Praxishandbuch Ausstellungen in Bibliotheken 9783110475043, 9783110472790

Preparing and staging an exhibition demands intense personal commitment and requires experience and professional experti

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Table of contents :
Geleitwort
Inhalt
Vorwort
Literatur und Internetquellen
Planung, Konzeption
Projektmanagement. Wer macht was bis wann? Phasen, Meilensteine und Checklisten für Ausstellungen
Rechtliche Aspekte von Ausstellungen in Bibliotheken
Ausstellungsfinanzierung. Finanzierungsmodelle beim Fundraising mit Schwerpunkt Sponsoring
Konzeptionelle Aspekte zur Auswahl und Beschreibung von Exponaten. Beispiele aus den historischen Sammlungen der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart
Management, Ausstellungstechnik
Ausstellungsräume in Bibliotheken. Kostenplanung für Einrichtung und Ausstattung
Konservatorische Aspekte bei Ausstellungen von Bibliotheksgut. Ausstellungen im eigenen Haus – Leihen in externe Ausstellungen
Buchstützen. Über ihre Notwendigkeit und Funktion beim Ausstellen von geöffneten Büchern
Bibliotheksbestände auf Reisen. Leihe in externe Ausstellungen am Beispiel der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
Multimediale Präsentation in kulturhistorischem Kontext. Kriterien für eine Buchausstellung, oder: Was können wir zeigen?
Ausstellungsmanagement. Good-Practice am Beispiel der UB Oldenburg: „Ich füge mich nicht, ich demonstriere…“ – Leben und Wirken von Carl von Ossietzky
Kooperationen
„Zusammen ist man weniger allein“: Ausstellungen mit Kooperationspartnern. Erfahrungen des Landesbibliothekszentrums / Rheinische Landesbibliothek in Koblenz
Synergien nutzen durch attraktive Partnerschaften. Good-Practice-Beispiel der Stadtbibliothek Erlangen
Die Nakba – zwischen politischer Neutralität und politischer Einflussnahme. Hintergründe eines Ausstellungsprojektes in der Stadtbibliothek Bremen
Wanderausstellungen
The World Through Picture Books. Lieblingsbücher der Welt in einer Wanderausstellung
Wenn Bücher auf Wanderschaft gehen …. Die Internationale Jugendbibliothek in München schickt ihre Ausstellungen zu Museen, Bibliotheken, Schulen und Buchmessen in der ganzen Welt
Ein Fotobuch sagt mehr als 1000 Bilder. Wanderausstellungen in den Goethe-Instituten Südostasiens
Virtuelle Ausstellungen
Virtuelle Ausstellungen. Überlegungen zur Konzeption eines digitalen Mediums
Die Bibliothek als Museum. Grenzen und Möglichkeiten von virtuellen Ausstellungen in Bibliotheken
Mediengeschichte ausstellen – real und virtuell. Aus dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig
Öffentlichkeitsarbeit
Die Ausstellung steht. Und dann?. Begleitveranstaltungen, Führungen und andere Besucherangebote
Ausstellungsprogrammplanung als Teil der Öffentlichkeitsarbeit. Herausforderungen und Chancen für kleine bis mittelgroße Universitätsbibliotheken
Ausstellungen als Marketingfaktor. Effektive Öffentlichkeitsarbeit am Beispiel der „Wienbibliothek im Rathaus“
Zum Stadtjubiläum ein öffentlichkeitswirksames Geburtstagsgeschenk. Präsentiert von der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe
Öffentlichkeit erreichen auf schmalem Raum. Sonderausstellungen der Joseph Wulf Mediothek im Haus der Wannsee-Konferenz in Berlin
… aus der „bibliothekarischen Passivität“ heraustreten …. Good-Practice-Beispiel des Deutschen Exilarchivs 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek
Themen
Flucht und Asyl als Thema von Ausstellungen in Bibliotheken. Ein Schlaglicht auf (inter-)nationale Praxisbeispiele
Bibliothek der unlesbaren Zeichen. Interview über eine Kunstinstallation in der Philologischen Bibliothek der Freien Universität Berlin
Ein Thema zufällig entdecken …. Multimediale medizinhistorische Ausstellung der Vorarlberger Landesbibliothek in Bregenz als Besuchermagnet
Kunst in der Bibliothek. Beispiele der VOLKSWAGEN-Universitätsbibliothek von TU und UdK Berlin
Thematische Jahresausstellungen in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Das Buch in seiner zeitlichen, inhaltlichen und künstlerischen Dimension
1st Ladies der Mathematik. Eine Auszeichnung als Anlass für eine Ausstellung an der TIB Hannover
Reflexion
„Das ist interessant. Aber nicht für unsere Bibliothek.“. Barrieren für Angebote zur Wissenschaftsvermittlung in schweizerischen Öffentlichen Bibliotheken
Ausstellungen zwischen Kulturvermittlung und Öffentlichkeitsarbeit. Oder: Warum guckt nur keiner?
Anhang
Weiterführende Literatur
Autorenverzeichnis
Abkürzungen
Register
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Praxishandbuch Ausstellungen in Bibliotheken
 9783110475043, 9783110472790

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Praxishandbuch Ausstellungen in Bibliotheken

Praxishandbuch Ausstellungen in Bibliotheken Mit einem Geleitwort von Barbara Lison Bundesvorsitzende des Deutschen Bibliotheksverbandes, dbv

Herausgegeben von Petra Hauke

Diese Veröffentlichung ist das Ergebnis einer Lehrveranstaltung des Instituts für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, angeboten unter dem Titel „Von der Idee zum Buch – Durchführung eines Publikationsprojektes einschließlich DTP“ im Wintersemester 2015/2016 unter der Leitung von Petra Hauke. Die im Folgenden genannten Studierenden haben daran teilgenommen: Joris Lui Busch, Leyla Dewitz, Maria Fentz, Dorothea Fischer, Alette Geschwandtner, Josephine Hunting, Antonia Kirschner, Jan Christopher Klaus, Anne-Kristin Krause, Vivian Charleen Kübler, Franziska Lengauer, Nathalie Leonhardt, Marlene Moser, Natalia Pechenkina, Bernard Raić, Nico Saß, Madita Scheer, Galina Terekhova, Julia Wacker, Liza Weber Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in den Texten in der Regel das generische Maskulinum dann verwendet, wenn kein biologisches Geschlecht gemeint ist (sexus) oder männliche und weibliche Personen gleichermaßen gemeint sind (genus, grammatisches Geschlecht). Dies beruht nicht auf einer Diskriminierung des weiblichen Geschlechts. Das Buch richtet sich gleichermaßen an Leserinnen und Leser.

ISBN 978-3-11-047279-0 e-ISBN (PDF) 978-3-11-047504-3 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-047286-8 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2016 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Einbandabbildung: Kraufmann/Hörner, Rechte Stadt Stuttgart Satz: Michael Peschke, Berlin Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ♾ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com

Geleitwort Die Präsentation von Ausstellungen in Bibliotheken hat eine lange Tradition und gehört zu den Basis-Elementen der sogenannten Programmarbeit sowohl in Wissenschaftlichen als auch in Öffentlichen Bibliotheken. In den letzten Jahrzehnten haben die Bibliotheken ihre Ausstellungsaktivitäten sogar noch deutlich verstärkt; nicht nur diejenigen Institutionen mit großen und bedeutenden Altbeständen oder speziellen Sammelgebieten haben der Öffentlichkeit zum Teil spektakuläre Ausstellungen präsentiert, sondern auch kleinere, besonders kommunale Bibliotheken bieten ihrem Publikum zu vielfältigen Themengebieten diese Dienstleistung an. Auch auf diese Weise erfüllen Bibliotheken ihren breit angelegten Kultur-, Bildungs- und Informationsauftrag. Umso erstaunlicher ist es, dass dem Thema „Ausstellungen in Bibliotheken“ bislang kein umfassendes Handbuch gewidmet und es noch nicht umfassend in seinen vielen praxisrelevanten Aspekten, ergänzt durch nachahmenswerte Beispiele aus der Praxis, abgehandelt wurde. Die vorliegende Publikation, Ergebnis eines Projektseminars des Instituts für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, füllt daher eine deutliche Lücke in der Fachliteratur zu den Aufgaben und Aktivitäten von Bibliotheken. Es ist dem Projektteam sehr gut gelungen, in diesem Sammelband ein breites Spektrum an Themen zu versammeln, die allesamt für das Thema „Ausstellungen“ relevant sind: Neben rechtlichen, finanziellen und organisatorischen Aspekten und Gedanken zum Marketing, zum angestrebten Publikum sowie zum Begleitprogramm werden vor allem Überlegungen zu Kooperationen und Partnerschaften für Ausstellungsaktivitäten präsentiert. Besonders anschaulich wird diese Thematik durch die zahlreichen Best-Practice-Beispiele aus unterschiedlichen Bibliothekstypen und zu unterschiedlichen Ausstellungsverfahren und ‑konzepten bis hin zu virtuellen Ausstellungen dargeboten. Barbara Lison Bundesvorsitzende des Deutschen Bibliotheksverbandes, dbv

Inhalt Vorwort 

 1

Planung, Konzeption Philipp Aumann und Frank Duerr Projektmanagement Wer macht was bis wann? Phasen, Meilensteine und Checklisten für Ausstellungen   9 Armin Talke Rechtliche Aspekte von Ausstellungen in Bibliotheken 

 25

Ilona Munique Ausstellungsfinanzierung Finanzierungsmodelle beim Fundraising mit Schwerpunkt Sponsoring 

 36

Christian Herrmann Konzeptionelle Aspekte zur Auswahl und Beschreibung von Exponaten Beispiele aus den historischen Sammlungen der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart   57

Management, Ausstellungstechnik Martin Brederecke und Matthias Wehry Ausstellungsräume in Bibliotheken Kostenplanung für Einrichtung und Ausstattung 

 73

Julia Bispinck-Roßbacher und Britta Schütrumpf Konservatorische Aspekte bei Ausstellungen von Bibliotheksgut Ausstellungen im eigenen Haus – Leihen in externe Ausstellungen  Hanka Gerhold und Michaela Brand Buchstützen Über ihre Notwendigkeit und Funktion beim Ausstellen von geöffneten Büchern   108

 86

VIII 

 Inhalt

Nadine Ratz Bibliotheksbestände auf Reisen Leihe in externe Ausstellungen am Beispiel der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel   120 Hanna Schneck Multimediale Präsentation in kulturhistorischem Kontext Kriterien für eine Buchausstellung, oder: Was können wir zeigen? 

 132

Alexandra Otten Ausstellungsmanagement Good-Practice am Beispiel der UB Oldenburg: „Ich füge mich nicht, ich demonstriere…“ – Leben und Wirken von Carl von Ossietzky   142

Kooperationen Barbara Koelges „Zusammen ist man weniger allein“: Ausstellungen mit Kooperationspartnern Erfahrungen des Landesbibliothekszentrums / Rheinische Landesbibliothek in Koblenz   155 Marlene Neumann Synergien nutzen durch attraktive Partnerschaften Good-Practice-Beispiel der Stadtbibliothek Erlangen 

 165

Tobias Peters Die Nakba – zwischen politischer Neutralität und politischer Einflussnahme Hintergründe eines Ausstellungsprojektes in der Stadtbibliothek Bremen   175

Wanderausstellungen Yumi Tobita The World Through Picture Books Lieblingsbücher der Welt in einer Wanderausstellung 

 189

Carola Gäde und Maria Luise Weber Wenn Bücher auf Wanderschaft gehen … Die Internationale Jugendbibliothek in München schickt ihre Ausstellungen zu Museen, Bibliotheken, Schulen und Buchmessen in der ganzen Welt   197

 IX

Inhalt 

Christel Mahnke und Veriana Devi Ein Fotobuch sagt mehr als 1000 Bilder Wanderausstellungen in den Goethe-Instituten Südostasiens 

 207

Virtuelle Ausstellungen Michael Müller Virtuelle Ausstellungen Überlegungen zur Konzeption eines digitalen Mediums 

 219

Constanze Baum und Timo Steyer Die Bibliothek als Museum Grenzen und Möglichkeiten von virtuellen Ausstellungen in Bibliotheken 

 229

Stephanie Jacobs Mediengeschichte ausstellen – real und virtuell Aus dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig   244

Öffentlichkeitsarbeit Katja Dühlmeyer Die Ausstellung steht. Und dann? Begleitveranstaltungen, Führungen und andere Besucherangebote 

 257

Peter Blume Ausstellungsprogrammplanung als Teil der Öffentlichkeitsarbeit Herausforderungen und Chancen für kleine bis mittelgroße Universitätsbibliotheken   270 Sylvia Mattl-Wurm und Suzie Wong Ausstellungen als Marketingfaktor Effektive Öffentlichkeitsarbeit am Beispiel der „Wienbibliothek im Rathaus“  Karen Evers Zum Stadtjubiläum ein öffentlichkeitswirksames Geburtstagsgeschenk Präsentiert von der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe   291

 279

X 

 Inhalt

Monika Sommerer Öffentlichkeit erreichen auf schmalem Raum Sonderausstellungen der Joseph Wulf Mediothek im Haus der Wannsee-Konferenz in Berlin   300 Sylvia Asmus … aus der „bibliothekarischen Passivität“ heraustreten … Good-Practice-Beispiel des Deutschen Exilarchivs 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek   311

Themen Elena Stöhr Flucht und Asyl als Thema von Ausstellungen in Bibliotheken Ein Schlaglicht auf (inter-)nationale Praxisbeispiele   323 Axel Malik und Klaus Ulrich Werner Bibliothek der unlesbaren Zeichen Interview über eine Kunstinstallation in der Philologischen Bibliothek der Freien Universität Berlin   338 Thomas Feurstein Ein Thema zufällig entdecken … Multimediale medizinhistorische Ausstellung der Vorarlberger Landesbibliothek in Bregenz als Besuchermagnet   356 Verena Tafel Kunst in der Bibliothek Beispiele der VOLKSWAGEN-Universitätsbibliothek von TU und UdK Berlin  Claudia Kleinbub Thematische Jahresausstellungen in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Das Buch in seiner zeitlichen, inhaltlichen und künstlerischen Dimension  Einleitung   381

 369

 381

Maria-Elena Martin-Alcazar, Barbara Neuß, Mila Runnwerth und Jennifer Vietze 1st Ladies der Mathematik Eine Auszeichnung als Anlass für eine Ausstellung an der TIB Hannover   390

Inhalt 

Reflexion Karsten Schuldt und Brigitte Lutz „Das ist interessant. Aber nicht für unsere Bibliothek.“ Barrieren für Angebote zur Wissenschaftsvermittlung in schweizerischen Öffentlichen Bibliotheken   403 Konrad Umlauf Ausstellungen zwischen Kulturvermittlung und Öffentlichkeitsarbeit Oder: Warum guckt nur keiner?   410

Anhang Weiterführende Literatur  Autorenverzeichnis  Abkürzungen  Register 

 441

 438

 434

 431

 XI

Vorwort Bibliotheken als Ort – vielfach definiert als „Wissensspeicher“, „Lernort“, „Living Room“1, „Treffpunkt“, gar als „Public Paradise“2, aber auch als „Bühne“3 – sind neben Museen wie kaum eine andere öffentliche Einrichtung prädestiniert dafür, ihren Bildungsauftrag über das Sammeln, Bewahren und Zur-Verfügung-Stellen hinaus durch die aktive Präsentation (nicht nur) ihrer Bestände, durch Kooperationen mit anderen Bildungspartnern, durch Ausweitung dieses „Ortes“ in die virtuelle Welt zu erfüllen. Auch wenn – selbst in diesem Band – die Präsentation von Ausstellungen als sog. Kernaufgabe von Bibliotheken nicht grundsätzlich als selbstverständlich angesehen wird, hat sie doch „eine lange Tradition und gehört zu den Basis-Elementen der sogenannten Programmarbeit sowohl in Wissenschaftlichen als auch in Öffentlichen Bibliotheken“, wie Barbara Lison in ihrem Geleitwort feststellt. Eine Google-Recherche mit den Suchworten Ausstellung plus Bibliothek führt immerhin zu 1 600 000 Ergebnissen – und das nur für den deutschsprachigen Raum! Die Datenbank DABI weist für den Zeitraum 2003 bis 2016 zum Schlagwort „Ausstellung“ lediglich 100 Titel nach: sämtlich Berichte von erfolgreichen Ausstellungen oder Vernissagen, jedoch keine reflektierenden Arbeiten, die die Möglichkeiten der Ausstellungsgestaltung und ‑durchführung für Bibliotheken ausleuchten oder Ratgebercharakter haben. Und so verwundert es nicht, dass bei der Suche nach für diesen Band geeigneten Autoren eine beachtliche Resonanz zu verzeichnen war – nicht nur von interessierten Beiträgern, sondern auch von Kollegen, die eine Ausstellung planten und großes Interesse an der künftigen Publikation signalisierten. Aus der Fülle der ausgewählten Angebote ergab sich ein Themenspektrum, das im Wesentlichen alle Aspekte des Planens, Konzipierens, Finanzierens, Organisierens, Kooperierens etc. abdeckt. Entsprechend dem schon mit dem Titel „Praxishandbuch“ signalisierten Konzept greift der Band das Thema „Ausstellungen in Bibliotheken“ umfassend und systematisch strukturiert auf und geht damit über einen herkömmlichen Sammelband weit hinaus. Er enthält einerseits Beiträge, die allgemein einzelne Fragestellungen z. B. zum Management, zur Finanzierung, zu technischen Fragen behandeln, andererseits Beiträge von erfahrenen Ausstellungsmachern und Kollegen, die sowohl Einblick in die Praxis ermöglichen als auch die eigenen Erfahrungen reflektieren. Wer selbst eine Ausstellung plant, ist sicher gut beraten, sich möglichst viele Ausstellungen anzusehen, doch ergänzend ermöglicht dieser Band den Blick in die „Werkstatt“ und „über die Schulter“ der Ausstellungsmacher. Für einige Themen wie „Management“, „Konservatorische Aspekte“ oder „Virtuelle Ausstellungen“ wurden bewusst mehrere Beiträge aufgenommen, die durch 1 Vgl. u. a. Eigenbrodt 2006. 2 Vgl. u. a. Koren (Hrsg.) 2004, Brinkmann 2008, Henning 2009. 3 Vgl. Pfoser 2007.

2 

 Vorwort

ihre unterschiedlichen Herangehensweisen das jeweilige Thema von verschiedenen Seiten beleuchten. So konnten im ersten Themenblock „Planung, Konzeption“ Beiträge zum Projektmanagement (Philipp Aumann und Frank Duerr), zu rechtlichen Aspekten (Armin Talke), zur Finanzierung (Ilona Munique) und zu konzeptionellen Aspekten der Auswahl und Beschreibung von Exponaten (Christian Herrmann) zusammengefasst werden. Im zweiten Themenblock „Management, Ausstellungstechnik“ widmen Martin Brederecke und Matthias Wehry ihren Beitrag der Kostenplanung für die Einrichtung und Ausstattung von Ausstellungsräumen, während Julia Bispinck-Roßbacher und Britta Schütrumpf konservatorische Aspekte im Zusammenhang mit Ausstellungen thematisieren. Ergänzend dazu greifen Hanka Gerhold und Michaela Brand das sensible Thema der schonenden, aber ästhetisch auch überzeugenden Präsentation von wertvollen Büchern mithilfe entsprechend spezieller Buchstützen auf, während Nadine Ratz schließlich das Procedere der Leihe in externe Ausstellungen am Beispiel der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel beschreibt. Alexandra Otten skizziert beispielhaft den Ablauf eines professionellen Projektmanagements. Ebenfalls anhand eines Beispiels zeigt Hanna Schneck, wie das – eigentlich für Ausstellungen in geschlossenen Vitrinen kaum geeignete – Medium Buch durch die Nutzung multimedialer Präsentationsformen und eine entsprechende Inszenierung als Ausstellungsobjekt vielfältig erfahrbar gemacht werden kann. Der dritte Themenblock „Kooperationen“ bündelt sehr unterschiedliche Beispiele von Ausstellungen, die in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern möglich wurden. Barbara Koelges berichtet von Erfahrungen der Rheinischen Landesbibliothek in Koblenz, Marlene Neumann stellt die Stadtbibliothek Erlangen als viel gefragten Gastgeber für Ausstellungen externer Partner vor, während Tobias Peters ein Bremer Ausstellungsprojekt beschreibt, bei dem die Stadtbibliothek sich zwischen politischer Neutralität und politischer Einflussnahme zu behaupten wusste. „Wanderausstellungen“ ermöglichen auch solchen Bibliotheken, die keine eigenen diesbezüglichen personellen oder finanziellen Ressourcen freistellen können, sich mit einer Ausstellung als wichtiger Bildungspartner zu positionieren. So beschreibt Yumi Tobita eine Initiative der IFLA Sektion Bibliotheken für Kinder und junge Erwachsene, aufgrund derer Bibliothekare aus aller Welt die Lieblingsbilderbücher ihrer Länder zu einer international kursierenden Wanderausstellung zusammentrugen. Ebenfalls Bücher für junge Menschen schickt die Internationale Jugendbibliothek bereits seit 1998 regelmäßig zu Museen, Bibliotheken, Schulen und Buchmessen in der ganzen Welt (Carola Gäde und Maria Luise Weber), während in Indonesien das Goethe-Institut u.  a. mit Unterstützung deutscher Verlage die Produktion von Fotobüchern und deren Präsentation in Wanderausstellungen initiiert (Christel Mahnke und Veriana Devi). „Virtuelle Ausstellungen“ ermöglichen nicht-mobilen Interessenten die Teilhabe an einer Ausstellung, sie können der Vorbereitung eines Besuches vor Ort dienen oder aber langzeitarchiviert werden und damit dauerhaft zur Verfügung stehen. Darüber

Vorwort 

 3

hinaus unterstehen sie keinen räumlichen und weniger finanziellen Beschränkungen als physische Ausstellungen. „Wie kein anderes Format können virtuelle Ausstellungen dabei helfen, neue, bisher nicht umsetzbare Ausstellungskonzepte für Bibliotheken zu ermöglichen“, wie Constanze Baum und Timo Steyer in ihrem Beitrag zu Grenzen und Möglichkeiten von virtuellen Ausstellungen in Bibliotheken konstatieren. Michael Müller stellt in seinem Beitrag entsprechend grundlegende Überlegungen zur Konzeption dieses digitalen Mediums zur Diskussion. Ergänzend berichtet Stephanie Jacobs von Erfahrungen aus dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig, wo z. B. eine Dauerausstellung zur Mediengeschichte durch eine parallele virtuelle Ausstellung ergänzt wird. Im Themenblock „Öffentlichkeitsarbeit“ fragt Katja Dühlmeyer: „Die Ausstellung steht. Und dann?“ und weist damit auf die Bedeutung begleitender Angebote wie Führungen etc. hin. Peter Blume sieht auch für kleine bis mittelgroße Universitätsbibliotheken in der Ausstellungsprogrammplanung eine Chance für effektive Öffentlichkeitsarbeit. Für die „Wienbibliothek im Rathaus“ sind Ausstellungen per se ein wichtiger Marketingfaktor (Sylvia Mattl-Wurm und Suzie Wong). Die Badische Landesbibliothek Karlsruhe nahm das Stadtjubiläum zum Anlass, um sich mit einer passenden Ausstellung öffentlichkeitswirksam zu positionieren (Karen Evers), aber auch eine kleine Spezialbibliothek kann auf schmalem Raum mit einer zielgruppengenauen Plakatausstellung Besucher der Trägereinrichtung auf sich aufmerksam machen (Monika Sommerer). Aus der ursprünglichen „bibliothekarischen Passivität“ herauszutreten, war dem Deutschen Exilarchiv 1933–1945 von Anfang an ins Programm geschrieben, und entsprechend präsentiert sich das Archiv auch heute öffentlichkeitswirksam mit physischen Ausstellungen vor Ort, mit Wanderausstellungen, aber auch mit virtuellen Ausstellungen (Sylvia Asmus). Der Block „Themen“ will mit sehr unterschiedlichen Beispielen zur Themenfindung anregen. Elena Stöhr wirft – ganz aktuell – ein Schlaglicht auf nationale und internationale Beispiele zu Flucht und Asyl als Thema von Ausstellungen. Ein Interview mit Axel Malik und Klaus Ulrich Werner thematisiert eine spannende KunstInstallation in der Philologischen Bibliothek der Freien Universität Berlin. Thomas Feurstein entdeckte „sein“ Thema ganz zufällig – und kam so zu einer multimedialen medizinhistorischen Ausstellung in der Vorarlberger Landesbibliothek, die sich zum Besuchermagneten entwickelte. Auch Verena Tafel experimentierte mit Kunst in der Bibliothek – an der Universität der Künste Berlin ein durchaus genuines Thema. Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek zeigt ihre wertvollen Schätze in thematischen Jahresausstellungen (Claudia Kleinbub), und an der Technischen Informationsbibliothek Hannover wurde die erste Würdigung einer Frau mit der höchsten Auszeichnung für Mathematik zum Anlass für eine Ausstellung über Mathematikerinnen genommen (Maria-Elena Martin-Alcazar, Barbara Neuß, Mila Runnwerth und Jennifer Vietze). Im Abschnitt „Reflexion“ stellen Karsten Schuldt und Brigitte Lutz eine Studie vor, die anhand von Interviews mit Bibliotheksbeschäftigten schweizerischer Öffentlicher Bibliotheken deren (ablehnende) Haltung zu Angeboten und Handreichungen

4 

 Vorwort

der Wissenschaftsvermittlung – unter anderem Ausstellungen – untersuchte. Konrad Umlauf schließlich untersucht unter dem Motto „Warum guckt nur keiner?“ das mitunter festzustellende Missverhältnis von Aufwand und Nutzen bei Ausstellungen in Bibliotheken. Abschließend enthält der Band ein weiterführendes Literaturverzeichnis vorrangig deutschsprachiger und aktueller Titel ab dem Erscheinungsjahr 2000. Verzichtet wurde auf Berichte über einzelne Ausstellungen einzelner Bibliotheken. Der Dank der Herausgeberin geht an alle beteiligten Autoren für ihre Bereitschaft, trotz häufig gleichzeitiger eigener Ausstellungsprojekte einen Beitrag für dieses Praxishandbuch zu leisten. Ihre Erfahrungen und ihr Rat sind von großem Wert für alle, die Ausstellungen planen und sich nach hilfreichen Handreichungen umsehen. Gleicher Dank geht auch an die Fotografen, die das qualitätvolle Bildmaterial zur Verfügung stellten. Schließlich ist dem Verlag De Gruyter Saur für die verlegerische Betreuung, aber auch für die Anregung zu diesem Buchprojekt zu danken, die von den Studierenden des Berliner Instituts für Bibliotheks- und Informationswissenschaft für ihr Projektseminar „Von der Idee zum Buch“ im Wintersemester 2015/16 gern aufgegriffen wurde. Und so gehen last but not least Dank und Anerkennung der Herausgeberin auch an die Gruppe der am Projektseminar beteiligten Studierenden für ihren weit über das Übliche hinausgehenden, äußerst engagierten Einsatz, vielfach verbunden mit außerhalb des regulären Bachelor- oder auch Master-Studiums freiwillig geleisteten Arbeitsstunden. Zu den Aufgaben der Studierenden gehörten die Suche nach geeigneten Autoren und die Einladung zur Mitwirkung am Projekt, die Kontaktpflege, das Einsammeln, Redigieren, Formatieren der Texte, die Klärung der Abbildungsrechte sowie Öffentlichkeitsarbeit in verschiedenen Facetten, wie die Präsentation des Projektes sowohl auf dem 6. Bibliothekskongress Leipzig 20164 als auch auf dem Weltbibliothekskongress der IFLA 2016 in Columbus, Ohio5, und die Einladung an Rezensenten, das Buch in den entsprechenden Fachzeitschriften zu besprechen. In besonderem Maße geht ein Dank an Barbara Lison, Bundesvorsitzende des Deutschen Bibliotheksverbandes, für ihr anerkennendes Geleitwort, in dem sie auf die bisherige „deutliche Lücke in der Fachliteratur zu den Aufgaben und Aktivitäten von Bibliotheken“ hinweist, die mit diesem Band nun geschlossen werden soll. Es ist beabsichtigt, den Band nach Ablauf der gesetzlichen Schutzfristen auf dem edoc-Publikationsserver der Humboldt-Universität zu Berlin mit Open Access zur freien Nutzung zur Verfügung zu stellen. Petra Hauke Berlin, im Mai 2016

4 http://www.bid-kongress-leipzig.de/t3/index.php?id=87#c267 (01.05.2016). 5 2016.ifla.org/programme/poster-sessions (25.05.2016).



Literatur und Internetquellen 

 5

Literatur und Internetquellen Brinkmann, U. (2008). Vom Wissensspeicher zum Public Paradise. 21st Century Libraries. Symposium in Frankfurt am Main. Bauwelt, 99(44), 14–15. DABI, Datenbank Deutsches Bibliothekswesen. http://dabi.ib.hu-berlin.de/ (01.05.2016). Eigenbrodt, O. (2006). Living Rooms und Meeting Places: aktuelle Annäherungen an den Raum der Bibliothek. In P. S. Ulrich (Hrsg.), Die Bibliothek als öffentlicher Ort und öffentlicher Raum = The public library as a public place and public space (S. 47–61). Berlin: BibSpider. Henning, W. (2009). Creating Public Paradise. Moderne Anforderungen an Bibliotheksbauten. Umrisse, Zeitschrift für Baukultur, 9(1), 10–12. Koren, M. (Hrsg.). (2004). Creating public paradise: Building public libraries in the 21st century. Leidschendam: Biblion Uitgeverij. Pfoser, A. (2007). Die Bibliothek als Bühne: am Beispiel der Wiener Hauptbücherei. Bibliothek. Forschung und Praxis, 31(1), 51–60.

 Planung, Konzeption

Philipp Aumann und Frank Duerr

Projektmanagement

Wer macht was bis wann? Phasen, Meilensteine und Checklisten für Ausstellungen

Einleitung Bibliotheken, aber auch kleinere und mittlere Museen können es sich oft nicht leisten, Mitarbeiter für die Konzeption, Planung und Realisierung einer Ausstellung gänzlich freizustellen. Wie lässt sich dennoch ein Ausstellungsprojekt so realisieren, dass das Ergebnis zufriedenstellt und die zusätzliche Arbeitsbelastung bewältigt werden kann? Der einfachste Weg: Die Bibliothek oder das Museum bestellt einen externen Kurator und stellt ihm ein bestimmtes Budget zur Verfügung. Dies ist jedoch aus finanziellen Gründen nicht immer möglich, oder externe Bearbeiter haben oft nicht die fachliche Expertise wie die festen Mitarbeiter einer wissenschaftlichen Einrichtung, die Spezialisten in ihrem Arbeitsbereich sind. Wer sich dennoch daran wagt, sollte unbedingt einige elementare Aspekte des Projektmanagements beachten. Ohne dieses Hilfsmittel ist ein solches Projekt zum Scheitern verurteilt, weil Organisation und Kontrolle verloren gehen können. Unter Betriebswirtschaftlern besteht Konsens darüber, dass fehlende Zieldefinition, Entscheidungsunfähigkeit, unrealistische Projektplanung, unkontrollierte Umsetzung und fehlende Standardfestlegung die Hauptgründe für ein Versagen sind.

1 Projektphasen und Meilensteine Das Ausstellungsprojekt lässt sich grob in vier Phasen unterteilen: –– Projektvorplanung –– Konzeptionsphase –– Realisierungsphase –– Ausstellungsverlauf (samt Abbau und Evaluation) Jede Phase ist zu einem vorher bestimmten Zeitpunkt abzuschließen. Diese Phasen stellen Meilensteine auf dem Weg zum Ziel dar und sind Anlässe, sich über den inhaltlichen, finanziellen und zeitlichen Fortschritt Rechenschaft abzulegen.

10 

 Philipp Aumann und Frank Duerr

1.1 Projektvorplanung Die Projektvorplanung bestreitet in der Regel allein die Person, die in der Folge für das Projekt verantwortlich zeichnet und die Projektleitung übernimmt. Sie formuliert, in Absprache mit der Leitung der Einrichtung und anderen vorgesetzten Stellen, die zentrale Fragestellung und entwirft ein erstes Exposé des Projekts, das einen groben inhaltlichen Abriss sowie eine organisatorische und finanzielle Struktur enthalten sollte. Dabei wird auch der personelle Umfang des Teams festgelegt, welches das Projekt bearbeiten wird. Gemeinsam legt das Team nun den tatsächlichen Umfang des Projekts, seine Elemente und seinen zeitlichen Verlauf fest, selbstverständlich unter Berücksichtigung des ursprünglichen Auftrags. Dieses Treffen ist der sogenannte Kick-off, also der Termin, der die zweite Phase einläutet und mit dem das Projekt offiziell startet.

1.2 Teamarbeit Für den Projektleiter gilt es, bei der Arbeit im Team einige zentrale Aspekte zu beachten: Er muss klare Arbeitsregeln wie Anwesenheit, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit oder die Protokollierung der Sitzungen, Ideen und Ergebnisse festlegen und durchsetzen. Er muss das Team entwickeln, gegebenenfalls Kleingruppen zur Erledigung klar begrenzter Aufgaben einrichten und die psycho-sozialen Gruppenprozesse wie Eifersüchteleien und Eitelkeiten steuern. Er muss eine kreativitäts- und leistungsfördernde Arbeitsatmosphäre schaffen. Die unterschiedlichen Arbeitsgruppen der Projektmitarbeiter ergeben sich aus deren individuellen Interessen, Kenntnissen und Kompetenzen; es kann jedoch auch sein, dass der Projektleiter die Tätigkeiten aus allseits unbeliebten Bereichen kraft amtlicher Autorität vergeben muss. Selbstredend bedingt auch der personelle Umfang des Ausstellungsteams dessen Untergliederung. Bei einer großzügigen Personalstruktur kann dies neben der Leitung aus einem Projektmanager, der sich allein um organisatorische Belange kümmert, einem Leiter für jede Arbeitsgruppe und jeweils mehreren untergeordneten Bearbeitern bestehen. Im kleinsten Fall kann der Projektleiter auch alle Posten selbst übernehmen, das Projekt also allein bestreiten. Auch wenn eine Person mehrere Schwerpunkte bearbeitet, muss sie sich der kategorialen Unterschiede zwischen den Aufgabenfeldern in jedem Fall bewusst sein und immer exakt wissen, auf welchem Gebiet sie gerade arbeitet und was dabei bis zum Ziel noch zu tun ist. Die unterschiedlichen Aufgabengebiete, die u. U. unterschiedliche Spezialisten erfordern, sind die inhaltliche Arbeit, die Gestaltung, die Museums­ pädagogik oder Vermittlung, das Controlling, die Finanzierung und schließlich die Vermarktung. Die grundlegende konzeptionelle Arbeit ist die Aufgabe eines Kurators. Er erarbeitet das Thema inhaltlich, schreibt ein Grob-, später ein Feinkonzept, recherchiert

Projektmanagement 

 11

die Objekte und sonstigen Ausstellungsmedien und verfasst die Objekttexte. Dies kann der Projektleiter übernehmen, aber auch ein Teammitglied oder mehrere Mitglieder. Wenn mehrere Personen inhaltlich arbeiten, sich etwa auf unterschiedliche Schwerpunkte konzentrieren, dann hat der Leiter, oder ein von ihm eingesetzter Projektmanager, die einzelnen Tätigkeiten zu koordinieren und mit dem Blick auf das Gesamtergebnis zu kontrollieren. Für ein gutes Gelingen des Gesamtprojekts sind Plenumstreffen unverzichtbar, um regelmäßig die einzelnen Schwerpunktarbeiten zu besprechen. Jedes Teammitglied soll immer über die Fortschritte oder Probleme der anderen auf dem Laufenden gehalten werden. Das verringert nicht nur die Gefahr, dass sich die Bearbeiter in ihren Einzelaufgaben verlieren, sondern kann auch durch Kritik von außen davor bewahren, sich auf falsche Wege zu begeben. Solche Risiken, die einen möglicherweise von dem Erfüllen der Aufgabe abhalten können, sollte sich das Team bereits in dieser planerischen Phase vergegenwärtigen. „Gefahr erkannt“ heißt zwar nicht in jedem Fall „Gefahr gebannt“, aber ein ehrlicher Katalog drohender Hindernisse hilft, rechtzeitig Gegenstrategien zu entwickeln. Ein funktionierendes Risikomanagement ist essentieller Bestandteil eines jeden erfolgreichen Projekts. Zu einem zufriedenstellenden Ziel führt nur ein kollegiales und Freude verbreitendes Zusammenarbeiten. Denn nur in einer solchen Atmosphäre können sich auch alle zu hoher Leistung motivieren und ihre Kreativität in den Dienst des Projekts stellen. Als Grundsatz gilt „Machen statt Grübeln“. Man braucht kein Thema zu fürchten, muss in erster Linie Spaß am Projekt finden und kann auch einen spielerischen Umgang damit pflegen. Dazu gehört, scheinbaren Unfug und abstruse Ideen zuzulassen. Wichtig ist zudem, dass die Bearbeiter persönliche Zugänge zum Thema finden und für sich selbst interessante Aspekte herausarbeiten. Es ist besser, sie haben zu viele und womöglich übertriebene Ideen, die sich dann teilweise als nicht praktikabel herausstellen, als dass sie gehemmt sind, aus Angst vor Fehlern ihre Zeit in Detail­ arbeiten verschwenden und dadurch eine uninspirierte Ausstellung entwerfen oder gar an ihrer Aufgabe scheitern. Da das gesamte Projekt auf einen fixen Termin hinausläuft, ist Zeitdruck essentiell. Entsprechend sind der Ideenfluss der Bearbeiter und ihre inhaltliche Arbeit ggf. zu zügeln und mit den anderen zu erledigenden Aufgaben zu koordinieren. Diese Maßnahme darf nicht als Gängelung, sondern muss als Chance verstanden werden, sich nicht an Kleinarbeit aufzureiben. Es sollte Zeit bleiben, sich das Thema experimentell zu erarbeiten, also ohne ein vorher bekanntes Ziel Inhalte zu generieren – dabei auch einmal Problemen nachforschen zu dürfen, die sich im Nachhinein als unbedeutend erweisen – und dadurch neuartige Ergebnisse zu liefern. Doch das große Ganze und der Fluchtpunkt „Ausstellungseröffnung“ müssen stets im Blick bleiben.

12 

 Philipp Aumann und Frank Duerr

1.3 Externe Unterstützung Zusätzlich kann das Team Experten von außen vorübergehend mit in das Projekt hereinnehmen. Es muss sich schon zu Beginn des Projekts fragen, was es selbst bearbeiten kann und wozu es externe Hilfe braucht. Ein beliebtes Mittel ist, dass Fachleute für das Ausstellungsthema Aufsätze bereitstellen, die den Kuratoren den Inhalt nahebringen und die anschließend in einem Katalog veröffentlicht werden. Auch die Ausstellungsgestaltung vergeben viele Museen an freischaffende Agenturen. Allerdings ist dabei zu bedenken, dass alle Aufgaben, die nach außen vergeben werden, auch Zeit und vor allem Geld kosten. Wie das Projekt strukturiert wird, hängt also eng zusammen mit dem Finanzplan und den Möglichkeiten, die dieser zulässt.

1.4 Management-Steckbrief Die strukturellen Eckpunkte des Projekts sollten bei dem Kick-Off-Meeting festgelegt worden sein und müssen anschließend in einem Management-Steckbrief, also einem organisatorischen Konzept, verschriftlicht werden. Darin sind die Projektziele benannt, sei es die wissenschaftliche Aufarbeitung eines Themas, die Vermittlung bestimmter Inhalte, das Erreichen einer bestimmten Besucherzahl und Presseresonanz oder anderes. Je genauer und messbarer dies geschieht, desto klarer lässt sich der Erfolg, aber auch der Misserfolg bewerten. Dann sollten die „Konkurrenz“ und der „Markt“, also alle vergleichbaren Institutionen und Projekte, die Vernetzung des Projekts mit und seine Abgrenzung von diesen (in Managementsprache: das Alleinstellungsmerkmal) beschrieben und die Zielgruppen charakterisiert werden. Zudem sind alle zu realisierenden Projektelemente festzulegen, angefangen vom Raum und von der Dauer der Ausstellung über die Eintrittspreise, die Personalstruktur samt Aufsichten und Ausstellungsführern bis hin zum ausstellungsbegleitenden Katalog und allen Begleitveranstaltungen, etwa einer Pressebegehung, einer Vernissage, einem Führungsprogramm etc. Ebenso hat der Management-Steckbrief das Projekt nach den einzelnen Schwerpunkten und Arbeitsgruppen zu gliedern und die dazugehörenden Bearbeiter zu benennen. Schließlich ist ein Zeitplan unumgänglich: –– Bis wann muss ein Finanzplan stehen? –– Bis wann muss die Objektliste vollständig sein? –– Bis wann müssen welche Drucksachen fertig sein? –– Wann muss die Presse informiert werden? –– Ab wann müssen die Gestalter mit dem Aufbau beginnen? Dieser Schritt führt bereits deutlich vor Augen, welchen Umfang das Projekt haben wird. Sollte das Team zu dem Schluss kommen, dass es die zu erwartende Arbeit mit seinem personellen Umfang oder seinem Etat nicht bewältigen kann, dann verklei-

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nert es jetzt das Vorhaben. Ein begleitender Katalog zum Beispiel ist ein „Kann-“, aber kein „Muss-Posten“ und rückt mitunter auf die Streichliste, weil seine Herstellung inhaltlich, organisatorisch und finanziell aufwändig ist. Für einen Katalog spricht allerdings, dass er eines der wenigen Dokumente ist, die von einer temporären Ausstellung bleiben, und dass die Veröffentlichung ein breiteres, ortsunabhängiges Publikum erreicht. Man sollte also das Wesen seiner Ausstellung ehrlich befragen und reflektieren, ob ihre Inhalte oder die präsentierten Objekte so neuartig und bedeutend sind, dass sie schriftlich dokumentiert werden sollten. Wenn es genügt, dass die Ausstellung nur eine begrenzte Zielgruppe anspricht, dann ist der Katalog tatsächlich verzichtbar. Hat sich das Team auf Struktur und Umfang des Projekts geeinigt, dann liegt mit dem Management-Steckbrief und dem inhaltlichen Konzept ein ausgearbeiteter Projektplan vor, der nur noch um einen detaillierten Finanzplan erweitert werden muss.

2 Umsetzung Damit ist der „Fahrplan“ des Projekts festgelegt. Nun sollten die anfangs verfassten organisatorischen Pläne idealerweise nur noch realisiert werden müssen. Das wird tatsächlich nie durchzuhalten sein, und die Realität wird immer komplexer als das vorab Gedachte. Zudem beginnt jetzt erst die Konzeptionsphase, die Zeit wissenschaftlich-konzeptionellen Arbeitens, und noch einige Monate gehen ins Land, bis alle Inhalte für das Projekt erfasst und in eine Struktur gebracht sind. Der Abgleich des tatsächlich Erreichten mit dem Plan ist aber eine Erfolgskontrolle, die den Fortschritt messbar macht. Anhand der im Management-Steckbrief festgehaltenen Termine ist zu sehen, ob die einzelnen Aufgaben rechtzeitig erledigt worden sind und das Team damit auf einem guten Weg ist oder ob es in zeitliche Schwierigkeiten gerät. Wenn es in Verzug ist, muss es die Arbeitsintensität erhöhen oder gegebenenfalls Projekt­ elemente streichen.

2.1 Vorbereitender Workshop Einen bedeutenden Meilenstein auf dem Weg zur Ausstellungseröffnung kann ein öffentlicher Workshop mit Experten zum Ausstellungsthema bilden, der gleicher­ maßen die Kuratoren inhaltlich informiert und das Thema fundiert, wie er auch einen Marketingeffekt mit sich bringt, wenn er hinreichend beworben wird. Da es sich anbietet, die Expertenvorträge in einem Katalog zu publizieren, muss der Zeitpunkt so gewählt werden, dass für eine schriftliche Ausarbeitung, die Redaktion der Texte und die Drucklegung noch genügend Zeit bleibt. Eine Spanne von sechs bis neun Monaten vor der Eröffnung ist erfahrungsgemäß optimal. Dann liegen Workshop und

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Vernissage nahe genug aneinander, dass man durch eine geschickte Öffentlichkeitsarbeit kontinuierlich öffentliche Aufmerksamkeit aufrechterhalten und schrittweise steigern kann. Ob das Team nun einen solchen Workshop veranstaltet oder externe Experten ohne vorherigen Vortrag Beiträge liefern oder die Bearbeiter selbst Aufsätze für eine Begleitveröffentlichung verfassen: Es bietet sich in jedem Fall an, dass die Terminsetzung für die Texte das Ende der Konzeptionsphase der Ausstellungsvorbereitung und den Beginn ihrer Realisierungsphase markiert. Während bis hierhin noch am Inhalt gefeilt werden kann, sollten nun genügend Ergebnisse – spätestens jetzt auch eine ausgearbeitete Objektliste – vorliegen, sodass sich das Team ausschließlich um die Umsetzung kümmern kann. Solche klaren Meilensteine helfen, daran zu denken, dass man sich nicht in einem Teil der Arbeit zu lange aufhält und so den später folgenden vernachlässigt.

2.2 Ausstellungseröffnung Den Höhepunkt und Fluchtpunkt des Projekts bildet sicher die Ausstellungseröffnung. Bis dahin haben alle Aufgaben erledigt zu sein und alles muss an seinem Platz stehen – wirklich alles. Die Vernissage selbst ist ein wichtiges Projektelement, das es von den Einladungen über das Programm mit Grußwort, Einführung und eventuellen ergänzenden Performances bis hin zum Catering rechtzeitig zu organisieren und koordinieren gilt.

2.3 Ausstellungsverlauf Und auch im Anschluss ist die Sache noch nicht getan, sondern das Projekt tritt mit dem Ausstellungsverlauf in die letzte Phase ein. Fehler, die in der Hektik der Vorbereitung gemacht wurden, können jetzt noch korrigiert werden. Der Eintritt samt Zählung der Besucherzahlen, die Aufsichten, die Führungen müssen funktionieren, das Begleitprogramm will koordiniert sein, die Öffentlichkeit muss weiterhin direkt oder via Massenmedien angesprochen werden und der Abbau muss zügig und ohne Schäden über die Bühne gehen. All dies zu organisieren und durchzuführen, liegt in der Hand des Ausstellungsteams.

2.4 Evaluation Schließlich ist es sinnvoll, die Ausstellung nicht nur durchzuführen und abzuwickeln, sondern abschließend die Arbeitsschritte zu evaluieren, um für zukünftige Projekte zu lernen. Was war im Licht der ursprünglichen Zielformulierungen erfolgreich und was nicht? Um diese Fragen zweckmäßig zu beantworten, müssen alle Arbeitsschritte

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schriftlich abgelegt sein. Mit diesem Material verfasst der Projektleiter eine Dokumentation der Ausstellung, die als internes Papier eine reflektierende Zusammenfassung bildet, die nach außen den Projektpartnern, den Förderern, dem Museumsträger usw. Rechenschaft ablegt und die als archivalische Akte künftig über das Projekt informiert. Entsprechend ist in ihr alles Wesentliche verzeichnet: ein Kurzkonzept, die Mitarbeiter, Ort und Zeit, die Besucherstatistik, eine repräsentative Auswahl an Besucherreaktionen, die quantitative und inhaltliche Presseresonanz, die einzelnen Punkte des Begleitprogramms samt deren Erfolge, einige aussagekräftige Bilder und ein bewertendes Fazit. Und zu allerletzt sollten die Ausstellungsmacher noch einmal an sich selbst denken und auch die Teamentwicklung zu einem Abschluss führen: Sie richten eine interne Veranstaltung aus, auf der sie ihre Erfolge feiern und über die Misserfolge diskutieren können. Denn nach der Ausstellung ist vor der Ausstellung.

3 Pläne und Checklisten Arbeits-, Zeit- und Finanzpläne aufzustellen und ihre Einhaltung zu überprüfen, ist das wichtigste Steuerungsinstrument des Projektmanagements. Nur so können die zeitlichen und finanziellen Vorgaben eingehalten werden. Und die inhaltliche Qualität kann nur dann einigermaßen kontrolliert erzielt werden, wenn die Kuratoren zu vorher festgelegten Stichdaten zunächst ein Grobkonzept, dann ein Feinkonzept samt Objektliste und schließlich ein „Drehbuch“ liefern, in dem die Verteilung der Objekte im Raum, alle Texte und sonstigen vermittelnden Medien der Ausstellung festgeschrieben sind. Das Controlling darf nicht zur Belastung der Projektbearbeiter werden, wenn sie etwa aufwändige Zwischenberichte schreiben müssen, die ihre Arbeitszeit absorbieren. Vielmehr muss das Controlling konstruktiv sein: Wenn die für eine bestimmte Aufgabe Zuständigen ihre Arbeitsfortschritte vor den anderen Teammitgliedern präsentieren, gibt ihnen dies die Chance, ihre Gedanken zu strukturieren, für Außenstehende verständlich darzulegen und vor einem ersten Publikum zur Diskussion zu stellen. Sie erhalten Resonanz und können sich sicher sein, dass sie sich nicht organisatorisch oder inhaltlich in irgendeine Richtung verlieren und das Gesamtziel aus den Augen verlieren. Ein probates Disziplinierungsmittel ist ein ausgefeilter Zeitplan. Im Anhang liegt ein solcher vor, der ein gesamtes Projekt in 18 Monaten durchlaufen lässt. Neben der Chronologie hat er eine zweite Achse, nämlich die der zu erledigenden Aufgaben, die nach Arbeitsgruppen gegliedert sind. Die Liste ist eine erprobte Leitlinie, anhand derer das Team sieht, wie viel noch zu tun ist, und den Fortschritt des Projekts einschätzen kann. Sie ist nicht als unumstößliches Dokument, nicht als zeitlich verbindlich zu verstehen. Das Projekt kann insgesamt kleiner und dadurch kürzer angelegt

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sein, und einzelne Punkte können schneller oder mit mehr Sorgfalt und dadurch zeitaufwändiger erledigt werden als vorgeschlagen. Auch auf inhaltliche Vollständigkeit wird kein Anspruch erhoben, sondern es wird jedem Projektteam überlassen, Aufgaben beispielsweise bei der Kooperation mit anderen Institutionen oder dem Begleitprogramm zu ergänzen, genauso, wie es einige Punkte weglassen kann. Die Daten sind allerdings mit Vorsicht zu behandeln, denn exakt markieren sie nur die Endpunkte der Tätigkeiten, die Termine, zu denen eine Aufgabe erledigt sein muss. Die Anfänge dagegen sind oft unscharf und können sich nach vorn erweitern, gerade wenn Externe im Spiel sind. Will das Team beispielsweise eine Gestaltungsagentur oder Autoren für den Katalog von außen engagieren, dann ist ein langer, nicht genau planbarer Vorlauf mitzudenken von der Akquise über die Klärung, was genau die Beauftragten zu tun haben, und die Abgabe erster Entwürfe bis hin zur fertigen Leistung. Zwei große Meilensteine sollten unumstößlich sein, geben der Arbeit Struktur und beenden jeweils eine Phase der Vorbereitungen: Die Konzeptionsphase reicht bis zur Deadline für die Katalogtexte und für die Existenz einer endgültigen Objektliste, die Realisierungsphase bis zur Vernissage. Ebenso wichtig wie die Kontrolle über die fortschreitende Zeit ist die über die Finanzen des Projekts. In der Regel steht zu Beginn ein gewisses Budget fest, das während der Projektlaufzeit durch Einwerben zusätzlicher Fördermittel von Sponsoren oder Stiftern noch erhöht werden kann. Der beispielhafte Finanzplan zeigt, wie ein Budget von 20  000 Euro für eine – je nach Größe der Einrichtung – kleine bis mittlere Ausstellung auf einzelne Ausgabenposten verteilt werden kann. Die Verteilung auf einzelne Felder muss vorab festgelegt werden. Es empfiehlt sich, für den Ausstellungsbau ein Drittel bis die Hälfte des Budgets anzusetzen. Anschließend trägt das für Finanzen zuständige Teammitglied alle bezahlten Rechnungen in die Liste ein und hat so den Haushalt im Blick. Es fordert immer wieder die Bearbeiter der anderen Teilaufgaben auf, die in ihrem Bereich noch anstehenden Ausgaben zu benennen und stellt daraufhin Ausgabenprognosen auf, die das Gesamtbudget nicht überschreiten sollten. Auch die Arbeitsstunden der einzelnen Bearbeiter können in die Liste eingetragen werden. Zum einen ermahnt dieser Schritt dazu, nicht zu viel Zeit in einzelne Tätigkeiten zu stecken, die dann an anderer Stelle fehlt. Zum anderen können die Stunden finanziell in Wert gesetzt und gegenüber den Förderern des Projekts als unbarer Eigenanteil ausgewiesen werden. Diese Management- und Verwaltungsarbeiten gehören zwar nicht zum Kernbereich, sind aber dennoch unverzichtbar. Denn es wäre schade, wenn die Inhalte unter mangelnder Finanz- oder Zeitdisziplin leiden würden.

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4 Fazit Eine intensive Vorbereitung und eine klare Zielsetzung sind für eine erfolgreiche Ausstellung unumgänglich. Oberste Priorität haben dabei das zeitliche Management und die Kommunikation im Team. Jede Ausstellung ist eine neue Herausforderung und keine gleicht der anderen. Checklisten helfen, den Überblick zu behalten und die Zeit bis zur Eröffnung effektiv und kostensparend zu nutzen. Dennoch: Übung macht den Meister, und jede Ausstellung bringt andere Herausforderungen mit sich, die es zu meistern gilt.

Weiterführende Literatur Aumann, P. & Duerr, F. (2014). Ausstellungen machen (2., aktualisierte Aufl.). Paderborn: Fink. Rühle, T. (2004). Ausstellungen in wissenschaftlichen Bibliotheken als Instrument der Öffentlichkeitsarbeit. Hannover, Fachhochschule, Diplom-Arbeit. http://webdoc.sub.gwdg.de/ebook/ aw/2005/ruehle/diplomarbeit_ruehle.pdf (06.03.2016).

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Anhang: Checklisten

Abb. 1: Zeitplan: Projektarbeit/Plenum.

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Abb. 2: Zeitplan: AG Objektarbeit, AG Gestaltung.

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Abb. 3: Zeitplan: AG Vermittlung, AG Finanzierung.

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Abb. 4: Zeitplan: AG Öffentlichkeitsarbeit.

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Abb. 5: Finanzplan: Vorbereitungsphase.

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Abb. 6: Finanzplan: Realisierungsphase.

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Abb. 7: Finanzplan: Nacharbeitungs- und Auswertungsphase.

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Rechtliche Aspekte von Ausstellungen in Bibliotheken Einleitung Wer eine Ausstellung von Bibliotheksbeständen oder anderen Gegenständen plant, denkt sicher nicht zuallererst an Rechtsfragen. Vorrangig erscheinen Organisation, Finanzierung, Zusammenstellung und Erschließung der Ausstellungsgegenstände. Das ist nachvollziehbar. Unnötige Mühen und eilige juristische Konsultationen erst kurz vor Veranstaltungsbeginn können aber vermieden werden, wenn von Anfang an ein paar rechtliche Bedingungen mitgedacht und ggf. untersucht werden. Durch die rechtzeitige juristische Prüfung werden Probleme nicht von selbst gelöst. Sie führt aber dazu, dass a) die rechtlichen Voraussetzungen rechtzeitig aufgezeigt werden, b) diese Voraussetzungen erfüllt werden können oder c) die Ausstellungsveranstalter die Möglichkeit haben, eine Einschätzung und Risikoabwägung vorzunehmen: –– Wo könnten Rechtsverstöße vorliegen? –– Was kostet es an Aufwand und Geld, diese Verstöße auszuschalten? –– Wie wahrscheinlich ist es, wegen eines Verstoßes rechtlich belangt zu werden? –– Wie hoch ist der Schadensersatz, der im Fall des Falles zu leisten ist? –– Ist ein Image-Schaden für die austragende Einrichtung zu befürchten? Auf den folgenden Seiten werden einige rechtliche Rahmenbedingungen aus dem Urheberrecht und dem Persönlichkeitsrecht dargestellt, die – neben anderen – für die Durchführung von Ausstellungen wichtig sind.

1 Die Ausstellung und das Urheberrecht In Bibliotheksbeständen finden sich typischerweise überwiegend Materialien, die bereits irgendwo veröffentlicht worden sind: Bücher, Zeitschriften- und Zeitungs­ artikel, Postkarten usw. Im Gegensatz zu Archiven sind in Bibliotheken Dokumente, die nicht bereits publiziert worden sind, eher selten. Für Ausstellungen können aber gerade diese einzigartigen Materialien, die z. B. per Nachlass in den Bibliotheksbestand eingegangen sind, besonders interessant sein. Für diese bisher unveröffentlichten Dokumente gelten rechtlich andere Voraussetzungen als für bereits publizierte.

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Das Urheberrecht ist nicht für alle Ausstellungsgegenstände relevant, denn es hat Grenzen. Voraussetzung für den Urheberrechtsschutz ist, dass es sich bei den Materialien um „persönliche geistige Schöpfungen“ bzw. leistungsschutzrechtlich geschützte Dokumente handelt und außerdem die Schutzfrist noch nicht abgelaufen ist. „Persönliche geistige Schöpfungen“ sind nach § 2 Abs. 2 UrhG durch den menschlichen Geist geprägte Produkte, die die Persönlichkeit des Urhebers widerspiegeln.1 Eines der wichtigsten Kriterien für die Qualifizierung als „Werk“ ist dessen Individualität.2 Um es abzukürzen: Fast alle Bibliotheksbestände, die für Ausstellungen relevant sind, dürften auch „persönliche geistige Schöpfungen“ sein. Auch kürzeste Texte, etwa solche, die nur aus elf Wörtern bestehen, können die für den Werkschutz erforderliche Individualität aufweisen.3 Bei bildender und mittlerweile auch bei angewandter Kunst ist anerkannt, dass für den Werkschutz kein „Überragen des Alltäglichen“ überprüft werden muss.4 Gemäß § 64 UrhG erlischt das Urheberrecht 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers. Die Frist beginnt nach § 69 UrhG mit Ablauf des Todesjahres. Wenn ein Künstler oder Schriftsteller, dessen Originale durch eine Kultureinrichtung genutzt werden sollen, also z. B. im Jahr 1945 verstorben ist, darf das Werk ab 1.1.2016 „verwertet“ werden – auf jede Art und Weise, die nicht gegen andere Gesetze verstößt, z. B. gegen Strafgesetze wie Volksverhetzung (§ 130 StGB). Wenn es sich um anonyme oder pseudonyme Werke handelt – wie etwa Fotos aus Zeitungen – können diese gemäß § 66 UrhG schon 70 Jahre nach der Veröffentlichung verwendet werden. Anonym oder pseudonym sind Werke allerdings nur, wenn die Namen nicht im Register anonymer oder pseudonymer Werke offengelegt oder aufgelöst wurden oder zwischenzeitlich öffentlich bekannt geworden sind nach § 66 Abs. 2 UrhG. Dies ist z. B. der Fall bei „Theobald Tiger“ für Kurt Tucholsky, dessen Werke allerdings wegen seines Todes im Jahr 1935 ohnehin nicht mehr dem Urheberrechtsschutz unterliegen. Fotos, die nur dem Leistungsschutzrecht des §  72 UrhG unterliegen, kommen für Ausstellungen wohl kaum in Frage. Dabei soll es sich um Schnappschüsse oder „Knipsbilder“ handeln, die eben, weil sie keine „persönlichen geistigen Schöpfungen“ nach §  2 Abs.  2 UrhG sind, keinen entsprechenden Werkschutz genießen. Die Abgrenzung zwischen Werk- und Leistungsschutz ist auch weitgehend unnötig, weil letzterer den gleichen Umfang hat. Allerdings ist er kürzer: Er läuft 50 Jahre nach der Herstellung bzw. Veröffentlichung aus.

1 Bullinger, in: Bullinger & Wandtke (Hrsg.) 2014, § 2 Rn. 21. 2 Schack 2009, Rn. 225. 3 EuGH, Urteil vom 16.07.2009–C–5/08, NJW 2010, 753 – Infopaq. 4 Zu Werken der bildenden Kunst siehe Schulze, in: Dreier & Schulze 2015, § 2 Rn. 52; zu Werken der angewandten Kunst siehe BGH GRUR 2014, 175 und 178 f. – Geburtstagszug.



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1.1 Das Ausstellungsrecht nach § 18 UrhG Das „Ausstellungsrecht“ als Exklusivrecht des Urhebers ist im Urheberrechtsgesetz (UrhG) ausdrücklich geregelt: § 18 Ausstellungsrecht Das Ausstellungsrecht ist das Recht, das Original oder Vervielfältigungsstücke eines unveröffentlichten Werkes der bildenden Künste oder eines unveröffentlichten Lichtbildwerkes öffentlich zur Schau zu stellen.

Das exklusive Ausstellungsrecht des Urhebers besteht danach also etwa nicht an unveröffentlichten Schriftwerken. Heißt das nun, dass nur bei z. B. Skizzen und Fotografien vor der Ausstellung der Urheber bzw. dessen Rechtsnachfolger um Erlaubnis für die Ausstellung gebeten werden müsste und bei Schriften nicht? Das ist leider nicht so, denn das urheberrechtliche „Verbot“, solche Gegenstände oder Dokumente ohne Zustimmung des Rechteinhabers auszustellen, ergibt sich schon aus § 12 Abs. 1 UrhG, das einen Aspekt des sog. „Urheberpersönlichkeitsrechtes“ regelt. Darin heißt es: Der Urheber hat das Recht zu bestimmen, ob und wie sein Werk zu veröffentlichen ist.

Eine Ausstellung ist eine Veröffentlichung. Das wiederum ergibt sich sinngemäß aus § 6 Abs. 1 UrhG: Ein Werk ist veröffentlicht, wenn es mit Zustimmung des Berechtigten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden ist. Darunter fällt auch die in § 18 UrhG geregelte Ausstellung, also das „Öffentliche Zurschaustellen“.5 § 18 UrhG hat also eigentlich gar keine eigenständige Bedeutung.6 Man kann daher sagen, dass es sich bei dem exklusiven Ausstellungsrecht um ein „Einmalrecht“ handelt7, das nach der ersten Ausstellung – oder einer anderen Art der Veröffentlichung –, die mit Zustimmung des Rechteinhabers erfolgt, „verbraucht“ ist.8 Der Begriff der „Ausstellung“ umfasst allerdings nicht die Wiedergabe im Intraoder Internet oder per Rundfunk und Fernsehen. Das ergibt sich daraus, dass der Urheber für diese Arten der „öffentlichen Wiedergabe“ separate ausschließliche Nutzungsrechte besitzt (§ 15 Abs. 2 UrhG).

5 Bullinger, in: Bullinger & Wandtke (Hrsg.) 2014, § 18 Rn. 2. 6 Schack 2009, Rn. 652. 7 Bullinger & Wandtke (Hrsg.) 2014, Rn. 2. 8 Schulze, in: Loewenheim (Hrsg.) 2010, § 20 Rn. 58.

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1.2 Die Ausstellung eines im Eigentum der Bibliothek befindlichen Originals, § 44 Abs. 2 UrhG Die Regelung des §  44 UrhG („Veräußerung des Originals“) erleichtert Ausstellern den Umgang mit den in § 18 UrhG unter das exklusive Ausstellungsrecht gestellten unveröffentlichten Lichtbildwerken und Werken der bildenden Künste. Denn danach gilt im Zweifel: Wenn die Bibliothek, eine andere Kultureinrichtung oder auch eine Privatperson Eigentümer daran geworden ist, darf sie sie auch ausstellen, ohne den Urheber zu fragen: § 44 Veräußerung des Originals des Werkes (1) Veräußert der Urheber das Original des Werkes, so räumt er damit im Zweifel dem Erwerber ein Nutzungsrecht nicht ein. (2) Der Eigentümer des Originals eines Werkes der bildenden Künste oder eines Lichtbildwerkes ist berechtigt, das Werk öffentlich auszustellen, auch wenn es noch nicht veröffentlicht ist, es sei denn, dass der Urheber dies bei der Veräußerung des Originals ausdrücklich ausgeschlossen hat.

Wenn der Urheber sich also das Ausstellungsrecht im Zeitpunkt der Verfügung über das Original eines Werkes der bildenden Kunst oder eines Lichtbildwerkes nicht vorbehalten hat, verliert er das Exklusivrecht, d. h. er kann die Ausstellung auch später nicht verbieten. Das Verbietungsrecht wirkt auch gegenüber dem fort, der das Originalexemplar gar nicht vom Urheber selbst, sondern von einem Zwischenhändler erworben hat.9 Ein solcher Vorbehalt dürfte allerdings ausgesprochen selten vorkommen, denn: Welche Kultureinrichtung übernimmt schon ein Original, wenn der Urheber ihm die Ausstellung verbietet? Die Vorschrift kann für Bibliotheken relevant sein, wenn sie an unveröffentlichten Werken der bildenden Kunst oder an Lichtbildwerken, z.  B. als Nachlass, das Eigentum übertragen bekommen haben. Sie müssen also den Urheber vor einer Ausstellung nicht mehr um Erlaubnis fragen. Der § 44 Abs. 2 UrhG betrifft aber nicht Online-Ausstellungen oder Fotos für die Webseite. Diese sind nur im engen Rahmen der Ausnahmeregelung des § 58 Abs. 1 UrhG – Werke in Ausstellungen, öffentlichem Verkauf und öffentlich zugänglichen Einrichtungen, sog. „Katalogbildfreiheit“ – erlaubt. §  44 UrhG regelt den Interessenkonflikt zwischen dem Eigentümer der Sache, also einem Werkexemplar, und dessen geistigem Eigentümer, also dem Urheber. Für unveröffentlichte Schriftwerke – also etwa das Manuskript eines Romans, der später nicht in dieser Form erschienen ist – gibt es keine vergleichbare Norm, sodass diese ohne Zustimmung des Urhebers nicht ausgestellt werden dürfen. Ob Vereinbarungen, mit denen „Nachlasser“ ihre Schriftwerke Bibliotheken überlassen, so auszulegen sind, dass darin diese Zustimmung zur Veröffentlichung erteilt wird, ist nicht allge9 Schulze, in: Dreier & Schulze 2013, § 44 Rn. 20.



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meingültig zu beurteilen.10 Daher kann an dieser Stelle nur dazu geraten werden, sich in solchen Verträgen das Recht zur Veröffentlichung oder zumindest zur Ausstellung einräumen zu lassen.

1.3 Die Ausstellung von bearbeiteten oder umgestalteten Werken Ob es bei einer Ausstellung von Lichtbildern oder Werken der bildenden Kunst naheliegt, sie aus praktischen oder ästhetischen Gründen zu verändern, ist eine Frage der Praxis in der jeweiligen Einrichtung. Jedenfalls ist das Zurschaustellen solcher (urheberrechtlich geschützten) umgestalteten Werke oder Kopien davon unzulässig. Das ergibt sich aus § 23 S. 1 UrhG: Bearbeitungen oder andere Umgestaltungen des Werkes dürfen nur mit Einwilligung des Urhebers des bearbeiteten oder umgestalteten Werkes veröffentlicht oder verwertet werden.

Jede Veränderung kann schon eine „Umgestaltung“ sein, z. B. wenn von einem Foto nur ein Ausschnitt benutzt wird.11

1.4 „Katalogbildfreiheit“, § 58 UrhG Die „Katalogbildfreiheit“ nach § 58 Abs. 1 UrhG betrifft alle Einrichtungen, die Werke ausstellen, an denen sie selbst nicht die entsprechenden Nutzungsrechte eingeräumt bekommen haben. Während die Ausstellung der Original-Werke selbst ohne Zustimmung des Urhebers selbst weitgehend erlaubt ist (s. o.), befasst sich § 58 Abs. 1 UrhG mit den Maßnahmen zur Bekanntgabe dieser Veranstaltungen. Im dort vorgesehenen Rahmen dürfen Abbildungen von Gemälden oder Fotografien verbreitet oder auf der Webseite gezeigt werden. § 58 Katalogbildfreiheit (1) Zulässig ist die Vervielfältigung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung von öffentlich ausgestellten oder zur öffentlichen Ausstellung oder zum öffentlichen Verkauf bestimmten Werken der bildenden Künste und Lichtbildwerken durch den Veranstalter zur Werbung, soweit dies zur Förderung der Veranstaltung erforderlich ist.

10 Vgl. Müller 2009, S. 71 und S. 75. Allgemeines Persönlichkeitsrecht bei Nachlässen. In P. Klimpel (Hrsg.), Öffentliche Archive – „Geheime“ Informationen: der Umgang mit sensiblen Daten in Filmmuseen, Archiven und Mediatheken. 3. Juristisches Symposium der Deutschen Kinemathek. Berlin: Institut für Museumsforschung (Mitteilungen und Berichte aus dem Institut für Museumsforschung, Nr. 49). http://www.smb.museum/fileadmin/website/Institute/Institut_fuer_Museumsforschung/ Mitteilungen/MIT049.pdf (23.01.2016). 11 LG München I, Urteil vom 05.03.1993 – 21 O 7688/92, AfP 1994, S. 239 f.

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(2) Zulässig ist ferner die Vervielfältigung und Verbreitung der in Absatz 1 genannten Werke in Verzeichnissen, die von öffentlich zugänglichen Bibliotheken, Bildungseinrichtungen oder Museen in inhaltlichem und zeitlichem Zusammenhang mit einer Ausstellung oder zur Dokumentation von Beständen herausgegeben werden und mit denen kein eigenständiger Erwerbszweck verfolgt wird.

Im „Museumsvertrag“, den viele Kultureinrichtungen mit der VG Bild-Kunst abgeschlossen haben, wird die Reichweite der erlaubnis- und vergütungsfreien Werbemaßnahmen nach § 58 Abs. 1 UrhG beschrieben. Eckpunkte aus dem Vertrag können auch denjenigen Einrichtungen, die ihn nicht abgeschlossen haben, als Orientierung dienen. Die Werbung durch den Print-Katalog darf danach keinen eigenständigen gewerblichen Zweck verfolgen, d. h. der Nettoverkaufspreis darf nicht mehr als 25 % über den Herstellungskosten liegen; bei Wechselausstellungen ist auch der Verkauf der Restauflage nach Ausstellungsende erlaubt. Online-Werbebanner sollen nach § 58 UrhG nur drei Monate vor sowie während der Laufzeit der Ausstellung geschaltet werden dürfen, auf der eigenen Webseite dürfen nur max. 15 Werke während der Ausstellung sowie für einen Zeitraum von 3 Monaten vor und 6 Wochen nach der Ausstellung in bestimmter Maximalauflösung gezeigt werden. Für Werk-Verwertungen, die über diese Definitionen hinausgehen, gewährt der Museumsvertrag denjenigen Einrichtungen, die ihn mit der VG Bild-Kunst abgeschlossen haben, einen Rabatt. Nicht zu vergessen ist allerdings, dass als Ausstellungen i. S. d. § 58 UrhG nicht nur vorübergehende, sondern auch ständige Ausstellungen gelten.12

2 Schutz der Privatsphäre Wie oben erläutert, kommt es bei Ausstellungen urheberrechtlich u.  a. darauf an, ob ein Werk schon veröffentlicht wurde. Das gilt auch im persönlichkeitsrechtlichen Bereich. Denn es macht natürlich auch hier einen Unterschied, ob ein Dokument schon vor der Ausstellung veröffentlicht wurde oder ob es bisher nur im Nachtschrank einer Privatperson, im Archiv eines Verlags oder unerschlossen in einem Schuber im Magazin der ausstellenden Kultureinrichtung zu finden war. Solche – bisher privaten – Materialien können auf unterschiedliche Weise in die Sammlungen von Kultureinrichtungen gelangt sein: Unter anderem können sie als sog. „Vorlässe“ oder „Nachlässe“ der Einrichtung geschenkt, verkauft oder auch verliehen worden sein. Es kommt auch vor, dass ganze Verlagsarchive zur Erschließung an Kultureinrichtungen gegeben werden. Die Besonderheit solcher Materialien ist, neben ihrer bisher ausstehenden Veröffentlichung, dass sie oft nicht vom Nachlasser selbst, sondern von 12 Lüft, in: Bullinger & Wandtke (Hrsg.) 2014, § 58 Rn. 12; Vogel, in: Loewenheim & Schricker (Hrsg.) 2010, § 58 Rn. 12.



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Dritten stammen oder bisher der Öffentlichkeit unbekannte Informationen enthalten können. Die Frage des Umgangs mit solchen privaten Materialien stellt sich bei der (Online-) Katalogisierung, der Herausgabe an Benutzer und natürlich auch bei ihrer öffentlichen Zurschaustellung. Für Einrichtungen bedeutet das: Die Ausstellung solcher Materialien ohne die Zustimmung der Betroffenen bzw. deren Rechtsnachfolger kann schwierig werden bzw. rechtswidrig sein. Die gute Nachricht lautet: Mit dem Persönlichkeitsrecht gibt es keine Probleme, wenn sich personenbezogene Informationen nur auf die Person des Nachlassers selbst beziehen und dieser bzw. seine Angehörigen bei der Überlassung der Veröffentlichung zugestimmt haben, alle in den Dokumenten erwähnten Personen schon lange tot sind (mind. 10 bis 30 Jahre) oder die Materialien von Anfang an für die Veröffentlichung bestimmt waren13, z. B. Pressemitteilungen oder Protokolle öffentlicher Sitzungen.14

2.1 Gesetzliche Regelung der Privatsphäre Die Regeln für den Umgang mit personenbezogenen Informationen finden sich in verschiedenen einfachen Gesetzen, die sich mit Fragen der Privatsphäre befassen. Dazu gehören die Datenschutzgesetze des Bundes und der Länder. Zweck des Bundesdatenschutzgesetzes15 ist es, „den Einzelnen davor zu schützen, dass er durch den Umgang mit seinen personenbezogenen Daten in seinem Persönlichkeitsrecht beeinträchtigt wird.“16 Entsprechende Zweckbestimmungen sind in den Landesdatenschutzgesetzen zu finden, die für Landesbehörden und sonstige öffentliche Stellen des jeweiligen Bundeslandes gelten.17 Das Bundesarchivgesetz (BArchG) regelt nach §  5 Abs.  2 u.  a. den Umgang mit „Archivgut des Bundes, das sich auf natürliche Personen bezieht“. Ebensolches gilt auch für die Landesarchivgesetze. Allerdings verpflichten die Archivgesetze regelmäßig nur die jeweiligen staatlichen Archive, nicht aber etwa Bibliotheken und Museen. Das gilt auch, wenn diese archivtypisches Material sammeln. Machen diese Gesetze (trotzdem) eine Aussage darüber, was Bibliotheken in Ausstellungen „zur Schau stellen“ dürfen? Nach den Datenschutzgesetzen gilt prinzipiell: Personenbezogene Daten dürfen nur dann erhoben, gespeichert oder genutzt werden,

13 Vgl. § 5 Abs. 4 BarchG. § 17 Abs. 2 S. 1 ThürArchivG und § 7 ArchivG NRW. 14 Hinweise zur Handhabung des § 7 ArchivG NRW – Nutzung von Archivgut durch Dritte. Archivpflege in Westfalen und Lippe, H. 39 (April 1994), S. 35–41. 15 Anwendbar vor allem für die öffentlichen Stellen des Bundes und nicht-öffentliche Stellen (z. B. Unternehmen), die personenbezogene Daten verarbeiten. 16 § 1 Abs. 1 BDSG. 17 Zum Beispiel § 2 Abs. 1 BlnDSG.

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wenn ein Gesetz das erlaubt oder die Betroffenen eingewilligt haben.18 Nach § 3 Abs. 1 BDSG sind personenbezogene Daten „Einzelangaben über persönliche oder sachliche Verhältnisse einer bestimmten oder bestimmbaren natürlichen Person.“ Es handelt sich dabei also nicht nur um solche Informationen, die normalerweise als besonders sensibel und schützenswert angesehen werden wie beispielsweise Gesundheits- oder Finanzdaten, sondern es fallen schon ganz alltägliche Daten wie etwa die, welche Person mit einer anderen in Briefkontakt stand, darunter.19 Bereits rechtmäßig, d. h. mit Zustimmung des Betroffenen, veröffentlichte personenbezogene Informationen dürfen nach dem BDSG in dessen Anwendungsbereich erhoben und genutzt werden. Das ergibt sich aus § 13 Abs. 2 Nr. 4 BDSG für die Datenerhebung, d. h. Sammlung, und aus § 14 Abs. 2 Nr. 5 BDSG für die Nutzung, allerdings nur dann, wenn sie zur Erfüllung der Aufgaben der Einrichtung erforderlich ist. Wenn ein Dokument oder eine Information noch nicht veröffentlicht wurde, wird für die Ausstellung der Kauf-, Schenkungs- oder Leihvertrag daher die nach § 4a BDSG erforderliche Einwilligung der betroffenen Personen oder Angehöriger enthalten müssen. Hiervon kann nur bei besonderen Forschungsvorhaben20 abgesehen werden. Die Datenschutzgesetze schützen, abgesehen von den o.  g. besonders sensiblen Bereichen, die betroffenen Personen nur bis zu ihrem Tod.21 Unveröffentlichte Materialien, die sich in Bibliotheken befinden, sind ja eigentlich Archivmaterial, das sich nur nicht in einem Archiv, sondern eben in einer Bibliothek befindet. Es liegt also durchaus nahe, die Archivgesetze sinngemäß auf die in Bibliotheken befindlichen Unterlagen anzuwenden, zumal es sich hier – genau wie bei Archiven – vorwiegend um öffentliche Einrichtungen handelt. Auch wenn sie unmittelbar nur auf Bundes- bzw. Landesarchive anwendbar sind: Es gibt in einzelnen Landesbibliotheksgesetzen Verweisungen auf Archivgesetze (z. B. § 4 Abs. 3 Thüringer Bibliotheksgesetz). Dort, wo es solche Bezugnahmen nicht gibt, bewegen Bibliotheken sich bei der Ausstellung personenbezogener Dokumente allerdings teilweise in einer rechtlichen Grauzone. Die Archivgesetze sind aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes so restriktiv, dass sie die Ausstellung einschlägiger Materialien nicht vereinfachen. Nach dem Thüringer Archivgesetz etwa darf personenbezogenes Archivgut erst 10 Jahre nach dem Tod der Person bzw. bei nicht ermittelbarem Todesjahr 90 Jahre nach der Geburt genutzt werden (§ 17 Abs. 1). Diese oder ähnliche Fristen gelten auch in

18 Vgl. § 4 Abs. 1 BDSG. 19 Simitis (Hrsg.) 2014, § 3 Rn. 5 ff. 20 § 13 Nr. 8 BDSG für die Datenerhebung u. § 14 Nr. 9 BDSG für die Datennutzung: Wenn dies „zur Durchführung wissenschaftlicher Forschung erforderlich ist, das wissenschaftliche Interesse an der Durchführung des Forschungsvorhabens das Interesse des Betroffenen an dem Ausschluss der Erhebung erheblich überwiegt und der Zweck der Forschung auf andere Weise nicht oder nur mit unverhältnismäßigem Aufwand erreicht werden kann“. 21 Simitis (Hrsg.) 2014, § 3 Rn. 17.



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den Archivgesetzen anderer Bundesländer.22 Für Archivgut des Bundes, das sich auf natürliche Personen bezieht, gelten noch längere Fristen: 30 Jahre nach dem Tod bzw. 110 Jahre nach der Geburt. Ausnahmen gibt es nur für besondere Forschungsvorhaben, deren Ergebnisse jedoch nur nach Entfernung der personenbezogenen Angaben veröffentlicht werden dürfen, z. B. in § 17 Abs. 5 ThürArchG. Eine Einwilligung für die Ausstellung müsste andernfalls von der betroffenen Person selbst oder nach ihrem Tod von ihren Angehörigen eingeholt werden. Nach § 17 Abs. 6 ThürArchG sind an erster Stelle der überlebende Ehegatte, nach dessen Tod seine Kinder und, wenn weder ein Ehegatte noch Kinder vorhanden sind, die Eltern der betroffenen Person zu fragen. Die anderen Archivgesetze entsprechen dem weitgehend.

2.2 Auslegung bei unklaren Regelungen Bei Bundeseinrichtungen und in den Ländern, in denen keine Verweisung von Bibliotheksgesetzen auf Archivgesetze vorhanden sind, gibt es (scheinbar) für sie keine so klaren Regeln. Woraus ergibt es sich dann, dass auch sie sich bei der Ausstellung unveröffentlichter personenbezogener Dokumente an strenge Voraussetzungen, wie etwa die in den Archivgesetzen festgelegten Fristen, halten müssen? Die Fristen stellen eine gesetzliche Fixierung von Grundsätzen dar, die durch höchstrichterliche Auslegung verfassungsrechtlicher Normen entwickelt wurden. Das Verfassungsrecht aber gilt – unabhängig von der „einfachgesetzlichen“ Festlegung in Archivgesetzen – auch für Bibliotheken, vor allem solche, die Teile öffentlich-rechtlicher Körperschaften sind. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass die nach Verfassungsrecht und Archivgesetzen geltenden Fristen ja eigentlich eine Erleichterung für die nutzungswilligen Einrichtungen sind: Immerhin ist geklärt, dass der Schutz nicht in alle Ewigkeit fortwährt. Hier ein kurzer Überblick über einschlägige Gerichtsurteile: –– Nach der Rechtsprechung ist anerkannt, dass ein in seinen Persönlichkeitsrechten Verletzter zivilrechtlich23 die Unterlassung und Beseitigung der Verletzung verlangen kann. –– Bereits in einer Entscheidung24 aus dem Jahr 1958 hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass die durch Art.  1 und 2  GG geschützte Unantastbarkeit der Menschenwürde und das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit (Allgemeines Verfassungsrechtliches Persönlichkeitsrecht)25 auch unmittelbar jenen inneren 22 Zum Beispiel § 7 Abs. 1 ArchivG NRW; § 17 Abs. 3 Archivgesetz des Landes Berlin – ArchGB. Hier gilt zusätzlich: Ist auch der Geburtstag dem Archiv nicht bekannt, endet die Schutzfrist 70 Jahre nach der Entstehung der Unterlagen. 23 Nach § 1004 BGB. 24 BGH, Urteil vom 14.02.1958 – I ZR 151/56, BGHZ 26, 349 – Herrenreiter. 25 Art. 1 Abs. 1 i. V. m. Art. 2 Abs. 2 GG.

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Persönlichkeitsbereich schützt, der grundsätzlich nur der freien und eigenverantwortlichen Selbstbestimmung des Einzelnen untersteht. –– Von einem zivilrechtlichen Unterlassungs- oder Beseitigunganspruch26 können prinzipiell auch Bibliotheken, die persönliche Informationen veröffentlichen, betroffen sein. Die Frage ist: Welche Frist muss ablaufen, damit Bibliotheken ihre personenbezogenen Archivmaterialien z.  B. für Ausstellungen nutzen dürfen, ohne Ansprüche, die aus der Verletzung von Persönlichkeitsrechten herrühren, befürchten zu müssen? Die Pflicht zur Wahrung des „Allgemeinen Verfassungsrechtlichen Persönlichkeitsrechts“ gilt, unabhängig von der Frage der (sinngemäßen) Anwendbarkeit der Archivgesetze, auch für sie. Das Persönlichkeits-Grundrecht gibt allerdings nur einen Rahmen vor, der jeweils im Einzelfall durch Gerichte ausgelegt wird. Bereits in einem Urteil aus dem Jahr 1954 hatte z.  B. der Bundesgerichtshof entschieden, dass die Veröffentlichung eines anwaltlichen Schreibens in einer Zeitung gegen Persönlichkeitsrechte verstoßen kann.27 Klar und weit hat das Bundesverfassungsgericht in seinem Volkszählungsurteil aus dem Jahr 1983 den Begriff und die zulässige Verwendung personenbezogener Daten gefasst. Danach gewährleistet das Allgemeine Persönlichkeitsrecht in seiner Ausprägung als Recht auf „informationelle Selbstbestimmung“ die Befugnis des Einzelnen, grundsätzlich selbst über die Preisgabe und Verwendung seiner persönlichen Daten zu bestimmen. Einschränkungen dieser informationellen Selbstbestimmung seien nur auf gesetzlicher Grundlage zulässig. Ausdrücklich stellte das Bundesverfassungsgericht fest, dass es „kein belangloses Datum“ gibt. Vielmehr bedarf die Verwendung aller personenbezogenen Daten einer besonderen Rechtfertigung. Das Volkszählungsurteil war die Grundlage für die oben erläuterte Datenschutz­gesetzgebung des Bundes und der Länder, nach der ja die Verwendung dieser Daten immer eines Gesetzes oder der Einwilligung des Betroffenen bedarf. Das Persönlichkeitsrecht ist allerdings verfassungsrechtlich nicht in alle Ewigkeit geschützt, sondern es läuft – allerdings erst nach dem Tode der betroffenen Person – dann als sog. „Postmortales Persönlichkeitsrecht“ aus: Nach der „Mephisto-Entscheidung“ des BGH schwindet das Schutzbedürfnis in dem Maße, in dem die Erinnerung an den Verstorbenen verblasst und im Laufe der Zeit auch das Interesse an der Nichtverfälschung des Lebensbildes abnimmt.28 Insbesondere bei bildenden Künstlern hat der BGH ein Schutzbedürfnis für bis zu 30 Jahre nach deren Tode anerkannt.29 Diesen von der höchstrichterlichen Rechtsprechung anerkannten Fristen tragen die Archiv­gesetze mit ihren Fristen für die Nutzung des einschlägigen Materials Rechnung (s. o.). Zu beachten ist, dass nicht 26 Beziehungsweise dem entsprechenden verwaltungsrechtlichen Anspruch. 27 BGH, Urteil vom BGH, 25.05.1954 – I ZR 211/53, BGHZ 13, 334 – Veröffentlichung von Briefen. 28 BGH, Urteil vom BGH, 20.03.1968 – I ZR 44/66, BGHZ 50, 133 (140 f.) – Mephisto. 29 BGH, Urteil vom 08.06.1989 – I ZR 135/87, BGHZ 107, 384 – Emil Nolde.



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nur die verstorbene Person, auf die sich ein Dokument unmittelbar bezieht, betroffen sein kann, sondern auch die Angehörigen betroffen sein können, etwa bei Erbkrankheiten.30 In diesen Fällen beziehen sich die Fristen (auch) auf diese Angehörigen.

3 Fazit Bei Ausstellungen ist, wie gezeigt, besonders im Hinblick auf unveröffentlichte Werke Vorsicht geboten. Um Probleme zu vermeiden, sollte schon bei deren Aufnahme in den Bestand die Erlaubnis zur Ausstellung mit vereinbart werden. Diese Erlaubnis ist (mit den o. g. Abstrichen) sowohl aus urheber- als auch aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen erforderlich. Natürlich funktioniert das nur, wenn der „Nachlasser“ bzw. die Person, die den Überlassungsvertrag mit der Bibliothek abschließt, überhaupt ermächtigt ist, diese Erlaubnis zu geben. Das ist regelmäßig nicht der Fall bei Dokumenten von Dritten (z.  B. Briefen), die sich im Nachlass befinden, oder wenn sich persönliche Informationen auf solche nicht beteiligen Personen beziehen. Bei diesen Materialien wird die nutzende Einrichtung nicht darum herumkommen, später um die urheber-, daten- oder archivrechtlich erforderliche Einwilligung der Urheberrechtsinhaber und betroffenen Personen bzw. Angehörigen zu bitten oder den Ablauf der urheber- und persönlichkeitsrechtlichen Schutzfristen abzuwarten.

Literatur Bullinger, W. & Wandtke, A.-A. (Hrsg.). (2014). Praxiskommentar zum Urheberrecht (4., neu bearb. Aufl.). München: Beck. Dreier, T. & Schulze, G. (2013). Urheberrechtsgesetz: Urheberrechtswahrnehmungsgesetz, Kunsturhebergesetz; Kommentar (4. Aufl.). München: Beck. Dreier, T. & Schulze, G. (2015) unter Mitw. von L. Specht. Urheberrechtsgesetz: Urheberrechtswahrnehmungsgesetz, Kunsturhebergesetz; Kommentar (5. Aufl.). München: Beck. Loewenheim, U. (Hrsg.). (2010). Handbuch des Urheberrechts (2. Aufl.). München: Beck. Loewenheim, U. & Schricker, G. (Hrsg.). (2010). Urheberrecht: Kommentar (4., neu bearb. Aufl. des v. G. Schricker bis zur 3. Aufl. hrsg. Werkes). München: Beck. Schack, H. (2009). Kunst und Recht: Bildende Kunst, Architektur, Design und Fotografie im deutschen und internationalen Recht (2., neu bearb. Aufl.). Thübingen: Mohr Siebeck. Simitis, S. (Hrsg.). (2014). Bundesdatenschutzgesetz (8., neu bearb. Aufl.). Baden-Baden: Nomos.

30 Simitis (Hrsg.) 2014, § 3 Rn. 17.

Ilona Munique

Ausstellungsfinanzierung Finanzierungsmodelle beim Fundraising mit Schwerpunkt Sponsoring1

Einleitung Eine Ausstellung zu konzipieren beginnt – neben einer guten Idee für das Thema – immer mit der Frage nach ihrer Finanzierung. Dabei sind zwei grundlegende Situationen denkbar. Entweder, die Ausstellung wurde ambitioniert geplant und nun fehlen „nur noch“ die Mittel. Oder aber, die Ausstellung soll quantitativ und qualitativ so ausfallen, wie es die Mittel von vornherein erlauben. Sowohl für konkret bezifferbare Finanzierungslücken als auch für eine Gesamtrealisierung bzw. ‑finanzierung lassen sich Mittel außerhalb der regulären Ressourcen einwerben. In beiden Fällen sind der Faktor Zeit und die Finanzierungshöhe entscheidend für die Wahl der passenden Fundraising-Methode. Mit Hilfe eines Überblicks lassen sich die einzelnen Möglichkeiten, eine Ausstellung teilweise oder voll zu finanzieren, aufzeigen. Da sich Sponsoring seit den 1990er Jahren als adäquates Mittel nicht nur auf dem Sport-, sondern auch auf dem Kultursektor erwiesen hat, soll im Folgenden darauf der Schwerpunkt gelegt werden. Mit der Abgrenzung zur Spende lässt sich dann auch diese auf ihre Brauchbarkeit hin gut erfassen. Ausstellungen erscheinen durch ihre öffentlichkeitswirksamen Verwertungsmöglichkeiten – denkbar sind glamouröse Vernissagen und Finissagen – besonders geeignet für ein Fundraising. Warum jedoch gerade Sponsoring noch immer vom Öffentlichen wie Wissenschaftlichen Bibliothekswesen wenig eingesetzt wird, darüber darf spekuliert werden. Ist es die Konkurrenz auf dem Kultursektor, ein Imageproblem oder ist es fehlendem (Fundraising-)Personal geschuldet?

1 Disclaimer: Die Autorin hat alle Angaben nach bestem Wissen und aktueller Recherche verfasst. Dennoch sind Irrtümer nicht ausgeschlossen. Der Artikel stellt daher keine Beratung im Sinne des Rechtsberatungsgesetzes dar. Bezweckt wird lediglich ein verbessertes Verständnis für das geltende Recht. Es ist nicht möglich, in diesem knappen Umfang alle Anspruchsgrundlagen zu berücksichtigen, die beim Fundraising, Sponsoring und bei Spenden auftreten können. Keinesfalls werden rechtsverbindliche Handlungsanweisungen vermittelt, noch kann wegen der Veränderbarkeit geltenden Rechts für die fortwährende Richtigkeit dieses Beitrags eine Garantie abgegeben werden, der im Übrigen keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Alle beabsichtigten Handlungen sind vorab mit der rechtsberatenden Stelle des betreffenden Hauses abzuklären.

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Eine Befragung ergab, „dass eine Minderheit der befragten Bibliotheken Fundraising institutionalisiert hat“2. Beispiele explizit zum Fundraising von Ausstellungen in Bibliotheken3 fanden sich wenige, leider verschwinden manche in den nicht frei einsehbaren Pressearchiven. Und oft wickeln Fördervereine und Freundeskreise das Sponsoring ab. Tatsächlich aber wird zu diesem Thema wenig veröffentlicht, was letztlich dem Wesen des Sponsorings im Sinne des Gegenwerts „Marktkommunikation“ widerspricht.

1 Fundraising Welches Finanzierungsmodell eignet sich am besten für eine Ausstellungsidee? Wie eingangs beschrieben, kommt es auf den Zeitaspekt und die gewünschte Mittelhöhe an. Eine kurzfristig angefragte Spende wird eher kleinere bis mittelgroße Finanzierungslücken schließen. Von langer Hand beantragte Fördermittel (also der lediglich in der Literaturliste bedachte Drittmittelbereich) und Stiftungsgelder kommen für Teilfinanzierungen von Ausstellungen in Frage, die noch in der Zukunft liegen. Sponsoring hingegen ist für viele Situationen, also Voll- wie Teilfinanzierung und lang- wie mittelfristig, möglich. Und es gilt: Je höher die Summe, desto besser. Spenden und Crowdfunding sind als zu unsicher einzuschätzen, wenn der Zeithorizont zur Realisierung der Ausstellungsidee knapp ist und sie außerdem zwingend umgesetzt werden soll. Hingegen kann das Mäzenatentum zum grundsätzlichen Gelingen großartiger Ausstellungen beitragen, sofern einige Zeit in das Beziehungsmanagement gesteckt wurde. Doch allen Methoden – bis auf das vertraglich vereinbarte Sponsoring – ist gemein, dass das Finanzierungsziel nicht immer tatsächlich erreicht wird – wobei auch beim Sponsoring Vertragsauflösungen vorkommen können.4 Nachdem allerdings Etatzuweisungen ebenfalls nicht sicher sind, gibt es einen guten Grund mehr, Fundraising auszuprobieren. Doch was genau ist Fundraising, was macht es aus, und meinen wir immer dasselbe?

1.1 Begriffsklärung Befassen wir uns zunächst mit den Realitäten, denen man im Fundraising zwangsläufig begegnet. In einem zweiten Schritt geht es dann um die notwendigen Begriffs2 Bachofner & Hoffmann 2012, S. 2. 3 Ein Beispiel der Nennung von Sponsoren ist die Ausstellung zur Autografensammlung Ludwig Darmstaedter der Bayerischen Staatsbibliothek München, vgl. Weber 2008. 4 Siehe beispielsweise die „Humboldt-Box“ der ZLB, vgl. Gemeinsame Planung für die HumboldtBox 2011.

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abgrenzungen, die für ein tiefer gehendes Verständnis und für ein sauberes Agieren notwendig sind. Mit wem oder was hat man es beim Fundraising üblicherweise zu tun? Hier eine Begriffssammlung ohne Anspruch auf Vollständigkeit: –– Akteure / Protagonisten Förderer, Fördervereine, Freundeskreise, Geförderte, (Geld-)Geber, Kooperationspartner, Kulturbetriebe, Mäzene, Mittelstand, Nehmer, Non-Profit-Organisationen, Projektinitiatoren, Stakeholder, Stifter, Unternehmen, Unterstützer, Unterstützte –– Monetärer Leistungsbereich Crowdfunding, Drittmittel, Fördermöglichkeiten, (Grund-)Finanzierung, Geld, Kapital, Mittelbeschaffung, Projektfinanzierung, Schwarmfinanzierung, Spenden­(‑sammlung), Stiftungen, Unterstützung –– Nicht-Monetärer Leistungsbereich / operatives Geschäft Beschaffungsmarketing, Beziehungsmarketing, Corporate Branding, Corporate Social Responsibility, (Kunden-)Kommunikation, Kulturförderung, Management, Marketing(‑strategien), Öffentlichkeitsarbeit, Partizipation, Relationship Fundraising, Social Media, Unterstützung Wen wundert es, wenn durch die Vielzahl der Begriffe der Umgang mit Fundraising als unübersichtlich und daher wenig verlockend, ja sogar verunsichernd erscheint. E > € – auf diese simple Formel bringt es Schiemenz.5 Aufgelöst bedeutet sie Folgendes: Wenn die Emotion (E) des Gebers für ein Projekt größer ist als der wegzugebene Betrag (€), dann kommt es zur Unterstützung. „Unterstützung“ ist nicht zu Unrecht das neue, wenn auch sehr unscharfe Trendwort anstelle von Sponsoring anstelle von Spende anstelle von Zuwendung anstelle von … Tatsächlich treten folgende Situationen auf: –– Begriffe werden nicht verstanden und / oder durch synonyme Begriffe ersetzt. –– Die Bibliothek oder der Vertragspartner möchte bestimmte Begriffe – und seien sie auch noch so zutreffend – nicht benutzen, beispielsweise, weil man sich innerhalb der Organisation auf einen einheitlichen Begriff geeignet hat, der einer bestimmten Firmenphilosophie (besser) entspricht. –– Begriffe unterliegen einem Imagewandel. Davor schützen auch Definitionen nicht. Wer hätte aus der Generation der Babyboomer einmal gedacht, dass das Wort geil (nach üblichem Gebrauch im Mittelalter im Sinne von gut) erneut wieder positiv besetzt wird? War auch Sponsoring einstmals gut gelitten, gilt das heute nicht mehr im selben Maße, da die Bezeichnung allzu oft missbräuchlich verwendet wird. Doch wer weiß …

5 http://fundraising-knigge.de/persoenliche-gespraech-schiemenz/ (24.04.2016).

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–– Neue Begriffe tauchen auf (z.  B. Crowdfunding / lending / investment, …). Sie sind daran beteiligt, wenn andere Begriffe aus ihrer ursprünglichen Bedeutung heraus neu bewertet werden und somit eine Umdeutung erfahren. In kleineren Städten wird man eher um Verständnis für definierte Begriffe ringen. Eigene Erfahrungen im 73 000 Einwohner zählenden Bamberg, Wohnort der Autorin, zeigen, dass selbst bei den dort angesiedelten größeren Firmen der Sprachgebrauch recht willkürlich ist. Oftmals wird dem Sponsorpartner – und das gilt für beide Seiten – das Verständnis für den exakten Begriff auch gar nicht zugetraut. Was tun? Wann ist es irrelevant, wann zwingend, die Begriffe exakt zu verwenden?

1.2 Begriffsabgrenzungen Man darf großzügig über so manche unsaubere Wortwahl hinwegsehen, wenn es der eigentlichen Sache dient – doch bitte nur, wenn sich beide Projektpartner darauf geeinigt haben, was ein Begriff für diesen einen konkreten Fall bedeuten soll. Die nachfolgende Auflistung ausgewählter Begriffe bietet eine leicht verständliche und damit dem Sponsorpartner sicher gut vermittelbare sprachliche Basis. In einigen Fällen, die noch näher zu beschreiben sein werden, ist diese gemeinsame Basis sogar sehr geboten. –– Fundraising [amerikan.] –– fund = Geld, Kapital –– to raise = etwas aufbringen, mehren, wachsen –– Professionelles Finanzierungsmarketing für Non‑Profit‑Organisationen –– Summe aller Public‑Relation‑Maßnahmen, Mittelbeschaffungen, Akquisitionen von Personen sowie das Organisieren von Fördermöglichkeiten –– Spende –– Förderung gegen Öffentlichkeitsarbeit nicht grundsätzlich vorgesehen, doch mit Einschränkungen bzw. Konsequenzen (vereins-)steuerrechtlicher Art möglich –– Leistung und Unterstützung ohne einforderbare (!) Gegenleistung –– Eher einmaliger Charakter, bei gutem Beziehungsmanagement Dauerspenden möglich („heiße“ Aquise) –– Sponsoring –– Förderung gegen Öffentlichkeitsarbeit (Unternehmenskommunikation) –– Leistung und Unterstützung bei vertraglich festgelegter Gegenseitigkeit –– Häufig längerfristig und über höhere Summen angelegt –– Chance auf Wiederholbarkeit bei gutem Beziehungsmanagement

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–– Crowdfunding6 –– Förderung durch die Crowd (Masse), meist online basierend –– Leistung und Unterstützung auf der Grundlage von festgelegten Regeln –– Eher einmaliger, projektorientierter Charakter –– Enthält Elemente des Sponsoring wie auch der Spende –– Erfolgsaussichten tendenziell eher gut, jedoch keinesfalls verlässlich –– Mäzenatentum –– Förderung durch Selbstlosigkeit (Altruismus) –– Leistung und Unterstützung ohne einforderbare (!) Gegenleistung –– Charakter einer wiederholten, ggf. fortwährenden Unterstützung bei längerfristiger Bindung –– Stiftung –– Förderung durch Stiftungsmittel nach meist formaler Antragsstellung –– Leistung und Unterstützung auf der Grundlage des Stiftungszwecks –– Von eher einmaligem, projektorientierem Charakter mit Chance auf wiederholbare und längerfristige Bindung Alle hier aufgeführten Fundraising-Maßnahmen werden teils gleich, teils aber auch sehr unterschiedlich angegangen, denn sie unterliegen unterschiedlichen finanzund steuerrechtlichen sowie betrieblichen Gesetzen und Notwendigkeiten. Daher ist es wichtig, sich zu versichern, welche der genannten Fundraising-Maßnahmen die erwünschte und gebotene ist.7

1.3 Von der Begriffstheorie zu den Tatsachen In einem nächsten Schritt gilt es nun, sich bei dem eigenen Finanz- und Entscheidungsträger nach den für die eigene Institution geltenden Bestimmungen, Verordnungen, Regelungen etc. zu den unterschiedlichen Fundraising-Maßnahmen zu erkundigen. Wo sind diese festgehalten? Was beinhalten sie? Generell wird auf der Grundlage der jeweiligen Landesgesetze die Entscheidung zu treffen sein, ob Spenden, Schenkungen oder ähnliche Zuwendungen angenommen werden sollen bzw. ob ein Sponsoring vermittelt werden soll. Ein Blick in die Gemeindeordnung bzw. (je nach Bundesland) Kommunalverfassung ist ratsam. In der Regel erstellen Gemeinden und Hochschulen einen Bericht, in dem der Geber, die Art und die Höhe der jeweiligen Zuwendungen und der Zuwendungszweck aufgeführt sind. Dieser Bericht wird jährlich an die Rechtsaufsichtsbehörde übermittelt – ein nicht

6 Eine detaillierte Praxisanleitung bietet die Crowdfunding-Checkliste, vgl. Munique 2015b. Außerdem, mit dem Schwerpunkt Freundeskreise, vgl. Munique 2015a. 7 Vgl. vor allem Bruhn 2010 und Bortoluzzi Dubach 2011.

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unerheblicher Aufwand, geschuldet der Verschärfung des „Antikorruptionsgesetzes“ im Strafgesetzbuch.8 In Kommunen entscheiden bis zu einer gewissen Beitragshöhe – meist im dreibis unteren vierstelligen Bereich – der Bürgermeister, ein Verwaltungsausschuss oder der Rat über die Annahme. Zuwendungen dürfen dabei nie im Zusammenhang mit einer Leistung stehen. Läuft ein Verwaltungsverfahren, dann ist es nicht gestattet, etwas von der betreffenden Person oder Institution anzunehmen. Weitere Vorgaben können sein: –– Integrität, Imagewahrung, Vereinbarkeit der Ziele –– Gewährleistung sachgerechter und unparteiischer Aufgabenerfüllung –– Keine Annahme von Zuwendungen aus bestimmten Kreisen bzw. Milieus

2 Ziel und Zweck von Sponsoring Gleich, welcher Definition man folgen möchte oder wie die mit dem Sponsor vereinbarte Wahl der Termini ist, sollte die maßgebende Vorlage des Bundesministeriums der Finanzen (BMF) als Grundlage des Sponsoringvertrages immer bedacht werden: Unter Sponsoring wird üblicherweise die Gewährung von Geld oder geldwerten Vorteilen durch Unternehmen zur Förderung von Personen, Gruppen und Organisationen in sportlichen, kulturellen, kirchlichen, wissenschaftlichen, sozialen, ökologischen oder ähnlich bedeutsamen gesellschaftspolitischen Bereichen verstanden, mit der regelmäßig auch eigene unternehmensbezogene Ziele der Werbung oder Öffentlichkeitsarbeit verfolgt werden.9

2.1 Förderung und Unterstützung Noch bevor der Kontakt mit einem möglichen Sponsorpartner aufgenommen wird, heißt es, sich die Förderungs- und Unterstützungssituation zu vergegenwärtigen und die getrennten, viel mehr noch die gemeinsamen (!) Interessenlagen beider Seiten zu betrachten. Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Sponsor und Gesponserten: –– Der Sponsor (z. B. eine Firma) … … fördert eine Person, Institution, Veranstaltung … durch Geld, Sach- oder Dienstleistungen und erhält dafür deren Marktkommunikation. 8 §§ 331/333 des Strafgesetzbuches über Vorteilsannahme bzw. Vorteilsgewährung durch Amtsträger, vgl. auch Bock & Bormann 2009. 9 Deutschland. Bundesministerium der Finanzen 1998, Sponsoringerlass.

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–– Der Gesponserte (z. B. die Bibliothek) … … unterstützt den Sponsor in dessen Marktkommunikation und Imagewerbung und erhält dafür Geld-, Sach- oder Dienstleistungen. Tatsächlich – der Gesponserte unterstützt also ebenfalls. Ergo KANN es sich hierbei nicht mehr um eine Spende handeln, denn diese unterstützt lediglich einseitig. Damit ist es an der Zeit, sich die Interessenlage des Sponsors noch etwas deutlicher zu vergegenwärtigen. Worin ist die Bibliothek dem Sponsor, der die Ausstellung ermöglichen soll, konkret nützlich? Dies zu erkennen, wird sich noch als vorteilhaft erweisen.

2.2 Interessenlagen des Sponsors Die Marktkommunikation eines Unternehmens ist wie ein „Goldesel“, der regelmäßig gefüttert werden will und doch immer unersättlich zu sein scheint. Ratgeber und Studien, die helfen sollen, die Ausgaben zu dezimieren, führen immer wieder die drei klassischen Kommunikationsinstrumente einer Firma auf: 1. Firmenwerbung mittels Kampagnen 2. Verkaufsförderung durch gezielte Produktwerbung, Sonderangebote und Rabatte 3. Öffentlichkeitsarbeit in Form von Direktmarketing, Umfragen und Events Die Kommunikationsinstrumente von einst scheitern jedoch zunehmend an der Verweigerungshaltung, dem bewussten Ausblenden und dem Boykott der reiz- und informationsüberfluteten, zudem kritischer und selbstbewusster werdenden Konsumenten. So ist das vorrangige Interesse der Werbeabteilung eines Unternehmens auf neue Kommunikationsinstrumente gerichtet. Diese Instrumente betreffen die Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit, und zwar bereits seit den 1980er Jahren als Sponsoring und seit den 2000er Jahren im Corporate Citizenship (CC). Da die Bedeutungstendenz von CC derzeit steigend ist, heißt es, auf diesen Zug aufzuspringen, indem man das auserwählte Unternehmen direkt darauf anspricht. Corporate Citizenship (CC) –– Das Unternehmen übernimmt gesellschaftliche Verantwortung durch bürger­ schaftliches Engagement. –– Das Unternehmen bedient sich eines Marketing-Mix‘ (Spenden, Sponsoring, Lobbying). –– CC hat eine „große Schwester“, die Corporate Social Responsibility (CSR). Corporate Social Responsibility (CSR) –– Unternehmen übernehmen soziale und ökologische Verantwortung für die Gesellschaft.

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–– CSR wird in Deutschland durch die Bundesregierung z. B. durch Steuererleichterungen und den CSR‑Preis „Ausgezeichnete Verantwortung“ gefördert. –– CSR entspricht der Leitidee des Bundesministerium für Arbeit und Soziales: „Unternehmenswerte CSR Made in Germany“.10 Das an zweiter Stelle genannte Interesse – wobei sich die Rangfolge nicht zwingend ergeben muss – sind steuerliche Vorteile, die ein Unternehmen durch seine Unterstützungsleistung erhält Die folgende Gegenüberstellung zeigt nicht nur rein optisch, dass sich Sponsoring gegenüber der Spende wesentlich effizienter rechnet. Tab. 1: Interesse Nr. 2, Steuerliche Vorteile Spende versus Sponsoring. SPENDE für gemeinnützige Zwecke = ohne Gegenleistung

SPONSORING für betriebliche Zwecke = mit Gegenleistung

Spenden11 sind nur mit Zuwendungsbestätigung Als Betriebsausgabe13 im selben Kalenderjahr als Sonderausgabe in begrenztem Umfang in vollem Umfang steuermindernd ansetzbar. (0,4 %- bzw. 20 %-Regelung)12 im Jahr steuermindernd bzw. durch Spendenvortrag unbegrenzt in den Folgejahren als Sonderausgabe ansetzbar und müssen aus Firmenvermögen stammen.

2.3 Die eigene Position gegenüber dem Sponsor Eine weitere Auflistung zeigt, dass der Sponsor sogar drei Gründe mehr hat, eine Ausstellung zu unterstützen, als sie der Gesponserte aufzählen kann. Es erhöht die Verhandlungsposition, wenn man zeigt, dass einem selbst die gute Position bewusst ist. Die wesentlichen Gründe sollten in das Sponsoringkonzept eingebaut werden.

10 http://www.csr-in-deutschland.de/ (23.01.2016). 11  Gemeint sind Spenden, die unter den Voraussetzungen der §§ 10b EStG, 9 Abs. 1 Nr. 2 KStG, 9 Nr. 5 GewStG abgezogen werden dürfen. 12 Bis zu 20 % der gesamten jährlichen Einkünfte des Steuerpflichtigen bzw. 0,4 % der Summe ihrer gesamten Umsätze und der im Kalenderjahr gezahlten Löhne der Firma. Bei Kapitalgesellschaften vorbehaltlich des § 8 Abs. 3 KStG (verdeckte Gewinnausschüttung / verhinderte Vermögensmehrung). 13 Im Sinne des § 4 Abs. 4 EStG. Achtung: Kann je nach Satzung bei besponserten Vereinen (z. B. Freundeskreis) der Körperschafts- und Umsatzsteuer aufgrund nicht steuerbefreiten Geschäftsbetriebs unterliegen. Überprüfen des möglichen Verlustes der Gemeinnützigkeit!

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Zehn gute Gründe für den Sponsor: 1. Das gute Image des Gesponserten auf die eigene Marke bzw. Institution übertragen (Imagepflege und Imageaufwertung) 2. (Neue) Zielgruppe/n erreichen 3. Streuverluste in der Werbung reduzieren und … 4. … dadurch einen besseren Absatz der Produkte erzielen 5. Kommunikation und Kundenpflege im nichtkommerziellen Rahmen betreiben 6. Höhere Aufmerksamkeit und Medienrelevanz durch den Vertrauensbonus erzielen, dadurch die … 7. … Chance, im redaktionellen Teil der Pressemedien zu erscheinen 8. Soziale Kompetenz und Verantwortlichkeit zeigen (siehe CC, CRS) 9. Betriebsausgaben erhöhen (= Steuerminderung) 10. Persönliche Interessen der Firmenverantwortlichen pflegen

2.4 Interessenlagen des Gesponserten Die eigene Interessenlage klar zu kennen und zu vertreten, ist genauso wichtig, wie die Perspektive und die Beweggründe des Partners zu verstehen und für sich einzuordnen. Sieben gute Gründe für den Gesponserten: 1. Zusätzliche Einnahmemöglichkeit erhalten 2. Ein einmaliges, besonderes Projekt umsetzen 3. Erweiterten Handlungsspielraum gewinnen 4. Höheren Aufmerksamkeitsgrad in der öffentlichen Berichterstattung … 5. … und dadurch in den politischen Gremien erhalten 6. Das Bibliotheksimage aufwerten 7. Das Bibliotheksmanagement zu professionalisieren Alle aufgeführten Punkte sprechen dafür, eine Ausstellung durch Sponsoring zu finanzieren. Dabei sind die Ausgangslage und Basis der künftigen Partnerschaft mit erstaunlich wenigen und erfüllbaren Punkten gesichert. Selbstverständlich hingegen sind sie nicht. Wesentliche Parameter einer gelungenen Sponsoring Partnerschaft: 1. Kompatible und gegenseitig akzeptable Ziele 2. Vertrauen in die gegenseitige Erfüllung der Ziele 3. Vereinbarte Verträge. Denn Sponsoring verbindet nur, wenn es verbindlich ist!

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3 Der Sponsoringvertrag Die Bestimmungen des eigenen Hauses, beispielsweise zur Einnahmenerzielung und zum Haushaltsrecht14, sind Grundlage zur Ausarbeitung eines Vertrags. Es reicht allerdings nicht aus, wenn sich nur die Rechtsabteilung darüber Gedanken macht, denn die Inhalte innerhalb des Vertragsrahmens sollten von der Bibliothek bestimmt werden, die die Ausstellung plant.

3.1 Bedeutung eines Sponsoringvertrags Ein Sponsoringvertrag mag in der Ausarbeitung lästig sein, er bewährt sich jedoch letztlich als wertvoller Ratgeber, denn es sprechen zehn gute Gründe dafür: 1. Klärung der Rahmenbedingungen 2. Klärung und Festlegung der jeweiligen Ziele 3. Klärung und Festlegung bindender und durchsetzbarer Verpflichtungen auf beiden Seiten 4. Verringerung der Gefahr der Abhängigkeit vom Sponsor 5. Verhinderung eines Übermaßes an Sponsorenpräsenz (Overkill) 6. Planungssicherheit für alle 7. Finanzierungssicherheit, vor allem für den Gesponserten 8. Grundlage für steuerliche Sachverhalte, vor allem für den Sponsor 9. Klärung von rechtlichen Rahmenbedingungen 10. Vermeidung von Rechtsunsicherheit15 Zur „Grundlage für steuerliche Sachverhalte“ ist zu ergänzen, dass – um die Sponsoringaufwendungen als Betriebsausgaben steuererleichternd geltend machen zu können – der Sponsorpartner auf Verständnis und Verlässlichkeit angewiesen ist. Warum? Ein gut vorbereiteter Sponsoringvertrag, eine Auflistung der wechselseitig geschuldeten Leistungen, die Projektbeschreibung sowie im späteren Verlauf die Leistungsnachweise (Belege, Rechnungen, Auflistung der Gegenleistungen, Presseberichte) – alles das benötigt der Sponsor möglicherweise als Nachweis gegenüber seinem Finanzamt. Dabei ist er auf die Verlässlichkeit des Gesponserten angewiesen. Der eingangs erwähnte Sponsoringerlass des BMF dient nicht nur der Definition von Sponsoring, sondern auch gleichzeitig der steuerlichen Einordnung der Spon14 Rasche 2002, S. 38 f. 15 Die steuerliche Rechtssicherheit ist seit 1998 (und in Ergänzungen) mit dem Sponsoringerlass gegeben. Es existiert jedoch keine eigenständige und umfassende Regelung eines Sponsoringvertrages. Er ist daher ein „atypischer“ Vertrag (Innominat-Vertrag). Der Vorteil ist weitestgehende Vertragsfreiheit. Der Nachteil besteht in einer gewissen Rechtsunsicherheit. Es empfiehlt sich ein geschlossener Vertrag mit Festlegung einer Rechtsfolgeordnung (Gerichtsstand, Erfüllungsort).

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sorenleistungen als Betriebsausgaben.16 Leistungen und Gegenleistungen müssen dabei nicht bis auf den letzten Euro aufgerechnet werden. Für die Berücksichtigung der Aufwendungen als Betriebsausgabe kommt es nicht darauf an, ob die vom Gesponserten für den Sponsor erbrachten werbewirksamen Leistungen notwendig, üblich oder zweckmäßig sind. Aufwendungen dürfen auch dann als Betriebsausgabe abgezogen werden, wenn die Leistungen des Sponsors und die erstrebten Werbeziele für das Unternehmen nicht gleichwertig sind. Allenfalls bei einem krassen Missverhältnis zwischen den Leistungen des Sponsors und dem erstrebten wirtschaftlichen Vorteil ist das Finanzamt berechtigt, den Betriebsausgabenabzug abzulehnen.17

Wann liegt ein krasses Missverhältnis vor? Wann ein solches krasses Missverhältnis vorliegt, wird im Sponsoring-Erlass nicht näher erläutert. Nach herrschender Meinung ist jedoch davon auszugehen, dass sich der Steuerpflichtige an den aus anderen Bereichen bekannten „Geringfügigkeitsgrenzen“ orientieren kann. Ein krasses Missverhältnis dürfte vorliegen, wenn der Wert der Gegenleistung des Gesponserten weniger als 10 bis 20 % des Wertes der Aufwendungen des Sponsors beträgt.18

Inwieweit ist diese Aussage belastbar? Finanzämter reagieren durchaus unterschiedlich. Von daher dient sie lediglich als Anhaltspunkt, um sich auf den Sponsor einzustellen. Wirklich WISSEN muss es nur der Sponsor bzw. seine Steuerberatung.

3.2 Gliederung eines Vertrags Möglicherweise kann die Rechtsabteilung des eigenen Hauses, aber auch der Sponsorpartner eine Vertragsvorlage vorschlagen. Doch die Bibliothek sollte bereits vor der Kontaktaufnahme bestens vorbereitet sein und eine Vorstellung von der Vertragsgestaltung haben. Bei der Vertragsgestaltung19 besteht viel Spielraum, da in Deutschland kein Sponsoringrecht existiert. Doch andere Rechte werden durchaus vom Sponsoring berührt: Vertragsrecht, Steuerrecht, Kommunalrecht, Haushaltsrecht, Unfallversicherungsrecht, Medien-, Urheber-, Markenrecht, Patentrecht, Persönlichkeitsrecht, Eigentumsrecht, Vereinsrecht, Gemeinnützigkeits- und Spendenrecht (im Falle der Zuhilfenahme von Sponsoring über die Fördervereine der Bibliothek), Wettbewerbsrecht, öffentlich-rechtliche Beschränkungen der Handels- und Gewerbefreiheit, 16 Besonders wichtig ist die Einordnung zur richtigen Verbuchung der Sponsoringeinnahmen für (gemeinnützige) Vereine, beispielsweise, wenn ein Förderverein der Bibliothek Sponsoring betreibt. Darauf kann jedoch aus Platzgründen hier nicht explizit eingegangen werden. 17 Krüger 2010, S. 116. 18 Soehner 2012. 19 Ein vollständig ausgearbeitetes Vertragsbeispiel ist bei der Autorin erhältlich.

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Rechte nach dem Bundesdatenschutzgesetz (beispielsweise bei einem beabsichtigten Adressenaustausch für Einladungen), Verbraucherrecht, Fernabsatzrecht, Widerrufsrecht … Alles läuft darauf hinaus, sich über einen schriftlichen Sponsoringvertrag abzusichern. Und doch – ein Sponsoringvertrag wäre durchaus auch mündlich möglich, geregelt über das Vertragsrecht, festgehalten im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB). Doch wenigstens ein Gesprächsprotokoll zur gegenseitigen Kenntnisnahme, formlos per E-Mail versandt, sollte angefertigt werden. –– –– –– –– –– –– –– –– –– –– ––

Der Sposoringvertrag könnte beispielsweise folgendermaßen gegliedert sein: § 1 Leistung des Sponsors § 2 Gegenleistung des Gesponserten § 3 Ausschließlichkeit (Stellung der Sponsoren) § 4 Wohlverhalten, Unterrichtung, Vertraulichkeit, Zweckbindung § 5 Persönliche Leistung, Abtretbarkeit § 6 Haftungsausschluss, Erfüllungsinteresse § 7 Sicherheitsleistung, Vertragsstrafe, Aufrechnung § 8 Inkrafttreten, Laufzeit, Optionsrechte § 9 Vorzeitige Vertragsbeendigung, Rückgewähr von Leistungen § 10 Schriftform, Zugang von Erklärungen, Teilunwirksamkeit § 11 Anwendbares Recht, Erfüllungsstand, Gerichtsstand20

4 Die Projektbeschreibung Parallel zur Vertragsausgestaltung gehen die Überlegungen zur Projektbeschreibung einher. Beides bedingt einander. Wie sieht nun eine Projektbeschreibung aus? Ansprachen an Adressaten werden dabei individuell an diese gerichtet, wobei stets, neben dem Aufzeigen der Vorteile für den Förderer, die Überzeugung von den eigenen Zielen und Aufgaben im Vordergrund steht.21

Das klingt zwar logisch, aber auch etwas lapidar. Tatsächlich reicht das nicht immer aus.

20 Vgl. Poser & Backes 2010. 21 Bekmeier-Feuerhahn 2014, S. 121.

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4.1 Beschreibung des Profils Grundsätzlich ist „kurz und knackig“ vorzuziehen. Die Beschreibung der Bibliothek sollte in wenigen, jedoch lebendigen Sätzen und auf weniger als dem Drittel einer DIN A4-Seite erfolgen. Zusammengefasst sollte das Leitbild formuliert werden nebst einer Quellenangabe für weitere Informationen (z. B. „Anhang“ oder ein Link). 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.

Folgendes wird den Sponsorpartner interessieren: Die Position der Bibliothek in der Öffentlichkeit (Marktstellung) Die (gemeinsamen) Zielgruppen Das Leitbild, die Profilbeschreibung, die Ziele der Bibliothek Besondere Leistungen und Angebote der Bibliothek Nutzungsaufkommen der Bibliothek und ihrer Angebote Imagebeweise (z. B. Presseartikel, Evaluationsergebnisse, Rating etc.) Kommunikationsleistungen und Kontakte der Bibliothek

4.2 Beschreibung der Leistungen des Gesponserten Sponsoring ist Förderung gegen Öffentlichkeitsarbeit (Unternehmenskommunikation) – so lautete die Begriffsabgrenzung. Daher ist die Medienrelevanz der geplanten Ausstellung von überragender Bedeutung. Hat sie das Potenzial dazu? Das ist wichtig, doch noch nicht alles. Beispielhaft wird nachfolgend das durchaus respektable Leistungsangebot einer Bibliothek dargestellt. Nicht alles davon muss zwangsläufig mit der zu sponsernden Ausstellung zusammenhängen. Werbemittel, Publikationen –– Werbematerial, Publikationen, Ausstellungskatalog –– Flyer des Sponsors in der Pressemappe –– Innen- und Außenwerbung, Tafel mit dem Namen des Sponsors –– Nennung auf Printmedien und Eigenpublikationen aller Art –– Webseiten (Nennung und/oder Verlinkung, vgl. Beispiel Abb. 1) –– PC-Oberfläche / Begrüßungsseite auf dem Bildschirm –– Presseberichte (sehr wertvoll mit Firmenbezeichnung!) –– Mitnahme-Geschenke (Give-aways) –– Plakataufsteller, Schaufenster, Vitrinen –– Bekleidungsaufdruck (Kappe, Schal, Schärpe, Umhängetasche …) –– Beschriftung von Medien, Mobiliar, technischen Geräten

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Abb. 1: Beispielhafte Nennung der Sponsoren auf der Webseite der UB Marburg.22

Aktivitäten der Bibliothek –– Kommunikationsplattform –– Kontaktmöglichkeiten (zu Personen, Behörden, Gremien, Kompetenznetz­ werken, Projektleitern, Journalisten …) –– Veranstaltungen, Feste, Events –– Empfänge, Pressekonferenzen –– Medienwerbung, Rundfunk, Fernsehen –– Gesamtorganisation der Ausstellung Raum und Fläche –– Raumbenennung –– Raum oder abgegrenzter Bereich für Kundenkontakt und ‑pflege – und das nicht nur im Rahmen der Ausstellungsveranstaltungen –– Ausstellungs- / Präsentationsfläche zur Auslage der Firmenwerbung

22 Quelle: https://www.uni-marburg.de/bis/ueber_uns/spons/spons2 (21.03.2016).

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4.3 Beschreibung der Unterstützung des Sponsors Nur Finanzierungsleistung zu erhoffen, ist fast ein wenig zu kurz gedacht. Es ist auch zu überlegen und zu beschreiben, welche Unterstützung sich die Bibliothek grundsätzlich vorstellen könnte: –– Finanzierung – direkte Geldleistung für Honorar, Transport, Versicherung … –– (Personal-)Dienste – Wach- und Sicherheitspersonal, Catering-Personal, Logistik durch den firmeneigenen Fuhrpark … –– Gegenstände – Ausstellungsobjekte, ‑mobilar, technisches Gerät … –– Service, Knowhow – bei der Public Relation, beim Druck von Werbematerial und Ausstellungskatalog, beim Versand von Einladungen …

4.4 Beschreibung der Auswahl des Sponsors Spätestens im Laufe des Entwurfs der Projektbeschreibung kristallisiert sich heraus, wer der Sponsor der Ausstellung sein könnte. Andernfalls helfen die nachfolgenden Punkte bei der Auswahl. Es sind (bis auf den letzten Punkt) gleichzeitig die Begründungen, die dem ausgewählten Partner zu nennen sind. So fühlt dieser sich dann auch – auserwählt! –– Der Sponsor ist mit dem Ort aus historischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen … Gründen verbunden. –– Der Sponsor ist mit der Bibliothek oder dem Ausstellungsthema / ‑gegenstand verbunden. –– Der Sponsor zieht einen eindeutigen Nutzen aus der Ausstellung, weil sie beispielsweise das Produkt oder die Dienstleistung der Firma in gewisser Weise betrifft. –– Der Sponsor hat grundsätzlich Interesse an einer Kooperation. –– Übereinstimmung besteht hinsichtlich Zielgruppe, Unternehmenskultur, Produkten oder Diensten. –– Das bisherige Förderverhalten ist als positiv bekannt. –– Die finanziellen Möglichkeiten sind vorhanden. Eine wichtige Auswahlbegründung ist die gemeinsame Zielgruppe, die der Sponsorpartner mit seinen Produkten ansprechen kann. –– Ein Argument kann sein, dass die Bibliothek die gleiche/n Zielgruppe/n anspricht und sie direkt erreicht. –– Es muss glaubwürdig in Aussicht gestellt werden, dass die spezifische Ansprache dieser bestimmten Zielgruppe/n der Ausstellung oder der Bibliothek dazu beiträgt, den Bekanntheitsgrad des Unternehmens oder des Markenprodukts zu

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erhöhen bzw. das Image zu verbessern. Statistische Daten können hier hilfreich sein.23

4.5 Gliederung einer Projektbeschreibung Die nachfolgende Gliederung einer Projektbeschreibung empfiehlt sich sowohl als Planungshilfe und Diskussionsgrundlage als auch als Anhang an einen Vertrag. Sollte er länger als 1,5 Seiten sein, dann empfiehlt sich zusätzlich eine Komprimierung für das Anschreiben. 1. Überschrift / Idee, Ausstellungsanliegen (Kurzbeschreibung) 2. Ort, Raum/Ambiente, Termin, (weitere) Projektteilnehmer oder Veranstalter 3. Ausstellungsinhalte, gewünschter Förderungsbereich (Geld-, Sachmittel, Dienstleistung, Personal, Know-how) 4. Einzugsbereich, Zielgruppen und ‑analyse 5. Gästeliste: geladene und zu erwartende, ggf. bereits zugesagte Schirmherrschaft, Honoratioren, Prominenz, öffentliche Resonanz (Glamourindex) 6. Stellenwert des Projektes oder der Veranstaltung im örtlichen Zusammenhang 7. Kommunikationsmöglichkeiten (Marktkommunikation) / Öffentlichkeitsarbeit (vor der Ausstellung / begleitend / danach) 8. Sponsorenstellung (Haupt- oder Nebensponsor, Gold-Silber-Bronze-Sponsor) 9. Sponsorennutzen 10. Profil der Bibliothek 11. Detaillierte Beschreibung der Gegenleistungen der Bibliothek 12. Finanzierungsübersicht und angestrebter Sponsoring-Anteil; Hinweis auf vertrauliche, interne Kostennennung und ‑abrechnung (sofern gewünscht) 13. Seitens der Bibliothek gewünschter Entscheidungstermin

4.6 Details zur Projektbeschreibung Eine detaillierte Beschreibung der quantitativen und qualitativen Leistungen der Bibliothek muss in der Regel nicht sofort der ersten Projektbeschreibung beigefügt sein. Dennoch sollten die Details spätestens beim ersten Treffen geklärt sein. Viele Unternehmen neigen dazu, sehr rasch auf „Heller und Pfennig“ zu sprechen zu kommen und zu erwarten, dass auf alle diesbezüglichen Fragen sofort Auskunft gegeben werden kann. „Die Verhandlungen mit Unternehmen als mögliche Sponsoring-Part-

23 Beispielsweise die Regionaldatenbank Deutschland (Statistische Ämter des Bundes und der Länder) http://statistik-portal.de (23.01.2016) und die Deutsche Bibliotheksstatistik https://www.hbznrw.de/angebote/dbs (23.01.2016).

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ner sind hart, da die Unternehmen klare Forderungen bzgl. erwünschter Gegenleistungen der Bibliothek stellen.“24 Dem Sponsor zuzusichernde Leistungsdetails am Beispiel Pressearbeit können sein: –– Am Eröffnungstag findet eine 10-minütige Pressekonferenz statt. –– Eingeladen werden zwei regionale Zeitungen und eine überregionale Zeitung [NAMEN]. –– Die Pressemappe enthält Ihre Firmeninfo (Imagebroschüre). –– Der Kurator wird bei der Pressekonferenz explizit auf die Sponsoring-Aktion mit Firmennennung hinweisen. Eine Gewähr für das Erscheinen von Pressemeldungen sowie die namentliche Nennung Ihrer Firma darin kann die Bibliothek leider nicht leisten. Eine eigene Redezeit ist (nicht vorgesehen / für etwa fünf Minuten) vorgesehen. –– Zur Pressekonferenz erhalten Sie bei entsprechender Anmeldung ein Namensschild am Platz. Leistungsdetails am Beispiel Werbemittel: –– Wir bieten Ihrer Institution den Titel „Hauptsponsor“ bzw. „Offizieller Sponsor“ zur Verwendung an. –– Das Firmenlogo erscheint auf allen mit der geplanten Ausstellung verbundenen Printmaterialien (Plakat DIN A-2 / Aufl. 500 St.; Handzettel DIN A-5 / Aufl. 2 000 St.; Flyer 6-seitiges Leporello / Aufl. 8 000 St.), jeweils auf der Vorderseite (Flyer auch rückseitig), in derselben Größe wie das Logo des Nebensponsors, jedoch an erster Stelle und farblich herausragend. –– Die Logogröße beträgt ca. 5  % der entsprechenden Unterlage [z.  B. Briefbogen DIN A-4 = 13,5 cm Logo]. –– Die Verteilung des Auslagematerials erfolgt fünf Wochen vorab. Auslagen sind vorgesehen an folgenden Stellen: […] vorbehaltlich der Auslagegenehmigungen. –– Die Plakate werden zwei Wochen vorab im Innenstadtbereich angebracht, abhängig von den Genehmigungen von Stadtreklame und Ordnungsamt, die wir rechtzeitig anfordern. Die Kosten des Aushangs übernimmt der Sponsor.

5 Die Kontaktaufnahme Welche Reihenfolge für eine Sponsoring-Anfrage am geschicktesten ist, lässt sich nicht definitiv festlegen. Es kommt auf die Umstände und Rahmenbedingungen an. Es gibt jedoch Empfehlungen, die auf übereinstimmenden Erfahrungswerten fußen.

24 Bachofner & Hoffmann 2012, S. 31.

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Erfolgreich erscheint eine wiederholte Kontaktaufnahme – andernfalls geht man davon aus, dass der Einsatz oberflächlich ist und die Bibliothek ihr Anliegen selbst nicht wichtig genug findet. In der Reihenfolge dieser Schritte kann der erfolgreiche Kontakt gelingen: 1. Telefonischer Erstkontakt. Bei Bedarf Namen erfragen (Abteilung Marketing, ÖA, Pressestelle, Direktorat), durchstellen lassen, Rückruf erbitten. 2. Projekt kurz vorstellen. Bitten, die Projektbeschreibung zusenden zu dürfen. Sofort danach: 3. Persönliches Anschreiben. Ankündigen eines Folgetelefonats. Nach etwa einer Woche: 4. Telefonisch nachfragen, ob Förderung grundsätzlich in Frage kommt; Terminvereinbarung zu einem persönlichen Gespräch. Bei Absage nachhaken. „Darf ich fragen, was der Grund ist?“ War es der falsche Zeitpunkt, später wiederholen. Je nach Terminabsprache (doch möglichst bald): 5. Persönliches Erscheinen. Gut vorbereitet sein mit Projektbeschreibung, Vertragsentwurf, Detailinformationen. Und: Sponsoring ist Chefsache! Wer sich unsicher ist, sollte eine redegewandte Begleitung mitnehmen. Außerdem kann sich dann einer auf das Reden, der andere auf das Notizen machen konzentrieren. Wenig erfolgversprechend hingegen sind Serienbriefe, Anfragen über Dritte, Medien­ werbung und Aufrufe während Veranstaltungen wie Vernissagen oder Finissagen. Einige Bibliotheken laden auf ihren Webseiten zu Sponsoring ein.25 Doch nur selten finden sich gelungene Beweise eines Erfolgs – oder aber, das eingegangene Sponsoring wurde nicht im Web kommuniziert. So mancher Nachweis verschwindet auch hier in den nicht frei zugänglichen Online-Archiven der Zeitungsverlage.

6 Koordination, Evaluation und Dank Ist es letztendlich geschafft, einen Sponsor zu gewinnen, gilt es, sich gut mit dem Partner zu koordinieren und abzusprechen und beständigen Kontakt zu pflegen, auch wenn eine Zeitlang nicht viel passiert. Erfahrungsgemäß ist seitens der Bibliothek eine höhere Kommunikationsleistung zu erbringen als von der Seite des Unternehmens. Jedoch – „brennt“ es aufgrund mangelnder Kommunikation, wird man den Fehler eher bei der Bibliothek suchen. 25 Beispiele: Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek Saarbrücken. http://www.sulb.unisaarland.de/service/wir/sponsoring/ (23.01.2016).

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Auch aus diesem Grund sollte von Anfang an eine Evaluation mit eingeplant werden. Welche Parameter sollen später als Beweis für ein gutes Gelingen und eine Bestätigung der versprochenen Leistungen eingesetzt und abgefragt werden? Ein einfaches Hilfsmittel ist ein passwortgeschütztes Tagebuch (Weblog) mit geregeltem Zugriff. Auszüge der Historie des Verlaufs sowie der weiteren Planungen können per E-Mail in regelmäßigen Abständen an alle Projektbeteiligten verschickt werden. Auch darf nicht vergessen werden, sich zu bedanken. Die Wertschätzung darf und sollte nach außen hin erfolgen, beispielsweise über die Webseite.26 Und das auch dann, wenn es nicht ganz so toll lief. Es zeigt, dass die Bibliothek ein fairer und großzügiger Partner war.

7 Fazit Ausstellungen mittels Fundraising zu erstellen wird nicht erfolgreich sein, wenn … … nur halbherzig herangegangen wird, … der Sponsor-Partner lediglich „gemolken“ werden soll, … die Bibliothek sich zu wenig zutraut, … der Ansatz zu gering ist („Was nichts kostet, ist nichts wert!“). Ausstellungen über Sponsoring (und andere Fundraising-Maßnahmen) zu finanzieren, kann erfolgreich sein, wenn die Bibliothek … –– … sich längerfristig an einen Sponsor-Partner binden will und kann, –– … eine Wanderausstellung konzipiert und damit eine größere Reichweite für den Sponsor verbunden ist, –– … eine Event-Ausstellung (mindestens Picasso oder eine Landesausstellung) auf die Beine stellen will mit einem „Ruf wie Donnerhall“, –– … grundsätzlich in großen Dimensionen denkt und plant. Nicht zuletzt wegen der erforderlichen Dimensionen und der größeren Breitenwirkung bestehen für größere Öffentliche wie Wissenschaftliche Bibliotheken höhere Chancen, eine anspruchsvolle Ausstellung mit einer Sponsoring-Maßnahme stemmen zu können. Den kleineren Bibliotheken hingegen kann es jedoch mit Hilfe von Spenden, die sie durch die oft nähere Bindung an ortsbekannte Unternehmen haben, ebenfalls gelingen, eine erfolgreiche Ausstellung zu verwirklichen.

26 Beispiele: http://zkm.de/partner-sponsoren (23.01.2016) und Stadtbücherei Düren „Das war die Abschlussparty vom SommerLESEClub!“, http://www.kulturbetrieb.dueren.de/6602/ (23.01.2016).

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Zitierte Literatur und Internetquellen Bachofner, S. & Hoffmann, I. (2012). Fundraising in Bibliotheken – ein Desiderat?! Stuttgart: Hochschule der Medien, Masterarbeit. http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:900-opus-8343 (23.01.2016). Bekmeier-Feuerhahn, S., Ober-Heilig, N. & Brinker, H. C. (2014). Kulturmarketing: Theorien, Strategien und Gestaltungsinstrumente. Stuttgart: Schäffer-Poeschel. Bock, D. & Borrmann, L. (2009). Vorteilsannahme (§ 331 StGB) und Vorteilsgewährung (§ 333 StGB) durch Kultursponsoring? ZJS, Zeitschrift für das Juristische Studium, 6, 625–636. http://www. zjs-online.com/dat/artikel/2009_6_249.pdf (21.03.2016). Bortoluzzi Dubach, E. & Frey, H. (2011). Sponsoring: der Leitfaden für die Praxis. Stuttgart: Haupt. Bruhn, M. (2010). Sponsoring: systematische Planung und integrativer Einsatz. Wiesbaden: Springer. Deutschland. Bundesministerium der Finanzen (1998). Sponsoringerlass des BMF zur ertragsteuerrechtlichen Behandlung des Sponsoring vom 18.02.1998: Schreiben des BMF IV B 2-S 2144-40/98, IV B 7-S 0183-62/98, v. 18.2.1998 Fundstelle: BStBl I 1998, 212. http://www. pinkernell.de/sponerla.htm (21.03.2016, im BMF-Suchportal http://www.bundesfinanzministerium. de ist der Erlass nicht nachgewiesen). Ergänzung vom 13.11.2012: Umsatzsteuerrechtliche Behandlung des Sponsorings aus der Sicht des Zuwendungsempfängers. Schreiben des BMF IV D 2 - S 7100/08/10007 :003. https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Downloads/BMF_Schreiben/ Steuerarten/Umsatzsteuer/Umsatzsteuer-Anwendungserlass/2012-11-13-Sponsoring.pdf?__ blob=publicationFile&v=3 (23.01.2016). Gemeinsame Planung für die Humboldt-Box. (2011). BuB, Forum Bibliothek und Information, 63(3), S. 171. http://www.b-u-b.de/pdfarchiv/Heft-BuB_03_2011.pdf (23.01.2016). Krüger, K. (2010). Rechtliche Grundlagen des Fundraising: Praxisleitfaden für Non-Profit-Organisationen. Berlin: Schmidt. Identischer Text s. a. unter dem Titel: Steuerliche Behandlung des Sponsoring. In GStB Gestaltende Steuerberatung (IWW Institut für Wissen in der Wirtschaft GmbH) 1998. http://www.iww.de/gstb/archiv/bundesfinanzministerium-steuerliche-behandlung-dessponsoring-f42603 (23.01.2016). Munique, I. (2015a). Crowdfunding für Bibliotheksprojekte: Einsichten, Erfahrungen und Empfehlungen aus der Praxis. In P. Hauke (Hrsg.), Freundeskreise und Fördervereine: Best Practice in Öffentlichen Bibliotheken (S. 40–48). Berlin: De Gruyter. Munique, I. (2015b). Crowdfunding für OPL-Projekte nutzen: Finanzierung, Marketing, Social Networking. Hrsg. Berufsverband Information Bibliothek, Kommission für One-Person Librarians (2. Aufl.). (Checklisten, 36). http://www.bib-info.de/komm/opl/pub/check36_2A.pdf (21.03.2016). Poser, U. & Backes, B. (2010). Sponsoringvertrag. München: Beck. Rasche, M. (2002). Preise, Gebühren, Mitteleinwerbung. In Gutachtensammlung zum Bibliotheksrecht: Gutachten, Stellungnahmen, Empfehlungen, Berichte der Rechtskommission des Deutschen Bibliotheksinstituts und der Kommission für Rechtsfragen des Vereins Deutscher Bibliothekare  (S. 33–39). Wiesbaden: Harrassowitz. http://www.treffpunkt-bibliothek.de/ downloads/file/ra-preis.pdf (23.01.2016). Früher ersch. in Bibliotheksdienst, 1996, 30(10), 1759–1767. Soehner, T. (2012). Sponsoring. https://www.haufe.de/finance/steuern-finanzen/sponsoring/ einleitung_190_109008.html (21.03.2016).

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Weber, J. (2008). Halte das Bild der Würdigen fest! Die Autographensammlung Ludwig Darmstaedter. Bibliotheksmagazin, (3), 16–21. https://www.bsb-muenchen.de/fileadmin/imageswww/ pdf-dateien/bibliotheksmagazin/BM2008-3.pdf (23.01.2016).

Weiterführende Literatur und Internetquellen Bär, M., Borcherding, J. & Keller, B. (2010). Fundraising im Non-Profit-Sektor: Marktbearbeitung von Ansprache bis Zuwendung. Wiesbaden: Gabler. Bruhn, M. & Ahlers, G. M. (2014). Sponsoring als Instrument der integrierten Unternehmenskommunikation. In A. Zerfaß & M. Piwinger (Hrsg.), Handbuch Unternehmenskommunikation (2., vollst. überarb. Aufl., S. 707–730). Wiesbaden: Springer Gabler. Burgi, M. (Hrsg.). (2010). Sponsoring der öffentlichen Hand: Rechtsrahmen, Empirie, Regelungsvorschläge. Baden-Baden: Nomos. Fundraiser-Magazin. Das Branchenmagazin für Sozialmarketing, Spenden & Stiftungen. OnlineAusgabe mit Archiv. http://www.fundraiser-magazin.de/index.php/archiv.html (23.01.2016). Haibach, M. (2016). Handbuch Fundraising: Spenden, Sponsoring, Stiftungen in der Praxis. Frankfurt a. M.: Campus-Verlag. Haibach, M. (2008). Hochschul-Fundraising: ein Handbuch für die Praxis. Frankfurt a. M.: CampusVerlag. Herold, S. (2013). Akquise und Ansprache von Sponsoren: Tipps zur Sponsorensuche. München: GRIN Verlag. Jank, D. (2002). Fundraising für Bibliotheken. In H.-C. Hobohm & K. Umlauf (Hrsg.), Erfolgreiches Management von Bibliotheken und Informationseinrichtungen (Losebl.-Ausg., Kap. 5.5). Hamburg: Dashöfer. Keil, J. (2016). Crowdfunding als neue Finanzierungsmöglichkeit für Wissenschaftliche Bibliotheken. Potsdam: Fachhochschule, Bachelorarbeit. https://opus4.kobv.de/opus4-fhpotsdam/ frontdoor/index/index/docId/1020 (23.01.2016). Kompetenznetzwerk für Bibliotheken. (2016). Förderquellen für Bibliotheken. http://www.bibliotheksportal.de/themen/foerderquellen-fuer-bibliotheken.html (23.01.2016). Schmotz, T. (2015). Förderlotse Fördermittelführer 2015/2016 für gemeinnützige Projekte und Organisationen: 350 Finanzierungsquellen für die Bereiche Bildung, Soziales, Umwelt, Kultur, bürgerschaftliches Engagement, Entwicklungspartnerschaften und internationale Zusammenarbeit. Neuendettelsau: Förderlotse Schmotz Verlag. Wigand, K., Haase-Theobald, C., Heuel, M. & Stolte, S. (2015). Stiftungen in der Praxis: Recht, Steuern, Beratung. Wiesbaden: Springer Gabler. Will, A. (2015). Sponsoren finden: Praxiswissen für die erfolgreiche Sponsorensuche. Göttingen: BusinessVillage.

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Konzeptionelle Aspekte zur Auswahl und Beschreibung von Exponaten Beispiele aus den historischen Sammlungen der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart

Einleitung Zu den wesentlichen Aufgaben von Bibliotheken mit umfangreichen Alt- und Sonderbeständen gehört der Beitrag zur kulturellen Bildungsarbeit. Dabei geht es darum, die prägende Bedeutung der historischen Bestände als kulturelles Erbe bewusst und verständlich zu machen. Ausstellungen dienen der Selbstvergewisserung über geschichtliche Entwicklungen, die in ihrem Ergebnis zu der komplexen kulturellen Verfasstheit einer Gesellschaft geführt haben. Historische Sammlungen sind Orte der Forschung für Benutzer und Bibliothekare. Erkenntnisse aus solchen Forschungs­ aktivitäten, etwa Zufallsfunde interessanter handschriftlicher Eintragungen und Provenienzhinweise, fließen in die Konzeption von Ausstellungen ein. Umgekehrt kann die Vorbereitung von Ausstellungen zu zumindest partiellen Studien motivieren, will man doch nicht immer dieselben Stücke präsentieren.

1 Definition und Ausdifferenzierung des Ausstellungsthemas Die Gesamtthematik einer Ausstellung ergibt sich häufig aus Anlässen, die die Chronologie nahelegt. Der Bezug auf den Bestand der historischen Sammlungen kommt sekundär zum Tragen; das Buch als solches ist jedoch nicht der Ausgangspunkt. Bildungsarbeit artikuliert sich hier als erinnernder Rückbezug, als Gedenken mit dem Anliegen, aus der Vergangenheit Rückschlüsse über Zustände in der Gegenwart zu ziehen sowie Perspektiven für die Zukunft zu gewinnen.

1.1 Beispiel: Begleitausstellung zum Landesjubiläum Als Beispiel dafür dient zum einen die Ausstellung Wir sammeln für die Zukunft1 aus Anlass des 60-jährigen Landesjubiläums von Baden-Württemberg 2012. Als eine der 1 Trost (Hrsg.) 2012.

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beiden Landesbibliotheken Baden-Württembergs war die WLB Stuttgart der primäre Ansprechpartner als Ausstellungsmacher. Der Bestandsaufbau orientiert sich wesentlich auch am Landesbezug der Autoren, Erscheinungsorte und Inhalte. Die Pflichtablieferung der im Land befindlichen Verlage erfolgt mit gewissen Modifikationen seit der Gründung der Bibliothek 1765, wurde 1817 präzisiert und 1964 auf Baden-Württemberg ausgedehnt. Die WLB erfüllt in Stuttgart faktisch auch die Funktion einer Universitätsbibliothek für die Geistes- und Sozialwissenschaften. Was die Landesbibliothek von Universitätsbibliotheken unterscheidet, ist jedoch der Umfang ihrer Sondersammlungen mit der damit einhergehenden Aufgabe als Forschungs­bibliothek sowie der regionale Sammel- und Dokumentationsauftrag. Die Bedeutung der Bibliothek ergibt sich aus diesen identitätsstiftenden Merkmalen. Die Sonderbestände stellen einen kulturellen Schatz in Landeseigentum dar.2 Dementsprechend lag es nahe, die Ausstellung von den Sammlungen her aufzubauen. Jede der acht Sondersammlungen sollte vom Textumfang des Katalogs und von der Zahl der Exponate her etwa gleich viel Platz zur Präsentation erhalten.3 Gewisse Gewichtungen ergaben sich erst durch die Zuweisung der Vitrinen: Die älteren und wertvolleren bzw. fragileren Exponate wurden in großen Standvitrinen mit Alarmsicherung und teilweiser Klimaüberwachung ausgestellt, die anderen in kleineren Tisch- und Wandvitrinen ohne zusätzliche Sicherungsmaßnahmen. Historische Bezüge sind allerdings kein Selbstzweck, sondern aus dem Vergangenen erwachsen Impulse für die Zukunft. Das gilt für eine Bibliothek, die neben antiquarischen Erwerbungen und der Dokumentationsarbeit auch in großem Umfang aktuelle Literatur beschafft, in stärkerem Maße als etwa für Museen.4 Der Titel der Ausstellung Wir sammeln für die Zukunft5 sollte das breiter angelegte Aufgabenspektrum der Bibliothek unterstreichen, aber auch die prospektive Bedeutung der Sammlungen, weil die Zukunft nur durch Konkretisierung der Herkunft an Gestalt und Identifikationspotenzial gewinnt. Dementsprechend gehörten aktuelle Projekte zu den ergänzenden Ausstellungssegmenten. Unmittelbar auf die Sammlungen bezogen sind die Digitalisierungsaktivitäten und das Landesrestaurierungsprogramm. Bei Regionalbezug sind sowohl ältere als auch neuere Bestände relevant für die Lan-

2 Die vom Wissenschaftsministerium des Landes verordnete Vermögensrechnung ergab im Jahr 2015 allein für die alten Drucke einen deutlich neunstelligen Euro-Schätzwert, für die Bibelsammlung einen achtstelligen Betrag. Allerdings lässt sich zumal bei unikalen Stücken der reale Wert kaum quantifizieren. 3 Es handelt sich um folgende Sammlungen bzw. Archive: Handschriften, Alte und Wertvolle Drucke (mit Moderner Buchkunst und bibliophilen Ausgaben sowie der Tanz- und Ballett-Sammlung), Bibeln, Musik, Karten und Graphik, Hölderlin-Archiv, Stefan George Archiv, Bibliothek für Zeitgeschichte. 4 Im Jahr 2014 erwarb die WLB 56 130 ME. Es kam zu fast 1,5 Mio. Ausleihvorgängen. 5 Vgl. Trost (Hrsg.) 2012.



Konzeptionelle Aspekte 

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desbibliografie und das Portal LEO-BW6 mit landesspezifischen Informationen einschließlich Hinweisen auf Digitalisate.7

Abb. 1: Ausstellung Carl Eugens Erbe: 250 Jahre Württembergische Landesbibliothek © WLB Stuttgart.

1.2 Beispiel: Ausstellung zum Bibliotheksjubiläum Anders geht man vor, wenn das Jubiläum einer Institution begleitet werden soll. Als Beispiel sei hier auf die 250. Wiederkehr der Gründung der WLB im Februar 2015 verwiesen und die Ausstellung unter dem Titel Carl Eugens Erbe: 250 Jahre Württembergische Landesbibliothek.8 Ausgangspunkt war hier nicht der Bestand, sondern die Geschichte und aktuelle Aufgabenstellung der Bibliothek. Breiten Raum nahm dabei die Untersuchung der Geschichte der Herzoglichen Öffentlichen Bibliothek zu Lebzeiten ihres Gründers Herzog Carl Eugen ein (1765–1793).9 Die historischen Sammlungen wurden nicht als Organisationseinheiten thematisiert, sondern in ihrer Entstehung aus sukzessive inkorporierten Teilsammlungen. Es ging um die frühe Erwerbungspolitik Carl Eugens, die bestehende Bibliotheken per Erlass, Schenkung oder Kauf 6 http://www.leo-bw.de/ (10.01.2016). 7 Vgl. Trost (Hrsg.) 2012, S. 94–115. 8 Vgl. Trost (Hrsg.) 2015. 9 Vgl. Trost (Hrsg.) 2015, S. 16–123.

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Abb. 2: Rarum: Arabische Bibel, Rom 1591, aus der Privatbibliothek des ersten Oberbibliothekars Herzog Carl Eugens, Joseph Uriot10 © WLB Stuttgart.

eingegliedert hatte, wobei Handschriften, Drucke und Grafiken ohne verwaltungstechnische Unterscheidung enthalten sein konnten.11 Die Zuordnung von Bänden zu den einschlägigen Provenienzen erforderte dabei einen arbeitsintensiven Abgleich von Archivmaterialien bzw. handschriftlichen Katalogen mit überlieferten Exemplaren, wobei über die bibliografischen Daten hinaus erst weitere Indizien wie handschriftliche Eintragungen, Monogramme oder Supralibros die notwendige Eindeutigkeit gewährleisteten.12 Die Bibelsammlung war hier anders als bei der Ausstellung zum Landesjubiläum nicht in ihrer Gesamtheit im Blick, sondern mit der Geschichte ihres wichtigsten Teilsegments, der Sammlung des dänischen Pastors Josias Lorck

10 Uriot: „trés rare“, Signatur: Bb arab. 1591 01. 11 Beispiele für die im Jahr 1776 inkorporierten Behördenbibliotheken mit Beständen unterschiedlicher Art sind die Regierungsrats- und die Konsistorialbibliothek. Vgl. Herrmann 2015b und Kottmann 2015. 12 Besonders schwierig ist z. B. die Rekonstruktion von Teilen der früheren herzoglichen Privatbibliotheken, vor allem aus der Zeit vor Carl Eugen. Vgl. Herrmann 2015a.



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mit ca. 5 000 Ausgaben.13 Ähnliches gilt für Beispiele früher Handschriftenerwerbungen und eigens dafür unternommener Reisen Carl Eugens, für die Sammlung Nicolai als wertvollster Teil der Grafik-Sammlung und für die frühe Geschichte der Pflicht­ ablieferungen.14 Eine institutionenspezifische Konzeption der Ausstellung bezieht auch die jüngere Vergangenheit und Gegenwart ein, etwa mit Beispielen aus der neueren Geschichte von Bibliothekskatalogen, aktuellen Pflichtexemplarbänden oder Werkzeugen aus der Restaurierungswerkstatt.15 Bei dieser Ausstellung wurde sogar ein Sprung in das Jahr 2265 in Gestalt einer Science-Fiction-Erzählung gewagt.16

1.3 Beispiel: Kooperation mit einer externen Institution Bei externen Institutionen besteht hingegen eine Relevanz für die historischen Sammlungen einer Bibliothek meist nur in einer bestimmten Hinsicht bzw. für Teilsegmente. So fand im Jahr 2012 aus Anlass des 200-jährigen Jubiläums der Württembergischen Bibelanstalt eine Ausstellung der WLB in Kooperation mit der Deutschen Bibelgesellschaft unter dem Titel 200 Jahre Bibeln aus Stuttgart. Württembergische Bibelanstalt und Deutsche Bibelgesellschaft (1812–2012) statt.17 Der Kooperationspartner brachte vor allem Aktenmaterial ein, das die institutionelle Geschichte der Bibelanstalt beleuchtete. Aus der WLB stammten die Bibelausgaben. Die Abschnitte der Ausstellung ergeben sich bei einem solchen Rahmen nicht aus der Aufgabe, die gesamte Bibelsammlung in ihrer Zusammensetzung vorzustellen, auch nicht deren historische Stationen aufzuhellen, sondern bedeutende Einzelprojekte wie Gattungen von Bibelausgaben aus der Produktion der gefeierten Institution zu veranschaulichen. So gab es Vitrinen zu den griechischen bzw. hebräischen Urtextausgaben, zu Bibeln für bestimmte Anlässe, illustrierten Bibeln, Missionsbibeln, Blindenbibeln sowie Kinder- und Jugendbibeln.18 Die Ausgaben der Deutschen Bibelgesellschaft, in der die Württembergische Bibelanstalt aufging, sind Beispiel einer Pflichtablieferung, die dem Bestandsaufbau einer Sondersammlung dient. Obwohl es zunächst um eine auswärtige Institution geht, wird dadurch auch die Struktur der Sondersammlung insgesamt und ein konstituierender Teil des Bestandsaufbaus der Gesamtbibliothek thematisiert. Denn Sprache, Ausstattung, Zielgruppe und Zweck stellen nicht nur Gliederungsprinzipien

13 Vgl. Herrmann 2015c. 14 Losert 2015. Vgl. auch Pust 2015a und Pust 2015b. 15 Vgl. Trost (Hrsg.) 2015, S. 136–261. 16 Ennen & Eggert 2015. 17 Vgl. Fischer (Hrsg.) 2012. 18 Herrmann 2012b. Vgl. auch Fischer 2012, Ehmer 2012, Herrmann 2012c, Herrmann 2012d, FelberBischof & Molnar 2012 und Wittig 2012

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für die Produktion eines Bibelverlags dar, sondern auch für die Systematisierung und Organisation der Bibelsammlung.19

1.4 Beispiel: Objekte einer Sammlung als Ausstellungsanlass Anders als bei den vorhergehenden Ansätzen ist es dagegen auch möglich, den Gegenstand einer Ausstellung unmittelbar von den Objekten der historischen Sammlungen her zu bestimmen, also sozusagen von innen nach außen vorzugehen. Der Querschnitt erfolgt dann aufgrund bestimmter durchgängiger Aspekte, die ein Buch auszeichnen. Denkbar wären hier bestimmte Literaturgattungen, Verwendungs­­zwecke, aber auch Ausstattungsmerkmale der Ausgabe (z. B. typografische Gestaltung) bzw. des Exemplars (z. B. Einband). Je enger das Segment der Sammlungen definiert wird, desto mehr kann nach Teilaspekten ausdifferenziert werden. So fand in der WLB 2013 unter dem Titel Haute Couture für Bücher: 1000 Jahre Einbandkunst in der Württembergischen Landesbibliothek eine umfangreiche Einband-Ausstellung statt.20 Zur Untergliederung wurden Techniken wie Blind- und Goldprägung bzw. besondere Bindeweisen und Materialien wie Pergament, Papier, Samt u. s. w. als Kriterium genutzt. Innerhalb der übergreifenden Techniken fand eine Abfolge nach Epochen und Stilrichtungen ihren Platz. Denkbar wäre auch der umgekehrte Ansatz bei Epoche oder Stil oder aber bestimmten Motiven, um darunter mit diversen Techniken erstellte Einbände zu subsumieren. Bei der Einbandkunst des 20. Jahrhunderts lässt sich diese Art der Gliederung nicht durchhalten, weil die Bände desselben Künstlers (z. B. Gotthilf Kurz) bzw. desselben Sammlers (z. B. Max Hettler) nebeneinander sämtliche Varianten aufweisen können.21

2 Auswahl der Exponate Die Ausdifferenzierung des Gesamtthemas einer Ausstellung orientiert sich auch an den verfügbaren Bestandsgruppen der Bibliothek. Diese können allerdings nicht als ganze präsentiert werden. Die einzelnen Exponate stehen als Stellvertreter für solche Bestandsgruppen und sollten eine exemplarisch-repräsentative Funktion erfüllen. Von Einzelstücken her soll sich der Betrachter einen Eindruck von der Struktur der jeweiligen Bestandsgruppe machen können. Die Bedeutung einer Teilsammlung wird neben ihrem Umfang vor allem von der Existenz besonderer Stücke her gemessen.

19 http://www.wlb-stuttgart.de/sammlungen/bibeln/ (04.11.2015). 20 Trost (Hrsg.) 2013. 21 Vgl. Trost 2013 und Herrmann 2013c.



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So hebt bereits Joseph Uriot (1713–1788), der erste Oberbibliothekar Carl Eugens, die besondere Rarität zahlreicher Stücke seiner Privatbibliothek hervor, die zum Gründungsbestand der Herzoglichen Öffentlichen Bibliothek gehört. Das bezieht sich auf die Seltenheit überlieferter Exemplare sowie auf Pracht oder Kuriosität der Ausstattung.22 Das seltene Vorkommen einer Ausgabe muss dem Besucher einer Ausstellung aber erst mitgeteilt werden. Um ohne vorhergehende Lektüre der beschreibenden Texte das Interesse des Betrachters zu wecken, ist daher ein optisch ansprechender Charakter der Exponate wichtig. Das kann sich auf die Gestaltung der Schrift, auf Illustrationen und deren Farbigkeit, auf Formate wie Übergrößen und Miniaturbücher, auf Bindeweisen und Verzierungen aller Art, aber auch auf handschriftliche Eintragungen beziehen. Geht es um bedeutende Provenienzen, empfiehlt sich die Beigabe von Bildmaterial zu der betreffenden Person oder Institution bzw. von Akten oder handschriftlichen Briefen.

Abb. 3: Kroatische Bibel, Urach 1562/6323 – ein attraktiver Blickfang, geeignet, das Interesse der Besucher zu wecken © WLB Stuttgart.

22 Uriot vermerkt in dem von ihm 1765 verfassten Katalog seiner Bibliothek bei zahlreichen Titeln Begriffe wie „rarus“, „perrarus“, „Editio nitida“, „non communis“, „Libri curiosi“, „Editio praestans“, „Singularissimus“, „Venusta Edit.“, „mit Kupf. und Landcharten“. Eine Abschrift des Kataloges wurde in Stuttgart von Johann Gottfried Casten angefertigt, Signatur: Cod.hist.fol.1084. 23 Signatur: Ba kroat.1562 01-2.

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Wichtig sind zudem die Vielfalt der Inhalte und die Abwechslung im Erscheinungsbild der Exponate. So wurden für die Ausstellung zum Landesjubiläum 2012 als Exponate aus der Inkunabelsammlung ein Missale Romanum mit zweifarbigem Text, kunstvoll gemalten Initialen und kolorierten Holzschnittseiten24 sowie als dreidimensionales Objekt eine Ulmer Inkunabel in geschlossenem Zustand gezeigt, weil der blindgeprägte Einband wie sonst nur selten den Namen des zudem württembergischen Buchbinders aufführt.25 Die Bibelsammlung wurde neben anderen Stücken durch eine Ausgabe der häufig in Privatbesitz befindlichen Endter-Bibeln repräsentiert, wobei eine Kupferstichtafel mit einem der bekannten Fürstenbilder aufgeschlagen wurde.26 Vielen Besuchern sind die Bibeln dieses Verlags ein Begriff, sodass ein Interesse an weiterführenden Informationen vorausgesetzt werden kann. Bei der Ausstellung zum Bibliotheksjubiläum 2015 wurden z. B. für den Bereich der früheren fürstlichen Privatbibliotheken Bände aus dem Vorbesitz unterschiedlicher württembergischer Herrscher und mit verschiedenen Arten von Provenienzhinweisen (handschriftlicher Eintrag des Namens, Eintrag der Nummer aus einem handschriftlichen Katalog, Monogramm auf dem Einband in diversen Varianten, persönliches Motto und Wappen auf Vorsatz und erstem Blatt) ausgewählt. Eine separate Tischvitrine präsentierte einen reich dekorierten Sammelband mit Ansprachen und Bildern zur Hochzeit Carl Eugens sowie eine diesem lose beiliegende Kupferstichtafel auf Seide mit der Abbildung des Hochzeitszugs.27 So wurde der biografische Bezug der Bücher zu ihrem Sammler deutlich. Ähnliches gilt für Beispiele von Missionsbibeln für die Ausstellung zur Württembergischen Bibelanstalt 2012. Neben Bibeln in ausgefallenen Sprachen wurden das Tagebuch eines für Bibelübersetzungen aktiven Missionars mitsamt einer bildlichen Darstellung sowie eine Monografie über das Leben der sogenannten Missionsbräute gezeigt. Die Lebenswelt der Missionare lässt die Zeugnisse ihrer Lebensleistung leichter einordnen.28 Rar waren die Exponate insofern, als die gezeigten Bibeln meist die ersten gedruckten Bücher in der jeweiligen Sprache überhaupt sind. Didaktisch hilfreich waren die Exponate der Einband-Ausstellung 2013 etwa im Bereich der blindgeprägten Ledereinbände. Ein Kettenbuch29 wies auf die Art der Aufstellung und Benutzung von Büchern in spätmittelalterlichen Bibliotheken hin. Ein Inkunabel-Einband zeigte das württembergische Wappen in seiner Frühform als Mittel regionaler Identitätspflege30. Die für die Verzierung eines Renaissance-Einban-

24 Signatur: Inc.qt.11384. 25 Signatur: Inc.fol.471(2). Vgl. Herrmann 2012a, S. 23–25. 26 Signatur: Bb deutsch 1641 03. Vgl. Herrmann 2012e, S. 38 f. 27 Herrmann 2015a. Signatur: Ra 18 Schoe 1. 28 Herrmann 2012d. 29 Signatur: Inc.fol.1159(3)-1. 30 Signatur: Bb lat.1482 04-1.



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des31 verwendeten Rollen wurden sichtbar durch beigelegte Durchreibungen des Forschers Ernst Kyriss (1881–1974). Der wissenschaftliche Nutzen der Einbandforschung wurde dadurch exemplarisch greifbar.32

3 Buchgeschichte als Geistesgeschichte Exponate können auf Einzelereignisse im Umfeld oder biografische Umstände der Besitzer hinweisen. Das gilt etwa für Eintragungen zu Familienereignissen in Bibeln oder für das Einbanddekor einer zur Konfirmation des späteren Königs Georg V. von Hannover gestifteten Bibel.33 Über punktuelle Verortungen hinaus bieten manche Exponate jedoch auch Anschauungsmaterial für Entwicklungen der Geistes­ geschichte, kulturelle Wechselwirkungen, sich ändernden Kunstgeschmack. So stand 2012 bei der Landesjubiläums-Ausstellung der WLB Stuttgart das umfassende Lehrbuch Physica Sacra34 des Naturforschers Johann Jakob Scheuchzer (1672– 1733) für das Interesse aufgeklärter Gelehrsamkeit an möglichst exakter Naturbeobachtung als Mittel eines rationalen Gottesbeweises. Großformatige Kupferstich­tafeln zeigen eine filigran-detailgetreue Abbildung fossiler und lebender Pflanzen und Tiere.35 Herzog Carl Eugen tauschte wie viele andere Sammler den Einband eines älteren Werkes gegen einen neuen mit seinem Monogramm und im Stil seiner Privatbibliothek aus.36 Dieses Verfahren erwuchs aus dem gerade in der Barockzeit verbreiteten Repräsentationsbedürfnis des Adels. Die Einbandgestaltung ist Ausweis des bibliophilen und bildungspolitischen Programms des Sammlers als Kind seiner Zeit.37 Bei der Bibelausstellung konnte man an einer illustrierten Missionsbibel in Swahili38 erkennen, wie sich auch der zunächst auf das Wort und die Verbreitung preisgünstiger Ausgaben konzentrierte Pietismus der Nachfrage nach bebilderten, ästhetisch gestalteten Bibeln nicht entziehen konnte. Darin kam auch das Streben der bürgerlichen Kleinfamilie des 19.  Jahrhunderts nach gemeinsamer Bibel­ betrachtung unter Nutzung passender Bilder zum Ausdruck. Mit den Holzstichen des

31 Signatur: Kirch.R.fol.234-3/5. 32 Herrmann 2013a, S. 44–47. 33 Ehmer 2012. Vgl. auch Herrmann 2013b, S. 68: Monogramm und Datum als Silberbeschlag auf Samt. Signatur: Ba graph.1837 01. 34 Signatur: HBFb 550-1. 35 Herrmann 2012a, S. 28 f. 36 Signatur: Span.G.oct.172. 37 Herrmann 2015a, S. 56 f. 38 Signatur: B graph.1937 02.

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Julius Schnorr von Carolsfeld (1794–1872) wurde der Kunstgeschmack der deutschen Romantik in den afrikanischen Kulturkontext übertragen.39

Abb. 4: Die Physica Sacra von Johann Jakob Scheuchzer (Amsterdam 1732) als Beispiel für das Interesse aufgeklärter Gelehrsamkeit an möglichst exakter Naturbeobachtung © WLB Stuttgart.

Einbände spiegeln manchmal den Kontakt unterschiedlicher Kulturkreise wider. So verbindet der Renaissance-Einband um einen Tübinger Druck40 von 1580 orientalische Elemente wie Goldprägung, Arabesken und Komposition (vier Eckfelder, zentrales Mittelfeld) mit dem für den Orient nicht nachvollziehbaren Interesse an dem Individuum in Gestalt eines Herrscherbildnisses als Motiv der Mittelplatte. Hier wirkt sich die Wertschätzung der Einzelperson und des Diesseitig-Weltlichen durch die Renaissance aus.41

39 Herrmann 2012c, S. 51 f. 40 Signatur: R 16 Mae 6. 41 Herrmann 2013a, S. 48 f.



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4 Katalog und Beschilderung Je nach Budget, Umfang und Konzept der Ausstellung stehen die Textbeiträge des gedruckten Katalogs und die in oder an den Vitrinen angebrachten Beschreibungen in einem unterschiedlichen Verhältnis. –– Möglich ist erstens eine allgemeine Einführung in Geschichte und Struktur der jeweiligen historischen Sammlungen, die an der Ausstellung beteiligt sind. Danach folgt als exemplarische Konkretion die ausführliche Beschreibung einer begrenzten Zahl charakteristischer Exponate mit korrespondierenden Bild­ seiten.42 Die Vitrinenschilder bieten dann stark gekürzte Versionen der Sammlungs- und Exponatbeschreibungen an. –– Zweitens kann man im Katalog ausführlich auf die Geschichte der Institution anhand von Akten und Beispielbänden eingehen, die in der Ausstellung gezeigten Exponate dabei aber nur im Anhang der jeweiligen Beiträge erwähnen. Nicht alle Exponate sind mit Fotos im Katalog versehen. Dafür steht etwas mehr Platz für die Beschreibungen der Exponate in den Vitrinen zur Verfügung, indem man z. B. anstelle von Schildern größere Fahnen verwendet.43 –– Im Gegensatz dazu kann man drittens sämtliche Beschreibungen der Exponate sowie übergreifende Kurzinformationen zu den Vitrinen bzw. Unterthemen der Ausstellung im Katalog publizieren. Dann stimmen die im Katalog und in der Ausstellung gebotenen Informationen völlig überein.44 Vorteil ist hier, dass man die Struktur der Ausstellung auch nach deren Abbau am besten nachvollziehen kann. –– Viertens kann man eine übergreifende Einführung zu einem eng definierten Gegenstand (z.  B. Einband) und dessen Präsenz in der veranstaltenden Institution voranstellen, um dann die Besonderheiten der einzelnen Unterthemen anhand ausführlicher Beschreibungen der Exponate samt Bildseiten zu präzisieren. Kurzeinführungen zu den Unterthemen werden dann als Fahnentexte an den Vitrinen in der Ausstellung ebenso geboten wie Kurzfassungen zu den Exponaten.45 Vorteil ist hier, dass der Beschreibung der Beispielobjekte der größtmögliche Platz eingeräumt wird. Von den konkret-exemplarischen Exponaten der Ausstellung und deren Kurzbeschreibung führt induktiv der Weg zu den allgemeineren bzw. ausführlicheren Informationen des Katalogs. Sinnvoll ist auch der deduktive Weg vom Katalog zu den sichtbaren Exponaten, wobei die Kurzbeschreibungen eher der Erinnerung und Orientierung dienen. 42 Ausstellung zum Landesjubiläum Baden-Württembergs. Vgl. Trost (Hrsg.) 2012. 43 Ausstellung zum Bibliotheksjubiläum der WLB. Vgl. Trost (Hrsg.) 2015. 44 Ausstellung über die Württembergische Bibelanstalt. Vgl. Fischer (Hrsg.) 2012. 45 Einbandausstellung. Vgl. Trost (Hrsg.) 2013.

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Fazit Am Beispiel von vier Ausstellungen der WLB Stuttgart im Zeitraum von 2012 bis 2015 wurden unterschiedliche Konzeptionen der inhaltlichen Abgrenzung und Auswahl von Exponaten vorgestellt. Bei Jubiläen ergibt sich die Untergliederung der Thematik aus der Struktur der gefeierten Institution. Dagegen sind die Sammlungsobjekte Ausgangspunkt, wenn eine bestimmte Bestandsgruppe (z.  B. Einbände) mit unterschiedlichen Facetten thematisiert wird. Die Auswahl der Exponate wird durch Kriterien wie Rarität der Ausgabe, ästhetische Ausstattung nach Typografie oder Einband, besondere Provenienzen oder Kuriositäten bestimmt. Sie sollen exemplarisch für die Gesamtheit der Sammlung stehen und in den Lebenskontext der damaligen und gegenwärtigen Personen eingebettet sein. In manchen Exponaten spiegeln sich Entwicklungen des Kunstgeschmacks und bildungspolitischen Programms einer Epoche sowie kulturelle Querverbindungen wider. Zwischen meist kürzeren Beschreibungen der Exponate in den Vitrinen und den ausführlicheren Texten des Ausstellungskatalogs besteht eine effektive Wechselbeziehung.

Literatur Ehmer, H. (2012). Bibeln für besondere Anlässe. In A. A. Fischer (Hrsg.), 200 Jahre Bibeln aus Stuttgart. Württembergische Bibelanstalt und Deutsche Bibelgesellschaft (1812–2012): Katalog zur Ausstellung in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart vom 26. September bis 29. Dezember 2012 (S. 40–44). Stuttgart: Württembergische Bibelgesellschaft, Württembergische Landesbibliothek. Ennen, J. & Eggert, A. (2015). Die Württembergische Landesbibliothek 2265. In V. Trost (Hrsg.) in Zusammenarbeit mit H.-C. Pust, Carl Eugens Erbe: 250 Jahre Württembergische Landesbibliothek: eine Ausstellung der Württembergischen Landesbibliothek aus Anlass ihrer Gründung am 11. Februar 1765 vom 11. Februar bis 11. April 2015 (S. 262–268). Stuttgart: Württembergische Landesbibliothek. Felber-Bischof, I. & Molnar, C. (2012). Bibeln für blinde und sehbehinderte Menschen. In A. A. Fischer (Hrsg.), 200 Jahre Bibeln aus Stuttgart. Württembergische Bibelanstalt und Deutsche Bibelgesellschaft (1812–2012): Katalog zur Ausstellung in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart vom 26. September bis 29. Dezember 2012 (S. 62–65). Stuttgart: Württembergische Bibelgesellschaft, Württembergische Landesbibliothek. Fischer, A. A. (Hrsg.). (2012). 200 Jahre Bibeln aus Stuttgart. Württembergische Bibelanstalt und Deutsche Bibelgesellschaft (1812–2012): Katalog zur Ausstellung in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart vom 26. September bis 29. Dezember 2012. Stuttgart: Württembergische Bibelgesellschaft, Württembergische Landesbibliothek. Fischer, A. A. (2012). Biblia Hebraica. In A. A. Fischer (Hrsg.). 200 Jahre Bibeln aus Stuttgart. Württembergische Bibelanstalt und Deutsche Bibelgesellschaft (1812–2012): Katalog zur Ausstellung in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart vom 26. September bis 29. Dezember 2012 (S. 35–39). Stuttgart: Württembergische Bibelgesellschaft, Württembergische Landesbibliothek.



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Herrmann, C. (2012a). Alte und wertvolle Drucke. In V. Trost (Hrsg.), Wir sammeln für die Zukunft: Ausstellung aus Anlass des Landesjubiläums 9. Mai bis 30. Juni 2012 (S. 20–31). Stuttgart: Württembergische Landesbibliothek. Herrmann, C. (2012b). Novum Testamentum Graece. In A. A. Fischer (Hrsg.), 200 Jahre Bibeln aus Stuttgart. Württembergische Bibelanstalt und Deutsche Bibelgesellschaft (1812–2012): Katalog zur Ausstellung in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart vom 26. September bis 29. Dezember 2012 (S. 31–34). Stuttgart: Württembergische Bibelgesellschaft, Württembergische Landesbibliothek. Herrmann, C. (2012c). Bibeln mit Illustrationen. In A. A. Fischer (Hrsg.), 200 Jahre Bibeln aus Stuttgart. Württembergische Bibelanstalt und Deutsche Bibelgesellschaft (1812–2012): Katalog zur Ausstellung in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart vom 26. September bis 29. Dezember 2012 (S. 51–55). Stuttgart: Württembergische Bibelgesellschaft, Württembergische Landesbibliothek. Herrmann, C. (2012d). Bibeln für die Mission. In A. A. Fischer (Hrsg.), 200 Jahre Bibeln aus Stuttgart: Württembergische Bibelanstalt und Deutsche Bibelgesellschaft (1812–2012): Katalog zur Ausstellung in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart vom 26. September bis 29. Dezember 2012 (S. 56–61). Stuttgart: Württembergische Bibelgesellschaft, Württembergische Landesbibliothek. Herrmann, C. (2012e). Bibeln. In V. Trost (Hrsg.), Wir sammeln für die Zukunft: Ausstellung aus Anlass des Landesjubiläums, 9. Mai bis 30. Juni 2012 (S. 32–39). Stuttgart: Württembergische Landesbibliothek. Herrmann, C. (2013a). Kettenbuch, Bibel mit Wappen, Brandkreuz, Goldprägung und Goldschnitt, Französische Einbände in Württemberg, Stilistischer Eklektizismus, Einbände Herzog Carl Eugens und Franziska von Hohenheims, Wappen und Plaketten, Spitzenmuster und Kathedralstil. In V. Trost (Hrsg.), Haute Couture für Bücher: 1000 Jahre Einbandkunst in der Württembergischen Landesbibliothek, Ausstellung vom 27. November 2013 bis 22. März 2014 (S. 44–59). Stuttgart: Württembergische Landesbibliothek. Herrmann, C. (2013b). Veredeltes Papier, Samteinbände, Seidenstickerei, Metalleinbände, Siamesische Buchzwillinge, Buch im Buch. In V. Trost (Hrsg.), Haute Couture für Bücher: 1000 Jahre Einbandkunst in der Württembergischen Landesbibliothek. Ausstellung vom 27. November 2013 bis 22. März 2014 (S. 66–69, 72 f., 76–79, 81). Stuttgart: Württembergische Landesbibliothek. Herrmann, C. (2013c). Gotthilf Kurz. In V. Trost (Hrsg.), Haute Couture für Bücher: 1000 Jahre Einbandkunst in der Württembergischen Landesbibliothek. Ausstellung vom 27. November 2013 bis 22. März 2014 (S. 124–142). Stuttgart: Württembergische Landesbibliothek. Herrmann, C. (2015a). Fürstliche Selbstdarstellung durch Bücher: die Herzögliche Bibliothek. In V. Trost (Hrsg.) in Zusammenarbeit mit H.-C. Pust, Carl Eugens Erbe: 250 Jahre Württembergische Landesbibliothek eine Ausstellung der Württembergischen Landesbibliothek aus Anlass ihrer Gründung am 11. Februar 1765 vom 11. Februar bis 11. April 2015 (S. 52–57). Stuttgart: Württembergische Landesbibliothek. Herrmann, C. (2015b). Behörde mit breitem Bildungspotential: die Regierungsrats-Bibliothek. In V. Trost (Hrsg.) in Zusammenarbeit mit H.-C. Pust, Carl Eugens Erbe: 250 Jahre Württembergische Landesbibliothek: eine Ausstellung der Württembergischen Landesbibliothek aus Anlass ihrer Gründung am 11. Februar 1765 vom 11. Februar bis 11. April 2015 (S. 58–61). Stuttgart: Württembergische Landesbibliothek. Herrmann, C. (2015c). Bibelsegen und Bibelfleiß: die Sammlung Lorck. In V. Trost (Hrsg.) in Zusammenarbeit mit H.-C. Pust, Carl Eugens Erbe: 250 Jahre Württembergische Landesbibliothek: eine Ausstellung der Württembergischen Landesbibliothek aus Anlass ihrer Gründung

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am 11. Februar 1765 vom 11. Februar bis 11. April 2015 (S. 78–83). Stuttgart: Württembergische Landesbibliothek. Kottmann, C. (2015). Wissensspeicher für das lutherische Württemberg: die Kosistorialbibliothek. In V. Trost (Hrsg.) in Zusammenarbeit mit H.-C. Pust, Carl Eugens Erbe: 250 Jahre Württembergische Landesbibliothek: eine Ausstellung der Württembergischen Landesbibliothek aus Anlass ihrer Gründung am 11. Februar 1765 vom 11. Februar bis 11. April 2015 (S. 62 f.). Stuttgart: Württembergische Landesbibliothek. Losert, K. (2015). Herzog Carl Eugen und seine Handschriftenerwerbungen. In V. Trost (Hrsg.) in Zusammenarbeit mit H.-C. Pust, Carl Eugens Erbe: 250 Jahre Württembergische Landesbibliothek:.eine Ausstellung der Württembergischen Landesbibliothek aus Anlass ihrer Gründung am 11. Februar 1765 vom 11. Februar bis 11. April 2015 (S. 32–45). Stuttgart: Württembergische Landesbibliothek. Pust, H.-C. (2015a). Die „Sammlung Nicolai“: eine frühe Erwerbung aus Privatbesitz unter Carl Eugen. In V. Trost (Hrsg.) in Zusammenarbeit mit H.-C. Pust, Carl Eugens Erbe: 250 Jahre Württembergische Landesbibliothek: eine Ausstellung der Württembergischen Landesbibliothek aus Anlass ihrer Gründung am 11. Februar 1765 vom 11. Februar bis 11. April 2015 (S. 70–77). Stuttgart: Württembergische Landesbibliothek. Pust, H.-C. (2015b). Frühe Pflichtablieferungen an die Herzögliche Öffentliche Bibliothek. In V. Trost (Hrsg.) in Zusammenarbeit mit H.-C. Pust, Carl Eugens Erbe: 250 Jahre Württembergische Landesbibliothek:.eine Ausstellung der Württembergischen Landesbibliothek aus Anlass ihrer Gründung am 11. Februar 1765 vom 11. Februar bis 11. April 2015 (S. 90–95). Stuttgart: Württembergische Landesbibliothek. Trost, V. (Hrsg.). (2012). Wir sammeln für die Zukunft: Ausstellung aus Anlass des Landesjubiläums 9. Mai bis 30. Juni 2012. Stuttgart: Württembergische Landesbibliothek. Trost, V. (Hrsg.). (2013). Haute Couture für Bücher: 1000 Jahre Einbandkunst in der Württembergischen Landesbibliothek. Ausstellung vom 27. November 2013 bis 22. März 2014. Stuttgart: Württembergische Landesbibliothek. Trost, V. (2013). Sammlung Max Hettler. In V. Trost (Hrsg.), Haute Couture für Bücher: 1000 Jahre Einbandkunst in der Württembergischen Landesbibliothek. Ausstellung vom 27. November 2013 bis 22. März 2014 (S. 100–121). Stuttgart: Württembergische Landesbibliothek. Trost, V. (Hrsg.). (2015) in Zusammenarbeit mit H.-C. Pust. Carl Eugens Erbe: 250 Jahre Württembergische Landesbibliothek: eine Ausstellung der Württembergischen Landesbibliothek aus Anlass ihrer Gründung am 11. Februar 1765 vom 11. Februar bis 11. April 2015. Stuttgart: Württembergische Landesbibliothek. Wittig, S. (2012). Kinder- und Jugendbibeln. In A. A. Fischer (Hrsg.), 200 Jahre Bibeln aus Stuttgart:. Württembergische Bibelanstalt und Deutsche Bibelgesellschaft (1812–2012): Katalog zur Ausstellung in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart vom 26. September bis 29. Dezember 2012 (S. 71–76). Stuttgart: Württembergische Bibelgesellschaft, Württembergische Landesbibliothek.

 Management, Ausstellungstechnik

Martin Brederecke und Matthias Wehry

Ausstellungsräume in Bibliotheken Kostenplanung für Einrichtung und Ausstattung

Einleitung Die Funktionen von Bibliotheken sind vielfältig. In ihrer Funktion als Wissensorte und in ihrer situativen Einordnung als Dritter Ort versuchen sie seit Jahrzehnten, gesellschaftliche und wissenschaftliche Diskussionen und Themen auch in Ausstellungen zugänglich zu machen. Der vorliegende Beitrag zielt auf eine Übersicht zur Planung von Kostenparametern bei der Einrichtung neuer Ausstellungsräume in Bibliotheken. Er geht begrifflich damit bewusst vom Konzept der Ausstellung, nicht vom Museum aus, da diesbezügliche Präsentationsräume in der Regel nur einen kleinen räumlichen Bereich einer Bibliothek umfassen. Der Beitrag versucht, einige Hilfestellungen bei der Einrichtung eines guten Ausstellungsraums zu geben und an die Thematik heranzuführen.

1 Allgemeine Überlegungen Was ist unter einem „guten Ausstellungsraum“ zu verstehen? Die Anforderungen für Ausstellungen – in konservatorischer, ästhetischer, baulicher, strategischer oder gar inhaltlicher Hinsicht – können höchst unterschiedlich ausfallen. Aus pragmatischen Gründen setzt dieser Aufsatz deshalb zwei unbewiesene Annahmen: –– Die erste Annahme besagt, dass Ausstellungsräume in Bibliotheken die Möglichkeit geben sollen, Originale zu präsentieren. –– Die zweite Annahme geht davon aus, dass die Ausstellungsobjekte in Bibliotheken in der Regel Materialien präsentieren, die in diesen gesammelt und auch benutzt werden. Neben schriftlichem Kulturgut können hierzu auch Gemälde, Objekte, Bildsammlungen, Herbarien und technische Speicherformen gezählt werden. Aus beiden Annahmen resultieren konservatorische Anforderungen an das verwendete Material, die sich in der Kostenplanung niederschlagen. Gemäß den Ten Commandments1 wird man darüber hinaus erwarten dürfen, dass Ausstellungsräume eine grundlegende Flexibilität gewähren, um unterschiedliche Ausstellungskonzepte und ‑ideen realisieren zu können. Es scheint aber auch eine Frage der Ästhetik – und damit der Wirkung des Raumes auf seine Nutzer – zu sein. Im Ausstellungsraum wird 1 Faulkner-Brown 1997.

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man sich der in einem anderen Kontext geäußerten These Fansas anschließen, dass ein Wow-Effekt auch im Kleinen2 erreicht werden könne, kann doch die Wirkung des Ausstellungsobjektes durch die Präsentation beeinträchtigt oder verstärkt werden. Allein über den Einsatz des Lichtes am Exponat – punktuell oder bestrahlt, Modellierung mit Licht und Schatten, Reduktion unangenehmer Lichteffekte oder Einsatz der Silhouettentechnik3 – ließe sich leicht eine ganzer Aufsatz schreiben. Es gibt zudem gute pragmatische Gründe, bei der Beschaffung und Einrichtung von Ausstellungsräumen einen längeren Planungsvorlauf vorzuschalten, denn in der Regel sind die damit verbundenen Entscheidungen insbesondere bei kleineren und mittleren Bibliotheken für viele Jahre prägend und bindend. Eine diesbezügliche Fehlentscheidung kann angesichts der aufzuwendenden Mittel nicht leicht korrigiert werden. Jede Entscheidung in der Gestaltung des Ausstellungsraumes führt zu Pfad­ abhängigkeiten, die – je nach Planung – Ausstellungskosten vermehren, aber auch verringern können. Wirtschaftliche Planung heißt damit zugleich, im Prozess der Ausstellungsgestaltung anfallende Kosten bereits in der Planung des Ausstellungsraumes zu berücksichtigen und, wo möglich, durch gute Planung zu reduzieren. Ein Beispiel hierfür ist das Thema Buchstützen.4 Um Bücher in Ausstellungen adäquat präsentieren zu können, sind diverse Stützmaterialien (Buchwiegen, Stützen aus Karton oder Acryl) notwendig. Buchwiegen aus säurefreiem Karton werden beispielsweise in der im Haus vorhandenen Buchwerkstatt angefertigt oder an einen Dienstleister vergeben. Buchstützen aus Acryl sind zwar relativ günstig bei Abnahme größerer Mengen, aber in vielen Fällen nicht praktikabel. Buchstützen aus Metall mit Standfuß sind für Schrankvitrinen bzw. Kuben gut geeignet. Sie können auf das jeweilige Format und den jeweiligen Aufschlagswinkel des Exponats eingestellt werden. Die relativ hohen Anschaffungskosten (zwischen 600 und 800 Euro pro Stück je nach Größe) rentieren sich im Laufe der Zeit, da die regelmäßige Anfertigung von Buchstützen aus Karton bzw. die Anschaffung von Acrylstützen sowie die damit verbundenen Arbeitsschritte der Bemaßung und ggfs. Auftragserteilung entfallen. Dies gilt allerdings nicht für Tischvitrinen, hier muss auf Buchwiegen bzw. Stützen aus säurefreien Materialien (Karton) zurückgegriffen werden, da die Glashauben der Tischvitrinen meist nicht allzu hoch ausfallen.

2 Der Raum Jegliche Ausstattungsplanung von Ausstellungsräumlichkeiten hängt von den Gegebenheiten des Raumes ab. Zentrales Kriterium ist dabei nicht die zur Verfügung ste2 Vgl. Fansa 2008. 3 Locker 2011, S. 103 u. S. 155. 4 Vgl. hierzu auch den Beitrag Buchstützen – Über ihre Notwendigkeit und Funktion beim Ausstellen von geöffneten Büchern von H. Gerhold und M. Brand in diesem Band.

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hende Fläche, sondern die Qualität, die diese Fläche durch Ersteinrichtung oder Umrüstung ermöglicht. Qualitätsfaktoren sind wesentlich Licht-, Klima-, Kontroll-, Sicherheits- und Technikparameter. Es ist deshalb ratsam, die Kostenplanung von Ausstellungsräumen mit dem ersten Posten Rüstung Raum zu beginnen, der sich, wie sich zeigt, in vielfältige Aspekte gliedert. Die Eignung eines Raumes für die Einrichtung einer Ausstellungsfläche ist über diese grundlegenden Parameter hinaus eine individuelle Feststellung. So sind Oberlichter im Raum – selbst wenn sie hinsichtlich Lux-Stärke und UV-Einstrahlung adäquat aufgearbeitet wurden – mitunter Einfallstore für Regenwasser. Hohe Räume können Fallwinde aufweisen, die der klimatischen Situation negativ gegenüber­ stehen. Sieht der Bedarf die Hängung größerer Objekte vor, so muss auch berücksichtigt werden, dass Wände – insbesondere Außenwände aufgrund der Temperaturschwankungen – einer erheblichen Bautoleranz unterliegen, die Sicherungssysteme wie großformatige Schutzscheiben zu einem kostspieligen, bisweilen bauphysikalisch unmöglichen Unterfangen werden lassen. Insofern ist in derartigen Spezialfällen vor Auftragsvergabe ein Gutachten eines Fachmanns (z. B. Statikers) einzuholen.

2.1 Licht Der erste Qualitätsfaktor ist der Lichtparameter. Für sehr lichtempfindliche Exponate (z.  B. Manuskripte, Druckgrafiken, Gouachen) wird eine Beleuchtungsstärke von 50 lx (Mindestniveau für die Wahrnehmung von Farben und Details eines Exponats) empfohlen.5 Es sollte darauf geachtet werden, die Lichteinwirkung auf die Objekte auf das Notwendige zu reduzieren. Dies kann durch Dimmen der Leuchtkörper und durch intervall- bzw. präsenzabhängige Steuerung erreicht werden. Hier kann auch mit höheren Beleuchtungswerten (z. B. 75 bis 100 lx) gearbeitet werden. Wichtig ist, die „Gesamtbeleuchtungsdosis“6 (stärkere Beleuchtung über kurze Zeiträume) möglichst gering zu halten. Die Deckenbeleuchtung sollte blendfrei und möglichst flexibel aus (vorzugsweise schwenkbaren) LED-Punktstrahlern (Kaltlicht) konstruiert werden. Der Einsatz schwenkbarer Strahler erhöht die Flexibilität, die Vitrinen und Exponate im Raum unterschiedlich zu positionieren. Grundsätzlich ist auf eine stark reduzierte Wärmeentwicklung der Beleuchtungskörper zu achten. Der Einsatz von Abdunkelungen – Lamellen, Vorhänge, Außenjalousien – an eventuell vorhandenen Fensterfronten zur Verhinderung von direktem Lichteinfall fließt als Kostenfaktor in diesen ersten Posten ein. Räumlichkeiten, deren Notausgänge über die Fensterfront geführt werden, sind wenig geeignet, diese Parameter zu erfüllen, sofern keine Abdunkelung möglich ist, ohne den Fluchtweg zu blockieren. Darüber hinaus muss ein wirksamer UV-Schutz aufgebaut werden, entweder im Licht5 Vgl. Pöhlmann 2007. 6 Giovannini 2010.

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einfall an den Fenstern als UV-Schutzfolie oder an den Vitrinen mit Spezialglas. Die Reduktion der Lux-Stärke und des UV-Lichtes ist auch aufgrund der gängigen Ausstellungspraxis und den damit verbundenen Anforderungen in Leihverträgen zu erfüllen. Für die Darstellung der Exponate ist außerdem der Farbeindruck der Lichtquellen, der als Farbtemperatur – die Einheit ist Kelvin (K) – gemessen wird, von großer Bedeutung, da durch die Lichtfarbe die Farbwiedergabe eines Exponates bestimmt wird. Die Abdunkelung von externen Lichtquellen (Fenster etc.) in Räumen dient damit nicht allein der Schonung der Objekte, sondern auch der Filterung störender Farbeindrücke. Das Thema der Farben ist heikel. So sollten beispielsweise in Ausstellungen mit niedrigen Beleuchtungsniveaus keine Lichtquellen hoher Farbtemperatur zum Einsatz kommen, da ansonsten aufgrund der chromatischen Aberration des Auges (bzw. des sog. Purkinje-Effekts) eine Verschiebung der Farbwahrnehmung ins Blaugrüne erfolgt.7 In der Planungsphase sollte aus diesen Gründen stets ein Lichtplaner hinzugezogen werden.

2.2 Klima Im Bereich der klimatischen Grundbedingungen ist es für Ausstellungsräumlich­keiten wünschenswert, eine Gesamtklimatisierung zu erreichen. Dies bedeutet, möglichst konstante Werte bei der relativen Luftfeuchte (45 % bis max. 60 %) bei einer Raumtemperatur von 20° C zu erreichen. Meist ist dies nur mit dem Einbau einer Klimaanlage oder mit Einsatz von Klimageräten zu realisieren. Um kurzzeitige Schwankungen in der Luftfeuchte zu reduzieren, können hygroskopische Materialien bei der Raumausstattung eine wesentliche Rolle spielen. So können z. B. Vorhänge aus Stoff, Teppichböden aus Naturfasern oder unbehandelte Parkettböden das Raumklima positiv beeinflussen. Sollte eine Gesamtklimatisierung nicht möglich sein, ist ein baulicher Eingriff für einen verglasten Teilabschnitt oder aber die Verwendung klimatisierter Vitrinen notwendig. Beide Varianten führen aufgrund der mit ihnen verbundenen Wartungskosten und des anfallenden Stromverbrauchs zu steigenden Betriebs­ kosten, insbesondere dann, wenn größere Kuben- und Schatzkammer­systeme mit einer größeren Klimatechnikanlage betrieben werden müssen. Nur in seltenen Fällen ist eine ausreichende Klimatisierung durch die natürliche Beschaffenheit des Baues zu erreichen, niemals jedoch für Pergamente, empfindliche Handschriften mit Eisengallustinte und kolorierte Alte Drucke. Der Parameter Klima schließt jedoch auch Räumlichkeiten mit großen, gen Süden ausgerichteten Glasfronten aufgrund der Hitzeentwicklung von vornherein aus. Vorteilhaft ist eine räumliche Lage im Gebäude, die nur wenig Sonneneinstrahlung auf die Außenhaut des Gebäudes zulässt. Fensterlose Räume, in denen die Beleuchtungs7 Vgl. Buschendorf 1989.

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stärke und Dauer gesteuert wird, eignen sich sehr gut für die Präsentation empfindlicher Exponate. Im übrigen Ausstellungsbereich sollte eine permanente Klimaüberwachung durch Thermohygrografen oder Datenlogger sichergestellt werden.

2.3 Sicherheit Im Bereich der Kontroll- und Sicherheitsparameter ist zuerst die Einsichtnahme des Ausstellungsraumes durch das Bibliothekspersonal während der Betriebszeit zu berücksichtigen. Ein vom Nutzer- und Betriebsstrom abgelegener Ausstellungsraum erfordert zusätzliches Aufsichtspersonal, erstens aufgrund der Diebstahlsicherung, zweitens, um in Not- und Gefahrensituationen eingreifen zu können. Videoüber­ wachung ist als Ersatz für Aufsichtspersonal nur bedingt geeignet, da die meisten länderspezifischen Datenschutzgesetze den Einsatz von Videoaufzeichnungen untersagen. Zulässig ist unter dem Nachweis der Erforderlichkeit und Verhältnismäßigkeit des Verfahrens die Liveübertragung an einen Arbeitsplatz im Bibliotheksgebäude über eine vor Eingriffen gesicherte Leitung. Die Bindung eines Mitarbeiters an diesen Videoarbeitsplatz ist die Voraussetzung für die Einführung dieses Verfahrens und gibt ein wirtschaftliches Argument dafür ab, weshalb ein Ausstellungsraum möglichst zentral gelegen und gut einsehbar sein sollte, um auf diese Methode verzichten zu können. Trotz Dumpingpreisen ist auch der Einsatz eines Sicherheitsdienstes in der Regel nicht finanzierbar. Alternativen, wie sie beispielsweise in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek umgesetzt werden, in der ein Dienstleistungsunternehmen den Betrieb der Ausstellungsfläche garantiert, sind eher als Ausnahme und auf Grundlage der touristischen Bedeutung und der Eintrittskosten zu erklären. Alternativ können Freiwillige des Freundeskreises zur Aufsicht eingeworben werden. Des Weiteren sollte geprüft werden, ob und wie der Ausstellungbereich an die zentrale Alarmanlage – sofern vorhanden – angeschlossen werden kann. Als weiterer Sicherheitsparameter muss die im Raum mögliche Positionierung von Ausstellungsequipment hinsichtlich der Anlage von Fluchtwegen gelten. Darüber hinaus zählt der Brandschutz zu den wichtigsten Maßnahmen in der Sicherung des Ausstellungsgutes. Neben den geltenden Bestimmungen und der Erarbeitung eines Notfallplanes im Rahmen der Bestandserhaltung ist in baulicher Perspektive zu bedenken, dass die Anlagen des Brandschutzes auch aus Wartungsgründen leicht zugänglich sein müssen. Bereits in der Raumgestaltung sind nach den geltenden Vorschriften nur schwer entflammbare Werkstoffe zu verwenden.

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2.4 Energieversorgung Schließlich sind Technikparameter wie die Stromversorgung der Vitrinen durch ausreichende Steckdosen und Bodentanks zu berücksichtigen. Zu den Technikparametern zählt die Stromversorgung im Raum, über welche die Beleuchtung und ggf. die Klimatisierung der Vitrinen und weitere Elemente (Hightech-Komponenten etc.) versorgt werden. Ziel ist es dabei, die Ausstellungselemente durch ausreichende Energiequellen, wie Steckdosen und Bodentanks, zu versorgen. Dies ermöglicht eine hohe Flexibilität in der Ausstellungsgestaltung und Kreativität im Stellen der Vitrinen. Grundsätzlich sollte hier das Ziel einer hohen Beweglichkeit der Ausstellungsmodule bestehen, sofern die Flächen auf Ausstellungen mit unterschiedlichen Bedürfnissen ausgerichtet sein sollen. Dabei sollte allerdings auch geklärt werden, wie die Schaltung der Module bei Hausschließung abläuft.

2.5 Kostenrelation Es ist freilich schwer, die hier angeführten Qualitätsmerkmale in ein genaues Kostenmodell zu überführen. Die Grundregel ist jedoch recht einfach: Je weniger Qualitätsfaktoren in einem Raum vorliegen, desto kostenintensiver ist die Aufrüstung des Raumes. Dabei besteht eine Hierarchie der Qualitätsfaktoren. Als Preistreiber kann in der Regel die klimatische Aufrüstung gelten, gefolgt von der Aufrüstung der Lichtqualität. Die Sicherheitsfaktoren fallen eher als Folgekosten der Inbetriebnahme an, können dann aber problematisch werden. Der komplexe Planungsprozess für die räumliche Situation zieht sich in der Regel über mehrere Monate hin und erfordert einen hohen Personaleinsatz. Wer in dieser Situation Mittel für Expertengutachten ausgibt, wird langfristig Kosten einsparen können.

3 Großvitrinen und Vitrinen Verschiedene Modelle der Präsentation sind im Bibliothekswesen gängig. Neben klimatisierten Tresorräumlichkeiten – wie in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel – oder separierten, klimatisierten, verglasten Sicherheitskammern – wie in der Pauliner Kirche der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen – sind als bauliche Eingriffe Kubensysteme – wie im Falle der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek in Hannover – möglich, in denen Objekte konservatorisch gesichert in verglasten Räumen arrangiert werden und damit die Idee einer transparenten Schatzkammer verwirklicht wird.

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Die drei genannten Modelle besitzen in der Regel eine eigene Klimatechnik, die durch ein EDV-basiertes System steuerbar ist. Diese Modelle können damit für unterschiedliche Materialarten eingesetzt werden. Sie erfordern allerdings einen umfangreichen baulichen Eingriff und sind deshalb sehr kostenintensiv. Die hierfür anfallenden Baukosten sind je nach Gebäude und Größe individuell. Außerdem ist zu bedenken, dass ein EDV-basiertes Steuerungssystem regelmäßig zu warten und zu aktualisieren ist, da andernfalls die Klimatechnik von dem Betriebssystem und der Nutzeroberfläche abhängt, deren Wartung zwangsläufig nach einigen Jahren eingestellt wird (s. Windows XP). Als Alternativen sind Großvitrinen und Kabinettvitrinen gängig, die in der Regel keinen größeren baulichen Eingriff verlangen und aufgrund der integrierten Klimatechnik den Schutz des Objektes ermöglichen. Ihr Einsatz sollte jedoch nur in Räumen erfolgen, die sich nicht unnatürlich aufheizen, da sonst die energetisch bedenkliche Situation eintritt, als ob man einen Kühlschrank in einem Backofen betreibe. Im Bereich der mobilen Vitrinen unterscheidet man zwischen Tisch-, Schrank- und Sturzvitrinen. Diese mobile Variante kommt in den meisten kleineren Bibliotheken zum Einsatz. Der Markt bietet Vitrinen an, die auf der Grundlage von Granulateinsatz die Luftfeuchtigkeit stabilisieren oder durch Einsatz von Klimatechnik gewünschte Bedingungen erzeugen können. Es ist allerdings aus Kostengründen, u. a. auch der Folgekosten wegen, davon abzuraten, eine Ausstellungsfläche ausschließlich mit klimatisierten Vitrinen zu bestücken, sofern die Möglichkeit besteht, eine technische oder natürliche Klimatisierung des Ausstellungsraumes zu realisieren. Grundsätzlich sollte bei der Anschaffung von Vitrinen darauf geachtet werden, dass zum einen der sicherheitstechnische Schutz gewährleistet ist und zum anderen konservatorische Anforderungen (z.  B. Vermeidung schadstoffbelasteter Materialien, Staubschutz, UV-Schutz) erfüllt werden. Es ist auch zu bedenken, dass die Vitrinen in das Ausstellungsdesign passen sollten und sich die Bemaßung am größten Format der Exponate orientieren sollte. Im Bibliotheksbereich werden oft Tisch- und Schrankvitrinen zur Präsentation von Buchobjekten oder von sog. Flachware (Postkarten, Fotos, Dokumente etc.) eingesetzt. Es ist grundsätzlich zu berücksichtigen, dass der Besucher die Vitrinen nutzen kann und nicht „auf physische oder psychologische Barrieren stößt“8. Die beiden nachfolgenden Varianten zeigen zwei unterschiedliche Bauarten für klassisches Bibliotheksgut. Während die erste Variante eine gängige Vitrinenart darstellt, ist die zweite Variante eine Sonderkonstruktion mit konstanter Luftfeuchtigkeit.

8 Locker 2011, S. 102.

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3.1 Standardtischvitrine (Standard mit Elementen der Sonderanfertigung)

Abb.1: Standardtischvitrine © Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek. Foto: J. Wollenberg.

Maße: Breite 1 600 mm, Tiefe: 600 mm, Gesamthöhe 1 000 mm, Höhe der Glashaube 300  mm. Ausführung der Verglasung in Verbundsicherheitsglas (VSG, durchwurfhemmend) mit UV-Schutzfolie; Drehriegelschloss verdeckt eingebaut. Bedientechnik der Glashaube mit zwei verdeckt eingebauten Gasdruckfedern. Staubdichte Ausführung. Innenboden aus Stahlblech (pulverbeschichtet). Im Bodenbereich vier feststellbare Bodenlaufrollen als Sonderanfertigung. Dadurch einfache Handhabung der Vitrine im Ausstellungsbereich. Unterbau bestehend aus MDF-Platte mit Querstrebe beschichtet. Planungskosten pro Vitrine ca. 2 500 bis 6 000 Euro.

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3.2 Schrankvitrine (Sonderanfertigung)

Abb. 2: Schrankvitrine © Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek. Foto: J. Wollenberg.

Ganzglasschrankvitrine aus VSG (durchwurfhemmend) mit UV-Schutzfolie; Maße: Breite 900 mm, Tiefe: 600 mm, Gesamthöhe: 1 900 mm; Schublade für Silikagel zur Stabilisierung der relativen Luftfeuchtigkeit; drei Glasböden variabel einsetzbar;

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Innenbeleuchtung durch Lichtstäbe mit LED-Technik; Schiebetür mit Sicherheitsschloss. Planungskosten pro Vitrine ca. 14 000 bis 20 000 Euro. Die Preisunterschiede zeigen die Schwierigkeit der Planung von Ausstellungsräumen. Im Falle eines stabilen Klimas kann für eine Ausstellungsfläche von 100 m2 ein Satz von ca. 15 Standardvitrinen (Tischvitrinen; Sturz-, und Schrankvitrinen in Auswahl) angenommen werden. Im Falle von klimatisierten Kabinettvitrinen ist die Zahl der Vitrinen aufgrund der Größe der Vitrinen zwar geringer, die Anschaffungskosten dürften aber beim Drei- bis Fünffachen liegen.

4 Informationssysteme und interaktive Medien Ausstellungen als Kommunikationsräume benötigen Kommunikationsmedien, die Informationen an den Besucher vermitteln. Während noch in den 1950er und 1960er Jahren Ausstellungen im Wesentlichen der auratischen Präsentation des Einzelobjektes dienten, versuchen moderne Konzepte, die verschiedenen Exponate aufeinander zu beziehen; sie kommunizieren und interagieren miteinander und bilden gegenseitig einen (bisweilen neuartigen, bisher unbekannten) Kontext. Ein durchdachtes Informationssystem ist deshalb unverzichtbar für jede Ausstellung.9 Als grundlegend kann ein Informationssystem angesehen werden, das mit Legenden und Informationstafeln arbeitet. Die diesbezüglichen Materialien sind vielfältig. Die in der Herstellung auch von Laien einfach zu handhabende „Erste Wahl“ ist die Legende als Papierausdruck. Sie ist billig und sieht auch, insbesondere bei schlechtem Zuschnitt, so aus. Bei hochwertigen Exponaten, die eine gehobene Ausstattung erwarten lassen, haftet dieser Variante immer etwas Unbeholfenes an, wobei dieser Eindruck durch den Einsatz hochwertiger Spezialpapiere gemildert und aufgehoben werden kann. Auf Papier gedruckte Legenden können durch Kaschierungen auf Capaplex10 leicht aufgewertet werden. Dies führt allerdings für jede Legende zu einem weiteren Arbeitsschritt bzw. zur Vergabe des Legendendrucks an ein Unternehmen. Hochwertiger und nachhaltiger ist die Anfertigung von Legendenhüllen aus Holzwerkstoff und (Plexi-)Glas, in welche die Legende, ausgedruckt auf Spezialpapier, eingeschoben werden kann. Alternativ und sehr edel ist ein Auftrag eines Foliendrucks auf den Holzwerkstoff möglich, was in vielen Museen Anwendung findet. Diese Methode kann auch bei anderen Werkstoffen – vorausgesetzt, sie sind frei von Formaldehyd – angewendet werden, zieht als Folgekosten jedoch den Arbeitsschritt nach sich, die Folienbeschriftung von Ausstellung zu Ausstellung abzuziehen und die Grundfläche zu reinigen.

9 Korff 2002, S. 26 ff. 10 http://www.caparol.de/uploads/pics/caparol_import/caparol_de/ti/2873/TI_656.pdf (22.01.2016).

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Von Fräsungen in Metalle ist dringend abzuraten, wenn der Ausstellungsbereich Wechselausstellungen bedienen soll. Für Legenden in den Werkstoffausführungen – abgestimmt auf das Farbkonzept des gesamten Ausstellungsbereiches – kann bei einem Ausstellungsbereich von ca. 50 Objekten mit Investitionskosten von 2 000 bis 5 000 Euro gerechnet werden. Informationstafeln, Banner oder Textsäulen liegen in unterschiedlicher Form vor. Kaschierte, bedruckte Kapaplatten11 erhält man in einem Satz von 20 Stück (DIN A 0) für 600 bis 1 800 Euro. Als Alternative werden in kleineren Ausstellungen gerne Roll-Ups verwendet. In stabiler Ausführung können diese für ca. 100 bis 200 Euro erstanden werden. Der Neudruck eines Banners (textil oder Papier) ist leicht ausführbar. Sollte der Ausstellungsraum stärker belüftet sein, ist allerdings von dieser Variante abzuraten, da die Banner durch leichte Luftzüge zum Schwanken oder Flattern neigen und damit den Bewegungsalarm auslösen können. Adäquat zur Werkstoffausführung der Legenden kann eine derartige Ausführung mit Folienaufzug auch für Informationstafeln verwendet werden. Die Planungskosten für einen Satz von 20 Stück liegen in hochwertiger Ausführung bei 5 000 bis 8 000 Euro. Freistehende Informationssäulen im Raum können leicht durch Kapaplatten, die man in der richtigen Form zugeschnitten und bedruckt erwerben kann, zusammensetzen. Alternativ lassen sich entsprechende Säulen aus verschiedenen Werkstoffen in Auftrag geben. Für die erstgenannte Variante sollten pro Säule 300 bis 800 Euro, für die zweite 1 500 bis 4 000 Euro angesetzt werden. Für Informationstafeln ist in der Regel ein Hängesystem erforderlich, das auch zur Hängung von Exponaten verwendet werden kann. Im Ausstellungsbau sind häufig sogenannte Magnetrahmensysteme gängig. Aufgrund ästhetischer Entwicklungen wurde dieser Form konventioneller Informationsvermittlung, die häufig durch einen Katalog ergänzt wird, in den vergangenen Jahren ein anderes Modell entgegengestellt, das im Wesentlichen wenig Informationen im Raum anbringt, diese aber über mobile Technologien wie Audioguides oder Smartphones vermittelt. Audioguide-Systeme sind – je nach Ausführung und Menge – im Preis sehr divergent. Systeme für kleinere Ausstellungen mit Guides (20 bis 40 Stück) und einer Aufladestation lassen sich in guter Qualität für einen hohen vierstelligen Mitteleinsatz erwerben. Die Bespielung dieser Audioguides durch Anbieter sind einzurechnende Folgekosten, die je nach Anzahl der Sprecherstimmen, Aufbereitung des Manuskriptes, akustischen Effekten und Gesamtlänge der einzusprechenden Texte zumeist in einem vierstelligen Bereich liegen. Alternativ zu diesen Audioguides können Systeme zum eigenständigen Einspielen der Texte erworben werden. Günstiger ist eine Eigenproduktion mit handelsüblichen MP3-Playern und der Aufnahmefunktion des Computers. Hier lassen sich auch – in einem bescheideneren Rahmen – gute Ergebnisse erzielen.

11 http://www.display.3acomposites.com/produkte/kapa/eigenschaften.html (22.01.2016).

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Einen Spezialfall im Bereich des Informationssystems stellen interaktive Exponate dar, die in „Low-Tech“12 und „digitale interaktive Elemente“13 unterschieden werden. Erstgenannte Exponate sind Elemente des musealen Ausstellungsbaus, die darauf zielen, „die Beschäftigung mit einem Exponat zu einem stärkeren Erlebnis“14 werden zu lassen. Klassisch zu nennen sind inzwischen Systeme mit Klappenfächern und Schubladen, bei denen der Besucher vom Zuschauer zum Akteur wird. Digitale interaktive Elemente stehen heute in großer Bandbreite zur Verfügung. Touchscreens und Tablets sind hier, ebenso wie der Einbezug des Smartphones des Besuchers, im musealen Bereich mittlerweile häufig verwendete Techniken. Allerdings ist das Anwendungsgerät nur ein Baustein einer größeren technischen Infrastruktur, die in der Regel WLAN, Benutzeroberflächen und Inhalte, die digital zur Verfügung gestellt werden können, voraussetzt. Im Bibliothekssektor sind zudem 3D-Visualisierer im Einsatz, die das Ziel haben, digitalisierte Preziosen einer Sammlung erlebbar zu machen. Der Mitteleinsatz für diese Elemente ist sehr unterschiedlich, es sollte jedoch mit Kosten ab 25 000 Euro gerechnet werden. Zu bedenken ist, dass diese Elemente langfristig in verschiedenen Ausstellungskontexten nutzbar sein sollten. Neben diesen Elementen kann eine Snapbox als Erlebniselement in die Ausstellungen einbezogen werden. Diese Weiterentwicklung der klassischen Fotokabine bietet dem Besucher die Möglichkeit, ein Bild von sich mit einem digital eingefügten Ausstellungshintergrund zu machen. Das Bild wird in der Regel mit einem Footer mit Titel, Ort und Laufzeit der Ausstellung versehen. Da Nutzer diese Bilder digital zur Verfügung gestellt bekommen, finden die Bilder rasch Verbreitung in den SocialMedia-Plattformen und werben so für die Ausstellung. Die Snapbox kann auch angemietet werden.

5 Fazit Die obenstehenden Ausführungen zeigen eine Vielfalt von Kosten, die bei der Gestaltung von Ausstellungsräumlichkeiten aufkommen können. Grundlage der anvisierten Kosten sind die auf dem Markt üblichen Preise, berücksichtigt wurden jedoch – wie im öffentlichen Dienst üblich – in der Regel eher günstige, aber qualitativ gute Ausführungen. Für die Einrichtungselemente (Vitrinen, Informationssysteme, Hängesystem, Ausstellungsbau) lässt sich bei einfacher Ausstattung als Grobkalkulation ein Wert von 550 bis 850 Euro/m ansetzen. Diese Grobkalkulation dient allerdings nur dem ersten Überblick. Nachfolgende Planungen sollten die Segmente Rüstung Raum, Ausstattung Exponat, Ausstattung Informationssystem enthalten und die Kosten der 12 Locker 2011, S. 98. 13 Locker 2011, S. 101. 14 Locker 2011, S. 99.

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verschiedenen anfallenden Elemente tabellarisch erfassen. Die Tabelle sollte dabei für die unterschiedlichen Posten der Segmente ermitteln, welche Einrichtungskosten und welche Folgekosten zu erwarten sind. Zugleich sollte ein Standard konstituiert werden, der festlegt, welche Baustoffe und Materialien aufgrund ihrer konservatorischen Verträglichkeit genutzt bzw. aufgrund ihrer konservatorischen Unverträglichkeit nicht genutzt werden sollten, und der die ausführenden Arbeiten begleitet. Es ist dringend zu empfehlen, hier möglichst genau zu arbeiten. Bereits vor der Planung, spätestens aber mit Abschluss der Übersicht und des Standards empfiehlt sich, Gutachtern den Planungsstand vorzulegen. Man sollte jedoch bedenken, dass es für die unterschiedlichen Aspekte unterschiedliche Fachleute gibt. Es ist durchaus zielführend, mit dem Know-how von Lichtplanern, Restauratoren, Architekten, Klimatechnikern, Ausstellungsdesignern und – last but not least – der Feuerwehr Ausstellungsräume zu planen.

Literatur und Internetquellen Buschendorf, H.-G. (1989). Lexikon Licht- und Beleuchtungstechnik. Berlin: Verlag Technik. Faulkner-Brown, H. (1997). Design criteria for large library buildings. UNESCO, World Information Report, 9, 257–267. http://unesdoc.unesco.org/images/0010/001062/106215e.pdf (09.01.2016). Fansa, J. (2008). Bibliotheksflirt: Bibliothek als öffentlicher Raum. Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/oa/books/reOk3GeXGKXw/PDF/28XaSCmGsBFzY.pdf (07.03.2016). Giovannini, A. (2010). De Tutela Librorum: La conservation des livres et des documents d‘archives / Die Erhaltung von Büchern und Archivalien (4. Aufl.). Baden: Hier und jetzt. Korff, G. (2002). Zielpunkt: Neue Prächtigkeit? Notizen zur Geschichte kulturhistorischer Ausstellungen in der ‚alten‘ Bundesrepublik. In M. Eberspächter, G. M. König & B. Tschofen (Hrsg.), Museumsdinge: Deponieren – Exponieren (S. 21–35). Köln [u.a.]: Böhlau. Locker, P. (2011). Ausstellungsdesign: Konzept – Planung – Umsetzung. München: Stiebner. Pöhlmann, W. (2007). Handbuch zur Ausstellungspraxis. Berlin: Mann.

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Konservatorische Aspekte bei Ausstellungen von Bibliotheksgut Ausstellungen im eigenen Haus – Leihen in externe Ausstellungen

Einleitung Ausstellungen ermöglichen der Öffentlichkeit die unmittelbare Begegnung mit originalen Sammlungsobjekten und bringen zugleich unausweichlich ein erhöhtes Risiko für das Kulturgut mit sich. Vielfältige konservatorische Aspekte sind daher zu bedenken, wenn es darum geht, Ausstellungen in Bibliotheken vorzubereiten oder der Leihanfrage einer anderen Institution zuzustimmen.1 Ein in Ausstellungs- und Leihverkehrsfragen erfahrener Restaurator ist in der Lage, die konservatorischen Bedingungen passend für die jeweiligen Objekte zu formulieren und so das Transport- und Ausstellungsrisiko für das Objekt zu minimieren. Insbesondere dann, wenn eine Ausstellung mit Exponaten des kulturellen Erbes bestückt werden soll, muss die Expertise eines Restaurators mit entsprechender Spezialisierung hinzugezogen werden. Der Fokus dieses Beitrags ist auf diejenigen Aufgaben gerichtet, die im Zusammenhang mit der Vorbereitung und Durchführung von Ausstellungen aufgrund der Qualifikation und des entsprechenden Fachwissens nur durch einen Restaurator erledigt werden können.

1 Grundlagen Aus der Bewertung des physischen Zustands eines Exponats, der konservatorischen Qualität der Ausstellungsräumlichkeiten und der Transportwege vom Depot bis an den Präsentationsort und wieder zurück wird vom Restaurator das Risiko der Ausleihe beurteilt. Auf der Basis dieser Risikobewertung stellt er fest, ob und unter welchen Bedingungen das Objekt ausstellungs- und transportfähig ist. So können Ausstellungsexponate zwar transportfähig, aber nicht bzw. nur eingeschränkt ausstellungsfähig sein, wenn beispielsweise ein äußerlich intaktes Buch sich zwar transportieren, aber nicht ausreichend an der gewünschten Stelle öffnen lässt. Gleiches gilt für eine Karte oder ein Autograf, wenn das jeweilige Stück in der 1 Vgl. hierzu ergänzend den Beitrag Bibliotheksbestände auf Reisen – Leihe in externe Ausstellungen am Beispiel der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel von N. Ratz in diesem Band.



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Vergangenheit zu lange dem Licht ausgesetzt war, sodass die Farbmittel oder Tinten bereits in einem Maß geschädigt sind, das jede weitere Präsentation als unverantwortlich erscheinen lässt. Umgekehrt kann sich ein Objekt in einem Zustand befinden, der zwar eine hausinterne Ausstellung zulassen würde, einen Transport über längere Strecken jedoch ausschließt. Die konservatorischen Bedingungen können Vorgaben zur Restaurierung, Konservierung, Handhabung und/oder Präsentation des Exponats ebenso betreffen wie die Verpackung und den Transport des Objektes. Sie werden für jede geplante Ausstellung formuliert und zwar unabhängig davon, ob die Ausstellung im eigenen Haus geplant ist oder ob die Leihgabe an eine andere Institution versendet werden soll. Bei der Formulierung wird auf die individuellen Gegebenheiten des jeweiligen Ausstellungsprojekts eingegangen. Für Bibliotheken und Bibliothekare ist das Ausstellen von Büchern im Prinzip fremd, da der Hauptzweck einer Bibliothek herkömmlich das Zur-Verfügung-Stellen von Büchern zum Lesen ist. Konkret heißt das, dass in den Büchern geblättert und mit ihnen gearbeitet wird, und eben dies ist dem Besucher einer Buchausstellung in der Regel verwehrt, da dort die Objekte gesichert hinter Vitrinenglas präsentiert werden. Abgesehen davon sind sowohl moderne als auch historische Bücher in der Regel so konstruiert, dass sie die Funktionen des Aufschlagens, des Blätterns und des Schließens erfüllen. Dies wiederum setzt voraus, dass die im Buch verarbeiteten Materialien, zumindest an den entscheidenden Gelenken, dauerhaft flexibel sind. Im Rahmen einer Ausstellung ist im Gegensatz zu dieser Flexibilität das Buch für einen längeren Zeitraum im geöffneten Zustand fixiert. Der Restaurator klärt die Frage, ob das Ausstellungsobjekt dafür überhaupt geeignet ist und wie man es dabei unterstützen kann, oder ob es aufgrund seines Zustands gar nicht erst präsentiert werden kann.

2 Vor der Ausstellung 2.1 Feststellen der Ausstellungs- und Ausleihfähigkeit und Risikoanalyse Zunächst werden die vom Kurator für die Ausstellung gewünschten bzw. die vom Leihnehmer angefragten Objekte vom Restaurator auf ihren Zustand hin begutachtet. Dazu müssen Eckdaten, wie Ort und Dauer der geplanten Ausstellung, die gewünschte Art der Präsentation sowie Angaben darüber bekannt sein, welche Seiten gezeigt werden sollen. Bei der Begutachtung der Exponate spielen das verwendete Material (Beschreibstoffe, Farb- und Bindemittel, Schriftträger, Einbandmaterialien etc.), die angewandten Herstellungstechniken (handgeschöpftes oder Maschinenpapier, Handschrift oder Drucktechnik, Bindung und Einband etc.) und ihr aktueller Zustand die wesentliche

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Rolle. Da Ausstellungen immer auch eine mechanische Belastung für die Exponate darstellen, muss der Restaurator diese Belastung für jedes Objekt als Ganzes und für dessen Einzelteile abschätzen können. Ein weiteres Kriterium für die Begutachtung ist die vorangegangene „Ausstellungsvita“ des Objekts, die im Idealfall dokumentiert ist. Daraus können bereits in der Vergangenheit erfolgte Belastungen des Exponats abgelesen werden. Ausgehend von dieser Begutachtung wird das Objekt dahingehend betrachtet, welche negativen Einflüsse das geplante Ausstellungsprojekt haben könnte und wie diesen entgegengewirkt werden kann. Dabei muss klar sein, dass nicht alle Risiken vermieden, manche nur gemindert werden können. So kann beispielsweise eine empfindliche Pergamenthandschrift bei der Präsentation in einer aktiv klimatisierten Vitrine vor den negativen Folgen eines in Ausstellungsräumen allzu oft instabilen Klimas weitgehend geschützt werden. Die aufgebrachten lichtempfindlichen Farbund Beschreibstoffe hingegen verblassen durch jede Luxstunde, mit der sie im Lauf ihrer Existenz belastet werden. Kenntnisse und Erfahrungen zur physikalischen Belastung beim Leihverkehr sind bei der Risikobeurteilung entscheidend, um das Schädigungspotenzial für das jeweilige Objekt richtig einzuschätzen und die nötigen Schutzmaßnahmen zu konzipieren. Es gilt, Schwachstellen zu benennen und einzuschätzen, inwieweit eine Gefährdung bei Transport und Ausstellung besteht. Außerdem erfolgt eine Bewertung, die beinhaltet, durch welche Maßnahmen die Risiken verhindert, ggf. auch „nur“ vermindert werden können. Wenn diese Bewertung allzu kritisch ausfällt und damit existentiell für ein Objekt ist, sollte das Exponat von dem Ausstellungsprojekt ausgeschlossen werden.

2.2 Belastungskriterien Die Hauptkriterien für eine potenzielle Belastung von Exponaten sind Klima, Licht, Schadstoffe und Erschütterung.

Klima Bücher sind wie viele andere Ausstellungsstücke aus hygroskopischen Materialien gefertigt. Diese haben die Eigenschaft, bei entsprechenden Umgebungsbedingungen Wasser aus der Luft aufzunehmen und wieder abzugeben. Die Aufnahme von Wasser ist meist mit einem Volumenzuwachs, die Abgabe von Wasser hingegen meist mit Verlust von Volumen verbunden. Da die verschiedenen Materialien eines Buches aber verschiedene Wasseraufnahme und ‑abgabeverhalten haben, führt dies bei Schwankungen der Luftfeuchte unweigerlich zu Spannungen innerhalb des Objekts. Da Feuchteschwankungen zumindest in geringem Umfang meist permanent gegeben



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sind, steht das Objekt unter „Dauerspannung“, was zur Lockerung des Material­ gefüges führen kann. Dies kann sich im Lösen und Abblättern von Malschichten oder auf dem Einband applizierten Materialien, in der Lockerung der Bindung sowie im Voranschreiten von feuchtigkeitsinduzierten chemischen Abbauprozessen zeigen.

Abb. 1: Verblasste Tinte und abblätternde Malschichten auf einer Pergamenthandschrift; Ms.Ham.203, Staatsbibliothek Berlin – Preußischer Kulturbesitz © B. Schütrumpf, SBB-PK.

Es ist daher darauf zu achten, dass in Ausstellungen ein möglichst stabiles Klima herrscht. Eine allgemein gültige Angabe für Ausstellungen mit gemischten Materialien (Bücher sind i. d. R. je nach Einband- und Herstellungsart als gemischte Materialien zu verstehen) lautet: 50 % relative Feuchte (rF) bei 19° C.2 Da dies in Ausstellungsräumen aber meist nicht zu erreichen ist, mussten bereits Schwankungskorridore akzeptiert werden, die Schwankungen der Luftfeuchtigkeit von 5 Prozent-Punkten innerhalb von 24 Stunden bei gleichzeitigen absoluten Grenzwerten von Minimum 45 % rF und Maximum 55 % rF vorsehen. Die Schwankungen der Temperatur dürfen 2 K pro 24 Stunden betragen, ohne die absoluten Werte von 17° C bzw. 21° C zu unterschreiten bzw. zu übersteigen.3 Trotz dieser Kompromisse stellen sich im Ausstellungsalltag immer wieder Schwierigkeiten mit der 2 Vgl. Kobold & Moczarski 2010, S. 178. 3 Banik & Dobrusskin 1990.

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gewünschten Klimatisierung ein. So spielen neben den technischen Problemen mit der in vielen Ausstellungsstätten vorhandenen Klimatechnik auch Faktoren eine Rolle, auf die auch eine Klimaanlage nur reagieren, die diese nicht aber vorhersehen kann. Allein die wechselnde Anzahl von Besuchern kann das Raumklima rasch ansteigen und absinken lassen, um nur eine von vielen Möglichkeiten zu nennen. Der Restaurator muss daher erkennen, für welche Objekte das am Ausstellungsort zur Verfügung stehende Klima akzeptabel ist und bei welchen Objekten es zu einer Schädigung führen könnte. Wie bereits erwähnt, kann für empfindliche Objekte der Einsatz von Klimavitrinen oder Klimarahmen erwogen werden. Diese verfügen über dampfdichte Innenräume, die durch Einlagen von Silicagel die gewünschte relative Luftfeuchtigkeit oft über Monate halten können. Mit eingebauten Datenloggern ist es möglich, den Verlauf des Luftfeuchtegrads zu kontrollieren. Schwankungen der Temperatur können allerdings meist nicht stabilisiert werden, da dazu ein in die Vitrine bzw. in den Rahmen eingebautes Heiz- bzw. Kühlaggregat benötigt werden würde. Allerdings sorgen bei Schwankungen der Temperatur die Silicagel-Einlagen dafür, dass die im Normalfall durch die ansteigende Temperatur abfallende relative Luftfeuchte nahe ihrem Idealwert gehalten wird.

Abb. 2: Klimavitrinen in der Ausstellung Handwritten der Staatsbibliothek Berlin – Preußischer Kulturbesitz in der National Library of Australia in Canberra, 2011 © B. Schütrumpf, SBB-PK.4 4 Siehe auch https://www.nla.gov.au/exhibitions/handwritten(22.04.2016).



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Licht Die Einwirkung von Licht führt bei (nahezu) allen Materialien eines Buches zu Schäden. Durch den Eintrag von Energie, der durch Licht und Lichtwärme erfolgt, altern Materialien schneller. Das führt zum beschleunigten Abbau von Zellulose, Binde- und Klebemitteln, Farbstoffen, diversen im und am Buch verarbeiteten Textilien und anderen Materialien. Das Vergilben der verwendeten Papiere wird beschleunigt, Farbmittel verblassen schneller oder es findet eine Verschiebung der Farbwerte statt. So kann sich Rot ins Gelbe und Blau sich ins Grüne verschieben. Die manchmal geäußerte Hoffnung, dass sich dem Licht ausgesetzte Sammlungsobjekte durch nachfolgende Lagerung im Dunkeln „erholen“ würden, ist falsch. Vielmehr wird jede auf ein Objekt fallende Luxstunde zu der bereits in der Vergangenheit erfolgten Licht­ belastung des Exponates hinzuaddiert. Besonders schädlich weil energieintensiv sind UV-Licht (eigentlich: UV-Strahlung) und UV-nahes kurzwelliges Licht. Langwelliges IR-Licht (eigentlich: IR-Strahlung) kann, je nach verwendetem Leuchtmittel, zu starkem Wärmeeintrag ins Objekt und damit zu dessen beschleunigter Alterung führen. Ein vertretbarer Kompromiss zwischen Objekterhaltung und ‑nutzung kann – was das Licht betrifft – nur in einem guten Lichtmanagement gefunden werden, das nicht nur den Aufenthalt des Exponats in Ausstellungen, sondern auch in Lesesälen und im Magazin berücksichtigt. Eine sichere und einfache Möglichkeit besteht darin, den Eintrag von Licht grundsätzlich auf das unbedingt notwendige Maß zu beschränken. Für Ausstellungen wird als Kompromiss oft eine Beschränkung der Präsentationsdauer auf maximal drei Monate bei maximal acht Stunden Beleuchtungsdauer an sechs Tagen der Woche und eine Beschränkung der Beleuchtungsstärke auf 50 Lux vereinbart.5 Diese Orientierungswerte müssen ggf. unterschritten werden wie zum Beispiel bei Exponaten mit besonders lichtempfindlichen Papieren oder Farbmitteln. Hier ist wieder die Expertise des Restaurators gefragt. Der eben beschriebene Kompromiss zwischen Objekterhalt und ‑nutzung ist natürlich auch in den Depots zu suchen. Hier kann Objektschutz durch das grundsätzliche Dunkelhalten der Magazine erfolgen, die nur in Bereichen beleuchtet werden, in denen sich ein Mitarbeiter aufhält. Auch die Magazinierung von Büchern in geschlossenen Schränken oder in geeigneten Schutzverpackungen sind Möglichkeiten, um Lichtschäden vorzubeugen. Ein kostengünstiger und effektiver Weg, Ausstellungsobjekte vor unnötiger Lichtbelastung zu sichern, besteht darin, diese in ihren Vitrinen oder Rahmen mit Lichtschutzvorhängen zu versehen oder die Objektbeleuchtung durch vorgeschaltete Bewegungsmelder zu steuern. In beiden Fällen wird das Objekt nur während der Betrachtung dem Licht ausgesetzt.

5 Banik & Dobrusskin 1990.

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Zur Vermeidung von UV-Licht müssen eventuell vorhandene Fenster lichtdicht verschlossen sein und es muss auf UV-emittierende Leuchtmittel verzichtet werden. Eine Beleuchtungsanlage auf Basis Licht-emittierender Dioden (LED) bietet die Möglichkeit, UV-freies, dimmbares Licht zu verwenden, das nicht nur sparsam im Stromverbrauch ist, sondern zudem wenig Wärme abstrahlt. Doch auch hier gibt es Unterschiede im Schädigungspotenzial. LEDs, die weißes, dem Tageslicht ähnliches Licht abstrahlen, enthalten mehr kurzwelliges Licht und stellen damit ein höheres Schädigungspotenzial dar, als dies bei der Verwendung von LED-Licht mit längerer Längenwelle und damit auch wärmerer Lichtfarbe der Fall ist.6 Bei Büchern kann die Lichtbelastung einzelner Seiten auch dadurch verringert werden, dass in zeitlichen Intervallen geblättert und somit eine andere Seite präsentiert wird. Die Möglichkeit, gut gefertigte Faksimiles statt des Originals (als Ersatz oder zumindest für einen Teil der Ausstellungszeit) auszustellen, schont das Original ebenfalls nachhaltig.

Schadstoffe Die Belastung von Ausstellungsobjekten durch Schadstoffe, die aus der Ausstellungsarchitektur abgegeben werden, ist ein oftmals nicht ausreichend ernst genommenes Problem. Verschiedene, oft in der Architektur und in Vitrinen verbaute Materialien geben Stoffe ab, die in das Ausstellungsobjekt eindringen können. Dabei spielt nicht nur der direkte Kontakt mit dem belasteten Material eine Rolle, auch die mit Schadstoffen (flüchtigen organischen Verbindungen) angereicherte Luft kann Papier und andere Werkstoffe schädigen. Im Falle von Papierwerkstoffen geschieht dies in der Regel zunächst unbemerkt, beschleunigt aber auf Dauer den Abbau der Zellulose, was sich durch vorzeitige Brüchigkeit, Vergilbung oder Verbräunung bemerkbar machen kann.7 Besonderes Gefahrenpotenzial geht von geschlossenen Räumen aus, wie sie beispielsweise Vitrinen darstellen. Die schädlichen Substanzen können nicht oder nur schlecht entweichen und daher steigt die Konzentration dieser Verbindungen mit der Dauer der Ausstellung an. Materialien, die zum Bau der Ausstellungsarchitektur verwendet werden, sollten daher zuvor mit geeigneten Testmethoden (Oddy-Test8) untersucht werden. Nur Mate-

6 Namhafte Hersteller von Museumsbeleuchtung bieten beispielsweise Hochleistungs-LEDs in den Lichtfarben Warmweiß mit 3  000  K oder Neutralweiß mit 4  000  K an. Praxisversuche mit diesen Leuchtmitteln haben gezeigt, dass die Beleuchtung mit warmweißem Licht im Ausstellungsalltag in den meisten Fällen ausreichend ist und von vielen Betrachtern auch als angenehm wahrgenommen wird, vgl. Herzberg 2015. 7 Vgl. Meyer 2015. 8 Der Oddy-Test wird erläutert bei Röhrs & Stefan 2010.



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rial, das in Kontakt mit dem Objekt unbedenklich ist, darf für den Bau der Architektur Verwendung finden. Dies gilt vor allem für geschlossene Systeme, wie sie Vitrinen darstellen, und für Flächen, die mit dem Exponat in Berührung kommen. Um sicherzugehen, werden Bücher zusätzlich auf eine Unterlage aus säure- und weichmacherfreiem Material präsentiert.

Abb. 3: Brüchiges holzschliffhaltiges Papier, DP-Sammlung der Orientabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz © B. Schütrumpf, SBB-PK.

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Erschütterung Dieses Kriterium muss vor allem bei Objekten Beachtung finden, die besonders fragil sind. Auf dem Weg vom Depot zur Ausstellung und wieder zurück ins Magazin ist ein derartiges Exponat vielen Gefahren ausgesetzt. Sowohl der Transport als auch die Montage am Ausstellungsort, nachträgliches Öffnen und Schließen und instabile Konstruktionen der Vitrinen und Vibrationen, denen sie direkt oder indirekt durch den Besucherverkehr ausgesetzt sind, stellen Gefahren für solche Exponate dar. Spezialisierte Kunstspeditionen bieten für den Transport zwar luftgefederte Fahrzeuge und stoßgedämpfte Objektkisten sowie andere ausgefeilte Verpackungslösungen an, doch sind Erschütterungen an sich und ihr Ausmaß oft nur sehr bedingt vorherzu­ sehen. Auch hier bedarf es der Expertise des erfahrenen Restaurators, um im Vorfeld den Transport entsprechend gefährdeter Objekte gegebenenfalls auszuschließen. Aus diesen Überlegungen ergeben sich die Vorgaben des Restaurators für Transport und Ausstellung. Für den Transport bieten spezialisierte Kunsttransportunternehmen eine Vielzahl an Verpackungstechniken an. Hier gilt es, die für das jeweilige Objekt angemessene Lösung zu finden, wobei die Bedürfnisse des Exponates und nicht dessen Versicherungswert das Kriterium für die Auswahl sein müssen. Das gleiche gilt für die Art des Transports. Je nach Entfernung kann unter Umständen der Transport auf der Straße oder mit dem Flugzeug vereinbart werden. Auch wird in diesem Zusammenhang entschieden, ob aus konservatorischen und/oder aufbautechnischen Gründen und/oder aus Sicherheitsaspekten ein Kurier die Leihgabe während des Transportes begleiten soll. Auch diese Aufgabe kann in bestimmten Fällen nur von einem Restaurator übernommen werden.

2.3 Vorgaben für die Ausstellungs- und Transportbedingungen, konservatorische Vorgaben für Ausstellungsarchitekten Hat der Restaurator die zur Ausstellung vorgesehenen Objekte begutachtet und die Risikoanalyse abgeschlossen, wird er für jedes Objekt die Ausstellungsbedingungen formulieren. Diese werden schriftlich festgehalten und bei internen Ausstellungen dem Kurator und Ausstellungsarchitekten weitergegeben. Bei Ausleihen an andere Institutionen werden diese Bedingungen vollständig im Leihvertrag festgehalten. Formuliert werden alle Bedingungen, die bei der Begutachtung und der erfolgten Risikoanalyse als notwendig erachtet werden, um das jeweilige Objekt nach der Präsentation in unverändertem Zustand wieder an seinen angestammten Magazinplatz bringen zu können. Neben den schon erläuterten Aspekten des Klimas, der Beleuchtung, der Vermeidung von Schadstoffen und Erschütterungen, der Art der Verpackung und des Transports beinhalten die Bedingungen auch Sicherheitsaspekte (Schutz vor Dieb-



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stahl). Auch Vorgaben bezüglich der geeigneten Präsentationsform (z. B. Buchwiege mit festgelegtem Öffnungswinkel, Klimarahmen etc.) und des benötigten Platzes in der Ausstellung werden schriftlich fixiert. Manche Institutionen formulieren einen Vorvertrag, der die konservatorischen Bedingungen und die Übernahme von eventuell durch die konservatorische Bearbeitung anfallenden Kosten, die eine Ausleihe erst möglich machen, beinhaltet (z. B. für eine Rahmung). Während beim Ausleihen oft nicht die Möglichkeit besteht, direkt mit dem Ausstellungsarchitekten zu kommunizieren, ist dies bei Ausstellungen in der eigenen Institution dagegen möglich. Es ist wichtig, die konservatorischen Bedingungen – deren Einhaltung die objektschonende Präsentation erst ermöglichen – diesem frühzeitig mitzuteilen, da er die entsprechenden konservatorischen Einbauten zu planen, zu vergeben und deren fachgerechte Ausführung zu überwachen hat. Auch kann es vorkommen, dass aufgrund besonderer gestalterischer Wünsche nach Sonderlösungen gesucht werden muss, um sowohl dem konservatorischen als auch dem ästhetischen Aspekt der Ausstellungsarchitektur zu entsprechen. Nicht selten wurden in einem solchen Fall durch das Zusammenwirken von Restaurator und Ausstellungsarchitekt neue, für spezielle Präsentationsarten zukunftsweisende Präsentationsformen entwickelt. Es ist von Vorteil, wenn bereits im Stadium der Objektbegutachtung die Präsentationsart festgelegt werden kann. Dadurch ist es möglich, den benötigten Wand- oder Vitrinenplatz abzuschätzen und diesen dem Leihnehmer bzw. Ausstellungsgestalter frühzeitig mitzuteilen. So kann vermieden werden, dass Objekte den Strapazen einer Ausleihe ausgesetzt werden, die dann aus Platzmangel nicht gezeigt werden können.

2.4 Prüfung der Umgebungsbedingungen am Ausstellungsort Findet die Ausstellung nicht im eigenen Haus statt, wird vom potenziellen Leihnehmer ein sog. Facility Report angefordert. Dieser beschreibt die Ausstellungsräumlichkeiten, ihre klimatische, licht- und sicherheitstechnische Ausstattung, die Wartungszyklen der relevanten technischen Ausstattung, das vorhandene Katastrophenschutzmanagement bis hin zu Möglichkeiten der Objektanlieferung. Der Facility Report gibt Auskunft über die Personalausstattung und die Zuständigkeiten, legt dar, in welcher Weise die Ausstellungsobjekte während der Laufzeit betreut werden, und enthält noch weitere, für die unterschiedlichen Objektgattungen relevante Angaben. In den letzten Jahren haben sich verschiedene standardisierte Formulare durchgesetzt, die dem Leihgeber die am Ausstellungsort vorhandenen Bedingungen vor-

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stellen und es diesem so ermöglichen, ein Bild von der direkten Präsentationsumgebung des angefragten Leihobjekts zu erhalten.9 Gewinnt der Restaurator den Eindruck, dass gewisse, für das Leihobjekt wichtige Aspekte am Ausstellungsort nicht angemessen berücksichtigt werden, kann er so bereits im Vorfeld Nachbesserungen fordern, die sich dann in den konservatorischen Leihbedingungen festhalten lassen.

2.5 Vorbereitung der Objekte für die Ausstellung, Konservierung, Restaurierung Wurden bei der Begutachtung Schäden am Objekt festgestellt, die die Ausstellungsfähigkeit des Buches im derzeitigen Zustand nicht gewährleisten, kann das Objekt, je nach Zeit-, Arbeits- bzw. Kostenbudget, vor der Ausstellung konservatorisch oder restauratorisch bearbeitet werden. Da solche Maßnahmen ggf. mit hohem zeitlichen Aufwand verbunden sind, ist eine frühzeitige Ausstellungsplanung nötig. In manchen Fällen kann ein bereits vorhandener Schaden durch konservatorische Maßnahmen soweit gesichert werden, dass dieser durch die geplante Präsentation nicht noch erweitert wird. Es gibt allerdings auch Schäden, die einer Ausstellung entgegenstehen und nicht behandelt werden können mit dem Ziel, eine anschließende Ausstellungsfähigkeit herzustellen. Chemische Abbauprozesse, die durch Licht oder Luftfeuchtigkeit unter Umständen beschleunigt werden, oder das weitere Verblassen schon lichtgeschädigter Malstoffe können durch das Festlegen von Bedingungen minimiert, aber nicht ausgeschlossen werden.

2.6 Zustandsprotokoll Mit der Erstellung von Zustandsprotokollen übernimmt der Restaurator die Aufgabe, den aktuellen Zustand des Objekts schriftlich und bildlich festzuhalten. Das Protokoll beinhaltet: –– den Namen des Leihnehmers, –– den Ort und die Dauer der Präsentation, –– den Zeitraum der vertraglich vereinbarten Leihzeit, –– den Titel der Ausstellung –– und wichtige konservatorische Angaben zur Präsentation des Werks.

9 Beispiel für einen Facility Report siehe: http://www.museumsbund.de/de/fachgruppen_arbeitskreise/ ausstellungsplanung_ak/leihverkehr/ (22.04.2016).



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Im Zusammenhang mit der Ausstellung dient das Zustandsprotokoll dem Nachweis von eventuellen Schäden, die durch die Präsentation und die damit verbundenen Objektbewegungen nach Protokollerstellung entstanden sein könnten. Daher wird der Zustand vor dem Verpacken der Leihgaben in geeigneter Weise zu Papier gebracht und bei der Ankunft am Ausstellungsort anhand des Protokolls überprüft. Während der Präsentationszeit, im Rahmen des Abbaus und nach dem Auspacken beim Leihgeber erfolgen aufgrund des Zustandsprotokolls weitere Überprüfungen. Auf diese Weise können mögliche Veränderungen zeitnah erkannt und gegebenenfalls kurzfristige Maßnahmen zum Schutz des jeweiligen Objekts ergriffen werden. Das Protokoll dient zudem als Beweismittel bei eventuellen Haftungsfragen im Zusammenhang mit Transport- und Ausstellungsschäden, die im Bedarfsfall bei der Kunstversicherung gemeldet werden müssen.10 Nebenbei dienen die Zustandsprotokolle bei im Laufe der Zeit mehrfach ausgestellten Objekten dem Zustandsmonitoring und damit einer zwar nicht systematisch angelegten, aber dennoch für konservatorische Zwecke aufschlussreichen Langzeitüberwachung des Objektzustands. Sie bieten damit außerdem die Möglichkeit, über die Jahre hinweg andernfalls verloren gehende Objektinformationen zu bewahren.

2.7 Präsentationshilfen Unter dem Begriff Präsentationshilfen sind im Allgemeinen alle Hilfsmittel zu verstehen, die das Objekt während der Ausstellung mechanisch unterstützen und in der gewünschten Präsentationsposition halten. Je nach Objekt kann es sich dabei um alterungsbeständige Unterlagen handeln, an die das Exponat montiert wird. Dies sind in der Regel Buchwiegen, die in unterschiedlichster Art gebaut sein können, oder auch komplizierte Trägerkonstruktionen, die zum Beispiel zur Unterstützung eines Leporellos oder einer Schriftrolle angefertigt werden müssen.11 Entsprechend dieser Definition können Passepartouts auch als Präsentationshilfen verstanden werden, da sie in Ausstellungen eine wesentliche Schutzfunktion für die darin montierten Objekte haben, unabhängig davon, ob sie im Depot auch als „Schutzverpackung“ dienen. Da sich Bücher oftmals nicht an jeder Stelle gleich gut öffnen lassen und zudem der Öffnungswinkel häufig durch die Art der Bindung oder durch vorhandene Schäden eingegrenzt ist, müssen die betroffenen Bücher mittels spezieller Montagen an den jeweiligen Buchwiegen befestigt werden. Dies kann durch kleine Häkchen aus Acrylglas, mit Folienstreifen oder auch Bändern aus Chiffonseide erfolgen wie bei der Ausstellung Jean Paul Dintenuniversum der Staatsbibliothek Berlin – Preußischer Kul10 Muster für ein Zustandsprotokoll siehe: http://www.museumsbund.de/de/fachgruppen_arbeitskreise/ ausstellungsplanung_ak/leihverkehr/ (22.04.2016). 11 Vgl. auch den Beitrag Buchstützen – Über ihre Notwendigkeit und Funktion beim Ausstellen von geöffneten Büchern von H. Gerhold und M. Brand in diesem Band.

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turbesitz und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften im Max Liebermann Haus, Berlin, 2013.12 Voraussetzung bei der Herstellung von Buchwiegen ist, dass – um eine Schädigung des Objekts zu vermeiden – immer individuell auf das Aufschlagverhalten und auf die Größe des zu präsentierenden Buches eingegangen werden muss.

Abb. 4: Berliner Buchwiegenmodell (DHM) mit Pastazoteauflage, verwendet in der Ausstellung Handwritten der Staatsbibliothek Berlin – Preußischer Kulturbesitz in der National Library of Australia in Canberra, 2011 © B. Schütrumpf, SBB-PK.

Mittlerweile stehen zahlreiche Varianten an Buchwiegen zur Verfügung, die in der Literatur eingehend beschrieben werden.13 Neben den vom Restaurator in der Regel aus Pappe oder Acrylglas individuell hergestellten Buchwiegen sind auch kommerziell zu erwerbende Modelle auf dem Markt. Aufgrund gestiegener Nachfrage werden heute schon Modelle angeboten, die sich individuell auf die Buchgröße sowie auf 12 Vgl. http://jean-paul.bbaw.de/archiv/ausstellung/ausstellung-jean-paul.-dintenuniversum (22.04. 2016). 13 Gerhold & Brand 2016.



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den gewünschten Neigungs- und Öffnungswinkel einstellen lassen. Zwar sind solche Modelle wesentlich teurer als die aus Pappe oder Acrylglas, sie haben aber den Vorteil, wiederverwendbar zu sein. Dies ist in Bibliotheken, die häufiger Buchausstellungen veranstalten, von Bedeutung. So kommen auch Präsentationshilfen nach dem Bausatzprinzip zum Einsatz, die aus verschieden großen (Metall-)Winkeln bestehen und je nach Bedarf unterschiedlich zusammengesetzt werden können. Bei dieser Variante ist neben dem Anschaffungspreis auch die benötigte Kapazität an Lagerungsschränken zu bedenken.

Abb. 5: Ausstellung Jean Paul Dintenuniversum der Staatsbibliothek Berlin – Preußischer Kulturbesitz und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften im Max Liebermann Haus, Berlin, 2013 © B. Schütrumpf, SBB-PK.

Bei Objekten, bei denen aufgrund ihrer besonderen Form neben Buchseiten auch der Einband gezeigt werden soll, können Präsentationshilfen aus Acrylglas angefertigt werden. Dieses Material lässt sich durch Wärme formen und ermöglicht durch seine Transparenz auch die Betrachtung der Auflagefläche des Objekts. Bei Bedarf können dem Betrachter zusätzliche Perspektiven durch den Einsatz von Spiegeln eröffnet werden. Für kurzzeitige Präsentationen reicht es unter Umständen auch aus, das betreffende Exponat mit im Handel erhältlichen Schaumstoffkeilen zu unterstützen. Die

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Bücher können mit diesen einfachen Hilfsmitteln auch leicht schräg und dadurch gut lesbar präsentiert werden. Benötigen Bücher aufgrund ihrer besonders fragilen oder aufwändig geschmückten Einbände weiche oder rutschfeste Auflageflächen, können Buchwiegen mit zusätzlichen Auflagen ausgestattet werden. Dafür können – je nach Bedarf – Molton oder spezielle, chemisch neutrale und inerte Polyethylenschaumplatten wie das handelsübliche „Plastazote“ Verwendung finden. Dabei handelt es sich um ein schaumstoffähnliches Material, das einerseits einen Schutz für Einbände mit Beschlägen, Intarsien, Elfenbein oder Hornapplikationen und ähnlichem bietet und andererseits ein Verrutschen der Objekte auf der Buchwiege verhindert.

Abb. 6: Acrylglasmodell der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz © S. Schmitt, SBB-PK.

Flach liegende Objekte werden mit einer passend zugeschnittenen Unterlage aus alterungsbeständigem Karton präsentiert, auf die sie mit Fotoecken oder kleinen Häkchen montiert sind. Dies gewährleistet eine gute und sichere Handhabung des Objekts beim Auf- und Abbau der Ausstellung, und die Objekte kommen nicht mit dem Untergrund in direkte Berührung. Der Leihgeber übernimmt die Fertigung der Präsentationshilfen für die Leihgaben selbst oder beauftragt freiberufliche Restauratoren mit der Anfertigung nach eigener Vorgabe. Abweichend davon kann die Herstellung der Buchwiegen durch den Leihnehmer erfolgen, die dann aber nach exakten Materialvorgaben und technischen



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Zeichnungen des Leihgebers zu erfolgen hat. Wie dies zu erfolgen hat und wer die Kosten für die Herstellung der Präsentationshilfen trägt, wird zuvor in den konservatorischen Ausstellungs- und Leihbedingungen festgelegt. Die Kosten werden i. d. R. dem Leihnehmer in Rechnung gestellt.

2.8 Transport Nach den vom Restaurator in den konservatorischen Vorgaben geforderten Kriterien werden die Exponate vor dem Transport verpackt. Diese Arbeit wird vorzugsweise von einer Kunstspedition übernommen, da diese über geeignete Werkstätten zur Vorbereitung von Verpackungen verfügt und auf diese Weise bereits mit individuellen, den Objekten angepassten Verpackungsmitteln dienen kann. Während des Transports sind ein möglichst stabiles Klima sowie weitestgehende Erschütterungsfreiheit und Sicherheit die wichtigsten Kriterien. Mithilfe entsprechend gedämmter, innen mit viel hygroskopischem Material ausgestatteter und mit mindestens doppelten Dampfsperren versehener sogenannter Klimakisten können Ausstellungobjekte geschützt auf Reisen gehen. Bei Bedarf können diese noch mit zusätzlichen stoßdämpfenden Vorkehrungen ausgestattet werden. Allerdings muss der Laderaum des für den Transport genutzten Fahrzeugs ebenfalls entsprechend klimatisiert und das Fahrzeug selbst luftgefedert sein. Da in den Klimakisten selbst kein Klima erzeugt wird, müssen diese bereits 24 Stunden vor dem Verpacken dem Klima der Exponate ausgesetzt werden, um sich zu akklimatisieren. Das Gleiche gilt nach der Ankunft im Ausstellungsraum, bevor sie geöffnet werden.

3 Während der Ausstellung 3.1 Herausgabe und Verpackungskontrolle, Kurieraufgaben Begleitet ein Kurier die Leihgaben zum Ausstellungsort, wird er zunächst die Ausstellungsräume dahingehend überprüfen, ob die im Facility Report beschriebenen Gegebenheiten zutreffend sind und ob alle in den konservatorischen Vorgaben geforderten Bedingungen realisiert wurden. Erst dann sollten die Klimakisten im Beisein eines Vertreters des Leihnehmers geöffnet werden. In vielen Fällen wird während des Auspackens vom Leihnehmer ein Verpackungsprotokoll erstellt, in dem festgehalten wird, wie die einzelnen Artefakte verpackt wurden und in welcher Anordnung sich diese innerhalb der Verpackungskiste befinden. Dies ist hilfreich, wenn die Ausstellungsstücke am Ende der Ausstellung wieder eingepackt werden. Nach dem Auspacken erfolgt die Übergabe

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an den Leihnehmer mit gleichzeitigem Abgleich des Objektzustands anhand der Zustandsprotokolle. In Ausnahmefällen kann es passieren, dass Schäden bei der Erstellung der Protokolle übersehen wurden. Deshalb ist es umso wichtiger, dass die Kuriere und Mitarbeiter die Protokolle sorgfältig überprüfen und, falls nötig, Ergänzungen vornehmen. Ist dies erfolgt, können gerahmte Objekte unter Aufsicht und ggf. auf Anweisung des Kuriers an die Wände montiert werden. Da in den meisten Ausstellungshäusern für jede Ausstellung ein neuer Wandanstrich erfolgt, muss zuvor gewährleistet sein, dass der letzte Anstrich vor wenigstens 48 Stunden beendet wurde. In diesem Zeitraum sollten die Farbe durchgetrocknet und eventuelle Lösemittel abgedampft sein. Dies gilt ebenfalls für an Innenflächen lackierte Vitrinen, sofern diese aus konservatorischen Gründen überhaupt zum Einsatz kommen können. Die Einrichtung der Vitrinen mit Büchern und anderen Exponaten erfolgt im Idealfall durch den Restaurator, da dieser mit den individuellen Eigenschaften der einzelnen Objekte am besten vertraut ist. Zunächst muss sichergestellt sein, dass sich die zu bestückende Vitrine an dem in der Ausstellung geplanten Standort befindet. Um die Stoßbelastungen und mögliches Verrutschen der Ausstellungsobjekte in der Vitrine zu verhindern, ist ein mögliches Verrücken der eingerichteten Vitrine unbedingt zu vermeiden. Vor der Einrichtung müssen alle innenliegenden Flächen der Vitrine gereinigt werden. Da die Vornutzung der Vitrine dem Leihgeber nicht bekannt ist, sollte diese Maßnahme auch dann erfolgen, wenn die Vitrine bereits sauber erscheint.

3.2 Auf- und Abbau Vor dem Einlegen der Exponate in die Vitrinen müssen diese zunächst passgenau auf den Präsentationshilfen montiert werden. Für die Montage der Objekte werden schmal zugeschnittene Streifen aus transparenter, weichmacherfreier Polyesterfolie verwendet, die in unterschiedlichen Stärken erhältlich ist. Die Streifen werden um die Ecken der Kartonunterlage gelegt und auf der Rückseite mit alterungsbeständigem Klebestreifen fixiert. Dadurch ist das Objekt auf der farblich angepassten Unterlage sehr zurückhaltend und unauffällig montiert. Bücher werden mit dem gleichen Material auf der Buchwiege montiert. Der zugeschnittene Streifen wird um den Buchblock gelegt und auf der Rückseite der Buchwiege entsprechend fixiert. Dabei wird der Montagestreifen unter die zu präsentierende Seite gelegt. Die Montage der ausgestellten Seite selbst erfolgt mit kleinen Häkchen aus Acrylglas, die nahe am Streifen montiert werden. Durch diese Art der Montage ist eine durch die Ausstellungsbeleuchtung hervorgerufene Spiegelung der Montagefolie vermeidbar. Ungünstig ist es, wenn die Bestückung der Vitrine in Etappen erfolgen muss. Dies kann der Fall sein, wenn Objekte verschiedener Leihgeber in derselben Vitrine



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präsentiert werden sollen. Auch sollten die Objektbeschriftungen im Beisein des Kuriers platziert bzw. angebracht werden, die Beleuchtung eingerichtet und die Beleuchtungsstärke auf die in den konservatorischen Leihbedingungen geforderten Lux-Werte gedimmt werden. Sollte es aus organisatorischen Gründen nicht möglich sein, das Licht unmittelbar nach Hängung der Rahmen oder Bestückung der Vitrinen einzurichten, werden diese mit Papier oder anderem geeigneten Material verdeckt. Eine weitverbreitete Sitte, dies mit wenigen Schichten dünnem, weißen Seidenpapier zu tun, ist aufgrund der Lichtdurchlässigkeit und der zu diesem Zeitpunkt meist noch nicht gedimmten Beleuchtungsanlage unzureichend. Auch nach erfolgter Dimmung des Lichts werden bereits hängende Rahmen und eingerichtete Vitrinen bis zur Öffnung der Ausstellung – wie beschrieben – vor unnötiger Lichtbelastung geschützt. Von großem Interesse für den Leihgeber ist zudem, wo und in welchem Zustand die für den Rücktransport wiederzuverwendenden Verpackungsmaterialien gelagert werden. Diese müssen sauber und in geordnetem Zustand in trockenen, regelmäßig gereinigten Räumen untergebracht werden. Der Kurier wird erst dann zufrieden den Ort der Ausstellung verlassen, wenn er „seine“ Exponate in einem sicheren Umfeld weiß. „Sicher“ bedeutet hier nicht nur geschützt vor unbefugtem Zugriff, sondern auch vor Risiken durch Licht, Klimaschwankungen oder Erschütterungen.

3.3 Überwachung der Objektpräsentation während der Ausstellungszeit Es ist grundsätzlich erforderlich, einen Thermohygrografen oder einen jederzeit auslesbaren Datenlogger zur regelmäßigen und dauerhaften Kontrolle der Klimawerte zu verwenden. In vielen Fällen werden die Datenblätter von den Leihgebern zur Kontrolle angefordert. Die konservatorische Betreuung der Objekte während der Ausstellungszeit sollte auch durch eine dafür qualifizierte Fachkraft erfolgen. Sie beinhaltet regelmäßig durchgeführte Kontrollgänge, bei denen die Klima- und Lichtwerte überprüft und die Objekte und ihre Montage auf eventuelle Veränderungen begutachtet werden. Zur Reinigung von Vitrinen und Rahmengläsern werden Vorgaben gemacht. Sollten sich Veränderungen an Ausstellungsexponaten bemerkbar machen, muss der Leihgeber unverzüglich informiert und mit diesem das weitere Vorgehen abgesprochen werden. Auch müssen möglicherweise auftretende technische Störungen, die zu einer Änderung der in den konservatorischen Leihbedingungen festgelegten Werte führen, unmittelbar nach Auftreten dem Leihgeber mitgeteilt werden. Manche Leihgeber kontrollieren den Zustand ihrer Objekte durch Kurierbesuche während der Ausstellungslaufzeit, zum Teil auch unangemeldet.

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Technisch ist es seit einiger Zeit möglich, Klima-, Licht- und Erschütterungswerte in Ausstellungs-, Vitrinen- oder Rahmeninnenräumen mit Hilfe von Sensoren und Datenloggern permanent zu überwachen und in Echtzeit mittels Internet weltweit abzufragen. Diese Möglichkeit wird zunehmend genutzt. Sie bietet dem Leihgeber, aber auch dem Leihnehmer, jederzeit die Sicherheit, unzulässige Belastungen für die Ausstellungsobjekte kurzfristig zu erkennen und diese durch geeignete Maßnahmen abzustellen.

4 Nach der Ausstellung 4.1 Abbau Die sorgfältige Planung eines Ausstellungsabbaus dient letztlich dem Schutz der gezeigten Werke. Sind Kuriere zum Abbau anwesend, nutzen sie unter Umständen die letzten Stunden der Ausstellungslaufzeit, um sich einen Eindruck darüber zu verschaffen, ob und wie die vertraglich festgelegten konservatorischen Vorgaben bei laufendem Betrieb eingehalten wurden. Unmittelbar nach Beendigung der Ausstellung sollten die Verpackungsmaterialien zur Akklimatisierung in die Ausstellungsräume gebracht werden. Im Allgemeinen gelten 24 Stunden Akklimatisierungszeit als ausreichend.14 Die Kisten sollten immer in geöffnetem Zustand zur Klimaaufnahme bereitgestellt werden. Im Beisein des Kuriers werden die gerahmten Objekte von der Wand genommen und die Vitrinen geöffnet. Ist der Kurier ein Restaurator der leihgebenden Institution, wird dieser meist selbst die in den Vitrinen gezeigten Bücher entnehmen, die Montagen entfernen und gemeinsam mit dem Vertreter des Leihnehmers den Zustand der Objekte mithilfe der Zustandsprotokolle abgleichen. Sollten während der Ausstellung Schäden aufgetreten sein, werden diese fotografisch und schriftlich dokumentiert. Sofern möglich, ist es ratsam, bereits jetzt den Grund des Schadens zu identifizieren und dies ebenfalls schriftlich festzuhalten. Diese Unterlagen dienen später zu Nachweiszwecken bei der Schadensregulierung mit dem Versicherungsunternehmen. Die Objekte werden nun – den konservatorischen Vorgaben und den Notizen auf dem Verpackungsprotokoll entsprechend – zum Rücktransport verpackt, die Klimakisten geschlossen, ggf. vom Kunstspediteur versiegelt und zum Abtransport bereitgestellt.

14 Vgl. „Akklimatisierung“ im Registrar ABC: http://www.austrianregistrars.at/abc.php (22.04. 2016).



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4.2 Rückübernahme nach Ausleihe Zurück beim Leihgeber dürfen die noch verschlossenen Klimakisten erst nach 24 Stunden Akklimatisationszeit geöffnet und die Leihobjekte entnommen werden. Hier wird ihr Zustand ein letztes Mal mit den Protokollen abgeglichen, um eventuelle Schäden durch den Transport festzustellen. Mit der Übergabe an die Mitarbeiter im Magazin und der Ablage am angestammten Depotplatz ist für die Objekte der Ausstellungs- und Leihvorgang beendet. Werden die Protokolle – nach Objekten (Signatur, Inventarnummer oder einem anderen, dem Objekt zuzuordnenden System) geordnet – an einem zentralen Ort abgelegt, können sie zukünftig nicht nur dem Zustandsmonitoring dienen, sondern sie bilden im Lauf der Zeit auch die Ausstellungsvita der einzelnen Objekte ab. Wie eingangs beschrieben, spielt auch diese eine Rolle im Rahmen der Beurteilung der Ausstellungs- und Leihfähigkeit bei künftigen Ausstellungsanfragen.

5 Fazit Das Präsentieren von Büchern in Ausstellungen ist also eine besondere Herausforderung, die von den beteiligten Fachleuten gemeinsam angenommen werden muss. Dabei hat der Restaurator in erster Linie das Objekt im Blick mit dem Ziel, dieses vor (weiterem) Schaden zu bewahren. Der Kurator einer Ausstellung hingegen ist auf die Vermittlung der Inhalte fokussiert, wählt entsprechend die Objekte aus und erschließt sie dem Betrachter in Objektbeschriftungen, Aufsätzen und Führungen. Der Ausstellungsarchitekt ist in erster Linie darum bemüht, durch die Gestaltung der Ausstellung den Besucher einzubeziehen und ihm mit der Präsentation der Objekte „entgegenzukommen“. Eine gut funktionierende Kommunikation und Zusammen­ arbeit aller Beteiligten, die bereits weit im Vorfeld der Ausstellung beginnen muss, ist die Basis für eine erfolgreiche Ausstellungsarbeit. Allem zugrunde liegt die Verantwortung eines jeden Mitwirkenden für den Erhalt der Objekte, damit diese auch in Zukunft sowohl in Ausstellungen als auch zur wissenschaftlichen Nutzung zur Verfügung stehen. Dank. Die Autorinnen bedanken sich sehr herzlich bei Frau Almuth Corbach, Leiterin Stabsstelle Erhaltung und Restaurierung an der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, für die Bereitstellung der Linksammlung und der Literaturangaben sowie für viele hilfreiche Anregungen.

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 Julia Bispinck-Roßbacher und Britta Schütrumpf

Zitierte Literatur und Internetquellen Banik, G. & Dobrusskin, S. (1990). Aufbewahren von Archiv-, Bibliotheks- und Museumsgut. Wien: Institut für Restaurierung. Gerhold, H. & Brand, M. (2016). Schön präsentiert, sicher gehalten: Buchstützen für die Präsentation von geöffneten Büchern in Ausstellungen. Stuttgart: Förderverein Papierrestaurierung Stuttgart e. V. [Ankündigung]. Herzberg, H. (2015). „Ausstellungen im rechten Licht“: Qualitätsmerkmale künstlicher Beleuchtung für den Einsatz in Museen. Restauro, 121(4), 56–61. Kobold, M. & Moczarski, J. (2010). Bestandserhaltung: ein Ratgeber für Verwaltungen, Archive und Bibliotheken. Darmstadt: Hessische Historische Kommission. [Hinweis: 2., überarb. Aufl. ersch. 2012]. Meyer, F. (2015). Flüchtige organische Verbindungen in Graphischen Sammlungen: eine Bewertung unter Bezugnahme auf die Sammlung Karl Friedrich Schinkel am Kupferstichkabinett Berlin. Stuttgart, Staatliche Akademie der Bildenden Künste, Diss. http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/ artdok/3591/1/Dissertation_Fabienne_Meyer.pdf (22.04.2016). Röhrs, S. & Stefan, S. (2010). Detektortest für Schadgase in Museen. Praxis der Naturwissenschaften – Chemie in der Schule, 59(5), 34–37.

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Konservatorische Aspekte 

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IFLA, Rare Books and Manuscripts Section. (2004). Guidelines for exhibition loans. http://www.ifla.org/ files/assets/rare-books-and-manuscripts/guidelines-exhibition-loans/guidelines-exhibition-loans. pdf (22.04.2016). Northeast Document Conservation Center. (o. J.). Preservation Leaflet 2.5: Protecting paper and book collections during exhibition. https://www.nedcc.org/free-resources/preservation-leaflets/2.-the-environment/2.5-protecting-paper-and-book-collections-during-exhibition (22.04.2016). PACCIN, Preparation, Art handling, Collections Care Information Network. [Homepage]. http://www. pacin.org/ (22.04.2016). Registrars Deutschland e. V. [Homepage]. http://www.registrars-deutschland.de/ (22.04.2016). Rose, C. (2002). Courierspeak: a phrase book for couriers of museum objects. Washington, D. C. [u. a.]: Smithsonian Inst. Press. Schieweck, A. & Salthammer, Z. (2013). Schadstoffe in Museen, Bibliotheken und Archiven: Raumluft – Baustoffe – Exponate (2. Aufl.). [o. O.]: Fraunhofer IRB Verlag. Strebel, M. (2004). Konservierung und Bestandserhaltung von Schriftgut und Grafik: ein Leitfaden für Archive, Bibliotheken, Museen und Sammlungen (überarb. und erw. Aufl. für das Internet). https://www.uni-muenster.de/Forum-Bestandserhaltung/downloads/strebel.pdf (22.04.2016). UK Registrars Group. (2004). Courier Guidelines (2nd ed.). http://www.ukregistrarsgroup.org/ wp-content/uploads/2013/06/UKRG-Courier-Guidelines.pdf (22.04.2016). Verband der Restauratoren. (2009). „Achtung Kunst! Erhaltung und Präsentation – ein unvereinbarer Gegensatz?“ Zusammenfassung der Vorträge, 6. Restauratorentag des VDR, Köln, Nov. 2009. http://www.restauratoren.de/fileadmin/red/Restauratorentag09/VDR_R-Tag09_Vortraege.pdf (22.04.2016). Waidacher, F. (1999). Handbuch der allgemeinen Museologie (3., unveränd. Aufl.). Wien [u. a.]: Böhlau.

Hanka Gerhold und Michaela Brand

Buchstützen

Über ihre Notwendigkeit und Funktion beim Ausstellen von geöffneten Büchern

Einleitung Der Anspruch an eine reizvoll und attraktiv gestaltete Ausstellung ist verbunden mit der fortwährenden Suche nach neuen Präsentationsformen und stellt für Gestalter, Kuratoren und Restauratoren gleichermaßen eine Herausforderung dar. Die Ausstellungsgestaltung darf sich keinesfalls nachteilig auf die präsentierten Objekte auswirken, sondern muss den konservatorischen Anforderungen zum Schutz der Objekte entsprechen. Oberstes Ziel ist daher eine schonende und schadenfreie Präsentation in einer angemessenen Ausstellungsumgebung. Neben grundlegenden Rahmenbedingungen (Klima, Licht, Sicherheit etc.) kommt der mechanischen Unterstützung der spezifischen Buchstruktur eine besondere Bedeutung zu. Buchstützen sind hierfür ein adäquates und unentbehrliches Hilfsmittel. Sie tragen dazu bei, Bücher schonend und gleichzeitig wirkungsvoll zu präsentieren. Dabei muss jede Buchstütze bestimmte konservatorische Anforderungen erfüllen. In den vergangenen Jahren haben sich im In- und Ausland zahlreiche unterschiedliche Buchstützenmodelle entwickelt. Ein Überblick über wesentliche Aspekte der Buchstruktur, über notwendige Maßnahmen zur Vorbereitung eines Buches für eine Ausstellung sowie die konservatorischen Anforderungen an Buchstützen machen deutlich, welche Überlegungen bei der Auswahl einer geeigneten Buchstütze erforderlich sind. 1

1 Ein ausführlicher, praxisbezogener und mit Anleitungen versehener Leitfaden der Autorinnen mit dem Titel Schön präsentiert, sicher gehalten. Buchstützen für geöffnete Bücher in Ausstellungen informiert über die Konstruktion, Funktion, Herstellung und Nutzung von Buchstützen. Die z.  Zt. der Drucklegung dieses Bandes ebenfalls in Druck befindliche Publikation wird vom Förderverein Papierrestaurierung Stuttgart (http://www.foerderverein-papierrestaurierung.de/) verlegt und dort erhältlich sein. Alle Abbildungen sind dieser Arbeit entnommen. Wir bedanken uns sehr herzlich bei der Herausgeberin Irene Brückle, Studiengang Konservierung und Restaurierung von Kunstwerken auf Papier, Archiv- und Bibliotheksgut, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, für ihre Unterstützung bei diesem Beitrag. Vgl. auch den Beitrag Konservatorische Aspekte bei Ausstellungen von Bibliotheksgut von J. Bispinck-Roßbacher und B. Schütrumpf in diesem Band.

Buchstützen 

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1 Bücher als Ausstellungsobjekte Bücher sind beliebte Ausstellungsobjekte. Nicht nur Bibliotheken, auch Museen und Archive stellen regelmäßig Bücher aus.

Abb. 1: Die Schatzkammer des Buchmuseums der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek Dresden © SLUB Dresden. Foto: H. Ahlers.

In einer Ausstellung vermitteln Bücher historische, künstlerische, handwerkliche oder literarische Inhalte. Sie können um ihrer selbst willen im Mittelpunkt einer Ausstellung stehen oder als Begleitobjekt zur Unterstützung und Veranschau­lichung anderer Exponate in eine Ausstellung eingebunden sein (Abb. 1–2). Unabhängig davon müssen sie als Kulturgut für die Zukunft erhalten und vor Schaden bewahrt werden. Daher sind für den konservatorisch und restauratorisch angemessenen Umgang mit Büchern in Ausstellungen prinzipiell einige Regeln zu beachten. Grundsätzlich werden Bücher in Vitrinen präsentiert, um kurzfristig wirksame Klimaschwankungen abzudämpfen und sie vor Berührung, Vandalismus oder Diebstahl zu schützen. Die für die Nutzung in Lesesälen angewandten Regeln zur Einhaltung von adäquaten Klima- und Lichtbedingungen gelten auch in Ausstellungsräumen. Für die Präsentation kommt darüber hinaus aufgrund der andauernden mechanischen Beanspruchung der Unterstützung der Buchstruktur durch den Einsatz einer Buchstütze besondere Bedeutung zu.

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Abb.2: Wechselausstellung Der Botticelli-Coup. Schätze der Sammlung Hamilton im Berliner Kupferstichkabinett © Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett. Foto: B. Helm.

Bevor ein Buch in eine Ausstellung gegeben werden kann, ist zunächst allerdings seine Ausstellungsfähigkeit zu prüfen. Bewertungskriterien hierfür sind die Art der Bindung und Einbandgestaltung (z. B. fester oder flexibler Einband, fester oder hohler Rücken), die Gestalt des Buches (z. B. groß und schwer oder klein und leicht) und in erheblichem Maße sein Erhaltungszustand. Ist die Ausstellungsfähigkeit gegeben, so kann das Buch geöffnet oder geschlossen, horizontal, geneigt oder ggf. vertikal präsentiert werden.

2 Die Buchstruktur Bücher sind funktionale, d. h. bewegliche Objekte, die aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Materialien bestehen können. Ebenso vielfältig können die Binde- und Einbandtechniken sein, mit denen sie hergestellt wurden. Ungeachtet dieser äußerst vielfältigen Varianten werden Bücher bei ihrer Präsentation in geöffnetem Zustand einer Deformation ihrer sonst geschlossenen Struktur unterzogen. Ein Buch ist von seiner Struktur her zwar prinzipiell technisch darauf angelegt, wiederholt geöffnet und geschlossen zu werden. Dennoch werden dabei einige Bereiche stärker beansprucht. Hierzu zählen insbesondere der Buchrücken und die Gelenke, wo Vorderund Hinterdeckel beweglich verbunden sind. Diese Bereiche stellen die charakteristi-

Buchstützen 

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schen Schwachstellen am Buch dar, die bei häufiger oder großer Belastung vor allem für Schäden anfällig sind. Auch wenn ein Buch für die Dauer einer Ausstellung unberührt in einer Vitrine liegt, kann es bei fehlender oder unsachgemäßer Unterstützung solchen mechanischen Belastungen ausgesetzt sein. Die Belastbarkeit eines Buches ist abhängig von seinen materiellen und mechanischen Eigenschaften. Über die Zeit wirken Lagerung, Nutzung und Umwelteinflüsse auf ein Buch ein und können zu einer Materialermüdung an den charakteristischen Schwachstellen führen. Durch die unterschiedliche, material- und konstruktions­ bedingte Öffnungsbewegung werden diese Bereiche häufig stärker beansprucht. Diese Beanspruchungen ergeben sich einerseits aus den Materialien selbst und andererseits aus der Einbandstruktur und können zu mechanischen Schäden führen. Die Ursachen hierfür können die ungleichmäßige Verteilung des Buchblockgewichts, fehlende Entlastung der Heftung, Überdehnung der Heftung und Gelenke sowie Stauchung der Rückenmaterialien sein. Die mechanische Abnutzung macht sich auch bei bereits gealterten Büchern nicht unbedingt sofort bemerkbar, ist aber die fast unvermeidliche Konsequenz jeder Benutzung. Schäden können unbemerkt vor allem in den von außen schwer einsehbaren, abgedeckten Bereichen des Buchrückens auftreten. Tritt dort ein Schaden sichtbar ein, etwa durch Risse im Vorsatzfalz, Bruch der Heftung oder Risse in den Deckelgelenken, so ist der Aufwand der Schadensbehebung – die im Übrigen die Unversehrtheit nie wieder gänzlich herstellen kann, sondern deren Ziel die Wiederherstellung der Funktionalität ist – nicht zu unterschätzen.

3 Konservatorische Buchstützen Um die mechanische Belastung zu minimieren, sind bei jeder Nutzung von Büchern, insbesondere aber bei ihrer Präsentation in geöffnetem Zustand, Buchstützen ein unentbehrliches Hilfsmittel. Sie tragen dazu bei, Bücher schonend zu präsentieren, und schützen sie unter Berücksichtigung ihrer konstruktions- und alterungsbedingten Schwachstellen vor mechanischen Schäden. Gleichzeitig sind sie in Ausstel­ lungen ein mehr oder weniger sichtbares Konstruktionselement, das bei der Gestaltung von Vitrinen berücksichtigt werden muss und dort zum Vorteil des Betrachtens oder Lesens des ausgestellten Buches beiträgt. Konservatorische Buchstützen werden in einer großen Vielfalt angeboten. Ausgehend von bestimmten, in der Praxis etablierten Grundformen haben sich zahlreiche Varianten entwickelt, deren Anpassungsfähigkeit durch den Restaurator und oft auch im Team mit Ausstellungsgestaltern und ‑technikern weiter variiert werden kann. Voraussetzung ist, dass die eingesetzten Materialien und Konstruktionsformen die funktionellen und konstruktiven Anforderungen an eine adäquate konservatorische Buchstütze vollständig erfüllen.

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Die zunehmende Dynamik im Ausstellungsturnus mit jährlich mehrfach wechselnden Ausstellungen und parallel zu pflegenden Dauerausstellungen in vielen Institutionen hat zur Entwicklung unterschiedlichster Buchstützenmodelle beigetragen. Funktionelle Buchstützen gibt es heute für jedes Ausstellungsdesign und jeden Etat; etwa 20 verschiedene Grundmodelle sind bekannt. Darüber hinaus sind der Phantasie in der Gestaltung kaum Grenzen gesetzt. Buchstützen können aus verschiedenen Materialien wie Kunststoff, Textilien, Karton und Metall hergestellt werden. Entscheidend ist, dass diese alterungsbeständig und abriebfest sind. Zudem sollten sie leicht, aber dennoch stabil und unempfindlich sein. Für alle Materialien gelten unterschiedliche Richtlinien für den Einsatz in direktem Kontakt mit einem Buch sowie in geschlossenen Vitrinen.

4 Vorbereitung eines Buches für eine Ausstellung Das Vorgehen bei der Bearbeitung eines für eine Ausstellung angefragten Buches – unabhängig davon, ob es sich um eine Pergamenthandschrift, einen illustrierten Druck oder eine einlagige Broschur handelt – verläuft im Prinzip immer nach dem gleichen Schema.2 Lediglich der entsprechend der Struktur notwendige Aufwand, der bei der Bearbeitung der Einzelschritte anfällt, unterscheidet sich. Die konservatorische und restauratorische Prüfung eines Buches ist interdisziplinär möglichst so zu verbinden, dass schon zu Beginn ein schonender und günstigenfalls auch zeitsparender Vorgang entsteht, denn der sachgerechte Umgang mit Büchern beginnt bereits mit ihrer schonenden Handhabung während der Ausstellungsvorbereitung. Das Buch wird an seinem Standort ausgehoben und erfährt auf einem Arbeitstisch im Magazin oder in der Restaurierung eine erste Begutachtung. Transporte zwischen Standort und Arbeitsplatz, insbesondere wenn sie sich über mehrere Räume erstrecken, sollten idealerweise liegend und auf einem gefederten Wagen erfolgen. Fallen wie im Leihverkehr Transporte zwischen verschiedenen Gebäuden an, ist jedes Buch entsprechend sorgsam zu verpacken. Zum Öffnen wird das Buch auf einer als Arbeitsmittel eingesetzten Buchstütze abgelegt – üblich und weit verbreitet sind hierfür keilförmige und rechteckige Schaumstoffkissen; bei kleinen, leichten Bänden können alternativ auch Sandsäckchen verwendet werden. Grundsätzlich sollte die Handhabung eines Buches auf ein notwendiges Mindestmaß beschränkt werden. Die kuratorische sowie restauratorische Prüfung der Ausstellungsfähigkeit, die Anfertigung von Fotografien und eines Zustandsprotokolls und das Maßnehmen zur Herstellung der Buchstütze lassen sich im Idealfall in ein bis zwei Arbeitsgängen durchführen.

2 Vgl. hierzu auch den Beitrag von N. Ratz, Bibliotheksbestände auf Reisen – Leihe in externe Ausstellungen am Beispiel der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel in diesem Band.

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Gravierende Schäden an den wesentlichen Schwachstellen im Buchrücken- und Gelenkbereich – dazu gehören gelöste Buchdeckel, eine gelockerte Heftung oder gelöste Einzelseiten, gebrochene Einbandrücken oder Gelenke – können das Ausstellen behindern und sich zudem durch die Benutzung erheblich verstärken. Schäden dieser Art sollten daher vor einer Präsentation restauriert werden. Bei Schäden, die einen geringeren Einfluss auf die Buchstruktur nehmen, wie deformierte Deckel, eingerissene Buchseiten oder Vorsatzfalze, lässt sich die Buchstütze ggf. anpassen, um der Ausweitung des Schadens vorzubeugen. Da restauratorische Maßnahmen Zeit benötigen, ist ein ausreichender Vorlauf in Absprache mit dem ggf. durch andere Aufgaben zeitlich gebundenen Restaurator wichtig. Für jedes Buch wird ein Zustandsprotokoll angelegt, das den gegenwärtigen Zustand dokumentiert. Es kann auf einem bestehenden Protokoll oder unter Nutzung eines in einer Datenbank gespeicherten Eintrags aufbauen und schließt angefertigte Fotografien aus unterschiedlichen Betrachtungsperspektiven mit ein. Die im Lauf der weiteren Bearbeitung anfallenden Informationen können aktuell ergänzt werden, insbesondere wenn Leihnehmer über etwaige Transportschäden oder technische Besonderheiten der Handhabung zu informieren sind.

5 Einstellungen am geöffneten Buch Wenn nicht bereits vorgegeben, wird im Zusammenhang mit der Erstprüfung und vor der Zustandsprotokollierung entschieden, an welcher Stelle das Buch für die Präsentation geöffnet wird. Zunächst bestimmt die Wahl der Schauseiten – also der präsentierten Doppelseite – die Öffnungsposition am Buchblock. Grundsätzlich wird zwischen einer Links-, Mittel- und Rechtsöffnung unterschieden (Abb. 3), was auch die Kommunikation über die Buchstützen- und Vitrinengestaltung erleichtert.

Abb. 3: Öffnungspositionen: Links-, Mittel- und Rechtsöffnung © H. Gerhold.

Gleichzeitig mit der Begutachtung der Schauseiten wird der passende Öffnungs­winkel bestimmt (Abb. 4). Er wird von der Buchstruktur vorgegeben und sollte höchstens so groß sein, wie sich das Buch schonend, d. h. ohne übermäßige Belastung der charakteristischen Schwachstellen, öffnen lässt. Gleichzeitig sollte er groß genug sein, um die Schauseiten vollständig betrachten zu können. Bücher, die nur einen sehr kleinen Öff-

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nungswinkel zulassen, mit dem die gewünschte Schauseite nicht vollständig und somit unbefriedigend einzusehen ist, sollten von einer Präsentation ausgeschlossen werden.

Abb. 4: Geöffnetes Buch von vorn; der Pfeil markiert den Öffnungswinkel © H. Gerhold.

Abb. 5: Geöffnetes Buch von schräg vorn; der Pfeil markiert den Neigungswinkel © H. Gerhold.

Die Bestimmung des passenden Öffnungswinkels obliegt der Fachkompetenz eines Restaurators. Er kann primäre Risikozonen erkennen und das Verhalten des Buches beim Vorgang des Öffnens bewusst kontrollieren. Grundsätzlich darf der Öffnungs­winkel nicht durch ein gewaltsames Aufbiegen oder durch schwerkraftbedingtes Absenken der Buchhälften forciert vergrößert werden. Um dies zu prüfen, bedient sich der Restaurator einer Grifftechnik, die das Buch stützt und gleichzeitig die Prüfung anhand auftretender Widerstände haptisch prüft. Üblich sind Öffnungswinkel von 90° bis 120° für eine schonende Präsentation. Ein Öffnungswinkel unter 90° erschwert das Betrachten der Schauseiten; ein Öffnungswinkel über 120° ist für die meisten Bücher mit einer stärkeren Belastung der Buchstruktur verbunden. Die plane Lage eines geöffneten Buches bei einem Öffnungswinkel von 180° sollte grundsätzlich vermieden werden. Anschließend und separat wird entschieden, ob das Buch aus der horizontalen in die geneigte Präsentation zu bringen ist. Für die geneigte Präsentation wird das Buch am Kopf angehoben und die Schauseiten werden dadurch nach vorn, dem Betrachter entgegen, geneigt. Prinzipiell kann jedes Buch mit einer leichten Neigung ausgestellt werden. Die geneigte Position kommt der natürlichen Lesesituation, bei der der Lesende das Buch mit den Händen stützt, nahe und ermöglicht dem Betrachter eine bessere Sicht auf die gezeigten Schauseiten. Gleichzeitig tritt bei geneigter Präsentation die Buchstütze unter dem Buch optisch in den Hintergrund. Der Grad der Neigung wird durch den Neigungswinkel bestimmt (Abb. 5). Seine Bestimmung richtet sich zunächst nach der Gestalt und Struktur des Buches. Grundsätzlich sind kleine Neigungswinkel zwischen 5° und 20° zu bevorzugen; große Neigungswinkel sind eher selten und eignen sich nur für kleine, leichte bzw. dünne Bände mit intakter, stabiler Buchstruktur.

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Abb. 6: Buchstützen für die horizontale Präsentation in Tischvitrinen: Wolfenbütteler Modell (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, hinten links), Berliner Modell (Deutsches Historisches Museum, Berlin, hinten rechts), Modell 1 aus Vivak (vorne rechts), Filzrollen (vorne links). Aus der Mustersammlung der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart © H. Gerhold.

Neben der Bestimmung durch die Buchstruktur wird der Neigungswinkel auch in Abhängigkeit vom Vitrinentyp entschieden. Entscheidend dabei ist deren lichte Höhe, d. h. die Höhe des Vitrineninnenraums sowie die Höhe des Bodens, auf dem die Buchstütze stehen soll. Unter Umständen kann die Buchstütze so gewählt werden, dass die Präsentationshöhe des Buches in der Vitrine durch die Höhe der Buchstütze bestimmt wird. Grundsätzlich wird zwischen den zwei Vitrinentypen Tischvitrine und Hochvitrine unterschieden. In Tischvitrinen lassen sich Bücher horizontal liegend oder mit kleinem Neigungswinkel ausstellen. Für Tischvitrinen eignen sich vor allem niedrige Buchstützen ohne oder mit kleinem Neigungswinkel (Abb. 6). In Hochvitrinen sollten Bücher mit größerem Neigungswinkel präsentiert werden, um ein angenehmes Betrachten der Schauseite zu ermöglichen (Abb. 7). Je kleiner der Öffnungswinkel des Buches und je größer der Neigungswinkel der Buchstütze, desto mehr Platz nehmen beide nach oben hin ein. Vor der Auswahl oder Herstellung einer Buchstütze sollte daher bei Tischvitrinen die Höhe der Vitrinenhaube und bei Hochvitrinen der Abstand zwischen den Vitrinenböden bekannt sein. Hochvitrinen bieten grundsätzlich in der Höhe ebenso wie in der Breite mehr Platz, weswegen hier die

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Gestaltung des Vitrinenraums mit unterschiedlich hohen und unterschiedlich stark geneigten Buchstützenmodellen möglich ist.

Abb. 7: Buchstützen für die geneigte Präsentation in Hochvitrinen: Benchmark Upright Butterfly Bookmount (Benchmark Ltd., hinten links), Modell id3d (id3d-berlin GmbH, hinten rechts), Berliner Modell (Deutsches Historisches Museum, Berlin, vorne rechts) und Modell des Deutschen Historischen Museums (vorne links). Aus der Mustersammlung der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart © H. Gerhold.

6 Anforderungen an Buchstützen Sind Öffnungsposition, Öffnungswinkel und Neigungswinkel festgelegt, kann eine geeignete Buchstütze ausgewählt werden. Erst hier werden Konstruktions- und Gestaltungsfragen zusammengeführt. Grundsätzlich muss jede Buchstütze zunächst die grundlegenden Funktionen erfüllen: Sie muss das Buch vor mechanischen Schäden schützen und seine gewünschte Ansicht ermöglichen. Diese Funktionen führen zu den konkreten Anforderungen an die Konstruktion einer Buchstütze, d. h. sie muss zwei plane, einander entgegen geneigte Auflageflächen für die beiden Buchdeckel bieten (Abb. 8). Ob es sich bei den Auflageflächen um eine Karton-, Kunststoff- oder Metallplatte handelt, wird eventuell durch das Gewicht des Buches bestimmt, die Materialien dagegen sind prinzipiell als gleichwertig zu betrachten. In jedem Fall müssen die

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jeweiligen Auflageplatten das Gewicht des Buches – also seine beiden Hälften – so abstützen, dass das Buchgewicht bei der gegebenen Öffnungsposition gleichmäßig verteilt liegt. Dabei sollten sie die Buchdeckel über eine größtmögliche Fläche tragen. Der Öffnungswinkel der Auflageplatten muss an den Öffnungswinkel des Buches angepasst sein. Für die Unterstützung verschiedener Öffnungspositionen ist die Höhe der Auflageplatten entscheidend, denn durch Veränderung der Öffnungsposition kommt es zu einer Verschiebung des Buchblocks, wodurch sich die Höhe der Auf­ lageplatten verändert (siehe Abb. 3).

Abb. 8: Wesentliche Bauteile von Buchstützen an zwei Beispielen: 1 Auflageplatten, 2 Unterbau, 3 Buchrückenaussparung, 4 Fußleisten (optional) © H. Gerhold.

Zwischen die Auflageplatten kommt der Buchrücken zu liegen. Insbesondere für Bücher mit hohlem Rücken, bei denen sich der Buchrücken beim Öffnen konvex nach unten wölbt, muss die Buchstütze eine diese Form berücksichtigende, angepasste Aussparung bereitstellen. Sie wird durch einen Abstand zwischen den Auflageplatten geschaffen und ermöglicht dem Rücken ein freies Hängen, was zur Entlastung von Buchrücken und Gelenken beiträgt (Abb. 9).

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Abb. 9: Für Bücher mit hohlem Rücken muss die Buchstütze eine dem Buchrücken angepasste Buchrückenaussparung bereitstellen. © H. Gerhold.

Durch eine Veränderung der Öffnungsposition verändert sich auch die Form des Buchrückens. Das kann dazu führen, dass sich der Abstand zwischen den Auflageplatten vergrößert oder verkleinert. Erst nachdem eine Buchstütze die Anforderungen an ihre Funktion und Konstruktion erfüllt, kommen die ästhetischen Präferenzen der Ausstellungsgestalter für die weitere Auswahl zum Zuge.

7 Fazit Häufig wird die Frage nach der idealen, unbegrenzt anpassungsfähigen, verstellbaren und wiederverwendbaren Buchstütze gestellt. Ein solches Universalmodell kann es schon allein aus ästhetischen Gründen nicht geben. Daher haben sich in den vergangenen Jahren im In- und Ausland zahlreiche unterschiedliche funktionelle Buchstützenmodelle entwickelt, die heute für jede Ausstellungsgestaltung und jeden Etat erhältlich sind. Die meisten Institutionen verwenden mehrere Modelle, um für die unterschiedlichen Anforderungen der Exponate, die verschiedenen Ausstellungstypen und das jeweilige Ausstellungsdesign das passende Modell auswählen zu können. Eine Buchstütze ist dann optimal, wenn sie alle oben genannten, für ihre Anwendung als wesentlich identifizierten Anforderungen erfüllt.

Zitierte Literatur Gerhold, H. & Brand, M. (2016). Schön präsentiert, sicher gehalten: Buchstützen für die Präsentation von geöffneten Büchern in Ausstellungen. Stuttgart: Förderverein Papierrestaurierung Stuttgart e. V. [Ankündigung].

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Weiterführende Literatur Clarkson, C. (1999). The safe handling and display of medieval manuscripts and early printed books. The New Bookbinder, Journal of Designer Bookbinders, 19, 12–38. Shenton, H. (1997). Developments in the display of books at the Victoria and Albert Museum. The Paper Conservator, 21, 63–79. Brand, M. (1994). Bücher in Ausstellungen: Anregungen für eine schonende Präsentation. Restauro, 100, 324–327.

Nadine Ratz

Bibliotheksbestände auf Reisen Leihe in externe Ausstellungen am Beispiel der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

Einleitung Der vorliegende Beitrag beschreibt beispielhaft die Bearbeitung von Leihanfragen für Exponate aus den Beständen der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (HAB). Dazu zählen Handschriften, Alte Drucke, Gemälde, Grafiken und andere Objekte aus den Sondersammlungen. Zahlreiche Schritte und das Zusammenwirken verschiedener Abteilungen und Ansprechpersonen innerhalb einer Bibliothek sind notwendig, damit die Exponate auf Reisen gehen können.1 Um alle Arbeitsschritte zu koordinieren und die Kommunikation mit dem Leihnehmer zu erleichtern, hat die HAB eine zentrale Registrarstelle eingerichtet. Sie orientiert sich mit ihrem Verfahren an der üblichen Praxis im Museumsbereich und adaptiert das Modell des Registrars für den Bibliothekssektor.2 Angelehnt an nationale und internationale Standards wie die Richtlinien für die Bereitstellung von Bibliotheksgut für Ausstellungen3 der Arbeitsgruppe Handschriften und Alte Drucke des Deutschen Bibliotheksverbandes, die Hinweise zum Verfahren bei Leihabgaben4 der AG-Sammlungsmanagement des Deutschen Museumsbundes oder die Guidelines5 der Association of College & Research Libraries der American Library Association hat die HAB eigene Standards für die Ausleihe von historischen Beständen entwickelt, die sich als festes Verfahren etabliert haben. Sie wurden in einem Ablaufplan schriftlich fixiert und sind für alle Beteiligten im internen Wiki der HAB hinterlegt, das als Informationstool und Wissensmanagementsystem für die Arbeitsorganisation der Bibliothek dient. Dort findet sich auch eine chronologische Aufstellung der jeweils aktuellen Leihanfragen inkl. Signaturen der angefragten Werke.

1 Vgl. hierzu auch den Beitrag Konservatorische Aspekte bei Ausstellungen von Bibliotheksgut von J. Bispinck-Roßbacher und B. Schütrumpf in diesem Band. 2 Zum Tätigkeitsfeld von Registraren enthält die Homepage von Registrars Deutschland e.  V. weiterführende Informationen. 3 Deutscher Bibliotheksverband, AG Handschriften und Alte Drucke o. J., Richtlinien … 4 Deutscher Museumsbund, AG-Sammlungsmanagement 2013, Leihgabe. 5 American Library Association 2012, ACRL/RBMS Guidelines ….



Bibliotheksbestände auf Reisen 

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1 Stellen einer Leihanfrage Leihnehmer können sich vorab auf der Homepage der HAB oder direkt bei der Registrarstelle über die festgelegten Mindestanforderungen für Leihanfragen informieren.6 Diese umfassen alle erforderlichen Angaben für das Leihgesuch: von Fristen über die maximale Leihdauer für Exponate und den Ablauf des Verfahrens bis hin zu einer möglichen Leihvertragsausstellung. Ausführliche Hinweise enthalten auch die sog. Allgemeinen Bedingungen7 der HAB, die ebenfalls auf der Homepage zugänglich sind und sich an den bereits eingangs erwähnten nationalen und internationalen Empfehlungen orientieren. Generell sollte eine Leihanfrage mindestens sechs Monate vor Ausstellungs­beginn schriftlich zu Händen des Direktors der HAB eingehen, da die Bearbeitung des komplexen Vorganges geraume Zeit und die Beteiligung verschiedenster Arbeits­bereiche der Bibliothek in Anspruch nimmt. Auch die Durchführung möglicher konservatorischer oder restauratorischer Arbeiten vor einer Ausleihe benötigt entsprechenden Vorlauf.8 Die Leihanfrage sollte alle Angaben zum Titel der Ausstellung sowie zu Ausstellungsdauer und ‑ort enthalten. Ferner sollten das Konzept und die Ziele des Ausstellungsvorhabens ebenso detailliert dargelegt werden wie die Begründung ihres wissenschaftlichen Zwecks. Die Nennung von Kontaktdaten, Ansprechpartnern und eine Liste der gewünschten Exponate mit Signatur- und Seitenangaben ist ebenfalls obligatorisch. Falls bereits bekannt, können entsprechende Reproduktions­wünsche sowie Fragen zur Publikationsgenehmigung in der Leihanfrage mit bearbeitet werden.9 Das gleichzeitige Übersenden eines Facility Reports10 ist im internationalen Leihverkehr von Museen gängig und setzt sich inzwischen mehr und mehr auch in Bibliotheken durch.11 Die maximale Leihfrist für alle Objekte aus den Beständen der HAB beträgt drei Monate.

6 Herzog August Bibliothek o. J., [Merkblatt] Leihanfragen für Ausstellungen. 7 Herzog August Bibliothek 2013, Allgemeine Bedingungen … 8 Vgl. Deutscher Bibliotheksverband, AG Handschriften und Alte Drucke o. J., Richtlinien ..., S. 2. 9 Herzog August Bibliothek 2013, Allgemeine Bedingungen …, Ziffer  1; Deutscher Bibliotheksverband, AG Handschriften und Alte Drucke o. J., Richtlinien ..., S. 3. 10 American Alliance of Museums 2011, [Formular] Facility Report. 11 Weitere Informationen zu Facility Reports siehe Deutscher Bibliotheksverband, AG Handschriften und Alte Drucke o. J., Richtlinien ..., S. 3–6; deutsche, europäische und internationale Vorlagen siehe Deutscher Museumsbund, Arbeitskreis Ausstellungsplanung o. J., Vorlage für einen FacilitiesReport; United Kingdom Registrars’ Group 2005, [Formular] European Museums Standard Facilities Report; American Alliance of Museums 2011, [Formular] Facility Report.

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 Nadine Ratz

2 Bearbeitung einer Leihanfrage Die offizielle Leihanfrage wird von der Registrarstelle weiterbearbeitet. Eine erste E-Mail an den Leihnehmer bestätigt zunächst den Eingang der Anfrage und enthält die Kontaktdaten der Registrarin der HAB für alle Rückfragen zur Leihe. Es folgen die Durchsicht der Anfrage und die Prüfung der Signaturen der gewünschten Objekte. Zudem wird ermittelt, ob es sich z.  B. bei einem angefragten Alten Druck oder einer Handschrift um ein Stück aus einem Sammelband mit mehr als drei Stücken handelt. Diese sind in der HAB generell von der Ausleihe ausgeschlossen. Zum einen ist das Risiko bei Verlust oder Beschädigung eines Sammelbandes mit großer Stückzahl enthaltener Werke unverhältnismäßig viel höher. Außerdem müssten mehr als drei Stücke auf einmal der Benutzung für einen längeren Zeitraum entzogen werden. In diesem Fall ermittelt die Registrarin andere ausleihbare Exemplare oder Ausgaben des Werkes, die dem Leihnehmer ggf. alternativ angeboten werden können. Außerdem wird überprüft, ob sich ein weiteres Exemplar des angefragten Objektes in Bibliotheken in unmittelbarer Nähe zum Leihnehmer erhalten hat. Die Erfahrung zeigt, dass Leihnehmer diese Hinweise oft dankbar aufnehmen, da sich der logistische Aufwand und die Transportwege und ‑kosten durch die Verwendung von Exemplaren in ihrer näheren Umgebung stark verringern können. Liegt ein Alter Druck unikal vor, so muss ebenso wie bei Handschriften geprüft werden, ob eine Ausleihe überhaupt möglich ist. Da die HAB in der Regel eine Ruhefrist von vier Jahren für ihre Handschriften veranschlagt, um das sensible Material zwischen den Ausstellungen zu schonen, muss festgestellt werden, wann das Werk zuletzt gezeigt wurde.12 Generell behält sich die HAB vor, Objekte von sehr hohem Wert oder von Einmaligkeit nur in Ausnahmefällen zu entleihen. Objekte, die aufgrund eines schlechten Erhaltungszustandes nicht transport- oder ausstellungsfähig sind, sind generell von der Leihe ausgeschlossen.13

2.1 Laufzettel Im nächsten Schritt erstellt die Registrarin einen Laufzettel (siehe Anhang, Abb. 1 und 2), der alle wichtigen Angaben zur anfragenden Institution, zum Ausstellungsort, zum Ausstellungstitel, zur Ausstellungsdauer sowie die Signaturen der gewünschten Exponate enthält. Bei unikalen Werken wird vermerkt, ob bereits ein Digitalisat vorhanden ist. Der Laufzettel dient während des Bearbeitungsprozesses als Checkliste für die beteiligten Kollegen. Er enthält alle Informationen zur Anfrage, deren Bearbeitungsstatus sowie Angaben für eine spätere Kostenkalkulation. Der Laufzettel, die schriftli12 Diese Informationen sind einem entsprechenden Eintrag auf dem Benutzerzettel der jeweiligen Handschrift zu entnehmen. 13 Herzog August Bibliothek 2013, Allgemeine Bedingungen …, Ziffer 1.



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che Anfrage sowie weitere Dokumente (Facility Report etc.) werden an die hauseigene Restaurierwerkstatt der HAB weitergeleitet. Sensible Daten wie der Facility Report werden in der HAB nur zwischen der Registrarin und der Restauratorin ausgetauscht und besonders sicher verwahrt Restauratoren begutachten die Exponate in Hinblick auf ihren Erhaltungs­ zustand und weitere mit der Ausstellung oder dem Transport verbundene Besonderheiten. Vorab notwendige Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten werden festgestellt, die entstehenden Kosten kalkuliert und auf dem Laufzettel vermerkt. Auch die Außenmaße der Werke in geschlossenem Zustand bzw. ihrer Schutzbehältnisse werden zur späteren Weitergabe an die Spedition notiert. Auf Grundlage der konservatorischen Aspekte geben die Restauratoren ein Votum darüber ab, unter welchen Umständen das angefragte Werk ausleihbar ist oder ob es von der Leihe ausgeschlossen werden muss, wenn z. B. sein Erhaltungszustand schlecht oder eine notwendige Restaurierung in der verbleibenden Zeit bis zum Ausstellungs­ beginn nicht möglich ist. Bei ausleihbaren Werken wird ermittelt, welche Kosten für Buchstützen, Passepartouts oder Rahmung, für eventuell anzufertigende Schutzbehältnisse, die zugehörigen Zustandsprotokolle mit Fotodokumentation sowie konservatorische oder restauratorische Maßnahmen entstehen werden. Bei unikalen Werken, die noch nicht digitalisiert vorliegen, wird aus Sicherheitsgründen eine Digitalisierung vorgenommen. So steht das Werk als Digitalisat auch während der Ausstellung weiterhin der Forschung zur Verfügung. Die Kosten für die Volldigitalisierung in Höhe von 0,25 Euro pro Seite trägt der Leihnehmer; die genaue Anzahl der Seiten und die Gesamtsumme für das Digitalisat ermittelt die Registrarin auf Basis der aufzunehmenden Seiten.14 Ebenfalls auf dem Laufzettel vermerkt werden sämtliche Transportmodalitäten (siehe Abschnitt 3 Transport) sowie die autoptische Katalogisierung des Alten Drucks vor der Ausleihe. Dies geschieht vor allem aus Sicherheitsgründen und soll – z. B. im Falle eines Diebstahls und einer späteren Veräußerung des Werkes – helfen, den Band anhand seiner exemplarspezifischen Merkmale eindeutig als aus den Beständen der HAB stammend identifizieren zu können, selbst wenn Signaturschilder oder Bibliotheksstempel etc. entfernt wurden. Diesem Zweck dient auch – neben der Verfügbarkeit für die Nutzer – die bereits oben erwähnte Volldigitalisierung unikaler Werke. Die schriftliche und fotografische Dokumentation der Objekte im Rahmen des Zustandsprotokolls unterstützt ebenfalls die Ermittlung von Exemplarspezifika und ist darüber hinaus justiziable Grundlage bei der Zustandskontrolle der Objekte vor und nach einer Ausleihe beim Nachweis eventuell entstandener Schäden. Der Laufzettel muss im Anschluss von der Leitung der jeweils zuständigen Abteilung (Handschriftenabteilung oder Abteilung Alte Drucke) für den Direktor mit einer Empfehlung für oder gegen eine Ausleihe versehen und unterzeichnet werden. Der Direktor trifft auf dieser Grundlage am Ende des Prozesses die Entscheidung über 14 Herzog August Bibliothek 2013, Allgemeine Bedingungen …, Ziffer 6.

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eine Ausleihe und ergänzt den Laufzettel mit seinem abschließenden Votum. Die Registrarin ist für die Einholung der benötigten Unterschriften zuständig. Erst nach einer positiven Bewertung des Direktors wird ein Leihvertrag ausgefertigt.

2.2 Anschreiben Nach der Bearbeitung des Laufzettels durch die Restauratoren und die Mitarbeiter der zuständigen Abteilungen teilt die Registrarin den Leihnehmern mit, ob eine Leihe der Objekte generell möglich ist. Sind die Exponate ausleihbar, erfolgt die Zusendung eines Anschreibens auf dem Postwege. Es enthält alle Informationen über die Ausleihmodalitäten, einen Kostenvoranschlag, die sog. Allgemeinen Bedingungen15 der HAB, eine Erklärung zur Überlassung von Leihgaben16 zur Unterschrift sowie einen Fragebogen zur konservatorischen Situation am Ausstellungsort17. Der Fragebogen ist ein wichtiges Informationsmittel vor allem für solche Institutionen, die nicht über einen eigenen spezialisierten Facility Report verfügen. Er enthält daher Fragen aus den Bereichen Sicherheit, Vitrinen, Beleuchtung und Klima. Ein bereits vom Leihnehmer zugesandter Facility Report muss ggf. um fehlende Punkte (z.  B. Vitrinen) ergänzt werden, damit die konservatorische Situation am Ausstellungsort umfassend beurteilt werden kann. Die Beantwortung des Fragebogens ist obligatorisch und wird bei der Entscheidung über die Ausstellung eines Leihvertrages zugrunde gelegt und bei Zustandekommen der Leihe Bestandteil des Vertragsverhältnisses. Die Angaben des Leihnehmers sind bindend, eine Veränderung der Konditionen ist der HAB daher umgehend schriftlich mitzuteilen.18

2.3 Allgemeine Bedingungen Die bereits vorgestellten Allgemeinen Bedingungen der Herzog August Bibliothek für die Überlassung von Leihgaben zu Ausstellungen (Stand: 01.01.2013) sind Grundlage für jeden Leihvertrag und listen noch einmal detailliert alle Anforderungen an den Leihnehmer sowie dessen Rechte und Pflichten auf. Sie enthalten auch die Grund­ lagen der Kostenkalkulation, die dem Anschreiben beiliegt. Rechtsgrundlage der Allgemeinen Bedingungen ist im Fall der HAB die Benutzungsordnung für die Landesbibliotheken19 in der jeweils gültigen Fassung.

15 Herzog August Bibliothek 2013, Allgemeine Bedingungen … 16 Herzog August Bibliothek o. J., [Formular] Erklärung zur Überlassung von Leihgaben. 17 Herzog August Bibliothek o. J., [Fragebogen] Konservatorische Situation am Ausstellungsort. 18 Herzog August Bibliothek 2013, Allgemeine Bedingungen …, Ziffer 2. 19 Niedersachsen, Ministerium für Wissenschaft und Kultur 2004.



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Einleitend klärt das Dokument den Leihnehmer darüber auf, dass die Bibliothek ihre Bestände in erster Linie zu wissenschaftlichen Zwecken in ihren Lesesälen bereitstellt. Eine Beteiligung an Ausstellungen wird daher auf ihren kulturellen und wissenschaftlichen Nutzen hin genau geprüft. Eine Teilnahme an Mammut- und Wanderausstellungen wird ausgeschlossen. Die folgenden acht nummerierten Absätze informieren über weitere Details: –– Ziffer 1 fasst alle grundlegenden Anforderungen für eine Leihanfrage zusammen, die oben in Abschnitt 1 bereits erläutert wurden. –– Ziffer 2 nimmt Bezug auf die konservatorische Situation am Ausstellungsort, die durch den in Abschnitt 2.2 vorgestellten Fragebogen ermittelt wird. Ferner erfolgt der Hinweis darauf, dass die HAB für Bücher stets eigene Buchstützen anfertigt und grafische Blätter nur gerahmt entleiht. –– Ziffer 3 informiert, dass die HAB in allen einschlägigen Publikationen als Leih­ geber aufzuführen ist und unentgeltlich zwei Belegexemplare der jeweiligen Publikationen erhält. –– Ziffer  4 nennt die Versicherungsmodalitäten. Die HAB versichert Exponate auf Kosten des Leihnehmers ausschließlich bei einem Versicherungsunternehmen ihrer Wahl. Einzige Ausnahmen dieser Regelung entstehen, wenn für Leihen innerhalb Niedersachsens die erweiterte Landeshaftung oder bei Ausstellungen in Institutionen des Bundes die Staatshaftung greift. Bei der Versicherungsart handelt es sich um eine sog. Versicherung „von Nagel zu Nagel“20, bei der die Exponate beginnend am ursprünglichen Aufstellungsort beim Leihgeber über den Transport und die Installation am Ausstellungsort beim Leihnehmer bis hin zum Rücktransport und die Rückstellung beim Leihgeber versichert sind. Für Schäden und Verlust im Rahmen der Ausleihe haftet der Leihnehmer. –– Ziffer  5 erläutert detailliert die vom Leihnehmer zu zahlenden Bearbeitungs­ kosten, die im Kostenvoranschlag mitgeteilt werden. Diese fallen auch dann an, wenn der Antrag vom Leihnehmer zurückgezogen wird. Pauschal entsteht pro Anfrage eine Bearbeitungsgebühr von 50 Euro. Diese Gebühr kann bei entsprechendem Aufwand bzw. je nach Anzahl der Exponate steigen, wird jedoch nicht mehr als 500  Euro betragen. Für die Begutachtung von Drucken, grafischen Blättern, Porträts, Flugblättern oder Zeichnungen werden 10  Euro pro Exponat berechnet, für Handschriften, Inkunabeln, Karten, Gemälde, Künstlerbücher und Exponate aus den Sondersammlungen fallen je 20  Euro pro Werk an. Die HAB kann in begründeten Fällen auch abweichende Kosten veranschlagen. –– Ziffer 6 macht Angaben über die für konservatorische oder andere Schutzmaßnahmen anfallenden Kosten, die auf Grundlage der Rahmengrundsätze für die

20 Zu Versicherungen im Ausstellungsbereich vgl. Deutscher Bibliotheksverband o. J., Richtlinien …, S. 5 f.

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Erhebung von Kosten nach Verwaltungskostenrecht21 erhoben werden, sowie über die Berechnung der bereits in Abschnitt 2.1 erwähnten 0,25 Euro pro Seite für die Erstellung von Volldigitalisaten. –– Ziffer 7 regelt die Gebühren, die für den Transport der Exponate, dessen Modalitäten von der HAB festgelegt werden, für den Leihnehmer anfallen können. Kosten für einen Kunsttransport trägt der Leihnehmer, hinzu können Kosten für Kurier­ begleitung durch Mitarbeiter der HAB kommen, die sich pro Kurier auf 200 Euro am ersten Reisetag und zusätzlich 100 Euro für jeden weiteren Tag belaufen. Tagegelder für Kuriere sind in der Summe noch nicht enthalten und fallen zusätzlich an. Die Handhabung der Exponate während des Transports und bei der Installation am Ausstellungsort obliegt in diesen Fällen ausschließlich den Kurieren der HAB. –– Ziffer 8 weist darauf hin, dass der Leihnehmer die Allgemeinen Bedingungen anerkennt und diese Leihvertragsbestandteil werden. Zur Anerkennung der Bedingungen unterzeichnet der Leihnehmer die dem Anschreiben beigelegte Erklärung zur Überlassung von Leihgaben22, die für die HAB auch als Rechtsgrundlage zur Gebührenerhebung bei vorzeitigem Abbruch des Leihgesuches durch den Leihnehmer fungiert. Alle Formulare werden an die Registrarin zurückgeschickt.

2.4 Ausstellung des Leihvertrages Nach Eintreffen der unterzeichneten Erklärung zur Überlassung von Leihgaben und des beantworteten Fragebogens in der Registrarstelle erfolgt eine Auswertung des Fragebogens zur konservatorischen Situation am Ausstellungsort. Sind die Mindestanforderungen der HAB erfüllt, vermerkt der zuständige Restaurator dies auf dem Laufzettel. Liegen auch die in Abschnitt 2.1 beschriebenen Unterschriften der zuständigen Abteilung und das abschließende Votum des Direktors vor, kann der Vertrag vorbereitet werden. Der Leihvertrag umfasst zehn Paragrafen: –– Angaben zu Leihgeber und ‑nehmer –– Ausstellungsort –– Leih- und Ausstellungszeitraum –– Transport –– Kosten –– Versicherung –– Versicherungswert –– Regeln zur Behandlung der Leihgaben –– Regeln zur Haftung im Schadens- oder Verlustfall 21 Niedersachsen, Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport 2015, Niedersächsisches Verwaltungskostengesetz. 22 Herzog August Bibliothek o. J. [Formular] Erklärung zur Überlassung von Leihgaben.



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–– Regeln zur Anzeigepflicht z. B. bei Schadensfällen23 Die Ermittlung der Versicherungswerte für die Exponate wird von den zuständigen Abteilungen vorgenommen. Die Registrarin übernimmt anhand verschiedener Kriterien die Taxierung der Versicherungssumme für Druckwerke wie: –– Alter –– Preissituation auf dem antiquarischen Markt –– Häufigkeit bzw. Seltenheit des Stückes –– Vergleichswerte für andere Werke des Autors –– Thematisch ähnliche Drucke derselben Zeitperiode –– Zugehörigkeit des Werkes zu den Kernbeständen der HAB –– Besondere Provenienzmerkmale –– Weitere exemplarspezifische Besonderheiten Der Gesamtversicherungswert wird nach Abschluss des Vertrages mit dem Leih­ nehmer von der Verwaltung der HAB an das Versicherungsunternehmen übermittelt. Die Kosten für die Versicherung trägt der Leihnehmer. Der Leihvertrag wird in dreifacher Ausführung vom Direktor der HAB unterzeichnet und an den Leihnehmer verschickt. Zwei Exemplare sendet dieser im Original unterschrieben zurück. Ein Exemplar erhält die Verwaltung der HAB zur Anmeldung der Versicherung und zum Erstellen der Rechnung für den Leihnehmer sowie zur Klärung von Zollmodalitäten bei einer Leihe ins außereuropäische Ausland. Das andere Exemplar verbleibt bis zum Transport in der Registrarstelle. Der Leihvertrag wird beim Transport u. a. deswegen im Original benötigt, weil er auf der letzten Seite eine Übernahmebestätigung enthält, die der Leihnehmer bei Empfang der Exponate unterschreibt, und eine Rücknahmebestätigung, die von der HAB bei Rückerhalt der Objekte unterzeichnet wird.

3 Transport Die Organisation des Transportes berührt viele konservatorische Fragen, daher liegt die Regie hierfür bei Mitarbeitern der Stabsstelle Erhaltung und Restaurierung der HAB, die neben der Durchführung etwaiger durch den Leihvorgang veranlasster Restaurierungs- und Konservierungsarbeiten in der Regel auch die Kurierbegleitung der Objekte übernehmen. Dabei bleibt die Registrarin weiterhin Ansprechpartnerin der Leihnehmer für alle Fragen zu ihrer Leihe und leitet Anfragen bezüglich Transport, Reproduktionswünschen etc. an die jeweils zuständigen Abteilungen weiter. 23 Muster für Leihverträge siehe Deutscher Bibliotheksverband o. J., Richtlinien …, S. 16–18 und Network of European Museum Organisations o. J., NEMO Standard Loan Agreement.

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Sämtliche Transportmodalitäten können je nach Art und Wert des Objektes sowie Entfernung zum Ausstellungsort unterschiedlich ausfallen und für den Leihnehmer mehr oder minder kostenintensiv sein. In der HAB erfolgt der Transport in der Regel durch eine entsprechend qualifizierte Kunstspedition oder unter bestimmten Voraussetzungen auch durch Selbstabholung durch den Leihnehmer. Je nach Erfordernis reist das Objekt allein oder in Begleitung eines Kuriers der HAB. Bei besonders empfindlichen Werken wie Pergamenthandschriften muss zusätzlich eine Akklimatisierungsphase von 24 Stunden eingeplant werden. Die Transportmittel werden ebenfalls auf dem Laufzettel festgehalten – zumeist ein luftgefederter LKW. Je nach Entfernung kann auch eine Flugreise notwendig werden. Hier ist eine Beförderung der Exponate als Handgepäck, ggf. auf einem separaten Sitzplatz unmittelbar neben dem Kurier, dem nicht nur zeitlich weitaus aufwändigeren Transport als Cargo im Frachtraum der Maschine vorzuziehen.24

4 Abschließende Arbeiten Am Ende des Leihvorganges erfolgen letzte Arbeitsschritte: Im Falle der Registrarstelle sind dies z.  B. die Bearbeitung kurzfristiger Verschiebungen der Leihfristen durch schriftliche Korrektur oder Ergänzung eines Leihvertrages oder die Eingangskontrolle der Belegexemplare nach Ausstellungsende. Die Verwaltung der HAB prüft den Zahlungseingang der Rechnungssumme. Die Mitarbeiter der Restaurierwerkstatt führen nach Leihende eine abschließende Kontrolle durch, in der ermittelt wird, ob alle Exponate zum vereinbarten Zeitpunkt und unversehrt in die HAB zurück­ gekommen sind. Danach erfolgt die Ablage des abgeschlossenen Leihvorganges in den Akten der Registrarstelle.

5 Fazit In Bibliotheken erfordert die Bearbeitung von Leihanfragen für externe Ausstellungen neben der Koordinierung und der Kommunikation mit dem Leihnehmer vor allem das Zusammenspiel verschiedener Abteilungen und Ansprechpersonen. Diverse Arbeitsschritte müssen bereits vor dem erfolgreichen Zustandekommen eines Leihvertrages von allen Beteiligten abgearbeitet, weitere z. B. bezüglich der Transportorganisation nach der Vertragsausstellung abgestimmt und organisiert werden. In der HAB hat sich ein strukturiertes Verfahren für den Umgang mit Leihanfragen entwickelt: die Bündelung der vielfältigen Aufgaben durch eine zentrale Registrarstelle, die Fest­legung von verbindlichen Methoden bei der Abarbeitung von Leihgesuchen, die sich an nationa24 Siehe Herzog August Bibliothek 2013, Allgemeine Bedingungen …, Ziffer 7.



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len und internationalen Standards orientieren, und deren Verschriftlichung in einem Ablaufplan sowie die Festlegung von Mindestanforderungen für die Leihnehmer. Das strukturierte Verfahren hat sich in der Praxis bewährt und erleichtert die Bearbeitung der komplexen Leihvorgänge.

Literatur und Internetquellen American Alliance of Museums. (2011). [Formular] Facility Report. https://www.aam-us.org/ProductCatalog/Product?ID=891 (05.01.2016). American Library Association. (2012). ACRL/RBMS Guidelines for interlibrary and exhibition loan of special collections materials. http://www.ala.org/acrl/standards/specialcollections (05.01.2016). Deutscher Bibliotheksverband, AG Handschriften und Alte Drucke. (o. J.). Richtlinien für die Bereitstellung von Bibliotheksgut für Ausstellungen. http://www.bibliotheksverband.de/fileadmin/ user_upload/Arbeitsgruppen/AG_HAD/Empfehlungen_dbv-AG-HAD_Ausstellungen.pdf (26.12.2015). Deutscher Museumsbund, AG-Sammlungsmanagement. (2013). Leihabgabe. http://www. ag-sammlungsmanagement.de/files/Spectrum/Kurztexte/Verfahren-Leihabgabe_Grafik-Text. pdf (06.03.2016). Deutscher Museumsbund, Arbeitskreis Ausstellungsplanung. (o. J.). Vorlage für einen FacilitiesReport. http://www.museumsbund.de/fileadmin/ak_ausstellung/dokumente/Facility_Report. pdf (05.01.2016). Herzog August Bibliothek. (o. J.). [Formular] Erklärung zur Überlassung von Leihgaben. http://www. hab.de/files/erkl__rung.pdf (26.12.2015). Herzog August Bibliothek. (o. J.). [Fragebogen] Konservatorische Situation am Ausstellungsort. http://www.hab.de/files/konservatorische_situation_am_ausstellungsort.pdf (26.12.2015). Herzog August Bibliothek. (o. J.). [Merkblatt] Leihanfragen für Ausstellungen. http://www.hab. de/de/home/bibliothek/benutzung-und-service/leihanfragen-fuer-ausstellungen.html (26.12.2015). Herzog August Bibliothek. (2013). Allgemeine Bedingungen der Herzog August Bibliothek für die Überlassung von Leihgaben zu Ausstellungen (Stand: 01.01.2013). http://www.hab.de/files/_ bedingungen_fuer_die_ueberlassung_von_leihgaben_ab_2013.pdf (26.12.2015). Network of European Museum Organisations. (o. J.). NEMO Standard Loan Agreement. http://www. ne-mo.org/index.php?id=110 (05.01.2016). Niedersachsen, Ministerium für Wissenschaft und Kultur. (2004). Benutzungsordnung für die Landesbibliotheken. http://www.voris.niedersachsen.de/jportal/?quelle=jlink&query=VVND22260-01-MWK-20041101-SF&psml=bsvorisprod.psml&max=true (26.12.2015). Niedersachsen, Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport. (2015). Niedersächsisches Verwaltungskostengesetz (NVwKostG) in der Fassung vom 25. April 2007. Stand: letzte berücksichtigte Änderung: § 18 geändert durch Artikel 9 des Gesetzes vom 17.09.2015 (Nds. GVBl. S. 186). http://www.mi.niedersachsen.de/portal/live.php?navigation_id=14917&article_ id=62683&_psmand=33 (26.12.2015). Registrars Deutschland e. V. (o. J.) [Homepage]. http://www.registrars-deutschland.de/ (05.01.2016). United Kingdom Registrars’ Group. (2005). [Formular] European Museums Standard Facilities Report. http://www.registrars-deutschland.de/files/pdfs/Facilityreport_european_museums_2005.pdf (05.01.2016).

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Anlage

Abb. 1: Laufzettel der Herzog August Bibliothek, Seite 1.



Abb. 2: Laufzettel der Herzog August Bibliothek, Seite 2.

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Hanna Schneck

Multimediale Präsentation in kulturhistorischem Kontext Kriterien für eine Buchausstellung, oder: Was können wir zeigen?

Einleitung Für Ausstellungsmacher mit einer bibliothekarischen Perspektive stellt sich die Frage, wie Bücher, die im Alltag den Lesern zur Benutzung zur Verfügung gestellt werden, als Ausstellungsobjekte präsentiert werden können, denn: Wie kaum eine andere Objektkategorie ist das Buch im musealen Schauraum ‚lahmgelegt’. Es verschließt sich in – fast – jeder Hinsicht der wissen-wollenden Neugier des Museumsbesuchers: Nicht blättern können, nicht lesen, nicht stöbern, nicht riechen, nicht vorlesen, weder zur Hand nehmen noch sein Papier ertasten können. Beinahe alles, was das Buch ausmacht, bleibt außen vor, wenn das Buch in der Vitrine liegt.1

Diese scheinbare Verweigerung des Buchs als Museumsobjekt hebt Stephanie Jacobs in ihrem Bericht über das Deutsche Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig als Chance hervor: Durch raumbezogene Vermittlung könne ein kulturhistorischer Kontext geschaffen werden, der eine Ikonisierung des Einzelobjektes verhindere.2 Im Folgenden sollen Überlegungen zu dieser Art der Vermittlung anhand eines konkreten Ausstellungsvorhabens der Bibliothek der Albertina in Wien in Kooperation mit dem Photoinstitut BONARTES diskutiert werden.

1 Fotobücher und Mappenwerke als Ausstellungsobjekte Die fotohistorische Bibliothek der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien3 galt lange Zeit als Geheimtipp für foto- und druckgeschichtliche Forschungen. Seit einigen Jahren werden die als Dauerleihgabe in der Albertina in Wien aufbewahrten 25 000 Bände nun bibliothekarisch erschlossen und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Um die Titel nicht nur in Verbundkatalogen sichtbar zu machen, sondern 1 Jacobs 2010, S. 998. 2 Vgl. Jacobs 2010, S. 999. 3 Heute: Höhere Graphische Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt.



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auch Einblick in Schwerpunkte der Sammlung zu gewähren, stand die Idee einer Ausstellung bereits seit längerem im Raum. Nur: Welche Titel sollte man aus der Fülle an Materialien und Themen, die von der Erfindung der Daguerreotypie über fototechnische Druckverfahren und Anwendungsbereiche bis zur Farbfotografie und Filmtechnik nahezu alle medialen Aspekte behandeln, herausgreifen? Und damit stellten sich gleich weitere Fragen: –– Wie werden die Objekte, die für die Auswahl der Ausstellung überhaupt in Frage kommen, definiert? –– Welche typologischen, zeitlichen und nationalen Abgrenzungen müssen vorgenommen werden, um ein Gesamtkonzept erstellen und später für die Ausstellungsbesucher nachvollziehbar machen zu können? –– Kann der hauseigene Bibliotheksbestand alles abdecken, um das gewählte Thema in einen schlüssigen Kontext zu stellen, oder muss er durch Leihgaben aus anderen Einrichtungen ergänzt werden? –– Erlauben die räumlichen Gegebenheiten und das vorhandene Equipment eine adäquate Präsentation der Objekte – und wenn nicht, welche Alternativen gäbe es? Eine fotohistorische Spezialbibliothek bietet den Vorteil, mit den fotografischen Bildern neben dem Text einen zusätzlichen visuellen Anreiz zu liefern. Daraus ergaben sich dann auch die erste grobe Entscheidung, sich auf illustrierte historische Fotobücher zu konzentrieren, und die nächste Frage, wie der Begriff „Fotobuch“ eigentlich zu verstehen sei. Zunächst herrschte die Meinung vor, nur das gebundene Buch dürfe bei der Suche nach geeigneten Ausstellungsobjekten berücksichtigt werden. Doch die Reproduktionsverfahren, die Foto und Text in einem gemeinsamen Druck vereinen können, mussten im 19. Jahrhundert erst noch erfunden werden. Der Bestand der fotohistorischen Bibliothek bietet unter anderem zahlreiche Mappenwerke, in denen die Fotografien zum Teil als Abzüge auf Karton aufkaschiert, in Heliogravüre oder Lichtdruck reproduziert auf Einzelblättern ohne Bindung mit begleitendem Textteil präsentiert werden. Diese Blätter gingen zur Distribution oftmals in mehreren Lieferungen an Subskribenten und wurden von den Verlagen nicht gebunden angeboten. So kommt es häufig vor, dass ein Titel heute noch entweder nur als Mappe oder sowohl als Mappe als auch als gebundenes Exemplar in verschiedensten Ausführungen existiert. Zum Teil wurden diese Publikationen als Vorlageblätter in Gewerbe- und Kunstschulen verwendet, denn zu Lehrzwecken war die Loseblattsammlung gewiss praktischer im Gebrauch als ein gebundenes Werk. Auch aus Anlass von Ausstellungen entstanden solche Mappenwerke, die als frühe Form des Ausstellungskatalogs verstanden werden können. Zudem gaben die Fertigstellungen von Bauwerken, Eisenbahnlinien und Produktionsanlagen eine Gelegenheit zur Herausgabe einer entsprechenden Bildsammlung. Die in Abb. 1 und 2 gezeigte Mappe erschien im Rahmen einer Buchausstellung der K. k. Hofbibliothek.

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Abb. 1 und 2: Mappenwerk der K. k. Hofbibliothek: Bucheinbände. Auswahl von technisch und geschichtlich bemerkenswerten Stücken. 100 Tafeln in Licht- und Steindruck; mit Einleitung von Theodor Gottlieb. Wien: Anton Schroll & Co. Buchdruck von Friedrich Jasper in Wien. 1910. 32 x 41,5 cm (Einband) und 68 x 41,5 cm (Mappe geöffnet).4

Die Mappe mit der Funktion eines Ausstellungskatalogs beinhaltet einen gebundenen Textteil und 100 Tafeln mit zum Teil in Farbe reproduzierten Fotografien von historischen Bucheinbänden. In der Einleitung des Werks wird jedoch auch erwähnt, dass die Fotografien die feinen Unterschiede im Muster sowie die Farben und Stoffe nicht originalgetreu wiedergeben können. Aus diesem Grunde werden die Bucheinbände sehr detailliert beschrieben, jeder Tafel entspricht eine Textbeilage. Bild und Text haben hier gleichermaßen eine dokumentarische Funktion. Solche Mappenwerke nicht in die geplante Ausstellung zu integrieren, hätte bedeutet, einen Großteil der fotografisch illustrierten Publikationen bis in die 1890er Jahre zu ignorieren. Erst ab den 1880er Jahren stand mit der Autotypie eine Technik zur Verfügung, die günstige Illustrationsdrucke für jegliche Publikationsformen ermöglichte.5 Der zuvor dominierende Lichtdruck brachte eine Vielzahl von Mappen­ editionen, die zwar in zahlreichen Universitäts- und Museumsbibliotheken erhalten geblieben sind, doch bisher kaum mediengeschichtliche Beachtung gefunden haben.6 Weitere Recherchen in der Sekundärliteratur führten außerdem zu der Erkenntnis, dass keinerlei Konsens über den Begriff „Fotobuch“ herrscht.7 Im Zusammen4 Informationen zum Fotografen und Drucker enthält das Vorwort: „Endlich ist es mir eine angenehme Pflicht, der technischen Kräfte und Leistungen zu gedenken, der photographischen Aufnahmen von Siegfried Schramm, der Lichtdruckanstalt von Paul Knäbchen und des lithographischen Instituts von Albert Berger, deren vereinte Tätigkeit die großen Schwierigkeiten, welche bei dem hier gewählten Kombinationsdruck sich einstellten, mit unversiegbarer Geduld und Ausdauer überwand.“ (o. S.) 5 Vgl. Veit 1998. 6 Vgl. Schubert 1998. 7 Vgl. zu der Diskussion auch das laufende Forschungsprojekt des Buchlabors der Fachhochschule Dortmund 2016; Ponstingl 2008, S. 11–15; Pfrunder 2012 sowie Moldering 2005.



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hang mit der geplanten Ausstellung wird wohl auch erst am Ende der Vorbereitungszeit, nach Sichtung des gesamten Materials (wenn überhaupt), die Annäherung an eine Definition möglich sein.8 Um den heutzutage bereits sehr weit gefassten Buchbegriff nicht überzustrapazieren, wird in der hier besprochenen Ausstellung von „illustrierten Fotobüchern und Mappenwerken“ die Rede sein. Dazu musste zunächst eine Liste aller in Frage kommenden Publikationen erstellt werden, wobei die Kriterien für eine Aufnahme bewusst nicht zu eng gefasst wurden, um erst später eine konkrete Auswahl zu treffen. Man orientierte sich an dem Anteil an fotografischen Reproduktionen im Verhältnis zum Text, einem die Druckqualität betreffenden ästhetischen oder fotohistorisch relevanten Anspruch und der Angabe eines Verlages. Damit werden reine Fotoalben und Leporellos sowie Publikationen, in denen nur vereinzelt oder in mangelhafter Druckqualität Fotos auftauchen, ausgeklammert. Die geografische und zeitliche Konzentration auf Österreich von den Anfängen der Fotografie bis 1945 ergibt sich aus dem fotohistorischen Forschungsschwerpunkt des Photoinstituts BONARTES, das die wissenschaftliche Aufarbeitung zum Großteil unterstützt. Das Kriterium „österreichisch“ ist gegeben, wenn die Publikation in Österreich erschienen ist oder der Fotograf in Österreich gewirkt hat. Da eine Berücksichtigung aller Publikationen aus der Habsburgermonarchie den Projektrahmen sprengen würde, orientiert sich die Auswahl an den heutigen Landesgrenzen Österreichs. Damit die Pionierleistungen Österreichs im Bereich der Fotografie entsprechend gewürdigt werden können, kommen nicht nur Objekte aus dem eigenen Bibliotheksbestand, sondern auch aus anderen Einrichtungen für die Ausstellung in Frage.

2 Kontextbezogene Vermittlung Bezugnehmend auf die bereits zu Beginn angesprochene kulturhistorische Kontextualisierung von Büchern in Ausstellungen soll das Fotobuch bzw. Mappenwerk nicht als rein kunsthistorisches Objekt verstanden werden, sondern als Raum, in dem das Zusammenspiel von Inhalt und Form eine interdisziplinäre Auseinandersetzung erlaubt.9 Zu diesem Zweck können etwa ergänzende Materialien aus der Zeit des Erscheinens der Publikation wie Originalfotografien, Verlagskataloge, Werbung und Besprechungen aus Fachzeitschriften, die im hauseigenen Bibliotheksbestand zahl8 Nicht zuletzt werden der Umfang und die Art der fotografischen Illustrationen zur Definition des Fotobuchs beziehungsweise der auszuwählenden Fotobücher zu bestimmen sein. Es muss entschieden werden, ob etwa Anleitungsbücher, stark illustrierte Reiseführer, Atlanten mit naturwissenschaftlichen Aufnahmen, Bildbände mit fotografischen Reproduktionen von Gemälden oder Leporellos der Gattung „Fotobuch“ zuzuschreiben sind. Und sind Jahrgangsbände von illustrierten Zeitschriften als Bücher zu bezeichnen? 9 Vgl. Pfrunder 2012, S. 47.

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reich vorhanden sind, herangezogen werden und die nationale wie internationale Rezeptionsgeschichte einzelner Werke nachzeichnen. Fotobücher weisen außerdem die Eigenschaft auf, dass ein ganzes Kollektiv von Verantwortlichen an der Produktion beteiligt war: Autor, Fotograf, Verleger, Gestalter, Drucker, Geldgeber etc. Für den Fotografen beispielsweise konnte die Herausgabe seiner Fotografien im Rahmen eines besonders prachtvollen Mappenwerks, das dem Kaiser gewidmet wurde, den Aufstieg zum Hoffotografen bedeuten.10 Diese Zusammenführung von sozial-, kultur-, kunst- und wirtschaftsgeschichtlichen sowie biografischen Aspekten lässt sich zum Vorteil nutzen, indem die unterschiedlichen Bereiche interdisziplinär in die Objektpräsentation integriert werden und damit ein ganzes Netz an Bedeutungszusammenhängen erstehen lassen. Für die Ausstellungs­ umsetzung bedeutet dies, dass dem Besucher Möglichkeiten geboten werden, eine Spirale an eigenen Assoziationen zu entwickeln und Erfahrungshorizonte zu erweitern. So wie das Buch zum Ausstellungsobjekt wird, wandelt sich der Leser zum Ausstellungsbesucher, dem das Exemplar in der Vitrine nicht für die eigene Lektüre zur Verfügung steht, sondern nur als Ausschnitt und in einem bestimmten Kontext – dadurch aber wesentlich komplexer – präsentiert wird. Blickt man allerdings zurück auf die lange Tradition von Buchausstellungen, so kann man beispielsweise in einer Beschreibung von Carola Staniek über die Fach­ bibliotheksausstellung des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler im sächsischen Pavillon auf der Bugra11 in Leipzig 1914 lesen: Auf den Tischen wurde ein Überblick über die reichhaltigen musealen Bestände der Bibliothek gegeben. Neben Einbänden und Inkunabeln ragten einzigartige Schreibvorlagen aus dem 16. bis Anfang des 18. Jahrhunderts heraus.12

Im schlimmsten Fall erlebt man dieses Bild auch heute noch in Ausstellungen von Bibliotheksbeständen: Viele interessante Bücher, die sich zur Abwechslung nicht im Regal, sondern für den Besucher in Vitrinen und Schaukästen aneinander­reihen. Doch in der aktuellen Ausstellungspraxis wird der Ausstellungsbesucher immer häufiger nicht als Rezipient, sondern als Partizipient verstanden, der sich an einem sinnstiftenden Prozess beteiligt.13 Diese aktive Teilnahme setzt ein entsprechendes Arrangement im Ausstellungsraum voraus. Während der Recherchen nach illustrierten Fotobüchern und Mappenwerken aus Österreich stand somit von Anfang an ein kontextbezogenes Verständnis des Materi10 Zum Beispiel [Album mit Ansichten von Kärnten, ohne Titel]. Seiner k. k. apostolischen Majestät Franz Josef I., Kaiser von Österreich, in tiefster Ehrfurcht gewidmet von Alois Beer. Klagenfurt, 1882. 1883 wurde Alois Beer dann zum k. k. Hoffotografen ernannt. 11 Bugra: Abkürzung für die 1914 in Leipzig erstmals veranstaltete Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik. 12 Staniek 2014, S. 437. 13 Vgl. Wappler 2013, S. 268 f.



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als im Vordergrund, denn neben den Illustrationen und dem Text liefern auch Einbände, Schutzumschläge und Behältnisse als Bestandteile und Beiwerke relevante Informationen über die fotohistorische Ausrichtung und Rezeption der Publikation.14 Da in Bibliotheken häufig Originalumschläge von den Büchern entfernt, beschnitten und auf den Innendeckel des Buches geklebt werden, ist die Suche nach möglichst gut erhaltenen Umschlägen für die Ausstellung wesentlich. Die losen Inhalte von Mappenwerken wiederum werden nicht selten physisch getrennt vom Originalbehältnis aufbewahrt, was bedeutet, dass die Mappe als Gesamtobjekt erst wiedergefunden und zusammengeführt werden muss.

3 Ein Beispiel zur Inszenierung Anhand eines Fotobuches soll nun exemplarisch gezeigt werden, was dem Besucher zur kontextbezogenen Wahrnehmung alles an die Hand gegeben werden könnte. Freilich fehlt zu einem solchen Auszug das thematische Gesamtkonzept einer Ausstellung, doch soll hier lediglich der Ansatz einer räumlich offenen, fächerübergreifenden Präsentation anstelle einer Ikonisierung veranschaulicht werden.

Abb. 3: Karner, L. P.: Künstliche Höhlen aus alter Zeit. Wien: Lechner. Aus der K. k. Graphischen Lehrund Versuchsanstalt in Wien. 1903. 54,5 x 34 cm (Buch geöffnet; S. 128 und Taf. XI). 14 Vgl. u. a. Genette 2014, S. 10: „Der Paratext ist also jenes Beiwerk, durch das ein Text zum Buch wird und als solches vor die Leser und, allgemeiner, vor die Öffentlichkeit tritt.“ Auch nichtverbale Elemente (z. B. Illustrationen) zählt Genette zu den Paratexten.

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Das in Abb. 3 gezeigte kulturgeschichtliche Werk über von Menschenhand geschaffene Höhlen im österreichischen Raum dient nicht nur als Quelle für die Altertumsforschung, sondern besticht auch durch die in Heliogravüren ausgeführten Bildtafeln des Fotografen Emil Wrbata. Der Band mit den reproduzierten, erstaunlich detail­ reichen Fotografien erregte zur Zeit seines Erscheinens einiges Aufsehen und wurde in Besprechungen als „Monumentalwerk“ gepriesen.15 Die Bedeutung des Werks lässt sich nicht zuletzt unter Berücksichtigung der fototechnischen Aspekte nachvollziehen, denn Aufnahmen im Dunkeln waren damals noch keine Selbstverständlichkeit, zumal das Auslösen von Magnesiumblitzlicht in einer engen Höhle mit wenig Frischluftzufuhr kein ungefährliches Unterfangen darstellte. Mithilfe von fototechnischem Zubehör und einer Beschreibung des Vorgehens bei dieser Höhlenarbeit des Fotografen selbst, die als Sonderdruck in der Bibliothek vorliegt, können die Schwierigkeiten für den Ausstellungsbesucher veranschaulicht werden. In einer weiteren Besprechung wird von einem Projektionsvortrag zu den Höhlenbildern berichtet.16 Die Glasdiapositive dazu existieren noch in der Fotosammlung der Albertina. Es steht zur eigentlichen Präsentation des Buches neben seiner Materialität also zahlreiches weiterführendes Anschauungsmaterial zur Verfügung: –– Ausschnitte aus Zeitschriften geben Zeugnis von der Wahrnehmung und Einschätzung der Publikation in den damaligen Medien. –– Berichte des Fotografen und des Autors in Form von Sonderdrucken informieren über die Bedingungen, unter denen die Fotos zustande kamen. –– Es können die im Werk und in Begleitpublikationen verwendeten unterschiedlichen Reproduktionstechniken und damit die druckgeschichtlichen Wandlungen der Zeit um 1900 dokumentiert werden. –– Die Präsentation der Glasdiapositive könnte als gestalterisches Element eingesetzt werden und den Blick von der Vitrine in den Raum weiterlenken. Im damaligen Kontext diente der Diavortrag als Lehrbehelf für den Unterricht an der K. k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt. –– Weiteres Bildmaterial liefern die Höhlenpläne im Anhang des Buches, die als vergrößerte Drucke an die Wand montiert werden können und – ergänzt durch Landkarten – den lokalen Bezug der im Umkreis von Wien und Niederösterreich liegenden Höhlenkammern hervorheben. –– Der Autor Lampert P. Karner betont in einem Zeitschriftenartikel über sein Höhlenbuch die zum Verständnis notwendige Symbiose zwischen Text und Bild: „Das gesprochene Wort vermag zwar viel zu beschreiben, vielleicht die Phantasie erregen und ein lebhaftes Bild vor den Geist des Zuhörers zu zaubern, doch nie

15 Vgl. Lechners Mitteilungen aus dem Gebiete der Literatur, Kunst, Kartographie und Photographie, 1903, (123), S. 22. 16 Vgl. Photographische Correspondenz, 1897, (436), S. 30 f.



Multimediale Präsentation 

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das Original zu ersetzen; das eigentliche Erkennen bewirkt nur das Schauen.“17 Um mehr als nur eine aufgeschlagene Seite des Buches zeigen zu können – sowie zur Demonstration des Verhältnisses von Text und Bild – kann das Buch in der Ausstellung als Digitalisat präsentiert und auf einem Bildschirm durchgeblättert werden. So lässt sich von nur einem Buch ausgehend im Grunde eine ganze Wandfläche bespielen. Die während der Recherchen und Arbeiten an der Ausstellung gesammelten Zeugnisse in Bezug auf die Rezeptionsgeschichte, das Kollektiv von Autor/Fotograf/Druckanstalt, Fototechnik, Drucktechnik, Buchgeschichte, Altertumsforschung, das Verhältnis zwischen Text und Bild können nicht nur in einer die Ausstellung begleitenden Publikation verarbeitet werden, sondern zudem den Besuchern direkt als unterstützendes Forschungsmaterial im Kontext angeboten werden. Studien über Besucherverhalten zufolge übersteigt die Verweildauer vor Objekten in Museen tatsächlich kaum eine Minute, meist liegt sie eher weit darunter.18 Stellt man dem Buch als zentrales Ausstellungsobjekt nun Objekt- und Kontextinformationen zur Seite, können die Besucher aus unterschiedlichen Perspektiven den Bezug zur je eigenen Lebenswelt und Vorerfahrung herstellen und sind dazu aufgefordert, mehr Zeit zu investieren. Ein solcherart assoziatives Erleben hält erwartungsgemäß auch das Erinnerungsvermögen nach dem Besuch der Ausstellung wach.

4 Digitale Artefakte Das Buch – oder auch wie hier ein Mappenwerk – zum Ausstellungsobjekt zu machen heißt, seine Bedeutung auch im Bereich der Materialität anzusiedeln, denn die Informationen kommen nicht mehr nur aus dem Inhalt des Buches, sondern erschließen sich auch aus seiner Gestaltung und Ausführung. Die Präsentation setzt sich demnach zusammen aus einer physischen Dimension (Materialität und Originalität) und einer Informationsdimension (Informationen über das Objekt).19 Historische, illustrierte Fotobücher und Mappenwerke entfalten in beiden Dimensionen ein breites Themenspektrum. Da der Besucher nur den aufgeschlagenen Teil der Exponate sehen kann, besteht die Möglichkeit, ihm nach dem Ausstellungs­ erlebnis weitere Begleitmaterialien in digitaler Form zur Verfügung zu stellen. Digitale Artefakte können zwar das Original nicht ersetzen, bieten aber dennoch Vorteile. Sie erlauben andere Sichtweisen auf das Original (z. B. Vergrößerung) sowie weitrei-

17 Karner 1897, S. 181. 18 Vgl. Schweibenz 2012, S. 62. 19 Vgl. Schweibenz 2012.

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chenderen Zugriff, den das Original aufgrund seiner Materialität und örtlichen Aufbewahrung nicht zulässt, und kommen so dem Betrachter entgegen. Im Fall der Mappenwerke ergibt sich durch die Digitalisierung auch die Möglichkeit, die zum Teil physisch voneinander getrennten und an unterschiedlichen Orten aufbewahrten Bestandteile durch die virtuelle Präsentation in ihrer ursprünglichen Form als Gesamtwerk zu dokumentieren. So gibt die digitale Kopie dem Original seinen inneren Zusammenhang wieder. Es stellt sich dann allerdings auch die Frage, ob man sich nicht gleich auf eine rein virtuelle Ausstellung konzentrieren könnte. Doch dann würden die direkte Kommunikation im Ausstellungsraum zwischen Besuchern und Objekten, das Erleben von Originalgröße, Bildtiefe, Druckqualität, die Zusammenhänge und Verknüpfungen zwischen den Exponaten, die „Aura“ wegfallen. Im Übrigen sind Objektgröße, Prägungen des Buchdeckels und Farbigkeit in einem Digitalisat nur unzureichend wiederzugeben und stets von der Art des für die Darstellung benutzten Endgeräts abhängig. Digitalisat und Original haben beide in einer Ausstellung ihre Existenzberechtigung und können in Kombination den Erfahrungsprozess des Besuchers unterstützen, sich aber nicht gegenseitig ersetzen.

5 Fazit Das Buch als Ausstellungsobjekt kann die Rezeptionssituation im musealen Schauraum in verschiedenste, spannende Richtungen lenken, sofern eine entsprechende Inszenierung zur Steigerung der assoziativen Aufmerksamkeit vom Aussteller unterstützt wird. Bibliothekarische Spezialsammlungen bieten meist einen großen Fundus an entsprechend gut dokumentiertem Quellenmaterial, das eine kontextbezogene und multimediale Präsentation des im Fokus stehenden Objektes begünstigt. Das Ausstellen originaler Artefakte in Kombination mit der Nutzung digitaler Präsentationsformen erleichtert zudem den Einblick in Details und eröffnet neue Sinnzusammenhänge. So soll der Besucher dazu eingeladen werden, kulturhistorische Kontexte nicht nur wahrzunehmen, sondern anhand des mehrschichtigen Ausstellungsmaterials aktiv weiterzuverfolgen.

Zitierte Literatur und Internetquellen Bucheinbände. (1910). Auswahl von technisch und geschichtlich bemerkenswerten Stücken. 100 Tafeln in Licht- und Steindruck; mit Einleitung von Theodor Gottlieb. Wien: Schroll. Fachhochschule Dortmund. Buchlabor. (2013). „Über Bücher und Fotografie“. http://blog.buchlabor. net/fotobuch/wp-content/uploads/2013/05/exposé.fotobuch.blog_.pdf (11.01.2016). Genette, G. (2014). Paratexte: das Buch vom Beiwerk des Buches (5. Aufl.). Berlin: Suhrkamp.



Multimediale Präsentation 

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Höhere Graphische Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt [früherer Name: K. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproductionsverfahren in Wien]. (1897). Aufnahme prähistorischer Höhlen bei künstlichem Lichte. Photographische Correspondenz, (436). Jacobs, S. (2010). Das Buch – museal. In U. Rautenberg (Hrsg.), Buchwissenschaft in Deutschland: ein Handbuch (S. 997–1016). Berlin: De Gruyter. Karner, L. P. (1879). Die Photographie im Dienste der Höhlenforschung. Wiener Photographische Blätter, (8). Karner, L. P. (1903). Künstliche Höhlen aus alter Zeit. Wien: R. Lechner. Moldering H. (2005). Rezension zu Parr, M. & Badger, G. (2004). The photobook: a history. Vol. 1. http://sehepunkte.de/2005/07/8087.html (11.01.2016). Pfrunder, P. (2012). Fragen an das Fotobuch: gedruckte Fotografie – eine unterschätzte Dimension der Fotogeschichte. Fotogeschichte, (124), 42–49. Ponstingl, M. (2008). Wien im Bild: Fotobildbände des 20. Jahrhunderts. Wien: Brandstätter. Schubert, R. (1998). Lichtdruck-Mappenwerke: Fotografische Motivsammlungen und Vorbilderwerke in der Zeit des Historismus. In Fotografie gedruckt: Beiträge einer Tagung der Arbeitsgruppe „Fotografie im Museum“ des Museumsverbands Baden-Württemberg e. V. am 13. und 14. Juni 1997 im Deutschen Literaturarchiv Marbach am Neckar mit einem Anhang zur Chronologie der fotomechanischen Druckverfahren (S. 17–22). Göppingen: Museumsverband BadenWürttemberg (Rundbrief Fotografie, Sonderheft 4). Schweibenz, W. (2012). Das Museumsobjekt im Zeitalter seiner digitalen Repräsentierbarkeit. In E. Murlasits & G. Reisinger (Hrsg.), Museum multimedial: audiovisionäre Traditionen in aktuellen Kontexten (S. 47–70). Wien: LIT-Verlag. Staniek, C. (2014). Das Schönste und Wertvollste aus der Bibliothek: der Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. In E. Fischer & S. Jacobs (Hrsg.), Die Welt in Leipzig: Bugra 1914 (S. 415–452). Stuttgart: Maximilian-Gesellschaft. Veit, G. (1998). Chronologie der fotomechanischen Druckverfahren. In Fotografie gedruckt: Beiträge einer Tagung der Arbeitsgruppe „Fotografie im Museum“ des Museumsverbands Baden-Württemberg e. V. am 13. und 14. Juni 1997 im Deutschen Literaturarchiv Marbach am Neckar mit einem Anhang zur Chronologie der fotomechanischen Druckverfahren (S. 81–89). Göppingen: Museumsverband Baden-Württemberg (Rundbrief Fotografie, Sonderheft 4). Wappler, F. (2013). Rezeption/Partizipation. In P. Reichensperger (Hrsg.), Begriffe des Ausstellens (von A bis Z) (S. 268 f.). Berlin: Sternberg Press.

Weiterführende Literatur Korff, G. & Eberspächer, M. (Hrsg.). (2002). Museumsdinge: Deponieren – exponieren. Köln: Böhlau.

Alexandra Otten

Ausstellungsmanagement Good-Practice am Beispiel der UB Oldenburg: „Ich füge mich nicht, ich demonstriere…“ – Leben und Wirken von Carl von Ossietzky

Einleitung Ausstellungen bieten Bibliotheken eine Möglichkeit, sich der Öffentlichkeit als kulturelle Institutionen vorzustellen. Als Teil der Programmarbeit können Ausstellungen den Bekanntheitsgrad der Bibliotheken nach außen verstärken. Daher kommt der Themenauswahl eine besondere Bedeutung zu. Das Thema sollte keinen Widerspruch zum Bibliotheksprofil darstellen. Im Mittelpunkt einer Ausstellung können Sammelschwerpunkte des Hauses, aber auch Jubiläen oder historische Ereignisse stehen, die bereits im öffentlichen Bewusstsein verankert sind.

1 Projektmanagement Durch ihre Einmaligkeit und klare zeitliche Begrenzung sind Ausstellungen typische Projekte. Im Hinblick auf die begrenzten finanziellen, personellen und zeitlichen Ressourcen, die gewöhnlich für eine Ausstellung zur Verfügung gestellt werden, bietet sich ein professionelles Projektmanagement für die Realisierung an. Die Vorteile liegen im effizienten und effektiven Verlauf, dem frühzeitigen Erkennen und richtigen Begegnen bei Schwierigkeiten sowie der hohen Motivation der Mitarbeiter durch das Erreichen von Teilzielen, den sogenannten Meilensteinen. Das Risiko, das vorgegebene Ziel nicht zu erreichen, wird deutlich reduziert, da die Projektleitung den Verlauf und die Ergebnisse permanent strukturiert, kommuniziert und kontrolliert. Darüber hinaus stellt das Projektmanagement ein flexibles Instrument dar, das sich auf die individuellen Gegebenheiten sowohl der Bibliothek als auch des Projekts anpassen lässt. Anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg plante die Universitätsbibliothek, i. e. das Bibliotheks- und Informationssystem (BIS), eine Ausstellung über den Namensgeber der Universität. Von Beginn an wurde die Ausstellung als Sonder-, Dauer- und Wanderausstellung konzipiert. In den folgenden Abschnitten werden die Planung und die Umsetzung dieses Ausstellungsprojekts in allen ihren Phasen dargestellt.

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Abb. 1: Dauerausstellung „Ich füge mich nicht, ich demonstriere…“ Leben und Wirken von Carl von Ossietzky im BIS © Foto: D. Schmidt (BIS).

2 Vorprojektphase In dieser Phase wurden zunächst die Grundlagen der Ausstellung wie das Thema und der Eröffnungstermin geklärt. Diese Grundlagen bildeten die Rahmenbedingungen für alle weiteren Schritte, die in einem Zeitplan festgehalten wurden. Einzelne Arbeitsschritte wurden gesammelt, zu Teilaufgaben zusammengeführt und in den Zeitplan integriert. Folgende Teilaufgaben wurden vorläufig festgelegt, ohne bereits einzelne Arbeitspakete und Verantwortlichkeiten zu benennen: –– Festlegung der Inhalte der einzelnen Blöcke –– Bestimmung der Leitlinien der einzelnen Blöcke: Grundaussagen –– (Vorläufige) räumliche Aufstellung –– Auswahl der Objekte, welche die festgelegten Inhalte verdeutlichen –– Objektbeschreibungen –– Ausstellungstexte –– Grafisches Design –– Herstellung der Texttafeln –– Digitalisate –– Öffentlichkeitsarbeit –– Eröffnungsfeier –– Führungen

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2.1 Meilensteine Bei einigen Teilaufgaben wie der inhaltlichen Festlegung und der Bestimmung der Leitlinien und der Objektauswahl war eine parallele Bearbeitung möglich. Die Fertigstellung der Teilaufgaben kann i. S. des Projektmanagements mit dem Erreichen von Meilensteinen gleichgesetzt werden.

2.2 Teambildung Parallel zur Ausarbeitung des Zeitplans wurde das Team zusammengestellt, das mehrheitlich aus Mitarbeitern der Bibliothek bestand, die z.  T. nur zeitweise und nicht mit der vollen Arbeitszeit im Projekt mitarbeiteten. Das Team bestand aus der Projektleiterin, der Kuratorin, dem Beauftragten der Bibliothek für Ausstellungen, der Beauftragten für Öffentlichkeitsarbeit, der Grafikdesignerin und einer Expertin für Ausstellungsdidaktik. Lediglich die Kuratorin, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin bereits langjährige Erfahrung im Carl von Ossietzky-Archiv der Universität gesammelt hatte, und die Expertin für Ausstellungsdidaktik waren keine Mitarbeiterinnen des BIS. Wesentliche Bereiche des Zeitplans und der Teilaufgaben der Vorprojektphase wurden von der Projektleiterin und Kuratorin erstellt und umgesetzt.

2.3 Inhaltliche Ausrichtung Die größte Herausforderung bestand darin, die inhaltliche Ausrichtung der Ausstellung festzulegen. Es sollte eine Ausstellung über den Namensgeber der Universität Oldenburg, den Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky, konzipiert werden. Im Laufe des 40-jährigen Bestehens der Universität hatte es bereits vier Ausstellungen über ihn gegeben. Eine neue Ausstellung bedurfte einer neuen Sichtweise, die den Besuchern einen neuen Zugang vermittelte. Von Beginn an wurde der Schwerpunkt daher auf die Arbeit Carl von Ossietzkys und seine Überzeugungen gelegt, ohne ihn aufgrund seines Leidensweges in verschiedenen Konzentrationslagern zum Märtyrer zu stilisieren. Es sollten die verschiedenen Formen der Deutung und Bilder von und über Carl von Ossietzky präsentiert werden, die letztlich auch für den langwierigen Namensgebungsstreit der Universität Oldenburg mit dem Land Niedersachsen verantwortlich waren.

2.4 Das Exposé Die Vorprojektphase endete mit dem Meilenstein Exposé bzw. dem inhaltlichen Vorkonzept, in dem die Grundausrichtung formuliert wurde. Die Ausstellung wurde in

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inhaltliche Themenblöcke und deren Kernaussagen aufgeteilt. Als Zielgruppe wurden die Studierenden und Mitarbeiter der Universität benannt. Deren heterogenes Vorwissen über Carl von Ossietzky und die Geschichte der Universität musste in die Konzeption einbezogen werden, um die Besucher nicht zu überfordern oder allzu vieles als bekannt vorauszusetzen.

3 Planungsphase In dieser Phase ging es um die konkrete Umsetzung des Vorkonzepts. Alle relevanten Faktoren wurden als bekannt vorausgesetzt, sodass der Ablauf terminiert und in allen Einzelheiten strukturiert werden konnte.

3.1 Workshops In diesem Sinne wurden im BIS zu diesem Zeitpunkt von der Expertin für Ausstellungsdidaktik Workshops für das gesamte Team durchgeführt, in denen die Umsetzung der Ausstellung diskutiert und beschlossen wurde. Insgesamt waren vier Workshops in monatlichen Abständen vorgesehen, wobei der letzte ca. zwei Monate vor der Eröffnung der Ausstellung stattfand. Die Workshops erwiesen sich als äußerst wertvolle Kommunikations- und Diskussionsforen, in denen eine gemeinschaftliche Kontrolle des inhaltlichen Spannungsbogens inklusive des „roten Fadens“ innerhalb der Erzählung erfolgte. Diskutiert wurden in erster Linie die Meilensteine dieser Phase: das Inhalts- und Gestaltungskonzept.

3.2 Inhaltskonzept Das Inhaltskonzept beinhaltet die bereits im Exposé festgelegten Themenschwerpunkte. Die Beziehungen zwischen den Schwerpunkten wurden in einen Kontext gesetzt. Dabei galt es, die Auswahl der einzelnen Inhalte vorzunehmen, um die Besucher nicht durch zu viele Informationen abzuschrecken oder zu langweilen. Eine wichtige Rolle spielte die Hierarchie der Textebenen. In der Ausstellung gab es vier Textebenen, die sich auf lange Textebenen mit den zentralen Leitaussagen und kurze Texte zu Unterkapiteln mit eigenen Leitaussagen, Objektbeschriftungen und hervorgehobenen Zitaten als didaktische Elemente verteilten. Keine Textebene sollte mehr als 1 200 Zeichen beinhalten. Dem Besucher blieb es überlassen, sämtliche Texte zu lesen oder auch nicht. Um ein Grundverständnis des Themas zu bekommen, genügte die Lektüre der langen Textebenen. Ein weiterer Vorteil lag darin, dass für die Dauerausstellung einige Kurztexte weggelassen werden konnten, da diese

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zu einem späteren Zeitpunkt auf einer kleineren Ausstellungsfläche innerhalb der Bibliothek aufgestellt werden sollten. In der ebenfalls geplanten Wanderausstellung konnte sowohl auf lange als auch kurze Texte verzichtet werden, die z. B. den Namens­­gebungsstreit der Universität betrafen. Der inhaltliche „rote Faden“ der Ausstellung wurde unterstützt durch die Objektauswahl und speziell durch Schlüsselobjekte, die besonders in Szene gesetzt werden sollten. Da die Universität Oldenburg im Besitz des Nachlasses von Carl von Ossietzky und seiner Familie ist, war die Auswahl unter den Briefen und anderen Schrift­­stücken des Publizisten ohne die langwierige Organisation der Ausleihe von Originalen möglich. Schriftstücke aus dem Besitz anderer Institutionen, die in der Ausstellung gezeigt werden sollten, wurden als Digitalisate problemlos beschafft.

3.3 Gestaltungskonzept Als weiterer Meilenstein der Planungsphase wurde das Gestaltungskonzept ausgearbeitet, in dem die räumliche Anordnung der Themenschwerpunkte in einem vorläufigen Stellplan vorgestellt wurde. Als Ausstellungsfläche war das Foyer der Universitätsbibliothek vorgesehen. Der Stellplan zeichnete den Gang durch die Ausstellung inklusive der Gestaltungselemente durch Stellwände und Vitrinen sowie den Einsatz von AV-Medien auf. Schlüsselobjekte wie die Büste Carl von Ossietzkys und der Friedensnobelpreis wurden an prägnanten Stellen positioniert, während die Position einzelner Objekte in den Vitrinen noch nicht bestimmt wurde. Als AV-Medien kamen eine kurze Videosequenz zum Einsatz, welche die einzige Filmaufnahme Ossietzkys zeigte, und ein Film über die Namensgebung der Universität. Die Wiedergaberechte für die AV-Medien wurden eingeholt. Die Filmaufnahme Ossietzkys wurde in der Medientechnik, die zur Bibliothek gehört, für den Beamer aufbereitet. Die Grafikdesignerin erstellte ein Farbkonzept für die Ausstellung. Es sah die Verteilung der Themenblöcke auf unterschiedliche Farben vor, um eine leichtere Zuordnung der einzelnen Themen zu ermöglichen. Die Vitrinen wurden mit entsprechenden farbigen Böden ebenfalls in die Farbgebung einbezogen. Um die inhaltliche Teilung der Ausstellung in zwei große thematische Blöcke, die das Leben Ossietzkys und die Deutung bzw. Bedeutung seiner Person nach seinem Tod zeigten, zu verdeutlichen, wurden dem ersten Block Grautöne und dem zweiten Blautöne zugewiesen. Als Zeichen der Identifikation mit der Universität Oldenburg bekam dieser Themenkomplex das Blau des universitären Corporate Designs.

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Abb. 2: Einladung zur Eröffnung © Carl von Ossietzky Bibliothek Oldenburg.

In zwei Teilprojekten wurden die Öffentlichkeitsarbeit und die Eröffnungsfeier geplant, die in Kooperation mit dem Präsidium und der Pressestelle der Universität entstanden. Der Kooperation ist auch ein Sponsor für die Ausstellung zu verdanken. Zur Eröffnung der Ausstellung wurde eine Podiumsdiskussion mit Wissenschaftlern der Universität Oldenburg sowie der Kuratorin organisiert. Thema der Diskussion war die Aktualität Carl von Ossietzkys in der heutigen Zeit. Die Einladungen an Gäste und Pressevertreter wurden drei Wochen vor dem Eröffnungstermin verschickt, wobei das Layout erst in der folgenden Phase analog zum Grafikdesign der Ausstellung fertiggestellt wurde. Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit wurden verschiedenen Presse­ vertretern Besichtigungen der Ausstellung vor dem Eröffnungstermin angeboten.1

4 Realisierungsphase In dieser Phase erfolgt die Umsetzung des zuvor Geplanten. Viele Arbeiten laufen zeitgleich ab. Die Phase endet mit der Eröffnung der Ausstellung.

1 Vgl. z.  B. http://oldenburger-onlinezeitung.de/oldenburg/campus/ich-fuege-mich-nicht-ich-­ demonstriere-7336.html (12.03.2016).

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4.1 Ausstellungsdrehbuch Am Beginn dieser Phase stand die Ausarbeitung des Ausstellungsdrehbuchs, eines weiteren Meilensteins. Es enthielt bereits die fertig ausformulierten Texte für die langen und kurzen Texttafeln. Des Weiteren war die Auswahl der Objekte abgeschlossen, die großer Sorgfalt bedurft hatte, um die Vitrinen nicht zu überfrachten. Die Objektbeschriftungen waren ebenfalls im Ausstellungsdrehbuch festgeschrieben, genauso wie die Zitate aus Briefen oder Artikeln, die hervorgehoben werden sollten. Einen anderen wichtigen Bestandteil der Ausstellung stellten die Fotos und Bilder inklusive ihrer Beschriftungen dar. Sie wurden ebenso wie die Beschriftungen der Digitalisate in das Drehbuch aufgenommen. Das Ausstellungsdrehbuch bildete sozusagen das Herz der Ausstellung. Daher wurde es im letzten Workshop kritisch auf seinen Inhalt und seine Aussagen überprüft. Waren die Aussagen schlüssig und für die Zielgruppen verständlich formuliert? War der „rote Faden“ durch die Ausstellung ersichtlich? Unterstützte die Objektauswahl die angebotenen Inhalte? Wurde also das zu Anfang des Projekts gesetzte Ziel erreicht? Nach dieser gründlichen Überprüfung durch das gesamte Team wandte sich der Workshop dem letzten wichtigen Bestandteil der Ausstellung zu: dem Titel. Die Auswahl erfolgte aufgrund verschiedener Vorschläge und wurde ebenso hitzig debattiert wie das Ausstellungsdrehbuch. Schließlich fiel die Wahl auf den Titel „Ich füge mich nicht, ich demonstriere…“ – Leben und Wirken von Carl von Ossietzky mit einem Zitat aus einem Brief Ossietzkys an Kurt Tucholsky aus dem Jahre 1932. Ossietzky war zuvor wegen Landesverrats zu einer Haftstrafe verurteilt worden und erklärte in diesem Brief seinem Freund und Kollegen die Gründe für seinen Haftantritt. Der Brief spiegelt in vielerlei Hinsicht Ossietzkys Beweggründe für seine Motivation und seine Arbeit. Deswegen repräsentierte der Titel sowohl Ossietzkys Beweggründe als auch die des Ausstellungsteams und weckte zugleich Neugierde bei den Besuchern. Auf der Basis des Ausstellungsdrehbuchs wurde das grafische Design der Texttafeln vervollständigt. Die Bilder wurden eingefügt. Nach mehreren Korrekturdurchgängen konnten die Ausstellungstafeln von der Grafikerin fertiggestellt und in den Druck gegeben werden. Die Ausstellung bestand aus 17 großen Thementexten, die auf bereits in der Bibliothek vorhandene Stellwände gedruckt wurden, und 18 Tafeln mit kurzem Text. Die Objektbeschriftungen wurden in der bibliothekseigenen Druckerei hergestellt.

4.2 Stellplan Wenn das Ausstellungsdrehbuch das Herz der Ausstellung darstellte, so bildete der Stellplan quasi ihr Fundament. Er wurde detailliert ausgearbeitet von dem für Ausstellungen Verantwortlichen der Bibliothek. Der Aufbau entsprechend dem Stellplan begann eine Woche vor der Eröffnung mit dem Aufstellen der Stellwände. Danach

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wurden die Vitrinen aufgebaut und gereinigt inklusive der neuen farbigen Böden, die ebenfalls in der Druckerei hergestellt worden waren, gefolgt von der Installation der Technik, d. h. Beamer und Fernseher zum Abspielen der AV-Medien. Erst zwei Tage vor der Eröffnung wurden die Vitrinen mit den Objekten und ihren Beschriftungen bestückt. Das lag an dem Wert der Handschriften, die nicht länger als nötig öffentlich ausgestellt werden sollten. Obwohl die Vitrinen gesichert sind, stellt eine Ausstellung immer ein Risiko dar. Daher war es vorteilhaft, dass die Ausstellung in Sichtweite der Bibliotheksaufsicht lag. Ein weiteres Risiko bestand für die Exponate in der klimatischen Umgebung, da Papier aus dieser Zeit empfindlich reagiert. Daher waren die konservatorischen Bedingungen so gut wie möglich einzuhalten: Es durften weder Tageslicht noch direkte Spots auf die Exponate fallen. Die Temperatur sollte nicht mehr als 200 C, die relative Luftfeuchte nicht mehr als 50 % betragen. Nach dem Aufbau wurden die Vitrinen noch einmal gereinigt und fotografiert. Die ersten Pressevertreter wurden schon am Morgen des Eröffnungstages durch die Ausstellung geführt.

4.3 Eröffnung der Ausstellung Die Vernissage war als Teilprojekt von der Projektleiterin und den beiden Verantwortlichen des BIS für Öffentlichkeitsarbeit geplant worden. Die Einladungen zur Eröffnung waren rechtzeitig verschickt worden, die Redner der Podiumsdiskussion und weitere Pressevertreter wurden empfangen, der Direktor der Bibliothek sollte die Gäste in einer kurzen Rede begrüßen. Das Catering wurde von Mitarbeitern des BIS übernommen, sodass einer gelungenen Eröffnung der Ausstellung nichts im Weg stand.

5 Folgephase Die Folgephase beginnt nach der Eröffnung der Ausstellung. Nun besteht die Möglichkeit, kleinere Mängel zu verbessern und die Ausstellung besser an das Publikum anzupassen, wenn Elemente z. B. nicht angenommen werden.

5.1 Begleitmaterial Einen eigenen Ausstellungskatalog gab es nicht. Als Begleitmaterial zur Ausstellung wurde einer der bekanntesten und aussagekräftigsten Artikel Ossietzkys gemeinsam mit einem kurzen Lebenslauf und weiterführender Literatur in einem Heft nachgedruckt. Für die Mitarbeiter des BIS, für die Öffentlichkeit und die Sponsoren wurden regelmäßige Führungen von der Projektleiterin und Kuratorin angeboten, die gut an-

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genommen wurden. In einer gemeinsamen Sonderaktion mit der regionalen Tageszeitung wurden Teilnehmer für eine spezielle Führung ausgelost, in der die Besucher die seltene Gelegenheit bekamen, den Friedensnobelpreis aus der Nähe zu sehen und die dazugehörige Medaille in die Hand zu nehmen. Die Aktion führte zu einer großen Berichterstattung in der Tageszeitung.

5.2 Führungen Die Teilnehmerzahlen bei den Führungen wurden in einer Statistik festgehalten. Anstelle einer Publikumsumfrage wurde ein Gästebuch ausgelegt, in das die Besucher Kommentare schreiben konnten. Die Anmerkungen waren durchweg positiv. Sie zeigten, dass die Ziele und Kernaussagen der Ausstellung vom Publikum angenommen wurden. Die Dokumentation der Ausstellung wurde durch Fotos, die Statistik, das Gästebuch und die Sammlung von Presseberichten laufend ergänzt und gemeinsam mit den Konzepten, Zeitplänen sowie den Dateien der Ausstellungstexte archiviert.

6 Abschlussphase Zu Beginn dieser Phase wird die Ausstellung abgebaut. Normalerweise würden die Materialien entsorgt oder eingelagert werden. In diesem speziellen Fall wurde die Ausstellung direkt an den nächsten Ausstellungsort2 überführt, wo sie erneut aufgebaut wurde. Nach fünf Monaten wurde sie endgültig als Dauerausstellung in der Universitätsbibliothek auf einer deutlich kleineren Ausstellungsfläche installiert. Es zahlte sich aus, dass die Ausstellung auch als Dauerausstellung konzipiert worden war. Es wurde lediglich auf einige leere Trennwände und wenige Kurztexte verzichtet. Ansonsten wurden alle großen Stellwände aufgebaut. Allerdings wurde die Anzahl der Vitrinen um die Hälfte reduziert und mit Reproduktionen der Originale bestückt.

7 Fazit Dank des angepassten Projektmanagements gelang der Bibliothek innerhalb kurzer Zeit ein erfolgreiches Ausstellungsprojekt. Ausschlaggebend wirkte die Abstimmung auf die individuelle Situation der Bibliothek, indem die vorhandenen Ressourcen optimal genutzt wurden. Das Projekt profitierte von den verschiedenen Kompetenzen der Bibliotheksmitarbeiter. 2 Vgl. http://schlaues-haus-ol.de/veranstaltungen/projekte/ (12.03.2016).

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Allerdings gelingt es auch bei der besten Planung nicht, sämtliche Eventualitäten zu berücksichtigen. Daher können folgende Hinweise für nahezu jedes Ausstellungsprojekt gelten: –– Am Ende sieht die Ausstellung niemals so aus, wie ursprünglich gedacht. Ein Ausstellungsprojekt ist immer auch ein Work in progress. –– Es ist unmöglich, jedes Detail in der Ausstellung zu thematisieren. Es ist unumgänglich, Entscheidungen zu treffen und den „Mut zur Lücke“ aufzubringen. –– Irgendetwas geht immer schief. Es kommt darauf an, flexibel zu reagieren und ruhig zu bleiben. Wenn die Projektleitung diese Hinweise bedenkt, so klischeehaft sie auch klingen mögen, steht dem Erfolg des Ausstellungsprojekts nichts im Weg.

Weiterführende Literatur Alder B. & den Brok, B. (2013). Die perfekte Ausstellung: ein Praxisleitfaden zum Projektmanagement von Ausstellungen (2., unveränderte Aufl.). Bielefeld: transcript Verlag. Aumann, P. & Duerr, F. (2014). Ausstellungen machen (2. Aufl.). Stuttgart: UTB. Dawid, E. & Schlesinger, R. (Hrsg.). (2012). Texte in Museen und Ausstellungen: ein Praxisleitfaden (2., unveränderte Aufl.). Bielefeld: transcript Verlag. Mihatsch, K. (2015). Der Ausstellungskatalog 2.0: vom Printmedium zur Online-Repräsentation von Kunstwerken. Bielefeld: transcript Verlag (Edition Museum, 12). Zauner T. (2014). Ausstellungs- und Veranstaltungsmanagement. In R. Griebel, H. Schäffler & K. Söllner (Hrsg.), Praxishandbuch Bibliotheksmanagement (S. 746–763). Berlin: De Gruyter Saur.

 Kooperationen

Barbara Koelges

„Zusammen ist man weniger allein“: Ausstellungen mit Kooperationspartnern Erfahrungen des Landesbibliothekszentrums / Rheinische Landesbibliothek in Koblenz

Einleitung Ausstellungen sind zwar ein wichtiger Teil bibliothekarischer Öffentlichkeitsarbeit, jedoch machen knappe Kassen und Personalknappheit es oft schwer für Bibliotheken, qualitativ hochwertige Ausstellungen zu zeigen. Die Frage nach der Effizienz von Ausstellungsarbeit und dem Verhältnis zwischen Aufwand und Nutzen muss sich jede Bibliothek stellen. Es bietet sich daher an, mit anderen Kultureinrichtungen, Institutionen und Vereinen zu kooperieren. Neben der personellen und finanziellen Entlastung, die eine Zusammenarbeit mit sich bringt, liegt auch eine Chance darin, vom Wissen anderer zu profitieren und durch die Ausweitung des Adressatenkreises die Besucherzahl der Ausstellung und somit den Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Dabei sind unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit möglich, z. B.: –– Gemeinsame inhaltliche Konzeption, Aufbau und Werbemaßnahmen bis hin zu gemeinsamen Führungen durch die Ausstellung –– Kombination von eigenen Exponaten mit einer bereits erstellten, textbasierten Ausstellung eines Partners –– Bereitstellung von Räumlichkeiten und Fachpersonal durch die Bibliothek zum Ausstellungsaufbau und zur Übernahme der Marketingmaßnahmen rund um die Ausstellung, die komplett vom Partner erstellt wird –– Bereitstellung technischer Infrastruktur wie Vitrinen etc. Bereits diese knappe Auflistung macht die große Bandbreite der Möglichkeiten deutlich. Die Intensität und Art der Kooperation hängen vom Thema der Ausstellung und dessen Bedeutung für die Bibliothek, von den personellen und finanziellen Möglichkeiten der Partner und von den Dimensionen des Ausstellungsprojektes ab. Der Beitrag zeigt in Form eines Praxisberichts am Beispiel der Erfahrungen des Landesbibliothekszentrums / Rheinische Landesbibliothek in Koblenz verschiedene Arten der Kooperation auf und geht neben den deutlichen Vorteilen und dem Gewinn für die beteiligten Partner auch auf Probleme und Herausforderungen ein, die eine solche Kooperationsveranstaltung mit sich bringen kann.

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1 Gemeinsame Ausstellungs- bzw. Veranstaltungsprojekte mit Partnern vor Ort In der Stadt Koblenz hat sich eine intensive Zusammenarbeit verschiedener Kultureinrichtungen anlässlich bestimmter Jubiläumsjahre etabliert und bewährt. Das Landesbibliothekszentrum (LBZ) arbeitet in diesem Bereich mit dem Landeshauptarchiv (LHA), dem Stadtarchiv Koblenz, der Stadtbibliothek, dem MittelrheinMuseum, der Volkshochschule und der Generaldirektion Kulturelles Erbe zusammen. Zwei dieser Ausstellungsprojekte seien hier exemplarisch vorgestellt.

1.1 Krieg! 1914 an Rhein und Mosel: ein Gemeinschaftsprojekt der Koblenzer Kultureinrichtungen zum Gedenkjahr 2014 Am 1.  August 2014 jährte sich zum 100.  Mal der Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Koblenz war nicht nur militärischer, politischer und wirtschaftlicher Knotenpunkt der Region, sondern zugleich erster Sitz des Großen Hauptquartiers unter der Leitung des Kaisers und damit im Sommer 1914 eine der wichtigsten Städte im Deutschen Reich. Die Koblenzer Kultureinrichtungen nahmen dies zum Anlass, die „Urkatastrophe des 20.  Jahrhunderts“ in den Mittelpunkt einer dezentralen Ausstellungs- und Veranstaltungsreihe zu stellen. Das heißt, es gab nicht eine größere gemeinsame Ausstellung, sondern mehrere Ausstellungen in den einzelnen Partnerinstitutionen, die inhaltlich zum Profil der jeweiligen Institution passten, im Vorfeld mit den Partnern thematisch abgestimmt waren und so „eine Ausstellung an verschiedenen Stand­ orten“ bilden sollten. Das gemeinsame Begleitprogramm der Partner Landeshaupt­ archiv, Landesbibliothekszentrum, Bundesarchiv, Stadtarchiv, Generaldirektion Kulturelles Erbe, Mittelrhein-Museum und Volkshochschule bot von Anfang Juli bis Ende Oktober 2014 eine Mischung aus Ausstellungen, historischen Filmen, Fachvorträgen und Lesungen zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges in Koblenz. Abgerundet wurden die Veranstaltungen und Projekte durch eine gemeinsame Eröffnung im Bundes­ archiv sowie eine gemeinsame Finissage im Landesbibliothekszentrum. So zeigte das Bundesarchiv die eher historisch überregional ausgerichtete Ausstellung Euphorie und Ernüchterung. Die ersten beiden Kriegsjahre.1 Die Ausstellung Kaiser – Koblenz – Krieg. 1914 an Rhein und Mosel2 des Landeshauptarchivs verfolgte den Weg von Koblenz in den Krieg. Gemälde, Zeichnungen und Fotos illustrierten gemeinsam mit ausgewählten Objekten der Erinnerungskultur, der Propaganda, des

1 Vgl. https://www.bundesarchiv.de/oeffentlichkeitsarbeit/meldungen/04156/index.html.de (09.03. 2016). 2 Vgl. http://www.landeshauptarchiv.de/uploads/media/1_weltkrieg_grosche_bulla.pdf (09.03. 2016).



Ausstellungen mit Kooperationspartnern 

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täglichen Lebens und des Kriegsgeschehens die Ereignisse des ersten Kriegsjahres in der Region. Die Generaldirektion Kulturelles Erbe zeigte auf der Festung Ehrenbreitstein die Dokumentation der gemeinsamen Spurensuche des französischen Fotografen Emmanuel Berry und seines deutschen Kollegen Martin Blume zum Thema Verdun. 100 Jahre danach. Eine deutsch-französische Spurensuche.3 Und – last but not least – im Landesbibliothekzentrum war die Ausstellung Der Erste Weltkrieg in der deutschsprachigen Literatur4 zu sehen, die den Einfluss der Kriegseindrücke auf Schriftsteller und die Behandlung des Krieges als Motiv in der Literatur beleuchtete. Auf rheinland-pfälzische Autoren und die Entwicklung ihres Werkes unter dem Einfluss der Kriegserfahrungen wie Fritz von Unruh oder Hugo Ball wurde dabei ein besonderer Schwerpunkt gelegt. Diese Kooperation ist ein Beispiel dafür, dass es sinnvoll sein kann, eigene Ausstellungen aus dem jeweils spezifischen Bereich der Institution zu erarbeiten und dadurch, dass sie in einen größeren Zusammenhang gestellt werden, einen größeren Publikumskreis zu erreichen, Kosten bei der Werbung gemeinsam zu tragen und so aufwändigere Werbemaßnahmen zu ermöglichen. Gedruckte Flyer und Plakate zum Gesamtprogramm wurden von allen Institutionen gemeinsam finanziert und die Gestaltung der Materialien in Abstimmung miteinander erarbeitet. Auch die gemeinsame Pressearbeit wurde abgestimmt und ein Facebook-Auftritt eingerichtet. Bewusst waren Eröffnung und Finissage der Veranstaltungsreihe als gemeinsame Veranstaltungen aller Partnerinstitutionen deklariert und bildeten so eine Klammer um das Gesamtprogramm. Neben den deutlichen Vorteilen für alle beteiligten Partner muss auch der Aufwand des langen zeitlichen Vorlaufs gesehen werden. Die Vorbereitungsgruppe mit Vertretern aller Einrichtungen traf sich regelmäßig über zwei Jahre, um das gemeinsame Projekt abzustimmen. So gab es einen längeren Diskussionsprozess, bis feststand, ob es eine gemeinsame oder mehrere kleine, sich thematisch ergänzende Ausstellungen geben sollte. Die Frage des Veranstaltungsortes für die zentrale Eröffnungs- und Abschlussveranstaltung musste ebenso geklärt werden wie der Finanzplan und vieles mehr. Für den Kreis der Fachleute der einzelnen Einrichtungen im Vorbereitungs­ gremium war bei zentralen Fragen die Rückkopplung mit den jeweiligen Hausleitungen und deren Einverständnis wichtig. Unabdingbar ist eine faire Aufteilung des Arbeitsaufwands und der Kosten unter den Partnern, damit ein solches Projekt wirklich für alle die sprichwörtliche „Win-Win-Situation“ darstellt.

3 Vgl. http://www.diefestungehrenbreitstein.de/index.php?id=verdun100jahredanach (09.03.2016). 4 Vgl. http://lbz.rlp.de/ueber-uns/presse/pressemeldungen/archiv/einzelansicht2/archive/2014/july/ article/ausstellungseroeffnung-erster-weltkrieg-in-der-deutschsprachigen-literatur-am-25072014-um-19/ (09.03.2016).

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Abb. 1: Plakatmotiv der Kooperationsveranstaltung zum Ersten Weltkrieg in Koblenz 2014 © Landeshauptarchiv Koblenz.



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1.2 200 Jahre Preußen am Rhein: Kooperation der Kultureinrichtungen in Koblenz Die seit vielen Jahren bewährte Kooperation der Koblenzer Kultureinrichtungen zeigte sich auch beim Preußen-Jubiläum im Jahr 2015. In Koblenz, das von der preußischen Herrschaft besonders stark geprägt wurde, fanden anlässlich des Jubiläumsjahres verschiedene Kooperationsprojekte, Ausstellungen, Vorträge und weitere Veranstaltungen statt, die gemeinsam beworben wurden.

Abb. 2: Einladungsflyer zur Eröffnung der gemeinsamen Ausstellung von Landesbibliothekszentrum / Rheinische Landesbibliothek und Landeshauptarchiv Koblenz, Seite 1 © LHA, LBZ.

Das Landeshauptarchiv Koblenz und das Landesbibliothekszentrum Koblenz zeigten gemeinsam die Ausstellung Preußens Gloria in Koblenz?! 200 Jahre Preußen am Rhein, die sich besonders mit den Gegensätzen, den Diskrepanzen und Widersprüchen des Verhältnisses zwischen der Stadt an Rhein und Mosel und der preußischen Herrschaft auseinandersetzte. Dabei standen neben der politischen Geschichte der Stadt

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 Barbara Koelges

vor allem auch die Wirtschafts-, Alltags- und Kulturgeschichte und die erkennbaren kritischen Strömungen und oppositionellen Bewegungen und Auseinandersetzungen mit der preußischen Herrschaft im Mittelpunkt der Ausstellung. Es war in diesem Zusammenhang besonders reizvoll, dass die Ausstellung in den Räumen des ehemaligen Oberpräsidiums der Rheinprovinz, der heutigen Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD), präsentiert werden konnte. Das Konzept wurde von Landeshauptarchiv und Landesbibliothekszentrum gemeinsam erarbeitet, die Exponate aus beiden Einrichtungen ausgewählt. Kooperationspartner wie das Stadtarchiv Koblenz, das Mittelrhein-Museum und das Bundesarchiv steuerten Exponate bei.

Abb. 3: Einladungsflyer zur Eröffnung der gemeinsamen Ausstellung von Landesbibliothekszentrum / Rheinische Landesbibliothek und Landeshauptarchiv Koblenz, Seite 2 © LHA, LBZ.

Auch bei diesem Projekt traf sich die Vorbereitungsgruppe mit Vertretern der einzelnen Einrichtungen über einen längeren Zeitraum hinweg. Die Raumwahl für die Ausstellung fiel aus den o. a. Gründen recht leicht, hatte aber zur Folge, dass vertragliche Regelungen wegen der Raumnutzung, Vitrinen und Exponate und zahlreiche



Ausstellungen mit Kooperationspartnern 

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konkrete Absprachen und Abstimmungen mit der SGD Nord nötig waren. Die Kosten für die Raumtexte, die Ausstellungstechnik und die Eröffnungsveranstaltung wurden zwischen LHA und LBZ aufgeteilt. Neben dieser Ausstellung war die Generaldirektion Kulturelles Erbe einer der wichtigsten Partner des Projekts. Die Ausstellung Danke Berlin – preußische Soldaten im Bilde im Landesmuseum Koblenz wurde umrahmt von zahlreichen Veranstaltungen auf der preußischen Festung Ehrenbreitstein und dem Hohenzollernschloss Stolzenfels.5 Das Mittelrhein-Museum Koblenz zeigte die Ausstellung Festungsstadt Koblenz 1815, das Bundesarchiv machte mit Otto von Bismarck: Mensch – Staatsmann – Mythos den damaligen Reichskanzler zum Thema. Wie schon 2014 gab es einen gemeinsamen Programmflyer, in dem alle Veranstaltungen zu finden waren, und einen gemeinsamen Facebook-Auftritt. Auch die Pressearbeit wurde abgestimmt.

2 Kooperationen mit Stiftungen, Vereinen etc. Zeigten die vorhergehenden Beispiele Kooperationen vor Ort, bei denen eine Ausstellung bzw. ein Veranstaltungsprogramm mehr oder weniger kooperativ erarbeitet wurde, so hat die Kooperation mit Vereinen und Stiftungen, wie sie nun dargestellt werden soll, einen anderen Charakter. Es geht bei diesen Beispielen darum, bereits bestehende Ausstellungen von Vereinen, Museen und Institutionen zu übernehmen und in den Räumen des LBZ zu zeigen. Zum Teil werden diese Ausstellungen durch Exponate aus dem Bestand des LBZ angereichert, zum Teil übernommen, so wie sie sind. Werbung und Öffentlichkeitsarbeit liegen beim LBZ.

2.1 Die schönsten deutschen Bücher: Kooperation des LBZ mit der Stiftung Buchkunst In dem Wettbewerb Die schönsten deutschen Bücher wählen zwei Expertenjurys jedes Jahr aus mehreren hundert eingesandten Titeln die 25 schönsten deutschen Bücher des Jahres, jeweils 5 aus 5 Kategorien –– Allgemeine Literatur –– Wissenschaftliche Bücher, Schulbücher, Lehrbücher –– Ratgeber, Sachbücher –– Kunstbücher, Fotobücher, Ausstellungskataloge –– Kinderbücher, Jugendbücher

5 Vgl. http://www.danke-berlin-2015.de (09.03.2016).

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Die 25 schönsten deutschen Bücher sind vorbildlich in Gestaltung, Konzeption und Verarbeitung. Die prämierten Bücher zeigen eine große Bandbreite gestalterischer und herstellerischer Möglichkeiten, jedoch berücksichtigt die Auswahl auch das leisere, solide gemachte Lesebuch – Bücher, die Zeichen setzen und wichtige Trends und Strömungen des Buchmarkts aufzeigen. Die Stiftung Buchkunst stellt die prämierten Exemplare für Ausstellungen zur Verfügung. Die Rheinische Landesbibliothek im LBZ zeigt seit 2007 diese Ausstellung regelmäßig alle zwei Jahre. An Kosten entstehen lediglich die Versandkosten für die Exponate zur nächsten ausstellenden Bibliothek und Kosten für eventuelle hauseigene Raumtexte. Die Stiftung stellt die Bücher zur Verfügung sowie die Beschriftungstexte mit ausführlichen Kommentaren und Begründungen zur Prämierung. Außerdem erscheint ein Begleitband, der in Kommission während der Ausstellungszeit verkauft werden kann. Es besteht das Angebot, dass die Geschäftsführerin der Stiftung die Ausstellung mit einem Vortrag bzw. einer Führung durch die Ausstellung eröffnet. Diese Form der Ausstellungseröffnung hat sich im LBZ sehr bewährt.

2.2 Weitere Kooperationsprojekte Ähnliche Kooperationen gibt es mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die 2007 ihre Ausstellung Vernichtet – Verschwunden – Verloren: Kirchen, Klöster, Synagogen in Koblenz zeigte; mit der Stefan-Andres-Gesellschaft, die eine Ausstellung über den Dichter präsentierte; schließlich mit dem Deutschen Historischen Museum, dessen Ausstellung Leben nach Luther: Kulturgeschichte des evangelischen Pfarrhauses Anfang des Jahres 2016 in der Rheinischen Landesbibliothek eröffnet wurde. Eine Ausstellung des Vereins Mahnmal Koblenz e. V. zum Thema Widerstand und Verfolgung im nördlichen Rheinland-Pfalz wurde im März 2016 eröffnet. In diesen Beispielen wird eine bereits bestehende Ausstellung mit Konzept, Texten und Exponaten weitgehend übernommen und höchstens noch mit Exponaten aus dem Bestand des LBZ angereichert bzw. es müssen auf der Grundlage der gelieferten Texte Raumtafeln und Exponatbeschreibungen erstellt werden. Dadurch wird ein Großteil der Arbeit, die bei eigenen Ausstellungen anfällt, gespart. Die inhaltliche und konzeptionelle Vorbereitung einer Ausstellung ist bei weitem aufwändiger, als es die konkreten Vorbereitungen wie Erstellung der Präsentationsmaterialien, Ausstellungsaufbau und Pressearbeit sind. Erstere entfällt bei den dargestellten Kooperationen. Allerdings ist zu bedenken, dass ein wichtiges Ziel von Ausstellungen in Bibliotheken, das Präsentieren eigener Bestände, mit solchen Ausstellungen nur begrenzt bzw. gar nicht erreicht wird. Ebenso darf der Abstimmungsaufwand mit der Institution, deren Ausstellung übernommen wird, nicht unterschätzt werden. Erstellung von Leihverträgen, Klärung



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der Versicherungs- und Transportfragen, Abstimmung wegen der Materialien und der Öffentlichkeitsarbeit – all diese Diskussionsprozesse fallen bei einer eigenen Ausstellung nicht an, bzw. der Aufwand ist geringer.

3 Kooperation mit Partnerbibliotheken im Ausland Die Mittelböhmische Wissenschaftliche Bibliothek in Kladno (Tschechien) und die Woiwodschaftsbibliothek in Opole (Polen) sind seit vielen Jahren Partnerbibliotheken des Landesbibliothekszentrums Rheinland-Pfalz. Neben gegenseitigen Besuchen mit Besichtigungen von Bibliotheken in den jeweiligen Ländern und gemeinsamen Tagungen findet ein regelmäßiger Austausch von Ausstellungen statt. So wurden seit Bestehen der Partnerschaften regelmäßig Ausstellungen des Landesbibliothekszentrums in Opole und Kladno gezeigt, z.  B. Illustrierte Rheinbücher des 19. Jahrhunderts im Jahr 2010 und Weinbau und Weinkultur in Rheinland-Pfalz 2011 in Opole sowie Welterbestätten in Rheinland-Pfalz 2012 in Kladno und 2014 in Opole. Im Gegenzug präsentieren die Bibliotheken des Landesbibliothekszentrums Ausstellungen der Partnerbibliotheken. In der Rheinischen Landesbibliothek war 2010 die Ausstellung Schlesische Stadtansichten zu sehen, 2013 die Ausstellung Schlesische Schlösser in historischen Ansichten, und 2016 wird die Ausstellung Herrenlos! Schlesische Klöster zwischen Aufhebung und Berufung in Koblenz und Speyer präsentiert. In den ersten beiden genannten Fällen hat die Partnerbibliothek die Konzeption der Ausstellung und die Auswahl der Exponate vorgenommen. Auch die Raumtexte und Exponatbeschreibungen wurden – bereits übersetzt – mitgeliefert. Der Eröffnungsvortrag wurde von der Kuratorin der Ausstellung aus dem Partnerland gehalten, übersetzt durch eine Dolmetscherin an ihrer Seite. Das LBZ übernahm den Ausstellungsaufbau, die Herstellung der Raumtexte sowie die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für die Ausstellung vor Ort. Die Ausstellungseröffnung ist in der Regel mit dem Besuch einer Delegation der Partnerbibliothek verbunden und findet daher im Rahmen eines mehrtägigen Besuchsprogramms statt. Bei der letztgenannten Ausstellung handelt es sich um eine Kooperation von zwei Partnern: Das Oberschlesische Landesmuseum in Ratingen hat die Ausstellung inhaltlich erarbeitet und leiht sie in Form von zweisprachigen Bannern aus, die Woiwodschaftsbibliothek in Opole steuert entsprechende Ansichten schlesischer Klöster aus ihrem Bestand bei. Die Partnerbibliothek in Kladno zeigte im LBZ / Rheinische Landesbibliothek Ausstellungen zu den Themen Jüdische Schriftsteller in Böhmen, Die Tragödie von Lidice und Der Dichter Karel Capek. Die Kooperation über Landesgrenzen bringt es mit sich, dass die Fragen des Transports der Exponate, des Leihvertrages, der Wertversicherung und der Sprachprobleme andere und aufwändigere sind als bei herkömmlichen Kooperations­

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projekten. Bereits ein Jahr vorher muss ein Antrag auf finanzielle Unterstützung beim zuständigen Ministerium vorliegen, da die Zusammenarbeit mit Partnerregionen des Landes Rheinland-Pfalz vom Land mit Sondermitteln unterstützt wird. Nur dadurch werden diese Projekte möglich, die mit dem hauseigenen Etat des Landesbibliothekszentrums Rheinland-Pfalz alleine nicht realisierbar wären.

4 Fazit Ausstellungen im Rahmen von Kooperationsprojekten haben im Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz eine lange Tradition und die Erfahrungen mit diesen Kooperationen sind durchweg positiv. Beschränkt auf eigene personelle und finanzielle Mittel, würde das Ausstellungsprogramm weitaus geringer und auch weniger vielfältig ausfallen. Trotz des Abstimmungs- und Regelungsbedarfs, der bei solchen Kooperationen fraglos entsteht, stellt die Kooperation mit anderen Bibliotheken, Kultureinrichtungen und Vereinen für das Landesbibliothekszentrum eine bewährte Möglichkeit dar, das Ausstellungsprogramm attraktiv und anspruchsvoll zu gestalten. Bei den Beispielen nicht erwähnt wurde die Selbstverständlichkeit, dass die Bibliotheken im Landesbibliothekszentrum (Bibliotheca Bipontina in Zweibrücken, Pfälzische Landesbibliothek in Speyer und Rheinische Landesbibliothek in Koblenz) ihre Ausstellungen auch gegenseitig an den anderen Standorten zeigen, soweit dies sinnvoll erscheint. Diese Möglichkeit der Nachnutzung ist einer der Synergieeffekte, die die Gründung des Landesbibliothekszentrums im Jahr 2004 mit sich brachte.

Marlene Neumann

Synergien nutzen durch attraktive Partnerschaften Good-Practice-Beispiel der Stadtbibliothek Erlangen

Einleitung Die Stadtbibliothek Erlangen organisiert in ihrer Funktion als Informations- und Kommunikationszentrum gemeinsam mit Kooperationspartnern wechselnde Ausstellungen. Sie bietet Institutionen, Vereinen und Gruppen eine Plattform, um relevante Themen einem großen Publikum zu präsentieren. Die Stadtbibliothek hat sich als Ausstellungsort in einem attraktiven und zentral gelegenen Gebäude etabliert. Sie wird täglich von bis zu 2 500 Menschen besucht, von denen einige gezielt und viele beiläufig mit der laufenden Ausstellung in Kontakt kommen. Auch aus diesem Grund ist die Stadtbibliothek ein begehrter Partner für Veranstalter, die auf der Suche nach einem geeigneten Ausstellungsort sind. Tragende Säule der Ausstellungsarbeit ist die Kooperation mit lokal engagierten Gruppen, die Ausstellungsprojekte vorschlagen und federführend umsetzen. Daraus ergeben sich zahlreiche Synergien. Für die Stadtbibliothek bleibt der personelle und finanzielle Aufwand überschaubar. Sie profiliert sich als Bildungsort, vor allem aber als wichtiger Partner in einer aktiven Stadtgesellschaft.

1 Inhaltliches Konzept Mit der Ausstellungstätigkeit unterstützt die Stadtbibliothek die Kultur- und Bildungsarbeit in der Stadt Erlangen. Da die Initiative zu gemeinsamen Ausstellungsprojekten in der Regel von den Kooperationspartnern ausgeht, ist eine inhaltliche Profilbildung unerlässlich, damit das Aufgreifen von Ausstellungsangeboten, aber auch deren Ablehnung, gut begründet werden kann. Das inhaltliche Profil für die Ausstellungsthemen leitet sich zum einen aus der Analyse des Umfeldes und zum anderen aus dem bildungs- und kulturpolitischen Auftrag ab. Für Kunstausstellungen gibt es in Erlangen bereits andere kompetente Anbieter. Direkt im Haus befindet sich als städtische Galerie das Kunstpalais. Dort werden von Experten kuratierte Kunstwerke gezeigt. Ausstellungen zu historischen Themen sind gegebenenfalls besser im Stadtmuseum aufgehoben, und Privatpersonen, die ihre Werke einem größeren Publikum zeigen möchten, können auch andere Ausstellungsorte, beispielsweise in Galerien, Hotels, Geschäften oder soziokulturellen Einrichtungen, in Anspruch nehmen.

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Die Stadtbibliothek konzentriert sich daher auf Ausstellungen, die Informationen vermitteln. Inhaltliche Schwerpunkte sind dabei gesellschafts-, bildungs- oder literaturrelevante Themen. Bevorzugt werden Inhalte von aktuellem Interesse. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Bezug zur Stadt selbst. Zum einen sollten die Kooperationspartner im Raum Erlangen aktiv sein, zum anderen sollte das Ausstellungsthema zur Stadt Erlangen in Beziehung stehen. Als Beispiel hat der Verein zur Förderung alternativer Medien Erlangen e. V. eine Ausstellung zur Bücherverbrennung 1933 konzipiert und dabei einen besonderen Schwerpunkt auf die Ereignisse in Erlangen gelegt.1

Abb. 1: Buchausstellungen begleiten die von Partnern inszenierten thematischen Ausstellungen © Stadtbibliothek Erlangen.

Die Beurteilung der Ausstellungsinhalte ist eine der größten Herausforderungen bei der Kooperation mit Partnern. Die Stadtbibliothek trägt dafür Sorge, dass die Ausstellungsthemen nicht einseitig Stellung beziehen, sondern die Pluralität der Meinungen widerspiegeln. Die Kooperationspartner wiederum möchten ihre Haltung zu dem präsentierten Thema vermitteln. Hier muss die Bibliothek abwägen, wie groß die Abwei1 Die Ausstellungstafeln stehen als „virtuelle Ausstellung“ auch nach Beendigung des Ausstellungszeitraums im Netz zur Verfügung. http://feld22.de/ausstellungen/80-jahre-bucherverbrennungerlangen/ (10.03.2016).



Synergien nutzen 

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chung von einer neutralen Informationsvermittlung für ein bestimmtes Ausstellungsthema sein darf. Im Rahmen der Ausstellungsarbeit ist es berechtigt, Themen aus unterschiedlichen Blickwinkeln darzustellen. Begleitende Buchausstellungen zum jeweiligen Thema sind von besonderer Bedeutung, da sie auch alternative Meinungen aufzeigen.

Abb. 2: Präsentation zur Ausstellung des Arche-Bauernhofs, dessen Ziel die Erhaltung alter Nutztierrassen und alter Nutzpflanzen ist © Stadtbibliothek Erlangen.

Pro Jahr finden durchschnittlich zehn wechselnde Ausstellungen mit einem breiten inhaltlichen Spektrum statt. Die Vielfalt der Themen und Partner soll folgende exemplarische Aufstellung zeigen: 1. 50 Jahre Stamm Asgard oder warum Odin in der Kohte schläft: Rückblick auf 50 Jahre pfadfinderische Jugendarbeit in Erlangen, 03.12.2015–12.01.2016 2. Ist das Boot voll? Ausstellung über Bootsflüchtlinge von Amnesty International Erlangen, 30.07.–18.08.20152 3. 25 Jahre Offene Hilfen: Ausstellung der Lebenshilfe Erlangen, 15.05.–24.06.2014

2 Vgl. http://www.amnesty-erlangen.de/PE20150724.pdf (10.03.2016).

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4. Bedingungsloses Grundeinkommen: Ausstellung der Attac Gruppe Erlangen, 26.06.–22.07.20143 5. FAIRNISSAGE – Fairer Handel in Erlangen: Ausstellung von Umweltamt und Dritte-Welt-Laden, 22.09.–06.10.2014 6. Arche Bauernhof Erlangen Stadt und Land e. V., 20.11.–23.12.20144 7. Twitter goes Notizbuch – Ich male meine Follower, 22.09.–18.10.20115

2 Räumliches Konzept

Abb. 3: Gläserne Ausstellungsstelen, ausgestattet mit einem Hängesystem © Stadtbibliothek Erlangen.

Im Rahmen der umfangreichen Sanierungsphase des Gebäudes in den Jahren 2007 bis 2010 wurden die Architekten auch damit beauftragt, die räumlichen Vorausset-

3 Vgl. https://www.facebook.com/events/1493627640872014/ (10.03.2016). 4 Vgl. http://www.arche-erlangen.de/d7/Galerie_Ausstellung_2014-11-20 (10.03.2016). 5 Vgl. http://www.kulturkurier.de/veranstaltung_302765.html; https://www.youtube.com/watch?v=nOuHXuJ07A4 (10.03.2016).



Synergien nutzen 

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zungen für eine Bibliothek als Ausstellungsort zu schaffen.6 Umgesetzt wurde ein Ausstellungsrundgang durch die Bibliothek mit insgesamt 21 gläsernen Ausstellungsstelen, ausgestattet mit einem professionellen Hängesystem. Die statischen Stelen passen architektonisch perfekt zum Ambiente des Hauses. Sie erlauben jedoch kaum Flexibilität bei der Art der Präsentation. Neuen Besuchern fällt die Orientierung aufgrund der Ausstellungsaufteilung auf zwei Etagen nicht immer leicht. Andererseits bietet dieses System der gleichbleibenden Ausstellungsflächen sowohl für regelmäßige Besucher als auch für die Aussteller selbst einen eindeutigen Rahmen, der auch das professionelle Erscheinungsbild der Präsentation sicherstellt.

Abb. 4: Besucher werden aktiviert: Sonic Chair mit integriertem Tablet © M. Neumann.

Für die Präsentation der Exponate bietet die Stadtbibliothek zum Ausstellungs­system passende Wechselrahmen im DIN  A1-Format an. Darüber hinaus kann die Ausstellungsinszenierung durch die Integration von Objekten erweitert werden. Dafür stehen mehrere Vitrinen bereit. Auf einem Bildschirm werden Filme oder Diashows gezeigt. Möglich ist auch der Einsatz von Audiomaterialien. Eine zur Interaktion anregende Ausstellungspräsentation kann auch Exponate zum Anfassen und Gestalten beinhal6 Balleis et al. 2011.

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ten. Ein Sonic Chair mit integriertem Tablet bietet weitere Möglichkeiten der aktiven Einbeziehung der Besucher.7 Auch für das Begleitprogramm von Ausstellungen stehen Räume zur Verfügung. So finden die Vernissagen und Begleitveranstaltungen in der Regel im festlichen Bürgersaal statt, der je nach Anlass mit Stehpult, Mikrofon, mobiler Garderobe und diverser Bestuhlung ausgestattet wird.

3 Organisation und Durchführung Die Ausstellungen werden in enger Abstimmung mit den Partnern entwickelt. Eine zuständige Mitarbeiterin der Bibliothek begleitet die Partner im gesamten Planungsprozess und während der Durchführung der Ausstellung.

3.1 Grobplanung Die Terminplanung des Ausstellungsprogramms ist ein Puzzlespiel. Vernissagen während Ferienzeiten, Stadtratssitzungen oder städtischen Großveranstaltungen gilt es zu vermeiden. Die Termine müssen häufig mit vielen verschiedenen Personen abgestimmt werden. Aufgrund der hohen Nachfrage seitens der Kooperationspartner und des nötigen Vorlaufes werden Ausstellungstermine häufig bis zu einem Jahr im Voraus vereinbart. Die Kooperationspartner skizzieren ihr Ausstellungskonzept. Die Ausstellungsverantwortliche der Bibliothek hält mit der Bibliotheksleitung Rücksprache, bevor eine Zusage an den Kooperationspartner erfolgt.

3.2 Feinplanung Etwa drei Monate vor Beginn der jeweiligen Ausstellung wird erneut Kontakt aufgenommen, um die Detailplanung vorzunehmen. In dieser Phase findet in der Regel ein Treffen statt, bei dem die Bibliothek besichtigt und die Form der Präsentation abgesprochen wird. Werden Rahmen benötigt? Welche Größe haben die Informations­ tafeln? Kommen auch audiovisuelle Dokumente zum Einsatz? Ferner werden Details zur Öffentlichkeitsarbeit und Werbung besprochen sowie die Vernissage und gegebenenfalls das Begleitprogramm geplant. Die Absprachen und die Aufgabenverteilung werden in einer Checkliste dokumentiert.

7 Vgl. http://www.sonicchair.de/ (10.03.2016).



Synergien nutzen 

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3.3 Werbung und Öffentlichkeitsarbeit Etwa zwei Monate vor Ausstellungsbeginn fordert die Ausstellungsverantwortliche der Bibliothek die Kooperationspartner auf, einen Pressetext sowie Bildmaterial zur Verfügung zu stellen. Die Stadtbibliothek informiert die Monatsmagazine und veröffentlicht die Ausstellung auf ihrer Website sowie in verschiedenen Veranstaltungsportalen. Im Newsletter der Stadtbibliothek wird auf die kommende Ausstellung hingewiesen. Etwa zwei Wochen vor der Eröffnung erfolgt die schriftliche Einladung an Partner aus dem Kulturbereich und an Privatpersonen. Im Eingangsbereich der Bibliothek werden Anmeldebögen für den Newsletter und den Postverteiler ausgelegt.

Abb. 5: Online-Werbung in der Lokalpresse für die Ausstellung des Arche-Bauernhofs Erlangen e. V.8 8 Quelle: http://www.doppelpunkt.de/index.php?option=com_flexicontent&view=event&cid=50&id= 230276&startDate=2014-11-20&Itemid=265 (10.03.2016).

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Wer regelmäßig zu Veranstaltungen und Ausstellungen eingeladen werden möchte, kann sich in die Verteiler aufnehmen lassen. Etwa eine Woche vor der Eröffnung wird die Lokalpresse informiert und eingeladen und es wird in sozialen Netzwerken geworben. Handzettel oder Plakate werden in der Bibliothek und in öffentlichen Einrichtungen verteilt sowie an weitere Werbepartner mit der Bitte um Auslage versendet. Die werbewirksamen Maßnahmen der Bibliothek flankieren lediglich die Öffentlichkeitsarbeit der Kooperationspartner. Diese müssen selbst aktiv werden, Einladungen aussprechen, sich an die lokalen Medien wenden und Multiplikatoren generieren. Erfahrungsgemäß ist der wesentliche Erfolgsfaktor für eine hohe Wahrnehmung der Ausstellung die individuelle Ansprache der sich für das Thema interessierenden Personengruppen. Die breit gestreute Werbung kann nur als Ergänzung dienen. Entscheidend ist, ob der Kooperationspartner es schafft, seine Zielgruppe zu erreichen und zum Besuch der Ausstellung zu motivieren.

4 Ausstellungsaufbau Der Aufbau der Ausstellung erfolgt am Vortag der Vernissage durch den Veranstaltungstechniker der Bibliothek. In Absprache mit dem Kooperationspartner wird die Reihenfolge der Hängung festgelegt, es werden Objekte in Vitrinen gelegt, die Rundgangbeschilderung angebracht, schließlich die begleitende Buchausstellung aufgebaut und das Gästebuch bereitgelegt.

5 Vernissage Die Ausstellungen werden in der Regel mit einer Vernissage am späten Nachmittag des ersten Ausstellungstages eröffnet. Die Gestaltung der Veranstaltung liegt zum großen Teil in der Hand des Kooperationspartners. Die Bibliothek unterstützt und begleitet, stellt Gläser und Getränke zur Verfügung und bereitet Technik und Bestuhlung vor. Die Bibliotheksleiterin begrüßt die Gäste als Hausherrin, anschließend erfolgt häufig ein Grußwort der Stadtspitze, in der Regel der Bürgermeisterin. Und die Kooperationspartner selbst kommen natürlich auch zu Wort. Manchmal wird das offizielle Programm auch durch musikalische Begleitung aufgelockert. Nach dem offiziellen Teil mit Reden und Grußworten durchwandern die Besucher die Ausstellung und kommen mit den Veranstaltern ins Gespräch. Eine Ausstellungseröffnung kann aber auch ganz anders aussehen. So gab es in den vergangen Jahren immer wieder alternative Formate wie eine Filmpräsentation, einen Liederabend, eine Theatervorstellung oder auch Vorträge.



Synergien nutzen 

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Abb. 6: Nutzung der Netzwerke: Twitter goes Notizbuch auch auf YouToube.9

6 Fazit Die Ausstellungsarbeit der Stadtbibliothek ist geprägt durch die intensive Zusammenarbeit mit Partnern. Sie tritt vor allem als Raumgeber und beratender Unterstützer auf. Die Kosten für die Erstellung der Ausstellung trägt in der Regel der Kooperationspartner. Die Stadtbibliothek pflegt einen engen Kontakt zu vielen Mitgestaltern der Stadtgesellschaft. Vereine oder Initiativen treten in regelmäßigen Abständen mit neuen Ausstellungsthemen an die Stadtbibliothek heran. Sie wird als Partner geschätzt und hat sich den Ruf erworben, neben literarischen auch gesellschaftlich brisante Themen einer großen Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Auch Nichtleser besuchen die Stadtbibliothek, um sich die Ausstellungen anzuschauen. Mitglieder des Stadtrates sind regelmäßig bei Vernissagen zu Gast. Die Stadtbibliothek erreicht durch die Ausstellungstätigkeit auch mediale Aufmerksamkeit. Ein klares Konzept, eine planvolle Herangehensweise, das Angebot einer professionellen Ausstattung, vor allem aber die vertrauensvolle und flexible Zusammen­

9 https://www.youtube.com/watch?v=nOuHXuJ07A4 (10.03.2016).

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arbeit mit den Kooperationspartnern bilden das Erfolgsrezept in der Ausstellungsarbeit der Stadtbibliothek Erlangen.

Literatur und Internetquellen Balleis, S., Grimmer, A. & Teichmann, C. (2011). In alter und neuer Schönheit erstrahlt … Das Bürger Palais Stutterheim – Ein barockes Juwel für die Stadtbibliothek Erlangen. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Secondhand – aber exzellent! Bibliotheken bauen im Bestand (S. 184–202). Bad Honnef: Bock + Herchen. http://edoc.hu-berlin.de/miscellanies/secondhand-38495/184/ PDF/184.pdf (09.01.2016). feld 22 gruppo diffuso – verein zur förderung alternativer medien erlangen. [Homepage]. http:// feld22.de/ausstellungen/80-jahre-bucherverbrennung-erlangen/ (09.01.2016). Stadtbibliothek Erlangen. [Homepage]. http://www.erlangen.de/bibliothek/ (10.03.2016).

Tobias Peters

Die Nakba – zwischen politischer Neutralität und politischer Einflussnahme Hintergründe eines Ausstellungsprojektes in der Stadtbibliothek Bremen

Einleitung Die Stadtbibliothek Bremen organisiert in ihrem breit angelegten Veranstaltungsprogramm auch immer wieder Ausstellungen zu aktuellen oder historisch-politischen Themen. Die überwiegende Anzahl dieser Ausstellungen sind Kooperationsveranstaltungen, die von Partnern konzipiert und angeboten werden. Die Stadtbibliothek hat in diesen Fällen die Funktion des Raumgebers und ist meistens nur im Zusammenhang des Rahmenprogramms inhaltlich beteiligt. Dies war im Frühjahr 2015 auch der Fall bei der Präsentation der Nakba-Ausstellung, die aus palästinensischer Sicht die territoriale Arrondierung des Staates Israel bei seiner Gründung Ende der 1940er Jahre schildert. Der folgende Beitrag beschreibt sowohl das Zustandekommen der Ausstellung in der Bremer Stadtbibliothek als auch die unterschiedlichen Einflussnahmen und Aktivitäten verschiedener interessierter politischer und zivilgesellschaftlicher Kreise, um diese Ausstellung durchzusetzen bzw. zu verhindern, und die Strategien und Gründe der Stadtbibliothek Bremen, diese Präsentation zu ermöglichen. In der Presse fanden die Diskussionen um die Nakba-Ausstellung einen großen Widerhall.1

1 Die Nakba Nakba2 bezeichnet im arabischen Sprachgebrauch die Vertreibung und Flucht von hunderttausenden arabischen Palästinensern aus dem früheren britischen Mandatsgebiet Palästina, das zu einem Teil am 14. Mai 1948 als Staat Israel seine Unabhängigkeit erlangte. Aus Anlass des 60. Jahrestages, der mit den gleichzeitigen Feiern zur Gründung des Staates Israel im Mai 1948 zusammenfiel, erarbeitete 2008 der Verein „Flüchtlingskinder im Libanon e. V.“3 eine Wanderausstellung mit Begleitkatalog zu dieser Thematik. Diese Ausstellung hat in den vergangenen Jahren an vielen Orten, 1 Besonders auf die im Anhang genannten vollständigen Artikel von Hetscher 2015, Griesche & Hundt 2015, Hundt 2015 und Koopmann 2015 soll hierbei verwiesen werden. 2 Dt. Übers.: Katastrophe, Unglück. 3 http://www.lib-hilfe.de/ (20.01.2016).

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 Tobias Peters

an denen sie zu Gast war, sowohl im Vorfeld als auch während des Präsentationszeitraumes größere politische und öffentliche Kontroversen ausgelöst. So auch in Bremen, wo sie vom 18. Februar bis 17. März 2015 in der Stadtbibliothek zu sehen war.

2 Die Bremer Nakba-Gruppe Im Januar 2014 erhielt die Stadtbibliothek seitens des Nahost-Forums Bremen4 die Anfrage, ob eine Möglichkeit bestehe, in den Räumen der Zentralbibliothek die Ausstellung Die Nakba – Flucht und Vertreibung der Palästinenser 1948 zu zeigen. Organisiert werden sollte die Ausstellung von der sogenannten Nakba-Gruppe. Diese war speziell zu diesem Zweck ad hoc gegründet worden und setzte sich zusammen aus Mitgliedern des Nahost-Forums Bremen, des Friedensforums Bremen, des AK Nahost, der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft, der Palästinensischen Gemeinde und dem deutschen Ableger des ‚Israelischen Komitees gegen Hauszerstörungen (ICAHD).5

Weitere angestrebte Kooperationspartner waren neben der Stadtbibliothek der Sendesaal Radio Bremen, das Kino City 46, das Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung, die Musikschule Bremen sowie Amnesty International Bremen.6 Generell ist die Beteiligung mehrerer etablierter Bremer Kooperationspartner an einer Ausstellung, die bereits national und international an exponierten Stellen gezeigt wurde, für die Stadtbibliothek ein guter Grund, der Anfrage eine Zusage zu erteilen. Dennoch war man sich der Brisanz dieser Ausstellung bewusst. Es wurde also weiteres Informationsmaterial angefordert und festgestellt: Bis heute wurde die Ausstellung in ca. 100 Orten in Deutschland und in mehr als 30 Orten in Österreich, der Schweiz, Frankreich, Luxemburg und England gezeigt. Zehntausende BesucherInnen haben sie gesehen und mehr als 14 000 Ausstellungskataloge wurden verkauft. Seit Juni 2013 gibt es eine französische Fassung der Nakba-Ausstellung, die im Dezember 2014 auf der Konferenz des World Councel [sic!] of Churches in der Schweiz zu sehen war. Seit Anfang 2014 existiert eine englische Fassung der Nakba-Ausstellung, die Ende Februar 2014 im Europa-Parlament in Straßburg und im November im Palast der Vereinten Nationen in Genf gezeigt wurde.7

2009 war die Ausstellung schon einmal in Bremen gezeigt worden. Anlass war damals der 32. Deutsche Evangelische Kirchentag. Außerdem wird die Ausstellung von namhaf4 http://nahost-forum-bremen.de/ (20.01.2016). 5 Griesche & Hundt 2015. 6 Vgl. Koopmann 2015. 7 Vgl. http://www.lib-hilfe.de/infos_ausstellung.html (15.03.2016).



Zwischen politischer Neutralität und politischer Einflussnahme 

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ten Vertretern aus Gesellschaft, Politik, Kirche und Medien wie Norbert Blüm, Günter Grass,8 Ulrich Kienzle, Michael Lüders9 oder Peter Scholl-Latour10 unterstützt.11

3 Die Ausstellung Der Verein Flüchtlingskinder im Libanon e. V. begründet seine Beweggründe für die Ausstellung wie folgt: In Israel werden die Ereignisse um 1948, die mit der Ausrufung des israelischen Staates verbunden waren, als Wiedergeburt nach zweitausendjährigem Exil und nach Jahrhunderte langer Verfolgung gefeiert. Den überwiegenden Teil der Palästinenser haben diese Ereignisse dagegen zu einem Volk von Flüchtlingen gemacht, die sich ihrer Heimat und ihres Besitzes beraubt sehen, ohne Aussicht auf nationale Selbstbestimmung, geschweige denn auf Entschädigung oder gar Rückkehr. Die aus der Ermordung von Millionen Juden im Nationalsozialismus erwachsene deutsche Schuld hat dazu geführt, dass Gesellschaft, Politik und Medien ganz überwiegend das israelische Verständnis dieses Zeitabschnitts verinnerlicht haben. Dadurch wurde der Blick auf das Leid des palästinensischen Volkes verstellt. Die Thematisierung der Flucht und Vertreibung dieser Menschen, erst recht ihre Forderungen nach Rückkehr und Entschädigung, gilt bis heute vielfach als Tabubruch. Wir sind aber überzeugt, dass ohne die Kenntnis und ohne eine gebührende Anerkennung dieser Seite des Konflikts Aussöhnung, Gerechtigkeit und Frieden im Nahen Osten keine Chance haben werden. Mit unserer Ausstellung wollen wir hierzu einen Beitrag leisten.12

An den Orten, an denen die Wanderausstellung in den vergangenen Jahren zu Gast war, waren politischer Widerstand und öffentlicher Ärger oft nicht weit.13 Dies ist dezidiert und in ausführlicher Chronologie auf der Homepage des Vereins nachzulesen.14 Dass dieser Ärger in Bremen ausbleiben würde, war eher unwahrscheinlich. Dennoch fiel nach reichlicher Recherche und gemeinsamen Gesprächen die Entscheidung, die Ausstellung in der Zentralbibliothek zu zeigen. Ausschlaggebend für die Zusage waren die ethischen Grundsätze der Bibliotheks- und Informationsberufe: Wir setzen uns für die freie Meinungsbildung und für den freien Fluss von Informationen ein sowie für die Existenz von Bibliotheken und Informationseinrichtungen als Garanten des ungehinderten Zugangs zu Informationsressourcen aller Art in unserer demokratischen Gesellschaft. Eine Zensur von Inhalten lehnen wir ab.15

8 Günther Grass (1927–2015). 9 Politik- und Islamwissenschaftler, Publizist. 10 Peter Scholl-Latour (1924–2014). 11 Vgl. die vollständige Liste der Unterstützer der Ausstellung unter http://www.lib-hilfe.de/infos_ ausstellung_unterstuetzer.html (15.03.2016). 12 Vorwort zum Begleitheft zur Ausstellung, vgl. Flüchtlingskinder im Libanon o. J., S. 3. 13 Vgl. Koopmann 2015. 14 http://www.lib-hilfe.de/infos_ausstellung_chrono.html (20.01.2016). 15 Bibliothek und Information Deutschland 2007.

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Auch die Tatsache, dass die Stadtbibliothek Bremen in der Vergangenheit regelmäßig Veranstaltungen und Ausstellungen zur Geschichte Israels16 angeboten hatte, bei denen sie sich ebenso wenig in die Inhalte einmischte, wie sie es bei der Nakba-Ausstellung tun würde, bestärkte die Entscheidung.

Abb. 1: Plakat zur Ausstellung Die Nakba © Stadtbibliothek Bremen.

Außerdem schien das Vorhaben kongruent mit dem Auftrag, den der Bremer Senat dem Eigenbetrieb Stadtbibliothek 1998 in der Gründungssatzung erteilt hatte, dass die Einrichtungen der Stadtbibliothek der „kulturellen und gesellschaftlichen Kommunikation“ dienen sollen.17 Dieser Auftrag wird seitdem in vielfältiger Weise erfüllt. Die Stadtbibliothek verfolgt mit ihrem Programm das Ziel, Anlässe für einen individuellen Reflexionsprozess und auch für gesellschaftliche Diskurse zu schaffen. In diesen Zusammenhang war auch die geplante Nakba-Ausstellung einzuordnen. Die Ausstellung selbst ist, wie mehrfach durch Verwaltungsgerichte bestätigt, vom Grundrecht auf freie Meinungsäußerung gedeckt. Auf dieser Basis erfolgt auch die Arbeit der Stadtbibliothek. Sie will Anregungen und Informationen zur Auseinandersetzung auch über kontroverse Themen geben.

16 Insbesondere im Programm zum „27. Januar – Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“. Gleichzeitig wurden viele Veranstaltungen und Ausstellungen im Rahmen der Städtepartnerschaft Bremen – Haifa und zuletzt die Veranstaltungen im Rahmen von „50 Jahre DeutschIsraelische Beziehungen“ angeboten. 17 http://www.kultur.bremen.de/aemter___einrichtungen/eigenbetriebe/stadtbibliothek_bremen-2006 (23.02.2016).



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All diese Argumente führten letztendlich dazu, die Zusage zu erteilen. Später sollten sie dazu dienen, den vielen Gegenstimmen zu erläutern, warum die Ausstellung in der Stadtbibliothek zu Gast sein sollte.

4 Widerstand formiert sich Nach der Zusage blieb es eine ganze Weile ruhig. Ab Herbst 2014 nahm das Projekt dann an Fahrt auf. Die Jüdische Gemeinde und die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG)18 versuchten auf unterschiedliche Weise, die Ausstellung zu verhindern, was ihnen trotz vieler Interventionen und Unterstützung aus politischen und gesellschaftlichen Kreisen jedoch nicht gelang.19 Die Deutsch-Israelische Gesellschaft Bremen20 erklärte zur Nakba-Ausstellung in der Stadtbibliothek: Diese Ausstellung dient nicht der Verständigung. Im Gegenteil! Wer Frieden und Verständigung zwischen Israelis und Arabern will, muss auch das Schicksal der Palästinenser, das Schicksal der palästinensischen Flüchtlinge und ihrer Nachkommen kennen und anerkennen. Aber er muss auch die Ursache und die Verantwortung dafür richtig benennen. Das tut die Nakba-Ausstellung nicht.21

Besonders bekämpft wurde die Ausstellung vor allem wegen der historischen Fakten, die sie nicht zeigte: […] dass nach der Staatsgründung Israels auch JüdenInnen aus den umliegenden arabischen Staaten vertrieben wurden, dass auch palästinensische Milizen Massaker verübten, aber auch, dass aus Sicht Israels die Flüchtlinge in den arabischen Nachbarländern bis heute als politische Waffe gegen Israel vorgehalten werden.22

Die Organisatoren der Ausstellung bestreiten auch nicht, dass es sich um eine einseitige Darstellung aus der palästinensischen Perspektive handelt.23

18 http://www.deutsch-israelische-gesellschaft.de/ (21.01.2016). 19 Vgl. Griesche & Hundt 2015. 20 http://www.dig-bremen.de/ (20.01.2016). 21 http://www.dig-bremen.de/de/veranstaltungen/einzelansicht/news/detail/News/podiumsdiskussionzur-nakba-ausstellung.html (21.01.2016). 22 Koopmann 2015. 23 Vgl. Koopmann 2015.

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Die Flucht von geschätzten 370 000 Palästinensern nach der Gründung des Staates Israel 1948 werde aus Sicht der Palästinenser und nicht ‚in allen Facetten‘ aufgezeigt. […] Falsch dargestellt sei aber nichts […]24

Diese Position übernahm die Deutsch-Israelische Gesellschaft Bremen allerdings nicht. Schnell war klar, dass hier zwei ganz unterschiedliche Positionen aufeinanderprallten und jede Seite auf ihrer eigenen Meinung bestand. Um sich nicht von einer öffentlichen Einflussnahme beirren zu lassen und Neutralität zu bewahren, besprachen Vertreter der Stadtbibliothek gemeinsam mit Vertretern der DIG ergänzende Maßnahmen, die den Besuchern der Ausstellung eine eigene umfassendere Meinungsbildung ermöglichen sollten. Diese sahen dann wie folgt aus: –– Die DIG fertigte Stelltafeln mit ihrer Position zu den Ausstellungsinhalten an. –– Diese Tafeln wurden in den Ausstellungsbereich integriert. –– Neben den allgemeinen Broschüren der Bundeszentrale für politische Bildung zur Geschichte Israels und zum Nahost-Konflikt25 sollten auch Broschüren der DIG im Ausstellungsbereich zur Mitnahme ausliegen. –– Bei der Begrüßungsansprache zur Vernissage durch die Direktorin der Stadt­ bibliothek sollte auf die gegensätzlichen Positionen und auf die entsprechenden zusätzlichen Maßnahmen der Stadtbibliothek hingewiesen werden. Dazu gehörte auch der Hinweis, dass die Stadtbibliothek weder am ursprünglichen Programm noch an der inhaltlichen Ausgestaltung der Ausstellung beteiligt war. –– Außerdem wurde durch die Stadtbibliothek eine moderierte Podiumsdiskussion mit Vertretern beider Positionen organisiert, um eine breite, auch kontroverse Diskussion zur Geschichte des Nahost-Konflikts anzustoßen. Aufgrund dieser Maßnahmen gab es nicht nur die 13 Tafeln der ursprünglichen Nakba-Ausstellung zu sehen, sondern zudem zwei ergänzende Aufsteller mit der Stellungnahme der DIG. Diese Maßnahme provozierte eine Reaktion der Ausstellungsmacher, in der die DIG-Vorwürfe zurückgewiesen wurden. Dieses zeigte einmal mehr, wie aufgeladen das Thema nicht nur politisch, sondern auch emotional war – und zwar nicht nur im Nahen Osten, sondern auch als „Stellvertreter-Kampf“ in Bremen. Direkt nach den Gesprächen mit der DIG setzte die Stadtbibliothek ihre vorgesetzte Behörde und den Senator für Kultur über den aktuellen Stand der Dinge zur Ausstellung in Kenntnis und bat um eine Einschätzung. Die Reaktion war zum einen die Bekräftigung, dass die Stadtbibliothek in ihrem Kulturprogramm nicht beeinflusst werde, solange sie sich an die geltenden Gesetze halte. Zum anderen wurde die Empfehlung ausgesprochen, vom Senator für Inneres eine Einschätzung zu den sicher24 Zitat Griesche in Hetscher 2015. Detlev Griesche ist Vorsitzender der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft Bremen (DPG). Siehe auch http://www.dpg-netz.de/ (15.03.2016). 25 Vgl. http://www.bpb.de/internationales/asien/israel/45042/nahostkonflikt (20.01.2016).



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heitsrelevanten Aspekten einzuholen. Von dort kam die Aussage, dass die Durchführung der Ausstellung zu keiner Gefährdung der Öffentlichkeit führen würde. Es gab also weder von Seiten der vorgesetzten Behörde noch vom Staatsschutz Einwände gegen die Präsentation der Ausstellung. Allerdings gab es einige mehr oder weniger deutliche bzw. direkte Zeichen der Einflussnahme aus dem politischen Raum. Schließlich trat auch die Jüdische Gemeinde auf den Plan. In einem persönlichen Gespräch gab es einen Informationsaustausch zwischen den Vertretern der Jüdischen Gemeinde Bremen und der Stadtbibliothek Bremen. Dabei erhob die Jüdische Gemeinde Vorwürfe bzw. äußerte Befürchtungen zur Durchführung der Ausstellung. Unter anderem befürchtete man, dass sich antisemitische Übergriffe während des Ausstellungszeitraums vermehren würden. Dagegen argumentierte die Stadtbibliothek: Laut Veranstalter gab es bei den bisherigen – weit über 100 – Ausstellungen keine derartigen Übergriffe. Und: Nach Einschätzung des Senators für Inneres liege kein Gefahrenpotenzial vor. Ein weiterer Vorwurf war, dass das Rahmenprogramm antisemitische Tendenzen beinhalte. Dazu erklärte die Stadtbibliothek erneut, dass sie nicht Veranstalter – weder der Ausstellung noch des Rahmenprogramms – sondern lediglich einer von mehreren Bremer Kooperationspartnern sei. Außerdem informierte sie über den Austausch mit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und die Verabredung, dass sich die DIG mit ihrer Position in die Ausstellung einbringen würde. Die Jüdische Gemeinde bewertete die von der Stadtbibliothek initiierten Maßnahmen als nicht akzeptabel. Sie hielt eine Debatte zu dieser Thematik für nicht effektiv. Das Angebot der Stadtbibliothek, dass sich die Jüdische Gemeinde in diesen Kontext einbringe – auch die Möglichkeit, perspektivisch eine eigene Ausstellung mit der eigenen Position in der Stadtbibliothek zu präsentieren – wurde mit Argumenten wie, „Wir wollen mit solchen Leuten nicht in einem Raum sein“, „Wir arbeiten nur mit Freunden zusammen,“ abgelehnt. Man strebe keine Auseinandersetzungen an, da man die damit verbundenen Konfrontationen ablehne. Am Ende des Gesprächs hob die Stadtbibliothek hervor, dass sie in den vergangenen Jahren schon durch mehrere Ausstellungen und andere Aktivitäten der Darstellung der israelischen politischen Position und gesellschaftlichen Situation insgesamt Raum gegeben hatte. Dies sei auch weiterhin vorgesehen. Die Vertreter der Jüdischen Gemeinde wurden eingeladen, sich auch hier einzubringen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war klar: Das Thema der geplanten Nakba-Ausstellung war längst in der Bremer Öffentlichkeit angekommen. Und das wurde dann in den folgenden Wochen bis zum Ausstellungsbeginn auf vielfältige Weise deutlich. Es folgten unterschiedlich orientierte Leserbriefe, kritische und bekräftigende E-Mails bis zu einem organisierten Shitstorm. Die negativen Reaktionen überwogen erheblich. Hier nur ein kleiner Auszug:

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Es ist ungeheuerlich, dass Sie die Räume der Stadtbibliothek für eine umstrittene PropagandaAusstellung zur Verfügung stellen. So dienen Sie dem Frieden, den Sie sicherlich vorgeben, unterstützen zu wollen, sicherlich nicht! So fördern Sie jedoch weiter Hass! […] es widert mich an, dass Steuergelder dafür bereitgestellt werden. Schämen Sie sich! Genau der richtige Zeitpunkt für antisemitische Veranstaltungen in öffentlichen Gebäuden. Und kommen Sie mir nicht mit billigen Ausreden! Ich rede nicht davon, dass die Ausstellung häufig gezeigt wird, sondern dass sie unrichtige Daten und historische Unwahrheiten enthält. Das scheint Ihnen egal zu sein. Was muss ich da lesen? Diese Nakba-Ausstellung wird in der Zentralbibliothek gezeigt? Das ist doch nicht wahr! Anti-israelische Propaganda in einem öffentlichen Gebäude in Bremen? Ich werde Protest beim Senat einlegen.

Auch im Netz hatte es Drohungen, z.  B. von Seiten der „Antideutschen“, gegeben. Die „Gruppe [c]3 – Gegen die Beschissenheit der Dinge“26 verkündete, dass sie die Ausstellung nicht zulassen würde, da bei der Ausstellung „unter dem Deckmantel der Kritik am Staate Israel“27Antisemitismus propagiert werde. „Es gelte, den Blick zu schärfen und den „renitenten Bremer AntisemitInnen vom Nahost-Forum, dem Bremer Friedensforum und dem Arbeitskreis Nahost kein öffentliches Forum zu geben“.28 Außerdem rief die Gruppe „Honestly Concerned“29 zum Protest gegen die Ausstellung auf. Längst war die Ausstellung auch Thema in der Bremer Politik. Nicht zuletzt die Tatsache, dass drei Monate später in Bremen Bürgerschaftswahlen stattfanden, führte dazu, dass verschiedene Bremer Politiker sich auch direkt dazu äußerten und die Stadtbibliothek für ihre Bereitschaft, die Ausstellung in ihren Räumen zu zeigen, kritisierten. Es gab auch mehrere Ansätze aus der Politik, die Ausstellung zu verbieten. Nach vielen Diskussionen und längerem Hin und Her wurde die endgültige Endscheidung schließlich am 12. Februar 2015 [eine Woche vor Beginn der Ausstellung! – TP] vom Bürgermeister der Stadt30 auf der Deputationssitzung für Kultur verkündet: Die Ausstellung könne – weder aus polizeilichen noch verwaltungstechnischen Gründen – nicht mehr verhindert werden.31

In den Medien wurde die Ausstellung mal mehr, mal weniger kritisch angekündigt. Die BILD-Zeitung schrieb: „Israel-Hasser stellen in Staatsbibliothek [sic!] aus!“32

26 Koopmann 2015. 27 Koopmann 2015. 28 Koopmann 2015. 29 http://honestlyconcerned.info/ (20.01.2016). 30 Jens Böhrnsen, Bürgermeister der Freien Hansestadt Bremen von 2005–2015. 31 Griesche & Hundt 2015. 32 Bild-Zeitung vom 02.02.2015.



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Radio Bremen, die TAZ33 und der Weser-Kurier34 berichteten kritisch, aber seriös. Zu einem, wie von den Organisatoren befürchteten, Medienboykott kam es also nicht.

5 Die Veranstaltungen Nachdem klar war, dass die Ausstellung wie geplant gezeigt werden konnte, konzentrierten sich alle Beteiligten auf die bevorstehende Eröffnung. Die Stadtbibliothek entschied, keinen Personenschutz von der Polizei anzufordern, da das zuständige Polizeirevier in unmittelbarer Nachbarschaft zur Bibliothek liegt. Dennoch stand man zu diesem Zeitpunkt im regelmäßigen Austausch mit der Polizei. Am 18. Februar 2015 fand im Wall-Saal der Zentralbibliothek die Vernissage der Ausstellung statt. Schon kurz vor Beginn wurden wegen Überfüllung die Türen geschlossen und niemand mehr von den noch rund 100 draußen Wartenden hereingelassen. „Aus feuerpolizeilichen Gründen wäre keine andere Lösung möglich gewesen.“35 Es kam deswegen allerdings zu verbalen und sogar kleineren handgreiflichen Auseinandersetzungen. „Unter den Wartenden waren auch mehrere Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Bremen, die lautstark Einlass begehrten. Aber es gab für sie natürlich keine Ausnahme.“36 Leider interpretierte eine einzelne Vertreterin das als antisemitischen Affront. Der Wall-Saal der Stadtbibliothek war mit 180 Gästen bis zum letzten Platz gefüllt.37 Barbara Lison, Direktorin der Bibliothek, wandte sich als Gastgeberin an die Besucher. Sie ging sehr ausführlich und sehr diplomatisch auf die Diskussionen im Vorfeld ein und betonte die Selbstständigkeit und Neutralität der Bibliothek in dieser Frage.38 Sie berichtete von den Versuchen seitens der Jüdischen Gemeinde und der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, die Ausstellung zu verhindern, und erhielt Beifall dafür, dass sie dem Druck standgehalten hatte. Die palästinensische Botschafterin, Dr. Khouloud Daibes, war für ein Grußwort aus Berlin gekommen. Im regionalen 33 http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ra&dig=2015/02/03/a0005&cHash=8d3aaf1 64bc12891cd41eb787e3fd83b (24.02.2016). 34 Vgl. Hetscher 2015. Vgl. auch hierzu Ben Zimmermanns Interview mit dem stellvertretenden Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Bremen, Grigori Pantijelew, zu dem Thema Polizeischutz für die jüdische Gemeinde mit dem Titel „Wir werden von vielen angefeindet“ vom 01.03.2015 unter http:// www.weser-kurier.de/bremen/bremen-stadtreport_artikel,-Wir-werden-von-vielen-angefeindet-_ arid,1068957.html (24.02.2016) und den Artikel von Lisa Boekhoff zu dem Thema Diskussion über Feindschaft gegen Juden in Bremen mit dem Titel „Das ist antisemitisch“ vom 09.07.2015 unter http:// www.weser-kurier.de/bremen/bremen-stadtreport_artikel,-Das-ist-antisemitisch-_arid,1163365.html (24.02.2016). 35 Hundt 2015. 36 Hundt 2015. 37 Vgl. auch Hundt 2015. 38 Vgl. Hundt 2015.

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Fernsehen von Radio Bremen39 kam dann ein möglicher diplomatischer Affront gegen die Botschafterin zur Sprache.40 Tatsächlich waren weder der Bürgermeister noch der Bürgerschaftspräsident zu einer Begrüßung der Botschafterin bereit gewesen, sondern hatten dringende Sitzungstermine als Ablehnungsgrund genannt.41 Khouloud Daibes fragte bitter: Warum ist es so schwer, in Deutschland diese Diskussion zu führen? Warum ist es so schwer, sich mit der Vertreibung und dem Schmerz des palästinensischen Volkes auseinander zu setzen? Gerade in Bremen, einer offenen und demokratischen Metropole, sollte das einfach sein.42

Die Eröffnung verlief ohne weitere Zwischenfälle. Zu größeren Störungen oder den im Netz angekündigten Protesten kam es nicht. Bei den insgesamt vier Veranstaltungen, die in der Zentralbibliothek stattfanden, ergab sich jedes Mal das gleiche Bild: Der Saal war schon einige Minuten vor Veranstaltungsbeginn voll besetzt bzw. überfüllt, draußen vor der Tür gab es tumultartige Szenen von Menschen, die nicht mehr hereingelassen werden konnten. Angekündigte Proteste blieben aber aus. Während der verschiedenen Veranstaltungen mit den zum Teil langen Diskussionen ging es zwar sehr hitzig zu, weitere Zwischenfälle oder Störungen gab es jedoch nicht. Nach zwei Wochen Ausstellungsdauer fand eine moderierte Podiumsdiskussion unter dem Titel „Welchen Frieden suchen wir? Unterschiedliche Sichtweisen auf die Gründung Israels 1948“ statt. Zwei Vertreter, die mit der palästinensischen Seite sympathisierten, diskutierten mit zwei Vertretern der israelischen Seite. Für die Podiumsteilnehmer gab es an diesem Abend nur Sichtweisen in Schwarz oder Weiß. Beide Seiten verteidigten kompromisslos ihre Positionen und blieben strikt bei ihrem Konfrontationskurs. Nachdem der Moderator mehrfach die hitzige Auseinandersetzung auf dem Podium und auch im Publikum zu schlichten versuchte, beendete er schließlich die Veranstaltung mit den Worten: „Wenn dieses Thema hier im kleinen beschaulichen Bremen so aggressiv behandelt wird, muss einem Angst und Bange werden, wenn wir an die Situation in Nahost denken.“ Nach vier Wochen Nakba-Ausstellung in Bremen konnten Mitte März alle Beteiligten erleichtert aufatmen.43 Sieht man von der sehr aufgeladenen Stimmung bei allen Veranstaltungen ab, verliefen die vier Wochen trotz einiger Befürchtungen und Ankündigungen ohne unliebsame Zwischenfälle.

39 Die Sendung „Buten un Binnen“ vom 18.02.2015 von Radio Bremen. Vgl. Hundt 2015. 40 Vgl. Hundt 2015. 41 Hundt 2015. 42 Hundt 2015. 43 Griesche & Hundt 2015. Vgl. auch Hundt 2015.



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6 Fazit Hat die Stadtbibliothek ihre Zusage bereut? Würde sie eine solche Ausstellung mit einer solchen Thematik noch einmal anbieten? Würde sie sie anderen Einrichtungen empfehlen? Diese Fragen galt es, nach Beendigung der Ausstellung zu beantworten. Alle, die innerhalb der Stadtbibliothek in die Organisation involviert waren, hatte die NakbaAusstellung gefordert wie kaum eine andere Aufgabe in den vergangenen Jahren. Persönliche Kränkungen, kleinere Handgreiflichkeiten gegen Kollegen, ständige Rechtfertigungen gegenüber Gegnern der Ausstellung – all dies sind negative Erfahrungen, die haften geblieben sind. Dem gegenüber steht eine erfolgreiche Ausstellung, die alle Erwartungen übertroffen hat: Es kamen insgesamt mehr als 1  500 Besucher einschließlich mehrerer Schulklassen44; zu den vier begleitenden Veranstaltungen kamen zusammen fast 700 Gäste. Selten fand eine Ausstellung in der Geschichte der Stadtbibliothek Bremen eine so große Resonanz. Die Strategie der Neutralität und des versuchten Ausgleichs, aber auch das konsequente Festhalten an der einmal gegebenen Zusage haben sich im Nachhinein als richtig erwiesen. Auch die wiederholte Betonung und Hervorhebung der (bibliotheks-)politischen und konstitutionellen Grundlagen für das bibliothekarische Arbeiten waren nützlich und hilfreich. Vor allem die Stichworte „Meinungsfreiheit“, „politische Neutralität von Bibliotheken“, „freier Fluss von Informationen“, „Ablehnung von Zensur“ sind starke Schilde gegen die Versuche politischer Einflussnahme auf eine Kultureinrichtung. Insofern kann man jetzt – ein gutes Jahr nach der Nakba-Ausstellung – sagen: Es war gut, die Ausstellung in der Stadtbibliothek Bremen gezeigt zu haben. Wir würden sie auch an andere Einrichtungen weiterempfehlen. Aber: Machen Sie sich möglicherweise auf einiges gefasst, und bewahren Sie die Ruhe!

Literatur und Internetquellen Bibliothek und Information Deutschland. (2007). Grundsätze der Bibliotheks- und Informationsberufe: ethische Grundsätze im weiteren Aufgabenspektrum. http://www.bibliotheksportal. de/themen/beruf/berufsethik/code-of-ethics-bid-2007.html (20.01.2016). Flüchtlingskinder im Libanon. (o. J.). Die Nakba: Flucht und Vertreibung der Palästinenser 1948 (Begleitheft zur Ausstellung). Pfullingen: Flüchtlingskinder im Libanon. http://www.lib-hilfe. de/mat/ausstellung/Broschuere_Nakba.pdf (14.03.2016). Griesche, D. & Hundt, S. (9. April 2015). Der große Erfolg der „Nakba“-Ausstellung in Bremen und wie er zustande kam. Presseerklärung. Nahost-Forum Bremen für Frieden und Gerechtigkeit. http://nahost-forum-bremen.de/?p=1961 (14.03.2016). Gekürzt auch ersch. in der Jungen Welt am 13.04.2015. 44 Vgl. Griesche & Hundt 2015.

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Hetscher, I. (2015). Eindeutig einseitig: umstrittene Ausstellung über Flucht und Vertreibung der Palästinenser 1948 ist in der Zentralbibliothek zu sehen. Weserkurier vom 19.02.2015. http:// www.lib-hilfe.de/mat/ausstellung/chrono/Weserkurier_20150219.pdf (22.03.2016). Hundt, S. (19. Februar 2015). Eröffnung der Nakba-Ausstellung: wegen Überfüllung geschlossen. Nahost-Forum Bremen für Frieden und Gerechtigkeit. http://nahost-forum-bremen.de/?p=1801 (14.03.2016). Koopmann, J.-P. (2. Februar 2015). Neuer Streit an alten Fronten. TAZ Bremen. http://www.taz.de/1/ archiv/digitaz/artikel/?ressort=ra&dig=2015/02/03/a0005&cHash=8d3aaf164bc12891cd41eb 787e3fd83b (14.03.2016). Stadtbibliothek Bremen. [Homepage]. http://www.stabi-hb.de/ (23.02.2016).

 Wanderausstellungen

Yumi Tobita

The World Through Picture Books Lieblingsbücher der Welt in einer Wanderausstellung

Einleitung The World through Picture Books – Librariansʼ favourite books from their country ist eine Wanderausstellung mit qualitativ hochwertigen Bilderbüchern aus der ganzen Welt. Durchgeführt wird das Projekt von der Sektion Bibliotheken für Kinder und junge Erwachsene der IFLA.1 Zwei Ausstellungssets beinhalten je ca. 320 Bilder­bücher aus 39 Ländern und Regionen und stehen Bibliotheken aller Länder zur Ausleihe zur Verfügung. Mit den Bilderbüchern sollen Kinder die Möglichkeit bekommen, sich mit der Sprache und Kultur anderer Länder vertraut zu machen. Bibliothekare wurden aufgefordert, eine Liste von zehn Bilderbuchtiteln ihres jeweiligen Landes zu erstellen. Daraus wurden Ausstellungssets geschaffen, die als Wanderausstellungen rund um die Welt reisen. Folgende Kriterien wurden bei der Auswahl der Bücher berücksichtigt: –– Die Bilderbücher müssen für Kinder unter elf Jahren geeignet sein. –– Sie müssen gegen die Zeit bestanden haben, als Klassiker gelten und die besten Bilderbücher des Landes repräsentieren. –– Sie müssen in dem jeweiligen Land veröffentlicht worden sein. –– Die Titel müssen in der Originalsprache verfügbar sein. –– Sie müssen zum Vorlesen und zum Austausch mit Kindern geeignet sein.

1 Die Sammlung Die größte Herausforderung für das Projekt bestand darin, Bibliothekare aller Länder davon zu überzeugen, eine Liste mit den beliebtesten Kinderbüchern ihrer Länder zu erstellen. Schließlich wurde die Aufgabe jedoch gern angenommen, und es scheint für alle eine bereichernde Erfahrung gewesen zu sein. Da das Projekt den Reichtum von Kinderbüchern – insbesondere die vielfältigen Unterschiede an weltweit veröffentlichten Bilderbüchern – „feiert“, war dies auch eine gute Möglichkeit, um Bibliothekare, Verleger und Autoren weltweit einander näherzubringen.

1 http://www.ifla.org/libraries-for-children-and-ya (23.03.2016).

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Abb. 1: Flyer zur Wanderausstellung The World Through Picture Books.2

2 Quelle: http://www.ifla.org/node/6718 (23.03.2016).



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Der Ausstellungskatalog, der von der IFLA-Sektion erstellt wurde, enthält für die einzelnen Titel Buchbesprechungen in Originalsprache und in Englisch sowie Informationen über den Auswahlprozess in dem entsprechenden Land. Die Art und Weise, in der die Auswahl organisiert wurde, war von Land zu Land unterschiedlich. In einigen Ländern haben Bibliothekare landesweit über vorausgewählte Bücher, die online veröffentlicht wurden, abgestimmt. In anderen Nationen haben die nationalen Bibliotheksvereinigungen oder IFLA-Mitglieder und nationale Zweige des International Board on Books for Young People (IBBY)3 die Auswahl erarbeitet. Anhand der ausgewählten Bilderbücher lassen sich interessante Besonderheiten der verschiedenen Länder erkennen. Zum Beispiel werden in Ländern wie den USA und Japan ältere Titel besonders geschätzt, die von vielen Generationen gelesen wurden, während in Afrika eher kürzlich veröffentlichte Titel ausgewählt wurden. In Südkorea liegt die Präferenz bei Bilderbüchern, die von Sensibilität und dem Wunsch nach Frieden geprägt sind, während in Finnland lebendige und farbenfrohe Werke favorisiert wurden. In Nordamerika, Europa und Ostasien wurden vor allem gebundene Bücher ausgewählt, während in Afrika Taschenbüchern der Vorzug gegeben wurde. Die älteste Publikation ist ein Buch aus Schweden mit dem Titel Tale of the Little Little Old Woman, das erstmals im Jahre 1897 veröffentlicht wurde. Millions of Cats, aus den Vereinigten Staaten, wurde erstmals im Jahr 1928 veröffentlicht. Diese Bilderbücher sind Klassiker, die nie ihren Charme verloren haben.

2 Von der Ausstellung zur Wanderausstellung Die Sammlung mit 147 Bilderbüchern aus 19 Ländern wurde erstmals 2012 aus Anlass des 78. IFLA-Weltkongresses in Helsinki, Finnland, zusammengestellt und dort präsentiert. Schließlich wurden zwei Sätze der Ausstellung erstellt und zur Verwaltung der Bibliothèque nationale de France (BnF) und der Internationalen Bibliothek der Kinder- und Jugendliteratur der nationalen Parlamentsbibliothek Japans (ILCL) – dem Land, in dem dieses Projekt seine Wurzeln hat – als Beitrag zum Wiederaufbau nach der großen Erdbebenkatastrophe im Osten Japans von 2011 überlassen. Inzwischen hat sich die Zahl der teilnehmenden Länder beträchtlich erhöht, auch durch Aufrufe zur weiteren Beteiligung an die Teilnehmer des 80. IFLA-Weltkongresses in Lyon, Frankreich 2014. Der illustrierte Katalog der Bilderbücher umfasst nun 52 Länder und Regionen, die Sammlung selbst enthält fast 320 Bücher aus 39 Ländern und Regionen (Stand November 2015). Es darf davon ausgegangen werden, dass aus den Ländern weiterhin Bilderbücher an das Projekt geschickt werden und die Ausstellung damit weiter bereichert wird. 3 http://www.ibby.org/ (23.03.2016).

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Tab. 1: Liste der in der Sammlung vertretenen Länder. Europa Dänemark Frankreich Norwegen Schweden Slowenien

Deutschland Italien Rumänien Schweiz Vereinigtes Königreich

Finnland Kroatien Russische Föderation Serbien

Benin Mali Réunion(Frankreich)

Kamerun Mauritius Senegal

Katar

Türkei

Japan Australien

Korea(Republik)

Afrika Algerien Madagaskar Nigeria Südafrika Naher Osten Libanon Asien und Ozeanien Indien Singapur Nordamerika Quebec(Kanada)

USA

Karbik und Südamerika Argentinien Haiti

Brasilien Kolumbien

Guadeloupe(Frankreich)

Unter dem Titel The World Through Picture Books – Librariansʼ favourite books from their country führte die ILCL selbst 2013 und 2014 Ausstellungen durch, die mit Karten, Informationen über Einwohnerzahlen, den Nationalflaggen, Grüßen in den Landessprachen und anderen Aspekte der Kulturen der teilnehmenden Nationen ergänzt wurden. Darüber hinaus wurden die Buchbesprechungen aus dem Katalog ins Japanische übersetzt und den Auslagen der Bilderbücher hinzugefügt. Die Besucher gaben viele inter­ essante Kommentare ab: „Es machte Spaß, die vielen Bilderbücher aus aller Welt zu sehen“, und „Es war interessant zu erfahren, wie Kinder aus aller Welt ähnliche Blickwinkel besitzen, obwohl sich ihre Ausdrucksweise von Land zu Land unterscheidet.“ Seit 2013 stehen beide Ausstellungssets zum weltweiten Verleih an Bibliotheken zur Verfügung. Das Set im Besitz der ILCL in Japan wird an Bibliotheken innerhalb von Asien, Australien und Ozeanien verliehen, während die Ausstellung im Besitz der BnF für Bibliotheken anderorts verfügbar ist. So wurde sie bereits in Serbien, Italien, Frankreich und auf Réunion gezeigt und wird in Norwegen und Schweden im Frühjahr/Sommer 2016 zu sehen sein.



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Abb. 2: Poster zur Ausstellung The World Through Picture Books.4

3 Der Verleih der Ausstellung – das Beispiel Japan Die ILCL verlangt keine Leihgebühr und verschifft die Ausstellungsmaterialien zu den ausleihenden Bibliotheken auf eigene Kosten. Allein für die Rücksendung und die Versicherung müssen die Bibliotheken selbst aufkommen. Da die ILCL ihr Set erhalten hat, um zum Wiederaufbau nach der großen Erdbebenkatastrophe im Osten Japans beizutragen, trägt sie für den Verleih an die am stärksten betroffenen Regionen alle Kosten selbst. 4 Quelle: http://www.ifla.org/node/6718 (23.03.2016).

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Bereits acht Monate nach der Katastrophe konnte in der Stadt Rikuzentakata, in der mehr als 70 % aller Haushalte beschädigt wurden und alle Bibliotheksmitarbeiter bei der vollständigen Zerstörung des Bibliotheksgebäudes starben, dank Spenden in Form von Baukosten und Büchern sowie freiwilliger Hilfe in einem Wohnwagen die „Chiisai Ouchi“-Bibliothek eröffnen – benannt nach dem gleichnamigen Bilderbuch von Virginia Lee Burton. Die ILCL verleiht an japanische Bibliotheken auf Anfrage neben den Bilder­ büchern auch die Einführungen, Hinweise zum Herkunftsland und die Reviews in japanischer Übersetzung. Manche Einrichtungen halten darüber hinaus Seminare und Veranstaltungen für Kinder ab.

4 Mehr als „nur“ eine Ausstellung anderen Teilnehmer basieren.



Abb. 3: IFLA-Programm zur Bildung von internationalen Partnerschaften zwischen Kinderbibliotheken.5

Der Katalog der beliebtesten Bilderbücher kann vielfältig Verwendung finden und beschreibt dafür mögliche Ansätze. In der ILCL wird er beispielsweise genutzt, um Bücher für den eigenen „Meet the World“-Lesesaal zu erwerben, der das Interesse von Kindern an fremden Ländern wecken und vertiefen soll. Mit Hilfe des Katalogs können Interessengebiete fremder Kulturen identifiziert werden. Ein besonders interessanter Ansatz ist, Kindern Bilderbücher aus anderen Ländern zu zeigen und diese 5 http://www.ifla.org/node/1746 (23.03.2016).



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dann ihre eigenen Geschichten schreiben zu lassen. Der Katalog wird auch für das „Sister Libraries for Childrenʼs and Young Adultʼs Reading“-Programm verwendet, dass von der IFLA-Sektion Bibliotheken für Kinder und junge Erwachsene geleitet wird. Damit können Schwesterbibliotheken Listen entwickeln, die auf den Listen der

5 Fazit Die Wanderausstellung The World Through Picture Books, von der Libraries for Children and Young Adults Section der IFLA 2011 ins Leben gerufen, hat das Ziel, Kindern die Vielfalt und den kulturellen Reichtum der globalen Welt sowie Verständnis und Interesse für die Geschichten und die Menschen anderer Länder und Kulturen nahezubringen. Im Katalog werden alle Bücher sowohl in der Originalsprache als auch in englischer Sprache vorgestellt, ergänzt durch Vorschläge und Ideen zum Einsatz der Bücher in Bibliotheken. Der Katalog ist auch ohne die Ausstellung nutzbar, indem er Unterstützung bei der Auswahl eines multikulturellen Bestandes bietet, Vermittlungsvorschläge macht und z.  B. über Ländergrenzen hinweg befreundeten Bibliotheken ermöglicht, die Literatur des jeweils anderen Landes zu erkunden und damit Grenzen zu überwinden.

Literatur und Internetquellen Dragojlović, J. (2014). The World through Picture Books in Belgrade, Serbia. IFLA Libraries for Children and Young Adults Section Newsletter, (80), S. 23. http://www.ifla.org/files/assets/ libraries-for-children-and-ya/newsletters/newsletter_june2014.pdf (18.02.2016). Everall, A. & Quiñones, V. (Hrsg.). (2015). The World through Picture Books (expanded 2nd edition). The Hague: IFLA Headquarters (IFLA Professional Reports, 136). http://www.ifla.org/ publications/ifla-professional-reports-136?og=51 (18.02.2016). IFLA. (2015). The World through Picture Books. [Homepage] http://www.ifla.org/node/6718 (18.02.2016). Koo-Seen-Lin, L. (2014). „The World through Picture books“ at Reunion Island. L’ exposition „Le Monde à travers les albums“ à l’île de la Réunion. IFLA Libraries for Children and Young Adults Section Newsletter, (79), 10 f. http://www.ifla.org/files/assets/libraries-for-children-and-ya/ newsletters/newsletter_jan_14_0.pdf (18.02.2016). National Diet Library, Japan. (2013). Exhibition at the International Library of Children’s Literature „World Through Picture Books – Librarian’s favourite books from their country“. National Diet Library Newsletter, (191). http://www.ndl.go.jp/en/publication/ndl_newsletter/backno2013. html (18.02.2016). Songah, C. (2014). The World through Picture Books in Seoul, Korea. IFLA Libraries for Children and Young Adults Section Newsletter, (79), 9. http://www.ifla.org/files/assets/libraries-for-childrenand-­ya/newsletters/newsletter_jan_14_0.pdf (18.02.2016).

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 Yumi Tobita

Tobita, Y. (2013). The World Through Picture Books in Japan. IFLA Libraries for Children and Young Adults Section Newsletter, (78), 7–9. http://www.ifla.org/files/assets/libraries-for-childrenand-­ya/newsletters/newsletterjun2013a.pdf (18.02.2016). Tobita, Y. (2014). „The World Through Picture Books project“ by IFLA Libraries for Children and Young Adults Section and the exhibition „World Through Picture Books – Librarians’ favourite books from their country“. National Diet Library Monthly Bulletin, 638, 16–19 (in Japanisch). http:// dl.ndl.go.jp/view/download/digidepo_8655922_po_geppo1405pdf?contentNo=1 (18.02.2016). Tobita, Y. (2014). Exhibition: The World through Picture Books – Librarians’ favourite books from the country. The Window: the Journal of the International Library of Children’s Literature, (14), 40–42 (in Japanisch). http://www.kodomo.go.jp/english/about/publications/window/no14. html (18.02.2016).

Carola Gäde und Maria Luise Weber

Wenn Bücher auf Wanderschaft gehen … Die Internationale Jugendbibliothek in München schickt ihre Ausstellungen zu Museen, Bibliotheken, Schulen und Buchmessen in der ganzen Welt

Einleitung Mit einem Bestand von über 600  000 Bilder-, Kinder- und Jugendbüchern in mehr als 130 Sprachen sowie zahlreichen historischen Sammlungen aus 4 Jahrhunderten ist die Internationale Jugendbibliothek in München (IJB) die weltweit größte Bibliothek für internationale Kinder- und Jugendliteratur. Wanderausstellungen sind seit den Anfängen im Aufgabenbereich der Bibliothek fest verankert. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass die Bibliothek selbst aus einer Wanderausstellung hervorgegangen ist.

1 IJB: Am Anfang stand eine Wanderausstellung Die Anfänge der Bibliothek gehen zurück in die deutsche Nachkriegszeit. Nur wenige Monate nach Ende des Zweiten Weltkriegs machte sich die jüdische Emigrantin, Journalistin und Kinderbuchautorin Jella Lepman im Auftrag der amerikanischen Besatzungsmacht an die Aufgabe, eine Ausstellung internationaler Kinderbücher zusammenzutragen, und bat ausländische Verlage dafür um Buchspenden. Sie hatte erkannt, dass die Kinder in Deutschland nicht nur Kleidung und ein Dach über dem Kopf, sondern vor allem auch geistige Nahrung brauchten. Innerhalb kürzester Zeit gelang es ihr, Verleger aus 14 Ländern von ihrer Idee zu überzeugen. Am 3. Juli 1946 konnte die erste Internationale Jugendbuchausstellung mit rund 4 000 Büchern im Haus der Kunst in München eröffnet werden. Nach dem erfolgreichen Auftakt reiste sie weiter nach Stuttgart, Berlin und Frankfurt und verzeichnete am Ende mehr als eine Million Besucher. In den folgenden Jahren setzte Jella Lepman ihre Bemühungen um Buchspenden und Ausstellungen fort. Zugleich entstand die Idee einer internationalen Jugend­ bibliothek, für die sie nach Kräften um Unterstützung warb. Ihre Vorstellung war es, einen Ort der interkulturellen Verständigung zu schaffen, der sowohl Kindern als auch Erwachsenen offenstehen sollte. Modellhaft sollte hier mit qualitätvoller Kinderliteratur aus aller Welt gearbeitet werden, um Brücken zwischen den Kulturen zu

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bauen. Am 14. September 1949 wurde die Internationale Jugendbibliothek mit einem Bestand von rund 8 000 Bänden in München eröffnet. Zu den zahlreichen Unterstützern gehörten namhafte Persönlichkeiten wie etwa Erich Kästner, Eleonore Roosevelt und Carl Zuckmayer.

2 Wanderausstellungen heute Bis heute ist die Bibliothek dem geistigen Erbe Jella Lepmans verpflichtet. Neben der kontinuierlichen Sammlung und Pflege von Kinder- und Jugendbüchern aus aller Welt ist es ein zentrales Anliegen der Bibliothek, die Sammlungen einer möglichst breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Literaturausstellungen sind ein wesentlicher Bestandteil der Programmarbeit. Das Spektrum reicht von Werkausstellungen international renommierter Künstler bis zu thematischen Ausstellungen zu aktuellen oder geistesgeschichtlichen Fragen der internationalen Kinder- und Jugendliteratur. Manche Ausstellungen sind verspielt und unterhaltsam, andere informativ oder ernst. Sie wollen Gesprächsanlässe schaffen, zum Dialog anstiften und zum selbstständigen Nachdenken einladen. Ausstellungen, die sich inhaltlich und formal in besonderer Weise dafür eignen, auf Reisen zu gehen, werden im Anschluss – ganz oder in Teilen – als Wanderausstellungen aufbereitet. Meist bestehen sie dann aus ausgewählten Büchern und reproduzierten Text- und Bildtafeln, bisweilen enthalten sie auch hochwertige Originalillustrationen, Skizzen und Objekte. Heute werden jährlich an etwa 40 Orten im In- und Ausland Wanderausstellungen der Internationalen Jugendbibliothek gezeigt. Sie sind in Museen, Galerien, Bibliotheken, Kulturvereinen und Schulen, auf Buchmessen und Festivals zu sehen. Im Folgenden wird die Ausstellung Guten Tag, lieber Feind! Bilderbücher für Frieden und Menschlichkeit ausführlich vorgestellt, um einen Einblick in die konzeptionellen Überlegungen für eine Literaturausstellung, die sich auch als Wanderausstellung eignen soll, zu geben. Anschließend werden Schritte und Entscheidungen, die für die Überarbeitung getroffen werden müssen, nachgezeichnet.

3 Guten Tag, lieber Feind! Bilderbücher für Frieden und Menschlichkeit – Konzept und Realisierung 1998 schickte die IJB erstmals eine Auswahl von 40 Bilderbüchern aus verschiedenen Ländern nach Neu-Delhi zu einem internationalen Kinderbuch-Kongress, der unter dem Motto „Peace and Tolerance“ stattfand. Das Interesse an der Buchauswahl war so groß, dass diese in den folgenden Jahren mehrmals überarbeitet, um Bildtafeln erweitert und in einem Katalog kommentiert wurde und schließlich unter dem Titel



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Guten Tag, lieber Feind! Bilderbücher für Frieden und Toleranz durch die Welt reiste: von Japan über Russland und Europa bis in die USA und nach Lateinamerika. Im Herbst 2014 wurde ein neues gestalterisches Gesamt-Konzept für die Präsentation der Bilderbücher entwickelt und die Ausstellung vor dem Hintergrund der sich zuspitzenden Krisen in der Welt inhaltlich grundlegend aktualisiert. Die Ausstellung mit dem leicht geänderten Titel Guten Tag, lieber Feind! Bilder­ bücher für Frieden und Menschlichkeit1, die 2014/15 zunächst in den Räumen der Internationalen Jugendbibliothek gezeigt wurde, enthält nun 60 Bilderbücher in 11 Sprachen, von denen die Mehrzahl in den letzten 10 Jahren erschienen ist. Das Spektrum reicht von aktuellen, wirklichkeitsnahen Geschichten bis hin zu zeitlosen Erzählungen und Fabeln zum Thema Krieg und Frieden. Die Bücher sind vier Gruppen zugeteilt, die sich der konkreten Kriegs- und Fluchterfahrung, den Hintergründen für die Entstehung von Krieg und Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Vorurteilen sowie dem Thema der Friedensutopie widmen. Sie erzählen vom Alltag in Kriegsgebieten, von Unterdrückung, Flucht und Verfolgung. Sie zeigen, wie Machtkämpfe und eskalierende Konflikte gemeinsam beigelegt werden können. Offenheit, Neugier und Empathie – so die Botschaft vieler Bücher – ist eine wichtige Voraussetzung für ein friedliches, menschliches Miteinander. Für Ausstellungsmacher haben Bilderbücher gegenüber erzählender Kinderund Jugendliteratur den großen Vorteil, dass sich die Illustrationen zur ästhetischen Gestaltung der Bücherschau besonders gut eignen. Um dieses Potenzial professionell auszuschöpfen, wurde für die Neugestaltung der Ausstellung ein Grafikbüro hinzu­ gezogen. Die besondere Anforderung bestand darin, die grafische Gestaltung so flexibel zu halten, dass die Wanderausstellung in unterschiedlich großen und verschieden geschnittenen Räumen präsentiert werden kann. Die Entscheidung fiel auf eine Gestaltungsidee, in der rohe Holzzäune als symbolträchtige Träger die Botschaften der Bilderbücher vermitteln: In die Zäune wurden Aussparungen mit Regalböden für die Bücher eingelassen. Die Holzzäune können durch eine Art Steckkastensystem beliebig aufgebaut werden, sei es als durch­laufende Bretterwand, sei es als Quader oder in anderen Aufstellungen und Kombinationen. Damit können sie flexibel an die Anforderungen unterschiedlicher Raumaufteilung und Raumgröße angepasst werden. Auf die Bretterwände, die atmosphärisch an Abgrenzungen und Sperrzonen in Krisengebieten erinnern, wurden Flugblätter (Plakate) mit Motiven und eingängigen Zitaten aus den Bilderbüchern getackert. Im Gesamtbild ergibt sich dabei eine starke visuelle Wirkung auf den Besucher. Ein für die Plakate entwickeltes Farb- und Schriftsystem dient der Führung der Besucher durch die nach Gruppen präsentierten Bilderbücher. Für die Plakate wurden Schlüsselbilder und zentrale Textpassagen ausgewählt und nicht übersetzte Texte ins

1 http://www.ijb.de/ausstellungen/single/article/guten-tag-lieber-feind-1/48.html (28.04.2016).

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Deutsche übertragen. Am unteren Bildrand befinden sich die bibliografische Angabe, eine kurze Inhaltsangabe und ein Bild des Buchcovers.

Abb. 1: Rohe Bretterwände erinnern passend zum Ausstellungsthema an Sperrzonen in Krisengebieten © Internationale Jugendbibliothek.

Die Bücher zu den Plakaten stehen griffbereit in einfachen Holzschubern, die an den Zäunen angebracht sind, oder liegen auf Regalbrettern, die in die Bretterwände eingelassen wurden. Die Besucher können sich damit in eine Leseecke zurückziehen. Mehrere Buchobjekte und bühnenartige Inszenierungen mit Figuren oder Szenen aus den Bilderbüchern fügen zur Abrundung ein spielerisch-künstlerisches Element hinzu. Zur Ausstellung erschien ein Katalog mit einführenden Texten und ausführlichen Buchannotationen.2 Außerdem wurde ein umfangreiches, pädagogisches Vermittlungs- und Rahmenprogramm für Kinder, Jugendliche, Erzieher, Lehrer und Bibliothekare entwickelt. Nach Ausstellungsende steht Guten Tag, lieber Feind! nun für andere Veranstalter zur Verfügung. Dabei ist eine große Variabilität gegeben: Die Ausstellung kann auch gekürzt als Plakat- oder als Plakat- und Buchausstellung ausgeliehen werden.

2 Internationale Jugendbibliothek 2014a.



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4 Von der Ausstellung zur Wanderausstellung: Schritte und Entscheidungen Bevor eine Ausstellung als Leihgabe auf Wanderschaft geschickt werden kann, müssen einige praktische Entscheidungen getroffen werden. Teilweise sollten diese Überlegungen schon im Vorfeld, also bei der Konzeption einer Ausstellung mit Potenzial zur Wanderausstellung, angestellt werden. Beispielhaft werden deshalb im Folgenden wesentliche Aspekte der „Reisevorbereitung“ näher beleuchtet und praktische Tipps gegeben.

4.1 Beschaffung von Mehrfachexemplaren Bücher bilden das Kernstück einer literarischen Ausstellung. Für die Guten Tag, lieber Feind!-Ausstellung wurde beispielsweise eine Auswahl internationaler Bilderbücher in ihrer jeweiligen Originalsprache getroffen. Soll eine Ausstellung im Anschluss auf Reisen gehen, bietet es sich an, Zweitexemplare der Bücher zu beschaffen, sofern das Budget dies zulässt. So können die Bücher den Bibliotheksbesuchern weiterhin zur Ansicht oder Ausleihe zur Verfügung gestellt werden, während ein zweiter, vollständiger Satz unterwegs ist. Vor allem bei der Beschaffung von Büchern aus dem Ausland sollte jedoch ausreichend Zeit eingeplant werden, da die Verfügbarkeit sowie ein schneller und kostengünstiger Versand nicht immer gewährleistet sind. Es kommt durchaus vor, dass die Bücherliste einer Ausstellung überarbeitet und aktualisiert werden muss, da bestimmte Titel schwer wiederzubeschaffen oder gar nicht mehr erhältlich sind. Deshalb werden Zweitexemplare am besten bereits bei der Entwicklung einer Ausstellung besorgt.

4.2 Übersetzungen: Ja oder nein? Abhängig davon, wohin die Reise gehen soll, reicht das in der Regel auf Deutsch vorliegende Begleitmaterial aus oder muss in andere Sprachen übersetzt werden. Ausstellungen mit vorwiegend deutschsprachigen Titeln eignen sich selbstredend für die Wanderschaft im deutschsprachigen Raum. Internationale Institutionen fragen jedoch häufig fremdsprachige Ausstellungen an. So wurde 2014 die aus Bild- und Texttafeln bestehende Ausstellung Wege aus dem Niemandsland3 über die Geschichte der IJB in einer englisch-spanischen Version aufgelegt. Für die Übersetzung ins Englische sorgte die IJB, den spanischen Text erarbeitete das Goethe-Institut Mexiko, das 3 http://www.ijb.de/de/ausstellungen/single/article/wege-aus-dem-niemandsland/48.html (28.04.2016).

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im Anschluss eine mehr als einjährige Reise der Ausstellung durch Mexiko und Mittelamerika organisierte.

4.3 Was bei Bild- und Texttafeln zu beachten ist Bild- und Texttafeln mit reproduzierten Bildern, Fotos, Karten, Briefen etc. und Einführungen sind ein informativer und ansprechender Einstieg in eine Buchausstellung. Hierfür werden ausgewählte Illustrationen oder Fotografien digitalisiert und mit Bildnachweisen versehen. Zitate werden zusammengetragen, Informationstexte verfasst und alles der grafischen Bearbeitung übergeben. Von zentraler Wichtigkeit ist, die Abdruckrechte bei Künstlern, Agenturen oder Verlagen einzuholen und dabei explizit auch auf die Verwertung der Materialien für eine Wanderausstellung hinzuweisen. Dieser Prozess kann unter Umständen mehrere Monate in Anspruch nehmen, wie die Erfahrung mit der Ausstellung Mit 70 Karten um die Welt4 zeigte. Im deutschsprachigen Raum läuft die Kontaktaufnahme zu den Verlagen in der Regel schneller.

Abb. 2: Ausstellung Wege aus dem Niemandsland / Biblioteca Casa de la Cacica, Oaxaca, México © F. A. Reyes. 4 http://www.ijb.de/ausstellungen/single/article/mit-70-karten-um-die-welt/48.html (28.04.2016).



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Bevor eine Ausstellung das Haus verlässt, lohnt sich ein zweiter Blick auf die Einführungstexte. Insbesondere bei der inhaltlichen Aktualisierung einer Ausstellung kann eine Überarbeitung der Texte erforderlich sein. Digital gestaltete Ausstellungstafeln können auf Nachfrage auch in beliebigen Größen für einen Leihnehmer produziert werden. In der IJB hat sich ein Druck auf PVC-Platten im Standardformat von 60 x 80 cm oder auch auf Stoffen und stärkeren Geweben bewährt. PVC-Platten haben ein geringes Gewicht (dies ist wichtig für Transport und Aufbau!), passen in gängige Transportboxen und können vom Leihnehmer ggf. gerahmt werden. Einrollbare Banner haben sich als geeignetes Material – etwa für die bereits erwähnte Kartenausstellung – erwiesen. Eine ansprechende Gestaltung sowie die Abstimmung von Form und Inhalt erzielen auch beim Publikum einen nachhaltigen Eindruck.

4.4 Reizvoll aber aufwendig: Originalillustrationen

Abb. 3: Ausstellung von Originalen des Künstlers Roger Mello5 im Arts Center in Seoul in Kooperation mit Nami Island © Lee Sun Hyo.

Besonders reizvoll und nachgefragt sind Ausstellungen mit Originalillustrationen. Der personelle Aufwand und die organisatorische Betreuung sind jedoch ungleich höher. Der Abschluss einer schriftlichen Vereinbarung mit dem Künstler bzw. seiner 5 http://www.ijb.de/ausstellungen/single/article/roger-mello-1/48.html (14.01.2016).

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Agentur, in der u. a. die Dauer der Verfügbarkeit der Kunstwerke, der Wert der Ausstellungsstücke sowie der Schadens- oder Verlustfall geregelt werden, ist unabdingbar. Auch an den Abschluss einer Versicherung für eine eventuelle Zwischenlagerung sollte gedacht werden. Zu den Begleitmaterialien, die Leihnehmer mit einer Ausstellung übernehmen, zählen oft ein Ausstellungskatalog, ein Plakat sowie Beschriftungen oder Beschilderungen. Digitale Daten können für einen Leihnehmer ebenfalls von Interesse sein. Für die Bewerbung der Ausstellung in Publikationen oder im Internet können etwa eine Plakatvorlage in druckfähiger Auflösung, Fotos, Bildmaterial oder das Logo des Leihgebers hilfreich sein. Auch hierfür muss auf die Urheberrechte geachtet werden. Am sichersten ist es, im Vorfeld ein digitales Pressekit vorzubereiten.

4.5 Verpackung und Transport Eine Wanderausstellung kann liebevoll und bis ins kleinste Detail konzipiert werden, am Ende muss sie aber auch praktikabel für den Transport und mehrmaligen Aufund Abbau sein. Das Gewicht, die Maße und der Wert der Ausstellungsstücke spielen für den Transport die entscheidende Rolle, da die Transportkosten an diesen Faktoren bemessen werden und diese oftmals darüber entscheiden, ob eine Einrichtung eine Ausstellung entleihen kann oder nicht. Für die Wanderausstellungen der IJB hat es sich bewährt, den Umfang der Exponate auf ein überschaubares Volumen zu begrenzen. Bücher und Schautafeln werden in einer wasserdichten Aluminiumbox versandt, die in der Grundfläche das Maß einer Palette nicht überschreitet und somit problemlos mit einem gängigen Kurierdienst versendet werden kann. Die Ausstellung Guten Tag, lieber Feind! ist mit ihren Bretterzäunen, zahlreichen Aufstellern und Objekten deutlich schwerer und sperriger und erfordert den Transport über eine Spedition. Daher gibt es, wie oben erwähnt, die Möglichkeit, eine kleinere Version zu entleihen. So können auch Schulen oder kleine Stadtbibliotheken die Ausstellung zeigen. Auf Anfrage der Deutschen Botschaft in Kiew wurden beispielsweise die Plakate im Frühjahr 2015 ins Ukrainische übersetzt und auf der Buchmesse Arsenal gezeigt. Im Anschluss reiste diese Plakatausstellung durch verschiedene Bibliotheken und Kulturzentren der Ostukraine.

4.6 Bestandslisten und Leihvertrag Eine ausführliche Dokumentation aller Ausstellungsstücke in einer Bestandsliste dient allen Beteiligten als Übersicht oder für Bestands- und Rücklaufkontrollen. Erfasst werden die Anzahl und Titel der Bücher (mit Signatur und Akzessionsnummern), die Reproduktionen, Originalillustrationen und Objekte. Illustrationen, Kunst-



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gegenstände oder Aufsteller werden ggf. mittels Fotografien und Größen­angaben dokumentiert. In einem Leihvertrag werden der Leihgegenstand, die Leih- und Ausstellungsdauer, der Ausstellungsort sowie die Pflichten des Leihgebers und des Leihnehmers geregelt. Es werden Details zur Kostenübernahme, Regelungen bezüglich des Transports, Anforderungen an die Ausstellungsräume sowie an den sorgfältigen Umgang mit den Exponaten und digitalen Daten festgehalten. Zudem ist der Abschluss einer Ausstellungsversicherung durch den Leihnehmer zur Absicherung gegen Verlust oder Beschädigung von Ausstellungsstücken, etwa durch Diebstahl oder Versäumnisse beim Transport, verpflichtend. Hierfür werden der Gesamtversicherungswert sowie die Einzelwerte der Exponate in der Bestandsliste erfasst, die dem Leihvertrag – oder auch den Zollpapieren beim Versand der Ausstellung in Drittländer – beigelegt wird.

5 Fazit Eine bestehende Ausstellung macht noch keine Wanderausstellung. Deshalb gilt: Je mehr Zeit am Anfang in die genaue Konzeption und in die Ausarbeitung einer Ausstellung, die später reisen soll, investiert wird, umso weniger Nacharbeiten sind später erforderlich. Davon hängt ab, wann ein Ausstellungsset tatsächlich auf Reisen gehen kann. Eine fertig übernehmbare Wanderausstellung ist gerade auch für kleinere Bibliotheken, Schulen, Museen aber auch andere Einrichtungen eine praktikable Möglichkeit der Literaturarbeit. Man kann auf ein bereits durchdachtes und erprobtes Ausstellungskonzept zurückgreifen. Vor der Ausleihe sollten jedoch folgende Fragen geklärt werden: –– Stehen die erforderlichen Räumlichkeiten zur Verfügung? –– Wieviel Wandfläche wird für die Ausstellung von Bild- und Texttafeln benötigt? –– Werden Bilderrahmen oder Halterungen für die Bildtafeln gebraucht oder gibt es Staffeleien oder Stellwände, die für die Präsentation verwendet werden können? –– Wer übernimmt die Ausstellungsaufsicht? –– Welche Materialien sind zusätzlich erforderlich? –– Soll ein begleitendes Veranstaltungsprogramm angeboten werden? –– Welche Kosten fallen an? Der Aussteller ist bei der Präsentation der Ausstellung in der Regel an kein Format gebunden, sondern kann seiner Kreativität, auch bei knappen finanziellen Mitteln, freien Lauf lassen. Die Kiewer Buchmesse Arsenal präsentierte zum Beispiel im Mai 2013 die 250 Bücher der White Ravens-Ausstellung in aus Paletten angefertigten Aufstellern.6 6 Vgl. auch http://www.ijb.de/ausstellungen/single/article/the-white-ravens/48.html (10.03.2016).

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Abb. 4: White Ravens-Ausstellung auf der Buchmesse Arsenal in Kiew mit aus Paletten gefertigten Aufstellern © Buchmesse Arsenal, Kiew.

Für die Kostendeckung können evtl. Förderer oder Kooperationspartner hinzugezogen werden. Stadtbüchereien können häufig auf städtische Ausstellungsversicherungen zurückgreifen. Schulen werden für Workshops oder Ausstellungsbesuche gewonnen, oder es finden sich Bibliotheken oder Kulturinstitute in der Region, die die Ausstellung im Anschluss übernehmen möchten, sodass ggf. Transportkosten reduziert werden können. Die IJB begleitet den Prozess von der Anfrage eines Ausstellers bis zur Umsetzung einer Ausstellung organisatorisch und kann hierfür konkrete Anregungen liefern, sodass einer gelungenen Ausstellung nichts mehr im Wege steht.

Literatur und Internetquellen Internationale Jugendbibliothek, München. [Homepage]. http://www.ijb.de/ (11.01.2016). Internationale Jugendbibliothek, München. (2014a). Guten Tag, lieber Feind! Bilderbücher für Frieden und Menschlichkeit. [Ausstellungskatalog]. München: Internationale Jugendbibliothek. Internationale Jugendbibliothek, München. (2014b). Guten Tag, lieber Feind! Bilderbücher für Frieden und Menschlichkeit. http://www.ijb.de/ausstellungen/single/article/guten-tag-lieberfeind-bis-311015/31.html (11.01.2016). Internationale Jugendbibliothek, München. (2015). Mit 70 Karten um die Welt. Kartografische Fundstücke der Kinder- und Jugendliteratur aus drei Jahrhunderten. http://www.ijb.de/ ausstellungen/single/article/mit-70-karten-um-die-welt/48.html (11.01.2016).

Christel Mahnke und Veriana Devi

Ein Fotobuch sagt mehr als 1000 Bilder Wanderausstellungen in den Goethe-Instituten Südostasiens

Einleitung Fotobücher spielen für die Goethe-Institute eine besondere Rolle. Bildbände gewähren Einblicke in das ferne Deutschland und sind auch mit geringen Sprachkenntnissen zugänglich. Konzeptionelle Fotobücher stellen einzelne Fotografen vor und vermitteln künstlerische Positionen. Darüber hinaus stehen sie für den hohen Standard der Buchgestaltung in Deutschland. In Deutschland existiert seit Anfang des 20. Jahrhunderts das Fotobuch als „ein in sich geschlossenes Werk, in dem gedruckte Fotos eine entscheidende Rolle spielen“.1 Wichtig ist die Qualität der Fotos, aber auch die Form, „also Layout, Format, Druckund Papierqualität, Bindung, Umschlag“.2 Unverzichtbar ist eine inhaltliche Konzeption, an der die Fotografin oder der Fotograf eng beteiligt ist. Dann sagt ein Fotobuch mehr als 1000 Bilder, wie der Herausgeber Thomas Wiegand in seiner Einleitung zu Deutschland im Fotobuch3 schreibt. Einige Fotobücher gewinnen historische Bedeutung, wie August Sanders Antlitz der Zeit (1929), oder sie stellen einen künstlerischen Meilenstein dar, wie Anonyme Skulpturen von Bernd und Hilla Becher (1970). Verleger, Sammler und nicht zuletzt Bibliotheken tragen dazu bei, die Maßstäbe für das gute Fotobuch weiter zu entwickeln und einen Kanon der herausragenden Werke zu etablieren. Seit 2003 wird der Deutsche Fotobuchpreis vergeben. Veranstalter ist der Landesverband Baden-Württemberg e. V. des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, die Auswahl trifft eine Jury.4

1 Wiegand 2011, S. 9. 2 Wiegand 2011, S. 9. 3 Wiegand 2011, S. 9. 4 Deutscher Fotobuchpreis 2016.

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 Christel Mahnke und Veriana Devi

Abb. 1: Screenshot zur Ausstellung Deutscher Fotobuchpreis 2015, Website der Goethe-Institute Indonesien.5

1 Das Fotobuch als Medium In Indonesien gibt es eine vielgestaltige Fotografie-Szene, die besonders in dokumentarischen Arbeiten und Reportagen eindrucksvolle Ergebnisse hervorbringt. In den letzten Jahren werden vermehrt Foto-Essays und konzeptionelle Fotografie gezeigt. Parallel dazu hat sich das Fotobuch als Medium entwickelt. Die Herstellung ist durch digitale Verfahren weniger aufwändig und die Distribution sowohl über den Buchhandel als auch über den Direktvertrieb möglich. Fotografen erreichen ihr Publikum im Internet und in den Sozialen Medien. Aber erst mit dem eigenen Fotobuch erfüllt sich der Anspruch, als Fotokünstler wahrgenommen zu werden.

5 Quelle: https://www.goethe.de/ins/id/en/ver.cfm?fuseaction=events.detail&event_id=20496892 (22. 03.2016).

Fotobuch 

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2 Fotobuch-Ausstellungen der Goethe-Institute in Südostasien Exkurs: Die Bibliotheken der Goethe-Institute vermitteln in mehr als 90 Ländern aktuelle Deutschlandinformation. Sie sind Orte der Begegnung, in denen Besucher durch Bücher und andere Medien Deutschland kennenlernen. Vom aktuellen Spiegel über Deutsch als Fremdsprache bis zur Literatur reicht das Spektrum der Bestände. Goethe-Bibliotheken gestalten Kulturprogramme, zum Beispiel Buchausstellungen und Beteiligungen an Buchmessen. 2015 war Indonesien Gastland der Frankfurter Buchmesse. Das Goethe-Institut Indonesien hat diesen Auftritt durch Künstlerprogramme und die Vermittlung von Know-how und Kontakten unterstützt.

Die Goethe-Institute in Südostasien zeigen die Auswahl des Deutschen Fotobuchpreises jährlich seit 2008. Zu den Kollektionen, die vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels Baden-Württemberg als Organisator kostenlos zur Verfügung gestellt werden, gehören neben den 20 bis 25 Siegertiteln in den Kategorien „Konzeptionellkünstlerischer Fotoband“, „Coffee Table Books“, „Fotogeschichte/Fototheorie“ und „Fotolehrbücher“ weitere nominierte Titel. Insgesamt gehen jedes Jahr etwa 200 Bücher auf die Reise, eine logistische Herausforderung. Die Versandwege sind lang, die Einfuhrbestimmungen und Regeln für Ausstellungen in den Ländern Südostasiens sind vielfältig. Die Kollektionen werden meist zu einem bestimmten Anlass im Rahmen einer Buchmesse oder eines Fotofestivals gezeigt. Diese Termine korrespondieren nicht immer in der gewünschten Weise. Deshalb sind einige Goethe-Institute dazu übergegangen, die Siegertitel zu kaufen und damit unabhängig von den Laufplänen der Ausstellung zu agieren. Die Website des Deutschen Fotobuchpreises gibt detaillierte Informationen zu allen Titeln (Abb. 1). Im Goethe-Institut Indonesien wurden die Kollektionen anfangs im eigenen Haus gezeigt, in der Bibliothek und im benachbarten Ausstellungsfoyer. Obwohl dafür neue Präsentationsmöbel angeschafft wurden, blieb die Resonanz bescheiden. Das Goethe-Institut war als Ort für Fotografie noch nicht etabliert, und die Fotobücher waren als Ausstellungsobjekte zunächst nicht selbsterklärend. Bei den anderen Goethe-Instituten wurde die Ausstellung in den Räumen der Nationalbibliothek oder beim deutschen Stand im Rahmen einer lokalen Buchmesse gezeigt. Dort ist das Publikum schon durch den Ort gegeben und der Kontext erleichtert die Rezeption.

3 Erfolg durch Zusammenarbeit mit Partnern Ein Grundprinzip des Goethe-Instituts ist die Zusammenarbeit mit örtlichen Partnern und die Verbindung unterschiedlicher Veranstaltungsformate. Die Ausstellungen werden ergänzt durch Vorträge, Workshops für Fotografen und Gruppenführungen für Studenten der Fächer Fotografie und Design an Kunsthochschulen. Dabei stellte sich heraus, dass besonders konzeptionell-künstlerische Fotobände der Vermittlung

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 Christel Mahnke und Veriana Devi

bedürfen. Diese Fotografie, die ästhetisch neue Wege geht und deren Inhalt verstörend sein kann (z. B. in Aktaufnahmen und Gewaltdarstellungen), ist in Indonesien nicht selbstverständlich. Um hier eine Brücke zu bauen, wurden indonesische FotoExperten gebeten, die wichtigsten dieser Bücher zu rezensieren und dabei den kulturellen und ästhetischen Kontext zu erläutern. Inzwischen hat sich unter Experten ein Diskurs herausgebildet, der den künstlerischen Wert dieser Fotografie unabhängig von den Inhalten sieht. Gleichwohl muss gemeinsam mit örtlichen Kuratoren für die öffentliche Präsentation jeweils eine Auswahl getroffen werden.

Abb. 2: Sowohl über die Sozialen Medien als auch über die Online-Presse werden die Zielgruppen erreicht, hier: Jakarta Post vom 1. Juni 2015.6

Inzwischen sind die Fotobuchausstellungen des Goethe-Instituts ein fester Termin im Veranstaltungskalender der Fotografen, Verleger und des interessierten Publikums. 6 Quelle: http://www.thejakartapost.com/news/2015/06/01/activism-expression-art-throughphotobooks.html (22.03.2016).

Fotobuch 

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Diese Zielgruppen verständigen sich in Indonesien über Soziale Medien wie Facebook, Instagram und Twitter, sodass sich die Öffentlichkeitsarbeit auf diese Kanäle konzentriert. Durch das Weiterleiten und Teilen der Beiträge wird eine maximale Ansprache der Zielgruppen erreicht. Bekannte Fotografen und Blogger bürgen mit ihrer Weiterleitung der Ankündigung sowie spontanen Nachrichten aus den Veranstaltungen für die Qualität der Ausstellung und locken weitere Besucher an.

4 Die ersten Schritte Die erste Ausstellung 2008 war begleitet von einem Workshop zum Thema der Fotobuchedition mit dem Leiter des renommierten Verlages Hatje Cantz. Dieser Workshop war für viele Verleger und Fotografen in Indonesien eine erste Begegnung mit editorischen Standards deutscher Verlage. Ein Vortrag des Vertreters des Börsenvereins erläuterte die strukturellen Zusammenhänge des Verlagswesens in Deutschland, die sich von denen in Indonesien deutlich unterscheiden. 2009 und 2010 wurden die Ausstellungen von Workshops und Vorträgen indonesischer Fotografen, Kuratoren und Verleger begleitet. 2011 kam es zum nächsten Workshop mit deutscher Beteiligung. Der Fotobuch-Experte Markus Schaden stellte sein Projekt La Brea Matrix in Indonesien vor.7 Der Rückgriff auf einen Meilenstein der modernen Farbfotografie von Stephen Shore aus dem Jahr 1975 und die Reaktion junger Fotografen auf diese exemplarische Bildgestaltung führte eine kunsthistorische Dimension in Bezug auf Fotografie ein, die es bis dahin im indonesischen Diskurs noch nicht gab. Die Geschichte dieses Fotos, das durch Bernd Becher in die documenta 6 Eingang fand und damit deutsche Fotografen wie Thomas Struth und Andreas Gursky beeinflusste8, verweist auf den Einfluss der Ausstellungen deutscher Fotografen und Fotobücher in Indonesien, die einer Generation junger Fotografen die Begegnung mit anderen Sichtweisen ermöglichte. Ein weiterer Aspekt war die neue Form einer Foto-Buchausstellung als „Explosionszeichnung“, die die Gestaltung und die Materialität des Fotobuches gleichberechtigt neben den Inhalten thematisiert. Diese Anregung wurde später in einer Ausstellung historischer Fotografien in Indonesien aufgegriffen. Für den Fotobuch-Workshop mit Markus Schaden konnte ein Sponsor gewonnen werden, der den zwölf ausgewählten Teilnehmern die kostenlose Produktion ihres Fotobuches ermöglichte. Ein Template zur digitalen Erstellung des Buches wurde zur Verfügung gestellt und so konnten die jungen Fotografen erste Erfahrungen mit der Formatierung und Sequenzierung ihrer Bilder für das Buch am eigenen Laptop

7 The La Brea Matrix 2009. 8 Vgl. http://www.labreamatrix.com/thePicture.html (22.03.2016).

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machen. Zwei intensive und lange Tage später gingen die Dateien an die Druckerei, die über Nacht die Bücher in hoher Qualität druckte und als Hardcover fertigstellte.

5 Vom Workshop zur „Meisterklasse“ Im Jahr 2013 fand die Ausstellung in einer Galerie statt, die zur größten staatlichen Foto- und Nachrichtenagentur Indonesiens (ANTARA) gehört und regelmäßig Workshops für Fotografen veranstaltet. Dort gab es erstmals einen „Monat des Fotobuchs“ und eine parallele Ausstellung deutscher und indonesischer Fotobücher. Ähnlich wie im La-Brea-Matrix–Projekt griffen die indonesischen Fotografen auf ein zur Ikone gewordenes Foto aus der jüngeren Geschichte des Landes zurück. Inhalt war die Darstellung der Opfer des Studentenprotestes 1998, der zum Sturz des Diktators Soeharto führte. Der Fotograf dieses Bildes wurde mit einem eigenen Fotobuch gewürdigt, das die künstlerische ebenso wie die politische Dimension seines Gesamtwerkes darstellt. Für den Workshop konnte neben Markus Schaden einer der Juroren des Deutschen Fotobuchpreises gewonnen werden. Wolfgang Zurborn und Markus Schaden gaben gemeinsam eine „Meisterklasse Fotobuch“, für die es weit mehr Bewerber gab, als Plätze zur Verfügung standen. Die von den Kuratoren ausgewählten Teilnehmer waren mit so viel Engagement am Werk, dass auch die zeitweiligen Überschwemmungen während der 2013 besonders heftigen Regenzeit die Arbeit kaum behinderten. Das Wasser stand an der Schwelle zur Galerie, der Verkehr kam zum Erliegen, und so übernachteten alle Fotografen gemeinsam mit den deutschen Experten im Ober­ geschoss zwischen den Fotobüchern. In dieser Meisterklasse haben einige der heute führenden Fotografen Indonesiens ihre ersten Fotobücher gestaltet. Die Arbeit am eigenen Material, kritisch begleitet von Experten und umgeben von einer Auswahl der besten Fotobücher, hat bei den Teilnehmern einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Erstmals wurde eine PortfolioSichtung angeboten, bei der Fotografen ihr Werk mit Experten besprachen und Anregungen zur technischen und inhaltlichen Verbesserung erhielten. Im selben Jahr konnten zwei indonesische Kuratoren nach Europa reisen und dort Fotofestivals besuchen. Gemeinsam mit dem Institut für Auslandsbeziehungen wurde ein mehrmonatiger Arbeitsaufenthalt für einen der Kuratoren realisiert. Dabei wurden Kontakte zu deutschen Fotobuchverlagen geknüpft, die 2015 zur Einladung einer Fotobuch-Editorin des Kehrer Verlages nach Indonesien führten. Weitere Projekte aus diesem Aufenthalt sind noch in der Planung. Die zweite Reise wurde vom Besucherdienst des Goethe-Instituts organisiert und führte eine indonesische Kuratorin mit einer Fachkollegin aus Singapur zum Foto­ festival Mannheim – Ludwigshafen – Heidelberg, das bekannt ist für seine unkonventionelle Inszenierung von Fotografie. Für die kuratorische Arbeit in Jakarta, wo es nur wenige Fotogalerien gibt, waren diese Anregungen inspirierend. In einer anschlie-

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ßenden Gesprächsrunde, veranstaltet von der Bibliothek des Goethe-Instituts Indonesien, berichteten beide über ihre Reisen und teilten so ihre Erfahrungen mit der Fotografen-Szene in Jakarta.

6 Das Fotobuch als visuelle Erzählform 2014 erweiterte sich der Kreis der gezeigten Fotobücher um eine Kollektion aus Japan, die neben der deutschen Auswahl und den Fotobüchern aus Indonesien gezeigt wurde. Das Fotobuch als visuelle Erzählung und künstlerische Visitenkarte eines Fotografen hat sich nun endgültig in Indonesien etabliert. Es wird ebenso wie in Deutschland mit diversen Formaten, Materialien und typografischen Gestaltungsmöglichkeiten experimentiert. Dies wird ermöglicht durch neue digitale Gestaltungsmöglichkeiten und eine Qualität des Drucks auch für kleine Auflagen, die früher nur in sehr aufwändigen Projekten erreicht werden konnte.

Abb. 3: Fotobuch-Ausstellung 2015 auf der Frankfurter Buchmesse © C. Mahnke.

Das Jahr 2015 stand im Zeichen der Frankfurter Buchmesse. Erstmals war Indonesien als Gastland bei der größten Buchmesse der Welt vertreten. Fotobücher durften nicht fehlen, und so waren die Gespräche und Portfolio-Reviews mit Alexa Becker

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vom renommierten Kunstbuchverlag Kehrer für einige Fotografen die „Generalprobe“ für den Auftritt ihrer Bücher in Frankfurt. Deutlich war zu sehen, dass Fotografen das Fotobuch als visuelle Erzählform nutzen und so auch kontroverse Themen wie Religion, Geschlechterrollen und Menschenrechte öffentlich diskutiert werden können. Gleichzeitig mit der Verlegerin war auch Celina Lunsford in Jakarta, die für das Foto Forum Frankfurt eine Ausstellung indonesischer Fotografen kuratierte. Diese erfolgreiche Ausstellung war ebenfalls begleitet von Fotobüchern. Hier standen Bücher renommierter Verlage neben Publikationen junger Fotografen, die im Selbstverlag erschienen sind.9

7 Surabaya, Bandung, Yogyakarta: Fotobücher auf Reisen Seit 2013 werden die Fotobuchausstellungen in Indonesien auch außerhalb von Jakarta gezeigt. In Bandung ist das dortige Goethe-Institut der Veranstalter, in Surabaya und Yogyakarta werden die Ausstellungen und Workshops von lokalen „PhotoCommunities“ organisiert. Ein besonders erfolgreiches neues Format war der landesweite Wettbewerb Aku dan Kotaku (Ich und meine Stadt), in der junge Fotografen bis 18  Jahre aufgerufen waren, ihre Stadt zu porträtieren. Die zahlreichen Einsendungen zeigten ein interessantes inhaltliches Spektrum und eine hohe fotografische Qualität. Die Auswahl der besten Bilder geschah durch eine Jury und parallel durch eine öffentliche Abstimmung im Internet. Die Sieger wurden nach Jakarta eingeladen, wo sie in den besten Fotobüchern der vergangenen Jahre blättern konnten und außerdem mit dem Fotografen Jörg Brüggemann die Ausstellung der Foto-Agentur Ostkreuz Die Stadt besuchten. Ein Foto-Workshop im Hafenviertel von Jakarta stand ebenfalls auf dem Programm. Dieses Format wurde von einer Galerie für Fotokunst aufgenommen und weiter entwickelt. Inzwischen war Aku dan Kotaku in mehreren Städten zu Gast, und es gibt weitere Anfragen von Kulturbeauftragten verschiedener Kommunen. Die Fotobücher könnten demnächst noch auf weitere Reisen gehen.

8 Fotobuch-Bibliotheken in Jakarta Die Bibliothek des Goethe-Instituts war und ist der nötige Referenzraum für diese Ausstellungen. Im sogfältig aufgebauten Fotobuchbestand bleiben beispielhafte Fotobücher über die Dauer und den Ort der Ausstellung hinaus verfügbar. Das Goe9 Goethe-Institut Indonesien 2015a.

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the-Institut führt die Fotobücher als Ausleihbestand. Darüber hinaus konnten durch den Verbleib der kompletten Ausstellungen in Indonesien Fotobuchbestände in den beteiligten Galerien aufgebaut werden. Diese sind als Archiv angelegt und nach Vereinbarung für Fotografen und andere Interessierte zugänglich. Leider verfügen die indonesischen Bibliotheken kaum über eigene Mittel zum Buchankauf. Die knappen Budgets können nicht für deutsche Fotobücher aufgewendet werden, zumal der Import von Büchern aus dem Ausland kompliziert ist. Auch die Zugänglichkeit und die Sicherheit der wertvollen Fotobände kann nicht immer so gewährleistet werden, wie es deutschen Maßstäben der Bibliotheksarbeit entspricht. Deshalb unterstützt das Goethe-Institut den Aufbau von Beständen in den Galerien, die auch für die Erschließung sorgen. Seit 2008 sind so in Jakarta neben dem Goethe-Institut zwei weitere FotobuchBibliotheken entstanden. In einer Stadt, die für ihre Verkehrsstaus berüchtigt ist, sind drei Standorte berechtigt. So dienen auch bei den laufenden Workshops und Ausstellungen deutsche Fotobücher als Referenz.

9 Fazit Die Bibliotheken des Goethe-Instituts profitieren auf vielfältige Weise von den Fotobuch-Ausstellungen. Es ist gelungen, interessante Zielgruppen anzusprechen und langfristige Partnerschaften zu begründen. Die klassischen Zielgruppen des GoetheInstituts wie Sprachlerner, Studenten mit Interesse an Deutschland und Kunstinteressierte konnten auf das Fotobuch als Kunstform aufmerksam gemacht werden. So konnten die Bibliotheken zur Vernetzung von Kuratoren, Verlegern und Fotografen beitragen. Die Rolle der Bibliothek als Vermittler von strukturiertem Wissen in gedruckter Form wird durch die Ausstellung und den kontinuierlichen Aufbau der Fotobuch­ bestände deutlich. Die Bibliothek profiliert sich dadurch auch als Ort der Begegnung und als Akteur in den Sozialen Medien. Nicht zuletzt haben die Mitarbeiter viel gelernt über Fotografie, Fotobücher und die Erfolgsfaktoren für gute Buchausstellungen. Dies wiederum ist dem Auftritt Deutschlands bei hiesigen Buchmessen und Indonesiens als Gastland bei der Frankfurter Buchmesse zu Gute gekommen.

Literatur und Internetquellen Becher, B. & Becher, H. (1970). Anonyme Skulpturen. Düsseldorf: Art-Press Verlag. Deutscher Fotobuchpreis. (2016). http://www.deutscher-fotobuchpreis.de/html/home.htm (02.12.2015).

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Goethe-Institut (Jakarta). (2015a). Interview mit Celina Lunsford. https://www.goethe.de/ins/id/de/ kul/pkt/ifb/20649859.html (17.12.2015). Goethe-Institut (Jakarta). (2015b). [Website für den Fotobuchpreis]. https://www.goethe.de/ins/id/ en/ver.cfm?fuseaction=events.detail&event_id=20496892 (22.03.2016). The La Brea Matrix: six German photographers & a new color icon by Stephen Shore. (2009). http:// www.labreamatrix.com/home.html (02.12.2015). Sander, A. (1929). Antlitz der Zeit: Sechzig Aufnahmen deutscher Menschen des 20. Jahrhunderts. München: Kurt Wolff Verlag/Transmare Verlag. Rev. Neuaufl. München: Schirmer/Mosel, 2003. Wiegand, T. (2011). Deutschland im Fotobuch: 287 Fotobücher zum Thema Deutschland aus der Zeit von 1915 bis 2009. Göttingen: Steidl.

 Virtuelle Ausstellungen

Michael Müller

Virtuelle Ausstellungen Überlegungen zur Konzeption eines digitalen Mediums

Einleitung Öffentliche Bibliotheken und Archive zählen zu den Pionieren der Digitalisierung unter den kulturellen und wissenschaftlichen Institutionen. Es gehört zur Tradition dieser Institutionen, dass sie die von ihnen verwalteten Medien nicht nur verwahren, erschließen und zugänglich machen, sondern sie auch erforschen, für die Öffentlichkeit aufbereiten und z. B in Form von Ausstellungen präsentieren. So verwundert nicht, dass die Umsetzung des Mediums Ausstellung ins Digitale, dass virtuelle Ausstellungen1 auch und gerade von Bibliotheken und Archiven eingesetzt werden. Die folgenden Ausführungen möchten eine Orientierung für Verantwortliche in Bibliotheken und Archiven geben, die darüber nachdenken, Objekte aus ihren Beständen, eventuell ergänzt um Exponate anderer Institutionen oder Sammlungen, digital auszustellen. Der Fokus liegt auf der medialen Konzeption von digitalen Präsentationsformen. Zu den zahlreichen Aspekten, die dabei in inhaltlicher, didaktischer und kommunikativer Hinsicht zu beachten sind, hat Selmikeit jüngst eine gründliche Übersicht vorgelegt.2

1 Virtuelle und physische Ausstellungen im Vergleich Der Mehrwert virtueller gegenüber physischen Ausstellungen liegt auf der Hand: Sie stehen standortunabhängig allen Interessierten rund um die Uhr und für unbestimmte Zeit zur Verfügung, erreichen damit potenziell ein breiteres Publikum und neue, gerade auch jüngere Zielgruppen. Im digitalen Medium ist es möglich, die Exponate mit Objekten und Informationen zu verknüpfen, die im Rahmen einer physischen Ausstellung keinen Platz finden würden, sodass die Ausstellung zum Aus-

1 Der Begriff „virtuelle Ausstellung“ hat sich im deutschsprachigen Raum weitgehend durchgesetzt, auch wenn das durch „virtuell“ angesprochene Surrogat-Verhältnis zwischen digitaler und realer Welt (im Sinne einer „Virtual Reality“) in der Praxis nicht (mehr) im Vordergrund steht. „Online-Ausstellung“, „digitale Ausstellung“ und „Internet-Ausstellung“ werden weitgehend synonym gebraucht. 2 Selmikeit 2014 (mit ausführlichen Literaturhinweisen).

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gangspunkt einer explorativen Beschäftigung mit Themen werden und höhere Komplexitätsgrade der Kontextualisierung erreichen kann.3 Nichtsdestotrotz ist offenkundig, dass sich die persönliche Begegnung mit historischen Artefakten nicht verlustfrei durch das Betrachten von digitalen Repräsentationen ersetzen lässt. Allerdings hat sich inzwischen die Auffassung durchgesetzt, in digitalen Ausstellungen weniger eine Konkurrenz als vielmehr eine Ergänzung zu physischen Präsentationsformen zu sehen. Die Sorge, durch die leicht verfügbaren digitalen Exponate könnte in Vergessenheit geraten, was den realen historischen Gegenstand in seiner Materialität und sinnlichen Präsenz ausmacht, ist in den Hintergrund getreten. Nicht, weil die Differenz an Bedeutung verloren hätte, sondern weil wir uns in unzähligen Lebensbereichen daran gewöhnt haben, physisch unmittelbare und digital vermittelte Erfahrungen als komplementär, nicht als alternativ zu verstehen. Wie setzen nun Bibliotheken und Archive das Medium virtuelle Ausstellung konkret ein? Schaut man sich auf den Internetpräsenzen deutscher und internationaler Institutionen um, fällt zunächst auf, wie heterogen das ist, was unter der Rubrik virtuelle Ausstellung (oder unter verwandten Bezeichnungen) angeboten wird. Das Spektrum reicht von einer Abfolge illustrierter Textseiten4, die in manchen Fällen einfach nur als PDF-Dokument zum Download5 angeboten werden, über Commented Slideshows, also abspielbare Bildfolgen, die aus dem Off von einem Sprecher oder einer Sprecherin kommentiert werden6, bis hin zu einem Angebot wie Künste im Exil7 der Deutschen Nationalbibliothek, bei dem es sich nach Umfang und Struktur eher um ein Wissensportal oder ein virtuelles Museum als um eine Ausstellung im engeren Sinne handelt. Etwas aus der Mode gekommen ist die Umsetzung einer physischen Ausstellung in ihrem gesamten räumlich-inszenatorischen Gefüge in ein 3D-Modell, durch das sich der Internetnutzer an seinem Bildschirm bewegt wie durch eine virtuelle Welt.8 Was diese bunte Vielfalt an Formaten und Konzepten problematisch macht, ist, dass sich bislang kein erkennbarer Standard herausgebildet hat, der bei der Konzeption einer virtuellen Ausstellung als Orientierung dienen könnte. Etwas zugespitzt könnte man sagen: Das Medium virtuelle Ausstellung wird bei jedem Projekt neu erfunden.9 Auch fehlt ein stabiler Erfahrungshintergrund für die Konzeption einer 3 Vgl. Selmikeit 2014, S. 166–168. 4 Universitätsbibliothek Heidelberg 2015. 5 Staatsbibliothek zu Berlin o. J. 6 Staatsbibliothek zu Berlin 2006. 7 Deutsches Exilarchiv 1933–1945 o. J. Auf der Website der DNB explizit als „virtuelle Ausstellung“ vorgestellt. http://www.dnb.de/DE/Ausstellungen/ausstellungen_node.html (13.01.2016). 8 Etwa Albert Einstein – Ingenieur des Universums, vgl. Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte 2005. Ein aktuelles Beispiel ist die 2015 publizierte virtuelle Ausstellung des Stadtarchivs Heilbronn, die ein grafisches 3D-Modell mit Saalansichten kombiniert. 9 Vgl. Müller 2012.



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digitalen Ausstellung. Wer eine physische Ausstellung plant, hat in der Regel bereits Dutzende Ausstellungen besucht, hat ein Gespür dafür entwickelt, was in großen, mittleren oder kleinen Einrichtungen zu erwarten ist, hat Ausstellungen erlebt, die Blockbuster waren, und welche, die wenig Beachtung fanden, die Tagesgespräch waren oder eher in Fachkreisen Aufsehen erregten. All dies ist bei virtuellen Ausstellungen nicht gegeben. Der „Besuch“ einer virtuellen Ausstellung ist ein einsames Unterfangen, das Medium findet in aller Regel keine Resonanz in der Presse, die Akzeptanz beim Publikum ist für Außenstehende nicht wahrnehmbar. In einer virtuellen Ausstellung ist man gewissermaßen immer alleine Es kann bei der Konzeption einer virtuellen Ausstellung nicht darum gehen, analoge Präsentationsformen digital nachzubilden. Wenn aber etwas von dem erhalten bleiben soll, was physische Ausstellungen in den letzten 150 Jahren zu einem der erfolgreichsten Medien der Kultur- und Wissensvermittlung gemacht hat, empfiehlt es sich, bei der Konzeption von virtuellen Ausstellungen im Bewusstsein zu behalten, was den Kern des Mediums Ausstellung ausmacht.10 Eine Ausstellung, und damit auch eine virtuelle Ausstellung, ist kuratiert. Sie präsentiert eine nach thematischen Gesichtspunkten getroffene Auswahl von Exponaten und bringt sie in einen sinnhaften Zusammenhang. Bei virtuellen Ausstellungen von Bibliotheken und Archiven sind dies typischer-, aber nicht notwendigerweise (nur) Digitalisate von Objekten aus den eigenen Beständen. Bei digitalen Ausstellungen ist der Umfang weniger durch „harte“ Faktoren wie die Ausstellungsfläche eingeschränkt. Umso wichtiger ist es, die sinnstiftende Funktion des Auswählens – und damit auch des Weglassens – im Blick zu behalten. Bei einer Zusammenstellung von mehreren hundert ausführlich kommentierten Exponaten11 kann man nicht mehr davon ausgehen, dass ein Nutzer die Ausstellung in ihrer Gesamtheit rezipiert, zumal der Ausdauer bei der Nutzung eines Online-Mediums erfahrungsgemäß recht enge Grenzen gesetzt sind. Natürlich kann der Nutzer auswählen, eigene Schwerpunkte setzen und wiederkehren. Es sollte sich aber nicht ein Gefühl der Beliebigkeit einstellen, der Eindruck, dass das Erlebnis in der virtuellen Ausstellung letztlich ein Zufallsergebnis ist, geprägt von der oberflächlich getroffenen Entscheidung, hier zu klicken und dort nicht, bis die Kapazitäten der Aufnahmefähigkeit erreicht sind. Wenn zwischen Hauptexponaten und ergänzendem Material differenziert und in den Ausstellungstexten deutlich wird, welche Exponate die Argumentation tragen, lässt

10 Vgl. dagegen die rein aus dem digitalen Medium heraus entwickelte Definition von Foo 2008, S. 22: „A V[irtual] E[xhibition] is a Web-based hypermedia collection of captured or rendered multi-dimensional information objects, possibly stored in distributed networks, designed around a specific theme, topic, concept …“; weitere Definitionen bei Selmikeit 2014, S. 164 f. 11 Vgl. etwa die Ausstellung Zeichen – Bücher – Netze: Von der Keilschrift zum Binärcode des Deutschen Buch- und Schriftmuseums (Leipzig), die „[m]ehr als 1 800 kleinere und größere Einblicke in die Geschichte der Medien bietet“. http://www.dnb.de/DE/Ausstellungen/ausstellungen_node.html (13.01.2016).

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sich eine explorativ zu erschließende Fülle an Material einbinden, ohne dass der rote Faden verloren geht. Ausstellungen sind in ihrer Gesamtheit als Medium zu verstehen, sie kommunizieren auf verschiedenen Ebenen: durch das in erster Linie sinnlich-ästhetisch zu erfassende Arrangement der Exponate und explizit durch sprachlich vermittelte, kognitiv zu erfassende Objektbeschriftungen und Begleittexte. „Ausstellungen sind Kommunikation im Raum,“ fassen Jannelli und Hammacher dieses Ausstellungsverständnis zusammen.12 Nun ist das räumliche Gefüge gerade das, was im Digitalen nur bedingt eine Entsprechung findet. Sieht man von den erwähnten 3D-Animationen der „virtuellen Rundgänge“ ab, arrangiert die digitale Ausstellung ihre Exponate nicht im Raum, sondern auf der Fläche eines Bildschirms – und bei Websites, die nach den Prinzipien des Responsive Webdesign13 gestaltet sind (was heute Standard sein sollte) sogar auf einer Fläche, deren Proportionen und Dimensionen nicht festgelegt sind. So liegt bei den meisten virtuellen Ausstellungen der Schwerpunkt eindeutig auf Seiten der expliziten Kommunikation in Form von Texten, Objektbeschreibungen und Kommentaren. Damit ist das Verhältnis von Ausstellungsnarrativ und Ausstellungsobjekten angesprochen.14 „Bebildern“ die Objekte einer Ausstellung primär die Inhalte, welche die Ausstellungsmacher dem Publikum vermitteln möchten, oder vertrauen diese auf das Potenzial der gezeigten Objekte, historische Zusammenhänge erkenn- und erfahrbar zu machen? Steht der illustrative Aspekt im Vordergrund, dann wird eine physische Ausstellung zu einem in den Raum projizierten und mit Originalen ausgestatteten Buch. Setzt man eine solche Konzeption ins digitale Medium um, reduziert sie also um die Aspekte Raum und Original, erhält man – ein digitales Buch. Man könnte auch sagen: einen Ausstellungskatalog ohne Ausstellung (bzw. zu einer physischen Ausstellung). Das ist an sich nicht zu kritisieren, ich möchte lediglich dafür sensibilisieren, dass das Medium „virtuelle Ausstellung“ dazu tendiert, den funktionalen Kern des Expositorischen zu verfehlen.

2 Beispiele virtueller Ausstellungen in Bibliotheken Im Folgenden soll am Beispiel der Cambridge University Library, der Bibliothèque nationale de France und der Deutschen Digitalen Bibliothek diskutiert werden, wie sich diese grundsätzlichen Aspekte in der konkreten Ausgestaltung virtueller Ausstellungen umsetzen lassen. 12 Jannelli & Hammacher 2008, S. 7. 13 „Responsive“ sind Websites, bei denen die Darstellung ihrer Inhalte dynamisch den Proportionen des Browserfensters angepasst wird, wobei diese Elemente nicht nur skaliert, sondern bei Bedarf auch neu arrangiert, ein- oder ausgeblendet werden (vgl. Marcotte 2010). 14 Vgl. im Hinblick auf physische Ausstellungen Korff 2007.



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2.1 Cambridge University Library Die Cambridge University Library bietet auf ihrer Website eine Liste mit 17 „Exhibitions“ (Stand: Januar 2016) an.15 Es handelt sich durchweg um die digitalen Umsetzungen physischer Ausstellungen. Die Ausstellungen sind nach einem einheitlichen, schnell zu erfassenden Muster16 strukturiert: Den oberen Teil des Bildschirms nimmt ein großflächiges Bildbanner ein, rechts überlagert von einem leicht transparenten Kasten mit einem Ankündigungstext. Darunter findet sich als Inhaltsverzeichnis eine horizontale Galerie mit quadratischen Vorschaubildern zu den einzelnen Sektionen der Ausstellung. Ruft man eine dieser Sektionen auf, wechselt das Bannerbild, im Kasten erscheint ein Sektionstext, unter der grafischen Navigation werden nun die Objekte der Sektion in einem Raster quadratischer Vorschaubilder eingeblendet. Beim Klick auf ein Exponat wechselt der Nutzer auf die Objektebene: Das Objekt ist jetzt in Vollansicht dargestellt, wiederum rechts begleitet von einer halbtransparenten Textbox mit Metadaten, Kommentar und ggf. einer Thumbnail-Galerie mit „Related items“. Die hochauflösenden Scans sind zoombar, in der höchsten Zoomstufe kommt man so „nah“ an die Objekte heran, dass Aspekte der Faktur und Materialität in den Vordergrund treten. Das Bedienkonzept ist minimalistisch: Zoomen mit dem Scrollrad (Touchscreen: Fingerspreizen), Verschieben des Ausschnitts mit gehaltener Maustaste. Über eine „Prev/Next“-Navigation wechselt man in einer Sektion von Objekt zu Objekt.

Abb. 1: Layered manikin in the Epitome. Screenshot aus der virtuellen Ausstellung Vivitur ingenio: the 500th anniversary of Andreas Vesalius (1514–1564) © Cambridge University Library.

15 https://exhibitions.lib.cam.ac.uk/ (15.01.2016). 16 Beschrieben ist im Folgenden die Darstellung auf einem Desktop-Bildschirm. Auf kleinen Bildschirmen, etwa von Smartphones, erscheinen die Elemente der Ausstellung in einer für dieses Aus­ gabemedium optimierten Form.

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Die virtuellen Ausstellungen der Cambridge University Library kommen mit wenigen Standard-Elementen aus. Dass sie ein auf unspektakuläre Weise gelungenes Beispiel dafür sind, wie man einen Großteil dessen, was eine Ausstellung ausmacht, ins Digitale transponieren kann, liegt an einer Reihe von Details der konkreten Gestaltung, die den Charakter der Ausstellung unauffällig aber wirkungsvoll prägen. Schon die großflächigen, nahsichtigen Ausschnitte im Bildbanner deuten an, wozu die Ausstellungen einladen: zur intensiven Beschäftigung mit den Exponaten – nicht nur historisch interessanten, sondern auch visuell und ästhetisch attraktiven Objekten. Die leichte Transparenz der Textboxen räumt dem Bild auf subtile Weise Priorität ein, und so lassen sich auch alle Texte durch den Klick auf ein Pfeilsymbol ausblenden – Bühne frei für das Objekt! Auf Sektions-Ebene ist man ganz auf das vor einheitlich dunklem Grund erscheinende Bild konzentriert, Bedien- und Corporate-Identity-Elemente sind auf ein Minimum reduziert. Ein – bei physischen Ausstellungen zentraler – Aspekt ist bei diesem Format allerdings vollständig entfallen: das bedeutungsstiftende Arrangement der Exponate. Für diese wie für die meisten virtuellen Ausstellungen gilt: Wo im Gesamtgefüge der Seite die Objekte erscheinen, in welcher Größe, ob als beschnittenes Vorschaubild oder in seinen Originalproportionen, legt ein Layout-Schema fest, nicht der Kurator der Ausstellung. Das hat zunächst und vor allem einen technischen Grund. Web­ sites, und damit auch virtuelle Ausstellungen, werden heute in aller Regel mit Content-Management-Systemen erstellt, die nach dem Prinzip der Trennung von Inhalt und Gestaltung konzipiert sind. Deshalb ist ein Großteil der Gestaltung generisch, also auf Systemebene festgelegt (als Theme, als Seitentemplate), was der Gestaltung bei der Inhaltserstellung mehr oder weniger enge Grenzen setzt. Es ist gute Praxis, diese Grenzen eng zu ziehen, um auf einer Website Konsistenz und Einheitlichkeit im Erscheinungsbild zu erreichen und das mit professioneller Kompetenz erarbeitete Grunddesign nicht durch gestalterische Ad-hoc-Lösungen der Inhaltsersteller zu kompromittieren. Die Ausstellungen der Cambridge University Library sind diesem Prinzip verpflichtet: Sie verwenden alle dasselbe Template, und die Gestaltungsspielräume für die Kuratoren sind äußerst begrenzt.

2.2 Bibliothèque nationale de France Das andere Extrem markieren die virtuellen Ausstellungen der Bibliothèque nationale de France.17 In einem horizontal und vertikal zentrierten, relativ kleinen Feld erschei17 Eine Gesamtliste zu dem inzwischen sehr umfangreichen Angebot an virtuellen Ausstellungen der Bibliothèque nationale de France: http://expositions.bnf.fr/expositions.php (15.01.2016). Die Startseiten zu den Ausstellungen bündeln ein breites Informationsangebot, die virtuellen Ausstellungen im engeren Sinne finden sich meist in der Rubrik „En images“.



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nen frei komponierte Arrangements aus Objektabbildungen und kurzen Texten. Die Gestaltung – vom Seitenhintergrund über das Farbkonzept bis zur Platzierung der Objekte – ist dezidiert auf das Thema der jeweiligen Ausstellung ausgerichtet, nur wenige Parameter wie Schriftart und ‑größe bleiben bei allen Ausstellungen konstant. Der Klick auf ein Exponat führt auf eine Detailseite, die eine einfache Bild-Text-Kombination bietet, bei manchen Exponaten mit der Möglichkeit, in die Bilder zu zoomen. Die gestalterische und konzeptionelle Herausforderung, die es bedeutet, dieses Prinzip konsequent und, wie in diesem Fall, für eine große Anzahl von Ausstellungen zu den unterschiedlichsten Themen umzusetzen, ist nicht zu unterschätzen. Sie besteht nicht zuletzt darin – auch das machen die virtuellen Ausstellungen der Bibliothèque nationale deutlich – nicht ins Dekorative abzugleiten und sicherzustellen, dass die Exponate nicht zum „Material“ des Grafikdesigns werden.18

Abb. 2: Screenshot aus der virtuellen Ausstellung Chine – l’empire du trait. Aus der Sektion Albums illustrés, l’empire en images © Bibliothèque nationale de France.19

2.3 Deutsche Digitale Bibliothek Einen dritten Weg beschreitet die Deutsche Digitale Bibliothek mit ihrem Tool für die Erstellung von virtuellen Ausstellungen.20 Sie setzt das speziell für Bibliotheken, Archive und wissenschaftliche Sammlungen entwickelte Open-Source-CMS Omeka21 ein. Omeka bietet die Möglichkeit, für die Seiten der Ausstellung zwischen unterschiedlichen Layout-Templates zu wählen. So werden auf den Seiten der virtuellen Ausstellung Zu Mythen und Monumenten. Die Forschungsreise von Konrad Theodor Preuss nach Kolumbien (1913–1919)22 Texte, großformatige Objektabbildungen und Vorschaubilder auf unterschiedliche Weise kombiniert. Auf manchen Seiten sind 18 Ein extremes Beispiel: Bibliothèque nationale de France o. J. L’aventure des écritures. 19 Bibliothèque nationale de France 2004. 20 Der Verfasser war an der Entwicklung des Tools maßgeblich beteiligt. 21 http://omeka.org/ (15.01.2016). 22 Deutsche Digitale Bibliothek 2015.

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einzelne Texte einzelnen Bildern zugeordnet, bei anderen begleitet ein Bildblock aus Vollformat- und/oder Galeriebildern den Text. Die für die Deutsche Digitale Bibliothek adaptierte Omeka-Version sieht acht Templates vor. Als Open-Source-System lässt sich das Ausstellungsmodul von Omeka (Exhibit Builder) aber beliebig um weitere Templates erweitern. Inzwischen hat Omeka seinen Exhibit Builder zudem auf modulare Layouts umgestellt: Die Kuratoren komponieren die Seiten nicht mehr in einem festen Layout-Schema (z. B. Text links, Hauptbild und Galerie rechts), sondern aus einer Folge von Text-, Bild- oder Text-Bild-Blöcken. Auch diese Module lassen sich anpassen und um weitere ergänzen. Damit lässt sich der Gestaltungsspielraum der Kuratoren fast beliebig erweitern, ohne dabei das Prinzip der Template-Basierung aufgeben und zum freien Layout übergehen zu müssen. Die Inszenierung der Objekte bleibt hier, wie bei der Hängung einer physischen Ausstellung, primär eine kuratorische Aufgabe und wird nicht zu einem Grafikdesign-Projekt.

Abb. 3: Screenshot aus der virtuellen Ausstellung Zu Mythen und Monumenten. Die Forschungsreise von Konrad Theodor Preuss nach Kolumbien (1913–1919) © Deutsche Digitale Bibliothek.

Fazit Die drei hier vorgestellten Beispiele umreißen ein Feld der Möglichkeiten, das Medium virtuelle Ausstellung zu interpretieren – in Auseinandersetzung mit dem, was phy-



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sische Ausstellungen ausmacht, aber auch unter Berücksichtigung der spezifischen technischen und medialen Bedingungen des Digitalen. Sicherlich sind, gerade wenn man an die aktuellen Entwicklungen in den digitalen Medien denkt, Formate vorstellbar, die über das hinausgehen, was bei diesen Beispielen mit relativ elementaren Mitteln realisiert wurde: Partizipative Ausstellungen etwa, bei denen die Nutzer die Inhalte nicht nur rezipieren, sondern auch kommentieren und beisteuern23, eine Verzahnung von realer und virtueller Ausstellung über QR-Codes24 oder multimedialimmersive Formate, die den Besucher ganz in das Material der Ausstellung eintauchen lassen. Allerdings ist aktuell eher ein Trend in die entgegengesetzte Richtung auszumachen, hin zu pragmatischen Lösungen, bei denen Fragen der Handhabbarkeit und der Integration in übergeordnete Strukturen die Gestaltung der Ausstellungen stark prägen.25 Wenn wir hier die mediale Konzeption der virtuellen Ausstellung in den Mittelpunkt gestellt haben, sei dies als Einladung verstanden, virtuelle Ausstellungen dezidiert als Ausstellungen zu entwerfen, also zu versuchen, etwas von dem, was den Kern des Expositorischen ausmacht, in das digitale Medium zu transponieren.

Literatur und Internetquellen Bibliothèque nationale de France. (o. J.). L’aventure des écritures. http://classes.bnf.fr/ecritures/ enimages/index.htm (19.03.2016). Bibliothèque nationale de France. (2004). Chine: l’empire du trait. http://expositions.bnf.fr/chine/ (19.93.2016). Cambridge University Library. (2014). Vivitur ingenio: the 500th anniversary of Andreas Vesalius (1514–1564). https://exhibitions.lib.cam.ac.uk/vesalius/ (19.03.2016). Deutsche Digitale Bibliothek. (2015). Zu Mythen und Monumenten: die Forschungsreise von Konrad Theodor Preuss nach Kolumbien (1913–1919). http://ausstellungen.deutsche-digitalebibliothek.de/preuss/ (15.01.2016). Deutsches Buch- und Schriftmuseum (Leipzig). (o.J.). Zeichen – Bücher – Netze: von der Keilschrift zum Binärcode. http://mediengeschichte.dnb.de/DBSMZBN/Web/DE/Home/home.html (09.01.2016). Deutsches Exilarchiv 1933–1945. (o. J.). Künste im Exil. http://kuenste-im-exil.de/ (14.01.2016).

23 Vgl. das vom Verfasser mitkonzipierte Portal Berliner Großstadtgeschichten der Zentral- und Landesbibliothek Berlin. http://grossstadtgeschichten-berlin.de/ (19.03.2016). 24 Eine Beispielsammlung auf Culture to go Blog. http://culture-to-go.com/mediathek/qr-codes-inder-kulturvermittlung/ (12.01.2016). 25 Ein Beispiel sind die ebenfalls mit Omeka realisierten virtuellen Ausstellungen der Europeana. (http:// exhibitions.europeana.eu/); ein Teil der Ausstellungen wird inzwischen mit dem Ausstellungstool des Google Cultural Institute realisiert, z. B. https://www.google.com/culturalinstitute/u/0/exhibit/the-menon-the-memorial/fgIiWlT_fBCDJA (16.01.2016). Die Europeana arbeitet zurzeit an einer neuen Plattform für virtuelle Ausstellungen (E-Mail-Auskunft von Maggy Szynkielewska, 16.01.2016).

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Constanze Baum und Timo Steyer

Die Bibliothek als Museum Grenzen und Möglichkeiten von virtuellen Ausstellungen in Bibliotheken

Einleitung Ausstellungen gehören für viele Bibliotheken zum festen Bestandteil ihrer Öffentlichkeitsarbeit, eröffnen sie doch die Möglichkeit, die bibliophilen Kostbarkeiten einem breiten Publikum zugänglich oder auf aktuelle Forschungsthemen aufmerksam zu machen.1 Darüber hinaus bieten Ausstellungen die Gelegenheit, das Buch über seinen textuellen Inhalt hinaus in seiner Rolle als Teil des kulturellen Erbes und als ästhetisches Objekt zu präsentieren.2 Jedoch sind die Möglichkeiten der Ausstellungsgestaltung und ‑durchführung für Bibliotheken deutlich eingeschränkter als für Museen. Zum einen verfügen Bibliotheken nicht selten über räumlich sehr begrenzte Ausstellungsflächen, die in der Regel keine dauerhafte Präsentation erlauben.3 Zum anderen mangelt es häufig an finanziellen und personellen Ressourcen, die für die Planung, Exponateauswahl, Umsetzung und Begleitung der Ausstellung eingesetzt werden können.4 Im deutlichen Gegensatz dazu stehen die Möglichkeiten, die Ausstellungen den Bibliotheken gerade im Hinblick auf die öffentliche Wahrnehmung ihrer historischen Sammlungen jenseits der Lesesäle erlauben. Ausstellungen sind daher ein wesentliches Instrument der Selbstdarstellung einer Gedächtnisinstitution, die zu Teilen auch auf das Einwerben öffentlicher und privater Gelder angewiesen ist. Haase formuliert es treffend: Ausstellungen sind Höhepunkte der bibliothekarischen Öffentlichkeitsarbeit. Mit ihnen erreicht regelmäßig die Resonanz, die der Bibliothek in den Massenmedien zuteilwird, Spitzenwerte. […] In krassem Gegensatz dazu steht der vorhandene personelle und finanzielle Rahmen. Hier und im Arbeitsrhythmus der Bibliothek sind Ausstellungen Nebensache.5 1 Vgl. Rühle 2004. Bereits Erhart Kästner bemängelt den fehlenden musealen Charakter von Bibliotheken, wobei er diesen Aspekt als eine mit Blick auf die Historie zentrale Aufgabe von Bibliotheken bewertet: „Also gilt es, durch den leider allzu unmuseal gewordenen Begriff der Bibliothek wieder etwas von der Festlichkeit und Schaubarkeit durchschimmern zu lassen, die er einstmals, zu allen Zeiten bis vor 100 Jahren, in der Renaissance, im Barock und im Büchersaal des 18. Jahrhunderts besaß.“ Kästner 1936, S. 4–8. 2 Vgl. Lucius 2002; Funke 1985, S. 20 ff. 3 Zwar gibt es auch einige wenige museale Bibliotheken, die über eine eigene Dauerausstellung verfügen – zu nennen wären hier z. B. die Heidelberger Universitätsbibliothek oder die Stadtbibliothek in Augsburg – aber solche Beispiele bilden bei weitem die Minderheit in der deutschsprachigen Bibliothekslandschaft. Vgl. Lucius 2002. 4 Vgl. Haase 1982, S. 74 f. 5 Haase 1982, S. 48.

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Hinzuzufügen ist, dass die Ausstellungsorganisation schließlich auch zur Bestands­ erschließung und Literaturerwerbung beiträgt.6 Das Dilemma zwischen den offensichtlichen Vorteilen, welche Ausstellungen Bibliotheken bieten können, und den angesprochenen Beschränkungen kann durch das Medium von virtuellen Ausstellungen zumindest teilweise ausgeglichen werden. Wie kein anderes Format können virtuelle Ausstellungen dabei helfen, neue, bisher nicht umsetzbare Ausstellungskonzepte für Bibliotheken zu ermöglichen. Dies gilt insbesondere für Bibliotheken und Kultureinrichtungen mit einer starken digitalen Ausrichtung, deren Bestände bereits umfangreich digitalisiert sind oder die sogar ausschließlich über rein digitale Sammlungen verfügen und als Portale auftreten. So versucht die Europeana ihrem Anspruch „to become the reference point for European cultural content online“7 gerecht zu werden, indem vermehrt auf virtuelle Ausstellungen gesetzt wird.8 Dabei ist das Format virtueller Ausstellungen nicht neu: Frühe Beispiele lassen sich ab Mitte der 1990er Jahre finden. Zu nennen wären hier die virtuellen Ausstellungen des Museums of the History of Science in Oxford9 und der Library of Congress, die Texte und Bilder einer physischen Ausstellung bereits 1992 über das File Transfer Protocol (FTP) zur Verfügung stellten.10 Ab der Jahrtausendwende wuchs das Interesse an virtuellen Ausstellungen, bedingt durch die Massendigitalisierung und die Etablierung digitaler Medien, merklich an. Es wurden so die Voraussetzungen geschaffen, durch virtuelle Ausstellungen neue Nutzerkreise zu erreichen und Ausstellungen nicht nur als zeitlich begrenzte Veranstaltungen, sondern als dauerhaftes Angebot von Bibliotheken im Internet verfügbar zu machen.11 Im Folgenden soll eine Einführung in das Thema „virtuelle Ausstellungen von Bibliotheken“ gegeben werden; es werden die aktuell vorhandenen technischen Möglichkeiten vorgestellt und verschiedene Arten von virtuellen Ausstellungen diskutiert, anhand derer die Frage nach dem Nutzen virtueller – gerade auch im Verhältnis zu physischen – Ausstellungen für Bibliotheken eruiert wird.

6 Vgl. Selbmann 1983, S. 137 f. 7 Müller 2011. 8 Vgl. zu diesem Aspekt auch die Ausstellungen der Deutschen Digitalen Bibliothek unter https:// www.deutsche-digitale-bibliothek.de/content/ausstellungen (22.03.2016). 9 Das Museum of the History of Science war mit zwei virtuellen Ausstellungen im Jahr 1995 ein Vorreiter dieser Entwicklung. Vgl. http://www.mhs.ox.ac.uk/measurer/text/title.htm und http://www.mhs. ox.ac.uk/features/ephotos/text.htm (Stand: 22.03.2016). 10 Vgl. http://www.loc.gov/exhibits/1492/index.html und http://www.loc.gov/exhibits/scrolls/toc. html (Stand: 22.03.2016). Vgl. auch Kalfatovic 2002, S. XV. 11 Einen guten Überblick über die grundsätzlichen Konzepte von virtuellen Ausstellungen im bibliothekarischen Kontext bietet die Veröffentlichung von Selmikeit 2014, S. 163 ff.



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1 Definition und Kategorisierung virtueller Ausstellungen Gängig und früh durchgesetzt hat sich die Definition von virtuellen Ausstellungen über ihren webbasierten Kontext verbunden mit traditionellen Definitionselementen von physischen Ausstellungen wie An early definition of virtual exhibition (VE) is defined as an online Web-based hypertextual dynamic collection devoted to a specific theme, topic, conceptor idea.12

Unabhängig vom Terminus technicus ist jedoch die Betitelung von internetbasierten Ausstellungsformen nach wie vor sehr heterogen. So sind allein im deutschsprachigen Raum die Begriffe Online-Ausstellung, Digitale Ausstellung oder Internetausstellung geläufig, weniger häufig werden die Begriffe Cyberausstellung oder Onlinegalerie verwendet.13 So vielfältig wie die benutzten Termini, so heterogen sind auch die Inhalte virtueller Ausstellungen. Eine explizite Begriffsbestimmung von virtuellen Ausstellungen über die Gestaltung oder Präsentation der Exponate ist aufgrund dieser Variantenvielfalt weder möglich noch sinnvoll.14 Als kleinster gemeinsamer Nenner kann jedoch die Aufbereitung der Exponate und der textuellen Inhalte für die Präsentation im Internet angeführt werden. Damit geht der Anspruch einer stetigen, sprich langfristigen, raum- und zeitunabhängigen Verfügbarkeit der Ausstellung einher. Für Ausstellungen von Bibliotheken ist zusätzlich die Barrierefreiheit ein wesentlicher Faktor ihrer digitalen Präsentation. Eine genauere Kategorisierung von virtuellen Ausstellungen kann anhand des Verhältnisses zur physischen Ausstellung vorgenommen werden.15 Die Mehrzahl der aktuellen virtuellen Ausstellungen fällt demnach einer Kategorie zu, in der das Ausstellungsprimat der physischen Ausstellung zukommt. Inhaltlich sind beide Ausstellungen zwar eng verzahnt, Ausstellungsplanung und Exponateauswahl konzentrieren sich dabei aber auf die Form der physischen Ausstellung und gehen von ihr aus. Bei dieser Hybridvariante nimmt die virtuelle Ausstellung einen sekundären Rang ein und hat die Rolle eines Katalogs inne, der die langfristige Dokumentation der Aus12 Foo 2008, S. 22; vgl. Silver 1997. 13 Vgl. dazu auch den Artikel „Online Exhibition“ in der englischsprachigen Wikipedia: https:// en.wikipedia.org/wiki/Online_exhibition (22.03.2016). 14 Die Spannbreite der Präsentationsvarianten kann anhand zweier Beispiele verdeutlicht werden: Während die UB Freiburg unter einer virtuellen Ausstellung eine Katalogansicht aller im Rahmen der Ausstellung Oberrheinischer Humanismus und Geographie: Martin Waldseemüller und die Entdeckung der neuen Welt digitalisierten Bücher versteht, stellt die Europeana virtuelle Ausstellungen in einer TextBild Galerieansicht zur Verfügung. Vgl. https://www.ub.uni-freiburg.de/recherche/digitale-bibliothek/ freiburger-historische-bestaende/oberrheinischer-humanismus-und-geographie/virtuelle-ausstellung/ (22.03.2016) und http://exhibitions.europeana.eu/ (22.03.2016). 15 Vgl. Saorín Pérez 2011, S. 31.

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stellungsinhalte gewährleistet.16 Am deutlichsten wird diese Verbindung in virtuellen Rundgängen, bei denen die Ausstellungsräume und die Anordnung der Exponate eins zu eins in die virtuelle Ausstellung übernommen werden (Abb. 1).17

Abb. 1: Screenshot des virtuellen Rundgangs der Ausstellung abgekupfert. Roms Antiken in den Reproduktionsmedien der Frühen Neuzeit. Der Grundriss der Ausstellungsräume und die räumliche Verteilung der Exponate werden im virtuellen Raum wiedergegeben.18

Der umgekehrte Fall, die Konzeption auf einer virtuellen Ausstellung aufzusetzen (digital first) und die physische dieser unter- oder nachzuordnen, ist bisher deutlich seltener anzutreffen. Dies liegt zum einen an der Reputation, die reale Ausstellungen vermeintlich bieten, zum anderen an traditionellen und erlernten Verfahren der Ausstellungskonzeption und ‑genese, die im Workflow von Kultureinrichtungen ebenso fest verankert sind wie die Erwartungshaltung der Besucher. Eine andere Form ist die Digital-Only-Ausstellung, also eine virtuelle Ausstellung ohne ein physisches Pendant. Diese Form wurde bisher vor allem von Bibliotheken umgesetzt, die entweder über keine Ausstellungsräume verfügen oder als digitale Bibliothek keinen analogen Bestand besitzen. Da aggregierende Metabibliotheken wie die Deutsche Digitale Bibliothek oder Europeana über riesige Bestände verfügen, bieten virtuelle Ausstellungen die Möglichkeit, bestimmte Untermengen dieser

16 Vgl. Selmikeit 2014, S. 165. 17 Vgl. dazu die Ausstellung abgekupfert. Roms Antiken in den Reproduktionsmedien der Frühen Neuzeit. Im Gegensatz zu Selmikeit 2014, S. 165, ist die Simulation von virtuellen Rundgängen nicht als überholtes Konzept zu bewerten, bietet sie doch die Möglichkeit, die Objekte nicht nur virtuell, sondern auch ihre reale Referenz, die Präsentation im Raum, abzubilden. 18 Quelle: http://kulturerbe.niedersachsen.de/viewer/tour?tour=abgekupfert&css=abgekupfert_­ ausstellung.css&js=abgekupfert.js (22.03.2016).



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Bestände in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken.19 Dies wäre die bibliothekarische Entsprechung des in der Museumswelt schon Ende der 1990er Jahre entworfenen Konzepts eines virtuellen Metamuseums.20

2 Grenzen und Möglichkeiten Grundsätzlich unterliegen virtuelle Ausstellungen denselben Regeln wie reale Ausstellungen und stellen daher keineswegs nur eine technische Spielwiese oder ein Kuriositätenkabinett für die Darstellung exponierter Objekte dar.21 Auch virtuelle Ausstellungen müssen kuratiert werden, die Exponate entsprechend dem Ausstellungsthema ausgewählt und so präsentiert werden, dass Besucher fachgerecht durch das Thema der Ausstellung geführt werden: In summary, a collection of digital items, in and of itself, does not constitute a virtual exhibition. It is only when the items are carefully selected to illustrate a topic, and are tied together forming a narrative or a logical itinerary, that they constitute an exhibition.22

Aufgrund der zusätzlichen Möglichkeiten des Internets müssen bei virtuellen Ausstellungen noch weitere Standards beachtet werden, da zum einen traditionelle Beschränkungen von realen Ausstellungen hier nicht mehr wirken und zum anderen neue Aspekte hinzukommen, wie zum Beispiel Fragen der Web Usability, der geeigneten technischen Formate und der Langzeitverfügbarkeit. Die aktuelle Diskussion über Vor- und Nachteile virtueller Ausstellungen fokussiert stark auf den Vergleich zu physischen Ausstellungen. Dabei werden die räumliche Nähe zu den realen Objekten und das Wirken des Ausstellungsraums als signifikante Schwachstellen von virtuellen Ausstellungen identifiziert.23 Auch können die ästhetische Seite und die Authentizität der physischen Ausstellungsobjekte durch die digitale Reproduktion nur bedingt wiedergegeben werden.24 Als weitere Vorteile der physischen Ausstellung werden die Ausstellungsführungen durch geschultes Personal und damit verbunden das gemeinsame Erleben einer Ausstellung innerhalb einer Besuchergruppe gezählt. Während für Museen diese hier nur knapp skizzierten Grenzen von virtuellen Ausstellungen eine wesentliche Rolle für ihr Leitbild spielen, sind für die Ausstellungskonzepte von Bibliotheken andere 19 Vgl. https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/content/ausstellungen und http://exhibitions. europeana.eu/ (22.03.2016). 20 Vgl. Olbrich 2008, S. 65. 21 Vgl. Kalfatovic 2002, S. XVI: „At the same time, libraries and archives must be careful to resist the temptation simply to put up a number of pretty pictures and call it an exhibition.“ 22 Vgl. Natale et al. (Hrsg.) 2012, S. 18. 23 Vgl. Selmikeit 2014, S. 166. 24 Vgl. zum Verhältnis des physischen Objekts zum digitalen Objekt Olbrich 2008, S. 74.

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Punkte relevanter. Hier bieten virtuelle Ausstellungen Möglichkeiten, die Defizite von Bibliotheken als Ausstellungsorte zu überwinden und somit in physischen Ausstellungen nie realisierbare Ausstellungskonzepte in Form von Dauerausstellungen umzusetzen.25 Da bei virtuellen Ausstellungen keine räumlichen Beschränkungen und keine konservatorischen Risiken sowie keine Versicherungssummen oder Leihgebühren anfallen, können sowohl mehr eigene als auch vermehrt Fremdexponate in die jeweilige Ausstellung integriert werden, wenn entsprechende Rechte zur Veröffentlichung eingeräumt werden.26 Dabei ist die Frage nach der Dynamik virtueller Ausstellungen noch ungeklärt. Da es ohne Probleme möglich ist, neue Exponate auch nach Ausstellungseröffnung hinzuzufügen bzw. alte zu ersetzen oder zu entfernen, muss diskutiert werden, ob nicht auch virtuelle Ausstellungen als digitale wissenschaftliche Publikationen anzusehen sind und dementsprechende Mechanismen wie eine Versionierung und eine persistente Adressierung auf Objektebene benötigen. Bibliotheken könnten hier auf etablierte Verfahren von digitalen Bibliotheken zurückgreifen.27 Ein weiterer Vorteil von virtuellen Ausstellungen besteht in der Möglichkeit, die Objekte nicht auf eine Ansicht zu beschränken. Das primäre Ausstellungsobjekt bei Ausstellungen in Bibliotheken sind Handschriften und Drucke, von denen in physischen Ausstellungen nur eine kuratorisch gesetzte Auswahl in Form der aufgeschlagenen beiden Seiten oder des Bucheinbands gezeigt werden kann, während im virtuellen Raum zwar gezielt auf eine Seite verwiesen werden kann, darüber hinaus aber im Digitalisat geblättert, weitergelesen und gezoomt werden kann. Die Objekte können über Verlinkungen und Metadaten mit zusätzlichen Informationen angereichert werden, seien es Hinweise zu Katalog- und Normdaten oder die Verknüpfung von Exponaten der physischen Ausstellungen über QR-Codes zu ihren digitalen Pendants.28 Für Bibliotheken besteht so auch die Gelegenheit, die Bücher nicht mehr nur losgelöst von ihren historischen Kontexten zu zeigen, sondern sie als Teil ihrer Sammlung darzustellen und sogar verstreut liegende Sammlungen virtuell wieder zu vereinen. Ferner können neue Medientypen und ‑formen in virtuellen Ausstellungen angeboten werden, die in physischen Ausstellungen nur schwer zu integrieren wären. 25 Vgl. Lucius 2002, der appelliert: „Eine solche Selbstdarstellung darf man aber wohl zu Recht als eine zentrale Aufgabe jeder Institution, die bedeutendes Kulturgut verwahrt, ansehen.“ 26 So bestehen die Ausstellungen der Europeana nur aus Fremdobjekten. Virtuelle Ausstellungen geben daher Bibliotheken auch die Möglichkeit, stark kooperative Ausstellungen umzusetzen. Für die Integration von Fremdexponaten fallen aber ggf. Lizenzgebühren an. 27 Vgl. Stäcker 2011. Es ist jedoch anzumerken, dass diese Dynamik zu Teilen auch für physische Ausstellungen gilt, bei denen mitunter nicht nur der Ort wechseln, sondern auch die Exponatauswahl am jeweiligen Standort stark differieren kann und somit auch hier kein geschlossenes System vorliegt. Der Ausstellungskatalog führt in vielen Fällen ein Exponatearsenal vor, das am Ausstellungsort nicht immer in Gänze erfahrbar sein muss. 28 Vgl. Natale et al. (Hrsg.) 2012, S. 61.



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Bibliotheken besitzen gute Voraussetzungen, diese Funktionalitäten zu bedienen. Sie verfügen über umfangreiche und standardisierte Metadaten zu ihren Beständen, und große Teile ihrer Bestände sind bereits digitalisiert sowie mit Normdaten erschlossen.29 Die Grenzen, die für virtuelle Ausstellungen bestehen, sind zunächst die, welche die Digitalisierung setzt. Nicht jedes Buch kann digitalisiert werden und die Anzeige am Bildschirm kann zu Differenzen bei der Farbdarstellung im Vergleich zum Original führen.30 Auch wenn es uns selbstverständlich erscheint, ist eine weitere Voraussetzung für den adäquaten Besuch einer virtuellen Ausstellung das Vorhandensein eines internetfähigen Rechners und einer rudimentären Kenntnis, wie Webseiten bedient werden müssen. Ein Vergleich hinsichtlich der Kosten von virtuellen und physischen Ausstellungen lässt sich nicht pauschal anstellen, aber der generellen Aussage, dass virtuelle Ausstellungen weniger kostenintensiv sind als physische, ist sicherlich nicht zuzustimmen, wenn eine adäquate Qualität erreicht werden soll, bei der auch die Kosten der Langzeitarchivierung mit einbezogen werden.31 Auf der Exponatebene beschränken sich aktuelle Ausstellungen derzeit sehr auf die Darstellung von Text-Bild-Inhalten. Aufgrund der Bestände von Bibliotheken wird dies bei virtuellen Ausstellungen dominant bleiben, jedoch liegt in beiden Inhaltsformen noch viel ungenutztes Potenzial. Zum einen können Digitalisate im Rahmen einer virtuellen Ausstellung mehr bieten als die Darstellung einer Einzelseite. Einbände lassen sich als 3D-Objekte darstellen, in Büchern kann digital geblättert werden und Texte können mit Markup-Informationen ausgezeichnet und kollaborativ angereichert werden. Durch auf bestimmte Bildelemente fokussierte Verlinkungen können die Exponatbeschreibungen beispielsweise in stärkerem Maß mit den Bildern korrespondieren, und so lässt sich eine präzisere Verzahnung von Objekt und Kommentar herstellen. Durch das Angebot verschiedener Lesevarianten eines Quellentexts (Manuskriptfassung, Erstdruck, modernisiert, in Übersetzung) können Besucher der Ausstellung anders an die Aussagen der Primärquellen herangeführt werden und dies kann zudem in unterschiedlichen Komplexitätsgraden zur Verfügung gestellt und abgerufen werden (Abb. 2).32 29 Vgl. zur Bedeutung von Metadaten für eine virtuelle Ausstellung Foo 2008, S. 25 f. 30 Daher ist Rühle zu widersprechen. Auch bei virtuellen Ausstellungen ist Bestandserhaltung ein wesentlicher Faktor. Die Diskussion über die Schutzfunktion der Bibliotheken gegenüber ihren Beständen im Kontext von Ausstellungen ist auch schon bei Dias und Mikrofilmen geführt worden. Vgl. Rühle 2004, S. 14 und Funke 1985, S. 20 f. Zu dem Problem der Bildschirm- und Browserdarstellung vgl. Kalfatovic 2002, S. 76 f. 31 Vgl. zur Budgetplanung von virtuellen Ausstellungen Natale et al. (Hrsg.) 2012, S. 66 f. Selmikeit sieht virtuelle Ausstellungen im Vergleich zu physischen dagegen als die kostengünstigere Variante an (Selmikeit 2014, S. 169). 32 So verbindet die audiovisuelle Edition der Sequenzen Notkar des Stammlers den Quellentext mit einer Transkription, Übersetzung und Vertonung. Vgl. http://www.e-sequence.eu/ (08.01.2016).

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Abb. 2: Darstellung eines Bildes mit Beschreibungen und weiteren Funktionen aus der Ausstellung Some Were Neighbors. Collaboration & Complicity In The Holocaust. Die Rolle der im Bild dargestellten Personengruppen kann ebenso eingeblendet werden wie die Darstellung des Ortes auf einer Karte und die mit dem Bild thematisch zusammenhängenden anderen Bilder der Ausstellung. Auch gibt es die Möglichkeit für den Nutzer, selber Taggs für das Bild zu vergeben.33

Weitere digitale Inhaltsformen, die neue Möglichkeitsräume eröffnen, bildet die Inte­­gration von Audio- und Videofiles, die in unmittelbarer Korrelation zu einzelnen Exponaten gesetzt werden können, sowie die Übertragung etablierter Visualisierungs- und Präsentationsformen aus physischen Ausstellungen in eine virtuelle Form wie Zeitleisten und Karten. Hier kann jedoch die virtuelle Ausstellung durch interaktive Möglichkeiten das Potenzial dieser Darstellungsformen besser ausnutzen. So können z. B. Raum-Zeit-Relationen dynamisch generiert werden. Zusätzlich denkbare Inhalte wären Clouddarstellungen, Vektorgrafiken oder die Erstellung virtueller Welten.34 Besonders in den Bereichen der sogenannten Mixed Reality und der Gamifikation scheint ein noch nicht erschlossenes Innovationspotenzial für virtuelle Ausstellungen in der Zukunft vorhanden zu sein.35 Laut der MINERVA Arbeitsgruppe ist die Interaktion von Nutzern mit der Ausstellung über Mechanismen des Web 2.0, z. B. über Social-Media-Funktionen oder ein virtuelles Gästebuch, ein zu bedenken33 Quelle: http://somewereneighbors.ushmm.org/#/exhibitions/neighbrs/un1053/description (22.03. 2016). 34 Vgl. Miller et al. 2007; Natale et al. (Hrsg.) 2012, S. 56 ff. 35 Vgl. Linek & Tochtermann 2011, S. 194.



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der Faktor bei virtuellen Ausstellungen.36 Physische Ausstellungen machen sich diese digitalen Optionen zunehmend zu Nutze, indem Ausstellungsbesucher über Tablets digitale Zusatzgehalte abrufen können. Solche digitalen Helfer ersetzen mehr und mehr die etablierten Audio-Guides als Begleitmedium.

3 Umsetzungsvarianten und ‑beispiele Im Folgenden wird auf den Aspekt der technischen Umsetzung fokussiert, andere Fragen der Ausstellungsorganisation und ‑umsetzung sind in der vorhandenen Literatur ausreichend thematisiert.37 Dagegen befinden sich virtuelle Ausstellungen noch in einer Pionierphase, da es an generellen Empfehlungen ebenso mangelt wie an Best-Practice-Beispielen, Tutorials oder Überblicksseiten zu existierenden virtuellen Ausstellungen. Nichtsdestotrotz können Modelle der technischen Umsetzung von virtuellen Ausstellungen in drei Kategorien eingeordnet werden. Die erste Variante setzt auf in den Bibliotheken etablierte Verfahren und Systeme. Kennzeichen sind die Integration der virtuellen Ausstellung in ein bereits bestehendes System, in der Regel die Einrichtungshomepage, und das damit verbundene Content-Management-System. Hier herrschen vor allem statische Darstellungsformen vor; solche Umsetzungen stehen in der Tradition älterer Online-Ausstellungen. Diese Form der virtuellen Ausstellungen überwiegt bei weitem und findet sich vor allem in Verbindung mit einer physischen Ausstellung.38 Aus dieser Verbindung resultiert eine eher linear ausgerichtete Struktur der virtuellen Ausstellung, deren Funktion mit der eines Ausstellungskatalogs vergleichbar ist (Abb. 3).

36 Vgl. MINERVA 2008, S. 97 ff. 37 Vgl. dazu die Ausführungen und Literaturhinweise bei Selmikeit 2014, S. 168 ff. und Kalfatovic 2011, S. 20 ff. 38 Als Beispiele können die Ausstellungen der Herzog August Bibliothek zu Reformstau im 15. Jahrhundert? Kirche und Welt vor der Reformation und die Ausstellung Gotts verhengnis und seine strafe – Zur Geschichte der Seuchen in der Frühen Neuzeit genannt werden. Vgl. http://www.hab.de/ausstellungen/reformstau/ und http://www.hab.de/ausstellungen/seuchen/ (07.01.2016). Ein weiteres Beispiel wäre die Ausstellung Konstruierte Sprachen der Bayerischen Landesbibliothek, vgl. https://www.bsb-muenchen.de/index. php?id=3575 (07.01.2016).

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Abb. 3: Beispielseite aus der Ausstellung Reformstau im 15. Jahrhundert? der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel.39

Die zweite Umsetzungsvariante basiert auf vorhandenen Frameworks für die Erstellung von virtuellen Ausstellungen. Hier wäre vor allem das vom Roy Rosenzweig Center for History and New Media entwickelte Framework Omeka zu nennen.40 Omeka ist ein Open Source Content-Mangement-System für die Präsentation von wissenschaftlichen Sammlungen und Ausstellungen. Im Gegensatz zu komplexeren Repository-Varianten setzt Omeka einen Fokus auf diese Funktionen und ist daher leichter zu implementieren. Da bereits mehrere virtuelle Ausstellungen mit dieser Software umgesetzt worden sind, existieren ausreichend Beispiele und Erfahrungswerte.41

39 Quelle: http://www.hab.de/ausstellungen/reformstau/kapitel02/bild07.html (07.01.2016). 40 Vgl. http://omeka.org/ (07.01.2016). 41 Eine Übersicht über ausgewählte Ausstellungen, die Omeka verwenden, ist zu finden unter http:// omeka.org/showcase/ (17.12.2015). Auch die DNB verwendet Omeka bei der Ausstellung Zu Mythen und Monumenten. Die Forschungsreise von Konrad Theodor Preuss nach Kolumbien (1913–1919). Vgl. http://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/preuss/exhibits/show/kolumbien-preuss/dieausstellung (16.12. 2015).



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Abb. 4: Startseite der mit Omeka umgesetzten Ausstellung The Story of the Beautiful.42

Auch Google bietet mit dem Cultural Institute einen webbasierten Dienst für die Erstellung von virtuellen Ausstellungen an.43 Im Gegensatz zu Omeka sind hier aber die Funktionen begrenzter und fokussieren mehr auf den Effekt einer Bildergalerie. Vorteile dieser Lösung sind die schnelle Umsetzung und das Hosting der Ausstellung über einen (noch kostenfreien) Dienst. Als kostenintensivste dritte Variante ist die Eigenentwicklung einer virtuellen Ausstellung mit oder ohne Frameworkverwendung zu nennen.44 Die Vorteile liegen in der freien Entfaltung individueller Vorstellungen, ohne durch die Vorgaben eines Frameworks eingegrenzt zu werden. Dafür besteht bei einer Eigenentwicklung die Gefahr, eine technische Insellösung zu produzieren, die nicht von anderen Einrichtungen nachgenutzt werden und darüber hinaus hohe Pflege- und Wartungskosten verursachen kann.

42 Quelle: http://peacockroom.wayne.edu/ (07.01.2016). 43 Vgl. https://www.google.com/culturalinstitute/collection/stichting-europeana (12.01.2016). 44 Als ein überzeugendes Beispiel für eine solche Entwicklung ist die Ausstellung Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburgermonarchie zu nennen, vgl. http://ww1.habsburger.net/de (16.12.2015) sowie die bereits erwähnte Ausstellung abgekupfert.

Abb. 5: Screenshot der Ausstellung 28.07.1914 – An Meine Völker! Der Erste Weltkrieg 1914–18. Die Ausstellung wurde von Europeana in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Nationalbibliothek unter Verwendung von Google Cultural Institute erstellt.45

Die vorgestellten drei Umsetzungsvarianten sind nicht mit einer qualitativen Priorisierung unterlegt. Auch mit einfachen Webtechnologien können überzeugende virtuelle Ausstellungen geschaffen werden. Freilich ist die technische Umsetzung ein entscheidender Faktor, aber er wird weniger durch die Verwendung innovativer Features, wie Visualisierungsmethoden, dominiert als durch Fragen der Usability, der Präsentation und des Zugangs zu den Exponaten.46 Oder anders formuliert: Eine innovative technische Umsetzung ersetzt nicht ein überzeugendes Ausstellungskonzept. Unabhängig von der gewählten technischen Umsetzungsvariante sollten OpenSource- und standardisierte, offene Technologien proprietären Umsetzungen vorgezogen werden. Anstatt Formate wie PDF zu verwenden, sollten daher XML-Dateien der Texte zur Verfügung gestellt, die Bilder auch in einer hochauflösenden Variante als Download angeboten und alle Inhalte unter eine Lizenz gestellt werden, welche die Nachnutzung der Inhalte fördert und unterstützt.

45 Quelle: https://www.google.com/culturalinstitute/exhibit/an-meine-v%C3%B6lker/gQyspHgL? position=26%2C95&hl=de (07.01.2016). 46 Vgl. Natale 2012 et al. (Hrsg.) S. 56.



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4 Fazit Es ist zu erwarten, dass die Zahl an virtuellen Ausstellungen durch Bibliotheken in nächster Zukunft merklich ansteigen wird. In den kommenden Jahren wird es zudem vermehrt Standardisierungsbestrebungen und die Entwicklung von technischen Strukturen für virtuelle Ausstellungen geben. Für Bibliotheken bieten virtuelle Ausstellungen den Vorteil, für ihre hochwertigen Sammlungen das Interesse der Öffentlichkeit auf sich zu ziehen. Jedoch bedarf es dazu auch des Mutes, sich auf das neue Medium einzulassen und gewohnte Pfade zu verlassen. Vielerorts ist auch ein Umdenken im Hinblick auf personelle Ressourcen und Kompetenzen gefragt, die neu in der Infrastruktur von Museen und Bibliotheken verankert werden müssen. Hier sind neben den Kultureinrichtungen selbst auch Fördergeber angesprochen, einen solchen Wandel durch Anschubfinanzierungen zu unterstützen. Dabei ist die Entscheidung für eine virtuelle Ausstellung nicht als eine Abkehr von der realen Ausstellungsform zu sehen; beide Formen haben ihre Berechtigung und ergänzen sich gut: Wo räumlich möglich, kann eine kluge Verzahnung physischer und ergänzend dazu konzipierter virtueller Ausstellungen besonders Gewinn bringend sein. Letztere sollten dabei tatsächlich als eigenes, auch autonom funktionierendes Format wahr- und ernstgenommen werden.47

Dabei können Bibliotheken von Museen lernen und sie sollten vermehrt kooperieren, denn die historisch bedingte Arbeitsteilung von Museen und Bibliotheken ist im digitalen Zeitalter weder formal noch inhaltlich zu rechtfertigen.48

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47 Selmikeit 2014, S. 186. 48 Lauer 2011, S. 80.

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Stephanie Jacobs

Mediengeschichte ausstellen – real und virtuell Aus dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig Einleitung Spätestens, seitdem der Text nicht mehr an die schwarz-auf-weiß gedruckte und zwischen zwei Buchdeckeln eingefangene Seite gebunden, sondern über digitale Netze weltweit abrufbar ist, steht das jahrtausendealte Selbstverständnis der Bibliothek als Ort der Information, als Wissensquelle mit Alleinvertretungsanspruch zur Disposition. Durch den Siegeszug des Internets sieht sich die Bibliothekskultur innerhalb kürzester Zeit nicht nur mit einer technischen Herkules-Aufgabe konfrontiert, sondern auch mit der Frage nach ihrem Selbstverständnis als kultureller Ort. Denn die digitalen Verheißungen schüren nicht nur Erwartungen an räumlich und zeitlich unbegrenzt zugängliche Online-Bibliotheken, sondern führen im Umkehrschluss auch einen radikalen Wandel im Rollenverständnis der Bibliotheken im Kielwasser: Wenn der Leser die Bibliothek nicht mehr aufsuchen muss, weil er nur dort den Text findet, den er sucht, muss umgekehrt die Bibliothek den Leser mit neuen Angeboten locken. Überzeugende Dienstleistungen, moderne Arbeitsbedingungen und kulturelle Überraschungen sind nötig, damit die Bibliothek als Ort des Austausches und der Kommunikation, auch als außerschulischer Lernort und Treffpunkt attraktiv bleibt, an dem Unterhaltung und Bildung keine Gegensätze sind. Diese Stärkung der lokalen Infrastruktur hat unmittelbare Auswirkungen auch auf die Bibliothek als Ort von Ausstellungen. Es ist noch nicht lange her, dass Ausstellungen in Bibliotheken vor allem Zimelienkammern waren. Die wertvollsten Bücher wurden für „Eingeweihte“ in abgedunkelten Räumen und oft weit weg vom Treiben der Bibliotheksbesucher präsentiert. Zu diesem Konzept von Buchausstellungen gesellt sich seit einigen Jahren ein sehr viel offeneres Pendant: Ausstellungen, die – anstatt das Buch als überzeitliche Ikone zu präsentieren – die Buchkultur als Mediengeschichte kulturell kontextualisieren und damit die komplexen historischen Zusammenhänge auch für den Laien „aufschließen“. Eine Vielzahl von Ausstellungsformaten – Dauerausstellungen, Wechsel- und Wanderausstellungen, aber auch virtuelle Präsentationen – haben sich etabliert und sind nicht zuletzt ein Hinweis darauf, dass der Bildungs- und Vermittlungsauftrag verstärkt auch in den Bibliotheken angekommen ist. Neben unterschiedliche Formate treten verschiedene Entstehungsszenarien für Ausstellungen: sei es als Eigenproduktion oder Kooperation, im Kontext der universitären Ausbildung oder als Ergebnis kooperativer Netzwerkinitiativen.

Mediengeschichte 

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1 Ein Museum in einer Bibliothek Als das Deutsche Buch- und Schriftmuseum im Jahr 2012 seine neue Dauerausstellung im Erweiterungsbau der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig eröffnet hatte, begann für das fast 130 Jahre alte Museum eine neue Ära. Nach über 60 Jahren der interimistischen Unterbringung am Deutschen Platz können die ca. eine Mio. Bestandseinheiten zählenden Sammlungen des Museums erstmals geschlossen und unter idealen konservatorischen Bedingungen aufgestellt werden. Die neuen Ausstellungsflächen im Erd­­ geschoss des Erweiterungsbaus bieten dem Museum moderne Präsentationsmöglichkeiten. Die Museumspädagogik erhielt einen prominent gelegenen Raum im Foyerbereich, der allerdings dem enormen Andrang – zum Beispiel angesichts der derzeit sehr intensiven Zusammenarbeit mit Flüchtlingskindern – von der Größe her kaum standhält.

Abb. 1: Das Deutsche Buch- und Schriftmuseum im Erweiterungsbau der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig © DNB Leipzig, Foto: B. Kaiser.

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Für das Deutsche Buch- und Schriftmuseum ist der Bau, für den in einem mehrstufigen Wettbewerb der metaphorische Entwurf „Umschlag – Hülle – Inhalt“ der Stuttgarter Architektin Gabriele Glöckler aus Stuttgart ausgewählt wurde, ein Glücksfall. Das zeigt auch ein kurzer Blick in die Geschichte des Museums (Exkurs): Das 1884 gegründete und nach Qualität und Umfang seiner Bestände eines der weltweit bedeutendsten Buchmuseen ist in einer mediengeschichtlich komplexen und unruhigen Zeit am Ende des 19. Jahrhunderts als Gewerbemuseum konzipiert worden. Schwere Verluste erlitten Museum und Sammlung im Zweiten Weltkrieg. 1950 in die Räume der Deutschen Bücherei integriert, erhielt das Museum die Chance zu einem Neuanfang, wenngleich in bescheidenem räumlichen Rahmen. Mit der Auslobung des Architekturwettbewerbs für die Deutsche Nationalbibliothek 2002 rückte endlich in greifbare Nähe, was bereits am Anfang des 20. Jahrhunderts als notwendig erachtet worden war, aber damals durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges vereitelt wurde: ein Museumsneubau. Das Museum ist seit nun 65 Jahren eine Abteilung der Deutschen Nationalbibliothek und damit ein Ausstellungshaus in einer Bibliothek.

2 Buchausstellungen am Anfang des 21. Jahrhunderts – ein nostalgischer Anachronismus? In konzeptionell-thematischer Hinsicht sind die musealen Neubauplanungen ein ungewöhnlicher, wenn nicht erklärungsbedürftiger Schritt, denn das Museum als buchhistorisch ausgerichtete Institution bekommt ausgerechnet zu einer Zeit einen Neubau mit Dauer- und Wechselausstellungsräumen, in der die Diskussion um die Zukunft des Buches in breiter Öffentlichkeit und mit unüberhörbar kulturpessimistischem Tenor geführt wird. Am Anfang des 21. Jahrhunderts der Geschichte des Buches und der Medien innerhalb einer modernen Bibliothek mit Sammlungsauftrag auch für die Netzpublikationen eine Bühne zu schaffen, ist ein klares Bekenntnis zur Aufgabe des Museums: aktuelle Debatten anzustoßen und sich nicht nur auf die Konservierung des Historischen zurückzuziehen. Dieser Verantwortung – in Wissenschaft, Bildungsarbeit und Kultur – gerecht zu werden, ist die Messlatte für die museale Arbeit. Angesichts seiner neuen Architektur und der sich rasant verändernden Buch- und Medienwelt stellten sich für die neue Dauerausstellung des Museums daher vor allem folgende Fragen: –– Ist ein neues Buchmuseum am Anfang des 21. Jahrhunderts nicht ein nostalgischer Anachronismus? –– Wie geht ein Bibliotheksmuseum in seinen Ausstellungen und Konzepten mit diesem Widerspruch um? –– Reicht es heute noch, Bücher auszustellen?

Mediengeschichte 

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Unsere Antworten auf diese Fragen liegen in der Geschichte: Das Buch war jahrhundertelang der erfolgreichste Wissensspeicher. Mit E-Book, E-Paper und E-Tinte ist es in die Krise geraten, die die Kulturpessimisten schon seit Anfang des vergangenen Jahrhunderts angesichts der Erfindung von Radio und Film heraufbeschwören. Vom Standpunkt der Alleinvertretung für das Weltwissen ist das Buch in einer Krise, von der es sich auch nicht wieder erholt. Aber dieser Wandel kann auch einen Zugewinn an Kultur, Wissenschaft und Bildung bedeuten, denn um wie viel schneller und präziser ist der Informationstransfer geworden? Welche demokratischen Potenziale liegen am Rande der theoretisch grenzenlosen digitalen Wege? In Hinblick auf den schnellen Austausch von Wissen und dessen Verfügbarkeit ist der gedruckte Text schon lange nur noch bedingt konkurrenzfähig. Was aber sind das Thema und die bildungspolitische Verantwortung eines Buchmuseums in diesem furiosen gesellschaftlichen und technischen Umbruch? Es liegt nahe, den gedruckten Text und den Kodex als zwei Jahrtausend-Erfindungen noch einmal zu feiern, das Buch im Museum feierlich zu Grabe zu tragen – entweder nostalgisch rückwärtsgewandt oder ästhetisch überhöhend. Ist das Museum nicht der Ort der Nostalgie, der Rückbesinnung und Einkehr, den weder Urheberrechtsquerelen noch die Unkenrufe des Buchmarktes erreichen, vor dem der Unruhe stiftende mediengeschichtliche Umbruch haltmacht? Das klingt naheliegend, wäre aber das Ende des Museums als Ort von Bildung und Aufklärung. Zwar speichert und bewahrt das Museum Vergangenheiten, jedoch nicht um ihrer selbst willen, sondern mit dem Ziel eines Abgleichs mit der Gegenwart, die sich an den Hinterlassenschaften der Geschichte vergewissert, historische Lösungsstrategien kennenlernen und daraus Visionen für die Zukunft entwickeln kann. In diesem Sinne zielt das Deutsche Buch- und Schriftmuseum mit seinen Ausstellungen auf kulturelle Verantwortung sowohl gegenüber seinem Gegenstand als auch gegenüber den Fragestellungen der heutigen Gesellschaft. Die vielzitierte „Unfähigkeit zur Gegenwart“1, die der Institution Museum immer wieder vorgeworfen wird, ist auch dann keine Zwangsläufigkeit, wenn es um das Buch als vordringlichen Ausstellungsgegenstand geht.

3 Drei Fragen Was bedeutet die skizzierte Analyse hinsichtlich des musealen Objektes „Buch“ für die Ausstellungspraxis? Gerade im Kontext von buch- und mediengeschichtlichen Ausstellungen und Ausstellungen in Bibliotheken ergeben sich daraus für denjenigen, der die Ausstellung durchführt, drei Gruppen von Kernfragen, die im Vorfeld der

1 Ästhetik und Kommunikation 1983.

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Arbeit an Ausstellungskonzeptionen und ‑programmen beantwortet werden sollten, um für die Ausstellung und deren Zielgruppe eine Orientierung zu haben: –– Welche gesellschaftliche Relevanz hat das gewählte Ausstellungsthema? Wo findet der zukünftige Besucher – auch der uninformierte – aktuelle Anknüpfungspunkte an das Thema der Ausstellung? Was beschäftigt ihn, wo kann die Ausstellung ihn „abholen“? –– Wo steht das jeweilige Thema der Ausstellung im Geflecht des eigenen Ausstellungsprogramms, aber auch im Themenpanorama anderer Bibliotheken, Museen und wissenschaftlicher Kooperationspartner? Warum passt das Thema ins eigene Profil? Wie grenzt es sich von anderen ab? Was ist das thematische Allein­ stellungsmerkmal? –– Welche Themen legen die eigenen musealen Bestände nahe, welche Themen ergeben sich aus ihnen? Welche Themensetzungen erlauben es, selten gesehene oder überraschende Schätze aus den Magazinen ans Licht zu holen? Welche altbekannten Objekte lassen sich im Lichte neuer Fragestellungen neu deuten? Im Folgenden sollen diese Fragen an Hand der beiden Ausstellungsformate Dauerausstellung und virtuelle Ausstellung beleuchtet werden.

4 Die Dauerausstellung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums und ihr virtuelles Pendant 4.1 Dauerausstellung Mit der Dauerausstellung Zeichen – Bücher – Netze. Von der Keilschrift zum Binärcode, die zur Leipziger Buchmesse 2012 eröffnet wurde, etablierte das Museum in der offenen Architektur des Erweiterungsbaus ein neues Ausstellungskonzept. Die Halle, deren lichtdurchflutete Offenheit dem Topos des Buchmuseums als introvertiertes Schatzkästchen schon in der äußeren Gestalt widerspricht, ist als öffentlicher Platz konzipiert. Wie die lichte Architektur soll auch das Ausstellungskonzept der Dauerausstellung den Besucher mit „offenen Armen“ empfangen. Der landläufigen Vorstellung vom Museum als einem Ort, an dem Geschichte verkapselt und vor den Einflüssen der Gegenwart geschützt aufbewahrt wird, tritt ein offener Kommunikationsraum entgegen, an dem Geschichte mit Gegenwart und Zukunft verhandelt wird und die Besucher über historische Zusammenhänge ins Gespräch kommen. Hinter dem Konzept der offenen Architektur versteckt sich eine der großen Herausforderungen, die der Raum aufgrund seiner Nutzung als Ausstellungshalle im Erdgeschoss zu bestehen hatte: der Bestandsschutz in einem Tageslichtmuseum. Angesichts der 6 m hohen und 110 m langen, voll verglasten Fassade nach Süd­westen

Mediengeschichte 

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lag ein ganz besonderes Augenmerk auf dem Lichtschutz für das museale Kulturgut. Der Konflikt zwischen Bestandsschutz (Papier, Pigmente, Bücher, Leinen, Leder etc.) und der Idee des offenen Raumes wurde auf der Ebene strahlenphysikalischer Experimente und Simulationen gelöst: Ein Fünf-Schicht-Glas reduziert die schädliche Strahlung vor allem aus dem nichtsichtbaren Bereich des Lichtes so stark, dass dem Bestandsschutz Genüge getan werden konnte. Diese strahlenphysikalische Ingenieurleistung ist die Basis für die Realisierung des offenen Ausstellungskonzeptes, denn sie erlaubt die Präsentation von lichtempfindlichem Kulturgut sozusagen bei offenem Schaufenster.

Abb. 2 und 3: Blick in die Halle mit der Dauerausstellung Zeichen – Bücher – Netze. Von der Keilschrift zum Binärcode © PUNCTUM / B. Kober.

Modular im Aufbau kombiniert die Ausstellungskonzeption einen chronologischen Faden mit Querschnittsthemen. Durch den Weitwinkel einer kurzen Medien­ geschichte der vergangenen 5 000 Jahre fasst der offene Parcours durch die Ausstellungshalle die Aktualität der drei Medieninnovationen – die Erfindung der Schrift, den Buchdruck mit beweglichen Lettern und die digitalen Netze – in einem großen zeitlichen Bogen zusammen. Aktuelle Fragestellungen knüpfen an historische Artefakte an und fördern dadurch bisweilen erstaunliche Parallelen zwischen den historischen Medien­­innovationen zutage. Beginnend mit dem Übergang von der mündlichen in die schriftliche Kultur wird am Anfang der Ausstellung die erste Medieninnovation thematisiert: die Erfindung der Schrift um 3 200 v. Chr. Dass die Schrift als erstes Speichermedium die menschliche Kommunikation grundlegend verändert hat, ist ein Thema, das heute angesichts des Übergangs in die dritte Medienrevolution viele Anknüpfungspunkte im Alltag findet. Wie das gesprochene Wort durch die Schrift gespeichert wird und durch diese Speicherung – egal, ob es in Ton geritzt, in Lehm gepunzt, auf Papier geschrieben oder im Buch gedruckt ist – von Zeit und Raum unabhängig wird, verselbständigt sich seit einigen Jahrzehnten wiederum das geschriebene Wort von seinem materiellen Träger.

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Die Dauerausstellung widmet sich also am Anfang und am Ende des Rundgangs zwei Medienrevolutionen, die vom Besucher aufeinander bezogen werden können und somit einen aktuellen Deutungshorizont bekommen. Die Ausstellung knüpft mit dem Thema auf diese Weise direkt an die Erfahrungswelt des Besuchers an. Aber nicht nur die Erfindung der Schrift, auch der Buchdruck mit beweglichen Lettern als zweite Medienrevolution der Menschheit erscheint in anderem Licht, wenn er vor der Folie der heutigen Informationsflut durch die digitalen Medien betrachtet wird. Während zum Beispiel am Anfang des 16. Jahrhunderts die neuzeitliche Buchzensur auf die mit dem Buchdruck möglich gewordene massenhafte Vervielfältigung von Informationen mit Textverboten reagiert, die die Verbreitung von Wissen eindämmen sollen, greift auch die heutige Kritik an der täglich unüberschaubarer werdenden Flut an Daten im Netz den Gedanken von der Massenhaftigkeit, Manipulierbarkeit und Unübersichtlichkeit der Informationen auf. Auch hier kann die Ausstellung den Besucher bei Fragen, denen er in seinem Alltag begegnet, abholen: –– Was bedeutet es für unsere Kultur, seit der Erfindung der Schrift immer größere Informationsmengen speichern zu können? –– Was heißt es, wenn Georg Christoph Lichtenberg sagt, dass der Druck mit beweglichen Lettern unsere Kultur mehr verändert hat als die Erfindung von Rad und Schießpulver? Im Lichte dieser einfachen und fundamentalen Fragen bekommt die Buchgeschichte Aktualität. Wie setzt die Dauerausstellung die Mediengeschichte nun konkret in Szene? Sie gliedert sich in elf Module, die teils chronologisch (z.  B. Laute – Zeichen – Schriften, Buchdruck, Buch und Industrialisierung, Massenmedien und Medienwandel), teils in diachronen Exkursen (z. B. zu den Themen Zensur, Lesen, Zukunftsaussichten für Medien) angeordnet sind und von der Entstehung frühester Aufzeichnungen zum Beispiel auf Kerbhölzern bis zur Frage nach der Zukunft der Medien handeln. Sie bietet die Themenmodule nicht in einem festgelegten Rundgang an. Vielmehr kann der Besucher sich seinen eigenen Weg durch die parataktisch angelegte Ausstellung bahnen. Die Dauerausstellung lebt und profitiert von den musealen Sammlungen. Sie sind das Material des Museums, seine Werkstätte und sein Zukunftslabor. Gerade bei thematisch oder chronologisch weit ausgreifenden Ausstellungen ist es sehr wichtig, die einzelnen Themen aus den eigenen Beständen heraus zu konzipieren und deren Strahlkraft und Einzigartigkeit zum Ausgangspunkt der Ausstellungsarbeit zu nehmen. Nicht die thematisch-wissenschaftliche Vollständigkeit sollte das Ziel von Ausstellungskonzepten sein – sie ist in den seltensten Fällen eine sinnvolle Aufgabenstellung für das Medium Ausstellung. Vielmehr geht es darum, dem jeweils spezifischen, historisch gewachsenen Bestand eine Bühne zu geben. Diese „Befragung“ des eigenen Bestandes setzt die Kenntnis themenverwandter Institutionen und deren

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Ausstellungen voraus, damit das eigene Profil erkannt und durch das Themenspektrum der angebotenen Ausstellungen geschärft werden kann. Das Deutsche Buch- und Schriftmuseum ordnet sich in ein relativ breites Spektrum an Kooperationspartnern und themenverwandten Institutionen ein. Ob es die Kunstgewerbemuseen sind, zu deren Gründungswelle in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Museum ja selbst gehört, oder die Buchmuseen im engeren Sinne, ob es die druckhistorischen Museen, universitäre und ethnografische Sammlungen oder kommunikationsgeschichtliche Institutionen sind: Angesichts des chronologischen Spektrums von 5 000 Jahren Mediengeschichte gibt es zahlreiche Anknüpfungspunkte, die eine Profilbildung und Abstimmungen untereinander umso notwendiger erscheinen lassen.

4.2 Die virtuelle Ausstellung 5 000 Jahre Mediengeschichte Eine Dauerausstellung, die sich mit der Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Medien beschäftigt, hat durch Einsatz moderner digitaler Technologien in besonderer Weise die Chance, ihre Themen auch in die digitalen Netze zu speisen. Daher bietet das Deutsche Buch- und Schriftmuseum parallel zur Dauerausstellung eine virtuelle Ausstellung an, in der das Themenspektrum der Dauerausstellung in einem digitalen Wissensnetz aufbereitet wird: Sei es in der Ausstellung auf bereitliegenden Tablets oder als digitales Angebot im Internet. Dabei spiegelt die virtuelle Ausstellung die Dauerausstellung nicht etwa, sondern erweitert sie durch vertiefende Elemente, andere Medienformate und interaktive Angebote. Die von den historischen Exponaten geprägte Schau im Museum wird auf diese Weise durch einen digitalen Ausstellungsraum im Web ergänzt. Im Zentrum der multimedialen Anwendung stehen die elf Themenmodule der Dauerausstellung, die die Besucher auf eine virtuelle Zeitreise durch die Geschichte der Medien einladen. Ausgewählte Akteure der Mediengeschichte begleiten durch die Zeit, knapp und pointiert erzählte Objektgeschichten und historische Ereignisse werden zu einem Netz verknüpft, durch das der Besucher sich explorativ und frei von einer festgelegten Reihenfolge „schmökernd“ bewegen kann. Historische Karten sorgen für weitergehende topografische Hintergrundinformationen. Anhand von digitalen Texten und Bildern, Filmen, Hörbeiträgen und Interviews können OnlineBesucher verschiedenen thematischen Pfaden und deren chronologischer Verortung folgen. Neben dem thematischen Einstieg in die Mediengeschichte gibt es eine zweite Einstiegsebene in Form eines Zeitstrahls. Bestandteil des Zeitstrahls sind historische Ereignisse, die über ein Icon zu knappen Erläuterungen führen und helfen können, die jeweiligen Rubrikangebote medienhistorisch einzuordnen. Hinterlegt ist die virtuelle Ausstellung mit einem Glossar, das mit über 1 000 Einträgen in Twitter-Kürze Erläuterungen bietet. Das Glossar schafft nicht nur Orientie-

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rung, sondern hilft auch, unterschiedliche Wissensstände beim Besucher zu berücksichtigen und auszugleichen.

Abb. 4: Virtuelle Ausstellung Zeichen – Bücher – Netze, Startseite © DNB Leipzig.

Ein Quiz stärkt den interaktiven Charakter der Anwendung und lockt auch die jungen Besucher an. Und ein digitales Besucherbuch sorgt dafür, dass man direkt mit den Kuratoren ins Gespräch kommen kann und in das Ausstellungsgeschehen einbezogen ist. In der ersten virtuellen Ausstellung warten ca. 300 „Kurzgeschichten“ auf den Besucher, die mit insgesamt 2 000 digitalen Puzzlesteinen zu einem Netz verwoben werden und dank einer innovativen Benutzeroberfläche die Mediengeschichte, reich bebildert und stilistisch pointiert erzählt, neu erleben lässt.

5 Virtuelle Ausstellungen – Konzeptstrategien Bei der Erarbeitung virtueller Ausstellungen stellt sich in besonderem Maße die Frage nach der richtigen Themensetzung im Konzert von Kooperationspartnern und the-

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matisch ähnlich aufgestellten Institutionen. Der Konzeptzuschnitt einer virtuellen Ausstellung sollte mehr darauf achten, wo das Thema in Abgrenzung zum Themenpanorama anderer Bibliotheken, Museen oder universitärer Institute steht als der physischer Ausstellungen: Inwiefern kann das gewählte Thema ein Alleinstellungsmerkmal für das eigene Haus und sein Themenprofil werden? Wie grenzt es sich gegebenenfalls von anderen virtuellen Ausstellungen ab? Bei der Planung virtueller Ausstellungen sind neben der Suche nach dem thematischen Profil und dem für das Thema jeweils angemessenen konzeptionellen Zuschnitt drei Aufgabenfelder wichtig: –– Zum einen zeigt unsere Erfahrung, dass bei virtuellen Ausstellungen der Rechteklärung ein ganz besonderes Augenmerk gewidmet werden muss. Die Klärung von Rechten sollte vor allem in Hinsicht auf die Persönlichkeitsrechte und das Urheberrecht beachtet werden. Das gilt in besonderer Weise bei virtuellen Ausstellungen, die sich Themen des 20. Jahrhunderts widmen. Durch die Rahmenbedingungen des Urheberrechts und des Urheberwahrnehmungsgesetzes für die Veröffentlichung von historischen Zeugnissen im Netz ist mit aufwändigen Recherchen zu rechnen. –– Ebenfalls ist es wichtig, bei der Erstellung der Ausstellungstexte zu berücksichtigen, dass das Rezeptionsverhalten im Netz sehr viel schneller und kleinteiliger ist. Kurze, prägnante Texte, keine langatmigen Erläuterungen, einfache und an Fremdworten arme Sprache, semantische Optimierung, passende Text-Bild-Kombinationen und überraschende Perspektiven sind probate Mittel, den Besucher zu binden. –– Schließlich sollte bereits bei der Konzepterarbeitung eine auch technisch basierte Marketingstrategie für die virtuelle Ausstellung skizziert werden. Von zentraler Bedeutung ist es dabei, dass sowohl hinsichtlich der inhaltlichen als auch der technischen Konzeption Überlegungen zur Suchmaschinenoptimierung schon in der Phase der Ausstellungskonzeption integriert werden, und über die Frage nach Vernetzung und Verbreitung der digitalen Angebote nicht erst nachzudenken, wenn die Ausstellung fertig ist. Hintergrund ist, dass die technische Konfiguration zum Beispiel der Quellcodes erhebliche Auswirkungen auf die Vernetzbarkeit und Erreichbarkeit von digitalen Angeboten für Suchmaschinen hat.

6 Fazit Ausstellungen – welcher Formate auch immer – können bei passgenauer und an den Bedürfnissen einer allgemeinen Öffentlichkeit orientierten Konzeption attraktive Angebote sein und Bibliotheken auf dem Weg hin zu einem neuen Selbst­verständnis stärken. Als kultureller Ort mit überraschenden Serviceangeboten kann die Bibliothek der Zukunft mit Ausstellungen neben der Versorgung mit Literatur auch kultu-

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relle Vermittlungsaufgaben und einen Bildungsauftrag wahrnehmen. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen, auch die Bildungsarbeit mit Flüchtlingen als Aufgabe von Museen und Bibliotheken zu begreifen, kann das Medium Ausstellung ein gutes, anschauliches und durch ihre Bilder oft auch ohne umfassende Sprachkenntnisse vermittelbares Medium sein. Neugier und Unterhaltung, Kommunikation und Anschaulichkeit, Wissensvermittlung und Vergnügen – die kulturhistorische Ausstellung muss nicht belehrend sein. Wenn sie gewitzt und nachdenklich macht, wenn sie überrascht, aufweckt, berührt oder amüsiert, wird sie den Besucher erreichen. Ziel ist der Besucher als „Wiederholungstäter“: Eine Ausstellung – das gilt in ganz besonderem Maße für Dauerausstellungen und virtuelle Ausstellungen – sollte daher so vielschichtig sein, dass es immer wieder Neues zu entdecken gibt und der Besucher wiederkommt.

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 Öffentlichkeitsarbeit

Katja Dühlmeyer

Die Ausstellung steht. Und dann? Begleitveranstaltungen, Führungen und andere Besucherangebote

Einleitung Ausstellungen haben sich als fester Bestandteil bibliothekarischer Öffentlichkeitsarbeit etabliert. Davon zeugen Publikationen wie der hier vorliegende Band ebenso wie die bibliothekarische Praxis – zu überprüfen auch anhand der Deutschen Bibliotheksstatistik, die für das Jahr 2014 mehrere Tausend Ausstellungen an deutschen Bibliotheken ausweist. Zur Begründung von bibliothekarischen Ausstellungen finden sich zahlreiche und sehr vielfältige Zielvorstellungen: Ausstellungen sollen vorhandene Literatur und Bestände sichtbar machen, die Besucher zum Lesen anregen, Themenfelder und Bestandsgruppen neu erschließen, Bestände einer Einrichtung nach außen vermitteln, einen Beitrag zur kulturellen Bildung leisten und nicht zuletzt die Leistung und Bedeutung der Bibliothek sichtbar machen.1 Nun sind und bleiben Ausstellungen für die meisten Bibliotheken eine Nebenaufgabe, zu bewältigen oft von einem kleinen Team besonders engagierter Kollegen, häufig ohne oder mit nur geringer Entlastung von den weiterhin anstehenden Hauptaufgaben. Im Vordergrund stehen bei den Vorbereitungen in erster Linie die Form der Ausstellung und ihre technische Umsetzung. Beim Einsatz von Buchobjekten geht es zunächst um die Objektauswahl, um konservatorische Fragen, Präsentationsformen und Objektsicherung. Beschriftungen und Erläuterungen werden erstellt und angebracht, das Begleitmaterial möglichst auf den Punkt fertiggestellt. Wenn alles steht, Vitrinen eingerichtet, Tafeln aufgestellt, Poster gehängt sind, dann scheint für die Kuratoren und das Ausstellungsteam die Arbeit getan.2 Tatsächlich beginnt die Ausstellung für das Publikum erst in diesem Moment. Daher sollten auch Bibliotheken, so das Plädoyer dieses Aufsatzes, ihren Ausstellungen nach der Eröffnung gebührende Aufmerksamkeit schenken und sich über Wege der Vermittlung Gedanken machen. Hierfür ist ein Begleitprogramms besonders geeignet. Nach einem kurzen Blick auf die Praxis der Museen, in denen sich mit der sogenannten Museumspädagogik ein eigener professioneller Bereich zur Vermittlung von Ausstellungen etabliert hat, stehen im folgenden Abschnitt zunächst die Gründe für die Durchführung von Begleitveranstaltungen im Vordergrund. Anschließend werden einige mögliche Begleitaktivitäten benannt und Hinweise zur Veranstaltungs1 In diesem Sinne etwa Selbmann 1975, S. 70 f; Skowera 1993, S. 72 ff; Lux et al. 2004, S. 331 f. 2 Spätestens an dieser Stelle sollte die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ins Spiel kommen.

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vorbereitung gegeben. Im abschließenden Teil geht es um den ganz normalen Ausstellungsalltag während der Laufzeit, der nicht aus dem Blick geraten sollte.

1 Begleitprogramme in Museen – ein Muster für Bibliotheken? Für Museen zählen das Ausstellen und Vermitteln von Ausstellungen zu ihren Kernaufgaben. Mit der Museumspädagogik3 hat sich dort seit den 1970er Jahren ein eigenständiger Bereich etabliert und mittlerweile auch professionalisiert. Insbesondere die immer stärker auch den Kultursektor durchdringende Marktlogik macht eine Aus­ einandersetzung mit dem Publikum und seinen Erwartungen erforderlich. Denn alle Museums‑ und Kulturangebote müssen zunehmend auch mit Besucherzahlen und nachgewiesener Besucherzufriedenheit ihre Existenz und ihren Mitteleinsatz rechtfertigen. Somit ist museumspädagogisches Fachpersonal mittlerweile an nahezu allen Ausstellungsvorhaben beteiligt, sei es als Teil des Ausstellungsteams eines Museums, sei es als eigene Fachabteilung oder als beratend hinzugezogene Freiberufler.4 Idealerweise beginnt die Auseinandersetzung mit dem Vermittlungsaspekt bereits bei der Kuratierung einer Ausstellung.5 Hauptaufgabe der Museumspädagogen ist jedoch nach wie vor die Gestaltung und Umsetzung eines Vermittlungsprogramms. Hierbei gibt es vorrangig zwei Betätigungsfelder: zum einen die Planung und Umsetzung von Führungen, zum anderen die Gestaltung von Angeboten für Kinder und Jugendliche. Gerade in jüngerer Zeit finden sich darüber hinaus vermehrt Bemühungen um eine differenzierte Ansprache der unterschiedlichen Zielgruppen, um auch ein neues Publikum zu erreichen. Dies erfolgt zum Beispiel durch die Beteiligung an oder Initiierung von Veranstaltungen und Events. Für Bibliotheken, die mit ihren Ausstellungen aktiv arbeiten möchten, lohnt sich die Auseinandersetzung mit den Museumsaktivitäten unbedingt – einige Hinweise finden sich im Literaturverzeichnis. Bibliotheken sind jedoch keine Museen. Der Vermittlungsauftrag, den auch Bibliotheken für sich in Bezug auf ihre Sammlungen reklamieren können, ist gänzlich anders geartet als die inhaltliche Vermittlung einer Ausstellung. Und Ausstellungen, das wurde eingangs bereits festgehalten, gehören meist nicht zu den Kernaufgaben 3 Es sei hier nur kurz darauf hingewiesen, dass der Begriff „Museumspädagogik“ umstritten ist, da er als zu verkürzt und nur auf die Vermittlungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen bezogen verstanden werden könnte. Nach eingehender Diskussion innerhalb des Fachverbands wird jedoch an dem etablierten Namen festgehalten. Vgl. Wikipedia: Museumspädagogik; Maaß 2006 und Deutscher Museumsbund & Bundesverband Museumspädagogik 2008. 4 Für einen Überblick über die museumspädagogische Landschaft, wenn auch regional vorwiegend auf Bayern bezogen, siehe Czech et al. (Hrsg.) 2014, insbesondere den Abschnitt Einführungen. 5 Dass dies nicht immer bzw. nicht immer erfolgreich umgesetzt wird, belegen Gespräche mit Museumspädagoginnen; Vgl. hierzu auch Tyrardellis 2014.

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der Bibliotheken. Somit stehen dort i.  d.  R. weder Spezialisten für diese Arbeit zur Verfügung, noch gibt es eine Abteilung mit eigens für diesen Zweck bereit gehaltenen Ressourcen. Eine Ausstellung kann einen zusätzlichen Anlass für einen Besuch liefern, sie kann aber auch ausschließlich auf das die Bibliothek frequentierende Publikum zielen. Die Frage, was eigentlich mit der Ausstellung erreicht werden soll, gehört daher unbedingt an den Anfang der Planung. Insbesondere die Auseinandersetzung mit den Zielgruppen ist ein wichtiger Aspekt dieser Überlegungen. Denn daraus entstehen zahlreiche Folgerungen für die weitere Konzeption und Umsetzung, gerade auch im Hinblick auf ein etwaiges Begleitprogramm. Vor allem dann, wenn mit einer Ausstellung neue, bisher nicht zu den Besuchern der Bibliothek zählende Gäste erreicht werden sollen, gehören Überlegungen zu Begleitveranstaltungen unbedingt auf die Tagesordnung.

2 Begleitveranstaltungen für Bibliotheken Für ein Begleitprogramm bei Bibliotheksausstellungen sprechen folgende Gründe: Begleitveranstaltungen schaffen Kommunikationsanlässe, mit denen auf eine Ausstellung aufmerksam gemacht werden kann. Die Ausstellungseröffnung zum Auftakt sollte in diesem Sinne einen ersten „Paukenschlag“ setzen, damit die Öffentlichkeit aufmerkt. Für Nichtnutzer der Bibliothek schaffen Veranstaltungen einen Anlass für einen Besuch und können Anstoß sein, die Bibliothek näher kennenzulernen. Begleitveranstaltungen bieten darüber hinaus die Möglichkeit, die Präsentation inhaltlich zu ergänzen und neue oder anhand der Objekte nur kursorisch abgehandelte Themenbereiche intensiver zu beleuchten. Insbesondere bei Literaturausstellungen, die allein durch ihren Gegenstand bereits ein immanentes Vermittlungsproblem haben, können Begleitveranstaltungen vielfältige und dem Thema dienliche Zugänge liefern.6 Und schließlich vermitteln gelungene Veranstaltungen den Teilnehmern ein emotionales Erlebnis mit allen Sinnen und können damit im Idealfall zu einer positiven Grundeinstellung gegenüber der Bibliothek beitragen oder diese festigen. Dies gilt insbesondere dann, wenn es der Bibliothek möglich ist, beispielsweise durch einen kleinen Umtrunk im Anschluss an eine Veranstaltung einen gelösten Ausklang im informellen Rahmen zu schaffen.

2.1 Arten von Begleitveranstaltungen Ein Begleitprogramm muss immer eng am jeweiligen Ausstellungsvorhaben entwickelt werden. Welche Form von Veranstaltung und welcher Vermittlungsgedanke 6 Zur Schwierigkeit, Literatur angemessen auszustellen, siehe Berger-Fix & Hähnel-Bökens 1988.

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geeignet ist, hängt stark vom Thema sowie von der Form der Ausstellung ab. Auch ergeben sich aus der Zusammenarbeit mit Partnern bei der Ausstellungsplanung bereits Ansätze für mögliche Veranstaltungen. Daher lassen sich keine Patentrezepte, sondern höchstens einige Denkanstöße für mögliche Aktivitäten geben. Hier eine – unvollständige – Ideensammlung: –– Führungen –– Führungen für bestimmte Interessengruppen –– Programme für Kinder‑ und Schulgruppen –– Wissenschaftliche Vorträge –– Vortragsreihen/Ringvorlesungen7 –– (Szenische) Lesungen –– Buchvorstellungen –– Filmvorführungen –– Podiumsdiskussionen –– Objektpräsentationen mit Vortrag –– Zeitzeugengespräche –– (Gesprächs‑)Konzerte –– Angebote im Rahmen von Events –– Kooperationen mit anderen Institutionen oder Veranstaltern –– Konferenzen und wissenschaftliche Fachveranstaltungen Auf einige der hier aufgelisteten Vermittlungsangebote soll im Folgenden näher eingegangen werden.

2.1.1 Führungen Führungen sind so etwas wie ein Standardangebot in Ausstellungen, das insbesondere bei komplexen Ausstellungsinhalten sinnvoll ist. Bei Wanderausstellungen, die von einem externen Anbieter übernommen werden, kann die Frage, ob und in welchem Umfang Führungen möglich sind, durchaus zum Verhandlungsgegenstand gemacht werden. Wenn externe Kuratoren selbst keine Führungen übernehmen können (z. B. wegen räumlicher Entfernungen), so sollten sie doch zumindest ein an die Ausstellungsstruktur angelehntes Führungsskript zur Verfügung stellen. Wenn die Ausstellung aus dem eigenen Bestand entwickelt wurde, ist es in der Regel für die inhaltlich beteiligten Mitarbeiter ein Leichtes, die Ausstellung im Rahmen einer Führung zu erläutern oder ihr Wissen an Kollegen weiterzugeben und diese so einzuarbeiten. 7 Vgl. hierzu auch das Interview Bibliothek der unlesbaren Zeichen – Interview über eine KunstInstallation in der Philologischen Bibliothek der Freien Universität Berlin mit A. Malik und K. U. Werner in diesem Band.

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Eine weitere Möglichkeit, Führungen anzubieten, besteht im Einsatz externer Kräfte. An der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz wurde im Sommer 2013 die Wanderausstellung „… ein sehr lebhaftes Vielerlei…“ Der Theatermann und Schriftsteller Rudolf Frank (1886–1979) gezeigt. Die Ausstellung war sorgfältig kuratiert, abwechslungsreich gestaltet und didaktisch sehr gut aufbereitet. Dennoch wurde entschieden, dem wichtigen Thema Exil größere Aufmerksamkeit zu widmen und die Ausstellung durch zusätzliche Führungen noch besser verständlich zu machen. Da an der Staatsbibliothek zu diesem Zeitpunkt niemand die Führungen übernehmen konnte, wurden zwei Studierende mit entsprechendem fachlichen Schwerpunkt für diese Aufgabe gewonnen. Die Einarbeitung erfolgte im Vorfeld durch den Kurator und anhand einschlägiger Fachliteratur. Angesichts knapper Budgets mag die Finanzierung eines solchen Angebots illusorisch erscheinen. Doch sind die Kosten oft geringer als vermutet, und möglicherweise lassen sich Formen der Zusammenarbeit entwickeln, die allen Beteiligten zugutekommen (z. B. im Rahmen der Ausbildung oder von Praktika). Allerdings erfordern auch das Anwerben und die Einführung der externen Kräfte einigen Aufwand. Wichtig für das Angebot von Führungen ist es, geeignete, möglichst regelmäßige und gut kommunizierbare Termine zu finden. Darüber hinaus sollte man ein Gespür für das richtige Maß entwickeln, damit es nicht zu überlaufenen Führungen auf der einen oder aber mangels Nachfrage zu Terminausfällen auf der anderen Seite kommt. Die Führungen sollten sich an ein allgemeines Publikum ohne besonderes Vorwissen wenden. Zudem können Führungen für spezielle Zielgruppen oder Führungstermine auf Anfrage sinnvoll sein. Womöglich kommen manche Institutionen, wenn sie von der geplanten Ausstellung erfahren, direkt auf die Bibliothek zu. Es kann sich als günstig erweisen, potenzielle Interessenten im Vorfeld zu recherchieren, beispielsweise Volkshochschulkurse oder Hochschulseminare. Aufgrund des häufig langen Planungsvorlaufs sollte eine solche Kontaktaufnahme frühzeitig erfolgen.

2.1.2 Veranstaltungen für Kinder und Schulklassen Speziell in Öffentlichen Bibliotheken, die ohnehin oft mit Schulen zusammenarbeiten, sollte bei der Planung von Ausstellungen routinemäßig geprüft werden, ob sich das Thema auch für eine Vermittlung an Schulklassen oder Kindergruppen eignet. Wenn hier bereits Kontakte bestehen, können solche Absprachen bereits im Vorfeld getroffen und womöglich die Schulen in die Erstellung des Programms einbezogen werden. Denkbar wäre z.  B., einzelne Ausstellungsobjekte in einer kindgerechten, spielerischen Form herauszugreifen oder aus thematisch passenden Büchern vorzulesen. Darüber hinaus gibt es aus der museumspädagogischen Arbeit eine Vielzahl

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an Vermittlungsformen, die im Einzelnen zu benennen hier zu weit führen würde.8 Wichtig für die Zusammenarbeit mit Schulen, gerade in den höheren Klassenstufen, ist die frühzeitige Anbahnung der Zusammenarbeit. Denn aufgrund von Ferienzeiten und straffen Lehrplänen ist ein gut vorbereiteter Ausstellungsbesuch nicht ohne Vorlauf möglich. So wurde beispielsweise für die oben erwähnte Ausstellung über Rudolf Frank auch ein entsprechendes Führungsangebot für Schulklassen (ab Klassenstufe 9) vorbereitet. Wegen der für die Schulen zu kurzfristigen Ankündigung und der Termine zur Hauptklausurenzeit wurde dieses Angebot jedoch nur in geringem Umfang abgerufen.

2.1.3 Events Eine besondere Form der Veranstaltungsarbeit stellen Events und Großveranstaltungen dar. Hier sind Bibliotheken in der Regel nicht die Initiatoren, sondern nur Beteiligte. Anstehende Events bieten sich jedoch als Anlass an, eine Ausstellung zu planen und darüber hinaus mit passenden Begleitangeboten besondere Akzente zu setzen. Wiederum ein Beispiel aus der Berliner Staatsbibliothek: 2014 wurde ein großes „Fest am Kulturforum“ veranstaltet, wo sich einer der beiden Standorte der Staatsbibliothek, das Haus Potsdamer Straße, befindet. Es ging dabei auch um eine besondere Würdigung des städtebaulich problematischen Ortes Kulturforum. Die Staatsbibliothek präsentierte zu diesem Zeitpunkt, durchaus auch mit Blick auf die Festivität, eine Ausstellung zur Geschichte des Wagenbach-Verlags aus Anlass des 50. Verlagsgeburtstags. An den beiden Tagen des Festes führte die Verlagsleitung mehrere sehr gut besuchte Führungen durch. Als besonderes Highlight hielt einer der Autoren des Verlags, der renommierte Architekturhistoriker Vittorio Lampugnani, einen Vortrag über die Geschichte des Kulturforums. Hier konnten also Event, Ausstellung und Begleitprogramm auf eine geradezu idealtypische Weise verschränkt und zueinander in Beziehung gesetzt werden. Sicherlich lässt sich eine solche Kombination nicht bei jeder Gelegenheit umsetzen. Dennoch bietet es sich bei lange im Vorfeld geplanten Großveranstaltungen an zu prüfen, ob Ausstellungsthema, Veranstaltungsanlass und zusätzliche Programmpunkte so gestaltet werden können, dass es möglichst viele und treffende Bezugspunkte gibt.

8 Verwiesen sei hier u. a. auf Czech et al. (Hrsg.) 2014, die Praxisbeispiele in Kunz-Ott et al. (Hrsg.) 2009 oder Cremer et al. (Hrsg.) 1996.

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2.1.4 Konferenzen Einen Sonderfall in der Vorbereitung eines Begleitprogramms stellen Konferenzen und andere wissenschaftliche Fachveranstaltungen dar.9 Die Bibliothek tritt in der Regel nicht eigenständig als Konferenzorganisator auf und ist auf die Zusammen­ arbeit mit Fachgesellschaften angewiesen. Eine Ausstellung in einer Bibliothek wird sicherlich nur in den seltensten Fällen Anlass zur Durchführung einer Konferenz geben.10 Doch lassen sich Konferenzen unter Umständen zum Anlass nehmen, um in einer Bibliothek eine thematisch passende Ausstellung zu zeigen und durch die Konferenzbeiträge fruchtbar zu begleiten. Mit den Teilnehmern einer Konferenz gibt es dann bereits eine klar definierte Zielgruppe für eine Ausstellung. Hier ist mit den Tagungsorganisatoren im Vorfeld genau abzustimmen, welche Form die Zusammenarbeit annehmen soll. Von kooperativer Organisation von Tagung und Ausstellung bis hin zu einer eigenständig durch die Bibliothek organisierten Ausstellung, zu der Führungen für die Teilnehmer im Rahmenprogramm der Konferenz11 angeboten werden, sind unterschiedlich enge Anbindungen denkbar.

2.1.5 Kooperationen Die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern kann nicht nur bei einem Ausstellungsvorhaben selbst, sondern auch bei der Gestaltung eines Begleitprogramms sinnvoll sein. Für Ausstellungen, die sich (auch) an Kinder und Jugendliche richten, sollte, wie oben bereits dargestellt, die Zusammenarbeit mit Schulen, Kindergärten sowie Einrichtungen und Vereinen der Kinder- und Jugendarbeit gesucht werden. Erfolgreich hat sich etwa an der Staatsbibliothek zu Berlin die jahrelange Zusammenarbeit der Kinder- und Jugendbuchabteilung mit dem Kulturanbieter Märchenland e.  V. entwickelt, der unter anderem die Berliner Märchentage ausrichtet. So wurde 2012 die Ausstellung Rotkäppchen kommt aus Berlin! als gemeinsames Projekt vorbereitet und umgesetzt.12 Der Verein organisierte die Lesungen und übernahm es, den 9 Dieser Aspekt betrifft vermutlich in erster Linie Wissenschaftliche Bibliotheken, wiewohl je nach Sammlungsprofil, Ausrichtung und Ausstellungsarbeit sicherlich auch Öffentliche Großstadtbibliotheken als Kooperationspartner für Tagungen in Frage kommen könnten. 10 Im Falle der Ausstellung über den Theatermann und Schriftsteller Rudolf Frank war allerdings genau dies der Fall: Die Ausstellung wurde zum Anlass genommen, ein eintägiges Symposium über Exil und Vertreibung Kulturschaffender aus Deutschland durchzuführen. 11 Genau genommen handelt es sich hierbei eigentlich weniger um die begleitende Kooperation der Ausstellung mit einer Konferenz als vielmehr um das Angebot spezieller Führungen für eine festgelegte Zielgruppe. 12 Neben der Staatsbibliothek zu Berlin und dem Verein Märchenland war ebenfalls die Arbeitsstelle Grimm-Briefwechsel am Institut für Deutsche Literatur der Humboldt-Universität zu Berlin an der Erarbeitung der Ausstellung beteiligt.

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Schulen das Programm zu vermitteln, sodass die Staatsbibliothek von der gut eingespielten Zusammenarbeit profitieren konnte und Hunderte Berliner Schulkinder die Gelegenheit erhielten, die Rotkäppchen-Ausstellung zu besuchen. Weitere Formen der Zusammenarbeit können beispielsweise mit Einrichtungen der Erwachsenenbildung, mit Hochschulinstituten, lokalen Vereinen und Initiativen oder auch mit anderen Kulturanbietern vor Ort gesucht werden. Bei der im Dezember 2015 eröffneten Ausstellung Weltreise, die die Staatsbibliothek gemeinsam mit der Filmemacherin Ulrike Ottinger im Rahmen eines großen, von der Kulturstiftung des Bundes geförderten Projekts zeigte, gab es eine Kooperation mit der Deutschen Kinemathek. Diese führte im Arsenal-Kino in der Nähe der Staatsbibliothek eine Filmreihe zu Ulrike Ottinger auf. Beide Veranstaltungen – Kinoreihe und Ausstellung – verwiesen aufeinander.

2.2 Organisatorische Fragen Begleitveranstaltungen sind keine „Selbstläufer“. Ein Begleitprogramm ersetzt nicht die Presse‑ und Öffentlichkeitsarbeit für eine Ausstellung, sondern erfordert im Gegenteil dessen planvolle Einbindung in das Kommunikationskonzept für das Gesamtvorhaben. Wichtig ist, dass das Grundgerüst zum Zeitpunkt der Eröffnung feststeht und bei dieser Gelegenheit bereits umfassend kommuniziert wird, sei es anhand der Werbematerialien, sei es in Pressemitteilungen zur Ausstellung oder in den Reden und Grußworten zur Eröffnung. Grundsätzlich gelten für Begleitveranstaltungen von Ausstellungen dieselben „Gesetze“ und Erfordernisse wie für alle Veranstaltungen einer Bibliothek. Folgende Aspekte sind bei der Planung zu berücksichtigen:

2.2.1 Ort Teilweise verfügen Bibliotheken über eigene Räumlichkeiten für Veranstaltungen. Wenn dies nicht der Fall ist, kann auch auf einen anderen Ort ausgewichen werden – nur sollte ein deutlicher Bezug zur Ausstellung hergestellt werden, damit der Zusammenhang nicht verloren geht. Je nach Ort sind spezifische Bedingungen – etwa was Zugänglichkeit/Barrierefreiheit, Störpotenzial für die regulären Bibliotheksbesucher, Garderobe, Zugang zu Toiletten etc. angeht – zu berücksichtigen. Die Raumausstattung sollte im Hinblick auf das geplante Programm angemessen sein, die Raumgröße zum zu erwartenden Publikumsandrang passen.

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2.2.2 Termin Grundsätzlich sind Eröffnungen wie auch Finissagen am letzten Ausstellungstag günstige Termine für Veranstaltungen. Darüber hinaus eignen sich Gedenktage während der Laufzeit, wenn sie im Zusammenhang mit dem Ausstellungsthema stehen. Abendveranstaltungen sind vor allem für ein berufstätiges Publikum günstig, müssen aber mit den Arbeitszeiten der Beteiligten in der Bibliothek in Einklang gebracht werden.

2.2.3 Inhalt/Programm Die inhaltlichen Überlegungen müssen vor allem mit Blick auf das jeweilige konkrete Ausstellungsvorhaben und die angestrebten Ziele und Zielgruppen angestellt werden. Sollen z. B. durch die Lesung mit einem bekannten Schauspieler viele neue Besucher ins Haus kommen? Oder soll der Vortrag der Fachwissenschaftlerin die Leserschaft und die wissenschaftlich Interessierten ansprechen und den eigenen Sammlungsschwerpunkt bekannter machen? Je nach Programm sind unterschiedliche Anforderungen an die Ausstattung zu stellen: beispielsweise eine Bühne mit Rednerpult oder Tisch und Stühlen, Mikrofontechnik, Beamer und Computer für Präsentationen, ein Flügel oder Stühle und ausreichend Platz für Instrumente und Notenständer. Mit externen Beteiligten sind Honorarfragen zu klären und ggf. Reisevorkehrungen abzustimmen.

2.2.4 Catering Es wurde oben darauf hingewiesen, dass Veranstaltungen häufig gewinnen, wenn es im Anschluss noch die Gelegenheit für den informellen Austausch bei einem Glas Saft oder Wein und Salzgebäck gibt. Allerdings sehen die Haushaltsordnungen solche Verwendungszwecke für Mittel nicht vor, sodass jede Bibliothek prüfen muss, ob sie einen Weg findet, einen kleinen Empfang auszurichten, z. B. mit Hilfe eines Fördervereins oder durch einen Caterer, der Getränke zum Verkauf anbietet.

2.2.5 Werbung Wie groß der Zulauf zu einer Veranstaltung sein wird, lässt sich im Vorhinein oft nur schwer einschätzen. Ein attraktives Programm, bekannte Namen bei den Beteiligten und eine gewisse Aktualität des Themas sind sicherlich hilfreiche Faktoren. In jedem Falle gilt es, durch breite, zielgruppenorientierte Werbung den Veranstaltungshinweis so umfassend wie möglich zu streuen.

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Die Termine des Begleitprogramms sollten insgesamt mit Beginn der Laufzeit feststehen und bei den ersten Kommunikationsmaßnahmen für die Ausstellung mit bekanntgegeben werden. Darüber hinaus muss jedoch jeder einzelne Veranstaltungstermin – dies gilt oft sogar für die Führungstermine – noch einmal gesondert betrachtet und mit geeigneten Maßnahmen beworben werden. In Frage kommen hier zum Beispiel: Pressemitteilungen, der Versand von Einladungskarten an Freunde, Pressevertreter und sonstige durch die Bibliothek gepflegte Adressaten, die Auslage von Werbehinweisen in der Bibliothek und weiteren geeigneten Orten, der Aushang von Plakaten oder die Schaltung von Werbeanzeigen. Besondere Bedeutung kommt der Online-Werbung zu, da sie in der Regel keine finanziellen Kosten verursacht: Einträge auf der Homepage, der Facebook-Seite der Bibliothek und anderen Social-MediaKanälen, in denen die Bibliothek aktiv ist, sind ebenso sinnvoll wie der Versand von Informationen an geeignete Mailinglisten oder Fachcommunity-Seiten. Im Vorfeld sollte entschieden werden, ob für den Besuch der Veranstaltung eine Anmeldung erforderlich ist. Dafür spricht, dass man dadurch besser auf einen großen Zulauf vorbereitet ist, im Falle geringer Resonanz die Werbung intensivieren kann und weniger unangenehm am Veranstaltungstag selbst überrascht wird. Dagegen sprechen der Aufwand sowie der Umstand, dass die Rückmeldungen oft nur sehr unzuverlässig sind und das Anmeldeprocedere eventuell eine zusätzliche Barriere darstellt.

2.2.6 Kosten Eine Veranstaltung verursacht in der Regel finanziellen, mindestens aber zusätzlichen personellen Aufwand. Deshalb ist die Planung des Begleitprogramms im Vorfeld so wichtig, und der finanzielle Aufwand sollte in die Budgetplanung der Ausstellung einbezogen werden. Während dieser sich im Gesamtgefüge der Ausstellungsvorbereitung vermutlich eher gering ausnimmt, ist der personelle Aufwand meist recht hoch. Daher ist bei der Vorbereitung eines Begleitprogramms darauf zu achten, dass die Belastung möglichst nicht nur bei den hauptsächlich für die Ausstellung Verantwortlichen liegt, sondern sich auf weitere Schultern verteilt.

3 Ausstellungen über ihre Laufzeit begleiten Trotz der benannten Vorteile eines Begleitprogramms bei Bibliotheksausstellungen mag es immer Gründe geben, sich gegen diesen zusätzlichen Aufwand zu entscheiden. In jedem Fall allerdings sollte es eine Planung für die Routine über die Laufzeit der Ausstellung geben. Zunächst einmal ist sicherzustellen, dass alle – wirklich alle – Mitarbeiter über die Ausstellung informiert sind und alle wichtigen Daten und Fakten weitergeben

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oder zumindest an einen geeigneten Ansprechpartner verweisen können. Falls es ein Begleitprogramm gibt, müssen Daten und Termine der Führungen und Begleitveranstaltungen ebenfalls bekannt oder ohne größeren Aufwand zu ermitteln sein. Darüber hinaus muss bereits im Vorfeld sichergestellt werden, dass alle technischen Installationen einwandfrei funktionieren, regelmäßig gewartet werden und bei Problemen sofortige Abhilfe möglich ist. Aber auch Ausstellungen, die nicht auf technische Installationen angewiesen sind, bedürfen der regelmäßigen Pflege und Wartung. Objektbeschriftungen können verloren gehen, Tafeln verrutschen oder beschädigt werden, Vandalismus geschieht. Kaum etwas ist peinlicher und dem Image abträglicher als eine in Auflösung begriffene Ausstellung, auf deren schlechten Zustand die Mitarbeiter der Bibliothek womöglich erst hingewiesen werden müssen. Eine solche Ausstellung wäre besser ganz unterblieben oder rechtzeitig wieder abgebaut worden. Schließlich sollten alle Begleitmaterialien – Flyer, Postkarten oder Sonstiges – möglichst über die gesamte Laufzeit verfügbar gehalten und regelmäßig ausgelegt werden. Darüber hinaus müssen je nach Situation vor Ort weitere Vorkehrungen – etwa hinsichtlich besonderer Einlassbedingungen, der Einnahme von Eintrittsgebühren oder des Verkaufs einer Begleitpublikation – getroffen und, wiederum, allen Mitarbeitern zur Kenntnis gebracht werden.

4 Fazit Begleitprogramme und insbesondere Begleitveranstaltungen erfordern also einige Überlegungen und intensive Vorbereitungen. Doch sollten sich die Ausstellungsverantwortlichen in Bibliotheken der möglichen Chancen und Vorteile bewusst sein. Gerade bei knappen Ressourcen und begrenzten Möglichkeiten ist es umso wichtiger, Anstrengungen zu fokussieren und mit einem abgestimmten Begleitprogramm zur stärkeren Wahrnehmung einer Ausstellung beizutragen. Wenn sich Bibliotheken auf die Mühen und das Wagnis einer Ausstellung einlassen, dann sollten sie diese als Medium ernst nehmen. Dazu gehört zunächst einmal, die Ausstellung nicht nur zu erarbeiten und aufzustellen, sondern auch dafür Sorge zu tragen, dass sie während der angekündigten Laufzeit tatsächlich zugänglich, vollständig und repräsentabel bleibt. Wichtiger jedoch ist die Überlegung im Vorfeld, welche Zielsetzungen mit einem Ausstellungsvorhaben verbunden sind, insbesondere, welches Publikum auf welchen Wegen erreicht werden soll. Hier bietet ein Begleitprogramm im Verlauf einer Ausstellung vielfältige Möglichkeiten. Auch bei knappen Ressourcen sollte geprüft werden, ob nicht durch eine Konzentration und Fokussierung auf ein Ausstellungsvorhaben mit Begleitveranstaltungen im Umfeld der Ausstellung mehr bewirkt werden kann

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als durch einen breiter gestreuten, aber scheinbar zusammenhanglosen Veranstaltungskalender. Bei der Entwicklung und Gestaltung von Begleitprogrammen kann auf Erfahrungen und Anregungen der Museumspädagogik zurückgegriffen werden. Wenn der Aufwand dafür zu groß erscheint, stellt sich, ein wenig zugespitzt, möglicherweise an dieser Stelle eine grundsätzliche Frage: Die Ausstellung steht. Keiner kommt. – Warum sie dann eigentlich überhaupt zeigen?13

Zitierte Literatur und Internetquellen Berger-Fix, A. & Hähnel-Bökens, B. (1988). Die Präsentation einer Literaturausstellung: ihre graphische und optische Gestaltung. Bibliothek. Forschung und Praxis, 12(3), 235–240. Cremer, C., Drechsler, M., Mischon, C. & Spall, A. (Hrsg.). (1996). Fenster zur Kunst: Ideen für kreative Museumsbesuche. Berlin [u. a.]: Schibri-Verlag. Czech, A., Kirmeier, J. & Sgoff, B. (Hrsg.). (2014). Museumspädagogik: ein Handbuch. Grundlagen und Hilfen für die Praxis. Schwalbach: Wochenschau-Verlag. Deutscher Museumsbund & Bundesverband Museumspädagogik. (2008). Qualitätskriterien für Museen: Bildungs- und Vermittlungsarbeit. Berlin. http://www.museumsbund.de/fileadmin/ geschaefts/dokumente/Leitfaeden_und_anderes/Qualitaetskriterien_Museen_2008.pdf (20.01.2016). Kunz-Ott, H., Kudorfer, S. & Weber, T. (Hrsg.). (2009). Kulturelle Bildung im Museum: Aneignungsprozesse, Vermittlungsformen, Praxisbeispiele. Bielefeld: Transcript Verlag. Lux, C., Lemke, H. H., Dietrichs, R. & Wimmer, U. (2004). Öffentlichkeitsarbeit. In R. Frankenberger & K. Haller (Hrsg.), Die moderne Bibliothek: ein Kompendium der Bibliotheksverwaltung (S. 322–343). München: Saur. Maaß, K. (2006). Stellungnahme des Bundesverbandes Museumspädagogik e. V. Positionspapier Museumspädagogik. http://www.museumspaedagogik.org/fileadmin/user_upload/bund/ PDF/2_9_2PositionspapierMuseumspaed06.pdf (20.01.2016). Selbmann, S. (1975). Zur Öffentlichkeitsarbeit wissenschaftlicher Bibliotheken: ein theoretischer und empirischer Beitrag. Pullach b. München: Verlag Dokumentation. Skowera, H.-M. (1993). Ausstellungen als Mittel der Öffentlichkeitsarbeit wissenschaftlicher Bibliotheken. Bibliothek. Forschung und Praxis, 17(1), 56–103. Tyrardellis, D. (2014). Müde Museen. Oder: Wie Ausstellungen unser Denken verändern könnten. Hamburg: Körber-Stiftung.

Weiterführende Literatur Alder, B. & den Brok, B. (2012). Die perfekte Ausstellung: ein Praxisleitfaden zum Projektmanagement von Ausstellungen. Bielefeld: Transcript (darin insbesondere die Checklisten Abschnitte 2.13 und 2.14).

13 Vgl. hierzu auch den Beitrag von K. Umlauf in diesem Band Warum guckt nur keiner? Ausstellungen zwischen Kulturvermittlung und Öffentlichkeitsarbeit.

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Aumann, P. & Duerr, F. (2014). Ausstellungen machen (2., aktualisierte Aufl.). München: Fink (darin insbesondere das Kap. Vermittlung). Commandeur, B. & Dennert, D. (Hrsg.). (2004). Event zieht, Inhalt bindet: Besucherorientierung von Museen auf neuen Wegen. Bielefeld: Transcript Verlag. Häußer, J.-D. (1982). Öffentlichkeitsarbeit wissenschaftlicher Bibliotheken: Erfahrungen und Empfehlungen aus dem Darmstädter Modellversuch. Berlin: Deutsches Bibliotheksinstitut (dbi-Materialien, 15). Die Kunst der Vermittlung [Themenheft]. (2015). Museumsjournal, 29(1), 12−35. Kunz-Ott, H. (Hrsg.). (2005). Schule und Museum: Wege zu einer erfolgreichen Partnerschaft. München [u. a.]: Dt. Kunstverlag. Pöhlmann, W. (2007). Handbuch zur Ausstellungspraxis von A–Z. Berlin: Gebr. Mann Verlag (Berliner Schriften zur Museumsforschung, 5) (darin insbesondere zum Thema Führungen). Wegner, N. (2010). Besucherforschung und Evaluation in Museen. In P. Glogner & P. S. Föhl (Hrsg.), Das Kulturpublikum: Fragestellungen und Befunde der empirischen Forschung (S. 97–152). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Peter Blume

Ausstellungsprogrammplanung als Teil der Öffentlichkeitsarbeit Herausforderungen und Chancen für kleine bis mittelgroße Universitätsbibliotheken

Einleitung Mag in der Öffentlichkeit noch die Vorstellung dominieren, Bibliotheken nutzten Ausstellungen vornehmlich zur Präsentation seltener, wertvoller oder besonders sehenswerter Bücher aus dem eigenen Bestand, so ist innerhalb des Bibliotheksbereichs bereits vor geraumer Zeit der Wert von Ausstellungen als Instrument einer umfassender begriffenen Öffentlichkeitsarbeit verstanden worden.1 Zur Neu- oder Umbauplanung einer Bibliothek2 gehört es folgerichtig schon seit Jahren, entsprechende Flächen von Anfang an vorzusehen – und das gerade auch in Bibliotheken, für die es nicht zu den Kernaufgaben zählt, erhaltenswertes Kulturgut zu bewahren und öffentlich zugänglich zu machen.3 Während für Öffentliche Bibliotheken die Zielrichtung des eigenen Ausstellungsund Veranstaltungsprogramms oftmals auf der Hand liegt – es versteht sich als in vielen Gemeinden nicht selten einziger Beitrag zum kulturellen Leben vor Ort –, kann sich die Festlegung der mit der Durchführung von Ausstellungen verbundenen strategischen Ziele für Wissenschaftliche Bibliotheken durchaus schwierig gestalten. Das beginnt bereits mit der Definition der Zielgruppen und führt über die Auswahl von passenden Ausstellungsthemen bis hin zur zumindest umrisshaften Skizzierung der verfolgten Kommunikationsziele. 1 Vgl. Brzoska 2012, S. 9–11. Brzoska identifiziert für den deutschsprachigen Raum die 1970er Jahre als die Phase der Wiederanknüpfung an eine seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bestehende, durch Kriegs- und Nachkriegszeit jedoch unterbrochene Tradition des Ausstellens in Wissenschaftlichen Bibliotheken. 2 Der DIN-Fachbericht 13: Bau- und Nutzungsplanung von Bibliotheken und Archiven aus dem Jahr 2009 führt in Anhang A den „Veranstaltungs- und Kommunikationsbereich“ in der Liste der insgesamt elf „Funktionsbereiche“ bzw. „Raumgruppen“ auf, wobei konkret auch ein „Ausstellungsraum“ genannt ist. Vgl. hierzu S. 81–85. 3 In jüngeren Darstellungen von Best-Practice-Beispielen zur zeitgemäßen Gestaltung von Bibliotheksgebäuden werden ganz selbstverständlich die jeweils eingeplanten Ausstellungsflächen angeführt. Die Bandbreite reicht dabei von der Einplanung eines speziellen Ausstellungsbereichs für „visuelle Sprachkunst, Video- und Netzkunst“ (vgl. Bussmann 2009, S. 363) bis zur Funktionssetzung einer baulichen Neugestaltung als „event location“, die ebenso „Kulisse für musikalische Inszenierungen von Quartettgröße bis Ensembledimension“ ist wie Präsentationsstätte von „Ausstellungen, Videoinstallationen“ und anderem mehr. Vgl. Seeliger et al. 2011, S. 61.

Ausstellungsprogrammplanung 

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1 Zielgruppenbestimmung In Hinsicht auf die Zielgruppenbestimmung ist es für Hochschulbibliotheken von ganz wesentlicher Bedeutung, dass die Öffentlichkeit, an die sich ihre Arbeit auf dem Gebiet der Public Relations (PR) wendet, zweifach bestimmt ist. Da sie sich in aller Regel als zentrale Einrichtungen in Trägerschaft einer Universität oder Hochschule befinden, orientiert sich ihre Öffentlichkeitsarbeit auf einer ersten Ebene an der Hochschulöffentlichkeit. Als konkrete Zielgruppen sind auf dieser Ebene die bekannten Gruppen von Hochschulangehörigen angesiedelt: –– künstlerisch, wissenschaftlich und nichtwissenschaftlich Beschäftigte, –– Professoren und –– Studierende. So trivial diese Bestimmung einer ersten Zielgruppenebene für das Ausstellungs­ management von Hochschulbibliotheken zunächst anmuten mag, so hilfreich kann es im Alltag sein, sich immer wieder an diese wichtigen Zielgruppen zu erinnern. Denn letztlich ist die Zielgruppenbestimmung Voraussetzung für die inhaltliche und gestalterische Schwerpunktsetzung in der Ausstellungsarbeit. Mit Blick auf die zweite wichtige Ebene bei der Zielgruppenbestimmung ist eine ständige Rückbesinnung hingegen oft weniger erforderlich, weil sie sich weniger deutlich bestimmen lässt. Über die Hochschulöffentlichkeit hinaus wendet sich die PR-Arbeit und damit auch die Ausstellungstätigkeit selbstverständlich ebenso an die außeruniversitäre, „allgemeine“ Öffentlichkeit.

2 Themenauswahl Sowohl die Hochschul- als auch die allgemeine Öffentlichkeit mit einer Ausstellung anzusprechen, schließt sich nicht gegenseitig aus. Dennoch kann es bei der Themenwahl und konkreten Ausstellungsprogrammplanung hilfreich sein, sich zu fragen, in welchem Bezug zur Hochschulöffentlichkeit und möglicherweise auch zu den Schwerpunkten von Forschung und Lehre an der eigenen Hochschule ein bestimmtes Thema steht, wobei die Orientierung am akademischen Umfeld der jeweiligen Bibliothek nicht eine dogmatische Verengung der thematischen Bandbreite des Ausstellungsprogramms zur Folge haben muss. So kann es beispielsweise gerade an einer Technischen Universität, die keine im engeren Sinn kulturwissenschaftliche Fakultät besitzt, eine besondere Nachfrage nach Kunstausstellungen geben. Nur ist dann der Anschluss an die spezifische Nachfrage – etwa in Form von Kooperation mit kulturell Interessierten und Aktiven an der eigenen Hochschule – der entscheidende Faktor. Ein weiterer Aspekt bei der Programmplanung ist es, die relativ heterogenen Gruppen innerhalb der Hochschulöffentlichkeit gleichermaßen oder doch wenigs-

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tens im Wechsel anzusprechen. Aus Sicht einer Hochschulbibliothek kann es insbesondere schwierig sein, diejenigen Hochschulangehörigen zu adressieren, die in aller Regel die zahlenmäßig mit Abstand größte Nutzergruppe in der Bibliothek ausmachen – die Gruppe der Studierenden. Über die Gründe dafür soll an dieser Stelle nicht spekuliert werden. Ein wichtiger Faktor wird aber sicher darin bestehen, dass Studierende eine demografisch relativ scharf umrissene Gruppe bilden (in Hinsicht etwa auf Alter und Bildung), die auf spezifische Weise und über bestimmte Kommunikationskanäle angesprochen sein will. Obgleich es also schwierig sein kann, diese Gruppe zielgerecht zu erreichen, ist sie im Sinn der Nutzerbindung für eine Bibliothek von immens hoher Bedeutung. Letztlich kann es für die Wahl von Ausstellungsthemen aber auch gerade bestimmend sein, Sujets zu finden, die verschiedene hochschul­ interne wie -externe Gruppen eventuell auf unterschiedlichen Ebenen ansprechen und so ermöglichen, mit einem Ausstellungsprojekt mehrere Zielgruppen zusammenzubringen und im Idealfall in Kommunikation miteinander treten zu lassen. Zielgruppenorientierte Programmplanung führt somit nicht zum kategorischen Ausschluss bestimmter Themen, sondern hat eher eine Priorisierung von Themen­ gebieten zur Folge, die einer Beliebigkeit des Ausstellungsprogramms entgegenwirkt. Eine solche Priorisierung kann zum Beispiel wie folgt aussehen: –– Priorität 1: Themen im engen Zusammenhang mit Lehr- und Forschungsgebieten der eigenen Hochschule –– Priorität 2: Themen im engen Zusammenhang mit dem lokalen oder regionalen Umfeld der Hochschule –– Priorität 3: Kunstausstellungen –– Priorität 4: Ausstellungen mit gesellschaftspolitischem Bezug Im Zusammenhang mit einer solchen Prioritätensetzung sind aber noch einmal zwei Prämissen in Erinnerung zu rufen: Sie ist zum einen nur sinnvoll, solange eine Bibliothek keine oder wenig eigene ausstellenswerte Bestände besitzt, und sie ist zum zweiten als eine ganz individuelle Entscheidung zu verstehen, die auf der Analyse der Zielgruppen und nicht zuletzt auf Erfahrung im Umgang mit diesen Gruppen vor Ort basiert.

3 Kommunikationsziele Die thematische Ausrichtung eines Ausstellungsprogramms resultiert letztlich aus den Kommunikationszielen, die gegenüber den Zielgruppen verfolgt werden. Einige mögliche Ziele wurden bereits angesprochen. So kann durch einen Kontakt mit der Zielgruppe der Studierenden, der sich jenseits des nicht immer nur positiv besetzten Lernens und der Informationsbeschaffung bewegt, Nutzerbindung über eher mit Freizeit und Entspannung konnotierte Angebote erreicht werden. Im Hinblick auf die

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hochschulexterne Öffentlichkeit kann es hingegen eher Ziel sein, zum – durchaus anspruchsvollen und zuweilen auch fordernden – Kulturangebot in der Stadt und Region beizutragen. Ein in gewisser Weise übergeordnetes Kommunikationsziel liegt mittlerweile aber auch für Wissenschaftliche Bibliotheken wohl in dem, was in der kommunikationswissenschaftlichen Literatur als „Legitimationsfunktion“ von Öffentlichkeitsarbeit oder PR bezeichnet wird. Hier deckt sich das Kommunikationsziel mit dem, was auch die Öffentlichkeitsarbeit im sogenannten Non-Profit-Sektor bestimmt, wo „der Aufbau von Vertrauen und die Legitimitätsbeschaffung geradezu ein Kernziel“4 der PR-Bemühungen darstellen. Gemeint ist mit dieser Funktion, dass Institutionen einem Rechtfertigungsdruck begegnen, indem sie die eigene Bedeutung, wenn nicht Notwendigkeit, für ihr Umfeld oder insgesamt für das Gemeinwohl verdeutlichen. Für Hochschulbibliotheken bedeutet das in der Praxis konkret, sich über Öffentlichkeitsarbeit – und damit auch über die Ausstellungsarbeit – als wichtige Institution ins Bewusstsein der eigenen Bezugs- und Anspruchsgruppen zu bringen. An erster Stelle sind unter den Bezugsgruppen oder auch „Stakeholdern“ die Hochschulleitungen als Repräsentanten der Träger der meisten Wissenschaftlichen Bibliotheken zu nennen. Gelingt es, über die Ausstellungsarbeit einen positiven Beitrag zur Darstellung der Bibliothek (auch) gegenüber den Leitungsgremien der Hochschule zu leisten, ist das sicher kein unerwünschter Effekt. Allerdings lauert gerade an dieser Stelle ein möglicher Zielkonflikt. Denn aus bestehender Ressourcenknappheit kann unter Umständen die Konsequenz abgeleitet werden, dass Veranstaltungs- und Ausstellungsaktivitäten als nicht zu den Kernaufgaben gehörende Tätigkeit aus der Angebotspalette der eigenen Bibliothek zu streichen sind. Der Bibliothek ist dann – PRtheoretisch gesprochen – ein nicht ganz unwichtiges Instrument genommen, um die Legitimationsfunktion der Öffentlichkeitsarbeit zu nutzen, und sie gerät so – hier schließt sich der Teufelskreis – mittelfristig möglicherweise unter noch stärkeren Legitimationsdruck. Aus dieser Perspektive ist es daher eine ganz wesentliche Herausforderung für viele Universitätsbibliotheken, die Ausstellungstätigkeit möglichst ressourcen­ schonend zu organisieren. Ausstellungsprojekte „mit Vorlaufzeiten von bis zu zwei Jahren und Kosten im vier- bis sechsstelligen Euro-Bereich“5 zu verwirklichen, dürfte für viele Universitätsbibliotheken mit Blick auf die Etatsituation nicht realistisch sein. Auch der mittlerweile vor allem im Museumssektor vorzufindende Professionalisierungsgrad in der Ausstellungsgestaltung und -organisation ist für viele Universitätsbibliotheken nur schwer zu erreichen. Das liegt nicht nur an dem vergleichsweise schmalen Budget, sondern vor allem auch an der unterschiedlichen Personalstruktur. So sind in Museen meist Spezialisten oder sogar ganze Spezialistenteams jeweils

4 Fröhlich & Peters 2015, S. 642. 5 Zauner 2015, S. 751.

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für die Planung, die Gestaltung, das Marketing und die pädagogische Begleitung von Ausstellungsprojekten zuständig.6 Bibliotheken gleichen das geringere Maß an personellen und finanziellen Ressourcen, das zur Umsetzung von Ausstellungsideen zur Verfügung steht, oft durch starkes Engagement und besondere Kreativität aus. Dennoch führt oftmals kein Weg daran vorbei, Kooperationspartner zu finden, die entweder zusammen mit der Bibliothek eine Ausstellungsidee umsetzen oder auch quasi „fertige“ Wanderausstellungen zur Präsentation bereitstellen. Gerade wenn die zur Verfügung stehenden Ressourcen die Zusammenarbeit mit externen Partnern erforderlich machen, gilt es, die oben beispielhaft entwickelte Priorisierung nicht aus dem Auge zu verlieren. Beliebigkeit bei der Themenwahl kann dazu führen, dass sich am Ende niemand mehr von den Ausstellungen in der Bibliothek angesprochen fühlt. Drei Beispiele für Ausstellungen, die an der Universitätsbibliothek Ilmenau in Kooperation mit Partnern an der eigenen Hochschule – in einem Fall auch mit einem hochschulexternen Partner – umgesetzt wurden, seien im Weiteren kurz vorgestellt.

4 Umsetzungsbeispiele: Kooperation mit hochschulinternen und -externen Partnern 4.1 PresseFoto Hessen-Thüringen – Die Etablierung eines Ankerpunkts im Ausstellungsprogramm Seit 2007 loben die Landesverbände Hessen und Thüringen im Deutschen Journalisten-Verband (DJV) jährlich gemeinsam einen Wettbewerb für die besten Presse­ fotografien von Journalisten aus den beiden Bundesländern aus.7 Die von einer Fachjury in verschiedenen Kategorien prämierten Fotos werden jeweils im Rahmen einer Wanderausstellung an verschiedenen Standorten in Hessen und Thüringen, aber etwa auch in den Landesvertretungen in Berlin gezeigt. Da die Technische Universität Ilmenau mit dem Institut für Medien und Kommunikationswissenschaft (IfMK)8 über ein sehr gut ausgebautes Forschungs- und Lehrgebiet verfügt, das traditionell gute Kontakte zur Medienpraxis unterhält, passt die Ausstellung hervorragend in das Themenspektrum des Ausstellungsprogramms der Universitätsbibliothek. Bei der ersten Kontaktaufnahme mit der Geschäftsstelle des DJV-Landesverbandes Thüringen9 im Jahr 2014 erwies es sich als äußerst hilfreich, von Anfang an die 6 Vgl. Aumann & Duerr 2014, S. 122 f. 7 https://www.djv-hessen.de/landesverband/nachrichten/nachrichten-details/artikel/pressefotohessen-thueringen-2015/ (08.03.2016). 8 https://www.tu-ilmenau.de/ifmk/ (08.03.2016). 9 http://www.djv-thueringen.de/ (08.03.2016).

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Brücke zur Ilmenauer Medien- und Kommunikationswissenschaft zu spannen. So wurde gemeinsam vereinbart, zur Ausstellungseröffnung neben der Vorsitzenden des DJV-Landesverbandes einen Redner mit fachwissenschaftlichem Hintergrund zu akquirieren. Der Leiter des Fachgebiets „Empirische Medienforschung und politische Kommunikation“ an der TU Ilmenau und damalige Prodekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften und Medien10 war gerne bereit, mit einem Redebeitrag zur Eröffnung einen fachwissenschaftlichen Blick auf die Ausstellung zu werfen. Durch die Kooperation mit einem universitätsexternen – dem DJV-Landesverband – und einem universitätsinternen Partner – dem Institut für Medien und Kommunikationswissenschaft – gelang es, mehrere für die Öffentlichkeitsarbeit der Bibliothek relevante Gruppen anzusprechen und sie zugleich untereinander in Kontakt zu bringen. Im April 2016 gastierte die jährliche Ausstellung das dritte Jahr in Folge in der Universitätsbibliothek der TU Ilmenau. Mit Martin Löffelholz11 konnte wiederum ein namhafter Ilmenauer Medienwissenschaftler als Redner für die Eröffnungsveranstaltung gewonnen werden. Aus Sicht der Öffentlichkeitsarbeit der Bibliothek entsteht mit dem festen Platz der mehrere Zielgruppen gleichermaßen ansprechenden Ausstellung im jährlichen Programm ein hoher Wiedererkennungswert, denn das Publikum sowohl an der Universität als auch aus der Region Ilmenau weiß und schätzt, dass eine Ausstellung mit exzellenten Fotografien und interessanter journalistischer wie fachlicher Einführung geboten wird.

4.2 Technisierung und Erfindergeist – Ein Schaufenster für die Wissenschaft bieten und die Bedeutung der langfristigen Sicherung historischer Dokumente anschaulich machen Hinsichtlich des, wie man sagen könnte, kumulativen Effekts von kontinuierlich und strategisch betriebener Öffentlichkeitsarbeit spricht Zauner von einem „Öffentlichkeitszirkel“12: Wo sich Institutionen öffentlich positiv in Szene setzen, entfalten sie eine gewisse Anziehungskraft für Kooperationspartner, die Inhalte positiv in Szene gesetzt sehen möchten. Ein Anzeichen für eine Universitätsbibliothek, dass sie sich als Ausstellungsort gut etabliert hat und vom Phänomen des Öffentlichkeits­ zirkels profitiert, ist es, wenn potenzielle Ausstellungsgeber vor allem aus dem eigenen akademischen Umfeld aktiv eine Kooperation im Rahmen eines Ausstellungsprojekts anbieten.

10 Jens Wollig, heute Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften und Medien der TU Ilmenau. 11 Leiter des Fachgebiets Medienwissenschaft an der TU Ilmenau. 12 Zauner 2015, S. 748.

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Als das Fachgebiet „Grafische Datenverarbeitung“ der TU Ilmenau13 2014 eine Anfrage an die Universitätsbibliothek richtete, ob es möglich wäre, dort eine Ausstellung zur Geschichte und zu den technischen Visualisierungsmöglichkeiten früher Patentschriften aus dem Besitz des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz Berlin14 zu zeigen, war das beinah ein Idealfall für die Planung des Ausstellungs­ programms der Bibliothek. Zu Beginn desselben Jahres hatte das Geheime Staatsarchiv in den eigenen Räumen eine Ausstellung mit zahlreichen Dokumenten aus der Frühphase der Industrialisierung in Preußen gezeigt und dabei auch auf Know-how der TU Ilmenau zurückgegriffen. Ein Team des Fachgebiets „Grafische Datenverarbeitung“, das im Rahmen des Aufbaus und der Weiterentwicklung einer digitalen Mechanismen- und Getriebebibliothek (DMG-Lib)15 Methoden der Visualisierung komplexer mechanischer Strukturen entwickelt hatte, unterstützte die Berliner Ausstellung technisch. In der Universitätsbibliothek Ilmenau konnte ein Querschnitt der Schau gezeigt werden: originalgetreue Reproduktionen der historischen Patentschriften und technischen Zeichnungen, in Ilmenau entwickelte interaktive Modelle auf einer Medienstation mit Touchscreen und zwei im 3D-Drucker entstandene, funktionstüchtige Nachbildungen von Erfindungen. Im Frühjahr 2015 wurde die Ausstellung unter dem Titel Technisierung und Erfindergeist – Patente aus der Frühzeit des preußischen Industriestaats in der Universitätsbibliothek eröffnet. Ein ganz wesentlicher Aspekt bei der Realisierung des Projekts war die Kooperation mit verschiedenen Akteuren: Neben den Wissenschaftlern der eigenen Universität waren dies das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, das sich mit einem Hintergrundvortrag an der Eröffnungsveranstaltung beteiligte, sowie das PATON, Landespatentzentrum Thüringen16, das einige Exponate bereitstellte, fachliche Beratung bot und zur Eröffnung ebenfalls einen Fachvortrag beisteuerte.

4.3 17 000 Inseln der Imagination – Die mediale Aufmerksamkeit nutzen und das studentische Publikum gewinnen Wie oben bereits geschildert, sind Studierende eine zentrale, aber oft schwierig anzusprechende Zielgruppe für Ausstellungsaktivitäten von Universitätsbibliotheken. Ein Schlüssel dazu, Studierende stärker als Besuchergruppe zu gewinnen, kann darin

13 https://www.tu-ilmenau.de/gdv/ (08.03.2016). 14 https://www.gsta.spk-berlin.de/ (08.03.2016). 15 Vgl. die Projektwebsite unter http://www.dmg-lib.org (07.03.2016) sowie das Folgeprojekt thinkMOTION unter http://www.thinkmotion.eu (07.03.2016). 16 http://www.paton.tu-ilmenau.de/ (08.03.2016).

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liegen, Ausstellungsprojekte aus dem Kreis der Studierenden heraus aufzunehmen oder gemeinsam mit ihnen zu entwickeln. Eine beispielhafte Gelegenheit dazu ergab sich in Ilmenau im Jahr 2015, als die Ilmenauer Gruppe des Verbands indonesischer Auslandsstudierender17 mit der Anfrage auf die Bibliothek zukam, ob Interesse daran bestehe, im Herbst des Jahres parallel zur Frankfurter Buchmesse gemeinsam eine Ausstellung mit begleitenden Veranstaltungen zu organisieren. Der Titel der Veranstaltungsreihe wurde mit Einverständnis der indonesischen Botschaft in Deutschland dem Motto der Präsentation auf der Buchmesse entliehen: 17 000 Inseln der Imagination. Eine äußerst engagierte Gruppe von ca. zehn Studierenden stellte von Juli bis zur Ausstellungseröffnung Ende Oktober 2015 eine Ausstellung zusammen, zu deren Glanzpunkten Originale von Kulturobjekten gehörten wie etwa Figuren des traditionellen Wayang-Schattenspiels. Teil der Ausstellung war auch eine eigens eingerichtete Leseecke, in der Bücher aus dem Bestand der Universitätsbibliothek zusammen mit von Sammlern für die Ausstellung zur Verfügung gestellten Büchern zur vertiefenden Lektüre einluden. Auch dieses Ausstellungsprojekt erforderte die Kooperation mit einer ganzen Reihe von Partnern, die neben der indonesischen Studentengruppe mitwirkten. Der Indonesienbeauftragte der TU Ilmenau18 erklärte sich bereit, als Gastredner an der Ausstellungseröffnung teilzunehmen. Für die begleitenden Veranstaltungen – eine Podiumsdiskussion mit Teilnehmern von der indonesischen Botschaft und Vertretern der Universität sowie die Vorführung eines vielfach ausgezeichneten indonesischen Kinofilms – galt es, inhaltliche Fragen, Termine und Organisatorisches zu koordinieren. Für die Universitätsbibliothek ergab sich aus diesen Kontakten, aber natürlich auch aus der Ansprache zahlreicher Ausstellungsbesucher und Gäste der Eröffnungsveranstaltung, die Möglichkeit, sich als Kulturinstitution an der Hochschule und in der Region zu präsentieren – und das ist auch für eine relativ junge, technisch ausgerichtete Bibliothek von Bedeutung.

5 Fazit Für Universitätsbibliotheken, die über wenig im Rahmen von Ausstellungen präsentationswürdige Buch- und Medienbestände verfügen, erfüllen Ausstellungs­aktivitäten dennoch eine wichtige Funktion in der Öffentlichkeitsarbeit. Kooperationen mit externen Partnern sind dabei unter Berücksichtigung der jeweiligen finanziellen wie personellen Rahmenbedingungen nicht nur als eine Notwendigkeit, sondern als 17 Perhimpunan Pelajar Indonesia (PPI). 18 Heinrich Kern. Die Berufung eines Indonesienbeauftragten geht zurück auf den Aufbau der „International University Liaison Indonesia“ (IULI) in Jakarta, an dem die TU Ilmenau koordinierend beteiligt ist. Vgl. auch https://www.tu-ilmenau.de/journalisten/pressemeldungen/einzelnachricht/ newsbeitrag/14305/ (08.03.2016).

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Chance zu begreifen, die Bibliothek eng in ihr institutionelles und regionales Umfeld einzubinden. Hier ein klares Konzept zu verfolgen und nicht Gefahr zu laufen, bei der Programmgestaltung die konkreten Kommunikationsziele aus dem Blick zu verlieren, ist eine nicht zu unterschätzende Herausforderung, der sich Wissenschaftliche Bibliotheken auch auf anderen Feldern ihrer Öffentlichkeitsarbeit, wie den Veranstaltungsund Social-Media-Aktivitäten, stellen müssen.

Literatur Aumann, P. & Duerr, F. (2014). Ausstellungen machen (2., aktualisierte Aufl.). München: Fink. Brzoska, Y. (2012). Ausstellungen in wissenschaftlichen Bibliotheken: Kulturveranstaltungen und ihre Bedeutung für die Öffentlichkeitsarbeit. Saarbrücken: AV, Akademikerverlag. Bussmann, I. (2009). Die Bibliothek 21 in Stuttgart: Schaufenster des literarischen und kulturellen Lebens der Stadt – Von der Vision zur Wirklichkeit. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken bauen und ausstatten (S. 350–365). Bad Honnef: Bock und Herchen. http://edoc. hu-berlin.de/miscellanies/bibliotheksbau-30189/350/PDF/350.pdf (11.03.2016). DIN, Deutsches Institut für Normung. (2009). DIN-Fachbericht 13: 2009-11. Bau- und Nutzungsplanung von Bibliotheken und Archiven. Ersatz für DIN-Fachbericht 13:1998 (3. Aufl.). Berlin: Beuth. Fröhlich, R. & Peters, S. B. (2015). Non-Profit PR. In R. Fröhlich, P. Szyszka & G. Bentele (Hrsg.), Handbuch der Public Relations: wissenschaftliche Grundlagen und berufliches Handeln (3., überarb. und erw. Aufl.) (S. 631–649). Wiesbaden: Springer VS. Seeliger, F., Niess, R. & Weigt, M. (2011). Die Spur der Wildauer Steine: Industrierelikt im Zeitenstrom. Vom Wandel einer Fabrikruine zur modernen Hochschulbibliothek. In P. Hauke & K. U. Werner (Hrsg.), Bibliotheken heute! Best practice bei Planung, Bau und Ausstattung (S. 54–69). Bad Honnef: Bock und Herchen. Preprint: http://edoc.hu-berlin.de/miscellanies/ bibliothekenheute-37588/40/PDF/40.pdf (11.03.2016). Zauner, T. (2015). Ausstellungs- und Veranstaltungsmanagement. In R. Griebel, H. Schäffler & K. Söllner (Hrsg.), Praxishandbuch Bibliotheksmanagement. Bd. 2 (S. 746–759). Berlin [u. a.]: De Gruyter Saur.

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Ausstellungen als Marketingfaktor Effektive Öffentlichkeitsarbeit am Beispiel der „Wienbibliothek im Rathaus“

Einleitung Das Medium Ausstellung ist auch in einer wissenschaftlichen Bibliothek, die vorwiegend als Wissensspeicher fungiert, vor allem ein „Vehikel“, um mit ihren vielfältigen musealen Beständen an die Öffentlichkeit zu gehen. Ausstellungen in einer Bibliothek sind nicht immer am wissenschaftlichen Diskurs orientierte Kunst- oder Themenausstellungen, sondern Wissensausstellungen. Im Gegensatz zu einem Museum, in dem traditionellerweise eine Dauerausstellung bzw. eine „Schausammlung“ und regelmäßig wechselnde Sonderausstellungen im Vordergrund stehen, sind Ausstellungen im Alltagsgeschäft der Bibliotheken eine zusätzliche Herausforderung und vor allem ein Medium der Öffentlichkeitsarbeit. Ausstellungen ermöglichen der Bibliothek, exquisite Teile ihrer Bestände aus dem profanen Leben des „Dauerschlafes“ im Depot bzw. der raren Benützung herauszuheben. Durch die Präsentation in gesicherten Vitrinen, unter konservatorisch einwandfreien klimatischen Bedingungen und entsprechender Beleuchtung, durch das Einrahmen und schließlich das Versehen der einzelnen Objekte mit einer erklärenden Objektbeschreibung werden diese gleichsam geadelt und als ausstellungs- bzw. museumswürdig präsentiert. In einer Ausstellung wird das sonst eher alltägliche Schriftstück zum einmaligen (originären) historischen Artefakt, zu einem auratischen Museumsobjekt, egal ob es sich um ein Buch, ein Plakat, einen Zeitungsausschnitt, um unikale Handschriften wie Korrespondenzen, um Erinnerungs- und Alltagsgegenstände oder persönliche Dokumente aus einem Nachlass handelt.

1 Anlässe für Ausstellungen Ausstellungen in Bibliotheken reagieren häufig auf attraktive Erwerbungen. Ein mit großem finanziellen Aufwand angekaufter Nachlass kann durch eine Ausstellung zu seiner Einzigartigkeit und seinem ideellen Charakter befragt und einer breiteren Öffentlichkeit kommuniziert werden. Zu den Erwerbungen gehören auch Schenkungen oder Widmungen, die manchmal mit der Auflage bzw. dem Wunsch einer Ausstellung verbunden sind. Natürlich muss die Entscheidung darüber bei der Bibliothek bleiben. Sie muss befinden, ob z. B. die Bedeutung einer Persönlichkeit, deren Nachlass man übernimmt, eine Ausstellung rechtfertigt.

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Ausstellungen sind ein wichtiger Faktor im Kulturmarketing großer Städte. Anlässlich runder Gedenktage und Jubiläen sind Kulturinstitutionen daher aufgerufen, sich im Rahmen einer Ausstellung bestimmten Themen zu widmen. Die Bibliothek muss bei der konkurrierenden Vielzahl an Ausstellungen zu einem bestimmten Thema bestehen können, die Absorption von Besuchern seitens der großen „Museums­ tanker“ oder wesentlich größerer Bibliotheken ist einzukalkulieren. Kooperationen, etwa die Veranstaltung einer größeren Jubiläumsausstellung an einem gemeinsamen Ort, können sich schwierig gestalten, wenn der Publikumserfolg geteilt werden soll bzw. eine gerechte Form der Kostenteilung nicht erfolgen kann.

2 Ausstellungen als Kommunikationsforen Ausstellungen werden begleitet und ergänzt durch Führungen, Ausstellungsgespräche, Stadtexpeditionen, durch Begleitprogramme wie Buchpräsentationen, wissenschaftliche Symposien, Musikaufführungen oder Lesungen, ja sogar Theateraufführungen. Vermittlung wird in den Kunst- wie in den Wissensausstellungen der Bibliotheken nachgefragt und hat die Aufgabe, auf Ausstellung und Institution aufmerksam zu machen. Gerade kleinere Bibliotheken wie die Wienbibliothek gewinnen durch ein anregendes Begleitprogramm zusätzliches Publikum, das an nationalem oder stadthistorischem Kulturgut interessiert ist. Diese Besucher sind es dann auch, die auf die Angebote der „digitalen Bibliothek“ oder auf Internet-Lexika wie etwa das Wien Geschichte Wiki1 zugreifen, die historische Wissensplattform der Stadt Wien, für welches das Wiener Stadt- und Landesarchiv und die Wienbibliothek im Rathaus verantwortlich zeichnen.

3 Ausstellungen als attraktive Aufgabe Ausstellungen sind für Bibliotheken ein Nebenschauplatz, allerdings ein in der Eigenwahrnehmung sehr attraktiver, steht am Beginn doch die Aufgabe, einen Teilbestand der Bibliothek zu sichten und damit einen Überblick an Materialien zu ausgewählten Themen zu erhalten. Ausstellungen bieten somit die Möglichkeit, sich mit den Beständen intensiv auseinanderzusetzen, sie im wissenschaftlichen Kontext zu beurteilen und eine Narration zu den Beständen zu entwickeln. So können durch Ausstellungen zusätzliche Kompetenzen und Expertise erlangt werden. Gleichzeitig ist das in Museen gewohnte Handwerk des Kuratierens von Ausstellungen im Alltag einer Bibliothek, wo es vor allem um Sammeln, Ordnen und Erschließen geht, nicht von vornherein vorhanden. Um den Entstehungsprozess einer Ausstellung zu professionalisieren, wurden auch in der Wienbibliothek in 1 https://www.wien.gv.at/wiki/index.php/Wien_Geschichte_Wiki (20.03.2016).

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den letzten Jahren viele Varianten durchgespielt: So wurden Kuratoren aus anderen Museen oder Wissenschaftsbereichen hinzugezogen, kleinere Teams aus erfahrenen Kuratoren und weniger ausstellungsaffinen Mitarbeitern zusammengestellt und jedenfalls immer Ausstellungsgrafiker und Architekten hinzugezogen. Der Mix aus verschiedensten Bereichen ergibt einen überaus anregenden Austausch und Diskurs. Eine Ausstellung kann so durchaus auch als Experimentierfeld verstanden werden. Auf die Qualität der Ausstellungskataloge oder Begleitbände wird in Bibliotheken großer Wert gelegt: Einerseits zählt die inhaltliche Zusammenstellung zu den interessantesten Herausforderungen für die vielfach als Historiker oder Geisteswissenschaftler ausgebildeten Bibliotheksbeschäftigten. Andererseits stärkt gerade der Entwicklungsprozess einer eigenen Publikation mit großzügiger Bebilderung und ansprechender grafischer Gestaltung die Bedeutung der Bücher und Bibliotheksobjekte im Allgemeinen – ein zweifellos aufwendiger, aber auch besonders attraktiver Prozess. Exzellente Publikationen zu schaffen, wurde auch in der Wienbibliothek in den letzten Jahren besonders gefördert. So konnten mehrere Veröffentlichungen mit stadtgeschichtlichen oder literaturhistorischen Themen aus den eigenen Beständen vorgelegt werden, die in der wissenschaftlichen Community und auch bei einem breiteren Publikum „punkteten“.2

4 Die Wienbibliothek – eine Bibliothek mit musealen Beständen Die Wienbibliothek ist eine räumlich kleine, aber an wertvollen Beständen überaus reichhaltige und bedeutende wissenschaftliche Bibliothek mit dem Fokus auf der Dokumentation der (Kultur-)Geschichte der Stadt Wien. Zur Sammlung gehören die rund 600  000 Bände umfassende Druckschriftensammlung samt Dokumentation mit umfangreichen Zeitungsausschnittsammlungen, eine Handschriften- und eine Musiksammlung mit bedeutenden Autografen und Nachlässen sowie eine der europaweit größten, rund 400 000 Plakate umfassenden Plakatsammlung. Neben den Schätzen der Bibliothek ist einer ihrer größten Trumpfe ihr Standort. Seit den 1880er Jahren befindet sich die Bibliothek im Neuen Rathaus an der Wiener Ringstraße, das im Stil der Neugotik und Neorenaissance errichtet wurde. Mit der weitgehend erhaltenen originalen Ausstattung aus den Jahren 1883–86 zeichnet sich die Bibliothek durch ein besonderes historisches Flair aus und ist damit auch heute prädestiniert, als Veranstaltungsort eine attraktive Rolle zu spielen. Gleichzeitig birgt der Standort aber auch Nachteile, denn die Bibliothek ist in einer räumlichen Situation gefangen, die ihr nur wenige Möglichkeiten für Freihandbereiche oder Expansionsmöglichkeiten für größere Ausstellungen und Veranstaltun-

2 http://www.wienbibliothek.at/ueber-uns/publikationen (29.04.2016).

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gen gibt. Seit 2003 steht ein eigener, mit lediglich rund 70  m² jedoch sehr kleiner Ausstellungsraum zur Verfügung.

4.1 Von der Vitrine im Lesesaal zum eigenen Ausstellungsraum Sich nach außen zu öffnen und zu präsentieren, wurde von der Wienbibliothek bereits in den vergangenen Jahrzehnten – teilweise unter schwierigen Bedingungen – umgesetzt. Die überreiche Fülle an interessanten Beständen lud stets zu einer regelmäßigen Ausstellungstätigkeit ein, allerdings fehlten die adäquaten Räumlichkeiten. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts behalf man sich mit kleinen Vitrinenausstellungen im Lesesaal, später – um die für die Forschung nötige Ruhe und Konzentration nicht zu stören – wich man mit den Vitrinen auf den der Bibliothek vorgelagerten Gang des Rathauses aus. Da die Bibliothek auf der Repräsentationsebene des Rathauses in unmittelbarer Nähe des Festsaales und anderer Veranstaltungsräume liegt, war dies durchaus eine Option, um ein breiteres Publikum mit den Exponaten der Bibliothek bekanntzumachen. Gleichzeitig konnte man aufgrund der unzureichenden sicherheitstechnischen und konservatorischen Situation kaum wertvolle Objekte präsentieren.

Abb. 1: Homepage der Wienbibliothek mit dem 2006 kreierten Logo und CI-Farben, 2014 © Wien Bibliothek im Rathaus.3 3 http://www.wienbibliothek.at/veranstaltungen-ausstellungen/ausstellungen/es-fruehling-lebegeschichte-weltkriegs-infinitiven (22.04.2016).

Marketingfaktor 

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2003 erhielt die Bibliothek schließlich durch die Abwanderung des benachbarten Wiener Stadt- und Landesarchivs einen gut ausgestatteten, wenn auch kleinen und durch seine langgestreckte Dimensionierung schwierig zu bespielenden Ausstellungsraum, mit dem die sogenannten „Gangausstellungen“ endgültig abgelöst wurden. Erstmals konnten konservatorische und sicherheitstechnische Auflagen erfüllt werden. Mit der Eröffnung des Ausstellungsraumes, der beträchtlichen Erweiterung der Bibliotheks- und Publikumsräumlichkeiten Ende 2003 und dem Bau eines drei­ geschossigen Tiefspeichers für die Bibliotheksmaterialien brach für die Wiener Stadtbibliothek eine neue Ära an. Von dem ressortführenden Wiener Stadtrat für Kultur und Wissenschaft erhielt die im Mai 2004 bestellte neue Bibliotheksleitung den Auftrag, einen neuen Kurs in der öffentlichen Sichtbarkeit einzuschlagen. Dies sollte vor allem durch Ausstellungen und vermehrte Veranstaltungen eingeleitet werden. Das Wiener Publikum sollte eine bessere, verstärkte Vorstellung von „seiner“ wissenschaftlichen Bibliothek erhalten, die neben dem Wien Museum und dem Wiener Stadt- und Landesarchiv das kulturelle Gedächtnis Wiens repräsentiert. Das 150-jährige Jubiläum der Bibliothek bot dann auch bereits die Gelegenheit, den gesamten Außenauftritt zu überdenken, beginnend mit der Umbenennung der Wiener Stadt-und Landesbibliothek in „Wienbibliothek im Rathaus“ über ein neues Logo in Form von Buchrücken, die die Architektur des Rathauses nachzeichnen, bis hin zu einem neuen durchgängigen Corporate Design, das schließlich auch auf Ausstellungen und deren Begleitpublikationen, später auch auf den Netzauftritt übertragen wurde.

4.2 Anlässe für Ausstellungen Bei der Programmplanung kristallisierten sich im Wesentlichen zwei Linien heraus.4 Zum einen waren die Übernahme und Erwerbung von großen oder wertvollen Nachlässen und Sammlungen Anlass für solitäre Präsentationen. So widmete die Bibliothek u. a. 2010/11 der Nachlass-Schenkung des Komponisten, Wienerliedinterpreten und Klavierhumoristen Hermann Leopoldi eine Ausstellung, ein Begleitbuch und ein extensives Begleitprogramm. Leopoldi war dem KZ Buchenwald entkommen, 1939 nach Amerika emigriert, aber als einer der ersten 1947 wieder aus dem Exil nach Österreich zurückgekehrt.5 Eine andere wichtige Programmlinie stellten die stadtgeschichtlichen Themenbzw. Wissensausstellungen dar. Hierzu zählen u. a. die im Gedenkjahr 2014 gestalteten Ausstellungen zum Ersten Weltkrieg Wohin der Krieg führt. Wien im Ersten

4 Vgl. http://www.wienbibliothek.at/veranstaltungen-ausstellungen/ausstellungen (20.03.2016). 5 Vgl. http://www.wienbibliothek.at/veranstaltungen-ausstellungen/ausstellungen/drei-wien-hermannleopoldi (20.03.2016).

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Weltkrieg 1914–19186, „Es ist Frühling und ich lebe noch“. Eine Geschichte des Ersten Weltkriegs in Infinitiven. Von Aufzeichnen bis Zensieren oder Im Epizentrum des Zusammenbruchs, Wien im Ersten Weltkrieg – zweifelsohne Höhepunkte der Ausstellungstätigkeit zur Wiener Stadtgeschichte. Hier ging das oben genannte Konzept des Befragens bzw. Beforschens der eigenen Bestände besonders gut auf. Während sich erstgenannte Ausstellung aus den umfangreichen Weltkriegsbeständen der Druckschriften- und Plakatsammlung speiste und sich über stadtgeschichtliche Fragestellungen der großen Geschichtserzählung des Ersten Weltkriegs in Wien näherte, entstand die zweite Schau aus einer gleichsam archäologischen Grabung in der Handschriftensammlung, die in den hunderten Nachlässen persönliche Dokumente, Korrespondenzen sowie Tagebücher und Fotos aus der Zeit des Ersten Weltkriegs aufspürte. Das Besondere waren hier die sehr persönlichen historischen Artefakte, die den Krieg 1914–18 in Einzelschicksalen erfahrbar machten und zeigten, wie vielfältig die persönlichen Zugangsweisen zu den Kriegsereignissen waren.

Abb. 2: Ausstellung „Es ist Frühling, und ich lebe noch.“ Eine Geschichte des Ersten Weltkriegs in Infinitiven. Von Aufzeichnen bis Zensieren, 2014, Ausstellungskabinett © Foto: G. Lembergh.

Auch 2015 ging das Konzept, sich – wie viele andere Kulturinstitutionen – dem Wiener Jahresthema, dem 150-jährigen Jubiläum der Wiener Ringstraße, zu widmen und mit 6 Vgl. Pfoser 2013 und http://www.wienbibliothek.at/veranstaltungen-ausstellungen/ausstellungen/kriegfuehrt-wien-im-weltkrieg (20.03.2016).

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einer eigenen Ausstellung zu würdigen, auf. Die Ausstellung Vom Werden der Wiener Ringstraße zählt bislang neben den Weltkriegsausstellungen zu den bestbesuchten Ausstellungen der Bibliothek.7

Abb. 3: Ausstellung Vom Werden der Wiener Ringstraße, Detail Gangbereich © Foto: G. Lembergh.

4.3 Kooperationen Vor allem für die visuell sehr attraktiven Bestände der Plakatsammlung, die notwendigerweise viel Raum und Sehdistanz brauchen, fand die Wienbibliothek im Wien Museum einen ausgezeichneten Kooperationspartner. Im großen Atrium des Museums wurde der Bibliothek immer wieder die Möglichkeit gegeben, sich zu präsentieren. Parallel zu einer 2006 initiierten Ausstellungsreihe zu den Plakaten der 1950er, 1960er und 1970er Jahre sowie einem Filmplakatebuch entstanden vier repräsentative Publikationen und fünf Ausstellungen, die durch die freie Zugänglichkeit des Atriums sowie dessen Benutzung bei Eröffnungen und Veranstaltungen des Museums der Bibliothek einen großen Werbeeffekt brachten. Mit einer anderen Aktion ging die Bibliothek noch einen Schritt weiter und verließ vertraute Strukturen. Mit dem Künstlerduo Steinbrener & Dempf8 bespielte man im

7 Vgl. http://www.wienbibliothek.at/veranstaltungen-ausstellungen/ausstellungen/wiener-ringstrasse (20.03.2016). 8 http://www.steinbrener-dempf.com/ (21.03.2016).

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Rahmen der Ausstellung Die Vermessung Wiens. Lehmanns Adressbücher 1859–19429 im Schaufenster-Atelier der Künstler die Auslagen im Rahmen des über mehrere Jahre gehenden Kunstprojektes „Wandzeitung“. Anhand der Adressbücher wurde die systematische Vertreibung der jüdischen Bevölkerung 1938–42 aus dem Grätzel rund um die Glockengasse nachvollziehbar gemacht.10

Abb. 4: Ausstellung Im Epizentrum des Zusammenbruchs, Wien im Ersten Weltkrieg, 2013/14, Ausstellungskabinett © Foto: G. Lembergh.

4.4 Interventionen Interventionen stellen im Museumsbetrieb eine zusätzliche Möglichkeit des Ausstellens und damit ein beliebtes Ausstellungsformat dar. Sie dürfen experimenteller, weniger kohärent, auch künstlerischer sein, von philosophischen Thesen ausgehen und mit dem „Laborbegriff“ spielerisch umgehen.11

9 http://www.wienbibliothek.at/veranstaltungen-ausstellungen/ausstellungen/vermessung-wienslehmanns-adressbuecher-1859-1942 (29.04.2016). 10 Vgl. http://www.wienbibliothek.at/veranstaltungen-ausstellungen/ausstellungen/vermessung-wienslehmanns-adressbuecher-1859-1942 (20.03.2016). 11 Vgl. http://www.wienbibliothek.at/veranstaltungen-ausstellungen/ausstellungen/rainer-woelzl-­ bildgeschwader (20.03.2016).

Marketingfaktor 

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In der Wienbibliothek wurden Interventionen inmitten der Publikumsräume platziert. Dabei ging es um Aufmerksamkeit und Sensibilisierung der Besucher, aber auch der eigenen Kollegenschaft. Eine sehr offensive Interventionsmethode wurde etwa mit der Präsentation großflächiger Porträtfotos von österreichischen bzw. Wiener Schriftstellern wie Friederike Mayröcker oder Peter Turrini gewählt; der bis dahin „sakrosankte“ historische Lesesaal wurde mit den großen „Kratzungen“ des Fotografen Marko Lipuš12 bespielt (Abb. 5).13

Abb. 5: KRATZUNGEN von Marko Lipuš, Intervention im Lesesaal und in den Publikumsräumen der Wienbibliothek, 2009, Detail Lesesaal © Foto: G. Lembergh.

Auch die 2014 parallel zu den Ausstellungen zum Ersten Weltkrieg gezeigte künstlerische Installation Bildgeschwader14 von Rainer Wölzl – bestehend aus rund 150 Monotypien, die sich mit Bildern des Grauens und Schreckens der Kriegsgeschehnisse beschäftigten – sorgte für Irritation, gleichzeitig aber auch für Anregung und Spannung im Kontext der historischen Artefakte des Ersten Weltkriegs. Auch Kleinausstellungen im Foyer der Bibliothek setzten auf die Zusammen­ arbeit mit Fotografen und Künstlern, etwa beim „Monat der Fotografie“, der biennal in vielen Museen und Galerien in Wien stattfindet. 12 http://markolipus.com/de/ (29.04.2016). 13 Vgl. http://www.wienbibliothek.at/veranstaltungen-ausstellungen/ausstellungen/fotoausstellungmarko-lipus-kratzungen (21.03.2016). 14 Vgl. Wölzl 2014.

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 Sylvia Mattl-Wurm und Suzie Wong

4.5 Loos-Räume – Musiksammlung im Architekturjuwel

Abb. 6: Loos Räume, Musiksammlung, Präsentation zur Bauherrengeschichte der Wohnung, 2013 © Foto: H. Hurnaus.

Abseits der historischen Bibliotheksräume im Rathaus besitzt die Wienbibliothek seit 1991 eine besondere „Außenstelle“ in der Bartensteingasse: eine ehemalige Privatwohnung15 mit der für Ringstraßenbauten charakteristischen großzügigen Raumaufteilung, welche die besonders wertvolle Musiksammlung der Wienbibliothek mit Autografensammlungen von Franz Schubert, Johann Strauss, Ernst Krenek, Hugo Wolf und anderen weltberühmten Musikern und Komponisten beherbergt. Diese Wohnung besitzt mit dem 1907 von Adolf Loos gestalteten Speisezimmer ein architektonisches Juwel. Durch eine Raumerweiterung gelang es 2013, einen musealen Rundgang zu installieren, der einerseits das Speisezimmer in den Mittelpunkt stellt, andererseits auch Wohnungs- und Bauherrengeschichte sowie Informationen zu Leben, Werk und Schriften von Loos abdeckt. So entstand eine kleine museale „Schausammlung“, die als Dauerausstellung zumindest die nächsten zehn Jahre bestehen bleiben soll. Um sich neben Loos behaupten zu können, erhielt die Musiksammlung einen Raum für anlassbezogene Interventionen oder kleinere Ausstellungen.

15 Vgl. Mattl-Wurm 2013 und http://www.wienbibliothek.at/ueber-uns/loos-raeume (20.03.2016).

Marketingfaktor 

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Abb. 7: Loos-Räume, Detail Speisezimmer, 2013 © Foto: H. Hurnaus.

Im dritten Jahr der Bespielung steht fest, dass auch dieses Museums- bzw. Ausstellungsexperiment gelungen ist. Mit dem von Loos konzipierten Ambiente kann die Wienbibliothek Architekturbegeisterte, mit den Musikausstellungen – etwa zum Komponisten Carl Goldmark16, zu den Musikergeschwistern Grünschlag17 oder zum frühen Elektroniker Max Brand18 – Musikliebhaber „abholen“.

4.6 Begleitprogramme Ausstellungen ohne ein extensives Begleitprogramm sind heute nur mehr schwer denkbar. Die Wienbibliothek hat sich in den letzten zehn Jahren verschiedenen Ver16 Vgl. http://www.wienbibliothek.at/veranstaltungen-ausstellungen/ausstellungen/makart-musik-carlgoldmark-paradekomponist (20.03.2016). 17 Vgl. http://www.wienbibliothek.at/veranstaltungen-ausstellungen/ausstellungen/ready-gehen-exilnachlass-musiker-geschwister (20.03.2016). 18 Vgl. http://www.wienbibliothek.at/veranstaltungen-ausstellungen/ausstellungen/unstillbare-­ sehnsucht-max-brand-1896-1980-ausstellung (20.03.2016).

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 Sylvia Mattl-Wurm und Suzie Wong

anstaltungsformaten geöffnet. So werden die Bibliotheksräume im Rathaus und auch in der Außenstelle der Musiksammlung außerhalb der regulären Öffnungszeiten als Bühne genutzt. Beide Orte können nicht als ideale Veranstaltungsorte bezeichnet werden, da sie gerade einmal 100 Leute fassen (aber oftmals von wesentlich mehr Besuchern genutzt werden wollen). Der Lesesaal muss zudem erst zu einem bestuhlten Veranstaltungssaal umgebaut werden und auch die Räume der großbürgerlichen, denkmalgeschützten Wohnung des späten 19. Jahrhunderts in der Bartensteingasse sind nur bedingt für Veranstaltungen geeignet. Während die Wienbibliothek vor zwölf Jahren mit etwa zwei bis drei Veranstaltungen pro Jahr ihre Öffentlichkeitsinitiative startete, sind es heute bis zu fünfzig Veranstaltungen im Jahr. Mit den Ausstellungen und den Besuchern von Veranstaltungen gewinnt die Wienbibliothek aber nicht nur ein zusätzliches Publikum, sondern auch ein Netzwerk von Künstlern, Autoren, Schauspielern, Kulturschaffenden und Wissenschaftlern, die ihrerseits als Multiplikatoren für die Wienbibliothek wirken.

5 Fazit Nach einem Jahrzehnt Aufbauarbeit kann festgestellt werden, dass die konsequente und anhaltende Ausstellungs- und Veranstaltungstätigkeit ihre Früchte zeitigt. Die Anzahl der jährlichen Besucher von Ausstellungen und Veranstaltungen ist mit etwa 8 000 gleich groß wie die Zahl der Bibliotheksbenützer. Am erfreulichsten aber ist der Gewinn eines neuen, moderneren Images der Bibliothek. Sie wird nicht nur vermehrt wahrgenommen, sondern ist auch als Kooperationspartnerin geschätzt. In einer Zeit, in der es darauf ankommt, wie sehr man von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, ist dies für die Wienbibliothek auch eine Art „Lebensversicherung“.

Literatur und Internetquellen Mattl-Wurm, S. (Hrsg.). (2013). „Jeder sei sein eigener Dekorateur“: zur Geschichte der Loos-Räume in Wien I, Bartensteingasse 9 [eine Veröffentlichung der Wienbibliothek im Rathaus]. Wien : Metroverlag. Pfoser, A. & Weigel, A. (Hrsg). (2013). Im Epizentrum des Zusammenbruchs: Wien im Ersten Weltkrieg. Wien: Metroverlag. Wienbibliothek im Rathaus. (2016a). [Homepage]. http://www.wienbibliothek.at/ (08.03.2016). Wienbibliothek im Rathaus. (2016b). [Homepage]. Ausstellungen Archiv. http://www.wienbibliothek. at/veranstaltungen-ausstellungen/ausstellungen/archiv (08.03.2016). Wölzl, R. (2014). Bildgeschwader: Monotypien. [Dieses Buch erscheint anlässlich der Ausstellung »Bildgeschwader« in der Wienbibliothek im Rathaus 13. Juni bis 17. Oktober 2014.] Wien: Schwarz Edition. http://www.woelzl.at/kataloge/14_bildgeschwader.pdf (20.03.2016).

Karen Evers

Zum Stadtjubiläum ein öffentlichkeitswirksames Geburtstagsgeschenk Präsentiert von der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe

Einleitung Als Auftaktveranstaltung zum 300. Geburtstag der Stadt Karlsruhe richtete die Badische Landesbibliothek vom 11. Februar bis zum 25. April 2015 eine Ausstellung1 zu den prominenten und überregional bekannten Tulpenbüchern des Stadtgründers Markgraf Karl Wilhelm III. von Baden-Durlach (1679–1738) aus, der als passionierter Blumengärtner galt und noch immer gilt. Erstmals wurden für kurze Zeit alle heute noch erhaltenen vier barocken Folianten des Stadtgründers gemeinsam der Karlsruher Öffentlichkeit präsentiert. Die zwei in der Badischen Landesbibliothek verwahrten Blumenbücher2, die zuletzt vor dem Hintergrund des Kulturgüterstreits im Jahr 20063 in der Landesbibliothek öffentlich zu sehen waren, wurden hierbei um ihre als Leihgaben zur Verfügung gestellten Pendants aus dem benachbarten Karlsruher Generallandesarchiv4 ergänzt. Diese anlässlich des Stadtjubiläums konzipierte Ausstellung mit dem Titel Karlsruher TulpenKULTur. Markgraf Karl Wilhelm und seine Gartenkunst stellte ein äußerst ambitioniertes Ausstellungsprojekt im Rahmen des breit gefächerten Kultur­ programms der Badischen Landesbibliothek dar und war zugleich erklärtermaßen auch deren Geburtstagsgeschenk an die Stadt Karlsruhe zu ihrem 300. Geburtstag, der mit zahlreichen Veranstaltungen und kulturellen Angeboten während des Sommers begangen wurde. Aufgrund des reichen Angebots an Ausstellungen5 innerhalb von Karlsruhe hatte die Badische Landesbibliothek ihre eigene Ausstellungsplanung zum 300. Jubiläum der Stadt ganz bewusst vor die übrigen Angebote mit historischem Kontext terminiert. 1 https://www.blb-karlsruhe.de/blb/blbhtml/2015/tulpen-ausstellung.php (09.03.2016). 2 Signatur K 3301 und K 3302. 3 Vgl. https://www.blb-karlsruhe.de/blb/blbhtml/2006/presse-archiv-handschriften-6.html (09.03.2016). 4 Signatur Hfk-Hs Nr. 263 und 269. 5 Neben der Tulpenausstellung in der Badischen Landesbibliothek widmeten sich drei weitere Ausstellungen diesem Anlass, so im Badischen Landesmuseum vom 9.5.–18.10.2015 die Große Landesausstellung Karl Wilhelm 1679–1738, in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe vom 30.5.–6.9.2015 ebenfalls eine Große Landesausstellung Die Meister-Sammlerin. Karoline Luise von Baden und im Generallandesarchiv En voyage. Die Europareisen der Karoline Luise von Baden vom 17.6.–16.10.2015.

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 Karen Evers

Abb. 1: Das Plakat der Ausstellung Karlsruher TulpenKULTur. Markgraf Karl Wilhelm und seine Gartenkunst, gestaltet vom Karlsruher Büro zwo/elf © Badische Landesbibliothek.

Stadtjubiläum 

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Die Planung erfolgte bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt, nämlich im Jahr 2012, und war einerseits in dem Umstand begründet, dass die Ausstellung rund um die Kulturgeschichte der Tulpe auch jahreszeitlich in einem passenden Kontext angesiedelt werden sollte, andererseits konnte man auf diese Weise von dem Alleinstellungsmerkmal einer Auftaktveranstaltung profitieren und war sich durch die frühzeitige Positionierung innerhalb der Ausstellungslandschaft auch einer erhöhten Aufmerksamkeit in der Karlsruher Region gewiss, da Öffentlichkeit und Presse noch längst nicht übersättigt waren. Zum großen Publikumsinteresse an der Ausstellung trug zudem der Umstand bei, dass für die Festreden im Rahmen der offiziellen Ausstellungseröffnung am 10. Februar 2015 sowohl der Karlsruher Oberbürgermeister als auch der Staats­ sekretär für Kunst und Kultur im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (MWK) gewonnen werden konnten. Exkurs: Die Aufgaben der Badischen Landesbibliothek – Mehr als nur Bücher Für eine Klärung der Positionierung der Badischen Landesbibliothek im Gefüge der benachbarten Kulturinstitutionen innerhalb von Karlsruhe, zu denen neben den oben bereits erwähnten auch zahlreiche städtische Einrichtungen zu zählen sind, ist an dieser Stelle ein kurzer Exkurs zu ihren breit gefächerten Aufgaben essenziell. Hervorgegangen aus der Büchersammlung der badischen Markgrafen und Großherzöge und damit auf eine rund 500-jährige Tradition zurückblickend, nimmt die Badische Landesbibliothek heute eine zentrale Position in der Informationsinfrastruktur für Bildung und Wissenschaft in Baden-Württemberg ein. Mit ca. 2,6 Mio. Medieneinheiten und umfangreichen Dienstleistungen gewährleistet sie die aktuelle und bedarfsgerechte Informationsversorgung von ca. 26 000 Benutzern vor Ort. Daneben nimmt die Badische Landesbibliothek in der Region am Oberrhein seit jeher eine führende Rolle als Kultureinrichtung wahr. Sie bietet ein für jedermann zugängliches, kostenfreies, vielfältiges Kulturprogramm an.6 Mit bewusstem Rückgriff auf den eigenen kulturellen Fundus werden die reichen Bestände u. a. in Ausstellungen auf anschauliche Weise vermittelt und eine gezielte Auseinandersetzung mit der badischen Landesgeschichte sowie der Kultur am Oberrhein gefördert.

1 Inhaltliches Konzept Die Leitidee der Ausstellung bezog sich dezidiert auf die vor Ort vorhandenen Zimelien und stellte die vier prächtigen Karlsruher Tulpenbücher in ihr Zentrum. Von diesen Exponaten ausgehend, wurde die weitere inhaltliche Konzeption der Ausstellung entwickelt, die zugleich die Kulturgeschichte der Tulpe und die Entwicklung der europäischen Gartenkunst im 18. Jahrhundert in den Fokus nahm. Zum Lebensende Markgraf Karl Wilhelms waren rund 5 000 verschiedene Tulpensorten und zahlreiche botanische Raritäten im Karlsruher Schlossgarten zu bewun6 Vgl. https://www.blb-karlsruhe.de/blb/blbhtml/aktuelles/aktuelle.html (09.03.2016).

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dern. Seine kostbaren Pflanzen ließ der Barockfürst in farbenprächtigen Aquarellen von professionellen Blumenmalern in den berühmten Karlsruher Tulpenbüchern7 porträtieren und hinterließ damit eine Sammlung von rund 6 000 Pflanzenaquarellen.

Abb. 2: Rote Papageientulpe aus dem Karlsruher Tulpenbuch © Badische Landesbibliothek.8 7 Da mehr als 5 300 dieser Blätter der Darstellung von Tulpen gewidmet waren, kam es zur populären Benennung der Werke als Karlsruher Tulpenbücher. Neben Tulpen und Narzissen lassen sich in den Blumenbüchern auch zahlreiche Darstellungen von Hyazinthen, Ranunkeln, Anemonen und Aurikeln entdecken. Von diesen Großfoliobänden existierten ursprünglich 20 Stück, jedoch wurden 16 davon beim Brand der Badischen Landesbibliothek in der Nacht 2./3. September 1942 zerstört. Die heute noch erhaltenen Exemplare befinden sich in der Badischen Landesbibliothek sowie im Generallandesarchiv Karlsruhe und wurden in der Ausstellung erstmals zusammengeführt. Siehe auch http://digital.blb-karlsruhe.de/id/2674876 (09.03.2016). 8 Signatur K 3302, Blatt 14.

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Es ging dem Auftraggeber um eine geradezu wissenschaftliche Erfassung der einzelnen Blumen. Bis heute tragen die einzigartigen Aquarelle dazu bei, dass die einstige prachtvolle Flora des Karlsruher Schlossgartens nicht in Vergessenheit gerät. Während der Laufzeit der Ausstellung waren für jeweils vier Wochen zwölf ausgewählte Blätter aus den vier erhaltenen Blumenbüchern zu sehen, sodass es insgesamt drei unterschiedliche Phasen der Sichtbarkeit im Ausstellungsraum der Badischen Landesbibliothek gab. Die Besucher wurden auf diese Weise zu einem wiederholten Besuch der Ausstellung motiviert.

2 Neuerwerbungen und externe Leihgaben

Abb. 3: Darstellung einer barocken Gartenanlage aus Joseph Dezallier d’Argenvilles Gartentraktat La théorie et la Pratique du Jardinage von 1739 © Badische Landesbibliothek.9

Neben der Exklusivität der erstmaligen Präsentation aller heute noch erhaltenen Karlsruher Tulpenbücher ging die Ausstellung mittels hochkarätiger Leihgaben aus deutschen Museen, Bibliotheken und Archiven auch auf die im Osmanischen Reich beginnende Kulturgeschichte der Tulpe, ihren Siegeszug in Europa und die Entwicklung der barocken Gartenkunst innerhalb von Deutschland, Frankreich und den Nie9 Signatur 114 F 590R.

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derlanden ein. Als Leihgaben waren u. a. Erzeugnisse der osmanischen İznik-Keramik mit ihrem umfangreichen Tulpendekor im „Quatre-Fleur-Stil“ des 15. Jahrhunderts, eine typische Delfter Tulpenvase des 17. Jahrhunderts sowie das erste Aquarell einer gelben Tulpe in Europa von dem Botaniker Conrad Gesner (1516–1565) zu sehen. Bereits als die ersten Planungen für die Ausstellung einsetzten und eine Zusammenführung aller Tulpenbücher mit dem Karlsruher Generallandesarchiv vereinbart wurde, hatte die Bibliothek mit Hilfe des MWK zahlreiche einschlägige Gartenwerke des 17. und 18. Jahrhunderts erworben, die vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg auch in der einstigen Karlsruher Hofbibliothek vorhanden gewesen waren. Auch diese gartenhistorischen Traktate wurden im Kontext der europäischen Gartenkultur zusammen mit den Karlsruher Tulpenbüchern hier erstmals präsentiert.

3 Kooperationen bei der Realisierung eines Begleitprogramms Doch kein Ausstellungsprojekt wird auf Dauer erfolgreich sein, wenn neben der inhaltlichen Aufbereitung nicht bereits bei der Ausstellungsplanung ein Vermittlungskonzept mit einem entsprechenden zielgruppenorientierten Begleitprogramm berücksichtigt wird. So wurden neben den öffentlichen Kuratorenführungen erstmals auch museale Themenführungen angeboten, die mit einer Betrachtung der Karlsruher Tulpenbücher in der Badischen Landesbibliothek begannen und – nach einem kurzen Spaziergang durch den Botanischen Garten – mit einem kostenfreien Besuch im Badischen Landesmuseum abgerundet wurden, der z. B. das Phänomen der barocken Tulpomanie anhand der Karlsruher Türkenbeute im Badischen Landesmuseum thematisierte. Zum Begleitprogramm gehörten ferner ein österliches Kinderferienprogramm, Kurse zur Erwachsenenbildung an der Volkshochschule Karlsruhe, Besuche des Botanischen Gartens, ein wissenschaftlicher Vortrag zur historischen Entwicklung des Karlsruher Schlossgartens sowie eine Potpourri-Lesung zur Tulpenliteratur der Moderne im Badischen Staatstheater. Anhand dieser Aufzählung wird die Bedeutung von Kooperationen als notwendiges Element erfolgreicher Vermittlungsangebote bei der Durchführung von Ausstellungen deutlich. Die vielgestaltigen Kooperationen mit anderen Karlsruher Institutionen haben besondere Veranstaltungsmomente ermöglicht und werden auch bei künftigen Ausstellungsprojekten angestrebt werden.

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4 Karlsruher Tulpenbücher weltweit: Die digitale Zusammenführung Die vier in ihren Darstellungen sehr unterschiedlichen Blumenbücher wurden pünktlich zur Eröffnung der Ausstellung auch digital zusammengeführt und sind seitdem in elektronischer Form in den Digitalen Sammlungen der Badischen Landesbibliothek frei zugänglich.10 Dass vom Startschuss der Ausstellung an die Möglichkeit gegeben war, die Blumenbücher eigenständig und bequem von zu Hause aus durchzublättern und sich auf diese Weise einen Überblick über die Mannigfaltigkeit der botanischen Abbildungen zu verschaffen, auf die in den öffentlichen Führungen stets verwiesen wurde, stellte einen großen Zugewinn dar. Das Angebot stieß sicherlich auch aufgrund seiner Ankündigung auf der Startseite der Homepage der Badischen Landesbibliothek sowie der Ausstellungswebsite auf beachtliche Resonanz.

5 Öffentlichkeitsarbeit Im Kulturprogramm der Badischen Landesbibliothek sind Ausstellungen bereits seit den 1960er Jahren ein fest verankertes Instrumentarium der Öffentlichkeitsarbeit, das in den letzten Jahren noch durch eine intensivierte Pressearbeit und gezielte Marketingmaßnahmen ergänzt wurde. Die Pressearbeit zur Ausstellung umfasste insgesamt 15 Pressemitteilungen, die von der Pressestelle der Badischen Landesbibliothek herausgegeben wurden. Da Öffentlichkeitsarbeit nur dann fruchtbar sein kann, wenn sie kontinuierlich betrieben wird, fiel der Startschuss für die Pressearbeit bereits im Oktober 2014 mit der Ankündigung einer öffentlichen Pflanzaktion im Skulpturengarten der Badischen Landes­ bibliothek. Rund 1  000 Tulpenzwiebeln wurden dabei von der Karlsruher Bevölkerung gepflanzt, sodass pünktlich zum Beginn der Ausstellung auch im Außenbereich der Bibliothek rote und gelbe Tulpen bewundert werden konnten. Ebenfalls im Jahr 2014 wurde ein renommiertes Karlsruher Grafikbüro hinzugezogen, das mit der Entwicklung des Key Visual11, diversen Begleitmaterialien wie Postkarten, Flyern12 und Einladungskarten sowie der Gestaltung der Saaltexte und der Ausstellungsbeflaggung vor der Badischen Landesbibliothek beauftragt wurde. Das Leitmotiv wurde in den Primärfarben Rot, Gelb und Blau umgesetzt, die zugleich die Farben des Marketingauftritts des Stadtgeburtstags waren – bei der Bevölkerung wurde 10 http://digital.blb-karlsruhe.de/doc/page/tulpe (09.03.2016). 11 Key Visual: bestimmtes visuelles Motiv, das sich durch eine komplette Werbekampagne hindurch wiederfindet. Vgl. http://www.marketing-lexikon-online.de (09.03.2016). 12 https://www.blb-karlsruhe.de/blb/images/2015/flyer-tulpen.pdf (09.03.2015).

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so ein hoher Wiedererkennungswert erreicht. Zudem wurde umfangreich im Karlsruher Stadtgebiet plakatiert und das Cover eines regionalen Kulturmagazins für den Monat März 2015 belegt. Auch die Bewerbung um eine Citylight-Plakatierung beim städtischen Kulturbüro war erfolgreich, sodass im März 2015 im Stadtgebiet an rund 100 hinterleuchteten Drehsäulen die Ausstellung noch zusätzlich beworben wurde.

Abb. 4 und 5: „Unser Tulpen-Shop im Servicezentrum hält interessante Angebote für Sie bereit.“ Postkarten aus dem Karlsruher Tulpenbuch inkl. 12 Briefumschläge in dekorativem Pappkarton © Badische Landesbibliothek.

Mappen mit Reproduktionen der Aquarelle (ca. 46,7 x 33,2 cm) aus dem Karlsruher Tulpenbuch. Erhältlich in 3 verschieden sortierten Mappen mit je 11 bzw. 12 Reproduktionen © Badische Landesbibliothek.

Abb. 6 und 7: Angebote im Tulpen-Shop: Wein (Markgraf von Baden, Müller Thurgau trocken, 2014) und Schlüsselband („Tulpenmädchen“) © Badische Landesbibliothek.

Sämtliche Maßnahmen der Pressearbeit sowie des Marketings waren in ihrer Intensität äußerst zielführend und generierten hohe Besucherzahlen, die sich als Einzelbesucher, aber auch als angemeldete Gruppen einfanden. Auf besonderen Anklang

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beim Publikum stieß der im Foyer für die Dauer der Ausstellung umgestaltete Shop, in dem diverse Tulpen-Produkte wie Postkarten und Kalender, aber auch Taschen, Schlüsselanhänger und ein „Tulpen-Wein“ zu finden waren.

6 Fazit und Ausblick Fraglos besitzt die Jubiläumsausstellung des Jahres 2015 Signalwirkung für die weitere Veranstaltungsarbeit der Badischen Landesbibliothek. Denn auch zukünftig möchte sie sich in regelmäßigem Turnus durch bestandsbezogene Ausstellungen und Aktivitäten dieser Größenordnung bei der Karlsruher Bevölkerung mit ihren einzig­ artigen Kulturgütern vorstellen und profilieren, da Ausstellungen schon längst von zentraler Bedeutung für das Gelingen einer nachhaltigen Öffentlichkeitsarbeit auch in Wissenschaftlichen Bibliotheken sind. Ergänzend dazu plant die Bibliothek in ihrem Foyer derzeit die Realisierung einer „Schatzkammer“, die den Besuchern als neues Museum für die Buchkultur in Baden künftig die Aura des Originals anhand einer Auswahl kostbarster Schätze vermitteln soll.

Weiterführende Literatur Dézallier D‘Argenville, A. J. (1739). La théorie et la pratique du jardinage. La Haye: Husson. Reprog. Nachdr. Hildesheim [u. a.]: Olms, 1972. Evers, K. (2015). Ein Rückblick auf die Ausstellung Karlsruher TulpenKULTur. Markgraf Karl Wilhelm und seine Gartenkunst in der Badischen Landesbibliothek. Badische Heimat, (4), 489–497. Hiller von Gaertringen, J. & Evers, K. (2015). Bücher und mehr. Die Badische Landesbibliothek als Kulturinstitution in Karlsruhe. In H. Hauß (Hrsg.), Karlsruhe – Aufgefächert: Aspekte und Perspektiven der Kultur in der Stadt (S. 205–216). Freiburg: Rombach. Selbmann, S. (1982). Ausstellungen – Luxus oder Notwendigkeit? Anregungen, Tips und Reflexionen. In J. Hering & E. Zwink (Hrsg.), Etatkürzungen und Öffentlichkeitsarbeit: Bibliotheken im Umbruch? 72. Deutscher Bibliothekartag in Darmstadt vom 1. bis 5. Juni 1982 (S. 133–140). Frankfurt/M.: Klostermann (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie, Sonderheft 38). Stamm, G. (1984). Karlsruher Tulpenbuch: eine Handschrift der Badischen Landesbibliothek. Mit einer Einführung von Gerhard Stamm [Faksimile]. Karlsruhe: Landeskreditbank BadenWürttemberg.

Monika Sommerer

Öffentlichkeit erreichen auf schmalem Raum Sonderausstellungen der Joseph Wulf Mediothek im Haus der Wannsee-Konferenz in Berlin

Einleitung Die Joseph Wulf Mediothek in der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der WannseeKonferenz hat seit 2011 zwei kleinere Tafelausstellungen organisiert: Im Winter 2012 eine Ausstellung zum Namensgeber der Bibliothek mit dem Titel „Meine eigentliche Universität war Auschwitz“ – Joseph Wulf zum 100. Geburtstag und im Herbst 2014 eine Ausstellung zu Recherchen bezüglich NS-Opfern, die über die Adress-, Gedenkund Sterbebücher der Bibliothek hinausgehen, betitelt Fundstellen: Spuren von NSVerfolgten in Berliner Archiven. Der folgende Beitrag stellt zunächst kurz die Bibliothek, ihr Besucherspektrum und ihre Öffentlichkeitsarbeit vor und befasst sich anschließend mit der Praxis der Ausstellungsarbeit, angefangen bei Planungsstrategien wie etwa der Suche nach Kooperationspartnern für die Finanzierung, der Einbindung von wissenschaftlichem Fachpersonal in die Recherche und Texterstellung, der grafischen Gestaltung der Tafeln über den zeitlichen Aufwand des Textlektorats, der Materialauswahl und der Hängung bis hin zur Organisation der Ausstellungseröffnungen. Es folgen eine Bewertung der beiden Ausstellungsprojekte und eine Art Leitfaden für zukünftige Projekte, der als Anregung für ähnliche Projekte auch in anderen Spezialbibliotheken dienen kann.

1 Die Joseph Wulf Mediothek Die Joseph Wulf Mediothek1 hat sich seit ihrer Gründung 1992 zu einer der größten und wichtigsten Spezialbibliotheken Deutschlands zu den Themen Holocaust, Nationalsozialismus und Erinnerungskultur nach 1945 entwickelt. Mit ihren derzeit 55 000 Monografien- und 18 000 Zeitschriftenbänden sowie über 10 000 Dokumentar- und Spielfilmen und vielen Originalpublikationen aus der NS-Zeit unterstützt sie zum einen die pädagogische Arbeit der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee1 Der Begriff Mediothek wurde in der Gründungsphase der Gedenkstätte gewählt, weil von Anfang an neben Büchern und Zeitschriften auch intensiv Dokumentar- und Spielfilme sowie andere NonBook-Medien gesammelt wurden. Die Bezeichnungen Mediothek und Bibliothek werden im Folgenden synonym verwendet.



Öffentlichkeit erreichen 

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Konferenz, zum anderen steht sie als Präsenzbibliothek auch individuellen Besuchern des Hauses zur Verfügung. Das Besucherspektrum – derzeit kommen etwa 5 000 Einzelnutzer pro Jahr in die Mediothek – reicht von Schülern über Studierende und Wissenschaftler bis hin zu Besuchern mit individuellen Anfragen und Touristen. Die Besucherzahl ist insgesamt sehr erfreulich, zumal auch viele Seminar­gruppen nicht nur die Gedenkstätte, sondern auch die Mediothek für Recherchen aufsuchen. Dennoch ist angestrebt, die Größe und die Bedeutung der Mediothek stärker im Bewusstsein der geschichtswissenschaftlichen Forschungslandschaft zu verankern, ihre Sichtbarkeit innerhalb der Gedenkstätte zu erhöhen und die Wahrnehmung des Bibliotheksangebots bei den pädagogischen Mitarbeitern des Hauses und den Zuwendungsgebern weiter zu verbessern.

2 Tafelausstellungen – die Lösung bei begrenztem Raum Die Öffentlichkeitsarbeit der Joseph Wulf Mediothek ist vielfältig. Neben dem Einpflegen von aktuellen Informationen zum Bibliotheksangebot auf der Webseite der Gedenkstätte beteiligt sie sich an Buchvorstellungen und sonstigen Veranstaltungen des Hauses, wirbt in verschiedensten Formen an den Universitäten, gibt Einführungsseminare für unterschiedliche Nutzergruppen, stellt die Bibliotheksarbeit durch Vorträge auf Veranstaltungen vor und vieles mehr. Die beiden Sonderausstellungen der Bibliothek, die im Folgenden vorgestellt werden sollen, haben jedoch hinsichtlich der Außenwirkung wie auch der Anerkennung innerhalb der Gedenkstätte eine besondere Rolle gespielt.

2.1 „Meine eigentliche Universität war Auschwitz“ – Joseph Wulf zum 100. Geburtstag Die Mediothek ist nach dem Historiker Joseph Wulf benannt. Wulf (1912–74) war jüdischer Widerstandskämpfer in Polen und Auschwitz-Überlebender. Nach dem Krieg war er einer der ersten, die in Deutschland umfangreiche Untersuchungen zur NSHerrschaft und zum Holocaust publizierten. 1965 forderte Wulf die Einrichtung eines „Internationalen Dokumentations­ zentrums zur Erforschung des Nationalsozialismus und seiner Folgeerscheinungen“ in der Villa am Wannsee, in der am 20. Januar 1942 die heute als „Wannsee-Konferenz“ bezeichnete Besprechung von 15 hohen NS-Funktionären zum Thema „Endlösung der Judenfrage“ stattgefunden hatte. Wulf fand zwar viele Unterstützer für sein Projekt, konnte aber den Berliner Senat nicht davon überzeugen, das Gebäude freizugeben. Die Wiederaufnahme seiner Ideen in den 1980er Jahren und die Eröffnung

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 Monika Sommerer

des Hauses als Gedenk- und Bildungsstätte mit umfangreicher Mediothek zum 50. Jahrestag der Wannsee-Konferenz im Januar 1992 hat Joseph Wulf, der sich 1974 das Leben nahm, nicht mehr erleben können.2

Abb. 1: Blick in die Tafelausstellung „Meine eigentliche Universität war Auschwitz“ – Joseph Wulf zum 100. Geburtstag © Bettina Kubanek | Visuelle Gestaltung.

Die Leitung der Gedenkstätte wollte anlässlich seines 100. Geburtstages im Dezember 2012 an den frühen Holocaustforscher erinnern. Weil es in der Mediothek häufig Nachfragen zum Namensgeber gab – wer er wäre, was er geschaffen hätte und wie der Bezug der Mediothek zu ihm sei – kam die Idee auf, die Gedenkveranstaltung mit einer kleinen Tafelausstellung zu begleiten, die die verschiedenen Lebensstationen Wulfs beleuchten und über seine Bedeutung für die Gedenkstätte informieren sollte. Da die große Dauerausstellung der Gedenkstätte das gesamte Erdgeschoss der Villa in Anspruch nimmt, stand für dieses Vorhaben nur der Flur zur Verfügung, der in der ersten Etage zu den Seminarräumen der Bildungsabteilung führt. Auch die Mediothek befindet sich in dieser Etage. Platz war für etwa sechs bis acht Tafeln.

2 Weitere Informationen sind zu finden unter http://www.ghwk.de/bibliothek-mediothek/josephwulf.html (26.01.2016).



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Ergänzt werden konnten diese durch die Präsentation von Büchern in vertikalen Vitrinen. Es fand sich schnell ein Kooperationspartner, der sich für das Projekt interessierte: Das Aktive Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e.  V.3 war zum einen bereit, das Projekt finanziell und organisatorisch zu unterstützen. Zum anderen konnten über diesen Geschichtsverein Historiker für die Erstellung der Ausstellungstexte gewonnen werden, die die nötige wissenschaftliche Fachkompetenz mitbrachten. Geplant wurden sechs Thementafeln mit Texten und Bildern, ergänzt durch den Abdruck von Wulfs Abschiedsbrief an seinen Sohn aus dem Jahr 1974, eine Portrait­ tafel, zwei Ausstellungsplakate im Erdgeschoss und im Treppenhaus der Gedenkstätte sowie die von Wulf publizierten 18 Bücher in den genannten Vitrinen.4 Der Zeitrahmen war knapp gesteckt: Innerhalb von acht Wochen sollten die Texte erstellt und grafisch umgesetzt sein. In zwei Sitzungen wurden die Themen festgelegt, ebenso Vorgaben zur Zeichenzahl der Texte, zur Qualität und Anzahl der Abbildungen und zur Grundgestaltung der Tafeln. Eine erfahrene Ausstellungsgestalterin wurde von Anfang an in die Planung einbezogen. Die Klärung der Urheberrechtslage für Abbildungen lag jeweils bei den verantwortlichen Autoren. Aufwändiger als angenommen war das Lektorat der Texte, von der Fehlerkorrektur über die Vereinheitlichung in Textstil und Länge bis hin zur Überprüfung und Ergänzung von Bildunterschriften. Trotz des sehr engen Zeitrahmens konnte die Ausstellung rechtzeitig anlässlich der Gedenkveranstaltung in angemessenem Rahmen eröffnet und einem breiten Publikum präsentiert werden. Ursprünglich auf drei Monate terminiert, war das Interesse an der Ausstellung so groß, dass sie immer wieder verlängert wurde. Die ins Englische übersetzten Ausstellungstexte wurden für das ausländische Publikum, das mehr als die Hälfte der Besucher ausmacht, zunächst auf einfachen Ausdrucken nachgereicht. Anlässlich des 40. Todestages Joseph Wulfs 2014 – er starb am 10. Oktober 1974 – wurde die Ausstellung erneut für zwei Monate im Gemeindehaus der Jüdischen Gemeinde in Berlin-Charlottenburg gezeigt. Dort erreichte sie noch einmal ein ganz anderes Publikum. Anschließend lagerten die Tafeln im Keller, doch wurden sie schon bald sehr vermisst, sowohl von den Pädagogen der Gedenkstätte, die in ihren Seminaren oft mit dem Thema der frühen Holocaustforschung gearbeitet hatten, als auch von den Besuchern. So wird die Ausstellung nun in den Sommermonaten – im Winter ist es dort zu kalt – im Gartenhaus direkt am Eingang zum Gelände der Gedenkstätte gezeigt, inzwischen auch ergänzt durch Tafeln mit den englischen Übersetzungen.

3 http://www.aktives-museum.de (26.01.2016). 4 Mehr zu den Inhalten der Tafeln bei Kühling 2013, S. 8 f.

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2.2 Fundstellen – Spuren von NS-Verfolgten in Berliner Archiven Nach dem großen Erfolg der ersten Sonderausstellung stand für die Mediothek außer Frage, dass der genannte Flur für weitere Projekte genutzt werden sollte. Hierfür boten sich insbesondere bibliotheksbezogene Themen an. Über Hinweisplakate im Erdgeschoss und im Treppenhaus der Gedenkstätte kamen die Besucher nun ganz selbstverständlich in die erste Etage und dann in der Regel auch in die Mediothek. Eine Idee für ein nächstes Projekt war schnell gefunden. Nach wie vor kommen viele Menschen in die Mediothek, um nach Informationen zu Verfolgten des National­ sozialismus zu suchen. Zum einen sind dies Berliner, die sich etwa im Rahmen der Verlegung von „Stolpersteinen“ oder Projekten an Schulen für die Schicksale verfolgter ehemaliger Nachbarn interessieren, zum anderen sind es Nachfahren der Opfer aus Israel, den USA und vielen anderen Ländern, die letzte Spuren ihrer Verwandten in Deutschland finden möchten. Für solche Spurensuchen stellt die Mediothek eine Vielzahl an Adress- und Gedenkbüchern zur Verfügung, und es ist immer wieder ein bewegender Moment, wenn das Bibliothekspersonal gemeinsam mit den Suchenden Informationen zu einem Verfolgten findet. Dass in vielen Fällen über gezielte Recherchen in Archiven noch weit mehr und auch weit persönlichere Spuren zu finden sind, ist in der Auskunftstätigkeit am Bibliothekstresen allerdings schwer zu vermitteln. So kann es etwa Akten geben, die als Teil der Verfolgung angelegt wurden, wie NS-Gerichtsakten oder letzte Vermögensakten vor der Deportation. Auch über Wiedergutmachungsakten kann man Informationen zu Verfolgten finden. Wo sich solche Akten befinden und wie man sie nutzt, sollte die nächste Ausstellung zum Thema haben, begleitet von einer Broschüre, die die Besucher als Leitfaden für eigene Recherchewege mit nach Hause nehmen konnten. An dem Projekt beteiligte sich ein Historiker aus der Bildungsabteilung der Gedenkstätte, der einschlägige Kenntnisse über historische Archive und deren Bestände besitzt. Als Kooperationspartner konnten die Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin5 und das Landesarchiv Berlin6 gewonnen werden. Um das komplexe Thema möglichst anschaulich darzustellen, sollten unterschiedliche Suchstrategien anhand sechs exemplarischer Biografien aufgezeigt werden. Kurze Texte zum Lebenslauf sollten eingerahmt werden von Archivdokumenten, die Auskunft geben über das Schicksal der ausgewählten Person. Die Biografien – beschränkt auf Berliner Verfolgte – wurden so ausgewählt, dass möglichst viele verschiedene Aktenfunde in zentralen Archiven aus Berlin und Brandenburg angeführt werden konnten. Außerdem wurden verschiedene Opfergruppen in den Blick genommen. Die Ausstellungstexte wie auch die Broschüre sollten in deutscher und

5 http://www.stolpersteine-berlin.de/ (26.01.2016). 6 http://www.landesarchiv-berlin.de (26.01.2016).



Öffentlichkeit erreichen 

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englischer Sprache angeboten, Gedenk- und Adressbücher sollten in den vorhandenen Vitrinen ergänzend ausgestellt werden.7

Abb. 2: Tafel zu Martha Liebermann aus der Ausstellung Fundstellen –

7 Vgl. Kreutzmüller & Sommerer 2015, S. 17 f.

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Spuren von NS-Verfolgten in Berliner Archiven © Bettina Kubanek | Visuelle Gestaltung.

Wie bei der Wulf-Ausstellung wurden die Verantwortlichkeiten für die Tafeln einschließlich der Bildauswahl und ‑rechte innerhalb der Arbeitsgruppe aufgeteilt. Das ausgewählte Gestaltungsbüro wurde von Beginn an einbezogen und lieferte Kostenvoranschläge für die Gestaltung und Herstellung der Tafeln sowie der Broschüren. Für die englischen Texte wurde ein Übersetzungsbüro beauftragt. Diese Ausstellung gestaltete sich ungleich komplizierter. Auf den Tafeln fanden nur kurze Texte zu den Biografien und den Fundstellen Platz. In der Broschüre sollte beidem jedoch mehr Raum gegeben werden. Außerdem sollte in der Broschüre ein Glossar Fachbegriffe klären und wichtige Archive mit deren Beständen auflisten. Die Biografien mussten zunächst in Archiven recherchiert werden. Anschauliche Dokumente wurden dort ausgewählt und als Scans bestellt. Komplex war auch das Lektorat: Tafel- und Broschürentexte mussten angeglichen werden. Auch die englischen Texte des Übersetzungsbüros wurden noch einmal lektoriert, mit den deutschen Texten abgeglichen und auf ihre fachsprachliche Korrektheit hin überprüft, letzteres vor allem im genannten Glossar. Dies alles war sehr aufwändig und konnte nur über das große Engagement aller Beteiligten sowie die Mithilfe und das Verständnis der Kollegen des Hauses geleistet werden. Die Vorbereitung hatte dieses Mal sechs Monate gedauert. Die Kosten waren, wenn auch verteilt auf drei Institutionen, weitaus höher als beim ersten Projekt. Am 9. Dezember 2014 konnte die Ausstellung in Anwesenheit der eingeladenen Kollegen aus Archiven und Bibliotheken, der Geldgeber sowie eines interessierten Fachpublikums eröffnet werden. Eröffnungsreden hielten die Leiter der Gedenkstätte und des Landesarchivs. Die Broschüre8 – sonst an der Rezeption der Gedenkstätte käuflich zu erwerben – erhielten der wissenschaftliche Beirat und – als kleine Geste des Dankes – die das Projekt unterstützenden Archive. Beworben wurde die Ausstellung über die Homepage der Gedenkstätte. Auch Zeitungen und ein Radiosender haben über sie berichtet. Geplant war dieses Mal von Anfang an eine Ausstellungsdauer von etwa zwei Jahren. Nach wie vor ist die Ausstellung sehr erfolgreich. Die deutschsprachige Broschüre erschien im Oktober 2015 bereits in der zweiten Auflage. Einzelbesucher und Studiengruppen kommen, um sich Wissen über Opferrecherchen in Archiven anzueignen. Die Biografien stoßen aber auch als solche bei unseren Besuchern auf großes Interesse.

3 Auswertung Die Idee, in der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz kleine Sonderausstellungen zu bibliotheksrelevanten Themen zu präsentieren, hat sich 8 Kreutzmüller & Sommerer (Hrsg.) 2014a und 2014b.



Öffentlichkeit erreichen 

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bewährt. Zum einen wird die Mediothek innerhalb der Gedenkstätte besser wahrgenommen, und der Besucherstrom wird nun auch in die Bibliotheksetage gelenkt. Zum anderen bieten die Ausstellungen Informationen, die über das Angebot der Mediothek hinausgehen, es weiterführen und ergänzen. Bei den Mitarbeitern des Hauses wie bei den Geldgebern präsentiert sich die Mediothek mehr denn je als Abteilung, die sich an der Museums- und Bildungsarbeit des Hauses beteiligt. Sichtbarer ist die Mediothek nun auch bei den Lehrenden und Studierenden der Berliner und Potsdamer Hochschulen geworden, die sich gut informiert fühlen und die Mediothek unter anderem auch wegen der Ausstellungen besuchen. Positiv ist darüber hinaus der Lernfaktor für das Bibliothekspersonal selbst, hat es sich doch bei beiden Projekten selbst vertiefte Kenntnisse zu Themen angeeignet, die in der Auskunftstätigkeit regelmäßig benötigt werden. Außerdem hat die Mediothek die Kontakte zu verwandten Einrichtungen über die Kooperationen, über die Einladung zu den Ausstellungs­ eröffnungen und beim zweiten Projekt auch durch das Versenden der Ausstellungsbroschüre intensiviert.

4 Sonderausstellungen mit Text- und Bildtafeln – ein Leitfaden Aus den Erfahrungen, die seit 2011 gemacht wurden, kann für künftige Projekte Nutzen gezogen werden, sodass z. B. der Arbeitsaufwand über klare Vorgaben geringer gehalten werden kann. Ein kurzer Leitfaden, an dem man sich mit vergleichbaren Projekten – also Sonderausstellungen über Text- und Bildtafeln – orientieren kann, soll diesen Beitrag abschließen.

4.1 Personelle Ressourcen Bei der Planung einer Ausstellung, die schwerpunktmäßig vom Bibliothekspersonal organisiert wird, müssen die Beteiligten zunächst ausloten, wie viel Zeit sie für das Projekt brauchen und zu investieren bereit sind. Hilfreich ist ein strukturierter Ablaufplan, in dem die Verantwortlichkeiten, die einzelnen Arbeitsschritte und die einzuhaltenden Termine vorgegeben werden. Neben dem inhaltlichen Recherchieren und dem Erstellen der Ausstellungstexte gehören unter anderem auch das Lektorat und die Projektkoordination, der Auf- und Abbau der Tafeln sowie die Organisation der Ausstellungseröffnung zum Aufgabenspektrum. Eine genaue Absprache mit den Kollegen der eigenen Einrichtung ist wichtig, um mit deren Verständnis und Unter-

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stützung rechnen zu können. Das Einbinden von Kooperationspartnern ist darüber hinaus hilfreich.9

4.2 Ausstellungsort Dass zunächst ein Ort gefunden werden muss, an dem sinnvoll über eine Tafelausstellung Themen vertieft werden können, ist selbstverständlich. Die Besucherströme – in diesem Fall der Gedenkstätte rsp. der Mediothek – dürfen von einer Bibliotheks­ ausstellung nicht gestört werden. Geklärt werden muss auch, wie lange die Tafeln hängen sollen, welchen Umwelteinflüssen – etwa stärkeren Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen – sie ausgesetzt sind und ob sie im Anschluss gegebenenfalls noch an anderen Orten gezeigt werden können. Dies hat vor allem auch für die Materialauswahl hinsichtlich Haltbarkeit sowie Lager- und Transportfähigkeit Konsequenzen.

4.3 Themen und Inhalte Für die Ausstellung sollten Themen gewählt werden, die in direktem Zusammenhang mit der Bibliothek und deren Nutzerschaft stehen. Die Informationen müssen so dargeboten werden, dass sie das gesamte Spektrum der Besucher ansprechen. Verschiedene Rezeptionsebenen bieten sich an. So konnte man sich bei der Joseph-WulfAusstellung auch einfach anhand des tabellarischen Lebenslaufes auf der einleitenden Tafel ein Bild des Historikers machen oder nur den berührenden Abschiedsbrief an seinen Sohn lesen, ohne vertieft in das Thema einzusteigen. Bei der Ausstellung Fundstellen – Spuren von NS-Verfolgten in Berliner Archiven waren die Biografien auch als solche ohne die Fundstücke aus den Archiven interessant. Außerdem wurde hier zwischen kurzen Texten auf den Tafeln und ausführlicheren Informationen in der Broschüre unterschieden. Die Texte müssen darüber hinaus wissenschaftlich fundiert sein. Es empfiehlt sich daher, mit Kollegen und Partnern zusammenzuarbeiten, die die nötige Kompetenz bezüglich der gewählten Inhalte mitbringen.

4.4 Finanzierung Die Finanzierung betreffend muss zunächst eine exakte Kostenaufstellung mit allen Details erstellt werden: –– Welches Material sollen die Tafeln haben? 9 Vgl. hierzu auch Brzoska 2012, S. 31 f. und S. 74 ff.



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Öffentlichkeit erreichen 

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Was kostet der Druck? Braucht man übersetzte Texte und/oder ein professionelles Lektorat? Gibt es Abbildungen, die als Scans zu beschaffen und zu bezahlen sind? Was kosten die Bildrechte? Soll es Begleitmaterialien wie Broschüren, Plakate und Flyer geben, und wie teuer sind diese?

Auch hier empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit verwandten Einrichtungen, um die finanziellen Belastungen zu verteilen.

4.5 Gestaltung Die professionelle und einheitliche Gestaltung solcher Ausstellungen ist besonders wichtig. Die Konzeption muss mehr bieten als sachliche Informationen über relevante Inhalte und Bibliotheksbestände. Das gewählte Thema wird hier mit visuellen Mitteln inszeniert10 und weckt das Interesse des Betrachters auf ganz eigene Weise. Die Struktur der Inhalte muss ebenso ersichtlich sein wie die Leserichtung der einzelnen Tafeln. Im Umkehrschluss kann eine unprofessionelle Gestaltung sehr schnell auch eine Barriere für die Besucher darstellen.

4.6 Bewerbung und Ausstellungseröffnung Die Ausstellung sollte beworben werden – über die Homepage, den E-Mail-Verteiler der Einrichtung, Plakate, Flyer und auch über die gezielte Einladung von Institutionen und Personen zur Eröffnung. Letztere bietet die Chance, Kontakte der Bibliothek zu den Nutzern sowie zu anderen Einrichtungen zu intensivieren und auf das eigene Angebot aufmerksam zu machen.11

5 Fazit Ausstellungen in wissenschaftlichen Spezialbibliotheken, die Inhalte des Sammelspektrums der Bibliothek aufgreifen, sind nach Erfahrung der Joseph Wulf Mediothek ein wirkungsvolles Instrument der Öffentlichkeitsarbeit. Der Umfang des gewählten Projekts richtet sich nach der Größe, nach den personellen und finanziellen Ressourcen sowie nach den Kooperationsmöglichkeiten der eigenen Einrichtung. In den 10 Vgl. Brzoska 2012, S. 74. 11 Vgl. Brzoska 2012, S. 48 f.

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beschriebenen Fällen rechtfertigt der überzeugende Erfolg der beiden Sonderausstellungen den großen Arbeitsaufwand für das Bibliothekspersonal.

Literatur und Internetquellen Brzoska, Y. (2012). Ausstellungen in wissenschaftlichen Bibliotheken: Kulturveranstaltungen und ihre Bedeutung für die Öffentlichkeitsarbeit. Saarbrücken: VDM Verlag Dr. Müller. Haus der Wannsee-Konferenz / Joseph Wulf Mediothek, Berlin. [Homepage]. http://www.ghwk.de/ bibliothek-mediothek/joseph-wulf.html (09.12.2015). Kreutzmüller, C. & Sommerer, M. (2015). „Fundstellen“: eine Ausstellung zu Spuren von NS-Verfolgten in Berliner Archiven in der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der WannseeKonferenz. Mitgliederrundbrief / Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e. V., 72, 17 f. Kreutzmüller, C. & Sommerer, M. (Hrsg.). (2014a). Finding Aids: Traces of Nazi Victims in Berlin Archives. Berlin: Haus der Wannsee-Konferenz. Kreutzmüller, C. & Sommerer, M. (Hrsg.). (2014b). Fundstellen: Spuren von NS-Verfolgten in Berliner Archiven. Berlin: Haus der Wannsee-Konferenz. Kühling, G. (2013). „Meine eigentliche Universität war Auschwitz“ – Joseph Wulf zum 100. Geburtstag. Eine Sonderausstellung des Aktiven Museums und der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz. Mitgliederrundbrief / Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin e. V., 68, 8 f.

Sylvia Asmus

… aus der „bibliothekarischen Passivität“ heraustreten … Good-Practice-Beispiel des Deutschen Exilarchivs 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek1

Einleitung [...] im Sommer 1964 [beschließen] die an der Deutschen Bibliothek für Exil-Literatur Verantwortlichen, aus ihrer bibliothekarischen Passivität herauszutreten und nicht länger darauf zu warten, dass ihre Sammel- und Erschließungsarbeit irgendwann einmal auch genutzt wird. [... Man will] das Material sozusagen den „zuständigen“ Wissenschaftlern unübersehbar in den Weg legen, ja sie nötigen, sich in irgendeiner Weise damit auseinanderzusetzen [... und] gleichzeitig einen politischen Beitrag leisten und einer breiteren Öffentlichkeit ein vergessenes oder verdrängtes Kapitel jüngster deutscher Geschichte möglichst differenziert vorstellen.2

So beschrieb Werner Berthold, früherer Leiter des Deutschen Exilarchivs 1933–1945, das Ziel der ersten aus der Sammlung erarbeiteten Ausstellung Exil-Literatur 1933– 1945, und er schloss damit gedanklich an die Idee der Gründungsväter des Deutschen Exilarchivs an. Die Sondersammlung der Deutschen Nationalbibliothek sollte von Beginn an „eine Kundgebung für die in Deutschland 1933–1945 verbannte, verbrannte und unterdrückte Literatur [...], ein Kampfmittel gegen das sich von neuem erfrechende Nazitum“3 sein. 1949 war das heutige Exilarchiv unter Mitwirkung ehemals Exilierter als Emigrantenbibliothek gegründet worden. Allerdings blieb eine öffentliche Wirkung zunächst aus. Nachdem das deutschsprachige Exil in den frühen Nachkriegsjahren in ersten Publikationen dargestellt worden war und beispielsweise die damalige Deutsche Bücherei in Leipzig 1947 die Ausstellung Bücher der Emigration präsentiert hatte, folgte bald eine Zeit des öffentlichen und wissenschaftlichen Desinteresses. Die Themen Exil und Emigration waren bis zu Beginn der 1960er Jahre kaum präsent, „die Verdrängungsmentalität der Deutschen verhinderte [...] lange eine ernsthafte Beschäftigung mit diesem Thema. Ehemalige Exilanten und Emigranten stießen weitgehend auf Ablehnung in der deutschen Bevölkerung.“4 Nach dem Germanisten Helmut Müssener ist es „in der Bundesrepublik das Verdienst der Deut1 Teile des Beitrags sind folgenden Aufsätzen entnommen: Asmus & Eckert 2010; Asmus 2011; Asmus 2014. 2 Berthold 1975, S. 116. 3 Protokoll der Hauptvorstandssitzung des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller in der Schweiz vom 21. Februar 1950, Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek. 4 Krohn 2012.

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schen Bibliothek, dennoch, von der Öffentlichkeit fast unbemerkt, eine Kontinuität erhalten und die Zeugnisse der Massenflucht gesammelt zu haben.“5

1 Die Ausstellung Exil-Literatur 1933–1945 Dass die Sammlung von der Öffentlichkeit und der Wissenschaft fast unbemerkt blieb, forderte dazu heraus, mit einer Ausstellung selbst aktiv zu werden. Der Zeitpunkt dafür war gut gewählt, denn der Eichmann-Prozess in Jerusalem 1961, der AuschwitzProzess in Frankfurt ab 1963 und die Kanzlerschaft Willy Brandts 1969 markierten eine neue Phase der Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit.6 Im Mai 1965 wurde die Ausstellung Exil-Literatur 1933–1945 eröffnet. Anhand von etwa 300 Objekten wurde ein Querschnitt durch die bis dahin aufgebaute Sammlung präsentiert. Das kuratorische Konzept der Ausstellung sah vor, einleitend Werke des Nationalsozialismus zu präsentieren, denen Exilmonografien aus den Bereichen politische Publizistik, Belletristik, Wissenschaft, Musik und Bildende Kunst sowie Exil­­ periodika gegenüberstanden. Diese Inszenierung ermöglichte es, die unterschiedlichste Richtungen repräsentierenden Exilpublikationen zu einem Gegenstand zu vereinen, indem sie in der Ausstellung dem gemeinsamen „Feind“ gegenüberstanden.7 Dabei war es ein Anliegen der Ausstellung, die Publikationen nicht nur als Objekte zu präsentieren, sondern auch deren Inhalt zugänglich zu machen. Die Objekte selbst lieferten die Argumente für ihre weitergehende Erforschung.8 Die Resonanz auf die Ausstellung fiel unterschiedlich aus. Während die Ausstellung von vielen ehemals Exilierten und von der Presse positiv beurteilt wurde, blieb die angestrebte breite öffentliche Wirkung zunächst aus. Erst mit der Wanderversion der Ausstellung, die in den nächsten Jahren an mehr als zwanzig weiteren Orten im In- und Ausland9 gezeigt wurde, konnte die erhoffte Aufmerksamkeit erzielt werden. Nach Claus-Dieter Krohn gab die Ausstellung „den Impuls für die beginnende Forschung“10.

5 Müssener 1971, S. 54 f. 6 Vgl. Krohn 2012. 7 Vgl. Berthold 1965, S. 9–14. 8 Vgl. Baur 2009, S. 30. 9 Siehe dazu: Deutsche Bibliothek Frankfurt am Main 1984, S. 123–150. 10 Krohn 2012.



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2 Der Beginn regelmäßiger Ausstellungen Diese erste Exposition war der Ausgangspunkt für eine regelmäßige Ausstellungs­ tätigkeit des Deutschen Exilarchivs. Zahlreiche monografische Ausstellungen wurden erarbeitet, die darauf zielten, dem Ausstellungsbesucher vergessene Persönlichkeiten des deutschsprachigen Exils wieder bekannt zu machen, neue Sichten auf Leben und Werk ehemals Exilierter sowie neue Einordnungen zu ermöglichen und bis dahin unbekannte Verbindungslinien zwischen Personen, Themen und Ereignissen herzustellen. Stand bei der Ausstellung über den Schriftsteller und Journalisten Joseph Roth beispielsweise das Ziel im Vordergrund, bereits Bekanntes zu bündeln, zielte die Ausstellung über den Schriftsteller Leo Perutz darauf, die vorliegenden Einordnungen durch neue Erkenntnisse zu erweitern und zu verändern. Der Fokus der Schau über den vor der nationalsozialistischen Machtübernahme bekannten Reiseschriftsteller und Journalisten Richard A. Bermann dagegen lag darauf, dessen vergessene innovative Leistungen zu erinnern und in die Gegenwart zu überliefern. Dem Journalisten und Juristen Rudolf Olden wurde eine Schau gewidmet, da mit der Übernahme eines umfangreichen Konvoluts von Unterlagen aus Oldens frühen Jahren auch dessen persönliche Entwicklung dargestellt werden konnte. Unterschiedliche Aspekte seines Lebens und Wirkens und unterschiedliche Perspektiven fanden in der Ausstellung zueinander und komplettierten und korrigierten bestehende Einordnungen. Die Exponate wurden vor der Folie eines die gesamte Ausstellung durchziehenden Zeitstrahls präsentiert, wodurch Oldens Leistungen eine neue Perspektive erhielten und die Hellsichtigkeit seiner Aussagen und Aktionen für den Ausstellungsbesucher nachvollziehbar wurde.

3 Erweiterung der Palette an Ausstellungsobjekten Veränderungen in der Bestandspolitik des Deutschen Exilarchivs ermöglichten es zunehmend, den Fundus an Originalexponaten bei der Ausstellungsarbeit zu erweitern. Ungedruckte Zeugnisse gewannen ebenso wie Zeitzeugenberichte auch in der Forschung an Bedeutung. Dadurch und durch zeitspezifische Perspektiven auf den Gegenstand veränderten sich die Konzepte und Umsetzungen der Expositionen laufend. Nicht mehr nur die Publikationen, sondern „die Spuren und Zeugen [ihres] Entstehungsprozesses“11, wie zum Beispiel Notizen und Manuskripte wurden als Ausstellungsobjekte herangezogen. Briefe, Telegramme, Pässe, Tagebücher, Reisepapiere sprechen unmittelbar zum Betrachter und lassen Aussagen über die individuellen Erfahrungen des Exils nachvollziehbar werden. Darüber hinaus kommt der Materialität der Stücke eine wichtige Rolle zu, denn die Bedeutung von Exponaten 11 Grésillon 2007, S. 77.

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 Sylvia Asmus

ist auch an der Geschichte ihres Gebrauchs ablesbar. Das Récépissé de demande de carte d’identité des Schriftstellers Soma Morgenstern, ausgehändigt im April 1938, war beispielsweise für eine längere Zeitspanne das einzige Ausweispapier, das die Anwesenheit des exilierten Schriftstellers in Frankreich legalisierte. Diese Bedeutung ist dem stark abgenutzten Dokument anzusehen. Dass es immer wieder zur Identifikation vorgezeigt werden musste und daher stets mitzuführen war, ist ihm durch vielfältige Spuren eingeschrieben. Ohne die Einführung durch eine biografische Erzählung treffen Exponate wie das beschriebene Récépissé auch generelle Aussagen zu Themen wie Verfolgung und Flucht. In Ausstellungen werden Sammlungsstücke aus ihrem Überlieferungszusammenhang gelöst und in neue Kontexte gestellt, um im Rahmen einer „Inszenierung“ neue Aussagen zu treffen.12

Abb. 1: Empfangsbestätigung für den Antrag des Schriftstellers Soma Morgenstern auf eine „Carte d’identité“, Paris, 1938–1941.13

12 Vgl. Baur 2009, S. 29. 13 Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Nachlass Soma Morgenstern, EB 96/242.



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4 Ausstellungsaufbau Neben monografischen Ausstellungen erarbeitet das Deutsche Exilarchiv thematische Expositionen, beispielsweise zu Exilorganisationen, zu Asylländern, zu unterschiedlichen Themen wie jüdische Emigration, Buchgestaltung im Exil, Porträtzeichnungen und ‑fotografien im Exil sowie Alltag im Exil. Impulsgeber für die Themenfindung sind Entwicklungen der Exilforschung, öffentliche Debatten, Forschungsdesiderate oder die Bestände des Deutschen Exilarchivs. Die kuratorischen Konzepte finden neben der Auswahl und Kontextualisierung der Exponate und den begleitenden Texten auch in der Ausstellungsgestaltung Ausdruck. Mit zunehmender Professionalisierung der Ausstellungsarbeit etablierte sich im Exilarchiv die Zusammenarbeit mit Ausstellungsarchitekten. Den Prozessen der Themen- und Thesenfindung, der Konzeptionierung, der Exponateauswahl und ‑gruppierung sowie der Texterstellung schließt sich die Umsetzung des inhaltlichen Konzeptes in ein Raumkonzept und eine Bildsprache an.

4.1 Die Ausstellung Fremd bin ich den Menschen dort Die Ausstellung Fremd bin ich den Menschen dort14 stellte anhand von 230 Originalexponaten 16 exilierte Persönlichkeiten vor, deren Vor- bzw. Nachlässe das Deutsche Exilarchiv aufbewahrt. Dabei reichten die individuellen Erfahrungen von der gelungenen Akkulturation und beruflichen Karriere bis zum beruflichen und sozialen Abstieg. Über die Darstellung der Einzelbiografien hinaus war es ein Anliegen der Ausstellung, möglichst viele Aspekte erzwungener Wanderungen darzustellen, Gefahr und Chance in den Blick zu nehmen. Die Ausstellungsarchitektur sollte diese Multiperspektivität aufgreifen und die Besucher in Kontakt mit den vorgestellten Persönlichkeiten treten lassen. Als Grundmotiv der Ausstellung wurde eine abstrahierte Insel gewählt: Die Besucher finden sich in einem offenen Raum ohne architektonische Hierarchien wieder, von oben betrachtet wirken die Vitrinen wie treibende Schollen, ohne nachvollziehbare Richtung, nur gruppiert um einen zentralen Tisch, der die vorgestellten Persönlichkeiten verortet. Der Besucher findet auf seinem Weg durch die Biografien keinen Halt durch einen roten Faden, eine Chronologie oder eine andere innere Ordnung, sondern er muss immer wieder selbst entscheiden, wohin er sich bewegt. Es ist durchaus gewollt, dass der Besucher sich möglicherweise „verläuft“ und an verschiedenen Vitrinentischen mehrmals ankommt. Die amorphe Form der Vitrinen verstärkt diese Anmutung im Detail und spiegelt wie die räumliche Disposition Suche, Halt-, Orientierungs- und Richtungslosigkeit, aber auch die Möglichkeit des Ankommens.15

14 Asmus 2012. 15 Constanza Puglisi und Florian Wenz, unodue{ architektur, München, Beschreibung zur Ausstellungsarchitektur, internes Dokument, 14.08.2012.

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Abb. 2: Blick in die Ausstellung des Deutschen Exilarchivs 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek Fremd bin ich den Menschen dort, 2012. Gestaltung: unodue{ architektur, München © Deutsche Nationalbibliothek. Foto: S. Jockel.

4.2 Die Ausstellung „… mehr vorwärts als rückwärts schauen …“ Bei der zweisprachigen Ausstellung „… mehr vorwärts als rückwärts schauen …“ – Das deutschsprachige Exil in Brasilien 1933–1945 // „…olhando mais para frente do que para trás…“ – O exílio de língua alemã no Brasil 1933–1945 stand der Austausch zwischen Kulturen im Mittelpunkt, der zu Innovationen in vielen Bereichen führte. Ein stark abstrahiertes Geflecht, das durch das Ineinandergreifen der einzelnen Elemente Stabilität erlangt, wurde als architektonisches Grundmuster der Ausstellung gewählt. Neben Publikationen, Autografen, Dokumenten und Objekten wurden auch audiovisuelle Medien als Exponate eingesetzt. Den Auftakt der Ausstellung bildeten 13 Interviews mit Zeitzeugen. Dabei wurde nicht nur die erste Generation der Flüchtlinge aus der nationalsozialistischen Diktatur befragt, sondern auch die transgenerationellen Langzeitfolgen durch Gespräche mit deren Nachfahren wurden beleuchtet. Wie bereits die erste Ausstellung des Deutschen Exilarchivs wurden auch spätere Ausstellungen als Wanderausstellungen an anderen Orten gezeigt, um ein größeres und nicht auf eine Region beschränktes Publikum zu erreichen. Die letztgenannte Ausstellung beispielsweise wurde in Deutschland und in Brasilien in unterschiedlichen Kulturinstitutionen gezeigt.



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Abb. 3: Blick in die Ausstellung „… mehr vorwärts als rückwärts schauen …“ – Das deutschsprachige Exil in Brasilien 1933–1945 // „…olhando mais para frente do que para trás…“ – O exílio de língua alemã no Brasil 1933–1945, 2013. Gestaltung: unodue{ architektur, München © Deutsche Nationalbibliothek. Foto: A. Jahn.

5 Virtuelle Ausstellungen Virtuelle Ausstellungen stellen einen weiteren Schritt in der überörtlichen Verfügbarkeit dar. Sie sind weltweit und zeitlich uneingeschränkt abrufbar. Mit der Ausstellung Künste im Exil16 wurde im Deutschen Exilarchiv damit begonnen, Exponate im virtuellen Raum zu präsentieren. Anders als physische Ausstellungen arbeiten virtuelle Expositionen nicht mit der Aura des Originals, sondern präsentieren digitalisierte Objekte und multimediale Inhalte. Ihr Vorteil liegt neben der besseren Zugänglichkeit in ihrer Erweiterbarkeit. Das kuratorische Konzept dieser Ausstellung sieht das sukzessive Wachsen um weitere Exponate über einen längeren Zeitraum vor. Mit dem Hinzukommen neuer Objekte, neuer Thementexte und Biografien entstehen neue Verbindungslinien, werden neue Aussagen generiert. Die Ausstellung, die sich den Künsten unter den Bedingungen des Exils von 1933 bis in die Gegenwart widmet, ist damit stetig Änderungen unterworfen. Als Netzwerkprojekt ist sie nicht nur Produkt eines festen Kuratorenteams, sondern nimmt Ideen und 16 Vgl. Asmus & Bender 2013.

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Aus­­arbeitungen unterschiedlicher Personen sowie Exponate aus vielen bestandshaltenden Institutionen auf. Künste im Exil ist ein Netzwerk im vielfachen Sinn, die Ausstellung verwebt historische und aktuelle Exile in einem gemeinsamen Bezugsrahmen, verbindet bestandshaltende Institutionen und Forschungseinrichtungen und präsentiert jedes Exponat in einem kuratorisch gelenkten Geflecht von Verbindungslinien zwischen Objekten, Thementexten und Biografien. Der Ausstellungsbesucher „erklickt“ sich jeweils seinen eigenen Weg durch die Ausstellung, die auf der Einstiegsebene keine Hierarchie vorsieht.

Abb. 4: Webseite der virtuellen Ausstellung Künste im Exil. 17

6 Fazit Ausstellungen können vieles leisten. Sie können aktuelle Fragestellungen sichtbar machen, bestehende Einordnungen korrigieren, Erkenntnisse bündeln, hinterfragen, Positionen vermitteln und verunsichern. Die Exponate, die bereits mit der Aufnahme in ein Archiv oder Museum ihre eigentliche Funktion und ihren Bezugsrahmen verloren haben, werden in einer Ausstellung ein weiteres Mal neu kontextualisiert. In Beziehung zu anderen Objekten gesetzt, in neue thematische Zusammenhänge eingebunden oder bewusst separiert, wird ihre Aussage verstärkt oder auch verändert. 17 Quelle: http://www.kuenste-im-exil.de (12.01.2016).



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Mit Ausstellungen „aus der bibliothekarischen Passivität“ herauszutreten bedeutet, inhaltlich und gestalterisch mit den Beständen zu arbeiten, um Aussagen und Thesen zu visualisieren – real oder im virtuellen Raum.

Zitierte Literatur und Internetquellen Deutsche Bibliothek Frankfurt am Main. (1984). 35 Jahre Exilliteratur 1933–1945 in der Deutschen Bibliothek Frankfurt am Main: ein Beitrag zur Geschichte der Exilforschung in der Bundesrepublik Deutschland. Frankfurt a. M.: Deutsche Bibliothek. Asmus, S. (2011). Von der Emigrantenbibliothek zum Deutschen Exilarchiv. Exilforschung, ein Internationales Jahrbuch, 29 = Bibliotheken und Sammlungen im Exil, 166–178. Asmus, S. (2012). Fremd bin ich den Menschen dort: Ein Blick in die Sammlungen des Deutschen Exilarchivs 1933–1945 und des Deutschen Literaturarchivs Marbach. Eine Ausstellung unter der Schirmherrschaft von Herta Müller. Dialog mit Bibliotheken, 24(2), 66–73. Asmus, S. (2014). Exilliteratur ausstellen – online: Literatur – Politik – Kritik. In H. Jele & E. Lenhart (Hrsg.), Beiträge zur Österreichischen Literatur im 20. Jahrhundert (Festschrift für Klaus Amann) (S. 155–163). Göttingen: Wallstein. Asmus, S. & Bender, J. (2013). Klickpfade durchs Exil. Exilforschung, ein Internationales Jahrbuch, 31 = Dinge des Exils, 186–196. Asmus, S. & Eckert, B. (2010). Vermittelte Erinnerung: zur Geschichte des Deutschen Exilarchivs und seiner Ausstellungen. Exilforschung, ein Internationales Jahrbuch, 28 = Gedächtnis des Exils – Formen der Erinnerung, 35–46. Baur, J. (2009). Die Musealisierung der Migration: Einwanderungsmuseen und die Inszenierung der multikulturellen Nation. Bielefeld: transcript Verlag. Berthold, W. (1975). Exil-Literatur der Jahre 1933–1945 in der Deutschen Bibliothek, Frankfurt/Main: Hanns W. Eppelsheimers ‚Emigrantenbibliothek’ in ihrem 25. Jahr. Jahrbuch für Internationale Germanistik, 6(2), 108–124. Berthold, W. (1965). Zur Anlage der Ausstellung und des Katalogs: Exil-Literatur 1933–1945. Eine Ausstellung aus Beständen der Deutschen Bibliothek, Frankfurt a. M. (Sammlung Exil-Literatur). Frankfurt a. M.: Deutsche Bibliothek. Grésillon, A. (2007). Critique génétique: Handschriften als Zeichen ästhetischer Prozesse. In R. Falk & G. Mattenklott (Hrsg.), Ästhetische Erfahrung und Edition (S. 73–86). Tübingen: Niemeyer. Krohn, C.-D. (20.12.2012). Exilforschung. Docupedia-Zeitgeschichte, Version 1.0, http://docupedia. de/zg/Exilforschung?oldid=106414 (08.01.2016). Müssener, H. (1971). Die deutschsprachige Emigration in Schweden nach 1933: ihre Geschichte und kulturelle Leistung. Stockholm: Tyska Institut.

Weiterführende Literatur Bohnenkamp, A. & Vandenrath, S. (Hrsg.). (2011). Wort-Räume, Zeichen-Wechsel, Augen-Poesie: zur Theorie und Praxis von Literaturausstellungen. Göttingen: Wallstein-Verlag. Warnecke, J.-C. (Hrsg.). (2014). Ausstellungsplanung: zur Zusammenarbeit zwischen Museum und Gestalter = Exhibition planning. Stuttgart: avedition.

 Themen

Elena Stöhr

Flucht und Asyl als Thema von Ausstellungen in Bibliotheken Ein Schlaglicht auf (inter-)nationale Praxisbeispiele

Einleitung Bibliotheken können durch ihre Ausstellungsarbeit einen wichtigen Beitrag zum Engagement für Flüchtlinge und Asylsuchende sowie für den damit verbundenen Diskurs und Dialog leisten. Dies kann entweder durch im Haus konzipierte Ausstellungen, durch die Kollaboration mit Partnern oder durch die Präsentation von Wander- und Fremdausstellungen realisiert werden. Rahmenveranstaltungen sowie die Auswahl und Präsentation von inhaltlich passenden Medien ergänzen diesen Diskurs- und Dialoggedanken. Auch wenn die Flüchtlingsthematik im Jahr 2015 eine ganz besonders starke Präsenz in der öffentlichen Diskussion hatte, wird dies langfristig ein präsentes Thema für Bibliotheken bleiben und ebenso langfristiges Engagement einfordern. Öffentliche wie Wissenschaftliche Bibliotheken als Orte der Begegnung, der Förderung von Integration, des Austauschs, des Zugangs zu Wissen und Information erhalten hierbei die Gelegenheit, zu einer Kultur des Miteinanders, des „Willkommens“ beizutragen und sich nachhaltig zu engagieren. Dadurch ermöglichen sie gesellschaftliche, kulturelle und soziale Teilhabe, sowohl im kommunalen Kontext als auch in den Bereichen Studium, Forschung und Lehre. Im Folgenden wird ein Schlaglicht auf die Konzeption und Organisation von Ausstellungsprojekten zu Flucht und Asyl geworfen. Ergänzend werden nationale und internationale Praxisbeispiele der bibliothekarischen Ausstellungsarbeit vorgestellt und mögliche Perspektiven genannt.

1 Bibliothekseigene Ausstellungen Hinsichtlich der Konzeption eigener Ausstellungen können für Bibliotheken, je nach Zielgruppenausrichtung, folgende thematische Aspekte1 interessant sein: –– Ausstellungen, die aus Bibliotheksbeständen heraus entstehen. Hier sind je nach Bibliothekstyp auch Bestände wie Karten, Fotografien oder ggf. Nachlässe interessant; es kann sich lohnen, den Blickwinkel dahingehend zu erweitern. 1 Siehe dazu auch die Praxisbeispiele in Abschnitt 5.

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–– Lokal ausgerichtete Ausstellungen, Zusammenarbeit mit der Kommune, mit lokalen Initiativen, Künstlern oder Fotografen –– Zum Beispiel mit Fokus auf das Leben in der Kommune, das interkulturelle Zusammenleben und die Aufnahme von Flüchtlingen vor Ort –– Einbeziehen von Menschen, die in Erstaufnahmeeinrichtungen untergebracht sind oder dauerhaft in der Kommune bleiben sollen –– Einbeziehen von Menschen, die einst als Flüchtlinge in die Kommune gekommen sind –– Ausstellungen zu Themen der Kultur bzw. Geschichte der jeweiligen Herkunftsländer von Flüchtlingen –– Vorstellung kultureller Aspekte der jeweiligen Länder wie Kunst, Literatur, Handwerk oder Esskultur –– Aufklärung und Bewusstsein darüber schaffen, aus welchen Ländern die Flüchtlinge kommen, auch in Bezug auf die Geschichte und aktuelle politische Situation in diesen Ländern –– Ausstellungen, die mit Kindern und Jugendlichen in der Bibliothek konzipiert werden –– Kinder und Jugendliche aus der Kommune erarbeiten zusammen mit Flüchtlingskindern ein Projekt; die Ergebnisse werden im Rahmen einer Ausstellung präsentiert (dies kann je nach Alter auch ein Mal- oder Fotografieprojekt sein o. ä.). –– Ausstellungen, die auf das Zusammenbringen von Flüchtlingen und Ortsansässigen hinzielen –– Zum Beispiel Portraitfotografien von Familien aus der Kommune, die sich in der Flüchtlingsunterbringung engagieren, oder das Dokumentieren von vor Ort entstandenen Freundschaften –– In einen größeren Kontext eingebundene Ausstellungen als Teil von Themen­ wochen oder von Veranstaltungen der Kommune, der Trägerinstitution oder eines Fachbereichs, die thematisch dazu passen Die Durchführung von Bibliotheksausstellungen ist in Ergänzung zu den Angeboten lokaler Kulturinstitutionen wie Museen oder Galerien zu sehen.2 2 Zum Thema Ausstellungen in Bibliotheken schreibt z. B. auch Skowera: „Ein Konkurrenzkampf mit Museen oder anderen kulturellen Einrichtungen ist auf jeden Fall zu vermeiden.“ (1993, S. 79). Ebenso heißt es in der Veröffentlichung Öffentlichkeitsarbeit und Werbung Öffentlicher Bibliotheken zum Thema Programmarbeit: „Auf keinen Fall sollte die Programmarbeit der Bibliothek aber der Arbeit anderer Institutionen und kultureller Einrichtungen Konkurrenz machen wollen. […] Sie kann aber auf jeden Fall die kulturellen Aktivitäten anderer sinnvoll ergänzen, indem sie mit eigenen Veranstaltungen auf diese direkt Bezug nimmt […] oder mit ihren ganz spezifischen Möglichkeiten unterstützen, etwa durch eine Buchausstellung in ihren Räumen oder Leihgaben für gemeinsame Ausstellungen. Institutionen ihrerseits können sich wiederum in der Bibliothek präsentieren, sei es durch Ausstellungen, Vorträge oder Aufführungen.“ Höhl (Hrsg.) 1982, S. 107.



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Bibliotheken fungieren dabei als Begegnungs- und Dialogstätten, als Orte der Kommunikation und der Vermittlung von Wissen innerhalb ihres jeweiligen Kontextes (Kommune, Hochschule, wissenschaftliche Einrichtung, Verein u. v. m.). Auf die allgemeine Organisation von Ausstellungen bzw. spezifischere Organisation von Bibliotheksausstellungen wird hier nicht im Detail eingegangen. Zu beachten sind generell aber Aspekte wie langfristige interne Planung und (personelle) Kapazitäten, Kosten, Räumlichkeiten, Laufzeiten, die Rolle von Ausstellungen als Teil der Öffentlichkeitsarbeit oder die Zusammenarbeit mit Partnern und Förderern.

2 Wander- und Fremdausstellungen Auf dem Bibliotheksportal finden interessierte Bibliotheken eine Linkliste mit Wanderausstellungen zu den Themen Flucht und Asyl, die kontinuierlich erweitert werden soll.3 Unter anderem haben die UNO-Flüchtlingshilfe4 und die Landtagsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen Sachsen-Anhalt5 solche Ausstellungen konzipiert. Wanderausstellungen im Allgemeinen bieten für Bibliotheken eine in der Regel unkomplizierte und meist kostengünstige Möglichkeit, Ausstellungen in ihren Häusern oder auch in Kooperation mit anderen Einrichtungen zu zeigen. Oftmals stehen Wanderausstellungen gegen einen Unkostenbeitrag bzw. eine Leihgebühr und/oder gegen Übernahme der Transportkosten zur Verfügung. Im Vorfeld abzuklären sind je nach Ausstellung allerdings Faktoren wie benötigte Räumlichkeiten, Versand, Aufbau, Ausstellungszeitraum, Versicherung, Werbematerialien (z.  B. Plakate, Flyer), Dokumentationen im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit oder die Organisation von Veranstaltungen, die die jeweilige Ausstellung begleiten. Viele Anbieter von Wander­ ausstellungen haben Checklisten erstellt, die auf zu beachtende Aspekte hinweisen, wie die Ökumenische Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche e. V.6 Generell sollte auch die Möglichkeit geprüft werden, die Ausstellung und die Inhalte vorher zu sehen. Dies kann online möglich sein, oder die Ausstellungstafeln bzw. ‑inhalte können im Vorfeld als Dateien zur Verfügung gestellt werden. Mögliche weitere Ansprechpartner zum Thema Fremdausstellungen können (lokale) Initiativen, Parteien oder Vereine sein, die sich hauptsächlich mit der Flüchtlingsthematik befassen. Auch die Flüchtlingsräte und Fotografen, Künstler oder pädagogische Einrichtungen kommen theoretisch in Frage. Öffentliche Bibliotheken können sich (allgemein zu Ausstellungen) an ihre jeweiligen Fachstellen wenden, die oftmals zur Veranstaltungs- und dahingehend auch zur Ausstellungsarbeit beraten. 3 Vgl. Deutscher Bibliotheksverband 2015b; vgl. zum Thema Bibliotheksengagement für Flüchtlinge auch Deutscher Bibliotheksverband 2015a. 4 Vgl. UNO-Flüchtlingshilfe 2015. 5 Vgl. Bündnis 90, Die Grünen. Landtagsfraktion Sachsen-Anhalt 2015. 6 Vgl. Ökumenische Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche 2015.

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Bei Wissenschaftlichen Bibliotheken sind zusätzlich verwandte Institutionen, universitäre Einrichtungen und Partner relevant. Ganz allgemein ist es sicherlich von Vorteil, ein Auge darauf zu haben, was es an Ausstellungen zum Thema bereits gibt und welche Ansprechpartner dafür zuständig sind. Dahingehend ist auch die Vernetzung zwischen einzelnen Bibliotheken wichtig. Die Einbeziehung der Bibliothek bei Ausstellungen, die nicht innerhalb der Bibliothek selbst konzipiert wurden, kann auf ganz unterschiedlichen Ebenen angesiedelt sein. Entweder es erfolgt eine Kollaboration und es werden Aufgaben in der Planung, den Kosten u. v. m. aufgeteilt oder aber die Bibliothek stellt ihre Räumlichkeiten für eine Ausstellung zur Verfügung und ist in den weiteren Prozess nicht involviert.

3 Rahmenveranstaltungen Bei Ausstellungen sind die Möglichkeiten der Organisation von Rahmenveranstaltungen in der Regel äußerst vielfältig. Oftmals wird eine Eröffnungsveranstaltung mit kurzen Vorträgen und/oder einer Führung durch die jeweilige Ausstellung organisiert. Viele Bibliotheken bieten aber auch regelmäßige Ausstellungsführungen an, diese lassen sich ebenfalls mit Bibliotheksführungen kombinieren. Weitere Rahmenveranstaltungen können u. a. Lesungen, Filmvorführungen, Diskussionsveranstaltungen, Musikveranstaltungen oder spezielle Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche sowie weitere zielgruppenspezifische Angebote sein. Bei Ausstellungen zu Flucht und Asyl sind viele Spielarten von Rahmenveranstaltungen denkbar. So könnte eine Ausstellung, die das Leben von Flüchtlingen in einer lokalen Erstaufnahmeeinrichtung portraitiert, von einer Lesung eines Autors oder dem Auftritt eines Musikers begleitet werden, der aus einem der Länder stammt, aus dem auch die sich vor Ort aufhaltenden Flüchtlinge kommen.7 Im Rahmen von Diskussionsveranstaltungen kann ein Dialog zwischen kritischen Bürgern und z. B. lokalen Flüchtlingsinitiativen angestrebt werden. Projekte mit Kindern und Jugendlichen können dazu beitragen, Vorurteile abzubauen und das Miteinander zu stärken. Hier setzen auch Bestrebungen der Interkulturellen Bibliotheksarbeit und der Bibliothekspädagogik an.

4 Potenzielle Kooperationspartner und Förderer Bei der Ausstellungsorganisation rund um die Themen Flucht und Asyl bietet es sich an, aktiv auf Kooperationspartner und Förderer bzw. Sponsoren zuzugehen. Wie die nachfolgenden Praxisbeispiele zeigen, haben viele Bibliotheken Ausstellungen mit7 Siehe auch Praxisbeispiele in Abschnitt 5.



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hilfe von Partnern, durch die Unterstützung von Stiftungen, Vereinen und Initiativen realisiert. Mögliche Partner könnten dabei nicht nur kommunale Einrichtungen wie Theater, Museen, Schulen, Ämter oder die Volkshochschulen sein. Auch lokale Vereine, die sich für Flüchtlinge einsetzen, der Förderverein der Bibliothek, politische Parteien oder weitere lokale Partner wie Fotografen, Künstler oder engagierte Einzelpersonen kommen in Frage. Bei Wissenschaftlichen Bibliotheken oder Spezialbibliotheken könnten zudem die Trägereinrichtungen potenzielle Partner sein. Ebenso lohnt es sich, andere Bibliotheken anzusprechen, mit denen gemeinsam eine Ausstellung konzipiert bzw. organisiert werden kann. Mögliche Fördergeber könnten u. a. Stiftungen, vor allem lokale Stiftungen und Bürgerstiftungen, oder Kulturämter sein. Unternehmen, die sich im Rahmen ihrer „unternehmerischen Sozialverantwortung“ engagieren bzw. in der Kommune diesbezüglich bereits aktiv sind, könnten z. B. als Sponsoren fungieren. Generell kommen auch lokale Partner bei externen Ausstellungen in Frage, mit denen eine Kosten- und/ oder Aufgabenteilung vereinbart werden kann.8

5 Praxisbeispiele Im Folgenden werden einige ausgewählte, aktuelle Praxisbeispiele aus dem nationalen und internationalen Bibliotheksumfeld dargestellt. Hieraus lassen sich auch Anregungen zu Kollaborationen, Förderung und Vernetzung ableiten sowie Ideen für Ausstellungsprojekte im Allgemeinen.

5.1 Praxisbeispiele: Deutschland Dresden: Die Ausstellung Zu Hause ist es am Schönsten der Städtischen Bibliotheken Dresden im Frühjahr 2015 „[…] zeigt Porträts von in Gorbitz lebenden Flüchtlingen und stellt sie als Person und Nachbar vor. Die Bilder und Texte schaffen einen persönlichen Zugang zu den Menschen und möchten Vorbehalte abbauen.“ 9 Erfurt: Zusammen mit der lokalen Fachhochschule und dem Flüchtlingsrat Thüringen zeigten die Studierendenräte der Universität Erfurt von Juni bis August 2015 in der Universitätsbibliothek eine Ausstellung mit dem Titel Flucht und Asyl – willkommen bei uns? Die Ausstellungseröffnung wurde durch eine Filmvorführung begleitet.10

8 Zum Thema Förderung für Bibliotheken im Bereich des Flüchtlingsengagements vgl. Borries 2015. 9 Bibliotheken in Dresden 2015. 10 Vgl. Universität Erfurt 2015.

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Köln: Für die Eröffnung der Ausstellung Schwarz ist der Ozean, kuratiert von Serge Palasie, werden als Kooperationspartner der Stadtbibliothek Köln filminitiativ e. V., die Initiative „Kein Mensch ist illegal“ und das Katholische Bildungswerk genannt. Als Rahmenveranstaltung der Eröffnung im September 2015 gab es eine Film- und Musikvorführung.11 Lüneburg: Die Ausstellung Lampedusa – Schiffsfriedhof präsentierte im Frühjahr 2015 die Bilder von zwei Fotografinnen, die auf der Insel Lampedusa einen mittlerweile nicht mehr existenten „Schiffsfriedhof“ fotografierten. Die Ausstellung im Foyer der Universitätsbibliothek war eine Kollaboration des Kulturbüros des Studentenwerks der Leuphana Universität Lüneburg, des AStA-Antirassismus-Referats und des Vereins Bildungsschiff Lovis e. V.12 Magdeburg: Im Jahr 2014 führte die Stadtbibliothek Magdeburg mit dem Internationalen Bund (IB) ein Projekt mit Flüchtlingskindern durch. Unter dem Projekttitel Jemand ist unterwegs gestalteten Kinder im Alter zwischen 6 und 14 Jahren jeweils einen Schuhkarton. Dabei waren den Kindern verschiedene Fragestellungen wie „Wie sieht es in meinem Land aus (Natur, Architektur etc.)?“ eine Stütze bei der Gestaltung. Ergänzt werden konnten die Kartons durch Medien der Bibliothek. Anschließend fand in der Bibliothek eine Vernissage statt, zu der auch die Eltern und Freunde aus der Unterkunft eingeladen waren. Ein die Vernissage begleitendes Programm wurde ebenfalls organisiert. Die Ausstellung war einen Monat lang in der Bibliothek zu sehen. Die gestalteten Kartons wurden anschließend im Eine-Welt-Haus Magdeburg gezeigt.13 Anfang 2015 wurde ebenfalls in der Stadtbibliothek in Zusammenarbeit mit der Landtagsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen in Sachsen-Anhalt deren Wanderausstellung GEDULDET – Flüchtlinge in Sachsen-Anhalt gezeigt. Die Fotografien von Kathrin Königl und Rolf Brändle aus verschiedenen Unterkünften Sachsen-Anhalts visualisieren den Alltag und die Situation von Flüchtlingen. Auf dem Bibliotheksportal heißt es dazu im Text der Bibliothek u. a.: Die erfolgreiche Präsentation der Fotoausstellung „GEDULDET“ qualifiziert die Stadtbibliothek als attraktiven und öffentlichkeitswirksamen Ort für Projekte von Vereinen, Initiativen und Literaten mit thematisch ähnlichen Anliegen.14

Wetzlar: Unter dem Titel Im Auge des Betrachters – Die Schönheit des Alltäglichen durch die Kamera des syrischen Fotografen Mohamad Osman waren im Herbst 2015 in der Phantastischen Bibliothek Wetzlar (Hessen) die Bilder eines aus Aleppo geflüch-

11 Vgl. Zentralbibliothek (Köln) 2015. 12 Vgl. Leuphana Universität Lüneburg 2015. 13 Vgl. Schmidt 2015. 14 Schmidt 2015.



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teten Fotografen zu sehen, der im Rahmen der Unterstützung durch die FotoFreunde Wetzlar e. V. die Stadt und ihre Umgebung erkundet hat.15 Wuppertal: Die Hochschul- und Landeskirchenbibliothek Wuppertal (HLB) zeigte von Juli bis September 2015 die Wanderausstellung Asyl ist Menschenrecht von Pro Asyl – ergänzt durch Bestände der Bibliothek.16 Auf der Website von Pro Asyl können die Ausstellungstafeln vorab durchgeblättert werden. Auch ein Ausstellungsplakat, das von der ausstellenden Institution individuell beschriftet werden kann, ist verfügbar.17 Die Ausstellung war 2015 ebenfalls in der Stadtbibliothek Memmingen (Bayern)18, der Bibliothek der Landeszentrale für Politische Bildung Rheinland-Pfalz in Mainz19, der Bibliothek Markt Höchberg (Bayern)20 und in weiteren Bibliotheken zu sehen. In Kombination mit Ausstellungen können Bibliotheken auch im Rahmen von Themenräumen oder ergänzenden Angeboten aus dem Bestand eine breitere Aus­ einandersetzung mit Flucht, Asyl oder Migration vorantreiben und fördern. Die sogenannte „Themeninsel“ der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam (SLB), die thematisch entweder an aktuelle Schwerpunkte oder die entsprechende Ausstellung in der Bibliothek geknüpft ist, widmete sich Ende 2015 dem Themenkomplex Flucht – Einwanderung – Integration.21 Von Ende Oktober bis Mitte Dezember 2015 nahm sich die Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) mit ihrem Themenraum des Themas Migration an. Auf der Website heißt es: „Der Themenraum ist ein Angebot der ZLB in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung.“ Als Partner sind die Beauftragten für Integration und Migration des Berliner Senats und die Akademie des Jüdischen Museums Berlin angegeben.22

5.2 Praxisbeispiele: Australien Dandenong: Ziel der Sharing Hope-Ausstellung der Öffentlichen Bibliotheken von Dandenong im Jahr 2014 war es, darüber zu reflektieren, „was es bedeutet, ein Flüchtling zu sein“. Dazu machten sich Mitglieder lokaler Organisationen sowie der Bibliothek Gedanken, die sie auf Postkarten malten oder aufschrieben. Die Ergebnisse 15 Vgl. Phantastische Bibliothek Wetzlar 2015. 16 Vgl. Hochschul- und Landeskirchenbibliothek Wuppertal 2015. 17 Pro Asyl 2015. Aktuell ist die Ausstellung vergriffen. Sie soll in aktualisierter Form nachgedruckt werden (Stand: Dezember 2015). 18 Vgl. Stadtbibliothek Memmingen 2015. 19 Vgl. Landeszentrale für Politische Bildung Rheinland-Pfalz 2015. 20 Vgl. Bündnis 90, Die Grünen. Kreisverband Würzburg-Land 2015; vgl. Bibliothek Markt Höchberg 2015. 21 Vgl. Stadt- und Landesbibliothek (Potsdam) 2015. 22 Zentral- und Landesbibliothek Berlin 2015.

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wurden anschließend in der Bibliothek ausgestellt. Kollaboriert wurde mit verschiedenen lokalen Institutionen, und die Ausstellung fand im Rahmen der „Refugee Week“ statt.23 Orange: Die Stadtbibliothek von Orange zeigte im Juni 2015, ebenfalls im Rahmen der „Refugee Week“, eine Foto-Ausstellung. Auf den präsentierten Fotografien sind sowohl Familien zu sehen, die in Australien willkommen geheißen wurden als auch Menschen, die in sogenannten Auffanglagern untergebracht sind.24

5.3 Praxisbeispiele: Britische Inseln Belfast: Die Linen Hall Library in Belfast zeigte im November 2015 eine kostenlose Foto-Ausstellung mit dem Titel Make Them Visible. Die Ausstellung macht auf die Situation von Flüchtlingen aus dem Südsudan aufmerksam25 und ist Teil von „EUsaveLIVES“, einer Kampagne von Oxfam und der Europäischen Kommission.26 Glasgow: Die Mitchell Library in Glasgow stellte im Herbst 2015 Fotografien der Australierin Conor Ashleigh aus. Ashleigh begleitete zwei Monate lang Familien auf der Flucht Richtung Schottland. Die Ausstellung trägt den Titel Starting Again – A new life in Scotland, erfreute sich großer Aufmerksamkeit seitens der Presse27 und regte zu einem Diskurs über Flucht an, bei dem auch die porträtierten Familien zu Wort kamen.28 Nottingham: Im Rahmen der „Refugee Week 2013” hat die Nottingham Central Library eine Ausstellung gezeigt, deren Werke aus Workshops des Nottingham Refugee Forum entstanden sind. Zur Ausstellung gehörten ebenfalls Bilder der Fotografen Brian Sokol und Gaylan Nazhad. Letzterer leitete im Vorfeld auch die Workshops.29 Tullamore: Eine Ausstellung der besonderen Art war im Jahr 2014 in der Tullamore Library in Irland zu sehen. Eine Gruppe von Geflüchteten aus Afghanistan und Syrien, die Anfang 2014 in Tullamore ankamen, erarbeitete innerhalb von drei Monaten zusammen mit der Künstlerin Rowena Keaveny ein Projekt namens Gul mit traditionellen Handarbeiten. Ermöglicht wurde das Projekt durch das „Irish Resettlement Programme” in Kollaboration mit der United Nations High Commission for Refugees (UNHCR). Als koordinierende Stelle trat das „Office for the Promotion of Migration and Integration” auf.30 23 Vgl. The Victorian Equal Opportunity and Human Rights Commission 2014. 24 Vgl. Harris 2015. 25 Vgl. Linen Hall Library 2015. 26 Siehe dazu EUsaveLIVES 2015. 27 Siehe z. B. Keenan 2015; Martin 2015; Refugee families’ new lives 2015. 28 Siehe dazu Coburn 2015. 29 Vgl. City Arts Nottingham 2013. 30 Vgl. Offaly Country Council 2014.



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5.4 Praxisbeispiel: Italien/Schweiz Das Projekt Silent Books, from the world to Lampedusa and back des International Board on Books for Young People (IBBY) wurde im Jahr 2012 gestartet. „Silent books” sind Bilderbücher, die ganz ohne Sprache auskommen und daher auch ohne Sprachkenntnisse verstanden werden können. Für das Projekt sammelten die IBBY-Sektionen mehr als 100 Bücher aus mehr als 20 Ländern. Daraus wurde u. a. eine Wanderausstellung.31

5.5 Praxisbeispiel: Republik Malta Malta: Die Ausstellung Isle Landers in der Bibliothek der Universität von Malta widmete sich Mitte 2015 dem Thema der schwierigen und gefährlichen Bootsüberfahrt über das Mittelmeer und des sich daran anschließenden Aufenthalts in Auffanglagern. Organisiert wurde die Ausstellung von der NGO Kopin. Das Projekt Isle Landers selbst stammt von dem Fotojournalisten Darrin Zammit Lupi.32

5.6 Praxisbeispiele: Niederlande Delfshaven/Rotterdam: Im November 2015 präsentierte die Kinderwerkstatt De Kleine Vis in der Bibliothek im Rotterdamer Stadtteil Delfshaven eine Ausstellung mit „Willkommenszeichnungen“, die die Kinder vor Ort für Flüchtlingskinder gemalt hatten – als „Willkommensgeschenk”. Die Kinder aus der lokalen Flüchtlingsunterkunft wurden dann eingeladen, auf diese Zeichnungen zu reagieren. Deren Reaktionen wiederum sollten ebenfalls Teil der Ausstellung werden.33 Wijchen: Die Bibliothek im niederländischen Wijchen zeigte Anfang 2015 Porträts von Flüchtlingen aus Afghanistan, dem Iran und Somalia. Darüber hinaus wurden im Rahmen der Ausstellung Werke der Künstler Aref Damee und Soheil Hooshmandi vorgestellt. Letzterer flüchtete aus dem Iran in die Niederlande und lebt in Wijchen.34

5.7 Praxisbeispiele: Skandinavien Sønderborg, Dänemark: In der Bibliothek von Sønderborg haben Mitarbeiter zusammen mit Flüchtlingen, Asylsuchenden und einer lokalen Schule eine Kunstausstel31 Vgl. International Board on Books For Young People 2013. 32 Vgl. University of Malta 2015. 33 Vgl. Bibliotheek Rotterdam 2015. 34 Vgl. Bijzonder expositie 2015.

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lung konzipiert. Die Ausstellungseröffnung im April 2015 wurde begleitet von Musik, dem Vorlesen von Gedichten und hausgemachten Speisen.35 Die Ausstellung war eingebettet in ein nationales Bibliotheksprojekt namens Nye brugere? En 180° nytænkning af ‚biblioteket‘ (dt.: Neue Benutzer? Ein Neudenken der ‚Bibliothek‘ um 180°). Der Zweck des Projektes war es, neue Nutzergruppen für die Bibliotheken zu erschließen. Dies sollte durch verschiedene Methoden umgesetzt werden. Insgesamt beteiligten sich sieben Öffentliche Bibliotheken und zahlreiche externe Partner an der Initiative. Neue Zielgruppen sollten ferner eingebunden werden, „[…] Bibliotheksservices und Vermittlungsstrategien neu zu denken“. Auf der Website konnten teilnehmende Bibliotheken einen „Ideenkatalog“ mit inspirierenden Maßnahmen und Projekten finden.36 Ebenfalls in Sønderborg wurde im Herbst 2015 die Ausstellung #EngangVarJegFlygtning (dt. etwa: #ichwareinmaleinflüchtling) gezeigt, die auf dem gleichnamigen Hashtag in den sozialen Medien basiert. Geschaffen wurde dieser Hashtag von Samira Nawa Awaa. Er wird immer noch genutzt.37 Die Ausstellung enthielt Bilder von Menschen, die als Flüchtlinge nach Dänemark gekommen und heute „ein Teil der dänischen Gesellschaft“ sind.38 Stavanger, Norwegen: Die Ausstellung I AM HERE AND I EXIST im Stavanger Kulturhus, in dem auch die Bibliothek ansässig ist, zeigte zwischen Mai und August 2015 Porträtfotos syrischer Flüchtlinge und deren Kinder. Präsentiert wurde die Ausstellung vom Norwegian Refugee Council (NRC), dem Kulturhus (Sølvberget) und Hero Norge. Begleitet wurde sie durch eine thematische Medienauswahl der Bibliothek.39 Karlskoga, Schweden: Im Herbst 2015 fand in der Bibliothek der Kommune Karlskoga in Schweden eine Ausstellung namens Krigets Kvinnor (dt.: Frauen des Krieges) statt. Sie besteht aus Texten und Bildern eines Buches, das die Geschichten von 18 syrischen Frauen erzählt. Organisiert wurde die Ausstellung von Arbetarnas bildningsförbund (ABF) (dt. etwa: Bildungsverband der Arbeiter).40 Leksand, Schweden: Die Öffentliche Bibliothek von Leksand zeigte Anfang 2015 die Ausstellung Flykting i öknen (dt.: Flüchtling in der Wüste) des Fotografen Kim Naylor. Die Ausstellung thematisiert die Situation von Flüchtlingen in algerischen Lagern der Westsahara. Im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung berichteten verschiedene Menschen, u. a. auch Flüchtlinge, von ihren Erfahrungen und Erlebnissen zu dieser Thematik.41

35 Vgl. Radio Als 2015. 36 Statsbiblioteket 2015. 37 https://twitter.com/hashtag/engangvarjegflygtning (13.11.2015). 38 Kæhler 2015. 39 Vgl. Berekvam 2015. 40 Vgl. FramtidsPortalen 2015. 41 Leksands Kommun 2015.



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6 Perspektiven und Fazit Wie die Praxisbeispiele zeigen, haben Bibliotheken eine Vielzahl von Möglichkeiten bei der Konzeption und Organisation von Ausstellungen zu den Themen Flucht und Asyl. Aus den Beispielen lassen sich aber auch Perspektiven hinsichtlich der Bereiche der Ausstellungsarbeit ableiten, die ggf. noch ausgebaut werden könnten bzw. bei denen sich Bibliotheken vermehrt einbringen könnten. Dazu gehören z. B.: –– Ausstellungen und Rahmenveranstaltungen, die den Dialog zwischen verschiedenen Bevölkerungs- und Interessengruppen anregen und fördern –– Konzeption von Ausstellungen, basierend auf Bibliotheksbeständen, sowie thematisch zu Ausstellungen passende Medienauswahl und ‑präsentation –– Weiterführende Kooperationen mit verschiedenen externen Partnern und das Anregen von Dokumentationen (Kataloge oder sonstige Publikationen) zu den Ausstellungsprojekten –– Vermehrte Nutzung von bereits bestehenden Angeboten wie Wander- und Fremdausstellungen –– Im Nachgang auf der Website dokumentierte Ausstellungen (dies kann nicht nur die Erhöhung der Sichtbarkeit der jeweiligen Bibliotheken zur Folge haben, sondern auch ihrer weiteren Projekte und ihres gesellschaftlichen Engagements) –– Konzeption von Online-Ausstellungen (diese sind zwar je nach Aufbereitung eventuell mit höherem Aufwand und Kosten verbunden, können aber auf lange Sicht eine breitere Zielgruppe erreichen und sind längere Zeit für Nutzer abrufbar) –– Ausstellungen und Verweise auf die Bibliotheksangebote außerhalb der eigenen Häuser, z. B. in Erstaufnahmeeinrichtungen –– Vermehrte Einbeziehung von Ehrenamtlichen Nicht zu vernachlässigen ist dabei, dass die Organisation von Ausstellungen vor allem mit Personalkapazitäten, Kosten und Aspekten der räumlichen Gegebenheiten und der Raumplanung verbunden ist. Dennoch bieten Ausstellungen für Bibliotheken eine Chance der Teilhabe am Diskurs zu Flucht und Asyl und des dazugehörigen Engagements. Dabei bieten sich ebenso verschiedenste Möglichkeiten bzgl. Ausstellungsform, thematischer Ausarbeitung und begleitender (Veranstaltungs-)Angebote, denn es kann zu Bibliotheksausstellungen nach wie vor festgestellt werden: Wissenschaftliche wie Öffentliche Bibliotheken können auf verschiedene Ausstellungsformen (Sonder-, Dauer-, Wander-, Fremd-, Gemeinschaftsausstellungen sowie Neuerwerbungs- und Neuerscheinungsauslagen) zurückgreifen, mit denen sie in der Regel kulturpolitische und bibliotheksspezifische Aufgaben (u. a. leisten sie einen Beitrag zur Bestandserschließung, zur Bewusstseins- und Meinungsbildung, zur Informationsvermittlung und Wissenserweiterung) ausüben.42

42 Skowera 1993, S. 99.

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 Elena Stöhr

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Axel Malik und Klaus Ulrich Werner

Bibliothek der unlesbaren Zeichen Interview über eine Kunstinstallation in der Philologischen Bibliothek der Freien Universität Berlin Im Wintersemester 2015/16 feierte die Philologische Bibliothek der Freien Universität Berlin ihr 10-jähriges Jubiläum mit einer Ringvorlesung zu Formen, Praktiken und Qualitäten von Schriftlichkeit im historischen Wandel. Im Rahmen der Vorlesung wurde die Bibliothek zum Bezugspunkt der Reflexion von Schrift und Schreiben im digitalen Zeitalter. Der Berliner Künstler Axel Malik antwortete künstlerisch auf die Vortragsinhalte durch Performances und wechselnde Installationen, die zur Diskussion anregten. In der Architektur von Lord Norman Foster, weithin bekannt geworden als „The Berlin Brain“, erschlossen die künstlerischen Arbeiten unter dem Titel Die Bibliothek der unlesbaren Zeichen neue Wahrnehmungsräume des Schreibens und Lesens. Seit 1989 schreibt Axel Malik Tag für Tag, zunächst in Tagebüchern, dann auch auf Leinwände. Millionen von komplexen, zeichenartigen Schreibspuren, erfasst in mehr als 100 Bänden, über 30 000 Seiten, sowie auf großformatigen Leinwänden – ein Schreibprojekt, das der Künstler als „skripturale Methode“ bezeichnet. Seine Zeichen sind nicht im Sinne konventioneller Zeichensysteme lesbar. Die gegeneinander klar abgegrenzten Setzungen verweisen nicht wie Worte einer regulären Sprache auf etwas Vorgestelltes, sondern sind auf die Intensität und die strukturellen Form- und Gestalt-Beziehungen des Schreibens fokussiert.1

Aus diesem Anlass führten Teilnehmer des Projektseminars „Von der Idee zum Buch“ des Instituts für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin (Ltg.: P. Hauke) ein Interview mit dem Künstler Axel Malik und dem Bibliotheksleiter Dr. Klaus Ulrich Werner. Das Interview fand am 20.01.2016 nach einer Führung durch die Bibliothek und die Ausstellung statt. Frage: Herr Dr. Werner, Herr Malik, wie kam es zu der Idee einer Kunstinstallation in dieser Bibliothek, also einer Wissenschaftlichen Bibliothek? Werner: Axel Malik und ich haben uns durch einen Zufall kennengelernt. Der Hintergrund ist aber, dass ich schon lange etwas Künstlerisches in der Bibliothek machen lassen wollte – auch, aber nicht nur, mit Blick auf das 10‑jährige Jubiläum der Bibliothek. Ich wollte spätestens zu diesem Jubiläum die Bibliothek einmal von einer anderen Seite zeigen, nicht als Lernort, als Wissensspeicher etc., nicht nur die Bibliothek in ihren Kernaufgaben, sondern wollte zeigen, dass da noch etwas anderes ist, 1 Aus dem Flyer „Der offene Hörsaal: Schreiben als Ereignis. Künste und Kulturen der Schrift.“



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dass ein anderes Potenzial sichtbar werden kann, dass von der Bibliothek eine andere Anregung ausgehen kann. Der Impuls war, etwas Künstlerisches zu machen, und mit der Ringvorlesung2 sollte das noch vertieft werden. Insofern war es ein Zufall, dass ich zwar über Jahre immer wieder Galeristen und Künstler kennengelernt hatte, es aber nie zu einer Zusammenarbeit kam, aber jetzt etwas mit Axel Malik realisieren konnte. Warum? Aus drei Gründen: Ich hatte bisher nie näheren Kontakt zu einem Künstler bekommen, der in einer für mich als Laien interessanten Form etwas künstlerisch thematisiert, das mit Bibliothek zu tun hat. Darum ging es mir, ich wolle nicht irgendeine Malerei oder so, sondern es ging mir um eine thematisch überzeugende Umsetzung. Die zweite Bedingung war: Es musste für uns finanzierbar sein. Und die Dritte: Es musste technisch ohne größeren Aufwand machbar sein.

Abb. 1: Beidseitig wurde der Name der Bibliothek an den Außenflächen der Glaswand neben dem Eingang entfernt und durch zwei Zeilen mit kursiven, horizontal ausgerichteten Zeichensequenzen ersetzt. © A. Malik.

2 „Schreiben als Ereignis. Künste und Kulturen der Schrift.“ Ringvorlesung im Rahmen des Offenen Hörsaals. Eine Veranstaltung des Instituts für Deutsche und Niederländische Philologie in Zusammenarbeit der Philologischen Bibliothek und der Friedrich Schlegel Graduiertenschule für literaturwissenschaftliche Studien im Wintersemester 2015/16. Ltg.: Prof. Dr. J. Müller-Tamm u. Dr. K. U. Werner. http://www.schreiben-als-ereignis.de (23.03.2016).

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Ich habe häufig Galeristen kennengelernt, die gesagt haben: „Ach ja, wir können das, wir hätten eine geeignete, fertig kuratierte Ausstellung für Sie.“ Ich wollte aber nicht einfach etwas Fertiges übernehmen. Andererseits sehe ich mich nicht in der Rolle des Kurators, der eine Ausstellung komponiert. Normalerweise braucht man immer jemanden, der kuratiert. Die Galeristen sagten: „Ja, das können wir machen. Kein Problem. Wie sieht es denn mit den Finanzen aus? Wie können wir uns ausdehnen?“ Das war dann zwar meist eine tolle Malerei, aber wo war der Bezug zu dem, was die Studierenden und die Nutzer in der Bibliothek tun, warum sie in die Bibliothek kommen? Wo war da der thematische Reiz? Und genau der war hier da. – Wir haben die Bibliothek nicht mit Kunstwerken bestückt, sondern sie in Erfahrungs- und Wahrnehmungsraum umformatiert.

„Die Bibliothek – ein Ort, wo sich kulturelle Prozesse auf eine ganz bestimmte Art und Weise formatieren …“ Malik: Man könnte zugespitzt auch fragen, was eine Bibliothek ist. Für mich sind Bibliotheken keine Orte, die man dadurch definieren kann, dass dort viele Bücher stehen, die in Regale geräumt und einer Ordnung unterzogen werden. Ich denke, Bibliotheken sind etwas ganz anderes, und das merkt man hier in der Philologischen Bibliothek der FU, wo man in einer Bibliothek ist, die genutzt wird, wo es Arbeitsplätze gibt, über 650 insgesamt. Das ist ein Raumgefüge, in dem sich kulturelle Prozesse auf eine ganz bestimmte Art und Weise abspielen. Dazu braucht es ganz bestimmte Bedingungen. Bibliotheken unterscheiden sich in ihren Atmosphären und sie bilden Resonanzräume aus, die eine unverwechselbare Aura und Struktur haben können. Als ich die Philologische Bibliothek das erste Mal betrat, hat mich die klare Gliederung und Ausstrahlungskraft dieses Raumes begeistert. Er öffnet eine unglaubliche Raumwahrnehmung dadurch, dass es zwar Stockwerke gibt, sich aber alles in einem einzigen Raumkörper befindet. Es fällt auf, wie sich diese Bibliothek räumlich definiert, wie sie sich durch ihre doppelwandige Hülle, die wie eine Zellmembran fungiert, von der Welt abgrenzt und diese gleichzeitig hereinfiltert. In Bibliotheken wird normalerweise nicht geredet, es sind stille Räume, und das ist eine besondere Erfahrung, weil man damit auch selbst in einen anderen Modus überwechselt. Die Elemente meiner Kunstinstallation setzen unmittelbar an den spezifischen architektonischen und funktionalen Gegebenheiten dieser Bibliothek an und sie beziehen sich auf die grundlegenden Parameter von Schreiben, Schrift und Buch. Wenn man jetzt, aus einer anthropomorphen Phantasie heraus, die Bücher selbst dazu befragen würde, in was für einer Art von Raum sie leben wollen, dann gäbe es sicherlich eine ganze Reihe von verschiedenen Vorschlägen. Und ich glaube, dass diese Bibliothek es bewirkt, dass die Bücher nicht nur als Behälter von Wissen, sondern als Spuren eines lebendigen Netzwerkes, als Zellen eines großen kulturellen Prozesses gesehen, erlebt und genutzt werden können. Und das ist für mich ein Unter-



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schied und Aspekt dieser Zusammenarbeit – dass ich mit Herrn Werner auf einen Bibliothekar getroffen bin, der eben nicht einfach nur „Hausmeister von Büchern“ ist, sondern mit an den Stellschrauben dieser kulturellen Schöpfungsprozesse dreht.

Abb. 2: Auf den Stelen des Leitsystems übernahmen die skripturalen Konfigurationen das ursprüngliche System der weißen Schrift auf rotem Grund. © A. Malik.

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Wenn es stimmt, dass Bibliotheken besondere Orte sind, die eine fokussierte und verdichtete atmosphärische Qualität haben, dann kann das mehr oder minder zur Geltung kommen. Wenn es der Kunst gelingt, diese Strukturqualitäten zu thematisieren, um sie bewusst zu machen, können sich dadurch neue Sichtweisen oder sogar völlig neue Wahrnehmungsräume auftun. In unserem Fall war das eine sehr fruchtbare Beziehung, und es war bei der Installation nicht von vornherein vollkommen klar, was wir machen, sondern das war in sich ein Prozess, der mit den Eigenheiten dieser Bibliothek in Resonanz getreten ist. Dazu war ein Dialog nötig, der diese Sensibilitäten und Wahrnehmungen von beiden Seiten ins Spiel brachte. Also, ich kann mit künstlerischen Eingriffen und Setzungen auf bestimmte Sachen reagieren. Aber es ist nochmal etwas ganz anderes, wenn die Bibliothek genauso Schritte unternimmt und ihrerseits Anteil daran nimmt, was sich transformieren, umformulieren, herauslösen und übertragen lässt – damit nachher etwas entsteht, so wie es jetzt hier entstanden ist. Frage: Gab es bei Ihrer Zusammenarbeit Barrieren oder Probleme, die Sie überwinden mussten? Werner: Die baulichen Vorgaben waren natürlich sehr wichtig. Unsere technische Gebäudebetreuerin hat, im Auftrag der technischen Abteilung der Universität, mit uns gemeinsam einen Rundgang gemacht. Zuvor hatten wir unsere Pläne eingereicht, denn die Techniker wollten auf keinen Fall, dass wir baulich in das Gebäude eingreifen. Dies bedeutete, dass wir natürlich keine Löcher bohren sollten, die Innenhülle aus Stoff nicht berühren oder etwas an sie hängen durften. Es war wichtig, dass das Bauwerk gänzlich unberührt blieb. Das Dekanat unseres Fachbereichs wiederum war inhaltlich sehr angetan vom Konzept, merkte aber an, dass die Benutzbarkeit der Bibliothek in keiner Weise eingeschränkt werden dürfe.

„Finanzierungsmöglichkeiten allerdings genau abwägen …“ Um solch ein Projekt zu ermöglichen, wird allerdings auch Geld benötigt. Die Beschaffung dieser Mittel ist eine große Hürde. Bedenken Sie, dass wir als nachgeordneter Teil der Universität nicht einfach die Lotto-Stiftung, eine öffentliche Geldquelle für Kultur, um finanzielle Unterstützung für ein Projekt bitten können. Das könnte nur die Universität als gesamte Institution, die ihre Finanzierungsmöglichkeiten allerdings genau abwägen würde. Auf der anderen Seite ist es die einzige Aufgabe einer Universität, Forschung und Lehre zu ermöglichen, nicht aber Kunst. Letzteres mag für Kunsthochschulen, wie



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etwa die Universität der Künste3, auch von Bedeutung sein, aber bei uns sind Forschung und Lehre anders definiert. Eine Universität kann nicht einfach Kunst ankaufen, aber darum ging es ja bei unserem Projekt auch nicht. Die Rahmenbedingungen waren zum Teil streng und bedeuteten für den Künstler auch Einschränkungen. Für die Ausstellung wurden nur zu einem kleinen Teil vorhandene Vitrinen genutzt, die Installation sollte sich in der Bibliothek entfalten. Bei der Nutzung des übrigen Raumes musste deshalb darauf geachtet werden, dass Verkehrswege und Fluchtwege erhalten blieben. All diese Auflagen mussten beachtet werden, denn schließlich brauchten wir auch die Zustimmung der technischen Gebäudebetreuung. Frage: Verraten Sie uns, wie Sie das Projekt finanziert haben? Werner: Ich habe tatsächlich die Universität, beziehungsweise das Dekanat, überzeugen können und Geld für das Projekt „10‑jähriges Jubiläum der Philologischen Bibliothek“ sowie für eine Ringvorlesung, die von der Installation inspiriert ist, eingeworben. Es ist also etwas Wissenschaftliches passiert, aufgrund des künstlerischen Impulses. Es ist nämlich für mich wichtig an einer Hochschule, dass die Wissenschaftler sehen, hier beginnt ein Diskurs, das hier hat auch einen wissenschaftlichen Sinn. Deshalb haben wir auch die Ringvorlesung geplant und für das Programm „Offener Hörsaal“ eingereicht. Das ist ein Wettbewerb hier an der Freien Universität, in dem die ausgewählte Vorlesungsreihe von der Universität finanzielle Mittel erhält, um die Veranstaltung zu realisieren, d. h. um Reisekosten für Referenten zu bezahlen, Flyer herzustellen und Plakate zu drucken. Wir wurden mit unserer Ringvorlesung ausgewählt und haben insofern alles aus unterschiedlichen Mitteln der Universität realisiert. Das Ganze war möglich, weil das Projekt nicht als Kunstprojekt, sondern als Beginn eines wissenschaftlichen Diskurses durch die Ringvorlesung konzipiert war. Das 10‑jährige Jubiläum der Philologischen Bibliothek war der zweite Hebel, um die Finanzierung zu ermöglichen. Frage: Ebenfalls aus Universitätsmitteln? Werner: Ja. Die Universität hat auch gesagt: „Das können wir selbst, da müssen wir jetzt nicht betteln gehen. Wir werden doch wohl der Bibliothek das 10-jährige Jubiläum finanzieren können.“ Außerdem hat uns unser Förderverein „Förderkreis Philologische Bibliothek e.V.“ unterstützt. Frage: Wie lange hat dieser ganze Prozess gedauert, von der Idee über den ganzen Verwaltungsakt, den man intern an der Uni zu bewältigen hat, bis zur fertigen Ausstellung? 3 Vgl. auch den Beitrag von V. Tafel Kunst in der Bibliothek - Beispiele der VOLKSWAGEN-Universitätsbibliothek von TU und UdK Berlin in diesem Band.

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Werner: So etwas schafft man nicht in einem Jahr. Aber ich hatte schon vorher diese Ideen: „Was mache ich zum zehnten Jubiläum hier für die Nutzer und mit meinen Mitarbeitern? Was bieten wir hier?“ Das muss man schon lange vorbereiten, das sind eher zwei Jahre der Vorbereitung gewesen. Man muss sich auch fragen: Was ist künstlerisch überhaupt möglich? Was können Sie dem Künstler an Entfaltungsmöglichkeit bieten?

„… ein ziemlich langer Prozess …“ Und dann muss man den Prozess auch begleiten. Wir sind ja kein Museum. Es ist klar, dass wir Ausstellungen machen, aber wir müssen das auch vorbereiten, um eine Akzeptanz in der Hochschule zu schaffen. So etwas finden nicht per se alle gut. „Die sollen doch lieber ihrem normalen Geschäft nachgehen“, heißt es dann. Wenn wir hier zum Beispiel für eine Gruppe eine Führung mit dem Künstler machen, dann wird es auch mal unruhiger, ein bisschen lauter und es stört etwas. Deshalb muss vorher eine Grundlage geschaffen werden, dass die Nutzer das akzeptieren, es vielleicht sogar interessant finden. Das muss man vorbereiten, und zwar in unserem Falle mit 13 wissenschaftlichen Instituten, dem Dekanat und der Universität. Wie gesagt, wir sind keine Profis im Veranstaltungsmanagement. Eine große Bibliothek hat dafür eine Abteilung, die Staatsbibliothek hat so etwas zum Beispiel, wir aber nicht. Das ist für uns nicht unser normales Geschäft und dauert deshalb ein bisschen länger (lacht). Das geht nicht so einfach. Insofern ist das ein ziemlich langer Prozess, und meine Aufgabe war es, das mit der Universität zu regeln. Das ist nicht die Sache des Künstlers, denn der soll davon möglichst frei sein. Zu diesen Dingen gehörte – jetzt mal flapsig ausgedrückt – den Künstler in seiner Sensibilität bei der Stange zu halten. Da kommen zum Beispiel Zweifel auf wie: „Oh je, schaffen wir das überhaupt oder müssen wir jetzt verzweifeln? Klappt das überhaupt, und darf ich das hier an der Universität?“ Meine Aufgabe war es dann, wie bei einem Galeristen, dem Künstler immer wieder Mut zu machen: „Ja, das schaffen wir, und wo eine Hürde ist, da reden wir darüber und versuchen den Klotz aus dem Weg zu räumen.“ Als Laie natürlich gar nicht so einfach (lacht). Ich würde sagen, dass wir uns von verschiedenen Problemen nicht haben entmutigen lassen. Die Idee von Axel Malik, seine Zeichen in den Stoffhimmel, d.  h. auf die textile Innenhülle zu schreiben, hat sich nicht realisieren lassen. Eine andere Idee war, dass von der Decke große Schriftfahnen abgehängt werden, doch auch das konnte nicht realisiert werden. Man muss aber sehen, dass das, was wir gemacht haben, trotzdem ein sehr großer, aber sanfter Eingriff ist, sogar viel größer als zunächst wahrnehmbar. Es wurden Wände, Türen, Glasflächen, Regale und die Vitrinen bespielt sowie eine große Fläche, unser sog. „Orchestergraben“, benutzt. Das ist alles mit einem relativ kleinen Aufwand realisiert worden, also hat man innerhalb dieses Prozesses für Probleme auch Lösungswege gefunden. Ich würde diese These



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vertreten, dass es immer Spielraum zur Entfaltung gibt, der nur gefunden werden muss. Das ist allerdings nicht immer leicht.

„Kunst, die sich mit Dimensionen oder Strukturen der Bibliothek selbst auseinandersetzt ...“ Malik: Wie weit kann und will man gehen? Ein Beispiel ist das Leitsystem dieser Bibliothek. Die Frage war: „Können, wollen oder müssen wir vielleicht so weit gehen, dass wir das gesamte Leitsystem für die Dauer von fünf Monaten mit unlesbaren Zeichentexten austauschen? Sollten wir so weit gehen, dass wir den Namenszug der Bibliothek, der ganz prominent am Eingang steht, durch skripturale Chiffren ersetzen? Und was macht das mit der Bibliothek?“ Wichtig an dem Prozess war, dass wir uns nicht gescheut haben, das grundsätzlich zu diskutieren, diese Ideen zu entwickeln und zu schauen, welche Bedeutung und welchen Einfluss das hätte, welche Möglichkeiten das öffnet, weil dadurch der Auftrag, den die Bibliothek hat – die eben keine tote Bücherstube ist, sondern ein lebendiger Ort, an dem Kultur entsteht, verhandelt wird und neu aufkeimt – erweitert wird, dadurch erst realisiert wird und auch eben eine Form bekommt: Es wird sichtbar. Man kann in eine Bibliothek gehen und man merkt gar nicht, was das für ein besonderer Raum ist. Die Chance, die sich aus einer Allianz zwischen Kunst und Bibliothek ergibt, oder zwischen Kunst und Wissenschaft, ist, dass es verschiedene Erkenntnisweisen oder Zugänge zur Welt gibt und diese Zugänge in der Regel aber getrennt voneinander agieren. Es ist sehr interessant, wenn Kunst, die sich mit Dimensionen oder Strukturen der Bibliothek selbst, den Fragen des Schriftlichen, des Lesens und der Zeichen auseinandersetzt, diese in der Bibliothek unmittelbar erfahrbar macht und versucht, dafür, vor Ort, Formen und Strukturen bereitzustellen. Ich habe wöchentlich über den gesamten Vorlesungszeitraum Führungen gemacht und auch einige Führungen nur mit den Bibliotheksmitarbeitern. Das hat regelmäßig viele Fragen aufgeworfen, die aber alle etwas mit der Identität zu tun haben, damit, dass man plötzlich den Raum dafür hat, erneut zu überlegen: Was machen wir denn eigentlich hier? Was sind denn Bücher? Was ist Lesen? Was sind Zeichen? Was ist Sprache? Alles Dinge, die oft gar nicht zur Disposition stehen, weil man in Funktionalitäten und herkömmlichen Blickwinkeln so festgesetzt ist, dass man bestimmte Phänomene, auch in ihren Kontexten, gar nicht wahrnimmt. Das wollten wir an entscheidenden Stellen aufbrechen.

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Abb. 3: Folienprints überdecken vollflächig alle sieben Stelen des Leitsystems der Bibliothek. Die Stelen wurden über ein elektronisches Schreibtablett mit einem Stift geschrieben, der die Bewegungsspur pixelgenau als digitale Vektorgrafik erfasst und abspeichert. Hier: Detail Stele auf Ebene 3 © A. Malik.

„… Räume, die zeigen, dass das Schreiben, auch das handschriftliche Schreiben, eine Perspektive hat …“ Malik: Plötzlich öffnen die eigenen Wahrnehmungen einen Reflexions-Raum und man merkt, da spielen noch ganz andere Identitätsaspekte eine Rolle, die sogar damit zu tun haben, wie wir uns untereinander aufeinander beziehen und wie wir uns selbst sehen und verorten. Die Buchwelt, die Bücher und das, was wir als Schrift ansehen, sind Teil einer Beziehungskette, die wir gerade neu kulturell ausloten in einer Zeit, die sich so schnell verändert. Und es stehen Fragen im Raum: Wie geht es mit den Bibliotheken weiter? Brauchen wir die in 50 Jahren noch? Oder sagt man dann, es ist alles eingescannt, eigentlich können wir den Laden schließen? Oder ist es nicht ganz anders? Obwohl ich sehe, dass das Handschriftliche verliert, entdecke ich plötzlich Räume, die zeigen, dass im handschriftlichen Schreiben Perspektiven und Dimensionen enthalten sind, die noch gar nicht ausgeschöpft oder erschlossen sind. Ähnlich sehe ich das bei den Büchern. Das ist nicht eine Sache, die jetzt tot und abgeschlossen ist, sondern sie hat sicherlich noch eine Zukunft, auch wenn sie vielleicht ganz anders aussehen wird.



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Frage: Sie sagen zwar, dass Sie in dem Moment, in dem Sie Ihre Zeichen schreiben, diese semantisch entkernen, aber Sie sagen auch gleichzeitig, dass Sie dann nicht auf etwas Wirkliches oder Vorgestelltes referieren. Kann man das wirklich? Kann man einfach schreiben, ohne sich etwas vorzustellen? Vor allem, weil Sie zum Beispiel einzelne Zeichen auf den Etagen angebracht haben, so u. a. neben der Zwei der „2. Etage“, die ja ein lesbares Zeichen ist. Da haben Sie sich vielleicht aus einem bestimmten Grund für dieses Zeichen entschieden und nicht für ein anders. Oder war es wirklich eher willkürlich? Oder haben Sie sich dann bei den Zeichen vielleicht doch etwas vorgestellt oder gedacht?

Abb. 4: Die Falttüren, die die Zugänge zur Haustechnik verbergen, wurden mit einer flüssig-pastosen, grauen Tinte in dreidimensionaler Körperlichkeit beschriftet. © A. Malik.

Malik: Viele kennen das, wenn man im Kino sitzt und bei einem asiatischen Film der Abspann läuft, mit für uns lauter unlesbaren Zeichen, dass viele immer noch sitzen bleiben und auf diese Zeichenprozesse schauen. Schrift kann eine Gestaltdimension und ein Formgewicht haben, das losgelöst erscheint von Bedeutung. Genauso wie bei dieser mittelalterlichen gotischen Minuskel in der Dombibliothek Hildesheim, von der ich während unseres Rundgangs gesprochen habe. Die konnte ich auch nicht lesen. Ich habe sie mir aber trotzdem sehr, sehr genau angeschaut, und gerade dadurch, dass ich die Schrift nicht lesen konnte, sind mir besondere Qualitäten, wie ein Strich geführt wird, wie die Abstände sind, was sich da für Rhythmen ergeben, aufgefallen. Das hat nicht nur einen eigenen Körper, sondern beschreibt einen dynamischen

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Beziehungsraum, und, wenn man sich mit Büchern beschäftigt, ist zu spüren, dass sie recht eigenartige Objekte sind, die man anfasst und die einen anfassen, und es ist überhaupt nicht egal, wie das Layout gebaut ist und welche Typografie das hat. Für die Bedeutungsebenen spielt das alles gar keine Rolle. Man könnte das eigentlich alles beiseitelassen. Aber wir behandeln die Dinge, die uns gegenüberstehen, mit mehr Respekt, gehen sehr differenziert mit ihnen um. Die Objekte selbst haben also auch eine Art von Eigenleben, das liegt in ihrer Materialität und strukturierten Form, und das gilt gleichfalls bei diesem Schreiben, bei diesen Zeichensetzungen, bei denen ich mich lediglich auf Schreibbewegungs-Impulse konzentriere. Das merkwürdige Phänomen, das dabei auftritt, ist, dass aus dieser Eigengesetzlichkeit, mit der die Schrift sich scheinbar eigenhändig artikuliert, Zeichen entstehen, die sich alle voneinander unterscheiden. Es gibt kein Zeichen, das sich wiederholt. Die großen Einzelzeichen auf den jeweiligen Etagen machen deutlich, welche Präzision und einprägsame Gestalt das annehmen kann, bei gleichzeitig absoluter semantischer Leere. Wenn man sich auf diese Dimension einlässt, spürt man, wie einem etwas aus den Zeichen entgegenkommt. Man muss nicht etwas hineinlegen. Dies kann man auch bei dem installierten Schreibvideo sehen, mit welcher Geschwindigkeit und Vehemenz die Zeichen sich aus dem Nichts heraus artikulieren.

„… das gesamte analoge Leitsystem verändert …“ Werner: Wenn ich aus meiner Laiensicht noch etwas hinzufügen darf (lacht). Zu den Schriftzeichen auf den roten Stelen des Leitsystems – Axel Malik nennt sie „Superzeichen“, sie befinden sich auf der Rückseite neben der Etagenziffer – habe ich meine Mitarbeiter nach den Reaktionen der Nutzer befragt. Schließlich ist das gesamte analoge Leitsystem verändert und derzeit fast nicht existent. Deshalb hatten wir am Anfang von den Nutzern geradezu Proteste erwartet, wie etwa: „Man kann sich gar nicht mehr zurechtfinden!“, „Wo ist denn die Etagenübersicht?“, und „Wo ist dieses und jenes Fachgebiet?“ Auf den Stelen haben wir auch eine Erläuterung der RVKKlassifikation. Das ist gerade alles nicht da, aber es kam kein Protest! Vielleicht auch, weil wir ein digitales Leitsystem haben und weil sich leider so gut wie niemand mehr mit der analogen Klassifikation beschäftigt. Stattdessen schauen die Leute in v:scout, in unserem digitalen Leitsystem nach: Wo steht das Buch, in welcher Etage, in welchem Regal? Als ich dann meinen Mitarbeitern gesagt habe, dass wir nach Projektende wieder alles entfernen müssen, um das Leitsystem wieder herzustellen, war deren Reaktion: „Oh, wie schade.“ Und da habe ich gefragt: „Was ist mit den Superzeichen?“ „Die sollen bleiben!“, bekam ich als Antwort. Meine Laiensicht dazu: Die Auswahl der Superzeichen, die sich neben der Etagenzahl befinden, ist vom Künstler schlicht nach Schönheit entschieden worden. Die Zeichen wurden alle eigens für die Bibliothek entworfen. Aber welches der fünf entworfenen Zeichen welche Etage bezeichnen



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sollte, das hat Axel Malik – das verrate ich jetzt einfach mal – vor Ort durch bloßes Dranhalten nach optischen Kriterien entschieden.

Abb. 5: Auf der Rückseite der Stelen des Leitsystems sind die Ebenen der Bibliothek mit jeweils einer Ziffer angegeben. Jeder Ebene ist ein einprägsames, großformatiges Superzeichen zugeordnet, das an dieser Stelle wie ein Signet oder Symbol funktioniert. © A. Malik.

Bei den großen Stelen, die komplett beschrieben sind, war das natürlich anders; sie sind Ergebnis eines komplexen künstlerischen Konzeptes. Die Elemente in der Eingangsebene sind bewusst anders gestaltet als die in den oberen Etagen – sie sind entstanden mittels künstlerischer Umsetzung des Bibliotheksleitsystems. Wer das kennt, kann das erkennen, wenn man es vergleicht. Malik: Ein weiterer interessanter Punkt betrifft die „Unlesbarkeit“. Das ist bei uns synonym mit Unleserlichkeit. Wenn ich also etwas kritzle, dann ist das „Krickelkrakel“ schlicht „unlesbar“. Das ist gleichbedeutend mit unleserlich. Bei meiner Arbeit geht es um eine gegensätzliche Dimension, bei der etwas „unlesbar“, schwierig zu erfassen, aber gleichzeitig sehr präzise und überdeutlich ist. Es wird bei den Superzeichen natürlich sehr stark nach außen transportiert, dass sie eine sehr präzise und genaue Gestalt haben, einen kohärenten und stimmigen Verlauf, der sie in ihrem höchst individuellen Beziehungsgerüst, in ihrer strukturellen Sprache lesbar und in diesem Sinn einsehbar macht. Das Schreiben erzeugt unverwechselbare Typografien, einzigartige Bewegungsmodelle, eine zeichenhafte Matrix, die man nicht in etwas

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 Axel Malik und Klaus Ulrich Werner

sehr Fixes übersetzen kann. Es geht um eine flirrende Bewegungs-Sphäre, deren Bewegtheit sich aber nicht so leicht in sprachliche Begriffe überführen lässt. Frage: Ich kann mir auch gut vorstellen, dass die Studenten – wenn es so bleiben wird, auch irgendwann dieses Zeichen der Zwei zuordnen werden. Wahrscheinlich könnte man die Zwei einfach weglassen und sie wüssten trotzdem, welche Zahl dazugehört. Werner: Das ist ein guter Gedanke! Das Icon sozusagen als Ersatz für die Ziffer. Frage: Thematisch ergänzen sich die kalligrafischen Zeichen auf sehr anschauliche Weise mit den Büchern, und auch der Kontrast, den sie dadurch schaffen, ist mit dem geordneten Wissen, der Schrift, den Büchern und der Kunst sehr ansprechend. Herr Werner, ich möchte gerne wissen, ob Sie geplant haben, diese Icons zu behalten und sich vorstellen könnten, die Arbeit von Herrn Malik hier vor Ort zu belassen, oder soll die Ausstellung als ein einmaliges Erlebnis und eine Wahrnehmungsausstellung zum 10‑jährigen Jubiläum der Bibliothek auf dieses Ereignis beschränkt bleiben und dann langsam ausklingen?

„… Kunst als Impuls für eine intellektuelle Auseinandersetzung mit einem – auch wissenschaftlich – relevanten Thema …“ Werner: Für mich als Veranstalter in einer Bibliothek einer Universität ist die Kunst als Impuls für eine intellektuelle Auseinandersetzung mit einem – auch wissenschaftlich – relevanten Thema gedacht. Für mich war dieses Thema immer die Schrift und ihre Lesbarkeit sowie die normierte Handschrift, die mehr und mehr verschwindet. Wer schreibt heutzutage noch korrekt nach den deutschen Normen für Handschrift? Was passiert mit Schrift im digitalen Zeitalter? Was bedeutet die mediale Veränderbarkeit von Schrift für uns? Ein Schlüsselerlebnis diesbezüglich hatte ich, als ich zum ersten Mal einen E-Reader benutzte. Ich war geradezu schockiert von der Veränderbarkeit des Layouts und der Typografie und kam nicht damit zurecht. Ich war es gewohnt, am PC mit einem E-Book als Abbild, als PDF mit einem fixierten Satzspiegel, einer festen Typografie und einem definierten Verlagslayout, das zur Veröffentlichungsreihe gehört, zu arbeiten. Durch die über Jahrhunderte tradierte Sozialisation mit dem Buchdruck ist dieses Bedürfnis nach stabilem Layout, nach tradierten Satzspiegeln in uns, oder besser gesagt in meiner Generation verankert. Doch in der heutigen Zeit lösen sich diese Normen zunehmend auf. Das bewerte ich jetzt aber noch gar nicht.



Bibliothek der unlesbaren Zeichen 

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„Wir hätten auch die Inkunabel in die Vitrine legen können.“ Es ist auch ein wissenschaftlich interessantes Thema: Wie man Schrift interpretieren kann (damit beschäftigen wir uns in unserer Ringvorlesung), wie das wissenschaftlich in den verschiedenen Disziplinen von der Philosophie bis in die Medizin ausgedeutet wird. Das war für mich das eigentliche Ziel der Sache. Deswegen sollte die Kunst, die wir hier präsentieren, elementar mit Bibliothek zu tun haben. Wir hätten stattdessen auch unsere Inkunabel in die Vitrine legen können, aber das hätte nichts Neues, keinen Diskurs zwischen dem Tradierten und dem Heute ausgelöst. Interessant wäre es evtl. gewesen, eine mittelalterliche Handschrift neben die große Arbeit von Axel Malik zu legen, so wie das auch in Hildesheim in der Dombibliothek bei einer Intervention von Axel Malik gemacht wurde. Aber wir sind keine Dombibliothek, wir haben keine alten Handschriften. Zu Ihrer Frage: Wir werden hoffentlich den wissenschaftlichen Impuls als einen fruchtbaren erhalten. So werden wir ein Buch, vielleicht sogar ein zweiteiliges Buch herausgeben: Einen Band mit Beiträgen der Ringvorlesung und einen Band über den vom Künstler gegebenen ästhetischen Input. Die große Arbeit4 von Axel Malik oben an den Falttüren, die wir gemeinsam angesehen haben, wird dort bleiben, weil wir sie als Ergebnis einer Schreibaktion behalten dürfen. Ansonsten wird sich zeigen, was geistig im Raum und im Gedächtnis bleibt, ob so eine einmalige Installation den Raum auf Dauer in der Wahrnehmung verändert. Eines darf nicht vergessen werden: Der Architekt Norman Foster wollte eine Bibliothek bauen, die inspirieren, aber nicht ablenken soll. Für zeitgemäßen Bibliotheksbau fordert ja Andrew McDonald, an dessen „Top Ten Qualities“5 wir Bibliothekare ja unsere Bibliotheksplanung orientieren, einen Raum bzw. Library Space, der inspirieren und motivieren, aber nicht von der eigentlichen Arbeit ablenken soll. Deswegen haben wir weder Büros noch eine Verwaltung in der Bibliothek. Es gibt nur zwei Theken. Künstlerisch hat das für mich auch wieder geheißen: Die Kunst, die sich hier entfaltet, soll inspirieren, darf aber nicht stören oder ablenken. Es ist ein geschlossenes System. Frage: Meine Frage an Herrn Malik knüpft daran an. Mich interessiert, ob Sie Reaktionen bekommen haben oder ob etwas an Sie herangetragen wurde, welche Kritik vielleicht auch ausgesprochen wurde und was Sie für sich selbst aus diesem Projekt mitnehmen konnten. Malik: Ich habe bei den Führungen erlebt, dass das Leitsystem bzw. dieser Eingriff ins Leitsystem von einigen als sehr massiv wahrgenommen wurde. Man fragte sich, und 4 Siehe Abb. 4. 5 McDonald, A. (2006). The Ten commandments revisited. The qualities of good liberary space. LIBER Quarterly, 16(2).

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 Axel Malik und Klaus Ulrich Werner

das ist eine berechtigte Frage, warum die Tafeln und ihre Funktion plötzlich nicht mehr zur Verfügung standen.

Abb. 6: Im Rahmen der Ringvorlesung entstanden 16 großformatige Bücher mit über 1 200 Seiten, die sich auf thematische Gehalte und Aspekte der jeweiligen Ringvorlesung bezogen, oder die grundsätzliche strukturelle Phänomene und Aspekte von Schreiben und Schreibbewegungen thematisieren. © A. Malik.

Diese Frage hat bei vielen ein sehr produktives Momentum ausgelöst. So irritierend und provozierend die Intervention erlebt wurde, hat sie doch eine bestimmte Erwartungshaltung aufgedeckt, ein Verlangen, dass Schrift und Texte Information und Sinn bereitzustellen haben. Die Abwesenheit von sprachlicher Bedeutung wird zunächst



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oft als eine Art Mangel oder Verlust erlebt. Es gab sogar einige, die dermaßen irritiert waren, dass sie mich fragten, wieso das erlaubt worden sei. Bei genauerer Betrachtung machen die derzeitigen Zeichenprozesse auf den Tafeln etwas sichtbar, dessen Informationsgehalt nicht auf einer semantischen, sondern auf einer syntaktischen, existenziellen Bewegungsschicht codiert zu sein scheint. Von meinen ausgestellten Tagebüchern und den großen Leinwandrollen fühlten sich die Betrachter oft merkwürdig angezogen und fasziniert. Viele Besucher haben längere Zeit vor den Zeichen verbracht. Man kann in dieser Bibliothek von jeder Etage aus auf die unterste Ebene, den sog. Orchestergraben, und die derzeitige große Arbeit blicken. Zu anderen Zeiten sind dort andere Werke zu sehen, wie letzte Woche, als 16 großformatige Bücher ausgestellt waren. Wenn man vom obersten Stockwerk hinabschaut, kann man auch immer beobachten, wie andere Leute die Installation betrachten. Das sind Leseszenen! Man erlebt, welche Aufmerksamkeit das bekommt, wie lange mit Neugierde und Interesse Zeichen studiert und diese dann oft mit dem Handy abfotografiert werden und wie sich flüsternd über das Gesehene miteinander unterhalten wird. Da eine Reihe von Elementen der Installation nicht nur von mehreren Ebenen und somit aus unterschiedlichen Entfernungen, sondern darüber hinaus aus einer Vielzahl von Blickachsen visuell zugänglich ist, ergibt sich daraus eine starke Einbettung und Verknüpfung mit der Architektur. Und das ist eigentlich die sehr besondere und für mich auch sehr beglückende Erfahrung, dass diese Konfrontation mit Zeichen, mit Schrift, mit Büchern, die vollkommen unlesbar sind, trotzdem oder gerade deswegen sagt: „Wir wollen in diese Bibliothek rein, wir gehören hier hin, wir sind hier zuhause,“ so angenommen und aufgenommen wird. Darin wird ein Spannungs­­aspekt aufgelöst, der deswegen produktiv ist, weil er mit erweiterten Perspektiven und neuen Zonen in der Wahrnehmung zu tun hat. Das ist für mich ein wichtiger Punkt und eine große Motivation, dass mit diesen Prozessen etwas anfängt und auch weitergeht. Und dass das Ganze eine temporäre Sache ist, ist im Grunde auch eine sinnvolle Geschichte, weil, wer weiß, in zehn Jahren vielleicht beim nächsten Jubiläum, wieder ein ganz anderer Impuls in die Bibliothek kommt, der sie wieder für etwas anderes öffnet, und das wäre ja etwas sehr Positives.

„… wobei die Kunst die Wissenschaft anrege …“ Werner: Wir haben auch von den Wissenschaftlern ein sehr gutes Feedback bekommen. Das liegt aber natürlich auch – wahrscheinlich sogar maßgeblich – an der Ringvorlesung, weil das ein wissenschaftliches Format ist. Das sind Vorträge um das Thema Schrift und die Prozesshaftigkeit von Schrift, und dazu haben wir eine ziemlich gute Resonanz bekommen, und die Ringvorlesung ist gut besucht. Wir haben auch Wissenschaftler, die in Kontakt zum Künstler stehen. Das war ja auch die Idee: Sie sollten sich davon inspirieren lassen. Einige haben in den Vorträgen dann auch

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 Axel Malik und Klaus Ulrich Werner

Ausführungen zur Bedeutung ihrer Fragestellung in Zusammenhang mit der Kunst, die wir hier präsentieren, gemacht. Insofern empfand ich das für uns auch als einen schönen Erfolg, nicht nur formal, weil wir ausgezeichnet worden sind mit dem Prädikat „Offener Hörsaal“, sondern eben auch im Feedback, dass wir gezeigt haben, dass aus der Bibliothek eine aktuelle, auch wissenschaftlich relevante Fragestellung und ein künstlerisch-ästhetisches Thema kommen kann. Das ist ungewöhnlich und war überzeugend für die Wissenschaftler. Deswegen hat das als Projekt mit der Finanzierung überhaupt geklappt, denn wie gesagt, das Dekanat, d.  h. die damalige Dekanin und die Prodekane, haben das unter wissenschaftlichen Aspekten beurteilt, nicht unter Verwaltungs- und Verfahrensaspekten und auch nicht unter künstlerischen Aspekten. Insofern sehe ich es als einen Erfolg für unseren Fachbereich und für die Bibliothek als Einrichtung dieses Fachbereichs. Darüber hinaus haben wir natürlich positives Feedback auch von außen bekommen, von Einrichtungen wie dem Wissenschaftskolleg zu Berlin, dem ICI Berlin am Pfefferberg (Institute for Cultural Inquiry), die gesagt haben, was wir hier tun, sei ein Zusammenbringen von Kunst und Wissenschaft, wobei die Kunst die Wissenschaft anrege. Und dann haben sie Axel Malik dorthin eingeladen, damit er auch dort etwas präsentieren sollte. Außerdem bekamen wir Resonanz aus der Kunst- und Galeristenszene sowie den Medien, auch vom Fernsehen: Das Problem war dabei, dass die Kulturredaktionen im TV sehr lange Vorlaufzeiten haben, sodass sie nicht besonders schnell reagieren können, um eine Sendung zu gestalten. Unser Projekt war in der Realisierung ja terminlich so eng getaktet, dass wir nicht ein halbes Jahr vorher hätten wissen können, dass finanziell und organisatorisch alles so funktioniert, wie es soll. Wir wussten erst einen Monat vor Beginn, dass alles klappen würde. Damit kann man es mit einem Projekt zwar noch in die Zeitung schaffen, jedoch nicht mehr ins Fernsehen, obwohl das Interesse, beispielsweise von der Sendung Kulturzeit des Senders 3Sat, vorhanden gewesen ist. Hauke: Darf ich kurz zusammenfassen: Sie haben ein sehr erfolgreiches Projekt durchgeführt, und der Punkt war nicht, dass Sie sagten, wir öffnen unsere Türen für eine Ausstellung oder für eine Installation, sondern Sie haben ein Paket geschnürt, das an verschiedenen Punkten festgemacht war, u. a. bei der Wissenschaft, bei der Kunst und bei der Architektur dieses wunderbaren Gebäudes, die sich dann als Idee fortgesetzt hat über die Medien bis hin zur Kunst, die wieder ihre eigene Sprache hat. Dieses Ganze haben Sie dann auch noch medial entsprechend verarbeitet. Sie selbst haben Andrew McDonald erwähnt, der den „Wow-Effekt“ einer Bibliothek als Forderung postulierte, und ich denke, was man hier sieht, ist nicht nur die Architektur, sondern auch das, was darin passiert, was im besten Fall inspiriert und was, wie in diesem Fall, zu vielen Resonanzen führt. Da es keine weiteren Fragen gibt, bedanken wir uns bei Herrn Malik und Herrn Werner ganz herzlich für das Interview.



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Literatur und Internetquellen Malik, A. (2004). Die skripturale Methode. Waiblingen: Museum der Stadt Waiblingen. Philologische Bibliothek. (2015). Der offene Hörsaal: Schreiben als Ereignis. Künste und Kulturen der Schrift. [Flyer]. http://www.fu-berlin.de/sites/philbib/media/Ringvorlesung-10-Jahre-PhilBib/ Malik_Philbib_A4_Flyer_CMYK_Vd-1.pdf (13.03.2016). Schraeder, P. (2015). Bibliothek mit Zukunft: Die Philologische Bibliothek feierte zehnjähriges Bestehen. Eröffnung einer Ausstellung mit Werken von Axel Malik. campus.leben, Online-Magazin der Freien Universität (Berlin). http://www.fu-berlin.de/campusleben/ campus/2015/151126-10-jahre-philbib/index.html (13.03.2016). Schreiben als Ereignis. [Webseite zum Projekt]. http://www.schreiben-als-ereignis.de/ (13.03.2016).

Thomas Feurstein

Ein Thema zufällig entdecken … Multimediale medizinhistorische Ausstellung der Vorarlberger Landesbibliothek in Bregenz als Besuchermagnet

Einleitung Was motiviert einen Vorarlberger Bibliothekar, im Schneeregen allein in die nur zu Fuß erreichbare Parzelle Dreikirchen der Südtiroler Gemeinde Barbian zu wandern, um dort den Entschluss zu fassen, eine Ausstellung in der Vorarlberger Landes­ bibliothek zu organisieren, die an Aufwand alle bisherigen Ausstellungen bei Weitem übersteigt? Es ist vor allem die Begeisterung an landeskundlichen Themen und die Bereitschaft, berufliches Neuland zu betreten. Die Grundlage für diese Entscheidung liegt jedoch im Statut der Vorarlberger Landesbibliothek, das neben dem Sammeln und Aufbereiten auch die Vermittlung von landeskundlichem Wissen vorsieht. Diese Aufgabe wurde bis dahin eher sporadisch wahrgenommen, wohl auch weil in Vorarlberg vor allem das nahe gelegene Landesmuseum sich dieser Thematik widmet. Die Gelegenheit, selbst aktiv in der Kulturvermittlung tätig zu werden, wurde im Jahr 2008 durch die zweijährige Schließung des Landesmuseums begünstigt, das in diesen Jahren komplett umgebaut wurde und daher keine Ausstellungen anbieten konnte.

1 Das Thema dem Zufall überlassen Der erste Anstoß, sich mit dem Pionier der modernen Unfallmedizin zu befassen, war ein Buch über Lorenz Böhler, das im Zuge der inhaltlichen Erschließung Aufmerksamkeit auf sich zog. Eine routinemäßige Kontrolle der Bestände ergab, dass viele Publikationen über ihn und von ihm zwar in der Bibliothek vorhanden waren, aber dass auch große Lücken bestanden, die sich durch antiquarische Ankäufe schließen ließen. Ein Blick auf die Lebensdaten (1885–1973) zeigte, dass mit dem Jahr 2010 ein Jubiläum, nämlich der 125. Geburtstag des berühmten Arztes kurz bevorstand. Vor über 30 Jahren wurde er in einer Umfrage einer lokalen Tageszeitung zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten Vorarlbergs erkoren, war seither allerdings weitgehend in Vergessenheit geraten. Ohne noch an eine Ausstellung zu denken, konnte via Internet ein Nachfahre Böhlers ausfindig gemacht werden, der in der Nähe lebt und selbst Unfallchirurg ist. Ein Treffen wurde vereinbart, bei dem der Enkel Böhlers neben einem ganzen Kofferraum voller schriftlicher Zeugnisse auch bereits zahlreiche medizinische Geräte und andere Utensilien seines Großvaters der Bibliothek zur freien Verfügung überließ. Ab



Ein Thema zufällig entdecken … 

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diesem Moment war klar, dass dieses Thema für eine Ausstellung geeignet wäre, die sich aber nicht nur auf Flachware beschränken konnte, sondern auch eine medizinhistorische Komponente haben müsste, die weit über das Bibliothekarische hinausreichen würde.

Abb. 1: Lorenz-Böhler-Ausstellung im attraktiven Kuppelsaal der Vorarlberger Landesbibliothek, einer ehemaligen Stiftskirche © Vorarlberger Landesbibliothek. Foto: G. Kresser.

Ein Hinweis führte zu einer weiteren Enkelin in Bozen, die über noch sehr viel mehr persönliche Gegenstände verfügen sollte. Die Reise nach Südtirol, die diesen Hinweis mehr als bestätigte, führte dann auch nach Dreikirchen, dem Sommerdomizil der Familie Böhler-Settari, wo die dortige Wirtin ihren langjährigen Gast in den schillerndsten Farben schilderte. In diesem Moment reifte der Entschluss, die Möglichkeit einer Ausstellung konkret zu prüfen. Die vielseitige Person Böhlers und seine immer deutlicher hervortretende medizinhistorische Bedeutung machten schnell klar, dass viele externe Partner an Bord geholt werden mussten, um eine qualitativ hochwertige Veranstaltung zu organisieren.

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 Thomas Feurstein

2 Die eigenen Stärken nutzen Die Ausstellung sollte die Reputation der Bibliothek als landeskundliches Zentrum stärken und sie somit nicht nur als Sammelzentrum, sondern auch als aktive Vermittlerin von Kultur und Wissen positionieren. Die Bibliothek musste sich beim Start der Vorbereitungen zunächst klarmachen, ob die Kosten für die Ausstellung tragbar sein würden. Nachdem einige Angebote eingeholt wurden, konnten die Gesamtkosten auf 106 000 Euro geschätzt werden. Die Summe wurde im Einvernehmen mit der Bibliotheksleitung budgetiert und später von der Landesregierung in voller Höhe genehmigt. Tab. 1: Budgetplan. Projekt Katalog „Lorenz Böhler“ Folder „Lorenz Böhler“ Plakat A1 „Lorenz Böhler“ Plakat A2 „Lorenz Böhler“ Transparent „Lorenz Böhler“ Inserate „Lorenz Böhler“ Ausstellung „Lorenz Böhler“ Gesamt/Netto

Auflage 1 000 3 000 1 000 1 000 1 1 1

Gestaltung

Produktion Schaltung

Summe

15 000 Euro 15 000 Euro 0 Euro 1 500 Euro 1 500 Euro 0 Euro 1 000 Euro 1 000 Euro 0 Euro 500 Euro 500 Euro 0 Euro 500 Euro 500 Euro 0 Euro 1 000 Euro 0 Euro 3 000 Euro 15 000 Euro 50 000 Euro 0 Euro

30 000 Euro 3 000 Euro 2 000 Euro 1 000 Euro 1 000 Euro 4 000 Euro 65 000 Euro 106 000 Euro

Was in Summe viel stärker wog, war der Personaleinsatz der Landesbibliothek, der dann letztendlich noch viel höher war als ursprünglich angenommen. Die Arbeiten für die Ausstellung begannen zwei Jahre vor der Eröffnung, der Zeitaufwand steigerte sich kontinuierlich, bis dann einige Monate vor Ausstellungsbeginn für nichts anderes mehr Zeit blieb. Bis zum Abbau der Ausstellung und dem darauf folgenden Rücktransport der Exponate war aufgrund der vielen Führungen ebenfalls kaum an andere Arbeit zu denken. In den letzten Monaten und besonders Tagen vor der Eröffnung musste es zudem gelingen, noch weitere Arbeitskräfte für das Projekt zu gewinnen. Das galt vor allem für die Buchbindemeisterin der Landesbibliothek, die sich als die optimale Mitarbeiterin herausstellte, da sie alle handwerklichen Tätigkeiten und die Organisation der Transporte übernahm sowie Sorge für die Originale trug. Sie fungierte auch als Bindeglied zum Ausstellungsarchitekten und trug mit ihrem ausgeprägten Organisations­ talent maßgeblich zum Erfolg der Ausstellung bei. Für die Herausgeberschaft des Katalogs konnte eine erfahrene Kollegin gewonnen werden, die akribisch die Endkorrektur vornahm und trotz professionellen Lektorats noch etliche Fehler zu Tage brachte. Gesamt gesehen hat fast der gesamte Mitarbeiterstab der Bibliothek Anteil am Erfolg der Ausstellung, sei es, weil sie konkrete Aufgaben erfüllt haben oder weil sie



Ein Thema zufällig entdecken … 

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Aufgaben von besonders belasteten Personen aus dem Kollegenkreis übernehmen mussten. In der Folge sollen einige Puzzlesteinchen beschrieben werden, die dazu geführt haben, dass die Ausstellung ein Publikumsmagnet wurde. Den Ausschlag für den Erfolg gab wohl das von der Bibliothek aus geknüpfte Netzwerk, in das Partner mit den unterschiedlichsten Stärken eingebunden werden konnten.

3 Partner mit Kompetenz In der Vorarlberger Landesbibliothek werden häufiger Exponate aus den Beständen in kleinen Ausstellungen gezeigt, die von versierten Mitarbeitern der Buchbinderei abgewickelt werden. Ab einer gewissen Größe muss aber wohl auf externe professionelle Büros zurückgegriffen werden. In Bregenz fiel die Wahl auf ein Grafikbüro aus einer benachbarten Gemeinde, da dort von einem kleinen Team seit Jahren zahlreiche hochwertige Ausstellungen für andere Institutionen entwickelt wurden, so auch für das Jüdische Museum in Berlin. Die erhoffte Professionalität zeigte sich alsbald, da bereits kurz nach der Auftragsvergabe detaillierte Zeit- und Budgetpläne entwickelt wurden. Das Vertrauen in die Kleinfirma mit drei Mitarbeitern wurde nicht enttäuscht, da alle Pläne bis zum Schluss eingehalten wurden. Das Budget von 106 000 Euro für die Ausstellung und den Katalog wurde nach der Endabrechnung nur um 50 Euro unterschritten. Der detaillierte Zeitplan war ständiger Begleiter für die ganze Zeit der Ausstellungsvorbereitung. Die eingespielten Organisationsstrukturen des Ausstellungsarchitekten ersetzten in diesem Fall Methoden des Projektmanagements, die sonst bei komplexen Aufgaben dieser Art unabdingbar wären. Tab. 2: Terminplanung. Wochentag Datum

Aufgaben

Do Mo Mo Mo

14.01.2010 01.03.2010 01.03.2010 15.03.2010

Design der Ausstellung Exponate, Maße Grundrisse, Ansichten Texte, Beschriftungen

Mo Mo Mo Mo Mo Mo Mo

15.03.2010 05.04.2010 05.04.2010 05.04.2010 03.05.2010 03.05.2010 03.05.2010

Tätigkeit

entwerfen auswählen reinzeichnen abgeben, reinzeichnen Wandabwicklung, Exponate fixieren Boden, Wände, Decken produzieren Vitrinen produzieren Texte, Beschriftungen Korrektur lesen Bilder, Grafiken drucken Texte, Beschriftungen fixieren, drucken AV-Material abgeben, bearbeiten

Wer Stecher Museum Stecher Museum/Stecher Museum/Stecher Holzbauer Vitrinenbauer Greussing Beschrifter Museum/Beschrifter AV-Studio

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 Thomas Feurstein

Wochentag Datum

Aufgaben

Tätigkeit

Wer

Mo Mo Di Do

03.05.2010 31.05.2010 01.06.2010 03.06.2010

Exponate Ausstellungsteile Boden, Wände, Decken Boden, Wände

Museum Alle Holzbauer/Maler Beschrifter

Mo Do

07.06.2010 10.06.2010

AV-Technik, Licht Exponate, Vitrinen

Di Do

15.06.2010 17.06.2010

Ausstellung PK/Eröffnung

bereitstellen anliefern aufbauen, malen bedrucken, kaschieren einbauen montieren, einräumen fertig

AV-Studio/Elektriker Museum

Museum

4 Partner mit Fachwissen Eine Ausstellung dieser Größenordnung und die thematische Entfernung zum Bibliothekarischen machten den Kontakt zu externen Informationsquellen unabdingbar. Die wichtigsten Informanten waren hilfsbereite Nachfahren von Böhler, die in sehr kooperativer Weise ihre Erinnerungen und persönliche Gegenstände zur Verfügung stellten. Das uneingeschränkte Vertrauen der Familie auch bei kritischen Themen – wie etwa der Zeit des Nationalsozialismus – war die Basis für eine gelungene Ausstellung, da die meisten persönlichen Dokumente und Gegenstände aus Familienbesitz stammten. Besonders fruchtbar waren auch hilfsbereite Personen aus dem Kollegenkreis diverser Bibliotheken und Archive, besonders hervorzuheben das Institut für Medizingeschichte der Universität Wien, wo der schriftliche Nachlass Böhlers untergebracht ist. Da ein Transport mit einer professionellen Transportfirma nicht erschwinglich gewesen wäre, führten einige mehrtägige Reisen – begleitet von der Buchbinderin, die sich zur Spezialistin für Verpackung und konservatorisch nachhaltigen Transport entwickelte – nach Südtirol und vor allem nach Wien, um Krankenbetten, Schenkelhalsnägel und altertümliche Röntgengeräte mit einem Transporter abzuholen. Einige Monate später fiel die gleiche Reise noch einmal an, um die Exponate wieder zurückzubringen. Insgesamt waren es 17 Privatpersonen und Institutionen, die Leihgaben für die Ausstellung beisteuerten. Eine weitere Gruppe an Informanten waren die Fachexperten, die Fachwissen, Katalogbeiträge und ebenfalls Gegenstände für die Ausstellung beisteuerten. Ein einschneidendes Erlebnis war die Hilfsbereitschaft einer Koryphäe der österreichischen Unfallchirurgie, die alle ihre Kontakte bereitwillig zur Verfügung stellte. Dr. Kuderna, der ehemalige Primararzt und Präsident des Wiener Roten Kreuzes, erlaubte, an der heutigen notfallmedizinischen Versorgung des Lorenz-Böhler-Krankenhauses in Wien teilzuhaben, das mittlerweile von einem seiner Schüler geleitet wird. Einen



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ganzen Tag in Wien auf den Spuren von Lorenz Böhler verbracht zu haben, war dann auch bei Führungen durch die Ausstellung ein unersetzlicher Erfahrungsschatz, der durch keine Lektüre zu ersetzen ist. Unabhängig vom Thema ist es vermutlich unerlässlich, über den Tellerrand zu schauen und sich fachspezifisches Wissen anzueignen, das weit über das Bibliothekarische hinaus reicht.

5 Partner mit Geld Da das Budget begrenzt war, mussten Sponsoren gefunden werden, die das Projekt auch finanziell unterstützten. Die großen Summen steuerten die AUVA (Allgemeine Unfallversicherungsanstalt) und die Gemeinde Wolfurt bei. Die Versicherung zeigte sich großzügig, da Lorenz Böhler vor vielen Jahren die Anstalt vor dem finanziellen Ruin gerettet hatte und das bekannteste ihrer Spitäler in Wien nach dem berühmten Vorarlberger Arzt benannt ist. Der zweite größere Geldgeber war die Gemeinde Wolfurt, der es doch einige Tausend Euro wert war, dass ihr Ehrenbürger wieder ins Licht der Öffentlichkeit gerückt wurde. Neben dem finanziellen Beitrag war es auch die wertvolle Arbeit des Gemeindearchivs, die die Ausstellung sehr bereichert hat. Die Kooperation mit der Heimatgemeinde Lorenz Böhlers war in mehrerlei Hinsicht sehr wertvoll, da die Bewohner von Wolfurt, einer kleinen Gemeinde in der Nähe von Bregenz, bis heute emotional sehr eng mit ihrem Ehrenbürger verbunden sind. Das drückt sich in Gedenktafeln an seinem Geburts- und späteren Wohnhaus und einem noch heute vergebenen Preis an der dortigen Hauptschule aus. Unersetzlicher Informant war daher nicht nur der engagierte Gemeindearchivar, sondern es waren auch die zahlreichen Mitbürger, die die unterschiedlichsten Erinnerungen und in manchen Fällen auch spektakuläre Exponate zur Ausstellung beisteuerten – so zum Beispiel eine silberne Vase, die Böhler für eine Behandlung des Schahs von Persien erhalten hatte und die dann in den Besitz einer langjährigen Angestellten übergegangen war. Die Begeisterung der Gemeinde Wolfurt reichte so weit, dass im Gemeinde­gebiet ein permanenter Böhler-Rundwanderweg eingerichtet wurde. Das dazugehörige Faltblatt konnte im selben Design wie die Ausstellung und die Publikation gestaltet werden. Als Gegenleistung für das Sponsoring wurde das Logo der Gemeinde prominent in der Ausstellung und auf allen Publikationen platziert.

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6 Die multimediale Ausstellung als Publikumsmagnet Die Ausstellung wurde im Kuppelsaal der Landesbibliothek, einer ehemaligen Stiftskirche, positioniert und nahm eine Fläche von 64  m² ein. Die vier entstandenen Räume widmeten sich den einzelnen Lebensphasen von Lorenz Böhler. Die Ausstellung beginnt mit seiner Jugend in Wolfurt, wobei glücklicherweise viele Utensilien und Dokumente aus dieser Zeit erhalten geblieben sind. Die Detail­ treue spiegelt sich in der Tapete wider, die am originalen Kinderzimmer Böhlers fotografiert und dann für die Ausstellung reproduziert werden konnte.

Abb. 2: Raum 1, Jugendzimmer Lorenz Böhlers mit reproduzierter Kinderzimmertapete © Vorarlberger Landesbibliothek. Foto: G. Kresser.

Das folgende Krankenzimmer steht symbolisch für die Lehr- und Wanderjahre des jungen Arztes und zeigt anhand von Fotos, Briefen und anderen originalen Gegenständen seinen beruflichen Werdegang in Wien, den USA, dann Südtirol und schließlich wieder in Wien. Charakteristisch für die Konzeption der Ausstellung war der „Operationssaal“, der im gleißenden Licht nackter Neonröhren erstrahlte, das von den scheinbar gefliesten Wänden mehrfach reflektiert wurde. Neben der bibliothekarischen Flachware wurde der Raum von Vitrinen dominiert, in denen chirurgische Geräte aus der Zeit Böhlers gezeigt wurden. Ein Operationstisch und ein Röntgengerät aus der Zeit



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vor dem Zweiten Weltkrieg leisteten ihren Beitrag dazu, die Atmosphäre eines Krankenhauses der Vorkriegszeit zu simulieren.

Abb. 3: Raum 2, Krankenzimmer mit Fotos, Briefen und anderen originalen Gegenständen des beruflichen Werdegangs Böhlers © Vorarlberger Landesbibliothek. Foto: G. Kresser.

Abb. 4: Raum 3, Operationssaal im Stil eines Krankenhauses der Vorkriegszeit © Vorarlberger Landesbibliothek. Foto: G. Kresser.

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 Thomas Feurstein

Ein multimedialer Raum bildete den Abschluss und zeigte die zahlreichen Ehrungen, die Böhler im Laufe seines Lebens zuteilwurden. Historische Film- und Tondokumente, die in einer Endlosschleife abgespielt wurden, ermöglichten auch einen optischen sowie akustischen Eindruck. Auch Böhlers Rolle im Nationalsozialismus wurde hier anhand von Originaldokumenten kritisch beleuchtet.

Abb. 5: Raum 4, Ehrungen sowie historische Film- und Tondokumente aus Böhlers beruflichem Leben © Vorarlberger Landesbibliothek. Foto: G. Kresser.

7 Eine Bibliothek braucht eine Publikation Ein Jahr vor der geplanten Eröffnung wurde beschlossen, nicht nur die Ausstellung zu zeigen, sondern auch einen Begleitband1 zu veröffentlichen, der das Leben Böhlers aus möglichst vielen Blickwinkeln betrachten sollte. Da in der Bibliothek das nötige Fachwissen fehlte, war es notwendig, kompetente Autoren zu finden, die – wenn möglich kostenlos – einen Beitrag beisteuern konnten. Der Vorsatz war, einen Sammelband zu veröffentlichen, der sowohl für Laien als auch für Vertreter der Medizingeschichte lesenswert ist. An drei Beispielen soll gezeigt werden, wie sich Personen vom Fach für ein solches Projekt begeistern ließen:

1 Feurstein (Hrsg.) 2010.



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–– Ein deutschsprachiger Universitätsprofessor von der McGill Universität in Montreal hatte bereits mehrere medizinhistorische Publikationen im Umfeld von Böhler veröffentlicht und stellte für das Projekt einen umfangreichen Artikel2 zur Verfügung, der allerdings aus dem Englischen rückübersetzt werden musste. Eine professionelle Übersetzerin scheiterte an dem komplexen wissenschaftlichen Inhalt, worauf ein heimischer Sozialwissenschaftler engagiert werden musste, der den Text zuerst mühsam neu übersetzte und dann auch das Lektorat für das gesamte Buch übernahm. –– Ein lokaler Historiker konnte gewonnen werden, das wohl sensibelste Kapitel3 des ganzen Buches zu schreiben. Da Lorenz Böhler schon sehr früh der NSDAP beigetreten war und unter den Nationalsozialisten hohe Funktionen bekleidet hatte, war es unbedingt notwendig, auch dieses Kapitel zu beleuchten, um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, einseitig zu berichten. Da die Qualität des Artikels hervorragend war und auf umfangreichem Quellenstudium beruhte, waren letztlich auch die Familie und Freunde von Böhler erleichtert, dass dieses dunkle Kapitel endlich objektiv aufgearbeitet wurde und viele Mutmaßungen beendet werden konnten. Das Studium der Quellen hatte ergeben, dass Lorenz Böhler sich opportunistisch den Nationalsozialisten angeschlossen, persönlich aber keine strafbaren Handlungen begangen hatte. –– In einer Publikation, herausgegeben von einer Bibliothek, darf eine Bibliografie4 nicht fehlen. Da dafür eine profunde Kenntnis der medizinhistorischen Literatur notwendig war, wurde auch dieser Artikel an einen auswärtigen Experten vergeben. Ein Doktorant der Universität Wien stellte auf 30 Seiten eine u. a. mit Titelblättern reich illustrierte Bibliografie zusammen, die mehrere hundert Titel beinhaltet. Darunter befanden sich viele für die Bibliothek unbekannte Titel, die dann zum Teil antiquarisch beschafft werden konnten. Die Aufgabe, die bei der Bibliothek verblieb, war die Herausgeberschaft, was vor allem die Auswahl der Autoren, die Qualitätskontrolle, die Einhaltung der Zeitpläne, die Organisation des Lektorats, das Korrekturlesen usw. enthielt. Nach der zeitgerechten Fertigstellung des Buches – es wurde zwei Tage vor Ausstellungseröffnung fertig – war großes Augenmerk auf den Vertrieb zu legen. Da der Besuch der Ausstellung alle Erwartungen bei Weitem übertraf, waren gegen Ende der Ausstellung die 1 000 Exemplare der ersten Auflage vergriffen. Der Präsident der Gesellschaft für Unfallchirurgie in Österreich, der ebenfalls einen Beitrag verfasst hatte, schlug vor, das Buch als Jahresgabe für die Mitglieder der Gesellschaft neu aufzulegen. Nach der Korrektur einiger weniger kleiner Fehler wurde dann kurz danach eine zweite Auflage von 1  200 Exemplaren gedruckt und an die Mitglieder 2 Schlich 2010. 3 Vogel 2010. 4 Oppenauer 2010.

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 Thomas Feurstein

der Gesellschaft verteilt. Mit der hohen Anzahl an verkauften Exemplaren konnte das Buch kostendeckend produziert werden, was für eine Publikation dieser Art absolut nicht selbstverständlich ist.

Abb. 6: Cover des Begleitbandes zur Ausstellung Lorenz Böhler: Pionier der modernen Unfallchirurgie.

8 Öffentlichkeitsarbeit 8.1 Besuch des österreichischen Bundespräsidenten Der Höhepunkt der Öffentlichkeitsarbeit war der Besuch des Bundespräsidenten, der sich jedes Jahr anlässlich der Eröffnung der Bregenzer Festspiele in der Stadt aufhält. So war es ein Leichtes, in das Besuchsprogramm des Präsidenten aufgenommen zu werden, zumal der Name Lorenz Böhler in Wien allen bekannt ist, da das größte dortige Unfallkrankenhaus nach ihm benannt ist. In Begleitung des Präsidenten besuchten auch der Landeshauptmann von Vorarlberg und der Bürgermeister von Bregenz die Landesbibliothek. Verantwortliche Politiker aller Ebenen in entspannter Atmosphäre in der Bibliothek zu wissen, ist eine gute Grundlage für kommende Projekte.

8.2 Fernsehen Im Zuge der Vorbereitungen wurde der Österreichische Rundfunk (ORF) auf die Thematik aufmerksam, und eine schon immer an den Aktivitäten der Vorarlberger Landesbibliothek interessierte Redakteurin fasste den Plan, eine Dokumentation über Lorenz Böhler zu drehen. Die nötigen Kontakte wurden vom Ausstellungsteam zur Verfügung gestellt, was besonders für die Interviewpartner galt. Dies waren vor allem



Ein Thema zufällig entdecken … 

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Zeitzeugen im hohen Alter, die über ihre persönlichen Erfahrungen mit Professor Böhler berichteten. Die wichtigste von ihnen war seine einzige noch lebende Tochter, die sich noch gut an ihren Vaters erinnern konnte und bereitwillig Rede und Antwort stand. Um auch hinsichtlich des Films die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Bibliothek zu lenken, konnte der ORF dafür gewonnen werden, wenige Tage vor der Ausstrahlung im Kuppelsaal der Landesbibliothek auf einer Großleinwand ein Preview zu zeigen, der eine große Zuschauerschar anlockte. Die bundesweite Ausstrahlung erfolgte dann im Rahmen der Reihe „Österreich-Bild“, deren Schwerpunkt landeskundliche Themen sind. Darin waren sowohl die wichtigsten Lebensstationen Böhlers zu sehen als auch die Ausstellung der Bibliothek.

8.3 Klassische Werbemittel Basis der Öffentlichkeitsarbeit bildeten aber die klassischen Werbemittel wie Plakate, Flyer und Berichte in gedruckten sowie online erscheinenden Medien. Die Palette reichte dabei vom gratis erscheinenden Wochenblatt über die klassischen Tages­ zeitungen bis hin zur medizinischen Fachzeitschrift. Insgesamt muss ein erheblicher Zeitaufwand eingerechnet werden, wenn die unterschiedlichen Medien mit passenden Informationen versorgt werden sollen. Ein Highlight der Öffentlichkeitsarbeit war sicher ein Projekt mit einer benachbarten höheren Schule, bei dem Schüler mit Röntgenbildern eine Kunstinstallation fabrizierten, die dann gleichzeitig mit der Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Als angenehmer Nebeneffekt konnten Lehrer und Schüler dieser hauswirtschaftlichen Schule engagiert werden, am Eröffnungsabend für fast 400 Personen ein großartiges und zugleich kostengünstiges Buffet zuzubereiten.

9 Fazit Bietet sich ein Thema für eine attraktive Ausstellung an, sollte die Bibliothek die Gelegenheit beim Schopf zu packen, sofern die finanziellen, personellen und räumlichen Voraussetzungen gegeben sind. Der Nutzen für die Bibliothek wird sich in mehrfacher Hinsicht einstellen. Im Fall der Vorarlberger Böhler-Ausstellung konnten über 3 000 Besucher gezählt werden, die damit die Bibliothek erfolgreich als Kulturvermittlerin positionierten. Seither wurde die Ausstellungstätigkeit in Zusammenarbeit mit dem neuen Landesmuseum weiter ausgebaut. Wenn eine Mitarbeiterin, die bei der Organisation der Ausstellung stark involviert war, noch heute sagt, dass die monatelange intensive Arbeit an diesem Projekt die

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 Thomas Feurstein

schönste Zeit ihres bisherigen Berufslebens gewesen sei, dann scheinen Ausstellungen auch geeignet zu sein, die berufliche Motivation von bibliothekarischen Fachkräften zu fördern. Der völlig andere Blickwinkel auf die mühsam angesammelten und katalogisierten Schätze einer landeskundlich orientierten Bibliothek kann wohl nur als Bereicherung empfunden werden.

Literatur Feurstein, T. (Hrsg.). (2010). Lorenz Böhler: Pionier der modernen Unfallmedizin. Graz: Neugebauer. Oppenauer, M. (2010). Eine Bio-Bibliographie zu Lorenz Böhler. In T. Feurstein (Hrsg.), Lorenz Böhler: Pionier der modernen Unfallmedizin (S. 257–286). Graz: Neugebauer. Schlich, T. (2010). Die perfekte Maschine. In T. Feurstein (Hrsg.), Lorenz Böhler: Pionier der modernen Unfallmedizin (S. 117–172). Graz: Neugebauer. Vogel, B. (2010). Ich habe meine Zugehörigkeit zur NSDAP nie missbraucht. In T. Feurstein (Hrsg.), Lorenz Böhler: Pionier der modernen Unfallmedizin (S. 89–116). Graz: Neugebauer.

Verena Tafel

Kunst in der Bibliothek Beispiele der VOLKSWAGEN-Universitätsbibliothek von TU und UdK Berlin

Einleitung Was brachte den Stein ins Rollen, in der Langen Nacht der Bibliotheken 2013 in Berlin mit einem neuen Ausstellungsformat zu experimentieren und ereignis- sowie themenbezogen Künstler mit ihren Arbeiten in das gemeinsame Bibliotheksgebäude von Technischer Universität (TU) und Universität der Künste (UdK) in Berlin-Charlottenburg einzuladen? Es war eine eher betrübliche Langzeitbeobachtung: die zunehmende Distanz zwischen der Spezialbibliothek der Künste und den Lehrenden und Studierenden der UdK. Das aufwändig geplante Programm für die Lange Nacht der Bibliotheken, so die Überlegung, könnte nicht nur nach außen, in die kulturell interessierte Berliner Öffentlichkeit, Signale senden. Sie könnte auch innerhalb der Universitäten Neugier wecken, indem sich das Bibliotheksgebäude als Ausstellungs- und Aktionsraum profilierte und den anderen Veranstaltungsorten in der UdK als durchaus ebenbürtig erwies. Die Bibliothek sollte als integraler Bestandteil der Universität wahrgenommen werden, als attraktiver Raum mit einem faszinierenden Fluidum. Im Folgenden werden drei verschiedene Formen der themen- und ereignisorientierten Zusammenarbeit mit Studierenden der UdK Berlin aus den Jahren 2013 bis 2015 beschrieben: –– die Kooperation mit einer Gruppe von Studierenden unter der Leitung eines Dozenten, –– die Zusammenarbeit mit einzelnen Künstlern, –– der künstlerische Auftrag.

1 Die Ausgangslage Seitdem mit der Errichtung des gemeinsamen Bibliotheksgebäudes im Jahr 2004 die Bereichsbibliotheken von TU und UdK Berlin zentralisiert worden waren, ist der kurze Weg vieler Künstler zu ihrer Bibliothek länger geworden. Schleichend hatte sich die Distanz von Lehrenden und Studierenden zur Universitätsbibliothek vergrößert, denn einfacher wird von Jahr zu Jahr die rasche Informationsbeschaffung im Internet. Zudem brauchen die meisten Studierenden der UdK die Bibliothek nicht als Ort für

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 Verena Tafel

ihre Arbeit, denn dazu dienen ihnen Ateliers, Werkstätten, Instituts- oder Übe-Räume in den UdK-Gebäuden.

2 „Lange Nächte“ als Chance für gemeinsame Projekte Das gemeinsame Bibliotheksgebäude von TU und UdK hat Pionierfunktion. Seit seiner Einweihung im Jahr 2004 manifestiert das Haus als erstes Bauwerk die Vorstellung vom Campus Charlottenburg, dem von TU und UdK genutzten Gelände für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Technik. Das Potenzial dieses gemeinsamen Campus ins Scheinwerferlicht zu rücken, war auch schon in den Jahren vor 2013 Ziel verschiedener Veranstaltungen gewesen. Aber die Lange Nacht der Bibliotheken 2013 stellte eine Premiere dar. Die Verantwortlichen für die Öffentlichkeitsarbeit beider Bibliotheken und das Team der organisatorisch Mitwirkenden beschlossen, das ganze Haus unter ein Leitmotiv zu stellen, die Kunst dabei nicht als Beiprogramm, sondern als integralen Bestandteil einer facettenreichen Visualisierung ins Bibliotheksgebäude zu holen. Mit dem Slogan „Analog-Digital“ hatten die TU- und die UdK-Bibliothek bibliothekarische sowie künstlerische Entwicklungen thematisiert. Dieses Motto sprach jene Lehrenden und Studierenden der UdK an, die sich disziplinübergreifend wissenschaftlich-technischen Experimenten zugewandt hatten, um daraus Ausdrucksformen für ihre künstlerischen Visionen zu generieren. Wie aber lassen sich künstlerische Projekte finden? Und wie funktioniert die Verbindung zur Bibliothek? Wenn sich alljährlich zum Ende des Sommersemesters die Ateliertüren in den UdK-Gebäuden zum legendären Rundgang öffnen, sind diese drei Tage die Gelegenheit schlechthin, zu erfahren, welche Themen junge Künstler aufgreifen, in welche Gebiete sie ihre Fühler ausstrecken, was sie als Seismografen des Wandels und der Veränderung bearbeiten. Das Interesse an den Entwicklungen in den Fakultäten ist der Schlüssel zu Lehrenden und Studierenden. Gezielt wurden für die Lange Nacht der Bibliotheken Lehrende angesprochen, denen der Slogan „Analog-Digital“ Ansporn war, ihre Studierenden zur Projekt­ präsentation in der Bibliothek zu animieren.



Kunst in der Bibliothek 

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3 Ausstellungen mit Studierenden 3.1 „Postdigital ist besser**“ Rund 20 Studierende im UdK-Studiengang Visuelle Kommunikation hatten bereits im Frühjahr 2013 in einem der UdK-Ausstellungsräume ihre Studienresultate präsentiert, hatten also Erfahrung im Aufbau und der Organisation einer Ausstellung. Für die Neueinrichtung ihres Projekts „Postdigital ist besser**“ nutzte die Gruppe um die Dozenten Martin Conrads und Franziska Morlok das ein halbes Jahr zuvor aufgestellte Ausstellungsmöbel „Riesenliege“. Diese Multifunktionsinstallation hatten zwei Architekturstudenten zwischen den Regalen für die Semesterapparate im vierten Obergeschoss des Bibliotheksgebäudes aufgestellt, als Kontrast zum umgebenden Bibliotheksmobiliar. Die Riesenliege lädt zum Chillen, zum Schlafen, aber auch zum bäuchlings Lesen ein. Die große weiße Polsterfläche und die verschiedenen Einbuchtungen wurden nun genutzt, um die im Seminar „Postdigital ist besser**“ entstandenen Bücher, Plakate, Interfaces, Publikationskonzepte fast beiläufig, wie auf einem Arbeitstisch zu präsentieren.

Abb. 1: Die „Riesenliege“ von Peter Behrbohm und Markus Bühler als Arbeits- und Ausstellungs­ fläche für die Seminarpräsentation „Postdigital ist besser**“ © UdK Berlin.

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 Verena Tafel

Die Besucher konnten die einzelnen Objekte durchblättern, auf Smartphones und Tablets scrollen, wischen oder zoomen und sich darüber mit den anwesenden Künstlern austauschen. Die meisten Objekte forderten zum Lesen auf – daher passte die Ausstellung in ihrer Kleinteiligkeit und medialen Vielseitigkeit wunderbar in eine Bibliothek. Selbst die Computerbildschirme in der Mediathek dienten der Präsentation von studentischen Arbeiten.

3.2 Eine Brücke zwischen physischen und virtuellen Welten Auch der zweite Ausstellungskomplex im vierten Obergeschoss basierte auf Arbeitsergebnissen einer Klasse. Studierende im UdK-Studiengang Kunst und Medien hatten die Schau „The Way Things May Go“ erarbeitet, die zuvor bereits an verschiedenen Orten, so auch beim „European Media Art Festival“ in Osnabrück, gezeigt worden war.





Abb. 2: Alberto de Campos Arbeit „Hamstergestüt“ 2012/2013 bildete eine der acht Stationen von „The way Things may go“. © TU Berlin.

Für die Lange Nacht der Bibliotheken richteten sie ihre Apparate für die besondere Raumsituation in der Bibliothek ein. Auf Arbeitstischen, auf dem Flügel, auf Bücherwagen und Stehtischen mit den Terminals für die Literaturrecherche hatten sie acht Stationen mit kinetischen Objekten sowie elektrischen Licht- und Klang­installationen



Kunst in der Bibliothek 

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aufgebaut. Damit überbrückten sie den Spalt zwischen den physischen und virtuellen Welten – aber zugleich auch den Abgrund des Lichthofs. Die kleinen Klang erzeugenden, schnurrenden, knatternden kinetischen Maschinen reagierten auf die Betrachter. Da die Objekte aber auch untereinander vernetzt waren, lösten die Impulse Kettenreaktionen aus, die für Überraschungseffekte und Verblüffung sorgten. Es gehörte zum Konzept der Klasse von Prof. Dr. Alberto de Campo, dass die zum Teil sehr spielerischen Apparate an verschiedenen Positionen zum temporären Bestandteil der Bibliotheksausstattung wurden und nicht eine museale Betrachtungsdistanz einforderten.

3.3 Farben, Bilder, Töne von 32 Bibliotheksmonitoren Im dritten Obergeschoss präsentierte Giulano Lamberti Obici, Doktorand am TUInstitut für Sprache und Kommunikation/Fachgebiet Audiokommunikation seine audiovisuelle Installation „Laptop Choral/Lanhouse Concert“. Statt Ergebnisse von Bibliotheksrecherchen erschienen an 32 Monitoren Farben und Bilder, die mit Tönen korrespondierten und eine große Gruppe von Arbeitstischen in einen suggestiv-meditativen Raum verwandelten.

Abb. 3: Giuliano Lamberti Obici verwandelte mit seiner Installation „Laptop Choral/Lanhouse Concert“ eine Nische mit Bildschirmarbeitsplätzen zu einem meditativen Klang-Bild-Raum. © TU Berlin.

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 Verena Tafel

Das Publikum wurde von Geräuschen und Klängen, von magischen Ausleuchtungen angelockt, das ganze Gebäude kennenzulernen. Viele der Künstler waren am Abend vor Ort, animierten zur aktiven Betrachtung oder schützten ihre fragilen Arbeiten – Gespräche ergaben sich zwangsläufig. Die Aura des Hauses entfaltete ihren Zauber.

3.4 Die Bibliothek als Bühne Im Erdgeschoss ergänzte die Klasse de Campo mit ihren akustischen Interventionen und Auftritten das ansonsten von der TU-Bibliothek zusammengestellte Bühnen­ programm, wobei die Musiker mit Laptops live kleine Programme schrieben, die auf allen vernetzten Rechnern Tonabläufe und Klangfolgen hervorriefen. Paarweise kommunizierten anschließend Klangkünstler miteinander, wobei Klangmaschinen auf die menschliche Stimme trafen oder Computer aus Wortlisten Sätze generierten.

3.5 Öffentlichkeitsarbeit Felix Schroeder vom UdK-Studiengang Visuelle Kommunikation gestaltete Plakate, Postkarten und den Informationsflyer. Er lieferte die CI für die Lange Nacht der Bibliotheken, denn auch alle Powerpoint-Präsentationen und die Hausbeschilderung entsprachen seinen Gestaltungsvorgaben. Er brachte in seinem sehr auffälligen und Aufmerksamkeit erregenden, vom Zeitgeist inspirierten Entwurf zum Ausdruck, wie Digitalisierung Typografie verändert.

Abb. 4: Postkarte zur Langen Nacht der Bibliotheken 2013, gestaltet von Felix Schroeder, UdK-Student © F. Schroeder.



Kunst in der Bibliothek 

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Bei einer solch großen Zahl von Beteiligten verteilte sich auch die Last der Öffentlichkeitsarbeit für die Bibliotheksnacht auf verschiedene Schultern. Die Bibliotheken machten mit den speziell entwickelten Drucksachen innerhalb des Gebäudes und in den beiden Universitäten auf sich aufmerksam; die Pressestellen der beiden Universitäten informierten ihre Partner; die Veranstalter der langen Bibliotheksnacht hatten eigene Kanäle zur Distribution von Kommunikationsmitteln aufgebaut. Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler wiederum waren in den sozialen Medien aktiv.

4 Ausgesuchte künstlerische Positionen zu einem Leitmotiv Bei der Ausrichtung der Langen Nacht der Wissenschaften 2014 und 2015 wurden die Prinzipien variiert, die für die Lange Nacht der Bibliotheken 2013 entwickelt worden waren. Eine Nacht lang wurde das Bibliotheksgebäude zum Schaufenster der beiden Universitäten. Punktuell, jeweils zu einem bestimmten Leitmotiv, sollte die wissenschaftliche und künstlerische Avantgarde präsentiert, das heißt, das wissenschaftliche Grundgerüst in Form von Kurzvorträgen und Projektpräsentationen durch themenorientierte künstlerische Positionen flankiert werden. Einzelne Künstler wurden angesprochen, deren Arbeiten themenadäquat schienen. Während 2013 das gesamte Gebäude vom Erdgeschoss bis in die vierte Etage bespielt worden war, wurde nun der Fokus auf das Parterre gelegt. Dadurch konnten den Künstlern allerdings deutlich weniger Flächen zur Verfügung gestellt werden.

4.1 „1914 – Inferno und Fanal“ Der Erste Weltkrieg bildete in der Langen Nacht der Wissenschaften 2014 das Zentrum aller Beiträge, das Motto lautete „1914 – Inferno und Fanal“. Unter den Stichworten Krieg – Frieden – Gewalt hatten zwei Studierende für ihr Projekt global nach Bildern von Gebäuden oder städtebaulichen Situationen gesucht, die kriegerische Gewalt symbolisieren – als Folie für eine Mitmachaktion. Denn für die Besucher sollten Realität und virtueller Raum verschmelzen, wenn sie mit einer Sprühdose in der Hand ihre Kommentare als Graffiti „taggten“ – allerdings nur virtuell. Die Sprühdose warf Lichtspuren auf die Leinwand, die von einer Kamera eingefangen und von einem Computer zu Linien berechnet wurden.

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Abb. 5: Interaktive Installation „Spraycan“ von Marius Förster und Christian Bormann, eigens für das Leitmotiv der Langen Nacht der Wissenschaften am 10. Mai 2014 weiterentwickelt und ergänzt © TU Berlin.

4.2 „Es werde Licht im Dunkel der Alltagsmythen“ Für 2015 hatten die Vereinten Nationen das Internationale Jahr des Lichtes ausgerufen. Weil ins Licht der Erkenntnis das Wort und nach Johannes Gutenberg das gedruckte Wort zur Aufklärung führt, kreiste das Programm der UdK zur Langen Nacht der Wissenschaften 2015 im Bibliotheksgebäude im weitesten Sinn um Erleuchtung. „Es werde Licht im Dunkel der Alltagsmythen“, hieß der Slogan für die von der TU Pressestelle organisierten Kurzvorträge auf der Bühne im Eingangsfoyer. Wie im Jahr 2013, so hatten auch 2015 vorangegangene Ausstellungsbesuche Anstöße für die Auswahl von Kunstwerken gegeben, die das Licht-Motto widerspiegeln könnten. Das Künstlerduo Ann-Katrin Krenz und Michael Burk wurde mit der Gemeinschaftsarbeit „Kepler’s Dream“ für eine Präsentation im Bibliotheksgebäude eingeladen. Die beiden Interaktionsdesigner und Medienkünstler, die zu diesem Zeitpunkt ihre Masterarbeit in der Digitalen Klasse der UdK Berlin vorbereiteten, spielten in ihrer vielschichtigen Lichtinstallation auf das Modell des Sonnensystems „Mysterium Cosmographicum“ aus dem Jahr 1596 von Johannes Keppler an. Ihr Kunstobjekt fügte sich großartig in das Themenspektrum der Langen Wissenschaftsnacht ein.



Kunst in der Bibliothek 

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Abb. 6: Mit „Kepler’s Dream“, einer Lichtinstallation zum Erkunden und Entdecken, zogen Ann-Katrin Krenz und Michael Burk während der Langen Nacht der Wissenschaften 2015 Besucher in Bann. © Foto: A.K. Krenz.

Abb. 7: Eva Gerth, Meisterschülerin von Prof. Dr. Ursula Neugebauer an der UdK Berlin, stellte ihre Installation, die programmierte und animierte Wortwolke „du und ich“, in der Universitätsbibliothek – dem passendsten aller Wortorte – zur Langen Nacht der Wissenschaften 2015 aus. © Foto: E. Gerth.

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 Verena Tafel

Künstler, die in ihren Objekten Ästhetik und Naturwissenschaft verbinden, finden sich in der UdK-Fakultät Gestaltung, aber auch in der Fakultät Bildende Kunst. So setzt sich Eva Gerth in ihren Arbeiten mit naturwissenschaftlichen Phänomenen auseinander. Die Computerinstallation „du und ich“ aus dem Jahr 2010 zeigte eine programmierte, animierte Wortwolke, in der einhundert „ich“s, Sinus- und Cosinusfunktionen folgend, einen Formationstanz vollführen und ein einzelnes „du“ langsam von oben nach unten rieselt, bis es am unteren Bildrand verschwindet, um oben wieder zu erscheinen. Die Zusammenarbeit mit den Künstlern war auch in den Jahren 2014 und 2015 ein reines Vergnügen. Selbstverantwortlich und in Eigenregie organisierten sie Transport und Aufbau. In den Vorgesprächen mit den Technikern der TU Berlin waren sie entgegenkommend und kooperativ, sodass alle Seiten bemüht waren, die besten Lösungen zu finden und zu realisieren.

5 Auftragswerke

Abb. 8: Anlässlich des Jahres der Bratsche 2014 fotografierte die UdK-Studentin Anna Maysuk die Bratschen in der Instrumentensammlung der UdK Berlin im UdK-Medienhaus für eine Fotoausstellung in der UdK-Bibliothek. © Foto: A. Maysuk

Für 2014 hatte der Landesmusikrat das Jahr der Bratsche ausgerufen – Anlass, die 12 Violen der Instrumentensammlung der UdK, betreut in der UdK-Bibliothek, von



Kunst in der Bibliothek 

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Studierenden fotografisch porträtieren zu lassen. Einen Kontrapunkt sollten die Fotoarbeiten bilden, die die reinen Textbanner zur Instrumentengeschichte und zur Tradition der Bratschenlehrer an den Vorgängereinrichtungen der UdK Berlin und an der heutigen Fakultät Musik künstlerisch flankierten. Sechs Fotokünstler aus dem UdK-Medienhaus hatten sich beworben. Die Wahl fiel auf Anna Maysuk. Nach einer Reihe von Probeshootings und einer ganztägigen Fotosession im Fotostudio des Medienhauses wurden fünf großformatige, ungemein stimmungsvolle Instrumentenfotos ausgewählt. Aufgrund ihrer Schönheit und der magischen Wirkung waren sie nahezu ein ganzes Jahr in der vierten Etage des Bibliotheksgebäudes zu sehen.

6 Fazit Für das Organisationsteam bedeutete diese Form einer eventbezogenen Präsentation intensive Vorbereitungs- und Planungsgespräche mit Lehrenden und Studierenden, die sich ihrerseits ausgiebig mit der Bibliothek, dem Gebäude, aber auch den Beschäftigten und den besonderen Sachzwängen einer öffentlichen Bibliothek auseinandersetzten. Die Studierenden organisierten mit viel Teamgeist und Improvisationskunst Transport und Aufbau selbst, verfrachteten beispielsweise einen Großteil der elektronischen Ausrüstung aus dem UdK-Medienhaus in das Bibliotheksgebäude, waren aber auch zu Exaktheit aufgefordert, als ihnen die Vorgaben zur technischen Umsetzung mit den langen Vorlaufzeiten und den präzisen Anforderungen klar wurden. Die Projekterfahrungen, aber auch das große Engagement der Lehrenden garantierten bei den sehr komplexen Aufbauarbeiten, dass alle Deadlines eingehalten wurden. Wesentlich zum Gelingen anspruchsvoller Installationen trugen die erfinderischen und kooperativen Mitarbeiter der TU Berlin Gewerke und die IT-Spezialisten bei. Sie machten quasi Wunder möglich, denn das Bibliotheksgebäude wurde für die Einrichtung der sehr häufig auch raumgreifenden Auf- und Einbauten erst am Tag der Veranstaltung geschlossen. Der Betrieb sollte zuvor uneingeschränkt weiterlaufen. Die Präsentationen für die einzelnen Veranstaltungen, die nur in einem relativ kurzen Zeitraum gezeigt worden waren, sind dokumentiert und nun im Internet zugänglich. So ist nicht nur der Entstehungsprozess von „Postdigital ist besser**“1 online nachzuvollziehen, sondern auch die ganze Bandbreite der Fachdiskussion zum Themenkomplex wurde in einer Buchpublikation aufgearbeitet.2 Felix Schroe­ der, der alle Drucksachen für die Lange Nacht der Bibliotheken entworfen hatte, demonstriert im Netz, wie nachhaltig diese Form der Studentenförderung sein kann.3 1 http://transmediale.de/de/content/war-postdigital-besser-was-post-digital-better; http://p-dpa.net/ war-postdigital-besser-interview-with-martin-conrads-and-franziska-morlok/ (11.03.2016). 2 Conrads & Morlok (Hrsg.) 2014. 3 http://www.otherdialects.com/ (11.03.2016).

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 Verena Tafel

Marius Förster und Christian Bormann haben ebenfalls ihre „Spraycan“-Mitmach­ aktion mit Bibliotheksbesuchern dokumentiert.4 Für Giuliano Lamberti Obici gehört die Installation im Bibliotheksgebäude zu seinen Referenzausstellungen.5 Die Verbindungen der Bibliothek zu Lehrenden und Studierenden der UdK Berlin beschränken sich keineswegs auf die Fakultäten Bildende Kunst und Gestaltung, sondern florieren inzwischen auch zu Musikern und Theaterleuten. Das Verbindungsnetz wird von Jahr zu Jahr dichter geknüpft. Alle künstlerischen Aktionen in der Bibliothek werden im UdK-Veranstaltungskalender angekündigt, in den Newslettern kommentiert und nachbereitet. Mit jeder Dokumentation kommt die Bibliothek ihrem Ziel, als integraler Bestandteil der Universität wahrgenommen zu werden, als attraktiver Raum mit einem faszinierenden Fluidum, ein Stück näher.

Literatur und Internetquellen Conrads, M. & Morlok, F. (Hrsg.). (2014). War postdigital besser? Berlin: Revolver Publishing. Technische Universität Berlin. Universitätsbibliothek. [Homepage]. http://www.ub.tu-berlin.de (11.03.2016). Universitätsbibliothek (Universität der Künste Berlin). [Homepage]. https://www.udk-berlin.de/ service/universitaetsbibliothek/ (11.03.2016).

4 http://spraycan.de/ (11.03.2016). 5 http://www.giulianobici.com/site/agenda.html (11.03.2016).

Claudia Kleinbub

Thematische Jahresausstellungen in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Das Buch in seiner zeitlichen, inhaltlichen und künstlerischen Dimension

Einleitung Ausstellungen sind eine besonders attraktive Form, um originale Werke einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Für die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar (HAAB) war es ein Glücksfall, dass mit der Wiedereröffnung des Historischen Bibliotheksgebäudes im Jahr 2007 der Renaissancesaal seine neue Bestimmung als Ausstellungsraum erhielt. Bis 1994 diente er als Büchermagazin, anschließend bis zum Brand der Bibliothek am 2. September 2004 als Informationsbereich. Zwischen 2004 und 2007 erfolgte die umfängliche Sanierung des Saals, indem man den historischen Zustand von 1565 wiederherstellte.

Abb. 1: Blick in die Ausstellung Galilei, Goethe und Co. – Freundschaftsbücher der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, 2012, im historischen Renaissancesaal © Klassik Stiftung Weimar/ Herzogin Anna Amalia Bibliothek / Fotothek. Foto: M. Schuck.

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Seitdem werden thematische Jahresausstellungen konzipiert, organisiert und umgesetzt. Sie geben Einblick in die universal geprägten Sammlungen der Bibliothek und ihre Geschichte. Im Mittelpunkt der Präsentationen steht das Buch in seiner zeitlichen, inhaltlichen und künstlerischen Dimension. Die Ausstellungen ziehen jährlich viele Besucher an, die auf diesem Weg Zugang zum Medium Buch in all seinen Facetten erhalten. Möglich ist diese Form der Öffentlichkeitsarbeit dank der großzügigen Förderung durch die Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek e. V. (GAAB). So war es seit 2007 möglich, neun Ausstellungen mit Katalog oder Begleitbuch zu realisieren.

1 Ausgangssituation: Forschungsbibliothek und musealer Erinnerungsort Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek, gegründet 1691, ist Teil der Klassik Stiftung Weimar und erhält ihre Mittel in etwa zu 45 % vom Bund und vom Freistaat Thüringen sowie zu 10 % von der Stadt Weimar. Sie gehörte zu den ersten Fürstenbibliotheken in Deutschland, die öffentlich zugänglich waren. Heute bewahrt sie als Forschungsbibliothek für Literatur- und Kulturgeschichte mit Schwerpunkt auf der deutschen Literatur um 1800 historische Buchbestände auf, mit denen schon u. a. Johann Wolfgang von Goethe oder Christoph Martin Wieland arbeiteten. Zum wertvollsten Besitz der Bibliothek zählen Sondersammlungen wie Bibeln, die weltweit größte Sammlung zum Thema Faust, Handschriften, Inkunabeln, Musikalien, Friedrich Nietzsches Bibliothek, Pressendrucke, Stammbücher sowie Atlanten, Globen und Karten. Seit 1998 gehört das Historische Bibliotheksgebäude mit dem Studienzentrum zum UNESCOWelterbe. Mit etwa einer Million Medien aus ca. 1 300 Jahren zählt die Weimarer Institution zu den bedeutenden wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland. Mit Aufnahme des Besucher- und Ausstellungsbetriebes 2007 verband sich das Ziel, originale Druckschriften und somit wertvollen Bibliotheksbesitz einer interessierten Öffentlichkeit bekanntzumachen. Die Ausstellungsbesucher sind zum überwiegenden Teil Gäste, die den Rokokosaal besichtigen. Mit der Wiedereröffnung des Historischen Bibliotheksgebäudes 2007 entwickelte sich der Bibliothekstourismus mit ca. 140  000 Gästen jährlich rasant. Aus konservatorischen Gründen muss die Besucherzahl für den Rokokosaal jedoch limitiert bleiben. Nur 20 bis 25 Personen können sich dort zur selben Zeit aufhalten (maximal 300 Personen pro Tag). Dies bedeutet, dass die Tickets im Vorverkauf oft – auch längerfristig – bereits vergriffen sind. Die ca. 70 im Tagesverkauf zur Verfügung stehenden und ausschließlich an der Kasse erhältlichen Karten sind ebenfalls meist schnell ausverkauft.1 Wechselnde Jahresausstellungen bieten deshalb eine gute Alternative, Gästen ohne Eintrittskarte für 1 http://www.klassik-stiftung.de/einrichtungen/herzogin-anna-amalia-bibliothek/rokokosaal/ (28.05.2016).



Thematische Jahresausstellungen 

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den Rokokosaal einen Einblick in die Sammlungen zu geben, denn der Renaissancesaal ist frei zugänglich.

2 Örtliche Gegebenheiten: Der Ausstellungsraum Betritt man das 1565 im Park an der Ilm als Wohnschloss errichtete und in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zur Bibliothek umgestaltete Gebäude, sieht man sich schnell dem rundbogigen Eingang zum Ausstellungsraum gegenüber. Dort, wo sich ehemals der herzogliche Festsaal befand, kann der Besucher heute Werke aus dem Bibliotheksbestand studieren und den Raum selbst erleben, der – von vier Kreuzgratgewölben überspannt – durch seine klare Form besticht. Der größte Renaissancesaal Weimars ist an sich schon sehenswert. Er liegt im Erdgeschoss bzw. Hochparterre und ist regelmäßig und zu festen Zeiten, Dienstag bis Sonntag, 9:30 Uhr bis 17:00 Uhr, zugänglich. Ein barrierefreier Zugang zum Gebäude und zum Saal ist über eine Hebebühne und einen Aufzug gewährleistet. Der Renaissancesaal ist mit 16 hochwertigen, gesicherten Standvitrinen (H 210 cm), die den rechteckigen Ausstellungraum vertikal und horizontal gliedern, ausgestattet. Im Wechsel stehen sich kurze (B 120 x T 60 cm) und breite Vitrinen (B 180 x T 60 cm) gegenüber (Abb. 2). Eine im nördlichen Teil des Raumes angeordnete breite Vitrine (B 300 x T 60 cm), die durch ihre Lochrückwand auch Landkarten aufnehmen kann, sowie zwei kürzere Vitrinen (B 150 x T 60 cm) bieten Platz für die Einführung in das Ausstellungsthema. Die quadratische Vitrine an der südlichen Stirnwand (B 100 x T 100 cm) ist für größere Exponate geeignet. Besonders reizvoll ist die Lichtdurchlässigkeit der Vitrinen und die sich daraus ergebende Möglichkeit, die Objekte der Nachbarvitrinen mitzuerleben.

Abb. 2: Vitrinenplan. Die Ziffern zeigen die (variable) Nummerierung der Vitrinen an (Grundlage für den gedruckten Rundgangflyer). © Goldwiege / Visuelle Projekte, Weimar.

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 Claudia Kleinbub

Als nachteilig haben sich jedoch die durch das Glas bedingten Spiegelungen erwiesen, die auch Fotoaufnahmen erschweren. Es handelt sich um ein immobiles festes Vitrinensystem, das in seiner Anordnung nicht veränderbar ist. Trotzdem lassen sich durch die Auswahl der Exponate, insbesondere durch deren Materialität (z.  B. der Formate, Einbände oder der künstlerischen Ausstattung) vielfältige Raumwirkungen erzielen. Dass es Ausstellungsstücke hinter Glas schwerer haben, eine Aura zu entfalten, als frei an der Wand hängende Gemälde oder Grafiken, versteht sich von selbst. Dass dieser Schutz der Werke nötig ist, aber auch. Das Außenlicht des durch vier Fenster nach Osten einseitig belichteten Raumes wird aus konservatorischen Gründen durch Rollos gefiltert. Zwei exponierte quadratische Vitrinen (B 75 x T 75 cm), die dem Eingangsbereich direkt gegenüberstehen, werden für die Präsentation sogenannter Highlights genutzt, die dem aufmerksamen Besucher bereits beim Passieren des Foyers auffallen sollten. Text- und Bildinformationen können die Rückwände der Vitrinen (1 bis 3 und 16) sowie sechs an der westlichen Querseite aufgestellte Glasstelen (H 220 x B 75 cm) aufnehmen. Direkte Beschriftungen der Vitrinen sind ebenfalls möglich. Jedem Exponat wird ein Objektschild zugeordnet. Größe und Format der Schilder (DIN lang hoch oder quer) werden in Abhängigkeit von der Größe der Exponate geplant und produziert. Zusätzlich stehen Werbe- und Rundgangflyer in einem Flyerständer im Eingangs­ bereich bereit. Kleine Tische, Hocker und Stühle bieten dem Gast Gelegenheit, sich mit den Film- oder Hörbeispielen und den ausliegenden Katalogen zu beschäftigen. Im Foyer befindet sich auch der Museumsshop. Hier kann man die Kataloge sowie Postkarten erhalten. Mit einer entsprechend bestückten Vitrine (H 210 x B 75 x T 75 cm) und einer großformatigen Plakatstele (H 220 x B 75 cm) wird die Ausstellung beworben.

3 Interesse wecken: Themen und Vermittlung Die kulturhistorischen, historischen oder künstlerischen Ausstellungsthemen werden durch Anlässe, Jubiläen, kostbare oder seltene Sammlungsobjekte, den Wert oder die Schönheit der Werke selbst bestimmt. Inhalte, Arbeitsergebnisse und wissenschaftliche Erkenntnisse werden durch Begleitpublikationen, Flyer, Führungen und Vorträge öffentlich gemacht. Ausstellung und Katalog wenden sich an ein breites Publikum mit dem Ziel, einen Zugang zu den Exponaten zu eröffnen. „Laufpublikum“ soll ebenso angesprochen werden wie das Fachpublikum. Veranstaltungen wie Vortragsreihen haben den Zweck, einzelne Werke in den Sammlungszusammenhang der Bibliothek einzuordnen. Bei der Erarbeitung der begleitenden Publikationen wird Wert auf Allgemeinverständlichkeit gelegt. Führungen vermitteln Informationen und werkspezifische Zusammenhänge.



Thematische Jahresausstellungen 

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Im Folgenden soll anhand der jüngsten Jahresausstellungen die Themenwahl demonstriert werden: 2011/12. Mit der Jahresausstellung Reise in die Bücherwelt wurde der lang gehegte Plan umgesetzt, bemerkenswerte Drucke der Bibliothek aus sieben Jahrhunderten der Öffentlichkeit vorzustellen. Präsentiert wurde eine Auswahl von 50 gedruckten repräsentativen Werken, darunter Raritäten wie die 1534 bei Lufft in Wittenberg gedruckte Luther-Bibel, der erste moderne Atlas Theatrum Orbis Terrarum von Ortelius (1572) oder Beslers Hortus Eystettensis von 1613, mit dem der Kupferstichdruck in Deutschland begann.2 2012/13. Aus der weltweit größten Sammlung an Freundschaftsbüchern (Alba Amicorum) aus der Zeit von 1550 bis 1950 wurden mit Galilei, Goethe und Co. – Freundschaftsbücher der Herzogin Anna Amalia Bibliothek 80 kostbare Stammbücher vorgestellt, z. B. Alben, in denen sich Luther, Melanchthon, Galilei, Kepler, Lessing und Goethe eingetragen haben. Der begleitende Katalog wurde in Form eines Immerwährenden Kalenders publiziert, wie es dem privaten Charakter von Freundschaftsbüchern entspricht.3 2013/14. Anlass der Ausstellung 100 Jahre Cranach-Presse war der 100. Jahrestag der Gründung der Presse durch den bibliophilen Kulturförderer Harry Graf Kessler (Abb. 3).

Abb. 3: Blick in die Ausstellung 100 Jahre Cranach-Presse, 2013 © Klassik Stiftung Weimar/ Herzogin Anna Amalia Bibliothek / Fotothek. Foto: M. Schuck.

2 Vgl. Knoche (Hrsg.) 2011. 3 Vgl. Raffel 2012.

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 Claudia Kleinbub

Durch das Zusammenwirken mit Künstlern wie van de Velde, Maillol und Gill konnte die Presse Buchkunstwerke hervorbringen, deren Gestaltung richtungsweisend wirkte. Die Ausstellung zeigte 62 Werke – neben Hauptstücken wie den Eclogen Vergils, dem Hamlet-Druck von Shakespeare oder einer Vorzugsausgabe von Nietzsches Zarathustra auch Objekte aus der Vorgeschichte der Presse. Ein weiterer Akzent lag auf historischen Fotodokumenten aus der Buchbinderwerkstatt Dorfners sowie solchen aus der Druckwerkstatt selbst, die im Katalog publiziert sind (Abb. 4).4

Abb. 4: Ausstellungskatalog 100 Jahre Cranach-Presse © Otto Meissners Verlag, Berlin.

4 Vgl. Zimmermann (Bearb.) 2013.



Thematische Jahresausstellungen 

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2014/15. Die Jahresausstellung Restaurieren nach dem Brand war eine Kooperation mit der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim. Die Ausstellung erklärte die Zusammenhänge zwischen den Restaurierungsentscheidungen und der Projektorganisation, dem restaurierungswissenschaftlichen Umfeld und den marktökonomischen Bedingungen. Zehn Jahre nach dem Brand zog die Bibliothek eine umfassende Bilanz aus Art und Umfang der Schäden und der Erhaltung von 118 000 brand- und löschwassergeschädigten Büchern und Notenhandschriften.5 2015/16. Mit Dante, ein offenes Buch wird an Dante Alighieri (1265–1321) in seinem 750. Geburtsjahr erinnert. Zur Zeit der Weimarer Klassik erfuhr Dantes Dichtung eine intensive Rezeption, die sich in Werkausgaben und Übersetzungen, Illustrationen sowie poetischen Nachahmungen äußerte. Diese „Dante-Renaissance“ lässt sich an keinem Ort besser darstellen als in der Weimarer Bibliothek. Auch Arbeiten auf Papier – Leihgaben der Museen der Klassik Stiftung Weimar – werden gezeigt.6

4 Umsetzung: Finanzierung und Ausstellungskoordination Ohne die verlässliche Unterstützung durch die Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek e. V. (GAAB) wäre es nicht möglich gewesen, über einen längeren Zeitraum hinweg Ausstellungen mit begleitenden Katalogen zu realisieren. In den regelmäßig stattfindenden Vorstandssitzungen der GAAB wird das geplante Thema vorgestellt und diskutiert sowie eine Kostenkalkulation vorgelegt. Zwischen 2007 und 2016 wurden alle Ausstellungsvorhaben nicht nur finanziell gefördert, sondern auch unter inhaltlichen Gesichtspunkten begrüßt. Aus den zur Verfügung gestellten Mitteln werden die Ausstellungskataloge oder Begleitbücher, Kunstpostkarten, die Eröffnungsveranstaltung und auch Produktionskosten finanziert. Weiterhin erhält die Bibliothek Mittel aus dem Titel der Museen der Klassik Stiftung Weimar – ca. ein Drittel des benötigten Gesamtbetrages. Für die Vorbereitung von Ausstellungen sind Grundkenntnisse und Fertigkeiten im Bereich des Marketing, der Produktion von Print- und elektronischen Publikationen sowie der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit unabdingbar. Auch soziale Kompetenzen sind eine Voraussetzung, um z. B. mit Auftragnehmern und Dienstleistern verhandeln oder eine Projektgruppe anleiten zu können. Dabei kann es sich um eine interne Arbeitsgruppe handeln, die sich aus Mitarbeitern der Bibliothek zusammensetzt, oder um Kooperationspartner aus anderen Einrichtungen wie Hochschulen oder Universitäten. Mit Techniken der Ausstellungsgestaltung und des Ausstellungsaufbaus sollten Ausstellungsmacher vertraut sein. Es ist zu empfehlen, mindestens ein Jahr vor der Ausstellungseröffnung mit den Planungen zu beginnen. Die Bindung und „Pflege“ des Freundeskreises spielen ebenfalls eine große Rolle. 5 Vgl. Weber & Hähner (Hrsg.) 2014. 6 Vgl. Costadura & Ellerbrock (Hrsg.) 2015.

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Im Wesentlichen sind es mit der Ausstellung selbst und der Publikation eines Begleitbuches zwei große Aufgabengebiete, die in Absprache mit der Bibliotheks­ leitung zu bearbeiten sind. Um eine angemessene Präsentation zu realisieren, werden Fachpersonal, ein ausreichendes Budget und Zeit benötigt. Einige wesentliche Arbeitsschritte7, die nicht nacheinander, sondern parallel ablaufen, seien hier am Beispiel der HAAB genannt: –– Festlegung des Themas –– Formulierung eines ansprechenden Titels –– Erstellung eines Ausstellungs- und Publikationskonzeptes –– Aufstellung einer Kostenkalkulation –– Übersichtsplanung aller Termine bis hin zur Eröffnung –– Zusammenstellung einer Arbeitsgruppe, die sich aus internen Mitarbeitern (manchmal auch aus externen Kollegen), Restauratoren und dem Leiter der Fotothek zusammensetzt –– Vorbereitung und Durchführung regelmäßiger Besprechungen mit der Arbeitsgruppe (Transparenz) –– Auswahl der Exponate (Anzahl festlegen, Werkliste anlegen, Begutachtung durch die Restauratorinnen organisieren, Zeit für eventuelle restauratorische Arbeiten einplanen) –– Eventuelle Leihgaben anfragen (Leihverträge erstellen, Transport organisieren) –– Projektapparat im Sonderlesesaal aufbauen (die dort befindlichen Medien können von Nutzern nicht entliehen, aber eingesehen werden) –– Absprachen mit der Fotothek treffen (Fotoaufnahmen für Katalog und Ausstellung vorbereiten) –– Angebote einholen (z. B. für Katalogproduktion, Gestalter- und Aufbauleistungen der Ausstellung, Bewirtung Eröffnungsveranstaltung) –– Vorbereitung von Vergabeverfahren (z. B. Buchpublikation und Ausstellungsproduktion) sowie von Verträgen (z. B. Verlagsvertrag oder Werkvertrag für externe Mitarbeiter) –– Organisation der Bewerbung (über Plakat, Flyer, Website, der Zeitschrift Supra Libros) –– Abstimmung mit dem Stabsreferat Kommunikation der Klassik Stiftung Weimar (Corporate Identity/Corporate Design für alle Print- und elektronischen Produkte) –– Erstellung von Vorlagen für die Pressearbeit (Presseeinladung und Pressemitteilung) –– Planung des Ausstellungsumbaus (Aufbaupläne vorbereiten, Absprachen mit den Dienstleistern treffen und mit dem Aufbauteam) –– Für entsprechende konservatorische Bedingungen sorgen (Temperatur, Luft, Licht) 7 Vgl. auch den Beitrag Wer macht was bis wann? Phasen, Meilensteine und Checklisten für Ausstellungen von P. Aumann und F. Duerr in diesem Band.



Thematische Jahresausstellungen 

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–– Vorbereitung der Ausstellungseröffnung (Einladungen, Raum, Technik, Bewirtung) –– Ständige Terminkoordination sowie Termin- und Budgetkontrolle

5 Fazit Die Ausstellungen in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek haben bereits Tradition.8 Diese spiegelt sich auch in den sehr gut besuchten Ausstellungseröffnungen wider. Dennoch muss der Bedarf, den der reguläre Besucherbetrieb im Historischen Bibliotheksgebäude über Jahre mit sich bringt, neu überdacht werden. Das zeitweise hohe Gästeaufkommen im Foyer, in dem sich Kasse und Museumsshop befinden, benötigt längerfristig eine Entlastung. Diese könnte in der Umgestaltung des Renaissance­ saales liegen, z.  B. in der Schaffung von mehr Sitzgelegenheiten. Aktuell gibt es Überlegungen, nach Laufzeitende der Ausstellung Dante, ein offenes Buch eine Präsentation in Form einer Dauerausstellung zu konzipieren, die dann auch integraler Bestandteil des musealen Rundgangs mit Audioguide (Rokokosaal, Kunstkabinett, Videoraum) werden könnte.

Literatur Costadura, E. & Ellerbrock, K. P. (Hrsg.). (2015). Dante, ein offenes Buch [Ausstellung 20. August 2015 bis 26. Juni 2016]. Berlin [u. a.]: Deutscher Kunstverlag. Kleinbub, C. (2014). 8 Jahre Ausstellungen in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Supra Libros, (15), 8–9. Kleinbub, C. (2012). Dem Buch ein Fest: Fünf Jahre Ausstellungen in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Supra Libros, (12), S. 8. Knoche, M. (Hrsg.). (2011). Reise in die Bücherwelt. Drucke der Herzogin Anna Amalia Bibliothek aus sieben Jahrhunderten [Ausstellung Herzogin Anna Amalia Bibliothek Historisches Bibliotheksgebäude, Renaissancesaal, 9. April 2011 bis 11. März 2012]. Köln [u. a.]: Böhlau. Raffel, E. (2012). Galilei, Goethe und Co.: Freundschaftsbücher der Herzogin Anna Amalia Bibliothek; ein immerwährender Kalender [Ausstellung Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Historisches Bibliotheksgebäude, Renaissancesaal, 24. März 2012 bis 10. März 2013]. Berlin: Meissners. Weber, J. & Hähner, U. (Hrsg.). (2014). Restaurieren nach dem Brand: Die Rettung der Bücher der Herzogin Anna Amalia Bibliothek [Ausstellung 30. August 2014 bis 9. August 2015]. Petersberg: Imhof. Zimmermann, H. (Bearb.). (2013). 100 Jahre Cranach-Presse. Buchkunst aus Weimar [Ausstellung Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Historisches Bibliotheksgebäude, Renaissancesaal, 28. März 2013 bis 10. August 2014]. Berlin: Meissners.

8 Vgl. Kleinbub 2014; Kleinbub 2012.

Maria-Elena Martin-Alcazar, Barbara Neuß, Mila Runnwerth und Jennifer Vietze

1st Ladies der Mathematik

Eine Auszeichnung als Anlass für eine Ausstellung an der TIB Hannover

Einleitung Die Fields-Medaille, die höchste Auszeichnung der Mathematik, wurde 2014 zum ersten Mal an eine Frau, die Iranerin Maryam Mirzakhani, verliehen. Diese Leistung nahm die Technische Informationsbibliothek (TIB) zum Anlass für ihre Ausstellung 1st Ladies der Mathematik. Leben – Leistung – Leidenschaft vom 1. November bis 31. Dezember 2014.1 Auf einem Streifzug durch drei Jahrhunderte verdeutlichte die Ausstellung, wie schwer es in der Geschichte der Mathematik für Frauen war, wissenschaftliche Anerkennung zu erlangen. Zwar hat die Beteiligung von Frauen in der Mathematik zugenommen – fast die Hälfte der Mathematikstudierenden sind mittlerweile weiblich. Doch auch heute noch sind sie im Spitzenbereich der mathematischen Forschung die Minderheit. Die Bibliothek bot durch die Ausstellung Raum für die Auseinandersetzung mit einem aktuellen Thema. Zugleich beleuchtete sie, unabhängig von der Geschlechterfrage, die als verstaubt, kompliziert und langweilig geltende „Königin der Wissenschaft“ aus einem neuen Blickwinkel und rückte das Fachgebiet durch die porträtierten Mathematikerinnen in ein anderes Licht.

1 Konzeption Geschichten über Menschen sind weitaus empathischer als die reine Wissensvermittlung. Insbesondere komplexe Informationen werden beispielsweise durch das Porträtieren ausgewählter Persönlichkeiten leichter zugänglich.2 Ausgehend von der Verleihung der Fields-Medaille an Maryam Mirzakhani, entstand im Projektteam daher die Idee, in der Ausstellung weitere Mathematikerinnen zu porträtieren. Als wiederkehrendes Motiv sollte die Pionierleistung wie ein roter Faden durch die Ausstellung 1 „Die Anziehungskraft einer Ausstellung kann dadurch erhöht werden, dass ein konkreter Anlass […] erkennbar ist. Nützlich ist es auch, wenn aktuelle Ereignisse (z. B. Preisverleihungen) den Anlass bilden.“ Herrmann 2002, S. 1249. 2 Vgl. Locker 2011, S. 54.

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führen. Den Umfang der Ausstellung bestimmte die verfügbare Zahl an Vitrinen und Posterständern sowie der nutzbare Raum.3 Basierend auf der Überlegung, neben der ersten Fields-Medaillen-Gewinnerin weitere herausragende Mathematikerinnen zu porträtieren, entstand ein auch für mathematische Laien ansprechender Titel: 1st Ladies der Mathematik. Leben – Leistung – Leidenschaft. Durch den Untertitel war es möglich, mehrere Informations­ ebenen in kompakter Form auszudrücken.4 Bei der Auswahl der Inhalte standen vor allem Frauen im Fokus, die in Lehre und Forschung Vorreiterinnen auf dem Gebiet der Mathematik waren. Nach gründlicher Recherche wurden Sofia Kowalewskaja (erste ordentliche Professorin im Fach Mathematik), Emmy Noether („Mutter“ der modernen Algebra) und Mary Cartwright (erste First-Class-Oxford-Absolventin im Fach Mathematik und Begründerin der Chaos­­theorie) als Protagonistinnen ausgewählt. Leben und Wirken der Frauen sollten exemplarisch anhand von Postern dargestellt werden. Die Aufteilung in vier Themenfelder ermöglichte es den Besuchern, die Ausstellung nach eigenem Interesse anzuschauen und gegebenenfalls einzelne Poster zu überspringen, da sie nicht an eine vorgegebene Reihenfolge gebunden waren.5 Als Deutsche Zentrale Fachbibliothek für Mathematik konnte die TIB zu diesem Ausstellungsthema ausgewählte Objekte aus dem international einzigartigen Bestand an technisch-naturwissenschaftlicher Literatur (darunter sehr wertvolle und für die Technikgeschichte interessante Altbestände) präsentieren. Im Rahmen der Ausstellung sollten einige dieser sonst im Außenmagazin verwahrten Bücher für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Zugleich sollte auf die wissenschaftliche Relevanz der Bestände sowie die Bedeutung der Bibliothek als Bewahrerin kulturellen Erbes hingewiesen werden. Um nicht nur eine inhaltliche, sondern auch eine räumliche Nähe zum Bestand zu schaffen, präsentierte die TIB die Ausstellung im Erdgeschoss des Standortes Technik/Naturwissenschaften. Durch die Positionierung im Eingangsbereich des Hauses konnten auch viele Besucher erreicht werden, die auf dem Weg in die Lesesäle der Bibliothek auf die Ausstellung aufmerksam wurden oder zwischen den Lern­­phasen eine Pause einlegten. Zusätzlich wurde der Bibliotheksbetrieb in der weitläufigen Kataloghalle nicht gestört, und es konnte dort ein barrierefreier Zugang gewährleistet werden.

3 Vgl. Herrmann 2002, S. 1245. 4 Vgl. Pöhlmann 2007, S. 218. 5 Vgl. Brzoska 2012, S. 85.

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Abb. 1: Positionierung der Ausstellung im Eingangsbereich © TIB. Foto: J. Vietze.

2 Präsentation Die Ausstellung richtete sich insbesondere an die Studierenden, Lehrenden und Forschenden der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover. Zusätzlich sollten auch wissenschaftlich interessierte Bürger der Region angesprochen werden. Durch diese sehr breit definierte Zielgruppe war es erforderlich, die Inhalte auch für Laien verständlich, interessant und einprägsam zu gestalten. Ein einleitendes Poster informierte über den Anlass der Ausstellung und wies zugleich auf das Fachreferat für Mathematik hin, das für Fragen der Besucher zur Verfügung stand. Jede der vier Mathematikerinnen wurde auf zwei Postern vorgestellt. Die Textinhalte wurden in verschiedenen Informationsebenen angeboten und in einem grafischen Raster6 angeordnet: Während großformatige Porträtaufnahmen und Zitate als Blickfang dienten, gaben verschiedene Textkästen detaillierte Auskunft über Lehre und Forschung. Ergänzt wurden diese Informationen durch wenig bekannte Anekdoten aus dem Leben der Mathematikerinnen. Die biografischen Daten wurden durch eine ansprechende typografische Gestaltung vermittelt. Die Gestaltungs­­entwürfe des hinzugezogenen Designbüros ItYt unterschieden sich 6 Vgl. Locker 2011, S. 119.

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bewusst vom Corporate Design der Bibliothek, um auch die Aufmerksamkeit regelmäßiger Besucher zu erregen.7 Bei der Typografie wurde Wert auf gute Lesbarkeit gelegt: Während im Hintergrund farbige Flächen verwendet wurden, stand der Text im starken Schwarz-Weiß-Kontrast.

Abb. 2 und 3: Jede der vier Mathematikerinnen wurde auf zwei Postern vorgestellt. © F. Kahlo.

Der Großteil der in der Ausstellung gezeigten Bücher stammte aus dem Bestand der TIB, darunter Werke der Mathematikerinnen oder Biografien. Besonders wertvolle und optisch ansprechende Titel bekamen ihren Platz in vier freistehenden, gleichen Tischvitrinen. Der dunkelgraue Hintergrund hob die Objekte darin wirkungsvoll hervor.8 Aussagekräftige oder grafisch besonders ansprechende Seiten wurden objektschonend aufgeschlagen. Die hauseigene Buchbinderei fertigte dafür passgenaue Buchstützen an, die den Schutz der Buchrücken garantierten. Schildchen an den Objekten gaben Auskunft über die besitzende Bibliothek und den historischen Kontext. Zum Thema der Ausstellung richtete die TIB einen Handapparat für Interessierte ein und präsentierte diesen passend zum Gesamtbild der Ausstellung auf einem antiken Bücherwagen. Eine Literaturliste bot einen Überblick über die Literatur im 7 Die Poster zur Ausstellung stellt ItYt im Internet zur Ansicht zur Verfügung: http://ityt.de/1st-ladiesder-mathematik.html (23.02.2016). 8 Vgl. Locker 2011, S. 102.

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Handapparat. Für den Zeitraum der Ausstellung wurden diese Medien im Katalog entsprechend ausgewiesen und auf dem Buchrücken durch Aufkleber gekennzeichnet. Im Katalog wurde zudem der Status der Bücher geändert, sodass vorher nicht verleihbare Werke nun ausgeliehen werden konnten. Zwei Biografien über Sofia Kowalewskaja erhielt die TIB als Leihgabe von anderen Bibliotheken. In den Vitrinen wurde auf die Herkunft aus den besitzenden Bibliotheken verwiesen. Ergänzend wurden Archivalien, insbesondere Schriftstücke, in den Vitrinen präsentiert, da handschriftliche Dokumente einen anderen biografischen Eindruck als ein Druckwerk vermitteln.9 Ein spezielles Augenmerk lag bei der Recherche nach geeignetem Material zudem auf den Leistungen der vier Mathematikerinnen. So sollten wichtige Dokumente – beispielsweise eine Promotionsurkunde, bahnbrechende Forschungsergebnisse oder eine Dissertation – präsentiert werden. Das Göttinger Universitätsarchiv10 stellte dafür wenig bekannte biografische Schätze zur Verfügung, u.  a. Sofia Kowalewskajas Promotionsakte mit ihrem Lebenslauf, ihrer Promotionsurkunde und einer Urkunde der Russischen Akademie der Wissenschaften. Für Emmy Noether erschloss sich eine wahre Fundgrube: Neben den Dokumenten des Prüfungsamtes fanden sich ein selbstgeschriebener Lebenslauf, verschiedene Briefwechsel u. a. mit David Hilbert, außerdem ein handschriftliches Gutachten aus dem Ersten Weltkrieg, in dem Emmy Noether als Frau die Habilitation verweigert wurde. Besonders interessant war schließlich eine Postkarte aus den USA an Kollegen in Göttingen, die direkte Rückschlüsse auf ihre Persönlichkeit lieferte. Auf engstem Raum erkundigte sie sich nach den familiären Umständen, fragte sensibel und mit großer Vertrautheit nach dem Befinden, um auf den verbliebenen zwei Dritteln der Karte eine mathematische Aufgabe zu diskutieren. Diese Auswahl an Dokumenten sowie ein Foto Emmy Noethers stellte das Universitätsarchiv in digitaler Kopie zur Verfügung. Ein Argument gegen Literaturausstellungen ist zumeist die mangelnde Anschaulichkeit der Exponate.11 Zwar wurden auch in dieser Ausstellung Werke hinter Vitrinenglas gezeigt, allerdings erhielten die Besucher die Möglichkeit, in Reproduktionen der Werke zu blättern: Die einzelnen Dokumente wurden dafür eingescannt, ausgedruckt, zum Teil mit einer Transkription versehen und anschließend laminiert.

9 Herrmann 2002, S. 1251. 10 Sofia Kowalewskaja und Emmy Noether waren beide der Georg-August-Universität in Göttingen verbunden. Erstere nur formal, da die in Berlin lebende Sofia Kowalewskaja auf Empfehlung ihres Förderers Karl Weierstraß nur dort das Promotionsverfahren durchlaufen durfte. Emmy Noether gehörte zum Lehrkörper des damaligen weltweit renommiertesten Mathematischen Institutes in Göttingen um David Hilbert, Felix Klein und Richard Courant, um nur einige zu nennen. 11 Brzoska 2012, S. 15.

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Der Auflockerung dienten zudem ausgewählte dreidimensionale Exponate. Beispielsweise illustrierte ein Kreisel die in der Vitrine ausgestellte Preisschrift Sur le problème de la rotation d’un corps solide autour d’un point fixe von Sofia Kowalewskaja, veröffentlicht in der Zeitschrift Acta Mathematica im Jahr 1889.

Abb. 4: Besonders wertvolle und optisch ansprechende Stücke, vor dunkelgrauem Hintergrund wirkungsvoll präsentiert in Tischvitrinen © TIB. Foto: J. Vietze.

Die Inhalte der Poster zur Mathematikerin Mary Cartwright wurden zusätzlich zu den in den Vitrinen präsentierten Objekten durch ein weiteres Exponat veranschaulicht. Mit Hilfe interaktiver Exponate lassen sich schwierige Informationen oft ganz einfach erklären. Im Gegensatz zur passiven Informationsaufnahme schafft die aktive Beschäftigung mit einem Exponat eine Interaktion zwischen diesem und dem Publikum und erleichtert damit den Zugang.12 Zu Beginn des Ausstellungsbesuchs lud ein solches Objekt dazu ein, das grundlegende Phänomen der Chaostheorie selbst zu entdecken: Ein sogenanntes „Chaotisches Pendel“ zeigte, wie schon kleine Veränderungen große, zum Teil mathematisch nicht beherrschbare Auswirkungen in einem System hervorrufen können. Dieses Phänomen wurde erstmals von der in der Ausstellung porträtierten Mathematikerin Mary Cartwright beobachtet und später in der Chaostheorie als Schmetterlingseffekt populär. Die selbstständige Auseinandersetzung mit diesem Phänomen ermöglichte einen ebenso niederschwelligen wie 12 Locker 2011, S. 98.

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unterhaltsamen Zugang zur Ausstellung und motivierte die Besucher zur intensiveren Auseinandersetzung mit den Inhalten.

Abb. 5: Chaostheorie zum Anfassen – interaktiv vermittelt mit dem „Chaotischen Pendel“ © TIB. Foto: J. Vietze.

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3 Begleitprogramm Trotz vielfältiger Möglichkeiten der Informationsvermittlung mit Hilfe neuer Medien bleibt das Angebot einer konventionellen Führung noch immer eines der wichtigsten Instrumente des Besucherservices.13 Im Ausstellungszeitraum wurden von der Fachreferentin für Mathematik wöchentlich 45-minütige Rundgänge (ohne vorherige Anmeldung) angeboten. Darüber hinaus fanden zahlreiche Führungen auf Nachfrage statt. Der inhaltliche Fokus wurde dabei spontan auf die Interessen des Publikums zugeschnitten. Die Fachreferentin thematisierte unter anderem die Rahmenbedingungen von Lehre und Forschung in der Mathematik damals und heute mit besonderem Augenmerk auf Geschlechterspezifika. Außerdem stellte sie die Biografien im historischen Kontext und die mathematischen Leistungen mit Betonung auf die Anwendungen dar. Während der Führung und im Anschluss nutzten die Teilnehmer die Gelegenheit zum Austausch. Insbesondere Nichtmathematiker, gleich welchen Geschlechts, fühlten sich angesprochen, woraus sich ein intensiver Erfahrungsaustausch entwickelte. Ein häufiges Feedback war, dass sich Besucher mit ihrer Angst und Skepsis gegenüber der Mathematik nun versöhnt fühlten. Angelehnt an das Thema der Ausstellung machte auch der von der TIB geförderte Technik-Salon14 im November 2014 die Mathematik zum Thema. Unter dem Titel Besser optimieren berichteten die Gäste über Optimierungsprozesse bei sehr komplexen Systemen. Bewusst wurden für diesen Abend drei Mathematikerinnen aus Forschung und Praxis eingeladen. Den Anschluss der Abendveranstaltung bildete eine Führung durch die Ausstellung.

4 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Ausstellungen sind vor allem wegen ihrer mehrwöchigen Laufzeit eines der wirksamsten Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit und für Bibliotheken unverzichtbar.15 Das Team Kommunikation und Marketing der TIB begleitete die Ausstellung während der gesamten Laufzeit mit kontinuierlicher Medienarbeit beispielsweise durch den Versand von Pressemitteilungen an die lokale Presse oder durch Hinweise zum Begleitprogramm auf der Internetseite und den Social-Media-Kanälen der Bibliothek.

13 Pöhlmann 2007, S. 135. 14 Der Technik-Salon, ein Kulturpodium für Technik, lädt einmal im Monat zu Vorträgen und Debatten mit Gästen aus Technik, Kultur und Gesellschaft und organisiert Exkursionen zu Fabriken, Laboren, Sammlungen, Events und anderen Schauplätzen der Technik. Die TIB fördert den TechnikSalon gemeinsam mit der Leibniz Universität Hannover und der Ingenieurkammer Niedersachsen. 15 Pöhlmann 2007, S. 217.

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Hinzu kommt die Möglichkeit der Integration einer Ausstellung in ein Verbund-Event wie die Lange Nacht der Museen oder dergleichen.16 Die Angebote der TIB vor Ort richten sich primär an Studierende, Lehrende und Forschende der Leibniz Universität Hannover, stehen aber jedermann offen. Durch die Teilnahme am November der Wissenschaft 201417 wollte die TIB insbesondere die wissenschaftlich interessierte Öffentlichkeit erreichen. Als Laufzeit der Ausstellung wurde deshalb der Zeitraum dieser publikumswirksamen Veranstaltung gewählt. Als einer von vier offiziellen Standpartnern der Eröffnungsveranstaltung, die im Zeichen der Mathematik stand, informierte die TIB in der Halle des Neuen Rathauses über ihre Rolle als Zentrale Fachbibliothek, die Ausstellung sowie die Begleitveranstaltungen. Das umfangreiche Programm zum November der Wissenschaft konnte im Internet heruntergeladen werden, zudem lag es gedruckt in allen öffentlichen Einrichtungen der Landeshauptstadt Hannover vor. Weitere Programminformationen erhielten Interessierte im Internet.18 Die Ausstellung wurde dort von den Veranstaltern als Programmtipp empfohlen. Medienpartner des Projekts war RTL Nord. Das Regional­ programm berichtete wöchentlich über ausgewählte Programmpunkte und strahlte am 24. November 2014 einen zweiminütigen Fernsehbeitrag über die Ausstellung der TIB aus.19

5 Fazit Das Feedback der Besucher war durchgehend positiv. Viele Studierende blieben auf dem Weg durch die Bibliothek stehen, um die Ausstellung zu betrachten und zu fotografieren. Oft bildeten sich in der Ausstellung Gruppen von Interessenten, die angeregt über die Exponate diskutierten. Insbesondere das „Chaotische Pendel“ zog als interaktives Element die Aufmerksamkeit zahlreicher Besucher auf sich. Auch interessierte Bürger, die über die Medien von der Ausstellung erfahren hatten, besuchten die Bibliothek, um sich über das Leben der Mathematikerinnen zu informieren. Besonders die Vielfalt der Ausstellungsstücke wurde lobend erwähnt. Durch den in der Ausstellung gespannten Bogen zwischen Alltagsexponaten, Anekdoten und

16 Vgl. Pöhlmann 2007, S. 217. 17 Seit 2008 lädt die Initiative Wissenschaft Hannover mit rund 70 Partnern aus Hochschulleben, Forschung und Kultur in einem zweijährigen Turnus zum November der Wissenschaft ein. Einen Monat lang können Schüler, Studierende und die interessierte Öffentlichkeit die Forschungs- und Hochschullandschaft Hannovers kennenlernen. Ziel der Veranstaltung ist es, die Attraktivität des Hochschul- und Wissenschaftsstandortes Hannover zu steigern. Im Jahr 2014 nahmen 40 000 Besucher an den 150 meist kostenlosen Veranstaltungen (Vorträge, Workshops, Führungen und Ausstellungen) teil. 18 http://www.november-der-wissenschaft.de (23.02.2016). 19 Die Regionalprogramme RTL Nord werden werktäglich von 18.00–18.30 Uhr ausgestrahlt.

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mathematischen Werken fand die Ausstellung nicht nur bei Studierenden der Mathematik Anklang, auch fachfremde Gäste beeindruckte das Leben der Mathematikerinnen. Aufgrund der positiven Resonanz der Besucher verlängerte die TIB die bis Mitte Dezember geplante Ausstellung bis zum 31. Dezember 2014. Anschließend wurde die Ausstellung im Hausdorff Research Center in Bonn gezeigt. Die Umsetzung wäre ohne die Begeisterung und das Engagement der gesamten Bibliothek undenkbar gewesen. Die Bibliotheksleitung schenkte dem Projektteam für die Ausstellung großes Vertrauen und gewährte ihm freien Gestaltungsspielraum. Die an der Ausstellung beteiligten Mitarbeiter vertieften ihr Wissen über das Thema der Ausstellung und die eigene Bibliothek, wodurch gleichzeitig ein höherer Grad der Identifikation erreicht wurde.20 Bei der Vorbereitung erhielt das Projektteam insbesondere die Unterstützung der Auskunftsteams, der Magazine, der Einbandstelle und der Erwerbung. Durch die räumliche Nähe zur Ausstellung waren die Kollegen der Information während der Durchführung stets erste Ansprechpartner. Dort wurden nicht nur Fragen beantwortet oder Anmerkungen entgegengenommen, es wurde auch die eigene Begeisterung vermittelt.

Literatur und Internetquellen Brzoska, Y. (2012). Ausstellungen in wissenschaftlichen Bibliotheken: Kulturveranstaltungen und ihre Bedeutung für die Öffentlichkeitsarbeit. Saarbrücken: AV, Akademikerverlag. Herrmann, C. (2002). Effizienz durch Profil: Überlegungen zur methodischen Gestaltung von Ausstellungen in Bibliotheken. Bibliotheksdienst, 36(10), 1243–1256. ItYt. [Homepage]. http://ityt.de (20.01.2016). Locker, P. (2011). Ausstellungs-Design: Konzept – Planung – Umsetzung. München: Stiebner. Pöhlmann, W. (2007). Handbuch zur Ausstellungspraxis von A – Z. Berlin: Gebr. Mann (Berliner Schriften zur Museumskunde, 5). Technische Informationsbibliothek. [Homepage]. http://tib.eu (20.01.2016).

20 Brzoska 2012, S. 47.

 Reflexion

Karsten Schuldt und Brigitte Lutz

„Das ist interessant. Aber nicht für unsere Bibliothek.“ Barrieren für Angebote zur Wissenschaftsvermittlung in schweizerischen Öffentlichen Bibliotheken

Einleitung Gefördert von der Stiftung Mercator Schweiz, erstellte eine Arbeitsgruppe am Schweizerischen Institut für Informationswissenschaft, HTW Chur, eine Handreichung zur Vermittlung wissenschaftlicher Themen für Kinder und Jugendliche in Öffentlichen Bibliotheken.1 Im Rahmen dieses Projektes wurden Interviews mit Bibliotheksbeschäftigten zu dieser Handreichung und zu deren grundsätzlicher Sicht auf Angebote und Handreichungen der Wissenschaftsvermittlung – unter anderem Ausstellungen – durchgeführt. Ein Ergebnis der Interviews war, trotz positiver Haltung zum Projekt selbst, ein ständiger Zweifel der Befragten daran, ob die beschriebenen Angebote in ihrer eigenen Bibliothek sinnvoll umgesetzt werden könnten. Der folgende Text baut auf diesen wahrgenommenen Barrieren auf. Er beschreibt kurz die Handreichung, die so konzipiert wurde, dass Öffentliche Bibliotheken aller Größen sie einsetzen können (1). Anschließend stellt er die Bedenken dar, die in den Interviews geäußert wurden (2). Einige dieser Bedenken mögen in ihrer Ausprägung durch die schweizerische Gesellschaft geprägt sein; grundsätzlich ist aber zu erwarten, dass sie auch in den anderen deutschsprachigen Staaten vorhanden sind. Es folgt eine Diskussion bezüglich dieser wahrgenommen Barrieren (3). Das Fazit des Textes betont, dass grundsätzlich alle Bibliotheken Angebote der Wissenschaftsvermittlung durchführen können, sich dafür aber engagieren müssen (4).

1 Wissenschaft spannend inszenieren Die erwähnte Handreichung hat zum Ziel, den Öffentlichen Bibliotheken (in der Schweiz) einfach umzusetzende Konzepte zur Vermittlung von Wissenschafts­themen an die Hand zu geben. Wie auch in anderen Ländern haben die Bibliotheken in der Schweiz eine Reihe von Angeboten zur Literaturvermittlung, zur Einführung in Recherchestrategien und Bibliotheksnutzung, die sie regelmäßig einsetzen. Zudem 1 SII 2015.

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 Karsten Schuldt und Brigitte Lutz

weisen sie oftmals gut eingespielte Formen der Zusammenarbeit mit Schulen oder Vereinen auf. Die Vermittlung von wissenschaftlichen Inhalten gehört allerdings bislang nicht zum Standardrepertoire, obwohl sie an andere bibliothekarische Angebote anknüpfen könnte. Gleichzeitig wird auch in der Schweiz von verschiedenen Stellen betont, dass eine möglichst früh einsetzende Förderung des wissenschaftlichen Interesses für Einzelne ebenso wie für die gesamte Gesellschaft sinnvoll sei. Die Handreichung soll eine Grundlage dafür bieten, dass sich auch Bibliotheken an der Vermittlung wissenschaftlicher Themen beteiligen. Dies sollte für Kinder und Jugendliche nicht nur kurzzeitig spannend, sondern im besten Fall langfristig prägend sein. Gleichzeitig sollte die Angebotspalette der Bibliotheken erweitert werden. Der Methodenkoffer geht daher auf verschiedene Formen der Wissenschaftskommunikation ein und beschreibt neben Ausstellungen auch Vorträge, Science Slams, Spiele, Werkstätten, Wettbewerbe, das gemeinsame Erstellen von Medien, die Nutzung von Social Media, Planspiele und Exkursionen. Die Basis der Handreichung stellt eine Auswertung von Literatur dar. Bei dieser wurde klar, dass für deutschsprachige Bibliotheken wenige Texte zum Themenbereich vorliegen, aber für englisch- und französischsprachige Bibliotheken gute Übersichten existieren. Zudem gibt es für andere Einrichtungen – beispielsweise für Kinder- und Jugendmuseen – bereits entsprechende Anregungen, auch in deutscher Sprache.2 Insoweit bestand die Arbeit vor allem darin, Erfahrungen aus anderen Einrichtungen und aus dem Ausland zusammenzufassen, für Bibliotheken anzupassen und so darzustellen, dass sie auch im schweizerischen Kontext umsetzbar sind. Im Anschluss wurde der Text im Frühjahr 2015 einer Anzahl von Öffentlichen und Schulbibliotheken in der Deutschschweiz überlassen. In den teilnehmenden Institutionen wurden anschließend Interviews zum Projekt durchgeführt. Die Bibliotheken unterschieden sich relevant in Größe und Aufgaben. Grundsätzlich wurden Idee und Aufbau der Handreichung positiv bewertet. Die Befragten konnten sich vorstellen, dass sie benutzt wird, um Angebote der Wissenschaftskommunikation zu organisieren – allerdings oftmals nicht in den eigenen, sondern in anderen Bibliotheken.

2 Wahrgenommene Barrieren Aufgrund der Rückmeldungen wurde die Handreichung überarbeitet und ist nun auf der Homepage der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft der allgemeinen öffentlichen Bibliotheken (SAB) publiziert. Im Folgenden sollen vor allem die wahrgenommenen Barrieren dargestellt werden. Offenbar gibt es eine Zurückhaltung bei der Umsetzung von Vorschlägen für Ausstellungen oder andere Angebote in Bibliotheken. Es ist zu vermuten, dass ähnliche Überlegungen nicht nur die Befragten umtreiben. 2 Vgl. Literaturverzeichnis in SII 2015, S. 45–48.

Barrieren 

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2.1 „Die Bibliothek ist zu klein.“ Mehrfach wurden Bedenken geäußert, die jeweilige Bibliothek sei für die meisten der beschriebenen Methoden zu klein. Tatsächlich waren die teilnehmenden Einrichtungen aber alle groß genug, um dort zum Beispiel regelmäßig Veranstaltungen für ganze Schulklassen durchzuführen. Hinzu kommt, dass im Methodenkoffer die meisten Methoden so beschrieben werden, dass sie auch in kleinen und kleinsten Bibliotheken funktionieren sollten.

2.2 „Das ist eine Aufgabe für andere Bibliotheken.“ Ein weiterer überraschender Aspekt war, dass die unterschiedlichen Bibliotheken jeweils anderen Bibliotheken zuschrieben, besser für Angebote der Wissenschaftskommunikation ausgerüstet zu sein. Befragte aus größeren Einrichtungen konnten sich eher vorstellen, dass dies die Aufgabe kleinerer Bibliotheken sei. In Bibliotheken kleinerer Gemeinden und Zweigbibliotheken wurde vermutet, dass eher größere Bibliotheken diese Aufgaben übernehmen könnten. Den Schulbibliotheken wurde die Aufgabe ebenso zugeschrieben wie sie von den Schulbibliotheken selbst abgelehnt wurde. Alle Interviewten konnten Gründe für ihre Ansichten anführen. Beispielsweise seien kleinere Bibliotheken und Schulbibliotheken eher in Gemeinden aktiv. Diese könnten von der Wissenschaftskommunikation profitieren. Da es in diesen Gemeinden weniger vergleichbare Angebote gäbe, sei es die Aufgabe der dortigen Bibliotheken, sich entsprechend zu engagieren. Andererseits: In größeren Gemeinden seien mehr Mittel, Personen oder Infrastrukturen vorhanden, deshalb sei es die Aufgabe der größeren Bibliotheken. Die Erkenntnis aus diesen Aussagen ist also, dass sich keine Bibliothek wirklich zuständig fühlt. Gleichzeitig lässt sich erkennen, dass oftmals andere Einrichtungen im Zugzwang gesehen werden.

2.3 „Es gibt schon zu viel Konkurrenz.“ Zudem herrschte in einigen der befragten Bibliotheken die Vermutung, dass es in ihrem Umfeld schon genügend andere Einrichtungen gäbe, die Ausstellungen veranstalten oder sich anderweitig um die Vermittlung von Wissenschaftsthemen kümmerten, beispielsweise Museen, Science Centers oder auch Schulen. Es wurde teilweise vermutet, dass sich diese Einrichtungen dagegen verwahren würden, wenn Bibliotheken sich des Themas annähmen. Daraus wurde der Schluss gezogen, dass sich vor allem in kleinen Gemeinden Alleingänge der Bibliotheken hinsichtlich der Durchführung von Ausstellungen und anderen derartigen Veranstaltungen verbieten würden.

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2.4 „Fehlende Kompetenzen, Geld‑ und Zeitprobleme.“ Mehrfach wurde bei der Befragung angenommen, dass das eigene Personal nicht die nötigen Kompetenzen hätte, um bestimmte Angebote durchzuführen, und es zum Teil auch nicht möglich wäre, diese Kompetenzen in kurzer Zeit zu erwerben. Dies wurde sehr differenziert gesehen. Die Angebote wurden unterteilt und es wurden ihnen jeweils notwendige Kompetenzen – beispielsweise wissenschaftliche oder pädagogische Kenntnisse oder auch Fähigkeiten zur Gestaltung von Ausstellungen – zugeschrieben. Gleichzeitig führten die Befragten Gründe an, weshalb das Personal in absehbarer Zeit die notwendigen Kompetenzen nicht erwerben könne: zu geringe Arbeitszeiten, zu hohe Auslastungen, zu wenige Fortbildungsangebote, andere Aufgaben. Teilweise wurde darauf verwiesen, dass in den genannten relevanten Bereichen ausgebildetes Personal schwierig zu gewinnen sei. Grundsätzlich wurden sehr hohe Ansprüche an die Kompetenzen des Personals gestellt. Auch diese Einschätzung entspricht nicht den tatsächlichen Anforderungen. Das Toolkit (und andere Handreichungen) sind so konzipiert, dass sie auch mit weniger Kompetenzen umgesetzt werden können. Nicht zuletzt wurden auch Probleme bezüglich der verfügbaren Zeit des Personals zum Planen, Erstellen und Durchführen von zusätzlichen Angeboten sowie des vorhandenen Etats genannt, die zumindest in naher Zukunft die jeweilige Bibliothek davon abhalten würden, selbst Angebote zur Wissenschaftskommunikation anzubieten.

2.5 „Die Zielgruppe ist nicht interessiert.“ Weiterhin vermuteten einige der Befragten, dass gerade die eigene Zielgruppe nicht an Angeboten zu Wissenschaftsthemen interessiert wäre. Dies wurde unterschiedlich begründet. In großen Gemeinden wurde angenommen, dass die Interessierten schon in anderen Einrichtungen, wie den zahlreichen Museen, genügend Anregungen fänden. In kleineren Gemeinden stellte man sich vor, dass das Interesse nicht groß genug sein würde. Kaum eine der Bibliotheken, die solche Vermutungen äußerte, konnte jedoch auf eigene Erfahrungen in diesem Bereich zurückgreifen.

3 Barrieren überwinden Die Bibliotheken bezogen die genannten Barrieren immer wieder auf ihre eigene Institution, werteten sie jedoch differenziert. Es wurde stets vermutet, dass andere Bibliotheken diese Barrieren nicht hätten. Grundsätzlich wurde angenommen, dass es gut wäre, wenn die Barrieren überwunden werden könnten. Dies gilt es, ernst zu

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nehmen. Alle Bibliotheken, die interviewt wurden, engagieren sich mit Veranstaltungen und Angeboten über die reine Bestandsarbeit hinaus. Zudem sind sie alle daran interessiert, sich zu entwickeln. Die Bedenken müssen insoweit ernst genommen werden, als dass sie die Wahrnehmung der eigenen Möglichkeiten und Grenzen wiedergeben. Es gibt oft keine einfachen und allgemein sinnvollen Lösungen für diese Barrieren, zumal sie immer wieder auf lokalen Umständen zu beruhen scheinen. Dennoch soll im folgenden Abschnitt versucht werden, zumindest einige Hinweise dazu zu geben, wie mit diesen Barrieren produktiv umgegangen werden könnte. Dies ist auch relevant für andere Bibliotheken und für Einrichtungen, die Bibliotheken dabei unterstützen wollen, Ausstellungen oder andere Angebote der Wissenschaftskommunikation bereitzustellen.

3.1 Sich mit anderen Bibliotheken abstimmen Im Gegensatz zur Leseförderung ist das Thema Wissenschaftskommunikation offenbar noch nicht flächendeckend im Bibliothekswesen etabliert. Es haben sich daher noch keine Regeln gefestigt, wer wofür zuständig ist. So könnten zum Beispiel Stadtund Gemeindebibliotheken oder Schulbibliotheken ebenso wie die Kantonsbibliotheken die Hauptposition in diesem Bereich einnehmen. Insoweit wäre es sinnvoll, wenn sich Bibliotheken über Angebote der Wissenschaftskommunikation abstimmen, auch wenn sie am Ende beschließen, dass dies die Aufgabe anderer Einrichtungen sei. Dies würde zu einer klaren Rollenverteilung unter den Bibliotheken beitragen. In einem weiteren Schritt wären Netzwerke möglich, um Ressourcen zu kombinieren. So könnten beispielsweise Wanderausstellungen erstellt werden, die einzelne Bibliotheken nicht alleine finanzieren oder inhaltlich ausarbeiten müssten.

3.2 Projekte auf die richtige Größe hin planen In den Interviews war immer wieder zu hören, dass die eigene Bibliothek zu groß oder klein für eine bestimmte Methode wäre. Der Methodenkoffer zur Wissenschafts­ vermittlung betont auch, dass sich bestimmte Formen nicht für alle Bibliotheken anbieten (oder zumindest nicht für ihre eigenen Räume). Doch dies gilt nicht für alle Formen: Vieles – und hier gerade Ausstellungen – lässt sich der Größe, der Infrastruktur und den vorhandenen Kompetenzen des Personals anpassen. Wie bei vielen anderen bibliothekarischen Angeboten gilt auch bei Projekten der Wissenschaftskommunikation, dass sie grundsätzlich in fast allen Bibliotheken durchgeführt werden können, wenn sie auf deren Größe hin orientiert werden. Dies ist vor allem eine Frage der Planung.

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3.3 Kleine Bibliotheken haben auch Potenzial Gerade für kleinere Bibliotheken gilt, dass sie das Potenzial haben, erfolgreich Wissenschaftskommunikation zu leisten. Viele befinden sich in Gemeinden, in denen sie eine der wenigen öffentlichen Einrichtungen sind, die Veranstaltungsarbeit leisten. Hier ist die Wirkung von Veranstaltungen im Vergleich zu größeren Gemeinden oft größer. Manche dieser kleineren Bibliotheken benötigen dabei allerdings mehr Unterstützung für solche Angebote. Hierbei sollte diskutiert werden, wie diese geleistet werden kann, beispielsweise durch kantonale Bibliotheksbeauftragte, Bibliotheksfachstellen, Regionalbibliotheken etc. Grundsätzlich ist aber die geringe Größe kein Grund, es nicht zu versuchen.

3.4 Konkurrenz ist oft vorgestellt In vielen Bibliotheken wurde vermutet, dass ein Angebot zur Wissenschaftsvermittlung die Bibliothek in Konkurrenz zu anderen Einrichtungen, beispielsweise Schulen oder Museen, bringen würde. Im bibliothekarischen Alltag wäre es wichtig, dieser Vermutung nachzugehen, bevor ein mögliches Projekt aufgrund solcher Überlegungen nicht verfolgt wird. In vielen Fällen ist die Zielgruppe der Bibliothek zum Beispiel eine ganz andere als die des örtlichen Museums. Es scheint, dass ein klärendes Gespräch mit den vermeintlichen Konkurrenzinstitutionen oft produktiver wäre, denn grundsätzlich teilen alle das Interesse, möglichst spannende und ergebnisreiche Kindheiten und Jugendzeiten zu ermöglichen. Im Idealfall führen solche Gespräche zu einem besseren gegenseitigen Verständnis und einer wechselseitigen Unterstützung bei Projekten.

3.5 Wissenschaftskommunikation benötigt Einsatz In den Interviews wurde mehrfach darauf verwiesen, dass die jeweilige Situation in Bezug auf Ausstattung, Finanzierung oder Kompetenz des Personals nicht ideal wäre und deshalb Angebote der Wissenschaftskommunikation schwierig seien, obwohl sie grundsätzlich als gut erachtet wurden. Dies ist richtig. Angebote, die nur halbherzig unterbreitet werden, können einen negativen Effekt haben. Gerade wenn Bibliotheken damit beginnen, solche Angebote zu entwerfen, heißt dies daher grundsätzlich immer, dass es notwendig ist, längerfristig zu planen. Teilweise kann das bedeuten, erst das Personal weiterzubilden oder eine Finanzierung außerhalb des normalen Etats einzuwerben. Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn die Bibliothek auch ein Interesse an solchen Angeboten hat und sich langfristig engagieren möchte.

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4 Fazit Der Text stellte Barrieren vor, die Bibliotheksbeschäftigte in der Schweiz in Bezug auf Angebote der Wissenschaftsvermittlung äußerten. Wie betont, heißt dies nicht, dass sie solchen Angeboten ablehnend gegenüberstehen. Vielmehr sind sie von der Grundidee der oben genannten Handreichung überzeugt. Viele dieser Barrieren scheinen aus Mutmaßungen über die notwendigen Kompetenzen, Infrastrukturen und mögliche Konkurrenz herzurühren. Es kann helfen, diese Vermutungen in den einzelnen Einrichtungen offen zu thematisieren, wenn Bibliotheken Ausstellungen oder ähnliche Angebote planen. Keine der Barrieren scheint unüberwindbar, vor allem durch Kooperationen und mit ausreichender Unterstützung. Viele Bibliotheken in englisch- und französischsprachigen Staaten unterbreiten bereits solche Angebote; insoweit ist zu vermuten, dass es grundsätzlich auch in schweizerischen Einrichtungen sowie den anderen deutschsprachigen Ländern möglich wäre. Die Handreichung zur Wissenschaftskommunikation kann dabei als Unterstützung und Ideengeber wirken. Ermöglichen können solche Angebote jedoch nur Bibliotheken, die sich nach der Erkennung von Barrieren daran machen, deren Überwindung zu planen. Dies ist zumeist eine Entscheidung jeder einzelnen Bibliothek vor Ort.

Literatur SII, Schweizerisches Institut für Informationswissenschaft, HTW Chur. (2015). Wissenschaft spannend inszenieren. Ein Methodenkoffer für Öffentliche Bibliotheken zur Wissenschaftsvermittlung an Kinder und Jugendliche. Chur. http://www.sabclp.ch/images/ wissenschaft_spannend_inszenieren_methodenkoffer.pdf (30.04.2016).

Konrad Umlauf

Ausstellungen zwischen Kulturvermittlung und Öffentlichkeitsarbeit Oder: Warum guckt nur keiner?

Einleitung Ausstellungen in Bibliotheken leiden oft unter einem Missverhältnis von Aufwand zum Nutzen. Dieser ist häufig kaum greifbar. Den Grund sieht der Autor in einer mangelnden konzeptionellen Ausrichtung von Ausstellungen. Die Praktiker klären bei der Konzeption von Ausstellungen die Frage nicht hinreichend, ob die Ausstellung Instrument der Öffentlichkeitsarbeit sein soll oder ob sie der Kulturvermittlung dient. Je nach dem gewählten Ansatz müssen Ausstellungen unterschiedlich geplant und durchgeführt werden. Die beste Anleitung, wie eine Öffentliche Bibliothek eine Ausstellung plant und durchführt, findet sich immer noch in dem 1982 vom damaligen Deutschen Bibliotheksinstitut veröffentlichten Handbuch Öffentlichkeitsarbeit und Werbung Öffentlicher Bibliotheken.1 Nach diesem Handbuch beginnt in der zwölften Woche vor der Ausstellung der Prozess der gedanklichen Konzeption. In der achten Woche vor Ausstellungseröffnung soll man Fremdexponate besorgen und Ausstellungshilfen wie Rahmen aus anderen Einrichtungen beschaffen. Viele Aufgaben folgen, bis kurz vor Eröffnung der Ausstellung Gläser bereitgestellt werden und man den Redner betreut. Bezeichnenderweise gibt das Handbuch zum Stichwort gedankliche Konzeption keine Hinweise; man erfährt nur, dass Ausstellungen Teil der Öffentlichkeits­arbeit sind und dass – noch ganz im Geiste der 1970er Jahre – die Bibliothek mit ihren Ausstellungen auf Ereignisse und Strömungen des gesellschaftlichen Lebens reagieren und das aktuelle Zeitgeschehen aufbereiten soll. Medienzusammenstellungen sollen Zusammenhänge aufzeigen und Orientierungshilfe geben; die Medien sollen gleich ausgeliehen werden können. Fern von jeder gedanklichen Konzeption kann es sich, so empfahl das Deutsche Bibliotheksinstitut, um Zusammenstellungen2 handeln: –– zu gesellschaftspolitischen Themen, –– zu literarischen oder gesellschaftspolitischen Ereignissen, –– zur Begleitung lokaler und regionaler Veranstaltungen, –– zu lokalen oder regionalen Themen, z. B. Bauen in unserer Stadt, –– zu Sendungen, 1 Vgl. Höhl (Hrsg.) 1982. 2 Vgl. Höhl (Hrsg.) 1982, S. 122 f.



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–– zu Sondersammlungen und wertvollen Beständen, –– zu saisonbedingten Themen, z. B. Backbücher vor Weihnachten, –– oder um Neuerwerbungsauslagen. Oder die Bibliothek führt Gemeinschaftsausstellungen mit Partnern wie Theatern, Künstlern, Sammlern, Hobbybastlern (z.  B. handbemalte Zinnfiguren) durch oder übernimmt Wanderausstellungen, z. B. vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Hier wird die Beliebigkeit aufgeblättert, die M. Schmidt3 bei ihrer Analyse der Öffentlichkeitsarbeit von Bibliotheken konstatierte. Tatsächlich ist das Spektrum der Ausstellungen Öffentlicher Bibliotheken auch heute noch unendlich breit: –– Die Asylothek Nürnberg – die ehrenamtlich betriebene Bibliothek für Flüchtlingskinder und ihre Familien – zeigt Malereien von Flüchtlingskindern.4 –– Die Gemeindebüchereien Hahnstätten5 und Göllheim6 (Rheinland-Pfalz) präsentieren in Verbindung mit Leichtlesebüchern die Ausstellung Lesen und Schreiben – Mein Schlüssel zur Welt, die im Rahmen der „Nationalen Strategie für Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener in Deutschland“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung erarbeitet wurde. –– Die Stadtbibliothek im Bildungscampus Nürnberg setzt sich in einer Ausstellung damit auseinander, wie sie während der Nazizeit mit verbotener und mit regimekonformer Literatur umgegangen ist.7 –– Die Bibliotheken in Arnstein, Aschaffenburg, Bad Kissingen, Elsenfeld, Marktheidenfeld, Niederwerrn und Veitshöchheim präsentieren ihre französischen Erwachsenen- und Kindermedien im Rahmen der französischen Kultur- und Genusswochen; gezeigt werden Sprach- und Reiseführer, Bildbände, Belletristik französischer Autoren, Liederbücher, Hörbücher, CDs mit französischer Musik.8 –– Die Gemeindebibliothek Burgkirchen präsentiert in acht Schauvitrinen Stücke aus der Privatsammlung des Journalisten und Buchautors Marcus Spangenberg, die den Mythos des legendären „Bayern-Kini“, des Märchenkönigs Ludwigs II., widerspiegeln.9 Von den ca. 2 000 hauptamtlich geleiteten Öffentlichen Bibliotheken führten im Jahr 2014 laut Deutscher Bibliothekstatistik10 mehr als die Hälfte, nämlich etwa 1 100 Bibliotheken, Ausstellungen durch. Insgesamt waren es 12 000 Ausstellungen, demnach 3 Vgl. Schmidt 2001. 4 Vgl. Reichert 2015. 5 Vgl. Dietz-Schrinner & Kärcher-Prüß 2014, S. 7. 6 Vgl. Kremer 2014, S. 6. 7 Vgl. Sauer 2014. 8 Vgl. Teigelkämper 2012. 9 Vgl. Geigenberger 2012. 10 http://www.bibliotheksportal.de/service/nachrichten/einzelansicht/article/deutsche-bibliotheksstatistik-vorlaeufige-daten-2014-veroeffentlicht.html (29.04.2016).

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in etwa 11 Ausstellungen pro Bibliothek. Führend waren die Stadtbibliotheken in Darmstadt, Lübeck, Bochum, Kassel und Wolfsburg mit je über 200 Ausstellungen, während ca. 200 Bibliotheken eine einzige Ausstellung zeigten. Diese Werte deuten darauf hin, dass nicht ganz klar ist, was wie gezählt wird. Die Definition im DBSFragebogen sagt ausdrücklich, dass zusammengestellte Präsentationen von unmittelbar ausleihbaren Medien nicht als Ausstellung gezählt werden sollen. Nur was während der Dauer der Präsentation nicht ausleihbar ist, soll als Ausstellung gezählt werden. Eine konzeptionelle Ausrichtung kann man eher bei den Ausstellungen Wissenschaftlicher Bibliotheken erkennen. Sie zeigen bevorzugt bedeutende Neu­ erwerbungen, thematische oder personenbezogene Zusammenstellungen historischer Bestände oder Buchkunst (Einbände, Illustrationen): –– Die Universitätsbibliothek Trier ehrt Fritz Hellwig zum 100. Geburtstag mit einer Ausstellung kartografischer Zimelien; der Mäzen hatte der Bibliothek Teile seiner Sammlung historischer Karten der Region geschenkt.11 –– Die Provinzialbibliothek Amberg zeigt in ihrem barocken Saal ausgewählte Bücher der frühen Neuzeit bis zum 20. Jahrhundert aus ihrem Bestand, die von Erdbeben und Vulkanausbrüchen berichten – großenteils in Illustrationen. Konzipiert wird die Ausstellung von Christine Paschen, einer Gymnasiallehrerin, die zum wiederholten Mal die Amberger alten Drucke auf der Suche nach vielversprechenden Stücken durchgemustert hat.12 –– Die Bayerische Staatsbibliothek – die ebenso wie die Staatsbibliothek Berlin außerordentlich viele Ausstellungen zeigt – präsentiert aus Anlass des 25-jährigen Jubiläums des Bestandsaufbauprogramms „Sammlung Deutscher Drucke“ eine repräsentative Auswahl von Erwerbungen der am Programm teilnehmenden Bibliotheken.13 Diese Ausstellung ist auch als virtuelle Ausstellung auf der Homepage der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Drucke zu sehen.14 –– Die Bibliotheca Bipontina Zweibrücken stellt gemeinsam mit der Mennonitengemeinde Zweibrücken und der Mennonitischen Forschungsstelle Bücher aus ihren Beständen und aus Privatbesitz sowie Kultgegenstände der ältesten evangelischen Freikirche aus.15 –– Die Staatliche Bibliothek Regensburg zeigt die Ausstellung Wendezeit. Die deutsche Einheit im Spiegel von Künstlerbüchern aus der Sammlung Reinhard Grüner. Anschließend präsentiert das Bundesministerium für Bildung und Forschung die Schau in Berlin.16 11 Vgl. Pahl 2012. 12 Vgl. Kurz 2012. 13 Vgl. Bubenik 2015. 14 htttp://www.ag-sdd.de/Subsites/agsdd/DE/Jubilaeum/jubilaeum_node.html (04.02.2016). 15 Vgl. Hubert-Reichling 2015. 16 Vgl. Grüner 2015.



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Für die Planung und Durchführung großer Ausstellungsvorhaben bietet sich das Projektmanagement17 als bewährtes Instrument an; hierfür haben Alder und Brok eine an der Museumspraxis orientierte Ausformulierung vorgelegt.18 Ihre Check­listen sind grobmaschiger als die des DBI-Handbuchs; Hinweise auf Sprudelflasche und Blumenstrauß am Rednerpult findet man nicht. Manche Punkte sind wolkig, etwa wenn in der Planungsphase die Frage bearbeitet werden soll: „Wo liegen die Risiken im Projekt?“19 Hier fehlen Konkretisierungen, wo typischerweise Probleme in Ausstellungsprojekten lauern. Die Praxisberichte in Interviewform, die den Hauptteil des Buches von Alder und Brok ausmachen, verdeutlichen, dass folgende Risiken immer wieder virulent werden: –– Budgetüberschreitung wegen unvorhersehbarer Kostensteigerungen –– Koordination der internen und externen Beteiligten (intern: Kustoden, Hausmeister etc.; extern: Leihgeber, Handwerker und Lieferanten, Ausstellungsgestalter etc.) –– Nicht geglückte Improvisation bei unvermeidlichen Abweichungen vom Plan So wie bei der Ausstellungseröffnung einer kommunalen Bibliothek möglichst der Bürgermeister eine Rede hält, werten Wissenschaftliche Bibliotheken ihre Ausstellungseröffnungen mit der Ministerpräsidentin auf (in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz in Berlin: Kostbarkeiten aus der Bibliothek des Klosters Maria Laach20) oder der israelische Generalkonsul begrüßt eine illustre Gästeschar aus Kultur und Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, allen voran den bayerischen Ministerpräsidenten (Ausstellung hebräischer Neuerwerbungen in der Bayerischen Staatsbibliothek aus Anlass des 50‑jährigen Jubiläums diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Deutschland21). Über die Funktion der Kulturvermittlung hinaus wird hier ein Element der Öffentlichkeitsarbeit deutlich. Denn nicht jede Ausstellung ist per se ein Beitrag zur Öffentlichkeitsarbeit – auch wenn P. Sattler 1937 behauptete, dass die Öffentlichkeit sich kaum für Bibliotheken interessiere und sie fast nur über ihre Ausstellungen wahrnehme.22 Deshalb sollen zunächst die Handlungsfelder Öffentlichkeitsarbeit und Kulturmanagement umrissen werden. Dann sollen Hinweise gegeben werden, welche Kriterien für Ausstellungen gelten, wenn sie im Rahmen dieses oder jenes Handlungsfeldes geplant und durchgeführt werden.

17 Vgl. hierzu auch den Beitrag Projektmanagement – Wer macht was bis wann? Phasen, Meilensteine und Checklisten für Ausstellungen von P. Aumann und F. Duerr in diesem Band. 18 Alder & Brok (Hrsg.) 2012. 19 Alder & Brok (Hrsg.) 2012, S. 230. 20 Vgl. Rheinland-Pfalz. Staatskanzlei 2014. 21 Vgl. Wimmer 2015. 22 Vgl. Sattler 1991.

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1 Öffentlichkeitsarbeit und Kulturmanagement Faulstich23 unterscheidet drei Ansätze der Öffentlichkeitsarbeit: –– Gesellschaftsbezogene Theorien –– Öffentlichkeitsarbeit als spezielle System-Umwelt-Interaktion –– Organisationsbezogene Ansätze Die gesellschaftsbezogenen Theorien wurden in Deutschland von Ronneberger24 geprägt. Seine Schule wirkt bis heute, auch wenn seine Ansätze wenig operationalisiert werden konnten.25 Ronnebergers Idee ist, dass die Artikulation partikularistischer Interessen – und in pluralistischen Gesellschaften gibt es fast nur diese, von den bibliothekarischen Verbänden über die Automobilindustrie bis zu den Gewerkschaften – auf Anschlussfähigkeit angewiesen ist. Die partikularistischen Interessen müssen sich so artikulieren, dass die anderen Gruppierungen mindestens ein Stück weit eigene Belange betroffen sehen; so soll sich ein Konsens zwischen den Subsystemen herausbilden. Anschlussfähige Kommunikation – das ist Öffentlichkeitsarbeit in diesem Sinn. Kritik an diesem Ansatz hebt darauf ab, dass bei aller Kommunikation Macht sowie kommunikative, informatorische und ökonomische Asymmetrien nicht verschwinden; Interessengegensätze sind meistens mehr als nur Kommunikationsprobleme. Ausstellungen und Veranstaltungen sind in diesem Ansatz nur soweit vorgesehen, wie sie einen Beitrag zu jener Kommunikation leisten, z. B. Ausstellungs­ tafeln, die die Segnungen der chemischen Industrie – pflegeleichte Kleidung, bestens isolierende und winddichte Fensterrahmen oder lösemittelfreie Autolacke – zeigen und von deren Verband auf Rundreise durch Handwerkermessen geschickt werden. Die tragenden Aktivitäten sind aber Pressemitteilungen und Pressekonferenzen. Wenn diesem kommunikativen Input interessengeleiteter Botschaften keine kritische Aufbereitung in den Massenmedien mehr gegenübersteht, weil die Redaktionen aus Kostengründen ausgedünnt wurden und den Journalisten Zeit für eigene Recherchen fehlt, dann funktioniert die Konsensbildung nicht mehr. Faulstich vertritt den Ansatz der Öffentlichkeitsarbeit als eine spezielle SystemUmwelt-Interaktion. Er versteht Öffentlichkeitsarbeit als eigenständigen Gegenstandsbereich der Kulturwissenschaft, nicht als Teilgebiet der Wirtschafts-, Sozial- oder Kommunikationswissenschaft. Die Elemente der so verstandenen Öffentlichkeits­ arbeit sind System (im Sinn der soziologischen Systemtheorie, also einerseits in sich strukturiert durch Subsysteme, andererseits in Beziehung zu anderen Systemen) und Interaktion. Deshalb ist Öffentlichkeitsarbeit zunächst interne Selbstanalyse und Selbstgestaltung. Öffentlichkeitsarbeit ist Aufgabe aller Personen in der Organisation, nicht eines Public-Relations-Beraters der Organisationsleitung. Interaktion zwi23 Vgl. Faulstich 2001. 24 Vgl. Ronneberger 1977. 25 Vgl. Dernbach 2015.



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schen System und den Systemen der Umwelt findet immer statt, die Frage ist nur, wie diese Interaktion gestaltet ist. Sie bewusst zu gestalten, ist Aufgabe der Öffentlichkeitsarbeit. Sie ist damit kein eigenes Handlungsfeld, sondern ein systembezogener Kommunikationsstil. Die organisationsbezogenen Ansätze26 sehen in der angloamerikanischen Tradition Öffentlichkeitsarbeit als Managementfunktion. Zugrunde liegt ein MarketingVerständnis. Gegenstand der Öffentlichkeitsarbeit ist die Gestaltung der internen und externen Kommunikation mit dem Ziel der Legitimation, der Akzeptanz, des Konsenses, aber ebenso der Durchsetzung der Interessen der eigenen Organisation – die Ziele liegen anders als bei den gesellschaftsbezogenen Theorien und dem system­­theoretischen Ansatz außerhalb der Öffentlichkeitsarbeit. Dieser vorzüglich operationalisierbare Ansatz wird hier vertreten. Instrumente einer so verstandenen Öffentlichkeitsarbeit können sein: –– Presse- und Medienarbeit sowie Online-Kommunikation –– Kampagnen und Events –– Markenkommunikation und Messeauftritte –– Reputationsmanagement –– Veränderungskommunikation –– Konflikt- und Krisenkommunikation Dagegen liegen die Ziele des Kulturmanagements27 nicht außerhalb dieser Sphäre; Kulturvermittlung begründet sich aus den kulturellen Werten, die vermittelt werden sollen. Sie werden nicht in den Dienst anderer Ziele gestellt. Das schließt nicht aus, dass Kulturvermittlung erfolgreich sein will. Nicht der Opernintendant macht die besten Inszenierungen, der auch die letzten Zuschauer türenknallend vertrieben hat.

2 Ausstellungen als Kulturvermittlung Ausgangspunkt der Planung sind die kulturellen Werte, die vermittelt werden sollen, z. B. die kulturelle Bereicherung, die die jüdische Kultur in Deutschland verkörpert (mit einer Ausstellung wie die oben erwähnte Ausstellung hebräischer Neuerwerbungen in der Bayerischen Staatsbibliothek), oder 5 000 Jahre Mediengeschichte von der Keilschrift bis zum Binärcode (Dauerausstellung des Deutschen Buch- und Schrift­ museums der Deutschen Nationalbibliothek).28 Die Frage, ob sich die Öffentlichkeit für das Thema oder die zu vermittelnden Werte interessiert, ist sekundär – je nach 26 Musterbeispiel für diesen Ansatz: vgl. Fröhlich et al. (Hrsg.) 2015, S. 689–1087. 27 Vgl. Klein (Hrsg.) 2011. 28 Vgl. Schneiderheinze 2012. Siehe auch den Beitrag von S. Jacobs, Mediengeschichte ausstellen – real und virtuell. Aus dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig in diesem Band.

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Positionierung des kulturellen Handlungsfelds kann es sich um eine Aufgabe der Volksbildung handeln, die auch unter den Auspizien Dantes stehen kann: Geh du nur deinen Weg und lass die Leute reden – oder: auch wenn die Leute nicht darüber reden. Tröndle hat für die Positionierung kultureller Angebote eine Entscheidungslehre29 vorgelegt; sie soll hier umrissen werden. Es sind die im Folgenden genannten Entscheidungstatbestände zu bearbeiten, wenn man ein Kulturprodukt erzeugen – also eine Ausstellung planen und durchführen oder eine Veranstaltung inszenieren will. Dabei kommt es darauf an, dass die Entscheidungen in allen Dimensionen zueinander passen und auf die Zielgruppen bezogen sind. Der Zielgruppenbezug muss keineswegs bedeuten, dass man einem Massengeschmack folgt oder an eine aktuelle Zielgruppe denkt. Es kann sich um eine sehr kleine Zielgruppe handeln wie beispielsweise Buchdesigner oder um eine Zielgruppe, die man sich künftig wünscht oder die man hinsichtlich Stil, Profil und Interessen durch sein kulturelles Angebot erst erzeugen möchte. Aber man muss, wenn nicht empirisch gesicherte, so doch realistische und plausible Annahmen über die Orientierungen dieser Zielgruppe haben, und zwar hinsichtlich jeder Dimension. –– Entscheidungen zum Produkt (zum Kulturangebot selbst) mit folgenden Dimensionen: –– Konzeption: standardisiert, breitenorientiert versus individuell, nischen­ orientiert. Hinsichtlich einer Bibliotheksausstellung könnte die Entscheidung für Nischenorientierung ausfallen; dann würde man beispielsweise aus mittelalterlichen Handschriften grafische Darstellungen zum Thema Arbeit ausstellen. Das Wien Museum zeigte 2010 eine Ausstellung, die Individualität mit Breitenorientierung kombinierte: Gezeigt wurden Alltagsgegenstände aus der Lebenswelt einer Schulklasse mit hohem Migrantenanteil.30 –– Werk: Konvention, Reproduktion versus Innovation, Produktion. Bei Ausstellungen aus dem Bestand einer Bibliothek, ggf. angereichert mit weiteren Objekten, die man ggf. aus Museen oder Archiven leiht, handelt es sich naturgemäß immer um Reproduktion in dem Sinn, dass die Bibliothek keine neuen Objekte für die Ausstellung erzeugt. Aber sie konzipiert ggf. Schautafeln oder auch nur eine Betextung; diese können neue Gesichtspunkte ansprechen. Zeller31 hat Kriterien für die Auswahl der Ausstellungsstücke formuliert, mehr aus der Sicht eines Literaturarchivs als aus bibliothekarischer Sicht: Ausstellungswürdig sind vor allem Autografen, dann die Objekte, die den Entstehungsprozess widerspiegeln (Porträts, Briefe, Bilddokumente der Lebensstätten, Rezensionen, Illustrationen u. a. m). Es kommt auf eine strenge Auswahl an; diese muss in sachbezogener Komposition mit Span29 Vgl. Tröndle 2006. 30 Vgl. Termini-Friedrich 2012. 31 Vgl. Zeller 1991, S. 41–44.



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nung, Lebendigkeit und Informationswert gezeigt werden. Die Ausstellung muss Bekanntes mit Unbekanntem kombinieren, damit ein breites Publikum angesprochen wird und auch der Kenner noch Entdeckungen machen kann. Der Autor hat selbst 1981 eine Ausstellung in der Amerika-Gedenkbibliothek Berlin32 erstellt, die Gräber auf dem Friedhof neben der Bibliothek zum Ausgangspunkt nahm: Die Ausstellung zeigte große Fotos der Grabsteine und bettete sie in Bücher, Autografen, Alltagsobjekte, Schallplatten u. a. m. mit Bezug zum Verstorbenen ein. –– Interpretation, Inszenierung: standardisiert, reproduktiv, Gastspiel versus individuell, produktiv, Eigenproduktion. Eine vollkommen reproduktive Ausstellung ist eine Ausstellung, die die Bibliothek konfektioniert von einem Anbieter (z. B. Ministerium, Staatliche Fachstelle, Börsenverein) übernimmt. Aufwändiger ist eine Eigenproduktion, bei der die Bibliothek geeignete Objekte in ihrem Bestand heraussucht. Sattler33 wies darauf hin, dass bibliothekarische Kataloge keine Auskunft über die Eignung der Objekte für Ausstellungen geben – das ist im Zeitalter der OPACs etwas besser geworden, aber auch suchbare Fußnoten, die über exemplarspezifische Besonderheiten Auskunft geben, z. B. „Mit Widmung“ oder „Mit handschriftlichen Eintragungen“, sind nur ein Verdachtsmoment, das der Prüfung auf visuelle Attraktivität bedarf, den Weg zu dieser aber abkürzt. Besser gestaltet sich die Suche nach geeigneten Objekten, wenn diese als Digitalisat vorliegen. Die Reflexionen der Ausstellungspraktiker zeigen, dass die gezeigten Objekte in jedem Fall erst durch den Kontext, in den die Ausstellung sie einfügt, Bedeutung erhalten.34 –– Programm: standardisiert, reproduktiv versus individuell, exklusivitäts­ orientiert. Hier geht es um mehr als die einzelne Ausstellung, vielmehr um die Programmatik der Ausstellungen einer Bibliothek insgesamt. Die Wissenschaftlichen Bibliotheken mit Alt- und Sonderbeständen setzen oft auf ein Programm, das gerade diese in ihren Ausstellungen herausstellt: Im Frühjahr werden die restaurierten Bach-Handschriften gezeigt, im Herbst die Originale der jüngst digitalisierten Altkarten, im nächsten Frühjahr vielleicht die gerade erworbene geschlossene Sammlung amerikanischer Comics der 1930er bis 1950er Jahre. Das Ruhr-Museum Essen präsentiert die Geschichte des Ruhrgebiets nicht chronologisch, sondern programmatisch nach den Themen Gegenwart, Gedächtnis, Geschichte.35 Das Wien Museum arrondierte die erwähnte Ausstellung von Alltagsgegenständen Jugendlicher mit Migrati-

32 Die Idee stammte von Andreas Anderhub. 33 Vgl. Sattler 1991, S. 96–97. 34 Vgl. Natter et al. (Hrsg.) 2012. 35 Vgl. Grütter 2012.

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onshintergrund durch eine interkulturelle Projektwoche, Filme von Jugendlichen, Führungen zur Stadtgeschichte und einem Henna-Tattoo-Workshop.36 –– Vermittlung: keine vermittelnde Intention versus stark vermittelnde Intention (z.  B. pädagogisches Begleitprogramm). Die bibliothekarischen Ausstellungsmacher37 fordern, dass auf jeden Fall ein Minimum an Vermittlung – Beschriftung der Objekte mit bibliografischen Angaben usw. und einem Kommentar – geleistet werden soll; darüber hinaus sind eine Audioführung, ein Katalog, eine Live-Führung wünschenswert. Mitunter wird die Ausstellung von Vorträgen umrahmt. So würdigte die Universitätsbibliothek Eichstätt-Ingolstadt das bedeutende Pflanzenbuch Hortus Eystettensis 400 Jahre nach seinem Erstdruck mit einer Ausstellung und einer Vortrags­reihe.38 Eine Öffentliche Bibliothek kann ihre Ausstellung mit Kursen der Volkshochschule kombinieren. Der Trend zu Ausstellungen, die die Aktivität der Besucher herausfordern39 – beispielsweise: Die Besucher einer Ausstellung können einen 3D-Scan von sich im Maßstab 1:8 anfertigen oder sich Musikunterricht erteilen lassen – scheint in Bibliotheksausstellungen noch kaum Niederschlag gefunden zu haben. –– Entscheidungen zur Präsentation (physischer und sozialer Ort des Angebots) mit folgenden Dimensionen: –– Objekt und Kontext: zentrale Raumbelegung versus dezentrale Raum­ belegung bis hin zu Wanderausstellungen. Freilich hat die Bibliothek in den meisten Fällen hier nichts zu entscheiden, weil sie über definierte Ausstellungsflächen verfügt – und seien es die Wände im Freihandbereich. Interessanter ist die Frage – und darauf zielt Tröndle – welche Programmatik auf welcher Fläche angemessen ist: Hat es Sinn, im langen Gang vom Eingang ins Gebäude zum Eingang in die Bibliotheksräume Vitrinen aufzustellen, in denen Bücher präsentiert werden? Zeller40 fordert, dass eine literarische Ausstellung Sitzecken mit Büchern in Freihand aufweisen soll (in der Vitrine z. B. die Erstausgabe und das Manuskript, in der Freihand eine aktuelle Ausgabe); sie sollen das Lesen im Zusammenhang ermöglichen. –– Szene: Standardräume (z. B. die Bibliothek selbst) versus zielgruppenorientierte Orte (z.  B. der Marktplatz). Zielgruppenorientierte Räume bieten die Chance, ein Publikum anzusprechen, das (noch?) nicht in die Bibliothek kommt. Je nach Art (etwa Marktplatz versus Ausstellungsstudio am Bibliotheksfoyer) ist das Spektrum der Präsentation begrenzt; wertvolle Stücke kann man naturgemäß nur in geschützten Bereichen darbieten. Und die Pro36 Vgl. Termini-Friedrich 2012. 37 Vgl. Zeller 1991, S. 44. 38 Vgl. Lorenz 2013. 39 Vgl. Kruszynski 2012. 40 Vgl. Zeller 1991, S. 44.



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grammatik muss zum Ort passen – die Aktionsfläche im Einkaufs­zentrum ist jenseits der Sicherheitsfragen kein guter Ort für die Manuskripte von Lyrikern – oder doch? Für die Gutenberg-Ausstellung der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek des Jahres 2000 (die Universitätsbibliothek besitzt eines der vier erhaltenen Exemplare des Gutenberg-Bibeldrucks) wurde die historische Paulinerkirche, die einst die Universitätsbibliothek beherbergte, restauriert und in die ursprüngliche, auf vielen Stichen überlieferte Anmutung versetzt.41 Das Ruhr-Museum Essen erreicht seit dem Standortwechsel in die ehemalige, nun als Event-Ort umgebaute Zeche Zollverein auch bildungsferne Schichten – und muss ihnen vermitteln, dass man nicht mit Hund und Bierflasche ins Museum gehen darf.42 –– Dichte: zeitliche Streuung der Ausstellungen versus zeitliche Ballung. Die Entscheidung scheint vor allem etwas mit Arbeitskapazitäten zu tun zu haben. Weniger vordergründig geht es um konzeptionelle Fragen wie die folgenden: Soll eine Gruppe von Bibliotheken verwandte Ausstellungen – z. B. die Landesbibliothek historische Gartenbücher und die Stadtbibliothek praktische Gartenanleitungen – korrespondierend und zur selben Zeit anbieten? Sollen die Ausstellungsflächen und ‑vitrinen ständig bespielt werden oder will man Pausen zwischen den Ausstellungen, sei es auch nur, um das Publikum nicht zu überfordern? –– Wann und wie lange: standardisierte Wahl (z.  B. während der Öffnungs­ zeiten der Bibliothek) versus zielgruppenorientierte Wahl (z. B. während der Ausstellungsdauer verlängerte Öffnungszeiten; Führungen außerhalb der Öffnungszeiten). Soll eine Dauerausstellung gezeigt werden? Wie kann man erreichen, dass sie dauerhaft interessant bleibt – indem jede zwölfte Schulklasse eine Führung bekommt? –– Weitere Entscheidungsfelder betreffen in jeweils ähnlichen Dimensionen (Standard/Masse – Innovation/Zielgruppenorientierung): die Selbstdefinition des Bibliothekspersonals (z. B. Hüter kultureller Überlieferung versus Impulsgeber aktueller Diskurse), Leistungspotenziale (z.  B. großes Haus mit vielen Mitarbeitern versus Übernahme von Fremdangeboten), Organisation des Kulturbetriebs (z. B. Dezentralisierung der Ausstellungsplanung und ‑durchführung auf die Lektoren versus Zentralisierung bei einem Spezialisten). Die jeweils gegenübergestellten Pole (z. B. breitenorientiert versus nischenorientiert) sind nicht als Gegensatzpaar zu verstehen, sondern als Extrempunkte eines Kontinuums, in dem die angemessene Platzierung gefunden werden soll. Gleichwohl sind Tröndles Pole, so wertvoll seine Liste der Entscheidungstatbestände auch ist, einigermaßen schematisch. 41 Vgl. Fast 2005. 42 Vgl. Grütter 2012, S. 128.

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Deshalb sollen kulturpolitische Leitbilder angesprochen werden, an denen sich die Programmatik der eigenen Ausstellungstätigkeit orientieren kann. Popp43 umreißt folgende kulturpolitische Leitbilder: –– Kulturpflege: Das Kulturerbe soll bewahrt werden (z. B. Denkmalpflege, Museen, klassische Theater, volkstümliches Liedgut). Erkennbar folgen viele Wissenschaftliche Bibliotheken mit einem Großteil ihrer Ausstellungen diesem Leitbild. –– Das Wahre, Gute und Schöne: Kunst und Kultur heben sich vom Alltag ab und blenden die Widrigkeit der Realität aus. Dieses Leitbild kann immer noch Geltung beanspruchen, wenn man ihm mit einem ironischen Augenzwinkern folgt. –– Erlebniskultur: Es geht um die Organisation kultureller Höhepunkte wie Festivals, die zur Identität und zum Image der Stadt beitragen sollen. –– Standortfaktor Kultur: Kulturelle Angebote sollen die Attraktivität der Stadt für Investitionen und wirtschaftliche Entwicklung fördern. –– Marktkultur: Die Kulturpolitik richtet sich weniger auf die Schaffung von kulturellen Angeboten durch die öffentliche Hand, sondern will Rahmenbedingungen verbessern, damit kulturelle Bedürfnisse primär durch Angebote der Kultur­ wirtschaft (z. B. kommerzielle Musicaltheater, Kinos) befriedigt werden können. –– Avantgarde: Die Kulturpolitik fördert vor allem kulturelle Einrichtungen, die überlieferte kulturelle Ausdrucksformen sprengen wollen und sich vom Massengeschmack absetzen. –– Multimedia-Kultur: Mit dem Internet verbundene oder über das Internet vermittelte kulturelle Inhalte und Ausdrucksformen sollen gefördert werden. –– Kunden- und Mitarbeiterorientierung: Zufriedene Kunden und zufriedene Mitarbeiter sind das Ziel, die Inhalte sind nachgeordnet. Das kulturelle Angebot richtet sind daran aus, was beste Besucherzahlen erzeugt oder was die Mitarbeiter am meisten zufriedenstellt – aber was soll man tun, wenn beide Ziele nicht deckungsgleich sind? Die folgenden der von Popp skizzierten Leitbilder können für Öffentliche Bibliotheken besonders interessant sein: –– Demokratische Kultur: Ausweitung der Zielgruppen und Inhalte der Kultur­arbeit auf tendenziell die gesamte Bevölkerung. Entsprechend sind die Angebote vielfältig, kleinteilig und berücksichtigen auch Minderheiten, etwa: Der örtliche Fotoverein stellt Arbeiten seiner Mitglieder aus; ein privater Sammler von Igel­ figuren präsentiert seine Sammlung usw. –– Dezentrale Kultur: Es geht um die kulturelle Aufwertung der Stadtteile; Ziel ist die Identifikation der Bürger mit ihrem Wohnumfeld. –– Soziokultur: Eine sozial und politisch offene Kulturarbeit, die sich an Alltags­ themen der Bürger orientiert, auf Eigeninitiative der Bürger setzt und deren Selbstorganisation fördert. Hier handelt es sich vor allem darum, dass die Bibliothek 43 Vgl. Popp 1992.



Kulturvermittlung und Öffentlichkeitsarbeit 

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Kontakte knüpft und die Bibliotheksräume Bürgergruppen, Vereinen und Initiativen für deren Präsentationen zur Verfügung stellt. Unverzichtbar bei diesem Leitbild, ergänzend zu Popp, ist eine schriftliche Richtlinie – möglichst von der Gemeindevertretung beschlossen – die ein inhaltliches Spektrum eingrenzt und Inhalte und Formen, die der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, dem Menschenbild des Grundgesetzes und in diesem Kreis dem Profil der Kultur­arbeit der Bibliothek widersprechen, ausschließt. Dieses Spektrum ist naturgemäß enger als der Rahmen dessen, was das Strafgesetzbuch zulässt. Und die Richt­ linie muss klarstellen, wer abschließend darüber entscheidet, wer was in der Bibliothek ausstellen darf, ferner dass kein Rechtsanspruch darauf besteht, in der Bibliothek auszustellen. –– Freie Kultur: Die nicht-kommerziellen Kulturanbieter, die sich in Vereinen, Initiativen usw. organisieren, werden gefördert, statt dass die öffentliche Hand (nur) eigene Kultureinrichtungen mit Angestellten des öffentlichen Dienstes betreibt. Auch hier muss eine Richtlinie Rahmen und Entscheidungskompetenz regeln. –– Multikultur: Die unterschiedlichen Kulturen der hier lebenden Ausländer, Flüchtlinge und der Migranten sollen akzeptiert und gefördert werden. Auch hier fordert die Erfahrung, dass der Kulturbegriff präzisiert und Grenzen dessen definiert werden, was akzeptiert und gefördert werden soll. Die Durchsicht mehrerer Jahrgänge von Kulturzeitschriften führte zu einer differenzierteren Palette von Leitbildern für Kulturmanagement. Sie kann hier nur stichwortartig in Tabellenform angerissen werden und bezieht sich nicht nur auf Ausstellungen, sondern auf alle Arten kultureller Produkte. Die letzte Spalte nennt die Affinität zu Ausstellungen – wenige Leitbilder haben eine hohe Affinität zu Ausstellungen. Tab. 1: Leitbilder für Kulturmanagement, bezogen auf alle Arten kultureller Produkte. Schlüsselbegriff

Kulturpolitische Ziele

Beispiele

Alltagskultur

Den Bürgern zum bewussten Umgang mit den alltäglichen kulturellen Ausdrucksformen zu verhelfen Bürgern Raum zur kulturellen Betätigung in ihrer Freizeit zu geben Den Arbeitern Kultur zu bringen oder ihnen zu einem eigenen kulturellen Ausdruck zu verhelfen

Ausstellung über Kopftücher Mittel bei deutschen und türkischen Frauen, Ausstellung über Graffiti, Stadtfeste Amateurtheater, ‑chöre, Hoch Ausstellung des Fotoclubs, Schülerband Arbeiterliteratur, ‑theater, Gering Schalmeienkonzerte

Amateurkultur

Arbeiterkultur

Affinität zu Ausstellungen

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 Konrad Umlauf

Schlüsselbegriff

Kulturpolitische Ziele

Beispiele

Affinität zu Ausstellungen

Eventkultur

Durch große Namen und festliche Ereignisse ein saturiertes Lebensgefühl zu steigern Kulturellen (semi-)professionellen Gruppen außerhalb öffentlicher Institutionen Entwicklungsmöglichkeiten zu geben Zum Schönen, Wahren und Guten zu führen, kulturelle Repräsentation der Elite Allen Bürgern die Teilhabe an kulturellen Werten und die kulturelle Selbstbetätigung zu ermöglichen Den Menschen zur Selbstverwirklichung und Emanzipation zu verhelfen Den Menschen zur Erweiterung ihrer kulturellen Kenntnis und Selbsterkenntnis zu verhelfen, Kreativität zu fördern Den Austausch und die Toleranz zwischen Minderheiten und der Mehrheit zu fördern Den Menschen zur Selbst­ erkenntnis, Selbstbesinnung zu verhelfen Kulturelle Angebote für ökonomische Zwecke (Stadtmarketing, Wirtschaftswachstum) nutzbar zu machen Den Menschen zur Übereinstimmung mit Heimat und Tradition zu verhelfen Das Lesen als Kulturtechnik zu erhalten und zu fördern Literatur und Autoren zu fördern

Pomp, Duck and Circumstances

Gering

Auftritte Freier Theater-, Musik-, Kleinkunstgruppen

Gering

Kammerkonzert, Oper, Sprechtheater, InkunabelAusstellung Unspezifisch, anything goes

Hoch

Unspezifische Veranstaltungen

Gering

Literaturgesprächskreis, Gesprächskonzert, Ausstellung zur Buchund Schriftgeschichte Kurdisches Neujahrsfest, Tanzgruppe aus Somalia, sorbische Folklore Bauchtanz, Batik, Bibelkreis

Hoch

Kulturelle Stadtinszenierung

Gering

Mundartlesungen, Folklore, Ausstellung zur Ortsgeschichte Lesenächte, Lesewett­bewerbe, Bilderbuchkino Autorenlesungen, ggf. mit Musik, Speisen und Getränken, Literaturstipendien, Stadtschreiber Schüler gestalten eine digitale Schülerzeitung fürs Internet

Mittel

Freie Gruppen

Hochkultur

Kultur für alle

Kulturanthropologie Kulturelle Bildung

Kulturelle Minderheiten Kulturökologie

Kulturökonomie

Kulturanthropologie Leseförderung Literaturförderung

Medienkompetenz

Kompetenzen im Umgang mit Medien zu entwickeln und zu fördern

Mittel

Gering

Gering

Gering Mittel

Gering



Kulturvermittlung und Öffentlichkeitsarbeit 

Schlüsselbegriff

Kulturpolitische Ziele

Beispiele

Mitmachkultur

Den Menschen zur Selbstentfaltung durch kulturelle Eigenbetätigung zu verhelfen Durch kulturelle Angebote Betätigungsfelder und Sinn zu stiften, um Vandalismus zu verhindern Besonders im Wohnkiez Brücken zu schlagen zwischen Kunst und Alltag, damit dieser als veränderbar erlebt wird Dem legitimen Bedürfnis nach Ablenkung und Zerstreuung Raum zu geben

Psychodrama, Gruppenspiele, Gering organisierte Graffiti

Soziale Befriedung

Soziokultur

Unterhaltung

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Affinität zu Ausstellungen

Jugendfreizeiteinrichtungen

Gering

Kulturladen, Geschichtswerkstatt, Ausstellung über Stadtplanung von unten

Mittel

Show, Musical, Unter­ haltungsfilm

Gering

3 Ausstellungen als Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit Ausstellungen als Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit sollen zunächst in den Kontext eines Marketing-Ansatzes gestellt werden. Das Bibliotheksmarketing setzt vier Handlungsfelder ein, um Bedarfe der Benutzer zu decken: –– Die Produktpolitik formuliert einen Dienstleistungskatalog und gestaltet die Dienstleistungen im Einzelnen. Dazu können neben den klassischen bibliothekarischen Dienstleistungen wie ein zur Benutzung bereitstehender Bestand oder Publikumsarbeitsplätze mit WLAN auch innovative Dienstleistungen wie Forschungsdatenmanagement44 oder der Einsatz von Embedded Librarians45 gehören. Kulturangebote wie Veranstaltungen oder Ausstellungen als Kultur­ vermittlung sind ebenfalls Gegenstand der Produktpolitik. Sie werden nach Überlegungen gestaltet, wie sie in Abschnitt 2 umrissen wurden. Da Dienst­leistungen zu erheblichen Teilen personengebunden sind, hat das Management des Personals im Publikumskontakt (Fortbildung und Personalentwicklung, Gestaltung neuer Dienstleistungen) eine besondere Bedeutung und wird mitunter als eigenes Handlungsfeld neben der Produktpolitik verstanden. –– Die Distributionspolitik entscheidet über Orte und Zeiten des Zugangs zu den Dienstleistungen (Bibliotheksfilialen, Öffnungszeiten, Leihfristen, Dokument­ 44 Vgl. Büttner et al. (Hrsg.) 2011. 45 Vgl. Shumaker 2014.

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 Konrad Umlauf

lieferdienste usw.). Ob die Dienste digitaler Bibliotheken Gegenstand der Produktoder Distributionspolitik sind, darüber gibt es theoretisch kaum eine Reflexion; die Frage ist von geringer praktisch-planerischer Bedeutung. Unabhängig davon müssen digitale Dienstleistungen in jedem Fall genau wie konventionelle Dienstleistungen unter Marketing-Gesichtspunkten geplant werden. –– Die Gegenleistungspolitik legt Preise für die Dienstleistungen fest. Das Handlungsfeld scheint für Bibliotheken, für die nicht Preislisten, sondern Gebührenordnungen gelten, keine Relevanz zu haben. Aber beispielsweise haben Öffentliche Bibliotheken eine höhere Akzeptanz von Benutzungsgebühren festgestellt, wenn es alternativ zur Jahreskarte für vielleicht 30 Euro auch eine Monatslizenz für 4 Euro gibt. –– Die Kommunikationspolitik informiert die Nutzer und die potenziellen Nutzer über die Dienstleistungen (Werbung, ggf. auch Werbung für eine Ausstellung oder Veranstaltung), die Verwendung der Dienstleistungen (Benutzerschulung und ‑beratung) und gestaltet insgesamt die Kommunikations- und Interaktionsbeziehungen zwischen Bibliothek und Umwelt unter strategischen Auspizien (Öffentlichkeitsarbeit). Es kommt maßgeblich darauf an, dass erstens alle Aktivitäten dieser Handlungsfelder auf den Benutzerbedarf ausgerichtet und zweitens untereinander koordiniert sind. Ausgangspunkt der Planung einer so verstandenen Öffentlichkeitsarbeit sind nicht zu vermittelnde kulturelle Werte, die oft ja keineswegs die Antwort auf einen Bedarf sind, sondern umgekehrt die Rezipienten mit Neuem konfrontieren. Ausgangspunkt46 sind vielmehr diese Fragen: –– Welche Aspekte der bibliothekarischen Arbeit benötigen eine besondere kommunikative Unterstützung? Beispielsweise kann die Bibliothek festgestellt haben, dass ihre Rolle in der Leseförderung nicht angemessen gewürdigt wird oder dass ihre Sammlung schöner Stücke mit Over the Edge Painting auch unter Kennern kaum bekannt ist. –– Auf welche Erwartungen ihrer Zielgruppen soll die Bibliothek kommunikativ reagieren? Bei Landesbibliotheken ist die Erwartung verbreitet, dass sie die kulturelle regionale Überlieferung bewahren. Die Erwartung an Öffentliche Bibliotheken ist oft diffus; mitunter wird kritisch gefragt, welchen Sinn es hat, Steuergelder für austauschbare, kommerziell erfolgreiche Lesestoffe zu verwenden. –– Welche vorhandenen Beziehungen der Bibliothek zu ihren Zielgruppen bergen Desinteresse oder Konfliktpotenzial, welche vorhandenen oder potenziellen Beziehungen können Kooperationspotenzial bieten? Nicht selten sind Öffentliche Bibliotheken mit kommunalpolitischem Desinteresse konfrontiert – in Zeiten problemloser Finanzierung guter Kulturetats konnten sie in diesem Wahrnehmungsschatten ganz komfortabel leben. Aber wenn in jener fernen Ära keine 46 Ich orientiere mich bei diesen Fragen an Schulz 1992.



Kulturvermittlung und Öffentlichkeitsarbeit 

 425

kommunalpolitische Legitimation der Öffentlichen Bibliothek aufgebaut wurde, dann wird es schwierig, in Sparrunden die Frage überzeugend zu beantworten: Wozu brauchen wir die Bibliothek? Nach Klärung dieser Fragen bearbeitet man folgende weitere Fragen. Sie dienen vor allem dem Zweck, die Antworten auf die ersten drei Fragen wirksam an die richtigen Adressaten zu bringen: –– Welches sind die Funktionsträger der wichtigen Zielgruppen und Bündnis­ partner? Öffentlichkeit ist dann besonders wirkungsvoll, wenn gezielt die relevanten Entscheidungsträger angesprochen werden. Bei einer Hochschulbibliothek können das die Mitglieder der Bibliothekskommission und das Rektorat sein, bei einer kommunalen Bibliothek die Leitung des Fachbereichs und die Mitglieder des Kulturausschusses. –– Welche Informationsbedürfnisse über die Bibliothek sind dort vorhanden? Mit welchen Botschaften kann die Bibliothek darauf eingehen? Diese Frage konkretisiert die erste Frage mit Blick auf die Funktionsträger und Entscheidungsträger. –– Wie müssen diese Botschaften sprachlich und visuell gestaltet sein, in welchen Informationskanälen müssen sie übermittelt werden, damit die Zielgruppen sie wahrnehmen und verstehen? Jetzt können Ausstellungen ins Spiel kommen. Wenn die Untersuchung dieser Frage ergibt, dass Ausstellungen der beste Informationskanal – oder ein andere Informationskanäle wie einen Presse­spiegel wirksam unterstützendes Mittel – sind, dann entscheidet man, eine Ausstellung als Instrument der Öffentlichkeitsarbeit einzusetzen. Beispielsweise kann eine Öffentliche Bibliothek – wie etwa die in Mönchengladbach, die interessante historische Bestände hat – nicht nur in ihrer Pressearbeit auf diese hinweisen, sondern eine Ausstellung mit interessanten Stücken daraus als Ausgangspunkt der Pressearbeit einsetzen, wenn ihr Ziel ist, sich als Bibliothek zu profilieren, die über ihre aktuellen Funktionen als Öffentliche Bibliothek hinaus Anteil an der Bewahrung des kulturellen Erbes hat. Beim oben genannten Beispiel – mangelnde Bekanntheit der Sammlung schöner Stücke mit Over the Edge Painting – bietet sich eine Ausstellung, vielleicht mehr noch eine Online-Ausstellung an; gegen die unbefriedigende Würdigung der Leseförderung wäre ein Statement eines Schulleiters im Kulturausschuss die wirksamere Maßnahme. –– Welche Wertvorstellungen gelten bei den Zielgruppen? Wie können die Botschaften der Bibliothek diesen Wertvorstellungen angepasst werden? Um das eben angeführte Beispiel Mönchengladbach fortzusetzen: Jene Profilierung funktioniert nur dann, wenn die Zielgruppen die Bewahrung des kulturellen Erbes überhaupt als kommunale Aufgabe anerkennen. Die Stadt Mainz musste 2011 wegen Überschuldung einschneidende Sparmaßnahmen ergreifen: Ihre wissenschaftliche Stadtbibliothek sollte wesentlich verkleinert, ihre historischen Bestände großenteils an Einrichtungen wie das Stadtarchiv oder die Universitätsbibliothek

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 Konrad Umlauf

abgegeben werden.47 Die Bewahrung des kulturellen Erbes wurde in der kommunalpolitischen Meinungsbildung nicht als Ziel anerkannt. Der Protest der Mitarbeiter und des Fördervereins (Mainzer Bibliotheksgesellschaft48) verhinderten das Vorhaben; die wissenschaftliche Stadtbibliothek wird heute mit unzerteilten Beständen, gleichwohl mit Einsparungen in geplanter Höhe, die vor allem das Personal, aber auch den Erwerbungsetat betreffen, fortgeführt. –– Die letzte Frage ist in einem Marketing-Zyklus unverzichtbar: Haben die kommunikativen Maßnahmen die angestrebten Resultate erreicht? Sollen die begonnenen Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit im Sinn einer Stabilisierung fortgesetzt werden oder erscheint eine andere Kommunikationsstrategie als Erfolg versprechender? Eine entsprechende Frage gibt es für Ausstellungen als Kulturvermittlung nicht. Zwar kann man auch hier fragen, ob die Kulturvermittlung eine gewünschte Wirkung tatsächlich erreicht hat, z. B. eine Breitenwirkung in der gymnasialen Schülerschaft oder einen Forschungsimpuls für einige Kulturwissenschaftler. Aber die anschließende Frage nach einem möglichen Wechsel der Kommunikationsstrategie – also vielleicht Verzicht auf Kulturvermittlung und stattdessen Subventionierung von Parkhäusern, um die Stadt als Einkaufsmetropole attraktiver zu machen – steht für Kulturvermittler nicht zur Diskussion. Dagegen kann eine Analyse der Wirkung von Ausstellungen als Instrument der Öffentlichkeitsarbeit ergeben, dass andere Instrumente wie beispielsweise Gremienarbeit erfolgreicher sind, sodass die Bibliothek ihre knappen Arbeits­ kapazitäten besser dafür verwendet.

4 Fazit Die beiden Ansätze: Ausstellungen als Kulturvermittlung und Ausstellungen als Instrumente der Öffentlichkeitsarbeit schließen sich nicht grundsätzlich aus. Eine Ausstellung, die wegen ihrer Kultur vermittelnden Funktion geplant wurde, kann der Öffentlichkeitsarbeit Impulse geben. Die Ausstellungen der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen etwa knüpfen an die kulturellen Werte ihrer Bestände an, fügen sich zugleich in das Stadtmarketing der Stadt Göttingen ein (Göttingen als Wissenschaftsstadt).49 Umgekehrt erhält eine Ausstellung nicht dadurch, dass sie kulturell hochstehend ist, eine kommunikative Wirkung im Sinn der Öffentlichkeitsarbeit.

47 Vgl. Fliedner 2014. 48 http://www.mainzerbibliotheksgesellschaft.de/startseite.html (04.02.2016). 49 Fast 2005.



Kulturvermittlung und Öffentlichkeitsarbeit 

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Sattler, P. (1991). Ausstellungen als bibliothekarische Aufgabe. In S. Ebling (Hrsg.), Literarische Ausstellungen von 1949 bis 1985 (S. 95–105). München: Saur (Literatur und Archiv, 5). Schlechter, A. (2001). Bewahrung und Präsentation für die Öffentlichkeit. Ausstellungen an der Universitätsbibliothek Heidelberg. BuB, Forum für Bibliothek und Information, 53(1), 26–32. Schütz, E. (2011). Literatur. Ausstellung. Betrieb. In A. Bohnenkamp & S. Vandenrath (Hrsg.), Wort-Räume, Zeichen-Wechsel, Augen-Poesie: zur Theorie und Praxis von Literaturausstellungen (S. 65–75). Göttingen: Wallstein. Seefeld, J. (2006). Überlegungen zur Außendarstellung und Programmarbeit von Bibliotheken. BIT-online, 9(1), 9–14. Selmikeit, K. (2014). Virtuelle Ausstellungen von Bibliotheken: Konzepte, Präsentationsverfahren und Nutzungsaspekte. Perspektive Bibliothek, 3(1), 163–186. Skowera, H.-M. (1993). Ausstellungen als Mittel der Öffentlichkeitsarbeit wissenschaftlicher Bibliotheken: ein Vergleich mit anderen kulturellen Einrichtungen. Bibliothek. Forschung und Praxis, 17(1), 56–103. http://dx.doi.org/10.1515/bfup.1993.17.1.56 (02.02.2016). Swanick, S., Rankin, S. & Reinhardt, M. (2015). Curating exhibitions in scientific libraries: practical steps. Practical Academic Librarianship, The International Journal of the SLA Academic Division, 5(2), 1–22. https://journals.tdl.org/pal/index.php/pal (22.04.2016). Uhde, K. (2000). Kontextbezogene Online-Präsentationen von Archivgut. In H. Weber & G. Maier (Hrsg.), Digitale Archive und Bibliotheken: neue Zugangsmöglichkeiten und Nutzungsqualitäten (S. 233–245). Stuttgart [u. a.]: Kohlhammer (Werkhefte der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, Serie A, Landesarchivdirektion, H. 15). Veverka, J. (o. J.). Tips and concepts for planning truly „interpretative“ exhibits. http://portal. uni-freiburg.de/interpreteurope/service/publications/recommended-publications/veverka_ truly_interpretive_exhibits.pdf (08.04.2016). Zauner T. (2014). Ausstellungs- und Veranstaltungsmanagement. In R. Griebel, H. Schäffler & K. Söllner (Hrsg.), Praxishandbuch Bibliotheksmanagement (S. 746–763). Berlin: De Gruyter Saur. Zeller, B. (1991). Literaturausstellungen. In S. Ebeling (Hrsg.), Literarische Ausstellungen von 1949 bis 1985 (S. 39–44). München: Saur (Literatur und Archiv, 5).

Autorenverzeichnis Asmus, Sylvia, Dr., Leiterin des Deutschen Exilarchivs 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, E-Mail: [email protected], Homepage: http://www.dnb.de/DE/DEA/dea_node.html Aumann, Philipp, Dr., Kurator, Historisch-Technisches Museum, Peenemünde, E-Mail: htm@peenemuende. de, Homepage: http://www.peenemuende.de Baum, Constanze, Dr., Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Forschungsverbund Marbach Weimar Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel, Deutsches Institut der Leibniz Universität, Hannover, E-Mail: [email protected], Homepage: http://www.mww-forschung.de/forschungsverbundmww/mitarbeiterinnen-und-mitarbeiter/baum-detail/ Bispinck-Roßbacher, Julia, Leiterin der Restaurierungswerkstatt, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Abteilung für Bestandserhaltung und Digitalisierung, E-Mail: [email protected], Homepage: http://staatsbibliothek-berlin.de/die-staatsbibliothek/ abteilungen/bestandserhaltung-und-digitalisierung/kontakt/ Blume, Peter, Dr., Leiter der Öffentlichkeitsarbeit, Fachreferent für Geistes- und Medienwissenschaften und Open-Access-Beauftragter, Universitätsbibliothek Ilmenau, E-Mail: peter.blume@ tu-ilmenau.de, Homepage: https://www.tu-ilmenau.de/ub/ Brand, Michaela, Buchrestauratorin, Deutsches Historisches Museum Berlin, E-Mail: mbrand@dhm. de, Homepage: http://www.dhm.de/restauratoren/mbrand.html Brederecke, Martin, Leiter der Stabsstelle Bestandserhaltung, Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Hannover, E-Mail: [email protected], Homepage: http://www.gwlb.de Devi, Veriana, Assistentin des Bereichs Information & Bibliothek, Goethe-Institut, Jakarta, Indonesien, E-Mail: [email protected], Homepage: https://www.goethe.de/indonesien Duerr, Frank, M. A., Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Museum der Universität Tübingen, E-Mail: frank. [email protected], Homepage: http://www.duerr-frank.de Dühlmeyer, Katja, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, E-Mail: [email protected], Homepage: http://staatsbibliothekberlin.de/extras/spezielle-interessen/presse-und-oeffentlichkeitsarbeit/ Evers, Karen, M.  A., Presse- und Öffentlichkeitsreferentin, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe, E-Mail: [email protected], Homepage: https://www.blb-karlsruhe.de/blb/blbhtml/kontakt/p/ evers.php Feurstein, Thomas, Mag., Leiter der Abteilung Vorarlbergensien, Vorarlberger Landesbibliothek, Bregenz, Österreich, E-Mail: [email protected], Homepage: http://vlb.vorarlberg.at/ wer-sind-wir/mitarbeiter/feurstein-thomas.html Gäde, Carola, Ansprechpartnerin für Presse- und Programmarbeit, Internationale Jugendbibliothek, München, E-Mail: [email protected], Homepage: http://www.ijb.de

Autorenverzeichnis 

 435

Gerhold, Hanka, Diplom-Restauratorin für Kunstwerke auf Papier, Archiv- und Bibliotheksgut, Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, E-Mail: [email protected], Homepage: http:// www.smb.museum/museen-und-einrichtungen/kupferstichkabinett Hauke, Petra, Dr., Herausgeberin und Autorin bibliothekswissenschaftlicher Publikationen, Lehrbeauftragte, Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, E-Mail: [email protected], Homepage: https://www.ibi.hu-berlin.de/institut/personen/ hauke Herrmann, Christian, Dr., Leiter der Abteilung Historische Sammlungen und der Sammlung Alte und Wertvolle Drucke, Württembergische Landesbibliothek, Stuttgart, E-Mail: herrmannc@wlb-stuttgart. de, Homepage: http://www.wlb-stuttgart.de/sammlungen/alte-und-wertvolle-drucke/kontaktherrmann/ Jacobs, Stephanie, Dr., Direktorin des Deutschen Buch- und Schriftmuseums, Deutsche Nationalbibliothek, Leipzig, E-Mail: [email protected], Homepage: http://www.dnb.de/dbsm Kleinbub, Claudia, Dr., Leiterin des Spezialgebietes Ausstellungen/Publikationen, Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Weimar (bis März 2016), E-Mail: [email protected], Homepage: http:// www.klassik-stiftung.de Koelges, Barbara, Dr., Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Landesbibliothekszentrum RheinlandPfalz, Koblenz, E-Mail: [email protected], Homepage: http://www.lbz.rlp.de Lison, Barbara, Direktorin der Stadtbibliothek Bremen, Bundesvorsitzende des Deutschen Bibliotheksverbandes, Vizepräsidentin von EBLIDA, Mitglied im Beirat für Bibliotheken und Information des Goethe-Instituts und Mitglied im Fachausschuss Arbeit und Soziales des Deutschen Kulturrates, E-Mail: [email protected], Homepage: http://www.stabi-hb.de Lutz, Brigitte, B.  A. Bibliotheks- und Informationsmanagement, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Schweizerisches Institut für Informationswissenschaft an der HTW Chur, Schweiz, E-Mail: brigitte. [email protected], Homepage: http://www.htwchur.ch/informationswissenschaft/forschung-unddienstleistung/team/wissenschaftliche-mitarbeitende/brigitte-lutz.html Mahnke, Christel, Leiterin Information und Bibliothek im Regionalauftrag Südostasien / Australien / Neuseeland, Goethe-Institut, Jakarta, Indonesien, E-Mail: [email protected], Homepage: https://www.goethe.de/indonesien Malik, Axel, freischaffender Künstler, Berlin, E-Mail: [email protected], Homepage: http://www. axel-malik.de Martin-Alcazar, Maria-Elena, B.  A. Informationsmanagement, Mitarbeiterin der Abteilung Lokale Dienste – Zentrale Information, Technische Informationsbibliothek, Hannover, E-Mail: maria.martin@ tib.eu, Homepage: http://www.tib.eu Mattl-Wurm, Sylvia, Dr., Direktorin der Wienbibliothek im Rathaus, Wien, Österreich, E-Mail: sylvia. [email protected], Homepage: http://www.wienbibliothek.at

436 

 Autorenverzeichnis

Müller, Michael, Dr., Agenturleiter, Culture to  go, Berlin, E-Mail: [email protected], Homepage: http://culture-to-go.com/ Munique, Ilona, Dipl.-Erwachsenenbildnerin, Selbstständige Lernbegleiterin / CEO, Das WEGA-Team – PersonalEntwicklung und OrganisationsLernen, E-Mail: [email protected], http://www. wegateam.de Neumann, Marlene, M.  A. (LIS), Stabstelle Bibliotheksentwicklung und Qualitätsmanagement, Stadtbibliothek Erlangen, E-Mail: [email protected], Homepage: http://www. erlangen.de/bibliothek Neuß, Barbara, Dipl. Informationswirtin (FH), Mitarbeiterin der Abteilung Lokale Dienste – Zentrale Information, Technische Informationsbibliothek, Hannover, E-Mail: [email protected], Homepage: http://www.tib.eu Otten, Alexandra, Carl von Ossietzky-Archiv, Bibliotheks- und Informationssystem der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, E-Mail: [email protected], Homepage: http://www.bis. uni-oldenburg.de Peters, Tobias, Mag., Leiter des Veranstaltungsmanagements, Stadtbibliothek Bremen, E-Mail: [email protected], Homepage: http://www.stabi-hb.de Ratz, Nadine, M.  A., Wissenschaftliche Bibliothekarin, Stellvertretende Leiterin der Abteilung Alte Drucke, Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel, E-Mail: [email protected], Homepage: http://www.hab.de Runnwerth, Mila, M.  Sc., M.  A. (LIS), Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Bestandsentwicklung und Metadaten, Technische Informationsbibliothek, Hannover, E-Mail: [email protected], Homepage: http://www.tib.eu Schneck, Hanna, Mag. Phil., M.  A. (LIS), Wissenschaftliche Bibliothekarin für das Photoinstitut BONARTES, Wien, Österreich, E-Mail: [email protected], Homepage: http://photobib.bonartes. org/ Schütrumpf, Britta, Diplom-Buch- und Papierrestauratorin, Abteilung für Bestandserhaltung und Digitalisierung, Leiterin des Ausstellungsteams in der Restaurierungswerkstatt der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, E-Mail: [email protected], Homepage: http://staatsbibliothek-berlin.de/die-staatsbibliothek/abteilungen/bestandserhaltung-unddigitalisierung/ Schuldt, Karsten, Dr., Wissenschaftlicher Mitarbeiter (Projektleiter), Schweizerisches Institut für Informationswissenschaft der HTW Chur, Schweiz, E-Mail: [email protected], Homepage: http://www.karstenschuldt.info Sommerer, Monika, Leiterin der Mediothek, Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, Berlin, E-Mail: [email protected], Homepage: http://www.ghwk.de/bibliothek-mediothek/josephwulf-mediothek.html

Autorenverzeichnis 

 437

Steyer, Timo, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Digital Humanities, Forschungsverbund Marbach Weimar Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel, E-Mail: [email protected], Homepage: http://timosteyer.de/ Stöhr, Elena, M. A., M. A. (LIS), Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Redakteurin Bibliotheksportal und Social Media im Kompetenznetzwerk für Bibliotheken, Deutscher Bibliotheksverband, Berlin, E-Mail: [email protected], Homepage: http://www.bibliotheksportal.de Tafel, Verena, M. A., Öffentlichkeitsarbeit, Bibliothek der Universität der Künste, Berlin, E-Mail: [email protected], Homepage: https://www.udk-berlin.de/service/universitaetsbibliothek Talke, Armin, LL.  M. (Informationsrecht), Fachreferent für Politikwissenschaft, Referent für Rechtsfragen der Benutzung, Wissenschaftlicher Dienst, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Vorsitzender der Rechtskommission des Deutschen Bibliotheksverbandes, E-Mail: [email protected], Homepage: http://staatsbibliothek-berlin.de/recherche/fachgebiete/ politikwissenschaft/ Tobita, Yumi, Ausschussmitglied der IFLA-Sektion Bibliotheken für Kinder und Jugendliche, Nationale Parlamentsbibliothek, Tokio, Japan, E-Mail: [email protected], Homepage: http://www.ifla.org/ standing-committee/10 Umlauf, Konrad, Prof. Dr., Universitätsprofessor am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft, Humboldt-Universität zu Berlin, E-Mail: [email protected], Homepage: https://www.ibi.hu-berlin.de/de/forschung/oeffbib/mitarbeiter/homepage Vietze, Jennifer, M.  A., Mitarbeiterin der Abteilung Kommunikation und Marketing, Technische Informationsbibliothek, Hannover, E-Mail: [email protected], Homepage: http://www.tib.eu Weber, Maria Luise, Ansprechpartnerin für Wanderausstellungen, Internationale Jugendbibliothek, München, E-Mail: [email protected], Homepage: http://www.ijb.de Wehry, Matthias, Leiter der Abteilung für Handschriften und Alte Drucke, Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Hannover, E-Mail: [email protected], Homepage: http://www.gwlb.de Werner, Klaus Ulrich, Dr., Leiter des Bibliotheksbereichs Philosophie und Geisteswissenschaften und Leiter der Philologischen Bibliothek der Freien Universität Berlin, E-Mail: [email protected], Homepage: http://www.geisteswissenschaften.fu-berlin.de/fachbereich/bibliotheken/mitarbeiter/ werner/index.html Wong, Suzie, Mag., Leitung Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen, Wienbibliothek im Rathaus, Österreich, E-Mail: [email protected], Homepage: http://www.wienbibliothek.at

Abkürzungen 3D AAM Abb. ABF Abs. ACRL AfP AG ALA ArchivG NRW Art. AStA AUVA AV-Medien BArchG BDB BdP BDSG BGB BGH BIS BLB BlnDSG BMF BnF BStBl BVerfG CC CD CMS CI CSR DASA DBI DBS dbv DHM DIG DIN DJV DMB DMG-Lib DP DPG EDV EStG

dreidimensional American Alliance of Museums Abbildung Arbetarnas bildningsförbung (schwed. Bildungsverband der Arbeiter) Absatz Association of College and Research Libraries Zeitschrift für Medien- und Kommunikationsrecht Arbeitsgemeinschaft American Library Association Archivgesetz Nordrhein-Westfalen Artikel Allgemeiner Studierendenausschuss Allgemeine Unfallversicherungsanstalt audiovisuelle Medien Bundesarchivgesetz Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder Bundesdatenschutzgesetz Bürgerliches Gesetzbuch Bundesgerichtshof Bibliotheks- und Informationssystem Badische Landesbibliothek, Karlsruhe Berliner Datenschutzgesetz Bundesfinanzministerium Bibliothèque nationale de France Bundessteuerblatt Bundesverfassungsgericht Corporate Citizenship Corporate Design Content-Management-System Corporate Identity Corporate Social Responsibility DASA Arbeitswelt Ausstellung (früher: Deutsche Arbeitsschutzausstellung) Deutsches Bibliotheksinstitut Deutsche Bibliotheksstatistik Deutscher Bibliotheksverband Deutsches Historisches Museum, Berlin Deutsch-Israelische Gesellschaft Deutsches Institut für Normung Deutscher Journalisten-Verband Deutscher Museumsbund Digitale Mechanismen- und Getriebebibliothek Displaced Persons Deutsch-Palästinensische Gesellschaft elektronische Datenverarbeitung Einkommensteuergesetz

Abkürzungen 

EuGH FTP FU Berlin GAAB GewStG GG GRUR GstB GWLB HAAB HAB HLB HTW Chur i. S. d. i. V. m. IB IBBY ICI IFLA IfMK IJB ILCL IR-Strahlung IULI K KStG LBZ LED LG LHA Lx MDF-Platte ME MWK NEMO NGO NJW NRC ÖA ORF PATON PDF PK PK PPI PR QR RBMS rF

 439

Europäischer Gerichtshof File Transfer Protocol Freie Universität Berlin Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek Gewerbesteuergesetz Grundgesetz Gewerblicher Rechtschutz und Urheberrecht (juristische Zeitschrift) Gestaltende Steuerberatung Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Niedersächsische Landesbibliothek Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Weimar Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel Hochschul- und Landeskirchenbibliothek, Wuppertal Hochschule für Technik und Wirtschaft Chur in Sache der/des in Verbindung mit Internationaler Bund International Board on Books for Young People ICI Berlin Institute for Cultural Inquiry International Federation of Library Associations and Institutions Institut für Medien und Kommunikationswissenschaft der TU Ilmenau Internationale Jugendbibliothek, München International Library of Children’s Literature, National Diet Library in Japan Infrarotstrahlung International University Liaision Indonesia Kelvin Körperschaftssteuergesetz Landesbibliothekszentrum (Rheinland-Pfalz) light emitting diode, Lichtemittierende Diode Landgericht Landeshauptarchiv Koblenz Lux Mitteldichte-Faser-Platte (Pressspan) Medieneinheiten Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Baden-Württemberg Network of European Museum Organisations Non-Governmental Organization Neue Juristische Wochenschrift Norwegian Refugee Council Öffentlichkeitsarbeit Österreichischer Rundfunk Landespatentzentrum Thüringen Portable Document Format Pressekonferenz Preußischer Kulturbesitz Perhimpunan Pelajar Indonesia Public Relations Quick Response ACRL’s Rare Books and Manuscripts Section relative Luftfeuchte

440 

 Abkürzungen

Rn. RVK SAB SBB-PK SGD Nord SLB SLUB StGB SUB Göttingen ThürArchivG TIB TU Berlin TU Ilmenau UB UdK Berlin UNHCR UNO UrhG UV VE VG Bild-Kunst VSG WLAN WLB XML ZLB ZR

Randnotiz Regensburger Verbundklassifikation Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der allgemeinen öffentlichen Bibliotheken Staatsbibliothek Berlin – Preußischer Kulturbesitz Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, Koblenz Stadt- und Landesbibliothek Potsdam Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek Dresden Strafgesetzbuch Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen Thüringer Archivgesetz Technische Informationsbibliothek, Hannover Technische Universität Berlin Technische Universität Ilmenau Universitätsbibliothek Universität der Künste Berlin United Nations High Commission for Refugees United Nations Organization Urheberrechtsgesetz Ultraviolett Virtual Exhibition Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst Verbundsicherheitsglas Wireless Local Area Network Württembergische Landesbibliothek, Stuttgart Extensible Markup Language Zentral- und Landesbibliothek, Berlin Zivilrecht

Register Abdruckrechte s. Rechtliche Aspekte Abdunkelung s. Licht Acrylglas s. Ausstellungstechnik Akklimatisierung s. Klima Alarm – Alarmanlage 77 – Alarmsicherung 58 – Bewegungsalarm 83 – s.a. Sicherheit Alleinstellungsmerkmal 12, 248, 253, 293 Altbestand 57 Alter Druck 122 f. Aluminiumbox s. Transport Anlass 62, 209, 279, 283, 384, 390, 392 – Auszeichnung 390 – Bibliotheksjubiläum 59, 64, 67 – Flüchtlinge 323–332 – Gedenkjahr 283 – Gedenktag 280 – Gedenkveranstaltung 302 f. – Jubiläum 68, 142, 156, 159, 280, 283 f., 338, 343 f., 350, 353, 356, 384, 412 f. – Jubiläumsausstellung 280, 299 – Konferenz 260, 263 – Landesjubiläum 57, 60, 64 f., 67 – Preisverleihung 390 – Stadtjubiläum 291 – Veranstaltungsanlass 262 – s. a. Lange Nacht der Bibliotheken – s. a. Lange Nacht der Wissenschaften – s. a. Thema Anschubfinanzierung s. Finanzierung Arbeitsaufwand, -kapazität s. Personal Arbeitsgruppe s. Personal Architekt s. Ausstellungsarchitekt Archivgesetz s. Rechtliche Aspekte Archivmaterial 34 Audioführung s. Führung Audiomaterialien 169 – Audiovisuelle Medien 146, 149, 316 Aufgabenteilung s. Personal Aufsicht s. Personal Auftaktveranstaltung s. Vernissage Ausleihe s. Leihe Ausstellungsabbau s. Montage Ausstellungsarchitekt 85, 94, 105, 281, 358 f. Ausstellungsarchitektur 92, 95, 315

Ausstellungsaufbau s. Montage Ausstellungsbau s. Montage Ausstellungsbeflaggung s. Werbung Ausstellungsbeleuchtung s. Licht / Belechtung Ausstellungsdauer 205, 306, 419 Ausstellungsdesign, -designer 79, 85, 112, 118 – Ausstellungsgestaltung, -gestalter 95, 303, 387 – Ausstellungsgrafiker 281 – Designbüro 392 – Farb– und Schriftsystem 199 – Farbkonzept 146 – Gestaltung 300, 302, 305 f., 309 – Gestaltungsagentur 16 – Gestaltungskonzept 145 f. – Grafikbüro, -designer 144, 146, 199, 297, 359 Ausstellungsdidaktik s. Vermittlung Ausstellungsdrehbuch s. Management Ausstellungseröffnung s. Vernissage Ausstellungsfähigkeit s. Exponat Ausstellungsfläche s. Raum Ausstellungsgestalter, -gestaltung s. Ausstellungsdesign, -designer Ausstellungskatalog s. Katalog Ausstellungskonzept s. Konzept Ausstellungskosten s. Kosten Ausstellungsplakat s. Plakat Ausstellungsplanung s. Planung Ausstellungsprogramm s. Begleitprogramm Ausstellungsraum s. Raum Ausstellungsschaden s. Schaden Ausstellungsstudio s. Raum Ausstellungsteam s. Personal Ausstellungstechnik – Acrylglas 97–99, 102 – Ausstellungsstele 168 f. – Ausstellungssystem 169 – Ausstellungstafel 325, 329 – Ausstellungstafel, digitale 203 – Bilderrahmen 205 – Bretterwand 199 – Buchstütze 74, 108 f., 111–118, 123, 125, 393 – Buchwiege 74, 95, 97 f., 100, 102 – Flyerständer 384 – Halterung 205 – Hängesystem 83 f., 168 f. – Holzzaun, roher 199

442 

 Register

– Informationssäule, -tafel, -system 82–84 – Kubensystem 78 – Magnetrahmensystem 83 – Paletten 205 f. – Passepartout 97, 123 – Rahmung 95, 123 – Raumtafel 162 – Staffelei 2015 – Steckkastensystem 199 – Stellwand 146, 148, 150, 205 – Textsäule 83 – Touchscreen 84 – Wechselrahmen 169 – s. a. Klima – s. a. Plakat – s. a. Tafel – s. a. Vitrine Ausstellungstext 303 f., 307 – Begleittext 222 – Einführungstext 203 – Raumtext 161–163 – Saaltext 297 – Textbox 224 – Textebene 145 – Textlektorat 300, 303, 306–308 – s. a. Beschriftung – s. a. Tafel Ausstellungsthema s. Thema Ausstellungsversicherung s. Versicherung Ausstellungsvita s. Objekt Ausstellungswebsite s. Website Auswahl s. Exponat AV-Medien s. Audiovisuelle Medien Barrierefreier Zugang 391 Beamer 146, 149 Begleitband, -buch, -publikation 162, 281, 283, 382, 384, 387 – Begleitkatalog 175 – Belegexemplar 125, 128 – Bibliografie 365 – Broschüre 304, 306, 308 – Buchpublikation 388 – Flyer 157, 267, 297, 308 f., 367, 384, 388 – Folder 358 – Glossar 306 – Sammelband 364 – Verkauf 267 – s. a. Katalog

Begleitmaterial 139, 149, 204, 297, 308 Begleitprogramm 14–16, 156, 170, 257, 259, 262–264, 266 f., 280, 283, 289, 296, 397 f., 417 f. – Ausstellungsprogramm, -planung 164, 142, 248, 270 f., 412 – Begleitveranstaltung 12 – Buchpräsentation, -vorstellung 260, 280 – Diskussionsveranstaltung 326 – Event 415 – Event-Ausstellung 54 – Event-Ort 419 – Film 172, 260, 264, 277, 326 f. – Gesprächskonzert 260 – Lesung 265, 280, 326 – Liederabend 172 – Musik 280, 326, 332 – Podiumsdiskussion 147, 149, 180, 184, 260, 277 – Potpourri-Lesung 296 – Quiz 252 – Rahmenprogramm 181, 200 – Rahmenveranstaltung 323, 326, 328, 333 – Rede, -beitrag, Redner 275, 410, 413 – Ringvorlesung 260, 338 f., 343, 351–353, 355 – Szenische Lesung 260, 263 – Theater 172, 280, 296, 327, 411, 421 f. – Vortragsreihe 260, 384, 418 – Zeitzeugengespräch 260 – s. a. Anlass / Gedenkveranstaltung – s. a. Catering – s. a. Finissage – s. a. Veranstaltung – s. a. Vernissage Begleittext s. Ausstellungstext Beleuchtung s. Licht Beschädigung s. Schaden Beschilderung 204 – Hausbeschilderung 374 – Rundgangbeschilderung 172 Beschriftung 148 f., 204, 418 – Beschriftungstext 162 – Fahnentext 67 – Folienbeschriftung 82 – Legende 82, 83 – Legendenhülle 82 – s. a. Ausstellungstext – s. a. Objekt / Objektbeschriftung – s. a. Vitrine / Vitrinenschild

Register 

Besucherservice 397 Bewegungsmelder s. Sicherheit Bibliotheksjubiläum s. Anlass Bibliothekspersonal s. Personal Bibliothekstourismus 382 Bildband s. Fotografie Bilderbuch 189, 191 f., 194, 197–201, 206 Bilderrahmen s. Ausstellungstechnik Bildrechte s. Rechtliche Aspekte Bildtafel s. Tafel Blogger s. Kommunikation Börsenverein des Deutschen Buchhandels 207, 209, 411 Brandschutz 77 – Feuerwehr 85 Bretterwand s. Ausstellungstechnik Buchausstellung 87, 99, 108, 110–112, 114–117, 132 f., 166 f., 172, 200, 202, 244, 246 Buchpräsentation s. Begleitprogramm Buchstütze s. Ausstellungstechnik Buchvorstellung s. Begleitprogramm Buchwiege s. Ausstellungstechnik Budget s. Finanzierung Bundesarchivgesetz s. Rechtliche Aspekte Bundesdatenschutzgesetz s. Rechtliche Aspekte Bundeszentrale für politische Bildung 329 Bürgerstiftung s. Stiftung Catering 14, 149 – Bewirtung 388 f. – Umtrunk 259 Checkliste s. Management Content-Management-System s. Management Controlling s. Management Corporate Branding 38 Corporate Citizenship 42 Corporate Design 146, 283 Corporate Identity 224, 388 Corporate Social Responsibility 38, 42 Crowdfunding s. Finanzierung Datenschutz s. Rechtliche Aspekte Dauerausstellung 142 f., 145, 150, 244–246, 248–251, 254, 279, 288, 389, 415, 419 Deutsche Digitale Bibliothek 232 Diebstahl s. Sicherheit Digitale Ausstellung s. Virtuelle Ausstellung Digitales Besucherbuch s. Gästebuch

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Digitalisat 139 f., 143, 146, 148, 221 Digitalisierung 123, 140 Diskussionsveranstaltung s. Begleitprogramm Dokumentation 15, 150, 325, 333 Ehrenamt 333 Eigenproduktion 244, 417 Einflussnahme 175, 180 f., 185 Einfuhrbestimmungen s. Zoll Einladung 147, 149, 171 f., 307, 309, 389 – E-Mail-Verteiler 309 – Einladungskarte 266, 297 – Postverteiler 171 – s. a. Presse Energieversorgung 78 – Bodentank 78 – Steckdosen 78 – s. a. Vitrine / Stromversorgung Eröffnung s. Vernissage Europäische Kommission 330 Europeana 230–232, 234, 240, 242 f. Evaluation 9, 14 Event s. Begleitprogramm Expertenvortrag s. Vernissage Exponat 57 f., 62–65, 67 f., 74–77, 82, 120–128, 149 – Ausstellungsfähigkeit 86 f., 96, 104 f. – Auswahl 57, 62, 68, 133–135, 143, 145 f., 148, 162 f., 191, 221, 384, 388 – Exponatbeschreibung 162 f. – Exponateauswahl 315 – Fremdexponat 410 – Interaktive Exponate 84, 395 – s. a. Leihe / Leihgegenstand – s. a. Leihe / Leihobjekt – s. a. Objekt Exposé 144 f. Externe Ausstellung 120, 128 Externe Kräfte, – Unterstützung 12, 261 Facebook-Auftritt s. Soziale Medien Fachvortrag s. Vernissage Facility Report s. Leihe Fahne s. Beschriftung Farb– und Schriftsystem s. Ausstellungsdesign Feuerwehr s. Brandschutz Film s. Begleitprogramm Finanzierung 300, 308, 342 f., 354, 361, 387 – Anschubfinanzierung 241

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 Register

– Budget, -kontrolle 388 f. – Budgetplanung 266, 359 – Budgetüberschreitung 413 – Crowdfunding 37–40 – Dauerspende 39 – Drittmittel 38 – Finanzierungsmodell 36 f. – Finanzplan 12, 16, 22–24 – Fundraising 36–40, 54 – Geldgeber 361 – Gemeinnützigkeit 43 – Mäzen 37 f., 40 – Mittelbeschaffung 38 – Projektfinanzierung 38 – Schwarmfinanzierung 38 – Spende 36–40, 42 f., 54 – Unterstützung 38–41, 50 – Zuwendung 38 – s. a. Förderung – s. a. Kosten – s. a. Sponsoring – s. a. Stiftung Finissage 36, 53, 156 f., 265 – s. a. Begleitprogramm – s. a. Catering Firmenwerbung s. Werbung Flachware 79 Flüchtlinge s. Anlass Fluchtweg s. Sicherheit Flugreise s. Transport Flyer s. Begleitpublikation Folder s. Begleitpublikation Förderung 323, 327 – Förderer 15 f., 47, 206, 326 – Fördergeber 241 – Fördermittel 16, 37 – Fördermöglichkeiten 38 f. – s. a. Finanzierung – s. a. Kultur / Kulturförderung Förderverein 37 f., 46, 265, 327, 343, 426 – Freundeskreis 37 f., 40, 43, 77, 387 Fotografie 26–29, 208 f., 211 f., 215, 275, 323 f., 328, 330 – Bildband 207 – Foto-Ausstellung 330 – Fotobuch 132–137, 139, 207–209, 211–216 – Fotobuchausstellung 210 f., 214 – Fotobuch-Bibliothek 215 – Fotograf 207–215, 287, 324 f., 327–330, 332

– Fotojournalist 331 – Fotokünstler 208 – Fotothek 381, 385, 388 – Fotoverein 420 – s. a. Portrait Foyer s. Raum Fremdausstellung 323, 325, 333 – s. a. Kooperation Fremdexponat s. Exponat Freundeskreis s. Förderverein Führung 14, 105, 143, 149 f., 257 f., 260–263, 267, 280, 297, 326, 358, 361, 384, 397 f., 418 f. – Audioführung 418 – Audioguide 83, 237, 389 – Führungstermin 261, 266 – Führungsprogramm 12 – Führungsskript 260 – Gruppenführung 209 – Kuratorenführung 296 – s. a. Smartphone Fundraising s. Finanzierung Gangausstellung s. Raum Gästebuch 150, 172, 236 – Digitales Besucherbuch 252 Gedenktag, -jahr, -veranstaltung s. Anlass Geldgeber s. Finanzierung Gemeinnützigkeit s. Finanzierung Gemeinschaftsausstellung s. Kooperation Gestaltung s. Ausstellungsdesign Give-away s. Werbung Glossar s. Begleitband Goethe-Institut 201, 207–210, 212–216 Google Cultural Institute 239 f., 243 Grafik… s. Ausstellungsdesign Gruppenführung s. Führung Haftung s. Rechtliche Aspekte Halterung s. Ausstellungstechnik Handschrift 120–122, 125, 149 Handzettel s. Werbung Hängesystem s. Ausstellungstechnik Heizaggregat s. Klima Historische Sammlung, historischer Bestand 57, 59, 61 f., 67, 120 Hochschulbibliothek s. Wissenschaftliche Bibliothek Homepage s. Website

Register 

Ikonisierung 132, 137 Informationssystem s. Ausstellungstechnik Inserat s. Werbung Inszenierung 137, 140, 417 Interaktion 169, 395 f., 414 f. – Interaktive Exponate s. Exponat – Interaktive Installation 376 – Interaktive Medien 82 – Interaktive Modelle 276 – Interaktives Angebot 251 Interessengruppe s. Zielgruppe Interkulturelle Bibliotheksarbeit 326 – s. a. Anlass / Flüchtlinge International Board on Books for Young People (IBBY) 191, 331 International Federation of Library Associations and Institutions (IFLA) 189, 191, 194–196 Internationale Jugendbibliothek, München 197–200, 206 Internationale Jugendbuchausstellung 197 Internetausstellung s. Virtuelle Ausstellung Internetpräsenz s. Website Intervention 286–288, 351 f., 374 Jubiläum s. Anlass Jugendliche 258, 263, 324, 326, 403 f., 409 – Jugendbuch 197 f. – s. a. International Board on Books for Young People – s. a. Internationale Jugendbuchausstellung – s. a. Kinder Katalog 11–13, 16, 30, 58, 63 f., 67, 83, 191 f., 194 f., 198, 200, 333, 358 f., 382, 384–388, 418 – Ausstellungskatalog 68, 133 f., 149, 204, 206, 237, 281, 387 – Katalogbildfreiheit 28 f. – Katalogproduktion 388 – s. a. Begleitband Katastrophenschutzmanagement s. Management Kick-Off-Meeting s. Management Kinder 258, 261, 263, 324, 326, 328, 331 f., 403 f., 409 – Kinderbuch 189, 197–200, 206 – Kinderbuch-Kongress 198 – Kinderferienprogramm 296 – Kindergruppe 260 f.

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– Kinderwerkstatt 331 – s. a. International Board on Books for Young People – s. a. Internationale Jugendbuchausstellung – s. a. Jugendliche Klanginstallation, -künstler s. Kunst Klima 75 f., 88–90, 94, 101, 103 f., 108 f., 149 – Akklimatisierung 104 – Akklimatisierungsphase 128 – Datenlogger 77, 90, 103 f. – Heizaggregat 90 – Klimaanlage 76, 90 – Klimakiste 101, 104 f. – Klimarahmen 90, 95 – Klimaschwankung 103 – Klimatechnik, -techniker 76, 79, 85, 90 – Klimatisierte Vitrine 76, 90 – Klimatisierung 90, 106 – Klimaüberwachung 58, 77 – Kühlaggregat 90 – Luft 388 – Luftfeuchtigkeit 76, 79, 81, 89 f., 96 – Raumklima 76, 90 – Raumtemperatur 76 – Schwankungskorridor 89 – Sonneneinstrahlung 76 – Temperatur 149, 388 – Thermohygrograf 77, 103 – s. a. Ausstellungstechnik – s. a. Umgebungsbedingungen Kollaboration s. Kooperation Kommunikation – Blogger 211 – Kommunikationsinstrument 42 – Kommunikationskonzept 264 – Kommunikationsstrategie 426 – Kommunikationsziel 270, 272 f., 278 – Konflikt-, Krisenkommunikation 415 – Mailingliste 266 – Online-Kommunikation 415 – Politische und öffentliche Kontroversen 176 – Veränderungskommunikation 415 Konferenz s. Anlass Konservierung 87, 96, 107 – Konservatorische Anforderungen 73, 79 – Konservatorische Bearbeitung 95 – Konservatorische Bedingungen 86 f., 95, 149, 388 – Konservatorische Einbauten 95

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– Konservatorische Leihbedingungen s. Leihe – Konservatorische Situation am Ausstellungsort 124, 126 – Konservatorische Vorgaben 94, 101, 104 – Konservierungsarbeit 123, 127 – s. a. Leihe / Konservatorische Leihbedingungen – s. a. Objekt / Erhaltungszustand – s. a. Restaurierung Kontext 291, 296 – Kontextbezogene Präsentation 140 – Kontextbezogene Vermittlung 135 – Kontextinformation 139 – Kontextualisierung 220 Konzept 312, 317 – Ausstellungskonzept, -konzeption 73, 240, 248 f., 253, 388 – Feinkonzept 10, 15 – Grobkonzept 15 – Inhaltskonzept 145 – Vorkonzept 145 Konzeption 57, 61, 68, 155, 162 f., 201, 205, 219–222, 227, 259, 293, 309, 323, 333, 390, 410, 416 Konzert / Gesprächskonzert s. Begleitprogramm Kooperation 16, 61, 132, 147, 155, 157, 159, 161–166, 175, 244, 260, 263 f., 271, 274–277, 280, 285, 296, 307, 325, 329, 333, 361, 369 – Gemeinschaftsausstellung 333, 411 – Kollaboration 323, 326–328, 330 – Kooperationspartner 38, 165 f., 170–174, 176, 206, 251 f., 263, 274 f., 285, 290, 300, 303 f., 307, 326, 328, 387 – Partner 165 f., 170, 173, 209, 260, 274 f., 277, 357, 359 f., 361, 411 – Partnerbibliothek 163 – Projektpartner 15, 39 – Volkshochschule 261, 296, 327, 418 – s. a. Fremdausstellung – s. a. Medien / Medienpartner Kosten 157, 161 f., 173, 205, 306 – Ausstellungskosten 74 – Kostenaufstellung 308 – Kostendeckung 206 – Kostenkalkulation 122, 124, 387 f. – Kostenplanung 73, 75 – Kostensteigerung 413 – Kostenteilung 280, 325–327, 333

– Kostenübernahme 205 – Kostenvoranschlag 124 f., 306 – Produktionskosten 387 – s. a. Finanzierung Krisenkommunikation s. Kommunikation Kühlaggregat s. Klima Kultur – Kulturamt 327 – Kulturarbeit 420 – Kulturbüro 328 – Kulturförderung 38 – Kulturmanagement 413–415, 421, 427 – Kulturmarketing 280 – Kulturpflege 420 – Kulturvermittlung 410, 413, 415, 423, 426 Kunst, -werk 204, 369 f., 372, 378, 380 – Klanginstallation 372 – Klangkünstler 374 – Kunstausstellung 271 f., 279 f., 332 – Kunstinstallation 338, 340, 367 – Künstler 287, 290, 324 f., 327, 331, 338 f., 343 f., 348, 351, 353, 369 f., 372, 374 f., 378, 411 Kunsttransport s. Transport Kurator 10, 12 f., 15, 52, 87, 94, 105, 144, 147, 149, 163, 210–212, 215, 224 f., 252, 257, 260 f., 281, 317 – Kuratorenführung s. Führung Kurier 94, 101–104, 126–128 – Kurierdienst 204 – s. a. Transport Landesjubiläum s. Anlass Lange Nacht der Bibliotheken 369 f., 372, 374 f., 379 Lange Nacht der Wissenschaften 375–377 LED-Licht s. Licht Legende s. Beschriftung Leihe – Ausleihfähigkeit 87 – Ausleihmodalität 124 – Facility Report 95 f., 101, 121, 123 f. – Konservatorische Leihbedingungen 96, 103 – Leihanfrage 86, 120–122, 125, 128 f. – Leihbedingung 101 – Leihdauer 205 – Leihen in externe Ausstellungen 86 – Leihfähigkeit 105 – Leihfrist 121, 128

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– Leihgabe 97, 100 f., 201, 291, 295 f., 360, 387 f., 394 – Leihgeber 95, 97, 100–105, 204 f. – Leihgegenstand, -objekt 96, 205 – Leihgesuch 128 – Leihnehmer 87, 95 f., 100 f., 104, 113, 120–128, 203–205 – Leihverkehr 88 – Leihvertrag 32, 76, 94, 121, 124, 126–128, 162 f., 204 f., 388 – Leihzeit 96 – s. a. Konservierung – s. a. Transport – s. a. Zustandsprotokoll Leitidee 293 Leitmotiv 297 Leseecke 200, 277 Lesung s. Begleitprogramm Licht 87 f., 91 f., 96, 103 ff., 388 – Abdunkelung 75 – Außenlicht 384 – Beleuchtung 91 f., 94, 102 f., 106 – Beleuchtungskörper 75 – LED-Licht 92 – Lichtbelastung 91 f., 103 – Lichteffekt, -einwirkung 74 f. – Lichtmanagement 91 – Lichtparameter 75 – Lichtplaner 76, 85 – Lichtschutzvorhang 91 – Lichtwärme 91 – Oberlicht 75 – Objektbeleuchtung 91 – Tageslicht 149 – UV-Schutz 75, 79 Liederabend s. Begleitveranstaltung Literarische Ausstellung 418 – Literaturausstellung 198, 259, 394 Logo 282 f. Lokalpresse s. Presse Luft s. Klima Magnetrahmensystem s. Ausstellungstechnik Mailingliste s. Kommunikation Management – Ausstellungsdrehbuch 148 – Ausstellungsmanagement 142, 271 – Beziehungsmanagement 37, 39 – Checkliste 9, 15, 17 f., 122, 170, 325, 413

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– Content-Management-System 237 – Controlling 10, 15 – Katastrophenschutzmanagement 95 – Kick-Off-Meeting 12 – Projektmanagement 9, 15, 142, 144, 150, 359, 413, 427 – Management-Steckbrief 12 f. – Reputationsmanagement 415 – Stellplan 146, 148 – Tagebuch 54 – Übersichtsplanung 388 – Weblog 54 – s. a. Kultur / Kulturmanagement – s. a. Termine – s. a. Workshop Mappenwerk 132–136, 139 f. Marketing 298, 387, 397 – Beziehungsmarketing 38 – Bibliotheksmarketing 423 – Marketingeffekt 13 – Marketingfaktor 279 – Marketingmaßnahme 297 – Marketingstrategie 253 – Marketing-Zyklus 426 – Stadtmarketing 422, 426 – s. a. Kultur / Kulturmarketing Mäzen s. Finanzierung Medien 177, 182, 367 – Berichterstattung 150 – Fachzeitschrift 367 – Fernsehbeitrag 398 – Fernsehen 366 – Massenmedien 14, 414 – Medienarbeit 415 – Medienpartner 398 – Regionalprogramm 398 – Tageszeitung 367 – s. a. Öffentlichkeitsarbeit – s. a. Presse Mitarbeiter s. Personal Mittelbeschaffung s. Finanzierung Montage 94, 102 f. – Ausstellungsabbau 9, 14, 104, 204 – Ausstellungsaufbau 155, 162 f., 172, 199, 204, 387 f. – Ausstellungsbau 83 f. – s. a. Personal / Aufbauteam Multimedia – Multimedia-Kultur 420

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– Multimediale Anwendung 251 – Multimediale Ausstellung 362 – Multimediale Präsentation 132, 140 Museumsshop s. Shop Musik s. Begleitprogramm

Online-Kommunikation s. Kommunikation Online-Werbebanner s. Werbung Open-Source-Technologie s. Virtuelle Ausstellung Originalillustration 198, 203 f.

Nachlass 30, 279, 281, 283 f. Netzauftritt s. Werbung Netzwerk 359 – Netzwerkinitiative 244 – Netzwerkprojekt 317 – Vernetzung 326 f. Neutralität 180, 183, 185 Newsletter 171 Non-Profit-Organisation 38 Notfallplan s. Sicherheit

Paletten s. Ausstellungstechnik Partizipation 38 Partner s. Kooperation Passepartout s. Ausstellungstechnik Personal – Arbeitsaufwand 307, 309 – Arbeitsgruppe 387 f. – Arbeitskapazität 419, 426 – Aufbauteam 388 – Aufgabenteilung 327 – Aufsichtspersonal 77 – Ausstellungsaufsicht 12, 14, 205 – Ausstellungsteam 257 – Beauftragter der Bibliothek für Ausstellungen 144 – Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit 144 – Bibliothekspersonal 304, 307, 309 – Mitarbeiter 358, 367, 387 f., 420 – Personaleinsatz 358 – Personalkapazität 333 – Teamarbeit 10 – Teambildung 144 – Vorbereitungsgruppe 157, 160 – s. a. Projekt / Projektgruppe – s. a. Projekt / Projektleiter Persönlichkeitsrechte s. Rechtliche Aspekte Plakat 52, 157, 172, 199 f., 204, 308 f., 358, 367, 388 – Ausstellungsplakat 303, 329 – Hinweisplakat 304 – Plakataufsteller 48 – Plakatausstellung 200, 204 – Plakatsammlung 281, 284 f. – Plakatstele 384 – Plakatvorlage 204 – Poster 391–393, 395 – Posterständer 391 Planung 73 f., 82, 85, 258 f., 261, 264, 266, 387, 413, 415, 424, 432 – Ausstellungsplanung 260, 291, 296 – Planungsprozess 170 Podiumsdiskussion s. Begleitprogramm Politische Neutralität 175

Oberlicht s. Licht Objekt – Ausstellungsvita 88, 105 – Erhaltungszustand 122 f. – Expertengutachten 78 – Objektbegutachtung 95 – Objektbeschriftung 103, 105, 145, 148, 222, 267 – Objektbewegung 97 – Objektinformation 135, 139 – Objektliste 12, 14–16 – Objektpräsentation 260 – Objektschonende Präsentation 95 – Objektschutz 91 – s. a. Exponat – s. a. Konservierung – s. a. Leihe / Leihgegenstand Oddy-Test 92 Öffentliche Bibliothek 54, 323, 325, 332 f., 403, 410 f., 418, 420, 424 f. Öffentlichkeitsarbeit 14, 17, 21, 38 f., 41 f., 48, 51, 143, 147, 149, 170–172, 229, 241 f., 257, 264, 270 f., 273, 275, 277–279, 297, 299, 300 f., 309 f., 324 f., 366 f., 370, 374 f., 382, 387, 397, 399, 410 f., 413–415, 423–426 – Public Relations 39, 271 – s. a. Medien – s. a. Presse – s. a. Werbung Omeka (Framework) s. Virtuelle Ausstellung Online-Ausstellung s. Virtuelle Ausstellung

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Portrait – Portraitfotografie 324 – Portraittafel 303 – Porträtfoto 332 Poster s. Plakat Postkarte 267, 297–299, 329, 374, 387 Postverteiler s. Einladung Präsentation 412, 418 – Präsentationsart 95 – Präsentationsdauer 91 – Präsentationsform 95, 219–221 – Präsentationshilfe 97, 99–102 – Präsentationsumgebung 96 – s. a. Objekt / Objektpräsentation – s. a. Objekt / Objektschonende Präsentation – s. a. Projekt / Projektpräsentation Preisverleihung s. Anlass Presse 175, 293 – Lokalpresse 171 f. – Pressearbeit 157, 161 f., 257, 264, 297 f., 385–387, 397, 415, 425 – Pressebegehung 12 – Pressebericht 45, 48, 150 – Presseeinladung 388 – Pressemitteilung 264, 266, 388, 397, 414 – Pressevertreter 266 – Pressefotografie 274 – Pressekit 204 – Pressekonferenz 52, 414 – Pressestelle 375 – Pressetext 171 – Presse– und Öffentlichkeitsarbeit 163 – Pressevertreter 147, 149 – Tageszeitung 150 – s. a. Medien – s. a. Öffentlichkeitsarbeit – s. a. Werbung Produktionskosten s. Kosten Programm s. Begleitprogramm Projekt – Projektbeschreibung 45, 47, 50 f., 53 – Projektfinanzierung s. Finanzierung – Projektgruppe 387 – Projektkoordination 307 – Projektleiter 10 f., 15, 144, 149 – Projektmanagement s. Management – Projektpartner s. Kooperation – Projektpräsentation 370 Public Relations s. Öffentlichkeitsarbeit

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QR-Code 227, 234 Quiz s. Begleitprogramm Rahmenprogramm s. Begleitprogramm Rahmung s. Ausstellungstechnik Raum – Ausstellungsfläche 146, 150 – Ausstellungsraum 73–75, 77, 82 f., 88 f., 95, 381, 383 – Ausstellungsstudio 418 – Foyer 328 – Gangausstellung 283 – Kubensystem 78 – Raumausstattung 76 – Raumbelegung 418 – Raumplanung 333 – Schatzkammer 299 – Tresorraum 78 – Verglaste Sicherheitskammer 78 Raumtext s. Ausstellungstext Raumklima s. Klima Raumtemperatur s. Klima Rechtliche Aspekte 25 ff. – Abdruckrechte 202 – Archivgesetz 31–34 – Bildrechte 306, 308 – Bundesarchivgesetz 31 – Bundesdatenschutzgesetz 31 – Datenschutzgesetz 32, 77 – Haftung 97, 126 – Persönlichkeitsrecht 25, 29, 31, 33 f., 253 – Sponsoringrecht 46 – Urheberrecht 25–28, 35, 204, 253, 303 – Verfassungsrecht 33 – Verwaltungskostenrecht 126 – Werkschutz 26 – s. a. Katalog / Katalogbildfreiheit – s. a. Leihe / Leihvertrag – s. a. Schenkung – s. a. Vertrag Registrar 120–124, 126–128 Reproduktion 150, 204, 394 – Reproduktionswunsch 121 – Reproduktive Ausstellung 417 Resonanz 312 Responsive Webdesign 222 Restaurierung 87, 96, 105 f., 113, 123, 127

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– Restaurator 85–88, 90 f., 94–96, 98, 100–102, 104 f., 107, 111, 113 f., 123 f., 126, 388 – s. a. Konservierung Ringvorlesung s. Begleitprogramm Risiko 86–88, 103, 142, 149, 413 – Risikoanalyse 87, 94 Ruhefrist 122 Rundgangbeschilderung s. Beschilderung Rundgangflyer 383 f. Schadensfall 127, 204 – Ausstellungsschaden 97 – Beschädigung 205 – Schäden 123, 125 – Schadensregulierung 104 – Schädigungspotenzial 88, 92 – Schadstoffe 88, 92, 94, 107 – Vandalismus 267 – s. a. Verlust Schatzkammer s. Raum Schautafel s. Tafel Schenkung 40, 279, 283 – Schenkungsvertrag 32 Schulklasse 260–262 Schutzbehältnis, -verpackung s. Verpackung Schwarmfinanzierung s. Finanzierung Selbstabholung s. Transport Shop 298 f. – Museumsshop 384, 389 Sicherheit 77 – Bewegungsmelder 91 – Diebstahl 95, 205 – Diebstahlsicherung 77 – Fluchtweg 77 – Notfallplan 77 – Sicherheitsaspekt 94 – Sicherheitsdienst 77 – Sicherheitskammer 78 – Sicherungsmaßnahme 58 – Videoüberwachung 77 – s. a. Alarm – s. a. Brandschutz – s. a. Management / Katastrophenschutzmanagement Smartphone 83 f., 372 Snapbox 84 Social Media 38, 236, 266, 397 – Facebook 266

– Social-Media-Aktivitäten 278 – Social-Media-Plattformen 84 Sonderausstellung 142, 300 f., 304, 306 f., 309 f. Sonneneinstrahlung s. Klima Soziale Medien 208, 210 f., 215, 332 – Facebook-Auftritt 157, 161 – Soziale Netzwerke 172 Spedition s. Transport Spende s. Finanzierung Sponsoring 36–46, 48, 51–54, 361 – Sponsor 16, 41–48, 50–54, 147, 149, 326 f., 361 – Sponsoringrecht s. Rechtliche Aspekte – Sponsoringvertrag 41, 45, 47 – s. a. Finanzierung Stadtjubiläum s. Anlass Stadtmarketing s. Marketing Statistik 150 – Besucherstatistik 15 – Zählung der Besucherzahlen 14 Steckdosen s. Energieversorgung Steckkastensystem s. Ausstellungstechnik Stellplan s. Management Stellwand s. Ausstellungstechnik Stiftung 38, 327 – Bürgerstiftung 327 – Stifter 16, 38 – Stiftungsgeld 37 – Stiftungsmittel 40 – s. a. Finanzierung Tablet 84, 237, 372 Tafel 300, 302 f., 306–309 – Bildtafel 198, 205 – Bild– und Texttafeln 198, 201 f., 205 – Schautafel 204 – Tafelausstellung 300–302, 308 – Tafeltext 305 f. – Texttafel 143, 148 – Thementafel 303 – s. a. Ausstellungstext Tageslicht s. Licht Tageszeitung s. Presse Team s. Personal Temporäre Ausstellung 13 Termin(e) 10 ff., 51 ff., 261 ff., 266 ff., 292, 307 – Eröffnungstermin 143, 147 – Terminkoordination 389

Register 

– Terminplanung 170, 359 – s. a. Vernissage Text s. Ausstellungstext Theater s. Begleitprogramm Thema 199, 248, 250 f., 253, 259, 260 f., 272, 300 f., 303 f., 306–309, 323–325, 327, 331, 356 f., 361, 367, 382, 388, 410 f., 417 – Ausstellungsthema 12 f., 165 f., 173, 248, 262, 265, 384 – Themenausstellung 280 f., 283 – Themenauswahl 142, 271, 274, 385 – Themenkomplex 146 – Themenmodul 250 f. – Themenprofil 253 – Themenraum 329 – Themenschwerpunkt 145 f. – Thementext 148 – Themenwoche 324 – s. a. Anlass Touchscreen s. Ausstellungstechnik Transport 86–88, 94, 101, 105 f., 112, 163, 203–205, 360, 388 – Aluminiumbox 204 – Erschütterung 88, 94, 103 – Flugreise 128 – Gebühren 123, 125–128 – Kunstspediteur 104 – Kunstspedition 94, 101, 128 – Kunsttransport 94, 126 – Objektkiste 94 – Selbstabholung 128 – Spedition 204 – Transportbedingung 94 – Transportbox 203 – Transportfähigkeit 308 – Transportkosten 204, 206, 325 – Transportmittel 128 – Transportmodalitäten 123, 128 – Transportschaden 97, 113 – s. a. Kurier – s. a. Verpackung – s. a. Versand – s. a. Zoll Tresorraum s. Raum Übersetzung 201, 303 – Übersetzungsbüro 306 Übersichtsplanung s. Management Umgebungsbedingungen 88, 95

 451

– s. a. Klima Unterstützung s. Finanzierung Urheberrecht s. Rechtliche Aspekte UV-Schutz s. Licht Vandalismus s. Schadensfall Veränderungskommunikation s. Kommunikation Veranstaltung 258–261, 264–266, 280, 282 f., 285, 290 – Abendveranstaltung 265 – Anmeldung 266 – Empfang 265 – Event 262 – Großveranstaltung 262 – Kosten 261, 266 – Veranstaltungstermin 266 – Verbund-Event 398 – Veranstaltungsformat 209 – Veranstaltungsportal 171 – Veranstaltungsprogramm 161, 205 – Veranstaltungsreihe 156 f. – Veranstaltungstechniker 172 – Veranstaltungsvorbereitung 258 – s. a. Begleitprogramm – s. a. Catering – s. s. Finissage – s. a. Vernissage Verlust 122, 125 f., 204 f. – s. a. Schadensfall Vermittlung 257f., 261, 280, 418 – Ausstellungsdidaktik 144 f. – Vermittlungsangebot 260 – Vermittlungskonzept 296 – Wissenschaftsvermittlung 403, 407–409 – s. a. Kultur / Kulturvermittlung Vernetzung s. Netzwerk Vernissage 12, 14, 16, 36, 53, 170, 172 f., 180, 183, 265, 328 – Auftaktveranstaltung 291, 293 – Eröffnung 11, 13 f., 143, 145, 147–149, 162 f., 171, 183 f., 186, 259, 275–277, 293, 297, 300 f., 307, 309, 326 f., 332, 387 f., 398, 410, 413 – Eröffnungsrede 306 – Expertenvortrag 13 – Fachvortrag 276 – Festrede 293 – Hintergrundvortrag 276

452 

 Register

– Vortrag 172, 209, 260, 262, 265, 296, 326, 384, 418 – s. a. Begleitprogramm – s. a. Catering – s. a. Termin(e) Verpackung 87, 94, 204, 360 – Schutzbehältnis 123 – Schutzverpackung 91 – Verpackungskontrolle 101 – Verpackungsmaterial 103 f. – Verpackungsmittel 101 – Verpackungsprotokoll 101, 104 – Verpackungstechnik 94 – s. a. Transport Versand 201, 205, 325 – Versandkosten 162 – Versandweg 209 – s. a. Transport Versicherung 125–127, 163, 204–206, 325, 361 – Versicherungsunternehmen 104 – Versicherungswert 94 Videoüberwachung s. Sicherheit Virtuelle Ausstellung 140, 219, 220–222, 224–228, 248, 251–254, 317, 412, 432 – 3D-Objekt 235 – Commented Slideshow 220 – Dauerausstellung 234 – Digitale Sammlung 297 – Digitalisat 234 f. – Digital-Only-Ausstellung 232 – Fremdexponat 234 – Kosten 235 – Langzeitverfügbarkeit 233 – Metadaten 234 f. – Omeka (Framework) 225, 227, 238 f., 242 f. – Online-Ausstellung 28, 333, 425 – Open-Source-Technologie 240 – Versionierung 234 – Virtueller Rundgang 232 – Virtuelles Gästebuch s. Gästebuch – Virtuelle Präsentation 140 – Virtuelles Museum 220 Vitrine 58, 61, 67 f., 75 f., 78 f., 82, 84, 88, 90–94, 102–104, 109, 111 f., 115, 146, 148–150, 169, 172, 305, 383 f., 391, 394 f., 418 – Großvitrine 78 f. – Hochvitrine 115, 116 – Kabinettvitrine 79, 82

– Klimatisierte Vitrine 76, 90 – Schrankvitrine 74, 79, 81 f. – Standvitrine 58, 383 – Standardtischvitrine 80 – Standardvitrine 82 – Stromversorgung der Vitrinen 78 – Sturzvitrine 79 – Tischvitrine 58, 64, 74, 79, 82, 115, 393, 395 – Vitrinenausstellung 282 – Vitrinenschild 67 – Wandvitrine 58 – s. a. Ausstellungstechnik Volkshochschule s. Kooperation Vortrag s. Vernissage Vortragsreihe s. Begleitprogramm Wanderausstellung 54, 142, 146, 175, 177, 189–191, 195, 197–199, 201 f., 204 f., 207, 244, 260, 274, 312, 316, 323, 325, 328 f., 331, 333, 411, 418 Wandvitrine s. Vitrine Weblog s. Management Website 329, 332 f., 388 – Ausstellungswebsite 297 – Homepage 266, 306, 309 f. – Internetpräsenz 220 – Internetseite 397 Wechselausstellung 30, 83, 244 Wechselrahmen s. Ausstellungstechnik Werbung 157, 161, 170–172, 265 f. – Ausstellungsbeflaggung 297 – Banner 83, 203 – Citylight-Plakatierung 298 – Firmenwerbung 42, 49 – Give-away 48 – Handzettel 172 – Inserat 358 – Netzauftritt 283 – Online-Werbebanner 30 – Online-Werbung 266 – Werbeanzeige 266 – Werbeflyer 384 – Werbemaßnahme 30 – Werbematerial 264, 325 – Werbemittel 48, 52 – Werbepartner 172 – s. a. Medien – s. a. Öffentlichkeitsarbeit – s. a. Presse

Register 

Wettbewerb 214, 274 Wiedererkennungswert 275, 298 Wissenschaftliche Bibliothek 54, 270, 273, 278 f., 281, 283, 299, 323, 326 f., 338, 412 – Hochschulbibliothek 271–273, 425 Wissenschaftsvermittlung s. Vermittlung Workshop 13 f., 145, 148, 206, 209, 211 f., 214 f., 330 Wow-Effekt 74 Zeit 382, 385, 387 f. – Zeitaufwand 358, 367 – Zeitplan 12, 15, 18–21, 359 Zeitzeugengespräch s. Begleitprogramm Zensur 177, 185

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Zielgruppe 44, 50, 145, 172, 210 f., 215, 219, 248, 258, 261, 263, 265, 270–272, 275 f., 332 f., 416, 420, 424 f. – Interessengruppe 260 – Zielgruppenausrichtung 323 – Zielgruppenbestimmung 271 Zoll – Einfuhrbestimmungen 209 – Zollmodalitäten 127 – Zollpapiere 205 Zusammenarbeit s. Kooperation Zustandskontrolle 123 – Zustandsmonitoring 97, 105 – Zustandsprotokoll 96 f., 102, 104, 112 f., 123