pragmatisch und poetisch / pragmatic and poetic: Architekturjahrbuch Graz Steiermark 2016 / Architecture Yearbook Graz Styria 2016 9783035610574

Award-winning buildings in Styria The book is a documentation of the Architectural Prize of the State of Styria, which

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German Pages 148 [196] Year 2017

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Table of contents :
Inhalt / Contents
Vorwort / Preface
Das Architekturjahrbuch Graz Steiermark 2016 / Architecture Yearbook Graz Styria 2016
Pragmatisch, poetisch; manchmal beides in der Steiermark / Pragmatic, poetic; sometimes both in Styria
Preisträger / Winner
Pflegewohnheim Erika Horn / Erika Horn Residential Care Facility
Anerkennung / Special recognition
Atelier Am Kogl / Studio Am Kogl
Haus T / House T
Volksschule Mariagrün / Mariagrün Primary School
Theater im Palais, Kunstuniversität Graz / Theater im Palais, University of Music and Performing Arts Graz
Biomedizinische Technik, Technische Universität Graz / Institutes of Biomedical Engineering, Graz University of Technology
Nominierung / Nomination
Oase Nº 8 / Oasis Nº 8
Fortress of Backyards – Festivalzentrum steirischer herbst 2014 / Fortress of Backyards – Festival Centre steirischer herbst 2014
Ölmühle Fandler / Fandler Oil Mill
Wohnbau Ragnitzstraße / Residential building, Ragnitzstraße
Anhaltezentrum Vordernberg / Vordernberg Detention Centre
Bezirksgericht Feldbach / Feldbach District Court
Anhang / Appendix
Einreichungen 2016 / Submissions 2016
PreisträgerInnen 1980–2013 / Winners 1980–2013
Biografien / Biographies
Recommend Papers

pragmatisch und poetisch / pragmatic and poetic: Architekturjahrbuch Graz Steiermark 2016 / Architecture Yearbook Graz Styria 2016
 9783035610574

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pragmatisch und poetisch / pragmatic and poetic

pragmatisch und poetisch Architekturjahrbuch Graz Steiermark 2016 / pragmatic and poetic Architecture Yearbook Graz Styria 2016

Herausgeber / Editors Tina Gregorič Markus Bogensberger Haus der Architektur

Birkhäuser Basel



Inhalt / Contents

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Vorwort / Preface

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Das Architekturjahrbuch Graz Steiermark 2016 /  Architecture Yearbook Graz Styria 2016 Markus Bogensberger Pragmatisch, poetisch; manchmal beides in der Steiermark /  Pragmatic, poetic; sometimes both in Styria Tina Gregorič

preisträger / winner Pflege­wohnheim Erika Horn /  Erika Horn Residential Care Facility Dietger Wissounig Architekten anerkennung / special recognition Atelier Am Kogl /  Studio Am Kogl Johannes Kaufmann Architektur Haus T /  House T Atelier Ulrike Tinnacher Volksschule Mariagrün /  Mariagrün Primary School Architekturwerk Berktold Kalb arge Theater im Palais, Kunstuniversität Graz /  Theater im Palais, University of Music and Performing Arts Graz balloon architekten ZT-OG Biomedizinische Technik, Technische Universität Graz  /  Institutes of Biomedical Engineering, Graz University of Technology Gangoly & Kristiner Architekten ZT GmbH nominierung / nomination Oase Nº 8 /  Oasis Nº 8 Agency in Biosphere – Markus Jeschaunig Fortress of Backyards – Festivalzentrum steirischer herbst 2014 /  Fortress of Backyards – Festival Centre steirischer herbst 2014 supersterz + .tmp architekten Ölmühle Fandler /  Fandler Oil Mill epps Ploder Simon ZT GmbH Wohnbau Ragnitzstraße /  Residential building, Ragnitzstraße love architecture and urbanism ZT GmbH Anhaltezentrum Vordernberg /  Vordernberg Detention Centre Sue Architekten ZT GmbH Bezirksgericht Feldbach /  Feldbach District Court Ederer + Haghirian Architekten ZT-OG

anhang / appendix Einreichungen 2016  /  Submissions 2016 PreisträgerInnen 1980–2013  /  Winners 1980–2013 Biografien / Biographies

Vorwort



Sehr geehrte Damen und Herren! Die Architektur nimmt seit jeher eine bedeutende Rolle in der Kulturlandschaft der Steiermark ein. Neben der gestalterischen Bedeu­ tung hat Architektur auch ganz pragmatische Aus­ wirkungen auf uns Menschen, verbringen wir doch die meiste Zeit unseres Lebens in unserer gebauten Umwelt, also in oder zwischen Gebäuden. Die steirische Architekturszene hat sich immer durch ein hohes Maß an Kreativität aus­ gezeichnet und damit im In- und Ausland wie­der­holt für Aufsehen gesorgt. Heimische Architektinnen und Architekten machen bei Projekten auf der ganzen Welt die Innovations­kraft der Steiermark sichtbar. Architektur ist damit auch eine wichtige Botschaf­ terin unseres Landes. Ich habe mich immer für Architektur in einem umfassenden Sinn eingesetzt. Mir ist wichtig, das Thema nieder­schwellig zu vermitteln und damit für die Steirerinnen und Steirer spürbar zu machen. Der Architekturpreis des Landes Steiermark trägt wesentlich dazu bei, dieses Ziel zu erreichen. Der Preis, der vom Haus der Architektur öffentlich ausgeschrieben wurde und heuer zum 18. Mal vergeben wird, ist eine Anerkennung und Förderung von herausragenden Leistungen in der Archi­tektur und setzt besondere Akzente. Die offene Einreichung ist Einladung an alle, sich mit Architektur auseinanderzusetzen. Außerdem ist es bereits zu einer schönen Tradition geworden, dass es zu jeder Auflage des Architekturpreises eine Publikation gibt. Jene für das Jahr 2016 halten Sie in Händen. Die Kuratorin des diesjährigen Preises, Tina Gregorič, hat es gemeinsam mit dem aus Graz stammenden Typografen Paulus Dreibholz gestaltet. Ein besonders schönes Signal ist es, dass die Texte von jungen Autorinnen und Autoren verfasst wurden, die 2015 eine Schreibwerk­statt für Architekturkritik im Haus der Archi­tektur absolviert haben. Ich danke dem Team des Haus der Architektur für die Ausrich­tung des Preises und die Erstellung der vorliegenden Publikation. Den Preis­ trägern gratuliere ich sehr herzlich. Der gesamten steirischen Architekturszene wünsche ich weiterhin viel Erfolg und innovative Ideen und Ihnen allen viel Freude mit dem Architekturjahrbuch 2016.

/ Preface Dear Ladies and Gentlemen!

Architecture has always played an important role in the cultural landscape of Styria. Besides its significance as an element of design, architecture has practical effects on us humans as well, considering that we spend most of our life in a built environment, that is, inside or between buildings. Furthermore, the Styrian architectural scene is characterised by a consistent high degree of creativity and has thus repeatedly attracted widespread attention at home and abroad. Styrian architects and their projects are therefore a key factor in promoting the power of Styrian innovation across the world. To sum up, I would say that architecture is a major representative of our state. I have always advocated architec­tural issues in a most comprehensive way. For me, it is important to convey the subject as broadly as possible and, as a consequence, to make it accessible to all Styrian people. The Architecture Prize of the Styrian Provincial Government contributes hugely to achieving that goal. Following an open competition organised by the House of Architecture (HDA), the Prize is due to be awarded for the 18th time this year as a token of appreciation and support for outstanding achievements in architecture, and as a source of inspiration. Open submission proceed­ings invite everyone to get involved with architecture. Moreover, it has become a fine tradition to present a publi­ cation when the Prize is awarded. Right now, you are reading our latest edition, which was produced by the curator of this year’s Prize, Tina Gregorič, to­ gether with Graz-born typographer Paulus Dreibholz. It is especially pleasing that this year’s texts come from young authors who successfully completed a workshop on architecture criticism provided by the House of Architecture in 2015. My thanks go to the House of Architec­ ture’s team for organising the Prize and elaborating this publication. I also warmly congratulate all award winners. Moreover, I wish everyone involved in the Styrian archi­tectural scene lots of success and innovative ideas for the future. Finally, dear reader, I hope you enjoy this brand new Architecture Yearbook 2016.

Ihr Christian Buchmann Kulturlandesrat, Steiermark

Yours Christian Buchmann Regional Minister for Culture, Province of Styria

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Das Architektur­jahrbuch Graz Steiermark 2016 Markus Bogensberger Geschäftsführer Haus der Architektur

Das Architekturjahrbuch Graz Steiermark 2016 ist die nunmehr vierte Publikation dieser Reihe, die von der Kuratorin bzw. dem Kurator des Architekturpreises des Landes Steiermark konzipiert wurde. Wir freuen uns sehr, dass wir für diese Aufgabe die international anerkannte Architektin Tina Gregorič gewinnen konnten. Sie hat sich im Zuge ihrer Auseinandersetzung mit der zeitgenös­ sischen Architektur der Steiermark intensiv mit den lokalen Bedingungen des Planens und Bauens beschäftigt und die Auswahl der Nominierungen, der Anerkennungen und des Preisträger-Projekts äußerst gewissenhaft betrieben. Die ausgewählten Bauten stellen daher auch ein Zeitdokument der Architekturproduktion in der Steiermark aus ihrer spezifischen Betrachtungsweise dar. Die umfas­ sende Aufmerksamkeit, die Tina Gregorič dem Architekturpreis des Landes Steiermark sowie der Gestaltung des vorliegenden Buches gewidmet hat, ist auch insofern bemerkenswert, als sie neben ihrer Tätigkeit als Architektin und als Professorin an der Technischen Universität Wien im Jahr 2016 zusammen mit ihrem Büropartner Aljoša Dekleva auch mit der Kuratierung und Gestaltung des slowenischen Pavillons auf der Architekturbiennale in Venedig betraut worden ist. Die grafische Gestaltung der vorliegenden Publikation lag in den Händen von Paulus Dreibholz, der in seiner Arbeit der Ernsthaftigkeit, mit der die Architekturbüros, aber auch die Bau­ herrInnen an der Entstehung der gezeigten Bauten gearbeitet haben, einen von Leichtigkeit geprägten Rahmen verliehen hat. Die ausgewählten Projekte zeichnet eine intensive Beschäftigung mit der jeweiligen Bauauf­ gabe aus, die von allen Beteiligten ein hohes Enga­ gement erforderte. Die Ergebnisse spiegeln daher eine gelungene Symbiose zwischen poetischen Momenten und einer pragmatischen Realisierung des jeweiligen Bauvorhabens wider. Die Bauwerke wurden vom jungen Architekturfotografen Simon Oberhofer auf sehr spezifische Weise dokumentiert. Durch seine Ausbildung als Architekt ist sein Blick auch vom

Wissen über die Herstellungsprozesse von Architektur geprägt. Die Texte wurden von sechs AutorInnen verfasst, die im Architektursommer 2015 an einem Schreibworkshop im Haus der Architektur teilgenommen haben. Das Schreiben über Archi­ tektur ist ein wichtiger Bestandteil einer reflexiven Auseinandersetzung mit dem Baugeschehen, und es ist umso begrüßenswerter, wenn sich eine junge Generation verstärkt in dieses Metier einbringt. Tina Gregorič war im Zuge der Bereisung der Steiermark von der Vielfalt und Schönheit der Landschaft beeindruckt. Umso überraschter war sie, wie sorglos mit dieser Ressource umgegangen wird. Die maßlose Zersiedlung und rücksichtslose Be­ bauung mit oft wenig qualitätsvollen Objekten sind offensichtliche Ergebnisse einer wenig ausgeprägten Baukultur. Bereits ihre VorgängerInnen als Kuratoren – Andreas Ruby, Hubertus Adam und Nathalie de Vries – haben diesen Umstand scharf kritisiert. Der Steiermark mangelt es nicht an exzellenten Architektinnen und Architekten, sondern oftmals am Grundverständnis und der Wertschät­zung für urbanistisches Handeln und hochwertiges Bauen. Es ist daher auch ein Anliegen dieses Buches darzustellen, dass gewissenhafte Planung einen wesentlichen Beitrag zu einer qualitätsvollen Ent­ wicklung unserer Lebensumwelt leistet. Tina Gregorič ist als Professorin für Gebäudelehre und Entwerfen an der Technischen Universität Wien die direkte Nachfolgerin von Manfred Wolff-Plottegg. Seine Arbeiten stehen exemplarisch für einen experimentellen und stets auf gesellschaftliche Entwicklungen reflek­ tierenden Zugang zur Architekturproduktion (wie in der ebenfalls bei Birkhäuser erschienenen Mongrafie mit dem Titel Plottegg – Architecture Beyond Inclusion and Identity is Exclusion and Difference from Art zu erkennen ist). In diesem Sinne möchten wird das Architekturjahrbuch vor dem Hintergrund einer viel­ fältigen und vitalen Tradition der Grazer und der steirischen Architektur als Anregung verstehen, um auch in Zukunft Poesie mit Pragmatik in gebauten Einklang zu bringen.

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/ Architecture Yearbook Graz Styria 2016

Markus Bogensberger Director House of Architecture

The Architecture Yearbook Graz Styria 2016 is the fourth of a series of publications which was conceptualised by the curator of the Architecture Prize of the Styrian Provincial Government. We are very happy to acknowledge that internationally renowned architect Tina Gregorič accepted our invitation to curate this year’s competition. During her intensive search for the best of contemporary architecture in Styria, she was deeply involved with all aspects of local planning and building conditions, and took great pains in selecting nominations, special recog­nitions and the award-winning project. The chosen architecture projects can therefore be seen as a contemporary document reflecting Ms Gregorič’s specific approach to architectural production in Styria. It is particularly laudable that she devoted close attention to the Architecture Prize of the Styrian Provincial Government and to the produc­ tion of this yearbook in addition to her duties as an architect and professor at TU Wien. Moreover, 2016 was an extremely busy year in which she and her partner Aljoša Dekleva were appointed to jointly curate and design the Slovenian pavilion at the Venice Biennale. Special thanks also go to graphic designer Paulus Dreibholz for his brilliant work on this Architecture Yearbook Graz Styria 2016. He has succeeded in adding a touch of lightness to the serious manner in which the architectural practices and clients dedicated themselves to their projects. All the selected projects are characterised by a high level of willingness to engage with the construction task in question, thus also requiring a great deal of commitment from all those involved. The results therefore reflect a perfect symbiosis of poetic moments and the pragmatic realisation of each construction project. Architecture photographer Simon Oberhofer captured the projects in a very specific way. His degree in architecture and consequently acquired knowledge of architectural production processes have additionally inspired his perception as a photographer.

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The texts were elaborated by six authors who participated in a writing workshop organised by the House of Architecture during Architektur­ sommer 2015. Since writing about architecture is a crucial part of reflecting on the process of design and construction, it is especially gratifying when the younger generation undertakes that task with enthusiasm. Tina Gregorič was impressed by the diversity and beauty of the Styrian countryside while travelling through and was therefore truly surprised at how carelessly this valuable resource is treated. An evident lack of building culture has led to uncontrolled urban sprawl and aggressive devel­ opment in rural areas, with only very few quality buildings worth mentioning. Her curator prede­ces­ sors – Andreas Ruby, Hubertus Adam and Nathalie de Vries – have already strongly criticised the regrettable situation. There is certainly no lack of excellent architects in Styria, but probably a greater need for a basic understanding and appreciation of urbanistic action and quality con­struction. One of the main purposes of this book, therefore, is to show that a conscientious planning process can make a decisive contribution to creating more quality in our environment. As professor of Architecture and Design at TU Wien, Tina Gregorič is the direct successor of Manfred Wolff-Plottegg. His oeuvre is exemplary of an experimental approach to architecture pro­ duction that seeks to reflect societal development, as clearly indicated in the title of his monograph: Plottegg – Architecture Beyond Inclusion and Identity is Exclu­sion and Difference from Art, which was also pub­lished by Birkhäuser. In that sense, then, and given the diversity and vitality of architectural tradition in Graz and Styria, we would like this new Architecture Yearbook to be understood as a stimulus that will create a built synthesis of poetics and prag­matism now and in the years to come.

Pragmatisch, poetisch; manchmal beides in der Steiermark

beurteilt werden sollte, ohne sie persönlich erlebt zu haben. Dieses Jahrbuch ist das Ergebnis einer kollektiven Anstrengung mit dem Ziel, die Highlights der aktuellen steirischen Architek­ Tina Gregorič turproduktion zu porträtieren. Verschiedene Akteu­ Kuratorin des Architekturpreises rInnen waren damit beschäftigt, mit all ihren des Landes Steiermark Sinnen die ausgewählten Bauwerke zu erfassen, zu beschreiben und darzustellen: junge aufDie Steiermark – immer nah, jedoch strebende AutorInnen und KritikerInnen, die sich nie tiefgreifend erkundet. Man könnte sagen, dass jeweils ganz und gar »ihren« Projekten geich die benachbarte Region an der nordöstlichen widmet haben, der Fotograf Simon Oberhofer, der Grenze Sloweniens ganz gut kenne, anfänglich als Grafiker Paulus Dreibholz, mein Kollege Ziel kultureller Ausflüge – entweder um Kunst­ Markus Bogensberger (HDA) und ich haben die ausstellungen zu besuchen oder um die Architektur Gebäude besichtigt und unseren jeweiligen zu besichtigen – und später als Ort des Experi­ Zugang dargestellt, um einerseits den gegenwärti­ mentierens mit jungen, ambitionierten Studierenden gen Stand der Dinge zu erfassen, aber hauptan der Grazer Technischen Universität. In den sächlich um Sie einzuladen, sich vor Ort an diesen letzten Jahren spielte die Steiermark meist den Part Bauwerken zu erfreuen. einer vorbeiziehenden grünen Landschaft Ich lade Sie also ein, die vielfältigen während meiner wöchentlichen Hin- und Rückfahr­ Ergebnisse eines intensiven, langwierigen, ten zur Technischen Universität Wien. aber sichtlich lohnenden Schaffensprozesses Die diesjährige Einladung des Haus der zwischen ArchitektInnen und BauherrInnen Architektur (HDA), den Architekturpreis des kennenzulernen. Die allzu oft vernachlässigte Landes Steiermark zu kuratieren, der sich mit der Bedeutung der Bauherrschaft im Entwurfsregionalen Architekturproduktion der letzten prozess, ob als spätere NutzerInnen oder nicht, Jahre befasst, hat mich jedoch bewogen, mir einen darf nie unterschätzt werden – egal ob es tieferen Einblick in die Region zu verschaffen. sich um private AuftraggeberInnen handelt, die Da ich fest davon überzeugt bin, dass Architektur sich einen ganz persönlichen Entwurf für ihr unmittelbar zu erleben eines der entscheidenZuhause wünschen, oder um die öffentliche Hand, den Paradigmen der architektonischen Weiterbil­ die bemüht ist, das Lebensumfeld von älteren dung ist, war es für mich ein Privileg, all die Menschen, Studierenden oder anderen Gruppen Bauwerke vor Ort zu erkunden, den gestalteten neu zu definieren. Nur durch Verständnis, Raum zu spüren, dem Licht zu folgen, die ver­ Sensibilität und immense Verantwortung sowohl wendeten Materialien zu berühren und zu riechen der ArchitektInnen als auch der Auftraggeberund die NutzerInnen zu beobachten. Innen kann jenes Potenzial aufgebracht werden, […] daß »schöne Kunst« immer das Produkt das zu herausragenden Ergebnissen, die unsere einer Interaktion von Menschen mit ihrer Umwelt tägliche Umwelt prägen oder sogar unsere in der Erfahrung darstellt. Die Architektur ist ein be­ Gesellschaft neu definieren, führt. merkenswertes Beispiel für den gegenseitigen Der innerhalb der EU fast auf ein Austausch der Ergebnisse dieser Interaktion. Materi­ Drittel angewachsene Anteil älterer Menschen alien werden so geformt, daß sie Medien für die hat bereits eine Veränderung unserer Städte und Absichten und Zwecke einer menschlichen Vertei­ Ortschaften ausgelöst, aber wir sollten auch in digung, einer Wohnung oder einer Kultstädte werden. hohem Maße bemüht sein, den Alltag dieser (John Dewey, Kunst als Erfahrung, Frankfurt am Menschen neu zu denken. Die zeitgemäße DefiniMain: Suhrkamp Verlag, 1988, S. 269) tion des Ruhestands ist eine laufende Debatte, Dieser entscheidende Gedanke wurde jedoch nur in seltenen Fällen gebaute Wirklichin der Geschichte von Kunst und Architektur zwar keit, weshalb das preisgekrönte Pflegewohnheim oft verkündet; in einer von Bildern übersättig­ten Erika Horn wichtige Maßstäbe setzt. Die hohen Zeit erscheint es mir jedoch mehr als an­gebracht, räumlichen und materialspezifischen Qualitäten uns selbst daran zu erinnern, dass Archi­tektur nicht im Innen- und im Außenbereich bieten älteren

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pflegebedürftigen Menschen solche neu gedachten Lebensbedingungen rund um die Uhr. Die an der Volksschule Mariagrün und an zwei Universitäten (dem Theater im Palais der Kunstuniversität Graz und der Biomedizinischen Technik der Technischen Universität Graz) entstan­ denen Räumlichkeiten inspirieren und fördern den Lernprozess und erlauben SchülerInnen und StudentInnen, sich mit ihrem täglichen Bildungs­ umfeld individuell zu identifizieren. Außerdem basieren die beiden Letzteren auf einem Umdenken zeitgenössischer Ansätze im Bereich der Reno­ vierung: Die kühne Hülle des Theaters wertet das ehemalige Nebengebäude solcherart auf, dass es seiner Rolle im baulichen Ensemble, bestehend aus dem historischen Palais und dem neuen mumuth (Haus für Musik und Musiktheater), voll­ kommen gerecht wird. Die geschickten Inter­ ventionen der Biomedizinischen Technik hingegen tragen zur Nachhaltigkeit und Effizienz bei, während sie zugleich das Erscheinungsbild des modernistischen Gebäudes mit einem mar­kanten, aber feinfühligen Vordach manifestieren. Neben den bemerkenswerten öffentlichen Bauten mit ihren eigenen Voraussetzungen und Zwängen scheint die besonders gute Beziehung zwischen ArchitektInnen und BauherrInnen eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung zweier bemerkenswerter kleiner, jedoch kluger Projekte zu spielen, die eng mit der hügeligen steirischen Landschaft verknüpft sind. Beide haben eine durch ihre Satteldächer und die jeweils spezifische Materialität stark ausgeprägte Identität. Beim Atelier Am Kogl wird das Verständnis von Innen und Außen durch eine hölzerne Schicht, die das großartige Künstlerinnenatelier und seine Konstruktion entweder verbirgt oder enthüllt, bewusst hinterfragt. Volumen und Positionierung von Haus T respektieren auf umsichtige Art und Weise die Weingärten und die Geschichte des Ortes, und auch hier wird den Details und dem regionalen Handwerk viel Aufmerksamkeit zuteil, um einen gewissen ländlichen Lebensstil zu unterstreichen – in diesem Fall eines Paares, das sich dem Wein verschrieben hat. Trotzdem sind beide Häuser klug und pragmatisch konzipiert und zugleich höchst poetisch. Für mich sind alle hier beschriebenen Pro­ jekte wahre Sieger, ob als Erstplatziertes oder als Anerkennung. Allerdings schreiben die Regeln des Wettbewerbs vor, einen einzigen Gewinner

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zu küren, was eine wirklich unangenehme Aufgabe war. Da die Projektbedingun­gen und die jeweiligen Antworten darauf jedoch sehr stark variieren, wäre es aussagekräftiger, mehrere Sieger und zusätzliche Nominierungen auszu­ wählen, um herausragende Qualitäten hinsichtlich des räumlichen Konzepts, des feinfühligen Umgangs mit dem Kontext und der gesellschaftlichen Auswirkungen der eingereichten Projekte herauszustreichen, aber auch um ein spezielles Augenmerk auf die verwendeten Materia­lien und deren sorgfältige Verarbeitung zu legen. An dieser Stelle möchte ich allen ArchitektInnen und BauherrInnen der ausgewählten und in diesem Jahrbuch präsentierten Projekte meinen Respekt zollen und zu ihrem gemeinsamen Erfolg gratu­lieren. Sie haben wesentlich zur Qualität der Archi­tektur in der Steiermark beigetragen. Während unserer intensiven Suche nach herausragenden architektonischen Leistungen in der gesamten Region wurden wir mit einer anderen Realität der Steiermark konfrontiert, die sowohl von der Autobahn als auch von der Stadt Graz aus nicht sicht­bar ist. Die üppige und teilweise kultivierte steiri­sche Landschaft pendelt zwischen purer Schönheit und Beschaulichkeit – Natur in ihren mannigfaltigen Formen ohne jegliche Bebauung – und einer Achterbahn aus aggressiven Werbeflächen und Plakaten, die die aufdringlich gefärbelten Fassaden zusätzlich verunstalten. Es war eine schmerzliche Erfahrung, dass die ländlichen Regionen in der Steiermark und im Großteil von Slowenien dieses Problem teilen. Neben der Hauptaufgabe dieser Preisver­ leihung, des Jahrbuchs und der Ausstellung, die außerordentlichen Leistungen auf dem Gebiet der Architektur zu beleuchten, ist es auch unsere Pflicht, zusätzliche Aktivitäten zu setzen, um unsere Umgebung zu verbessern. Der aktuellen Verschan­ delung der Region durch Farben und Werbeflächen muss Einhalt geboten werden. Einer der Höhepunkte der diesjährigen Biennale in Venedig war zweifellos der Filmbeitrag von Arno Brandlhuber, einem in Berlin lebenden Architekten, über die Wichtigkeit der Rechts­ vorschriften innerhalb der verschiedenen Länder und deren Tauglichkeit oder Untauglichkeit, architektonische und landschaftliche Qualitäten zu beeinflussen. Als ein Beispiel für einen außer­ gewöhnlichen Erfolg in dieser Hinsicht wurde der

Fall von Monte Carasso im Schweizer Tessin präsentiert, wo der legendäre Architekt Luigi Snozzi zuerst die lokalen Bauvorschriften definierte und dann jahrzehntelang deren Erfüllung überwachte, um die Neugestaltung des ganzen Dorfes durchzusetzen. Die eindrucksvollen Ergebnisse beweisen die Notwendigkeit systemischer Veränderungen in der regionalen Gesetzgebung, um den Bestand von Landschaften, Dörfern und Städten zwar schrittweise, aber auf lange Sicht, zu sichern. Ich bin überzeugt, dass dieser Preis und die damit zusammenhängenden zusätzlichen Aktivitäten, die vom engagierten Team des HDA organisiert werden, das Bestreben und den An­ spruch, die exzellenten Errungenschaften auf dem Gebiet der Architektur der letzten Jahre zu präsentieren, noch vergrößern werden. Zusätzlich üben diese Bauten einen wichtigen Einfluss auf die breite Öffentlichkeit aus – von Einzelper­ sonen und Institutionen bis hin zu wichtigen Entscheidungsträgern –, die alle zur Aufwertung des Bestehenden beitragen können. Mit großem Vergnügen habe ich meinen Anteil an diesen andauernden Bemühungen geleistet.

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/ Pragmatic, poetic; sometimes both in Styria

Tina Gregorič Curator of the Architecture Prize of the Styrian Provincial Government

Styria – always close, yet never pro­foundly explored. One could say I have been quite familiar with the region as its position bordering the northeast of Slovenia has been allowing initially for unpretentious cultural visits – either for art shows or for experiencing its architecture – and later for a place to experiment with young ambitious students at TU Graz. In recent years, Styria mostly performs as green landscape passing by my window on my weekly journeys to and from TU Wien. This year’s invitation from House of Architecture (HDA) to curate the Architecture Prize of the Styrian Provincial Government promoting the recent architectural production of the region in­ duced me to seek a deeper insight. As I firmly believe experiencing architecture should be one of the most crucial paradigms in ongoing architectural education, it was a privilege for me to explore all nominated architectural works in situ, to feel the created space, pursue the light, touch and smell the materials and observe the users. […] Art is always the product in experience of an interaction of human beings with their envir­ onment. Architecture is a notable instance of the reci­procity of the results in this interaction. Materials are transformed so as to become media of the purposes of human defense, habitation and worship. John Dewey, Art as Experience (New York: Putnam’s, 1934) p. 231 This crucial notion has often been pro­ claimed in the history of art and architecture; never­ theless, it seems more than adequate in an era oversaturated with imagery to remind our­selves that architecture should not be judged without experi­ encing it. This book is a collective effort to portray highlights in the current architectural production of Styria where several agents participated with all their senses in the process of experiencing and later depicting the selected built works: young emerging writers/critics – each immersing themselves in one dedicated project – and in parallel, erudite but sensitive photographer Simon Oberhofer, acclaimed 14

graphic designer Paulus Dreibholz, distinguished colleague Markus Bogensberger (HDA) and myself experiencing all selected architectures and partially displaying our understandings, in order to record the current state of affairs, but mostly to invite you to enjoy these works in situ. You are hereby invited to explore the designated diverse results of the intensive, longlasting, but obviously rewarding creative processes between architects and clients. The importance of the client, who might or might not be the later user, in the design process is too often neglected and should never be underestimated, be it the private client striving for an intimate production of living space or the public authority trying to redefine retirement and educational environments or other programs. Only understanding, sensitivity and immense responsibility of both architect and client actually provide the potentials for outstanding outcomes that shape our daily environment, or even redefine our society. Reaching almost one-third within the EU, the greying population is starting to reshape our cities and towns, but we should primarily endeavor to reinvent the everyday experience of these specific users. Redefining retirement is an ongoing debate, but rarely a built reality, therefore, the award winning Erika Horn Residential Care Facility sets an impor­ tant precedent. The acclaimed indoor and outdoor spatial and material qualities provide for reimagined 24/7 living conditions of many elderly in need. Specific learning spaces either at Mariagrün primary school or at universities (Theater im Palais, University of Music and Performing Arts Graz, and Institutes of Biomedical Engineering, TU Graz) have the potential to inspire and help within the education process and offer students a particular identification with their everyday learn­­ ing environment. Furthermore, both later rethink contemporary approaches in renovation: the bold wrapping of the Theater upgrades the historical service building to match its role in the ensemble of the historical palace and recent mumuth – House of Music and Music Theatre, whereas the smart tricks at the Institutes of Biomedical Engineering allow for sustainability and efficiency, while retaining the outer image of the modernist building at its best, marking it with a distinct but sensitive canopy. In addition to the remarkable commended public projects with their own conditions and con­ straints, the specific profound relationship between

respected architects and clients seems to play a crucial role in the creation of two remarkable, small, but smart projects, tied closely to the hilly Styrian landscape. Both strongly articulated with a double-pitched roof and specific material identity. In the Studio am Kogl the notions of indoors and outdoors are consciously rethought by using the distinct wooden envelope either to conceal or to uncover the amazing art production space and its building technology. With its volume and position, House T carefully respects the vineyards and the history of the place, yet again, it draws attention to the details and locally mastered materials to outline a distinct countryside way of living of a couple devoted to wine. All of these architectures are still wisely pragmatic, but nevertheless highly poetic. For this reason, all the projects mentioned above are true winners to me, tagged as either winner or special recognition. However, the awarding regulations requested one sole winner, which was a truly unpleasant task. Since the projects’ con­ ditions and their responses vary extremely, it would be more significant to seek several winners and additional nominations, carving out excellence in terms of the spatial concept, its delicate relationship to the context and its social impact, but also the outstanding attention to the materials and their careful execution. With all respect, I would like to deeply congratulate all the architects and clients of the selected and featured projects presented in this yearbook for their mutual triumph in contributing to the best of Styria. During our intensive quest for outstanding architectural achievements scattered across the region, we were faced with another reality of Styria, invisible either from the highway or from the city of Graz. Its lush and partially cultivated landscape oscillates from mere beauty and tranquility – nature in its many forms without any built environment – to the roller coaster of aggressive adverts and posters, adding notoriety to the obtrusive colorful facades. It was painful to observe that the country­ side of Styria and most of Slovenia share the same distressing problem. In addition to the main task of this award, yearbook and the exhibition to promote and highlight the outstanding achievements of archi­ tecture, it is our obligation to seek additional actions to improve our environment. The current color and billboard devastation of the region should not remain the status quo.

One of the highlights of this year’s Venice Biennale was certainly Berlin architect Arno Brandlhuber’s film contribution addressing the importance of the legal systems within the diverse countries and their ability or inability to ensure architectural and environmental qualities. As an example of exceptional legislatory achievement, the case of Monte Carasso in Ticino, Switzerland, was presented, where legendary architect Luigi Snozzi first redefined local building codes and then pro­ foundly judged their performance over decades to help redesign the village as a whole. Its impressive outcome proves the need for systemic change in local legislation to secure incremental, but long-lasting standing of any landscape, townscape or cityscape. With the prize at hand and contributing activities organized by the devoted team at HDA, I am convinced that these events are crucial to increase exertion and aspiration in exposing the excellent accomplishments of the recent, built environment, which are furthermore importantly addressing the wider public – from individuals and institutions to key decisionmakers – with the potential to upgrade the existing. It was a true pleasure and responsibility to be part of this enduring quest.

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Pflege­wohnheim Erika Horn / Erika Horn Residential Care Facility Dietger Wissounig Architekten Projektstandort / Location Statteggerstraße 100, 8045 Graz, Andritz Architekturbüro / Architecture Dietger Wissounig Architekten ZT GmbH Projektteam / Project team Bettina Gossak-Kowalski, Patrick Steiner, Stephan Brugger, Vojka Močnik, Thomas Wadl Bauherrschaft / Client Gemeinnützige Wohn- u. Siedlungsgenossenschaft Ennstal reg. Gen.m.b.H. Liezen Statik / Structural design Ziviltechnikerbüro DI Josef Koppelhuber Statik Stahlbeton  /  Structural design reinforced concrete GDP ZT GmbH Brandschutz / Fire protection Norbert Rabl Ziviltechniker GmbH Bauphysik / Building physics rosenfelder & höfler consulting engineers GmbH & Co KG Wettbewerb / Competition 2013 Planung / Planning 2013–2015 Bau / Construction 2014–2015 Grundstücksfläche / Plot area 13 790 m2 Bruttogeschossfläche  /  Gross floor area 6950 m2 Link www.wissounig.at

Pflege­wohnheim Erika Horn  Dietger Wissounig Architekten

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Preisträger / Winner

Pflege­wohnheim Erika Horn  Dietger Wissounig Architekten

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Preisträger / Winner

Pflege­wohnheim Erika Horn  Dietger Wissounig Architekten

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Preisträger / Winner

Pflege­wohnheim Erika Horn  Dietger Wissounig Architekten

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Pflege­wohnheim Erika Horn  Dietger Wissounig Architekten

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Preisträger / Winner

Pflege­wohnheim Erika Horn  Dietger Wissounig Architekten

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Feinsinnige Raumschichten der Sozialität

Das Grundstück des Pflegewohn­ heims Erika Horn ist an einer Ausfahrtsstraße von Andritz, zwischen Stadt und Land gelegen und umgeben von einem ansprechenden Naturraum, der vom Schöckl herunter mit Frischluft versorgt wird. Das Gebäude rückt nahe an den vorbeifließenden Andritzbach und gewinnt so im Nordwesten Abstand zur Straße, der für den Parkplatz genutzt wird und das Gebäude abschirmt. Das zweigeschossige, kompakt wirkende Haus, konstruktiv fast vollständig in Holz ausgeführt (Brandschutzschotten aus Stahlbeton waren zwischen den Zimmern notwendig), macht einen sachlichen Eindruck, der sich im Eingangsbereich leicht aufzulösen beginnt. Hier öffnet sich das Gebäude und die klar strukturierte Fassade der Außenhülle weicht einem vielseitigen Übergangsraum, der zwischen Innen und Außen vermittelt. Das Prinzip der Anlage wird von Architekt Dietger Wissounig gerne am Beispiel eines vier­ blättrigen Kleeblatts erklärt, an dessen Stiel­ ansatz sich der Zugang befindet, der in einen öffentlichen Weg übergeht und durch das Gebäude führt. In der Mitte des Gebäudes weitet sich dieser zu einem sogenann­ ten »Dorfplatz« auf, der als eingeschossiger Bauteil im Obergeschoss ein Atrium ausbildet und über Lichtkuppeln zusätzlich Tageslicht in den Eingangsbereich des Erdgeschosses bringt. Der Name ist Konzept, und Größe und Ausstattung des Raums ermöglichen es, ihn zum Ort für unterschiedlichste Veranstaltun­ gen werden zu lassen. Hier haben die Be­ wohnerInnen des Hauses Gelegenheit, Öffent­ lichkeit zu leben und sich außerhalb ihrer geschützten Wohngruppen in einer anderen Zone der Sozialität zu bewegen. Die sieben Wohngruppen, ergänzt von einem Bereich für Verwaltung und Service, Technik, An- und Ablieferung, wurden – jeweils zwei übereinander – in vier Volumen aufgeteilt und um die zentrale Zone ange­ ordnet. Von diesen vier Gebäudeteilen und ihren Zwischenräumen werden der Zugang im Westen, ein geschützter Demenzgarten im Süden, ein in den Park übergehender Weingar­ ten im Osten und ein weiterer Garten im Norden gebildet. Jedes der vier Volumen bietet zusätzlich durch unterschiedliche Ausneh­ mungen und Einschnitte geschützte Außenbe­ reiche. Es herrscht eine gewisse Symmetrie in der Konzeption des Gebäudes, aber durch kleine Anpassungen, Abwandlungen und leichte Verschiebungen besteht diese nur im Grundkonzept und ist im Gebäude selbst nur

noch in der Zone zwischen den Wohngruppen spürbar. Durch ein Verschieben der Atrien an die Fassade bei zwei der Volumen wird eine räumliche Verschränkung mit dem Außenraum geschaffen und eine ganz andere Atmo­ sphäre erzeugt als in den beiden innenliegen­ den Atrien. Durch kleine Loggien, Terrassen und Brücken wird den außenliegenden Aufent­ haltsbereichen noch ein vielfältiger Mehrwert hinzugefügt. Das ist auch die große Stärke des Projekts: Der Freiraum verwebt sich mit dem Gebäude und den Innenräumen. Durch die immer wieder auftauchenden Durchund Aussichten ergeben sich laufend neue Zusammensetzungen der Innen- und Außenraumschichten. Die Räume sind defi­ niert, grenzen sich aber nicht ab. Es ist eine Abfolge der Auflösung, durch die man schreitet. Zu Beginn wird der Raum noch von Wänden und einer Decke begrenzt, dann werden die Wände durchlässiger, die Decke löst sich auf, als nächstes geben noch die feinen Geländer Halt und man blickt in den freien Himmel oder tritt in den Garten und wird von der Natur umfangen. Diese intuitiven und sensiblen Über­ gänge führen laut Martina Pojer, der Pfle­ geheimleiterin, auch zu einer größeren Aktivie­ rung der BewohnerInnen und fördern damit das Wohlbefinden. Pflegeheime werden mit der Inten­ tion geplant, einerseits ein wohnliches und zur Selbstständigkeit animierendes neues Zuhause zu werden und andererseits ein zutiefst funktionales – die bestmögliche Pflege ermöglichendes – Haus zu sein. Dieses Pflegeheim der vierten Generation verbindet die beiden Zielvorstellungen mit den tech­ nischen Anforderungen an ein Passivhaus und hinterlässt den Eindruck, dass sich diese Funktionsvorgaben hier ganz selbstverständ­ lich gegenseitig bedingen. Das geht zurück auf die Erfahrung des Architekten ebenso wie auf mittlerweile erprobte Ordnungs- und Funktionskonzepte, aber auch auf eine gute und intensive Zusammenarbeit mit den Betreibern. Mit genauen Funktionsvorgaben und Richtlinien gehen jedoch auch immer Beschränkungen einher, die kreative Lösungen erforderlich machen, um ein qualitätsvolles Resultat zu garantieren. Um die großzügigen Gemeinschafts- und Außenbereiche innerhalb eines relativ engen Flächenrahmens von nur 50 m2 pro BewohnerIn umzusetzen, wurden die Zimmer innerhalb der Wohngrup­ pen kleiner konzipiert. Die Einzelzimmer öffnen sich nach außen über eine raumhohe Verglasung, sind mit einer Sitznische und einem Fen­ stertürenelement mit französischem Balkon ausgestattet und strahlen dadurch eine gewisse Großzügigkeit aus. Der Übergang zum Gemeinschafts­ bereich der jeweiligen Wohngruppe wird

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Preisträger / Winner

Evelyn Temmel

durch den Wechsel von Linoleum- zu Holz­ boden signalisiert. Der Abschluss dieser Zone wird von den vierzehn Zimmern (drei­ zehn Einzelzimmer und ein Doppelzimmer) an den beiden nach außen orientierten Seiten gebildet. Nach innen gewandt gibt es eine Gemeinschaftsküche mit Ess­ bereich, einen Wohnbereich mit Wandkamin und Sitzbank sowie Loggien und einen geschützten Garten zwischen den Wohn­ gruppen. Auch hier findet man die feinen Ab­ stufungen privater Geborgenheit bis hin zu einem gemeinsamen Lebensalltag auf eine äußerst feinsinnige und selbstverständliche Art räumlich umgesetzt. Ein wichtiger Grundsatz für die Ausstattung des Hauses war das »Normalitäts­ prinzip«. Auf diesem Prinzip beruht vor all die Wahl der Materialien und die Detaillierung. Durch die Verwendung eindeutig konnotierter Elemente, die auf gewohnte Weise genutzt werden, und einer Atmosphäre, die sich durch den Einsatz von viel Holz und klaren Kontrasten auszeichnet, soll es den Bewohner­ Innen erleichtert werden, sich in ihrem neuen Umfeld zurechtzufinden. Zum Beispiel wurden die in der Pflege standardmäßig breiteren Türen sichtbar in zwei Flügel aufgeteilt, um der gewohnten Proportion einer Zimmertür zu entsprechen. Die Geländer der Loggien und Terrassen sind bewusst einfach gehalten, auch die Holzlamellen vor den Fenstern zum Atrium wurden in ihrer Zurückhaltung dem Gesamten untergeordnet. Schön, wenn »normal« so schön ist.



/ Subtle layers of sociable space Evelyn Temmel

The site of the Erika Horn Resi­ dential Care Facility is located on an exit road in Andritz, an area on the outskirts of Graz amidst a charming natural environment, with plenty of fresh air streaming down from the Schöckl Mountain. Erected more to the rear of the plot near the Andritzbach stream, the building is set back from the road in the northwest, where a carpark screens off the building. The compact looking two-storey building, whose structure is almost all of solid wood (reinforced concrete bulkheads were required between the rooms), conveys a sober impression that begins to dissipate somewhat in the entrance area. Here, the building opens up and the clearly structured façade of its outer shell gives way to a versatile tran­ sitional space that mediates between the in­ side and outside. Architect Dietger Wissounig likes to compare the principle of the complex to a four-leafed clover: the access area at the end of its stalk leads into a public walkway, which runs through the building. At the centre of the building, the walkway expands into a kind of ‘village square’, which, as a singlestorey structural element, forms an atrium on the first floor. From there, light domes flood the entrance area on the ground floor with additional daylight. The name is the concept; the space’s size and design make it an ideal venue for various different events. Care residents have the opportunity to leave their sheltered residential groups, live in a public sphere and socialise on a different level. The seven residential groups, including an additional area for administrative work, technical and supply services, are divided into four building volumes and – stacked two by two – arranged around a central zone. These four wings and their intermediate spaces form the access area in the west, a sheltered dementia-friendly garden in the south, a vineyard leading to the park in the east and a further garden in the north. Each of these four volumes provides various recesses framing additionally sheltered outdoor areas. A certain symmetry is prevalent in the building’s con­ ceptual design, but after undertaking minor adjustments, modifications and slight shifts, this merely exists in the basic concept, and only remains perceptible in the zone between the residential groups. Shifting the atriums of two of the volumes towards the façade establishes a spatial connection to the outside, thus creating a quite different

atmosphere from that of the two inner atriums. Small loggias, terraces and bridges contribute great additional residential value to the outdoor leisure areas. That is also the project’s biggest asset: outdoor space interweaves with the building and its interior spaces. Re-emerging views through and out of the building generate a constant flow of new perspectives on interior and exterior room layers. These spaces are defined distinctly without drawing a borderline. It is like walking through a sequence of dissolution. Initially, walls and a ceiling delimit the space, then the walls become more permeable, the ceiling dissolves, and next, slender balustrades still offer sup­ port until views to the sky open up, or you step into the garden where nature envelops you. According to Head of Care Martina Pojer, such intuitive and sensitive transitions foster the residents’ mobilisation as well, thus hugely enhancing their well-being. Residential care facilities aim to provide homely accommodation that encou­ rages residents to become more independent, while at the same time offering the best possible care in a profoundly functional house. This nursing home of the fourth generation combines those objectives with the technical requirements of a passive house, leaving the impression that these functional require­ ments are mutual prerequisites that come naturally. That is thanks to the architect’s experience and meanwhile tested order and function concepts, but also to the good and intensive development co-operation with the operators. Unfortunately, exact functional requirements and guidelines always entail restrictions of some kind that require creative solutions in order to guarantee quality results. Therefore, the rooms within the residential groups had to be scaled down somewhat to provide generous shared spaces and outdoor areas that would fit into a relatively limited spatial frame of just 50 m² per resident. Each single room is equipped with floor-to-ceiling glazed elements looking out into the open, a niche to sit in and a windowand-door combination with a French balcony, emanating a certain air of generosity. The transition from the rooms to each shared group area is marked by a change from lino to wooden floor coverings. Both outwardly oriented sides form the border of the area containing fourteen rooms (thirteen single rooms and one double room). The in­ wardly oriented space accommodates a shared kitchen and dining area, a living area with a fireplace and a bench, and loggias and shel­ tered gardens between the residential groups. Here, you also sense that the finely tempered atmosphere of security enjoyed by residents both privately and in their everyday lives in the group has been realised in an extremely empathic manner.

One important principle guiding the design of the house, especially the selec­ tion of materials and details, was to maintain ‘normality’. By providing distinctly connoted elements that people are accustomed to, and an atmosphere that is characterised by wooden furnishings and clear contrasts, it was endeavoured to help residents feel at ease in their new environment. Broader doors, for example, which are a standard requirement in care homes, were split into double-wing doors to create the impression of a door with normal dimensions. Similarly, the balustrades of the loggias and terraces were kept inten­ tionally basic, just as the wooden lamellas in front of the windows overlooking the atrium were toned down to blend into the overall concept. Truly marvellous, if ‘normal’ means just that.

Pflege­wohnheim Erika Horn  Dietger Wissounig Architekten

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Lageplan  /  Site plan — 1:500

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Preisträger / Winner

Schnitt  /  Section — 1:500 Grundriss 1. Obergeschoss  /  Floor plan first floor — 1:500

Pflege­wohnheim Erika Horn  Dietger Wissounig Architekten

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Preisträger / Winner

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Atelier Am Kogl / Studio Am Kogl Johannes Kaufmann Architektur Projektstandort / Location Am Kogl 21, 8102 Semriach Architekturbüro / Architecture Johannes Kaufmann Architektur Projektteam / Project team Johannes Kaufmann, Wolfgang Ritter Bauherrschaft / Client DI Annemarie Dreibholz-Humele Statik / Structural design Merz Kley Partner ZT GmbH Planung / Planning 2011–2012 Bau / Construction 2012–2013 Grundstücksfläche / Plot area 1138 m2 Bruttogeschossfläche  /  Gross floor area 266 m2 Link www.jkarch.at

Atelier Am Kogl  Johannes Kaufmann Architektur

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Anerkennung / Special recognition

Atelier Am Kogl  Johannes Kaufmann Architektur

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Anerkennung / Special recognition

Atelier Am Kogl  Johannes Kaufmann Architektur

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Anerkennung / Special recognition

Atelier Am Kogl  Johannes Kaufmann Architektur

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Offen und doch zu Anne Martischnig Eine klare Bauform, unterstrichen durch eine vertikale, von Architekt Johannes Kaufmann »Lattenscreen« genannte Schicht als wichtigstes Gestaltungselement, das sich über die gesamte Fassade und das Dach zieht, empfängt den Besucher des Ateliers Am Kogl. Es liegt an einem steilen Hang­ grundstück westlich von Semriach mit Blick auf das Ortszentrum und den Grazer Hausberg Schöckl. Straßenseitig wirkt das Gebäude verschlossen und gibt nichts von seinem Inneren preis. Der Eingang ist erst auf den zweiten Blick ausfindig zu machen, da das breite, ebenfalls mit vertikalen Holzleisten ausgeführte Tor im geschlossenen Zustand bündig in der Fassade »verschwindet«. Auch der Türgriff wurde so konstruiert, dass er nicht gleich erkennbar ist. Am Abend lassen die Lichter hinter den Fenstern, die leicht durch die Holzfassade scheinen, die sich dahinter befindlichen Nutzungen erahnen. Umso überraschter ist man beim Betreten des Gebäudes: Hinter dem Eingang, der durch die Hanglage ins obere Geschoss führt, verbirgt sich eine quer durch das Haus »gesteckte« Erschließungs­ zone, die nur durch den Lattenscreen der östlichen Fassade begrenzt wird. Er lässt sich mittels eines eigens entwickelten Schiebefaltmechanismus fast gänzlich öffnen, wodurch sich der introvertierte Charakter des Hauses in sein Gegenteil verwandelt. Ist die Fassade geöffnet, wirkt das Ateliergebäude sowohl von innen als auch von außen offen und einladend. Der Ausblick in die Landschaft ist weit und uneingeschränkt. Durch die leicht zu bedienenden Elemente kann die Bau­ herrin selbst entscheiden, wieviel Offenheit, Licht und Natur sie in ihr Atelier lässt. Rechterhand befindet sich der Wohnbereich, der bescheiden und pragmatisch gestaltet wurde. Er ist nur sechs mal fünf Meter groß und hat eine eingezogene Decke, auf der sich ein Matratzenlager befindet. Ein abgetrenntes Schlafzimmer gibt es im ganzen Atelierhaus nicht. Linkerhand gelangt man in das sogenannte »Winteratelier«, das bis unter den Giebel reicht. Es ist zur Erschließungszone hin, die auch die Funktion eines Balkons übernimmt, voll verglast. Über die Treppe gelangt man ins untere Stock­ werk zum halboffenen »Sommeratelier«. Dieses ist nur durch den Lattenscreen, der sich auch hier fast gänzlich öffnen lässt, vom Garten getrennt und der größte und offenste 40

Raum des Hauses. Ist der Screen geöffnet, steht man beim Malen fast im Garten. Arbeitsstätte und Landschaft waren die Grundthemen, die sich die Bauherrin Annemarie Dreibholz-Humele und der Archi­ tekt Johannes Kaufmann stellten. Aus Respekt für die ländliche Umgebung im Luft­ kurort Semriach wurde als Leitbild und Grundform die Anlehnung an eine Scheune gewählt. Als Baustoff kam für beide nur Holz in Frage. Einen Beitrag zur örtlichen Baukultur zu liefern, war ebenfalls Ziel der Bauherrin. Vorgefertigt wurde die »Scheune« in einer Zimmerei im Bregenzerwald. Der Transport in die Steiermark war eine logis­ tische Meister­leistung: Innerhalb von nur drei Wochen kon­nte das gesamte Gebäude auf den zuvor betonierten Fundamenten errichtet werden. Das Holz der Fassade steht im Zusammenspiel mit den Fuß­böden, die als geschliffener Estrich im Wohn- und Arbeitsbereich und ebenfalls in Holz in der Erschließungszone ausgeführt wurden. Zusammen mit den Wänden in Sicht­holz­ qualität strahlen die Oberflächenma­terialien eine angenehme Schlichtheit aus. Die Holzböden wurden nicht imprägniert. Regenwasser, das durch den Lattenscreen ein­ dringt, sowie andere Gebrauchsspuren machen den Boden lebendig. Auch die Holz­ leisten haben mittlerweile eine leichte Patina, die den natürlichen Charakter des Baustoffs unterstreicht. Das Atelier Am Kogl versteckt hinter seinem Holzkleid einen einfachen, funktionalen Grundriss, kombiniert mit klugen, zurückhaltenden Details und naturnahen Materialien. Man fühlt sich wohl und spürt, dass es in diesem wohldurch­ dachten Atelier sowohl Orte für Rückzug als auch für Offenheit gibt.

Anerkennung / Special recognition



/ Open, and yet closed Anne Martischnig

The visitor encounters the Studio Am Kogl as a distinctive structure character­ ised by a striking element of design – vertical timber cladding covering the entire façade and roof – which architect Johannes Kaufmann describes as a ‘slatted screen’. The building is located on a steep slope to the west of Semriach with views to the village and the local Schöckl Mountain, which dominates the hilly countryside to the north of Graz. Viewed from the road, the building appears closed, revealing nothing of its interior to passers-by. The entrance is not easy to find at first sight, for the large, equally timber-cladded gate virtually ‘disappears’ when it closes flush with the façade. The door handle, too, was designed such that it is barely detectable. In the evening, when the lights behind the windows shimmer faintly through the façade, the outlines of the interior are vaguely discernible. The surprise is there­ fore even greater when you enter the building. Beyond the main entrance, which leads straight into the upper storey due to the building’s location on a slope, you step into an access zone that was ‘inserted’ across the whole length of the building, and which is only delimited by the timberclad screen on the eastern façade. The façade is almost fully openable by means of an especially designed folding mechanism, transforming the rather introverted character of the house into the opposite. Once the façade is open, the studio building makes an open and inviting impres­sion, both from the inside and outside. Views over the country­ side are vast and boundless. Since the folding elements are easy to operate, the owner can decide spontaneously on how much openness, light and nature she wants to let into the studio. The living area to the right was designed to meet basic, practical require­ ments. It only measures six by five meters, featuring an inserted floor that offers ample room for overnight accommodation. The studio building does not possess a separate bedroom. On the left, the so-called winter studio stretching from floor to gable is entered through a fully glazed partition between the studio and the access area; the latter can be used as a balcony, too. The ‘summer studio’ on the lower storey is accessed via a staircase. It is the largest and most open space in the house and is only separated from the garden by the timber screen, which is,

just as on the upper storey, almost fully open­ able here. When the screen is open, it is as if you were painting in the garden. One of the main objectives addressed by owner Annemarie DreibholzHumele and architect Johannes Kaufmann was to combine workplace and landscape. Out of respect for the rural surroundings of Semriach as a climatic spa, they envisioned a barn-like building as a leitmotif. For both, anything but timber was out of the question. A further objective was to contribute to the local build­ing culture. First, the ‘barn’ was prefabricated in a carpenter’s workshop in the Bregenzerwald region of Vorarlberg. Delivering it to the building site in Styria proved to be a logistic challenge that was mastered perfectly: the whole building was erected upon previously prepared founda­tions within just three weeks. The façade’s timber cladding inter­ acts with the floors of smoothed screed in the living and working areas, and of timber in the access area. Wood grain walls and all the other surface materials radiate pleasant simplicity. None of the timber flooring was impregnated. Rainwater penetrating the slats of the screen, or any other traces of wear, bring the floor to life. Meanwhile, a faint patina on the wooden boards enhances the natural character of the material. Behind its timber cladding, the Studio Am Kogl unites a simple, yet functional ground plan with smart, un­ obtrusive details and near-to-nature materials. Here, you feel comfortable straightaway, and you can imagine that this well thought-out studio provides places of retreat and openness alike.

Atelier Am Kogl  Johannes Kaufmann Architektur

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Lageplan  /  Site plan — 1:500

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Anerkennung / Special recognition

Schnitt  /  Section — 1:250 Grundriss Erdgeschoss  /  Floor plan ground floor — 1:250 Grundriss 1. Untergeschoss  /  Floor plan lower ground floor — 1:250 Atelier Am Kogl  Johannes Kaufmann Architektur

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Anerkennung / Special recognition

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Haus T / House T Atelier Ulrike Tinnacher Projektstandort / Location Gamlitz Architekturbüro / Architecture Atelier Ulrike Tinnacher Projektteam / Project team Ulrike Tinnacher Bauherrschaft / Client Wilma und Fritz Tinnacher Planung / Planning 2013–2014 Bau / Construction 2014–2015 Grundstücksfläche / Plot area 1000 m2 Bruttogeschossfläche  /  Gross floor area 175 m2 Link www.ulriketinnacher.at

Haus T  Atelier Ulrike Tinnacher

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Anerkennung / Special recognition

Haus T  Atelier Ulrike Tinnacher

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Anerkennung / Special recognition

Haus T  Atelier Ulrike Tinnacher

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Anerkennung / Special recognition

Haus T  Atelier Ulrike Tinnacher

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Zwischen den Weinreben Anne Martischnig

Schon von Weitem kann man das Haus T wie eine kleine Landmark am Horizont erkennen. Es wirkt einfach und zurückhaltend. Erst aus der Nähe erkennt man, mit wel­ cher Liebe zum Detail hier geplant wurde. Ausgangspunkt für den Entwurf ist ein altes Winzerhäuschen über einem 400 Jahre alten Gewölbekeller. Dieses wurde schon öfters umgebaut, hat zeitweise als Presshaus gedient und stand in den letzten Jahren leer. Nun hat es wieder eine Funktion gefunden. Charakteristisch für Haus T, welches in den Weinbergen zwischen Gamlitz und Leutschach liegt, ist seine Zweiteilung. Es besteht aus einer eingeschossigen Wohn­ ebene mit begrüntem Flachdach, die leicht in den Hang gegraben wurde, und einem zwei­ geschossigen Rückzugsbereich mit kupfernem Giebeldach. Man betritt das Haus an der Rückseite der Wohnebene. Hier befinden sich Küche und Aufenthaltsbereich und, etwas versteckt, ein Gäste-WC, ein Waschraum und der Zugang zur Garage. Man hat das Gefühl, die Natur fließt zwischen den raumhoch verglasten Wänden einfach hindurch. Die Ver­ glasung ist nur eine dünne Grenze zwischen Innen und Außen und lädt ein zu träumen und die Gedanken schweifen zu lassen, wenn der Blick auf dem beeindruckenden Natur­ raum ruht. Nachbarn sind so gut wie nicht vor­ handen und man hat so trotz räumlicher Offenheit und Einsicht von außen das Gefühl von Privatheit. Der großzügige, in den Wein­ garten orientierte Aufenthaltsbereich umfasst auch einen eigens entworfenen Küchenblock, der sich hinter einer Faltwand versteckt und nur bei Gebrauch die Küche als eine solche in Erscheinung treten lässt. Ebenso funktioniert der Geschirrschrank. Mit zwei ein­fachen Handgriffen werden sämtliche All­t agsgegenstände weggeschaltet und man wird von einem puren, schlichten Raum um­schlossen und festgehalten. Die Beschat­ tung der Glasflächen wurde ebenfalls sehr durchdacht gelöst: Jalousien befinden sich in einem Abstand von ungefähr einem Meter außerhalb der Verglasung. Lässt man diese am Abend herunter und schaltet das Lichtband zwischen Jalousie und Glas ein, dann verschwindet die Grenze zwischen Innen und Außen abermals und lässt den Innenraum größer wirken. Der Rückzugsbereich ist in seiner Charakteristik geschlossen und intim. Eine starke Grenze zum Außenraum ist hier mit einer massiven Dämmbetonwand ausformuliert. Der Beton, eingefärbt in einem dezenten, warmen Braunton, vermittelt 52

das Gefühl von Gemütlichkeit, Behaglichkeit und Privatheit. Die Architektin Ulrike Tinnacher spielt in diesem Bereich mit gezielt gesetzten Ausblicken durch die wand­ innenbündigen Eichenholzfenster. Fast wirkt es so, als würden Landschaftsgemälde an den Wänden hängen. Das Gefühl von Intimität ist hier deut­lich zu spüren und steht in einem angenehmen Kontrast zur Offenheit der Wohnebene. Wichtig bei der Auswahl der Materi­ alien, so die Architektin, waren natürliche Oberflächen, die altern können und dürfen und im Laufe der Zeit ihren Charakter verändern. Eine schöne Analogie an den das Winzerhaus umgebenden Weingarten und die angren­ zende, dominante und dennoch sanfte Hügel­ landschaft, die jahreszeitlich ihren Charakter verändert. Auch die Farbgebung des Hauses, die an einen Rebstock erinnern soll, scheint das Haus der Natur unterzuordnen. Es kann und will mit dem intensiven Sommergrün und den überwältigenden Herbstfarben der Süd­ steiermark nicht konkurrieren. Der Grundriss ist bis zu einem gewissen Grad flexibel gestaltet. Damit das Haus T auch als barrierefreier Alterswohnsitz dienen kann, gibt es die Möglichkeit, im Erdgeschoss mittels einer Schiebetür ein Schlafzimmer abzutrennen. Der nur über Treppen erreichbare Schlaf- und Nassbereich muss dann nicht mehr genutzt werden. Die zur Zeit als Wäscheraum verwendete ebenerdige Nasszelle wird dann zum Bad. Wichtig für die Bauherren war es, mit lokalen Handwerkern zu arbeiten. Dies führte zu einer Herausforderung für Baufirma und Architektin, da keine Seite Erfahrung mit dem Umgang mit Dämmbeton hatte. Dementsprechend viele Muster und Probewände waren notwendig, um zum richti­ gen Ergebnis zu kommen. Ihren architektonischen Ausdruck beschreibt die junge Architektin mit folgenden Worten: »Es ist eine Sprache, die versucht, behutsam und unter Berücksichtigung des Bestands und der Landschaft sowie durch den Einsatz natürlicher und lokaler Materialien auf funktionale Fragen zu antworten. Und das möglichst zeitlos und konsequent.« Das Haus T spiegelt diesen Ansatz in seiner Er­ scheinungsform und Ausformulierung wider. Beeindruckend ist überdies die Tatsache, dass das Haus T das erste große Bauvorhaben der Planerin war und sie es parallel zur Arbeit an ihrem Diplom umsetzte. Bewegt man sich durch das Haus T, merkt man, mit welcher Feinfühligkeit, Genauigkeit und Präzision geplant wurde. Kein Detail ist zufällig passiert oder wurde vergessen. Jeder Aspekt des Entwurfs wirkt stimmig und liebevoll durchdacht.

Anerkennung / Special recognition



/ Amidst the vines Anne Martischnig

Seen from afar, House T looks like a small landmark on the horizon. It makes a simple and quite unobtrusive impression. A closer look, however, reveals that it was designed with great care and love of detail. An old winegrower’s cottage on top of a 400-year old vaulted cellar served as a start­ ing point for the property in question. The cottage was rebuilt and used as a wine press house from time to time, but in recent years, it had stood empty. Now it has found a new function at last. Characteristic for House T, which is perched on a hill amidst the undulating vineyards between Gamlitz and Leutschach, is its dual structure. It consists of a singlestorey living area with a green roof built slightly into the slope, and a two-storey dwelling with a copper gable roof. Access to the house is on the rear side of the living area, which com­ prises a kitchen and a lounge, and – somewhat tucked away – a smaller bathroom and toilet for guests, and access to the garage. In this place, you feel as if nature simply flows through the floor-to-ceiling glazed walls. The glass forms just a thin barrier between inside and outside, inviting you to relax and daydream while absorbing the enchanting views of the surrounding countryside. Since there are practically no neighbours nearby, privacy is guaranteed despite the property’s spatial openness and extensive glazing. Overlooking the vineyard, the spa­ cious lounge features an especially designed kitchen concealed behind folding doors, which only makes an appearance when in use. The same applies to the shelves. All daily commodities are cleared out of sight in the wink of an eye, leaving you enveloped and captured by the purity and simplicity of the space. Special attention was also paid to protecting the glazed surfaces from the sun: the exterior blinds were fitted with about a metre’s clearance from the glazing. When you let them down in the evening and switch on the light-band between the blinds and glass, the boundary between inside and outside disappears again, making the interior space appear even larger. The character of the two-storey dwelling is closed and intimate. Here, the solid insulating concrete walls demarcate the inside from the outside distinctly. Glowing dis­ creetly in a warm hue of brown, the concrete conveys a feeling of cosiness, comfort and privacy. In this area, architect Ulrike Tinnacher plays purposefully with views of the sur­ rounding countryside framed by the oak wood

windows, which are flush-mounted on the inside. It almost seems as if landscape paintings were hanging on the walls. An atmosphere of intimacy prevails here, quite in pleasant contrast to the openness of the living area. What had been most important in her choice of materials, says the architect, were natural surfaces that would be allowed to mature and change their character over time. A charming analogy to the vineyard surrounding the winegrower’s cottage and the distinctive, yet gentle hills of the local countryside that changes its character with the seasons. The colour of the house, too, which is reminiscent of a vine, appears to make it submit to nature. It cannot, and does not want to compete with the intensive green of summer and the overwhelming autumn colours of Southern Styria. The ground plan of House T is flexibly organised to a certain extent. In order to offer elderly occupants barrier-free living on the ground floor, part of the space can be sectioned off with a sliding door to provide an additional bedroom. In that case, it will not be necessary to access the bedroom and bathroom area upstairs. Also, the present utility area on the ground floor can be used as a bathroom. The property owners expressed their wish to co-operate with local craftsmen, which presented a challenge to the building company and the architect, since no party had any experience with handling insulating concrete. Accordingly, a whole array of samples and specimen walls were needed to achieve the desired results. The young architect describes her architectural expression as follows: ‘It is a language that attempts to find careful answers to functional questions by taking into account existing buildings, the landscape and use of natural and local materials. As timeless and consequent as possible.’ House T reflects this approach in its manifestation and inter­ pretation. Moreover, the architect’s very first major project coincided with her work on her diploma paper, which is a remarkable achievement. Walking through House T, you readily acknowledge that everything is designed with sensitivity, accuracy and pre­ cision. No detail was left to chance, and none forgotten. Every aspect of her concept is coherent and lovingly thought out.

Haus T  Atelier Ulrike Tinnacher

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Lageplan  /  Site plan — 1:500

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Anerkennung / Special recognition

Schnitt  /  Section — 1:250 Grundriss Erdgeschoss  /  Floor plan ground floor — 1:250

Haus T  Atelier Ulrike Tinnacher

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Anerkennung / Special recognition

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Volksschule Mariagrün / Mariagrün Primary School Architekturwerk Berktold Kalb ARGE Projektstandort / Location Schönbrunngasse 30b, 8043 Graz Architekturbüro / Architecture Architekturwerk Berktold Kalb ARGE Projektteam / Project team Philipp Berktold (PL), Christoph Kalb (PL), Susanne Bertsch, Gabriele Schierle Bauherrschaft / Client GBG Gebäude- und Baumanagement Graz GmbH Statik / Structural design Kratzer Zivilingenieurbüro Brandschutz / Fire protection Norbert Rabl Ziviltechniker GmbH Verkehrsplanung / Traffic planning DI Rudolf Fruhmann Wettbewerb / Competition 2010–2011 Planung / Planning 2011–2014 Bau / Construction 2012–2014 Grundstücksfläche / Plot area 5283 m2 Bruttogeschossfläche  /  Gross floor area 2533 m2 Links www.berktold-architekten.at www.architekturwerk.at

Volksschule Mariagrün  Architekturwerk Berktold Kalb ARGE

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Anerkennung / Special recognition

Volksschule Mariagrün  Architekturwerk Berktold Kalb ARGE

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Anerkennung / Special recognition

Volksschule Mariagrün  Architekturwerk Berktold Kalb ARGE

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Anerkennung / Special recognition

Volksschule Mariagrün  Architekturwerk Berktold Kalb ARGE

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Zwischen Ruhepol und Labor zur Selbstaneignung der Welt

In einem weniger dicht besiedelten, leicht hügeligen und naturnahen Stadtteil von Graz befindet sich das von Bäumen und einem – heute den Kindergarten beher­ ber­genden – ehemaligen Sanatorium geprägte Grundstück. Man gelangt vom weiter oben am Hang gelegenen Parkplatz über Stiegen zum Vorplatz der Schule. Durch das 2014 eröffnete Gebäude hat sich der Standort zu einer Art »Bildungscampus« für Eineinhalb- bis Zehn­jährige entwickelt und ermöglicht den Kindern ihrem Alter ent­ sprechend von Haus zu Haus »weiterzu­ wandern«. Das Schulgebäude wirkt wie ein Artverwandter der 2010 errichteten Kinderkrippe, nimmt mit seinen umlaufenden Lärchenholzlamellen die Vertikalität der Bäume im Park auf und sich selbst in seiner Erscheinung zurück. Der dunkle Sockel verschwindet in der Fuge, die zwischen dem auskragenden Gebäudeteil und dem abfallenden Gelände entsteht. Das Gelände selbst ist autofreie Zone, nur der befestigte Platz vor dem Haupt­ eingang dient der Anlieferung und der behindertengerechten Zugangsmöglichkeit. Die Abwärtsbewegung, die am Parkplatz beginnt, lässt sich, dem Schulalltag der Kinder folgend, im Inneren weiter nachvollziehen. Man betritt das Gebäude über eine Schleuse und wird durch die dahinterliegende Treppe ein Geschoss weiter nach unten zur Zentralgarderobe geleitet. Durch die An­ ordnung einer zweiten Treppe, die verschränkt mit der ersten in die entgegengesetzte Richtung führt, werden auf sehr intuitive Weise die Wege des Zu- und Ausgangs und jene der Verteilung innerhalb der Schule entfloch­ ten. Mit sauberen Schuhen geht es von hier für die SchülerInnen weiter in die Unter­ richtsbereiche, die – für jeweils vier Jahrgänge bestimmt – in diesem und im darüber­ liegenden Geschoss untergebracht sind. Diese beiden Geschosse bilden auch das auskragende Volumen des Gebäudes. Es schiebt sich im Zugangsbereich leicht in den Hang und ruht auf einem Sockel, der Turnsaaltrakt und Werkräume beinhaltet. Zusätzlich schafft es auf der Ost- und zugleich Schmalseite des Gebäudes einen überdachten Außenbereich, der von einer weiteren Treppe mit den Funktionen darüber verknüpft und als Freiklasse genutzt werden kann. Dabei überragt es noch die Stufen, die auf das

Gelände zum direkt angrenzenden Sportplatz führen und zusätzlich als regengeschützte Zuschauertribüne dienen. Das auskragende Gebäudevolumen wird im unteren Geschoss vom Turnsaal mit seiner doppelten Raumhöhe durchdrungen. Durch ein großes Fenster wird er mit dem Gangbereich vor der Zentralgarderobe in eine räumliche Beziehung gesetzt. Laut Architekt Philip Berktold, der gemeinsam mit Christoph Kalb und Simone Bertsch den zweistufigen EU-weiten Wettbewerb 2011 für sich entscheiden konnte, haben das geradlinige Konzept und die Neutralität des Gebäudes die Ent­ scheidungsträger überzeugt. Der Entwurf basiert auf einem einfachen Grundriss, der das neue pädagogische Konzept, ent­ wickelt auf der Grundlage der »Charta für die Gestaltung von Bildungseinrichtungen des 21. Jahrhunderts«, sehr gut aufnimmt, aber in keiner Weise strukturell maß­ geschneidert ist und somit auch flexibel auf Veränderungen reagieren kann. Um die Schule zu dem von den Auslobern gewünschten »Versuchslabor zur Selbstaneignung der Welt« werden zu lassen, wurde innerhalb der Unterrichtscluster den südseitig situierten Klassenräumen – den »homebases« – auf der Nordseite ein offener Lernbereich zugeordnet, der auch den nur von einer Verglasung abgeschirmten Vorbereitungsbereich des Lehrkörpers auf­ nimmt. Dadurch stehen LehrerInnen und SchülerInnen den ganzen Tag über in ständi­ gem Kontakt miteinander. Die Klassenräume lassen sich über Schiebeelemente zum Großteil öffnen und auf diese Weise entsteht ein zusammenhängender gemeinsamer Unterrichtsbereich. Aufgrund der großzügigen Öffnungen nach Norden und Süden – wo eine Loggia zusätzlich zur Beschattung jeder Klasse einen tiefen Lern-, und Pausen­ bereich bietet – blickt man direkt auf die Stämme und Kronen der Bäume des Parks und die alten Riesen werden zu einem zentralen Bezugspunkt innerhalb der Schule. Diese Verbindung mit dem Naturraum verwurzelt das Gebäude am Ort und macht es zu einem Pol der Ruhe und Gelassenheit inmitten lebhafter Aktivität. Der offene Lernbereich wird durch Einbauten strukturiert, die, abgestimmt auf die Kindergröße, unterschiedliche Themenbereiche markieren und mit der Ein­ führung einer weiteren Ebene in zwei dieser Elemente ein vielseitiges räumliches Angebot erzeugen. Ein Bücherturm mit einem geschützten Lesebereich und die Com­ puterecke mit geringerer Raumhöhe durch die darüber liegende Aussichtsplattform stellen für die Kinder Rückzugsorte dar und unterteilen zusätzlich das räumliche An­ gebot in eine Vielzahl unterschiedlicher und differenzierter Einheiten.

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Anerkennung / Special recognition

Evelyn Temmel

Auch im Bereich der Außenstiege, die entlang des Gebäudes einen »shortcut« vom oberen Zugangsbereich hinunter zu den Sportflächen und der Turnhalle ermöglicht, wird noch einmal ein Eindruck davon ver­ mittelt, wie durch den intelligenten Einsatz von einfachen Elementen eine räumlich vielseitige architektonische Erfahrung gene­ riert werden kann. Die umlaufenden Lär­ chenholzlamellen rücken an dieser Stelle von der Fassade ab, wodurch ein überdachter und ummantelter Bereich für die einläufige Stiege entsteht und man sich, halb im Gebäude, halb im Freien, abwärts in den Park bewegen kann. Ing. Rainer Plösch vom Gebäudeund Baumanagement der Stadt Graz und maßgeblich an der Abwicklung des Projekts beteiligt, spricht vom Raum als – neben dem Lehrpersonal und den anderen Schüler­ Innen – »dritten Pädagogen«, eine Be­ zeichnung, die schon in den 1970er Jahren von Loris Malaguzzi geprägt wurde und die man heute des Öfteren in der Auseinander­ setzung mit einer neuen Unterrichts- und Lernkultur findet. Der Begriff macht klar, wie wichtig qualitätsvolle Architektur und Baukultur vor allem in Entwicklungsphasen von Kindern ist. Um diesen Anspruch im öffentlichen Bereich auch umsetzen zu können, erfordert es viel Innovationsgeist und die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten. Das ist in diesem Fall geglückt und hat auch im Bereich der Nachhaltigkeit und im Einsatz öko­ logischer Baumaterialien zu einem vorbild­ lichen Schulbau geführt, dem infolgedessen als erstem Schulgebäude in der Steiermark das Passivhausstandard-Zertifikat zuerkannt wurde und der eine beispielhafte Umge­ bung ist, in der sich junge Menschen entfalten können.



/ Discovering the world in a haven and laboratory Evelyn Temmel

Located in a less densely populated suburban district of Graz amidst hilly countryside and surrounded by mature trees, the site is characterised by a former sanatorium building that is now home to a kindergarten. A flight of steps leads down to the forecourt of the school from a carpark further up the slope. The school, which has gained a reputation as an ‘education campus’ for all age groups from 1 ½ to 10 ever since it opened in 2014, enables children to ‘move’ from one house to the next according to their age group. As if it belonged to the same ‘species’ as the nursery completed back in 2010, the school building’s exterior cladding of vertical larch panels emulates the verticality of the trees in the park, thus toning down its own appearance. The darkish plinth disappears in the interstice between the can­ tilevered structure and the slope. The area itself is car-free; only the paved forecourt in front of the main entrance is accessible for delivery services and people with special needs. Inside the building, you can trace the downward movement that begins in the carpark and continues throughout the children’s school day. Entering the building, you walk through a doubledoor airlock and down the steps leading to the main cloakroom on the storey beneath. A second staircase leading in the opposite direction that intertwines with the first one is a clever arrangement that disentangles the distribution of access and exit walkways inside the school in a surprisingly intui­ tive manner. After changing shoes, the children proceed further into their classroom areas, each of them for four age groups, on the two upper storeys. Both of these storeys also form the building’s cantilevered volume. Slightly cutting into the slope in the entrance area, it sits on a plinth containing the gymnasium wing and craft rooms. In addition, the cantilevered structure creates a covered outside area that is linked by a further staircase to the upper level and can be used as an open-air class­ room as well. Moreover, since it overhangs the steps beneath which lead to the adjacent sports ground, spectators can also use it as a sheltered stand when it rains. On the lower storey, the gymnasium with its double ceiling height permeates the cantilevered volume. A large window establishes a spatial relationship

between the gymnasium and the corridor area in front of the main cloakroom. According to architect Philip Berktold, winner of the EU-wide two-stage competition in 2011 together with Christoph Kalb and Simone Bertsch, the simple concept and neutrality of the building had convinced the decision-makers. Their design is based on a simple ground plan that excellently reflects the new pedagogical con­ cept developed on the principles of the ‘Charter concerning the design of 21st century educational facilities’, without being structurally customised in any way that would impede flexible response to change. To create a school that would become what the awarding authority envi­ sioned as a ‘test laboratory for discovering the world’, it was necessary to provide an open learning area within the classroom clusters. Located on the northern side of the class­ rooms, or ‘homebases’, facing south, this space also contains a teacher’s preparation area separated only by a glazed partition. That way, teachers and children remain in permanent contact with each other during the school day. All classrooms have sliding doors that open up to provide a larger shared teaching space. Generous openings orientated to the north and south – where a loggia provides a spacious extension for children to study or take a break in addition to shading the classroom – offer direct views into the surrounding park. These grand old trees are an important point of reference within the school. Just like them, the building is deeply rooted to its environment, making it a haven of peace and serenity amidst the bustle of school life. Built-in elements that are tailored to the children’s physique demarcate and divide the open learning area into different thematic zones. An additional level inserted into two of those elements creates a diverse range of spaces. A book tower with a sheltered reading area and a computer corner beneath the lower ceiling of the platform offer places for children to retreat, while also breaking up the space into many different and differentiated units. Outside, the flight of steps alongside the building, which provide a short cut from the upper entrance area down to the sports ground and gymnasium, again prove that a spatially diverse architectural experience can be generated just by applying straightforward elements in a smart way. At this point, the façade cladding extends outwards to create a covered and contained space for the staircase, allowing people to walk down to the park half inside and outside the building. Rainer Plösch from GBG Gebäudeund Baumanagement Graz GmbH (City of Graz Building and Construction Management), who played a significant role in the project’s development, describes space as a ‘third teacher’ alongside teaching staff and other

peers. Coined in the 1970s by Loris Malaguzzi, the phrase often crops up in today’s discourse on modern teaching and learning cul­ ture. It makes us realise how essential quality architecture and building culture is, especially in different stages of a child’s development. It requires a great deal of inno­ vative spirit and smooth collaboration to make that ambition reality in the public realm. This successful project has achieved not only that, but has also set standards for the use of sustainable ecological building materi­ als in a school building, which, as a conse­ quence, is the first school in Styria to receive passive house standard certification. It is an outstanding place of education where young people can develop to their full potential.

Volksschule Mariagrün  Architekturwerk Berktold Kalb ARGE

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Lageplan  /  Site plan — 1:500

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Anerkennung / Special recognition

Schnitt  /  Section — 1:500 Grundriss Erdgeschoss  /  Floor plan ground floor — 1:500 Grundriss 2. Untergeschoss  /  Floor plan second basement floor — 1:500 Volksschule Mariagrün  Architekturwerk Berktold Kalb ARGE

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Anerkennung / Special recognition

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Theater im Palais, Kunstuniversität Graz (Zu- und Umbau, Platz­ gestaltung) / Theater im Palais, University of Music and Performing Arts Graz (extension and conversion, courtyard design) balloon architekten ZT-OG Projektstandort / Location Leonhardstraße 19, 8010 Graz Architekturbüro / Architecture balloon architekten ZT-OG Projektteam / Project team Johannes Wohofsky, Ana Masu Bauherrschaft / Client Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H Statik / Structural design ABES Wagner & Partner ZT GmbH Brandschutz / Fire protection Norbert Rabl Ziviltechniker GmbH Bauphysik / Building physics rosenfelder & höfler consulting engineers GmbH & Co KG Lichtplanung / Lighting design DI Eugen Schöberl, gaft&onion ZT-KG Wettbewerb / Competition 2010–2011 Planung / Planning 2011–2014 Bau / Construction 2013–2014 Grundstücksfläche / Plot area 2065 m2 Bruttogeschossfläche  /  Gross floor area Zubau / New: 687 m2 Bestand / Existing: 1764 m2 Gesamt / Total: 2451 m2 Link www.balloon-rgw.at

Theater im Palais, Kunstuniversität Graz  balloon architekten ZT-OG

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Theater im Palais, Kunstuniversität Graz  balloon architekten ZT-OG

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Theater im Palais, Kunstuniversität Graz  balloon architekten ZT-OG

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Theater im Palais, Kunstuniversität Graz  balloon architekten ZT-OG

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Ein Ort, der Bände spricht Vanessa Bauer

Ein städtebauliches Ensemble aus drei unterschiedlichen Gebäuden der Kunstuniversität Graz – dem Palais Meran, dem mumuth (Haus für Musik und Musiktheater) und dem Theater im Palais – entstand durch die Öffnung zur Leonhardstraße hin. Das T.i.P., die Kurzform für Theater im Palais, wurde rund eineinhalb Jahre saniert und um ein Foyer erweitert. Im Zuge dessen wurde auch der Platz zwischen den Bauwerken neugestaltet. Neue und alte Teile des Theaters im Palais wurden mit einem um das gesamte Gebäude laufenden vertikalen »Baldachin« zu einer Einheit zusammengefasst. Dieser goldene Blickfang war wesentliches Thema im Entwicklungsprozess. Er besteht aus 3 mm starkem Aluminiumblech mit unterschiedli­ chen Lochungen und Prägungen. Sie sind eine abstrahierte Darstellung der Bewegungs­ abfolge eines Salto schlagenden Menschen, deren Grundlage eine Chronofotografie des Physiologen und Fotopioniers ÉtienneJules Marey ist – ein Motiv, das thematisch gut zum Ort und zu den in den Entwicklungs­ prozess miteinbezogenen NutzerInnen passt. Der Baldachin umschließt das Gebäude und verleiht ihm Eigenständigkeit im Kontext. Farblich fügt sich der Neubau gut und res­ pektvoll gegenüber dem historischen Palais Meran in die vorhandene Situation ein. Funktionell übernimmt der Baldachin den außenliegenden Sonnenschutz, er lässt die geforderten Nebenzonen verschwinden und verblendet die Haustechnikanlage. Das perforierte Fassadenelement zieht sich als ab­gehängte Ornamentdecke in das Foyer hinein. Ursprünglich umfasste eine Mauer das gesamte Areal des Palais Meran. Das Erscheinungsbild der Begrenzungsmauer an der Leonhardstraße ließ den Kontext mit dem dort situierten Hauptzugang und dem baukünstlerischen Stellenwert des Palais Meran völlig außer Acht. Deshalb wurde diese Mauer entfernt und eine Öffnung hin zur Leonhardstraße geschaffen. Die Steinmauer in der Lichtenfelsgasse – das Theater im Palais begleitend – blieb als wesentliches räumliches Element der Gesamtanlage erhalten. Der goldene Baldachin zieht sich um die Steinmauer, diese ist sichtbar und wird in das Gesamtbild integriert. Der Bestand wurde entlang der westlichen Längsfassade um einen multifunk­ tionalen Großraum erweitert. Er dient als Foyer für das Theater und das Institut für 76

Schauspiel, verfügt über zwei Eingänge und kann durch Glasabtrennungen und Vorhänge wechselweise ge- und entkoppelt wer­ den. Ein freistehendes, verspiegeltes Möbel mit Theke ist zugleich Besuchergarderobe, Bar und Teeküche für das Institut. Den Abstand zum Palais Meran einhaltend, versucht der Neubau durch eine Stahl- und Leichtbaukonstruktion dem Palais Meran ein Gegenüber zu geben, das in Form einer Remise in der Vergangenheit bereits vorhanden gewesen war. Die Platz­ fläche wurde in den Innenraum hineingezogen, um die beiden historischen Fassaden wieder in Be­ziehung zu setzen. Der intendierte offene Wandelgang verschwindet im Sommer hinter den Beschattungselementen im Schei­benzwischenraum. Jedoch abends, wenn die Jalousie im Foyer offen und das Innere des Gebäudes erleuchtet ist, erlebt man die gewünschte Transparenz. Durch die Beschattungselemente kann im Sommer auf zusätzliche Klimatisierungsmaßnahmen verzichtet werden. Relevant war, dass der Raum zwischen T.i.P. und mumuth gestärkt wird. Eine massive Wand hätte Gegenteiliges bewirkt. Darum wurde die nördliche Stirnseite ebenfalls in Glas ausgeführt. Ein Öffnen der Fassade unterstreicht diesen Dialog. Der Platz ist ein auf die Nutzung reagierender Außenraum, wo für die Studierenden ein Zentrum – ein Campus – gebildet wurde. Insbesondere die Schau­spiel­ studentInnen nutzen den Hof intensiv für Aufwärmübungen, zum Entspannen nach den Proben oder sogar zum Fußballspielen. Ein Großteil des Platzes muss für Anlieferung und als Feuerwehrzufahrt von Möblierung freigehalten werden. Eine schöne Geste integriert die Skulptur »Raumpartitur« von Gerhard Lojen in die Platzgestaltung. Die Oberfläche des Bodenbelags bildet einen Sockel um das Kunstwerk und dient zugleich als Sitzfläche. Die feste Sitzmöblierung orientiert sich zur Leonhardstraße und lädt zum Verweilen ein. Der Baum ist Schattenspender und Zeichen und Verbindung zum Park, der an der Rückseite des Palais Meran situiert ist. Das T.i.P. ist samt Platz prädestiniert für Veranstaltungen innen wie außen. Im Bezirk St. Leonhard gibt es wenige konsumfreie, befestigte Flächen. Es ist eine positive Entwicklung für den öffentlichen Raum, ein Mehrwert für die Umgebung und für die Stadt.

Anerkennung / Special recognition



/ A location that speaks volumes Vanessa Bauer

Some years ago, the site in question was opened up towards the Leonhardstraße to create an urban ensemble consisting of three buildings belonging to the University of Music and Performing Arts Graz – Palais Meran, mumuth (House of Music and Music Drama) and Theater im Palais, or T.i.P. for short. Renovation work on the Theater im Palais lasted one and a half years and involved the addition of a new foyer and a redesign of the courtyard spaces between the buildings. A vertical outer shell, a so-called ‘baldachin’, encompassing the entire complex unites new and old parts of Theater im Palais to form a single unit. This golden eye catcher was an essential theme in the process of its development. It is a 3 mm thick alu­ minium sheet displaying varied perforations and embossments. They are an abstract repre­ sentation of a person performing a somersault in several phases of movement based on a chronophotograph of the physiologist and pioneer of photography, Étienne-Jules Marey, that relates well to the location and to the users involved in that development process. The baldachin envelops the building and gives it independency in the overall context. More­ over, the colour of the new building blends nicely and respectfully into the historical set­ tings of Palais Meran. Functionally, the baldachin acts as an exterior sunshade, but it also conceals the required adjoining spaces and discreetly camouflages the building’s technical infrastructure as well. The embossed façade element continues inside the foyer as a suspended ornamental ceiling. Originally, the grounds of Palais Meran had been enclosed by a boundary wall. However, the appearance of the wall along the Leonhardstraße had completely ignored the context in which the main entrance on that street and the architectural quality of Palais Meran played a crucial role. The wall was therefore demolished to create an open space facing the Leonhardstraße. Running alongside the Theater im Palais in Lichtenfelsgasse, the stone wall remains as a major spatial element of the entire complex. The golden bal­ dachin runs around that wall, which is visible, and which blends into the overall picture. The building was extended along its western façade to accommodate a huge multifunctional space, which is intended as a foyer for the Theatre and the Institute of Drama. It has two entrances and can be coupled or decoupled by means of glazed partitions and curtains. Inside, freestanding reflective furnishings comprise

a reception counter and the Institute’s visitors’ cloakroom, bar and kitchenette. Maintaining a distance to Palais Meran, the building, by way of its steel and lightweight structure, endeavours to establish a counterpart to the older building facing it, just as it had in the past as a coach house. The space was drawn from the courtyard into the interior in order to restore relations between both historical façades. In summer, the intentionally open ambulatory disappears behind shading elements between the double-glazing. In the evening, by contrast, when the blinds are open in the foyer and the interior is lit up, the desired transparency is experienced to the full. On summer days, the shading ele­ ments render any additional air conditioning superfluous. One major concern was to strengthen the space connecting T.i.P. with mumuth. A solid wall would have done the opposite, which is why glazing was also chosen for the northern front of the building. Opening the façade underpins that dialogue. The courtyard is an exterior space that responds to the needs of its users, providing a central meeting place, or campus, for students. Drama students, in particular, often use that space to warm up, to relax or even to play football after rehearsals. On the other hand, the courtyard needs to be kept entirely clear of obstructions at all times to maintain access for delivery services and the fire brigade. A pleasant gesture integrates Gerhard Lojen’s ‘Raumpartitur’ sculpture into the courtyard’s design. There, the ground covering forms a plinth around his work of art to provide a solid seating arrangement orientated towards Leonhardstraße, inviting people to sit down and have a rest. The tree is a source of shade, a symbol and link to the park situated on the rear side of Palais Meran. The T.i.P. and its courtyard are destined for inside and outside events. Paved areas that are freely accessible to the public are a scarcity in St. Leonhard district. It is, therefore, a truly positive development in public space and an asset for both the neighbourhood and the city as a whole.

Theater im Palais, Kunstuniversität Graz  balloon architekten ZT-OG

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Lageplan  /  Site plan — 1:500

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Schnitt  /  Section — 1:500 Grundriss Erdgeschoss  /  Floor plan ground floor — 1:500

Theater im Palais, Kunstuniversität Graz  balloon architekten ZT-OG

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Anerkennung / Special recognition

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Biomedizinische Technik, Technische Universität Graz (Gebäudeadaptierung) / Institutes of Biomedical Engineering, Graz University of Technology (conversion) Gangoly & Kristiner Architekten ZT GmbH Projektstandort / Location Stremayrgasse 16, 8010 Graz Architekturbüro / Architecture Gangoly & Kristiner Architekten ZT GmbH Projektteam / Project team Kerstin Wissounig, Eva Hierzer, Julia Lainer, Monika Liebmann- Zugschwert, Norbert Schindler ARGE Partner / working group partner: Ingenos Gobiet GmbH Bauherrschaft / Client Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H Statik / Structural design Peter Mandl ZT GmbH Brandschutz / Fire protection Norbert Rabl Ziviltechniker GmbH Bauphysik / Building physics Dr. Pfeiler GmbH Ziviltechnikergesellschaft Wettbewerb / Competition 2009 Planung / Planning 2009–2010, 2013–2015 Bau / Construction 2014–2015 Bruttogeschossfläche  /  Gross floor area 11 942 m2 Link www.gangoly.at

Biomedizinische Technik, Technische Universität Graz  Gangoly & Kristiner Architekten ZT GmbH

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Biomedizinische Technik, Technische Universität Graz  Gangoly & Kristiner Architekten ZT GmbH

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Biomedizinische Technik, Technische Universität Graz  Gangoly & Kristiner Architekten ZT GmbH

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Biomedizinische Technik, Technische Universität Graz  Gangoly & Kristiner Architekten ZT GmbH

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Der Blick zurück zur Stadt Claudia Gerhäusser

Schlicht und einfach Platzmangel war 2009 der Grund für die Erweiterung und den Umbau der ehemaligen Chemie­ institute auf dem Campus der Neuen Technik in Graz. Das Architekturbüro Gangoly & Kristiner erhielt den Zuschlag und sah sich insbesondere mit denkmalpflegerischen Fragen konfrontiert. Aus dem klaren Riegel von 1961 mit Mittelgangerschließung und hochspezialisierter labortechnischer Aus­ stattung sollte für die Institute der Biome­ dizintechnik der Technischen Universität ein neuer Standort entstehen. Dass durch den Bau einer Mensa daraus der Anziehungspunkt Nummer eins auf dem Campus und in der Umgebung wurde, konnte man bei der Wett­ bewerbsentscheidung nur erahnen. Seit 2015 wird dort, wo früher die Haustechnikgeräte auf dem Dach standen, gekocht und gegessen. Es gibt RooftopFeeling für alle, an einem Ort, an dem die Technische Universität Graz neben besten Be­ dingungen für Forschung und Studium auch beste Bedingungen zum »social life« zu bieten hat. Das Konzept der ArchitektInnen geht an dieser Stelle voll auf. Die Archi­ tektur rahmt fast unverstellt den atem­ beraubenden Blick über unesco-Weltkultur­ erbe, Schloßberg und Plabutsch. Dieser Blick zurück zur Stadt bleibt im Gedächtnis. Mit einem vollbesetzten Aufzug geht es zur Mittagszeit direkt in die neue Mensa über den Dächern der Stadt. Die Räume sind dunkel gehalten. Schwarze Holzfaserplatten an den Wänden und eine ab­ gehängte Decke aus Eichenholzlatten nehmen sich vornehm zurück, bilden den Hin­ tergrund für das wesentliche Erlebnis. Aus dem geduckten »Penthouse« heraus ver­ mittelt sich dem Betrachter die Qualität des Entwurfs. Es sind Räume, die das Pano­ rama auf die Stadtsilhouette inszenieren. Hier auf der Terrasse kann man freier denken – oder auch mal gar nicht, scheinbar weit weg von der Arbeit in den Büros und Seminar­ räumen der unteren Geschosse. Das Konzept von Offenheit und Zugänglichkeit für alle findet sich im Eingangs­ geschoss wieder. Für Begegnung und Arbeiten stehen große Flächen des Erdgeschosses den Studierenden zur Verfügung. Neben dem Haupteingang schiebt sich im Kontrast zu rauen Travertinoberflächen ein dünnes, helles Betondach vor das Bestandsgebäude. Fort­ geführt wird der so gewonnene Aufent­halts­ raum im Freien bis ins Innere des Gebäudes als Foyer eines Hörsaals. Man musste abwägen zwischen der Eleganz und Immaterialität 88

eines Atriums im Bestand und höherer Nutzungsqualität mit weniger Geradlinigkeit, weniger Klarheit durch zusätzliche Säulen, zusätzliche Überdachung und über­ große Leuchten. Außen hat sich hingegen kaum etwas verändert. Die Fassade ist ohne weitere Dämmmaßnahmen erhalten geblieben. Es lohnt ein genauerer Blick, um die Stärke des Low-Tech-Gedankens in Zusammenhang mit der Adaptierung des Laborgebäudes aus den späten 1950er Jahren zu bemerken. Hervorragend ist das Raumklima im Inneren des Bauwerks ohne hohen klimatechnischen Aufwand abgestimmt. Die Fenster wurden durch innenliegende Isolierverglasungen bau­ physikalisch optimiert und lassen sich nach wie vor zur mechanischen Durchlüftung ausstellen. Eine hüfthohe Lehmsockelwand reguliert die Luftfeuchtigkeit und die Beton­ rippendecke wurde als Speichermasse frei­ gelegt. Hinzu kamen akustische Maßnahmen an der offenen Rippendecke und akustisch wirksame Stellwände, die zugleich die Räume in kleinere Bereiche aufteilen und dadurch ruhige Arbeitsplätze schaffen. Früher wurden hier in offenen chemischen Labors Experi­ mente und Versuche gemacht, heute finden die Büros der InstitutsmitarbeiterInnen und DoktorandInnen angemessen Platz. Im Vordergrund der Adaptierung steht die durchdachte und zeitgemäße Programmierung im engen Rahmen von Denk­ malschutz, Energieverordnung, Brandschutz, Absturzschutz, Blitzschutz etc., die das Gebäude in die Jetztzeit holt. Karl Raimund Lorenz, 1940 noch Bauleiter deutscher Autobahnen und späterer Rektor der Technischen Universität, hatte 1954 den Auftrag für eines der modernsten Laborgebäude Europas erhalten. Er baute ganz im Stil der Zeit und mit einfachen, klaren architektonischen Linien. Der Umbau 60 Jahre später war ebenfalls dringlich. Er weicht die klare Strenge auf, indem er allgemeine bauliche Referenzen an die Mode der 1960er aufweist. Himmelhellblaue Farbe im Treppen­ aufgang, goldfarbene Stangen am Geländer und eloxiertes Aluminium an Rändern und Kanten versetzen stärker als je zuvor den Bau optisch in die späten 1950er Jahre zurück (oder in das, was wir für den vorherrschenden Stil dieser Zeit halten). Das gefällt den neuen NutzerInnen, die täglich ein- und ausgehen. Fünfhundert Mittagessen pro Tag werden in der Mensa auf dem Dach gekocht und es könnten laut Studierenden weit mehr sein. Bedenkt man die Qualität des Ortes über den Dächern der Stadt, dann lohnt sich der Versuch, einen Platz am Fenster oder auf der Terrasse zu bekommen allemal, wieder und immer wieder.

Anerkennung / Special recognition



/ Overlooking the city Claudia Gerhäusser

The reason for the extension and conversion of the former Chemistry Institute buildings on the ‘Neue Technik’ campus in Graz back in 2009 was a mere lack of space. Gangoly & Kristiner architectural practice, who won the competition, saw themselves confronted with specific questions concerning monumental preservation. Built in 1961, the clearly defined wing providing access via a central corridor and equipped with highly specialised laboratory technology was to be transformed into a new building for the Institutes of Biomedical Engineering at Graz University of Technology. Following the competition, one could barely imagine that building a canteen would turn the building into a main point of attraction on and around the campus. Since 2015, meals are cooked and eaten on the roof where building service equipment once stood. It is a unique rooftop experience for everyone at Graz University of Technology, which offers excellent conditions for study and research as well as social life. The architects’ concept has proved to be an amazing success. Up here, the roof archi­tecture frames a breathtaking – almost unobstructed – view to the World Heritage Site, Schlossberg and Plabutsch Hill. It is a view to the city that you’ll never forget. It is lunchtime. A packed elevator takes us straight up to the new canteen above the city’s roofscape. The rooms are darkish. Black hardboards on the walls and a sus­ pended ceiling made of oak wood beams step back elegantly, forming a backdrop for the key attraction. Looking out from the crouched ‘penthouse’, the viewer senses the quality of the design: these rooms set the stage for panorama views to the city’s skyline. On the terrace up here, you can let your thoughts wander freely, or maybe just stop thinking at all, since the hustle and bustle of the offices and seminar rooms on the lower floors seems so far away. The concept of openness and accessibility is repeated on the ground floor. Here, large spaces are available to students for meeting and working. Next to the main entrance, a thin bright concrete roof extending across the front of the building contrasts sharply with rough travertine surfaces. This additional forecourt merges with the building’s interior to form the foyer of an auditorium. A choice had to be made between the elegance and immateriality of an atrium in the building and higher quality utilisation with less

linearity, less clarity due to additional columns, extensive roofing and oversized lights. On the outside, however, nothing much has changed. The façade was able to be maintained without any additional insulation. It is worth taking a closer look to appre­ ciate the quality of low-tech ideas in con­ nection with the adaptation of the lab building in the late 1950s. Climatic conditions in the building’s interior are extremely well adjusted without requiring expensive air-con­ ditioning technology. The windows, which were optimised by applying interior insulating glazing, can still be tilted to enable mechanical ventilation. A waist-high loam parapet wall regulates air humidity and the ribbed con­ crete floor was uncovered to act as a thermal mass. Moreover, the open ribbed floor was sound insulated and soundproof partition walls were added to divide the spaces into smaller areas, thus creating quiet workplaces. Where experiments and tests were once carried out in open chemistry labs, today’s offices provide appropriate space for the institute’s employees and doctoral students. The key objective of the adaptation was to devise a careful and modern pro­ ject that would update the building within the restrictive bounds of monumental preser­ vation, energy efficiency and fire protection regulations, fall protection and lightning pro­ tection, etc. Karl Raimund Lorenz, Head Engineer of the Reichsautobahn in 1940 and later Rector of Graz University of Technology, was appointed in 1954 to build one of Europe’s most modern laboratory buildings. He built quite in the style of the time, adhering architecturally to simple and clear-cut lines. 60 years on, the building’s conversion had become an urgent matter, too. General structural references to the fashion of the 1960s dilutes its strict clarity of form. Even more powerfully evocative of the late 1950s, though (or what we consider the prevailing style of that time), are the sky blue in the stairwell, gold-coloured bars of the railings and anodised aluminium edges. The people using the building on a daily basis love it. Five hundred midday meals are cooked and served every day in the rooftop canteen, but students have suggested that they could do with much more. Considering the quality of the place over­ looking the city’s roofscape, it is always worth­ while to make a mad dash for a table by the window or on the terrace. No doubt about that.

Biomedizinische Technik, Technische Universität Graz  Gangoly & Kristiner Architekten ZT GmbH

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Lageplan  /  Site plan — 1:500

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Anerkennung / Special recognition

Schnitt  /  Section — 1:500 Grundriss 4. Oberschoss  /  Floor plan fourth floor — 1:500 Grundriss Dachgeschoss  /  Floor plan top floor — 1:500 Biomedizinische Technik, Technische Universität Graz  Gangoly & Kristiner Architekten ZT GmbH

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Anerkennung / Special recognition

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Oase Nº 8 / Oasis Nº 8 Agency in Biosphere – Markus Jeschaunig Projektstandort / Location Radetzkystrasse 4, 8010 Graz Architekturbüro / Architecture Agency in Biosphere – Markus Jeschaunig Projektteam / Project team Markus Jeschaunig, Gottfried Prasenc, Anna Gruber Bauherrschaft / Client Markus Jeschaunig Statik / Structural design plateau – Bmst. DI Martin Knapp Energieplanung / Energy design Advanced energy consulting – DI Sebastian Sautter Planung / Planning 2014–2015 Bau / Construction 2015 Grundstücksfläche / Plot area 133 m2 Bruttogeschossfläche  /  Gross floor area 17,5 m2 Link www.agencyinbiosphere.com

Oase Nº  8  Agency in Biosphere – Markus Jeschaunig

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Nominierung / Nomination

Oase Nº  8  Agency in Biosphere – Markus Jeschaunig

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Blasenprobleme

Heißer Asphalt im gleißenden Mittagslicht. Hier irgendwo soll sie sein, die Innenstadtoase in der transparenten Membran, die Bananenplantage in der Traglufthalle. Wo jetzt genau? Hab sie schon! Zwar musste die Blasenhülle inzwischen der gnadenlosen Sommersonne weichen, die Oase selbst aber schwebt unbeirrt dort oben im ersten Stock und winkt mit ihren mächtigen Bananen­ wedeln herunter auf die Straße. Wenn auch nicht mehr lange: Der Jahreskreis schließt sich bald; mit Erntedank müssen Bananen, Papayas und Ananas eine neue Bleibe suchen. An die Stelle der Oase tritt dann wieder das alte Stück Stadtwüste. Wie war es dazu gekommen? Eigen­t­ lich war das Ganze als schnelle Geschichte gedacht. Als Vorbild diente Markus Jeschaunig die Oase Nº 7 von Haus-Rucker-Co, 1972 als acht Meter großer transparenter PVC-Ball aus der Fassade des Kasseler Fridericianums geblasen. Innen ein begehbares Stahlgerüst, zeitweilig mit künstlichen Bananenstauden auf wohnlich getrimmt. Oase Nº 8 sollte dann als zeitgemäße Weiterentwicklung lebende, Früchte tragende Bananenstauden beher­ bergen. Die Ortswahl fiel auf eine Baulücke in der Bruchlinie von unregelmäßigem Vorstadt- und geradlinigem Innenstadtraster, in unmittelbarer Nähe zum Grazer Ver­ kehrsknotenpunkt Jakominiplatz. Bananen brauchen es warm, weshalb die benachbarte Pizzeria die Abwärme ihrer Kühlräume unkompliziert zur Verfügung stellte. Alle Fragen geklärt? Also los: Luftballon auf das Abwärmerohr schnallen, aufblasen, Erde und Bananenstauden rein, gießen, wachsen, ernten, fertig. Aber so lief es dann doch nicht und aus der schnellen wurde eine lang­ wierige Geschichte. Aber schließlich war ja auch der Pizzabäcker von Anfang an skeptisch gewesen: »Das wird nix, Markus. Gott will doch hier keine Bananen wachsen haben.« Apropos: Warum überhaupt Bananen? Weil ihre Heranschaffung ein hohes Maß an Energie verbraucht (gekühlter Transport, gekühlte Lagerung, beheizte Nachreifung) und sie als beliebteste aller Tropenfrüchte in großen Mengen verspeist werden. Da käme die heimi­ sche Niedrigenergiebanane gerade recht. Wie alle Projekte kann auch dieses als eine Reihe zu lösender Einzelprobleme beschrieben werden. Und Markus Jeschaunig hat es sich nicht gerade leicht gemacht. Problem eins: der Ort. Die Lage zwischen zwei Brandwänden oberhalb eines bereits bestehenden eingeschossigen Vorstadt-Hexenhäuschens trug nicht zur Vereinfachung bei. Der 60 cm hohe Erdkörper erreicht bei voller Wassersättigung ein

Gewicht von vier Tonnen – zu viel für das vorhandene Flachdach. Eine neue Plattform aus Stahlträgern und Holzrost spannt deshalb von Feuermauer zu Feuermauer. Beide Wände tragen Rauputz – zu rau für die zarte Blasenmembran. Vorsatzschalen aus gebrauchten Schalungsplatten mussten eine ausreichend glatte Umgebung bilden. An ihnen lag die Blase direkt an, hier wurde sie zur Stabilisierung auch mit Anpressleisten festgeschraubt – die Umrisse dieser Verschneidungsflächen lassen auch heute noch die mittlerweile abgebaute Blase erahnen. Die beiden Fenster in der Brandwand erhielten Brandschutzrollos, für deren Steuerung wiederum eine eigene Brand­ schutzanlage installiert werden musste. Problem zwei: die Blase selbst. Ihre Form ergab sich aus einem Kompromiss zwischen der membranstatisch idealen Kugel­ form, der angestrebten Wachstumshöhe der Bananenstauden und der Enge der begren­ zenden Wände. Transparente Hohlkam­ merplatten wären klimatisch und bautechnisch vorteilhafter gewesen, TraglufthallenDruckgebläse und Eingangsschleuse wären entfallen. Das Ergebnis dann allerdings: ein klassischer Wintergarten? Keine schlechte, aber auch keine erhebende Vorstellung. Die Blase, in ihrer Leichtigkeit und verspielten Instabilität, bildet das Rückgrat des gesamten Projekts, transportiert seine Schönheit und Poesie. Auf sie wollte Markus Jeschaunig zu keinem Zeitpunkt verzichten, den Aufwand ihrer Realisierung nahm er in Kauf. Problem drei: das Klima. Bananen benötigen, um Blüten anzusetzen, subtropisches Klima mit relativ konstanten Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit. Um innerhalb einer einschaligen Kunststoff­ folie diese Bedingungen auch in wolkenlosen Winternächten und an sonnigen Sommer­ tagen sicherzustellen, war ein gewisser Auf­ wand notwendig. Im versteckten Innenhof sind die technischen Grundlagen des Bananen­ wunders versammelt: die Regenwasserzisterne mit ihren 500 Litern Fassungsvermögen, ausgestattet mit Pumpe und Zeitschaltuhr zur Bewässerung; drei Kühlaggregate, die ihre Abwärme in den Wärmespeicher einspeisen; der Steuerkasten, der alles für die spätere Auswertung aufzeichnet und per Remote-App die drei Hauptparameter Luftdruck, Tempe­ ratur und Luftfeuchtigkeit fernsteuerbar macht; Wasserrohre; Kabelstränge. Trotz aller Technik kommt die Blase nicht ohne Handar­ beit aus: Nebelmaschine befüllen, Läuse abklauben, Blüten bestäuben, düngen – die »Bananahood«, bestehend aus acht enga­ gierten NachbarInnen, war täglich im Einsatz. Das größte Problem war dann aber wohl jenes der sommerlichen Überhitzung. Mit Beginn des Frühsommers sank bei hohen Temperaturen die relative Luftfeuchtigkeit so stark ab, dass eine Beschattung unabdingbar

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Nominierung / Nomination

Andreas Strohriegel

wurde. Das Aufbringen einer Sonnenschutz­ plane war gut überlegt und wissenschaftlich fundiert und dennoch nicht von Erfolg ge­ krönt. Der Lichteintrag war letztlich zu gering, die Beschattung musste wieder ent­ fernt werden. Die nun erforderliche Abwägung Pflanzengesundheit gegen Blasenschönheit fiel zugunsten der Lebewesen aus: Die Blase musste weichen, die Oase verbringt ihre letzten Monate im Freien. Die Bananenstauden haben eine Höhe von knapp fünf Metern erreicht und stehen selbstbewusst auf ihrer Plattform. Einer Bananenernte war das ver­ gangene Jahr dennoch abträglich: Kältestress im Winter, Wärme- bzw. Lufttrockenheits­ stress im Frühsommer, zuletzt das Übermaß an Schatten als Folge der Sonnenschutzplane. Wie sieht also die Bilanz aus? Oase Nº 8 war laut Markus Jeschaunig ein Lernprojekt, ein Schritt in Richtung einer öko­ effizienten Stadt. Der bis dahin unbeachtete Ort wurde neu definiert und ins Bewusst­ sein der städtischen Bevölkerung gerückt. Und auch eine Nachnutzung der tragfähigen Plattform wird diskutiert. Die Pflanzen haben sich hier offensichtlich wohl gefühlt, auch wenn sich die Ernte auf die nur als Ergänzung gepflanzten Papayas und Ananas beschränkte. So hat der Pizzabäcker mit seiner Prophezeiung der ausbleibenden Bana­ nenernte zwar Recht behalten, eine um­ fangreiche andersartige Ernte wiegt diesen Ernteausfall aber bei Weitem auf: Wissen, Erfahrung, Unterstützung von zahllosen Hel­ ferInnen, PlanerInnen, Firmen und Förder­ stellen, zwei Handvoll Kunst- und For­schungs­ preise, ausbaufähige Kontakte zu führenden Umwelt- und Energiefor­schungsinstitu­ tionen – die Vorratskammern des Innen­ stadtlandwirts sind reich gefüllt.



/ Bubble trouble Andreas Strohriegel

Hot tarmac under the dazzling midday sun. It is supposed to be somewhere around here: an urban oasis inside a transparent membrane – a banana plantation in an inflatable structure. But where exactly is it? Ah – found it! Although the bubble membrane had to be removed due to the merciless heat of the sun, the oasis, unperturbed, still floats up there on the first floor, waving down to the street with its giant banana leaves. Albeit not for much longer: the season will soon end, and when October’s harvest festival comes round, bananas, papayas and pineapples will be in search of a new haven. And that dreary old bit of urban desert will reappear in place of the oasis. What’s behind it all? Well, the whole idea was actually planned as a short story. Markus Jeschaunig’s model was an installa­ tion, Oasis Nº 7 designed by Haus-Rucker-Co in 1972, which is an eight-metre high trans­ parent PVC sphere blown out of the façade of the Kassel Fridericianum Museum. Inside it, a walkable steel structure was decorated at times with artificial banana plants to create a homely atmosphere. Oasis Nº 8 was visualised as a progressive version that would contain living, fruit-bearing banana plants. The ideal location was found in a building gap on a fault line between the irregular fringe area and linear inner city grid in the direct vicinity of Jakominiplatz, one of Graz’s main transport hubs. Banana plants require warmth, which is why a neighbouring Pizzeria proprietor kindly agreed to provide the waste heat from their cold rooms. Any more queries? Well then, here we go: fasten the bubble to the waste heat pipe, inflate it, insert soil and banana plants, water them, watch them grow, harvest them, and that’s it. But it wasn’t as simple as that, and so the intended short story finally turned into a long and tedious one. For one thing, the pizza cook had been scepti­ cal right from the start: ‘Now look Markus, this’ll not work out. God doesn’t want bananas to grow here,’ he said. By the way, why bana­ nas, of all things? Well, because their provision is energy consuming (requiring cooled transpor­t ation, cooled storage facilities, and heated after-ripening) and because people eat huge amounts of this most popular of tropi­ cal fruits. Home-grown low-energy bananas would be a refreshing alternative. Like all projects, this one can also be described as a string of problems that needed to be resolved. And Markus Jeschaunig did not take things lightly. Problem 1: the location between two firewalls above a single-storey suburban

gingerbread house did not make things any easier. At a height of 60 cm, the weight of the earth vessel reaches four tonnes when it is fully saturated with water – too heavy for the existing flat roof. A new platform made of steel supports and wooden beams was built to span the gap between both firewalls. Both walls are rendered with rough plaster – too rough for the delicate bubble membrane. Facing formwork made of used formwork panels created sufficiently smooth sides between which the bubble directly rested. To stabilise the bubble, it was screwed on additionally using pressure plates – you can still see traces of the cut surfaces where the meanwhile dismounted bubble once stood. Both windows in the firewall were equipped with protective blinds, requiring the instal­ lation of a separate fire protection system to regulate them. Problem 2: the bubble itself. Its shape was determined by the ideal spherical form based on the statics of the membrane, the desired height of the growing banana plants and the limited space available within the walls. Transparent twin-wall sheets would have been more advantageous with regard to climatic and structural requirements, and the pressure blower for the inflatable structure and the air lock could have been dispensed with. However, the result would have been a classical conservatory. Not bad, but not actually uplifting either. In its lightness and playful instability, the bubble formed the backbone of the whole project, communicating both beauty and poetry. At no time did Markus Jeschaunig wish to make do with anything less, no matter how much trouble it would take to realise. Problem 3: the climate. To develop blossoms, banana plants need a subtropical climate with relatively constant temperatures and high humidity. And to guarantee stable conditions inside a single-leaf plastic sheet on clear winter nights and sunny summer days requires a certain level of technical expertise. The banana miracle’s basic requirements were assembled in a hidden courtyard. First, the rainwater cistern with a capacity of 500 litres equipped with a pump and timer for watering. Second, three cooling units that fed their waste heat into the heat storage tank. Third, a control box that would record everything for a later evaluation and allow for regulation of the three main parameters – air pressure, temperature and humidity – per remote app. Finally, the water pipes and cable harnesses. However, despite all the bubble-tending technology, certain tasks still needed to be done by hand: replenishing the vaporiser, picking lice, pollinating blossoms and applying fertiliser, which kept the Bananahood, a bunch of eight enthusiastic neighbours, busy every day. The biggest problem, though, was overheating in summer. High temperatures in Oase Nº  8  Agency in Biosphere – Markus Jeschaunig

early summer caused the relative air humidity to drop so rapidly that shading became indispensable. Unfortunately, the decision to mount an awning, which had been carefully considered and scientifically established, proved unsuccessful. Since the light incidence was too low, it was subsequently dismounted. Most importantly, plant health was now given priority over the aesthetics of the bubble. The bubble had to be removed, and the oasis spent its last months out in the open. In the end, the banana plants grew just short of five metres, standing proudly on their platform. Still, last year’s banana harvest was thwarted by seasonal stress: winter cold, heat and dryness in early summer, and finally, excessive shade due to the awning. In hindsight, what conclusions can we draw? According to Markus Jeschaunig, Oasis Nº 8 had been a learning project and a step towards an ecologically efficient city. The project had redefined a hitherto disregarded location and attracted people’s attention to it. Besides that, ideas have emerged to reuse the load-bearing platform. The plants obviously thrived well, even though the harvest was limited to papayas and pineapples that had been planted as an afterthought. Although the pizza cook was right in his prediction about the failed banana harvest, we brought in a plentiful harvest of a different kind that amply made up for the loss: knowledge, experience, the support of so many helpers, planners, companies and funding bodies, two handfuls of art and research awards, as well as pro­ mising contacts to leading environmental and energy research organisations. The urban farmer’s storage rooms are filled to the brim!

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Lageplan  /  Site plan — 1:500

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Nominierung / Nomination

Schnitt  /  Section — 1:250 Grundriss /  Floor plan — 1:250

Oase Nº  8  Agency in Biosphere – Markus Jeschaunig

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Fortress of Backyards – Festivalzentrum steirischer herbst 2014 / Fortress of Backyards – Festival Centre steirischer herbst 2014 supersterz + .tmp architekten Projektstandort / Location Graz Architekturbüro / Architecture supersterz + .tmp architekten Projektteam / Project team supersterz : Tobias Brown, Bernhard Luthringshausen, Johannes Paar .tmp architekten: Martin Mechs, Uli Tischler Bauherrschaft / Client steirischer herbst festival gmbh Statik / Structural design ZT DI Manfred Petschnigg Wettbewerb / Competition 2014 Planung / Planning 2014 Bau / Construction 2014 Links www.supersterz.at www.t-m-p.org

Fortress of Backyards – Festivalzentrum steirischer herbst 2014  supersterz + .tmp architekten

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Nominierung / Nomination

Fortress of Backyards – Festivalzentrum steirischer herbst 2014  supersterz + .tmp architekten

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Schönes Blech

Einerseits könnte man über dieses Projekt alles Mögliche behaupten. Bis auf ein paar Befestigungsspuren im Asphalt des Gehsteigs ist ohnehin nichts mehr davon sichtbar – sicher zur Freude des Bundesdenk­ malamts. Andererseits hatte die Fortress of Backyards in ihrer Bestandszeit unzählige BesucherInnen und wurde in mehreren Medien rezensiert. Besser, man hält sich also doch an belegte Tatsachen. Ein paar an den einen oder die andere gestellte Fragen nach eventuell noch vorhandenen Erinne­ rungen waren auch hilfreich bei der Bemüh­ ung, ein lebendiges Bild dieser vollständig vergangenen Architektur zu zeichnen. Errichtet jeweils für die Nutzungsdauer von einem knappen Monat, sind die Festivalzentren des steirischen herbst Musterbeispiele für die meist gelungene temporäre Nutzung von – im wahrsten Sinne des Wortes – einmaligen Gelegenheiten. Die ergänzende Einrichtung der sogenannten herbstbar mit dem dort stattfindenden Alkoholausschank fixiert diese Orte magisch und dauerhaft im kollektiven Gedächtnis der Kunstschaffenden und Kunstkonsument­ Innen: im Lichtschwert bei der Oper! Im Eisernen Haus vor seinem Abriss! Im Container am Karmeliterplatz! Rund um die Uhr in der Thalia!! Und im Herbst 2014 wurde das spätbarocke Grazer Stadtpalais Wildenstein zum Festivalzentrum in der Hinterhof­festung erklärt. Die örtliche Polizeidienststelle war eben erst geschlossen worden, sodass ein Teil des umfangreichen, rund um das Paulustor angesiedelten Polizeikomplexes zwischenzeitlich leer stand. Da durften dann ausnahmsweise die KünstlerInnen und ihre ArchitektInnen hinein. Und die fackelten nicht lange und krempelten das alte Haus mit ein­ fachen und kraftvollen Mitteln komplett um. Als erste und grundlegende Maß­ nahme wickelten supersterz und .tmp architekten zwei rohe Trapezblechwände rund um die mächtige Rustikazone der Straßen­ fassade. Mit ihrer ansteigenden Höhe und den reflektierenden gelben Klebestreifen zielten sie, von rechts und links heranlaufend, direkt auf das zentrale Prunkportal. Weiter ging es durch die Engstelle der Hofeinfahrt hindurch und gleich danach wieder hinaus ins Freie. Hier wichen die beiden Stahlwände jäh aus­ einander und umfassten schließlich eine weite, aber klar begrenzte Fläche: Der namengebende Hinterhof war geschaffen. Dazu kam das passende Mobiliar zum allgemein verbreiteten Hinterhofklischee: weiße Baumarktsessel, abgefahrene Traktorreifen, leer getrunkene Getränkekisten, gebrauchte Containergaragen. Und jetzt: Bühne frei! Denn ebenso wichtig

wie der architektonische Rahmen war den PlanerInnen die Bespielung des von ihnen geschaffenen Hinterhofs: Frech drehten sie das aktuelle Motto des Festivals – »I prefer not to … share« – in sein Gegenteil um und er­ klärten ausgerechnet das Teilen zum Leitmotiv ihres Entwurfs: »I prefer to … share!« Teilen im Sinne von gemeinsamer Nutzung. Auf ihre Initiative geht es zurück, dass der Hinterhof zum Umschlagplatz von Wissen und Fertig­ keiten wurde, die sonst fest in der Hand von professionellen Anbietern liegen. So übernahm der Verein Fahrradküche zwei der Container, hielt dort Workshops zu den Themen Fahrradund Hochradbau ab und veranstaltete im denkmalgeschützten Palais eines seiner spek­ takulären Altbaukriterien. Der Verein Druck­ zeug wiederum zog für die Zeit des Festivals mit Maschinen und Ausrüstung in den dritten der Container ein. Garagentor auf: Der Verein ist da und druckt vielleicht wieder mit der großen Straßenwalze! Wer macht mit? Gara­ gentor zu: Heute müsst ihr euch ohne uns beschäftigen. Von der zuvor ebenfalls vor Ort untergebrachten Polizeidruckerei wurde noch das eine oder andere Gerät ausgegraben und dem Maschinenpark des Vereins ein­ verleibt. Und die herbstbar nutzte gleich die Gelegenheit und ließ ihre Bierdeckel und Speisekarten von den Nachbarn im Container drucken. Teilen aber auch im Wortsinn von aufteilen: mein Hof hier, dein Hof da! Klare Abgrenzung und Überschaubarkeit wurden von den ArchitektInnen als Grundlage für die entspannte Nutzung des klassischen Hinter­ hofs, für die Möglichkeit der freien Entfaltung von Ideen und Tätigkeiten angegeben. Die anfangs besorgten Nachbarn in den angren­ zenden, unverändert polizeilich genutzten Gebäuden nahmen die stählerne Palisade rund um den Künstlerhof jedenfalls mit Erleichte­ rung zur Kenntnis. Aber auch innerhalb des Hinterhofs wurde das meterhohe Trapezblech positiv erlebt: als emotionaler Schutzwall sowohl gegenüber dem benachbarten poli­ zeilichen Anhaltezentrum als auch gegenüber der dunklen Vergangenheit des Ortes, der in der NS-Zeit Sitz der Sicherheitspolizei war und auch als Hinrichtungsstätte dienen musste. Eine Vergangenheit, mit der sich der steirische herbst auch in einem Beitrag in seinem Festivalmagazin auseinandersetzte. Das vielfach gefaltete Trapezblech war also signalhafte Fassade, diente als Leitsystem, schuf neue Räume und grenzte effektiv Innen und Außen, Gestern und Heute voneinander ab. Die Fortress of Backyards umfasste auch die Innenräume des Festivalzentrums: Öffnungen im Trapezblech führten von der Hofeinfahrt linker Hand in die zentrale herbstAusstellung. Deren Titel Forms of Distancing korrelierte mit dem Umstand, dass die Ausstellungsarchitektur im Architektenauftrag

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Nominierung / Nomination

Andreas Strohriegel

nicht enthalten war. Auch der hofseitige Aus­ gang geleitete die AusstellungsbesucherInnen noch einmal durch die Blechwand hindurch. Rechter Hand gelangte man von der Hofein­ fahrt aus direkt in die herbstbar. Dort waren einige wenige neu angefertigte Möbel im Einsatz, im wesentlichen Theke und DJ-Desk: leichte Holzkonstruktionen hinter gewelltem Acrylglas, formal verwandt mit den etwas kantigeren Trapezblechen. Teile davon sollen heute noch in Verwendung sein. Besonders unappetitliche Bodenfliesen wurden unter einem eigens produzierten, abstrakt gemus­ terten Korkbelag versteckt; eine Notwendig­ keit vor allem im traditionellen Künstler­ speisesaal. Und ja, auch in den Innenräumen waren die schon bekannten weißen Mono­ blocksessel omnipräsent. Alle Befragten erinnern sich an die im Backyard vorherrschende gute Stimmung, an das anregende Ambiente (trotz oder auch wegen der »Polizei im Gnack«) – und an das ausnehmend gute Wetter. Was hätte der ausgesetzte Hinterhof wohl bei Regen und Kälte hergegeben? Die Zentral­ anstalt für Meteorologie und Geodynamik beschreibt den Monat Oktober des Jahres 2014 im Bereich südliche Steiermark übrigens als einen der sonnenreichsten und wärmsten der 250-jährigen Messgeschichte. Fortune favours the bold!



/ Great metal Andreas Strohriegel

On the one hand, you could say all kinds of things about this project. Nothing much is left of it now apart from a few marks in the tarmac on the pavement where it once stood – to the delight of the Austrian Federal Monuments Office, to be sure. On the other hand, the Fortress of Backyards attracted droves of visitors, and it was reviewed in several media, too. It would be better, there­ fore, to stick to proven facts. Asking one or two people a few questions about possibly lingering memories was also quite helpful in an endeavour to paint a vivid picture of an architecture that has vanished for good. Built for a period of use just short of a month, the festival centres of steirischer herbst exemplify well the – mostly successful – temporary utilisation of unique amenities, where unique is meant here in the sense of ‘once only’. The so-called herbstbar, an addi­ tional facility serving alcoholic drinks, lodged these places magically and perma­ nently in the collective memory of art creators and art consumers alike: in the Light­ saber near the Opera House! In the Iron House prior to its demolition! In the container on Karmeliterplatz! Around the clock in the Thalia Theatre! And in autumn 2014, the late baroque palace, Palais Wildenstein in Graz, was declared the festival centre in the backyard fortress. Due to the closure of the local police station, parts of the extensive Federal Police building complex located around the Paulustor gate had become tempo­ rarily empty, and so artists and architects were permitted to move in for a while. Without further ado, they revamped the old building with simple, but powerful means. In an initial and fundamental step, supersterz and .tmp architekten wrapped two trapezoid sheet metal walls around the massive rusticated masonry of the build­ ing’s street façade. Rising in height and covered with yellow reflecting strips, the walls directly targeted the magnificent central portal from the left and right, running through the bottleneck in the courtyard entrance and out into the open again. At that point, both sheet metal walls suddenly diverged to finally encompass a spacious, but clearly bounded area: the eponymous backyard was born. Appropriate furnishings were added to the familiar backyard cliché: white plastic chairs from the DIY store, worn out tractor tyres, crates full of empty bottles and second-hand container garages. The show was ready to go! For besides providing the appropriate architecture, the planners reckoned it was just as important to focus on what was going to happen in their backyard creation. To do that,

they boldly turned the festival’s motto into the opposite: ‘I prefer not to … share’ became ‘I prefer to … share!’, thus announcing sharing, in the sense of collective use, as the leitmotif of their design. It is thanks to their initiative that the backyard became a hub of knowledge and skills exchange that would have otherwise remained firmly in the sphere of professionals. Thus, for example, the Fahrradküche bicycle club occupied two of the containers, ran work­ shops on bicycle and high-wheeler construc­ tion, and held one of their spectacular historic building criteriums in the listed palace build­ ing. The Druckzeug club, on the other hand, moved into the third container during the fes­ tival period taking with them all their machines and equipment. Open garage door: the club is present and might print things with the big road roller! Who is going to join them? Closed garage door: today you will have to get on without us. After unearthing one or two pieces of printing machinery in the police force’s former on site printing shop, they were incor­ porated into the club’s collection of machinery. And the herbstbar immediately took advantage of the opportunity and had their beer mats and menus printed in their neigh­bours’ container. Sharing, however, as understood in the sense of dividing, too: here is my yard, and there is yours! The architects had defined clear boundaries and well-managed space as a basis for the laid-back use of the classic backyard as a possibility of freely developing ideas and activities. Anyhow, initially worried neighbours from adjacent buildings still used by the police acknow­ ledged the steel palisade around the artists’ yard with relief. Inside the backyard, the metre-high trapezoid metal sheet also received positive recognition: as an emotional barrage against both the neighbouring police detention centre and the building’s grim history, which in the Nazi era had been the seat of the Security Service, serving also as a place of execution. That history was dis­ cussed by steirischer herbst in an article for the festival magazine, amongst others. Hence, the multiple folded trapezoid metal sheet made a strong impact as a façade and also served as a guidance system, while creating new spaces and effectively demar­ cating the inside from the outside, the past from the present. The Fortress of Backyards also encompassed the interior spaces of the festival centre: openings in the trapezoid metal sheet led from the courtyard entrance on the left to the central herbst exhibition whose title, ‘Forms of Distancing’, correlated with the circumstance that the exhibition architecture was not part of the architects’ assignment. The courtyard exit again guided

exhibition visitors through the metal wall. On the right, visitors were able to access the herbstbar directly from the courtyard entrance. There, a few pieces of newly made furniture were available for use, chiefly comprising a bar counter and DJ desk: light­ weight timber constructions behind corrugated Perspex, formally related to the somewhat sharper-edged trapezoid metal sheets. Parts of them, they say, are still in use today. Particularly unappetising floor tiles were hidden beneath an abstractly patterned cork floor covering made especially for the occasion; a necessity, above all, in the traditional artist’s dining room. And yes, those familiar white monobloc chairs were omnipresent in the interior spaces, too. All interviewees recalled the good atmosphere in the Backyard, its inspiring environment (despite, or even because of, the police ‘breathing down one’s neck’), and the exceptionally fine weather. How would the backyard have fared if it had been exposed to rain and cold? The Austrian Central Insti­ tution for Meteorology and Geodynamics described October 2014 as one of the sunniest and warmest months in the southern Styrian region since recording started 250 years ago. Fortune favours the bold!

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Lageplan  /  Site plan — 1:500

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Ansicht  /  Elevation — 1:500 Grundriss Erdgeschoss  /  Floor plan ground floor — 1:500

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Ölmühle Fandler / Fandler Oil Mill epps Ploder Simon ZT GmbH Projektstandort / Location Prätis 1, 8225 Pöllau Architekturbüro / Architecture epps Ploder Simon ZT GmbH Projektteam / Project team Petra Simon, Elemer Ploder, Michael Moitzi, Vanja Dundic, Robert Unger, Patrick Fresner Bauherrschaft / Client Julia Fandler, Ölmühle Fandler GmbH Statik / Structural design Zivilingenieurbüro DI Wilhelm Lerch Vermessung / Surveying Geogis Dunst Winkler ZT GmbH Planung / Planning 2011 Bau / Construction 2011–2013 Grundstücksfläche / Plot area 10 575 m2 Bruttogeschossfläche  /  Gross floor area 1480 m2 Link www.epps.at

Ölmühle Fandler  epps Ploder Simon ZT GmbH

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Ölmühle Fandler  epps Ploder Simon ZT GmbH

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Tradition trifft auf Beton Vanessa Bauer

Sie entspricht keiner Sehgewohn­ heit. Aus 200 Meter Entfernung kann man sie bereits erblicken, die Ölmühle Fandler. Beleuchtet am Abend, sorgt sie bei den Anrainern für Begeisterung. Durchaus unge­ wöhnlich für diese Umgebung, die eher durch eine heterogene, »verhüttelte« Struktur geprägt ist. »Hier ein Knusperhäuschen, da eine Lagerhalle«, so Petra Simon und Elemer Ploder von epps architekten. Der langen Tradition des Ölpressens wird Innovation entgegengestellt. Die Tradition versinnbildlicht am Bestand des Wohn­hauses – im Schönbrunner Gelb mit grünen Fensterbalken. Die Innovation umge­ setzt im Neubau aus Sichtbeton – mit Finger­ zeig auf den Altbau. Die Anlage öffnet sich großzügig zum Außenraum und fügt sich auch farblich gut ins Ortsbild ein. Die Größe des Neubaus – insgesamt 1250 m² – bricht gänzlich mit dem vorherrschenden ländlichen Maßstab. Dieses enorme Volumen verschwindet jedoch aus der Wahrnehmung des Besuchers geschickt in den Hintergrund und bettet sich gut in den Kontext ein. Die Ölmühle Fandler produziert seit 90 Jahren geschmacksintensive, sortenreine Öle. Diese werden gepresst und abgefüllt. Beim Neubau ging es um die gleichen Werte: Es wurden naturbelassene Materialien ver­ wendet – Holz und Sichtbeton, unbehandelt und roh. Da hat man schnell das Gefühl, dass es noch nicht fertig ist. Es muss jedoch nichts behübscht werden. Es ist so, wie es ist. Es wird mit einer Haltung und Wertschät­ zung gegenüber der Region, dem Unter­neh­ men und den KundInnen gelebt. Das Heranwachsen des Betriebs sorgt für mehr Dynamik auf den Straßen, einerseits durch den Transport mit Lkws, an­ dererseits auch durch die Bus­touristInnen. Diese Bewegung und Entwick­lung wird mehr und mehr zum Thema, auch im Bezug auf die Umwelt und auf die Lärmentwicklung auf den Straßen. Die Gemeinde Pöllau wächst zu einem stattlichen Markt heran. »Wir bauen zuhause«, so die Bauherrin Julia Fandler. Pöllau zeichnet sich besonders durch Handwerksbetriebe aus. Es gab ein klares Bekenntnis zur Region, indem fast ausschließlich regionale Firmen beauf­ tragt wurden. Man identifiziert sich mit dem Gebäude, das wirkt sich auch auf die Qualität und Kommunikation vor Ort aus. Im Erdgeschoss des zweistöckigen Gebäudes befindet sich der Ess- und Denk­ raum. Vorrangig wird darin gegessen und 112

finden Besprechungen statt. Eine eigens engagierte Köchin kocht für die Mitarbeiter­ Innen des Unternehmens. Das Großraumbüro im Obergeschoss ermöglicht den Sicht­ kontakt untereinander, aber auch die Möglichkeit, in Ruhe zu arbeiten. Raumteiler bis zur Decke bilden Kojen und gliedern den Raum. Der Weg nach Hause führt bei den KollegInnen vorbei und fördert soziale Interaktion. Der großzügige Verkostungs- und Verkaufsraum im Erdgeschoss mit seiner durchdachten Aufteilung deckt die Bedürf­ nisse jedes Einzelnen ab. Den BesucherInnen den Rohstoff, die Produktion, das Ergebnis und die Verwendung näherzubringen, ist das Credo des Unternehmens. Wissensvermittlung spielt eine wesentliche Rolle im Kontakt mit den KundInnen. Sei es eine Busreise­ gruppe bestehend aus SeniorInnen, Kinder­ gruppen oder einzelne Personen – im Prinzip sehen und erleben alle das Gleiche. Die Wissensvermittlung führt soweit, dass im Eingangsbereiche Beete mit Ölpflanzen ange­ legt wurden, um den KundInnen die Pflanzen vorzustellen – damit diese ein Gefühl für Größe und Aussehen bekommen. Der Fokus liegt natürlich auf den fertigen Ölen und ihrer Verwendung. Das Öl als zentrales Produkt des Unternehmens, spiegelt sich auch im Logo wider. Der sogenannte Fandlertropfen tritt visuell im gesamten Gebäude – innen wie außen – in Erscheinung. Die Grün- und Schotterfläche im Eingangsbereich ist im Design des Firmenlogos angelegt. Im Innen­ raum hängt ein Luster aus 700 »Öl«-Tropfen. Innen – ins massive Eichenholz – sowie außen an der Hauptfassade – in den Sichtbeton – wurde das Logo der Firma eingeprägt. Der Tropfen im Sichtbeton wurde in einem Stück betoniert – sechs Meter breit und sieben Meter hoch: eine Herausforderung, zugleich ein Blickfang.

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/ Tradition meets concrete Vanessa Bauer

What an unexpected sight. You can already see it 200 metres away – the Fandler Oil Mill. Local residents love it when it lights up in the evening. Definitely unusual for these parts, which are characterised rather by a seemingly random scattering of different build­ ings. ‘Here a cute gingerbread house, there a warehouse’, is how Petra Simon and Elemer Ploder from epps architekten describe the situation. At the site in question, a long tradi­ tion of oil pressing, embodied in the building’s old-style Schönbrunn yellow façade and green window shutters, contrasts with an innovative new fair-faced concrete building that hints to the older house. Opening up generously to the outside, the colour of the complex relates well to its local surroundings. The size of the new building – 1250 m² in all – breaks boldly with prevailing rural standards. What is so clever about this building, though, is that its enormous dimensions are not discernible at first sight, and it fits neatly into the context of its location. Fandler Oil Mill has pressed and bottled characteristically flavoured pure single-varietal oils for 90 years. Their new premises were to address those same traditional values using natural materials – raw, untreated timber and fair-faced concrete. At first, you get the impression that the place is somehow incomplete. Yet, it does not need any decorative additions. It looks good just the way it is, in keeping with an atti­ tude of respect towards the region, the company and its customers. On the other hand, the flourishing company has caused a considerable increase in traffic: not only the number of heavy vehicles transporting produce has risen, but there are also more coaches bringing tourists to the site. These developments are causing growing concern with respect to environmen­t al and noise pollution. Pöllau is becoming a thriving market town. ‘Let’s build locally’, declared company owner Julia Fandler. Pöllau boasts a whole range of skilled craftsmen. So why not take advantage of that and let local and regional firms do the business? After all, relating to a particular building has a positive effect on quality and on-site communication. The ground floor of the twostorey building houses a dining and thinking area, used mainly for meals and meetings. A cook was hired to cater specifically for com­ pany employees. On the first floor, an open-

plan office enables members of staff to keep visual contact, while also allowing them to work in peace and quiet. Floor to ceiling partition walls create separate units and structure the space at the same time. Seeing colleagues when passing by on your way home fosters social interaction. The spacious oil presentation and sales area on the ground floor was planned thoughtfully to meet the requirements of every single customer. To arouse their visitors’ interest in the raw materials and manu­ facturing process, various products and their use is one of the company’s main objectives. Accordingly, knowledge transfer plays an essential role when dealing with customers, be it a group of elderly people, youngsters or individual visitors – all of them will see and learn basically the same things. And that begins right in the entrance area, where a bed of real oil plants gives people an idea of what the plants actually look like. Ultimately, the focus is on the oils produced here and for what they are used. The company’s logo also reflects their core produce, a range of finest quality oils; the so-called Fandler drop is visua­l­ ised throughout the whole building – inside and outside. The lawn and gravel area in front of the entrance makes a playful reference to the company logo. Inside hangs a magnificent chandelier with 700 ‘oil drops’. Similarly, the solid oak interior and fair-faced concrete of the main façade bear the company logo. The oil drop in the fair-faced con­ crete was cast in one piece measuring six by seven metres: a challenge and eye-catcher at the same time.

Ölmühle Fandler  epps Ploder Simon ZT GmbH

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Lageplan  /  Site plan — 1:500

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Nominierung / Nomination

Schnitt  /  Section — 1:500 Grundriss 1. Obergeschoss  /  Floor plan first floor — 1:500 Grundriss Erdgeschoss  /  Floor plan ground floor — 1:500 Ölmühle Fandler  epps Ploder Simon ZT GmbH

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Nominierung / Nomination

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Wohnbau Ragnitzstraße / Residential building, Ragnitzstraße love architecture and urbanism ZT GmbH Projektstandort / Location Ragnitzstraße 36, 8047 Graz Architekturbüro / Architecture love architecture and urbanism ZT GmbH Projektteam / Project team Erika Brunnermeier, Tamara Frisch, Piroska Frey Bauherrschaft / Client bk immo Vorsorge Projekt Ragnitzstraße 36 GmbH & Co KG Statik / Structural design Petschnigg ZT GmbH Örtliche Bauaufsicht  /  Site management DI Christian Schnopfhagen Bauphysik / Building physics DI Dr. techn. Roland Müller Planung / Planning 2011–2013 Bau / Construction 2013 Grundstücksfläche / Plot area 1750 m2 Bruttogeschossfläche  /  Gross floor area 1888 m2 Link www.love-home.com

Wohnbau Ragnitzstraße  love architecture and urbanism ZT GmbH

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Nominierung / Nomination

Wohnbau Ragnitzstraße  love architecture and urbanism ZT GmbH

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Von Wohnqualität und anderen Nebensächlichkeiten

Als ich kurz nach der Fertigstellung das erste Mal vor dem Gebäude stand, war ich begeistert. Begeistert und skeptisch. Die Wandlungsfähigkeit des Gebäudes von unterschiedlichen Blickpunkten, die städte­ bauliche Geste, die konsequente Umsetzung mit vergleichsweise einfachen Mitteln über­ zeugten mich von Anfang an. Trotzdem blieb eine Unsicherheit, wie das Gebäude sich im Laufe der Zeit entwickeln würde – bezüglich der Verwitterung der Materialien und der Nutzerakzeptanz. Die Bauaufgabe war ebenso klar wie tausendfach von Immobilienentwicklern gestellt: Ein (kosten)effizienter Wohnbau mit möglichst vielen kleinen Wohnungen. Im Fachjargon wird das, beinahe zynisch, als »vermietungsoptimiert« bezeichnet. Dieses Wort stellt die Interessen des Vermieters gegenüber jenen der MieterInnen in den Vordergrund und die ArchitektInnen vor die Herausforderung, qualitätsvollen Wohnraum mit stark limitierten Mitteln zu schaffen – also den Interessen der MieterInnen und der VermieterInnen respektive der Bauherr­ Innen gerecht zu werden. LOVE entschied sich dafür, konven­ tionelle Kleinwohnungsgrundrisse in einem einfachen, ost-west-gerichteten Riegel dicht zu packen und mit den günstigeren Bauteilen Balkon und Laubengang zusätzliche Qualität in die Gestaltung des Gebäudes und den erweiterten Wohnraum einzubringen. Die nach Süden ausgerichteten Wohnungen pro­ fitieren einerseits von den differenziert ausgeformten Balkonen, andererseits vom großzügig erlebbaren Raum der Lauben­ gangerschließung im Norden. Durch die Zick-Zack-Form der Balkone und deren im Geschoss darüber ver­ setzte Wiederholung entstehen auf jedem Stockwerk unterschiedlich überdachte und verschattete Bereiche – eine Zonierung findet statt. Zugleich bildet dieses einfache geometrische Muster die Rahmenbedingung für die Geländer: In massivem Lärchenholz ausgeführt winden sie sich, den Balkonkanten folgend, zwischen den einzelnen Schotten der Fassade. Dadurch bestimmen sie das gartenseitige Erscheinungsbild und bilden ein hochwertiges, den einzelnen Wohnungen zugehöriges Gestaltungselement. Der Ausblick wird von den Schotten gerahmt und das Geländer in seiner skulpturalen Wirkung als Element der Wohnung inszeniert. Die unterschiedlich geneigten Kanthölzer der Balkongeländer werden durch die Witterung

mit einem Farbverlauf gezeichnet, an dem diese abgelesen werden kann. Die Tragkonstruktion der Balkone ist vom Gebäude abgerückt, wodurch bau­ rechtlich aus den Loggien Balkone gemacht werden können – ein für die Bebauungsdichte und damit die Wirtschaftlichkeit wich­ tiger Faktor –, die als Übergangszone im nachbarschaftlichen Zusammenleben wirken. Der Raum zwischen Gebäude und Balkon­ stützen lässt, als arkadenartiges Motiv, die ge­ samte Länge des Baukörpers erlebbar wer-­ den. Abgetrennt werden die Balkone durch halbtransparente Screens, die bei Wohnungs­ zusammenlegungen entfernbar sind. Die funktionierenden Nachbarschaften zeigen sich unter anderem daran, dass nur wenige Be­ wohnerInnen ihre Balkonscreens mit zusätz­ lichen Sichtschutzelementen versehen haben, die Balkongeländer sind gänzlich frei davon und auch Hecken zur Abgrenzung der Gärten in den Erdgeschosswohnungen sucht man vergeblich. Die erlebbaren Dimensionen des Gebäudes sind auch in der Gestaltung des Laubengangs als zentrales Motiv zu er­ kennen. Sobald das Haus straßenseitig durch die Streckmetallfassade betreten wird, leitet die Treppe den Blick über die gesamte Länge und Höhe des Gebäudes nach oben. Der Besucher kann sich so leicht orientieren und der Anonymität städtischen Wohnens wird mit einfachen Mitteln gekonnt entgegengewirkt. Die aus verschie­ denen Perspektiven unterschiedlich geöffnete oder geschlossene Fassade trägt ihren Teil zu dieser Verortung bei und schafft, ebenso wie die Balkone, wiederum einen archi­ tektonisch spannenden Zwischenraum. Die oben beschriebenen Qualitäten für die BewohnerInnen im Zusammenspiel mit den wirtschaftlichen Anforderungen des Bauherrn sind für die Architekten ein wesent­ licher Aspekt dieses Gebäudes: Reduktion aufs Wesentliche in weiten Bereichen, um die dadurch verfügbar gemachten Mittel an anderer Stelle möglichst gewinnbringend einzusetzen. Ein weiterer Lieblingspunkt der Architekten ist das sich aus unterschiedlichen Perspektiven stets ändernde Erschei­ nungsbild des Gebäudes, welches – wie die innere Qualität – vorrangig durch die Bau­ teile Laubengang und Balkon erzeugt wird. Die Lage im Gefüge der Stadt erfordert einen Umgang mit der Übergangs­ zone zwischen dichter Bebauung stadt­ einwärts und aufgelockerter stadtauswärts. Direkt an der Ausfahrtsstraße gelegen, präsentiert sich das Gebäude über die Streck­ metallfassade mit deutlichen Kanten und als Volumen klar erkenntlich. Leichte Knicke bilden Erinnerungen an Trauflinien, der Baukörper zeigt sich fast minimalistisch. Der sensible und bewusste Umgang mit dem Fassadenmaterial wird erst in der Bewegung

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Nominierung / Nomination

Georg Schrutka

offensichtlich. Von Westen kommend verwehrt das Streckmetall den Einblick, der Baukörper wird geschlossen als Volumen artiku­ liert und zeigt sich damit klar der Stadt zugehörig, während von der entgegengesetz­ ten Seite Einblicke möglich sind, die dahinter liegende Erschließung sichtbar wird und der dadurch gegliederte Körper sich der aufgelockerten Bebauung stadtauswärts anpasst. Er funktioniert als Scharnier an dieser Übergangszone der Stadt. Südseitig, der Straße abgewandt, bestimmen die wellenartigen Formen der Balkone das Bild. Mit jedem Schritt treten neue Facetten zutage und der Minimalismus der Straßenseite ist schlagartig vergessen. Skulptural anmutend wird ein Kontrapunkt gesetzt, der die Ausrichtung der Wohnungen nach Süden in die Landschaft unterstreicht, aufwertet und den hohen Stellenwert der Funktion Wohnen im Verständnis der Archi­ tekten zeigt. Das Wohnhaus zeigt mittlerweile klar die Zeichen von Nutzung und Zeit nach außen, ohne die Architektur zu schwächen, und darin liegt ihre Stärke. Heute bin ich überzeugt. Überzeugt vom feinen Umgang mit den Veränderungen durch die Zeit und die Erfordernisse der BewohnerInnen. Der Witterungsverlauf der Balkongeländer, die weitgehende Abwesenheit von nachträglich angebrachten Sichtschutzelementen, die Harmonie des Gebäudes mit den Bepflanzungen der MieterInnen – dies alles sind Zeichen für ein Haus, das, neben seinen Stärken im äußeren Erscheinungsbild, hochwertigen Wohnraum im Rahmen der gegebenen Mög­ lichkeiten zur Verfügung stellt.



/ On the quality of living and other trifles Georg Schrutka

When I first saw the building shortly after its completion, I was thrilled, but a bit sceptical. The building’s ability to change when viewed from different positions, its urbanistic gesture and consistent reali­ sation with relatively basic means convinced me right from the start. Nevertheless, a quantum of uncertainty remained as to how the building would develop over time – especially with regard to material weathering and user acceptance. The task set by the real estate developers was as straightforward as ever: to build (cost) efficient housing with as many tiny dwellings as possible, which, in profes­ sional lingo is referred to almost cynically as ‘optimised rental property’. This phrase indicates that the landlord’s interests are given priority over the tenant’s, and presents architects with the enormous challenge of creating quality living space with extremely limited means, i.e. of meeting the require­ ments of all concerned: tenants and landlords, i.e. clients. LOVE decided to design a simple east-west orientated building comprising small flats with a conventional layout and to add low-cost elements such as balconies and arcades that would extend living space and enhance the quality of the design. The apartments benefit not only from the uniquely styled south-facing balconies, but also from the spatial experience of the arcades orientated northwards. Zigzagging across the façade in a staggered arrangement from storey to storey, the balconies generate an interesting mix of covered and shaded areas, creating different zones. This basic geometrical pattern also provides a frame for the balcony’s solid larch railings, which fold in and out along the front edge of the balcony between the parti­ tioning elements of the façade. Viewed from the garden, this extravagant arrangement undoubtedly adds to the quality and exclusive appearance of each apartment. Each façade element frames a view into the green and the sculptural effect of the balconies increases the apartments’ visual appeal. Over time, ex­ posure to the elements weathers the bal­ conies’ timber railings to various hues, depend­ ing on which direction they face. Since the supporting structure of the balconies protrudes outwardly, the loggias could be specified as balconies from a legal point of view – which is an important factor with regard to building density and cost

effectiveness – to act as a transition zone in neighbourhood relations. The space between the building and the balcony sup­ ports creates an arcade-like geometry that runs along the entire length of the structure. Semi-transparent screens separating the balconies are removable when neighbouring flats are combined. Luckily, relations with neighbours have been amicable up to now, as only a few residents have augmented their balcony screens for extra privacy. You can see nothing on the balcony railings and there are no hedges between the gardens on the ground floor. What the architects had envisioned as a key to imbuing the building with atmos­ phere is also perceivable in the way they designed the arcade. Entering the house from the street through its expanded metal façade, you step into a stairwell that opens up to the whole length and height of the building. The simplicity and honesty of this concept helps visitors to find their way more easily, counteracting the anonymity of urban life at the same time. The façade itself, which appears open or closed depending on the observer’s perspective, plays an essential role in that respect and creates an exciting intermediate space from an architectural point of view, just like the balconies. One of the architects’ major con­ cerns was to find a solution that would take the residential qualities described above and the financial requirements of the client into consideration. In order to achieve that, they decided to reduce most parts of the building to the basics in order to be able to invest those means more advantageously in other areas. A further priority was to design a building that would continually change its appearance when viewed from different positions, which, just as its interior quality, is largely achieved by the balconies and arcades. The position of the site within the urban fabric needed to address the transi­ tion between dense development towards the city centre and lower density development on the periphery. Located directly on an exit road, the building reads as a clearly defined structure and compact volume behind its expanded metal façade. Slight kinks are remi­ niscent of eaves, and the house is almost minimalist in its appearance. Moving closer, the sensitive and conscious choice of façade materials becomes apparent. Approaching from the west, the expanded metal façade appears impenetrable and the building presents itself as a closed volume that relates clearly to its urban environment, while from the opposite side the façade opens up and the structure behind it becomes discernible. Its distinctly structured volume adapts well to lower density suburban development, acting as a hinge in the city’s transition zone.

On the southern side of the house overlooking the garden, the undulating balcony architecture strikes you most. With every step you take, you notice something new about it that makes you quickly forget the minimalism on the other side facing the street. Its sculptural quality is a deliberate counterpoint that emphasises and valorises the apartments’ southern orientation into the open, quite in keeping with the architects’ concept of providing high quality living style. Meantime, the house is beginning to show distinct signs of wear and tear on its exterior without mitigating the architecture, and therein lies its strength. Today, I am totally convinced. Above all, the architects’ sensitive response to changes occurring over time and residents’ requirements has convinced me. But it is more than that: the process of weathering on the railings, the almost complete absence of additional privacy screens, and the harmony of a building whose residents have planted it with greenery prove that, given the circum­ stances, this house has indeed succeeded in combining a stunning exterior with high quality living space.

Wohnbau Ragnitzstraße  love architecture and urbanism ZT GmbH

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Lageplan  /  Site plan — 1:500

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Nominierung / Nomination

Schnitt  /  Section — 1:500 Grundriss 2. Obergeschoss  /  Floor plan second floor — 1:500 Grundriss Erdgeschoss  /  Floor plan ground floor — 1:500 Wohnbau Ragnitzstraße  love architecture and urbanism ZT GmbH

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Nominierung / Nomination

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Anhaltezentrum Vordernberg / Vordernberg Detention Centre Sue Architekten ZT GmbH Projektstandort / Location Hauptstraße 162, 8794 Vordernberg Architekturbüro / Architecture Sue Architekten ZT GmbH Projektteam / Project team Marco Bumeder, Monika LiebmannZugschwert, Sylvia Urban, Barbara Wagner, Thomas Karl, Ania Korotarz, Lukas Mahlknecht, Ulrike Straube, Simon Treml, Marie Vigne, Margitta Wagner, Arnold Wilfing, Christoph Windsperger Bauherrschaft / Client Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H Statik / Structural design kppk ZT GmbH Örtliche Bauaufsicht  /  Site management IKK Kaufmann-Kriebernegg ZT-GmbH Brandschutz / Fire protection Norbert Rabl Ziviltechniker GmbH Medizintechnik / Medical technology ZT DI Peter Mader Wettbewerb / Competition 2010 Planung / Planning 2010 Bau / Construction 2012–2013 Grundstücksfläche / Plot area 10 885 m2 Bruttogeschossfläche  /  Gross floor area 11 064 m2 Link www.sue-architekten.at

Anhaltezentrum Vordernberg  Sue Architekten ZT GmbH

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Nominierung / Nomination

Anhaltezentrum Vordernberg  Sue Architekten ZT GmbH

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Schubhaft- bzw. Anhaltezentrum Vordernberg

»Das Anhaltezentrum funktioniert wie ein Gefängnis, aber es sieht schöner aus«, erzählt die Polizistin, die uns beim Rundgang durchs Gebäude führt. Die Architekten sehen das etwas anders, sie beschäftigten sich viel mehr mit Funktionen, Umdeutungen und Wertigkeiten. So entstand ein Gebäude, das ohne seine Überwachungseinrichtungen, Mauern und Zäune durchaus als Wohnheim funktionieren könnte. Und doch lässt es keine Zweifel zu: Die Kameras, die Polizist­ Innen, die unüberwindlichen Barrieren … Die Architekten sind überzeugt, dass der demokratische Staat seine hoheitli­ chen Aufgaben in einem qualitätsvollen Rahmen und transparent wahrnehmen können muss. Dieser Anspruch zeigt sich bereits an der Baukörperstellung: Zur Öffentlichkeit hin präsentiert sich das Gebäude als Büroriegel, der die Verwaltung aufnimmt. Dahinter befinden sich, baulich als einzelne »Finger« angeordnet, die Unterbrin­ gungen – Wohngruppen nennen das die Architekten, Haftgruppen die PolizistInnen – die vom Bürotrakt aus durch drei große Öffnungen sichtbar sind und so einen Bezug zwischen den im Gebäude Angehaltenen und den VordernbergerInnen ermöglichen. Dazwischen werden Höfe und Terrassen, welche sich vom Ort weg zum Wald hin und nach innen orientieren, ausgebildet, um ein Miteinander und einen Bezug zur Umge­ bung zu ermöglichen. Die Durchblicke durch den Verwal­ tungsriegel sind ein Kompromiss zwischen der notwendigen Abgeschlossenheit eines Schubhaftzentrums und den Ansprüchen der Architekten nach Transparenz. So sind die Unterbringungen an drei Seiten zum Ort durch seitliche Mauern und den Verwal­ tungsbau, der auch als dicke Mauer gelesen werden kann, abgeschirmt. Eine echte Öffnung befindet sich an der Rückseite, nahe einem von innen nicht sichtbaren Bach. Hier übernehmen Zäune die Sicherungsfunk­ tion, unmittelbar dahinter beginnt ein steiler Waldhang, der als grüne Wand inter­ pretierbar ist. Die Rahmung der Landschaft, ein oft gespieltes Thema in der Architektur, wird hier zur Perfektion gebracht. Durch die das Gebäude abgrenzenden Mauern wird der Nahbereich der Umgebung ausgeblendet und es bietet sich nur der Blick auf die oberen Regionen der umliegenden Berge. Dadurch bleibt, auch in der Bewegung, der Blickwinkel stets gleich. Die Landschaft

tritt als zweidimensionales Bild ohne jegliche Tiefe in Erscheinung und ist somit mehr Kulisse denn räumliche Referenz. Den stärk­ sten Bezug nach außen stellt spannenderweise der akustische Reiz des Baches dar. Am Beginn der jeweiligen »Finger«, zwischen den einzelnen Wohngruppen, befinden sich gläserne Überwachungsein­ heiten. Im Verständnis der Architekten sind sie Serviceboxen und einer jener Punkte, auf dessen Umsetzung sie sichtlich stolz sind. Die Transparenz in beide Richtungen fördert die Kommunikation und das Ver­ ständnis zwischen Angehaltenen und Perso­ nal. Die Boxen sind einer Rezeption nach­ empfunden und bieten mit ihren breiten Tresen die Möglichkeit zum Austausch zwischen den Menschen. Die einzelnen Hafträume zeichnen sich vor allem durch die Abwesenheit von Gittern aus. Fenster in die Höfe und auf die Terrassen sind flankiert von schmalen Öffnungsflügeln – ebenfalls ein Element, dessen Umsetzung einiger Überzeugungs­ arbeit bedurfte –, die natürliche Lüftung zulassen. Im Sommer wird durch zusätzliche Klappen in den Gängen Querlüftung er­ möglicht. Die Betten sind als kleine Kojen ge­ staltet und im Rahmen der Möglichkeiten der letzte private Rückzugsraum der Häftlinge. Im bedrückendsten Raum der gesamten Anstalt, der »Verwahrung gepolstert«, wird der Anspruch der Architek­ ten noch einmal eindrücklich vor Augen geführt. Etwa drei mal drei Meter groß, muss diese sogenannte Sicherheitsverwahrungszelle gänzlich ohne Einrichtung und Fenster auskommen, um bei Bedarf eine Selbstge­ fährdung der Inhaftierten zu verhindern. Trotzdem konnte ein kreisrundes Oberlicht umgesetzt werden, das den Blick zum Himmel ermöglicht und zumindest einen Bezug zur Tageszeit herstellt. Auch in der Materialwahl wurden unkonventionelle Wege beschritten. Im Gegensatz zum nüchtern und karg gehaltenen Verwaltungsriegel dominieren im Unter­ bringungstrakt wohnliche Materialen: Pappel­ sperrholz für Möbel und Einbauten, ein Bodenbelag mit textiler Haptik, Polstermöbel und eine Spritzputzdecke in den Gängen, um die Akustik zu verbessern. In den Hafträumen wurde auf abgehängte Decken verzichtet, da dies in Wohnräumen nicht üblich und eine Frage der Wertigkeit sei, so die Architekten. Dieser Materialmix ist ungewöhnlich für ein Gefängnis und verlangt großes Engagement und Durchhaltevermögen, um zur Realisierung zu gelangen. Die Oberflächen seien viel zu schwer zu reinigen und viel zu leicht zu beschädigen, bemerkt die Polizistin, Spuren von Menschen und Leben trügen zu einer wohnlicheren Atmosphäre bei, die Architekten. Trotz der Bedenken der Betreiber und der Hoffnung der Planer fällt auf, wie sauber alles

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Nominierung / Nomination

Georg Schrutka

geputzt und aufgeräumt ist – jeder herumlie­ gende Gegenstand ist im Verständnis der BewacherInnen potenziell gefährlich. Zusam­ men mit der fehlenden Auslastung, den fehlenden Menschen, wirkt das Gebäude mehr wie ein Museum als ein »Wohnheim« oder »Gefängnis«. Die Architekten gingen mit der Planung und dem Geplanten ebenso trans­ parent um, wie sie sich das vom Staat im Umgang mit Menschen erwarten, die keinen Aufenthaltstitel für Österreich haben. »Mit diesem Projekt ist unser Büro erwachsen geworden«, erzählen sie. Sie wurden öffentlich angefeindet, als zu naiv von den einen und als die eigenen Werte verratend von den anderen empfunden. Das Projekt geht in seiner Ausrichtung auf eine menschenwürdige Unterbringung und Trans­ parenz jedenfalls keinen Kompromiss ein, es ist die qualitätsvolle Umsetzung einer Haltung im Rahmen der Anforderungen als Schubhaftzentrum.



/ Vordernberg Detention Centre Georg Schrutka

‘Actually, the detention centre works like a kind of prison, but it looks much nicer’, says the policewoman as she shows us around the building. Obviously, the architects see this a little differently, having in fact concentrated on the building’s functions, its possible re­ interpretation and principles. In the end, they came up with a complex that – without its surveillance systems, walls and fences – would even work as a residential home. Still, the cameras, police officers and unsurmountable barriers leave no doubt as to its real purpose … The architects firmly believe that the democratic State should be able to carry out its sovereign responsibilities in a transparent manner and within a quality environment. This requirement is reflected in the way the building is set out. At the front, the building presents itself as a longish administrative wing. Attached to its rear is a comb-like structure made up of single ‘fingers’ containing accommodation for detainees, which the police refer to as deten­ tion groups, but which the architects prefer to call shared apartments. Three large open­ ings in the administrative wing provide a visible link between the detainees in the rear building and local residents. Intermediate spaces such as courtyards and terraces are orientated away from the village towards the woods and to the interior, forging a feeling of togetherness and creating a relationship to the environment, too. The open views through the office wing are a compromise between the necessary seclusion of a detention centre and the archi­ tects’ demand for transparency. Hence, the shared apartments are screened off on three sides from the village by flanking walls and the administrative wing, which could also read as a solid barrier. An effective opening on the rear close to a stream, which is not visible from the inside, is fenced in. Directly behind, a steep wooded slope rises like a green wall. Framing the landscape – a frequently occurring theme in architecture – is mas­tered to perfection here. The boundary walls enclosing the complex merely conceal its immediate environs without obstructing views to the upper regions of the surrounding mountains, thus maintaining the same perspective, even when moving past. Subse­ quently, the landscape appears as a twodimensional picture lacking any depth, acting more as a backdrop than as a spatial refer­ ence. Surprisingly, the characteristic sound of the burbling stream forms the strongest con­ nection to the world outside.

Between the accommodation blocks, there are glazed surveillance units at the beginning of each ‘finger’. According to the architects, they are intended as service boxes and amongst the items they are especially proud to have implemented, since transparency in both directions enhances communication and understanding between detainees and staff. Inside, the box feels more like a reception area with broad counters that invite people to get together. All detention rooms are characterised by their lack of barred windows. Likewise, it needed a lot of persuading to implement slender openable elements flanking those windows facing the courtyards and terraces, in order to enable natural ventilation. Additional ventilation flaps ensure that the corridors are cross-ventilated in summer. The beds are designed as small bunks to provide a minimum amount of privacy to detainees within the limited range of possibilities. In the detention centre’s most oppressive room, the so-called ‘padded deten­ tion cell’, the architects, again, left a distinct mark. Some three by three metres in size, this security cell has to do without furnishings and windows, ultimately, to protect detainees from harming themselves. Despite those strict regulations, the architects managed to install a circular roof light that opens up to the sky, giving at least an impression of the time of day. In addition, a host of unconventional ideas was put into practice as regards the choice of materials. As opposed to the some­ what sober austerity of the administrative wing, the accommodation blocks are charac­ terised by homely materials: furniture and fittings are made of poplar plywood, the floor covering has a textile touch, and the machine-applied plastered corridors contain upholstered furniture to improve acoustic quality. Suspended ceilings were not fitted in the detention rooms, because the architects argued that this was not customary in living spaces and a question of principle. This material mix is quite unusual for a prison environment and requires a great deal of commitment and perseverance to achieve. While the policewoman regrets that the surfaces are terribly hard to clean and much too easy to damage, the architects have maintained that human traces would contri­ bute to a more relaxed atmosphere. Despite all the client’s reservations and the planners’ aspirations, it is surprising how clean and tidy everything looks. Any object lying around could be a potential danger in the eyes of the security personnel. Due to the low level of occupancy, however, the building seems more like a museum than a ‘home’ or a ‘prison’. The architects dealt with the planning procedure and its outcome as Anhaltezentrum Vordernberg  Sue Architekten ZT GmbH

transparently as they would expect the State to deal with people who have no residence permit for Austria. ‘This project has forced us to face harsh reality’, the architects admit. They were criticised in public for being too naïve on the one hand, and for having betrayed their own principles on the other. On the contrary, the project has focussed on promot­ ing humane conditions and transparency. The architects remained true to their principles, implementing them as best they could within the legal requirements of a detention centre building.

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Lageplan  /  Site plan — 1:1000

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Schnitt  /  Section — 1:1000 Grundriss Erdgeschoss  /  Floor plan ground floor — 1:1000

Anhaltezentrum Vordernberg  Sue Architekten ZT GmbH

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Bezirksgericht Feldbach (Zu- und Umbau) / Feldbach District Court (extension and conversion) Ederer + Haghirian Architekten ZT-OG Projektstandort / Location Ringstraße 29, 8330 Feldbach Architekturbüro / Architecture Ederer + Haghirian Architekten ZT-OG Projektteam / Project team Agnes Kassl, Claudia Koller, Harald Pfaffermayr Bauherrschaft / Client ARE – Austrian Real Estate vertreten durch Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H Statik / Structural design Wendl ZT GmbH Brandschutz / Fire protection Norbert Rabl Ziviltechniker GmbH Bauphysik / Building physics Vatter & Partner ZT GmbH Planung / Planning 2012–2015 Bau / Construction 2013–2015 Grundstücksfläche / Plot area 5079 m2 Bruttogeschossfläche  /  Gross floor area 2545 m2 Link www.keh.at

Bezirksgericht Feldbach  Ederer + Haghirian Architekten ZT-OG

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Bezirksgericht Feldbach  Ederer + Haghirian Architekten ZT-OG

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Sanft und leise Claudia Gerhäusser

Das Bezirksgericht Feldbach steht in einer durchschnittlichen, kleinstädti­ schen Umgebung. Wohnbauten aus den 1960er Jahren, ein Kinderspielplatz, das alte Kloster am Park, ein Joker-Casino und ein Wirtshaus rahmen das Gebäude von 1885, erden es mitsamt seiner Funktion als Ort für Rechtsprechung und Streitschlichtung. Im Originalbestand noch mit Gefängnisab­ teilung und repräsentativem Eingangsportal gebaut und 1976 zwecks Fusion mehrerer Gerichtsbezirke umstrukturiert, stellt es sich heute, mit einem nochmals erweiterten Einzugsgebiet und nach neuerlichem Umbau, freundlicher und zurückhaltend dar. Die ausgeglichenen Proportionen des Bestandsgebäudes profitieren von der renovierten Fassade, die jetzt Ton in Ton mit den Zubauten in einem hellen Beige verputzt ist. Hoch und schlank erscheinen die Dächer der Seitenflügel und des vorderen Haupthauses. Für den Umbau wurden der Flü­ gel auf der Rückseite erweitert und Teile des Bestands neu ausgestattet. Die Gesimse der Altbaufassade betonen deutlich die Horizontale. Sie verschieben sich an der Linie, an der Alt und Neu aufeinandertreffen. Um den Anbau und dessen kleineren Zubau führen die Gliederungen einer reliefierten Verbund­ fassade die Gesimse des Altbaus wie eine optische Klammer fort. Durch Schattenfugen wird der Rhythmus vorgegeben. Dadurch konnten etwa die Fenster der Büros im Anbau bodengleich ausgeführt werden, ohne das Gesicht des Gebäudes zu gefährden, was aus­ nahmslos gefällt im Haus. Der Haupteingang liegt jetzt auf der Rückseite, mittig im Gebäude. Kurze Wege zu allen Abteilungen statt langes Hin und Her für BeamtInnen, RichterInnen und Besucher­ Innen sind die Vorteile dieser Änderung. Eine der Richterinnen erwähnt noch, dass das Gebäude den streitenden Parteien vermitteln sollte, dass »es jetzt ernst wird«. Eine Sicherheitsschleuse beim Eingang und eine lange, einsehbare Rampe dorthin tun ihr Bestes dafür. Mit wenigen Eingriffen in die Organisation der Funktionsabläufe und dem Umbau zweier Sitzungsräume konnten die Architekten Ederer + Haghirian den all­ täglichen Arbeitsfluss des Gerichts nachhaltig verbessern. Im Anbau brachten sie die Büros der sechs Richterinnen und Richter sowie die Kanzlei unter, dazu das Aktenarchiv und einen Sozialraum. Sicherheitsmaßnahmen wurden gut sichtbar positioniert bzw. in die Architektur integriert, um im Falle des Falles 136

schnell auf Gefahren reagieren zu können. So hängen Feuerlöscher nicht direkt an der Wand, sondern auf roten, raumhohen Holz­ tafeln. Einer der umgebauten Sitzungssäle ist mit akustisch wirksamen Wandtafeln aus­ gekleidet, die dazu beitragen, dass es in diesem Raum jetzt eher »sanft und leise« zugeht, egal wie emotional die Verhandlungen auch sein sollten. Schwere weiße Tische, die die Beine der Sitzenden verdecken, vermitteln Distanz und vermeiden indiskrete Blicke. Sandgestrahlte Glasscheiben verhindern zudem, dass der Saal von außen einsehbar ist. Im Treppenhaus wurden Teile des alten Geländers erhalten und mit einem neuen Handlauf aus Holz ergänzt – eine wirksame Entscheidung, die den gesamten Gebäudebereich veredelt. Zudem wurde ein Lift zwecks Barrierefreiheit eingebaut, daneben überwinden sechs Stufen den kleinen Niveauunterschied zwischen Altund Neubau. Ein dunkler Gang zwischen den Büros im Anbau wurde an seinem Ende aufgeweitet und verglast. Ebenso sinnvoll wurde ein holzvertäfeltes Servicecenter für BesucherInnen gut sichtbar im Eingangs­ bereich platziert. Wer nach Schönheit sucht, findet sie vor allem auf einer clever-pragmatischen Ebene. Dies alles war zu leisten mit den kleinen Veränderungen, die das Budget und ein strikt einzuhaltender Zeitrahmen zuließen. Die Hausordnung des Gerichts – eine lange Liste von Verboten (keine Flüssig­ keit, keine waffenähnliche Gegenstände, keine Tiere, kein Rauchen, keine Foto-, Video-, Film- oder Tonaufnahmen, keine Ver­ mummung oder Verschleierung, keine Sturz­ helme, dafür aber Gepäckskontrolle) – lässt die eigentlichen Herausforderungen an die Architekten erahnen. Es scheint, als passiere allerhand in diesem Gebäude. Vier­ zigtausend Akten pro Jahr, viertausend Menschen in Verhand­lungen – und mindes­ tens jeder Vierte aus dem Bezirk soll bereits vor Ort gewesen sein. Viel gesehen und genutzt wird es ganz sicher, es kommt seit dem Umbau nur anders daher. Statt res­ pekteinflößendem Charakter überwiegt heute freundliche Ernsthaftigkeit.

Nominierung / Nomination



/ Smoothly and calmly Claudia Gerhäusser

Erected in 1885, Feldbach District Court is located in a typical small town environment set amidst 1960s residential housing, a playground, the old monastery by the park, a Joker casino and an inn, all of which form a characteristic backdrop to the building as a place of jurisdiction and arbi­ tration. Originally equipped with a prison wing and a representative entrance portal, the complex was restructured in 1976 following the incorporation of several judicial districts. After remodelling and extending the Court building to cope with a newly extended catch­ ment area, the whole complex today appears in a more friendly and unobtrusive light. The original building’s harmonious proportions clearly benefit from the renovated façade, which is now rendered in light beige to match the annexes; the roofs of the wings and the main front building appear high and slender. Reconstruction work involved extending the rear wing and refur­ bishing parts of the building complex. The cornices of the historical façade, which are displaced at the line where the old and new buildings meet, emphasize the horizontal distinctly. Additionally, the segmentation of the composite façade relief around the annex and its smaller extension seems to perpetuate the older building’s cornices like a visual bracket. Shadow gaps determine the rhythm. As a result, it was possible, for instance, to retain the office windows in the annex at the same level without compromising the building’s appearance, which everyone in the house appreciates. The main entrance’s present location on the rear and at the centre of the complex now offers administrative staff, judges and visitors the advantage of reaching all departments easily and swiftly instead of having to walk lengthy distances, as before. One of the judges remarked that the building should communicate the ‘gravity of the situation’ to disputing parties. A long, broadly visible access ramp leading to the entrance area and security gates endeavour to meet that requirement. Architects Ederer + Haghirian were able to sustainably enhance the daily workflow at Court merely by making a few adjust­ ments to the procedural organisation and converting two courtrooms. The offices of the six judges, including the court registry, archives and a staff room are accommodated in the annex. Safety measures are positioned visibly or integrated in the architecture in order to respond quickly to emergencies.

Fire extinguishers are not fitted directly to the wall, but mounted on red floor-to-ceiling timber panels. One of the converted court­ rooms is furnished with soundproof wall panels that help to ensure that proceedings run quite ‘smoothly and calmly’ no matter how emo­ tional the session may be. Heavy white tables that conceal the legs of those seated convey reserve and create privacy. Moreover, sand­ blasted glazing obscures the view into the courtroom. In the stairwell, parts of the old banisters were preserved and equipped with a new wooden handrail – a smart decision that has refined the entire area. Moreover, an elevator was installed to provide barrierfree access. Alongside, six steps connect the slightly different levels of the old and new building. The end of a gloomy corridor between the offices in the annex was opened up and glazed to let more light in. Another wise decision was to place the wood-panelled service centre for visitors in the entrance area, where it is clearly visible. Those in search of aesthetics will find it on a rather clever downto-earth level. It is especially worth mentioning that the whole project was subject to a tight budget and strict time frame. The rules of the Court – a long list of prohibited items and activities (no fluids, no weapons or weapon-like objects, no ani­ mals, no smoking, no photos, videos or audios, no mummery or veiling, no helmets, but prepare to have your bag searched) – give us an indication of the actual scope of re­ quirements the architects needed to fulfil. It seems as if there is a lot going on in this building: Forty-thousand files per year, four-thousand people at hearings – and at least every fourth person from this district is said to have already set foot in the place. As a District Court, this complex is bound to be a busy venue all the year round, and yet, its architecture makes a com­ pletely different impression since the latest conversion. Today, an atmosphere of friendly sobriety prevails in place of the building’s previously rather daunting character.

Bezirksgericht Feldbach  Ederer + Haghirian Architekten ZT-OG

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Lageplan  /  Site plan — 1:500

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Nominierung / Nomination

Schnitt  /  Section — 1:500 Grundriss 1. Obergeschoss  /  Floor plan first floor — 1:500

Bezirksgericht Feldbach  Ederer + Haghirian Architekten ZT-OG

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Nominierung / Nomination

Anhang / Appendix

Einreichungen 2016 / Submissions 2016 Pflegewohnheim Erika Horn, Graz Dietger Wissounig Architekten ZT Gmbh Theater im Palais, Kunstuniversität Graz (Zu- und Umbau, Platz­gestaltung) balloon architekten ZT-OG Volksschule Mariagrün, Graz Architekturwerk Berktold Kalb ARGE Biomedizinische Technik, Technische Universität Graz (Gebäudeadaptierung) Gangoly & Kristiner Architekten ZT GmbH Atelier Am Kogl, Semriach Johannes Kaufmann Architektur Haus T, Gamlitz Atelier Ulrike Tinnacher Oase Nº  8, Graz Agency in Biosphere – Markus Jeschaunig Bezirksgericht Feldbach (Zu- und Umbau) Ederer + Haghirian Architekten ZT-OG Ölmühle Fandler, Pöllau epps Ploder Simon ZT GmbH Wohnbau Ragnitzstraße, Graz LOVE architecture and urbanism ZT GmbH Anhaltezentrum Vordernberg Sue Architekten ZT GmbH Fortress of Backyards – Festivalzentrum steirischer herbst 2014, Graz Supersterz + .temp Architekten Styria Media Center, Graz Architektur Consult Umbau und Erweiterung VS Brockmann, Graz balloon architekten ZT-OG Neubau Versorgungszentrum LKH, Univ. Klinikum Graz Ederer + Haghirian Architekten ZT-OG Zu- und Umbau Bezirksgericht Deutschlandsberg Ederer + Haghirian Architekten ZT-OG Bürogebäude chegg.net, Graz epps Ploder Simon ZT GmbH Bürohaus Laubreiter, St. Margarethen bei Knittelfeld Architekt DI Wolfgang Gärtner LKH Leoben Ernst GISELBRECHT + Partner architektur ZT Gmbh Steiermarkhof – Bildungszentrum der Landwirtschaftskammer Steiermark, Graz GSarchitects ZT-GmbH Wohnbau Brockmanngasse, Graz GSarchitects ZT-GmbH BLUE BOX, Graz HOFRICHTER-RITTER Architekten ZT GmbH

Urnenpark am Grazer Zentralfriedhof HOFRICHTER-RITTER Architekten ZT GmbH Skywalk Bahnhof Zeltweg hohensinn architektur Haus D, Ramsau/Dachstein Architekt DI Wolfgang Holzer Haus im Glück – Haus OS, Umbau, Saifen-Boden homann-architects Haus RF, Graz Innauer-Matt Architekten ZT GmbH C34, Graz INNOCAD Architektur ZT GmbH Sporthalle Trieben KMT / n-o-m-a-d Einfamilienwohnhaus S., Gröbming KREINERarchitektur ZT GmbH Seniorenheimat Lassing KREINERarchitektur ZT GmbH Haus K, Südsteiermark LEGAT Architektur Penthouse im Schloss St. Johann, Um- und Zubau, Graz LEGAT Architektur Kanzleiräumlichkeiten Scherbaum Seebacher, Graz LOVE architecture and urbanism ZT GmbH Villas2B, Graz LOVE architecture and urbanism ZT GmbH Haus HM, Obersteiermark Marion Wicher Architektur Volksschule Weinitzen Architekt DI Hans Mesnaritsch Kindergarten und Kinderkrippe Stallhofen Achitekt DI Gerhard Mitterberger ZT GmbH Hirtenkloster, Graz Nussmüller Architekten ZT GmbH Kindergarten Rosenberg, Graz Nussmüller Architekten ZT GmbH Zentrum Reininghaus Süd, Graz Nussmüller Architekten ZT GmbH my moving house, Unterpremstätten Pilz Architektur Büro-, Labor- und Sozialgebäude, Wolfram Bergbau- und Hütten AG, St. Martin im Sulmtal planconsort ZT GmbH DAS KAI, Graz PURPUR.ARCHITEKTUR ZT GmbH GEIDORF HOCH, Graz PURPUR.ARCHITEKTUR ZT GmbH Wirtschaftskammer Steiermark, Graz PURPUR.ARCHITEKTUR ZT GmbH Golden Hill Country Chalets & Suites, St. Nikolai im Sausal Architekt DI Johann Repolust Wohnbau Jauerburggasse, Graz Architekt DI Randolf Riessner Thalia NEU, Graz Arge Sam / Ott-Reinisch & Urs Bette

Dachausbau Schillerstraße, Graz Architektur Strobl Multifunktionszentrum Raiffeisenlandesbank Steiermark, Raaba DI Strohecker ZT GmbH J33 – Einfamilienhaus, Graz DI Strohecker ZT GmbH Hypercubus mobiles Hotelzimmer, Zeltweg STUDIO WG3 ZT KG Stadt Graz – Abteilung für Wirtschaftsund Tourismusentwicklung (A15), Graz STUDIO WG3 ZT KG Haus PP, Graz Büro SuedOst Ronald McDonald Kinderhilfe Haus, Graz Viereck Architekten ZT-GmbH Vogelhäuser Deluxe, Turnau Viereck Architekten ZT-GmbH Thermische Sanierung BG/BRG & MG Dreihackengasse, Graz vö/wo plan & design gmbh 360° Jakomini – Dachaufbau, Graz Volker Giencke & Company ZT GmbH Büroerweiterung der Firma IAF Frauental GesmbH, Frauental x architekten, ZT GmbH Hauptbahnhof Graz – Bahnsteigüberdachung und -erschließung, Graz Zechner & Zechner ZT GmbH Bundesschulzentrum Feldbach ZT Arquitectos LDA

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PreisträgerInnen 1980–2013 / Winners 1980–2013 1980 Œuvre Günther Domenig Revitalisierung Schlossschule Gleinstätten Team A Graz 1982 Siedlung Graz Puntigam Eilfried Huth Sparkasse Bad Radkersburg Klaus Kada, Gernot Lauffer Fachschule Schloss Großlobming Szyszkowitz+Kowalski 1984 Erdefunkstelle Aflenz Gustav Peichl 1986 Vermessungsamt Leibnitz Klaus Kada 1988 Wohnbebauung Wienerberger Gründe, Graz Ralph Erskine, Hubert Rieß Ein Haus für Studenten, Lendplatz, Graz Volker Giencke Glasmuseum Bärnbach Klaus Kada 1990 Universität Graz, Geistes- und Naturwissenschaftliches Institut Wolfgang Kapfhammer, Johannes Wegan, Gert Koßdorf, Adolph Kelz, Gerhard Hackel CulturCentrumWolkenstein, Stainach Riegler Riewe Architekten 1992 Kollektiv der steirischen Architektur 1994 Kunsthaus Mürzzuschlag Konrad Frey Flughafen Graz Riegler Riewe Architekten 1996 Volksschule St. Michael Herwig Illmaier Œuvre, Publikation: Architektur Algorithmen, Architekturgenerator Manfred Wolff-Plottegg Universität Graz, RESOWI-Zentrum Günther Domenig, Hermann Eisenköck

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1998 Technische Universität Graz, Inffeldgründe Riegler Riewe Architekten büro.haus gleisdorf lichtblau.wagner architekten 2000 Landeskrankenhaus Hartberg Klaus Kada Volksschule und Mehrzweckhalle Dobl Klaus Leitner, Sonja Simbeni, Peter Pretterhofer Glockenturm Seetaleralpe Markus Pernthaler 2002 Bezirkshauptmannschaft Murau Friedrich W. Schöffauer, Wolfgang Tschapeller 2004 Kunsthaus Graz, spacelab Peter Cook, Colin Fournier Kindermuseum Graz fasch&fuchs.architekten Justizzentrum Leoben hohensinn architektur 2006 Lagerhalle Wallner, Scheifling Simon Speigner 2008 Haus YUG, Frauental x architekten 2010 efh_surplus value01, Laufnitzdorf weichlbauer/ortis 2013 Volksschule Hausmannstätten .tmp architekten

Biografien / Biographies Markus Bogensberger, geb. 1972 in Graz, studierte Architektur an der Tech­ nischen Universität Graz und diplomierte bei Prof. Joost Meuwissen. Ab 2000 führte er zusammen mit Emilio Hauer das Architektur­ büro Supernett. Von 2006 bis 2012 war er Universitätsassistent am Institut für Ge­ bäudelehre an der TU Graz, von 2009 bis 2011 Mitglied der Grazer Altstadtsach­verstän­ digenkommission und von 2005 bis 2013 ehrenamtliches Mitglied des Vorstands des Haus der Architektur Graz, das er seit Ende 2013 als Geschäftsführer leitet. / Markus Bogensberger was born in Graz in 1972. He studied architecture at Graz University of Technology, graduating under Professor Joost Meuwissen. From 2000 on, he ran the Supernett architectural consultancy together with Emilio Hauer. From 2006 to 2012, Markus Bogensberger was assistant professor at the Institute of Design and Build­ ing Typology at Graz University of Technology, and from 2009 to 2011, member of the Expert Commission on the Historic Centre of Graz (ASVK). From 2005 to 2013, he was honorary member of the Board of the House of Architecture Graz and has been its Director since the end of 2013. Paulus M. Dreibholz, geb. 1977 in Graz, ist Typograf und Grafik-Designer. Er studierte grafische Gestaltung am London College of Printing und Central Saint Martins College of Art and Design in London, wo er nach Abschluss seines Studiums 2004 das Atelier Dreibholz gründete. 2014 übersiedelte er nach Wien. Paulus M. Dreibholz unter­ richtete und hielt Vorträge an zahlreichen Institutionen und bei Konferenzen in Europa. Seine Arbeiten wurden international pub­liziert und ausgestellt und wurden unter ande­ rem mit dem Öster­reichischem Staatspreis für Buch­gestaltung und einem Inter­national Society of Typographic Designers Silver Award ausgezeichnet. / Typographer and graphic designer Paulus M. Dreibholz was born in Graz in 1977. After graduating in Design from the London College of Printing and Central Saint Martins College of Art and Design in London in 2004, he set up his own studio, the Atelier Dreibholz. In 2014 he moved his practice to Vienna. Paulus M. Dreibholz has been teaching and lecturing at various institutions and con­ ferences across Europe. His work has been published and exhibited internationally and received – among other recognitions – the Austrian National Award for Book Design and the International Society of Typographic Designers Silver Award.

Simon Oberhofer, geb. 1987 in Italien, ist Fotograf in Graz. Er studierte Architektur an der Technischen Universität Graz, wo er 2014 diplomierte. Seit 2015 unterrichtet er am Institut für Zeitgenössische Kunst, wo er das »Laboratory for Visual Practice« leitet. Bei seiner fotografischen Arbeit greift er auf die Möglichkeiten der analogen Fotografie zurück. Simon Oberhofer ist für Architekturbüros im In- und Ausland tätig. Sein besonderes Interesse gilt dabei den Manifestationen von Raum in einem zweidimensionalen Medium. / Graz-based photographer Simon Oberhofer was born in Italy in 1987. He studied architecture at Graz University of Technology from where he graduated in 2014. He has taught at the Institute for Con­ temporary Art since 2015, where he is also head of the ‘Laboratory for Visual Practice’. In his photographic work, he likes to explore the possibilities of analogue photography. Simon Oberhofer works for architectural consultancies at home and abroad. His special focus is on the manifestation of space in a two-dimensional medium. Tina Gregorič gründete 2003 ge­ meinsam mit Aljoša Dekleva das Büro Dekleva Gregorič architects in Ljubljana. Sie ist Architektur-Professorin an der Technischen Universität Wien. Tina Gregorič diplo­ mierte an der Fakultät für Architektur der Universität Ljubljana, bevor sie an der Archi­ tectural Association School of Architecture in London ihren Master mit Auszeichnung erwarb. Die Arbeit von Dekleva Gregorič architects wurde mit zahlreichen interna­ tionalen Preisen ausgezeichnet und u.a. auf der Architekturbiennale in Venedig, in Harvard und im Zuge des Mies van der Rohe Awards ausgestellt. / Tina Gregorič co-founded Dekleva Gregorič architects with Aljoša Dekleva in Ljubljana in 2003. She is Professor of Archi­ tecture at the Technical University Vienna. Tina Gregorič graduated from the Faculty of Architecture in Ljubljana and later received her Master of Architecture degree with Distinction from the Architectural Association in London. The work of Dekleva Gregorič architects has received several international awards and has been exhibited, among others, at the Venice Biennale, Harvard and Mies van der Rohe Award exhibition.

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Impressum / Imprint pragmatisch und poetisch Architekturjahrbuch Graz Steiermark 2016 / pragmatic and poetic Architecture Yearbook Graz Styria 2016 Herausgeber / Editors Tina Gregorič Markus Bogensberger Haus der Architektur Redaktion / Editing Yvonne Bormes Buchgestaltung / Book design Atelier Dreibholz Fotografie / Photography All photos by Simon Oberhofer (except photography Festivalzentrum steirischer herbst: Alexander Krischner, Simon Oberhofer) Projekttexte / Project texts Vanessa Bauer, Claudia Gerhäusser, Anne Martischnig, Georg Schrutka, Andreas Strohriegel, Evelyn Temmel Lektorat / Copy editing Eva Guttmann Übersetzung / Translation Marina Brandtner Plangrafiken / Line drawings Zerina Džubur Druck / Printing Holzhausen Druck GmbH, Wolkersdorf Mit Dank an  /  With thanks to Günther Bogensberger (Fotoflug  /  flights for aerial photography) Library of Congress Cataloging-in-Publication data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliographic information published by the German National Library The German National Library lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie; detailed bibliographic data are available on the Internet at http://dnb.dnb.de. This work is subject to copyright. All rights are reserved, whether the whole or part of the material is concerned, specifically the rights of translation, reprinting, re-use of illustrations, recitation, broadcasting, reproduction on microfilms or in other ways, and storage in databases. For any kind of use, permission of the copyright owner must be obtained. © 2017 Birkhäuser Verlag GmbH, Basel P.O. Box 44, 4009 Basel, Switzerland Part of Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Printed on acid-free paper produced from chlorine-free pulp. TCF Printed in Austria ISBN 978-3-0356-1191-5 This publication is also available as an e-book ISBN PDF 978-3-0356-1057-4 987654321 www.birkhauser.com

Haus der Architektur Mariahilferstraße 2 8020 Graz, Austria www.hda-graz.at

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