Preußische Jahrbücher: Band 50 [Reprint 2020 ed.] 9783112363607, 9783112363591


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Preußische Jahrbücher: Band 50 [Reprint 2020 ed.]
 9783112363607, 9783112363591

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Preußische Jahrbücher. Herausgegeben

von

Heinrich von Trettschke.

Fünfzigster Band.

Berlin, 1882. Druck und Verlag von G. Reimer.

Inhalt. Erstes Heft. Bettino Ricasoli.

1

(Otto Speyer.).......................................................................Seite (G. Bötticher.)..................................................... —

„Parfifal" und „Parzival".

46

Die Schweiz und Belgien ihrer militärisch-politischen Bedeutung nach, bei

einem deutsch-französischen Kriege........................................................................ Gottfried Keller.

77



(Julian Schmidt.)........................................................................—

DaS Bombardement von Alexandrien und seine Folgen.

87

(Politische Correspon-

denz.) (7t.)............................................................................................................... Notizen. (Zur neueren ethischen Litteratur.) (W. Hollenberg.)........................ —

97 102

Zweites Hest. Der Kirchenstreit in Preußen.

(Jolly.)....................................................................—

107

Znm Krieg des Magyarischen gegen das Deutsche in Ungarn.................................—

165

Die Berufung in Strafsachen.

181

Dor der Action.

Notizen.

(O. Mittelstadt.).................................................. —

(Politische Correspondenz.)

(7t.).................................................. —

(Preußen im Bundestag (1851 bis 1859).)

(Julian Schmidt.) .

198



203

(Otto Speyer.)........................................................... —

207

Drittes Heft. Bettino Ricasoli.

(Schluß.)

Ein Apostel der Wiedertäufer. Charities.

(Ludwig Keller.).......................................................—

Freiwillige Armenpflege in London.

Herrmann und Dorothee.

England und Frankreich.

(Ludwig Frhr. v. Ompteda.)

235



252

(Julian Schmidt.)....................................................... —

296

(Politische Correspondenz.)

(?r.).................................—

310

Viertes Hest. CharitieS.

Freiwillige Armenpflege in London.

(Schluß.) (Ludwig Freiherr

von Ompteda.).................................................................................................—

Auswärtige Politik der würtembergifchen Stände. Kaiser Friedrich II.

321

(Wilhelm Lang.) . .



372

(Dr. F. Philippi.)..............................................................



406

Der neue Angriff gegen die gemischten Ehen.

England und die Mächte in Aegypten.

I.

(O. Bähr.)........................... —

(Politische Correspondenz.)

(k.) . .

424



430

IV

Inhalt.

Fünftes Heft. Zur Staats- und Communalsteuerreform in Preußen.

. .

(Fr. Kalle.)

. Seite 439

Auswärtige Politik der würtembergischeu Stände. (Schluß.) (Wilhelm Lang.)

Aus Weimar und Kochberg.

(Bernhard Suphan.)...........................

Der kategorische Imperativ und Preußen.

(Julian Schmidt.)......................

Die deutsch-russischen Gränzlande vom strategischen Standpunkt aus Die Wahlen zum preußischen Landtage.

(Heinrich von Treitschke.)



464



495



505

betrachtet.

— 524

....

— 531

Sechstes Heft. Heerwesen und Kriegführung in der Neuzeit. (Hauptmann von Kaltenborn.)



539

Die Ausbildung der Juristen.



571

(Bernhard Suphan.)........................ —

593

(O. Bähr.)..........................................................

Eine klassische Lobschrift auf Winckelmann.

Zu den Briefen der Frau von Stein an Herder. Die Universitäten und die Presse.



604

(Heinrich von Treitschke.)............................ — 606

Eine Erwiderung an H. Baumgarten. Die auswärtige Lage am Jahresschlüsse.

Notizen.

(Bernhard Suphan.) . .

(Heinrich von Treitschke.) (Politische Correspondeuz.)

....



611

(k.)



624



632

.

(Ranke's Weltgeschichte. — Preußen im Bundestag 1851—1859.

(Julian Schmidt.) — I. Chr. Reinhart und seine Kreise. — Olympia, von Adolf Boetticher. — Das Leben des Feldmarschalls Grafen Neithardt

von Gneifenau von HanS Delbrück.)..........................................................

Register zu Band 26 — 50.

Bettlno Ricasoli. RlS am 23. October 1880 der elektrische Draht nach allen Richtungen hin die Kunde trug, Baron Bettino Ricasoli sei auf seinem alten Herrensitze

Brolio in Toscana verschieden, da ertönte ein Klageruf von den Alpen bis zum libyschen Meere.

In allen öffentlichen Blättern von den größten

bis zu den kleinsten, auf den Straßen und öffentlichen Plätzen, in den

Versammlungen der Communalbehörden wie in den Sitzungen des Par­

laments war nur von ihm die Rede; tagelang schien alles Interesse an

den Lebenden zu verschwinden vor der Erinnerung an den Todten.

Man

wurde an den 10. Juni 1861 und den 9. Januar 1878, an die Tage der Nationaltrauer um Camillo Cavour und Victor Emanuel erinnert.

Wie

kam es, daß ein Mann, der seit länger als dreizehn Jahren nur bei wenigen vereinzelten Gelegenheiten auS dem Dunkel des Privatlebens her­

vortretend, bei seinem Volke fast vergessen schien, bei seinem Tode so ge­ waltig in dem Gedächtnisse der Nation wieder auflebte? Die folgenden Seiten sollen versuchen, die Antwort auf diese Frage

zu geben. ES ist in Italien eine freilich in neuester Zeit zuweilen durchbrochene Sitte, keine Biographien von Lebenden zu schreiben.

Aber man war be­

rechtigt zu erwarten, daß nachdem die Todeskunde wieder die allgemeine

Aufmerksamkeit auf den geschiedenen Staatsmann gerichtet hatte, aus dem

Kreise Derer, die ihm im Leben nahe gestanden, eingehende Nekrologe

und biographische Skizzen veröffentlicht, daß eine Menge von Details aus

seinem öffentlichen und Privatleben ans Licht gebracht werden würden, wenn auch die Zeit zu einer vollständigen und umfassenden Biographie noch nicht gekommen war.

Aber nichts dergleichen.

Ueber keinen der be­

deutenderen italienischen Staatsmänner der neuesten Zeit fließen die Quellen so sparsam wie über Bettino Ricasoli.

Kein Briefwechsel, wie sie jetzt

nach dem Tode und oft schon bei Lebzeiten bedeutender Männer zu er­

scheinen pflegen, keine Denkwürdigkeiten, nichts Autobiographisches. Preußische Jahrbücher. Bd. L. Heft 1.

1

Wir

2

Bettino Ricasoli.

bezweifeln, ob überhaupt viel dergleichen vorhanden ist.

Bettino Rtcasolt

war kein redseliger, noch weniger ein schreibseliger Mann.

Auch mag die

Familie durch eine anderSwo nur allzuoft außer Augen gesetzte Rücksicht

auf die Lebenden von jeder derartigen Veröffentlichung

werden.

So sind

zurückgehalten

Fernerstehende in Bezug auf sein Privatleben auf

wenige nackte Thatsachen, auf Erzählungen und Anekdoten seiner Freunde

beschränkt; selbst der Historiker der Familie Ricasoli*), der freilich zu Lebzeiten Bettino'S schrieb, ist äußerst zurückhaltend und begnügt sich mit

allgemeinen

Andeutungen

oder

notorischen Daten

ohne

alle Details.

Dagegen liegt Bettino Ricasoli'S öffentliches Leben, der Einfluß, den er

auf die Geschicke seines Vaterlandes geübt, offen vor uns ausgebreitet. Sein Charakterbild schwankt keineswegs

in der Geschichte; in scharfen

klaren Umrissen steht eS da, und so einfach sind bei aller Eigenthümlichkeit seine Elemente, so aus einem Gusse ist der ganze Mann, so vollkommen

spiegelt sich sein Wesen in seinem Thun, daß der aufmerksame und un­

befangene Forscher auch über die Grundzüge, seines PrtvatcharakterS nicht im Zweifel, bleiben kann.

So darf der Verfasser dieser Skizze, der ihn

einst zu Anfang seiner politischen Laufbahn persönlich kennen gelernt, wen»

auch in keinem näheren Verhältniß zu ihm gestanden hat, eS wagen, ein Bild des Mannes und feines Lebens, vor Allem der Rolle, die er in dem Werdeproceffe des einigen Königreichs Italien gespielt, in Umrissen

zu zeichnen, bis die von einem dem Verstorbenen nahe stehenden und trefflich unterrichteten Manne**) verheißene Biographie ein volles und

farbiges Portrait von ihm darbieten wird. — I. Der bei weitem größte Theil der florentinischen Adelsgeschlechter ist

flachweisbar bürgerlichen Ursprungs.

Wollhändler, Tuchkratzer, Färber,

Seidenfabrikanten, Banquiers waren ihre Ahnen, die, durch Reichthum

und persönliche- Verdienst zum städtischen Patriciat gelangt, von beit Kaisern zu wurden.

Grafen und Baronen, zu Fürsten und Herzogen erhoben

War doch das Herrschergeschlecht der Medici selbst bekanntlich

einem Bankhause entsprossen, daS noch vor den Fuggern die Geldgeschäfte halb Europa'- besorgte.

Ander- die Rtcasolt.

Die ältesten auf sie be­

züglichen Documente lassen fast mit Sicherheit erkennen, daß sie von

longobardischen Edlingen abstammten und sich dieser Abstammung mit Stolz bewußt waren.

Zu Anfang de- 11. JahrhunderS treten sie uns

*) Genealogie e storia della famiglia Ricasoli da Luigi Passerini. — Florenz 1861. Im Buchhandel nicht zu haben. **) Celestino Bianchi, der bekannte Staatsmann und Publicist.

3

Bettino Ricasoli.

als reiche und mächtige Herren eines umfangreichen Gebietes entgegen.

In einer Bulle Papst Gregor VII. von 1076 ist von einem JeremiaS, Sohn Hildebrands, schon als von einem längst Verstorbenen die Rede. Bon seinem Sohne Rudolf soll die Familie anfangs den Namen de filiis

Rodulphi, durch die Vulgärsprache in Firidolfi umgewandelt, angenommen haben, welchen mehrere ihrer zahlreichen Verzweigungen noch bis auf den

heutigen Tag führen, während andere nach ihren Schlössern die Be­ nennungen Ricasoli und da Panzano annahmen.

Im Laufe der Jahr­

hunderte wurde jedoch der Name Ricasoli zum Stammnamen des Ge­ schlechtes, während die beiden anderen zur Bezeichnung von Seitenlinien

dienten. — Fast alle Ricasoli, deren Namen und Thaten uns die Chro­ niken des Mittelalters aufbewahrt haben, erscheinen als gewaltige ritter­

liche Haudegen, ohne Neigung und Geschick zu friedlichen Beschäftigungen, wechselnd in ihrer Parteistellung, bald guelfisch, bald ghibellinisch, oft auf

eigne Hand in Fehden mit anderen Geschlechtern, ja auch wohl mit der Stadt Florenz selbst verwickelt, der republikanischen Freiheit wenig günstig, deshalb zu Ende des fünfzehnten und im sechzehnten Jahrhundert auf

Seiten der Medici gegen die Herrschaft des freien Bürgerthums kämpfend. Eine besonders charakteristische Gestalt aus jener älteren Zeit ist Luca

von der Linie der Firidolfi da Panzano.

Wild, tapfer, grausam und von

rücksichtslosem Ehrgeiz, spielte er eine bedeutende Rolle in der wechsel­ reichen florentinischen Geschichte und den Verfassungskämpfen des vier­

zehnten Jahrhunderts.

Erst vom siebzehnten Jahrhundert an scheinen sich die Ricasoli auch

den Künsten und Aemtern des Friedens gewidmet zu haben.

Orazio

Ricasoli, Mitglied der berühmten Akademie der CruSca war ein nicht

verdienstloser Dichter, wenn auch höchst schlüpfrig im Geschmacke der Zeit; sein bedeutendstes Werk aber sind die „philosophischen Gespräche" (discorsi

filosofiei), die seinen Schriftstellerruhm so hell leuchten ließen, daß nach seinem 1674 erfolgten Tode eine Medaille zu seiner Ehre und mit seinem

Bildniß geschlagen wurde.

Auch der Jesuit Pandolfo Ricasoli in Rom

wird hoch gerühmt als Verfasser zahlreicher kirchlicher Schriften, während seine weltlichen Bücher, wahre Typen des damals beliebten bombastischen, pedantisch-gelehrten Stils, Muster jener Zopfzeit, die sich nicht minder in

den litterarischen Producten des Jesuitenthums als in seinen Bauten kundgiebt, für uns nicht mehr lesbar sind. —

II.

Bettino, der im 14. Jahrhundert von Bettino di Bindaccio gegrün­ deten Linie seines GesammthauseS, den sogenannten Baroni Ricasoli ent-

1*

Settino Ricasoll.

4

stammend, wurde am 9. März 1809 in Florenz geboren.

Sein Groß­

vater Bettino Giuseppe hatte noch^ als ein fast unabhängiger Feudalherr seine Baronie Trappola regiert, bis ein Decret des Großherzogs ihn

seiner Macht beraubte und seine Besitzungen der Jurisdiction der Krone Sein Vater Luigi, ein Mann ohne bedeutende Eigenschaften

unterstellte.

und ein schlechter Haushalter, starb schon, als Bettino kaum das siebente

Jahr vollendet hatte, so daß seiner Mutter Elisabetta, aus dem edlen Ge­ schlechte der Peruzzi, die Erziehung des Knaben wie seiner beiden jüngeren Brüder Vincenzo und Gaetano allein überlassen blieb.

Nach den Re­

sultaten zu urtheilen scheint sie eine sehr sorgfältige gewesen zu sein.

Bettino zeigte schon im zarten Kindesalter einen weit über seine Jahre hinausgehenden Ernst neben starkem Selbstgefühl und ungewöhn­

licher Festigkeit des Willens.

Als einst dem siebenjährigen Knaben, der

damals bestehenden geistlichen Pädagogik entsprechend, befohlen ward, zur

Strafe für ein kleines Vergehen, ein Kreuz auf den Boden zu lecken, war er auch mit Gewalt nicht dazu zu bringen, „weil das hündisch fei". Fleißig

und gewissenhaft,

brachte er den Studien ein lebhaftes

Interesse entgegen, schon früh dabei, wie es scheint, neben einer denkenden Auffassung des Lehrstoffes zugleich die Tendenz für dessen praktische Ver­

werthung im Leben erkennen lassend.

Dagegen scheint er für die lär­

menden, gedankenlos fröhlichen Spiele des Knabenalters so wenig Sinn gehabt zu haben, wie später für das leichte und lockere Leben, dem die jeunesse doree jener Tage in Toscana nur allzuausschließlich ergeben war.

Statt dessen liebte er es, an den Zusammenkünften der edelsten

unter den zahlreichen politischen Flüchtlingen aus allen Ländern Italiens theilzunehmen, die in Toscana eine gastliche Freistatt gefunden hatten, wie Poerio, Colletta u. A., die den frühreifen, denkenden Jüngling gern in ihrer Mitte sahen.

Freilich fehlte es dem kaum dem Knabenalter Entwachsenen nicht an ernster Veranlassung, sich des leichtfertigen Treibens seiner Altersgenossen

zu enthalten.

Im achtzehnten Jahre theilte ihm die Mutter mit, daß von

dem großen Vermögen seiner Ahnen nur noch Trümmer vorhanden seien,

daß er, der sich reich geglaubt, alle seine Kräfte zusammennehmen müsse, um seiner

Familie eine ihrer

Existenz zu wahren.

gesellschaftlichen

Stellung entsprechende

Ein Decret deS Großherzogs erklärte ihn für ma­

jorenn und machte den Achtzehnjährigen zum Familienhaupte und zum Vor­ munde seiner Brüder.

schweren Last gewachsen.

Wunderbar zeigten sich die jungen Schultern der

Ohne Bedauern entsagte er den Vergnügungen

und Zerstreuungen seines Alters; mit einem herben Seufzer legte er auch seine wissenschaftlichen Studien bei Seite.

Mit jener unentwegten Pflicht-

5

Bettino Ricasoli.

treue, die den Grundzug seines Wesens bildet, widmete er sich ganz der

Sorge für die Seinen und erreichte durch eine treffliche. Einrichtung des

Haushalts, durch strenge Sparsamkeit, vor Allem durch eine rationelle, stets mit dem eigenen Auge überwachte Bewirthschaftung der vernach­

lässigten und herabgekommenen Familiengüter, daß in wenigen Jahren die schweren materiellen Sorgen ein Ende nahmen und der Wohlstand des Hauses von Neuem erblühte.

Bald erkennend, daß zur Verwaltung

der Familie wie ihres BesitzthumS die Hülfe einer verständigen Hausfrau

unentbehrlich sei, fand er, erst 21 Jahre alt, in Anna, aus dem edlen Geschlechte der Buonaccorsi in Florenz, eine Lebensgefährtin, welche alle die Eigenschaften besaß, deren er zu seinem Glücke wie zur Hülfe bei der

Nicht lange nach der Ge­

Erfüllung seiner nächsten Aufgaben bedurfte.

burt ihres einzigen Kindes, eines Mädchens, das er zu Ehren der noch

lebenden Großmutter Elisabetta nannte, zog er mit der Familie nach seinem Castell Brolio in den Bergen von Chianti, das, seit acht Jahr­

hunderten der Stammsitz seines Hauses, noch in seinen Mauern und

Thürmen den Charakter deS frühen Mittelalters zeigt.

Neun volle Jahre

lang widmete er sich hier der Erziehung seines Kindes, indem er zugleich die eigene vollendete,

hauptsächlich

freilich durch

scharfe und denkende

Beobachtung der Menschen und der Dinge und durch ökonomische Studien, die er aufs trefflichste zu verwerthen wußte, um mit eben so scharfsinniger

Benutzung der Bodenverhältnisse wie mit der unermüdlichsten Ausdauer die wüsten Hügel, welche seine Burg umgaben, in lachende Weinberge,

in Oliven- und Maulbeerpflanzungen umzuwandeln und den bisher nach alt italienischer Weise nur für den Hausgebrauch oder höchstens zum

Verkauf an benachbarte Schenkwirthe gewonnenen Wein durch eine neue

Bereitungsmethode

zu

einem

werthvollen

Handelsartikel

zu

machen.

Stammen doch die feinsten, auch dieSseit der Alpen hochgeschätzten Sorten des Chianti von den Ricasoli'schen Weinbergen.

Zugleich widmete er sich

in Gemeinschaft mit der treuen Gattin, die seine Bestrebungen zu wür­

digen und zu theilen verstand, der Belehrung seiner Colonen, der Grün­

dung von Schulen und Kinder-Bewahranstalten, an denen Anna Rieasoli als Vorsteherin und Lehrerin wirkte, während ihr der Gatte selbst nicht selten — zu seiner Erholung, wie er sagte — in der letzteren Thätigkeit

hülfreich zur Seite stand.

So eifrig beschäftigt,

mit voll ausgefüllten Tagen, war Bettino

Ricasoli doch ein viel zu guter Patriot, hatte er ein viel zu lebhaftes Interesse an dem Wohl des großen Ganzen, um in der Sorge für Haus

und Gut ganz aufzugehen.

Beseelt von dem Grundgedanken,

daß ein

festgegründetes, thätiges Familienleben die nothwendige Basis eines wohl-

Bettina Ricasoln

6

geordneten Staatswesens sei und daß nur ein wohlunterrichtete-, denkende-

und arbeitsame- Volk, seiner Rechte und vor Allem seiner Pflichten be­ wußt, da- Material zu dem freien und unabhängigen Italien der Zukunft bilden könne, nahm er thätigen Antheil an allen Vereinen zur Hebung und Verbreitung de- Volk-unterricht- in To-cana und wirkte mit Rath,

That und Namen bei allen Unternehmungen zur Förderung de- Volkswohl­

standes. Die traurige politische Lage de- Vaterlandes, die Fremdherrschaft in

Lombardo-Venetien und mittelbar auch in den Herzogthümern, die geistlose

Tyrannei und Mißwirthschaft im Kirchenstaate,

der verdummende und

demoralisirende Despotismus der neapolitanischen Bourbonen, die milde, aber doch jede politische Selbstthätigkeit des Volkes

sorgfältig nieder­

haltende und absichtlich verweichlichende Autokratie in ToScana hatten in Ricasoli keineswegs einen gleichgültigen Zuschauer.

Von früher Jugend

an gehörte die Befreiung des Vaterlandes von dem äußern wie von dem innern Drucke ju seinen Idealen; oft und gründlich hatte er über die

Voraussetzungen und Bedingungen dieser Befreiung nachgesonnen; tief

und

schmerzlich

hatten ihn die krampfhaften politischen Zuckungen der

Jahre 1820—21, 1830—31, 1843—45 ergriffen.

Aber wenn er schon

seiner ganzen Eigenthümlichkeit nach, der eS bei aller FreiheitSliebe nicht an einem ererbten aristokratischen Zuge fehlte, keine große Sympathie für

radical-revolutionäre Bewegungen empfand, so erkannte sein klarer Geist zugleich auch die Unmöglichkeit,

Ziele zu gelangen.

mit solchen Mitteln zu dem ersehnten

Er war sich vollkommen bewußt, daß von vereinzelten

BolkSaufständen, daß von gewaltsamen Mitteln überhaupt, so lange nicht eine wirkliche materielle Macht dahinter stände, nichts zu hoffen, vielmehr nur eine Verschlimmerung der bestehenden Zustände zu fürchten sei.

Er

verwarf und verabscheute die herzlos fanatische Lehre Mazzini'S, daß man immer neue Opfer in den Tod jagen müffe, um den Freiheits- und

Rachegedanken stets von neuem in dem italienischen Volke wachzurufen und zu beleben.

Unter den vorhandenen Umständen erkannte er allein in der

Hebung der moralischen und tntellectuellen Volkserziehung das Mittel' zu einer wenn auch noch fernen Befreiung des Vaterlandes.

Dem Landleben, nachdem sein nächstes Ziel erreicht war, entsagend, siedelte Ricasoli wieder in die Vaterstadt über und verkehrte hier in den

nächsten Jahren viel mit alten und neuen Freunden aus Heimath und Fremde über das Schicksal und die Aussichten des geliebten Vaterlandes.

Er war ein eifriges Mitglied der Akademie dei georgofili, in der von

den tüchtigsten Gliedern zumal des grundbesitzenden Adels neben land- und volkswirthschaftlichen auch

politische Fragen zur Sprache kamen.

ES

Bettino Ricasoli.

7

war die Zelt, wo die ersten Keime zu einer nationalliberalen Partei in

Italien gelegt wurden, wo die Schriften Cäsar Balbo'S, Vincenzo Gioberti'S, Luigi Torelli'S und Massimo d'Azeglio'S die öffentliche Meinung

Italiens bewegten und in neue Bahnen lenkten. —

III. Am 16. Juni 1846 hatte PiuS IX. den päpstlichen Thron bestiegen; seine ersten Reden und -Thaten hatten die Begeisterung des leicht ent­

zündlichen Volkes geweckt; wie ein elektrischer Schlag durchzuckte die Idee

eines liberalen und patriotischen Papstes an der Spitze der Nation die ganze Halbinsel.

Die stürmische Bewegung der Gemüther, der geistige

Rausch, der sich des ganzen Volkes bemächtigte, erinnert lebhaft an den politischen Sturm, der im März 1848 unser Vaterland erschütterte.

Hier

wie dort ein V»lk, das in viele Einzelstaaten zerspalten, ohnmächtig nach

Außen, auf'S strengste und kleinlichste bevormundet im Innern, die heimlich

gehegte und genährte Sehnsucht nach einem freiheitlich organisirten Nattonalstaate auf einmal verwirklicht zu sehen vermeinte und alle die un-

übersteiglichen Hindernisse in seinem kindlichen Jubelrausche übersah; hier wie dort derselbe unpraktische Idealismus, dieselbe Ueberstürzuttg, dieselbe Verkennung der realen Verhältnisse, dasselbe Mißverhältniß zwischen Mittel und Zweck.

ES ist leicht und wohlfeil, nachträglich über jene thörichten

Hoffnungen, jenes kindische Gebühren mitleidig die Achseln zu zucken oder

über die tollen Jahre voll Abscheu ein Kreuz zu schlagen: trotz aller Thor­

heiten und Verkehrtheiten hatte jene gewaltige Bewegung auch eine schöne

und edle Seite, indem sie den lebendigen Beweis lieferte, wie ganze Völker sich noch für ideale Ziele, für große nationale Gedanken zu be­

geistern vermochten.

Ja, wenn den ruhig Denkenden und Abwägenden,

die man freilich in jener Zeit mit der Laterne suchen mußte, von vorn­ herein klar sein mochte, was der Erfolg dargethan hat: daß die Bewe­

gung an ihrer Mißachtung der vorhandenen, historisch gewordenen Zu­

stände, an ihrer Unklarheit, an der Unreife ihrer Träger, an ihren Uebertreibungen, ihrem Mangel an materieller Macht endlich Schiffbruch

leiden mußte, so erkennt sie der Historiker dennoch als das nothwendige

Vorspiel für die endliche Verwirklichung des nationalen und freiheitlichen Gedankens dieSfeit wie jenseit der Alpen, der trotz der naturnothwendigen

reaktionären Rückschläge in den Herzen der Völker sortlebend,

immer

tiefere Wurzeln schlug und endlich, von Uebertreibungen und Phantasie­

bildern geklärt, die realen Mächte selbst mit in seine Bahnen zog. Selbstverständlich zeigte die Bewegung, dem Volkscharakter und der geschichtlichen Entwickelung entsprechend, auf der südlichen Halbinsel ein

Bettino Ricasoli.

8 eigenthümliche- Gepräge.

Alte Erinnerungen an die Weltherrschaft RomS,

an die leitende Stellung Italiens an der Spitze der Cultur im späteren

Mittelalter, der Wiege der neuen Zeit, tauchten wieder auf; die in den Herzen des stolzen und eitlen Volkes schlummernde Idee von „dem geistigen

und bürgerlichen Primat der Italiener*)" gewann lebendigen Ausdruck. AuS langjähriger Apathie erwachend, gedachte die Nation schamvoll und

knirschend der dreihundertjährigen Ausbeutung und Knechtung durch die

Fremden, des Zustandes politischer Unmündigkeit, in der sie fortwährend und absichtlich durch eingeborene wie durch fremde Herrscher erhalten

worden, der kläglichen Rolle, die das Vaterland in dem europäischen Concerte spielte.

Dazu kam die Idee deS nationalen Papstthums, die

nicht nur uns, sondern die Italiener selbst jetzt freilich seltsam tragikomisch

anmuthet, deren Verwirklichung aber damals im ersten Sturme der Be­ geisterung selbst denkenden Männern möglich erschien.

Man muß selbst

Zeuge dieses Enthusiasmus gewesen sein, der sogar auf den unbetheiligten Fremden ansteckend wirkte; man muß gesehen haben, wie jener Taumel,

von Rom ausgehend und zunächst die alten großen Culturstätten ergrei­

fend, mit unglaublicher Schnelligkeit bis in die weltfernsten Gebirgsdörfer

drang; wie er eine Zeitlang sogar den berüchtigten gare municipali, der alten Eifersucht zwischen den großen städtischen Gemeinwesen ein Ende zu

machen und selbst die Bewohner Neapels und der Inseln ihre alte Son­

derstellung vergessen zu lassen schien, um der inneren Bedeutung wie dem

äußern Umfange der Bewegung, deren Gipfelpunkt das Jahr 1847 be­ zeichnet, gerecht werden zu können.

Freilich blieb sie in ihrem innern

Wesen der großen Mehrzahl Derer, die ihr Viva Pio IX.!

Viva l’Italia

una e liberal riefen, unverstanden; freilich zog sie, rasch auSartend, als die Wünsche deS ungeduldigen und unverständigen Volkes sich nicht rasch und vollständig erfüllten, nur wie ein Frühlingssturm über das Land

dahin; aber der verheerende Föhn hatte zugleich unzählige Keime geweckt,

die, eine Zeitlang unter dem wiedereingetretenen Froste der Reaction zu­ rückgehalten, sich langsam im Verborgenen entwickelten, um endlich, als die Zeit erfüllt war, mit siegender Macht hervorzubrechen und sich zu

entfalten. —

IV. Bettino Ricasoli hätte kein freisinniger Patriot sein muffen, um der

Bewegung, die sein ganzes Volk ergriffen hatte, kühl bis anS Herz hinan gegenüberzustehen.

Aber die thörichte Hoffnung auf ein unter der Supre-

*) Gioberti, del primato morale e civile degli Italiani.

9

Bettino Ricasoli.

matte eines liberalen Papstes geeinigtes Italien hat er nie getheilt, dazu kannte er das Wesen und die Existenzbedingungen wie die Geschichte des Papstthums und seiner Hierarchie viel zu genau.

kommen bewußt,

Auch war er sich voll­

daß auf eine dauernde Umbildung

der

italienischen

Staaten nicht zu hoffen sei, so lange daö metternich'sche Oesterreich, einen

bedeutenden Theil des Landes unmittelbar beherrschend, über die ganze Halbinsel die kaum bestrittene Hegemonie besaß. So wenig deshalb Rieasoli die sanguinischen Hoffnungen der großen

Menge theilte, so erkannte er doch klar die große Wichtigkeit liberaler

Reformen, schon um durch dieselben Waffen für den großen Entschei­ dungskampf der Zukunft zu gewinnen.

Wie die übrigen Fürsten stand

Leopold II. von Toscana der liberalen Bewegung angstvoll und wider­ willig gegenüber.

Milde und wohlwollend von Natur, schwachen und

ängstlichen Charakters, klammerte er sich nicht nur selbst an die ererbte

Tradition des „väterlichen" Despotismus: er fürchtete zugleich die strengen Verweise des Wiener Hofes und feines allmächtigen Kanzlers, die er schon

mehr als einmal gekostet hatte. —

Nie mit der That zögernd, sobald ihm die Pflicht zur Erkenntniß gekommen, reichte Bettino am 5. März 1847 persönlich dem Minister des

Innern Cempini im Namen und Auftrage einer Zahl hervorragender toscanischer Männer eine Denkschrift ein, in der er die schwersten Schäden

des gegenwärtigen Regiments wie die Heilmittel für dieselben nachweisend,

ein System von Einrichtungen vorschlug, das, ohne die souveräne Macht

des Fürsten zu gefährden, doch der Beamtenwillkür eine gewisse Grenze setzte, die Herrschaft des Gesetzes sicherte, dem Volke gewisse Rechte ein­

räumte und den städtischen Gemeinwesen die Selbstregierung gewährte.

„Die Fülle der Zeiten für dies Werk", schloß die Denkschrift, „ist ge­ kommen; denn der Strom der inneren wie der äußeren Ursachen könnte alle toscanischen Elemente in einer anderen Richtung mit fortreißen, wenn sie nicht stark mit einander verknüpft und in eine neue Form gegossen

werden,-die zwar monarchisch, aber den Forderungen der Gegenwart und

Zukunft gemäß geordnet ist und den Fortschritten der Civilisation ange­ paßt, eine Vorbereitung des Volkes darstellt, würdig der Weisheit des

Souveräns wie seiner Minister."

Souverän und Minister erkannten deutlich die schiefe Ebne, auf der sie nach Annahme dieser Reformen zum verhaßten ConstitutionaliSmus

herabgleiten würden.

Die Antwort lautete, daß der Fürst, wollte er auf

diese Vorschläge eingehen, sein Land selbst in Gefahr bringen würde; denn eine Constitution ertheilen,

hieße dasselbe,

Intervention über ToScana verhängen.

wie die österreichische

Ein zweites Memoriale, in dem

10

Beftino Ricasoll.

Ricasoll die Gründe deS Großherzogs zu widerlegen suchte, wurde keiner Antwort gewürdigt.

Dennoch ließ sich die Regierung herbei, der bisher

streng geknebelten Presse eine größere Freiheit der Bewegung zu gewähren. Ricasoli benutzte sie, um im Verein mit seinen Freunden, dem feinen

und scharfsinnigen Advokaten Vincenzo Salvagnolt und dem

gelehrten

Abbö Raffaello LarnbruSchitn die Zeitung la Patria zu begründen.

Sie

wählte die Worte des sterbenden Papstes Julius II. zum Motto: „Italien muß den Italienern gehören".

Das Streben nach unabhängiger na­

tionaler Existenz tat italienischen Volke zu erwecken und den Nachweis zu liefern, daß, so lange die Fremdherrschaft dauere, ein würdige- den übrigen

civilisirten Staaten adäquates Nationalleben unmöglich sei, war der Grund­

gedanke der Redaction.

Daneben vertrat das Journal die Postulate des

gemäßigten Liberalismus in Bezug auf die inneren Verhältnisse de- Großherzogthums, in stetem heftigen Kampfe mit der radicalen Presse, welche,

wie die vielgelesene Alba, in kindischem Unverstand die sofortige Um­ wandlung der despotischen Regierung in eine demokratische verlangte und sich nicht entblödete, die gefährlichsten Waffen der Demagogie zu ihren Zwecken zu gebrauchen.

Vincenzo Salvagnoli war allerdings die Seele dieses Unternehmens und oft in vielen Dingen Bettino's Berather.

Aber es ist eine einseitige

Uebertreibung, wenn behauptet wird, dieser habe dem Freunde überhaupt

alle seine politischen

Ideen zu danken*).

Wir dürfen ihm Glauben

schenken, wenn er von sich selbst sagt, daß er, seit er überhaupt selbständig zu denken vermöge, das Ziel eines italienischen Patrioten wie die dahin

führenden Wege klar vor Augen gehabt habe. Erschreckt über daS stets unverhüllter auftretende und immer größeren

Einfluß auf das Volk gewinnende Treiben der Demokraten, näherte sich die Regierung allmählich und halb widerwillig der gemäßigten Partei.

Dis Besetzung von Ferrara durch die Oesterreicher gegen den Willen des Papstes und die geharnischten Artikel der Journale gegen diese Rechtsver­

letzung hatten daS Volk so aufgeregt, daß eS in jeder Zögerung der Re­ gierung bei der Erfüllung seiner Wünsche, zumal der Errichtung einer

Bürgergarde eine Befolgung von Wien auS ertheilter Befehle witterte. Schon mischten sich hier und da revolutionäre Rufe in daS früher ein­

stimmige evviva Leopoldo II.

civica rief allerdings in dem

Die endliche Bewilligung der guardia grandiosen Festzuge deS 12. September

1847 eine der glänzendsten Demonstrationen deS BolkSdankeS gegen den Fürsten hervor, welche die Geschichte jener Zeiten gesehen hat. *) Alfred v. Reumont, Gino Capponi S. 364 (Gotha 1880).

Aber per

Lettin» Ricasoli. Eindruck war nicht von Dauer.

11

DaS engherzige Reglement, welches die

Einführung der Bürgergarde begleitete, erregte allgemeinen Unwillen. Der Großherzog erkannte die Nothwendigkeit, das verhaßte confervattve

Ministerium zu entlassen.

Zu entschieden liberalen Nachfolgern, welche,

wie Don Neri Corsint und Bettino Ricasoli, die sofortige Einführung

des RepräsentativshstemS verlangten, konnte der Fürst sich nicht entschließen; die Ernennung deS Marchese Rtdolft und deS Grafen Serristori, von

denen man nach deutscher Terminologie den ersteren als einen Altliberalen,

diesen als Freiconservativen bezeichnen könnte, charakterisirte deutlich die

UebergangSepoche. Im October 1847 hatte der Herzog von Lucca die Regierung nieder­

gelegt.

Den Vertrügen gemäß mußte sein Land an ToScana zurückfallen,

dagegen die dem letztern als Entschädigung bewilligte Luntgiana theils

(Pontremoli) an Parma, theils (Fivizzano) an Modena übergeben werden.

Die Einwohner protesttrten: sie wollten ToScaner bleiben, sandten Depu­ tationen an den Großherzog und drohten mit gewaffneter Abwehr.

Der

Ueherfall und die gewaltsame Besitznahme von Fivizzano durch modenesische Truppen rief eine ungeheure Aufregung in ToScana hervor.

Die

Regierung selbst protestirte gegen den feindlichen Act und schickte Truppen

an die Grenze.

Zugleich aber sandte sie Ricasoli nach Genua, wo sich

Karl Albert von Sardinien damals aufhielt, um die Intervention deS Königs zu erbitten.

Die Sendung war erfolgreich:

durch Karl AlbertS

und des Papstes Vermittlung wurde der Streit beigelegt.

Schon damals

soll der sardinische Herrscher dem toScanischen Abgesandten, der rasch sein Vertrauen gewonnen hatte, die feste Absicht kundgegeben haben, die KriegS-

fahne gegen Oesterreich zu erheben. Nach Florenz zurückgekehrt, erhielt Ricasoli zum Dank für seinen Erfolg daS Band der Comthure des Josephsordens.

Kurze Zeit darauf

wurde er, durch das Vertrauen seiner Mitbürger als der würdigste Can-

didat bezeichnet, zum Gonfaloniere (Oberbürgermeister) von Florenz er­ nannt.

Er nahm daS Amt an, „um die ernsten und theuren Interessen

zu fördern, welche, ein fruchtbarer Keim der Tugend und Civilisation, in

den schon bewilligten und in den noch zu erwartenden Reformen enthalten seien".

Mit gewohnter Pflichttreue und eisernem Fleiße widmete er sich

den ungewohnten Functionen deS neuen Amtes, wenn auch die Aengst-

lichkeit der Regierung und die unruhigen Zeiten ihm nicht gestatteten, in

dem Umfange, wie er es gewünscht hätte, für die Verbesserung deS CommunalwesenS zu sorgen.

ES war charakteristisch

für den

neuen

Stadtregenten, daß er alsbald den Pisanern die im Jahre 1363 eroberten Sperrketten ihres Hafens zurücksenden ließ, und die alljährlich seit fast

Bettino Ricasoli.

12

toter Jahrhunderten zu Ehren des ältern Cosimo de'Medici von eint«

florentiner Adligen gehaltene Gedächtnißrede in San Lorenzo abschaffte, gleichsam als Symbol, daß er bedeutungslos gewordene Ceremonien so

wenig dulden mochte wie die. alten Zeichen eines engherzigen und feind­

seligen MunicipalgeisteS,

der

auch

zu seiner Zeit in den

ehemaligen

Städterepubliken noch nicht ganz ausgestorben war. Während Ricasoli mit seinen neuen Obliegenheiten vollauf beschäftigt

war, nahm die politische Reformbewegung einen immer rapidem Verlauf. Den immer dringender, immer tumultuarischer auftretenden Forderungen der von den bisherigen Erfolgen berauschten, von wenigen Agitatoren

willenlos fortgerissenen Menge gegenüber entsanken den Fürsten und Re­ gierungen Italiens die Zügel aus den Händen.

Die ersten Monate des

Jahres 1848 brachten die Konstitutionen von Neapel, Sardinien, Tos­ cana, endlich sogar eine Art von Repräsentativverfassung des Kirchen­ staates. Nur Oesterreich in Lombardo-Venetien und seine Vasallen in

Modena und Parma widerstanden.

Um so drohender und revolutionärer

wurde die Stimmung in diesen Landschaften selbst, um so lauter erscholl

daS: fuori i barbari! heraus mit den Barbaren! durch die ganze Halb­ Als Karl Albert endlich mit seinem Heere den Tessin überschritt,

insel.

blieb den anderen Fürsten nur die Wahl zwischen der Theilnahme am Unabhängigkeitskampfe und

der Revolution.

Aber von

den

wenigen

Truppen, die sie widerwillig nach Norden sandten, mußten die neapoli­

tanischen nach der Contrerevolution vom 15. Mai umkehren, ehe sie den Po erreicht hatten, Souveräns kämpften.

während

die päpstlichen

wider den Willen ihres

Die aus allen Theilen der Halbinsel herbeige­

strömten Freiwilligen waren, vom besten Willen beseelt, aber, ohne Exer­

citium,

ohne Disciplin,

ohne Ausdauer, dem sardinischen Heere und

seinem Feldherrn mehr eine Last und eine Gefahr als eine Hülfe. Die 5Ö00 ToScaner, Freiwillige und Reguläre, wurden am *29. Mai bei

Curtatone nach nicht unrühmlichem Widerstände zersprengt und gefangen. Nichtsdestoweniger wiederhallte die Presse von SiegeSfansaren, selbst nach-

dem Vicenza gefallen war und Radetzky sich mit verdoppelten Kräften

drohend zum Angriff erhob.

Aber während daS bethörte Volk schon im

Geiste die Trikolore von den Gipfeln der Alpen herabwehen sah, kam

wie ein Donnerschlag die Kunde von der Niederlage bei Sommacampagna

und Custoza, von dem eiligen Rückzüge deö sardinischen Heeres und dem Waffenstillstand von Mailand.

Eine Proklamation, die der Oberbürgermeister von Florenz nach dem Eintreffen der Nachricht der Vertreibung Radetzky'S

aus Mailand

am

22. März anschlagen ließ, zeigt, daß auch ihm der Rausch jener Tage den

Settino Rieasoli. klaren Blick umflort hatte.

13

Indem er zur Theilnahme am heiligen Kriege

auffordert, sieht er die italienischen Heere schon auf der Höhe des Brenner­ passes, „der natürlichen Grenze Italiens".

Ein ähnliches Manifest ver­

kündete den Florentinern die Einnahme von PeSchiera durch die italieni­

schen Truppen.

Offen sprach er in seinen amtlichen Kundgebungen wie

in seiner Zeitung seine Hoffnung auf die bevorstehende Errichtung eine-

starken oberitalienischen Reiches von Savoyen bis zur Adria aus.

Die

HiobSposten von Custoza und Mailand wirkten betäubend und ernüchternd zugleich.

Ricasoli verlor zwar nicht einen Augenblick die feste Zuversicht

auf den dereinstigen Sieg der guten Sache, denn „er war getragen von jenem ruhigen und starken Glauben, der der Tröstungen der Hoffnung nicht bedarf und die Verzweiflung selbst überwindet*)".

Aber er ver­

hehlte sich keinen Augenblick, daß für die Gegenwart jede Hoffnung eitel, daß bei Custoza und später in noch vernichtenderer Weise bei Novara die Verwirklichung

des

italienischen Unabhängigkeitsgedankens

wieder

auf

einen unbekannten Zukunftstermin vertagt fei.

Vergeblich kämpfte er mit den gleichgesinnten Freunden gegen da­

wüste und sinnlose Verrathgeschrei an, da- von der radikalen Preffe und der bethörten Menge gegen den unglücklichen König und sein tapfereHeer erhoben, die politische Unreife und UrthetlSlosigkeit deS Volke- glän­

zend documentirte.

Er mußte bald erkennen, daß die Stege der öster­

reichischen Waffen zugleich einen Sieg der radikalen Partei über die ge­ mäßigte, der wilden Demagogie über die denkende« Patrioten bedeuteten,

und konnte nicht zweifeln, daß die Herrschaft der ersteren den unvermeid­ lichen Uebergang zu einer allgemeinen Reaction gegen die Reformen von 1847—1848 und ihre Träger bilden werde.

Schon bei der ersten Nach­

richt von den verlorenen Schlachten am Mincio war das Ministerium

Rtdolfi in Florenz einem tumultuirenden Volkshaufen zum Opfer gefallen. Mit größtem Unrecht hat man es Ricafolt verdacht, daß er sich weigerte, die angebotene Erbschaft anzutreten.

Er war sich klar bewußt, daß ein

gemäßigter Minister auch mit der höchsten persönlichen Energie ohne ma­

terielle Macht wie ohne moralische Unterstützung, dem tief aufgeregten-

und verblendeten, von geschickten Agitatoren gehetzten Pöbel keinen dauern­ den Widerstand entgegen zu setzen vermöge, daß er sich nur selbst in den offenen Schlund stürzen werde ohne Hoffnung, ihn durch die Opferthat

zu schließen.

Tief hat es nachmals der edle Gino Capponi bereut, daß

er sich von dem Großherzoge und seinen Freunden zur Uebernahme des StaatSsteuerS, da- die Hand des Blinden am wenigsten gegen den Sturm

*) Worte Maffari's in seiner Gedächtnisrede auf Ricasoli, gehalten im Istituto tecnico zu Neapel am 6. November 1880.

Bettino Ricasoli.

14

zu halten vermochte, überreden ließ.

Als er, von Concession zu Concession

gedrängt, nach der livorneser Revolution endlich, seine absolute Ohnmacht erkennend, abdankte, erschien die abermals an Ricasoli gerichtete Bitte,

sein Nachfolger zu werden, als eine schwere, nicht mit Unrecht ziemlich barsch zurückgewiesene Zumuthung.

DaS Land war im Zustande der Re­

volution, eine Macht, sie zu bannen, nicht vorhanden; die Herrschaft der extremen Partei war unvermeidlich.

An der Spitze des neuen radikalen

Ministeriums stand dem Namen nach der mystische Schwärmer und eitle Schwätzer Montanellt, der That nach der schlaue, ehrgeizige und ge-

wiffenlose Livornese Guerrazzi.

Der Großherzog sank zum Figuranten

herab und unterschrieb mit passiver Resignation die revolutionären Decrete seiner Diener.

Ricasoli hielt eS seiner Würde nicht entsprechend, unter

einem solchen Ministerium ein öffentliches Amt zu bekleiden.

Er legte

seine Stelle an der Spitze der städtischen Verwaltung nieder und zog sich als ruhiger, wenn auch keineswegs theilnahmloser Zuschauer in das

Privatleben zurück. Von GewisienSscrupeln wegen seiner Unterschrift des DecretS, welches

die Wahlen für die constituirende Nationalversammlung in Rom aus«

schrieb, und durch die Drohung des Papstes mit der Excommunication getrieben, verließ, dem Rathe Radetzky'S folgend, Leopold II. heimlich

feine Hauptstadt, um in die Maremmen und von da weiter nach Gaeta zu fliehen.

Seine Flucht war das Signal zu einer faktischen Anarchie,

freilich einer unblutigen, wie sie den Sitten und dem Charakter der ToS-

caner entsprach.

Endlich wurde der würdelose, skurrile und verderbliche

Zustand den wahren Patrioten, der Uebermuth der livornesischen Pöbel­ banden, welche die Leibwache Guerrazzi'S bildeten, dem florentintschen Volke zu arg.

Die Contrerevolution vom 12. April 1849 machte dem tollen Spuk

ein Ende.

Die radikale Partei fiel ebenso würdelos, ohne ernsten Kampf,

wie sie ein halbes Jahr zuvor gesiegt hatte.

Die Stadtbehörde wählte

vier der besten Bürger: Bettino Ricasoli, Gino Cappont, Carlo Torrigiani

und

Cesare Capoquadri

zu

Mitgliedern

einer RegterungScommission.

Ricasoli nahm ohne Bedenken an; jetzt durfte er hoffen, wenigstens dem

Heimathlande von Nutzen zu sein, das sich mit einziger Ausnahme Livorno'S

dem Vorgänge der Hauptstadt unbedingt anschloß.

Eine Deputation ging

nach Gaeta, den Großherzog zur schleunigen Rückkehr aufzufordern und

zugleich von demselben das Versprechen deS Schutzes vor der österreichi­

schen Intervention und die Aufrechterhaltung der Verfassung zu erlangen. In

der Antwort deS Fürsten wurde die letztere mit gewundenen und

zweideutigen Worten in Aussicht gestellt, die Intervention gar nicht er­

wähnt, die Rückkehr ins Ungewisse vertagt.

Der von Leopold II. ernannte

Bettino Ricasoli.

15

Stellvertreter Serristori, ein geachteter und patriotisch gesinnter Mann,

wurde nicht minder als seine Mitbürger durch die Nachricht überrascht, daß die Oesterreicher die toscanischc Grenze überschritten hätten.

Großherzog leugnete ab, sie gerufen zu haben.

Der

Allerdings hätten sie wohl

auch ohile oder wider seinen Willen das Land besetzt.

Denn bei Radetzky

und Schwarzenberg war die Intervention längst beschlossene Sache.

Die

mittelitalienischen Fürsten sollten in den Augen ihrer Unterthanen so compromittirt werden, daß ihnen nichts mehr übrig blieb, als sich zu Clienten

und willenlosen Werkzeugen Oesterreichs machen zu lassen.

Aber seither

ist der unwiderlegliche Beweis geliefert worden, daß Leopold II. das Ein­ rücken der Truppen erbeten hatte*).

Begann doch in der That die Pro-

clamation des Marschalls d'Aspre, des Befehlshabers der JnvasionSarmee an die Toscaner:

Von eurem Fürsten gerufen, komme ich........... Worte,

die für Leopold II. verhängngnißvoll werden sollten; denn von nun an

war er auch in den Augen der Bewohner seiner Hauptstadt, deren große Mehrzahl bisher treu zu ihm gehalten hatte, nur noch ein österreichi­

scher Vasall. Bet der ersten Kunde von der bevorstehenden Ankunft der verhaßten

weißen Uniformen hatte Ricasoli sich auf sein weltfernes einsames Berg­

schloß zurückgezogen.

Fünf Jahre lang lebte er hier wieder der Familie,

welches Wort 'ja nach italienischer Auffassung auch die Dienerschaft des

Hauses in sich schließt, seinen Bauern und der Bewirthschaftung und Ver­ besserung seiner Güter.

Dem

freisinnigen und thatkräftigen Patrioten

war die politische Arena zunächst verschlossen.

Verschwörungen und Putsche

waren nicht seine Sache; die Presse war wieder geknebelt.

Auch hielt

Ricasoli dafür, daß die Zeit des bloßen Redens für Freiheit und Unab­ hängigkeit vorüber sei.

Im Jahre 1854 machte er mit seiner Familie

eine längere Reise in die Schweiz.

Unterwegs verweilte er in Turin,

wo er ein unabhängiges Land, eine freisinnige Regierung, einen patriotisch

gesinnten König, und den italienischen Unabhängigkeits-Gedanken in allen Herzen fand.

Er verkehrte zumal mit Giacinto Collegno und Massimo

d'Azeglio und verabschiedete sich von ihnen mit den Worten: „Lebt wohl!

wir werden uns Wiedersehen; einen Tag oder den anderen wird euer König auch der unsere sein; wir werden eine einzige Familie bilden**)".

Die

Ereignisse von 1848 und 1849 hatten in ihm die Ueberzeugung zur Reife gebracht, die damals noch die wenigsten zumal seiner toscanischen Freunde theilten, daß nur von einem einigen Königreich Italien unter dem savoyischen Herrscherhause das Heil der Zukunft zu erwarten sei. —

*) Zobi, Memorie economico-politiche etc. Bd. II, 547—66. (Florenz 1860). **) Massari a. a. O. (Bergt. La Nazione vom 24. November 1880.)

Bettino Ricasoli.

16

Nach ToScana zurückgekehrt, suchte er ein neues Feld

für seine

Er erwarb ein großes Besitzthum in den übel berüchtigten

Thätigkeit.

Maremmen von Grosseto, wo die üppige natürliche Fruchtbarkeit, die

lachenden blumenbedeckten Wiesengründe, die dichten grünen Waldmassen einen so traurigen Contrast bilden mit den sparsamen Culturflächen, deren

Produkte doch die wenigen bleichen, fieberschauernden Bewohner nicht ein­

mal selbst zu ernten im Stande find.

Ricasoli versuchte eine neue Me­

thode in großem Stile zur Trockenlegung der Sümpfe und Vertreibung der Malaria.

Mit großen Kosten ließ er zugleich dem Ackerbau dienende

Maschinen auS England kommen und suchte deren Kenntniß und Gebrauch

unter seinen Mitbürgern zu verbreiten. • Er führte eine Menge von Colonisten nach seinen neuen Gütern, verweilte selbst längere Zeit'unter ihnen und war überzeugt, das richtige Mittel gefunden zu haben, um den

fruchtbaren Boden auch wieder fruchttragend zu machen.

Gelang es ihm

auch nicht, daS Grundübel, an dem jene Landschaften kranken und gegen das schon seit einem Jahrhundert die früheren Regierungen ToScana!S mit mehr Eifer als Erfolg angekämpft hatten, ganz zu bannen, so hat er

doch den

ersten Anstoß dazu gegeben, den bösen Feind mit erneuter

Energie und neuen Kampfmitteln anzugreifen, und weite öde Strecken für die Cultur zu erobern. —

V. Während Ricasoli so fern von der Hauptstadt, wenn auch in leb­ haftem Verkehr mit den politischen Freunden, den Arbeiten eines fried­

lichen materiellen Fortschrittes oblag, hatte der Strom der Reaction in

reißendem Laufe die ganze Halbinsel mit einziger Ausnahme Piemonts überfluthet.

Auch hier hatten die Fürsten seit 1848 nichts gelernt und

nichts vergessen.

In TyScana wurde die längst nur noch dem Namen

nach vorhandene Verfassung 1852 ausdrücklich aufgehoben.

Die Moti-

virung fügte zur Beleidigung den Spott: im größten Theile Italiens gebe es keine Constitutionen mehr, die ToScaner bedürften ihrer also auch

nicht länger, ja sie wünschten dieselbe nicht einmal, da sie mit ihrem Charakter und ihren übrigen Institutionen nicht übereinstimme*).

DaS

letzte unabhängige Journal bezeichnete in seinem letzten Leitartikel diese

That als den unheilbaren Bruch zwischen dem Throne und dem Lande.

Ricasoli hatte schon im Jahre 1847 den toScanischen Beamtenstand als träge uud stets unzufrieden geschildert.

mer.

Nach 1849 wurde eS schlim­

„Demoralisirung, Erblichkeit der Aemter und NepotiSmuS, Anstel-

*) (O. Speyer) ToScana in de» Jahren 1849—1860 „Unsere Zeit". S. 481 (Jahrgang 1860).

Bd. IV,

Bettino Ricasolt.

17

luttg guf eine Damenempfehlung hin und baldige Pensionirung dieser in der Regel untauglichen Protectionskinder herrschten wie vor 1848; nur

Var

jetzt

noch Denunciation und

angebliches

Dynastie als Anspruch hinzugekommen.

Märtyrerthum

für die

Weder oben noch unten noch in

der Mitte fand sich durchgreifende Energie; der fleißige Beamte war ver­ einzelt und w»»rde verlacht; wer eine Reinigung deS- Augiasstalles verlangte,

wurde als Revolutionär verdächtigt."*)

Die beiden Universitäten Pisa

und Siena wurden von dem jesuitischen UnterrichtSminister Boccella hal-

birt und so nach deS Professors Matteucci Ausdruck aus italienischen

Universitäten in toskanische Partikularitäten verwandelt.

Vergeblich warnte

der treue Ridolfi, einst Erzieher und persönlicher Freund deS Großherzogs in einem Briefe an denselben ernst und eindringlich vor dem Weiter­

schreiten auf demi betretenen Wege, der den Fürsten und seine Regierung

unausweichlich zur Unterwerfung unter ein fremdes Joch oder in die Berbannng führen müsie**). ToScana, die ehemalige Oase in der politischen

Wüste Italiens, wurde nach dem AuSdrucke des Historikers Michele Amari von der österreichischen, bourbonischen und päpstlichen Sahara mit ihren Sandmaffen überschüttet.

Die nationalliberale Partei erkannte, daß sie

zwischen ihren patriotischen Hoffnungen und der Dynastie zu wählen habe

und veränderte ihr Programm.

Die Idee eines souveränen ToScanaS

in einem italienischen Bundesstaate wurde verlassen.

Wir dürfen an­

nehmen, daß Ricasoli hier auf seine politischen Freunde, die weit stärker als er an der Autonomie ihres HeimathlandeS hingen, entscheidend einge-

wtrkt hat.

Die-Stelle, welche Graf Camillo Cavour auf dem Pariser FriedenScongreffe von 1856 gespielt, hatte, die Hoffnungen der liberalen Patrioten neubelebend, eine freudige und gehobene Stimmung auf der Halbinsel

hervorgerufen.

Schon die gegen Oesterreichs Wunsch und Willen durch­

gesetzte Gleichberechtigung Sardiniens mit den europäischen Großmächten

schmeichelte dem italienischen Nationalstolze; die Kühnheit, mit der Cavour, nachdem trotz Buol'S energischem Proteste die italienische Frage auf die

Tagesordnung gesetzt worden, als Anwalt der Nation und ihrer berechtig­

ten Forderungen auftrat, wirkte auf die verdüsterten Gemüther wie heller Frühlingssonnenschein auf den winterlich erstarrten Boden.

Führte die

DiSeussion auch naturgemäß zu keinem Beschlusse, so gab doch die offne

Darlegung der unhaltbaren Zustände der Halbinsel und deren ausdrück­

liche Verdammung durch die Vertreter Englands und Frankreichs, Clären*) Reuchlin, Geschichte Italiens seit 1814. Bd. III, S. 119. **) Cosimo Ridolfi, breve nota ad una storia di quattro ore. (Florenz 1859.) Preußische Jahrbücher. Bd. L. Heft 1.

S. 5 — 7.

Bettino Ricasoli.

18

don und WalewSkh, den Patrioten ein Unterpfand, daß die italienische Frage nicht wieder von der Tagesordnung verschwinden und einst in ihrem

Sinne werde gelöst werden. Bald war es für viele Eingeweihte ein öffentliches Geheimniß, daß Kaiser Napoleon, der alte italienische Liberale,

selbst entschlossen war, der österreichischen Hegemonie in Italien energisch entgegen zn treten. Wenn Ricasoli und seinen Freunden auch die Details

der zwischen ihm und Cavour zu PlombiöreS im Juli 1858 getroffenen Verabredungen zunächst ein Geheimniß blieben, so fehlte eS doch nicht an Andeutungen von Turin aus an die Häupter der nationalen Partei, sich für nahe kriegerische Eventualitäten bereit zu halten. Die berühmte Ant­ wort des Kaisers auf Baron Hübner'S Neujahrsgruß 1859, für das üb­ rige Europa ein Blitzstrahl aus heiterem Himmel, trieb die Eingeweihten in Italien nur zur Beschleunigung ihrer Vorbereitungen. — Während der Telegraph unablässig arbeitete, und diplomatische No­

ten hinüber und herüberflogen, wuchs die Spannung und Aufregung in Italien von Tage zu Tage. Im Palast Pitti wehrte man sich so lange wie möglich gegen da« Aufrütteln auS dem goldnen Traume behag­ licher Ruhe und Sicherheit. Als die Gefahr drohend näher rückte, als auch von Wien keine Beruhigung und kein Trost mehr kam, geriethen Fürst und Regierung in zitterndes Schwanken. Inzwischen wurden die nationalen Parteien, die gemäßigte wie die radikale, mit jedem Tage küh­

ner, mit jedem Tage trat die Volksstimmung rücksichtsloser und energischer in die Erscheinung. Schaaren von Freiwilligen zogen trotz dem Verbote nordwärts über die Grenze gen Sardinien. In den Zusammenkünften der liberalen Führer wurde eine Adresse an den Großherzog in Vorschlag ge­

bracht. Ricasoli war dagegen. „Wenn die Adresse angenommeu wird", sagte er, „muß Einer von uns sie überbringen. Ich erkläre von vorn­

herein, daß ich einen solchen Auftrag nicht übernehme". Die Adresse wurde abgelehnt, statt ihrer erschien als Theil der von den tüchtigsten Gliedern der gemäßigten Partei herausgegebenen Biblio= teca civile dell’ Italiano eine Flugschrift unter dem Titel: ToScana und Oesterreich*). Bon Celestino Bianchi nach eingehenden Berathungen redtgirt,

war sie von Ricasolt, Ridolfi, Peruzzi, Corsi und Cempini

unterschrieben. ES war nicht nur eine durch die Namen der Verfasser, durch die genaue Sachkenntniß, mit der sie geschrieben ist, durch die wich­

tigen Documente, die sie citirt und auf die sie sich stützt, durch den tiefen Ernst der Behandlung, durch die gemäßigte, aber feste und energische Sprache ausgezeichnete Abhandlung: es war eine politische That von be*) Toscana ed Austria.

Cenni storico-politici.

Florenz 1859.

Bettino Ricasoli.

19

deutender Tragweite, das vorläufige Manifest der Partei, die am 27. April

zur Herrschaft gelangte.

„Jetzt", heißt eS am Schluffe, erheben wir un­

sere Stimme, um auszusprechen, daß das großherzige Piemont nicht mehr allein bleiben darf, um für uns Alle zu leiden, daß, wenn es gilt, für Italien gegen den Fremdling zu kämpfen, Toscana seinen Antheil an dem Kampfe haben muß und will.

Toscana will und muß sein, wo für Ita­

lien gekämpft wird, wo die nationale Idee daS Heer und den König, den

Vorkämpfer und Schützer des nationalen Gedankens, hinführt*). Der Eindruck war ungeheuer. Schrift durch daS Land.

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die

Sie war das Unterhaltnngsthema aller Kreise

vom Hofe herab bis zu dem Dienstmann an der Straßenecke.

In erster

Linie sollte sie eine letzte Warnung für den verblendeten Fürsten sein, ihm in einem festen Bündniß mit Piemont einen letzten Rettungsweg zeigen**).

Vergeblich,

Noch in der letzten Stunde, wenige Tage, ehe Giulah'S Heer­

säulen den Tessin überschritten, bot die sardinische Regierung der toskanischen

ein Offensiv- und Defensivbündniß mit der Garantie der Autonomie ihres Landes an.

Die Note blieb ohne Antwort.

Nach langem Zögern ent­

schloß man sich endlich, eine neutrale Stellung anzunehmen, als eine solche längst zur Unmöglichkeit geworden war.

Ricasoli hatte dies Resultat vorausgesehen und vielleicht nicht be­

dauert.

Er hätte am liebsten jetzt gleich entschieden mit der lothringischen

Dynastie gebrochen und die Einheitsfahne aufgepflanzt.

Seine Freunde,

„die Aristonationalen" und der sardinische Gesandte Buoncompagni dachten anders.

Wenn Poggi***) behauptet, kein Staatsmann habe damals an

die Einheit Italiens gedacht, so findet dies auf Ricasoli wenigstens nur

in so weit Anwendung, als er das letzte Ziel seiner Wünsche nicht in einer nahen Zukunft erblickte. Cosimo Ridolfi schrieb in der sorgenvoll durchwachten lauen Früh­

lingsnacht einen letzten Brief an den Großherzog, worin er denselben be­

schwor, zu Gunsten seines Sohnes abzudanken; wenn dieser sich am fol­

genden Morgen mit der dreifarbigen Fahne dem versammelten Volke zeige und die Theilnahme am Unabhängigkeitskriege proclamire, werde ihm von

allen Seiten der Ruf Viva Ferdinando IV! entgegentönen.

Inzwischen hatte man sich im Palast Pitti endlich überzeugt, daß Ge­ fahr im Verzüge sei.

Sämmtliche Corpsbefehlshaber erklärten, die Trup­

pen würden revoltiren, wenn man ihnen nicht die dreifarbige Fahne und die Theilnahme am Unabhängigkeitskriege verspreche.

Die Idee eines cven-

*) Vgl. Unsere Zeit a. a. £). S. 594.

**) Ridolfi, breve nota ec. S. 7. ***) Memorie storiche del governo della Toscana nel 1859.

Bettino Ricasoli.

SO

hielten Bombardements der Stadt vom Fort Belvedere au- wurde von

den Offizieren der Besatzung mit Abscheu verworfen.

Unter diesen Um­

ständen beschloß der Großherzog auf den Rath seiner Minister, alle For­

derungen zu bewilligen bis auf die Thronentsagung.

Don Neri Corsini

wurde in der Morgenfrühe als künftiger Premierminister in den Palast gerufen.

Gleichzeitig versammelten sich Ricasoli, Ridolfi, Capponi und

ihre Gesinnungsgenossen bei dem sardinischen Gesandten.

Ersterer und

Andre mit ihm drangen darauf, mit den Lothringern, d. h. den Oesterrei­ chern ein Ende zu machen.

Aber Buoncompagni erklärte sich entschieden

dagegen, eine glänzende Widerlegung derer, die wie A. v. Reumont das

Ganze nur für eine von Sardinien zum Zwecke der Annexion angezettelte Verschwörung und die Truppen für mit sardinischem Gelde bestochen er­

klären.

ES giebt eben Historiker, die von vorgefaßten Meinungen derart

geblendet sind, daß sie selbst die Thatsachen nicht, sehen, über die sie stol­

pern, während sie die Augen in die Ferne schweifen lassen, um eine Erklärung zu finden, die dicht vor ihnen liegt. Als Corsini in die Versammlung trat, erhielt er den Bescheid, man wolle der Dynastie treu bleiben, aber die Abdankung Leopold- II. sei nach

seinem Wortbruch und seiner antinationalen Haltung seit 1849 unver­ meidlich.

Aber Corsini fand mit seiner Botschaft und dem dringenden

Rathe, ihr entsprechend zu handeln, taube Ohren.

Die verneinende Ant­

wort und der Entschluß, seine Staaten zu verlassen, war dem Großherzog

wohl hauptsächlich durch den österreichischen Gesandten, Baron Hügel, und die Erinnerung an 1849 eingegeben.

siegreichen Rückkehr.

Er zweifelte nicht an seiner baldigen

Von einem glänzenden Offiziercorps begleitet, das

sie bis zur Landesgrenze eöcortirte, fuhren die fürstlichen Equipagen durch die dichtgedrängte, lautlos dastehende Menge.

Kein Wort des Hasses und

her Verwünschung, keines de- Bedauerns und der Theilnahme.

So ver­

ließ der Fürst, der 36 Jahre über Toscana geherrscht, einst die Wonne

seines Volke- genannt, seine Hauptstadt, die er nie Wiedersehen sollte.

Während er nach Ferrara eilte, um dort seinen Protest „gegen die von Sardinien angezettelte Verschwörung" aufzusetzen, herrschte in Florenz

ungemessener Jubel.

Die Revolution, die keinem Menschen einen Tropfen

Blut, keinem Hause eine Fensterscheibe gekostet hatte, war zu Ende und

„ging um 6 Uhr zum Mittagessen*).".

In der folgenden Nacht schlief

Florenz so ruhig, al- sei kein Ereigniß vorgefallen, da- die Geschicke de-

Staate- bi- in seine tiefsten Tiefen aufwühlen mußte.

Nur die denkenden Leiter der Bewegung wie Ricafoli suchten am

*) Worte Vincenzo Salvagnoli's in seiner Schilderung des 27. April 1859.

Settino Ricasoli.

21

Abend des merkwürdigen TageS nicht mit leichtem Herzen ihr Lager.

Sie

hatten eine ungeheure Verantwortlichkeit übernommen. Ein Staatswesen,

dem die Spitze abgebrochen war, ein Heer, das seinem Kriegsherrn den Gehorsam gekündigt hatte, ein Volk, das der Freiheit und Selbstregierung ungewohnt, leicht beweglich und verführbar, eben zum Bewußtsein gekom­

men war, daß sein Wille das einzige, jetzt noch geltende Gesetz sei —

war es möglich, mit solchen Elementen Ruhe und Ordnung zu erhalten, einen gesicherten, dauernden Rechtszustand herzustellen?

Der Erfolg rechtfertigte das Geschehene wunderbar, und lieferte den

Beweis, wie in Zeiten hoher und reiner Begeisterung Völker wie Men­ schen gleichsam über sich selbst hinausgehen, Thaten verrichten und Eigen­

schaften entwickeln, welche die Welt in Erstaunen setzen.

Die weichliche

Indolenz der Toscaner wurde zu energischer Thätigkeit auf allen Gebie­ ten des staatlichen Lebens; der alte Municipalgeist mit seinen kleinlichen Eifersüchtelein ging unter in dem nationalen Enthusiasmus, dem kein Opfer, selbst das der bisher so ängstlich gewahrten Selbständigkeit zu

schwer erschien.

In dem Allen .gemeinsamen Gedanken des einigen und

unabhängigen Italiens verschwanden die Parteien, die sich früher auf Kosten des Gemeinwohls zerfleischt hatten.

Ja, ein Volk ohne Herrscher

bot der Welt das unerhörte Schauspiel, daß es der vollen Freiheit auf

unbestimmte Zeit entsagte, um den großen Zweck, auf den sich alle Kräfte concentriren sollten, nicht zu gefährden.

Dürfen wir dem toscanischen Volke im Ganzen den Ruhm für diese patriotische Haltung nicht versagen, so gebührt doch der größere Theil des

Verdienstes den Männern, die ihr Bügermuth, ihr hoher Geist, ihre Vergangenheit und ihre Popularität

an

das

Steuer des führerlosen

Staatsschiffes beriefen.

Die Stadtbehörde von Florenz hatte, wie zehn Jahre zuvor, die Lei­

tung des herrenlosen Staates zunächst in die Hand nehmend, eine pro­ visorische Regierung anS drei tüchtigen und volksbeliebten Patrioten er­

nannt, während die eigentlichen geistigen Häupter der siegreichen wegung sich zunächst noch im Hintergründe hielten.

Be­

Die erste Handlung

der neuen Regierung war die Bitte an den König von Sardinien um

die Annahme der Diktatur für die Dauer des Krieges.

Cavour erwie­

derte, der König könne nur die oberste Leitung der Militärangelegenheiten

und die auswärtige Vertretung des Landes übernehmen, werde aber so­ fort einen außerordentlichen Commissar für Toscana ernennen.

Wenn den wackeren Männern der provisorischen Regierung überhaupt

ein Borwurf zu machen ist, so ist es der einer allzufieberhaften Thätigkeit während ihres vierzehntägigen Regiments.

Ihr Amt konnte der Natur der

Bettina Ricasoli.

22

Sache nach nur von kurzer Dauer sein, es bedurfte Männer von höherem

Ansehen und umfassenderem Geiste, um die Aufgabe zu glücklichem Ende zu führen.

Mit der Ernennung des Königlichen CommifsarS in der Per­

son deS Gesandten Buoncompagni legten sie ihr Amt nieder, und dieser übernahm die Repräsentation der Souveränetät.

ES war zunächst seine

Aber Ricasoli

Absicht gewesen, nur Ministerialdirectoren zu ernennen.

und seine Freunde weigerten sich entschieden, auf diese Zumuthung einzu­ gehen.

ES war ihnen voller Ernst mit dem Aufgehen in dem nordita­

lienischen Königreich; aber so lange Victor Emanuel sie nicht zu den Sei­

nen zählen wollte oder konnte, wollten sie nicht bloße Werkzeuge in den Händen eines CommissarS sein, sondern ihr Heimathland selbst regieren.

Auf

einen Wink von Turin ernannte

Buoncompagni

nicht nur ein

Ministerium, sondern erklärte auch, daß er sich jeder Einmischung in die eigentlichen politischen Fragen enthalten werde.

Bettino Ricasoli, der daS Departement des Innern übernommen

hatte, war bald die Seele des Ministeriums, sowohl durch seinen stets wachsenden Einfluß auf die Staatsangelegenheiten im Allgemeinen wie durch seine Stellung dem Volke und dem Auslande gegenüber.

Dem

letzteren, das ihn bisher kaum dem Namen nach gekannt, erschien er wie

ein plötzlich aufleuchtendes Gestirn am Horizont der großen italienischen Volksbewegung.

VI. Ricasoli hatte sein fünfzigstes Lebensjahr vollendet, als er auf diesen hohen Posten gestellt ward, der durch die Verknüpfung der Verhältnisse eine entscheidende Bedeutung für die Lösung der großen italienischen Frage

erhalten sollte.

Ehe wir in unserer Erzählung weiter fortfahren, versuchen

wir, dem Leser in kurzen Zügen ein Bild deS Mannes zu zeichnen, wie er uns hier in der Vollkraft seines physischen wie moralischen Wesens entgegentritt.

Sein AeußereS war wenig einnehmend. Die lange hagere Gestalt, die scharf markirten unregelmäßigen Züge des länglichen Gesicht?- mit-

stark hervortretenden Backenknochen, die sparsamen rothen, an den Schlä­ fen wie aufgeklebten Haare zeigten wenig von dem gewöhnlichen Typus

seiner Landsleute. Aber um den großen Mund lagerte ein Zug entschlosse­ ner selbstbewußter Energie, aus den dunklen, gewöhnlich etwas verschlei­

erten Augen mit dem festen und strengen Blicke konnte in Momenten der

Aufregung und Begeisterung ein zündendes Feuer strahlen. schönen Zügen lag

In den un­

wie in seiner ganzen Haltung ein achtunggebietender

Ausdruck männlicher Würde.

„Stolz ohne Hochmuth, würdevoll ohne Prunk,

23

Bettino Ricasoli.

bescheiden ohne Ostentation, tritt uns sein Wesen in seiner hohen und

schlanken Statur, seinem entschlossenen, stets den Stempel milden Ernstes tragenden Antlitz, seiner zugleich einfachen und majestätischen Haltung ent­

gegen."*) Sein Gang war rasch, aber ungleich, die Bewegungen der lan­ gen Arme eckig, aber alle Gesten energisch und ausdrucksvoll.

Seine

Kleidung — der stets hoch hinauf zugeknöpfte dunkle Ueberrock — war von puritanischer Schlichtheit und Schmucklosigkeit; ihr entsprach seine.ebenso einfache wie regelmäßige Lebensweise.

Weniger gewinnend und liebenswürdig und deshalb weniger volks­ beliebt als andere hervorragende Glieder des liberal und national gesinn­ ten toscanischen Adels, wie Cosimo Ridolfi und vor Allem der ehrwürdige

blinde Gino Cappont, genoß Ricasolt der ungetheiltesters Hochachtung seiner

Standes- und Stammesgenossen. Kein Vorwurf ruhte auf seinem öffent­

lichen wie privaten Vorleben, kein Flecken entstellte seinen leuchtenden

Wappenschild; selbst von solchen Jugendsünden, die der heißblütige Süd­ länder leicht begeht und leicht verzeiht, hatte er sich frei zu halten gewußt. Der moralische Maßstab, den er an sich wie an Andre legte, war ein hoher, idealer.

DaS Wort, mit dem er, von tiefem Unwillen erfüllt über

die Winkelzüge der Parteien, eine seiner ersten Parlamentsreden schloß:

Siamo onesti! (laßt uns ehrlich sein!) könnte als daS Motto seines Le­ bens gelten.

Gerade, offen, fest bis zur Starrheit, oft die konventionellen

Formen vernachlässigend, weil er auch nicht den Schein der Heuchelei er­ trug, nur die klar erkannte Pflicht zum Leitstern nehmend, unverrückt auf

das fest im Auge gehaltene Ziel loösteuernd, war er ein Charakter „In

deS Worts verwegenster Bedeutung."

Mit Recht dursten auf ihn die

Verse Dante'S angewandt werden:

Sta come torre ferma ehe non crolla Giammai la cima per eeffiar di venti**). Mit der Strenge seiner sittlichen Grundsätze verband er . nicht nur

eine innige Liebe zu den Seinen, sondern auch eine tiefe und thatkräftige Theilnahme für die Armen und Nothleidenden, „die Enterbten des Vol­ kes", für welche er mehr als .durch demoralisirende Almosen, wie sie in

Italien nur allzusehr die Regel sind, durch Bermittelung gewinnbringen­ der Beschäftigung, durch unablässige Beförderung deS Volksunterrichtes,

durch Erziehung zur Arbeitsamkeit und Pflichttreue, zum Selbstdenken und zur Sittlichkeit zu wirken bemüht war. Der Adelsstolz des LehnSbaronS, auf den vielhundertjährigen Tra­ ditionen seines Geschlechts beruhend, verband sich in ihm wunderbar mit *) Maffari a. a. O. **) Er steht wie ein fester Thurm, der nie das Haupt vor dem Sturme beugt.

Bettino Ricasoli.

24

den durch geschichtliche Studien und wohl verwerthete Erfahrungen erwor­ benen Ueberzeugungen eines liberalen Patrioten im modernen Sinne zu

harmonischer Einheit.

Sein unbesiegbarer Stolz, der weder dem Pöbel

noch den Fürsten zu schmeicheln sich herabließ, seine unbeugsame Gerad­

heit, seine unerschütterliche Entschlossenheit haben ihm bei seinem Volke den Namen des Eisernen Barons verschafft.

Die Caricaturblätter, die

damals wie Pilze aus der Erde schossen, stellten ihn stets in Eisen geklei­ det dar als den Don Quixote des Feudalismus und erzählten, wie er,

mit der Rüstung eines seiner Altvordern angethan, unter den Bogenhallen

seines Castells Brolto zu spazieren pflege. „Er ist ein erhabenes Herz und ein edler Charakter, man möchte sagen,

von der Naivetät eines Jansenisten des siebzehnten Jahrhunderts*)."

Durch

und durch Idealist, fest überzeugt, daß sich vor der Wahrheit und Tugend

schließlich Alles beugen müsse, strebte er stets in der geradesten Linie vor­

wärts, der Hindernisse auf seinem Wege wenig achtend, „eigensinnig wie wie ein Maulthier", wie ihn einst Cavour mit hartem Worte bezeichnete;

deshalb kein Diplomat, aber von unschätzbarem Werthe für sein Vater­ land, als^ eS vor Allem darauf ankam, den verlockendsten Sirenenstimmen

wie verhüllten und unverhüllten Drohungen gegenüber festzuhalten an dem einen großen Ziele seines Landes und seines Lebens.

Bettino Ricasoli war kein Menschenkenner und hat sich oft schwer getäuscht in Andern, denen er dieselbe reine Begeisterung für das Ideal

zutraute, die sein eignes Herz erfüllte.

Die harten Erfahrungen, die er

zumal während seiner beiden Ministerien machte, riefen in den späteren

Jahren seines Lebens einen Skepticismus in ihm hervor, gegen den er nur mühsam ankämpfte. Baar aller gefälligen Leichtigkeit des Wesens und Benehmens, ohne

alle Condescendenz für die Schwächen Anderer wie für die eignen, war Niemand weniger als er geeignet

zum Hofmann und Fürstendiener.

Schroff und herrisch in seinem Wesen, weder geneigt noch fähig, den Um­

ständen viel Rechnung zu tragen, zu laviren oder gar zu tergiversiren, war er dem Kaiser Napoleon bei seinen Plänen auf Mittelitalien ebenso

unbequem wie später dem eignen, doch hochverehrten Monarchen, als nach

dem Tode des heitern, geistvollen, gewandten und geschmeidigen Cavour, die allgemeine Stimme ihn als dessen einzig möglichen Nachfolger bezeich­

nete.

Ohne die Genialität wie ohne die Versatilität des großen Begrün­

ders der italienischen Einheit,

auch nicht vergleichbar mit ihm in dem

großartigem Ueberblick über die inneren Verhältnisse wie über die aus-

*) Worte Massimo d'Azeglio'«.

25

Bettino Rieasoli.

wärtigen Beziehungen, ohne die Fähigkeit, sich den Menschen wie den Dingen genügend zu accommodiren, ohne hervorragende CombinationSgabe,

stand er an Regierungstalent vielleicht sogar den politischen Größen zwei-

ten und dritten Ranges, den Minghetti und Sella, den Lanza und De-

pretis nach.

Mit einem Gemisch von Selbsterkenntniß und angebornem

Stolze gestand er selbst, er fühle sich nicht geschaffen zu einem Minister in gewöhnlichen Zeiten.

Während die anderen Staatsmänner Italiens

durch ihr Wettrennen um die Ministerposten dem Auslande ein wenig ehrenvolles Schauspiel darboten, konnte ihn nur der kategorische Impera­

tiv der Pflicht zur Annahme des Amtes bewegen. Ohne jeden gemeinen Ehrgeiz, nahm er die Regierung nur wie eine Last, nicht wie eine Be­ lohnung auf sich.

„Aber gerade feine Entfernung von der Tagespolitik

machte ihn manchmal geeignet, der Situation den Ton zu geben, mehr kraft des Adels seiner Seele, als der Natur und den Verhältnissen der

Menschen entsprechend*)."

Es war ebenso charakteristisch für den richti­

gen Jnstinct der Nation und die selbstlos patriotische Gesinnung ihres

Herrschers, daß Ricasoli sofort an das Steuerruder des Staates berufen wurde, wenn es mehr eines festen, im In- und Auslande hochgeachteten Charakters, eines vertrauenvollen patriotischen Opfermuthes, als eines

feinen Diplomaten und eines alle gegebenen Verhältnisse sorgsam abwä­

genden Staatsmannes bedurfte, wie für ihn selbst, daß er zwar diesem Rufe ohne Widerrede folgte, sich aber sofort — ein neuer CincinnatuS — in sein weltfernes Landleben zurückzog, sobald die Wolken am politischen Horizonte sich verzogen hatten und die kleinen Mittel, die er anzuwenden,

die krummen Wege, die er zu wandeln verschmähte, wieder unvermeidlich

erschienen. Im gewöhnlichen Leben kein Freund von vielen Worten, ein Ver­

ächter der in seinen Vaterlande so cultivtrten Schönrednerei, war seine

Ausdrucksweise meist knapp, sententiös, znweilen nicht ohne Härten, zu­ mal für italienische Ohren.

Fehlte ihm die Gabe des Witzes, so verstand

er eS doch trefflich, in einzelnen Worten und Sentenzen scharfe Schlag­ lichter auf einzelne Menschen wie auf ganze Richtungen zu werfen.

In

seinen öffentlichen Actenstücken nahm er dagegen allzuletcht einen lehrhaf­

ten Kathederton an; die Motivirungen seiner Decrete, seine Noten und Cir­ culare lesen sich nicht selten wie philosophische Abhandlungen.

Im Par­

lamente sprach er nur selten; wenn aber ein großes politisches oder mo­

ralisches Interesse ihn erwärmte, brach seine Rede machtvoll aus dem tiefsten Innern hervor, die Herzen der Zuhörer gewaltig mit sich fort«

*X Bonghi in der Antologia nuova vom April 1869.

Bettino Ricasoli.

26

reißend und wie ein luftreinigendes Gewitter die Dünste hinwegfegend,

mit welchen ein kleinliches, hinterhältiges, von egoistischen Motwen ge­

leitetes Wortgefecht den großen Gegenstand der Debatte verhüllt hatte. Mehr als einmal hat er so mit einem Schlage der von ihm vertrete­

nen Sache den Sieg

errungen.

Dennoch war er kein Parlamentarier.

Die tagelangen Wortkämpfe waren ihm in tiefster Seele zuwider; auch

war er nichts weniger als ein gewandter Debater.

Nur auf das drin­

gende und wiederholte Bitten seiner (Konstituenten entschloß er sich mit wahrer Selbstüberwindung stets neue Mandate anzunehmeu.

„Sein Tem­

perament machte ihn unfähig, sich der Parteidisciplin zu fügen. Deßhalb war er nie ein eigentliches Parteihaupt und in der Regel ohne wesent­ lichen Einfluß auf den Gang der parlamentarischen Geschäfte*)."

Und

dennoch genoß er eines Ansehens in der Kammer und im Lande wie kein

zweiter seit Cavours Tode.

Wenn er sich erhob, um zu reden, legte sich

der Tumult, der so oft die Sitzungen des italienischen Parlamentes ent­ würdigt.

Gerade der Umstand, daß seine Worte stets der Ausdruck der

eignen festen rücksichtslos ausgesprochenen Ueberzeugungen waren, daß er

kein Mann der exp^dients, der kleinen und kleinlichen Auskunftsmittel

war, daß bei ihm nie der Verdacht persönlicher Motive für sein Votum

platzgreifen konnte, daß er sich nie zum Sprachrohr einer Fraktion her­

gab, bewirkte, daß man seinen Worten in der Kammer mit achtungsvoller und gespannter Aufmerksamkeit lauschte und daß seine Reden ein mächti­

ges Echo fanden auch außerhalb des Sitzungssaales. Denn keine Tugend achtet der Mensch höher, als die, welche ihm am fernsten liegt. Ricasoli war ein katholischer Christ, wenn auch keineswegs der Mann,

um der römischen Hierarchie daS sacrifizio dell’ intelletto zu bringen

und sich ihren Befehlen, ihren Encycliken und ShllabiS wie ihren neu­

erfundenen Dogmen unbedingt auzubequemen. Er hielt treu fest an den Ge­ bräuchen seiner Kirche, besuchte selbst regelmäßig den festtäglichen Gottes­

dienst und hielt darauf, daß seine Familie wie seine Colonen ein Gleiches

thaten.

Mit unnachlassender Sorgfalt und Gewisienhaftigkett übte er

sein Patronat über 52 toskanische Kirchen.

Sein eifriges Studium der

Bibel und die religiösen Unterhaltungen mit seinen Bauern hatten Ver­ anlassung zu dem Gerüchte gegeben, er sei insgeheim zum Protestantis­

mus übergetreten; aber es wurde seinem Freunde Celestino Bianchi nicht schwer, den neugierig fragenden PiuS IX. durch unwiderlegliche That­

sachen vom Gegentheile zu überzeugen.

Sein Glaube an eine göttlich geordnete Fortentwickelung des mensch-

*) II Diritto vom 24. October 1880.

Bettln» Ricasoli.

27

lichen Geschlechtes, an eine über den Völkern wie über den Einzelnen

waltende Vorsehung war unerschütterlich.

„Niemand", schreibt er an den

Admiral Persano, dessen Flotte damals in den Gewässern von Neapel kreuzte, am 17. Juni 1860, „kann den Rathschlüssen GotteS Widerstand

leisten, und die Italiener von heute erfüllen diese Rathschlüsse

Könige

und Fürsten (in Italien) müssen aufhören zum ungeheuren Gewinn für

den Frieden der Welt. Bestimmung,

Religion, Sittlichkeit und Civilisation haben die

an Glanz zu wachsen mit der Wiedererstehung Italiens,

mit seiner Unabhängigkeit unter einem tapfern Könige.

So werden die

Rathschlüsse GotteS in Erfüllung gehen."

Ricasoli war nicht nur religiös; er war auch durchaus kein Feind der Kirche, wie feine Gegner in Florenz und Rom behaupteten.

Er er­

kannte die Nothwendigkeit der Institution für die Menschheit offen an,

wenn auch freilich nicht ganz in demselben Sinne wie die römische Curie und ihre Akolhten.

Weder als Regent von Toskana noch als Minister

des Königs von Italien duldete er den geringsten Eingriff des Clerus auf

das weltliche Gebiet.

Die weltliche Papstherrschaft war ihm ein

Greuel, nicht nur, weit sie die Einheit Italiens unmöglich machte, sondern auch weil er wie Dante der Ueberzeugung lebte, daß die Kirche „durch die

Vermengung zweier Regimenter in den Koth fiele, sich und ihre Bürde beschmutzend*)". — „Wir wollen nach Rom gehen," schrieb er 1861 -um der Kirche den Weg zu zeigen, welcher ihr erlaubt, sich selbst zu refor-

miren; um ihr die Freiheit zu geben, welche sie antreiben kann, sich zu regeneriren in der Reinheit des religiösen Gefühls, in der Sitteneinfach­

heit, in der Strenge der Disciplin, in allen den Tugenden, welche daS

erste Jahrhundert so ehrwürdig gemacht haben; sich zu regeneriren in dem freiwilligen Verzicht auf eine ihrer ganzen geistlichen Aufgabe entgegen­

gesetzte Gewalt."

Kein Wunder, daß man sich im Batican über den pu­

ritanischen Prediger scandalisirte oder lustig machte. Man liebt eS, bedeutende Persönlichkeiten mit den großen Gestalten der. Vergangenheit zu vergleichen.

So ist Ricasoli mit Richelieu, mit

Guizot, mit Washington zusammengestellt worden. — Allerdings lag in

seiner äußern Erscheinung etwas, das an die Mischung von Priester und

Krieger erinnerte, wie sie den großen Cardinal charakterisirte; war doch auch daS unerschütterliche Festhalten an ihrem Ziele Beiden gemeinsam. Aber hier ist auch die Aehnlichkeit zu Ende. An Guizot mahnt sein Selbst­

vertrauen, die Unbeugsamkeit seines Willens, der puritanische Zug in

*) Per confondere in se duo reggimenti Cade nel fango, e se brutta e la soma.

Pnrgatorio XVI, 128—129.

Bettino Ricasoli.

28

feinem Wesen, die Sittenreinheit seine- Privatleben-. Bettino Ricasoli ferner,

al- gleich jenem im

Nicht- aber lag

öffentlichen Leben ein

corrupteur incorruptible zu werden. — Treffender erscheint der Ver­

gleich mit dem großen Befreier Amerika'-.

Bei Beiden dasselbe feine,

leicht verletzliche Ehrgefühl, dieselbe Wahrhaftigkeit, dieselbe Standhaftig­ keit, dasselbe hohe, Alle- beherrschende Pflichtbewußtsein, dasselbe uner­

schütterliche Vertrauen auf den endlichen Sieg ihrer Sache; bei Beiden auch,

daß

e- weit mehr diese großen moralischen

intellectuelle Eigenschaften waren, die sie

al- hervorragende

an die Spitze ihre- Volke-

stellten — so wenig im Uebrigen die geschichtliche Bedeutung Ricasoli's

mit der George Washington'- einen Vergleich auszuhalten vermag. —

VII. Gleich

nach

ihrem

Amtsantritt

veröffentlichten

sämmtliche

neuen

Minister Rundschreiben an ihre Beamten al- Directive für ihr Verhalten

in der neuen Lage der Dinge.

und Energie.

Ricasoli's Ansprache ist voller Schwung

Sie ging von dem Gedanken au-, den er in seiner eigen­

thümlichen Ausdrucksweise als b?n Kern seine- Programms bezeichnete: „Die- armselige To-canerthum muß in den Ocean de- Jtalienerthums versenkt werden*)".

Vor Allem komme eS daraus an, Italiener zu sein.

Da- vermöge nur, wer sein Privatinteresse zum Opfer zu bringen bereit

sei.

Die Beamten sollen keine servilen Werkzeuge der Regierung sein,

welche sie wie Bediente salarirt, sondern die würdigen Stützen eine-

sittlich-politischen Princip-, die eifrigen und gewissenhaften Mitarbeiter einer nationalen Regierung, die strengen Wächter der öffentlichen Ordnung

und pünktlichen Beobachtung der Gesetze. Von allen Seiten erscholl der Ruf nach sofortiger Bereinigung mit Piemont; die ganze Bevölkerung schien von dem Annexion-fieber ergriffen.

Ricasoli veranlaßte im Einverständniß mit seinen College« die Gemeinde­

räthe des Lande- zu einer Meinungsäußerung, ihnen dabei die vollste Freiheit, auch die de- Schweigen-, zusichernd. Von den'246 Gemeinde­ vertretungen erklärten sich 225 für die Annexion, eine dagegen, 20 schwiegen.

Nicht die Regierung, wie der von der großherzoglichen Partei inspirirte

Lord Normanbh im englischen Parlamente behauptete, sondern die Um­ stände übten einen Druck aus, dem vielleicht nicht ganz leicht zu wider­

stehen war, am wenigsten von Seiten der durch- Loo- gewählten oder von einer despotischen Regierung ernannten Commünalräthe.

Alle der­

artige Abstimmungen in aufgeregten und unruhigen Zeiten haben natürlich

*) Sommergere queeta povera Toscanitä nell* oceano dell’ Italianitä.

Bettino Ricasoli.

29

einen höchst zweifelhaften Werth; doch wäre es ungerechtfertigt, die der toscanischen Gemeinden mit der Komödie von Nizza 1860 in

dieselbe

Kategorie zu stellen.

Der Kaiser Napoleon hätte gern Toscana aus einer habsburgischen zu einer bonaparte'schen Secundogeuitur gemacht und sich dabei zugleich eines

unruhigen

und

compromittirenden

Verwandten

entledigt.

Am

23. Mai landete der rothe Prinz mit einem Truppencorps in Livorno,

„um Toscana vor einer Invasion zu schützen, aber auch dafür zu sorgen, daß der Ausdruck der patriotischen Gefühle der Toscaner nicht ausarte

und um ihre Dankbarkeit gegen den Kaiser zu ermuthigen".

Die „Er-

muthigung" war vergeblich; trotz der deutlichsten Winke erfolgte nirgends die geringste Manifestation für das neue Königreich Hetrurien.

Ricasoli

und seine College», selbst der Unterrichtsminister Salvagnoli, dem als einem persönlichen Freunde, Louis Napoleon seinen Wunsch mitgetheilt

hatte, zeigten sich höflich kühl und zurückhaltend.

Zehn Tage nach der

Ankunft Jerome Napoleons veröffentlichten sie eine Erklärung für den Anschluß an Piemont.

Allgemeiner Jubel empfing sie, und der Napo-

leonide verließ ebenso eilig wie verstimmt das gastliche Florenz.

Auf die Abstimmung der Gemeinderäthe sich stützend, wandte sich das toscanische Ministerium mit der dringenden Bitte nach Turin, der König

möge unverzüglich selbst die Regierung übernehmen.

Ricasoli hatte diesen

Schritt nicht ohne lebhaften Widerspruch einiger seiner Collegen, zumal Ridolfi's durchgesetzt.

Das Annexionsdecret lag schon fertig in der Kanzlei

des Ministers des Innern.

Aber es sollte anders kommen.

Wie früher

die Dictatur, so verbot der in seinen Hoffnungen getäuschte „große Alliirte" von Mailand aus jetzt die Annexion, „um nicht die Unabhängigkeitsfrage durch innere Schwierigkeiten zu verwirren".

Victor Emanuel mußte ge­

horchen.

Das toscanische Truppencorps war 12000 Mann stark unter dem Jubel der Bevölkerung nach Norden gezogen.

Es kam nicht mehr zum

Noch war der Rausch

über den Sieg

Schlagen.

des Entzückens

bei

Solferino nicht vorüber, da verwandelte die Depesche, welche den Präli­

minarfrieden von Villafranca verkündete, die laute Freude in Schreck und Verzweiflung.

Venetien als österreichisches Besitzthum anerkannt, den ver­

triebenen Fürsten die Rückkehr auf ihre Throne verheißen, und dies Do­

kument unterzeichnet von dem hochgepriesenen Schutzherrn und dem ver­ götterten Vorkämpfer der italienischen Unabhängigkeit: das war ein ent­ setzliches Erwachen aus den süßen Träumen, in denen man sich gewiegt.

In Florenz war man wie betäubt von dem unerwarteten Schlage.

In

der ersten Aufregung wollte Ricasoli sein Amt niederlegen, da er nichts

Bettino Ricasoli.

30

mehr für ToScana zu thun vermöge.

Besserer Rath kam über Nacht.

Cavour ließ durch Bianchi mittheilen, daß wenn sich ToScana in seinem

nationalen Rechte zu behaupten wisse, eS Herr seiner Geschicke sei und Jede bewaffnete Intervention sei ausgeschlossen.

die Italiens fördere.

Das Manifest, welches das toScanische Ministerium am Tage nach

Billafranca erließ, war ein Echo dieser Depesche.

Aber Ricasoli fühlte

das Bedürfniß einer breiteren Grundlage für seine Politik.

Die sofort

einberufene Consulta, weniger ein StaatSrath, als eine Notabelnversamm-

Sie erklärte die Rückkehr der ge­

lung, täuschte seine Erwartung nicht.

fallenen Dynastie für unverträglich mit der Ruhe und dem Glücke ToScana'S.

Ricasoli rief:

So lange der Krieg währte, so lange man noch

Hoffnung hegen durfte, daß Venetien italienisch und ein Theil deS ober­

italienischen Königreichs werden würde, hatte die Autonomie noch ihre Vertheidiger.

Jetzt sind sie verschwunden, weil in ToScana alle anderen

Gedanken durch die italienische Nationalidee verdrängt werden.

Nachdem

ToScana, wie die anderen italienischen Staaten, die schmerzliche Erfahrung gemacht hat,

wie wenig Sicherheit auch guten Institutionen in kleinen

Staaten innewohnt, hat es in seiner Kleinheit eine beständige Bedrohung seiner Civilisation erkannt, und so hat sich das, was man bisher Liebe

zu seiner Autonomie nannte, in ein Verlangen nach Vergrößerung ver­

wandelt, um sich zur Selbstvertheidigung zu stärken." Der königliche Commissar mußte sofort nach Billafranca sein Amt

niederlegen.

er die

Den Weisungen von Turin entsprechend, übergab

höchste Gewalt dem bisherigen Ministerium mit Ricasoli an der Spitze. Dem Titel nach Ministerpräsident, in der That fast unumschränkter

Regent des Landes,

entwickelte Ricasoli, frei von den oft ungeduldig

empfundenen Fesseln, die ihm die Rücksicht auf Buoncompagni und seine

turiner Instructionen auferlegt hatte,

eine energische und unermüdliche

Er war entschlossen, allen Hindernissen zum Trotze sein Ziel

Thätigkeit. zu erreichen.

„Nach Villafranca habe ich mein Leben nichts geachtet*)",

äußerte er später und fügte hinzu:

„Das heißt, ich wollte mich lieber

auf meinem Posten tödten lassen als irgend einem Drucke weichen."

Die

ToScaner waren begeistert für ihren Führer, selbst die radikale Partei, die

den aristokratischen Don Quixote früher so oft verhöhnt hatte, nicht ausge­ nommen.

Was der englische Humorist von den Frauen sagt, gilt auch von

den Völkern, in solchen Zeiten wenigstens: sie thun nicht« halb.

Ricasoli

durfte Opfer jeder Art von den ToScanern verlangen, selbst finanzielle,

bekanntlich der schwerste Prüfstein für die nationale Begeisterung. —

*) ho sputato aulla mia vita, — eigentlich ich habe ans mein Leben gespuckt.

Bettino Ricasoli.

Der geheime Vertrag von Plombiores

31 hatte Sardinien

die Aus­

dehnung seiner Grenzen bis zur Adria und südwärts bis zur Mündung

des Tronto gegen die Abtretung von Nizza und Savohen gewährleistet. Die Ueberschreitung des Appennins war ausdrücklich perhorrescirt.

war Napoleon mit dieser Grenze bitterer Ernst gewesen.

Es

Auch jetzt rieth

er offen zur Wiederannahme der Lothringer, schickte aber unter der Hand den Fürsten PoniatowSkh, um den Toscanern nochmals wegen der napo­

leonischen Secundogenitur den Puls zu fühlen.

Carricaturen auf ihn

selbst und den Prinzen Plon Plon waren Alles, was der Emissär mit nach Paris zurückbrachte.

Den schmeichlerischen Zuflüsterungen und Hin­

weisungen auf die große Stelle gegenüber, die er selbst in einem autonomen Königreiche Hetrurien spielen werde, hatte Ricasoli nur die lakonische

Antwort: Autonom! — automi! (Autonome — Automaten).

Dem von der Regierung selbst provocirten Rathe der Consulta ent­

sprechend, wurden vor Allem die Wahlen zur Nationalversammlung, welche über die Zukunft Toscana's entscheiden sollte, schleunigst betrieben. Ricasoli wollte weder von einem Plebiscit noch von allgemeinem Stimmrecht hören. Nach seiner Ueberzeugung bestand das Wahlgesetz von 1848 noch zu Recht;

außerdem wußte er, daß dasselbe den ganzen urtheilsfähigen und unab­ hängigen Theil der Bevölkerung zu Worte kommen lassen werde.

In der That saßen unter den 172 Gewählten von allen Ständen die ausgezeichnetsten Männer Toscana's.

Einige Demokraten, Montanelli

an der Spitze, bildeten den einzigen Schatten einer Opposition.

Ricasoli's Eröffnungsrede war klar, fest, schwungvoll und sententiös wie gewöhnlich.

Er erklärte den Zweck der Versammlung und schilderte

kurz den Gang der Ereignisse.

„Der Fürst hatte sich als Oesterreicher

erklärt, das Land wollte italienisch bleiben: so ging Jeder seinen eigenen Weg. . . .

Der Friede von Villafranca mußte schlimme Früchte tragen

und droht mit Schlimmerem für die Zukunft.

Aber wenn nur Recht und

Vernunft auf unserer Seite sind, so mag die rohe Gewalt ihr Werk voll­

enden.

Was den Conflict zwischen Volk und Regierung verewigt, ist nicht

Friede."

Er schloß mit der Ermahnung, die Versammlung möge sich

nicht irre machen lassen durch die Kleinheit des Landes, sondern bedenken,

daß sie italienisch sei. Der Erfolg entsprach seinen Erwartungen.

Die Versammlung nahm

einstimmig in geheimer Abstimmung den Antrag an,

die lothringische

Dynastie für unvereinbar mit dem Wohle und der Ehre Toscana's zu erklären.

Die Vereinigung mit Sardinien zu einem Staate wurde von

163 Stimmen beschlossen; die drei Demokraten enthielten sich der Ab­

stimmung, sechs Abgeordnete fehlten.

Dem Jubel der Tribünen ant-

Bettina Ricasoli.

32

werteten wie ein gewaltiges Echo die Freudenfeste

im

ganzen Lande.

Aber Ricaselt forderte mit richtigem Tacte die Bevölkerung

auf, sich

lärmender Demonstrationen zu enthalten und verbot alle Spottverse und Carricaturen auf die entthronte Dynastie.

Die toScanische Regierung wußte sehr wohl, daß Victor Emanuel seinem Bundesgenossen und den Verpflichtungen von Villafrancä gegen­

über die angetragene Vereinigung nicht unbedingt annehmen konnte.

Die

Antwort des Königs an die Deputation von Florenz war charakteristisch

für die Lage.

Er nahm daS Votum der Nationalversammlung dankbar

entgegen; die Toscaner würden aber begreifen, daß dasselbe erst bei der definitiven Ordnung der italienischen Angelegenheiten zur Ausführung kommen könne.

Er nähme jedoch daraus Veranlassung, die Sache ToS-

cana'S Europa gegenüber zu führen und erwarte, daß inzwischen daS toS­

canische Volk den vielen Tugenden, durch die eS sich die allgemeine Be­

wunderung erworben habe, die der Ausdauer hinzufügen werde. Die toScanische Regierung, durch keine ängstliche Rücksicht gehindert, faßte die gewundenen Worte nicht als eine Vertröstung auf eine unbe­

stimmte Zukunft, sondern als einfache Annahme auf.

Sie erklärte, daß

sie ihr Regiment fürderhin im Namen des Königs führe, ließ daS Militär Victor Emanuel deu Fahneneid leisten, die Tricolore mit dem savoyischen Kreuze auf dem Thurme des ehrwürdigen Palazzo Vecchio entfalten und

Münzen mit dem Bilde deS Königs schlagen.

Die Ordnung und Regel­

mäßigkeit, mit der Alles vor sich ging, ohne alle Spur von Verwirrung

und Anarchie, imponirte Europa. Historiker Reuchlin sagen:

Mit Recht durfte Ricasoli zu dem

„Wir machen eine Revolution, indem wir in

die Kirche und ins Theater gehen und Eisenbahnen eröffnen.

Sollte eine

Störung der Ordnung drohen, so sind wir" — dabei wies er auf seine Nationalgardisten-Uniform — „auf dem Platze!" Der Ministerpräsident hatte gleichzeitig in einem Memorandum an die Großmächte den Beweis für die rechtliche Gültigkeit und politische

Zweckmäßigkeit des gefaßten Beschlusses zu führen gesucht.

Aber so stich­

haltig seine Argumentation,' so wenig war die feste unumwundene Sprache des nothwendigerweise von dem Standpunkte der PylkSsouveränetät aus­

gehenden Dokumentes geeignet, einen günstigen Eindruck auf die europäische Diplomatie zu machen.

„ES handelt sich darum", heißt eS am Schluffe,

„ob der Ehrgeiz und daS Interesse einer Familie dem Willen von zwei Millionen Menschen vorangestellt werden soll.

Europa und das öffentliche

Bewußtsein mögen den Spruch fällen." — „Verwirft", fügte er in einem zweiten

Memorandum vom November

1859 hinzu,

„Europa unsere

Wünsche, so werden wir unS in der schmerzlichen Nothwendigkeit befinden,

Bettino Ricasoli.

35

gegen seine Ansprüche und Angriffe Widerstand zu leisten, wenn wir auch

Die Großmächte erklärten sich weder für,

sicher wären zu unterliegen."

noch wider; mehr hatte Rtcasoli wohl nicht erwartet.

Ricasoli'S ebenbürtiger College Farini, der treffliche und energische

Gouverneur der unter dem Namen der Emilia zusammengefaßten Land­

schaften Romagna, Parma und Modena, wünschte eine enge Vereinigung

derselben mit ToScana.

Ricasoli widerstrebte; er fürchtete auch den

Schein eines neuen mittelitalienischen Königreichs,

wollte im Gegen­

theil dem erwarteten europäischen Congreffe wenn nicht die Thatsache der

vollzogenen Annexion,

doch

eine solche Phalanx

dahinzielender

faits

accomplis vorhalten, daß die Bildung eines neuen Sonderstaates ebenso' unthunlich erscheinen sollte wie die gewaltsame Wiedereinsetzung der alten Dynastie.

Nur in militärischer Beziehung hatten sich ToScana und die Emilia geeinigt und ihre Truppen unter den Oberbefehl Garibaldi'S gestellt. Da aber der General, den einzelnen Regierungen den Gehorsam weigernd,

mit einer Invasion des Kirchenstaates drohte, kam durch Cavour'S Ver­ mittlung eine Einigung zwischen Ricasolt und Farini zur Bildung einer,

mittelitalienischen Liga zu Stande.

Prinz Eugen von Carignan, der

Vetter des Königs, wurde bis zur vollständigen Bereinigung mit Sardinien zum Regenten Mittelitaliens designirt.

Aber während die Versamm­

lungen der Volksvertreter in Florenz und Bologna das Projekt mit

Freuden guthießen, warf eS ein widriger Wind von Westen her über den Haufen.

nisses^

Napoleon protestirte und drohte mit sofortiger Lösung des Bünd­ Ricasoli'S wiederholte Hindeutungen auf länderhungrige Präten­

denten beweisen, daß wenigstens Er die noch immer nicht aufgegebene

Idee des Königreichs Hetrurien dahinter erblickte.

In der That waren'

ihm außer Jerome Napoleon der Herzog von Leuchtenberg und ein belgischer Prinz als Candidaten angemeldet.

Er wies darauf hin, daß Preußen,

die Regentschaft CarignanS mit günstigen Augen ansehe; der König möge nur fest bleiben.

Aber Piemont wollte und konnte eS nicht mit Frank­

reich verderben.

Es schlug einen Mittelweg vor:

als Stellvertreter CarignanS regieren.

eigene Verantwortung:

Boncompagni sollte

Ricasoli antwortete umgehend auf

„Ich nehme den Vorschlag nicht an; entweder:

den Prinzen oder gar Nichts." — „Will der König", schrieb er an seinen: Vertreter in Turin, „den Völkern MittelttaltenS die Hand nicht reichen, so müssen sie sich allein dem Congreß vorstellen. . . .

Der Prinz von

Carignan bedeutete eine Besitzergreifung seitens des Königs, eine Garantie der Zukunft; ein anderer Regent erweckt nur den Verdacht

piemontesifchen Einflusses und piemontesischer Intriguen ohne Nutzen, ohne Preußisch« Jahrtücher. Bd. L. Heft 1.

3

34

Bettino Ricasoli.

Garantie. . . .

Die Völker Mittelttaliens, ihrer Würde bewußt, müssen

ihre Selbständigkeit bewahren, bis der König sie als die Seinen an­ erkennt." Sein scharfer Blick durchschaute das feine Gewebe.

Napoleon war

die Einigung der mittelitalienischen Provinzen ganz recht, nur nicht unter einem savohischen Prinzen als Garanten der

baldigen Annexion.

einem Artikel des toscanifchen Staatsanzeigers

offen wie persönlich: widersetzt sich allen

In

sprach Ricasoli ebenso

„Die Regierung will die italienische Einheit und theilweisen Bereinigungen,

Trennungen erweisen würden.

die sich

als wirkliche

Der Nation und dem Könige ergeben,

muß ich mich weigern, Throne für Prätendenten zu bereiten, welches Na­ mens und welcher Gönnerschaft sie sich auch rühmen mögen.

Dahin aber

würden alle diese Auskunftsmittel führen, die jetzt der Eine oder der An­ dere aus Liebe zur Eintracht annehmen möchte*)."

In der Emilia war man weniger schwierig.

„Ich habe für Boncompagni kein Mandat!"

fest:

Aber Ricasoli blieb Auch die hämische

Insinuation, er wolle selbst Regent werden, blieb ohne Wirkung.

Da

wandte sich der Prinz von Carignan und endlich der König selbst mit

einem eigenhändigen Schreiben an den hartnäckigen Mann.

Endlich gab

er in der Form nach, nachdem er in allen wesentlichen Punkten seinen

Willen durchgesetzt.

Er schloß persönlich

in Turin einen Vertrag mit

Cavour und Boncompagni ab, kraft dessen letzterer als zeitweiliger Stell­

vertreter CarignanS und Generalgouverneur der mittelitalienischen Liga

eine glänzende Statistenrolle spielte.

Die beiden mittelitalienischen Re­

gierungen blieben vollständig getrennt, sogar in der Vertretung Außen.

nach

In die innere Verwaltung durfte sich der Generalgouverneur gar

nicht mischen.

Er -sollte nur die Verbindung der ehemaligen Staaten

unter einander und mit Piemont vermitteln.

Damit war der Streit be­

seitigt: es gab einen Titel und einen vornehmen Briefträger mehr in

Italien.

Ricasoli hatte seinen Zweck erreicht.

Er hatte in diesem Streite,

der zuweilen erbitterte Formen annahm, schärfer gesehen als Cavour selbst. ES war ihm vollkommen klar, daß der scheinbare toscanische ParticulariS-

muS die beste und stärkste Waffe für die spätere Einigung sei.

Durch

seine unerschütterliche Festigkeit, der sein ganzes Volk den lebhaftesten Beifall zollte, hat er die größte Gefahr, die der italienischen Einheit

drohte, beseitigt.

Erst später ist das allgemein anerkannt worden, nach

seinem Tode pries ihn ganz Italien für sein mannhaftes Thun und seinen

*) Monitore toscano vom 29. November 1859.

Bettino Ricasoli. unirrenden Scharfblick.

35

Auch die Orsini-Bomben, die, man weiß nicht,

ob von rechts oder von links her geworfen, vor seinem Palaste platzten, machten ihn nicht irre.

Der Winter verfloß dem toScanischen Volke ruhig

und friedlich.

Den zahlreichen Fremden wurde es schwer, in ihrem Aufenthalte ein mitten

in revolutionären Zuständen und in der bangsten Ungewißheit schwebendes

Land und Volk zu erkennen.

Geschäfte wie Vergnügungen gingen ihren

gewohnten Gang; die Redouten und Corsofahrten deS Carneval waren so belebt wie je.

VIII. Ohne die bedenklichsten Folgen durfte jedoch dieser Zustand der Dinge,

die ängstliche Spannung, waS die nächste Stunde bringen werde, nicht Vor Allem richteten sich die Blicke erwartungsvoll

lange mehr dauern.

nach Paris, wo die Entscheidung fallen mußte.

Mit bewundernswerther

Ausdauer feierte man den Kaiser als den großen Freund der italienischen

Einheit und Unabhängigkeit.

Selbst die entschiedensten Schritte in ent­

gegengesetztem Sinne machten die ToScaner nicht irre; sie waren nur ein Werk mißgünstiger und reactionärer Minister; der Kaiser selbst verlangte nur unwiderlegliche Beweise, daß das Volk wirklich die Vereinigung wünsche.

Ricasoli theilte diese Auffassung keineswegs; aber er benutzt«

sie, um eine neue vollendete Thatsache zu schaffen, indem er die Wahlen

zum Nationalparlament anordnete, das zu Anfang März 1860 in Turin zusammentreten sollte. Der Congreß, auf dem Ricasoli ToScana zu vertreten bestimmt war,

kam bekanntlich so wenig zu Stande wie die meisten anderen, welche der

„Congressomann" Napoleon geplant hat.

Die Großmächte konnten sich toi«

gewöhnlich nicht über eine gemeinsame Basis einigen.

England hatt«

eine Volksabstimmung in Mittelitalien beantragt, Oesterreich entschieden dagegen protestirt.

In einer Note vom 24. Januar 1860 ließ Napoleon

durch Thouvenel, der inzwischen den Italien wenig günstig gesinnter

Walewsky ersetzt hatte, Sardinien den Vorschlag machen, Modena unt Parma zu annectiren, in der Romagna Vicar des Papstes zu werden,

aber Toscana seine Autonomie zu belassen. Schrecken in Florenz.

Darob zuerst Unruhe unt

Aber Cavour beruhigte.

Er wußte, was ein,

Note Thouvenels an Persigny in London bereits angedeutet hatte — das der Kaiser, freilich um theuren Preis, sich schließlich der Annexion Tos

cana'S auf Grund widersetzen werde.

einer allgemeinen Volksabstimmung nicht ernstliä Er drang deshalb auf schleunige Anordnung einet

Plebiscits über die Anschlußfrage.

Aber er stieß auf ein unerwartetes

3*

Bettino Ricasoli.

36 Hinderniß.

Ricasoli weigerte sich kategorisch. Seinem geraden und ernsten

Sinne widerstrebte eS aufs äußerste, eine solche Komödie arrangiren zu

helfen, nachdem die Vertreter der Communen wie die des ganzen Volkes, ja dieses selbst in zahllosen Manifestationen sein Votum so unzweideutig

kundgegeben hatte.

Er konnte über das Resultat nicht einen Augenblick

zweifelhaft sein; alter es ging ihm gegen die Natur, eine von allen Ur-

theilsfähigen längst fast einmüthig entschiedene Frage nochmals der Ent­ scheidung der urtheilSlosen Mafle zu übergeben.

Cavour, aufs höchste bestürzt, sicher, daß diese Weigerung Napoleon einen vielleicht willkommenen Vorwand bieten würde, um nun seinerseits

die Zustimmung zu der Annexion zu verweigern, sandte Massari mit

einem eigenhändigen Briefe nach Florenz, in dem er Ricasoli auf die schweren Folgen seiner Ablehnung aufmerksam machte und ihn beschwor, seine Zustimmung zu geben.

Massari hat uns seine charakteristische Unter­

redung mit dem toScanischen Regenten wörtlich mitgetheilt*).

„Morgen

will ich die Antwort geben", schloß Ricasoli, nachdem er sich nicht ohne

Selbstüberwindung entschlossen, nochmals mit sich zu Rathe zu gehen und CavourS Gründe zu prüfen.

Als Maffari in der Frühe deS folgenden

Tages eintrat, empfing er ihn mit den Worten: meiner Zustimmung ist abgegangen."

„Die Depesche mit

Er hatte sich von Cavour über­

zeugen laffen, der beste Beweis, daß er, wo es das Wohl deS Vater­

landes galt, nicht „eigensinnig war wie ein Maulthter" — er verlangte nur, wirklich überzeugt zu werden.

Die Abstimmung wurde angeordnet. .noch nicht zu Ende.

Aber das Jntriguenstück war

Der französische Geschäftsträger in Florenz, Herr

von MoSbourg, erklärte plötzlich, der Kaiser mißbillige das Plebiscit und

werde, falls es für den Anschluß ausfalle, sein Beto einlegen. ließ sich nicht einschüchtern; er kannte seinen Mann.

Ricasoli

„Wenn das wahr

wäre", sagte er, „so müßte ich schließen, daß das traurige LooS fremder Knechtschaft für Italien nicht beendet, sondern daß Frankreich an Oester­

reichs Stelle getreten sei."

AIS der Gesandte erklärte, daß, wenn in

einem solchen Falle Oesterreich Piemont mit Krieg überziehe, Frankreich

Gewehr bei Fuß zusehen werde, erwiederte er:

„So sehr Italien das

bedauern mag, wird es auch dann vor einem Kriege für sein heiliges. Selbstbestimmungsrecht nicht zurückscheuen.

Mit leeren Drohungen war bei Ricasoli nichts auszurichten. leon versuchte noch einen anderen Weg.

Napo­

Am 29. Februar theilte Cavour

mit, der Kaiser habe erklärt, wenn sich ToScana für die Autonomie ent«

*) In der oben angeführten Gediichtnißrede auf Ricasoli.

Beltnw Ricasoli.

37

scheide, würde er der Wahl eines savoyischen Prinzen kein Hinderniß in

den Weg legen.

Ricasoli erwiederte mit ironischem Ernste, die Comitien

seien bereits ausgeschrieben, er habe jedoch dem Volke den Vorschlag der französischen Regierung nachträglich mitgetheilt.

Die gleichlautende De­

pesche Farini's bewies, daß sich die beiden Häupter Mittelitaliens vorher

verständigt hatten.

Die Motivirung des die Abstimmung anordnenden DecretS verrieth

deutlich die unmuthige Resignation,

mit der sich ihr Verfasser in das

Am 12. März fand trotz des Protestes des

Unabänderliche gefügt hatte.

Herrn von Mosbourg gegen den frühen Termin die Abstimmung statt.

Die Stimmzettel lauteten:

„Vereinigung mit der constitutionellen Mon­

archie Victor Emanuels" oder „Gesondertes Königreich" (regno separato).

Ricasoli erließ eine in würdigem und ernstem Tone gehaltene Proclamation

an die Wähler.

Nach einer gedrängten Uebersicht über die bisherige Ent­

wickelung schloß er:

„Ihr werdet auch bei dieser Gelegenheit die ruhige

feste Würde nicht verleugnen, durch welche Ihr Euch seit 10 Monaten die

Sympathien ganz Europa's erworben habt.

Das Votum, das Ihr in

die Urne werft, ist frei; Gott allein seid Ihr dafür Rechenschaft schuldig. Aber die Regierung ist sicher, daß Euer letzter Schritt die bisherigen

In wenigen Tagen werdet Ihr das Selbst­

nicht Siigdi strafen wird.

gefühl des Glückes genießen. Euch als Italiener unter dem Scepter des

loyalen und großherzigen Victor Emanuel zu fühlen." Das Resultat übertraf die Hoffnungen der Negierung. Wahltage wurden zum Volksfeste.

Die beiden

Jubelnd, meist den Pfarrer an der

Spitze, mit Fahnen und dreifarbigen Bändern geschmückt, die das Motto

annessione trugen, zogen die Dörfler in hellen Hansen zu den GemeindeHauptorten.

Trotz der begeisterten Stimmung und der riesigen Men­

schenmenge wurde die Ordnung nirgends gestört. ungeheure Aufregung.

Und doch herrschte eine

Die Zahl der Abstimmenden betrug mindestens

80 Procent aller Berechtigten.

Um die Mitternacht des 15. März ver­

kündete Ricasoli dem harrenden Volke von Florenz von dem Balcon des

Palazzo Vecchio aus das Resultat.

Von 386445 Votanten hatten 366445

für die Annexion, 14925 für einen Sonderstaat gestimmt, 4949 Stimmen waren als ungültig cassirt.

Ricasoli hatte mit der größten Strenge über die volle Freiheit der

Wahlen gewacht.

Um so mehr durfte er, der nur auf fremdes Drängen

hin in diesen Act gewilligt hatte, in seinem Manifeste vom 17. März zu diesen Drängern sagen:

„Wir haben Alles gethan, was Ihr verlangtet",

und zu seinen Gegnern und Verleumdern:

„Wir haben Euch ehrlich freies

Feld gegeben, um Euch mit uns zu messen: Da habt Ihr das Resultat!"

38

Settino Rieasoli.

Noch drei Tage nach der Abstimmung erklärte Napoleon in einem

Schreiben an Victor Emanuel, er beharre auf der Autonomie Toscana's.

Und doch war Alles nur Komödie.

Der Kaiser wußte, daß Sardinien

seine Vorschläge weder annehmen könne noch wolle.

Kurze Zeit vorher

war bereits der schwere Entgelt für die Annexion Mittelitaliens, das nun an die Stelle Venetiens trat, die Abtretung von Savoyen und Nizza fest­

Napoleon hatte trotz aller Scheinproteste die Volksab­

gestellt worden.

stimmung in ToScana gewünscht, zugleich als Sieg seines Lieblingsprin­

cips und als Rechtfertigung vor Europa den Stipulationen des Züricher

Auch Ricasoli war darüber vollständig im Klaren.

Friedens gegenüber.

Um so härter war der Zwang, den er sich auferlegen mußte, um sich den

Schein zu geben, als ob er diese diplomatischen Winkelzüge für baare Münze nehme.

Daß er hier die eigene Natur bezwang, war vielleicht

das schwerste Opfer, das er in seiner politischen Laufbahn gebracht hat.

Wer zählt die schlaflosen Nächte, die es ihm gekostet? Am 20. März begab sich der toScanische Dictator nach Turin, um

dem Könige das Resultat der Abstimmung officiell zu verkündigen. Reise glich einem Triumphzuge. festlich geschmückt.

Seine

Turin hatte sich zu seinem Empfange

Alle Läden waren geschlossen; das jubelnde Volk be­

grüßte ihn wie einen Herrscher; die Nationalgarde unter den Waffen er­

wies ihm die königlichen Ehren.

Von dem Könige in feierlicher Audienz

inmitten seiner Minister und Hofstaaten empfangen, sprach er:

„Ich

komme, Sire, Ihnen die erste Huldigung Toscana's zu bringen, das nun ein Theil Ihres Reiches geworden ist.

ToScana freut sich, mit dem edlen

sitbalpinischen Volke seine Kräfte um einen wahrhaft italienischen Thron zu vereinen, und attS seinem bisherigen municipalen in daS neue nationale Leben überzugehen." In der verbindlichen Antwort Victor Emanuels war eine Stelle, die einen Schatten des Mißmuths über die Züge des toscanischen Staats­ mannes gleiten ließ.

Der König bemerkte, daß ToScana, ohne der Ver­

bindung mit dem gemeinsamen Vaterlande zu nahe zu treten, die Wohl­

thaten der administrativen Autonomie bewahren werde.

klärungen zerstreuten die neuerwachende Besorgniß.

CavourS Auf­

ES handelte sich nur

um einen UebergangSzustand und eine Scheinconcession an Frankreich.

Cavour, und viele Andere mit ihm, wunderte sich, daß der ToScaner par excellence, wie man Ricasoli zu nennen liebte, sich nicht bloß mit

der äußern Vereinigung mit Piemont begnügen wollte, sondern auf volle Verschmelzung drang, und daß er auch später ein Gegner deS sogenannten

RegionalismuS war, der den früheren Einzelstaaten eine administrative Selbstregierung und Selbstbestimmung innerhalb gewisser Grenzen be-

Bettino Ricasvli. wahren wollte.

39

Man hat darin nur eigensinnige Consequenzmacherei und

zugleich einen Mangel an tieferer Einsicht in die Bedingungen des Lebens und Gedeihens der Völker sehen wollen.

Aber Ricasoli trug Sorge, daß

der RegionalismuS nur den alten Dynastien „die Sessel warm halten" und zugleich ein schweres Hinderniß für die innere Einigung des italieni­

schen Volkes sein werde. Ein Uebergangözustand für ToScana war allerdings unvermeidlich, darin hatte Cavour vollkommen Recht.

Nicht nur privatrechtliche Be­

denken und zahlreiche wohlbegründete Interessen standen der sofortigen Verschmelzung entgegen:

das toScanische Volk, Ricasoli an der Spitze,

erwartete auch, daß nicht wenige seiner Institutionen zu Nattonaleinrich-

tungen erhoben würden.

DaS konnte aber nur mit Zustimmung deö

neuen Nationalparlaments geschehen.

Auch war bei aller Opferwilligkeit

die Verwandlung in eine Provinzialstadt für das stolze Florenz eine harte Nuß.

So ernannte der König den Prinzen von Carignan zum Statt­

halter von ToScana mit königlicher Machtvollkommenheit und den mit

dem Annunziatenorden, dem höchsten des Reiches, decorirten Ricasoli zu seinem Vertreter und Generalgouverneur.

Am 25. brachte der toScanische Moniteur zwei Proclamationen.

In

der einen «ahm die Regierung Abschied von ihren bisherigen Schutzbe­

fohlenen, in der anderen begrüßte Victor Emanuel die Völker Mittel­ italiens als die Seinen.

„Wir scheiden", sagten die abtretenden Minister,

„mit der schönsten Genugthuung einer volksthümlichen Regierung, der,

unsern Mitbürgern den bestrittenen Weg zu einer glücklichen Zukunft er­ öffnet zu haben." — Bet den Wahlen zum Nationalparlament erkor Florenz in erster Linie Ricasoli, auf den zugleich eine Reihe von Wahlen außerhalb Tos-

cana'S fielen, zu seinem Vertreter.

Nachdem der neue Reichstag am

13. und 14. April in beiden Kammern fast einstimmig die Gesetzentwürfe

betreffs der Annexion Mittelitaliens

angenommen

hatte, hielt Victor

Emanuel am 16. April seinen feierlichen Einzug in die reichgeschmückte Arnostadt.

Wohl mochte eine stolze Regung sein Herz schwellen und in

seinem Auge leuchten, als er so, ein jubelbegrüßter Herrscher in die

palastreichen Straßen der ehrwürdigen toScanischen Metropole einfuhr,

deren vielhunderjähriger Glanz und Ruhm in der ganzen Welt wiederscheint und wiederklingt.

Dieser Einzug bezeichnet die Schlußscene des zweiten ActeS in dem großen Drama der italienischen Einigung, der mit dem Frieden von Villafranca anhebt.

In diesem Acte finden wir Ricasoli'S Gestalt stets im

Vordergründe der Bühne.

Cavour ist durch die Umstände genöthigt.

Bettino Ricasoli.

40

eine Zeitlang in den Schatten zu treten; Victor Emanuel selbst sind durch

die Friedensbedingungen und den „großen Alliirten" die Hände gebunden. Da sind es Farini in Bologna und Ricasoli in Florenz, die das Banner

der Einheit und Unabhängigkeit

des großen Vaterlandes hoch halten.

Aber Ricasoli's Rolle war die bei weitem wichtigere. ToScana war der wahre Zankapfel.

Nicht die Emilia,

Wurde es ein integrirender Theil

des norditalienischen Königreichs, so war die Grenze des Vertrags von PlombiereS, der Appennin, überschritten.

Die Annexion der herrlichen

subappenninischen Landschaften war der erste Schritt zur Annexion ganz

Mittel- und Unteritaliens. wie in Paris und Turin.

Das wußte man in Rom und Wien so gut

Deshalb wurde von den verschiedensten Seiten

Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, den Anschluß zu hintertreiben.

Keine Schmeichelei und Lockspeise, keine Drohung wurde Ricasoli erspart.

Aber er stand fest wie ein Fels im brandenden Meere.

Der Züricher

Friede schloß jede bewaffnete Intervention aus und Ricasoli wußte, daß

auch ohne das Napoleon kein gewaltsames Eingreifen dulden könne und werde; für den äußersten Fall aber war er entschlossen, Gewalt mit Ge­ walt zu vertreiben und lieber kämpfend

unterzugehen als nachzugeben.

Sein unbeirrteS Streben nach dem klar erkannten Ziele, sein begeisterter

Glaube an den Sieg der guten Sache, seine Verachtung aller kleinlichen

Rücksichten und Motive, aller Eifersüchteleien, wie sie selbst unter seinen

Collegen in der Regierung nicht fehlten, seine Rücksichtslosigkeit auf Titel, Rang und Namen wie auf das Geschrei der Demagogen und des von ihnen gehetzten Haufens, sein unerschütterlicher Muth auch den schwierigsten

Verhältnissen gegenüber hatten ihn gleichsam zum Retter der gefährdeten

Sache der Einheit seines Vaterlandes prädestinirt, und er hat sie gerettet. Ohne ihn würde sie, so weit wir urtheilen können, sich vielleicht gar nicht,

jedenfalls bei weitem nicht so rasch verwirklicht haben. Wenn seine Gegner Ricasoli's Verdienst durch die Behauptung schmä­

lern wollen, kein anderes Projekt habe beim Todtgeborensein der Stipu­ lationen von Villafranca und Zürich eine mögliche Chance gehabt, so ist

dem entgegenzuhalten, daß Napoleon auf eine Erklärung der toskanischen Führer für ein souveränes Königreich Mittelitalien hin mit beiden Händen

zugegriffen haben und daß weder die Mächte noch der größere Theil der Bevölkerung sich demselben ernstlich widersetzt haben würden.

Wir haben bei dieser Epoche lange verweilt, weil sie den Glanzpunkt,

die Akme von Ricasoli's politischer Thätigkeit, sein höchstes und unsterbliches Verdienst bezeichnet.

Es erübrigt uns, in rascher Uebersicht seine rastlose

Thätigkeit für die Neuordnung der inneren Verhältnisse des ihm anver­

trauten Landes während seines zehnmonatlichen Regiments zu charakterisiren.

Betlino Ricasoli.

41

IX. Ueberblicken wir die außerordentlich große Zahl von Gesetzen und

Verordnungen, welche die toscanische Negierung von 1856—60 zumal in den letzten Monaten ihres Bestehens erließ, so ist der erste Eindruck die­ ser fast fieberhaften Thätigkeit auf den verschiedensten Gebieten deS Staats­

wesens kein günstiger: wir fühlen uns geneigt, in die Vorwürfe ihrer Gegner im In- und Auslande wegen übereilter und übertriebeuer Gesetz­ macherei einzustimmen.

ES schien verkehrt, wo es sich um die politische

Existenz des Landes handelte, wo binnen kurzem die Verschmelzung mit einem andern Lande bevorstand, eine Menge tiefgehender Berändernngen

im Organismus des Staates anzubahnen, die doch der Lage der Dinge nach nur eine ganz ephemere Geltung haben konnten, dabei die schon durch die Revolution und die militärischen Bedürfnisse auf eine schwere Probe

gestellten Finanzen übermäßig belasten, die Bürger aufregen und verwir­ ren, die Aufmerksamkeit und das Interesse von dem Einen, was noth that, ablenken mußten.

Mußte man darin nicht eine kleinliche Eitelkeit

der Regierenden erblicken, die ihre Lieblingsideen noch Hals über Kopf

verwirklichen oder gar nur ihre Namen verewigen wollten? So erscheint das Bild bei oberflächlicher oder übelwollender Betrach­

tung^

Eine nähere unparteiische Prüfung ergiebt dagegen unwiderleglich,

daß die Regierung nach einem klaren und wohlüberlegten Plane handelte und auch hier den feinen Tact und die staatsmännische Klugheit bewährte,

wodurch sie sich während der ganzen Dauer ihrer Herrschaft ausgezeichnet hat.

Ihre gesetzgeberische Thätigkeit

läßt sich unter drei Gesichtspunkte

zusammenfassen: die allmähliche, aber stetige Annäherung an die pie-

montesischen Institutionen und damit in Verbindung die Zurückdrängung der Kirche von dem staatlichen Gebiete; die Beförderung der materiellen Interessen auf der Basis des freien Verkehrs, endlich die Sicherung des

geistigen Principats Toscana's in dem neuen Italien.

Man war sich in Toscana vollkommen bewußt, daß es bei der end­ lichen Entscheidung der italienischen Angelegenheiten inö Gewicht fallen

mußte, wenn in den mittelitalienischen Staaten bereits die sardinischen Gesetze und Einrichtungen in anerkannter Wirksamkeit beständen. Daraus

erklären sich die Einführung des metrischen und Decimalshstems, die Er­ richtung von Kreis- und Provinzialräthen, die Wiederherstellung der Preß­ freiheit; daher

die

vollständige Umwandlung des Militärwesens.

In

wenigen Monaten wurde nicht nur der Uebergang vom österreichischen zum

sardinischen System bewerkstelligt, sondern auch die vorher kaum nennenswerthe toscanische Streitmacht auf die Stärke zweier voll ausgerüsteter

Settino Ricasoli.

42

Divisionen gebracht. — Der entscheidende Schritt nach dieser Richtung

endlich war die Proclamation der sardinischen Constitution und des Wahl­

gesetzes.

Die thatsächliche Einführung wurde einem besonderen Decrete

Vorbehalten, auch die Beibehaltung einiger der Handel- und Gewerbe­

gesetzgebung angehörender Institutionen Vorbehalten, da auf diesem Ge­ biete in ToScana seit langer Zeit liberalere Principien herrschten als jen­ seit deS AppenninS. Pius IX. und Antonelli hatten nie ein Hehl daraus gemacht, daß

sie die neuen toScanischen Machthaber als Aufwiegler und Hochverräther

betrachteten.

Die Curie hatte alle Verbindung mit der Regierung des

Nachbarlandes abgebrochen, den Gesandten Leopolds II. in Rom bei seinen

Intriguen gegen dieselbe unterstützt, die toScanischen Bischöfe zum Wider­

stände ermuntert.

Die Freiheit, welche Ricasoli den Bekennern aller

Culte gewährte und welche einer thatsächlichen Abschaffung deS bisherigen SaatSkirchenthumS gleichkam, brachte den Kampf zum Ausbruch.

Der

Erzbischof Limberti von Florenz protestirte in einem fulminanten Briefe

gegen das Unwesen, das er nicht dulden könne, und sollte er darüber zum Märtyrer werden. Ricasoli behandelte in seiner Antwort die Märtyrervelleitäten deS Prä­

laten ironisch.

Die Regierung werde fest bleiben in der Religion ihrer

Väter, ohne Jemanden zu verfolgen oder zu gestatten, daß man die hei­ ligste aller Freiheiten, die Gewissensfreiheit verletze. Im Staate erkenne sie keine andere Autorität an als die eigne.

sich deßhalb beruhigen.

Einschüchterungsversuche bewenden. mit Worten.

Der Herr Erzbischof möge

In der That ließ es dieser bei dem mißlungenen Aber die Regierung begnügte sich nicht

Am 27. Januar 1860 wurde daS Concordat mit der Curie

von 1851, als widerrechtlich geschlossen, aufgehoben und damit faktisch die Leopoldinischen Gesetze, welche, wie die josephinischen in Oesterreich

die

Kirche

unter

strenge

Staaiscontrolle

stellen,

wieder

hergestellt.

Der Cultusminister Salvagnoli motivirte die Aufhebung in einem Rund­

schreiben an die Provinzialbehörden.

„Die Regierung", schloß er, „will,

daß die katholische Kirche aller Freiheit genieße, deren sie bedarf, um ihr geistliches Amt zu verwalten zum Besten des Gottesreiches, nicht um den Erbärmlichkeiten dieser Erde zu dienen.

Sie will außerdem,

daß der

Papst und der Clerus jedes rechtmäßige Mittel besitzen, um das Beispiel

zu geben, wie man die Religion mit der Freiheit, die Wohlthaten der

Civilisation mit der Heiligkeit des Christenthums versöhnt und vereinigt." Solche Worte mußten der Hierarchie allerdings wie bittere Ironie

klingen.

Rechnet man dazu die Aufhebung deS geistlichen Zehnten „als

Uebcrbleibsel einer unglücklichen und barbarischen Zeit" und ein Gesetz,

Bettilio Ricasoli.

43

welches eS ermöglichte, alle Güter der Todten Hand gegen ein Aequivalent in dreiprocentiger Staatsrente zu erwerben, so ist eS nicht zu verwun­

dern, daß.die Organe der Klerikalen diesseit wie jenseit der Berge gegen die Gottlosigkeit der toscanischen Regierung Chorus machten und sich nach

Kräften bemühten, das Volk gegen dieselbe aufzuhetzen.

Die Regierung

antwortete mit einem Verbote der Blätter, „welche die Gewissen des Vol­ kes durch die Vermengung der religiösen Interessen mit den bürgerlichen

verwirrten und beunruhigten." Auf dem Gebiete deS öffentlichen Unterrichts lieferte die Regierung

den vollgiltigen Beweis, wie sehr ihr der Ruhm und Glanz ihres enge­ ren Vaterlandes am Herzen lag. Die schöpferische Thätigkeit, welche der Unterrichtsminister Ridolfi in vollem Einverständniß mit Ricasoli

im

Winter 1859—60 entfaltete, ist in der neuesten Geschichte fast ohne Bei­ spiel.

Die

beiden Universitäten wurden wieder vollständig hergestellt,

reicher dottrt und mit tüchtigen Kräften besetzt; in Florenz ein großartiges

Institut (Istituto di studi superiori) zur Vollendung und Abrundung deS höheren Studiums in Theorie und Praxis gegründet; ein neues Gesetz

für Elementar- und Mittelschulen erlassen; Seminare für Lehrer und Lehre­ rinnen errichtet, eine DeclamationSschule und eine Königliches Musikinstitut gestiftet; endlich den fünf sogenannten israelitischen Universitäten Staats­

unterstützungen bewilligt.

Der Gedanke, der diesen ungewöhnlichen, ja theilweise über das Be­ dürfniß des Landes hinausgehenden Anstrengungen zu Grunde lag, war für Ricasoli und Ridolfi die Aufrechthaltung und Verstärkung des intel-

lectuellen Primats Toscanas in Italien.

„Piemont", sagten sie, steht in

militärischer Hinsicht an der Spitze, Toscana muß in Bezug auf Bildung

und Wissenschaft den Reigen führen. Florenz muß die intellectuelle Haupt­ stadt sein wie Turin der Sitz der Centralbehörden.

Dahin weist die

Geschichte, dahin der Umstand, daß Toscana noch heute wie vor fünf

Jahrhunderten die Bildnerin und Hüterin der reinen Muttersprache ist." —

Zugleich begründete das allgemeine Unterrichtsgesetz vom 10. März 1860

die vollständige Emancipation der Schule von der Kirche, eine in Italien bis dahin unerhörte Neuerung.

Die ToScaner sind in ihrer großen Mehrzahl infolge der geschicht­ lichen Entwicklung der letzten Jahrhunderte und der von den Mediceern

vererbten Politik in Verbindung mit natürlicher Anlage ein physisch und moralisch verweichlichtes Volk.

Mit einem

lebhaften Sinne für das

Schöne begabt, mit feinem natürlichen-Tacte, leicht zu begeistern für alles Große und Edle, gelangten sie doch bisher selten zum Ziele, sobald es ausdauernder Anstrengung bedurfte.

Um so mehr verdient ihre Haltung

Bettino Ricasoli.

44

im Jahr 1859 die allgemeine Bewunderung. Aber die Regierung machte sich keine Illusionen darüber, welche Gefahr hier für die Zukunft drohte. Die neuen Militäreinrichtungen auf der Basis der allgemeinen Dienst­

pflicht, der verbesserte und verallgemeinerte BolkSunterricht, bei dem man jedock den allgemeinen Schulzwang als zunächst noch unausführbar perhorrefcirte, endlich die active Theilnahme der Bürger am Staatsleben soll­

ten als Correctiv dienen.

Auf dem Gebiete der materiellen Interessen hatte schon die groß­ herzogliche Regierung, gleichsam um für ihre reaktionäre und antinationale

Politik Amnestie vom Volke zu erlangen, Bedeutendes geleistet.

ES lag

im Interesse deS neuen Regiments, hier nicht hinter den Vorgängern zurückzustehen.

Die großartigen Hafenbauten zu Livorno wurden rüstig

weiter geführt, die Trockenlegung des großen Sees von Bientina vollendet, die EntwäsierungSarbeiten und die Sanirung der Maremmen nach einem

neuen Plane mit besserem Erfolge betrieben; Eisenbahnen geplant, auSgeführt und vollendet.

Ueberall herrschte die regste Thätigkeit, und das

revolutionäre. Toscana entwickelte eine große Lebhaftigkeit in Handel und

Gewerbe, die ihre Erklärung wohl hauptsächlich in dem erhöhten Lebens­ und Selbstgefühl, welches das ganze Volk ergriffen hatte, wie in seinem

unbedingten Vertrauen auf die Regierung, zumal auf deren Haupt, findet. — Mögen wir in der angedeuteten gesetzgeberischen Thätigkeit hier und da eine Ueberstürzung zu erblicken glauben: wir können nicht umhin, das ideale Streben zu

bewundern,

aus dem sie hervorquoll, so wie

die

gewaltige, keine Anstrengung scheuende Ausdauer, mit der zumal Rtcasoli,

Ridolfi und Salvagnoli arbeiteten, die ungeheure Aufgabe zu bewältigen, ohne daß die Gesetze, mit wenigen Ausnahmen, die Spuren flüchtiger und oberflächlicher Behandlung zeigten.

Die toScanischen Staatsmänner

wollten Europa beweisen, daß ein Volk ohne Monarchen, ohne legitime Regierung in vollster Ordnung idealen Zwecken zuzustreben und zugleich an materieller Wohlfahrt zu wachsen vermöge.

In letzterer Beziehung

hatten sie freilich einen wichtigen Punkt übersehen oder nicht genug be­ achtet.

Gewiß verhieß die neue Gesetzgebung wie der neue Aufschwung

deS Volksgeistes auch eine Hebung und Beffernng der materiellen Verhältniffe: im Ganzen war es doch aber nur ein Zukunstswechsel.

Selbst

ein großer, an HülfSquellen reicher Staat kann sich in so kurzer Zeit nicht einen solchen Luxus neuer kostspieliger Institutionen gestatten, ohne

seine Kräfte über Gebühr anzustrengen und das finanzielle Gleichgewicht bedenklich zu stören.

Nach dem Plebiscit vom 12. März mußte die toS-

canische Regierung- erklären: Eine Autonomie ToScana'S ist nicht möglich,

weil dem Staate die Subsistenzmittel fehlen.

Der Voranschlag für 1859

Bettino Ricasoli.

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war um 32 Millionen Lire überschritten, in dem für 1860 deckten die

ordentlichen Einnahmen kaum die Hälfte der Ausgaben.

Bei allen ihren

neuen Gesetzen und Einrichtungen war die Regierung von der Idee eines großen Staatsorganismus ausgegangen, in dem Toscana als ein Glied

mit bestimmten eigenthümlichen Functionen erschien.

Blieb eS für sich,

so mußte eS verkümmern; der Staatsbankerott war unvermeidlich.

Ri­

casoli war sich dessen vollkommen bewußt, aber sein Ziel unverrückbar vor

Augen, hielt -er daS Opfer für nicht allzugroß. anders denken.

Andere mögen darüber

Das aber muß jeder unbefangene Denker und

jeder

Kenner der Völkergeschichte zugeben: Solcher Männer bedarf eS in solchen Zetten, um solche Ziele zu erreichen. —

Otto Speh er. (Schluß folgt.)

„Parsifal" und „Parzival" ES giebt vielleicht heute Niemand mehr, der nicht irgend ein Ver­ dienst Richard Wagners anzuerkennen geneigt ist, und wäre es auch nur dies, daß er in weiten Kreisen das Interesse für deutsches Alterthum und

deutsche Eigenart neu belebt hat.

Die meisten Stimmen aber vereinigen

sich sicher zu dem Zeugniß, daß er der Begründer einer neuen, würdige­ ren Form der Oper sei, und daß seine Idee eines „musikalischen Dra­

mas" mindestens so weit Berechtigung habe, als sie statt des oft so un­ sinnigen „Librettos" eine von einer großen Idee beherrschte Handlung für die Oper verlange.

DaS ist nun gewiß auch Wagners Ausgangspunkt gewesen,

aber

wir dürfen nicht vergessen, daß dadurch noch kein neues Princip, sondern höchstens eine Verbesserung bedingt ist.

DaS eigentlich Neue und Cha­

rakteristische deS musikalischen Dramas Wagners liegt vielmehr darin, daß

eS Wort und Ton als adäquate Größen betrachtet, daß Text und Musik nur zwei verschiedene Ausdrucksweisen eines Gedankens sein und durch

ihre Verbindung den möglich tiefsten Eindruck erzielen sollen,

In diesem Sinne hat Wagner seine Texte selbst gedichtet, und folge­

richtig will er sie auch als selbständige poetische Werke beurtheilt wissen, die ihren Werth in sich selbst, auch getrennt von der Musik, tragen.

Liegt hierein schon unzweifelhaft die Berechtigung, die Texte auch als Werke für sich zu kritisieren, so wird dies zur Nothwendigkeit für

den, der nicht Zeit und musikalische Befähigung genug hat, sich in die

Gehiimnisse Wagnerischer Musik hineinzuarbeiten und daher den Text als den

vom Dichter-Componisten

und Wegweiser betrachten muß.

selbst gegebenen untrüglichen Schlüssel Für sein neuestes Werk „Parsifal"

nun scheint Wagner eine solche Behandlung geradezu zu fordern, denn schon 1879 ist eS als selbständiges Drama erschienen und erst kürzlich ist

ihm die Musik im KlavierauSzuge gefolgt.

Die Bahreuther Blätter aber

sind allen in der Beleuchtung dieses „christlichen Dramas" als selbstän-

„Parsifal" und „Parzival".

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digen Werkes vorangegangen und haben die Zeit benutzt, der Welt die

großen reformatorischen Gedanken dieser Dichtung zu offenbaren. Noch nie ist eine Wagnerische Operndichtung mit solchem Nachdruck

nicht blos als poetisches Kunstwerk an sich, sondern auch als „Offenba­ rung"

einer neuen epochemachenden Philosophie bezeichnet worden, als

dieser „Parsifal". Er gilt als Drama par excellence, und seine Philo­ sophie soll nichts geringeres sein, als eine Neugeburt des Christenthums:

„Parsifal" ist „das christliche Drama, wie eS tief aus unsrer nationalen

Eigenart heraus neu erstanden ist."

(Bahr. Bl. 1878, 229.)

Ein Werk, dem solche Wichtigkeit zugeschrieben wird, kann nicht ernst und genau genug geprüft werden.

Wir wollen eS daher, so wie eS unS

vorliegt, ohne jede Rücksicht auf die Musik, nach der bezeichneten Seite hin untersuchen.

Der Gang unserer Betrachtung ist naturgemäß der, daß

wir zuerst den poetischen und dramatischen Werth nach Inhalt und Form,

sodann den philosophischen Gehalt der Dichtung zu erkennen suchen. In Bezug auf die erste Frage müssen wir von WagnerS Quelle, dem

„Parzival" Wolframs von Eschenbach auSgehen, denn einmal behaupten

WagnerS Organe bei aller Anerkennung für Wolfram, doch eine unend­

liche Ueberlegenhett des „Parsifal" durch seinen „geistigen Horizont", und dann vermeiden wir dadurch zugleich die Gefahr, unS in unfruchtbare allgemeine ästhetische Betrachtungen zu verlieren.

Eine Vergleichung des

poetischen, ästhetischen und ethischen GehaltS beider Dichtungen muß unS

zeigen, ob Wagner wirklich den großen Inhalt des Wolframschen Werks auf einer höheren Stufe und mit weiterem geistigen Horizonte ebenbürtig zu gestalten vermocht hat.

Nur, wenn dies der Fall ist, gebührt ihm

nach dieser Seite hin das Prädikat einer wahrhaft bedeutenden Leistung.

Voraus schicken wir eine Bemerkung über die Verschiedenheit des NammS des Helden. bet Wolfram.

Er heißt „Parsifal" bei Wagner, und „Parzival"

Letzterer übernahm den Namen auS seinen französischen Quel­

len (Perceval und Parceval bei ChrestienS de Trohes). Die Etymologie ist dunkel.

Wahrscheinlich entsprach der Name einem in der ritterlichen

Zeit beliebten ThpuS, nämlich einem auS völliger Abgeschiedenheit von der

Welt 'mit einfältigem Herzen und in lächerlichem Aufzuge in dieselbe ein­ tretenden Jünglinge.

Wagner nun hat sich eine von GörreS aufgestellte,

übrigmS sicher falsche Deutung zu eigen gemacht, indem er erklärt:

Dich nannt' ich, thSr'ger Reiner „Fal parsi“ Dich, reinen Thoren: „Parsifal“. GörreS hatte zu dieser Deutung das Persische herangezogen, aber

die Parzivalsage hat, abgesehen von ihrer Verbindung mit der Gralsage

„Parsifal" und „Parzival".

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mit Arabisch-Persischen Ueberlieferungen gar nichts zu thun.

hier nebensächlich.

Doch das ist

Wagner hat, ganz gleichgültig ob wissenschaftlich mit

Recht oder Unrecht, diese Deutung als die seinem Helden angemessenste

acceptirt, und das bedarf eben nur einer Erklärung, keiner Rechtfertigung. Nebenbei sei bemerkt, daß die Deutung Wolframs (der nam ist reht

enmitten durch) sehr oberflächlich ist.

Sie lehnt sich nur an die erste

Silbe par.

Indem wir nun voraussetzen, daß die meisten der geehrten Leser den Inhalt des Wolframschen Parzival im Ganzen und Großen schon kennen,

beschränken wir uns darauf, die Hauptmomente unter Berücksichtigung ihrer Bedeutung für den „Parsifal" zusammenzustellen.

Im „Parzival" liegen zwei sich berührende und zum Theil in einander übergehende Sagenkreise vor: die Sage vom Gral und die vom König Artus und seiner Tafelrunde. Doch bildet die erstere entschieden den eigentlichen

Kern.

Sie findet sich bei Wolfram in einer von der allgemeinen fran­

zösischen Ueberlieferung etwas abweichenden Gestalt, doch ist es hier nicht

nöthig, auf die Geschichte der Sage einzugehen.

ES genüge zu bemerken,

daß Wolfram den „Gral" als einen köstlichen Stein bezeichnet, während er sonst ein Gefäß ist, und zwar die Abendmahlsschüssel, in welcher auch Christi Blut aufgefangen wurde.

Der Name ist provencalisch und be­

deutet'allerdings eine sich stufenweise vertiefende Schüssel, in welcher mehrere Speisen zugleich vorgesetzt werden konnten.

Mit dem Namen

vereinigte sich also, und das ist für die Sage charakteristisch, der Begriff

des Speisespendens.

Im übrigen ist für uns nur wichtig, welche Be­

deutung die Sage für die Fabel bet Wolfram hat.

Der „Gral" ist ein Symbol der göttlichen Gnade. Er ist von Engeln

dem Titurel zur Pflege übergeben worden, der dann als Gralskönig in Munfalväfche herrschte.

Menschen, aus

Der „Gral" kürt sich selbst seine Diener, reine

allen Ländern der Erde.

Dieselben gelangen auf un­

bekannten, allen Unreinen unsichtbaren Wegen nach Munfalväfche und bil­ den hier eine edle Bruderschaft, einen geistlichen Ritterorden/ der im

Besitze höchster Glückseligkeit ist ünd im übrigen unschuldig Leidenden zur Hilfe bestimmt ist. Der Gral spendet ihnen nicht nur täglich Speise und

Trank, sondern auch Verjüngung und Unsterblichkeit.

Diese Kraft em­

pfängt er jeden Charfreitag von neuem durch eine Taube, welche die hei­ lige Oblate bringt. Der Gralskönig allein darf ein Weib haben. — Die den „Parzival" beherrschende Situation ist nun folgende: GralSkönig ist AmfortaS, der Enkel Titurels.

Er liegt an einer unheilbaren Wunde

krank, die er empfangen hat, als er, seiner Pflichten als Gralskönig uneingedenk, sich sträflicher Liebe hingegeben hatte.

Heilung und Erlösung,

„Parsifal" und „Parzival".

49

doch damit auch Verlust seines Thrones, ist ihm vom Gral verheißen,

wenn ein Fremder nach seinem Leiden theilnehmend fragen würde, ohne darauf hingewiesen zu sein.

Dieser Erlöser des Amfortas ist der Held

der Erzählung: Parzival, dessen Charakterbildung den Kern des Epos

bildet.

Jene Frage ist für ihn ein sittlicher Prüfstein, und eigentliches

Ziel der Entwicklung ist nicht sowohl die Heilung der Wunde des Am­

fortas, als vielmehr für Parzival die Erlangung der Würdigkeit, Grals­ könig zu werden.

Er muß dazu das höchste Maß sittlicher Tüchtigkeit

besitzen, und so wird der Gral zum Typus des sittlichen Ideals und das Leben ParzivalS der Typus eines von natürlicher Reinheit zu christlich

bestimmter Sittlichkeit sich entwickelnden Menschen. Diese Entwicklung geht in folgender Weise vor sich: Nach dem Tode

seines in Abenteuern gefallenen Vaters geboren, wird er von seiner Mutter Herzeloyde (in einer Art von Volksetymologie von Wagner sowie in vielen

Literaturgeschichten Herze leide genannt) in völliger Einsamkeit aufgezogen, um vor dem gefährlichen Ritterthum bewahrt zu bleiben.

Zufällig jedoch

begegnet der Knabe einigen Rittern, und nun ist die unbezwingliche Sehn­ sucht in ihm erwacht, auch ein Ritter zu werden.

Die Mutter muß sei­

nem Drängen nachgeben, aber um ihn vielleicht noch zurückkehren zu sehen,

entläßt sie ihn in Narrenkleidung, um König Artus aufzusuchen, dessen „Tafel­ runde" das Ideal aller ritterlichen Freuden und Ehren darstellt.

Die

tief gemüthvollen Züge, die Wolfram hier zu zeichnen versteht, den Hu­ mor, mit dem er die Erlebnisse des gänzlich Unerfahrenen zu schildern

weiß, möge der geneigte Leser aus der Simrockschen Uebersetzung selbst kennen lernen; wir können hier nicht näher darauf eingehen.

Genug,

nachdem Parzival durch seinen Aufzug, zugleich aber auch durch die Be­

siegung des „rothen Ritters", dessen Rüstung er erwirbt, das Aufsehen

des Artushofes erregt hat, gelangt er zum greisen Gurnemanz, der ihn

in den ersten Regeln höfischen Benehmens und ritterlichen Kampfes unter­ richtet. Diese Regeln befolgt er von nun an ebenso wörtlich und gewissen­ haft, wie bisher die Lehren der Mutter.

Thatendurstig zieht er weiter,

schickt alle von ihm besiegten Ritter an den Artuöhof und erregt dadurch

die Bewunderung der Tafelrunde.

Endlich erkämpft er sich ein Weib —

KondwiramurS, und in der Schilderung dieser vom Nimbus reinsten Glückes umgebenen Ehe hat der Dichter der Ehe überhaupt ein unver­

gängliches Denkmal gesetzt. Doch wollte sich Parzival nicht völligen, deßhalb zieht er weiter auf Abenteuer aus, um zugleich seine Mutter wieder aufzusuchen, und nun gelangt er, ohne selbst das Geringste zu ahnen, zur Gralsburg.

Er fin­

det dort eine traurige Gesellschaft, von der er ernst empfangen und in. Preußische Jahrtücher. Vd. L. Heft

1.

4

„Parsifal" nnd „Parzival".

50

den Saal geleitet wird. Da gehen vor seinen Augen die merkwürdigsten Er sieht den leidenden Amfortas auf seinem Siechbette, das

Dinge vor.

Umhertragen einer „blutenden Lanze" unter dem Jammer der Burgleute, die glänzende Procession, in welcher erst der aus einem Edelstein bestehende Tisch für AmfortaS, dann die „silbernen Messer" endlich „der Gral" selbst

hereingetragen wird und darauf die mit den kostbarsten Gerathen auf­ geschlagene Tafel, zu welcher die schönsten Speisen und der beste Wein

durch des Grales Wunderkraft geliefert werden.

Amfortas, neben welchem

er sitzen muß, schenkt ihm schließlich noch ein kostbares Schwert mit Wor­

ten, die ihm eine Frage nach all diesen Wundern nahe legen. Die Frage lag ihm auch auf der Zunge, aber er erinnert sich, daß ihm Gurnemanz, sein erster Lehrer, empfohlen hat, so wenig als möglich zu fragen.

So unter­

drückt er seine Neugierde, und die Tafel wird aufgehoben ohne daß er

gefragt hat. Er wird zur Ruhe geleitet, aber als er am Morgen erwacht,

ist die Herrlichkeit verschwunden, die Burg wie ausgestorben.

Rüstung findet er neben sich; mit Mühe erlangt er sein Roß.

Seine

Von ei­

nem finsteren Wächter wird er unter Verwünschungen aus der Burg ent­ lassen.

Von der Wucht dieser Ereignisse niedergedrückt, trift er mit Artus und der Tafelrunde zusammen, die ausgezogen waren, ihn zu slichen und

in ihre Mitte aufzunehmen.

Aber kaum ist nun die Aufnahme geschehen,

da kommt Kundrie, die GralSbotin, erklärt die Tafelrunde für emehrt

durch Parzival, verwünscht und verflucht ihn, weil er die Frage unter­ lassen und damit die ihm von Gott so nahe gelegte Aufgabe der Er­ lösung

des AmfortaS und der Erlangung des GralS-Königreichs nicht Da zieht Verzweiflung und wilder Haß gegen Gott, der

erfüllt habe.

ihn so unverschuldet ins Unglück gestürzt habe, in das Herz Parzivals.

Aber zugleich

regt sich auch der ritterliche Trotz:

Kondwiramur, sein

schönes Weib, wird der alleinige Leitstern seines Lebens, die Minne sein höchstes Ziel und Glück, und der unverdienten Schmach zum Trotz will

er nun, koste es was wolle, den Gral zum zweitenmale finden. Stimmung verläßt er den Hof;

Ritter auS: zu Artus

Zauberers, niginnen,

In dieser

mit ihm aber zieht auch ein anderer

Gawan, Parzivals Vetter, der ihn zuerst wiedererkannt und geführt

hatte.

Namens

Er will Schastelmarveil,

Klinschor,

entdecken, daraus

nahe Angehörige des Artus,

den Gral suchen.

eines

entführte Kö­

befreien, demnächst aber

Hier liegt nun die oben

der beiden Sagenkreise.

die Burg

vier

auch

angedeutete Verknüpfung

Fortan nehmen beide Helden unser Interesse in

Anspruch: Gawan als der eigentliche Repräsentant der Tafelrunde, Par­

zival als der Held, der noch nach höheren Dingen strebt als nach blos

51

„Parsifal" und „Parzival".

kriegerischem Ruhm, der

ein tiefes Sehnen nach innerem Glück, nach

Seelenfrieden mitgebracht hat, welches seinen Ausdruck in dem nun be­ ginnenden Ringen um den Gral findet.

Der äußere Verlauf ist nun folgender: Gawan tritt zunächst in den

Vordergrund; wir begleiten ihn auf vielen Abenteuern und lernen ihn als einen Ritter kennen, der alle Vorzüge und Schwächen, überhaupt aber

den ganzen Reiz des ritterlichen Lebens und Treibens verkörpert: Tapfer­

keit und Frauendienst ohne erhebliche Beimischung moralischer Bedenken. Dazwischen tritt Parzival wieder auf.

Er kommt nach

langer kämpfe­

reicher Irrfahrt, an Gott und Menschen verzweifelnd, an einem Karfreitag

zur Klause des Einsiedlers Trevrezent, der dem Gralsgeschlechte angehört. Ihm schüttet er sein Herz aus, und hier vollzieht sich unter den milden

Worten des Greises, die ihn über den ganzen Zusammenhang der Dinge,

den Gral und seine Bedeutung aufklären, zugleich aber auch seinen frevent­ lichen Trotz gegön Gott ins rechte Licht stellen, die innere Umkehr litt

Parzival.

Er lernt sich unter Gottes Fügungen beugen.

Die Sehnsucht

nach dem Gral erwacht in ihm stärker als je, aber er will ihn nicht mehr

ertrotzen, sondern im Vertrauen auf Gott weiter nach ihm suchen.

So

geläutert, wiederum reines Herzens, aber mit sittlichem Bewußtsein, als ein durch das Leben gereifter Mannescharakter, tritt Parzival zum zweitenmale den Weg zum Grale an. — Jetzt tritt wieder Gawan in den

Vordergrund. KlinschorS.

Auch

er nähert sich seinem nächsten Ziele, der

Burg

Indem er, von Liebe entbrannt, einem verführerischen Weibe,

der Orgeluse, folgt, die ihn übrigens fortwährend verhöhnt, kommt er

endlich zu der Burg.

Alle ihm durch die Zauberei KlinschorS bereiteten

Gefahren überwindet er durch seine Unerschrockenheit. vier gefangenen Königinnen und

Gawan ist Herr des Orgelusen.

Dadurch sind die

mit ihnen alle anderen befreit und

Wunderschlosses.

Nun verlangt sein Herz nach

Eine Säule spiegelt alles, was litt Umkreise von 6 Meilen

geschieht, ab, und in ihr erblickt er die Geliebte mit einem anderen Ritter. Nachdem er diesen besiegt und der Orgeluse noch eine Probe seiner Tapfer­

keit gegeben hat, schenkt sie ihm endlich ihre Minne.

Sie ziehen in

KlinschorS Burg ein und es wird eine fröhliche Hochzeit gefeiert.

Mit

Orgeluse hat Gawan alles erreicht, was er begehrte, den Gral hat er darüber vergessen, er lebt eben nur für diese Welt und ihre täglichen

Freuden. So bleibt denn nun allein der Abschluß in der Entwicklung Parzivals übrig.

Als Gawan zu einem früher verabredeten Zweikampfe aus­

ziehen will, trifft er den Parzival, ohne ihn zu kennen.

Er kämpft mit

ihm und wird, zum ersten Male in seinem Leben, besiegt. Noch recht4*

,Parfifal" und „Parzival".

52

zeitig hört Parzival seinen Namen und bietet ihm bestürzt Frieden und

Versöhnung.

Zum zweiten Male führt ihn nun Gawan zu dem inzwischen

angekommenen Artus und zum zweiten Male wird er in die Tafelrunde ausgenommen, also in seiner weltlichen, ritterlichen Ehre wiederhergestellt. Wolfram entwirft hier kein Gemälde seine- jetzigen SeelenzustandeS, aber wir wissen, daß er jetzt al- ein sittlich durchgebtldeter Charakter, der das

Schwerste vermocht hat, sich selbst zu bezwingen, nicht blos dieser, sondern noch größerer Ehren würdig ist.

Er besitzt jetzt nicht nur die für die

Tafelrunde erforderliche körperliche Kraft und Tapferkeit, sondern auch

die dort nicht erforderliche Seelengröße eines geläuterten Charakter-.

So

überrascht eS uns denn nicht, daß schließlich die Gralsbotin wieder er­ scheint, den Fluch feierlich widerruft, ihn nicht blos als würdigen Artus, ritter begrüßt, sondern ihm schließlich verkündigt, daß er zum GralSkönig

erwählt sei.

Gleichzeitig ist sein Weib KondwiramurS mit ihren während

der Abwesenheit Parzival- geborenen Zwilling-söhnen ängekommen, und

nun hält er mit ihr seinen Einzug in die Gralsburg. die allerwichtigsten und

auch

Bon dieser auf

für die Beurtheilung de- Wagner'schen

Werkes nothwendigen Punkte beschränkten Uebersicht wolle der geneigte

Leser mit uns einen Blick auf die Fabel des „Parsifal" werfen. Die im Laufe des ersten ActeS entwickelte Exposition ist im Wesent­ lichen dasselbe, was oben über den Gral bei Wolfram gesagt ist.

Rur

ist der Gral selbst, wie schon angedeutet, nicht der Edelstein, sondern die Schale, au- der der Heiland beim letzten Liebe-mahle trank und in die dann sein Blut geflossen.

Mit ihr hat Titürel, der übrigens der

Vater des AmfortaS ist und noch lebt, auch die Lanze erhalten, welche

am Kreuze in des Herrn Seite gestoßen wurde.

Dadurch

Wagner verschiedene französische Versionen der GralSsage.

vereinigt

Dazu kommen

aber folgende von Wagner selbständig gestaltete Momente:

Ein Ritter,

namenS KlingSor (d. i. Klinschor bei Wolfram), strebte eigenwillig nach

dem Grale, aber er fand den Weg nicht, weil er sinnlicher Lust ergeben war.

Da legte er, unfähig die Sünde in sich selbst zu überwinden, Hand

an sich und entmannte sich selbst.

Doch damit zeigte er erst recht seine

völlige Untauglichkeit zum Gral-ritter, denn der Gral verlangt sittliche Reinheit, sittliche That: die Selbstverstümmelung ist ihm nur ein neuer Frevel gegen Gottes Ordnung.

Deshalb wurde KlingSor von Titurel

erst recht verachtungsvoll verschmäht. Nun beschloß er Rache zu nehmen.

Durch Zauberei hat er sich ein

Zauberschloß mit üppigem Wonnegarten und

teuflisch holden Frauen

geschaffen, und seift Bestreben ist, die Gralsritter allmählich alle In die Netze der Sinnlichkeit

ziehen, sobald sich einer seiner Burg nähert.

„Parsifal" und „Parzival".

53

Schließlich hofft er sich des Grals selbst bemächtigen zu können. hat er wirklich schon viele Ritter verführt und verdorben.

So

Da beschloß

AmfortaS, dem der altersschwache Titurel die Herrschaft übertragen hat, KlingSor aufzusuchen, zu tödten und dadurch der Zauberplage ein Ende

zu machen.

Aber er selbst hat die Macht des Zauberers an sich erfahren

müssen; ein mit allen erdenklichen Reizen ausgestattetes Weib lockt ihn

in ihre Arme, er vergißt seine Aufgabe und sein Amt, legt den heiligen Speer auS seiner Hand und — plötzlich erwacht er auS seinem Sinnen­ taumel durch das Triumphgeschrei des mit dem heiligen Speere enteilen­

den KlingSor.

Zugleich fühlte er eine Wunde in seiner Seite brennen,

die ihm der Zauberer mit dem Speer beigebracht hat. in die Gralsburg

Er selbst ist wieder

gerettet worden, aber die Wunde schließt sich nicht

wieder; sie ist ihm zu ewiger äußerer, sein Gewissen zu ewiger innerer Qual bereitet, und nichts, auch der Tod nicht, kann ihn davon befreien, denn täglich muß er als König den Gral enthüllen und kann darum nicht

sterben.

Doch eine Verheißung hat ihm der Gral gegeben, als er in

inbrünstigem Gebet einst um Erlösung flehte.

Eine Inschrift erschien:

Durch Mitleid wissend

Der reine Thor, Harre sein, Den ich erkor.

Der Gang der Handlung ist nun folgender: Der erste Akt beginnt damit, daß AmfortaS, um Linderung für seine Wunde zu finden, in den

See bei Munsalväsche gebracht wird.

Während er badet, bringt Kundrh,

ein wildes, häßliches Weib, einen Balsam zur Linderung, nach welchem

sie in weiter Ferne umhergejagt ist.

Gleichzeitig ist auch der Ritter

Gawan auSgeritten, ein Heilmittel zu finden.

Doch alles ist vergeblich.

Während nun Gurnemanz, der älteste Ritter und Vertraute des Königs,

im Gespräch mit Kundrh, die als ein räthselhafteö Wesen erscheint, und

mit den Knappen die Rückkehr des Königs erwartet, erhebt sich plötzlich ein Geschrei; einer der heiligen Schwäne wird todt herbeigebracht und mit ihm ein Jüngling, der ihn mit dem Pfeile erlegt hat — Parsifal.

Den heftigen Vorwürfen des Gurnemanz und dessen Knappen gegen­ über, die seine Grausamkeit schelten, findet Parsifal nur Erstaunen. hat keinen Begriff von Schuld, von Bösem und Gutem.

Er

Er ist seiner

Mutter entlaufen, um ein so glänzender Ritter zu werden, wie er sie zufällig in der Wildniß erschaut hat; von allem, was seine Familie be­

trifft, weiß er nur den Namen seiner Mutter: Herzeleide (s. o.).

berichtet, daß diese aus Gram gestorben sei.

Kundrh

Nun fängt Gurnemanz an

zu hoffen, daß dieser Jüngling der verheißene „reine Thor" sei.

Er

„Parstfal" und „Parzival".

54

führt ihn zur Gralsburg, da der König eben im Begriff ist, vom Bade

heimzukehren. Mit wachsendem Erstaunen sieht nun Parstfal sich die Wunder ent­ falten.

Unter feierlichem Glockengeläut und Posaunentönen ist er ein­

gezogen, unter heiligen Gesängen, welche die Christi Blut entstammende

Wundermacht deS Grales preisen, haben sich die Ritter deS GraleS an zwei langen Tafeln niedergelassen und ist AmfortaS auf einer Sänfte

— vor ihm her der verhüllte

Gral — hereingetragen worden.

Ein

erwartungsvolles Schweigen wird durch die Stimme des unsichtbaren

alten Timrel unterbrochen, der den AmfortaS auffordert, das Amt zu verrichten, nämlich den Gral zu enthüllen, wodurch allen Anwesenden

Speise und Trank und für diesen Tag

Unsterblichkeit verliehen wird.

AmfortaS geräth in die äußerste Verzweiflung; schlimmer noch als der körperliche Schmerz peinigt ihn die Reue, der Fluch seiner That; er will

sterben und fleht den Titurel an, ihm das Amt abzunehmen, damit er den Gral nicht sehe und sterben könne.

Doch Titurel mahnt ihn, geduldig

daS Auferlegte zu tragen und die Ritter erinnern ihn an die Verheißung

des Grals.

So enthüllt er denn den Gral unter den feierlich erklingenden

Einsetzungsworten des heiligen Abendmahls.

Ringsum tritt dichte Däm­

merung ein und in derselben erglüht der Gral — ein krystallener Kelch —

in purpurnem Lichte.

Während der Ceremonie haben sich die Becher

auf den Tafeln gefüllt und neben jedem Ritter liegt ein Brod.

DaS

Mahl, welches nur aus diesen Speism besteht, beginnt und Wechsel­ gesänge preisen die Gnade deS Herrn, der einst Brod und Wein „durch

deS Mitleids Liebesmacht" in seinen Leib und Blut verwandelt und nun wieder seinen Leib und Blut in Brot und Wein zur leiblichen Stärkung gewandelt habe.

Durch dieses Mahl, eine Abendmahlsfeier in annähernd

ursprünglicher Gestalt, verbinden sich alle Ritter täglich neu in Glaube

und Liebe zum heiligen Bunde. Parsifal hat daS alles in sprachlosem Staunen mit angesehen.

Die

Klage deS AmfortaS hat ihn unwillkürlich tief ergriffen; wie in plötzlichem

Schmerz hat er nach seinem Herzen gefaßt, aber er hat kein Wort über seine Lippen gebracht, upb auS seiner Erstarrung rüttelt ihn erst Gurnemanz unsanft auf, qlS der Saal sich bereits völlig wieder geleert hat. Gurnemanz sieht, daß er der Verheißene nicht fein könne, er sieht, daß er „eben nur ein Thor" fei und weist ihn ärgerlich auS der Gralsburg

hinaus. Der zweite Akt spielt ausschließlich in KlingSorS Zauberschloß. KlingSor

ist auf der Wacht bet dem Spiegel und späht nach Gralsrittern aus.

Er

weiß von ParsifalS Erscheinen in der Gralsburg, und schon sieht er ihn

„Parsifal" und „Parzival".

„kindisch jauchzend" nahen — auch er soll fallen.

55

Mittel zum Zweck ist

ihm — Kundry, über deren räthselhaftes Wesen wir nun einigen Auf­ schluß erhalten.

Sie ist „Urteufelin, Höllenrose, Gundryggia, Herodias",

seit Ewigkeit ein verfluchtes, dem Klingsor zu einem willenlosen Werk­ zeuge verfallenes Wesen.

Durch Zauberkraft hatte dieser sie schon, als

sie bei den Rittern im ersten Akt war, in eine Erstarrung versenkt —

jetzt zwingt er sie durch dieselben Mittel, vor ihm zu erscheinen.

Kurz

lautet sein Befehl an die unter ihrem Fluche ohnmächtig Jammernde:

sie soll den Parsifal als dasselbe verführerische Weib in ihre Netze locken, als welches sie den Amfortas betrogen hatte.

Noch spricht er, da ertönt

schon Kampfgeschrei: die Ritter der Burg kämpfen mit dem anstürmenden Parsifal.

Bald aber sind sie auf der Flucht, und nun tritt an Stelle des

Thurmes, in dem die vorige Scene spielt, der Zaubergarten, In welchen Parsifal sogleich hineinspringt.

Er sieht sich plötzlich von einer Schaar

üppiger schöner Mädchen umringt, die um ihn mit den zärtlichsten An­

trägen werben; eine sucht ihn der andern zu entreißen, aber Parsifal freut sich nur kindlich an ihrer Schönheit und will schließlich den allzu Zu­ dringlichen entfliehen.

ruft, zurückgehalten.

Da wird er durch eine Stimme, welche „Parsifal"

Der Name lebt dunkel in seiner Erinnerung und

er bleibt, während sich die Blumenmädchen unter Gelächter über seine

Thorheit entfernen.

Gleichzeitig ist KundrhS Gestalt als ein jugendliches

Weib von höchster Schönheit, in einen Blumenhag gebettet, erschienen. Sie lockt ihn zu sich durch Andeutungen über seine Eltern.

Zum ersten

Male durch weibliche Schönheit berührt, unter den ersten Regungen der Sinnlichkeit, hört er auö ihrem Munde seine ganze Geschichte, den Tod seines Vaters Gamuret, seiner Mutter Herzeleide, und als sein Schmerz

darüber entbrennt, bietet sie ihm als Balsam — ihre Liebe in einem

heißen Kusse. Da plötzlich geht eine merkwürdige Veränderung in Parsifal vor. Er fühlt einen brennenden Schmerz im Herzen und die Wunde, das Leiden

des Amfortas steigt mit unwiderstehlicher Gewalt in seiner Erinnerung auf.

Und doch — zugleich fühlt er das heiße, furchtbare Sehnen nach

dem schönen Weibe, daS ihn an allen Fasern des Herzens packt.

Aber

der furchtbare Kampf in seinem Innern währt nicht lange.

Eine Vision

enthüllt seinem geistigen Auge den ganzen Zusammenhang

der Dinge.

Er sieht den Gral, hört deö Heilands Klage um das verrathene Heiligthum, sein Sehnen nach Erlösung auS den schuldbefleckten Händen des Amfortas.

Wunderbar erkennt er nun auch den Grund deS Leidens des

Amfortas in dem Weibe, das er vor sich sieht; ihm ist, als hätte er ihre

Stimme, ihr schmeichelndes Kosen schon gehört, er sieht die ganze unheil-

Parsisal" und „Parzival".

56

volle Scene deS Falles deS AmfortaS vor sich.

stößt sie von sich.

Da springt er auf und

Nun ist er gefeit gegen das immer stürmischer wieder­

kehrende Werben Kundrys.

Diese geräth zuletzt in völlige LiebeS-Raserei

und als er ihr Erhörung verheißt, wenn sie ihn zu AmfortaS führe, ist

sie ihrer Sinne nicht mehr mächtig, verwünscht ihn zu langer Irrfahrt

und alarmiert das Schloß.

KlingSor stürzt herbei und schleudert auf ihn

Der aber bleibt in der Luft über

den heiligen Speer deS AmfortaS.

seinem Haupte schweben; Parsifal ergreift ihn und der ganzen Bedeutung dieser wunderbaren Beute sich bewußt, schwingt er ihn in Gestalt deS

Kreuzes gegen das Zauberschloß.

Auf sein feierliches Wort sinkt die ganze

trügerische Pracht in nichts zusammen.

Der Kundrh verheißt er Erlösung

bei AmfortaS. Der dritte und letzte Akt spielt wieder im

Jahre sind verflossen. ES ist Karfreitag.

Gebiete deS Grals.

Gurnemanz erscheint, stark gealtert, als Einsiedler.

Ein klagendes Gestöhn zieht

seine Aufmerksamkeit

auf sich und er findet hinter Dornengestrüpp — Kundrh in völliger Er­ starrung in dem wilden Aufzuge der GralSdienerin.

Nachdem er sie

mühsam zum Bewußtsein gebracht, geht dieselbe zu seinem Erstaunen sanft

und demüthig, wie er sie nie gekannt, zu weiblichen Dienstverrichtungen in die Klause.

Indessen nähert sich ein Ritter, völlig gewappnet, aber

mit schwermüthig geneigtem Haupte.

Auf Gurnemanz' Fragen antwortet

er nicht, sodaß dieser ihm unwillig Vorwürfe macht, daß er an dem hei­ ligen Karfreitage mit Wehr und Waffen einherschreite.

Parsifal —

denn er ist der Ritter — weiß nicht, daß heute Karfreitag ist, aber er legt

seine Waffen ab.

Da — nachdem er das Visier geöffnet — erkennt ihn

Gurnemanz und zugleich erkennt er auch die heilige Lanze.

Der nun

folgende Dialog sagt uns, daß Parsifal unter einem wilden Fluche — wahrscheinlich dem Kundrys — in der Wildniß ruhelos umhergeirrt sei und doch den Weg zum Grale nicht wieder

gefunden habe.

Nur den

Speer zu retten habe er gestrebt, „Wunden jeder Wehr" sich um diesen

Preis gewonnen, obwohl er ihn durch gemeinen Kampf nie habe ent­

weihen dürfen.

Nun endlich hoffe er am Ziele seiner Irrfahrt zu sein,

da er Gurnemanz wiedergefunden.

Gurnemanz seinerseits berichtet, daß

seit ihrer ersten Begegnung nur noch mehr Trauer und Weh in der Gralsburg eingekehrt sei. AmfortaS habe schließlich doch seinen Tod

erzwingen wollen und sich fest entschlossen geweigert, den Gral wieder

zu enthüllen.

Darüber sei den Rittern, die sich nun nicht mehr von deS

GraleS Gnade, sondern

von gewöhnlicher Speise („gemeiner Atzung")

nähren mußten, die Kraft entschwunden, und schließlich sei der alte Titurel,

deS GraleS entbehrend, gestorben.

Heute solle die Bestattung stattfinden,

57

„Parsifal" und „Parzival".

und da

wolle Amfortas zur Sühne noch einmal den Gral

enthüllen.

Parsifal ist über so viel Weh, dessen Schuld er sich allein zuschreibt, er­

schüttert umgesunken; doch weiß , er, daß er zur Erlösung des Amfortas

und zum Gralskönig bestimmt ist.

Jetzt wird er von Gurnemanz und

Kundrh gebadet, diese salbt dann seine Füße und trocknet sie mit ihrem Haar, ersterer salbt auf ParsifalS eigne Aufforderung sein Haupt und Als erste That seines Amtes vollzieht er die Taufe

grüßt ihn als König.

an Kundrh, deren ganze Persönlichkeit — also auch ihren Zusammenhang

mit KlingSor — er demnach zu kennen scheint. Alles athmet nun Frieden, und der Karfreitagszauber nimmt alles Fühlen und Denken in Anspruch.

Endlich ertönt fernes Glockengeläute

— das Zeichen zum Aufbruch nach der Gralsburg. In derselben Weise wie

im ersten Akte gelangen sie unter fortdauernd anwachsendem Geläute in den großen Saal.

In feierlichem Zuge treten die Ritter in Trauer­

gewändern ein, von der einen Seit» TiturelS Leiche, von der anderen Amfortas auf dem Siechbette und den Gral geleitend.

Unter dem Wechsel­

gesang der Ritter wird der Sarg auf den Katafalk gesetzt und Amfortas mit dem Gral aus dem königlichen Hochsitz niedergelassen.

Amfortas

aber ermahnt, sein Amt zu verrichten, stürzt in höchster Verzweiflung den Tod sich von ihnen erbittend, unter die Ritter, er will den Gral nicht wehr enthüllen.

Da tritt Parsifal vor.

Mit den Worten „die Wunde

schließt der Speer nur, der sie schlug" berührt er mit dem Speer AmsortaS Wunde, und die Erlösung des unglücklichen Königs ist geschehen. „Sei heil, entsündigt und gesühnt! Denn ich verwalte nun dein Amt. Gesegnet sei dein Leide»,

Da« Mitleid« höchste Kraft Und reinsten Wissen» Macht Dem zagen Thoren gab."

Mit diesen Worten, welche über ParsifalS ganze Entwicklung Auf­ schluß geben', enthüllt Parsifal den Gral, von welchem auS sich nun ein

Glorienschein über Alle verbreitet. herab die weiße Taube.

Ueber Parsifal schwebt von der Kuppel

Kundrh sinkt, von ihrem Fluch erlöst, langsam

entseelt zu Boden, während AmfortaS und Gurnemanz Parsifal huldigen unter den leise und feierlich gesungenen Worten: Höchsten HeileS Wunder,

Erlösung dem Erlöser. Nach dieser Analhse sehen wir gleich auf den ersten Blick, daß beide Dichtungen zwar eine breite Basis gemeinschaftlicher Thatsachen haben,

daß aber dennoch der äußere Gang der Handlung und noch mehr der Gedankeninhalt wesentlich von einander verschieden ist.

„Parsifal" und „Parzival".

58

Was nun zunächst den äußeren Gang der Handlung betrifft, so ist

klar, daß eine ganze Reihe von Abweichungen schon durch die Natur deS

Dramas bedingt sind.

Es ist nicht immer leicht, einen epischen Stoff

dramatisch zu gestalten, und deshalb muß «verkannt werden, daß Wagner hinsichtlich der für seinen Zweck nöthigen Disposition über den Stoff nicht

wenig künstlerischen Scharfblick gezeigt hat.

Zunächst hat er mit Recht

die Gawanepisoden ausgeschieden, welche bet Wolfram nur insofern Be­

ziehung auf die Haupthandlung haben, als sie zu einem Hintergründe

dienen, auf dem sich das Bild ParzivalS um so schärfer abhebt.

Nur

ein Moment hat er mit seinem Gefühl herausgegriffen und zu einem wichtigen Faktor seines Dramas gemacht: den Zauberer Klinfchor.

Der­

selbe spielt bei Wolfram durchaus eine Nebenrolle, denn wenn man auch

in Schastelmarveil einen Gegensatz zu Munsalväsche finden kann, so sind

doch die Beziehungen beider zu einander so dunkel gehalten, daß sie für die Entwicklung der Handlung ganz ohne Belang find.

Da hat nun

Wagner den Klingsor klar und scharf als einen Todfeind des GralS-

gefchlechteS hingestellt, und diese Feindschaft ist durch den sittlichen Gegen­ satz zwischen ihm und Titurel fein motiviert.

Dadurch hat der Dichter

den dramatischen Konflikt geschaffen, den er bei Wolfram nicht fand.

Er

hat also die erste Forderung, die wir an das Drama stellen müssen, daß

sich nämlich Spiel und Gegenspiel von vornherein markiert, durch diese Aenderung höchst geschickt erfüllt.

Diese von Wagner erfundene Bedeutung

KlingSorS bedingt natürlich auch Abweichungen von Wolfram im weiteren Verlauf. KlingSor muß dem Gral unterliegen, und da ist es wieder sehr

feinsinnig, daß er von demselben vernichtet wird, der den Gral ererben soll oder genauer, daß Parsifal gerade durch seinen Sieg in dem sittlichen

Kampfe gegen ihn auch deS GraleS würdig wird. in diesem

Wir stehen nicht an,

ganzen Zusammenhänge eine Vertiefung der

Wolfram'schen

Fabel anzuerkennen. Dramatisch nothwendig war eS ferner, daß der Gral in den Vor­ dergrund gerückt wurde.

Er mußte die feste Basis bilden, auf der sich die

Handlung aufbaut, deren Held Parsifal sein sollte.

Nun aber hätte der

Dichter nicht auf halbem Wege stehen bleiben dürfen: er hätte auch die

Figur deS Parsifal den dramatischen Forderungen voll und ganz anpassen müssen, hätte alles, waS zum Verständniß seiner Entwicklung nöthig war, in die Exposition verweisen, ihn selbst aber als einen relativ fertigen

Charakter einführen und diesen Charakter durch die Handlung entwickeln

müssen.

Statt dessen führt er uns den Thoren vor, den die Handlung

zum Wissenden machen soll.

DaS gehört lediglich dem Epos an.

59

„Parsifal" und „Parzival".

Damit kommen wir zu dem weit umfangreicheren Gebiete der großen

Fehler und Mängel dieses Dramas.

Eine große Anzahl derselben, Mo­

tivierung und Charakterzeichnung betreffend, sind durch mehr oder weniger

begründete Abweichung von Wolfram, sowie durch Vernachlässigung dra­ matischer Grundbegriffe herbeigeführt; andere liegen auf ethischem und

ästhetischem Gebiete. Zu jenen gehört vor allen Dingen der in ungeheuerlicher Weise die ganze Handlung beherrschende magische Apparat. Niemand wird bestreiten, daß eS die Aufgabe des dramatischen Dichters ist, einen der Legende oder Sage entnommenen Stoff von der unmittelbaren Einwirkung des Wunders möglichst zu befreien, die Cha­

raktere möglichst rein menschlich zu entwickeln und durch sie die Handlung bestimmen zu kaffen.

Während der Epiker lediglich UeberlieferteS poetisch

zu reproducieren hat, soll der Dramatiker die Welt in ihren Erscheinungs­

formen, das wirkliche, rein menschliche Leben zur Darstellung bringen. Den Charakter de- Wunderbaren darf höchstens der Rahmen haben, in dem sich seine Handlung bewegt.

In diesem Falle hätte nun Wagner, um

dieser Forderung gerecht zu werden, dem Epiker einfach zu folgen brauchen, denn bet Wolfram erscheint das Wunder nur in engster Verbindung mit

dem Grale, und beiläufig in dem Abenteuer GawanS bei Klinschor.

Der

Held selbst bleibt völlig davon verschont, er entwickelt sich in rein mensch­ licher Weise.

Statt deffen malt Wagner nicht nur die Wunder des Grals

mit großer Breite aus, sondern er erfindet auch noch dazu den ganzen Zauberspuk de- zweiten Akts, und zwischen beiden wird der Held eigent­

lich willenlos umhergeworfen.

Die ganze Entwicklung seines Charakters,

wie auch der Handlung, wird lediglich durch diese beiden Faktoren ge­ macht.

Dadurch sinkt aber das Drama zum Marionettenspiel herab.

Hier liegt die Wurzel des Uebels in dramaturgischer Hinsicht, denn

nur daraus ist die mangelhafte Charakterentwicklung, die durch die Kunst Wolframs völlig in Schatten gestellt wird, zu erklären.

Wir vergegenwärtigen uns zunächst die beiden Hauptfiguren, AmfortaS und Parsifal. — AmfortaS ist bei Wolfram wie bet Wagner der

an einer unheilbaren Wunde, der Strafe für eine Unkeufchhett, leidende König.

Aber bei Wolfram ist er demüthig in fein Schicksal ergeben,

geduldig leidend, der Erlösung harrend — bei Wagner ungeduldig, jam­ mernd, verzweifelnd, bald trotzig, bald schwach, durchaus haltlos und jeder

sittlichen Größe bar.

Im ersten Akte sehen wir eine schwächliche Auf­

lehnung gegen Ttturel und sein Amt, dann erfahren wir, daß er confe«'

quent die Enthüllung des Grals verweigert, um sterben zu können, daß Titurel sogar darum gestorben ist, und schließlich will er den Gral doch

„Parfifal" nnd „Parzival".

60

noch einmal enthüllen! Als eS aber dazu kommen soll, springt er wieder

in Verzweiflung auf und erbittet sich den Tod! Wir fragen billig:

Ist

dieser AmfortaS werth, erlöst zu werden? DaS einzige, was ihn dazu

würdig machen kann, ist stille Ergebung in den göttlichen Willen.

Sollte

aber auch nur unsre Sympathie für ihn erregt werden, so konnte dies allenfalls auch durch einen wirklich konsequenten Widerstand geschehen, der

auf die eine oder die andere Art ein Ende zu machen entschloffen ist. Dieses Schwanken und Jammern, das übrigens lebhaft an die kraft-

und marklose Gestalt Wotans in den Nibelungen erinnert, muß uns

abstoßen.

Während also

der unglückliche König Wolframs in seinem

stummen Schmerze einen tiefen Eindruck im Leser hinterläßt und sein

Mitleid mächtig erregt, werden eS nicht viele begreifen können, daß im Parsifal plötzlich daS Mitleid mit diesem Könige so übermächtig erwacht, daß eS eine vollständige sittliche Wandlung in ihm vollzieht. eins:

AmfortaS ist überhaupt keine tragische Figur.

Und noch

WaS ihn zu einer

solchen machen könnte, ist sein Fall, seine Sünde; die aber hat Wagner in der Vorgeschichte belassen.

WaS er ihm sonst an dramatischer Färbung

zulegt — eine gewisse Entwicklung von einer zuerst schwächlichen Auf­

lehnung gegen seine Amtspflichten zu hartnäckigem Trvtz, durch welchen die

höchste Noth in der Burg herbeigeführt wird, ist, abgesehen von seiner sofort wiedereintretenden Schwäche, ein kläglicher Nothbehelf schon des­

halb, weil dies ganz außer sittlichem Zusammenhang mit seiner eigent­

lichen Schuld steht.

Sollte die Erlösung des AmfortaS daS Ziel der

Handlung fein, so hatte der Dramatiker nothwendig die Aufgabe, auch

in AmfortaS eine sittliche Wandlung anzubahnen, nicht aber seine Schuld zu häufen und ihn einer Erlösung, die er nicht einmal abwarten will,

völlig unwerth zu machen.

Daß aber diese oberflächliche Behandlung

des Charakters in der Vorliebe des Dichters für magisch wirkende Kräfte

ihre beste Erklärung findet, liegt auf der Hand.

Ebenso ist eS mit Parsifal.

Bei Wolfram erscheint Parzival in

der Gralsburg als ein mit allen natürlichen edlen Eigenschaften aus­ gerüsteter Mann, im Besitze" eines geliebten Weibes, nahe daran, der höchsten weltlichen Ehre, des ArtuShofeS, theilhaftig zu werden. ist noch kein sittlicher Charakter.

Aber er

Der Zustand kindlicher Unschuld wiegt

noch vor, aber er ist doch schon getrübt durch die Berührung mit der

Welt.

Sein natürltch-guteS Herz steht unter dem Drucke der konventionellen

SchicklichkeitSlehren des Gurnemanz.

Wie früher die Lehren der Mutter,

so sind ihm jetzt diese Evangelium, kurz, waS ihm fehlt, ist sittliche

Freiheit.

In diesem Zustande ist er noch nicht fähig, daS Werkzeug

Gottes zu werden: nur Seelenkämpfe bilden die volle Persönlichkeit.

So

„Parsifal" »nd „Parzival".

verscherzt

Parzival

in

61

kindlicher Befangenheit und

Sorglosigkeit

den

Himmel, der ihm so nahe gerückt war, und damit beginnt seine seelische Entwicklung durch Schuld zu sittlicher Größe.

Aus der Gralsburg auS-

gestoßen, von der Gralsbotin, Kundry, verflucht und aus dem Kreise der Tafelrunde verbannt, streift er nun friedlos und in trotziger Empörung gegen Gott durch die Welt.

Weibes Minne ist der Stern seines Lebens,

aber den Frieden findet er dabei nicht.

Endlich gelangt er zu Trevrezent,

und da geht in ernstem geistlichen Gespräch die durch die lange, friedlose Irrfahrt vorbereitete Wandlung im Gemüth ParzivalS vor sich. lernt er bekennen:

Vor allem

„Ich bin ein Mann, der Sünde hat" und dann ein­

sehen, daß er mit egoistischem Trotz und hochmüthiger Selbstgerechtigkeit

Frieden nicht finden könne.

Jetzt erst erfährt er aus Trevrezents Munde,

welch' hohes Gut er verscherzt hat, d. h. — sofern wir zu allegorischer

Auffassung berechtigt sind, — er lernt das Reich Gottes und seine Ge­ heimnisse erkennen.

Nun treibt eS ihn in ungestümer Sehnsucht nach dem

Gral, doch er pocht nicht mehr hochmüthig auf die eigne Kraft, sondern er überläßt sich GotteS Führung.

So gelangt er schließlich nach aber­

maliger längerer Irrfahrt, die zu seiner Prüfung und Festigung dient,

zum Ziel.

In der That, das ist eine Charakterentwicklung, wie sie vollendeter

nicht gedacht werden kann.

Sie trägt zwar entschieden christliches Ge­

präge, aber nicht dogmatisches; sie bringt das allgemein Menschliche in

christlichem Gewände zur Darstellung.

Es ist daher ein Mangel an Ver­

ständniß, wenn Wagners Verehrer meinen, der geistige Horizont Wolframs

sei ein noch sehr beschränkter gewesen,

beschränkt

Dogma, die bloße Gottesidee und die Ehe.

durch das kirchliche

Die gewaltige seelische Ent­

wicklung deS Parsifal aber — „wie der Thörige zum Wissenden, der Wissende zum Handelnden, zum Helden wird, und wie er dabei durchweg der Reine bleibt und durch seine thätig gewordene Reinheit die Schuld der Anderen in wissendem Mitleid auStilgt" — hebe Wagners Drama

weit über den geistigen Horizont des mittelalterlichen Epos hinaus. — Wir wollen sogleich die Probe darauf machen und uns den Parsifal etwas

genauer ansehen.

FürS erste sind die Züge, welche ParsifalS kindliche Reinheit „die reine Thorheit" (tumpheit) — schildern sollen, nicht gerade glücklich ge­

wählt.

Die von Wolfram so köstlich geschilderte Naivetät zeigt sich nur

in der leichtfertigen Tödtung deS Schwans und in seiner Unbekanntschaft

mit seiner Herkunft.

Er ist seiner Mutter entlaufen — das raubt

ihm schon ein gut Theil des poetischen Nimbus, der um den Parzival

weht: die echte rührende Kindlichkeit, der das Wort der Mutter Evan-

„Parsifal" und „Parzival".

62

gelium ist, fehlt dem „reinen Thoren".

Außerdem aber noch elwaS: die

frische, kernige Heldennatur, kurz diese dem innersten deutschen Empfinden entsprossene Mischung von Kraft, Heldenmuth, Lauterkeit und Frohsinn,

welche der Genius des Volkes in den Siegfried und der Genius Wolframs

in den Parzival legte!

Dies ist um so auffallender, als Wagner im

Ring des Nibelungen den Charakter des Siegfried sehr gut getroffen hat. So geht es aber, wenn die Kunst „von des Gedankens Blässe ange­

kränkelt" wird. Wie steht es nun mit „der gewaltigen seelischen Entwicklung"? Das ist der wundeste Punkt des ganzen Werks.

Wir finden nicht eine Spur

von psychologischer Entwicklung, sondern einen durchaus rohen Mechanis­ mus wunderbar waltender Mächte.

Parfisal tritt im zweiten Akte noch

in demselben „thörigen" Zustande auf, wie im ersten, und im dritten er­ scheint er in keiner Weise weiter gefördert als am Schlüsse des zweiten. Die ganze psychologische Entwicklung liegt also im zweiten Akt: was Par-

sifal werden soll, das wird er hier.

Nun brauchen wir nur die einfache

Thatsache zu nennen, daß sein ganzes Kämpfen Sieg über die eben er­

wachende Sinnlichkeit ist, daß seine ganze Größe in der Verschmähung einer Buhlerin besteht — und Jeder, der nicht ganz von Theorien ver­ blendet ist, wird den ungeheuren Eontrast verstehen, der zwischen dieser

Neuschöpfung und ihrem mittelalterlichen Vorbilde besteht.

Und dieser

Eontrast gestaltet sich vollends zu dem Gegensatz von Hellem kräftigen

Tageslicht zu nebelhaftem Dunkel, wenn man sich klar macht, wie und wodurch diese „großartige Entwicklung" geschieht. Wir wollen gern zugeben, daß ein Mensch durch einen einmaligen

Eindruck so nachhaltig ergriffen werden kann, daß sein ganzes Leben da­

durch eine andere Richtung empfängt.

Aber wir müssen es unverständlich

nennen, wenn dieser Eindruck dem Menschen zunächst völlig unbewußt

bleibt, und dann plötzlich bei einem Erlebntß, das mit diesem Eindruck in gar keinem Zusammenhänge steht, so mächtig auftritt, daß er ihn in Ekstase versetzt, in ein übermenschliches Schauen, in welchem er sogar einen für

jeden Denkenden unerfindlichen Zusammenhang des Vorganges mit seinem

Innern

entdeckt.

So ist eS mit Parsifal.

DaS brennende LtebeSver-

langen wird ihm plötzlich, ohne daß er vorher eine Erinnerung an Amfortas auch nur angedeutet hat — er kommt jauchzend zur Zauberburg

— zu dem brennenden Schmerze des AmfortaS, und dieser wieder er­

scheint, da er ihn eben mitfühlt, als das Mitleid, das ihn nun zum Wissenden macht.

Wir fragen doch mit Recht:

Wo ist die Brücke

zwischen der LiebeSgluth und der Erinnerung an die Wunde des AmfortaS, und weiter, wo diejenige zwischen der Erinnerung an diese Wunde

„Parsifal" und „Parzival".

G3

und der Erkenntniß, daß Amfortas sie in den Armen dieses selben WeibeS empfangen habe, und daß der Heiland auf ihn seine Hoffnung setze, auS

des AmfortaS schuldbefleckten Händen erlöst zu werden?

Wodurch wird

daS unbewußt empfundene erste Mitleid jetzt plötzlich in seiner Seele zu der „Gottesktage":

„Erlöse, errette mich auS schuldbefleckten Händen"?

Das sind doch nichts als unklare, überspannte Phantasieen, welche an die mittelalterliche Mystik erinnern könnten, wenn sie nur etwas von dem

tiefen, idealen und erhebenden Gehalt jener großartigen Spekulation auf­ weisen könnten. — Wenn sich das Bayreuther Publikum diese Oberfläch­ lichkeit der Charakerentwicklung bieten läßt, so ist das nur die Folge da­

von, daß man bei Opern eben auf Inhalt und dergleichen nicht so ängst­

lich zu sehen pflegt, und so wird vielleicht gerade das, was Wagner aus­

rotten wollte und was er wirklich mit Recht bekämpft, die Gewöhnung des Publikums, den Text als zweite, unwesentliche Nummer anzusehen, bei Vielen sein rettender Engel.

Noch einen Einwurf, der sich gegen unsere Kritik erheben könnte, wollen wir nicht unberührt lassen.

Es ist der, daß der Dichter des mu­

sikalischen Dramas unmöglich den Charakter so entwickeln könne, wie der deS gesprochenen Dramas; diese Vision diene nur zur prägnanten Be­

zeichnung der seelischen Vorgänge, die im übrigen durch die Musik er­

läutert würden.

Wir haben gar keinen Grund, eine derartige Entgegnung

widerlegen zu wollen, denn sie ist nicht eine Rechtfertigung WagnerS,

sondern sie bezeichnet die Grenzen der Wagnerschen Kunst, die der Meister theoretisch verläugnet, praktisch aber selbst sankttonirt.

sind nun einmal keine adäquaten Größen.

Wort und Ton

Sollte es aber der Musik auch

gelingen, uns den Parsifal menschlich näher zu führen, so ist das doch für unsern, oben präcisierten Standpunkt ohne Bedeutung.

Für uns kann

eS keinem Zweifel mehr unterliegen, daß Wolframs Parzival an Tiefe der Auffassung und

seelischer Entwicklung

den Parsifal unendlich weit

überragt.

Ueber den Parsifal deS dritten Aktes deshalb nur noch eine Bemer­

kung.

Er kommt „von der Jrrnis und der Leiden Pfade", auf denen ihn

der wilde Fluch Kundrys umhergejagt hat.

Wir sind einigermaßen über­

rascht von dieser Enthüllung, denn daß Kundrh trotz seines Sieges noch

eine Macht über ihn haben könnte, ist unverständlich.

Welche Bedeutung

kann der Fluch der bösen Macht für den haben, der die Sünde über­

wunden hat?

Ist eS sittlich berechtigt, daß der Held dafür leidet, daß er

in dem Kampfe gesiegt hat?

Dieser Fluch kann ja nur die Bedeutung

niedriger Rache haben, und wir empören uns dagegen, daß dieselbe ihre Absicht erreichen könnte.

Kurz, dieser Fluch und seine Wirkung ist ein

Parfifal" und „Parzival".

64 Unding.

Herr Schemann freilich kommt darüber nicht in Verlegenheit.

Für ihn ist diese letdenSvolle Irrfahrt schlechtweg ParsifalS Bewährung

wie bei Wolfram.

Damit hat sich nun die Bayreuther Gemeinde durch

ein saerificium intellectus abzufinden, denn wir können nicht glauben, daß e- nicht auch unter ihr noch Menschen geben sollte, welche glauben,

daß läuternde Leiden doch füglich nur, wie eS eben bei Wolfram ge­

schieht, von Gott auSgehen können.

Nun, wir glauben, daß Wagner an

diese Läuterung und Bewährung überhaupt nicht gedacht hat; er deutet

mit keinem Worte darauf hin.

Er scheint dieses Moment der Irrfahrt

nur deshalb eingeflochten zu haben, weil es im Wolframschen Parztval eine so bedeutsame Rolle spielt und der Parzivalsage überhaupt charakte­

ristisch ist.

Da eS nun seiner Disposition nicht entsprach, so griff' er zu

der ersten besten oberflächlichen Motivirung.

Er war also hier nicht so­

weit Herr über seinen Stoff, daß er den einmal concipierten Grundge­ danken konsequent durchzuführen verstanden hätte.

Er ist auf der einen

Seite kühn genug, die Ueberlieferung für seine Zwecke gänzlich umzuge­

stalten, auf der anderen hängt er sklavisch an Einzelheiten, die seine Composition nothwendig zerstören müssen.

Nur so ist eS schließlich auch

einigermaßen erklärlich, daß Parfifal, als er nun am Ziele angelangt ist

und von Gurnemanz die elenden Zustände auf der Gralsburg erfährt, in

schreckliche Verzweiflung geräth und sich die Schuld dafür beimißt.

DaS

wäre ganz unverständlich, wenn er als der durch Leiden bewährte und

sittlich vollendete auftreten sollte. neues Räthsel.

Freilich ergibt sich daraus sogleich ein

Trotz dieses Mangels an sittlicher Klarheit nämlich gerirt

er sich von vornherein als berufener Erlöser des AmfortaS und designierter

Gralskönig.

Ohne in seinem ganzen Auftreten — abgesehen davon, daß

er den heiligen Speer führt — auch nur die geringste Berechtigung zu solcher Huldigung gegeben zu haben, wird er auf seine eigene Aufforderung

von Gurnemanz zum König gesalbt und als solcher begrüßt.

Darauf

folgt schnell der ungenügend vorbereitete, wieder durch das Wunder herbetgeführte Abschluß durch die Heilung deS AmfortaS. — Auch hier ge­

nüge der Hinweis darauf, wie das alles bei Wolfram klar motiviert und

zu einem wahren Seelenspiegel für jeden ernst denkenden Menschen ge­

staltet ist. Endlich sei noch ein Blick auf die übrigen Personen gestattet.

Gur­

nemanz hat ungefähr die Stellung des Boten in der griechischen Tra­

gödie; er hat keinen Einfluß auf die Handlung.

Jndeffen berührt er

durch sein mildes, rein menschliches Wesen doch wohlthuend.

KlingSor ist bereits oben gesprochen worden. übrig.

Ueber

Nun bleibt noch Kundry

„Parsifal" und „Parzival".

65

Indem wir dieses seltsame Gebilde ins Auge fassen, können wir und vermuthlich viele mit uns von vornherein einen gerechten Unwillen

über eine so monströse Schöpfung nicht verläugnen.

Bei Wolfram ist

sie die mit allen Attributen der Häßlichkeit versehene im übrigen treue

und von Wolfram mit sichtlichem Humor geschilderte Gralsbotin, welche den Parzival inmitten des ArtuShofeS verflucht: Die Schilderung Wolframs

ist zu ergötzlich, als daß wir sie den geehrten Lesern vorenthalten sollten.

Sie lautet

Parz. 313, 29: Cundri truoc ören als ein der (Bär) niht nach friundes mirine ger: (Verlangen) rüch was ir antlütze erkant. ein geisel fuorte se in der hant: dem wären die swenkel sldin unt der etil ein rubln. gevar als eines affen hüt (Haut) truoc hende die gsebe trüt. (schöne Traute) die nagele wären niht ze lieht; wan mir diu äventiure giebt, (berichtet) si stuenden als eins lewen klän (Löwenklauen) näch ir minn was selten tjost (Turnier) getän. Bon dieser Gral-botin finden wir bet Wagner nur einen dunkeln

Anklang in dem wilden Wesen der Kundrh des ersten Aktes und in ihrer Beziehung zum Gral.

Im übrigen hat sie mit Wolframs Kundrie nicht

das geringste gemein.

Sie ist ein phantastisches Gebilde, das vielleicht

an Kühnheit der Conception, aber auch an Unklarheit der Gestaltung seines Gleichen in der Litteratur nicht hat.

Im ersten Akt erscheint sie

als eine Dienerin des Gral, die wild umherschweift, um LtnderungSbalsam

für den AmfortaS zu finden, im übrigen aber in sehr losem Verhältniß

zum Gral steht und von den Rittern kaum

gekannt wird,

während

Gurnemanz vermuthet, daß sie dem Grale diene, um frühere Schuld zu büßen.

Ihr Wesen wechselt zwischen heftigem Auffahren und todeSähn-

lichem Erstarren, bis sie tn. einem krampfartigen Zufalle hinter einem Ge­ büsche ntedersinkt und nun für den ersten Akt unbemerkt bleibt.

Diese selbe Kundrh entpuppt sich im zweiten Akte als ein Werkzeug

KltngSorS, der sie durch Zaubermacht jeder Zeit zu sich zwingen kann, um durch sie tn Gestalt eines ideal schönen Weibes die Gralshelden zu ver­ führen.

Sie hat den AmfortaS verführt, sie soll auch Parsifal verführen,

und als sie über diesen keine Macht gewinnen kann, gewährt sie in der

Leidenschaft einen Blick in das sie umgebende Dunkel.

Wir können uns

jedoch nicht rühmen, in dies Geheimniß gedrungen zu fein, wir wagen

nur eine Vermuthung, der man wenigstens den guten Willen, dem Sinne Preußische Jahrbücher. Bd. L. Heft l. 5

66

Parsifal" nnb „Parzival".

des Dichter- auf die Spur zu kommen, nicht absprechen wird.

Die in

Betracht kommende Stelle lautet: Seit Ewigkeiten — harre ich Deiner, des Heilands, ach! so spät,

den einst ich kühn verschmäht. — Ohl T-

Kenntest Du den Fluch, der mich durch Schlaf und Wachen, durch Tod und Leben,

Pein und Lachen, zu neuem Leben neu gestählt

endlos durch das Dasein quält! — Ich sah — Ihn — Ihn — und — lachte . . .

da traf mich sein Blick. —

Nun such ich ihn von Welt zu Welt, ihm wieder zu begegnen!

in höchster Noth — wähn' ich sein Auge schon nah',

den Blick schon auf mir ruh'n! —

da kehrt mir das verfluchte Lachen wieder, ein Sünder stnkt mir in die Arme. Da lach' ich — lache — kann nicht weinen! nur schreien wüthen,

toben rasen, in stets erneu'ten Wahnsinn'- Nacht, au- der ich büßend kaum erwacht. —

Den ich ersehnt in Todesschmachten,

den ich erkannt den blöd' Verlachten, lass' mich an seinem Busen weinen,

und eine Stunde Dir vereinen, und, ob mich Gott und Welt verstöß't!

in Dir entsündig't sein und erlöst!

Dem Wortlaute nach kann man unmöglich wissen, wen sie nun eigentlich als Heiland und Erlöser bezeichnet, den sie verlacht und dann

in verzweiflungsvollem Wahnsinn ersehnt habe: Christus, AmfortaS, oder

Parsifal.

Weder vorher noch nachher findet sich irgend ein Anhaltepunkt.

Glücklicherweise spielt daS in der weiteren Entwicklung keine Rolle, und so wollen wir denn den Bayreuther Blättern glauben, daß Christus ge­

meint sei.

Nur folgt dann daraus, daß sie auch in AmfortaS und jetzt

wieder in Parsifal denselben Christus erblickt, was freilich unverständlich ist.

Doch es ergeben sich noch mehr der seltsamsten Widersprüche.

Ihr

Auftreten im ersten Akt, die Fürsorge für AmfortaS, stimmt in keiner Weise zu den Worten, die sie hier spricht, ebensowenig ihr Gespräch mit

Parstfal" und „Parzival".

67

KlingSor zu Anfang des zweiten Akts, ihr Grauen vor der bevorstehenden

Scene.

Sie ist nicht nur körperlich eine andere, sondern es scheint auch

jeder geistige Zusammenhang mit ihrem sonstigen Zustande aufgehoben zu sein, obwohl sie in dem Gespräche mit KlingSor verräth, daß sie sehr gut

weiß, wozu sie von KlingSor bestimmt ist.

Dieser Widerspruch, der ge­

radezu Unsinn genannt werden muß, und auch in den Bayreuther Blättern

(cf. Jahrgang 1878, S. 95 ff.) keine Erklärung findet, würde schon ge­ nügen, den Stab über diese Figur zu brechen, aber das Maß wird voll eben durch jene Enthüllung ihrer Geschichte. Zunächst erinnern wir unS daran, daß KlingSor sie zu Anfang des

II. Aufzuges „Namenlose, Urteufelin, Höllenrose, HerodiaS, Grundryggia" genannt hatte und fühlen unS iy der Ahnung bestärkt, daß wir es mit einer mythischen Figur zu thun haben, die natürlich, da sie in gar keinem Zusammenhangs mit der Ueberlieferung steht und in dem Drama selbst in einer ihrer Geschichte wenig entsprechenden Weise ver­

wendet wird, nur allegorischen Charakter haben kann.

Nun müssen wir

aber doch weiter fragen: an welchen Mythus hat der Meister gedacht?

Die ersten drei Prädikate

„HerodiaS" allerdings.

führen unS auf keine Spur,

das vierte

Die christliche Sage von der HerodiaS ist be­

kannt. .Sie liebte Johannes den Täufer hoffnungslos.

AuS Rache erbat

sie sich sein Haupt, aber als sie eS nun auf der Schüssel sah, wollte sie eS mit Thränen und zärtlichen Küffen bedecken.

Da erhob sich das

Haupt, fing heftig an zu blasen und trieb die HerodiaS in den leeren

Raum, in welchem sie nun vom Fluche gebannt, ewig trauernd umher­ schweben muß.

Die deutsche Version der Sage reiht dann die HerodiaS

in daS wilde Heer, in welches auch alle altdeutschen Gottheiten vom

Christenthum verwiesen wurden.

Wir sehen, daß von dieser Sage herzlich

wenig bei Wagner übrig geblieben ist —

eigentlich nur der Name.

Wagner hat für den Johannes den Heiland selbst gesetzt, und die Pointe deS Fluches liegt weniger in dem Umherirren als in dem Lachen, daS

sie ewig verfolgen soll zur Strafe dafür, daß sie den Heiland verlacht hat.

Nun wollen wir gewiß dem Dichter daS Recht nicht bestreiten, be­

liebige Motive für seine Zwecke zu erfinden, ja auch Sagen mit mehr

oder weniger Veränderungen dazu zu benutzen, nur soll er sich dafür nicht Namen erborgen, die an einen ganz anderen VorstellungSkreiS gebunden sind.

Aber die HerodiaS ist ja nur ein Bestandtheil dieser Figur.

Bezeichnungen „Urteufelin" und „Höllenrose" lassen sich schwerlich

Die als

Attribute der HerodiaS auffassen, sie weisen auf eine unklare Vorstellung

von einem teuflischen Wesen hin, für welches ich in unseren Mythen und

Legenden keinen Anhaltepunkt finde.

„Parstfal" und „Parzival".

68

Doch da steht ja „Gundryggia!"

Jeder, der die nordische Mytho­

logie nicht genau kennt, setzt natürlich seine Unkenntniß von diesem Namen

und seiner Bedeutung auf Rechnung seiner Unwiffenhett und ist erfreut,

bei der Lektüre des Parsifal zugleich seine mythologischen Kenntnisse er­ weiteren zu können.

Aber er mag getrost Mythologien, ConversationS-

und andere Lexika wälzen, sie alle schweigen über — diese „höchsteigen­ händige" Mythenbildung WagnerS.

„Gundryggia" ist ein Phantasiename

deS Meisters, den er in Ermangelung eines für feine Zwecke geeigneten altdeutschen Mythus „schuf", um in den Bayreuther Blättern nicht blos

als Sagenverbesserer, sondern auch als Mythenschöpfer gefeiert zu werden.

So weit WagnerS eigene Andeutungen über Kundry: sie weism auf eine höchst unklare Phantasie.

WaS aber WagnerS Anbeter (Bayr. Bl. 1878)

noch alles aus dieser Kundry machen, das übersteigt wirklich alle Grenzen.

ES möge genügen, hier zu registrieren, daß sie nicht nur sämmtliche alt­

deutschen weiblichen Gottheiten,

sondern

auch fast alle Wolframschen

Frauengestalten in sich vereinigen soll, welche letzteren, als ob das über mythologische Bedeutung haben

jeden Zweifel erhaben wäre, lediglich

sollen.

Von der Aeußerlichkeit der Interpretation zeugen unter anderem

die Parallelen zwischen KunnewarenS Gelübde nicht zu lachen und dem Lachfluche KundryS, zwischen dem Ueberfall JeschutenS durch Parzival und

ParsifalS Angriff auf Kundry im ersten Akt, zwischen der Göttin Jdna,

Jeschute-DornröSchen und KundryS Erwachen hinter dem Dorngestrüpp im dritten Akt!

Wir können nur bedauern, daß Wagner selbst nicht

solchem Unfug steuert, der ihn der Lächerlichkeit auSsetzen muß. Statt solcher auSartenden Phantasten hätte man sich begnügen sollen,

die Wagner vorschwebende Idee auf Grund jener Stelle zu entwickeln, wie wir jetzt mit bestem Willen versuchen wollen. Als Sinn jener ganzen Stelle ergiebt sich schließlich mit Berücksich­

tigung des ersten Aktes, daß in Kundry ein Wesen dargestellt werden soll,

welches der Fluch verfolgt, ewig unter die Sünde gebannt sein und doch

von Sehnsucht nach Erlösung verzehrt werden zu muffen.

Von diesem

Gesichtspunkte aus könnten wir im günstigsten Falle den merkwürdigen Widerspruch zwischen der Kundry deS ersten und deS zweiten Aktes ent­

schuldigen.

Wir könnten annehmen, im ersten Akte solle ihr ErlösungS-

bedürfniß, im zweiten ihr Sündendienst, im dritten ihre wirkliche Erlö­

sung dargestellt werden.

DaS wäre aber auch nur die Entschuldigung

deS Gedankens an sich, die Ausführung deffelben muß nach dem vorhin Erörterten in jedem Falle als höchst unklar und ungeschickt bezeichnet

werden.

Aber auch diese Idee an sich verräth noch einen hohen Grad

von Unklarheit.

Eine derartige Person, entweder dargestellt, wie sie sich

„Parsifal" und „Parzival".

69

den Fluch zuzteht, oder wie sie von ihm erlöst wird, kann, wenn sie über­ haupt bühnenfähig ist, nur den Mittelpunkt eine- Drama- bilden. Der ganze Vorstellung-kreis, den sie mit sich bringt, ist viel zu bedeutend, ab- daß neben ihr-ein Anderer al- eigentlicher Held da- Hauptinteresse

in Anspruch nehmen dürfte.

Keinesfalls aber darf sie der Hauptidee

dienen, und zugleich, wie eS im Parsifal geschieht, die Trägerin einer zweiten der Hauptidee mehr oder weniger heterogenen Idee sein.

Par-

stfal ist der Held, der durch Mitleid fähig wird den AmfortaS zu erlösen.

Da- Mittel, die sittliche Erkenntniß-in ihm herbeizuführen, ist Kundry. In dieser ihrer Eigenschaft aber kommt in ihr nur da- verführerische

Weib an sich, ohne jede Beziehung zu ihrer Geschichte in Betracht:

eS

handelt sich ja nur darum, daß Parsifal die sinnliche Liebe al- Urgrund der Sünde kennen lernt.

Es konnte mithin auch jede- beliebige der an­

deren Blumenmädchen, sofern eS nur mit üppiger Schönheit auSgestattet war, diese Rolle spielen.

Daneben aber steht Kundry in einem diesen

Vorgängen ganz heterogenen Jdeenkreise:

ES handelt sich um ihre Er­

lösung von dem Fluche, den sie sich durch frivole Verachtung de» Heiligen

zugezogen hat.

Diese beiden Gedankenkreise sind einander so entgegenge­

setzt, daß schon ein sehr weite- ästhetisches Gewissen dazu gehört, die un­ logische Vereinigung derselben in einer Person vertheidigen zu wollen,

geschweige denn schön zu finden.

Da- im höchsten Maße erkünstelte Band

derselben besteht nur darin, daß der Widerstand ParsifalS, der ihm seine Erkenntniß bringt, zugleich die Erlösung KundryS herbeiführt.

Wir stehen nicht an, auszusprechen, daß hierin auch da- Urtheil über Kundxy in ethischer Beziehung gesprochen ist.

Sie, die Ursünderin,

wird dadurch erlöst, daß ein Mensch ihren Verführungen widersteht!

selbst hat nicht das Geringste zu leisten.

Sie

Sie -verflucht und verwünscht

noch im letzten Augenblicke den, der doch durch seine Festigkeit mindesten-

eine zur Umkehr führende Bewunderung in ihr hätte erregen können, sie

verschwindet mit dem ganzen Zauberspuk, dem sie angehört: aber während

Kling-or zum Teufel fährt, erscheint sie plötzlich im dritten Akt al- er­ löste Sünderin, ohne daß dieses ungleiche Schicksal sittlich auch nur im

geringsten motiviert wäre. Da der ethische Werth de- „Parsifal", von dem nachher noch die

Rede sein muß, vor allen Dingen gepriesen wird, so wollen wir bei dieser Gelegenheit nicht verfehlen, noch einmal auf die von den übrigen Per­ sonen repräsentierte Ethik hinzuweisen:

AmfortaS, ein sittlich ganz halt­

loser Charakter, wird durch ein Wunder, dem er innerlich ganz fremd gegenübersteht, von seinen körperlich-seelischen Schmerzen erlöst; Parsifal

erlangt die sittliche Qualifikation zu diesem Erlösung-werke ebenfalls

..Parsifal" uttb „Parzival".

70

durch ein Wunder, und zwar so plötzlich, daß er eigentlich nicht weiß, wie ihm geschieht; daß endlich Kundrh dem Teufel entrissen wird, ist wiederum

ein Wunder:

an sittlichem Werthe hat sie jenen beiden nicht nur nichts

voraus, sondern sie steht ihnen noch sehr bedeutend nach.

Welche ethische

Wenn eine solche überhaupt vor­

Wirkung können solche Figuren haben?

handen ist, so kann sie nur Verachtung jeder eigenen sittlichen Arbeit deS

Menschen erzeugen.

DaS Ganze sieht fast aus wie eine Karrikatur der

kirchlichen Lehre von der freien Gnadenwahl Gottes, von der Ohnmacht des natürlichen Menschen, von seiner Bekehrung rein durch göttliche Aktion: aber selbst wenn wir hier an Stelle deS Spukes jedesmal die frei wir­

kende Gnade Gottes setzen wollten, so käme ein Bild heraus, das wohl der krasseste Prädesttnatianer nicht in seinem Busen tragen dürfte.

So können wir denn weder dem „Parsifal" in dramaturgischer Hin­ sicht, als

selbständiges Werk betrachtet, einen Werth zugestehen, noch

können wir zugeben, daß er inhaltlich auch nur im entferntesten an

Wolframs Epos heranreiche.

Er ist in ästhetischer wie in ethischer Be­

ziehung eine Karrikatur, eine grobe Mißhandlung des „Parzival".

Daß dies dem Meister, der einen „Tannhäuser" und „Lohengrin" schuf, entgangen ist, würde unbegreiflich sein, wenn uns die Bayreuther Blätter nicht längst verrathen hätten, daß wir es hier mit einer philo­

sophischen Tendenzdichtung zu thun haben.

Damit kommen wir zu der

bisher absichtlich vermiedenen Frage der Idee deS „Parsifal", von der

sich die Bayreuther Blätter einen so mächtigen Einfluß versprechen. Unserem Principe gemäß halten wir unS auch hier an den Text und

nehmen nur gelegentlich auf Aeußerungen der Jünger deS Meisters Bezug.

Daß diese Idee in nahe Beziehung zum Christenthum tritt, bezeugt die Abendmahlsfeier im ersten, die Taufe im dritten Akt, endlich die Er­

lösung deS AmfortaS und der Kundry von Sündenschuld. denen Stellen ist die Idee aber auch klar ausgesprochen.

dem AmfortaS gegebenen Verheißung: Thor, harre sein, den ich erkor."

An verschie­

Zuerst in der

„Durch Mitleid wissend der reine

DaS heißt:

Sühne seiner Schuld,

Erlösung von seinen leiblichen und seelischen Qualen soll AmfortaS durch einen reinen, unverfälschten, von der Welt unberührten Menschen finden,

der durch Mitleid wissend geworden ist d. h., der durch Mitleid zu einem

sittlichen Charakter geworden ist.

Dieser Auslegung entsprechen die oben

angeführten Worte ParsifalS am Schluß:

„Gesegnet sei dein Leiden, daS

Mitleids höchste Kraft und reinsten Wissens Macht dem zagen Thoren

gab."

DaS Mitleid also ist hienach die höchste (sittliche) Kraft und eS

giebt „reinsten WiflenS Macht" d. h. reinste sittliche Erkenntniß.

Aber

in den zuletzt angeführten Worten scheint noch etwas mehr zu liegen.

„Parsifal" und „Parzival".

71

Die Erlösung des AmfortaS ist nicht mehr einziger Zweck, sie erscheint hier nur als ein AccidenS, und das Leiden des Königs als Mittel, diese

auf Mitleid basierte sittliche Kraft im Parsifal zu erzeugen, welche die Vollkommenheit deS Menschen darstellt und daher Selbstzweck ist.

In die

Hände dieses vollkommenen Menschen, der durch Mitleid die Welt über­

wunden und sich und sie dadurch von ihrem Fluche befreit hat, wird daGralSheiligthum gelegt, d. i. der Erlöser selbst mit seiner Gemeinde.

Nur

wenn dies der Gedankengang des Meisters war, läßt sich der Schlußchor

verstehen: „Höchsten HetleS Wunder: Erlösung dem Erlöser." Unschwer

läßt sich der Sinn dieser Worte unter jenen Voraussetzungen finden: Der Erlöser selbst ist durch den von reinem Mitleid erfüllten Menschen auS unwürdigen, schuldbefleckten Händen erlöst.

Nun ist klar, daß diese Idee

nur dann Anspruch auf Werth machen kann, wenn sie bestimmte Verhält­ nisse im Auge hat, auf welche sie wirken will.

Diese können aber dem

ganzen Zusammenhänge nach nur daS Christenthum in seiner gegenwär­

tigen Gestalt betreffen.

Folgerichtig müßten wir daher in AmfortaS eine

Darstellung der jetzigen Kirche sehen, insofern sie Verwalterin der gött­

lichen Gnadengüter und Berkündtgertn Christi ist. eruierte Gedanke bedeuten:

Dann würde der oben

Christus muß aus den Händen der jetzigen

Kirche, die fchuldbefleckt und unwürdig ist, durch eine neue, reinere Form

deS Christenthums erlöst werden.

Diese neue, reinere Form aber ist die

aus Mitleid basierte Sittlichkeit, oder um eS mit dürren Worten zu sagen, daS etwas christlich gefärbte Evangelium Schopenhauers. Me thatsächlichen Verhältnisse geben in der That ein diesem Ge­

danken entsprechendes, verständliches Bild.

Titurel erscheint dann als der

Repräsentant der ersten, noch reinen Kirche, AmfortaS als Vertreter der durch sinnliche Liebe entarteten Diener Christi.

unseligen Zwiespalte.

Er befindet sich in einem

Von dem Bewußtsein seiner Unwürdigkeit ge­

foltert, ohnmächtig sich selbst den Tod wünschend, aber zu schwach, ein

Ende herbeizuführen, muß er gleich den unwürdigen Dienern der Kirche, für welche noch kein Ersatz da ist, sich selbst daS Leben wie seine Qual

fristen, bis Gott den Erlöser und Neugründer der Kirche sendet. erst muß die Noth zum äußersten steigen.

Doch

Der schuldbeladene König ent­

zieht der Gemeinde schließlich ganz die Segnungen deS Gral-, des reinen

Christenthum-, weil er den Kontrast zwischen seinem innern Zustande und der Reinheit und Heiligkeit deS Grals selbst nicht mehr ertragen kann.

Darüber stirbt der erste, reine Hüter Christi und die Gral-gemeinde

verliert durch die Entziehung ihre- Leben-element-, der täglichen Verbin­ dung mit dem Erlöser, ihre Kraft.

Da aber ist auch'die Hülfe da, die

sich während dieser Zeit der höchsten Noth vorbereitet hat:

Der Erlöser,

„Parstfal" und „Parzival".

72

der Wiederhersteller reinen und wahren Christenthums ist der durch Mit­

leid zu höchster Sittlichkeit erhobene Mensch. Wir sehen, daß ktrchenfeindliche Elemente hier ihre Rechnung zwanglos finden können, aber Wagner hat die genannten Verhältnisse so

gestaltet, daß sie allenfalls auch auf die sittlichen Zustände unserer Zeit AmfortaS ist dann die Welt.

überhaupt bezogen werden können.

Ihr

Krebsschaden, ihr Fluch ist die sinnliche Liebe als die Quelle deS Daseins überhaupt, durch welche sich Sünde und Elend vererbt.

Erlö­

sung von diesem Fluche bringt nur die auf Mitleid gegründete sittliche Liebe. Die eine Hälfte dieser Vorstellung (der Fluch der Liebe und daS

Mitleid mit dem Elend der Menschheit) ist Schopenhauerischer Buddhis­

mus, die andere (die Idee der Erlösung durch Liebe) ist christliche Zu­

und wir müssen nun prüfen, ob in dieser Vereinigung wirklich

that,

eine reinere oder überhaupt eine Form des Christenthums anerkannt werden kann.

Da Parstfal der vollendete Repräsentant dieser Weltanschauung sein

soll, so werden wir in seiner Entwicklung die nöthigen Kriterien finden. — Seine Entwicklung ist die Entwicklung des zur Erlösung befähigten Als daS agens derselben

Charakters. Mitleid.

erscheint von vornherein da-

Gleich beim ersten Auftreten ParsifalS erregt Gurnemanz in

ihm Abscheu vor seiner kindisch-grausamen That, der Tödtung deS Schwans

und giebt ihm damit die erste Ahnung von Mitleid. auch

unbewußt in seiner Brust,

aber

er weiß nicht,

zu geben.

was

e8

Mtleid regt sich

als er des AmfortaS Qualen sieht,

ist,

er

vermag

ihm

keinen Ausdruck

Aber da, wo ihm der schroffste Gegensatz zu dieser Quelle

aller Selbstlosigkeit entgegentritt, wird er sich deS dunkeln Dranges in

seiner Brust bewußt, und nun offenbart sich ihm daS Problem der

Welt.

Als dieser gefährlichste Feind der Selbstlosigkeit, welche der Gral

fordert, erscheint die den egoistischen menschlichen Leidenschaften entstam­

mende sinnliche Liebe.

Sie versperrt dem KlingSor den Weg zum

Gral, durch sie lockt der Zauberer die Gralsritter in seine Netze, sie fällt auch den AmfortaS, als er auSzieht, ihr Reich zu zerstören.

muß Parstfal die grundlegende That thun im Kampfe mit ihr.

Deshalb

Hat er

sie besiegt, dann ist der Bann gebrochen, dann muß die sittliche Erkenntniß, die Scheidung deS Guten und Wahren vom trügerischen Scheine von

selbst folgen.'

Hierin liegt zugleich die tiefere Motivierung deS in mehr

als einer Beziehung so merkwürdigen zweiten Akts.

Die Aeußerlichkeit

der Entwicklung kömmt hier nicht in Betracht; genug, die Standhaftigkeit ParsifalS gegen die Verführung durch Kundry ist der Mittel- und Wende-

.73

„Parsifal" und „Parzival".

punkt des Ganzen.

Hier wird er durch Mitleid

wissend und durch

Wissen mächtig. In dieser Kraft erscheint er in Munsalväsche und heilt deS Amfor-

taS Wunde durch den Speer, der sie schlug.

Er ist der Welt wie deS

Himmels mächtig geworden durch Mitleid; er strahlt in der Glorie des Erlösers — selbst ein zweiter Christus.

Es ergeben sich zwei Cardinalpunkte, die wir auf ihren christlichen Gehalt hin zu prüfen haben: WagnerS Auffassung von der Sünde und

seine Erlösungslehre.

Dabei haben wir einzig und allein zu fragen, ob

diese beiden Punkte mit dem Neuen Testamente in Einklang stehen, denn nur, wenn dies der Fall ist, können sie als christlich gelten, dürfen sie

überhaupt sich mit dem Namen Christi decken. Nach Wagner ist, wie oben gezeigt, die sinnliche Liebe der Urgrund alles Sünde; mit ihrer Ueberwindung ist der Fluch gelöst.

missen wir zunächst eine wünschenSwerthe Erklärung.

Hier ver­

Ist damit die gegen­

seitige Neigung der Geschlechter überhaupt gemeint, also auch die Ehe, die

doch auf sinnlicher Liebe beruht, oder ist eS nur die Venus vulgivaga?

Wagner scheint hier keinen Unterschied machen zu wollen, denn keine seiner Personen ist verheirathet und nirgends ist auch

Worte von der Ehe die Rede.

nur mit einem

Man muß hier eine Absicht erkennen,

denn Wolframs Parzival ist ein HhmnuS auf die Ehe.

Wenn nun die

Consequenz deS Schopenhauerischen Pessimismus zu solcher Verachtung und Verunglimpfung der Ehe führt, so mag sich der Philosoph damit abfinden; ein Volk aber, das die Ehe als eine heilige und göttliche Ord­

nung, als eine wesentliche Stütze aller Sittlichkeit empfindet, und das diese Empfindung auf die Worte Christi baut:

„WaS Gott zusammen­

gefügt, daS soll der Mensch nicht scheiden" — dieses Volk muß auf das nachdrücklichste dagegen protestieren, daß ihm solche unnatürlichen Satzun­

gen, welche der finstersten Askese dienen, auf den Brettern, die die Welt

bedeuten, vorgestellt werden. Wir können uns darüber jeder weiteren Erör­ terung enthalten. — Im Neuen Testamente steht die sinnliche Liebe auf

einer Stufe mit allen übrigen menschlichen, natürlichen Trieben, und die

biblische Anschauung über ihre Bedeutung als Sünde geht klar aus Stel­ len wie Matth. 19, 8 ff., 1. Cor. 6,12. 13 u. a. hervor.

Danach sind alle

von Gott in den Menschen gelegten Triebe gut, nichts ist an sich ver­

werflich; nur das ungeordnete dem menschlichen Egoismus dienende

Auftreten der Triebe bedingt die Sünde.

So wird auch der sinnliche

Trieb erst dann zur Sünde, wenn er sich gottvergessen äußert, wenn der Genuß als Selbstzweck betrachtet wird. In diesem Sinne verurtheilt

Christus und nach ihm Paulus und die übrigen Apostel die Unzucht nicht als

74

„Parstfal" und „Parzival".

Quelle der Sünde, sondern al- eine Erscheinungsform derselben. In

allen Stellen der heiligen Schrift, wo von der Sünde und ihren Aeuße­ rungen die Rede ist, wird die Hurerei zwar fast immer mit genannt aber

nie werden aus ihr andre Sünden erst abgeleitet. Nicht einmal mit der katholischen Ansicht von der Keuschheit läßt sich diese Weltanschauung ver­

einigen, obwohl wir hier den nächsten Berührungspunkt mit christlichen

Ideen suchen könnten. Denn mag der Cölibat noch so hoch gestellt werden,

so hat die römische Kirche doch noch nie die Geschlechtsgemeinschaft an sich verdammt, geschweige denn sie als den Urgrund der Sünde angesehen.

Die ganze heilige Schrift aber vom ersten bis zum letzten Blatte sieht die Auflehnung des menschlichen Willens gegen den göttlichen,

also Hochmuth und Selbstsucht (die dis Pveffe.

607

betet als der Durchschnitt ihrer Presse; .und je starker die Masse der

Journale und Zeitschriften anschwillt, um so schwächer wird ihr Einfluß

Aber wenn ein talentvoller junger

auf daS Urtheil des PubltcumS.

Schriftsteller nicht

auf den Beistand einer

literarischen oder politischen

Partei rechnen tonn, so mag er leicht viele Jahre warten, bis die Welt auch nur von seinem Dasein erfährt.

Wir besitzen in Deutschland heute

höchstens zwanzig bis dreißig Schriftsteller, welche sich durch lange Arbeit ein solches Ansehen errungen haben, daß die Preffe ihre Bücher weder todt

schweigen noch todt reden kann. Der akademische Lehrer steht in vieler Hinsicht freier.

Die kleine

Schaar seiner Hörer bringt ihm, wenn er überhaupt zu reden versteht,

die naive Empfänglichkeit der Jugend entgegen, und er darf ihr unbedenk­ lich Alle- sagen, was über die jugendliche Fassungskraft nicht hinauSgeht.

Gewiß ist auch der Kathedererfolg keineswegs ein GotteSurtheil; auch er hängt von mannichfachen, zuweilen recht unerfreulichen Zufälligkeiten ab,

und zu aller Zett hat es einzelne Docenten gegeben, welche ihre akademi­ schen Lorbeeren allein der Speculation auf die Gemeinheit verdankten.

In der Regel tritt die Jugend zwar ohne Urtheil aber auch ohne vorge­

faßte Meinung an ihren Lehrer heran,

und ein tüchtiger Mann kann

sich ihr ganz rückhaltlos zeigen wie er ist.

In dieser Freiheit liegt der

eigentliche Retz des akademischen Lehramts.

Wenn die heutige Generation

der deutschen Studenten Gesinnungen kundgtebt, welche mit den Dogmen der alten Parteien wenig gemein haben, so erklärt sich diese, allen Fraktions­ fanatikern so unwillkommene Erscheinung größtentheilS aus der Thatsache,

daß auf allen unsern Hochschulen Lehrer wirken, welche ihres eigenen Weges

gehen und sich dem Heerdencharakter der modernen Menschheit nicht fügen.

Die Freiheit des Lehrstuhls ist nur dann ungefährdet, wenn man

ihm die Stille und die Sammlung gönnt, deren die Wissenschaft bedarf, wenn der Lehrer mit unbefangener Sicherheit, mit unbestrittenem Ansehen

seinen Schülern gegenübertritt.

Akademische Vorträge wenden sich an einen

bestimmt abgegrenzten Hörerkrets.

Selbst die sogenannten Publica sind

nur insofern öffentlich als auch Nichtstudenten der Eintritt gestattet wird;

man erwartet jedoch von den Fremden, daß sie die akademische Gastfreund­ schaft nicht mißbrauchen, sondern sich der Sitte des Hauses fügen.

Zu

den guten Sitten der Universitäten gehört aber der bewährte alte Grund­ satz, daß die DiScussion über ein Colleg nur im Colleg selber stattfinden

darf.

Wir Profefloren sind doch ein wenig bester als unser Ruf; eS steht

durchaus nicht so, wie man im Publicum.zuweilen behauptet, daß wir eine Kritik unserer „Monologe" scheuten.

Jeder tüchtige akademische Lehrer

heißt eS willkommen, wenn ihm seine Zuhörer Fragen und Zweifel vor-

Die Universitäten und die Presse.

608

legen; et freut sich solche Bedenken eingehend zu erörtern, und wenn er ein Seminar hält, so veranstaltet er auch wohl eine Disputation über den streitigen Punkt. der DiScussion.

Dies sind die einzigen akademisch zulässigen Formen

UeberdteS ist durch die ganze Einrichtung der Universitäten

genugsam dafür gesorgt, daß kein einzelner Lehrer ein unbilliges Uebergewicht erlangt. Unsere akademischen Körperschaften gehen glücklicherweise in

ihren politischen, religiösen, philosophischen Ansichten nach allen Richtungen

der Windrose auseinander, und wenn ein Student in einem Colleg vergeblich Befriedigung sucht, so findet er in einem anderen sicherlich das Gegengift. Vor das Forum der Zeitungen aber gehören die akademischen Vor­

lesungen nicht.

Ich will hier nicht untersuchen, ob eS denn wirklich so

ganz natürlich ist, daß die modernen Völker einigen tausenden anonymer Leute daS Privilegium gewähren, alles Verborgene an'S Licht zu ziehen und sich selber in undurchdringlichem Dunkel zu verbergen.

Genug, die

Menschen deS neunzehnten Jahrhunderts finden diesen sonderbaren Zustand,

der späteren Geschlechtern vermuthlich wie ein Stück verkehrter Welt er­

scheinen wird, hocherfreulich, sie nennen ihn die „Herrschaft der Oeffentlich-, kett", und in einer nahen Zukunft wird sich hieran nichts ändern.

Nur

Eines darf man billigerwetse von den anonymen Vorkämpfern der Oeffent-

lichkeit fordern, daß sie nicht auf den Markt hinaustragen, was nicht für den Markt bestimmt ist.

Die Veröffentlichung etneS ganzen CollegS ohne

Erlaubniß des Docenten kann bekanntlich vor Gericht verfolgt werden also sind auch Zeitungsberichte darüber zum Mindesten unziemlich.

Irgend

einen Nutzen können sie selbstverständlich nicht stiften; denn da jeder Docent

sich genöthigt sieht, in der zweiten oder dritten Stunde Fragen anzuregen, die er erst in der zwanzigsten oder dreißigsten erledigen will, so giebt ein

vereinzeltes Referat, selbst wenn eS von einem ehrlichen und einsichtigen

Hörer herrührt, immer nur daS Fragment eines Fragments, niemals ein

reueS Bild.

Lautet der Bericht anerkennend, so bringt er nur ein in

dieser Form unverdientes Lob, deffen jeder Gelehrte gern entrathen wird; ist er feindselig, so läuft Alles auf Aergerniß und Skandal hinaus.

Was soll aus der Disciplin der Studenten und dem unentbehrlichen Ansehen ihrer Lehrer werden, wenn man die Docenten zwingt, der Preffe Berichtigungen und Erklärungen über ihre Vorträge zu senden? ES giebt

auch schüchterne Gelehrte — und sie sind nicht die schlechtesten — zarte, sinnige Naturen, die das rauhe Getöse der öffentlichen Debatte fürchten;

darf man sie dahin bringen, daß sie aus Angst vor dem Zeitungsskandal einen vielleicht guten, aber im Augenblick unpopulären Gedanken verhüllen

oder verschweigen?

Was ein Gelehrter dem Publicum zu sagen hat, daS

läßt er drucken, und im Allgemeinen läßt sich den deutschen Professoren

Die Universitäten und die Presse.

609

wohl eher zu große Mittheilsamkeit als eine übertriebene Scheu vor dem

Buchdrucker vorwerfen.

Wer zugleich als Schriftsteller und als Lehrer

wirkt, kennt den weiten Abstand zwischen dem gesprochenen und dem ge­ druckten Worte.

Das Urtheil „er spricht wie ein Buch" ist ein harter

Tadel, darum darf man auch nicht schreiben wie man spricht; die prägnante Diktion des Buches soll eine andere sein als die copia verborum der Rede. Die fesselnde Macht eines akademischen Vortrags und sein pädagogischer

Vorzug vor der gedruckten Abhandlung liegt darin, daß der Lehrer, selbst wenn er nur die Ergebnisse fremder Forschung zusammenfaßt, den Stoff

vor den Augen der Schüler neu zu schaffen scheint. Einzelne wissenschaft­ liche Handwerker giebt es wohl, die ihr armes Wissen wie ein fertiges

Dogma dem Gedächtniß der Hörer einzuprägen suchen. Der geistvolle Lehrer

scheut sich nicht, in Gegenwart der Schüler in immer neuen Anläufen mit dem Stoffe zu ringen, er wendet seinen besten Fleiß jenen Vorlesungen zu, aus

denen er im Lauf der Jahre noch ein Ergebniß für den Druck zu gewinnen

hofft; und kein Dritter hat das Recht, vor der Zeit an die große Glocke zu hängen, was der Schaffende selbst noch als einen unfertigen Versuch be­

trachtet.

Die Zucht der Studenten, die Freiheit der Lehrer, der Ernst der

wissenschaftlichen Arbeit wird gefährdet, wenn die Tagesblätter sich da ein

Richteramt anmaßen, wo eS nur Lehrende und Lernende geben darf. Das Alles sind triviale Wahrheiten; noch vor einem Menschenalter hätte sie Niemand bezweifelt.

Erst seit unsere Sitten durch die wachsende Gehässigkeit der Partei­ kämpfe verwildert sind, erlaubt sich die Presse Eingriffe in die akademische Freiheit, die in besseren Tagen unerhört waren, und natürlich sehen sich

jene Gelehrte, welche zugleich im politischen Leben thätig sind, solchem Un­ fuge besonders ausgesetzt.

Unter allen Mitteln zur straflosen Verleum­

dung politischer Gegner ist ja keines so bequem wie ein Bericht über Aeußerungen, welche nur ein kleiner Kreis gehört hat.

Neuerdings ver­

geht kein Semester, wo mir nicht einige anonyme Gönner verschiedene ebenfalls anonyme Zeitungsartikel zusenden, welche sich mit angeblichen Aussprüchen aus meinen akademischen Vorträgen befassen.

Gleich meinem

Heidelberger Vorgänger Ludwig Häufler, der sich in der nämlichen Lage befand, habe ich bisher auf alle solche Klatschereien unverbrüchlich ge­ schwiegen, zumal da sie meistens in solchen Blättern erschienen, mit denen

ein gebildeter Mann sich nicht einlassen kann.

Aber der Mißbrauch wird

von Jahr zu Jahr häufiger und beginnt bereits in chie Spalten anstän­

digerer Zeitungen einzudringen. Ich lese in diesem Winter ein kleines Colleg „Kritik und Geschichte

des Parlamentarismus", eine Vorlesung, die ich bereits im Jahre 1867

Die Universitäten utib die Preffe.

610

In Heidelberg und seitdem zweimal in Berlin gehalten habe.

Aus dem

kritischen Theile dieser Vorträge ist die Abhandlung „das konstitutionelle

Königthum in Deutschland" (Hist, und pol. Aufsätze III. 491) hervorge­ gangen; wer sich im großen Publicum dafür interessirt, kann also die

Grundgedanken des CollegS leicht kennen lernen.

Doch da ich diesmal

eine Winterabendstunde für die Vorlesung gewählt habe, eine Zett, zu der auch Journalisten christlichen und jüdischen Glauben- die Muße finden,

akademische Hörsäle mit ihrer Gegenwart zu beehren, so wird über diese

Vorträge wie über eine merkwürdige Neuigkeit in zahlreichen berliner und auswärtigen Zeitungen Bericht erstattet; und soeben tritt gar in einem höchst achtungSwerthen Blatte, in der Hessischen Morgenzeitung ein Gegner

wider mich auf, den ich nach der Namenschiffre für einen nahen Freund der Preußischen Jahrbücher halten

muß.

Ihm ist ein Zeitung-referat

über eine meiner Vorlesungen in .feie Hände gefallen, ein Referat, von dem eS vollkommen genügt zu sagen, daß eS in der Frankfurter Zeitung

gestanden hat.

Er findet eS selber „sehr zweifelhaft", ob ich mich wirk­

lich in solcher Weise auf dem Katheder geäußert haben könne; nichts­

destoweniger eröffnet er auf Grund dieses „sehr zweifelhaften" Berichts eine Polemik gegen mich und hält mir sodann, unter wiederholten persön­

lichen Ausfällen, einige politische Sätze entgegen, mit denen ich meiner­ seits — ganz einverstanden bin. WaS soll ich auf einen solchen Angriff erwidern?

Nur dies Eine:

ich verweigere den Zeitungen.grundsätzlich jede Auskunft über alles was in meinen Vorlesungen gesagt oder nicht gesagt worden ist.

Ueber meine

Collegten gebe ich Niemand Rechenschaft als einerseits meinen Zuhörern, wenn sie eine Erläuterung wünschen, andererseits meinen vorgesetzten Be­

hörden, wenn sie finden sollten, daß ich meine Amtspflicht verletzt hätte. Ich will nicht der Erste sein, der die Presse als Richterin über den aka­ demischen Lehrstuhl anerkennt, und ich glaube, daß alle meine Collegen ohne

Unterschied der Partei diese Erklärung billigen werden. Unbedingte Abwei­ sung ist unsere einzige Waffe gegen einen Mißbrauch der Preßfreiheit, der beharrlich fortgesetzt zur Vernichtung der akademischen Freiheit führen muß.

Ich hege nicht die kindliche Hoffnung, jene Zeitungen zu bekehren, welche eS für „pikant" hatten, ihre politischen Gegner alltäglich zu be­

spucken, zu betrampeln und zu begrinsen.

ES genügt, wenn die ange­

sehenen und gebildeten deutschen Zeitungen, die sich bisher in ihrer großen

Mehrzahl sorglich vor Eingriffen in die Freiheit deS Lehrstuhls gehütet haben, diesem guten Brauche auch in Zukunft treu bleiben.

Dann sind

wir Professoren zufrieden; den Schmutz braucht Niemand zu beachten.

5. December.

Heinrich von Treitschke.

Eine Erwiderung an H. Baumgarten. In der Augsburger Allgemeinen Zeitung veröffentlicht H. Baum­ garten soeben drei umfängliche Aufsätze über den zweiten Band meiner Deutschen Geschichte.

Ich überlasse Anderen zu entscheiden, ob Baum­

garten berechtigt ist zu mir wie ein Lehrer zu einem unwissenden Schüler zu reden, desgleichen, ob sich in seiner Kritik auch nur eine Spur jener

Billigkeit und Mäßigung zeigt, welche er selber von dem Historiker ver­

langt.

Auch über die Parteilichkeit gegen Süddeutschland, welche mein

Kritiker mir vorwirft, werden die geborenen Oberdeutschen hoffentlich an­

der- denken, al» der Braunschweiger Baumgarten.

Zum Glück sind meine

Landsleute im Oberlande nicht unempfänglich für die Sprache der Em­

pfindung, sie werden bald heraushören, daß grade die Abschnitte meines

Buchs, welche von Mittel- und Süddeutschland handeln, nicht blos mit dem Verstände geschrieben sind.

Mein ganzes Leben, mit Ausnahme von

elf Jahren, habe ich in Mittel- und Süddeutschland zugebracht; die ober­

ländischen Zustände sind mir von Kindesbeinen an vertraut,

in die

Kenntniß der norddeutschen Verhältniffe mußte ich mich erst allmählich

etnarbeiten. AuS der Fülle ganz allgemein gehaltener Vorwürfe, womit mich mein Kritiker im Eingang seiner Betrachtung überschüttet, hebe ich den einzigen

hervor, der einen greifbaren Inhalt hat.

Baumgarten tadelt mich, weil

ich das Wiener Archiv nicht benutzt habe.

Niemand empfindet diesen

Mangel meine- Buchs schwerer als ich selber, aber darf man mir vor­

werfen was nicht in meiner Macht steht? Weiß Bäumgarten allein nicht,

was alle deutschen Historiker wissen, daß die Benutzung de- Wiener Reichs­ archivs, nach den dort geltenden Vorschriften, nur für die Zeit bis zum

Jahre 1815 gestattet wird?

Wollte er ohne Gehässigkeit handeln, so

mußte er sich bet mir erkundigen und hätte dann sofort erfahren, daß ich,

obgleich mir jene Vorschrift bekannt war, gleichwohl vor einigen Jahren versucht habe in Wien Einlaß zu erhalten, aber von Hrn. v. Arneth ab-

612

Eine Erwiderung an H. Baumgarten.

schlägtg beschieden wurde.

Sollte ich deßhalb mein Buch gar nicht schrei­

Ich habe geglaubt diese Frage verneinen zu müssen; denn außer

ben?

den unerschöpflichen Schätzen deS Berliner Archivs, daS unter anderen auch viele hunderte österreichischer Aktenstücke enthält, konnte ich alle die

Archivalien benutzen, welche neuerdings Weech aus Karlsruhe, Ilse aus

Frankfurt und Kassel, Mariens aus Petersburg, Sicherer aus München

und Andere anderswoher veröffentlicht haben, dazu die Briefe und Denk­ würdigkeiten von Metternich und Gentz, die bisher nur zum kleinsten

Theile literarisch verwerthet sind, dazu endlich die Papiere deS Auswärtigen Ministeriums in Karlsruhe.

Baumgarten

meint sich freilich

berechtigt

über diese Karlsruher Akten mit einigen wegwerfenden Worten abzusprechen,

obgleich er sie nie gesehen hat.

Ich kann darauf nur trocken erwidern,

daß grade diese Papiere mir besonders lehrreich gewesen sind, weil der badische Hof auS Wien eine Menge vertraulicher Mittheilungen erhielt,

welche sich in Berlin nicht vorfinden. Alles in Allem genügt daS vorliegende Material, wie ich glaube, um

ein annähernd richtiges Bild von dem Gange der deutschen Politik zu geben.

Kommt dereinst ein Glücklicherer, der meine Darstellung

auf

Grund österreichischer Akten zu berichtigen vermag, so werde ich mich jeder Ergänzung oder Widerlegung freuen.

Aber von einem Historiker, der

weder daS Wiener Archiv noch die von mir benutzten Aktenstücke kennt, kann ich eine Zurechtweisung nur dann annehmen, wenn er seine Be-

hauptungen zu begründen vermag.

Baumgarten vermag

dies

nicht.

Seine Kritik gleicht im Anfang einem prächtigen Portale, über dem

Bogen steht mit goldenen Leitern geschrieben, daß hier die allein wahre und gerechte Auffaffung der modernen deutschen Geschichte zu finden sei;

mit gespannter Erwartung tritt der Leser ein und befindet sich plötzlich in einer kleinen Hütte, deren Wände aus morschen Planken gezimmert sind.

An thatsächlichen Berichtigungen bringt Baumgarten nur etwa vier oder fünf, und unter diesen ist keine,.die mich veranlaffen kann ein Wort in

meinem Buche zu ändern. — Mein Kritiker rügt, daß ich über Rotteck ausführlicher gesprochen als über Haller.

Ich that dies mit Absicht; denn Baumgarten irrt, wenn er

behauptet, Haller sei in den Jahren 1815—19 der einflußreichste deutsche

Publicist gewesen.

Weder Metternich noch Bernstorff noch irgend einer

der in Karlsbad versammelten Staatsmänner war ein Hallerianer.

Die

Ideen der „Restauration der StaatSwifsenschaft", deren letzter Band be­

kanntlich erst im Jahre 1825 erschien, faßten damals erst allmählich Fuß

an den Höfen.

Der erste einflußreiche Mann unter ihren Anhängern

war der Kronprinz von Preußen, und deffen politische Rolle begann erst

Eine Erwiderung an H. Bautngarten.

mit dem Jahre 1821.

613

Ich werde späterhin, wenn ich von dem Berliner

Wochenblatt zu reden habe, nur zu ost noch von den Doctrtnen deS Schweizer- zu reden haben.

Rotteck- Lehren hingegen fanden schon auf

den ersten Landtagen deS Süden- eine beredte und wirksame Vertre­

tung. — Sodann beschuldigt mich Baumgarten der unterthänigen Schmeichelei gegen König Friedrich Wilhelm III. (da- ist doch wohl der langen Rede

kmzer Sinn?), weil ich über den weltberühmten rothen Adlerorden, welcher

im Jahre 1815 dem Professor Schmalz verliehen wurde, nicht- Stärkeregesagt habe al- die nachstehenden Worte:

„Nun verstummte der Böme;

aber Jedermann fühlte, daß die arge Saat de- Ankläger-, der eben jetzt durch einen preußischen und einen Württembergischen Orden ausgezeichnet

wurde, doch nicht auf ganz unstuchtbaren Boden gefallen war."

Es fällt

mir schwer, ernsthaft zu bleiben bei einem Vorwurfe, der so deutlich zeigt,

daß Baumgarten sich mit dieser Epoche nur beiläufig beschäftigt hat. Jeder über diese preußischen Dinge näher unterrichtete Historiker muß so­ gleich bemerken, daß meine Worte da- Ergebniß einer laugen und lang­ weiligen Untersuchung sind.

Ich habe mich absichtlich mit einiger Zurück­

haltung ausgesprochen, nicht blos weil ich meine, daß ein Historiker, der nicht auf da- Niveau Behsischer Skandalgeschichten herabsinken will, bei

einem rothen Adlerorden dritter Klasse nicht allzu lange verweilen darf, sondern auch weil ich hier auf ein kritische- Bedenken stieß, da- dem Scharfsinne Baumgarten- ganz entgangen ist.

Jener rothe Adlerorden darf doch nur dann irgend welche historische

Bedeutung beanspruchen, wenn Schmalz ihn wirklich zur Belohnung für seine Denunciation erhalten hat.

Ist die- erwiesen? Baumgarten steilich

nimmt e- ohne Weitere- an; ihm schenkte die Natur da-glückliche Talent, die historischen Dinge a priori zu erkennen.

Da ich mich einer solchen

Begabung nicht rühmen kann, so suchte ich nach Beweisen und fand alfeststehend nur die Thatsache, daß Schmalz zu der Zeit, da der literarische

Streit über seine Schrift noch schwebte, einen preußischen und einen Württembergischen Orden erhalten hat. Briefen und Zeitungen.

Alle- Wettere ist Klatscherei au--

Nun darf man wohl ohne Leichtfertigkeit be­

haupten, daß der württembergtsche Orden den Denuncianten für die Schrift, welche er dem Schwabenkönige gesendet, belohnen sollte; denn

Schmalz hat sich früherhtn, so viel man weiß, niemals ein Verdienst um den Stuttgarter Hof erworben, und der bonapartistischen Gesinnung

de- König- Friedrich konnte ein Libell, da- wider die angeblichen Geheim­

bünde der Boruffomanen zu Felde zog, nur Freude bereiten.

Gewiß

war e- nur menschlich, daß die aufgeregte öffentliche Meinung kurzerhand

614

Eine Erwiderung an H. Baumgarten.

versicherte, auch der preußische Orden sei eine Belohnung für die Denun­

ciation.

Aber darf der Historiker heute alle die häßlichen Gerüchte einer

tief verstimmten Zeit unbesehen hinnehmen?

Wer ruhig prüft, wird leicht finden, daß der Sachverhalt hinsichtlich deS preußischen Ordens gar nicht so einfach liegt.

Der Denunciant war

ja leider kein nichtiger Mensch, sondern ein brauchbarer, namentlich um

die Begründung der Universität Berlin verdienter Beamter,

ein ange­

sehener Gelehrter, von dem sein Schwager Scharnhorst nie anders als mit Hochachtung sprach, ein bewährter Patriot, der während der fran­

zösischen Occupatton für die preußische Sache gelitten hatte, der während der Befreiungskriege große Geldopfer brachte, gemeinnützige Vorlesungen hielt u. s. w.

Zudem verstand er trefflich, sein Licht nicht hinter den

Scheffel zu stellen.

Einem so tüchtigen und strebsamen Beamten konnte

schon damals der rothe Adler kaum entgehen, obgleich diese Auszeichnung noch nicht ganz so häufig vorkam wie heutzutage.

So tief mich dieser

Kleinkram anwiderte, so habe ich doch alle Winkel der Literatur durch­ stöbert

um

über

die

Gründe

der

Ordensverleihung

in's

Klare

zu

kommen; ich habe neuerdings auch im Geh. Staatsarchiv, endlich sogar in den Personalakten der General-OrdenScommission Nachforschungen an­ stellen lassen.

AlleS Suchen blieb vergeblich, da die' Ordens-Akten jener

Zett bereits cassirt sind.

Bisher hat sich nur ein Aktenstück auffinden

laffen, daS über die persönlichen Beziehungen zwischen dem König und eine an Schmalz ge­

dem Geh.-Rath Schmalz einigen Aufschluß giebt:

richtete CabinetS-Ordre vom 16. August 1814.

Sie lautet:

„Ihre . . . Mir angezeigte Absicht, durch Ertrag öffentlicher Vor­

lesungen zur Erleichterung solcher Invaliden, welche das Eiserne Kreuz erworben haben, fortdauernd wirken zu wollen,

schätze Ich nach Ihrem

ganzen Werthe." Die Ordre ist charakteristisch für Schmalz'S Strebsamkeit, und wer da weiß, wie langsam und gründlich man im preußischen Beamtenthum die Ordensverleihungen vorbereitet, wird sich der Vermuthung kaum enthalten

-können, daß der an Schmalz im Oktober 1815 verliehene Orden vielleicht die Belohnung für jene patriotischen Vorlesungen war. Möglicherweise aber

auch die Anerkennung für andere amtliche Verdienste.

Wenige Wochen nach

ihm erhielten noch zwei seiner Collegen von der Akademie der Wissen­

schaften, Bode und Hermstädt, zwei ganz unpolitische Männer, den nämlichen

Orden.

Darauf hieß eS im Publicum sogleich, dies sei nur geschehen

um den wahren Grund der dem Prof. Schmalz gewährten Auszeichnung

zu verbergen — und so weiter in dulce infinitum.

Soll ich mich in

das Meer dieser Klatschereien noch länger vertiefen? Nein, Alles hat ein

Eine Erwiderung an H. BaMtzartett.

KW

Ende,

also auch meine Untersuchung über diesen nichtswürdigen rothen

Vogel.

Mag er immerhin in Baumgartens Geschichtsphilosophie dieselbe

Rolle spielen wie die verhängnißvolle Gabel in der Schicksalstragödie: mir hat er schon genug edler Zeit gestohlen. lich den Abschied und erkläre bescheiden:

Ich gebe ihm hiermit förm­

Ich weiß wirklich nicht, warum

Schmalz den rothen Adlerorden dritter Klasse bekommen hat.

Und weil

ich es nicht weiß, darum habe ich mich über diese widerliche Sache mit wohlüberlegter Behutsamkeit geäußert.

Denkbar bleibt es, daß die um­

laufenden Gerüchte begründet waren, aber ebenso möglich ist das Gegentheil.

Dagegen weiß ich sicher, daß der König nicht beabsichtigt hat, durch jene Ordensverleihung die Gegner Schmalz's irgendwie zu kränken. Denn

in den nämlichen Tagen, da Schmalz dekorirt wurde, empfing der nam­

hafteste seiner Widersacher, Niebuhr, die amtliche Mittheilung, daß der

König ihn für den Vertrauensposten in Rom bestimmt habe; und noch später

ernannte

der

König

den

edlen Mann,

welchen Schmalz am

Aergsten verläumdet hatte, E. M. Arndt zum Professor in Bonn.

Noch

klarer erhellt die Unparteilichkeit des Königs aus der Verordnung, welche dem Zanke ein Ende machte.

Ich habe gesagt, diese Verordnung sei

„Würdig und freundlich gehalten"

Da Baumgarten auch dies Urtheil be­

mängelt, so muß ich ernstlich bezweifeln, ob er den ganzen Wortlaut der

Verordnung kennt.

Sie liegt vergraben im Jahrgang 1816 der Preu­

ßischen Gesetzsammlung, der heute nur selten aufgeschlagen wird,

und

lautet wie folgt:

„Verordnung wegen der angeblichen geheimen Gesellschaften.

Vom

6. Januar 1816.

Wir Friedrich Wilhelm, u. s. w. haben den Partheigeist mit ge­ rechtem Mißfallen bemerkt, welcher sich bei dem Streit der Meinungen über die Existenz geheimer Verbindungen in Unsern Staaten äußert.

Als

das Vaterland durch Unglücksfälle hart betroffen, in großer Gefahr war, haben Wir Selbst den sittlich-wissenschaftlichen Verein genehmigt, welcher unter dem Namen des Tugendbundes bekannt ist,. weil Wir ihn als ein

Beförderungsmittel des Patriotismus und derjenigen Eigenschaften an­ sahen, welche die Gemüther im Unglück erheben und ihnen Muth geben

konnten, es zu überwinden.

Wir fanden aber bald in den Uns zur Be­

stätigung vorgelegten Entwürfen einer Verfassungs-Urkunde jenes Vereins, so wie in der damaligen politischen Lage des Staats, Gründe, ihn auf­

zuheben und den Druck aller Diskussionen über denselben zu untersagen. Seitdem haben dieselbigen Grundsätze und Gesinnungen, welche die erste

Stiftung desselben veranlaßten, nicht blos eine Anzahl der vorigen Mit­ glieder desselben, sondern die Mehrheit Unsers Volks beseelt, woraus

Eine Erwiderung an H. Baumgarten.

616

unter der Hülfe des Höchsten die Rettung des Vaterlandes und die großen und schönen Thaten hervorgegangen sind, durch welche sie bewirkt wurde, und jetzt, — wo der Frieden allenthalben hergestellt ist, und jeden Staats­

bürger nur ein Geist beleben, jeder nur einen Zweck haben muß: durch

einträchtiges pflichtmäßiges Bestreben den sich so herrlich bewährten Na­

tionalsinn zu bewahren und den Gesetzen gemäß zu leben, damit die Wohl­

that deS Friedens allen gesichert bleibe, und der Wohlstand aller, welcher Unser unverrückteS Ziel ist, bis zur möglichsten Vollkommenheit gebracht

werde — jetzt können geheime Verbindungen nur schädlich und diesem Ziele entgegen wirken." Hierauf werden die bekannten Vorschriften deS Allgemeinen Land­ rechts

(Th. 2, Tit. 20)

und des Edikts vom 20. Oktober 1798 über

die geheimen Verbindungen wieder in Erinnerung gebracht.

heißt eS:

Zum Schluß

„Bei diesen gesetzlichen Verfügungen wird der in öffentlichen

Druckschriften geführte Streit über die Existenz geheimer Gesellschaften und über

ihre

Zwecke,

unnütz,

beunruhigt

Unsere

thanen und nährt einen schädlichen Partheigeist.

getreuen

Unter­

Wir wollen und ver­

ordnen also: daß von nun an, bei namhafter Geld- oder LeibeSstrafe von Nie­

mand in Unsern Staaten etwas darüber gedruckt oder verlegt werde." Nun frage ich:

ist das die Sprache eines Monarchen, der für den

Denuncianten Partei nimmt? Wer sich in die patriarchalischen Anschau­

ungen der absoluten Monarchie zurückversetzt, wird zugestehen, daß der König nicht anders handeln durste.

Er mußte einen Streit beendigen,

der den öffentlichen Frieden störte, der auf der einen Seite giftige Ver-

leumdungen hervorrief, auf der anderen die ebenso unwahre Behauptung, daß die Preußen sich für die künftige Verfassung geschlagen hätten.

Ir­

gend eine Verfolgung oder Untersuchung ist aus jener königlichen Ver­ ordnung

bis zum Jahre 1819 nicht hervorgegangen.

Die Politik des

Königs war bis zu diesem Jahre nicht reaktionär; in allen den großen Geschäften, welche damals an ihn herantraten, entschied er sich regelmäßig

für tzje Sache der Reform.

Im Stillen hegte er einen Argwohn, der

durch Metternich und Wittgenstein einerseits, durch die Burschen und die Preffe andererseits genährt wurde; aber erst nach Kotzebues Ermordung

erfolgte der Umschwung.

Nach Alledem glaube ich, daß mein Buch über

das Verfahren des Königs gegen Schmalz genau das sagt, was ein gewiffenhafter Historiker sagen durfte. — Ebenso haltlos ist Baumgartens Kritik über meine Darstellung der

Unbedingten.

Er wirft mir ein, daß Karl Fallen in späteren Jahren in

Amerika eine ehrenwerthe gemeinnützige Thätigkeit entfaltet habe.

DaS

(Bitte Erwiderung an H'. Baumgarten.

617

Alles ist mir wohlbekannt, beweist aber gar nichts gegen meine Erzäh­ Darin liegt ja da- Grauenhafte de- politischen wie de- religiösen

lung.

Fanatismus, daß er der, partiellen Geisteskrankheit nahe steht.

Der Fa­

natiker kann in allem Uebrigen ein unschuldiges Kind sein;- nur für den einen Gedanken, der ihn wie eine fixe Idee beherrscht, tritt er gleich­

wüthig jedes

sittliche Gebot mit Füßen.

So war Sand,

unter den

Freunden ehrlich, harmlos, gutmüthig, den Tyrannenknechten gegenüber ein gewissenloser Lügner und Mörder.

So war auch Karl Fallen, nur

unvergleichlich begabter und darum gefährlicher.

Unzählige wilde deutsche

Radikale sind in Amerika zu guten Bürgern geworden,» die Einen weil

sie im Westen ihr Staatsideal verwirklicht fanden, die Anderen weil die Noth sie bändigte.

Wer Körners lehrreiches Buch „Da- deutsche- Element

in Nordamerika" durchmustert, wird auf jeder dritten Sette die Belege hierfür finden und

immer wieder schmerzlich bewegt auSrufen:

„wenn

dieser verlorene Sohn unseres Volke- seinem Geburt-lande ebensoviel Pietät,

Gutwilligkeit, Nachsicht gewidmet hätte wie seinem Adoptiv-Vaterlande, dann wäre er auch daheim glücklich geworden."

Karl Follen selbst schrieb au-

Amerika: „In einem Lande, wo allein da- Gesetz herrscht, giebt e- keinen friedlicheren Bürger als' mich."

In Deutschland, daS blieb seine fixe

Idee, herrschte nicht daS Gesetz, sondern die Willkür gekrönter Zwing­ herrn, und folglich war er bei un- daS Gegentheil eine- friedlichen Bürgers.

Mein Urtheil über die Unbedingten habe ich nicht, wie mein Kritiker

andeutet, allein aus Leo und Münch geschöpft.

(Beiläufig, Leo'S Jugend­

geschichte ist keineswegs so tendenziös, wie Baumgarten behauptet, sondern

die lebendigste und geistreichste Schilderung deS Jenenser Burschenlebens, welche unsere Literatur besitzt; nur muß man da- Buch vorsichtig be­

nutzen, da der heißblütige Mann über die Jugendideale,

mit denen er

so gänzlich gebrochen hatte, nicht immer unbefangen spricht.) ebenso

Mindesten-

lehrreich wie diese und die übrigen hier einschlagenden neueren

Schriften von Menzel, Henke, Clöter u. A. war mir die längst verschol­ lene ältere Literatur, welche Baumgarten nicht näher zu kennen scheint, so

Jarcke'S

Schrift über Sand

criminaltstische Untersuchung,

—. eine scharfsinnige und

deren auch R. v. Mohl,

stoffretche

ein politischer

Gegüer Jarcke'S, mit gerechtem Lobe gedenkt, so Hohnhorst'S Bericht über

Sand'S Proceß, so vor Allem die eigenen Schriftstücke der Unbedingten,

namentlich das Große Lied von Karl Follen. Zu den Bruchstücken dieses Liede-, welche ich bereit- in meinem

Buche mitgetheilt, füge ich hier noch einige weitere Proben hinzu, damit der Leser selber urtheile.

Da heißt eS:

Eine Erwiderung an H. BäumgarteM

618

Brüder, so kann's nicht gehn! Laßt uns zusammenstehn, Duldet's nicht mehr! Freiheit, dein Baum fault ab. Jeder am Bettelstab Beißt bald in'S Hungergrab. Volk in'S Gewehr! Brüder in Gold und Seid', Brüder im Bauernkleid,

Reicht Euch die Hand! Allen ruft Deutschlands Noth,

Allen des Herrn Gebot: Schlagt Eure Plager todt, Rettet das Land! Dann wird's, dann bleibt's nur gut, Wenn Du an Gut und Blut Wagst Blut und Gut, Wenn Du Gewehr und Axt, Schlachtbeil und Sense packst, Zwingherrn den Kopf abhackst! Brenn', alter Muth!

Und weiter: Aus, auf, mein Volk, Gott schuf dich frei, Ruft dich aus der Knechtschaft Wüstenei Zu der Freiheit HeimathSgestaden. Mußt wandeln durch ein rothes Meer, Durch deiner Söhne Opferblut. Das tilgt die Pharaonenbrut

Mit Roß und Troß, mit Kron' und Heer.

Und so fort, mehr als einen Druckbogen lang.

Wenn das nicht heißt Mord und Aufruhr predigen, dann hat die deutsche Sprache keinen Sinn mehr.

Und diese Verse stammen nicht aus

der Feder eines thörichten PoltererS; sie rühren her von einem Manne,

der, nach der übereinstimmenden Aussage von Freund und Feind, frühreif und kalt verständig, jedes seiner Worte besonnen abwog.

ES ist

nicht anders, die ersten Keime jenes wüsten RadicaltSmuS, der ein Men­ schenalter später über unsere Fluren dahinraste, zeigen sich leider schon

in der Burschenschaft, nicht in ihrer ehrenwerthen Gesammtheit, aber in

einer kleinen extremen Sekte. Follen.

DaS lehrt,

Und das Haupt dieser Sekte war Karl

neben so vielen anderen Zeugnissen, die Haltung

Sand's in seinen Verhören; wenn eS galt Karl Follen zu decken, dann scheute Sand kein Mittel der Lüge, dann klagte er sogar seinen Herzens­ freund ASmiS fälschlich an. —

Eine Erwiderung an H. Baumgarten.

619

Zuletzt gelangt Baumgarten zu den Kalsbader Beschlüssen, und hier spielt er unter einer Fluch von Schmähungen, die ich nicht beantworte, seine höchsten Trümpfe aus.

Gleichwohl ist er gerade hier so gänzlich

im Unrecht, daß ich mich verwundert gefragt habe: wie konnte ein sonst

so besonnener Gelehrter sich so blindlings übereilen? — und eilig genug ist er mit seiner Kritik allerdings gewesen.

Ich habe im achten und neunten Abschnitte deS 2. Bandes nachge­ wiesen, wie die Verfassungögrundsätze deS Wiener HofeS sich seit dem

Jahre 1818 zu der Formel zuspitzten: „keine Volksvertretung, sondern Stände".

DaS Repräsentativshstem, wie eS in Baiern und Baden ver­

kündigt war, sollte der Idee der BolkSsouveränität entsprungen sein und

wurde von Metternich bald demokratisch, bald revolutionär, bald dema­ gogisch gescholten; nur altdeutsche oder auch deutschrechtliche Landstände, wo möglich blos Provinzialstände, galten noch

als vereinbar mit der

monarchischen Ordnung. In diesem Sinne äußerte sich Metternich schon zur Zeit deS Aachener Congresses, als er dem König von Preußen rieth, Pro­

vinzialstände mit einem CentralauSschuß einzuführen.

Seitdem kommen

alle Denkschriften und Briefe der Wiener Staatsmänner in mannichsachen Wendungen immer wieder auf denselben Gedanken zurück: keine demokra­

tische Volksvertretung, sondern Landstände.

So war die Gesinnung des

österreichischen HofeS, als Metternich am 29. Juli 1819 in Teplitz mit König Friedrich Wilhelm zusammentraf.

Ueber dieses Gespräch liegt nicht- vor als zwei Berichte Metternich'an Kaiser Franz vom 30. Juli und 1. August.

Nun läßt sich für den

Historiker kaum eine peinlichere Pflicht denken, als die Aufgabe, auf Grund

einer Erzählung Metternich'S den wirklichen Thatbestand einer unter vier Augen abgehaltenen Unterredung festzustellen.

Seit dem Erscheinen von

Metternich'S „Nachgelassenen Papieren" sind alle freimüthigen Historiker einig in dem Urtheil, daß Metternich und Napoleon I. die beiden größten

— oder doch beinah die größten — Lügner des neunzehnten Jahrhundert­ waren; daher wird auch, beiläufig bemerkt, jene berühmte Unterredung,

welche die Beiden im

Marcolinischen Palaste selbander hielten, wohl

immer ein Lieblingsthema für unlösbare historische Controversen bleiben.

Metternich konnte eS nicht lassen, in seinen Briefen seine eigene Größe

und die Jämmerlichkeit aller anderen Sterblichen wohlgefällig auSzumalen; die Preußen vollends betrachtete er stets durch die trübe Brille vom Jahre 1804.

Auch in Teplitz blieb er dieser üblen Gewohnheit treu.

Ueber

den preußischen Staat-kanzler berichtete .er am 30. Juli seinem Kaiser: „er ist übrigens, nicht im Geiste aber im Gemüth, der Kindheit nahe";

und die- ist nachweislich eine boshafte Uebertreibung. Preußische Jahrbücher. Bd. L. Heft 6.

Die Schwächen

44

Eine Erwiderung an H. Baumgarten.

620 von Hardenberg'-

Alter kennt Jedermann; aber dieser

„der Kindheit

nahe" Greis fand wenige Tage nach der Teplitzer Unterredung den Muth,

in Berlin einen groß und frei gedachten Verfassungsplan vorzulegen;

dieser selbe Mann hob einige Monate später mit schneidiger Thatkraft und durchtriebener Schlauheit seinen Gegner Humboldt aus dem Sattel und erzwang

sodann nach

schweren Kämpfen im StaatSrathe die Annahme

jener Staatsschulden- und Steuergesetze, welche zu den gediegensten gesetz­

Ein Staatsmann, der Solches

geberischen Thaten der Epoche zählen.

vollbringt, mag an vielen Fehlern leiden, der Kindheit nahe ist er nicht.

Metternich hat mithin den preußischen Staatskanzler in Teplitz ver­ leumdet, und ich nehme mir die Freiheit zu behaupten, daß er auch gegen den König, den er ohnehin niemals gerecht beurtheilte, nicht gewissen­

hafter verfahren

ist.

Sein

Bericht

vom 30. Juli ist unverkennbar

theatralisch aufgeputzt, Wort für Wort darauf berechnet, die überwälti­

gende Größe des Briefschreibers inS rechte Licht zu stellen.

Hätte König

Friedrich Wilhelm am 29. Juli genau so gesprochen, wie Metternich er­

zählt, so müßte man ihn einen elenden Schwächling nennen, und dies

war Friedrich Wilhelm ebenso wenig wie Hardenberg der Kindheit nahe

war.

Ich habe mich daher bemüht, durch sorgfältige Vergleichung der

beiden Berichte Metternichs den Thatbestand herauszufinden und bin dabei

von dem bewährten Grundsätze ausgegangen, daß man einem verdächtigen Zeugen nur das glauben darf, was durch andere Umstände bestätigt oder

doch wahrscheinlich gemacht wird.

Baumgarten aber ist naiv genug, dem

Fürsten Metternich jedes Wort zu glauben, und da er sein wohlwollendes

Urtheil über mein Buch keine Stunde länger dem Publicum vorenthalten durfte, so

gönnte er sich nicht einmal die Zeit, die hier in Betracht

kommenden Quellen vollständig zu lesen.

Er laS in seiner freundschaft­

lichen Hast nur den ersten Bericht Metternichs vom 30. Juli (Nachgel. Papiere III. 258) und bemerkte nicht, daß dicht dahinter (HI. 261) noch

ein zweiter Bericht vom 1. August steht, welcher den ersten, fragmentari­ schen ergänzt und erläutert.

Kein Wunder also, daß der eilfertige Kritiker

den Sinn der Unterredung vom 29. Juli gründlich mißversteht.

Metternich erzählt in dem Berichte vom 30. IM, er habe dem Könige gesagt:

„Sind Ew. Majestät entschlossen, keine Volksvertretung

in Ihrem Staate einzuführen, der sich weniger als irgend ein anderer

hiezu eignet, so ist die Möglichkeit der Hilfe vorhanden."

Angenommen,

diese Aeußerung sei wortgetreu berichtet, so fragt sich: was wollte Metternich

damit sagen?

Den Sinn seiner Worte hat er ja erst im Verlaufe „einer

langen Unterredung", welche wir nicht kennen, näher dargelegt.

Die Ant­

wort auf diese Frage ist.im Grunde schon enthalten in der oben ange-

Eine Erwiderung an H. Baumgarten.

621

deuteten damaligen Verfassungsdoktrin des Wiener Hofes.

Glücklicher­

weise giebt aber Metternich selbst eine bestimmte Antwort in seinem zweiten Berichte vom 1. August.

Dort sagt er (III. 265): hier in Teplitz

habe er dem Könige eine Denkschrift übergeben, „die den wahren Unter­ schied zwischen landständischen Verfassungen und einem sogenannten Re­

Dies muß wahr sein, da Metternich

präsentativsystem deutlich bezeichnet".

seinem Kaiser eine Copie der Denkschrift beilegte.

Dann fährt er fort:

er habe dies gethan, weil er wisse, welchen Werth der König schon auf

seine „weit oberflächlichere" Aachener Denkschrift gelegt habe.

Daraus

folgt unwidersprechlich: die Teplitzer Denkschrift muß ungefähr die näm­

lichen Grundsätze entwickelt haben, wie die Aachener, nur klarer,

stimmter, eindringlicher.

be­

Der Herausgeber der „Nachgelassenen Papiere"

bemerkt auch selbst ganz richtig in einer Note: die Teplitzer Denkschrift

„liegt nicht vor, dürfte aber ziemlich analog mit Nr. 305 (d. h. mit der Aachener Denkschrift) sein".

Nun versteht sich'S von selbst, Metternich

konnte in dem Gespräche dem Könige nicht das Gegentheil dessen anrathen, waö er ihm

gleichzeitig in seiner Denkschrift empfahl.

Folglich hat

Metternich zu dem Könige nicht gesagt: Sire, führen Sie das Versprechen

vom Mai 1815 gar nicht aus; sondern er warnte ihn — wie schon in Aachen, nur noch eindringlicher — vor einer Volksvertretung nach bairisch­

badischer Art: dergleichen sei demokratisch, revolutionär, demagogisch u. s. w.; und er beschwor ihn, wie schon in Aachen, statt einer Volksvertretung

vielmehr Landstände einzuführen.

Ich habe mich mithin ganz correct und

nach allen Regeln der historischen Kritik ausgedrückt, wenn ich den Inhalt

des Gesprächs dahin zusammenfaßte: Metternich habe den König gebeten „keine Volksvertretung in dem modernen demokratischen Sinne zu geben, sondern sich mit Ständen zu begnügen".

Wenn Baumgarten sich nun­

mehr den von ihm Übersehenen zweiten Bericht Metternichs- ernstlich an­ sieht, so wird er selbst erkennen, wie nachlässig und oberflächlich er bei

seiner Kritik zu Werke gegangen ist. freilich nicht.

Eingestehen wird er sein Unrecht

Das thut der echte und gerechte deutsche Zunft-Professor

niemals.

Das Alles ist für Unbefangene klar wie der Tag.

Zum Ueberfluß

bringe ich noch einen zweiten, ebenso durchschlagenden Beweis.

Die

nächste Folge jener Unterordnung vom 29. Juli war die Punktatton vom 1. August, und diese sagt ausdrücklich, Preußen werde keine allgemeine Volksvertretung einführen, sondern landständische Verfassungen in den

Provinzen und auS diesen einen

tanten bilden.

Noch

CentralauSschuß von LandeSrepräsen-

ein dritter Beweis.

Dreizehn Tage nach jener

Teplitzer Unterredung legte Hardenberg dem Könige seinen VerfassungS44*

622

Eine Erwiderung an H. Baumgarten.

plan vor, der sodann auf Befehl deS Monarchen der VerfafsungScom-

mission übergeben wurde, und dieser Plan beruhte ebenfalls auf dem

Grundsätze: keine Volksvertretung nach bairisch-badischem Muster, sondern

eine ständisch gegliederte Verfassung. Auch diese Teplitzer Händel kann Baumgarten nicht vorübergehen lassen, ohne mir nochmals meine Parteilichkeit zu Gunsten deS Königs vorzuwerfen, weil ich den Staatskanzler in erster Linie für die Schande der

Teplitzer Punktation verantwortlich gemacht habe. durchaus

aufrecht.

Ich halte dies Urtheil

Die jedem Preußen unvergeßliche Schmach

jener

Punktation liegt nicht in ihrem Inhalt; denn über die Nothwendigkeit

der Karlsbader Ausnahmegesetze waren beide Mächte von vorn herein

einverstanden, und auch der Artikel VII. über die preußische Verfassung

sagte streng genommen nichts Neues.

Das Anstößige des Vertrages lag

in seiner Form; es lag darin, daß Preußen ohne jede Gegenleistung dem Hause Oesterreich eine einseitige Zusage über preußische Angelegenheiten gab.

Diesen unerhörten Formfehler durfte Hardenberg als gewiegter

alter Diplomat sich nicht zu Schulden kommen lassen.

Hättte die Punk­

tation einen Artikel enthalten etwa deS Inhalts: „Oesterreich ist entschlossen

an den bestehenden provincialständischen Verfassungen seiner

deutschen

Kronländer nichts zu ändern" — einen Artikel, welchen Metternich kaum ablehnen konnte — so war mindestens die Form gewahrt, und der preu­

ßische Staat vermied den üblen Schein, als ob er sich dem Wiener Hofe unterordnete.

Daß

Hardenberg dies versäumt hat, ist seine schwere

historische Verschuldung; und die Verantwortung trifft zunächst ihn, denn er allein hat die Punktatton mit Metternich abgeschlossen, der König war

gar nicht zugegen.

Die schwere Mitschuld des Monarchen verkenne ich nicht. Unleugbar

spielte Friedrich Wilhelm in jener Teplitzer Unterredung eine traurige Rolle, selbst wenn man alle die Knalleffecte der Metternich'schen Erzäh­ lung

als zweifelhaft oder unmöglich hinwegläßt.

zu den häßlichsten Tagen seines Lebens.

Jener 29. Juli zählt

Ich habe mich darüber auch

ganz umumwunden ausgesprochen, indem ich sagte: „fast so ergeben wie einst der schwache Joachim II. stand jetzt wieder ein Hohenzoller neben

dem österreichischen Herrscher."

Ein loyaler Preuße bemerkte mir darauf­

hin: „Diese Vergleichung mit Joachim II. ist das Bitterste, was sich über einen Preußenkönig deS neunzehnten Jahrhunderts irgend sagen läßt."

Nur Eines kann und will ich nicht thun — hier trete ich meinem Kritiker als unversöhnlicher Gegner gegenüber — ich kann nicht, nach

dem schlechten Beispiel von GervinuS und Baumgarten,

den

König

Friedrich Wilhelm und seinen Staatskanzler mit einem Metternich auf

Eine Erwiderung an H. Baumgarten.

623

Die Geschichte, der dauernde historische Erfolg hat

eine Linie stellen.

Metternich'» Werke sind todt und abgethan.

bereits entschieden.

Die

Herrschaft Oesterreich» in Deutschland und Italien ist spurlos vernichtet, und

auch in seinem inneren Leben wandelt da» neue Oesterreich auf

Bahnen, welche mit der Staatökunst jene» ideenlosen Diplomaten nicht» mehr gemein haben. einen JanuSkopf.

Die Politik Friedrich Wilhelm» III. hingegen zeigt

Sie hat Manches gesündigt, in Teplitz, in Karlsbad

und späterhin noch oftmals; doch sie hat auch das, Wehrgesetz geschaffen

und da» Zollgesetz, die Organisation der Verwaltung und die Steuer­ gesetzgebung,

fast alle die Fundamente des heutigen deutschen Reich».

Ihre Werke dauern; wir bauen an ihnen fort, aber wir haben sie noch

heute, nach zwei Menschenaltern nicht zerstört.

DaS sagt Alle».

Diesen Gegensatz der deutschen Politik Oesterreichs und Preußen»

scharf zu beleuchten erscheint mir nicht nur al» eine wissenschaftliche Pflicht

der historischen Gerechtigkeit, sondern auch als eine politische Pflicht gegen die Nation.

Riesengroß wie nie zuvor sind heute die alten deutschen

Todsünden der Zank-, Scheel- und Tadelsucht wieder in'S Kraut ge­

schossen.

Ich aber meine, wir werden nicht eher zu freier menschlicher

Bildung noch zu einem kräftigen Nationalstolz gelangen, als bi» wir be­

griffen haben, daß beim liebevollen Verstehen und Erklären der vater­

ländischen Vergangenheit schließlich mehr herauSkommt, als beim Bemängeln,

Bequängeln und Benörgeln.

Wenn mein Buch irgend etwa» dazu bei­

trägt die hypochondrischen Geschichtsphantasien der liberalisirenden GervinuS'schen Schule zu zerstören, die Deutschen für eine dankbarere und

darum freiere Auffassung ihrer herrlichen Geschichte zu gewinnen, dann

habe ich nicht umsonst gearbeitet. 15. December.

Heinrich von Treitschke.

Die auswärtige Lage am Jahresschlüsse. (Politische Correspondenz.)

Berlin, 14. December 1882. DaS Ministerium Duclerc hat We Wiedereröffnung der französischen

Kammern überstanden; aber vielleicht nicht weil, sondern obgleich der Consetlpräsident gedroht hatte, ein Mißtrauensvotum mit der Auflösung der Deputirtenkammer zu beantworten.

In der That, die Lage Frankreichs

ist so ernst, daß die parlamentarischen Macht- und Parteikämpfe den Cha­ rakter deS LandeSverrathS annehmen.

Die ministerielle Erklärung, mit

der der Conseilpräsident am 9. November die Session eröffnete, sprach sich

über diesen Punkt mit vollster Offenheit auS.

Herr Duclerc theilte die

Eröffnung der Verhandlungen mit England über die ägyptische Frage

mit und ertheilte die Zusicherung, daS Ergebniß derselben solle den Kammern bei Zeiten vorgelegt werden.

„Möge dasselbe aber sein, welche-

eS wolle, so fuhr er fort, die Quelle unsere- auswärtigen EinfluffeS — verhehlen Sie sich da- nicht — ist hier, liegt in Ihnen.

Nach dem

Charakter, den Sie der innern Politik aufprägen werden, wird die Wirk­ samkeit Frankreichs nach Außen eine fruchtbare oder eine unfruchtbare sein.

Es ist die- der Hauptgrund, weshalb wir die öffentliche Ordnung mit fester Hand aufrecht halten und mit Gelaffenheit, aber ohne Schwachheit

alle Versuche unterdrücken müssen, die etwa zum Ziele hätten, dieselbe zu stören.

AuS diesem Grunde auch ersuchen wir Sie ehrerbietig, aus Ihren

unmittelbaren Verhandlungen Fragen fern zu halten, die der Art sind,

daß sie in diesem Augenblick nicht den Einklang der Geister und der

Willensmeinungen, bestimmter auSgedrückt, die Bildung einer Mehrheit der Regierung, wenn Sie darin willigen, gestatten."

WaS ist in dieser glücklichsten der Republiken, wie sie uns noch unlängst angeprtesen wurde, geschehen, um eine solche Sprache zu rechtfertigen? in

diesem Frankreich, welches da- Räthsel gelöst haben sollte, die Ordnung

Die auswärtige Lage am Jahresschlüsse.

625

der öffentlichen Gewalten mit der gesetzlich gewährleisteten Freiheit Aller, auch der Gegner der verfaffungsmäßigen Institutionen des Landes und der

jeweiligen Regierung in Einklang zu setzen. deS Herrn ThierS:

Die Befolgung des Wortes

Tont laisser dire, rien ne laisser faire droht

Frankreich an den Rand einer

neuen socialen Umwälzung zu bringen.

Die Unruhen unter der Arbetterbevölkerung in Montceau-leS-mineS im

August d. I. waren das erste Symptom dieser Gefahr.

Die Dynamit­

attentate in Lyon und anderwärts, welche in dem Augenblick die Be­ völkerung in Schrecken setzten, wo der Proceß gegen die wegen den AugustUnruhen AngeKagten vor den Assisen in ChalonS verhandelt wurde, haben

den Zweck, die Regierung einzuschüchtern, soweit erreicht, daß die am

18. October begonnenen Proceßverhandlungen bereits am 26. sistirt wurden, weil, wie der Generalprocurator zur Motivirung des SistirungSantrageS

bemerkte, die an den Präsidenten deS Gerichtshofes und an einige Ge­ schworene gerichteten Drohungen die letzteren verhindern würden, frei und unabhängig zu urtheilen.

Der Proceß ist auf die nächste Assisen-

periode verlegt und bis dahin bleiben Unschuldige und Schuldige in Unter­

suchungshaft.

Thatsächlich ist damit die Strafjustiz lahm gelegt; auf wie

lange, das werden wir ja sehen.

Es ist das noch nicht die Anwendung

der Politik des laissez faire auf dem Gebiete des öffentlichen RechtS; aber der Zustand, in dem sich die Rechtspflege in Frankreich befindet, streift härt an die Anarchie. Es liegt ohne Zweifel ein Körnchen Wahr­

heit in der Behauptung, daß die französische Republik auf dem Gebiete der socialen Politik absolut unfruchtbar gewesen sei, daß sie den Jnter-

effen deS

Grundbesitzes,

des Handels und Verkehrs

in umfaffender

Weise Rechnung getragen, für die Hebung des eigentlichen Arbeiterstandes aber gar nichts

gethan habe.

Die Gerichtsverhandlungen in ChalonS

haben ein wahrhaft abschreckendes Bild der Roheit der Minenarbeiter

des Departements Saone-et-Loire gegeben; aber was fast noch schlimmer ist, sie haben auch gezeigt, daß diese Arbeiterbevölkerung nahezu rechtlos

ist gegenüber dem Druck der Arbeitgeber und ihrer Berather.

Aber mit

diesen gerade nicht neuen Verhältnissen sind die schrecklichen Vorgänge in Montceau-leS-mines, Lyon, Paris, Maron nicht erklärt.

Die französische

Republik wird den Borwurf nicht abwehren können, daß sie selbst eS ge­

wesen ist, welche der anarchistischen Bewegung freie Bahn geschaffen und den Samen auSgestreut hat, aus dem die kaum noch geheimen socialisti­ schen Vereine der „bände noire“ u. s. w. hervorgegangen sind.

Gam-

betta hat eS sich eine Zeit lang als ein besonderes Verdienst anrechnen lassen, daß er die Regierung gezwungen hat, die nach den Strafcolonien

verbannten CommunardS, und nicht nur die politischen, sondern auch die

Die auswärtige Lage am Jahresschlüsse.

626

gemeinen Verbrecher unter denselben zu amnestiren und ihnen die Rück­ kehr nach der Heimath zu gestatten.

Freilich, wenn Frankreich keine an­

deren Verschwörer hätte, als diese „Amnestirten", auf deren geistige Dis­ positionen daS Clima von Neu-Caledonien keinen besänftigenden Einfluß

ausgeübt hat, so könnte die Republik ruhig schlafen.

DaS Verbrecherische

in jener Amnestie war die scheinbare Demüthigung der Republik vor den Helden der Commune, deren Ideen mit der Glorie des MärtyrerthumS

Propaganda für die sociale Revolution machen mußten.

Jetzt, wo es

vielleicht schon zu spät ist, denkt die Regierung an eine Säuberung deS nationalen Bodens.

Die Erklärung des Conseilspräsidenten vom 9. No­

vember kündigte als dringlichste Vorlage nach dem Budget eine solche über die „Rückfälligen" an, welche daS Ziel haben soll, vom Boden Frank­

reichs die Gewohnheitsverbrecher, welche eine bestimmte Anzahl von Ber-

urtheilungen erlitten haben, nach einer der Colonien zu entfernen.

Die

Regierung hat nicht einmal den Muth offen einzugestehen, was sie will.

Aber wie kann man auch von einer Regierung Abhülfe auf dem Ge­ biet der socialen Politik erwarten, welche die Crucifixe aus den Volks­ schulen beseitigt hat, damit „Andersdenkenden" kein Anstoß gegeben werde; die diese Leistung Ferrh'S noch zu überbieten sucht, indem sie den Antrag

stellt, die religiösen Embleme aus den Gerichtssälen zu entfernen und den

religiösen Eid abzuschaffen.

Der Justizminister Devss, einer der Freunde

Gambetta'S in dem Duclerc'schen Kabinet, motivirt diesen Antrag mit der Nothwendigkeit, dafür zu sorgen, daß den Ueberzeugungen der Freidenker die schuldige Achtung fernerhin nicht mehr versagt werde und schlägt vor,

in der Eidesformel das Wort „Gott" durch „Gewissen" zu ersetzen.

Der

wahrhaft Gebildete wird vielleicht nicht einmal der von der Deputirtenkammer angenommenen Eidesformel

„auf meine Ehre und mein Ge­

wissen" rc. bedürfen; die Helfershelfer der Meuterer von Montceau-leSmineS werden sich meist auch durch die Anrufung Gottes nicht bestimmen lassen, vor Gericht die Wahrheit zu sagen.

Aber zwischen diesen beiden

Extremen steht die große Masse, welche durch die Anrufung Gottes in der Eidesformel daran erinnert wird, daß die Aussage vor Gericht den Ein­

flüssen der menschlichen Interessen und der menschlichen Schwäche nicht unterliegen darf, daß eine übermenschliche Instanz die Controls über die

Wahrheit der Aussage führt.

Und die Deputirtenkammer wenigstens hat

die DeväS'sche Vorlage bereits angenommen.

Unglücklicher, aber vielleicht nicht zufälliger Weise, droht daS sociale

Geschwür an dem Körper der französischen Republik in dem Augenblicke aufzubrechen, wo der Eintritt einer financiellen Catastrophe nur noch eine Frage der Zett zu sein scheint.

Niemand anders als der frühere Finanz-

627

Die auswärtige Lage am Jahresschluffe.

minister L6on Sah hat vor einigen Wochen in dem Journal des Eco­

nomistes einen Artikel über die französische Finanzpolitik veröffentlicht, in dem eS heißt: „Man hat geglaubt, daß die CrisiS vom Januar durch die Schwierigkeit veranlaßt war, eine gewisse Anzahl Börsenoperationen zu

liquidiren, die auf die Actien einer Bank eingegangen waren.

DaS ist ein

Die Unmöglichkeit, diese Operationen zu liquidiren, war einer

Irrthum.

der Zwischenfälle, aber nicht die Ursache der Crise.

WaS daS Uebel ver­

schuldet hat, ist der Umstand, daß man zu viel unproductive Geschäfte, insbesondere zu viele Banken schuf, daß man die öffentlichen Ersparniffe mehrerer Jahre verschleuderte. Es repräsentirt daS ein neues Lösegeld von

mehreren Milliarden, welches an die Speculation bezahlt wurde, wie daS Lösegeld von

1871 den Deutschen bezahlt worden ist.

Unseren

ersten

Verlust, denjenigen von 1871 deckten wir und füllten wir durch neue Er­ sparniffe aus, die in den Jahren 1872—1874 angesammelt wurden und

die daS Vermögen des Landes wiederhergestellt haben; den Verlust, den

wir soeben erlitten haben, denjenigen von 1881 und 1882 können wir aber nur durch die Fortsetzung der Ersparnisse in den Jahren 1882—84

decken und ausfüllen.

Nur tie Zeit kann uns Heilung der Krankheit

bringen, die wir unS zugezogen haben. Man muß mit Geduld abwarten, daß das Reservoir des

öffentlichen Vermögens sein früheres Niveau

wieder annimmt. Die Emission einer öffentlichen Anleihe ist heute ebenso unmöglich, wie vor zehn Monaten; sie ist sogar für eine längere Zeit­ periode unmöglich als diejenige war,

an welche man bei Beginn des

laufenden Jahres denken konnte."

Läon Sah fürchtet sogar, daß der Augenblick kommen könne, wo man die öffentlichen Arbeiten, die Eisenbahn- und Hafenbauten, die Schul­

bauten rc., für welche Milliarden votirt worden sind, werde einstellen müssen; nur von den Milliarden für die Armee und der Flotte schweigt auch er.

War es nicht Frankreich, welches durch die colossale Steigerung

der Ausgaben für die Armee einen Wettstreit mit Deutschland eröffnet zu

haben glaubte, in dem es uns auszuhungern hoffte?

Im übrigen ist die innere politische Lage Frankreichs zur Genüge durch die Enthüllungen der „France" charakterisirt, denen zu Folge Gambetta sich mit dem Gedanken getragen habe, den Kriegsminister in dem

„großen Ministerium", General Camperon, im Falle einer Erledigung

der Präsidentschaft — daß Gr^vh freiwillig diese Eventualität herbei­ führen sollte, ist mindestens unwahrscheinlich — als seinen Candidaten zu

Präsentiren.

Daß diese politische Null nur dazu bestimmt sein würde,

der Coultssenherrschaft Gambetta'S zu dienen, versteht sich von selbst.

Für

unS ist an diesem Intermezzo die Wahrnehmung am intereffantesten, daß

Die auswärtige Lage am Jahresschluffe.

628

Gambetta nicht den Muth hat, in dem vorausgesetzten Falle seine eigene

Candidatur in den Vordergrund zu stellen.

Gerade die Eventualität, mit

der Gambetta rechnete, die Erledigung deS PräsidentenstuhlS, würde die französische Republik in eine höchst schwierige Lage bringen.

Seitdem

Gambetta auS der früheren Zurückhaltung herausgetreten ist, hat sein

Ansehen und sein Einfluß sich außerordentlich verringert; aber wenn er zu schwach ist, selbst die Zügel der Regierung in die Hand zu nehmen,

so ist er immer noch stark genug, jeden Rivalen zurückzuschlagen oder durch daS gewohnte Jntriguenspiel zu diScreditiren. Zu allen dieser inneren Verlegenheiten kommt daS nachgerade offen­

kundige Fiaöco, welches die auswärtige Politik Frankreichs, vor Allem in

der egypttschen Frage erlitten hat.

Die von Gambetta der Regierung

aufgezwungene Politik der Nichtinterventton und die Sympathien mit den

englischen Erfolgen haben die Früchte getragen, welche alle Welt, mit Aus­ nahme der französischen Regierung selbst, seit jenem verhängntßvollen Be­

schlusse der Deputirtenkammer hat reifen sehen.

England ist in den Allein­

besitz der Vorherrschaft in Aegypten gelangt und wenn eS ihm beliebt,

dieselbe nicht überall direkt, sondern durch Bermittelung deS von ihm völlig abhängigen Khedive auSzuüben, so ist daS eine Bescheidenheit, die

sich Frankreich und der Pforte gegenüber doppelt und dreifach bezahlt

macht.

Die englisch-französische Finanzcontrole ist thatsächlich beseitigt und

zwar lediglich dadurch, daß die Minister des Khedive es unterlassen haben,

den französischen Controleur zu den Sitzungen deS Ministerraths einzu­ laden.

Selbstverständlich hat sich die englische Regierung beeilt, Ver­

handlungen mit dem Pariser Cabtnet über eine anderweitige Regelung

der Frage zu eröffnen; sie hat Frankreich den Vorsitz in der zu erwei­ ternden internationalen Commission zur Controls der öffentlichen Schuld

angeboten; aber das Pariser Cabtnet hat nicht den Muth weder England gegenüber diesen Vorschlag als gänzlich ungenügend abzulehnen, noch der

Kammer und dem Lande gegenüber eine Stellung einzunehmen, deren Be­

deutungslosigkeit nur die Bedeutung derjenigen Stellung hervortretm läßt, die zu behaupten die französische Regierung für überflüssig erachtete, weil

— England gleichzeitig seine eigenen und die Interessen Frankreichs

wahren werde!

Es ist ziemlich gleichgültig, ob das, was im Sommer

für diese Politik der Entsagung vorgebracht wurde. Gründe oder Vorwände waren.

Die Thatsache steht fest: die französische Republik hat ihre Stellung

in Aegypten preisgegeben, weil sie sich England gegenüber zu schwach

fühlte zu einer Politik, welche sie der Gefahr ernster Verwickelungen mit England aussetzte.

Man hoffte, daß die englischen Liberalen diese Auf­

opferung ihre Freunde nachher belohnen würden;

aber man hatte ver-

629

Die auswärtige Lage am Jahresschlüsse.

geffen, daß Mr. Gladstone zuerst der leitende englische Staatsmann ist und daß die

liberalen Politiker jenseits des Canals

völlig frei von

Empfindsamkeit find, sobald das Interesse der Nation in Frage kommt. Eine Gambettisttsche Zeitschrift hat kürzlich den naiven Versuch gemacht, glühende Kohlen auf das Haupt Mr. Gladstone'S zu sammeln indem sie

denselben an einen Artikel über die englisch-französische Politik in Aegypten erinnerte, der vor einigen Jahren, ehe Gladstone wieder zur Herrschaft

gelangt war, in einer englischen Zeitschrift erschienen ist.

Die „Revue

politique“ hätte sich diese literarische Todtengräberei sparen können. Datum des

DaS

in Rede stehenden Artikels (1. August 1877) giebt dieser

Studie Gladstone'S, der damals nicht einmal als Führer der Opposition

agirte, einen völlig academtfchen Charakter.

Der Privatsekretair Gam-

betta'S, Mr. Reinach, benutzt die Gladstone'schen Auslassungen, um zu constatiren, daß England, wenn es Aegypten sich aneigne, sich Frankreich

vollständig entfremden und die Orientftage in viel größerem Umfange wieder aufleben lassen werde.

Es ist charakteristisch, daß Gambetta die

Lächerlichkeit dieser Drohungen nicht fühlt.

Der wunderbare Verlauf des

Processes gegen Arabt Pascha, der mit der Berwandelung der Todesstrafe

in Verbannung endete, beweist am besten, wer eigentlich Herr in Aegypten ist.

Daß Frankreich, nachdem eS seine traditionelle Stellung am Nil

freiwillig aufgegeben hat, im Stande sein sollte, gegen den Willen Eng­ lands und ohne Allianzen die Orientftage wieder in Fluß zu bringen,

das ist eine Behauptung, die in London schwerlich den gewünschten Ein­

druck machen wird.

Wenn die französische Nation die thatsächliche Besitz­

ergreifung Aegyptens seitens Englands

als

eine tödtliche Beleidigung

empfände, wären Drohungen auf dem geduldigen Zeitungspapier über­ flüssig; aber dann müßte sich die Entrüstung doch in erster Linie gegen diejenigen richten, die im Vertrauen auf die

Selbstlosigkeit Englands

Freycinet und die von ihm getragene Politik der beschränkten Cooperation

in Aegypten unmöglich gemacht haben.

Eine große und energische Initiation Frankreichs in den Orientftagen zu fürchten, dazu fehlen zur Zeit alle Voraussetzungen. Daß der Besuch,

den der russische Minister des Auswärtigen, Herr v. GierS, auf der

Durchreise nach Rom in Varzin und Berlin abgestattet hat, eine poli­

tische Bedeutung gehabt hat, ist nachgerade nicht mehr in Abrede zu stellen. Die nachträglichen Erörterungen tnspirirter Federn, in denen, abgesehen von der Nachtischrede des Ministers v. Puttkamer, zum ersten Male zu­

gestanden wurde, daS Bündniß zwischen Deutschland und Oesterreich-Un­ garn sei ein regelrechtes und in aller Form abgeschlossenes, haben den

Verdacht nahegelegt,

daß die

russische Politik,

deren

gespannte

Be-

630

Die auswärtige Lage am Jahresschluffe.

ziehungen hat,

sich

zu Oesterreich-Ungarn bekannt sind, der

Mitwirkung oder

den Versuch gemacht

der Connivenz Deutschlands für ge-

wiffe Eventualitäten zu vergewissern — eine Versuchung,

welche der

deutsche Reichskanzler durch die Berufung auf das deutsch-österreichische

Bündniß vom 15. October 1879 ein für alle mal zurückgewiesen hat.

Rußland soll, wie eS scheint, vor die Alternative gestellt werden, daß eS Oesterreichs Interessen im Orient respectiren oder auch mit der Ent­

fremdung Deutschlands rechnen müsse.

Diese Haltung Deutschlands hat

nur dann einen guten Sinn, wenn der Fall einer Verschwörung Rußlands

mit Frankreich als ausgeschlossen zu betrachten ist.

Die Politik Kaiser

Alexander'S ist von dem Gedanken beherrscht, daß die Strömungen in Rußland, welche an der Hoffnung eines Bündnisses mit Frankreich fest­

halten, die unversöhnlichen Feinde seiner eigenen Herrschaft sind, daß ein russisch-französisches Bündniß zugleich den Sieg der Revolution in Ruß­

land bedeuten würde. Die russische Politik wird etwas früher oder etwas später die Consequenzen dieser Situation ziehen müssen; vielleicht bringt

der Besuch, den Herr von Giers auf der Rückreise nach Petersburg in Wien abzustatten hat, recht bald eine Entscheidung.

Frankreich wird dann

Gelegenheit haben, noch eine andere unangenehme Erfahrung zu machen.

Als die ägyptische Frage brennend wurde, hat Gambetta eS verstanden,

durch eine künstliche Wiederbelebung des halbschlummernden Hasses und

der latenten Furcht Deutschland gegenüber diejenige Politik unmöglich zu machen, welche

Frankreichs Weltinteressen durch eine Annäherung

Deutschland zu wahren bestrebt war.

an

Inzwischen ist England durch die

Rücksicht auf die ägyptischen Dinge gedrängt worden, Fühlung in Berlin und Wien zu suchen.

Eine dauernde Entfremdung Englands und Frank­

reichs würde die englischen Politiker zwingen, auch in dieser Hinsicht wieder

in die Bahnen der BeaconSfield'schen Politik einzulenken. Lord Derby'S

Symptom.

in das Gladstone'sche

Der Eintritt

Cabinet ist ein beachtenSwertheS

Immerhin hat Gladstone kein Interesse, die Entfremdung

zwischen England und Frankreich zu vergrößern.

Und wenn die fran­

zösischen Staatsmänner, die plötzlich in die lange vernachlässigten Wege der Colontalpolitik abschwenken, um Ersatz für die Verluste in Aegypten

zu finden. Maß zu halten wissen und nicht gleichzeitig auf MadagaScar und Marrocco und in Hinterindien unerfüllbare Ansprüche machen, so

wird England in berechnender Klugheit mäßige Zugeständnisse nicht ver­ sagen, um Frankreich mit seinen Plänen in Aegypten auSzusöhnen.

Eine

Wiederaufnahme der Colontalpolitik im großen Styl dürfte aber schon

durch die inneren Verhältniffe Frankreichs für die nächste Zeit unmög­ lich sein.

Die auswärtige Lage am Jahresschlüsse.

631

Trotz aller beunruhigenden Symptome, welche in den letzten Wochen

am politischen Horizont wahrnehmbar waren, stellt sich das Gesammtbild

der europäischen Politik am Schlüsse des JahreS 1882 erfreulicher dar,

als

eS

am

Beginn

des

JahreS

gewesen. . Die

wirklichen

Gefahren

liegen vielmehr in den inneren Verhältnissen Frankreichs und Rußlands, deren Entwickelung Mitteleuropa immer in Mitleidenschaft ziehen wird. Sollten da Catastrophen eintreten, so würde eS vor Allem die Aufgabe sein, den Heerd des Feuers zu localisiren.

ir.

Notizen. Ranke's Weltgeschichte.

Obgleich seit lange daran gewöhnt, bei Ranke nichts für unmöglich zu Hallen, muß ich doch bekennen, daß mich der neue Band der Weltgeschichte

überrascht hat.

Dieser dritte Doppelband, von Augustus bis auf Constantin,

900 Seilen stark, ist im Lauf eines Jahres geschrieben!

Es sind nicht etwa

alte Papiere, geordnet, gesichtet, vielleicht etwas überarbeitet: die ganze Dar­ stellung ist vielmehr aus einem Guß, mit lebendigem Feuer vorgetragen, aus dem innersten Leben hervorgegangen, und zeigt überall die Spuren der sichern

Künstlerhand.

Und der Mann, der das geleistet, wird am 21. Dec. 87 Jahr!

ES ist nur so zu begreifen, daß in seinem Gedächtniß jede einzelne Thatsache der Weltgeschichte fest in einem bestimmten Register aufbewahrt ist, daß er nur zugreifen darf wenn er sie braucht; und ferner, daß sein Geist von früh auf

daran gewöhnt war, die Dinge nur von dem höchsten Standpunkt auS zu be­ trachten. Unter den drei Bänden der Weltgeschichte scheint mir der vorliegende den

Preis zu verdienen, hauptsächlich als Kunstwerk.

Die Fäden, die man im

ersten Bande doch nur mit einiger Mühe scheiden und zusammenfaffen konnte, schließen sich hier überzeugend in einen Knoten; daS Christenthum erscheint als der Schlüssel für die mannichfachen Verwicklungen der alten Geschichte.

Um bei

Ranke's schönem Bild zu bleiben: Prometheus, daS Symbol der leidenden

Menschheit, die sich selbst erlösen wollte, wurde von dem Neid der Götter an einen Felsen angeschmiedet; in Christus ist er wieder auferstanden und hat die Götter unter die Füße gebracht.

Die Art, wie Ranke diesen Vorgang historisch

erläutert, hat mich in hohem Grade befriedigt.

Wie er sich diesen Vorgang

der Erlösung im Reich der intelligibeln Welt zu denken hat, muß jeder Einzelne mit seinem Gemüth, seinem Gewissen und seinem Glauben ausmachen: der Geschichtschreiber ist an die Welt der Erscheinung gebannt, die durch Zeit und

Raum bestimmt ist und in welcher das strenge Causalgesetz waltet; Welt giebt eS keine Sprünge.

in dieser

Das Christenthum als wirksame Macht der

Geschichte war von langer Hand her vorbereitet.

Im römischen Reich hatte die

Idee der allgemeinen Menschheit und ihres Zusammenhangs Gestalt gewonnen, bei den griechischen Weisen hatte sich die Idee des unendlichen höchsten Wesens

so fest gesetzt, daß ihm daS bunte Göttergewimmel keinen Widerstand zu leisten vermochte; in dem unumschränkten Herrscher deS ungeheuren Reichs war eine

633

Notizen.

Macht erwachsen, die mit de« Göttern z« wetteifer«, ja fie zü unterwerfen wähnte. Allein die Philosophen faßten wohl die Idee, der sie vachstreben sollte«,

aber sie fanden weder die entsprechende Thatsache noch anch daS entsprechende

Bild, und der allmächtige Kaiser, der sich eine« Gott wähnte, wurde beschämt, wenn er nach einem wüsten Leben erschlage» und seine Statue durch de» Koth

geschleift wurde. So von den strebenden Kräften der Menschheit vorbereitet und gleichsam gefordert, trat nun der Glaube in die Wellgeschichte ein.

Ei» wenig ange­

sehenes Volk von festem «nd zähem Wille« hatte im Lauf von Jahrhunderte«

de« Heide« gegenüber den Glauben an die Einheit Gottes gewahrt, eines Gottes freilich, der mit für dies eine Volk lebte,

dessen Verheißungen zu

Gunsten dieses Volks noch nicht in Erfüllung gegangen waren «ud daher ans

einen zukünftige» Erlöser Hinwiesen.

Daß nun in diesem Volk die frohe Bot­

schaft verkündigt wurde, die Zeit sei erfüllt und die Erlösung gelle nicht blos dem auSerwählten Volk, sonder» dem Menschengeschlecht, daS war die gewaltige

Thatsache, die fortan die Weltgeschichte beherrschte. Freilich erst nach langem Kampf. Die Idee deS Christenthums widerstrebte

allen jüdischen Ueberlieferungen, sie widerstrebte nicht minder dem römischen Staatsbegriff.

Wen» Christus durch den Spruch: gebt dem Kaiser was deS

Kaiser- «ud Gott was Gottes ist! den beide» Weltanschauungen Platz neben einander z« verschaffen suchte, so waren starke Reibungen doch nicht z« ver­ meiden, und erst fast nach drei Jahrhunderten wurde eine Form geftmden, an

welcher nun die späteren Zeiten in einer gewiffen Folgerichtigkeit fortarbeiten Von den Einzelheiten dieser Vorgänge kann der Geschichtschreiber freilich nur berichten, waS er weiß: ein kleines Meisterstück ist bei Ranke die

konnten.

MisstonSreise deS Apostel Paulus. In seinen historischen Bericht nimmt Ranke nur daS auf waS er nach

strenger Sichtung der Quellen als zuverlässig betrachten darf.

Die Kritik der

Quellen war das erste, wodurch sich Ranke den Gelehrten in seiner vollen Kraft zeigte: in den „Analekten^ deS vorliegenden Bandes hat er eine» neuen wichtigen Beitrag dazu geliefert, und ich bekenne, daß ich diese Analekte» mit

»och größerem Interesse gelesen habe, als die historische Darstellung selbst. Wie man bei der Kritik der Quellen wiffenschaftlich verfahre» soll, daS habe» «ufere Historiker sammt «nd sonders von Ranke gelernt; sie haben eine vor­

treffliche Schule durchgemacht, und verstehen eS jetzt meistens sehr gut, gleich­

wohl werden sie anch heute in dem Geschäft, daS ihnen so vertraut ist, die

Hand deS Meisters bewundern, die sich keinen Augenblick verlängnet.

Ich

mache mit auf den TacituS aufmerksam: daß man seine Berichte mit denen anderer Schriftsteller zusammenhält, zu ermittel« sucht wer von ihnen am besten

unterrichtet, wer am bereitwilligsten war die Wahrheit z« sagen, und nach

diesem Verhör gleichsam daS Amt deS Geschworenen anSübt, das verstehen wir

nun wohl alle; eigen aber bei Ranke ist, daß er mitten im Eifer deS Verhörs,

selbst wenn sich herausstellt, der Geschichtschreiber habe nicht blos aus Borur-

634

Notizen.

theilen der Partei sondern mitunter auch aus rein künstlerischen Motiven seinen Gegenstand etwas zurecht geschnitten: daß er selbst in diesem Augenblick die Bewunderung von dem großen und

edlen Schriftsteller

in gleicher Stärke

empfindet. Ranke's Objektivität ist vielfach angefochten worden, und nicht immer ohne Grund.

Hier zeigt sie sich von ihrer schönsten Seite.

Der größte Kenner der Geschichte weiß am besten, daß seine Wissenschaft nicht in die Reihe der exakten Wissenschaften gehört, daß sehr vieles in ihr und mitunter das bedeutendste, die Motivirung, nur durch Warscheinlichkeitsrechnung

annähernd gelöst werden kann.

Die Geschichte weiß viel:

alles wissen zu

wollen, der Gedanke kann nur dem mechanischen Facharbeiter einfallen!

Aber

der wahre Kenner, und darin ist Ranke ein leuchtendes Vorbild, zeigt sich zu­

nächst in der bestimmten Unterscheidung dessen was er weiß von dem was er nicht weiß;

er zeigt sich ferner in dem Scharfsinn und der Gewissenhaftigkeit

des Zeugenverhörs, das er nach allen Regeln der Kunst zu Ende führt, ob­ gleich er sehr wohl weiß, daß Täuschungen mit unterlaufen können;

er zeigt

sich endlich in der fortdauernden Richtung seiner Aufmerksamkeit auf das Blei­

bende und Unvergängliche, auf die Ideen.

Wer sein Auge daran gewöhnt hat,

diese leuchtenden Punkte der Weltgeschichte fest und stetig zu betrachten,

der

wird ihren lieferen Zusammenhang auch ohne ängstliche Anwendung der Wahr­

I. S.

scheinlichkeitsrechnung verstehen.

Preußen im Bundestag 1851 — 1859.

Mit dem dritten Band ist nun diese großartige Sammlung („Dokumente

der K. preußischen Bundestagsgefandtschaft", herausg. von Poschinger, verlegt von S. Hirzel in Leipzig) vollständig abgeschlossen, von allen Materialien zur

Geschichte jener Periode unstreitig das Wichtigste.

Wir lernen darin Schritt

vor Schritt die Situation kennen, in der Preußen sich nach Beendigung der Revolution befand, die Entwürfe seiner Gegner, die inneren Schwierigkeiten die sich einem entschiedenen Fortschritt gegenüber stellten.

Wir lernen auch

Einiges über die innere Entwickelung des Staatsmannes, der gewaltiger und zusammenhängender in die Geschicke Europa's eingegriffen hat als irgend ein anderer seit den Zeilen Friedrichs des Großen: denn Napoleons ungeheuren

Unternehmungen fehlte das Maaß und mithin das Bleibende.

lernen einiges kennen, man glaube ja nicht, alles.

Ich sage, wir

Schwerlich hat sich Bis-

marLs Wirksamkeit auf diese amtlichen Schriftstücke beschränkt und vielleicht das Wichtigste wird in gar keinem Schriftstücke niedergelegt sein.

Aber seine amt­

liche Thätigkeit liegt ziemlich vollständig vor, und bei aller Reserve der Sprache müssen wir über die Kühnheit der Initiative erstaunen, die er in einer ver-

hältnißmäßig doch nur untergeordneten Stellung sich erlaubte. Der zweite Band schloß mit einer politischen Denkschrift aus dem Jahre 1856, der gegenwärtige mit einer Denkschrift vom März 1858, die seine Ideen

so unumwunden ausspricht,

als sich mit der amtlichen Form nur irgend ver-

Notizen.

635

trügt. Es sind die nämliche» Ideen, die ihn später in seiner großen Laufbahn geleitet haben.

WaS die Herren von Manteuffel und von Schleinitz — dem

letzteren als Minister des Auswärtigen in der neue» Aera lag die Denkschrift gleichfalls vor — dazu gesagt haben, wird uns nicht mitgetheilt:

ganz unge­

mischt wird der Eindruck nicht gewesen sein. Als Herr von Mantenffel seine Ent­ lassung nahm, glaubte er dem Prinzregenten gegenüber den höchst charakteristischen

Rath wagen zu dürfen:

„Königliche Hoheit, lassen Sie fich in keine Unter­

nehmung ein!" Uebrigens erhellt auS diese» Schriftstücke«, daß BiSmarck'S Verhältniß zu seinem Chef ein leidliches war- Manteuffel setzte' zwar in der Regel der

kühnen Initiative seines Untergebenen, dessen geistige Ueberlegenheit er doch

wohl heimlich fühlte, erst einen gewisse» passiven Widerstand entgegen und

vereitelte mitunter durch diese Verzögerung BiSmarck'S wohl durchdachte aber auf rasches Zugreifen.berechnete Rathschläge; indeß fügte er sich meistens, und

im Großen und Ganzen ginge» sie für die damalige Periode der Politik Hand in Hand.

Da Manteuffel eben gestorben ist, dürfte vielleicht etwas über feine

historische- Stellung gesagt werden.

Mit Recht steht die preußische Politik deS Jahrzehnt'S von 1848—1868 in übelm Ruf; der Ruf würde vielleicht noch schlimmer sein, wenn man in der

Politik nicht so unglaublich schnell vergäße.

ES ist aber nach meiner Ueber­

zeugung Unrecht, alle Last der Vorwürfe dem einen Manteuffel aufzubürden. Er war in der schlimmen Lage eines ManneS, der mit höchst mittelmäßigen Anlagen in eine exponirte Stellung kommt: er fühlt stch ihr im Stillen nicht

Er überlebt

gewachsen, sieht aber keine Beranlaffung de» Platz zu räumen.

die anderen und muß zuletzt allein für ihre Fehler büßen.

Manteuffel ist nicht ohne Verdienst um den preußischen Staat.

Wenn

man ihn in de« Jahren der Reaktion als Retter der Gesellschaft feierte, war dieser pathetische Ausdruck allerdings nicht angebracht.

so

Eigentlich bedroht

war die Gesellschaft nicht, von allen Revolutionen der Welt hat die preußische die geringste Bösartigkeit und — die geringste Energie gezeigt.

Das Ministe­

rium Manteuffel wurde möglich, weil der Widerstand, den eS antraf, nur ein passiver war, d. h. im Grunde gar keiner.

Eine heroische That war daS

November-Ministerium nicht, aber eS kam zur Zeit.

Die Gefahr für Preußen lag nicht in der Bösartigkeit irgend einer Partei, sondern darin, daß Niemand wußte, wer eigentlich in Preußen regierte, noch

auch, wer darin regieren sollte. Es war in der Politik eine Gemüthlichkeit auf­ gekommen, die für jede« Staat verhängnißvoll werden kann, am verhängnißvollsten für einen Staat, der durch seine Lage genöthigt ist, immer Gewehr im Arm zu stehe».

Jeder 'Einzelne ließ sich einfallen, was ihm gerade einfallen

wollte; daß Einfälle, welche in'S Werk gesetzt werden, auch Folgen haben

müßten, das zn überlegen war diesen geistvollen Dilettanten zu langweilig. DaS November-Ministerium hat das Verdienst, da» Königliche Regiment wieder­ hergestellt, was von monarchischen Elementen noch vorhanden war, gesammelt Preußische Jahrbücher. Bd. L. Heft 6.

45

Notizen.

636

Zu allgemeiner Verwunderung stand dies unter ein Nothdach zu­

zu haben.

sammengeraffte Material fest genug. Man hat behauptet, Preußen habe durch seine Reaktion die Gunst Deutschland'- verscherzt, die Thatsachen erwiesen daS Gegentheil.

Als im Anfang in der Paulskirche von einem preußischen Abge­

ordneten der Antrag gestellt wurde, dem König von Preußen die Führung

Deutschlands zu übertragen, entstand allgemeines Gelächter.

Als nach Ein­

setzung des November-Ministeriums die Sache wieder zur Sprache kam, lachte man nicht, vielmehr ging die Idee endlich durch.

Schwachen vertraut man die Führung an,

Sehr begreiflich! nicht einem

sondern einem

Starken,

und

jedenfalls war der König von Preußen seit dem November stärker als im April.

Man hielt ihn sogar für stärker als er war, vielleicht hielt er sich selber dafür. — Olmütz ist in jedem preußischen Munde

ein Motiv des Abscheu'S; mit

Recht! aber nicht auf Olmütz sollte man schelten, sondern auf das was vorher­

Man hatte sich auch auf ein kühnes Unternehmen eingelaffen,

gegangen war.

ohne vorher die Kräfte richtig zu wägen, ohne die eigenen Kräfte zu ver­

stärken.

Man hat nachher Manteuffel das lächerliche Wort in den Mund

gelegt: „der Starke weicht muthig zurück!" So hat stch Manteuffel, der gar kein Phantast war, nicht ausgedrückt; er sagte vielmehr: „der Starke kann zurückgehen: nämlich ohne die Gefahr, von den Gegnern verfolgt und vernichtet

zu werden.

Das hat stch auch in der That bewährt, die Sieger von Olmütz

haben sich wohl gehütet, weiter vorzugehen, und Herr von Bismarck hatte die

Gelegenheit, ihnen in Frankfurt den Standpunkt klar zu machen. Vielleicht

war

gerade

ein

so

namenlos

nüchterner

Mann

wie Herr

von Manteuffel der Aufgabe von 1848 nicht übel gewachsen. Es galt, der Ge­ müthlichkeit den Riegel vorzuschieben, den geschäftlichen Ernst wieder einzu­

richten, und das hat Manteuffel besorgt.

Sein geschmeidiges lavirendes Wesen

kam ihm dabei sehr zu statten; er suchte sich mit den Conservaüven zu stellen, er suchte auch die Liberalen nicht zu sehr zu verletzen: an der späteren klein­

lichen Verfolgung hat er den geringsten Antheil.

Die schwierigste Aufgabe war

für ihn, der Gemüthlichkeit an der Stelle entgegenzutreten, der er sich nur mit entblößtem Haupt nähern durfte, und darin hat er sich einiges reale Verdienst

erworben. Man wird immer bedauern, daß ein Mann wie Herr von Manteuffel in der preußischen Geschichte einen solchen Platz behaupten konnte, aber in diesem

Bedauern liegt noch keine absolute Verurtheilung.

Der Mann, der Preußen

wieder zu Ehren bringen sollte, war damals noch nicht in der Lage, eine so

hervorragende Stelle in Anspruch zu nehmen, und seine Aufgabe würde 1849

sehr viel schwieriger gewesen sein, jedenfalls sehr viel mehr Kräfte verbraucht haben, als 1862.

Wer zwischen den Zeilen zu lesen weiß, der wird gerade

aus dem vorliegenden Buch den Eindruck mitnehmen. Julian Schmidt.

Notizen.

Johann Christian Reinhart und seine Kreise.

637 Ein Lebens- und Culturbild.

Nach den Originalquellen dargestellt von Otto Baisch. Leipzig. E. A. Seemann.

1882.

Das Buch enthält schätzbares Material für die Entwicklungsgeschichte der Deutschen Kunst in den ersten 50 Jahren unseres Jahrhunderts.

Reinhart

laut als junger Mann nach Rom, wo er noch die ersten Zeiten der französischen Revolution mit durchwachte und blieb dort bis er uralt in die Zustände hinein-

lehte, die heute im römischen Künstlerleben noch immer als die herrschenden

gelten dürfen.

Drei Umstände gaben Reinhart eine vortheilhafte Position.

Erstens daß er physisch eine kräftige, brillante, liebenswürdige, dichterisch ange­

legte Persönlichkeit war.

Als alter Mann noch

ein kräftiger Jäger und von

Anfang an gewohnt, mit Fürstlichkeiten und Leuten auS den höheren Gesell-

schaftsklaffen unter dem Anscheine gemüthlich origineller Grobheit zu verkehren. Sodann, daß er sein Lebelang nie auf die Gunst des gemischten unbekannten

Publikums, sondern immer auf die wohlwollenden Bestellungen und Unter­

stützungen hoher Herren und Damen angewiesen war.

Drittens daß er

als

Kupferstecher (Radirer) und als Landschafter von großen Bestellungen höchsten RangeS absehen durste, während seiner mehr dekorativen Thätigkeit es nie an

Arbeit gebrach. Mit einer schönen jungen Römerin begründete er in Rom sein Dasein

und hat die Illusionen seiner ersten Eindrücke bis zum Abschlüsse

dnrchzuführen vermocht.

ES war der stets zum Kampfe gerüstete Nestor, ver­

kürz vor seinem Tode noch in der gewohnten Kneipe allabendlich daS große

Wort führte und dessen Andenken in Ehren blieb und in Ehren bleiben soll. Schiller, Fernow, Koch, Canova, Cornelius, König Ludwig, Horaee Bernet re.

haben ihn; ihrer Zeit Freundschaft und wohlwollendes Andenken und Protektion

gewährt und Reinhards Gemälde werden heute noch Jedem, der sie versteht, Freude und Genuß gewähren.

Ebenso seine Radirungen und schließlich auch

einige seiner kleinen Gedichte, die in dem Buche mitabgedruckt sind und die

Witz und Herrschaft über die Sprache verrathen. Reinhart konnte wirklich von Glück sagen.

ES liegt für uns heute kein

Grund vor, ihn zu überschätzen, der in seiner Thätigkeit stets eine subalterne Stellung einnahm und sich durch kein hervorragendes Meisterwerk in der Reihe

seiner vielfachen Schöpfungen je zu bedeutenderem Range erhob, sondern die mäßige Höhe, die bald erstiegen war, sein Lebelang inne hielt.

Zugleich be­

denken wir, wie viele weit talentvollere und hohe Erwartungen sowohl erregende

als zeitweise sogar befriedigende Künstler um ihn her fast spurlos zu Grunde gegangen sind, weil ihnen versagt blieb, ihr Leben und Schaffen zu einer ab­

gesonderten Existenz zu gestalten.

Reinhart vermochte das.

Er steht als eine

zwar bescheidene, immer aber als eine Blume mit eigener Wurzel und frischer Entfaltung da, während jene Andern wie von fremdem Wachsthum abge­ schnittene Blüthen in den feuchten Sand gesteckt eine Zeitlang nur den Anschein

eigner Existenz hervorbrachten.

Das Selbstgefühl, von dem wir Reinhart belebt

538

Notizen.

sehen, hatte seinen sicheren Grund und Boden, und der Respekt, den er in seiner

Originalität einflößte, ist weder ein künstlich erworbener noch aufrechterhaltener gewesen.

Hinterher aber pflegt daS historische Schicksal sich an solchen für

ihre Lebenszeit doch vielleicht über Gebühr maßgebenden Persönlichkeiten dadurch

zu rächen, daß eS sie mit ihrem Abgänge beinahe spurlos verschwinden läßt. Im Allgemeinen weiß die Welt heute bereits nichts mehr von Reinhart und

selbst in den Römischen Kreisen wird sich Niemand mehr seiner erinnern. Reinhart's Thätigkeit wirkte ihrer Zeit dadurch besonders intensiv, daß

seine Radirungen und Stiche keine langwierigen Arbeiten waren.

Er produ-

cirte immer frische Blätter, handlichen Formates und billig zu haben.

Neben

dem Landschaftlichen lieferte er Thierstücke und Genreseenen: der berühmte „SchaafSkopf" den er Goethes Kunstmeyer widmete, ist eine in der Art Du-

jardin's radierte manierirte Naturstudie. Das Berliner Kupferstichkabinet besitzt zwei Kasten mit Reinhart'schen Blättern, meist Probedrucke, welche den besten

Beweis liefern, wie roh Reinhart im Ganzen in dieser Richtung gearbeitet hat,

Das Schiller gewidmete Blatt von 1800 ist das sorgfältigste Stück darunter. „Friderico Schiller, ingenio, arte, virtute illustri“ lautet die Unterschrift.

Schiller'- Dankschreiben darauf, vom 15. Mai 1801, ist S. 128 abgedruckt.

Schiller, der einst in Gohlis mit Reinhart zusammen gewesen war, nennt deü alten Freund „Er", und bedauert, ihn nicht in Rom besuchen zu können. Einen späteren Brief (v. 2. April 1805) schließt Schiller mit dem Versprechen, er wolle ihm

da er selber leider nicht kommen könne, in 8 Jahren seinen ältesten Sohn schicken „der kann dann die Kunst bei Ihm studieren", eine allgemeine Wendung

aus der sich später bei Reinhart der Glauben entwickelte (S. 323) Schiller habe ihm seinen Sohn senden wollen, um ihn zur Malerei auszubilden. Allerdings ist Schiller's Enkel ein Landschaftsmaler geworden, wenn auch keiner aus Rein-

hart'S Schule. Am besten wirken unter Reinhart's hiesigen Blättern die histo­ risch staffierten römischen Veduten aus dem Anfänge der neunziger Jahre, die

späteren erscheinen oberflächlicher.

Eins dieser Stücke, das ich zufällig einmal

billig kaufte und lange im Zimmer hatte, fehlt unserem, was die Deutsche Kunst deS 19. Jahrhunderts anlangt, fast unerlaubt ärmlich ausgestatteten K. Kupferstichkabinet: der Wasserfall in der Villa des Maecen in Tivoli. Die in Streifen

und Wirbeln innerhalb der kolossalen ruinenhaften Kellergewölbe herabstürzende

Waffermaffe ist lebendig und überzeugend bewegt behandelt, ebenso das von den Jahrhunderten auSgefreffene Mauerwerk gut wiedergegeben. Dergleichen Blätter

findet man für eine Mark heute.

Die Nationalgalerie besitzt eine Reihe von

Federzeichnungen von Reinhart's Hand, dazu einige große Blätter, die die Ent­ wicklung deS Malers bezeichnend erkennen lassen.

Eine Landschaft, angetuschte

Zeichnung von 1797, ist in der freien, etwas Tapetenartig wirkenden, aber ge­ schmackvollen Art des vorigen Jahrhundert's gut durchgeführt: Gebüsch und Fels­

blöcke mit flach laufendem Gewässer dazwischen.

DaS andere Blatt dagegen,

von 1829, ist eine in Sepia kahl zusammengebrachte, weite Aufstellung mit Palmen, Pyramiden und andere dergleichen landschaftlichen Compositionsrequisiten

Notizett.

639

der heililigen Geschichte, die ohne einen Hauch von Natur peknlich durchgeführt einfach mit „geschmacklos" beseitigt werden kann.

Ein Gemälde von Reinhart

findet sich in unseren Sammlungen nicht und könnte gelegentlich angekauft

werden. Das der Leipziger Gallerie wird dagegen gelobt. Ich erinnere mich seiner nicht.

Ist die mir gegebene Notiz richtig, so besitzt man in Leipzig auch das

Originülgemälde, nach welchem jene Schiller gewidmete Platte von ihm ge­ stochen worden ist: eine weite Landschaft in der Art der römischen Campagne,

über deren gestreckten Bergen düstere Wolken hängen, die auS irgend einem Poussin'schen Gewitter in daS Bild hineingetrieben zu sein scheinen.

Poussin'schen Wolken donnern zwar noch, aber blitzen heute nicht mehr.

Diese Ein

paar mit verhängtem Zügel zum hohen Vordergrund emporsprengende Reiter

sind bestimmt, die tragische Stimmung zu erhöhen.

Mord begangen und suchen das Weite.

Die haben vielleicht einen

Wo heute dergleichen Motive über­

haupt noch Eindruck machen sollen, müßten sie von Böcklin etwa zur Dar­ stellung gebracht werden. Reinhart gehörte neben Koch zu den letzten Vertretern der alten historischen Landschaft, deren Gehalt und Wirksamkeit in einer sanft oder wildmelancholischen

Erinnerung vergangener Zeilen bestand. Musicierende Hirten, Einsiedler, Pilger, Faune und Nymphen und dergleichen Leute, die allenfalls bei Holzbirnen be­ stehen und deren Gewänder keiner Vorsorge bedürfen, liegen oder wandern in

diesen Gefilden umher.

Wir sind heute allesammt zu sehr geborene National­

ökonomen, um uns von dergleichen ohne weitere Zuthat noch romantisch stimmen

zu fassen.

ES fehlt dem Buche eine Aufstellung des Reinhart'schen Oeuvre, so

daß wir in dieser Beziehung auf Nagler's Künstlerlexikon angewiesen sind, welches

seine Liste der Radierungen Reinhards auf 173 Nummern bringt, die Gemälde

und Zeichnungen aber auf sich beruhen läßt.

Reinhart wurde geboren 1761,

begann Ende der siebziger Jahre in Leipzig Theologie zu studieren und ging

mit Unterstützung des Markgrafen von Baireuth Ende der achtziger nach Italien. Den 11. Juni 1847 ist er gestorben.

Koch, der neben ihm genannt zu werden

pflegt und mit ihm zusammen das Patriarchat der römisch-deutschen Kunst ver­

waltete, hatte 1839 bereits das Zeitliche gesegnet.

als Reinhart.

Koch war eine tiefere Natur

Er wußte seine Compositionen mit lebensvollen idealen Gestalten

zu beleben und .den Linien seiner Gebirge sowie dem Baumschlage seiner'Ve­

getation edleren Schwung zu verleihen.

Auch an Charakter, d. h. Grobheit

scheint er Reinhart übertroffen zu haben, dem eine gewisie litterarische Feinheit vom Gymnasium und Universität her eigen blieb, während Koch als tyroler Schaf­

hirt begann statt und zu sticheln oder seine Gegner nur zu ärgern, als zorniger alter Naturbursche geraderen Wegs auf sie einschlug.

Von den litterarischen

Kämpfen-beider Künstler, die zum Theil gemeinsam von ihnen gegen Kritiker und Kunsthistoriker geführt worden sind, legen noch einige kleine Schriften und Aeußerungen in Zeitungen Zeugnis ab, die ihrer Zeit Aufsehen machten. H. G.

640

Notizen. „Olympia, daS Fest und feine Stätte, nach den Berichten der

Alten und den Ergebnissen der deutschen Ausgrabungen von Adolf Boetticher"

lautet der volle Titel eines neuen im Verlage von Julius Springer in Berlin erschienenen Prachtwerkes.

Es ist keine Arbeit, die für Gelehrte alles findbare

Material zusammenschleppt, sondern ein Buch, das sich in feffelnder Dar­ stellung an alle Gebildeten wendet, die für einen Stoff aus der klassischen Zeit daS Interesse bewahrt haben.

Nicht eine Anmerkung lenkt das Auge von der

Schilderung ab, und die häufigen und jedesmal schlagenden Citate aus den Alten sind in guten Uebersetzungen mit dem Text verflochten, sodaß dieser schon ganz äußerlich beim Durchblättern einen zu Lectüre einladenden Eindruck macht. Die Illustrationen sind reichlich bemessen und zum Theil vorzüglich.

Sie sind

noch dazu sämmtlich eigens für dies Werk hergestellt und umfassen Situations­

pläne, Reconstructionen (die der Altis von Bohn) und die wichtigsten Fund­

objekte.

Der nach allen Seiten ausgebaute Inhalt entwirft zunächst ein Bild

von dem eigenartigen geographischen und landschaftlichen Charakter der Oertlichkeit, aus dem sich ihre Geschichte entwickelt.

Dann wird der Untergang der

alten Herrlichkeit erzählt und die Geschichte der Wiederentdeckung durch die vom

Deutschen Reich abgesandten Forscher.

Der zweite Theil beschäftigt 'sich mit

der Bedeutung und Form der Festesfeier in Olympia und führt ein lebendiges Bild jener Glanzseite griechischen Lebens vor, das seine frischen Farben nicht nur den eingestreuten Dichterstellen verdankt.

Dann folgt die Geschichte der

Entwickelung des Festes bis zu den Perserkriegen, bis zur Macedvnischen Herr­

schaft und schließlich bis zur Römerzeit.

Den Schluß bildet eine Schilderung

des Zustandes vor dem Untergang, erläutert durch die Reconstruction R. Bohn's, der bei den Ausgrabungen an Boetticher's Stelle getreten war.

Wie Bohn

haben auch die übrigen Gelehrten, die sich an den Arbeiten über Olympia betheiligt, das ihrige dazu beigetragen, Boetticher's Werk zu vertiefen.

Es ist

ein Buch geworden, das wir nicht nur als mustergiltige Arbeit über sein Thema begrüßen, sondern auch als Bereicherung eines Zweiges unserer Literatur, der

seit lange dürr geschienen, der gediegenen Populärschriften.

Das Leben des Feldmarschalls Grafen Neithardt von Gneisenau 2 Bänden.

Von Hans Delbrück.

in

Berlin bei G. Reimer 1882.

Unsern Lesern ist bekannt, daß Hans Delbrück früher die Aufgabe über­

nahm, die von dem Biographen Steins, G. H. Pertz, begonnene Lebensbeschrei­ bung Gneisenau's zu vollenden.

Pertz hatte bis zum Jahre 1869 von diesem

umfangreich angelegten Werke drei Bände herausgegeben; dann stockte die Arbeit

und blieb ein Bruchstück, als Pertz im Jahre 1876 starb.

Hans Delbrück hat

hierauf im Jahre 1880 noch zwei weitere Bände hinzugefügt, durch welche die Biographie zum Abschluß gelangte, aber den Charakter deS ganzen Werks, die

Verbindung der darstellenden Erzählung mit der Publication von Aktenstücken und Briefen, konnte er in der Hauptsache nicht ändern.

Der Leser erhielt in

641

Notizen.

diesem Falle wie in der Biographie Steins ein außerordentlich reichhaltiges und werthvolles Material, dem aber die künstlerische Durchbildung und die Beschrän­

kung auf daS Wesentliche fehlte.

In unserer hastigen und vielbeschäftigten Zeit

hat auch der Theil des Publicums, der gewohnt ist, die erdrückende Masse der TageSliteratur von stch abzuwehren und sich auf daS Beste zu eoneentriren, doch

nur selten die Möglichkeit, sich durch so viel Bände hindurchzulesen.

ES ist

daher mit großem Dank anzuerkennen, daß H. Delbrück, nachdem er den Torso deS Pertzschen Werks ergänzt hatte, sich nun daran gemacht hat, die Aufgabe

in ganz neuem Sinne zu fassen, und den Deutschen von Gneisenau eine Bio­ graphie in der Weise zu geben, wie wir sie vor einigen Jahrzehnten durch Droysen von dem Feldmarschall Grafen Uork von Wartenburg empfangen haben.

Beide Bücher zerfallen in zwei Theile und nehmen den gleichen Raum von un­

gefähr 700 Seiten ein; und wie die eiserne Gestalt Yorks stch unS durch daS Droyfensche Werk unauslöschlich eingeprägt hat, so wird auch die Delbrücksche

frische und lebendige Darstellung des genialen ChefS des Blücherschen GeneralstabS diese wunderbar begabte, freie und humane Natur dem Verständniß des deutschen Volks in weitern Kreisen erst nahe führen können.

Der Autor hebt

hervor, daß er abgesehen von anderm neuen Material auch die theilweise schon

völlig ausgearbeiteten Stücke einer Arbeit hat benutzen dürfen, welche Generel von Fransecky früher begonnen, und in ihrem ersten Theil (bis zum Jahre 1806) vor längerer Zeit als Beiheft zum Militärwochenblatt veröffentlicht hatte/ Die

Biographie ist mit einem Bildniß Gneisenau'S und sehr zweckmäßigen ZeichnungS-

skizzen versehen, durch welche die Stellungen der militärischen Streitkräfte in den entscheidenden Momenten der kriegerischen Action veranschaulicht werden.

Verantwortlicher Redacteur:

H. v. Treitschke.

Druck und Verlag von G. Reimer in Berlin.

Register zum

sechsundzwanzigsten -is fünfzigsten Band.

Inhalt. Seite

I. II. III.

Die Reihenfolge.............................................................................................. 3 Das Autoren-Derzeichniß............................................................................. 23 Sachregister..........................................................................................................26 1. Geschichte und Politik..................................................................................26 2. Staats- und Rechtsgeschichte..................................................................... 30 3. Philosophie..................................................................................................32 4. Kunst und Literatur. (Sprach- undAlterthumswissenschaft) .... 32 5. Finanz- und Dolkswirthschst. Culturgeschichte. (Socialwissenschaft) 35 6. Militaria...................................................................................................... 37 7. Kirchengeschichte und Kirchenpolitik......................................................... 38 8. Schul- und Universitätsangelegenbeiten.....................................................38 9. Naturwissenschaften......................................................................................39 10. Verschiedenes.................................................................................................39

I. Die Reihenfolge. Sechsuudzwanzigster Band. Die innere Verwaltung des preußischen Staates unter Friedrich Wilhelm I. (Gustav Schmoller.) 1. Einige Briefe eines norddeutschen Ju­ risten über den Entwurf einer Bundescivilproceßordnung. 17. Wanderungen und Wandlungen der Antike. (K. D. Stark.) 36. Eine diplomatische Sendung deS Großen Churfürsten. (Theodor Wenzelburger.) 64. Aus Johann Heinrich RombergS Nachlasse. (A. Conze.) 83. Nochmals die Briefe der Weserzeitung. (H. v. Treitschke.) 104. Politische Correspondenz. Die spanische Thrönfrage. (W.) 108. Notizen. (Fr. Cbr. Dahlmann von A. Springer. — Sechs Vorträge über Vol­ taire von Dav. Friedr. Strauß — Die romantische Schule von R. Haym und das Leben Schleiermachers (I. Bd.) von W. Dilthey — Julian Schmidt „Bilder aus dem geistigen Leben unserer Zeit". — Aktenstücke zur Frage der Gotthardbahn Februar 1869 bis April 1870. — Commentare zum Strafgesetzbuche. — Zur Geschichte der deutschen Kleinge­ werbe im neunzehnten Jahrhundert. Sta­ tistische und nationalökonomische Unter­ suchungen von G. Schmoller.) 116. Die Entdeckung der Stadt Herculanum. (K. Justi.) 127. Der preußische Beamtenstand unter Friedrich Wilhelm I. (G. Schmoller.) 148. Zur Reform der preußischen Verfassung. (Fr. Oetker.) 172. Graf Benedetti. (E. Frensdorff.) 192. Die franzöfische Armee. (W.) 205. Das diplomatische Vorspiel des Krieges. (W.) 222. •

Die Feuerprobe des Norddeutschen Bundes. (H. v. Treitschke.) 240. Der preußische Beamtensta-rd unter Frie­ drich Wilhelm I. (G. Schmoller.) H. 253. Die Rüstungswöchen. 271. Deutschland in der franzöfischen Zeit. (Ru­ dolf Usinger.) 297. Die deutschen Forderungen von 1815. (W.) 344. Was fordern wir von Frankreich. H. v. Treitschke.) 367. Ein Lied vom schwarzen Adler. (H. v. T.) 410. Notizen (Zwei Polen in Weimar (1829.) Ein Beitrag zur Goethe-Literatur aus polnischen Briefen übersetzt und eingeleitet von F. Th. Bratranel Wien. 1870. — Zu Armin's Siegeslied nach Aus­ sprüchen des Paracelsus. — Werke über Elsaß-Lothringen.) 412. Die wirthschaftlichen Vorgänge im Deutsch­ französischen Kriege. (A. Lammers.) 419. Massimo d'Azeglio's Briefe an seine Frau und an Guiseppe Torelli. (Heinrich Homberger.) 471. Prevost — Paradol. (E. Frensdorff.) 460. Friedenshoffnungen. (H. v. Treitschke.) 491. Politische Correspondenz. (W.) 502. Notizen. (Ad. Wagner: Elsaß und Loth­ ringen. — Adolph Schmidt: Elsaß und Lothringen. — Maurenbrecher: Elsaß eine deutsche Provinz. — Bundesstaat­ liche Einigung von Süd- und Nord­ deutschland unter Preußens Führung. — „Wie wir wieder ein Volk geworden sind" von B. Baumgarten.) 513. Unsere Klagen über England. (R. Pauli.) 515. Der preußische Beamtenstand unter Friedrich Wilhelm I. (G. Schmoller.) III. 538. Die Dilthey sche Biographie Schleier­ machers. (R. Haym.) 556.

4

I.

Die Reihenfolge.

Luxemburg und das deutsche Reich. (H. v. Treitschke.) 605. Die süddeutsche Frage. (W.) 612. Aus Moskau. Klage eines Deutschen über die russische Presse. (F.) 621. Das Recht der Nationalität und die freie Selbstbestimmung der Völker. (F. Zeller.) 627. Zur Beurtheilung der französischen Revo­ lution. (H. Baumgarten.) 651. Reform des Seekriegsrechts. (A. Lammers.) ' 669. Die Verträge mit den Südstaaten. (H. v. Treitschke.) 684. Würtemberg und das deutsche Verfassungs­ werk. 696. Notizen. — (Staatengeschichte der neuesten Zeit. Band XV. u. XVI. bei S. Hirzel in Leipzig. — A. Schäfer. Geschichte des siebenjährigen Krieges 11. Band 1. Ab­ theilung. — Commentare zum Straf­ gesetzbuch. — Die Gesetzgebung des Norddeutschen Bundes betreffend das Urheberrecht an Schriftwerken u. s. w. von Dr. Otto Dambach. — II. Auflage von H. Baumgartens „Wie wir wieder­ ein Volk geworden sind." (W.) — Wullenwever, Trauerspiel von H. Kruse. (Leipzig Hirzel.) F. — „Zur Erinne­ rung an G. E. Lessing". Briefe und Actenstücke aus den Papieren der Bi­ bliothek und den Acten des Landes­ hauptarchivs zu Wolfenbüttel von Dr. O. v. Heinemann. (E. H.) 713.

Siebenundzwanzigster Band. Voltaire und Frankreich. Ein Versuch. (Herman Grimm.) 1. Der politische Zustand Frankreichs. (R. Uflnger.) 26. Die deutsche Frage 1813—1815. (W. Maurenbrecher.) 39. Die Bonapartistischen Emissäre. (F. Frens« dorff.) 61. Umrisse einer Geschichte des französischen Heerwesens. (M. Jähns.) 76. Aphoristische Andeutungen über den Werth und die Bedeutung der Festungen. I. (—b—) 103. Aus dem österreichischen Rothbuch. 111. Notizen. (Geschichte des Elsasses von Dr. O. Lorenz und Dr. W. Scherer. — Ge­ schichte des deutschen Landes und Volkes von A. L. von Rochau.) 119. Bemerkungen über die freiwillige Kranken­ pflege von 1870. (A. Held.) 121. Antike Grabmäler. (Conze.) 145. Aphoristische Andeutungen über den Werth

und die Bedeutung der Festungen. II. (—b—) 159. Parteien und Fractionen. I. (Heinrich v. Treitschke.) 175. Deutsche und italienische Einheit. (Wilhelm Lang.) 208. Moralstatistik. (L. H.) 223. Notizen. (The Future of France in der Fortnightly Review von Emile de Laveleye. — Claus Groth's Lieder. (H. G.) — La grande nation in ihren Reden und Thaten vom Anfang bis zum Ende des Krieges von A. Pfaff) 248. Bemerkungen über die freiwillige Kranken­ pflege im Kriege von 1870. (Schluß.) (H. Held.) 251. Straßburgische Geschichtsschreibung. (F. Frensdorff.) 274. Charles von Villers und seine deutschen Bestrebnngen. (W. v. Bippen.) 288. Umrisse einer Geschichte des deutschen Heer­ wesens. (Fortsetzung ) (M. Jähns.) 308 Der Friede und die deutsche Marine. (Q.) 338. Parteien und Fractionen. II. (Heinrich v. Treitschke.) 347. Das Ministerium Dalwigk auch im neuen Reiche. 368. Am Schluß des Kriegs. (Politische Correspondenz.) (W.) 376. Briefe deutscher Gelehrten an Napoleon III. 388. Notizen. (Niccola Marselli gli awenimenti del 1870. Turin. (M.) Löscher. — Die friedfertige Politik der Regierung Preußens gegenüber Frankreich vor dem Ausbruch des deutsch-französischen Krie­ ges aus den „Papieren eines verstor­ benen Staatsmanns". — Graf Bismarck und die deutsche Nation von C. Rößler. — Deutschland nach dem Kriege von A. Lammers. — Die „Sprachgrenze zwischen Deutschland und Frankreich" von Dr. K. Bernhardt. — Julian Schmidt „Bilder aus dem geistigen Leben unserer Zeit" neue Folge.) 391. Der Marquis von Pombal und die Je­ suiten. I. (Theodor Wenzelburger.) 395. Ueber Ausfertigung richterlicher Urtheile im Namen des Staatsoberhaupts. (Fr. Thudichum.) 413. Die kurhessische Kirchenfrage. (Fr. Oetker.) 427. Domenico Fiorentino. (H. G.) 460 Gervinus. (H. Grimm.) 475. Litterarisches. (R. Haym.) 479. Correspondenz aus Süddeutschland. (W. Lang.) 487. Die Ultramontanen im Reichstag und die römische Kirche. (W.) 492.

I.

Die Reihenfolge.

Notizen. (Das Frommansche Haus und seine Freunde 1792—1837. Don F. I. Fromman. Jena 1870. (E. H.) — Das Budgetrecht nach den Bestimmun­ gen der Preußischen Derfaffungsurkunde unter Berücksichtigung der Verfassung des Norddeutschen Bundes von Dr. Paul Laband. (W. M.) — Friedrich der Große und die Verein. Staaten von Amerika von Fr. Kapp. — Du Bois-Reymond „die Leibnizischen Gedanken in der neueren Naturwissenschaft".) 505. Die päpstliche Unfehlbarkeit und die Sä­ kularisation des Kirchenstaates. (E. Zeller.) 511. Die Politik Friedrich des Großen. (W. Maurenbrecher.) 543. Voltaire und Frankreich. Ein Versuch. (Schluß.) (H. Grimm.) 566. Professor Adolf Schottmüller. (C. Curtius.) 614. Notizen. (Uebertritt des Erbprinzen Fried­ rich von Hessen-Kassel zum Katholicis­ mus von Th. Hartwig „ein Beitrag zur Geschichte der katholischen Propa­ ganda aus der Zeit deS siebenjährigen Krieges". — Die Arbeitsgilden der Ge­ genwart. Erster Band: „Zur Geschichte der englischen Gewerkvereine". Don Dr. Lujo Brentano. — Deutsche Feldzüge gegen Frankreich von M. Jähns.) 624 Deutsche Städte und deutsche Parteien einst und jetzt. (Nitzsch.) 627. Der Patriotismus Macchiavelli's. (K. Knies.) 665. General Fadejew und sein Project einer russischen Heeresreform. (M. I.) 700. Die katholische Kirche im Elsaß und in Preußen. (E. Löning.) 716. Die Bewegung gegen die Jnfallibilität. 740.

Achtundzwanzigster Band. Federzeichnungen aus Frankfurt am Main. (Ludwig Robert.) 1. Der Marquis von Pombal und die Je­ suiten. II. (Theodor Wenzelburger.) 31. Eulogius Schneider und die Revolution im Elsaß. (K. Mendelssohn-Bartholdy.) 50. Die Reichstagscompetenz. (D. Bähr.) 72. Domeniko Tibaldi aus Bologna. (H. G.) 82. Politische Correspondenz. (W.) 87. Notizen. („Der Frieden von 1871" von Heinrich von Sybel. — „Die deutschen Mächte und der Fürstenbund" und „der Ursprung des siebenjährigen Krieges" von Leopold von Ranke. (I. S.) — Sammlung der Werke von Dürer. (H. G.)

5

— Geschichte der alten Philosophie von G. Henry Lewes. — Der Krieg Deutsch­ sands gegen Frankreich und die Grün­ dung des deutschen Kaiserreichs von Dr. L. Hahn.) 100. Raphael Mengs. (C. Justi.)-109. Die preußisch-italienische Allianz von 1866. (H. Homberger.) 132. Die Anfänge der Hansa in ihrem histori­ schen Zusammenhänge. (R. Ufinger.) 160. Zur deutschen Alterthumskunde. (Wilhelm Scherer.) 178. Die Reichstagscompetenz. (G. Beseler.) 184. Dom Württembergischen Landtag. 195. Preußen und die Bischöfe (aus Baden). 205. Politische Correspondenz. 209. Die preußisch-italienische Allianz von 1866. II. (H. Homberger.) 217. Fr. Palacky. Ein deutscher Historiker wider Willen. (E. Grünhagen.) 239. Der Cardinal Alexander Albani. (C. Justi.) 248. Die Reformen der Heeresorganisation in Rußland seit 1867. (M. I.) 265. Ueber Heinrich Kruses Wüllenwever. (Mi­ chael Bernays.) 282. Zum Andenken an Friedrich Ueberweg. (Wilhelm Dilthey.) 309. Politische Correspondenz. (W.) 323. Notizen. (H. B. Oppenheim „Friedens­ glossen zum Kriegsjahr" — Ludw. Bam­ berger „Material zur Völkerpsychologie" zur „Naturgeschichte des franzöfischen Krieges".) 335. Der Cardinal Alexander Albani. (Schluß.) (C. Justi.) 337. Sechs Jahre österreichischer Politik. (K. v. Noorden.) 354. Die preußisch-italienische Allianz von 1866. III. (H. Homberger.) 392. Die Holbein'sche Madonna. (H. Grimm.) 418. Politische Correspondenz. (W.) 432. Eine Mahnung aus dem Elsaß. (C. T.) 444. Notizen. („Lehrbuch des preußischen Pri­ vatrechts" von H. Dernburg. — Com­ mentare zum Strafgesetzbuch. — Gold­ schmidt, Zeitschrift für das gesammte Handelsrecht. — „Die franzöfischen Aus­ fuhrprämien im Zusammenhänge mit der Tarifgeschichte und Handelsentwick­ lung Frankreichs seit der Restauration". Dolkswirthschaftliche Studien v. Dr. W. Lexis. — Litteratur zur Münz- und Bankfraae. — Dr. G. Hirth's Annalen des deutschen Reichs. L. v. Rönne, Der-

6

I.

Die Reihenfolge.

fassungsrecht des deutschen Reichs. — Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Rechtspflege des deutschen Reichs von Dr. Fr. von Holtzendorff.) 452. Ein deutsches Frauenleben aus der Zeit un­ serer Litteraturblüthe. (R. Haym.) 457. Obligatorische oder fakultative Civilehe. (E. Zeller.) 507. Newyorker Stadtverwaltung. (Fr. Kapp.) 522. Die Reformen der Heeresorganisation in Rußland seit 1867. (M. I.) 539. Aus Deutsch-Oesterreich. 557. Correspondenz aus Wien. 562. Das Buch Benedetti's. (W.) 570. Notizen. (H. Baumgarten, Geschichte Spaniens. — Karl Maria von Weber in seinen Werken.) 579. Ein Manuscript über die Statuen im Belvedere. (C. Justi.) 581. Die preußisch-italienische Allianz von 1866. IV. (H. Homberger.) 610. Sechs Jahre österreichischer Politik. II. (K. v. Noorden.) 641. Noch ein Wort über die Elsasfischen Maires. (C. T.) 664. Oesterreich und das deutsche Reich. (H. v. Treitschke.) 667. Politische Correspondenz. 683. Notizen. (Zehn ausgewählte Essays zur Einführung in das Studium der mo­ dernen KuUst v. H. Grimm. — Deutsche Ausgabe von Turgenjew Novellen. (Mitau, Verlag von Behre.) — Gervinus, Geschichte der deutschen Dichtung. I. Band in fünfter Auflage. Zur mo­ dernen Kunstgeschichte. — Heinrich Kruse, König Erich.)

Neunundzwanzigster Band. Die deutsche Spracheinheit.'(W. Scherer.) 1. Herder und G. Müller. (H. Baumgarten.) 23. Ein Ausflug nach Kleinasien und Griechen­ land. (E. Curtius.) 52. Italien nnd Rom. (O. Hartwig.) 72. Zur Kriegsgeschichte 1870—1871. (M. I.) 97. Canzleistil aus den napoleonischen Tagen. (H. v. T.) 103. Politische Correspondenz. (W.) 110. Notizen. „(Professor I. Friedrich, Tagebuch während des Vatikanischen Conzils ge­ führt." 122. Herder und G. Müller. (Schluß.) H. Baum­ garten. 127. Italien und Rom. (Schluß.) (O. Hartwig.) 162. Das Rechtsstudium und die deutschen Uni­ versitäten. (Fr. Adickes.) 195.

Ueber den Begriff der politischen Freiheit. (Fr. Thudichum.) 215. Die Aufgaben des neuen Cultusministe­ riums. (H. v. Treitschke.) 229. Aus Wien. 240. Politische Correspondenz. 243. Notizen. (Adolf Trendelenburg, kleine Schriften. 2 Bände 1871. — Straß­ burger Gassen- und Häusernamen im Mittelalter. —Straßburg im sechszehnten Jahrhundert von Julius Ratgeber. F. F.) 252. Der Sprachen- und Rassenstreit in Belgien. (Fr. Oetker.) 257. Entstehung des Einheitsstaats in Großbrittanien. (R. Pauli.) 274. Die Entstehung der amerikanischen Union. (K. v. Holst.) 292. Der erste Derfassungskampf in Preußen. I. (H. von Treitschke.) 313. Ein neuer Beitrag zur Geschichte des Krieges von 1780—71. (C. T.) 360. Politische Correspondenz (d.) 369. Notizen. (Corespondenzblatt des nieder­ rheinischen Dereius für öffentliche Ge­ sundheitspflege. — Allgemeines KünstlerLexikon von Dr. Julius Meyer. I. Band. H. G.) 376. Die Entstehung der amerikanischen Union. (Schluß.) (H. von Holst.) 379. Zur Reform des höheren Schulwesens. (Dr. Edm. Fritze.) 396. Der erste Verfassungskampf in Preußen II. (H. von Treitschke.) 409. Reichskanzler und Reichskanzlei in Deutsch­ land. (Ottokar Lorenz.) 474. Dom Berliner Museum. (Conze.) 506. Eine Stimme aus Italien über das preu­ ßisch-italienische Bündnis von 1866. (Senator Jacini.) 513. Politische Correspondenz. (d.) 541. Preisaufgaben der Rubenow - Stiftung 551. Zur Erinnerung an meinen Vater. (Ernst Immanuel Bekker.) 553. Die Gewerkvereine im Verhältnis zur Ar­ beitsgesetzgebung. (Lujo Brentano.) 586. Lord Byron. (Herzberg.) 601. Der Griechisch-Bulgarische Kirchenstreit. (—b.y 618. Ungarn und die Sachsen in Siebenbürgen, (aus Hermannstadt.) 629. Zur Erinnerung an meinen Vater. (Schluß.) (Ernst Immanuel Bekker.) 641. Der erste Waffengang des römischen Kirchenthums mit dem preußischen Staate. (Lic. Dr. Theodor Brieger.) 669. Lord Byron. (Schluß.) Hertzberg.) 691. Die Schlacht von Dionville und Mars la Tour I. (Max Lehmann.) 709.

I.

Die Reihenfolge.

Eine Reihe von Gesichtspunkten, unsere öffentlichen Anstalten für Pflege der Kunst betreffend. (Herman Grimm.) 747. Politische Eorrespondenz. 756.

Dreißigster Band. Die Schlacht von Dionville und Mars la Tour. (Schluß.) (Max Lehmann.) 1. Maler Müller und Göthe. (K. Weinhold.) 51. Entstehung des Einheitsstaates in Großbrittanien. (R. Pauli.) 68 Die Petrussage I. (W. Lang.) 87. Politische Eorrespondenz. 106. Notizen. (Aus Tischbeins Leben und Briefwechsel) (H. G.) 114. Schweizerische Derfaffungszustände. (L. Tobler.) 117. Der gegenwärtige Zustand der Zoologie und die Gründung zoologischer Statio­ nen. (A. Dohrn.) 137. Zur preußisch-italienischen Allianz von 1866. (H. Homberger.) 162. Ueber den gegenwärtigen Principienstreit in der Nationalökonomie. (Adolf Held.) 185. Stein und Schön im Frühjahr 1813. 213. Politische Eorrespondenz. 220. Die Petrussage 3. (W. Lang.) 227 Die oberrheinische Tiefebene und das deutsche Reich im Mittelalter. I. (Nitzsch). 239. Earl Bertram Stüve. (F. Frensdorff.) 266. Entstehung des Einheitsstaats in Großbrittanien. (Schluß.) (R. Pauli.) 302. Politische Eorrespondenz. (—er—). 332. Notizen. (Goethes ungedruckte Briefe H. G.) 339. Die oberrheinische Tiefebene und das deutsche Reich im Mittelalter. II. (Nitzsch.) 341. Beatrice Cenci. (Carl August Meyer.) 382. Die Anfänge des deutschen Zollvereins. I. (H. v. Treitschke.) 397. Das statistische Material für die neue Civilprozeßordnung. (O. Bähr.) 467. Politische Eorrespondenz. 474. Die Anfänge des deutschen Zollvereins. III. (H. v. Treitschke.) 479. Ein Beitrag zur Grundsteuerfrage in Preu­ ßen. (Graf v. Wintzingerode.) 572. Goethe, Minna Herzlieb und Bettina Bren­ tano. (H. Grimm.) 591. Dom Berliner Museum. (Conze) 604. Politische Eorrespondenz. 607. Die Petrussage. (Schluß.) (D. Lang.) 615. Die Anfänge des deutschen Zollvereins. (Schluß.) H. von Treitschke.) 648.

7

Die neue Kreisordnung und die Provinz Hannover. (Fachtmann.) 698. Politische Corespondenz. (H.) 709. Notizen. (Justi „Winckelmann". — Unter­ suchungen über das Maserbuch des Le­ onardo da Vinci. Habilitationsschrift des Dr. Max Jordan zu Leipzig. H. G.) 716.

Einunddreißigster Band. Das zweite Kaiserreich. (Geffcken.) 1. Die Hartmann'sche Philosophie des Unbe­ wußten. (R. Haym.) 41. Die Entstehung des Geschworenengerichts. (H. Meyer.) 81. Politische Eorrespondenz. (H.) 95. Notizen. (Justi, Biographie WinckelmannS. — Biographie und Eorrespondenz von Fürst Pückler. — Halm's Nachlaß von Pachter und Emil Kuh. Novellen.) (H. G.) 105. Die Hartmann'sche Philosophie des Unbe­ wußten. II. (R. Haym.) 109. DaS zweite Kaiserreich. (Schluß.) (Geffcken.) 140. Der Entwurf einer Civilprozeßordnung für das deutsche Reich. I. (Planck.) 162. Die Aufhebung des Kirchen-Patronats. (L. Herrfurth.) 195. Politische Eorrespondenz. (H.) 203. Notizen. (Strauß: „Der alte und der neue Glaube". (W. Lang.) — R. Gneist: „Der Rechtsstaat".) (F. Th.) 210. Das Zweikammersystem und das Herren­ haus. (H. v. Treitschke.) 221. , Die Hartmann'sche Philosophie des Unbe­ wußten. (Schluß.) (R. Haym.) 257. Realschulwesen. (Balzer.) 312. Der Entwurf einer Civilproceßordnung für das deutsche Reich. (Schluß.) (Planck.) 335. Politische Eorrespondenz. (H.) 354. Mirabeau. (K. Mendelssohn-Bartholdy.) 361. Ueber den Einfluß der heutigen Verkehrs­ mittel. (Gustav Schmoller.) 413. Die Sage von der Bestattung Karls des Großen.. (Theodor Lindner.) 431. Die fünf Milliarden. (Ludwig Bamberger.) 441. Politische Eorrespondenz. (H.) 461. Notizen. (Dobbert: „Ueber den Styl Niccolo Pisanos". (Herman Grimm.) — Hillebrand: „Frankreich und die Fran­ zosen".) (H.) 471. Aus dem deutschen Alterthum. „Freytag, Ingo und Jngraban." (W. Scherer.) 481. Schön und Niebuhr. (Mejer.) 503.

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I.

Die Reihenfolge.

Das deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm. (Karl Lucae.) 523. Die Süditaliener. (H. Reuchlin.) 542. Eine Nachlese zu Novalis' Leben und Schriften. (R. H.) 563. Politische Correspondenz. (H.) 577. Carl Bertram Stüve. (Fortsetzung.) (F. Frensdorff.) 589. Die letzte Scholle welfischer Erde. (Heinrich v. Treitschke.) 644. Entstehung des deutschen Königthums. (G. Kaufmann.) 653. Wie O'Connell zu Falle kam. (R. Pauli.) 673. Politische Correspondenz. (H.) 700

Zweiunddreißigster Band. Papstwahl und Kaiserthum. (Ottokar Lo­ renz.) 1. Die Idyllen des Theokrit. (O. Ribbeck.) 59. Oeffentliche Gesundheitspflege. (A. Lam­ mers.) 99. Politische Correspondenz. (H.) 110. Der Kampf um die deutsche Strafgerichts­ bank. (Karl Binding.) 117. Carl Bertram Stüve. (Schluß.) (F. Frens­ dorff.) 176. Blaise Pascal. (M. Cantor.) 212. Das öffentliche Unterrichtswesen im Staate Columbia. (W. Hertzberg.) 238. Buckle und Hegel. I. (K. Dieterich.) 257. Das Ende der deutschen Nationalversamm­ lung. (Ferd. Fischer.) 303. Zur Erinnerung an C. F. von Stockmar. (Heinr. Ulmann.) 333. Politische Correspondenz. (H.) 360. Notizen. (La Marmora, Sugli eventi dell' anno 1866. (H.) — Zur neuesten staatskircbenrechtlichen Literatur. (Brieger.) 369. G. G. Gervinus. (Karl Hillebrand.) 379. Franz Lieber. (R. Pauli.) 429. Buckle und Hegel. II. (Schluß.) (K. Dieterich.) 463. Politische Correspondenz. (H.) 482. Die inneren Zustände Polens vor der er­ sten Theilung. I. (Ernst v. d. Brüggen.) 491. Die Iuries Bill des Jahres 1873. (O. G. Oppenheim.) 517. Ueber Shakespeares Hamlet. I. (K. Werder.) 531. Die privatrechtliche Stellung der Ausländer bei den Hellenen, den Römern und den Germanen. (August Ubbelohde.) 563. Rauchs Biographie von Friedrich Eggers. (Herman Grimm.) 579. A. L. v. Rochau. (H. v. Treitschke.) 585. Politische Correspondenz. (H.) 592.

Die inneren Zustände Polens vor der er­ sten Theilung. II. (Schluß.) (Ernst von der Brüggen.) 605. Bürgermeister Smidt. (A. Lammers.) 625. Johannes Brandts. (Ernst Curtius.) 642. Ueber Sbakespeares Hamlet. II. (K. Wer­ der.) 664. Die Maigesetze und ihre Folgen. (Heinrich v. Treitschke.) 703. Politische Correspondenz. (H.) 715. Notizen. (Die Eigenart des Preußischen Staates. Rede zur Gedächtnißfeier der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin von Dr. R. Gneist, Berlin 1873. — Der Rechtsschutz auf dem Gebiete des öffentlichen Rechts von Dr. Hermann Schulze, Leipzig 1873.)

Dreiunddreißigster Band. Alessandro Manzoni und die italienische Romantik. I. (W. Lang.) 1. Ueber den Gesichtsausdruck in der Antike. (Conze.) 28. Goethe und Luise Seidler. (Herm. Grimm.) 43. Ueber Shakespeares Hamlet. III. (K. Wer­ der.) 58. Politische Correspondenz. (H.) 87. Notizen. (S. Jsaacsohn, Geschichte des preußischen Beamtenthums. Bd. I. Ber­ lin 1874. — Hermann Schulze, das preußische Staatsrecht, auf Grundlage des deutschen Staatsrechts dargestellt. (Leipzig 1872.) Bd. I. Bd.II. 1. Hälfte. — Anleitung zum Studium der Kriegs­ geschichte von I. v. H., Mitglied der k. schwedischen Akademie der Kriegswissen­ schaften. Fortgesetzt von Th. Freih. v. Troschke, k. preuß. General-Lieut. z. D. II. vermehrte und verbesserte Auflage. Darmstadt und Leipzig bei Ed. Zernin 1868—1873.) 95. Alessandro Manzini und die italienische Romantik. (Schluß.) (W. Lang.) 99. Die Gründung der Union. (I. O. Opel.) 121. Preußen, Land und Volk, bis zur Ankunft des Deutschen Ordens. I. (Karl Loh­ nr eher.) 148. Jan Rudolf Thorbecke. I. (Wenzelburger.) 164. Reichsfeindlich. (Ludwig Robert.) 179. Die neuen Erwerbungen der K. Gemälde­ galerie in Berlin. (Dr. Herm. Lücke.) 190. Politische Correspondenz. (H.) 198. Notizen. (Zur brannschweigischen Successtonsfrage in der Zeitschrift „Unsere Zeit", Heft I. 1874. (H. von T.) — Spruner's historischer Atlas. (Gotha,

I.

Die Reihenfolge.

Justus Perthes.) III. Auflage. — Ueber die Pflichten neutraler Regierungen. Von Legationsrath H. von Kusserow. (B. O.) — Papstwahl und Kaiserthum von Ottokar Lorenz.) 205. Aus Jugendbriefen Carolinens. (G. Waitz.) 211. Preußen, Land und Volk, bis zur Ankunft des Deutschen Ordens. II. (Karl Lohmeyer.) 225. Jan Rudolf Thorbecke. (Schluß.) (Wenzel­ burger.) 237. Die Bankfrage. 256. Elsaß-Lothringen unter deutscher Verwal­ tung. I. 269. Das Reichs-Militärgesetz. (H. v. Treitschke.) 302. Notizen. (Gneist, vier Fragen zur deut­ schen Strafprozeßordnung. — Scheffler, Eisenbahntarife. — v. Hermann, Staatswirtbschaftl. Untersuch., 2. Auflage. — Reitzenstein, Gütertarife der Ersenbahnen u. s. w. — Keußler, zur Verfassungs­ und Finanzgeschichte Riga's. — Registrande der geogr. stat. Abtheilung des Großen Generalstabs.) 315. Die sociale Frage und der preußische Staat. (Gustav Schmoller.) 323. Ueber die Schlacht bei Kolin. (Max Leh­ mann.) 343. Schinkel als Architect der Stadt Berlin. (Herman Grimm.) 353. Aus Jugendbriefen Carolinens. (Schluß.) (G. Waitz.) 369. Elsaß-Lothringen unter deutscher Verwal­ tung. II. 388. Sulu und das deutsche Reich. (Aflaticus.) 414. Politische Correspondenz. (W.) 418. Notizen. (Der deutsch-französische Krieg 1870—71. — Friedberg, der Staat und die Bischofswahlen in Deutschland.) 426. Die englische Chartistenbewegung. (Lujo Brentano.- 431. Schlesien und die Genesis des preußischen Staates. (Grünhagen.) 448. Die Lage des Deutschthums im ungarischen Staat. 471. Colonie oder Flottenstation? (Asiaticus.) 493. Die „Mitschuld" des Elsasses am deutsch­ französischen Krieg. (Th. Renaud.) 499. Die Oertlichkeit des im Jahre 1529 zu Marburg gehaltenen Religionsgespräches. (Dr. Heppe.) 508. Politische Correspondenz. (W.) 511. Notizen. (Heinrich v. Sybel, Klerikale Po­ litik. — Kähler, Seidlitz in seiner Be­ deutung für die Reiterei von damals und jetzt.) 525.

9

Die englische Chartistenbewegung. II. (Lujo Brentano.) 531. Eliaß-Lothringen unter deutscher Verwal­ tung. III. 551. Das Reichs-Militairgesetz und das Budget­ recht. (G. Beseler.) 589. Olympia. (E. Curtius.) 602. Die religiös-kirchliche Haltung Maximilian's II. (Theodor Brieger.) 619. Politische Correspondenz. Frankreich in den letzten drei Jahren. (W) 644. Notizen. (Uhland's Leben von seiner Wittwe. (—« —in.) - Die SuermondSammlung. (- ii - m.) - Neue Mitthei­ lungen aus Goethes handschriftlichem Nachlaß. Erster Theil. Goethes natur­ wissenschaftliche Correspondenz (1812 bis 1832). Im Auftrage der von Getohischen Familie herausgegeben von F. Th. Bratraneck. Zwei Bände. Leipzig. F. A. Brockhaus 1874. (-n—m.) — Allge­ meines Künstlerlexikon von Dr. Julius Meyer, 18. Lieferung. — Die Zukunft der deutschen Hochschulen und ihrer Vor­ bildungsanstalten von Dr. Lothar Meyer, (—ii —in.)) 664.

Vierunddreißigster Band. Aus dem Leben Knesebecks. (Max Leh­ mann.) 1. Die deutsche Staatsanwaltschaft. (O. Mittelstädt.) 19. Engel und Liebesgötter. (Herman Grimm.) 34. Der Socialismus und seine Gönner. I. (Heinrich v. Treitschke.) 67. Notizen. (Gewerbegericht und Contractbruch -(zur Revision der deutschen Gewerbeorduung) von H. B. Oppenheim.') — „Videant consules“ zur Orientiruug über Fragen des höheren Bildungswe­ sens. — Ein Vorschlag zur Reform un­ serer Gymnasien von Dr. Karl Peter, Rector zu Pforta. (Jena bei Maucke.) — Schlacht bei Sedan von A. Helmuth. (Berlin, Mittler und Sohn.)) 111. Die Orden und Kongregationen der katho­ lischen Kirche in Preußen. (Paul Hinschius.) 117. Sechszehn Thesen zur Frage über die Gymnastalreform. (Tycho Mommsen.) 149. Das Armee-Corps Werder 1870 — 71. I. (M. I.) 185. Zu Kleist's Prinzen von Homburg. (B. Erdmannsdörffer.) 205. Notizen. (Facsimile von Michelangelo's Sturz des Phaeton in der Gazette des Beaux-Arts. (—11 —111.) — Eduard

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I.

Die Reihenfolge.

Detaille Gazette des Beaux - Arts. (—n —m.) — Photographische Erzeu­ gung von Abbildern spiritualistischer Er­ scheinungen in der Fortnightly Review.) (—n — m.) 211. Die verschiedene Stellung der ober- und niederdeutschen Städte zur Reichsgewalt. (F. Frensdorff.) 215. Das Armee-Corps Werder 1870 — 71. (Schluß.) (M. I.) 229. Der Socialismus und seine Gönner. (Schluß.) (Heinrich v. Treitschke.) 248. Kritische Streifzüge. I. (Julian Schmidt.) 302. Politische Correspondenz. (W.) 314. Notizen. (Der Soldatenhandel deutscher Fürsten nach Amerika. Ein Beitrag zur Culturgeschichte des achtzehnten Jahr­ hunderts von Friedrich Kapp.. 2. Aust. Berlin 1874. I. Springer. (M. L.) — Deutschlands Geschichtsquellen im Mittel­ alter bis zur Mitte des dreizehnten Jahr­ hunderts. Don W. Wattenbach. In zwei Bänden. 3. umgearbeitete Auflage. Berlin 1873—74. W. Hertz.) (M. L.) 324. Die englischen Dramatiker. (Charles Grant.) 327. Leon Gambetta und dle Loirearmee. (Frh. v. d. Goltz.) 350. Kritische Streifzüge. (Charlotte v. Stein.) 11. (Julian Schmidt.) 386. Trojanische Ausgrabungen. (Conze.) 398. Elsaß-Lothringen unter deutscher Verwal­ tung. IV. 404. Politische Correspondenz. (W.) 431. Notizen. (Der Staat und die katholische Kirche im Königreich Würtemberg von Dr. Golther königl. würtembergischer Cultusminister a. D. (Suttgart bei Cotta.) — Wider die Socialdemokratie und Verwandtes von Ernst von Eynern. (Leipzig C. Wiegand.) — Der deutsch­ französische Krieg von 1870 — 1871. 6. Heft.) 440. Leon Gambetta und die Loirearmee. II. (Frh. v. d. Goltz.) 443. Elsaß-Lothringen unter deutscher Verwal­ tung. V. 473. Kritische Streifzüge. III. La tentation de St. Antoine. (Julian Schmidt.) 505. Bund und Reich. (H. v. Treitschke.) 513. Ein Beitrag zur Geschichte der Sächsischen Politik. 550. Notizen. (Arnold Schäfer, Geschichte des siebenjährigen Krieges, Bd. III. (Berlin W. Hertz 1874. (M. L.) — Anleitung zum Studium der Kriegsgeschichte. 12. Lieferung. (M. L.) — Prof. Dr. Ad. Wagner, „Die Zettelbankreform im Deut­

schen Reich". — Des Volkes Erbe von Dr. Karl Umpfenbach. — Zu Lucrezia Borgia's Bildniß. (—n — m.) — Bücherschau.) 582.

Fünfunddreißigster Band. Brief Goethe's an den Fürsten Radziwill. (Herman Grimm.) 1. Die erste Theilung Polens und die Con­ stitution vom 3. Mai 1791. I. (Ernst von der Brüggen.) 6. Leon Gambetta und die Loirearmee. III. (Frh. v. d. Goltz.) 26. Nordalbingische Studien. (Nitzsch.) 62. Zaunkönig und Spielmannskönig. (W. Scherer.) 85. Politische Correspondenz. (W.) 91. Notizen. (Schlußnummer des Literarischen Centralblatts. Jahrgang 1874. — H. v. Sybel, Geschichte der Revolutions­ zeit. Band V. 1. Hälfte. — Geschichte der Italienischen Malerei von Crowe und Cavalcaselle. (—n — m.) — „Laute von Seldwyln" von Gottfried Keller. Neue Aust, in vier Bänden. (—n — m.) — Die Sprachwissenschaft. W. D. Whitney's Vorlesungen über die Prin­ cipien der vergleichenden Sprachforschung für das deutsche Publicum bearbeitet und erörtert von Dr. Julius Solly. München 1874. Th. Ackermann. (W. Sch.) — Bücherschau.) 102. Nordalbingische Studien. II. (Nitzsch.) 113. Die gegenwärtigen Neformfragen in un­ serem höheren Schulwesen. (H. Bonih.) 143. Cornelius und die ersten fünfzig Jahre nach 1800. (Herman Grimm.) 165. Kritische Streifzüge. IV. Wahrheit und Dichtung in neuer Ausgabe. (Julian Schmidt.) 196. Stiftungen für Studirende an hauptstädti­ schen Universitäten. (E. Curtius.) 213. Notizen. (Friedrich Creuzers Leben von Prof. Stark zu Heidelberg.) (—n — m.) 219. Nordalbingische Studien. III. (Schluß.) (Nitzsch.) 221. Leon Gambetta und die Loirearmee. IV. (Frh. v. d. Goltz.) 245. Die erste Theilung Polens und die Con­ stitution vom 3. Mai 1791. II. (Ernst von der Brüggen.) 271. Shakespeare und die Dichter seiner Zeit. (Charles Grant.) 289. Kritische Streifzüge. V. Essays. (Julian Schmidt.) 313. Politische Correspondenz. (W.) 323. Notizen. (Etudes politiques sur l’histoire

I

Die Reihenfolge.

ancienne et moderne Von Paul Devaux.) (M. L.) 332. Leon Gambetta und die Loirearmee. V. (Frh. v. d. Goltz.) 333. Freiheitspflichten. (Friedrich Thudichum.) 356. Hamlet. (Herman Grimm.) 385. Zum 22. März 1tz75. (Theodor Mommsen.) 404. Die gerechte Vertheilung der Güter. Offener Brief an Gustav Schmoller. (Heinrich v. Treitschke.) 409. Politische Correspondenz. (W.) 448. Notizen. (Die Geschichte Rußlands und der europäischen Politik in den Jahren 1814 bis 1831 von Theodor v. Bernhardi. (M. L.) — Staat und Kirche in ihrem Verhältniß geschichtlich entwickelt von F. Geffken. (Berlin bei W. Herz.) — Hermann von Beckerath, ein Lebens­ bild von Hugo Kopstadt. (Braunschweig bei Westermann.)) 460. Die erste Theilung Polens und die Con­ stitution vom 3. Mai 1791. III. (Ernst von der Brüggen.) 465. Kritische Streifzüge. VI. (Aus der Werther­ zeit.) (Julian Schmidt.) 483. Der deutsch-amerikanische Vertrag vom 22. Februar 1868. I. (Friedrich Kapp.) 509. Die Umgestaltung der Monumenta Germaniae. (H. Brunner.) 535. Die Einweihung der Zoologischen Station in Neapel. (Dr. H. E.) 542. England und Rußland im Orient. (L. Schneider.) 557. Notizen. (Dahlmann, Quellenkunde der deutschen Geschichte, herausgegeben von Waitz. 2. Bearbeitung. (M. L.) — Ueber die Schriften von K. von Clausewitz von Oberst F. v. Merheimb. (M. L.) — Dr. Victor Kayser, „Ein psychologischer Essay" über „Macbeth und Lady Macbeth in.Shakespeares Dichtung und in Kunst­ werken von Cornelius und Kaulbach". (H. G.) — Preisaufgaben der Fürst Jablonowski'schen Gesellschaft derWissenschaften in Leipzig.) 575. Friedrich August Freiherr von Hardenberg. Ein Lebensbild. (Don einem Mitgliede der Familie.) 581. Ein Freiwilliger von Gravelotte. (Fritz Stein.) 604. Samuel Pufendorf. I. (H. v. Treitschke.) 614. Die Abtheilung der Leges der Monumenta Germaniae historica. (G. Waitz.) 656. Der deutsch-amerikanische Vertrag vom 22. Februar 1868. II. (Fr. Kapp.) 660. Politische Correspondenz. (W.) 684.

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Notizen. (L. von Ranke: „Ursprung und Beginn der Revolutionskriege 1791 und 1792". — „Aus den Papieren des Mi­ nisters und Burggrafen von Marienburg Theodor von Schön.") (M. L.) 692.

Sechsunddreißigster Band. Die griechische Götterlehre vom geschicht­ lichen Standpunkt. (E. Curtius.) 1. Carl Gustav Homeyer. (Heinrich Brunner.) 18. Samuel Pufendorf. II. (Heinrich von Treitschke.) 61. Zum Andenken an die Schlacht bei Fehr­ bellin. (B. Erdmannsdörffer.) 110. Politische Correspondenz. (Die Session des Landtages.) (W.) 129. Friedrich August Freiherr von Hardenberg. Ein Lebensbild. (Bon einem Mitgliede der Familie.) (Schluß.) 149. Sprachmengerei. (Dr. Fr. Oetker.) 176. Der deutsch-amerikanische Vertrag vom 22. Februar 1868. III. Friedrich Kapp.) 189. Libera chiesa in libero stato. (All Herrn A. Vera, Professor an der Universität zu Neapel.) (Heinrich von Treitschke.) 229. Notizen. (Veröffentlichung von Denkmälern unteritalischer Kunst. (Hn. Gm.)) 241. Charles Sumner. (H. v. Holst.) 249. Die Lotzesche Philosophie und ihre Be­ deutung für das geistige Leben der Ge­ genwart. (Hugo Sommer.) 283. Cornelius und die ersten fünfzig Jahre nach 1800. (Herman Grimm.) 309. Armin in Poesie und Literaturgeschichte (Wilhelm Creizenach.) 332. Politische Correspondenz. (Die orientalische Frage.) (W.) 341. Notizen. (Jahresberichte über die Ver­ änderungen und Fortschritte im Militär­ wesen von Oberst H. von Loebell. (M. L.) — Geschichte Rußlands und der euro­ päischen Politik in den Jahren 1814 bis 1831 von Th.von Bernhardi, 2.Band. (M. L.) — Freiherr V. von der Horst von Oberst E. von Schaumburg. (M. L.) Shakespeares Todtenmaske. (H. G.)) 352. Charles Sumner. (H. v. Holst.) Schluß. 357. Die Päbste. (Julian Schmidt.) 385. Die Lotzesche Philosophie und ihre Be­ deutung für das geistige Leben der Ge­ genwart. (Hugo Sommer.) (Fortsetzung.) 422. Die strafrichterliche Gewalt der Polizeibe­ hörden. (X.) 443.

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I.

Die Reihenfolge.

Der Minister Freiherr von Stein und der kaiserlich-russische Staatsrath Nikolaus Turgenief. (Dr. Pertz.) 449. Politische Correspondenz. (W.) 455. Notizen. (Maria Theresia und der sieben­ jährige Krieg. Don Alfred' Ritter von Arneth. 2 Bände. 1875. (D.) — Dr. Karl Dieterici. „Zur Geschichte der Steuerreform in Preußen. Von 1810— 1820.“ — Der deutsch-französische Krieg 1870—71 Generalstabswerk. I. Theil. — Hugo Stumm, „der russische Feld­ zug nach Chiwa" — Commentar zum Reichspreßgesetz vom 7. Mai 1874 von Dr. H. Marquardsen.) 465. Die Lotzesche Philosophie und ihre Be­ deutung für das geistige Leben der Ge­ genwart. (Hugo Sommer.) (Schluß.) 469. Die Sendung Robinsons ins preußische Lager, Anfang August 1741. Nach archivalischen Quellen von C. Grünhagen. 490. Zum Kriege gegen Atchin. (L.) 516. Ein Kampf um Kirchengut. (Friedrich v. Sybel.) 534. Dürer's Ritter Tod und Teufel. (Herman Grimm.) 543. Kritische Streifzüge. VII. Im Paradiese. Roman in sieben Büchern von Paul Heyse. (Julian Schmidt.) 550. Die Vorgänge in Baiern. (Politische Cor­ respondenz aus München.) 558. Notizen. („Geschichte Englands seit den Friedensschlüssen von 1814 und 1815" von R. Pauli in der Staatengeschichte der neuesten Zeit" — Ludwig Bam­ berger, „Reichsgold, Studien über Wäh­ rung und Wechsel". (W.)) 587. Das Milliardenland und die Ideale unsrer Zeit. (Julian Schmidt.) 593. Das freie Suanetien. (L. Schneider.) 604. Archive und Bibliotheken in Frankreich und Deutschland. (H. Baumgarten.) 626. Preußen auf dem Wiener Congreffe. I. (Heinrich von Treitschke.) 655. Politische Correspondenz. (W.) 715. Notizen. (Max Duncker: Geschichte des Alterthums, erster und zweiter Band; vierte verbesserte Auflage. Leipzig 1874. (M. L.) — Pufendorfiana von H. Baum­ garten. (H. v. T.))

Siebemmddreißigster Band. Entpfründung und Entstaatlichung der Kirche von England. I. (R. Pauli.) 1. Die deutschen Pfeudodoktoren. (Dr. Th. Mommsen.) 17. Italien und der souveräne Papst. (Heinrich von Treitschke.) 24.

Die Mission des Obersten von dem Kne­ sebeck nach Petersburg. (Max Duncker.) 34. Skizzen au? der Türkei. (Karl Braun.) 56. Der Abgeordnete Reichensperger und die Deutsche Kunst. (Herman Grimm.) 92. Politische Correspondenz. (W.) 97. Notizen. (Polen um die, Mitte des 18 Jahrhunderts von Dr. Richard Röpell. Gotha 1866. (B.) — Quellen und Forschungen zur ältesten Geschichte der Stadt Florenz, herausgegeben von Otto Hartwig, Marburg 1875. (W. A.)) 109. Entpfründung und Entstaatlichung der Kirche von England. II. (R. Pauli.) 113. Gutzkow's Rückblicke auf sein Leben. (Julian Schmidt.) 127. Preußen auf dem Wiener Congresse. II. (Heinrich von Treitschke.) 133. Crowe und Cavalcaselle, Altniederländische Malerei, deutsch von A. Springer. (W. Lübke.) 166. Der Materialismus in der Geschichts­ schreibung. (Ernst Zitelmann.) 177. Politische Correspondenz. (W.) 197. Notizen. („Allgemeine deutsche Biographie" von Lilientron und Wegeln. (Leipzig, Dunker und Humblot.) — Ein Nachtrag zu Kants Werken. (Dr. B.' Erdmann.) — Zur Promotionsnoth von Leopold Schmidt.) 207. Der Materialismus in der Geschichts­ schreibung. (Fortsetzung.) (Ernst Zitel­ mann.) 217. Englische und deutsche höhere Schulen. (Dr. C. Balzer.) 242. Die Denkschriften des Freiherrn vom Stein. (R. Gneist.) 257. Preußen auf dem Wiener Congreffe. III. (Heinrich von Treitschke.) 281. Notizen. (Neue Ausgaben Goethe's.) (Julian Schmidt.) 327. Die Promotionsreform. Th. Mommsen, Dr.) 335. Friedrich Albert Lange. (Dr. Herrmann Cohen.) 353. An Herrn Heinrich von Treitschke, Abge­ ordneten beim deutschen Reichstage. (A. Dera.) 382. Schluß-Erwiderung. (H. v. Treitschke.) 401. Ferdinand Freiligrath (geb. 17. Juni 1810 zu Detmold, gest. 18. März 1876 zu Cannstadt.) (Julian Schmidt.) 408. Königin Luise. (Zwei Festreden von Th. Mommsen und H. v. Treitschke.) 417. Das Reichseisenbahnproject. (Politische Correspondenz.) (W.) 438. Notizen. (Max Lehmann: Knesebeck und Schön. — Geschichtliche Dorträge und Aufsätze von Dr. Theodor von Kern.) 451.

I.

Die Reihenfolge.

Die Anfänge von Florenz. (O. Hartwig.) 457. , Die Ergebnisse der orthographischen Kon­ ferenz. (Max Roediger.) 487. Europa nach der Julirevolution. (Karl Hillebrand.) 494. Das Ancien Regime in Canada. (H. v. Holst.) 525. Olympia. (Conze.) 538. Politische Correspondenz. (W.) 555. Notizen. (Kritische Gesammtausgabe Herder's. — Friedrich Kapp: Aus und über Amerika. — Erklärung.) 566. Die Anfänge von Florenz. (Schluß.) (O. Hartwig.) 573. Heinrich von Kleist. (Julian Schmidt.) 593. Europa nach der Julirevulotion. (Schluß.) (Karl Hillebrand.) 608. Der Abgeordnete Reichensperger und die Deutsche Kunst. (Zweiter Artikel. Er­ widerung.) (Herman Grimm.) 642. Zur neuesten Geschichte des Verhältnisses von Staat und Kirche in der Schweiz. (Dr. Philip Zorn.) 651. Die Türkei und die Großmächte. (Heinrich von Treitschke.) 671. Notizea (Preußen am Abschlüsse der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Geschicht­ liche, kulturhistorische und statistische Rückblike auf das Jahr 1849 Don F. Fischer. (Berlin, Verlag von G. Reimer.) — Das Derfassungsrvcht des Deutschen Reichs von Dr. Ludwig, von Rönne. (Leipzig bei F. A. Brockhaus.) — „Frie­ drich Arnold Brockhaus" von seinem Enkel H. E. Brockhaus. — Der Ar­ tikel der Times über Olympia. (Conze.)) 713.

Achtunddreißigster Band. Zur Jubelfeier der Vereinigten Staaten von Amerika. (H. v. Holst.) 1. Whigs und Tories. I. (H. Delbrück.) 31. Thomas Dabington Macaulay. (S. E. Köbner.) 55. Weihnachtlied und Weihnachtfpiel in Ober­ bayern. (Karl Aug. Mayer.) 90. Notizen. (Zur Promotionsfrage von Leo­ pold Schmidt.) 107. Richard Cobden der Vater des Freihandels. (Adolf Held.) 115. Aus der polnischen Gesellschaft unter Sta­ nislaus August. I. (Ernst von der Brüggen.) 136. Zum 27. August 1876. Briefe von B. G. Niebuhr und G. .A. Reimer. (H. v. T.) 172. Aus unsern vier Wänden. (Jul. Schmidt). 202.

13

Neue Parteibildungen für die Wahlen. (Politische Correspondenz.) (W.) 209. Zwei Werke über Indien. (Dr. Klatt.) 217. Briefwechsel zwischen Schiller und Cotta. (Julian Schmidt.) 230. Notizen. 235. William Martin Leake und die Wieder­ entdeckung der klasfischen Länder. (E. Curtius.) 237. Wighs und Tories. II. (H. Delbrück.) 253. Aus der polnischen Gesellschaft unter Sta­ nislaus August. II. (Ernst von der Brüggen.) 277. Ueber die Glaubwürdigkeit der gleichzeitigen Biographen Michelangelo's. (H. G) 329. Reichsregierung und preußische Ministerien. (O. R. in Rchb.) 339. Notizen. („Zweiter Jahresbericht über die Veränderungen und Fortschritte im Militärwesen". Don Oberst H. v. Löbell (M. tz.) — Anleitung zum Studium der Kriegsgeschichte, 10. Lieferung. 345. Die neueste Entwickelung auf dem Gebiete des Heeresdienstes der Reiterei. (Kähler.) 347. Das hundertjährige Jubiläum der Schrift von Adam Smith über den Reichthum der Nationen. (Erwin Nasse.) 384. Memorandum, betreffend Ausprägung von Handels-Piastern aus feinstem Silber für den Orient. (Ad. Soetbeer.) 401. Richard Wagner. (Julian Schmidt.) 414. Die Competenz der Geschworenengerichte für Preßvergehen. (O. Mittelstädt.) 436. Politische Correspondenz. (W.) 451. Notizen. (Karl Braun-Wiesbaden. Eine türkische Reise. 2 Bände. (Stuttgart, Querbach, 1876. (H. B. O.)) 460. Aus der russischen Literatur. Der Dichter Krylow und seine Fabeln. (Th. von Bernhardi.) 463. Zur Frage der Promotionsreform. (C. Hueter.) 499. Der Materialismus in der Geschichts­ schreibung. II. (Ernst Zitelmann.) 513. Zur Beschickung der Pariser Weltausstellung. (L. Sußmann-Hellborn.) 532. Der Dienst des Generalstabes. 538. Politische Correspondenz. (W.) 551. Notizen. (Für den Bürgertisch. (Julian Schmidt.) Die wichtigsten neueren kirchenstaatsrechtlichen Gesetze Deutsch­ lands , Oestreichs, der Schweiz und Italiens von Dr. Philipp Zorn. (Nörd­ lingen, Beck'sche Verlagsbuchhandlung.)) 564. Aus der russischen Literatur. Der Dichter Krylow und seine Fabeln. (Th. von Bernhardi.) (Schluß.) 571.

14

I.

Die Reihenfolge.

Karl Lachmann. Kleinere Schriften von Karl Lachmann. (Wilhelm Scherer.) 597. Die Provinz Posen und die neue Kreis­ ordnung. (Hugo v. Wilamowitz-Möllendorff.) 605. Johann Heinrich Doß. (Julian Schmidt.) 628. Der Materialismus in der Geschichts­ schreibung. III. (Ernst Zitelmann.) 650. Deutschland und die orientalische Frage. (Heinrich von Treitschke.) 664. Notizen. („Nach dreißig Jahren". Neue Dorfgeschichten von Berthold Auerbach, Stuttgart. 1876. I. G. Cotta. — Die neueren Organisationsgesetze der inneren Verwaltung von Preußen. Brandenburg, Pommern, Schlesien, Sachsen, heraus­ gegeben von M. von Brauchitsch. (Ber­ lin, C. Heymann.)) 676.

Neununddreißigster Band. Zur Geschichte der Kriegsverfassung des Deutschen Reiches. I. (Max Jähns.) 1. Die Provinz Posen und die neue Kreis­ ordnung. (Schluß.) (Hugo von Wilamowitz-Möllendorff.) 29. Markgraf Karl Philipp von Brandenburg und die Gräfin Salmour. (Mit Be­ nutzung archivalischer Quellen.) (I. F.) 48. Die Kämpfe in Serbien. (Don einem Ge­ neralstabs offieier.) 66. Rauch's hundertjähriger Geburtstag. (Her­ man Grimm.) 87. Politische Correspondenz. (Der Kampf um die Justizgesetze.) (W.) 98. Zur Geschichte der Kriegsverfaffung des Deutschen Reiches. II. XMax Jähns.) 113. Friedrich der Große und das katholische Dicariat in Berlin. Th. Mommsen. 141. Ueber freie Kirche und Gewisiensfreiheit. (Prof. Dr. Philipp Zorn.) 157. Markus König. (Julian Schmidt.) 199. Das Ergebniß der letzten Wahlen. (H. v. Treitschke.) 209. Notizen. (Herman Grimm, Vorlesungen über Goethe.) (Julian Schmidt.) 222. Die Gründung des Kirchenstaates. (Winkel­ mann) 225. Zur Schutzzollfrage. (Von einem Deutschen in Amerika.) (G. Klüpfel.) 240. Philosophische Skizzen aus dem Nachlaß von Richard Hasenclever. (Herausge­ geben von Cuno Stommel.) 255. Eine deutsche Patentgesetzgebung. (Dr. Julius Schulze.) 294.

Politische Correspondenz. (W.) 326. Notizen. (Die (Zivilprozeßordnung für daS Deutsche Reich nebst den-auf den Civilprozeß bezüglichen Bestimmungen erläu­ tert von I. Struckmann und R. Koch. 1. Liefrg. Berlin, I. Guttentag. (D. Collin.)) 335. Ueber das Schöffeninstitut nach der Ca­ rolina und dessen weitere Ausbildung in Deutschland. (Paul Rohde.) 337. Goethe's Faust. (Julian Schmidt.) 361. Ans den Papieren des Staatsministers von Motz. (H. von Treitschke.) 398. Die Chancen eines russisch - türkischen Krieges. (Alphons Danzer.) 423. Politische Correspondenz. (W.) 435. Notizen. (Karl Freiherr von Richthofen. Ein Lebensbild aus den kirchlichen Kämpfen der Gegenwart. (Leipzig, Justus Houmann.) (Dr. G.)) 441. Zur Geschichte der Kriegsverfassung des Deutschen Reiches. III. (Max Jähns.) 443. Olympia. (Jul. Schubring.) 491. Karl August und Goethe als Quellen­ forscher. (Wilhelm Genast.) 516. Der sogenannte Zeugnißzwang nach dem in Preußen geltenden Rechte. (Dr. E. T. Rubo.) 534. Politische Correspondenz. (W.) 542. Notizen. (Friedrich Thudichum. Deutsches Kirchenrecht des 19. Jahrhunderts. 1. Band. S. 440. (Leipzig, Dunker und Humblot 1877.) — Der Russich - Tür­ kische Feldzug in der europäischen Tür­ kei 1828—1829. Dargestellt im Jahre 1845 durch Freiherrn von Moltke, Ma­ jor im königl. preuß. Generalstab. 2. Auflage. Mit Karten und Plänen. (Berlin, Verlag von G. Reimer.) 1877. 550. Ueber das Schöffeninstitut nach der Caro­ lina und dessen weitere Ausbildung in Deutschland. II. (Paul Rohde.) 555. Aus dem Krimmkrieg. Erinnerungen eines russischen Artillerieofficiers. (Aus dem Russischen.) Th. v. Bernhardi.) 571. Dürers „großer Satyr". (Herman Grimm.) 595. Die Denkwürdigkeiten des Staatskanzlers Fürsten von Hardenbelg. (Max Duncker.) 606. Mittelalterliches und modernes Bürgerthum. (Dr. Christian Meyer.) 644. Noch ein Wort zur Arbeiterfrage. (H. von Treitschke.) 665. Notizen. (W.) (Berlin und seine Bauten, herausgegeben vom Architekten - Verein in Berlin. Mit 609 Holzschnitten, nebst 8 Kupfern und Karten-Beilagen. Ber-

I.

Die Reihenfolge

lin 1877. Eigenthum des Vereins. — Militärische Literatur. Der deutsch-franzöfische Krieg 1870—71 redigirt von der kriegsgeschichtlichen Abtheilung des Großen Generalstabs II. Theil, Geschichte des Krieges gegen die Republik. Heft 11 u. 12. Berlin, 1877, Mittler und Sohn. — Jahresberichte über die Veränderungen und Fortschritte im Militärwesen. Dritter Jahrgang 1876, herausgegeben von H. v. Lobell. Berlin, 1877. Mittler und Sohn. — Leon Gambetta und seine Armee, von Colmar, Freiherr von der Goltz. Berlin, 1877, Schneider u. Co. — Die Theorie natürlicher Entwicklung und ihre nächsten Beziehungen zum Le­ ben und Denken der Menschen von Dr. R. Miquel. Leipzig. O. Wiegand. 1877.

— Riviola Internationale-Rivista Europea.) 672.

Vierzigster Baud. Die Anfänge der neueren Kunst in Berlin. (Herman Riegel.) 1. Die Eisenbahnfrage in Frankreich. (A. v d. Leyen.) 28. Sicilien im Jahre 1876. (O. Hartwig.) 55. Politische Correspondenz. (W.) 101. Die liberale Partei und die Arbeiter. (Lujo Brentano.) 112. Schlußwort der Redaction. (H. v T.) 123 Die Anfänge der neueren Kunst in Berlin. (Schluß.) (Herman Riegel.) 127. Herder. (Julian Schmidt.) 145. Minister Eichhorn. I. (O. Mejer.) 162. Groen van Prinsterer. (Theodor Wenzel­ burger.) 203. Studien über die franzöfische Armee. Das französische Officierkorps. (G. S.) 225. Notizen. (W.) (Lebenserinnerungen von Dr. F. Oetker. Stuttgart. (Verlag von A. B. Auerbach.) 1877. 242. Toussaint L'Ouverture. (H. v. Holst.) 245 Der Rechtsstreit der hessischen Agnaten. (Adam Pfaff.) 287. Minister Eichhorn. II. (O. Mejer.) 312. Rückblicke auf den Krieg an der Donau und im Balkan. I. (H. H.) 343. Notizen. (Briefwechsel zwischen Göthe und Marianne von Willemer. Heraus­ gegeben mit Lebensnachrichten von Tb. Creizenach. Verlag der Cotta'schen Buch­ handlung. (Julian Schmidt.) 317. Minister Eichhorn. III. (O. Mejer.) 369. Der jüngste Aufstand der Eisenbahnarbeiter in den Vereinigten Staaten. (Friedrich Kapp.) 398. Die Reform des deutschen Gefängnißwesens. (O. Mittelstädt.) 425.

15

Rückblicke auf den Krieg an der Donau und im Balkan. II. (H. H.) 436. Politische Correspondenz. (W.) 461. Notizen. (W.) (Geschichte des Römischen Papstthums. Vorträge von Wilhelm Wattenbach.) Berlin, Verlag von W. Hertz 1876. — Geschichte des Vatika­ nischen Conzils von I. Friedrich. (Bonn 1877 P. Heuffer.) — Preußische Staats­ schriften aus der Regierungszeit König Friedrich II Im Auftrage der Akademie der Wissenschaften zu Berlin von I. G. Droysen und W. Duncker. I.B. Ber­ lin Alexander Duncker 1877.) 471. Die Heptaden und die Heptadisten. (Frie­ drich Zarncke.) 475. Die Reform des deutschen Gefängnißwesen-. (Schluß.) (O. Mittelstädt.) 487. Zur Geschichte der Kriegsverfaffung des Deutschen Reiches. IV. (Max Jähns.) 500. Thiers. (Julian Schmidt.) 529. Rückblicke auf den Krieg an der Donau und im Balkan. III. (H. H.) 548. Notizen. (Alfred Stern, „Milton und seine Zeit. I. Bd. Leipzig 1877. (B. E.) — F. v. Salpius, Paul von Fuchs, ein brandenburgisch-preußischer Staatsmann vor zweihundert Jahren.' Leipzig 1877. — Heinrich Peter, „die Anfänge der brandenburgischen Marine", Berlin 1877. (Programm des SophiengymnafiumS.) (B. E.» 565. Chateaubriand. (Theodor v. Bernhard!.) 573. Die Freizügigkeitsgesetzgebung, ihre wahren Väter und ihre wahren Feinde. (Th. v. Flottwell.) 602. Eine Biographie Machiavelli's. (O. Hart­ wig.) 619. Die böse Sieben noch einmal. (Dr. Rud. Henning.) 625. Ein denkwürdiger Brief Friedrich des Großen und seine Schicksale. (C. Grünhagen.) 631. Rückblicke auf den Krieg an der Donau und im Balkan., (IV.) (H. H.) 642. Die europäische Läge am Jahresschlüsse. (Heinrich von Treitschke.) 655.

Einundvierzigster Band. Die Reichsarmee im siebenjährigen Krieg. (Heinrich von Eicken.) 1. Die Schuldebatte im Abgeordnetenhause. (Dr. Konrad Niemeyer.) 15. Zur Kritik der bisherigen Schätzungen der Edelmetallproduction. (Adolf Soetbeer.) 26. Albrecht Haller. (Julian Schmidt.) 59.

16

I.

Die Reihenfolge.

Rückblicke auf den Krieg an der Donau und im Balkan. (V.) (H. H.) 81. Zum Jahresanfang. (H. v. Treitschke.) 99. Zu den Heptaden.) Fr. Zarncke.) 108. Entgegnung. (Rud. Henning.) 109. Notizen. (Crowe und Lavalcasselle, Tizian, Leben und Werke. Deutsche Ausgabe von Max Jordan. Zwei Bände, mit dem Bildnisse Tizians und 9 Tafeln in Lichtdruck. Leipzig, S. Hirzei. 1877. (H. G ) — Schlumberger, I. Cäsar und Ariovist oder Versuch den Ort zu be­ stimmen, wo Ariovist von Cäsar ge­ schlagen wurde. (H.) 111. Die Reichsarmee im siebenjährigen Krieg. (Fortsetzung.) (Heinrich v. Eicken.) 113. Friedrich Wilhelm III. im Jahre 1809. (Max Duncker.) 136. Chateaubriand. (Fortsetzung.) (Theodor v. Bernhardi.) 160. Rückblicke auf den Krieg an der Donau und im Balkan. (VI.) (H. Hinze.) 187. Pio Nono. (Julian Schmidt.) 211. Einige Bemerkungen über Reichsstempel­ steuern. 216. Notizen. (C.) Griechische Thonfiguren aus Tanagra im Auftrag des Kais, deutsch, archäologischen Instituts zu Berlin, Rom und Athen nach Aufnahmen von Ludw. Otto, herausgegeben von Reinhold Kefüle. Stuttgart. Verlag von W. Spemann 1878. Folio VIII und 31 Seiten, 17 Tafeln 3 Vignetten. 222. Wirkungen des allgemeinen Stimmrechts auf die Verwaltung amerikanischer Städte. (Friedrich Kapp.) 225. Die Reichsarmee im siebenjährigen Krieg. (Schluß.) (Heinrich von Eicken.) 248. Die Beziehungen der Hansa zur Kirche. (R. Pauli.) 268. Der Zeichenunterricht der Volksschule. (R. Schöne.) 238. Rückblicke auf den Krieg an der Donau und im Balkan. (VII.) (H. Hinze.) 298. Zur Lage. (Heinrich von Treitschke.) 311. Notizen. (Moriz Lazarus, Leben der Seele. II. Auflage, II. Band: Geist u. Sprache. 406 S. (Dr. Br.)) 324. Das Ordensland Preußen und die Hanse bis zum Jahre 1370. (Dr. C. Sattler.) 327. John Brown. (H. v. Holst.) 350 Meine Erinnerung au Friedrich Hebbel. (A. Schöll.) 393. Die neueste Sprachphilosophie. (K. Brach­ mann.) 409. Manin und Pallavicino. (W. Lang.) 421. Die künftige Organisation der Preußischen Staats-Eisenbahn-Verwaltung, (v. M.) 432.

Meine Erinnerung an Friedrich HeBbel. (Schluß.) (A. Schöll.) 445. Die moderne Lehrevom Stoff. (G. Hartung.) 462. Repnin und die Czartoryski, 1794—1797. (Dr. Richard Ryepell.) 485. Das römische und das preußische Reich deutscher Nation. (Alfred Boretius.) 507. Der Präliminarvertrag von San Stefano (H. Hinze.) 529. Politische Correspondenz. (Der Orient und die europäische Lage seit dem Frieden von San Stefano.) (F. —r.) 542. Notizen. (Julian Schmidt: Heinrich Leo. — Bayard Taylor.) 550. Zur Geschichte und politischen Bedeutung des Bland'schen Silbergesetzes. (H. v. Holst.) 553. Siebenbürgen und der Dualismus in Oesterreich. 591. Ueber kunstgewerbliche Fachbildung- (Aus dem deutschen Süden.) (—r.) 621. Der Socialismus und der Meuchelmord. (Heinrich von Treitschke. 637. Notizen. (Die Meininger — Goethe-Scho­ lien.) (Julian Schmidt.) 648.

Zweiundvierzigster Band. Siebenbürgen und der Dualismus in Oesterreich. (Schluß.) 1. Die Anfänge der deutschen Gewerbever­ fassung. (Christian Meyer.) 16. Goethe's „Jahrmarktsfest zu Plunders­ weilern". (W. Wilmanns.) 42. Mycenae. (Dr. F. Philippi.) 75. Dor dem Gewissen des Volkes. Ein Wort zur Auflösung des Reichstages. (Otto Ludwig Reincke.) 92. Der Berliner Congreß. (F. —r.) 103. Zur Kritik des Begriffs „Partei". (Julian Schmidt.) 111. Ludwig Uhlaud als Dramatiker. (Adolf Rümelin.) 121. Die Eisenbahnpolitik des franzöfischen Ministers Freycinet. (A. v. d. Leyen.) 160. Bayerisch Land und bayerisch Volk. (Karl August Mayer.) 183. Die nationalliberale Partei und die „Aus­ nahmegesetze". (Go.) 224. Literarische Notizen. (Julian Schmidt.) 239. Chateaubriand. (Fortsetzung.) (Theodor v. Bernhardi.) 241. Die Gesetzgebung und das Pflichttheils­ recht. (Th. Braun.) 278. Die Derwaltungsreform in Preußen. Stu­ die. (Don einem Mitgliede des Abge­ ordnetenhauses.) 303.

I.

Die Monarchie.in England. (H. Delbrück.) 321. Der abenteuerliche Simplicissimus. (Julian Schmidt.) 334. Zur Geschichte des deutschen Bauernstandes. (Christian Meyer.) 339. Der Geschichtsschreiber der Manchesterpartei. (H. v. Eicken.) 377. Livland. (Ernst von der Brüggen.) 384. Zum Gedächtniß an Dr. Franz Förster. (Hermann Kanngießer.) 409. Das Buchdrama. (Julian Schmidt.) 425. Die Pflichten des Socialistengesetzes. (—g.) 430. Hippel's Lebensläufe. (Alexander von Oettingen.) 443. Aus den Tagen der Fremdherrschaft. (H. von Treitschke.) 475. Goethe's Italienische Reise. (I. Schmidt.) 511. Der Orient nach dem Berliner Frieden, (v. d. B.) 524. Notizen. (Die Ausstellung der Abgüsse aus Olympia im Campo Santo zu Berlin. (Conze.) — Oetker Denkwürdig, keiten II. Band. (—y.)) 53. Die „Solidarität der kirchenpolitischen Interessen" für Deutschland und Italien. (Dr. Zorn.) 541. Giovanni Pierluigi Palestrina, der Retter der Kirchenmusik. (Dr. Ludwig Nohl.) 556. Graf Haugwitz und Freiherr von Harden­ berg. (Max Duncker.) 571. Der Schillerpreis. (Julian Schmidt.) 623. Politische Correspondenz. (Die Aufgaben des Landtages.) 636.

Dreiundvierzigster Band. Leibniz als Jurist. (Dr. Felix Hecht.) 1. Zur Geschichte des Arbeiterstandes. (Chr. Meyer.) 26Militärische Rückblicke auf die Occupation Bosniens und der Herzegovina. (H. Hinze.) 53. Goethe und Herder von 1789—1795. I. Weimar oder Göttingen? 1789 (Dr. B. Suphan.) 85. Bemerkungen zur Regelung des bäuerlichen Rechts in Hannover. (Dr. Andre.) 101. Die literarischeHalbwelt. (JulianSchmidt.) 104. Politische Correspondenz. 110. Das höhere Schulwesen in Preußen um die Mitte des XVIII. Jahrhunderts. (Dr. Conrad Rethwisch.) 117. Goethe und Herder von 1789—1795. II. Das Zerwürfnis. 1795. (Dr. B. Su­ phan.) 142. Reg. z. 26.— 50. Bd. d. Pr. Jahrb.

17

Die Reihenfolge.

Die wissenschaftlichen Ergebnisse der Aus­ grabungen von Olympia. (Ernst Curtius.) 184. Wie man öffentliche Meinung macht. (Julian Schmidt.) 197. Militärische Rückblicke auf die Occupation Bosniens und der Herzegovina. (Schluß.) (H. Hinze.) 203. Politische Correspondenz. 221. Das höhere Schulwesen in Preußen um die Mitte des XVIII. Jahrhunderts. (Schluß.) (Dr. Conrad Rethwisch.) 227. Lilli und Goethe. (G. Wendt.) 258. Ladungen vor den Richterstuhl Gottes. (Dr. Fr. Oetker.) 263. Die Pariser Commune 1871. (Franz Mehring.) 275. Michelangelos Statue des Denkers über den Medicäergräbern in San Lorenzo. (Herman Grimm) 309. Zur Lage. (Heinrich von Treitschke.) 328. Notizen. (I. Köstlin, Martin Luther. Sein Leben und seine Schriften. Elberfeld, zwei starke Bände. — Feldmarschall Fürst Blücher von Wahlstatt. (Schwerin 1878. — Theodor von Bernhardi. Ge­ schichte Rußlands und der europäischen Politik seit 1814. III. Theil. — „Polens Auflösung", Freiherr Ernst von der Brüggen. — F. Martens, Recueil des Traites et Conventions conclus par la Russie avec les puissances etrangeres. IV. Band. — L. Hahn, Fürst Blücher. Sein politisches Leben und Wirken. Berlin. W. Hertz. Zwei Bände. — Fürst Bismark und unsere Zeit von Dr. Herm. Klee. — Geschichte der Revolutionszeit von H. von Sybel. Band I, II, HI, IV. — Karl Hillebrands Geschichte Frank­ reichs von der Thronbesteigung Ludwig Philipps bis zum Falle Napoleon III. (Theil I.) — Aus alter und neuer Zeit Dorträge und Aufsätze von Friedrich von Weech. Leipzig, Duncker und Humblot. — Politische Correspondenz Friedrich des Großen. I. Band. Berlin. Alexander Duncker. — Ein Zeit- und Characterbild für das deutsche Volk. Robert Blum. Leipzig, Keil. — die Gesichts­ punkte und Aufgaben der Politik von Julius Fröbel.) 334. Stein und seine Zeit. (R. Pauli.) 343. Die neueren Reformen der englischen Uni­ versitäten. (Dr. L. Jolly, Professor in Tübingen.) 357. Die Ethik des Pessimismus. (H. Sommer.) 375. Ueber die Nothwendigkeit und die Methode der Verbreitung hygieinischen Wissens im Volke. (Prof. Dr. I. Uffelmann.) 397.

2

18

I.

Die Reihenfolge.

Goethe und Herder von 1789—1795. HI. Gin Kapitel aus den Erinnerungen. (Dr. B. Suphan.) 411. Politische Eorrespondenz. 437. Pietro Costa. (C. G- Ritter.) 449. Zum deutschen Fürstenrechte. (G. Beseler.) 490. Aus der Jugendzeit der deutschen Dichtkunst. 1772—1775. Fragmente. 1. Der Wan­ drer. 1772. (Julian Schmidt.) 501. Fortschritte in praktischer Armenpflege. (A. Lammers.) 521. Ueber Fichte's Reden an die deutsche Nation. (G. Elaß.) 534. Aus der Jugendzeit der deutschen Dichtung. 1772—1775. Fragmente. 2. Der Hain. (Julian Schmidt.) 549. Raphaels Madonna di Terranuova auf dem Berliner Museum. (Herman Grimm.) 576. Das Bundesgesetz über den Unterstützungs­ wohnsitz, seine Väter und seine Feinde. (Th. v. Flottwell.) 588. Die Pariser Commune 1871. II. (Franz Mehring.) 608. Politische Eorrespondenz. 649. Notizen. (Wörterbuch der ostfrieflschen von J.ten Doornkaat Koolman. Norden. Verlag vonHerm. Broams. 1877—1879. I. Band A—G. XX u. 710 S. m. 8° (I.) — Struensee von Dr. Karl Wittich, (v. d. B.)) 656.

Vierundvierzigster Band. Aus der Zeit der Demagogenverfolgung. (H. v. T.) 1. Das Bundesgesetz über den Unterstützungs­ wohnsitz, seine Väter und seine Feinde. (Schluß.) (Th. v. Flottwell.) 8. Die Kolonisation in unserm Osten und die Herstellung des Erbzinses. (Ernst von der Brüggen.) 32. Zur Kenntniß der gegenwärtigen preußi­ schen Archivverwaltung. 52. Dic Pariser Commune 1871. (Franz Meh­ ring.) 59. Der Reichstag und die Finanzreform. (H. v. Treitschke.) 106. Die directen Steuern in Preußen, (v. Zed­ litz.) 115. Englands Herrschaft und die Holländische Bevölkerung in Südafrika. (Dr. M. Alsberg.- 152. Das erste Heft der „Kaiser Urkunden" der Monuments Germaniae. (Dr. F. Phi­ lippi.) 179. Die Uebergabe von Mainz an die Fran­ zosen im October 1792. (Hauptmann Keim.) 185.

Europa beim Abschluß des Berliner Ver­ trags. (Politische Eorrespondenz.) 197. Notizen. (Wehrpflicht und Erziehung von Dr. H. Sturenburg. Heft 116 der deut­ schen Zeit- und Streitfragen. Berlin. Carl Habel.) 220. Ueber den modernen Krieg. Aus den hin­ terlassenen Schriften des Generals der Cavallerie Julius von Hartmann. 223. Hermann Wislicenus. Ein Künstlerleben ausderGegenwart. (Wilhelm Rein.) 246. Die Entstehung und Bekämpfung der So­ cialdemokratie. (Ericb Petersen.) 268. Ein Gewaltplan gegen Cornelius. (Herm. Riegel.) 288. Preußen und die katholische Kirche. (Cbr. Meyer.) 294. Der Vertrag von Berlin und das Drei­ kaiserverhältniß. (Politische Correspondenz.) 314. Ueber den modernen Krieg. Aus den hin­ terlassenen Schriften des Generals der CavallerieJulius v.Hartmann. (Schluß.) 333. Preußen und die katholische Kirche. (Schluß.) (Christian Meyer.) 371. Eine neue Lessingbiographie. (O. Reuß.) 404. Die Provinziallandschaften des ehemaligen Königreichs Hannover. (Oberbürgermei­ ster Grumbrecht.) 419. Goethe- und Herder-Ausgaben. (Julian Schmidt.) 440. Politische Eorrespondenz. Die RussischDeutsche Politik. 447. Gustav Hugo, der Begründer der histori­ schen Juristenschule. (Eine göttinger Er­ innerung.) (O. Mejer.) 457. Ueberproduction und Krisis. (Heinrich Claussen.) 490. Ueber Plan und Composition von Ariost's rasendem Roland. (Emil Feuerlein.) 518. Aus der Jugendzeit der deutschen Dichtung. Herder's Sturm- und Drangperiode. (Julian Schmidt.) 536. Unsere Aussichten. (H. v. Treitschke.) 559. Zum Gedächtniß an Fr. E. Scheller. 577. Kant als angeblicher Vorfechter des Pessi­ mismus. (Hugo Sommer.) 602. Historische Romane. (Julian Schmidt.) 608. Das Project einer Weltausstellung zu Ber­ lin im Jahre 1885. (K. Lüders.) 614. General von Rüchel (nach hinterlassenen Papieren). 628. Die griechische Skulptur im Dienste der Attaliden zu Pergamos. (B. Förster.) 646. Herr Graetz und sein Judenthum. (Heinrich von Treitschke.) 660.

I.

Die Reihenfolge.

Politische Correspondenz. 671. Notizen. (Jahrbuch für Volks- und Staats­ wirthschaft aller Lander der Erde, von Dr. I. Minoprio. Verlag von G. Rei­ mer.) 678.

Künfundvierzigster Band. Die Voldwäbrung in Deutschland; ihr Ur­ sprung und ihre Beziehungen zur allge­ meinen Silberfrage. (Ad. Soetbeer.) 1. General von Rüchel (nach hinterlassenen Papieren). 39. Uaq Foscolo und sein Romau „die letzten Briefe des Jacopo Ortis". (Dr. F. Zschech.) 61. I. G. Rist's Lebenserinnerungen. (Julian Schmit.) 80. Noch einige Bemerkungen zur Judenfrage. (Heinrich von Treitschke.) 85. Politische Correspondenz. 96. Die Russen in Inner-Assen. I. (Emil Ladewann.) 113. Die Eisenbahngütertarife und die Privat' bahnen in den Bereinigten Staaten von Amerika. Eine Tarifpolitische Studie. (A. v. d. Leyen.) 132. General von Rüchel (nach hinterlassenen Papieren). 156. Aus Belgien. 178. Die Pariser Commune 1871. IV. (Franz Mehring.) 183. Ein Deutsches und ein Französisches Ge­ mälde. (H. Grimm.) 201. Politische Correspondenz. Die auswärtige Politik Frankreichs und die Militärvor­ lage. 206. Notizen. (Zur Judenfrage. — Eine Re­ liquie Friedrichs des Großen. — Theodor von Bernhardt: Kleine Schriften.) 224. Die Russen in Inner-Asien. II. (Emil Lademann.) 229. König Oskar von Schweden und die Schrift: „Deux ctetroits etc.“ (Gustav Dannehl.) 248. Ueber das Verhältniß des modernen Lebens zur Natur. (E. R.) 261. Die Pariser Commune 1871. V. (Franz Mehring.) 277. Der russische Nihilismus und Iwan Tur­ genjew. (Julian Schmidt.) 313. Russische Probleme. (Politische Correspon­ denz.) 321. Der Prinz von Homburg in Geschichte und Dichtung. (C. Darrentrapp.) 335. Das Wirken der verewigten Großherzogin von Hessen-Darmstadt Alice. (Dr. Gott­ hold Krehenberg.) 359. Etienne Marcel und die Pariser Commune. (P. v. Bojanowski.) 375

ID

Franz Lenbach. (B. Förster.) 408.* Eine neue Rrgel der Geschäftsordnung des Hauses der Gemeinen in England. (D. G. O.) 414. Politische Correspondenz. (Das Schreiben des Papstes an den Erzbischof Melchers.) 422. Zur Geschichte des Verhältnisses von Staat und Kirche am Ausgange des Mittel­ alters. (Philipp Zorn.) 439. Aus dem Leben A. F. I. Thibaut's. (Dr. Karl Hugelmann.) 470. Die Russen in Inner-Asien. III. (Schluß.) (Emil Lademann.) 509. Die Zeitungen und die Inserate. 523. Zur Geschichte des preußisch-russischen Bündnisses. (H. v. Treitschke.) 528. Politische Correspondenz. (Das Ministerium Gladstone.) 542. Die alten deutschen Personennamen. Ein Beitrag zur Kenntniß der germanischen Weltanschauung. (Karl Lucae.) 553. Deutsche Wissenschaft im Siebenbürger Sachsenland in den letzten Jahrzehnten. 574. Fünfzig Jahre französischer Herrschaft in Algerien. (Theobald Fischer.) 590. Heinrich von Gagern. (Julian Schmidt.) 616. Der letzte Akt bcrt Zollvereins-Geschichte. (Heinrich von Treitschke.) 626. Politische Correspondenz. (Der Friedens­ gesetzentwurf.) (—n.) 643. Notizen. (Der christliche Glaube und die menschliche Freiheit.) 661.

Sechsundvierzigster Band. Die Einrichtung der preußischen Herrschaft in Schlesien. (C. Grünhagen.) 1. Die ersten römischen Kaiser, der Adel und die Staatsverwaltung. (A. Pernice.) 24. Ueber die Grenzen des historischen Wissens. (W. Vischer.) 56. Ugo Foscolo und sein Roman „die letzten Briefe des Jacopo Ortis". II. (Dr. F. Zschech.) 70. Aus Ungarn. 88. Politische Correspondenz. (Nach der Ent­ scheidung.) 92. Notizen. (A. v. Taysen, Die militärische Thätigkeit Friedrich des Großen im Jahre 1780. Berlin 1880. Mittler u. S. 8°. 38 S. — v. Estorff, Taktische Be­ trachtungen über das Jnfanteriegefecht auf dem Schlachtfeld von Gravelotte— St. Privat. Berlin 1880. Mittler u. S. 8°. 75 S.) ( K.) 106. Der deutsche Prosastil in unsern Tagen. (Bernhard Förster.) 109.

20

1.

Die Reihenfolge.

Ueber die Stellung der Mathematik zur Kunst und Kunstwissenschaft. (Professor Dr. Guido Hauck.) 126. Zur Geschichte des deutschen Adels. (Chr. Meyer.) 146. Aus der Blüthezeit der deutschen Dichtung. (Julian Schmidt.) 174. Die Chamäleonsnatur des Ultramontanismus. Politische Correspondenz. 213. Zur Geschichte des deutschen Adels. (Schluß.) (Christian Meyer.) 225. Zur Würdigung Lavater's. (Emil Feuer­ lein.) 253. Colberg und Gneisenau. (Karl Koberstein.) 275. Reiseeindrücke aus Samogitien. (Ernst von der Brüggen.) 298. Die Orientalische Frage seit dem deutsch­ österreichischen Bündniß. (Politische Cor­ respondenz.) 318. Notizen. (M. Philippson: Geschichte des preußischen Staatswesens vom Tode Friedrichs des Großen bis zu den Frei­ heitskriegen. Erster Band. Leipzig 1880. (CH. M) — Eine neue russische Stimme zur inner-asiatischen Frage.) 329. Reiseeindrücke aus Samogitien. (Schluß.) (E. von der Brüggen.) 333. Ueber Maßnahmen und Einrichtungen zum Schutze der Gesundheit der Kinder. (Pros. Dr. Julius Uffelmann.) 351. Heinrich Luden. 379. Landgesetze und Landwirthschaft in Eng­ land. (Ludwig Frhr. v. Ompteda.) 401. Die bisherigen Ergebnisse der Ausgrabun­ gen zu Pergamon. (B. Förster.) 420. Ost-westliche Friedensausfichten. (Politische Correspondenz.) 431Aus Siebenbürgen. 441. Notizen. (Die Herderausgabe von Dr. B. Suphan.) (Julian Schmidt.) 447. Landgesetze und Landwirthschaft in Eng­ land. (Schluß.) (Ludwig Frh. v. Omp­ teda.) 449. Der Pessimismus und die Bedeutung des höchsten Guts. (Hugo Sommer.) 480. Die St. Pauli-Frage und die Verlegung der Zollgrenze an die Elbe vom recht­ lichen Standpunkt. 494. Goethe's erstes Jahr in Weimar, 1775 bis 1777. (Julian Schmidt.) 515. Politische Correspondenz. (—z.) 544. Altösterreichische Culturbilder. (Christian Meyer.) 5d3. Aus Türkisch-Asien. 575. Gesetzliche Maßregeln zur Bekämpfung der Trunksucht. (Dr. A. Baer.) 603. Julius Wolff. (Julian Schmidt.) 612. Zur Fortsetzung von Gneisenau's Bio­ graphie. 619.

Parlamentarisches und konstitutionelles System. 630. Zur inneren Lage am Jahresschlüsse. (H. v. Treitschke.) 639. Don Dulcigno nach Athen. (Politische Correspondenz) 646. Erwiderung an Herrn Th. Mommsen. (H. v. Treitschke.) 661.

Siebenundvierzigster Band. Die italienische Komödie des 16. Jahr­ hunderts in ihren Anfängen. (Emil Feuerlein.) 1. Dr. Mittelstädt und die Einzelhaft. (I. Bartz.) 25. Die Deutschenhetze in Ungarn. (Aus Un­ garn.) 41. Lermolieff, Raphael und Pinturicchio. (Schmarsow.) 49. Die Leitung des Manövers. 57. Gustav Freytag's Ahnen. (Julian Schmidt.) 65. Die auswärtige Lage beim Jahreswechsel. (Politische Correspondenz.) 99. Notizen. (Die jüdische Einwanderung in Deutschland.) (H. v. T.) 109. Rüchel unter der Regierung Friedrich Wil­ helm III. 1798—1823. 111. Karl Wilhelm Göttling und sein Verhält­ nis zu Goethe. (G. Wendt.) 133. Die Selbstverwaltung im Vormundschafts­ recht. (Dr. Koffka.) 143. Zur geographischen Literatur. (Ernst Kapp.) 151. Lessing. 15. Febr. 1831. (Julian Schmidt.) 161 Hermann Lotze. (Hugo Sommer.) 177. Die Gneist'sche Schrift „Die'Preußische Finanz-Reform durch Regulirung der Gemeinde-Steuern und der Communalsteuer-Gesetzentwurf". (Don einem Mitgliede des Abgeordnetenhauses.) 196. Die Landung in England. (Max Duncker.) 215. Die irische Landfrage. (Ludwig Freiherr von Ompteda.) 242. Preußen und Rußland im Jahrzehnt vor dem siebenjährigen Kriege. (Reinhold Koser.) 285. ' Ein Wort zur Verständigung über die jetzigen Studentenverhältniffe. 306. Notizen. („Peter der Große" von Prof. Brückner und „Die Kritik dieses Werkes im „(Sott. Gel. Anzeiger" von Professor Schirren.) (Ernst von der Brüggen.) 312. Fiorenza. (Herman Grimm.) 319. Die irische Landfrage. (Schluß.) (Ludwig Freiherr von Ompteba.) 361.

I.

Die Reihenfolge.

Die diplomatische und die Consularvertretung des Deutschen Reiches. 380. Englands Handelspolitik am Ausgang des Mittelalters. (R. Pauli.) 397. Die neueste Erwerbung der Berliner Ge­ mäldegalerie, „Neptun und Amphitrite" von P. P. Rubens. (Bode.) 420. Zur Lage. (Heinrich von Treitschke.) 434. Notizen. (Das Haus Wittelsbach und seine Bedeutung in der derrtschen Geschichte. Festrede zur Feier des Wittelsbach'schen Jubiläums, am 28. Juli 1880 in der k. b. Akademie der Wissenschaft gehalten von I. von Döllinger. (Nördlingen, Verlag der C. H. Beck'schen Buchhand­ lung, 1880.)) 443. Die Entstehung des Volksbuches vom Dr. Faust.) (Herman Grimm.) 445. Preußen und Rußland im Jahrzehnt vor dem siebenjährigen Kriege. II. (Rein­ hold Koser.) 466. Altösterreichische Culturbilder. II. (Chr. Meyer.) 494. Zum Verständniß der „Deutschenhetze in Ungarn". 524. Europa und die Tunesische Frage. (Poli­ tische Correspondenz.) 538. Ueber parlamentarische Regierung. (Friedr. Thudichum.) 547. Sächsisch-polnische Beziehungen während des siebenjährigen Krieges zum russischen Hof und insbesondere zum Großkanzler Bestuschew. (Ernst Herrmann.) 558. Zu Schinkels hundertjährigem Geburtstag. (R. Schöne.) 590. Ranke's Weltgeschichte. (Julian Schmidt.) 606. Die diplomatische und die Consularvertretung Deutschlands. (Schluß.) 625. Der Reichstag und die Parteien. (Heinrich von Treitschke.) 642.

Achtundvierzigster Band. Sächsisch-polnische Beziehungen während des siebenjährigen Krieges zum russischen Hof und insbesondere zum Großkanzler Bestuschew. (Schluß.) (E. Herrmann.) 1. Derfassungsgeschichte der Vereinigten Staa­ ten von Amerika. (R. Schleiden.) 24 Die Zukunft des deutschen Reichsgerichts. 50. Die Tiefseeforschung der Neuzeit. (Dr. M. Alsberg.) 60. Die Verlegenheiten Gambetta's. (Politische Correspondenz.) (n.) 87. Notizen. (Die Gemäldegalerie des Museo del Prando zu Madrid in Braunschen Nachbildungen.) (G. Droysen.) 96. Verfassungsgeschichte der Vereinigten Staa­

21

ten von Amerika. (Schluß.) (R. Schlei­ den.) 99. Raphael's Skizzenbuch in Venedig. (Schmarsow.) 122. Die Unterdrückung der Deutschen in Sieben­ bürgen. 150. Ein Werk aus Kampfeszeit. 171. Die finanziellen Garantien bei der Eisen­ bahn-Verstaatlichung. (Fritz Kalle.) 178. Russische Aussichten. (Politische Correspon­ denz.) (it.) 191. Studien zur alten Gesellschaftsgeschichte. (Chr. Meyer.) 207. Die Beschränkung der Wechselfähigkeit, (v. Borries.) 227. Die Nachbildung der Antike in Goethes Iphigenie. (Dr. Ferdinand Schultz.) 260. Helfrich Peter Sturz. (Dr. G. Zimmer­ mann.) 273. Italien und das deutsch-österreichische Bündniß. (Politische Correspondenz.) (it.) 307. Karl Wilhelm Nitzsch. (Richard Rosen­ mund.) 321. Die Bibliothek und der Lesesaal des Britti­ schen Museums. (Dr. Dziatzko.) 346. Studien zur alten Gesellschaftsgeschichte. (Schluß.) (Christian Meyer.) 377. Die Kritik der reinen Vernunft. (Julian Schmidt.) 386. Die Probe auf die Bedeutung der Kaiser­ zusammenkunft in Danzig. (Politische Correspondenz.) (n.) 406. Notizen. („Staat und Kirche." Von Mario Minghetti. Uebersetznng bei Per­ thes, Gotha 1881.) (D.) 422. Karl Wilhelm Nitzsch. (Richard Rosen­ mund.) 425. Philosophie und Naturwissenschaft. (Th. Achelis.) 449. Der Boer im Transvaal. (H. d. G.) 474. R. Hassel, Geschichte der preußischen Po­ litik 1807—1815. (Chr. Meyer.) 493. Frankreichs diplomatische und militärische Händel jenseit des Meeres. 510. Die Lage nach den Wahlen. (Heinrich von Treitschke.) 525. Ueber das Wesen und die Bedeutung der menschlichen Freiheit und deren moderne Widersacher. (Hugo Sommer.) 533. R. Hassel, Geschichte der preußischen Po­ litik 1807—1815. (Schluß.) (Christian Meyer.) 570. Herzog Alba und die Wiederherstellung der katholischen Kirche am Rhein. (Ludwig Keller.) 586. Melchior v. Diepenbrock. (H. Jacoby.) 607. Antinous. (Julian Schmidt.) 623. Das neue Exil von Avignon. (Heinrich von Treitschke.) 631.

22

I.

Die Reihenfolge.

Notizen. (Altpreußische Geschichten. — Wanderungen durch die Mark Branden­ burg.) (Julian Schmidt.) 638.

Neunundvierzigster Band. Ueber das Wesen und die Bedeutung der menschlichen Freiheit und deren moderne Widersacher. (Fortsetzung.) (Hugo Som­ mer.) 1. Zur Geschichte der deutschen Romantik. (Heinrich von Treitschke.) 34. Ranke's Weltgeschichte. Zweiter Theil. (Julian Schmidt.) 80. Heinrich Rückert in seinem Leben und Wirken. Dargestellt von Amelie Sohr. (I. Caro.) 89. Die europäische Lage beim Jahreswechsel. (Politische Correspondenz.) fr.) 98. Notizen. (Zu den Kriegen Friedrich des Großen.) (a./D.) 108? Raphael's erste Zeiten. (Herman Grimm.) 117. Ueber das Wesen und die Bedeutung der menschlichen Freiheit und deren moderne Widersacher. (Schluß.) (Hugo Sommer.) 148. Unfichtbare Feinde. (Dr. M. Alsberg.) 175. Die Bildung der Coalition des Jahres 1756 gegen Preußen. (Max Duncker.) 191. Blinder Lärm. (Politische Correspondenz.) (ir.) 212. Notizen. (Chamisso's Geburtstag. — Bettina. — Friedrich Schlegel und Dorothea.) (Julian Schmidt.) 217. Das Unfallversicherungsgesetz. (O. Bähr.) 227. Rom und die römische Compagna in Be­ zug auf die modernen Culturverhältnisse. (Winterberg.) 243. Karl Wilhelm Nitzsch. (Richard Rosen­ mund.) 262. Auswanderung. Kolonisation und Zwei­ kindersystem. (Frhr. von der Brüggen.) 290. E. M. Arndt und Wrede. (H. v. Treitschke.) 320. Unsere Parlamente. (H. v. Treitschke.) 325. Notizen. (Moses Mendelssohn.) (Julian Schmidt.) 331. Karl Wilhelm Nitzsch. (Schluß.) (Richard Rosenmund.) 337. Die kosmologische Reform des Kopernikus in ihrer Bedeutung für die Philosophie. (Dr. Natorp.) 355. Die indische Ausstellung in Berlin. (Alfred Lichtwark.) 376. Zur Litteratur über Rousseau's Politik. (Albert Jansen.) 392.

Das Kirchengesetz vor dem Landtage. (H. von Treitschke.) 432. Die Skobelewiade und ihre Folgen. (Po­ litische Correspondenz.) .fr.) 439. Notizen. (H. G.) 449. Die Pioniere von Rochdale und ihre Nach­ folger. (Ludwig Frhr. v. Ompteda.) 453. Zur Reform des Instituts der EinjährigFreiwilligen. (Dr. Friedrich Aly.) 488. Köln im Mittelalter. (K. Lamprecht.) 495. Kant und der preußische Staat. (Hans Prutz.) 535. Wildenbruch's Harold. (Julian Schmidt.) 551. Irland am Scheidewege. (Politische Corre­ spondenz.) fr.) 559. Die Weltanschauung Petrarca's. (H. Ja­ coby.) 567. Die rechtliche und politische Seite der Panamä-Canal-Frage. (R. Schleiden.) 589. Zum Andenken Lotze's. (Hugo Sommer.) 655. Aus dem alten Bundestag. (Julian Schmidt.) 663. Die neueste Phase der egyptischen Frage. (Politische Correspondenz.) fr.) 674.

Fünfzigster Band. Bettino Ricasoli. (Otto Speyer.) 1. „Parstfal" und „Parzival". (G. Bötticher.) 46. Die Schweiz und Belgien ihrer militärisch­ politischen Bedeutung nach, bei einem deutsch-französischen Kriege. 77. Gottfried Keller. (Julian Schmidt.) 87. Das Bombardement von Alexandrien und seine Folgen. (Politische Correspondenz.) fr.) 97. Notizen. (Zur neueren ethischen Litteratur.) (W. Hollenberg.) 102. Der Kirchenstreit in Preußen. (Jolly.) 107. Zum Krieg des Magyarischen gegen das Deutsche in Ungarn. 165. Die Berufung in Strafsachen. (O. Mittelstädt.) 181. Bor der Action. (Politische Correspon­ denz.) fr.) 198. Notizen. (Preußen im Bundestag (1851 bis 1859).) (Julian Schmidt.) 203. Bettino Ricasoli. (Schluß.) (Otto Speyer.) 207. Ein Apostel der Wiedertäufer. (Ludwig Keller.) 235. Charities. Freiwillige Armenpflege in London. (Ludwig Freiherr von Omp­ teda.) 252. Herrmann und Dorothee. (Julian Schmidt.) 296.

II.

Das Autoren-Verzeichnis

England und Frankreich. (Politische Correspondenz.) (ic.) 310. Charities. Freiwillige Armenpflege in London. (Schluß.) (Ludwig Freiherr von Ompteda.) 321. Auswärtige Politik der würtembergischen Stände. I. (Wilhelm Lang.) 372. Kaiser Friedrich II. (Dr. F. Philippi.) 406. Der neue Angriff gegen die gemischten Ehen. (O. Bähr.) 424. England und die Mächte in Aegypten. (Politische Correspondenz.) (k.) 430. Zur Staats- und Communalsteuerreform in Preußen. (Fr. Kalle.) 439. Auswärtige Politik der würtembergischen Stände. (Schluß.) (Wilhelm Lang.) 464. Aus Weimar und Kochberg. (Bernhard Suphan.) 495. Der kategorische Imperativ und Preußen. (Julian Schmidt.) 505. Die deutsch-russischen Gränzlande vom strategischen Standpunkt aus betrachtet. 584. Die Wahlen zum preußischen Landtage. (Heinrich von Treitschke.) 531.

83

Heerwesen und Kriegführung in der Neu­ zeit. (Hauptmann von Kaltenborn.) 539. Die Ausbildung der Juristen. (D. Bähr.) 571. Ein klassische Lobschrift auf Winckelmann. (Bernhard Suphan.) 593. Zu den Briefen der Frau von Stein an Herder. (Bernhard Suphan.) 604. Die Universitäten und die Presse. (Hein­ rich von Treitschke.) 606. Die auswärtige Lage am Jahresschlüsse. (Politische Correspondenz.) (it.) 611. Notizen. (Ranke's Weltgeschichte. (I. S.) — Preußen im Bundestag 1851—1859. (Julian Schmidt.) — Johann Christian Reinhart und seine Kreise. Ein Lebens­ und Culturbild. Nach den Original­ quellen dargestellt von Otto Baisch. Leipzig. E. A. Seemann. 1882. (H. G.) — Olympia, das Fest und seine Stätte, von Adolf Boetticher. — Das Leben des Feldmarschalls Grafen Neithardt von Gneisenau in 2 Bänden. Don Hans Delbrück. Berlin bei G. Reimer 1882.) 619.

II. Das Autoren - Verzeichnis Achelis, Theodor. XLVIII. 449. Adickes. XXIX. 195. Alsberg. Dr. Max. XLIV. 152. XLVIII. 60. XLIX. 175. Aly. Dr. Friedrich. XLIX. 488. Andre, Dr. XLHI. 101. AstaticuS. XXXIII. 414. 493. Bähr, Dr. 91 XLVI. 603. Bahr, O. XXVIII. 72. XXX. 467. XLIX. 227. L. 424. 571. Balzer, Dr. C. XXXI. 312. XXXVII. 242. Bamberger, L. XXXI. 441. Bartz, I. XLVII. 25. Baumgarten, H. XXVI. 669. XXIX. 23. 127. XXXVI. 626. Beller, Ernst Immanuel. XXIX. 553.641. Bernhardi, Theodor v. XXXVIII. 463. 571. XXXIX. 571. XL. 573. XLI. 160. XLIII.241. XLII.490. Bernays, Michael. XXVIII. 282. Beseler, G. XXVIII. 184. XXXIIL 589. Dinding, Karl. XXXII. 117.

Biggen, W. v. XXVII. 288. Bode. XLVn. 420. Bötticher, G. L. 46. Pv. Bojanowsky. XLV. 375. Bonitz, H. XXXV. 143. Boretius, Alfred. XLI. 507. Borres, v. XLVIII. 227. Braun, Karl. XXXVII. 56. Braun, Theodor. XLH. 278. Brentano, Lujo. XXIX. 586. XXXIIL 431. 531. XL. 112. Brieger, Sie. Dr. Theodor. XXIX. 669. XXXIII. 619. Brüggen, E. v. d. XXXII. 491. 605. XXXV. 6. 271. 465. XXXVIII. 136. 277. XLII. 384. XLIV. 32. XLVI. 298. 333. XLIX. 290. Brunner, H. XXXV. 335. XXXVI. 18. Bruchmann, Karl. XLI. 409.

Cantor, M. XXXII. 212. Caro, I. XLIX. 89. Cohen, Dr., Herrmann. XXXVII. 353. Conze, A. XXVI. 83. XXVII. 145.

24

II.

Das Autoren-Verz;ichniß.

XXIX. 506. XXX. 604. XXXHI. 28. XXXIV. 398. XXXVII. 538. Curtius, C. XXVII. 614. Curtius, L. XXIX. 52. XXXII. 642. XXXIII. 602. XXXV. 213. XXXVI. 1. XXXVIII. 237. XLIII. 184. Claß, G. XLIII. 534. Claussen, Heinrich. XLIV. 490. Creizenach, Wilhelm. XXXVI. 332. Dannehl, Gustav. .XLV. 248. Danzer, Alphons. XXXIX. 423. Delbrück, Dr. H. XXXVHI. 31. 253. XLII. 321. Dieterich, K. XXXII. 257. 463. Dilthey, W. XXVIII. 309. Dohrn, A. XXX. 137. Dunker, Max. XXXVII. 34. XXXIX. 606. XLI. 136. XLII. 571. XLVII 215. XLIX. 191. Dziatzko, Dr. v. XLVIII. 346.

Eicken, Heinrich v. XLI. 1.113.248. XLII. 377. Erdmannsdörfer. XXXIV. 205. XXXVI. 110.

Fachtmann. XXX. 698. Feuerlein, Emil. XLIV. 518. XLVI. 253. XLVII. 1. Fischer, Ferd. XXXII. 303. Fischer, Theobald. XLV. 590. Förster, C. XLIV. 646. XLV. 408. XLVI. 109. 420. Flottwell, Theodor v. XL. 602. XLIII. 588. XLIV. 8. Frensdorfs, E. XXLI. 192. 460. XXVII. 61. Frensdorfs, F. XXVII. 274. XXX. 266. XXXI. 589. XXXII. 176. XXXIV. 205. Fritze, Dr. Edmund. XXIX. 396.

Grant, Charles. XXXIV. 327. XXXV. 289. Genast, W. XXXIX. 516. Geffcken. XXXI. 1.140. Goltz, Frhr. v. d. XXXIV. 350. 443. XXXV. 26. 245.333. Gneist, XXXVII. 257. Grimm, H. XXVII. 1.475.566. XXVIII. 418. XXIX; 747. XXX. 591. XXXII. 579. XXXIII. 43. 353. XXXIV. 34. XXXV. 1.165.385. XXXVI. 309. 543. XXXVII. 92. 642. XXXIX. 87. 595. XLIII. 309. 576 XLV. 201. XLVII. 319.445. XLIX. 117. Grumbrecht. XLIV. 419. Grünhagen, K. XXVIII. 239. XXXHI. 448. XXXVI. 490. XL. 631. XLVI. 1. Hartung, G. XLI. 462.

Hartwig, D. XXIX. 72.162. XXXVII. 457. 573. XL. 55. 619. Hauck, Dr. Guido. XLVI. 126. Haym, R. XXVI. 556. XXVII. 479. XXVIII. 457 XXXI. 41. 109. 257. Hecht, Dr. Felix. XLIII. Held, A. XXVII. 121. 251. XXX. 185. XXXVIH. 115. Henning, Dr. Rudolf. XL. 625. XLI. 109. Heppe, Dr. XXXIII. 508. Herrfurth, L. XXXI. 195. Hertzberg. XXIX. 601. 691. XXXII. 238. Herrmann, Ernst. XLVII. 558. XLVIII. 1. Hilltbrandt, K. XXXII. 379. XZXVII. 494. 608. Hinschius, Paul. XXXIV. 117. Heinze, H. H. XL. 343. 436. 642. XLI. 81. 187. 298. 529. XLIII. 53. 203. Holst, H. v. XXIX. 292. 379. XXXVI. 249. 357. XXXVII. 525. XXXVIH. 1. XL. 245. XLI. 350. 553. Homberger, H. XXVI. 441. XXVIII. 132. 217. XXVIII. 392. 610. XXX. 162. Hueter, C. XXXVIII. 499. Hugelmann, Dr. Karl. XLV. 470. Jacini. XXIX. 513. Jähns. XXVII. 76. 308. 700. XXVIII. 265. 539. XXIX. 97. XXXIV. 185. 229. XXXIX. 1. 113.443. XL. SOO. Jakoby. XLVIII. 607. XLIX. 567. Jansen. XLIX. 392. Jolly, Dr. L. XXXXIII. .357. L. 107.203. Jones. XXXIV. 489. Justi, C. XXVI. 127. XXVIII. 109.248. 337. 581. Kähler, $. XXXVIH. 347. Kalle, Fr. XLVIII. 178. L. 439. v. Kaltenborn. L. 539. Kanngießer, Herrman. XLII. 409. Kapp, Ernst. XLVH. 151. Kapp, Friedlich. XXVIII. 522. XXXIV. 675. XXXV. 509. 660. XXXVI. 189. XL. 398. XLI. 225. Kaufmann, G. XXXI. 653. Keim. XLIV. 185. Keller, Ludwig. XLVIII. 586. L. 235. Klatt, Dr. XXXVIII. 217. Klüpfel, G. XXXIX. 240. Knies, K. .XXVII. 665. Koberstein, K. XLVI. 275. Köbner, St. XXXVIH. 55. Kostka, Dr. XLVII. 143. Koser, Reinhold. XLVII 285. 466. Krehenberg, Dr. Gotthold. XLV. 359:

Lademann. XLV. 113. 229. 509. Lammers, A. XXVI. 669. 419. XXXII. 99. 625. XLIH. 521. Lamprecht. XLIX. 495.

n.

Das Autoren-Verzeichnis

Lang, W. XXVH. 208. 487. XXX. 87. 227.615. XXXIII. 1.99. XLI. 421. L. 372; 464. Lehmann, Max. XXIX. 709. XXXI. 1. XXXIII. 343. XXXIV 1. Leyen, A. v. d. XL. 28. XLII. 160. XLV. 132. Lichtwark. XLIX. 376. Lindner, Theodor. XXXI. 431. Löhning. XXVII. 716. Lohmeyer, Karl. XXXIII. 148. 225. Lorenz, Ottokar. XXIX. 474. XXXII. 1. Lübke, SB. XXXVn. 166. Linke, Dr. Herrman. XXXIII. 190. Lüders, Karl. XLIV. 614. Lucae, Karl. XXXI. 523. XLV. 553.

Maurenbrecher, W. XXVII 39. 543. Mehring, Franz. XLIH. 265.608. XLIV. 59. XLV. 183. 277. Mendelssohn - Bartholdy. XXVIII. 50. XXXI 361. Mejer, O. XXXI. 503. XL. 162.312.369. XLIV. 457. Mittelstädt, O. XXXIV. 19. XXXVIII. 436. XL. 425. 487. L. 181. Meyer, Karl August. XXX. 382. XXXVIII. 90. XLII. 183. Meyet, H. XXXI. 81. Meyer, Dr. Christian. XXXIX. 644. XLII. 16. 339. XLIII. 26. XLIV. 294. 371. XLVI. 146. 225. 553. XLVIII. 207. 377. 493. 570. XLVII. 494. Mommsen, Theodor. XXXV. 404. XXXVII. 17. 335. XXXIX. 141. Mommsen, Tycho. XXXIV. 149.

Rasse, Erwin. XXXVIII. 384. Natarp, Dr. XLIX. 355 Niemeyer, Dr. Konrad. XLI. 15. Ritzsch. XXVII. 627. XXX. 239.341. XXXV. 62. 113. 221. Noorden, Karl v. XXVIII. 354. 641. Nohl, Dr. Ludwig. XLII. 556.

Oetker, Friedrich. XXVI. 172. XXVII. 427. XXIX. 257. XXXVI. 176. XLIII. 263. Dettingen, Alexander v. XLII. 443. Ompteda, Ludwig Fhr. v. XLVI. 401. 449. XLVII. 242. 361. XLIX. 453. L. 252. 321. Oppenheim, H. B. XXXIV. 621. Oppenheim, O. G. XXXII. 517. Opel, T. O. XXXIII. 121. Pauli, R. XXVI. 515. XXIX. 274. XXX. 68. 302. XXXI. 673. XXXII. 429. XXXVII. 1. 113. XLI. 268. XLIII. 343. XLVII. 397. Pernice. XLVI. 24. Pertz, Dr. XXXVI. 449.

25

Petersen, Erich. XLIV. 268. Pfaff, Adam. XL. 287. Philippi, Dr. Fr. XLII. 75. XLIV. 179. L. 406. Planck, XXXI. 162. 335. Plütz, H. XLIX. 535. Rein, Wilhelm. XLIV. 246. Reincke, Otto Ludwig. XLII. 92. Rethwich, Dr. Conrad. XLIH. 117. 227. Renaud, Th. XXXIII. 499. Reuchlin, H. XXXI 542. Reuß, O. XLIII. 404. Ribbeck, O. XXXII. 59. Riegel, Herrman. XL. 1.127. XLIV. 288. Rister, Ch. XLIII. 449. Robert, Ludwig. XXVIII. 1. XXXIII. 179. Rödiger, W. XXXVII. 487. Roepell, Dr. Richard. XLI. 485. Rohde, Paul. XXXIX. 337. 555. Rosenmund, Richard. XLVIII. 321. 425. XLIX. 262.337. Rub». Dr. E. T. XXXIX. 534. Rümelin, Adolf. XLII. 121.

Sattler, Dr. C. XLI. 327. Sommer, Hugo. XXXVI. 283. 422. 469. XLIII. 375. XLIV. 602. XLVI. 480. XLVn. 177. XLVIII. 533. XLIX. 1. 148. XLIX. 655. Soetbeer, Adolf. XXXVIIL 401. XLI. 26. XLV. 1. Suphan, Dr. B. XLIII. 85.142. 411. Sußmann-Hellborn. XXXVIII. 532. Sybel, v. XXXVI. 534. Schmarsow. XLVII. 49. XLVIII. 122. Scherer, W. XXVIII. 178. XXIX. 1. XXXI. 481. XXXV. 85. XXXVIII. 597. Schleiden, R. XLVIII. 24. 99. XLIX. 589. Schmidt, Julian. XXXIV. 302. 386.505. XXXV. 196. 313. 486. XXXVI. 385. 483. 593. XXXVII. 127. 408. 593. XXXVIII. 202.230.414.628. XXXIX. 199. 361. XL. 145. 529. XLI. 59.211. XLII. 111. 239. 334. 425. 511. 626. XLIII. 104.197.501.549. XLIV. 440. 536. 608. XLV. 80. 616. XLVI. 174. 515.612. XLVII. 65.161.606. XLVIII. 386. 623. XLIX. 80. 551. 663. L. 87. 296. 505. Schmoller, Gustav. XXVL 1. 148. 253. 538. XXXI. 413. XXXIII. 323. Schneider, 8. XXXV. 557. XXXVI. 604. Schöne, R. XLI. 283. XLVII. 590. Schöll, A. XLI 393. 445. Schultz, Dr. Ferdinand. XLVIII. 260 Schulze, Dr. Julius. XXXIX. 294. Schubring, Julius. XXXIX. 491 Speyer, Otto. L. 1. 203.

26

III.

Sachregister.

Stark, K. B. XXVI. 36. Stein, Friedrich. XXXV. 604. Stammel, Cuno, xxxix. 255. Suphan, Bernhard. L. 495. 593. 604.

Barrenlrapp. XLV. 335. Vera. XXXVII. 382. Bischer, W. XLVI. 56.

Thudichum, Fried. XXVIII. 413. XXIX. 215. XXXV. 356. XLVII. 547. Tobler. XXX. 117. Treitschke, Heinrich v. XXVI. 104. 240. 367. 410. 491. 605. 684. XXVII. 175. 347. XXVIII. 667. XXIX. 229. 313. 409. XXX. 397.479.648. XXXI. 221. 664. XXXII. 585. 703. XXXIII. 302. XXXIV. 67. 248. 513. 662. XXXV. 409. 614. XXXVI. 61. 229. 655. XXXVII. 23. 133. 281. 401. 417. 471. XXXVIII. 172. 664. XXXIX. 209 398. 665. XL. 123. 655. XLI. 99. 311. 637. XLH. 475. XLIII. 328. XLIV 1. 106. 559. 660. XLV. 85. 528. 626. XLVI. 639. 661. XLVII. 434. 642. XLVIII. 525. 631. XLIX. 34. 320. 325. 432. L. 531. 606.

Ubbelohde, A. XXXII. 563. Uffelmann, Dr. Julius. XLVI. 351. XLIII. 397. Ullmann, Heinrich. XXXII. 333. Ufinger, R. XXVI. 297. XXVII. 26. XXVIII. 160.

Waitz, G. XXXIII. 211. 369. XXXV 650. Weinhold, Karl. XXX. 51. Wenzelburger, Theodor. XXVI. 64. XXVII. 395. XXVIII. 31. XXXHI. 164. 237. XL. 203. Werder, K. XXXII. 531/664. XXXHI. 58. Wendt, G. XLIII. 258. XLVH. 133. Wilmanns, W' XLH. 42. Wilamowitz-Möllendorf.Hugov.XXXVIII. 605. xxxix 29. Winkelmann. XXXIX. 225. Wintzingerode, G. v. XXX. 572. Winterberg. XLIX. 243. Zarnke, Fr. XL. 475. XLI. 108. Zedlitz, v. XLIV. 115. Zeller, E. XXVI. 627. XXVH. 511. XXVIII. 507. Zimmermann, Dr. G. XLVIH. 273. Zitelmann, E. XXXVII. 177. 217. XXXVIII. 513. 650. Zorn, Dr. Philipp. XXXVII. 651. XXXIX. 157. XLH. 541. XLV. 439. Ztesch, Dr. F. XLV. 61. XLVI. 70.

III. Sachregister.

1. Geschichte und Politik. Eine diplomatische Sendung des großen Churfürsten. (Theodor Wenzelburger.) XXVI. 64. Nochmals die Briefe der Weserzeitung. (H. v. Treitschke.) XXVI. 104. Die spanische Thronfolge. (W.) XXVI. 108. Graf Benedetti. (E. Frensdorff.) XXVI. 192. Das diplomatische Borspiel des Krieges. (W.) XXVI. 222. Die Feuerprobe des norddeutschen Bundes. (H. v. Treitschke.) XXVI. 240. Die Rüstungswochen. XXVI. 271. Deutschland in der französischen Zeit. (Rudolf Ufinger.) XXVI. 297. Die deutschen Forderungen von 1815. (W.) XXVI. 344. Was fordern wir von Frankreich. (H. v. Treitschke.) XXVI. 367.

Prevost-Paradol. (E. Frensdorff.) XXVI. 460. Politische Corrpondenz. (W.) XXVI. 502. XXVIII. 87.209.323.432.683. XXIX 110. 243. 369. 541. 756. XXX. 106. 220. (—er). 332. 475. 607. XXXI. (H.) 95.203. 354.561.577.700. XXXII. 110. 360. 592.715. XXXIII. 87.198. (W.) 418. 511. XXXIV. 314. 431. XXXV. 91. 323. 684. XXXVI. 455. 715. XXXVII. 97.197.555. XXXVIII. 451. 551. XXXIX. 98. 326. 435. 542. XL. 101. 461. XLIII. 110. 221. 437. 649. XLIV. 671. XLV. 96. XLVI. 544. Unsere Klagen über England. (R. Pauli.) XXVI. 515. Luxemburg und das deutsche Reich. (H. von Treitschke.) XXVI. 605. . Die süddeutsche Frage. (W.) XXVI. 612.

in.

Sachregister.

Aus Moskau. Klage eines Deutschen über die rusfische Presse. (F.) XXVI. 621. Zur Beurtheilung der französischen Revo­ lution.' (H. Baumgarten.) XXVI. 651. Die Verträge mit den Südstaaten. (H. v. Treitschke.) XXVI. 684. Der politische Zustand Frankreichs. (R. Uflnger.) XXVH. 26. Die deutsche Frage 1813—1815. (Wilhelm Maurenbrecher.) XXVII. 39. Die bonapartistischen Emissäre. (I. Frensdorff.) xxvn. 61. Aus dem österreichischen Rothbuch. XXVH. 111. Parteien und Fractionen. (H. v. Treitschke.) xxvn. 175 Deutsche und italienische Einheit. (Wilh. Lang.) XXVH. 208. Straßburgische Geschichtsschreibung. (E. Frensdorf.) XXVH. 274. Charles von Diller und seine deutschen Bestrebungen. (W. v. Biggen.) XXVII. 288. Das Ministerium Dalwigk auch im neuen Reiche. XXVH. 368. Am Schluß des Krieges. (W.) XXVH. 376. Briefe deutscher Gelehrter und Napoleon m. xxvn. 388. Correspondenz aus Süddeutschland. (W. Lang.) XXVH. 487. Die Politik Friedrich des Großen. (W. Maurenbrecher.) XXVH. 543. Professor Adolf Schottmüller. (C. Curtius.) xxvn. 614. Deutsche Stände und deutsche Parteien einst und jetzt. (Nitzsch.) XXVII. 627. Der Patriotismus Machiavelli's. (Karl Knies.) XXVn. 665. Eulogius Schneider und die Revolution im Elsaß. (K. Mendelsohn-Bartholdy.) xxvin. 50. Die preußisch-italienische Allianz von 1866. (Heinrich Hornberger.) XXVIII. 132. 217. 392. 610. XXX. 162. Die Anfänge der Hansa in ihrem histo­ rischen Zusammenhänge. (R. Ufinger.) xxvin. 160. Dom Württembergischen Landtag. XXVni. 195. Fr. Palacky, ein deutscher Historiker wider Willen. (C. Grünhagen.) XXVni. 239. Sechs Jahre österreischicher Politik. (Karl von Noorden.) XXVIH. 354.641. Eine Mahnung aus dem Elsaß. (C. T.) XXVIH. 444. Correspondenz aus Wien. XXVIII. 562. Das Buch Benedetti's. (W.) XXVUI. 570. Noch ein Wort über die Elsässischen Maires. (C. T.) XXVIH. 604

27

Oesterreich und das Deutsche Reich. (H. v. Treitschke.) XXVIH. 667. Italien und Rom. (O. Hartwig.) XXIX. 72. 162. Die Aufgaben des neuen Kultusministers. (H. v. Treitschke.) XXIX. 229. Aus Wien. XXIX. 240. Der Sprachen- und Rassenstreit in Bel­ gien. (Fr. Oetker.) XXIX. 257. Entstehung des Einheitstaats in Großbrittanien. (R. Pauli.) XXIX. 274. XXX. 68. 302. Die Entstehung der amerikanischen Union. (H. v. Holst.) XXIX. 292. 379. Ein neuer Beitrag zur Geschichte des Krieges von 1870—71. (E. T.) XXIX. 360. Eine Stimme aus Italien über das preußisch-italienische Bündniß von 1866. (S. Jacini.) XXIX. 513. Ungarn und die Sachsen in Siebenbürgen. (Aus Hermanstadt.) XXIX. 629. Stein und Schön im Frühjahr 1813. XXX. 213. Die oberrheinische Tiefebene und das deutsche Reich im Mittelalter. (Nitzsch.) XXX. 239. 341. Karl Bertram Stüve. (F. Frensdorff.) XXX. 266. XXXI. 589. XXXII. 176. Das zweite Kaiserreich. (Geffcken.) XXXI. 1.140. Das Zweikammersystem und das Herren­ haus. (H. v. Treitschke.) XXXI. 221. Mirabeau. (K. Mendelssohn-Bartholdy.) XXXI. 361. Die Sage von der Bestattung Karl des Großen. (Theodor Lindner.) XXXI. 431. Schön und Niebuhr. (Mejer.) XXXI. 503. Die letzte Scholle welfischer Erde. (Hein­ rich von Treitschke.) XXXI. 644. Die Entstehung des deutschen Königthums. (G. Kaufmann.) XXXI. 653. Wie O'Connel zu Falle kam. (R. Pauli.) XXXI. 643. Das Ende der deutschen Nationalversamm­ lung. (Ferd. Fischer.) XXXII. 303. Zur Erinnerung an C. F. von Stockmar. (Heinrich Ullmann.) XXXH. 333. Franz Lieber. (R. Pauli.) XXXH. 429. Die inneren Zustände Polens vor der ersten Theilung. (Ernst v. d. Brüggen.) XXXH. 491. 605. A. L. von Rochau. (H. von Treitschke.) XXXII. 585. Bürgermeister Schmidt. (A. Lammers.) XXXII. 625. Johannes Brandis. (Ernst Curtius.) XXXII. 642. Die Gründung der Union. (I. O. Opel.) XXXIII. 121. Preußen, Land und Volk bis zur Ankunft

28

in. Sachregister.

des deutschen Ordens. (Karl Lohmeyer.) xxxm. 148. 225. Jean Rudvlf Thor-ecke. (Theod. Wenzel­ burger.) xxxm. 164. 237. Reichsfeindlich. (Ludwig Robert.) XXXIII. 179. Elsaß-Lothringen unter deutscher Verwal­ tung. XXXin. 269.388. 551. XXXIV. 404. 473. Sulu und das deutsche Reich. (Aflatikus.) XXXHI. 414. Schlesien und die Genesis des preußischen Staates. (Grünhagen.) XXXIII. 448. Die Lage des Deutschthums im ungarischen Staat. XXXIII. 471. Die Mitschuld des Elsasses am deutsch­ französischen Krieg. (Th. Renaud.) XXXIII. 499. Frankreich in den letzten drei Jahren. (W.) XXXIII. 644. Bund und Reich. (Heinrich v. Treitschke.) XXXIV. 513. Ein Beitrag zur Geschichte der sächsischen Politik. XXXIV. 550. Georg Bankroft's Geschichte der Vereinigten Staaten. (Friedrich Kapp.) XXXIV. 679. Die Acten stücke aus dem Arnimschen Pro­ zeß. (W.) XXXIV. 694. Die erste Theilung Polens und die Con­ stitution vom 3. Mai 1791. E. v. d. Brüggen.) XXXV. 6. 271. 465. RordalbingischeStudien. (Ritzsch.) XXXV. 62. 113. 221. England und Rußland im Orient. (L. Schneider.) XXXV. 557. Friedrich August, Freiherr von Hardenberg. Ein Lebensbild. (Von einem Mitglied der Familie.) XXXV. 581. XXXVI. 149. Die Session des Landtags. (W.) XXXVI. 129. Charles Sumner. (H. v. Holst.) XXXVI. 249. 357. Die orientalische Frage. (W.) XXXVI. 341. Der Minister Fhr. von Stein und der kaiserlich-russische Staatsrath Nikolaus Turgenief. (Dr. Pertz.) XXXVI. 449. Die Sendung Robinson's in's preußische Lager, Ans. August 1741. Nach archiQuellen. (K. Grün Hagen.) XXXVI. 460. Zum Kriege gegen Atchin. (L.) XXXVI. 516. Die Vorgänge in Baiern. (Aus München.) XXXVII. 558. Das Milliardenland und die Ideale un­ serer Zeit. (Julian Schmidt.) XXXVI. 593.

Das freie Suanetien.