratie), in: Dreier, Horst (Hrsg.), Grundgesetz: Kom mentar, Bd. 2, Artikel 20-82, Tübingen 1998. Dreier, Horst: Art. 20 (Rechtsstaat), in: Dreier, Horst (Hrsg.), Grundgesetz: Kom mentar, Bd. 2, Artikel 10-82, Tübingen 1998. Drescher, Sebastian: Gründung eines privaten Rechnungslegungsgremiums in Deutschland - ’’public versus private standard setting?”, StuW 1998, S. 240253.
DRSC [Standardisierungsvertrag]: Standardisierungsvertrag zwischen dem Bun desministerium der Justiz (BMJ), vertreten durch den Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister der Justiz, Herrn Rainer Funke, und dem Deutsches Rechnungslegungs Standards Committee (DRSC), vertreten durch seinen Vorsitzenden, Herrn Dr. Jürgen Krumnow, Bonn 03.09.1998, veröffent licht auf der Homepage des DRSC (http://www.drsc.de).
Dürig, Günter: Art. 2 GG, in: Maunz, Theodor/Dürig, Günter (Hrsg.), Grundgesetz Kommentar, Bd. I, 36. Ergänzungslieferung, München Oktober 1999. Ebke, Werner F.: Der Deutsche Standardisierungsrat und das Deutsche Rech nungslegungs Standards Committee: Aussichten für eine professionelle Ent wicklung von Rechnungslegungsgrundsätzen, ZIP 1999, S. 1193-1203. Ebsen, Ingwer: Fremdverweisungen in Gesetzen und Publikationsgebot, DÖV 1984, S. 654-662. Eichener, Volker/Heinze, Rolf G./Voelkow, Helmut [Staat]: Techniksteuerung im Spannungsfeld zwischen staatlicher und verbandlicher Selbstregulierung, in: Voigt, Rüdiger (Hrsg.), Abschied vom Staat - Rückkehr zum Staat?, BadenBaden 1993, S. 393-421.
Eickhoff, Norbert [Marktversagen]: Staatliche Regulierung zwischen Marktversa gen und Gruppeninteressen, in: Jahrbuch für Neue Politische Ökonomie 1986, S. 122-139. Eisolt, Dirk: Aktuelle Überlegungen zu befreienden Konzernabschlüssen nach § 292 HGB, BB 1995, S. 1127-1132. Engelhard, Johann (Hrsg.): Interkulturelles Management: Theoretische Fundierung und funktionsbereichsspezifische Konzepte, Wiesbaden 1997.
Epiney, Astrid [Diskriminierung]: Umgekehrte Diskriminierungen: Zulässigkeit und Grenzen der discrimination ä rebours nach europäischem Gemeinschaftsrecht und nationalem Verfassungsrecht, Köln 1995.
Literaturverzeichnis
241
Erdbrügger, Andreas: Die Auswirkung des Einklangerfordemisses auf die prakti sche Umsetzbarkeit des § 292 a HGB, DStR 2001, S. 99-104.
Ernst, Christoph [Bilanzierungsüberlegungen]: Neue Vorschriften zur Rech nungslegung und Bilanzierung, in: Rosen, Rüdiger von (Hrsg.), Neue Bilan zierungsüberlegungen in Deutschland - Dokumentation des Seminars vom 06.07.1998, Deutsches Aktieninstitut e.V., Frankfurt a.M. 1998, S. 22-34. Ernst, Christoph: KonTraG und KapAEG sowie aktuelle Entwicklungen zur Rech nungslegung und Prüfung in der EU, WPg 1998, S. 1025-1035.
Ernst, Christoph [Reform]: Überblick über die Änderungen des Handelsgesetz buchs zu Rechnungslegung und Abschlußprüfung, in: Dörner, Dietrich/Menold, Dieter/Pfitzer, Norbert (Hrsg.), Reform des Aktienrechts, der Rechnungslegung und Prüfung: KonTraG - KapAEG - EuroEG - StückAG, Stuttgart 1999, S. 321-367.
Europäische Kommission Generaldirektion XV [Stellungnahme]: Stellungnahme zum E-DRS 1 durch die EU-Kommission, Brüssel 1999, veröffentlicht auf der Homepage des DRSC (http://www.drsc.de). Everling, Ulrich [FS Mestmäcker]: Wirtschaftsverfassung und Richterrecht in den Europäischen Gemeinschaften, in: Immenga, Ulrich/Möschel, Wenhard/Reuter, Dieter (Hrsg.), FS für Ernst-Joachim Mestmäcker zum 70. Geburtstag, Baden-Baden 1996, S. 365-380. Ewert, Ralf: Bilanzielle Publizität im Lichte der Theorie vom gesellschaftlichen Wert öffentlich verfügbarer Information, BFuP 1989, S. 245-264. Fabio, Udo di: Privatisierung und Staatsvorbehalt, JZ 1999, S. 585-592. Fama, Eugene F./Laffer, Arthur B.: Information and Capital Markets, The Journal of Business 1974, S. 289-298.
Federmann, Rudolf [Bilanzierung]: Bilanzierung nach Handelsrecht und Steuer recht, 11. neu bearb. und erw. Aufl., Berlin 2000. Feldhoff, Michael [Regulierung]: Die Regulierung der Rechnungslegung, Frankfurt a.M. 1992. Feldhoff, Michael: Staat und Rechnungslegung - eine regulierungstheoretische Perspektive -, WPg 1994, S. 529-536.
Fikentscher, Wolfgang [Wirtschaftsrecht]: Wirtschaftrecht, Band II Deutsches Wirtschaftsrecht, München 1983. Fischer, Thomas R./Hömberg, Reinhold (Hrsg.): Jahresabschluß und Jahresab schlußprüfung: Probleme, Perspektiven, internationale Einflüsse, FS zum 60. Geburtstag von Jörg Baetge, Düsseldorf 1997. Förschle, Gerhart/Glaum, Martin/Mandler, Udo: Internationale Rechnungslegung und Kapitalaufnahmeerleichterungsgesetz - Meinungswandel bei Führungs kräften deutscher Unternehmungen?, DB 1998, S. 2281-2288.
Forster, Karl-Heinz/Grunewald, Barbara/Lutter, Markus/Semler, Johannes (Hrsg.): Aktien- und Bilanzrecht, FS für Bruno Kropff, Düsseldorf 1997.
242
Literaturverzeichnis
Frenz, Walter [Staatshaftung]: Die Staatshaftung in den Beleihungstatbeständen, Berlin 1992.
Frey, Bruno S./Kirchgässner, Gebhard [Wirtschaftspolitik]: Demokratische Wirt schaftspolitik: Theorie und Anwendung, 2., völlig neubearb. Aufl., München 1994.
Friehe, Heinz-Josef: Autonome Satzungen und Geltungsanspruch der Grundrechte, JuS 1979, S. 465-470. Fritsch, Michael/Wein, Thomas/Ewers, Hans-Jürgen [Marktversagen]: Marktver sagen und Wirtschaftspolitik, 4., verb. Aufl., München 2001.
Fromm, Gary (Hrsg.): Studies of Public Regulation, Washington 1977. Fülbier, Rolf Uwe [Regulierung]: Regulierung der Ad-hoc-Publizität, Wiesbaden 1998.
Galperin, Hans [FS Molitor]: Die autonome Rechtsetzung im Arbeitsrecht, in: Nipperdey, Hans Carl (Hrsg.), FS für Erich Molitor zum 75. Geburtstag am 03. Oktober 1961, München 1962, S. 143-160. Geißler, Markus: Die Privatautonomie im Spannungsfeld sozialer Gerechtigkeit, JuS 1991, S. 617-623. Gelhausen, Wolf/Mujkanovic, Robin: Der Entwurf eines Kapitalaufnahmeer leichterungsgesetzes, AG 1997, S. 337-345.
Gentz, Manfred [Global]: Global Corporate Issuers and The International Harmo nization of Accouting Standards, Rede vor dem IASC Forum, Frankfurt a.M. 16.12.1998, veröffentlicht auf der Homepage des DRSC (http://www.drsc.de).
Gerke, Wolfgang: Die Börseneinführung von Daimler-Benz an der NYSE, WiSt 1993, S. 417-419. Gesellschaft für Finanzwirtschaft in der Unternehmensführung e.V. (GEFIU): Möglichkeiten und Grenzen der Anpassung deutscher Konzernabschlüsse an die Rechnungslegungsgrundsätze des International Accounting Standards Committee (IASC) (Teil I), DB 1995, S. 1137-1143. Gesellschaft für Rechtspolitik Trier (Hrsg.): Bitburger Gespräche, Jahrbuch 1987, München 1987
Gidlewitz, Hans-Jörg [Harmonisierung]: Internationale Harmonisierung der Kon zernrechnungslegung, Frankfurt a.M. 1996.
Göbel, Stefan: Internationalisierung der externen Rechnungslegung von Unterneh men, DB 1999, S. 293-298.
Goergen, Anna: Unsensibler Vorstoß, Wirtschaftswoche vom 08.03.2001, S. 92-97.
Grabitz, Eberhard: Art. 189 EGV, in: Grabitz, Eberhard/Hilf, Meinhard, Das Recht der Europäischen Union, Altband II, Stand 14. Ergänzungslieferung, München Oktober 1999. Grabitz, Eberhard/Hilf, Meinhard (Hrsg.): Das Recht der Europäischen Union, Alt band I, Stand 14. Ergänzungslieferung, München Oktober 1999.
Literaturverzeichnis
243
Grabitz, Eberhard/Hilf, Meinhard (Hrsg.): Das Recht der zur Europäischen Union, Altband II, Stand 14. Ergänzungslieferung, München Oktober 1999.
Graf, Gerhard [Regulierung]: Regulierung und innovatorische Prozesse, Jahrbuch für Sozialwissenschaft: Zeitschrift für Wirtschaftswissenschaften 1981, S. 311345. Greenaway, David/Shaw, Graham K. (Hrsg.): Public Choice Public Finance and Public Policy, Oxford 1985. Grimm, Dieter (Hrsg.): Wachsende Staatsaufgaben - sinkende Steuerungsfähigkeit des Rechts, Baden-Baden 1990.
Großfeld, Bernhard: Vergleichendes Bilanzrecht, AG 1995, S. 112-119. Großfeld, Bernhard: Internationale Standards der Rechnungslegung, NZG 1999, S. 1143-1148.
Großfeld, Bernhard: Wirtschaftsprüfer und Globalisierung: Zur Zukunft des Bilanz rechts, WPg 2001, S. 129-139. Grund, Matthias: Internationale Entwicklung und Bilanzrecht: Reform oder Resigna tion, DB 1996, S. 1293-1295. Grund, Matthias: Zum Entwurf eines Gesetzes zur Kapitalaufnahmeerleichterung Flucht oder Pflicht des Gesetzgebers, ZIP 1996, S. 1969-1977. Günther, Klaus [Staatsaufgaben]: Der Wandel der Staatsaufgaben und die Krise des regulativen Rechts, in: Grimm, Dieter (Hrsg.), Wachsende Staatsaufga ben - sinkende Steuerungsfähigkeit des Rechts, Baden-Baden 1990, S. 5168.
Gusy, Christoph: Wertungen und Interessen in der technischen Normung, UPR 1986, S. 241-250.
Gutmann, Gernot [Marktwirtschaft]: Marktwirtschaft, in: Albers, Willi (Hrsg.), HdWW Bd. 5, Stuttgart 1980, S. 140-153. Habersack, Mathias: Richtigkeitsgewähr notariell beurkundeter Verträge, AcP 1989, S. 403-424. Häberle, Peter: Berufs”ständische” Satzungsautonomie und staatliche Gesetzge bung, DVBI. 1972, S. 909-913.
Häde, Ulrich: Art. 4 EGV, in: Calliess, Christian/Ruffert, Matthias (Hrsg.) EUV/EGV, Neuwied 1999. Hagemeister von, Adrian [Privatisierung]: Die Privatisierung öffentlicher Aufga ben: Eine verfassungs- und verwaltungsrechtliche Abhandlung unter Zugrun delegung des Verfassungs- und Verwaltungsrechts der Republik Österreich und der Bundesrepublik Deutschland, München 1992. Hagerman, Robert L./Healy, Joanne P.: The Impact of SEC-Required Disclosure and Insider-Trading Regulations on the Bid-Ask Spreads in the Over-theCounter Market, Journal of Accounting and Public Policy 1992, S. 233 ff.
244
Literaturverzeichnis
Hallier, Hans Joachim: Die Ausfertigung und Verkündung von Gesetzen und Ver ordnungen in der Bundesrepublik Deutschland, AöR 1960, S. 391-422.
Hanusch, Horst (Hrsg.): Anatomy of Government Deficiencies: Proceedings of a Conference held at Diessen, Germany, July 22-25, 1980, Berlin 1983.
Harder, Nils: Welche Rechtsetzungsbefugnis hätte ein deutsches Rechnunslegungsgremium?, DB 1996, S. 923-925. Harris, Trevor S./Lang, Mark/Möller, Hans Peter: Zur Relevanz der Jahresab schlußgrößen Erfolg und Eigenkapital für die Aktienbewertung in Deutschland und den USA, ZfbF 1995, S. 996-1028. Hartmann-Wendels, Thomas [Rechnungslegung]: Rechnungslegung der Unter nehmen und Kapitalmarkt aus informationsökonomischer Sicht, Heidelberg 1991.
Hasse, Rolf H./Molsberger, Josef/Watrin, Christian (Hrsg.): Ordnung in Freiheit, FG Hans Willgerodt, Stuttgart 1994. Hauser, Heinz: Harmonisierung oder Wettbewerb nationaler Regulierungssysteme in einem integrierten Wirtschaftsraum, Aussenwirtschaft 1993, S. 459-476.
Havermann, Hans (Hrsg.): Bilanz- und Konzernrecht: FS zum 65. Geburtstag von Dr. Dr. h.c. Reinhard Goerdeler, Düsseldorf 1987. Havermann, Hans [FS Baetge]: Tendenzen zur Internationalisierung der deutschen Konzernrechnungslegung, in: Fischer, Thomas/Hömberg, Reinhold (Hrsg.), Jahresabschluß und Jahresabschlußprüfung, FS zum 60. Geburtstag von Jörg Baetge, Düsseldorf 1997, S. 519-549. Havermann, Hans: Konzernrechnungslegung - quo vadis?, WPg 2000, S. 121-127.
Havermann, Hans: Private Regelsetzung aus der Sicht des Handelsbilanzrechts, ZGR 2000, S. 693-701.
Hayn, Sven/Zündorf, Horst [FS Weber]: Eine kritische Analyse der Anforderungen an das DRSC im internationalen Vergleich, in: Küting, Karlheinz/Langenbucher, Günther (Hrsg.), Internationale Rechnungslegung, FS für Prof. Dr. Claus-Peter Weber zum 60. Geburtstag, Stuttgart 1999, S. 481506.
Hax, Herbert [FS Busse von Colbe]: Rechnungslegungsvorschriften - Notwendige Rahmenbedingungen für den Kapitalmarkt?, in: Domsch, Michel/Eisenführ, Franz/Ordelheide, Dieter/Perlitz, Manfred (Hrsg.), Unternehmenserfolg: Pla nung - Ermittlung - Kontrolle, FS Walther Busse von Colbe zum 60. Ge burtstag, Wiesbaden 1988, S. 187-201. Hedrich, Carl-Christoph [Privatisierung]: Die Privatisierung der Sparkassen, Ba den-Baden 1993.
Hefermehl, Wolfgang/Nipperdey, Hans Carl (Hrsg.): FS für Philipp Möhring zum 65. Geburtstag am 4. September 1965, München 1965. Heimburg, Sibylle von [Verwaltungsaufgaben]: Verwaltungsaufgaben und Private, Berlin 1982.
Literaturverzeichnis
245
Heintzen, Marcus: Zur Verfassungsmäßigkeit von § 292 a Abs. 2 Nr. 2 a) HGB, BB 1999, S. 1050-1054.
Hellermann, Johannes: Private Standardsetzung im Bilanzrecht - öffentlich-recht lich gesehen, NZG 2000, S. 1097-1103. Hennrichs, Joachim: Ausbau des Konzernrechnungslegung im Lichte internatio naler Entwicklungen, ZGR 2000, S. 627-650.
Henssler, Martin/Slota, Christian: Der Befreiungstatbestand des § 292 a HGB Nur eine Zwischenlösung?, NZG 1999, S. 1133-1142.
Herschel, Wilhelm: Die Haftung der Technischen Überwachungs-Vereine, NJW 1969, S. 817-822. Herzig, Norbert: Internationalisierung der Rechnungslegung und steuerliche Ge winnermittlung, WPg 2000, S. 104-119.
Herzog, Roman: Subsidiaritätspinzip und Staatsverfassung, Der Staat 1963, S. 399423. Herzog, Roman: § 58, Ziele, Vorbehalte und Grenzen der Staatstätigkeit, in: Isensee, Josef/Kirchhof, Paul (Hrsg.), HStR III, 2. durchges. Aufl., Heidelberg 1996.
Herzog, Roman: Art. 20 GG, in: Maunz, Theodor/Dürig, Günter (Hrsg.), Grundge setz Kommentar, Bd. II, Art. 20-69 GG, Lieferungen 1-36, München Oktober 1999. Hesse, Konrad [Grundzüge]: Grundzüge des Verfassungsrechts der Bundesre publik Deutschland, 20., neubearb. Aufl., Heidelberg 1995 Hetmeier, Heinz: Art. 189, in: Lenz, Otto (Hrsg.), Kommentar zu den Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaften, 1. Aufl., Köln 1994.
Heurung, Rainer: Internationalisierung der Rechnungslegung, WISU 1999, S. 297301. Hill, Hermann: Zur Verweisung auf Richtlinien im Kassenarztrecht, NJW 1982, S. 2104-2108.
Hilton, George W.: The Basic Behavior of Regulatory Commissions, American Economic Review 1972, S. 47-54. Hirshleifer, Jack: The Private and Social Value of Information and the Reward to Incentive Activity, The American Economic Review 1971, S. 561-574.
Hölscher, Luise: Maßgeblichkeitsprinzip - Quo vadis?, StuB 2000, S. 412-414.
Hörnig, Dieter: Zur Zulässigkeit statischer Verweisung des Bundesrechts auf nicht normative Regelungen, DVBI. 1979, S. 307-311. Hoeren, Thomas [Selbstregulierung]: Selbstregulierung im Banken- und Ver sicherungsrecht, Karlsruhe 1995. Hoffmann, Wolf-Dieter: Die ökonomischen Grenzen der Aussagekraft einer Bilanz, StuB 2000, S. 822-828.
246
Literaturverzeichnis
Hoffmann-Riem, Wolfgang [Recht]: Öffentliches Recht und Privatrecht als wech selseitige Auffangordnungen - Systematisierung und Entwicklungsperspekti ven, in: Hoffmann-Riem, Wolfgang/Schmidt-Aßmann, Eberhard (Hrsg.), Öf fentliches Recht und Privatrecht als wechselseitige Auffangordnungen, Ba den-Baden 1996, S. 261-336.
Hoffmann-Riem, Wolfgang/Schmidt-Aßmann, Eberhard (Hrsg.): Öffentliches Recht und Privatrecht als wechselseitige Auffangordnungen, Baden-Baden 1996. Hoffmann-Riem, Wolfgang/Schmidt-Aßmann, Eberhard (Hrsg.): Konfliktmittlung durch Verhandlungen, Bd. II, Baden-Baden 1990. Hommelhoff, Peter [FS Odersky]: Accounting Standards und das Götz/Jähnke, Burkhard (Hrsg.), am 17. Juli 1996, Berlin 1996, S.
Deutscher Konzernabschluß: International Grundgesetz, in: Böttcher, Reinhard/Hueck, FS für Walter Odersky zum 65. Geburtstag 779-797.
Hommelhoff, Peter [Konzernabschluß]: Zum Ersatz des deutschen Konzernab schlusses durch den internationalen Konzernabschluß, in: Baetge, Jörg (Hrsg.), Aktuelle Entwicklungen in Rechnungslegung und Wirtschaftsprüfung, Düsseldorf 1997, S. 109-134.
Hommelhoff, Peter: Europäisches Bilanzrecht im Aufbruch, RabelsZ 1998, Heft 3, S. 381-404. Hommelhoff, Peter/Röhricht, Volker (Hrsg.): Gesellschaftsrecht 1997, Köln 1998. Hommelhoff, Peter/Schwab, Martin: Gesellschaftliche Selbststeuerung im Bilanz recht - Standard Setting Bodies und staatliche Regulierungsverantwortung nach deutschem Recht, BFuP 1998, S. 38-56. Hopt, Klaus J. [Kapitalanlegerschutz]: Der Kapitalanlegerschutz im Recht der Banken: gesellschafts-, bank- und börsenrechtliche Anforderungen an das Beratungs- und Verwaltungshandeln der Kreditinstitute, München 1975. Horn, Manfred/Knieps, Günter/Müller, Jürgen: Deregulierungsmaßnahmen in den USA: Schlußfolgerungen für die Bundesrepublik Deutschland, Baden-Baden 1988. Hoyos, Martin/Lechner, Harald: § 292 a HGB, in: Beck'scher Bilanzkommentar: der Jahresabschluß nach Handels- und Steuerrecht; Konzernabschluß, Prü fung, Offenlegung; §§ 238-339 HGB, 4., neubearb. Aufl., München 1999.
Huber, Hans [Vertragsfreiheit]: Die verfassungsrechtliche Bedeutung der Ver tragsfreiheit, Berlin 1966.
Huber, Ernst Rudolf: Beliehene Verbände, DVBI. 1952, S. 456-460. Huber, Ernst Rudolf [Wirtschaftsverwaltungsrecht]: Wirtschaftsverwaltungsrecht, Bd. 1, 2. neubearb. und erw. Aufl., Tübingen 1953. Hucke, Anja/Ammann, Helmut [FS Pieper]: Harmonisierung des Konzernrechts Wunsch oder Wirklichkeit?, in: Salje, Peter (Hrsg.), Recht - Rechtstatsachen -Technik, FS für Helmut Pieper, Hamburg 1998, S. 235-262.
Literaturverzeichnis
247
Hübner, Ulrich/Ebke, Werner F. (Hrsg.): FS für Bernhard Großfeld zum 65. Ge burtstag, Heidelberg 1999.
Hüttche, Tobias: International Accounting Standards in Deutschland - Auf bruchstimmung oder Abschiedsschmerz?, RIW 1996, S. 1018-1025. Immenga, Ulrich/Möschel, Wernhard/Reuter, Dieter (Hrsg.): FS für Ernst-Joachim Mestmäcker zum 70. Geburtstag, Baden-Baden 1996.
Institut der Wirtschaftsprüfer (Fachliche Mitteilungen): leichterungsgesetz, WPg 1996, S. 564-568.
Kapitalaufnahmeer
Institut der Wirtschaftsprüfer (Hrsg.): Weltweite Rechnungslegung und Prüfung Risiken, Chancen und Konsequenzen einer unaufhaltsamen Entwicklung - , Bericht über die Fachtagung 1997 des Instituts der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e.V., Düsseldorf 1998. Institut der Wirtschaftsprüfer [Stellungnahme]: Entwurf Deutscher Rechnungsle gungsstandard Nr. 1 (DRS 1) "Befreiender Konzernabschluß nach § 292 a HGB”, Düsseldorf 1999, veröffentlicht auf der Homepage des DRSC (http://www.drsc.de).
Ipsen, Hans Peter [Gemeinschaftsrecht]: Europäisches Gemeinschaftsrecht, Tübingen 1972. Ipsen, Hans-Peter [Verfassung]: Europäische Verfassung - Nationale Verfassung, in: Gesellschaft für Rechtspolitik Trier (Hrsg.), Bitburger Gespräche, Jahrbuch 1987, München 1987, S. 37-53.
Isensee, Josef [Tarifautonomie]: Die verfassungsrechtliche Verankerung der Ta rifautonomie, in: Walter-Raymond-Stiftung (Hrsg.), Die Zukunft der sozialen Partnerschaft, München, 18.- 20. März 1985, Köln 1986, S. 159-193. Isensee, Josef: § 13, Staat und Verfassung, in: Isensee, Josef/Kirchhof, Paul (Hrsg.), HStR I, 2. unveränd. Aufl., Heidelberg 1995.
Isensee, Josef: § 57, Gemeinwohl und Staatsaufgaben im Verfassungsstaat, in: Isensee, Josef/Kirchhof, Paul (Hrsg.), HStR III, 2., durchges. Aufl., Heidelberg 1996. Isensee, Josef [Subsidiaritätsprinzip]: Subsidiaritätsprinzip und Verfassungsrecht, Berlin 1968.
Isensee, Josef/Kirchhof, Paul (Hrsg.): Handbuch des Staatsrechts der Bundesre publik Deutschland (HStR), Bd. 1: Grundlagen von Staat und Verfassung, 2. unveränd. Aufl., Heidelberg 1995. Isensee, Josef/Kirchhof, Paul (Hrsg.): Handbuch des Staatsrechts der Bundesre publik Deutschland (HStR), Bd. 2: Demokratische Willensbildung, Heidelberg 1987. Isensee, Josef/Kirchhof, Paul (Hrsg.): Handbuch des Staatsrechts der Bundesre publik Deutschland (HStR), Bd. 3: Das Handeln des Staates, 2., durchges. Aufl., Heidelberg 1996.
248
Literaturverzeichnis
Jarass, Hans D.: Der rechtliche Stellenwert technischer und wissenschaftlicher Standards, NJW 1987, S. 1225-1231. Jarass, Hans D. [Regelwerk]: Das untergesetzliche Regelwerk im Bereich des Atom- und Strahlenschutzrechts, in: Lukes, Rudolf (Hrsg.), Reformüberlegun gen zum Atomrecht, Köln 1991, S. 367-435. Jarass, Hans D. [Grundfragen]: Grundfragen der innerstaatlichen Bedeutung des EG-Rechts, Köln 1994. Jarass, Hans D.: Die Kompetenzverteilung zwischen der Europäischen Gemein schaft und den Mitgliedstaaten, AöR 1996, S. 173-199.
Jonas, Heinrich H. [EG-Bilanzrichtlinie]: Die EG-Bilanzrichtlinie: Grundlagen und Anwendung in der Praxis, Freiburg i.Br. 1980.
Joskow, Paul L.: Inflation And Environmental Concern: Structural Change In The Process Of Public Utility Price Regulation, Journal of Law & Economics 1974, S. 291-327. Joskow, Paul L./Noll, Roger G. [Regulation]: Regulation in Theory and Practice: An Overview, in: Fromm, Gary (Hrsg.), Studies in Public Regulation, Washington 1977, S. 1-65.
Kahn, Alfred E. [Regulation]: The Economics of Regulation: Principles and Institu tions, Vol. II: Institutional Issues, New York 1971. Karpen, Ulrich [Verweisung]: Die Verweisung als Mittel der Gesetzgebungstechnik, Berlin 1970.
Karpen, Ulrich [Verweisungstechnik]: Die Verweisungstechnik im System hori zontaler und vertikaler Gewaltenteilung, in: Rödig, Jürgen (Hrsg.), Studien zu einer Theorie der Gesetzgebung, Berlin 1976, S. 221-243. Karpen, Ulrich: Zur Verweisung auf Regelungen privatrechtlicher Verbände, ZRP 1978, S. 151. Karpen, Ulrich (Hrsg.): Zum gegenwärtigen Stand der Gesetzgebungslehre in der Bundesrepublik Deutschland, Heidelberg 1998. Karpen, Ulrich [Gesetzgebungslehre]: Zum gegenwärtigen Stand der Gesetzge bungslehre in der Bundesrepublik Deutschland, in: Karpen, Ulrich (Hrsg.), Zum gegenwärtigen Stand der Gesetzgebungslehre in der Bundesrepublik Deutschland, Heidelberg 1998, S. 371-407.
Kaufer, Erich [Regulierung]: Theoretische Grundlagen der Regulierung, in: Ar beitsgemeinschaft Deutscher wirtschaftswissenschaftlicher Forschungsinsti tute e.V. (Hrsg.), Deregulierung als ordnungs- und prozeßpolitische Aufgabe, Berlin 1986, S. 11-24. Kemper, Rainer [Verbraucherschutzinstrumente]: Verbraucherschutzinstrumente, Baden-Baden 1994. Kiethe, Kurt/Groeschke, Peer: Vertragsparität und strukturelle Unterlegenheit als Wirksamkeits- und Haftungsfalle, BB 1994, S. 2291-2295.
Literaturverzeichnis
249
Kirchhof, Paul [FG BVerfG]: Rechtsquellen und Grundgesetz, in: Starck, Christian (Hrsg.), Bundesverfassungsgericht und Grundgesetz, FG aus Anlaß des 25jährigen Bestehens des Bundesverfassungsgerichts, 2. Bd., Tübingen 1976, S. 50-107.
Kirchhof, Paul [Gespräche]: Deutschland in der Europäischen Union, in: Gesell schaft für Rechtspolitik Trier (Hrsg.), Bitburger Gespräche, Jahrbuch 1994, München 1994, S. 1-18. Kirchhof, Paul: § 59, Mittel staatlichen Handelns, in: Isensee, Josef/Kirchhof, Paul (Hrsg.), HStR III, 2., durchges. Aufl., Heidelberg 1996. Kirchhof, Paul: Gesetzgebung und private Rechtsetzung als Geltungsgrund für Rechnungslegungspflichten?, ZGR 2000, S. 681-692. Kirchner, Christian [FS Beisse]: Bilanzrecht und neue Institutionenökonomik: In terdisziplinäre Überlegungen, in: Budde, Wolfgang Dieter/M oxter, Adolf/Offerhaus, Klaus (Hrsg.), Handelsbilanzen und Steuerbilanzen, FS zum 70. Geburtstag von Prof. Dr. h.c. Heinrich Beisse, Düsseldorf 1997, S. 267283.
Kirchner, Christian [FS Moxter]: Zur Funktion eines harmonisierten Konzernrech nungslegungsrechts für die Niederlassungsfreiheit in der Europäischen Ge meinschaft - Konsequenzen für die Interpretation von Konzernrechnungsle gungsvorschriften, in: Ballwieser, Wolfgang/Böcking, HansJoachim/Drukarczyk, Jochen/Schmidt, Reinhard (Hrsg.), Bilanzrecht und Ka pitalmarkt, FS zum 65. Geburtstag von Prof. Dr. Dr. h.c. Dr. h.c. Adolf Moxter, Düsseldorf 1994, S. 601-622. Kleekämper, Heinz/Kuhlewind, Andreas-Markus [Rechnungslegung]: Organisa tion, Entwicklung und Bedeutung des IASC, in: Baetge, Jörg/Kleekämper, Heinz/Wollmert, Peter (Hrsg.), Rechnungslegung nach International Accoun ting Standards (IAS), Stuttgart 1997, S. 3-26. Kleekämper, Heinz/König, Sibylle: Die Internationalisierung der deutschen Rech nungslegung, DStR 2000, S. 569-572.
Kley, Max Dietrich (Hrsg.): FS für Wolfgang Ritter zum 70. Geburtstag Steuerrecht, Steuer- und Rechtspolitik, Wirtschaftsrecht und Unternehmensverfassung, Köln 1997.
Klindt, Thomas: Die Zulässigkeit dynamischer Verweisungen auf EG-Recht aus verfassungs- und europarechtlicher Sicht, DVBI. 1998, S. 373-380. Kloepfer, Michael (Hrsg.): Selbst-Beherrschung im technischen und ökologischen Bereich - Selbststeuerung und Selbstregulierung in der Technikentwicklung und im Umweltschutz, Berlin 1998. Kloepfer, Michael/EIsner, Thomas: Selbstregulierung im Umwelt- und Tech nikrecht, DVBI. 1996, S. 964-975. Kloos, Gerhard [Bilanzrichtlinie]: Die Transformation der 4. EG-Richtlinie (Bilanz richtlinie) in den Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft, Berlin 1993.
250
Literaturverzeichnis
Knieps, Günter [Entregulierung]: Theorie der Regulierung und Entregulierung, in: Horn, Manfred/Knieps, Günter/Müller, Jürgen, Deregulierungsmaßnahmen in den USA: Schlußfolgerungen für die Bundesrepublik Deutschland, BadenBaden 1988, S. 39-82.
Knipp, Thomas: Das deutsche Bilanzbollwerk gerät ins Wanken, 28./29.08.1998, S. 20.
HB vom
Koch, Hans-Dieter/Schmidt, Reinhard H.: Ziele und Instrumente des Anleger schutzes, BFuP 1981, S. 231-250. Kösters, Rudolf [Regulierung]: Die Regulierung externer Effekte, Tübingen 1979.
Krakowski, Michael (Hrsg.): Regulierung in der Bundesrepublik Deutschland: Die Ausnahmebereiche des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen, Hamburg 1988. Krakowski, Michael [Regulierung]: Theoretische Grundlagen der Regulierung, in: Krakowski, Michael (Hrsg.), Regulierung in der Bundesrepublik Deutschland, Hamburg 1988, S. 25-116. Kraußer, Hans-Peter [Ermächtigung]: Das Prinzip begrenzter Ermächtigung im Gemeinschaftsrecht als Strukturprinzip des EWG-Vertrages, Berlin 1991.
Krawitz, Norbert/Albrecht, Christian/Büttgen, Dagmar: Internationalisierung der deutschen Konzernrechnungslegung aus Sicht deutscher Mutterunternehmen - Ergebnisse einer empirischen Studie zur Anwendung und zur Folgeregelung von § 292 a HGB -, WPg 2000, S. 541-556.
Krebs, Walter: Zur Rechtsetzung der Exekutive durch Verwaltungsvorschriften, VerwA 1979, S. 259-273. Kriele, Martin: Freiheit und Gleichheit, in: Benda, Ernst (Hrsg.), HVfR, Teil I, Berlin 1984, S. 129-168.
Krüger, Berend [Wirtschaftspolitik]: Externe Effekte der Produktion als Problem der Wirtschaftspolitik: theoretische Lösungskonzepte und praktische Anwen dungsmöglichkeiten, Bern 1975. Krüger, Herbert: Rechtsetzung und technische Entwicklung, NJW 1966, S. 617624.
Krüger, Herbert [Verfassungsprobleme]: Die Verfassungsprobleme des Entwurfes eines Kraftfahrsachverständigengesetzes, Hamburg 1968. Krumnow, Jürgen: Konzerne können nicht global handeln und provinziell bilanzie ren, HB vom 26.02.1996, S. 18. Krumnow, Jürgen [Bilanzierungsüberlegungen]: Das Deutsche Rechnungsle gungs Standards Committee - Aufgaben und Ziele -, in: Rosen, Rüdiger von (Hrsg.), Neue Bilanzierungsüberlegungen in Deutschland - Dokumentation des Seminars vom 06.07.1998, Deutsches Aktieninstitut e.V., Frankfurt a.M. 1998, S. 8-21.
Kruse, Jörn [Monopolregulierung]: Ökonomie der Monopolregulierung, Göttingen 1985.
Literaturverzeichnis
251
Kruse, Jörn [Regulierungsbereich]: Normative Bestimmung des Regulierungsbe reichs, in: Arbeitsgemeinschaft Deutscher wirtschaftswissenschaftlicher For schungsinstitute e.V. (Hrsg.), Deregulierung als ordnungs- und prozeßpoliti sche Aufgabe, Berlin 1986, S. 25-40.
Kruse, Jörn [Deregulierung]: Ordnungstheoretische Grundlagen der Deregu lierung, in: Seidenfus, Hellmuth St. (Hrsg.), Deregulierung - eine Herausfor derung an die Wirtschafts- und Sozialpolitik in der Marktwirtschaft, Berlin 1989, S. 9-34. Kübler, Friedrich: Anlageberatung durch Kreditinstitute, ZHR 1981, S. 204-221. Kübler, Friedrich: Institutioneller Gläubigerschutz oder Kapitalmarkttransparenz?, ZHR 1995, S. 550-566.
Kübler, Friedrich [Gesellschaftsrecht]: Gesellschaftsrecht, 5., neubearb. und erw. Aufl., Heidelberg 1999. Kübler, Friedrich: Fragen und Wünsche des Gesellschafts- und Kapitalmarktrechts an das Recht der Rechnungslegung, ZGR 2000, S. 550-571. Kühnberger, Manfred: Zur Bedeutung internationaler Rechnungslegungsstandards für deutsche Unternehmen, RIW 1996, S. 566-576.
Kulp, Bernhard: Wohlfahrtsökonomik I: Grundlagen, in: Albers, Willi (Hrsg.), HdWW Bd. 9, Stuttgart 1982, S. 469-486.
Kürten, Stefan [Bilanzierungsüberlegungen]: Umsetzung des KonTraG und des Kapitalaufnahmeerleichterungsgesetzes in der Unternehmenspraxis, in: Rosen, Rüdiger von (Hrsg.), Neue Bilanzierungsüberlegungen in Deutschland - Dokumentation des Seminars vom 06.07.1998, Deutsches Aktieninstitut e.V., Frankfurt a.M. 1998, S. 45-54. Küting, Karlheinz: Rechnungslegung im Umbruch - Ein Plädoyer für ein Rech nungswesen des Konzerns, BB-Beilage 1991, S. 1*-15*.
Küting, Karlheinz: Die Rechnungslegung in Deutschland an der Schwelle zu einem neuen Jahrtausend - Bestandsaufnahme und Ausblick -, DStR 2000, S. 3844. Küting, Karlheinz: Die deutsche Rechnungslegung wird dynamischer, FAZ vom 19.03.2001, S. 32.
Küting, Karlheinz/Brakensiek, Sonja: IASC, FASB und DRSC - Ein Kurzporträt dreier Standard Setter, BB 1999, S. 678-682.
Küting, Karlheinz/Hayn, Sven: Der mögliche Einfluß des geänderten Recht setzungsprozesses der Europäischen Gemeinschaft auf die deutsche Bi lanzierungspraxis, IStR 1993, S. 586-592. Küting, Karlheinz/Hayn, Sven: Internationale Entwicklung der Rechnungslegung, 3. Abschnitt, in: Küting/Weber (Hrsg.): Handbuch der Rechnungslegung, Band la, 4., grundlegend überarb. und wesentl. erw. Aufl., Stuttgart 1995. Küting, Karlheinz/Hayn, Sven: Der internationale Konzernabschluß als Eintritts karte zum weltweiten Kapitalmarkt, BB 1995, S. 662-671.
252
Literaturverzeichnis
Küting, Karlheinz/Hayn, Sven: Standortbestimmung und aktuelle Entwicklungsli nien, b&b 1996, S. 417-422. Küting, Karlheinz/Hütten, Christoph: Der befreiende Konzernlagebericht nach in ternationalen Vorschriften - Anmerkungen zur Frage der Existenz eines ge setzlich geregelten Sachverhalts -, WPg 1999, S. 12-19.
Küting, Karlheinz/Hütten, Christoph: Abschlüsse werden zu Mogelpackungen, HB vom 28.04.1999, S. 52. Küting, Karlheinz/Langenbucher, Günther (Hrsg.): Internationale Rechnungsle gung, FS für Prof. Dr. Claus-Peter Weber zum 60. Geburtstag, Stuttgart 1999.
Küting, Karlheinz/Weber, Claus-Peter [Bilanzierung]: Internationale Bilanzierung - Rechnungslegung in den USA, Japan und Europa, Herne/Berlin 1994. Küting, Karlheinz/Weber, Claus-Peter (Hrsg.): Handbuch der Rechnungslegung, Bd. la, 4., grundlegend überarb. und wesentl. erw. Aufl., Stuttgart 1995. Küting, Karlheinz/Weber, Claus-Peter: Handbuch der Konzernrechnungslegung, Bd. II, 2., grundlegend überarbeitete Auflage, Stuttgart 1998.
Kuhn, Klaus [FS Beisse]: Die Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung und der Maßgeblichkeitsgrundsatz unter dem Aspekt des Entwurfs eines ’’Kapitalaufnahmeerleichterungsgesetzes ”, in: Budde, Wolfgang Dieter/Moxter, Adolf/Offerhaus, Klaus (Hrsg.), FS zum 70. Geburtstag von Prof. Dr. h.c. Heinrich Beisse, Düsseldorf 1997, S. 299-313. Kunig, Philip [Rechtsstaatsprinzip]: Das Rechtsstaatsprinzip, Tübingen 1986.
Kypke, Ulrich [Normung]: Technische Normung und Verbraucherinteresse, Köln 1982. Lachmann, Ludwig M.: Wirtschaftsordnung und wirtschaftliche Institutionen, Ordo 1963, S. 63-77.
Lachnit, Laurenz/Ammann, Helmut/Müller, Stefan/Wulf, Inge: Probleme einer international ausgerichteten Jahresabschlußanalyse, DB 1998, S. 2177-2184. Lange, Klaus: Staatliche Steuerung durch offene Zielvorgabe im Lichte der Verfas sung, VerwA 1991, S. 1-24.
Langenbucher, Günter/Blaum, Ulf: Ist ein deutsches Rechnungslegungsgremium notwendig? - Ein Organisationsvorschlag auf der Grundlage einer Analyse ausländischer Standard Setting Bodies -, DB 1995, S. 2325-2335. Langguth, Gerd: Art. 5 EGV, in: Lenz, Otto (Hrsg.), EGV-Kommentar, 2. Aufl., Köln 1999.
Lauth, Bernd: Endgültiger Abschied von der Einheitsbilanz, DStR 2000, S. 13651372. Leffson, Ulrich [Rechnungslegung]: Der Beitrag der betrieblichen Rechnungsle gung zur gesamtwirtschaftlichen Lenkung des Kapitals, Tübingen 1971. Leftwich, Richard: Market failure fallacies and accounting information, Journal of Accounting and Economics 1980, S. 193-211.
Literaturverzeichnis
253
Leinweber, Rudolf [Verbraucherverschuldung]: Verbraucherverschuldung als Rechtsproblem unter besonderer Berücksichtigung von Rechtsbehelfen gegen den Kreditwucher, Frankfurt a.M. 1995.
Lenz, Otto (Hrsg.): EG-Vertrag: Kommentar zu dem Vertrag zur Gründung der Eu ropäischen Gemeinschaften, 1. Aufl., Rechtsstand 01.01.1994, Köln 1994. Lenz, Otto (Hrsg.): EG-Vertrag: Kommentar zu dem Vertrag zur Gründung der Eu ropäischen Gemeinschaften, in der durch den Amsterdamer Vertrag geän derten Fassung, 2. Aufl., Rechtsstand 01.03.1999, Köln 1999. Lepa, Manfred: Verfassungsrechtliche Probleme der Rechtsetzung durch Rechts verordnung, AöR 1980, S. 337-370. Lev, Baruch: Toward a Theory of Equitable and Efficient Accounting Policy, The Accounting Review 1988, S. 1-22.
Löw, Edgar: Deutsches Rechnungslegungs Standards Committee, ZBB 2000. S. 19-29. Lübbe-Wolff, Gertrud [Grundrechte]: Die Grundrechte als Eingriffsabwehrrechte Struktur und Reichweite der Eingriffsdogmatik im Bereich staatlicher Leistun gen, Baden-Baden 1988. Lübbe-Wolff, Gertrud [Konfliktmittlung]: Konfliktmittlung beim Erlaß technischer Regeln, in: Hoffman-Riem, Wolfgang/Schmidt-Aßmann, Eberhard (Hrsg.), Konfliktmittlung durch Verhandlungen, Bd. II, Baden-Baden 1990, S. 87-108. Lübbe-Wolff, Gertrud: Verfassungsrechtliche Fragen der Normsetzung und Norm konkretisierung im Umweltrecht, ZG 1991, S. 218-248. Lückmann, Reinhard: USA blockieren Harmonisierung, HB vom 12.04.1999, S. 2. Lückmann, Reinhard: Bilanzexperten befürchten Isolierung der EU, HB vom 08.03.2001, S. 18.
Lukes, Rudolf (Hrsg.): Reformüberlegungen zum Atomrecht, Köln 1991.
Lutter, Marcus: Im Mahlstrom der Interessen: Das Bilanzrecht, NJW 1996, S. 19451946. Luttermann, Claus: Das Kapitalgesellschaften- und -Co.-Richtlinien-Gesetz, ZIP 2000, S. 517-525. Luttermann, Claus: International Accounting Standards in der Europäischen Union, ZIP 2000, S. 1318-1324. Mangoldt, Hermann von/Klein, Friedrich/Starck, Christian (Hrsg.): Das Bonner Grundgesetz, Bd. 1: Präambel, Art. 1-19, 4. vollst, neubearb. Aufl., München 1999.
Manssen, Gerrit: Art. 12 GG, in: Mangoldt, Hermann v./Klein, Friedrich/Starck, Christian, GG I, München 1999. Marburger, Peter [Technik]: Die Regeln der Technik im Recht, Köln 1979.
254
Literaturverzeichnis
Maret, Johannes/Wepler, Lothar [FS Weber]: Internationalisierung der Rech nungslegung - Die Kapitalmarkt- und Analystenperspektive, in: Küting, Karlheinz/Langenbucher, Günther (Hrsg.), Internationale Rechnungslegung, FS für Prof. Dr. Claus-Peter Weber zum 60. Geburtstag, Stuttgart 1999, S. 3744. Martens, Klaus-Peter/Westermann, Harm Peter/Zöllner, Wolfgang (Hrsg.): FS für Carsten Peter Claussen zum 70. Geburtstag, Köln 1997.
Maunz, Theodor/Dürig, Günter (Hrsg.): Grundgesetz Kommentar, Bd. I, Art. 1-11, Lieferungen 1-36, München Oktober 1999. Maunz, Theodor/Dürig, Günter (Hrsg.): Grundgesetz Kommentar, Bd. II, Art. 1221, Lieferungen 1-36, München Oktober 1999.
Maunz, Theodor: Art. 80 GG, in: Maunz, Theodor/Dürig, Günter (Hrsg.), Grundge setz Kommentar, Bd. II, Art. 12-21, Lieferungen 1-36, München Oktober 1999. Maurer, Hartmut [Staatsrecht]: Staatsrecht, München 1999. Maurer, Hartmut [Verwaltungsrecht]: Allgemeines Verwaltungsrecht, 13., überarb. und erg. Aufl., München 2000.
Mayer-Wegelin, Eberhard [FS Ritter]: Internationalisierung der deutschen Rech nungslegung: Rückwirkungen auf das Steuerrecht?, in: Kley, Max Dietrich (Hrsg.), FS für Wolfgang Ritter zum 70. Geburtstag Steuerrecht, Steuer- und Rechtspolitik, Wirtschaftsrecht und Unternehmensverfassung, Köln 1997, S. 713-729. Mayer-Wegelin, Eberhard [FS Weber]: Weiterentwicklung des deutschen Bilanz rechts für Konzernabschlüsse, in: Küting, Karlheinz/Langenbucher, Günther (Hrsg.), Internationale Rechnungslegung, FS für Prof. Dr. Claus-Peter Weber zum 60. Geburtstag, Stuttgart 1999, S. 525-541. Menn, Bernd-Joachim [Finanzmärkte]: Was bedeutet die Übernahme der IAS für deutsche Unternehmen? Warum - Wie - Wieweit - Wohin, in: Schmalen bach-Gesellschaft - Deutsche Gesellschaft für Betriebswirtschaft e.V. (Hrsg.), Globale Finanzmärkte, Stuttgart 1996, S. 121-135. Merkt, Hanno: Europäische Rechtsetzung und strengeres autonomes Recht: Zur Auslegung von Gemeinschaftsnormen als Mindeststandards, RabelsZ 1997, S. 647-684.
Mestmäcker, Ernst-Joachim [FG Willgerodt]: Zur Wirtschaftsverfassung in der Europäischen Union, in: Hasse, Rolf H./Molsberger, Josef/Watrin, Christian (Hrsg.), Ordnung in Freiheit, FG Hans Willgerodt, Stuttgart 1994, S. 263-292.
Mestmäcker, Ernst-Joachim [Marktwirtschaft]: Soziale Marktwirtschaft und Euro päisierung des Rechts, in: Nörr, Knut Wolfgang/Starbatty, Joachim (Hrsg.), Soll und Haben - 50 Jahre Soziale Marktwirtschaft, Stuttgart 1999, S. 129152. Meyer-Cording, Ulrich [Rechtsnormen]: Die Rechtsnormen, Tübingen 1971.
Meyn, Karl-Ulrich: Autonome Satzung und demokratische Legitimation, DVBI. 1977, S. 593-601.
Literaturverzeichnis
255
Möller, Hans Peter/Schmidt, Franz (Hrsg.): Rechnungswesen als Instrument für Führungsentscheidungen, FS für Prof. Dr. Dr. h.c. Adolf G. Coenenberg zum 60. Geburtstag, Stuttgart 1998. Möllers, Thomas M.J.: Anlegerschutz durch Aktien- und Kapitalmarktrecht - Har monisierungsmöglichkeiten nach geltendem und künftigem Recht, ZGR 1997, S. 334-367. Moritz, Norbert [Verweisung]: Verweisung im Gesetz auf Tarifverträge, Köln 1995.
Moxter, Adolf: Deutsches Rechnungslegungs Standards Committee: Aufgaben und Bedeutung, DB 1998, S. 1425-1428. Müller, Jürgen/Vogelsang, Ingo [Regulierung]: Staatliche Regulierung, BadenBaden 1979. Müller-Foell, Martina [Normen]: Die Bedeutung technischer Normen für die Kon kretisierung von Rechtsvorschriften, Heidelberg 1987. Münch, Christof: Rechtssicherheit als Standortfaktor, NJW 1996, S. 3320-3324.
Münch, Ingo von/Kunig, Philip (Hrsg.): Grundgesetz-Kommentar, Bd. 3 (Art. 70 bis Art. 146), 3., neubearb. Aufl., München 1996.
Mujkanovic, Robin: Befreiende Konzernabschlüsse und Konzernlageberichte, BB 1999, S. 999-1005. Mujkanovic, Robin [Stellungnahme]:Kommentar zum Entwurf eines DRS 1, Mainz 1999, veröffentlicht auf der Homepage des DRSC (http://www.drsc.de). Musgrave, Richard [Comment]: Comment on Niskanen; Bureaucrats between Self Interest and Public Interest, in: Hanusch, Horst (Hrsg.), Anatomy of Govern ment Deficiencies, Berlin 1983, S. 119-123. Musgrave, RichardZMusgrave, Peggy/Kullmer, Lore [Finanzen]: Die öffentlichen Finanzen in Theorie und Praxis, 1. Bd., 6., aktualisierte Aufl., Tübingen 1994.
Mussler, Werner [Wirtschaftsverfassung]: Die Wirtschaftsverfassung der Euro päischen Gemeinschaft im Wandel: von Rom nach Maastricht, Baden-Baden 1998. National Bureau of Economic Research (Hrsg.): The Rate and the Direction of Inventive Activity: Economic and Social Factors, Princeton 1962. Nicklisch, Fritz: Funktion und Bedeutung technischer Standards in der Rechtsord nung, BB 1983, S. 261-269.
Nicklisch, Fritz: Technische Regelwerke - Sachverständigengutachten im Rechts sinne?, NJW 1983, S. 841-850. Niehus, Rudolf J.: ’’Vorsichtsprinzip” und ’’Acrual Basis” - Disparitäten bei den De terminanten der ’’Fair Presentation” in der sog. internationalen Rechnungsle gung, DB 1997, S. 1421-1427. Niehus, Rudolf J.: Die Zukunft der Standards des DRSC, DB 2001, S. 53-59.
256
Literaturverzeichnis
Niehus, Rudolph J./Thyll, Alfred [Konzernabschluß]: Konzernabschluß nach USGAAP, 2. überarb. und erw. Aufl., Stuttgart 2000.
Niemann, Ursula [Konzernbilanzen]: Befreiende Konzernbilanzen nach dem Ka pitalaufnahmeerleichterungsgesetz - Probleme, Lösungen und mögliche Fol gen -, Bonn 1998. Nipperdey, Hans Carl [Marktwirtschaft]: Soziale Marktwirtschaft und Grundgesetz, 2., neubearb. Aufl., Köln 1961. Nipperdey, Hans Carl (Hrsg.): FS für Erich Molitor zum 75. Geburtstag am 03. Ok tober 1961, München 1962.
Niskanen, William A. [Interest]: Bureaucrats between Self Interest and Public Interest, in: Hanusch, Horst (Hrsg.), Anatomy of Government Deficiencies, Berlin 1983, S. 111-116. Nörr, Knut Wolfgang/Starbatty, Joachim (Hrsg.): Soll und Haben - 50 Jahre So ziale Marktwirtschaft, Stuttgart 1999.
Noll, Roger: The Political Foundations of Regulatory Policy, ZgS 1983, S. 377-404. Noth, Michael [Regulierung]: Regulierung bei asymmetrischer Informationsvertei lung, Wiesbaden 1994.
Obermayer, Klaus: Die Übertragung von Hoheitsbefugnissen im Bereich der Ver waltungsbehörden, JZ 1956, S. 625-630. Oberndorfer, Peter/Schambeck, Herbert (Hrsg.): Verwaltung im Dienste von Wirt schaft und Gesellschaft, FS für Ludwig Fröhler zum 60. Geburtstag, Berlin 1980.
Oestreicher, Andreas/Spengel, Christoph: International Accounting Standards, Maßgeblichkeitsprinzip und Besteuerung, DB 1999, S. 593-600. o.V. [Referentenentwurf]: Referentenentwurf zur Internationalisierung von Kon zernabschlüssen, ZIP 1996, S. 2000-2003. o.V.: Internationale Rechnungslegung übernommen, FAZ vom 16.05.1998, S. 14.
o.V.: Die IAS-Regeln werden jetzt für Deutschland umgesetzt, Blick durch die Wirt schaft vom 18.05.1998, S. 1. o.V.: ’’SAP wird das umsatzstärkste deutsche Wertpapier an der Wall Street”, FAZ vom 01.08.1998, S. 18. o.V.: SEC gegen selektive Publizität, FAZ vom 10.12.1999, S. 25. o.V.: Ein Meilenstein auf dem Weg zur globalen Rechnungslegung, FAZ vom 28.02.2000, S. 34.
o.V.: Auch die Europäische Kommission tritt für IAS ein, FAZ vom 19.06.2000, S. 30. o.V.: DSR warnt vor Sonderweg in der europäischen Rechnungslegung, FAZ vom 21.06.2000, S. 20. o.V.: Wenn der Vorstand mit dem Analysten über das Wetter redet, FAZ vom 12.08.2000, S. 24.
257
Literaturverzeichnis
o.V.: Manfred Gentz: Amerikanische Standards sind IAS vorzuziehen, FAZ vom 19.09.2000, S. 19.
o.V.: Globale Rechnungslegung - Anerkennung der IAS durch die SEC?, StuB 2000, S. 256. o.V.: Deutsche Börse geht am 5. Februar an die Börse, BZ vom 09.01.2001, S. 29. o.V.: Das Maßgeblichkeitsprinzip der deutschen Rechnungslegung fällt, FAZ vom 26.02.2001, S. 29. o.V.: Verstöße gegen die "Fair Disclosure”, BZ vom 16.03.2001, S. 13.
o.V.: VW überrascht mit hohem IAS-Ergebnis: Ausland gleicht Inlandsschwäche aus, BZ vom 09.05.2001, S. 1. o.V.: VW steigert Umsatzrendite auf 5,5 Prozent, BZ vom 09.05.2001, S. 9.
o.V.: Kurznachrichten Internationale Rechnungslegung, DB 2001, S. 939. Olson, Mancur [Logik]: Die Logik des kollektiven Handelns, Tübingen 1968. Oppermann, Thomas [Europarecht]: Europarecht, 2., vollständig überarb. Aufl., München 1999. Oppermann, Thomas [Stellungnahme]: Stellungnahme zum Referat ErnstJoachim Mestmäcker, in: Nörr, Knut Wolfgang/Starbatty, Joachim (Hrsg.), Soll und Haben - 50 Jahre Soziale Marktwirtschaft, Stuttgart 1999, S. 153-159.
Ordelheide, Dieter/Rudolph, Bernd/Büsselmann, Elke (Hrsg.): schaftslehre und Ökonomische Theorie, Stuttgart 1991.
Betriebswirt
Ordelheide, Dieter: Internationalisierung der Rechnungslegung deutscher Unter nehmen: Anmerkungen zum Entwurf eines Kapitalaufnahmeerleichterungs gesetzes, WPg 1996, S. 545-552. Ordelheide, Dieter [Rechnungslegung]: Regulierung der Rechnungslegung Ökonomische Zwänge und kulturelle Unterschiede, in: Engelhard, Johann (Hrsg.), Interkulturelles Management, Wiesbaden 1997, S. 235-259.
Ordelheide, Dieter [Controlling]: Wettbewerb der Rechnungslegungssysteme IAS, US-GAAP und HGB, in: Börsig, Clemens/Coenenberg, Adolf G. (Hrsg.), Con trolling und Rechnungswesen im internationalen Wettbewerb, Stuttgart 1998, S. 15-53. Ordelheide, Dieter: Zur Politischen Ökonomie der Rechnungslegung, ZfbF-Sonder heft 1998, S. 1-16. Oser, Peter: Aktuelle Entwicklungen im Recht befreiender Konzernabschlüsse, DStR 1996, S. 34-38.
Ossenbühl, Fritz: Die verfassungsrechtliche Zulässigkeit der Verweisung als Mittel der Gesetzgebungstechnik, DVBI. 1967, S. 401-408. Ossenbühl, Fritz [Verwaltungsvorschriften]: Verwaltungsvorschriften und Grund gesetz, Bad Homburg v.d.H. 1968.
258
Literaturverzeichnis
Ossenbühl, Fritz: Die Erfüllung von Verwaltungsvorschriften durch WDStRL 29 (1971), S. 1377-209.
Private,
Ossenbühl, Fritz [FG BVerwG]: Die Außenwirkung von Verwaltungsvorschriften, in: Bachof, Otto/Heigl, Ludwig/Redeker, Konrad (Hrsg.), Verwaltungsrecht zwischen Freiheit, Teilhabe und Bindung, FG aus Anlaß des 25jährigen Be stehens des Bundesverwaltungsgerichts, München 1978, S. 433-450. Ossenbühl, Fritz: Der verfassungsrechtliche Rahmen offener Gesetzgebung und konkretisierender Rechtsetzung, DVBI. 1999, S. 1-7. Ossenbühl, Fritz: § 61, Gesetz und Recht - Die Rechtsquellen im demokratischen Rechtsstaat, in: Isensee, Josef/Kirchhof, Paul (Hrsg.), HStR III, 2., durchges. Aufl., Heidelberg 1996.
Ossenbühl, Fritz: § 62, Vorrang und Vorbehalt des Gesetzes, in: Isensee, Josef/Kirchhof, Paul (Hrsg.), HStR III, 2., durchges. Aufl., Heidelberg 1996. Ossenbühl, Fritz: § 63, Verfahren der Gesetzgebung, in: Isensee, Josef/Kirchhof, Paul (Hrsg.), HStR III, 2., durchges. Aufl., Heidelberg 1996.
Ossenbühl, Fritz: § 64, Rechtsverordnung, in: Isensee, Josef/Kirchhof, Paul (Hrsg.), HStR III, 2., durchges. Aufl., Heidelberg 1996. Ossenbühl, Fritz: § 65, Autonome Rechtsetzung der Verwaltung, in: Isensee, Josef/Kirchhof, Paul, HStR III, 2., durchges. Aufl., Heidelberg 1996. Ossenbühl, Fritz: § 66, Satzung, in: Isensee, Josef/Kirchhof, Paul (Hrsg.), HStR III, 2., durchges. Aufl., Heidelberg 1996.
Otte, Hans-Heinrich: Harmonisierte Europäische Rechnungslegung, ZfbF 1990, S. 505-525. Papier, Hans-Jürgen: Grundgesetz und Wirtschaftsordnung, in: Benda, Ernst (Hrsg.), HVfR Teil I, Berlin 1984, S. 609-652.
Papier, Hans-Jürgen [Marktwirtschaft]: Soziale Marktwirtschaft - ein Begriff ohne verfassungsrechtliche Relevanz?, in: Nörr, Knut Wolfgang/Starbatty, Joachim (Hrsg.), Soll und Haben - 50 Jahre Soziale Marktwirtschaft, Stuttgart 1999, S. 95-114. Paulus, Christoph G./Zenker, Wolfgang: Grenzen der Privatautonomie, JuS 2001, S. 1-9.
Pegatzky, Claus [Parlament]: Parlament und Verordnungsgeber: Rechtsverord nungen im Spannungsfeld zwischen kompetenzrechtlicher Zuweisung und materieller Funktionenordnung, Baden-Baden 1999.
Pellens, Bernhard [Informationswert]: Der Informations wert von Konzernab schlüssen, Wiesbaden 1989. Pellens, Bernhard [Rechnungslegung]: Internationale 3. überarb. und erw. Aufl., Stuttgart 1999.
Rechnungslegung,
Pellens, Bernhard/Bonse, Andreas/Gassen, Joachim: Perspektiven der deut schen Konzernrechnungslegung, DB 1998, S. 785-792.
Literaturverzeichnis
259
Pellens, Bernhard/Bonse, Andreas [FS Großfeld]: Annäherung des deutschen Aktionärsschutzes an US-amerikanische Vorstellungen, in: Hübner, Ulrich/Ebke, Werner F. (Hrsg.), FS für Bernhard Großfeld zum 65. Geburtstag, Heidelberg 1999, S. 851-874. Pellens, Bernhard/Fülbier, Uwe/Ackermann, Ulrich: International Accounting Standards Committee: Deutscher Einfluß auf Arbeit und Regelungen, DB 1996, S. 285-291.
Pellens, Bernhard/Fülbier, Rolf Uwe: Differenzierung der Rechnungslegungsregu lierung nach Börsenzulassung, ZGR 2000, S. 572-593. Pellens, Bernhard/Gassen, Joachim [FS Coenenberg]: Die Bereitstellung von Rechnungslegungssystemen - Eine Aufgabe des Staates oder des Marktes?, in: Möller, Hans Peter/Schmidt, Franz (Hrsg.), FS für Prof. Dr. Dr. h.c. Adolf G. Coenenberg zum 60. Geburtstag, S. 633-650. Peltzman, Sam: Toward A More General Theory Of Regulation, The Journal of Law & Economics 1976, S. 211-241. Peltzman, Sam: How efficient is the voting market?, Journal of Law & Economics 1990, S. 193-211.
Pestalloza, Christoph: Gesetzgebung im Rechtsstaat, NJW 1991, S. 2081-2087. Petersmann, Ernst-Ulrich: Grundprobleme der Wirtschaftsverfassung der EG, Aussenwirtschaft 1993, S. 389-424.
Pfähler, Wilhelm [Markt]: Markt und Staat: Ökonomischen Begründungen der Staatstätigkeit, in: Vaubel, Roland/Barbier, Hans D. (Hrsg.), Handbuch Markt wirtschaft, Stuttgart 1993, S. 52-66. Phillips, Charles F. [Regulation]: The Economics of Regulation: Theory and Practice in the Transportation and Public Utility Industries, Homewood 1965.
Picot, Arnold/Dietl, Helmut [Kapitalmarkt]: lnformations(de-)regulierung am Kapi talmarkt aus institutionenökonomischer Sicht, in: Jahrbuch für neue politische Ökonomie, 13. Band, Tübingen 1994, S. 113-148. Pieper, Stefan Ulrich: Subsidiaritätsprinzip - Strukturprinzip der Europäischen Union, DVBI. 1993, S. 705-712. Posner, Richard A.: Theories of economic regulation, The Bell Journal of Econo mics and Management Science 1974, S. 335-358.
Puro, Marsha: Audit Firm Lobbying Before the Financial Accounting Standards Board: An Empirical Study, Journal of Accounting Research 1984, S. 624-646. Quaritsch, Helmut [Parlamentsgesetz]: Das parlamentslose Parlamentsgesetz: Rang und Geltung der Rechtssätze im demokratischen Staat untersucht am hamburgischen Planungsrecht, Hamburg 1961. Raiser, Ludwig: Vertragsfreiheit heute, JZ 1958, S. 1-8.
260
Literaturverzeichnis
Randelzhofer, Albrecht: Art. 54 EGV, in: Grabitz, Eberhard/Hilf, Meinhard (Hrsg.), Das Recht der Europäischen Union, Altband II, Stand 14. Ergänzungslie ferung, München Oktober 1999. Richardi, Reinhard: Tarifautonomie und Betriebsautonomie als Formen wesens verschiedener Gruppenautonomie im Arbeitsrecht, DB 2000, S. 42-47.
Richter, Rudolf/Furubotn, Eirik G. [Institutionenökonomik]: Neue Institutio nenökonomik, 2., durchges. und erg. Aufl., Tübingen 1999. Richter, Wolfram F.: Über die Rationalität des Schwarzfahrens, in: Jahrbuch für Sozialwissenschaft 1979, S. 382-395. Risse, Axel: Standard-Setting beim IASC: Mitwirkungsmöglichkeiten aus deutscher Sicht, RIW 1995, S. 830-834.
Rittner, Fritz [Wirtschaftsrecht]: Wirtschaftsrecht mit Wettbewerbs- und Kartellrecht, Heidelberg 1979. Rivera, Juan M.: The Internationalization of Accounting Standards: Past Problems and Current Prospects, in: The International Journal of Accounting 1989, S. 320-341.
Rödig, Jürgen (Hrsg.): Studien zu einer Theorie der Gesetzgebung, Berlin 1976. Röhl, Klaus F. [Rechtslehre]: Allgemeine Rechtslehre, Köln 1994. Röttinger, Moritz: Art. 308 EGV, in: Lenz, Otto (Hrsg.), EG-Vertrag Kommentar, 2. Aufl., Köln 1999.
Ronellenfitsch, Michael: Staat und Markt: Rechtliche Grenzen einer Privatisierung kommunaler Aufgaben, DÖV 1999, S. 705-711. Rosen, Rüdiger von (Hrsg.): Neue Bilanzierungsüberlegungen in Deutschland Dokumentation des Seminars vom 06.07.1998, Deutsches Aktieninstitut e.V., Frankfurt a.M. 1998. Rossi, Matthias: Art. 308 EGV, in: Calliess, Christian/Ruffert, Matthias (Hrsg.), EUV/EGV, Neuwied 1999.
Rowley, Charles K. (Hrsg.): Public Choice Theory III, Aldershot 1993. Rowley, Charles K./Vachris, Michelle A. [Choice]: Snake Oil Economics versus Public Choice, in: Rowley, Charles K. (Hrsg.), Public Choice Theory III, Al dershot 1993,S. 573-584. Rowley, Charles K./Elgin, Robert [Behaviour]: Towards a Theory of Bureaucratic Behaviour, in: Greenaway, David/Shaw, Graham K., Public Choice Public Finance and Public Policy, Oxford 1985, S. 31-50.
Rupp, Hans Heinrich [Grundgesetz]: Grundgesetz und ’’Wirtschaftsverfassung”, Tübingen 1974. Rupp, Hans Heinrich: Die ’’Verwaltungsvorschriften” im grundgesetzlichen Normen system, JuS 1975, S. 609-617.
Literaturverzeichnis
261
Rupp, Hans Heinrich: § 28, Die Unterscheidung von Staat und Gesellschaft, in: Isensee, Josef/Kirchhof, Paul (Hrsg.), HStR I, 2. unveränd. Aufl., Heidelberg 1995. Russell, Milton/Shelton, Robert B.: A Model of Regulatory Agency Behaviour, Public Choice 1974, S. 47-62.
Sachs, Michael: Die dynamische Verweisung als Ermächtigungsnorm, NJW 1981, S. 1651-1652. Sachs, Michael (Hrsg.): Grundgesetz Kommentar, 2. Aufl., München 1999.
Sachs, Michael: Art. 20, in: Sachs, Michael (Hrsg.), Grundgesetz Kommentar, 2. Aufl., München 1999. Sahner, Friedhelm/Gersenich, Clemens: Die Befreiungen von der Verpflichtung zur Konzernrechnungslegung in den einzelnen Mitgliedsstaaten: Zum Stand der Transformation von Artikel 6 bis 11 der siebenten EG-Richtlinie, BFuP 1989, S. 338-354.
Salje, Peter (Hrsg.): Recht - Rechtstatsachen - Technik, FS für Helmut Pieper, Hamburg 1998.
Sandrock, Otto/Jäger, Wilhelm (Hrsg): Internationale Unternehmenskontrolle und Unternehmenskultur: Beiträge zu einem Symposium, Prof. Dr. Bernhard Großfeld zum 60. Geburtstag, Tübingen 1994. Schaffer, Aljoscha [Rechnungslegung]: Die Übernahme internationaler Normen in die deutsche Rechnungslegung, Lohmar 2000.
Schäfer, Karl-Wilhelm [Recht]: Das Recht der Regeln der Technik, Köln 1965. Scheffler, Eberhard: Internationale Rechnungslegung und deutsches Bilanzrecht, DStR 1999, S. 1285-1292. Scheffler, Hans-Hermann: Wachsende Bedeutung der Verwaltungsvorschriften, DÖV 1980, S. 236-244. Schenke, Wolf-Rüdiger [FS Fröhler]: Verfassungsrechtliche Grenzen gesetzlicher Verweisungen, in: Oberndorfer, Peter/Schambeck, Herbert (Hrsg.), Verwal tung im Dienste von Wirtschaft und Gesellschaft, FS für Ludwig Fröhler zum 60. Geburtstag, Berlin 1980, S. 87-126. Schenke, Wolf-Rüdiger: Die verfassungsrechtliche Problematik dynamischer Ver weisungen, NJW 1980, S. 743-749. Scheuner, Ulrich (Hrsg.): Die staatliche Einwirkung auf die Wirtschaft, Frankfurt a.M. 1971.
Scheuner, Ulrich [Einführung]: Einführung, in: Scheuner, Ulrich (Hrsg.), Die staat liche Einwirkung auf die Wirtschaft, Frankfurt a.M. 1971, S. 9-84.
Scheurer, Alexander: Art. 44 EGV, in: Lenz, Otto (Hrsg.), EGV-Kommentar, 2. Aufl., Köln 1999. Schiereck, Dirk: Zur Notierung deutscher Aktiengesellschaften an ausländischen Börsenplätzen, AG 1993, S. 319-323.
262
Literaturverzeichnis
Schildbach, Thomas [Markt]: Jahreabschluß und Markt, Berlin 1986. Schildbach, Thomas [FS Moxter]: Internationale Rechnungslegungsstandards auch für deutsche Einzelabschlüsse, in: Ballwieser, Wolfgang/Böcking, HansJoachim/Drukarczyk, Jochen/Schmidt, Reinhard F. (Hrsg.), Bilanzrecht und Kapitalmarkt, FS zum 65. Geburtstag von Prof. Dr. Dr. h.c. Dr. h.c. Adolf Moxter, Düsseldorf 1994, S. 699-721. Schildbach, Thomas: Harmonisierung der Rechnungslegung - ein Phantom, BFuP 1998, S. 1-22.
Schildbach, Thomas: Das private Rechnungslegungsgremium gemäß § 342 HGB und die Zukunft der Rechnungslegung in Deutschland, DB 1999, S. 645-652.
Schlecht, Otto [Deregulierung]: Deregulierung als wirtschaftspolitische Aufgabe Chancen für mehr Dynamik, in: Ordelheide, Dieter/Rudolph, Bernd/Büsselmann, Elke (Hrsg.), Betriebswirtschaftslehre und Ökonomische Theorie, Stuttgart 1991, S. 431-443.
Schmalenbach-Gesellschaft - Deutsche Gesellschaft für Betriebswirtschaft e.V. (Hrsg.): Globale Finanzmärkte: Konsequenzen für Finanzierung und Unternehmensrechnung, Kongress-Dokumentation 49. Deutscher Betriebs wirtschafter-Tag 1995, Stuttgart 1996. Schmidt, Ingo [Wettbewerbspolitik]: Wettbewerbspolitik und Kartellrecht, 6., neu bearb. und erw. Aufl., Stuttgart 1999. Schmidt, Matthias [Rechnungslegung]: Das Konzept einer kapitalmarktorientier ten Rechnungslegung, Bielefeld 2000. Schmidt, Reiner: § 83, Staatliche Verantwortung für die Wirtschaft, in: Isensee, Josef/Kirchhof, Paul (Hrsg.), HStR III, 2., durchges. Aufl., Heidelberg 1996. Schmidt, Reinhard H.: Rechnungslegung als Informationsproduktion auf nahezu effizienten Kapitalmärkten, ZfbF 1982, S. 728-748.
Schmidt-Aßmann, Eberhard [Rechtsetzung]: Die kommunale Rechtsetzung im Gefüge der administrativen Handlungsformen und Rechtsquellen, München 1981. Schmidt-Aßmann, Eberhard: § 24, Der Rechtsstaat, in: Isensee, Josef/Kirchhof, Paul (Hrsg.), HStR I, 2., unveränd. Aufl., Heidelberg 1995.
Schmidt-Preuß, Matthias [Regelwerke]: Private technische Regelwerke - Recht liche und politische Fragen, in: Kloepfer, Michael (Hrsg.), Selbst-Beherrschung im technischen und ökologischen Bereich, Berlin 1998, S. 89-101.
Schnapp, Friedrich E./Kaltenborn, Markus: Grundrechtsbindung nichtstaatlicher Institutionen, JuS 2000, S. 937-943. Schneider, Hans [FS Möhring]: Autonome Satzung und Rechtsverordnung: Unter schiede und Übergänge, in: Hefermehl, Wolfgang/Nipperdey, Hans Carl, FS für Philipp Möhring zum 65. Geburtstag am 4. September 1965, München 1965, S. 521-542.
Literaturverzeichnis
263
Schneider, Hans [Gesetzgebung]: Gesetzgebung, 2., verb, und erw. Aufl., Heidel berg 1991. Schubarth, Andreas [Regulierung]: Die Regulierung der Rechnungslegung in der Schweiz und in Deutschland, Zürich 1997.
Schüller, Alfred [Ordnung]: Die institutioneilen Voraussetzungen einer marktwirt schaftlichen Ordnung, in: Vaubel, Roland/Barbier, Hans D. (Hrsg.), Handbuch Marktwirtschaft, Stuttgart 1983, S. 34-44.
Schulze-Fielitz, Helmuth: Art. 20 (Rechtsstaat), in: Dreier, Horst (Hrsg.), Grundge setz-Kommentar, Bd. 2 Artikel 10-82, Tübingen 1998. Schulze-Osterloh, Joachim: Zur öffentlichen Funktion des Abschlußprüfers, ZGR 1976, S. 411-434. Schulze-Osterloh, Joachim [Gesellschaftsrecht]: Die Reform der Konzernrech nungslegung nach IAS und US-GAAP, in: Hommelhoff, Peter/Röhricht, Volker (Hrsg.), Gesellschaftsrecht 1997, S. 301-311. Schulze-Osterloh, Joachim: Handels- und Steuerbilanz, ZGR 2000, S. 594-603.
Schumann, Jochen/Meyer, Ulrich/Ströbele, Wolfgang [Theorie]: Grundzüge der mikroökonomischen Theorie, 7., überarb. und erw. Aufl., Berlin 1999. Schwab, Martin: Der Standardisierungsvertrag für das DRSC - Eine kritische Wür digung (Teil I), BB 1999, S. 731-738.
Schwab, Martin: Der Standardisierungsvertrag für das DRSC - Eine kritische Wür digung (Teil II), BB 1999, S. 783-788. Schwab, Martin: Der Deutsche Rechnungslegungs-Standard Nr. 7 im Widerspruch zum geltenden deutschen Bilanzrecht, DB 2001, S. 880-882.
Schwab, Martin [Politikberatung]: Rechtsfragen der Politikberatung, Tübingen 1999. Schwark, Eberhard [Anlegerschutz]: Anlegerschutz durch Wirtschaftsrecht, Mün chen 1979.
Schwark, Eberhard [FS Steindorff]: Spekulation - Markt - Recht, in: Bauer, Jürgen F./Hopt, Klaus J./Mailänder, K. Peter (Hrsg.), FS für Ernst Steindorff zum 70. Geburtstag am 13. März 1990, Berlin 1990, S. 473-494.
Schwark, Eberhard/Rinck, Gerd [Wirtschaftsrecht]: Wirtschaftsrecht: Wirtschafts verfassung, Kartellrecht, Wettbewerbsrecht, Wirtschaftsverwaltung, 6. neubearb. Aufl., Köln 1989. Schwartz, Ivo [FS Mestmäcker]: Artikel 235 EG-Vertrag nach ’’Maastricht”, in: Immenga, Ulrich (Hrsg.), FS für Ernst-Joachim Mestmäcker zum 70. Ge burtstag, Baden-Baden 1996, S. 467-482.
Seeberg, Thomas [Rechnungslegung]: Probleme der Harmonisierung der Rech nungslegung aus der Sicht eines international tätigen Unternehmens, in: Baetge, Jörg (Hrsg.), Die deutsche Rechnungslegung vor dem Hintergrund internationaler Entwicklungen, Düsseldorf 1994, S. 135-149.
264
Literaturverzeichnis
Seidel, Achim [Sachverstand]: Privater Sachverstand und staatliche Garanten stellung im Verwaltungsrecht, München 2000. Seidenfus, Hellmuth St. (Hrsg.): Deregulierung - eine Herausforderung an die Wirtschafts- und Sozialpolitik in der Marktwirtschaft, Berlin 1989.
Seifert, Michael: Rechnungslegung in der EU - Umfassende Neuregelung?, StuB 2000, S. 717-720.
Selmer, Peter: Rechtsverordnung und Veraltungsvorschrift, VerwA 1986, S. 114145. Siebourg, Peter: § 291 HGB, in: Küting, Karlheinz/Weber, Claus-Peter, Handbuch der Konzernrechnungslegung, 2. Aufl., Stuttgart 1998.
Siebourg, Peter: § 292 HGB, in: Küting, Karlheinz/Weber, Claus-Peter, Handbuch der Konzernrechnungslegung, 2. Aufl., Stuttgart 1998. Siefke, Kirsten: DRS 1 zum befreienden Konzernabschluß nach § 292 a HGB, StuB 2000, S. 888.
Siepe, Günter [FS Kropff]: Steuerorientierter Jahresabschluß - anlegerorientierter Konzernabschluß?, in: Forster, Karl-Heinz/Grunewald, Barbara/Lutter, Marcus/Semler, Johannes (Hrsg.), Aktien- und Bilanzrecht, FS Bruno Kropff, Düsseldorf 1997, S. 619-638.
Sigloch, Jochen: Ein Valet dem Maßgeblichkeitsprinzip?, BFuP 2000, S. 157-183. Singer, Reinhard: Vertragsfreiheit, Grundrechte und der Schutz des Menschen vor sich selbst, JZ 1995, S. 1133-1141. Soltwedel, Rüdiger et al. (Hrsg.): Deregulierungspotentiale in der Bundesrepublik, Tübingen 1986.
Spanheimer, Jürgen: Spezifische Problemfelder des gesetzlichen Standardi sierungsvertrages an den DSR gemäß § 342 Abs. 1 Nr. 1 HGB, WPg 2000, S. 997-1007.
Spieß, Gerhard: Inhaltskontrolle von Verträgen - das Ende privatautonomer Ver tragsgestaltung?, DVBI. 1994, S. 1222-1229. Staats, Johann-Friedrich [Verweisung]: Verweisung und Grundgesetz, in: Rödig, Jürgen, Studien zu einer Theorie der Gesetzgebung, Berlin 1976, S. 244-260.
Staats, Johann-Friedrich: Zur Problematik bundesrechtlicher Verweisungen auf Regelungen privatrechtlicher Verbände, ZRP 1878, S. 59-62. Stahlschmidt, Michael: Die Maßgeblichkeit - Glücksfall oder Störfaktor?, DStZ 2000, S. 415-417.
Starck, Christian: Autonomie und Grundrechte, AöR 1967, S. 449-478. Starck, Christian (Hrsg.): Bundesverfassungsgericht und Grundgesetz, FG aus Anlaß des 25jährigen Bestehens des Bundesverfassungsgerichts, 2. Bd., Tü bingen 1976.
Stein, Ekkehardt/Frank, Götz [Staatsrecht]: Staatsrecht, 17. neu bearb. Aufl., Tü bingen 2000.
Literaturverzeichnis
265
Steindorff, Ernst: Gesellschaftsrecht, EG-Richtlinien und Art. 177 EWG-Vertrag, AG 1988, S. 57-60. Steiner, Udo: Der ’’beliehene Unternehmer” - VG Münster, NJW 1967, 171*-, JuS 1969, S. 69-75. Steiner, Udo: Öffentliche Verwaltung durch Private, DÖV 1970, S. 526-532. Steiner, Udo [Verwaltung]: Öffentliche Verwaltung durch Private, Hamburg 1975.
Stern, Klaus [Staatsrecht]: Das Staatsrecht der Bundesrepublik Deutschland, Bd. I: Grundbegriffe und Grundlagen des Staatsrechts, Strukturprinzipien der Verfassung, 2. völlig neu bearb. Aufl., München 1984. Stern, Klaus [Staatsrecht]: Das Staatsrecht der Bundesrepublik Deutschland, Bd. II: Staatsorgane, Staatsfunktionen, Finanz- und Haushaltsverfassung, Not standsverfassung, München 1980.
Stigler, George J.: The theory of economic regulation, The Bell Journal of Econo mics and Management Science 1971, S. 3-21.
Streim, Hannes: Die Vermittlung von entscheidungsnützlichen Informationen durch Bilanz und GuV - Ein nicht lösbares Versprechen der internationalen Stan dardsetter, BFuP 2000, S. 111-131. Streißler, Erich/Watrin, Christian (Hrsg.): Zur Theorie marktwirtschaftlicher Ord nungen, Tübingen 1980.
Streit, Manfred E. [Verbände]: Verbände, marktwirtschaftliche Ordnung und politi schen Verfassung, in: Vaubel, Roland/Barbier, Hans D. (Hrsg.), Handbuch Marktwirtschaft, Stuttgart 1993, S. 199-205.
Strobel, Wilhelm: Entwurf eines DSR 1 zur Konzernrechnungslegung nach § 292 a HGB, DB 1999, S. 1127-1130. Strobel, Wilhelm: Der Entwurf eines "Einklang’-Standards des DSR, BB 1999, S. 1647-1652.
Strobel, Wilhelm: Die Neuerungen des KapCoRiLiG für den Einzel- und Konzern abschluß, DB 2000, S. 53-59. Sutton, Timothy G.: Lobbying of Accounting Standard-Setting Bodies in the U.K. and the U.S.: A Downsian Analysis, Accounting, Organizations and Society 1984, S. 81-95. Taylor, Peter/ Turley, Stuart [Accounting]: The Regulation of Accounting, Oxford 1986. Tenhagen, Thomas [Legitimation]: Die Legitimation der Regulierung von Märkten durch die Theorie des Marktversagens, Sinzheim 1997. Tettinger, Peter J.: Der Immissionsschutzbeauftragte - ein Beliehener?, DVBI. 1976, S. 752-759. Tettinger, Peter J.: Neuer Streit um die ’’Wirtschaftsverfassung”?, BB 1977, S. 1617-1621.
266
Literaturverzeichnis
Tettinger, Peter J.: Verfassungsrecht und Wirtschaftsordnung, DVBI. 1999, S. 679687.
Tonner, Klaus: Die Rolle des Verbraucherrechts bei der Entwicklung eines europäi schen Zivilrechts, JZ 1996, S. 533-541. Trute, Hans-Heinrich: Die Verwaltung und das Verwaltungsrecht zwischen gesell schaftlicher Selbstregulierung und staatlicher Steuerung, DVBI. 1996, S. 950964.
Uerpmann, Robert [Interesse]: Das öffentliche Interesse, Tübingen 1999. Uhle, Arnd [Parlament]: Parlament und Rechtsverordnung, München 1999. Ukrow, Jörg: Art. 2 EGV, in: Calliess, Christian/Ruffert, Matthias (Hrsg.) EUV/EGV, Neuwied 1999. Vaubel, Roland/Barbier, Hans D. (Hrsg.): Handbuch Marktwirtschaft, 2. Aufl., Stuttgart 1993.
Vigelius, Christoph [Rechnungslegungsstandards]: HGB, US-GAAP, IAS - Ver gleich deutscher und internationaler Rechnungslegungsstandards, 2., veränderte Aufl., Frankfurt a.M. 1998. Voigt, Rüdiger (Hrsg.): Abschied vom Staat - Rückkehr zum Staat?, Baden-Baden 1993.
Vollmer, Lothar: Wirtschaftsverfassung ’’Maastricht”, DB 1993, S. 25-30.
und Wirtschaftspolitik der EG nach
Vollmer, Lothar [Wirtschaftsverfassung]: Die Wirtschaftsverfassung der Europäi schen Union aus rechtlicher Sicht, in: Caesar, Rolf/Ohr, Renate (Hrsg.), Maa stricht und Maastricht II: Vision oder Abenteuer?, Baden-Baden 1996, S. 8398. Vollmer, Lothar [Wettbewerb]: Fordert das System des Wettbewerbs einen Wett bewerb der Systeme?, in: Caesar, Rolf/Ohr, Renate (Hrsg.), Maastricht und Maastricht II: Vision oder Abenteuer?, Baden-Baden 1996, S. 227-238.
Wackerbarth, Ulrich: Unternehmer, Verbraucher und die Rechtfertigung der In haltskontrolle vorformulierter Verträge, AcP 2000, S. 45-90. Walter-Raymond-Stiftung (Hrsg.): Die Zukunft der sozialen Partnerschaft, Mün chen, 18.- 20. März 1985, Köln 1986.
Waltermann, Raimund [Betriebsvereinbarung]: Rechtsetzung durch Betriebsver einbarung zwischen Privatautonomie und Tarifautonomie, Tübingen 1996. Walz, Rainer: Ökonomische Regulierungstheorien vor den Toren des Bilanzrechts, ZfbF-Sonderheft 1993, S. 85-106.
Watrin, Christian [Marktversagen]: ’’Marktversagen” versus ’’Staatsversagen”, Zü rich 1986. Watrin, Christian: Sieben Thesen zur künftigen Regulierung der Rechnungslegung, DB 2001, S. 933-938.
Literaturverzeichnis
267
Watts, Ross L./Zimmermann, Jerold L.: Towards a Positive Theory of the Deter mination of Accounting Standards, The Accounting Review 1978, S. 112-134.
Watts, Ross L./Zimmerman, Jerold L. [Accounting]: Positive Accounting Theory, Englewood Cliffs 1986. Weber, Rolf H. [Wirtschaftsregulierung]: Wirtschaftsregulierung in wettbewerb spolitischen Ausnahmebereichen, Baden-Baden 1986. Weber-Braun, Elke: Umsetzung der Richtlinien in den EU-Mitgliedstaaten, Art. 1,1. Abschnitt, in: Küting, Karlheinz/Weber, Claus-Peter (Hrsg.), Handbuch der Rechnungslegung, Bd. la, 4., grundlegend überarb. und wesentl. erw. Aufl., Stuttgart 1995. Weber-Grellet, Heinrich: Bilanzrecht im Lichte, Bilanzsteuerrecht im Schatten des EuGH, DB 1996, S. 2089-2092.
Weizsäcker, Carl Christian von: Staatliche Regulierung - positive und normative Theorie, SZfVS 1982, S. 325-343.
Weyreuther, Felix: Über die Rechtsnatur und die Rechtswirkung von Verwaltungs vorschriften, DVBI. 1976, S. 853-858. Wiedemann, Herbert/Stumpf, Hermann [Tarifvertragsgesetz]: Tarifvertragsgesetz mit Durchführungs- und Nebenvorschriften, 5. neubearb. Aufl., München 1977. Wilhelm, Christiane: Die Registrierungs- und Publizitätspflichten bei der Emission und dem Handel von Wertpapieren auf dem US-amerikanischen Kapitalmarkt, WPg 1998, S. 364-375. Windisch, Rupert [Staatseingriffe]: Staatseingriffe in marktwirtschaftliche Ordnun gen, in: Streißler, Erich/Watrin, Christian (Hrsg.), Zur Theorie marktwirtschaft licher Ordnungen, Tübingen 1980, S. 297-339.
Winter, Gerd: Subsidiarität und Deregulierung im Gemeinschaftsrecht, EuR 1996, S. 247-269.
Wöhe, Günther [Bilanzierung]: Bilanzierung und Bilanzpolitik: betriebswirtschaft lich, handelsrechtlich, steuerrechtlich, München 1997. Wolf, Manfred: Selbstbestimmung durch vertragliches Abschlußrecht, JZ 1976, S. 41-45. Wolff, Bernhard: Die Ermächtigung zum Erlaß von Rechtsverordnungen nach dem Grundgesetz, AöR 1952/53, S. 194-227.
Woll, Arthur [Marktordnung]: Marktordnung, in: Albers, Willi (Hrsg.), HdWW Bd. 5, Stuttgart 1980, S. 127-139. Woll, Arthur [Staatsaufgaben]: Reform der Staatsaufgaben und -ausgaben, in: Vaubel, Roland/Barbier, Hans D. (Hrsg.), Handbuch Marktwirtschaft, Stuttgart 1993, S. 300-304. Wollmert, Peter/Oser, Peter: Befreiender internationaler Konzernabschluß (§ 292 a HGB), DB 2000, S. 729-735.
268
Literaturverzeichnis
Young, S. David: The Economic Theory of Regulation: Evidence from the Uniform CPA Examination, The Accounting Review 1988, S. 283-291. Zacher, Hans F. [FS Böhm]: Aufgaben einer Theorie der Wirtschaftsverfassung, in: Coing, Helmut/Kronstein, Heinrich/ Mestmäcker, Ernst-Joachim (Hrsg.), Wirt schaftsverfassung und Rechtsordnung, FS zum 70. Geburtstag von Franz Böhm am 16. Februar 1965, Karlsruhe 1965, S. 63-109. Zachert, Matthias: Zugangshindernisse und Zugangsmöglichkeiten zum US-ameri kanischen Eigenkapitalmarkt aus Sicht eines deutschen Unternehmens, AG 1994, S. 207-222.
Ziegler, Wolfgang [Verkündung]: Die Verkündung von Satzungen und Rechtsver ordnungen der Gemeinden, Berlin 1976. Zitzeisberger, Siegfried: Aus der Arbeit des IDW, WPg 1998, S. 129-138. Zitzeisberger, Siegfried: Überlegungen zur Einrichtung eines nationalen Rech nungslegungsgremiums in Deutschland, WPg 1998, S. 246-259. Zöllner, Wolfgang/Loritz, Karl-Georg [Arbeitsrecht]: Arbeitsrecht, 5., neubearb. Aufl., München 1998. Zuleeg, Manfred [Wirtschaftsverfassung]: Die Wirtschaftsverfassung der Europäi schen Gemeinschaften, in: Arbeitskreis Europäische Integration (Hrsg.), Wirt schafts- und gesellschaftspolitische Ordnungsprobleme der Europäischen Integration, Baden-Baden 1978, S. 73-100. Zuleeg, Manfred: Die Rechtswirkung europäischer Richtlinien, ZGR 1980, S. 466485.
Zuleeg, Manfred: Demokratie und Wirtschaftsverfassung in der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs, EuR 1982, S. 21-29.
Zwirner, Christian: Ausweitung der Möglichkeiten zur internationalen Bilanzierung? - Geplante Änderung des § 292 a HGB-E durch das KapCoRiLiG, StuB 1999, S. 879-884.