Praxishandbuch Bibliotheksbau: Planung – Gestaltung – Betrieb 9783110403183, 9783110403138

The Practical Handbook of Library Construction deals with all aspects of building and equipping a library. It covers pla

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German Pages 539 [540] Year 2016

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Table of contents :
Inhalt
Vorwort
Bibliothek als Bauaufgabe
Bibliothek als architektonische Aufgabe. Von der Entwicklung der Gebäudetypologie und der Verschiebung der Schwerpunkte in der Bibliotheksarchitektur
Herausragende Bibliotheksbauten der vergangenen zehn Jahre – eine Aufforderung
Die Grüne Bibliothek. Ökologische Nachhaltigkeit bei Bibliotheksbau und -ausstattung
Standortwahl
Außenraumtypologien an Bibliotheken
Verfahrensschritte zur Realisierung eines innovativen Bauvorhabens. Das Beispiel des Gemeinsamen Bibliotheksgebäudes von Universität und Hochschule Osnabrück auf dem Campus Westerberg
Flächenbedarf von Hochschulbibliotheken
Bibliotheken bauen im Bestand
Bibliotheksbau im Bestand – oder: Die Liebe zum Unikat
Modernisierung und Sanierung von Bibliotheksbauten. Aus einem bestehenden Gebäude etwas Neues machen
Sanierung und Neukonzeption bestehender Bausubstanz. Das Beispiel der Universitätsbibliothek Konstanz
Nachnutzung versus Neubau. Das Beispiel RW21 Stadtbibliothek Bayreuth
Räume gestalten
Lernräume der Zukunft – Perspektiven junger Gestalter
Die Schulbibliothek
Die Jugendbibliothek. Erlebnis- und Kommunikationsort
Die Kinderbibliothek
Makerspaces – Bibliotheksräume für Macher
Das zukunftsfähige Bib-Office
Barrierefreiheit – eine Herausforderung?!
Umgebungsbedingung: Licht
Bodenbeläge für Bibliotheken
Partizipatives Gestalten
Bibliothekstechnik
Leitsysteme – Funktion und Entwicklungsprozesse
RFID und moderne technische Infrastruktur
Präsentation digitaler Medien im physischen Raum
Hochregallager – ein neuer Weg der Magazinierung. Die Kooperative Speicherbibliothek Schweiz. Eine Luzerner Fallgeschichte mit Exkursen
Brandschutz, Sicherheit und Notfallvorsorge
Klimaregulierung. Bau- und Klimakonzepte für Räume zur Aufbewahrung, Nutzung und Präsentation von Altbeständen
Management im Kontext von Bauprojekten
Bibliotheksumzug
Change Management – Best Practice wider den Widerstand. Beispiele aus der Stadtbibliothek Nürnberg und der Staatsbibliothek Bamberg
Betriebsmanagement. Dargestellt am Beispiel der ETH-Bibliothek Zürich
Gebäudemanagement
Aufenthalt und Aufenthaltsmessung im physischen Bibliotheksraum
Öffentlichkeit durch Bibliotheksarchitektur – von innen und außen betrachtet
Bibliotheksgebäude auf dem Prüfstand. Kennzeichen, Betrieb und Evaluation – ein Fragenkatalog
Anhang
Bibliotheken planen, bauen und ausstatten. Eine Auswahlbibliografie
Autoren & Herausgeber
Abkürzungen
Index
Recommend Papers

Praxishandbuch Bibliotheksbau: Planung – Gestaltung – Betrieb
 9783110403183, 9783110403138

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Praxishandbuch Bibliotheksbau

Praxishandbuch Bibliotheksbau Planung – Gestaltung – Betrieb Herausgegeben von Petra Hauke und Klaus Ulrich Werner

DE GRUYTER SAUR

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in den Texten in der Regel das generische Maskulinum dann verwendet, wenn kein biologisches Geschlecht gemeint ist (Sexus) oder männliche und weibliche Personen gleichermaßen gemeint sind (Genus, grammatisches Geschlecht). Dies beruht nicht auf einer Diskriminierung des weiblichen Geschlechts. Das Buch richtet sich gleichermaßen an Leserinnen und Leser.

ISBN 978-3-11-040313-8 e-ISBN (PDF) 978-3-11-040318-3 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-040323-7 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2016 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Umschlagabbildung: Universitätsbibliothek Freiburg, © K. U. Werner Satz: Dr. Rainer Ostermann, München Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck ♾ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com

Inhalt Vorwort 

Inhalt

 IX

Bibliothek als Bauaufgabe Marina Stankovic und Tobias Jortzick Bibliothek als architektonische Aufgabe Von der Entwicklung der Gebäudetypologie und der Verschiebung der Schwerpunkte in der Bibliotheksarchitektur   3 Ulrich Niederer Herausragende Bibliotheksbauten der vergangenen zehn Jahre – eine Aufforderung   17 Melanie Padilla Segarra und Petra Hauke Die Grüne Bibliothek Ökologische Nachhaltigkeit bei Bibliotheksbau und ‑ausstattung  Konrad Umlauf Standortwahl 

 30

 42

Irene Lohaus Außenraumtypologien an Bibliotheken 

 58

Felicitas Hundhausen Verfahrensschritte zur Realisierung eines innovativen Bauvorhabens Das Beispiel des Gemeinsamen Bibliotheksgebäudes von Universität und Hochschule Osnabrück auf dem Campus Westerberg   72 Bernd Vogel Flächenbedarf von Hochschulbibliotheken 

 101

Bibliotheken bauen im Bestand Robert Niess Bibliotheksbau im Bestand – oder: Die Liebe zum Unikat 

 113

VI 

 Inhalt

Oliver Kohl-Frey Modernisierung und Sanierung von Bibliotheksbauten Aus einem bestehenden Gebäude etwas Neues machen 

 124

Michael B. Frank Sanierung und Neukonzeption bestehender Bausubstanz Das Beispiel der Universitätsbibliothek Konstanz   136 Jörg Weinreich Nachnutzung versus Neubau Das Beispiel RW21 Stadtbibliothek Bayreuth 

 158

Räume gestalten Klaus Ulrich Werner Lernräume der Zukunft – Perspektiven junger Gestalter  Birgit Lücke und Angelika Holderried Die Schulbibliothek   198 Kerstin Keller-Loibl Die Jugendbibliothek Erlebnis- und Kommunikationsort  Sabine Brunner Die Kinderbibliothek 

 212

Inhalt

 224

Gabriela Lüthi-Esposito Makerspaces – Bibliotheksräume für Macher  Jutta Eiberger Das zukunftsfähige Bib-Office 

 250

Šárka Voříšková Barrierefreiheit – eine Herausforderung?!  Peter Dehoff Umgebungsbedingung: Licht  Roman Rabe Bodenbeläge für Bibliotheken 

 238

 271

 281

 259

 177



Inhalt 

Jens Ilg und Robert Zepf Partizipatives Gestalten 

 VII

 295

Bibliothekstechnik Anna-Katharina Huth Leitsysteme – Funktion und Entwicklungsprozesse 

 311

Frank Seeliger, Jan Kissig und Ricardo Frommholz RFID und moderne technische Infrastruktur   326 Janin Präßler Präsentation digitaler Medien im physischen Raum 

 336

Ulrich Niederer Hochregallager – ein neuer Weg der Magazinierung Die Kooperative Speicherbibliothek Schweiz. Eine Luzerner Fallgeschichte mit Exkursen   345 Milena Pfafferott Brandschutz, Sicherheit und Notfallvorsorge 

 360

Christine Sauer Klimaregulierung Bau- und Klimakonzepte für Räume zur Aufbewahrung, Nutzung und Präsentation von Altbeständen   372

Management im Kontext von Bauprojekten Martin Lee Bibliotheksumzug 

 385

Ilona Munique Change Management – Best Practice wider den Widerstand Beispiele aus der Stadtbibliothek Nürnberg und der Staatsbibliothek Bamberg   401 Susanne Benitz und André Reichmuth Betriebsmanagement Dargestellt am Beispiel der ETH-Bibliothek Zürich 

 413

VIII 

 Inhalt

Christian Kuhlmann Gebäudemanagement 

 422

Julia Weis Aufenthalt und Aufenthaltsmessung im physischen Bibliotheksraum Dirk Wissen Öffentlichkeit durch Bibliotheksarchitektur – von innen und außen betrachtet   445 IFLA Library Buildings and Equipment Section Bibliotheksgebäude auf dem Prüfstand Kennzeichen, Betrieb und Evaluation – ein Fragenkatalog 

Anhang Petra Hauke Bibliotheken planen, bauen und ausstatten Eine Auswahlbibliografie   475 Autoren & Herausgeber  Abkürzungen  Index 

 516

 512

 508

 459

 432

Vorwort Vorwort Wissensspeicher, Oase, Lernort, öffentlicher Ort, gar „Public Paradise“1 – wie soll die Bibliothek als physischer Ort im digitalen Zeitalter aussehen? Entgegen allen Unkenrufen – „Wozu noch Bibliotheken – wir haben doch das Internet!“ – boomt der Bau von neuen, attraktiven Bibliotheken weiterhin weltweit, und nicht nur am Tag ihrer Eröffnung werden sie von den Besuchern geradezu gestürmt. Die Renaissance der Bibliothek im digitalen Zeitalter ist ein Wiederentdecken der Bibliothek als Raum, ein Paradigmenwechsel, der in seiner bisher extremsten Ausprägung im viel beachteten Neubau Dokk1 im dänischen Århus2 zu erleben ist. Die Bibliothek für morgen ist gemeinsamer Lernort und öffentliches Wohnzimmer3, Ort der „Bibliothekskonzentration“4 und Denkraum (frei nach Aby Warburg), Ort der Medienkonvergenz, ein kommunikativer und sozialer Ort, ein unverzichtbarer kommunaler Bildungsort und Ort der Freizeitgestaltung – radikal transformiert vom buchorientierten Wissensspeicher zum nutzerorientierten „Third Place“ im Sinne des Soziologen Ray Oldenburg – dabei durchaus architektonisch auch klassische Symbolformen wie die Rotunde zitierend, wie z. B. bei der 2013 eröffneten neuen Bibliothek in Birmingham5, ohne jedoch auf futuristische Anmutung zu verzichten. Die Einzigartigkeit von Bibliotheken funktioniert im digitalen Zeitalter selbst dann, wenn sich künftig immer weniger gedruckte Bücher darin finden, die für die junge Generation schon jetzt kaum mehr das Leitmedium darstellen. Im Zentrum bibliothekarischer Arbeit steht der Mensch, nicht mehr der Bestand – was ein englischer Slogan passend auf den Punkt bringt: „It’s all about people!“ Nüchtern ausgedrückt, geht es darum, Bibliotheksräume zu entwickeln im Sinne einer Anpassung an veränderte Bedürfnisse unserer Nutzer. Doch was sind die baulichen und gestalterischen Voraussetzungen von funktionalen und inspirierenden Bibliotheksräumen, in denen sich die Besucher als willkommene Gäste gerne aufhalten? Sind dies die Leitbilder von morgen: so cool wie ein Apple-Store, so gemütlich wie ein Starbucks-Café und so inspirierend wie der Coworking Space eines IT-Startups? Es geht in diesem Praxishandbuch um Gestaltung von Bibliotheksräumen, um die Anpassungsfähigkeit an die kommenden Bedürfnisse der Nutzer, es geht aber auch um funktionale Inszenierungen, um das „Kuratieren“ von Bibliotheksflächen. Es geht um Bibliotheksutopien aus der Sicht junger Designer (Wettbewerb „Lernräume der Zukunft“), um adäquates Design für spezifische Zielgruppen („Design for all“6, z. B. für Kinder, Jugendliche, Studierende, Menschen mit Einschränkungen), um das Ent1 Vgl. u. a. Henning 2009. 2 http://www.urbanmediaspace.dk/en/dokk1 (23.11.2015). 3 Vgl. Funke 2005. 4 Fansa 2008, S. 10. 5 http://libraryofbirmingham.com/ (23.11.2015). 6 Vgl. u. a. Pasel 2014.

X 

 Vorwort

decken neuer Flächen (Außenräume, Makerspaces) und um die Anpassung bestehender Räume und Flächen an aktuelle und zukünftige Bedürfnisse (Bibliotheksbau im Bestand). Neue Ansätze bei Planung und Management sind uns dabei ein besonderes Anliegen (Partizipation von Mitarbeitern und Nutzern, Veränderungsmanagement, Umzugsplanung, Betriebs- und Gebäudemanagement). Fragen der Effizienz und Wirtschaftlichkeit (Standortwahl, Bestandslagerung, Ökologische Nachhaltigkeit) ziehen sich wie ein roter Faden durch viele Themenbeiträge. Bei der Auswahlbibliografie mussten wir uns aus Platzgründen sehr beschränken – für weitere Nachweise sei auf die in der Bibliografie genannten Quellen verwiesen. Der vorliegende Band legt den Schwerpunkt auf die Praxis beim Bauen und Gestalten von Bibliotheken. Grundlagen, Maße und Zahlen vermittelte bislang der DIN Fachbericht 13. In Zukunft wird eine Norm, die DIN 67700 Grundlagen der Bauund Nutzungsplanung von Bibliotheken und Archiven, maßgebend sein, die beim Erscheinen des Praxishandbuchs als Entwurfsfassung vorliegen soll. Wir verzichten deshalb ganz bewusst auf Beiträge zu allen Standardthemen in Zusammenhang mit Flächenberechnungen (Regale, Magazine, Arbeitsplätze), denn dazu wird die neue DIN erschöpfend die verbindlichen Grundlagen bieten. Der Dank der Herausgeber geht an alle beteiligten Autoren für ihre Bereitschaft, trotz mitunter zeitgleicher eigener Bauprojekte einen Beitrag für dieses Handbuch zu leisten. Ihre Expertise, erwachsen aus eigenen Erfahrungen, ist von großem Wert für alle, die ein solches Projekt noch vor sich haben. Ein Dank geht auch an die Fotografen, die uns das für eine solche Publikation unverzichtbare Bildmaterial in hoher Qualität zur Verfügung stellten. Last but not least danken wir dem Verlag de Gruyter Saur für die Anregung zu diesem Publikationsprojekt, das uns ermöglichte, die Quintessenz aus früheren Publikationen zum Thema Bibliotheksbau hier einfließen zu lassen, und für die verlegerische Betreuung. Petra Hauke Klaus Ulrich Werner Berlin, im November 2015

Literatur und Internetquellen DIN, Deutsches Institut für Normung (2009). DIN-Fachbericht 13, Bau- und Nutzungsplanung von Bibliotheken und Archiven (3. Aufl.). Berlin: Beuth. Eigenbrodt, O. (2006). Living rooms und meeting places: Aktuelle Annäherungen an den Raum der Bibliothek. In P. S. Ulrich (Hrsg.), Die Bibliothek als öffentlicher Ort und öffentlicher Raum = The public library as a public place and public space (S. 47–61). Berlin: BibSpider. Fansa, J. (2008). Bibliotheksflirt: Bibliothek als öffentlicher Raum. Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/oa/books/reOk3GeXGKXw/PDF/28XaSCmGsBFzY.pdf (22.11.2015).



Vorwort 

 XI

Fansa, J. (2015). Wie geht es weiter am Dritten Ort? Der enthierarchisierte Bibliotheksraum. Plattform für Kulturtechniken und gesellschaftlichen Dialog. BuB, Forum Bibliothek und Information, 67(7), 438–439. Funke, J. (2005). Das Wohnzimmer der modernen Kommune: Creating Public Paradise. Der Bau Öffentlicher Bibliotheken im 21. Jahrhundert. BuB, Forum für Bibliothek und Information, 57(1), 64–67. Dazu: Europarat, Kulturausschuss: Gemeinsame Empfehlung für die „Erschaffung des öffentlichen Paradieses“. Ebd., S. 66. Henning, W. (2009). Creating Public Paradise: Moderne Anforderungen an Bibliotheksbauten. Umrisse, Zeitschrift für Baukultur, 9(1), 10–12. Oldenburg, R. (1999). The great good place: Cafés, coffee shops, bookstores, bars, hair salons, and other hangouts at the heart of a community (3. Aufl.). Cambridge: Da Capo Press. Oldenburg, R. (2009). Celebrating the Third Place: Inspiring stories about the great good places at the heart of our communities. New York: Da Capo Press. Pasel, R. (2014). Bibliotheken im Wandel: Zwischen Wissensspeicher und Access for All. In R. Pasel (Hrsg.), Access for all (S. 7–13). Berlin: Universitätsverlag der TU Berlin. Ulrich, P. S. (Hrsg.) (2006). Die Bibliothek als öffentlicher Ort und öffentlicher Raum = The public library as a public place and public space. Berlin: BibSpider. Werner, K. U. (2014). Wissensspeicher, Oase oder Lernort: Bibliotheken im digitalen Zeitalter. MünchnerUni Magazin, Zeitschrift der Ludwig-Maximilians-Universität München, (4), 12–13.

Bibliothek als Bauaufgabe

Marina Stankovic und Tobias Jortzick

Bibliothek als architektonische Aufgabe Von der Entwicklung der Gebäudetypologie und der Verschiebung der Schwerpunkte in der Bibliotheksarchitektur

Einleitung Noch vor 50 Jahren waren Bücher die geläufigste Form der Wissensbeschaffung und ‑verbreitung. Die Welt drehte sich langsamer und es dauerte Jahre, bis Wissen veraltet war. Das Schaffen von Kompetenzen und Wissen war verbunden mit dem intensiven Studium der Bücher. Bibliotheken waren Elfenbeintürme für eine gebildete Elite, präsentierten sowohl Reichtum wie Macht, stehen heute noch für Ideale der Bildung und gehören neben Wohn- und Religionsbauten zu den ältesten Gebäudetypologien in der Menschheitsgeschichte.

1 Die Bibliothek als Bauaufgabe Mit der Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg und die damit verbundene Vermehrung gedruckter Medien rückte auch die eigenständige Auseinandersetzung mit der Bauaufgabe Bibliothek und deren Innenraumgestaltung als Ort der Lagerung und Bereitstellung von Medien in den Mittelpunkt. Verwiesen sei an dieser Stelle auf die Arbeiten von Gabriel Naudé (1627), Etienne-Louis Boullée (1785)1, Leopoldo della Santa (1816) und Léon de Laborde (1845). Grundsätzlich lässt sich heute rückblickend feststellen: Gleich welchen Anspruch man an den Bibliotheksbau im Laufe der Geschichte auch haben mochte, so musste die Bibliothek doch zu jeder Zeit den folgenden vier, sich ständig ändernden Grundkriterien2 genügen: –– Form des Mediums (Papierrollen, Zeitschriften, Bücher, Digitalisate) –– Wechselnde Art der Benutzung –– Steigende Masse an Medien –– Stilwandel und Weiterentwicklung der Bau- und Konstruktionstechniken Mit der Verbreitung der PCs und der kommerziellen Nutzung des Internets stellen heute die Vielzahl der unterschiedlichen Medien, deren digitale wie auch physische

1 Das berühmte Modell wird erläutert in einer Ausstellung der Französischen Nationalbibliothek: http://expositions.bnf.fr/boullee/plan/index.htm (27.10.2015). 2 Vgl. Thompson 1984.

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 Marina Stankovic und Tobias Jortzick

Archivierung und die damit verbundene Fülle an Nutzungsmöglichkeiten die Planung von Bibliotheksbauten und Bibliotheksinnenräumen vor neue Herausforderungen. Der Prozess der Digitalisierung als virtueller Raum ersetzt teilweise den physischen Raum, führt zur Mobilität und zur Irrelevanz des Aufenthaltsortes. Menschen sind heute nicht mehr an bestimmte Orte gebunden, um Informationen aufzunehmen oder um zu lernen. Während in der Vergangenheit die Lese- und Schreibfähigkeit die entscheidende Voraussetzung war, um Wissen erwerben zu können, muss heute auch Medienkompetenz als eine Schlüsselqualifikation erworben werden. Die Fertigkeiten der Selektion und Priorisierung wiederum brauchen Inspiration, Bildung und Kommunikation; daher brauchen Menschen trotz wachsender Individualisierung einen physischen Ort der Kommunikation. Die Bibliothek kann diesen bieten.

2 Nationalbibliotheken – Orte der Kontinuität Trotz der Veränderung der Medien und des Nutzerverhaltens behielten einige Bibliothekstypologien über die Jahrhunderte hinweg ihre Aktualität, wie z. B. die Nationalbibliotheken. Aufgabe dieser Bibliothekstypologie war das Sammeln und Aufbereiten aller publizierten Werke einer Nation und somit das Bilden eines nationalen Gedächtnisses bzw. kulturellen Erbes. Würden alle Nationalbibliotheken in einem Netzwerk zusammengeschlossen werden, ergäben sich ein globaler Wissensaustausch und ein globales Gedächtnis. Durch das Hauptziel des Sammelns und Erhaltens ist diese Bibliothekstypologie zur permanenten Erweiterung gezwungen, sodass Flexibilität und neue Bauvorhaben unvermeidlich werden. Ein markantes Beispiel für die anhaltende Bedeutung der Nationalbibliotheken als Träger des kulturellen Erbes ist der Neubau der Bibliothèque nationale de France in Paris (1989–1995) von Dominique Perrault. Dieses Gebäude kann als zentraler Baustein der Grands traveaux, die von François Mitterrand initiiert wurden, betrachtet werden. Sein Maßstab und Anspruch geht weit über die Funktion einer Bibliothek hinaus und knüpft an die monumentalen Bauvorhaben von Ludwig XIV. an. Die Stärke dieser Architektur liegt in ihrem radikalen Minimalismus. Durch den bewussten Umgang mit Leere und das Platzieren eines Waldes im Zentrum des Gebäudes stellte Perrault den herkömmlichen Bibliotheksbau auf den Kopf. Da er sich eines städtebaulichen Mittels bediente, indem er einen urbanen Platz erzeugte, kann die Bibliothek, je nach der Position des Betrachters, in vielfältiger Weise wahrgenommen werden. Die vier Archivtürme – als offene Bücher konzipiert – bilden den leicht lesbaren Rahmen für den Inhalt des Gebäudes. Bei Annäherung an das Gebäude und durch das Betreten des Gebäudesockels treten die Türme jedoch in den Hintergrund und der Besucher nimmt die collagierte Natur, eingebettet im Zentrum der Bibliothek,



Bibliothek als architektonische Aufgabe 

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wahr. Dieser Wald prägt die Atmosphäre der umgebenden Innenräume und betont die Zurückgezogenheit und den meditativen Mikrokosmos zwischen Mensch und Buch. Das Raumprogramm platziert die Bücher oberirdisch, während den Besuchern die großzügigen Lesesäle darunter zugeordnet werden. Durch den Wettbewerb von 1989, bei dem 244 Beiträge eingereicht wurden, ist ein eindrucksvolles Beispiel für die anhaltende symbolische und wissenschaftliche Bedeutung von Nationalbibliotheken gegeben worden – wenngleich heute sowohl gelobt als auch kritisiert. Es war erklärte Absicht, ein Symbol für die französische Nation und zugleich die modernste Bibliothek der Welt zu schaffen. Nicht ganz so streng wie in Paris, jedoch mit einer ähnlichen funktionalen und programmatischen Ausrichtung, wurden auch andere Nationalbibliotheken erweitert und erneuert. Zwei solcher Beispiele sind die Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig (2011) durch die Architektin Gabriele Glöckler und die Nationale Technische Bibliothek in Prag (2009), vom Architekturbüro Projektil Architekti realisiert.

Abb. 1: Prag, Nationale Technische Bibliothek © K. U. Werner.

Während die Nationalbibliotheken das literarische Erbe bewahren, wird das administrative Erbe durch die Nationalarchive erfasst und aufbereitet. Es ist jedoch eine Tendenz erkennbar, die Typologie der Archive um Museums- und Bibliotheksfunktionen zu bereichern, um mehr öffentliche Aufmerksamkeit zu erreichen. Diese hybriden Ausrichtungen sind oftmals aus der Not geboren, um Budgetkürzungen zu begegnen und um Synergien auf der Suche nach neuen Mitteln zu erzeugen. Ein bekanntes

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 Marina Stankovic und Tobias Jortzick

Beispiel aus Deutschland ist das Historische Archiv der Stadt Köln, das nach dem Einsturz im Jahre 2009 die Gelegenheit eines Neubaus nutzt, um die Zusammenführung von Bibliotheks-, Museums- und Archivfunktionen unter einem Dach zu planen. Archive öffnen sich zwar langsam für die Öffentlichkeit, sehen ihre Hauptaufgabe jedoch weiterhin in der Erhaltung, Restaurierung und Katalogisierung von schriftlichen Dokumenten. Damit unterscheiden sie sich typologisch von Bibliotheken, die sich räumlich zu ihrer Umgebung hin öffnen, während Archive weiterhin introvertiert und kompakt organisiert werden, nicht zuletzt, um den klimatischen Anforderungen an die Archivalien gerecht zu werden.

3 Öffentliche Bibliotheken – Lebensräume Der Auslobungstext3 für die neue Stadtbibliothek in Helsinki aus dem Jahr 2011 stellte einige interessante Fragen, verbunden mit einfachen, aber starken Aussagen: Bibliotheken sind Orte, um kulturelles Leben und das Lernen (besonders das lebenslange Lernen) zeitgemäß zu ermöglichen. Die Auslobung definierte die zentralen Fragen im Zusammenhang mit der Bibliothek wie folgt: Wollen wir, dass die Bibliothek dies auch weiterhin zur Verfügung stellt? Halten wir es für entscheidend, dass in einer zunehmend internationaleren, komplexeren und multikulturelleren Welt die Finnen weiterhin Zugriff erhalten auf umfangreiche, zuverlässige, qualitativ hochwertige Informationsquellen, um zu Erkenntnis und Inspiration zu gelangen? Wollen wir die Menschen in Finnland mit dem Überlebensnotwendigen ausstatten, um erfolgreich zu sein? Wenn dies tatsächlich das ist, was wir wollen, wenn unsere Zukunftsvision die beste Bibliothek der Welt ist, haben wir eine Mission und können uns an die Arbeit machen.4

Wie kann man jedoch das mitunter als verstaubt wahrgenommene Bild der Öffentlichen Bibliotheken in eine inspirierende Lernlandschaft verwandeln? Dieser Anspruch konfrontiert die Öffentlichen Bibliotheken mit einer großen Herausforderung auf der typologischen Ebene. Bibliotheken müssen lernen, sich in Zeiten von Haushaltskürzungen und Finanzkrisen auf dem Markt zu behaupten. Auch wenn das Personal hoch qualifiziert und motiviert sein mag, stehen die Verwaltungsstrukturen oft nicht hilfreich zur Seite, wenn schnelles Entscheiden und Reagieren Not tut. Stellt man die Stärken und Potenziale der Bibliothek den Schwächen und Bedrohungen gegenüber, so werden die notwendigen Veränderungen der Öffentlichen Bibliothek offensichtlich. Hier rückt nun der Bibliotheksnutzer in den Mittelpunkt der Planung. 3 Vgl. auch http://competition.keskustakirjasto.fi/ (05.11.2015). 4 Helsinki Central Library Review Report. Helsinki, 2008, S. 4 (nicht online publiziert).



Bibliothek als architektonische Aufgabe 

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Einen Ansatz, der diese Fokussierung berücksichtigt, lieferte Andrew McDonald, Experte im Bereich des Bibliotheksbaus, im Jahr 1996 durch die Entwicklung neuer Rahmenqualitäten für den Bibliotheksbau.5 Dabei brach er mit den älteren FaulknerBrown’schen Gesetzen6 und setzte einen neuen Trend: Die Herausforderungen bei der Planung wissenschaftlicher Bibliotheken für morgen sind sehr verschieden von den siebziger Jahren, als Harry Faulkner-Brown, ein gut etablierter britischer Architekt, der für die Gestaltung vieler Bibliotheksgebäude auf der ganzen Welt verantwortlich war, als erster einige wünschenswerte Eigenschaften benannt hat, die allgemein als die ‚zehn Gebote‘ zur Planung von Bibliotheken bekannt wurden (Faulkner-Brown 1979; 1998; 1999). Er schlug vor, eine Bibliothek sollte flexibel, kompakt, leicht zugänglich, erweiterbar, abwechslungsreich, organisiert, komfortabel, konstant gegenüber der Umwelt, sicher und wirtschaftlich errichtet werden. Zuerst in den sechziger Jahren diskutiert, ist es nicht verwunderlich, dass einige der Begriffe jetzt ganz andere Bedeutungen und Schwerpunkte sich beachtlich geändert haben.7

Die zehn Qualitätsanforderungen8 von Andrew McDonald lassen sich wie folgt zusammenfassen: Qualitätsanforderungen

Merkmale

funktional

gut funktionieren, gut aussehen und dauerhaft haltbar sein

anpassungsfähig

flexibel, veränderbar in der Nutzung sein

zugänglich

leicht zugänglich, einfach nutzbar und die Unabhängigkeit fördernd

vielseitig

große Auswahl an unterschiedlichen Lernräumen und verschiedenen Medien

interaktiv

gut organisierte Räume, die den Kontakt zwischen Nutzern und Dienstleistungen fördern

förderlich

hochgradig motivierend und inspirierend

umweltgerecht

bezogen auf Nutzer, Medien und Ausstattung

sicher und gesichert

für Menschen, Sammlungen, Ausstattung, Daten und Gebäude

effizient

in Raum-, Personal- und Betriebskosten

geeignet für Informationstechnologie

flexible Bereitstellung für Nutzer und Beschäftigte

„Sex-Appeal“ oder „Wow-Faktor“

Räume, die begeistern

5 McDonald 1996a, McDonald 1996b. 6 Vgl. Faulkner-Brown 1981; Faulkner-Brown 1997; Naumann 2009. 7 Vgl. McDonald 2006, S.  2 (dt. Übers. M. Stankovic nach Naumann 2009). 8 Vgl. McDonald 2006.

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 Marina Stankovic und Tobias Jortzick

Wie man an diesen Kriterien bereits deutlich ablesen kann, denkt McDonald die technologischen Entwicklungen mit bzw. voraus und bezieht sie in die Planung ein. Bereits vor McDonald stellte Elmar Mittler in Anbetracht des fortschreitenden technologischen Wandels die Frage nach zukünftigen Bibliothekskonzeptionen und formulierte drei Forderungen9 für die zukünftige Gestaltung: –– Mitarbeiterplätze sollten als EDV-Arbeitsplätze ergonomisch gestaltet sein. –– Katalogbereiche der Bibliotheken müssen als Online-Kataloge gestaltet sein. –– Die Lesebereiche müssen in einer Teilflexibilität die Umgestaltung von Buchstellflächen in Flächen für elektronische Arbeitsplätze ermöglichen. Zudem stellt Mittler fest, dass die Arbeitsplätze der Nutzer einer Vielzahl an technischen Forderungen genügen sollten. So sollten beispielsweise die Nutzung von Speichermedien, das Angebot an Textverarbeitungssoftware und geeignete Hardware für das Scannen von Texten am Arbeitsplatz zur Verfügung stehen. In der jüngsten europäischen Vergangenheit waren die skandinavischen Länder oft geneigt, neue Wege zu gehen. Sie hoben die Standards sowohl auf dem Gebiet der Architektur und wie auch der sozialen Entwicklung weiter an und entwickelten eine Vorbildfunktion im europäischen Kontext. Im direkten Vergleich mit anderen Ländern, z. B. bei der PISA-Studie, steht Finnland für ein erfolgreiches Bildungskonzept. Der architektonische Wettbewerb für die öffentliche Stadtbibliothek in Helsinki konnte einige beispielhafte neue Konzepte präsentieren und neue Impulse für die Zukunft der Bibliothek entwickeln. Die programmatischen Anforderungen der Wettbewerbsausschreibung mutierten und hybridisierten die klassischen Bibliotheksfunktionen. So wurde der Raum für die Präsentation der Medien reduziert, um mehr Platz für Kommunikation und kulturelle Stimulation zu schaffen. Auf die klassischen Bibliotheksfunktionen entfallen nur noch ca. 35 % des gesamten Raumprogramms. Als ergänzende Funktionen kamen ein Lernzentrum, Multi-Media-Räume und Veranstaltungsräume, Kindergarten und Kinderbetreuung, Sauna und Spa-Einrichtungen usw. hinzu. Durch diese zusätzlichen Funktionen wird die typische Stadtbibliothek in eine Freizeit- und Bildungslandschaft verwandelt. Diese neu entstehende Institution wird allen Bürgern mit mehrsprachigen und interaktiven Inhalten zur Verfügung stehen. Neben der reinen Wissensvermittlung wird die neue Bibliothek auch ein Ort zur Förderung von Fähigkeiten und ein Ort der Unterhaltung sein. Richten wir nun den Blick nach Seattle, auf die Seattle Public Library (SPL) von 2004, die durch das niederländische Architekturbüro von Rem Koolhaas, OMA, realisiert wurde. Hier bestand die Ambition, die Bibliothek als Typologie neu zu definieren. Sie sollte sich nicht mehr ausschließlich dem Buch widmen, sondern ein Informationsspeicher sein, in dem alle Arten von Medien gesammelt werden. Da es immer einfacher wird, von überall und jederzeit auf Informationen zuzugreifen, wird 9 Vgl. Mittler 2002.



Bibliothek als architektonische Aufgabe 

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die Gleichzeitigkeit der Medien zur kuratorischen Herausforderung. Dies geschieht in der Seattle Public Library (SPL) in den sog. mixing chambers, die dem Austausch zwischen Bibliotheksnutzer und Bibliothekar dienen. Diese programmatische Verschiebung der Bibliotheksfunktionen äußert sich auch in der Formensprache des Gebäudes, das durch seine prominente Lage und selbstbewusste, optimistische Ausstrahlung bestrebt ist, ein öffentlicher Ort zu werden. Dies wird umso wichtiger, da gerade in Nordamerika, aber auch zunehmend in Europa, der öffentliche Raum durch überwachten ‚privaten‘, d.  h. kontrollierten privatwirtschaftlichen Raum (z.  B. Einkaufszentrum) ersetzt wird.10 In starkem Kontrast zur Seattle Public Library steht die Zentralbibliothek in Stuttgart, die 2011 durch den Architekten Eun Young Yi realisiert wurde. Hier entstand ein fast spiritueller Ort, an dem die Ordnung dominiert. Kirchen- oder palastähnliche Atmosphären lassen die Bibliothek zu einem Tempel des Wissens werden. Ein prunkvolles Gebäude, in der Architektursprache O. M. Ungers’11 verfasst, wird zu einer theatralischen Inszenierung von Licht, Schatten und Reduktion der Mittel.

Abb. 2: Stadtbibliothek Stuttgart, Galeriesaal © M. Lorenz.

10 Vgl. dazu auch die Definition von „Bibliothek als dritter Ort“, z. B. bei Barth 2015. 11 Oswald Mathias Ungers (1926–2007).

10 

 Marina Stankovic und Tobias Jortzick

4 U  niversitätsbibliotheken – gegensätzliche Konzepte Universitätsbibliotheken sind als Gebäudetypologie mit einer der anspruchsvollsten Benutzergruppen in Bezug auf Funktion und Effizienz konfrontiert. Studierende, Lehrer und Forscher benutzen die Bibliothek täglich, oft sogar über 24 Stunden an 7 Tagen in der Woche. Oft werden diese Bibliotheken einem speziellen Bereich der Forschung oder einer Fakultät zugeordnet und müssen das Verhältnis von Kommunikation und Konzentration der Nutzer fein austarieren. Die Notwendigkeit, zwischen dem studentischen Austausch in kleinen Gruppen und einer konzentrierten und ruhigen Umgebung zu vermitteln, ist von entscheidender Bedeutung für heutiges Studieren. Universitätsbibliotheken müssen beide Möglichkeiten, in unmittelbarer räumlicher Nähe zueinander, bereitstellen. Aufgrund ihrer geografischen Lage und auch ihrer jeweiligen Entstehungszeit werden die folgenden zwei Bauwerke häufig als Gegenposition innerhalb der Bibliotheksentwicklung kritisch verglichen: Die SLUB in Dresden und das IKMZ in Cottbus.

Abb. 3: Dresden, SLUB, Lesesaal © SLUB Dresden. Foto: H. Ahlers.

Die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB), 2003 vom Architekturbüro Ortner & Ortner realisiert, interpretiert und zelebriert den Lesesaal als monumentales Raumerlebnis und knüpft an die klassische



Bibliothek als architektonische Aufgabe 

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Repräsentationstypologie an. Von außen treten nur zwei Gebäuderiegel in Erscheinung, die die unterstützenden Funktionen beinhalten, während der Lesesaal unterirdisch angeordnet ist und nur durch zwei Oberlichter mit Tageslicht versorgt wird. Das Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum der BTU Cottbus – Senftenberg (IKMZ), von Herzog & de Meuron entworfen, verfolgt ein kleinteiligeres, komplexeres Raumkonzept mit zeitgenössischen Ideen und Freude an der Verwendung von Materialien und Farben, die der Identitätsstiftung des Ortes dienen. Das äußere Erscheinungsbild ist durch die gekrümmte Glasfassade, mit Buchstaben in Siebdruck beschriftet, ein Kunstprojekt in sich selbst und sorgt zugleich für die notwendige Verschattung der Lesebereiche. Das Regalsystem gliedert die Lesebereiche, die visuell über Lufträume und räumlich über gewundene Treppen und Galerien verknüpft sind. Verglichen mit diesen beiden räumlich sehr gegensätzlichen Konzepten geht die Philologische Bibliothek der Freien Universität Berlin von Norman Foster einen Mittelweg. Im räumlichen Rahmen des legendären Universitätsgebäudes aus den 1970er Jahren, von Josic Candillis Woods entworfen, füllt Norman Foster einen der bestehenden Innenhöfe mit der neuen Bibliothek aus. Der bibliothekstypische Lesebereich, der sich normalerweise zu einem offenen Atrium hin orientiert, wurde hierbei umgestülpt und terrassengleich an der Außenhaut, einer gewölbten textilen Fassade, entlang orientiert. Diese Umkehrung schafft überraschende, zurückgezogene Lesezonen, die sich jedoch im übergeordneten Raumkontinuum befinden. In diesem Gebäude erfährt die klassische Atriumstypologie eine moderne und überraschende Übersetzung in Raum, Material und Farbe. Eine weitere universitäre Gebäudetypologie ist das Lernzentrum, das eine lange Geschichte im angelsächsischen Raum aufweist. Ein neues und prominentes Beispiel ist das Rolex Learning Center in Lausanne, das 2012 durch das japanische Architekturbüro Sanaa realisiert wurde und Kommunikation und Lernen in einer künstlichen Landschaft ermöglicht. Die Architekten verbanden die verschiedenen Bausteine des Raumprogramms mit einer Erschließung, die sich um die Programmbereiche, fließend wie Wasser um Kieselsteine herum, positioniert. Bewegung und Transparenz, Blicke, die Innen und Außen verschmelzen lassen, bereichern das Raumerlebnis.12

12 Vgl. auch den Beitrag Außenraumtypologien an Bibliotheken von I. Lohaus in diesem Band.

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5 B  ibliotheken des 21. Jahrhunderts – Herausforderungen Flexibilität Im Gegensatz zu den 1960er und 1970er Jahren, als räumliche Flexibilität als ultimative Forderung galt, reduziert sich mittlerweile diese Forderung auf bestimmte Gebäudezonen. Ein prominentes Beispiel, in dem das Konzept der absoluten Flexibilität aufgegeben wurde, ist der Neubau der British Library in London. Dem Konzept lagen die Betrachtungen von Faulkner-Brown zugrunde, jedoch wurde die Forderung nach Flexibilität auf Kosten und Nutzen hin kontrovers diskutiert.

Raumprogramm Die Seattle Public Library dient als ein beispielhaftes Gebäude, in dem die Funktionsbereiche und deren Kombination leicht ablesbar und erlebbar präsentiert werden. Rem Koolhaas und sein Büro OMA arbeiteten sich durch die komplexen und widersprüchlichen Anforderungen, analysierten, wie das Programm neu geordnet werden kann, um einen wachsenden Medienbestand punktuell zu erweitern. Dabei entwickelten sie ein Regalsystem, verschiebbar und spiralförmig, das sich nach oben hin ausdehnen kann. Paul Goldberg beschreibt dieses Element wie folgt: Die Architekten sahen, dass bei älteren Bibliotheken, wo Bücher in Regalreihen und auf verschiedenen Etagen gelagert werden, Sammlungen willkürlich getrennt werden, da der Raum Begrenzungen schafft. Da aber das Dewey-Dezimalsystem eine kontinuierliche Reihe von Zahlen umfasst, fragten sie: Wieso können die Bücher nicht ebenso auf einer kontinuierlichen Reihe von Regalen gelagert werden? Und was, wenn die Regale in Form einer Spirale aufgewickelt werden? Die Architekten stellten fest, dass der Buchbestand wie in einem Rampenparkhaus auf schrägen Ebenen durch eine Rampe verbunden sein konnte. Der Bestand, der Spirale genannt wird, umfasst vier Geschosse in dem elf-stöckigen Gebäude. Diese Spirale ist öffentlich zugänglich, sodass man stöbernd an ihr entlangspazieren kann. Zu dieser Spirale führt eine Rolltreppe, chartreusefarbig, die die schrägen Ebenen durchdringt. (Die gesamte vertikale Erschließung des Gebäudes, darunter auch die Aufzugskabinen, sind chartreusefarbig.)13

Das besondere, räumliche Ergebnis der Seattle Public Library ist ein öffentlicher Raum innerhalb des Gebäudes, der konzeptionell nichts anderes ist als die Fortsetzung des öffentlichen Stadtraumes.

13 Goldberg, P. (2004). High-Tech Bibliophilie: Rem Koolhaas’ neue Bibliothek in Seattle ist ein veredelter, öffentlicher Raum. The New Yorker online, 24.05.2004 (dt. Übers. M. Stankovic, am 05.11.2015 nicht mehr online verfügbar).



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Erschließung Vergleicht man die städtebauliche Einbindung der Bibliothèque nationale de France mit der Philologischen Bibliothek der Freien Universität Berlin, besonders aus der Fußgängerperspektive, so können wir zwei einander gegenüberstehende Positionen beobachten: In Paris trennt sich die Bibliothek von der Stadt durch einen Sockel, der erklommen werden muss, während sich in Berlin das Gebäude in die bestehende Struktur der Freien Universität integriert.

Abb. 4: Lausanne, Rolex Learning Center © K. U. Werner.

Die Beziehung des Gebäudes zur Stadt und die Gestaltung des Übergangs zwischen dem Inneren und dem Äußeren definieren die Wahrnehmung des Gebäudes. Diese erste Sequenz ist eine Vorbereitung, wie der Benutzer die Bibliothek und den Inhalt der Bibliothek erlebt: als sakralen Ort in der Stadt oder als integralen öffentlichen Raum. Die Beispiele in Seattle und Lausanne wiederum zeigen eindrucksvoll, wie das Gebäude als Fortsetzung des Außenraumes organisiert werden kann. In Seattle ist diese räumliche Organisation in der Vertikalen zu beobachten, in Lausanne in der Horizontalen. Die Erschließung ist in beiden Fällen nicht nur die Erfüllung einer funktionalen Anforderung, sie ist ein Mehrwert für die Bibliothek, der zum Wohlgefühl und zur Freude am Bibliotheksbesuch beitragen kann.

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Atmosphäre Die beiden oben erwähnten Bausteine, das Raumprogramm und die Erschließung, können der Bibliothek zu einem Mehrwert verhelfen. Die Bibliothek benötigt jedoch über das reine Bereitstellen des Wissens und der Information hinaus auch ‚verführerische‘ Eigenschaften, um Besucher anzuziehen und Reputation zu entwickeln. McDonald, der die Zehn Gebote von Faulkner-Brown aktualisierte und weitere wichtige Aspekte identifizierte, verdeutlicht den Wow-Faktor folgendermaßen: Bibliotheken bleiben für eine sozial integrative Gesellschaft weiterhin wichtig und die Schaffung guter neuer Gebäude ist von entscheidender Bedeutung, nicht nur für die Zukunft unserer Hochschulen, sondern auch für die intellektuellen Fähigkeiten moderner Länder. Wir sind Zeugen beispielloser und dynamischer Veränderungen in der Gesellschaft, in der Hochschulbildung, der Technologie und im Management. Diese Entwicklungen und die Herausforderungen, die sie für Planer darstellen, werden sich in der Zukunft nicht reduzieren. Die Bibliotheken der Zukunft werden anders aussehen und sich anders anfühlen als die Gebäude von gestern. Die Gebäudehüllen und Räume, die wir heute schaffen, werden zu bleibenden Erinnerungen an die Vision und den Einfluss der Bibliotheksdirektoren, die für die Planung verantwortlich sind.14

6 F azit – Die Bibliothek als Teil des öffentlichen Raums Vor zwanzig Jahren – zu Beginn der einschneidenden Entwicklungen durch digitale Medien und Kommunikationstechnologien – wurde eine weitreichende Veränderung der sozialen und wirtschaftlichen Strukturen in den urbanen Ballungsräumen vorausgesagt. Es wurde erwartet, dass räumliche Nähe und soziale Kontakte obsolet und durch das Internet aufgelöst würden. Es ist jedoch das Gegenteil geschehen, denn die urbanen Zentren verdichten sich weiter. Es hat sich jedoch auch ein Wettbewerb zwischen den Ballungszentren entwickelt, indem sich die urbanen Wirtschaftsstrukturen weiterentwickelten. Diese neue, wissensbasierte Wirtschaft verlangt nach leichter Zugänglichkeit zu Wissen und nach gut ausgebildeten Fachkräften. Eine wissensbasierte Wirtschaft ist heute für viele Städte der Schlüsselfaktor für die wirtschaftliche Entwicklung. Wissenschaftler wie Robert Lucas, Edward Glaeser und Richard Florida stellen die Hypothese auf, dass die Attraktivität und die weichen Faktoren der Metropolen zu entscheidenden Kriterien werden, um ihre Wettbewerbsfähigkeit in Zukunft zu erhalten. Richard Florida geht sogar so weit in seiner Aussage, dass klassische Muster der Standortwahl – die Arbeiter folgen der Arbeitsstelle – beginnen, sich umzukehren: 14 McDonald 2000, dt. Übers. von M. Stankovic nach Naumann 2009, S. 33.



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Unternehmen werden immer häufiger den begehrten, hochqualifizierten Arbeitskräften folgen und so Orte bevorzugen, die sich durch Lebensqualität auszeichnen. Stadtplaner und Politiker werden diesen Trend der Revitalisierung des Urbanen weiterentwickeln und Branding-Strategien einsetzen, um Unterstützung für den Ausbau lokaler Bildungseinrichtungen und sozialer Integrationspolitik zu erhalten. Dieser wirtschaftliche Paradigmenwechsel könnte auch eine Chance für Bibliotheken sein. Wenn es ihnen gelingt, das geforderte Wissen zur Verfügung zu stellen, werden sie ein integraler Bestandteil der wissensbasierten Wirtschaft. Als Architekten sind wir aufgefordert, eine räumliche, physische Antwort auf diese Transformationsprozesse zu finden – wobei wir uns immer zwischen der Suche nach der idealen Form der Bibliothek einerseits und ihrer Auflösung durch die technische Entwicklung andererseits bewegen werden. Die Zukunft der Bibliothek, unabhängig von ihrer Ausformung und Gestalt, wird jedoch mit den Netzwerken anderer Bildungseinrichtungen und auch mit dem öffentlichen Raum der Stadt verbunden sein. Gemeinschaftsbildend, für Alt und Jung, die Arbeit und Freizeit umfassend, wird die Bibliothek als ein starker öffentlicher Raum benötigt, der für Freude am Lernen, letztlich für Lebensqualität steht.

Literatur und Internetquellen Barth, R. (2015). Die Bibliothek als Dritter Ort. BuB, Forum Bibliothek und Information, 67(7), 426–429. http://b-u-b.de/die-bibliothek-als-dritter-ort/ (6.11.2015). Della Santa, L. (1816/1984). Della costruzione e del regolamento di una pubblica universale biblioteca: con la pianta dimostrativa; trattato = Über den Bau und die Verwaltung einer öffentlichen Universalbibliothek. [Hrsg. und mit einem Vorwort von Peter Prohl.] T. 1–3. Karl-Marx-Stadt: Techn. Hochschule 1984; [München: Saur]. Original-Ausg. online http:// ia600408.us.archive.org/7/items/dellacostruzion01santgoog/dellacostruzion01santgoog.pdf (27.10.2015). Faulkner-Brown, H. (1997). Design criteria for large library buildings. In UNESCO, World Information Report 1997/98, 257–267. http://unesdoc.unesco.org/images/0010/001062/106215e.pdf (27.10.2015). Faulkner-Brown, H. (1981). Der offene Plan und die Flexibilität. In H. Meyer (Hrsg.), Bibliotheken wirtschaftlich planen und bauen. Tendenzen, Ausblicke, Empfehlungen; Ergebnisse des IFLA-Bibliotheksbau-Seminars, Bremen 1977 (S. 9–26). München [u. a.]: Saur. Laborde, L. de (1845/1993). Etude sur la construction des bibliothèques. Nachdruck des achten Briefes des Werkes „De l’organisation des bibliothèques de Paris“. Paris 1845: Nachdruck mit einer deutschen Übersetzung und einer biografischen Notiz von Annelies Krause und einem Vorwort des Herausgebers Peter Prohl. Hildesheim: Olms 1993 (Dokumente zum Bibliotheksbau, 1). McDonald, A. (1996a). Some issues in learning resource centre accommodation and design. In Learning resource centres for the future: proceedings of a conference organized by Higher Education Design Quality Forum and the Standing Conference on National and University Libraries, held at Royal Institute of British Architects, 1995 (S. 23–42). London: Standing Conference of National and University Libraries.

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McDonald, A. (1996b). Space requirements for academic libraries and learing resource centres. [London]: SCONUL. McDonald, A. (2006). The Ten Commandments revisited. The qualities of good library space. LIBER quarterly, 16(2) [ohne Pag.] http://liber.library.uu.nl/index.php/lq/article/view/7840/8011 (05.11.2015). Auch ersch. in K. Latimer & H. Niegaard (Hrsg.), IFLA Library Building Guidelines (S. 225–239). München: Saur. McDonald, A., Edwards, V. & Range, P. (2000). Information and communications technology in academic library buildings. London: SCONUL. Mittler, E. (2002). The effective library. Vision, planning process and evaluation in the digital age; documentation of new library buildings in Europe; Ligue des Bibliothèques Européennes de Recherche, Architecture Group seminar, Leipzig, March 19 – March 23, 2002. Göttingen: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek (Göttinger Bibliotheksschriften, 20). Naudé, G. (1627/1963). Advis pour dresser une bibliothèque. Repr. Leipzig: VEB Edition Leipzig, 1963. https://fr.wikisource.org/wiki/Advis_pour_dresser_une_biblioth%C3%A8que (27.10.2015). Naumann, U. (2009). Grundsätze des Bibliotheksbaus: Von den „Zehn Geboten“ von Harry FaulknerBrown zu den „Top Ten Qualities“ von Andrew McDonald. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken bauen und ausstatten (S. 14–37). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc. hu-berlin.de/miscellanies/bibliotheksbau/ (05.11.2015). Thompson, G. (1984). Planning and design of library buildings (2nd ed.). London: Architectural Press.

Ulrich Niederer

Herausragende Bibliotheksbauten der vergangenen zehn Jahre – eine Aufforderung Einleitung Wo beginnen? Seit 2000 publiziert die LIBER Architecture Group 1 alle zwei Jahre eine Dokumentation über neue Bauten von (hauptsächlich) wissenschaftlichen Bibliotheken in Europa; jede enthält zwischen 20 und 30 realisierte oder in Realisierung begriffene Projekte – das sind weit über 200 neue Bibliotheksgebäude in den letzten 15 Jahren! Wenn auch gewiss nicht alle dokumentierten Bibliotheken herausragende Meisterwerke architektonischer oder bibliothekarischer Art sind, so zeigt die schiere Zahl zweierlei: Zum einen die Wichtigkeit der Bibliotheken in Gesellschaft und Bildung, zum anderen die Unmöglichkeit, auch nur annäherungsweise eine repräsentative Übersicht zu erreichen. Dieser Befund der zahlreichen Neubauten wird für Deutschland speziell bestätigt durch das Bibliotheksbauarchiv und seine Baudokumentation 2, die Bibliotheken aller Art dokumentiert, aber das Schwergewicht bei großen und kleinen Stadtbibliotheken aufweist. Sogar für repräsentative Bildbände eignen sich moderne Bibliotheken! 3 Wie können aus solchen Mengen herausragende Bibliotheksbauten identifiziert werden? Und was ist herausragend? Hier soll zunächst eine Annäherung über die architektonische Erscheinung versucht werden, über Form und Farbe, genauer: Gibt es auffällige Merkmale oder gar typologische Gemeinsamkeiten und Unterschiede, die helfen könnten, architektonisch markante Bibliotheksbauten zu identifizieren? Und: Tragen solche Merkmale dazu bei, dass eine Bibliothek hervorragend gut ist in ihrer Hauptaufgabe: für ihre Benutzer ein Ort der weiterführenden, hilfreichen Information und des angenehmen und produktiven Aufenthalts zu sein? 0F

1F

2F

1 Die LIBER Architecture Group (LAG) ist ein Forum im Rahmen von LIBER, der Ligue des Biblio­ thèques Européennes de Recherche; sie organisiert im Zweijahresrhythmus Seminare zu Bibliotheksbauthemen, die Interessierte aus Bibliotheken und Baufachleute zu Bibliotheksbesuchen, zu Präsentationen und Diskussionen über aktuelle Themen und neue Projekte zusammenbringen. Die Dokumentationen versammeln mehr als 200 Bibliotheksbauten vorwiegend wissenschaftlicher Bibliotheken und enthalten Angaben aus einem standardisierten Fragebogen mit 70 Positionen sowie stark verkleinerte Pläne und wenige Fotos zu jedem Projekt. Website der LAG: http://147.88.230.242/ liber-lag/, mit Hinweis auf alle Dokumentationen unter dem Reiter Publications. Website von LIBER: http://libereurope.eu/ (beide 06.02.2015). 2 http://www.senatsbibliothek.de/index.php?de_bibliotheksbauarchiv (11.02.2015). Das Bibliotheks­ bauarchiv weist bis Februar 2015 159 seit 1998 in Deutschland gebaute oder umgebaute Bibliotheken unterschiedlichen Typs nach und enthält standardisierte Angaben (ca. 10 Kriterien) und sehr kurze Beschreibungen, oft Verweise oder Links auf die Website der Institution, manchmal Fotos. 3 Vgl. z. B. Roth 2011 und De Poli 2004.

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 Ulrich Niederer

1 Architektonische Exzellenz: Visionen Wie sehen die Bibliotheks-Visionen von Architekten aus? Vor etwas mehr als zehn Jahren, im Jahr 2004, lancierte die EPFL 4 den zweistufigen Wettbewerb, der schließlich zum Rolex Learning Center (RLC) in Lausanne führte. Schon in der Ausschreibung ließ die Universitätsleitung keinen Zweifel daran, dass mit dem Learning Center ein Zentrum des Lernens und der sozialen Kontakte und für die Institution eine weithin sichtbare Ikone geschaffen werden sollte – das macht allein schon das Resultat des Wettbewerbs mit den eingereichten Entwürfen interessant. Für die zweite Stufe wurden zwölf international bekannte Architekturbüros ausgewählt, die dann detaillierte Projekte für das geplante Learning Center ausarbeitet haben. Die Ausstellung, die den Abschluss des Wettbewerbs markierte, und ihr Katalog 5 dokumentierten die Visionen von so renommierten Büros wie Zaha Hadid, London; Herzog & de Meuron, Basel; Ateliers Jean Nouvel, Paris; Mecanoo, Delft; Diller & Scofidio + Renfro, New York; Rem Kolhaas / OMA, Rotterdam; Sejima + Nishizawa / Sanaa, Tokio (deren Projekt den ersten Preis gewann und realisiert wurde). Die Spannbreite der zwölf Projekte reicht von vergleichsweise einfachen, aber lichtdurchfluteten Kuben über oft asymmetrische Solitär-Gebilde, die gegen außen beinahe abweisend wirken, ihr Licht aber von Glasfronten (Mecanoo) oder von riesigen Lichthöfen erhalten (z.  B. Zaha Hadid), bis zu einer eigentlichen Waldlandschaft mit Gebäuden (Jean Nouvel) oder kühn aufragenden Gebilden, deren hervorstechendste Eigenart gleichzeitig in der Sichtbarkeit und in der Aussicht liegt: Rem Kolhaas’ Vorschlag etwa und vor allem die Projekte von Diller & Scofidio + Renfro und von Herzog & de Meuron. Die beiden letzteren, beide schräg aufsteigend – doch das eine aus zwei gegenläufigen Strukturen, wie ein flaches X (Diller & Scofidio + Renfro), das andere einfach aufsteigend (Herzog & de Meuron) – kombinieren Innenwelt und Außenwelt – innen die Bibliothek, die Dienstleistungen, Cafeteria und Restaurant, außen öffentlicher Raum in Treppen- oder Rasenform. Sie zeigen so beide die Parallelität von Außen- und Innenraum, vom Zentrumscharakter des neuen Lernens und des sozialen Treffpunktes, auf besonders attraktive Weise. Etwas Ähnliches lässt sich an realisierten Projekten der gleichen Zeit feststellen: die Bibliothek der Universität Warschau (Badowski, Budzynski, Kowalewski Architekci, 1999), die Hauptbücherei in Wien von Ernst Mayr (2003) und die Bibliothek der Technischen Universität Delft (Mecanoo, 1997). Ihre Außenräume gehören zum umliegenden Park (Warschau) 6, fügen sich ein in die unspektakuläre Grünfläche um das unmittelbar benachbarte Universitäts-Gebäude, das denkmalgeschützt ist und von der Fassade des neuen Baus nicht gestört werden durfte (Delft, Abb. 1), oder 3F

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5F

4 Ecole Polytechnique Fédérale, Lausanne. 5 EPFL 2004. 6 Für Bilder des Dachgartens vgl. z. B. http://www.warsawtour.pl/de/node/157994# (12.02.2015).



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geben – wie in Wien 7 – dem von der U-Bahn zerschnittenen Stadtraum ein neues Gesicht (Abb. 2). Aber alle haben sich zu einem Ort der Kontakte und des Treffens entwickelt, sind begangen, belebt, bevölkert. Wien und Delft haben die Außenanlage zugleich genutzt, um den Haupteingang deutlich markiert zu platzieren – von weitem sichtbar, anziehend im Wortsinn, nicht zu verfehlen! 6F

Abb. 1: Bibliothek der Technischen Universität Delft © U. Niederer.

Abb. 2: Hauptbücherei Wien © U. Niederer.

2 Architektonische Exzellenz: Formen Wenn man sich einige andere neuere Bibliotheksbauten vergegenwärtigt, so fällt ein markanter Gegensatz auf: einerseits strenge, oft geometrische Formen, rechteckig zumeist, und oft hoch über die Umgebung hinaus. Andererseits dagegen die freie Form, häufig freistehend, und ebenso hoch wie die rechteckige Form. Die Bibliothèque nationale de France, Tolbiac (Dominique Perrault, 1996) und die British Library (Colin St. John Wilson, 1998) sind zwar etwas älter als zehn Jahre, aber sie geben in gewisser Weise dieses Spiel von Strenge versus freiere Form vor – die BnF gibt ihre Struktur nur über das Rechteck der vier Ecktürme preis, die an aufgeschlagene Bücher erinnern sollen und die Büros und die Magazine beherbergen; die Benutzungsräume sind unter der eindrücklichen, weiten Hochebene zwischen den Türmen gelagert, über die man erst zum Eingang gelangt – ein hermetischer Bau, dessen Zugänglichkeit auf wegführende Signaletik angewiesen ist (Abb. 3). Die British Library dagegen offenbart ihre lockere Gesamtform gar nicht; wer sie besucht, tritt von der Straße durch ein Tor in einen großen Hof mit mehreren Niveaus, ein nutzbarer, freundlicher Außenraum. Das Gebäude befindet sich an dessen anderem Ende, zeigt ein enormes aufsteigendes Dach und wirkt doch beinahe klein neben dem 7 Für Bilder vgl. die Website der Hauptbücherei Wien: http://www.buechereien.wien.at/de/ standorteoeffnungszeiten/hauptbuecherei/10jahre (11.02.2015).

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Abb. 3: Bibliothèque nationale de France, Tolbiac, Paris © U. Niederer.

Abb. 4: British Library, London © U. Niederer.

dominierenden Bahnhofsgebäude aus dem späten 19. Jahrhundert (Abb. 4). Aber der Haupteingang ist nicht zu verfehlen, die Besucher werden ohne weitere Hilfsmittel förmlich dahin gezogen. Für die strenge Form neuerer Bauten stehen beispielhaft die SLUB, die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (Ortner & Ortner Baukunst, 2002), die kleine Bibliothek der Fachhochschule in Eberswalde bei Berlin (Herzog & de Meuron, 1997), das Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum (HumboldtUniversität zu Berlin; Max Dudler, 2009), die Stadtbibliothek Stuttgart (Yi Architects, 2011) und auch die Bibliothek der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich (Santiago Calatrava, 2004). Die Gebäude in Dresden, in Berlin und in Stuttgart sind bei aller Strenge geometrisch klar. Die SLUB weist zwei zunächst überraschend kleine Baukörper auf, die ein fußballfeldgroßes Gelände begrenzen. Erst nach dem Eintreten wird allmählich klar, dass die eigentliche Bibliothek, der große Lesesaal und die Freihandbereiche,



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unter dem fußballfeldgroßen Mittelbereich liegen, durch Oberlichter gut mit Tageslicht versehen. 8 Das Grimm-Zentrum ist womöglich noch strenger in der geometrischen Formensprache seines Äußeren (Abb. 5), die sich mit größter Konsequenz auch im Innern fortsetzt, oft unterstützt durch symmetrische Raumanordnung, und ihren Höhepunkt im zentralen Lesesaal findet. Seine gewaltige Dimension wird effektvoll gemildert durch die Abtreppung: Die Leseplätze sind auf verschiedene Niveaus gelegt, die vom tiefsten Punkt aus symmetrisch beidseitig ansteigen (Abb. 6). So gelingt es, die Leseplätze in der unmittelbaren Umgebung überschaubar zu halten – ein wesentlicher Faktor, um sich in diesem richtig großen Raum wohlzufühlen. Die Stadtbibliothek Stuttgart ist vielleicht das strengste dieser Gebäude in seiner unerbittlichen Symmetrie, die sich bis in die Büchergestelle durchzieht. Und doch bietet der Galeriebereich in den oberen vier Geschossen ein eindrückliches, nachhallendes Raumerlebnis an. 9 7F

8F

Abb. 5: Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, Hauptbibliothek der Humboldt-Universität, Berlin © U. Niederer.

Abb. 6: Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, Lesesaal © U. Niederer.

Die Calatrava-Bibliothek in Zürich ist speziell in zweierlei Hinsicht: Sie ist in ein bestehendes, älteres Gebäude eingebaut, und ihre Grundform ist nicht rechteckig, sondern rund, genauer: elliptisch. Die elliptische Form ist der Lichthof, der den sechs Geschosse umfassenden Raum bestimmt und bis nach unten mit Tageslicht versieht. Die Leseplätze sind in jedem Geschoss um den Lichthof herum angeordnet, in der Art von Galerie-Arbeitsplätzen. Weil die Balustraden hoch ausgebildet sind, haben Arbeitende keinen Sichtkontakt über die Galerie; sie können von unten auch nicht gesehen werden, und die Bibliothek macht dadurch, auch wenn sie voll besetzt ist, einen ruhigen, konzentrierten Eindruck. Zudem sind die gegen den Lichthof gewandten 8 Für Bilder vgl. die Website von Ortner & Ortner Baukunst (pdf öffnen!): http://www.ortner.at/?load =projekte&sub=projekte_154&rub=kultur&lang=de&site=ortner (11.02.2015). 9 Vgl. die Website der Stadtbibliothek Stuttgart mit reichem Bild- und Text-Material zu Architektur und Bibliothekskonzeption: http://www1.stuttgart.de/stadtbibliothek/bvs/actions/profile/view. php?id=23 (11.02.2015).

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Seiten der Galerien gleichförmig mit Holzleisten verkleidet, die als Akustikelemente wirken (Abb. 7).

Abb. 7: Bibliothek der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Zürich © U. Niederer.

Die streng geometrischen Bauten werden kontrastiert durch die Gebäude, denen freie Formen zugrunde liegen: etwa das Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum (IKMZ) der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus – Senftenberg (Herzog & de Meuron, 2005), die Philologische Bibliothek der Freien Universität Berlin (Lord Norman Foster, 2005), die Tschechische Nationalbibliothek für Technologie in Prag (Projektil Architekti, 2009), das bereits erwähnte Rolex Learning Center der EPFL in Lausanne (Sanaa, 2010) und neuestens das Library & Learning Center der Wirtschaftsuniversität Wien (Zaha Hadid, 2013). Am deutlichsten zeigt sich die ungebundene Form beim IKMZ in Cottbus und bei der Philologischen Bibliothek der Freien Universität Berlin. Die unregelmäßige Grundform des IKMZ, das frei und ohne unmittelbare Nachbarn auf einem kleinen Hügel steht, macht das Gebäude zu einem weithin und auffällig sichtbaren Wahrzeichen. Diese Wirkung wird verstärkt durch die Fassade: Vollständig mit Glas verkleidet, das mit abstrakten Schriftzeichen oder unregelmäßigen geometrischen Mustern bedruckt ist (Abb. 8). Nebenbei: Dieses bedruckte Glas erweist sich als erstaunlich effizienter Sicht- und Blendschutz, ohne den Blick nach außen zu verhindern. 10 Im Innern ergeben sich durch die amorphe Form und die offene Geschoss-Struktur zahlreiche unterschiedlich dimensionierte Arbeitsbereiche und interessante, überraschende Blickwinkel. Die Philologische Bibliothek der FU Berlin, die wegen ihrer äußeren Form auch „The Brain“ genannt wird, weist zwar eine freie, aber grundsätzlich symmetrische 9F

10 Ähnliche Fensterbedruckungen weist die Bibliothek der Universität Utrecht auf dem Campus Uithof auf; vgl. die Website des Architekten Wiel Arets: http://www.wielaretsarchitects.com/en/ projects/utrecht_university_library/ (11.02.2015).



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Abb. 8: Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum (IKMZ) der Brandenburgisch-Technischen Universität Cottbus – Senftenberg © U. Niederer.

Form auf. Unter der aufgespannten Rundform der äußeren Haut teilen sich über eine Mittelachse die drei Obergeschosse auf, die frei im Raum stehen. An deren äußeren Rändern verlaufen sie unregelmäßig versetzt, sodass sich auch hier von einer Ebene zu nächsten interessante, veränderliche Blickmöglichkeiten ergeben, die wesentlich zum räumlichen Wohlgefühl beitragen (Abb. 9). 11 Auch hier eine Nebenbemerkung: Oft ziehen solche Geschosskonstruktionen, die frei im Raum stehen, Geräusch- und Lärmprobleme nach sich, der Schall verbreitet sich wenig gehindert und – gerade bei gewölbten Dachkonstruktionen – unkontrollierbar. Im „Brain“ ist das weitgehend gelöst durch eine textilartige Innenbespannung des Dachraumes (Abb. 10). 10F

Abb. 9: Philologische Bibliothek der FU Berlin © R. Görner.

Abb. 10: Philologische Bibliothek der FU Berlin © U. Niederer.

Die Tschechische Nationalbibliothek für Technologie in Prag (NTK) und das Rolex Learning Center (RLC) haben gemeinsam, dass sie die ihnen zugrunde liegende rechteckige Ausgangsform vergessen machen – im Fall der NTK durch so stark abgerundete 11 Vgl. die Website http://www.fu-berlin.de/sites/philbib/architektur/index.html (11.02.2015).

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Ecken, dass das ganze Gebäude flach gerundet erscheint (Abb. 11), im Fall des RLC durch die dezidierte gewellte Form des eingeschossigen Gebäudes, das zu schweben scheint, und durch die vielen großen, unregelmäßigen Lichthöfe, die dem RLC auf dem Campus denn auch den Spitznamen ‚Emmentaler‘ eingetragen haben  … (Abb. 12). Im Innern sind die beiden Bibliotheken sehr unterschiedlich: Die NTK erstreckt sich über sechs Geschosse, die dominiert sind vom enormen Lichthof und den kräftigen Farben (davon soll unten noch die Rede sein), dem RLC zugrunde liegt die Idee eines Raumes auf einem (allerdings gewellten) Geschoss, den keine Wände (außer den Glaswänden der Lichthöfe), keine Abgrenzungen unterbrechen – selbst der große Konferenzraum, der in diesem Gebäude untergebracht ist, wird, wenn er für eine Veranstaltung gebraucht wird, nur mit Vorhängen abgetrennt.

Abb. 11: Tschechische Nationalbibliothek für Technologie, Prag (NTK) © U. Niederer.

Abb. 12: Rolex Learning Center, Lausanne © U. Niederer.

Das neue Library & Learning Center der Wirtschaftsuniversität Wien ist ein für Zaha Hadid typisches Werk 12, dessen expressive Architektur ihm schon jetzt den Rang eines Landmark sichert. Besucher sind fasziniert vom Gebäude, das innen und außen dominiert wird von schrägen Wänden, schräg die Lufträume durchschneidenden Passagen, Treppen, Übergängen und überraschend intimen Arbeitsbereichen. Bisher wird das Gebäude offenbar sehr gut angenommen; weitere und etwas vertieftere Reaktionen werden mit Spannung erwartet! 1F

12 Vgl. die Website der WU Wien: http://www.wu.ac.at/campus/architecture/lc/ (11.02.2015). Vgl. auch die Präsentation von Cornelius Schlotthauer / Zaha Hadid Architects (2014), die einen faszinierenden Einblick in den Planungs- und Bauprozess gibt. Die Ähnlichkeiten mit ihrem Bau des Museums für Kunst des 21. Jahrhunderts in Rom sind unübersehbar, vgl. http://www.zaha-hadid. com/architecture/maxxi/ (12.02.2015).



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3 Architektonische Exzellenz: Farben Bei der Farbgebung fällt ein den Formen ähnlicher Gegensatz auf: farbig gegen weiß oder schwarz. Auch hier ist es interessant zu vergleichen: die Stadtbibliothek Stuttgart in ihrem blendenden Weiß, das Rolex Learning Center in seinem sehr hellen Weißgrau, die Universitätsbibliothek Utrecht (Wiel Arets, 2006) in mattem Schwarz gegen die extreme Farbigkeit etwa der NTK in Prag oder das IKMZ in Cottbus mit seinen ganz ungewohnten, großflächig verwendeten Primärfarben. Mittendrin z. B. die Kantonsbibliothek Baselland in Liestal nahe Basel (Liechti Graf Zumsteg Architekten, 2005), deren Innenraum vollständig in einem hellen Gelbgrün gehalten ist. 13 Die monochromen Innenräume beziehen ihre Farben, ihr Leben von den aufgestellten Medien – es ist unglaublich, wie stark Bücher, Medien sowohl in der Stadtbibliothek Stuttgart als auch in der Universitätsbibliothek Utrecht wirken! – und ebenso von den zirkulierenden Besuchern (im Fall von Utrecht setzen die Ausleih- und Infotheken und wenige große Sofa ähnliche Sitzmöbel rote Akzente)! Sie sind ein wenig wie Bühnen, auf denen Bibliothek inszeniert wird: Das ist im Fall der Stadtbibliothek Stuttgart mit ihren gleichen Flächen und ihrer leicht zu durchschauenden Struktur noch stärker so und kann u.  U. gleichförmig wirken. Die UB Utrecht andererseits inszeniert in ihrem schwarzen Korpus eine vielfältige, mehrschichtige Landschaft, die charakterisiert ist durch kleinräumige Leseinseln und durch die Treppen, die, manchmal flach und weitstufig, manchmal in normaler Steigung, oft zu eigentlichen Ausgucksorten mit Blick über mehrere Geschosse und Raumstrukturen führen (Abb. 13). In der Kantonsbibliothek Liestal wird bei unterschiedlichem Wetter noch etwas Weiteres deutlich: Die eine gleiche Farbe wirkt völlig anders je nach Licht- und vor allem Sonnenlichteinfall – so weist die eine Farbe ein vielfältiges Spektrum auf, das suggeriert, dass jede zusätzliche Farbe an Bauteilen eigentlich zu viel wäre (Abb. 14). 12F

Abb. 13: Bibliothek der Universität Utrecht, Campus Uithof © U. Niederer.

13 Vgl. Roth 2011, S. 170–173.

Abb. 14: Kantonsbibliothek Basel Landschaft, Liestal © U. Niederer.

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Gegen diese einfarbigen Bibliotheksräume stehen die sozusagen starkfarbigen Räume etwa der NTK oder des IKMZ. Bei der NTK sind die Farben auf den Fußboden beschränkt, an Wänden und Decken herrscht roher oder weiß gestrichener Beton vor (Abb. 15). 14 Im IKMZ sind Boden und Wände in den starken Primärfarben gestrichen, oft hart aneinandergrenzend; vertikal durch die Geschosse zieht sich jeweils die gleiche Farbe und erlaubt eine leichtere Orientierung. 15 Auch die auffällige Wendeltreppe brilliert in diesen Farben (Abb. 16). Aber diese Farben sind beschränkt auf die Freihandbereiche; die Lesebereiche sind in einem neutralen Grau gehalten, das sich bis in die Tische wiederholt. 13F

14F

Abb. 15: Tschechische Nationalbibliothek für Technologie, Prag © U. Niederer.

Abb. 16: IKMZ der Brandenburgisch-Technischen Universität Cottbus – Senftenberg © U. Niederer.

Eine etwas zurückhaltendere, aber sehr bewusst geplante Farbgebung charakterisiert schließlich die Renovation der Bibliothek der Université Paris VII Dauphine, in der mit Pastelltönen vorzugsweise an Flächen, an denen Licht eintritt (Wände an Fenstern, Lichtschächte), freundliche Stimmungen geschaffen werden. 16 15F

4 Exzellenz der Bibliotheken Zweifellos gäbe es viele weitere Aspekte, die zu Beschreibungen und Vergleichen von Bibliotheken anregten, etwa ökologische. Hier soll aber noch eine andere Fragestellung zur Sprache kommen: Was macht Bibliotheken erfolgreich? Warum kommt das Publikum in hellen Scharen? Natürlich: Wenn sich die Besucher wohlfühlen. Aber dazu genügt die gelungene architektonische Form nicht, auch wenn sie wesentlich 14 Vgl. http://www.techlib.cz/en/2755-the-building (11.02.2015). 15 Vgl. http://www.tu-cottbus.de/einrichtungen/ikmz/praesentationen/ikmz-gebaeude.html (12.02. 2015). 16 Vgl. Lohisse & Sogno 2008.



Herausragende Bibliotheksbauten 

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dazu beiträgt. Andererseits: Es genügen auch nicht ein gutes Benutzungsteam und freundliches Bibliothekspersonal – obwohl auch das gewiss eine notwendige Voraussetzung darstellt. Erfolgreiche Beispiele mögen Hinweise geben: Einerseits das Rolex Learning Center in Lausanne, andererseits das Kaisa House, die neue Zentralbibliothek der Helsinki University (Anttinen Oiva Architects, 2010). Das RLC, das Teil des EPFLCampus etwas außerhalb von Lausanne ist, wird täglich nicht nur von zahlreichen Studierenden besucht, sondern auch von vielen Menschen aus der Stadt (das RLC ist, wie die meisten Universitätsbibliotheken in der Schweiz, eine öffentliche Bibliothek ohne Zutrittsbeschränkungen). Es hat ein Café und ein Restaurant, eine Buchhandlung und ein Karriereberatungszentrum, und es bietet vor allem eine Vielzahl unterschiedlicher Lern- und Lesesituationen an: von Einzelarbeitsplätzen locker gruppiert zu Einzelarbeitsplätzen an traditionell ausgerichteten Tischreihen, zu Gruppenplätzen und Gruppenräumen, Situationen inmitten von Büchergestellen zu Bereichen, in denen praktisch keine Bücher zu finden sind. Sehr geschätzt sind auch die Sitzsäcke (die schon einmal in den 1970er Jahren sehr beliebt waren und jetzt wieder auftauchen …): Sie sind mit ihren kräftigen Bezügen sozusagen die einzigen Farbtupfer im hellgrauweißen Gebäude und können überallhin mitgenommen werden. Deshalb sieht man Leute auf den Sitzsäcken buchstäblich überall – „der Lernort ist genau da, wo ich lernen will“, ist die Devise (Abb. 17). Im neuen Kaisa House gibt es zwar keine Sitzsäcke, aber auch wieder die unterschiedlichsten Arbeitsplatz-Arten und Lernorte: an langen Tischen, an Tischen mit Unterteilungen, an Stellen, in denen couchähnliche Lounge-Möbel stehen oder eigentliche Lehnstühle; sogar Schaukelstühle finden sich in einer ruhigen Ecke (Abb. 18)!

Abb. 17: Rolex Learning Center, Lausanne © U. Niederer.

Abb. 18: Kaisa-Haus, Zentrale Bibliothek der Universität Helsinki © U. Niederer.

In Projekten von neuen oder zu renovierenden Universitätsbibliotheken ebenso wie in Projekten für neue Stadtbibliotheken ist das Einbeziehen der Benutzer schon in der Planungsphase häufiger zu beobachten. Beispiele sind etwa die Bibliothek der

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TU Delft, von der oben schon die Rede war: Sie wurde 1997 eröffnet, und nach etwa 15 Jahren wurde deutlich, dass die Angebote für die Besucher erneuert, den neuen Anforderungen von Lehre und Forschung und den neuen Gewohnheiten der Studierenden angepasst werden mussten. Die Bibliothek hat intensiv das Gespräch mit ihrer Zielgruppe gesucht und die Resultate in ihre Planung der neuen Ausstattung der Räume mitgenommen. 17 Auch bei Stadtbibliotheken lässt sich diese Partizipation der Zielgruppen beobachten: Hier sollen zwei skandinavische Projekte aufgeführt werden: die neue Central Library in Helsinki in der Nähe des Bahnhofs 18 und der neue Urban Mediaspace in Århus, den Schmidt Hammer Lassen Architekten, Kopenhagen, realisierten. 19 16F

17F

,

18F

5 F azit: Herausragende Bibliotheken – eine Aufforderung Die Beispiele zeigen, dass den neueren Bibliotheksbauten eine kaum zu übersehende Vielfalt eignet. Es gibt gute Gründe, Bibliotheken als herausragend zu charakterisieren. Aber ebenso oft wird das Herausragende erst im Auge des Betrachters deutlich, insbesondere, wenn es nicht nur um ‚Herausragen‘, sondern auch um ‚Gefallen‘ geht. Das heißt, auch diese Wertungen sind durchaus subjektiv. Aber diese Subjektivität kann ausgesprochen produktiv werden, vor allem, wenn sie bewusst eingesetzt wird. Deswegen gibt es eigentlich nur eines: möglichst viele interessante Bibliotheken anzusehen, mit ihren Verantwortlichen und den Beschäftigten zu sprechen, zu versuchen herauszufinden, was funktioniert und was nicht (aus den Fehlern oder Problemlösungen anderer kann man sehr viel lernen!). Bibliotheksbesuche sind auf dem Weg zu einem eigenen Projekt unverzichtbare Schritte; besonders hilfreich ist es, sie zusammen mit anderen am Projekt Beteiligten zu unternehmen. Mehrere Augenpaare sehen mehr als eines. 20 Und besonders wertvoll ist es, wenn auch die Architekten und Planungsverantwortlichen dabei sein können – mit ihnen eine gemeinsame Sprache zu finden, ist schon ein großer Schritt in Richtung Erfolg! 19F

17 Vgl. Wezenbeek 2014a; Wezenbeek 2014b. 18 Havisto 2014. 19 Vgl. Tinaztepe 2014. 20 Vgl. dazu die hilfreiche Check-Liste zu Bibliotheksbesuchen bei Bisbrouck 2007, Latimer & Sommer (Hrsg.) 2015 sowie den Beitrag Bibliotheksgebäude auf dem Prüfstand: Kennzeichen, Betrieb und Evaluation – ein Fragenkatalog der IFLA Library Buildings and Equipment Section in diesem Band.



Herausragende Bibliotheksbauten 

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Literatur und Internetquellen Bisbrouck, M.-F. (2007). What to look for: A check list for visiting library buildings. In: K. Latimer & H. Niegaard (Hrsg.), IFLA library building guidelines: Developments and reflections (S. 237–244). München: Saur 2007. De Poli, A. (2004). Bibliothèques: Architectures 1995–2005. Traduction de l’italien par FabienneAndrea Costa. Arles: Actes Sud, Motta. Die Original-Ausgabe erschien 2002 unter dem Titel Biblioteche 1995–2005. Milano: Federico Motta Editore. EPFL (2004). Building the future of learning: 12 Projekte für das Learning Center der EPFL. Lausanne: EPFL. Havisto, T. (2014). Helsinki Central Library Project. Präsentation beim 17. Seminar der LIBER Architecture Group, Helsinki, 06.–09.05.2014; 07.05.2014, Session 2. http://147.88.230.242/ liber-lag/lageps.htm (12.02.2015). Latimer, K. & Sommer, D. (Hrsg.) (2015). Post-occupancy evaluation of library buildings. Berlin [u. a.]: de Gruyter Saur (IFLA Publications, 169). Lohisse, A. & und Sogno, F. (2008). Architects and librarians under pressure: The renovation of a library in a constrained environment. Präsentation beim 14. Seminar der LIBER Architecture Group, Budapest & Debrecen, 08.–12.04.2008; 11.04.2008, Session 7: http://147.88.230.242/ liber-lag/lageps.htm (12.02.2015). Roth, M. (2011). Masterpieces: Library architecture and design. [o. O.]: Braun Publishing AG. Tinaztepe, E. (2014). Dialogue in the process of building a new library – recent projects from Schmidt Hammer Lassen Architects. Präsentation beim 17. Seminar der LIBER Architecture Group, Helsinki, 06.–09.05.2014; 08.05.2014, Session 4. http://147.88.230.242/liber-lag/lageps.htm (12.02.2015). Wezenbeek, W. v. (2014a). Technical University Library Delft. Präsentation beim 15. Seminar der LIBER Architecture Group, Madrid, 12.–16.04.2010; 16.04.2010, Session 8. http://147.88.230.242/liber-lag/lageps.htm (12.02.2015). Wezenbeek, W. v. (2014b). The living campus and use of personas at Delft. Präsentation beim 17. Seminar der LIBER Architecture Group, Helsinki, 06.–09.05.2014; 09.05.2014, Session 6. http://147.88.230.242/liber-lag/lageps.htm (12.02.2015). Zaha Hadid Architects (2014). [ref-lex]ical: What was – what happened – what is. Präsentation beim 17. Seminar der LIBER Architecture Group, Helsinki, 06.–09.05.2014; 08.05.2014, Session 2. http://147.88.230.242/liber-lag/lageps.htm (12.10.2015).

Melanie Padilla Segarra und Petra Hauke

Die Grüne Bibliothek

Ökologische Nachhaltigkeit bei Bibliotheksbau und ‑ausstattung

Einleitung Globale Erwärmung, Naturkatastrophen, abnehmende Vielfalt in Flora und Fauna sowie das Zur-Neige-Gehen fossiler Rohstoffe sind seit den 1970er Jahren weltweit ein wichtiges Thema in Politik, Wirtschaft und bei Nichtregierungsorganisationen. Trotz vieler globaler Konferenzen gibt es bisher keine Lösung für die daraus resultierenden Probleme, die Menschen auf der ganzen Welt betreffen. Der sogenannte Brundtland-Bericht Our common future der Vereinten Nationen aus dem Jahr 1987 fasste erstmals zusammen, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die schädlichen Entwicklungen aufhalten zu können. Dabei gehen die Autoren auch darauf ein, dass eine informierte Öffentlichkeit eine große Rolle bei der Durchsetzung der anstehenden Veränderungen spielt.1 Für das Bibliothekswesen bedeutsam ist, dass die von der IFLA 2014 verabschiedete Lyon Declaration On Access to Information and Development in ihren Grundsätzen die Forderung nach Nachhaltigkeit in allen ihren Aspekten postuliert: „Sustainable development seeks to ensure the long-term socio-economic prosperity and well-being of people everywhere.“2 In diesem Zusammenhang gilt es auch für Bibliotheken, sich als niedrigschwellige Orte der Informationsversorgung und als Bildungsinstitutionen entsprechend zu positionieren und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Seit Beginn der 1990er Jahre wird dieses Selbstverständnis als Vorbild und als Multiplikator für ‚grüne‘ Themen unter dem – zuerst 1991 im Wilson Library Bulletin3 auftauchenden – Begriff Grüne Bibliothek bzw. Green Library zusammengefasst.4 Der gesellschaftliche Diskurs über nachhaltige Entwicklung, der mit der Lokalen Agenda 215 inzwischen auch auf der Ebene der Kommunen angekommen ist, führte dazu, dass die öffentliche Einrichtung Bibliothek zunehmend – und hier besonders, aber nicht ausschließlich, die Öffentliche Bibliothek – ganz konkret und direkt als Träger, Vorbild und Multiplikator in Fragen sozialer und ökologischer Verantwortung angesprochen wurde: „… strategic library management must integrate sustainable

1 Vgl. World Commission on Environment and Development 1987, S. 22. 2 IFLA 2014, engl. Fassung, S. 1. 3 LeRue & LeRue 1991; vgl. Antonelli 2008, S. 2. 4 Hauke et al. (Hrsg.) 2013. 5 Lokale Agenda 21 2015.



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development, not as a marginal element, but at the heart of analysis and decisionmaking.“6 Das Zur-Verfügung-Stellen und Verleihen von Medien und die gemeinsame Nutzung von Räumen und technischer Ausstattung machen Bibliotheken schon per se zu umweltfreundlichen Einrichtungen.7 Im Laufe der 2000er Jahre ließen einige Bibliotheken in den USA und darüber hinaus ihr Gebäude nach ökologischen Kriterien zertifizieren. Seit einigen Jahren spielt aber auch die Information der Bibliotheksnutzer, die „environmental education“, eine zunehmende Rolle.8 Bibliotheken bieten Informationsmaterial und Veranstaltungen zum Thema an und erweitern ihre klassischen Geschäftsfelder um weitere, umweltfreundliche Angebote.9

1 Ökologische Aspekte des Bibliotheksbaus Auch wenn die Idee der Grünen Bibliothek vielfältige Aspekte aufweist10, spielt das Bibliotheksgebäude doch eine entscheidende Rolle, wenn es um den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen geht, angefangen bei der Planung und beim Bau über die Einrichtung bis hin zum Betrieb. Eine 2013 im Rahmen einer Publikation der IFLA-Sektion für Bibliotheksbau und ‑einrichtung veröffentlichte, zwischenzeitlich in viele Sprachen übersetzte Checkliste11 führt – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – in 12 Abschnitten die Kernpunkte auf: 1. Projektierung, Finanzierung 2. Ausschreibungen 3. Grundstück / Lage 4. Bauprozess 5. Das Gebäude 6. Innenausstattung: Herkunft, Haltbarkeit, Reinigungseigenschaften, Recycling 7. Grüne Informations- und Kommunikationstechnologie (Green IT) 8. Nutzerservices 9. Bibliotheksverwaltung 10. Strategische Ziele 11. Marketing und PR 12. Zertifikate 6 Schöpfel 2014, Abstract. 7 Vgl. Sahavirta 2013, S. 319. 8 Vgl. Miller 2010, S. 1. 9 Vgl. Hauke & Werner 2013, S. 1. 10 „… a green library does not necessarily entail only a green building, but also involves a green mission.“ Vgl. Aulisio 2013. 11 Vgl. auch Werner 2013.

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Nicht alle Bibliotheken haben allerdings die Möglichkeit, einen Neubau zu planen. Auch die Umnutzung eines vorhandenen Gebäudes zu einer Bibliothek stellt eine Form des Recyclings, ja, sogar des Upcyclings, dar und wirkt, indem alte Bausubstanz weitergenutzt oder wiederverwendet wird, somit ressourcenschonend. Und auch Bestandsgebäude können energetisch aufgewertet und damit umweltschonenden Aspekten gerecht werden.12 Im Folgenden soll sowohl auf die Möglichkeiten bei der Planung eines umweltfreundlichen Neubaus eingegangen werden als auch auf die Umnutzung oder Aufwertung von Bestandsgebäuden.

2 Ö  kologische Nachhaltigkeit bei der Neubauplanung Bibliotheksteams, die in der glücklichen Lage sind, nicht nur einen Neubau zu bekommen, sondern auch bei dessen Planung mitwirken zu können, haben die Möglichkeit, schon vor dem eigentlichen Baubeginn auf eine nachhaltige Bauweise hinzuarbeiten. Sie können mit dem Bauherrn – der Universität, der Kommune usw. – schon frühzeitig Nachhaltigkeitskriterien und ‑ziele festlegen und in die Ausschreibungen einbringen, wobei sowohl wirtschaftliche Erwägungen als auch ökologische Intentionen der Umweltfreundlichkeit und Ressourceneffizienz berücksichtigt werden sollten. Da der Mensch Teil der zu schonenden Umwelt ist – was häufig übersehen wird –, bilden sein Wohlbefinden und der Schutz seiner Gesundheit ebenfalls einen wesentlichen Maßstab für die Planung und Gestaltung einer Bibliothek sowohl für die dort Beschäftigten als auch für die Nutzer.

2.1 Die Projektierung Schon bei der Wahl eines passenden Grundstückes und seiner Lage spielen ökologische Kriterien eine Rolle, wie z.  B. der Straßenlärm oder die Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Die Auswahl eines geeigneten Baugrunds kann zur Nachhaltigkeit beitragen, wenn durch die Nähe zum ÖPNV die Zahl der Besucher, die mit eigenem PKW anreisen, reduziert wird. Bei der Ausschreibung des Neubaus ist es besonders wichtig, die vereinbarten Umweltziele in den Ausschreibungstext aufzunehmen, damit schließlich nur solche Angebote zugelassen werden, die die gewünschten Kriterien auch erfüllen. In einem Ratgeber zur umweltfreundlichen Beschaffung sieht das Umweltbundesamt ein

12 Vgl. Hauke & Werner 2012.



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solches Vorgehen ausdrücklich vor, selbst wenn damit potenzielle Bewerber einen Nachteil erfahren, die die entsprechenden Umweltkriterien nicht erfüllen können.13 Auch der zu erwartende Bauprozess selbst ist kritisch zu beleuchten hinsichtlich der Lärm- und Umweltbelastung durch An- und Abfahrten. Die Wahl von Baufirmen, Gerät und Materialien aus der Region oder auch recycelten oder recycelbaren Baumaterialien hilft letztlich, Wege und damit Energie einzusparen. Eine spätere Begrünung der Flächen um die Bibliothek (oder auch auf dem Bibliotheksdach) kann nach dem Prinzip des „Urban Gardening“ Grünflächen in den Städten gemeinschaftlich nutzbar machen.14

2.2 Das Gebäude Durch das Gesetz zur Einsparung von Energie in Gebäuden (EnEG), das Bauherren und Immobilienbesitzer auffordert, beim Bau und bei der Renovierung von zu beheizenden Gebäuden Maßnahmen zur Energieeinsparung zu ergreifen, sind auch Bibliotheksneubauten in Deutschland per se energieeffizient.15 Einige Kommunen gehen sogar noch weiter und planen bei öffentlichen Neubauten eine Unterschreitung der gesetzlich geforderten Werte. In Stuttgart sollen zum Beispiel seit 2008 alle kommunalen Neubauten die Vorgaben um mindestens 40 % unterschreiten.16 Die Unterhaltung eines Gebäudes und die technischen Installationen (Heizen, Kühlen, Belüften, IT usw.), die mit der Nutzung verbunden sind, bringen ebenfalls negative Einflüsse auf die Umwelt mit sich: Nicht umsonst beträgt der Anteil von Gebäuden an der Emission von Treibhausgasen ca. 10 %.17 In Bibliotheken sind vor allem und je nach geografischer Lage Licht, Kühlung und Heizung die Bereiche, in denen viel Energie verbraucht wird.18 Das Beispiel der Stadtbibliothek am Mailänder Platz, der 2011 erbauten Zentralbibliothek der Stadtbibliothek Stuttgart, zeigt, dass bereits die architektonische Grundform eines Gebäudes ökologisch sinnvoll sein kann. Kompakte, kubische, auch tiefe Gebäude sind wirtschaftlicher zu beheizen bzw. zu kühlen, sodass ggf. auf eine Vollklimatisierung verzichtet und natürliche Belüftung ermöglicht werden kann. Gebäudeentwürfe, die viel Tageslicht ins Gebäude holen (Fensterfassaden, Atrien u. ä.), sind sinnvoll, um so wenig wie möglich auf künstliches Licht angewiesen zu sein, allerdings muss dann auch auf geeigneten Sonnenschutz geachtet werden, der z. B. durch tiefliegende Fenster erreicht werden kann. 13 Vgl. Umweltbundesamt 2015, S. 24. 14 Vgl. Schmidt 2011. 15 Vgl. Deutschland. Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz 2005. 16 Vgl. Stuttgart ca. 2010, S. 15. 17 Vgl. Stamm-Treske et al. 2010, S. 17. 18 Vgl. Barnes & Rusk o. J., Folie 18.

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Abb. 1: Stadtbibliothek am Mailänder Platz, Stuttgart © Stadtbibliothek Stuttgart, Foto: M. Lorenz.

2.3 Die Ausstattung Für die Innenausstattung ist bei den Bodenbelägen, den Bibliotheks- und Büromöbeln sowie Designelementen auf deren ökologisch vertretbare Herkunft zu achten. Für die Eco-Library der Kasetsart University in Bangkok verwendeten Studierende der Architekturfakultät für die komplette Innenausstattung Fabrikabfälle oder auch die Stoffe ausgemusterter Uniformen einer Fluggesellschaft für äußerst kreative Regale, Sitzmöbel, Beleuchtungskörper und Fenstervorhänge.19 Bei der Entscheidung für bestimmte Produkte sollten neben der Haltbarkeit, der Schadstoffemissionsfreiheit und den Reinigungseigenschaften der Materialien auch die erforderlichen Reinigungsmittel, schließlich die Frage der Recycelbarkeit bedacht werden. Die Anschaffung von Elektrogeräten mit entsprechender ökologischer Zertifizierung bedeutet trotz evtl. höherer Anschaffungskosten langfristig eine Einsparung für die Bibliothek und trägt zum Schutz der Umwelt bei. Für die Aufenthaltsqualität in einer Bibliothek spielt das Licht eine besonders wichtige Rolle. Auch der architektonisch beste Gebäudeentwurf wird nie ganz ohne Kunstlicht auskommen. Effiziente Lichtsteuerungen schaffen Energieeinsparmöglich19 Vgl. Tinarat 2013.



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Abb. 2: Kreatives Recycling von Fabrikabfällen und Stoffresten für die Innenausstattung der Kasetsart University Eco-Library in Bangkok (Regale, Leuchten, Sitzmöbel) © R. Prommajan.

keiten, z.  B. durch den Einsatz von Bewegungssensoren, funktionsabhängiger Punktbeleuchtung oder bedarfsbestimmten Lichteinsatz durch Dimmen oder Stufenschaltung.20 Nutzerarbeitsplätze können mit einer individuellen Lichtsteuerung (Arbeitsplatzleuchten) ausgestattet werden, sodass die Plätze nur während ihrer tatsächlichen Nutzung beleuchtet werden.

2.4 Finanzierung Wenn zusätzliche nachhaltige Elemente des Baus erwünscht, aber vom Bibliotheksträger nicht finanziert werden können, bietet sich die Akquise von Fördermitteln durch den Träger an. Dabei können das Amt für Umweltschutz oder ähnliche Einrichtungen vor Ort beratend zur Seite stehen. In jedem Fall lohnt es sich, die evtl. anfallenden zusätzlichen Kosten für nachhaltige Bauweise mit der späteren Kosteneinsparung gegenzurechnen und so auch gegenüber dem Unterhaltsträger zu argumentieren.

20 Vgl. auch Brahms & Schrader 2013.

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3 Ö  kologische Nachhaltigkeit bei Bestandsgebäuden Auch Bibliotheken in Bestandsgebäuden können mit Unterstützung des Unterhaltsträgers oder der oben genannten Sonderfinanzierung aus Fördermitteln ökologisch nachhaltig aufgewertet werden. Viele der für einen Neubau genannten Aspekte sind auch für ein Bestandsgebäude anwendbar. Darüber hinaus können besonders Maßnahmen zur besseren Dämmung gegen Wärme und Kälte bei Außenwänden und Fenstern und zum Sonnenschutz den Energieverbrauch des Gebäudes deutlich senken. Damit ist nicht nur der Umwelt geholfen, denn für die Bibliothek bedeutet dies auch eine deutliche Einsparung bei den Betriebskosten. Viel kann durch den Austausch bzw. die Modernisierung einer Heizungsanlage erreicht werden. Der Einbau einer Wärmepumpenanlage zur Nutzung von Geothermie ist auch nachträglich möglich und bringt eine dauerhafte Kosteneinsparung mit sich. Der Einbau einer Photovoltaikanlage zur Erzeugung von Warmwasser oder Strom kann ungenutzte Dachflächen sogar zu einer Einnahmequelle für die Bibliothek machen. Ebenso kann Regen- oder Brauchwasser für die Nutzung als Spülwasser in den Toiletten gesammelt werden. Zusätzlich können Toiletten und die Armaturen der Waschbecken nachträglich mit wassersparenden Elementen ausgestattet werden. Handelsübliche Filter reduzieren den Wasserverbrauch an den Armaturen deutlich, sind kostengünstig in der Beschaffung und können leicht installiert werden, und vielleicht muss nicht jeder Wasserhahn eines Handwaschbeckens warmes Wasser führen! Zur Senkung des Energieverbrauchs und somit der Kosten ist ein Austausch des bestehenden Beleuchtungssystems durch LED-Leuchten zu überlegen. Last but not least kann der Außenraum der Bibliothek genutzt werden, z. B. für sog. Urban Gardening wie bei dem Projekt Potage-Toit21 der Bibliothèque Royal in Brüssel – sofern nicht das Architekturbüro ein Urheberrecht geltend macht und diese Nutzung damit blockiert, was im Einzelfall zu prüfen resp. rechtzeitig zu bedenken und nach Möglichkeit zu verhindern wäre. In Arlington, Virginia, wird der Außenraum für eine der städtischen Fahrradverleihstationen genutzt: „… just like with any Arlington Public Library materials, you can drop off any Bikeshare bikes at Central too.“22 Alle genannten Maßnahmen machen auch nach außen deutlich: Hier positioniert sich eine Bibliothek als Grüne Bibliothek, hier wird das Engagement für den Umweltschutz ernst genommen – ein Image, mit dem sich punkten lässt! 21 http://www.potage-toit.be/ (15.09.2015). 22 http://library.arlingtonva.us/2012/02/17/wheel-be-seeing-you-at-central-library/ (15.09.2015).



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Abb. 3: Städtische Fahrrad­verleih­ station vor der Arlington Public Library.23

4 Zertifikate

23

Für Bibliotheken, die schon über einen ‚grünen‘ Neubau verfügen oder einen solchen planen, lohnt sich ein Blick auf Umweltzertifikate. Erstmals für das Jahr 2016 wurde der IFLA Green Library Award ausgeschrieben.24 Entsprechend dem IFLA Statement on Libraries and Sustainable Development25 soll die Auszeichnung dazu beitragen, die gesellschaftliche Bedeutung von Bibliotheken als verantwortliche Multiplikatoren und Akteure für den Schutz der Umwelt und für ökologische Nachhaltigkeit deutlich zu machen. Für die Bewerbung um die Auszeichnung können Projekte, Initiativen, Ideen in jeglicher Form, z. B. als Essay, Video, Poster, Textbeitrag oder eine Bilderserie eingereicht werden. Die Birmingham Library hat sich für eine Zertifizierung des Bibliotheksgebäudes nach dem britischen Gebäudezertifikat BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method) entschieden und die Bewertung „excellent“ erhalten.26 BREEAM wird seit 1990 verwendet und wurde auch bereits außerhalb Großbritanniens in anderen europäischen Ländern wie Norwegen oder den Nieder23 Quelle: http://library.arlingtonva.us/2012/02/17/wheel-be-seeing-you-at-central-library/ (26.10. 2015). 24 http://www.ifla.org/node/10160?og=479 (23.01.2016). 25 http://www.ifla.org/publications/statement-on-libraries-and-sustainable-development (23.01.2016). 26 Birmingham Public Libraries 2014.

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landen verliehen.27 Das BREEAM-Zertifikat gliedert die Einzelkriterien in die Kategorien Management, Gesundheit und Behaglichkeit, Energie, Transport, Wasser, Materialien, Abfall, Flächenverbrauch und Ökologie des Grundstücks, Emissionen und Zusatzkriterien (z. B. Innovation).28 Einige nationale Gebäudebewertungssysteme wie das französische HQE29, das kanadische Green Globe30, das japanische CASBEE31 und das deutsche Zertifizierungssystem der DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen)32 bauen auf dem zuerst vorhandenen BREEAM auf.33 Die vergleichsweise geringen Kosten einer BREEAM-Zertifizierung liegen mit 500–1300 Euro auch noch im Rahmen dessen, was öffentliche Einrichtungen für eine Zertifizierung ausgeben könnten. Das LEED-Zertifikat des U. S. Green Building Council wurde bisher vor allem an US-amerikanische Bibliotheken vergeben, ist jedoch auch offen für Bibliotheken außerhalb der Vereinigten Staaten.34 Zertifikate wie das der DGNB, der European Energy Award®35 oder die Auszeichnung bei der Solarbundesliga36 können auch von Bibliotheken angestrebt werden, um die Grüne Bibliothek gegenüber ihren Trägern und Nutzern überzeugend im Sinne der Lokalen Agenda 21 oder der Lyon Declaration öffentlichkeitswirksam zu präsentieren.

5 Strategische Maßnahmen Die Positionierung als Grüne Bibliothek wird neben den praktischen baulichen Maßnahmen erreicht durch entsprechende strategische Maßnahmen. Eine wichtige Gruppe von Akteuren, die zur Umsetzung eines ökologischen Konzeptes unbedingt ins ‚grüne‘ Boot geholt werden muss, sind die Beschäftigten der Bibliothek. Gemeinsam können im täglichen Arbeitsleben viele Ressourcen eingespart werden, unabhängig von baulichen Maßnahmen. Ein bibliotheksinternes ÖkoTeam kann Umweltziele und ‚Verhaltensregeln‘ für die Mitarbeiter erarbeiten und neue Projekte initiieren und bewerben. Ein solcher Prozess wird am besten über die Leitungsebene der Bibliothek gesteuert werden, die zunächst strategische Ziele für die Themen des Umweltmanagements

27 Vgl. BRE Global o. J. 28 Vgl. Ebert et al. 2010, S. 35. 29 http://www.behqe.com/ (14.09.2015). 30 http://www.greenglobes.com (14.09.2015). 31 http://www.ibec.or.jp/CASBEE/english/ (14.09.2015). 32 http://www.dgnb.de/de/ (14.09.2015). 33 Vgl. Ebert et al. 2010, S. 25. 34 http://www.greenlibraries.org/usa_green_libraries_directory_a_-_g (14.09.2015). 35 http://www.european-energy-award.de/ (14.09.2015). 36 http://www.solarbundesliga.de/ (14.09.2015).



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vorgibt, z. B. im Rahmen von Leitlinien oder einer Vision, und diese dann als operative Ziele konkretisiert. Zu den Aufgaben der Leitung gehört es auch, den Mitarbeitern für die Umsetzung der Ziele entsprechende Fortbildungen zu ermöglichen. Zu den strategischen Maßnahmen gehört auch, Transparenz zu schaffen, z. B. bei den Energiekosten bzw. -einsparungen. Der im Eingangsbereich sichtbar ausgehängte Energieausweis gibt Auskunft über den Heizenergie- und Stromverbrauch und ermöglicht so den Vergleich mit anderen öffentlichen Gebäuden. Der Ertrag einer Photovoltaikanlage zur Nutzung der Sonnen­energie kann durch ein Display wirkungsvoll visualisiert werden. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) fördert solche Visualisierungsmaßnahmen sogar durch einen Zuschuss. Darüber hinaus kann und sollte die Bibliothek mit ihrem ‚grünen‘ Leitbild offensiv an die Öffentlichkeit gehen, um einen möglichst großen Effekt zu erzielen. Ökologische Themen sind in der (Kommunal-)Politik längst nicht mehr nur einseitig besetzt, sondern werden von fast allen großen Parteien vertreten. Gerade eine Grüne Bibliothek kann ein Aushängeschild für die Stadtverwaltung sein und sich damit beim Träger ganz neu und positiv ins Gespräch bringen.37

6 Fazit Grüne Bibliotheken sind weltweit im Trend38 und erobern zunehmend auch Deutschland. Dabei können nicht nur Bibliotheksneubauten von einer Orientierung hin zu mehr Nachhaltigkeit profitieren, auch Bibliotheken in Bestandsgebäuden haben in diesem Bereich viele Möglichkeiten. Über das gute Gefühl hinaus, etwas zum Schutz der Umwelt zu tun und als Vorbild eine Multiplikatorenrolle zu übernehmen, entstehen neue Chancen, sich überzeugend in der Öffentlichkeit zu präsentieren, dringende Renovierungsmaßnahmen zu begründen, auf lange Sicht deutliche Einsparungen bei den Betriebskosten zu erreichen und sich dem Träger als Einrichtung darzustellen, von der dieser wiederum in seiner Öffentlichkeitsarbeit profitieren kann.

Literatur und Internetquellen Antonelli, M. (2008). The green library movement. Electronic Green Journal, issue 27, Fall 2008, 11 S. https://green.nd.edu/assets/24828/escholarship_uc_item_39d3v236.pdf (28.06.2015). Aulisio, G. J. (2013). Green Libraries Are More Than Just Buildings. Electronic Green Journal, issue 35, January, 10 S. http://escholarship.org/uc/item/3x11862z (26.10.2015). Barnes, L. & Rusk, T. (o. J.). Greening your building. PP-Presentation. https://www.ideals.illinois. edu/bitstream/handle/2142/13766/Green-Your-Building.pdf?sequence=2 (28.06.2015). 37 Vgl. auch Hauke 2014; Hauke & Werner 2014. 38 Vgl. Hauke 2015b.

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 Melanie Padilla Segarra und Petra Hauke

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Konrad Umlauf

Standortwahl Einleitung Wo genau soll das Bibliotheksgebäude platziert werden? Für Öffentliche Bibliotheken und Landesbibliotheken betrifft die Frage die Lage im Stadtgebiet, für Hochschulbibliotheken geht es um die Lage auf dem Campus, bei Schulbibliotheken dreht es sich um die Platzierung auf dem Schulgelände bzw. im Schulgebäude, um die Frage nur für drei wichtige Bibliothekstypen zu konkretisieren. Allerdings: Kriterien für die ideale Lage sind das Eine, das Andere ist ihre Anwendung in der Praxis. Faktisch wird die Standortentscheidung nur zu oft nach sachfremden Kriterien wie etwa den folgenden getroffen: –– Seit Jahren steht ein größeres Gebäude für die Stadtbibliothek auf der kommunalpolitischen Agenda – mit geringer Priorität. Stadtplanerisch ergibt es sich, dass für ein innerstädtisches Gebäude oder für ein ganzes Areal eine Nutzung gesucht wird, sei es, dass das ruinöse Kornhaus am Marktplatz aufgewertet werden soll (wie in Ravensburg mit dem Ergebnis einer optimalen Lage der heutigen Stadtbücherei), sei es, dass weder eine rein kommerzielle Nutzung noch einzig Wohnungen – mit entsprechend hohen Kauf- bzw. Mietpreisen – politisch gewünscht werden, sodass sich die Bibliothek in dieser Gemengelage mit einem überzeugenden Konzept in die unabhängig von ihr laufenden Planungen einbringen kann, wie es in Stuttgart gelungen ist. Oder in Rheine übernahm die Stadt auf der Suche nach einem größeren Gebäude für die Rathaus-Verwaltung das Haus der Volksbank – für die Stadtbibliothek, die viele Jahre um erweiterte Flächen gekämpft hatte, war auch noch Platz, ebenso für das Stadtarchiv, obwohl dessen Unterbringung aufwändige Armierungsmaßnamen erforderten, um die Zwischendecken für die Last des Kompaktmagazins zu ertüchtigen. –– Für den Neubau der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität1 fand sich ein Grundstück, das vom Hauptgebäude der Universität nur rund 100 Meter entfernt von der alten, zu kleinen Universitätsbibliothek lag (seit drei Generationen provisorisch untergebracht im rückwärtigen Gebäudeflügel der Berliner Staatsbibliothek). Von einer Standortwahl konnte keine Rede sein, weil im Umkreis keine alternativen Immobilien zur Verfügung standen. Gleichwohl ist die Lage im Rahmen der auf mehrere Gebäudekomplexe in der Innenstadt (und weitere Gebäude am Stadtrand) verteilten Universität als vorteilhaft zu bezeichnen. Dass diese Lage in Kategorien der Gewerbelagen nur als 2-B-Lage zu bewerten ist – 1 Eigenbrodt & Stange 2008.



Standortwahl 

 43

darauf kommt es hier nicht an, denn wichtiger als die Nähe zu H&M oder Hugendubel ist der fußläufige Abstand zu den Gebäuden der geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächer und zu Bahn und Bus. Die Verkehrsanbindung ist exzellent; Fahrradständer vor den Eingängen runden das günstige Gesamtbild. Die Standortwahl für Bibliotheken bezieht sich auf dem Hintergrund derartiger Erfahrungen, die hier exemplarisch aufgeführt wurden, nicht nur auf die Lage im räumlichen Sinn, sondern ebenso auf die Frage, ob vorhandene, ggf. zur Umnutzung in Betracht gezogene Gebäude geeignet sind, oder noch weiter, auf die Prüfung, wie weit ein vorhandenes Gebäude zur Behausung der Bibliothek taugt. Hierzu haben Harry Faulkner-Brown und Andrew McDonald Kriterienlisten vorgelegt.2 Freilich scheinen diese Kriterien für die Entscheidung zwischen alternativen Lagen oder Gebäuden nicht differenziert genug zu sein. Deshalb wird im Folgenden ein differenzierter Kriterienkatalog vorgestellt.3 Die argumentativ differenzierte Feststellung einer eingeschränkten oder mangelnden Eignung kann den Prozess hin zur besseren Alternative stützen.

1 Bibliothekarische Kriterien für die Standortwahl Bibliothekarische Kriterien für die Standortwahl heben auf die Nähe der Öffentlichen Bibliothek zu den Wohnungen der Einwohner ab und reflektieren kaum Schul- und Berufspendler, während für Hochschulbibliotheken der Gedanke des outreach – das Personal verlässt das Bibliotheksgebäude und steht dort, wo die Studierenden sich auf dem Campus ohnehin aufhalten, für Beratung und Auskünfte mit dem funkvernetzten Tablet in der Hand zur Verfügung – immer wichtiger wird. Im Folgenden sollen Argumente und Kriterien aus der Fachliteratur hinsichtlich des Standorts von Bibliotheken zusammengetragen werden. –– Die Arbeitsgemeinschaft der Kunst- und Museumsbibliotheken formuliert in ihren Qualitätskriterien: Die Bibliothek soll sowohl vom Arbeitsplatz der Museumsmitarbeiter wie auch von der Haltestelle des öffentlichen Nahverkehrs binnen 10 Minuten zu erreichen sein.4 –– Das noch immer als grundlegend zitierte KGSt-Gutachten von 1973 forderte: Das Bibliotheksnetz soll so dicht sein, dass jeder Bürger die nächste Filialbibliothek binnen 15 Minuten erreichen kann.5 –– Das aktuelle Positionspapier der bibliothekarischen Verbände 21 gute Gründe für gute Bibliotheken argumentiert gegenüber dem KGSt-Gutachten differenzierter 2 Vgl. Fansa 2012. 3 Vgl. Umlauf 2012. 4 AKMB 2008. 5 KGSt 1973.

44 

––

––

––

––

 Konrad Umlauf

und berücksichtigt in seiner Argumentation auch den ländlichen Raum: Für mindestens 75 % der Bevölkerung beträgt die Entfernung zum nächsten Bibliotheksstandort weniger als 2 Kilometer.6 Vor einigen Jahren sahen die Public Library Service Standards des britischen Department for Culture, Media and Sport vor: In ländlichen Gebieten sollen 85 % der Haushalte nicht weiter als 2 Meilen = 3,2 Kilometer von der nächsten stationären Bibliothek entfernt wohnen, in geschlossenen Siedlungsgebieten 100 %.7 Die Bibliotheken werden im Kontext der Stadtplanung als Instrument eingesetzt, um stadtplanerisch unerwünschten Entwicklungen entgegenzuwirken, z. B. einer Entmischung von Arbeiten und Wohnen im Zentrum, und um Stadtquartiere aufzuwerten. Seit den 1980er Jahren freilich verkümmerte die Einbeziehung der Bibliotheken in die Stadt- und Regionalplanung. In Stuttgart gelang es der Bibliotheksleitung bald nach dem Jahr 2000, auf dem Hintergrund beeindruckender Besucherzahlen und einer kommunalpolitisch stark beachteten Profilierung, die Bibliothek mit einem überregional beachteten Konzept (Bibliothek des 21. Jahrhunderts) als das genau passende Element (Frequenz, Kultur, Architektur) in eine unabhängig von der Bibliothek laufende umfangreiche Planung einzubringen.8 In ländlichen Gebieten mit dünner Besiedlung sollen die Bibliotheksplanung und mithin die Entscheidungen über Standorte auf eine übergemeindliche Basis gestellt werden; ggf. kann die Versorgung mit Fahrbibliotheken sichergestellt werden.9 Im Leipziger Bibliotheksentwicklungsplan 2008–2011 sind Mindestgrößen für die Filialbibliotheken vorgesehen, z. B. für große Stadtteilbibliotheken ein Einzugsgebiet von ca. 25 000 Einwohnern und einer Fläche von mindestens 500 m2, für kleine Stadtteilbibliotheken ca. 10 000 Einwohner und mindestens 200 m2. Wo die Filialbibliotheken diese Mindeststandards nicht erreichen, werden sie zusammengelegt. In vielen anderen Städten wurden derartige Entwicklungen bereits vor Jahrzehnten vollzogen. Beispielsweise wurde im Münchner Bibliotheksentwicklungsplan bereits 1971 (im Bibliotheksentwicklungsplan Frankfurt am Main 1972) die Untergrenze für Filialbibliotheken mit 20  000 ME angegeben.10

In der Fachliteratur wurde die Standortwahl unter dem Gesichtspunkt der Rolle Öffentlicher Bibliotheken als Frequenzbringer erörtert. Man hätte sich auf Erfahrun-

6 BID 2009. 7 http://www.culture.gov.uk/NR/rdonlyres/2374D642-E0E0-40BF-8BE4-F12047103DBE/0/ PUBLICLIBRARYSERVICESTANDARDSFINAL1OCTOBER.pdf (Im Nov. 2015 scheint das Dokument nicht mehr erreichbar zu sein). 8 Umlauf 2008a. 9 Umlauf 2008b. 10 Ackermann 2008.



Standortwahl 

 45

gen aus Australien11 beziehen können, wo sich Investoren von Einkaufszentren für Bibliotheken interessieren: Die Einkaufszentren sollten von der Besucherfrequenz der Bibliotheken profitieren. Die hohen Immobilienpreise führen jedoch oft dazu, dass Bibliotheken in Einkaufszentren vergleichsweise klein sind, oder es handelt sich um Filialbibliotheken für spezielle Zielgruppen. In Deutschland lassen sich Beispiele für beide Sichten anführen: die Bibliothek als Frequenzbringer für benachbarte Geschäftslagen und die Bibliothek als Nutznießer einer durch umgebende Lagen erzeugten Frequenz.12 Für die Stadtbibliothek Langensalza13 fiel 2007 die Entscheidung, durch Umbau und Erweiterung vorhandener Gebäude die Stadtbibliothek neu in zentraler Lage unterzubringen. Freilich spielte der Gedanke keine Rolle, den historischen Stadtkern stärker zu beleben; im Gegenteil sah man durch den neuen Standort neben Parkplatz und Gymnasium die Chance, die Besucherzahlen weiter zu erhöhen, auch durch eine Flächenerweiterung der Bibliothek. In Düsseldorf wurde 2008 im Stadtteil Bilk eine Filialbibliothek errichtet.14 Sie ist in einem Stadtteilzentrum untergebracht, das ein verwahrlostes Gelände am früheren Containerbahnhof stadtplanerisch aufwerten sollte. Das Stadtteilzentrum sollte Einkaufszentrum, Bürgersaal, Schwimmbad, Gastronomie, Büros, Wohnungen, ferner Grünflächen sowie Sport- und Parkplätze umfassen. Zunächst war im Einkaufszentrum keine Fläche für die Bibliothek geplant; auf deren heutigen Flächen war u.  a. Gastronomie vorgesehen. Die Filialbibliothek wurde erst im Kontext der kontroversen Diskussion um die Auswirkungen des Einkaufszentrums auf den örtlichen Einzelhandel in den Planungsprozess eingebracht. Im Hintergrund stand ein langjähriger Masterplan zur Optimierung der Düsseldorfer Bibliotheksstandorte. Ob die Planung insgesamt an Akzeptanz bei den kommunalen Entscheidungsträgern infolge der Einbeziehung der Filialbibliothek gewann oder ob die politische Entscheidung für das Stadtteilzentrum auch ohne Stadtteilbibliothek zustande gekommen wäre – das lässt sich angesichts der komplexen Gemengelage nicht rekonstruieren. Die Filialbibliothek spielte im Planungsprozess keine Rolle im Sinn einer Aufwertung des Stadtteilzentrums, eines Frequenzbringers oder einer Verbesserung der Urbanität. Eher profitiert die Filialbibliothek von ihrer Umgebung; sie war ein Jahr nach Eröffnung die meistgenutzte Stadtteilbibliothek in Düsseldorf. Erfolgreich angewendet wurde indessen das Frequenzargument seitens der Stadtbibliothek Bremen, als sie innerhalb der Verwaltung für den Umzug in ein angemessenes Quartier kämpfte. Die Bibliotheksleitung trug das Argument vor, vergleichbare Bibliotheken hätten mit dem Umzug in ein attraktives Gebäude eine Steigerung der Besucherzahlen um 70 % erreicht. Das Argument trug dazu bei, die Zentralbibliothek von ihrem beengten Standort in der Südervorstadt 2004 in ein ausreichend großes Gebäude (Forum am 11 Jones 2004. 12 Vgl. auch den Beitrag Nachnutzung versus Neubau von J. Weinreich in diesem Band. 13 Böttcher & Möschl 2011. 14 Regier 2011.

46 

 Konrad Umlauf

Wall) zu verlagern, das vorher als problematische Randlage der historischen Innenstadt galt. Lange (1997) und Umlauf (2008) wiesen nach, dass Neu- bzw. substanzielle Umbauten Öffentlicher Bibliotheken sowohl am früheren Standort wie auch bei Verlagerung des Standorts die Ausleih- und Besucherfrequenzen um 40–80 % steigen lassen. In vielen deutschen Städten wurde die Zahl der Standorte Öffentlicher Bibliotheken seit den 1990er Jahren deutlich reduziert, besonders auffällig bei den Städtischen Bibliotheken in Dresden, die heute 19 Stadtteilbibliotheken haben. Auch die Zahl der Entleiher ging zurück, ebenso, wenn auch weit unterproportional, die Zahl der Besucher. Dagegen wurden die Entleihungen erheblich gesteigert. Der Grund für diese Entwicklung ist, dass mit der Aufgabe von Standorten zugleich eine beträchtliche Attraktivitätssteigerung der verbliebenen bzw. der neu dazugekommenen Standorte verbunden war. Die Attraktivitätssteigerung bezieht sich auf Lage der Standorte, auf Möblierung, Öffnungszeiten, Medienangebot und Dienstleistungen. Extreme Beispiele für eine Konzentration der Standorte sind die Stadtbibliotheken in –– Dülmen (Nordrhein-Westfalen), von deren 18 Standorten im Jahr 1999 im Jahr 2012 noch genau einer übrig war, –– Deggendorf (Bayern), die von 11 Standorten 1999 auf ebenfalls einen Standort reduziert wurde, –– 220 weiteren Orten, in denen die Zahl der Standorte von 2 bis 10 im Jahr 1999 auf einen einzigen im Jahr 2012 zurückgeführt wurde, –– München (von 47 auf 37 Filialen reduziert), –– Hamburg (von 49 auf 36), –– Frankfurt am Main (von 23 auf 20). Dem stehen freilich Städte gegenüber – fast durchweg kleine Orte –, in denen die Zahl der Filialen zugenommen hat, z. B. Gardelegen (von 1 auf 6 Standorte gewachsen), Niederkassel (von 1 auf 5), Bernau bei Berlin (von 1 auf 4), Wolfsburg (von 11 auf 12). Insgesamt wuchs die Zahl der Standorte in 140 Orten. In Dänemark wurden seit 1988 über die Hälfte der Standorte der Öffentlichen Bibliotheken geschlossen.15 Dabei spielte die Verwaltungsreform des Jahres 2007 eine bedeutende Rolle, die die Zahl der Gemeinden von 271 auf 98 reduzierte und viele Filialen wegfallen ließ. Gleichwohl wurde das Ergebnis der Umstrukturierung positiv evaluiert.16 Das dänische und das Dredner Beispiel zeigen, dass eine Konzentration der Standorte nicht per se negative Auswirkungen auf Erreichbarkeit, Attraktivität, Benutzung haben muss. Vielmehr muss man die Strukturen, Wege, Verkehrsanbindungen im Einzelnen betrachten. Wenige attraktive, leistungsfähige Standorte in

15 Svendsen 2013. 16 Johannsen 2010.



Standortwahl 

 47

einem Stadtgebiet sind sinvoller als ein dichtes Netz zu kleiner Standorte mit einem veralteten Angebot. Anders ist die Lage im ländlichen Raum mit ungünstigen Verkehrsanbindungen und in Gemeinden, die durch die Gemeindegebietsreform der 1970er Jahre aus einer mehr oder minder großen Zahl verstreut liegender kleiner Siedlungen und Dörfer entstanden sind und seitdem kein geschlossenes Siedlungsgebiet, womöglich nicht einmal einen Zentralort mit Gravitationskraft entwickelt haben. Hier kann man mit der Planung von Bibliotheksstandorten die Versäumnisse der Regional- und kommunalen Planung kaum ausgleichen. Als Beispiel soll Taunusstein in Hessen dienen. Die größte Stadt im Rheingau-Taunus-Kreis hat 29 000 Einwohner, die in zehn verstreut liegenden Ortsteilen auf 67 km2 leben. Hier wurde das für derartige Strukturen entwickelte Konzept einer Fahrbibliothek realisiert. Ein anderer Weg wären Kombinationen mit anderen Dienstleistern oder Ladengeschäften: eine Ausleihstelle ohne dauerhaft präsentes eigenes Personal, die beispielsweise im örtlichen Bäckerladen untergebracht ist – und was soll man tun, wenn es auch den nicht mehr gibt? Unbeschadet der Empfehlungen über die Platzierung der Schulbibliotheken im Schulgebäude17 fanden Praktiker überzeugende Lösungen: In der Grundschule in Eitorf (Nordrhein-Westfalen) ist die Schulbibliothek ein offener Bereich im Foyer der Schule, oder in der Hans-Alfred-Keller-Schule (Siegburg, Nordrhein-Westfalen) sind Computerarbeitsplätze und Bibliothek im selben Raum untergebracht; ein mobiles Regal trennt beide Bereiche.18 An Hochschulen soll eine Hochschulbibliothek in zentraler Lage auf dem Campus ihren Platz finden. Dislozierte Fachbereiche sollen zwar eigene Bereichsbibliotheken haben, aber diese sollen organisatorisch der zentralen Hochschulbibliothek angeschlossen sein. Seit den 1990er Jahren ist eine erneute Tendenz zur Zusammenfassung kleiner Instituts- und Fachbereichsbibliotheken zu größeren Bereichsbibliotheken zu erkennen.19 In den USA machte man die Erfahrung, dass während der Renovierung oder Neuerrichtung der zentralen Campus-Bibliothek verwendete Ausweichquartiere, die 1,6 km vom Campus entfernt liegen, zu einem Einbruch der Bibliotheksbenutzung von etwa 50 % führten.20 Als Reaktion auf die allgegenwärtige Verfügbarkeit von Bibliotheksdienstleistungen über das Internet dehnen viele US-amerikanische Hochschulbibliotheken ihre physische Präsenz auf dem Campus aus21, indem sie Auskunftsdienste22 und Kurse in Informationskompetenz außerhalb der Bibliotheksräume anbieten, z.  B. im Studentenwohnheim, im Computersaal, auf den Fluren zu Hörsälen und Seminarräumen 17 Dahm & Holderried 2012, S. 35. 18 http://www.lernraeume-aktuell.de/raumart/selbstlernzentren.html (08.11.1215). 19 Vogel & Cordes 2005. 20 Tolppanen 2003. 21 Strothmann & Antell 2010. 22 Lubker 2010.

48 

 Konrad Umlauf

oder im Lehrkrankenhaus23. Voraussetzung ist eine hohe Frequenz von Studierenden, die mit Studienarbeiten usw. beschäftigt sind und unmittelbare Hilfe schätzen24 und zugleich Ruhe, gute Beleuchtung und ein starkes WLAN-Signal. Dieser Trend relativiert jedenfalls für Hochschulbibliotheken die Bedeutung des Standortes.

2 Nutzwertanalyse zur Standortwahl Die hier erörterten Kriterien sollen neben weiteren Kriterien in eine Nutzwertanalyse zur Bewertung alternativer Standorte bzw. alternativer Gebäude, die zur Umnutzung in Betracht gezogen werden, einfließen. Die in Tabelle 2 aufgeführten Kriterien beziehen sich auf eine Öffentliche Bibliothek und sind weitgehend auch für Landes- oder Regionalbibliotheken verwendbar. Für eine Hochschulbibliothek müssen sie z.  T. modifiziert werden. Zum Beispiel kann das Kriterium Affinität der Bevölkerung im Einzugsgebiet zur Bibliotheksbenutzung ersetzt werden durch das Kriterium Affinität der nahe liegenden Fakultäten zu Printmedien. Die Nutzwertanalyse kann von einer Person oder besser von zwei Personen im Dialog durchgeführt werden. Zur Steigerung der Objektivität kann man folgendermaßen verfahren: –– Die Gewichtung der Kriterien (Spalte 2 in Tabelle 2) wird von einer anderen Arbeitsgruppe als die Bestimmung der Erfüllungsgrade der Kriterien (Spalte 3 und Spalte 5 in Tabelle 2) festgelegt. –– Die Arbeitsgruppen diskutieren jedes Zielgewicht bzw. jeden Erfüllungsgrad in begrenzter Zeit, ohne dass ein Konsens abgestrebt wird; es geht nur um den Austausch von Argumenten. Nach Ablauf der gesetzten Zeit notiert jedes Mitglied der jeweiligen Arbeitsgruppe seinen Zahlenwert individuell und verdeckt. –– Abschließend ermittelt man die Durchschnittswerte der Zielgewichte bzw. Erfüllungsgrade und rundet sie auf ganze Zahlen. K.-o.-Kriterien werden vor der Durchführung der Analyse gesondert geprüft. Alternative Standorte bzw. Gebäude, die ein K.-o.-Kriterium nicht erfüllen, werden in die Nutzwertanalyse nicht mit einbezogen. Deshalb ist unter den vorgeschlagenen Kriterien Barrierefreiheit nicht aufgeführt. Ggf. werden hier aufgeführte Kriterien, die keine Rolle spielen oder auf den Sachverhalt nicht zutreffen, gestrichen. Entscheidend ist, dass die Gewichtung der Kriterien vor Anwendung der Kriterien auf die Standort- bzw. Gebäude-Alternativen geschieht. Die Zielgewichte werden anhand von Fragen wie der folgenden festgelegt: –– Wie wichtig ist das einzelne Kriterium im Verhältnis zu den anderen Kriterien? 23 Lacy 2007. 24 Del Bosque 2007.



Standortwahl 

 49

Hierzu vergleicht man jedes Kriterium mit jedem Kriterium unter der Fragestellung: Welches Kriterium des betreffenden Paares ist wichtiger? Hierzu kann ein tabellarischer Paarvergleich dienen (Tab. 1). Man geht Zeile für Zeile in Tabelle 1 durch und fragt: Ist dieses Kriterium (z. B. Kriterium 1) wichtiger als das je andere Kriterium (z. B. Kriterium 2, Kriterium 3 usw.)? Für die Antwort Ja wird der Wert 1 in der betreffenden Tabellenzelle eingetragen, für die Antwort Nein der Wert 0. Anschließend bildet man Zeilenweise die Summen. Den höchsten Summenwerten in Tabelle  1 werden die höchsten Prozentwerte als Zielgewichte in Spalte  2 in Tabelle  2 zugeordnet, jedoch darf der höchste Prozentwert nicht so hoch sein, dass er allein das Ergebnis bestimmt. Tabelle 2 zeigt Beispiele; der höchste Prozentwert ist hier 11 %. Er kann bei einer deutlich kleineren Zahl an Kriterien höher liegen. Den niedrigeren Summenwerten ordnet man abgestuft niedrigere Prozentwerte zu bis hinunter zu 1 % für die Kriterien, deren Summenwert nur 1 ist. Diese Zuordnung kann so vorgenommen werden, dass man für jede Zeile den Anteil des Summenwerts in Tabelle 1 an der Summe der Summenwerte ermittelt und auf eine ganze Zahl rundet; Werte unter 1 werden jedoch stets auf 1 gerundet. Kriterien, deren Summenwert  0 ist, werden gestrichen. Tab. 1: Paarvergleich zur Bewertung der Wichtigkeit der Kriterien.

wichtiger als? Kriterium 1

Kriterium 1 Kriterium 2 Kriterium 3 …

Kriterium n Summenwert der Zeile

Entfällt

Kriterium 2 Kriterium 3 … Kriterium n

entfällt entfällt entfällt entfällt

Summe der Summenwerte

Dann wird für jede Alternative der Erfüllungsgrad in Prozent in Bezug auf jedes Kriterium eingetragen (Spalte 3 und Spalte 5 in Tabelle 2) und mit dem Zielgewicht (Spalte  2 in Tabelle 2) des betreffenden Kriteriums multipliziert. Ein angenommenes Optimum wird mit 100  % bewertet, eine gerade noch akzeptierte Abweichung davon mit 1  %; eine noch größere Abweichung wäre ein K.-o.-Kriterium. Ergebnis sind die Teilnutzen für jedes Kriterium bei jeder Alternative (Spalte  4 und Spalte 6 in Tabelle 2). Für jede Alternative wird die Summe der Teilnutzwerte gebildet. Die Alternative mit dem höchsten Nutzwert (der höchsten Zahl) ist die beste.

50 

 Konrad Umlauf

Tab. 2: Nutzerwertanalyse zur Bewertung alternativer Standorte Öffentlicher Bibliotheken. 1

2

3

Kriterien

Zielgewicht

4

5

Alternative 1 Erfüllungsgrad

6

Alternative 2 Teilnutzwert

Erfüllungsgrad

Teilnutzwert

Vorteilhaftigkeit des Zugangs ins Gebäude

3

70%

2,1

100%

3,0

Äußeres Erscheinungsbild des Gebäudes

3

30%

0,9

70%

2,1

Nähe zu Kooperationspartnern

6

90%

5,4

30%

1,8

Platzierung im Einzugsgebiet

9

40%

3,6

100%

9,0

Passantenfrequenz

9

10%

0,9

100%

9,0

Qualität der unmittelbaren Umgebung

1

10%

0,1

70%

0,7

Qualität der Straßenanbindung

2

10%

0,2

80%

1,6

Intensität des Straßenverkehrs

3

40%

1,2

10%

0,3

Verkehrsanbindung

9

70%

6,3

100%

9,0

Fehlen verkehrlicher Behinderungen

2

10%

0,2

100%

2,0

Parkflächen

7

10%

0,7

90%

6,3

Affinität der Bevölkerung im Einzugsgebiet zur Bibliotheksbenutzung

11

90%

9,9

30%

3,3

Altersstruktur, Anteil Familien mit Kindern

10

80%

8,0

30%

3,0

Abweichung der Flächengröße von der Norm nach unten

5

10%

0,5

90%

4,5

Flächenzuschnitt

2

90%

1,8

30%

0,6

Verteilung auf mehrere Stockwerke

4

100%

4,0

30%

1,2

Lage der Flächen im Gebäude

5

100%

5,0

10%

0,5

Ambiente, Qualität der Räume

2

20%

0,4

100%

2,0



Standortwahl 

 51

Tab. 2 (fortgesetzt) 1

2

3

Kriterien

Zielgewicht

4

5

Alternative 1 Erfüllungsgrad

6

Alternative 2 Teilnutzwert

Erfüllungsgrad

Teilnutzwert

Tageslicht

1

100%

1,0

70%

0,7

Klima, Belüftung, Sonnenschutz

2

90%

1,8

70%

1,4

Schallschutz gegenüber außen

1

90%

0,9

100%

1,0

Schalldämmung im Innern

1

90%

0,9

70%

0,7

Versorgung mit Starkstrom an Nutzerarbeitsplätzen

1

100%

1,0

90%

0,9

Eignung für Drahtlosnetzwerk

1

100%

1,0

10%

0,1

57,8

 

64,7

Summen

100

 

Ergebnis der Nutzwertanalyse: Alternative 2 hat den höheren Nutzwert und ist vorzuziehen.

3 Kriterien der Nutzwertanalyse Im Folgenden sollen die vorgeschlagenen Kriterien und die Bestimmung des Erfüllungsgrads erläutert werden. Die Einschätzung des Erfüllungsgrads geschieht freihändig, also i. d. R. ohne Berechnungen, im Vergleich der Alternativen in Bezug auf dieses Kriterium. Bei Standorten bzw. Gebäuden, die in naher Zukunft eine Veränderung bei diesen Kriterien erwarten lassen, sei es extern verursacht (z.  B. im Bau befindliche neue Haltestellen) oder intern verursacht (z. B. konkrete, ausfinanzierte Umbaumaßnahmen), geht man nicht vom aktuellen Zustand, sondern vom geplanten Zustand aus – sofern man mit größter Wahrscheinlichkeit damit rechnen kann, dass die Planung ausgeführt wird. Vorteilhaftigkeit des Zugangs ins Gebäude: Das Kriterium ist dann 100-prozentig erfüllt, wenn –– der Zugang schon von Weitem klar zu erkennen ist, –– keine Hindernisse wie z. B. eine schwergängige Drehtür den Zugang behindern, –– der Eingang ins Gebäude unmittelbar in die Bibliotheksräume, ggf. ins Foyer der Bibliothek führt, die Besucher also nicht erst andere Flächen im Gebäude wie bei-

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 Konrad Umlauf

spielsweise ein Treppenhaus passieren müssen, bevor sie die Bibliotheksräume betreten. Äußeres Erscheinungsbild des Gebäudes: Das Kriterium ist dann 100-prozentig erfüllt, wenn das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes hochwertig, einladend, zur Nutzung passend aussieht und einen Wow-Effekt im Sinn Andrew McDonalds auslöst.25 Nähe zu Kooperationspartnern: Die vollständige Erfüllung des Kriteriums ist dann gegeben, wenn der Standort zu möglichst vielen Kooperationspartnern, deren Angehörige die physische Bibliothek besuchen sollen, möglichst nahe liegt. Platzierung im Einzugsgebiet: Im Idealfall (100-prozentige Erfüllung) liegt der Standort in der Mitte des Einzugsgebiets, wobei die Mitte nicht geografisch zu verstehen ist, sondern hinsichtlich der Zeit, in der die Einwohner die Bibliothek erreichen. Passantenfrequenz: Je höher die Passantenfrequenz auf der Straße vor der Bibliothek, desto besser. Die Alternative mit der höchsten Passentenfrequenz im Vergleich der Alternativen hat den Erfüllungsgrad 100 %. Der Standort mit einem Zehntel dieser Passantenfrequenz wird mit einem Erfüllungsgrad von 10 % bewertet. Qualität der unmittelbaren Umgebung: Eine 100-prozentige Erfüllung liegt dann vor, wenn die unmittelbare Umgebung (was in Sichtweite vom Eingang des Gebäudes aus liegt) folgende Eindrücke vermittelt: –– Sauberkeit –– Ordnung –– Klare räumliche Orientierungen, ggf. mit Wegweisern –– Kein gewöhnlicher Aufenthaltsort von Personen, denen die Bibliotheksbesucher höchstwahrscheinlich nicht begegnen möchten –– Nutzungsoptionen (Ladengeschäfte, Dienstleister usw.), die von den Bibliotheksbesuchern wahrscheinlich auch in Anspruch genommen werden Qualität der Straßenanbindung: Die beste Qualität ist eine Fußgängerzone mit öffentlichem Personennahverkehr und nahem Zugang zu einem kostenlosen Parkhaus. Eine mittlere Qualität kann eine lebhaft befahrene Straße mit Zebrastreifen oder Fußgängerampeln in der Nähe sein. Eine schlechte Qualität ist eine stark befahrene Hauptverkehrsstraße ohne rasch erreichbare Querung für Fußgänger.

25 McDonald 2007, S. 25: „inspirational space which captures the minds of users and the spirit of the institution“.



Standortwahl 

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Intensität des Straßenverkehrs: Das Kriterium ist dann 100-prozentig erfüllt, wenn Radfahrer ohne Gefährdungen durch Autos und ohne Drängelei ganz nah an den Standort heranfahren können und wenn PKWs i. d. R. ohne Stau die Parkplätze erreichen. Verkehrsanbindung: Eine 100-prozentige Erfüllung dieses Kriteriums liegt dann vor, wenn –– mehrere Linien des öffentlichen Personennahverkehrs –– mit mehreren Verkehrsmitteltypen (Bahn, Bus usw.) –– ihre Haltestellen unmittelbar am Standort haben –– und der Standort für Radfahrer und PKWs ohne Umwege direkt erreichbar ist. Fehlen verkehrlicher Behinderungen: Verkehrliche Behinderungen können sein: –– Mittelstreifen ohne Fußgängerquerung –– Leitplanken, die ein Überqueren der Straße verhindern –– Eine Pflasterung, die für Personen, denen das Laufen schwer fällt, problematisch ist –– Erreichbarkeit des Standorts bzw. des Gebäudes nur über schräge Flächen oder Treppen im Außenbereich Das völlige Fehlen derartiger verkehrlicher Behinderungen ergibt einen vollständigen Erfüllungsgrad. Parkflächen: Das Kriterium ist dann zu 100 % erfüllt, wenn jeder mit Rad oder Auto kommende Besucher jederzeit einen Abstellplatz in unmittelbarer Nähe des Standorts bzw. des Gebäudes findet. Affinität der Bevölkerung im Einzugsgebiet zur Bibliotheksbenutzung: Aus der bibliothekarischen Marktforschung ist bekannt, dass folgende Sinus-Milieus26 eine überdurchschnittliche Affinität zur Bibliotheksbenutzung aufweisen27: –– die Postmateriellen –– und die modernen Performer. Je höher der Anteil dieser Sinus-Milieus oder wenigstens der Sinus-Milieus mit durchschnittlicher Affinität zur Bibliothek (Konservative, Experimentalisten, Hedonisten) im Einzugsbereich der Bibliothek ist, desto mehr Benutzer kann die Bibliothek erwarten und desto vollkommener ist dieses Kriterium erfüllt. Altersstruktur, Anteil Familien mit Kindern: Kinder sind die Zielgruppe mit der höchsten Bibliotheksaffinität überhaupt. Auch Studierende, junge Erwachsene und junge 26 Siehe Szlatki 2010. 27 Umlauf 2012, S. 313–316.

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 Konrad Umlauf

Eltern haben eine überdurchschnittliche Affinität zur Bibliothek. Die geringste Bibliotheksaffinität haben gering gebildete und einkommensschwache Rentner – obwohl die Bibliothek gerade für diese Zielgruppe ihre ursprüngliche Rolle (öffentlich finanzierte Medien anstelle privat nicht finanzierbarer Medien) am deutlichsten hätte. Das Kriterium ist für den Standort zu 100  % erfüllt, der den höchsten Anteil der hoch bibliotheksaffinen Zielgruppen hat. Abweichung der Flächengröße von der Norm nach unten: Das Kriterium ist dann 100-prozentig erfüllt, wenn die zur Verfügung stehende Fläche mindestens das minimale Maß nach den Anforderungen gemäß dem DIN-Fachbericht 13 hat. Der Erfüllungsgrad wird als Anteil der zur Verfügung stehenden Fläche an diesem Maß ermittelt. Flächenzuschnitt: Ideal sind große, zusammenhängende, flexibel nutzbare Flächen ohne Treppen mit überall ausreichender Tragfähigkeit von Zwischendecken (mind. 6,0 kN/m2). Je weiter die Flächenzuschnitte von diesem Ideal abweichen, je häufiger die Flächen von Stützen, Wänden, Treppenhäusern usw. unterbrochen sind, desto kleiner ist der Prozentwert des Erfüllungsgrads. Verteilung auf Stockwerke: Bei sehr großen Bibliotheken wie den Zentralbibliotheken von Großstädten ist es vorteilhafter, sie auf mehrere Stockwerke zu verteilen, statt sie auf einer dann riesigen Fläche auf einem Stockwerk unterzubringen. Im Allgemeinen aber gilt das Ideal eines einzigen Stockwerks. Kann dieses Ideal wegen der Größe der Bibliothek (als Faustregel kann man annehmen: über 1 000 m2 Publikumsfläche) nicht erreicht werden, so ist der Erfüllungsgrad für den Standort bzw. für das Gebäude der beste, der bzw. das die geringste Zahl an Stockwerken im Publikumsbereich aufweist. Lage der Flächen im Gebäude: Im Idealfall liegt die Publikumsfläche im Erdgeschoss und ist von außen einsehbar. Je weiter die Publikumsflächen davon entfernt sind, desto geringer ist der Erfüllungsgrad. Ambiente, Qualität der Räume: Die Anforderungen an qualitätsvolle Bibliotheksräume sind in der Fachliteratur wiederholt beschrieben worden.28 Je weiter die Qualität der Räume von diesen Anforderungen entfernt ist, desto niedriger ist der Prozentwert des Erfüllungsgrads. Bei erst geplanten Neubauten entfällt das Kriterium. Tageslicht: Publikumsräume in der Bibliothek sollen so von Tageslicht belichtet werden, dass tagsüber keine künstliche Beleuchtung erforderlich ist. Eine Abweichung von diesem Ideal, auch unter Berücksichtigung des Anteils der Flächen, die hiervon abweichen, führt zu einem entsprechend verringerten Erfüllungsgrad des

28 Hauke & Werner (Hrsg.) 2009, S. 218–287.



Standortwahl 

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Kriteriums. Bei einer reinen Standortwahl ohne Bezug auf ein geplantes oder bestehendes Gebäude entfällt das Kriterium.29 Klima, Belüftung, Sonnenschutz: Aber mit dem Tageslicht kann auch Sonneneinstrahlung ins Gebäude fallen und zu Blendung oder Erhitzung führen. Deshalb müssen ggf. Klimatisierung, Belüftung und Sonnenschutz für angenehme Zustände im Innenraum sorgen. Je unvollkommener die Vorkehrungen in diesem Bereich sind, desto weiter ist der Prozentwert des Erfüllungsgrads von 100 entfernt. Auch dieses Kriterium wie die folgenden Kriterien werden nicht angewendet, wenn nur ein Standort ohne Gebäude geprüft wird. Schallschutz gegenüber außen: Sofern Verkehrs- oder anderer Lärm von außen eine Rolle spielt, wird der Schallschutz gegenüber außen bewertet. Schalldämmung im Innern: Wird im Innern eine ruhige Atmosphäre gewünscht, wird dieses Kriterium herangezogen. Lärmquellen im Innern können Kopiergeräte, eine Cafeteria, ein offener Eingangsbereich usw. sein. Harte Oberflächen der Wände, Decken, Fußböden reflektieren Schall und führen zu einem höheren Schallpegel. Versorgung mit Stromanschlüssen an Nutzerarbeitsplätzen: Viele Benutzer auch in Öffentlichen Bibliotheken kommen mit Tablets, Laptops und anderen tragbaren Geräten für Kommunikation und Informationsverarbeitung in die Bibliothek. Nicht selten wollen sie ihre Geräte an das Stromnetz anschließen bzw. die Akkus aufladen. Im Idealfall ist ein dichtes Netz von Steckdosen vorhanden bzw. lässt sich leicht nachrüsten. Eignung für Drahtlosnetzwerke: Stahlbetondecken, ‑wände und ‑stützen, dicke (be­­son­ ders historische) Mauern schwächen das WLAN-Signal. Das Problem kann man zwar mit einer größeren Zahl von Access-Points beseitigen, die Frage ist aber, ob dafür das Budget reicht bzw. ob die zuständige technische Abteilung das Problem zur Kenntnis nimmt. Je nach Lage muss man das Kriterium entsprechend anwenden.

4 Fazit Eine Nutzwertanalyse mit der hier vorgeschlagenen Liste von Kriterien kann die Wahl zwischen alternativen Standorten bzw. zur Umnutzung in Betracht gezogenen Gebäuden objektivieren. Standorte bzw. Gebäude, die K.-o.-Kriterien nicht erfüllen (z.  B. Barrierefreiheit, ausreichende Deckenbelastbarkeit), werden vor Durchführung einer 29 Vgl. auch den Beitrag Umgebungsbedingung: Licht von P. Dehoff in diesem Band.

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Nutzwertanalyse ausgeschieden. Die Kriterien können angepasst werden. Sie müssen aber grundsätzlich auf die Alternativen gleichermaßen anwendbar sein. Diese Kriterien können im Rahmen einer Nutzwertanalyse zu einer differenzierteren Bewertung alternativer Standorte bzw. Gebäude beitragen als die bekannten Kriterienlisten von Harry Faulkner-Brown und Andrew McDonald. Die argumentativ differenzierte Feststellung einer eingeschränkten oder mangelnden Eignung kann den Prozess zur besseren Alternative stützen.

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Irene Lohaus

Außenraumtypologien an Bibliotheken Einleitung Die Sächsische Landes-, Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) in Dresden1 gehört mit ihren zwei Archiv- und Verwaltungskuben, die durch einen großen unterirdischen Lesesaal miteinander verbunden sind, zu den introvertierten Bibliothekstypen. Schmale Fensterschlitze in den Kuben und eine Belichtung des Lesesaals über Lichtbänder in den Decken schaffen eine konzentrierte Arbeitsatmosphäre und eine meditative Ruhe. Ablenkungen jeglicher Art werden durch die introvertierte, auf den Innenraum bezogene Raumsituation weitgehend unterbunden. Entsprechend sind auch Blicke ins Freie in den Lesesälen nicht vorgesehen. Dass insbesondere in den Sommermonaten nach einer konzentrierten Arbeitsund Lesephase im Inneren das Bedürfnis besteht, die Außenluft zu atmen und von einem konzentrierten Nah- in einen Fernblick zu wechseln, zeigt der Erfolg eines temporären Angebots von Liegestühlen auf dem als nutzbare Grünfläche angelegten Dach des Lesesaals der SLUB in Dresden. Die Liegestühle waren bei gutem Wetter dauerbelegt. In der Konsequenz ist inzwischen das Angebot an festinstallierten Außensitzplätzen deutlich ausgeweitet worden. Gerade an Universitätsbibliotheken ist dieser Trend deutlich feststellbar, da sich mit der inzwischen üblichen freien Verfügbarkeit von WLAN auch Recherchephasen teilweise in den Außenraum verlagern lassen. Auch ein Anlesen oder Auswerten von Literatur ist bei gutem Wetter im Freien nicht nur für Freizeitleser eine attraktive Alternative, sondern kann auch für wissenschaftliche Leser ein Beitrag zur Steigerung der Leistungsfähigkeit und des Aufnahmevermögens im Tagesverlauf sein. Aktuelle Studien bestätigten, dass gerade bei anspruchsvollen kognitiven Leistungen Pausen zur Inkubation des Erarbeiteten und zur Problemlösung beitragen.2 Wie das Beispiel der SLUB in Dresden zeigt, fehlen jedoch oft die Angebote im Außenraum, die einen beiläufigen, unkomplizierten Ortswechsel und/oder einen Aufenthalt sowie eine konzentrierte Lese- und Lernatmosphäre im Freien zulassen. Öffentliche Leseorte im Freien können darüber hinaus auch dazu beitragen, auf die Bibliotheken aufmerksam zu machen und die Hemmschwelle der Benutzung zu minimieren. An Hand von realisierten Projekten werden im Folgenden daher die für Bibliotheken typischen Außenraumsituationen beispielhaft dargelegt.

1 Architektur: Ortner & Ortner Baukunst, Landschaftsarchitektur: Burger + Tischer, 2003. 2 Wegge et al. 2014; Sio & Ormerod 2009.



Außenraumtypologien  

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Abb. 1: Dank eines anonymen Spenders wurden im Sommer 2013 auf dem als Park gestalteten Dach der SLUB in Dresden temporär Liegestühle ausgegeben – die Aktion war ein voller Erfolg © SLUB/H. Ahlers.

1 Auffindbarkeit und Aufmerksamkeit im Stadtraum Mit Blick auf die Konkurrenz zu den nahezu ständig verfügbaren elektronischen Informationsmedien ist eine selbstverständliche, intuitive Auffindbarkeit von öffentlichen Bibliotheken von großer Bedeutung für ihre Akzeptanz. Öffentliche Bibliotheken sind heute in Deutschland mehr denn je ohne Restriktionen offen für alle Bürger. Eine bauliche Übersetzung der Offenheit für alle durch eine passgenaue städtebauliche Integration in den Stadtraum und die Verzahnung mit dem öffentlichen Außenraum kann gerade mit Blick auf zunehmende gesellschaftliche Segregationstendenzen und den demografischen Wandel dazu beitragen, Schwellen zu minimieren und die Schnittstelle zwischen Innen und Außen zu optimieren. Als herausragendes Beispiel einer gelungenen Integration in den öffentlichen Stadtraum gilt nach wie vor die vor mehr als 20 Jahren fertiggestellte Stadtbücherei in der Innenstadt von Münster.3 Die nicht gerade kleine Baumasse der Bibliothek ist durch eine öffentliche Fußwegeverbindung im Erdgeschoss in zwei Baukörper gegliedert, die sich maßstäblich in die Innenstadtstruktur einfügen und das heterogene 3 Architektur: Bolles + Wilson, 1993.

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Umfeld behutsam neu ordnen. Die Fußwegeverbindung ist in der Achse und mit Blick auf die nahe St.-Lamberti-Kirche, einem Wahrzeichen der Stadt Münster, geführt. Die öffentliche Wegeverbindung, die die Bibliothek quasi durchquert, bietet über großzügige ‚Schaufenster‘ beiläufig spannende und wechselnde Einblicke in die Bibliothek und animiert daher zum Eintreten. Auftakt und Abschluss der Wegeverbindung bilden jeweils kleine, platzartige Aufweitungen als öffnende, einladende Gesten in den Stadtraum. An der Ostseite konnte auf diese Weise eine vorhandene, mächtige Eichengruppe integriert werden, die weithin sichtbar den Platz markiert. An der westlichen Aufweitung liegt im Übergang zu den Altstadtgassen das Café der Bibliothek. Mit seiner großzügigen, südorientierten Außenterrasse lockt es nicht nur Bibliotheksbesucher an, sondern ist darüber hinaus ein beliebter Treffpunkt für Stadtbummler. Die unmittelbare Integration in die Bibliothek, die auch durch einen einheitlichen, im Charakter öffentlichen Bodenbelag zwischen Innen- und Außenraum betont wird, und die Sichtbeziehung zu den Aktivitäten in der Bibliothek animieren zum Durchwandern und Ausprobieren der Stadtbücherei Münster. Die leicht gegenüber dem Stadtraum erhöhte Lage der Terrasse erleichtert das Ausblenden der Umgebungsreize beim Lesen in der vom geschäftigen Innenstadttreiben umströmten Lage.

Abb. 2: Öffentliche Fußwegeverbindung durch die Stadtbücherei Münster mit Blick auf die St.-Lamberti-Kirche © Ch. Richters.



Außenraumtypologien  

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Um auch ein nicht-lesendes Publikum anzuziehen, ist die Stadtbibliothek von São Paulo4 wie ein großzügiger Buchladen organisiert. Denn obwohl die Alphabetisierungsquote mit 90 % hoch ist, gilt Brasilien nicht als Leseland. „Historisch betrachtet und auch heute noch ist Brasilien von der mündlichen Tradition beeinflusst“5, die ihre Wurzeln in der Kolonialzeit hat. Die Kolonialländer wurden in einer starken intellektuellen und kulturellen Abhängigkeit von den Mutterländern gehalten. Eine höhere Bildung war für Brasilianer nicht vorgesehen. Mit sehr innovativen, sozialpolitisch ausgerichteten Bibliothekskonzepten verfolgt Brasilien heute das Ziel, die nach wie vor mangelnde Lesekompetenz gezielt zu fördern.6 Die 2010 fertiggestellte Bibliothek in São Paulo liegt mitten in einem Jugendpark, der bezeichnenderweise auf einem vormals als Gefängnis genutzten Areal angelegt wurde. Der stark frequentierte Jugendpark führt demnach Kinder und Jugendliche quasi täglich an der Bibliothek vorbei. Die niedrigschwelligen Angebote und die in die Bibliothek integrierte, aber von außen einsehbare Cafeteria locken beiläufig ins Innere und laden zum Ausprobieren und Experimentieren ein (Abb. 3 und 6).

Abb. 3: Die Außenterrasse im EG der in die Bibliothek integrierten Cafeteria in São Paulo kann zum Lesen im Freien genutzt werden © Biblioteca de São Paulo. 4 Architektur: aflalo/gasperini arquitetos, 2011. 5 Kastner 2013, S. 699. 6 Kastner 2013.

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2 Gärten und Plätze zum Lesen im öffentlichen Raum Da das Ausleihen und die Rückgabe von Büchern in den meisten Bibliotheken inzwischen durch Verbuchungs- und Rückgabeautomaten selbsttätig, sehr unkompliziert und schnell erfolgt7 und das Betreten ohne Abgabe von Jacken und Taschen möglich ist, ist ein einfacher Wechsel zwischen Innen und Außen gegeben. Demnach ist auch ein Anlesen oder Auswerten von ausleihbarer Literatur im Außenraum der Bibliothek denkbar, wenn entsprechende Aufenthaltsmöglichkeiten angeboten werden. Die Stadt Wilhelmshaven hat im Zuge der Umgestaltung der Eingangssituation im Jahr 2013 auch den Vorplatz des 1960er-Jahre-Ensembles aus Bibliothek und Volkshochschule neu gestaltet.8 Das ‚Abstandsgrün‘ wurde in einen öffentlichen Leseplatz verwandelt. Unmittelbar neben dem befestigten Eingangsplatz entstand ein grüngeprägter Raum mit einem Raster aus Rasen- und Platten-Carrés. Letztere sind mit Bänken flankiert, die entweder als Solitär oder in Gruppen zusammengefügt angeordnet sind. Ein Schirm aus mehrstämmigen, im Mai cremefarben blühenden und im Herbst leuchtend rot-orange färbenden kleinkronigen Felsenbirnen spendet Schatten und verleiht dem offenen, nach Südwest orientierten Platz einen für den Aufenthalt und zum Lesen wohltuenden Maßstab. Obwohl der Leseplatz zur benachbarten Virchowstraße offen gestaltet ist, wird er sowohl von den Bibliotheksbesuchern, die sich dort mit ihren geliehenen Büchern niederlassen, als auch von Gästen der Volkshochschule an warmen und trockenen Tagen rege genutzt.

Abb. 4: Der neu angelegte öffentliche Leseplatz vor dem Ensemble aus Bibliothek und Volkshochschule in Wilhelmshaven © P. Carl. 7 Leiß & Leiß 2011. 8 Landschaftsarchitektur: Lohaus + Carl Landschaftsarchitekten + Stadtplaner GmbH.



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Der öffentliche Raum am Haupteingang einer Bibliothek dient auch als Warte- und Verabredungszone beispielsweise für Familien oder (Lern-)Gruppen, die gemeinsam die Bibliothek besuchen, jedoch in unterschiedlichen Tempi dort verweilen. Die Stadt Hamm verlagerte ihre Stadtbibliothek in einen Neubau am Hauptbahnhof. Das neue Heinrich-von-Kleist-Forum9 verknüpft in dieser zentralen Innenstadtlage ebenfalls die Funktionen Volkshochschule und Stadtbibliothek und integrierte zusätzlich eine private Fachhochschule. Im Rahmen der städtebaulichen Neuordnung des gesamten Bahnhofsumfeldes entstand darüber hinaus ein Stadtgrünplatz, der ein Gelenk zwischen Hauptbahnhof und Innenstadt darstellt und dem angrenzenden Heinrich-vonKleist-Forum als Wartezone und Lesegarten dient.10 Der locker mit lichten Bäumen (Gleditsia) überzogene Platz, der diese sehr unterschiedlichen Funktionen verbindet, funktioniert in der Fußgängerebene wie ein Vexierbild: Er vermittelt aus verschiedenen Blickrichtungen unterschiedliche Bild­ inhalte und damit die unterschiedlichen Funktionen. Die Bäume stehen in immergrünen Buchsbaumheckenstreifen, die in ihrer Ausrichtung die stark frequentierte Wegeverbindung zwischen Bahnhof und Fußgängerzone betonen. In dieser Blick-

Abb. 5: Stadtgrünplatz vor dem Heinrich-von-Kleist-Forum in Hamm als Gelenk zwischen Bahnhof und Innenstadt und als Lesegarten © K. Ortmeyer. 9 Architektur: ap plan mory osterwalder vielmo architekten- und ingenieurgesellschaft mbH, 2010. 10 Landschaftsarchitektur: Lohaus und Carl Landschaftsarchitekten + Stadtplaner GmbH, 2011.

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richtung dominiert der Platzcharakter. Von Süden mit Blick auf das Heinrich-vonKleist-Forum ziehen sich die Heckenstreifen zu einer geschlossenen grünen Fläche zusammen und lassen den Ort eher wie einen Garten erscheinen. Unterbrechungen in den Hecken erlauben auch ein Durchflanieren in dieser Richtung. In die Heckenstreifen sind bündig breite Bänke aus Naturstein mit Holz-Sitzauflagen integriert, die unterschiedliche Sitz- und Blickrichtungen zulassen. Die Sitzgelegenheiten verdichten sich unmittelbar vor dem Haupteingang der Bibliothek, sodass sie gleichermaßen Platz für Gruppen und Einzelpersonen bieten können.

3 I n die Bibliothek integrierte Terrassen und Gärten zum Lesen Besonders schützenswerte Werke nur in den Räumen der Bibliothek zu studieren, hat aus konservatorischen Gründen seine Berechtigung. Keine Bibliothek verbietet jedoch ihren Nutzern, ausgeliehene Bücher zu Hause im Garten oder auf der Terrasse zu lesen. Dennoch sind Lesegärten, ‑höfe oder ‑terrassen, die direkt mit dem Buch oder der Zeitschrift in der Hand von der Bibliothek aus betreten werden können, selten vorhanden oder werden aufgrund von Vorbehalten (Beschädigung oder Entwenden von Büchern) leider oft nicht für den vorgesehenen Zweck genutzt. In der Stadtbibliothek in São Paulo ist der Wechsel zwischen Innen und Außen Kern des Konzeptes. Bücher können im Erdgeschoss direkt aus den Regalen mit in die Cafeteria genommen werden. Im Obergeschoss sind an den Kopfenden zwei weitere großzügige Terrassen direkt von der Bibliothek aus – auch mit Büchern – zu betreten. Die direkte Zuordnung der Außenterrassen zu den Ausleih- und Lesebereichen im Inneren und der direkte Sichtkontakt von innen zu den Terrassenflächen im Freien tragen zu einer starken Nutzung des Angebotes bei. Die variierte Möblierung der Terrassen aus Lounge-Elementen, Hockern, Tischen und Stühlen spricht ein

Abb. 6 und 7: Biblioteca São Paulo mit Verbindung zum Jugendpark, Außenterrasse im 1. OG © Biblioteca de São Paulo.



Außenraumtypologien  

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breites Publikum mit unterschiedlichen Sitz- und Lesegewohnheiten an. Bei großer Betriebsamkeit dürften jedoch Störungen der Aufmerksamkeit durch Ablenkung gegeben sein, da Rückzugsorte z. B. durch gliedernde Elemente fehlen. Auch die neue Stadtbibliothek in Stuttgart11 bietet eine Cafeteria mit Außenterrasse, die direkt von der Bibliothek zugänglich ist und auch die Mitnahme von Büchern erlaubt. Das Café mit sehr kleiner Außenterrasse liegt in der achten Etage und wird daher im Wesentlichen von Bibliotheksbenutzern in Anspruch genommen. Nicht-Leser werden möglicherweise durch die Aussicht angelockt. Gleiches gilt für die Leseterrasse auf dem Dach der Stadtbibliothek. Die Terrasse bietet einen sehr guten Ausblick und eine exponierte Lesesituation. Obwohl die Wege von den Ausleihstationen bzw. den Regalen bis zum Dach des neungeschossigen Gebäudes zum Teil sehr weit sind, wird das Angebot genutzt. Jedoch kommt es durchaus vor, dass Bücher von den Nutzern nicht zurückgebracht werden, sondern auf der Dachterrasse verbleiben und bei einem Wetterumschwung auch Schaden nehmen. Das mutwillige Hinabwerfen von Büchern ist durch hohe, transparente Zäune unterbunden. Bei der Erweiterung der Hochschul-, Landes- und Stadtbibliothek Fulda12 ist dagegen ein introvertierter, mit hohen Gartenmauern umschlossener Innenhof als

Abb. 8: Ein introvertierter Hof als Lesegarten der Hochschul-, Landes- und Stadtbibliothek Fulda © Büro Mann. 11 Architektur: Yi Architects, 2011. 12 Architektur: Sichau & Walter Architekten BDA; Landschaftsarchitektur: Mann Landschafts­archi­ tektur, 2012.

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Lesegarten entstanden. Der direkt von den Bibliotheksflächen der Untergeschossebene begehbare Gartenhof erzeugt durch seine klare und einfache Gestaltung eine ruhige Leseatmosphäre. Durch eine geschickte Gliederung der Hoffläche mit Pflanzflächen aus Buchsbaum und Funkien und durch die Platzierung von drei mehrstämmigen Fächerahornen entsteht trotz der kleinen Fläche von nur 118  m² eine große Oberfläche. Diese Ränder werden von Besuchern gerne als Anlagerungspunkte genutzt, da sie Distanz und Rückzug für konzentriertes Lesen bieten. Durch die Wahl mobiler Außenstühle können jeweils individuelle Präferenzen gewählt werden.

4 Leseforum im Freien Bibliotheken sind heute nicht nur Informationsarchive und Orte zum stillen Lesen und Lernen, sondern auch soziale Treffpunkte und Veranstaltungsorte. Entsprechend bieten viele Bibliotheken Lesungen, Programme zur Leseförderung oder die Vermittlung von Informationskompetenz an. Auch diese Veranstaltungen können in den Sommermonaten im Freien eine besondere Atmosphäre generieren. Der Lesegarten der Hochschul-, Landes- und Stadtbibliothek Fulda wird auch als Veranstaltungsraum im Freien im Sinne eines Forums für Schulklassen und für Lesungen mitgenutzt. Da der Gartenhof sehr klein ist, ist eine parallele Nutzung zum individuellen Lesen bei Veranstaltungen jedoch nicht möglich. Durch die städtebauliche Arrondierung der in Teilen vorhandenen Blockrandbebauung durch den nördlichen Gebäuderiegel der Stadtbücherei Münster ist ein Gartenhof entstanden, der ebenfalls als Forum dient. Der mit Sitzterrassen im Übergang zu den privaten Gärten gerahmte, introvertierte Hof wird in den Sommermonaten von der Kinderbibliothek, die dem Hof im Untergeschoss direkt zugeordnet ist, für Veranstaltungen und Lesungen regelmäßig genutzt. Ein frühes Beispiel eines Forums im Freien ist der Lesegarten der Kinder- und Erwachsenenbibliothek im Alvar Aalto Kulturhaus der Stadt Wolfsburg.13 Die Idee eines Gartens, der nur vom Inneren der Bibliothek aus zu betreten und zum Lesen und Vorlesen im Freien gedacht ist, war seinerzeit in Deutschland neu. Der mauerbzw. glasumsäumte Garten bot einen Ausblick in die damals noch vorhandene Feldmark. Die ansteigende Terrassierung aus Natursteinblöcken mit anschließenden ebenflächigen Rasenflächen und einem Lese­plateau am Fußpunkt verdeutlicht die vorrangige Funktion als Forum für Lesungen. Der heute noch im Original vorhandene Garten wird nach wie vor bei Veranstaltungen als Vorlesegarten genutzt. Außerhalb von Veranstaltungen ist der Garten jedoch von der Bibliothek aus nicht betretbar. Da die Zaunstäbe, die den Lesegarten vom öffentlichen Raum trennten, mittlerweile entfernt wurden, ist der Hof nunmehr öffentlich. 13 Früher Kulturzentrum, Architektur: Alvar Aalto, 1962.



Außenraumtypologien  

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Abb. 9: Lesegarten des Alvar Aalto Kulturhauses in Wolfsburg als Forum © Stadtbibliothek Wolfsburg.

5 Inszenierte Ausblicke in den Außenraum Es existieren gleichermaßen historische und zeitgenössische Beispiele, die den Blick ins Freie, in den Himmel oder in einen Garten inszenieren, um nach konzentriertem Lesen den Phasen des Verstehens und kreativen Weiterdenkens Verweilpunkte für das Schweifenlassen von Blicken und Gedanken zu bieten.14 Denn das Lesen ist anders als das Zusehen und Hören bei Veranstaltungen immer auch von kleineren Pausen unterbrochen, die die Augen im Raum und in die Umgebung wandern lassen.15 Waren es in historischen Bibliotheken Landschaftsgemälde, die als Blickpunkte für die wandernden, aber noch mit dem Lesestoff beschäftigten Augen dienten16, übernehmen in zeitgenössischen Bibliotheksbauten durch gezielt gesetzte Fenster reale Landschaftssituationen diese Funktion.

14 Vgl. auch die bereits 1627 von Gabriel Naudé in seinem vielfach rezipierten Werk zur Gestaltung von Bibliotheken aufgestellte Forderung „[…] s’il est possible entre quelque grande court & un beau jardin où elle ait son jour libre, ses veuës bien estendues & agreables […]“. Naudé 1672, S. 92. 15 Verschaffel 2010. 16 Z. B. Bibliothèque nationale von Labrouste, Architektur: Campbell Architects, 2013.

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Die Stadtbücherei Münster bietet beispielsweise in der zweiten Etage Lese­plätze in Sitznischen, die sich als große Fensteröffnungen in den Stadtraum schieben. Der Blick auf das Treiben der Stadt ist jeweils durch eine Zierkirsche gefiltert, die unmittelbar vor dem Fenster platziert ist und gleichzeitig Sonnenschutz für die südorientierten Fenster liefert.

Abb. 10: Stadtbücherei Münster: durch Zierkirschen gefilterte Ausblicke in die Stadt © I. Lohaus.

Der nicht betretbare, in den Innenhof der Nationalbibliothek in Paris (BnF) implantierte Kiefernwald lässt die Blicke in eine scheinbar unberührte Wildnis schweifen.17 Der Blick wird nicht durch menschliche Aktivitäten abgelenkt, sondern trifft auf einen kontemplativen Ort.18

17 Bibliothèque nationale de France, Architektur: Dominique Perrault Architecture, 1998. 18 Leu 2014.



Außenraumtypologien  

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6 Vielfalt der Lesesituationen Unsere Kultur des stillen Lesens ist eine intensive hochkomplexe Aktivität, die den Lesenden durch die Konzentration auf das Erfassen des Geschriebenen von der Umgebung isoliert. Es ist aber auch festzustellen, dass während des Lesens immer ein intensiver Bezug zur Umgebung besteht: Wir lesen nicht nur in kleinen, geschlossenen Lesekabinen19, die die Umgebung vollständig ausblenden, sondern das Lesen kann in sehr unterschiedlichen Lesesituationen stattfinden, die von introvertierten Gartenräumen bis zu Plätzen mit urbaner Geschäftigkeit reichen können. Die Fähigkeit, die für das Lesen notwendige Dauerkonzentration über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten, ist personen- und altersbezogen sehr unterschiedlich ausgeprägt. Sie hängt von persönlichen Faktoren wie körperlichen, kognitiven oder emotionalen Bedingungen und der individuellen Motivation ab. Diese können die Wirksamkeit externer Faktoren auf Aufmerksamkeit und Konzentration – wie konkurrierende oder motivierende Reize der Umgebung und damit die Fähigkeit, Umgebungseinflüsse ausblenden oder einbeziehen zu können – beeinflussen.20 Bibliotheken, die eine große innen-, aber auch außenräumliche Vielfalt aufweisen und unterschiedliche Lesesituationen und ‑atmosphären anbieten, lassen daher eine flexible Nutzbarkeit für ein in seinen persönlichen Fähigkeiten und Nutzungsbedingungen variierendes Lesepublikum erwarten. Gerade öffentliche Leseplätze in der Nähe des Eingangs erfüllen beiläufig auch die Funktion, auf die Bibliotheken aufmerksam zu machen und zu einem Besuch einzuladen. Ein noch breiterer Publikumszuspruch lässt sich hierbei vermutlich durch eine Ausdehnung der Öffnungszeiten öffentlicher Stadtbibliotheken auf den Sonntag erzielen. In Darmstadt wurde beispielsweise im Jahr 2000 eine auch an Wochen­enden verfügbare offene Bibliothek (Lesezimmer) in dem kleinen historischen Prettlack’schen Gartenhaus eingerichtet, die als Besonderheit eine freie Ausleihe der Bücher bietet. Die Lektüre findet in den Sommermonaten gerne im Prinz-Georg-Garten statt. In São Paulo werden an den Wochenenden in öffentlichen Parks „Bosques da Leitura“ genannte kleine Bibliotheken eingerichtet, die je Öffnungstag etwa 700 Besucher anziehen. Wie der Erfolg der Lesewäldchen in São Paulo zeigt, ist dieser Effekt besonders zu erzielen, wenn das Stöbern in Büchern und das Lauschen bei Lesungen mit kontemplativen Außenraumsituationen verknüpft ist und beiläufiger Bestandteil der Wochenenderholung sein kann.

19 Verschaffel 2010. 20 Domsch 2014.

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7 Fazit Durch die heute möglichen unkomplizierten Leih- und Rückgabevorgänge sowie Sicherungsmöglichkeiten der Medien lassen sich gerade die Außenräume deutlich stärker, als dieses bisher der Fall war, als ergänzende Lesesituationen an bestehenden Bibliotheken aktivieren bzw. als fester Bestandteil des Raumprogramms in Neubauten integrieren. Denn gerade in den Sommermonaten kann der Wechsel zwischen Innen und Außen die persönliche Lesemotivation möglicherweise deutlich erhöhen. Diese Qualität zum Ausprobieren und Probelesen haben Bibliotheken den Buchhandlungen eindeutig voraus, die in der Regel keine Außenplätze anbieten (können).

Literatur und Internetquellen Zitierte Literatur Domsch, H. (2014). Konzentration und Aufmerksamkeit. In A. Lohaus & M. Glüer (Hrsg.), Entwicklungsförderung im Kindesalter (S. 63–82). Göttingen: Hogrefe. Kastner, S. (2013). Ein Land voller Stimmen: Bibliotheken in Brasilien: Zwischen Lesewäldchen und nationalem Leseplan. BuB, Forum Bibliothek und Information, 65(10), 696–699. http:// www.b-u-b.de (10.11.2015). Leiß, C. & Leiß, J. (2011). Bibliotheken im Internetzeitalter. In W. Nerdinger (Hrsg.), Die Weisheit baut sich ein Haus: Architektur und Geschichte von Bibliotheken (S. 215–236). München: Prestel. Leu, F. (2014). Natur mit Türsteher. NZZ Folio, August. http://folio.nzz.ch/2014/august/natur-mittuersteher (10.11.2015). Naudé, G. (1627). Advis pour dresser une bibliothèque. Repr. Leipzig: VEB Edition Leipzig, 1963. Sio, U. N. & Ormerod, T. C. (2009). Does Incubation Enhance Problem Solving? A Meta-Analytic Review. Psychological Bulletin, 135(1), 94–120. Verschaffel, B. (2010). Guessing the Future of the Library. In H. H. van der Werf (Hrsg.), The architecture of knowledge / the library of the future (S. 184). Rotterdam: NAi Publ. Wegge, J., Wendsche, J. & Diestel, S. (2014). Arbeitsgestaltung. In H. Schuler & K. Moser (Hrsg.), Lehrbuch Organisationspsychologie (S. 643–696) (5. Aufl.). Göttingen: Hogrefe.

Weiterführende Literatur Aschauer, B. (2011). Umschlag, Hülle, Inhalt: Erweiterung Deutsche Nationalbibliothek Leipzig. Ostfildern: HatjeCantz. Bieri, S. (2001). Bibliotheken bauen: Tradition und Vision. Basel [u.a.]: Birkhäuser. Campbell, J. W. (2013). Die Bibliothek: Kulturgeschichte und Architektur von der Antike bis heute. München: Knesebeck. Hoepfner, W. (2002). Antike Bibliotheken. Mainz: von Zabern. Müller, S. (2008). Aalto und Wolfsburg: Ein skandinavischer Beitrag zur deutschen Architektur der Nachkriegszeit. Weimar: Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften.



Außenraumtypologien  

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Nerdinger, W. (2011). Die Weisheit baut sich ein Haus: Architektur und Geschichte von Bibliotheken. München [u.a.]: Prestel. Nerdinger, W. & Steiner, U. (2008). Bauen, Sammeln, Zeigen. Zürich: gta-Verlag. Nestle, A. (2001). Zufluchtsstätte für die bildungsbedürftigen Elemente? Zur Geschichte der Stadtbücherei Tübingen. Tübingen: Universitätsstadt Tübingen. Smith, K. M. (2007). Library Design. Kempen: teNeues. Werf, H. H. van der (Hrsg.) (2010). The architecture of knowledge / the library of the future. Rotterdam: NAiPubl. Die Autorin bedankt sich für mündliche Auskünfte bei Peter Wilson und Julia Bolles-Wilson (Bolles+Wilson Architekten, Münster): Interview zu Bibliotheken (06.03.2015); Tobias Mann (Mann Landschaftsarchitektur, Fulda): Telefoninterview zur Bibliothek Fulda (20.03.2015); Adriana Cybele Ferrari (Secretaria da Cultura, Governo do Estado de São Paulo): Mailinterview (29.03.2015).

Felicitas Hundhausen

Verfahrensschritte zur Realisierung eines innovativen Bauvorhabens Verfahrensschritte zur Realisierung eines Bauvorhabens

Das Beispiel des Gemeinsamen Bibliotheksgebäudes von Universität und Hochschule Osnabrück auf dem Campus Westerberg1

Einleitung Bauvorhaben der öffentlichen Hand folgen einer klar definierten Choreografie. Gewiss mag der eine oder andere Schritt einmal fehlen oder individuell ausgeführt sein. Grundsätzlich gilt aber, dass eine bestimmte Schrittfolge einzuhalten ist. Das Procedere öffentlichen Planens und Bauens regelt das Neben- und Miteinander der beteiligten Parteien, der Finanzierenden, der Genehmigenden, der Planenden, der Ausführenden und der Nutzenden, wobei die Akteure teilweise identisch sein können, was idealiter bei Planern und künftigen Nutzern der Fall ist. Die geregelte Abfolge obligater Verfahrensschritte garantiert Öffentlichkeit und Transparenz bei Entscheidungen von planerischer, finanzieller und politischer Tragweite, sichert Teilhabe und Mitsprache, definiert Verantwortlichkeiten, schafft die notwendigen finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen und sorgt für Planungssicherheit. Zwischen der Erkenntnis des Planungsbedarfs, den die Bibliothek aus der Analyse ihrer baulichen Infrastruktur und der konzeptuellen Entwicklungsplanung ableitet, und der feierlichen Eröffnung des Gebäudes als rituellem Schlusspunkt des Projekts, an dem man schmerzliche Sparrunden, lebhafte und kontroverse Diskussionen und nahezu tägliche, von neuen Erkenntnissen, mitunter auch Schrecknissen bestimmte Baustellenbegehungen hinter sich lässt und derart befriedet schon vom nächsten Bauvorhaben träumt, liegen zahlreiche Stationen von unterschiedlicher Dauer und Intensität, die das Projekt zu einem mindestens ein halbes Jahrzehnt und länger währenden Prozess machen. In der einschlägigen Literatur zum Bibliotheksbau haben Ulrich Naumann2 und die Autoren der Baufibel3 die einzelnen Abschnitte beschrieben.

1 Universität Ostnabrück: http://www.uni-osnabrueck.de; Hochschule Osnabrück: http://www.hsosnabrueck.de/ (07.11.2015). 2 Naumann 2009. 3 Dannenbauer & Kissling (Red.) 1994.



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1 Voraussetzungen Am Anfang steht die Initiative der Bibliothek.4 Sobald ihr Antrag auf Verbesserung der baulichen Situation die Zustimmung der Hochschulgremien gefunden hat und das Projekt in die Strukturplanung der Hochschule integriert worden ist, können die Bibliothekare die Erstellung eines konkreten Raumprogramms und die Funktionsplanung in Angriff nehmen. Die Prüfung und Genehmigung dieses Raumprogramms durch das zuständige Ministerium stellen den ersten fundamentalen Meilenstein des Prozesses dar.5 Mit dem Architektenwettbewerb, der zur Auswahl eines Entwurfs führt, welcher Raumprogramm und funktionale Erfordernisse umzusetzen verspricht, erfolgt eine weitere wichtige Weichenstellung.6 Die anschließende Erstellung der Haushaltsunterlage-Bau (HU-Bau) ist ein besonderer Kraftakt, denn hier gilt es, die Finanzierung auf eine solide Basis zu stellen und Entwurfsgestaltung und Konstruktion des Gebäudes bereits in einem hohen Detaillierungsgrad zu fixieren.7 Wenn die HU-Bau die Hürden der institutionellen Genehmigungen genommen hat, können sich die Parteien auf die Ausführungsplanung konzentrieren – nun nimmt das künftige Gebäude in seiner äußeren Gestalt wie auch in seiner inneren baulichen Ausformung konkrete Konturen an. Es ist dies zugleich die Zeit, in der die Nutzer, insbesondere dann, wenn sich wie im Falle Osnabrücks zwei heterogene Bibliotheken unter einem Dach wiederfinden, Fragen der künftigen Binnenorganisation durchspielen und durch Vereinbarungen und Ordnungen den künftigen Betrieb zu strukturieren suchen. Der folgende Bericht8 schildert anhand der einzelnen Verfahrensschritte die Genese eines Bauvorhabens für die Osnabrücker Hochschulen, das zum Zeitpunkt der Planung und Beauftragung nur ein einziges Vorbild hatte – die Volkswagen Universitätsbibliothek in Berlin, das gemeinsame Bibliotheksgebäude der Technischen Universität Berlin (TU) und der Universität der Künste (UdK).9 Auf einem neu entstehenden Campus für Universität und Hochschule baut das Land Niedersachsen ein Bibliotheksgebäude, das die Universität mit ihrer naturwissenschaftlich-mathematischen Bereichsbibliothek und die Hochschule mit ihrer Zentralbibliothek gemeinsam nutzen werden. Beide Bibliotheken behalten ihre rechtlich-organisatorische Selbstständigkeit, bewirtschaften eigene Flächen und betreiben gleichzeitig in einer Etage einen gemeinsamen, teilsynchronisierten Benutzungsbetrieb.

4 Vgl. hierzu Naumann 2009, S. 70 f.; ferner Bonin 1994, hier bes. S. 45f; Schneider-Esslinger 1994, hier bes. S. 83; Feldsien-Sudhaus 1994, hier bes. S. 93–97. 5 Siehe hierzu Naumann 2009, S. 71 f.; ferner Bonin 1994, S. 47–50, Schneider-Esslinger 1994, S. 84; Feldsien-Sudhaus 1994, S. 97–117. 6 Vgl. Naumann 2009, S. 72; ferner Schneider-Esslinger 1994. 7 Vgl. Naumann 2009, S. 72–75; ferner Schneider-Esslinger 1994, S. 84–87. 8 Stand: Juli 2015. 9 Siehe hierzu Zick et al. 2003; jüngst dazu nochmals Zeyns & Zick 2014.

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Das Projekt war zur Zeit der Abfassung dieses Beitrags noch nicht abgeschlossen – im Sommer 2015 stand die Übergabe des Gebäudes an die Universität Osnabrück kurz bevor, Planung und Beauftragung der Ersteinrichtung liefen noch auf Hochtouren, und die beiden Bibliotheken bereiteten sich auf die für den Spätsommer des Jahres geplanten Umzüge vor. Vieles musste daher in diesem Praxisbericht notwendigerweise noch vorläufig bleiben; und da die Schilderung der Planungsschritte im Fokus steht, bleibt eine detaillierte Auseinandersetzung mit dem Architekturkonzept, gestalterischen Aspekten im neuen Gebäude oder Kernfragen der innerbetrieblichen Organisation einer späteren Darstellung vorbehalten. Überdies wird erst dann, wenn mehrere Semester Benutzungsbetrieb ausgewertet sind, eine Einschätzung möglich sein, wie gut das Gebäude und das neue Nutzungskonzept funktionieren.

2 Das Gebäude Das Bibliotheksgebäude ist ein deutliches Statement für die Auffassung, dass die moderne Bibliothek auch heute noch des umbauten Raumes bedarf und in der virtuellen Dimension ihre sinnvolle und unabdingbare Ergänzung, nicht jedoch ihre alleinige Vollendung findet. Da an dieser Stelle keine ausführliche Würdigung des Neubaus Platz hat, seien zu seiner Charakterisierung einige Kernaussagen aus dem Erläuterungsbericht der HU-Bau zitiert. Die Grundstückgröße beträgt 7 721 m2. Das Grundstück hat eine lange Rechteckform und erstreckt sich von Ost nach West. Dort wird es von zwei Straßen begrenzt, während ein Platz (Barbaraplatz) die nördliche Begrenzung bildet und zwei Baufelder und das im Masterplan für den Westerberg ausgebildete Forum (zwischen Hörsaalgebäude und Bibliothek) die südliche Begrenzung markieren. Aus den Baulinien resultiert die Streckung des Gebäudes über die gesamte Grundstücksbreite. An Hauptnutzfläche (HNF/NF 1-6) stehen 8 594 m2 zur Verfügung.

Zur städtebaulichen Dimension heißt es: Leitidee des Entwurfes ist es, mit einem präzisen Körper einen einprägsamen Ort für eine öffentliche Institution zu schaffen. Mit baulichen Mitteln soll die neue Bibliothek als kulturelle und geistige Mitte der beiden Hochschulen zum integrativen Bestandteil auf dem Campus ausformuliert werden. Diesem Ansatz folgend setzt die bauliche Konzeption die raumbildende Orthogonalität der vorgefundenen Strukturen auf dem Areal fort. Der Neubau formuliert die bauliche Kante zum Barbaraplatz, definiert dadurch eindeutig den öffentlichen Raum als Adresse und eröffnet Blick- und Wegebeziehungen zwischen Platz, Forum und Campus. Der Barbaraplatz wird die gemeinsame Adresse für die neue Bibliothek und den gesamten Campus, der sich wie ein dichtes, zentrales Stadtquartier entwickeln soll. (HU-Bau, II/2, 2.2 Planung, hier: 2.1/Städtebau)



Verfahrensschritte zur Realisierung eines Bauvorhabens 

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Abb. 1: Bearbeitungsgebiet Barbaraplatz © Faltin+Sattler.

Funktion und Gebäudestruktur, die stark von den Vorgaben bestimmt sind, beiden Bibliotheken eindeutig identifizierbare Bereiche zuzuweisen, werden wie folgt kommentiert: Die Ausformulierung von zwei Bibliotheksbereichen in einem Haus folgt dem Konzept einer räumlichen Zonierung in flexibel miteinander verknüpfte Gebäudebausteine. Über das gemeinsame Sockelgeschoss und zwei zentrale Treppenanlagen mit Aufzügen im Verbinder werden die Häuser formal und funktional zu einer Bibliothekseinheit verbunden. Das gewählte Gebäuderaster und Tragsystem ermöglicht flexible Nutzungsmöglichkeiten unter Ausnutzung gewünschter Synergieeffekte und eine Anpassung an geänderte Benutzungskonzepte für beide Bibliotheksstrukturen. (HU-Bau, II/2 Planung, hier: 2.3/Funktion und Gebäudestruktur)

Die Umsetzung wesentlicher Nutzungsprinzipien in eine Architektursprache wird im folgenden Abschnitt umrissen:

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Der 4-geschossige Neubau wird als Schale aufgefasst: Er umschließt zwei Innenhöfe. Alle Bibliotheksbereiche öffnen sich über Glasflächen zu diesen innenliegenden, ruhigen Höfen. Die Höfe sind die gemeinsamen Räume in einem offenen und transparenten Neubau. Die Organisation der Bibliothek ist von dieser Idee bestimmt. Die Hierarchisierung erfolgt entsprechend der zu erwartenden Nutzungsintensität ‚von offen nach intern‘. Es entsteht für die Bibliothek ein offener Nutzerbereich, der konzentriertes und kommunikatives Arbeiten ermöglicht. Arbeits- und Leseplätze sind an den Innenhöfen, aber auch am Fenster vorgesehen. Terrassenartig angeordnete Arbeitsgalerien öffnen sich über einen Luftraum zu den beiden Höfen. Treppenanlagen und Höfe verbinden alle Geschosse miteinander. (HU-Bau, ebd.)

Zu Fassade und Materialität heißt es: Der Fassadenentwurf für die Bibliothek folgt der Typologie des Bücherregals, der Bücher und der darin enthaltenen Textzeilen. Entsprechend ergibt sich eine Fassadengestaltung, in der die großen, stehenden Öffnungen gefüllt werden – die Bücherregale zeichnen sich in der Fassade gleichsam ab. Der Materialkanon aus den benachbarten Hochschul- und Universitätsgebäuden soll aufgenommen und modifiziert werden. Entsprechend werden die tragenden Außenfassaden mit unterschiedlich hellen, lebhaften Ziegelsteinen bekleidet. (HU-Bau, II/2 Planung, hier 2.4/ Konstruktion, Material und Gestaltung)

3 Chronologische Eckpunkte Zeitrahmen

Planungs-/Ausführungsstand

Juli 2006

Entscheidung zum Abzug der britischen Truppen aus der Garnison Osnabrück Erste Stellungnahmen der Osnabrücker Hochschulen zur geplanten Nutzung der frei werdenden britischen Kasernengelände auf Anforderung des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur (MWK) Konkretisierung der jeweiligen Konzepte für den Campus Westerberg durch die Osna­brücker Hochschulen „Perspektivplan Konversion“ der Stadt Os­na­brück als Resultat des Planungs- und Diskussionsprozesses Seitens der Bibliotheken Erarbeitung des Raumprogramms und Abstimmung mit dem MWK Aufnahme der Ankaufsverhandlungen des Landes für das Gelände der Woolwich-Barracks Abzug der britischen Truppen aus Osna­brück Dreitägiges Kompakt-Entwurfsseminar „Perspektive HochschulCampus Osnabrück“ unter der Moderation von Faltin & Sattler, Düsseldorf Bauanmeldung Ankauf des Areals der Von-Stein-Kaserne für die Hochschulen der Stadt seitens des Landes Niedersachsen

Juni 2007

Dezember 2007 – Sommer 2008 Frühjahr 2008 Frühjahr 2008 – Sommer 2009 August 2008 September 2008 – März 2009 Mai 2009

August 2009 September 2009



Verfahrensschritte zur Realisierung eines Bauvorhabens 

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Tab. 1 (fortgesetzt) Zeitrahmen

Planungs-/Ausführungsstand

September 2009

Kommissionssitzung zur Verfahrensverschlankung beim Hochschulbau – Genehmigung des Kooperations-Konzepts beider Bibliotheken Genehmigung der Bauanmeldung Erteilung des Planungsauftrags Architektenwettbewerb Erarbeitung der HU-Bau Beginn der Ausführungsplanung Genehmigung der HU-Bau Seitens des Rates der Stadt Osnabrück Beschluss des Bebauungsplans für den Hochschulcampus Westerberg Grundsteinlegung Richtfest Umzüge der Universitätsbibliothek und der Hochschulbibliothek in das neue Bibliotheksgebäude Festakt zur Eröffnung des Gemeinsamen Bibliotheksgebäudes

Oktober 2009 November 2009 April – August 2010 2011 Januar 2012 Frühjahr 2012 Mai 2012 Juli 2013 Februar 2014 Juli – August 2015 Oktober 2015

4 P  olitische Rahmenbedingungen – die Osnabrücker Hochschulen im Dialog mit dem Ministerium. Die Bauanmeldung Innerhalb eines Zeitraums von knapp zweieinhalb Jahren, konkret zwischen Juli 2007 und November 2009, entwickelten Universität und Hochschule die Konzeption eines gemeinsamen Bibliotheksgebäudes (parallel dazu auch die eines Hörsaal- und Seminargebäudes, dessen Genese in diesem Kontext aber keine Berücksichtigung finden kann, auch wenn beide Vorhaben in den Planungs- und Konzeptpapieren zunächst stets gemeinsam abgehandelt wurden) und brachten das Projekt bis zur Bauanmeldung und zur Erteilung des Planungsauftrags voran. Es war eine Zeit enger Zusammenarbeit der beiden Hochschulen und eines intensiven Dialogs mit dem zuständigen Ministerium in Hannover. Die wichtigsten Stationen seien im Folgenden kurz skizziert. Im Juli 2007 forderte das Ministerium für Wissenschaft und Kultur die beiden Osnabrücker Hochschulen auf, zur geplanten Nutzung der Ende 2008 bzw. Anfang 2009 frei werdenden britischen Kasernen am Westerberg Stellung zu nehmen. Das Ministerium erreichte als Antwort ein Planungspapier, in dem sich die Addition der Anforderungen von Universität und Hochschule für den Campus auf gut 143 Mio. Euro für knapp 33 800 m2 belief – darin enthalten jeweils eine Bereichsbibliothek von gut 4 000 m2 (Universität) und knapp 3 800 m2 (Hochschule).

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In einem auf Dezember 2007 datierten Schreiben erbat das Ministerium mit dem Hinweis auf entsprechende Diskussionen in den Landtagsausschüssen für Wissenschaft und Kultur sowie für Haushalt und Finanzen nun eine Präzisierung, insbesondere im Hinblick darauf, wie die Anforderungen zwischen den Institutionen abgestimmt seien. An dieser Stelle erfolgte erstmalig der Hinweis, dass im Interesse eines sparsamen Umgangs mit Ressourcen (Investitionsmittel, laufende Kosten) von einer gemeinsamen Nutzung der Gebäude auszugehen sei. Für das erste Quartal des Folgejahres wurde ein abgestimmtes Konzept über die inhaltliche und räumliche Entwicklung beider Hochschulen am Standort beauftragt mit der Zielsetzung, die Planungen in die Haushaltsaufstellung 2009 und die mittelfristige Finanzplanung mit einzubeziehen. Anfang April 2008 legten die Präsidenten unter der Überschrift „Entwicklung des Hochschulstandortes Osnabrück“ eine Stellungnahme vor, in der es heißt, dass beide Einrichtungen nach intensiven Gesprächen zu der Überzeugung gelangt seien, dass sowohl die Errichtung einer gemeinsamen Bibliothek als auch eines gemeinsamen Hörsaal- und Seminargebäudes gewünscht und angestrebt sei. Hinsichtlich der erwarteten Synergien freilich wurden die Erwartungen gedämpft. Hauptnutzungen wie Buchstellflächen und Arbeitsplätze seien zu addieren, sodass sich letztlich nur im Bereich der Verwaltungen (eine Annahme, die im späteren Raumprogramm so nicht zu realisieren war) und der Ausleihe Einsparungen erzielen ließen. Echte Synergien, wenngleich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zu beziffern, seien schlussendlich in zwei Bereichen zu identifizieren: Der personelle Aufwand für die Öffnung der Bibliothek außerhalb der Kernzeiten in den Abendstunden könne halbiert werden; eine kompaktere Bauweise führe gegenüber zwei Einzelgebäuden zu einer deutlichen Reduzierung der notwendigen technischen Anlagen sowie der Nebennutz-, Funktions- und Verkehrsflächen, wodurch sich wiederum die späteren Bewirtschaftungskosten mindern dürften. Während sich die Hochschulen in den folgenden Monaten um eine weitere Konkretisierung bemühten, Eckpunkte ihrer mittel- bis langfristigen inhaltlichen und räumlichen Entwicklung herausarbeiteten, die aktuellen und zukünftig zu erwartenden Studierendenzahlen ermittelten, Vorschläge für die Belegung der vorhandenen Gebäude der Woolwich-Barracks im Sinne einer Zwischennutzung unterbreiteten und Nachnutzungsperspektiven für die frei werdenden Flächen aufzeigten (diese wurden im Januar 2009 vorgelegt), trieb das Wissenschaftsministerium parallel dazu die Planung einer gemeinsamen Bibliothek mit der Begründung voran, dass diese Baumaßnahme für beide Hochschulen vorrangig sei. Im August 2008 erging daher an den Landesliegenschaftsfonds im Niedersächsischen Finanzministerium die Bitte, die Ankaufsverhandlungen für das Gelände der Woolwich-Barracks aufzunehmen; im September 2009 konnte das Areal in Landesbesitz überführt werden. Die Jahre 2008 und 2009 waren insbesondere für die beiden Bibliotheken geprägt von intensiver Arbeit am Raumprogramm, einem wesentlichen Bestandteil der Bauanmeldung, die Universität und Hochschule im August 2009 an das Ministerium



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übersandten; dieses Dokument bestand aus dem reinen Zahlenwerk, wurde aber flankiert von einer ausführlichen Begründung und Überlegungen zur organisatorischen Gestaltung des gemeinsamen Bibliotheksgebäudes. Im Oktober war die Hürde genommen, die Maßnahme wurde in den Haushaltsplanentwurf (HPE) 2010 mit vorläufigen Gesamtkosten von 30 Mio. Euro aufgenommen. Im November 2009 schließlich wurde der Planungsauftrag erteilt, verbunden mit der Aufforderung an das Staatliche Baumanagement Osnabrück-Emsland (SBOE), die HU-Bau aufzustellen, die Planung bis zur Ausschreibungsreife durchzuführen sowie zur Erlangung geeigneter Entwürfe in Abstimmung mit dem Wissenschaftsministerium einen Architektenwettbewerb durchzuführen.10 Damit waren die großen Arbeitsvorhaben der beiden kommenden Jahre vorgezeichnet.

5 B  egründung des Bauvorhabens – „Kooperation statt Fusion“ Die Initiative für die Errichtung einer neuen Bibliothek liegt stets in der Analyse der unzulänglichen baulichen Situation begründet. Sich erschöpfende Raumkapazitäten und eine veraltende Infrastruktur, die immer weniger den sich verändernden Bedingungen akademischen Arbeitens und Lernens gerecht werden und auf die Entwicklung hin zu hybriden Strukturen keine adäquaten Antworten mehr geben können, kurzum die Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit und damit die Gefährdung der Konkurrenzfähigkeit generieren Handlungsbedarf, auf den die Bibliothek selbst, ihre Hochschule und schlussendlich auch die Politik reagieren müssen. Beide Osnabrücker Bibliotheken hatten zum Zeitpunkt der Antragstellung ihre maximale Auslastung erreicht oder bereits überschritten. Die Bereichsbibliothek Naturwissenschaften/Mathematik war auf einer Fläche von 2 140 m2 im 1974 erbauten Allgemeinen Verfügungszentrum (AVZ) der Universität untergebracht. Das Gebäude bedurfte aufgrund unzulänglicher Wärmeschutzstandards und eines nicht mehr zeitgemäßen Brandschutzes einer Grundsanierung (mittlerweile ist der Gebäudekomplex wegen nicht mehr zu behebender Brandschutzprobleme fast komplett geräumt und steht zum Abriss an). Nach dieser Maßnahme sollten bislang von der Bibliothek genutzte Flächen einem Fachgebiet zugewiesen werden, dessen Verlagerung aus der Innenstadt auf den Westerberg vorgesehen war. Ein Neubau sollte also nicht nur eine längerfristig tragfähige Lösung für die erheblichen Unterbringungsdefizite der Bereichsbibliothek herbeiführen, sondern auch die Platznot auf dem innerstädtischen Campus lindern. 10 Die Aufstellung der HU-Bau erfolgte entsprechend RLBau, Abschnitt E Nr. 3 (Niedersachsen. Fi­ nanz­ministerium 2015). – Der Architektenwettbewerb sollte nach RPW 2008 § 3(2) durchgeführt werden (Deutschland. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung 2008).

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Das Erreichen der Kapazitätsgrenzen zwang auch die Hochschule Osnabrück, für die Bereichsbibliothek Wirtschafts-, Sozial- und Ingenieurwissenschaften (Zentralbibliothek) nach einer baulichen Alternative zu suchen. Das etwa 1  300  m2 umfassende Gebäude war bereits seit langem nicht mehr in der Lage, den durch die Integration verschiedener aufgelöster Bibliotheken anderer Institutionen und durch die Einrichtung neuer Studiengänge stetig wachsenden Medienbestand aufzunehmen. Eine etwa 200 m2 große Containeranlage auf einer an die Bibliothek angrenzenden Terrasse schuf zwar zwischenzeitlich Entlastung, konnte und sollte aber nur eine Interimslösung bleiben, zumal auch hier die der Bibliothek zugewiesenen Flächen im Visier von Fakultäten waren, die expandieren wollten. Stellt sich die Ausgangslage in Osnabrück also durchaus typisch dar für viele Neubauvorhaben und ihre Vorgeschichte, so ist der weitere Verlauf durch die Besonderheit gekennzeichnet, dass die politische Zielvorgabe ein gemeinsames Gebäude für beide Bibliotheken vorsah. Und schließlich stand die Frage einer Fusion im Raum. So machten sich die Beteiligten im Vorfeld der Raumbedarfsanalysen daran, alle Optionen für das Funktionieren des „Modells Campus Westerberg“ zu ventilieren und auf die Kernfrage, die sich auf die Schlagworte „Fusion oder Kooperation“ reduzieren lässt, eine schlüssige Antwort zu finden. Im Mittelpunkt der Erörterungen stand ein detaillierter Profilvergleich beider Bibliothekssysteme unter besonderer Berücksichtigung der Frage, ob sich in Kernbereichen die Ressourcenbewirtschaftung sinnvoll koordinieren ließe und wo sich Synergieeffekte ergeben könnten. Zahlreiche Parameter fanden in diese Synopse Eingang: –– Organisationsstruktur beider Bibliotheken –– Organisation der IT-Services –– Fächervergleich –– Anzahl der betreuten Studierenden –– Erwerbungsprofil und Grundzüge des Bestandsaufbaus –– Erwerbungsorganisation –– Medienetat –– Medienzugang –– Medienerschließung –– Personalkennzahlen Die Gegenüberstellung zeigte, ohne an dieser Stelle auf Details und die jeweiligen Argumente im Einzelnen eingehen zu können, dass sowohl die universitäre Bereichsbibliothek als auch die Zentralbibliothek der Hochschule Bestandteile größerer, komplexer, zugleich in sich konsistenter und nicht ohne weiteres aufspaltbarer Bibliothekssysteme sind, die sich hinsichtlich der Größe, der Verwaltungsorganisation, der Personalstruktur sowie der Bestands- und Erschließungsphilosophie signifikant unterscheiden. Eine organisatorische Zusammenführung wäre mit tiefgreifenden strukturellen Veränderungen verbunden gewesen, allerdings ohne erkennbare Personaleinsparungen, Flächenreduktionen oder einen noch wirtschaftlicheren Res-



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sourceneinsatz erzielen zu können. Gegebenenfalls wäre in der Phase der Umsetzung eines Fusionsmodells sogar ein höherer Personal- und Finanzeinsatz unabdingbar gewesen. Der Lösungsansatz musste also ein anderer als eine Fusion sein. Beide Bibliotheken verfolgen eine identische Zielsetzung: für die heterogene Klientel beider Hochschulen den bestmöglichen Service zu offerieren und Studierenden und Lehrenden das neue Gebäude als modernen Lern-, Lehr- und Arbeitsraum erfahrbar zu machen. Dieser Anspruch lässt sich nach Einschätzung aller Beteiligten am effizientesten im Rahmen einer engen Kooperation in einem gemeinsam genutzten Gebäude unter Beibehaltung der organisatorischen Eigenständigkeit beider Einrichtungen einlösen. Echte Synergien ergeben sich im Bereich der Haustechnik. Im Vergleich zu zwei eigenständigen Bibliotheksgebäuden lassen sich in einem gemeinsam genutzten Gebäude bei den Investitionskosten durch gemeinsam nutzbare Flächen wie Garderoben, Ausleih- und Informationsbereiche, Magazine, sanitäre Einrichtungen sowie durch gemeinsam nutzbare technische Ausstattungen wie Aufzugsanlagen, Buchförderanlagen, Überwachungs- und Sicherheitseinrichtungen Einsparungen erzielen. Des Weiteren sind geringere Kosten im laufenden Betrieb durch ein günstigeres Oberflächen-Volumen-Verhältnis, durch Reduzierung des notwendigen Personalaufwandes für die Betreuung des Gebäudes wie Hausdienste, Bewachung, Reinigung und bei Bibliotheksaufsichten in den Randbereichen der Nutzungszeiten zu erwarten. Beide Einrichtungen waren und sind mithin überzeugt, mit einer engen Kooperation in einem gemeinsamen Gebäude das für den Campus Westerberg optimale Modell entwickelt zu haben. Diese Gewissheit wird durch den Umstand gestärkt, dass es in der deutschen Bibliothekslandschaft zumindest ein funktionierendes Vorbild für eine solche Lösung gibt (UB der TU und der UdK Berlin im Volkswagenhaus). Diese Überzeugung konnte auch den politischen Instanzen vermittelt werden. In der ersten Sitzung der neu geschaffenen Kommission zur Verfahrensverschlankung im Hochschulbau, in die Vertreter des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur, des Finanzministeriums bzw. der Oberfinanzdirektion und des Landesrechnungshofes entsandt waren11, vertrat die Universität mit Erfolg diese Position. Das Protokoll vom 17. September 2009 vermerkt als Ergebnis der Anhörung: „Bei einer über die Kooperation hinausgehenden Organisationsform wären keine weiteren Einsparungen zu erwarten.“ Damit war grünes Licht für die weiteren Verfahrensschritte und vor allem für die Weiterentwicklung des „Osnabrücker Modells“ gegeben.

11 Der Ausschuss für Haushalt und Finanzen des Niedersächsischen Landtags behandelte in sei­ nen Sitzungen am 6. Mai und am 3. Juni 2009 unter dem Tagesordnungspunkt „Beratung von Haushaltsunterlagen-Bau und Zuwendungsunterlagen-Bau bei großen Neu-, Um- und Erwei­te­rungs­ bauten“ ein neues Verfahren zur Verfahrensverschlankung im Hochschulbau und setzte die entsprechende Kommission ein.

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6 D  as Bibliotheksgebäude als Teil des Masterplans Campus Westerberg Der Neubau des Gemeinsamen Bibliotheksgebäudes ist Teil der Entwicklung des Hochschulcampus Westerberg und steht im Kontext der 2009 ins Werk gesetzten Konversion nach dem Abzug der Britischen Rheinarmee aus Osnabrück.12 Damit erfährt das Bauprojekt eine besondere hochschulpolitische und städteplanerische Verortung, die nicht jedem Hochschulbau in dieser Form zu eigen ist. Die Tradition Osnabrücks als Garnisonsstadt reicht bis 1665 zurück. Seit dem 19. Jahrhundert prägten insgesamt sechs Kasernenstandorte mit einer Gesamtfläche von ca. 160 ha das Stadtbild. Ab 1945 wurde die Britische Rheinarmee in den Kasernen der Kaiserzeit stationiert; sie unterhielt in den Folgejahren hier die größte Garnison außerhalb Großbritanniens. Der 2006 gefasste Beschluss zum Abzug der Truppen, der drei Jahre später vollendet war, stellte die Stadt vor erhebliche Herausforderungen, eröffnete freilich auch besondere städteplanerische Perspektiven, boten sich doch nun mit der Öffnung bislang hermetisch geschlossener Stadträume in attraktiven Quartieren neue Nutzungsoptionen, die sich mit der Trias Wissenschaft, Wohnen und Freiräume beschreiben lassen. Die Stadt initiierte im Frühjahr 2008 einen umfangreichen mehrstufigen Planungsprozess mit einer intensiven Bürgerbeteiligung und unter Einbeziehung städtischer Fachleute sowie externer Experten. „Der Bewertungsmaßstab sollte dabei einerseits der gesamtstädtische und großräumige Zusammenhang sein, andererseits wurde auch nach den Stärken und Schwächen der jeweiligen Mikrostandorte und deren Entwicklungspotenzialen vor dem Hintergrund der kleinräumigen Verflechtungen gefragt.“13 Die Resultate dieser Debatten mündeten in den sogenannten „Perspektivplan Konversion“. Die Um- und Neunutzung der sechs städtischen Kasernenareale wurde stark durch die Struktur der direkten Nachbarschaft determiniert. So lag es auf der Hand, für die am Westerberg in unmittelbarer Nähe zu Einrichtungen der Universität und der Hochschule gelegenen Kasernen als Planungsziel die quantitative und qualitative Aufwertung des für die Stadt so wichtigen Hochschulstandorts zu formulieren. Während das Gelände der Metzner-Kaserne (Prestatyn Barracks) zwischen Sedanstraße und Menkestraße für hochwertiges urbanes Wohnen in landschaftlich reizvoller Lage vorgesehen war, wurde auf dem über 14 ha großen Areal der ScharnhorstKaserne (Belfast Barracks) an der Sedanstraße ein Wissenschaftspark konzipiert, der Unternehmensgründungen junger Absolventen der beiden Osnabrücker Hochschulen Raum bieten soll. Damit schafft die Stadt zugleich die nötigen Rahmenbedingungen für den Wissenschaftstransfer zwischen Hochschulen und Unternehmen und versucht, der Abwanderung gut ausgebildeter Akademiker aus Stadt und Region 12 Zur Thematik der Konversion siehe Henrichvark 2013. 13 Henrichvark 2013, S. 106.



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Einhalt zu gebieten. Die Fläche der Von-Stein-Kaserne (Woolwich Barracks) schließlich „übernimmt eine Schlüsselposition im nördlichen Bereich des vorhandenen Hochschulgeländes und ist zudem Bindeglied zum geplanten Wissenschaftspark nördlich der Sedanstraße. Damit erlangt der gesamte Stadtraum mit allen vorhandenen und optionalen forschungs- und wissenschaftsorientierten Partnern eine neue Bedeutung“14. Angesichts der hochschulpolitischen und städtebaulichen Dimension dieses Konversionsprojekts war es nur folgerichtig, dass das Land Niedersachsen im September 2009 für 3  Mio. Euro das Areal der Von-Stein-Kaserne für die Osnabrücker Hochschulen ankaufte. Und die Stadt wiederum forderte nun einen Rahmenplan für die Neustrukturierung der Hochschullandschaft auf dem Westerberg ein. Bereits im Mai 2009 fand, moderiert und dokumentiert von der Düsseldorfer Firma Faltin und Sattler15, ein dreitägiges Kompaktseminar16 statt, in dem sich drei Entwurfsteams, jeweils Tandems aus Architekturbüro und Fachplaner für Städtebau und Freiraum, der Herausforderung stellten, eine „übergreifende(n), gesamträumliche(n) Perspektive“ zu erarbeiten. Die Ansprüche waren klar gefasst: „Der nördliche und der südliche Bereich des Hochschulstandortes Westerberg sollen künftig auf der Achse Albrecht- bzw. Barbarastraße und Caprivistraße noch intensiver als Osnabrücker Hochschulcampus erfahrbar werden. Dies setzt eine gemeinsame Entwicklungsperspektive – z. B. durch einen stärkeren Einbezug des Landschaftselementes des Westerbergs – voraus.“ Ferner ging es darum, „die derzeitige Bestandssituation südlich der Sedanstraße – unter Einbezug der jetzt freiwerdenden Von-Stein-Kaserne – gestalterisch und funktional zu ertüchtigen.“ In diesem Rahmen waren unter anderem die folgenden Einzelaufgaben zu lösen: „Stadträumliche Vernetzung des Hochschulstandortes Westerberg verbessern!“ „Gute Zugänglichkeit und Orientierung sicherstellen!“ Schließlich: „Städtebauliche Gesamtperspektive für den Campus aufzeigen!“ Hier ging es darum, den erforderlichen Nachweis für die Unterbringung der für den Campus vorgesehenen Gebäudekomplexe für Hochschule und Universität und damit für das Funktionieren eines städtebaulichen Programms zu erbringen, 14 Siehe hierzu insbesondere Henrichvark 2013, S.  84–145; zu den Kasernen am Westerberg siehe S. 122–131. – Das Zitat stammt aus der internen Dokumentation des Entwurfsseminars zur Gestaltung des Campus Westerberg, S. 4 (siehe auch Anm. 16). 15 http://www.fsw-info.de/ (19.10.2015). 16 Das Seminar vom 11. bis 14. Mai 2009 wurde von der Stadt Osnabrück in Auftrag gegeben, Kooperationspartner waren die Universität und die Hochschule. Faltin und Sattler dokumentierten die Veranstaltung in zwei Broschüren. Auf 23 Seiten komprimierten sie zunächst alle Informationen im Vorfeld des Projekts (Perspektive Hochschul-Campus Osnabrück. Kompakt-Entwurfsseminar 2009 – Projektinformation). Eine zweite, 30 Seiten umfassende Publikation dokumentiert die Ergebnisse des Seminars (Perspektive Hochschul-Campus Osnabrück. Kompakt-Entwurfsseminar 2009 – Ergebnisdokumentation). Aus dieser Broschüre stammen die folgenden Zitate (zitiert als Perspektive Hochschul-Campus Osnabrück, Ergebnisdokumentation).

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1 Wohnen / Wissenschaft; 2 Gewerbe / Technologie; 3 Wissenschaft; 4 Bildung / Wohnen; 5 Hoch­schulerweiterung Abb. 2: Konversionsflächen © Faltin+Sattler.

darunter den sofort zu realisierenden Neubau einer Mensa sowie ein auf der kurzfristigen Agenda stehendes Hörsaal- und Seminargebäude und eine Bibliothek, letztere jeweils gemeinsam von beiden Einrichtungen zu nutzen.17 Die Jury, bestehend aus Vertretern der Stadt, des zuständigen Wissenschaftsministeriums, auswärtigen Fachleuten und den Präsidenten der Hochschulen, entschied sich einstimmig für den Entwurf der Arbeitsgemeinschaft Planungsbüro Rohling18 aus Osnabrück mit den in Berlin ansässigen Garten- und Landschaftsarchitekten Lützow 719, der dann Grundlage des vom Rat der Stadt Osnabrück im Mai 2012 be­schlossenen Bebauungsplans für den Hochschulcampus Westerberg wurde.20

17 Perspektive Hochschul-Campus Osnabrück, Ergebnisdokumentation, S. 6–8, dort auch die Zitate. 18 http://www.pbr.de/home.html (19.10.2015). 19 http://www.luetzow7.de/ (19.10.2015). 20 Die Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 573 – Campus Westerberg wurde vom Rat der Stadt Osnabrück in seiner Sitzung am 1. September 2009 beschlossen, eine Änderung und Ergänzung erfolgten dann im Mai 2012. Informationen zum Bebauungsplan sind über das Ratsinformationssystem der Stadt Osnabrück abrufbar: https://ris.osnabrueck.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=1000714&options=4 (19.10.2015).



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Im Erläuterungsbericht heißt es: Der Schwerpunkt des Entwurfes liegt in der behutsamen und verträglichen Integration des Campus-Areals in die bestehende Stadtstruktur. Einfamilienhausgebiete im Süden, Westen und Osten, ausgewählte Standorte im nördlichen Bereich, ehemalige Kasernengebiete z. B. als zukünftige Wohngebiete […] und Wissenschaftspark […] und die Ausformulierung der Adresse Barbaraplatz an der Sedanstraße im Anschluss an das dortige Quartier […] charakterisieren das bauliche Umfeld. Der Grünzug auf dem Westerberg, Stadt und Land verbindend, schreibt den Aspekt der Regenerations- und Erholungsfunktion des Ortes fort.21

Die Empfehlungskommission würdigte den Entwurf, da er eine „überzeugende und hochwertige Campusstruktur“ offeriere. „Ein ausgereiftes Zusammenspiel des städtebaulichen Rahmens mit den Freiraumelementen bietet all das, was für einen lebendigen Campus der Zukunft wünschenswert ist.“ Und zur Bibliothek, die gemeinsam mit Mensa, Hörsaalgebäude und den noch zu planenden weiteren flankierenden Wissenschaftsgebäuden so situiert ist, dass „ein Karree mit einem innenliegenden Campus-Forum mit einer großzügigen Rasentreppenanlage“22 entsteht, heißt es, sie sei „in Richtung Sedanstraße […] Entreegebäude und zudem eine einladende Geste für die Nachbarschaft und ganz Osnabrück“23. Damit war bereits in diesem planerischen Stadium eine substanzielle Formulierung für die städtebaulichen Forderungen im Architektenwettbewerb gefunden.

7 Das Raumprogramm Der Ist-Analyse folgt die Soll-Analyse. Nachdem die Bibliothek ihre Raumdefizite benannt hat, besteht ihre Aufgabe in der anschließenden Phase darin, ihren aktuellen und künftigen Raumbedarf zu berechnen. Das Raumprogramm in Kombination mit dem Funktionsschema ist im Bauprozess das zentrale Papier aus der Feder der Bibliothekare, weil es die Planungsgrundlage mindestens bis zum Architektenentwurf bildet, aber auch danach einen wichtigen Orientierungsrahmen darstellt. Das Raumprogramm bezieht sich auf den Kernbestand des künftigen Gebäudes, die Hauptnutzfläche, die der Hauptbestimmung dient. Bibliothekarisch formuliert sind dies die Flächen für Nutzerarbeitsbereiche, Medienbestände und Mitarbeiter. Nebennutzflächen, Verkehrsflächen und Funktionsflächen ergeben sich vielfach aus der Hauptnutzfläche und sind das Metier anderer Experten. Bibliothekarisch relevante Flächen, die jetzt nicht Eingang in das Raumprogramm finden, werden nach dessen

21 Perspektive Hochschul-Campus Osnabrück, Ergebnisdokumentation, S. 14. 22 Perspektive Hochschul-Campus Osnabrück, Ergebnisdokumentation, S. 17. 23 Perspektive Hochschul-Campus Osnabrück, Ergebnisdokumentation, S. 18.

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Genehmigung nicht mehr ergänzt werden können, jedenfalls nicht ohne einen erheblichen bürokratischen und genehmigungstechnischen Aufwand. In der Kombination von Raumprogramm und Funktionsschema bekommen die planenden Bibliothekare ein Instrumentarium an die Hand, um bereits in diesem relativ frühen Stadium fundamentale Anforderungen an die Funktionalität des Gebäudes zu stellen und damit bis zu einem gewissen Grade auch künftige planerische Entscheidungen und ihre architektonische Umsetzung zu präjudizieren. Hier werden mithin Vorgaben gemacht, die bei der späteren Beurteilung der Wettbewerbsentwürfe im Architektenwettbewerb auf ihre Umsetzung akribisch überprüft werden. Dies sei an einem Beispiel illustriert. In den Erläuterungen zum Funktionsschema haben die Bibliothekare Bedingungen nicht für die Gestaltung, wohl aber für Funktion und Organisation des Eingangsbereichs formuliert: Der Eingangsbereich der Bibliothek […] ist der öffentliche Bereich, den jeder Besucher ohne Einschränkungen (Benutzerausweis) betreten kann. Er liegt vor der Ein- und Ausgangskontrolle mit elektronischer Sicherung und übernimmt die Funktion eines Orientierungsraums, von dem aus der Benutzer in den gesicherten Bibliotheksbereich gelangen kann, aber auch direkt in verschiedene andere Bereiche. Die Bibliothek soll sich zu dem zentralen Anlaufpunkt und Kommunikationszentrum auf dem neu entstehenden Campus Westerberg entwickeln; als Campus-Treffpunkt sollte das Foyer einladend und großzügig gestaltet werden und zusammen mit der angrenzenden Cafeteria eine hohe Aufenthaltsqualität offerieren. Die Bibliothek wird ausgedehnte Öffnungszeiten anbieten, die bis weit in die Abendstunden reichen; grundsätzlich soll die Option zum 24/7-Betrieb bestehen. Insbesondere in den Randzeiten steht nur eine minimale Personalausstattung zur Verfügung (studentische Hilfskräfte, Wachdienst). Es ist deshalb unabdingbar, dass der Eingangsbereich insgesamt einsehbar und überschaubar ist und der Zugang zum geschützten Bibliotheksbereich nur über eine einzige, mit einer Buchsicherungsanlage ausgestatteten Schleuse, die zugleich Ein- und Ausgang ist, erfolgt.

In der Vorprüfung der Wettbewerbsentwürfe (siehe auch den Abschnitt Architektenwettbewerb) kreuzte das UB-Team bei einem Wettbewerbsbeitrag für das zu beurteilende Funktionsareal „Eingangsbereich / Foyer / vom Foyer aus erreichbare Räume“ die Minus-Spalte an und schrieb unter „Bemerkungen“: Aufwändige Buchsicherungsanlage. – Anordnung der Ausleihtheke sowie der Standort des Rückgabeautomaten entsprechen nicht den Geschäftsgängen. Rückgabeautomat nicht vom öffentlichen Bereich aus zugänglich. – Schulungsraum nicht vom geschützten Bereich aus zugänglich. – Keine Blickachsen in Richtung Schleuse, dies erschwert die Orientierung.

Der Weg zu einem vom Ministerium genehmigten Raumprogramm ist ein steiniger. In der Regel kursieren in den Häusern ältere Entwürfe, Zahlenspiele oder Schätzungen, die aus unterschiedlichen Anlässen beispielsweise vom Gebäudemanagement der Hochschule angefordert werden und die oftmals irgendwann Makulatur werden, manchmal aber als Orientierungspunkt Relevanz behalten. Auch die Universitäts-



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und die Hochschulbibliothek hatten Zahlen in den Raum gestellt, mit denen bereits politisch argumentiert worden war (vgl. das Planungspapier vom Dezember 2007). Doch ein Raumprogramm fordert Exaktheit und eine akribische Begründung für jeden Quadratmeter. Am Anfang der Osnabrücker Arbeiten am Raumprogramm standen methodische Überlegungen und eine Abstimmung des Procedere, denn hier formulierten zunächst zwei Bibliotheken ihre Ansprüche und Bedarfe, die zum Schluss in einem Papier kompiliert werden mussten. Also erstellte zunächst jede Bibliothek für ihren Bereich ein eigenständiges Raumprogramm, ohne Kooperations- und Überschneidungsoptionen ins Kalkül zu ziehen. Die Bibliotheken einigten sich auf eine Systematik; sie geht von einer kleinteiligen Definition von Räumen, Raumensembles oder Funktionsflächen aus und fasst diese dann in größeren Funktionsbereichen zusammen, im konkreten Fall in drei Sektoren, nämlich den Eingangsbereich/Foyer (ungeschützter Bereich, hier z.  B. OPAC-Stehpulte, Buchrückgabeautomat, Garderobe, Schließfachanlage, Cafeteria, Sanitätsraum), den Buch- und Lesebereich (geschützter Bereich, hier etwa Informationsbereich, Freihandflächen, Publikumsbereich mit Arbeitsplätzen) und den verwaltungsinternen Bereich. Bei dieser Clusterbildung muss man sich stets der Versuchung erwehren, bereits an dieser Stelle ‚architektonisch‘ zu denken und Gebäudestrukturen im Blick zu haben; hier geht es vielmehr um eine funktionale Herangehensweise. Sodann verständigten sich die Bibliotheken auf ein Zahlenwerk, auf dessen Basis die Raumansprüche berechnet werden sollten (Bestandszahlen im Ist-Zustand, zu erwartende Zuwächse für einen Zeitraum von 20 Jahren, prozentualer Anteil der Nutzerarbeitsplätze in Relation zur Zahl der am Standort zu betreuenden Studierenden). Eine Kernfrage bei der Entwicklung eines Raumprogramms ist diejenige nach der Berechnungsgrundlage. In den niedersächsischen Universitäten kursierte damals ein Papier mit Flächenfaktoren, das der äußeren Anmutung nach noch aus der Zeit elektronischer Schreibmaschinen stammte und sich als derart unbrauchbar erwies, dass dem Vorstoß, die Planung auf dem aktuellen DIN-Fachbericht 13 aufzusetzen, Erfolg beschieden war. Die ersten Versionen waren im zuständigen Ministerium noch nicht vermittelbar, weil der von beiden Bibliotheken errechnete Flächenbedarf die zuvor in Umlauf gebrachten Richtgrößen nicht unerheblich überstieg. Da bei den benötigten Räumen und Funktionsflächen an sich keine Abstriche gemacht werden konnten, musste die Flächenreduktion auf eine genehmigungsfähige Größenordnung allein über die Modifikation der Flächenfaktoren erreicht werden. So wird beispielsweise jetzt ein Faktor von 6,30  m2/1  000 Bände für die Lehrbuchsammlung der universitären Bereichsbibliothek angesetzt statt der ursprünglich vorgesehenen 10,83 m2; und auch für die Stellflächen der Monografienbestände beider Einrichtungen wurde nun dieser Faktor in Anschlag gebracht, sodass sich hier bereits eine Einsparung von über 1  000  m2 ergab – freilich mit der Konsequenz einer derartigen Verdichtung der Regal­landschaft

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Abb. 3: Funktionsschema Gemeinsames Bibliotheksgebäude Campus Westerberg – Gesamtsicht, Stand: 11.03.2010.



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im Freihandbestand bereits im Planungsstadium, dass zu einem späteren Zeitpunkt eine weitere Komprimierung zur Gewinnung zusätzlicher Stellflächen nicht mehr möglich sein dürfte.24 Eine weitere Aufgabe bestand in der Identifizierung von Synergien. Die im Endeffekt übrig gebliebenen Synergieeffekte belaufen sich flächenmäßig auf wenige hundert Quadratmeter – eine im Verhältnis zur Gesamtfläche fast schon zu vernachlässigende Größenordnung – und fokussieren sich auf das gemeinsam genutzte Erdgeschoss. So erwies sich bei der praktischen Erstellung des Raumprogramms die zu einem früheren Zeitpunkt in den Planungspapieren der Hochschulen für das Ministerium artikulierte Skepsis im Hinblick auf fassbare Synergien im Bereich der Bibliotheksflächen als mehr als berechtigt. Der größte Teil der Fläche war additiv anzusetzen, da vor allem aufgrund der weitestgehend überschneidungsfreien Bestände, die in das neue Gebäude überführt werden, keine Option zur Bestandsreduktion und damit zur Flächeneinsparung bestand. Dies unterscheidet das Osnabrücker Projekt signifikant von solchen Vorhaben, bei denen dezentrale (Instituts- oder Seminar-) Bibliotheken einer oder verwandter Fakultäten (sog. kleine Fächer) an einem Ort zusammengeführt werden. Das genehmigte Raumprogramm sieht eine Gesamtfläche (HNF) von 8 370 m2 vor.

8 Der Architektenwettbewerb Der Architektenwettbewerb ist ein Planungs- und Vergabeinstrument, das einen überaus komplexen Vorgang steuert. Er ist – das steht sozusagen auf der Negativseite – mit „erhebliche(m) Aufwand, Zeitverlust und Kosten“ verbunden, „da eine große Anzahl von Bau- und Planungsbeteiligten zur gemeinsamen Meinungsbildung zusammengeführt werden und zu einem im wesentlichen übereinstimmenden Ergebnis finden muss.“ Doch die Vorteile stehen außer Frage: „Gegenüberstellung und Vergleich von alternativen Entwurfsansätzen“ führen zur „Auswahl einer optimalen Lösung“; „zum anderen eröffnen sich dem Bauherrn und Nutzer […] eher und mehr Möglichkeiten der Einflussnahme als bei direkten Vergabearten“; und „im Übrigen entspricht ein Wettbewerbsverfahren in klassischer Art und Weise den Grundsätzen des freien Berufs“25. Die Vorgaben des Landes für das Osnabrücker Bauvorhaben waren klar formuliert: Durchführung eines Architektenwettbewerbs nach der Richtlinie für Planungs-

24 Der DIN-Fachbericht 13 (Tabelle 13) geht bei einer Aufstellung in Freihand für Wissenschaftliche Bibliotheken von einem Flächenbedarf von 8,15  m2/1  000 Bände aus. Der für das Gemeinsame Bibliotheksgebäude festgelegte Flächenfaktor entspricht in etwa dem für eine systematische Aufstel­ lung in einem Freihandmagazin. 25 Schneider-Esslinger 1994, S. 121.

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wettbewerbe (RPW) 2008 §  3 (2)26, auszuloben vom Staatlichen Baumanagement Osnabrück-Emsland in enger Abstimmung mit der Stadt Osnabrück und den beiden Hochschulen vor Ort. Für die Organisation und Dokumentation des Wettbewerbs wurde das Düsseldorfer Betreuungsbüro Faltin und Sattler gewonnen, das 2009 bereits das Entwurfsseminar zur Gestaltung des Campus Westerberg koordiniert hatte und mit der Osnabrücker Konstellation und ihren Akteuren deshalb bestens vertraut war.27 Die Aufgabenstellung für die Wettbewerbsteilnehmer war heterogen. Dem Betreuungsbüro oblag es, die wesentlichen Aspekte, die im Verlaufe des Prozesses in Planungs- und Strategiepapieren ihren Niederschlag gefunden hatten, zu bündeln und in einen klar gegliederten Katalog von Parametern zu überführen. Hier wurden also zunächst Einzelthemen benannt – städtebauliche Implikationen, originär bibliothekarische Ansprüche an das Gebäude, ökonomische und ökologische Fragestellungen, schließlich planungsrechtliche Rahmenbedingungen sowie eine Fülle von Einzelgesichtspunkten –, welche in einem Spannungsverhältnis zueinander stehen und im Architekturentwurf zu einem harmonischen Gesamtkonzept finden mussten. Die städtebauliche Dimension der Planungsaufgabe nimmt Bezug auf den Masterplan und die dort dem Neubau zugewiesenen Aufgaben im Kontinuum der neu zu errichtenden und den Campus formenden Gebäude: als nördliches Entrée zu fungieren und die Vernetzung des Hochschulcampus mit der Nachbarschaft im belebtem Stadtquartier zu leisten. Der Neubau soll sich „selbstbewusst darstellen, allerdings den angemessenen Standard ‚öffentlichen Bauens‘ im Lande Niedersachsen einhalten. Der Neubau übernimmt daher im Kontext einer nachhaltigen Quartiersentwicklung eine besondere Verantwortung. Das Projekt soll in angemessener Weise dem Campus einen neuen Nukleus verleihen – als zentraler kommunikativer Treffpunkt der Hochschulen, inhaltlich wie örtlich“28. Die planungsrechtlichen Rahmenbedingungen bildete der im September 2009 vom Rat der Stadt Osnabrück beschlossene Bebauungsplan Nr. 573 – Hochschulcampus Westerberg. Das bibliothekarische Konzept nimmt folgende Themen in den Blick: Die Bibliothek als hybride Einrichtung offeriert reale und virtuelle Arbeits- und Lernumgebungen. Sie profiliert sich als Zentrale des Informations- und Wissensmanagements und bietet Anleitung und Orientierung in einer immer komplexeren, hochgradig ausdiffe26 Schreiben der Oberfinanzdirektion (OFD) Niedersachsen an das Staatliche Baumanagement Osnabrück-Emsland vom 18.11.2009, siehe auch Abschnitt Politische Rahmenbedingungen. 27 Faltin und Sattler legten zum Architektenwettbewerb drei Broschüren vor: Neubau der gemeinsamen Bibliothek der Fachhochschule & Universität Osnabrück. Auslobung zum Wettbewerb nach RPW 2008 (37 S.), im Folgenden zitiert als Broschüre zur Auslobung; Neubau der gemeinsamen Bibliothek der Fachhochschule & Universität Osnabrück. Bericht der Vorprüfung (107 S.) und Neubau der gemeinsamen Bibliothek der Fachhochschule & Universität Osnabrück. Dokumentation (51 S.) – dies eine Dokumentation des Verfahrens sowie der Preise und Anerkennungen. 28 Broschüre zur Auslobung, S. 8.



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renzierten Informationslandschaft und einem nur schwer überschaubaren Angebot an analogen und digitalen Medien. Zugleich gewinnt sie Bedeutung als sozialer Ort, als Ort der Begegnung und Kommunikation, trotz oder vielleicht auch gerade wegen der vielfältigen Möglichkeiten, Informationsressourcen von zu Hause aus via Internet zu nutzen. Nun ist dies ein Anforderungskatalog, der Architekten, die bereits Erfahrungen im Bibliotheks- und Hochschulbau gesammelt haben, nicht unbekannt sein dürfte, geht es doch in erster Linie darum, aktuelle Trends auf dem Sektor der digitalen Informationsressourcen und ihrer Rezeption sowie Erkenntnisse aus der Nutzer- und Lernraumforschung herauszuarbeiten, mithin die Perspektive der Bibliotheksnutzer zu fokussieren und ihre Bedürfnisse mit baulichen Gegebenheiten zu synchronisieren. Oder anders formuliert: Der Paradigmenwechsel von der Objekt- zur Dienstleistungsorientierung muss in der architektonischen Sprache seine Umsetzung erfahren. Dies unterscheidet das Osnabrücker Projekt gewiss nicht von allen anderen in den letzten Jahren realisierten Neu- und Umbauprojekten. Eine Komplikation bedeutet freilich das Osnabrücker Modell der zwei identifizierbaren Einrichtungen unter einem Dach. Die Aufgabe war insofern diffizil, als einerseits kein ‚gemeinsames Raumgebilde‘ geschaffen werden sollte, andererseits die Nutzer erwarteten, dass die Bibliothek als ein Haus erfahrbar und ein im übertragenen wie im wörtlichen Sinne barrierefreier Transfer von einem in den anderen Bereich für alle Nutzer möglich ist. Dieses Kriterium sollte sich später bei der Bewertung der Wettbewerbsentwürfe dann auch als ein entscheidendes erweisen. Weitere Parameter für das Programm seien kursorisch benannt: –– Eine auf Nachhaltigkeit und Energieeffizienz abzielende Bauweise (weitreichende natürliche Belichtung und Belüftung, intelligenter Wärme- und Sonnenschutz) –– Hohe Flexibilität und Variabilität, die im Falle veränderter Nutzungsansprüche die Umrüstung von Flächen ermöglicht (Buchstellflächen zu Nutzerplätzen und umgekehrt) –– Übersichtlichkeit in der Gliederung des Gebäudes mit insbesondere im Nutzerbereich eindeutigen Blickpunkten und ‑achsen –– Barrierefreie, nach Möglichkeit kurze Verkehrswege mit getrennter Wegeführung für Nutzer und dienstinterne Logistik –– Lärmschutz und damit die Absage an eine offene Bauweise –– Zonierung des Publikumsbereichs gemäß dem zu tolerierenden Lärmpegel von „laut“ über „leise“ bis hin zu „sehr leise“ Damit sind schon wesentliche Kriterien benannt, die bei der Vorprüfung der Wettbewerbsentwürfe auf den Checklisten abzuarbeiten waren. Beim Osnabrücker Wettbewerb handelte es sich um einen einphasigen, begrenztoffenen Wettbewerb nach RPW 2008 (mit vorgeschaltetem europaweiten Bewerbungsverfahren) mit maximal 25 Architekten. Der Ablauf ist ähnlich durchchoreografiert

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wie das gesamte Verfahren und kennt verbindliche Termine, Gremienkonstellationen und Entscheidungswege. Nach der Wettbewerbsbekanntmachung im EU-Amtsblatt29 gingen fristgerecht 140 Bewerbungen ein, die von Faltin und Sattler einer Vorprüfung unterzogen wurden. Einem Auswahlgremium, bestehend aus zwei Vertretern des Staatlichen Baumanagements Osnabrück-Emsland, einem Vertreter der Oberfinanzdirektion Niedersachsen und den beiden Bibliotheksleiterinnen, oblag es nun, im Sinne der Wettbewerbsbedingungen aus diesen Einsendungen maximal 20 Büros zu identifizieren, die zur Teilnahme aufgefordert werden sollten; weitere 5 Teilnehmer waren bereits zum Verfahren gesetzt. Dies geschah in einer komprimierten, sechsstündigen Sitzung mit festgelegten Arbeitsschritten. Im vergleichsweise einfachen ersten Schritt wurden die Bewerbungen ausgeschieden, die die formalen Kriterien nicht erfüllten. Es schloss sich ein Informationsrundgang an, in dem sich die Auswahlkommission einen Überblick über die verbliebenen Einsendungen verschaffte und nochmals die zur Anwendung kommenden Kriterien reflektierte. Der erste Filter war relativ durchlässig. Gesetzt waren Teilnehmer mit Erfahrungen im Entwurf und in der Ausführung von mindestens drei Projekten der letzten acht Jahre; davon musste mindestens ein Projekt in der Größenordnung ab ca. 3 000 m2 NF, vergleichbar dem ausgelobten Projekt oder einem Projekt entsprechender Komplexität für eine Hochschule oder einen anderen öffentlichen Auftraggeber, realisiert sein (Leistungsphasen 2–8); ferner wurde ein weiteres zumindest entworfenes Projekt mit Wettbewerbserfolg (Preisträger), auch dieses kompatibel mit dem in Rede stehenden Projekt, in die Beurteilung einbezogen. Berufsanfänger und kleinere Büroorganisationen konnten zum Zuge kommen, sofern sie bestimmte Grundvoraussetzungen erfüllten. Mit diesem Rüstzeug begaben sich die Juroren nun auf den ersten Wertungsrundgang. Basis der Entscheidung waren die eingereichten Referenzen, aus denen die gestalterische Qualität ebenso wie Erfahrungen und Leistungsfähigkeit in Entwurf und Realisierung vergleichbarer Aufgaben hervorgingen. Eine eingehende Diskussion sowie eine anschließende Abstimmung beendeten jeweils die Rundgänge, nach denen sich die Zahl der Bewerber stetig minimierte. Bei jedem neuerlichen Durchlauf – es fanden insgesamt drei statt – wurden die Kriterien schärfer gefasst; zu den eingangs erwähnten Gesichtspunkten traten weitere Aspekte, beispielsweise die gestalterische und schließlich die funktionale Qualität der eingereichten Projekte. Von den zum Schluss verbliebenen 25 Büros wurden aufgrund der aus den Bewerbungsunterlagen erkennbaren fachlichen Qualifikation und Leistungsfähigkeit sowie der gestalterischen Sicherheit in allen Aufgabenpunkten 20 zur Teilnahme am Wettbewerb aufgefordert; zwei Berufsanfänger kamen hinzu.30

29 EU-Amtsblatt 2010/S-75-112030; http://fsw-info.de/uploads/media/112030.pdf (19.10.2015). 30 Protokoll der Sitzung des Auswahlgremiums am 17.05.2010.



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Die Arbeit im Auswahlgremium gehörte zu den besonders fordernden Aufgaben. Es ist ein Glücksfall, wenn Bibliothekare ganz selbstverständlich und völlig gleichberechtigt in diesen Auswahl- und Entscheidungsprozess einbezogen werden. Aber es erfordert akribische Vorbereitung mittels intensiver Lektüre einschlägiger Bauberichte in den bibliothekarischen Fachjournalen und aufwändige Internetrecherchen zumindest zu den ‚bekannten‘ Namen der Architekturszene, weil ansonsten eine verantwortliche Mitarbeit in einer Kommission, die mehrheitlich mit Architekten besetzt ist, kaum möglich ist. Nach der Sitzung des Auswahlgremiums am 17. Mai 2010 erfolgte der Versand der Auslobung (Planunterlagen). Es blieb etwa eine Woche Zeit für schriftliche Rückfragen, die ebenfalls schriftlich beantwortet und zusätzlich in einem Rückfragekolloquium öffentlich erörtert wurden. Solche Fragen betrafen den Masterplan, das Raumprogramm und das Funktionsschema (diese mussten logischerweise von den bibliothekarischen Vertreterinnen beantwortet werden) sowie das Verfahren an sich. Im Juni 2010 konstituierte sich dann das Preisrichtergremium; in ihm waren neben den beiden Hochschulpräsidenten der Stadtbaurat von Osnabrück, der Leiter des Staatlichen Baumanagements Osnabrück-Emsland, eine Vertreterin des Finanzministeriums, ein externer Bibliothekar mit ausgewiesener Bauexpertise und eine freischaffende Architektin aktiv. In der Vorbesprechung diskutierten die Juroren intensiv über das Baufeld (etwa Abstandsflächen, Breite der Fugen zwischen den Hochbauten) und funktionale Fragen (funktionale Trennung der Bibliotheken und ihre architektonische Umsetzung, Gestaltung der Verwaltungstrakte, offen versus geschlossen).31 Ende Juli und Anfang August war die Submission, für Plansatz und Modell getrennt. Von den 25 Teilnehmern hatten 24 ihre Entwurfsbeiträge vollständig und fristgerecht eingereicht. Die Unterlagen erhielten, da ab diesem Zeitpunkt das Verfahren komplett anonymisiert wurde, Tarnzahlen. Erst am Ende der Jury-Sitzung wurde dieses streng gehütete Geheimnis, das zu interessanten Ratespielen Anlass gab, durch die Bekanntgabe der Klarnamen gelüftet. Für die Vorprüfer, zu denen auch die beiden Bibliotheksleiterinnen mit je einem kleinen Mitarbeiterstab gehörten, begann nun die Phase der intensiven Beschäftigung mit den Entwürfen, wobei den einzelnen Gruppen (Bibliothekare, Baudezernate der Hochschulen, Vertreter der Stadt und des SBOE, Mitarbeiter des Betreuungsbüros) jeweils eigene Themenkomplexe zugewiesen waren. Die bibliothekarischen Vertreter untersuchten die Funktionalität und Nutzungsqualitäten entsprechend den allgemeinen Anforderungen an Hochschulbibliotheken und den spezifischen Erfordernissen der Universität bzw. der Fachhochschule sowie die Umsetzung des Raum- und Funktionsprogramms unter Einhaltung der Flächenvorgaben. Weitere Beurteilungskriterien waren die städtebauliche und architektonische Qualität im Hinblick auf die Einfügung in die Campusstruktur, die Wirtschaftlichkeit der Maßnahme, besondere Inves31 Protokoll der Preisrichtervorbesprechung am 09.06.2010.

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titions- und Folgekosten und die Nachhaltigkeit und Energieeffizienz des Vorhabens. Für jede Tarnzahl wurde ein entsprechendes Formblatt ausgefüllt. Alle Prüfberichte fasste das Büro Faltin und Sattler in einem Bericht zusammen, der den Preisrichtern und den nicht stimmberechtigten Beratern zur Sitzung schriftlich vorlag. Die Sitzung des Preisgerichts am 23. August 2010 war Schluss- und zugleich Höhepunkt des Verfahrens. Mit der vom Vorsitzenden gleichsam als ‚Tageslosung‘ ausgegebenen Erinnerung, „dass ein intelligenter konzeptioneller Ansatz mit einer robusten Grundstruktur und einer flexiblen Systematik gefunden werden muss, der den hohen Ansprüchen beider Nutzer […] gerecht wird“ und dass „das neue Gebäude in seiner Gestaltungsqualität die initiierte Entwicklung des Hochschulcampus Westerberg und die Masterplanung nachhaltig stärken“ muss32, begaben sich die Preisrichter auf ihren ersten Wertungsrundgang, bei dem die Vorprüfer in kurzen Statements ihre jeweiligen Prüfergebnisse vortrugen. Im zweiten Wertungsrundgang trennte sich die Jury von weiteren Arbeiten, sodass sechs Entwürfe in der engeren Wahl verblieben. Sie erfuhren intensive Einzelbeurteilungen. Nach ausgiebiger Diskussion beschloss das Preisgericht, einen ersten, zweiten und dritten Preis zu vergeben und zwei Anerkennungen auszusprechen. Die Entscheidung für den 1. Preis fiel einstimmig, der Klarname offenbarte das Berliner Büro ReimarHerbst.Architekten33, mit dem nach dem erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen das Bauprojekt in den folgenden Jahren realisiert wurde und noch wird. Die Jury begründete ihre Wahl wie folgt: Der Entwurf überzeugt durch einen einfachen klar gegliederten Baukörper, der gleichzeitig in angemessener Form auf die Anforderungen der unterschiedlichen Außenräume reagiert. Durch Rücksprünge des Baukörpers bzw. der Fassaden im Erdgeschoss entstehen an den richtigen Stellen Eingänge vom Barbaraplatz, der Barbarastraße und dem Hochschulcampus, die zudem angenehm proportioniert und durch Überdeckung qualitätvoll gestaltet sind. Der Baukörper wird auf der Nord- und Südfassade durch minimale Rücksprünge gegliedert und nimmt die auf dem Campus im Rahmen des Masterplans geplanten Strukturen unprätentiös auf. […] Nord- und Südfassade sind der jeweiligen Himmelsrichtung entsprechend durch Rücksprünge der Fassade im Bereich der Fensterlaibungen geschickt gegliedert und dem Licht-/Sonneneinfall entsprechend weit geöffnet […]. Der großzügige Eingangsbereich ermöglicht dem Nutzer eine klare Orientierung. […] Auch im Gebäudeinneren entstehen durch die ruhige Bauform des Baukörpers in Verbindung mit den klaren Innenhöfen Zonen unterschiedlicher räumlicher Qualität, die den jeweils unterschiedlichen Anforderungen der Nutzung entsprechend angemessen gestaltet sind. Eine hohe Qualität bieten insbesondere die gestaffelten Leseterrassen, die – weil die offene Terrassierung auf die Lesezonen beschränkt ist – auch keine akustischen Probleme erwarten lassen. Das Material der Fassadengestaltung nimmt den im Hochschulgelände vielfach vorhandenen gelben Ziegel auf und wird damit zum integrativen Anfangs- bzw. Endpunkt des Campus. Der Baukörper wird insoweit durch Gliederung und Materialwahl zum Ruhepol der im Übrigen sehr heterogenen Umgebung. Die Bereiche von Fachhochschule und Universität sind klar voneinander getrennt, gleichwohl ist ein problemloser, weil barrierefreier Übergang zwischen den 32 Zitat aus dem Protokoll der Sitzung des Preisgerichts am 23.08.2010. 33 http://www.reimarherbstarchitekten.de/ (19.10.2015).



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Arealen möglich. Das Gebäude weist in der horizontalen Gliederung eine klare, nachvollziehbare Logik auf. Die Verortung der Verwaltungen ist bestandsnah und auf den Etagen jeweils an der gleichen Stelle. Die Kooperation zwischen den Institutionen wird durch kurze Wege unterstützt. Es gibt eine hohe Aufenthaltsqualität durch die unterschiedlichen Arbeitsplatzkategorien sowie die Lese­terrassen und die zu den Lichthöfen hin orientierten Einzelleseplätze. Die verschiedenen Funktionsbereiche sind übersichtlich angeordnet. Die Bibliotheken sind jeweils nur auf zwei Etagen verteilt. Das Raumprogramm ist in allen Bereichen nahezu punktgenau erfüllt. Der Baukörper verfügt über angemessene Wärmedämmung […].34

9 Die Haushaltsunterlage-Bau Die Haushaltsunterlage-Bau (HU-Bau) hätte in Relation zu ihrer Bedeutung im Ablauf der Verfahrensschritte eine umfänglichere Würdigung verdient, als dies hier der Fall sein kann, aber eine detaillierte Behandlung dieses Dokuments und der dahinterstehenden Bauhistorie würde den Rahmen sprengen. „Bei der HU-Bau handelt es sich primär um eine Finanzierungsplanung, die der Ermittlung der Kosten und der detaillierten Festlegung von Gestaltung und Konstruktion des zu errichtenden Gebäudes dient und das Ziel hat, den Bedarf an Ausgaben und Verpflichtungsermächtigungen für die einzelnen Haushaltsjahre festzulegen und dabei eine optimale Entwurfslösung für die Bauaufgabe zu finden“.35 Die HU-Bau gehört damit zu den wichtigen Meilensteinen des Prozesses, vergleichbar der Bauanmeldung oder dem Architektenwettbewerb. Die Dokumente füllen Aktenordner, und der Blick in das Inhaltsverzeichnis offenbart, welche Menge und Vielfalt an Themen binnen etwa eines Jahres bewegt worden sind. Einem Allgemeinen Teil, in den vor allem die Bauanmeldung und das genehmigte Raumprogramm gehören, folgt ein zweiter, mit „Erläuterungsbericht“ überschriebener Abschnitt. Hier sind nochmals jene Papiere zusammengestellt, die beispielsweise Aufschluss über die Historie, Planungsüberlegungen oder den Baugrund geben und schließlich, differenziert nach den Kostengruppen 200 bis 600, bautechnische Beschreibungen enthalten. Der dritte Teil widmet sich der Kostenberechnung. An dieser Stelle sind auch die bisherigen Arbeitsergebnisse zur Ersteinrichtung abgelegt, etwa die von bibliothekarischer Seite vorzunehmenden Kostenvorermittlungen für die stationäre Regalanlage, die den größten Kostenfaktor darstellt. Im vierten Teil, Flächen- und Rauminhalte, geht es um eine Zusammenstellung aller Nutzflächen. Teil V führt alle Gutachten und Nachweise zusammen wie das Brandschutzkonzept, das bauphysikalische Entwurfskonzept oder Baugrundgutachten und dokumentiert damit auch die intensive Zusammenarbeit mit den Spezialplanern. Die Teile VI bis X versammeln sämtliche Planunterlagen zur Objektplanung, Trag34 Protokoll der Sitzung des Preisgerichts am 23.08.2010. 35 Schneider-Esslinger 1994, S. 84 f.

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werksplanung, Technischen Gebäudeausrüstung und schließlich für die Außenanlagen. Die Dokumente der HU-Bau sind vielfach technikdominiert und berühren dann nur sehr mittelbar die originär bibliothekarischen Interessen, die ja grundsätzlich in allen Kontexten im Blick zu behalten sind und für die es sich auch, wenn nötig, robust einzusetzen immer lohnt – weshalb starke Präsenz der bibliothekarischen Vertreter und die intensive Rezeption der Planungspapiere, selbst wenn sich nicht alle Details erschließen, unabdingbare Gebote sein sollten. Die bibliothekarischen Vertreter haben diese Zeit intensiv genutzt, um im Dialog mit dem Architekten Einfluss auf Gestaltungsgrundsätze, aber auch auf planerische Details zu nehmen. So erhielt das Konzept für den Schulungsraum Gestalt, was auf die Ersteinrichtung unmittelbare Auswirkungen hatte, aber auch eine Wunschliste zur Beplanung der Gruppen- und Einzelcarrels findet sich in den Akten ebenso wie konkrete Vorstellungen, welches Gesicht die „Mittelspangen“, jene Verbindungsbereiche, die die Brücken zwischen den östlichen und westlichen Flügeln des Gebäudes bauen, bekommen sollten. Wie alle Planungspapiere unterliegt auch die HU-Bau einer intensiven Prüfung durch die vorgesetzten Behörden. In baufachlichen Stellungnahmen vom Frühjahr 2012 erteilten die Oberfinanzdirektion Niedersachsen und der Niedersächsische Landesrechnungshof der HU-Bau ihre Zustimmung. Mit dieser Genehmigung erhielt das Dokument bindenden Charakter und bildete fortan die Grundlage für den weiteren Verlauf von Planung und Ausführung.

10 Die Ausführungsplanung Nach der Genehmigung der Haushaltsunterlage-Bau beginnt die Ausführungsplanung (für den Architekten die Leistungsphase  5 nach HOAI). Es handelt sich um einen nahtlosen Übergang, da alle Baubeteiligten konzentriert an den bisherigen Sujets weiterarbeiten, freilich mit einem signifikant höheren Konkretisierungsanspruch und Detaillierungsgrad, da es gilt, die Planung zur Ausführungsreife zu bringen.36 Eine ausführliche Schilderung dieser gut dreieinhalb Jahre währenden Phase würde den Rahmen dieses Beitrages sprengen. Stattdessen soll im Folgenden ein Einzelprojekt herausgegriffen werden, das durchaus typisch für ein öffentliches Bauvorhaben sein dürfte.

36 Vgl. hierzu auch Beyer 1994, hier bes. S. 132.



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Barrierefreiheit Am 1. Mai 2002 wurde das Behindertengleichstellungsgesetz37 eingeführt, ein wichtiger Teil der Umsetzung des Benachteiligungsverbots, das im Jahr 1994 in Ergänzung des Artikels 3 Eingang in das Grundgesetz fand. Seither steht das Thema „Barrierefreiheit“ verstärkt auf der Agenda. Es existiert eine Fülle von Gesetzen und Normen, um die Forderung nach Barrierefreiheit rechtlich zu grundieren. Und trotzdem bleibt dieser Komplex für die Bauentwurfsplanung wie auch für die Bauausführung eine große Herausforderung. Ulrike Rau hat in ihrem mittlerweile schon in zweiter Auflage vorliegenden Standardwerk barrierefrei. bauen für die zukunft die Paradigmenwechsel in der Wahrnehmung von und im Umgang mit Behinderungen sowie die Konsequenzen für Planen und Bauen beschrieben. Im Rekurs auf den Slogan der „Aktion Grundgesetz“, „Behindert ist man nicht, behindert wird man!“ heißt es: Nicht der in seiner Fähigkeit eingeschränkte Mensch ist behindert, sondern die Umwelt behindert ihn – sei es durch vom Menschen geschaffene Barrieren oder durch negative Einstellungen innerhalb der Gesellschaft. Je ungünstiger die Umweltfaktoren sind, desto eher wird eine Fähigkeitseinschränkung zu einer Behinderung. Aus diesen Ansätzen resultiert heute ein erweiterter Begriff der Barrierefreiheit, der die freie Zugänglichkeit sowohl im gebauten Umfeld als auch zu Informationen umfasst. Barrierefreiheit hat damit eine soziale Dimension erhalten, die neben baulichen Maßnahmen die gedankliche Gleichstellung aller Menschen bedeutet. [...] Die Rollstuhlzugänglichkeit, die häufig mit dem Begriff ‚barrierefrei‘ gleichgesetzt wird, ist nur ein Teilaspekt der Planung. Barrierefreie Konzeptionen werden den Bedürfnissen von Nutzern mit Behinderungen, Eltern mit Kleinkindern, Personen mit Lasten oder älteren Menschen gerecht und bieten einen MEHRWERT an Komfort und Lebensqualität für alle Menschen. […] Im Sinne eines Universal Designs oder design for all werden Gebäude, Produkte oder Dienstleistungen nicht für eine spezielle Gruppe von Menschen konzipiert, sondern die Verschiedenartigkeit der Nutzer wird berücksichtigt. Es geht um eine allgemeine, präventive Gestaltung des Lebensumfeldes, die den Bedürfnissen eines breiten Kreises der Bevölkerung entspricht und möglichst niemanden ausschließt.38

Das Thema „Barrierefreiheit“ wurde während der Planungsphase intensiv bewegt. Im Herbst 2011 organisierte das Gebäudemanagement der Universität ein Inhouse-Seminar mit Ulrike Rau, die bei dieser Gelegenheit die Baupläne für das neue Gebäude kritisch unter die Lupe nahm und Anregungen und Optimierungsvorschläge vorbringen konnte. Ebenso wichtig wie die fachliche Beratung war den Planungsbeteiligten der Dialog mit dem Behindertenforum der Stadt Osnabrück, das sich im Frühjahr 2012 in der Universitätsbibliothek zu einer Vorstellung der Entwurfsplanung zum Neubau mit Vertretern der Universität und dem Staatlichen Baumanagement traf.39

37 Deutschland. Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz 2007. 38 Rau (Hrsg.) 2013, S. 10 f. 39 Siehe in diesem Kontext den interessanten Aufsatz von Weber 2009.

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Die geplanten Maßnahmen sind vielfältig und versuchen, unterschiedlichen Funktions- und Mobilitätseinschränkungen Rechnung zu tragen. Dies sei an folgenden Planungsdetails erläutert. Die beiden gleichwertigen Haupteingänge zum Gebäude an der nördlichen und südlichen Längsseite sind stufenlos zugänglich und zeigen, dies ist der Topografie des Geländes geschuldet, ein geringes Gefälle. Der Eingang ist automatisiert. Ein taktiles Leitsystem führt den Nutzer von den Grundstücksgrenzen, also den Außenanlagen, bis in den durch eine Buchsicherungsanlage geschützten Bereich und weist dort den Weg zu Aufzügen und Treppenhäusern. Die Theke im Erdgeschoss, konzipiert für first level support, ist an zwei Arbeitsplätzen mit einer höhenverstellbaren und damit unterfahrbaren Tischkonstruktion ausgestattet. Während dieser Bereich über eine induktive Höranlage verfügen wird, ist der Schulungs- und Seminarraum im Erdgeschoss für eine entsprechende Maßnahme teilweise vorgerüstet. Für die Aufzüge sind waagerechte Bedientableaus mit Brailleschrift vorgesehen, ebenso wie eine Ansage der Geschosse über einen Lautsprecher. Die Aufzüge sind ausreichend dimensioniert und mit Spiegeln verkleidet. Die Anregung des Behindertenforums, die Notruftaste gegenüber den Etagenanzeigen besonders kontrastreich zu gestalten, soll aufgenommen werden. Auf jeder Etage befindet sich ein Behinderten-WC. Die ersten und letzten Treppenstufen in den Treppenhäusern werden besonders markiert, An- und Austritt werden mit taktil erfassbaren Streifen belegt. In Abstimmung mit dem Sachverständigen für Brandschutz und der örtlichen Feuerwehr befinden sich vor den Treppenhäusern ausgewiesene Evakuierungszonen für Nutzer, die im Alarmierungsfalle nicht in der Lage sind, das Gebäude selbstständig zu verlassen. Neben einer akustischen Alarmierung, also der Möglichkeit interner Sprachdurchsagen von der Theke im Erdgeschoss aus sowie Durchsagen der Feuerwehr aus der Brandmeldezentrale, gibt es eine optische Alarmierung über Blitzleuchten in den Bereichen vor den Einzel­carrels, deren Türen daher transparent gestaltet sind. Zwei Carrels weisen speziell für Nutzer mit Handicap eine besondere Ausstattung auf: Sie verfügen über einen höhenverstellbaren Tisch und eine Alarmvorrichtung vermittels einer Zugschnur. Türen in öffentlichen Bereichen erhalten grundsätzlich eine Breite von 90 cm. Diese baulichen Maßnahmen können die eventuell erforderliche Unterstützung durch die Mitarbeiter der Häuser nicht ersetzen. Sie gehört selbstverständlich zum bibliothekarischen Servicekonzept.

11 Fazit Ein gutes halbes Jahrzehnt nach den politischen und stadtplanerischen Weichenstellungen im Kontext der erfolgreich bewältigten Konversion in der Stadt Osnabrück hat der neue Campus Westerberg Kontur erhalten, auch wenn sich das



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Gebäudeensemble noch nicht vollständig präsentiert und in den nächsten Jahren mit reger Bautätigkeit zu rechnen ist, um die Flanken des Forums zu schließen. Das Gemeinsame Bibliotheksgebäude aber markiert unabänderlich das nördliche Entrée oder den Abschluss des Campus, je nach Blickrichtung. Von manchen in der äußeren Anmutung ob der kompakten Kubatur mit schmalen Fensterbändern und einem markanten Klinkerkleid als Trutzburg empfunden, öffnet sich das neue Haus im Inneren, spielt mit Licht, zeigt Weite und immer wieder überraschende Perspektiven. Diese Perspektiven sehen auch die Bibliothekare, wenn sie das Modell des Gemeinsamen Bibliotheksgebäudes ab dem Herbst 2015 inhaltlich ausgestalten und beleben werden.

Literatur und Internetquellen Beyer, U. (1994). Die Rolle des Architekten im Planungsverlauf. In I. Dannenbauer & U. Kissling (Red.), Bibliotheksbau: Kompendium zum Planungs- und Bauprozess (Internetausgabe, S. 128–134). Berlin: Deutsches Bibliotheksinstitut (dbi-materialien, 131). http://www.lfs. bsb-muenchen.de/fachstellenserver/bau_einrichtung/dokumente/baukompendium070604. pdf (17.10.2015). Bonin, R. (1994). Art und Umfang der Planungsaufgabe in wissenschaftlichen Bibliotheken. In I. Dannenbauer & U. Kissling (Red.), Bibliotheksbau: Kompendium zum Planungs- und Bauprozess (Internetausgabe, S. 43–53). Berlin: Deutsches Bibliotheksinstitut (dbi-materialien, 131). http://www.lfs.bsb-muenchen.de/fachstellenserver/bau_einrichtung/dokumente/ baukompendium070604.pdf (17.10.2015). Dannenbauer, I. & Kissling, U. (Red.) (1994). Bibliotheksbau: Kompendium zum Planungs- und Bauprozess (Internetausgabe). Berlin: Deutsches Bibliotheksinstitut (dbi-materialien, 131). http://www.lfs.bsb-muenchen.de/fachstellenserver/bau_einrichtung/dokumente/ baukompendium070604.pdf (18.10.2015). Deutschland. Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (2007). Behindertengleichstellungsgesetz vom 27. April 2002 (BGBl. I S. 1467, 1468), das zuletzt durch Artikel 12 des Gesetzes vom 19. Dezember 2007 (BGBl. I, S. 3024) geändert worden ist. http:// www.gesetze-im-internet.de/bgg/ (19.10.2015). Deutschland. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (2008). Richtlinien für Planungswettbewerbe RPW 2008 (Fassung vom 12. September 2008). http://www.aho.de/pdf/ Richtlinien_fuer_Planungswettbewerbe_RPW_2008.pdf (19.10.2015). DIN, Deutsches Institut für Normung (2009). DIN Fachbericht 13, Bau- und Nutzungsplanung von Bibliotheken und Archiven (3. Aufl.). Berlin: Beuth. Feldsien-Sudhaus, I. (1994). Raumprogramm. In I. Dannenbauer & U. Kissling (Red.), Bibliotheksbau: Kompendium zum Planungs- und Bauprozess (Internetausgabe, S. 93–117). Berlin: Deutsches Bibliotheksinstitut (dbi-materialien, 131). http://www.lfs.bsb-muenchen.de/fachstellenserver/ bau_einrichtung/dokumente/baukompendium070604.pdf (17.10.2015). Henrichvark, F. (2013). Jeder zehnte Osnabrücker war ein Engländer. Die britische Ära und der Konversionsprozess. Belm bei Osnabrück: Meinders & Elstermann. Naumann, U. (2009). Verfahrensstufen bei der Errichtung von Bibliotheksbauten. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken bauen und ausstatten (S. 68–78). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/miscellanies/bibliotheksbau/ (18.10.2015).

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Niedersachsen. Finanzministerium (2015). RLBau: Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Landes Niedersachsen (Grundwerk 9. Austauschlieferung. Onlinefassung, Stand Juni 2015). http://www.mf.niedersachsen.de/startseite/themen/staatl_baumanagement/rbbau_rlbau/ richtlinien-fuer-die-durchfuehrung-von-bauaufgaben-des-bundesrbbau-zugleich-fuerbaumanahmen-des-landes-rlbau-131420.htm (19.10.2015). Rau, U. (Hrsg.) (2013). barrierefrei. bauen für die zukunft (3., vollst. überarb. Aufl.). Berlin [u. a.]: Beuth Verlag. Schneider-Esslinger, B. (1994). Finanzierung wissenschaftlicher Bibliotheken. In I. Dannenbauer & U. Kissling (Red.), Bibliotheksbau: Kompendium zum Planungs- und Bauprozess (Internet­ ausgabe, S. 83–89). Berlin: Deutsches Bibliotheksinstitut (dbi-materialien, 131). http:// www.lfs.bsb-muenchen.de/fachstellenserver/bau_einrichtung/dokumente/baukompendium070604.pdf (17.10.2015). Schneider-Esslinger, B. (1994). Planungsauftrag und Koordination: Das Wettbewerbsverfahren. In I. Dannenbauer & U. Kissling (Red.), Bibliotheksbau: Kompendium zum Planungsund Bauprozess (Internetausgabe, S. 121–127). Berlin: Deutsches Bibliotheksinstitut (dbi-materialien, 131). http://www.lfs.bsb-muenchen.de/fachstellenserver/bau_einrichtung/ dokumente/baukompendium070604.pdf (17.10.2015). Weber, J. (2009). Barrierefreiheit Best Practice: Die Zusammenarbeit von Bibliothek und Behindertenverbänden in Weimar. In D. Lülfing (Hrsg.), Netzwerk Bibliothek: 95. Deutscher Bibliothekartag in Dresden 2006 (S. 217–225). Frankfurt am Main: Klostermann. Zeyns, A. & Zick, W. (2014). Zwei Bibliotheken unter einem Dach. Die Universitätsbibliotheken der Technischen Universität und der Universität der Künste Berlin. In K. Söllner & W. SühlStrohmenger (Hrsg.), Handbuch Hochschulbibliothekssysteme: Leistungsfähige Informationsinfrastrukturen für Wissenschaft und Studium (S. 324–331). Berlin [u. a.]: de Gruyter Saur. Zick, W., Richter, A. & Meyer-Brunswick, U. (2003). Gemeinsamer Neubau der Universitätsbibliotheken der TU-Berlin und der Bibliothek der Universität der Künste Berlin (UdK). Bibliothek Forschung und Praxis, 27(1/2), 65–68. DOI: 10.1515/BFUP.2003.65 (19.10.2015).

Bernd Vogel

Flächenbedarf von Hochschulbibliotheken Einleitung Der Flächenbedarf1 von Hochschulbibliotheken – bzw. allgemein: von Wissenschaftlichen Bibliotheken – ist eine sekundäre Größe, die von der Festlegung verschiedener struktureller Voraussetzungen abhängt. Im Wesentlichen leitet sich der Flächenbedarf von drei Bedarfsparametern ab, die die Dimensionierung einer Wissenschaftlichen Bibliothek beeinflussen: Personal, Medienangebot und Nutzerarbeitsplätze. Die quantitative und qualitative Festlegung dieser drei Parameter bildet die entscheidende Voraussetzung für die Ableitung der benötigten Flächen. Für jeden dieser Parameter stehen geeignete Flächenfaktoren zur Verfügung, mit deren Hilfe sich der Flächenbedarf ermitteln lässt.

1 Bedarfsparameter Zu Beginn einer Flächenplanung ist es erforderlich, die Bedarfsparameter im Vorfeld einer Bibliotheksplanung quantitativ und qualitativ festzulegen. Dieses Gerüst umfasst vor allem folgende Planungsaspekte: Tab. 1: Übersicht Planungsaspekte. Bedarfsparameter

Planungsaspekte

Personal

Personalausstattung absolut Tätigkeitsbereiche, Aufgabenprofile Verhältnis Stellen (VZÄ) und Beschäftigte Schichtdienste Studentische Hilfskräfte Benötigte Zahl und Art der Arbeitsplätze Zahl und Art der Medien Zukünftige Entwicklung des physischen Medienbestands (Wachstum, Aussonderungen, Dubletten etc.) Aufstellungsarten Regaltypen: Achsabstände, Zahl der Regal­böden Zahl der Bände / Regalmeter

Medien

1 Vgl. ergänzend auch Naumann 2009 und Rabe 2009.

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Tab. 1 (fortgesetzt) Bedarfsparameter

Planungsaspekte

Medien

Anteil Kompaktmagazine Freihandnutzung der Kompaktmagazine Aufstellungsart: Systematisch oder numerus currens Anforderungen der Fächer, Fachkulturen Zahl der Studierenden / Studienplätze pro Fachgebiet Zahl und Art der benötigten Arbeitsplätze

Nutzerarbeitsplätze

1.1 Personal Für die Unterbringung des Personals ist die Zahl der tatsächlich Beschäftigten ausschlaggebend, für die entsprechende Arbeitsplätze benötigt werden. Stellenpläne oder ähnliches können hierfür nicht zugrunde gelegt werden, da insbesondere in Bibliotheken der Anteil der Teilzeitkräfte relativ hoch sein kann; die Zahl der beschäftigten Personen liegt daher häufig deutlich über der Zahl der Stellen (Vollzeitäquivalente). Andererseits arbeiten Teilzeitkräfte im Backoffice-Bereich gerne vormittags, sodass sog. Desk-Sharing-Modelle in diesem Tätigkeitsfeld nur schwer greifen. Bei einem Schichtbetrieb dagegen können Desk-Sharing-Modelle angesetzt werden, besonders bei den sog. Thekendiensten. Je länger die Öffnungszeiten einer Bibliothek, desto mehr ist damit zu rechnen, dass ein Teil des Personals im Schichtdienst tätig ist. In der Praxis heißt dies, dass sich bei bestimmten Beschäftigtengruppen mehrere Personen zeitversetzt einen Arbeitsplatz teilen können. Dies gilt vor allem bei den Thekendiensten für Information sowie für Ausleihe und Rückgabe. In der Regel liegt bei größeren Bibliotheken mit langen Öffnungszeiten der Anteil des Personals, das im Schichtdienst tätig ist, bei 10 % bis 20 %. Dies reduziert den Bedarf an Arbeitsplätzen. In einem ersten Schritt ist die Gesamtzahl der Beschäftigten festzulegen (Zielzahl) und nach den wichtigsten Tätigkeitsbereichen zu gliedern. Dabei lassen sich unter dem Gesichtspunkt der Flächenplanung fünf Tätigkeitsbereiche2 unterscheiden: – Mediendienste Unter den Mediendiensten werden diejenigen Tätigkeiten zusammengefasst, die sich vor allem mit der Bearbeitung der Medien befassen: Zugang, Katalogisierung, Ausleihe und Rücknahme sowie Aussonderungen. Die Ausleih- und Rück2 Vgl. Vogel & Cordes 2005.



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nahmetätigkeit findet in der Regel in Form von Thekendiensten statt, während für die übrigen Aufgaben Büroarbeitsplätze bzw. Rechnerarbeitsplätze benötigt werden. – Informationsdienste Hierzu gehören vor allem Auskunftsdienste und Aufsicht, die in der Regel ebenfalls mit Hilfe von Arbeitsplätzen an Theken erbracht werden. Fachreferenten dagegen verfügen über eigene Büros, die geeignet sind für Publikumsverkehr. Außerdem gehören auch Beratungs- und Schulungsdienste zu diesem Tätigkeitsbereich. – Technische Dienste Hierzu zählen vor allem die IT-Tätigkeiten sowie Beschäftigte in Werkstätten für die technische Medienbearbeitung. Ob spezielle Werkstatt- und Rechnerflächen benötigt werden, ist im Einzelfall zu klären. – Sonderdienste Die Sonderdienste umfassen vor allem die Betreuung von Sondersammlungen sowie ggf. die Betreuung von Auszubildenden. Flächenbedarf für Sonderdienste entsteht vor allem bei bibliotheksspezifischen Spezialaufgaben, die je nach Bibliothek sehr unterschiedlich ausfallen können. – Verwaltung Hierzu zählt der gesamte Leitungs- und Verwaltungsbereich einer Bibliothek, der üblicherweise auf separaten Büroflächen in Einzel- und Doppelbüros untergebracht ist. Zum Personal im engeren Sinne kommen studentische Beschäftigte hinzu. Auch für studentische Mitarbeiter sind daher je nach Umfang und Einsatzbereich Arbeitsplätze einzuplanen. In einem zweiten Schritt lassen sich mit Hilfe der genannten quantitativen und qualitativen Angaben die Zahl und die Art der benötigten Arbeitsplätze festlegen. Hieraus wiederum lässt sich unter Anwendung entsprechender Flächenfaktoren der Flächenbedarf für den Personalbereich ableiten.

1.2 Medien Der Flächenbedarf für die Aufstellung der verschiedenen physischen Medien nimmt in der Regel mit bis zu 80 % heute immer noch den größten Anteil am Flächenbedarf einer Wissenschaftlichen Bibliothek ein. Den Ausgangspunkt für die Flächenplanung bilden daher in den meisten Fällen die Zahl und die Art der vorhandenen bzw. zukünftig aufzubewahrenden physischen Medien und deren Aufstellung. Wichtigste Grundlage für eine Flächenplanung ist die Zahl der auf lange Sicht insgesamt unterzubringenden Printmedien – durchaus unter Berücksichtigung des aktuell stattfindenden Medienwandels und entsprechend sich verändernder

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Raumnutzungskonzepte. Die Planungsperspektive sollte in der Regel 20 Jahre betragen, auch wenn dies angesichts steigender Anteile für digitale Medien am Erwerbungsetat nur schwer abzuschätzen ist. Bei der Erarbeitung einer Zielzahl spielen insbesondere das jährlich zu erwartende Wachstum der Printmedien unter Berücksichtigung des zur Verfügung stehenden Medienetats, die Entwicklung des Verhältnisses von Printmedien und digitalen Medien sowie die Zahl der voraussichtlichen Aussonderungen eine wichtige Rolle. Insbesondere bei der geplanten Zusammenlegung fachnaher Bibliotheken kann der Bestand an Dubletten, wie die Erfahrungen bei entsprechenden Projekten zeigen, beträchtlich sein. Ob zukünftig mit einem weiteren Wachstum der Buchbestände gerechnet wird oder ob regelmäßig ältere Bestände ausgesondert werden, bleibt letztlich eine strategische Frage der jeweiligen Bibliothek. Darüber hinaus sind hinsichtlich der Medien weitere Festlegungen als Vor­ aussetzung für die Flächenplanung zu treffen. Hierzu gehören vor allem die verschiedenen Varianten der Aufstellung: die baulich-technischen Aufstellungsarten, die Art der Aufstellung und die beabsichtigte Zugänglichkeit der Medien. Zu den baulichtechnischen Aufstellungsarten zählen vor allem der eingesetzte Regaltyp, der Achsabstand sowie die Zahl der Regalböden. Hinzu kommt die Frage des Einsatzes von Kompaktmagazinen. Insbesondere der Anteil der Kompaktmagazinierung beeinflusst in erheblichem Umfang den Flächenbedarf, da kompaktmagazinierte Medien nur halb so viel Fläche benötigen wie solche in fest stehenden Regalen. Wenn Kompaktmagazine in Freihand für die Nutzer zugänglich sein sollen, sind in der Regel entsprechende baulich-technische Vorkehrungen zu treffen (Zugänglichkeit, Beschilderung, Beleuchtung, Arbeitsplätze usw.), die im Flächenbedarf eines entsprechenden Raumprogramms zu berücksichtigen sind. Der Bedarf an Regalen für die Unterbringung von (Print-)Medien wird häufig in laufenden Metern angegeben. Für eine Flächenplanung empfiehlt es sich jedoch, sich auf die Zahl der Bände pro Quadratmeter zu beziehen. Bei einer systematischen Aufstellung nach Sachgebieten können die Regale in der Regel nicht vollständig gefüllt werden, um Reserven für die Aufstellung neu hinzukommender Bücher zu haben. In diesem Fall können als Orientierungswert rund 35  Bände pro lfd. Meter aufgestellt werden. Bei einer Aufstellung nach dem Numerus-Currens-Prinzip dagegen können die Regale im Durchschnitt mit 42 Bänden pro Regalboden gefüllt werden, wie eine eigene empirische Zählung bei HIS ergeben hat. Dadurch reduziert sich der Flächenbedarf insgesamt.

1.3 Nutzerarbeitsplätze In jeder Hochschulbibliothek besteht ein großer Bedarf an Arbeitsplätzen für Bibliotheksnutzer, vor allem für Studierende. Wissenschaftler dagegen spielen als



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Arbeitsplatznutzer in der Regel nur eine untergeordnete Rolle, da sie über eigene Büroarbeitsplätze verfügen. Hinzu kommt ggf. ein zusätzlicher Bedarf für externe Bibliotheksnutzer, der ortsspezifisch zu klären ist. Der Bedarf an Arbeitsplätzen für Studierende stellt sich in den verschiedenen Studiengängen unterschiedlich dar: Je nach Fachkultur spielt das Lernen und Arbeiten mit Printmedien eine mehr oder weniger große Rolle. Während in den verschiedenen Studiengängen der sog. Buchwissenschaften die Studierenden bei der Vorund Nachbereitung von Lehrveranstaltungen sowie beim Erstellen von Studien- und Abschlussarbeiten auf Bücher und entsprechende Medienangebote angewiesen sind, arbeiten Studierende der Natur- und Ingenieurwissenschaften häufiger in Labornähe und nutzen vor allem Lehrbücher. Die Studierenden dieser Fächer erzeugen daher eine geringere Nachfrage nach Bibliotheksarbeitsplätzen. Das Profil einer Hochschule mit ihren Studiengängen hat daher insgesamt erhebliche Auswirkungen auf den Bedarf an Arbeitsplätzen für Studierende. Für die Flächenplanung ist zunächst eine Festlegung auf die zu versorgende Gesamtzahl der Studierenden erforderlich. Idealerweise sollte hierbei auf die Zahl der Studienplätze einer Hochschule gemäß der jeweiligen Kapazitätsverordnung zurückgegriffen werden. Alternativ ist es auch möglich, die Zahl der Studierenden in der Regelstudienzeit anzusetzen, um eventuelle Über- oder Unterauslastungen einzelner Fachgebiete oder Studiengänge zu berücksichtigen. Im nächsten Schritt ist diese Gesamtzahl an Studierenden auf die einzelnen Fächergruppen aufzuteilen. Mit Hilfe von Platzfaktoren kann hierauf aufbauend die Zahl der benötigten Arbeitsplätze insgesamt ermittelt werden. Die HIS-Hochschulentwicklung führte im Jahr 2013 eine bundesweite repräsentative Erhebung durch, um das Zeitbudget der Studierenden für das Selbststudium und die Nutzung von Hochschulbibliotheken zu ermitteln. Im Rahmen dieser Studie wurden auf der Basis der empirischen Daten zum zeitlichen Aufwand der Studierenden für das Selbststudium aktuelle Platzfaktoren entwickelt.3 Diese Platzfaktoren weisen den Prozentanteil aus, der – bezogen auf die Zahl der Studienplätze bzw. die Zahl der Studierenden in der Regelstudienzeit – für den Bedarf an Nutzerarbeitsplätzen angesetzt werden sollte.

3 Vgl. Vogel & Woisch 2003.

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Tab. 2: Platzfaktoren für Nutzerarbeitsplätze an Hochschulbibliotheken (%-Anteil Studienplätze bzw. alternativ Studierende in der Regelstudienzeit).4 Universität Kulturwissenschaften Recht Sozialwissenschaften Wirtschaftswissenschaften Naturwissenschaften Medizin Agrarwissenschaften Ingenieurwissenschaften Lehramt Mittelwert Universität

Fachhochschule 0,09 0,17 0,09 0,10 0,04 0,07 0,04 0,06 0,08 0,08

Kulturwissenschaften Sozialwissenschaften Wirtschaftswissenschaften Naturwissenschaften Gesundheitswissenschaften Agrarwissenschaften Ingenieurwissenschaften Mittelwert FH

0,03 0,04 0,04 0,01 0,04 0,03 0,03 0,03

Die mit Hilfe dieser Platzfaktoren ermittelte Gesamtzahl an Arbeitsplätzen ist auf die benötigten Arten von Arbeitsplätzen (Einzelarbeitsplätze, Gruppenarbeitsplätze usw.) aufzuteilen. Hinzu kommen je nach ortsspezifischen Anforderungen weitere Spezial-Arbeitsplätze: Info-Terminals, Mikrofiche-Leseplätze, Selbstverbuchungsplätze, OPAC- bzw. Internet-Rechercheplätze, spezielle Behindertenarbeitsplätze (z. B. für Sehbehinderte) usw. Mit Hilfe der entsprechenden Flächenfaktoren lässt sich auf der Grundlage eines solchen Mengengerüsts für die Zahl der benötigten Arbeitsplätze der Flächenbedarf ableiten.

1.4 S  trukturelle Veränderungen und ihre Auswirkungen auf die Flächenplanung Die Festlegung der erforderlichen Planungsparameter für die Ableitung des Flächenbedarfs erfordert es, zukünftige Entwicklungstendenzen zu berücksichtigen. Alle genannten drei Bereiche (Personal, Medien, Nutzerarbeitsplätze) stehen dabei unter hohem Veränderungsdruck, der im Rahmen dieses Beitrags aber nur gestreift werden kann. Hier sind für jede Vor-Ort-Planung entsprechende Festlegungen für das zukünftige Profil einer Bibliothek zu treffen. Die Leistungsfähigkeit einer Hochschulbibliothek hängt schon heute weder von ihrem Katalog noch von ihrem Buchbestand ab. Stattdessen ist den Wissenschaftlern und Studierenden der schnelle Zugang zu weltweit verteilten Informationsangeboten zu ermöglichen. Diese Informationsangebote können zunehmend auf elektronischem Wege zum Nutzer gelangen. Noch sind Hochschulbibliotheken personell, funktional 4 Quelle: Vogel & Woisch 2013, S. 56.



Flächenbedarf  

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und ressourcenbezogen auf das traditionelle Modell der Printbibliothek ausgerichtet. Doch die Hochschulbibliothek ist längst keine „Bücherverwahranstalt“5 mehr. Sie entwickelt sich zunehmend zu einer „Schnittstelle zwischen den verschiedenen Aggregatzuständen der Information“6. Sie stellt den Zugang zu den weltweit verteilten Informationsangeboten sicher. Dieses Navigieren zwischen unterschiedlichen Informationsportalen erfordert bibliothekarisches Expertenwissen in neuer Qualität. Und auch die Nutzer, die Wissenschaftler und die Studierenden, ändern sich und passen sich an, wenn sie sich nicht selbst aus dem Prozess der Wissenschaft ausschließen wollen.7 In der folgenden Übersicht sind die wichtigsten Entwicklungstendenzen zusammengestellt, die unter der Perspektive der Flächenplanung im Einzelfall zu bewerten sind. Tab. 3: Übersicht Entwicklungstendenzen. Bedarfsparameter

Entwicklungstendenzen

Personal

Veränderungen der Beschäftigtenstruktur Veränderungen bibliothekarischer Aufgaben Zahl der Printpublikationen Bedeutung wiss. elektron. Zeitschriften Anteil digitaler Medien am Erwerbungsetat Bedeutung der elektronische Volltexte Abnahme der Bedeutung Systematischer Aufstellung Rückgang der Ausleihzahlen von Printmedien Anteil der Kompaktmagazine Veränderte Nachfrage Veränderte qualitative Anforderungen

Medien

Nutzerarbeitsplätze

2 Empfehlungen zum Flächenbedarf Für die Ableitung des Flächenbedarfs zur Unterbringung der Bibliotheksressourcen existiert eine Reihe von sog. Flächenfaktoren, mit deren Hilfe sich der Flächenbedarf bei festgesetzten Eingangsgrößen komfortabel ableiten lässt.8 Vor allem der DINFachbericht enthält eine Fülle von Tabellen für unterschiedlichste Medienanforderungen und Aufstellungsarten.

5 Zimmer 2001, S. 10. 6 Zimmer 2001, S. 14. 7 Nach Zimmer 2001, S. 16. 8 Vgl. DIN 2009; Vogel & Cordes 2005.

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 Bernd Vogel

Im Folgenden sind die wichtigsten Empfehlungen der HIS-Hochschulentwicklung für den Flächenbedarf von Hochschulbibliotheken zusammengestellt. Alle Angaben zu den Flächenfaktoren beziehen sich auf die Nutzfläche 1–6 gem. DIN 277.9 Für eine erste überschlägige Flächenermittlung kann mit folgenden Flächenfaktoren gearbeitet werden: Tab. 4: Flächenfaktoren (überschlägiger Flächenbedarf ohne Sondertatbestände). Bedarfsparameter

Flächenbedarf

Personal Buchaufstellung Buchaufstellung Nutzerarbeitsplätze

15 m² / Person 5,4 m² / 1 000 Bände (Freihand) 2,7 m² / 1 000 Bände (Kompaktmagazin) 3,5 m² / Arbeitsplatz

Für eine differenziertere Flächenplanung sind vor allem die folgenden Flächenfaktoren von Belang (weitere spezialisierte Flächenfaktoren können dem DIN-Fachbericht 13 entnommen werden): Tab. 5: Flächenfaktoren Personalbereich. Flächenart

Flächenfaktor

Büro Direktion Büro Abteilungsleitung Büro Fachreferent (Wissenschaftler) Büro Sachbearbeitung Thekendienste Büroergänzungsfläche (Teeküche, Kopierer usw.) Besprechungsraum Bürolager

17 m2 – 24 m2 12 m2 – 18 m2 12 m2 – 18 m2 8 m2 – 12 m2 8 m2 – 12 m2 / Theken-Arbeitsplatz 2,5 % Zuschlag Bürofläche 2,5 m2 / Sitzplatz 2,5 % Zuschlag Bürofläche

Für die Flächenplanung im Personalbereich sind in erster Linie die Vorgaben der RLBau des jeweiligen Landes zur Flächenausstattung von Büros im öffentlichen Hochbau zu beachten. Diese Vorgaben schwanken je nach Bundesland, wie die Bandbreiten in der obigen Tabelle zeigen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die speziellen Beschäftigtenkategorien der Bibliotheken in der Regel nicht ausdrücklich genannt werden, sodass auf vergleichbare Positionen (Professoren, wiss. Mitarbeiter, Verwaltung) zurückgegriffen werden muss.

9 DIN 2005.



Flächenbedarf  

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Für die nach wie vor in großem Umfang flächenrelevante Aufstellung von Printmedien können aus der Vielzahl der Flächenfaktoren im DIN-Fachbericht 13 folgende Empfehlungen für Hochschulbibliotheken festgehalten werden: Tab. 6: Flächenfaktoren Buchaufstellung. Nr.

Art der Aufstellung

Zuschlag Achs­ Zahl der Zahl der Flächen­faktor abstand Regal­ Bände / Meter Neben­fläche (1 000 Bände) böden Regal­boden

1 2 3 4

Freihand Freihand Freihand Kompaktmagazin Kompaktmagazin Kompaktmagazin

1,50 m 1,50 m 1,50 m 0,75 m

6 6 6 6

30 35 35 30

30 % 50 % 30 % 30 %

5,4 m2 5,4 m2 4,6 m2 2,7 m2

341 340 337 137

0,75 m

6

35

50 %

2,7 m2

136

0,75 m

6

35

30 %

2,3 m2

133

5 6

DIN Fach­ bericht 13 (Anhang B1)

Bei einer vollen Auslastung der Regalmeter mit durchschnittlich 42 Bänden sinkt der Flächenfaktor der Aufstellungsart Nr. 1 auf 3,9 m² pro 1 000 Bände. Der DIN-Fachbericht 13 zur Bau- und Nutzungsplanung von Bibliotheken und Archiven empfiehlt, für den Flächenbedarf der Nutzerarbeitsplätze über alle möglichen Typen von Arbeitsplätzen hinweg zunächst einen Durchschnittswert von 3,5 m² NF  1–6 pro Arbeitsplatz anzusetzen. Dieser Planungsansatz hat sich in der Praxis bewährt. Für die weitere Detailplanung können folgende Faktoren angesetzt werden: Tab. 7: Flächenfaktoren Nutzerarbeitsplätze. Flächenart

Flächenfaktor

Infoterminal Einzelarbeitsplatz Rechnerarbeitsplatz Carrel Gruppenarbeitsplatz Selbstverbuchungsplatz Schulungsraum

1,5 m2 – 2,0 m2 3,0 m2 – 3,5 m2 3,5 m2 – 4,0 m2 4,0 m2 2,2 m2 – 2,5 m2 4,0 m2 2,5 m2 / Sitzplatz

Sondertatbestände sind flächenrelevante Tatbestände, die nicht in den oben angegebenen überschlägigen Kennwerten (vgl. Tab. 4) enthalten sind. Sondertatbestände können in allen drei oben angeführten Bereichen (Personal, Medien, Nutzerarbeitsplätze) auftreten. Zu diesen Sondertatbeständen zählen vor allem:

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 Bernd Vogel

Tab. 8: Flächenfaktoren Sondertatbestände (Auswahl). Flächenart

Flächenfaktor

Materiallager Buchwerkstätten Digitalisierung Spezielle Bibliotheksarbeitsplätze (Mikrofiche usw.)

1 % Zuschlag Gesamtfläche 24 m2 / Beschäftigter 9 m2 / DIN A1-Scanner 4,0 m2 – 4,5 m2

Der Flächenbedarf für Sondertatbestände kann in erster Annäherung auch über pauschale Zuschläge auf den über die Kennwerte ermittelten Flächenbedarf abgeleitet werden.

Literatur und Internetquellen DIN, Deutsches Institut für Normung (2009). DIN Fachbericht 13, Bau- und Nutzungsplanung von Bibliotheken und Archiven (3. Aufl.) Berlin: Beuth. DIN, Deutsches Institut für Normung. Normenausschuss Bauwesen (2005). Grundflächen und Rauminhalte von Bauwerken im Hochbau. DIN 277, T. 1–3. Berlin: Beuth. Naumann, U. (2009). Raumprogramme und Funktionspläne. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken bauen und ausstatten (S. 46–57). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc. hu-berlin.de/miscellanies/bibliotheksbau/ (10.09.2015). Rabe, R. (2009). Grundflächen für Bestände. Zur Berechnung nach dem neuen DIN-Fachbericht. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken bauen und ausstatten (S. 58–67). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/miscellanies/bibliotheksbau/ (10.09.2015). Vogel, B. & Cordes, S. (2005). Bibliotheken an Universitäten und Fachhochschulen: Organisation und Ressourcenplanung. Hannover: HIS (Hochschulplanung, 179). Vogel, B. & Woisch, A. (2013). Orte des Selbststudiums: Eine empirische Studie zur zeitlichen und räumlichen Organisation des Lernens von Studierenden. Hannover: HIS (Forum Hochschule, 2013,7). Zimmer, D. E. (2001). Die Bibliothek der Zukunft. München: Ullstein.

Bibliotheken bauen im Bestand

Robert Niess

Bibliotheksbau im Bestand – oder: Die Liebe zum Unikat Einleitung Es ist längst kein Geheimnis und auch keine Neuigkeit mehr, dass das Bauen im Bestand an architektonischer Kreativität, Schönheit und Ansehen einem Neubau in nichts nachsteht.1 Im Gegenteil: Bauen im Bestand erlebt seit einiger Zeit eine enorme Ausdehnung und einen Zugewinn an Ansehen und ist, wie ich behaupte, fast zu einer eigenen Architekturgattung geworden. Wo früher Bauen im Bestand fast immer mit Denkmälern zu tun hatte, besteht heute ein Großteil der Bauwirtschaft aus Bauvorhaben im Bestand und dabei oft in nicht denkmalgeschützter Substanz. Was hat sich geändert?

1 Kontinuität und Nachhaltigkeit Der große Zuwachs an Bauaufgaben im Bestand verdankt seinen beeindruckenden Erfolg sicher den schönen Beispielen gelungener Architektur im Bestand. Kleine wie große Architekturbüros sowie Gemeinden, Städte und private wie öffentliche Bauherren werben sehr erfolgreich damit. Eine gelungene Kombination von Alt und Neu besitzt einerseits eine große Identität und strahlt Einmaligkeit aus. Andererseits ist die gestalterische Akzeptanz gewachsen und auch gesellschaftsrelevante Strömungen wie die gestiegene Wertschätzung von Nachhaltigkeit bei einer Umnutzung kommen hinzu. Wir tragen inzwischen gern Taschen aus gebrauchten LKW-Planen und wohnen gern in Häusern mit Patina. Die Erhaltung von wertvoller Bausubstanz stellt zudem eine städtebauliche Kontinuität dar. In einer zunehmend demografisch fließenden Gesellschaft gewinnt dieser Aspekt immer mehr an Bedeutung. Starke architektonische Identifikationsräume stellen, gerade im Bibliotheksbau, einen geschätzten Anker und Gegenpol zu den virtuellen Räumen unseres Arbeitsalltags dar. Einen Raum mit Geschichte kann man förmlich ertasten. Die Besucherzahlen und Altersgruppen sprechen dafür, dass diese haptischen Qualitäten wichtig und auch generationsübergreifend von Bedeutung sind. Neben diesen Wahrnehmungs- oder ‚weichen‘ Werten ist der Aspekt der Wirtschaftlichkeit bei der Erhaltung bzw. Umnutzung vorhandener Bauten nicht zu verschweigen. Es ist inzwischen nicht mehr so, dass abreißen und neu bauen billiger sind 1 Vgl. ergänzend zu diesem Beitrag: Hauke & Werner (Hrsg.) 2011.

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als die Erhaltung. Das haben viele Projektentwickler feststellen können. Das frühere Credo der ‚Tabula rasa‘ ist längst vom Tisch. Die gestiegenen Entsorgungskosten von Bauschutt mit der nötigen Baustofftrennung und der besondere Aufwand bei der Entsorgung von belasteten Baustoffen treiben die Abrisskosten in die Höhe. Auch die zunehmende Anerkennung der Betrachtung des Gesamtenergieverbrauchs (‚graue Energie‘), bestehend aus der Summe des Energieverbrauchs der Ersterstellung, des Abrisses und der Entsorgung sowie des Neubaus, wird relevanter in einer ganzheitlichen energetischen Betrachtung. Schließlich stehen umgebaute und neu genutzte Altbauten, dank z.  B. neuer Dämmmaterialien, langjähriger Erfahrungswerte und kluger bauphysikalischer Lösungen, dem Neubau energetisch in nichts nach – vorausgesetzt, Architekt und Bauherr verstehen ihr Handwerk gut und vermögen dieses auch umzusetzen.

2 Den Bestand verstehen Für den Bauherrn und für das Gelingen jedes Projekts ist es unabdingbar wichtig, dass der Architekt den Bestand ausführlich kennenlernt und alle Zusammenhänge tiefgründig versteht. Hier scheidet sich der Weg zwischen Neubau und Umnutzung. Keine Investition und kein Projekt kann es sich leisten, den Bestand nicht vielschichtig und ausführlich von allen Seiten zu beleuchten, zu dokumentieren und das Gesamtwesen inklusive aller zeitlichen Veränderungen und Schäden etc. zu analysieren. Es ist letztendlich auch unerheblich, ob es sich um ein hochwertiges Baudenkmal oder um gewöhnliche Bausubstanz handelt. Natürlich ist ein Baudenkmal meist aufwändiger in der Untersuchung, aber – Denkmal oder nicht – nur aus einem tiefgreifenden Verständnis des Bestands, durch die Untersuchung zum Beispiel der physischen und geistigen Herkunft und Ausrichtung, der kunst- und bauhistorischen Eigenschaften, der Nutzungs- und Baugeschichte, der baulichen Veränderungen, der bauphysikalischen Eigenschaften, der Schäden und Baumaterialien sowie der geometrischen Form und ggf. Verformung kann eine sinnvolle Vorgehensweise im Umgang mit dem Bestand bestimmt werden. Dafür sind, teilweise kostenträchtige, Untersuchungen von speziellen Experten frühzeitig notwendig. Leider scheuen viele Bauherren diese Investitionen und meinen, damit Geld zu sparen. Das ist fast immer ein Trugschluss, der sehr teuer werden kann. Auch die Architekten scheuen sich oft, ihren Bauherren diese Ausgaben frühzeitig abzufordern, zumeist aus Sorge, dass das Projekt von vornherein abschreckend wirkt und der Auftrag bedroht ist. Nur durch gründliche Bauuntersuchungen und Analysen können Fehlinvestitionen frühzeitig erkannt und abgewendet werden. Ein tiefgreifendes Verstehen des Bestands ist für den Architekten aber auch im Entwurf und in der Planung notwendig. Leider gehen manche Architekten mit unreflektierten formalen Wünschen vorei-



Bibliotheksbau im Bestand 

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lig und ohne tieferes Verständnis des Bestandes an die Aufgabe heran. Eine solche Vorgehensweise führt schnell zu aufwändigen Eingriffen in die Baukonstruktion, von wo es dann oft keinen Ausweg mehr gibt. Der Entwurf muss den Bestand als Verbündeten verstehen, nicht als Gegner! Schließlich – und nicht zu unterschätzen – ist Voraussetzung, dass der Architekt es versteht, eine kluge architektonische Synthese aus den gewonnenen Informationen zu entwickeln, um zu einem guten Entwurf zu gelangen. Dazu bedarf es des Verständnisses gegenüber und des Respekts vor dem Bestand, aber auch natürlich des Talents und der Könnerschaft des Architekten.

3 Bauliche Einschränkungen Nicht Form follows function, sondern der Bestand gibt in dem Entwurf einer Umnutzung den Takt vor. Wie das Wort Bestand bereits andeutet, steht ein bauliches Erbe schon da. Es geht darum, das Neue in den Bestand zu integrieren, nicht anders herum. Der Bedarf muss sich an den Bestand anpassen, oder vielleicht muss auch neu definiert werden, was der Bedarf sein kann vor dem Hintergrund des Bestands. Das klingt restriktiv und manchmal ist es das auch. Aber oft trügt der erste Blick. Erst durch Restriktionen werden gute Ideen freigesetzt. Das heißt nicht, dass damit dem Neuen eine minderwertige Rolle zukommt. Es ist von Fall zu Fall zu definieren, wie viel Neues verträglich ist oder sogar benötigt wird, um dem Erhaltenen neues Leben zu geben. Bestandsbauten haben viele Qualitäten, aber sie sind auch mit vielen Einschränkungen, Schwierigkeiten und Risiken behaftet. Nicht jede Nutzungsart ist sinnvoll damit zu vereinbaren. Die Vor- und Nachteile sind vorher gründlich und sorgfältig abzuwägen. Hilfreich sind hier die oben beschriebenen frühzeitigen Bauuntersuchungen. Ein häufiges Problem, besonders im Bibliothekswesen, liegt in der Belastbarkeit von Deckenkonstruktionen. Viele Altbauten sind mit Holzbalken­decken oder Deckenkonstruktionen gebaut, die eine eingeschränkte Tragfähigkeit aufweisen. Die vorgeschriebene DIN-Belastbarkeit oder die schweren Bücherregale werden hier schnell zu einem Problem. Nun kann man Holzbalken bis zu einem gewissen Grad verstärken oder gar herausreißen und durch Stahl oder Beton ersetzen. Der bessere Weg ist dagegen, die Nutzungsbereiche so anzuordnen, dass die Bereiche mit eingeschränkter Tragfähigkeit respektiert werden und somit erhalten werden können, und die zu ersetzenden Deckenfelder in möglichst unempfindliche Bereiche zu verlagern. Häufig sind Holzfäule, Insektenbefall oder Hausschwamm typische Schwierigkeiten bei Holzbauteilen. Bei Mauerwerk sind nasse Wände durch aufsteigende Feuchtigkeit, Risse, fehlende Frostbeständigkeit der Ziegelsteine sowie undichte

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oder morsche Mauerfugen nicht untypisch. Alle diese Probleme sind jedoch gut beherrschbar, wenn sie frühzeitig festgestellt wurden. Unerwartetes belastet schnell das Budget und die Zeitplanung. Schwieriger sind Baugrundprobleme wie Grundwasser oder absackende Gründungskörper. Problematisch können chemische Belastungen werden, zum Beispiel durch giftige Holzschutzmittel, Bodenbelastungen durch frühere Nutzungen, künstliche Mineralfasern, die als Dämmstoffe verwendet wurden (KMF) oder Asbestbelastungen. Ebenfalls wichtig für die gesunde Zukunft eines Gebäudes nach dem Umbau ist die korrekte bauphysikalische Planung, denn durch die neue Nutzung entsteht ein gänzlich verändertes Klima, das sich auf die Temperaturen und die Belüftung des Hauses auswirkt. Gut gemeinte, aber falsch ausgeführte Dämmungen und erhöhte Luftdichtigkeit können schnell neue und irreversible Probleme verursachen. Last but not least ist der Brandschutz oft ein Problem, vor allem verursacht durch die baurechtliche Nutzungsänderung.

4 R  espekt – gegenüber dem Bestand, den Intentionen des Erbauers und den Zeitschichten der bisherigen Nutzungen Es sind nicht allein die ehrenwerten alten Formen, die oft beschworenen Raumhöhen, der Stuck und die Verzierung oder die haptischen Materialien, die einen Altbau besonders machen. Vielleicht liegt es an der ‚Atmosphäre‘, denn jeder Bestandsbau hat seine eigene Geschichte zu erzählen. Das macht ihn zum Unikat. Die Aura der eigenen Geschichte beginnt mit den Intentionen, dem Zeitalter und dem Können des ursprünglichen Erbauers. Das Altern der Materialien erstreckt sich über alle Veränderungen, die im Laufe der Zeit in und mit dem Gebäude und um das Gebäude herum geschehen sind. Die Ansammlung aller Veränderungen bildet, wie in der Archäologie, Schichten, die zeitlich und physisch in einem strukturellen Verhältnis zueinander stehen. Es ist keine Struktur der Harmonie, meistens sogar das Gegenteil. Die Erzählkraft eines ‚gelebten Hauses‘ ist ein Schatz, der viel zu geben hat, der aber auch leider flüchtig ist und leicht verspielt werden kann. Ein Altbau ist eben kein Neubau. Es ist besser, das von vornherein zu akzeptieren. Das soll nicht heißen, dass Heilungen, Ertüchtigungen und Veränderungen nicht möglich oder gar nötig sind. Oft aber richtet der Versuch, aus dem Altbau einen Neubau zu machen oder ihm manche Neubaustandards aufzubürden, weit mehr Schaden an, als es Gutes bewirkt. Wenn ein Bauherr viel Geld in ein Objekt investiert, ist sein Wunsch, dass der Altbau in ‚neuem Glanz‘ dasteht, gut nachzuvollziehen. Zu viel ‚Gutes‘ aber führt meistens zum Tod des einmaligen Charmes und des Charakters



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des Altbaus und vernichtet somit auch die emotionalen und historischen Eigenschaften, die so viel am Wert des Bestands ausmachen. Es sind die noch heute gültigen Einsichten von Leuten wie John Ruskin (1819– 1900), der klargestellt hat, dass nur die authentische Substanz zählt.2 Das Authentische ist ein Wert, der von der Patina und den Geschichts- und Nutzungsereignissen des Bestands ausgeht. Wenn die Geschichte ‚wegsaniert‘ ist, ist sie unwiederbringlich verloren. Bei einem Denkmal möge das den Denkmalwert betreffen; aber auch wenn die bauliche Substanz kein erklärtes Denkmal ist, besitzt sie einen ebensolchen Wert in ihrer Erzählkraft oder auch einen Alterswert.3 Nur durch angemessenen Respekt im Umgang mit dem Bestand und nur, wenn der Architekt und der Bauherr diese Qualitäten pflegen, kann dieser Alterswert weiter bestehen und seine Wirkung entfalten. Wenn aber zerstört werden muss, dann unter der Bedingung, dass das Verlorene durch das neu Gewonnene ausgeglichen wird. Alles andere ist pure Resteverwertung.

5 Respektlosigkeit gegenüber dem Bestand Spätestens mit der Charta von Venedig 19644, mit der versucht wurde, Standards in der Konservierung und Restaurierung von Denkmälern international zu etablieren, war es geradezu ‚angesagt‘, einen gebührenden Abstand und somit Respekt gegenüber dem Bestand zu wahren. Auch eine wahrnehmbare Trennung von Alt und Neu wurde gefordert. In der praktischen Denkmalpflege jedoch war aus der Charta über die Jahre eher ein Dogma geworden. Gebetsmühlenartig ist unter anderem die Glasfuge, als Trennung von Alt und Neu, nahezu zur Standard-Lösung geworden. Neue, vermeintlich ehrliche Stahl-/Glas-Konstruktionen, als stark kontrastierend zum Alten, wurden beinahe gefordert, zumindest erwartet. Wenn nicht kontrastierende, dann wurden wenigstens vermeintlich pietätvolle Lösungen gefordert und es wurde versucht, das Neue in Unbedeutsamkeit verschwinden zu lassen. Das Resultat war oft ängstlich und dem Bestand gegenüber anbiedernd. Es entstanden eher historisierende Harmonien mit dem Bestand, was sich als falscher Weg erwies. Die Zeiten haben sich geändert. Eine gewisse lässige, wohl aber gelungene ‚Respektlosigkeit‘ ist zunehmend zu bemerken. ‚Frech mit Verstand‘ könnte man das Gelingen dieser neuen selbstbewussten Ansätze nennen, die keineswegs auf Ignoranz aufbauen. Dabei geschieht keine Bestandszerstörung, sondern der Ansatz gründet vielmehr auf einem großen und tiefen Verstehen von Bestand in Kombination mit dem neuen baulichen Bedarf. Neue Kontraste sind das Ergebnis, die aus Alt und Neu

2 Vgl. Ruskin 1849. 3 Zu den Begrifflichkeiten siehe Riegel 1903. 4 http://www.charta-von-venedig.de/ (17.10.2015).

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eine Gesamtheit bilden. Das zielt auf eine neue Wesenhaftigkeit, wo die Summe der Teile aus Alt und Neu zu einem neuen Mehrwert führt, der mehr ist als die einzelnen Teile an sich. Sicher ist das alles nicht wirklich neu. Selbst einer der wichtigsten Vordenker der modernen Denkmalpflege, Georg Dehio, formulierte 1905: … machen aber Bedürfnisse der neuen Zeit eine Änderung oder einen Zusatz nötig, so ist wirklich nicht einzusehen, zu welchem Zweck und mit welchem Recht man diesen Ursprung verbergen soll. Scheinaltertümer hinzustellen, ist weder wahre Kunst noch wahre Denkmalpflege.5

Dafür sei aber eine „echte, gesunde, moderne, deutsche Baukunst erforderlich“, so Dehio auch an anderer Stelle.6 Vielleicht ist mit dem Ableben der Postmoderne und dem Abschütteln des Dekonstruktivismus der Weg frei für neue Tendenzen, die frische Luft atmen sowie Lösungsvielfalt einbringen und den Erhalt und Weiterbau von neuen Arten des Bestands fördern. Dehios sicher veraltete Sichtweise einer nationalen Baukunst ist nicht mehr die Frage, aber aufgrund der großen Bandbreite an gelungener Architektur im Bestand ist eine neue lesbare, gestalterische Vielfalt und eine Haltung des selbstbewussten ‚Weiterbauens‘ entstanden.

6 Beispiele Ausgehend von Erfahrungen unseres Büros bei drei Bibliotheksprojekten im Bestand möchte ich mit diesem Aufsatz im Allgemeinen über das Thema der Umnutzung von Altbauten zu neuen und auch unterschiedlichen Bibliothekstypologien reflektieren. Die Referenzprojekte beziehen sich auf: –– die „Bibliothek am Luisenbad“ in Berlin-Wedding, –– das „IKMZ der Hochschule Wildau“, –– und die „Bibliothek Alte Feuerwache“ in Berlin-Niederschöneweide.

6.1 Berlin, Bibliothek am Luisenbad Bei der „Bibliothek am Luisenbad“ 7 handelte es sich um den Umbau und die Erweiterung von Resten zweier ruinöser Gebäude zu einer Stadtteilbibliothek. Reste deswegen, da bei beiden Bauten zum Teil bereits Abrissarbeiten durchgeführt worden 5 Tag für Denkmalpflege Bamberg 1905, Stenographischer Bericht, S. 33. 6 Dehio 1914, S. 281. 7 http://www.berlin.de/stadtbibliothek-mitte/bibliotheken/bibliothek-am-luisenbad/ (17.10.2015).



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waren, bevor der Abbruch gestoppt und die Reste unter Denkmalschutz gestellt wurden. Das kleinere Gebäude, „Comptoir“ genannt, wurde zur Verwaltung umgeplant und an das größere Bauteil, „Vestibül“ genannt, als Bibliothek und unterirdisch an das Comptoir angebunden. Die mit dunklem Ziegelstein verkleidete Erweiterung des Vestibüls beherbergt die Publikumsbereiche und Ausleihflächen der neuen Bibliothek. Beide Altbauteile wurden von Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts in mehreren Etappen und aus unterschiedlichen Baumaterialien sowie in unterschiedlichen Baustilen erbaut, verändert und erweitert. Unsere neuen Erweiterungen verstehen sich als ein zeitversetztes ‚Weiterbauen‘ am kollagenhaften Denkmalensemble. Die neue Architektur flicht sich zwar in das Alte ein, ist aber keinesfalls anbiedernd oder ehrfürchtig getarnt, sondern sie fügt sich in einem gleichberechtigten Maß mit einer eigenen architektonischen Sprache in den Dialog mit dem Vorhandenen ein. Es entstand ein neues Ensemble aus Alt und Neu. Die Erweiterung zeigt ohne Scham die Spuren der Destruktion und des Abrisses im Inneren. Fertiggestellt wurde die Bibliothek 1995.

Abb. 1: Das alte Luisenbad in Berlin-Wedding © R. Niess.

Abb. 2: Die Bibliothek am Luisenbad © R. Goerner.

6.2 W  ildau, IKMZ, Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum der Technischen Hochschule Wildau Das Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum8 (mit Mensa) der Hochschule Wildau, südlich von Berlin, ist eine Hochschulbibliothek. Sie wurde als Umbau und Erweiterung eines denkmalgeschützten ehemaligen Industriegebäudes aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts, das der Herstellung (Demontage) von Lokomotiven diente, erbaut. Das Bestandsgebäude war seinerzeit als rationaler Zweckbau geplant und unter Verwendung der damals modernsten Materialien, Ziegel- und Kalk8 http://www.th-wildau.de/index.php?id=476 (17.10.2015). Siehe auch Mosig & Seeliger 2008; Seeliger et al. 2011.

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stein, Eisen und Glas, erbaut. Während die Fassadengliederung ein mehrstöckiges Gebäude suggerierte, war der Bau im Inneren eine große Halle ohne Etagen außer einer Kranbahn, die mittig durch die Halle verlief und mit einem großen Oberlicht zusätzlich von oben erhellt wurde. Kurios war die Tatsache, dass der Bau nie ganz fertiggestellt worden war. Das östliche Joch mit Giebel wurde nie realisiert, sondern mit einer Stahl- und Ziegelfachwerkkonstruktion provisorisch geschlossen. Die neue Baumaßnahme komplettiert den in rotem Backstein gebauten Torso mit einer abstrahierenden Fortführung der Fassadengliederung in eisenoxidpigmentiertem Beton. Während die Mensa im Erdgeschoss angesiedelt ist, wurde die neue Bibliothek auf mehreren Ebenen als Atrium unter das große Oberlicht organisiert. Umbau und Erweiterung wurden 2007 eröffnet.

Abb. 3: Halle 10 des ehem. Schwarzkopf Lokomotivenwerks © R.Niess.

Abb. 4: IKMZ Wildau in der ehem. Lokhalle © W. Huthmacher.

6.3 B  erlin-Niederschöneweide, Mittelpunktbibliothek Bei der dritten Bibliothek, fertiggestellt 2015, handelt es sich ebenfalls um die Aufgabe, ein denkmalgeschütztes Gebäude umzunutzen, und zwar als Umbau und Erweiterung, in diesem Fall aber zu einer öffentlichen „Mittelpunktbibliothek“.9 Das Feuerwehrgebäude zu Niederschöneweide, im Volksmund „Alte Feuerwache“ genannt, wurde 1908 von dem Architekten K. A. Herrmann errichtet und ist ein überaus bemerkenswertes Bauwerk. Das Bestandsgebäude wurde eher traditionell aus unterschiedlichen Materialien, Zierelementen und Bauteilen erbaut. Behauene Kalksteinquader bilden den gemauerten Sockel, darüber wurde mit dekorativem, roten Ziegelmauerwerk mit Zierelementen aufgebaut. Im oberen Bereich der Fassaden wurde eine Holzfachwerkkonstruktion, teils mit Ziegel, teils verputzt ausgefacht, errichtet. Die Decken und die Fenster wurden in Holz gebaut. Die abwechselnden Baukörper suggerieren Bautypologien wie Villa, Turm und Halle. Die Vielfalt von Materialien und Baustilen war konzipiert, 9 http://www.sb-tk.de/web/bibliotheken.php?bid=7 (04.08.2015).



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um diverse Einsatzfälle zu simulieren sowie Lösch- und Rettungsarbeiten am eigenen Gebäude trainieren zu können. Nicht kollagenhaft aber doch ähnlich der Bibliothek am Luisenbad wurde mit der Erweiterung ein Gebäudeensemble angestrebt. Die Grundform des mit vorpatiniertem Zinkblech verkleideten Neubaus gleicht einer Spirale, die den Turm der Alten Feuerwache als Dreh- und Angelpunkt benutzt. Der Innenraum sowie die Dachform des neuen Baukörpers verjüngen bzw. vergrößern sich und umschlingen einen geschützten Innenhof. Der Bibliotheksneubau besitzt drei Ebenen, wobei das Erdund das Obergeschoss wie eingezogene Galerien gestaltet sind. Deckenausschnitte, Lufträume und große Fensteröffnungen in der Fassade gliedern den Raumfluss und schaffen ein inszeniertes Wechselspiel von Ein-, Durch- und Ausblicken. Der Altbau beherbergt einen Mehrzweckraum in der alten Wagenhalle im Erdgeschoss, während im Obergeschoss Räume für die Verwaltung vorgesehen waren, die stufenlos an den Bibliotheksneubau angebunden werden konnten.

Abb. 5: Die alte Feuerwache in Berlin-Niederschöneweide © R. Niess.

Abb. 6: Die Mittelpunktbibliothek in der Alten Feuerwache © W. Huthmacher.

6.4 D  rei Bestandsgebäude – drei Bibliotheken – drei Herausforderungen Bei allen drei Bibliotheken mit verschiedenen Aufgaben und unterschiedlichem Flächen- sowie Nutzungsbedarf etc. waren die Herausforderungen im Entwurf und erst recht in Zusammenhang mit einem Bestandsgebäude ganz unterschiedlich. Desgleichen stellten die Bestandsgebäude mit ihren unterschiedlichen Schadensbildern, baulichen Eigenschaften und Bauweisen gänzlich anders geartete Anforderungen an die Umgestaltung und bauliche Realisierung. Obwohl das Bauen von Bibliotheken im Bestand häufig wiederkehrende Anforderungen und Schwierigkeiten hat, bleibt die Aufgabe dennoch je nach Fall eine einzigartige Herausforderung.

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7 U  nsere bauliche Umwelt: eine archäologische Zukunft? Wer von Geschichte und Architektur etwas versteht, weiß, dass es so gut wie keine Stilreinheit gibt. Bauwerke wurden von Anfang an zerstört, wiederaufgebaut, verändert, erweitert und schlicht wiederverwendet. Viele wurden als Steinbruch für andere Bauten genutzt oder selbst ergänzt und verändert mit Baumaterial aus anderen Bauten. Man gehe in die nächste alte Kirche oder Burg und wird erkennen müssen, dass sie eigentlich ein Konglomerat aus unterschiedlichsten Altersstufen, Baustoffen und Baustilen sind. Re-use, Re-cycle und Re-model sind neue Begriffe für eine eigentlich uralte Architekturpraxis. Unter neuem wirtschaftlichem Druck werden zunehmend Bauten oder Teile von Bauwerken erhalten und wiederverwertet. Durch einen Rückbau zum Rohbau und Weiterbau mit neuen Gebäudeumhüllungen werden schon heute Hochhäuser, Schulen und Bürobauten erhalten und wiederverwertet. Diese Tatsache stellt nicht nur ein riesiges Bauvolumen für die nächste Zeit dar, sie stellt auch gleichzeitig neue Gestaltungsmöglichkeiten dar. In seinem Aufsatz „In Hülle und Fülle“ beschreibt Andreas Hild die altbewährten Ziele der Denkmalpflege: „Geschichte erfahrbar zu machen, Tradition erlebbar zu halten und Substanz zu bewahren.“10 Aufgrund ökologischer und finanzieller Erhaltungskriterien stellt Hild jedoch fest, dass die neue und schiere „Fülle potenzieller Denkmäler“ neue Rahmenbedingungen und somit auch neue Herausforderungen an die Denkmalpflege stellt. Die Denkmalpflege muss zukünftig fähig sein, „Maßgaben für die Aneignung und auch die Anpassung unserer Gebäudebestände zu formulieren, die im gesellschaftlichen Diskurs in der Lage sind, Mehrheiten zu bilden“11. Ob der institutionelle Denkmalschutz diese neuen Anforderungen spezifisch erfüllen kann oder nicht, bleibt abzuwarten. Die gesteigerte Umwandlung unserer Städte bei Wieder- und Weiterverwendung von Bauten, vor allem die der Nachkriegszeit, nimmt jedoch zu. Es liegen dabei großes Potenzial und eine Stärke darin, diese Umwandlung als Gestaltung von Prozessen zu verstehen und aus der ‚Ablagerung‘ der baulichen Substanz einen neuen Ausblick auf die künftige Baukunst zu formulieren.

Literatur- und Internetquellen Dehio, G. (1914). Denkmalschutz und Denkmalpflege. Festrede an der Kaiser-Wilhelms-Universität zu Straßburg, den 27. Januar 1905. In G. Dehio, Kunsthistorische Aufsätze (S. [263]–281). München [u. a.]: Oldenburg.

10 Hild 2013. 11 Hild 2013.



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Hauke, P. & Werner, K. U. (Hrsg.) (2011). Secondhand – aber exzellent! Bibliotheken bauen im Bestand. Bad Honnef: Bock + Herchen. Darin u. a.: „Dieses Bedürfnis nach Ort, nach Raum, nach Würde …“ Interview mit dem Architekten Robert Niess, Berlin (S. 18–45). Preprint: http:// edoc.hu-berlin.de/miscellanies/secondhand-38495/1/PDF/1.pdf (04.08.2015) Hild, A. (19. April 2013). In Hülle und Fülle: Zur Zukunft des Denkmalschutzes. http://derarchitektbda. de/in-hulle-und-fulle/ (17.10.2015). Mosig, S. & Seeliger, F. (2008). In der Werkhalle des Wissens. Die Bibliothek der Fachhochschule Wildau ist in denkmalgeschützten Industriebau umgezogen. BuB, Forum Bibliothek und Information, 60(2), 149–154. http://www.b-u-b.de (17.10.2015). Riegel, A. (1903/1996). Der moderne Denkmalkultus, sein Wesen, seine Entstehung: Einleitung zum Denkmalschutzgesetz. In A. Riegel, Gesammelte Aufsätze (S. 139–184). Wien : WUV-Univ.Verlag, 1996 [zuerst veröff. 1903]. Seeliger, F., Niess, R. & Weigt, M. (2011). Die Spur der Wildauer Steine. Industrierelikt im Zeiten­ strom. Vom Wandel einer Fabrikruine zur modernen Hochschulbibliothek. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken heute! Best Practice in Planung, Bau und Ausstattung (S. 54–69). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/miscellanies/ bibliotheksbau/ (17.10.2015).

Oliver Kohl-Frey

Modernisierung und Sanierung von Bibliotheksbauten Aus einem bestehenden Gebäude etwas Neues machen

Einleitung Nahezu alle Bibliotheksgebäude werden im Laufe ihrer Nutzung mindestens einmal modernisiert oder saniert. Die Wahrscheinlichkeit, im Laufe eines bibliothekarischen Berufslebens einmal eine solche Maßnahme zu begleiten, liegt um ein Vielfaches höher als die der Begleitung einer Neubaumaßnahme. Dabei können barocke Saalbaubibliotheken genauso betroffen sein wie Gebäude des späten 19. Jahrhunderts oder solche der 1970er Jahre. Letztere sind rein quantitativ von besonderer Bedeutung, weil die Bildungsexpansion der reformerisch geprägten 1970er Jahre mit einem enormen Bauboom einherging. Davon künden noch heute zahlreiche Hochschul- und Schulbauten, die auch architektonisch die Sprache dieser Zeit sprechen.1 Der hier vorliegende Beitrag wird deshalb auf Gebäude dieser Epoche fokussieren, auch wenn grundlegende Überlegungen sich auf jedes Gebäude übertragen lassen. Aufgrund des beruflichen Hintergrunds des Autors im Bereich des Wissenschaftlichen Bibliothekswesens ergibt sich eine Konzentration auf eben diesen Bibliothekstyp, aber auch hier sind grundlegende Erkenntnisse – auf den Öffentlichen Bibliotheksbereich – übertragbar. Der Aspekt des Denkmalschutzes im Rahmen einer Sanierung wird hier ausgeklammert, desgl. werden Umwidmungen von bestehenden Gebäuden mit einem ursprünglich anderen Zweck in ein Bibliotheksgebäude hier ebenfalls nicht behandelt.2 Unter Sanierung kann eine umfassende, grundlegende baulich-technische Veränderung bzw. Wiederherstellung, unter Modernisierung eine weniger grundlegende und stärker auf den Aspekt der technischen Ausstattung eines Gebäudes bezogene Veränderung verstanden werden.

1 Notwendige Schritte im Rahmen einer Sanierung In der Regel steht zu Beginn einer Sanierung die Begründung der Notwendigkeit gegenüber dem Unterhaltsträger oder Gebäudeeigentümer. Dies ist in erster Linie Teil 1 Vgl. den Beitrag Sanierung und Neukonzeption bestehender Bausubstanz von M. Frank in diesem Band. 2 Vgl. hierzu Hauke & Werner (Hrsg.) 2011; desgl. den Beitrag Bibliotheksbau im Bestand – oder die Liebe zum Unikat von R. Niess in diesem Band.



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eines politischen Prozesses, je nach Begründung für den Sanierungsbedarf. Die am häufigsten auftretenden Fälle sollen hier stichwortartig genannt sein: –– Rechtlich zwingende Gründe für eine Sanierung können z. B. aus einer Schadstoffbelastung (Asbest, PCB, KMF etc.) abgeleitet werden. –– Energetische Argumente für eine Sanierung sind im Zeitalter von Green Buildings und Energieeffizienz eher leicht zu finden. –– Funktionale Wünsche wie die räumliche Veränderung von einzelnen Bereichen oder die technische Modernisierung der Gebäudeinfrastruktur müssen in der Regel mit größerem argumentativem Aufwand begründet werden. Allen Sanierungsmaßnahmen ist gemein, dass sie mit der bestehenden Gebäudestruktur auskommen müssen. Je nach Ursprungskonzept und daraus abgeleiteter Planung und Umsetzung kann dies für aktuelle Bedürfnisse sehr hinderlich sein. So sind zum Beispiel Magazinbauten mit niedrigen Deckenhöhen oder selbsttragende Stahlregalkonstruktionen in Freihandbereichen für den Umbau zu großzügigen Leselounges eher ungeeignet. Umso wichtiger sind bei Sanierung und Umnutzung der Erhalt bestehender und eventuell die Schaffung neuer flexibler Zonen, gemäß der Empfehlung von Andrew McDonald, Bibliotheksraum adaptable zu halten.3 Rob Bruyn­zeels spricht in diesem Zusammenhang vom permanent beta, an dem Bibliotheksräume ausgerichtet sein sollten.4 Ein Vorteil bei der Sanierung bestehender Gebäude ist die Tatsache, dass diese bereits vorhanden sind und damit im Raum – und nicht nur auf einem Plan oder in einem virtuellen Modell – vorstellbar und begehbar sind. Gleichzeitig kann ein vorhandenes Gebäude auch enge planerische Grenzen setzen, weil die Gefahr besteht, dass man sich sehr stark an der vorhandenen Struktur orientiert. Damit können mögliche Umgestaltungschancen übersehen werden, weil das Bestehende die vorstellbaren Möglichkeiten einschränkt. Dieser Tatsache sollte man sich als im Bestand Planender sehr bewusst sein, um sich nicht von den vorhandenen Gegebenheiten zu sehr leiten zu lassen. Manchmal hilft dabei der unverstellte Blick Außenstehender, wie z. B. von nicht mit dem Gebäude vertrauten Architekten. An der Universität Konstanz konnte damit im zentralen Bereich des Informationszentrums aus einer vollständigen, durch ein Geländer gesicherten Trennung zweier Halbgeschosse eine wunderbare Verbindung beider Ebenen durch langgezogene Sitzstufen erreicht werden (Abb. 1).

3 McDonald 2006. 4 Bruynzeels 2014.

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Abb. 1: Verbindung von zwei Halbebenen durch Sitzstufen im Info-Zentrum der Bibliothek © Universität Konstanz. Foto: I. Reiter.

2 D  ie exemplarische Sanierung eines Gebäudes der 1970er Jahre: McDonalds zehn Qualitäten konkret Im Folgenden werden entlang der zehn bzw. elf Gebote oder Qualitäten von Andrew McDonald aus dem Jahr 2006, die nach wie vor als Richtschnur für Bibliotheksbauten und ‑sanierungen gelten können, sowohl allgemeine Sanierungsüberlegungen als auch die konkrete Sanierung eines Gebäudes aus den 1970er Jahren – der Bibliothek der Universität Konstanz5 – beispielhaft dargestellt.

2.1 Funktionalität, Anpassbarkeit und Zugänglichkeit Die Funktionalität (functional) eines Bibliotheks­gebäudes hat höchste Priorität. Auch wenn an ein Gebäude natürlich gestalterische Ansprüche zu stellen sind, so muss es doch vor allem funktionieren. Welche Funktionalitäten in welchen Gebäudeteilen abzudecken sind, steht in der Regel am Anfang des Planungsprozesses. Für die beteiligten Bauämter, Architekten und Fachplaner sind von Seiten der Bibliotheken in der Regel Nutzungsanforderungen zu erstellen, die u. a. auch die Flächenplanungen enthalten. Hier muss definiert und festgehalten werden, welche Gebäudeteile oder Zonen 5 Ausführlich zu den konkreten Überlegungen an der Universität Konstanz vgl. Kohl-Frey 2014.



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welche Funktionen zu erfüllen haben. Diese ersten Schritte sind damit die Grundlage aller weiteren Planungen und Ausführungen. Zu Beginn eines Sanierungsprojektes steht deshalb immer auch die Auseinandersetzung mit dem baulichen und dem bibliothekarischen Ursprungskonzept, um zu überprüfen, welche Teile dieses Konzepts auch heute noch tragen und welche eher vom Lauf der Zeit überholt wurden. Für die Universität Konstanz sind diese konzeptionellen Überlegungen schriftlich dokumentiert und publiziert6, sodass sie im Detail mit den aktuellen Erfordernissen abgeglichen werden konnten. Im Rahmen der funktionalen Planung der Sanierung müssen dann die relevanten Interessengruppen (Stakeholder) gehört bzw. beteiligt werden. An der Universität Konstanz wurde universitätsweit diskutiert, welche Funktionen die Bibliothek zu erfüllen hat. Neben der Funktion der Bibliothek als Ort für den Bestand wurden die beiden Funktionen der Bibliothek als Lernort und als sozialer Ort stark hervorgehoben. Dies ist in Zeiten eines gleichbleibenden bis sinkenden Bedarfs an Regalfläche für gedruckten Bestand ein wichtiges Signal. Denn so wird von Seiten der Stakeholder anerkannt, dass eine Bibliothek auch in einer zunehmend digitalen Publikationslandschaft eine Berechtigung hat und weitere wichtige Funktionen erfüllt. In Konstanz kann die Bibliothek folgerichtig trotz universitären Raummangels weiterhin über die vor der Sanierung vorhandene Nutzfläche verfügen. Im Laufe des weiteren Prozesses müssen dann die vorhandenen Flächen unter den gegebenen Rahmenbedingungen in die funktionale Planung integriert werden. An der Universität Konstanz wurde z. B. festgelegt, dass in den drei Vierteln der gesamten Nutzfläche, die durch eine selbsttragende Stahl­regalanlage über fünf Etagen charakterisiert ist, alle gedruckten Bestände konzentriert werden sollen. Damit wird die Funktion „Bestandsort“ ausschließlich auf diese nicht anders zu nutzenden Gebäudeteile konzentriert, während flexible Flächen für die beiden anderen Funktionen frei werden. Diese werden entsprechend für die beiden Funktionen „Lernort“ und „sozia­ ler Ort“ genutzt. Bezüglich der Anpassungsfähigkeit (adaptable) ist eine selbsttragende Stahlregalanlage ziemlich das exakte Gegenteil von „flexible space, the use of which can easily be changed“7. Doch bei Bauen im Bestand trifft man nicht selten auf solche unflexiblen Relikte, die zu einem bestimmten Zeitpunkt die richtige Lösung für eine bestimmte Anforderung (z. B. die möglichst kostengünstige Bereitstellung von ausreichend Regalfläche) darstellten. Aus heutiger Sicht ist das möglicherweise bedauerlich, aber nicht (oder nur mit sehr großem Aufwand) zu ändern. Es muss also darum gehen, die vorhandene Flexibilität zu vergrößern oder doch zumindest zu erhalten, damit aktuelle Sanierungsziele erreicht und auch in der Zukunft weitere notwendige Veränderungen vorgenommen werden können. 6 Zur bibliothekarischen Konzeption vgl. Stoltzenburg 1970. Zur baulichen Konzeption und zu denkmalschützerischen Aspekten vgl. Kieser 2014. 7 McDonald 2006, S. 4.

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Im Rahmen der Konstanzer Sanierung wurden, wie oben bereits ausgeführt, durch eine Konzentration des Bestands auf die vorhandene Regalanlage die verfügbaren flexiblen Flächen nahezu komplett frei für andere Nutzungen. Lediglich in einem Gebäudeteil wurden durch harte bauliche Maßnahmen (Trockenbau- und Glaswände) sechs neue Gruppenarbeitsräume geschaffen. Alle weiteren Flächen wurden möglichst flexibel belassen und mit geeigneten Möbellösungen für die angestrebte Funktion ertüchtigt. So werden sowohl ruhige Einzelarbeitsplätze als auch weitere Gruppenarbeitszonen durch Standard-Möbellösungen eines einschlägigen Schweizer Unternehmens (Vitra)8 geschaffen. Diese erfüllen die erforderlichen Funktionalitäten und strukturieren den Raum, sind aber relativ einfach veränderbar, falls die Anforderungen sich in der Zukunft ändern sollten. Damit konnten vorhandene flexible Flächen auch für zukünftig notwendig werdende einfache Umnutzungen erhalten werden.

Abb. 2: Flexible Möbellösungen für Einzel- und Gruppenarbeit © Universität Konstanz. Foto: I. Reiter.

Die Zugänglichkeit (accessible) einer Bibliothek9 kann im Rahmen einer Sanierung grundsätzlich verändert werden. Die Erweiterung von Öffnungszeiten und spezi8 https://www.vitra.com (17.10.2015). 9 Neben einer verbesserten Zugänglichkeit des Gebäudes ist der Zugang zum Bestand ein zentraler Aspekt. Während die gedruckten Medien durch konventionelle Maßnahmen verbessert zugänglich gemacht werden können (Beschriftung, Frontalpräsentation etc.), sind Bibliotheken beim Access zur digitalen Kollektion noch entwicklungsfähig (vgl. dazu Taubert 2013 und den Beitrag von J. Präßler in



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elle Regelungen des Zugangs zu diesen Zeiten – z. B. in den Nachtstunden oder an Wochenenden – spielen hier ebenso eine Rolle wie die Verbesserung der Barrierefreiheit für mobilitätseingeschränkte Personen durch Rampen oder Personenaufzüge. Auch die Orientierung im Gebäude kann über analoge oder digitale Leit- und Orientierungssysteme durch eine Sanierung verbessert werden.

2.2 D  ifferenziertheit und Interaktivität von die Benutzung unterstützenden Arbeitssituationen In den meisten Bibliotheken ist die Differenziertheit (varied) von Arbeitsplätzen schon lange realisiert. Neben großen Lesesälen wurde mittels Carrels eine gewisse Privatheit erzeugt, und auch Gruppenarbeitsbereiche sind in den letzten Jahren Standard geworden. Allerdings kann man die Differenzierung von Arbeitsplatz-Settings noch weiter ausbauen, um die Nutzer in ihrer Arbeit zu unterstützen.10 In der Bibliothek der Universität Konstanz sind – als Teil des bibliothekarischen und baulichen Ursprungskonzeptes – im Rahmen der systematischen Freihandaufstellung von etwa zwei Mio. Bänden zahlreiche Arbeitsplätze schon immer sehr nahe an den jeweiligen Beständen angesiedelt gewesen. Diese erfolgreiche Durchmischung von Bestand und Leseplätzen hat sich bewährt und wird auch künftig einen großen Teil der Arbeitsplätze ausmachen. Das Angebot wird jedoch sowohl quantitativ (mehr als 1  400 statt zuvor 1  150 Arbeitsplätze) als auch qualitativ deutlich ausgeweitet. Künftig gibt es zusätzlich die oben erwähnten sechs Gruppenarbeitsräume mit hochwertiger technischer Ausstattung, einen atmosphärisch besonders edlen Lesesaal, zusätzliche, durch Möblierung definierte Einzel- und Gruppenarbeitszonen, Rückzugsbereiche mit Sesseln oder Sofas, technisch bestens ausgerüstete Scan-, Medienund Audioplätze sowie Filmräume für kleinere Seminargruppen. Hinzu kommt ein 250 m2 großes Bibliothekscafé, in dem ein spezieller Eltern-Kind-Bereich ausgewiesen ist und das vom Konstanzer Studierendenwerk Seezeit betrieben wird. In einem Media Lab können Studierende den aktuellen Stand kollaborativer Touch-Technologie für ihre gemeinsamen Arbeiten ausprobieren. Damit sind die meisten derzeit aus Sicht der Bibliothek denkbaren Lern- und Arbeitsszenarien abgedeckt. Eine Bibliothek war immer schon auch ein interaktiver (interactive) Ort zum Lernen und Arbeiten und nie ausschließlich ein Ort für Bestände. Allerdings haben sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten die Anforderungen für Lern- und Arbeits-

diesem Band). Derartige Überlegungen können streng genommen auch ohne den Hintergrund einer Sanierung geplant und umgesetzt werden. 10 Maßstäbe gesetzt hat hier beispielsweise das Saltire Centre der Glasgow Caledonian University: http://www.gcu.ac.uk/theuniversity/universityfacilities/thesaltirecentre/ (27.01.2015).

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plätze verändert. Und Bibliotheken sind immer mehr auch zu sozialen Orten11 geworden, an denen umfassende Dienstleistungen der Literatur- und Informationsversorgung angeboten werden. Für Andrew McDonald bezieht sich die Interaktivität von Bibliotheken sowohl auf die erwünschte Interaktion der Nutzer untereinander als auch auf die Wahrnehmung und Nutzung der angebotenen bibliothekarischen Dienste.12 Deshalb kommt der Schaffung von Gruppenarbeitsbereichen und sozialen Zonen sowie der anregenden Gestaltung von bibliothekarischen Serviceplätzen eine große Bedeutung zu. Die Gestaltung von Arbeitszonen für Gruppen unterschiedlicher Größe unterscheidet sich im Rahmen einer Sanierung nicht wesentlich von einem Neubau. Klar ist nur, dass Gruppenräume gebraucht werden – angemessen möbliert, flexibel ausgestattet, akustisch wirksam ummantelt und technologisch ausreichend ausgerüstet. Hierzu sei exemplarisch auf die Publikationen zum Konzept der Lernwelten von Richard Stang verwiesen.13 Bei der Gestaltung der bibliothekarischen Servicebereiche, die in der Regel an besonders prominenten Bereichen des Bibliotheksgebäudes untergebracht werden, behauptet die klassische Theke noch ihren Platz, wird aber durchaus in Frage gestellt.14 Theken haben für die Nutzer den Vorteil, dass sie einen klaren Anlaufpunkt für ihr Anliegen finden. Sie wirken dann einladend, wenn sie ausreichend offen – und nicht im Stile einer abweisenden Festung – konzipiert sind. Für die Beschäftigten definieren sie ebenfalls einen klaren Arbeitsplatz, sodass sie bei aller Offenheit für Konzepte wie die der moving oder mobile librarians gerne darauf zurückgreifen. Theken haben Vorteile, und nicht umsonst finden sie sich auch in Bahnhöfen oder Banken. Gleichwohl werden zunehmend alternative Szenarien diskutiert und teilweise auch realisiert, die statt immobiler Theken z. B. auf flexible Beratungsplätze oder Rückzugsräume setzen. Gerade hier sind aber die räumlichen Rahmenbedingungen eines zu sanierenden Gebäudes von großer Bedeutung, weil sich die prominenten Bereiche nicht immer nach Belieben gestalten lassen. So wurde auch in Konstanz auf eine Kombination zweier Theken mit einem abgeteilten gläsernen Rückzugsbereich, u. a. für intensivere Beratungsgespräche, gesetzt. Ein Bibliotheksgebäude soll den Nutzern Unterstützung (conducive) im Erreichen ihres jeweiligen Ziels bieten. Dazu gehören grundlegende Funktionen eines Gebäudes wie etwa Beleuchtung, Heizung oder Belüftung. Gerade diese Anlagen der technischen 11 Dies trifft für Öffentliche Bibliotheken nochmals in einer anderen Dimension zu als für Wis­ senschaftliche Bibliotheken und wird nochmals anders umgesetzt. Gute Beispiele hierfür sind etwa die Openbare Bibliotheek in Amsterdam (http://www.oba.nl) mit öffentlichem Piano und Theater oder Bibliothek, Archiv und Druckerei in der Schokoladenfabrik in Gouda, http://www. chocoladefabriekgouda.nl/ (17.10.2015). 12 McDonald 2006, S. 5. 13 Vgl. Stang 2014. 14 So z. B. bei einer bibliothekarischen Fortbildungsveranstaltung im Jahre 2013, u. a. von Ingeborg Simon mit dem Titel: „Remove the Reference Desk!“ (Simon 2013).



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Gebäudeausrüstung sind im Rahmen einer Modernisierung von besonderer Bedeutung, nicht nur wegen der ökologischen oder ökonomischen Effizienz (s. u.), sondern auch wegen ihrer Auswirkungen auf die gesamte Raumwahrnehmung. In einem ausreichend geheizten, gut belüfteten und angemessen beleuchteten Umfeld lernt und arbeitet es sich deutlich besser.

Abb. 3: Beratungstheke und Büros im Info-Zentrum der Bibliothek der Universität Konstanz © Universität Konstanz. Foto: I. Reiter.

Unter diesen Punkt fällt aber auch eine inspirierende Atmosphäre, die sich konkret in gut gestalteten und langlebig ausgerüsteten Arbeitsplatzbereichen zeigen kann. Etwas weniger konkret lassen sich hier Tageslicht, Farben oder künstlerische Einflüsse nennen. Ein zentrales Thema aller Bibliotheksneubauten oder ‑sanierungen ist die Akustik. Durch die Veränderung hin zu einem sozialen Ort ist es in Bibliotheken heute tendenziell lauter geworden. Deswegen werden bei der Konzeption häufig Akustik-Fachplaner hinzugezogen. Mit Bodenbelägen oder geeigneten Wand- und Deckenkonstruktionen lässt sich Schall bis zu einem gewissen Grad absorbieren. Eine eher interne planerische Möglichkeit ist die Ausweisung von speziellen Zonen für eher lautes gemeinsames oder eher leises einzelnes Arbeiten, wobei Mischzonen denkbar sind. Die UB Freiburg schafft im Rahmen ihrer Sanierung mit der Einführung eines „Parlatoriums“ eine sehr klare Trennung dieser Bereiche.15 An der Universität Konstanz werden das zentrale Info-Zentrum der Bibliothek mit Beratungsservices 15 Kellersohn & Ruppert 2013.

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und Café sowie verschiedene Gruppenarbeitszonen klar von den leisen Buchbereichen und weiteren Einzelarbeitsbereichen getrennt.

2.3 Ökologische und ökonomische Effizienz Die ökologisch (environmentally suitable) einwandfreie „Grüne Bibliothek“ ist als anzustrebendes Ziel weithin diskutiert.16 Eine möglichst energiesparende Gebäudetechnik sowie eine dichte Gebäudehülle und die Verwendung von möglichst schadstoffarmen Baustoffen werden sowohl von den Unterhaltsträgern als auch den beteiligten Architekten angestrebt. Bei Sanierungen können aber auch Schadstoffe im Bestand ein zentrales Thema werden. Im 20. Jahrhundert wurden künstliche Mineralfasern (KMF), Polychlorierte Biphenyle (PCB) oder Asbest gern im Bau verwendet. Sie finden sich in Dämmungen, Brandschutzwänden, Gebäudefugen und anderswo und können zur Gefährdung von Nutzern und Beschäftigten führen. Einige dieser Stoffe, wie z. B. Asbest, können im Zuge einer Schadstoffbewertung eine Sanierung rechtlich notwendig machen, wie z. B. in Konstanz oder in Berlin (Staatsbibliothek, Scharoun-Bau17) geschehen. Schadstoffsanierungen sind aufgrund des Gefährdungspotenzials unter bestimmten Sicherheitsbedingungen auszuführen und damit in der Regel relativ aufwändig und kostenintensiv. Ziel einer Schadstoffsanierung sollte immer sein, die Schadstoffe im Gebäude möglichst komplett zu entfernen, auch um bei zukünftig anstehenden Umbauten nicht wiederum mit einer Schadstoffsanierung konfrontiert zu sein.18 Auch Bibliotheken stehen unter dem ökonomischen Druck, möglichst kosteneffizient (efficient) zu wirtschaften. Dies betrifft sowohl die laufenden Unterhaltskosten als auch die Aufwendungen für den Personaleinsatz. Bezüglich der Personalaufwendungen lassen sich durch den geschickten Einsatz unterstützender Technik Stellen einsparen oder für andere Zwecke einsetzen. In den letzten Jahren haben zahlreiche Bibliotheken Neubau- oder Sanierungsmaßnahmen genutzt, um die Verbuchungstechnik auf RFID umzustellen, so wie es auch in der Konstanzer Bibliothek im Zuge ihrer Sanierung geschehen ist.19 Damit lässt sich bei Ausleihe und Rückgabe mit Personalunterstützung deutlich effizienter agieren, vor allem aber lassen sich so Selbstausleihe und ‑rückgabe sehr benutzerfreundlich und kostensparend realisieren. Ein zweites Beispiel ist hier der Betrieb von öffentlichen Computer-Arbeitsplätzen: Hierbei kann durch den Einsatz einer zentralen Lösung, etwa mit der Softwarebereit16 Hauke et al. (Hrsg.) 2013. 17 Vgl. Lülfing 2012. 18 Vgl. als Einstieg: http://www.umweltbundesamt.de/themen/gesundheit/umwelteinfluesse-aufden-menschen/chemische-stoffe/asbest (27.01.2015). 19 Zu RFID in Bibliotheken vgl. http://www.bibliotheksportal.de/themen/rfid/veroeffentlichungen. html (27.01.2015).



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stellung über Server und der Nutzung von Endgeräten mit wenig eigener Systemintelligenz – etwa Terminals oder lüfterlose PCs – der Aufwand für das IT-Personal im laufenden Betrieb stark reduziert werden.

2.4 Sicherheits- und Informationstechnik Sicherheit (safe and secure) für Menschen und Gebäude konkurriert manchmal mit gestalterischen Wünschen und auch mit dem Budget. Brandschutzmaßnahmen zum Beispiel sind in der Regel teuer, aber – im besten Fall – nicht allzu sehr sichtbar.20 Dennoch ist die Klärung von Brandschutzfragen bereits zu Beginn einer Sanierung ein zentrales Thema, denn die Bildung von Brand- oder Rauchabschnitten kann die geplante Zonierung beeinflussen, und die Kosten für notwendige Maßnahmen können das zur Verfügung stehende Budget spürbar beeinflussen. Um im Laufe der Sanierung keine böse Überraschung zu erleben, sollte auch frühzeitig abgeklärt werden, welche geplanten Maßnahmen möglicherweise vorhandenen Bestandsschutz aufheben und eine veränderte Planung nach sich ziehen. So wurde z. B. in der Konstanzer Bibliothek erst zu einem sehr späten Zeitpunkt festgestellt, dass die Sprinkleranlage in einem Buchbereich nicht mehr den aktuell geforderten Anforderungen entsprach und keinen Bestandsschutz genoss, sodass die komplette Anlage ersetzt werden musste, was zu Zeitverzögerungen und Kostensteigerungen führte. Bibliotheken sind keine Bücherlager; angemessene IT-Technologie (suitable for information technology) wird heute selbstverständlich erwartet. Oder noch mehr: „We should be planning buildings to reflect tomorrow’s technologies rather than today’s.“21 Was bedeutet das für einen Sanierungsprozess? Wenn die Möglichkeit besteht, die technische Gebäudeausstattung hinsichtlich der Elektro- und Datenausstattung zu modernisieren, dann sollte dies so großzügig wie möglich realisiert werden. Steckdosen gibt es offensichtlich immer zu wenige, und auch wenn Devices wie Smartphones und Tablets zumeist ihren Internetzugang standardmäßig über WiFi erhalten, so gibt es auch gute Gründe für eine Ausstattung von Arbeitsplatzbereichen mit kabelgebundenen Anschlüssen an das Glasfaser- oder Kupfer-Datennetz: Diese haben in der Regel höhere Bandbreiten, was bei großen Datenvolumina ein eindeutiger Vorteil ist, und sie zeichnen sich in der Regel durch höhere Stabilität der Verbindung aus. Dabei ist besonders im Modernisierungsfall darauf zu achten, dass die schnelle Verbindung nicht durch einen verbleibenden ‚Flaschenhals‘ in der bestehenden Gebäude-Infrastruktur konterkariert wird.

20 Vgl. zum Thema Brandschutz in Bibliotheken auch den Beitrag Brandschutz, Sicherheit und Notfallvorsorge von M. Pfafferott in diesem Band. 21 McDonald 2006, S. 6.

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2.5 Wow – eine sanierte Bibliothek! Schließlich fügt Andrew McDonald den ursprünglich zehn Geboten von FaulknerBrown22 noch eine elfte Qualität hinzu: Den Wow-Faktor. Doch wie sich dieser in einem bestehenden, lediglich zu sanierenden Gebäude überhaupt erreichen lässt, ist wohl nur schwerlich objektiv festzustellen. Sicherlich können Beleuchtung (wie die ca. 150 m² große Lichtwand in der Bibliothek der Universität Konstanz23), technisch besondere Ausstattung (wie z. B. die Q-Thek der Stadtbibliothek Köln24) oder spektakuläre Ausblicke (wie z. B. die Sicht über den Bodensee aus dem Dachgeschoss der sanierten Stadtbücherei Radolfzell) dazu beitragen. Doch wann eine Bibliothek die Benutzer wirklich trifft, können nur diese selbst entscheiden.

3 Fazit Die Sanierung eines Bibliotheksgebäudes bietet neben einer vor allem technischen Modernisierung immer auch die Chance zu einer konzeptionellen Reflektion und Veränderung. Um diese Chance zu nutzen, ist eine Loslösung von der bisherigen Raumnutzung von großer Bedeutung, denn der Blick von außen kann vorhandene Betrachtungsweisen brechen und erweitern. Die Beibehaltung oder Erweiterung der vorhandenen Flexibilität eines Gebäudes sowie die zukunftsweisende technische Ausstattung sind wertvolle Investitionen in die Zukunft. Dadurch kann die Rolle einer Bibliothek als Ort für den Bestand, als Ort für das Lernen und Arbeiten sowie als sozialer Ort dauerhaft gestärkt werden.

Literatur und Internetquellen Bruynzeels, R. (2014). Bibliotheken ist ein Verb. Vortrag auf dem Symposium der Hochschule der Medien (HdM) in Stuttgart 2014. http://www.hdm-stuttgart.de/bi/symposium/skripte/ Bruijnzeels_Bibliotheken%20ist%20ein%20Verb_Forum%202_14-12-05.pdf (27.01.2015). Hauke, P. & Werner, K. U. (Hrsg.) (2011). Secondhand – aber exzellent: Bibliotheken bauen im Bestand. Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/series/secondhand/ (27.01.2015).

22 Zum Vergleich zwischen Faulker-Brown und McDonald siehe Naumann 2009. 23 Abb. 16 im Beitrag Sanierung und Neukonzeption bestehender Bausubstanz von M. Frank in diesem Band. 24 http://www.stadt-koeln.de/leben-in-koeln/stadtbibliothek/lesen-und-lernen/lernort-bibliothekdie-q-thek# (27.01.2015). Die Kölner Q-Thek ist eine Realisierung eines Ge­ meinschafts­ pro­ jekts Nordrhein-Westfalens.



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Hauke, P., Latimer, K. & Werner, K. U. (Hrsg.) (2013). The Green Library = Die Grüne Bibliothek: Ökologische Nachhaltigkeit in der Praxis. Berlin [u. a.]: de Gruyter Saur (IFLA publications, 161). http://www.edoc.hu-berlin.de/services/greenlibrary (17.10.2015) Kellersohn, A. & Ruppert, H.-A. (2011). Neben und unter der Baustelle ... 24/7 Service auf dem Weg zur UB Freiburg 2013. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken heute! Best Practice in Planung, Bau und Ausstattung (S. 110–121). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc. hu-berlin.de/miscellanies/bibliotheksbau/ (17.10.2015). Kieser, C. (2014). Harvard am Bodensee. Die Universität Konstanz als gebaute Utopie. Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 43(4), 268–273. http://journals.ub.uni-heidelberg.de/ index.php/nbdpfbw/article/view/17258/11073 (17.10.2015). Kohl-Frey, O. (2014). Die Universitätsbibliothek als neuer Lernraum: Konzepte der Universität Konstanz. In O. Eigenbrodt & R. Stang (Hrsg.), Formierung von Wissensräumen. Optionen des Zugangs zu Information und Bildung (S. 107–123). Berlin: de Gruyter Saur. Lülfing, D. (2012). Sanierung von Bibliotheksgebäuden der 60er und 70er Jahre des 20. Jahr­­hunderts. Vortrag auf dem 101. Deutschen Bibliothekartag in Hamburg 2012, PPP-Folien. http://www.opus-bayern.de/bib-info/volltexte/2012/1200/ (27.01.2015). McDonald, A. (2006). The Ten Commandments revisited. The qualities of good library space. LIBER quarterly, 16(2) [ohne Pag.] http://liber.library.uu.nl/publish/articles/000160/article.pdf. Auch ersch. in K. Latimer & H. Niegaard (Hrsg.), IFLA Library Building Guidelines (S. 225–239). München: Saur. Naumann, U. (2009). Grundsätze des Bibliotheksbaus: Von den „Zehn Geboten“ von Harry FaulknerBrown zu den „Top Ten Qualities“ von Andrew McDonald. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken bauen und ausstatten (S. 14–37). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc. hu-berlin.de/miscellanies/bibliotheksbau/ (27.01.2015). Simon, I. (2013). Remove the Reference Desk! Vortrag auf einer Fortbildungsveranstaltung des Bibliotheksverbunds Bayern in München 2013. PPP-Folien. http://www.bib-bvb.de/ documents/11208/82e2821d-b267-470b-8025-41aff67f3339 (27.01.2015). Stang, R. (2014). Multifunktionalität als Option: Gestaltung von Lern- und Informationsräumen. In O. Eigenbrodt & R. Stang (Hrsg.), Formierung von Wissensräumen: Optionen des Zugangs zu Information und Bildung (S. 81–93). Berlin: de Gruyter Saur. Stoltzenburg, J. (1970). Die Bibliothek als Literaturversorgungssystem der Universität Konstanz. Konstanzer Blätter für Hochschulfragen, 8(29), 74–93. Taubert, J. (2013). Absentia in Praesentia? Zur Präsentation und Vermittlung digitaler Medien im physischen Raum. Wiesbaden: Dinges & Frick (B.I.T.online innovativ, 43). Zugl.: Berlin, Humboldt-Universität, Masterarbeit, 2012.

Michael B. Frank

Sanierung und Neukonzeption bestehender Bausubstanz Das Beispiel der Universitätsbibliothek Konstanz

Einleitung Die Universitätsbibliothek Konstanz wurde nicht als repräsentatives, freistehendes Gebäude (Tempel der Weisheit) geplant, sondern erstreckt sich als Herz der Universität über mehrere Gebäudeabschnitte der als Universitätsneugründung in den 1960er Jahren geplanten Campus-Universität. Sie ist über fünf Geschossebenen mit den jeweils fingerartig angrenzenden Fachbereichen eng verwoben und über ca. 40 individuelle Zugänge mit ihnen verbunden. Konzeptionell und bautypologisch stellt sie damit einen Sonderfall dar und ist ein herausragendes bauliches Abbild der Humboldt’schen Idee der Universität als integrales Gebäude der Durchdringung von Leben und Lernen. Die klare und nüchterne, von den in einem sog. Schwarzbuch von 1969 festgehaltenen Baunormen und der Bautechnik bestimmte strukturelle Konzeption des Universitätsgebäudes ist typisch für ihre Entstehungszeit in den 1960er und 1970er Jahren und kann als Musterbeispiel des funktionalen sog. Architektonischen Strukturalismus gelten. Die Universität Konstanz steht daher als Gesamtensemble unter Denkmalschutz. Die im Folgenden beschriebene Bauaufgabe bestand darin, den neuen Anforderungen an Bibliotheksbauten einerseits und der räumlich gestalterischen und technischen Einbindung in dieses Bestandsgebäude und seine Strukturen andererseits gerecht zu werden.

1 Gebäudebestand und Aufgabenstellung 1.1 Gebäudestruktur Die Gebäude der Hochschule wurden als Stahlbetonskelettkonstruktion aus FertigteilKassettendecken gebaut. Die Decken sind im Rastermaß von 7,20 m zwischen Betonunterzüge eingespannt. Nur der etwa 2,1 Mio. Medien umfassende Bibliotheksbestand erhielt eine davon unabhängige Konstruktion, da die Raumanforderungen der Bibliothek nicht mit den Gebäudeparametern (Konstruktionsachsen und Geschosshöhen) übereinstimmten. Die Medienbestände wurden daher in hochregalartigen, begehbaren



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Stahlregalen untergebracht, die über Treppenanlagen von der Primärkonstruktion aus erreichbar sind. Diese begehbaren Türme des Wissens stehen in großzügigen Lufträumen innerhalb der beiden umzubauenden Medienbereiche. Im Rahmen der Sanierung und Neugestaltung wurden etwa 18 500 m² Nutzfläche asbestsaniert und umgestaltet.

Abb. 1: 3D – Modell der Buchbereiche S und G mit den angrenzenden Fachbereichen © Ernst2 Architekten AG / M. B. Frank Freier Architekt.

Der zentrale Zugangsbereich für die drei Hauptbuchbereiche (S, J und G) mit etwa 4 500 m² Nutzfläche, das sogenannte Informationszentrum, befindet sich als eigenständiger Gebäudeteil außerhalb der eigentlichen Buchbereiche. Da er den heutigen technisch-funktionalen und räumlich-gestalterischen Anforderungen nicht mehr gerecht wurde, sollte er komplett umgebaut und an die Standards einer modernen digitalen Bibliothek des 21. Jahrhunderts angepasst werden. In diesem Rahmen wurden gemeinsam mit der Bibliothek moderne Arbeitsund Studierzonen entwickelt, die einerseits den spezifischen Anforderungen einer Wissenschaftlichen Bibliothek entgegenkommen, andererseits aber flexibel genug sind, um individuellen Nutzungsspielraum zuzulassen. Hierzu zählen u.  a. neu geschaffene Computerarbeitsräume (CIP-Pools), Computerforschungslabors, Gruppenarbeitsräume, ein anspruchsvoll gestalteter Lesesaal und neugestaltete Einzelarbeitsplätze. Vergleichbare Raumangebote waren bislang im Gebäudebestand nicht vorhanden.1 1 Bei der planerischen und baulichen Umsetzung des Bauwerks unterstützte maßgeblich das Pla­ nungsteam (s. Factsheet) und insbesondere Nikolaos Dimou von Ernst2 Architekten AG.

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 Michael B. Frank

Abb. 2: Bestandssituation Buchbereich G vor dem Umbau © Universität Konstanz.

1.2 Asbestsanierung Aufgrund von Asbestfunden musste die Bibliothek im Oktober 2010 geschlossen und als asbestverunreinigter Bereich von der allgemeinen Nutzung ausgenommen werden. Eine umfassende Asbestsanierung nach der TRGS 519 war für eine erneute Freigabe der Bibliothek unumgänglich. Es ist davon auszugehen, dass in Zukunft vergleichbare Hochschulgebäude aus derselben Entstehungszeit ebenfalls vor der Aufgabe der Sanierung und Neugestaltung stehen werden.2 Insofern stellt die Schadstoffsanierung der Universitätsbibliothek Konstanz ein geeignetes Fallbeispiel für vergleichbare, noch anstehende Sanierungen dieser Gebäudetypologie dar.

2 Ein berühmtes Beispiel deutscher Universitätsbauten der 1970er Jahre wurde in den 2000er Jah­ ren durch Foster + Partners saniert, die sog. „Rostlaube“ der Freien Universität Berlin (Architekten Georges Candilis, Alexis Josec u. Shandrach Woods, Fassadengestaltung von Jean Prouvé).



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Sanierungsumfang Folgende Bauteile wurden auf ihr Gefährdungspotenzial hin untersucht und, soweit erforderlich, durch ein ausgewiesenes und spezialisiertes Sanierungsunternehmen ausgebaut und fachgerecht entsorgt: –– Asbesthaltige Trennwände Die als räumliche Abgrenzungen zu den Fachbereichen in der Bibliothek eingebauten asbesthaltigen Systemtrennwände (Typ: Mechel-Wände) stellten aufgrund ihres Konstruktionsprinzips ein latentes Gefährdungspotenzial dar, da die Anschlussdetails und die Wandelementstöße damals mit sogenannten Asbestschnüren ausgeführt wurden. Die asbesthaltigen Trennwände wurden von Gutachtern als Hauptverursacher für die aufgetretene Asbeststaubbelastung in der Bibliothek ausgemacht. Die Asbestfasern wurden v. a. durch die vielen kleinen Beschädigungen in den Wänden, die u. a. durch Nachinstallationen in der über 40jährigen Nutzungsdauer entstanden waren, freigesetzt. Unabhängig von der baurechtlichen Bewertung mussten daher alle asbesthaltigen Trennwände dauerhaft und vollständig ausgebaut und entsorgt werden. –– Lüftungskanäle Bibliothek Die aus den Trennwänden ausgetretenen Asbestfasern verteilten sich durch die Lüftungsanlage in alle betroffenen Gebäudeteile. Daher war es aus hygienischen Gründen und aufgrund der Schadstoffkontamination unvermeidbar, das komplette Kanalnetz zu ersetzen. –– Kontaminierte Wand- und Deckenbekleidungen, abgehängte Decken, Bodenbeläge Die in der Bibliothek vorhandenen Teppichbodenbeläge waren zusätzlich zur Kontamination durch die langjährige Nutzungsdauer in einem desolaten Zustand. Sie wurden deshalb im Zuge der Asbestsanierung vollständig ausgebaut und entsorgt. –– Technik–Installationen Im Zuge der Asbestsanierung wurden auch sämtliche Technik-Installationen (v. a. Elektro und Medien) altersbedingt ersetzt, unabhängig von ihrer Schadstoffbelastung. Auch die in Teilbereichen (bzw. in bestimmten Bauteilen) der Bibliothek entdeckten KMF-, PCB- und schwermetallhaltigen Belastungen wurden im Zuge der Schadstoffsanierung fachgerecht ausgebaut und entsorgt.

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Alle Maßnahmen auf einen Blick –– Ausbau und Entsorgung aller asbesthaltigen Trennwände, Verkleidungen und Decken –– Ausbau und Entsorgung der Zu- und Abluftkanäle sowie der Brandschutzklappen –– Ausbau und Entsorgung der PCB- und schwermetallhaltigen Alt-Fassade –– Ausbau und Entsorgung aller TGA-Installationen in Abstimmung mit den zuständigen Fachplanern –– Ausbau und Entsorgung aller Oberbodenbeläge und KMF-Verwendungen –– Dekontamination / Reinigung von mobilem Inventar, Mobiliar und Kunstwerken –– Dekontamination / Reinigung der stationären Regalbereiche

Abb. 3: Asbestentsorgung © M. Frank.



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Daten und Fakten zur Universitätsbibliothek Konstanz Baujahr: 1969/72 Architektur: Universitätsbauamt Konstanz Sanierung und Neugestaltung: Bauherr: Vermögen und Bau Baden-Württemberg, vertreten durch das Amt Konstanz VOF–Verfahren: 2011 Planung und Bau: 2011–2017 Fertigstellung: September 2015 Ernst2 Architekten AG in Zusammenarbeit mit Michael B. Frank, Freier Architekt Gesamtkonzeption und Entwurfsplanung: Michael B. Frank Ausführungsplanung: Ernst2 Architekten AG und Michael B. Frank Projektteam: Jana Herzog, Christina Schmidinger, Mirko Schnabel Bauausführung: Ernst2 Architekten AG Projektleitung: Nikolaos Dimou Geschoss-Ebenen: 5 Buchregal-Ebenen: 6 Medienbestand: ca. 2 Mio. ME Nutzfläche Buchbereich S: ca. 6 900 m2 Nutzfläche Buchbereich G: ca. 7 500 m2 Nutzfläche Informationszentrum: ca. 4 300 m2 Gesamtnutzfläche: ca. 18 700 m2 Gesamtbaukosten: ca. 30 Mio. Euro Materialien und Hersteller: Böden Wände

Decken

Möbelausstattung

Carpet Concept BASF mastertop Feederle Systemwand Strähle Raum-Systeme Knauf Trockenbau Jansen Brandschutzverglasung kvadrat Textilien Knauf Trockenbau Ecophon Schallabsorber zumtobel leuchten XAL Leuchten Vitra Sondermöbel

http://www.carpet-concept.de http://www.basf.com http://www.feederle.de http://www.straehle.de http://www.knauf.de http://www.jansen.com http://www.kvadrat.dk http://www.knauf.de http://www.ecophon.com http://www.zumtobel.com http://www.xal.com http://www.vitra.com http:// www.mb-frank-architektur.de

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Nach Abschluss der Entsorgungsarbeiten stellten sich die Buchbereiche in einer puren, strukturalistischen Rohbauästhetik dar, die den Ausgangspunkt für den Neuausbau und die Neugestaltung bildete.

Abb. 4: Zustand nach Rückbau (Betonfertigteilbauweise im Informationszentrum) © M. Frank.

Abb. 5: Grundrissplan von Buchbereich S und G der Bibliothek (unterste Ebene 02 von 6 Ebenen) © Ernst2 Architekten AG / M. B. Frank Freier Architekt.



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Die eingangs beschriebene enge Verzahnung der Fachbereiche mit ihren jeweiligen Medienbeständen – damals die Leitidee des Gebäudeentwurfs – führt heute, unter strenger gewordenen baurechtlichen und v.  a. brandschutzrechtlichen Rahmenbedingungen, zu einer Reihe planerischer Problemstellungen und schwieriger Detaillösungen. Diese stellten aufgrund der Komplexität der Gesamtanlage eine besondere Herausforderung dar. Vor allem musste ein nachhaltig funktionierendes, vorbeugendes Brandschutzkonzept erarbeitet werden. Häufig können aus Kostengründen bzw. aus Gründen der Komplexität des Gebäudebestands nicht alle geforderten Brandschutzmaßnahmen im Rahmen einer Baumaßnahme sofort ausgeführt werden. Deshalb wurde im Falle der Sanierung der Universitätsbibliothek Konstanz ein umfassender Maßnahmenkatalog erstellt, in dem festgelegt wurde, welche brandschutztechnischen Umbauten über die kommenden Jahre verteilt realisiert werden müssen. Diese planerische Vorgehensweise ist typisch und übertragbar auf die brandschutztechnische Ertüchtigung komplexer Bestandsarchitektur dieser Baujahre.

2 Urkonzeption und Zeitgeist Die Gesamtanlage der Universität Konstanz wurde in den 1960er Jahren durch das Universitätsbauamt Konstanz unter der Leitung von Wenzeslaus Ritter von Mann als Neugründung geplant und im sprichwörtlichen Sinne auf die grüne Wiese des Gießbergs gesetzt. Der Gießberg befindet sich in wunderbarer naturräumlicher Aussichtslage über dem Überlinger See, einige Kilometer außerhalb der Stadt Konstanz. Die Gebäudeanlage folgt zwar einerseits der damals gültigen Doktrin der Funktionalität und Nüchternheit3, die nicht so sehr vom Kontext ausgeht, sondern vorwiegend auf sich selbst Bezug nimmt. Andererseits ist die Universität Konstanz keine reine ‚Maschine‘, sondern nimmt in vielfältigen Details Bezug zur umliegenden Landschaft und zur Topografie auf. Visionäre architektonische Konzepte von Büros wie Archigram aus London oder auch die der sogenannten Pop-Art hatten, wenn auch in abgeschwächter Form, Einfluss auf die konzeptionelle und formale Gestaltung der Hochschule. Die Universität Konstanz ist mit ihrer sowohl konsequenten als auch sehr eigenständigen Interpretation dieser Ideen ein herausragender Vertreter der Architektursprache dieser Zeit des Aufbruchs. Der Gründungsgedanke der Konstanzer Universität war vom Wunsch nach einer universitären Reform getragen. Dieser Reformgedanke hat hier eine einzigartige konzeptionelle und formale Umsetzung in die bauliche Gestalt gefunden. Die Architektur der Universität Konstanz kann maßgeblich vor diesem kulturgeschichtlichen Hintergrund verstanden werden. Ausgehend von dieser Interpretation 3 Vgl. Naumann 2009.

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dienten einige wesentliche Leitgedanken der Entstehungszeit der Hochschule als Orientierungspunkte für die Form- und Gestaltfindung der Neukonzeption. Auf diese drei Prinzipien des alten und des neuen Gestaltungskonzeptes soll im Folgenden näher eingegangen werden.

2.1 Raster und Freiheit Wie bereits beschrieben ist das Gebäudeensemble der Universität Konstanz ein typischer Vertreter der rationalen, strukturalistischen Architekturauffassung und damit als bauhistorischer Klassiker der 1960er/70er Jahre einzustufen. Das Besondere an der Gestaltungsphilosophie der Universität Konstanz zeigt sich in den vielfältigen Spielarten der sog. Freien Form, die parallel zum nüchternen Rationalismus des (1,20-m-Betonfertigteil-) Rasters und der Bandfassaden das Gebäude durchziehen. Die Freie Form wird zum einen durch die allgegenwärtige Durchdringung des rauen und nüchternen Bauwerks mit Kunst am Bau erreicht. Zum anderen tragen zahlreiche spielerische Elemente der Freiraum- und Fassaden- bzw. der Bauteilgestaltung zum sehr individuellen Erscheinungsbild der Universität bei. Die undogmatische Leichtigkeit in der Form- und Farbgebung steht im Kontrast zu dem ansonsten funktional geprägten Gebäude. Dieser Kontrast macht das Besondere am architektonischen Ausdruck der Universität Konstanz aus. Nicht zuletzt kann das Spiel von Raster und Freiheit als formaler bzw. architektonischer Ausdruck der inhaltlichen Reformbestrebungen bei der Neugründung der Bodenseeuniversität gesehen und interpretiert werden.

Abb. 6: Spindelturm vor der Bandfassade © M. Frank.



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Das kontrastreiche Spiel von Regel und Ausnahme, Klarheit und Mystik, Freiheit und Restriktion steht auch in der Tradition der klassischen Moderne Le Corbusiers. Für die architektonische Neugestaltung der Innenräume – bis hin zur Möbelausstattung – wurde dieses Prinzip hier bewusst aufgegriffen, um den innovativen, reformerischen Geist und die Aufbruchsstimmung, durch die das Gebäude entstanden ist, weiterzuschreiben und dabei bewusst auf die Stärken des ursprünglichen Konzepts zu setzen. Das Gebäude hat, obwohl es 40 Jahre alt ist, immer noch eine frische, ungezwungene Ausstrahlung, die es zu erhalten und fortzuschreiben lohnt.4

2.2 Vielfältige Bezüge zwischen Außenraum und Innenraum Aufgrund der oben beschriebenen Gebäudekonzeption mussten erhebliche Bereiche der Bibliothek unterirdisch, d.  h. ohne direkten Außenbezug, geplant werden. Dadurch strahlt sie an manchen Stellen den „Charme einer Tiefgarage“ (so eine Besucherin) aus. Daraus leiteten sich für die Neugestaltung zwei Entwurfsprinzipien ab: zum einen ein klares, die Struktur des Gebäudes unterstreichendes Beleuchtungskonzept, zum anderen die konsequente Betonung der bestehenden Sichtbezüge und die Schaffung neuer Durchblicke und Ausblicke nach draußen. Das neue Gestaltungskonzept schafft in dieser Form – in Anlehnung an das ursprüngliche Entwurfs­ prinzip – vielfältige Bezüge zwischen innen und außen. Bereits vorhandene bauliche Blick- und Raumbeziehungen wurden aufgegriffen und verstärkt. Dort, wo ein Außenbezug besonders reizvoll oder notwendig erschien, wurde dieser neu geschaffen.

Abb. 7: Bullaugen: Sichtbeziehung nach draußen © M. Frank. 4 Vgl. in ähnlicher Weise die Pausa-Tonnenhalle: Frank 2011 sowie Henning 2011.

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2.3 Kommunikation Im Rückblick auf die Entstehungszeit der Universität ist das Thema der Kommunikation, im direkten wie im übertragenen Sinne, eines der Hauptanliegen der sogenannten Reformuniversität, die im Zusammenhang der 1968er Studentenbewegungen entstand. Konstanz sollte modern und zeitgemäß sein. Insofern war Kommunikation nicht nur Zeitgeist, sondern auch Programm. Diesem Anspruch an eine moderne und zeitgemäße Hochschule will und muss Konstanz auch heute im Zusammenhang der Exzellenzinitiative nachkommen. Die Schaffung eines kommunikativen und lebendigen Lehr- und Lernumfeldes für die heutige Zeit war insofern eine Hauptanforderung an das Neugestaltungskonzept. So gesehen wurde durch die Neugestaltung eine Idee der Gründungszeit – man könnte durchaus auch sagen: deren Geist – aufgegriffen und innerhalb der heutigen Universitätslandschaft weiterentwickelt und variiert.

Abb. 8: Sitzstufenlandschaft zum Mediendeck © I. Reiter.

Die baulich stark verdichtete Gebäudeanlage ist wie eine enge, kleine Stadt angelegt, mit ausgeklügelten Wegeführungen und vielen informellen Begegnungsstätten. Das Informationszentrum war bisher zwar die zentrale Anlaufstelle. Der Marktplatz der Bibliothek war jedoch nicht als kommunikativer Ort gestaltet. Ziel war es daher, den Zugangsbereich offener und transparenter zu gestalten. Im Rahmen der Neugestaltung sollten im Informationszentrum Räume für neue Nutzungsmöglichkeiten integriert werden. Diese wurden sämtlich als Glasboxen geplant und so im Raum



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angeordnet, dass sie die Wegeführung in die Buchbereiche unterstützen und den Eingangsbereich subtil gliedern und begrenzen. Die neue Sitzstufenlandschaft trägt ebenso zu diesem kommunikativen Ansatz bei, der sich bis in die technischen Details und Feinheiten einer vernetzten, digitalen technischen Ausstattung auf der Höhe der heutigen IT-Technologie fortsetzt. Dadurch erhielt der zentrale Zugangsbereich der Bibliothek Offenheit und Großzügigkeit, ähnlich einer klassischen Agora.

3 Die konkrete Umsetzung 3.1 Gestaltungselemente Bei der Sanierung der Universitätsbibliothek Konstanz musste zunächst ein zeitgemäßes Raumprogramm gemeinsam mit der Bibliothek entwickelt und in den bestehenden Räumlichkeiten organisiert werden. Da es sich bei der Bibliothek, wie bereits beschrieben, nicht um ein freistehendes Gebäude handelt, wurden im nächsten Schritt ein klares und prägnantes innenarchitektonisches Farb- und Materialkonzept sowie zahlreiche Ausstattungsdetails erarbeitet. Die drei beispielhaften Gestaltungselemente, auf die im Folgenden genauer eingegangen werden soll, sind in der Praxis nicht immer klar voneinander abzugrenzen: Innerhalb eines architektonischen Objekts vereinen und überlagern sich in der Regel oftmals zwei oder drei der genannten Elemente. Dennoch soll hier versucht werden, diese aus dem Kontext heraus erarbeiteten, grundlegenden Prinzipien der architektonischen Gestaltfindung als einzelne Themen kurz zu beschreiben. Für die bauliche Umsetzung vor Ort zeichnete das auf die Bauüberwachung spezialisierte Architekturbüro Ernst2 Architekten AG verantwortlich, das die detailgenaue Umsetzung der gestalterischen Vorgaben in enger Kooperation mit dem Büro des Verfassers realisierte.

3.1.1 Die Form Form und Raum, ihre gegenseitige Durchdringung, ihre Materialität und Proportion, die Atmosphäre, die sie im Miteinander schaffen: All dies sind die Grundlagen jeder architektonischen Gestaltung. Vor dem Hintergrund der oben beschriebenen Ur-Konzeption und des einzigartigen atmosphärischen Umfelds der Universität Konstanz war es wichtig, dem Gebäude durch die neue architektonische Intervention keinen fremden, modernen Duktus ‚aufzudrücken‘, sondern den überlieferten, zeittypischen Stil aufzugreifen, neu zu interpretieren und in den unterschiedlichsten Ausprägungen durchzudeklinieren. In keinem Detail war der Wunsch vorherrschend,

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dem Bestand formal etwas gänzlich Neues, Kontextloses gegenüberzustellen oder gar einen bewussten formalen Kontrast zu provozieren. Im Gegensatz dazu wurden gestaltprägende Einzelelemente, auch wenn sie formal sehr eigenwillig erschienen oder gar heutigen Anforderungen an Schall- oder Brandschutz nicht mehr genügten (wie z. B. die hölzerne „Himmelstreppe“ im zentralen Luftraum), aufgearbeitet und damit sozusagen als Intarsie erhalten. Die architektonische Haltung gegenüber dem Bestand war von Respekt geprägt und beschränkte sich bewusst auf die Herausarbeitung der Essenz und der Verstärkung dessen, was bereits da war – im Sinne eines Zitats oder einer Interpretation. Wie bei einem Cover-Song wurde das freie, unkonventionelle Gedankengut der 1960er Jahre als Inspirationsquelle aufgegriffen und deren Essenz, sozusagen die Melodie, mit neuen Mitteln in die heutige Zeit übertragen. Das Betonfertigteilraster beherrscht und prägt das Gebäude über tausende von Quadratmetern. Demzufolge werden auch zukünftig sämtliche Technik­installationen (Lüftung, Elektroinstallation, IT) sichtbar unter der Betonkassettendecke geführt, die Lüftung in abgerundeten, formschönen Ovalkanälen, die Elektroinstallationen in offenen Kabelpritschen und langen linearen oder runden, abgependelten Leuchten.

Abb. 9: Perspektive großer Lesesaal © Ernst2 Architekten AG / M. B. Frank Freier Architekt.

Der gestalterische Reiz entsteht auch hier im Wechselspiel zwischen dem alles beherrschenden Raster und der offenen und freien Form der neu integrierten Elemente. Verbuchungs- und Beratungs­theken, die Verkleidungen der Technik, die Beleuchtung oder die frei eingestellten Aufenthalts- und Arbeitsräume (Lesecafé und CIP-Pool, bis hin zur Möblierung) antworten der Eckigkeit und Rechtwinkligkeit der Grundstruktur in Anlehnung an die Urkonzeption mit einer weichen Formensprache – frei nach dem Motto: „Das Runde muss ins Eckige ...“. Sämtliche neu integrierte Arbeits- und Aufenthaltsräume wurden als transparente, gläserne Boxen, als Raum im Raum gestaltet, wodurch sie der Raumglie-



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derung der Bibliothek, hier insbesondere dem Informationszentrum, eine vorher nicht dagewesene, fließende Großzügigkeit und Transparenz geben und sich zudem elegant der Bestandsstruktur unterordnen.

3.1.2 Die Farbe Wie kaum eine andere Hochschule aus der bundesdeutschen Neugründungsphase Mitte bis Ende der 1960er Jahre ist die Universität Konstanz geprägt von einer freien und frischen, undogmatischen Materialität und Farbgebung – ein bewusster Gegenpol zur nüchternen Struktur des Gebäudes. Gleichzeitig wurde dadurch ein Bezug zur umliegenden Natur und den jungen Studierenden hergestellt. Für die neue Farb- und Materialkonzeption wurde diese spielerische und undogmatische Haltung in unterschiedlichen Varianten aufgenommen und innerhalb des neuen, zeitgemäßen Raum- und Nutzungskonzepts weitergeführt. An die Stelle der eigenwilligen, für heutige Verhältnisse unkonventionell erscheinenden Farbigkeit der 1970er Jahre tritt eine stärker am Nutzer orientierte Gestaltung mit Farb- und Materialakzenten. Der Grundduktus der neuen Farbigkeit ist von Zurückhaltung geprägt und bewusst ruhig und sachlich im Grundtenor. Helles Grau ist die vorherrschende Farbe im Informationszentrum und den Wissenstürmen der Buchregale. Diese zurückhaltende Farbwahl ist einerseits eine Referenz an die klare strukturelle Tektonik des Bauwerks, andererseits als neutraler Hintergrund für das bunte Treiben der studentischen Nutzer gedacht.

Abb. 10: Skizze „Yellow Submarine“ © M. Frank.

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Die neuen Sonderräume (Medienlabors, Bürobox, Lesecafé und CIP-Pools) wurden durch starke Farbakzente hervorgehoben. Dies sind die Bereiche, in denen Austausch und Gespräch stattfinden, wo Neues entstehen kann und soll – wie in einem klassischen Forum. So entstand zum Beispiel ein gelber Raum – das Yellow Submarine – der gewissermaßen als räumliches Zitat auf die 1960er und 1970er Jahre Bezug nimmt. Neben ihrer ikonografischen Funktion evoziert die Farbe Gelb auch psychologische Komponenten wie Wärme, Helligkeit und Kreativität, wie sie ihr in Goethes Farbenlehre zugeschrieben wurden. Darüber hinaus war die Intention, den Raum mit seiner unmittelbaren Umgebung in Dialog treten zu lassen. Dort, an der tiefsten Stelle der Bibliothek, ist eine bauzeitliche künstlerische Wandgestaltung mit maritimen Motiven aufgebracht. Mit dem „Yellow Submarine“ entstand ein expressiver, stark akzentuierter Raum, der sich dennoch mit der Bestandssituation zu einem neuen Ganzen verbindet. Was könnte besser zu einem Raum am tiefsten, dunkelsten Punkt der Bibliothek passen, als in dieser Weise die Gedanken anzuregen (und ganz nebenbei auch noch auf die benachbarte maritime Kunst am Bau) zu antworten?

Abb. 11: Computerarbeitsraum und Seminarraum „Yellow Submarine“ © I. Reiter.

Weitere Farbzitate finden sich in Orange und Weiß und in Form von großflächigen farbigen Glastafeln in den sechs Spektralfarben, die gezielt im Gebäude verteilt wurden. Wie selbstverständlich erleichtern diese farbigen RaumBoxen die Orientierung innerhalb der Bibliothek und unterstreichen jede Ebene in ihrer jeweiligen ikonografischen Farbigkeit.



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Abb. 12: Durchblick durch farbige Glastafeln © I. Reiter.

3.1.3 Licht und Akustik Das Licht, v. a. künstliches Licht und seine Steuerung, spielten bei diesem zum Teil unterirdischen Projekt eine wichtige Rolle. Da die Bibliothek an 350 Tagen im Jahr 24 Stunden geöffnet hat, musste ein technisch und gestalterisch gut durchdachtes, wirtschaftlich tragfähiges Beleuchtungskonzept entworfen werden. Bereits zu Beginn der Entwurfsbearbeitung wurden seitens der Gestaltung klare Leitlinien vorgegeben, die im Laufe der Projektbearbeitung in ständiger Absprache mit den zuständigen Fachingenieuren technisch vertieft wurden. Die Architekten trugen bereits damals dieser besonderen Situation Rechnung, indem sie an den wenigen baulich umsetzbaren Stellen aufwendige Oberlichtkonstruktionen einbauten, um so den beschriebenen Bezug zur Außenwelt herzustellen. Dadurch konnte jedoch nur in recht bescheidenem Umfang natürliches Tageslicht in die ausgedehnten Räumlichkeiten der Bibliothek gebracht werden. Neben einer flächendeckenden und ausreichend starken Beleuchtung für Ganztagesarbeitsplätze sowie einer optimalen Ausleuchtung der engen Buchregaltürme (auf Wunsch der Bibliothek sollten alle Regalfachböden optimal (>  500  lx) ausgeleuchtet werden!) war in den stärker frequentierten Bereichen der Bibliothek zusätzlich eine qualifizierte Raumakustik sicherzustellen.

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Die Raumakustik war in den vergangenen 40 Jahren in der Universitätsbibliothek Konstanz nicht beachtet worden. Es existierten im Bestand keine schallabsorbierenden Oberflächen. Dementsprechend wurde von Seiten der Bibliotheksleitung mit Nachdruck eine Verbesserung der Raumakustik (und damit der Arbeits- und Studienbedingungen) durch einen verbesserten Schallschutz eingefordert. Dieser Anforderung wurde aufgrund des baulichen Bestands (Betonkassettendecken) sowie der vielen Technik­installationen unter der Decke mit speziell für dieses Bauvorhaben entwickelten Licht-Akustik-Bauelementen nachgekommen. Auf diese speziell für den Ausbau in Konstanz entwickelten Bauteile, die Licht und Akustik kombinieren, wird noch detailliert einzugehen sein.

Abb. 13: Skizze Wolkendecke © M. Frank.

3.2 Bauteile Die Buchbereiche S und G sind seit ihrer Erstellung Ende der 1960er Jahre baulich kaum verändert und auch nicht an die heutigen Anforderungen einer modernen Wissenschaftlichen Bibliothek, z.  B. mit unterschiedlich gestalteten Arbeitsbereichen, angepasst worden. Somit herrschte vor dem Umbau ein regelrechter Sanierungsstau im technischen wie im programmatischen Sinne. Durch mehrere für die besondere Situation in Konstanz entwickelte Maßnahmen konnten die vorhandenen Defizite, v. a. in den Bereichen der Raum­akustik, der Beleuchtung, der Orientierung und der Raumaufteilung, behoben werden.



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3.2.1 Boden – Teppich und Polyurethan Der Boden ist die größte raumakustisch wirksame Fläche in der Universitätsbibliothek Konstanz. Die Decke konnte, wie oben beschrieben, aufgrund der umfangreichen, sichtbar montierten Technikinstallationen (Lüftungskanäle, Elektrotrassen, Beleuchtung), wegen der meist geringen Raumhöhe und nicht zuletzt auch aus Kostengründen nur in Teilbereichen akustisch wirksam verkleidet werden. Es musste daher ein geeignetes Produkt gefunden werden, welches die geforderte raumakustische Verbesserung bewirken, gleichzeitig hohe Robustheit aufweisen und nicht zuletzt auch konzeptionell und formal zum prägenden Gesamterscheinungsbild des 1970er-Jahre-Bauwerks passen würde. Bei Bemusterungen mit allen Beteiligten wurden sämtliche Aspekte gründlich abgewogen. Am Ende wurde aus einer großen Palette dasjenige Produkt5 ausgewählt, welches durch seine grobe, offene Webstruktur und durch einen zusätzlichen filzartigen Rücken (Unterseite des Teppichs) hohe schallabsorbierende Eigenschaften mit einer robusten Sisaloptik verbindet, die formal sehr schön in den Gesamtkontext passt. Außer den technischen Anforderungen kam dem Farbkonzept eine wichtige Bedeutung zu. Die gezielte Farbwahl ergab sich aus den oben beschriebenen konzeptionellen Rahmenbedingungen des Projekts. Der Boden der unter­sten Bibliotheksebene und der angrenzenden Fachbereiche ist in Analogie zur grünen Wiese des Gießbergs in kräftigem Grün ausgeführt (Bezug zwischen Innenraum und Außenraum, s. o.). In den weißgrauen, begehbaren Bücher­regalen wurde Ton in Ton ein hellgrauer Boden verlegt, wodurch der solitäre Charakter der Wissenstürme gestärkt wird. Diese gegenüber der Urkonzeption differenzierter ausgeführte Farb- und Materialverwendung stärkt die Klarheit des Raumkonzepts. Sie verbessert die Orientierung, schafft eine klare Zonierung und dient so der funktionalen Gliederung der Bibliotheksbereiche. Die nutzerspezifischen Anforderungen an die Ausführung des Bodenbelags im Informationszentrum waren ebenfalls Robustheit, Widerstandsfähigkeit und Pflegeleichtigkeit. Der textile Bodenbelag hatte sich während der langjährigen Nutzungsdauer wegen der starken Frequentierung des zentralen Zugangs­bereichs nicht bewährt. Der in den öffentlichen Bereichen der Hochschule großflächig verlegte, bauzeittypische Noppenboden schied aus, da das Bewegen der Bücherwagen auf diesem unebenen Bodenbelag zu einer zu großen Geräuschentwicklung führen würde. Die Wahl fiel auf einen Bodenbelag, der sprichwörtlich hart im Nehmen ist und durch seine durchgehend homogene Oberfläche die neue Großzügigkeit des Informationszentrums verstärkt.6 Die Bodenbeschichtung auf der Basis von lösungsmittelfreiem 5 Eco Tec von Carpet Concept. http://www.carpet-concept.de/produkte/carpets/flachweben/eco/ eco-tec.html (18.10.2015). 6 Mastertop von BASF. http://www.master-builders-solutions.basf.de/de-de/produkte/mastertop/215 (18.10.2015).

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Polyurethan ist langlebig und kann bei Bedarf auch ausgebessert und nachbearbeitet werden. Der Vorteil gegenüber Parkett- oder anderen harten und robusten Bodenbelägen ist der deutlich bessere Trittschalldämmwert. Durch die flüssige Einbringung, ähnlich einer Estrichüberdeckung, ist diese Beschichtung außerdem in der Lage, vorhandene Bodenunebenheiten und schlechten Estrichzustand auszugleichen.

Abb. 14: Informationszentrum nach der Fertigstellung © I. Reiter.

Da der harte Bodenbelag in den bauphysikalischen Rechenmodellen raumakustisch nicht angerechnet werden konnte, musste eine verbesserte Schallabsorption im Informationszentrum durch zusätzliche Maßnahmen erreicht werden. Auf diese soll in den beiden folgenden Abschnitten näher eingegangen werden.

3.2.2 Licht-Akustik-Decke Wie bereits beschrieben, kam in Konstanz der Einbau einer klassischen Schallschutzdecke (z. B. Gipskartondecke) nicht in Frage. Um eine bessere Raumakustik zu erreichen, musste eine Deckenlösung entwickelt werden, die beides leistet: Schallabsorption und eine gleichmäßige, großflächige Ausleuchtung. Die für die Konstanzer Situation entwickelte Lösung besteht aus 133 runden Einzelleuchten, die unterseitig mit einer mikroperforierten, lichtdurchlässigen Spezialfolie bespannt sind. Diese Sonderanfertigung wurde in drei unterschiedlichen



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Durchmessern von 80 cm, 120 cm und 200 cm so unter die Decke und zwischen die Technikinstallationen gehängt, dass sie die hohe Installationsdichte überspielt und gleichzeitig immer eine maximale Raumhöhe erzielt wird. Durch die spielerische Anordnung (Raster und Freiheit, s. o.) der Akustikleuchten entsteht eine unverwechselbare Raumwirkung, die den Hauptzugang betont und der Bibliothek ein starkes Image verleiht. Das dadurch entstehende Bild erinnert an die Leichtigkeit eines Wolkenhimmels und spielt damit auch auf das Konzept von Innen und Außen an.

Abb. 15: Informationszentrum, Wolkendecke im Eingangsbereich © I. Reiter.

3.2.3 Licht-Akustik-Wand Da sich die raumakustische Wirkung der Licht-Akustik-Decke nur auf den ca. 500 m2 großen Eingangsbereich erstreckt, waren für die anderen Arbeits- und Aufenthaltsbereiche des Informationszentrums weitere Maßnahmen zu treffen. Zunächst wurden über die gesamte Fläche der Arbeits- und Aufenthaltsräume innerhalb der Betonkassetten der Deckenkonstruktion Schallabsorber eingebaut. Diese schufen die Basis für die Raumakustik. Eine weitere Besonderheit der akustischen Maßnahmen – neben der Licht-AkustikDecke – ist die über 50 m lange Lichtwand. Auch hier wurden in einer Sonderkonstruktion die beiden Anforderungen Licht und Akustik kombiniert. Die LED-hinterleuchteten

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Wandelemente wurden mit einer Stoff­bespannung versehen, die zusammen mit den an den Rückwänden angebrachten Absorbern für erstklassige akustische Werte sorgt. Das Licht, das sanft durch den Stoff scheint, und dessen weiche Materialität sorgen für eine Behaglichkeit und eine Atmosphäre, die im Kontext der ansonsten eher rauen und groben Ästhetik des Bestandsgebäudes etwas Besonderes ist. Die Lichtwand steht vor den dominierenden Betonstützen und verdeckt diese, wodurch sich die Raumgrenzen in der Weite des Lichts auflösen – vielleicht in Analogie zur Unendlichkeit des Geistes und zum Ort der Bibliothek selbst, an dem Wissen sich bündelt und fortsetzt scheinbar bis ins Unendliche. Der auf den Stoff applizierte Motivdruck kann diese Assoziation noch verstärken.

Abb. 16: Licht-Akustik-Wand im Informationszentrum © I. Reiter.

3.2.4 Wand – Farbige Glastafeln Die Sonderräume im Informationszentrum und die Gruppenarbeitsräume im Verbindungsbau sind als Glasboxen ausgeführt. Jeweils ein Segment der Glaswände ist dabei als großformatige, gerahmte Farbfläche konzipiert. Jede Glasbox erhielt als Akzent eine der Spektralfarben und dadurch ihren Wiedererkennungswert. Mit dieser Gestaltungsmaßnahme wird das Statische des ursprünglichen Farbkonzepts, in dem einzelne Bauteile farbig angestrichen wurden, bewusst verlassen. Während man sich durch den Raum bewegt und dabei durch eine der Glasscheiben schaut, wird der



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Raum dahinter für einen Moment quasi eingefärbt. Dadurch entsteht für die Nutzer ein immer wieder neues Raum- und Farberlebnis. Auch bei diesem prägnanten Ausführungsdetail ist somit bewusst ein Bezug zu künstlerischen Strömungen der konzeptionellen Entstehungszeit der Hochschule in den 1960er Jahren hergestellt, die in die heutige Zeit hineinwirken.7

4 Fazit Der gestalterisch-konzeptionelle rote Faden, der sich durch die Neugestaltung der Universitätsbibliothek Konstanz zieht, nimmt einige der 1960er-Jahre-Konzepte von Form, Farbe und Licht auf und überführt sie in eine zeitgemäße Architektur- und Materialsprache. Ziel war es, durch gezielte Farb- und Materialakzente eine klare und nutzerfreundliche Ausrichtung der Gestaltung zu schaffen. In Anlehnung an die Urkonzeption und den Zeitgeist der Universitätsgründung führt die Neugestaltung das architektonische Spiel von Regel und Ausnahme, von Klarheit und Mystik, von Freiheit und Restriktion fort – Kontraste, die in der Tradition der klassischen Moderne stehen. Hier ging es in allererster Linie darum, die vorhandenen Qualitäten des Gebäudes aufzugreifen und durch die neuen Maßnahmen noch zu verstärken. Das ist eine Form des Respekts und der Wertschätzung im Umgang mit dem herausragenden ‚Gesamtkunstwerk‘ der Universität Konstanz, wo sich Inhalte und Form im Sinne des Modernen und Zukunftweisenden zu einem Ganzen verbinden.

Literatur und Internetquellen Frank, M. B. (2011). Eine Tonnenhalle von schlichter, puristischer Form und Räumlichkeit … Die Stadtbücherei Mössingen zieht in ein denkmalgeschütztes spätmodernes Industriegebäude. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Secondhand – aber exzellent! Bauen im Bestand (S. 238–253). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/miscellanies/secondhand-38495/238/ PDF/238.pdf (17.10.2015). Naumann, U. (2009). Grundsätze des Bibliotheksbaus: Von den „Zehn Geboten“ von Harry FaulknerBrown zu den „Top Ten Qualities“ von Andrew McDonald. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken bauen und ausstatten (S. 14–37). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc. hu-berlin.de/miscellanies/bibliotheksbau/ (17.10.2015). Henning, W. (2011). „Flanieren Sie bitte!“ Ein bibliothekarischer Selbstversuch in der Mössinger Tonnenhalle. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Secondhand – aber exzellent! Bibliotheken bauen im Bestand (S. 226–231). Bad Honnef: Bock + Herchen. Preprint: http://edoc.hu-berlin. de/miscellanies/secondhand-38495/238/PDF/238.pdf (19.10.2015).

7 Als wichtige Vertreter sind hier Donald Judd (Minimal Art) sowie Barnett Newman und Mark Rothko (Farbfeldmalerei) zu nennen.

Jörg Weinreich

Nachnutzung versus Neubau Das Beispiel RW21 Stadtbibliothek Bayreuth

Einleitung Der folgende Beitrag stellt eine Praxishilfe auf Grundlage von Erfahrungen mit dem RW21 Stadtbibliothek Volkshochschule in Bayreuth dar und erklärt, weshalb man nicht immer haben kann, was man eigentlich möchte und wieso das nicht unbedingt ein Problem sein muss. Ausgehend von der Objektsuche und Prüfung von Einzelobjekten für eine neue Stadtbibliothek wird am Beispiel Bayreuths gezeigt, wie ein ehemaliges Textilkaufhaus einer Standortbewertung1 unterzogen wird, bei der sowohl das Umfeld mit seinen baulichen, wirtschaftlichen und stadtplanerischen Aspekten als auch die Verkehrsanbindung und das angestrebte Image eine Rolle spielen. Ausführlich werden die Planungsphasen vorgestellt, angefangen von der eigenen Planung über diejenige des Hochbauamtes bis hin zur Hinzuziehung eines Architekturbüros für die Innenraumgestaltung. Die anschließende Umbauphase ist gekennzeichnet durch permanente Abstimmung zwischen Planung, Budget und Baufortschritt. Das Fazit wird dann in der Nutzungsphase gezogen durch eine Bewertung des Ergebnisses, aber auch indem einerseits bereits neue Notwendigkeiten deutlich werden, andererseits jedoch als Nebeneffekt auch eine erfreuliche Entwicklung des Standortes resümiert werden kann.

1 Die Vision Wird eine Bibliotheksleitung im Laufe ihres Berufslebens damit konfrontiert, eine neue Bibliothek planen zu dürfen (oder sollen, müssen, das hängt ganz von der eigenen Einstellung ab), entstehen vor dem geistigen Auge aller Wahrscheinlichkeit nach fantastische Neubauten, auf der grünen Wiese geplant, ohne Gedanken an besondere Anforderungen baulicher Art oder Einschränkungen durch Nachbarnutzungen und vorhandenen Bestand, durch Satzungen etc. zu verschwenden. Und das ist in der Anfangsphase auch gut so: Wichtig ist eine Vision, an der sich das weitere Handeln ausrichtet. Nur: Irgendwann muss sich eine planende Bibliotheksleitung unweigerlich der Frage stellen, inwieweit Wunschdenken und Realität in Einklang gebracht werden können. 1 Vgl. auch Weinreich 2012.



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Die üblichen, häufigsten Einschränkungen sind: die Kosten, bedingte Eignung des bestehenden Objekts (Gebäude bzw. Grundstück) in vielfacher Hinsicht (insbes. Größe, Statik, Zustand, Lage, ÖPNV-Anbindung etc.), abweichende Vorstellungen der Architekten und des Bauamts, Entscheidungen des Stadtrats und der Verwaltung und last but not least die Vorgabe „Nachnutzung statt Neubau“. Dass die letztgenannte Direktive aber nicht unbedingt eine Einschränkung sein muss, sondern durchaus auch Chancen bieten kann, soll im Folgenden dargestellt werden. In Bayreuth fiel die Entscheidung auf die Nachnutzung eines vorhandenen Gebäudes, daher werden in diesem Beitrag vor allem die Chancen beleuchtet, die das Bauen im Bestand mit sich bringt. Dabei kommen auch mögliche Schwierigkeiten nicht zu kurz, denen man sich im Verlauf von Planung und Umbau stellen muss. Abschließend wird ein Fazit der vier Jahre im neuen Haus gezogen, wobei auch das Umfeld Berücksichtigung findet.

2 Objektsuche und Prüfung von Einzelobjekten 2.1 Geduld und langer Atem Zwischen der Bedarfsfeststellung und dem Umzug in ein neues oder renoviertes Gebäude vergehen oft Jahre, ja sogar Jahrzehnte. Dazwischen können zahlreiche Auseinandersetzungen mit der eigenen Verwaltung, der Stadtführung und dem Gemeinderat liegen, Haushaltsverhandlungen und ‑sperren, Wechsel in der Bibliotheksleitung und nicht zuletzt ein sich wandelndes Bibliothekswesen mit ganz neuen Anforderungen an die eigene Arbeit und damit an das Gebäude. Über die Jahre wird sich eine ganze Menge an Optionen bieten. Bauamt, Grundstücksamt, Makler, Parteien und andere werden Objekte zur Prüfung an die Bibliotheksleitung herantragen. Voraussetzung ist allerdings, dass der Wunsch nach einer neuen Unterbringung der Bibliothek auch öffentlich bekannt gemacht wurde und – wenigstens von Teilen der Entscheider in Verwaltung und Politik – anerkannt ist. Um einen hohen Grad an Akzeptanz zu erreichen, muss sich die Bibliothek ein passendes Netzwerk aufgebaut haben und dieses laufend pflegen. Auch ein Förderverein ist eine große Hilfe, wenn ihm denn entsprechende Honoratioren angehören. Übrigens sollte auch die Bibliothek selbst nicht davor zurückschrecken, bekannte und geeignete Leerstände oder Grundstücke öffentlich oder verwaltungsintern ins Gespräch zu bringen. Perfekt vorbereitet ist die Bibliotheksleitung, die bereits ein detailliertes WunschRaumprogramm erarbeitet hat, anhand dessen die angebotenen Gebäude und Grundstücke relativ einfach und zeitnah überprüft werden können. Neben statischen, energetischen und anderen technischen Eigenschaften, die in der Regel das städtische

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Bauamt bewertet, sind für die Bibliothek insbesondere die Umsetzbarkeit des intendierten Raumprogramms sowie der Standort des Objekts entscheidend. Auf die Frage „Kauf oder Miete“ soll an dieser Stelle nicht eingegangen werden, denn sie wird zuständigkeitshalber von der Finanzverwaltung bearbeitet und vom kommunalen Parlament entschieden. Die Entscheidung ist zwar nicht ganz uninteressant, im Allgemeinen hat die Bibliothek darauf jedoch wenig Einfluss. Wesentlich ist in dieser Projektphase eine ausdauernde Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit, um die Situation der Bibliothek und eine wünschenswerte Verbesserung nachhaltig im politischen Gedächtnis der Entscheider und der kommunalen Öffentlichkeit zu verankern.

2.2 Beispiel Bayreuth: Textilkaufhaus – Teil I In den Akten der Stadtbibliothek Bayreuth ist nachweisbar, dass seit 1986 auf eine unzureichende Unterbringung hingewiesen wurde und neue Räumlichkeiten gefordert wurden. Das erste, achtseitige Konzept argumentierte mit der Bedeutung und Entwicklung der Stadtbibliothek, nahm Bezug auf die Raumnot, nannte Bestandsund Flächenziele, die sich auf das KGSt-Gutachten bezogen und wies auch schon auf Zuschussmöglichkeiten hin sowie die städtebauliche Bedeutung einer modernen Bibliothek. Untermauert wurde die Argumentation mit gelungenen Beispielen. Bis es konkret wurde mit einem neuen Gebäude, gingen nochmals 22 Jahre ins Land, in denen mehr als 40 Vorschläge diskutiert und geprüft wurden. Nur in 10 von diesen 22 Jahren erging kein neuer Vorschlag bzw. wurde keine alte Variante erneut diskutiert. Um die Vielfalt von Möglichkeiten aufzuzeigen, hier eine kleine Aufzählung diskutierter Varianten: –– Neubau –– Anbau an das Rathaus-Hochhaus –– Ein neues Haus am zentralen Markt mitten in der Innenstadt –– Neubau auf dem ehem. Schlachthofgelände etwas außerhalb des Zentrums –– Unterbringung in einem neu geplanten Einkaufszentrum –– Bebauung versch. Stadtplätze (Bausünden der 1970er Jahre) –– Umnutzungen renovierter Altbauten bzw. Bestandsbauten – Historisch: Altes Schloss, Altes Rathaus, div. Gebäude in der (späteren) Fußgängerzone in der Innenstadt, Schule – Neuerer Bestand: ehem. Möbelhaus am Innenstadtring, Sparkassengebäude, Kino, Hotel u. a. Endlich wurde im März 2006 der Stadt ein ehemaliges Textilkaufhaus zum Kauf angeboten, das früher ein Wohnhaus mit Druckerei war, am Rande der Fußgängerzone im verkehrsberuhigten Bereich, 5 Etagen mit insgesamt ca. 5 000 m2. Bei einer ersten kurzen Begehung zeigte sich trotz der vorhandenen Einbauten deutlich die



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grundsätzliche Eignung des Gebäudes. Der Antrag einer Stadtratsfraktion war hilfreich, den Stein ins Rollen zu bringen, möglicherweise nützte auch ein politischer Wechsel an der Stadtspitze, sodass das lang diskutierte Thema konkreter zu werden begann. Auch die obersten Verwaltungsgremien setzten positive Signale, sodass es als notwendig erschien, schnellstmöglich ein aktuelles, auf das konkrete Gebäude abgestimmtes Konzept zu Papier und an die entsprechenden Entscheider zu bringen.

Abb. 1: Das ehemalige Textilkaufhaus – heute Bibliothek und VHS © Stadtbibliothek Bayreuth.

2.3 Checkliste Objektsuche Die folgenden Punkte fassen die Aufgaben zusammen, die die Objektsuche kennzeichnen: –– Veränderungsbedarf ins Gespräch bringen und dauerhaft verankern –– Netzwerk aufbauen und pflegen –– Eigene Vorstellungen festhalten –– Erstes Konzept entwickeln –– Vorgeschlagene Objekte bewerten und auch eigene Vorschläge unterbreiten –– Bürgerbeteiligung auf den Weg bringen

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3 Standortbewertung, oder: Ganz ohne Parkplätze geht es nicht. 3.1 Lagen Allgemein bekannt ist die Tatsache, dass in jeder Gemeinde in der Innenstadt verschiedene Lagen existieren, die sich im Miet- bzw. Kaufpreisniveau widerspiegeln. Diese Lagen werden gemeinhin in die Hauptgruppen 1A-Lage, 2A-Lage, 1B-Lage, 2B-Lage unterteilt (meist in dieser Reihenfolge, aber auch andere sind möglich: Hier in Bayreuth ist die Reihenfolge z. B. 1A, 1B, 2A, 2B – wendet man sich z. B. an das Grundstücks- oder das Stadtplanungsamt) und werden anhand der Passantenfrequenz ermittelt. Auch die Einzelhandelsdichte spielt eine Rolle. Generell gilt selbstverständlich: Je besser die Lage, desto begehrter die Immobilien und desto teurer Kauf oder Miete. Da bei Entscheidungen der Kommunalpolitik häufig die Kosten ein wesentliches Kriterium darstellen (Ausnahmen bestätigen die Regel), wird allein schon die Finanzkraft der Kommune ein bestimmender Faktor für den Standort einer neuen Bibliothek sein und damit für die Lage im entsprechenden Haupt- oder Neben­ versorgungsbereich – oder eben anderswo. Erfahrungen zeigen, dass in Innenstädten, speziell den Fußgängerzonen, Einzelhandel und Gastronomie die Hauptrollen in der Nutzung spielen. Das bedeutet, dass Politik und/oder Stadtverwaltung im Falle von frei werdenden Objekten (Grundstück oder Gebäude) primäres Interesse an einer Neubelegung durch Einzelhandelsunternehmen haben, nicht zuletzt wegen hoher zu erwartender Gewerbesteuereinnahmen. Dass im Nachhinein Kommunalpolitiker auch zur Erkenntnis gelangen können, dass eine Bibliothek in der Innenstadt ebenfalls hohe Passanten- und damit Kundenfrequenzen bringt, sogar solche, von denen manche Geschäfte in unmittelbarer Nachbarschaft nur träumen können, steht auf einem anderen Blatt. Empfehlenswert ist unbedingt der Versuch, Entscheidungsträger bereits im Vorfeld einer Baumaßnahme anhand von nachweisbaren Zahlen aus anderen Kommunen von der hohen Besucherfrequenz von Bibliotheken zu überzeugen.

3.2 Städtebauförderung Eine wichtige Rolle für die Standortentscheidung innerhalb der Stadtplanung spielt, ob sich die Adresse in einem Sanierungs- oder Stadtentwicklungsgebiet befindet. Hier sind hohe Drittmittel von Bund und Land zu erwarten, was nicht nur die Finanzierung erleichtert und den einen oder anderen Sonderwunsch zu verwirklichen hilft, sondern auch für die Entscheidungsfindung im Gemeinderat eine bedeutende Rolle spielt. Hilfreich ist das Stadtplanungsamt. Welchen bedeutenden Anteil eine Biblio-



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thek an der Innenstadtentwicklung haben kann, wird am Bayreuther Beispiel noch zu zeigen sein.

3.3 Weitere Kriterien für die Standortbewertung 3.3.1 Struktur Wichtige Hinweise auf die Akzeptanz und den Stellenwert einer Location gibt die derzeitige Bebauung bzw. die derzeitige Nutzung. Hier spielt durchaus die Frage eine Rolle, wie die Nachbarschaft in der Bevölkerung gefühlsmäßig bewertet wird. Dieser Punkt ist für Zentral- und Stadtteilbibliotheken selbstverständlich sehr unterschiedlich zu sehen und hängt immer auch von der angesprochenen Zielgruppe ab. –– Welche Geschäfte, Einrichtungen, Nutzungen befinden sich bereits in der näheren Umgebung? –– Gibt es einen Nutzungsschwerpunkt (Handel, Gastronomie, Kultur etc.)? –– Wie ist die Qualität der Nutzung (Grundbedarf und hochwertiger Einzelhandel vs. Dönerbuden und Spielhöllen)? –– Wie lange existieren Nutzungen in dieser Lage, ist der Wechsel hoch oder können sich die Einrichtungen über längere Zeit halten?

3.3.2 Verkehrsanbindung Derzeit spielt in Bayreuth der Individualverkehr beim Erreichen von Zielen nach wie vor die größte Rolle. Für die innerstädtischen Bereiche in Großstädten, die per ÖPNV perfekt angebunden sind, ist das sicherlich anders zu bewerten als für kleinere und mittlere Kommunen mit ländlichem Einzugsgebiet, in denen der PKW immer noch Fortbewegungsmittel Nummer 1 ist. Auch der Sicherheitsaspekt darf nicht außer Acht gelassen werden. Kommen Fußgänger sicher über die Straße, falls die Immobilie nicht in der Fußgängerzone liegt (Zebrastreifen, Ampeln)? Ist eine übersichtliche Verkehrssituation gegeben oder gibt es potenzielle Gefahrenquellen? –– Individualverkehr: Wie ist die Anbindung bzw. Erreichbarkeit per Kfz, per Rad, für Fußgänger? Lage in einem Einbahnstraßenlabyrinth oder an einer vielbefahrenen, lauten Hauptverkehrsader (z. B. Innenstadtring)? Sind ausreichend viele Parkplätze/Parkhäuser in der Nähe? Wie lange ist die mögliche Parkdauer? Wie hoch sind die Parkkosten? Nicht vergessen: Fahrradwege und sehr viele, möglichst attraktive Fahrradständer! Unabdingbar: direkt vor dem Eingang. Wünschenswert: einfaches Handling, Überdachung. In Zukunft evtl.: Ladestation für Elektrofahrzeuge?

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–– Öffentlicher Personennahverkehr: Gibt es Haltestellen, am besten von verschiedenen Linien? Mit welcher Frequenz werden diese angefahren? Ist auch in den Abendstunden eine Bedienung der Haltestellen gesichert?

3.3.3 Entwicklungspotenzial Nicht nur der momentane Zustand des Standorts sollte Berücksichtigung bei der Bewertung finden. Insbesondere ist auch sein Potenzial von Interesse. Selbst wenn die aktuelle Struktur eines Straßenzugs/eines Stadtviertels/eines Blocks auf den ersten Blick nicht ideal erscheint, können mit der Ansiedelung einer Bibliothek durchaus enorme Entwicklungsreserven mobilisiert werden. Das kann so weit gehen, dass sich die B-Lage in eine A-Lage wandelt und eine Art Mikro-Gentrifizierung angestoßen wird, in deren Verlauf eine Aufwertung des Standorts erfolgt.

3.3.4 Checkliste Standortbewertung –– –– –– –– ––

Lage Sanierungsgebiet, Städtebauförderung? Verkehrsanbindung Struktur der unmittelbaren Umgebung, des Viertels Entwicklungspotenzial

4 Planungsphasen 4.1 Eigene Planung, Planung des Hochbauamtes, Architekturbüro Für welches Objekt auch immer die politische Entscheidung fällt, eines ist im Zuge der Bibliotheksplanung eminent wichtig: Niemals darf sich die Bibliotheksleitung die Planung ganz aus der Hand nehmen lassen. Nicht eben selten sind im Kreis von Kollegen mit Bauerfahrung Aussagen dieser Art zu hören: –– „Der Architekt hat das so geplant, wir wollten das ganz anders.“ –– „Darauf hatten wir gar keinen Einfluss.“ –– „Damit müssen wir jetzt leben.“ Auch hier spielen Beziehungspflege und gute persönliche Vorbereitung entscheidende Rollen. Es sollte frühzeitig geklärt werden, welche Abteilungen innerhalb der Kommunalverwaltung mit einem Bau/Umbau beauftragt sein werden. Anschließend kann – auch ohne aktuellen Anlass, der Bedarf genügt – Kontakt aufgenommen und



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unverbindlich über die Vorstellungen der Bibliothek gesprochen werden. So ist auch z. B. der Leiter des Hochbauamts auf das Projekt vorbereitet, wenn auch erst minimal.

4.2 Beispiel Bayreuth: Textilkaufhaus – Teil II Da sich die Volkshochschule (VHS) in einer ähnlichen Situation befand wie die Stadtbibliothek und ein konzeptueller Schwerpunkt der Bibliothek auf Bildung und Lebenslangem Lernen2 lag und liegt, außerdem bereits gute Kontakte zur VHS bestanden, lag es nahe, ein gemeinsames Papier zu erarbeiten. Unter dem Titel Treffpunkt Richard-Wagner-Straße – Stadtbibliothek und Volkshochschule Bayreuth in einem gemeinsamen Zentrum für Lebenslanges Lernen im ehemaligen Gebäude der Firma Oberpaur legten beide Einrichtungen im Dezember 2006 ein 14-seitiges Konzept vor. Es beschrieb mit den strukturellen und konzeptionellen Voraussetzungen den IstZustand und die inhaltliche Nähe der Institutionen, zeigte Chancen für die Innenstadtentwicklung und mögliche Synergieeffekte3 auf, stellte Angebote der einzelnen Einrichtungen dar und unterbreitete konkrete Vorschläge für eine inhaltliche Kooperation. Unter dem Stichwort „Perspektiven“ wurden denkbare Entwicklungen aufgezeigt. Beigefügt waren eine Aufstellung der Funktionsbereiche, nach Stockwerken gegliedert, sowie ein Szenario als anschauliches Beispiel, wie eine fiktive Familie das gesamte Haus nutzen könnte. Die Technik des „Szenarios“ wurde übrigens auch später im Bauausschuss des Stadtrats genutzt, um auf anschauliche Art und Weise die neue Bibliothek vorzustellen. Grundlage für die Entwicklung der Funktionsbereiche waren u. a. das Leitbild der Stadtbibliothek sowie zahlreiche Überlegungen, die in den vielen Jahren angestellt und laufend angepasst wurden, in denen nach einer neuen Unterbringung gesucht wurde. Im Lauf der folgenden zweieinhalb Jahre bis zum Baubeginn wurden die Funktionsbereiche mehrfach umgearbeitet und teilweise auf andere Stockwerke verschoben, auch weil die Statik des vorhandenen Gebäudes nicht optimal für eine Bibliothek geeignet war. Nach erster Ablehnung des Ankaufs durch den Stadtrat aufgrund der hohen Kosten für die Gebrauchtimmobilie folgte im Zuge der Finanzkrise ein erneutes Angebot zum halben Preis, was letztlich ausschlaggebend für die Kaufentscheidung war.

2 Vgl. auch Delcker-Wirth 2011. 3 Vgl. auch Weinreich 2011.

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4.3 Bürgerbeteiligung Eine kleine Geschichte am Rande zum Thema Bürgerbeteiligung: Unsere Überlegung in Bayreuth war, dass ein neues Haus, in dem zwei vorher separate Einrichtungen untergebracht werden, einen gemeinsamen Namen tragen sollte, um auf die Gemeinsamkeiten hinzuweisen und gleichzeitig das Marketing zu vereinheitlichen bzw. zu erleichtern. Unser Namensvorschlag fand den Weg in den Kulturausschuss und wurde dort dem Stadtrat empfohlen. Wohl weil er den Namen RW21 mit dem sperrigen Untertitel „Raum für Wissen im 21. Jahrhundert“ (abgeleitet aus der Adresse Richard-Wagner-Straße 21) nicht passend fand, kam der Oberbürgermeister auf die Idee, die Bürger an der Namensfindung zu beteiligen. Nach einem öffentlichen Aufruf gingen immerhin rund 150 Vorschläge ein, dabei viele einfallslose, langweilige und indiskutable (Hirnkastl, Schlauhaus, Wagners-City-Book-House etc.), aber auch ganz originelle (HaLLe = Haus des Lebenslangen Lernens, Villa Wissen (ViWi), Treff K (=Kultur) etc.), oder solche, die Bezug nahmen auf den ehemaligen Textilhändler namens Oberpaur (Oberschlaur, Paur-Bib). Letztendlich konnten wir unseren ersten Vorschlag mit einem neuen Untertitel durchsetzen und das „RW21 Stadtbibliothek Volkshochschule“ war geboren. Bei einer neuerlichen Planung würde der Autor trotz seiner Erfahrungen mit der Namensfindung unbedingt empfehlen, geeignete, professionell aufgezogene Maßnahmen zur Bürgerbeteiligung zu ergreifen. Hier sei das Beispiel Århus erwähnt, das zahlreiche Formate zur Ermittlung der Bürgerwünsche in seine Planungen mit einfließen ließ.4

4.4 Architekturbüro Was die Zusammenarbeit mit Architekten betrifft, hört man von unterschiedlichsten Erfahrungen. Es ist wichtig, dass von Beginn der Zusammenarbeit an ein vertrauensvolles Verhältnis zu den beteiligten Architekten hergestellt wird. Bibliothekarisches Interesse an und Kenntnisse von architektonischen und bautechnischen Fragen und Problemstellungen signalisieren Kompetenz, und die Meinung kompetenter Menschen wird in der Regel geschätzt. Außerdem ist zu empfehlen, dass bereits vor der Beauftragung eines Architekturbüros festgelegt wird, dass sämtliche Rechte an den Architekturleistungen (Innenraumgestaltung, Entwurf von Möblierung etc.) nach Fertigstellung auf die Bibliothek übergehen. Wird das vergessen, könnte es passieren, dass das Architekturbüro über Jahre jegliche Veränderung an den Innenräumen untersagt und damit die Bibliotheksentwicklung blockiert.

4 Vgl. auch Schleh 2013.



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Erfolgt die Verständigung auf Basis wechselseitigen Vertrauens und gegenseitigen Respekts, werden auf die Auftragsvergabe zahlreiche fruchtbare Besprechungen folgen, in deren Verlauf die Detailplanung gemeinsam (!) erarbeitet wird.

4.5 Beispiel Bayreuth: Textilkaufhaus – Teil III Nach der Kaufentscheidung im Dezember 2008 begannen die Planungen im Februar 2009. Das Hochbauamt der Stadt legte im Juni 2009 auf Grundlage der angegebenen Funktionsbereiche eine rudimentäre Möblierungsplanung vor. Währenddessen wurden Finanzierungsmöglichkeiten ausgelotet. Im Juli wurden dann Baukosten in Höhe von 4,2 Mio. Euro ermittelt, während die kompletten Kosten auf 3,05 Mio. Euro gedeckelt waren. Neue Fördermittel ermöglichten eine Aufstockung der Investitionssumme auf 3,4 Mio. Euro, allerdings unter der Auflage, ein Architekturbüro für die Innenarchitektur der Stadtbibliothek hinzuzuziehen (die VHS wurde durchgängig vom Hochbauamt geplant und realisiert), welches ab Oktober 2009 mit neuen Planungen begann. Diese Auflage erwies sich im weiteren Verlauf als absoluter Glücksfall, da es in zahllosen Besprechungen mit der zuständigen Innenarchitektin gelungen ist, die Vorstellungen der Bibliothek umzusetzen und dank der Ideen des Architekturbüros ein unverwechselbares Erscheinungsbild zu kreieren.

4.6 Checkliste Planungsphase –– –– –– –– –– –– –– ––

Intensive Einarbeitung in die Materie Bürgerbeteiligung?! Immer: Lobbyarbeit Weiterentwicklung des Konzepts, detailliertes Funktions- und Raumprogramm Ausführung flexibel halten, späteren Umbau ermöglichen Rechtzeitige Kontaktaufnahme und -pflege mit kommunalen Baubehörden Vertrauensverhältnis zu Architekturbüro herstellen, Einfluss nehmen! Selbstbewusst Forderungen stellen

5 Umbauphase 5.1 Abstimmung von Planung, Budget und Baufortschritt Bauen im Bestand ist ein finanzielles Abenteuer. Ursache sind die Überraschungen, mit denen der Bauherr konfrontiert wird, da selbst bei eingehender Untersuchung eines Gebäudes nicht alle Problemquellen entdeckt werden können. Für die (um)

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bauende Bibliothek ist es daher notwendig, das eigene Konzept flexibel zu halten, um auf kurzfristige Änderungen, die durch bauliche Unvorhersehbarkeiten und/oder finanzielle Umstände bedingt sind, rasch reagieren zu können.

5.2 Beispiel Bayreuth: Textilkaufhaus – Teil IV Eine Eigenart der eineinhalbjährigen Rück- und Umbauphase war die ständig ungewisse Finanzsituation. Zum einen war die Ursache bautechnisch bedingt: In Bayreuth stellte sich z. B. heraus, dass der Vorbesitzer nachträglich weitere Wände einmauern ließ, die dann wegen fehlender Rücksichtnahme auf die Statik am Baukörper Schäden verursacht hatten. Zudem hatte sich das Gebäude, das aus einem Teil mit historischer Fassade und einem komplett neuen Anbau besteht, auf jeder Seite etwas gesenkt, sodass problematische Risse entstanden waren. Statische Eigenarten des offenen Baukörpers führten dazu, dass die spätere Bereichsverteilung und Regalaufstellung darauf Rücksicht nehmen musste bzw. die Lastenverteilung besonders intensiv geprüft wurde. Eine weitere Quelle von erheblichen Mehrkosten waren – wie offenbar unumgäng­ lich – die aktuellen, massiven Anforderungen an den Brandschutz. Zudem musste die komplette Haustechnik auf einen neuen Stand gebracht werden, ebenfalls ein nicht unerheblicher Kostenfaktor.

Abb. 2: Im offenen Lichthof in der Gebäudemitte verlaufen die Rolltreppen vom UG bis ins 2. OG © Stadtbibliothek Bayreuth.



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Zum anderen gab es eine Diskrepanz zwischen den veranschlagten und den tatsächlichen Baukosten, also zwischen dem vom Stadtrat zur Verfügung gestellten Budget und den ansteigenden Mehrkosten. Noch während der Bauphase fanden Verhandlungen von Bauamt mit Kämmerei und von Kämmerei mit Zuschussgebern und Aufsichtsbehörden statt, weshalb die Unsicherheit in der Finanzierung eine große Planungsunsicherheit bei den Baumaßnahmen und der Ausstattungsplanung mit sich brachte. Konkret stand zuerst eine vom Bauamt geschätzte Summe von 2  Mio. Euro im Raum, die für Umbau und Ausstattung erforderlich sein würde. Mit dieser Summe wurde der Stadtrat im Rahmen der Ankaufsentscheidung konfrontiert und stimmte zu. Nach Untersuchung des Bestandes und ersten Rückbaumaßnahmen war im Juli 2009 deutlich, dass der Umbau deutlich aufwändiger und damit teurer werden würde. Nun war von 3 Mio. Euro die Rede, die bei der offiziellen Vorstellung im Bauausschuss bereits auf 3,7 Mio. Euro angewachsen war, während die interne Kalkulation des Bauamtes noch um eine halbe Million höher lag, falls alle Wünsche berücksichtigt würden. Innerhalb des zur Verfügung stehenden Budgets kam es ebenfalls laufend zu Verschiebungen, die v. a. aus den entdeckten Bauschäden resultierten. In der Konsequenz führte jeder zusätzliche Euro für die Behebung von Mängeln oder die Modernisierung der Haustechnik zu einer Schmälerung des Budgets für Ausstattungswünsche der Bibliothek. Im Gegenzug halfen dann Einsparungen durch die bestmögliche Wiederverwendung vorgefundener Innenausstattung und Installationen (z.  B. Deckenverkleidung, Beleuchtung), andere, besondere Anforderungen von Bibliothek und VHS zu erfüllen (z. B. Klimatisierung des Dachgeschosses).

5.3 Checkliste Umbauphase –– –– –– –– ––

Regelmäßige, intensive Gespräche mit den am Bau beteiligten Parteien Technische Fragen erläutern lassen Flexibilisierung der Gedanken und des eigenen Konzepts Positiver Umgang mit Veränderungen, kein Beharren auf alten Planungen Sparmaßnahmen kreativ umsetzen

6 Nutzungsphase 6.1 Ergebnisbewertung, Standortentwicklung In diesem Kapitel können nur beispielhaft Erfahrungen aus der an den Umbau anschließenden Nutzungsphase in Bayreuth geschildert werden, da jede andere Bibliothek in anderen Gemeinden ihre eigenen Erfahrungen mit der Umnutzung eines

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bestehenden Gebäudes machen wird. Eines dürfte jedoch in allen Kommunen gleich sein: die Aufwertung eines Viertels durch einen Bibliotheksstandort – und das gilt auch für 1A-Lagen, wo die Bibliothek einen Kontrapunkt zur kommerziell orientierten Nachbarschaft setzen kann.

6.2 Beispiel Bayreuth: Textilkaufhaus – Teil V Nach vier ersten Jahren Bibliotheksbetrieb in einem ehemaligen Textilkaufhaus kann ein mehr als positives Fazit der Nachnutzung gezogen werden. Die offene Bauweise des Gebäudes mit einer hauptsächlichen Verteilung der Stützlast auf die Außenmauern, wenige Innenwände und Pfeiler, erlaubte größtmögliche Flexibilität in der Planung – und bietet ausreichend Zukunftsfähigkeit, da sich die Geschosse mit relativ geringem Aufwand neu unterteilen ließen, je nachdem, wie sich die Bibliotheksarbeit wandelt. Auch die Nutzung des Gebäudes durch zwei selbstständige Partner, Bibliothek und VHS, konnte zufriedenstellend geregelt werden, da das Haus über zwei unabhängige Treppenhäuser, die Rolltreppen, Lasten- und Personenaufzug perfekt erschlossen ist. Nur hin und wieder, bei ganz großen Veranstaltungen, kommt es zu geringfügigen, kurzen Sicherheitslücken, mit denen jedoch pragmatisch umgegangen wird. Weiterer und unverzichtbarer Partner im Haus: die Diakonie mit dem Café Samocca, in dem vorwiegend Menschen mit Einschränkung arbeiten. Ein Lesecafé ist ohnehin unverzichtbar und sollte dringend bei der Planung berücksichtigt werden, ein Partner wie die Diakonie ist ganz besonders wertzuschätzen. Und falls möglich, sollte auch eine Außenbewirtung angeboten werden, in Bayreuth ermöglicht durch eine Dachterrasse auf der Ebene des 2.  OG (leider nicht barrierefrei zugänglich). Hier wurde im Zuge des Umbaus eine weitgehend ungenutzte, aber begrünte Dachfläche nutzbar gemacht – auch das eine Chance bei bestehenden Gebäuden! Der Veranstaltungsraum im UG besitzt zwar einen separaten Zugang, aber leider müssen die Besucher einen kleinen Umweg durch den Bibliotheksbereich nehmen, um die Toiletten aufzusuchen. Dies hat zur Folge, dass aus Bestandssicherungsgründen der Ausgang aus der Veranstaltung nicht über das separate Treppenhaus erfolgen kann, da dort keine Mediensicherung eingebaut wurde, sondern durch den Haupteingang erfolgen muss. Als weniger zufriedenstellend und ein Opfer des gedeckelten Umbaubudgets erwies sich der sehr hohe Energieverbrauch des Hauses. Aufzug und Rolltreppen fordern ihren Tribut, ebenso die vorherrschende Beleuchtung durch zahlreiche (wiederverwendete) Deckeneinbaustrahler. Die Fenster sind nur zweifach verglast. Eine Gebäudedämmung existiert nur unterm Dach, es gibt viele Wärmebrücken. Die Heizung erfolgt in weiten Teilen über die Lüftung, wobei bei Bedarf im Untergeschoss elektrisch zugeheizt wird. Im Sommer erfolgt Klimamanagement über Kühl-



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geräte. Sicherlich, alles dient dem Komfort von Besuchern und Angestellten, von einer „Grünen Bibliothek“ ist das RW21 jedoch Lichtjahre entfernt. Erste Maßnahmen wurden ergriffen, den Energieverbrauch zu reduzieren. Die Rolltreppen wurden im vierten Jahr von gleichbleibender Geschwindigkeit umgerüstet auf eine energiesparende bei Nichtnutzung und die Normalgeschwindigkeit bei Nutzung. Zudem erfolgte wenigstens im Ausstellungsbereich ein Austausch der konventionellen Leuchtmittel gegen LED-Leuchten. Ebenfalls dem Bereich Klima, Energie und Komfort zuzuordnen ist der offene Lichthof in der Gebäudemitte, in dem die Rolltreppen vom UG bis ins 2. OG verlaufen. Dies führt zu Luftströmungen und einer suboptimalen Temperaturverteilung im Haus, sowohl sommers wie winters. Ein Ausgleich ist schwierig, da sich die Lüftungsheizung nicht räumlich detailliert regeln lässt, lediglich die beiden großen Gebäudeteile „alte Fassade“ und „Anbau“ sind von den Lüftungskreisläufen her getrennt zu regeln. An manchen Auskunftsplätzen im Haus wurden bereits Heizlüfter aufgestellt sowie eine zusätzliche elektrische Heizplatte installiert. Teilweise ein Problem: die Sonneneinstrahlung an der Fensterseite. An manchen Plätzen und zu manchen Zeiten war Bildschirmarbeit wegen der Sonneneinstrahlung nicht möglich, sodass Sonnenblenden nachgerüstet werden mussten. Das Umbaubudget ließ seinerzeit eine Verschattung nicht zu. Gemeinsam mit dem Behindertenbeirat der Stadt wurde bereits im Vorfeld auf eine größtmögliche Barrierefreiheit des Hauses geachtet. Im Nachhinein erwies sich der Einbau von nur einer Behindertentoilette, noch dazu im DG, als nicht optimal. Eine Nachrüstung ist vom Kostenaufwand her problematisch. Auch die Zugänge zu den regulären Toilettenbereichen waren zunächst nicht barrierefrei und weder kinder- noch seniorenfreundlich, da die eingebauten Brandschutztüren so schwer waren, dass manche Senioren daran scheiterten, die Tür zu öffnen. Die schweren Brandschutztüren zu den Toilettenbereichen wurden mittlerweile gegen leichtgängigere Türen ausgetauscht.

7 Fazit 7.1 Umbauphase –– Bei mehreren Nutzern im Haus optimale Trennung der Bereiche ausarbeiten –– Veranstaltungsräume möglichst in Verbindung mit Toiletten einplanen, unabhängig von den Medienbereichen, mit separatem Ein-/Ausgang –– Café integrieren, falls möglich mit Außenbewirtung –– Folgekosten des Gebäudebetriebs beachten: realistisch berechnen lassen –– Raumklima: Heizung und Lüftung möglichst bereichsgebunden regelbar machen, Luftbewegungen beachten, Sommer-/Winterbetrieb bedenken

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–– Auf ausreichenden, manuell bedienbaren Sonnenschutz achten –– „Grüne Bibliothek“ bereits in der Planungsphase zum Ziel erklären –– Barrierefreiheit: Behindertentoiletten ggf. auf mehreren Stockwerken und neu planen, anstatt vorhandene umzufunktionieren; elektrischen Betrieb von schweren Brandschutztüren einplanen –– Zufahrt und Anlieferung auch für größere LKWs ermöglichen

7.2 Standortentwicklung In Bayreuth zählte die am äußersten Rand der Fußgängerzone (eher verkehrsberuhigte Zone), der großen Shopping Mall (ECE-Center) genau entgegengesetzt liegende Richard-Wagner-Straße zu den Sorgenkindern der Innenstadtentwicklung: Leerstände, häufig wechselnde Mieter, heruntergekommener Bestand, wenig Passanten mit kurzer Verweildauer. Das Bild wandelte sich mit der Eröffnung der Bibliothek nachhaltig: Folgeinvestitionen werden getätigt; die Quasi-Ruine des historischen Gebäudes gegenüber entwickelte sich vom Schandfleck zum Schmuckstück, hier entstanden Wohnungen der gehobenen Art. Die Passantenfrequenz in der RichardWagner-Straße erhöhte sich dauerhaft: mehr als 1 200 Besucher am Tag zählen allein Stadtbibliothek und VHS zusammen (während der Bibliotheksöffnungszeiten, die der VHS gehen darüber hinaus). Erhöhte Passantenfrequenz bedeutet Aufstieg in der Lagebewertung, bedeutet größeres Interesse an Mietobjekten in der Straße; vorhandene, kleinere Geschäfte können sich dauerhaft etablieren; das Sortiment verbessert sich; viele Passanten ziehen weitere Passanten an, beleben das Quartier und machen es bunter. Mit dem Evangelischen Gemeindehaus gegenüber, das über das Evangelische Bildungswerk zahlreiche Veranstaltungen bietet, konnte ein Themenzusammenhang (Bildung, Lebenslanges Lernen) hergestellt werden, sodass zusammen mit dem vielfältigen Einzelhandel ein gesunder Nutzungs-Mix entstand, der sich hoffentlich auch weiterentwickelt. Sogar für das 6 500 m2 große ehemalige C&A-Gebäude direkt neben der Bibliothek, Sorgenkind und unbelebter Leerstand seit Jahren, besteht mittlerweile Hoffnung. Es wurde von einem Investor aus der Region erworben, der das Gebäude innerhalb der nächsten zwei Jahre wiederbeleben möchte. Die Aussagen des Geschäftsführers, Th. Männel, beweisen die Bedeutung einer gelungenen Bibliothek als Standortfaktor: „Für den Kauf sprachen mehrere Aspekte. Hauptsächlich die Lage, ... am Anfang, nicht am Ende der Fußgängerzone“. Mit dem RW 21 habe es ein „hervorragend gelungenes Gebäude in der Nachbarschaft …“.5 Es gelang allerdings bisher nicht, die Verkehrsplaner dazu zu bewegen, Schwellen in die Fahrbahn einzubauen (direkt vor der Bibliothek knickt die – eigentlich 5 Quelle http://www.nordbayerischer-kurier.de/nachrichten/ca-haus-ist-verkauft_402767 sowie Print­ ausgabe, Nachricht vom 18.09.15 (19.10.2015).



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verkehrsberuhigte – Straße scharf ab), um den Verkehr zu bremsen, weitere Fahrradständer aufzustellen (nachdem bereits nachgerüstet wurde) und die verkehrsberuhigte Zone auszudehnen. Das abschließende Fazit ist absolut positiv: Die Besucherfrequenz ist weiterhin steigend und 2014 gelang es Stadtbibliothek und VHS sogar, mit der Organisation des 1. Bayreuther Lernfestes zahlreiche Akteure, auch aus dem angrenzenden Einzelhandel, bei einer publikumswirksamen Großveranstaltung zusammenzubringen, die nicht nur das RW21 und das gegenüberliegende Gemeindehaus, sondern auch öffentliche Flächen auf der Straße bespielten.

8 Anhang: Checkliste Nachnutzung Voraussetzung: grundsätzliche Eignung Finanzierung

Umbau

Planung

Stadtentwicklung, Auswirkungen auf das Viertel / die unmittelbare Nachbarschaft

Plus

Minus

neues Bibliothekskonzept vorhanden gegeben

nicht gegeben

theoretischer Kostenvorteil gegenüber Neubau

städtebauliches Entwicklungs-/ Sanierungsgebiet? Hohe Zuschüsse zu erwarten

müssen Grundstück und/oder Immobilie gekauft werden oder befindet sich eines/befinden sich beide im Besitz der Kommune? Ankauf bedeutet hohe Anfangsinvestitionen, geringere laufende Kosten; Miete anfangs geringere Kosten, später höhere

versteckte Kosten Aufwand schwer vorhersehbar unklarer Zeitrahmen durch vorhandenen Bestand vorgegebener Rahmen üblicherweise keine/kaum Einschränkung durch ArchitektenCopyright zu klären: Erlaubt das vorhandene Gebäude ausreichend Flexibilität in der Gestaltung? Ist es zukunftsfähig? Aufwertung der Lage, Imagemögl. Beitrag zur Gentrifizierung verbesserung (steigende Mieten etc.)

Erhöhung der Passanten- und damit Zunahme des Individualverkehrs Kundenfrequenz

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spätere Nutzung, Veränderung, Flexibilität

Plus

Minus

Ladensortimente höherwertiger Anstoß zu weiteren Sanierungen und Investitionen üblicherweise keine/kaum Einschränkung durch ArchitektenCopyright

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Literatur und Internetquellen Delcker-Wirth, B. (2011). Stadtbibliothek Bayreuth – RW21: Ein Haus für lebenslanges Lernen. Bibliotheksforum Bayern, 5(3), 176–179. https://www.bibliotheksforum-bayern.de/fileadmin/ archiv/2011-3/BFB_0311_11_Delcker-Wirth_V05.pdf (19.10.2015). Schleh, B. (2013). Platz für das Irrationale, für Emotionen und Chaos: Im Dänischen Aarhus wird die Bibliothek neu erfunden. Vortrag auf der Frühjahrsmesse der ekz in Reutlingen. BuB, Forum Bibliothek und Information, 65(5), 329–333. http://www.b-u-b.de (19.10.2015). Stadtbibliothek Bayreuth. Homepage: http://www.bayreuth.de/rathaus-buergerservice/ bildung-wissen/stadtbibliothek/ (16.10.2015). Weinreich, J. (2011). Synergieeffekte nutzen. RW21 Stadtbibliothek Volkshochschule – das neue Medien- und Bildungszentrum der Stadt Bayreuth. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Secondhand – aber exzellent! Bibliotheken bauen im Bestand (S. 232–247). Bad Honnef: Bock + Herchen. Preprint: http://edoc.hu-berlin.de/series/secondhand/ (19.10.2015). Weinreich, J. (2012). Das RW21 – ein modernes Bildungszentrum: Aus einem ehemaligen Bayreuther Textilkaufhaus wurde eine Stadtbibliothek mit Volkshochschule. BuB, Forum Bibliothek und Information, 64(1), 49–52. http://www.b-u-b.de (19.10.2015).

Räume gestalten

Klaus Ulrich Werner

Lernräume der Zukunft – Perspektiven junger Gestalter Wie werden die Lernräume der Zukunft aussehen, wie stellen sich junge Innenarchitekten und Designer Bibliotheken von morgen vor? Gerade der Blick dieser Young Professionals ist interessant, denn die jungen Gestalter am Beginn ihrer beruflichen Tätigkeit sind noch nahe an der eigenen Nutzungserfahrung von Bibliotheken und schauen dennoch mit dem geschulten fachlichen Blick des Entwerfenden. Ein Ideenwettbewerb ohne konkrete Realisierungsaufgabe eröffnet der Phantasie und Kreativität der jungen Planer reizvolle Möglichkeiten. Neun ausgewählte Entwürfe sollen hier für den Blick in die Zukunft stehen, gesammelt aus einem Ideenwettbewerb der ekz, der 2013/14 unter dem Titel „LERN­ ˍRAUM­ˍATMOSPHÄRE“ stattfand, darunter die vier Preisträger.1 Von Oktober 2013 bis Januar 2014 hatten sich junge Architekten, Innenarchitekten und Designer dieser Aufgabe gestellt. Eine Fachjury wählte die besten Entwürfe aus und präsentierte die Preisträger auf dem 103. Deutschen Bibliothekartag der deutschen Bibliotheksverbände in Bremen.2 Die Aufgabe zielte auf Entwürfe für innovative Lernlandschaften in der Bibliothek, ohne Vorgaben zum Bibliothekstyp oder zur Altersgruppe. Es wurden vier Preise in drei Kategorien vergeben: Raumkonzept, Einzelmöbel und Innovation/Idee. In der Rubrik Raumkonzept, Realisierbarkeit und Ganzheitlichkeit wurde das Konzept „Medienlandschaft – Wissen entdecken“ von Anneke Ehmsen, Julia Glugla und Louisa Schönfeld ausgezeichnet (Entwurf 1). Die Jury sieht dies als gelungenen Entwurf, der durchaus als Lernraum der Zukunft überzeugt. Er bietet ‚dreidimensionale Strukturen, die scheinbar aus dem Boden, den Wänden und der Decke klappen und zum Lernen einladen – egal ob sitzend, liegend, stehend‘. Wissen soll ‚entdeckt‘ werden: Dazu sind die Möbel eine unaufdringliche Plattform, auch um neue oder andere Medien kennenzulernen. Vor allem interaktives Lernen steht spielerisch und erlebnisreich im Vordergrund.3

Als neuartiges Einzelmöbel ging die Auszeichnung an das „Raummöbel mit Sitzkreisel“ von Sina Graner und Anna Stark (Entwurf 2). Das vielgestaltige, multifunktionale Einzelmöbel bietet sowohl einen introvertierten Rückzugsort als auch einen extrovertierten kommunikativen Nutzungsraum. Die Jury urteilt:

1 https://www.oebib.de/fileadmin/bibliothekstag2014/media/Vortraege/Pamela_Kolditz_ Ideenwettbewerb.pdf (25.10.20125). 2 https://www.youtube.com/watch?v=SIkuWvXJvFY (25.10.2015). 3 http://www.ekz.de/unternehmen/ekz-ideenwettbewerb/ (25.10.2015).

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Ein solches ‚Wunderding‘ ist mit dem Raummöbel mit Sitzkreisel von Sina Graner und Anna Stark entstanden. Es überrascht durch die Vereinbarkeit von Ästhetik, Dynamik, Multifunktionalität, Sinnlichkeit und Eigenständigkeit. Ein fließendes Raummöbel, das viele Interaktionen zulässt, unübersehbar einen Raum gestaltet und sich dennoch nicht in den Vordergrund drängt.4

Für eine umfassende innovative Idee ging der Preis an den Entwurf (3) „Enter the magazine“ von Melissa Schorat und Anika Krause unter dem Motto „Be-treten oder vielmehr Er-obern“, der sich völlig unkonventionell und mit überraschender Aufenthaltsqualität präsentiert. Wie können Lernräume gestaltet werden, wenn sich die analogen Medien immer mehr zurückziehen? Klassische Attribute wie Regale mit Büchern oder Sitzplätze zum Schreiben und Studieren fehlen oder werden neu interpretiert: Es entsteht eine luftige ‚Indoor‘-Hügellandschaft mit dynamischen Wellen zum Lesen, Lernen, Arbeiten, Entdecken, Entspannen und Wohlfühlen.5

Der ungewöhnliche Entwurf (4) von Raja Rydhem „Märchenwelt“ wirkt nur auf den allerersten Blick kindlich naiv, brachte die Jury aber zum Staunen: Bei genauerem Hinsehen erwies er sich aber auch als durchdachtes, erlebnisreiches und überraschendes Gestaltungskonzept, das mit interessanten und zeitgemäßen Medien­präsentationen sowie einem modernen Raumprogramm überzeugt. Verschiede Welten laden ein, Wissen zu erleben. Vom ‚Wald des Wissens‘, dem ‚Informations-Fluss‘ oder der ‚Höhle der Weisheit‘: Jeder Bereich bietet Anregungen zum spielerischen Entdecken, Verweilen und Staunen.6

Da es über die prämierten Entwürfe hinaus weitere interessante Einreichungen gab, sollen hier zusätzlich einige Ideen vorgestellt werden.7 Die Arbeit „RaumBewegung“ von Janine Haug (Entwurf 5) überzeugt mit durchgängigen Möglichkeiten der Zonierung in einem äußerst flexiblen Raumprogramm. Durch ein transluzentes Vorhangsystem lassen sich leicht vielseitige Raumsituationen schaffen. Das Konzept zeichnet sich durch eine Dynamik aus, die Individualität und Kommunikation unterstützt. Die „Blackbox“ von Annika Fischer und Nele Kiss (Entwurf 6) ist ein Gesamtkonzept für eine Bibliothek, das sich metaphorisch aus der Körperzelle als formbildende Struktur entwickelt. Eine unkonventionelle, funktional motivierte Regalierung und die verblüffenden Lerninseln sind bis in die Farbgebung hinein gesamtheitlich durchdacht.

4 Ebd. 5 Ebd. 6 Ebd. 7 Teilw. Bezugnahme auf Beschreibungen der Jury unter http://www.ekz.de/unternehmen/ekzideenwettbewerb/ (25.10.2015). Mit Dank an Pamela Kolditz, ekz Reutlingen, für die Hinweise.



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Das Einzelmöbel der Workstation sticht aus dem Entwurf „Bücherwald“ von Nadia Stanke heraus (Entwurf 7). Der in einem umfassenden Sinne multifunktionale Trolley ist ein wahrer Verwandlungskünstler und hätte in der Kategorie Einzelmöbel neben dem ausgezeichneten „Sitzkreisel“ ebenfalls die Weiterentwicklung zur Serienreife verdient. Die „BAUMinsel“ von Ewa Mikolajczak und Rafal Oleksik (Entwurf 8) besticht durch die schlüssige Einbettung eines phantasievollen Multi-Möbels in ein Gesamtkonzept innovativer Lernplätze, ausgehend von dem Bild eines Baumes. Die rotierenden Sitz- und Arbeitsgelegenheiten können flexibel vom individuellen zum kommunikativen Möbel transformieren. „CUBES IN MOTION“ von Carolin Schläppi und Verena Kreth (Entwurf 9) ist ein Raum-in-Raum-Konzept, das sich mit seinen „Lernzellen“ von Assoziationen aus der Bionik inspirieren lässt. Es sind die in ganz eigenwilliger Ordnung im Raum verorteten Lern-Kuben, die das eigentliche Zentrum des Lernraums ausmachen. Doch auch ein vielseitiger Service-Kubus führt die Raum­idee konsequent und multifunktional weiter. Alle Entwürfe nehmen die Farbe in ihrer funktionalen Dimension ernst und setzen sie gestalterisch als konstitutives Element ein, ebenso Licht und Oberflächen von Raumelementen. Und was eine großartige Gemeinsamkeit der Arbeiten darstellt: Auch wenn das gedruckte Buch weiterhin als ein Medium im Lernraum der Zukunft seinen Platz hat, so dominieren nicht etwa Geräte zur digitalen Mediennutzung, sondern der Mensch steht im Mittelpunkt, der Nutzer, der in diesem Raum inspiriert arbeitet, kommuniziert und sich wohlfühlt.

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1 Medienlandschaft – Wissen entdecken

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Entwurf: Anneke Ehmsen, Julia Glugla und Louisa Schönfeld Die Idee: Die Medienlandschaft in Sindelfingen ist ein zukunftsorientiertes Lernraumkonzept, das den Austausch unterschiedlichster Gesellschaftsgruppen fördert und Wissen auf neue Art und Weise erfahrbar macht. Jedem soll hier der Zugang zu digitalen Medien ermöglicht werden und noch Unerfahrene sollen an neueste Techniken herangeführt werden. Dieses geschieht durch geschultes Personal, aber auch durch das Zusammentreffen der unterschiedlichen Altersgruppen. Dieser Generationenaustausch soll durch die offene, spielerische Raumsituation und eine Mischung der Inhalte gefördert werden. Lernen beschränkt sich nicht auf Lesen, sondern weitet sich auf auditive, visuelle und interaktive Medien aus. Lernen wird zum Erlebnis. Entweder ganz für sich allein oder gemeinsam kann man Wissen entdecken und sich austauschen. Alle Lerntypen werden angesprochen. In Seminarräumen finden Sprachkurse, Nachhilfegruppen und Vorträge ihren Platz. Tablets stehen zur Ausleihe zur Verfügung, jeder kann auf eine umfangreiche E-Mediathek zurückgreifen. Es wird eine große Bandbreite an Themen abgedeckt. Die Medienlandschaft ist ein Ort der Begegnung, ein gesellschaftlicher Treffpunkt, der zum lebenslangen Lernen animiert. Raumelemente: Eine Eingangsskulptur schält sich aus dem Erdgeschoss nach oben und soll den Besucher in die Medienlandschaft leiten. Sie ist zu Sitz- und Tischflächen geformt. Die Module für die Nutzung der einzelnen Medien schälen sich aus den Holzflächen aus Boden und Wand. Die dazugehörigen weißen Negativformen werden den Medien entsprechend digital bespielt und gestaltet, sie bewirken eine indirekte Beleuchtung des Raums. Der zentrale Informationstresen kann als Arbeitsfläche und Computerstation von den Mitarbeitern genutzt werden. Auf der Negativfläche befindet sich eine Ausleihund Ladestation für die Tablets. Zwei Seminarräume bieten Platz für Einzel- und Gruppenarbeit. Die abgezogene Bodenfläche formt sich zu einer Sitztreppe für Zuhörer und begrenzt die Räume. Auf ihrer Negativform befinden sich flexible Arbeitstische und ein Whiteboard. Die Glasfront trennt den Bereich von der Medienlandschaft ab, bietet jedoch auch Einsicht und unterstützt das offene Raumkonzept. Der Besucher kann in einem weiteren Modul über Kopfhörer Hörbücher, Sprachkure und Musik anhören. Die Negativfläche wird visuell bespielt, zu den Füßen des Hörers werden die Sounds dezent in Lichtstimmungen umgesetzt. In einer mit Filz überzogenen Sitzform können über ein integriertes Tablet Kurzfilme, Dokumentationen und Informationsfilme aus der Mediathek ausgewählt und angeschaut werden. Die Form schält sich aus der Wand, die Negativfläche bildet die Leinwand. Zwei große Arbeitstische mit integrierten Tablets und Computern ermög-



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lichen eine konzentrierte Nutzung von Onlinequellen aus dem Internet. Hier werden Medienerfahrene und Interessierte zusammengeführt. Die Negativfläche wird mit subtil pulsierenden Lightdots bespielt. Spielerische Wissenslandschaft: Ein Modul führt Kinder spielerisch ans Lernen heran. Auf einer interaktiven Bodenfläche können Kinder beispielsweise Wörter hüpfen, Rechenaufgaben oder kleine Rätsel lösen. Aus der Form des Möbelstücks bildet sich eine Rutschfläche, über die Kinder auf die interaktive Spiel-Lernfläche gelangen. Hier werden sie durch Bewegung, Kommunikation und neueste Medien spielerisch an Wissen herangeführt. Auf dem Holzmodul können die Kinder ‚analog‘ spielen und turnen. Der Raum ist offen gehalten und fördert die Kommunikation. Es herrscht eine ruhige aber anregende Atmosphäre, die zum spielerischen Lernen animiert.

Abb. 1: Bank mit Printmagazinen © A. Ehmsen, J. Glugla, L. Schönfeld.

Abb. 2: Internettische © A. Ehmsen, J. Glugla, L. Schönfeld.

Abb. 3: Überblick über den Raum © A. Ehmsen, J. Glugla, L. Schönfeld.

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2 Design – Raummöbel mit Sitzkreisel Entwurf: Sina Graner und Anna Stark Gibt es ein Möbelstück, das sowohl einen geschlossenen als auch einen offenen Raum bietet? Einen stillen Rückzugsort und gleichzeitig offene Kommunikation? Ein solches Wunderding ist mit dem „Raummöbel mit Sitzkreisel“ entstanden: Die Vereinbarkeit von Ästhetik, Dynamik, Multifunktionalität, Sinnlichkeit und Eigenständigkeit – ein fließendes Raummöbel, das viele Interaktionen zulässt, unübersehbar einen Raum gestaltet und sich dennoch nicht in den Vordergrund drängt. Anforderungen an Lernräume umfassen die Nutzung von Wissen in ansprechender Atmosphäre, genügend Platz für individuelles und kommunikatives Lernen, die nötige Flexibilität des Raumes und dessen Nutzung. Lernen in Bibliotheken, abgestimmt auf zeitgemäße Formen und Bedürfnisse; Lernen, das sowohl zukunftsorientiert als auch sachgerecht für alle Altersgruppen funktioniert – dies ist die Aufgabe, die an uns Gestalter gestellt wird. Aber ist es möglich, dies in einem flexiblen sowie ästhetischen Konzept mit der nötigen Funktionalität zu vereinen? Diese Frage stellten wir uns und haben als Beispielraum die Bibliotheksräume der Stadtbibliothek Sindelfingen umgestaltet. Entstanden ist das „Raummöbel mit Sitzkreisel“. Das Raummöbel vereint einen eher introvertierten Bereich auf der einen Seite mit einem kommunikativen Lern-/Medien-Bereich auf der anderen Seite und kann durch den Sitzkreisel ergänzt werden. Aber nicht nur digitale Medien finden hier ihren Platz, auf einer breiten Regalfläche können die neuesten Print-Medien ausgestellt werden. Die Materialität der Möbel spielt mit Kontrasten. Während alle funktionellen, dem Körper nahen Bereiche aus warmen Materialien wie Stoff und Holz gestaltet sind, zeigt sich das raumbildende Material aus einem weißen zurückhaltenden Gusswerkstoff. Das Raummöbel unterstützt Stehen, Liegen, Entspannen und Stillarbeiten. Es wirkt bereichsbildend auf den umgebenden Raum, raumgebend für analoge und digitale Lernmedien, für einen kommunikativen Lern- und Medienbereich sowie für einen introvertierten Rückzugsbereich. Das Raummöbel hat ein integriertes, themendefiniertes Leitsystem durch farbige Leuchtschrift sowie zur Farbigkeit der Leuchtschrift passende integrierte Sitzelemente. Das Möbel selbst kann ebenfalls eine farbige Eigen-Lumineszenz durch im Möbel integrierte LEDs erhalten. Die Materialität: Funktionelle Elemente des Raummöbels wie Regal- und Ablageflächen sowie Sitzbereiche sind als Holzelemente integriert oder mit Stoff bezogen. Als raumbildende Materialien sind Gusswerkstoffe wie Corian oder Glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK) angedacht. Leichte Umnutzung: Das Raummöbel kann vielseitig umgestaltet und so in unterschiedlichen Ausführungen genutzt werden: als Lernelement, als Empfangs-/Informationstheke, Cafébar, Ausgabestelle für Hardware, als Spielraum u. v. m.



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Das Raumkonzept: Die Positionierung des Raummöbels im Raum lässt luftige Zwischenräume mit zusätzlichen Sitz- und Arbeitsmöglichkeiten entstehen. Das Raummöbel wirkt durch seine fließende amorphe Form und die integrierte Eigenlumineszenz wegführend durch die Bibliothek bzw. den zu bespielenden Raum. Der Sitzkreisel ist nicht nur ein Möbel, das zum Sitzen dient und das große Raummöbel ergänzt. Die unterschiedlich großen Sitzkreisel werden durch eingebaute Buchsen zu Dockingstatio­ nen, an denen bequem ein Tablet, Smartphone oder Notebook angeschlossen werden kann. Auch hier können somit flexibel verschiedene digitale Medien genutzt werden. Wie schon das Raummöbel erhält auch der Sitzkreisel durch integrierte LED-Leuchten eine Eigenlumineszenz und kann ebenfalls zusätzlich zur Wegführung durch den Raum dienen. Medien: Aktuelle Printmedien werden im Medienregal des Raummöbels ausgestellt. Das Gros des Buchbestandes befindet sich im automatisierten Büchermagazin des Lernraums. Die Nutzung der digitalen Medien erfolgt online und bibliotheksintern.

Abb. 1: Aufsicht Raummöbel © S. Graner, A. Stark.

Abb. 2: Ansicht Raummöbel von vorn © S. Graner, A. Stark.

Abb. 3: Raumansicht © S. Graner, A. Stark.

Abb. 4: Raummöbel im Schnitt © S. Graner, A. Stark.

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3 ENTER THE MAGAZINE Entwurf: Melissa Schorat und Anika Krause Unkonventionell und mit überraschender Aufenthaltsqualität präsentiert sich ein Raum mit einer luftigen ‚Indoor‘-Hügellandschaft mit dynamischen Wellen zum Lesen, Lernen, Arbeiten, Entdecken, Entspannen und Wohlfühlen. Raumkonzept: Raumgreifend bilden amorph geformte Polsterelemente sowohl den Boden als auch die Decke. Durch die Anreihung der einzelnen Schichten mit ihren Kurven und Rundungen definiert sich eine Lernlandschaft, die zum Verweilen einlädt. Sie lässt sich in Größe und Ausformung flexibel den jeweiligen Gegebenheiten anpassen. In jedem Fall entsteht eine atmosphärisch anregende und gleichzeitig offene Lernumgebung, welche die Aufenthaltsqualität der Bibliothek enorm steigert und zum Entdecken einlädt. Magazin/Magazine: Ein Schwerpunkt des Konzeptes liegt auf dem Medium Magazin, welches in Printform aber auch online durch kostenlosen Zugang zu Laptops, Tablets und E-Readern erhältlich ist. Bücher und Fachliteratur befinden sich in den Nebenräumen. Die konventionelle Gestaltung von Bibliotheken wirkt an mancher Stelle überholt und gewinnt durch eine innovative, offene und kreative Lernumgebung an Attraktivität. Ein Café wird zum zentralen und kommunikativen Ort der Bibliothek. Im Shop sind diverse Magazine käuflich zu erwerben. Individuelle Lernumgebungen: Die Lernlandschaft geht auf unterschiedliche Lerntypen ein. Jeder hat hier die Möglichkeit, entweder einen Platz zum stillen zurückgezogenen oder auch zum gemeinschaftlichen Arbeiten und Lernen zu finden. Vereinzelt sind feste Arbeitsplätze definiert, an denen sich ein klappbarer Tisch mit Steckdose befindet. Lernen und Arbeiten werden neu definiert, spielerisch erfahren die Menschen den Raum, das Lernen, Lesen, Arbeiten und Entspannen.

Abb. 1: Schnitt durch ein Polsterelement © M. Schorat, A. Krause.



Abb. 2: ‚Indoor‘-Hügellandschaft © M. Schorat, A. Krause.

Abb. 3: Shop © M. Schorat, A. Krause.

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4 Märchenwelt Entwurf: Raja Py Rydhem In diesem Entwurf wurde der Zauber der Aufklärung, der seinen Geist auch im Märchen hat, in die Gestaltung einer Bibliothek eingebunden. Mit dem Entwurf soll die Magie des Lesens in die moderne Bibliothek zurückgeführt und alle Menschen sollen in die Märchenwelt der Bildung eingeladen werden. Das Konzept: „Es war einmal ...“ – so beginnen Märchen. Das Lesen hat seinen eigenen Zauber. Viele von uns haben dieses Zauberland durch Märchen betreten. Durch das Vorlesen unserer Eltern kamen wir zum Lesen, und Märchen begleiten uns unser ganzes Leben – ob in Form der Brüder-Grimm-Bücher, Walt-Disney-Filme oder modernen Roman-Bestseller. Durch Märchen festigt sich nicht nur unser Moralverständnis, sondern es festigen sich auch die kulturelle Identität und das Denken, unser historisches Interesse und unsere Phantasie. Der klassische Ort dafür ist die Bibliothek. Natur als Metapher: Es wurde eine Naturlandschaft gewählt, weil die Rolle der Natur in der Welt der Märchen oft bedeutungstragend ist. Natur wird im Märchen häufig personifiziert und mit charakteristischen Eigenschaften belegt. Die verschiedenen Abteilungen – der Wald des Wissens, die Berge der Verständigung, die Höhle der Weisheit und der Informationsfluss – wurden mit Gedanken an ihre unterschiedlichen Eigenschaften und Funktionen herausgearbeitet. Der Wald des Wissens ist ein ruhiger Platz. Umgeben von hohen, lebendigen Bäumen, die viele Epochen erlebt und überlebt haben, kann man eine Ecke für sich finden und dort Geborgenheit spüren. Die Bäume werden von zylinderförmigen Regalen dargestellt. Hier ist das Licht sehr wichtig. Zwischen Bäumen, die weiter voneinander entfernt stehen, ist das Licht stärker, wie auf einer Lichtung. Wo die an Bäume erinnernden Regale dichter stehen, ist das Licht schwächer und schafft eine gemütlichere Leseatmosphäre. Die Berge der Verständigung sind der höchste Punkt der Landschaft. Hier hat man den Überblick, in diesem Falle durch Lektüre. Wenn man nicht bis ganz oben klettern möchte, laden die tieferen Stufen zu einer Pause ein. Hier kann man miteinander sitzen, überlegen und schauen, was das nächste Ziel ist. Die Ausformung der Berge ist von den Höhenlinien einer topografischen Karte übernommen. So sind sie in Stufen aufgebaut, statt schräg nach oben zu laufen. Die Abstände zwischen den Höhenstufen sind tageslichtdurchlässig. Höhlen sind mystische, dunkle, spannende Orte in der Natur. Hier kann man der Legende nach Gold finden. Märchenhöhlen sind magisch, wie die Technologie, die in unseren Computern steckt. Wer viel mit Computern arbeitet, verkriecht sich oft in dunklen Höhlen. Nicht ohne Grund: Die Arbeit am Computer erfordert besondere Lichtverhältnisse, auf die in der Höhle der Weisheit Rücksicht genommen wird. Der



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Besucher findet hier ein Informationssystem vor, das ihm einen magischen Blick in die Außenwelt ermöglicht. In der Höhle kann man sich verstecken und eine eigene Ecke für konzentriertes Arbeiten finden. Den Informationsfluss erlebt man durch Betrachtung. Ein Fluss hat viel zu erzählen. Unsere Gesellschaft hat ebenfalls täglich viel zu erzählen und wird von Nachrichten und Informationen durchflutet. Der Informationsfluss ist für alle da und immer aktuell, hier wirbeln die Nachrichten. Hierbei handelt es sich um ein interaktives Element im Raum. Das Wasser wird durch Licht dargestellt. Der Besucher sucht sich auf einem Monitor aus, welche aktuellen Nachrichten er in welcher Sprache lesen will. Danach kann er die Nachrichten bequem lesen, da sie im ‚Wasser‘ per Lichteffekt angezeigt werden. Die Texte fließen mit dem ‚Wasser‘ am Berg hinunter.

Abb. 1: Karte der Naturlandschaft © R. P. Rydhem.

Abb. 2: Informationsfluss © R. P. Rydhem.

Abb. 3: Berge der Verständigung © R. P. Rydhem.

Abb. 4: Höhle der Weisheit © R. P. Rydhem.

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5 RaumBewegung Entwurf: Janine Haug Die Bibliothek untergliedert sich in vier verschiedene Bereiche, wobei das Raumkonzept auf unterschiedliche Bedürfnisse Lernender eingeht. Konzept: Das flexible Raumprogramm ist je nach Arbeitsraum- und Ruhezonenbedürfnis veränderbar und kann so für den Besucher zu einem individuellen Rückzugsort gestaltet werden. An einem Schienensystem, das an der Decke montiert ist, lassen sich daran befestigte Vorhänge zu acht kleinen Einzelarbeitszellen, vier kleinen Gruppenräumen, einem großen Gruppenraum, einem Ruhebereich und durch Kombination zu einem großen Lesungs- oder Kurssaal schließen. Es bilden sich dadurch kommunikative und weniger kommunikative Bereiche, die in den Grundrissen in jeweils unterschiedlich getönten Flächen gekennzeichnet sind. Raum-in-Raum: Durch die Möglichkeit der Abgrenzung kann jeder Besucher seinen eigenen individuellen Arbeitsplatz für sich beanspruchen. Der Besucher kann selbst entscheiden, wie viel Kommunikation er mit anderen Besuchern wünscht und ob diese passiv durch Schließen des transluzenten Vorhangs bleibt, aktiv durch Öffnen der Raumzellen gefördert wird oder maximalen Wert durch zusammengeschlossene Räume erzielt. Farbe: Die Farbe Grün erscheint in allen Bereichen der Bibliothek. Grün wirkt sich positiv auf die Lärmtoleranz aus und hat somit eine konzentrationsfördernde Wirkung. Buchshop: Hier kann der Besucher in allen Neuerscheinungen aus den Bereichen der Printmedien, publizierten E-Books und Filme stöbern und diese direkt vor Ort erwerben. Die E-Book- und Filmstation befindet sich an einem Multi-Touch-Screen hinter den Regalen an der Wand. Hier kann das eigene Tablet oder ein E-Book-Reader angeschlossen werden und man kann E-Books direkt aus dem virtuellen Magazin herunterladen. Die leuchtenden grüngelben Elemente des Mobiliars sollen den Besucher aufmerksam machen und das Konzept der Dynamik, des sich ständig Erneuernden untermalen. Im Café kann der Besucher bei einer Tasse Kaffee oder Tee verweilen und in den dort ausliegenden ausgewählten Tages- und Wochenzeitungen lesen. Ruhebereich: Der Besucher kann hier Bücher und Zeitungen lesen oder Hörbücher und Musik über die Kopfhörer, die in den Sesseln integriert sind, hören.



Abb. 1: Flexibles Raumprogramm © J. Haug.

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Abb. 2: Raumzellen durch Vorhänge © J. Haug.

Abb. 3: Café © J. Haug.

Abb. 4: Buchshop © J. Haug.

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6 Blackbox Entwurf: Annika Fischer und Nele Kiss Die Form einer Körperzelle ist die Inspirationsquelle dieses Entwurfes. Aus ihrer formbildenden Struktur entwickelte sich ein Raumkonzept, das sich in die gegebene Raumstruktur integrierte. Raumstruktur: Wichtig für die Gestaltung waren folgende Kriterien: Ein lichtdurchfluteter Raum und eine leichte Orientierungsmöglichkeit sowie eine Vielfalt verschiedener Aufenthaltsorte und Sichtachsen. Durch die diagonale Ausrichtung der Regalwände wird ein optimaler Tageslichteinfall erreicht und die längliche Raumform aufgebrochen. Um den vorhandenen Gruppenraum zu erhalten, wird er farblich in das Formkonzept integriert. Hierbei verläuft eine schwarze Farbfläche dominant durch den Raum und nimmt die Grundriss-Struktur auf. Entlang einer großen Fensterfront befinden sich die Computerarbeits­plätze, hier haben die Studierenden die Möglichkeit zu recherchieren oder Hausarbeiten zu schreiben. Für ein angenehmes Arbeiten wurden die Arbeitsplätze quer zum Fenster ausgerichtet. Zur Linken erstreckt sich eine Rampe, die volle Barrierefreiheit der Ebenen ermöglicht. Farb- und Materialkonzept: Boden, Wände und Decke umrahmen den Raum als helle Fläche. Der weiße Raum trifft auf matt schwarz beschichtete Regalwände, die im Kontrast zu ihrer Umgebung stehen. Durchzogen werden sie von Raum-in-RaumSituationen und von Fensteröffnungen. Durch die Öffnungen in den Regalwänden ergeben sich spannende Sichtachsen und eine Auflockerung der schwarzen Wände. Sie sind aber vor allem auch geeignet, sich dort hineinzusetzen, um kurz etwas zu recherchieren oder auch um länger dort zu verweilen. Es entstand ein reduziertes, kühles Farb- und Materialkonzept, dem durch Bücher, Kupfertöne und Licht Wärme eingehaucht wird. Lerninseln: Die entworfenen Leseinseln verfügen über eine große Sitzfläche auf der einen sowie eine Arbeitsfläche auf der anderen Seite. Sie laden zum Verweilen ein und ermöglichen ein intensives Arbeiten in unmittelbarer Nähe der Bücher. Die Lerninseln bestehen aus einem festen Schaumstoff, der mit einem schwarzen Lack überzogen wird.



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Abb. 1: Grundriss der Blackbox © A. Fischer, N. Kiss.

Abb. 2: Computerarbeitsplätze entlang der Fensterfront © A. Fischer, N. Kiss.

Abb. 3: Sichtachsen durch Öffnungen in den Regalwänden © A. Fischer, N. Kiss.

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7 Bücherwald Entwurf: interior design nadia stanke Ziel der Neukonzeptionierung der Stadtbibliothek Sindelfingen ist eine Lernlandschaft, die sowohl anregend und inspirierend als auch entspannend und harmonisch auf das Publikum wirkt und zum Verweilen einlädt. Konzept: Der Wald als Erholungs- und Freizeitraum ist Leitgedanke für den Entwurf mit dem Ziel, die Räumlichkeiten der Bibliothek in einen Ort der Begegnung und Kommunikation zu verwandeln, der durch seine Möblierung und Farbgestaltung auf das Wechselspiel zwischen Einzel- und Teamarbeit reagiert. Über die Funktion einer Bibliothek hinaus soll sie eine Dienstleistungseinrichtung für die moderne Wissensgesellschaft sein, ein Ort aktiver Ideenfindung, Kreativität und Interaktion. Die Unterteilung des Raums in drei Zonen verfolgt den Zweck, den vielfältigen Bedürfnissen der Bibliotheksbesucher gerecht zu werden. So sollen die verschiedenen Zonen sowohl Raum für Dialog und Gemeinschaftsarbeit als auch für konzentriertes Lernen und wissenschaftliches Arbeiten bieten. ZONE 1 – Sitzinsel – Online Recherche – Neue Medien: Die Zone 1 dient der OnlineRecherche und der Auseinandersetzung mit Neuen Medien. Der Bibliotheksnutzer findet hier neben dem Computerbereich auch Comics, Brett- und Computerspiele, CDs und DVDs. Eine weite, offene Sitzlandschaft lädt dazu ein, diese Medien allein oder gemeinschaftlich auszuprobieren. ZONE 2 – Gruppenarbeit – Lesungen & Vorträge: Die Zone  2 bildet den Übergang zwischen der lauten, dynamischen Zone 1 und der statisch-ruhigen Zone 3 und kann flexibel genutzt werden. Fest installierte Arbeitsplätze bieten Raum für Partner- und Gruppenarbeit. Mittels verschiebbarer Trennelemente kann die Größe des Arbeitsplatzes der Gruppengröße angepasst werden. Zudem ist Platz für eine großzügige flexible Bestuhlung – ein anpassungsfähiger Raum für Lesungen, Vorträge oder Filmvorführungen, der auch spontan für Diskussionsgruppen oder Workshops genutzt werden kann. ZONE 3 – Lernen & Lesen – Einzelarbeit – Wissenschaftliches Arbeiten: Die Zone 3 ist Ort des Rückzugs und bildet den Bereich des konzentrierten Lernens. Räumlich und akustisch ist dieser Bereich durch eine große Anzahl von Bücherregalen getrennt. Große und helle Einzelarbeitsplätze ermöglichen wissenschaftliches Arbeiten. Tiefe Sofas mit akustisch dämmender Polsterung sorgen für ein entspanntes Lesen. Gleichzeitig wird eine gemütliche Wohlfühlatmosphäre geschaffen. Die grüne Farbgebung wirkt in diesem Bereich beruhigend und harmonisch.



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Workstation: Der Entwurf des mobilen Bücherwagens orientiert sich an der Form und Funktionalität eines Flugzeugtrolleys. Der Büchertrolley hat eine Abmessung von 30 x 40 x 120 cm. Durch seine geringen Abmessungen kann man den Trolley problemlos zwischen die Bücherregale fahren, ohne den Durchgang zu blockieren. Auch als Containermöbel kann der neu gedachte Bücherwagen genutzt werden. Die Schreibfläche bietet den nötigen Platz für schnelle Notizen und Mitschriften. Die in den Griff integrierte Beleuchtung in Form eines LED-Bandes sorgt für die nötige Helligkeit. Ein Regalboden bietet Ablagefläche für Bücher. In einem abschließbaren Schubfach können persönliche Dinge sicher verstaut werden. Die mobile Arbeitsstation ist mit einem Flachbettscanner ausgestattet, der auf einem ausziehbaren Tablar untergebracht ist und über einen Akku betrieben wird. Hier wird die Möglichkeit geboten, dass der Bibliotheks­besucher bei der Literaturrecherche ausgewählte Buchseiten einscannen und einfach und schnell auf sein Online-Benutzerkonto laden kann. Somit werden Kopierkosten und Papierverbrauch vermieden.

Abb. 1: Grundriss © N. Stanke.

Abb. 2: Büchertrolley © N. Stanke.

Abb. 3: Zonierung © N. Stanke.

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8 BAUMinsel Entwurf: Ewa Mikolajczak und Rafal Oleksik Mit unserem Entwurf für den Umbau einer fiktiven Bibliothek wollen wir den Besuchern eine angemessene Umgebung bieten, in der das ungestörte Lernen und Lesen möglich ist. Individuell bestimmbare Elemente wie Leseleuchten oder die rotierenden Sitzgelegenheiten sollen sich positiv auf die Arbeitsatmosphäre innerhalb des Gebäudes auswirken. In Kombination mit einem durchdachten Farbschema, das beruhigend auf die Sinne wirkt, wird die Bibliothek somit zu einem Ort der Bildung, Entspannung und Erholung. Konzept: Ziel ist eine klare Zonierung, um eine angemessene Arbeits­atmosphäre zu schaffen. Die Gliederung in verschiedene Lernbereiche beinhaltet neben dem standardisierten persönlichen Arbeitsbereich eine neuartige, moderne Bibliotheksausstattung mit rotierenden Sitzgelegenheiten. Bei dem Entwurf für einen innovativen Lernplatz haben wir uns von dem Astwerk eines Baumes inspirieren lassen. An den ‚Ästen‘ lassen sich verschiedene Leseleuchten individuell einschalten und bedienen. Zusätzlich dient das ‚Astwerk‘ als Aufhänger für Bücher und Zeitschriften. Die Arbeitsplätze: Als komfortabler Arbeitsplatz ist für jeden Sitz eine verschiebbare Schreibplatte vorgesehen. Diese kann als Schreibunterlage oder Notebookhalterung individuell ausgerichtet und verwendet werden. Eine weitere Besonderheit der ‚Baum­ inseln‘ besteht in ihrer Flexibilität: Durch eine einfache Drehung kann der Einzelarbeitsplatz zu einer Sitzgruppe für Partner- oder Gruppenarbeit und zu Stuhlkreisen umgestellt werden. Zusätzlich zu dem großzügigen Lernbereich im Zentrum der Bibliothek sehen wir einen kleinen separaten Raum für Gruppen- oder Einzelarbeit vor. Farb- und Materialkonzept: Bei dem Interior-Design der Bibliothek legen wir großen Wert auf die Auswahl weicher und heller Farben, die durch eine kontrastreiche Möbellandschaft, bestehend aus frischen Grüntönen, ergänzt werden. Eine Entspannungszone mit bequemen ‚Soft-Sitzen‘, die in ihrer Formensprache größere Findlinge imitieren, lädt zu Ruhe und Entspannung ein.



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1 Meet Chair, Antrazit, Kunststoff; 2 Regalsystem, R.10/4, Verkehrsweiß, ähnlich RAL9016, Kunststoffoberfläche; 3 „Bauminsel“ Sitzgelegenheit, Weiß, Leder; 4 „Bauminsel“ Teppich, Grün; 5 „Bauminsel“ Stahlprofil, Grün, 4 flexible Gelenke zur Orientierung in alle Richtungen; 6 Boden­ belag, Beton; 7 Wandputz, NCS S 0500-N; 8 „Soft-Sitze“, Leder; 9 Zeitschriften- und Broschüren­ halter, Antrazit, Aluminiumprofile; 10 Abgehängte Decke, NCS S 0500-N, Lichtobjekte „Downlight“ Abb. 1: Raumansicht © E. Mikolajczak, R.Oleksik.

Abb. 2: Bauminseln © E. Mikolajczak, R.Oleksik.

Abb. 3: Arbeitsplätze © E. Mikolajczak, R.Oleksik.

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9 Cubes in Motion Entwurf: Carolin Schläppi und Verena Kreth Ziel war es, einen modernen und angemessenen Arbeitsraum für die Hochschule für Gesundheit in Bochum zu gestalten, der sowohl zum Lernen als auch zum Verweilen einlädt. Konzept: In den Anfängen des Entwurfsprozesses beschäftigten wir uns zunächst mit einigen Aspekten der Bionik, da Biologie und Technik die wichtigsten Bestandteile der Medizin sind und somit einen Bezug zum Standort bilden. Bionik bedeutet für uns, Aspekte oder Lösungen aus der Biologie auf andere, teils völlig fremde Bereiche wie zum Beispiel Architektur oder Innenarchitektur zu übertragen. Durch diese Herangehensweise ergaben sich für uns neue Denkanstöße. So experimentierten wir zunächst mit verschiedenen Zellformen, woraus schließlich ein Raum-in-RaumKonzept mit den sogenannten ‚Lernzellen‘ entstand. Lernzellen: Diese Lernzellen bilden das Herzstück des Entwurfs und das Zentrum des Raumes. Sie dienen als Treffpunkt und Rückzugsort für kleine und größere Lerngruppen, aber auch Einzelarbeit ist möglich. Um den Lernenden noch mehr Konzentration zu ermöglichen und trotzdem eine gleichmäßige Versorgung mit Tageslicht zu gewährleisten, sind die Lernkuben an jeweils einer Seite mit Glas verschlossen. Durch diese Transparenz ist der rund 330 m² große Arbeitsraum trotzdem übersichtlich und lässt sich leicht erschließen. Auch aus den Kuben heraus kann man für einen Moment der Zerstreuung das Treiben um sich herum und auf dem Campus beobachten. Die Anordnung der Kuben greift die Gegebenheiten des Raumes auf und spielt mit seinen Dimensionen. Gleichzeitig nimmt sie ihm die strenge Bibliotheksatmosphäre und sorgt dafür, dass man sich auf der großen Fläche nicht verloren fühlt. Durch rechte Winkel in den Zwischenräumen stehen die Kuben in einer inneren Ordnung zueinander, die sich nicht auf den ersten Blick erschließt. Diese unterschwellige Ordnung vermittelt den Eindruck, als würden die Kuben tanzen, und gab damit dem Entwurf den Namen „CUBES IN MOTION“. Hintergrund hierfür sind ebenfalls Assoziationen mit Details aus Natur und Medizin. Farb- und Materialkonzept: Die Themen der Bibliothek waren außerdem ausschlaggebend für die Farbgestaltung. Die Akzentfarben Blau und Grün hauchen dem Inneren der Kuben Leben ein. Sie definieren die Struktur der Innenräume, geben ihnen Klarheit und eine ganz eigene Atmosphäre. Blau und Grün signalisieren den Studierenden, wo sie sich zum ruhigen Lernen niederlassen können, und dienen außerdem der Orientierung. So verabredet man sich beispielsweise mit seiner Lerngruppe im hellgrünen Kubus. Die lebendige Farbpalette wird von schlichtem, frischem Weiß und einem hellen Holzfußboden noch zusätzlich betont und harmonisch ergänzt.



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Raumorganisation: Der Arbeitsraum wird durch zwei Türen erschlossen. Durch eine Tür gelangt man in das Treppenhaus, durch die andere in einen weiteren Bibliotheksraum. Dazwischen befindet sich als erste Anlaufstelle ein weiteres Kubus-Element, das je nach Bedarf als Ausleihe, Info-Point oder Teeküche genutzt werden kann. Die benötigten Bücher bringen sich die Lernenden aus den umliegenden Bibliotheksräumen mit. Im Arbeitsraum selbst steht ihnen nur ein Grundbestand zur Verfügung, was es uns ermöglichte, auf große Regalflächen zu verzichten. Wir wählten darum halbhohe Regalelemente, die in der Länge variieren und sich somit den Kuben anpassen. Auf einem Podest im hinteren Bereich schließt der Medienpool an, der der erweiterten und vertieften Recherche dient. Beziehungen Innen-Außen: Unsere persönlichen Lieblingsplätze sind die Beanbags an der langen Fensterfront. Hier kann man sich entspannen und über den Campus schauen. Die verspiegelte Decke sorgt für spannende Blickbeziehungen zum Außenbereich und der Umgebung: Für uns der perfekte Ort, um während einer kleinen Pause die Gedanken schweifen zu lassen.

Abb. 1: Raumperspektive © C. Schläppi, V. Kreth.

Abb. 2: Raumperspektive, Beanbags an der Fensterfront © C. Schläppi, V. Kreth.

Abb. 3: Raumperspektive © C. Schläppi, V. Kreth.

Birgit Lücke und Angelika Holderried

Die Schulbibliothek Einleitung

Bereits im Jahr 2002 wurde in den Richtlinien der IFLA/UNESCO der Kernauftrag von Schulbibliotheken beschrieben: Die Schulbibliothek stellt Informationen und Ideen zur Verfügung, die grundlegend für ein erfolgreiches Arbeiten in unserer stetig wachsenden informations- und wissensbasierten Gesellschaft von heute sind. Die Schulbibliothek rüstet die Schüler mit der Fähigkeit zum lebenslangen Lernen aus und entwickelt ihre Vorstellungskraft. Damit versetzt sie sie in die Lage, ein Leben als verantwortungsbewusste Bürger zu führen.1

Zehn Jahre später legte die Kultusministerkonferenz in Deutschland mit ihrem Beschluss über Medienbildung in der Schule den Grundstein für eine bundesweit fächerübergreifende Bildung mit und über Medien und ging damit einen Schritt weiter: Die neue KMK-Erklärung ‚Medienbildung in der Schule‘ soll dazu beitragen, Medienbildung als Pflichtaufgabe schulischer Bildung nachhaltig zu verankern sowie den Schulen und Lehrkräften Orientierung für die Medienbildung in Erziehung und Unterricht zu geben.2

Diese Erklärung hat sich in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich auf Lehrpläne oder die landesweite Unterrichtsentwicklung ausgewirkt. Sie berührt unmittelbar die Wirkungsfelder von Schulbibliotheken. Auch in Deutschland wird die Schule zunehmend zu einer ‚Selbstlernlandschaft‘, in der die Schülerinnen und Schüler den Lernstoff nicht nur passiv aufnehmen, sondern immer stärker aktiv und eigenverantwortlich in den Unterricht eingebunden werden.[…] Ins Zentrum dieser ‚Selbstlernlandschaft‘ rückt eine als offene und einladende Lernwerkstatt konzipierte, innovative, flexibel nutzbare und attraktiv gestaltete Schulbib­ liothek, die in der Vermittlung der Lese- und Medienkompetenz die Schlüsselrolle einnimmt.3

Was lebensnah und selbstverständlich klingt – Kinder und Jugendliche auf das Leben in einer medial geprägten Welt vorzubereiten – stellt Schulen vor große Herausforderungen. Die Lehrer stehen unter erheblichem Druck, auch weil sie neben dem eigentlichen Fachunterricht und der Medienbildung mit immer neuen, zusätzlichen Anforderungen und Herausforderungen konfrontiert werden. Die Einführung digitaler Medien und die Anpassung bestehender 1 IFLA & UNESCO 2002, S. 4. 2 KMK 2012, S. 3. 3 Pernthaler 2013, S. 22.



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Unterrichtskonzepte ist [sic!] eine komplexe Aufgabe, für die die Lehrer Unterstützung auf verschiedenen Ebenen benötigen.4

1 Die pädagogische Funktion der Schulbibliothek Eine solche Unterstützung ist auch eine multimedial ausgestattete Schulbibliothek. In Südtirol hat man das schon vor Jahren erkannt. Die Schulbaurichtlinien verstehen sich als Umsetzung zeitgemäßer Lehr- und Lernmethoden und beziehen die Schulbibliothek als Lernraum ganz selbstverständlich mit ein. In den Unterrichtsmethoden zeichnen sich grundlegende Entwicklungen ab und in diesem Zusammenhang werden an die Schulgebäude neue räumliche und funktionelle Anforderungen gestellt. Die didaktische Arbeit soll durch ein optimales Raumangebot unterstützt und erleichtert werden. Einige ausschlaggebende Qualitätsmerkmale dafür sind angemessen dimensionierte Räume, eine funktionsgerechte Verknüpfung der Räume untereinander, eine gute Orientierung im Gebäude sowie eine hohe räumliche und funktionelle Flexibilität der gesamten Struktur, eine Flexibilität, die zu neuen dynamischen Formen der Vermittlung von Wissen und Bildung führen soll.5

Für die multimediale Schulbibliothek gibt es Vorgaben in Bezug auf „die Funktion, den Bestand, die Lage und Zugänglichkeit sowie die Nutzungsflächen“, die den Ausgangspunkt für das jeweils zugeschnittene Schulbibliotheks-Raumprogramm bilden.6 Solche verbindlichen Vorgaben und Standards sind für alle, die eine Schulbibliothek planen, eine große Hilfe. Aber entscheidend für den Erfolg ist das eigentliche Raumprogramm, das den „Leitfaden für die Gestaltung von Raum, Einrichtung und Ausstattung der Bibliothek bildet“.7

Abb. 1: Beispiel Lese­ bibliothek: NeustettenRemmingsheim, Gemeinde­ bücherei, Kinderbereich. Beispielhaft: Unterbringung von Non-Book-Materialien, Hörstation, Farbgestaltung © ekz.bibliotheksservice GmbH. 4 Wetterich et al. 2014, S. 10. 5 Bozen – Südtirol 2010: Schulbaurichtlinien, S. 6. 6 Siehe Pernthaler 2013, S. 23. 7 Pernthaler 2013, S. 25.

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2 D  ie Schulbibliothek im pädagogischen Konzept von Schule und Schulbau Heute ist zu beobachten, dass der Schule völlig neue Aufgaben zuwachsen, die sich einerseits aus der Erweiterung des gesellschaftlichen Auftrags, andererseits aus der Kompetenzorientierung des Lernens ergeben. Deshalb bieten moderne Schulbauten Raum für Leben und Lernen in vielen Formen, in verschiedenen Gruppenkonfigurationen und mit unterschiedlichen analogen und digitalen Materialien. Während herkömmliche Schulbauten lange Flure und gleichförmige Klassenzimmer mit lehrerzentrierter Tischaufstellung aufweisen, zeichnen sich moderne Schulbauten durch Clusterbildung und flexibel nutzbare Gemeinschaftsräume aus. Ein breites Spektrum an Lernmethoden und Unterrichtskonzepten und die wachsende Bedeutung informellen Lernens erfordern Räume, die einen unkomplizierten Wechsel zwischen Instruktion, Einzelarbeit, Gruppenarbeit und Präsentation von Lernergebnissen ermöglichen. […] Damit verändern sich die bisherigen Grundmodule eines Schulgebäudes (Klassenraum und Fachraum) im Hinblick auf Größe, Gliederung und Ausstattung sowie die Zuordnung und Ausstattung der weiteren Funktionsbereiche.8

Zu den weiteren Funktionsbereichen zählen im Schulbau Personal- und Gemeinschaftsbereiche wie Mensa, Aula, Foyer und eben auch die Bibliothek. Sie ist in neueren Schulbaurichtlinien9 tatsächlich als solche vorgesehen, während sie früher entweder gar nicht genannt10 oder unter sogenannten Mehrzweckräumen subsumiert wurde. Heute gibt es vielversprechende Ansätze in der Planung von Schulbauten. Der in einigen Konzepten vorgeschlagene Marktplatz, „womit eine Art urbaner, zentraler und ästhetisch gestalteter Treffpunkt im Schulgebäude gemeint ist“11, bietet sich geradezu an als Ort der modernen, multimedialen Schulbibliothek. Zu einem Gesamtbild ergänzt sich dieses Konzept in den von der Montag-Stiftung herausgegebenen Leitlinien für leistungsfähige Schulbauten in Deutschland, die die Bibliothek als zentral im Schulgebäude platziertes Informations-, Lese-, Lern- und Dokumentationszentrum sehen, das als Arbeits- und Rechercheort für individuelles Lernen und das Lernen in kleineren Gruppen dient. Die Bibliothek verfügt über die nötige Technik für Recherche und Informationsbeschaffung und kann mit weiteren Gemeinschaftsbereichen wie der Aula oder der Cafeteria eine Einheit bilden.12 Interessant ist der für diese Gemeinschaftsbereiche genannte Flächenbedarf, der mit 1,5 bis 2,5 m² pro 8 Montag Stiftung Urbane Räume 2013, S. 10. 9 Seydel et al. 2013, S. 12. 10 ZNWB 2010. 11 Rittelmeyer 2013, S. 78. 12 Vgl. Montag Stiftung Urbane Räume 2013, S. 35 und 37.



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Schüler angegeben wird. Schulbibliotheken müssten nach diesen Empfehlungen mehr als doppelt so groß sein, wie wir das aus heutigen Realisierungen kennen. Die weiteren, im Schulbau heute genannten Forderungen sind genauso auch in den einschlägigen Veröffentlichungen zu Schulbibliotheken zu finden, u. a. die „multifunktionale Nutzbarkeit der räumlichen Angebotsstrukturen“13 und damit einhergehend die Ausstattung „mithilfe von beweglichen und gut kombinierbaren Möbeln“14. Grundsätzlich gilt, je kleiner die zur Verfügung stehende Fläche, desto flexibler sollte das Mobiliar sein, und desto klarer sollte das Konzept benennen, was die Benutzer von genau dieser Schulbibliothek erwarten können und was nicht.

3 Bibliothekskonzept und Raumplanung Im Zusammenhang mit dem Ausbau von Ganztagsschulen sind in den letzten Jahren einige beispielhafte Einrichtungen entstanden, die in der Regel einzelne Aspekte aus dem Leistungskatalog von Schulbibliotheken betonen. Die Ausformungen bewegen sich zwischen den Prototypen Lesebibliothek und Arbeitsbibliothek. Beiden gemein sind folgende Grundanforderungen: –– Eine zentrale Lage im Schulgebäude –– Eine möglichst natürliche Belichtung –– Ausreichende Größe; der bibliothekarische Wert geht von 30 m² pro 1 000 physischen Medien aus –– Ausreichend Aufenthaltsmöglichkeiten und genügend Sitzplätze für mindestens eine Klasse

3.1 Die Lesebibliothek Der Prototyp der Lesebibliothek15 ist ein heller Raum, ausgestattet mit halbhohen, rollbaren Doppelregalen sowie Wandregalen, Sofalandschaften, Sitztreppen, Hockern, Sitzsäcken u.  ä. Sie ist als separate Form in Grundschulen zu finden und zeichnet sich durch die Verwendung haptischer Materialien und die wohnliche Gestaltung des Raumes, z. B. mit Hilfe von farbigen Stirnseitenverkleidungen der Regale und textilen Materialien aus. Die Lesebibliothek enthält nicht nur erzählende Literatur, wie das vielleicht landläufig angenommen wird. Sie definiert sich vielmehr als Ort, der alles bietet, was man an der jeweiligen Schule zur Leseförderung benötigt. Das kann ein Garderoben-

13 Rittelmeyer 2013, S. 78. 14 Doberer & Brückner 2013, S. 209; Dahm & Holderried 2012, S. 43. 15 Holderried et al. 2012, S. 16–18.

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bereich sein, in dem sich Requisiten und Kleidung für das Nachspielen von Szenen der Kinderliteratur befinden, oder ein Multimediabereich, in dem man gemeinsam Hörbücher hört, Bilderbuchkino und Kinderfilme vorführt oder am Internet-PC arbeitet. Lesen fördern mit allen Sinnen und allen dem Zweck dienlichen analogen und digitalen Materialien – das ist die Devise, der Raumplanung und Möblierung folgen.

3.2 Die Arbeitsbibliothek Wenn man in Deutschlands weiterführenden Schulen eine Schulbibliothek plant, so wird meist an eine Arbeitsbibliothek gedacht. Das Konzept soll am Beispiel der ca. 650  m² großen Mediothek des Eugen-Bolz-Gymnasiums in Rottenburg erläutert werden. Ausgestattet mit 50 Arbeitsplätzen, 10 PC-Plätzen sowie einem eigenen, ausschließlich über die Bibliothek begehbaren Unterrichtsraum, dient sie der Hausaufgabenbetreuung, der Projektarbeit sowie der Förderung des selbstständigen Arbeitens und der Medienkompetenz.

Abb. 2: Rottenburg, Grundriss der Schulbibliothek © Eugen-BolzGymnasium, Rottenburg.



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Die Zonierung ist deutlich zu erkennen: Im Eingangs- und Thekenbereich befinden sich zwei Steh-OPACs für Katalogrecherchen, der Kopierer sowie Lektüre und Lernhilfen zum Ausleihen. Die Theke ist großzügig dimensioniert, weil dort alle Hintergrundarbeiten der Bibliothek stattfinden: Ausleihe von Büchern und Medien, Einbinde- und Reparaturarbeiten, Lagerung und Ausleihe von Laptops, Beamer und Moderationskoffern für den Unterricht. 10 Arbeits-PCs befinden sich an 2er-Tischen in einer Ausbuchtung des Raumes gegenüber der Theke (hier durch einen Pfeil gekennzeichnet). Alle Regale entlang des Sitzbereiches am Fenster sind rollbar, sodass hier Veranstaltungen stattfinden können. Im Leitbild der Schule wird immer wieder auf die umfangreichen Funktionen der Schulbibliothek verwiesen.16 Daran anknüpfend nennt das Bibliothekskonzept17 folgende Aufgaben: –– Sprachförderung und Leseanimation (z. B. Sommerleseclub) –– Arbeits- und Aufenthaltsraum mit vielfältigen Anregungen –– Hausaufgabenbetreuung –– Mindestens eine Unterrichtseinheit pro Klasse und Schuljahr in der Bibliothek –– Förderung der Lese- und Medienkompetenz durch verschiedene mediale Angebote

Abb. 3: Rottenburg, Lese- und Ruhezone in der Arbeitsbibliothek © Eugen-Bolz-Gymnasium, Rottenburg.

Alle genannten Aufgaben lassen sich im Raumkonzept verorten: Lesen und Lernen – einzeln und in Kleingruppen – in der Lese- und Ruhezone und am Gruppentisch im Anschluss an das verglaste Treppenhaus (mit Blick auf die Ruine eines römischen Bades, die beim Umbau ausgegraben wurde), konzentriertes Arbeiten auf der gegenüberliegenden Seite an Einzelarbeitsplätzen entlang der Fensterfront und im zur Bibliothek offenen PC-Raum, schließlich Unterricht für eine Schulklasse im separaten Unterrichtsraum der Bibliothek. Die pädagogischen Ziele und deren klare Umsetzung im Einrichtungsplan bedingen den Erfolg dieser Mediothek, die gänzlich ins Schulleben des Gymnasiums eingebunden ist. Heutige Planungen von Schulbibliotheken gehen von einer Mischform der beiden Prototypen aus. Die großzügig dimensionierte Schulbibliothek als Medien- und Lern16 Siehe http://www.ebg.tue.bw.schule.de/ (30.10.2015). 17 Vgl. Mohr 2012, Kap. 4.

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landschaft bietet Arrangements, in denen viele Formen der Rezeption und Produktion möglich sind und in denen auch die Entspannung nicht zu kurz kommt. Der zuletzt genannte Aspekt wird in Schulbaukonzepten derzeit noch zu wenig bedacht, ist aber absolut notwendig im rhythmisierten Unterricht von Ganztagsschulen.

4 G  estaltungstrends für die Schulbibliothek der Zukunft Bei einem Blick in die neuere Literatur lassen sich folgende Gestaltungstrends für die Schulbibliothek der Zukunft ausmachen: 1. Reduzierung der Regale 2. Betonung der Aufenthaltsqualität: Helligkeit, Transparenz, großzügige Raumwirkung 3. Flexible Gestaltung: z. B. verschiebbare Wände, Regale und Sitzmöbel bis hin zu Raum-im-Raum-Konzepten (vgl. Abb. 4) 4. Interaktive Umgebung, Einplanung von Rezeptions- und Produktionsbereichen 5. Zusammenführung digitaler und analoger Medien unter inhaltlichen Aspekten 6. Bereitstellung einer umfassenden, technischen Infrastruktur zur Nutzung mobiler Geräte incl. Bereitstellung von Geräten und Kommunikationstechnik, z. B. für E-Learning, Skype 7. Konzeptionelle Integration von Outdoor-Bereichen für Bibliotheksaktivitäten im Freien: Lesegärten, Terrassen, Innenhöfe. Auch hier unerlässlich: ein WLAN HotSpot.18 19

Abb. 4: CUBES IN MOTION, Verena Kreth, Carolin Schlaeppi, ekzIdeenwettbewerb „Lernräume der Zukunft“, 2014 © V. Kreth, C. Schlaeppi.19 18 Z. B. Sullivan 2011; Morehart 2013. 19 Vgl. auch den Beitrag ekz Ideen-Wettbewerb LERN_RAUM_ATMOSPHÄRE in diesem Band.



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5 Funktionsbereiche der Schulbibliothek Die pädagogische Funktion der Schulbibliothek bedingt, dass bei Raumgestaltung und Möblierung andere Akzente gesetzt werden als bei der Ausstattung einer Öffentlichen oder Wissenschaftlichen Bibliothek. Für die Schulbibliothek werden gewöhnlich folgende Funktionsbereiche genannt:20 1. Eingangsbereich mit Taschenablage, Präsentations- und Ausstellungsfläche (z.  B. für die Darstellung von Schülerprojekten) sowie technischem Equipment (z. B. Kopierer, Drucker u. a.) 2. Verbuchungsbereich / Theke mit multifunktionalem Mobiliar. Die Ausleihtheke ist im Verhältnis großzügiger dimensioniert als in Öffentlichen oder Wissenschaftlichen Bibliotheken, weil in Schulbibliotheken selten ein separater Büroraum für Hintergrundarbeiten zur Verfügung steht. In Schulbibliotheken müssen in der Regel alle Bestands- und organisatorischen Arbeiten an der Theke verrichtet werden. Der Theken-Background umfasst deshalb abschließbare Schränke, Container, Bücherwagen und Ablagen. 3. Buch- und Medienpräsentation / Regale. Da Schulbibliotheken oft räumlich beengt untergebracht sind, sollte der Regalbereich zumindest in Teilen flexibel platzierbar (Doppelregale auf Rollen) und klar gegliedert sein, wobei die Regale als Raumteiler fungieren können. Aber auch mobile Trennwände sind denkbar. So kann beispielsweise in der Mediothek eines Schulzentrums mit Grund- und weiterführender Schule ein Bereich für Grundschüler mit Hilfe von Regalen abgegrenzt, ein Arbeitstisch für ältere Schüler dagegen mit geräuschabsorbierenden Trennwänden abgeschirmt werden. 4. Katalog und Information. Die Anzahl der Plätze für Katalogrecherchen ist von der Softwarelizenz der Schulbibliothek abhängig. Sofern der Bibliothekskatalog auf allen oder mehreren Rechercheplätzen zur Verfügung steht, muss kein gesonderter Katalogbereich ausgewiesen werden. Ansonsten ist mindestens ein deutlich beschrifteter Katalogplatz vorzusehen. Internetanschluss an allen Plätzen sollte selbstverständlich sein. 5. Lern- und Arbeitsbereich. Ein paar Tische und Stühle – so sah früher der Lernund Arbeitsbereich von Schulbibliotheken aus. Heute geht man davon aus, dass Lernen in verschiedenen Formen möglich sein soll: allein, zu zweit, in Kleingruppen, in Großgruppen (mindestens in Klassenstärke) sowie in verschiedenen Körperhaltungen. Deshalb sind moderne Schulbibliotheken oft als ‚Medien-Lernlandschaften‘ gestaltet, beispielsweise möbliert mit Sitztreppen (auf denen man je nach Lust und Laune auch im Liegen seine Vokabeln lernen kann), Sitzsäcken, Hockern, Sofas etc., aber auch mit mobilen Tischen (auch auf Rollen) in verschie-

20 Vgl. DIPF o. J.

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denen Formationen bis hin zum Tisch für Großgruppen, der gegebenenfalls aus der Kombination verschiedener Einzel- oder Doppeltische entsteht. 6. Veranstaltungsbereich. Er kann in Form eines fest installierten Podestes vorgesehen werden, das gleichzeitig für Veranstaltungen und – wenn keine Veranstaltung stattfindet – für kleinere Lerngruppen geeignet ist. Das Podest ist selbstverständlich mit den benötigten Anschlüssen (Steckdosen und Verkabelungen) auszustatten. Meist ist der Veranstaltungsbereich in der Schulbibliothek jedoch nicht gesondert ausgewiesen, sondern entsteht nach Bedarf durch das Beiseiteräumen der flexiblen Sitzmöbel und Regale. Gleichwohl muss er bei der Grundrissplanung von vornherein mitbedacht werden, da das Mobiliar für diesen Bereich entsprechend flexibel geplant werden muss. 7. Weitere Bereiche wie Experimentierraum, Musikstudio, Magazin. Moderne Schulbibliotheken dienen nicht nur dem rezeptiven Lernen, sie sind auch Orte des kreativen und produktiven Tuns. Die Ausstattung der Schulbibliothek unterstützt Schüler und Lehrer bei der Erstellung von ‚Lernprodukten‘. Das kann eine CD mit Tierstimmen für den Biologieunterricht oder ein Film mit dem Interview eines Zeitzeugen für den Geschichtsunterricht sein. Schulen mit Musikschwerpunkt können ein Tonstudio an die Schulbibliothek angliedern. Ein Magazinraum ist immer dann sinnvoll, wenn Altbestand vorhanden ist, der bei einer Neukonzeption der Schulbibliothek nicht makuliert werden soll. Welche dieser Bereiche in welcher Gewichtung in der Schulbibliothek verwirklicht werden, hängt vom Profil der Schule und vom Konzept der Bibliothek ab. Die Grundfrage lautet: Wie und was (Methoden, Inhalte) soll an dieser Schule gelernt werden und welche Rolle soll die Schulbibliothek dabei übernehmen?

6 D  as Mobiliar: Qualität, Funktionalität und Flexibilität Bei der Möblierung einer Schulbibliothek sind Qualität, Funktionalität und Flexibilität des Mobiliars von zentraler Bedeutung. Qualitativ hochwertiges Mobiliar empfiehlt sich, weil Schulbibliotheken in der Regel nicht – wie im Ladenbau üblich – nach fünf bis zehn Jahren komplett modernisiert werden und weil die Einrichtung einer Schulbibliothek bekanntermaßen stark strapaziert wird. Vor allem bei Bibliotheksregalen zahlt sich gute Qualität aus, denn sie werden, im Unterschied zu Sitzmöbeln oder Tischen, fast immer langjährig verwendet. Mobiliar mit GS-Zeichen21 und entsprechenden Qualitätszertifikaten ist daher immer eine gute Wahl. Außerdem sollte man die Dauer der Nachkaufgarantie beim Lieferanten erfragen, um bei Erweiterung 21 Prüfzeichen nach dem Produktsicherheitsgesetz für „Geprüfte Sicherheit“.



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der Bibliothek oder beim Aufbau im Rahmen eines mehrjährigen Stufenplans auf der sicheren Seite zu sein. Das Mobiliar von Schulbibliotheken muss aber nicht nur stabil und langlebig sein, es sollte auch ein Höchstmaß an Funktionalität und Flexibilität bieten. Ein Grunderfordernis für Regale sind flexibel in der Höhe einhängbare und schrägstellbare Fachböden, die eine optimale Präsentation der Bücher und Medien gewährleisten. Jugendliche22 sind frontal präsentierte Waren aus der Glitzerwelt der Shopping Center gewöhnt und erwarten, dass sie auf die gleiche Weise auch in der Schulbibliothek zum Lesen und Lernen animiert werden. Ausstellungsmöglichkeiten müssen also konsequent in die Regallandschaft mit eingeplant werden. Darüber hinaus sollte es möglich sein, einige der freistehenden Doppelregale auf Rollen zu stellen und diese bei Bedarf auch nachzurüsten. So ist gewährleistet, dass man auch kleine Räume mit wenig Aufwand an verschiedene Nutzungsanforderungen anpassen kann. Genauso wichtig sind jederzeit austauschbare, frei platzierbare Regal- und Fachbodenbeschriftungen sowie die Möglichkeit, ein Regal bei Bedarf für neue Medienarten oder andere Nutzungen nachzurüsten. Spezielle Bibliotheksausstatter bieten umfangreiches Zubehör zu ihren Regalen: Medientröge, Zeitschriftenboxen, Tischelemente, Präsentationsplatten etc., die sich genau dort integrieren lassen, wo sie gebraucht werden. Nationale und internationale Experten empfehlen daher, Bibliotheksregale bei Systemanbietern der Branche zu erwerben: „Bei Regalen versteht sich der Vorzug von Serienmodellen gegenüber ‚Handgeschnitztem‘ fast von selbst.“23 Dieselbe Meinung vertritt auch CILIP: „Specialist library shelving is designed to be fit for purpose and is tested for resilience and life expectancy.“24 Um die Bibliothek für Kinder- und Jugendliche attraktiv zu machen, ist ein ansprechendes Farbkonzept die erste Wahl, abgestimmt auf die im Schulgebäude und im Corporate Design der Schule verwendeten Farben. Dabei empfiehlt es sich, variable Elemente der Schulbibliothek als Farbträger vorzusehen: Sitzmöbel, textile Materialien, Stirnseitenverkleidungen der Regale. Sie können, wenn man das Farbkonzept wieder ändern möchte, leicht und vergleichsweise kostengünstig ausgetauscht werden. Individuelle Einbauten sind immer dann sinnvoll, wenn es darum geht, spezielle Raumkonstellationen und Nutzungsanforderungen zu integrieren. Sitztreppen, Einbauten in Nischen und Wandschrägen, aber auch die Gestaltung von Wänden können oft besser von örtlichen Schreinern oder Künstlern ausgeführt werden. Auch die Beteiligung der Schüler ist von Fall zu Fall sinnvoll.25

22 Vgl. hierzu auch Sanne 2009, S. 302–309; Fuchs 2011. 23 Eigenbrodt 2009, S. 231. 24 CILIP 2015. 25 Vgl. dazu auch Schwotzer 2009.

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7 Fazit Was macht die Schulbibliothek für Kinder und Jugendliche attraktiv? Darauf gibt es keine einfache Antwort. Man kann aber davon ausgehen, dass eine Schulbibliothek nur dann gut angenommen wird, wenn sie zum Konzept der Schule passt und erfolgreiches Lernen befördert – wozu durchaus auch die Entspannung zwischendurch und entsprechende Chill-out-Bereiche zählen. “Libraries need to change from places just to get stuff to places to make stuff, do stuff, and share stuff.”26 Diese Aussage wird für die Gestaltung der Schulbibliothek der Zukunft zentral sein. Schulbibliotheken sind weder kleine Öffentliche noch kleine Wissenschaftliche Bibliotheken. Ihre Planung und Möblierung hat sich an den Bedürfnissen der Schulgemeinschaft zu orientieren und alles bereitzustellen, was Schüler zum erfolgreichen Arbeiten in einer informations- und wissensbasierten Gesellschaft befähigt, ihre Vorstellungkraft entwickelt und sie in die Lage versetzt, ein Leben als verantwortungsbewusste Bürger zu führen.27

Literatur und Internetquellen Zitierte Literatur und Internetquellen Bozen – Südtirol (2010). Schulbaurichtlinien: Ausgabe 2010: Dekret des Landeshauptmanns vom 23. Februar 2009, Nr. 10. (Registriert beim Rechnungshof am 23.03.2009, Register 1, Blatt 6). CILIP, Chartered Institute of Library and Information Professionals [et al.] (2015). Primary School Library Guidelines. http://primaryschoollibraryguidelines.org.uk/space/furniture (20.10.2015). Dahm, K. & Holderried, A. (2012). Wo man gerne hingeht – Die Schulbibliothek als Raum. In A. Holder­ried & B. Lücke (Hrsg.), Handbuch Schulbibliothek (S. 33–64). Schwalbach/Ts.: Debus Pädagogik Verlag. Doberer, K. & Brückner, J.-M. (2012). Gebäudearchitektur, die pädagogische Architektur unterstützt. In W. Schönig & Ch. Schmidtlein-Mauderer (Hrsg.), Gestalten des Schulraums: neue Kulturen des Lernens und Lebens (S. 199–218). Bern: hep. Eigenbrodt, O. (2009). Möblierung und Einrichtung. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken bauen und ausstatten (S. 228–249). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/ miscellanies/bibliotheksbau-30189/228/PDF/228.pdf (15.10.2015). Fuchs, N. (2011). Freestyle – all inclusive! Das Jugendmarketingkonzept der Stadtbüchereien Düsseldorf. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken heute! Best Practice bei Planung, Bau und Ausstattung (S. 256–263). Bad Honnef: Bock + Herchen. Preprint: http://edoc. hu-berlin.de/miscellanies/bibliothekenheute/ (18.10.2015). Holderried, A., Lücke, B. & Müller, A. (2012). Vom Nutzen der Schulbibliothek. In A. Holderried & B. Lücke (Hrsg.), Handbuch Schulbibliothek (S. 11–31). Schwalbach am Taunus: Debus Pädagogik Verlag.

26 Kasman Valenza & Johnson 2009, S. 30. 27 Vgl. IFLA & UNESCO 2002, S. 4.



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 Birgit Lücke und Angelika Holderried

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Weiterführende Informationen bietet auf dem Bibliotheksportal die Seite Schulbibliotheken in Deutschland mit einem Link zu Einrichtung und Betrieb von Schulbibliotheken.28 Unter dem Titel schulmediothek29 verweist das Fachportal für Schulbibliotheken, dessen Inhalte von der Kommission Bibliothek und Schule des Deutschen Bibliotheksverbandes verantwortet werden, unter dem Reiter Schulbibliothek – Grundlagen auf eine Seite zur Raumplanung mit weiteren Themen wie: –– Lage der Bibliothek –– Flächenbedarf –– Funktionsbereiche –– Möblierung / Einrichtung –– Bauliche Grundlagen –– Beispiele Grundschulen –– Beispiele weiterführende Schulen –– Beispiele Gymnasien.

28 http://www.bibliotheksportal.de/themen/bibliothek-und-bildung/bibliothek-und-schule/schul bibliotheken.html (06.11.2015). 29 http://www.schulmediothek.de/ (06.11.2015).



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Das Portal leseforum bayern bietet einen Link zum Thema Schulbibliothek30 an. Über diese Seite ist der Praxisleitfaden Schulbibliothek31 erreichbar, der u.  a. auch einen Abschnitt Bibliotheksraum und Einrichtung enthält. Ebenfalls auf Länderebene fokussiert ist die Website der Landesarbeitsgemeinschaft Schulbibliotheken in Hessen e.V.32 Die Seite bietet eine umfangreiche Liste der Mitgliedsschulen, die für Kontaktsuchende von Interesse sein könnte.

30 http://www.leseforum.bayern.de/index.asp?MNav=4 (06.11.2015). 31 http://www.leseforum.bayern.de/download.asp?DownloadFileID=dfe1e0ca70915d8c3f0b8ad77a 7efda9 (06.11.2015). 32 http://www.schulbibliotheken.de/ (06.11.2015).

Kerstin Keller-Loibl

Die Jugendbibliothek Erlebnis- und Kommunikationsort

Einleitung In der Vergangenheit galt es in Deutschland nicht als selbstverständlich, beim Bau einer Öffentlichen Bibliothek einen eigenen Bereich für Jugendliche zu planen. Meistens wurde ein gemeinsamer Kinder- und Jugendbereich eingerichtet, bei dem der Jugendbereich fast immer als Stiefkind behandelt wurde. Dieses Manko bleibt nicht folgenlos: Viele Jugendliche nutzen die Bibliothek im Jugendalter nicht oder nicht mehr. Oft fühlen sie sich von der Bibliothek nicht als Zielgruppe angesprochen. Um Jugendliche zu erreichen, bedarf es in besonderem Maße attraktiver und zielgruppenspezifischer Angebote, sowohl beim Medienangebot und der technischen Ausstattung als auch bei der Raumgestaltung und Möblierung.

1 Jugend als eigenständige Lebensphase Erkenntnisse aus der Entwicklungspsychologie und der Freizeit- und Medienpädagogik zeigen, dass das Jugendalter eine eigenständige Lebensphase ist und sich das Freizeit- und Medienverhalten junger Menschen von anderen Altersgruppen unterscheidet. Spezifische Angebote für Jugendliche sollten deshalb in keiner Bibliothek fehlen: „Jugendliche brauchen Angebote und Dienstleistungen, die ihren Bildungs-, Informations-, Kultur- und Freizeitbedürfnissen entsprechen.“1 Eine genaue Alterseingrenzung der Jugendphase ist allerdings nicht möglich. Juristisch gesehen gelten Personen, die das 14. Lebensjahr vollendet haben, jedoch noch keine 18 Jahre alt sind, als Jugendliche. Aus biologischer Sicht beginnt die Adoleszenz mit dem Einsetzen der geschlechtlichen Reifungsprozesse, die schon mit 12 Jahren beginnen können. Der Abschluss des Jugendalters ist besonders schwer zu bestimmen, da dieser wesentlich von der individuellen Entwicklung und den spezifischen Lebensumständen abhängig ist. Eine zunehmende Individualisierung und eine hohe Pluralität von unterschiedlichen jugendlichen Verhaltensweisen, Orientierungen, Haltungen und Lebensstilen kennzeichnen die Jugendphase.2 Zudem hat sich durch eine Verlängerung der Ausbildungszeiten in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten die Zeit des Übergangs in den Erwachsenenstatus hinausgezögert. In der Ent1 IFLA. Sektion Kinder- und Jugendbibliotheken (o. J.). 2 Vgl. Ferchhoff 2011, S. 193.



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wicklungspsychologie werden daher offene Grenzen für das Ende der Jugendphase präferiert. Dieses kann zwischen 19 und 21 Jahren liegen, aber auch erst Mitte oder Ende des dritten Lebensjahrzehnts erreicht sein. Wie weit die Zielgruppe in Bibliotheken gefasst wird, sollte jede Bibliothek im Hinblick auf ihr Gesamtkonzept und ihr konkretes Einzugsgebiet entscheiden. In der Praxis existieren unterschiedliche Modelle: In der Zentral- und Landesbibliothek Berlin werden beispielsweise Jugendliche im Alter von 12 bis 21 Jahren angesprochen, während in einer Profilbibliothek für Jugendliche, der @hugo-Jugendmedienetage in der Hugo-Heimann-Bibliothek in Berlin-Mitte, die Zielgruppe zwischen 13 und 25 Jahre alt ist. Auch in den räumlich und konzeptionell selbstständigen Jugendbibliotheken medien@age der Städtischen Bibliotheken Dresden und Hoeb4U der Hamburger Bücherhallen sollen Jugendliche bis Mitte Zwanzig erreicht werden.

2 Ein eigener Raum oder Bereich für Jugendliche Als eigenständige Nutzergruppe benötigen Jugendliche einen eigenen Raum oder Bereich in Öffentlichen Bibliotheken, der auf ihre Bedürfnisse und Wünsche abgestimmt ist. Der Jugendbereich in der Kinderbibliothek ist für Jugendliche unattraktiv, denn Jugendliche wollen vor allem eines nicht: als Kinder behandelt werden. Wichtig ist, dass sie das Gefühl vermittelt bekommen, dass sie in der Bibliothek willkommen sind und hier ungestört ihre Freizeit verbringen dürfen. In kleinen Bibliotheken ist es aus Platzgründen oft nicht möglich, einen eigenen Raum für die Jugendbibliothek oder einen räumlich abgetrennten Jugendbereich zu gestalten. Durch die farbliche Gestaltung der Regale, einer Sofaecke oder anderer Gestaltungselemente kann die Bibliothek aber zeigen: Wir sind auch für Jugendliche da! Gerade Jugendliche brauchen speziell auf sie zugeschnittene Angebote. Ein erkennbarer Jugendbereich sollte daher zu jeder Bibliothek gehören, sei sie auch noch so klein. In größeren Bibliotheken und großstädtischen Bibliothekssystemen bietet sich die Gestaltung einer konzeptionell und räumlich eigenständigen Bibliothek für Jugendliche an. Diese liegt idealerweise in der Nähe des Erwachsenen-, Musik- oder Zeitschriftenbestandes, damit die Medien von der Zielgruppe genutzt werden können. Bei eigenen Räumen sollte die Jugendbibliothek von außen durch Symbole und eine auffällige Leitfarbe gut erkennbar sein. Ein durchgängiges Corporate Design, wozu neben der Einrichtung auch das Leitsystem, Werbematerialien und Mitarbeiter-Shirts gehören können, trägt zur Wiedererkennung bei. Eine Jugendbibliothek, die sich an den Nutzungsmotiven der Zielgruppe orientiert, ist primär Treffpunkt und Erlebnisort und nur sekundär eine Ausleihbibliothek. Regalsysteme und Präsentationsmöbel dürfen deshalb nicht den Raum ‚in Besitz nehmen‘, sondern sollten dezent in das Gestaltungskonzept der Jugendbibliothek integriert werden. Junge Menschen benötigen eine multimediale Bibliothek, in der

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Lernen und Freizeit nahtlos ineinander übergehen können. Dabei muss berücksichtigt werden, dass die Zielgruppe nicht homogen ist. Die Lebenslagen und -stile sind unterschiedlich und entscheidend von der jeweiligen jugendkulturellen Ausrichtung des Freundeskreises geprägt.

3 E  ntwicklung der Jugendbibliotheken in Deutschland Die Einrichtung und Gestaltung eines konzeptionell und räumlich eigenständigen Bereichs für Jugendliche, der neben der Ausleihe auch zur Vor-Ort-Nutzung der Medien einlädt, ist eine noch relativ junge Entwicklung. Als Vorläufer einer Bibliothek, die sich als Treffpunkt versteht, kann das architektonisch offene Bibliothekskonzept der 1970er Jahre gesehen werden, das häufig mit dem Begriff „No-Silence“ umschrieben wird. Der Pool in der Mitte der Bibliothek zum Toben, Spielen und Musikhören für alle Altersgruppen ist das äußere Erkennungszeichen dieses Bibliothekskonzeptes. Fehlende räumliche und personelle Ressourcen führten jedoch zu Problemen in der Umsetzung: So verdrängten mitunter die Jugendlichen die Kinder, oder das Spielen und Toben nahm überhand.3 Viele Bibliotheken beschränkten sich nach diesen Erfahrungen verstärkt auf Angebote für jüngere Kinder, was – gepaart mit Sparmaßnahmen zulasten der neuen Medien – zu einem rapiden Absinken der Nutzerzahlen von Jugendlichen in den folgenden beiden Jahrzehnten führte. Horst Heidtmann fasste die Situation für die Bundesrepublik 1989 wie folgt zusammen: „Es ist also unübersehbar, daß in der Bundesrepublik Kinder- und Jugendbibliotheken sich zwar so nennen, aber in der Praxis reine Kinderbibliotheken geblieben sind.“4 Abhilfe sollte das Projekt Entwicklung und Erprobung neuer Konzepte der Bibliotheksarbeit für junge Erwachsene schaffen, das vom Deutschen Bibli­otheksinstitut in den Jahren 1993 bis 1996 durchgeführt wurde. Vorbild waren die Teenage Libraries in Großbritannien, die in den 1980er Jahren in Ballungsräumen mit hoher Jugendarbeitslosigkeit entstanden. In Deutschland lag der Schwerpunkt allerdings nicht wie in Großbritannien auf der sozialpädagogischen Arbeit, sondern in der Berücksichtigung des veränderten Medienverhaltens der Zielgruppe. Als Ergebnis entstanden eigenständige Jugendbibliotheken in Rostock-Dierkow und Hamburg-Mümmelmannsberg, die mit neuen Medien ausgestattet wurden und als Treffpunkt dienen sollten. An der Freizeitgestaltung der Zielgruppe orientiert sich auch die ekz-Jugend­ bibliothek freestyle, die 2003 erstmals in den beiden Stadtteilbibliotheken DüsseldorfBenrath und Mönchengladbach-Rheindahlen erprobt wurde. Das Konzept freestyle 3 Vgl. Deutsches Bibliotheksinstitut. Kommission für Kinder und Jugendbibliotheken 1988, S. 5; vgl. auch Jouly 1982. 4 Heidtmann 1989, S. 170.



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zeichnet sich durch ein standardisiertes, flexibles Baukastensystem aus, sodass sich jede Bibliothek einen eigenen Jugendbereich zusammenstellen kann. Teil des Raumdesigns ist ein Gerüstbausystem, das den Jugendbereich überspannt und optisch zusammenfasst. An ein Stahlgerüst, das an eine Bühne auf Open-Air-Konzerten erinnert, können farbige Lichtstrahler, fahrbare Leinwände oder Wandelemente zur Abtrennung von Bereichen gehängt werden.5 Das freestyle-Konzept orientiert sich noch primär am klassischen Modell der Ausleihbibliothek, denn die Mediennutzung vor Ort spielt eine eher sekundäre Rolle. Befragungen in den Düsseldorfer Stadtteilbüchereien Benrath und Derendorf in den Jahren 2004 und 2007 bestätigen, dass der freestyle-Bereich vor allem für die Ausleihe von Medien genutzt wird und sich nicht als Treffpunkt etablierte.6 Konfektionierte Programme, die wenig Spielraum für Flexibilität und jugendliche Mitgestaltung bieten, bergen die Gefahr in sich, schnell zu veralten und von der Zielgruppe nicht angenommen zu werden.

4 Von der Ausleihbibliothek zum Begegnungsort Die Eröffnung der Dresdner Jugendbibliothek medien@age im Jahr 2000 ist ein wichtiger Meilenstein in der Gestaltung einer konzeptionell und räumlich eigenständigen Jugendbibliothek. Dieser neue Typ einer Bibliothek für 13- bis 25-Jährige entstand im Rahmen des Projektes Bibliotheksfilialen – Optimie­rung von Angebot und Organisation der Bertelsmann-Stiftung. Das Einrichtungskonzept markiert deutlich eine Wende: weg von der Ausleihbibliothek und hin zum Treffpunkt und Begegnungsort. Eine große Zahl an Internet­arbeitsplätzen, PC-Arbeitsstationen mit Anwendersoftware, Spiele-PCs sowie Abhör- und Abspielstationen gehört zur Grundausstattung der Bibliothek und ermöglicht eine Mediennutzung vor Ort. Ein zielgruppenspezifisches Veranstaltungsangebot mit Book-Slams®, Manga-Workshops oder Anime-Film-Nächten unterstützt dieses Erlebniskonzept. Der Medienbestand, der sich in der medien@age aus je 50  % Print- und Nonprintmedien zusammensetzt, ist thematisch aufgestellt, um den Suchstrategien der Zielgruppe zu entsprechen. Für das Einrichtungskonzept wurde das zeitlose FactoryDesign gewählt. Metallene Regallagersysteme, Betonsäulen und unverkleidete Rohre sowie viel Glas und Licht assoziieren das Wohnen in einem großzügigen Loft. Die Farbe Grau wird durch eine orange Decke und Sitzmöbel in orange und blau ergänzt. Nachfolger dieses Bibliothekskonzeptes – wenn auch mit jeweils spezifischen Ausrichtungen – sind beispielsweise die @hugo-Jugendmedienetage in der Hugo-Heimann-Bibliothek in Berlin-Mitte und die Jugendbibliothek Hoeb4U der Hamburger Bücherhallen.7 5 Vgl. Bendig 2003, S. 13. 6 Vgl. Fuchs 2011, S. 261. 7 Vgl. Keller-Loibl 2014, S. 125. Die genannten Jugendbibliotheken werden in diesem Handbuch ausführlich vorgestellt.

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Abb. 1: Jugendbibliothek medien@age Dresden © Städtische Bibliotheken Dresden.

5 „Da würde ich hingehen …“ Was erwarten junge Menschen von der Bibliothek und wie sieht ihre Wunschbibliothek aus? In der Studie Das Image von Bibliotheken bei Jugendlichen wurden über 1  440 Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren in sozialen Netzwerken nach ihren Ansichten und Meinungen über Bibliotheken befragt. Parallel dazu fanden 34 Gruppeninterviews mit über 100 Jugendlichen derselben Altersspanne in Schulen und Freizeitzentren statt.8 Die Untersuchungs­ergebnisse lassen deutlich erkennen, dass sich die Zielgruppe eine Bibliothek mit „Wohlfühl-Flair“ wünscht, in der man seine Freizeit allein oder mit Freunden verbringen kann. Sehr wichtig ist den Jugendlichen die Aufenthaltsqualität. Sie wünschen sich einen eigenen Raum oder Bereich in der Bibliothek, „der nicht mit Regalen und Büchern vollgestopft ist“ und der Möglichkeiten für soziale Kontakte bietet. Großzügige, helle Räume, ein modernes Design und eine gemütliche und entspannte Atmosphäre werden als wichtige Faktoren genannt.9 8 Siehe dazu: Keller-Loibl 2012. 9 Vgl. Keller-Loibl 2012, S. 139.



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Neben Büchern sollen alle Medien zum Bestand gehören, die Jugendliche auch in ihrem Alltag nutzen. Die Mehrheit will in der Bibliothek nicht nur Medien ausleihen, sondern sich länger dort aufhalten: die vielfältigen Medien vor Ort nutzen, gemeinsam Hausaufgaben erledigen, Musik hören, sich ausruhen, lesen oder die neuesten Konsolenspiele testen.10 Die Einrichtung soll jugendgemäß sein und zum längeren Verweilen einladen. „Billard wäre auch nicht schlecht“, sagte ein Jugendlicher, „und Nervennahrung, wenn’s mal wieder länger dauert“, ein anderer. Möglichkeiten zum Essen und Trinken werden gewünscht, ebenso wie gemütliche Sitzecken, die nicht aus konventionellen Stuhl-Tisch-Kombinationen bestehen. Die Bibliothekseinrichtung soll nicht an die Schule erinnern, schließlich besuchen die Jugendlichen die Bibliothek in ihrer Freizeit und meistens nach einem langen Schultag. Bequeme Sitzmöglichkeiten wie Sofas oder Sitzsäcke werden favorisiert, auch „eine Hängematte wäre toll“.11 Trotz der gewünschten Gemütlichkeit soll die Bibliothek stylisch und modern aussehen. Eine außergewöhnliche Innenarchitektur und eine moderne technische Ausstattung kommen bei der Zielgruppe gut an. Die unkonventionelle Einrichtung des Jugendbereichs Mindspot in der Stadtbibliothek Århus in Dänemark gefiel den befragten Jugendlichen deshalb besonders gut: „Da spricht einfach alles an.“12

Abb. 2: Eine Bibliothek, wie sie sich Jugendliche wünschen: der Jugendbereich Mindspot der Stadtbibliothek Århus in Dänemark © K. Keller-Loibl. 10 Vgl. Keller-Loibl 2012, S. 151 f. 11 Vgl. Keller-Loibl 2012, S. 135. 12 Keller-Loibl 2012, S. 135.

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Das visuelle Erscheinungsbild der Bibliothek ist für junge Menschen sehr wichtig. Sie legen viel Wert auf die eigene Selbstinszenierung. Nur was zum eigenen Image passt, wird auch angenommen. Insbesondere bei ihrer Freizeitgestaltung wollen sie sich selbst verwirklichen und gehen ungern Kompromisse ein. Diese Erkenntnisse sollten bei der Planung und Gestaltung von Jugendbibliotheken eine entscheidende Rolle spielen.

6 Raum zum Lernen, Spielen, Chillen Um ein Gestaltungskonzept für eine Jugendbibliothek zu entwickeln, das den Interessen und Erwartungen junger Menschen entspricht, ist es notwendig, das Freizeit- und Medienverhalten wie auch die Nutzungsmotive der Zielgruppe zu berücksichtigen. Eine hohe Aufenthaltsqualität ist für eine Jugendbibliothek von besonderer Bedeutung, da die Medienausleihe für die junge Generation nur eines von vielen (potenziellen) Nutzungsmotiven der Bibliothek ist. Jugendliche wollen sich länger in der Bibliothek aufhalten und sich mit Freunden austauschen. Attraktive und bequeme Sitzmöglichkeiten sind deshalb ebenso essentiell wie eine moderne technische Ausstattung, zum Beispiel mit WLAN. Jugendliche interessieren sich neben Büchern auch für Musik, Filme und Gaming. Gemeinsam lernen, chillen, spielen und ebenso gemeinsames kreatives Arbeiten in Werkstätten sind bevorzugte Tätigkeiten. Eine Gaming-Zone, interaktive Lernumgebungen und Makerspaces für Do-It-Yourself-Projekte (z.  B. Fotografie, Musik, Upcycling – das Umwandeln von Abfallprodukten oder (scheinbar) nutzlosen Stoffen in neuwertige Produkte) sollten deshalb in einer Jugendbibliothek nicht fehlen. Gerade in diesem Lebensabschnitt ist „das Ausmaß von kreativer und eigenständiger Gestaltung, von produktiver und aktiver Auseinandersetzung mit den inneren und äußeren Lebensbedingungen von sehr großer Bedeutung.“13 Junge Menschen wünschen sich die Bibliothek als modernen Erlebnis- und Kommunikationsort, der neben Raum zum Lernen auch Möglichkeiten jugendgemäßer Freizeitgestaltung bietet. Ausreichend Raum für verschiedene Veranstaltungsformate und Partizipationsmöglichkeiten ist deshalb für eine Jugendbibliothek besonders wichtig. Workshops, Poetry-Slams oder die Buchpremiere für Schulklassen – in der Jugendbibliothek sollte für diese Veranstaltungen genügend Platz vorhanden sein, um nicht in einen anonymen Veranstaltungsraum der Bibliothek ausweichen zu müssen. Um die Voraussetzung für Rückzugsmöglichkeiten und gleichzeitig für gemeinsames Spielen zu schaffen, können verschiedene Zonen geplant und durch Akustikpuffer getrennt werden, zum Beispiel eine ruhige Lesezone, ein Lounge-Bereich oder eine Gaming-Zone. Für Jugendliche sind räumlich intime Zonen sehr wichtig, in denen ein 13 Hurrelmann 1997, S. 34.



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hoher Grad von Privatsphäre entstehen kann. Diese können relativ leicht zum Beispiel durch ansprechende Wand­elemente und Raumteiler entstehen. Die Räumlichkeiten müssen den gleichzeitigen Aufenthalt mehrerer Gruppen von Jugendlichen zulassen, was sich auch auf den Raumbedarf einer Jugendbibliothek auswirkt. Auch weniger lesefreudige Jugendliche oder Nichtleser sollten sich in der Bibliothek wohlfühlen können. Die Stadtbibliothek in Århus bietet mit dem Jugendbereich Mindspot beispielsweise eine ‚buchfreie Zone‘ an, in der Jugendliche an Laptops oder in einer sichtgeschützten und gemütlichen Sitzecke chatten und chillen können. In der Bibliothek sollte es auf jeden Fall die Möglichkeit geben, in einem Bereich, zum Beispiel in einem Lese- oder Internetcafé, zu essen und zu trinken. Kann dieses Angebot nicht ermöglicht werden, ist das Aufstellen eines Getränke- und Snackautomaten im Jugendbereich eine Alternative. Jugendliche wollen sich länger in der Bibliothek aufhalten, und deshalb ist dieses Angebot für sie sehr wichtig.14

7 Einrichtung und Medienpräsentation Die Möblierung der Jugendbibliothek sollte sich an den Einrichtungsvorlieben junger Menschen orientieren und variable Nutzungsmöglichkeiten erlauben. Es können für diese Zielgruppe ungewöhnliche und trendige Möbel ausgewählt werden, die zum Entspannen, Lesen und Musikhören einladen. So stehen zum Beispiel im Jugendbereich der Stadtbibliothek Chemnitz bequeme Liegen zum Musikhören, die @hugoJugendmedienetage der Hugo-Heimann-Bibliothek in Berlin-Mitte kaufte jugendgemäße Sitzmöbel beim schwedischen Einrichtungshaus IKEA ein. Der Einsatz von Lichteffekten kann besondere Atmosphären und Stimmungen erzeugen. Jugendliche stellen sich ihre Arbeitsumgebung gern selbst zusammen, ein Neuarrangieren von Sitzgruppen oder Tischen sollte möglich sein. Die Raumgestaltung kann sehr variantenreich sein. Flexibilität ist nützlich, damit man schnell auf aktuelle Themen oder neue Freizeittrends und Subkulturen reagieren kann. Um die Medien ansprechend zu präsentieren, können Gestaltungselemente der kommerziellen Ladengestaltung übernommen werden. Besonders zu empfehlen ist die Arbeit mit Schrägfachböden und besonderen Displaywänden und -ständern, um möglichst viele Arten der Frontalpräsentation nutzen zu können. Für Jugendliche ist bei der Auswahl von Büchern das Cover ein wichtiges Kriterium. Relativ niedrige Regale, möglichst auf Rollen, sowie großzügige Frontalpräsentation bieten sich deshalb besonders an. Für die Bestandspräsentation in einer Jugendbibliothek empfiehlt sich eine thematische Aufstellung, die jugendliche Interessen anspricht. In der Dresdner medien@age 14 Vgl. Keller-Loibl 2012, S. 136.

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Abb. 3: Frontalpräsentation und bequeme Sitzmöbel © Städtische Bibliotheken Dresden.

sind dies beispielsweise Themen wie „Job & Karriere“, „Digitale Welt“, „Freizeit & Sport“, „Lifestyle & Party“, „Ratlos“ oder „Was ihr schon immer über Sex wissen wolltet“. Aktuelle und zeitlich begrenzte Medienzusammenstellungen zu Stars, PopEvents oder jugendrelevanten Medienereignissen können die thematische Präsentation des Bibliotheksbestandes ergänzen. Um Schülern den Zugang zu geeigneter Unterrichtsliteratur zu erleichtern, kann ein ‚Homework-Center‘ eingerichtet werden, in dem die Aufstellung der Medien nach Unterrichtsfächern erfolgt.15 Entsprechend der Medienkonvergenz sollten in den jeweiligen Themenwelten die Medien im Medienmix aufgestellt sein. Dafür werden flexible Regalsysteme benötigt, die den unterschiedlichen Medienformaten gerecht werden. Auch Video-Clips, Musik und Stars können in die Präsentation eingebunden werden. Darüber hinaus sollten freie Wandflächen für die Kommunikation zur Verfügung stehen, zum Beispiel für das Anbringen einer Pinnwand, eines Bildschirms oder Whiteboards für Gruppenprojekte.

15 Vgl. Keller-Loibl 2014, S. 125.



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8 Gestaltungsvielfalt und Partizipation So wie es den Jugendlichen nicht gibt, so kann man auch nicht von der Jugendbibliothek sprechen. Unter Berücksichtigung der Wünsche und Bedürfnisse der Zielgruppe sind ganz unterschiedliche kreative Umsetzungen denkbar. Dies zeigen auf eindrucksvolle Weise die Gestaltungsentwürfe für eine Jugendbibliothek, die 2011 im Rahmen des ekz-Ideenwettbewerbs medien(t)räume: raumvisionen entstanden. Der Siegerentwurf von Janka Riedel, Annika Ehmsen und Gerrit Hoffschulte gründet auf dem Konzept einer multimedialen Bibliothek, in der ein eigenständiges Recherchieren und Lernen in einer modernen Atmosphäre möglich ist. Funktionale Multitouchwände fungieren als transparente Raumteiler, die mit leicht verständlichen Text- und Videobeiträgen zugleich über die Funktionsweise der Bibliothek und jugend­ relevante Themen informieren. Eine interaktive Paternoster-Bücherwand präsentiert Literatur, die mittels verschiebbarer Scanner unter die Lupe genommen werden kann.16 Andere Entwürfe stellen statt moderner Technik das Wohlfühlen und die Möglichkeit des Sich-Zurückziehens in den Vordergrund und verwenden dafür organische Formen aus der Natur. Im Entwurf „Eine Landschaft im Raum“ von Saskia Scheithauer können die Liege- und Sitzelemente beispielsweise so aufgestellt werden, dass Gebirgslandschaften entstehen. Lesehöhlen und Liegelandschaften bilden attraktive Rückzugsmöglichkeiten.17 Weitere beliebte Motive aus der Natur sind der Wald, Apfelschalen und Äste oder „Lesenester“ und „Büchertropfen“ (Abb. 4).

Abb. 4: Lesenester und Büchertropfen: der Entwurf „Stellwerk“ von Felix Amtsberg und Johannes Hartmann © ekz.bibliotheksservice GmbH.

16 Vgl. Keller-Loibl 2012, S. 63. 17 Vgl. Scheithauer 2012, S. 20.

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Um männliche Jugendliche anzusprechen, die in der Regel nicht zu den typischen Bibliotheksnutzern gehören, ging die Library 10 im Zentrum von Helsinki neue Wege. Nicht mehr die Medien in den Regalen dominieren den Raum, sondern spezifische Angebote für junge Menschen wie eine umfassende Musiksammlung, ein Probe- und Aufnahmeraum sowie Arbeitsplätze, an denen Filme und Bilder bearbeitet und gleich in den sozialen Netzwerken veröffentlicht werden können. Arbeiten der Jugendlichen sind in Ausstellungen und Performances in der Bibliothek zu sehen und zu hören. Die Library 10 hat sich darüber hinaus zu einem populären Veranstaltungsort der Musikszene entwickelt. Das Konzept scheint aufzugehen: Die Nutzungsstatistik unterscheidet sich deutlich von anderen Zweigstellen: 60 % sind Männer, und 60 % sind unter 30 Jahre alt.18

9 Fazit Die Jugendphase zeichnet sich durch eine hohe Differenzierung in den Lebensumständen, ‑stilen und medialen Prägungen und Einstellungen aus. Bei der Gestaltung einer Jugendbibliothek wird es deshalb immer wichtiger werden, die Wünsche und Bedürfnisse von Jugendlichen mit unterschiedlichen Freizeitinteressen und (medialen) Prägungen zu berücksichtigen. Deshalb kann es sehr hilfreich sein, Jugendliche aus dem Einzugsgebiet der Bibliothek zu gewinnen und mit ihnen gemeinsam ‚ihren‘ Jugendbereich zu gestalten. Dadurch entsteht eine hohe Identifikation mit der Bibliothek. Internationale Best Practices entstanden häufig unter Mitwirkung der Zielgruppe, so zum Beispiel der Jugendbereich Mindspot im dänischen Århus. Auch die neue Jugendbibliothek der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam, die 2013 eröffnet wurde, setzte auf die Mitsprache der Jugendlichen. Im Zuge der Sanierung und des Umbaus der Bibliothek fand eine umfassende Jugendbeteiligung statt. In Ideenwerkstätten diskutierten 11- bis 16-Jährige Gestaltungsvorschläge und bauten das Modell einer Jugendbibliothek. Sich in der Bibliothek wohlzufühlen, war auch für die Potsdamer Jugendlichen am wichtigsten: Eine Lümmelecke, ein Sitzpodest mit Flauschteppich, Sitzsäcke und ein Sofa sowie gemütliches Licht und eine helle Wandfarbe standen auf der Wunsch­liste ganz oben.19 „Jugendliche müssen die Bibliothek als einen Ort erfahren, an dem man ihre Wünsche und Lebenswelten berücksichtigt und ernstnimmt.“20 Und dies kann man am besten durch Partizipation erreichen. Jugendliche sollten nicht nur bei Neu- oder Umbaumaßnahmen einbezogen werden, sondern auch danach kontinuierlich an der

18 Vgl. Lämsä 2011. 19 Kinder- und Jugendbüro Potsdam 2013. 20 Deutsches Bibliotheksinstitut 1997, S. 17.



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Weiterentwicklung der Jugendbibliothek und dem Veranstaltungsangebot beteiligt werden. Nur so kann eine hohe Akzeptanz bei der Zielgruppe erreicht werden. Wenn die Jugendbibliothek den Jugendlichen ‚gehört‘, dann spricht sie auch optisch und funktional ihre Sprache. Und dies ist notwendig, um auch in Zukunft junge Menschen für Bibliotheken zu begeistern.

Literatur und Internetquellen Bendig, B. (2003). Jugendbibliothek – alter Gedanke, neue Ideen. Ein Projekt der Stadtbüchereien Düsseldorf, der Stadtbibliothek Mönchengladbach und der ekz. Reutlingen: ekz. Deutsches Bibliotheksinstitut (1997). Bibliotheksarbeit für Jugendliche, Bd. 3: Konzepte, Erfahrungen und Nebenwirkungen eines Projektes. Berlin: DBI. Deutsches Bibliotheksinstitut. Kommission für Kinder und Jugendbibliotheken (1988). Die Kinderund Jugendbibliothek. Berlin: DBI. Ferchhoff, W. (2011). Jugend und Jugendkulturen im 21. Jahrhundert. Lebensformen und Lebensstile (2., aktualisierte und überarbeitete Auflage). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. Fuchs, N. (2011). Freestyle – all inclusive! Das Jugendmarketingkonzept der Stadtbüchereien Düsseldorf. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken heute! Best Practice in Planung, Bau und Ausstattung (S. 256–263). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/ miscellanies/bibliotheksbau/ (18.10.2015). Heidtmann, H. (1989). Überlegungen zur Bibliotheksarbeit für Jugendliche. Informationen Jugendliteratur und Medien, 41(4), 170–179. Hurrelmann, K. (1997). Jugendliche heute – Jugendliche in der Bibliothek. In K. O. Conrady, K. Hurrelmann, H. Heidtmann & N. Posse (Hrsg.), Lebenswelten, Medienräume. Jugendliche, Bibliothek und Schule (S. 31–42). Gütersloh: Verlag Bertelsmann-Stiftung. IFLA. Sektion Kinder- und Jugendbibliotheken (o. J.). Richtlinien für die Bibliotheksarbeit mit Jugendlichen. http://www.ifla.org/files/assets/libraries-for-children-and-ya/publications/ ya-guidelines2-de.pdf (07.12.2014). Jouly, H. (1982). Kinderbibliotheken spiegeln Programme. Überlegungen zur Planung und Einrichtung. Buch und Bibliothek, 34(10), 752–753. Keller-Loibl, K. (2012). Aus der Begründung der Jury. In Kinder- und Jugendbibliotheken: medien(t)räume: raumvisionen (S. 62–63). Wiesbaden: Dinges & Frick (B.I.T.online, Sonderheft 2). Keller-Loibl, K. (2012). Das Image von Bibliotheken bei Jugendlichen. Empirische Befunde und Konsequenzen für Bibliotheken. Bad Honnef: Bock + Herchen. Keller-Loibl, K. (2014). Theoretische Grundlagen und Standards der Bibliotheksarbeit mit Jugendlichen (S. 107–144). In K. Keller-Loibl (Hrsg.), Handbuch Kinder- und Jugendbibliotheksarbeit (2., vollst. überarbeitete und erweiterte Auflage). Bad Honnef: Bock + Herchen. Kinder- und Jugendbüro Potsdam (2013). Jugendbeteiligung beim Bibliotheksumbau (2009–2013). http://sjr-potsdam.de/2013/09/beteiligung-bei-der-jugendbibliothek (07.12.2014). Lämsä, K. (2011). Treffpunkt Library 10. Die Bibliothek in Helsinki lockt untypische Nutzer: junge Männer. Büchereiperspektiven, (2), 20–21. https://www.bvoe.at/~publikationen/perspektiven/ bp2_11/20_21.pdf (07.08.2015). Scheithauer, S. (2012). Eine Landschaft im Raum. In Kinder- und Jugendbibliotheken: medien(t)räume: raumvisionen (S. 20–21). Wiesbaden: Dinges & Frick (B.I.T.online, Sonderheft 2).

Sabine Brunner

Die Kinderbibliothek Einleitung Die Kinderbibliothek stellt einen wesentlichen und unverzichtbaren Bestandteil jeder Öffentlichen Bibliothek dar. Meist handelt es sich um einen separaten Raum oder einen eigenen Bereich, wenn nicht gar ein eigenes Gebäude zur Verfügung steht. Die Kinderbibliothek unterscheidet sich – unter Berücksichtigung des Gesamtgestaltungskonzeptes der Bibliothek – hinsichtlich Einrichtung und Gestaltung deutlich von allen anderen Bereichen der Bibliothek.

Abb. 1: Kinderbereich der Stadtbibliothek Amsterdam © S. Brunner.

In den meisten Öffentlichen Bibliotheken stellen Kinder zwischen 0 und 12 Jahren die stabilste und stärkste Benutzergruppe dar. Durch eine adäquate Berücksichtigung dieser Gruppe einschließlich der räumlichen Gestaltung kann eine lebenslange Bindung zur Bibliothek geschaffen werden.1 Nach den Ergebnissen der ersten Pisa-Studie 2000 gewann die Bibliotheksarbeit mit Kindern eine noch größere gesellschafts- und bildungspolitische Bedeutung. Die dbv-Kommission Kinder- und Jugendbibliotheken fasst auf dem Bibliotheksportal die Aufgaben von Kinderbibliotheken wie folgt zusammen: 1 Vgl. BDB 1994, S. 24; vgl. auch dbv 2012.



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Kinderbibliotheken – ermöglichen allen Kindern Zugang zu Medien und Informationen, – sind die erste und wichtigste Einrichtung für eine frühe und lebenslange Bindung an die Bibliothek, – sind wichtige Lese- und Sprachförderer vom frühen Kindesalter an, – stellen Medien für den schulischen und außerschulischen Informationsbedarf bereit, – vermitteln Medienerlebnisse und fördern Medienkompetenz, – unterstützen Multiplikatoren bei der Förderung des Lesens und der Vermittlung von Medien­ kompetenz.2

Die zentralen Aufgaben der Kinderbibliothek sind die spielerisch-altersgerechte Sprach- und Leseförderung und die Vermittlung von Informations- und Medienkompetenz. Damit werden die Grundlagen für lebenslanges Lernen gelegt. In Zusammenarbeit mit anderen Bildungseinrichtungen profilieren sich die Bibliotheken durch den Ausbau professioneller Konzepte, die weit über konventionelle Bibliotheksarbeit hinausgehen.

1 Zielgruppen Moderne Kinderbibliotheken müssen in ihrer Raumplanung extrem heterogenen Anforderungen gerecht werden. Für die Einrichtungsplanung ist somit die Definition der Zielgruppen ebenso wichtig wie das Konzept der Bibliotheksarbeit. Der Planung sollten Erhebungen darüber zugrunde liegen, wie viele Kinder aus welcher Altersgruppe und Interessenlage sich gleichzeitig in der Bibliothek aufhalten. Aus dem inhaltlichen Bibliothekskonzept lassen sich dann die Forderungen an verschiedene Bereiche bzw. Zonen ableiten. In den letzten Jahren ist eine deutliche Veränderung der Zielgruppen zu beobachten. Bundesweite Kampagnen wie Lesestart3 richten den Fokus auch auf Kinder unter drei Jahren. Doch die Arbeit mit Babys und Kleinkindern befindet sich noch immer in der Aufbau- und Orientierungsphase. In der Praxis der Kinderbibliotheksarbeit haben sich folgende Zielgruppen etabliert: –– Kinder unter drei Jahren und ihre Betreuungspersonen –– Kindergarten- und Vorschulkinder –– Kinder im Grundschulalter –– Kinder im Alter von 10 bis 12 Jahren –– Erwachsene als Vermittler (Eltern, Pädagogen etc.)

2 http://www.bibliotheksportal.de/themen/bibliothekskunden/kinder.html (17.10.2015); vgl. auch Brandt 2014. 3 http://www.lesestart.de/ (17.10.2015).

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2 Beteiligung der Zielgruppen an der Gestaltung Ein neuer Ansatz für benutzerorientierte Kinderbibliotheksarbeit ist die Einbeziehung von Kindern in die Gestaltung der Räume und Angebote.4 So wurde die Einrichtung der neuen Kinderbibliothek in Bremen mit intensiver Beteiligung von Kindern realisiert.5 Wichtig bei diesem Prozess ist, dass die Vorstellungen der Kinder mit einer realistischen Raumplanung zusammenfließen. Nach dem Prinzip der Beteiligungsspirale6 wurde eine Gruppe von 22 Kindern zwischen 6 und 11 Jahren in die Planung einbezogen. Dabei wurden sowohl realisierbare als auch ‚utopische‘ Wünsche der Kinder einbezogen und mit der Innenarchitektin der Stadtbibliothek diskutiert. Die Kinder nahmen auch an Baustellenbesuchen und natürlich am Rundgang zur feierlichen Eröffnung ‚ihrer‘ Bibliothek teil. Der Bremer Bibliothekar Guntram Schwotzer bringt es auf den Punkt: Gelingt es der Bibliothek konzeptionell und gestalterisch, die Kinderbibliothek den spezifischen Wünschen und Bedürfnissen von Kindern und Heranwachsenden anzupassen, dann bauen junge Bibliotheksbenutzer eine dauerhaft positive Beziehung zu ihrer Kinderbibliothek auf und werden später zu treuen Besuchern der Bibliothek.7

Die Stadtbibliothek Chemnitz musste nach der Einrichtung ihrer Kinderbibliothek feststellen, dass gerade Kinder im Vor- und Grundschulalter mit dem alphanumerischen Leitsystem nicht zurechtkamen und häufig Hilfe brauchten. Auch hier wurde schließlich gemeinsam mit Kindergartenkindern der Bereich umgestaltet und eine Bildklassifikation entwickelt.8 Standardregale wurden mit einfachen Mitteln wie Marktstände gestaltet und trugen so zu einem kindgerechten, spielerischen Ambiente bei.

Abb. 2: Statt Regal und Leitsystem ein spielerisch gestalteter ‚Marktstand‘ mit Bildklassifikation © S. Brunner. 4 Vgl. auch Eisele 2014. 5 Schwotzer 2005. 6 http://www.kinder-beteiligen.de/beteiligungsspirale-methode-mitbestimmung-kinder-jugendliche. htm (17.10.2015). 7 Vgl. ausführlich zum Bremer Projekt: Schwotzer 2009. 8 Ollesch 2007; Keller-Loibl 2009, S. 172–180, Abschnitt 4.5: Kinder gestalten ihren Bibliotheksbereich.



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3 Gestaltung Bereits die Eingangszone soll auf die Kinderbibliothek neugierig machen und eine deutliche Abgrenzung zum Erwachsenen- und Jugendbereich darstellen. Im Idealfall befinden sich hier Garderoben für eine ganze Schulklasse und auch Schränke für Schultaschen, Helme und Rucksäcke. Empfehlenswert sind an dieser Stelle auch Gelegenheiten zum Sitzen, Essen und Trinken. Ein Identifikationselement, z. B. ein Märchentor, ein Maskottchen oder ähnliches kann an dieser Stelle positiv eingesetzt werden. Der Kinderbereich sollte räumlich klar von den anderen Bibliotheksangeboten getrennt und gestalterisch hervorgehoben sein. Kinderbibliotheken sind heute verstärkt Orte, in denen Medien ‚inszeniert‘ werden und das klassische Bücherregal in den Hintergrund tritt.9 Wesentlich für die Wirkung ist das Zusammenspiel von Gestaltung (Regale, Beleuchtung, Farben, Architektur) und Platzierung der Medien im Raum. Dabei kann der Blick in den Buchhandel interessante Impulse bringen.10 Kinder haben ihr eigenes Tempo, ein eigenes Wahrnehmungsspektrum, eigene Interessen und Bedürfnisse. Eine Bibliothek für Kinder sollte deshalb grundsätzlich so eingerichtet werden, dass diese sich darin wohlfühlen. Eine Gestaltung, die das ermöglicht, kann sich vom Geschmack Erwachsener erheblich unterscheiden. Kinder mögen klare Farben. Besondere Gestaltungselemente sollten vor allem die Fantasie anregen.

Abb. 3: Lesebett im Kinderbereich der Stadtbibliothek Chemnitz © S. Brunner. 9 Vgl. hierzu ausführlicher Keller-Loibl (Hrsg.) 2009, S.  74–79, Abschnitt 2.3: Bibliotheksräume für Kinder (Raum- und Flächenbedarf; Ein Ort zum Spielen und Lernen; Die bewohnbare Bibliothek); Müller-Jerina 2005. 10 Vgl. hierzu ausführlich Franz 2011.

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An dieser Stelle kommt dem Einrichter eine hohe Verantwortung zu. Der Blick in andere Kindereinrichtungen und der Besuch bei anderen Kinderbibliotheken können hier von großem Nutzen sein. Die einschlägigen Bibliothekseinrichter halten viele ansprechende Angebote bereit oder wirken, ebenso wie die Fachstellen, als Berater auch bei der Zusammenarbeit mit örtlichen Möbeltischlereien. Es gilt, eine Bibliotheksatmosphäre zu schaffen, die dem Ziel und den Zielgruppen der Bibliothek gerecht wird, dabei die Balance haltend zwischen Vertrautheit und Wow-Effekt11, die in jedem Einzelfall Fingerspitzengefühl erfordert. Eine eher zurückhaltende Gestaltung lässt die Medien für sich sprechen und hebt architektonische Highlights stärker hervor. Wenige herausragende Einzelstücke machen die Kinderbibliothek unverwechselbar. Das könnte ein Lesebett wie in Chemnitz12, ein Piratenschiff wie in Bremen13, ein Märchentor wie in Meiningen oder – wie in Erfurt14 – der Nachbau der örtlichen Krämerbrücke sein.

Abb. 4: Regionaler Bezug: Nachbau der Krämerbrücke in der Erfurter Kinderbibliothek © B. Neumann.

11 Vgl. Seitz 2013. 12 Vgl. Ollesch 2007. 13 Vgl. http://www.mamilade.de/bremen/bremen/ausflugstipps/schlechtwetter/kinderbibliothekder-zentralbibliothek-bremen (17.10.2015); Abb. auch bei Schwotzer 2009, S. 298; vgl. auch Gebauer & Hombeck 2000. 14 Vgl. Brunner 2011; Arndt 2011.



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4 F unktionsbereiche und besondere Ausstattungselemente Kinder haben einen besonderen Anspruch auf Schutz, Unterstützung und Förderung. In der Kinderbibliothek ist somit der Sicherheit und Überschaubarkeit ein besonders hoher Stellenwert einzuräumen. Für Eltern sollten ihre kleineren Kinder jederzeit gut sichtbar sein, Beschäftigte sollten Kinder und anwesende Erwachsene ebenfalls im Blick behalten können. Im Zweifelsfall können die Ausstattungsvorschriften für Kindergarten und Schule Anwendung finden.15 Grundsätzlich sind für die Ausstattung strapazierfähige Materialien (Bodenbelag etc.) mit guten Reinigungseigenschaften zu verwenden.16 Regale, andere Möbel und alle weiteren Ausstattungselemente (Toiletten, Geländer, höhenverstellbare Selbstverbuchungsgeräte etc.) sollten der Körpergröße der Besucher entsprechen. Des Weiteren sollten die Sanitäranlagen für Kinder aller Altersstufen und auch für Erwachsene nutzbar sein, ausgestattet z.  B. mit tiefgehängten Toiletten und Waschbecken und einem Wickelplatz. Für die Beratung und ggf. auch Verbuchung sollte mindestens eine Theke so im Raum platziert werden, dass Nähe und Privatsphäre ermöglicht und Augenkontakt mit dem Besucher auf gleicher Ebene hergestellt werden kann.17 Gute Erfahrungen gibt es mit Sitztheken, die auch ein Element zum stehenden Arbeiten haben. Für die Atmosphäre und den Wohlfühlfaktor wird die Bedeutung der Beleuchtung oft unterschätzt. Hier sollte unbedingt ein erfahrener Fachplaner hinzugezogen werden. Für die Atmosphäre ist das Licht entscheidend. Beleuchtung – das wichtigste Thema im Raum: Licht bestimmt unser Wohlbefinden wie kein anderes Medium. Wir werden in unseren Gefühlen und Stimmungen vom Zyklus des Sonnenlichtes bestimmt, psychisch wie physisch beeinflusst.18

Farbigkeit und Beleuchtung können auch dazu dienen, verschiedene Aktionsflächen zu markieren.19 Anstelle eines ausgefeilten Leitsystems können die Art der Aufstellung der Medien sowie Farben und Bilder zu den Medien führen. Einige Bibliotheken haben, wie im oben zitierten Chemnitz, mit großem Erfolg Bildsignaturen eingeführt. Der Flächenbedarf einer Kinderbibliothek ist eine der größten Herausforderungen für die Planung. Die Fläche kann in diesem Fall nicht pauschal nach Medien­ 15 Vgl. DGUV 2002; DGUV 2007. 16 Vgl. Fachkonferenz der Bibliotheksfachstellen Deutschland 2012. 17 Vgl. ausführlich zum Thema Theken: Seitz 2009. 18 Franz 2011, S. 248; vgl. auch Werner 2009. 19 Vgl. Reichl & Reichl 2005.

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einheiten20 berechnet werden, denn dazu sind die Nutzungsanforderungen zu heterogen. So halten sich Kinder in der Regel länger in der Bibliothek auf als Erwachsene, dazu kommen zahlreiche Veranstaltungen, für die ebenfalls Raum vorhanden sein muss. Kinder wollen stöbern, Neues entdecken, kreativ sein, Spiele (auch elektronische) testen, Musik hören, Freunde treffen, aber auch Schularbeiten erledigen. Für all diese Anforderungen sollten entsprechend der Struktur der Besucher vor Ort adäquate Funktionsbereiche voneinander abgegrenzt sein.

Abb. 5: Flexibel gestaltbarer Raum in der Erfurter Kinderbibliothek © B. Neumann.

Wer z.  B. die Geräuschentwicklung einer erfolgreichen Brettspiel-Challenge erlebt hat, dem ist klar, dass freizeitorientierte Angebote von ruhigen Zonen zum Lernen, Lesen und Chillen getrennt werden müssen. Eine Kinderbibliothek sollte deshalb über klar strukturierte Zonen verfügen.21 Gleichzeitig sollten diese Zonen so gestaltet sein, dass jederzeit schnell Veränderungen möglich sind. So ist es ideal, wenn für den gleichzeitigen Besuch zweier Kindergartengruppen sowohl Raum für ein Bilderbuchkino mit der einen Gruppe als auch Raum für eine Vorlesezeit mit der anderen Gruppe zu schaffen ist und darüber hinaus auch für Einzelbesucher der Zugang zu den Medien erhalten bleibt.

20 Vgl. DIN 2009. 21 Das bedeutet nicht, dass viele kleine Boxen angelegt werden. Die Funktionsbereiche werden einzeln definiert, um dann Schnittmengen in Zeit und Raum entsprechend der Funktionsabläufe festzulegen.



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Einen Funktionsbereich für Krabbel- und Schoßkinder gibt es noch nicht in jeder Bibliothek – einschlägige Veranstaltungsformen (Fingerspiele, Lieder, Geschichten) allerdings schon. Die Erfahrungen vieler Bibliotheken aus dem Förderprogramm Lesestart könnten motivieren, auch schon dieser Zielgruppe ein räumliches Angebot zu machen. Günstig dafür ist ein geschützter Bereich, ausgestattet mit Kissen und Krabbelmöglichkeiten für die Kinder und Sitzgelegenheiten für die Erwachsenen – und womöglich einem Kaffeeautomaten in nicht allzu großer Entfernung. Bilderbuchtröge und kleine, fest installierte Entdeckerspiele geben auch den Jüngsten schon Anregun­ gen für eigenes Erkunden. So bietet die Stadtbibliothek Gotha ihren jüngsten Besuchern ein haptisches Entdeckerspiel an.

Abb. 6: Entdeckerspiel für die Jüngsten © Stadtbibliothek Gotha.

Im großzügig gestalteten Bereich bebè der Biblioteca Salaborsa in Bologna22 wird darum gebeten, vor dem Betreten die Schuhe auszuziehen, und es dürfen sich zur Sicherheit der kleinen Besucher nicht mehr als 30 Personen zur selben Zeit im Raum aufhalten. In einer Zone für Kindergartenkinder ist der überwiegende Teil der Bilderbücher untergebracht. Eine Inszenierung der Medien möglichst in Frontalpräsentation regt die Fantasie der Kinder an und kann zum Rollenspiel einladen. Auch hier sind Bilder buchtröge eine sinnvolle Ergänzung. Es empfehlen sich variable Sitzmöglichkeiten, Hocker oder Kissen, die auch schnell etwas aktiveren Spielen weichen können. Aber 22 http://www.bibliotecasalaborsa.it (06.03.2015).

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Abb. 7a: Im Erdgeschoss links geht es zum bebè-Bereich für Krabbel- und Schoßkinder in der Biblioteca Salaborsa in Bologna, Italien © A. Neumann.

Abb. 7b: Bereich für Krabbel- und Schoßkinder in der Biblioteca Salaborsa in Bologna, Italien © S. Grimm.

auch Sitzstufen, die schnell in eine kleine Bühne umgewandelt werden können, sind praktisch. Wichtig ist die Integration technischer Einrichtungen, z. B. für das Vorführen von Bilderbuchkinos. Im Grundschulalter nimmt das selbstständige Entdecken rasch zu. In dieser Zone sollten für das Selberlesen von Büchern interessante, abwechslungsreiche Sitzgelegenheiten zur Verfügung stehen. Spezielle PCs, z. B. für Leseförderprogramme wie Antolin23, können angeboten werden. Für Bastelaufgaben oder Brettspiele können Tische und Stühle für kleine Gruppen bereitstehen. Auch eine Möglichkeit für die Präsentation und Ausstellung eigener Werke oder Sammlungen der Kinder kann geschaffen werden, wie z. B. das Hosentaschenmuseum in Hammelburg: Kinder stellen dort in einer umgebauten Tischvitrine alle vier bis sechs Wochen ihre gesammelten Schätze aus.24 Kinder ab zehn Jahren beginnen, sich in der Kinderbibliothek bereits eigene Räume zu erobern. Eine gute Idee ist es, die Möbel und Sitzelemente in dieser Zone so flexibel zu halten, dass sich die künftigen Jugendlichen ihre eigene Wohlfühlatmosphäre schaffen können. Hörstationen und Bereiche für Brett-, Konsolen- und Computerspiele eröffnen den Weg zum Erwerb von Medienkompetenz. Neben den vorgenannten freizeitorientierten Zonen sollte sich ein Sachmedien­ bereich deutlich abgrenzen. Hier gibt es Arbeitsplätze für Einzelne und auch für Gruppen. Internetplätze erlauben die Recherche für schulrelevante Themen. Ein Whiteboard kann Gruppenarbeit unterstützen. Darüber hinaus kann der außerschulische Lernort Bibliothek durch einen Makerspace besondere Attraktivität gewinnen.25

23 https://www.antolin.de/ (02.03.2015). 24 http://bibliothek.hammelburg.de/aktuelles/meine-schaetze/181-hosentaschenmuseum.html (06.03.2015). 25 Vgl. dazu den Beitrag Makerspaces – Bibliotheksräume für Macher von G. Lüthi-Esposito in diesem Band.



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Abb. 8: Kuschelkubus zum Wohlfühlen im Kinderbereich in der Gemeindebibliothek Georgenthal © S. Brunner.

Abb. 9: Geschützte Eltern-Kind-Zone in der Stadtbibliothek Reykjavík, Island © P. Hauke.

In den letzten Jahren wird die Einrichtung eines Bereichs für Eltern und Erzieher in der Kinderbibliothek als immer bedeutsamer gesehen. Die hohe Absenzquote der Medien in einem solchen Erwachsenenbereich spiegelt den Bedarf deutlich wider. An dieser Stelle bieten sich auch Anleseplätze und vielleicht ein kleines Lesecafé an. Auch wenn die Bibliothek einen Veranstaltungsraum hat und in den Räumen der Kinderbibliothek durch die flexible Gestaltung jederzeit Raum für kleine Gruppen geschaffen werden kann, empfiehlt es sich, die Einrichtung eines separaten, technisch gut ausgestatteten Veranstaltungsraumes zu erwägen. Entscheidend sind dabei die Zielsetzungen im Konzept der Kinderbibliothek. Hier gibt es die Möglichkeit, parallel zum Betrieb in der Kinderbibliothek Führungen zu beginnen und ungestörte Gruppenarbeit zu ermöglichen.

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5 Trends Ein neuer Ansatz für besucherorientierte Bibliotheksarbeit kann in Zukunft eine noch weitere Zielgruppenspezifizierung sein. Spezielle Angebote an Menschen aus ‚lesefernen Milieus‘ sollten sich auch in der Bibliothek widerspiegeln. So wäre z. B. ein Themenraum zum Thema Fußball geeignet, um lesefernere Kinder anzusprechen. Einige Bibliotheken haben ihre Kinderbibliothek unter ein bestimmtes, z. B. mit der Region verbundenes, Thema gestellt. In Hammelburg ist es die Erlebniswelt Wald. In der Bibliothek wird eine Erlebniswelt geschaffen mit einem durchgehenden Thema. Das Team entschied sich für den „Wald“ und ist nun wahrscheinlich die einzige Bibliothek Deutschlands mit einem Hochsitz samt (ausgestopftem) Wildschwein. Die Lesehöhle unter dem Hochsitz bietet sich auch an zum Kuscheln, es gibt Spielmöglichkeiten zum Wald, wie Blätter zuordnen und Spuren erkennen. Die Dekoration sollte vor allem aus Naturmaterialien sein, und so wurde der Wald mit Pilzhockern, Blättergirlanden und einem kleinen Baum thematisiert. Und jede Stunde hallt der Gesang eines Vogels durch den Wald ...26

Damit wird der Auftritt der ‚Bibliothek als Ort‘ z.  B. gegenüber der Funktion der Medienausleihe weiter verstärkt. In Singapur wurde die 2013 nach einer Umgestaltungsphase unter stadtweiter Beteiligung von Kindern und Eltern wieder eröffnete Kinderbibliothek unter dem Motto „My Tree House“ als „World’s First Green Library for Kids“ präsentiert.27

Abb. 10: „My Tree House“, Singapur © P. Hauke.

26 Vgl. http://www.bibliothek.hammelburg.de/medien/kinderbibliothek (02.03.2015). 27 http://www.nlb.gov.sg/labs/my-tree-house-green-library-for-kids-information/ (10.01.2016).



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Auch auf dem Gebiet der Online-Kataloge für Kinder vor dem Schulalter gibt es erste Entwicklungen. So hat die Stadtbibliothek Köln zusammen mit der Universität Konstanz einen „Wunschbuchzauberautomaten“ für Kinder entwickelt.28

Abb. 11: Wunschbuchzauberautomat © Stadtbibliothek Köln.

6 Ausblick Kinderbibliotheken sind keine ausschließliche Spezialität Öffentlicher Bibliotheken mehr. Auch Wissenschaftliche Bibliotheken beginnen, eigene Angebote für kindgerechte Räume zu entwickeln. Während Kinderbibliotheken eine Frage der Öffentlichen Bibliothek sind, hat sich bei den Hochschulbibliotheken eine neue Entwicklung bemerkbar gemacht. Im Rahmen der Diskussion um eine familienfreundliche Hochschule haben auch Bibliothekare darüber nachgedacht, wie sie zu einer besseren Arbeitssituation für Studierende und Wissenschaftler mit Kindern [beitragen können. …]. Eine Lösung hierfür sind spezielle Eltern-Kind-Bereiche, die es den Eltern ermöglichen, ihre Kinder mitzubringen, ohne dass diese extra beaufsichtigt werden müssen […].29

Die Bibliotheken in Köln, Leipzig und Dresden beginnen, einen Makerspace, einen Experimentierort zum aktiven Selbermachen, einzurichten. Auch hier werden ent28 https://stadtbibliothekkoeln.wordpress.com/2014/07/23/der-wunschbuchzauberautomat-zubesuch/ (02.03.2015). 29 Eigenbrodt 2009, S. 248.

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sprechende Angebote für Kinder zu berücksichtigen und passende Räumlichkeiten zu schaffen sein. Neue Impulse können dabei aus der Zusammenarbeit mit anderen außerschulischen Lernorten entstehen.

Literatur und Internetquellen Arndt, S. (2011). Moderne Medienwelt hinter historischer Fassade: Umbau der Kinder- und Jugendbibliothek Erfurt. Erfahrungen aus einem Jahr in den neugestalteten Räumen. BuB, Forum Bibliothek und Information, 63(3), 218–220. http://www.b-u-b.de (17.10.2015). BDB, Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände (1994). Bibliotheken ’93. Strukturen – Aufgaben – Positionen. Berlin: Deutsches Bibliotheksinstitut. http://www.bibliotheksportal. de/fileadmin/user_upload/content/bibliotheken/strategie/dateien/bibliotheken93.pdf (17.10.2015). Brandt, S. (2014). Bibliotheken sind KINDERge-RECHT: Wie Bibliotheken weltweit und konkret zur Verwirklichung der UN-Kinderrechtskonvention beitragen können. BuB, Forum Bibliothek und Information, 66(11/12), 774–778. http://www.b-u-b.de (06.11.2015). Brunner, S. (2011). Gemeinsam sind wir stark! Konstruktive Zusammenarbeit von Bauamt, Denkmalpflege, Bibliothek und Architektin bei der Modernisierung der Kinder- und Jugendbibliothek in Erfurt. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken heute! Best Practice bei Planung, Bau und Ausstattung (S. 40–53). Bad Honnef: Bock + Herchen. Preprint: http://edoc. hu-berlin.de/miscellanies/bibliothekenheute-37588/24/PDF/24.pdf (17.10.2015). dbv, Deutscher Bibliotheksverband & Institut für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen (2012). Ursachen und Gründe für die Nichtnutzung von Bibliotheken in Deutschland: Repräsentative Telefonbefragung … Berlin: dbv. http://www.bibliotheksverband.de/dbv/ projekte/nichtnutzungsstudie.html (17.10.2015). DGUV, Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (2002). DGUV Vorschrift 81: Unfallverhütungsvorschrift Schulen. (Bisher: GUV-V S1). Berlin: DGUV. http://publikationen.dguv.de/dguv/ pdf/10002/v-s1.pdf (17.10.2015). DGUV, Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e.V. (2007). DGUV Vorschrift 82: Unfallverhütungsvorschrift Kindertageseinrichtungen. (Bisher: GUV-V S2). Berlin: DGUV. http://publikationen. dguv.de/dguv/pdf/10002/v-s2.pdf (17.10.2015). DIN, Deutsches Institut für Normung (2009). DIN Fachbericht 13, Bau- und Nutzungsplanung von Bibliotheken und Archiven (3. Aufl.). Berlin: Beuth. Eigenbrodt, O. (2009). Möblierung und Einrichtung. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken bauen und ausstatten (S. 228–249). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/ miscellanies/bibliotheksbau/ (15.10.2015). Eisele, V. (2014). Kollaboratives Eltern-Kind-Stöbern in Bibliotheksbeständen: Ein modellweltbasierter Ansatz. Bachelorarbeit, Universität Konstanz. http://hci.uni-konstanz.de/downloads/ Bachelorarbeit_Veronika_Eisele.pdf (17.10.2015). Fachkonferenz der Bibliotheksfachstellen Deutschland (2012). Handreichung zu Bau und Ausstattung Öffentlicher Bibliotheken. http://www.bibliotheksportal.de/fileadmin/user_ upload/content/themen/architektur/dateien/Handreichung_gesamt.pdf (08.01.2015). Franz, M. (2011). Zwischen Raumerlebnis und Verweilqualität. Blick über den Tellerrand: Innenarchitektonische Konzepte aus dem Buchhandel. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken heute! Best Practice bei Planung, Bau und Ausstattung (S. 246–255). Bad Honnef: Bock +



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Gabriela Lüthi-Esposito

Makerspaces – Bibliotheksräume für Macher Einleitung Der Siegeszug des Internets im privaten wie im beruflichen Umfeld sowie die Verbreitung von mobilen Endgeräten haben nachhaltige Auswirkungen auf unsere Lebensgestaltung. Wir können auf unsere Daten über Clouds von überall zugreifen und diese abrufen. Die fortschreitende Automatisierung und Digitalisierung verändert die Gesellschaft und die Arbeitswelt. Da eine Vielzahl von (Routine-) Tätigkeiten im Rahmen der fortschreitenden Digitalisierung und Automatisierung von Computern übernommen wird, sind in der digitalen Wissensgesellschaft zunehmend Kompetenzen wie „kreatives Problemlösen und die Fähigkeit der sozialen Interaktion“1 gefordert. Um sich in einer Gesellschaft zurechtzufinden, die durch eine rasante Entwicklung der Computer- und Informationstechnologie sowie die Zunahme der Wissensbestände gekennzeichnet ist, benötigen Menschen die Fähigkeit, sich selber Wissen anzueignen, mit anderen zu kooperieren und einen „reflektierten Umgang mit (neuen) Medien“2 zu erreichen.

1 Bibliothek der Zukunft oder bereits Realität? Außerschulische Orte des Lernens und Experimentierens wie z.  B. ein Makerspace ermöglichen es, eigene Projekte allein oder in Gruppen zu realisieren, und bieten somit eine Chance, Kreativität zu entwickeln, in der Zusammenarbeit mit anderen Problemstellungen zu lösen und Erfahrungen mit unterschiedlichen Technologien und Techniken zu sammeln.3 Vision oder bereits Realität: Es ist ein schöner Frühlingstag im Jahr 2020. Moritz und Anna, zwei Teenager von 16 Jahren, sind auf dem Weg zur Bibliothek. Moritz und Anna wollen ihre gemeinsame Projektarbeit für den Kunstunterricht zum Thema Architekturstile vorbereiten. Hierfür möchten sie in der Bibliothek nach einer guten dreidimensionalen, digitalen Abbildung zu verschiedenen Architekturstilen aus verschiedenen Epochen suchen und diese dann in der Bibliothek mit dem 3D-Drucker ausdrucken. Die nahegelegene Bibliothek des Ortes hat sich als Treffpunkt zum Lernen, Experimentieren, gemeinsamen Erleben und Spaß haben etabliert. Anna und Moritz finden hier alles, was sie brauchen. Neben analogen und digitalen Büchern und Abbildungen können sie auch die leistungsstarken Computer und Drucker nutzen. Paul, der Bibliothekar, kennt sich nicht nur sehr gut mit dem digitalen Bestand der Bibliothek aus,

1 Vgl. Stöcklin 2015. 2 Vgl. Mandl & Krause 2001, S. 10. 3 Vgl. Assaf 2014, S. 142.



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sondern er hat auch eine Menge Tipps auf Lager, wie man zu guten dreidimensionalen Vorlagen zum 3D-Drucken aus dem Internet kommen kann. Und Laura, Mediencoach, kennt sich sehr gut mit den Geräten aus und hat viel Erfahrung, was machbar ist und was nicht. Die beiden kennen Laura schon gut aus verschiedenen interessanten Veranstaltungen.

Jüngst bemerkte nun auch die Luzerner Zeitung: „Bibliotheken – mehr als eine Bücherausleihe“4 und wies darauf hin, dass gerade bei Neubau oder Umgestaltung von Bibliotheken, die das (Raum-)Konzept der „Bibliothek als Begegnungsort“ umsetzten, die neue Umgebung sehr gut angenommen werde. Bibliotheken werden heute als vielseitige, multifunktionale Räume wahrgenommen, die zum Verweilen, Kommunizieren, Experimentieren, Lernen, Lesen und zu vielem mehr einladen.

2 Die Bibliothek als sozialer Interaktionsraum Folgerichtig sind die Ansprüche an die Funktionalität und Atmosphäre eines Bibliotheksraums gestiegen. In einer zunehmend virtualisierten Welt scheinen physische Orte, die die Möglichkeiten zum kooperativen Lernen und vielfältige soziale Interaktionsmöglichkeiten bieten, auf ein zunehmendes Bedürfnis zu stoßen.5 Das Konzept des „dritten Ortes“, vom Soziologen Ray Oldenburg in den 1980er Jahren geprägt, wurde von den Bibliotheken antizipiert. Nach Robert Barth meint das Konzept der „Bibliothek als dritter Ort“ die Bibliothek als Teil des öffentlichen Raums, der zunehmend als neutraler, sozialer Begegnungs- und Interaktionsraum für jedermann fungiert und gestaltet wird.6 Das Vier-Räume-Modell von Jochumsen, Skot-Hansen und Rasmussen, ursprünglich für Öffentliche Bibliotheken entwickelt, geht noch einen Schritt weiter und stellt vier Hauptfunktionen der Bibliotheken ins Zentrum: Erlebnis, Beteiligung, Empowerment und Innovation. Während die Hauptfunktionen Erlebnis und Beteiligung auf die soziale Interaktion abzielen, unterstützen die Funktionsräume Empowerment und Innovation das selbstgesteuerte Lernen und das Finden von kreativen Problemlösungen. Makerspaces in Bibliotheken scheinen die ideale Umsetzung dieses Konzeptes zu sein. Sie bieten als physische Werkstätten reale Orte, an denen sich Gleichgesinnte treffen, miteinander spielerisch neue Dinge entdecken und kreieren, andere von ihren Projekten und Ideen begeistern und diese gemeinsam umsetzen.

4 Vgl. Vogel 2015. 5 Vgl. Weis 2015, S. 9. 6 Vgl. Bahrt 2014; vgl. Weis 2014, S. 16 ff.

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3 Makerspace Der Horizon Report 2015 identifiziert Makerspaces als mittelfristigen Trend, der das Lernen und Lehren im Hochschulbereich in den nächsten zwei bis drei Jahren verändern wird. Makerspaces bieten Lernenden unabhängig von Alter und sozialer Zugehörigkeit die Möglichkeit, anhand von eigenen, lebensnahen Projekten Aufgaben zu lösen, ein ganzheitliches Problembewusstsein sowie interdisziplinäres Denken einzuüben.7 In den letzten zwei Jahren haben mehrere Bibliotheken im deutschsprachigen Raum Maker-Workshops und ‑Veranstaltungen angeboten oder einen Makerspace in ihren Bibliotheksräumen eingerichtet. Im Zusammenhang mit dem Begriff Makerspace stehen auch das FabLab (Fabrikations­labor) und die Hackerspaces. Der Begriff Makerspace setzt sich zusammen aus dem englischen maker für Schöpfer oder Hersteller und space für Raum. Maker steht für eine Vielzahl von unterschiedlichen Tätigkeiten, vom traditionellen Handwerk bis zur Hightech-Elektronik. Häufig werden computergestützte Werkzeuge benutzt und am Bildschirm neue Produkte und Ideen entwickelt. Maker sind in einer Community sowohl physisch (Makerspace) als auch online über verschiedene Soziale Medien vernetzt. Sie tauschen ihre Erfahrungen und ihr Wissen aus, helfen sich gegenseitig und generieren so neues Wissen.8 Hackerspaces sind offene Plattformen/Räume für Technologie­interessierte. Der Hauptfokus liegt im gemeinsamen Programmieren, Entwickeln oder Verbessern von (oftmals) Open Source Software.9 Gemeinsam ist allen Bewegungen, dass sie Menschen aller Altersgruppen einen offenen Raum anbieten für den gegenseitigen Austausch und für die Umsetzung von kreativen Ideen und Projekten. Räume, Infrastruktur und z. T. didaktisch geschultes Fachpersonal werden häufig von einem Verein10, zunehmend aber auch von Bibliotheken zur Verfügung gestellt. Ein Makerspace hat Werkstatt-Charakter und spricht Menschen aller Altersgruppen an. Gemeinsam werden Ideen umgesetzt, Dinge erschaffen, neue Technologien ausprobiert und es wird experimentiert – mit Hilfe von digitalen Werkzeugen oder auch ohne. Im Zentrum steht das eigene Entdecken und Machen ohne feste Vorgaben von Ergebnissen. In der Regel wird im Rahmen von Kursen lediglich die Handhabung mit den Technologien erklärt und eingeübt.11

7 Vgl. Johnson et al. 2015, S. 40; Hatch 2014. 8 Vgl. Anderson 2013, S. 33. 9 Vgl. Wikipedia, Artikel „Hackerspace“. https://de.wikipedia.org/wiki/Hackerspace (22.6.2015). 10 Vgl. Wikipedia, Artikel „FabLab“. http://de.wikipedia.org/wiki/FabLab (22.06.2015). FabLabs, Makerspaces, offene Kreativwerkstätten sind teilweise als gemeinnützige Vereine organisiert. Sie stellen ihre Infrastruktur gegen einen Kostenbeitrag bereits in vielen Städten zur Verfügung, siehe FabLab Map, https://www.fablabs.io/map (17.10.2015). 11 Vgl. Schön & Ebner 2015, S. 3; vgl. Burke 2013, S. 4.



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4 Maker-Bibliotheken Im englischsprachigen Raum haben sich in den letzten Jahren sowohl Öffentliche als auch universitäre und Schulbibliotheken durch ein attraktives Dienstleistungs- und Schulungsangebot als Maker-Bibliotheken etabliert.12 Aus dem deutschsprachigen Raum sollen im Folgenden drei Beispiele vorgestellt werden: Stadtbibliothek Köln (Öffentliche Bibliothek), SLUB Dresden (Wissenschaftliche Bibliothek) und PHBern Mediothek des Institut für Weiterbildung und Medienbildung (Spezialbibliothek). Den Maker-Bibliotheken ist gemeinsam, dass sie sich selbst in einem Lernprozess befinden und bereit sind, neue Technologien im bibliothekarischen Kontext auszuprobieren.13

4.1 Stadtbibliothek Köln Die Stadtbibliothek Köln offeriert bereits seit Juni 2013 Makerspace-Angebote und ist damit in Deutschland einer der Makerspace-Pioniere. Im Sommer 2013 wurde die vierte Etage als ein Treffpunkt rund um das Thema Neue Medien eingerichtet und

Abb. 1: Workshop 3D-Modellierung in der Stadtbibliothek Köln © Stadtbibliothek Köln.

Abb. 2: 3D-Drucken in der Stadtbibliothek Köln @ Stadtbibliothek Köln.

ausgestattet.14 Das Mobiliar wurde von einer entsprechend spezialisierten Innenarchitektin entworfen. Die Etage gliedert sich in drei Zonen: Im Social-Media-Bereich mit Makerspace stehen zur Verfügung: iPads mit Musik- und Filmapps, akustische und E-Gitarre (Fender Stratocaster), Mixer und Effektgerät zum Musizieren und Mitschneiden, Mikrofon mit Aufnahmegerät für das Erstellen von Podcasts, ein Launchpad mit Ableton-Software, PC mit Programmen zu Gehörbildung, Harmonielehre und Notation, Apple-TV mit Flatscreen für Workshops, DIN A3-Scanner zur 12 Vgl. Burke 2015; vgl. Kroski 2013. 13 Vgl. Nötzelmann 2013; vgl. Lüthi-Esposito et al. 2014. 14 Stadtbibliothek Köln. Musik, Medien, Makerspace. http://www.stadt-koeln.de/leben-in-koeln/ stadtbibliothek/zentralbibliothek/musik-medien-makerspace (05.11.2015).

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Digitalisierung von Fotos und ein Werkraum zum konzentrierten Arbeiten mit USB Powercubes. Hier befinden sich auch die 3D-Drucker-Stationen. Die zweite Zone ist geprägt von der Funktion „Hören und Chillen“, zu diesem Zweck sind gemütliche Sitzmöbel vorhanden, die ein entspanntes Hören von Musik ermöglichen. In der dritten Zone findet sich die Vinylbar.15

4.2 S  ächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden Die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) erprobte 2014 im Rahmen eines Pilotprojektes mit verschiedenen Projektpartnern der Technischen Universität Dresden die Bedeutung und Rolle eines Makerspaces im wissenschaftlichen Kontext.16 Im nächsten Schritt wurde in der SLUB eine ‚Werkstatt-Bibliothek‘ zunächst experimentell eingerichtet, indem in einem Kartensaal für knapp drei Monate 3D-Drucker, Laser-Cutter und 3D-Scanner zur Verfügung

Abb. 3: Makerspace der SLUB Dresden © SLUB Dresden.

Abb. 4: 3-D-Scanner in der SLUB Dresden @ SLUB Dresden.

gestellt wurden, begleitet und ergänzt durch Beratungs- und Betreuungsangebote.17 Ziel des Pilotprojekts war es, eine ganzheitliche Antwort auf die Frage zu finden, ob Makerspaces einen Beitrag leisten können, „neues Wissen zu schaffen, es zu teilen, zu vermitteln und zu dokumentieren“18. Nach dem positiven Abschluss der Pilotphase wurde der Makerspace dauerhaft installiert und Anfang 2015 der Nutzerschaft unter dem Motto „Wissen kommt von Machen!“ zur Verfügung gestellt.

15 An der Vinylbar können Schallplatten oder VHS-Videos digitalisiert werden. Pressemeldung der Stadt Köln vom 25.07.2013: http://www.stadt-koeln.de/politik-und-verwaltung/presse/sommer-derstadtbibliothek (17.01.2015). 16 Vgl. Bonte et al. 2014; Homepage SLUB, Makerspace: http://www.slub-dresden.de/service/arbeits plaetze-arbeitsraeume/makerspace/ (17.10.2015). 17 Vgl. Noenning et al. 2014, S. 42. 18 Vgl. Bemme 2014; vgl. Bemme & Oehm 2015.



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Der SLUB Makerspace stellt die technische und räumliche Infrastruktur, Grundlagenliteratur sowie Betreuung und fachkundige Anleitung für Projekte zur Verfügung. Dabei arbeitet die SLUB eng mit Partnern aus der TU Dresden und außeruniversitären Forschungseinrichtungen sowie der Kreativwirtschaft zusammen. Die Studierenden können den Makerspace im Rahmen der Öffnungszeiten der Bibliothek nutzen. Während Kleinwerkzeuge nach einer fachkundigen Einweisung zur selbstständigen Arbeit bereitstehen, erfolgt bei der Arbeit an der Laserschneideanlage und den 3D-Druckern Unterstützung durch ein fachkundiges Team. Vorherige Terminvereinbarung stellt sicher, dass die Geräte zum gewünschten Termin auch tatsächlich verfügbar sind. Zweimal wöchentlich findet eine „offene Werkstatt“ statt, zu der ohne Anmeldung am Laser und den 3D-Druckern gearbeitet werden kann.

4.3 Learning & Supporting Library der PHBern Auch kleinere Bibliotheken können ein passendes Maker-Angebot entwickeln. Das Institut für Weiterbildung und Medienbildung der PHBern schuf mit der „Learning & Supporting Library“ einen offenen Begegnungsraum, der zum Lernen, Informieren, Experimentieren und zum Austausch einlädt. Die Mediothek ist eine Spezialbibliothek für die Unterrichtspraxis, Zielgruppe sind Lehrpersonen aller Unterrichtsstufen und ‑fächer. Man kann sich vor Ort zu den klassischen Themen wie Katalogrecherche, Medien zu einem Thema oder auch zu Technologien wie 3D-Drucken in der Schule, iPad/Tablet-Einsatz in der Schule, digitale Mikroskope für die Schule informieren und beraten lassen.

Abb. 5: Layout Mediothek der PHBern © Institut für Weiterbildung und Medienbildung der PHBern.

Die Möblierung der Mediothek ist modular und multifunktional aufgebaut und besteht aus mehreren Präsentationsmöbeln mit unterschiedlichen Höhen und Breiten sowie kleineren Ausstellungstischen. Das Konzept und die Innenarchitektur wurden

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mit Hilfe einer entsprechend spezialisierten Innenarchitektin entwickelt und umgesetzt.19 Im Zentrum der Bibliothek steht als zentraler Treffpunkt der Community Table. Er bietet eine große Fläche zum Ausbreiten von Büchern und Anschauungsmaterialien, für das Skizzieren von gemeinsamen Unterrichtsarrangements und für die individuelle Beratung und Hilfestellung durch das Fachpersonal. Es kann auch an eigenen digitalen Endgeräten gearbeitet werden, deren Stromversorgung durch Anschlüsse an der Tischunterseite sichergestellt ist. WLAN sorgt für den Zugriff auf das Internet. Am Kopfende das Tisches ist – wie ein überdimensionaler Tablet-PC – ein großer Multi­ Touchscreen integriert.

Abb. 6: Einführung in das 3D-Drucken mithilfe eines großen Multitouchscreens © Institut für Weiterbildung und Medienbildung der PHBern.

Abb. 7: Experimentierzone Robotik © Institut für Weiterbildung und Medienbildung der PHBern.

Mittels USB-Slots können auch eigene Inhalte wie Präsentationen und Kurzfilme eingespeist und die Ergebnisse gemeinsamer Teamarbeit mit nach Hause genommen werden. Der Multitouch ist zudem an das interne Netzwerk angeschlossen und ermöglicht die Übertragung von Präsentationen und Workshops auf die große Medienwand. In der Mediothek werden zu bestimmten Themen und Technologien temporäre Experimentierzonen eingerichtet. Hier können Lehrpersonen Neue Medien und Technologien kennenlernen, austesten und eigene Ideen für den Unterrichtseinsatz entwickeln. Erste Unterrichtsideen sowie Lernfilme zum Einsatz der Medien stehen auf der Webseite der PHBern bereit.20 Die temporären Experimentierzonen werden mit den vorhandenen multifunktionalen Standardmöbeln zweckmäßig hergerichtet, und je nach Art der Ausstellung und der Nutzung werden die vorhandenen Büromöbel durch die Präsentationsmöbel der Mediothek ergänzt. Durch das modulare Möbelkonzept können mit einfachen Mitteln fast alle Lern-Situationen optimal unterstützt werden. 19 Vgl. Lüthi-Esposito et al. 2014. 20 Vgl. http://www.phbern.ch/ideensets (17.10.2015).



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5 Planung und Ausstattung einer Maker-Bibliothek Die Planung eines Makerspace sollte abgestimmt sein auf die Strategie und den Auftrag der Bibliothek, die eigenen Ressourcen und nicht zuletzt auf die Bedürfnisse der Zielgruppe: Strategie/Ziele –– Welche Ziele sollen mit dem neuen Angebot Makerspace erreicht werden (Stichworte: Medienbildung, lebenslanges Lernen, Innovation, Kollaboration, soziale Interaktionen)? –– Wie passt das neue Angebot Makerspace zum Auftrag der Bibliothek? Ressourcen –– Welche Raumressourcen stehen zur Verfügung? –– Welche Geräte, welche Infrastruktur soll/kann angeboten werden? Gibt es einen thematischen Schwerpunkt (z. B. aufgrund der Bibliotheksstrategie)? –– Welche Kompetenzen sind vorhanden? Mit welchen Partnern kann ein Makerspace-Angebot aufgebaut und mittelfristig betrieben werden? –– Muss das neue Angebot ausschließlich mit vorhandenen Ressourcen aufgebaut und unterhalten werden? Welche Drittmittelquellen/Sponsoren können angesprochen/gewonnen werden? Stakeholder –– Wer ist meine Zielgruppe (Alter, Vorkenntnisse, Erwartungen)? –– Wird der Makerspace von der Bibliotheksleitung unterstützt? –– Welche internen und externen Kooperationspartner kommen für eine Zusammenarbeit in Frage? –– Wird das Projekt auch von den Beschäftigten der Bibliothek getragen? Auf der Basis dieser Analyse können dann das didaktische Konzept sowie das Raumkonzept erarbeitet werden.

5.1 Standort und Raumwahl Die Wahl des Standortes ist für die Akzeptanz wichtig. Er sollte leicht zugänglich und zentral gelegen sein sowie über eine gute Infrastruktur und eine ansprechende Raumatmosphäre (Lernraum) verfügen. Da ein Makerspace Werkstatt-Charakter hat, sind die Aktivitäten mit Geräuschen verbunden. Daher sollte bei der Planung beachtet werden, wo eher ruhigere oder lautere Zonen in der Bibliothek vorhanden sind und welche Zonen oder Räume besonders für den Makerspace geeignet sein könnten.

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5.2 Raumgestaltung Wenn ein Makerspace von Grund auf neu geplant wird, können die Ziele der Institution sowie die Bedürfnisse der Zielgruppe optimal umgesetzt werden. Häufiger werden Makerspace-Zonen in bereits vorhandene Bibliotheksräume integriert. Wenn genügend Raumreserven vorhanden sind, können permanente Makerspace-Zonen zur Verfügung gestellt werden. In der Regel werden diese von spezialisierten Innenarchitekten konzipiert und gestaltet. Dies gewährleistet einerseits eine harmonische Integration in das vorhandene Gestaltungskonzept, und andererseits kann eine eigene unverwechselbare, kreative Raumatmosphäre geschaffen werden. Knappe Raumressourcen können auch multifunktional genutzt und je nach Nutzungsart flexibel eingerichtet werden. Für die Raumgestaltung eines Makerspaces spielen Multifunktionalität, Ergonomie, IT-Infrastruktur (WLAN, genügend Steckdosen und USB-Anschlüsse, Beamer, Lautsprecher und je nach multimedialer Nutzung ein Anschluss zu Apple TV oder Google Chromecast) und Raumklima (Licht, Design, Atmosphäre) jeweils wichtige Rollen. Sie gelten für permanente ebenso wie für temporär eingerichtete Makerspace-Zonen. Am Institut für Weiterbildung und Medienbildung der PHBern werden diese Räume auch als Sitzungsraum, Ausstellungsraum, Kursraum genutzt. Je nach gewünschter Nutzungsart werden sie jeweils spezifisch möbliert. Die Möblierung des Raumes sollte modular aufgebaut sein, sodass je nach Nutzung die optimale Einrichtung gestaltet werden kann. Die einzelnen Möbel sollten nicht zu schwer sein, sodass die Räume in Eigenregie der jeweiligen Nutzung angepasst werden können. Ausstellungsmöbel in verschiedenen Breiten und Höhen schaffen Raum z. B. für die produzierten Exponate. Bei einer temporären MakerspaceZone bedeutet dies aber auch, dass Ressourcen für den Auf- und Abbau der Geräte, z.  B. 3D-Drucker, eingeplant werden müssen. Zudem werden u.  U. ein zusätzlicher Wartungs- und Lagerraum sowie Regale oder Schränke für Geräte und Materialien benötigt. Bei dauerhaften Makerspaces können verschiedene thematische Inseln geschaffen werden, die bestimmten Aktivitäten oder Technologien zugeordnet werden. So können Arbeitsbereiche zum 3D-Drucken mit 3D-Animations- und Scannersoftware ausgestattet werden, Arbeitsbereiche zum Gestalten mit einem Schneideplotter und multimediale Arbeitsplätze mit entsprechender Technik für die Film-, Bild- und Tonbearbeitung. Die Platzierung der thematischen Inseln und die Möblierung sollten so gestaltet sein, dass die jeweiligen Beteiligten sich nicht gegenseitig stören oder behindern (Lärm- und Geruchsemissionen, Strahlungswärme der Geräte, eventuell Feinstaub). Für technisches Ersatzmaterial, Bastelmaterialien der verschiedensten Art und schließlich die Erzeugnisse der Maker sollte genügend Stauraum vorhanden sein.



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Bezüglich der Ergonomie gelten die allgemeingültigen Standards für Bildschirmarbeitsplätze.21 Eine besondere Beachtung sollte dem Raumklima bzw. der Raumatmosphäre geschenkt werden. Die Maker sollen sich gerne im Raum aufhalten und wohlfühlen. Die Raumausstattung soll einerseits zum gemeinsamen Arbeiten, Entdecken, Werken aber auch zur Diskussion und zum Gespräch einladen. Je nach technischem Angebot spielen auch Sicherheits- und Versicherungsaspekte eine Rolle.22

5.3 Empfehlungen der Fab Foundation Abschließend sei auf die Fab Foundation23 hingewiesen. Sie bietet auf ihren Internetseiten ein Layout für die optimale Gestaltung eines FabLabs an.24 Neben detaillierten Makerspace-Vorschlägen finden sich Skizzen zur erforderlichen Raumgröße und zur Möblierung und es werden auch die erforderlichen Hard- und Softwarekomponenten aufgeführt.25 Obwohl die empfohlenen Raumdimensionen die realen Gegebenheiten der meisten Bibliotheken sprengen dürften, ist die Lektüre durchaus empfehlenswert. Es werden Betriebs- und Finanzierungskonzepte vorgestellt sowie eine Kurzbeschreibung der wünschenswerten Kompetenzprofile der Mitarbeiterteams zur Verfügung gestellt.

6 Relevanz für Bibliotheken – ein Fazit Makerspaces sind besondere Lernräume, die die Möglichkeit bieten, sich kreativ mit Medien und Technologien auseinanderzusetzen. Im Vordergrund stehen das eigene Erleben, Machen, Gestalten und die Bereitschaft, sich auf etwas Neues einzustellen. Es können daher mit dem Projekt Makerspace in der Bibliothek viele „wichtige Kompetenzen der heutigen Zeit: Innovationsfähigkeit, Konstruktion, Kollaboration, Projektmanagement, Problemlösungskompetenz, Handwerk, Umgang mit digitalen Technologien [sowie der] Umgang mit Misserfolg“26 gelernt und eingeübt werden. Nach Dorit Assaf deckt sich der „Grundsatz der Bibliothek als Wissensraum […] mit

21 Ergonomie am Bildschirmarbeitsplatz: http://ergonomieamarbeitsplatz.net/checkliste-fur-einenergonomischen-arbeitsplatz/ (17.10.2015). 22 Vgl. Assaf 2014, S. 146. 23 http://www.fabfoundation.org (17.10.2015). 24 Fab Foundation: Setting up a fablab: http://www.fabfoundation.org/fab-labs/setting-up-a-fablab/ideal-lab-layout/ (17.10.2015). 25 Fab Foundation: Setting up a fablab: http://www.fabfoundation.org/fab-labs/setting-up-a-fablab/ (17.10.2015). 26 Vgl. Blikstein 2013; Marinez & Stager 2013, zitiert nach Assaf 2014, S. 146.

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der Idee des Makerspaces. Beide haben das Ziel, Menschen in ihrer Umgebung zu dienen und Wissen als lebenslanges Lernen zu vermitteln“27.

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27 Vgl. Assaf 2014, S. 147.



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Lüthi-Esposito, G., Pfandr, G. & Wamser, V. (2014). Verbindende Schritte in eine digitale Zukunft. Ein „All-in-One“ Projekt zur Learning- und Supporting-Library für praktizierende Lehrpersonen. Bibliothek Forschung und Praxis, 38(3), 418–425. DOI: 10.1515/bfp-2014-0050 (22.06.2015). Mandl, H. & Krause, U.-M. (2001). Lernkompetenz für die Wissensgesellschaft. Forschungsbericht. München: Universität, Lehrstuhl für Empirische Pädagogik und Pädagogische Psychologie. http://epub.ub.uni-muenchen.de/253/1/FB_145.pdf (22.06.2015). Martinez, S. L. & Stager, G. S. (2013). Invent To Learn: Making, Tinkering, and Engineering in the Classroom. Torrance, CA: Constructing Modern Knowledge Press. Noenning, J. R., Oehm, L. & Wiesenhütter, S. (2014). FabLabs für die Forschung. Die Fusion von Makerspace und Bibliothek. GeNeMe ’14, Gemeinschaft in Neuen Medien, 33–47. http:// www.qucosa.de/fileadmin/data/qucosa/documents/15402/GeNeMe2014_033-047.pdf (22.06.2015). Nötzelmann, C. (29. November 2013). Makerspaces: Eine Bewegung erreicht Bibliotheken [Web Log Eintrag]. https://zukunftswerkstatt.wordpress.com/2013/11/29/makerspaces/ (22.06.2015). Oldenburg, R. (1999). The great good place. Cafés, coffee shops, bookstores, bars, hair salons, and other hangouts at the heart of a community (3. Aufl.). Cambridge: Da Capo Press. Schön, S. & Ebner, M. (2015). Making: Kreatives digitales Gestalten und Experimentieren mit Kindern. Einführung und ausgewählte Werkzeuge. [o. O.]: Selbstverlag. https:// www.medienpaedagogik-praxis.de/wp-content/uploads/2015/10/maker_days_ broschu%CC%88re-online.pdf (17.10.2015). Stöcklin, N. (2015). Von der Informationskompetenz zur Kulturzugangskompetenz. Bibliotheksdienst, 49(5), 556–559. http://www.nandostoecklin.ch/2015/04/von-der-informationskompetenz-zurkulturzugangskompetenz.html (22.06.2015). Vogel, B. (2015). Mehr als eine Bücherausleihe. Luzerner Zeitung Online, 26.05. https:// www.luzernerzeitung.ch/nachrichten/zentralschweiz/lu/abo/Mehr-als-eineBuecherausleihe;art9647,537606 (22.06.2015). Weis, J. (2015). Aufenthalt in Bibliotheken. Berlin: Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft (Berliner Handreichungen zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft, 390). http://edoc.hu-berlin.de/series/berliner-handreichungen/2015-390/PDF/390.pdf (22.06.2015). Die Autorin bedankt sich für die Unterstützung sowie das Bildmaterial bei Lukas Oehm, Fachreferent für Maschinenwesen und Werkstoffwissenschaft Projektleitung Makerspace SLUB, Christine Kern, Abt. Musik, Medien, Makerspace, Stadtbibliothek Köln und Gregor Lütolf, Spezialist der PHBern, Institut für Weiterbildung und Medienbildung, für das 3D-Drucken in Schulen.

Jutta Eiberger

Das zukunftsfähige Bib-Office Einleitung Der rasante Wandel durch Globalisierung und Digitalisierung stellt neue Anforderungen an das Kerngeschäft der Bibliotheken. Ihr Ansehen definiert sich nicht mehr nur über Anzahl und Qualität der Bestände und das Wissen, das daraus vermittelt werden kann, sondern zunehmend über die Leistungen der Mitarbeiter als Lotsen mit bildungspolitischer Verantwortung in einer sich ständig verändernden Wissens- und Informationsflut der digitalen Welt. Diese Mitarbeiter bewegen sich nutzerorientiert mit vielfältigen Kompetenzen in komplexen Aufgabenfeldern zwischen Tradition und Innovation. Kommunikation und Kooperation, Flexibilität und Effektivität sind wesentliche Bestandteile der Arbeitsweisen aller Mitarbeiter einer zukunftsfähigen Bibliothek, und das betrifft Front- wie Back-Office gleichermaßen und hebt unter diesem Gesichtspunkt eine Trennung auf. Welche Arbeitsumgebung ermöglicht und fördert diese Arbeitsweisen?

1 Traditionelle und innovative Arbeitswelten 1.1 Traditionelle Arbeitswelten Die Struktur traditioneller Arbeitswelten mit flächenintensiven Arbeitsplätzen in Einzel-, Zweier- oder Gruppenbüros und einem Besprechungsraum ist geprägt durch linear angeordnete Räume, die durch fest eingebaute Wände abgeschlossen sind. Der Flächenverbrauch für Arbeitsplätze ist hoch, der Flächenverbrauch für den gemeinschaftlich genutzten Raum vergleichsweise gering. Die Raumaufteilung, also Größe und Anordnung der Räume, wird einmal festgelegt und richtet sich nach den zu diesem Zeitpunkt aktuellen Anforderungen und architektonischen Rahmenbedingungen. Veränderungen in der Raumaufteilung sind mit einem hohen baulichen Aufwand verbunden. Traditionelle Arbeitswelten unterstützen statische Arbeitsweisen, die vorwiegend in den einzelnen Bereichen autark ausgeführt werden und wenig Austausch, Kommunikation und Zusammenarbeit erfordern bzw. ermöglichen. Die Wirkung der Struktur ist geschlossen.



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1.2 Innovative Arbeitswelten Die Struktur innovativer Arbeitswelten mit kompakten Arbeitsplätzen und gemeinschaftlich genutzten Bereichen als ergänzende, alternative Arbeitsorte ist geprägt durch tätigkeitsorientierte, abgeschirmte Zonen im offenen Raum. Fest eingebaute Wände werden nur dort eingesetzt, wo hohe Anforderungen an Konzentration oder Diskretion gestellt werden; ein höchstmögliches Maß an Glasflächen sorgt für Transparenz. Der Flächenverbrauch für Arbeitsplätze kann durch eine kompakte Gestaltung reduziert, frei werdende Flächen können für gemeinschaftlich genutzte Zonen verwendet werden. Hier entstehen alternative Arbeitsorte sowohl für Kommunikation und Zusammenarbeit als auch für Rückzug und Konzentration, die von allen temporär genutzt werden können, den individuellen Arbeitsplatz entlasten und ergänzen. Die Größe und die Anordnung der Zonen richten sich nach den jeweiligen Anforderungen, und je weniger feste Einbauten erforderlich sind, umso grösser ist die Veränderbarkeit der Flächen ohne baulichen Aufwand. Innovative Arbeitswelten unterstützen dynamische Arbeitsweisen, die sowohl Austausch, Kommunikation und Zusammenarbeit als auch Rückzug und Konzentration erfordern. Die Wirkung der Struktur ist offen.

Abb. 1: Raumkonzepte im Vergleich © Bene AG.

In der Praxis dienen Standardformate wie Zellen-, Kombi-, Team-Büro oder der offene, strukturierte Raum als Orientierung. Das geeignete Raumkonzept ergibt sich aus den individuellen Rahmenbedingungen und Zielen als individuelle Lösung in einem pas-

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senden Mix der Standardformate. Entscheidungshilfen sind die Erfolgsfaktoren einer zukunftsfähigen Büroraumplanung und deren individuelle Gewichtung.

2 Erfolgsfaktoren der Büroraumplanung 2.1 Flächenoptimierung Durch die Reduzierung von Einzel- und Gruppenbüros und eine kompakte Gestaltung der Arbeitsorte im offenen Raum erhöht sich die Anzahl der Arbeitsorte in der Fläche. Diese Flächenwirtschaftlichkeit, ergänzt mit einer tätigkeitsorientierten und qualitätsvollen Gestaltung der Arbeitsorte und des gesamten Raumes, ergibt eine optimierte Flächennutzung.

2.2 Anpassungsfähigkeit Je weniger feste Einbauten vorhanden sind – hier vor allem Wände mit baulichen Anschlüssen an Boden, Fassade, Decke – umso einfacher und kostengünstiger sind Veränderungen, umso grösser ist der Handlungsspielraum, auf zukünftige Anforderungen schnell und effizient reagieren zu können. Darüber hinaus ermöglicht ein geregeltes Maß an Veränderbarkeit den Mitarbeitern selbstlernend, selbstorganisierend pro-aktiv die Arbeitsumgebung ihren Bedürfnissen anzupassen und sie zu optimieren.

2.3 Gestaltung der Arbeitsorte Die Arbeitsorte lassen sich nach den jeweils dort ausgeübten Tätigkeiten in Workplaces, We-Places, Me-Places und Support-Bereiche aufteilen: –– Workplaces, Zonen mit Arbeitsplätzen für konzentrierte Arbeit –– We-Places, Zonen und alternative Arbeitsorte für Kommunikation und Zusammenarbeit, Pause und Rekreation –– Me-Places, Zonen und alternative Arbeitsorte für Rückzug und Konzentration –– Support, Zonen für Technik, Stauraum, Garderobe Abhängig von den zu erfüllenden Anforderungen können Arbeitsorte in offenen Bereichen oder in umschlossenen Räumen angesiedelt werden. Für Tätigkeiten mit hoher Forderung nach Diskretion, z.  B. Führungsaufgaben mit Personalverantwor-



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tung, sowie für Tätigkeiten mit hoher Geräuschentwicklung, z.  B. längere Besprechungssituationen oder für Aufgaben, die Rückzug und hohe Konzentration erfordern, empfiehlt sich die Ansiedelung des Ortes in einem Raum, der durch raumhohe Wände umschlossen wird. Die Gestaltung der Wände mit einem möglichst hohen Maß an Transparenz durch eine flurseitige Ganz- oder Teilverglasung und eine Kombination aus Glas und akustisch wirksamen Vollwandelementen bei den Zwischenwänden bietet Vorteile gegenüber geschlossen ausgeführten Wänden. Der Flächenbedarf kann reduziert werden, ohne die Qualität des Arbeitsortes zu schmälern; der Bezug zum umgebenden Bereich bleibt erhalten; Transparenz und Offenheit werden räumlich abgebildet und gelebt. Neben der Gestaltung ist die Anordnung der Räume ein wesentlicher Faktor für die Qualität der gesamten Arbeitsumgebung. Die Anordnung der Räume in der Fläche richtet sich nach den Arbeitsabläufen und dient darüber hinaus der Strukturierung des offenen Bereiches. Es entstehen räumlich und akustisch entkoppelte Zonen für Teams und Abteilungen mit Arbeitsorten im offenen strukturierten Gesamtraum. Workplaces im offenen Bereich werden tätigkeitsorientiert mit Fokus auf die wesentlichen Funktionen gestaltet. Alle Anforderungen oder Tätigkeiten, die nicht unbedingt am eigenen Arbeitsplatz ausgeführt werden müssen, verlagern sich in zentrale Zonen mit We- oder Me-Places und Support. Der Stauraum am Arbeitsplatz reduziert sich auf das Notwendigste, idealerweise auf den täglichen Bedarf. Unterlagen mit wöchentlichem oder monatlichem Zugriff und von mehreren Mitarbeitern gemeinschaftlich genutztes Material wird in ein zentrales Archiv nahe dem Arbeitsplatz ausgelagert. Bei hohem Stauraumbedarf eignen sich bürotaugliche Rollregalanlagen als flächenschonende Lösung. Stauraummöbel am Arbeitsplatz sollten gleichzeitig abschirmende Funktionen zur Gangseite und, falls erforderlich, zum Nebensitzenden übernehmen, um Privatheit und akustische Abschirmung zu fördern. Hoher Komfort am Arbeitsplatz, z.  B. durch vielfältige Organisationsmöglichkeiten in Reichweite, gleicht die Flächenreduzierung aus. Die Ansiedelung der Workplaces orientiert sich nach dem Tageslichteinfall fassadenseitig in ein- oder mehrreihiger Besiedelung. We- und Me-Places werden als alternative Arbeitsorte gemeinschaftlich genutzt, sie ergänzen und entlasten den persönlichen Arbeitsplatz. Für Gäste und Mitarbeiter, die nur zeitweise im Büro anwesend sind, können sie als temporärer Arbeitsort in Anspruch genommen werden. Die Ansiedelung erfolgt in der Nähe der Workplaces, zentral für alle gut erreichbar in einer Mittelzone oder strukturierend zwischen Teams und Abteilungen. Elemente für We- und Me-Places im offenen Bereich müssen abschirmend und akustisch wirksam ausgebildet und mit der notwendigen technischen Ausstattung versehen werden. Sie bieten in unterschiedlichen Situationen unterschiedliche ergonomische Haltungen wie Sitzen, Stehen, Anlehnen an. Durch vorwiegend textile Materialien und eine große Farbpalette ergeben sich bei der Gestaltung vielfältige Möglichkeiten, Akzente und Atmosphäre zu schaffen.

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Support-Bereiche wie Technikinsel, Garderobe, Archiv ergänzen zentrale Zonen und müssen gerade im offenen strukturierten Raum bewusst geplant werden. Abschirmung und akustische Wirksamkeit sind wieder wichtige Gestaltungmerkmale der Elemente; eine Kombination mit Pflanz- und Wasserelementen sorgt gerade im Umfeld von Technikinseln für die Verbesserung des Raumklimas und trägt zur Atmosphäre bei. Die Gestaltung der Arbeitsorte mit Wirkung auf die Arbeitsweisen und die akustische Situation in transparenten und offenen Strukturen – sehen und gesehen werden – sowie das alternative Arbeiten an unterschiedlichen Orten sind für viele, die nur geschlossene Strukturen kennen, schwer vorstellbar. Fachplanung und realisierte Beispiele gut gelöster Arbeitswelten zu erleben, helfen, Zweifeln und Kritik zu begegnen, das geeignete Maß an Transparenz und Offenheit zu finden und die passenden Arbeitsorte zu definieren und zu gestalten.

Abb. 2: Der offen strukturierte Raum © Bene AG.

2.4 Innovative Arbeitsweisen Stellt das räumliche Umfeld für unterschiedliche Situationen, Tätigkeiten, Mitarbeitertypen und Altersgruppen eine Vielfalt an funktional und atmosphärisch geeigneten Arbeitsorten zur Verfügung, entwickelt sich eine dynamische, kooperative und inspirierende Arbeitskultur. Der Raum fördert anderes Arbeiten, anderes Denken, andere und neue Lösungen. Voraussetzung dafür sind neben der räumlichen Gestaltung Technologien, die das Arbeiten an unterschiedlichen Orten im Raum ermöglichen sowie die gelebte Überzeugung, dass Produktivität nicht nur am Schreibtisch entsteht.



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2.5 Wohlfühl-Qualität Neben harten Fakten und Kennzahlen wie m²/Arbeitsort beeinflussen auch weiche Einflussgrößen die Arbeitsumgebung. „Wohlfühl-Qualität zählt“, so die Studie Office 21 des Fraunhofer Instituts für Arbeitswissenschaft und Organisation1, und stellt nachweislich die Zusammenhänge zwischen Attraktivität der Arbeitsumgebung, Wohlbefinden und Produktivität dar. Lichtverhältnisse, Raumklima, Akustik, Ergonomie, Formen, Materialien und Farben sind Elemente einer ganzheitlichen Raumgestaltung, die Auswirkung auf das Wohlbefinden haben und bei einer qualitätsvollen Gestaltung Attraktivität und Produktivität erhöhen.2

2.6 Partizipative Planung Nicht nur das Ergebnis der Raumgestaltung wirkt auf Menschen, sondern auch der Weg hin zu diesem Ergebnis. Veränderungen, die uns betreffen, die wir aber nicht beeinflussen können, wirken verstörend und erzeugen Ablehnung. Und das Wissen der Mitarbeiter über ihre speziellen Tätigkeiten und Anforderungen im Alltag liefert wichtige Grundlagen für die Planung. Die geregelte Einbeziehung der Mitarbeiter in den Planungsprozess und die Information über Rahmenbedingungen, Einflussfaktoren und Entscheidungen unterstützen ein optimales Planungsergebnis, Verständnis, Identifikation und Akzeptanz.

2.7 Wirtschaftlichkeit Alle vorgenannten Punkte tragen in unterschiedlicher Weise zu einer nachhaltigen Wirtschaftlichkeit bei und können gerade in Zeiten von Deregulierung und wachsendem Kostendruck die Argumentation unterstützen, um Investitionen in Relation zu reduzierten Folgekosten und Effizienzsteigerung zu rechtfertigen.

3 Das Bib-Office Der Weg zum Bib-Office beginnt mit Fragen: Wie wollen wir arbeiten? Was wollen wir bewirken? Das zukunftsfähige Bib-Office symbolisiert Offenheit, fördert Kommunikation und Interaktion Mitarbeiter–Nutzer und Mitarbeiter–Mitarbeiter ebenso, wie es Rückzug und konzentriertes Arbeiten ermöglicht. Es geht darum, innovative und 1 http://www.office21.de/ (05.03.2015). 2 Spath & Kern (Hrsg.) 2003, S. 151.

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effektive Arbeitsweisen zu ermöglichen und die Bibliothek für Nutzer und Mitarbeiter attraktiv und zukunftsfähig zu machen. Geeignete Raumkonzepte ermöglichen und fördern diese Ziele. Die Wirkung des Raumes auf Menschen und deren Tätigkeiten steht im Vordergrund; Architektur und Raumgestaltung dienen dieser Wirkung.

Praxisbeispiel: Die Universitätsbibliothek Freiburg Ziele der Kernsanierung des 1978 eröffneten Bestandsgebäudes waren neben der energetischen und architektonischen Optimierung eine Erhöhung der Hauptnutzfläche der Bibliothek um 15 % auf 30 600 m², der Nutzerplätze um 42 % auf 1 700 Plätze mit differenzierten Angeboten sowie eine zukunftsfähige Gestaltung der Bereiche für 175 Mitarbeiter. Die Firma Bene als Fachplaner für Lern- und Arbeitswelten hat die Universitätsbibliothek in einem dreijährigen Planungsprozess betreut. Der Projektstart erfolgte Anfang 2010 mit Workshops unter geregelter Einbeziehung von Nutzern und Mitarbeitern. Gemeinschaftlich wurden Anforderungen und Ziele als Planungsgrundlagen für eine zukunftsfähige Bibliothek definiert. Dieser intensive Projekteinstieg ermöglichte eine effektive Planungsarbeit. Bereits Mitte 2010 lagen tragfähige Entwürfe für sechs Geschosse vor, die in der folgenden Zeit in Abstimmung mit allen am Bau Beteiligten weiter ausgearbeitet und angepasst wurden. Im Erdgeschoss befindet sich der Eingangsbereich mit Servicetheke, Ausleihe, Cafeteria, Garderobe und Supportbereichen. Vier Geschosse sind jeweils mit einem großen Lesesaal für konzentrierte Einzelarbeit und einem Parlatorium, d. h. einem Bereich für Kommunikation und Zusammenarbeit konzipiert. Veranstaltungs- und Schulungsräume sowie ein Medienzentrum ergänzen das Angebot. Im fünften Obergeschoss findet ein fließender Übergang vom Parlatorium zum Direktions- und Mitarbeiterbereich statt. Fest eingebaute Wände, abgeschlossene Räume sind nur dort vorgesehen, wo hohe Anforderungen an Diskretion gestellt werden. Ein geeignetes Maß an Glasflächen sorgt für Transparenz auch bei Besprechungs- und Managementräumen. Der offene Raum wird strukturiert durch: –– Workplaces, Zonen mit Arbeitsplätzen für konzentrierte Einzelarbeit –– We-Places, Zonen für Kommunikation und Zusammenarbeit, Pause und Rekreation –– Me-Places, Zonen für Rückzug und Konzentration –– Support, Zonen für Technik, Stauraum, Garderobe We- und Me-Places werden als alternative Arbeitsorte gemeinschaftlich genutzt. Sie ergänzen und entlasten den persönlichen Arbeitsplatz, der kompakt und flächenschonend, komfortabel und abschirmend gestaltet wird. Die Vielzahl an Arbeitsorten fordert und fördert innovative Arbeitsweisen.



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Abb. 3: Grundriss 5. OG © Bene AG, Degelo Architekten, UB Freiburg.

Abb. 4: Raumeindruck, Rendering 5. OG © Bene AG.

4 Fazit Während Lernlandschaften im Bibliotheksbau weitgehend etabliert sind, werden innovative Arbeitslandschaften oft vernachlässigt. Es lohnt sich, der Arbeitsweise und Arbeitsumgebung der Bibliotheksmitarbeiter Aufmerksamkeit zu schenken und

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zukunftsorientiert zu planen. Je grösser die Veränderung ist von traditionellen hin zu innovativen Arbeitsweisen, umso mehr sorgt eine fachliche Begleitung und geregelte Beteiligung der Mitarbeiter für Akzeptanz und Planungssicherheit und dient der Erweiterung des eigenen Wissens zum Thema Arbeitswelten. Mit diesem Wissen lässt sich gelassener auf neue Anforderungen reagieren, selbstorganisierend, selbstlernend, zukunftsfähig.

Literatur und Internetquellen Bene AG (2014). Räume der Arbeit II: Trendreport zu Büro- und Arbeitswelten. Waid­hofen/Ybbs: Bene AG. http://trends.bene.com/ (14.10.2015). Gatterer, H. (2010). Räume der Arbeit: Trendreport zu Büro- und Arbeitswelten. Waid­hofen/Ybbs: Bene AG. http://bene.com/de/bene/presse/bene-edition-raume-der-arbeit/ (14.10.2015). Spath, D. & Kern, P. (Hrsg.) (2003). Office 21: Zukunftsoffensive Office 21 – mehr Leistung in innovativen Arbeitswelten. Fraunhofer-Institut Arbeitswirtschaft und Organisation. Wiss. Bearb.: W. Bauer. Köln: vgs.

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Barrierefreiheit – eine Herausforderung?! Einleitung Barrierefreiheit wird zunehmend als eine Eigenschaft der zukunftsfähigen gebauten Umwelt verstanden und ist entsprechend in allen Entwurfsphasen einer Bibliothek zu integrieren. Zu berücksichtigen sind nicht nur verschiedenste spezifische Bedürfnisse von Menschen mit Einschränkungen oder Menschen mit altersbedingten Einschränkungen, es sind genauso die Bedürfnisse von Familien mit Kinderwagen oder Kindern zu beachten. Nicht zuletzt müssen verstärkt auch die Schwellenängste der Bibliotheksnutzer mit verschiedenen sozialen und kulturellen Hintergründen überwunden werden. Eine zeitgemäße Bibliothek ist für alle Menschen gleichermaßen zugänglich und nutzbar.

1 Vorüberlegungen Durch das Inkrafttreten der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen am 26.03.2009 in Deutschland wurde das Recht auf Teilhabe von Menschen mit Behinderung als ein zentrales Menschenrecht definiert. Entsprechend dem Leitbild der Inklusion muss sich nicht: „…der oder die Einzelne anpassen, um teilhaben, ,mithalten‘ zu können. Es geht darum, dass sich unsere Gesellschaft öffnet. Dass unser selbstverständliches Leitbild Vielfalt wird und die Grundhaltung, dass jede und jeder Einzelne wertvoll ist mit den jeweiligen Fähigkeiten und Voraussetzungen.“1 Auch die demografische Entwicklung verändert zunehmend die Ansprüche an die gebaute Umwelt. Die Anzahl der älteren Menschen an der Gesamtbevölkerung steigt stetig. Nach Modellberechnungen ist davon auszugehen, dass im Jahr 2030 etwa 29 % der Bevölkerung älter als 65 Jahre sein werden, 30 Jahre später wird es voraussichtlich jeder Dritte sein.2 „In einer Gesellschaft des langen Lebens sind sowohl die Entwicklung und Entfaltung von Potenzialen des Alters als auch der Umgang mit Grenzsituationen des Alters zentrale Aufgaben.“ 3 Eine barrierefreie Umwelt ist für alle Menschen mit altersbedingten Einschränkungen eine wichtige Voraussetzung für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

1 Vereinte Nationen 2014, Vorwort. 2 Vgl. Deutschland. Bundesministerium des Innern 2011. 3 Deutschland. Bundesministerium des Innern 2011, S. 68.

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Barrierefreiheit hat viele Gesichter. Auch die Schaffung eines niedrigschwelligen Zugangs zu Kultur und Bildung für alle Bibliotheksnutzer mit verschiedenen sozialen und kulturellen Hintergründen gehört zu den Facetten der barrierefreien Gestaltung. Barrierefreiheit ist als „eine selbstverständliche Eigenschaft der zukunftsfähigen, gebauten Umwelt“4 zu verstehen und damit in allen Entwurfsphasen zu berücksichtigen. Die Integration in den Planungsprozess beginnt schon in der sogenannten Phase 0, d.h. schon in der Frühphase eines Projektes wird im Rahmen der Bedarfserfassung untersucht werden, welche Nutzergruppen und welche Zukunftsvisionen zu berücksichtigen sind. Eine Projektgruppe aus Verbänden und Vertretern der verschiedenen Nutzergruppen und allen Planern und Entscheidungsträgern ist sinnvoll, um gemeinsam maßgeschneiderte Konzepte für eine zukunftsfähige Bibliothek zu entwickeln. Die Partizipation von Nutzern gehört zu den wichtigsten Grundprinzipien des Designs for all.5 Welche Nutzergruppen aus der großen Vielfalt sind in der Planung zu berücksichtigen? Es sind u. a. Menschen mit: –– Einschränkungen der Mobilität, die Rollstuhl, Kinderwagen oder Rollator benutzen oder mit einem Koffer oder großen Musikinstrument unterwegs sind, die ausreichend Platz, durchgehende Schwellenlosigkeit, angepasste Möbel und Aufzüge oder Rampen benötigen, –– Einschränkungen der Motorik, die dauerhafte oder zeitweilige Einschränkungen des Bewegungsvermögens, insbesondere der Hände, Arme und Beine haben und komplizierte Bewegungsabläufe oder erhöhte Kraftanwendungen nicht bewältigen können, –– eingeschränkter Kondition, die nur überschaubare Entfernungen überwinden können sowie ausreichende Ausruhmöglichkeiten benötigen, –– unüblicher Anthropometrie, klein- oder großwüchsige Menschen und Kinder, die flexible, anpassbare Lösungen benötigen, –– Einschränkungen der visuellen Wahrnehmung, die sich noch visuell informieren und orientieren können, jedoch eine eindeutige, klare kontrastreiche Gestaltung benötigen, –– einem Ausfall der visuellen Wahrnehmung, die blind oder fast blind sind und auf die taktile und akustische Gestaltung zurückgreifen, –– Einschränkungen der auditiven Wahrnehmung, bei denen das Hörvermögen durch technische Kompensationen sowie gute Akustik unterstützt würde, –– Ausfall der auditiven Wahrnehmung, die u. a. in Gebärdensprache kommunizieren und auf andere Sinne angewiesen sind,

4 Deutschland. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit 2014, S. 27. 5 Vgl. auch Weber 2009.



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–– geistiger Behinderung oder Lernbehinderung, die durch einfache Orientierung und verständliche Abläufe unterstützt werden können, sowie solche, die Informationen in leichter Sprache benötigen, –– leichteren demenziellen Erkrankungen, die sich in den komplexen Strukturen nur bedingt orientieren können und eine überschaubare Grundrissgestaltung und Raumhierarchie benötigen, –– Migrationshintergrund, die die deutsche Sprache nicht be­­herr­schen und möglicherweise Gebäude mit institutionellem Charakter meiden, –– einem sozialen Hintergrund, der einen niedrigschwelligen Zugang zur Bildungsinstitution Bibliothek erfordert. Um sich allen Bedürfnissen öffnen zu können und niemanden auszugrenzen, wird nicht nur eine durchgehende Barrierefreiheit, sondern auch eine weitgehende Anpassung an neue oder spezifische Nutzungsabläufe im gesamten Entwurf notwendig. Gute bauliche Lösungen können auch durch verschiedene technische Kompensationsmöglichkeiten unterstützt werden. Barrierefrei zu bauen bedeutet nicht unbedingt eine Steigerung der Baukosten. Der mögliche Flächenmehrbedarf kann oft mit anderen Nutzungen gekoppelt werden. Barrierefreie Detaillösungen, Material- und Farbkonzepte können bei integrativer Planung kostenneutral realisiert werden. Situationsabhängig, insbesondere bei Anpassungen in Bestandsgebäuden, können jedoch auch kostenintensivere Lösungen notwendig werden.

2 Planungskriterien 2.1 Vermittlung der Inhalte über verschiedene Sinne Eines der Grundprinzipien des barrierefreien Bauens ist das sogenannte Zwei-SinnePrinzip. Es handelt sich um die gleichzeitige Informationsvermittlung durch zwei Sinne. Dies kann die Kombination aus Tast- und Sehsinn, aus Seh- und Hörsinn oder aus Hör- und Tastsinn sein. Relevant ist dies immer dann, wenn einer der Sinne ausfällt oder eingeschränkt ist, aber durch den anderen Sinn ausgeglichen werden kann.

2.2 Vorabinformation auf der Webseite Bereits die – barrierefreie – Internetpräsenz der Bibliothek stellt im besten Fall Informationen zur Nutzung des Hauses bereit. Dort werden u. a. den verschiedenen Einschränkungen angepasste Wegebeschreibungen sowie Angaben zu barrierefreien Arbeitsplätzen, zum Medienzugang und zur Medienausleihe hinterlegt.

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2.3 Niedrigschwelligkeit Eine barrierefreie, niedrigschwellige Zugänglichkeit herzustellen, eine Bibliothek zu entwerfen, die allen Altersgruppen und Bevölkerungsschichten entspricht, ist eine elementare entwerferische Aufgabe. Dass das Haus von allen angenommen und benutzt wird, kann durch verschiedene Strategien erreicht werden. Eine interessante Typologie einer neuartigen öffentlichen Bibliothek sind die Londoner Idea Stores von David Adjaye, der sich zur Aufgabe gemacht hat, in den „jeweils von einer eigenen Subkultur geprägten Standorten im Londoner East End neue Gebäude zu errichten, die weitgehend frei von institutionellen Untertönen sind“6. Hier sind Bibliotheksgebäude entstanden, die als eine Art neu interpretierter Marktplatz von der örtlichen Bevölkerung angenommen werden. Ein bemerkenswerter Ansatz, wie durch Architektur soziale Hemmschwellen abgebaut werden können.

2.4 Erreichbarkeit und Zugänglichkeit Zur barrierefreien Erreichbarkeit gehören auch die barrierefreie Anbindung an den ÖPNV und eine entsprechende Ausbildung der Haltestellen, ebenso wie die Vorhaltung barrierefreier Stellplätze. Die Möglichkeiten der Anbindung an die örtlichen Leitsysteme sollten überprüft und berücksichtigt werden. Auch die topografische Situation ist frühzeitig beim Gebäudeentwurf zu beachten. Höhenunterschiede können durch geneigte Wege (bis 4  %) oder Rampen (bis 6 %) überwunden werden. Die Gestaltung des Gebäudeeingangs trägt wesentlich zur barrierefreien Zugänglichkeit bei. Im Sinne des Designs for all ist eine gemeinsame, offene, einladende Wegeführung anzustreben. Das bedeutet, dass alle Bibliotheksnutzer in gleicher Weise in die Bibliothek gelangen können und Nebeneingänge z. B. für Rollstuhlfahrer vermieden werden. Je nach Größe der Bibliothek ist eine ebene, ausreichend große Bewegungsfläche im Eingangsbereich erforderlich. Der Eingang selbst wird markant und kontrastreich ausgebildet und ist intuitiv erkennbar, und die schwellenlose Eingangstür öffnet sich automatisch. Die Anordnung von Sitzgelegenheiten im Bibliotheksvorfeld bringt nicht nur Sicherheit für alle Menschen mit eingeschränkter Kondition, es entsteht dadurch auch ein Raum für soziale Interaktion.

6 Allison 2007, S. 112.



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2.5 Orientierung Eine einfache, intuitive Orientierung stellt einen Mehrwert für alle da. Die Grundlage dafür schafft die Grundstruktur des Gebäudes bzw. des öffentlichen Raums. Wichtig sind die Ausbildung verständlicher Raumfolgen und eine durchdachte Wegeführung.7 Eine Reihe weiterer gestalterischer Mittel, wie der Einsatz von Farbe, Materialität, Licht und Blickbeziehungen kann die Orientierung im Gebäude vereinfachen. Damit sich jeder ein Bild vom Gebäude und dessen verschiedenen Räumlichkeiten machen kann, werden im Eingangsbereich Übersichtspläne und Tastmodelle platziert. Zu beachten sind auch dem Zweck und der Position angepasste, ausreichende Schrift- und Bildgrößen. Eine grundlegende Ausarbeitung und Integration ins Gestaltungskonzept erfolgt bei den Leitsystemen für blinde Bibliotheksnutzer. Im ersten Schritt wird überprüft, welche Räumlichkeiten durch diese genutzt werden und welche Leitsysteme notwendig sind. Es kann davon ausgegangen werden, dass die blinden Bibliotheksnutzer bei ersten Besuchen geführt werden und die Wege erlernen und bei weiteren Besuchen selbstständig nutzen können. Inwieweit dies jedoch möglich ist, hängt von der jeweiligen Situation ab. Obligatorisch ist eine taktil erfassbare Wegeführung vom Haupteingang zur Information und von hier aus zur vertikalen Erschließung. Alle weiteren Wege müssen situationsabhängig festgelegt werden. Dabei ist es nicht unbedingt notwendig, spezielle taktile Bodenleitsysteme einzusetzen. Leitelemente können auch Wände, Handläufe oder gut taktil erkennbare Materialwechsel im Fußboden sein. Die Räume werden mit taktilen Beschriftungen in erhabener Profilschrift und Brailleschrift bezeichnet. Auch akustische Signale können unterstützend einbezogen werden.

Abb. 1: Ein gut strukturiertes Gebäude mit durchdachten Details erleichtert blinden Besuchern die Orientierung und Nutzung der Bibliothek © universalRAUM. 7 Vgl. universalRAUM 2012; vgl. auch Franke 2009.

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2.6 Kontrastreiche Gestaltung Bei der Ausbildung der Leitsysteme, wie beim gesamten Gestaltungskonzept, sind die Prinzipien der kontrastreichen Gestaltung (Leuchtdichtekontraste) zu beachten. Bei Farbkonzepten wird auf Rot-Grün Kontraste möglichst verzichtet, da etwa 8  % der Männer und 0,4 % der Frauen eine Wahrnehmungsstörung bei Rot-Grün haben.8

2.7 Foyer und Garderobe Der Empfangstresen, die Informationstheke, die Rückgabe und Ausleihe – alle diese Stellen sind besonders wichtig und müssen entsprechend gut gestaltet werden: eindeutig erkennbar, gekennzeichnet und kontrastierend, mit ausreichender Bewegungsfläche, unterfahrbar und in verschiedenen Höhen nutzbar. Die Sprachkommunikation kann durch eine behagliche Raumakustik unterstützt werden. Für Menschen, die Hilfsmittel benutzen, ist eine fest installierte oder mobile induktive Sprechanlage hilfreich. Gute, gleichmäßige und schattenfreie Beleuchtung ist für die visuelle Kommunikation und Gesichtserkennung von Bedeutung. Im Idealfall wird auch eine Kommunikation in Gebärdensprache angeboten. Ob die Benutzung der Bibliothek im Straßenrollstuhl, mit Rollator oder mit Kinderwagen erfolgt, kann frei entschieden werden. Ausreichend Raum in der Garderobe hilft, alles sicher abzustellen. Hier sind zudem für Nutzer von elektrischen Rollstühlen Auflademöglichkeiten hilfreich. Auch das Ausleihen von Rollstühlen und klappbaren Hockern sollte möglich sein. Kleiderhaken und Schränke werden in verschiedenen Höhen angeboten.

Abb. 2: Die Empfangs-und Informationstheke wird so ausgebildet, dass sie allen Ansprüchen genügt © universalRAUM. 8 Vgl. Deutschland. Bundesministerium für Gesundheit 1996, Verbesserungen von visuellen Infor­ ma­tionen im öffentlichen Raum.



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2.8 Vertikale und horizontale Erschließung Auch die Ausarbeitung des Erschließungskonzepts erfolgt unter Berücksichtigung der Barrierefreiheit. Für eine bessere Orientierung wird die Anordnung der Aufzüge und der Treppen gekoppelt, wobei zu beachten ist, dass sich gegenüber einem Aufzug keine herabführende Treppe befinden darf; ist dies nicht zu vermeiden, muss ihr Abstand mindestens 3 m betragen. Für Treppen gelten die Vorgaben der DIN 18040-19 und des Brandschutzes. Ein komplexes Thema stellt die Nutzbarkeit und Bedienbarkeit der Türen dar. Hilfreich sind insbesondere Feststellanlagen und automatische Türsysteme. Bei manuell bedienbaren Türen sowie bei Bedienungstastern ermöglicht eine seitliche Anfahrtsfläche von mindestens 50 cm, besser jedoch 60 cm, die Tür vom Rollstuhl oder Rollator aus zu öffnen.

2.9 Freihandbereiche Bei der Nutzung der Freihandbereiche spielen sowohl die Regalabstände als auch die Platzierung der Medien in erreichbarer Höhe eine wichtige Rolle. Sämtliche Medien jedoch so anzuordnen, dass sie für alle erreichbar sind, scheint kaum machbar zu sein. Für ausgesuchte Abteilungen, beispielsweise im Zeitschriftenbereich oder im Freihandbereich, sind ggf. gesonderte Ansprüche an die Barrierefreiheit zu berücksichtigen.

Abb. 3: In den Freihandbereichen ist auf eine ausreichende Anzahl von Sitzmöglichkeiten und leichte Erreichbarkeit der Medien zu achten. Eine unterschiedliche Gestaltung der Verkehrs- und Aufenthaltsflächen verbessert die Orientierung und Sicherheit der Besucher © universalRAUM. 9 DIN 2010: DIN 18040-1:2010-10.

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Die Gänge zwischen den Regalen (Bediengang) sollten für die Rollstuhlnutzung 120 cm breit, für sitzende Personen die Medien in einer Höhe zwischen 40 cm und 150  cm erreichbar sein.10 In regelmäßigen Abständen sind Wendemöglichkeiten (150 cm x 150 cm) vorzusehen, enge Sackgassen sind zu vermeiden. Zu empfehlen ist außerdem, so oft wie möglich Haltemöglichkeiten und Sitzgelegenheiten anzubieten. Die Beschriftung der Regale wird in einer Höhe zwischen 120  cm und 160  cm angebracht. Die Regale mit Tonmedien sollten auch mit taktilen Beschriftungen gekennzeichnet sein.

2.10 Arbeitsplätze Alle Arbeitsplätze komfortabel und attraktiv auszustatten, ist selbstverständlich. Dazu gehört, an möglichst vielen Stellen eine ausreichende Anzahl von Arbeitsplätzen mit Tischen und Sitzmöglichkeiten in verschiedenen Höhen oder höhenverstellbar anzubieten. Einige der Arbeitsplätze werden mit dem Rollstuhl unterfahrbar sein (in einer Breite von 90 cm und in einer Höhe von 67 cm). Das Bedienen der Arbeitsplatzbeleuchtung und die Erreichbarkeit der Steckdosen wird so komfortabel wie möglich gestaltet. Arbeitsplätze mit eingerichteter Kompensationstechnik zur Energieversorgung werden deutlich gekennzeichnet und an die Leitsysteme angebunden.

2.11 Veranstaltungsräume Je nach Größe und Ausstattung werden die Seminar- und Veranstaltungsräume mit unterstützender Kommunikationstechnik ausgestattet. Es können verschiedene Systeme, wie induktive Höranlagen, Infrarot oder FM-Anlagen, zum Einsatz kommen. Die entsprechende Raumakustik ist obligatorisch. Zu bedenken ist auch ein gut ausgeleuchteter Platz für den Gebärdensprachedolmetscher. Die Plätze für Rollstuhlfahrer werden so angeordnet, dass auch diese Zuschauer eine gewisse Platzauswahl haben und deren Begleiter in der Nähe Platz finden. Angesichts der demografischen Entwicklung sollten Abstellmöglichkeiten für Rollatoren und weitere Mobilitätshilfen zur Verfügung stehen.

2.12 Sanitäre Anlagen Die erforderliche Anzahl sanitärer Anlagen richtet sich nach den jeweiligen örtlichen Vorschriften. Um eine gute Nutzbarkeit zu erreichen, werden alle Sanitäranlagen leicht auffindbar und so angeordnet sein, dass die Entfernungen überschaubar bleiben. 10 Loeschcke et al. 2011.



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Auch dies kann für ältere Besucher ein Kriterium sein, die Bibliothek überhaupt zu besuchen. Zu empfehlen ist, die rollstuhlgerechten Toiletten geschlechtsneutral in der Nähe der getrennten Sanitäranlagen anzuordnen, um so eine unproblematische Nutzung durch eine Assistenzperson anderen Geschlechts sowie die Nutzung als Familientoilette (Wickeltisch und Platz für Kinderwagen) zu ermöglichen. Die erforderlichen Größen und notwendigen Ausstattungen richten sich nach DIN 18040-1.11 Die Notrufanlage erfordert eine sorgfältige Planung, damit im Notfall schnelle Hilfe erfolgen kann. In Forschungs- und Universitätsbibliotheken, in denen sich die Nutzer über längere Zeiträume aufhalten, ist die Bereitstellung einer Liege (nicht nur) für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen willkommen. Die Montage der Waschbecken, Urinale und Toiletten in verschiedenen Höhen ist für Kinder und kleinwüchsige Menschen sinnvoll. Zur komfortableren Nutzung bei Einschränkungen der Motorik und Kondition tragen zusätzliche Haltegriffe an Toiletten und neben den Urinalen bei.12 Kleine Details, wie Halterungen für Gehhilfen, können die Nutzung wesentlich vereinfachen und sogar Unfällen vorbeugen. Eine kontrastreiche Gestaltung (z. B. Einrichtungsgegenstände ebenso wie Alarmanlagen optisch abgehoben vom Boden und/oder der Wand) erleichtert die Orientierung. Für blinde Menschen werden die Räume an taktile Leitsysteme angebunden und durch taktile Beschriftungen gekennzeichnet. Für Menschen mit Einschränkungen der auditiven Wahrnehmung helfen in Sanitärräumen optische Warnsignale (Brand­alarm).

2.13 Barrierefreie Arbeitsplätze für Bibliotheksbeschäftigte Die Eingliederung in Arbeit ist nach Art. 3 Abs. 3 Satz 2 des Grundgesetzes Voraussetzung für eine gleichberechtigte Teilhabe am Leben. Es ist nicht notwendig, alle Arbeitsstättenbereiche für alle Eventualitäten barrierefrei zu gestalten. Wichtig ist, den notwendigen Platzbedarf von Anfang an zu berücksichtigen, um spätere Anpassungen zu ermöglich. Die Gestaltung des barrierefreien Arbeitsplatzes wird dann individuell maßgeschneidert dem jeweiligen Mitarbeiter nach seinen Möglichkeiten und Bedürfnissen angepasst.

3 Fazit Eine zeitgemäße Bibliothek ist für alle Menschen gleichermaßen zugänglich und nutzbar. Dieses Ziel zu erreichen, bedeutet eine integrative, von Anfang an überlegte 11 Vgl. DIN 2010: DIN 18040-1:2010-10. 12 Loeschcke et al. 2011.

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Planung – angefangen von der Grundidee des Hauses bis zum kleinsten Detail – eine Herausforderung für Baukultur, Technik und gutes Design, eine Herausforderung an uns alle.

Abb. 4: Die Barrierefreiheit ist von Anfang an in den Entwurfsprozess zu integrieren © universalRAUM.

Literatur und Internetquellen Zitierte Literatur und Internetquellen Allison, P. (2007). Näher und noch näher. ARCH+, 183, 112–117. DIN, Deutsches Institut für Normung (2010). Barrierefreies Bauen: Planungsgrundlagen; DIN 18040-1:2010-10 = Construction of accessible buildings. Teil 1. Öffentlich zugängliche Gebäude. Berlin: Beuth. Deutschland. Bundesministerium des Innern (2011). Demografiebericht. http://www.bmi.bund.de/ SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/2012/demografiebericht.pdf?__blob=publicationFile (20.02.2015). Deutschland. Bundesministerium für Gesundheit (1996). Verbesserung von visuellen Informationen im öffentlichen Raum: Handbuch für Planer und Praktiker zur bürgerfreundlichen und behindertengerechten Gestaltung des Kontrasts, der Helligkeit, der Farbe und der Form von optischen Zeichen und Markierungen in Verkehrsräumen und in Gebäuden. Bad Homburg v. d. H.: FMS, Fach-Media-Service-Verl.-Ges. http://www.pro-retina.de/dateien/ea_handbuch_fuer_planer_ und_praktiker.pdf (20.02.2015). Deutschland. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (2014). Leitfaden Barrierefreies Bauen (2. Aufl.) http://www.bmub.bund.de/fileadmin/Daten_BMU/ Pools/Broschueren/barrierefreies_bauen_leitfaden_bf.pdf (20.02.2015). Franke, M. (2009). Leit- und Orientierungssysteme. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken bauen und ausstatten (S. 262–273). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://nbn-resolving.de/ urn:nbn:de:kobv:11-100102520 (02.08.2015). Loeschcke, G., Marx, L. & Pourat, D. (2011). Barrierefreies Bauen Band 1: Kommentar zu DIN 18040-1. Berlin: Beuth. urn:nbn:de:101:1-2013091824474 (lizenzpflichtig, 16.10.2015).



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 Šárka Voříšková

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Peter Dehoff

Umgebungsbedingung: Licht Einleitung Künstliche Beleuchtung von Innenräumen eines Gebäudes muss in der Lage sein, vollkommen eigenständig alle Aspekte der Sicherheit, der Erfüllung der Sehaufgaben und des Wohlfühlens zu bedienen. Zu Tageszeiten können Kunstlicht und Tageslicht gemeinsam die Aufgaben der Beleuchtung erfüllen. Bei großen Raumtiefen oder bei fensterlosen Räumen ist eine permanente künstliche Beleuchtung notwendig. Die Aufgaben der Beleuchtung umfassen: –– Den visuellen Aspekt: Die Beleuchtung stellt sicher, dass die Sehaufgaben erfüllt werden können, dass Orientierung gelingt und im Notfall Sicherheit erreicht wird. –– Den emotionalen Aspekt: Die Beleuchtung unterstützt das Umfeld und die Architektur und trägt zur gewünschten Wahrnehmung und Stimmung bei. –– Den biologischen Aspekt: Die Beleuchtung wirkt unbewusst und unterstützt Aktivität und Entspannung sowie den Wach-Schlaf-Rhythmus.

1 Voraussetzungen Die Anforderungen an die Beleuchtung nach DIN EN 12464-11 gelten für Kunst- und Tageslicht sowie für die Kombination von beidem. Die Planung der Beleuchtung hängt mit dem architektonischen Konzept und mit der Funktion eines Gebäudes zusammen. Die Anforderungen und Erwartungen der Nutzer und der Beschäftigten an die Beleuchtung sollten im Mittelpunkt stehen. Um dem zu entsprechen, müssen der Ort, die architektonischen Rahmenbedingungen, die Nutzungsbereiche und die Nutzungszeiten bekannt sein. Alle diese Aspekte fließen in ein gutes und ganzheitliches Beleuchtungskonzept ein. Zunächst gilt es, die Sehaufgaben festzustellen (Tab. 1), denn die richtige Beleuchtung der Sehaufgabe ist eine der Hauptaufgaben der Beleuchtung. Zur Erfüllung der Sehaufgaben ist auf die folgenden Beleuchtungskriterien zu achten: –– Beleuchtungsniveau –– Helligkeitsverteilung –– Begrenzung der Direktblendung –– Begrenzung der Blendung durch Reflexe und Spiegelungen –– Schattigkeit und Modelling 1 Siehe DIN 2011a: DIN EN 12464-1:2011-08.

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 Peter Dehoff

–– Lichtfarbe –– Farbwiedergabe

2 Planung Zunächst sind die Lage und die Größe der Sehaufgabe zu bestimmen und als „Bereich der Sehaufgabe“ festzulegen. Dies kann eine festgelegte Fläche im Raum sein, z. B. der horizontale Bereich des Arbeitsplatzes im Büro oder die vertikale Fläche eines Bücherregals. In einzelnen Fällen kann der Bereich der Tätigkeit oder der gesamte Innenraumbereich herangezogen werden.

Abb. 1: Die Sehaufgabe liegt auf der vertikalen Fläche der Bücherregale und soll entsprechend beleuchtet werden © licht.de Agentur rfw.

2.1 Beleuchtungsniveau Um das Beleuchtungsniveau festzulegen, sind in der DIN EN 12464-1 (Tab. 1) die Wartungswerte der Beleuchtungsstärke Ēm festgelegt, die nicht unterschritten werden dürfen. Für die Planung wird in der Regel ein Wartungsfaktor angenommen (z.  B. 0,67), um für einen vom Planer festgelegten Zeitraum sicherzustellen, dass dieser Wartungswert der Beleuchtungsstärke nicht unterschritten wird. Da die Wartung (z.  B. Reinigung der Leuchten) häufig einen nicht zu unterschätzenden Aufwand darstellt, ist eine entsprechende Reserve in der Beleuchtungsstärke zu empfehlen. Moderne Konzepte sehen eine dynamische Einstellung von Beleuchtungsstärken vor.



Licht 

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So können zu Tageszeiten höhere Beleuchtungsstärken in Innenräumen gewünscht werden, während sie in den Abendstunden abfallen, jedoch nicht unter den Wartungswert der Beleuchtungsstärke. Im Bereich der Sehaufgabe ist die Anforderung an die Gleichmäßigkeit (UO), d. h. das Verhältnis der minimalen zur mittleren Beleuchtungsstärke auf der Fläche, zu erfüllen. An den Bereich der Sehaufgabe schließt sich der Umgebungsbereich an, der um eine Beleuchtungsstärkestufe niedriger angesetzt werden kann. Dieser Umgebungsbereich geht bei kleinen Räumen bis zu den Wänden, in größeren Räumen bis zu Raumteilern oder bis zu den angrenzenden Bereichen von Sehaufgaben oder Tätigkeiten. Wenig genutzte Bereiche können als sogenannter Hintergrundbereich für die Beleuchtung definiert werden, der eine Grundbeleuchtung von 100 lx besitzen soll.

2.2 Helligkeitsverteilung Die ausgewogenen Verteilungen der Beleuchtungsstärken sowie eine angenehme Abstufung der Farben und der Reflexionsgrade der Raum- und Möbeloberflächen schaffen schließlich eine angenehme Helligkeitsverteilung.

Abb. 2: Beleuchtung der vertikalen Regalflächen (mit asymmetrisch abstrahlenden Leuchten) und der horizontalen Tischfläche. Die Decke wird mit indirektem Licht aufgehellt © licht.de Agentur rfw.

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 Peter Dehoff

Bei der Auswahl und Anordnung der Leuchten ist der Grenzwert UGRL einzuhalten, um Direktblendung zu begrenzen. Die Werte werden für angenommene Standardanordnungen von Leuchten von den Leuchtenherstellern bereitgestellt. In einzelnen Fällen können sie während der Planung ermittelt werden. Die Begrenzung von Reflexen und Spiegelungen erfolgt durch die richtige Anordnung der Leuchten zu den Objekten und Sehaufgaben im Raum. Liegen Leuchten in einem Bereich, in dem sie sich spiegeln können, muss ihre Leuchtdichte begrenzt oder auf indirekte Beleuchtung umgestellt werden. Spiegelungen und Reflexe können auf Bildschirmoberflächen und auf glänzenden Zeitschriften und Büchern vorkommen. Schattigkeit sorgt für eine gute plastische Wahrnehmung im Raum, wobei nur leichte Schatten vorkommen sollen. Schattenloses Licht wirkt unangenehm, starke Schatten führen zu Sichtbarkeitsverlusten. Ein gutes Modelling, welches die gute Erkennbarkeit vertikaler Flächen, z.  B. bei Gesichtern, ermöglicht, verbessert die Raum- und Personenwahrnehmung. Günstig ist ein gutes Verhältnis von vertikalen zu horizontalen Beleuchtungsstärken. Für die Farbwiedergabe wird an ständig besetzten Arbeitsplätzen ein Farbwiedergabeindex Ra von mindestens 80 gefordert, bei höheren Anforderungen an die Unterscheidbarkeit von Farben soll der Ra mindestens 90 betragen.

2.3 Lichtfarben Die Auswahl der Lichtfarben hängt sehr stark mit dem architektonischen Konzept, der Nutzungsart und der geografischen Lage zusammen. In den nördlichen Regionen Europas werden warmweiße Lichtfarben bevorzugt, in den südlichen tageslichtweiße. Im mittleren Europa sind warmweiße bis neutralweiße Lichtfarben üblich. Neuere Lichtkonzepte sehen eine Variation der Lichtfarben über die Tages- und Jahreszeit vor. In Abendstunden sollten in der Regel keine tageslichtweißen, sondern eher warmweiße Lichtfarben genutzt werden.

2.4 Bereichslösungen In Bibliotheken und Archiven finden sich Bereiche, die zum einen für Besucher und Nutzer zugänglich sind, zum anderen Arbeitsplätze für die Beschäftigten. Die Anforderungen an die einzelnen Bereiche sind in der DIN EN 12464 zu finden und für die in Frage kommenden Räume und Bereiche der Tätigkeiten und Sehaufgaben aufgelistet.



Licht 

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Tab. 1: Festlegung der Beleuchtungsanforderungen gemäß /DIN EN 12464-1/. Art des Innenraumbereichs, der Tätigkeit oder des Bereichs der Sehaufgabe

Ēm Wartungswert der Beleuchtungsstärke

UGRL UO Grenzwert der GleichBlendungsmäßigkeit begrenzung

Ra Farbwiedergabe

Ablegen, Kopieren usw.

300

19

0,40

80

Schreiben, Lesen, Bildschirmarbeit

500

19

0,60

80

Lichtsteuerung empfohlen

Konferenz- und Besprechungsräume

500

19

0,60

80

Lichtsteuerung

Schulungsräume, Hörsäle

500

19

0,60

80

Lichtsteuerung

Wandtafeln, White­ boards

500

19

0,70

80

Im HauptLesebereich

Archive, Magazine

200

25

0,40

80

Bücherregale

200

19

0,40

80

Vertikal auf Regalfläche

Lesebereiche

500

19

0,60

80

Wo möglich individuell einstellbar

Theken

500

19

0,60

80

Ausstellungsbereiche

300

22

0,60

80

300–500

22

0,40

80

Garderoben

200

25

0,40

80

Warteräume

200

22

0,40

80

Eingangsbereiche

3 Beleuchtungsart und Gestaltung Das architektonische Konzept soll durch die Beleuchtung unterstützt werden. Die gewünschte Wirkung des Raumes gibt in der Regel auch vor, wo Leuchten angebracht werden können und wie die Beleuchtung wirken soll. Die grundsätzlichen Beleuchtungsarten sind: –– Direktbeleuchtung: direkte Beleuchtung von Sehaufgaben und architektonischen Details –– Indirektbeleuchtung: Beleuchtung über die Reflexion an Decken und Wänden –– Direkt/Indirektbeleuchtung: eine Kombination der oben genannten Arten

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 Peter Dehoff

Ein Beleuchtungskonzept soll die Sehaufgaben und die Bereiche kennen, um die Anforderungen zu erfüllen. Die Beleuchtungsart, die Auswahl der Leuchten und Lichtquellen sowie deren Anordnung sind in das architektonische Konzept einzufügen. Architektonische Details und emotionale Wirkungen können dabei miterfüllt oder durch zusätzliche Komponenten erreicht werden.

3.1 Leuchten und Leuchtmittel Als Leuchtmittel kommen heute nahezu ausschließlich LEDs in Frage. Die LED hat in den letzten Jahren eine hohe Effizienz und Zuverlässigkeit erreicht. Lichtfarbe und Farbwiedergabequalitäten sind nahezu frei wählbar. Die Wärmebelastung und der UV-Anteil der direkten Lichtabstrahlung sind vernachlässigbar und in vielen Fällen nicht vorhanden. Die Kühlung der LED erfolgt über das Leuchtengehäuse. Bei Einbauleuchten in Zwischendecken kann diese Wärme separat abgeführt werden, ansonsten bleibt sie entsprechend der Anschlussleistung im Raum. Die hohe Lebensdauer reduziert den Wartungsaufwand. Ein Wechseln der LED muss nicht vorgesehen werden, da aufgrund der üblichen Betriebszeiten und der Renovierungszyklen ein Leuchtmittelausfall erst dann zu erwarten ist, wenn auch die gesamte Leuchte zum Austausch ansteht. Bis heute übliche Leuchtmittel wie Leuchtstofflampen oder Hochdruck­ent­la­ dungs­lampen kommen nur noch in Nebenbereichen zum Einsatz. Leuchten mit LED stehen in großer Auswahl zur Verfügung. Verantwortungsbewusste Hersteller deklarieren durch die lichttechnischen Daten und Prüfzeichen wie ENEC und ENEC+, dass sie auf die Qualität der Leuchten höchstes Augenmerk legen. Die wesentlichen Leuchtenarten sind: –– Leuchten für die Flächenbeleuchtung als Einbau-, Anbau- oder Pendelleuchte –– Strahler mit Punktauslass, auf Stromschienen oder in kardanischer Aufhängung als Pendel- oder Einbauleuchte –– Downlights, in der Regel als Einbauleuchte –– Uplights für den Bodeneinbau –– Wandleuchten als Ein- oder Anbauleuchten –– Wand- und Deckenfluter –– Stehleuchten Entscheidend für die richtige Lichtverteilung und Lichtabstrahlung sind die optischen Elemente. Das Licht kann über Reflektoren gelenkt werden, um z. B. eine Anstrahlung mit engen bis zu sehr breiten Abstrahlwinkeln zu bewirken. Linsen lenken und entblenden sowohl bei der Anstrahlung als auch bei der gezielten flächigen Beleuchtung. Abdeckungen durch prismatische oder andere Mikrostrukturen sorgen bei Flächenleuchten für die Lichtverteilung und Entblendung. Diffuse Abdeckungen reduzieren den Blendeindruck und vermitteln einen hellen Eindruck der Leuchte.



Licht 

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Abb. 3: Leuchten zwischen den Regalreihen sorgen für gute vertikale Beleuchtung © licht.de Agentur rfw.

3.2 Lichtsteuerung Die Steuerung der Beleuchtung hat mehrere Ziele: –– Anpassung der künstlichen Beleuchtung an das Tageslicht –– Anpassung an Anwesenheit –– Anpassung an verschiedene Nutzererwartungen –– Szenensteuerung für verschiedene Nutzungen –– Unterstützung der tages- und jahreszeitlichen Erwartungen aus gestalterischer und biologischer Sicht Es ist wichtig, eine Lichtsteuerung sehr früh in der Planungsphase eines Gebäudes zu berücksichtigen. Elektroplanung und Fassadengestaltung, z.  B. Tageslichtlenkelemente, werden davon beeinflusst. Um Licht automatisch zu steuern, sind Sensoren an den passenden Stellen anzubringen. Anwesenheitssensoren erkennen, wann Menschen Räume betreten. Tageslichtsensoren messen das vorhandene Tageslicht, sodass die künstliche Beleuchtung mit der Zunahme des Tageslichts zurückgenommen werden kann. Öffentliche Bereiche und Nutzer-Arbeitsplätze in Bibliotheken sollten mit einer automatischen Lichtsteuerung ausgestattet sein.

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Abb. 4: Schreibtischleuchte Luxo L-1 © Glamox Luxo Lighting.

Soll der Nutzer eingreifen können, müssen gut erkennbare und leicht verständliche Bediengeräte an leicht erreichbaren Stellen angebracht werden. Individuell können Lichtszenen ausgewählt werden. Speziell bei Einzelarbeitsplätzen soll die Beleuchtung individuell einstellbar und dimmbar sein. Schreibtischleuchten sind eine Möglichkeit, individuell die Beleuchtungsstärke auf der Sehaufgabe zu erhöhen.

Abb. 5: Stehleuchten bieten eine sehr gute Möglichkeit, Büroarbeitsplätze auszuleuchten. Sie können individuell bedient werden und sind flexibel bei einer Umgestaltung © licht.de Agentur rfw.

Lichtsteuerung wird dann besonders gut von den Nutzern angenommen, wenn sie gut erklärt wird. Bei der Inbetriebnahme durch die Nutzer sollte deshalb darauf besonders geachtet werden.



Licht 

 279

4 Energieeffizienz und Lichtqualität Energieeffizienz ist eine wichtige Vorgabe moderner Lichtlösungen. Nicht zuletzt die Energieeinsparverordnung, EnEV2, gibt vor, sowohl effiziente Leuchten und Lichtquellen einzusetzen als auch Lichtsteuerung zu integrieren.3 Für Freihandbibliotheken sind somit Präsenzkontrolle und Konstantlicht in der Anwendung einer tageslichtabhängigen Steuerung vorzusehen. Bibliotheken unterliegen im Falle von Neubauten einer Energieausweis-Aushangpflicht.

5 Notbeleuchtung Bibliotheken sind Gebäude, in denen sich ortsfremde Personen aufhalten. Daher ist eine Notbeleuchtung in Form einer Sicherheitsbeleuchtung für Rettungswege vorzusehen. Genaues schreiben die Landesbauverordnungen vor. Die Sicherheitsbeleuchtung muss den Menschen im Gefahrenfall, gegeben durch einen Stromausfall, das gefahrlose Verlassen des Gebäudes ermöglichen. Hinterleuchtete oder beleuchtete Zeichen (Rettungsweg- und Notausgangsleuchten) markieren die Ausgänge entlang des Rettungsweges. Sind sie nicht direkt zu sehen, kennzeichnen hinterleuchtete oder beleuchtete Rettungswegleuchten mit Pfeilen den Fluchtweg. Treppen, Richtungsänderungen und Kreuzungen sind besonders zu beachten.

6 Fazit Neben dem starken Treiber der verordneten Energieeffizienz darf es zu keinen Kompromissen bei der Lichtqualität kommen. Einerseits sind die normativen Vorgaben zu erfüllen (siehe oben). Andererseits sollte eine gestalterisch gute Lichtplanung die architektonischen Elemente einer Bibliothek unterstützen. Lichtqualität nimmt der Nutzer vollumfänglich wahr. Die Erwartungshaltung an die Gestaltung und Beleuchtung bestimmt das Maß, mit dem der Nutzer eine gute Lichtqualität wertet.

2 Deutschland 2007: EnEV. 3 Siehe DIN 2011b: DIN V 18599-10:2011-12: Nutzungsprofil Nr. 31: Nutzung Bibliothek – Frei­hand­ bereich, S. 63; Nutzungsprofil Nr. 32: Nutzung Bibliothek – Magazin und Depot, S. 64.

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 Peter Dehoff

Literatur und Internetquellen Zitierte Literatur und Internetquellen DIN, Deutsches Institut für Normung (2011a). DIN EN 12464-1:2011-08, Norm: Beleuchtung von Arbeitsstätten – Teil 1: Arbeitsstätten in Innenräumen: Deutsche Fassung EN 12464-1:2011. Berlin: Beuth. DIN, Deutsches Institut für Normung (2011b). DIN V 18599-10:2011-12, Vornorm: Energetische Bewertung von Gebäuden – Berechnung des Nutz-, End- und Primärenergiebedarfs für Heizung, Kühlung, Lüftung, Trinkwarmwasser und Beleuchtung – Teil 10: Nutzungsrandbedingungen, Klimadaten. Berlin: Beuth. Deutschland (2007). Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden (Energieeinsparverordnung – EnEV) vom 24. Juli 2007 (Bundesgesetzblatt I, 1519); geändert durch Artikel 326 der Verordnung vom 31. August 2015 (Bundesgesetzblatt I, 1474). Berlin: Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz. http://www.gesetze-im-internet.de/enev_2007/index.html (17.10.2015).

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Roman Rabe

Bodenbeläge für Bibliotheken Einleitung Bodenbeläge bilden allgemein die am stärksten beanspruchte Innenraumoberfläche eines Gebäudes. Das trifft uneingeschränkt auch auf Bibliotheken zu. Der Einfluss von Bodenbelägen auf die Wirkung eines Raums ist so komplex wie bei keiner anderen Oberfläche. Folgende Funktionen können Bodenbeläge in einer Bibliothek erfüllen: –– Schutz der darunter liegenden Tragschicht vor Abrieb und Feuchtigkeit –– Verbesserung des Laufkomforts (durch Schrittdämpfung und Rutschhemmung) –– Verbesserung der Raumakustik (durch Reduzierung von Trittschall und Dämpfung von Luftschall) –– Verbesserung der thermischen Behaglichkeit (durch Wärmedämmung, bei Fußbodenheizung auch durch Wärmeleitung) –– Visuelle Raumgestaltung (über Material und Farbe) –– Orientierung im Raum und Information (durch Integration von Leitsystemelementen) –– Erleichterung der Reinigung (durch pflegeleichte Oberflächen oder in Sauberlaufzonen durch Schmutzbindung) Die Korrektur einer Fehlentscheidung oder von Verlegefehlern läuft meist auf eine Neuverlegung hinaus. Das ist nicht nur teuer, sondern erzeugt Schließzeiten im Umfang eines Umzugs. Der Auswahl des Bodenbelags und den Details der Verlegung sollte daher bei einer Bibliothek besonders hohe Aufmerksamkeit gewidmet werden. Dieser Beitrag soll in das Thema einführen und Entscheidungshilfen liefern.1

1 Fußbodenaufbau Der Fußboden baut sich, etwas vereinfacht betrachtet, wie folgt auf: –– Bodenbelag –– Tragschicht (Lastverteilungsplatte, meist schwimmender Estrich) –– Wärme- und Trittschalldämmschicht –– Glatt- und Ausgleichsschicht 1 Detaillierte Vorstellung einzelner Belagarten siehe: Baunetzwissen Boden; Rabe 2012.

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 Roman Rabe

–– Feuchteabdichtung –– Rohdecke (statisch tragende Schicht, bei Neubauten meist Stahlbetondecke) Soll eine hohe Flexibilität für Kabelverlegungen erreicht werden, bedarf es eines Hohlraums über der Rohdecke. Technische Lösungen dafür sind der Doppelboden und der Hohlraumboden. Beim Doppelboden handelt es sich um ein System aus aufgeständerten Bodenplatten oder Rosten. Auslässe ermöglichen direkte Anschlüsse von Geräten. Die Konstruktionshöhe beträgt mindestens 100 mm. Eine preisgünstigere Lösung stellt der Hohlraumboden dar. Bei ihm wird eine aufgeständerte Schalung mit Estrich ausgegossen. Anschlussdosen können durch Aussparungen im Estrich hergestellt oder durch Aufbohren nachträglich installiert werden. Die Höhe des Bodenaufbaus ist in der Regel geringer als beim Doppelboden. Beide Varianten erfordern ein größeres Gebäudevolumen, bewirken höhere Kosten und einen schlechteren Schallschutz, beim Doppelboden besteht außerdem die Gefahr nicht ganz parallel liegender Kanten und kippelnder Platten. Für die Planung seitens der Bibliothek ist zu empfehlen, dass das im konkreten Fall benötigte Maß an Flexibilität möglichst genau definiert wird, damit die Planer den funktional und wirtschaftlich passenden Fußbodenaufbau wählen.

2 Einteilung, Kennzeichnung Traditionell werden Bodenbeläge in vier Materialgruppen eingeteilt: –– textil –– elastisch –– Holz –– mineralisch Sie lassen sich jedoch immer schwerer voneinander abgrenzen. Nur selten kommt der Nutzer mit dem Material, nach dem der Belag benannt ist, noch direkt in Berührung. Traditionelle Eigenschaften der verschiedenen Belag­arten, die früher ihre Anwendungsgebiete begrenzten, werden heute durch zusätzliche Beschichtungen, vor allem an der Oberfläche, so stark erweitert, dass es innerhalb der Materialgruppen für fast jedes Einsatzgebiet Produkte gibt. So reduziert sich die Frage nach dem richtigen Material zunehmend auf den ästhetischen Aspekt. Die funktionelle Eignung entscheidet sich dagegen erst am einzelnen Produkt. Das macht eine Auswahlberatung schwierig. Die meisten Bodenbeläge kommen heute von großen Firmen, die internationale Märkte beliefern. Sie setzen Hochtechnologien ein, die konstante Ausgangsmateri-



Bodenbeläge 

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alien und Produktionsprozesse erfordern. Das positive Resultat sind Produkte mit gleichbleibenden Eigenschaften, für die sich der Hersteller verbürgt. Die Produktpalette bei Bodenbelägen ist inzwischen so umfangreich, dass es selbst Fachplanern schwerfällt, ihr Wissen aktuell zu halten. Eine weitreichende Normung und Kennzeichnungspflichten sollen den Markt transparent halten. Mit dem CE-Zeichen (europäisches Übereinstimmungszeichen) garantieren der Hersteller von Belägen, Klebern und Parkettlacken die Einhaltung grundlegender Anforderungen hinsichtlich Gesundheit, Sicherheit und Umweltverträglichkeit nach einheitlichen Prüfkriterien. Elastische, textile und die meisten Holzbodenbeläge sowie zur Verlegung eingesetzte Kleber müssen in Deutschland außerdem vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) zugelassen werden. Auskunft, ob ein Belag zugelassen ist, kann beim DIBt kostenpflichtig erlangt werden.2 Für textile, elastische und Laminatbeläge gibt es außerdem ein einheitliches Piktogrammsystem nach FCSS (Floor Covering Standard Symbols), das bestimmte, nach europäischen Normen definierte Eigenschaften bzw. Qualitäten anzeigt.3 Die Symbole werden auf den Technischen Datenblättern zu den einzelnen Produkten verwendet und ermöglichen Vergleiche auch für den Nichtfachmann. Die wichtigsten Symbole zeigen die Beanspruchungsklasse gemäß DIN EN  ISO 108744, die für eine Bewertung von Bodenbelägen nach ihrer Eignung für konkrete Einsatzzwecke von grundsätzlicher Bedeutung sind. Für öffentliche Flächen in Archiven und Bibliotheken kommen zwei Beanspruchungsklassen in Frage:

Objektbereich stark belastbar

Objektbereich sehr stark belastbar

Abb. 1: Beanspruchungsklassen nach DIN EN ISO 10874.

Zum Objektbereich gehören alle gewerblich genutzten Räume (abgegrenzt von privater und industrieller Nutzung). Die Beanspruchungsklasse 34 ist die höchste im Objektbereich. Bodenbeläge mit dieser Kennzeichnung sind auch starkem Publikumsverkehr gewachsen. Weitere für Bibliotheken relevante Eigenschaften mit Symbolen nach FCSS sind u.  a.: Luxusklasse (Gehkomfort), Eignung für Stuhlrolleneinsatz, Trittschallverbesse2 Vgl. http://www.dibt.de (17.10.2015). 3 DIN 2008: Norm DIN CEN/TS 15398; siehe auch http://www.floorsymbols.com (17.10.2015). 4 DIN 2012: Norm EN ISO 10874.

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rung, Luftschalldämpfung, Leitfähigkeit, Lichtechtheit, Schnittkantenfestigkeit, Zigarettenbeständigkeit, Abriebwiderstand und Wieder­erholvermögen5. Neben den Qualitäten nach FCSS erhalten Bodenbeläge durch Veredelung zusätzliche Eigenschaften wie Schmutzabweisung, Mottenschutz oder Flammhemmung. Häufig sind die dafür notwendigen speziellen Ausrüstungen gesundheitlich bedenklich. Nur wo sie unverzichtbar sind, sollten entsprechende Beläge eingesetzt werden. Eine für die Unfallverhütung wichtige Eigenschaft wird für alle Belag­arten in derselben Form ermittelt und bewertet: die Rutschsicherheit. Für die Arbeits- und Ausleihbereiche von Bibliotheken gibt es keine besondere Anforderung. Für Eingangsbereiche und eingangsnahe Innentreppen, Thekenbereiche in Eingangsnähe (Bereiche mit Nässeeintrag), Kinderaufenthaltsbereiche, Toiletten und Pausenräume ist jedoch bereits der erste (niedrigste) Rutschsicherheitswert6 R9 vorgeschrieben. Für Kindertoiletten, Umkleide- und Waschräume gilt R10. Beläge in Eingangsbereichen außen, auf Außentreppen, Parkflächen und Gehwegen im Freien müssen R11 erreichen.7

3 Bodenbelagarten 3.1 Textile Beläge Textile Bodenbeläge zeichnen sich durch eine Nutzschicht aus textilen Faserstoffen aus. Für sie gibt es Einteilungskriterien nach: –– der Herstellung (Tufting, Weben, Nadeln, Flocken u. a.; Webverfahren ist das aufwändigste, Nadelvliesherstellung das einfachste Verfahren), –– der Art der Oberflächenkonstruktion (Polteppich: Nutzschicht – genannt Poloder Florschicht – über einer Trägerschicht, dadurch dreidimensional; Flachteppich: Nutzschicht gleich Trägerschicht, dadurch zweidimensional), –– dem oberen Fadenabschluss der Polschicht (Velours, also Faden aufgeschnitten, oder Schlinge), –– dem Material der Trägerschicht (meist Polypropylen) und seiner Ausrüstung (Stoff, mit dem die textile Nutzschicht verklebt ist; meist PVC oder Syntheselatex), –– dem Material der Nutzschicht (bei Objektbelägen meist Polyamid, Polypropylen oder Polyester, auch gemischt; Polyamid ist am widerstandsfähigsten),

5 Bezeichnung für die Fähigkeit eines Teppichbodenflors, also des senkrecht stehenden Faden­sys­tems, sich nach einer Belastung wieder aufzurichten. 6 Kennzeichnung für einen Bodenbelag nach der Neigung des Bodens, ab der der Belag nicht mehr sicher begangen werden kann; für R 9 sind das 6 – 10°, für R 10 >10 – 19°, für R 11 >19 – 27°; DIN 2014: DIN 51130. 7 Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2013, ASR A1.5/1,2 Fußböden. Anhang 2.



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–– der Färbung (Faser-, Garn- oder Stückfärbung; die Faserfärbung bringt die besten Ergebnisse, die Stückfärbung die schwächsten), –– der Stückform (Bahnenware oder Fliesen). Keine andere Materialgruppe hat sowohl auf den Trittschall als auch auf den Luftschall eine vergleichbar dämmende Wirkung. Diese Eigenschaft macht textile Beläge für solche Bibliotheken besonders attraktiv, in denen konzentriert gearbeitet wird oder wo hohe Lärmpegel gedämpft werden sollen. Je höher die Polschicht, umso höher ist die Trittschalldämmung. In Bibliotheken sollten in der Regel trotzdem Produkte mit einer niedrigen Polschicht oder zweidimensionale Produkte eingesetzt werden, weil sie robuster sind und ein besseres Wiedererholvermögen aufweisen. Rutschgefahr besteht auf textilen Bodenbelägen nicht. Die durchschnittliche Lebensdauer wird für textile Beläge mit durchschnittlich 10 Jahren angegeben.8 Webteppiche sind dank des aufwändigen Herstellungsverfahrens besonders haltbar, hochwertige Vliesbeläge wegen ihrer hohen Verdichtung. Zur dauernden Bewahrung der Farbwirkung sollte auf Lichtechtheit geachtet werden. Schnittkanten können bei textilen Belägen, außer bei Vlies, ausfransen. Textile Beläge sind nicht für Räume mit hohem Feuchteeintrag geeignet, weil dieser zu Blasen und Fleckenbildung führen kann. Bei keiner anderen Belagart hängt die Lebensdauer so stark von der Qualität der Zwischen- und Grundreinigung ab, weil Fehler hier besonders häufig nachhaltige Schäden verursachen. Vor allem der Einsatz von fettlösenden Tensiden, die den Faserschutz angreifen und, wenn sie nicht vollständig wieder ausgespült werden, einen klebrigen Film hinterlassen, kann die Neuverschmutzung deutlich beschleunigen. Ohne spezielle chemische Behandlung oder die Integration von Kupferfäden laden sich textile Bodenbeläge auf Kunstfaserbasis elektrostatisch auf. Vor allem im Thekenbereich von Bibliotheken kann diese Aufladung bei geringer Luftfeuchte besonders stark sein und zu unangenehmen Entladungen führen. Ökologisch sind textile Beläge auf Kunstfaserbasis wie folgt zu bewerten: Der Energieaufwand in der Herstellung liegt im mittleren Bereich. VOC-Emissionen sind sowohl im Belag als auch im Kleber möglich; die Abfälle sind nicht recyclebar, nur energetisch verwertbar.9 Unter den Textilbelägen sind in der Regel Webteppichböden die teuersten, gefolgt von Tufting- und Vliesböden. Kugelgarn, der Textilbelag mit den besten Brandschutzeigenschaften, ebenfalls ein Vliesprodukt, zählt zu den teureren Belägen.

8 CRTE 2009, B.2.7-7. Sehr informativer tabellarischer Vergleich der Belagarten zu Fragen der Gesundheitsverträglichkeit, des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit. 9 CRTE 2009, B.2.7-6, B.2.7-8.

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Einsatzbeispiele: –– Bibliothek der Universität Konstanz (Medienbereiche), Philologische Bibliothek der FU Berlin: Webteppichboden, Flachteppich –– Stadtbibliothek Bayreuth (2. OG): Tufting-Teppichboden, Velour –– ETH-Bibliothek Zürich (Lesesaal der Sammlungen und Archive): Kugelgarn –– Städtische Bibliotheken Dresden, Hauptbibliothek: Nadelvlies

3.2 Elastische Beläge Elastische Beläge besitzen eine relativ geschlossene Oberfläche und werden mit elastischen Bindemitteln hergestellt. Zu ihnen zählen vor allem Linoleum, PVC (Polyvinylchlorid, Vinyl), Kautschuk (Gummi, Latex), PUR (Polyurethan, PU), Kork und Flock10 sowie Beläge aus Kombinationen der genannten Materialien. Sie werden in Bahnen oder Platten verlegt. PUR-Beläge können auch flüssig auf den Estrich vergossen werden. Die hervorstechendsten Vorteile aller elastischen Beläge sind die vergleichsweise einfache Reinigung und die Unempfindlichkeit gegen Feuchteeintrag. Selbst Flock mit seiner textilen Nutzschicht verträgt Wasser als Reinigungsmittel ausgezeichnet. Vergossene PUR-Beläge sind gegen eindringendes Wasser besonders unempfindlich, weil dieses nicht zwischen Estrich und Belag gelangen kann. Die durchschnittliche Lebensdauer elastischer Bodenbeläge beträgt 20 Jahre.11 Auch hier unterscheiden sich die tatsächlichen Werte deutlich. Sie sind abhängig von Material, Materialstärke, Herstellungsverfahren, Oberflächenbeschichtung, Pflege und Beanspruchung. In Plattenform hergestellte Kautschukbeläge (ab 3  mm Stärke) sind dank ihrer Kerbzähigkeit12 länger haltbar. Bei Linoleum sinkt die Lebensdauer besonders schnell, wenn Permanentbeschichtung oder Versiegelung an stark begangenen Stellen bis zum Linoleum abgerieben ist. Die Beanspruchbarkeit von Kork ist grundsätzlich eingeschränkt, kann durch hohe Kunstharzanteile und Qualität der Oberflächenvergütung jedoch verbessert werden. Einige wenige Produkte erreichen auf diese Weise die Beanspruchungsklasse 33. PVC- und Linoleumbeläge der Beanspruchungsklassen 33 und 34 besitzen heute regelmäßig eine Oberflächenbeschichtung oder ein werkseitiges Oberflächenfinish. Die gegenüber einem Finish härteren Beschichtungen (PUR)

10 Ein Belag, der Qualitäten von elastischen und textilen Belägen verbindet; kurze Polyamidfasern werden in ein mit Kleber bestrichenes Trägermaterial aus PVC senkrecht eingeschossen und bilden eine velourartige, extrem dichte Oberfläche. 11 CRTE, B.2.7-4. 12 Widerstandsfähigkeit gegen Kratzer und Kerben im Belag, die durch das Eindrücken von scharfkantigem Material entstehen.



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zerkratzen schneller. Für vergossene PUR-Beläge ist eine Aufarbeitung der obersten Schicht möglich und wird nach 10 Jahren empfohlen. PVC-Beläge vertragen hohe Temperaturen und Zigarettenglut schlecht, Kautschuk dagegen ist zigarettenglutfest. Kautschuk und Beläge mit PUR-Oberflächen sollen nicht über längere Zeit mit Gummimaterialien (bereifte Rollen, Möbelfüße) in Berührung kommen, da der Weichmacher aus dem Gummi diffundiert und nicht mehr entfernbare Flecken hinterlässt. Produkte, die für den Objektbereich entwickelt wurden, besitzen in der Regel ein gutes Wiedererholvermögen, auch Flock. Elastische Beläge außer Flock mit seinen aufrecht stehenden Textilfasern dämpfen den Luftschall kaum. Ein relevantes Trittschallverbesserungsmaß liefern neben Flock größere Materialstärken und geringere Härten. Ein gutes Beispiel hierfür ist Kork, aber auch Kautschuk mit einer Materialstärke von 3 mm aufwärts. Eine deutliche Verbesserung erreichen spezielle Trittschall­unterlagen. Alle hier behandelten elastischen Beläge haben mindestens antistatische Eigenschaften, einige auch elektrisch leitende oder ableitende (Flock). Linoleum wirkt leicht antibakteriell. Produkte mit dem Rutschsicherheitswert R9 gibt es zu allen genannten Belagarten. Ökologisch lassen sich elastische Beläge nicht einheitlich bewerten. Der Energieaufwand in der Herstellung ist bei allen beschriebenen Materialien hoch, bei Linoleum sehr hoch. Linoleum, Kork und neuerdings auch einige PUR-Produkte besitzen den Vorteil hoher Anteile nachwachsender Rohstoffe. VOC-Emissionen aus dem Belag kann es bei allen beschriebenen Belägen geben außer bei Kautschuk und PURBelägen aus nachwachsenden Rohstoffen. Auch die Kleber besitzen ein entsprechendes Gefahrenpotenzial. Die meisten Altbeläge werden zur Energiegewinnung verbrannt. Ein Recycling findet fast nur bei PVC-Belägen und Belägen mit PVC-Anteilen statt, weil bei PVC wegen seines Chloranteils eine Verbrennung problematisch ist.13 Preislich liegt, wenn man Material, Verlegung und Versiegelung bzw. Ersteinpflege berücksichtigt und nur Beläge im Bereich der Beanspruchungsklasse 33 vergleicht, Flock in der Regel am höchsten, gefolgt von Kork, Kautschuk, PUR und PVC (die zur PVC-Gruppe gehörenden Designbeläge14 sind allerdings deutlich teurer). Der preiswerteste elastische Bodenbelag ist Linoleum. Einsatzbeispiele: –– Linoleum, Bahnenware: Stadtbibliothek Stuttgart am Mailänder Platz –– Kautschuk, Fliesen: Städtische Bibliotheken Dresden, Bibliothek Neustadt –– PVC, Designboden, Holzimitat: Stadtbibliothek Bayreuth (Café) –– PUR, vergossen: Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar (Bücherarchiv)

13 CRTE 2009, B.2.7-3 – B.2.7-5. 14 Beläge, die andere Materialien optisch und haptisch imitieren.

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3.3 Holzbeläge Zu den Holzbelägen zählen solche, die als Trägerschicht ein aus Holz hergestelltes Material einsetzen, meist besteht auch die Nutzschicht aus Holz. Zu nennen sind Holzpflaster, Parkett, Laminat, Holzdielen, auch Korkplatten, wenn sie eine Trägerschicht besitzen. Für Bibliotheken sind die meisten Holzbeläge wegen ihrer Feuchteempfindlichkeit, bei Laminat auch wegen des hohen Trittschalls, weniger geeignet. Am ehesten setzen Architekten im Objektbereich Hochkantlamellenparkett (Industrieparkett, Massivparkett) ein, das wegen seiner Materialhöhe weniger laut ist und häufiger abgeschliffen werden kann als andere Parkettarten. Die Lebensdauer hängt stark von der Holzart (Hartholz hält zehnmal so lange wie Weichholz), der Schichtdicke der Nutzschicht sowie der Oberflächenbeschichtung (Lack bzw. Siegel oder Öl- und Wachsbehandlung, Schichtdicke der Versiegelung) ab. Bei Laminat und Mehrschichtparkett spielt auch der gesamte Schichtaufbau des Produkts eine Rolle. Lange Lebenszeiten können nur bei regelmäßigem Nachschliff und Neuversiegelung bzw. Nachölen und ‑wachsen erreicht werden. Die mechanische Belastbarkeit ist bei Hartholz und entsprechend konzipierten Laminaten hoch. Feuchtigkeit von unten und eindringendes Wasser von oben richten jedoch irreversible Schäden an (Ausnahme: spezielle für den Objektbereich entwickelte Laminatböden). Versiegelungen können an einzelnen Stellen bis zum rohen Holz zerstört werden, Öl-/Wachsbehandlungen dringen tiefer in das Holz ein, sie schützen aber weniger vor mechanischer Beanspruchung des Holzes. Den Luftschall dämpfen Holzbeläge kaum. In Bezug auf den Trittschall sind Laminat und andere mehrschichtige Produkte und Beläge mit geringer Höhe problematisch. Holzbeläge sind in der Regel antistatisch, Oberflächensiegel laden sich allerdings elektrostatisch auf. Den Rutschsicherheitswert R9 können Holzbeläge er­reichen. Getestete Bewertungen dafür liefern aber nur die Siegelhersteller. Ökologisch sind Holzbeläge positiv zu bewerten, da sie überwiegend aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden, während der Zeit ihres Einsatzes viel Kohlenstoff binden, der Energieaufwand in der Herstellung gering ist und sie zum Teil eine sehr lange Lebenszeit haben. Bei Hartholz kann von einer Nutzungsdauer von durchschnittlich 70 Jahren ausgegangen werden. Altbeläge können zur Energiegewinnung verbrannt werden.15 Der teuerste Holzbelag (nur Harthölzer betrachtet) ist Holzpflaster, in der Regel gefolgt von Parkett und Laminat, wobei die Preise für Laminat stark von der Qualität des Produkts abhängen.

15 CRTE 2009, B.2.7-3 – B.2.7-5.



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Einsatzbeispiele: –– Laminat: Bibliothek der TH Wildau (1. bis 3. OG) –– Parkett, Fertigparkett, Eiche: Bibliothek der Universität Konstanz (großer Lesesaal) –– Dielen, Eiche, geölt: Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt, Kinder- und Jugendbibliothek

3.4 Mineralische Beläge Mineralische Bodenbeläge bestehen ausschließlich oder hauptsächlich aus mineralischen Inhaltsstoffen. In diese Belaggruppe zählen Naturstein, Kunststein und gebrannte Fliesen. Zum Einsatz kommen Steinquader, ‑platten oder ‑fliesen sowie Schütt­material. Dünne Platten und Fliesen werden meist auf den Untergrund geklebt, solche mit größeren Materialstärken im Mörtelbett verlegt sowie verfugt. Schüttmaterial wird auf dem Estrich mit dem Bindemittel vermischt, ausgegossen, glattgezogen und nach der Trocknung verschliffen. Natürlich kann auch der Estrich selbst, der ja in gleicher Weise hergestellt wird, als mineralischer Bodenbelag gelten. Das Schleifen, Polieren und bei einigen Steinen auch das Härten durch Kristallieren kann die Oberfläche so weit verdichten, dass sie kaum Wasser aufnimmt und nicht so schnell verschmutzt. Heute sind außer der Glasur bei Steinzeugfliesen auch bei anderen mineralischen Belägen Oberflächenbeschichtungen verbreitet, die gegen Abrieb, chemische Reaktionen mit Säuren und Basen sowie das Einziehen von Ölen, Fetten und färbenden Flüssigkeiten vorbeugen. Mineralische Beläge zeichnen sich neben der Hitze- und Feuchtigkeits­bestän­ digkeit vor allem durch ihre mechanische Belastbarkeit aus. In Bibliotheken kommen mineralische Beläge für spezielle Einsatzgebiete wie Außenanlagen, Treppenhäuser, Eingangsbereiche, Sanitärräume und Werkstätten in Frage. In den eigentlichen Bibliotheksräumen sind sie wegen ihrer fehlenden Trittschalldämpfung, des geringen Gehkomforts und der kühlen Wirkung weniger geeignet. In Bibliotheksmagazinen, wo diese Nachteile nur eine geringe Rolle spielen, gewinnt in den letzten Jahren der oberflächenvergütete Estrich als preisgünstige Nutzschicht an Beliebtheit. Die Lebensdauer beträgt für harten Naturstein durchschnittlich 100  Jahre, für weichen 70 Jahre und für gebrannte Fliesen 60 Jahre.16 Für Kunststein können ähnliche Nutzungszeiten angenommen werden wie für Naturstein. Bei Kunststein hängt die Beanspruchbarkeit stark vom Bindemittel ab, bei gebrannten Fliesen von der Brenntemperatur (höhere Temperaturen bewirken eine größere Dichte, Feinsteinzeug ist belastbarer als Steinzeug). Wie bei allen Material­gruppen kann mit speziellen Oberflächenbehandlungen die Be­anspruchbarkeit er­höht werden. 16 CRTE 2009, B.2.7-7.

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Luftschall und Trittschall dämpfen mineralische Beläge kaum. Sie wirken in der Regel antistatisch. Die Rutschsicherheit ist auf glatten, polierten Oberflächen gering. Durch Profilierung mittels Schleifen, Laserung oder Ätzung kann die Bewertungsgruppe R9 erreicht werden, bei Laserung und Ätzung auch ohne dass der Glanz verloren geht. Ökologisch sind mineralische Beläge schwer zu vergleichen. Sie enthalten keine nachwachsenden Rohstoffe, der Energieaufwand in der Herstellung und beim Transport ist sehr unterschiedlich, bei gebrannten Fliesen besonders hoch. Wegen des Gewichts sind die Transportkosten hoch. Dem Energieaufwand steht aber die lange Lebensdauer gegenüber. VOC-Emissionen sind nur aus Klebern möglich. Bei magmatischem Gestein und bestimmten Glasuren kann die radioaktive Belastung erhöht sein. Abfälle werden als Kies oder Füllstoff weiterverwertet.17 Die Preise unterscheiden sich auch innerhalb der drei Gruppen sehr stark. Grob kann Naturstein als die teuerste und Kunststein als die preiswerteste Gruppe betrachtet werden. Das einzelne Produkt kann von diesem Ranking stark abweichen. Einsatzbeispiele: –– Naturstein, Juramarmor: Humboldt-Universität zu Berlin, Jacob-und-WilhelmGrimm-Zentrum (stark frequentierte Flächen) –– Gebrannte Fliesen, Steinzeug: Städtische Bibliotheken Dresden, Bibliothek Leubnitz-Neuostra –– Estrich ohne Belag, oberflächenveredelt: Universitätsbibliothek Potsdam, Be­­ reichs­bibliothek Golm (Magazin)

4 Auswahl und spezielle Eignungen Es lohnt sich, die Anforderungen an den Bodenbelag gegenüber den Gebäudeplanern möglichst genau zu formulieren und auch nicht davor zurückzuschrecken, bestimmte Beläge, ggf. sogar konkreter Hersteller vorzugeben, deren Qualität bekannt ist. Wenn unterschiedliche Materialien zum Einsatz kommen, sollte der Komfort (die Weichheit des Belages) in Richtung der ruhigeren Bereiche zunehmen. Auf Stein würde elastischer oder Holzbelag folgen, auf diese beiden textiler Belag. In der Nähe des Eingangs kann ein Steinbelag den Unterschied zwischen innen und außen kleiner erscheinen lassen und die psychologische Hürde zum Betreten verringern. Gegen harte Beläge im Eingangsbereich spricht allerdings deren akustisches Verhalten. Eingangsbereiche reichen häufig über mehrere Etagen und tragen in diesem Fall dort entstehende Geräusche weit in die Bibliothek hinein. Generell sollten Eingangsbereiche, wenn sie direkt an Außenbereiche anschließen, eine Sauberlaufzone besitzen. 17 CRTE 2009, B.2.7-6 – B.2.7-8.



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In Kinderbibliotheken wird der Boden häufig direkt als Sitzfläche genutzt. Hier sind wegen des Komforts und der geringen Temperaturleitung hochflorige Textilbeläge von Vorteil. Treppen werden besonders stark beansprucht, was für besonders belastbare Beläge spricht. Andererseits können sie bei bestimmten Bauweisen sehr viel Trittschall erzeugen und bedürfen dann aus akustischen Gründen gleichzeitig eines möglichst weichen Belages.

5 Sockelleiste Die Sockelleiste überbrückt die meist notwendige Dehnungsfuge zwischen Fußboden und Wand. Außerdem schützt sie die Wand vor mechanischen Schäden und Verschmutzungen, die bei der Reinigung des Bodens entstehen. Besonderer mechanischer Belastung sind Sockelleisten um Außenecken von Wänden und Stützen herum ausgesetzt. An Außenecken muss auf stabile Materialien und besonders haltbare Befestigung geachtet werden. Gestalterisch wird der Sockelleiste häufig wenig Aufmerksamkeit geschenkt, obwohl ihr Einfluss auf die Ästhetik des Raums sehr hoch sein kann. Grundsätzlich gibt es vier Möglichkeiten für den Übergang vom Boden­belag zur Wand: Sockelleiste auf die Wand aufgesetzt, flächenbündig mit ihr, tiefer als die Wand liegend (Schattenfuge) und der Verzicht auf eine Sockelleiste (Fuge in der Bodenebene bleibt sichtbar). Die aufgesetzte Variante kommt, da sie keine bereits im Rohbau zu berücksichtigende genau bemaßte Putz- oder Trockenbaukante erfordert, am häufigsten zum Einsatz, obwohl sie den Nachteil hat, oben eine schmale horizontale Fläche aufzuweisen, bei deren Reinigung genau das passiert, was die Sockelleiste verhindern soll: die Wand wird beschmutzt. Wer das Thema frühzeitig im Blick hat, kann mit zurückspringenden Wandabschlüssen im Sockelbereich funktional und gestalterisch günstigere Lösungen planen. Springt die Wand weit genug zurück, können auch Kabelkanäle hinter der Sockelleiste versteckt werden. Gestalterisch eignet sich das Material des Bodenbelags auch gut für die Sockelleiste. Manche Belaghersteller bieten Sockelleisten mit an, fast immer jedoch in eingeschränkter Farbauswahl. Die Verleger von Teppichböden setzen häufig Kunststoffleisten ein, auf die Streifen des Bodenbelags aufgeklebt werden. Ihre breite, leicht verschmutzende Oberkante lässt sie schnell äußerst minderwertig aussehen. In Räumen, wo aufgesetzte Kabelkanäle an den Wänden entlang verlaufen, übernehmen deren Abdeckungen die Funktion der Sockelleiste mit. Gestalterisch müssen bei einer solchen Funktionsoptimierung Kompromisse in Kauf genommen werden. Bibliothekare, die ein Farb- und Materialkonzept in Auftrag geben, sollten Sockelleisten ausdrücklich mit einbeziehen.

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6 Verlegung Die meisten Objektbeläge werden auf den Estrich geklebt und bilden mit ihm aufgrund gegenseitiger Wechselwirkungen eine sensible Einheit. Damit sich beide vertragen, sind Vorgaben der Kleber- und Belaghersteller streng zu befolgen. Die Folgen zu niedriger Reifezeiten bzw. Trocknungsgrade des Estrichs (meist auf Grund von Zeitdruck) sind gravierend. Hat der Estrich seine Belegreife jedoch erreicht, sollte er möglichst bald belegt werden, damit er nicht zu stark austrocknet und die Oberfläche nicht beschädigt wird. Ist eine offene Zeit für den Estrich von über sechs Wochen absehbar, sollte er belegreif sofort grundiert werden. Die Bodenkontakttemperatur muss in den meisten Fällen bereits drei Tage vor bis sieben Tage nach dem Verlegen mindestens 15 °C und nicht mehr als 3 °C weniger als die Lufttemperatur betragen. Im selben Zeitraum soll die relative Luftfeuchte zwischen 40 und 65 % liegen.18 Erfahrungsgemäß dauert die Lieferung von Bodenbelägen, von der Bestellung an gerechnet, sechs bis acht Wochen. Nach der Verlegung sind Trocknungszeiten notwendig, in denen die Räume noch nicht genutzt werden können. Das Verlegen von Bodenbelägen beeinflusst die Zeitpläne des bezugsfertigen Ausbaus deshalb häufig am stärksten von allen Gewerken. Qualität und Haltbarkeit eines Bodenbelags hängen stark von der Qualität der Verlegung einschließlich Erstreinigung bzw. Versiegelung ab. Für den Bibliothekar ist es jedoch schwierig, auf die Verlegequalität Einfluss zu nehmen. Folgende Kontrollmöglichkeiten gegenüber der Verlegefirma bestehen jedoch: –– Erfragen von Erfahrungen und Referenzen zu der Belagart –– Erfragen oder Besorgen der Verlegehinweise des Herstellers –– Einholen der Zusicherung, dass ausschließlich vom Hersteller zugelassene Kleber verwendet werden (minderwertige Kleber beenden die Gewährleistung des Herstellers und können zu schlechter Verbindung mit dem Untergrund, Geruchsbelästigung sowie gesundheitsschädigenden Emissionen führen) Außer in besonders feuchtigkeitsgefährdeten Bereichen müssen gesundheitlich unbedenklichere wasserlösliche Dispersionskleber lösungsmittelhaltigen Klebern vorgezogen werden.

7 Reinigung Bereits bei der Belagauswahl sollte das Thema Reinigung eine wichtige Rolle spielen, denn es beeinflusst die späteren laufenden Kosten und erzwingt erneute Schließzeiten, da bestimmte Grundreinigungen und Nachversiegelungen wiederum Trock18 Unger 2008, S. 703.



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nungszeiten erfordern. Komplizierte Reinigungsverfahren und hohe Anforderungen an Reinigungsmittel sind schwer zu kontrollieren und bergen das Risiko unsachgemäßer Reinigung und damit einer Verkürzung der Lebensdauer. Grundsätzlich wird bei allen Belägen zwischen Unterhaltsreinigung und Zwischen- bzw. Grundreinigung unterschieden. Die Unterhaltsreinigung entfernt den frisch eingetragenen Schmutz aller Art, einschließlich nur mit besonderen Verfahren entfernbarer Flecken. Da ein längeres Verbleiben des Schmutzes auf dem Belag dessen Verschleiß erhöht, sollte die Grundreinigung abhängig von Belagart und Schmutzeintrag täglich bis wöchentlich erfolgen. Die Zwischen- bzw. Grundreinigungen sind mindestens einmal jährlich durchzuführen. Dabei wird Schmutz entfernt, der sich mit der Unterhaltsreinigung nicht entfernen ließ bzw. mit ihr erst entstand, z. B. nach unten gesunkener Sand bei textilen Belägen, hartnäckige Flecke und vor allem Filme von Reinigungsmitteln. Die Grundreinigung schließt Neuversiegelung bzw. Erneuerung schmutzabweisender Aufbauten ein. Bei der Vergabe eines Verlegeauftrags oder der Formulierung der baulichen Anforderungen an ein zu beziehendes Mietobjekt müssen von vornherein Versiegelung und Ersteinpflege (sofern vom Hersteller gefordert) berücksichtigt werden. Aus Haftungsgründen sollte damit die Verlegefirma beauftragt werden. Bei der Übergabe von Räumen mit neuen Bodenbelägen muss sie die Pflegeanleitung des Herstellers übergeben und nachweisen, dass alle vor der Nutzung durchzuführenden Pflegeschritte erfolgt sind. Die Pflegeanweisung des Herstellers für Unterhalts-, Zwischen- und Grundreinigung muss die Reinigungsfirma der Bibliothek erhalten und dauerhaft befolgen. Eine Überprüfung, ob sie eingehalten wird, empfiehlt sich vor allem am Anfang und nach einem Wechsel der Firma.

8 Fazit Es sollte deutlich geworden sein: Der Bodenbelag übt einen starken Einfluss auf jeden Bibliotheksraum aus. Niederschwelligkeit des Zugangs, Laufkomfort und ‑sicherheit, Raumorientierung, Geräuschkulisse, Temperatureindruck, Sauberkeitsempfinden, Wohnlichkeits- und Wertigkeitsgefühl werden von ihm beeinflusst. Kaum jemand nimmt diese Wirkungen direkt wahr, fast jeder registriert sie jedoch unbewusst. Bibliotheken, die verstärkt Aufenthalts- und Kommunikationsorte sein wollen, müssen sie berücksichtigen, wenn die neue Schwerpunktsetzung beim Publikum zur gewünschten Inanspruchnahme führen soll. Bodenbeläge sollten erst mit Füßen getreten werden, wenn sie verlegt sind. Aber auch dann verdienen sie noch genau so viel Pflege wie in der Entscheidungs- und Planungs­phase an Aufmerksamkeit eines klugen planenden Bibliothekars.

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Literatur und Internetquellen Zitierte Literatur und Internetquellen Baunetzwissen Boden. http://www.baunetzwissen.de/index/Boden_552.html (17.10.2015). Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (2013). Technische Regel für Arbeitsstätten ASR A1.5/1,2: Fußböden (zuletzt geändert September 2013). http://www.baua.de/de/Themenvon-A-Z/Arbeitsstaetten/ASR/ASR-A1-5-1-2.html (17.10.2015). CRTE, Centre de Ressources des Technologies pour l’Environnement (2009). Bodenbelag: [Leitfaden für nachhaltiges Bauen und Renovieren.] http://www.crtib.lu/Leitfaden/content/DE/113/C585/ (17.10.2015). Druckversion des gesamten Leitfadens: http://www.crtib.lu/Leitfaden/content/ DE/113/C595/ (17.10.2015). DIN, Deutsches Institut für Normung (2008). Vornorm DIN CEN/TS 15398:2008-10: Elastische, textile und Laminat-Bodenbeläge – Standardisierte Symbole für Bodenbeläge; Deutsche Fassung CEN/TS 15398:2008. Berlin: Beuth. DIN, Deutsches Institut für Normung (2012). DIN EN ISO 10874:2012-04: Elastische, textile und Laminat-Bodenbeläge – Klassifizierung (ISO 10874:2009); Deutsche Fassung EN ISO 10874:2012. Berlin: Beuth. DIN, Deutsches Institut für Normung (2014). DIN 51130:2014-02: Prüfung von Bodenbelägen – Bestimmung der rutschhemmenden Eigenschaft – Arbeitsräume und Arbeitsbereiche mit Rutschgefahr – Begehungsverfahren – Schiefe Ebene. Berlin: Beuth. Rabe, R. (2012). Fußbodenbelag. In Fachkonferenz der Bibliotheksfachstellen Deutschland, Handreichung zu Bau- und Ausstattung Öffentlicher Bibliotheken (Abschnitt 6). http:// www.bibliotheksportal.de/fileadmin/user_upload/content/themen/architektur/dateien/ Handreichung_6.pdf (17.10.2015). Unger, A. (2008). Fußboden-Atlas: Fußböden richtig planen und ausführen. Donauwörth: Quo-Vado.

Weiterführende Literatur und Internetquellen FNR, Forum Nachhaltiges Bauen (2015). Bodenbeläge. http://www.nachhaltiges-bauen.de/ baustoffe/Boden_bel%C3%A4ge (17.10.2015). WECOBIS (2014). Bodenbeläge. http://www.wecobis.de/Bauproduktgruppen/Bodenbelaege (17.10.2015). Weinisch, K.-H. & Krines, M. (2010). Natürliche Fußböden aus nachwachsenden Rohstoffen. Gülzow: Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe. http://www.fnr-server.de/ftp/pdf/literatur/ pdf_415-fussboden_09-neu.pdf (17.10.2015).

Jens Ilg und Robert Zepf

Partizipatives Gestalten Einleitung Dass Bibliotheksnutzer in wichtigen Aufgabenfeldern an der Gestaltung ihrer Bibliotheken mitwirken, ist keine Entwicklung, die erst im 21. Jahrhundert anhebt. Es gibt verschiedene Formen der Partizipation, die schon lange im Einsatz sind, beispielsweise in Form von Bibliothekskommissionen oder Nutzerbeiräten für die strategische Bibliotheksentwicklung. Im Bereich der Erwerbung beteiligen sich Bibliotheksnutzer durch Anschaffungsvorschläge oder in Form von Patron Driven Acquisition am Bestandsaufbau, und auch auf dem Gebiet der Benutzung1 gibt es verschiedene Formen des Kundendialogs und des Feedbackmanagements. In der Bibliotheksbau- und ‑einrichtungsplanung ist die Nutzerpartizipation im deutschsprachigen Raum jedoch noch nicht weit verbreitet: In den Standardwerken zum Bibliotheksbau und zur Bibliotheksverwaltung ist die Konsultation oder gar Beteiligung an der Bau- oder Raumplanung in der Regel kein Thema.2 Und dies, obwohl das Partizipative Gestalten in der Architektur und im Design inzwischen bereits eine längere Geschichte hat. So spielte schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts Partizipatives Gestalten in den Ausbildungen an Kunstgewerbeschulen – besonders am Bauhaus – eine einflussreiche Rolle. Auch in der Designforschung ist Partizipatives Gestalten schon aus methodologischen Gründen längst ein Thema; die Design Research Society widmete 1971 allein diesem Thema eine ganze Konferenz3, und seit 1990 finden alle zwei Jahre die internationalen und multidisziplinären Participatory Design Conferences (PDC)4 statt. Besonders der skandinavische Diskurs zu diesem Thema ist bis heute einflussreich.5 Spätestens über den Bildungsbau ist Partizipatives Gestalten schließlich auch im deutschsprachigen Raum angekommen, sowohl im theoretischen Diskurs6 als auch in der Praxis7, und inzwischen auch in der Bib1 Vgl. Siems 2013. 2 Ausnahmen solcher Handbücher sind u.  a. ein Beitrag zur Partizipation von Kindern bei der Gestaltung einer Kinderbibliothek in Bremen, vgl. Schwotzer 2009, sowie ein Kapitel in einem allerdings auf Bibliotheksmarktforschung bezogenen Handbuch, vgl. Siegfried & Nix 2014, Kap. 4.1: Nutzerorientierte Gestaltung von physischen und virtuellen Räumen: ein Anwendungsfeld für Methodenkombinationen (S. 127–129). 3 Simonsen & Robertson 2013, S. 147. 4 Siehe Konferenzplattform von PDC: http://pdcproceedings.org/index.html (24.06.2015). 5 Als Schlüsseltext dafür gilt Ehn 2008. 6 Vgl. u. a. Walden & Borrelbach 2014, S. 64 ff.; Montag-Stiftung Jugend und Gesellschaft 2012, S. 138 ff.; Woolner et al. 2007. 7 Beispielhaft seien hier genannt die Architekturbüros bzw. Projekte: Österreichisches Institut für Licht und Farbe und Die Baupiloten: http://www.lichtundfarbe.at/ und http://www.baupiloten.com/ (24.06.2015).

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liotheksbau- oder Bibliotheksraumplanung, befördert von der Neuakzentuierung von Bibliotheken als Lernräume.

1 Begriff Der Begriff Partizipatives Gestalten (Participatory Design) im oben umrissenen Kontext bewegt sich in einem weiten Begriffsumfeld ähnlicher Phänomene, in denen es um Entwicklungsprozesse mit Beteiligung Dritter geht. Darunter: –– Open Innovation. Damit beschrieben wird die Beteiligung von Kunden bzw. Nutzern an der Entwicklung innovativer Produkte oder an Lösungsideen konkreter Aufgabenstellungen. Das geschieht häufig wettbewerblich und ist meist eingebettet in ein betriebliches Innovationsmanagement.8 –– Design Thinking. Die Definition ist nicht einheitlich; hier ist die Anwendung von Werkzeugen und Verfahren des Designers auf andere, designfremde Problemstellungen gemeint, und zwar durch Nicht-Designer.9 –– Bürgerbeteiligung. Auch die Bürgerbeteiligung lässt sich verschieden scharf definieren; hier steht sie für die Beteiligung von Bürgern an Bauplanungsprozessen im Städtebau. –– Nutzerforschung. Partizipatives Gestalten ist ohne Berücksichtigung der Bedürfnisse, Erwartungen oder Gestaltungsideen von Nutzern entsprechender Räume nicht möglich. Neben quantitativen Verfahren eignen sich in der Bibliotheksbauplanung qualitative Verfahren aus der ethnografischen Nutzerforschung.10 Das sind verschiedene Verfahren, die quantitative Verfahren erweitern, und zwar mit einer Art teilhabender Beobachtung von und mit Bibliothekskunden gemeinsam, um so deren Perspektive einnehmen und auf deren Einstellungen, Wahrnehmungen, Wünsche, Bedarfe, Ideen usw. stoßen zu können. –– Kooperatives Baumanagement. Partizipatives Gestalten in der Bibliotheksbauund Bibliotheksraumplanung hebt sich allerdings nur geringfügig ab vom nicht weniger wichtigen Integrated Building Design (IBD)11 bzw. vom Kooperativen Baumanagement, das in erster Linie zum Ziel hat, möglichst alle Betroffenen am Planungsprozess zu beteiligen, um zu vermeiden, an deren Bedürfnissen und gestaltungs- und bauplanerisch relevanten Erfahrungen vorbeizuplanen und

8 Das findet auch Anwendung in Bibliotheken, z.  B. bei der Deutschen Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften. Vgl. Fingerle 2012. 9 Dieser Ansatz geht zurück auf Plattner et al. 2009. 10 Vgl. Haas 2015. 11 Vgl. Aldrich 2011. Wenn er auch nicht die Regel ist, die Praxis des Bibliotheksneubaus oder ‑umbaus kennt auch hierfür Beispiele wie die Kinder- und Jugendbibliothek in Erfurt (Fertigstellung 2009); vgl. Brunner 2011.



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Entscheidungskriterien, die für Betroffene wichtig sind, unerheblich werden zu lassen. In Abgrenzung zum oben skizzierten Begriffsumfeld lässt sich Partizipatives Gestalten in der Bibliotheksbau- und Bibliotheksraumplanung – und damit auf dem öffentlichen Sektor12 – nun definieren als ein kooperativer Planungsansatz, der –– bezogen ist auf Neubau- oder Raumgestaltung, –– auf die Entwicklung von Gestaltungslösungen zielt, –– Nutzer der betroffenen Räume bzw. Gebäude einbezieht und zu gleichberechtigten Gestaltungskooperationspartnern macht und –– über verschiedene Methoden gestalterische Lösungen generiert oder zumindest orientiert. Partizipatives Gestalten bedeutet zum Beispiel, Campus-, Gebäude- oder Raumlösungen an denjenigen auszurichten, die den Campus, das Gebäude, die Räume nutzen werden, indem man sie letztlich entweder direkt oder indirekt (siehe hier den Abschnitt Methoden) zu Ko-Designern13 macht. Das betrifft in der Regel die Bibliotheksnutzer, die Bibliotheksmitarbeiter, das Gebäudemanagement, ggf. die Anwohner. Ko-Design in diesem Sinn ist zu unterscheiden vom Auslagern kreativer oder planerischer Aufgaben, die bisher Fachplaner, Ingenieure, Handwerker, Architekten usw. erledigt haben. Ko-Designer übernehmen hier nicht ersatzweise die Rolle raumoder baufachlicher Professionals, vielmehr werden sie als Professionals hinsichtlich ihrer eigenen Bedürfnisse und, je nach Verfahren, auch als gleichberechtigte Designpartner und kreative Ideenlieferanten wahrgenommen. Partizipatives Gestalten im oben genannten Sinne kann folglich reichen von der raumbezogenen (quantitativen wie qualitativen) lokalen Nutzerforschung bis hin zum kreativen Erarbeiten von Gestaltungslösungen von Bibliotheksnutzern für ‚ihre‘ Räume. Werden aus den Ergebnissen der Nutzerforschungen vor Ort jedoch weder Schlüsse gezogen noch diese wirksam in die Praxis umgesetzt, handelt es sich um pseudo-partizipatives Gestalten bzw. Pseudonutzerorientierung. Nutzerforschung schafft nicht zwingend auch Partizipation. 12 Diese Präzisierung ist nicht unerheblich, da Partizipatives Gestalten im öffentlichen Sektor realistischer ist als im privatwirtschaftlichen Bereich, wo sich professionelle Designer in Konkurrenz zu den ‚Designer-Amateuren‘ (Kunden, Nutzer) sehen könnten, was diesen Ansatz erschwert. Partizipatives Gestalten im privatwirtschaftlichen oder öffentlichen Bereich kann sich auch auf Software- oder Produktdesign beziehen, was – anders als z. B. im Fall von Bibliotheksraumplanung – dem Partizipativen Gestaltungsprozess andere Voraussetzungen abnötigt, z. B. handwerkliche Kom­ pe­tenzen. 13 Der Begriff Gestaltung wird im Deutschen häufig auch metaphorisch und unverbindlich gebraucht, der Begriff Design hingegen ist – zumindest im Bibliothekswesen – damit noch nicht vorbelastet. Mit der Vorsilbe „Ko“ wird der kooperative Ansatz unterstrichen.

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2 Motivation für Partizipatives Gestalten Theoretisch betrachtet sind kooperative Planungsansätze in der Bibliotheksbauund ‑einrichtungsplanung grundsätzlich schon Grund genug, sie zu praktizieren. Die noch junge Praxis Partizipativen Gestaltens zeigte darüber hinaus weitere gute Gründe bzw. Vorteile.

2.1 Erhöhte Akzeptanz, stabile Lösungen Die durch Partizipatives Gestalten erarbeiteten oder gefundenen Lösungen haben eine höhere Akzeptanz unter denen, die darin eingebunden wurden, beispielsweise bei Bibliotheksnutzern und ‑mitarbeitern, die an der Gestaltung ihrer Benutzungsbzw. Arbeitsräume beteiligt waren.14 Dabei kann es im Gestaltungsprozess durchaus zu Spannungen mit den funktionalen oder ästhetischen Vorstellungen von Innenarchitekten oder Bibliothekaren kommen. Hier hilft der (etwas hinkende) Vergleich mit Mietwohnungen: Wie eine Wohnung gestaltet sein sollte, weiß genau derjenige, der dort wohnen wird, nicht der, der die Wohnung vermietet. Partizipatives Gestalten ist also getragen von der (Ideal-)Annahme, dass die, die einen Raum oder ein Gebäude nutzen, auch entscheidenden Einfluss auf dessen Gestaltung haben sollten. Solche Gestaltungs- und Gebäudelösungen können daher stabiler sein und weniger anfällig für erst im Praxisbetrieb auftauchende Fehler, deren nachträgliche Korrekturen sich häufig genug als sehr aufwändig erweisen.

2.2 Arbeits- und Lernerfolg unterstützende Räume Räumliche Bedingungen haben nachweislich einen erheblichen Einfluss auf Arbeitsergebnisse, Lernverhalten und (kognitive) Aufnahme- und Leistungsbereitschaft.15 Das verdient umso mehr Beachtung, als Bibliotheken ihre Benutzerräume zu Lernräumen neu akzentuieren. Die Partizipation der die Räume Nutzenden erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Umgestaltung der Bibliothek zu einem arbeits- und lernförderlichen Raum gelingt.

2.3 Erweiterung Lösungskreativität Die raumgestalterische Kreativität und Lösungskompetenz von Raum- oder Gebäudenutzern ist in der Regel umgekehrt proportional zur Dauer ihrer Nutzung der Räume 14 Siehe hierzu den Beitrag Das zukunftsfähige Bib-Office von J. Eiberger in diesem Band. 15 Siehe zum Beispiel Walden & Borrelbach 2014, S. 70 f.



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bzw. Gebäude: Je länger und gleichmäßiger ein Raum oder Gebäude genutzt wird, desto weniger stellen die Raumnutzer Raumsituationen in Frage und umso weniger sieht man Gestaltungsspielräume. Partizipatives Gestalten kann das aufbrechen, wenn beispielsweise Bibliotheksnutzer, die ihre Räume – im Vergleich zu Bibliotheksbeschäftigten – häufig nur temporär oder punktuell nutzen, und damit oft bewusster wahrnehmen, zu Mit-Designern werden. Die Chance, außerhalb der Box zu denken und damit eine neue Quantität und Qualität von Gestaltungsideen zu erreichen, erhöht sich oft schlagartig.

2.4 Nutzerorientierung Partizipatives Gestalten ist nicht zuletzt Folge einer damit kompatiblen Bibliotheksvision bzw. Bibliotheksstrategie, die von einer Art Verpflichtung zur Nutzerorientierung getragen wird. Für Bibliotheken, die eine Nutzerorientierung leben, ist Partizipatives Gestalten eine folgerichtige Konsequenz.

3 Methoden des Partizipativen Gestaltens Partizipatives Gestalten im oben genannten Sinn ist ein Planungsansatz, keine Methode im engeren Sinn und auf keine einheitliche Herangehensweise festgelegt. Verschiedene Methoden können sich als geeignet erweisen, und zwar abhängig von den jeweiligen individuellen Bedingungen vor Ort, von der Aufgabenstellung, vom Gestaltungsspielraum, vom Kosten- und Aufwandsrahmen, vom verfügbaren Zeitfenster, von der Zielgruppe. Solche Methoden können zum Beispiel sein: –– Methoden der ethnografischen Nutzerforschung, z.  B. Fototagebuch, Design Workshop, Leitfadeninterview –– Evaluationsverfahren, z.  B. Benutzerbefragungen, Bemusterung von Mobiliar und Raumgestaltungen, Wettbewerbe, Post Occupancy Evaluation16 –– Interaktion und Kreativität fördernde Workshop-Formate17, z.  B. Zukunftswerkstatt, Lego Serious Play18, Diskussionsrunde, Brainstorming, Gestaltungswettbewerbe

16 Das ist eine nach Kriterien von Gebäude- oder Raumnutzern gestaltete Evaluation nach Fertig­ stellung eines Neubaus bzw. einer Neugestaltung von Gebäuden. Für Bibliotheksgebäude hat z. B. die IFLA eine Checkliste erstellt; vgl. dazu IFLA Library Buildings and Equipment Section 2013 sowie den Abdruck der deutschen Übersetzung in diesem Band. 17 Die Baupiloten, siehe Fußnote 5, haben inzwischen 36 verschiedene Workshop-Formate für das Partizipative Gestalten mit Kindern im Kita- und Schulbau entwickelt. 18 http://www.strategicplay.de/services/praxis/ (19.10.2015).

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Das Verfahrensspektrum ist prinzipiell flexibel, neue geeignete Methoden können hinzutreten, alte abgelöst werden. Die Verfahren, die in der vergleichsweise noch jungen Praxis des Partizipativen Gestaltens in der Bibliotheksraumplanung eingesetzt wurden, lassen sich in zwei Gruppen teilen: 1. Verfahren, mit denen die auf den Raum bezogenen Bedürfnisse von Bibliotheksnutzern oder ‑beschäftigten erfasst werden 2. Verfahren, mit denen die auf den Raum bezogenen Bedürfnisse von Bibliotheksnutzern oder ‑beschäftigten in Gestaltungsideen oder -lösungen übersetzt werden Zu 1. gehören Verfahren aus der quantitativen und qualitativen Bibliotheksnutzerforschung. In der Regel werden dafür qualitative Verfahren aus der ethnografischen Nutzerforschung eingesetzt, um auf diesem Weg die Perspektive der Bibliotheksnutzer einnehmen und deren Bedürfnisse, Erwartungen und Praxiswissen in Erfahrung bringen zu können. Das Verfahrensspektrum ist vielgestaltig, darunter auch – beispielhaft – solche wie diese: Campus-, Raumlogbuch Zum Beispiel werden Studierende, die häufig ein fragliches Gebäude eines Bibliotheksstandorts nutzen, gebeten, für einen bestimmten Zeitraum zu protokollieren, wann, warum und wie sie welchen Raumbereich nutzen und welchen nicht. Am Ende entsteht eine Art Heatmap, die Aufschluss darüber gibt, wofür – aus Sicht dieser Studierenden – sich bestimmte Gebäude- oder Raumbereiche tatsächlich als geeignet oder auch ungeeignet (sogenannte Meideorte) erweisen. Zu Grunde liegt das aus der ethnografischen Nutzerforschung bekannte niedrigschwellige Verfahren des Tage- oder Logbuchs (das nicht weit entfernt ist vom Dokumentieren individueller Tagesgeschehnisse in sozialen Netzwerken wie Facebook).19 Möbelbemusterung Wann erweist sich ein Möbel oder Raumgestaltungselement aus Sicht von deren Nutzern als geeignet? Eine Möglichkeit, das zu erschließen, sind sogenannte Bemusterungen oder Möbeltests, indem Hersteller oder Vertriebsfirmen gebeten werden, eines oder mehrere ihrer Möbel für einen bestimmen Zeitraum zu Testzwecken zur Verfügung zu stellen. Nachdem verschiedene Kriterien von der Hochschule, vom Beratungsteam oder von der Bibliothek entwickelt wurden, die die Raum- oder Einrichtungslösung erfüllen sollten, wird passendes Mobiliar von einem geeigneten Hersteller oder Lieferanten (Vertrieb) geordert und in der Regel über mehrere Tage oder Wochen dort aufgestellt, wo es – nach positiver Evaluation – genutzt werden würde, z. B. Loungemöbel im Foyer einer Bibliothek, quasi unter Echtbedingungen. Zur Testnutzung gehört auch eine Evaluation durch ihre potenziellen Nutzer (z.  B. Fragebogen). Dieses Verfahren ist relativ weit verbreitet und wurde unter anderem eingesetzt in der Philologischen Bibliothek der FU Berlin (2003), UB Freiburg (2012), FH Düsseldorf (2014), UB Rostock (2014 ff.), Hochschule Ruhr West am Campus Mühlheim (2014).

Zu 2. gehören Verfahren, die insoweit über die in a) genannten Verfahren hinausgehen, als sie auch auf die Übersetzung der Nutzerbedürfnisse in gestalterische Lösun19 Beispielhaft umgesetzt und beschrieben wurde diese Methode bei Kunz 2015.



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gen zielen. Das Verfahrensspektrum ist vielgestaltig20, darunter auch beispielhaft solche wie diese: Design Workshop Dieses Verfahren aus der ethnografischen Nutzerforschung wird häufig als Forschungsformat eingesetzt, um Bedürfnisse, Wahrnehmungen, Wünsche u.  a.  m. von Bibliotheksnutzern zu ermitteln. Vereinfacht dargestellt, besteht es darin, dass Bibliotheksbesucher, die für einen moderierten Workshop (oder mehrere) akquiriert wurden, anhand eines fiktiven oder realen Grundrisses ihre raumbezogenen Bibliotheksbedürfnisse visualisieren, etwa anhand von zuvor festgelegten Möbelschablonen sowie mittels Grundriss-Skizzen, Stift, Schere usw. Die Workshops können in Kleingruppen oder mittelgroßen Runden stattfinden. Die Workshopmoderation animiert die Beteiligten, sich – einzeln oder in Gruppen – mittels einer Leitfrage wie „Zeichne deinen idealen Bibliotheksarbeitsplatz!“ als Innenarchitekturen ihre Wunschräume zu entwerfen. Im Anschluss an diese Entwurfsarbeit erörtern die Bibliotheksnutzer ihr Ergebnis in einem Leitfrageninterview. Während die Ergebnisse von Design Workshops in der Nutzerforschung eingesetzt werden, um raumbezogene Nutzerbedürfnisse zu ermitteln, können sie im Rahmen des Partizipativen Gestaltens auch als Ideenlieferanten genutzt werden, mit denen sich raumbezogene Nutzerbedürfnisse in Raumgestaltungslösungen übersetzen lassen. Durchgeführt wurden solche Workshops zum Beispiel an der UB Rostock. Leere Räume Diese Variante lässt einzelne Räume bewusst ungestaltet und lädt zu deren individueller temporärer oder dauerhafter Gestaltung durch ihre Raumnutzer ein. Neben einem Raum oder einer Raumzone werden (sicherheitstechnisch geprüfte) flexibel verräumbare und individualisierbare Möbel und Raumstrukturelemente (wie Kübelpflanzen, Stellwände, Flipcharts) benötigt, die im Raum oder in der Nähe dieses Raumbereichs positioniert werden, ggf. inkl. Plakatmaterial oder Malwerkzeug für die Gestaltung leerer Wände. Das Verfahren kommt gänzlich ohne bzw. nur mit knapp gehaltener, zur individuellen Raumgestaltung einladender Nutzerkommunikation aus. Es ist sehr niedrigschwellig, da es weder beratende Begleitung noch Einweisung erfordert. Leere Räume wurden bzw. werden vergleichsweise häufig praktiziert, z.  B. an der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg oder in der jüngst neu gebauten Fachbibliothek Design Medien Information des Hochschulinformations- & Bibliotheksservice der HAW Hamburg. Die UB der Aalto-Universität Helsinki nutzt diesen Ansatz, um bisher nicht genutzte (Frei)Räume in Universitätsgebäuden als Lernräume zu aktivieren. Innenarchitekt auf Zeit Die UB Rostock hat im Rahmen des zweijährigen, vom BMBF geförderten Projekts Lernraum Bibliothek 201521 (Laufzeit 2013–2015) mit Studierenden Erwartungen an die Bibliothek als Lernraum erforscht. Dafür wurden mit Studierenden auch Ko-Design-Projekte entwickelt wie Innenarchitekt auf Zeit. Während in Design Workshops Bibliotheksnutzer die Rolle eines mit einer Raumneugestaltung beauftragten Innenarchitekten fiktiv übernehmen, tun sie das im Verfahren

20 Elaboriert und in designtheoretische Grundsätze übersetzt wurde das zum Beispiel bei Casanova 2014. 21 Siehe Projektblog https://lernraumrostock.wordpress.com/ueberuns/ (24.06.2015).

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Innenarchitekt auf Zeit gewissermaßen real: Sie erhalten den Auftrag, einen vorhandenen Bibliotheksraum, den sie selbst nutzen, innerhalb eines vorgegebenen Rahmens (z. B. hinsichtlich Kosten, Auflagen des vorbeugenden Brandschutzes) konzeptionell neu zu gestalten. Dieses Verfahren bezieht seine Teilnahmeattraktivität für Bibliotheksnutzer daraus, dass die Bibliothek zusichert, deren Konzeption – vorbehaltlich der Einhaltung bestimmter Rahmenbedingungen – dauerhaft oder für eine vereinbarte Zeit ohne Abstriche umzusetzen.

Die UB Rostock rief im Wintersemester 2014/15 Studierende auf, einen räumlich für Gruppenarbeiten geeigneten Eingangsbereich an einem Standort der UB neu zu gestalten. In mehreren Einzelschritten wurde dort aus einem bisher gestalterisch vernachlässigten Raumbereich (Abb. 1) ein studentisch gestalteter, modernisierter und mit neuem Mobiliar ausgestatteter Gruppenarbeits- und Kommunikationsbereich, der sowohl informelles Lernen als auch flexibles Arbeiten in verschiedenen Gruppengrößen und Entspannen in einer separierten Lounge-Zone ermöglicht (Abb. 2). 22

Abb. 1: Umzugestaltender Raumbereich © J. Ilg.

Abb. 2: Modernisierter, neu gestalteter Raumbereich © Gohs GmbH.22

Die studentischen Bibliotheksnutzer, die in die Rolle eines Innenarchitekten auf Zeit geschlüpft waren, wurden zu Beginn in einem Informationsworkshop über ihren genauen Auftrag, über die Möbelangebote von Bibliotheks- und Büroausstattern, über empirisch ermittelte Bedürfnisse der Bibliotheksnutzer der UB Rostock (u.  a. Befragungsergebnisse) sowie über finanzielle, zeitliche und sicherheitstechnische Rahmenbedingungen ins Bild gesetzt. Sie hatten zudem auch die angebotene Option, als Inspiration und Anregung beispielhafte Lernräume vor Ort (in der SUB Göttingen, der Bibliothek des KIT Karlsruhe und der Bibliothek der Hochschule WeihenstephanTriesdorf in Freising) zu besuchen, genutzt. Zur Seite gestellt wurden ihnen Vertreter des Bibliotheksteams dieses Standortes sowie ein professioneller Innenarchitekt, die ausschließlich beratende Funktion hatten. Nachdem die studentischen Innen22 http://www.gohs.de/ (05.11.2015).



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architekten auf Zeit eigenständig und in eigenen Teamsitzungen eine ihren Bedürfnissen annähernd gerecht werdende Raumgestaltungskonzeption entwickelt hatten, wurden diese anschließend gemeinsam mit dem zuständigen Gebäudemanagement, dem Innenarchitekten und dem Bibliotheksteam diskutiert und allein hinsichtlich sicherheitstechnischer und bibliotheksorganisationaler Gesichtspunkte geprüft. Die studentische innenarchitektonische Raumgestaltungslösung blieb dabei unangetastet und wurde – nach geringen, sicherheitstechnisch erforderlichen Korrekturen – nahezu 1:1 umgesetzt. Die folgende Tabelle stellt die Verfahrensschritte in chronologischer Reihenfolge schematisch dar (Tab. 1). Tab. 1: Verfahrensschritte in chronologischer Folge. Verfahrensschritte

Aufgaben

Festlegung Rahmen

Festlegung der finanziellen, sicherheitstechnischen, organisatorischen und zeitlichen Rahmenbedingungen sowie des zu gestaltenden Raumbereichs

Akquise

Akquise freiwilliger Bibliotheksnutzer, Zusammenstellung Begleitungsteam (Vertreter Gebäudemanagement, Bibliothek, Fachplaner)

Informationsworkshop

Information und Abstimmung der Innenarchitekten auf Zeit sowie des beratenden Begleitungsteams über Rahmenbedingungen (finanzielle, sicherheitstechnische und organisatorische Gesichtspunkte), ihre Rolle und ihren Auftrag

Inspiration

Fortbildung der Innenarchitekten auf Zeit über räumliche Gestaltungs­ möglichkeiten, u. a. Best-Practice-Studien, Besuch bei Bibliotheksausstattern

Erarbeitung studentischer Gestaltungskonzeption

Die Kernphase: Innenarchitekten auf Zeit erarbeiten eigenständig eine Gestaltungskonzeption

Prüfung studentischer Gestaltungskonzeption

Diskussion zwischen Innenarchitekten auf Zeit und Begleitungsteam, abschließende Prüfung der Einhaltung jener Rahmenbedingungen, ggf. Korrektur

Umsetzung

Umsetzung Gestaltungskonzeption (z. B. Möbelbeschaffung, Malerarbeiten)

Evaluation

Evaluation der Umsetzung, ggf. nachträgliche Korrekturmaßnahmen

4 Risiken in der Praxis Für Partizipatives Gestalten sprechen viele Argumente, aber auch – auf den ersten Blick – einige dagegen, die sich jedoch entschärfen lassen.

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4.1 Repräsentativität, Mindesthaltbarkeit Es ist nicht nur möglich, sondern auch wahrscheinlich, dass die partizipativ einbezogenen Bibliotheksnutzer recht verschiedene Ansprüche, Bedürfnisse und Lösungsideen vertreten werden, von ästhetischen Erwartungen ganz abgesehen. Partizipatives Gestalten ersetzt jedoch nicht die repräsentative Nutzerforschung. So werden z. B. die Ergebnisse eines Design Workshops (s. o.) in erster Linie als Lösungs-, Gestaltungsund Überlegungsanregungen eingesetzt, nicht als Verfahren für eine repräsentative Erhebung. Partizipatives Gestalten lässt sich dennoch insofern mit der Auswertung repräsentativer Erhebungen verknüpfen, als den Bibliotheksbesuchern, die in partizipative Prozesse einbezogen werden, zuvor, z. B. im Rahmen eines Informationsworkshops, relevante Ergebnisse aus der Nutzerforschung, auf denen der Gestaltungsprozess beruhen soll, vermittelt werden. Mit der Frage nach der Repräsentativität verbunden ist die Befürchtung, partizipativ gefundene Gestaltungslösungen könnten situativ bedingt und damit nicht nachhaltig sein. Partizipativ gestaltete Lösungen sind in der Tat immer eine Momentaufnahme – sie spiegeln die aktuellen Vorstellungen und Bedürfnisse der beteiligten Nutzer wider. Studierende verlassen z. B. die Hochschule nach drei bis sechs Jahren – oder sie wechseln in eine lehrende und forschende Rolle, die wiederum andere Bedürfnisse und Erwartungen an die Bibliothek mit sich bringt. Doch solchen Herausforderungen müssen sich alle Planungsprozesse im öffentlichen Bildungsbereich stellen. Die Veränderungen der organisatorischen und technischen Bedingungen sowie der Mediennutzung und des Arbeitsverhaltens sind nicht zuverlässig prognostizierbar. Gerade Bibliotheksbauten müssen sich diesem Bedarf an Veränderung stellen. Dieser Herausforderung muss sich jedoch der Bibliotheksbau insgesamt stellen – unabhängig von den bei der Planung verwendeten Methoden. Dass die dabei zu berücksichtigenden Trends nicht immer Ewigkeitsanspruch haben können, begründet nicht, auf Berücksichtigung von aktuellen Nutzerbedürfnissen bzw. auf Partizipatives Gestalten zu verzichten, sondern heißt, sie in Gestalt von Flexibilität einzuplanen. Diese Entwicklungsdynamik im Bereich der Bibliotheksaufgaben ist daher schon für sich genommen ein starkes Argument, bei der Bau- und Einrichtungsplanung die aktuellen Nutzer- und Mitarbeiterbedürfnisse intensiv zu erheben und durch partizipative Gestaltungsformen abzusichern.

4.2 Akquise, Zeitpunkt Mitarbeiter und Bibliotheksnutzer lassen sich in der Regel ohne extrinsische Anreize zu Projekten Partizipativen Gestaltens motivieren – die Möglichkeit, die eigenen Studien- und Arbeitsbedingungen zu gestalten, ist ein ungewohnter und starker Anreiz. Dennoch entscheiden über eine Teilnahme schließlich der Kontext und die Rahmenbedingungen: Das sind u. a. die Attraktivität und Transparenz des gewähl-



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ten Verfahrens, eine zielgruppenadäquate Ansprache, die Verlässlichkeit der Zusage, dass Ergebnisse auch umgesetzt werden, Aufwand, Dauer und Zeitpunkt des gewählten Verfahrens sowie nicht zuletzt ausreichend Gestaltungsspielraum. Weil Letzteres eine Selbstverständlichkeit ist, kann es in der Praxis rasch aus dem Blick geraten. Partizipatives Gestalten erfordert einen ausreichend großen Gestaltungsspielraum, und der wird umso kleiner, je später er in den gesamten Planungsprozess integriert wird. Die entscheidende Stärke des Partizipativen Gestaltens ist, dass es Lösungsansätze outside the box ermöglicht. Je kleiner der Gestaltungsspielraum, je kleinteiliger die Vorgaben, je kleinlicher die Rahmenbedingungen, umso geringer wird die Motivation von Bibliotheksnutzern und ‑mitarbeitern sein, mitzugestalten. Partizipatives Gestalten wird daher im Planungsschritt zwischen Ist-Analyse der räumlichen Situation und der Entwicklung eines Bibliothekskonzepts bzw. einer Gebäudevision angesiedelt, also nahe an der planerischen Startphase.

4.3 Bibliotheksexpertise von Bibliotheksnutzern Die partizipativ mitgestaltenden Bibliotheksnutzer müssen für diesen Prozess informativ vorbereitet werden. Das betrifft Informationen über Zielstellung und Rahmenbedingungen (z. B. Bedingungen des vorbeugenden Brandschutzes), über bauliche, über bestehende räumliche, technische und mobiliare Gestaltungsmöglichkeiten, ggf. über beispielhafte Lösungen (z. B. via Best-Practice-Studien), über ihre konkrete Aufgabenstellung innerhalb dieses Partizipationsprozesses, ggf. über Ergebnisse aus der eigenen Bibliotheksnutzerforschung. An dieser Stelle gilt es zu vermeiden, sie über diese Vorbereitung hinaus gleichsam zu halben Bibliotheksprofis zu machen. Das würde Partizipatives Gestalten ad absurdum führen. Wird die Differenz zwischen Bibliotheksnutzer und Bibliotheksfachpersonal tendenziell aufgehoben, raubt man dem Partizipativen Gestalten eine seiner Stärken, nämlich das Einbeziehen der ergänzenden Perspektive Dritter.

4.4 Unrealistische Forderungen Der Partizipation von Bibliotheksnutzern (so wie oben definiert) kann die Befürchtung im Weg stehen, dass auf diesem Wege unrealistische und nicht praktikable Forderungen entstehen, die sich nicht einlösen lassen. Beispiele bzw. Erfahrungen aus der Praxis widerlegen das jedoch, sowohl im Schul- als auch im Bibliotheksbereich. Der zu beobachtende Zuspruch und Trend zum Partizipativen Gestalten an Bibliotheken auch im deutschsprachigen Raum belegt: Es ist eine realistische Erwartung, dass Gestaltungsforderungen mit Augenmaß entwickelt werden und die Qualität gestalterischer Lösungen steigt, wenn zuvor allen Beteiligten die Rahmenbedingungen und Zielstellungen transparent gemacht wurden.

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5 Fazit Die Digitalisierung des Lebens- und Arbeitsalltags hat Bibliotheken nicht nur vielfach verändert, sie macht auch sichtbar, was nun stärker zur Geltung kommt: Neben den Services rund um die Informations- und Literaturversorgung tritt nun deutlich hervor, dass Bibliotheken auch physische Räume sind und ein nicht unerheblicher Teil ihrer Wertschätzung aus ihren Räumen bzw. Raumservices resultieren kann – von der Raumqualität der Ruhe über Angebote zur Gruppenarbeit bis zur lernstimulierenden Raumgestaltung u. v. a. m. Sind Raumangebote, d. h. verschiedene, bedürfnisgerechte Qualitäten von Räumen ein Teil der Zukunft von Bibliotheken? Wenn ja, dann führt ein Weg dorthin über die Partizipative Gestaltung, also über Bibliotheksbesucher und ‑mitarbeiter als Ko-Designer. Es ist erstens von der grundsätzlichen Einsicht getragen, dass die, die Bibliotheksräume hauptsächlich nutzen (und pflegen), auch die sind, die wissen, welche Qualitäten ‚ihre‘ Räume und Arbeitsplätze haben sollten. Zweitens hat die (noch vergleichsweise) junge Entwicklungsgeschichte von Lernräumen in Bibliotheken gezeigt, dass der Nutzen des damit verbundenen Mehraufwandes (trotz möglicher Risiken) überwiegt. Die Vorteile reichen von der Akzeptanzsteigerung von Raumgestaltungen über die Erweiterung des Lösungsspektrums und die stete Anpassung an die wandelbaren Bedürfnisse der Raumnutzer bis hin zur Vermeidung von (kostspieligen) Planungsfehlern im Bibliotheksneubau. Dafür stehen inzwischen einige erprobte Methoden zur Verfügung, die entweder die Bedürfnisse von Raumnutzern erheben und sie anschließend zur Gestaltungsgrundlage machen, oder Methoden, in denen es die Raumnutzer selbst sind, die ihre Bedürfnisse in realisierbare gestalterische Lösungen übersetzen.

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Bibliothekstechnik

Anna-Katharina Huth

Leitsysteme – Funktion und Entwicklungsprozesse Einleitung Ein Leitsystem ist mehr als eine Randerscheinung eines Bibliotheksbauprojektes – es ist ein wichtiger Baustein für eine nutzerfreundliche, funktionelle Bibliothek sowie für einen professionellen Auftritt nach innen und außen. Das Leitsystem bewegt sich im Spannungsfeld von Wegeführung (Leiten) einerseits und Plänen und Übersichten (Orientierung) andererseits, wobei die Wegeführung je nach Situation sowohl linear1 als auch chaotisch2 organisiert sein kann. Vor dem Projektstart sollte das Planungsteam zwingend ein Bewusstsein für Notwendigkeit und Umfang eines Leitsystems entwickeln. Da solch ein Projekt zu komplex für eine interne Umsetzung ist, empfiehlt es sich, einen darauf spezialisierten und erfahrenen Kommunikationsdesigner3 zu beauftragen. Eine Umsetzung im Zuge eines all-in-Angebots durch den Architekten ist kritisch zu hinterfragen.

1 Notwendigkeit und Funktion 1.1 Außendarstellung und Innenwirkung Das Leitsystem ist Aushängeschild der Einrichtung. Uneinheitliche, provisorisch angebrachte Zettel gehören leider mancherorts zur Normalität und wirken unprofessionell. In einem solchen System fällt die Orientierung schwer, da oft inkonsequent und unsystematisch viel zu viel ausgeschildert wird. Das Ergebnis ist ein unkoordinierter Hinweisdschungel. Ein gutes Leitsystem bietet hingegen zurückhaltend Orientierung und Identifikation für Nutzer und Mitarbeiter. Das Leitsystem unterstützt und entlastet die Mitarbeiter und schätzt somit ihre Arbeit wert: Es verhindert unnötige Fragen, unangenehme Situationen mit hilflosen Nutzern und erleichtert das Erklären von Services. Die kontinuierlich aufgewendete Arbeitszeit, die für die Gestaltung, Produktion sowie Installation von Provisorien verwendet wird, ist zudem nicht zu unterschätzen. Das Leitsystem ist in erster Linie ein dienendes System, und zwar für Nutzer und Mitarbeiter. 1 Beispiel Flughafen: Vom Check-in zum Gate. 2 Beispiel Bibliothek: Vom Eingang aus haben Nutzer unterschiedliche Ziele oder steuern mehrere Ziele hintereinander in nicht bekannter Reihenfolge an. 3 Im Folgenden mit dem Begriff Designer bezeichnet.

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1.2 Rahmenbedingungen der Gestaltung Der vorrangige Sinn eines Leitsystems ist es, zu leiten – im Falle einer Bibliothek also Nutzern und Mitarbeitern Orientierung, Information und Bestätigung über Aufenthalts- sowie Zielort zu bieten. Dieser funktionale Aspekt ist prioritär gegenüber allen weiteren Eigenschaften wie Ästhetik, Innovation, technischer Umsetzung. Es mag naheliegen, den Gestaltungsaspekt bei der Planung in den Fokus zu rücken. Das ist grundsätzlich zwar wünschenswert – ob man das Leitsystem jedoch subjektiv schön findet, sollte zunächst kein leitendes Kriterium sein. Erst, wenn die funktionalen Aspekte geklärt sind, sollte es um Gestaltungsdetails gehen. In den Gesprächen mit Kollegen, dem Designer oder dem Architekten ist zudem eine Diskussion über subjektives Empfinden sehr schwierig. Wer definiert hier, was schön ist? Rationale, begründbare Kriterien heranzuziehen ist darum sinnvoll, um zu überzeugen und eine sachliche, ergebnisorientierte Diskussion führen zu können. Der oft vermutete Umkehrschluss, ein rein funktionales System sei automatisch hässlich, gilt entsprechend ebenso wenig. Design und Funktionalität sind keine Widersprüche. Im Gegenteil: Ein gutes Design zeichnet sich dadurch aus, dass gestalterische Ansprüche und die entsprechende Funktion erfüllt werden. Selbstverständlich gibt es aber die Gestaltung beeinflussende Rahmenbedingungen. Dazu gehört allen voran der Charakter der Architektur. Das Leitsystem muss die Architektur respektieren, weil es Teil derselben ist. Idealerweise wird das Leitsystem darum schon in der Entwurfs- und Planungsphase des Gebäudes in enger Abstimmung von Designer und Architekt entwickelt. In der Literatur über Leitsysteme in Bibliotheken und in Gesprächen mit Bibliothekaren findet man immer wieder den Hinweis, vorhandene Elemente aus dem Corporate Design (CD) wie Logo, Schrifttype oder Farben sollten im Leitsystem Verwendung finden, um die Identifikation mit der Einrichtung zu verdeutlichen.4 Vor einer Verwendung von CD-Elementen sollten diese jedoch immer kritisch auf die speziellen Anforderungen und die Integrierbarkeit in die Architektur überprüft werden.5 Anforderungen sind hier z.  B. Lesbarkeit in verschiedenen Distanzen, Raum- und Lichtsituation, Farbkonzept der Architektur, gliedernde Raumelemente und Entwurfsprinzipien des Baus. Das Leitsystem muss also nicht zwingend entlang der Designrichtlinien gestaltet sein, die es überdies in den wenigsten Bibliotheken umfassend gibt.

4 Vgl. z. B. Franke 2009, S. 267. 5 Die Architektur selbst ist im Übrigen eigenständig und folgt keiner CD-Richtlinie.



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2 Planung und Realisierung Im Folgenden werden für eine erfolgreiche Projektdurchführung und ‑implementierung hilfreiche Schritte erläutert.

2.1 Bedarfsermittlung Zu Beginn eines Projekts steht die Bedarfsermittlung (BE). Eventuell führt die Formulierung des Bedarfs überhaupt erst zum Entstehen des Projektes. Die BE umfasst, was die Bibliothek an Informations- und Leitbedarf sieht und in welcher Form und an welchen Positionen dies in einem einheitlichen System umgesetzt wird. Sie ist Teil des Entwurfsprozesses.6 Am Anfang geht es darum, denkbare Positionen7 so vollständig wie möglich zu sammeln und zu dokumentieren. Neben den Basisinformationen des Leitsystems zur Orientierung im Gebäude (Pläne, Wegeführung, Beschriftungen) sollten kleinteilige Ausschilderungen für bestimmte Services, Automaten, aktuelle Hinweise u. ä. einbezogen werden. Andernfalls entstehen später Provisorien, die besonders zum erwähnten unprofessionellen Erscheinungsbild beitragen. Diese kleinteiligen Ausschilderungen sind im eigentlichen Sinne nicht mehr Teil des Leitsystems, sondern Teil eines umfassenden Designkonzepts für das gesamte visuelle Erscheinungsbild der Bibliothek. Dazu würden z. B. auch Briefbögen, Visitenkarten, PPT-Vorlagen, der Webauftritt, Flyer, Broschüren etc. gehören. Die Grenze zwischen dem Leitsystem und einem weiter gefassten Gestaltungsprojekt verläuft an dieser Stelle also fließend. Wichtig ist, dass diese Grenze für das Projekt Leitsystem gezogen werden muss und evtl. ein separater, ergänzender Auftrag erteilt werden sollte. Im weiteren Prozess mit dem Designer wird der gesammelte Bedarf gegliedert, Positionen werden optimiert, ergänzt oder verdichtet. Hierbei entsteht ein hierarchisch gegliedertes System aller Positionen.8 Entsprechend den lokalen Gegebenheiten werden primär wichtige Informationen von sekundären, tertiären usw. unterschieden. Primäre Informationen werden visuell durch Größe und Gestaltung prominenter dargestellt als untergeordnete Informationen. Da das Budget fast immer begrenzt ist, sollten Prioritäten zugeordnet werden, um die Positionen ggf. sinnvoll reduzieren zu können. Für einen erfolgreichen Projektverlauf sollte daher immer ein klares Ziel formuliert werden: Was soll das Leitsystem zwingend und was soll es optional leisten?

6 Vgl. Abschnitt 2.4 Entwurf in diesem Beitrag. 7 Positionen meint hier: alle informationsvermittelnden Medien wie z. B. Schilder, Pläne, Aufsteller, Beschriftungen. 8 Siehe zur Hierarchie der Inhalte auch Calori 2007, S. 75 ff.

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2.1.1 Begehung und Analyse Besteht das Gebäude schon, ist eine systematische Begehung der erste Schritt. Dabei werden alle Bereiche erfasst, die mit vorhandenen Schildern, Provisorien oder Aufstellern etc. markiert sind. Interviews mit Mitarbeitern an Ausleih- und Infotheken zu häufigen Orientierungsfragen ergänzen die Bedarfsanalyse, ebenso Szenarien über typische Nutzungsfälle und Wege, die Besucher innerhalb der Bibliothek je nach Zweck des Aufenthaltes zurücklegen. Bei einem Neubau wird dies anhand von Plänen simuliert und mit den Ergebnissen einer Analyse der Situation in der bisherigen Bibliothek ergänzt. Außerdem ist die Begehung anderer Bibliotheken im Hinblick auf ein vorhandenes oder eben nicht vorhandenes Leitsystem sinnvoll. Die Situation dort muss kritisch analysiert werden.9 Das Sammeln und Fotografieren allgemeiner Eindrücke reicht nicht aus, weil sich daraus keine konkreten Schlüsse für das eigene Projekt ableiten lassen. Ergänzend empfiehlt es sich, im Alltag auf Leitsysteme zu achten (Behörden, Bahnhof, Museum, Flughafen etc.). Das bewusste Sehen aus Nutzersicht schärft die Sinne für das Thema und lässt erkennen, was warum funktioniert oder unverständlich ist, wie Schilder aufgebaut sind, wann Piktogramme statt Text verwendet werden und welche Pfeile welche Bedeutung suggerieren. Parallel empfiehlt sich zum Einstieg in das Thema die Lektüre einiger einschlägiger Werke.10 Zusätzlich zur Analyse des Vorhandenen müssen aktiv notwendige Positionen identifiziert werden. Der Bedarf muss systematisch, z.  B. in einer MS-Excel-Liste, aufgenommen werden. Dies ermöglicht später das Filtern nach unterschiedlichen Aspekten und erleichtert den Überblick vom Start des Projekts bis zur Abnahme des fertigen Systems. Die Liste sollte Folgendes enthalten: –– Nummerierung zur eindeutigen Verortung des Schildes; hierfür parallel in Grundrissen auf jeder Etage mit 1 beginnend Positionen markieren –– Etage/Bereich –– Raumnummer, falls vorhanden –– Schildertyp –– Inhalt: Text oder Piktogramm

2.1.2 Typologie der Information Die verschiedenen Positionen unterscheiden sich bezüglich ihres inhaltlichen Charakters:11 9 Erstellen einer Auflistung: Welche Typen von Schildern gibt es? Welche fallen positiv oder negativ auf und warum? Wo fehlen Orientierung oder Information? 10 Siehe Abschnitt Literatur in diesem Beitrag. 11 Vgl. auch Cohen & Cohen 1979, S. 200–203; Calori 2007, S. 71–75; Pollet & Haskell 1979, S. 189–191.



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–– Information: Kennzeichnung, z. B. Auskunft, Leihstelle, Etagennummer, Bedienungsanleitungen für technische Geräte12 –– Orientierung: z.  B. zentrale Übersicht im Eingangsbereich, Etagenübersichten pro Etage, Pläne –– Leiten: Wegeführung von A nach B –– Bestätigung: zusätzlich zu Beschilderung Weg zu Ziel auch Hinweis am Ziel –– Regeln/Warnung: z. B. Bitte um Ruhe, Hausordnung

2.1.3 Typologie der Beschilderung Die genannten Informationstypen können unterschiedliche Anforderungen an die Präsentation stellen: Dauerhaft: –– Fest installiert mit keinem oder sehr langfristigem Änderungsbedarf Variabel: –– Fest installiert: mit wechselnden Inhalten, jedoch häufig/ständig im Einsatz, z. B. Veranstaltungshinweise, Pläne. Hier ist eine Lösung nötig, die einfaches Austauschen des Inhalts ermöglicht (z. B. Wechselrahmen) –– Mobil: z. B. Änderung Services, defekte Automaten (Aufsteller, Wechselrahmen etc.) 13

Abb. 1: Mobiler, variabler Aufsteller (ganz links) bildet mit fest installierter Stele (links) und variab­ len Plänen in fest installierten Wechselrahmen (rechts) eine Einheit innerhalb eines kongruenten Systems © M. Stolz.

12 Zum Beispiel Bezahl-, Ausleih- und Rückgabeautomaten sowie Selbstverbuchungsstationen. 13 Es lohnt sich, die Gestaltung von Vorlagen in das Projekt Leitsystem zu integrieren. Diese können dann selbst mit Inhalt versehen und ausgedruckt werden.

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Neben den typologischen Aspekten dient die folgende Liste zur Anregung, welche Positionen entlang verschiedener Bereiche der Bibliothek bedacht werden sollten:14 –– Wie verlaufen die Verkehrsströme vom Eingang aus, welche denkbaren Wege der Nutzer könnte es geben? –– Eingangsbereich: Öffnungszeiten, Garderobe, Information, Etagenübersicht, Veranstaltungsräume; gibt es zentral wichtige Bereiche (z. B. Anmeldung)? –– Aktuelle Hinweise: in der Garderobe, im Foyer, in den Aufzügen etc. –– Theken: Servicezeiten, Aufsteller für Informationen –– Ergänzende Systeme wie eine Regalbeschilderung oder ein elektronisches Leitsystem zusätzlich bedenken bzw. integrieren. Ist ein elektronisches Rauminformationssystem geplant, muss überlegt werden, welche Informationen redundant und welche evtl. nur in der elektronischen Version angeboten werden. Die Piktogramme sollten im physischen und elektronischen System übereinstimmen; wenn möglich auch weitere Gestaltungselemente. –– Temporäre oder permanente Sonderbereiche bedenken (z. B. Semesterapparate oder aktuelle Sonderthemenbereiche) –– Aufzüge: außen, vor und in der Aufzugskabine: erreichbare Etagen sowie dort zu findende Bestände und Services –– Eingliederung in das Raum-Nummerierungssystem überdenken: Die Nummerierung der Baupläne ist nicht immer auf das Leitsystem übertragbar. Das Leitsystem darf keine Verwechslungsgefahr z. B. mit der Benennung von Signaturbereichen beinhalten.15 –– Bei einem Neubau: Integration, Positionierung und Gestaltung der rechtlich vorgeschriebenen Schilder wie Fluchtpläne, Notausgangsschilder, Videoüberwachung –– Barrierefreiheit: Auf das Thema kann im Rahmen dieses Beitrages nicht detailliert eingegangen werden, da dabei das übergreifende Thema barrierefreies Bauen in allen Bereichen tangiert wird. Beachtet werden sollten zum Beispiel: taktile Zeichen und Brailleschrift für Kennzeichnung von barrierefreien Nutzungsbereichen sowie Wegeleitung dorthin (z.  B. Plaketten mit Stockwerksangabe an Treppengeländern und Aufzugtasten, Sprachausgabe in Aufzügen); taktile Etagenübersichten; bei Schildern Kontraste für Menschen mit Sehbehinderung bedenken; Informationsflyer in Großdruck und Brailleschrift bereithalten; Wegeführung über Treppen sowie barrierefrei über Aufzüge ausschildern; auch Icons für Seh- oder Hörbehinderungen verwenden – das Rollstuhlsymbol steht nicht für alle Behinderungen; Türen mit Motortastern versehen, vor allem wichtig bei schwergängigen Türen oder Türen mit Obentürschließer; Vorsicht bei Interessen-

14 Zur Frage, an welchen Positionen in der Bibliothek Information notwendig sein kann, siehe auch Cohen & Cohen 1979, S. 201–204. 15 Zum Beispiel kollidieren alphanumerische Benennungen von Räumen oder Etagenbereichen ggf. mit alphanumerischen Signaturbereichen von Buchbeständen.



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konflikten: Blindenleitstreifen können je nach Ausführung Rollstuhlfahrer einschränken, automatische Türöffner können für Blinde gefährlich sein etc. –– Mut zur Reduktion! Nicht alles muss ausgeschildert werden!

2.2 Ausschreibung und Auswahl des Designers Ist die interne BE im Wesentlichen abgeschlossen, kann die Ausschreibung formuliert werden.16 Diese kann zunächst allgemein gehalten sein.17 In jedem Fall muss bisher nicht bedachter Bedarf im weiteren Prozess noch berücksichtigt werden können, da die eigentliche Konzeption erst vom Designer erstellt wird. Denkbar ist als erste Stufe auch ein Workshop mit einem Designer vor der Ausschreibung mit dem Ziel, konkreten Inhalt für die Ausschreibung genauer zu bestimmen. Die Zielsetzung des Projekts und die Anforderungen an den Designer müssen aber bereits intern geklärt sein: Wie komplex ist das System, welche Probleme müssen gelöst werden? In dieser Phase sollten folgende Punkte berücksichtigt werden: –– Die Bibliothek sollte anstreben, schon in der Ausschreibungsphase eingebunden zu werden, am Auswahlverfahren teilnehmen zu können sowie ein Mitspracherecht bei der Bewertung der Bewerber zu haben. –– Die Ausschreibung kann zweistufig erfolgen: zunächst Konzeption/Entwurf, gefolgt von der separaten Produktion; alternativ gibt es nur eine Ausschreibung, bei der vom ausführenden Designer direkt die Produktion veranlasst wird. –– Eine Bemusterung und Dummies18 sollten Teil der Angebotssumme sein, andernfalls entstehen Zusatzkosten. –– Dokumentationspflicht des Designers: neben der Realisierung des Leitsystems auch Übergabe der Vorlagen. –– Recht zur Weiternutzung von Daten für Aktualisierungen und zur Nachnutzung für z. B. Drucksachen oder Webseite. Aspekte zur Beurteilung von Bewerbern bzw. Fragen, die an die Bewerber gerichtet werden können: –– Sind Referenzen zu Implementationen von Leitsystemen vorhanden? Stimmen die Ziele der Referenzprojekte mit meinen Zielen überein? Erfahrungen mit Bibliotheken sind gut, müssen aber kein entscheidendes Kriterium sein. 16 Dies geschieht normalerweise durch die für Bauaufgaben zuständige Abteilung der Einrichtung, der die Bibliothek angehört. Vgl. zu Ausschreibung auch Uebele 2006, S. 124 f. 17 Allgemeine Aufforderung, für die Bibliothek ein Leit- und Orientierungssystem zu erarbeiten, ohne Angaben zu detailliertem Bedarf. 18 Dummies: Muster in Originalgröße, im Idealfall mehrstufig: 1. Papierplots in Originalgröße für Beurteilung von Größe und Platzierung am Originalort. 2. Kleine Ausschnitte auf Umsetzungsmaterial zur Beurteilung von z.  B. Wirkung von Materialdetails, Farbbestimmung; siehe dazu auch Uebele 2006, S. 122 f.

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–– Große Agenturen verursachen meist höhere Kosten durch Reibungsverluste und umständlichere Kommunikationswege als kleinere Büros oder Selbstständige. –– Gibt es einen direkten Ansprechpartner vor Ort? Wie soll die Zusammenarbeit erfolgen? Ist die Zusammenarbeit auf der persönlichen Ebene vorstellbar?

2.3 Kooperation mit Designer – Rolle der Bibliothek 2.3.1 Organisation und Kommunikation nach innen Die Bibliothek muss Vorschläge und Arbeitsweise des Designers bewerten können, um fundierte Entscheidungen treffen zu können. Dafür ist es nötig, sich selbst intensiv mit dem Projekt auseinanderzusetzen. Die Bibliothek ist selbst verantwortlich für das Erreichen der formulierten Ziele. Von Seiten der Bibliothek muss eine Person als Projektleitung Verantwortung übernehmen und später als Ansprechpartner für das Designbüro zur Verfügung stehen. Bedacht werden sollte in dieser Phase die Kommunikation des Projektes nach innen: Wer muss an Entscheidungen und Bedarfsabfragen beteiligt werden? Für das Ende der Bedarfsaufnahme sind klare Fristen zu kommunizieren. Das Projekt wird schon aus Kostengründen nicht ohne Kompromisse realisiert werden können; sachliche Begründungen für Entscheidungen der Projektleitung sind daher wichtig.

2.3.2 Organisation und Kommunikation mit dem Designer Es ist ein Irrtum zu glauben, der beauftragte Designer würde komplett selbstständig den Bedarf analysieren und dann ein fertiges System vorlegen. Der Designer ist als Dienstleister und Problemlöser auf den fachlichen Input und die Zusammenarbeit mit der Bibliotheksleitung angewiesen, sie kennt das Haus und die Anforderungen im Hintergrund am besten. Essentiell für die Kommunikation mit dem Designer ist die stets aktuell zu haltende Liste mit dem ermittelten Bedarf. Selbst in einem kleinen Projekt können schnell mehrere Tausend Datensätze entstehen, über die es zu jedem Zeitpunkt den Überblick zu behalten gilt. Folgende Punkte unterstützen eine erfolgreiche Zusammenarbeit: –– Projektstart: knappes Briefing für Designer in Ergänzung der Ausschreibung –– Gemeinsame Begehung vor Ort –– Definition von Zuständigkeiten: Wer liefert was? –– Festlegung des Projektplans und von Meilensteinen, z.  B. ob und wann Workshops oder Entwurfspräsentationen stattfinden



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–– Klärung, wie Positionen aufgenommen werden. Bewährt hat sich ein Booklet, in dem alle Positionen pro Etage verortet werden.19 Erläuternd gibt es eine Liste aller Positionen. –– Klärung, wie Dateien benannt und geliefert werden: einheitliches Vokabular verwenden, das Dateisystem sollte stringent und erweiterbar sein, falls neue Positio­ nen im Prozess entstehen. Dies erleichtert die Arbeit und auch Korrekturen sehr.

2.4 Entwurf Nach erfolgter Ausschreibung und Festlegung der Zuständigkeiten folgt die eigentliche Entwurfsphase.

2.4.1 Erarbeitung des Entwurfs In einem ersten Schritt findet eine Begehung des Bibliotheksbeauftragten und des Designers bzw. eine gemeinsame Analyse der Pläne statt. Dabei machen sich beide Seiten ein konkretes Bild der in BE, Ausschreibung und Briefing formulierten Aufgabe und klären offene Fragen. Der Designer erarbeitet dann mehrere Konzepte für ein Leitsystem, die Lösungen für Informations- und Orientierungspositionen umfassen, wobei lexikalische und grammatikalische Dimensionen bearbeitet werden: was wird wie und wo dargestellt.20 Der Designer analysiert vor dem Hintergrund seines Fachwissens den Bedarf und identifiziert ggf. andere, neue Schwerpunkte und Positionen.21 Schließlich findet eine Abstimmung zwischen Bibliothek, Designer und Architekt über die Lösungsvorschläge statt. An dieser Stelle müssen seitens der Bibliothek die Entwürfe bewertet werden, und es muss überprüft werden, ob der Bedarf vollständig abgebildet wird. Oberstes Ziel ist dabei, dass ein durchgehend einheitliches System entsteht. Rein ästhetisch schöne Einzellösungen, Inkonsequenzen oder willkürliche Abweichungen dürfen nicht geduldet werden. Im Zweifel sollte der Designer Unverständliches auf Nachfrage sachlich begründen können.

19 Überblick aller Positionen, zusätzlich verortet in Grundrissen; fungiert als Dokumentation des Gesamtbedarfs. 20 Siehe dazu auch das Modell der Signage Pyramide in Calori 2007, S. 62–69; zur Hierarchisierung der benötigen Positionen siehe Calori 2007, S. 75–101. 21 Vgl. auch Calori 2007, S. 71.

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2.4.2 Beurteilung des Entwurfs und Bemusterung Bei der Beurteilung des Entwurfs spielen neben Kostenfaktoren und organisatorischen Aspekten die Platzierung und die Lesbarkeit sowie die Verständlichkeit eine Rolle. Um diese zu gewährleisten, ist es zwingend notwendig, eine Bemusterung durchzuführen, die am besten mit Dummies ergänzt wird. Der Entwurf kann anhand folgender Kriterien beurteilt werden:22 In Bezug auf interne organisatorische Aspekte: –– Flexibilität/Nachhaltigkeit: z.  B. Weiterverwendbarkeit für Drucksachen oder Webseite, Vandalismussicherheit23, Erweiterbarkeit, Haltbarkeit, Reinigung, Befestigungsart24. –– Kosten: Kosten für Aktualisierungen sollten genau erfragt werden, um sie einplanen zu können.25 Falls Einsparungen nötig sein sollten, können z. B. in weniger repräsentativen/internen Bereichen einfachere Lösungen gewählt werden, die mit selbst reproduzierbaren Vorlagen einheitlich bespielt werden können. Die Frage, ob die verwendete Schrift in MS Word vorhanden ist oder pro nutzendem PC von der Bibliothek erworben werden muss, kann hierbei eine Rolle spielen. Wobei bedacht werden muss, dass die Schrift der entscheidende Informationsträger ist und die MS-Schriften oft suboptimal sind. Es gibt viele sehr gute und zugleich günstige Schriften, sodass eine Lizenzierung eine lohnende Investition sein kann, die sich nicht in hohen Kosten darstellen muss.26 In Bezug auf Lesbarkeit und eindeutige Verständlichkeit durch Nutzer: –– Dummies einfordern und unter verschiedenen Bedingungen (Tageslicht, Kunst­licht) vor Ort testen in Bezug auf Schriftgröße und ‑wirkung27, Kontrast, Farbwirkung28, Verständlichkeit der Information, eindeutige Interpretierbarkeit von 22 Bei Cohen & Cohen 1979, S. 212 ist ergänzend eine Checkliste zur Beurteilung zu finden. 23 Vor allem bei Schildern in Augenhöhe an Orten mit Verweildauer werden vielerorts Folien­ buchstaben abgekratzt oder Schilder beschmiert, d. h. die leichte Erreichbarkeit an einem solchen Ort befördert Vandalismus. 24 Z. B. Schrauben versus Kleben – Austauschbarkeit versus Dauerhaftigkeit. 25 Kann z. B. selbst ausgedruckt werden? Schwarzer Hintergrund ist beispielsweise sehr aufwändig. 26 Für dauerhafte Schilder kann durchaus eine extra lizenzierte Schrift verwendet werden – für täglichen/häufigen Gebrauch und Aktualisierungen kann ggf. eine zweite Schrift aus dem Bereich von MS Word verwendet werden. 27 Vgl. zu Schrift und Lesbarkeit im Kontext Leitsystem Uebele 2006, S. 18–39; Frutiger 1980, hier v. a. S. 70–75 (Métro Paris) und S. 80–87 (Flughafen Paris). 28 Beim Einsatz von Farbe muss zunächst auf das Zusammenspiel mit der Architektur geachtet werden. Farbcodierungen sind wenig geeignet, da man sich diese schlecht merken kann, sodass Farben nur bei Reduktion auf wenige, stark unterschiedliche Farben oder unterstützend in Zusammenhang mit anderen Informationen wie Text oder Funktionsbereichen funktionieren; vgl. zu Farbe auch Uebele 2006, S. 60–95; Calori 2007, S. 128–130.



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Piktogrammen hinsichtlich Formensprache und Inhalt,29 Spiegelungen durch dunkle oder glänzende Oberflächen, Vandalismussicherheit. Für die Tests können die Dummies einige Tage von Kollegen oder Testpersonen geprüft werden. –– Die Lesbarkeit ist immer vor dem Hintergrund der Lesedistanz (Nah- oder Fernkennzeichnung) zu betrachten; sie ist zudem von der Textmenge abhängig.30 –– Beleuchtete Schilder dürfen nicht überstrahlen und sollten bei veränderlichen Lichtverhältnissen (Tageslicht, Kunstlicht) getestet werden. Dabei muss auch die Wirkung der Lichtquelle auf die Umgebung beachtet werden, wie z. B. Blendungen.31 Auch die Voraussetzungen für Strom- und Datenleitung müssen bedacht werden. In Bezug auf räumliche Gegebenheiten: –– Es muss bei der Platzierung der Positionen wie Schildern, Tafeln, Stelen immer zwischen guter Sichtbarkeit an prominenter Stelle und damit verbundenen potenziellen Störungen von Verkehrsströmen durch ein erhöhtes Besucheraufkommen an dieser Stelle abgewogen werden. Bei digitalen Übersichtstafeln mit individuellen Informationsmöglichkeiten stauen sich die Besucher übrigens besonders stark und es können sich Warteschlangen bilden. Der Nachteil hierbei ist außerdem, dass sich durch das individuelle Bedienen nie mehrere Personen gleichzeitig informieren können. Pläne/Übersichten zur Orientierung: –– Pläne sollten im Idealfall dem Betrachterstandort angepasst sein. Ist das nicht möglich, weil ggf. bis zu vier Varianten eines Plans nicht finanzierbar sind, müssen die Pläne genordet sein. Der Standortpunkt muss eindeutig die Richtung anzeigen, z. B. durch einen Pfeil – ein einfacher Punkt ist nicht eindeutig.32

2.4.3 Inhalt – Begriffe Neben Fragen der Positionierung von Informationen muss der eigentliche Inhalt betrachtet werden. Hier ist es wichtig, auf die einheitliche Verwendung von Begriffen zu achten (z. B. Aufzug versus Fahrstuhl). Die Begriffe müssen aus Nutzersicht

29 Siehe dazu auch Bauer & Meyer 2009, S. 417–459. In der Kurzübersicht der Projekte lassen sich verschiedene Formensprachen von Piktogrammen vergleichen. 30 Versalien sind z.  B. bei großen Textmengen schlecht lesbar, vgl. Williams & Hildebrandt 2013, S. 100 f. 31 Vgl. auch Uebele 2006, S. 14–17; Cohen & Cohen 1979, S. 199 f. 32 Fluchtpläne sind meist am Betrachterstandort orientiert. Falls in unmittelbarer Nähe eines Plans Fluchtpläne anderer Ausrichtung hängen, ist abzuklären, ob unzulässige Widersprüche entstehen; vgl. auch Calori 2007, S. 121–124.

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verständlich sein – bibliothekarische Fachbegriffe sind zu vermeiden.33 Schließlich müssen die Inhalte einheitlich und nachvollziehbar auf den Informationsträgern organisiert sein (Layout): Sortierkriterien sind Richtungen oder alphabetische Reihenfolge; ggf. wird beim Medienbestand eine Trennung von Fächern/Sachgebieten oder Signaturbereichen und weiteren Services wie Gruppenräumen, Information, WC vorgenommen.34 Eine Gewichtung nach Prioritäten der Nutzer ist meist wenig sinnvoll, weil diese schwer zu identifizieren sind.

2.4.4 Inhalt – Piktogramme In der Literatur wird zum Teil auf die Problematik von bibliotheksspezifischen Piktogrammen hingewiesen, diese seien schwer verständlich.35 Dem ist entgegenzuhalten, dass Piktogramme grundsätzlich immer nur im jeweiligen Kontext verständlich sind und gelernt werden müssen. In der kombinierten Verwendung von Bild und Text unterstützen sich beide Elemente gegenseitig und erleichtern das Wiedererkennen. Auch kann der Verzicht auf Zweisprachigkeit eines Leitsystems durch Piktogramme kompensiert werden.36 Bibliotheksspezifische Piktogramme sind sinnvoll, falls sie explizit im Kontext der Einrichtung gebraucht werden.

Abb. 2: Heterogene Formensprache, uneindeutige Piktogramme (links); einheitliche Formensprache, verständliche Piktogramme – Leiten ergänzt mit Bestätigung am Ziel (rechts) © M. Stolz.

2.5 Implementierung Als Auftakt sollte eine Begehung mit der produzierenden Firma, dem Designer sowie Vertretern der Haustechnik oder Bauabteilung erfolgen, um organisatorische und 33 NC-Signaturen oder RVK-Klassifikation wären z. B. nicht allgemein verständlich. 34 Zur Anordnung grafischer Elemente vgl. auch Calori 2007, S. 136–144; Uebele 2006, S. 40–53. 35 Vgl. zu Abbildungen entspr. Piktogramme z. B. Pollet & Haskell 1979, S. 105–111. 36 Ein komplett zweisprachiges System zu entwickeln ist eine Herausforderung, die zudem deutlich höhere Kosten verursacht; siehe dazu das Projekt Flughafen Paris in Frutiger 1980, S. 80–87.



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technische Details der Anbringung zu klären. Während der Montage müssen Designer und Bibliothek die Arbeiten kontrollieren – die Bibliothek ist hier in einer besonderen Verantwortung, sie ist der Ansprechpartner vor Ort. Jegliche Mängel oder fehlende Positionen müssen sofort angezeigt und möglichst behoben, unbedingt auch zeitnah dokumentiert werden.

2.6 Projektabschluss 2.6.1 Abnahme Vor der offiziellen Abnahme, die durch eine Begehung von ausführender Firma, Designer und Bibliothek stattfindet, muss mithilfe des Produktionsbooklets kontrolliert werden, ob alle Positionen ausgeführt wurden. Eine Auflistung aller Mängel – am besten sortiert nach tolerierbaren und zu beseitigenden – hilft bei der Begehung, die eigenen Interessen zu vertreten.

2.6.2 Dokumentation und Datenübergabe Neben der Abnahme der physischen Teile des Leitsystems muss darauf geachtet werden, die Vorlagen für Aktualisierungen oder Nachnutzungen inklusive technischer Hinweise für die Produktion vom Designer zu erhalten. Hierbei ist es nötig, dass die Ablagestruktur der Dateien verständlich ist.

2.6.3 Pflege Schließlich muss eine personelle Zuständigkeit für die zukünftige Nutzung und Aktualisierung des Leitsystems definiert werden, ggf. in Abstimmung mit der Öffentlichkeitsarbeit. Die Evaluation des Leitsystems beginnt ab dem ersten Tag der Nutzung – Verbesserungen sind immer möglich und nötig. Optimierungsvorschläge sollten daher systematisch gesammelt werden, um bei Aktualisierungen darauf zurückgreifen zu können. Ein Budget für Optimierungen, Ergänzungen und Aktualisierungen des Leitsystems muss fest eingeplant werden.

3 Fazit Für einen erfolgreichen Planungsprozess ist entscheidend, dass die Bibliothek sich mit dem Thema Leitsystem intensiv auseinandersetzt und eigene Verantwortung für

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das Projekt übernimmt. Dafür ist zunächst wichtig, ein Mitspracherecht im Planungsprozess zu erhalten. Parallel muss die Bibliothek als grundlegende Voraussetzung Ziele bestimmen, die das Leitsystem zu erfüllen hat. Hierbei geht es weniger darum zu überlegen, wo welche Art von Schild platziert werden sollte. Es ist vielmehr entscheidend, sich klarzumachen, was das Leitsystem in welchen Bereichen des Hauses leisten können sollte. Während des gesamten Planungs- und Implementierungsprozesses muss darauf geachtet werden, das Erreichen dieser Ziele sicherzustellen. Dafür muss der Projektleiter der Bibliothek jederzeit den Überblick über das Projekt behalten, sei es in Bezug auf die Vollständigkeit der geforderten Positionen, im Hinblick auf ggf. nötige Flexibilität des Systems, funktionale Aspekte wie Lesbarkeit oder vollständige Datenübergabe am Ende des Projektes. Ist die Bibliothek sich dieser aktiven Rolle bewusst, hat sie einen ersten wichtigen Schritt gemacht hin zu einem bedarfsgerechten Leitsystem.

Literatur Zitierte Literatur Bauer, E. & Mayer, D. (2009). Orientation & identity. Portraits of international way finding systems. Porträts internationaler Leitsysteme. Wien [u. a.]: Springer. Interviews mit Designern, Künstlern, Architekten zu unterschiedlichsten Projekten illustrieren die Bandbreite, in der je nach Kontext ein Leitsystem entwickelt werden kann – zwischen den Extremen Documenta versus Flughafen Zürich; Kapitel Landeskliniken Niederösterreich: Einblick zu konzeptuellen Schlüsselthemen; im Glossar lassen sich in der Kurzübersicht der Projekte verschiedene Formensprachen von Piktogrammen vergleichen. Calori, Ch. (2007). Signage and wayfinding design. A complete guide to creating environmental graphic design systems. Hoboken, NY: Wiley. Handbuch für Designer mit Darstellung des Prozesses sowie einem knappen Überblick zu allen zugehörigen Themen wie Typografie, Farbe, Layout, Inhalt, Hardwaresysteme. 2015 ersch. eine deutlich überarbeitete 2. Auflage. Cohen, A. & Cohen, E. (1979). Designing and space planning for libraries. A behavioral guide. New York, NY [u. a.]: Bowker. Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte, enthält noch immer gültige Grundsätze. Franke, M. (2009). Leit- und Orientierungssysteme. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken bauen und ausstatten (S. 262–273). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/ miscellanies/bibliotheksbau/ (18.10.2015). Frutiger, A. (1980). Type, Sign, Symbol. Zürich: ABC-Verlag. Das Standardwerk gibt einen Überblick zu Schriftentwicklung und -typen sowie deren Einsatz und Wirkung, praktisch erläutert an konkreten Projektbeispielen. Speziell im Kontext Leitsystem S. 70–75: Leitsystem Pariser Metro, S. 80–87: Leitsystem Flughafen Paris-Charlesde-Gaulle. Pollet, D. & Haskell, P. (1979). Sign systems for libraries. Solving the wayfinding problem. New York, NY [u. a.]: Bowker. Knappe Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte, enthält noch immer gültige Grundsätze.



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Uebele, A. (2006). Orientierungssysteme und Signaletik: Ein Planungshandbuch für Architekten, Produktgestalter und Kommunikationsdesigner. Mainz: Schmidt. Aktuelles, umfassendes Kompendium, knappe, theoretische Hintergründe und anschauliche Praxisbeispiele, ideal für den Einstieg in das Thema. Williams, J. & Hildebrandt, G. (2013). Schrift wirkt! Einfache Tipps für den täglichen Umgang mit Schrift. Mainz: Schmidt. Überblick zu den wichtigsten Aspekten von Schrift.

Weiterführende Literatur Frutiger, A. (2001). Der Mensch und seine Zeichen: [Schriften, Symbole, Signete, Signale] (8. Aufl.). Wiesbaden: Fourier. Vertiefende Publikation zur Darstellung und Wahrnehmung von Zeichen. Gekeler, H. (1982). Was kann ein Grafik-Designer für eine Bibliothek tun? Erfahrungen bei der Entwicklung des visuellen Erscheinungsbildes für die Hessische Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt (S. 97–129). In J.-D. Häußer (mit Beitr. von H. Gekeler …), Öffentlichkeitsarbeit wissenschaftlicher Bibliotheken. Berlin: DBI (dbi-Materialien, 15). Darstellung aus Sicht eines Designers, Publikation enthält noch immer gültige Grundsätze. Gevatter, A. & Siegle, A. (2010). Druckreif: Ein Begleiter durch Vorstufe, Papier, Druck, Veredelung und Verarbeitung. Ludwigsburg: Aved. Überblick zu Produktionsschritten in Bezug auf Druckprozesse. Johansson, K., Lundberg, P. & Ryberg, R. (2008). Printproduktion well done! [Organisation, Computer, Farben, Bildbearbeitung, Layout, Druckvorstufe, Papier, Druck, Buchbinderei, Glossar]. Mainz: Schmidt. Umfassendes Kompendium für Designer zum Thema Druckproduktion. Osterer, H. & Stamm, Ph. (Hrsg.) (2014). Adrian Frutiger – Schriften: Das Gesamtwerk. Basel [u. a.]: de Gruyter. DOI: 10.1515/9783038212638 (18.10.2015, lizenzpflichtig). Letzte Print-Ausg.: Basel: Birkhäuser, 2009. Willberg, H. P. & Forstmann, F. (2005). Lesetypographie [Neuausg., komplett überarb., erweiterte und aktualisierte Ausgabe]. Mainz: Schmidt. Das umfassende Standardnachschlagewerk zu Typografie und Satz. Willberg, H. P. (2008). Wegweiser Schrift. Erste Hilfe für den Umgang mit Schriften; was passt, was wirkt, was stört (3. überarb. u. korr. Aufl.). Mainz: Schmidt. Schneller, leicht verständlicher Überblick zum Thema Schrift für Laien.

Frank Seeliger, Jan Kissig und Ricardo Frommholz

RFID und moderne technische Infrastruktur Einleitung Seit mehr als zehn Jahren hält die als RFID bekannte Funkchiptechnologie zur automatischen Erkennung von Objekten an deutschen Bibliotheken Einzug, was Installationszahlen – erfragt man sie bei der überschaubaren Anzahl von Systemanbietern – im vierstelligen Bereich belegen. Die kombinierte Anwendung der Sicherung von gedruckten Medien mit Dienstleistungen wie der Selbstverbuchung war oft ausschlaggebendes Argument für eine Implementierung der smarten Technologie und folgte damit einerseits einem Trend, andererseits den Erfordernissen des allgemeinen Kostendrucks. Dementsprechend sind zahlreiche Publikationen deutscher und englischer Sprache zur Handreichung erschienen und unterstützen Kollegen der Zunft, die sich mit dieser keineswegs trivialen Technologie auseinandersetzen, denkt man z. B. an die Anbindung von RFID-Automaten an ein bestehendes Bibliotheksmanagementsystem.1 Das Spektrum des Erfahrungsaustauschs umfasst zeitgemäß weitere Portale und Plattformen, angefangen von der klassischen Internetseite2, Weblog-Foren3, Mailinglisten4 bis hin zu alljährlichen Kongressen5.

1 Voraussetzungen Trotz der gut dokumentierten Sachlage zu RFID in Bibliotheken erscheint es von Bedeutung, eine reflektierende Umfeldanalyse durchzuführen, die sich z.  B. mit Blick auf Baumaßnahmen nicht nur auf die bauphysikalischen Gegebenheiten konzentriert.6 Eine angepasste Infrastruktur, die den baulichen und technischen Gegebenheiten entspricht (Abschirmungseffekte, metallische und stromführende Umgebungen usw.), bildet das unabdingbare Fundament einer zuverlässig arbeitenden technischen Anlage dieses Anspruchs. Die Bedeutung wird vielleicht auch dadurch

1 Haley et al. 2007; Kern 2011; Palmer 2009; Seeliger et al. 2014. 2 http://www.bibliotheksportal.de/themen/rfid.html (16.10.2015). 3 Siehe Weblog von M. Fortune unter http://www.mickfortune.com/Wordpress/ (16.10.2015). 4 Siehe [email protected], http://lists.bibliotheksportal.de/mailman/listinfo/ag-rfid (20. 10.2015). 5 Zum jährlich stattfindenden Wildauer Bibliothekssymposium mit einem Schwerpunkt auf RFID siehe http://www.bibliothekssymposium.de (16.10.2015). 6 Zur Bauphysik von HF/UHF-Lösungen siehe Seeliger et al. 2009 und Büth & Meißner 2014.



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ersichtlich, dass sich bislang z. B. WLAN-fähige Endgeräte im Kontext von RFID kaum durchgesetzt haben. Gleiches gilt für Applikationen auf NFC-fähigen Smartphones.7 Geschuldet ist dieser Status quo u.  a. einer geringen Marktdurchdringung der lifestyle objects mit dieser NFC-Erweiterung. Dies macht eine exakte Planung von möglichen Einsatzszenarien zur Funktechnologie mit dem Vorliegen notwendiger Anschlüsse an Strom- und Datennetze unausweichlich. Und gerade die Erweiterung von Dienstleistungen mittels RFID, angefangen bei Lösungen für Garderobenschränke, Bücherrückstelltische, vorgemerkte Bücher bis hin zu Zutrittskontrollen usw. erfordert ein hohes Maß an Planung, um sich diese gewinnbringenden Optionen offenzuhalten, ohne dass zuvor große Baumaßnahmen einzuplanen sind. Es wird hier der pragmatische Ansatz verfolgt, einige Erweiterungsoptionen von RFID-Anwendungen durchzuspielen, um auf die generelle Relevanz einer ausbaufähigen Infrastruktur aufmerksam zu machen. Ein Anspruch auf Vollständigkeit besteht nicht; so werden z.  B. raumgreifende Sortier- und Transportsysteme nicht behandelt, die sich an die Medienrückgabe anschließen, oder mit RFID zentral verwaltete Schlüsselsysteme für Garderobenschränke. Es besteht jedoch der Anspruch, mit den gewählten Beispielen eine Übertragbarkeit auch auf andere RFID-bezogene Erweiterungen zu zeigen.

2 Zutrittskontrolle – Die 24/7-Bibliothek Der Einstieg in die Technologie RFID war für Bibliotheken oft mit der Forderung und dem Ziel verlängerter Öffnungszeiten verbunden. Das heißt: Selbstbedienungsautomaten ermöglichen den laufenden Bibliotheksbetrieb mit weniger Personal an den traditionellen Theken, bzw. Dienste wie die Medienrückgabe sind auch außerhalb der Öffnungszeiten mit Quittungsausdruck möglich. An großen Universitätsbibliotheken wie zuerst 2006 in Karlsruhe konnten Verbuchungs- und Bezahldienste aufrechterhalten werden, obwohl Fachpersonal nicht zugegen war; stattdessen sind studentische Hilfskräfte oder Einsatzkräfte des Sicherheits- und Wachschutzes präsent, in der Regel als externe Dienstleister. Einige wenige Hochschulbibliotheken wie die der TH Ingolstadt erreichten mit eigenen ingenieurtechnischen Lösungen Öffnungszeiten, die außerhalb jeglichen Personaleinsatzes liegen. Mit RFID-Chipkarten ausgestattet, haben seit Jahren die Hochschulangehörigen täglich von 6 Uhr bis Mitternacht Zutritt zu der Informationseinrichtung.

7 Zur Kompatibilität von Near Field Communication (NFC) und RFID siehe Krautz 2014; seit fünf Jahren sind NFC-fähige Smartphones mit dem Betriebssystem Android im Handel, aber iOS-Pendants von Apple besitzen dieses Feature nicht bzw. mit dem iPhone 6 nur sehr eingeschränkt.

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Man kann es wohl als einen langgehegten Wunsch vieler Bibliotheken ansehen, ihre Räumlichkeiten mit möglichst umfangreichem Serviceangebot auch in den Randzeiten kontrolliert zur Nutzung freizugeben, obwohl kein Personal die Kontrollfunktion übernimmt. Durch die Grundausstattung mit RFID-Geräten kommt man diesem Wunsch einen deutlichen Schritt näher! Seit Dezember 2014 gibt es auch für die Öffentlichen Bibliotheken ein erstes Beispiel der sog. Open Library.8 Die Stadtteilbibliothek Finkenwerder der Hamburger Öffentlichen Bücherhallen bereitet für ihre Kunden einen Zugang mit RFID-Service auch während einer personallosen Bibliothek vor.9 Aber was bedeutet diese Herausforderung für die Infrastruktur, wie der Zutrittskontrolle, wenn eine Informationseinrichtung für die eigene Zielgruppe rund um die Uhr zugänglich gehalten werden soll? Zutrittskontrollsysteme, die die autonome Inanspruchnahme der Einrichtung ermöglichen, sind bereits vielfach im Einsatz und regeln unter anderem Zugänge zu Betriebsgeländen und Skiliftanlagen. Die Authentifizierung und Autorisierung der Personen kann über verschiedene Verfahren erfolgen, wobei jedes über Vor- und Nachteile verfügt, die hier nicht genauer erläutert werden sollen: –– Funkgestützte Verfahren (RFID, NFC, Bluetooth) –– Kontaktbehaftete Verfahren (Magnetstreifen, Tastenfelder) –– Biometrische Verfahren (Iris- oder Netzhautscan, Fingerabdruck, Gesichtsmerkmale) Als eine der genannten Techniken, die sich für die Zutrittskontrolle in Bibliotheken eignen, auch weil sie sich bereits in vielen Einrichtungen in Form eines Nutzerausweises im Einsatz befindet, ist die mittlerweile günstige RFID-Chipkarte. Über diese kann sich der Ausweisinhaber über eine kurze Funkstrecke von ungefähr 7 bis 15 cm10 am Lesegerät identifizieren und weitere Aktionen, wie das Öffnen einer Tür, auslösen. Kameras im Sinne von Closed Circuit Television (CCTV) können den Raum zusätzlich überwachen und so die Sicherheit des Systems, der unbesetzten Informationseinrichtung und der darin sich befindenden Personen erhöhen. Das Betreiben einer Bibliothek ohne Personal erfordert allerdings eine genaue Planung, wovon das erste Beispiel einer Öffentlichen Bibliothek mit Finkenwerder ein beredtes Beispiel gibt.11 Die Entscheidung, ob die Einrichtung als reiner Lernund Arbeitsraum betrieben wird oder ob Nutzer möglichst viele Services in Anspruch nehmen können, spielt hierbei eine große Rolle. Einer der ersten und wichtigsten Aspekte sind alle Zugänge, die zum Betreten und Verlassen der Einrichtung notwendig sind. Hierzu gehören unter anderem auch 8 Siehe Ingwersen 2014. 9 Zu den nachmittäglichen Tests siehe http://www.buecherhallen.de/finkenwerder (16.10.2015). 10 Standardwerk für RFID in allen Anwendungsfeldern: Finkenzeller 2012. 11 Siehe https://www.buecherhallen.de/finkenwerder-blog-open-library/ (20.10.2015).



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Notausgänge, Sicherheitsschleusen, Erste-Hilfe-Zugänge und Sanitäranlagen. Fragen wie, ob sich ein bestehender Eingang auch ohne personelle Betreuung eignet (z. B. Sicherheitsschleusen nicht unterlaufen werden können), müssen beachtet werden. Wichtig in der Planung ist das Berücksichtigen, welche Bereiche grundsätzlich und welche Bereiche auf keinen Fall betreten werden dürfen (z. B. Büros, Sozialraum) und ob sie sich ggf. ausreichend sichern lassen (Informationstheke). Des Weiteren müssen an den entsprechenden Zugängen auch die infrastrukturellen Voraussetzungen wie Strom und Datenleitung erfüllt sein. Als nächstes muss die Frage der Nutzerauthentifizierung und ‑autorisierung gestellt werden, aber auch mit welchen technischen Mitteln dies umgesetzt werden kann. Ein unautorisiertes Betreten z. B. von Gruppen oder das Nichtschließen einer Tür müssen verhindert oder zumindest gemeldet werden. Ein weiterer Punkt ist das Angebot an Diensten, das man zur Verfügung stellen möchte. Hierzu gehören Dienste wie Selbstverbuchung, Scannen, Drucken und Kopieren, PCs, Bezahlsysteme oder andere Peripherie. So kann z.  B. ein auf einem Selbstverbuchungsgerät falsch verbuchtes Medium an der Sicherheitsschleuse einen Alarm auslösen; hierfür muss ein entsprechendes Szenario existieren. An der Karlsruher KIT-Bibliothek verweigern in solch einem Fall die Drehtüren das Rotieren, bis ein Wachmann zugegen ist. Aber sind Videoaufzeichnungen und RFID-Erkennung des entwendeten Mediums rechtlich ausreichend? Auch wenn ein solches Zutrittssystem für einen geplanten Neubau der Bibliothek noch nicht vorgesehen ist, sollten die genannten Punkte für den Lern- und Arbeitsort Bibliothek schon im Voraus berücksichtigt werden, denn eine nachträgliche Verkabelung und umfangreiche Installationsarbeiten können zu grenzwertigen Folgekosten führen, die ein Projekt als nicht machbar erscheinen lassen. Im Fazit wird sich aus unserer Sicht auch für kleinere Bibliotheken die Frage der 24/7-Öffnung bzw. das Zugänglichmachen zu Randzeiten (Abendstunden, Wochenenden, feiertags) stellen, da es durch ausreichend technische Flankierung zuverlässig funktionieren kann und ressourcensparend möglich ist. Bibliotheken außerhalb Europas praktizieren diesen Service seit vielen Jahren, so z. B. die University of Buffalo seit 1997. Insofern ist man bei baulichen Aktivitäten gut beraten, auch auf ein solches Szenario seine Aufmerksamkeit zu richten.

3 M  essung der Inhouse-Nutzung von Präsenzbeständen Das Erfassen der Nutzungsfrequenz von Lesesaalbeständen ist ein großer Wunsch für viele Bibliotheken, sei es als Rechtfertigung für die Vorhaltung der nachgefragten Medien, für die Bereinigung von Beständen oder als statistische Maßnahme.

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Abseits der Ausleihe von Medien in den Lesesaal gibt es nur wenige Verfahren, die eine solche Messung ermöglichen. Diese sind teilweise nur über personellen Aufwand machbar, indem z. B. Beschäftigte der Einrichtung in bestimmten Intervallen die auf Rückgabetischen abgelegten Medien beim Reponieren einzeln erfassen. Mit (auf der Unterseite) RFID-Technologie ausgestattete Rückgabetische ermöglichen eine zuverlässige Automatisierung dieses Erfassungsprozesses. Mit RFID ausgestatte Regale (sogenannte intelligente Regale oder smart shelves) waren schon relativ früh nach Beginn der Einführung der Technik in Bibliotheken ein prominentes Anwendungsfeld12, haben es aber aufgrund ihrer hohen Komplexität (variable Breite in metallischer Umgebung) und den damit verbunden Kosten bis auf kleine Nischen- und nicht dokumentierte Testlösungen (National Library Singapore, University of Cardiff13) nicht als Standard­anwendung in Bibliotheken geschafft. Gefundene Alternativen zur dauerhaften Inventuranalyse versuchen gar nicht erst, den kompletten Bestand zu erfassen, sondern werden lokal dort eingesetzt, wo Messungen leicht durchzuführen sind, etwa in speziellen Möbeln, die mit RFID ausgestattet sind.

Abb. 1: Mobiles Zeitschriftenregal zur Messung der Präsenznutzung © F. Seeliger.

Mobile Regaleinsätze, die einen Verbund aus einzelnen Antennen darstellen und in zu messende Regalbereiche eingebracht werden, sind eine Möglichkeit. Eine andere ist die Ausstattung von Tischen zur Medienablage mit dieser Funktechnologie. Ein solcher Prototyp mit 11 Rückstelltischen ist in der Bibliothek der TH Wildau seit November 2014 im Einsatz und erfasst die darauf zurückgelegten Medien. Hierzu wurden die Tische mit einem Standardreader der Firma Feig (MR102-PoE) und einem Raspberry Pi ausgestattet. Der Raspberry Pi dient zur Anbindung des Readers an das WLAN-Netzwerk der Bibliothek, da an den entsprechenden Standorten keine LAN12 Siehe https://www.etpl.sg/find-us-at/news/in-the-news/article/89 (16.10.2015). 13 Siehe im Weblog von M. Fortune http://www.mickfortune.com/Wordpress/?p=285 (16.10.2015).



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Dosen zur Verfügung standen. Hierbei zeigt sich deutlich, wie wichtig das Vorhandensein von genügend Schnittstellen für Strom und Daten für zukünftige Installatio­ nen ist. Die vom Tisch erfassten Medien werden mit Metadaten (Cover, Titel, Ausleihstatus usw.) angereichert und auf einer Webseite visualisiert. Dem Bibliothekar dient diese Visualisierung als Entscheidungshilfe, welche Medien vordringlich wieder in die Regale eingestellt werden müssen. Für die Bildung der Nutzungsstatistik wird jedes Medium mit Datum in einer Datenbank gespeichert.

4 Mediendispenser Ein weiteres Produkt, welches das Potenzial von RFID mit technischen Innovationen verknüpft, sind Mediendispenser, die ähnlich dem Prinzip des Coffee-to-go als Bücherlieferant auf öffentlichen oder stets zugänglichen Plätzen dienen. Der Krimiautomat der Kölner Stadtbibliothek14, der Fernleihautomat in Karlsruhe15 und ein Automat zur Bereitstellung von vorgemerkten Medien sowie zur Medienausgabe und ‑rückgabe außerhalb der Öffnungszeiten nahe der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin (Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum) als Außenfiliale16 sind früheste Nutzungen solcher Mediendispenser. Bezogen auf die Infrastruktur für den Einsatz solcher Automaten lassen sich drei bzw. vier Punkte identifizieren, die die Planung von Versorgungs­leitungen wie Strom und LAN, den Flächen- bzw. Raumbedarf, die technische Integration an das bestehende Bibliotheksmanagementsystem und ggf. die Bewetterung (meist Belüftung und Kühlung) betreffen. Ein solcher Automat hat, bedingt durch die innen liegende Mechanik, einen relativ großen Platzbedarf, der durch das Vorhandensein von Wartungszugängen auch größer ausfallen kann, als durch die tatsächlichen Ausmaße beschrieben ist. Soll er im Außenbereich eingesetzt werden, muss zudem auf Umwelteinflüsse reagiert werden, die das Innenleben betreffen. Extremen Temperaturbereichen und hoher Luftfeuchtigkeit muss durch Klimatisierung und Dämmung entgegengewirkt werden, damit Mechanik und Medien im störungsfreien Betrieb bleiben. Des Weiteren sollte auch das Thema Vandalismus bedacht werden, ähnlich wie bei Ticketautomaten. Weitere Punkte können Geräuschentwicklungen sein, i.  d.  R. durch Kühlung und Lüftung sowie durch die Liefermechanik. Ein großer Aufwandsfaktor bei der Integration der Mediendispenser in das Portfolio einer Bibliothek sind die bestehende Verwaltungssoftware und die Anbindung 14 Siehe http://www.stadt-koeln.de/leben-in-koeln/stadtbibliothek/news/krimi-go-der-krimiautomat (16.10.2015). 15 Siehe Dierolf 2009. 16 https://www.ub.hu-berlin.de/de/ueber-uns/projekte/rfid-projekt/rfid-projekt (16.10.2015).

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an das Bibliothekssystem. Es sollten möglichst alle Nutzungsszenarien der Benutzerinteraktion mit dem Gerät im Voraus getestet sein, um Fragen z.  B. bezüglich des Jugendschutzes oder von Ausleihvollmachten frühzeitig beantworten zu können. Die Inbetriebnahme eines solchen Mediendispensers gilt nach wie vor als große technische Herausforderung mit umfangreicher Kommunikation zur Integration in das bestehende System, u.  a. geschuldet der Komplexität der abzubildenden Prozesse, der Einflussnahme vieler Faktoren und der bislang geringen Zahl an installierten Mediendispensern selbst.

5 RFID-Informationsterminals Grundlage einer Installation an der Öffentlichen Bibliothek in Oslo ist es, die Informationen eines RFID-Transponders nicht nur für die Identifikation des Mediums am Selbstverbucher zu nutzen, sondern auch für das Sichtbarmachen von zusätzlichen Informationen am Regal selbst. Dort sind unter dem Motto „das Buch erweitern“ entsprechende Terminals im öffentlichen Bereich aufgestellt, auf denen man mehr Informationen zu einem Buch, das man auf das Terminal legt, abrufen kann. Solche zusätzlichen Informationen sind z.  B. Rezensionen zum Werk aus verschiedenen Quellen, Listen von Medien desselben Autors oder auch personalisierte Buchempfehlungen.17 Der Nutzer kann die für ihn interessanten Punkte auf dem berührungsempfindlichen Bildschirm auswählen und sich somit durch die virtuelle Bibliothek bewegen. Voraussetzung zur Installation eines solchen Terminals ist abermals die Einbindung in ein bestehendes Daten- und Stromnetz. Alternativ dazu verwenden einige Smartphone-Apps wie die iLibrary der TH  Wildau die von der Medienbearbeitung hinzugefügten Barcodes für eine vergleichbare Anreicherung mit Daten zum Werk, was eine solche Nutzung unabhängig von der Infrastruktur realisierbar macht. Dieses Szenario wird erfolgreicher werden, wenn alle Smartphones, auch jene des marktbeherrschenden Anbieters Apple, eine NFC-Anbindung erlauben (siehe oben).

6 Schlüsselausgabe für Garderobenfächer Im Gegensatz zu Öffentlichen Bibliotheken erlauben Hochschul- und Universitätsbibliotheken aus verschiedenen Gründen das Betreten der Einrichtung nicht mit Taschen, mit Garderobe, Speisen usw. Wegen dieser Grundhaltung müssen Schließund Garderobenfächer installiert werden. Die Verwaltung solcher Vorrichtungen fällt 17 Siehe http://digital.deichman.no/blog/category/aktive-hyller/ (16.10.2015).



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sehr unterschiedlich aus, von selbst mitzubringenden Vorhängeschlössern, Zahlenschlössern, Münzautomaten bis hin zu automatisierten RFID-Systemen, wie sie z. B. in Karlsruhe und Hannover zum Einsatz kommen.18 Die Verwaltung und Kontrolle von Schließfächern in Bibliotheken kann je nach Größe der Einrichtung und je nach Charakter der Anlage einen hohen Personalaufwand in Anspruch nehmen – den es natürlich zu reduzieren gilt. Eine mit Personal besetzte Garderobe bildet immer öfter die Ausnahme. Hinzu kommt die Absicht der Bibliothek, dass nach Möglichkeit der Zeitraum für die Benutzung eines Garderobenfaches auf einen Kalendertag oder 24 Stunden zu beschränken ist. Dies kann in jedem Bibliothekstyp mit einer personengebundenen Schlüsselausgabe realisiert werden. Die Nachrüstung von nichtmechanischen Schlössern ist mit einem hohen Installationsaufwand verbunden, weshalb häufig auf einfachere Lösungen ausgewichen wird. Da Systeme mit nichtmechanischen Schlössern mit Strom betrieben werden müssen, auf eine nachträgliche Verkabelung aber meistens verzichtet wird, werden batteriebetriebene Varianten eingesetzt. Ein großer Nachteil ist dabei die Notwendigkeit des intervallmäßigen Austausches der Spannungsquelle. Dieser führt zu einem Mehrkostenaufwand und zu einer höheren Umweltbelastung durch die Entsorgung der verbrauchten Batterien. Die Haltbarkeit von Batterien in stark frequentierten Bibliotheken wie dem Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum in Berlin liegt zwischen einem und max. drei Jahren. Elektronische Schließsysteme werden in online- oder offline-Lösungen unterteilt. Ist ein Schloss via Kabel mit einer zentralen Rechnereinheit zur Steuerung des gesamten Systems verbunden, handelt es sich um eine Online-Variante. Eine nachträgliche Installation hierfür erfordert einen hohen baulichen Aufwand. Stattdessen bieten sich alternativ Offline-Lösungskonzepte an. Der Einsatz von Batterien ist dann zwar nicht zu vermeiden, aber auch Anforderungen, wie die Überprüfbarkeit der Belegungszeit und ‑zahl von Fächern, sind mit diesen Systemen realisierbar. Ein Schloss kann mit unterschiedlichsten RFID-Technologien bedient werden.19 Eine weitere Variante der Schlüsselausgabe und ‑rückgabe ist der Einsatz von Schlüsselautomaten20 , wie er sich an der KIT-Bibliothek in Karlsruhe21, in Regensburg22 und in der TIB Hannover im Routinebetrieb etabliert hat. Hier kann mit dem Bibliotheks­ausweis an zentraler Stelle ein Schlüssel für ein Schließfach ausgeliehen werden. Die Authentifizierung erfolgt mittels Barcode oder dem im Ausweis implementierten RFID-Chip. Für die Verbuchung des Schlüssels auf dem jeweiligen Nutzerkonto muss eine Verbindung zum Ausleihsystem vorhanden sein. Des Weiteren muss 18 Siehe den Hinweis von U. Dierolf auf InetBib: http://permalink.gmane.org/gmane.culture.libraries. inetbib/9350 (16.10.2016). 19 http://www.gantner.com/de/referenzen/universitaeten_bibliotheken.html (16.10.2016). 20 Siehe http://www.keylender.de/ (16.10.2016). 21 Dierolf & Tangen 2007. 22 Siehe Mantsch 2013.

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die ständige Verfügbarkeit während der Öffnungszeiten gewährleistet werden. So ist das System mit einer unterbrechungsfreien Spannungsversorgung auszurüsten, und zudem muss ein Offlinemodus vorhanden sein. Durch den Einsatz eines Schlüsselautomaten kann sowohl die personengebundene Ausleihe eines Schließfaches als auch die Überwachung der Leihfrist auf der Softwareseite realisiert werden. Die Verwaltung der Schlüssel im Automaten wird ebenfalls mit RFID-Chips realisiert, die sich im Schlüssel selbst befinden. Für die Integration in einer Bibliothek benötigt ein solches System ein bestimmtes Raumvolumen. Der Aufstellungsort muss mit einem Strom- und einem Datenanschluss ausgestattet sein.

7 Fazit Alle aufgeführten Beispiele wie die 24h-Bibliothek, die intelligenten Rückstelltische, die Buchinformationsterminals usw. zeigen deutlich, dass eine vorauschauende Planung notwendig ist, einschließlich der Zugänge zur Energieversorgung und zu Kommunikationsnetzen. Nachhaltiges Bauen schließt Erweiterungsoptionen der Infrastruktur generell mit ein. Jedes System benötigt, soll es wartungsarm betrieben werden, für den uneingeschränkten Betrieb eine zuverlässige Spannungsversorgung und einen Datenanschluss (LAN). Deutlich geworden ist weiterhin, dass eine moderne Infrastruktur eine hohe Sachkompetenz von Bibliotheksseite einfordert, die vergleichbar ist mit der Betreuung der baulichen Aspekte. Bibliotheken sind zunehmend Infrastrukturdienstleister ihrer Nutzer und müssen über die dazu notwendige Expertise für mögliche Investitionen und Implementierungen, das Aufrechterhalten von Systemen und die nutzerbezogene Angebotserweiterung verfügen Das Autorenteam ist fest davon überzeugt, dass sich neben klassischen RFIDAnwendungsfeldern weitere Nutzungen ergeben werden, die sich nicht ausschließlich auf Informationseinrichtungen beziehen müssen, die mittels dieser Technologie eine optimierte Verwaltung von gedruckten Werken anstreben.

Literatur und Internetquellen Büth, D. & Meißner, W. (2014). Bauphysik und bauliche Maßnahmen. In F. Seeliger, F. Gillert & C. Buschhart (Hrsg.), RFID für Bibliothekare: Ein Vademecum (3. Aufl., S. 65–85). Wildau: Technische Hochschule Wildau (FH). http://opus4.kobv.de/opus4-th-wildau/frontdoor/index/ index/docId/253 (16.10.2015).



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Dierolf, U. & Tangen, D. M. (2007). Neuheit „Keylender“ und Bezahlstation: Weitere Automatisierungsschritte in der 24-Stunden-Bibliothek der Universität Karlsruhe (UB). B.I.T.online, 10(3). http://www.b-i-t-online.de/heft/2007-03/nach3.htm (16.10.2015). Dierolf, U. (2009). Mit RFID-basierter Fernleihe zum 24/7-Vollservice. B.I.T.online, 12(3), 298–301. http://www.bibliotheksportal.de/fileadmin/user_upload/content/themen/rfid/dateien/ BITonline2009_12_FernleiheKarlsruhe.pdf (16.10.2015). Finkenzeller, K. (2012). RFID-Handbuch: Grundlagen und praktische Anwendungen von Transpondern, kontaktlosen Chipkarten und NFC (6., aktualisierte und erw. Aufl.). München: Hanser. Haley, C. K., Jacobsen, L. A. & Robkin, S. (2007). Radio frequency identification handbook for librarians. Westport, Conn. [u. a.]: Libraries Unlimited. Ingwersen, B. (2014). Bücherhallen Hamburg eröffnen erste Open-Library in Deutschland. BuB, Forum Bibliothek und Information, 12.12.2014. http://b-u-b.de/buecherhallen-hamburgeroeffnen-erste-open-library-in-deutschland/ (14.07.2015). Kern, Ch. (2011). RFID für Bibliotheken. Heidelberg: Springer. Krautz, S. (2014). Einflüsse von NFC-Smartphones auf das RFID-Bibliothekssystem. In F. Seeliger, F. Gillert & C. Buschhart (Hrsg.), RFID für Bibliothekare: Ein Vademecum (3. Aufl., S. 209–221). Wildau: Technische Hochschule Wildau (FH). http://opus4.kobv.de/opus4-th-wildau/frontdoor/ index/index/docId/253 (16.10.2015). Mantsch, Ch. (2013). Bayerns erster Schlüsselautomat: Hochschulbibliothek Regensburg setzt auch bei Schlüsselverwaltung auf RFID. Bibliotheksforum Bayern, 7(1), 54–55. https:// www.bibliotheksforum-bayern.de/fileadmin/archiv/2013-1/PDF-Einzelbeitr%C3%A4ge/ BFB_0113_17_Mantsch.pdf (16.10.2015). Palmer, M. (2009). Making the most of RFID in libraries. London: Facet Publ. Seeliger, F., Skrobotz, D. & Gillert, F. (2009). Bauliche Aspekte beim Einsatz von RFID. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken bauen und ausstatten (S. 182–188). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/miscellanies/bibliotheksbau/ (16.10.2015). Seeliger, F., Gillert, F. & Buschhart, C. (2014). RFID für Bibliothekare: Ein Vademecum (3. Aufl.). Wildau: Technische Hochschule Wildau (FH). http://opus4.kobv.de/opus4-th-wildau/frontdoor/ index/index/docId/253 (16.10.2015).

Janin Präßler

Präsentation digitaler Medien im physischen Raum Digitale Medien im physischen Raum

Einleitung Die Frage, wie digitale Medien im Raum der Bibliothek sinnlich wahrnehmbar präsentiert und vermittelt werden können, gewinnt zunehmend an Relevanz.1 Eine Vielfalt an Maßnahmen und beispielhaften Projekten lässt sich in jüngster Zeit beobachten. Das Interesse sowohl aus der bibliothekarischen Fachcommunity als auch aus anderen Branchen (z.  B. Buchhandel, Museen) an dem Thema wächst, sodass fortlaufend neue Ansätze unternommen werden, um die physische mit der digitalen Welt zu verzahnen. Trotz aller Heterogenität kristallisieren sich Grundsätze heraus, die im Folgenden dargestellt werden sollen.

1 Strategische Fragen und praktische Hinweise Wenn sich bei der Neu- oder Umgestaltung eines Lesesaals die Frage nach der Präsentation elektronischer Medien stellt, ergeben sich zunächst vergleichbare Optionen wie bei den traditionellen Medien: Die Präsentation kann systematisch im Bestand oder an einer zentralen Stelle des Bibliotheksraums erfolgen (integriert / separat), sie kann auf unterschiedliche Dauer angelegt werden (befristet / unbefristet), für verschiedene Inhalte erfolgen (Einzelmedium, Pakete, das Online-Angebot als Ganzes) sowie in den eingesetzten Mitteln und Zielen differieren.2 Bei der Entwicklung eines strategischen Konzeptes für den Zugang zu digitalen Medien sind verschiedene Ansätze denkbar, mit denen sich zusätzlich zu den allgemeinen Grundsätzen der Bestandspräsentation spezielle Aspekte verbinden, die bei der Präsentation elektronischer Medien zu beachten sind.

2 Nutzungsorientierte Präsentationen Unter nutzungsorientierten Präsentationen können Szenarien gefasst werden, die konkret darauf abzielen, die Nutzer beim Browsen am Regal und Flanieren im Bibliotheksraum auf digitale Medien der Bibliothek hinzuweisen. Es ist ein pragmati1 Eine Auswahl an Publikationen ist im Abschnitt „Literatur und Internetquellen“ ausgewiesen. 2 Vgl. u. a. auch Fischer 2012; Heil 1999.



Digitale Medien im physischen Raum 

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scher bzw. funktionaler Ansatz, der dazu dient, die Benutzung des hybriden Bestands der Bibliothek zu erleichtern und in der Konsequenz die Nutzung der elektronischen Angebote zu erhöhen, indem darauf hingewiesen wird, dass beispielsweise der aktuelle Jahrgang der Zeitschrift nicht mehr (oder nicht nur) im Regal, sondern (auch) online zu finden ist oder dass neben den im Regal aufgestellten Bänden elektronische (Parallel-)Ausgaben in der digitalen Bibliothek angeboten werden. Zu diesem Zweck sind in Öffentlichen Bibliotheken überwiegend Stellvertreterlösungen und in Wissenschaftlichen Bibliotheken vor allem QR-Codes im Einsatz. Dabei sind verschiedene Aspekte zu berücksichtigen. Erstens stellt sich die Frage nach dem vorhandenen Bestand: Wird tatsächlich zu jedem gedruckten Medium die Online-Ausgabe erworben oder werden die Print-Medien ersetzt, d. h. ‚verschwinden‘ sie aus dem Freihandregal? Soll es bei jedem Medium, das auch digital vorgehalten wird, automatisch einen Hinweis auf die Online-Ausgabe geben, nur bei ausgewählten Medien oder nur für bestimmte Bestandsgruppen? Je nachdem muss die OnlinePräsentation (z. B. Gestaltung und Anbringen des QR-Codes) unterschiedlich in den Erwerbungs- und Katalogisierungsablauf integriert werden. Ein zweiter wesentlicher Punkt ist, dass die Präsentation neben der Visualisierung auch den schnellen und unkomplizierten Zugriff auf die Inhalte ermöglichen muss. Dies ist insbesondere bei Stellvertreterlösungen (ebenso wie Flyern, Plakaten etc., also bei allen Präsentationsformen, die auf physische Hilfsmittel setzen) ein Problem: Der Nutzer müsste sich die Internetadresse abschreiben bzw. merken, am PC händisch eintippen, das durch den Stellvertreter repräsentierte Medium im OPAC suchen und hoffen, dass es verfügbar ist und er schließlich die technischen Voraussetzungen mitbringt, um das digitale Objekt nutzen zu können. Physische Attrappen als Hinweis auf digitale Medien füllen zwar eine Lücke im Regal, aber sie implizieren Medienbrüche, werden u. U. gar nicht wahrgenommen, sind evtl. verstellt und wirken zudem anachronistisch. Stellvertreter vermitteln ein statisches, nicht ein genre-spezifisches Bild der digitalen Welt. Bei QR-Codes muss bei der Gestaltung der Zugangs-URL darauf geachtet werden, dass die Webseite für die mobile Nutzung geeignet ist, dass ein leistungsfähiges WLAN im Raum der Bibliothek angeboten wird und dass das Medium auf mobilen Endgeräten abspielbar bzw. lesbar ist, was angesichts der Vielfalt der Formate und der DRM-Politik der Verlage ein Problem darstellen kann. Wenn aber das verknüpfte digitale Medium nicht verfügbar oder auf dem Gerät nicht lesbar ist, besteht die Gefahr, den Nutzer zu frustrieren, anstatt ihm innovative Zugangsmöglichkeiten zu digitalen Inhalten anzubieten. Hinzu kommt, dass in der Benutzungsordnung die Verwendung von Mobiltelefonen für diesen Zweck geregelt sein sollte und dass für Nutzer, die keine Auslesegeräte für QR-Codes besitzen, eine Lösung angeboten wird. Eine Alternative ist die Verwendung von Digital-Signage-Lösungen (DS, dt. digitale Beschilderung). Solche elektronischen Informations-Systeme werden in Bibliotheken genutzt, um an zentralen Stellen (Foyer, Lesecafé) neben allgemeinen Veranstaltungshinweisen, Schulungen etc. auch über digitale Angebote zu infor-

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mieren. Solche ‚Fenster in den digitalen Bestand‘ können auch im Regal oder an der Regalstirnseite positioniert werden. So können Informationen schnell, flexibel und zielgruppengerecht präsentiert und nach Bedarf aktualisiert werden. Jedoch muss bedacht werden, dass sich auch bei einem digitalen Plakat der anfängliche eyecatcher-Effekt auf Dauer abnutzt und grundsätzliche Probleme wie die in die Visualisierung integrierte, direkte Zugriffsmöglichkeit auf die präsentierten Inhalte (z. B. über einen QR-Code oder eine Download-Funktion), die ggf. beschränkte Verfügbarkeit oder restriktive Nutzungsmöglichkeiten der Inhalte gelöst werden müssen.

3 Image- oder marketingorientierte Präsentationen Image- bzw. marketingorientierte Präsentationen zielen nicht primär auf die Repräsentation einzelner digitaler Medien oder Bestandsgruppen im physischen Raum ab. Vielmehr geht es darum, durch separat gestaltete Raumsituationen, in denen mobile Endgeräte, Screens und außergewöhnliche Präsentationsmöbel in einer zum Aufenthalt einladenden Atmosphäre installiert sind, die Bibliothek als moderne, innovative Einrichtung darzustellen, als kompetenten Ansprechpartner in der digitalen Welt. Über die Schaffung eines visuell und ausstattungstechnisch vom konventionellen Bibliotheksraum abgegrenzten Szenarios entsteht so ein visuelles Highlight, das als physisches Eingangstor zum Eintauchen in den digitalen Raum verführt. Man kann vor Ort die Geräte testen, sich einen ersten Ein- und Überblick verschaffen und wird angeregt, sich eingehender mit den digitalen Angeboten der Bibliothek zu befassen. Speziell dafür entwickelte Leselounges oder Onleihe-Regale werden mitunter durch Kooperationen mit Innenarchitekten, Geräte-Herstellern sowie jungen IT-Startups entwickelt, wodurch sich auch ein Marketing- bzw. Imageeffekt gegenüber externen Akteuren ergibt. Eine besondere Variante dieser Form des Zugangs, der sich mitunter mit den weiter unten aufgeführten beratungs- und vermittlungsorientierten sowie den interaktiven Ansätzen vermischt, ist die Verknüpfung physischer Medien mit digitalen Inhalten, die im Netz frei verfügbar sind (z. B. Twitter-Nachrichten, Wikipedia, Online-Mediatheken, Nachrichtenportale, amtliche Netzpublikationen wie von der Bundeszentrale für politische Bildung u. ä.). Das Ziel ist nicht primär, die eigenen digitalen Medien zu präsentieren, sondern zu ausgewählten, meist aktuell diskutierten Themen physische Bestände im Raum der Bibliothek und aktuelle digitale Quellen aus dem Internet mitein­ander zu verzahnen. Damit wird in Form einer besonderen, separaten Raumund IT-Ausstattung (große Screens, Touch-Points, iPads mit speziellen Apps u. ä.) die Möglichkeit gegeben, physische und digitale Informationen zu einer Suchanfrage zu entdecken und das eine um das jeweils andere zu erweitern, neu zu kontextualisieren oder sinnvoll zu ergänzen.



Digitale Medien im physischen Raum 

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Durch die Auswahl passender und zuverlässiger Internetquellen präsentiert sich die Bibliothek als kompetenter Ansprechpartner im Umgang mit digitalen Informationen. Sie kann zugleich einen interaktiven sowie sinnlichen Erlebnisraum schaffen, der Lust macht, weiter in die digitale Welt einzutauchen, und der die Möglichkeit bietet, neue Kompetenzen zu gewinnen, da diese Ansätze über die reine Visualisierung hinausgehen. Beispielhaft sind hier der Themenraum der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (Abb. 1) und das Projekt Quellentaucher / Tiefenrausch der Stadtbibliothek Köln in Kooperation mit der Universität Konstanz (Abb. 2) zu nennen.3

Abb. 1: Themenraum in der ZLB © Zentral- und Landesbibliothek Berlin.

Abb. 2: Projekt Quellentaucher / Tiefenrausch der Stadt­bibliothek Köln und der Universität Konstanz © Stadtbibliothek Köln.

3 Büning 2015; Binz & Seitenbecher 2015; Vogt 2015.

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Bei diesen Präsentationsformen ist zu beachten, dass erheblicher Arbeitsaufwand sowohl bei der Etablierung als auch im laufenden Betrieb (Anschaffungskosten für Hard- und Software, Sicherung und Wartung der Geräte, Bereitstellung von leistungsfähigem WLAN und Personal zur Beratung im Umgang mit den Geräten, die Auswahl der digitalen Quellen usw.) entsteht, der meist nur in Kooperation mit externen Partnern und mit Hilfe von Drittmitteln zu bewältigen ist. Hier ist es besonders wichtig, dies in Relation zum digitalen Bestand, zur Nutzergruppe und den vorhandenen Ressourcen der Bibliothek zu setzen.

4 Beratungs- und vermittlungsorientierte Ansätze Unter beratungs- und vermittlungsorientiert können Ansätze subsummiert werden, die neben der reinen Präsentation digitaler Medien im Raum auf den intellektuellen Zugang im Sinne eines Verstehens und kompetenten Umgehens mit den digitalen Beständen (und auch Endgeräten) setzen. In der Praxis werden die im letzten Abschnitt beschriebenen Leselounges, Onleihe-Regale, digitalen Themenräume usw. oft mit solchen Beratungsangeboten verbunden. Es gibt Digital- oder E-Sprechstunden, in denen anhand der mobilen Devices in der Bibliothek erläutert wird, was E-Books, E-Journals usw. sind, wie man diese im Bestand der Bibliothek findet und zu welchen Konditionen man sie nutzen kann. In den Öffentlichen Bibliotheken werden überwiegend die Onleihe vorgestellt, ein Download vorgeführt und die Bibliotheken stellen je nach Kapazität mobile Endgeräte zur Verfügung, sodass die Nutzer auch die Möglichkeit haben, die Geräte in Ruhe auszuprobieren und zu vergleichen sowie selbst ein E-Medium herunterzuladen (Abb. 3).

Abb. 3: Eine ganze Etage für das Training im Umgang mit verschiedenen digitalen Endgeräten in der Shanghai Library © K. U. Werner.

Die Nutzer können aber auch ihre eigenen Geräte mitbringen und sich zeigen lassen, wie sie damit onleihen können. Universitätsbibliotheken setzen dagegen auf klassische Informationskompetenzvermittlungskurse, in denen fachspezifische Daten-



Digitale Medien im physischen Raum 

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banken vorgestellt werden und gezeigt wird, wie man die digitalen Bestände für das eigene wissenschaftliche Arbeiten nutzen kann. An der ETH Zürich werden darüber hinaus spezielle Schulungen zum wissenschaftlichen Arbeiten mit iPads angeboten.4

5 Interaktive Präsentationen Interaktive Präsentationen zielen darauf ab, den Nutzer aus seiner passiven Rolle zu befreien und ihn aktiv in die Präsentation digitaler Medien im physischen Raum einzubeziehen. Oft handelt es sich um Ideen, die noch in der Entwicklung sind oder per se nicht darauf abzielen, in den alltäglichen Regelbetrieb zu gehen. Aber gerade sie zeigen – auch spielerisch – , wie ein genrespezifischer, innovativer Zugang zu digitalen Medien im physischen Raum ermöglicht werden könnte. In der Regel werden bei diesen interaktiven Präsentationsformen die bereits erwähnten Digital-Signage-Lösungen mit Multitouchoberflächen ausgestattet und zu komplexen Kiosk-Systemen weiterentwickelt. Diese werden separat in Form eines Stehpultes oder Tisches oder an der Regalstirnseite montiert und damit inmitten des gedruckten Bestands präsentiert. So ermöglichen sie den Nutzern, aktiv im digitalen Bestand zu browsen, sich einzelne E-Medien aufzurufen, sich weitere Informationen zur elektronischen Ressource anzeigen zu lassen und im besten Fall das digitale Objekt über eine Schnittstelle ohne Medienbruch auf das eigene Gerät herunterzuladen und dort weiter nutzen zu können. Bekannte Beispiele sind Download-Stationen aus dem Buchhandel, gestenbasierte, interaktive 3D-Terminals zur Präsentation hochwertiger Digitalisate (z. B BSB Explorer der Bayerischen Staatsbibliothek, GestureSpace der ETH-Bibliothek Zürich), Multitouchpads mit Coverflows (z. B Modell Boston der ekz, Modell der Firma Mymultitouch), virtuelle bzw. hybride Regale (z. B. adiVerse – Virtual Footwear Wall, Hybrid Bookshelf an der UB Konstanz) sowie RFID-basierte Oberflächen (Screens, Tische), die nach Auflegen eines physischen Mediums automatisch dazu passende digitale Objekte aus dem Bestand anzeigen (z. B. Blended-Library-Projekt an der UB Konstanz). Eine äußerst gelungene Lösung wurde an der Bibliothek des Max-Planck-Instituts zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn gefunden. Der JournalTouch ermöglicht es, am physischen Zeitschriftenregal mittels Bildschirm, responsivem Webdesign und Touchtechnologie die E-Journals in einer Cover-Anzeige zu präsentieren, im Bestand zu recherchieren und den elektronischen Volltext auf eigene Geräte zu exportieren.5

4 Vgl. http://www.library.ethz.ch/Dienstleistungen/Schulungen-Tutorials-Fuehrungen/iPad-fuerStu­dium-und-Arbeit (17.10.2015). 5 Goldschmitt 2015a; Goldschmitt 2015b. Vgl. auch Keiber 2015.

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Abb. 4: JournalTouch, die digitale Zeitschriftenauslage des Max-PlanckInstituts zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern © R. Goldschmitt.

Eine andere Variante der Realisierung von interaktiven, spielerischen Präsentationen digitaler Objekte sind Augmented-Reality-Apps, die meist via QR-Codes oder MVS mit dem realen Objekt verknüpft sind und mehr als nur das parallele Digitalobjekt zu bieten haben. Es geht darum, zusätzliche digitale Informationen (Daten, Bilder, Videos, Audios usw.) zum physischen Objekt zu vermitteln, um so neue Perspektiven auf die physische Umgebung zu ermöglichen: Ergänzungen finden, Widersprüche provozieren, Alternativen aufzeigen. Dies wird insbesondere im Buchhandel und im Museumsbereich erprobt, beispielsweise aktuell in der Berliner Gemäldegalerie mit dem Projekt Refrakt, in dem „[durch] das Scannen real existierender Objekte [der Gemälde] alternative Wirklichkeiten im virtuellen Raum erfahren werden [können]“6 und die physischen Kunstwerke um digitale Kunstwerke erweitert werden. Interaktive Zugänge zu digitalen Medien im physischen Raum stellen eine genrespezifische, adäquate Präsentation und Vermittlung des Digitalen vor Ort dar. Indem sie Browsing-Optionen und direkte, integrierte Zugriffe auf die Inhalte mitdenken sowie die Möglichkeit andenken, soziale Netzwerke einzubinden, mobil zu sein und sich aktiv zu beteiligen, betonen sie den Gedanken der Vernetzung, zeigen Multimedialität, Flexibilität und Partizipationsmöglichkeiten im digitalen Raum, womit sie – stärker als andere Präsentationsformen der modernen Mediennutzung – dem Wesen des Internets und dem Wesen der neuen Medien entsprechen. Jedoch gilt hier noch mehr, was zuvor über den Arbeitsaufwand in Relation zum Bestand, zu den vorhandenen Ressourcen sowie zur Zielgruppe gesagt worden ist. Hinzu kommt die Klärung lizenzrechtlicher Fragen: Ist der Download des elektronischen Volltextes vom Anbieter gestattet? Dürfen die Cover zu Darstellung auf dem Touchpad verwendet werden (die Rechte hieran werden nicht automatisch mit der Lizenzierung des E-Contents erworben und liegen mitunter gar nicht beim Verlag)?

6 Streckwall & Govoni 2015; Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Forum Zukunft 2014 (mit Nennung der Gewinner sowie aller Lösungsideen).



Digitale Medien im physischen Raum 

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6 Fazit Zusammenfassend sollten bei der Entscheidung, ob und wenn ja wie digitale Medien im Raum der Bibliothek präsentiert werden sollen, folgende Fragen berücksichtigt werden: –– Strategische Ausrichtung der Bibliothek: Wie sieht sie ihre zukünftige Rolle im digitalen Zeitalter? Welche Prioritäten sollen gesetzt werden? Welche Funktion soll der Bibliotheksraum haben? Welches Ziel soll mit der Präsentation digitaler Bestände erreicht werden? –– Erwerbungspolicy: Wie gestalten sich die Quantität und Qualität der digitalen Bestände? Gibt es eine E-Only-Policy oder werden Print- und Online-Ausgaben parallel erworben? Welche E-Medien sind im Bestand und welche davon sollen überhaupt präsentiert werden (E-Books, E-Journals, E-Audios, Apps, Digitalisate usw.)? –– Soll eine konkrete Zielgruppe angesprochen werden? Welche Erwartungen haben die Nutzer der Bibliothek? Entsprechen die geplanten Präsentationsformen überhaupt dem Benutzungsverhalten und den Wünschen der Leser? Wäre es eine Option, diese über Umfragen oder andere Wege in die Gestaltung der Präsentation zu integrieren? –– Sind die Lizenzverträge so gestaltet, dass die gewünschte Präsentationsform realisiert werden kann? Muss eventuell nachverhandelt werden? –– Welche räumliche und technische Ausstattung ist vorhanden? Wie viel Spielraum gibt es (z. B. Neubau, Teilsanierung oder Umgestaltung im laufenden Betrieb)? –– Über welche finanziellen Mittel kann man verfügen? Gibt es passende Fördermittel? –– Welche personellen Kapazitäten gibt es und wer ist zuständig? Hat es Projektcharakter (z. B. im Rahmen von studentischen Arbeiten) oder soll es als Daueraufgabe in die Arbeitsabläufe integriert werden? Wenn man sich für eine Präsentation von E-Medien im physischen Raum entscheidet, dann sollten folgende Aspekte für eine langfristig erfolgreiche Präsentation beachtet werden: –– Integration genrespezifischer Eigenschaften: Vernetzung, Vervielfältigung und Interaktivität –– Angebot einer Browsing-Funktion –– Schnelle und unkomplizierte Zugriffsmöglichkeit auf die Inhalte (z. B. responsives Webdesign, Downloadfunktion, kein Medienbruch) –– Bereitstellung dazu passender IT- und Raumstruktur (z.  B. leistungsfähiges WLAN, benutzerfreundliche Oberflächen, attraktive Umgebung) –– Zur Ideenfindung: Umsehen im Buchhandel, im Einzelhandel, auf Messen für Messeaussteller (z. B Digital-Signage-Industrie), auf Gaming-Messen, in Museen;

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– Freiräume im Bibliotheksalltag schaffen (Experimentierstuben und Zukunftslaboratorien)

Literatur und Internetquellen Binz, V. & Seitenbecher, M. (2015). Am Puls der Zeit: Der ZLB-Themenraum als Experimentierfeld für aktuelle Themen, digitale Inhalte und neue bibliothekarische Formate. Bibliotheksdienst, 49(6), 629–642. Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Forum Zukunft (2014). „Create physical worlds of experience for digital content!“ Wettbewerb im August / September 2014. Die Gewinner sowie alle Lösungsideen sind zu finden unter http://arenaforbooks.jovoto.com/ (17.10.2015). Büning, P. (2015). „Quellentaucher“ – neue Wege in der Informationsrecherche. Bibliotheksdienst, 49(6), 620–628. Fischer, N. (2012). Medienplatzierung und Medienpräsentation. F. Schade & K. Umlauf (Hrsg.), Handbuch Bestandsmanagement in Öffentlichen Bibliotheken (S. 391–404). Berlin [u. a.]: de Gruyter (Bibliotheks- und Informationspraxis, 46). Goldschmitt, R. (2015a). Von der digitalen Zeitschriftenheftauslage „JournalTouch“ zum interaktiven Library Monitor. Vortrag auf dem 104. Deutschen Bibliothekartag in Nürnberg, 26.–29.05.2015. https://opus4.kobv.de/opus4-bib-info/frontdoor/index/index/docId/1728 (31.07.2015). Goldschmitt, R. (2015b). JournalTouch: Open Source-Tool für die digitale Zeitschriftenheftauslage. Bibliothek Forschung und Praxis, 39(3), 342–349. DOI: 10.1515/bfp-2015-0041 (06.01.2016). Heil, S. (1999). Visual Merchandising in Öffentlichen Bibliotheken: Bestandspräsentation unter werbepsychologischen Aspekten. Köln: Fachhochschule, Fachbereich Bibliotheks- und Informationswesen. Keiber, B. (2015). Auffällig bunt, intuitiv bedienbar und geschickt platziert. Sichtbarmachung digitaler Bestände am Beispiel der Stadtbibliothek Stuttgart. BuB, Forum Bibliothek und Information, 67(10), 634–635. http://www.b-u-b.de (17.10.2015). Kleiner, E. (2014). Blended shelf: Ein realitätsbasierter Ansatz zur Präsentation und Exploration von Bibliotheksbeständen. Wiesbaden: Dinges & Frick. Kohl-Frey, O. (2014). Die Öffnung der digitalen Magazinbibliothek: Entwicklungen an der Universität Konstanz zwischen Summon und Hybrid Bookshelf. Bibliotheksdienst, 48(10), 807–815. Streckwall, C. & Govoni, A. (2015). Objects in Mirror are Closer than they Appear, 15.06.–17.09.2015. Augmented Reality App „Refrakt“ mit Bildern der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin. http://refrakt.org/ (17.10.2015). Taubert, J. (2013). Absentia in praesentia? Zur Präsentation und Vermittlung digitaler Medien im physischen Raum. Wiesbaden: Dinges & Frick. Taubert, J. (2014). Übergänge als Herausforderung: ‚Strategien‘ des Zugangs zu digitalen Informationen im physischen Raum. In O. Eigenbrodt & R. Stang (Hrsg.), Formierungen von Wissensräumen: Optionen des Zugangs zu Information und Bildung (S. 164–182). Berlin: de Gruyter. Vogt, H. (2015). Digitale Medien zum Anfassen: Stadtbibliothek Köln führt neuen Touchscreen eCircle ein. BuB, Forum Bibliothek und Information, 67(8/9), 508. http://www.b-u-b.de (17.10.2015).

Ulrich Niederer

Hochregallager – ein neuer Weg der Magazinierung Die Kooperative Speicherbibliothek Schweiz. Eine Luzerner Fallgeschichte mit Exkursen

Einleitung Im Jahre 2005 setzen die Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern (ZHB) und die Dienststelle Immobilien (D Immo, das Hochbauamt des Kantons Luzern) eine gemischte Arbeitsgruppe (AG) ein, um für die inzwischen über die ganze Stadt verteilt aufbewahrten Bestände die konservatorisch und ökonomisch optimale Lösung zu finden. Die Arbeitsgruppe setzt sich zusammen aus dem Verantwortlichen für Strategie, Planung und Entwicklung der D Immo, dem Direktor (i.  e. dem Autor dieses Beitrags), der Leiterin Bestandsmanagement und dem Leiter IT der ZHB. Weil auch Hochregallager in die Überlegungen miteinbezogen werden sollten, wie sie seit den 1990er Jahren in Amerika, vereinzelt in Europa Verwendung finden, zog die AG von Anfang an die Unterstützung eines externen Logistikberaters bei. Die ZHB ist eine allgemeine wissenschaftliche Bibliothek mit großer Sondersammlung und Luzerner Dokumentation; sie steht einerseits dem allgemeinen Publikum zur Verfügung, erbringt andererseits bibliothekarische Dienstleistungen für die Universität Luzern, die Hochschule Luzern (Fachhochschule) und die Pädagogische Hochschule Luzern – in einem ausgeprägt einschichtigen System ist sie die Bibliothek vor allem für die Universität, aber auch für Teile der Hochschule und der Pädagogischen Hochschule. Ihr Lokalverbund, der IDS Luzern, umfasst 2015 rund 28 Bibliotheken; mit dem IDS Luzern ist die ZHB Teil des größeren IDS, des Informationsverbundes Deutschschweiz, den die sieben Hochschulbibliotheken der deutschsprachigen Schweiz bilden.1

1 Die amerikanischen Hochregallager – Exkurs 1 Amerikanische Universitätsbibliotheken hatten seit den 1960er Jahren immer wieder Bedarf für neue Magazine; die Bibliotheken auf den Campus wuchsen schnell, aber weitere Lagerflächen waren nur außerhalb der Campus möglich. Die sog. off-site oder off-campus storage facilities nahmen zu. 1984 begann die Harvard University Library mit einer sehr detaillierten Analyse neuer Lagermöglichkeiten, um eine möglichst 1 http://www.zhbluzern.ch; http://www.idsluzern.ch; http://www.informationsverbund.ch (12.02. 2015).

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dichte, kompakte und ökonomisch günstige Lagerung zu finden. Das Resultat war das Harvard Depository, dessen erstes Modul 1986 in Betrieb genommen wurde.2 Das Lager ist ein Hochregallager, dessen Gestelle typischerweise zwischen 10 m und 14 m hoch sind; die Tablare sind in der Regel 92 cm tief und 136 cm breit (Abb. 1).

Abb. 1: Hochregallager, Typ Harvard, des CTLes © U. Niederer.

Die Bücher lagern in Boxen aus säurefreiem Karton von 45 cm Länge; damit können zwei Boxen hintereinander auf einem Tablar gelagert werden. Die Breite und die Höhe der Boxen variieren – die Bücher werden strikt nach Größe gelagert; es stehen normalerweise fünf unterschiedliche Höhen/Breiten zu Verfügung (Abb. 2). Die Bücher haben einen festen Platz in einer Kartonbox, die ihrerseits einen festen Platz auf einem Tablar in einem Gestell hat. Bestellungen werden von einer Person in einem Kommissioniergerät, einem sog. order picker, direkt am Lagerort aus der Box geholt. Die Bestände werden mit einem Lagerverwaltungssystem (LVS) elektronisch verwaltet, das mit dem jeweiligen Bibliothekssystem verknüpft ist. Dafür werden jedes Buch, jede Box und jeder Lagerplatz mit einem Barcode versehen. Das LVS berechnet mit den vorliegenden Bestellungen einen optimalen Fahrweg für den order picker, der die Person an die Stelle bringt, an der der gesuchte Band in seiner Box lagert. Oder

2 Zum Harvard Depository vgl. http://hul.harvard.edu/hd/pages/facility.html (12.02.2015). Vgl. auch Kendrick 1999.



Hochregallager 

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wie die Logistiker sagen: Die Kommissionierung, d. h. das Ausführen und Zusammenstellen von Bestellungen, erfolgt nach dem Mann-zur-Ware-Prinzip.

Abb. 2: Größenschablone und verschiedene Größen von Kartonboxen (erkennbar am ersten Buchstaben beim Strichcode); hier das Beispiel der Library Shelving Facility (LSF) der Yale University Library © U. Niederer.

Mit dem Harvard Depository erbrachte Harvard den Nachweis, dass mit dieser hochdichten Lagerung deutlich mehr Bücher in einem gegebenen Raumvolumen gelagert werden können und dass der Betrieb kostengünstig und zuverlässig funktioniert. In der Folge wurden zahlreiche ähnliche Off-Site-Lager gebaut – in den 20 Jahren nach der Eröffnung des Harvard Depository entstanden rund 30 Lagergebäude für Bibliotheken, davon über 20 als Hochregallager nach dem Modell des Harvard Depository. Die Größe der Lager ist unterschiedlich. Zu Beginn waren es Module mit einer Kapazität von ca. 1  Mio. Bände, später wurden die Module größer, bis zu 5  Mio. Bänden. Allen Einrichtungen ist gemeinsam, dass sie modular aufgebaut sind, also mit weiteren Modulen ausgebaut werden können. Und das ist auch nötig – das Harvard Depository umfasst heute bereits sieben Module. Die Yale University Library eröffnete ihr Hochregallager, die Library Shelving Facility, 1998; heute lagern dort bereits 6,7 Mio. Bände, zusammen mit den Beständen der Yale University Art Gallery, in neun Modulen.3 3 Vgl. http://web.library.yale.edu/departments/lcs/administration (13.02.2015).

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In Europa sind Hochregallager des Typs Harvard selten. Die einzigen Beispiele, die dem Verfasser bekannt sind, befinden sich in Paris und in Oxford. Das Centre Technique du Livre de l’enseignement supérieur, CTLes4, ist vom Ministère de l’Enseignement Supérieur eingerichtet und 1994 eröffnet worden. Es dient vor allem den Universitäten der Pariser Region Île-de-France, steht aber auch weiteren (Universitäts-) Bibliotheken offen, und es nimmt inzwischen eine Vielzahl von Dienstleistungen wahr, die über das reine Aufbewahren von Print-Material und AV-Medien hinausgehen. Das CTLes hat eine Kapazität von rund 3 Mio. Bänden. Die Erweiterung in zwei Teil-Modulen, deren erstes Ende 2015 fertiggestellt sein soll, wird in beiden Modulen zusätzlich rund 4 Mio. Bände aufnehmen können. Die Book Storage Facility (BSF) der Oxford University Library wurde 2010 eröffnet und dient dem Verbund des Oxford University Library Systems; sie hat eine Kapazität von 8,4 Mio. Bänden.5

2 D  as Hochregallager der Zentral- und Hochschul­ bibliothek Luzern – Vorüberlegungen Die AG der ZHB Luzern untersuchte in einem ersten Schritt vier Arten von Lagern: –– Ein traditionelles Fachbodenregallager mit feststehenden, üblichen Büchergestellen –– Ein Lager mit Rollregalen –– Ein Lager vom Typ Harvard –– Ein automatisiertes Hochregallager (Bücher werden in Behältern aufbewahrt, die Behälter von einem Regalbediengerät zu einer Person gebracht) Sie gab folgende Grundlagen vor: –– Platz für 1,5 Mio. Bände, Erweiterbarkeit um 0,5 auf 2 Mio. Bände, –– das Lager kann außerhalb der Stadt sein; die Fahrdistanz soll 30 Minuten nicht überschreiten, –– das Lager wird auf lange Frist geplant, als dauernde Magazin-Lösung, –– das Lager weist konservatorisch sehr gute Werte auf (kontrollierte Temperatur und Luftfeuchtigkeit, Luftfilterung), –– Investitions- und Betriebskosten sollen möglichst gering sein.

4 Das CTLes befindet sich außerhalb von Paris in Bussy-St. Georges in der Region Marne-la-Vallée, nahe der Disneyworld. Vgl. https://www.ctles.fr/fr/page/historique (13.02.2015). 5 Die BSF befindet sich in South Marston (nahe Swindon), ca. 45 Minuten Fahrzeit südwestlich von Oxford. Vgl. http://www.bodleian.ox.ac.uk/our-work/estates-projects/completed-projects/book_ storage_facility (13.02.2015).



Hochregallager 

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Fachbodenregallager: 1.800m2 1

Rollregallager: 1.220m2 0.68

Lager Typ Harvard: 1.530m2 0.85

Automatisiertes Behälterlager: 580m2 0.32

Abb. 3: Größenvergleiche der Grundrisse verschiedener Lagertypen © Ralog Engineering AG.

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Zunächst wurde ein Lager nur für den Luzerner Bedarf abgeklärt. Die Kosten wurden geschätzt, der Flächenbedarf wurde bei gleichbleibender Höhe berechnet und ergab ein interessantes Resultat. Die Schlussbewertung der vier Varianten unter allen Aspekten – baulichen, betrieblichen, konservatorischen, logistischen, ökonomischen – ergab eine knappe Reihenfolge auf den ersten beiden Plätzen: 1. Traditionelles Fachbodenregal, 2. automatisiertes Lager, dann mit deutlichem Abstand auf dem 3. und 4. Platz die Rollregalanlage und das Lager Typ Harvard. Für das schlechte Abschneiden des Typs Harvard sind v.  a. Vorschriften der Betriebssicherheit verantwortlich, die für die Bedienung der Kommissioniergeräte, der order pickers, speziell ausgebildetes Personal vorschreiben, was es unmöglich macht, wie in den USA studentische Hilfskräfte einzusetzen6, sowie Baukosten, besonders im Bereich des Brandschutzes: Sprinkleranlagen in Hochregalanlagen sind kompliziert und teuer in der Konstruktion und sehr aufwändig im Unterhalt. Die vorgesetzte Exekutiv-Behörde (der Regierungsrat des Kantons Luzern) erteilte nach der Bewertung dieser Resultate der Arbeitsgruppe im Jahr 2007 den Auftrag, in einem zweiten Analyseschritt die beiden erstplatzierten Modelle einem noch detaillierteren, möglichst konkreten Vergleich zu unterziehen, mit realistischen Bauberechnungen für Neubauten oder Umnutzungen. Ziel war, einen guten Vergleich der Vollkosten (d. h. sowohl der Kapitalkosten für die Investitionen als auch der Betriebskosten) zu erhalten. Zudem sollte der Ist-Zustand – zufällige, nach Bedarf zugemietete Außenlagerflächen in der Stadt Luzern – auf die gleiche Weise berechnet werden, damit er vergleichbar würde. Schließlich sollte als zusätzliche Vergleichsvariante eine Outsourcing-Lösung berechnet und formell ausgeschrieben werden. Das bedeutete im Einzelnen: –– Für das Fachbodenregallager wird in einem nicht mehr genutzten Zeughaus der Schweizerischen Armee aus den 1960er Jahren der konkrete Umbau geplant und berechnet; –– für das automatisierte Lager wird ein Neubau mit inertisiertem7 Lagerbereich geplant und berechnet; –– für den Status quo werden die bestehenden Mieten auf den vorgegebenen Bestand hochgerechnet; –– für das Modell Outsourcing – der gesamte zu lagernde Bestand würde einem Logistik-Dienstleister übergeben, der ihn zu vorgeschriebenen Bedingungen lagert und Bestellungen liefert – werden die Bedingungen definiert und eine GATT/WTO-Ausschreibung ausgelöst, unter Vorbehalt der Vergabe nach dem Resultat des Gesamtvergleichs. An der Ausschreibung nehmen drei Anbieter teil. 6 Curtis Kendrick hat im oben erwähnten Aufsatz (1999, S. 63) vorgerechnet, dass über 95  % der Kosten Arbeitskosten sind. 7 Im abgeschlossenen Lagerbereich kann der Sauerstoff zur Brandverhütung reduziert werden; vgl. unten im Text Exkurs 2.



Hochregallager 

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3 Die automatisierten Lager – Exkurs 2 In den frühen 1990er Jahren nahm die Oviatt Library der California State University, Northridge, das wohl weltweit erste automatisierte Bibliothekslager, ein ASRS (Automated Storage and Retrieval System) in Betrieb.8 Automatisiert heißt hier: Die Bücher werden in Behältern gelagert, die Behälter sind in Hochregallagern untergebracht, deren Zwischengänge nur leicht breiter als eine Behälterlänge sind; in diesen Gängen fahren Regalbediengeräte, die die Behälter mit dem bestellten Buch aus dem Lagerbereich zu einer Person bringen. Die Person entnimmt das bestellte Buch und schickt den Behälter wieder in den Lagerbereich zurück. Die Oviatt Library hat ihr automatisiertes Lager neben den Lesesaal auf dem Campus gebaut, um die Kapazität des Materials, das in sehr kurzer Frist verfügbar bleiben soll, zu vergrößern; das Lager hat eine Kapazität von rund 1,7 Mio. Bänden. Das Beispiel machte Schule – und zwar zunächst in Europa: 1998 eröffnete die Schlesische Bibliothek in Katowice ihr neues Gebäude, das ein automatisiertes Lager enthielt.

Abb. 4: Das automatisierte Lager der Schlesischen Bibliothek in Katowice © U. Niederer.

8 Vgl. http://library.csun.edu/About/ASRS (13.02.2015).

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2003 nahm die Norwegische Nationalbibliothek ihr automatisiertes Lager an ihrem Zweitsitz in Mo i Rana in Betrieb. Nach zwölf Jahren ist es voll; eine Erweiterung mit einer Kapazität von rund 1 Mio. Medien soll im Lauf des Jahres 2015 betriebsbereit sein.

Abb. 5: Das automatisierte Lager der Norwegischen Nationalbibliothek in Mo i Rana © U. Niederer.

Abb. 6: Das Lagergebäude des automatisierten Lagers – ein einfaches, industrielles Gebäude © U. Niederer.

Seit 2002 werden auch in den USA vermehrt automatisierte Lager gebaut: Die Lied Library der University of Nevada in Las Vegas machte 2002 den Anfang9, es folgten u. a. die Steelcase Library und die neue Pew Library der Grand Valley State University in Grand Rapids (Michigan)10, schließlich die Joe and Rika Mansueto Library der University of Chicago, die unter dem Lesesaal liegt und deshalb besonders spektakuläre Einblicke bietet.11 Auch in Kanada konnte diese Automatisierung Fuß fassen, so u. a. im Irving K. Barber Learning Center der University of British Columbia in Vancouver. Interessant ist, dass in Nordamerika die automatisierten Lager i. d. R. relativ klein sind (Kapazität von ca. 1 Mio. bis 2 Mio. Bände, im Fall der neuesten in Chicago sind es allerdings über 3 Mio. Bände) und als Erweiterung des Freihand-Bestandes on campus dienen. Off-site-Lager sind bisher zwar zumeist als Hochregallager ausgebildet, aber nicht automatisiert, sondern, wie im Exkurs 1 dargestellt, dem Mann-zu-Ware-Prinzip folgend. 2009 eröffnete dann die British Library ihr automatisiertes Hochregallager, das Additional Storage Building (ASB), an ihrem zweiten Standort Boston Spa (West Yorkshire) (Abb. 7, 8). 9 Lied Automated Storage and Retrieval (LASR). Der Lagerbereich kann 1,2 Mio. Bände aufnehmen. Vgl. Haslam et al. 2002 (enthält einen interessanten Kostenvergleich über die Initialinvestitionen und die Langzeitkosten verschiedener Lagervarianten) und Haslam 2005. 10 Die Pew Library bietet eine Webcam in ihrem ASRS: http://35.40.119.241/view/viewer_index. shtml?id=25 (14.02.2015; Chrome oder Firefox benutzen). 11 Vgl. http://mansueto.lib.uchicago.edu/overview.html und http://mansueto.lib.uchicago.edu/ shelving.html (13.02.2015).



Abb. 7: Das Gebäude des automatisierten Lagers der British Library in Boston Spa © U. Niederer.

Hochregallager 

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Abb. 8: Das automatisierte Lager der British Library © U. Niederer.

Bemerkenswert ist die Dimension – es bietet Platz für 7  Mio. Bände – und die Tatsache, dass es im eigentlichen Lagerbereich inertisiert ist, d.  h. einen künstlich gesenkten tiefen Sauerstoffgehalt von 12 % bis 14 % aufweist. Das ist die einfachste und kostengünstigste Art der Brandverhütung. Bei diesem Sauerstoffgehalt kann kein Feuer entstehen und sich entwickeln. Diese Methode ist zudem bautechnisch viel einfacher und ökonomisch sehr viel günstiger als Sprinkler-Anlagen. Die British Library plant bereits Erweiterungen. Sie hat vor kurzem ein spezifisch auf die Aufbewahrung und Digitalisierung von Zeitungen hin geplantes automatisiertes und inertisiertes Lager in einem separaten Gebäude in Betrieb genommen.

4 D  as Hochregallager der Zentral- und Hochschul­ bibliothek Luzern – Entscheidungen Die Gesamtbewertung der vier Modelle ergab eine klare Reihenfolge in ökonomischer Hinsicht: Das automatisierte Lager und die Outsourcing-Variante waren gleich teuer, das Fachbodenregallager deutlich teurer, und das hochgerechnete Status-quo-Modell war die mit Abstand teuerste Variante. Die Kosten der Modelle verhielten sich wie 1:1 zu 1,2:1,5. In der Schlussbewertung unter Einbezug aller Gesichtspunkte schwang das automatisierte Lager deutlich obenaus, gefolgt vom Fachbodenregallager. Die Outsourcing-Variante blieb trotz des günstigen Preises abgeschlagen zurück; in Prozenten ausgedrückt: Wenn die siegreiche Variante mit 100 % gesetzt wurde, erreichte das Fachbodenregallager noch gut 90 %, die Outsourcing-Variante 85 %. Am meisten zum Outsourcing-Resultat trug die Tatsache bei, dass die Investitionskosten praktisch

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wegfielen. Am abträglichsten war dieser Variante die unsichere Langzeit-Perspektive – und die fehlende Möglichkeit der bibliothekarischen Kooperation! Denn inzwischen hatte der Direktor der Bibliothek auch den Auftrag erhalten, die Möglichkeit der Kooperation mit anderen Bibliotheken auszuloten. Es war deutlich geworden, dass mit der Teilnahme mehrerer Bibliotheken ein größeres Lager gebaut werden könnte. Ein größeres Gebäude kommt pro eingelagertem Medium günstiger zu stehen: Wenn im Gebäude für 1,5  Mio. Bände ein Band pro Jahr 100  % Kosten verursacht, so sind es im Gebäude für 3 Mio. Bände pro Band und Jahr noch 81 %, im Gebäude für 4,5 Mio. Bände nur noch 74 %.12 Die Vorstellung des Projekts in verschiedenen Gremien nationaler Reichweite zeigte ein weitreichendes Interesse und sieben konkrete Kooperationserklärungen für sofortige Realisierung – allerdings nur für eine Neubau-Variante. Die Outsourcing-Variante lehnten alle potenziellen Partner einhellig und kategorisch ab. Die Hauptgründe dafür waren die unsichere langfristige Perspektive (‚lang‘ bedeutete für die anbietenden Firmen 10 bis 20 Jahre …), die Einmaligkeit dieser Variante (bekannt war nur ein abgebrochener Versuch der Königlichen Bibliothek Dänemark) sowie die ungewisse Einhaltung der konservatorischen Vorgaben. Zwar hätte die Nichteinhaltung der Vorgaben mit Sanktionen bis hin zum Auszug geahndet werden können – aber ein anderes Gebäude zu finden und einen Umzug in diesen Dimensionen zu realisieren, hätten Vorhaben mit großem Zeitaufwand und – man kann es nicht anders sagen – hohem Selbstbestrafungsfaktor bedeutet. Dieses eindeutige Potenzial bewog den Regierungsrat des Kantons Luzern, die formelle Ausschreibung zum Outsourcing abzubrechen und die kooperationswilligen Partner auf höchster Ebene formell zum Projekt einzuladen. Im Sommer 2009 begann das Abenteuer der Realisierung! Schwerpunkte der ersten Zeit waren einerseits die politischen Rahmenbedingungen – rechtliche Form der Zusammenarbeit der Kommunen, rechtliche Form der Trägerschaft (von vornherein wollte kein Kanton die neue Einrichtung vorfinanzieren und den anderen Partnern einfach weitervermieten) sowie Finanzierung von Bau und Betrieb. Nach drei Jahren intensiver Abklärungen waren die Strukturen politischer, rechtlicher und finanzieller Art klar. In einem Letter of Intent stimmten fünf Partner – zwei der ursprünglichen teilnehmenden Institutionen mussten sich aus verschiedenen Gründen aus dem Projekt zurückziehen – den folgenden Prinzipien zu: –– Die Kooperative Speicherbibliothek ist eine von den teilnehmenden Gemeinwesen getragene, aber unabhängige Institution. Bau und Betrieb sind getrennt; –– für den Bau wird eine Aktiengesellschaft gegründet, die auch für die Finanzierung sorgt, indem sie die notwendigen Mittel am Markt aufnimmt; 12 Wenn Gebäude noch größer werden sollen, so sind in den Kostenüberlegungen andere Kon­struk­ tionsnotwendigkeiten zu berücksichtigen: Die Lagerhalle kann nicht unbeschränkt auf dieselbe Weise vergrößert werden. Das Lagergebäude der British Library, das 7 Mio. Bände aufnehmen kann, besteht aus zwei Hallenteilen, die konstruktiv notwendig sind und gleichzeitig (und trotz der Inertisierung) als zwei Brandabschnitte funktionieren.



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–– für den Betrieb gründen die beteiligten Bibliotheken einen Verein, der den Geschäftsführer und das übrige Personal einstellt und sich aller Fragen des Betriebs und der Koordination der Aktivitäten annimmt. Zu den Prinzipien gehören auch die folgenden Punkte: –– Die Speicherbibliothek soll eine gesicherte langfristige Aufbewahrungsmöglichkeit mit sehr guten konservatorischen Bedingungen bieten; –– in der Speicherbibliothek soll sowohl individueller als auch gemeinsamer Bestand eingelagert werden können. Individueller Bestand verbleibt im Eigentum der einlagernden Bibliothek, gemeinsamer Bestand geht über ins gemeinsame Eigentum aller beteiligten Bibliotheken; damit haben alle ein Nutzungsrecht; –– ein gemeinsamer Bestand kann durch Deduplizierung signifikant Platz sparen – und wenn das den seltener gebrauchten Bestand betrifft, ist die Deduplizierung sinnvoll. Sie wird zunächst nur für Zeitschriften durchgeführt und gibt den beteiligten Bibliotheken die Möglichkeit (aber nicht den Zwang!), ihre redundanten Exemplare zu entsorgen. Aufgrund mehrfacher Vorüberlegungen ist die Schätzung des Deduplizierungseffektes bei 30  % der für den gemeinsamen Bestand vorgesehenen Zeitschriften festgelegt worden, was bei der angemeldeten Menge von 1 Mio. Zeitschriften-Bänden rund 300 000 Bänden oder rund 10 000 laufenden Regalmetern entspricht; –– eine gemeinsame betriebliche Infrastruktur hat Synergiepotenzial: an eine Institution delegieren, was alle vielfach tun – z. B. Document delivery. Das heißt auch: Dienstleistungen werden von Anfang an erbracht und sollen entwickelt werden können; –– die Speicherbibliothek soll modular und damit erweiterbar sein, sowohl für die Bedürfnisse der Gründerpartner als auch für zukünftige Partner. Alle Partner stimmten diesen Prinzipien zu. Im Kanton Luzern war dazu aus haushaltsrechtlichen Gründen eine Volksabstimmung notwendig; im Spätherbst 2013 stimmte eine Mehrheit der Stimmberechtigten der Vorlage zu. Nach diesen Entscheiden konnte die Bauplanung sehr konkret werden; im September 2014 begann der Bau, nach einem halben Jahr war der Fahrplan sehr gut eingehalten – zum Jahresende 2015 wird die Kooperative Speicherbibliothek bezugsbereit sein. Die Baukosten betragen rund 33 Mio. CHF.13 Die beteiligten Gründer-Bibliotheken14 werden rund 2,5  Mio. Bände einlagern; das erste Modul bietet Platz für rund 3 Mio. Bände. Das Grundstück, auf dem gebaut 13 Stand: August 2015. 14 Es handelt sich, in der Reihenfolge der Mengen der angemeldeten Bestände, um die Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern, die Öffentliche Bibliothek der Universität Basel, die Zentralbibliothek Zürich, die Kantonsbibliothek Aargau, die Bibliotheken der Universität Zürich und die Zentralbibliothek Solothurn.

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wird, erlaubt die Erweiterung um weitere 3,5 Module dieser Größe; es könnten also gegen 14 Mio. Bände untergebracht werden. Die logistische Infrastruktur – die Regalbediengeräte und die Förderanlagen – würden in ihrer Leistung selbst für diese Mengen genügen oder könnten leicht angepasst werden. Der Verwaltungstrakt, der dem Lagergebäude vorgelagert ist, wird ebenfalls den wachsenden Anforderungen genügen. Er wird der Einfachheit halber mit 23 m gleich hoch gebaut wie das Lagergebäude, und ein ganzes Geschoss bleibt zunächst unausgebaute Reserve. Die Kooperative Speicherbibliothek ist keine Publikumsbibliothek, auch wenn sie einen kleinen Leseraum für Besucher, die ganze Serien konsultieren wollen, aufweisen wird. Ihre primären Dienstleistungen liegen in der Erfüllung der Bestellungen, die über die teilnehmenden Bibliotheken abgewickelt werden: Ausleihen an die (und Rücklagerung von den) Bibliotheken, Erfüllung von Kopien-Bestellungen. Die beteiligten Bibliotheken schätzen, dass die Speicherbibliothek zu Beginn rund 100  000 ‚Geschäftsfälle‘ zu erfüllen haben wird, davon das Gros für die ZHB Luzern, die ihren gesamten Magazinbestand einlagern und an ihren Standorten in der Stadt Luzern nur noch Freihand-Bestände haben wird.

Abb. 9: Die Kooperative Speicherbibliothek Schweiz im Bau – Stand Mitte Oktober 2015 (links bei den Fenstern der Verwaltungstrakt, rechts zwei Drittel für den Lagertrakt) © U. Niederer.

Der Zeitplan sieht vor, dass nach Bauübergabe Ende 2015 der Betrieb im Januar 2016 aufgenommen werden wird; die Ersteinlagerung der 2,5  Mio. Bände wird etwas länger als ein volles Jahr dauern (bei einem Einschichtbetrieb mit norma-



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len Arbeitszeiten – sollte ein Mehrschichtbetrieb nötig sein, wäre er ohne Probleme möglich). Während der Ersteinlagerung erhalten die Bücher ihren definitiven Platz in den Behältern – sie werden aus konservatorischen Gründen immer im selben Behälter stehen. Damit wird sichergestellt, dass kein zu umfangreicher oder zu schmaler Band in einen Behälter kommt und entweder auf unnötige Weise hineingedrückt werden muss oder die anderen Bände zum Schwanken bringt – auch wenn die Förderanlagen und Regal­bediengeräte auf möglichst schonende Weise eingestellt sind. Die Behälter hingegen werden dynamisch gelagert werden, und zwar auf eine Weise, dass häufiger gebrauchte Behälter weiter vorne gelagert werden als seltener gebrauchte. Während dieser Zeit werden natürlich Bestellungen möglich sein! Der Normalbetrieb mit vorwiegender Erfüllung von Bestellungen und der gelegent­lichen ‚Nachschub-Ersteinlagerung‘ wird auf diese Weise ab etwa Frühjahr 2017 einsetzen. Bis dahin wird die Organisation des Betriebs, vor allem die Klärung und Implementierung der Schnittstellen zwischen den Bibliothekssystemen und dem Lagersystem sowie die Dedoublierung der Zeitschriften-Bestände vorangetrieben. Aber diese Arbeiten sind ein Thema für sich und würden eigene Artikel zur verständlichen Darstellung benötigen. Im Folgenden soll jedoch abschließend kurz auf die Frage eingegangen werden, ob eine solche technische Lösung ökonomisch überhaupt bestehen kann.

5 Fazit, oder: Rechnet sich das – Exkurs 3 Zur Beantwortung dieser Frage sind zwei Aspekte wichtig. Der erste betrifft die technischen Fakten. Zwar ist ein automatisiertes Lager ohne Zweifel aufwändiger in Erstellung und Unterhalt als ein Fachbodenregallager. Aber sowohl die Nutzung der personellen Ressourcen als auch die höhere Effizienz tragen dazu bei, dass das automatisierte Lager ökonomisch interessant wird. Es kommen drei konstruktive Merkmale hinzu, die sich direkt auf die Kosten auswirken: Erstens ist die Inertisierung in Einrichtung und Unterhalt deutlich günstiger als die Installation und der Unterhalt einer Sprinkleranlage inkl. Brandmeldern; zweitens sind bei einem Behälterlager die Behälter auf kleinen Winkeln gelagert (Abb. 9), nicht auf ganzen Tablaren – bei 110 000 Behälterplätzen ist der Unterschied bei den Kosten wegen des Stahlpreises bedeutend! Drittens schließlich ist in der Schweizer Umgebung der Preis des Grundstücks ein wichtiger Kostenfaktor – die minimale Grundfläche des automatisierten Lagers im Vergleich mit den anderen Lagertypen (vgl. oben Abb. 3) beeinflusst die Gesamtkosten gerade auch im Hinblick auf die Erweiterungen wesentlich.

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Der zweite Aspekt betrifft die detaillierte Evaluation: Harvard hat ursprünglich sehr detailliert analysiert und evaluiert, Yale hat ca. 15 Jahre später erneut sehr detailliert geprüft, Paris hat beim CTLes wiederum genau geklärt – und nun hat auch die

Abb. 10: Deutlich sichtbar sind die Winkeleisen (anstelle von Tablaren), auf denen die Behälter lagern © U. Niederer.

ZHB Luzern nochmals in allen Details abgeklärt. Ist das wirklich jedes Mal von neuem nötig? Ja, das ist die Erkenntnis auch aus einer Diskussion auf der 3rd International Conference on Repository Libraries in Kuopio 200915, wo die Luzerner Evaluation vorgestellt wurde. In der Diskussion zeigte sich, dass lokale Gegebenheiten sehr unterschiedlich sein können, wie etwa die Vorschriften und die Löhne für Aushilfen resp. Profis oder die Grundstückskosten etc. Auch im Verlauf des Planungs- und Bauprozesses ergeben sich Veränderungen, etwa beim Stahlpreis oder in den Baukosten. Deswegen lohnt ein genauer Blick auf das Gesamte der Faktoren – in der Schweiz ist daraus das automatisierte, inertisierte Lager der Kooperativen Speicherbibliothek geworden!

15 http://www.varastokirjasto.fi/kuopio3/ ist die Website der Konferenz; unter „Programm“ finden sich Links zu den meisten Vorträgen und Präsentationen (15.2.2015).



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Literatur Haslam, M. (2005). The Lied Library Automated Storage and Retrieval Unit (LASR). Library Hi Tech, 23(3), 306–312. Haslam, M., Kwon, M.-L., Pearson, M. & White, M. (2002). The automated storage and retrieval system in Lied Library. Library Hi Tech, 20(1), 71–89. Kendrick, C. L. (1999). High-density storage libraries: The Harvard Depository model. In P. Connolly (Hrsg.), Solving collection problems through repository strategies. Proceedings of an international conference held in Kuopio, Finland, May 1999 (S. 53–65). Boston Spa, UK: IFLA Offices for UAP and International Lending.

Milena Pfafferott

Brandschutz, Sicherheit und Notfallvorsorge Einleitung

Brandschutz, Sicherheit, Notfallvorsorge

Der folgende Beitrag behandelt die rechtlichen Grundlagen, Normen und Hilfsmittel, die in Bezug auf Sicherheit und Notfallvorsorge von Relevanz sind. Es geht dabei insbesondere um Personensicherheit, Bestandssicherheit und Gebäudesicherheit. Hinsichtlich der Gebäudesicherheit werden organisatorische von personenbezogenen Maßnahmen unterschieden und einerseits zwischen Neubau und Bestandsbau differenziert, andererseits die Sicherheit der Zweckmäßigkeit gegenübergestellt. Auch beim Brandschutz werden sowohl vorbeugende als auch abwehrende Maßnahmen behandelt, wobei auf das Gebäude bezogen sowohl anlagentechnische als auch organisatorische Aspekte zum Tragen kommen. Weiterhin wird die Hinzuziehung externer Partner diskutiert. Hinsichtlich der Notfallvorsorge werden allgemeine Aspekte beschrieben, darüber hinaus aber auch besondere Maßnahmen, die bereits während der Bauplanung, aber auch während der (Um-) Baumaßnahmen zu berücksichtigen sind. Fallbeispiele, in denen Probleme und deren Lösungen gegenübergestellt werden, schließen den Beitrag ab.

1 Rechtliche Grundlagen, Normen, Hilfsmittel An dieser Stelle sollen zunächst die wichtigsten Vorschriften genannt werden, die sich u. a. mit den Sicherheitsfragen eines Gebäudes befassen.

1.1 Bauordnung In der Bauordnung werden alle Aspekte von Bau- oder Umbaumaßnahmen geregelt. Inbegriffen sind Bestimmungen zur Bauabnahme und zu den Aufgaben der aufsichtführenden Institutionen. Als Grundlage für die jeweiligen bundeslandspezifischen Landesbauordnungen (LBO) fungiert die Musterbauordnung (MBO), in der Standard- und Mindestvoraussetzungen definiert werden. Dabei werden unter anderem die Feuerwiderstandsklassen von Bauteilen, die Beschaffenheit von Baumaterialien, die Standsicherheit, die Ausführung von Flucht- und Rettungswegen sowie Fragen der Baustellensicherheit betrachtet.



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Neben der MBO bzw. der geltenden LBO können Sonderbauverordnungen in Betracht gezogen werden. Für den Bibliotheksbereich sind dies die Versammlungsstättenverordnung (VStättV) und gegebenenfalls die Verkaufsstättenverordnung (VkV). Auch hier gibt es Musterverordnungen und landesspezifische Regelungen.

1.2 Arbeitsrecht In den Bestimmungen aus dem Bereich des Arbeitsrechts finden sich Hinweise auf die bauliche Ausgestaltung. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) bietet eine entsprechende Übersicht und Zugriff auf die geltenden Bestimmungen.1 Das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) definiert Pflichten des Arbeitgebers sowie Rechte und Pflichten des Arbeitnehmers in Bezug auf arbeitsschutzrelevante Fragestellungen. Zu den Pflichten des Arbeitgebers gehören beispielsweise die Durchführung einer Gefährdungsbeurteilung (§  5) oder der Schutz der Beschäftigten vor besonderen Gefahren (§  9). Letzteres kann der Arbeitgeber z.  B. durch Zugangsbeschränkungen baulicher oder organisatorischer Art realisieren, die nur von ausgewählten und unterwiesenen Beschäftigten überwunden werden können. Die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) definiert Rahmenbedingungen für das Einrichten und Betreiben von Arbeitsstätten, die Gefährdungsbeurteilung stellt den zentralen Ausgangspunkt dar (§ 3). Barrierefreie Arbeitsplätze, Instandhaltung und Wartung der technischen Einrichtungen sowie das Freihalten der Flucht- und Rettungswege oder das Bereitstellen von Erste-Hilfe-Material sind ebenfalls Bestandteile der ArbStättV. Der Nichtraucherschutz ist in § 5 geregelt. Die Notwendigkeit und Gestaltung von Sanitär-, Arbeits-, Pausen- und Erste-Hilfe-Räumen ist in §  6 verankert. Konkretisierung finden die Vorgaben der ArbStättV in den Technischen Regeln für Arbeitsstätten (ASR), unter denen aus Sicherheitssicht die folgenden besonders hervorzuheben sind: –– ASR A1.3 Sicherheits- und Gesundheitsschutzkennzeichnung –– ASR A2.1 Schutz vor Absturz und herabfallenden Gegenständen, Betreten von Gefahrenbereichen –– ASR A2.2 Maßnahmen gegen Brände –– ASR A2.3 Fluchtwege und Notausgänge, Flucht- und Rettungsplan –– ASR A3.4/3 Sicherheitsbeleuchtung, optische Sicherheitsleitsysteme –– ASR A4.3 Erste-Hilfe-Räume, Mittel und Einrichtungen zur Ersten Hilfe So wird in der ASR A2.2 unter anderem die notwendige Grundausstattung mit Feuerlöschern angegeben, die je nach Grundfläche an einer Arbeitsstätte vorzuhalten ist. 1 Vgl. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) 2015.

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Die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) regelt die Bereitstellung und die Benutzung von Arbeitsmitteln, den Betrieb überwachungsbedürftiger Anlagen sowie die Organisation des Arbeitsschutzes. Im Bibliotheksbereich können davon u.  a. Aufzugsanlagen oder Hebelschubanlagen im Magazin betroffen sein. Analog zur ArbStättV existieren ergänzende Richtlinien zur BetrSichV, die Technischen Regeln für Betriebssicherheit (TRBS). Nicht direkt den Bau oder Umbau bzw. den Gebäudebetrieb betreffend, aber trotzdem an dieser Stelle erwähnungswürdig sind das Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG) über Betriebsärzte, Sicherheitsingenieure und andere Fachkräfte für Arbeitssicherheit sowie zahlreiche Unfallverhütungsvorschriften (UVV), die ein Regelwerk der Unfallversicherungsträger darstellen. Allen voran sei die DGUV Vorschrift „Grundsätze der Prävention“ (GUV-R A1) genannt. Es gibt für nahezu jeden Berufsoder Tätigkeitszweig eine eigene UVV, die über die Datenbank der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) eingesehen werden kann.2 Ergänzt werden all diese Bestimmungen durch DIN-Normen, z. B. zur Gestaltung von Flucht- und Rettungsplänen oder zum Brandverhalten von Materialien. Für Bibliotheken und Archive stellt der DIN-Fachbericht 13 eine Richtlinie dar, die beim Neuoder Umbau von Bibliotheksgebäuden als Orientierung dienen kann.3 Dem Aspekt der Sicherungstechnik ist ein ganzes Kapitel gewidmet, wobei die Sicherung des Bibliotheksbestandes vor Diebstahl, der Brandschutz und Herausforderungen der Gebäudesicherheit im Allgemeinen thematisiert werden.

2 Facetten der Sicherheit In seiner Publikation The Ten Commandments revisited legte Andrew McDonald 2006 eine Überarbeitung der Grundsätze des Bibliotheksbaus von Harry Faulkner-Brown aus dem Jahr 1979 vor.4 Neben zahlreichen interessanten Anpassungen in Hinsicht auf Funktionalität – und nicht zuletzt neben dem „Wow“-Effekt – erweitert er den Begriff der Sicherheit auf entscheidende Weise. Bibliothekare denken beim Thema Sicherheit gerne reflexhaft an die Sicherheit der Bestände und Sammlungen und folgen damit der Herangehensweise von Faulkner-Brown. Allerdings wird kaum ein Vertreter unserer Zunft sagen wollen, dass die Sicherheit einer alten Handschrift über die Erhaltung eines Menschenlebens geht! McDonald definiert mit safe and secure einen ganzheitlichen Sicherheitsansatz, der nicht nur die Sammlungen, sondern auch die Technik, die Daten, das Gebäude und nicht zuletzt die beteiligten Personen betrifft. Darin steckt die Berücksichtigung des subjektiven Sicherheitsempfindens

2 Vgl. http://publikationen.dguv.de (11.12.2014). 3 DIN 2009: DIN Fachbericht 13. 4 McDonald 2006.



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der Personen. Besondere Bedeutung sollte diesem subjektiven Gefühl beigemessen werden, wenn Nutzer in Gebäudebereichen relativ auf sich alleine gestellt sind, z. B. zu nachtschlafender Zeit im 24-Stunden-Betrieb. Widmen wir uns daher zunächst den drei Zielen von Sicherheitsbemühungen – Personen, Bestände und Gebäude.

2.1 Personensicherheit An erster Stelle steht die Frage: Welche Personen spielen überhaupt eine Rolle für Sicherheitsbetrachtungen? Der Einfachheit halber unterscheiden wir zunächst Beschäftigte und Nutzer. Für die erste Gruppe stellt die Bibliothek eine Arbeitsstätte dar. Ein Beispiel aus der Praxis der Universitätsbibliothek Ilmenau zeigt, wie die Beschäftigten in ihrem Arbeitsalltag mit Sicherheitsfragen konfrontiert sind: Im Untergeschoss der UB befinden sich zwei Magazinräume, beide nur direkt vom Lesesaal aus zugänglich. Diese Zugänge stellen daher die einzigen Flucht- und Rettungswege in diesen Räumen dar. Das größere Magazin verfügt über zwei dieser Zugänge, wobei die Türen beidseitig mit Klinken ausgestattet waren und daher abgeschlossen werden mussten, um einen unbefugten Nutzerzugriff auf die Bestände zu verhindern. Die Magazinmitarbeiter betreten zum Ausheben oder Rückstellen der Bestände den Raum durch eine der beiden Türen. Im Laufe ihrer Tätigkeit bewegen sie sich durch den ganzen Raum und befinden sich ggf. auch am anderen Ende des Raumes, in der Nähe der noch abgeschlossenen Zugangstür. Im Fall eines Brandalarms oder Stromausfalls müssten sie entweder durch das Magazin zurück zur bereits unverschlossenen Tür oder die verschlossene Tür aufschließen, um flüchten zu können. In einer Ortsbegehung im dunklen Magazin wagten die Beschäftigten den Selbstversuch und bemühten sich, die Tür und das Schloss zu ertasten. Auf Anregung der Mitarbeiter wurden daraufhin beide Türen des Magazins auf ihrer Lesesaalseite mit Knäufen ausgestattet, müssen nun nicht mehr abgeschlossen und können von innen immer geöffnet werden. Eine andere, aber aufwändigere – und damit für die Universität kostspieligere – Lösung wäre der Einbau von Panikschlössern gewesen. Die zweite Gruppe, die der Nutzer, muss zunächst noch detaillierter betrachtet werden: Kinder verschiedener Altersstufen, Senioren, geistig und/oder körperlich beeinträchtigte Personen, Individuen und Gruppen. Alle diese Personen müssen im Notfall entweder in der Lage sein, sich selbst zu retten, oder sie müssen durch entsprechende bauliche oder organisatorische Maßnahmen gerettet werden können. Den entsprechenden Überlegungen muss bereits in der Planungsphase eines Neuoder Umbaus das Nutzungskonzept des Gebäudes zugrunde liegen. Dabei sollten nicht nur bauliche Konzepte, sondern auch Einrichtungspläne entwickelt und mit den Experten der bauausführenden Gewerke besprochen werden. Die zweite Frage lautet: Wovor müssen Personen geschützt werden? Auch hier gibt es eine einfache Antwort: vor gefährdenden äußeren Einflüssen und ihren

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Folgen. Als Richtschnur dient die Beurteilung von Gefährdungen und Belastungen in Archiven, die 2007 vom Rheinischen Gemeindeunfallversicherungsverband herausgegeben wurde und inhaltlich weitgehend auch für Bibliotheken anwendbar ist.5 Dabei beinhalten Belastungen ein Sammelsurium aus wahrnehmbaren Belastungsgrößen, z.  B. Gewicht der Bücherwagen, und nicht messbaren Belastungsfaktoren. Aus Belastungen entstehen Beanspruchungen, deren Höhe u.  a. von individuellen Voraussetzungen der betreffenden Person oder der Dauer der Belastung abhängig sein kann. Folgende Gefährdungen haben bauliche oder einrichtungsbedingte Ursachen: –– Mechanische Gefährdungen –– Elektrische Gefährdungen –– Gefahrstoffe –– Biologische Gefährdungen –– Brand- und Explosionsgefährdungen –– Thermische Gefährdungen –– Gefährdungen durch spezielle physikalische Einwirkungen –– Gefährdungen durch Arbeitsumgebungsbedingungen Diese Aspekte müssen sowohl bei der Planung und Einrichtung als auch bei einer Umnutzung berücksichtigt werden. Dabei sind einerseits die dauerhafte Umnutzung eines Bereichs, wie z. B. eine Umgestaltung der Leselandschaft oder die Umstellung von Regalen, betroffen und andererseits temporäre Nutzungsänderungen, beispielsweise die Bestuhlung der Ausstellungsfläche für eine Lesung. Problematisch werden diese Fragen, wenn existentielle Probleme ins Spiel kommen. Eine kleine Stadtbibliothek muss enorme Anstrengungen unternehmen, um für ihren bestehenden oder potenziellen Nutzerkreis attraktiv und damit für die Stadtväter lukrativ zu bleiben. Dies geht häufig nur, indem man sich durch Ausstellungen, Lesungen oder ähnliche Veranstaltungen als fester Teil der Kulturlandschaft etabliert. Was aber, wenn die Räumlichkeiten der Stadtbibliothek diese Art der Öffentlichkeitsarbeit nur bedingt ermöglichen oder – noch schlimmer – aus Sicherheitsgründen überhaupt nicht zulassen?

2.2 Bestandssicherheit Die Bestände oder Sammlungen einer Bibliothek sind schon lange nicht mehr nur gedruckte oder physische Objekte, die Sicherheit von digitalen Daten in vielfältiger Form spielt eine immer größere Rolle. Die IT-Sicherheit beinhaltet – neben der Nutzung von Spiegelservern oder Entwicklung von Back-Up-Strategien – die sichere Aufbewahrung der Rechentechnik. 5 Rheinischer GUVV 2007.



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Dazu zählen einerseits entsprechende raumklimatische Bedingungen und andererseits klassische Sicherheitsmaßnahmen wie Löscheinrichtungen oder Zutrittsregelungen zu den Räumlichkeiten mit automatisierter Erfassung von Namen und Uhrzeiten. Ferner müssen physische Objekte aufbewahrt und erhalten werden. Dafür sind Räumlichkeiten im Sinne von Lagermöglichkeiten, die ausschließlich auf die Bestandssicherung und ‑erhaltung ausgelegt sind, zweckmäßig. Diese Interessen betreffen raumklimatische Bedingungen ebenso wie Schutzmaßnahmen vor Bränden oder Wassereinbrüchen. Die Nutzung von Beständen erfordert schließlich eine Erweiterung der Schutzmaßnahmen, beispielsweise durch Diebstahlschutz oder Einbruchsicherungsanlagen. Die einzelnen Gesichtspunkte von bestandsbezogener Sicherheit sind im DIN-Fachbericht 13 hinreichend thematisiert6 und werden zum Teil in weiteren Abschnitten dieses Kapitels betrachtet.

2.3 Gebäudesicherheit Die Sicherheit von Gebäuden im Sinne der Standsicherheit, Statik, Brandfestigkeit von Wänden und Türen ist im Wesentlichen durch die MBO bzw. die geltende LBO sowie die ergänzenden Vorschriften zu Bauvorhaben abgedeckt. Bei den Umbaumaßnahmen, die von 2008–2010 in der UB Ilmenau durchgeführt wurden, sollten zahlreiche Wände und Teile der Decken zwischen den Etagen entfernt werden. Das bibliothekarische Interesse lag klar auf einer bestmöglichen Ausnutzung der Fläche und einer optimalen Aufstellung der Regale. Dem standen jedoch aus baufachlicher Hinsicht einige Statikbedenken entgegen, sodass die Regalaufstellung letztendlich den Zwängen der Bausicherheit untergeordnet werden musste.

3 Bauliche, organisatorische und personelle Maßnahmen Die Praxis zeigt, dass kaum ein Bibliotheksgebäude zum Zeitpunkt seiner Fertigstellung – oder gar noch Jahre danach – allen Aspekten der Sicherheit in vollem Umfang genügt. Diese sicherheitstechnischen Schwächen müssen mit organisatorischen oder sogar personellen Maßnahmen kompensiert werden. Bauliche Maßnahmen sind also alle Bemühungen, sicherheitsrelevante Fragen durch grundlegende Veränderungen der Gebäudesubstanz, ‑aufteilung oder Baugestaltung zu beantworten. Organisatorische Maßnahmen folgen als nächster Schritt, wenn bauliche Maßnahmen nicht greifen oder nicht möglich sind. Sie betreffen 6 DIN 2009: DIN Fachbericth 13, Kapitel 8: Sicherheitstechnik.

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z.  B. die Arbeitsorganisation oder Änderungen in der Nutzung einzelner Bereiche. Personelle Maßnahmen sind der Weg, der als letzter gewählt werden sollte, da sie die betroffenen Personen nicht nur auf der Ebene der Arbeitsorganisation tangieren, sondern beispielsweise das Anlegen von Schutzausrüstung umfassen können. Bei einem Neubau sollte der Schwerpunkt auf der Umsetzung baulicher Maßnahmen liegen, die dem Stand der Technik entsprechen und allen rechtlichen Vorschriften genügen. Trotzdem können zusätzliche Regelungen wichtig sein: Aus Sicht der Bestandserhaltung müssen Magazine möglichst kühl und dunkel gehalten sein, als Arbeitsplatz taugen sie aber aus genau diesem Grund nicht. Folglich muss über arbeitsorganisatorische Maßnahmen geregelt werden, dass keine Person dauerhaft über ihre gesamte Arbeitszeit in diesen Räumen arbeitet. Wenn bestehende Bibliotheksgebäude umgebaut oder Gebäude für eine zukünftige Nutzung durch Bibliotheken vorbereitet werden, nimmt der Umfang organisatorischer und personeller Maßnahmen zu. Eine Gefährdungsbeurteilung muss hier Klarheit schaffen, welche Maßnahmen mit welcher Priorität angegangen werden müssen.

4 Brandschutz Brandschutzmaßnahmen werden unterschieden in solche zur Vorbeugung und zur Abwehr von Bränden sowie in bauliche, anlagentechnische und organisatorische Maßnahmen. In der Bauplanung müssen bauliche und anlagentechnische Brandschutzmaßnahmen betrachtet und im Rahmen eines Brandschutzkonzeptes zu Papier gebracht werden. Dieses Konzept wird nicht durch die Bibliothek, sondern durch einen entsprechenden Fachplaner erstellt und enthält die für das Gebäude gewählten Brandschutzmaßnahmen. Baulicher Brandschutz heißt, die Entstehung und Ausbreitung eines Brandes zu verhindern und im Notfall Menschenrettung und Löscharbeiten zu ermöglichen. Die Berücksichtigung aller Aspekte beginnt bei der Wahl der Standfläche und der Art des Gebäudes und führt über die Wahl der Baumaterialien, die Festlegung von Brandabschnitten bis hin zur Planung von Flucht- und Rettungswegen. Aus Bibliothekssicht ist auch ein Teil der Einrichtung Bestandteil des Baus, z. B. Hebelschubanlagen, Regalbereiche oder festeingebaute Theken. Diese sollten nicht im Fluchtweg stehen und auch nicht die Sicht auf diesen bzw. die Erkennbarkeit der Sicherheitskennzeichnung behindern. Von jedem Standort im Gebäude aus sollte mindestens ein Fluchtweg bzw. seine Beschilderung erkennbar sein. Anlagentechnischer Brandschutz umfasst u.  a. die Installation einer Brandmeldeanlage (BMA), die Auswahl geeigneter Löschanlagen, Alarmierungssysteme, Fluchttüren, Brandschutztüren sowie Rauch- und Wärmeabzugsanlagen für das



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Gebäude. Aus Bibliothekssicht sollten die Brandmeldeanlage, die Löschanlagen und die Brandschutztüren besondere Beachtung finden.

4.1 Brandmeldeanlage Eine BMA ist ab einer gewissen Größe und Unübersichtlichkeit des Gebäudes empfehlenswert bzw. im Baurecht sogar verpflichtend gefordert. Der Vorteil einer BMA ist, dass Brandherde frühzeitig erkannt und weitere Maßnahmen eingeleitet werden können. Besonders Bereiche, in denen nicht ständig Personen unterwegs sind, sowie technische Anlagen, Lüftungsschächte o.  ä. können so gut abgedeckt werden. Es ist zu unterscheiden, ob bei Auslösen eines Alarms direkt eine Alarmierung bei der zuständigen Leitstelle eingeht oder ob es sich zunächst um einen Hausalarm handelt, dessen Ursache vor Alarmierung der Feuerwehr geklärt werden kann. Problematisch bei allen Arten der Alarmierung sind Fehlalarme oder böswillig verursachte Alarme (z. B. durch das grundlose Betätigen von Handfeuermeldern), die letztlich dazu führen, dass die anwesenden Personen die Alarmierung nicht mehr ernst nehmen. Bei automatischer Weiterleitung an die Feuerwehr können im Falle eines Fehlalarms teilweise hohe Kosten entstehen. Die Alarmierung der anwesenden Personen sollte unbedingt so erfolgen, dass auch Personen mit Hör- oder Seheinschränkungen aufmerksam werden.

4.2 Löschanlagen Sowohl für automatische als auch für manuell zu bedienende Löschanlagen stellt sich die Frage des geeigneten Löschmittels. Bei Technikräumen oder Räumen, in denen sensible Bestände aufbewahrt werden, sollte auf Wasser verzichtet werden. Hier können Gaslöscher oder Gaslöschanlagen genutzt werden. Bei automatischen Anlagen ist zu beachten, dass eine Reduktion des Sauerstoffs in der Atemluft für anwesende Personen gefährlich sein kann. Für Personen unbedenklich sind Sprinkleranlagen, die nur lokal im Umkreis eines Rauchmelders ausgelöst werden und damit keinen großen Schaden am Gesamtbestand verursachen. Vielfach wird heutzutage eine Technik eingesetzt, die Wasser in feinem Sprühnebel aussetzt und somit für eine Kühlung der Raumtemperatur sorgt, ohne allzu großen Wasserschaden zu verursachen. Im Lesesaal sollte auf Pulverlöscher verzichtet werden, da deren Benutzung eine starke Verunreinigung angrenzender Bereiche und Bestände zur Folge hat.

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4.3 Brandschutztüren Brandschutztüren sind essentielle Bestandteile des Gebäudes, sobald Brandabschnitte existieren oder gesicherte Treppenräume vorhanden sind. Befinden sich diese Türen auf Hauptlauf- oder ‑transportwegen, so ist zu überlegen, die Türen mit einer Feststelleinrichtung zu sichern, die im Falle eines Brandalarms automatisch gelöst wird. So wird das Festklemmen der Türen mit Keilen oder ähnlichen Werkzeugen vermieden. Organisatorischer Brandschutz schließlich umfasst Maßnahmen zur Information und Unterweisung der Mitarbeiter, innerbetriebliche Regelungen für das Verhalten im Brandfall sowie Aushänge im internen und öffentlichen Bereich der Bibliothek, wobei ergänzende Vorschriften befolgt werden müssen. So wird die Gestaltung von Flucht- und Rettungsplänen beispielsweise in der ASR A1.3 und der ASR A2.3 geregelt.

5 Notfallvorsorge Notfallplanung im klassischen Sinne befasst sich primär mit der Rettung oder Sicherung von Beständen. Fragen der alltäglichen Bestandserhaltung bleiben an dieser Stelle ausdrücklich ausgeklammert. Es bleiben zwei Aspekte übrig: bauliche Konzepte zur Vorbeugung von Notfällen und bauliche Lösungen, um im Falle eines Notfalls etwas unternehmen zu können. Baubezogene Vorbeugung von Notfällen sollte u. a. die folgenden Punkte berücksichtigen: –– Wahl des Standortes: geografische Lage, gesellschaftliches Umfeld, Zugang für Rettungskräfte, Gefährdung durch Fl-+üsse, Wettereinflüsse, Erdbeben o. ä. –– Gestaltung des Gebäudes: Anzahl der Etagen über- und unterirdisch, Dachkonstruktion, Flucht- und Rettungswege sowie mögliche Transportwege, bauliche Maßnahmen gegen mögliche äußere Gefährdungen –– Anordnung und Gestaltung von Nutzungsflächen –– Haustechnik, Sanitärtechnik, Wasserleitungen im Gebäude und in Bezug auf die geplante Nutzung der Bereiche –– Sicherheitseinrichtungen: Diebstahlsicherungen, Einbruchmeldeanlagen, Fluchttüren mit akustischen Türwächtern, Brandmeldeanlage, Löschanlage Grundsätzlich können alle Aktivitäten, die mit Umbau- oder Reparaturarbeiten im Gebäude zu tun haben, eine Gefährdung für Personen oder Bestände oder einfach nur ein Ärgernis darstellen. So kann Staub, z. B. infolge des Einreißens einer Wand, die automatische Brandmeldeanlage auslösen, oder die Arbeiten in einem Gebäudeteil machen nicht nur diese Bereiche temporär unbenutzbar, sondern auch die dort befindlichen Flucht- und Rettungswege.



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Welche bestehenden baulichen Rahmenbedingungen können nun im Notfall eine Rolle spielen? Bei einem Wasserschaden sind wichtige erste Schritte die Sicherung der noch unversehrten Bestände, z. B. durch Abdecken oder Entfernen aus der Gefahrenzone, die Bestandsaufnahme der beschädigten Materialien sowie deren Erstbehandlung. Aus bibliotheksbaulicher Sicht sind notwendig: –– guter Zugang zu den betroffenen Bereichen, –– nutzbare Transportmöglichkeiten innerhalb des Gebäudes, –– Räumlichkeiten zur temporären Lagerung, –– Sichtung und Aufbewahrung der betroffenen und der noch unversehrten Bestände. Vor allem die Räume für die feuchten oder nassen Bücher sollten so gestaltet sein, dass sie Schimmelbildung nicht befördern und sich leicht reinigen lassen. Ein weiteres Szenario sei an dieser Stelle noch erwähnt, wenngleich es eher in den Bereich der Bestandserhaltung fällt: Anlieferungen fremder Bestände oder von Beständen aus Außenmagazinen sollten – wenn räumlich möglich – in einem abgetrennten Raum, einem sogenannten Schwarzraum, gesichtet werden, um etwaige mikrobielle Gefahr frühzeitig zu entdecken und nicht in den normalen Bestand einzuschleppen.

6 Fazit Sicherheit hat viele Facetten. An erster Stelle stehen Personen – Mitarbeiter und Besucher oder Nutzer der Bibliothek. Die Bestände müssen sowohl im Sinne der Bestandserhaltung als auch durch Sicherheitstechnik berücksichtigt werden. Aus rein technischer Sicht steht die Gebäudesicherheit über allem, geltende baurechtliche Anforderungen müssen erfüllt werden. Nur ein sicheres Gebäude ist ein sicherer Aufenthaltsort für Personen bzw. ein sicherer Aufbewahrungsort für Bestände. Oftmals bewegt sich die Realität im Spannungsfeld zwischen finanziellen, betrieblichen, organisatorischen und sicherheitstechnischen Herausforderungen. Eine Kombination aus technischen oder baulichen sowie organisatorischen und personellen Maßnahmen kann helfen, diesem Spagat gerecht zu werden. Die sorgfältige Beurteilung der örtlichen Gegebenheiten ermöglicht schließlich die Herleitung essentieller Konzepte zur Notfallvorsorge und zum Notfallmanagement.

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 Milena Pfafferott

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Brandschutz, Sicherheit, Notfallvorsorge 

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Christine Sauer

Klimaregulierung Bau- und Klimakonzepte für Räume zur Aufbewahrung, Nutzung und Präsentation von Altbeständen

Einleitung Unter den in Bibliotheken aufbewahrten Beständen können sich Sammlungen befinden, für die aufgrund des Alters, des Wertes, der Einmaligkeit, der lokalen, regionalen oder nationalen Bedeutung sowie eines besonderen Auftrages eine möglichst langfristige Erhaltung für zukünftige Generationen die höchste Priorität hat. In der Regel handelt es sich dabei um Kulturgüter wie mittelalterliche und neuzeitliche Handschriften sowie Drucke aus vorindustrieller Produktion; dazu können Grafiken, Karten, Autografen oder Vor- und Nachlässe aus allen Epochen kommen. Gerade diese Objekte werden oft als Leihgaben für Wechselausstellungen in musealen Kontexten angefragt und präsentiert. Dafür wie auch für die Lagerung und die Benutzung in Lesesälen müssen dem Erhalt dienende und Schädigungen vermeidende Raum- und Klimabedingungen definiert und eingehalten werden. Es ist mittlerweile eher wahrscheinlich, dass Verantwortliche für Alt­bestände und Sondersammlungen in ihrer jeweiligen Amtszeit auch mit Entscheidungen zur Sanierung oder zum Um- oder Neubau der betreffenden Räumlichkeiten konfrontiert werden.1 Dazu tragen nicht nur die Lebenszyklen von Baumaterialien und technischen Anlagen bei – für letztere steht z. B. alle 15 bis 20 Jahre eine Erneuerung an –, sondern auch der zunehmende Zwang zur Einsparung von Energie entweder wegen der anfallenden Kosten oder wegen eines veränderten Umweltbewusstseins. Schon bei Eingriffen in die Regulierung oder die Laufzeiten von raumlufttechnischen Anlagen müssen die Zuständigen die Konsequenzen für die betroffenen Bestände absehen und gegebenenfalls Nachrüstungen etwa für die Gebäudehülle fordern können, um die für den Erhalt der Objekte notwendigen Klimavorgaben zu halten. Sie sind dabei nicht nur auf die Materialkenntnisse von Restauratoren angewiesen, sondern auch auf Architekten, Bauphysiker und Klimaingenieure. Letztere sind in der Regel nicht mit Bibliotheksbauten und ihren besonderen Erfordernissen vertraut und müssen für die jeweils individuellen Anforderungen bei Altbeständen sensibilisiert werden.2 Es gibt bei diesen komplexen Zusammenhängen keine einfachen und vor allem keine grundsätzlich von einer Institution auf die andere übertragbaren Lösungen.

1 Siehe dazu die grundlegenden Überlegungen bei Burmester 2000. 2 Grundlegend zu Planung und Bau: DIN 2009; DIN 2005: DIN ISO 11799; DIN 2014.



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1 Bibliotheksbau und Klima Museen, Archive und Bibliotheken mit Archivfunktionen dienen der langfristigen Aufbewahrung von Kulturgütern; die jeweils genutzten Gebäude und technischen Anlagen müssen daher prinzipiell dieselben Anforderungen erfüllen. Mit der Verpflichtung zu Dauer- und Wechselausstellungen verfügen Museen jedoch über einen höheren Anteil an Präsentationsflächen. Umgekehrt fällt das Bibliotheken und Archiven anvertraute Sammlungsgut in der Regel einheitlicher aus und konzentriert sich auf die organischen Materialien Papier, Pergament, Leder und Holz. Erste Erfahrungen mit einem künstlich stabil gehaltenen Raumklima konnten in einer Extremsituation gewonnen werden, nämlich in den unterirdischen Kunstschutzräumen während des Zweiten Weltkriegs, deren relative Luftfeuchte durch Heizung und Lüftung heruntergedrückt und konstant gehalten werden musste; für den Manod-Stollen in Wales werden 17°  C und 58  %  rF, für den Kunstbunker im Nürnberger Burgberg 18° C und (der bereits gefährlich hohe Wert von) 70 % rF genannt.3 Mitte der 1960er Jahre war der Einbau raumlufttechnischer Anlagen zum Standard geworden, um in Depots und Magazinen ein konstantes und von den Bedingungen des jeweiligen geophysikalischen Standortes abgekoppeltes Raumklima zu erzeugen.4 1971–73 entstand der erste Archivbau, der dasselbe Ziel mit passiver Klimatisierung und mit minimiertem Technikeinsatz zu erreichen versuchte: Der 2009 zerstörte Gebäudekomplex des Stadtarchivs Köln wurde zu einem Modell auch für Bibliotheksneubauten. Um auf eine kosten- und störanfällige Technik verzichten zu können, ist die Gebäudehülle in massivem und temperaturträgem Vollziegelmauerwerk von 49 cm Dicke ausgeführt und mit einer vorgehängten Fassade als Temperatur- und Witterungsschutz verkleidet worden. Das Außenklima wirkte sich dadurch nur verzögert und gemildert auf das Innenklima aus; zur Regulierung von Spitzenwerten dienten im Sommer Fensterschlitze, die eine Querlüftung mit Durchzug ermöglichten, sowie im Winter eine Heizung. Eine Übernahme aus dem Museumsbereich stellt dagegen die eigentlich zum Kondensationsschutz und zur Trocknung erdberührender Mauerteile in historischen Gebäuden eingesetzte Wandtemperierung dar. In unterschiedlicher Kombination mit modernen Baumaterialien finden die geschilderten aktiven und passiven Maßnahmen Einsatz in Museums-, Archiv- und Bibliotheksbauten, wobei unter dem Druck

3 Burmester 2000, S. 12 f.; Seiderer 2004, bes. S. 44 f. 4 Zum Folgenden siehe Sagstaetter 2004. Für eine Zusammenfassung aktiver und passiver Baumaßnahmen siehe auch Kotterer 2004. Zur Temperierung zuletzt Fuhrmann 2014. Für internationale Beispiele mit passiver Klimatisierung zuletzt Ryhl-Svendsen et al. 2013.

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von Kosteneinsparungen und aus Verantwortung gegenüber der Umwelt intelligente Lösungen mit minimiertem Energieeinsatz in den Vordergrund treten.5

2 K  limastandards für Magazine, Ausstellungsräume und Lesesäle In den 1990er Jahren sind die Sollwerte von 50 % rF und 20° C, die seit 1960 als international anerkannte Standards für das Raumklima in Museen, Archiven und Bibliotheken gehandelt worden waren, als Missverständnis ohne wissenschaftlich belastbares Fundament entlarvt worden.6 Seitdem wird über die Bedeutung eines stabilen Raumklimas für den Erhalt von beweglichen Kunstobjekten diskutiert. Dieser Kontroverse um das sogenannte Plus/Minus Dilemma haben Bestrebungen um die Nachhaltigkeit von Kultureinrichtungen, die durch steigende Energiekosten und ein wachsendes Umweltbewusstsein ausgelöst wurden, zusätzliche Brisanz verliehen.7 Als Leitgröße für hygroskopische Materialien trat dabei die relative Luftfeuchte in den Vordergrund: Während über die Grenzwerte von 40 % rF (bei Unterschreitung können irreversible mechanische Schäden durch Schwund bis hin zum Reißen auftreten) und 60 % rF (Überschreiten führt zu biologischen Schäden durch Schimmelbefall) Einigkeit besteht, sind zulässige Schwankungsbreiten und ‑frequenzen umstritten. Auf zwei Wegen versucht man diese zu bestimmen: durch Ableitung von den Ermüdungsbruchgrenzen einzelner Werkstoffe (yield strain) sowie durch Ermittlung der höchsten Abweichungen, denen Objekte sich in ihrem jeweiligen historischen Umfeld anpassen mussten (proofed fluctuations).8 Empfiehlt die internationale Norm DIN ISO 11799 Anforderungen an die Aufbewahrung von Archiv- und Bibliotheksgut von 2005 für Altbestände aus Pergament und Leder einen engen Korridor von 50–60 % rF mit Abweichungen von maximal +/- 3 % 5 Siehe dazu den folgenden Abschnitt zu Klimastandards; passive Klimatisierungsstrategien gehören mittlerweile zum Anforderungskatalog aller mit der Nachhaltigkeit von Museen befassten Stellungnahmen. 6 Burmester 2000; Kotterer 2004. 7 Siehe dazu das Postscript zu einem Roundtable-Gespräch mit mehr als 600 anwesenden Spezialisten in Milwaukee, USA, am 13. Mai 2010: The Plus/Minus Dilemma: the way forward in environmental guidelines. Eine gute Zusammenfassung mit wichtigen Hinweisen zur Präzisierung der Diskussionsinhalte findet sich auf der Homepage des renommierten Doerner Instituts, http://www. doernerinstitut.de/de/projekte/Bizot/bizot_1.html (16.10.2015). Einen aktuellen Einblick in Facetten des Themas bietet der Postscriptband einer ebendort 2012 veranstalteten Tagung, siehe Ashley-Smith et al. 2013. 8 Überblick bietet Bratasz 2013. Aufzeichnungen über die Innenraumumgebung, in der eine Sammlung in der Vergangenheit gelagert wurde, liegen der Europäischen Norm EN 15757:2010 in ihren Empfehlungen für das Raumklima neu zu errichtender Depots zugrunde, siehe DIN, Deutsches Institut für Normung. Normenausschuss Bauwesen 2010 und DIN 2014, S. 1–8.



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pro Stunde, so gehen neuere Richtlinien für Lagerung und Ausstellung von keiner Gefährdung der meisten Kunstobjekte bei Kurzzeitschwankungen von +/- 10 % rF aus; als Ausnahmen werden dabei empfindliche Objekte wie z. B. illuminierte Handschriften genannt.9 Dagegen plädiert das Doerner Institut München in der Stellungnahme Stable is save. Die Münchner Positionen zu Klima und Kulturgut aus Mangel an ausreichender Grundlagenforschung zu den Auswirkungen von Feuchteschwankungen auf historisch gealterte hygroskopische Materialien und vor allem zum Verhalten unterschiedlicher Werkstoffe im Verbund für ein Festhalten an Vorgaben zu einem stabilen Raumklima mit sehr eng gefassten Kurzzeitschwankungen pro Stunde, Tag und Woche.10 Bei Leihanfragen, in internationalen Kontakten oder im Rahmen der Revision der derzeit noch geltenden internationalen Norm DIN ISO 11799:2005 können sich Bibliotheken der Auseinandersetzung mit dem ‚entspannteren‘ Umgang mit Klimaschwankungen nicht entziehen.11 Genauer als bisher werden sie prüfen müssen, ob das garantierte Raumklima im Ausstellungsraum mit dem jeweiligen Magazinklima übereinstimmt bzw. wie eine Übereinstimmung hergestellt werden kann. Trotz aller Diskussionen im Detail werden auch in Zukunft für die Aufbewahrung, Präsentation und Nutzung von Altbeständen Sollwerte gelten, die sich nicht wesentlich von den heute bereits bestehenden Empfehlungen unterscheiden dürften.12 Die genaue Festlegung und die Angaben zu den zulässigen Schwankungsbreiten und ‑frequenzen werden jedoch das Ergebnis einer komplexeren Abwägung verschiedener Risiken sein: Die Daten werden aus der Kenntnis der in den Sammlungen vorhandenen Werkstoffe, einer Betrachtung der Schwankungen von Temperatur und relativer Luftfeuchte, der die Objekte in der Vergangenheit ausgesetzt waren, sowie der bau9 DIN 2005: DIN ISO 11799, hier Tabelle B. – Die „American Society of Heating, Refrigerating, and Air-Conditioning Engineers“ (ASHRAE), Applications Handbook, Chapter 21, ordnete 2007 Museen, die Kurzzeitschwankungen von +/-  10  %  rF garantieren können, der sehr guten Class of control „A“ zu. Diese „classes of control“ sind inzwischen z. B. auch in die „Environmental Guidelines for Museums“ des Canadian Conservation Institute eingegangen, siehe dazu Grattan & Michalski 2013. Für Ausstellungen veröffentlichte die Bizot-Gruppe 2012 „Interim Guidelines“, die für hygroskopische Materialien ein stabiles Raumklima innerhalb der Korridore von 40–60 % rF und 16–25° C mit täglichen Schwankungen von +/- 10 % rF vorsehen; diesen Empfehlungen hat sich im September 2014 das „International Institute for Conservation of Artistic and Historic Works“ (IIC) angeschlossen, siehe International Institute for Conservation of Historic and Artistic Works 26. September 2014. 10 Siehe dazu http://www.doernerinstitut.de/de/projekte/Bizot/bizot_1.html (16.10.2015). Ähnliche Bedenken bereits bei Herdin 2012. Zu einer detailliert ausgearbeiteten Empfehlung siehe Burmester 2000, Tabelle 3. 11 Zu einer ersten Reaktion siehe National and State Libraries Australasia. Storage Management Working Group 2014. Zur Revision der DIN ISO 11799 siehe http://www.restauratoren.de/wir-ueberuns/europa/centc-346.html (16.10.2015). 12 Insofern sind die Aussagen vorhandener Standards wie DIN ISO 11799:2005 (DIN, Deutsches Institut für Normung 2005) oder der DIN Fachbericht 13:2009-11 (DIN, Deutsches Institut für Normung 2009) nicht falsch; dasselbe gilt für Handbuchartikel wie Glauert 2009.

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lichen und anlagentechnischen Gegebenheiten, deren Optimierungsmöglichkeiten und den damit verbundenen Kosten bzw. den daraus resultierenden Umweltbelastungen gewonnen werden.

3 D  as Beispiel der Sanierung des Luitpoldhauses für die Aufnahme der Altbestände der Stadtbibliothek Nürnberg Die Stadtbibliothek Nürnberg entstand 1973 aus der Vereinigung der 1370 erstmals erwähnten wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Nürnberg und der aus der Volksbildungsbewegung Ende des 19. Jahrhunderts hervorgegangenen Volks- oder Stadtbücherei (auf die 2011 noch die Zusammenlegung mit dem Bildungszentrum, der Nürnberger Volkshochschule, zum Bildungscampus Nürnberg folgte).13 Die Medien verblieben an ihren jeweiligen, rund 750 m voneinander entfernten Standorten, die Magazinbibliothek im 1956 bezogenen Pellerhaus und die in Freihand aufgestellten Bestände der Öffentlichen Bibliothek im 1911 eingeweihten, 1945 zerstörten und 1955 um zwei Stockwerke verkürzt wiederaufgebauten Luitpoldhaus. Erst im Oktober 2012, und damit fast 50 Jahre nach der organisatorischen Vereinigung, gelang die räumliche Zusammenführung in zentraler Lage in der Innenstadt. Das Luitpoldhaus wurde 2009 bis auf die Umfassungsmauern abgerissen, sodann um zwei Etagen aufgestockt und um einen Anschluss an das benachbarte, seit 1983 von der Bibliothek mitgenutzte Katharinenkloster erweitert. Im sanierten Gebäude konnten auch die für die Altbestände benötigten Räume untergebracht werden: Zwei Magazinräume im 2. Obergeschoss und in einem Untergeschoss, ein Lesesaal und ein Ausstellungskabinett. Die Planungen für diese Räumlichkeiten mit ihren sensiblen, von restlichen Flächen im Luitpoldhaus abweichenden Anforderungen an Raumklima, Brandschutz und Sicherheit wurden bereits 2006 aufgenommen. Der aufgrund von Bauverzögerungen ungewollt lange Vorlauf wirkte sich vorteilhaft auf Planung und Umsetzung aus: In intensivem Dialog zwischen Bauherr, Architekt, Bauphysiker, Anlagentechnikern und (Gebäude-) Nutzern – vertreten durch die Sammlungsleitung und zwei Restauratorinnen – gelang eine integrale Gebäudeplanung, in deren Zentrum stets die Bedürfnisse der als Altbestand definierten Medien standen.14

13 Siehe dazu die Beiträge in Sauer (Hrsg.) 2013. 14 Zum Projekt siehe Anlauft et al. 2013; Generalsanierung und Umbau des Luitpoldhauses für die Stadtbibliothek Nürnberg. Schlussbericht (Förderkennzeichen: 0327431A). Zur Notwendigkeit und Schwierigkeit einer integralen Planung siehe auch Burmester 2000.



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Beteiligte an der Sanierung des Luitpoldhauses der Stadtbibliothek Nürnberg: –– Projektleitung: Hochbauamt der Stadt Nürnberg –– Architekt: Baum Kappler Architekten (Nürnberg) –– TGA: ZWP-Ingenieur AG (München) –– Bauklimatik und thermische Simulationen: Ingenieurbüro für Bauphysik Wolfgang Sorge (Nürnberg) –– Hygrische und Strömungssimulationen: Technische Universität Dresden, Institut für Bauklimatik –– Tragwerksplanung: Prof. Pfeiffer und Partner Ingenieurbüro für Tragwerksplanung (Darmstadt) –– Geothermische Grundwassernutzung: Gibs geologen + ingenieure (Nürnberg) –– Intensivmonitoring: Fachhochschule Nürnberg, Institut für Energie und Gebäude –– Entwurf Ausstellungsraum: kochbuero, Nürnberg –– Vitrinen im Ausstellungraum: Meyvaert, Gent Als glücklicher Umstand erwies sich dabei, dass bereits im Vorfeld die historischen Sammlungen vom restlichen Magazinbestand physisch getrennt worden waren und die mittelalterlichen und neuzeitlichen Handschriften, die vor 1840 erschienenen Drucke sowie eine Karten- und Autografensammlung in eigenen Räumen aufgestellt werden konnten.15 Nur für diese rund 115 000 Medien sollten besonders strenge Vorgaben gelten, die die Magazine für den übrigen, rund 280  000 ME umfassenden Bestand mit einem Erscheinungsjahr ab 1841 nicht zu erfüllen haben.16 Für das über sechs Jahrhunderte in enger Verflechtung mit dem lokalen Umfeld zusammengetragene schriftliche Kulturgut der Stadt Nürnberg mit rund 3 200 mittelalterlichen und neuzeitlichen Handschriften und fast 2 100 Wiegendrucken sind auf der Grundlage damals vorliegender Empfehlungen Sollvorgaben von 50  %  rF und 18°  C gewählt worden. Innerhalb von sehr eng gefassten Schwankungsbreiten und ‑frequenzen wurden ein jahreszeitliches Gleiten der Temperatur in einem Korridor von 15 bis 22° C mit einer begrenzten Anzahl von Sommertagen mit bis zu 24° C und ein gleitender Übergang der relativen Feuchte in einem Korridor von 45  % und 55  %  rF zugelassen.17 Einvernehmlich forderte die Stadtbibliothek als Nutzer und das städtische Hochbauamt als Bauherr von Anfang an eine Umsetzung der strengen Vorgaben zum Raumklima mit passiven Klimatisierungsstrategien. Zusätzlich zu den Klimasollwerten 15 Die Magazinräume im Pellerhaus waren nicht klimatisiert. Das Außenklima setzte sich zeitversetzt in die Innenräume fort, die relative Luftfeuchte konnte im Sommer durch Entfeuchten auf Werten unter 60  %  rF gehalten werden, und ein Befeuchten war im Winter nur im Handschriftenmagazin möglich. 16 Vier unterirdische, mit einer Fahrregalanlage und einer Klimaanlage ausgestattete Magazine; beim Raumklima werden Kurzzeitschwankungen und jahreszeitliches Gleiten zugelassen. 17 Orientierung lieferten: DIN 2005: DIN ISO 11799:2005, Anhang B, die Empfehlungen der ASHRAE (s. Anm. 9) und Burmester 2000, S. 23 mit Tabelle 3.

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Tab. 1: Klimavorgaben der Stadtbibliothek Nürnberg, Magazine. Zielwert der relativen Luftfeuchte

Zielwert der Temperatur

50 % +/- 5 % Änderung der relativen Luftfeuchte: 1 Stunde < 2 % 1 Tag < 3 % 1 Woche < 5 % 1 Monat < 5 %

18° C Änderung der Temperatur: 1 Stunde < 1° C 1 Tag < 1° C

Dabei keine mit den Jahreszeiten gleitende relative Luftfeuchtigkeit über den Korridor von +/-5 % hinaus.

Ein jahreszeitliches Gleiten der Temperatur ist zwischen 15° C und 22° C möglich. Maximal 24° C sind für eine begrenzte Anzahl von Stunden in den Sommermonaten möglich.

1 Monat

< 2° C

erlaubten weitere Angaben zur Nutzung der Magazine (1 Person 2 h pro Tag) und zur Belegung (Objekte in 2,2 km Länge und mit einem Gesamtgewicht von ca. 60 t) die Durchführung umfangreicher thermischer und hygrischer Simulationen, mit deren Hilfe Vorgaben sowohl zur baulichen Qualität der Raumumschließungsflächen als auch zur kontrollierten Be- und Entlüftung und zur Dimensionierung des Temperiersystems und der Lüftungsgeräte gewonnen werden konnten, die dann in die Bau- und Fachplanung18 einflossen : –– Massive Raumbegrenzungen aus Kalksandstein (bestehendes Mauerwerk im 2. OG) und aus Stahlbeton (unter der Erde gelegener Neubau; Entzug der Baufeuchte mittels Industrietrockner noch in der Rohbauphase) mit Dämmung der Gebäudeaußenwände 20 cm (im erdberührenden Bereich 16 cm) –– Fensterlose und fugendichte Ausführung der Magazinräume und Dämmung 10  cm außen an allen Raumbegrenzungsflächen, um das Binnenklima vom Außenklima abzukoppeln –– Absorptiver Kalkputz 20–30 mm an den Magazinwänden als Feuchtepuffer –– Temperierung der Wandflächen durch unter Putz verlegte Kapillarrohrmatten; Kühlung und Heizung mit Grundwasser –– Je ein dezentrales Lüftungsgerät (120 m³/h) für die aufgrund des geringen Publikumsverkehrs sehr niedrige Luftwechselrate von 0,1 h-1 –– Impulsreiche Lüftung zur Vermeidung von zu hohen Feuchtewerten in weniger von Frischluft durchströmten Bereichen –– Beleuchtung mit minimierter Leistung 17F

Die Simulationen bestätigten u. a., dass die Masse der aus hygroskopischen Materialien bestehenden Bücher als Feuchtepuffer einen wesentlichen Beitrag zur Stabi18 Ein Zusammenspiel ähnlicher baulicher und anlagentechnischer Maßnahmen schildert Klemm 2013.



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lisierung des Raumklimas leistet; dem absorptiven Kalkputz kommt dagegen eine untergeordnete Bedeutung zu. In den Räumen angebrachte Sensoren mit hoher Messgenauigkeit erlauben die notwendige, engmaschige Kontrolle des Raumklimas; der Drift der Fühler muss jedoch regelmäßig und mit einem vergleichsweise hohen Kostenaufwand geprüft und korrigiert werden. Die nach zwei Jahren vorliegenden Messreihen belegen die Einhaltung der geforderten Sollwerte; lediglich in den Sommermonaten müssen momentan zusätzlich je zwei bewegliche Geräte zur Entfeuchtung eingesetzt werden (wegen der Restbaufeuchte im unterirdischen Magazin und wegen undichter, nachträglich zu schließender Leckagen im Obergeschoss). Für Lesesaal und Ausstellungsraum wurden die Raumhüllen in derselben Form ausgeführt; aufgrund der höheren Besucherfrequenz und der damit höheren Luftwechselrate kommt hier jedoch ein innovatives und energieeffizientes Lüftungsgerät mit adiabatischer Verdunstungskühlung, sorptiver Entfeuchtung und einer Regeneration der Salzlösung mittels Solarwärme zum Einsatz. Als Zugeständnis an die Nutzer weichen die Sollvorgaben leicht von den Magazinen ab, sind aber an diese gekoppelt zur Vermeidung von Sprüngen in Temperatur und Feuchte beim Ausheben und Bereitstellen der Objekte. Die Reduktion der für Lesesäle charakteristischen Fensterfronten auf ein Minimum in Form schmaler Fensterschlitze war dabei ein Zugeständnis, um den Energiebedarf der Lüftungseinheit zu minimieren. Dem Architekturbüro gelang es schließlich, die besonderen Raumfunktionen in die Gestaltung der äußeren Gebäudehülle zu integrieren. Weil sich im nur rund 50 m2 großen Ausstellungskabinett bei Besuchergruppen die relative Luftfeuchte nicht kontrollieren lässt, wurde in diesem Raum die Temperatur zum Leitwert: Diese soll durch die Lüftungsanlage möglichst konstant gehalten werden. Luftdicht schließende Vitrinen, in denen durch Einlage von konditionierten ProSorb-Kassetten ein vom Raum abgekoppeltes Mikroklima mit konstanter Luftfeuchte erzeugt werden kann, erlauben die Präsentation hochsensibler Objekte wie illuminierter Handschriften.19

4 Fazit Das sanierte Luitpoldhaus der Stadtbibliothek Nürnberg bietet somit ein Beispiel für unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeit und Energieeffizienz realisierte Räume zur Aufbewahrung, Nutzung und Präsentation von Altbeständen. Eine Ertüchtigung der Raumhüllen durch Fugendichtigkeit, Dämmung und Temperierung in Kombination mit minimierter und innovativer Anlagentechnik reicht für die Einhaltung von

19 Damit wird eine der Empfehlungen für Museen erfüllt, deren Raumlufttechnik die vorgegebenen Raumklimawerte nicht konstant halten kann; siehe Burmester 2000.

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stabilen Klimavorgaben mit minimalen Kurzzeitschwankungen und einer jahreszeitlichen Fluktuation in einem engen Temperatur-Korridor.

Literatur und Internetquellen Anlauft, E., Meinhold, U., Wagner, M. & Wenzel, U. (2013). Die energetische Sanierung der Stadtbibliothek Nürnberg: Entwicklung des Energie- und Klimakonzepts mittels hygrothermischer Gebäudesimulation. Bauphysik, 35(4), 266–279. Ashley-Smith, J., Burmester, A. & Eibl, M. (Hrsg.) (2013). Climate for collections. Standards and uncertainties: Postprints of the Munich Climate Conference 7 to 9 November 2012. London: Archetype Publ. http://www.doernerinstitut.de/downloads/Climate_for_Collections.pdf (16.10.2015). Bratasz, Ł. (2013). Allowable microclimatic variations in museums and historic buildings: Reviewing the guidelines. In J. Ashley-Smith, A. Burmester & M. Eibl (Hrsg.), Climate for collections. Standards and uncertainties, (S. 11–19). London: Archetype Publ. Burmester, A. (2000). Die Beteiligung des Nutzers bei Museumsneubau und ‑sanierung: Risiko oder Notwendigkeit? Oder: Welche Klimawerte sind die richtigen? In Fachinstitut Gebäude-Klima, Raumklima in Museen und historischen Gebäuden [Kongress der Arbeitsgruppe „Raumklima in Museen“.] (S. 9–24). Bietigheim-Bissingen: Fachinstitut Gebäude-Klima. DIN, Deutsches Institut für Normung (2005). DIN ISO 11799, Norm: Information und Dokumentation: Anforderungen an die Aufbewahrung von Archiv- und Bibliotheksgut. Berlin: Beuth. DIN, Deutsches Institut für Normung (2009). DIN Fachbericht 13, Bau- und Nutzungsplanung von Bibliotheken und Archiven (3. Aufl.). Berlin: Beuth. DIN, Deutsches Institut für Normung (2014). Erhaltung des kulturellen Erbes. Berlin: Beuth (DIN-Taschenbuch 409). DIN, Deutsches Institut für Normung. Normenausschuss Bauwesen (2010). Erhaltung des kulturellen Erbes: Festlegungen für Temperatur und relative Luftfeuchte zur Begrenzung klimabedingter mechanischer Beschädigungen an organischen hygroskopischen Materialien. DIN EN 15757; Deutsche Fassung EN 15757:2010; [ICS 97.195]. Berlin: Beuth. Fuhrmann, C. (Red.) (2014). Die Temperierung: Beiträge zum aktuellen Forschungsstand; Tagungsband zum Internationalen Kolloquium im Kloster Benediktbeuern am 12. November 2012, veranstaltet von der Landesstelle für die Nichtstaatlichen Museen in Bayern, im Rahmen des Forschungsprojekts „Sammlungen Erhalten: Die Temperierung als Mittel der Präventiven Konservierung in Museen – Eine Bewertung“. München: Volk. Glauert, M. (2009). Klimaregulierung in Bibliotheksmagazinen. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken bauen und ausstatten (S. 158–173). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc. hu-berlin.de/miscellanies/bibliotheksbau-30189/158/PDF/158.pdf (16.10.2015). Grattan, D. & Michalski, St. (8. Oktober 2013). Environmental Guidelines for Museums. http://www. cci-icc.gc.ca/resources-ressources/carepreventivecons-soinsconspreventive/enviro-eng.aspx (16.10.2015). Herdin, M. (2012). Von Vermutungen, Wissen, Nachlässigkeit und Verantwortung. Gedanken zu Klimavorgaben und Energieeinsparungen in Museen. Restauro, 118(7), 61–69. International Institute for Conservation of Historic and Artistic Works (26. September 2014). Environmental Guidelines – IIC and ICOM-CC Declaration. https://www.iiconservation.org/ node/5168 (16.10.2015).



Klimaregulierung 

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Klemm, L. (2013). Passively conditioned zero-energy storage for cultural properties and archival material. In J. Ashley-Smith, A. Burmester & M. Eibl (Hrsg.), Climate for collections. Standards and uncertainties (S. 151–162). London: Archetype Publ. Kotterer, M. (2004). Standardklimawerte für Museen? Ergebnisse eines Projekts. Restauro, 110(2), 106–116. National and State Libraries Australasia. Storage Management Working Group (2014). Trends in environmental management for collection storage. http://www.nsla.org.au/publication/trendsenvironmental-management-collection-storage (16.10.2015). Ryhl-Svendsen, M., Jensen, L. A., Larsen, P. K., Bohm, B. & Padfield, T. (2013). A museum storage facility controlled by solar energy. In J. Ashley-Smith, A. Burmester & M. Eibl (Hrsg.), Climate for collections. Standards and uncertainties (S. 141–149). London: Archetype Publ. Sagstaetter, M. R. (2004). Klimatisierungskonzepte in jüngeren Archivgebäuden in Deutschland. Archivalische Zeitschrift, 86, 323–356. Sauer, Ch. (Hrsg.) (2013). 642 Jahre Stadtbibliothek Nürnberg: Von der Ratsbibliothek zum Bildungscampus. Wiesbaden: Harrassowitz. Seiderer, G. (2004). Maßnahmen zum Schutz von Kulturgütern. In M. Diefenbacher & W. FischerPache (Hrsg.), Der Luftkrieg gegen Nürnberg: Der Angriff am 2. Januar 1945 und die Zerstörung der Stadt (S. 31–91). Neustadt an der Aisch: Schmidt.

Management im Kontext von Bauprojekten

Martin Lee

Bibliotheksumzug Einleitung Früher oder später kann es jeden treffen: Eine neue Bleibe wird gesucht und gefunden. Oft genug ist es ein Bibliotheksneubau. Jedenfalls gibt es einen oder mehrere Umzüge. Wie bei jedem größeren Unterfangen kann ein Umzug eine nahezu beliebige Komplexität erreichen. Außerdem ist ein Bibliotheksumzug anders als ein Möbelumzug: Man muss anders messen und berechnen. Reihenfolge ist wichtig – manchmal muss integrativ umgezogen werden. Mit Beispielen aus der Literatur und eigener Erfahrung1 werden diese Dinge sowie Probleme, Fallstricke und Praxis-Lösungen beschrieben. Der vorliegende Text ist explizit aus Praxissicht für die Praxis als Handreichung und Anregung für den logistischen Teil des Umzugs – ohne beispielsweise Auftragsvergabe, Kosten, Öffentlichkeitsarbeit und vieles mehr – geschrieben.

1 Variablen und Konstanten Jeder Umzug ist ein Logistik-Projekt, in dem verschiedene Variablen und Konstanten eine Rolle spielen. Letztere können beispielsweise sein: Gebäude, Quellstandort, Zielstandort, Medieneinheiten oder involvierte Personen. Variablen sind i. d. R. Zeit, Umfang, Personaleinsatz (z.  B. gezählt in Manntagen), aber auch Jahreszeit oder Wetter. Konstanten enthalten Variablen bzw. werden mit Variablen kombiniert: Gebäude müssen geprüft werden auf ihre Zugänglichkeit über die Straße inkl. Wegequalität, Strecken, Hindernisse, Treppen, Aufzüge usw. Die Zugänglichkeit ist eine Variable, selbst wenn man die Straße ordnungsgemäß gesperrt hat, da unvorhergesehene Dinge geschehen können. Die gängigeren Variablen sind Medieneinheiten, Quell- oder Zielstandorte und Personen. Die vorab den Projektrahmen definierende Variable ist oftmals die Umzugszeitspanne: Wie lange soll, darf oder kann der Umzug dauern? Durch Skalierung des Personal- und/oder Materialeinsatzes kann die Dauer verlängert oder verkürzt werden. Die Niedersächsische Staatsbibliothek Göttingen hat beispielsweise für ihren Umzug Anfang der 1990er Jahre fünf Monate eingeplant. Daraus ergab sich die Schlussfolgerung, dass bei insgesamt 75 km Medien 800 Regalmeter/Tag bewegt werden mussten.2 Das bisher Gesagte trifft im Wesentlichen auf alle Umzugstypen zu. Die Szenarien können über die Variablen sehr komplex werden. In der Regel kann man Umzüge 1 Zu Details zum Umzug der Campusbibliothek der FU Berlin siehe Lee et al. 2015. 2 Mittler 1993.

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noch einmal in Bereiche unterteilen, um die Komplexität zu reduzieren. Falls dies möglich ist, sollte dies getan und jeweils eine Teilprojektleitung eingesetzt werden. Dies können unterschiedliche Standorte sein wie Magazine, Freihand, Neubau und Altbau oder unterschiedliche Umzugsarten wie Mobiliar, EDV-Geräte und Büros. Hier soll es um Bibliotheksumzüge gehen, die durch das Zusammenspiel einiger Variablen und Konstanten eine Besonderheit darstellen und sich dadurch insgesamt von anderen Typen von Umzügen unterscheiden: Ein Bibliotheksumzug mit den Aspekten Bestand, Personal und Dienstleistungen. Die größte Unterscheidung zu anderen Typen ist das Ordnungsprinzip: An den Quell-und Zielstandorten gibt es eine bibliothekarisch definierte Ordnung über eine bzw. oft mehrere Signaturen. Mit Speditionen wird bei der Auftragsvergabe eine maximal tolerierte Fehlerquote vereinbart, die erfahrungsgemäß unter 0,5 % liegen sollte. Ein zweiter wichtiger Punkt sind die Materialarten: Neben Büchern und Periodika gibt es Rara, Loseblattsammlungen, Überformate, Karten, Noten, DVDs, CDs, Kassetten, Schallplatten, Spiele, u. v. a. m. Oft gibt es auch eine Vielzahl an unterschiedlichen Standorten: Freihand, Magazine, Sonderstandorte, Handapparate usw.

2 Vorbereitung durch Lesen Um sich in der Theorie zu rüsten – sprich für die Vorplanung – ist es hilfreich, Kollegen mit Umzugserfahrung zu befragen und Literatur zum Thema durchzuarbeiten. Jeder Bibliotheksumzug unterscheidet sich allerdings von anderen, sodass nicht alle Erfahrungen übertragbar sind. Zu viele Variablen spielen eine Rolle. Daher gibt es eine Vielzahl von Erfahrungs­berichten, aber nur wenige fundierte Monografien. Die Erfahrungsberichte sind allerdings ein guter Anlaufpunkt, um erste Anregungen, Tipps und/oder Ansprechpartner zu finden. Ein guter Startpunkt und praxisorientiert mit vielen Listen, Tabellen und hilfreichen Tipps ist der Band von Fortriede: Moving your library.3 Dieses Buch ist besonders hilfreich, wenn man den Umzug selbst plant und organisiert. Grundlegend, aber recht abstrakt, ist der Band von Habich: Moving library collections.4 Ihre Prämisse ist allerdings, dass man eine Spedition beauftragt. Speziell an OPL richtet sich die Checkliste von Jürgen Plieninger.5 Mehr an Literatur muss man nicht lesen, um einen erfolgreichen Umzug zu planen.6 In jedem Fall ist es hilfreich und – um die Wahrscheinlichkeit eines guten 3 Fortriede 2010. 4 Habich 1998. 5 Plieninger 2003. 6 Falls doch: Ein Artikel, der über einen reinen Erfahrungsbericht hinausgeht: Dörpinghaus 1979. Wenn dies auch nicht ausreicht: Kurth & Grimm 1966 gibt – obwohl alt – auch im digitalen Zeitalter immer noch wertvolle Hinweise. Aus jüngster Zeit: Stumm 2015.



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Erfolgs zu steigern – sogar unumgänglich, erfahrene Kollegen zu befragen, die eigenen Zahlen noch einmal zu überprüfen, die Standorte noch einmal abzulaufen, den Umzug noch einmal durchzuspielen, einen Testumzug selbst durchzuführen. Die Quintessenz ist allerdings: Eine gründliche Planung ist das A und O.7

3 Planung 3.1 Messen und Zählen In der genannten Literatur und auch im Kompendium des ehemaligen Deutschen Bibliotheksinstituts findet man Übersichten, was bei der Planung beachten werden sollte.8 Unverzichtbar sind die Elemente Messen, Belegungsplanung, Zeitplanung und die Planung der Ressourcen. Die Planung fängt mit Messen und Zählen des Bestandes an. Dies sollte durch einen, besser zwei erfahrene und zuverlässige Mitarbeiter geschehen. Zählen Sie kurz vor dem Umzug noch einmal. An der FU Berlin hatten wir beim Projekt 24in1 für die Bibliotheken unterschiedliche Bestandszahlen aus der Bibliotheksstatistik, der RFIDKonvertierung und aus unserem Katalog.9 Diese Diskrepanzen sind erklärbar und geben Hinweise darauf, auf was man beim Zählen achten muss: Sonderstandorte außerhalb der Bibliothek, ausgeliehene Medien, nicht katalogisierte Medien10, vermisste oder verstellte Bücher, falsche Katalogdaten usw. Den Bestand nur in Medieneinheiten zu messen, ist letztlich ein zu ungenauer Ansatz für die Planung. Zwar kann man sagen, dass auf einen Regalmeter je nach Aufstellungsart und Bestandstyp zwischen 25 und 35 Medieneinheiten im Durchschnitt passen, aber sehr viel hilfreicher ist es, den Bestand direkt in Regalmetern durchzumessen. Im Regelfall ist jeder Regalboden 100 cm lang. In diesem Fall zählen Sie jeden Boden als einen Meter, auch wenn nur ein einziges Buch auf dem Regal ist, um einen Puffer zu haben. Falls in einem Bereich nur absolut volle Regale vorhanden

7 Atkins & Teper 2007: „The most common problem experienced by institutions was insufficient project planning. Sixtyseven percent of institutions cited problems including insufficient space planning for moved collection materials [...]” (S. 75) und „The success of any major project, including temporary moves, depends on thorough planning. Based on the survey responses, insufficient project planning was the number one reason why libraries experienced problems during the move process and a major factor for many of the project delays.“ (S. 76). 8 Dannenbauer & Kissling (Red.) 1994. 9 Lee 2014. 10 Noch Tage nach dem Umzug wurden Bücher aus der Bibliothek an unterschiedlichen Stellen gefunden.

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sind – beispielsweise aufgrund einer Numerus-Currens-Aufstellung – sollte ein Puffer am Ende addiert werden. Wir haben mit einem Wert von 20  % gute Erfahrungen gemacht. Beachten Sie unbedingt, dass Zahlen in einer Excel-Tabelle immer nur Richtwerte sein können. Wir tendieren dazu, Messwerte (z. B. 30 748 m) als entscheidendes Faktum über alles zu stellen. Vertrauen Sie Ihrem Gefühl, wenn Sie denken, dass etwas so nicht stimmen kann. Messen Sie noch einmal persönlich. Sprechen Sie mit erfahrenen Kollegen, die diese Bestände seit Jahrzehnten kennen.

Abb. 1: Spezielle Bücherwagen für den Umzug © M. Lee.

Abb. 2: „Smartcars“ © M. Lee.



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3.2 Belegungsplanung Wenn Bestände 1:1 umgezogen werden, d. h. am Zielort dieselben Bestände in derselben Reihenfolge auf denselben Regalen stehen wie am Ursprungsort, ist die Logistik nicht besonders anspruchsvoll. Anders sieht es aus beim Integrieren von Beständen aus unterschiedlichen Standorten. Beim Bezug der neuen Campusbibliothek sollten ca. 650 000 Bände in Freihand aufgestellt werden, die aus 16 Standorten kamen und ca. 30 000 Regalmeter belegen. Die Herausforderung an der Freien Universität war, dass bis weit in die Planungsphase des Umzugs hinein noch Altbestände in die Regensburger Verbundklassifikation (RVK) umsigniert wurden, da der Ehrgeiz bestand, mit nur einer Aufstellungssystematik in die neue Bibliothek zu ziehen. Soweit Zeit und Platz es zuließen, haben wir Bestände vorab integriert, die zugleich als Testumzüge fungierten, um eine Abschätzung zu erhalten, wieviel Zeit für das Einpacken, Transportieren, Auspacken und Integrieren von definierten Beständen einzuplanen ist. Die Idee der Vorabintegration war dabei, den integrativen Teil des Gesamtumzugs so gering wie möglich zu halten, um Zeit beim Einsortieren der Bestände zu sparen.11 In der konventionellen Planung arbeitet man mit Excel-Tabellen. Wir haben nicht damit gearbeitet, daher sei auf die anschauliche Darstellung einer Methode von Debbie Smith verwiesen12, die Excel nutzt, um Regalreihen in einer Ebene darzustellen und mithilfe von Zahlen aus dem OPAC zu füllen.13 Für unseren komplexen Umzug haben wir mit der Firma arTec GmbH Berlin ein visuelles Bestandsplanungssystem namens V:Store entwickelt, das über eine Schnittstelle mit unserem Bibliothekssystem Aleph verbunden ist. Eine der Schlüsselfunktionen ist die Zusammenführung der Bestände aus unterschiedlichen Standorten mit komplexen Filtermechanismen und die anschließende Darstellung auf der definierten Regalebene.14 Die daraus gewonnen Erkenntnisse unterscheiden sich grundsätzlich nicht von anderen Methoden: In der ersten Phase wurden verschiedene Szenarien für die Aufstellung in der gesamten Bibliothek durchgespielt: im Fall der Campusbibliothek für den Altbau mit sechs Halbebenen 11 Die Vorabintegrationen wurde in drei Schritten vollzogen. Als erstes wurden im Spätsommer 2014 Bestände der Hauptgruppen aus den naturwissenschaftlichen Bibliotheken in den jeweiligen Bibliotheken konzentriert. Als zweites wurden im November 2014 im Außenmagazin Meck­len­ burgische Straße periphere Bestände der Villenbibliotheken zusammengezogen. Die Aufteilung in Kernbestand und Peripherie wurde in Abstimmung mit den Wissenschaftlern anhand von MS-ExcelTabellen bestimmt, welche die Verteilung der RVK im jeweiligen Haus zeigte. Dies hatte den vorteilhaften Nebeneffekt, dass in den Villen Platz für die korrekte RVK-Aufstellung gewonnen wurde. Als drittes wurden im Januar und Februar 2015 die RVK-Gruppen A–D in der sanierten ehemaligen Bereichsbibliothek Erziehungswissenschaft und Psychologie integriert. Mehr dazu in Lee et al. 2015. 12 Smith 2007. 13 Vgl. auch Fraley & Andersen 1990. 14 Franke 2013.

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Abb. 3: V:Store © M. Lee.

und den Neubau mit drei Geschossen. In der zweiten Phase konnte V:Store für die notwendigen Bereinigungsarbeiten (Standorte, Exemplarstatus usw.) als komfortables Analyse-Tool benutzt werden. Schließlich wurde mit V:Store das Regalhandbuch generiert, d. h. eine Handlungsanweisung für das Umzugsunternehmen, die systematisch für jeden einzelnen Regalboden die Signatur des ersten Mediums dieses Bodens notiert. Die genaue Festlegung spielt insbesondere für die Logistik eines integrativen Umzugs eine große Rolle. Bei Umzügen mit gleichbleibender Reihenfolge muss das Regalhandbuch nicht jeden Regalboden berücksichtigen. Hier genügt in der Regel eine Regalreihe für die Orientierung und eine mögliche gleichzeitige Be- und Entpackung von mehreren Standorten.

Abb. 4: Regalbeschriftung für den Umzug © M. Lee.



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Um den Zuwachs zu berücksichtigen, wurde für Monografien die Belegung mit einem Standardwert von 70–80  % festgelegt. Regale mit abgeschlossenen Zeitschriften wurden mit 90  % geplant. Bei laufenden Zeitschriften wurde ein gebundener Jahrgang des jeweiligen Zeitschriftentitels gemessen und für die geplante Anzahl der in Zukunft noch im Printformat aufzustellenden Jahrgänge Platz gelassen.

3.3 Ablaufplanung Für den Umzug ist es sinnvoll, den Bestand am Quellstandort in Arbeitspakete zu unterteilen – am besten nach Fachsystematik und Zielort – und entsprechend zu markieren.15 Beim Umzug der Campusbibliothek war beispielsweise das erste angefangene Arbeitspaket die Nr. 45 mit der Signaturengruppe NG-NN aus der Bibliothek für Vorderasiatische Archäologie und Altorientalistik mit 6 740 Medieneinheiten. In dieser Bibliothek war dieses Paket beim ersten Buch (NG 1000) mit einem grünen Startstreifen und beim letzten Buch (NN 8278) mit einem roten Streifen markiert. Die Übersicht der Arbeitspakete ergibt dann den Ablaufplan, der mit dem Zeitplan korreliert.

Abb. 5: Ablaufplan mit Umzugsportionen © M. Lee.

3.4 Zeitplanung Nicht immer gibt es eine Vorgabe, ab wann ein Umzug beginnen kann und bis zu welchem Zeitpunkt ein Umzug fertig sein soll. Bei einem Neubau ist gerade der Umzugsbeginn abhängig vom Baufortschritt. Normalerweise wird man nie in einen vollständig fertigen Neubau einziehen, aber man kann unter bestimmten Bedingungen eine Freigabe für den Umzug vor der Abnahme des gesamten Gebäudes erhalten.

15 Beim Umzug 24in1 wurde der Ablaufplan von der Spedition Grohmann erstellt.

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Neben Sicherheitsaspekten wie Brandschutz und der Sicherstellung, dass keine große Staubentwicklung mehr durch Bauarbeiten stattfindet, müssen die Bodenbeläge begehbar, die Wege frei nutzbar, die Regale aufgestellt und fertig für die Belegung sowie die nötigen Aufzüge nicht nur benutzbar, sondern auch abgenommen sein. Die wichtigsten Aspekte sind hier die Bodenbeläge bzw. Wege, Regale und Aufzüge. Es kann vorkommen, dass die Fristen für den Umzug durch äußere Gegebenheiten beeinflusst werden: Semesterbeginn, feierliche Einweihung eines Neubaus usw. Falls diese Termine unaufschiebbar sind, muss man die Variablen entsprechend anpassen. Beispielsweise empfiehlt sich bei einem Neubau ein großer Puffer zwischen dem geplanten Ende eines Umzugs und der Eröffnung. Im Falle der Campusbibliothek lagen zwischen dem geplanten Umzugsende und dem Termin der feierlichen Einweihung sechs Wochen. Obwohl wir zwei Wochen vor Plan mit dem Umzug fertig waren, benötigten wir noch zwei Wochen für die Stellrevision, das Anbringen der Regalinformationen (Leitsystem) und den Aufbau der technischen Geräte sowie den organisatorischen Aufbau der Theke.16 Es wurde anfangs gesagt, dass der Personaleinsatz skaliert werden kann, um einen Umzug schneller zu bewältigen. Dies wird erschwert durch besondere Gegebenheiten, insbesondere die Zufahrten (Zahl bzw. Größe von Eingängen, Treppen und Aufzügen, Wegedauer, Größe der Arbeitspakete, Frage der Stellplätze für Gepacktes, Auslastung der Packer), Transportarten (Umzugkartons vs. spezielle Bücherwagen) sowie Zusatzaufgaben (Sortierung, verschiedene Quell- oder Zielorte, besondere Bestände). Auch ist die Höchstzahl von Personen, die sinnvoll koordiniert und beschäftigt werden können, durch die Anzahl der koordinierenden Personen beschränkt.

Abb. 6: Zeitplanung Umzug 24in1. Der Umzug wurde zwei Wochen vor Plan fertig © M. Lee.

Beim Umzug der Campusbibliothek mit den sehr unterschiedlichen Quellstandorten – von wenigen tausend Medien über kleine Institutsbibliotheken mit um die 30  000 16 Davon abgesehen, ziehen sich bauliche Nacharbeiten noch Monate und oft auch Jahre hin.



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Medien bis zu den Außenmagazinen mit über 200 000 Medien – gab es nie weniger als drei und nicht mehr als sechs Fachpacker. Für den Standardfall kann man in der Vorplanung mit den Zahlen des Umzugs der Universitätsbibliothek Ilmenau von 200817 operieren: Bei zwei LKWs können in einer Schicht drei LKW-Ladungen mit 90 Regalmetern oder ca. 150 Umzugskartons bewegt werden. An der FU Berlin gab es beim Umzug 2015 einen höheren Durchschlag durch kürzere Wege, einen optimierten Ablaufplan und die gute Markierung der Bestände – zudem gab es ein außergewöhnlich gutes Team – sowohl auf Seiten der Spedition wie auch auf Seiten der Universitätsbeschäftigten. Im Mittel schaffte man mit zwei LKWs insg. 600 Regalmeter/Schicht.

3.5 Akteure Wie bei jedem größeren Projekt sollte es eine Person geben, die in der Praxis die Gesamtverantwortung trägt, die letzten Entscheidungen treffen kann und die alle Teilprojekte, involvierten Personen und Pläne genauestens kennt – seien es der Belegungsplan oder die Ablauf- oder Zeitpläne: Das ist der oder die Umzugsbeauftragte. Diese Aufgabe muss nicht zwangsläufig von der Bibliotheksleitung selbst übernommen werden, mindestens nicht für die operative Ebene, denn es ist äußerst hilfreich, für diese Aufgabe möglichst früh und spätestens bei der Ausschreibung für den Umzug von Alltagsaufgaben und sonstigen Pflichten freigestellt zu sein. Die Bibliotheksleitung kann kaum von Leitungsaufgaben entbunden werden. Wenn es sich nicht vermeiden lässt, sollten so viele Leitungsaufgaben wie möglich delegiert werden. Wie jede wichtige Funktion sollte auch diese eine Stellvertretung haben.18 Die Umzugsbeauftragten sollten mit Schlüsselpersonen innerhalb der Organisation19 gut vernetzt sein oder die Planungsphase nutzen, um sich bekanntzumachen. In der Regel werden die meisten vom Umzug betroffenen Beschäftigten mithelfen wollen. Diese kann man gut in den Umzugsablauf integrieren, und der Umzug kann als Gemeinschaftsaufgabe arbeitsteilig organisiert werden. Hierfür gibt es verschiedene Aufgabengebiete, die verteilt werden können. Ein sehr wichtiger Bereich ist eine interne Kommunikationszentrale, bei der z. B. Krankheitsmeldungen gesammelt, die Dienstpläne erstellt und koordiniert werden, für Verpflegungsnachschub (Kaffee!)

17 Trott & Fahr 2009. 18 Bei dem geschilderten Umzug hat es sich als produktiv herausgestellt, wenn eine Person immer eine positive Grundhaltung an den Tag legte und für gute Stimmung sorgte, während eine andere für die schlechten Nachrichten zuständig war. 19 Auf der operativen Ebene waren dies beim Umzug der Campusbibliothek besonders die Beschäftigten der Technischen Abteilung: Hauptamtlich Verantwortliche für Umzüge, Bauplanung, Betriebstechnik, Schließanlage, Hausmeister, aber auch IT-Abteilung und allgemeine Verwaltung.

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gesorgt wird. Es ist ein großer Bonus, wenn die dafür Verantwortlichen einfach gute Stimmung verbreiten! Alle weiteren Rollen und Akteure hängen von den jeweiligen besonderen Bedingungen ab. Beim Umzug der Campusbibliothek 2015 gab es Ebenen-Koordinatoren, persönliche Quellstandortwegweiser, Betreuer für den Pausenraum, Fahrstuhl- und Türwächter, IT-Verantwortliche, Magaziner sowie Mitarbeiter für das Einstellen, die Stellrevision, die Regalbeschriftung und vieles mehr. Für alle Belange während des Umzugs sind zwischen den Akteuren klare Kommunikationshierarchien hilfreich – insbesondere wenn andere Abteilungen und Speditionen beteiligt sind. In diesen Fällen ist es auch erforderlich, dass wesentliche Vorgänge schriftlich dokumentiert werden. Fehler sind menschlich, aber ein und derselbe Fehler sollte in einem Projekt nicht zweimal passieren. Gerade unter Zeitdruck ist klare Lösungsorientiertheit ein unbedingtes Erfordernis und sollte tägliche Praxis sein.

4 Checkliste 4.1 Vorplanung –– Einrichtung eines Planungsteams mit klarer Verteilung der Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Dies kann gar nicht früh genug geschehen (Empfehlung: 12 Monate vor dem geplanten Umzugsbeginn) –– Aufbau einer internen Dokumentation: Ordner, virtuelles Gruppenlaufwerk und/ oder Wiki –– Planung interne und externe Öffentlichkeitsarbeit –– Die Frage der Deduplizierung/Aussonderung/Makulierung prüfen –– Erfassung der Quellstandorte (Adresse, Besonderheiten der Straße, wie Einbahnstraße, Wende- oder Parkmöglichkeiten, Gebäude, Zufahrten) –– Erfassung der Zielstandorte –– Erfassung der unterschiedlichen Umzugsgüter: Monografien/Periodika, RaraBestände, Mobiliar, IT-Hardware, Tresore –– Erste Messungen in Regalmetern an den Quellstandorten. Dabei jedes 100  cm breite Regal als einen Regalmeter zählen, ohne Rücksicht auf die Belegung (als Puffer) –– Vorentwurf der Regalplanung am Zielstandort: Entscheidung über Aufstellungsarten; Anfertigung von Ebenenplänen, Regalstellung und Anzahl Regalböden, Anzahl der lfd. Meter –– Entscheidung, ob die obersten und/oder untersten Regalböden frei bleiben –– Planung der Umstellungen im Bibliotheksverwaltungssystem



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–– Überlegungen zum Personaleinsatz: Sonderarbeiten, Stellrevision am Quell- und Zielstandort, Wegweiser, Tür- oder Fahrstuhlwächter, Catering und Pausenraum, Auskunft/Öffentlichkeitsarbeit, zusätzliche (Ebenen-)Koordinatoren –– Klärung der Zugänglichkeit von Medien vor und während des Umzugs20 –– Überlegung zum Umzugszeitpunkt – insbesondere in Bezug auf bestimmte Abhängigkeiten (z. B. Vorlesungsfreie Zeit, Bauaktivitäten, Witterungsbedingungen) –– Überlegungen zur vertretbaren Schließzeit –– Bei Neubauten: Zeitpunkt Regalaufstellung, Wegefreiheit, Eingänge, Ausgänge, Fertigstellung/Abnahme Böden, Aufzüge. Schutz vor Umzugsschäden, z.  B. Teppich, Aufzüge –– Bei Neubauten: Reorganisation der Benutzung, des Teams oder andere gravierende Änderungen der Organisation entweder weit vor oder nach dem Umzug, nicht während des Umzugs! –– Erste Kalkulation der Kosten und des Budgets; ggf. erste Kostenschätzungen, um Notwendigkeit einer beschränkten, deutschland- oder europaweiten Ausschreibung festzustellen

4.2 A  usschreibung oder Angebotseinholung bei extern zu vergebenden Umzügen und anschließende Auftragsvergabe –– Dabei Festlegung von Verantwortlichkeiten, der planenden Personen, Bezifferung und Beschreibung des Umzugsgutes, Mengengerüste, Umzugszeitraum und Arbeitszeiten. Dabei auf Speditionen mit Referenzen bezüglich Bibliotheksumzügen bestehen sowie auf Fachpackern.

4.3  Vorarbeiten –– –– –– –– ––

Stellrevision Quellstandorte Ggf. Aussonderungen Ggf. Reinigung der Bestände Abgleich Buchformate und Regalbodenhöhen Testumzug mit einem sehr kleinen Teilbestand; falls dies im Echtbetrieb nicht möglich ist: Umzug simulieren auf Papier21 –– Ausgabe von Diensthandys für alle Beteiligten in der Umzugskoordination 20 Hier muss der Servicegedanke mit der Machbarkeit abgewogen werden. Eine Erhöhung der Anzahl der möglichen Ausleihen vor dem Umzug für die Dauer des Umzugs bedeutet eine stark erhöhte Auslastung der Leihstelle nach der Wiedereröffnung. Jede Ausleihe während des Umzugs verzögert den Umzug selbst. 21 Chappell 2006, hier Absatz „Do a paper shift“.

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–– Ggf. Erarbeitung einer Dienstvereinbarung mit dem Personalrat über Mehrarbeit, z. B. Überstunden bzw. Samstagsarbeit –– Sicherstellung aller notwendigen und hilfreichen Schlüssel (Türen, Aufzüge, Betriebstechnik) –– Stellvertretungsregelungen für alle Schlüsselpositionen –– Exakte Messung aller Bestände durch erfahrene und besonders präzise arbeitende Mitarbeiter (eine oder zwei Personen – stets dieselben!). Bewährt haben sich definierte, selbst erstellte Messhilfen wie Pappen oder zugeschnittene Seile –– Einsatzpläne für bibliothekarisches Personal

4.4 Detailplanung –– Festlegung des Umzugsbeauftragten: Umzugskoordination, evtl. Stellvertretung bzw. Zweier-Team; möglichst Trennung zwischen operationaler (Koordination vor Ort; Früh- und Spätschicht) und strategischer Ebene (Kosten, Personaleinsatz, Verhandlungen, Grundsätzliches). Während des Umzugs Befreiung aller von Alltags- und Routineaufgaben –– Gebäude- und Lagepläne aller Standorte: Wo genau befindet sich welcher Be­stand? –– Überprüfung der Zählung der Regale und Regalböden am Zielstandort bzw. Vergleich Pläne und Realität –– Begehung aller Standorte mit den bietenden Speditionen; dabei besonderes Augenmerk auf alle Arten von Barrieren: Treppen, (zu enge Türen, niedrige Decken ...), dabei Prüfung aller Zufahrten: Platz für LKW, Rampen, Sperrung für andere Nutzer –– Verabredung einer Kommunikationsstruktur mit allen relevanten Beteiligten (Auftraggeber mit Kostenverantwortlichen und Umzugsbeauftragten, Spedition mit Projektleitung und Kolonnenführer) –– Telefonliste –– Planung der Umzugsmittel: Kartons, Rollwagen, Smartcarts22; ggf. Wetterschutz –– Festlegung: Wer macht was bzw. wer packt was wann wo ein und aus. Bei Be­stand: Wer stellt was ein. Wird eine Reinigung der Bestände vor oder während des Umzugs durchgeführt?23 –– Festlegung: Wer ist in den Umzug involviert: ein bis zwei Umzugskoordinatoren, Bibliotheksleitung, Öffentlichkeitsarbeit, Sekretariat ... –– Schutz der Böden/Teppiche, Wände, Türen, Aufzugskabinen usw.

22 Container auf Rollen mit klappbaren Fachböden, die speziell für den Umzug von Akten, Büchern und dergl. entwickelt wurden (Abb. 2). 23 Vgl. Hierzu HUL (Harvard University Library) Weissman Preservation Center 2007.



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–– Zeitliche Ablaufplanung: Bestand, Personal, Mobiliar, Sondergut. Prüfen, ob diese an unterschiedliche Speditionen gegeben werden können/sollten –– Detailplanung Bestandsumzug –– Markierung der Teilbestände und Umzugsportionen an den Quellstandorten24 –– Bei Ineinandersortierungen: Größter Bestand wird als erstes eingestellt –– Maxime: Jedes Medium soll nur einmal bewegt werden –– Regalplanung Zielstandort und Erstellung eines Regalhandbuchs –– Temporäres Leitsystem inkl. Regalbeschriftung für den Umzug –– Planung der letzten Teamsitzung vor Umzug: Vorstellung Ablaufplan, Mitteilung der Verantwortlichkeiten, Klärung von Sicherheitsaspekten, Verhaltensanweisungen (Feuer, Erste Hilfe, Besucher ...), Fragen

4.5 Durchführung25 –– Tägliche Einweisung morgens vor Beginn durch Kolonnenführer (Spedition) und Umzugskoordinatoren (Bibliothek) –– Tägliche Besprechungen mit Kolonnenführer und den Umzugskoordinatoren: Stand im Zeitplan, Probleme, Verbesserungsmöglichkeiten, Planung des nächsten Tages –– Täglich zu aktualisierender Arbeitsplan –– Auf Teamatmosphäre achten –– Flexibilität: Bereit sein, auch drastische Änderungen vom Plan durchzuführen (s. „typische Probleme“) –– Lösungsorientiertheit vor Problem-/Schuldorientierung –– Positive Grundhaltung bei den Umzugsbeauftragten –– Mindestens ein eingewiesener Bibliotheksmitarbeiter muss immer am Quell- bzw. Zielstandort sein, wenn die Spedition dort tätig ist –– Kaffeenachschub und Pausenregelungen sind essenziell! Verpflegung ist ein großes Plus für alle Beteiligten –– Umzugsdokumentation: Fotos anfertigen –– Installation einer Kommunikationszentrale mit entsprechender Infrastruktur, vorzugsweise nahe am Zielort –– Die Rollen der Akteure sollten erkennbar sein: Spedition durch Arbeitskleidung, Koordinatoren durch Namensschilder oder Warn­westen etc. –– Stellrevision einzelner Regalachsen

24 Vgl. Saal 2006. 25 Typischer Tag beim Umzug 24in1: Spedition: Beginn 7 Uhr; Stellrevision bis 19 Uhr; Abschlussrunden; schriftliche Kommunikation bis ca. 21 Uhr.

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4.6 Abschluss –– –– –– –– –– ––

Stellrevision Entfernung der temporären Regalbeschriftung Generalreinigung des Gebäudes und ggf. der Regale Abschlussgespräch mit der Spedition Evaluation Party aller helfenden Kräfte innerhalb der Institution

Abb. 7 und 8: Erfolgreich abgeschlossener Umzug Campusbibliothek FU Berlin © M. Lee.

4.7 Typische Probleme –– Bauverzug (Info Umzugsfirma; Vorabumzüge prüfen, Vorbereitungen vertiefen) –– Aufzug defekt (Response-Zeiten mit Wartungsfirma absichern, ggf. Auftrag er­­ teilen) –– Unfälle (Ersthelfer-Bereitschaft, Möglichkeit Ersatz-LKW/Fahrer bei der Spedition vertraglich absichern) –– Zu wenig Kartons, Bücherwagen o. ä. (mit Puffer kalkulieren, bei der Spedition möglichen Nachschub im Vorfeld klären) –– Fehlende Zugänglichkeit: keine Schlüssel, Neubau nicht fertig, Wege versperrt –– Bestand kommt am falschen Zielort an



Bibliotheksumzug 

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–– Bestand passt nicht wie geplant (Pufferregale, Bestandsaus­lagerungen) –– Gebäudepläne stimmen nicht –– Zeitplan falsch (nicht zu starr planen – man ist immer langsamer oder schneller, Flexibilität!) –– Zu wenig/zu viel Personal (andere Aufgabenoptionen in Reserve halten; Output erhöhen/verringern; Stellrevision) –– Beeinträchtigung durch Wetterbedingungen

5 Fazit Umzüge müssen nicht schwierig sein, da im Wesentlichen einfach nur Dinge von einem Ort an einen anderen Ort gebracht werden. Schwierig können die Variablen und die jeweils besonderen Umstände sein, insbesondere hinsichtlich der Finanzen, der Zeit und der beteiligten Personen. Von außen oder innen wird oftmals Druck aufgebaut. So darf ein Umzug nur eine bestimmte Summe kosten oder muss unbedingt in einer bestimmten Zeit bewältigt werden. Je höher der Druck – sei es durch Zeit, Kosten oder Vorgesetzte – desto höher die Fehlerwahrscheinlichkeit. Schnell kann man sich da in einer Abwärtsspirale wiederfinden. Dagegen hilft achtsame Gelassenheit, ohne den Humor zu verlieren – wünschenswerte Eigenschaften jeder Führungskraft! Ein letzter Tipp für die Planung: Aus Fehlern zu lernen – vorzugsweise aus Fehlern von anderen, aber durchaus auch aus eigenen. Zeit- und Ablaufpläne sowie Listen zum Abhaken geben Sicherheit, besonders in der stressigen Zeit eines Umzuges. Effektivität heißt Mitdenken an den entscheidenden Stellen. Der wichtigste Tipp für die Durchführung: Präsenz. Die für den Umzug verantwortlichen Akteure müssen immer vor Ort sein, um problematische Situationen zu erkennen, Feinjustierungen vorzunehmen, Frustration und Probleme abzufedern – und dabei auch noch auf die gute Atmosphäre zu achten. Die Selbstmotivation und die Motivation des Umzugsteams sind in ihrer Bedeutung kaum zu überschätzen. Man sollte den Enthusiasmus am Anfang nicht ungenutzt lassen, die ersten Ermüdungserscheinungen zur Mitte so gut wie möglich abfangen und den Motivationsschub zum Ende – mit dem Ziel in Sichtweite – geschickt zu nutzen wissen.

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 Martin Lee

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Ilona Munique

Change Management – Best Practice wider den Widerstand Beispiele aus der Stadtbibliothek Nürnberg und der Staatsbibliothek Bamberg

Einleitung Ob Um-, Erweiterungs- oder Neubau von Bibliotheken oder Archiven – kaum sind die Pläne dazu bekannt, regt sich oftmals Widerstand. Change Management mag zwar „umgangssprachlich [ein] moderner Sammelbegriff für alles, was heutzutage an Veränderungen in Organisationen praktiziert wird“, sein.1 Doch scheint die Praxis im Wesentlichen darin zu bestehen, allfällige Widerstände in den Griff zu bekommen. Anhand von zwei Interviews werden im Folgenden die wesentlichen Aspekte des Change Managements angesprochen, flankiert von einer Betrachtung des Wesens von Widerständen bzw. Bausteinen im Change-Management-Prozess.

1 Dem Widerstand begegnen Wie können sich Bibliotheken mit Veränderungswillen darauf vorbereiten, dass sich die Beteiligten mal mehr, mal weniger zeitnah und offen über den Gegenstand und die Dimension ihres Widerstandes äußern? Für eine Antwort ist es notwendig, sich mit dem Wesen von Widerstand zu befassen. Dazu sind weitere Fragen zu stellen.

1.1 Widerstand – von wem geht er aus? Widerstand ist von allen Seiten zu erwarten, mal mehr, mal weniger überraschend. Er kommt von den Beschäftigten selbst, und zwar von der Führung bis zur Aushilfskraft, aber auch von Stakeholdern, beispielsweise Lieferanten, Sponsoren, von der Verwaltung, aus der Politik etc. Und letztendlich auch von den Nutzern der Institution. Widerstand – wann erfolgt er? –– Bei Bekanntwerden der baulichen Veränderung –– Bei der Planentwicklung 1 Doppler & Lauterburg 2014, S. 100.

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In der Phase bis zum Umzug Während des Umzugs In der Zeit kurz danach In der Phase des Sich-Eingewöhnens

Widerstand kann zu allen Zeiten erfolgen, doch am wenigsten wird er wohl in der letztgenannten Phase erwartet. Hier schmerzen denn auch Widerstände am meisten. Der Bauabschluss ist doch getan, der Umzug glücklich vollzogen. Im besten Falle belässt man es bei einem „Früher war alles einfacher (wahlweise: besser, schöner, gemütlicher) …“

1.2 Widerstand – wo und warum erfolgt er? Mit dem Umbau einer Bibliothek sind oft mehrere Handlungsfelder von Änderungen betroffen, die nicht selten grundsätzlicher Natur sind. Bei der Neu­eröffnung der Stadtbibliothek Nürnberg im Jahr 2012 war das eine ganze Reihe: –– Neueröffnung der Zentralbibliothek, die drei Bibliotheken (Zentralbibliothek, Musikbibliothek und Altbestände) unter einem Dach vereint –– Organisatorischer Zusammenschluss mit dem Bildungszentrum bzw. der VHS Nürn­berg zum Bildungscampus Nürnberg –– Neue Leitung –– Änderung der gesamten Organisationsstruktur –– Neue Teamstrukturen, z. B. ein Leitungsteam und sog. Kundenbereiche (Abteilungen) mit Fachteams im Gegensatz zur ehemaligen Abteilung „Zentrale Dienste“ –– Kooperationssäule innerhalb des Bildungscampus (gemeinsame Angebote beider Einrichtungen, z. B. Lernzentren, Mitarbeiterfort­bildung, Qualitätsmanagement) –– Gemeinsame Verwaltung und eine Stabsabteilung Marketing/Öffentlichkeitsarbeit –– Neue Aufgaben, z. B. Leitungsfunktion für fast alle bisherigen Lektorate aufgrund der veränderten Organisationsstruktur –– Neue Arbeitszeiten aufgrund erweiterter und längerer Öffnungszeiten –– Stellenbesetzungsverfahren mit Interessenbekundungsverfahren –– Einführung technischer Neuerungen (RFID und WLAN im gesamten Haus, Selbstverbuchung, Sortiermaschine) –– Neue Veranstaltungsformate –– Neues Gebührenmodell (2013) –– Einführung der Onleihe (2013) –– Hohe Steigerung der Nutzung, z. B. der Neuanmeldungen um 25 %



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2 Stadtbibliothek Nürnberg – Best Practice Betrachtet man die lange Liste der potenziellen Widerstände, so ist es nicht verwunderlich, dass im folgenden Interview unweigerlich beinahe alle Aspekte des Change Managements angesprochen werden: –– Organisationsentwicklung –– Personale Beteiligung (als Individuum und als Team) –– Rolle der begleitenden Beraterinnen –– Verschiedene Change-Management-Instrumente und Methoden wie Kommunikationsmanagement, Gesundheitsmanagement, Fortbildung, Evaluation Das Interview mit der Direktorin der Stadtbibliothek Nürnberg, Elisabeth Sträter, fand am 31. Juli 2015 in Nürnberg im Zeitungs-Café der Bibliothek statt. Frage: Ein Kriterium bei der Besetzung der Leitung der Stadtbibliothek Nürnberg war strategisches und konzeptionelles Denken. Ohne dieses wären die anstehenden Veränderungen und Neuerungen sicher nicht möglich gewesen. Was trug Ihrer Meinung nach noch dazu bei, dass das Personal der Stadtbibliothek die immensen Anforderungen bewältigen konnte? Antwort: Ganz sicher sehr hilfreich war dabei die gute Führungsebene, die ich in Nürnberg bei meinem Amtsantritt vorfinden durfte. Außerdem begleiteten viele Fortbildungen den Wechsel, ob in Form von Führungskräfteschulungen aufgrund einer neuen Leitungsfunktion oder in Trainings für die neu zusammengesetzten Teams. Alle konnten mittlerweile einen Pflichttag zum Thema „Teambildung“ absolvieren. Auch auf freiwilliger Basis sind Fortbildungen möglich und nötig. Auch heute noch, drei Jahre nach der Eröffnung, werden Bedarfe ausgemacht und angemeldet. Glücklicherweise konnten wir damals wie heute auf einen Pool bewährter Trainerinnen und Trainer des Bildungszentrums, jetzt Bildungscampus, zurückgreifen. Dennoch, und um ehrlich zu sein: Phasenweise sehnten sich viele nach der alten, kuscheligen Bibliothek und den Routineabläufen zurück. „Es ist ja alles neu“, war ein oft gehörter, nicht immer begeisterter Ausruf. Dabei wurde ein neues Büro noch am wenigsten als unangenehm empfunden. Wir hatten es schließlich mit dem Umbau gewachsener Strukturen zu tun, die sich unter einer jahrzehntelangen Leitung stark verfestigen konnten. Manche Strukturanteile, wie beispielsweise die verschiedenen Häuser, reichen sogar 650 Jahre zurück.2 Und innerhalb von wenigen Jahren sollte „alles anders“ sein, wurden dezentrale Bestände vereint und ein Zentrum für Bildung, Medien, Information und Kultur geschaffen, das über die reine Funktion einer Bibliothek weit hinaus geht, eben durch den organisatorischen Zusammenschluss mit dem Bildungszentrum (Volkshochschule) zu einem Bildungscampus.

2 Die Geschichte der Stadtbibliothek, deren Bestände bis ins Jahr 1370 zurückreichen und die damit zu den ältesten kommunalen Bibliotheken im deutschsprachigen Raum zählt, reicht 650 Jahre zurück, verteilt auf drei Häuser: die ehemaligen zentralen Bibliotheken (frühere Zentralbibliothek am Egidienplatz, ehemaliges Pellerhaus, erbaut 1602), die Musikbibliothek als zweitgrößte in Bayern und die Historisch-Wissenschaftliche Stadtbibliothek mit orts- und landeskundlichen Sammlungen sowie umfangreichen Altbeständen.

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Natürlich schafften wir diesen sehr umfänglichen Organisationsentwicklungsprozess, der im März 2011 begann und bis Ende Juli 2012 abgeschlossen sein sollte, nur durch eine externe professionelle Begleitung.3 Ungünstig war, dass wir zwischen der Fertigstellung des Organisationsmodells zum 1.  August 2012 und dem Eröffnungsdatum keine Etablierung dieser neuen Strukturen und mithin kein Training der Arbeitsabläufe durchführen konnten. Es war im Nachhinein gesehen vielleicht ein Fehler, den Tag der Bibliotheken, den 24. Oktober, zur Wiedereröffnung zu bestimmen. Für das Glattziehen und Fixieren der neuen Strukturen und der Personalkapazitäten war kaum Zeit. Die Kritik darüber nehme ich durchaus ernst. Über den gesamten Zeitraum, also von Januar 2011, dem organisatorischen Zusammenschluss mit dem Bildungszentrum, bis zur Neueröffnung der neugebauten Stadtbibliothek im Oktober 2012 – und noch darüber hinaus –, mussten einschneidende Neuausrichtungen und Veränderungen konzipiert, vorgestellt, genehmigt, durchorganisiert, ausgeführt und evaluiert werden. Und im einen oder anderen Detail auch ausprobiert, korrigiert und erneut eingeführt werden. So war die Einführung der Sortiermaschine für die Medienrückgaben für viele der Beschäftigten ein echtes Ärgernis. Bei der Rückgabe von täglich bis zu 4 000 Medien war das körperlich harte Arbeit. Das wurde mittlerweile gut gelöst. Eine händische Verbuchung wie zu alten Zeiten wäre durch das höhere Besucheraufkommen auch gar nicht mehr möglich gewesen. Frage: Gab es generell größere Widerstände von Seiten der Beschäftigten, und wie wurde damit umgegangen? Antwort: Zugegeben – manche Organisationsstrukturen sind noch immer nicht endgültig fixiert. Doch grundsätzlich möchte ich betonen, dass Change auch nach drei Jahren immer noch aktuell ist. Wir führen beispielsweise aktuell ein Qualitätsmanagement nach dem Modell Ausgezeichnete Bibliothek ein. Widerstände sind da nur natürlich, denn schließlich muss evaluiert werden, was nicht immer frei von ‚Kontrollgefühlen‘ ist. Hilfreich und sicher auch entscheidend war und ist noch immer eine kontinuierliche Kommunikation. Die Führungskräfte – auch die des Bildungszentrums – konnten sich in verschiedenen Sitzungen und bei Schulungen näher kennenlernen. Die Fortbildungen als Austauschplattform spielten ebenfalls eine große Rolle. Wichtig war mir als Direktorin außerdem, persönlich ansprechbar zu sein. So gehe ich bewusst, meist am Freitag, durch das ganze Haus, lasse mich sozusagen blicken. Zur inhaltlichen Akzeptanz mancher meiner Entscheidungen trägt sicher auch bei, dass ich mich alle vier Wochen für den Samstagsdienst einteilen lasse. „Die Leitung weiß, was in diesem Haus abläuft“, ist ein Satz, den ich mir gerne nachsagen lasse. Eine weitere Möglichkeit, durch Kommunikationsinstrumente Widerstände zu verringern, ist das Angebot, Verbesserungsvorschläge einzubringen, zu denen das Leitungsteam dann Stellung bezieht. Da geht nichts verloren und die Mitarbeitenden fühlen sich ernst genommen. Es finden auch viele Dienstbesprechungen auf verschiedenen Ebenen statt. So hat sich eine Besprechungskultur herauskristallisiert, die sowohl innerhalb der Fachteams als auch zwischen den Fachteamleitungen und ebenso in der Leitungsebene des Bildungscampus funktioniert. Schwierig bleibt nach wie vor die organisatorische Verankerung von Querschnittsthemen im 3 Hier Prof. Cornelia Vonhof, Hochschule der Medien, Stuttgart.



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Organisationsmodell, wie die Interkulturelle Bibliotheksarbeit. Sie ist keine eigene Abteilung oder Stabsstelle, wie zum Beispiel Öffentlichkeitsarbeit und Marketing. Ein Matrixmodell, wie ehemals vorgesehen war, wurde von Seiten der Stadt nicht goutiert, das wäre unser Favorit gewesen. Wir mussten ein hierarchisches Modell zu Grunde legen. Zur Motivation für die neue Organisationsstruktur trug sicher das innovative mehrstufige Stellenbesetzungsverfahren bei. Alle wurden aktiv in dieses Verfahren einbezogen. So wurde eine hohe Identifikation mit den neuen und veränderten Aufgaben und Funktionen erreicht. Stetige und auf verschiedenen Ebenen stattfindende Kommunikation, sicher auch der Anreiz auf Höhergruppierung aufgrund qualifizierter und realistischer Arbeitsplatzbeschreibungen sowie der gute Wille von Seiten des Personals, aber auch klare Ansagen der Führungsebene, waren entscheidende Erfolgsfaktoren. Frage: Wie reagierten die Besucher auf all die Neuerungen? Antwort: Die meisten finden die neue Stadtbibliothek als „Ort“ einfach toll. Doch auch die Onleihe boomt. Wir erhielten viel Lob, beispielsweise zu den Ausstellungsmöglichkeiten und zum Lernzentrum. Wir werden als familienfreundlich, hilfsbereit und kompetent bezeichnet. So etwas gebe ich grundsätzlich weiter. Fürs Change Management erscheint mir das auch wichtig, neben all den Anforderungen und Schwierigkeiten das Positive nicht zu vergessen und durch Lob die Menschen wertzuschätzen und zu stärken. Aber natürlich gibt’s immer auch ein wenig Kritik. So vermissen manche unserer Besucher (und auch wir) ein besseres Leitsystem. Da werden wir noch nachlegen. Die Kundenorientierung und der Servicegedanke sind jedenfalls in der Stadtbibliothek angekommen. Das hat das Change Management, begründet in einem von Beginn an professionell geplanten Organisationsentwicklungsprozess, ganz sicher geschafft. Außerdem springen in Notsituationen alle selbstverständlich ein. Also, von Widerständen kann, wenn es um die Besucher geht, keine Rede sein – da sind wir uns alle einig. Vielen Dank, Frau Sträter, für das Interview.

3 B  austeine des Change Managements – den Widerstand provozierend? Es gibt sicher kein Patentrezept, denn jede Situation ist anders, da Rahmen­ bedingungen, Kontexte und die handelnden Personen unterschiedlich sind. So bleiben letztendlich auch die Ursachen für Widerstände vielfältig. Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass es überaus sinnvoll ist, sich im Vorfeld von Veränderungsprozessen mit Erfahrungen und Modellen anderer auseinanderzusetzen. […] Starre Modelle bzw. Generalisierungen bringen wenig. Es sind letztlich unterschiedliche Herangehens-

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weisen und Methodenbausteine, die je nach Ausgangslage und Führungsverständnis zum Ziel führen können.4

Oder auch zum Widerstand? Lassen Sie uns die Bausteine genauer betrachten, die helfen sollen und doch nachgerade den Widerspruchsgeist reizen könnten.

3.1 Diagnostik und Widerstand Je größer die Dimensionen eines bevorstehenden und beigeführten Wandels, desto notwendiger sind durchdachte und professionell begleitete Konzepte zu ihrer gestaltenden Bewältigung. Einem Konzept für den Wandel vorausgehen muss immer eine prozessuale, strukturale und relationale Diagnostik.5 So fand in der Stadtbibliothek Nürnberg zu Beginn […] eine umfangreiche Aufgabenanalyse für alle Mitarbeiter/innen der Stadtbibliothek statt. Anhand der Aufgabenanalyse wurden ausgewählte Prozesse, wie beispielsweise das Rücksortieren der Medien, näher betrachtet und sogenannte Sollprozesse definiert. Aufgaben-, Prozessanalyse sowie zahlreiche Gespräche der Beraterin mit der Bibliotheksleitung und Interviews mit verschiedenen Kollegen/innen führten zur Erstellung eines neuen Organisationsmodells […].6

Bereits diese Diagnostik kann zu Widerstand reizen. Die (meist gedachten) Reizworte sind: Kontrolle und (Über-)Prüfung. Daraus resultieren Unsicherheiten: („Hätte, könnte, müsste ich … es besser gemacht haben?“) während quasi erzwungener Gespräche („Muss bzw. darf ich unsere Interna ausbreiten?“, „War das jetzt gut oder schlecht für uns, was ich erzählt habe?“).

3.2 Erkenntnisse und Widerstand Nach der Diagnostik folgen Erkenntnisse, die zu neuen Zielen führen sollen. Die gewachsenen Organisationsstrukturen müssen aufgebrochen, die funktionalen Abteilungsgrenzen eingerissen und im Sinne von Geschäftsprozessen radikal neu gestaltet werden. Die Organisation muss vom Kopf auf die Füße gestellt, das heißt auf den Kunden bezogen, von ihm her gedacht und durchgestylt werden. Jede Leistung wird radikal an ihrer eigentlichen Wertschöpfung gemessen. Dazu muss sie – auch intern – einen Kunden haben und dem direkten Feedback ihres (Ver-)Brauchers ausgesetzt werden. […] In der alten Form kam es darauf an, die für die Leistungserstellung notwendigen Funktionen darzustellen, gut zu positionieren und vor allem klar von­einander abzugrenzen. Das Schlüsselwort war Zuständigkeit.7

4 Plößnig 2012, S. 31. 5 Nach Becker & Labucay 2012. 6 Sträter 2013. 7 Doppler et al. 2014, S. 22.



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Selbst wenn es nahe läge – nein, das hat die Stadtbibliothek Nürnberg so nicht formuliert. Zum Glück nicht. Was hier so radikal unangenehm klingt, und mag es inhaltlich noch so sehr zutreffend sein, würde zu Widerstand förmlich einladen. Das Zitierte aus dem Standardwerk zu Unternehmenswandel gegen Widerstände könnte jedoch haargenau dieser Erkenntnisgewinn sein, dem die Verantwortlichen der neuen Stadtbibliothek ihre Ziele abgerungen haben. Diese Ziele gilt es zu formulieren und den Weg, die Methoden und Mittel ihres Erreichens in ein Konzept zu überführen.

3.3 Konzept und Widerstand Konzept ist ein ähnlich inflationärer Begriff wie Projekt, Management, Organisationsentwicklung, wahlweise auch ‑architektur, ‑struktur, ‑kultur, ‑modell etc. Ein fachlich fundiertes Handbuch würde zu jedem der Begriffe eine griffige Definition anbieten, die die Unterschiede wichtig nimmt. Allein – damit ist den Widerständen nicht beizukommen, die sich beim bloßen Anblick der Wortschöpfungen aus dem ChangeManagement-Bereich unweigerlich bilden.

3.4 Präsentation und Widerstand Ein Blick in die zahlreichen Fachbücher8 sei Führungskräften zwar empfohlen, doch sollten sie sich vom vorherrschenden Jargon nicht mitreißen lassen. Für die Präsentation gegenüber den Beschäftigten sind knappe, übersichtliche und grafisch gut aufbereitete Kurzversionen des Konzepts bzw. der Erkenntnisse empfohlen, wie sie beispielsweise Elisabeth Sträter anlässlich ihres Vortrags an der Fachhochschule Köln im Mai 2015 erstellte.9 Sträter vermeidet bereits im Titel jeglichen Anglizismus. Sie schreibt schlicht und verständlich: „Veränderungsprozesse“, ergänzt mit dem aktivierenden Verb „gestalten“. Sodann stellt sie die beteiligten Institutionen mit Foto vor. Eine ansprechend gestaltete Grafik greift die drei Markenkerne (wiederum ein deutsches Wort) „Service“, „Tradition“, „Innovation und Zukunftsgeist“ auf. Diese werden spiegelstrichartig auf je einer eigenen Seite aufgelistet. Sie skizziert den Organisationsentwicklungsprozess der Stadtbibliothek grob und blättert diese Unterteilung auf in „Bestandteile“, „altes Organisationsmodell“ (eine Grafik), die neue Zentralbibliothek (ein Foto) mit einer Auflistung der Bestandsbereiche, aufgeteilt auf die beiden Gebäudeteile Luitpoldhaus und Katharinenkloster. Der Anblick vertrauter Bücherregale bildet den Abschluss.

8 Vor allem das Standardwerk Doppler & Lauterburg 2014 (allerdings mit dem Schwerpunkt der Wirtschaft). Außerdem Apel 2012 mit ausführlichem Literaturverzeichnis. 9 Nicht publiziert.

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Die anspruchsvollste und ergiebigste Folie: „Organisationsentwicklungsprozess – Bestandteile“ lässt nicht ahnen, welche immensen Anforderungen und Leistungen auf das Haus zugekommen sind, verschweigt aber auch nichts: –– Interviews –– Aufgabenanalyse –– Entwicklung einer Prozesslandkarte mit Kernprozessen –– Benutzungsdienst –– Medienbereitstellung –– Zielgruppenarbeit –– Auskunft & Beratung –– Schulbibliotheksarbeit –– Handschriften/Orts- und Landeskunde –– Prozessanalyse für ausgewählte Prozesse –– Erstellung eines Organisationsmodells für die Stadtbibliothek mit neuer Teamstruktur und im Gegensatz zu früher: Erbringung aller Leistungen in den Teams –– Stellenbesetzungsverfahren Eine Präsentation nach dem KISS-Grundsatz: „Keep It Simple [and] Stupid“ hilft von Anfang an, Widerstände zu vermeiden. Nach und nach lassen sich dann gehaltvollere Informationen unterbreiten. Es klingt fast banal, doch viele Change-ManagementProzesse beginnen mit einem Paukenschlag an Informationsüberflutung und erhalten so nie die Chance, sich personalverträglich zu entfalten. Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob die Präsentation für die Unternehmensleitung oder ganz normale Mitarbeiter […] oder mittleres Management […] stattfindet. […] Die Inhalte sollten so weit wie nur möglich auf Augenhöhe mit den Adressaten gebracht werden. Das ist die beste Form der Wertschätzung und wird durch entsprechend aktive Resonanz belohnt,

... wie im Kapitel „Präsentation: Persönlich überzeugen“ ausgeführt wird.10 Nun ist ein An-, Um- oder Neubau auch nichts, was sich über einen kurzen Zeitraum erstreckt. Insofern sind die Change-Management-Prozesse, die sich hier abspielen – wenn nicht gleichzeitig historischer Paradigmenwechsel nebst neuer Direktorin und Organisationsentwicklungsprozess wie in Nürnberg –, eine übersichtliche Sache, zumeist getragen von einer aufeinander eingespielten Belegschaft, die sich in der Regel auf eine Verbesserung von Gebäude- und Raumsituationen freut. Meistens jedenfalls. Es kann aber auch zu einer Worst-Case-Situation kommen wie der folgenden, die sich tatsächlich so abgespielt haben soll.

10 Groß 2014, S. 118 f.



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Ein Worst-Case-Szenario des Widerstands: Der Umzug einer Bibliothek in ein neues Gebäude stand an. Lange zuvor begannen einzelne Beschäftigte mit dem Aussortieren, um den Transport später leichter zu bewältigen. Nach und nach machte sich dabei Aufbruchsstimmung breit – bis auf eine Kollegin, die das alles nicht zu betreffen schien. Sie wurde ermuntert, allmählich doch die Umzugskartons einzuräumen – keine Reaktion. Befremdung machte sich breit. Nein, sie ginge hier nicht fort. Niemals. Ratlosigkeit von allen Seiten. Will sie uns foppen? Das kann doch wohl nicht wahr sein. Doch bis zum bitteren Ende blieb die Kollegin im wahrsten Sinne des Wortes sitzen. Kein Bitten, Betteln, Schimpfen, keine Hilfsangebote, keine Küchenpsychologie oder die Androhung disziplinarischer Maßnahmen, bis hin zum „Wir werden dich wegtragen“ fruchteten. Sie blieb eisern an ihrem vollständig eingerichteten Schreibtisch, bis …

… nein, es ist nicht bekannt, wie die Situation endete. Der Erzählung nach blieben nur noch wenige Tage bis zum Umzug. Wo die Ursachen des erbitterten Widerstands lagen, lässt sich nur ahnen. Die Palette der Vermutungen reichte von Belastungsund Angststörungen über Burnout und Depression bis zu nicht erkanntem Parkinson, Alzheimer oder Autismus und der damit verbundenen Unfähigkeit, sich auf neue Situationen einzustellen. Widerstände entstehen oft völlig unvermutet und aus Richtungen und von Personen, aus bzw. von denen man das keinesfalls vermutet hätte.

3.5 Empfehlungen für den Widerstand im Normalfall Für den Normalfall gelten bei anstehenden (räumlichen) Veränderungen die folgenden Empfehlungen: –– Veränderungen rechtzeitig kommunizieren –– Fragen und Bedenken ernst nehmen und anerkennen, nicht sofort beschwichtigen –– Widerstände analysieren11 –– Das Personal so weit wie nur möglich von Anfang an einbinden –– Kommunikation und Informationsfluss beständig aufrecht erhalten, auch und gerade dann, wenn einmal lange Zeit nichts Wesentliches geschieht –– Kommunikation klar gestalten durch Organisationshilfen wie Termin- und Ablaufübersichten und kontinuierlich aktualisierte Gebäude- beziehungsweise Raumvisualisierungen –– Klare mündliche und schriftliche Anweisungen –– Zeitnahe Protokolle von Absprachen –– Einrichten einer Koordinierungsstelle einschl. Vertretung

11 Vgl. Munique 2012.

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–– Klares Zuweisen von (Unter-)Funktionen und Rollen (Prozess-/Projektmanager, ‑promoter, Moderator, im öffentlichen Dienst meist in Anlehnung an die Hierarchieebenen) –– Generelles Einsetzen fachlicher Kompetenzen und, so nicht vorhanden, deren Erwerb durch Fortbildung, schließlich Hinzuziehung externer Beratung und Fachkräfte Groß führt übersichtlich auf, in welchen Bereichen fachliche Kompetenzen beim Change Management wichtig sind und welche Realisationsinstrumente sie beinhalten, beispielsweise „Interne Kommunikation“ durch Aufbau eines Dialogs über die reine Information hinaus, oder „Organisations- und Team­entwicklung“, für die Kenntnisse über die Vor- und Nachteile einer Matrix- oder Linienorganisation hilfreich sind.12

4 Staatsbibliothek Bamberg – Best Practice Das Interview mit dem stellvertretenden Bibliotheksdirektor, Dr. Stefan Knoch, fand am 27. Juli 2015 in Bamberg statt. Knoch war Hauptkoordinator im Change-Management-Prozess des Auslagerns von Bücherbeständen in ein für diese Zwecke umgebautes Außenmagazin.13 Frage: Kürzlich erst die 50-Jahr-Feier am Domplatz, und nun der (Teil-)Aufbruch in neue Räume. Wie ging das Personal da mit? Antwort: Der Kraftakt, rund drei Kilometer Bücher mit gut 100 000 Bänden in eine vom Erzbistum Bamberg angemietete Halle am Stadtrand umzuziehen, kann als sehr gelungen bezeichnet werden. Lediglich während längerer Zeitabschnitte im Vorfeld des Umzugs, in denen keine neueren Informationen vorlagen, kam es zu mancher Unsicherheit, ob denn möglicherweise Informationen vorenthalten worden wären à la „Herrschaftswissen“. Doch die hehre Absicht war, keine Verwirrung zu stiften mit nicht spruchreifen Planänderungen, die man dann womöglich hätte widerrufen müssen. Das Gros des Umzugs vollbrachten die Mitarbeiter14 selbst. Dass man Kosten aufgrund geringerer Sortier-Nacharbeiten sparen würde, darüber waren alle derselben Ansicht, nachdem man sich vorher in anderen Bibliotheken umgehört hatte. Denn das Problem bei dem auszulagernden Bestand waren die teilweise sehr komplizierten Signaturen. Frage: Wie beginnt man einen Umzug, wie sieht das Umzugsmanagement aus?

12 Groß 2014, S. 163 f. 13 Siehe dazu auch Knoch 2015. 14 16 VZÄ bei 20 Beschäftigten.



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Antwort: Anfangs stocherten wir alle im Nebel. Es fehlten verlässliche Erfahrungs- und Eckwerte, beispielsweise, wie viele Bücher bzw. Zeitschriften man gegurtet bekommt. Wie schnell würden die Kolleginnen und Kollegen beim Einstellen sein? Werden die Kollegen im Außenmagazin womöglich „geflutet“, weil sie mit dem Einstellen der Bücher nicht so schnell nachkommen? Die größte Überraschung war denn auch, dass alles sehr viel flotter ging und man sogar drei Tage früher mit dem Umzug fertig wurde als geplant. Der beinahe banale Beginn lag in der Auflistung und Beantwortung der Fragen: Wo(hin) ziehen wir um? Wann? Mit welchen Mitteln? Und wie? Bei geschlossenem oder laufendem Betrieb? Letztendlich wurden die gegurteten Bände mittels Wagen über eine Rampe in LKWs eingeladen. Während der drei Umzugswochen war lediglich der Lesesaal geöffnet. Bestellungen aus den Magazinbeständen und das Aufrechterhalten der Samstagsöffnung waren nicht möglich. Beschwerden von Seiten der Nutzer gab es erfreulicherweise keine. Frage: Welche personalen Faktoren trugen zum Gelingen des Umzugs bei? Antwort: Planung und Durchführung wurden nicht autokratisch von oben bestimmt. Wir legten stattdessen größten Wert auf die Expertise insbesondere des Magazinpersonals. Da kam manch’ hervorragende Idee zu vorhersehbaren wie plötzlich auftretenden Problemen. Alle nahmen die Herausforderung positiv an im Sinne von „Man weiß ja, wofür man’s macht“. Erkennbar war ein hoher Einsatzwille, ein außerordentliches Engagement und großer Ehrgeiz, möglichst alles allein und in der abgesteckten Zeitspanne zu schaffen. Dabei schreckten die Kollegen auch nicht vor Zusatzschichten an Samstagen zurück. Vielen Dank, Dr. Knoch, für das Interview.

5 Fazit Die Offenheit der beiden Gesprächspartner in Nürnberg und Bamberg, die freimütige Einblicke in das Change Management ihrer Bibliotheken gewährten, zeigte deutlich, dass der wesentliche Erfolg im personalen Miteinander zu finden ist. Ungeachtet aller organisatorischen Anforderungen ist das personelle Potenzial entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg jeglicher Veränderung. Widerstände dürfen und müssen sogar sein, denn sie sind auch Regulativ. Ihnen mit Achtung und Respekt zu begegnen, sie angemessen aufzugreifen und adäquat zu beantworten und aus ihnen zu lernen, ist wesentlicher Bestandteil des Change Managements. Denn: „Letztendlich sind es immer die Menschen, auf die es ankommt!“15

15 Vgl. Fingerle 2013, S. 198.

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Literatur und Internetquellen Apel, J. (2012). Change Management an Bibliotheken. Perspektive Bibliothek, 1(1), 169–195. https:// journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/bibliothek/article/view/9402 (29.10.2015). Becker, M. & Labucay, I. (2012). Organisationsentwicklung: Konzepte, Methoden und Instrumente für ein modernes Change Management. Stuttgart: Schäffer Poeschel. Doppler, K., Fuhrmann, H., Lebbe-Waschke, B. & Voigt, B. (2014). Unternehmenswandel gegen Widerstände – Change Management mit den Menschen (3., aktualis. u. erw. Aufl.). Frankfurt a. M.: Campus-Verlag. Doppler, K. & Lauterburg, Ch. (2014). Change Management: Den Unternehmenswandel gestalten (13., akutalis. u. erw. Aufl.). Frankfurt a. M.: Campus-Verlag. Fingerle, B. I. (2013). Sich und andere führen. Wandel in Bibliotheken aktiv gestalten. Berlin [u.a.]: de Gruyter. Groß, M. (2014). Handbuch Change-Manager. Weinheim: Beltz. Knoch, St. (2015). Ein Meilenstein in der räumlichen Entwicklung. Die Staatsbibliothek Bamberg nimmt ein neues Außenmagazin in Betrieb. Bibliotheksforum Bayern, 9(2), 132–133. https://www.bibliotheksforum-bayern.de/fileadmin/archiv/2015-2/PDF-Einzelbeitraege/ BFB_0215_14_Knoch_V03.pdf (29.10.2015). Munique, I. (2012). Nicht-Wollen, Nicht-Dürfen, Nicht-Verstehen: Verzögerungstaktik aufgrund von Vermeidungshaltung, innerer Ablehnung, Sorglosigkeit, Gewohnheit, Bequemlichkeit, selektiver Wahrnehmung und (subjektiv voreingenommener) Interpretation von Informationen. In I. Munique, Auf zu neuen Zielen: Impulse, Ideen, Innovationsmanagement, Kap. IV: Implementierung/Umsetzung, 3. Analyse der Widerstände. Fortbildungsskript, S. 18–21. Nicht publiziert, auf Anfrage erhältlich. Plößnig, V. (2012). Change Management an Universitätsbibliotheken: Unterschiedliche Methoden der Durchführung und deren Erfolg. In K. Niedermair (Hrsg.), Die neue Bibliothek. Anspruch und Wirklichkeit. 31. Österreichischer Bibliothekartag, Innsbruck, 18.–21.10.2011 (S. 233–243). Graz [u. a.]: Neugebauer. http://eprints.rclis.org/23052/ (28.10.2015). Sträter, E. (2013). Personalentwicklung per Wunschliste. Innovatives Stellenbesetzungsverfahren bei der Stadtbibliothek Nürnberg. BuB, Forum Bibliothek und Information, 65(11/12), 780–783. http://www.b-u-b.de (29.10.2015). Werner, K. U. & Fansa, J. (2009). Change Management: Potenziale und Risiken des Bibliotheksbauprozesses. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken bauen und ausstatten (S. 132–139). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/miscellanies/bibliotheksbau/ (19.10.2015).

Susanne Benitz und André Reichmuth

Betriebsmanagement

Dargestellt am Beispiel der ETH-Bibliothek Zürich

Einleitung Das Betriebsmanagement an der ETH-Bibliothek ist organisatorisch der Direktion der ETH-Bibliothek unterstellt. Es ist im Allgemeinen für alle betrieblichen Aspekte innerhalb der Bibliotheken verantwortlich. Darüber hinaus unterstützt und berät es die Direktion sowie alle unterstellten Bereiche bei sämtlichen sicherheitsrelevanten Fragen. Dies gilt sowohl für die Beschäftigten der Bibliothek als auch für alle Nutzer. Das Sicherheitsmanagement umfasst schwerpunktmäßig – um nur einige Aspekte zu nennen – die Alarmorganisation, den Personen- und Sachwertschutz, Erste Hilfe, Brand- und Explosionsschutz, Evakuierung und auch den Gesundheitsschutz in den Büros (Ergonomie). Im Weiteren ist das Betriebsmanagement die Schnittstelle zu diversen internen und externen Stellen in den Bereichen Gebäude- und Sicherheitsmanagement. In diesem Kontext koordiniert und plant das Betriebsmanagement auch Sanierungen und Umbauten, die gerade in einem historischen Gebäude relativ häufig notwendig sind. Des Weiteren entwickelt es zusammen mit ETH-Architekten und externen Anbietern Raumkonzepte, um bei strategischen Neuausrichtungen der ETH-Bibliothek die erforderlichen Infrastrukturen frühzeitig bereitstellen zu können. Das Betriebsmanagement hat somit in allen bauplanungsrelevanten Fragen eine zentrale Rolle und ist maßgebend auch an langfristigen Bauvorhaben beteiligt. Um sich den komplexen Herausforderungen zu stellen, werden regelmäßig Weiterbildungen zur Steigerung der fachlichen Kompetenzen besucht. Dabei geht es insbesondere um Themenbereiche wie Sicherheits-, Raumnutzungs- und Planungsmanagement. Die Bibliothek ist einer der größten Nutzer des Hauptgebäudes der ETH Zürich, sodass Zukunftsplanungen im Zusammenhang mit dem Hauptgebäude langfristig und vorausschauend berücksichtigt werden müssen. In den folgenden Ausführungen werden die verschiedenen Aufgabenbereiche des Betriebsmanagements der ETH-Bibliothek vorgestellt und erläutert. Darüber hinaus versucht der vorliegende Beitrag aufzuzeigen, weshalb es für eine große Bibliothek sehr vorteilhaft ist, eine solch zentrale Anlaufstelle in die eigene Organisationstruktur einzugliedern.

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 Susanne Benitz und André Reichmuth

1 Die ETH-Bibliothek – Ein mittleres Unternehmen Die ETH Zürich ist eine der weltweit führenden technisch-naturwissenschaftlichen Hochschulen mit heute mehr als 18 000 Studierenden aus über 110 Ländern, davon 3  900 Promovierende.1 Als größte und auch für die Öffentlichkeit zugängliche Bibliothek der Schweiz ist die ETH-Bibliothek als zentrale Hochschulbibliothek mit ihrer naturwissenschaftlich-technischen Ausrichtung eine der führenden wissenschaftlichen Bibliotheken in Europa. Das Informationsangebot der ETH-Bibliothek umfasst rund 7,8 Mio. gedruckte und elektronische Dokumente.2 Mit 277 Beschäftigten3 gleicht die ETH-Bibliothek einem mittleren Unternehmen. Dies erfordert nicht nur auf administrativer, sondern auch auf organisatorischer und logistischer Ebene spezielle und effektive Anlaufstellen, die den logistischen Betrieb im Alltag sichern und aufrechterhalten. Eine solche Anlaufstelle in der ETH-Bibliothek bildet das Betriebsmanagement. Neben der Größe des Betriebes stellen vor allem die verschiedenen Standorte der ETH-Bibliothek eine zusätzliche Herausforderung dar, wie im Folgenden beschrieben wird. Auch wenn sich die Hauptbibliothek im Hauptgebäude der ETH Zürich befindet, verteilt sich die ETH-Bibliothek insgesamt gesehen mit ihren Spezialbibliotheken, Archiven und Sammlungen auf sechs verschiedene Standorte in der Stadt, wobei der größere Teil im Zentrum rund um das Hauptgebäude der Hochschule liegt.4

Abb. 1: Luftbild der ETH Zürich, das Hauptgebäude inmitten der Stadt © E. Ammon. 1 ETH, Eidgenössische Technische Hochschule, https://www.ethz.ch/de (16.10.2015). 2 Vgl. das Wissensportal der ETH-Bibliothek unter http://www.library.ethz.ch/de/ (16.10.2015). 3 Entspricht 189 Vollzeitäquivalenten (FTE). Vgl. dazu: Jahresbericht 2014 der ETH Bibliothek. 4 Burri & Westermann 2005.



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Die Bestände wuchsen über die Jahre kontinuierlich, sodass die ETH-Bibliothek Mitte der 1980er Jahre räumlich vergrößert werden musste. Allerdings ließen die schwierigen Platzverhältnisse im Hauptgebäude keine räumliche Vergrößerung zu, sodass die Bibliothek einen neuen Standort am Rande von Zürich bekam. So wurde im Jahr 1985 am Hönggerberg, dem zweiten Standort der Hochschule, eine neue Magazinbibliothek errichtet.5 Diese Depotbibliothek ETH-Bibliothek HDB dient der ETH-Bibliothek heute als Hauptmagazin mit einer Kapazität von 55 000 lfm. Neben der ETH-Bibliothek Hönggerberg befindet sich dort auch die sog. Baubibliothek mit ihrer umfangreichen Materialsammlung.

Abb. 2: Luftbild Campus Hönggerberg der ETH Zürich. Im Hintergrund Stadt Zürich mit Zürichsee © ETH Zürich/vision on wings/Manfred Richter.

Neben dem großen Standort auf dem Hönggerberg befinden sich im Zentrum neben der Hauptbibliothek vier weitere Standorte, sämtlich in der Nähe des Hauptgebäudes. Ein solcher Standort ist beispielsweise das Gebäude des Departements Erdwissenschaften unweit des Hauptgebäudes, in dem sich die Bibliothek Erdwissenschaften sowie das erdwissenschaftliche Forschungs- und Informationszentrum FocusTerra6 und die Erdwissenschaftlichen Sammlungen befinden. Gegenüber befindet sich die Grüne Bibliothek mit den Schwerpunkten Agrar- und Lebensmittelwissenschaf5 Weiss 1998, S. 9. 6 http://www.focusterra.ethz.ch/ (11.11.2015).

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ten sowie Umweltwissenschaften. Weitere Standorte sind die sog. GESS-Bibliothek (Geistes- und Sozialwissenschaften, Wirtschaft, Recht und Politik) sowie das ThomasMann-Archiv7 in einem historischen Gebäude aus dem 17. Jahrhundert (sog. Bodmerhaus). Ein vergleichbares Ambiente wie das Bodmerhaus bietet auch eine alte Villa in der näheren Umgebung des Hauptgebäudes, die das Konsortium der Schweizer Hochschulbibliotheken und die Fachreferate der ETH-Bibliothek beherbergt. Die Schaffung neuer Standorte ist allerdings nicht abgeschlossen, sondern schreitet weiter voran. So hat die Bibliothek in einem neu errichteten Bürogebäude der ETH Zürich im März dieses Jahres weitere Archivräume und damit einen weiteren zu betreuenden Standort in Betrieb genommen, der in erster Linie für die Sammlungen und Archive vorgesehen ist. Angesichts der Fülle an verschiedenen Standorten und der großen Anzahl an Beschäftigten ist eine Anlaufstelle wie das Betriebsmanagement der ETH-Bibliothek eine äußerst sinnvolle Einrichtung.

2 Das Betriebsmanagement der ETH-Bibliothek Im Zuge der Reorganisation der ETH-Bibliothek im Jahr 2010 wurde das Betriebsmanagement als Stabsstelle der Direktion eingerichtet.8 Das Team besteht gegenwärtig aus 4 Beschäftigten, die sich auf 3,2 Vollzeitäquivalente verteilen. Neben seiner Aufgabe als zentrale Anlaufstelle für alle Beschäftigten der ETH-Bibliothek fungiert das Betriebsmanagement auch als Schnittstelle zwischen der ETH-Bibliothek einerseits und den verschiedenen ETH-internen9 und ETH‑externen Stellen10 auf der anderen Seite. Im Wesentlichen unterstützt und berät das Betriebsmanagement die Direktion und sämtliche Bereiche der ETH-Bibliothek in allen Fragen des Sicherheits-, Gebäude-, Raum- und Facility-Managements sowie bei der Sicherstellung der erforderlichen Betriebsmittel. Unter den letzten Punkt fallen etwa die Versorgung mit Büromaterial oder der reibungslose Ablauf der Post- und Kurierdienste.

2.1 Sicherheitsmanagement Das Sicherheitsmanagement betrifft vor allem die Sicherheit an den Arbeitsplätzen der Beschäftigten sowie der Nutzer in den öffentlich zugänglichen Bereichen. In diesem Sinne arbeitet das Betriebsmanagement äußerst eng mit der Stabsstelle Sicherheit, 7 http://www.tma.ethz.ch/benutzung/ (11.11.2015). 8 Littau & Mumenthaler 2011, S. 63. 9 Abteilung Betrieb, Immobilien, Sicherheit Gesundheit und Umwelt etc. 10 ETH-Bibliothek, Jahresbericht 2010, S. 24.



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Gesundheit und Umwelt (SGU) der ETH Zürich zusammen, die für die Sicherheit und Gesundheit aller Angehörigen der ETH Zürich zuständig ist.11 Alarmorganisation, Personen- und Sachwertschutz, Erste Hilfe, Brand- und Explosionsschutz sowie Evakuierung sind nur einige Schlagworte, die in diesem Zusammenhang relevant sind. Das Betriebsmanagement steht bei sämtlichen bibliotheksinternen Fragestellungen hinsichtlich der Sicherheitsanlagen sowie des Einsatzes von externem Sicherheitspersonal zur Verfügung. In diesem Zusammenhang ist das Betriebsmanagement auch für den Betrieb der Einbruchmeldeanlagen zuständig. Hierbei betreut es bei Neuinstallationen sämtliche Arbeiten, holt alle hierfür notwendigen Nutzeranforderungen ein und steht für eventuell notwendige Beratungsaktivitäten bereit. Hierzu gehören naturgemäß alle einschlägigen Schulungsmaßnahmen hinsichtlich der technischen Abläufe und alle anfallenden Probleme, wie etwa die Betreuung bei Fehlalarmen. Darüber hinaus organisiert das Team in Zusammenarbeit mit der SGU Weiterbildungsmaßnahmen für Bibliotheksbeschäftigte mit Kundenkontakten. Hierbei werden Verhaltensweisen und Kommunikationstechniken vermittelt, die in Konfliktsituationen eine Eskalation verhindern sollen.

2.2 Das Evakuierungskonzept in der ETH-Bibliothek Bei Unfällen, Feuer oder auch bei Konfliktsituationen mit Nutzern ist im Allgemeinen die Alarmzentrale der ETH Zürich rund um die Uhr erreichbar. Sie ist Anlaufstelle für Notfälle und Störungsmeldungen innerhalb des ETH-Areals. Selbstverständlich ist die Alarmorganisation der ETH-Bibliothek an die Alarmzentrale der ETH Zürich angebunden. Jedoch ist in den meisten Fällen das Betriebsmanagement als Schnittstelle involviert. So werden beispielsweise die bibliotheksinternen Sanitäts- oder Brandalarm­gruppen direkt alarmiert. Sowohl die bibliotheksinterne Sanitäts- als auch die Brandalarmgruppe werden vom Betriebsmanagement geleitet und organisatorisch betreut. Die Sanitätsgruppe bildet mit 8 Mitgliedern eine von insgesamt 18 Sanitätssektoren der ETH Zürich.12 Die bibliotheksinterne Brandalarmgruppe hat aktuell 15 Mitglieder13, die im Brandfall als Erste vor Ort rasch intervenieren. Darüber hinaus ist es seit 2014 auch ihre Aufgabe, sämtliche Räumlichkeiten der ETH-Bibliothek im Ereignisfall zu evakuieren. Aus unterschiedlichen organisatorischen und logistischen Gründen ist die ETH-Bibliothek im Ereignisfall selbst für die Evakuierung zuständig, sodass es für das Betriebs11 Weitere Informationen zur SGU finden sich auf der Website der ETH Zürich unter https://www.ethz. ch/de/die-eth-zuerich/organisation/stabsstellen/sicherheit-gesundheit-umwelt.html (16.10.2015). 12 Rund 170 freiwillige Beschäftigte der ETH Zürich haben sich für den betrieblichen Sanitätsdienst ausbilden lassen und leisten im Nebenamt Erste Hilfe. 13 Für die Brandalarmgruppen an der ETH Zürich sind ca. 110 Personen ausgebildet.

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management notwendig wurde, in Abstimmung mit der zentralen Einrichtung ein geeignetes Betriebskonzept zu entwickeln.

2.3 Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz im Büro Bereits seit einigen Jahren besteht für die Beschäftigten der ETH-Bibliothek die Möglichkeit, sich hinsichtlich der Einrichtung ihrer Arbeitsplätze unter ergonomischen Gesichtspunkten beraten zu lassen. Anlaufstelle hierfür sind je eine Person aus den Bereichen Betriebsmanagement und Personaldienst, die speziell geschult sind und regelmäßig an Weiterbildungen zu diesem Thema teilnehmen. Sie geben den Beschäftigten praktische Ratschläge zum ergonomischen Arbeiten am Bildschirm und leisten somit einen wichtigen Beitrag für mehr Gesundheitsschutz im Büro. So wurden in den Jahren 2013 und 2014 jeweils rund 50 Arbeitsplätze im Detail überprüft und entsprechende Verbesserungsvorschläge sowie eine Reihe von ergonomischen Anpassungen vorgenommen. Durch die konkreten Beratungen konnten viele Erfahrungen gesammelt werden. So gab ein Drittel der rund 50 Beschäftigten an, keinerlei körperliche Beschwerden zu haben. Die anderen zwei Drittel klagten jedoch über leichte bis zum Teil erhebliche körperliche Beschwerden. Am häufigsten wurden Rücken-, Nacken- und Schulterschmerzen genannt. Darüber hinaus stellte sich heraus, dass die Standardmöblierung der ETH Zürich für etwa die Hälfte der jeweils 50 Beschäftigten nicht ideal war. Zur Erhaltung der Gesundheit und der Produktivität lassen sich häufig durch relativ geringfügige Anpassungen des Mobiliars14 und durch Bürohilfsmittel15 positive Effekte erzielen.

2.4 Flächen- und Reparaturmanagement Ist eine Bibliothek in einem der oberen Stockwerke eines historischen Gebäudes untergebracht, überrascht es wenig, wenn kontinuierlich räumliche Anpassungen, Umbauten und/oder Sanierungen anstehen.16 Da sich alte Raumstrukturen kaum mit den durch moderne Bibliotheksprozesse bedingten Anforderungen in Deckung bringen lassen, ist im Falle der ETH-Bibliothek dieser Bereich einer der weiteren

14 In der Regel reicht es oft schon aus, die Sitzpositionen entsprechend der Körpergröße und ‑proportionen zu verändern (Höhe, Sitzfläche, Rückenlehne etc.) und dann entsprechend die Tischhöhe bei Bedarf individuell anzupassen. Dies ist durch einfaches, wenig zeitaufwändiges Auswechseln der Tischbeine auch ohne höhenverstellbaren Tisch möglich. 15 Hierzu gehören etwa Handgelenksauflagen, Dokumentenhalter etc. 16 Hierbei ist zu berücksichtigen, dass der größere Teil der Magazine wiederum in den Tiefgeschossen untergebracht ist.



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wichtigen Elemente im Aufgabenportfolio des Betriebsmanagements. Alle einschlägigen Aktivitäten werden hier geplant, koordiniert und kritisch begleitet. Ein wichtiger Punkt hierbei ist das Flächenmanagement im äußerst verwinkelten Hauptgebäude der ETH Zürich. Bei jährlich bis zu 50 Verschiebungen von Arbeitsplätzen spielt die exakte Planung der Umzüge eine zentrale Rolle für den reibungslosen Ablauf. Auch das Zusammenspiel zwischen dem IT-Support (komplette IT-Infrastruktur der internen Arbeitsplätze) und den Umzugsunternehmen ist ein wichtiges Element für eine termingerechte und zielorientierte Abwicklung. Diese Vielzahl von umzugsbezogenen Tätigkeiten läuft beim Betriebsmanagement zusammen und wird von dort aus gesteuert. Stehen in der Bibliothek Reparaturen, Renovierungsarbeiten u.  ä. an, ist das Betriebsmanagement für die Auftragserteilung an ETH-interne und/oder ETH‑externe Dienstleister sowie für die Überwachung der Durchführung zuständig. Eine ETHexterne Vergabe erfolgt immer in Abstimmung mit den zuständigen Stellen innerhalb der Hochschule. Im alltäglichen Geschäft des Betriebsmanagements gehören Konflikte aufgrund unterschiedlicher Interessen bei der Umzugs- und Büroplanung im Fall von Umbauten und/oder Sanierungen etc. zum Berufsalltag. Hier kommt es dann darauf an, die richtigen Strategien zur Konfliktbewältigung zu finden, um für alle Beteiligten möglichst hochwertige Kompromisslösungen herbeiführen zu können.17

2.5 Green Library Ein Thema, das vermehrt Einzug in die Bibliothekslandschaft hält, lässt sich kurz mit dem Schlagwort Green Library skizzieren. Die ETH Zürich bietet hierfür einige Angebote im infrastrukturellen Bereich an. Diese konzentrieren sich im Wesentlichen auf die Gebäude im Zentrum von Zürich und auf dem Campus ETH-Hönggerberg. Für eine optimal funktionierende Infrastruktur ist eine Energieversorgung mit hoher Zuverlässigkeit notwendig, die durch verschiedene Energieträger wie Strom, Fernwärme und fossile Brennstoffe abgedeckt wird. Neben der direkten Nutzung von Energie für den Betrieb der eigenen Infrastruktur werden durch die ETH Zürich und deren Angehörige auch solche Leistungen bezogen, die einen hohen Energiebedarf verursachen. Hier versucht man, die Beschäftigten durch Sensibilisierungsmaßnahmen und Anreize sowie durch entsprechende Werbeaktivitäten für ein umweltfreundliches Verhalten zu motivieren. Weitere Themen in diesem Kontext sind die Energieeffizienz am Arbeitsplatz und der Energieverbrauch von Servern oder sonstigen technischen Geräten für die Forschung.

17 Siehe hierzu auch den Beitrag zum Thema Change Management von I. Monique in diesem Band.

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Die Beschäftigten der Bibliotheken engagieren sich auf den genannten Gebieten, um einen nachhaltigen Beitrag zur Reduktion des Energieverbrauchs der ETH Zürich leisten zu können und orientieren dabei sich am Energieleitbild18 der ETH Zürich.

3 W  as bringt die Zukunft für das Betriebsmanagement? Bereits seit vergangenem Jahr laufen Aktivitäten im Kontext einer räumlichen Vergrößerung des bibliothekseigenen Digitalisierungszentrums, da die gegenwärtigen Raumkapazitäten komplett ausgereizt sind. Es sind weitere Scanner und mehr Personal erforderlich, woraus sich ein größerer Raumbedarf ableitet. Als weiteres großes Bauprojekt stehen in nächster Zeit die Weiterentwicklung des Raumkonzepts des InfoCenters sowie dessen Realisierung an. Exemplarisch für die Einrichtung neuer Standorte ist hier das Thomas-MannArchiv zu erwähnen. Geplant ist, das bisher in einem Gebäude der Universität Zürich untergebrachte Archiv bis Ende Juni 2016 in das Hauptgebäude der ETH Zürich zu überführen, was hinsichtlich Gebäude-, Flächen- und Umzugsplanung eine komplexe Herausforderung für das Betriebsmanagement darstellt. Im Bereich Betriebssicherheit sind ebenfalls weitere Vorhaben geplant. Vorgesehen sind weitere Workshops zum Thema Sicherheit im Thekenbereich mit schwierigen Kunden. Eine weitere wichtige Aufgabe basiert auf der Forderung einer externen Evaluierung. Ferner soll für die an der ETH Zürich vorhandenen historisch und materiell wertvollen Kulturgüter, Papier- und Objektsammlungen sowie Archivalien in Abstimmung mit den entsprechenden ETH-internen und ‑externen Stellen ein Notfallkonzept erstellt werden.

4 Fazit Als Fazit der genannten Aufgaben und Aktivitäten des Betriebsmanagements der ETHBibliothek wird deutlich, dass eine solche Einrichtung mittlerweile zu einer unabdingbaren Serviceeinrichtung für die Bibliothek als Ganzes geworden ist. Die schwierigen räumlichen Rahmenbedingungen der Bibliothek, die Komplexität der einzelnen Standorte, die Größe der Einrichtung sowie die geltenden Sicherheitsanforderungen erfordern aus unserer Sicht eine Professionalisierung dieses Aufgabenbereiches, der 18 https://www.ethz.ch/de/die-eth-zuerich/nachhaltigkeit/kontext/energieleitbild.html (16.10.2015).



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sich naturgemäß nur am Rande mit klassischen bibliothekarischen Fragestellungen befasst. Für die Arbeit der ETH-Bibliothek stellt ein stringentes Betriebsmanagement einen wichtigen Erfolgsfaktor dar.

Literatur und Internetquellen Burri, M. & Westermann, A. (Hrsg.) (2005). ETHistory 1855–2005: Sightseeing durch 150 Jahre ETH Zürich. Baden: hier + jetzt. Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (2013). Jahresbericht 2013. https://www.ethz. ch/content/dam/ethz/common/docs/publications/annual-reports/2013/ETH_Jahresbericht_2013_aktualisiert.pdf (20.02.2015). Eidgenössische Technische Hochschule Zürich. ETH-Bibliothek. Jahresbericht. 1996/97–2014. http://dx.doi.org/10.3929/ethz-a-004157606 (16.10.2015). Eidgenössische Technische Hochschule Zürich. ETH-Bibliothek. Wissensportal. http://www.library. ethz.ch/de/ (20.02.2015). Eidgenössische Technische Hochschule Zürich. Homepage. https://www.ethz.ch/de.html (20.02.2015). Littau, L. & Mumenthaler, R. (2011). Reorganisation der ETH-Bibliothek 2010. Abschlussbericht. Zürich: ETH-Bibliothek. http://dx.doi.org/10.3929/ethz-a-006481716 (16.10.2015). Weiss, J. A. (1998). Ergonomische Sanierung der Depotbibliothek ETH-Hönggerberg. Zürich [u. a.]: ETHZ [u. a]. Diplomarbeit ETH Zürich und Universität Lausanne.

Christian Kuhlmann

Gebäudemanagement Einleitung Die intensive Beschäftigung mit den Themengebieten des Gebäudemanagements ist für eine Bibliothek wichtig, da durch die Vielzahl von Standorten, die viele Bibliotheken haben, zum einen ein großer Teil der konsumtiven Kosten einer Bibliothek für ihre Gebäude gebunden sind (Mieten inkl. Nebenkosten, Energiekosten, Instandhaltung etc.). Ein solch großer Kostenblock ist es stets wert, genauer betrachtet zu werden. Zum anderen sind die Gebäude die Orte der Leistungserbringung der Bibliothek. Gepflegte Gebäude tragen wesentlich zum Ambiente einer Bibliothek bei und wirken somit attraktivitätssteigernd.

1 Rahmenbedingungen Der Begriff Gebäudemanagement wird in der Literatur nicht einheitlich interpretiert. Je nach Quelle ist er weiter oder enger gefasst. Nach der Definition des Facility Managements in der DIN EN 15221 umfasst er sehr umfangreich alle Aufgaben, die mit den Gebäuden und Flächen einer Organisation zusammenhängen können, inkl. Flächenmanagement, Sanierungsfragen etc. Im Folgenden wird jedoch der Fokus auf die Aufgaben gerichtet, die sinnvollerweise an eine Bibliothek delegiert werden können, hier am Beispiel der Stadtbibliothek Bremen und ihrer Gebäude. Die Stadtbibliothek Bremen wird organisatorisch seit 1999 als Eigenbetrieb der Stadtgemeinde Bremen geführt. Ihr Bibliotheksnetzwerk besteht derzeit aus der Zentralbibliothek, sechs Zweigstellen, einer Gefängnisbibliothek und einer Fahrbibliothek. Diese Standorte sind sehr heterogen, was Alter, Zustand und Bauweise der Gebäude betrifft. Zudem sind mehrere Zweigstellen als Teil eines Gebäudekomplexes in Einkaufszentren untergebracht. Aus dieser Heterogenität ergeben sich jeweils standortspezifische Anforderungen an das Gebäudemanagement. Die Räumlichkeiten, in denen sich die Bibliotheken befinden, sind ausschließlich angemietet, teilweise von privaten Vermietern, teilweise von der stadteigenen Anstalt des öffentlichen Rechts Immobilien Bremen (IB). Die IB nimmt gegenüber der Stadtbibliothek die Rolle eines privaten Vermieters ein, an den ein Mietzins gezahlt werden muss, der allerdings unter den Marktpreisen liegt. Die Pflichten und Rechte der IB gegenüber der Stadtbibliothek sind über Verträge und Vereinbarungen definiert, die sich an privatwirtschaftlichen Standards orientieren. Deshalb macht es



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für die Arbeitsabläufe und Aufgaben der Stadtbibliothek keinen Unterschied, ob ein Gebäude von der IB oder einem privaten Vermieter angemietet ist.1

1.1 Neues Steuerungsmodell Die Aufgaben des Gebäudemanagements in der Stadtbibliothek sind recht umfangreich. Dies begründet sich u. a. durch die Rechtsform „Eigenbetrieb“. Den Ideen des Neuen Steuerungsmodells folgend, wurde die Stadtbibliothek im Jahr 1999 in einen Eigenbetrieb der Stadtgemeinde Bremen umgewandelt. Damit verbunden ist u.  a. eine größere organisatorische und wirtschaftliche Eigenständigkeit (Steuerung über Vertragsmanagement mit dezentraler Ressourcenverantwortung und Leistungsvereinbarungen). Im Kontrakt ist eine jährliche Zuschusssumme vereinbart, über die die Stadtbibliothek im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben zur Zielerreichung nach eigenem Ermessen verfügen kann. Mit diesem Zuschuss müssen auch alle Zahlungen, die im Bereich der Gebäude anfallen, abgedeckt werden, inkl. Mietzahlungen, Mietnebenkosten, Energiekosten, Kosten für Renovierungsarbeiten etc. Es ist für die Stadtbibliothek Chance und Aufgabe zugleich, sich eigenständig um alle Belange ihrer Gebäude zu kümmern.

1.2 Organisatorische Anbindung des Gebäudemanagements Das Arbeitsgebiet Gebäudemanagement ist Teil der Kaufmännischen Abteilung. In dieser werden die verwaltungsbezogenen Querschnittsfunktionen der Stadtbibliothek, vom Verwaltungsmanagement über die Buchhaltung bis zur Personalsachbearbeitung, bearbeitet. Das Gebäudemanagement liegt in der Verantwortung eines Mitarbeiters des gehobenen Dienstes und einer Mitarbeiterin des mittleren Dienstes, die sich mit ca. 70 % bzw. ca. 20 % ihrer Arbeitszeit diesen Aufgaben widmen. Ziel ist es, den Bibliotheken Service aus einer Hand zu bieten, um Reibungsverluste interner Prozesse zu minimieren.

2 Arbeitsfelder Im Arbeitsgebiet Gebäudemanagement sind in der Stadtbibliothek Bremen laut Geschäftsverteilungsplan folgende Arbeitsfelder subsummiert: 1 Zur Vereinfachung wird der Begriff „Vermieter“ in diesem Text sowohl für private und öffentliche Vermieter als auch für Verwalter, die vom Vermieter zwischengeschaltet sind, benutzt.

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 Christian Kuhlmann

–– Abwicklung der Bewirtschaftung der von der Stadtbibliothek genutzten Dienstgebäude –– Aufnahme und Meldung von Baumängeln sowie Überwachung der Mängelbehebung –– Überwachung des effizienten Energieeinsatzes und der Energieverbräuche, inkl. Budgetüberwachung der Kosten –– Beauftragung und Überwachung von internen und externen Hausmeister-, Haustechniker- und Handwerkerleistungen –– Budgetüberwachung für Instandhaltung der betrieblichen Räume und Bauten –– Beauftragung und Überwachung von Wartungsarbeiten an Maschinen und Geräten gemäß Fristen in den Wartungsverträgen –– Abschluss und Überwachung der Einhaltung von Wartungsverträgen für Maschinen, Geräte und Einrichtungen –– Durchführung und Abwicklung von Ausschreibungen nach der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) –– Bearbeitung der Fuhrpark- und der Carsharing-Angelegenheiten –– Bearbeitung sämtlicher für die Stadtbibliothek Bremen anfallenden Tele- und Datenkommunikationsangelegenheiten Im Folgenden werden diese Arbeitsfelder mit ihrer Interpretation in der Stadtbibliothek Bremen erläutert.

2.1 B  ewirtschaftung der von der Stadtbibliothek genutzten Dienstgebäude Dieses ist die allgemeine Beschreibung dafür, dass das Gebäudemanagement für sämtliche gebäudebezogenen Tätigkeiten zuständig ist. Ziel ist dabei die Bearbeitung der Aufgaben ‚aus einer Hand‘. Als Beispiele seien hier die Schlüsselausgabe, die Absprache mit dem Vermieter über die Sommer- und Winterschaltung der Heizungen oder die Abfallentsorgung genannt.

2.2 B  aumängel sowie Überwachung der Mängelbehebung In einem Mieter-Vermieter-Verhältnis ist der Vermieter nach § 535 ff. BGB verpflichtet, Mängel am Mietobjekt zu beseitigen. Er ist somit für die Erhaltung der Bausubstanz zuständig. Dem Gebäudemanagement obliegt es, die intern gemeldeten Mängel an den entsprechenden Vermieter und ggf. an die Hausmeister oder -techniker weiterzugeben.



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Nach der Meldung an den Vermieter, die normalerweise mit der Bitte um Erledigung innerhalb von zwei Wochen verbunden ist, überwacht das Gebäudemanagement, ob der Mangel innerhalb der Frist beseitigt wird. Geschieht dies nicht, wird eine Nachfrist gesetzt, danach wird der Druck auf den Vermieter auf andere Arten sukzessive erhöht. Dies könnte nach § 536 BGB als stärkstes Mittel eine Mietminderung sein. Hierauf konnte die Stadtbibliothek bislang jedoch verzichten. Auch die Durchführung der Mängelbehebung wird vom Gebäudemanagement überwacht. Es kommt durchaus vor, dass ein behobener Mangel reklamiert werden muss. Bibliotheksintern kommen die Meldungen von den Leitungen der Bibliotheken und den Teamleitungen des Overheadbereichs. Somit übernimmt das Gebäudemanagement innerhalb der Stadtbibliothek eine Servicefunktion. Nicht bei allen Mängeln ist eindeutig, ob sie unter die Erhaltungspflicht des Vermieters fallen, oder ob es sich lediglich um vom Mieter geforderte Schönheitsreparaturen handelt. Dem Gebäudemanagement obliegt es, dies zu prüfen und im Zweifelsfall argumentativ gegenüber dem Vermieter zu vertreten.

2.3 Ü  berwachung des Energieeinsatzes inkl. Budgetüberwachung Das Thema Energie besteht aus zwei Komponenten: dem Verbrauch und den Kosten. Da die Kosten je Verbrauchseinheit schwanken (zumeist ansteigen), müssen beide Komponenten separat betrachtet und überwacht werden. Ausgangspunkt für die Planung des Energiekostenbudgets ist die Verbrauchsplanung, die vom Gebäudemanagement in Zusammenarbeit mit den Bibliotheken und den IT-Diensten (die EDV-Geräte gehören zu den größten Stromverbrauchern) durchgeführt wird. Die geplanten Verbräuche werden mit den aktuellen Energiekosten korreliert und um die voraussichtliche Kostensteigerung erhöht. Im Controlling werden die Gründe für mögliche Abweichungen eruiert. Zunächst steht die Frage, ob der Verbrauch, die Kosten je Verbrauchseinheit oder beides abweichen. Beispiel: Geplant war ein Verbrauch von 10 000 kWh bei 0,20 Euro je kWh, somit also Plankosten in Höhe von 10 000 kWh x 0,20 Euro/kWh = 2 000 Euro anfallen. Es wird bei der Bewirtschaftung des Plans festgestellt, dass stattdessen 2 100 Euro aufgewendet werden müssen. Diese Abweichung kann durch einen höheren Verbrauch (10 500 kWh x 0,20 Euro/kWh = 2 100 Euro), durch Kostensteigerungen (10 000 kWh x 0,21 Euro/kWh = 2 100 Euro) oder durch beides (z. B. 10 244 kWh x 0,205 Euro/kWh = 2 100 Euro) verursacht sein. Für das Verbrauchscontrolling erhält die Stadtbibliothek von einem Dienstleister für ihre Standorte monatliche Aufstellungen zum Verbrauch. Diese sind bereits grafisch

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aufbereitet. Mithilfe dieser Aufstellungen kann das Gebäudemanagement zeitnah den Ursachen für Verbrauchsschwankungen auf den Grund gehen und in Zusammenarbeit mit der Betriebsleitung entscheiden, ob Gegensteuerungsmaßnahmen einzuleiten sind, oder ob lediglich Kenntnisnahme erforderlich ist, weil z. B. ein kalter Winter den Verbrauch von Heiz­energie nach oben treibt. Gegensteuerungsmaßnahmen können zum Beispiel sein, dass Mitarbeiterschulungen zum Thema Energiebewusstsein durchgeführt bzw. wiederholt werden, die IT-Infrastruktur punktuell erneuert (z.  B. liegt der Energieverbrauch von TFTBildschirmen deutlich unter dem von Röhrenmonitoren) oder stillgelegt wird (z. B. durch den Umstieg von Arbeitsplatzdruckern auf Netzwerkdrucker, auf die mehrere PCs zugreifen), Heizungen gedrosselt werden oder die Zahl der Leuchtstoffröhren je Leuchte reduziert wird. Zeigt das Controlling Preissteigerungen, so ist es schwer gegenzusteuern, da die Stadtbibliothek als Teil der Stadtgemeinde Bremen an deren Energieversorgungsvertrag angeschlossen ist. Die Stadtgemeinde hat als Großverbraucher andere Konditionen erreicht, als die Stadtbibliothek jemals verhandeln könnte. Möglich ist lediglich die Kompensation über Einsparungen im Verbrauch. Unabhängig vom Ergebnis der Untersuchung von Abweichungen ist es wichtig, dass Budgetüberschreitungen frühzeitig erkannt werden, damit – wenn keine Gegensteuerungsmaßnahmen eingeleitet werden – die Hochrechnung des Jahresergebnisses angepasst wird. Um ein ausgeglichenes Jahresergebnis zu gewährleisten, sind dann womöglich Anpassungen des Wirtschaftsplans an anderer Stelle notwendig, die entsprechend frühzeitig vorgenommen werden können.

2.4 H  ausmeister-, Haustechniker- und Handwerkerleistungen Wenn Reparaturen, Renovierungsarbeiten u. ä. anstehen, die von der Stadtbibliothek durchzuführen sind, so ist das Gebäudemanagement für die Beauftragung und Überwachung zuständig. Dabei stehen ihm drei Möglichkeiten zur Verfügung: vom Vermieter bezahlte Hausmeister bzw. -techniker, externe Handwerker und das interne Team Hausdienste.2 In der Priorität werden zunächst Hausmeister bzw. -techniker in Anspruch genommen, da deren Leistungen im Normalfall kostenlos zur Verfügung stehen bzw. über eine Pauschale, also nicht auftragsbezogen, über die Mietnebenkosten abgegolten werden. Sind die Hausmeister bzw.-techniker nicht zuständig, wird das Team Hausdienste herangezogen, für das keine gesonderten Kosten anfallen, da es dem festen Personal angehört. 2 Im Team Hausdienste wurden in der Stadtbibliothek einige Mitarbeiter zusammengefasst, die sich, neben Poststelle, Kurierdienst, Aufbau von Inventar u. ä., auch um kleinere Renovierungen kümmern.



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Sieht sich das Team Hausdienste nicht in der Lage, die Arbeit auszuführen, weil diese zum Beispiel Elektroarbeiten beinhaltet oder Spezialwerkzeug voraussetzt, wird der Auftrag extern vergeben. Auch kann es sein, dass die Stadtbibliothek im Einzelfall Wert auf einen Garantieanspruch legt, wenn der Auftrag beispielsweise sehr komplex ist und Nachjustierungen zu erwarten sind. In diesem Fall muss der Auftrag ebenfalls fremd vergeben werden. Bei der Fremdvergabe sind die Vorschriften der VOL zu berücksichtigen, nach der im Normalfall Vergleichsangebote eingeholt werden müssen.3 Die Auftragsvergabe erfolgt durch das Gebäudemanagement an den wirtschaftlichsten Anbieter. Wirtschaftlich heißt hierbei nicht zwingend, dass der Auftrag an den billigsten Anbieter vergeben wird, wenn zum Beispiel mit diesem Anbieter schlechte Erfahrungen bei der Ausführung gemacht wurden. Über Rahmenverträge, die die Stadtgemeinde Bremen abgeschlossen hat, können Standard-Leistungen wie z. B. Elektro-Leistungen direkt, also ohne Ausschreibungsverfahren, an bestimmte Handwerksunternehmen vergeben werden. Dies ist für die Stadtbibliothek doppelt günstig, da diese Unternehmen ihre Wirtschaftlichkeit und Zuverlässigkeit bereits nachweisen mussten und der Aufwand für die Ausschreibung entfällt. Nachdem ein Auftrag – egal ob intern oder extern – vergeben wurde, überwacht das Gebäudemanagement federführend die Ausführung. Entspricht das Ergebnis nicht den Anforderungen der Stadtbibliothek, so wird es reklamiert. Dies setzt voraus, dass der Auftrag hinreichend genau definiert wurde. Um für externe Handwerkerleistungen die Kostentransparenz sicherzustellen, wurden die Kosten budgetiert, was im folgenden Abschnitt erläutert wird.

2.5 B  udgetüberwachung für Instandhaltung Die dezentrale Ressourcenverantwortung wurde in der Stadtbibliothek dort, wo es sinnvoll ist, auf die Ebene der Sachbearbeitung heruntergebrochen. Das Gebäudemanagement verfügt aus diesem Grund u.  a. über ein Budget zur Instandhaltung betrieblicher Räume und Bauten, das von ihm bewirtschaftet und verantwortet wird. Unter die Instandhaltung der betrieblichen Bauten fallen Renovierungsmaßnahmen am und im Gebäude, die nicht vom Vermieter getragen werden, wie zum Beispiel das Anstreichen von Innenwänden in Treppenhäusern, die schnell verschmutzen, oder Kantenschutz an Türrahmen, die in Mitleidenschaft gezogen werden, weil sie regelmäßig versehentlich von Bücherwagen gerammt werden. Die Bewirtschaftung des Budgets ist schwierig, weil ein Teil des anfallenden Reparaturbedarfs spontan entsteht, zum Beispiel durch Vandalismus oder durch mangeln3 Ausnahmen sind z.  B. wertmäßig größere Aufträge, die ausgeschrieben werden müssen, oder Aufträge, bei denen ein Anbieter ein Alleinstellungsmerkmal besitzt.

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des Problembewusstsein während der Planungsphase des Budgets. Der größere Teil des Budgets ist jedoch gut planbar, da der überwiegende Aufwand in diesem Bereich durch Verschleiß verursacht wird und bei sorgfältiger Planung in Zusammenarbeit mit den Teamleitungen entsprechend frühzeitig erkannt werden kann. Hierunter fallen zum Beispiel der Neuanstrich von verschmutzten Innenwänden oder die regelmäßige Grundsanierung der stark frequentierten Besuchertoiletten. Budgetüberschreitungen werden aus den geschilderten Gründen von der Betriebsleitung akzeptiert, wenn nachgewiesen wird, dass die Überschreitung durch unabweisbare, dringende Renovierungsarbeiten verursacht wurde. Die Überschreitung aufgrund von Planungsfehlern wird dagegen nicht akzeptiert.

2.6 W  artungsverträge und Wartungsarbeiten für Maschinen, Geräte und Einrichtungen Für verschiedene Maschinen, Geräte und Einrichtungen einer Bibliothek kann es sinnvoll sein, Wartungsverträge abzuschließen. In der Stadtbibliothek Bremen wurden – zusätzlich zum IT-Bereich, der hier nicht betrachtet wird – Wartungsverträge z. B. für die Selbstverbuchungsgeräte und die Kassenautomaten abgeschlossen. Darüber hinaus gibt es rechtliche Wartungsvorgaben, die von der Stadtbibliothek zu beachten sind. Hierunter fällt z. B. die Wartung der Feuerlöscher in den von IB angemieteten Gebäuden. Beim Abschluss eines Wartungsvertrags sind neben inhaltlichen auch rechtliche Aspekte zu berücksichtigen, daher bedient sich das Gebäudemanagement innerhalb der Stadtbibliothek der internen Dienstleistung des Verwaltungsmanagements. Wartungsverträge haben, neben der regelmäßigen Wartung, die die generelle Ausfallwahrscheinlichkeit der Maschine, des Geräts oder der Einrichtung minimieren soll, den Vorteil, dass die Bibliothek im Falle einer Störung Anspruch auf Reparatur innerhalb einer vereinbarten Reaktionszeit hat. Ist die Behebung der Störung innerhalb der Reaktionszeit nicht möglich, so wird in Verträgen häufig die Bereitstellung eines temporären Ersatzes vereinbart. Ist ein Wartungsvertrag abgeschlossen, so hat das Gebäudemanagement die Aufgabe, dessen Einhaltung zu überwachen: Die Termine der regelmäßigen Wartung müssen koordiniert und ein Feedback der Wartungsfirma eingefordert werden. Die Behebung von Störungen innerhalb der vereinbarten Frist muss kontrolliert und abgenommen werden. Überschreitet der Vertragspartner die Reaktionszeit, ist das Gebäudemanagement in der Pflicht, die Leistung einzufordern und über Ersatzmaßnahmen zu verhandeln. Letztlich muss regelmäßig vor Ablauf der vertraglichen Kündigungsfristen in Zusammenarbeit mit den Fachverantwortlichen geprüft werden, ob der Wartungsvertrag in der aktuellen Form weiter laufen kann, oder ob Veränderungen in der Leistungsbeschreibung oder im Servicelevel sinnvoll sind.



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Da sich in der Stadtbibliothek eine Vielzahl von unterschiedlichen Wartungsverträgen, nicht nur im Bereich des Gebäudemanagements, angesammelt hat, wurde zentral beim Verwaltungsmanagement eine Übersicht geschaffen, in der alle existierenden Verträge mit den wichtigsten Daten wie Laufzeit, Ablageort des Vertrags, verantwortliches Team, Reaktionszeit, Kosten etc. verzeichnet sind. Vor allem die regelmäßige Prüfung, ob ein Vertrag gekündigt oder verändert werden muss, gerät im Alltag leicht in Vergessenheit. Dies zu vermeiden, hilft eine Routine, in der das Verwaltungsmanagement vor Ablauf einer Kündigungsfrist vom Fachverantwortlichen eine Entscheidung für oder gegen die Fortführung einfordert.

2.7 A  usschreibungen nach VOB Bei Ausschreibungen nach VOB, der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen, werden vom Gebäudemanagement alle formalen Schritte einer Ausschreibung federführend bearbeitet: von der Definition der Anforderungen über die Wertung und Auswahl der Angebote bis zur Überwachung der Durchführung. Als Mieter ihrer Objekte führt die Stadtbibliothek jedoch nur selten eigene Baumaßnahmen durch. Aus diesem Grund wird bei einer Ausschreibung nach VOB zusätzliches Know-how eines Querschnittsbetriebs der Stadt Bremen in Anspruch genommen, um sicherzustellen, dass die formalen Vorgaben des Verfahrens eingehalten werden.

2.8 F uhrpark- und Carsharing-Angelegenheiten Die Bearbeitung und Budgetüberwachung der Fuhrparkangelegenheiten gehört nicht zu den originären Aufgaben des Gebäudemanagements und soll deshalb hier nur kursorisch betrachtet werden. Der Fuhrpark der Stadtbibliothek umfasst zwei Fahrzeuge: Einen Kombi und den Bibliotheksbus. Beide Fahrzeuge sind stadteigen und wurden der Stadtbibliothek zur Nutzung überlassen. Die anfallenden Angelegenheiten zum Fuhrpark betreffen vor allem die Sicherstellung der regelmäßigen Wartung der Fahrzeuge, die Abrechnung des Kraftstoffverbrauchs und die Überwachung des Leasingvertrags. Für Transporte, die nicht mit dem Kombi oder dem Kurierdienst – dieser ist in der Stadtbibliothek an ein Unternehmen fremdvergeben worden – ausgeführt werden können, ist die Stadtbibliothek Kunde beim Carsharing Bremen.

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2.9 T  ele- und Datenkommunikationsangelegenheiten Auch dieser Posten gehört nicht zu den originären Aufgaben des Gebäudemanagements, da es sich eher um die Sicherstellung der Infrastruktur der Arbeitsplätze handelt. In der Stadtbibliothek wird die Aufgabe aus historischen Gründen vom Gebäudemanagement ausgeführt und deshalb hier nur angeschnitten. Sie beinhaltet u.  a. die Pflege des internen Telefonverzeichnisses sowie des Abschnitts zur Stadtbibliothek im externen Behördentelefonbuch oder die An-, Um- und Abmeldung von Telefonen bei dem städtischen Telefonanbieter.

3 Interne Kommunikation Wie deutlich wurde, hat das Gebäudemanagement in der Stadtbibliothek neben den fachbezogenen Aufgaben vielfach koordinierende bzw. Service-Funktion. Zusätzlich zu seinen originären Aufgaben wird daher großer Wert auf die Kommunikation des Bearbeitungsstands gelegt. Wird z.  B. von einer Zweigstelle ein Mangel gemeldet, informiert das Gebäudemanagement alle relevanten Stellen über die Art des Mangels, die Weiterleitung an den Vermieter und, sobald etwas bekannt ist, die Perspektive, wann der Mangel behoben sein wird. Verzögert sich die Mangelbeseitigung, wird dies ebenfalls, wenn möglich unter Angabe von Gründen, an die internen Auftraggeber zurückgemeldet. Somit können die Mitarbeiter in den Bibliotheken z. B. auf Kundennachfragen antworten. Die intensive Kommunikation soll zudem dazu beitragen, innerhalb der Stadtbibliothek Transparenz in die Arbeit von Verwaltung und Gebäudemanagement zu bringen. Relevante Stellen innerhalb der Stadtbibliothek, die Informationen zu Mängeln o. ä. benötigen, sind z.  B. die Teammitglieder eines betroffenen Bibliotheksteams oder die Betriebsleitung, die über größere oder längerfristige Störungen auf dem Laufenden gehalten werden müssen.

4 Fazit Die permanente kritische Reflektion des Gebäudemanagements dient der Optimierung der beschriebenen Tätigkeitsfelder mit dem Ziel, in der Stadtbibliothek Bremen z. B. das Energiemanagement weiter zu voranzutreiben. Derzeit reagiert das Gebäudemanagement vor allem auf die akuten Anforderungen der Teams und Bibliotheken. Ziel ist es, proaktiv zu handeln und so einen Standard in den Bibliotheken herzustellen, der nicht unterschritten wird. Damit soll das einleitend beschriebene Ziel der Sicherstellung der Aufenthaltsqualität erreicht werden.



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Dafür sind u.  a. verbindliche Vereinbarungen zwischen der Abteilungsleitung und dem Gebäudemanagement geplant bzgl. der aktiven Pflege der Einrichtungen, z. B. über die regelmäßige Überholung der Besuchertoiletten. Eine solche Vereinbarung ist allerdings pragmatisch zu handhaben, um ggf. unwirtschaftliche Entscheidungen für Renovierungen zu vermeiden, die objektiv noch nicht notwendig sind. Hier die Balance zu finden, stellt nach jetzigem Stand die größte Herausforderung dar. Das Energiemanagement kann im Kleinen viel bewegen. Allerdings scheitern z. B. große Projekte wie die Verbesserung der Wärmedämmung, die entsprechend einen hohen Effekt hätten, am Mieter/Vermieter-Modell. Baumaßnahmen zur Wärmedämmung müssten von den Vermietern getragen werden, die jedoch kein wirtschaftliches Interesse an der Durchführung haben, da sie die Kosten nicht weitergeben können und der Mieter einseitig von der Maßnahme profitiert. Hier müssen komplett neue Denkansätze geschaffen werden, die für die Stadtbibliothek finanzierbar sind. Diese Gedankenmodelle stehen bislang noch ganz am Anfang.

Julia Weis

Aufenthalt und Aufenthaltsmessung im physischen Bibliotheksraum Einleitung Der Diskurs um zeitgemäße Bibliothekskonzepte zeigt: Bibliotheken sind weit mehr als bloße Medien- und Informationscontainer oder Ausleihstationen. Sie gestalten öffentlichen Raum, indem sie nicht zuletzt selbst physischen Raum als individuell nutzbare Aufenthaltsmöglichkeit anbieten. Dies wird insbesondere dann deutlich, wenn der Bau oder Umbau von Bibliotheksgebäuden ansteht. Der Bibliotheksraum fungiert dabei als Lernort, meeting place, Ort der Inspiration und performativer Ort in der Gesellschaft; dies spiegelt sich in Konzeption, Bau und Aneignung des Bibliotheksraums wider. In der Leistungsmessung von Bibliotheken werden die vielfältigen Funktionen des physischen Bibliotheksraums jedoch kaum erfasst. Nach wie vor sind Bestands-, Besuchs- und Ausleihzahlen die wesentlichen Größen, die kontinuierlich gemessen und ausgewertet werden. Ein stärkerer Blick auf Aufenthalt in Bibliotheken könnte diese Lücke schließen. Dazu sind Fragestellungen, Methoden und Analysen erforderlich, die Aufenthalt im multifunktionalen Bibliotheksraum in messbare Größen zergliedern und diese kontinuierlich erfassen. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die Bedeutung der Bibliothek als physischer Raum im gesellschaftlichen Kontext und stellt Überlegungen und Ansätze vor, wie Aufenthalt als Messgröße gefasst werden kann.1

1 F unktion und Bedeutung des physischen Bibliotheksraums im Wandel Die Bibliothek in ihrer räumlichen Dimension war von jeher sowohl von gesellschaftlichen als auch von medienspezifischen Entwicklungen geprägt – ob sie sich als hegemonialer Wissenstempel, als funktionaler Medienspeicher oder als vollflexibles ‚Open-Plan‘-Gebäude manifestierte.2 Als Konstante im Diskurs um die Bibliothek als physischen Ort gilt die architektonische bzw. planerische Sicht auf Räume, motiviert von dem Bestreben, möglichst allgemeingültige Kriterien für Bau und Design von 1 Ausführlicher zum Thema „Aufenthalt in Bibliotheken“ vgl. Weis 2015. 2 Vgl. Fansa 2012, S. 40–45.



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Bibliotheksräumen zu definieren. Seit Mitte der 1990er Jahre jedoch ist eine neue Komponente in der Bewertung von Raum innerhalb der Bibliotheks- und Informationswissenschaft feststellbar: Zahlreiche Publikationen stellen nicht nur Erfahrungen aus Bau- und Planungsprozessen vor und geben entsprechende Anregungen, sondern beschäftigen sich darüber hinaus verstärkt mit der Frage, welche Rolle der physische Raum in künftigen Bibliothekskonzeptionen grundsätzlich einnehmen soll.3 Bibliotheks- und Informationswissenschaftler aus Forschung und Praxis haben in der Folge Konzeptionen entwickelt, die den physischen Bibliotheksraum aus der fachlich-funktionalen und baulich-planerischen Perspektive herauslösen und in einen gesellschaftlichen Kontext einbetten. Im Vordergrund stehen dabei nutzerbezogene Funktionen von Bibliotheksräumen, die insbesondere zwei Aspekte hervorheben: die Bibliothek als Lernort4 und die Bibliothek als sozialer Interaktionsraum.5 Dazu sind in jüngerer Zeit Ansätze getreten, welche die Bibliothek als Ort der Inspiration und des Erlebens, aber auch als performativen, handlungsanstiftenden Ort fassen. Allen Ansätzen gemein ist die Vermengung von genuin bibliotheksspezifischen Nutzungsarten, zum Beispiel die Lektüre vor Ort oder das Entleihen von Medien, mit sog. „Nonlibrary Uses“6, wie dem Miteinander-in-Kontakt-Treten oder der Versorgung mit Speisen und Getränken in der Bibliothek. Die Integration dieser verschiedenen Ansätze zu einem Modell haben sich einige dänische Bibliotheks- und Informationswissenschaftler um Henrik Jochumsen vorgenommen; sie haben ein mehrdimensionales 4 spaces-Modell entwickelt, demzufolge Bibliotheken sowohl als Lernort als auch als meeting place fungieren, Raum für Inspiration bieten und performativen, handlungsanstiftenden Charakter haben. Dabei gilt: Welche Funktion für den einzelnen Nutzer bei seinem Bibliotheksbesuch im Vordergrund steht, ist individuell und von Besuch zu Besuch verschieden. 3 Als Auslöser für die Infragestellung und Neubewertung des physischen Bibliotheksraums können – stark verdichtet – die folgenden drei Faktoren gelten: 1) Traditionelle bibliothekarische Dienstleistungen werden durch die rasche Ausweitung digitaler Medien-, Informations- und Kom­munikationstechnologien zunehmend ortsungebunden zugänglich. 2) Der Raumbedarf von Bibliotheken hat sich im Laufe der Zeit in Zweck und Nutzung verändert, besteht aber nach wie vor. 3) Bibliotheken weltweit verzeichnen einen Besucherzuwachs, insbesondere nach Um- und Neubaumaßnahmen. 4 Im Zentrum der konzeptionellen Überlegungen zum „Lernort Bibliothek“ steht das Lernverhalten der Nutzer; Raumplanung und -ausstattung reagieren auf dieses Verhalten oder antizipieren es sogar, um bestmögliche Unterstützung bei Lernprozessen und der Wissensproduktion zu gewährleisten. Vgl. hierzu Freeman 2005, Bennett 2005, Watson 2013. 5 Diese Funktion des physischen Bibliotheksraums wird inzwischen mithilfe einer Fülle eingängiger Schlagworte in ihren unterschiedlichen Facetten ausgeleuchtet. So ist wahlweise vom „Wohnzimmer der Stadt“ mit entsprechender Rückzugsfunktion, von der Bibliothek als Versammlungsort oder „low-“ bzw. „high-intensive meeting place“ oder auch vom „third place“ Bibliothek, gekennzeichnet durch eine ungezwungene Öffentlichkeit, die Rede. Vgl. hierzu Eigenbrodt 2006, Audunson 2005, Oldenburg 1999. 6 Demas 2005, S. 32.

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Abb. 1: Die vier Funktionsräume einer Bibliothek nach Jochumsen, Skot-Hansen und Rasmussen.7

Die modellhafte Darstellung erleichtert nicht nur das theoretische Verständnis der vielschichtigen gesellschaftlichen Funktionen des Bibliotheksraums, wie sie gegenwärtig wissenschaftlich diskutiert werden, sondern nimmt auch unterschiedliche Aufenthaltskategorien in den Blick. Beide Aspekte – gesellschaftliche Funktionen wie individuelle Aufenthaltsprägungen – schlagen sich in der Entwicklung, dem Bau, der Zonierung, dem Design und der Ausstattung von Bibliotheken nieder – und bilden letztlich den Hintergrund für eine Evaluierung der Raumnutzung.

2 D  ie Legitimation der Bibliothek als Ort: Leistungsmessung und Nutzerforschung Trotz des ausgeprägten Diskurses um den physischen Bibliotheksraum fehlen nach wie vor Ansätze und Methoden, welche die Bedeutung der Bibliothek als Ort abbilden und Aufenthalt in Bibliotheken mess- und vergleichbar machen. Nicht zuletzt von den Autoren selbst, die den Diskurs eröffnet haben, wird dieses Defizit bemängelt. Während sich Planungsgrundlagen für die Bibliothek als Ort längst verändert 7 Jochumsen et al. 2014, S. 70.



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haben, ist die Messung der Gebäudenutzung im Wesentlichen unverändert geblieben: Im Vordergrund stehen Besuchszahlen, die einmalig, in der Regel bei Betreten des Gebäudes, erhoben werden.8 Diese Größe sagt indes noch nichts darüber aus, wie Teilbereiche und Raumfunktionen von Bibliotheken im Einzelnen genutzt werden und welche Relation zwischen „successful library buildings“ und „successful libraries“9 bestehen. Eine Anpassung von Evaluierungs- und Messinstrumenten ist deshalb mehr als erforderlich. Die Frage ist, wie die Leistungsfähigkeit der Bibliothek als Ort jenseits von Beobachtungen einerseits und Besucherstatistiken andererseits gemessen und nachgewiesen werden kann: […] how then, beyond general observation and broad metrics such as gate counts, do we assess the effectiveness of these new spaces beyond the fact that people are in the space?10

Das Defizit, das sich hinter dieser Frage verbirgt, ist ein doppeltes: Es besteht weder Klarheit über einzelne Indikatoren, die diese Leistungsfähigkeit abbilden, noch über die Methoden, die zur Datenerhebung eingesetzt werden können. Klar hingegen ist, dass Abbildungsversuche, die mit der Konzentration auf Ausleihzahlen den physischen Ort Bibliothek auf seine Existenz als Leih- und Lesestätte reduzieren, als Auslaufmodelle gelten müssen. Hinter den Forderungen nach einer Anpassung der Evaluierungs- und Mess­ instru­mente steht der Wunsch, den konzeptionellen Anspruch an die Bibliothek als Ort in der Realität ihrer Wirkung auch zu überprüfen und die Erkenntnisse aus diesem Abgleich konstruktiv zu nutzen. In der Regel wird hier auf die Legitimation gegenüber den jeweiligen Unterhaltsträgern verwiesen, die in Zeiten rückläufiger Mittelzuweisungen umso stärker von der Bedeutung des physischen Bibliotheksraums überzeugt werden wollen. Mit der klassischen Begründung für einen Bibliotheksneubau oder eine Erweiterung, nämlich den Platzmangel, werden sich im Zeitalter vollautomatischer Speichersysteme auf Dauer immer weniger Unterhaltsträger zufriedengeben.11

Auch wenn Eigenbrodt bezweifelt, dass sich die Qualitäten des physischen Bibliotheksraums in Standards und Kennzahlen ausdrücken lassen, so führt die verstetigte Analyse von Auslastungs- und Nutzungszahlen zumindest zu Vergleichswerten und unterstützt dabei, Ziele für die Bibliothek als Ort zu definieren und ihren Betrieb strategisch zu steuern.

8 Vgl. Stewart 2011, S. 539. 9 Stewart 2011, S. 540. 10 Stewart 2011, S. 539. 11 Eigenbrodt 2010, S. 259.

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Welche Möglichkeiten bestehen, die Bedeutung der Bibliothek als Ort sichtbar zu machen? Wie kann der Raum der Bibliothek intensiver erforscht und in die Leistungsmessung einbezogen werden? Leistungsmessung, verstanden als „das Sammeln statistischer und anderer Daten, die die Leistung der Bibliothek beschreiben, und die Analyse dieser Daten, um die Leistung zu bewerten“12, bezieht sich ganz allgemein sowohl auf die Angebote einer Bibliothek als auch auf deren Nutzung. Sie hat zum Ziel, über den komplexen Bibliotheksbetrieb „in Form von Zahlen und Indikatoren handhabbare Aussagen zu machen, die möglichst wenig von der individuellen Anschauung abhängig sind.“13 Der Ort Bibliothek, der verschiedene Arten und Zeiten von Aufenthalt hervorbringt, kann in diesem Sinne durchaus als Leistung des Bibliotheksbetriebs bzw. als sein Produkt verstanden werden, dessen genaue Analyse sowohl für die interne Steuerung als auch für die externe Präsentation essentiell ist. Die Kategorien Zeit und Raum, die Aufenthalt in Bibliotheken kennzeichnen und messbar machen, finden gegenwärtig jedoch nur rudimentär Eingang in die standardisierte Abfrage von Bibliotheksangeboten und ihrer Nutzung. So ist es zwar gängige Praxis, dass Bibliotheken die Größe der Fläche ausweisen, die sie ihren Besuchern zur Verfügung stellen, und auch die Zeit angeben, während derer ihre Räumlichkeiten zur Nutzung offenstehen, doch eine genauere und verstetigte Analyse der Nutzungsart und -dauer erfolgt kaum. Whatever the method, it is becoming increasingly important for the library to generate data about use of the library and various library resources in the physical space that go beyond gate counts and other basic tallying tools currently in use.14

So entschieden, wie Stewart hier die Notwendigkeit der Datenerhebung zum Aufenthalt von Bibliotheksnutzern vor Ort betont, so deutlich wird an dieser Stelle auch das bereits angesprochene methodische Defizit. „Whatever the method“ scheint ein grundsätzlich problembehafteter Ansatz der im Bibliothekswesen eingesetzten Instrumente der Leistungsmessung zu sein. Zwischen den Indikatorensets der wichtigsten Systeme, die zur Leistungsmessung herangezogen werden können, bestehen kaum Übereinstimmungen in Benennung und Definition. Lediglich die drei Indikatoren Besucherzahlen, Entleihungen und Nutzerzufriedenheit mit der Bibliothek insgesamt sind weitgehend einheitlich definiert und können als Standardset für die Leistung von Bibliotheken gelten.15 Und auch die Empfehlungen zum Einsatz der Erhebungsmethoden weichen je nach Indikatorenset stark voneinander ab.16 Der Blick auf Leistungsindikatoren, die die Nutzung des physischen Bibliotheksraums 12 Poll 1998, S. 16. 13 Wimmer 2014, Kap. 5.6.1, S. 1. 14 Stewart 2011, S. 540. 15 Vgl. Umlauf 2003, S. 31 f. 16 Vgl. Umlauf 2003, S. 48 f.



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einbeziehen und die in einige der unterschiedlichen Leistungsmesssysteme durchaus Einzug gehalten haben, macht dies deutlich: So weisen Roswitha Poll und Peter te Boekhorst in ihrem Handbuch zur Qualitäts- und Leistungsmessung neben der Publikumsfläche und den Öffnungszeiten explizit die Anzahl und die Belegung der Nutzerarbeitsplätze als „indicator for the library as place“17 aus, um die Attraktivität der Bibliothek als physischen Ort zu beschreiben. Auch die im Auftrag der Europäischen Kommission bereits 1995 zusammengestellten „Library performance indicators and library management tools“ empfehlen eine Berücksichtigung der „Seat occupancy rate“ in der Leistungsmessung; darüber hinaus schlagen sie vor, die Dauer, für die die technische Ausstattung der Bibliothek wie Computer, Fotokopierer oder Scanner in Anspruch genommen wird, und die Nutzungsrate von Raumangeboten der Bibliothek wie Seminar- und Schulungsräumen zu erfassen.18 Des Weiteren können Indikatoren wie die Mediennutzung vor Ort, der Besuch von Veranstaltungen und die Inanspruchnahme von Auskunftsdiensten Anhaltspunkte über den Aufenthalt in Bibliotheken geben. Mit klaren Empfehlungen zu definierten Methoden halten sich die entsprechenden Publikationen jedoch zurück. Stattdessen empfehlen sie entweder manuelle Zählungen, Beobachtungen über unterschiedliche Zeiträume oder Befragungen.19 Damit erfolgt die Erfassung der bislang abgefragten orts- und zeitbezogenen Indikatoren in der Regel nicht nur personengebunden und damit personalintensiv, sondern überlässt den interessierten Bibliotheken bereits im Vorfeld den Aufwand, geeignete Verfahren und Intervalle der Erfassung selbst zu definieren. Fragen, die den Aufenthalt von Besuchern betreffen, bleiben in diesen Systemen außen vor. Sie werden in der Regel höchstens im Rahmen von Projekten zur Nutzerforschung aufgegriffen – und sind dann entweder auf einen Einzelfall bezogen oder werden nur in einem begrenzten Forschungsintervall abgefragt. Um den Ort Bibliothek und seine Leistungsfähigkeit – institutionell wie gesellschaftlich – zu beschreiben, muss Zeit, die Besucher am Ort Bibliothek allgemein und in bestimmten Raumsituationen verbringen, genauso verstetigt erhoben werden wie die Art der Aktivität während des Aufenthalts. Auch die Quote derer, die den Ort Bibliothek nutzen, ohne eine genuin bibliothekarische Dienstleistung in Anspruch zu nehmen, ist wichtig, um die Bedeutung des physischen Bibliotheksraums und seine gesellschaftliche Funktion nach außen kommunizieren, seinen Anspruch legitimieren und seine Ausgestaltung für die Besucher optimieren zu können. Es müssen dafür über die Instrumente der Nutzerforschung und Leistungsmessung hinaus Methoden und Kenngrößen gefunden werden, die den physischen Bibliotheksraum und den Aufenthalt vor Ort derart beschreiben, dass die Ergebnisse valide, reliabel und operationalisierbar sind.

17 Poll & te Boekhorst 2007, S. 44. 18 Vgl. Ward et al. 1995, S. 122–124. 19 Vgl. Poll & te Boekhorst 2007, S. 151; Ward et al. 1995, S. 103 f.

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3 O  perationalisierung von raum- und zeitbezogenen Faktoren zur Messung von Aufenthalt Die Praxislücke, die zwischen der Diskussion um die Bedeutung des physischen Bibliotheksraums einerseits und dem Postulat nach neuen Richtgrößen in Nutzerforschung und Leistungsmessung andererseits besteht, ließe sich durch eine genauere und technisch unterstützte Analyse von Aufenthalt in Bibliotheken schließen. Bibliotheken müssten dazu beginnen, einzelne Raumsituationen stärker mit Zeitfaktoren der Nutzung kombiniert zu erfassen und auszuwerten, um aus der Analyse standardisiert und verstetigt Aussagen über den physischen Bibliotheksraum und seine konkrete Bedeutung zu gewinnen. Geeignete Indikatoren für die Evaluierung von Raumnutzung und Aufenthalt können die folgenden Messgrößen sein: –– Die Frequenz, bezogen auf den Aufenthalt in Bibliotheken, beschreibt, wie viele Personen einen bestimmten Bereich in einer Zeiteinheit betreten. Gängige Praxis ist bereits die Erfassung der Besucherzahl pro Tag pro Gebäude, üblicherweise mithilfe elektronischer Lichtschranken. Wesentlich aufschlussreicher ist ein detaillierterer Blick auf den Besucherzustrom, z. B. unter Betrachtung einzelner Zeitintervalle wie der Morgen- oder der Abendstunden, der Wochentage oder spezifischer Raumsituationen wie eigens eingerichteter Lern- und Arbeitsbereiche oder durch entsprechende Möblierung oder gastronomische Angebote ausgewiesener Entspannungsareale. Methodisch-technisch stehen mit thermografischen Sensoren, videobasierten Systemen oder der RFID-Technik weitaus exaktere Messinstrumente als Lichtschranken zur Verfügung, die nicht nur Zeiten erfassen, sondern auch Laufrichtungen erkennen und in der Zählung berücksichtigen. So kann nicht nur eruiert werden, wann Stoßzeiten sind, sondern auch, welche Bereiche innerhalb des Gebäudes besonders stark frequentiert werden und welche Areale weniger nachgefragt sind. Aus dem Vergleich verschiedener Zeitintervalle und Raumsituationen miteinander können gezielt Maßnahmen zur Erhöhung des Besucheraufkommens abgeleitet oder bereits umgesetzte Maßnahmen überprüft und gegebenenfalls verbessert werden. Vor allem im Einzelhandel – ob im einzelnen Ladengeschäft oder in ganzen Innenstädten – kommen mittlerweile ausgereifte Systeme zum Einsatz, die oft die entsprechende Software zur Aufbereitung der Daten gleich mitliefern.20 –– Neben der Frequenz ist es vor allem die Verweildauer, die den Aufenthalt in Bibliotheken beschreibt. Wie lange halten sich Besucher durchschnittlich im Gebäude, in einem Raum oder an einem Arbeitsplatz auf? Zur Ermittlung der 20 So werden im Rahmen des 2009 in Österreich gestarteten Projekts Gemeindeübergreifende Frequenzerhebungen für Ortskerne und Innenstädte Personenzählungen im öffentlichen Raum von Innenstädten durchgeführt. Ziel sind die Analyse und der Vergleich des Publikumsaufkommens in diesen Bereichen, um den „Standort Innenstadt“ zu beschreiben und ihn durch gezielte strategische Entscheidungen der Einzelhändler vor Ort aufzuwerten. Vgl. Scanmarketing 2010.



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durchschnittlichen Verweildauer kommen verschiedene Verfahren in Betracht. Stehen keine personenkonkreten Daten zur Verfügung, lässt sich diese Größe rechnerisch aus den zeitgenau erfassten Frequenzen ableiten. Als Hilfswert wird hierfür zunächst die durchschnittliche Uhrzeit ermittelt, zu der die Besucher das Gebäude bzw. einen Raum innerhalb eines abgeschlossenen Messintervalls, zum Beispiel eines Tages, betreten. Gleiches gilt für die durchschnittliche Uhrzeit, zu der sie den Bereich verlassen. Aus der Differenz der ermittelten Austritts- zur Eintrittszeit ergibt sich die durchschnittliche Verweildauer pro Tag. Zur technischen Erhebung eignen sich insbesondere Videosensoren, die aufzeichnen, wann und für welchen Zeitraum einzelne Flächenabschnitte betreten werden.21 Aber auch die RFID-Technik ist grundsätzlich geeignet, Verweilzeiten zu ermitteln, etwa indem Räume mit entsprechenden Antennen ausgestattet werden, die das Bewegungs- und Verweilverhalten von Personen verfolgen, die über eine Eintritts- oder Kundenkarte mit RFID-Chip verfügen. Ein solches, als „Tracking“ bezeichnetes Verfahren, kommt beispielsweise im Drents Museum im niederländischen Assen zum Einsatz.22 Da derartige Techniken auf die Person genau erheben, liefern sie mehr Informationen als bloße Durchschnittsberechnungen und müssen unter datenschutzrechtlichem Bedacht eingesetzt werden. In Assen sind es deshalb lediglich die anonymen Nummern von Eintrittskarten, die getrackt werden. Die Verweildauer ist eine wichtige Kennzahl zur Evaluierung von Raum und Raumnutzung, die in Bibliotheken bislang nicht erfasst wird. Sie ergänzt nicht nur die bloße Größe des Besucheraufkommens, sondern gibt auch Aufschluss über dessen Qualität. Sie eignet sich daher besonders, um nicht zuletzt gegenüber Unterhaltsträgern die Attraktivität des physischen Bibliotheksraums zu belegen und zu begründen, weshalb Investitionen in eine hohe Aufenthaltsqualität lohnen. –– Auch die Auslastung von Gebäuden und einzelnen räumlichen Bereichen ist ein wichtiger Indikator für den Aufenthalt in Bibliotheken. Die zentrale Frage lautet hier: Wie stark wird das räumliche Angebot tatsächlich genutzt? Oder genauer, wie viele Besucher halten sich innerhalb eines bestimmten Zeitintervalls in der Bibliothek oder in einzelnen Bibliotheksräumen auf, welche Zeiten stechen mit einem besonders hohen oder niedrigen Füllstand hervor und in welchem Umfang sind zum Beispiel die vorhandenen Lern- und Arbeitsplätze belegt. Auch die Gebäude- bzw. Raumauslastung kann rechnerisch ermittelt werden. Hierfür werden die Eintrittszahlen von Beginn der Öffnungszeit bis zum interessierenden Zeitpunkt kumuliert, gleiches gilt für die Austrittszahlen bis zum selben Zeitpunkt. Die Differenz der Summe der Ausgetretenen zu der Summe der Eingetretenen entspricht dem Füllstand des Gebäudes zum entsprechenden Zeitpunkt. Technisch eignen sich auch hier RFID- und videobasierte Verfahren. Im 21 Vgl. Klausmann et al. 2009; Kröckel 2014. 22 Vgl. Uijlenbroek 2014; Swedberg 2013; Universität Groningen 2013.

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Unterschied zu punktuell messenden Lichtschranken scannen sie kleinere oder größere Flächenbereiche und erfassen so die Anzahl der sich dort aufhaltenden Besucher. Ein anderes Verfahren wird zur Zeit in der Bibliothek des Karlsruher Instituts für Technologie zur Evaluierung der Nutzung der Lern- und Arbeitsplätze angewandt: Dort weist ein Leitsystem auf der Homepage der Bibliothek die prozentuale Belegung der Einzelarbeitsplätze pro Bibliotheksstandort in Form von Balkendiagrammen aus. Basis für diese Auswertung ist die automatisierte Erfassung der an das Netzwerk angeschlossenen Geräte, die über die WLANAccess-Points und das Ethernet-Netzwerk an den Standorten erfolgt.23 Obwohl in erster Linie als Service-Angebot für die Nutzer entwickelt, lassen Ausgangslage und Zielstellung des Wegweisers für freie Lern- und Arbeitsplätze auch erkennen, dass mit einem solchen Instrument die Ressource Ort effizient gesteuert werden kann und Daten über den Besucheraufenthalt – zum Beispiel über die Nutzung der Bibliothek in den Nachtstunden – generiert werden können. –– Eine bislang in Bibliotheken nicht erfasste, im stationären wie im Online-Handel jedoch bereits etablierte Kennzahl24 ist die Konversionsrate. Sie gibt an, wie viele Personen bei ihrem Besuch des Ladens oder der Website zu Käufern werden25, bzw. analog für Bibliotheken, wie viele Personen beim Besuch vor Ort etwas entleihen oder zurückgeben. Ermitteln lässt sich dies in Bibliotheken beispielsweise durch die Kopplung der Besucherfrequenz mit der Anzahl der ausgegebenen Ausleih- oder Rückgabequittungen. Für die Evaluierung der Raumnutzung von Bibliotheken ist jedoch vor allem die umgekehrte Aussage der Konversionsrate interessant: Wie viele Personen suchen die Bibliothek auf, ohne etwas zu entleihen? Legt doch die oben beschriebene Neubewertung des physischen Bibliotheksraums im Verbund mit allgemein rückläufigen Ausleihzahlen die These nahe, dass verstärkt andere Gründe zum Bibliotheksbesuch führen als das häufig immer noch vordringlich assoziierte Ausleihen von Medien. Bei der über die Konversionsrate ermittelten Anzahl der Nicht-Entleiher unter den Besuchern darf angenommen werden, dass sie die Bibliothek genuin als Aufenthaltsort aufsuchen – um zu lesen, zu lernen, zu diskutieren oder einfach nur, um Zeit zu verbringen. Der Blick auf diese Zahl macht eine Leistung von Bibliotheken sicht- und messbar, die sowohl im wissenschaftlichen Diskurs als auch in vergleichenden Statistiken wie BIX oder DBS bislang noch nicht konkret ausgewiesen wurde: die

23 Vgl. KIT-Bibliothek 2014. 24 Zum Einsatz kommend zum Beispiel in der Buchhandelskette Thalia. Vgl. Gierok 2011, S. 25. 25 Die Konversionsrate im Einzelhandel setzt sich zusammen aus der Anzahl der vom Kassensystem ausgegebenen Kassenbons und der Besucherzahlen, die durch Zählanlagen an den Eingängen von Ladengeschäften ermittelt wurden. Der Anteil der Nicht-Käufer unter den Ladenbesuchern – immerhin mit 90 bis 95 % angegeben – gerät durch diese Größe stärker in den Blick. Es kann geprüft werden, ob organisatorische Ablaufveränderungen, wie zum Beispiel das Öffnen einer weiteren Kasse, zu einer besseren Konversionsrate und damit zu mehr Umsatz führen. Vgl. Klausmann et al. 2009.



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Leistung des physischen Bibliotheksraums, Aufenthalt hervorzubringen und in hoher Qualität zu fördern. –– Ergänzend zur Konversionsrate und zu der über sie ermittelten Anzahl der NichtEntleiher unter den Besuchern stellt sich die Frage nach der Mediennutzung vor Ort. Ausgehend von der Frage, was die Besucher vor Ort tun, gibt dieser Indikator an, welche Rolle dem Medienbestand als genuin bibliothekarischem Angebot beim Vor-Ort-Besuch zukommt. Für die Messung prädestiniert, obgleich bislang nur in wenigen Bibliotheken zu diesem Zweck zum Einsatz kommend, sind hier RFID-basierte Verfahren, die Entnahmen aus dem Regal ohne darauffolgende Ausleihe erfassen. Ergänzt werden kann diese Kenngröße durch die Anzahl der im lokalen Netz der Bibliothek genutzten digitalen Ressourcen. Derartige Messungen bieten den Vorteil, dass neben die Ausleihzahlen weitere aktive Bestandsnutzungszahlen treten, welche die Bedeutung der Nähe und Zugänglichkeit von digitalen wie analogen Beständen hervorheben. Gleichwohl darf dieser Indikator nicht den Blick auf eine ebenso bedeutsame, jedoch wesentlich weichere Funktion von Freihandbeständen verstellen: Freihandbestände können sich auch als bloße Kulisse einer Bibliothekslandschaft fördernd auf Bibliotheksaufenthalte auswirken, inspirieren sie Bibliotheksbesucher doch allein durch die Möglichkeit der Flânerie und Entdeckung, die sie bieten.26 Die Bibliothek als Erlebnisort und inspiration space im oben beschriebenen Sinne ist damit neben zusätzlichen, nicht genuin bibliothekarischen Angeboten wie Cafés, Veranstaltungsräumen oder Bühnen maßgeblich von dieser Nähe zu analogen wie virtuellen Beständen geprägt. Die hier vorgestellten Möglichkeiten der Evaluierung von physischem Bibliotheksraum zeigen die vielfältigen Wechselwirkungen auf, die zwischen dem Aufenthalt in Bibliotheken und der Bedeutung der Bibliothek als Ort bestehen. Durch die Evaluierung von Aufenthalt in Bibliotheken nach Größen wie der Zahl der aktiven Entleiher im Verhältnis zur Zahl der Besucher (Konversionsrate), dem Grad der Mediennutzung vor Ort, der Verweildauer und dem Füllstand im Gesamten wie in Teilen der Bibliothek werden auch quantifizierbare Angaben über die Bibliothek als physischen Ort möglich. Ein solches Datenset manuell zu erheben und auszuwerten, ist nicht nur angesichts der knappen Personaldecke in den meisten Bibliotheken nicht möglich. Weil jedoch in einigen Praxisfeldern wie dem Einzelhandel bereits einsatz- oder zumindest anpassungsfähige technische Lösungen vorhanden sind, sollten Bibliotheken erste Schritte unternehmen, um die Lücke zwischen der theoretischen Aufwertung des physischen Bibliotheksraums und dem mangelhaften Nachweis in der Praxis zu schließen. Ziel solcher Maßnahmen muss es sein, das bibliothekarische Angebot vor Ort stetig zu optimieren, den Einsatz von Ressourcen effizient zu planen und die Bedeutung des physischen Bibliotheksraums nach außen anschaulich zu kommunizieren. 26 Vgl. Fansa 2008, S. 82.

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4 Fazit Dem physischen Bibliotheksraum kommt in Wissenschaft und Praxis eine vielschichtige und mehrfunktionale Bedeutung zu. Unabhängig vom Bibliothekstyp wird er konzipiert und angeeignet als learning space, inspiration space, meeting space und performative space. Das Defizit derartiger Bibliothekskonzeptionen besteht bislang darin, dass sie kaum Möglichkeiten berücksichtigen, um die Bedeutungen nachzuprüfen oder abzubilden, die sie der Bibliothek als physischem Ort zuschreiben. Um den Ort jenseits theoretischer Reflexionen oder empirischer Einzelfallanalysen zu legitimieren, fehlen sowohl automatisierte Methoden als auch Indikatoren. Die ‚Leistung‘ der Bibliothek als physischer Ort – der Aufenthalt, den sie hervorbringt – fließt damit nicht in die Leistungsmessung von Bibliotheken ein. Ansätze für eine automatisierte Messung und Analyse von Aufenthalt bieten Verfahren und Techniken wie die Analyse von Login-Daten, die Erfassung über RFIDSensoren, Personenzählanlagen oder videobasierte Systeme. In Kombination mit Befragungen könnten diese Verfahren auch Bibliotheken dazu dienen, den Aufenthalt ihrer Besucher zu erfassen, um ihre Leistung als Ort zu evaluieren. Die folgende Tabelle führt die diskutierten Möglichkeiten zusammen und verbindet die konzeptionell geforderten Merkmale des physischen Bibliotheksraums mit möglichen Indikatoren und Methoden der Erfassung. Tab. 1: Ansätze und Methoden zur Aufenthaltsmessung. Fokus

Indikator

Methode

Gebäude insgesamt

Frequenz Verweildauer

Frequenzanalyse durch Personenzählanlagen (videobasiert) RFID-basierte Erfassung

Einzelarbeits­plätze

Auslastung / Belegung / Verweildauer

Auswertung von Login-Daten RFID-basierte Erfassung

Gruppen- und Gemeinschafts­bereiche

Auslastung / Belegung / Verweildauer Frequenz (im Vergleich zu anderen Bereichen)

Auswertung von Login-Daten RFID-basierte Erfassung Frequenzanalyse durch Personenzählanlagen (videobasiert)

Cafés und andere gastronomische Angebote

Frequenz (im Vergleich zu anderen Bereichen)

Frequenzanalyse durch Personenzählanlagen (videobasiert)

Nähe zum Bestand

Mediennutzung vor Ort RFID-basierte Erfassung Verhältnis Besucher / Entleiher Konversionsrate (Besuchszahlen / Ausleihquittungen)

Ziel derartiger Messungen muss es sein, Bibliotheken in der Planung ihres Raumangebots zu unterstützen, sie als physischen Ort stärker zu legitimieren und sie im



Aufenthaltsmessung 

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Management und Betrieb zu optimieren – sei es, um den Raumbedarf zu begründen, die Öffnungszeiten zu überprüfen, den Personaleinsatz zu planen oder ihre Bestände besucherfreundlich zu präsentieren. Es steht außer Frage, dass diesem ersten Diskussionsbeitrag weitere Untersuchungen folgen müssen. Die mit den entsprechenden Technologien verbundenen Kosten, aber auch der Aufwand im Betrieb müssen genauso überprüft werden wie die Frage des Datenschutzes beim Erfassen personenkonkreter Daten. Dabei muss bewusst sein, dass die individuelle Motivation des Besuchs mit Hilfe automatisierter Verfahren nicht erforscht werden kann und dafür klassische Methoden der qualitativen Forschung weiterhin unverzichtbar sind. Doch wollen Bibliotheken ihre gesellschaftliche Bedeutung als Orte des Lernens und der Interaktion, der Inspiration und des Erprobens stärken und ausbauen, so müssen sie neue Verfahren und Techniken in den Blick nehmen, die Aufenthalt in Bibliotheken mess- und evaluierbar machen. Der Bau von Bibliotheken kann dadurch auf neue, essenziell nutzungsorientierte Planungsgrundlagen gestellt werden, sodass Gebäude entstehen, die Möglichkeiten schaffen, anstatt sich vermeintlicher Eindeutigkeit zu verschreiben.

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Öffentlichkeit durch Bibliotheksarchitektur – von innen und außen betrachtet Öffentlichkeitsarbeit

Einleitung Kennen Sie das Ballett der Baukräne als Musikinstallation von Daniel Barenboim zum Richtfest des Potsdamer Platzes im Jahr 1996? Wissen Sie, dass sich bereits der Rohbau des Jüdischen Museums in Berlin besuchen ließ, bevor die Exponate in das 2001 eröffnete Museum von Daniel Libeskind einzogen? Oder haben Sie einmal gesehen, wie die Gebäudeaußenflächen der Allianz-Arena in München nicht nur durch den Schriftzug der Versicherung, sondern auch durch Lichtinstallationen werbewirksam genutzt werden? Doch welches Bibliotheksgebäude zieht die Aufmerksamkeit z.  B. durch Licht- oder Klang­installationen auf sich? Bibliotheken sind schon längst nicht mehr die altehrwürdigen Buchausleihstätten, sondern haben sich zum multiplen Bildungs- und Kulturveranstaltungsort entwickelt. Ließe sich somit nicht mit Pauken und Trompeten von der Dachterrasse, vom Balkon oder einfach aus dem Fenster ausposaunen, was es gerade Aktuelles in der Bibliothek zu erleben gibt? Die Öffentlichkeitsarbeit unter Nutzung der Architektur beginnt bereits vor der öffentlichkeitswirksamen Grundsteinlegung oder dem Richtfest und bevor die Eröffnung gefeiert wird. Sie beginnt als öffentlicher Architekturwettbewerb, mit der Bekanntgabe der Entwürfe, als Ausstellung der Modelle und, wie erwähnt, Rohbauten lassen sich begehen: So konnten bereits vor Eröffnung z. B. das Jacob-undWilhelm-Grimm-Zentrum der Humboldt-Universität zu Berlin oder die in Sanierung befindliche Staatsbibliothek zu Berlin im historischen Gebäude Unter den Linden besichtigt werden. Die Außen- und die Innenansichten einer Bibliothek können also schon während der Bauphase genutzt werden, indem z. B. die Begehung eines Rohbaus als Werbemaßnahme eingesetzt wird. Eine andere Form der Sichtbarmachung bietet z. B. der Umzug der Medien vom alten in ein neues Gebäude, indem die logistische Arbeit von der örtlichen Presse begleitet wird. So wurden mit dem Aufruf „Leihen Sie uns leer!“ in Riga (2014) und in Duisburg (2015) Bibliotheksbesucher aufgefordert, möglichst viele Medien im alten Gebäude zu entleihen und ins neue Gebäude wieder zurückzubringen. Eine andere Form, bei der die Bürger in den Umzug einbezogen werden, ist die Möglichkeit, eine Menschenkette zu bilden, um die Medien vom alten zum neuen Standort transportieren zu lassen. Dies sind Beispiele, wie Bürger und Bibliotheksnutzer mittels öffentlichem Lobbyismus über die Bauplanung nicht nur informiert, sondern öffentlichkeitswirksam

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darüber hinaus einbezogen und überzeugt werden können. So kann die Akzeptanz des zunächst ungewohnten neuen oder umgebauten Gebäudes erhöht werden. Doch müssen bei dieser Form von Lobbying von der Bauplanung an auch die politischen Entscheidungsträger einbezogen werden – und zwar vorrangig und initiativ, um die Interessen der Bibliothek durchsetzen zu können. Weitere Adressaten für Lobbyarbeit sind das Steuerungsgremium des Bauprojekts, die Wettbewerbsjury, die Architekten und ausführenden Fachplaner sowie mögliche Investoren. Nicht zu vergessen ist allerdings das Bibliothekspersonal, denn aller Ideenreichtum bedeutet noch lange keine Akzeptanz beim Team der Bibliothek. So muss es auch ein ,Marketing nach innen‘ geben, indem z.  B. Projektziele bekannt gemacht werden, die Corporate Identity gestärkt wird1 und vor allem das Personal am Bauprozess beteiligt wird.2 Nützliche Mittel hierzu sind z. B. Exkursionen zu Best-PracticeBibliotheken, Fachtagungen und Expertenanhörungen unter Beteiligung der Entscheidungsträger und mittels entsprechender Pressearbeit. Was in skandinavischen Bibliotheken wie in Århus und Helsinki üblich ist, zeigt uns in Deutschland die Stadtbibliothek Bremen: Nutzergruppen wurden – im Sinne des participatory design – in die Planung des neuen Hauses einbezogen, was sowohl als Marketingmaßnahme als auch zur Nutzerbindung diente.3 Und natürlich muss auch das Bibliotheksteam permanent beteiligt werden. Beide Gruppen, Nutzer wie Team, lassen sich z. B. gemeinsam bei Architekturführungen einbeziehen, die ebenfalls öffentlichkeitswirksam beworben werden könnten.

1 D  er Wert der Architektur für die Öffentlichkeitsarbeit Doch welchen Stellenwert kann die Bibliotheksarchitektur als Element der Öffentlichkeitsarbeit einer Bibliothek überhaupt einnehmen? Kann das Bibliotheksgebäude von außen betrachtet z. B. als Marke fungieren? Kann der Weg von außen ins Innere eines Bibliotheksgebäudes in diesem Sinne genutzt werden? Bietet das Interieur der Bibliothek Möglichkeiten des product placements, indem z.  B. das Foyer oder der Lesesaal als „Eventroom“ etabliert werden? Ja, denn jede Architektur, ob von außen oder von innen betrachtet, bietet eine eigene Bildsprache, die der Kommunikation durch Werbung bzw. Marketing dienlich sein kann. Somit kann die Architektur auch als Element der Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt werden, wie es beispielsweise die Nationalbibliothek von Katar unternimmt, indem sie weltweit auf Bibliothekskongressen und Buchmessen mit Innen- und Außenansichten der spektakulären Archi1 Vgl. Werner 2009, S. 141 f. 2 Vgl. hierzu den Beitrag zum Change Mangement von I. Munique in diesem Band. 3 Vgl. Lison 2009, S. 152 f.



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tektur von Rem Kohlhaas wirbt, u. a. zwecks Personalakquise wie auf dem Deutschen Bibliothekartag 2015 in Nürnberg.

Abb. 1: Messestand der Nationalbibliothek von Katar bei der Doha Bookfair 2015, symbolisch das noch im Bau befindliche neue Gebäude spiegelnd © S. Wilke.

Ein Bibliotheksgebäude bietet außen wie innen öffentlichkeitswirksam die Möglichkeit, Abbildungen visuell als Grafiken, mit Filmen, Fotos und Plänen zu nutzen. Diese können z. B. während der Bauphase auf der Website, an Bauzäunen und in Publikationen veröffentlicht werden. So werden die Bürger nicht nur über Bautafeln informiert, sondern fühlen sich stärker angesprochen und einbezogen. Für das Humboldtforum im vom Architekten Franco Stella entworfenen Berliner Schloss, in dem auch die Zentral- und Landesbibliothek Berlin einen Bereich erhalten soll, ging man sogar noch einen Schritt weiter, indem auf dem Bauvorplatz ein temporäres Ausstellungsgebäude mit Präsentationen speziell für den Schlossbau warb, um die Bürger und Touristen vom Bauvorhaben zu überzeugen und Spenden einzuwerben. Zudem gab es eine Webcam, die den Bauverlauf öffentlich dokumentierte und Entwicklungsschritte des Bauprozesses verdeutlichte. Auch ließe sich von einem fertiggestellten Rohbau ein individuelles Werbelogo für die Bibliothek entwickeln, das ins Corporate Design einbezogen wird, z. B. für das Briefpapier oder plastisch als Modell in Form von Plexiglas oder auf einer Münze abgebildet. So etwas lässt sich als Andenken, für Besucherpräsente und Gastgeschenke oder für Preisverleihungen verwenden. Architektur möchte gesehen werden, Öffentlichkeitsarbeit möchte wahrgenommen werden. Architektur will gefallen, will auffallen und soll auch genutzt werden. Gleiches gilt für die Produkte der Öffentlichkeitsarbeit, wie Werbeflyer, Pressemitteilungen und dergleichen. Gerade ein Bibliotheksgebäude von außen bietet die Funktion der Markenbildung, indem sich ein solches Gebäude z.  B. wie ein Solitär präsentiert und die Gebäudeumrisse sich nicht nur als Logo auf dem Briefpapier, sondern auch auf Werbeprodukten wie Papierbeschwerern, Kühlschrankmagneten und ähnlichem wiederfindet. Dies kann dann auf Briefmarken oder Etiketten z. B. für eine Weinflasche und Pralinenpackungen verwendet werden, wie das Falkenhaus der Stadtbücherei Würzburg. Die Unverwechselbarkeit des Bibliotheksgebäudes, selbst wenn es zunächst unscheinbar z. B. innerhalb eines Hochhauses integriert ist, bietet sich als Markenzeichen an und kann nicht nur für sich alleine betrachtet, sondern auch im Kontext

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Abb. 2: Weinflasche des Falkenhauses der Stadtbücherei Würzburg © D. Wissen.

zum städtebaulichen Umfeld oder als Funktionsträger in einem Gebäudekomplex hervorgehoben werden. Die Außenansicht eines Bibliotheksgebäudes lässt sich auf ganz verschiedene Weise öffentlichkeitswirksam einsetzen, wie in der Stadtbücherei Würzburg, bei der die Erdgeschossfenster als Schaufenster für Werbezwecke in eigener Sache genutzt werden, um für bestimmte Aktionen oder Veranstaltungen der Bibliothek zu werben; einige werden sogar gelegentlich mit leibhaftigen Akteuren wie ein ‚Lebendiges Schaufenster‘ bespielt. Lichtspielerische Aktionen gab es z. B. in beiden Häusern der Stadt- und Regionalbibliothek Frankfurt (Oder). In einem Haus wurden farbige Neonleuchtstäbe in die Fenster gelegt, sodass das Gebäude von der polnischen Oderseite leuchtend bunt erstrahlte, im anderen Haus gab es eine künstlerische Aktion, bei der mit Teelichtern, die über die Fenster verteilt außen auf die Fassadensimse gestellt wurden, ein Lichtspiel entstand. Dies sind visuelle Eindrücke, die bei den Bürgern noch lange in Erinnerung blieben und als Fotomotiv in Print- und Onlineveröffentlichungen genutzt werden konnten.

2 B  ibliotheksarchitektur als politisches Statement und die Gebäudeform als Symbol Nicht selten wird mit dem Bau einer Bibliothek ein politisches Statement vollzogen. Dies kann so weit gehen, dass das Bibliotheksgebäude von außen betrachtet eine symbolische Form erhält, beispielsweise von aufgeschlagenen Büchern wie die Nationalbibliothek in Paris oder eines Solitärs bzw. Diamanten wie die Nationalbibliothek in Minsk. Durch diese Symbolik werden vom Eigentümer bzw. Träger der Bibliothek nicht nur die Funktion, sondern auch das Selbstverständnis der Bibliothek und der gesellschaftliche Auftrag formuliert.



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Andererseits werden oft auch politische Visionen und gesellschaftliche Werte und Ziele in der Bibliothekskonzeption beschrieben. So hatte das Architektenteam Viktor Kramarenko und Michael Vinogradov, das die Nationalbibliothek der Republik Weißrussland in Minsk entworfen hat, nicht nur die Aufgabe, mit dem Neubau die Funktion einer neuen Nationalbibliothek zu erfüllen. Vielmehr sollte die herausgehobene Bedeutung des neuen Gebäudes sichtbar gemacht werden – von allen Seiten sollten dem Gebäude durch seine Form und seine Fassade eine gewisse ‚Feierlichkeit‘ verliehen werden. Die Architekten gaben der Bibliothek die Form eines facettierten Diamanten, und die Feierlichkeit wurde verstärkt, indem das Gebäude als Solitär frei auf dem Platz steht und vom Dach des Gebäudes ein Rundblick ermöglicht wurde. Hierdurch wurde die Bibliothek zu einem der wichtigsten architektonischen Akzente der Stadt Minsk und zu einer touristischen Sehenswürdigkeit.

Abb. 3: Der symbolische Diamant – Nationalbibliothek Weißrussland, Minsk © D. Wissen.

Eine etwas andere Form, doch auch als Diamant verstanden, hat der Anbau an die dänische Nationalbibliothek in Kopenhagen vom Architektenbüro Schmidt, Hammer & Lassen erhalten. Die königliche Bibliothek in Kopenhagen ist ein kubischer Anbau mit schwarz polierter Granitfassade, wird als „Schwarzer Diamant“ (Den Sorte Diamant) bezeichnet und ist ebenfalls ein starkes Statement.

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3 Das Bibliotheksgebäude als Werbeträger Als noch größer angelegte Gebäudefläche, aber dennoch genauso markant, zeigt sich das Rolex Learning Center der École Polytechnique Fédérale de Lausanne von SANAA. Das multifunktionale Gebäude bietet terrassenförmig angelegte Funktionsbereiche. Neben zahlreichen Sponsoren wie Credit Suisse, Logitech, Losinger, Nestlé, Novartis und SICPA gab es den Hauptsponsor Rolex, wodurch das Gebäude seinen Namen erhielt4, ähnlich wie die Volkswagen Universitätsbibliothek in Berlin.

Abb. 4: Moskau, Russische Nationalbibliothek © D. Wissen.

Ähnlich verhielt es sich mit dem Anbau der russischen Nationalbibliothek in Moskau, die anfangs den Namen des Hauptsponsors Samsung als Leuchtschrift auf dem Dach der Bibliothek als Werbeschriftzug trug.5 Doch gibt es nicht nur Werbeschriftzüge außen am Bibliotheksgebäude. Die Berliner Stadtbibliothek Neukölln wurde von einer örtlichen Möbelfirma neu ausgestattet. Die Sitzmöbel erhielt die Bibliothek kostenfrei unter der Sponsorenbedingung, dass 4 http://forum.epfl.ch/media/content/53282b6cb4cbb.jpg (07.11.2015). 5 http://de.academic.ru/pictures/dewiki/82/Russtatelibrary.jpg (07.11.2015).



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an jedem Möbelstück das Preisschildchen mit dem Firmenlogo angebracht und zu sehen sein muss. Gleiches ließe sich vielleicht mit neuen PCs initiieren. Als die Computer in den 1990er Jahren in die Bibliotheken Einzug hielten, waren dies graue Hardwarekästen, die sich keineswegs an gestalterische Aspekte der Bibliothek anpassen ließen.6 Heute würden sich PC-Gehäuse farblich an das Innenraumdesign anpassen lassen, und der Bildschirmschoner könnte statt des üblichen Microsoft-Schriftzuges für den Sponsor der Geräte werben.

4 B  ibliotheksarchitektur als Element städtebaulicher Entwicklung Die Bibliothek sollte durch die Bibliotheksleitung in diversen Verwaltungssitzungen vertreten sein, wenn es bei Ideenwettbewerben um die Zukunftsgestaltung der Stadt oder eines Stadtteils geht.7 Die Bibliothek kann sich als zukunftsweisendes Element im Rahmen der Stadtplanung anbieten. Das bedeutet, Bibliotheken müssen sich aktiv in das lokale und regionale Standortmarketing einbringen und ihren Beitrag zur Standortstrategie formulieren.8 Hilfe können hierbei Positionspapiere wie Bibliothek 20079 von BDB und der Bertelsmannstiftung oder 21 gute Gründe für gute Bibliotheken10 des Verbandes Bibliothek & Information Deutschland geben. Bei der Umnutzung der Stadtbücherei Frankfurt am Main war für die Entscheidung zu einem neuen Standort neben der Möglichkeit einer Mietkostenminderung auch die Überlegung wichtig, dass der Innenstadtbereich am neuen Standort eine Aufwertung durch die Bibliothek erfahren würde. Zudem erhielt die Bibliothek selbst eine Nutzungsaufwertung. So entstand im Innenraum einer ehemaligen Sparkasse ein neues Atrium, das sich flexibel als Kommunikations-, Präsentations- und Veranstaltungsraum nutzen lässt. Im Mittelpunkt dieses vom Architekturbüro KSP entworfenen Atriums bildet ein organischer roter Leseturm den Blickfang zur geometrisch angelegten Bibliothek.11 Und auch in Stuttgart bildet die neue Stadtbibliothek des Architekten Eun Young Yi am Mailänder Platz im neuen urbanen Quartier Europaviertel mit seinen Bankgebäuden, Einkaufszentren, Büro- und Wohnkomplexen das kulturelle Zentrum. Doch dieser würfelförmige Monolith stand zunächst als erstes Gebäude freistehend und von Baugruben umgeben auf dem zu entwickelnden Areal. Erst nach und nach entstanden weitere Gebäude. Für die Entwicklung des Quartiers Europaviertel dient 6 Vgl. Fansa 2009, S. 222. 7 Vgl. Henning 2009. 8 Vgl. Umlauf 2012, S. 68. 9 Bertelsmannstiftung & BDB 2004. 10 BID 2009. 11 Vgl. Hasenclever 2011, S. 3 ff.

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die Bibliothek argumentativ als Frequenzbringer und als kultureller Ort; als Ort der Bildung und des Lernens stellt sie den Gegenpol zu den kommerziellen Angeboten dar. Mit der Erhöhung der Lebensqualität durch die Bibliothek im neuen städtischen Areal wurden auch Investoren umworben. Dem geschäftsumtriebigen Umfeld bietet die Bibliothek heute, nach Fertigstellung des Quartiers, zwei zentrale Ruhepole: Zum einen durch ein öffentlich zugängliches Dachgeschoss mit einer spektakulären Aussicht über das Quartier und die Stadt. Zum anderen befindet sich im Inneren des Gebäudes ein zentraler Raum: Das sogenannte „Herz“ der Bibliothek, ein würfelförmiger Hohlraum mit einem Wasserspiel, welches für „Vertiefung und innere Einkehr“ steht.12 Ähnlich verhält es sich mit dem Library and Learning Center der Wirtschaftsuniversität Wien der Architektin Zaha Hadid, dessen markante Fassade bis zu 35o geneigt ist. Die Bibliothek besteht aus zwei ineinander verschränkten Baukörpern und bildet den Mittelpunkt des neuen Campus in der Wiener Leopoldstadt in der Nähe zum Prater. Die fließenden Kurven der Gebäudekomplexe nehmen Bezug auf die umliegenden Gebäude und die sie umfließenden Verkehrsströme. Die Gebäudekomplexe sind somit Teil des Stadtgefüges und können als Kulturbau wichtige Impulse für das Stadtbild und für die Stadt als Ganzes geben13, wie beispielsweise auch in Duisburg die Fassade der 2015 neu eröffneten Stadtbibliothek ein Bücherregal symbolisiert, inkl. großflächiger Schaufenster für den Durchblick, welche als „Stadtfenster in die Zukunft“ bezeichnet werden.14

5 Bibliotheksarchitektur als Teil des Stadtmarketings Bibliotheken gehören ganz ohne Zweifel zur ganzheitlichen und strategischen Entwicklung einer Stadt. Unter dem Aspekt des Bibliotheksmarketings15 erreichen Bibliotheksbauten einen hohen Grad an Sichtbarkeit. Dies bietet Bibliotheken geeignete Voraussetzungen, um ein entscheidendes Element im Stadtmarketing zu sein. Stadtmarketing ist ein Instrument zur Kommunikation, Kooperation und Koordination einer Stadt, und genau hierzu bieten Bibliotheken in ihrem strukturellen Umfeld und mit ihrem Auftrag die besten Voraussetzungen. Bibliotheken tragen damit für die Bewohner zur Erhöhung der Lebensqualität bei – Ziel eines jeden Stadtmarketings. Eine Bibliothek muss auch virtuell leicht zugänglich sein: Google-Maps verzeichnet den Standort, die ÖPNV-App zeigt die Verbindung mit dem ÖPNV, bei Google oder Facebook sieht jeder, ob jetzt gerade geöffnet ist. Darüber hinaus kann eine Bibliothek im Konzept des Stadtmarketings als touristischer Anziehungspunkt definiert werden, welcher Touristengruppen z.  B. als Anlaufpunkt dient und entsprechende Angebote vorhält. Dadurch kann eine Biblio12 Vgl. Bussmann 2009. 13 Vgl. Umlauf 2008, S. 15. 14 Vgl. Barbian 2015, S. 616 ff. 15 Vgl. Umlauf 2014.



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thek in ihrer Funktion und mit ihrem Gebäude nicht nur zu einem positiven Image einer Stadt beitragen, sondern, wie bei der Neubauplanung der Stadtbibliotheken in Bremen und Stuttgart, als Frequenzbringer dienen.16

6 B  ibliotheksarchitektur und ihre imagebildende Funktion Die zentralen Begriffe bei der Beschreibung von Bibliotheksbaukonzepten sind meist Modernität und Traditionsbewusstsein, die es in Einklang zu bringen gilt. Auch wenn diese beiden Begriffe sehr gegensätzlich sind, werden viele Bibliotheken mit genau diesen imagebildenden Begriffen umschrieben. Bibliotheken bieten aktuellste Medien, neueste Veranstaltungsformate und modernste Technik und sind zugleich ihrer historischen Umgebung verpflichtet, sind Teil der Stadthistorie und in ihrer Funktion auch Bewahrer des kulturellen Gedächtnisses einer Stadt. Deshalb ist es nicht unüblich, dass auf Neubauten verzichtet wird und leerstehende historische oder wichtige städtische Gebäude eine Umwidmung als Bibliothek erfahren. So wurde das ehemalige Bahnhofsgebäude der Stadt Luckenwalde vom Architekturbüro ff-Architekten zur Stadtbibliothek umgewandelt und ein goldfarbener Quader als gut sichtbare und imageprägende Ergänzung angefügt (Abb. 5). Die Inneneinrichtung

Abb. 5: Stadtbibliothek Luckenwalde © K. U. Werner. 16 Vgl. Umlauf 2008, S. 21 ff.; vgl. auch den Beitrag „Standortwahl“ von K. Umlauf in diesem Band.

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erfolgte nach einem minimalistischen Architekturkonzept mit klaren Formen und prägender Farbgebung und bezieht historische Elemente des ehemaligen Bahnhofs ein, wie u. a. eine Anzeigetafel und die Bahnhofsuhr. Ähnlich verhält es sich mit der neuen Stadtbibliothek Friedrichshain-Kreuzberg, einem ehemaligen Schulgebäude an der Frankfurter Allee in Berlin, das vom Architekten Peter W. Schmidt umgestaltet wurde. Heute ist das Gebäude kaum mehr als ehemalige Schule zu erkennen. Nach der Entkernung erhielt es eine ganz neue Raumaufteilung. Die Fassadengestaltung mit lamellenartigen Holzleisten ist so prägnant, dass sie im Stadtbild für Wiedererkennung und ein positives Image sorgt. Schöner Nebeneffekt bei den genannten Beispielen ist, dass beide Bibliotheken durch ihre neugestalteten Fassaden Auszeichnungen erhielten, was wiederum für Reputation sorgt. Hingegen entstand 2009 mit dem Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum ein kompletter Neubau zum 200-jährigen Bestehen der Berliner Humboldt-Universität. Durch diese neue Zentralbibliothek, gebaut von Max Dudler, wurde das städtische Umfeld aufgewertet, indem eine Flaniermeile zwischen S-Bahn-Torbögen und Bibliotheksgebäude entstand und so ein neuer gesellschaftlicher Ort mit Cafés und Gaststätten entstand und die Bibliothek damit zu einem werbenden Element ihres städtischen Umfelds wurde.

7 B  ibliotheksgebäude als Werbemittel für einen partnerschaftlichen Auftritt Manche der genannten Bibliotheksgebäude wurden durch ihre neuen Angebote und ihre Modernität zu einem werbenden Element für ihr städtisches Umfeld, wie auch die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden des Architekturbüros Ortner & Ortner oder die Universitätsbibliothek Eichstätt-Ingolstadt, die eigens mit Informationen über die Architektur und den Architekten Günter Behnisch auf der Website informiert und zu Besichtigungen einlädt.17 In vielen Städten wird nicht nur für die Bibliothek, sondern mit ihr als Werbegemeinschaft für weitere Bildungs- und Kultureinrichtungen geworben. Dies geschieht häufig mit der Ablichtung der einzelnen Gebäude einer solchen Werbegemeinschaft. Bei der Zentralbibliothek Hamm, gebaut vom Architekturbüro ap plan, wird der Bahnhofsvorplatz als „Heinrich-von-Kleist-Forum“ als Kultur- und Bildungsstandort gemeinsam mit drei partnerschaftlichen Einrichtungen beworben: Zentralbibliothek, Volkshochschule und eine private Fachhochschule. Ähnlich verhält es sich mit der neuen Stadt- und Landesbibliothek Potsdam des Architekten Reiner Becker. Das Gebäude wurde durch die beiden Bereiche Volkshochschule und Wissenschaftszentrum Brandenburg ergänzt und wird als gemeinschaft17 Vgl. http://www.ku.de/bibliothek/allgemein/standorte/zentralbib/ (12.12.2015).



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liche Einrichtung beworben. Durch solche Gebäudekomplexe mit ihren diversen Funktionsbereichen, in denen die Bibliothek nur ein Element darstellt, lässt sich das gemeinsame Gebäude als gesellschaftlich-kultureller Ort und Aufenthaltstreffpunkt ganz neu bewerben, z. B. als Bildungsforum, Bürgercampus, Lerncenter, Medienzentrum oder als Wissens­zentrum.18 Und auch die Stadtbibliothek Nürnberg des Architekturbüros baum-kappler architekten befindet sich auf einem sogenannten Bildungscampus, der die Volkshochschule und einen Kinokomplex beherbergt und als städtischer Campus gemeinsam beworben wird – ein Treffpunkt der Bürger und ein gemeinsamer Veranstaltungsort.

8 D  as Bibliotheksgebäude als unprogrammed spaces Als multikultureller Treffpunkt und Veranstaltungsort sticht hier das Beispiel der neuen Bibliothek DOKK1 in Århus hervor (Architekturbüro Schmidt, Hammer, Lassen), die außen rundherum Spielflächen für Kinder und innen spielerische unprogrammed spaces anbietet. Dieses sind unbenannte Räume und Verkehrsflächen, die keiner architektonischen oder bibliothekarischen Definition unterliegen, sondern spielerisch einen öffentlichen Umgang durch selbst zu gestaltende Raumnutzung ermöglichen. Die Bürger können ihre Bibliothek ‚vereinnahmen‘, indem dort z. B. Familien picknicken, spielen oder sich einfach nur treffen. Besucher können in offenen Werkstätten bzw. Makerspaces kreativ sein. Auch ist es für Vereine möglich, Präsentationsflächen mit multimedialer Ausstattung zu nutzen, oder Künstler können temporär Rauminstallationen anbringen. Das Gebäude liegt an der Mündung des Flusses Århus – zwischen Innenstadt, Hafen und Hauptbahnhof – und bildet so ein Kulturzentrum innerhalb der Stadt, als welches es auch beworben wird. Die Beispiele belegen einmal mehr, dass sich Bibliotheken längst nicht mehr nur als Ausleihstelle für Bücher verstehen, sondern in erster Linie als Treffpunkt und Veranstaltungsort für die Gesellschaft. Die Stadtbibliothek Augsburg, erbaut von Hans und Stefan Schrammel, wurde z. B. nach dem Prinzip Offenes Buch – Offenes Haus in Form eines aufgeschlagenen Buches gestaltet. Bedeutend an dieser Bibliothek ist, dass sie einen teilbaren Veranstaltungssaal von 130 m² Größe bietet. Dieser Saal ist technisch sehr gut ausgestattet – neben den Geräusch- und Klangaspekten wurden bei der Bauplanung auch die natürliche Durchlüftung und die intelligente Nutzung des Tageslichtes bedacht. So gibt es lamellenartige Fensterrollos, die sich entsprechend der Lichtintensität selbsttätig regulieren. Doch das architektonisch Besondere ist das „Lichtauge“ an der Decke des Treppenfoyers, welches viel Tageslicht 18 Vgl. http.//www.bildungscampus.nuernberg.de (12.12.2015).

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Abb. 6: Stadtbibliothek Augsburg, Lichtauge © P. Hauke.

einfallen und den Raum prismenartig erstrahlen lässt. Dies wiederum stellt ein sehr interessantes Fotomotiv dar, welches sich z. B. für die Verwendung für Puzzles, Quartettspiele oder dergleichen als Werbemittel eignen würde.

9 Das Bibliotheksgebäude als Foto- und Filmmotiv Für die Öffentlichkeitsarbeit sehr wirksam ist es auch, wenn Bibliotheksgebäude als Film- und Fotomotiv dienen. Wer kennt nicht die Szenen aus dem Film Himmel über Berlin (1986/87) von Wim Wenders, in dem Engel, gespielt von Bruno Ganz und Otto Sander, in der Berliner Staatsbibliothek am Potsdamer Platz umherwandeln und die inneren Stimmen der Lesenden hören. Und wer kennt nicht die zahlreichen Fotobildbände, z. B. von Candida Höfer, in denen Bibliotheken ein attraktives Motiv darstellen. Ob der Architekt Hans Scharoun beim Bau der Staatsbibliothek in Berlin an Filmaufnahmen dachte, ist fraglich, doch bis heute gibt es unzählige Filme und Fotos, die die Leselandschaft des Lesesaals als Szenerie nutzen, obwohl sich das Gebäude als Pendant zur Philharmonie mit seiner goldfarbigen Fassade außen ebenso markant in Szene setzt wie innen. Dennoch wird meist im Inneren gedreht, für Werbespots genauso wie für Kinofilme wie u.a. Agnes und seine Brüder (2004) von Oskar Roehler oder Die kommenden Tage (2010) von Lars Kraume.



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So wie diese Bibliothek als Filmszenerie bekannt ist, wurde die Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften in Görlitz als Fotomotiv bekannt, da sie durch ihre Raumflucht ein sehr prägnantes Motiv darstellt, mit dem Blick über mehrere Bibliotheksräume und deren Bücherregale. Doch welche Bereiche einer Bibliothek sind motivgebend? Es sind der in seiner Fläche Szenerie bildende Lesesaal, der Dialog bildende einzelne Leseplatz mit über Eck gestellten Bücherregalen oder auch die Ausleihtheke als Handlungsort: alles imagebildende Motivvorlagen, die im Inneren spielen, obwohl die Betrachtung eines Bibliotheksgebäudes zunächst von außen sehr viel einprägsamer sein kann, wie bei der Bibliothek des Rechtswissenschaftlichen Institutes Zürich, erbaut von Santiago Calatrava, oder der Biblioteca Latino-Americana Victor Civita, Memorial da América Latina, in São Paulo von Oskar Niemeyer.

10 Fazit Bibliotheken sind öffentliche Gebäude und lassen sich hervorragend für die Öffentlichkeitsarbeit nutzen. Denn Öffentlichkeitsarbeit beginnt bereits bei der Bauplanung. Von Anfang an hat der Planungs- und Bauprozess ein großes Potenzial für die Öffentlichkeitsarbeit, da sich Architektur per se im öffentlichen Raum vollzieht und von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird – so sie denn entsprechend kommuniziert, genutzt und beworben wird. Durch ihre Form und Gestaltung kann sie Symbolcharakter erhalten und ausstrahlen und – gezielt und beabsichtigt – ein öffentliches Statement vermitteln: Die Bibliothek als Ausdruck kulturellen Selbstbewusstseins, als Raum urbaner Öffentlichkeit, als Bürgerplattform, als Ort der Ruhe und Konzentration, als Publikumsmagnet und – last but not least – als Touristenattraktion.

Literatur und Internetquellen Barbian, J.-P. (2015). Ein Blick durch das „Stadtfenster“ in die Zukunft: Die neue Zentralbibliothek in Duisburg hat ihren Betrieb aufgenommen. BuB, Forum Bibliothek und Information, 67(10), 616–621. http://b-u-b.de (19.10.2015). Bertelsmannstiftung & BDB, Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände (2004). Bibliothek 2007: Strategiekonzept. Gütersloh: Verlag Bertelsmann Stiftung. http://www.bideutschland.de/ download/file/bibliothek_2007/strategiekonzept_langfassung.pdf (19.10.2015). BID, Bibliothek & Information Deutschland (2009). 21 gute Gründe für gute Bibliotheken. Berlin: BID. http://www.bideutschland.de/download/file/21 GUTE GRUENDE_endg_16-1-09.pdf – Anlage: Grundlagen für gute Bibliotheken – Leitlinien für Entscheider. http://www.bideutschland.de/ download/file/21 GUTE GRUENDE-Anlagen_endg_16-1-09.pdf (19.10.2015). Bussmann, I. (2009). Die Bibliothek 21 in Stuttgart: Schaufenster des literarischen und kulturellen Lebens der Stadt: Von der Vision zur Wirklichkeit. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.),

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Bibliotheken bauen und ausstatten (S. 350–365). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc. hu-berlin.de/miscellanies/bibliotheksbau/ (19.10.2015). Fansa, J. (2009). Bibliotheksdesign: Zur gestalterischen Verantwortung im bibliothekarischen Raum. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken bauen und ausstatten (S. 218–226). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/miscellanies/bibliotheksbau/ (19.10.2015). Hasenclever, J. (2011). Im Herzen der Stadt – Im Herzen der Bürger: Wie aus einer Sparkasse eine Öffentliche Bibliothek wird. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken heute! Best Practice in Planung, Bau und Ausstattung (S. 20–31). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc. hu-berlin.de/miscellanies/bibliotheksbau (19.10.2015). Henning, W. (2009). Neue Partner, neues Planen, neue Bibliotheken. Bibliotheksbauten als Impulsgeber für die Stadtplanung. BuB, Forum Bibliothek und Information, 61(10), 692–698. http://www.b-u-b.de (19.10.2015). Lison, B. (2009). „Wir brauchen eine neue Bibliothek!“ oder: Kommunikation ist alles! Der Marketing-Prozess für eine neue Bibliothek. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken bauen und ausstatten (S. 152–157). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/ miscellanies/bibliotheksbau/ (19.10.2015). Umlauf, K. (2008). Kultur als Standortfaktor: Öffentliche Bibliotheken als Frequenzbringer. Berlin: Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft (Berliner Handreichungen zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft, 245). http://edoc.hu-berlin.de/docviews/abstract. php?lang=ger&id=29351 (19.10.2015). Umlauf, K. (2012). Standortmarketing. In U. Georgy & F. Schade (Hrsg.), Praxishandbuch Bibliotheksund Informationsmarketing (S. 67–101). Berlin [u. a.]: de Gruyter Saur. Umlauf, K. (2014). Bibliotheksmarketing: Grundsätze, Defizite und Grenzen. Vortrag gehalten auf dem Bayerischen Bibliothekstag am 20.11.2014 in Rosenheim. Berlin: Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft (Berliner Handreichungen zur Bibliotheksund Informationswissenschaft, 379). http://edoc.hu-berlin.de/docviews/abstract. php?lang=ger&id=41195 (19.10.2015). Werner, K. U. (2009). Kommunikation und Marketing: Den Bauprozess nach innen und nach außen nutzen. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken bauen und ausstatten (S. 140–147). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/miscellanies/bibliotheksbau/ (19.10.2015).

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Bibliotheksgebäude auf dem Prüfstand Kennzeichen, Betrieb und Evaluation – ein Fragenkatalog

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Einleitung Bei der Planung von Gebäuden kann viel von bestehenden Gebäuden gelernt werden, die Bedeutung von Bibliotheksbesichtigungen ist weithin akzeptiert. Ebenso wichtig ist es, neue Gebäude nach ihrer Inbetriebnahme zu evaluieren, um zu prüfen, ob sie den eigentlichen Erwartungen gerecht werden und sich im laufenden Betrieb bewähren. Vieles kann sowohl von erfolgreichen als auch nicht erfolgreichen Lösungen gelernt werden, ebenso wie von den notwendigerweise erfolgten Veränderungen. Die im Jahr 2007 veröffentlichten Guidelines der IFLA Library Buildings and Equipment Section2 enthalten eine Checkliste, die für die Evaluation eines abgeschlossenen Bauprojektes ebenso wie im Vorfeld eines neuen Projektes bei dem Besuch von Bibliotheken Anwendung finden kann und die im Folgenden in deutscher Übersetzung wiedergegeben wird. Ziel dieses Fragenkatalogs zur Evaluierung von Bestandsgebäuden ist es, den Leitungen und dem Planungsteam von Bibliotheken eine Grundlage zu geben, GoodPractice-Beispiele auszumachen, von Fehlern zu lernen und diese Erfahrungen wieder einzubringen in die nächste Planung. So wird sichergestellt, dass die nächste Generation von Bibliotheks­gebäuden den höchsten Qualitätsansprüchen an Design und Funktionalität entspricht, um sowohl den Nutzern und als auch dem Personal das richtige räumliche Umfeld zu bieten. Der Fragenkatalog ist so angelegt, dass er an die jeweiligen eigenen Rahmenbedingungen und Zielsetzungen angepasst werden kann. Nicht alle Fragen müssen notwendigerweise für jedes Gebäude gestellt werden. Der Fragenkatalog eignet sich auch zur Vorbereitung von Sachstandsberichten für Förderer und Organisationen, um die Nutzerzufriedenheit zu evaluieren oder um Umbauten, Erweiterungen oder neue Baumaßnahmen für die Zukunft zu initiieren. Einige Fragen sind relevant für Öffentliche, andere für Wissenschaftliche Bibliotheken, jedoch ist die Majorität der Fragen unabhängig vom Typ der Bibliothek (Wissenschaftliche, Öffentliche, Schul-, Spezialoder Nationalbibliothek).

1 Zuerst veröffentlicht 2013 als IFLA Post Occupancy Evaluation (POE) Questionnaire. Beteiligte Autoren: Santi Romero, Karen Latimer, Dorothea Sommer, Jeffrey Scherer, Stefan Clev­ström, Inger Edebro-Sikström, Olaf Eigenbrodt und Sharon Bostick. – Vgl. hierzu auch: Latimer & Sommer (Hrsg.) 2015. 2 Latimer & Niegaard (Hrsg.) 2007. Vgl. auch Mittler 2009.

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Der Fragenkatalog ist wie folgt strukturiert: Allgemeines

Gebäude

Fakten und Zahlen Lage Zugänglichkeit Nachhaltigkeit Sicherheit und Sicherung Flexibilität

Eingang Materialien Bodenbeläge Decken Akustik Öffnungen Beleuchtung Mobiliar

1 Allgemeines

Services Heizung, Lüftung und Klima Elektrik Datennetz Sanitäreinrichtungen

Ergebnis

Servicezonen Bestandsaufstellung Nutzerbereiche Kinderbereich Junge Erwachsene Personalflächen Automatisierung Wartung

IFLA Library Buildings and Equipment Section

1.1 Fakten und Zahlen –– Bibliothekstyp (Wissenschaftliche-, National-, Öffentliche-, Schul-, Spezialbibliothek) –– Standort (Adresse, Homepage) –– Handelt es sich um ein neues Gebäude, eine Sanierung, eine Umnutzung von Bestandsgebäuden oder eine Erweiterung? –– Bruttogrundfläche –– Anzahl der Geschosse mit öffentlichen Flächen –– Nutzerzahlen –– Personalzahlen –– Bestandszahlen –– Anzahl der Nutzerplätze und Arbeitsplatztypen (Gruppenarbeitsräume, Schu­ lungs­räume, Carrels etc.)

1.2 Lage –– Funktioniert dieser Standort für den Zweck / für seine Zielgruppe? –– Ist die Bibliothek gut eingebunden in der Stadt oder im Campus? –– Hat die Beschaffenheit des Grundstückes die Organisation des Gebäudes negativ beeinflusst? –– Ist die Ausrichtung des Gebäudes in Bezug auf Belichtung, Lärm und Klima gut?



Bibliotheksgebäude auf dem Prüfstand 

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1.3 Zugänglichkeit –– Kann die Bibliothek mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden? –– Existieren genügend Parkplätze für die Nutzer (Auto, Motorrad, Fahrrad)? –– Existieren innerhalb der Bibliothek physische Barrieren für Menschen (Nutzer und Personal)? –– Sind das Gebäude und die Innenräume so gestaltet, dass eine Barrierefreiheit gegeben ist? –– Ist die Bibliothek mit einer Zugangskontrolle ausgestattet und/oder einem elektro­nischen Alarmsystem? –– Entstehen durch die Ausstattung bauliche Hindernisse? Wird dadurch die Nutzer­ mobilität erschwert oder eingeschränkt? –– Hat die Bibliothek eine Sprechanlage? –– Sind die Informationen in der Bibliothek in mehreren Sprachen verfügbar? –– Existieren Multimediageräte zur Information und Orientierung?

1.4 Nachhaltigkeit –– Unterstützt die Ausgestaltung der Gebäudehülle Belange der Energieeffizienz? –– Bezieht die Bibliotheksplanung das lokale Klima mit ein? –– Wurden vor Errichtung die Möglichkeiten des Grundstückes analysiert, z.  B. durch Prüfung der Sonneneinstrahlung, ein Bodengutachten und Wind- und Regenmessungen? –– Nutzt die Bibliothek erneuerbare Energien (Geothermie, Solar etc.)? –– Welche Technik ermöglicht das Einsparen von Elektrizität (Lichtregelung, Belegungssensoren, rechnergestützte Abschaltungen etc.)? –– Hat die Bibliothek zum Betrieb der Einrichtung Vereinbarungen getroffen, um den Energieverbrauch zu reduzieren? –– Welche Technik ermöglicht das Einsparen von Wasser (Selbstschluss-Armaturen, Regensammler etc.)? –– Nutzt die Bibliothek Baustoffe mit niedriger Grauer Energie? –– Welche Mittel werden für das Gebäude eingesetzt, um Wärmetransmission zu verhindern und um eine ausreichende Dämmung zu gewährleisten? –– Ist die Nutzung von natürlichem Licht möglich? Wenn nicht, wird das Kunstlicht energiesparend eingesetzt? –– Was wird unternommen, um die Sonnenstrahlung zu optimieren (Sonnenkollek­ toren, Lichtumlenkungssysteme, Oberlichter, Solarröhren etc.)? –– Ist das Gebäude der Nutzung von natürlicher Belüftung dienlich (Geothermie, Belüftungsschächte oder -türme, Solarschornsteine etc.)? –– Gibt es weitere Funktionalitäten zur Nachhaltigkeit?

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1.5 Sicherheit und Sicherung –– –– –– –– –– ––

––

–– –– –– –– –– –– –– ––

Hat es Probleme in Sachen Sicherheit gegeben? Gibt es ein Vandalismusproblem? Beschäftigt die Bibliothek Sicherheitspersonal? Existieren in der Bibliothek Sicherheitsrichtlinien und Vorrichtungen für den Brandfall oder für andere Risiken? Sind die Flucht- und Rettungsausgänge aus der Bibliothek im Brandfall und bei anderen Gefahren gut sichtbar? Haben die Flucht- und Rettungsausgänge einen akustischen und optischen Alarm, um Diebstahl zu unterbinden? Wie sind diese Alarme bei den Arbeitsplätzen des Personals aufgelegt, um die Kontrolle und – falls notwendig – ein Eingreifen zu gewährleisten? Verfügt das Gebäude über ein Alarmsystem? Ist es mit der örtlichen Feuerwehr verbunden? Liegt der Sicherheitsstandard gegen Feuer über dem nationalen Standard? Welche Feuerlöschsysteme werden eingesetzt? Hat es bereits Falschalarme gegeben? Werden Rettungsübungen und Evakuierungen regelmäßig trainiert? Gibt es im Gebäude ein Einbruchmeldesystem? Arbeitet die Bibliothek mit einer Zugangskontrolle am Eingang oder gibt es mehrere Kontrollen? Existieren Maßnahmen vor Ort, um die Bestände zu sichern? Welche Diebstahlkontrolle hat die Dokumentensammlung? Sind Schließfächer vorhanden für Taschen und Garderobe?

1.6 Flexibilität –– –– –– ––

Sind die Räume flexibel genug, um Veränderungen zuzulassen? Ermöglicht das Gebäude die Unterstützung verschiedenster Dienstleistungen? Wäre es möglich, das Gebäude zu einem späteren Zeitpunkt zu erweitern? Ist es möglich, einige Flächen der Bibliothek außerhalb der normalen Öffnungszeiten für andere Aktivitäten zu nutzen (Mehrzweckräume, Schulungsräume etc.)? –– Gibt es Außenflächen, die zur Bibliothek gehören? Falls das zutrifft, ist es mög­lich, diese zu betreten, ohne die Zugangskontrolle zu passieren (elektronisches Alarmsystem)?



Bibliotheksgebäude auf dem Prüfstand 

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2 Gebäude 2.1 Eingang –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– ––

Ist der Eingang zur Bibliothek ausreichend sichtbar? Ist das Türsystem adäquat und funktional für alle Nutzer? Öffnen und schließen die Eingangstüren sich automatisch? Verhindert das Türsystem das Eindringen von Zugluft? Ist die Größe der Eingangszone passend? Existiert eine sichtbare Verwandtschaft zwischen Innen- und Außenbereichen der Bibliothek? Ist die Organisation des Gebäudes klar und verständlich, beginnend mit der Eingangszone? Bei multifunktionalen Gebäuden: Sind alle Einrichtungen in der Eingangszone repräsentiert? Ist die Bibliothek gut organisiert und ist es leicht, vom Eingang aus zu jedem Bereich zu gelangen? Ist es möglich, sich in allen Räumen der Bibliothek frei zu bewegen (außen und innen) mit nur einer Zugangskontrolle (elektronisches Alarmsystem) am Eingang? Ist die vertikale Erschließung (Treppen und Aufzüge) sichtbar vom Eingang aus? Existiert eine zugängliche (24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche) und gut positionierte Buchausgabe? Wenn nicht, sollte es eine geben? Gibt es Selbstverbuchungsanlage? Wenn nicht, wird sie für notwendig erachtet? Gibt es eine allgemeine Zone, sich zu treffen (Sessel und Tische, Warenautomaten etc.)? Gibt es Schließfächer für die persönliche Habe der Nutzer? Wenn nicht in der Nähe des Eingangs, wo sind sie?

2.2 Materialien –– Sind die Baumaterialien dem Ort, an dem das Gebäude errichtet wurde, ange­ messen? –– Sind die in der äußeren Gebäudehülle verbauten Materialien so beschaffen, dass sie leicht erneuert werden können? –– Aus welchem Material sind die öffentlich zugänglichen Treppen (Metall, Beton, Holz etc.)? Sind sie laut (beim Begehen)? –– Sind die im Gebäude verbauten Materialien im Verlauf der Zeit gut erhalten geblieben?

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2.3 Bodenbelag –– Welcherart ist der Bodenbelag im Eingang des Gebäudes? –– Welcherart ist der Bodenbelag auf den Rampen und Treppen? –– Welcherart ist der Bodenbelag in den öffentlichen Bereichen der Bibliothek (Eingangszone, allgemeine Flächen, Kinderbereich etc.)? –– Ist er in einem guten Zustand erhalten geblieben? –– Wie beurteilen Sie Langlebigkeit, Einfachheit der Reinigung und akustische Absorption? –– Wie ist die Beschaffenheit der Bodentanks im Fußboden?

2.4 Decken –– Sind die Decken mit Akustikmaterial ausgeführt? –– Sind die Decken reversibel abgehängt oder sind sie fest eingebaut?

2.5 Akustik –– –– –– –– –– ––

Ist das Gebäude ausreichend gedämmt, um Lärmimmission zu verhindern? Beklagen sich Nutzer über Lärmentwicklung im Gebäude? Wenn ja, was sind die Lärmquellen? Welche Alternativen werden für Mobiltelefonate angeboten? Ist die Lärmtrennung zwischen den Bereichen gelungen? Sind die Funktionen im Gebäude und deren Nutzung so organisiert, dass die Nutzer sie dynamisch erreichen, d.  h. Geräusch belastete Bereiche zuerst und dann die stillen Zonen? –– Existieren spezielle akustische Absorbermaterialien in den Decken, in Wand­ beklei­dungen, durch Vorhänge und/oder durch das Mobiliar?

2.6 Öffnungen –– Geben die Gebäudeöffnungen ausreichend gutes natürliches Licht? –– Existieren Sonnenlichteinstrahlungen, die eine Blendung verursachen? –– Gibt es Verschattungssysteme (Vorsprünge, Jalousien, Vorhänge, Markisen etc.)? –– Verursachen Dimension und Anordnung der Öffnungen thermische Probleme? –– Verursachen Dimension und Anordnung der Öffnungen akustische Probleme? –– Gewährleisten Dimension und Anordnung der Öffnungen Unfallfreiheit? –– Ist eine natürliche Belüftung möglich?



Bibliotheksgebäude auf dem Prüfstand 

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–– Wie ist die Öffnungsfunktion (manuell, fernbedient etc.)? –– Wenn die Öffnung manuell erfolgt, kann sie so abgeschlossen werden, dass Nutzer sie nicht öffnen können?

2.7 Beleuchtung –– Ist die Beleuchtung ausreichend? –– Ist sie im Deckenbereich und/oder an den Wänden angeordnet oder integriert in das Mobiliar? –– Wie ist die Lichtfarbe (warm oder kalt)? –– Kann das Personal die Beleuchtung getrennt bedienen (Ein- und Ausschalten in jedem Bereich)? –– Gibt es eine Tageslichtsteuerung? –– Werden durch das Licht unterschiedliche und angenehme Atmosphären unterstützt? –– Funktioniert das Licht in den Toiletten mit Bewegungssensoren? –– Ist es möglich, das Licht an einem einzigen Punkt insgesamt ein- bzw. auszu­ schalten?

2.8 Mobiliar –– Ist die Bibliothek mit neuem Mobiliar ausgestattet? –– Entspricht das Mobiliar den grundlegenden Anforderungen (Qualität, Lebensdauer, Funktionalität, Mobilität, Ergonomie, Ästhetik etc.)? –– Hat das Mobiliar ein gutes Design (Qualität, Lebensdauer, Funktio­nalität, Mobilität, Ergonomie, Ästhetik etc.)? –– Ist das Mobiliar geeignet für alle Nutzer? –– Ist das Mobiliar robust und widerstandsfähig in der Nutzung? –– Sind die Größen der Tische, Stühle und anderer Möbel adäquat und ergonomisch? –– Ist jede Art der Ausstattung in ausreichender Menge vorhanden (Präsen­tations­ ständer etc.)? –– Ist das Mobiliar individuell gefertigt, durch den Architekten entworfen oder über einen Anbieter gekauft? –– Wie sind die für Stühle, Sessel, Tische etc. verarbeiteten Materialien zu bewerten? –– Sind die Abstände zwischen unterschiedlichen Typen von Mobiliar adäquat? –– Kann ein Empfinden von Sehmüdigkeit entstehen (Aufstellung und Größe des Mobiliars, Farben, Material etc.)? –– Wie ist der generelle Eindruck zur Ästhetik der ausgestellten Möbel (Farben, Material etc.)?

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2.9 Heizung, Lüftung, Klima –– Welche Art der Luftbehandlung gibt es: Heizung/Klimatisierung? –– Arbeiten die Anlagen unabhängig voneinander für unterschiedliche Bereiche oder existiert eine Anlage für die gesamte Bibliothek? –– Unterstützen die Heizungs- und Raumluftanlagen eine angenehme Arbeits­ atmosphäre (gleichmäßige Luftqualität, Geräuschpegel, Luftaustausch)? –– Wie lautet die Gesamtbeurteilung der Heizungs- und Raumluft­anlagen?

2.10 Elektrik –– –– –– –– ––

Wo ist der elektrische Schaltschrank? Ist er unzugänglich für die Öffentlichkeit? Wo ist die Leitungsführung (in den Decken, im Fußboden, in den Wänden)? Ist es einfach, an die Leitungen heranzukommen (Reparatur, Erweiterung)? Bietet das System der Leitungsführung Möglichkeiten für Erweiterungen? Ist die Steckdosenanzahl ausreichend (normaler täglicher Betrieb, Rechner etc.) sowohl für das Bibliothekspersonal als auch für die Nutzer? Ist die Verkabelung ordentlich und gut geschützt? –– Ist die technische Ausstattung im Vortragsraum ausreichend für alle möglichen Aktivitäten? –– Wie lautet die Gesamtbeurteilung für alle Installationen des elektrischen Netzes?

2.11 Datennetz –– Wo befindet sich der Server, bzw. die Servereinrichtung, im Gebäude? –– Ist dort eine gleichmäßige Temperatur gewährleistet oder wird eine Klimatisierung gebraucht? –– Wird die Dateninfrastruktur dem wachsenden Gebrauch an mobilen Endgeräten gerecht werden können? –– Hat die Bibliothek Backup-Services, um zusätzliche Datensicherheit zu gewähr­ leisten? –– Existiert eine Beschallungsanlage für die gesamte Bibliothek? –– Hat die Bibliothek einen Internetzugang über WLAN?

2.12 Sanitäreinrichtungen (Reinigung, Toiletten etc.) –– Ist die Anzahl der Toiletten ausreichend? –– Entspricht ihre Lage im Gebäude den Erfordernissen? –– Ist die Anzahl der behindertengerechten Toiletten ausreichend?



Bibliotheksgebäude auf dem Prüfstand 

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–– Kommt Vandalismus durch Nutzer vor? –– Sind die Toiletten vollständig ausgestattet (Seifenspender, Händetrockner, Wickel­auflagen, Hygienetücher, Kleiderhaken etc.)? –– Müssen sie oft gesperrt werden (Spülkasten, Rohrverstopfung etc.)? –– Wie ist die Beschaffenheit des Fußbodens? –– Wie sind die Wandoberflächen beschaffen? –– Wie ist die Beschaffenheit der Decke? –– Welches Material haben die Türen? –– Existiert ein Putzmittelraum in jedem Geschoss? –– Wie lautet die Gesamtbeurteilung für die Oberflächen der verwendeten Materialien?

3 Services 3.1 Servicezonen –– –– –– –– –– –– –– ––

Welche Bereiche sind in der Bibliothek für Interaktionen mit Nutzern vorgesehen? Welche Art von Selbstbedienung wird eingesetzt? Gibt es eine zentrale Ausleihe? Wie funktioniert die Ausleihe für Nutzer? Braucht oder hat die Bibliothek eine Empfangstheke? Wird die Größe der Empfangstheke den Nutzeransprüchen gerecht? Findet die zentrale Ausleihe an der Empfangstheke statt? Gibt es einen speziellen Servicepoint für Reprografie (d. h. Kopieren, Scannen, Drucken, Downloadstationen für digitale Medien)? –– Existieren innerhalb des Gebäudes HelpDesks und/oder Informationstheken? –– Sind die Servicezonen richtig angeordnet und vernetzt?

3.2 Anordnung der Bestände –– Ist die Aufstellung passend für die Aufbewahrung der Sammlung? –– Werden die unterschiedlichen Aufstellungen den vorhandenen Arten von Sammlungen gerecht? –– Gibt es ausreichende Flächen für offene oder geschlossene Magazine? –– Gibt es Flächen für spezielle Medien bzw. für Sondersammlungen? Um welche Medien handelt es sich? –– Wie werden die unterschiedlichen Medien bzw. Sondersammlungen dargestellt bzw. präsentiert? –– Sind ausreichend Regalflächen vorhanden für alle geplanten Sammlungen?

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–– Entsprechen die Gangbreiten den Normen? –– Werden Kompaktanlagen genutzt a) im Magazin; b) in der Freihandaufstellung? –– Ist der Betrieb der Anlagen funktional?

3.3 Nutzerbereiche –– Ist die Anzahl der Nutzerarbeitsplätze ausreichend? –– Welche Vielfalt an Plätzen gibt es? Ist sie ausreichend? Wie sieht die Beschreibung der Typen aus (z. B. Standard, Computerarbeitsplatz, Arbeitsnische, Einzelplatz zum Lesen und Zuhören, Informationsplatz und schnelle Beratung, Gruppenarbeit, Seminarräume, Carrels, Multi-Media-Arbeitsplätze, Loungebereiche, Tisch mit Sessel, Plätze in einem Vortragsraum)? –– Gibt es eine ausreichende Anzahl an Gruppenarbeitsräumen? –– Gibt es ruhige Bereiche, die bestimmt sind für konzentriertes Lesen und Studieren? –– Ist es den Nutzern möglich, die Möbel wie gewünscht selbst zu positionieren? –– Sind die unterschiedlichen Nutzungsbereiche entsprechend und ausreichend separiert?

3.4 Kinderbereich –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– ––

Ist dieser Bereich ein separater Raum oder als Sonderzone organisiert? Kann er direkt von der Eingangszone aus betreten werden? Sind Toiletten in der Nähe? Gibt es Wickeltische? Gibt es Abstellflächen für Kinderwagen? Ist der Kinderbereich sowohl für Babies als auch für Kleinkinder ausgerichtet? Wenn ja, findet das in der Gestaltung der Decken Berücksichtigung (hauptsächliche Blickrichtung für Babies)? Hat der Bereich besondere Zonen für unterschiedliche Aktivitäten und Lärmpegel (Sich Treffen, Lesen, Geschichtenerzählen, Turnen, Spielen etc.)? Ist der Bereich akustisch abgeschlossen von der übrigen Bibliothek? Verfügt er über natürliches Licht? Ist die Möblierung themenbezogen? Können diese Themenecken als Orte der Inspiration angesehen werden? Gibt es Mobiliar für die begleitenden Erwachsenen? Korrespondieren Aufstellung und Ausstattung mit der Körpergröße von Kindern? Existieren Selbstverbuchungsgeräte entsprechend angepasst für Kinder? Bietet der Bereich Zonen sowohl für Jungen als auch für Mädchen an? Sollten einige Flächen oder Ecken für getrennte Interessen reserviert sein?



Bibliotheksgebäude auf dem Prüfstand 

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–– Sind ausreichend Flächen vorhanden für Aktionen mit Kindergartengruppen oder Schulklassen?

3.5 Junge Erwachsene –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– ––

Ist die Größe der Fläche der Zielgruppe angemessen? Ist es ein abgeschlossener Raum oder Bereich? Unterscheidet sich der Bereich von dem für Kinder? Ist er nah zum Bereich für Erwachsene angeordnet? Ist die Ausstattung ansprechend und trifft den Geschmack und die Anforderungen von jungen Erwachsenen? Eignet sich die Aufstellung für die Vielfalt von Medien (z. B. Sachbücher, Musik, DVD, Bücher auf CD oder MP3, Zeitschriften, Comichefte, Bilderromane)? Bietet der Raum eine positive, zuverlässige Umgebung zum Lernen, für Geselligkeit und Freizeitaktivitäten? Wurden bei der Planung, der Gestaltung, der Umsetzung, beim Betrieb und bei der Werbung für diesen Bereich die jungen Erwachsenen einbezogen? Ist der Raum angenehm und farbreich, den visuellen Geschmack der Zielgruppe treffend? Unterscheiden sich Design und Ausstattung von anderen Teilen der Bibliothek? Ist er interaktiv, flexibel in der Gestaltung und bietet eine Vielfalt von Anwendungen? Sind besondere Effekte zu nennen, die anziehend auf die Zielgruppe wirken? Wird eine Vielfalt von Sitz- und Arbeitsmöglichkeiten angeboten? Sind in diesem Bereich Gruppenarbeit, Einzelarbeit, Sitzen auf dem Fußboden, Für-sich-Sein möglich? Sind ausreichende Flächen vorhanden für Aktionen mit Gruppen? Sind Musik und Kunst (wichtige Elemente der Jugendkultur) im Design und im Service berücksichtigt?

3.6 Personalflächen –– –– –– –– –– –– –– ––

Sind sie für die zu erbringenden Dienstleistungen richtig angeordnet? Werden die Personalflächen ihrem Zweck gerecht? Sind die Flächen groß genug? Gibt es die richtigen Aufenthaltsräume (z. B. Lounge, Pausenraum, Teeküche)? Existieren für das Personal separate Sanitärräume? Funktioniert der Grundriss (Großraumbüros, Bürolandschaft, Einzelbüros)? Sind die Personalarbeitsplätze ergonomisch und funktional? Verfügt der Personalbereich über natürliches Licht?

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 IFLA Library Buildings and Equipment Section

–– Gibt es einen eigenen Personaleingang? Wenn nicht, sollte es einen geben? –– Hält die Bibliothek für das Personal eigene Parkplätze bereit?

3.7 Automatisierung –– –– –– –– –– –– ––

Existiert eine automatische Zeiterfassung? Sind die Sortiervorgänge und der Transport der Bücher automatisiert? Wenn ja, gibt es hierfür einen Gesamtlogistikplan? Verfügt die Bibliothek über ein automatisiertes Speicher- und Re­trievalsystem? Sind die Systeme gut eingebunden und arbeiten richtig? Gibt es andere automatisierte Systeme? Wenn nein, welche anderen Transportmittel für Medien/Materialien werden verwendet? –– Existieren automatisierte Abläufe insgesamt?

3.8 Wartung –– Ist das Gebäude leicht zu reinigen (Fußböden, Toiletten etc.)? –– Sind Pflege und Wartung ausreichend (Reinigung, Austausch, Kontrolle etc.)? –– Verursachen Zeitrahmen und Lage der Öffnungszeiten Probleme bei der Reinigung? –– Sind Installationen leicht zugänglich?

4 Ergebnis –– Stellen Sie sich vor, Sie hätten drei Wünsche frei für das Gebäude: Welche wären das? –– Gibt es etwas, das geändert werden sollte? –– Ist etwas besonders gelungen?

Literatur und Internetquellen IFLA Library Buildings and Equipment Section (2013). Questionnaire on Post-Occupancy Evaluation of Library Buildings = Fragenkatalog zu Bibliotheksgebäuden (Kennzeichen – Betrieb – Evaluation). http://www.ifla.org/publications/questionnaire-on-post-occupancy-evaluation-oflibrary-buildings (16.10.2015).



Bibliotheksgebäude auf dem Prüfstand 

 471

Latimer, K. & Niegaard, H. (Hrsg.) (2007). IFLA Library Building Guidelines: Developments & Reflections. München: Saur. Latimer, K. & Sommer, D. (Hrsg.) (2015). Post-occupancy evaluation of library buildings. Berlin [u. a.]: de Gruyter Saur (IFLA Publications, 169). Mittler, E. (2009). Bibliotheksbauten auf dem Prüfstand: Zur Evaluierung von Bibliotheksgebäuden Wissenschaftlicher Bibliotheken in Deutschland. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken bauen und ausstatten (S. 46–57). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc. hu-berlin.de/miscellanies/bibliotheksbau-30189/366/PDF/366.pdf (16.10.2015).

Anhang

Petra Hauke

Bibliotheken planen, bauen und ausstatten Eine Auswahlbibliografie

Bibliografie

Für die Bibliografie wurden umfangreich Arbeiten ermittelt und verzeichnet, die im weitesten Sinn das Planen, Bauen und Ausstatten von Bibliotheken behandeln. Der Schwerpunkt der Auswahl liegt bei deutschsprachigen neueren Publikationen, in begründeten Fällen, z. B. bei grundlegenden Titeln, zurückgehend bis zum Erscheinungsjahr 2000, ggf. auch davor. Der Fokus ist schwerpunktmäßig auf die konkrete Planung, den Bau und die Ausstattung moderner Bibliotheken gerichtet; historische Bibliothekarchitektur ist nicht Thema der Bibliografie; des Weiteren wurde auf die Aufnahme von Darstellungen einzelner Bibliotheken i.  d.  R. verzichtet, ebenso auf die Aufnahme reiner Bildbände, das dies den Rahmen dieser Bibliografie gesprengt hätte. Nicht deutschsprachige Publikationen wurden in Einzelfällen aufgenommen, sofern sie grundsätzliche Aspekte zum Thema behandeln oder Themen, die in dieser Form in deutschsprachiger Literatur noch keinen ausreichenden Niederschlag gefunden haben. Alle URLs wurden zuletzt am 11.11.2015 geprüft.

Inhalt 1 Informationsquellen   476 1.1 Literaturübersichten  476  477 1.2 Portale  1.3 Zeitschriften   477 1.4 Sammelbände   478 1.5 Zeitschriften-Themenhefte   482  485 2 Standards, Planung, Handlungshilfen, Evaluation  2.1 Standards   485 2.2 Planung   485 2.3 Handlungshilfen, Checklisten, Evaluation   487 3

Bibliothek als Ort – Der Ort der Bibliothek 

4

Bibliotheksbau im 21. Jahrhundert 

 489

 488

476 

 Petra Hauke

5

Grüne Bibliothek 

6

Bauen im Bestand 

 493  493

 494 7 Raumgestaltung  7.1 Einrichtung   494 7.2 Licht, Beleuchtung   495 7.3 Makerspace   495  496 8 Nutzer im Focus  8.1 Kinder   496 8.2 Jugendliche   496 8.3 Schulbibliothek   497 8.4 Lernorte und Lernräume   498 8.5 Barrierefreiheit   500 8.6 Leit- und Orientierungssysteme 

 501

 501 9 Bibliothekstechnik  9.1 Allgemein   501 9.2 Klimaregulierung, Lüftung   501 9.3 Akustik   502 9.4 Brandschutz, Notfallvorsorge und Katastrophenmanagement  9.5 RFID, Förder- und Sortiertechnik   503 9.6 Blended Library   504

 502

 505 10 Bibliotheksbaumanagement  10.1 Allgemein   505 10.2 Veränderungsmanagement   506 10.3 Partizipation   506 10.4 Umzug   507

1 Informationsquellen 1.1 Literaturübersichten Barnbrock, V. (2015). Literatur zu Bau und Einrichtung öffentlicher Bibliotheken. Verzeichnis selbständiger und unselbständiger Veröffentlichungen, insbesondere bibliothekarischer Provenienz, aber auch aus dem Fachbereich Architektur. Stand: Juni 2015. Freiburg: Regierungspräsidium Freiburg, Fachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen. http://www. bibliotheksportal.de/fileadmin/user_upload/content/themen/architektur/dateien/Literatur_ zu_Bau_und_Einrichtung_%C3%B6ffentlicher_Bibliotheken.pdf



Bibliografie 

 477

Bibliotheksbauarchiv, Zentral- und Landesbibliothek Berlin (2014). Literaturverzeichnis zum Bibliotheksbauarchiv. Stand: 2014. http://www.zlb.de/fileadmin/user_upload/fachinformation/pdf/ Bibliotheksbauarchiv/Auswahlbibliiographie%20zum%20Bibliotheksbau/bauliteratur.pdf Naumann, U. (2014). Literaturhinweise zu meiner Lehrveranstaltung bzw. zu den FernstudiumLehrgebieten „Bibliotheksbau und –einrichtung“. http://userpage.fu-berlin.de/~unaumann// litera.html Pernthaler, V. (2010). Bau und Einrichtung von Bibliotheken. [Bozen:] Südtirol, Amt für Bibliotheken und Lesen. http://www.provinz.bz.it/kulturabteilung/download/Bau_Homepage_Grundlagen_ Literatur_082010.pdf Ruddigkeit, W. & Seidl, G. [ab 1993/94 (1995):... & Raschinski, A. ]. Bibliotheksbau. Literatur­ übersicht. ABI-Technik, 1989(1990)–2002(2003). Damit Erscheinen eingestellt. Schröder, K. (2008). Aufbau, Umbau oder Neubau einer Bibliothek. Informationsquellen zu den Themen Raum und Einrichtung. Saarbrücken: VDM, Müller. Zugl.: Hamburg: Hochschule für angewandte Wissenschaften, Hausarbeit, 2005. http://opus.haw-hamburg.de/ volltexte/2005/47/pdf/Dipl._Arb._2005_15.02.pdf

1.2 Portale Bibliotheksbauarchiv. Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ab Mai 2015 nicht mehr aktualisiert). http://www.senatsbibliothek.de/index.php?de_bba-literaturverzeichnis Bibliotheksportal: Architektur und Bibliotheksbau / Deutscher Bibliotheksverband. knb, Kompetenznetzwerk für Bibliotheken. http://www.bibliotheksportal.de/themen/architektur. html Designing Libraries. http://www.designinglibraries.org.uk/ Fachkonferenz der Bibliotheksfachstellen in Deutschland. FachstellenServer. http://www. fachstellen.de, Suche: Bau und Einrichtung. Baufachinformation.de. Fraunhofer IRB. https://www.baufachinformation.de/publikationen.jsp Green Libraries: A Website for Information about Green and Sustainable Libraries. http://www. greenlibraries.org/ DABI – Datenbank Deutsches Bibliothekswesen. Bibliographische Datenbank zum Handbuch „Das Bibliothekswesen der Bundesrepublik Deutschland“ [laufend aktualisiert]. Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Univesität zu Berlin. http://dabi. ib.hu-berlin.de LIBER Architecture Group. http://www.zhbluzern.ch/liber-lag/default.htm ÖBiB, Öffentliche Bibliotheken in Bayern. Fachinformation. Bau- und Einrichtung. Bayerische Staatsbibliothek, Landesfachstelle für das Öffentliche Bibliothekswesen. http://www.oebib. de/fachinformation/

1.3 Zeitschriften ABI-Technik. Zeitschrift für Automation, Bau und Technik im Archiv-, Bibliotheks- und Informationswesen. Berlin: de Gruyter Saur. http://www.degruyter.com/view/j/abitech Bibliothek Forschung und Praxis. Berlin: de Gruyter Saur. http://www.degruyter.com/view/j/bfup Bibliotheksforum Bayern. München: Bayerische Staatsbibliothek. http://www.bibliotheksforumbayern.de/ B.I.T.online. Wiesbaden: Dinges & Frick. http://www.b-i-t-online.de

478 

 Petra Hauke

BuB, Forum Bibliothek und Information, [bis 2005, 57(2): Forum für Bibliothek und Information]. Reutlingen: Berufsverband Information Bibliothek (bis 2014: Bad Honnef: Bock + Herchen). http://www.b-u-b.de Büchereiperspektiven. Wien: Büchereiverband Österreichs. https://www.bvoe.at/serviceangebote/ buechereiperspektiven LIBREAS. Library Ideas. Berlin: Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der HumboldtUniversität zu Berlin. http://libreas.eu/

1.4 Sammelbände Eigenbrodt, O. & Stang, R. (Hrsg.) (2014). Formierungen von Wissensräumen: Optionen des Zugangs zu Information und Bildung. Berlin [u. a.]: de Gruyter Saur. Enth. u. a.: Eigenbrodt, O.: Veränderte Kontexte und Funktionen: Ansätze einer neuen Typologie für Wissensräume (S. [22]–36). – Latimer, K.: Architektur für den Zugang: Bibliotheksräume im 21. Jahrhundert neu denken (S. [37]–49). – Stang, R.: Räume als Rahmung: Konstitutionen von realen Informations-, Wissens- und Bildungsräumen (S. [50]–63). – Jochumsen, H., Skot-Hansen, D. & Rasmussen, C. H.: Erlebnis, Empowerment, Beteiligung und Innovation: Die neue Öffentliche Bibliothek (S. [67]–80). – Stang, R.: Multifunktionalität als Option: Gestaltung von Lern- und Informationsräumen (S. [81]–93). – Kohl-Frey, O.: Die Universitätsbibliothek als neuer Lernraum: Konzepte der Universität Konstanz (S. 107–123). – Jaggars, D. E. & Wolven, R.: Handlungsspielräume durch Anpassung von Raumstrukturen: Konzepte der Columbia University New York (S. [94]–105). – Kohl-Frey, O.: Die Universitätsbibliothek als neuer Lernraum: Konzepte der Universität Konstanz (S. [107]–123). – Dogliani, S.: Innovation an den Bedürfnissen der Bevölkerung orientieren: Die Idea Stores in London (S. [124]–137). – Rabofski, B., Gülzow, A., Buntzoll, P. & Jörke, F.: Information Innovation Inspiration: Das Bildungshaus in Wolfsburg als neuer Prototyp eines Zentrums für lebenslangen Lernen (S. [138]–147). – Taubert, J.: Übergänge als Herausforderung: ‚Strategien‘ des Zugangs zu digitalen Informationen im physischen Raum (S. [164]–182). – Bostick, S. & Irwin, B.: Verbesserung von Bibliotheksdienstleistungen: Die Nutzung innovativer Lagertechnik (S. [183]–191). – Grobleben, M.-B.: Selbstverbuchungsautomaten und Barrierefreiheit: Herausforderungen und Lösungsansätze (S. [192]–203). – Eigenbrodt, O.: Auf dem Weg zur Fluiden Bibliothek: Formierung und Konvergenz in integrierten Wissensräumen (S. [207]–220). – Bruijnzeels, R. & Sternheim, J.: Neue Prozesse gestalten: Die Bibliothek im Umbruch (S. [221]–231). – Stang, R. & Eigenbrodt, O.: Informations- und Wissensräume der Zukunft: Von Hochgefühlen und lernenden Städten (S. [232]–238). Hauke, P. & Werner, K. U. (Hrsg.) (2009). Bibliotheken bauen und ausstatten. Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/miscellanies/bibliotheksbau. Enth.: Naumann, U.: Grundsätze des Bibliotheksbaus: Von den „Zehn Geboten“ von Harry Faulkner-Brown zu den „Top Ten Qualities“ von Andrew McDonald (S. 14–37). – Hauer, G. & Weigert, K.: Das Bibliotheksbauarchiv (S. 38–44). – Naumann, U.: Raumprogramm und Funktionspläne (S. 46–57). – Rabe, R.: Grundflächen für Bestände: Zur Berechnung nach dem neuen DIN-Fachbericht 13 (S. 58–67). – Naumann, U.: Verfahrensstufen bei der Errichtung von Bibliotheksbauten (S. 68–78). – Eigenbrodt, O.: „Man muss beide an die Kette legen …“ : Anmerkungen zum Verhältnis von Architekt und Bibliothekar (S. 80–91). – Sanne, L.: Bauen einer Öffentlichen Bibliothek. Konzepte für Neubau, Umwidmung, Revitalisierung (S. 92–105). – Böttger, K. P.: Public Private Partnership. „Das muss man auslutschen”. Das Beispiel der Stadtbibliothek Mülheim an der Ruhr (S. 106–113). – Sanne, L.: Vom Bahnhof zur Bibliothek: Best Practice



Bibliografie 

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in Luckenwalde: Funktionsbeschreibung und Raumprogramm (S. 114–131). – Werner, K. U. & Fansa, J.: Change Management: Potenziale und Risiken des Bibliotheksbauprozesses (S. 132–139). – Werner, K. U.: Kommunikation und Marketing: Den Bauprozess nach innen und nach außen nutzen (S. 140–147). – Lison, B.: „Wir brauchen eine neue Bibliothek!“, oder Kommunikation ist alles! Der Marketing-Prozess für eine neue Bibliothek (S. 148–157). – Glauert, M.: Klimaregulierung in Bibliotheksmagazinen (S. 158–173). – Richter, A.: Förder- und Sortiertechniken (S. 174–181). – Seeliger, F., Skrobotz, D. & Gillert, F.: Bauliche Aspekte beim Einsatz von RFID (S. 182–188). – Gerlach, A. & Guth, Ch.: Notfallprävention und -planung: Schutz vor Gefahren durch Feuer, Wasser, Baumaßnahmen (S. 190–209). – Werner, K. U.: Licht und Beleuchtung (S. 210–217). – Fansa, J.: Bibliotheksdesign: Zur gestalterischen Verantwortung im bibliothekischen Raum (S. 218–226). – Eigenbrodt, O.: Möblierung und Einrichtung (S. 228–249). – Richter, A.: Die Gestaltung von Arbeitsplätzen (S. 250–260). – Franke, M.: Leit- und Orientierungssysteme (S. 262–273). – Seitz, E.: Thekenplanung in Öffentlichen Bibliotheken (S. 274–287). – Schwotzer, G.: Vom Kindertraum zum Kinderraum: Kinderbibliotheken mit Kindern planen (S. 288–301). – Sanne, L.: Jugendbibliotheken: Zielgruppenorientierung zwischen HIP und COOL (S. 302–309). – Weber, J.: Barrierefreiheit: „Es geht nicht um Speziallösungen, es geht um uns alle, um Universal Design.“ (S. 310–321). – Niegaard, H.: Libraries for the Future: An International Perspective (S. 322–335). – Henning, W.: Öffentliche Bibliotheken der Zukunft (S. 336–349). – Bussmann, I.: Die Bibliothek 21 in Stuttgart: Schaufenster des literarischen und kulturellen Lebens der Stadt: Von der Vision zur Wirklichkeit (S. 350–365). – Mittler, E.: Bibliotheksbauten auf dem Prüfstand: Zur Evaluierung von Bibliotheksgebäuden Wissenschaftlicher Bibliotheken in Deutschland (S. 366–389). Hauke, P. & Werner, K. U. (Hrsg.) (2011). Bibliotheken heute! Best Practice bei Planung, Bau und Ausstattung. Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/miscellanies/biblio thekenheute/. Enth.: Hasenclever, J.: Im Herzen der Stadt – Im Herzen der Bürger. Wie aus einer Sparkasse eine Öffentliche Bibliothek wird [Frankfurt/Main] (S. 20–31). – Böttcher, G. & Möschl, M.: „... über der Hofausfahrt ein Theatersaal ...“ Die Stadtbibliothek Bad Langensalza als Schmuckstück des mittelalterlichen Stadtkerns (S. 32–39). – Brunner, S.: Gemeinsam sind wir stark! Konstruktive Zusammenarbeit von Bauamt, Denkmalpflege, Bibliothek und Architektin bei der Modernisierung der Kinder- und Jugendbibliothek in Erfurt (S. 40–53). – Seeliger, F., Niess, R. & Weigt, M.: Die Spur der Wildauer Steine: Industrierelikt im Zeitenstrom. Vom Wandel einer Fabrikruine zur modernen Hochschulbibliothek (S. 54–69). – Rasche, M.: Starke Architektur behutsam angepasst. Ein neuer Verbuchungsbereich für die Stadtbücherei Münster (S. 70–79). – Thoermer, I.: Pfauenaugen unter Denkmalschutz. Umbau und Erweiterung der Görlitzer Stadtbücherei und Lesehalle (S. 80–93). – Brockamp, B.: „Mensch, ist das großzügig!“ Willkommen im neu gestalteten Eingangsbereich der Stadtbibliothek Minden (S. 94–103). – Scharf, M. & Lieber, N.: Öko-logisch! Die Modernisierung der Stadtbibliothek Diez als Pilotprojekt (S. 104–109). – Kellersohn, A. & Ruppert, H.-A.: Neben und unter der Baustelle ... 24/7 Service auf dem Weg zur UB Freiburg 2013 (S. 110–121). – Stephan, U.: 24/7 oder: Die geschrumpfte Theke. Mutige Umdenkungsprozesse während der Sanierung der Campus-Bibliothek der UB Leipzig (S. 122–129). – Franke, M.: Exzellenzinitiative: Die Gunst der Stunde nutzen: Eine nachhaltige Zwischenlösung für die Bibliothek des Instituts für Islamwissenschaft der Freien Universität Berlin (S. 130–141). – Regier, H.: Shoppen und schmökern in guter Nachbarschaft. Düsseldorfs ‚neue‘ Stadtteilbücherei Bilk als i-Tüpfelchen der Düsseldorf Arkaden (S. 142–149). – Bulaty, M.: Ästhetik – Funktionalität – Wirtschaftlichkeit: Entscheidungen beim Bau des Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrums der Humboldt-Universität zu Berlin (S. 150–157). – Degkwitz, A.: The IKMZ Experience. Das architektonische Konzept der BTU Cottbus als Modell des „dritten Ortes“ (S. 158–167). – Blume, E.: Offene Architektur erfordert intelligente Lösungen. Lärmschutz in der Universitätsbib-

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 Petra Hauke

liothek Magdeburg (S. 168–175). – Wohlleben, F.: Alles was Recht ist ... Zusammenführung von 19 Rechtsbibliotheken der Universität Hamburg (S. 176–185). – Werner, K. U.: Ein neues Format für das neue Haus: Die Audioführung für die Philologische Bibliothek der Freien Universität Berlin (S. 186–193). – Lison, B.: „Bestimmen Sie in Zukunft Ihr Tempo selbst!“ Oder: Wie etabliert man einen Paradigmenwechsel? Selbstverbuchung als Herausforderung und Chance für Nutzer und Beschäftigte der Stadtbibliothek Bremen (S. 194–203). – Quast, A.: „Wo finde ich ...?“ Die Informationsbereiche der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin (S. 204–211). – Rudolf, S. & Simon-Ritz, F.: ... dem Nutzer den Aufenthalt so angenehm wie möglich machen ... Attraktive Arbeitsmöglichkeiten in der UB der BauhausUniversität Weimar (S. 212–221). – Vorberg, M.: Arbeitsplätze für Juristen: Die Hengeler Mueller-Bibliothek der Bucerius Law School (S. 222–231). – Kohl-Frey, O.: Vom Bücherlager zum Lernort: Die Umgestaltung der naturwissenschaftlichen Bibliothek an der Universität Konstanz (S. 232–241). – Weber, M.: In Ruhe studieren ... Ohrstöpsel aus dem Automaten in der Bibliothek des KIT (S. 242–245). – Franz, M.: Zwischen Raumerlebnis und Verweilqualität. Blick über den Tellerrand: Innenarchitektonische Konzepte aus dem Buchhandel (S. 246–255). – Fuchs, N.: Freestyle – all inclusive! Das Jugendmarketingkonzept der Stadtbüchereien Düsseldorf (S. 256–263). – Werner, T. & Silge, O.: EINgeRA(E)UMt! Einrichtungsplanung mit Regalen [Stadtbibliothek Rheine] (S. 264–275). – Mittrowann, A.: Bibliotheken als Orte. Beispiele aus dem Wettbewerb „Bibliothekseinrichtung der Zukunft“ (S. 276–287). Hauke, P. & Werner, K. U. (Hrsg.) (2011). Secondhand – aber exzellent: Bibliotheken bauen im Bestand. Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/series/secondhand/. Enth.: Sommer, D. (2011). Geleitwort. „Bauen im Bestand: Ein Trend, der sich in den letzten Jahren auch international immer weiter verstärkt hat ...“ (S. 12–13). – Niess, R.: Dieses Bedürfnis nach Ort, nach Raum, nach Würde ... Interview mit dem Architekten Robert Niess, Berlin (S. 18–45). – Seeliger, F.: Chancen und Risiken einer baulichen Konversion. Oder: Gibt es einen patinierten Erlebnisraum Bibliothek? (S. 46–58). – Schelling, T.: Hier ging einmal die Post ab ... Die Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern in einem nachgenutzten Industriegebäude (S. 60–73). – Stiller, F.: Zehn Jahre danach: Wahrzeichen mit Kompromissen. Ein Expo-Pavillon wird für die Hochschule für Bildende Künste Braunschweig als Bibliothek nachgenutzt (S. 74–87). – Scholle, U., unter Mitarb. von C. Schapkow: „Quadratisch, bibliothekisch, gut.“ Aus einem Maschinenbaulabor und einer Kälteanlage wird eine moderne Fachbibliothek für die Universität Duisburg-Essen (S. 88–105). – Krehbiehl-Knell, S.: Schwerter zu Pflugscharen. Agrarwissenschaften statt Steinbüchsen und Feuermörser in der Zeughausbibliothek der Universität Gießen (S. 106–117). – Bosch, G.: Groß – und doch nicht groß genug: Eine Reithalle im englischen Stil. Die Bibliothek und Fachinformationsstelle des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes in Potsdam (S. 118–127). – Schewe, I.: … und jetzt ins Kabelwerk! Die Bibliothek der Stiftung Stadtmuseum Berlin [Spandau] (S. 128–137). – Metz, S.: Ein entscheidender Beitrag zur Lebensqualität. Nachhaltige Umnutzung einer Plattenbauschule für die Bezirkszentralbibliothek Friedrichshain-Kreuzberg in Berlin (S. 138–155). – Raffelt, M.: Architektur für alle Sinne! Umwandlung der ehemaligen Bilke-Schule in Pößneck zur modernen Stadtbibliothek (S. 156–167). – Balleis, S., Grimmer, A. & Teichmann, C.: In alter und neuer Schönheit erstrahlt ... Das BürgerPalais Stutterheim: Ein barockes Juwel für die Stadtbibliothek Erlangen (S. 168–183). – Wigger, E.: Stadtbibliothek Rheine: Rolltreppe aufwärts. Eine versteckt gelegene Bankfiliale wird zum Besuchermagneten (S. 184–191). – Maucher, M. & Wypior, M.: Stadtbücherei in Weikersheim – ausgezeichnet! Eine alte Scheune am Rand der Stadtmauer wird durch geschickten Um- und Ausbau zur attraktiven neuen Mitte (S. 192–203). – Overhoff, D.: Kulturelles Erbe neu belebt. Restaurierung und Umwandlung der Zehntscheuer in Weissach zu einer modernen Bibliothek (S. 204–213). – Frank, M. B.: Eine Tonnenhalle von schlichter, puristischer Form und Räumlichkeit … Die Stadtbücherei Mössingen zieht in ein denkmal-



Bibliografie 

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geschütztes, spätmodernes Industriegebäude (S. 214–225). – Henning, W.: „Flanieren Sie bitte!“ Ein bibliothekarischer Selbstversuch in der Mössinger Tonnenhalle (S. 226–231). – Weinreich, J.: Synergieeffekte nutzen. RW21 Stadtbibliothek Volkshochschule – das neue Medien- und Bildungszentrum der Stadt Bayreuth (S. 232–247). – Möller, W.: Less is future – zwei Bibliotheken unter einem Dach. Der Umbau der ehemaligen Kaufhalle mit Tanzcafé in ein gemeinsames Bibliotheksgebäude der Hochschule Anhalt und der Stiftung Bauhaus Dessau (S. 248–259). – Polley, U., Runge, U. & Schütt, K.-O.: Politischer Wille: Zu dritt ins Baudenkmal. Drei Hamburger Spezialbibliotheken zwischen planerischer Herausforderung und notwendigen Kompromissen (S. 260–275). – Zankl, E.: Wellnessbibliothek im Bildungscluster. Das Forum im Rothschildschloss in Waidhofen an der Ybbs (S. 276–287). – Schepp, H.: KUBINO on Stage. Was tun mit einer defizitären Stadthalle? Die Stadtbücherei Ostfildern in einem multifunktionalen Bildungszentrum als Partner eines ganzheitlichen pädagogischen Konzeptes (S. 288–299). – Henning, W.: Auch wenn das Herzblut des OB an der Stadtmetzg hängt … Kein Altbau in Augsburg, oder: Slalom zu einem Bibliotheksneubau (S. 300–311). Hauke, P., Latimer, K. & Werner, K. U. (Hrsg.) (2013). The Green Library = Die Grüne Bibliothek. Ökologische Nachhaltigkeit in der Praxis. Berlin [u. a.]: de Gruyter Saur (IFLA Publications, 161). http://edoc.hu-berlin.de/series/greenlibrary. Enth. u. a.: Aldrich, R. S., Benton, S., Schaper, L. & Scherer, J. A.: Sustainable thinking: Passageway to better buildings and beyond (S. [15]–64). – Eigenbrodt, O.: The impact of standardization on responsible library design. Rereading ISO/TR 11219:2012 from a sustainable perspective (S. [91]–105). – Schelling, Th.: Auf dem Weg zur 2000-Watt-Gesellschaft. Schweizer Standards und ihre Umsetzung in nachhaltigen Bibliotheksbauprojekten (S. [107]–122). – Franz, M.: „… dass Menschen sich wohlfühlen.“ Energiesparende Konzepte aus dem Buchhandel übertragen auf Bibliotheken (S. [151]–159). – Hauke, P. & Werner, K. U.: The second-hand library – a way of reducing the ecological footprint (S. [175]–193). – Latimer, K.: „Sustainability in all phases of the building’s life-cycle …“ A case study of the McClay Library, Queen’s University Belfast (S. [197]–212). – Tinarat, S.: Loads of craps become precious raw materials. The Kasetsart University Eco-Library in Bangkok, a prototype for the next generation of sustainable buildings in Thailand (S. [213]–228). – Pernoux, J.: Nachhaltige Sanierung trotz Denkmalschutz. Das Projekt Neue BNU in Straßburg (S. [229]–240). – Hallmann, Ch.: Going green: Free University Philological Library, Berlin. An evolutionary concept development – from a box to „The Brain“ (S. [241]–255). – Olsen, R. & McAfee, Ch.: Green and growing. The impact of a LEED library on an organization’s sustainable practices (S. [257]–268). – Brahms, E. & Schrader, J.: Die Smart Library UB Hildesheim. Energieverbrauch senken durch intelligente Steuerungssysteme (S. [269]–278). – Niegaard, H.: „Environmental awareness is on the rise.“ Sustainability in Danish public libraries (S. [279]–293). – Ni, Lo Wan & Li, Soh Lin: My Tree House: World’s first green library for kids (S. [295]–315). – Sahavirta, H.: „… proud that my own library is such a responsible operator!“ Vallila Library in Helsinki shows the greener way (S. [318]–332). – Keite, U. & Banduch, R.: Bücherhallen Hamburg im rechten Licht. Neue Beleuchtung der Zentralbibliothek (S. [345]–364). – Wilde, M.: Eine Wärmepumpe für ein Baudenkmal. Die Energiesparbibliothek in Delitzsch als Beispiel für ressourcenschonenden und nachhaltigen Städtebau (S. [365]–371). – Werner, K. U.: Nachhaltigkeit bei Bau, Ausstattung und Betrieb. Eine Checkliste (S. [395]–404). – Bibliography 2000–2012 (S. [405]–421). Latimer, K. & Niegaard, H. (Hrsg.) (2007). IFLA Library Building Guidelines: Developments & Reflections. München: Saur. Enth.: McDonald, A.: The top ten qualities of good library space (S. 13–29). – Niegaard, H.: Reinventing the physical library: Libraries in a new context (S. 30–46). – Dahlgren, A. C.: Investigating the need for space (S. 47–54). – Schmidt, J.: Unlocking the library: Library design from a marketing perspective (S. 55–67). – Latimer, K.: Users and public space: What to consider when planning library space (S. 68–82). – Bisbrouck,

482 

 Petra Hauke

M.-F.: Configuring internal staff areas (S. 83–95). – McDonald, A.: How was it for you? The building process in practice (S. 96–116). – Bisbrouck, M.-F.: The building process including how to choose an architect (S. 119–126). – Dahlgren, A. C.: A practical means of estimating library space needs (S. 127–143). – Kugler, C.: Interior design considerations and developing the brief (S. 144–171). – Romero, S.: A library project from an architect’s point of view (S. 172–202). – Wagner, S. & Scherer, J.: Green building management and sustainable maintenance (S. 203–214). – Eigenbrodt, O.: Reading plans for library professionals (S. 215–218). – Romero, S.: Renovating historic buildings (S. 219–228). – Niegaard, H.: Site & location (S. 229–236). – Bisbrouck, M. F.: What to look for. A check list for visiting library buildings (S. 237–244). – Appendices: National standards (S. 245–257).

1.5 Zeitschriften-Themenhefte Barth, A. (Red.) (2007). Bibliotheken und Archive ([Themenheft der Zeitschrift] Architektur + Wettbewerbe, 209). Stuttgart: Krämer. Enth.: Kleefisch-Jobst, U.: Bibliotheksbauten für das 21. Jahrhundert. – Bibliothek und Kulturzentrum in Thurles, Irland / McCuliough Mulvin architects. – Universitätsbibliothek in Utrecht, Niederlande / Wiel Arets Architects. – Bibliothek der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Dresden / ReimarHerbst.Architekten BDA. – Bibliothek der Universität der Azoren in Ponta Delgada, Portugal / a.s* – atelier de santos. – Meck, A. & Köppel, St.: Bibliotheks-und Hörsaalgebäude in Weimar. – Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum in Cottbus / Herzog & de Meuron. – Archiv des Bischöflichen Generalvikariats in Fulda / Siehau & Walter Architekten. – Regionales Dokumentationszentrum in Madrid, Spanien / Mansilla + Tunón. – Stadtbibliothek in Des Moines, Vereinigte Staaten / David Chipperfield Architects. – Stadtbibliothek in Lohja, Finnland / Lahdelma & Mahlamäki Architects. – Stadtteilbibliothek in Madrid-Usera, Spanien / Abalos & Herreros Arquitectos. – Stadtteilbibliothek „Idea Store“ Whitechapel in London, Großbritannien / Adjaye Associates. – Chinesische Nationalbibliothek in Peking, Volksrepublik China / KSP Engel und Zimmermann Architekten. – Beck, A.: Bibliotheks-und Kongresszentrum in Ljubljana, Slowenien. – Wettbewerbe: Erweiterung und Sanierung der Oberösterreichischen Landesbibliothek in Linz, Österreich; Universitäts-und Landesbibliothek in Darmstadt; Mittelpunktbibliothek am Alten Markt in Berlin-Köpenick; Brandenburgisches Landeshauptarchiv in Potsdam. Büchereiverband Österreichs (2004). Bibliotheksbauten als kultur- und bildungspolitische Signale. ([Themenheft der Zeitschrift] Büchereiperspektiven, H. 1/2004). Enth. u. a.: Leitner, G.: Zeichen der Zeit: Bibliotheksbauten als kultur- und bildungspolitische Signale (S. 2–3). – Thorhauge, J.: Die Bibliothek der Zukunft: Hybrid, virtuell oder real? (S. 6–11). – Kapeller, Ch.: Die neue Bibliothek von Alexandria: Konzeption, Planung, Bau (S. 12–17). – Pfoser, A.: Der Gürtel wird Bibliothek: Bibliotheksbau und Stadtplanung (S. 20–21). – Meuwissen, J.: Die Bibliothek als städtische Erscheinung (S. 26–30). – Ramus, J.: Von Seattle nach Oslo: Architektur des Wandels (S. 32–34). – Sæteren, L.: Hauptbibliothek Oslo: Entwicklung einer neuen Typologie für Öffentliche Bibliotheken (S. 36–38). – Van Vaerenbergh, J.: Die Öffentliche Bibliothek als Motor für die Stadterneuerung in Antwerpen (S. 40–43). – Diessl, M. & Gamsjäger, H.: Zauberwort Synergie: Neubau von Hauptbibliothek und Volkshochschule Linz (S. 44–46). – Aurén, B.: Öffentliche Bibliotheken in Finnland: Planung und Bau mittels staatlicher Subventionen (S. 48–52). – Moura, M. J. & Runkel, A. M.: Neue Öffentliche Bibliotheken in Portugal (S. 53–55). – Koren, M.: Eine Reise durch die Bibliotheken der Niederlande (S. 56–60). – Pernthaler, V. & Klotz, V.: Öffentliche Bibliotheken in Südtirol: Eine Investition für die Zukunft (S. 62–67).



Bibliografie 

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– Henning, W.: Große Säle, kleine Welten: Bibliothekskonzepte und Bibliotheksbauten in Deutschland (S. 68–72). Büchereiverband Österreichs (2012). Wo wir lesen. Neue Bibliotheksbauten ([Themenheft der Zeitschrift] Büchereiperspektiven, H. 3/2012). Enth. u. a.: Kremsberger, S.: Bibliotheken für die Zukunft. Bibliotheksbauten boomen (S. 2–3). – Kremsberger, S. (Moderation): Vom Planen und Bauen. Eine neue Bibliothek bedeutet eine Menge Arbeit (S. 4–8). – Eigenbrodt, O.: Auf gute Zusammenarbeit. Kann es so etwas wie eine Anleitung für ArchitektInnen und BibliothekarInnen geben? (S. 10–11). – Bussmann, I.: Glaskubus mit Herz [Eröffnung der Stadtbibliothek am Mailänder Platz, Stuttgart] (S. 12–13). – Kurka, L.: Neue Bibliotheken in Tschechien (S. 16–17). – Miro i Gellida, J. M.: Neue Bibliothek für Barcelona (S. 18–19). – Döllgast, B.: Wem gehört die NYPL? [Debatte zur Planung des Umbaus, New York, NY] (S. 20–21). – Kremsberger, S.: Lesen über dem Fluss [Grieskirchen, Österreich] (S. 22–23). – Kremsberger, S.: Alles neu zum 200-Jahr-Jubiläum [Umbau der Steiermärkischen Landesbibliothek] (S. 24–25). – Köpf, S.: Library and Learning Center der WU [Wirtschaftsuniversität Wien] (S. 26–27). Feldsien-Sudhaus, I., Kellersohn, A. & Tröger, B. (Hrsg.) (2013). Konzepte für die Zukunft – Aktuelles aus dem Bibliotheksbau ([Themenheftder Zeitschrift] ZFBB, Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliografie, 60(3/4), 110–232). Enth.: Feldsien-Sudhaus, I.: Transforming the Library: Bibliotheksbau für die Zukunft. – Eigenbrodt, O.: Nachhaltige Missverständnisse: Zum Stand der Nachhaltigkeitsdebatte im Bibliotheksbau. – Kellersohn, A.: Alle sollen mitreden! Die Einbeziehung von Nutzern, Beschäftigten und der Öffentlichkeit bei der Neubausanierung der Universitätsbibliothek Freiburg. – Müller, M. E.: Kunst am Bau in Bibliotheken. – Fernau, F.: Wettbewerb um Schönheit, Kosten und Funktion. – Lülfing, D.: Staatsbibliothek zu Berlin: Die neue Mitte im Haus Unter den Linden. – Neuhausen, H.: Für die Zukunft gerüstet: Der Marburger Bibliotheksneubau im Campus Firmanei. – Ilg, K.: Zentrale Lernflächen im Neubau der FH Bielefeld: Zukunftskonzepte für die Campushochschule. – Kayß, M. & Gildhorn, A.: Wege(n) guter Führung: Zur Entwicklung und Realisierung des neuen Leitsystems der ULB Münster nach dem Umbau. Kaegbein, P. et al. (Hrsg.) (2003). Bibliotheksbau in Deutschland um die Jahrtausendwende ([Themenheft der Zeitschrift] Bibliothek Forschung und Praxis, 27,1/2). Enth.: Mittler, E.: Bibliotheksbau in Deutschland um die Jahrtausendwende (S. 7–12). – Kolasa, I.: Umschlag – Hülle – Inhalt: Der Erweiterungsbau für Die Deutsche Bibliothek [Leipzig] (S. 13–16). – Breitscheidel, A.: Neue Bibliothek der Fachhochschule Erfurt (S. 17–18). – Sarnowski, D.: Neubau der Hochschule für Film und Fernsehen [Potsdam-]Babelsberg und deren Hochschulbibliothek /Mediathek / Pressedokumentation (S. 19–21). – Krüger, I: Neue Hochschulbibliothek in Schmalkalden (S. 22–24). – Leistner, S.: Bibliothek der Westsächsischen Hochschule Zwickau (S. 25–27). – Knoche, M.: Eine Forschungsbibliothek des 21. Jahrhunderts: Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Weimar (S. 28–31). – Schäfers, S. & Flohr, R.: Bibliothek mit maritimem Flair: Der Erweiterungsbau der Deutschen Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften in Kiel (S. 32–34). – Wegener, R.-J.: Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern: Eine Kombination von denkmalgeschütztem Altbau und Neubau [Schwerin] (S. 35–38). – Lison, B. & Steffens, M.: Eine neue Zentralbibliothek für Bremen (S. 39–41). – Moeske, U.: Die Stadt- und Landesbibliothek Dortmund (S. 42–44). – Michalowsky, U.: Der Neubau der Universitätsbibliothek Lüneburg (S. 45–47). – Rasche, M.: Stadtbücherei Münster: 10 Jahre im neuen Haus (S. 48–51). – Bussmann, I.: Die Bibliothek 21: Ein mutiges Zukunftsprojekt der Landeshauptstadt Stuttgart (S. 52–55). – Lange, J.: Stadtbibliothek Ulm: Neubau der Zentralbibliothek (S. 56–58). – Bulaty, M.: Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin: Zentralbibliothek Naturwissenschaften (S. 59–61). – Werner, K. U.: Die Philologische Bibliothek der Freien Universität Berlin (S. 62–64). – Zick, W., Richter, A. & Meyer-Brunswick, U.: Gemeinsamer Neubau der Universitätsbibliotheken der TU Berlin und der Bibliothek der Universität der Künste Berlin (UdK) (S.

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65–68). – Tanneberger, S.: Das Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum (IKMZ) der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus (S. 69–71). – Golsch, M.: Der Neubau der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) (S. 72–75). – Schmiedeknecht, C.: Der Bibliotheksneubau der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt / Gotha (S. 76–78). – Mittler, E.: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek (SUB Göttingen) (S. 79–86). – Knöppel, H.-A.: Der Neubau Universitätsbibliothek Greifswald (S. 87–89). – Schnelling, H.: Die beiden Hauptgebäude der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt in Halle (Saale) (S. 90–92). – Wehnert, K.-E.: Die Zweigbibliothek Rechtswissenschaft im neuen Juridicum der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (S. 93–95). – Herzog, R.: Der Neubau der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (S. 96–99). – Lankenau, I.: Zwei neue Bibliotheksbauten an der Universität Koblenz/Landau (S. 100–105). – Täschner, C.-L. & Henschke, E.: Die Bibliotheca Albertina in Leipzig (S. 106–109). – Blume, E.: Gefaltetes Betonband als Studienlandschaft. Der Neubau der Universitätsbibliothek Magdeburg (S. 110–112). – Kallenborn, R. & Werner, H.: Universitätsbibliothek der Technischen Universität München (S. 113–115). – Hoffmann, P.: Neubau der Bereichsbibliothek Natur-, Ingenieur- und Agrarwissenschaften der Universitätsbibliothek Rostock (S. 116–118). – Franke, S., Grobe, R. & Schmücker, P. D.: Die neue Bibliotheks-Zentrale der Universitätsbibliothek Ulm (S. 119–121). – Simon-Ritz, F.: Im Herzen der Universität: Der Bibliotheksneubau der Bauhaus-Universität Weimar (S. 122–124). Wiederspahn, M. (Hrsg.) (2009). LeseRäume ([Themenheft der Zeitschrift] Umrisse, Zeitschrift für Baukultur, 9,1). http://www.umrisse.de/Archiv/umrisse_2009_01.pdf. Enth.: Henning, W.: Creating Public Paradise. Moderne Anforderungen an Bibliotheksbauten (S. 10–12). – Eigenbrodt, O.: Kommunikation, Erlebnis, Identifikation. Drei Fragen zum Bibliotheksbau (S. 13–15). – Merz, H. G.: Staatsbibliothek zu Berlin. Grundinstandsetzung und Erweiterung von Haus 1 (S. 16–20). – Dudler, M.: Bibliothek der Folkwang-Hochschule in Essen. Der Neubau für die Musikwissenschaftliche Fakultät (S. 21–23). – Gerber, E.: King-Fahad-Nationalbibliothek in Riad. Die zeichenhafte Erweiterung des Vorgängerbaus (S. 24–26). – Yi, Eun Young: Stadtbibliothek in Stuttgart: Idee und Entwurf des „kristallinen“ Baukörpers (S. 28–31). – Sailer, G. & Lang, H.: Stadtbibliothek in Salzburg: Das Bauteil West der „Neuen Mitte Lehen“ (S. 32–35). – Schmitz, K.-H. & Barz-Malfatti, H.: Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar: Die Architektur des Studienzentrums (S. 36–39). – Meck, A.: Bibliotheks- und Hörsaalgebäude in Weimar. Der Neubau für die Bauhaus-Universität [Weimar] (S. 40–43). – Dudler, M.: Diözesanbibliothek in Münster. Ein Ensemble mit Verwaltungsgebäude (S. 44–47). – Böhm, G.: Zentralbibliothek in Ulm. Ein „maßstäblicher“ Neubau (S. 48–51). – Mayr, E.: Hauptbücherei der Stadt Wien. Eine fünfte Ansicht an der Stadtbahnstation „Burggasse“ (S. 52–54). – Teske, M.: Mediathek Neckarsulm. Ein Haus aus zwei Baukörpern (S. 55–59). – Arnold, C.: Stadtbiblio­thek in Bad Homburg vor der Höhe. Der Erweiterungsbau mit Integration des früheren Amtsgerichts (S. 60–63). – Botta, M.: Stadt- und Landesbibliothek in Dortmund. Das Gebäude zwischen Hauptbahnhof und Altstadt (S. 64–66). – Ehrlicher, M.: Brandschutz für historische Bibliotheken: Das Beispiel der Berliner Staatsbibliothek Unter den Linden (S. 68–69).



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2 Standards, Planung, Handlungshilfen, Evaluation 2.1 Standards DIN, Deutsches Institut für Normung (2009). DIN-Fachbericht 13, Bau- und Nutzungsplanung von Bibliotheken und Archiven (3. Aufl.). Berlin: Beuth. DIN, Deutsches Institut für Normung (2015). Bibliotheks- und Dokumentationswesen. Bibliotheksund Archivbau, Zitierregeln, Umschriften, Digitale Langzeitarchivierung, Codierungen (3. Aufl.). Berlin: Beuth (DIN-Taschenbuch, 343). DIN, Deutsches Institut für Normung [2016]. Grundlagen der Bau- und Nutzungsplanung von Bibliotheken und Archiven. DIN 67700. Berlin: Beuth [Entwurfsfassung angekündigt für Frühjahr 2016]. Faulkner-Brown, H. (1981). Der offene Plan und die Flexibilität. In H. Meyer (Hrsg.), Bibliotheken wirtschaftlich planen und bauen. Tendenzen, Ausblicke, Empfehlungen; Ergebnisse des IFLA-Bibliotheksbau-Seminars, Bremen 1977 (S. 9–26). München [u. a.]: Saur. Faulkner-Brown, H. (1997). Design criteria for large library buildings. In UNESCO, World Information Report 1997/98, 257–267. http://unesdoc.unesco.org/images/0010/001062/106215e.pdf ISO, International Organization for Standardization (2012). ISO/TR 11219:2012-05 Information and documentation – Qualitative conditions and basic statistics for library buildings – Space, function and design = Information et documentation – conditions qualitatives et statistiques fondamentales pour bâtiments de bibliothèques – espaces, fonctions et conception. Geneva: ISO. McDonald, A. (2006). The Ten Commandments revisited. The qualities of good library space. LIBER Quarterly, 16(2), [ohne Pag.]. http://liber.library.uu.nl/index.php/lq/article/view/7840/8010 Naumann, U. (2013). Grundsätze des Bibliotheksbaus: Von den „Zehn Geboten“ von Harry FaulknerBrown zu den „Top Ten Qualities“ von Andrew McDonald. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken bauen und ausstatten (S. 14–37). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc. hu-berlin.de/miscellanies/bibliotheksbau

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2.3 Handlungshilfen, Checklisten, Evaluation Büchereizentrale Niedersachsen (2010). Bau & Einrichtung von Bibliotheken: Eine Arbeitshilfe für Öffentliche Bibliotheken in Niedersachsen. Lüneburg: Büchereiverband Lüneburg-Stade e. V. http://www.bz-niedersachsen.de/tl_files/bz-niedersachsen/Content/Arbeitshilfen/ arbeitshilfe.bau_und_einrichtung.pdf Dannenbauer, I. & Kissling, U. (Red.) (1994). Bibliotheksbau: Kompendium zum Planungs- und Bauprozess (Internetausgabe). Berlin: Deutsches Bibliotheksinstitut (dbi-materialien, 131). [„Baufibel“]. http://www.bibliotheksportal.de/fileadmin/user_upload/content/themen/ architektur/dateien/baukompendium.pdf. Enth. u. a.: Bonin, R.: Art und Umfang der Planungsaufgabe in wissenschaftlichen Bibliotheken (S. 43–53). – Schneider-Esslinger, B.: Finanzierung wissenschaftlicher Bibliotheken (S. 83–89). – Feldsien-Sudhaus, I. & Bussmann, I.: Raumprogramm (S. 91–117). – Schneider-Esslinger, B.: Planungsauftrag und Koordination. Das Wettbewerbsverfahren (S. 121–127). – Beyer, U.: Die Rolle des Architekten im Planungsverlauf (S. 128–134). – Naumann, U.: Aspekte der Realisierung von Leit- und Orientierungssystemen (S. 161–164). Eichhorn, M. (2009). Konfliktpräventive Bibliotheksgestaltung. Tipps und Anregungen für eine sichere Arbeitssituation von Kunden und Mitarbeitern. BuB, Forum Bibliothek und Information, 61(10), 717–721. Fachkonferenz der Bibliotheksfachstellen Deutschland (2012). Handreichung zu Bau und Ausstattung Öffentlicher Bibliotheken. Düsseldorf: AG Bau der Fachstellenkonferenz. http:// www.bibliotheksportal.de/fileadmin/user_upload/content/themen/architektur/dateien/ Handreichung_gesamt.pdf Feldsien-Sudhaus, I. (Hrsg.) (2005). Grundsätze zur Ausstattung von Öffentlichen Bibliotheken. [Berlin:] DBI, Baukommission. http://d-nb.info/1046705512/34 Khan, A. (2009). Better by design. An introduction to planning and designing a new library building. London: Facet. Latimer, K. & Sommer, D. (Hrsg.) (2015). Post-occupancy evaluation of library buildings. Berlin: de Gruyter Saur 2015 (IFLA Publications, 169). Mittler, E.: Bibliotheksbauten auf dem Prüfstand: Zur Evaluierung von Bibliotheksgebäuden Wissenschaftlicher Bibliotheken in Deutschland. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken bauen und ausstatten (S. 366–389). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/ miscellanies/bibliotheksbau

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9.5 RFID, Förder- und Sortiertechnik Dierolf, U. & Tangen, D. M. (2007). Neuheit „Keylender“ und Bezahlstation: Weitere Automatisierungsschritte in der 24-Stunden-Bibliothek der Universität Karlsruhe (UB). B.I.T.online, 10(3), 239–241. Desgl. in: EUCOR-Bibliotheksinformationen / EUCOR informations des bibliothèques, 31 (2008), 19–24. http://fiz1.fh-potsdam.de/volltext/eucor/10435.pdf Dierolf, U. (2009). Mit RFID-basierter Fernleihe zum 24/7-Vollservice. B.I.T.online, 12(3), 298–301. Seeliger, F., Skrobotz, D. & Gillert, F. (2009). Bauliche Aspekte beim Einsatz von RFID. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken bauen und ausstatten (S. 182–188). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/miscellanies/bibliotheksbau Haley, C. K., Jacobsen, L. A. & Robkin, S. (2007). Radio frequency identification handbook for librarians. Westport, Conn.: Libraries Unlimited. Kern, Ch. (2011). RFID für Bibliotheken. Heidelberg: Springer. Oltersdorf, J. (2008). RFID in Bibliotheken. Ökonomische, juristische und informationsethische Aspekte des Einsatzes von Radio Frequency Identification in Öffentlichen Bibliotheken. Berlin: Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft, Magister-Arbeit. http://edoc.hu-berlin. de/docviews/abstract.php?id=28959 Richter, A. (2009). Förder- und Sortiertechniken. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken bauen und ausstatten (S. 174–181). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/ miscellanies/bibliotheksbau Rosenfeld, Th. (2005). Theoretische Ansatzpunkte und Konzeption zur Einführung von RFID am Beispiel der Bibliothek der Fachhochschule Brandenburg. Brandenburg: Fachhochschule, Diplom-Arbeit. Seeliger, F., Gillert, F. & Buschhart, C. (Hrsg.) (2014). RFID für Bibliothekare: Ein Vademecum (3. Aufl.). Wildau: Technische Hochschule Wildau (FH). https://opus4.kobv.de/opus4-thwildau/frontdoor/index/index/docId/253. Enth. u. a.: Enders, A.: Elektromagnetische Felder zwischen Lebensnotwendigkeit und Hysterie am Beispiel der RFID-Technologie – Kann die Diskrepanz zwischen öffentlicher Risikoeinschätzung und wissenschaftlich abschätzbarem Risiko bei elektromagnetischen Feldern verringert werden? (S. 53–55). – Büth, D. & Meißner, W.: Bauphysik und bauliche Maßnahmen (S. 65–85). – Eigenbrodt, O.: Automation zwischen Insellösung und Logistikkreislauf: RFID-gestützte Verknüpfung verschiedener Komponenten als erste Stufe automatisierter Logistikkreisläufe in Bibliotheken (S. 86–97). – Kippelt, G.: A long way round – Implementierung eines RFID Systems in einer neu gegründeten Bibliothek

504 

 Petra Hauke

(S. 193–198). – Krautz, S.: Einflüsse von NFC-Smartphones auf das RFID-Bibliothekssystem (S. 209–221). Seeliger, F. [2016]. Buchsicherung in Bibliotheken. In L. Wongund & W. Rudorf (Hrsg.), Entwurfsatlas Bibliotheken. Basel: Birkhäuser [Ankündigung]. Ward, D. M. (2007). The complete RFID handbook: A manual and DVD for assessing, implementing, and managing radio frequency identification technologies in libraries. New York: Neal-Schuman Publishers. Weiss, R. & Kern, Ch. (2004). Zentrale und dezentrale Positionierung der Funktionseinheiten in der Bibliothek: Raumplanung für die Integration von RFID. ABI-Technik, 24(2), 135–139. Zahn, S. (2007). Einsatzmöglichkeiten von RFID in Bibliotheken. Wie können Bibliotheken die RFID-Technologie für ihre Bedürfnisse nutzen? Wiesbaden: Dinges & Frick (BIT online, Innovativ, 16). Zugl.: Stuttgart, Hochschule der Medien, Diplom-Arbeit. 2006.

9.6 Blended Library Binz, V. & Seitenbecher, M. (2015). Am Puls der Zeit: Der ZLB-Themenraum als Experimentierfeld für aktuelle Themen, digitale Inhalte und neue bibliothekarische Formate. Bibliotheksdienst, 49(6), 629–642. Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Forum Zukunft (2014). „Create physical worlds of experience for digital content!“ Wettbewerb im August / September 2014. Die Gewinner sowie alle Lösungsideen sind zu finden unter http://arenaforbooks.jovoto.com/ Büning, P. (2015). „Quellentaucher“ – neue Wege in der Informationsrecherche. Bibliotheksdienst, 49(6), 620–628. Goldschmitt, R. (2015a). Von der digitalen Zeitschriftenheftauslage „JournalTouch“ zum interaktiven Library Monitor. Vortrag auf dem 104. Deutschen Bibliothekartag in Nürnberg, 26.–29.05.2015. https://opus4.kobv.de/opus4-bib-info/frontdoor/index/index/docId/1728 Goldschmitt, R. (2015b). JournalTouch: Open Source-Tool für die digitale Zeitschriftenheftauslage. Bibliothek Forschung und Praxis, 39(3), 342–349. Heilig, M. et al. (2010). Idee der Blended Library: Neue Formen der Wissensvermittlung durch Vermischung der realen und digitalen Welt. In U. Hohoff & C. Schmiedeknecht (Hrsg.), Ein neuer Blick auf Bibliotheken. 98. Deutscher Bibliothekartag in Erfurt 2009 (S. 108–115). Hildesheim [u. a.]: Olms. Heizereder, St. (2015). Nicht anfassen! Oder doch? Neues 3-D-Präsentationssystem ermöglicht virtuelles Blättern in dreidimensional animierten Büchern. BuB, Forum Bibliothek und Information, 67(11), 670–671. Kleiner, E. (2014). Blended shelf: Ein realitätsbasierter Ansatz zur Präsentation und Exploration von Bibliotheksbeständen. Wiesbaden: Dinges & Frick (B.I.T.online innovativ, 47). Petrovitsch, A., Senst, E. & Wolf, S. (2011). SMART-Boards in Bibliotheken. B.I.T.online, 14(2), 123–130. Rädle, R., Weiler, A., Reiterer, H. & Scholl, M. (2012). Blended Library: Im Sinne der Wissenschaft – eine holistische Arbeitsumgebung für die Wissensarbeit der Zukunft. Bibliothek aktuell, 94, 17–20. Schuldt, K. & Wolf, S. (2013). Nur ein weiterer Hype oder eine Technologie vor dem Durchbruch? Augmented Reality in Bibliotheken: Die Potenziale der „erweiterten Realität“. BuB, Forum Bibliothek und Information, 65(4), 299–301.



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10 Bibliotheksbaumanagement 10.1 Allgemein Böttger, K. P. (2009). Public Private Partnership. „Das muss man auslutschen”. Das Beispiel der Stadtbibliothek Mülheim an der Ruhr. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken bauen und ausstatten (S. 106–113). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/ miscellanies/bibliotheksbau Eigenbrodt, O. (2008). Die inhaltliche Arbeit läuft das ganze Jahr. Bibliotheksbau und -einrichtung in internationaler Perspektive. BuB, Forum Bibliothek und Information, 60(11/12), 802–804. Dazu: Gillmeister, H. (2009). „Zur Arbeit in einer Bibliothek benötigt man keinen Wow-Effekt.“ Einige kritische Anmerkungen zur Auseinandersetzung um Ästhetik und Funktionalität von Neubauten. BuB, Forum Bibliothek und Information, 61(2), 86–87. Eigenbrodt, O. (2009). „Man muss beide an die Kette legen …“ : Anmerkungen zum Verhältnis von Architekt und Bibliothekar. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken bauen und ausstatten (S. 80–91). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/miscellanies/ bibliotheksbau Fansa, J. (2015). Baufachliche Planungsaufgaben für Bibliothekare: Zur Planung von Sanierungen, Um- und Neubauten. In R. Griebel & K. Schäffler (Hrsg.), Praxishandbuch Bibliotheksmanagement (S. 108–124). Berlin [u. a.]: de Gruyter Saur. Lison, B. (2009). „Wir brauchen eine neue Bibliothek!“, oder Kommunikation ist alles! Der Marketing-Prozess für eine neue Bibliothek. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken bauen und ausstatten (S. 148–157). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/ miscellanies/bibliotheksbau Mittler, E. (2004). The battle for good libraries. LIBER Quarterly, 14(2), 263–272. Schüller-Zwierlein, A. (2005). Öffentlichkeitsmanagement beim Aufbau von Teilbibliotheken. ABI-Technik, 25(4), 254–258. Weis, J. (2015). Aufenthalt in Bibliotheken. Berlin: Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft. Berlin: Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft (Berliner Handreichungen zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft, 390). http://edoc.hu-berlin. de/series/berliner-handreichungen/2015-390 Werner, K. U. (2005). Die Vereinigung findet im Kopf statt. „The Brain“ – Die Philologische Bibliothek der Freien Universität Berlin. ABI-Technik, 25(4), 280–286. Werner, K. U. (2005). Muss der Direktor immer dabei sein? Gedanken zur Rolle des bauenden Bibliothekars. Libreas. Library Ideas, Nr. 1. Werner, K. U. (2009). Kommunikation und Marketing: Den Bauprozess nach innen und nach außen nutzen. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken bauen und ausstatten (S. 140–147). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/miscellanies/bibliotheksbau

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10.2 Veränderungsmanagement Cornelsen, C. (2007). Veränderungsmanagement. Hrsg. Berufsverband Information Bibliothek, Kommission für One-Person-Libraries. (Checklisten, 19). http://www.bib-info.de/fileadmin/ media/Dokumente/Kommissionen/Kommission%20f%FCr%20One-Person-Librarians/ Checklisten/check19.pdf Lison, B. (2011). „Bestimmen Sie in Zukunft Ihr Tempo selbst!“ – Oder: Wie etabliert man einen Paradigmenwechsel? Selbstverbuchung als Herausforderung und Chance für Nutzer und Beschäftigte der Stadtbibliothek Bremen. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken heute! Best Practice bei Planung, Bau und Ausstattung (S. 194–203). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/miscellanies/bibliothekenheute/ Rupp, J. (2008). Veränderungsmanagement in Bibliotheken – erfolgreiche Maßnahmen. Vortrag auf dem Bibliothekartag 2008. http://www.opus-bayern.de/bib-info/volltexte/2008/488 Werner, K. U. & Fansa, J. (2009). Change Management: Potenziale und Risiken des Bibliotheksbauprozesses. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken bauen und ausstatten (S. 132–139). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/miscellanies/bibliotheksbau

10.3 Partizipation Casanova, D. (2014). Redesigning learning spaces through students and academics contributions: The role of participatory design. SRHE Annual Research Conference 10–12 December 2014 [Tagungsbeitrag]. http://www.srhe.ac.uk/conference2014/abstracts/0121.pdf CLIR, Council on Library and Information Resources (2012). Participatory Design in academic libraries: Methods, findings, and implementations. Washington, D. C.: Council on Library and Information Resources. CLIR Seminar on Issues of Participatory Design in Academic Libraries, May 22–24, 2012, University of Maryland. http://www.clir.org/pubs/reports/pub155/pub155. pdf Fingerle, B. (2012). Innovation zum Mitmachen: Die Open-Innovation-Kampagnen der ZBW. Mit Open Innovation gemeinsam mit Kundinnen und Kunden Neuerungen in Bibliotheken fördern. Bibliothek Forschung und Praxis, 36(3), 346–352. Haas, C. (2015). Zwischen Participatory Design und lokaler Forschung. Ethnografie in drei neuen Methodenhandbüchern. LIBREAS. Library Ideas, Nr. 27. Heuser, S. (2016). Gebäudemanagement an Universitätsbibliotheken. In R. Griebel & K. Schäffler (Hrsg.), Praxishandbuch Bibliotheksmanagement (S. 145–158). Berlin [u. a.]: de Gruyter Saur. Meunier, B. & Eigenbrodt, O. (2014). More than bricks and mortar: Building a community of users through library design. Journal of Library Administration, 54(3), 217–232. Schwotzer, G. (2009). Vom Kindertraum zum Kinderraum: Kinderbibliotheken mit Kindern planen. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken bauen und ausstatten (S. 288–301). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/miscellanies/bibliotheksbau Siems, R. (2013). Nutzer erforschen Nutzer: „Service Learning“ als Instrument der LernortEntwicklung. Bibliotheksdienst, 47(11), 820–832.



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Autoren & Herausgeber

Autoren & Herausgeber

Benitz, Susanne, ETH Zürich, ETH-Bibliothek, Betriebsmanagement, Stellv. Leitung; E-Mail: susanne. [email protected], http://www.ethbib.ethz.ch Brunner, Sabine, Landesfachstelle für Öffentliche Bibliotheken in Thüringen, Erfurt, Leiterin; E-Mail: [email protected] Dehoff, Peter, Dipl.-Ing., Zumtobel Lighting, Dir. Professional Associations and Standards, Dornbirn, Österreich; E-Mail: [email protected], https://www.zumtobel.com Ehmsen, Anneke, Studentin der Raumstrategien, ausgezeichnet im ekz-Ideenwettbewerb 2014; E-Mail: [email protected] Eiberger, Jutta, Dipl. Ing. (FH) Innenarchitektur, Büro Ambiente by Kist Gesellschaft für Büroeinrichtungen mbH, Stuttgart; E-Mail: [email protected], http://www.kist.de (zuvor Interior Concepts International, Bene GmbH Deutschland) Fischer, Annika, Studentin der Innenarchitektur, ausgezeichnet im ekz-Ideenwettbewerb 2014; E-Mail: [email protected] Frank, Michael B., Dipl.-Ing. M. A., Freier Architekt, Stadtplaner, Stuttgart; E-Mail: [email protected], http://www.mb-frank-architektur.de Frommholz, Ricardo, Technische Hochschule Wildau [FH], Hochschulbibliothek, Stud. Hilfskraft für IT; E-Mail: [email protected], http://www.th-wildau.de/bibliothek Graner, Sina, seit 2015 selbstständig mit Gipfelstürmer Design, ausgezeichnet im ekz-Ideenwettbewerb 2014; E-Mail: [email protected] Glugla, Julia, Studentin der Raumstrategien, ausgezeichnet im ekz-Ideenwettbewerb 2014; E-Mail: [email protected] Haug, Janin, Studentin der Raumstrategien, ausgezeichnet im ekz-Ideenwettbewerb 2014; E-Mail: [email protected] Hauke, Petra, Dr., Autorin und Herausgeberin bibliothekswissenschaftlicher Publikationen, Lehrbeauftragte, Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin; E-Mail: [email protected], https://www.ibi.hu-berlin.de/institut/personen/hauke Holderried, Angelika, ekz.bibliotheksservice GmbH, Bibliothekarische Direktion, Projektleitung Schule und Bibliothek, Reutlingen; E-Mail: [email protected], http://www.ekz.de Hundhausen, Felicitas, Universitätsbibliothek Osnabrück, Ltd. Bibliotheksdirektorin, Fachreferentin für Buch- und Bibliothekswesen; E-Mail: [email protected]



Autoren & Herausgeber 

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Huth, Anna-Katharina, Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsbibliothek; Bau­referentin, Koordinatorin Informationskompetenz, Fachreferentin für Bibliotheks- und Informations­ wissenschaft; E-Mail: [email protected], http://www.ub.hu-berlin.de Ilg, Jens, Universitätsbibliothek Rostock, Leitung Bereichsbibliothek Innenstadt, Projektkoordination „Lernraum Bibliothek 2015“, Fachreferate Bildungswissenschaft, Musikwissenschaft, Philosophie, Psychologie, Projektkoordination Lehrerbildungsbibliothek (LBB); E-Mail: [email protected], http://www.ub.uni-rostock.de Jortzick, Tobias, Dipl.-Ing., marina stankovic architekten BDA, Berlin; E-Mail: [email protected], [email protected], http://www.stankovicarchitekten.de Keller-Loibl, Kerstin, Prof. Dr., Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, Fakultät Medien, Studiengang Bibliotheks- und Informationswissenschaft; E-Mail: [email protected], http://www.fbm.htwk-leipzig.de/index.php?id=4328 Kiss, Nele, Studentin der Innenarchitektur, ausgezeichnet im ekz-Ideenwettbewerb 2014; E-Mail: [email protected] Kissig, Jan, Wissenschaftlicher Mitarbeiter IT/RFID, Technische Hochschule Wildau [FH], Hochschulbibliothek; E-Mail: [email protected], http://www.th-wildau.de/bibliothek Kohl-Frey, Oliver, M. A., Universität Konstanz, Kommunikations-, Informations-, Medienzentrum (KIM), Stellvertretender Direktor Bibliotheksdienste, Abteilungsleiter Benutzung; E-Mail: oliver. [email protected], http://me.uni.kn/oliver.kohl Krause, Anika, Studentin der Raumstrategien, ausgezeichnet im ekz-Ideenwettbewerb 2014; E-Mail: [email protected] Kreth, Verena, Studentin der Innenarchitektur Hochschule Hannover Fakultät 3 Design und Medien, ausgezeichnet im ekz Ideenwettbewerb 2014, Bibliotheksentwurf; E-Mail: [email protected] Kuhlmann, Christian, Stadtbibliothek Bremen, Eigenbetrieb der Stadtgemeinde Bremen, Kaufmännischer Leiter, Mitglied der Betriebsleitung; E-Mail: christian.kuhlmann@stadtbibliothek. bremen.de, http://www.stadtbibliothek-bremen.de Lee, Martin, Freie Universität Berlin, Campusbibliothek Natur-, Kultur- und Bildungswissenschaften, Mathematik, Informatik und Psychologie; E-Mail: [email protected], http://www.fu-berlin.de/ sites/campusbib Lohaus, Irene, Prof., Technische Universität Dresden, Fakultät Architektur, Institut für Landschaftsarchitektur, Lehr- und Forschungsgebiet Landschaftsbau, Landschaftsarchitektin und Stadtplanerin; E-Mail: [email protected], http://www.tu-dresden.de/arch/labau Lücke, Birgit, Dipl.-Bibl., Stadtbücherei Warendorf, Teamleitung Stadtbücherei; E-Mail: birgit. [email protected], http://www.buecherei-warendorf.de Lüthi-Esposito, Gabriela, PHBern, Institut für Weiterbildung und Medienbildung Bereichsleiterin Bildungsmedien; E-Mail: [email protected], http://www.phbern.ch/mediothek

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 Autoren & Herausgeber

Mikolajczak, Ewa, Studentin der Innenarchitektur, ausgezeichnet im ekz-Ideenwettbewerb 2014; E-Mail: [email protected] Munique, Ilona, Diplom. Erwachsenenbildnerin mit Schwerpunkt Bildungsmanagement, Selbstständige Lernbegleiterin / CEO, Das WEGA-Team – PersonalEntwicklung und OrganisationsLernen; E-Mail: [email protected], http://www.wegateam.de Niederer, Ulrich, Dr., Zentral- & Hochschulbibliothek Luzern, Direktor; E-Mail: [email protected], http://www.zhbluzern.ch Niess, Robert, Prof., Freier Architekt, mit Prof. Rebecca Chestnutt Inhaber des Architekturbüros Chestnutt_Niess Architekten BDA, Berlin; Publikationen, Ausstellungen, Lehrgebiet „Entwerfen und Bauen im Bestand“ im Fachbereich Architektur an der Peter Behrens School of Architecture der Hochschule Düsseldorf; E-Mail: [email protected], http://www.chestnutt-niess.de Oleksik, Rafal, Student der Innenarchitektur, ausgezeichnet im ekz-Ideenwettbewerb 2014; E-Mail: [email protected] Padilla Segarra, Melanie, M. A., Stadtbibliothek Stuttgart, Zentrale Kinderbibliothek, Teamleitung; E-Mail: [email protected] Pfafferott, Milena, Dipl.-Phys. M. A., Universitätsbibliothek Ilmenau, Fachreferentin Automatisierung, Elektrotechnik, Maschinenbau, Technik allgemein, Werkstoffwissenschaft; Informationskompetenz; E-Mail: [email protected] Präßler, Janin, M. A., Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Referentin für Bestandsaufbau; E-Mail: [email protected] Rabe, Roman, Städtische Bibliotheken Dresden, Abt.-Leiter Bibliothekarischer Fachbereich; E-Mail: [email protected], http://www.bibo-dresden.de Reichmuth, André, ETH Zürich, ETH-Bibliothek, Leitung Betriebsmanagement; E-Mail: reichmuth@ library.ethz.ch, http://www.library.ethz.ch Rydhem, Raja, Studentin der Raumstrategien, ausgezeichnet im ekz-Ideenwettbewerb 2014; E-Mail: [email protected] Sauer, Christine, Dr., Stadtbibliothek im Bildungscampus Nürnberg, Historisch-Wissenschaftliche Stadtbibliothek, Leitung; E-Mail: [email protected]; http://www.bildungscampus. nuernberg.de Schläppi, Carolin, Studentin der Innenarchitektur Hochschule Hannover Fakultät 3 Design und Medien, ausgezeichnet im ekz Ideenwettbewerb 2014, Bibliotheksentwurf; E-Mail: [email protected] Schönfeld, Louisa, Studentin der Raumstrategien, ausgezeichnet im ekz-Ideenwettbewerb 2014; E-Mail: [email protected] Schorat, Melissa, Studentin der Raumstrategien, ausgezeichnet im ekz-Ideenwettbewerb 2014; E-Mail: [email protected]



Autoren & Herausgeber 

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Seeliger, Frank, Dr., TH Wildau [FH], Leiter der Hochschulbibliothek; E-Mail: [email protected], http://www.th-wildau.de/bibliothek.html Stanke, Nadia, Dipl. Ing. (FH) Innenarchitektur, interior design nadia stanke, ausgezeichnet im ekzIdeenwettbewerb 2014; Email: [email protected], http://www.stanke-interiordesign.de Stankovic, Marina, Prof., marina stankovic architekten BDA, Berlin; E-Mail: [email protected], [email protected], http://www.stankovicarchitekten.de Stark, Anna, seit 2015 selbstständig mit Gipfelstürmer Design, ausgezeichnet im ekz-Ideenwettbewerb 2014; E-Mail: [email protected] Umlauf, Konrad, Prof. Dr., Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der HumboldtUniversität zu Berlin, E-Mail: [email protected], https://www.ibi.hu-berlin.de/de/ institut/personen/umlauf Vogel, Bernd, Dr., HIS-Institut für Hochschulentwicklung e. V., Hannover, Leiter Bauliche Hochschulentwicklung; E-Mail: [email protected], https://www.his.de Voříšková, Šárka, Ing. Arch., universalRAUM® GmbH, Institut für evidenzbasierte Architektur im Gesundheitswesen, Dresden, Leiterin Fachbereich Barrierefreiheit; E-Mail: [email protected], http://www.universalRAUM.de Weinreich, Jörg, Dipl.-Bibl., Stadtbibliothek Bayreuth, Leitung; E-Mail: joerg.weinreich@stadt. bayreuth.de, http://www.stadtbibliothek.bayreuth.de Weis, Julia, Stadtbibliothek Friedrichshain-Kreuzberg, Berlin, Fachbereichsleitung; E-Mail: julia. [email protected], http://www.stadtbibliothek-fk.berlin.de Werner, Klaus Ulrich, Dr., Freie Universität Berlin, Bibliotheksbereich Philosophie und Geisteswissenschaften, Leiter der Philologischen Bibliothek; E-Mail: [email protected], http://www.geisteswissenschaften.fu-berlin.de/fachbereich/bibliotheken/mitarbeiter/werner/ index.html Wissen, Dirk, Dr., Berlin, Stellv. Vorsitzender im BIB-Bundesvorstand; E-Mail: [email protected] Zepf, Robert, Universitätsbibliothek Rostock, Ltd. Bibliotheksdirektor, Dezernent Wissenschaftliche Dienste und Leiter der Zentralabteilung; E-Mail: [email protected], http://www.ub.unirostock.de

Abkürzungen AG ArbSchG ArbStättV ASB ASiG ASR ASRS ASSA AVZ BAFA BAuA BE BetrSichV BGB BIB BIX BMA BMBF BnF BREEAM BSB BSF BTU CASBEE CCTV CHF CILIP CIP CTLes D Immo DBI DBS DFG DG DGNB DGUV DIBt DIN DRM DS EDBI ekz ENEC EPFL ETH EU FCSS

Abkürzungen

Arbeitsgruppe; Arbeitsgemeinschaft Arbeitsschutzgesetz Arbeitsstättenverordnung Additional Storage Building Arbeitssicherheitsgesetz Technische Regeln für Arbeitsstätten Automated Storage and Retrieval System Verband der Autonomen Schulen Südtirols Allgemeines Verfügungszentrum (Osnabrück) Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin Bedarfsermittlung Betriebssicherheitsverordnung Bürgerliches Gesetzbuch Berufsverband Information Bibliothek Bibliotheksindex Brandmeldeanlage Bundesministerium für Bildung und Forschung Bibliothèque nationale de France Building Research Establishment Environmental Assessment Method Bayerische Staatsbibliothek (München) Book Storage Facility Brandenburgische Technische Universität Cottbus – Senftenberg Comprehensive Assessment System for Built Environment Efficiency Closed Circuit Television Schweizer Franken Chartered Institute of Library and Information Professionals Computer Investitions-Programm (DFG) Centre Technique du Livre de l’enseignement supérieur Dienststelle Immobilien, Hochbauamt des Kantons Luzern Deutsches Bibliotheksinstitut Deutsche Bibliotheksstatistik Deutsche Forschungsgemeinschaft Dachgeschoss Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung Deutsches Institut für Bautechnik Deutsches Institut für Normung Digital Rights Management Digital Signage Ehemaliges Deutsches Bibliotheksinstitut ekz.bibliotheksservice GmbH (Reutlingen) European Norms Electrical Certification Ecole Polytechnique Fédérale, Lausanne Eidgenössische Technische Hochschule Zürich Europäische Union Floor Covering Standard Symbols



FU GATT GESS-Bibliothek GFK GS GUV-R A1 HDB HdM HIS HNF HOAI HPE HQE HTW HTWK HU-Bau IB IBD IDS IFLA IKMZ iOS KGSt KIT KMF KMK LAG LAN LBO LED LEED LIBER Lph LVS MBO ME Mio. MPI MVS MWK NC NF NFC NTK OFD OG OMA OPAC

Abkürzungen 

Freie Universität (Berlin) General Agreement on Tariffs and Trade Bibliothek für Geistes- und Sozialwissenschaften, Wirtschaft, Recht und Politik der ETH Zürich Glasfaserverstärkter Kunststoff Geprüfte Sicherheit DGUV Vorschrift Grundsätze der Prävention ETH Zürich, Hönggerberg Depotbibliothek Hochschule der Medien (Stuttgart) Hochschulinformationssystem (Hannover) Hauptnutzfläche Honorarordnung für Architekten und Ingenieure Haushaltsplanentwurf High Quality Environmental standard Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig Haushaltsunterlage-Bau Immobilien Bremen Integrated Building Design Informationsverbund Deutschschweiz International Federation of Library Associations and Institutions Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum iPhone Operating System Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsvereinfachung Karlsruher Institut für Technologie Künstliche Mineralfaser Kultusministerkonferenz LIBER Architecture Group Local Area Network Landesbauordnung Leuchtdiode, Licht emittierende Diode Leadership in Energy & Environmental Design Ligue des Bibliothèques Européennes de Recherche Leistungsphasen nach HOAI Lagerverwaltungssystem Musterbauordnung Medieneinheiten Million(en) Max-Planck-Institut Multi-Video-System Ministerium für Wissenschaft und Kultur Numerus Currens Nutzfläche Near Field Communication Nationalbibliothek für Technologie (Prag) Oberfinanzdirektion Obergeschoss Office for Metropolitan Architecture, Rem Koolhaas Online Public Access Catalogue

 513

514 

ÖPNV PCB PDC PHBern PUR, PU PVC QR rF RFID RLBau RLC RNA RPW RVK RW21 SB SBOE SGU SLUB SPL SuUB TFT TGA TH TIB TRBS TRGS TU UB UdK UG UNESCO USB UV UVV VHS VkV VOB VOC VOF VOL VStättV VZÄ WiFi WLAN WTO WU Wien ZHB ZLB

 Abkürzungen

Öffentlicher Personennahverkehr Polychlorierte Biphenyle Participatory Design Conference Pädagogische Hochschule Bern Polyurethan Polyvinylchlorid Quick Response relative Luftfeuchte Radio-Frequency Identification Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben Rolex Learning Center Raumnutzungsarten Richtlinie für Planungswettbewerbe Regensburger Verbundklassifikation Richard-Wagner-Straße 21 (Bayreuth) Selbstbedienung Staatliches Baumanagement Osnabrück-Emsland Stabsstelle Sicherheit, Gesundheit und Umwelt der ETH Zürich Sächsische Landes-, Staats- und Universitätsbibliothek Seattle Public Library Staats- und Universitätsbibliothek Thin Film Transistor Technische Gebäudeausrüstung Technische Hochschule Technische Informationsbibliothek (Hannover) Technische Regeln für Betriebssicherheit Technische Regeln für Gefahrstoffe Technische Universität Universitätsbibliothek Universität der Künste (Berlin) Untergeschoss United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization Universal Serial Bus Ultraviolett Unfallverhütungsvorschriften Volkshochschule Verkaufsstättenverordnung Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen Volatile Organic Compounds Verdingungsordnung für freiberufliche Leistungen Vergabe- und Vertragsordnung für Leistungen Versammlungsstättenverordnung Vollzeitäquivalent Wireless Fidelity Wireless Local Area Network World Trade Organization Wirtschaftsuniversität Wien Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern Zentral- und Landesbibliothek Berlin

 ZNWB

Abkürzungen  Ehemalige Zentralstelle für Normungsfragen und Wirtschaftlichkeit im Bildungswesen

 515

Index Sachbegriffe 24/7-Öffnung 86, 327, 329, 334, 463 Akustik 131, 151 ff., 154 f., 464 – siehe auch Bodenbelag – Akustikelement 22 – Akustikleuchten 155 – Decke 464 – Lärm 23 – Lärmschutz 91 – Licht-Akustik-Bauelemente 152 – Luftschall 281, 284 f., 287–290 – Schall 23 – Schallabsorption 152, 154 f. – Trittschall 281, 283, 285, 288–291 Arbeitsplatz (Nutzer) 21, 104 f., 184, 194, 437 – siehe auch Gruppen – siehe auch Licht – siehe auch Barrierefreiheit – Arbeitsplatz-Settings 129 – Audioplatz 129 – Computer-Arbeitsplatz 132, 190 f. – Computerarbeitsraum 137 – Einzelarbeitsplatz 27, 128, 138, 192 – Kabelanschluss 133 – Kinderbibliothek 232 – Leseplatz 21 – Media Lab 129 – Nutzerbereich 468 – Workstation 179, 193 Arbeitsplatz (Personal) 102 f., 418 – siehe auch Barrierefreiheit – Büroarbeitsplatz 250–258 Arbeitssicherheit siehe Sicherheit Architekt 18, 22, 25, 28, 125, 164, 166, 177, 196, 311 f., 319, 446 – siehe auch Innenarchitekt Architektonischer Strukturalismus 136 Architekturführung 446 Architekturleistung, Rechteinhaber 166 Archivfunktionen 373 Atmosphäre 5, 14, 131, 177, 181 f., 184, 186, 188, 190, 192 Atrium 11, 120, 451

Aufenthalt 17, 293, 338, 369, 455 – siehe auch Nutzung – Aufenthaltsmessung 432–444 – Aufenthaltsqualität 34, 58, 86, 95, 178, 184, 204, 216, 218, 430 – Aufenthaltsräume, -bereiche 148, 155 – Aufenthaltsraum (Personal) 469 – Außenraum 62 Aufzug 75, 81, 98, 129, 170, 463 – Barrierefreiheit 260, 265 – Leit- und Orientierungssystem 316, 321 – Sicherheit 362 – Umzug 386, 392, 395 f., 398 Auslastung – Auslastungs- und Nutzungszahlen 435 – Gebäude und einzelne Bereiche 439 Ausschreibung 18, 31 f., 79, 317–319, 354 – GATT/WTO-Ausschreibung 350 – Gebäudemanagement 424, 427, 429 – Umzug 393, 395 – Wettbewerbsausschreibung 8 Außenraum 11, 18 f., 58–71 – siehe auch Terrasse – Außenbewirtung 170 – Außensitzplätze 58 – Dachterrasse 170 – Garten 64, 66 f., 69 – Innenhof 65, 68 – Lesehof 64 – Leseplatz 62 – Städtisches Umfeld 448, 454 – (Vor-)Lesegarten 63 f., 66 Ausstellungsraum, -fläche 171, 246, 364, 379 – siehe auch Präsentationsfläche – Ausstellungsbereich (Beleuchtung) 171, 275 – Ausstellungsgebäude, temporäres 447 – Ausstellungskabinett 376, 379 – Ausstellungsmöbel 246 – Ausstellungstisch (Makerspace) 243 – Klima 374 f., 379 – Präsentations- und Ausstellungsfläche (Schulbibliothek) 205

 – Vitrine 377 Automatisierung 470 – siehe auch Selbstbedienung Barrierefreiheit 97, 129, 171, 190, 259–270 – Arbeitsplatz (Nutzer) 98, 266 f., 361 – Arbeitsplatz (Personal) 267 – Arbeitsplatzbeleuchtung 266 – Aufzug, Personenaufzug 98, 129 – Baukosten 261 – Bediengang 266 – Behindertentoilette 98, 171, 267 – Carrel 98 – Design for all 260, 262 – Erschließungskonzept 265 – Farbkonzept 265 – Freihandbereich 265 f. – Garderobe 264 – Internetpräsenz 261 – Kommunikationstechnik 266 – Leitsystem 262 ff. – Material- und Farbkonzept 261 – Rampe 129 – Schulungs- und Seminarraum 98 – Taktiles Leitsystem 98 – Theke 98 – Türen 98 Bauabnahme 360 Bauanmeldung 76–78, 95 Bauen im Bestand 113, 127, 133–174 – siehe auch Umnutzung – Bestandsgebäude 32, 36, 39 – Bestandsschutz 133 Baukosten siehe Finanzierung Baumaterialien 463 Baurecht siehe Gesetze Baustellensicherheit siehe Sicherheit Beleuchtung siehe Licht Belüftung siehe Klima Bemusterung – Bodenbelag 153 – Leitsystem 317, 320 – Möbel 299 f. Bestandssicherung siehe Sicherheit Besucherfrequenz siehe Nutzung Betriebsmanagement siehe Management Betriebssicherheit siehe Sicherheit Bibliothek als – Aufenthaltsort 440 – Ausdruck kulturellen Selbstbewusstseins 457

Sachbegriffe 

 517

– Dritter Ort, third place 239, 433 – Erlebnisort 441 – Eventroom 446 – Fotomotiv 448, 456 f. – Frequenzbringer 452 f., 457 – Inspiration space 441 f. – Interaktiver Ort 129 – Kulturzentrum 455 – Learning space 442 – Lernort 127, 432 f. – Marke 446 – Meeting place 432 f., 442 – Ort 234, 434–436, 441 – Ort der Inspiration 432 f., 443 – Ort der Ruhe und Konzentration 457 – Performative space 442 – Performativer Ort in der Gesellschaft 432 – Physischer Ort 437, 441 f. – Politisches Statement 448 – Raum urbaner Öffentlichkeit 14, 457 – Sozialer Interaktionsraum 239, 433 – Sozialer Ort 127, 130 – Standortfaktor 172 – Symbol 448 – Unprogrammed spaces 455 – Wohnzimmer 433 Bibliothekscafé siehe Café Bibliothekspersonal siehe Personal Bibliothekstourismus siehe Tourismus Bibliotheksumzug siehe Umzug Bodenbelag 60, 153 f., 281–294, 464 – siehe auch Akustik – Anforderungen 154 – Bodenbeschichtung 153 f. – Kinderbibliothek 229 – Ökologische Aspekte 34, 285, 287 f., 290 – Parkett 154 – Polyurethan 153 f. – Sanierung 139 f. – Schallabsorbierend 131, 153 – Teppichboden 139, 153 – Trittschall 154 Bodenbelastung 116 Brandschutz 79, 95, 98, 116, 132 f., 143, 168, 171 f., 265, 285, 302, 305, 360–371 – siehe auch Sicherheit – siehe auch Sanierung – Sprinkleranlage 133, 350, 353, 357, 367 Buchaufstellung siehe Medien

518 

 Index

Buchhandlung, -shop 27, 188 – siehe auch Shop Bürgerbeteiligung siehe Partizipation Café 27, 60, 65, 129, 184, 188 f., 441 – Cafébar 182 – Cafeteria 61, 64 f., 256 – Internetcafé 219 – Lesecafé 148, 150, 170, 219, 233 – Partner 170 Carrel 98, 109, 129, 460, 468 – Gruppen- und Einzelcarrels 96 Change Management 401–412 Corporate Design 312, 447 – Corporate Identity 446 – Jugendbibliothek 214 – Leitsystem 312 – Schulbibliothek 207 Dach 19 – Als Park gestaltet 59 – Begrünung 33, 170 – Dachform 121 – Dachgeschoss, Ausblick 134, 449, 452 – Dachgeschoss, Klimatisierung 169 – Dachterrasse 65, 170, 446 – Gewölbte Dachkonstruktionen 23 – Leseterrasse 65 – Nutzbare Grünflache 58 – Photovoltaikanlage 36 – Textilartige Innenbespannung des Dachraumes 23 – Werbeschriftzug 450 Decke 464 – Belastbarkeit 55, 115 – Betonkassettendecke 148 – Deckenausschnitte 121 – Deckenbekleidung, kontaminiert 139 – Deckeneinbaustrahler 170 – Deckenhöhe 125 – Fertigteil-Kassettendecke 135 – Holzbalkendecke 115 – Indirektbeleuchtung 275 – Licht 273 – Licht-Akustik-Decke 154 – Lichtbänder 58 – Rohdecke 281 – Schallabsorbtion 131, 154 f. – Stahlbetondecke 55 – Verspiegelte Decke 197

– Zwischendecke, Tragfähigkeit 42, 54 – Zwischendecke, Einbauleuchte 276 Denkmalschutz 18, 113, 119, 122, 124, 136 – (Bau-)Denkmal 114, 117 Depotbibliothek siehe Magazin Design for all siehe Barrierefreiheit Designer 177, 296 f. – (Kommunikations-)Designer 312 f., 317–319, 322 f. Desk-Sharing siehe Raumplanung Digitale Bibliothek 137, 337 – Digitale Medien 104, 107, 180, 182 f., 198, 200, 204, 336–344, 467 Digital-Signage siehe Präsentation DIN-Normen siehe Normen/Standards Eingang, Eingangsbereich 19 f., 39, 51, 55, 62, 69, 86 f., 94, 147, 155, 163, 170, 203, 205, 256, 262 f., 275, 284, 291, 463 – siehe auch Barrierefreiheit – siehe auch Zugang – Automatisiert 98, 262 – Bodenbelag 290 – Drehtür 329 – Eingangsskulptur 180 – Eingangszone, Kinderbibliothek 227 – Haupteingang 19 f., 63 f., – Leit- und Orientierungssystem 315 f. – RFID Zutrittskontrolle 328 Einrichtung siehe Mobiliar Einzelarbeitsplatz siehe Arbeitsplatz (Nutzer) Elektrik 466 Eltern-Kind-Bereich 129 Energie 33, 38 – siehe auch Klimaregulierung – Einsparung 372 – Energetische Aufwertung 32 – Energieausweis 39 – Energiebedarf 419 – Energieeffizientes Lüftungsgerät 379 – Energieeffizienz 33, 36, 91, 94, 125, 379, 424 f. – Energieeffizienz am Arbeitsplatz 419 – Energiekosten 39, 422 f., 425 – Energieleitbild 420 – Energiemanagement 430 f. – Energiesparende Gebäudetechnik 132 – Energieverbrauch 36, 170 f. – Gebäudedämmung 170 – Heizenergie- und Stromverbrauch 39

 – Heizung 170, 466 – Heizungsanlage (Austausch) 36 – Intelligener Wärme- und Sonnenschutz 91 – Lüftung 170, 466 – Lüftungsheizung 171 – Offener Lichthof 168, 171 – Photovoltaikanlage 36, 39 – Rolltreppe 171 – Solarwärme 379 – Thermische Behaglichkeit 282 – Wärmepumpenanlage 36 Entkernung 454 Erschließung (Gebäude) 11 ff. – siehe auch Barrierefreiheit – siehe auch Eingang Erste-Hilfe – siehe auch Gesetze – Räume 361 – Zugang 329 Evaluierung 459–471, 303, 323, 358, 398, 403 f. – Externe Evaluierung 420 – Evaluierungsverfahren 299 f. Fachplaner 446 Farbe 17, 24 ff., 131, 149 f., 157 – siehe auch Barrierefreiheit – Farb- und Materialkonzept 153, 190, 194, 196 Fassade 452, 454 – Außenansicht 448 – Fassadenentwurf 76 – Glas 11, 18, 22 – Granitfassade 449 – Historische Fassade 168 Faulkner-Brownsche Gesetze 7, 12, 14 Feuer siehe Brandschutz Filmraum 129 Finanzierung 73 – siehe auch Grüne Bibliothek – Baukosten 167, 169 – Betriebsmittel 416 – Bewirtschaftungskosten 78 – Finanzielle Rahmenbedingungen 72 – Finanzierungsmöglichkeiten 167 – Finanzierungsplanung 78, 95 – Fördermittel 35 f., 39, 167, 343 – Gesamtkosten 79 – Haushaltsplanentwurf 79 – Investitions- und Folgekosten 94 – Investitionskosten 81 – Investor 446

Sachbegriffe 

 519

– Kosten im laufenden Betrieb 81 – Kostenberechnung 95 – Mehrkosten 168 f. – Sponsor 450 f. – Wettbewerbskosten 78, 81, 89, 95 Flächenbedarf siehe Raumplanung Flächenmanagement siehe Management Flexibilität 4, 12, 15, 91, 127, 462 Flucht- und Rettungswege siehe Sicherheit Förderverein 159 Freihand – Barrierefreiheit 265 – Freihandaufstellung 129 – Freihandbereich 20, 26, 89, 108 f., 125, 279, 441, 468 – Freihandmagazin 102, 104 Frequenz siehe Nutzung Funktechnologie siehe RFID Funktionalität 126, 136 f., 143 f., 153 Galerie 21 Garderobe 252, 254, 256 – siehe auch Barrierefreiheit – siehe auch Personal – Schließ- und Garderobenfächer 332 f. – Schlüsselautomat 333 f. Gebäudemanagement siehe Management Gebäudeöffnungen 464 Gebäudesicherheit siehe Sicherheit Gesetze – Arbeitsrecht 361 – Arbeitsschutzgesetz 361 – Arbeitssicherheitsgesetz 362 – Arbeitsstättenverordnung 361 – Bauordnung 360 – Landesbauordnungen 360 – Musterbauordnung 360 – Sonderbauverordnungen 361 – Baurecht 367 – Betriebssicherheitsverordnung 362 – Erste-Hilfe-Raum 361 – Nichtraucherschutz 361 – Pausenraum 361 – Sanitärraum 361 – Technische Regeln für Arbeitsstätten 361 – Technische Regeln für Betriebssicherheit 362 – Unfallverhütungsvorschriften 362 – Verkaufsstättenverordnung 361 – Versammlungsstättenverordnung 361 Gesundheitsschutz siehe Sicherheit

520 

 Index

Glas – siehe auch Fassade – Farbige Glastafeln 150 f., 156 – Glasboxen 146, 156 – Glasfuge 117 – Glaswand 156 – Sicht- und Blendschutz 22 Grundsteinlegung 445 Grundstückskauf 76, 78, 83 Grüne Bibliothek 30–41, 132, 172 – siehe auch Ökologische Nachhaltigkeit – Einsparung bei den Betriebskosten 36 – Finanzierung 31, 35 – Fördermittel 35 f. – Green Library 419 – Öko-Team 38 – Schadstoffarme Baustoffe 132 – Umweltmanagement 38 Gruppen – Gruppen(arbeits)raum 27, 128 f., 137, 156, 190, 192 – Gruppenarbeitsbereich, -zone 128–130 Harvard Depository siehe Magazin Haushaltsunterlage-Bau 73 ff., 95 f. Haustechnik 168, 368 Heizung siehe Energie Hochregallager siehe Magazin Hochschulbibliothek 20, 42 f., 47, 65 f., 72–110, 118 f., 124–157, 242–244, 295–307, 346–359, 385–400, 413–421 Hybride Bibliothek 337 Image 155, 453 f., 457 Immobilienankauf 43, 162, 165, 173 Informationsterminal (RFID) 332 Innenarchitekt 167, 177, 226, 241 f., 246, 298, 301–303, 338 Innenarchitektur 147, 196, 217, 243, 301, 303 IT-Technologie 133, 147 – Datennetz 466 – Green IT 31 – IT-Ausstattung 338 – IT-Infrastruktur (Makerspace) 246 – IT-Services 80 – IT-Sicherheit 364 – Passende IT- und Raumstruktur (E-Medien) 343 Jugendbibliothek 212–223 – siehe auch Schulbibliothek

Jugendliche 61 – Junge Erwachsene 469 – Lounge-Bereich (Jugendliche) 218 Kinder 61, 181, 468 Kinderbibliothek 66, 224–237 – siehe auch Schulbibliothek Klimaregulierung 372–381, 466 – siehe auch Ausstellungsraum – siehe auch Lesesaal – siehe auch Magazin – Belüftung 464 – Bau- und Klimakonzept 372 – Klimamanagement 170 – Klimastandard 374 – Kühlgerät 171 – Luftfeuchtigkeit 348 – Luftfilterung 348 – Natürliche Belüftung 33, 91, 455 – Raumklimatische Bedingungen 365 – Temperatur 348 – Vollklimatisierung 33 Kooperation – Architekt 147 – Bildungscampus, -forum 402, 455 – Designer 318 – Einrichtung 339 – Kooperation statt/oder Fusion 79–81, 83, 87, 95 – Kooperation (Arbeitsplatz/Personal) 250, 254 – Kooperationskonzept 77 – Kooperationspartner (Makerspace) 245 – Kooperative Speicherbibliothek 345–359 – Koopertives Baumangement 296–298 – Nähe zu Kooperationspartnern (Standort) 50, 52 – Präsentation digitaler Medien 339 f. – Städtischer Campus 455 – Synergieeffekt 165 – Volkshochschule 165, 454 f. – Wissenschaftszentrum 454 Kunst – Beschriftete Glasfassade 11 – Jugendbibliothek (Kunst in Design und Service) 469 – Künstlerische Wandgestaltung 150 – Künstlerische Aktion (Öffentlicheitsarbeit) 448 – Kunst am Bau 144, 150 – Temporäre Rauminstallation 455

 Lage siehe Standort Lagerverwaltungssystem siehe Magazin Landmark siehe Wahrzeichen Lärm siehe Akustik Leistungsmessung 432 ff. Leit- und Orientierungssystem 182, 311–325, 440 – siehe auch Barrierefreiheit – siehe auch Präsentation – siehe auch Sicherheit – Digitales Leit- und Orientierungssystem 129 – Wegweiser für freie Lern- und Arbeitsplätze 440 Lernen 192 – siehe auch Bibliothek als Lernort – Anforderungen an Lernräume 182 – Individuelle Lernumgebung 184 – Kommunikativer Lern- und Medienbereich 182 – Kooperatives Lernen 239 – Lerninsel 190 – Lernlandschaft 184 – Lernorte/-räume 7, 27, 91, 177–197, 433 – Lernraumkonzept 180 – Lernwelt 130 – Lernzentrum 8 f., 18 Lesebereich 26 – Leseinsel 25 – Leselandschaft 364 – Leseturm 451 Lesesaal 10 f., 20, 58, 129, 137, 256, 330, 336, 456 f. – Klima 376, 379 – Klimastandards 374 Licht 26, 151 f., 154, 155–157, 271–280, 464 – Arbeitsplatzbeleuchtung (Nutzer) 151 – Atmosphäre 229 – Beleuchtung 134, 145, 151, 465 – Deckeneinbaustrahler 170 – Leuchtmittel 171 – Leuchtschrift 450 – Licht-Akustik-Bauelemente 152 – Lichtauge 455 – Lichtbänder 58 – Lichthof 18, 21, 24 – Lichtspiel 448 – Lichtwand 134, 155 f. – Natürliche Belichtung, Tageslicht 21, 91, 131, 151, 455 – Neonleuchtstäbe 448 – Oberlichtkonstruktionen 151

Sachbegriffe 

 521

– Sicht- und Blendschutz 22 – Sonnenlicht 25, 68, 171 Lift siehe Aufzug Lobbyarbeit 446 – siehe auch Öffentlichkeitsarbeit Lounge – siehe auch Jugendliche – siehe auch Möbel – Leselounge 125, 338, 340 – Lounge-Elemente 64 Magazin 125 – Arbeitsplatz 366 – Aufzugsanlage 362 – Außenlagerflächen 350 – Außenmagazin 369 – Automated Storage and Retrieval System, ASRS (Northridge, USA) 351 – Automated Storage and Retrieval, LASR (Lied Library, USA) 352 – Automatisiertes Lager 350–353, 357 f. – Book Storage Facility, BSF (Oxford, GB) 348 – Depotbibliothek 415 – Harvard Depository 346–348, 350, 358 – Hebelschubanlage 362, 366 – Hochregallager 345–348, 352 f. – Klima 366, 374 – Kooperative Speicherbibliothek 345–359 – Lagerverwaltungssystem 346 – Magazinbibliothek 415 – Magazinierung 345 – Mann-zur-Ware-Prinzip 347, 352 – Module 347, 355 – Off-campus storage facilities 345 – Outsourcing 350, 353 f. – Rollregalanlage 350 – Sicherheit 362 f. – Traditionelles Fachbodenregal 350 Makerspace 218, 232, 235, 238–249, 455 Management – Betriebsmanagement 413 f., 416–421 – Facility Management 416 – Flächenmanagement 419 – Gebäudemanagement 422–431 – Koopertives Baumangement 296–298 – Planungsmanagement 413 – Raumnutzungsmanagement 413 – Sicherheitsmanagement 413, 416 Marketing 166, 446 – Stadtmarketing 452

522 

 Index

Medien – Medienaufstellung 467 – Medienbestand 127 – Medienzentrum 256 – Mediendispenser 331 f. – Medienrückgabe 327, 404 – Präsentation digitaler Medien 336–344 Miete 172 f. – Außenlagerflächen 350 – Bodenbelag Haftung 293 – Gebäudemanagement 422–431 – Mietpreisniveau 162 Mobiliar 465 – siehe auch Jugendbibliothek – siehe auch Kinderbibliothek – siehe auch Lernräume – siehe auch Makerspace – siehe auch Partizipatives Gestalten – siehe auch Schulbibliothek – siehe auch Sitzmöbel – Büchertrolley 193 – Lounge-Möbel 27 – Mobile Arbeitsstation 193 – Möblierungsplanung 167 – Nachkaufgarantie 206 – Präsentationsmöbel 338 – Standard-Möbellösungen 128, 418 – Tisch zur Medienablage (RFID) 330 Modernisierung 124–135 – Gruppenarbeits- und Kommunikationsbereich 302 – Haustechnik 169 – Heizanlage 36 Nachhaltigkeit – siehe Grüne Bibliothek – siehe Ökologische Nachhaltigkeit Nachkaufgarantie (Mobiliar) 205 Nachnutzung siehe Umnutzung Namensfindung 166 – Sponsor 450 Normen/Standards 360 – DIN 18040-1 265, 267 – DIN 277 108 – DIN CEN/TS 15398 283 – DIN EN 12464 271 f., 274 – DIN EN 15757 380 – DIN EN ISO 10874 283 – DIN ISO 11799 372, 374 f., 377

– DIN-Fachbericht 13 X, 54, 87, 89, 108 f., 362, 365, 375 – DIN-Normen 362 – EN 15757:2010 380 – EN ISO 10874 283 – EnEV 279 – KGSt-Gutachten 160 – TRGS 519 138 Notausgang siehe Sicherheit Notfallvorsorge 360–371 Nutzerforschung 434, 437 f. Nutzfläche siehe Raumplanung Nutzung siehe auch Aufenthalt – Besucherfrequenz 162, 440 – Gebäudenutzung 435 – Konversionsrate 440 f. – Lern- und Arbeitsplätze 440 – Lichtschranke 438, 440 – Mediennutzung vor Ort 441 – Motivation 443 – Nutzungsänderung 364, 366 – Nutzungsanforderungen 126 – Nutzungskonzept 74 f., 104, 149, 363 – Nutzungsrate von Raumangeboten 437 – Raumnutzung 440 Nutzwertanalyse 48, 51, 55 f. Objektsuche 158–162, 164 – siehe auch Standortwahl Offener Plan / open plan 432 Öffentliche Bibliothek 6, 8 f., 30, 42–44, 46, 48, 50, 55, 59 f., 62, 65, 69, 118, 120, 130, 158–174, 212 f., 224, 235, 239, 241, 262, 328, 332, 337, 340, 376, 401–412, 423–431 Öffentlichkeitsarbeit 445–458 – siehe auch Werbung – Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit 160 Öffnungszeiten 69, 86, 102, 316, 327, 331, 334, 402, 443, 462 Ökologische Nachhaltigkeit 30, 32, 36 – siehe auch Grüne Bibliothek – Ausschreibungen 31 f. – Bestandsgebäude 36 – Bodenbelag 285, 287–290 – Dämmung 36 – Kosten 35 f. – Nachhaltigkeit 30–32, 39, 91, 94, 461 – Regen- oder Brauchwasser 36 – Urban Gardening 33, 36 – Wasserverbrauch 36

 Optimierung, energetische und architektonische 36, 256 Parlatorium 256 Partizipatives Gestalten 28, 295–307 – Arbeitsplatz (Personal) 255 – Barrierefreiheit 260 – Bürgerbeteiligung 82, 161, 166 f. – Jugendliche 218, 221 f. – Kinder 226 – Nutzer 27, 256 – Participatory design 446 – Personal 255 f. – Schüler 207 Pausenraum siehe Gesetze Personal 327 – Bibliothek ohne Personal 328 – Bibliotheksleitung 451 – Bibliothekspersonal 446 – Externes Sicherheitspersonal 417 – Garderobe (Personal) 333 – Partizipation 255 f. – Personaleinsatz (Umzug) 327 – Personalflächen 469 Personensicherheit siehe Sicherheit Planung 364, 446 – siehe auch Raumplanung – Anforderungskatalog 91 – Entwurfsseminar 76, 83, 90 – Hochbauamt 167 – Konzept 165 – Planungsauftrag 77 – Planungspapier 77, 87 – Planungsphase 164, 167 Planungsmanagement siehe Management Präsentation – siehe auch Ausstellung – Altbestand 372, 375, 379 – Buchinformationsterminal 334 – Digitale Beschilderung 337 – Digitale Medien 336, 338, 340, 343 – Digitaler Themenraum 340 – Digital-Signage-Lösung 337 – Hybrid Bookshelf 341 – Image- bzw. marketingorientierte Präsentation 338 – Medienpräsentation (Jugendliche) 219 – Multitouchpad 341 – Nutzungsorientierte Präsentation 336 – Onleihe-Regal 338, 340

Sachbegriffe 

 523

– Online-Präsentation 337 – Präsentationsfläche 455 – Präsentationsmöbel 338 Qualitäts- und Leistungsmessung 437 Raum-in-Raum-Konzept 179, 188, 196 Raumnutzungsmanagement siehe Management Raumplanung – siehe auch einzelne Raumarten und Funktionsbereiche – Backoffice-Bereich 102 – Besprechungsraum 250 – Computerforschungslabor 137 – Desk-Sharing-Modell 102 – Flächenbedarf, -planung 101, 103–110, 126 – Flächenbedarf von Hochschulbibliotheken 101–110 – Hauptnutzfläche 256 – Kinderbibliothek 229 – Kompaktmagazin 104 – Multifunktionaler Bibliotheksraum 432 – Supportbereich 256 – Themenraum 234 Raumprogramm 5, 12, 14, 73, 76, 78, 85–87, 89, 93, 95, 104, 159 f., 167, 188 – Funktionsbereiche 165, 167 – Funktionsschema 85 f., 93 – Raumbedarfsanalyse 80 – Schulbibliothek 199 Regal – siehe auch Onleihe-Regal – Beschriftung (Barrierefreiheit) 266 – Intelligentes Regal 330 – Mobiler Regaleinsatz 330 – Regalaufstellung 365 – Selbsttragende Stahlregalanlage 127 – Smart shelve 330 – Stahlregalanlage, -konstruktion 125, 127 Reinigung 470 – Bodenbelag 281, 285 f., 291–293, 464 – Dekontamination 140 – Leit- und Orientierungssystem 320 – Leuchten 273 – Reinigungseigenschaften (Kinderbibliothek) 229 – Reinigungseigenschaften (ökologisch) 31, 34 – Sanitäreinrichtungen 212 – Umzug 395 f. Restaurant 18, 27

524 

 Index

RFID 326–335, 442 – Nutzerauthentifizierung 329 – Open Library 328 – Verbuchungstechnik 132 Richtfest 445 Rohbau 445, 447 Rolltreppe 170 f. Sanierung 124–157, 372, 376 – siehe auch Schadstoffe – Brandschutz 133 – Kernsanierung 256 – Schadstoffbelastung 125 Sanitäreinrichtung 460, 466 – siehe auch Gesetze – Arbeitsrecht 361 – Barrierefreiheit 266 f. – Bodenbelag 289 – Kinderbibliothek 329 – Notfallvorsorge 368 – Sanitärraum (Personal) 469 – Sanitärtechnik 368 – Wassersparende Elemente 36 – Zugänglichkeit 328 Schadstoffe – siehe auch Sanierung – Asbest 132, 137–139 – Entsorgung 139, 142 – KMF 132, 139 – PCB 132, 139 – Schadstoffemissionsfreiheit 34 – Schadstoffsanierung 132, 138 f. – Schwermetall 139 Schall siehe Akustik Schaufenster 448, 452 Schließfächer siehe Garderobe Schulbibliothek 42, 47, 198–211 Schulungsraum 86, 96, 109, 256, 460, 462 – Aufenthaltsmessung 437 – Licht 275 – Schulungs- und Seminarraum 98 Selbstbedienung 467 – Ausleih- und Rückgabeautomat 12, 62, 86 f., 132, 327 – Selbstverbuchung 106, 109, 229, 315, 326, 329, 332, 402, 428, 463, 468 Service 467 – siehe auch Theke – Bibliothekarischer Servicebereich 130 – Flexibler Beratungsplatz 130

– Rückzugsraum 130 Shop 184 f. – siehe auch Buchhandlung Sicherheit 133, 328, 360, 362, 462 – siehe auch Sicherheitsmanagement – siehe auch Gesetze – Akustischer Türwächter 368 – Alarmanlage 267 – Alarmzentrale 417 – Arbeitssicherheit im Büro 418 – Baustellensicherheit 360 – Bestandssicherheit 326, 360, 365 – Betriebssicherheit 350, 420 – Brandschutz 98, 133, 168, 171 – Brandschutzkonzept 143 – Diebstahlschutz 362, 365, 368 – Einbruchsicherung 365, 368 – Einrichtung 364, 366 – Erste-Hilfe-Raum 361 – Flucht- und Rettungsplan 361 f., 368 – Flucht- und Rettungsweg 360 f., 363, 366, 368 – Gebäudesicherheit 360, 362, 365 – Gefährdungen 361, 364, 368 – Gefährdungsbeurteilung 361, 366 – Gesundheitsschutz im Büro 413, 418 – IT-Sicherheit 364 – Notausgang 329, 361 – Notrufanlage 267 – Panikschloss 363 – Personensicherheit 360, 363 – Planung 364, 366 – Schwarzraum 369 – Sicherheitsbeleuchtung 279, 361 – Sicherheitskennzeichnung 366 – Sicherheitsleitsystem 361 – Sicherheitsschleuse 329 – Sicherungstechnik 362 – Sprinkleranlage 133 – Standsicherheit von Gebäuden 360, 365 – Stromausfall 363 – Zutrittsregelungen 365 Sicherheitsmanagement siehe Management Sicherung 462 – Buch- und Mediensicherungsanlage 86, 98, 170 Sicht- und Blendschutz siehe Licht Sitzmöbel 25 – Flexible Bestuhlung 192 – Hocker 64

 – Lehnstuhl 27 – Liegestuhl 58 – Raummöbel mit Sitzkreisel 182 – Rotierende Sitzgelegenheiten 194 – Schaukelstuhl 27 – Sitzlandschaft 192 – Sitzsack 27 Sitznische 68 Sitzstufe 125 Smart shelve siehe Regal Solitär 447–449 Sonnenschutz siehe Licht Speicherbibliothek siehe Magazin Sponsor siehe Finanzierung Stadtplanung siehe Standort Stadtraum siehe Außenraum Stahlbetonskelettkonstruktion 136 Standardmöblierung siehe Mobiliar Standort, -wahl 42–57, 160, 163 f., 451 – siehe auch Barrierefreiheit – siehe auch Objektsuche – siehe auch Verkehr – Aufwertung 82, 164, 170, 451 – Bibliothek als Standortfaktor 172 – Frequenzbringer 44 f., 458 – Fußgängerzone 160 – Innenstadtlage 63 – Kosten 162 – Lage 460 – Nachhaltige Quartiersentwicklung 90 – Stadtplanung 451 – Standortbewertung 158, 162–164 – Standortentwicklung 158, 169, 172 – Verkehrsberuhigter Bereich 160 – Verschiedene Standorte 414 Statik 165, 365 – Lastenverteilung 168 Symbol – siehe auch Bibliothek als Symbol – Symbolcharakter 457 – Symbolik 448 Synergien, Synergieeffekt 75, 78, 80 f., 89 – siehe auch Kooperation Tageslicht siehe Licht Temperatur siehe Klima Ten commandements, siehe FaulknerBrownsche Gesetze Terrasse – Außenterrasse 60, 64 f.

Sachbegriffe 

 525

– Dachterrasse 65 – Leseterrasse 64 f. – Sitzterrasse 66 Theke 130, 327, 366 – siehe auch Barrierefreiheit – siehe auch Service – Arbeitsplatz, Theke als 130 – Ausleihtheke 457 – Empfangs-/Informationstheke 182 – Informationstheke 329 – Informationstheke (Barrierefreiheit) 264 – Kinderbibliothek 229 Toiletten siehe Sanitäreinrichtung Top ten qualities of good library space 7, 14, 126–134 Tourismus – Touristen 447 – Touristische Sehenswürdigkeit 449, 452, 457 Treppe – siehe Rolltreppe – siehe Wendeltreppe Umbaumaßnahme 360, 365 Umnutzung, Nachnutzung 158 f., 170, 173 – siehe auch Bauen im Bestand – Bad 118 – Bahnhofsgebäude 453 – Bauschäden 169 – Einschränkungen 159 – Feuerwehrgebäude 120 – Industriegebäude 119 – Kaufhaus 158, 160, 165, 167 f., 170 – Schule 454 – Sparkasse 451 – Statik 168 Umzug 385–400, 419, 445 Veranstaltungsbereich – Kinderbibliothek 233 – Schulbibliothek 206 – Veranstaltungs- und Schulungsräume 170, 256, 455 Verkehr – Fahrradverleihstation 36 – Individualverkehr 163 – ÖPNV 32, 164, 452 – ÖPNV (Barrierefreiheit) 262 – Parkplatz 162 – Verkehrsanbindung 163

526 

 Index

Wahrzeichen, Landmark 22, 24 Wartung 460, 470 – Beauftragung und Überwachung 424 – Leuchten 272 f., 275 f. – Mediendispenser 331 – Wartungs- und Lagerraum (Makerspace) 246 – Wartungsvertrag 424, 428 f. Wasser – Einsparen von Wasser 461 – Erzeugung von Warmwasser (Photovoltaik) 36 – Geothermische Grundwassernutzung 377 – Grundwasser 116 – Kühlung und Heizung mit Grundwasser 378 – Löschanlage 368 – Nutzung von Regen- oder Brauchwasser 36 – Wassereinbruch, -schaden 365, 367, 369 – Wasserleitung 368 – Wassersparende Elemente (Sanitäreinrichtung) 36 Webcam 352, 447 Wegeführung (Barrierefreiheit) 262 f. Wendeltreppe 26 Werbung 446 – siehe auch Öffentlichkeitsarbeit – Werbelogo 447 – Werbeprodukte 447 – Werbeschriftzug 450 – Werbeslogan 445 Wettbewerb 18, 89–92 – Architektenwettbewerb 73, 77, 79, 85 f., 89 f., 95, 445 – Auswahlgremium, Vorauswahl 92 – Betreuungsbüro 90 – Bewerbungen 92

– Ideenwettbewerb 177, 221, 451 – Jury, Preisgericht 84, 93–95, 446 – Referenzen 92 – Richtlinie für Planungswettbewerbe 90 – Wettbewerbsbedingungen 92 – Wettbewerbsbekanntmachung 92 – Wettbewerbsentwürfe 86, 91 WLAN 48, 55, 58, 204, 218, 244, 246, 327, 330, 337, 340, 343, 402, 440, 466 Wow-Effekt, -Faktor 7, 14, 52, 134, 228, 362 Zertifikat 31, 37 f., 206 Zonierung 133, 153, 178, 192, 194 – Arbeits- und Studierzonen 137 – Einzelarbeitszone 129 – Experimentierzone (Makerspace) 244 – Gaming-Zone 218 – Gruppenarbeitszone 129 – Kinderbibliothek 225, 230–232 – Lesezone 11 – Lesezone (Jugendliche) 218 – Makerspace 246 – Mischzone 131 – Parlatorium 131 – Publikumsbereich 91 – Rückzugsbereich 129 – Schulbibliothek 203 – Servicezone 467 – Soziale Zone 130 Zugang – siehe auch Eingang – Barrierefreiheit 262 – RFID 328 f. – Zugänglichkeit 19, 128, 452 – Zutrittskontrolle 327 f., 462

Orte Assen siehe Niederlande Augsburg 455 Bamberg 401, 410 f. Bangkok siehe Thailand Bayreuth 158–174, 286 f. Belgien, Brüssel 36 Berlin – Bibliotheksbauarchiv 17 – Freie Universität – Campusbibliothek 389–400 – Philologische Bibliothek 11, 13, 22 f., 300

– Humboldt-Universität 20 f., 42, 286, 290, 331, 333, 445, 454 – Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz 132, 445, 456 – Volkswagen Universitätsbibliothek 73, 81, 84 – Zentral- und Landesbibliothek 213, 339 f., 447 Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg 454 Berlin-Mitte 213, 215, 219 Berlin-Neukölln 450 Berlin-Niederschöneweide 118, 120 Berlin-Wedding 118 f.

 Bernau bei Berlin 46 Birmingham siehe Großbritannien Bochum 196 Bologna siehe Italien Bonn 341 Brasilien, São Paulo 61, 64, 69, 457 Bremen 45, 226, 228, 297, 422–431, 446, 453 Brüssel siehe Belgien Buffalo siehe USA Cambridge, MA siehe USA Cardiff siehe Großbritannien Chemnitz 219, 226–229 China, Shanghai 340 Cottbus 10 f., 22 f., 25 f. Dänemark 46 – Århus 28, 166, 217, 219, 222, 446, 455 – Kopenhagen 354, 449 Darmstadt 69 Deggendorf 46 Doha siehe Katar Dresden – SLUB 10, 20, 58, 241–243, 454 – Städtische Bibliotheken 46, 213, 215 f., 220, 286 f., 290 Duisburg 445, 452 Dülmen 46 Düsseldorf 300 Düsseldorf-Benrath 214 f. Düsseldorf-Bilk 45 Düsseldorf-Derendorf 215 Eberswalde 20 Eichstätt-Ingolstadt 454 Eitorf 47 Erfurt 228, 289 Finland, Helsinki – Library 10 222 – Stadtbibliothek 6, 8 – Aalto-Universität, Universitätsbibliothek 301 – Universität, Zentrale Universitätsbibliothek 27 f. Frankfurt/Main 46, 451 Frankfurt/Oder 448 Frankreich, Paris – Bibliothèque nationale de France, Tolbiac 4 f., 13, 19, 68, 448

Orte 

 527

– CTLes 348, 358 – Université Paris VII Dauphine 26 Freiburg/Breisgau 131, 256, 300 Freising 302 Fulda 65 f. Gardelegen 46 Georgenthal 232 Glasgow siehe Großbritannien Görlitz 457 Göttingen 302 Gouda siehe Niederlande Grand Rapids, MI siehe USA Großbritannien – Birmingham 37 – Boston Spa 352 f. – Cardiff 330 – Glasgow 129 – London – British Library 12, 16, 19 f. – Idea Stores 262 – Oxford 348 Hamburg – Hamburger Öffentliche Bücherhallen 46, 213, 215 – Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Fachbibliothek Design Medien Information 301 – Staats- und Universitätsbibliothek 301 Hamburg-Finkenwerder 328 Hamburg-Mümmelmannsberg 214 Hamm 63, 454 Hammelburg 232, 234 Hannover 333 Ilmenau 363, 365 Ingolstadt 327 Italien, Bologna 231 Kanada, Vancouver, BC 352 Karlsruhe – Institut für Technologie 302, 329, 440 – Universitätsbibliothek 327, 331, 333 Katar, Doha 446 Köln – Stadtarchiv 373 – Stadtbibliothek 134, 235, 241 f., 339 f. Konstanz 124–157, 286, 289, 339–341

528 

 Index

Langensalza 45 Las Vegas, NV siehe USA Leipzig – Deutsche Nationalbibliothek 5 – Stadtbibliothek 235 Lettland, Riga 445 Luckenwalde 453 Meiningen 228 Mönchengladbach-Rheindahlen 214 Moskau siehe Russland Mühlheim 300 München – Bayerische Staatsbibliothek 341 – Stadtbibliothek 46 Münster 59, 66, 68 New Haven, CT siehe USA Niederkassel 46 Niederlande – Amsterdam 130, 224 – Assen 439 – Delft 18 f., 28 – Gouda 130 – Utrecht 25 f. Northridge, CA siehe USA Norwegen 352 Nürnberg 373–379, 401–408, 411, 455 Osnabrück 72–100 Österreich, Wien – Hauptbücherei 18 f. – Wirtschaftsuniversität, Bibliothek 22, 24, 452 Polen – Katowice 351 – Warschau 18 Potsdam – Stadt- und Landesbibliothek 222, 454 – Universitätsbibliothek 290 Qatar siehe Katar Radolfzell 134 Ravensburg 42 Rheine 42 Rostock 300–302 Rostock-Dierkow 214 Rottenburg 202 f.

Russland, Moskau 450 São Paulo siehe Brasilien Schweiz – Basel 355 – Bern 243, 246 – Lausanne 11, 13, 18, 22–25, 27, 450 – Liestal 25 f. – Luzern – Kooperative Speicherbibliothek 345, 354–356, 358 – Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern 345, 348, 353, 355 f., 358 – Solothurn 355 – Zürich – ETH-Bibliothek 286, 341, 413–418, 420 f. – Rechtswissenschaftliche Bibliothek 20–22, 457 – Zentralbibliothek 355 Siegburg 47 Sindelfingen 182 Singapur 330 Stuttgart 20 f., 25, 33, 42, 44, 65, 451, 453 Taunusstein 47 Thailand, Bangkok 34 Tschechien, Prag 5, 22–26 USA 47 – Arlington, VA 36 – Buffalo, NY 329 – Cambridge, MA 345 – Chicago, IL 352 – Grand Rapids, MI – Pew Library 352 – Steelcase Library 352 – Las Vegas, NV 352 – New Haven, CT 347, 358 – Northridge, CA 351 – Seattle, WA 8 f., 12 Vancouver, BC siehe Kanada Warschau siehe Polen Weimar 287 Weißrussland, Minsk 448 f. Wildau 118 f., 289, 330, 332 Wilhelmshaven 62 Wolfsburg 46, 66 Würzburg 447 f.