Parthenon-Kongress Basel: Referate und Berichte, 4. bis 8. April 1982 [1]


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German Pages 348 [358] Year 1984

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Parthenon-Kongress Basel: Referate und Berichte, 4. bis 8. April 1982 [1]

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Parthenon-Koogreß Basel

Band I

Parthenon-Kongreß Basel Referateund Berichte 4. bis 8. April 1982 Band! herausgegebenvon Ernst Berger

Philipp von Zabern •Mainz 1984

Publiziert mit Uotcntützung dca Schweizerischen Natiopalfonda zur Förderung der wiucoschafdicheo Forschung und der Mu-Geldoer-Stiftung

© 1984 Atchiologilcher Verlag Buel In Kommission bei Philipp von Zabem • Mainz ISBN 3-Son-0769-1 Tat printed in Switzetland by Graphische Betriebe Coop Schweiz, Baael Photolithoa im Tat by Piacag, Buel Platea printed in Germany by Philipp von Zabem, Mainz Aullage: 6oo Ezemplate

Alle Rechte, ioabeaoodere daa der Übersetzung in fremde Spnchen, vorbehalten. Ohne auadtöcldiche Genehmigung dea Verlagea ist ea auch nicht geatattet, dieaea Buch oder Teile daraus auf photomechaniachem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfaltigen.

INHALT

BAND I

Inhalt (Band I und 2) . . . . . . . . . . . . . Von110rlvon Ernst Bcrger . . . . . . . . . . .

7

I. Z11rhistoris,hmStelkmg,mJ F1111hion dts Billlllltrlu Ernst Kluwc, Die athcnische Geldwirtschaft im j. Jahrhundert und die Finanzierungsweise des Parthenon Felix Prcißhofen, Zur Funktion des Parthenon nach den schriftlichen Qucllen . . . . . . . . . . . A. E. Raubitschek, Die historisch-politische Bedeutung des Parthenon und seines Skulpturenschmuckes Wolfgang Schuller, Der attische Seebund und der Parthenon . Gerhard Zinserling, Perikles - Parthenon - Phidias . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

ll. Z11rAr,hitel:htr Hansgcorg Bankel, Das Fußmaß des Parthenon. . . . . . . . . . . . J. J. C.Oulton, The Parthenon and Periklcan Doric. . . . . . . . . . . Suidor Kasper, Zur Stcinmetztcchnik des Parthenon-Unterbaus (Tafel 1) Manolis Korres, Der Pronaos und die Fenster des Parthenon (Tafel 2). . Dieter Mcrtens, Zum Entwurf des Parthenon . . . . . . . . . . . . Tarms Mczös, Die Proportionen des Parthenon im dorischen Tempelbau Takashi Seki, The Rclationship Bctwccn the 'Older' and the 'Pcriclcan' Parthcnon (Plates z-4) Sandro Stucchi, Il progetto del Parthenon cd il progetto dcll'Olympicion di Cirene (tavola j). Jos A. de Wacle, Der Entwurf des Parthenon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ernst Bcrger, Zum Maß.-und Proportionssystem des Parthenon - Ein Nachwort zur Diskussion des Bauentwurfes.

III.

11 1j 19 20 26

H 40

4j 47 jj 68

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99 119

Z11111Kllltbild

Ncda Lcipcn, Athcna Parthenos: Problems ofRcconsttuction (Plates ½) . . . . . A. J. N. W. Prag, New C.Opiesof the Athena Parthenos from the Bast (Plates 10-12) . Volker Michael Sttocka, Das Schildrelief- Zum Stand der Forschung (Tafel 13) C.OrncliusVcrmcule, The Athena Parthenos in Boston (Plate 14) . . . . . . . . .

177 18z 188 197

IV. Z11rBa11pl4Slil!. IVa. Metopen Josc Dörig, Lcs mttopcs Nord du Parth~on (planche 1j) . . . . . . . . . Martin Robcrtson, Thc South Metopcs: Thcscus and Daidalos (Plates I j-16) .

2oz 206

IVb. Fries John Boardman, The Parthenon Friczc . . . . . . . . . Felix Eckstein, Die Rolle der Festordner im Parthenonfries. Werner Gauer, Was geschieht mit dem Peplos?. . . . . . Evelyn B. Harrison, Time in the Parthenon Friczc . . . . Uta Kron, Die Phylcnherocn am Parthcnonfries (Tafeln 17-19). Olga Palagia, Transformations of a Parthenon Motif . . . . . Renate Töllc-Kastenbcin, Parthenon-Ostfries: Komposition - Entwurf - Planung .

ZIO

216 zzo 2.30

ZH Z4j 247

IVc. Güb,/ Immo Bcyer, Smith Nr. u, ein Fragment des Ost- oder Westgiebels? (Tafeln zo-21). Werner Fuchs, Fuß- und Beinprobleme im Westgiebel des Parthenon (Tafel 21) ...

z6o z66

Kristian K. Jcppcscn, Evidencc for the Restoration of the East Pediment Reconsidered in the Light ofRecent Achievements (Plates 22-2 5) . . . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . . . . . . . 2.67 Erwin Pochmarski, Zur Deutung der Figur D im Parthenon-Ostgiebel (Tafeln 2.6-2.7). 2.78 N. Yalouris, Das Ketos des Parthenon-Westgiebels (Tafeln 28-29) . . . . . . . . . 281 IVd. Varia Frank Brommer, Meister am Parthenon (Tafeln 30-35) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Angelos Delivorrias, Zur Akroterkomposition des Parthenon. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Giorgos Despinis, Neue Fragmente von Parthenonskulpturen und Bemerkungen zur Rekonstruktion des ParthenonOstgiebels (Tafeln 36-46) . . . . . . . . . . . . . . . • . . . . . . . . . . . . . . . . . Eliana G. Raftopoulou, En marge du Parthenon: fragments d'une statue masculine (planches 47-5 2). . . Rastko Vasic, The Parthenon Frieze and the Siphnian Frieze • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . G. B. Waywell, The Treatment ofLandscape Elements in the Sculptures of the Parthenon (Plates 53-55) V. Z11r""'h1111tihn G,s,hi,ht, dts Bt111111erks Luigi Beschi, L. S. Fauvel eil Partenone (tavole 56-62) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frank Brommer, Vorschlag zum Austausch von Fragmenten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Brian F. Cook, Lord Elgin and the Acquisition and Display of the Parthenon Sculptures in the British Museum (Plate 63) Hartmut Döhl, Schinkel und Klenze zur Akropolisgestaltung (Tafeln 64~7) . . . . . . . . . . . . . . . . . Georgios Dontas-Maria Bruskari, Rapport sur l'activite du Comite pour 1asauvegarde des monuments de l' Acropole Jean Marcade-Christiane Pinatel, Les avatars de 1aplaque des Ergastines du Louvre au XIX 8 sib:le (planche 68) . Dietrich Willers, Ergänzungen an Fauvels Gipsabgüssen vom Parthenonfries (Tafeln 69-71) . . . . . . Zwei Anspr"'hm 1111 di, Kongr,ßt,ilnehm,r Grußwort des Rektors der Universität Basel, Prof. Dr. Jan Milif Lochman, zur Eröffnung des Kongresses Ansprache von Prof. Dr. Dr. h. c. Peter Ludwig anläßlich des Nachtessens für die Referenten . . . . . . BAND II Inhalt (Band 1 und 2). . . . . . . . . Verzeichnis der Abkürzungen und Siglen Anmerhmg,n1111d Dishasionsb,iträg, . . .

2.86 289 293 303 307 312 319 324 326 329 334 338 343 347 348

353 355 3 59

I. Historische Stellung und Funktion: Kluwe 361 - Preißhofen 361 - Schuller 362 - Zinserling 364 II. Architektur: Bankei 366-Coulton 368 -Kasper 370-Korres 370 -Mertens 371 -Mezös 372 -Seki 373 - Stucchi 374 - de Waele 375 - Berger 377 III. Kultbild: Leipen 405 - Prag 406 - Strocka 409 IV. Bauplastik IVa. Metopen: Dörig 4n - Robertson 4n IVb. Fries: Boardman 412 - Gauer 413 - Harrison 416- Kron 418 - Palagia 421 -Tölle 423 IVc. Giebel: Beyer 42.4-Fuchs 42.6- Jeppesen 427 - Pochmarski 439- Yalouris 441 IVd. Varia: Brommer 442.-Delivorrias 442.- Despinis 444- Raftopoulou 445 - Vasic 447 - Waywell 448 V. Nachantike Geschichte: Beschi 450 - Brommer 452.-Cook 453 -Döhl 453 - Marcade-Pinatel 455 - Willers 458 Parlhtnon-Bibliographi,. 459 Indices 496 Tafelverzeichnis 516 Tafeln 1-71

6

VORWORT

Der internationale Parthenon-Kongreß, der vom 4- bis 8. April 1982 in Basel stattfand, hat alle Erwartungen weit übertroffen: Ober 400 Wissenschaftler aus fünfzehn Ländern nahmen daran teil. Von den angebotenen sI Referaten konnten 41 gehalten werden. An vier Abendenfanden Diskussionen, Führungen und Tonbildschauen in der Skulpturhalle statt, wo die Abgüsse aller erhaltenen Parthenonskulpturen und ein Modell des Tempels im Maßstab 1 : 2.0 ausgestellt sind. Die Ausrichtung der Vorträge auf ein einziges Bauwerk und die Verbindung von Vortrag und Ausstellung haben sich als günstige Voraussetzungen für das Niveau und den Erfolg dieses Kongresses herausgestellt. Die vorliegenden Kongrcßakten enthalten 46 Referate und Berichte sowie ein «Nachwort» des Herausgebers. Von den gehaltenen 41 Referaten werden drei an anderem Ort publiziert, nämlich die Beiträge von Hedwig Kenner, Brian Shefton und Burkhardt Wesenberg*. Antony E.Raubitschek (Stanford), Ernst Kluwe Oena) und Gerhard Zinserling Oena) haben ihre Manuskripte zur Drucklegung zur Verfügung gestellt, obwohl sie in letzter Minute an der Kongreßtcilnahme verhindert wurden. Darüber hinaus haben wir vier Referate, die aus Zeitgründen nicht zum Vortrag kamen, in die Kongrcßakten aufgenommen, nämlich die Berichte von Olga Palagia (Athen), von Sandor Kasper (München), Rastko Vasic (Belgrad) und Cornelius Vermeule (Boston).

• H. Kenner, Die Göttergruppe des Parthenonfrieaea, Anzeiger der pbiloeophitch-hi1toriachen Klaae der österreichischen Akademie der Wissenschaften 118, 1981, 273-308. B. Shefton, Tbc Krater from Bakay, in: D. Kurtz-B. Sparkes (Hrsg.), Tbc Eye of Grcccc. (Studiea Preaented to Martin Robertaon) (1982) 149-181 Taf. 41-48. B. Wesenberg, Parthenongebälk und Südmetopenproblem, Jdl 98, 1983, S7-86.

Die Aufsätze sind nach inhaltlichen Gesichtspunkten gruppiert und folgenden fünf Themenkreisen zugeordnet: I Zur historischen Stellung und Funktion des Parthenon (s Beiträge) II Zur Architektur (10 Beiträge) III Zum Kultbild des Phidias (4 Beiträge) IV Zur Bauplastik (2.0 Beiträge: 2. zu den Metopen, 7 zum Fries, s zu den Giebeln; die letzten 6 Referate betreffen übergreifende oder spezielle Gesichtspunkte des Skulpturenschmuckes) V Zur nachantiken Geschichte und Pflege des Bauwerkes (7 Beiträge) Innerhalb dieser Gruppen sind die Aufsätze in alphabetischer Reihenfolge der Autoren angeordnet. Anhand des Indexes (unten S. 499ff.) kann man die inhaltliche Spannweite der gesamten Veranstaltung abschätzen und die Ansichten der verschiedenen Autoren zu denselben Themen oder Fragenkomplexe ermitteln. Der Herausgeber beabsichtigte zunächst, die unabhängig voneinander entstandenen Beiträge zusammenzufassen, um die neuen Thesen und Tendenzen der heutigen Forschung zu charakterisieren; die Zeit reichte aber nur für ein «Nachwort» zur Diskussion des Bauentwurfes (unten S. n9ff.). Die Publikation umfaßt zwei Bände. Der 1. Band enthält die Referate. Die Anmerkungen und Tafeln sind im 2.. Band untergebracht. Hier findet man auch jene Diskussionsbeiträge, die schriftlich eingereicht wurden; ferner das Abkürzungs- und Tafelverzeichnis sowie eine ausführliche Bibliographie zum Parthenon und ein Register, das die Querverbindungen zwischen den Referaten und zur Bibliographie herstellt. Von den Ansprachen, die während des Kongresses gehalten wurden, sind diejenigen des Rektors der Basler Universität, Prof. Jan Milit Lochman, und des Gastgebers des Nachtessens für die Referenten. Prof. Peter Ludwig, abgedruckt (unten S. 347f.). Die Kurzfassungen der am Kongreß gezeigten Tonbildschauen von Ernst Berger (Basel), Frank Brommer (Mainz), Josc Dörig (Genf), Gottfried Gruben (München), Heiner Knell (Darmstadt), Neda Leipen (Toronto) und Erika Simon (Würzburg) findet man im Kongreßprogramm (S. 3off.). Die ersten beiden Publikationen zur Parthenon-Ausstellung in Basel, nämlich die Dokumentation zu den Metopen

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v,,,....,.,

(BaDok 1) und zum Nord- und Ostfries (BaDok 2.) sind in der Tafelanordnung soweit festgelegt, daß wir schon hier auf die Abbildungen dieser Bände verweisen konnten. Das gesamte Publikationsprogranun ist im Vorwort des Metopenbandes erläutert. Die Redaktion besorgte, unterstützt von Karl Rebcr, Hella van der Meijden, die auch die Bibliographie un~ das Register verfaßte. Die englischen Texte kontrollierte Peter Hill, die französischen Madeleine Gisler-Huwiler. Die Leitung lag in den bewährten Händen von Franz Jung. Die vortreffliche Bewältigung des schwierigen Drucks verdanken wir Paul Piazzalonga und seinen Mitarbeitern in den Graphischen Betrieben Coop Schweiz (Basel), den Druck der Tafeln dem Verlag Philipp von Zabcrn (Mainz) und die Koordination seinem Leiter Franz Rutzen. Ich danke den Persönlichkeiten und Institutionen, die den Kongreß und die Parthenon-Ausstellung in Basel ermöglicht haben. An erster Stelle nenne ich den Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, der auch die Druckkosten dieser Publikation übernommen hat. Der Schweizerischen Akademie der Geisteswissenschaften (SGG) und der Max-Geldner-Stiftung verdanken wir die Finanzierung der Redaktionsarbeiten.

En,stBerg,r

8

Dr. Frfl1lz.]1111g hat das Erscheinen dieser von ihm so gewissenhaft betreuten Publikation nicht mehr erlebt. Während der Umbrucharbeiten ist er am 2.4-Juli 1983 völlig unerwartet gestorben. Der Herausgeber und die V erfasscr der Beiträge haben seine Kompetenz, sein kritisches Urteil und seine selbstlose und unermüdliche Hilfsbereitschaft kennen und schätzen gelernt. Ihm sei darum diese Publikation in dankbarer Erinnerung zugeeignet*.

• Ein Nachruf wird in «Antike Kunau 1984, Heft 2 erscheinen. Die Arbeit von Herrn Jung an den Kongrellakten führte Hella van der Meijden zu Ende; beim Lesen der Korrekturen half Yvonnc Gerber. Madeleine Gialer-Huwikr bat die Redaktion der genannten Dokumentationsbände übernommen, die jetzt erst im Jahre 198j erscheinen können.

I. Zur historischen Stellung und Funktion des Bauwerks

ERNST KLUWE QENA) DIE ATHENISCHE GELDWIRTSCHAFT IM,. JAHRHUNDERT UND DIE FINANZIERUNGSWEISE DESPARTHENON

Im Programm dieses Kongresses hat Ernst Bcrger zu Recht hervorgehoben, daß durch die Forschung der letzten Jahrzehnte neue Grundlagen geschaffen worden sind, die bei einer Reihe von Detail-, aber auch bei zentralen Fragen zu einer kritischen Prüfung verbreiteter Ansichten auffordern. Ein großer Teil der relevanten und beachtenswerten Ergebnisse liegt zwar außerhalb der engeren Parthenonforschung, beeinflußt diese jedoch nachhaltig und kann oft bereits nicht mehr bei der Rekonstruktion politischer, sozialer, kultureller, künstlerischer u. a. Prozesse ganz außer acht gelassen werden. Das gilt insbesondere für die Fragen der Finanzierungsweise des Parthenon. Soweit die moderne Forschung über künstlerisch-ästhetische oder allgemein historische Gesichtspunkte hinausging, hat sie dieses Prunkmonument der athcnischen Demokratie vornehmlich in dem Licht gesehen, in das Plutarch es gestellt hat. So dominiert fast ungebrochen von Eduard Meyer und Adolf Michaelis bis heute in den Darstellungen direkt oder indirekt die Auffassung, er habe uns quasi in der Perikles-Vita einen authentischen Bericht der entscheidenden Akropolisprogrammdebatte mit ihren Kernaussagen bewahrt, zumindest aber liege seiner Aussage eine vertrauenswürdige zeitgenössische Quelle zugrunde 1• Der große Vertrauenskredit, der allenthalben dem Plutarch-Bericht eingeräumt wird, resultiert nicht zuletzt aus der Tatsache, daß er sich unverfänglich in das allgemeine Bild einfügen läßt, das vom klassischen Athen gemeinhin mit größeren und kleineren Modifikationen existiert. Bereits in der Antike war man sich mancher Besonderheit des Parthenon bewußt, so etwa der ungemein kurzen Bauzeit, der außergewöhnlich hohen Baukosten oder der Abhängigkeit der Baumotivation von innen- und außenpolitischen Entwicklungsprozessen. Die tieferen Ursachen der genannten Phänomene sind ausgesprochen politischer Natur und daher auch nur von dieser Seite her zu fassen. Plutarchs Bericht (Pericl. 12-14) ist ein beredtes Zeugnis dafür. In seinen politisch-ideologisch, konkret historischen Akzentsetzungen unterscheidet er sich jedoch wesentlich von unserer wichtigsten zeitgenössischen Quelle, der Rechenschaftslegung der Baukommission des Parthenon•. Das Pscphisma, das der Errichtung des Parthenon zugrunde lag, ist nicht bekannt. Der Baubeginn fiel jedoch in

eine Zeit, in der die Auseinandersetzung zwischen zwei Blöcken innerhalb der herrschenden Klasse, repräsentiert durch deren Exponenten Perikles und Thukydidcs, kulminierte•. Plutarch stellt als den ausschlaggebenden Aktivposten, der eine Entscheidung zugunsten der PeriklesGruppierung herbeiführte, die Auseinandersetzung über die Verwendung der Tribute der Bündner für das Akropolisbauprogramm heraus. Der Bericht der Epistatai relativiert diese Aussage indes wesentlich•. Zum einen zeigt er, daß der Baufonds aus mehreren Qucllcn gespeist wurde. Die Baukommission erhielt nämlich Finanzmittel von den Schatzmeistern der Athcna, den Hellenotamiai, den Trieropoioi, den Xenodikai, den Teichopoioi, den Laurcionminen, vielleicht auch von Einnahmen der öffentlichen Bäder und schließlich, vom zehnten Baujahr an (438/ 37), durch den Verkauf überschüssiger Materialien, für die man am Bau selbst keine Verwendung mehr hatte. Zum anderen macht der Bericht deutlich, daß man bei der ganzen Kostenplanung und -rcalisierung weit von einer unsicheren Fremdfinanzierung entfernt war, auch der Gedanke der Belastung der eigenen Staatsbürger außerhalb der Betrachtung lag. An keiner Stelle kommt der Eindruck finanzieller Anarchie auf, viclmchr erscheint die Polis auch auf dem Gebiet der Finanzwirtschaft als lebender Organismus, indem sich projektgcbundenc, isoliert nebeneinander arbeitende Kommissionen nach additivem Prinzip zu einem sinnvollen Ganzen ordnen. überschüssige Finanzmittel wurden einer anderen Behörde übergeben. Ausgebend vom Parthcnon, wo im zweiten Baujahr (446/4,) der Feldzug nach Euböa einen zeitweiligen Baustopp nötig machte' und wo im vierten Baujahr (444/43) die Epistatai von den Tricropoioi einen namhaften Betrag übernahmen, darf man vermuten, daß diesen Oberweisungen jeweils Entscheidungen der Volksversammlung zugrunde lagen, also politisch zu qualifizierende. In den Jahren intensivierter Bautätigkeit konzentrieren sich bei der Baukommission des Parthenon jedenfalls beträchtliche Barbeträge. So konnten die Epistatai des zweiten und des siebten Baujahres von ihren Amtsvorgängern Münzgeld in der Größenordnung zwischen 30 und 80 Talenten übernehmen•. Die Gründe für diese Erscheinung mögen fehlende Erfahrung oder Detailplanung gewesen sein. Daß man die Vorplanung als solche bei

l. HistorisrbtS1,ll1111g """F1111J:tion: K/11.,,

großen Staatsaufträgen aber gekannt haben muß, haben unlängst Eddy und Fehr anhand des für die Athena Parthenos benötigten Goldes überzeugend herausgearbeitet 7• Die benötigte Menge war offensichtlich bereits kalkuliert, bevor Phidias sein Werk begann, und im Voranschlag standen die in Form von Gold- und Elektronprägungen geleisteten Tribut2ahlungen als bestimmender Faktor im Zentrum. Von vornherein wurden so eine Belastung des Goldmarktes und überhöhte Kosten infolge gestiegener Goldpreise ausgeschlossen. Die Epistatai des Parthenon hingegen arbeiten ausschließlich mit der nationalen, der Silberwährung. Sie wußten daher mit den 70 Goldstateren aus Lampsakos und den 2.71/ 1 aus Kyzikos nichts anzufangen. So wanderten diese die ganzen Baujahre hindurch von Amtsträger zu Amtsträger•. Die enormen Summen, die die Epistatai des Parthenon und gleiches gilt für die Kommissionen anderer aufwendiger Projekte - zu verwalten hatten, führen zwangsläufig zu der Frage, wo diese Münzgeldbeträge aufbewahrt wurden, und damit zum Verhältnis von Schatz (Thesaurierung) und Kasse. Unser Interesse gilt aber nicht dem Problem der Lokalisierung des Opisthodom, sondern den finanztechnischen Anforderungen und Prinzipien, die an dieses Depot gestellt waren, in dem die Bestände wohl nach Fonds geordnet waren. Am intensivsten hat sich meines Wissens vor fast ein~ halben Jahrhundert Heß mit diesem Problemkomplex befaßt•. Seine Lösung ist einfach und überzeugend: Thesauriert wurde vornehmlich Münzgeld, dieses offenbar nur in Gold und Silber und - bei Aussonderung fremder Währungen - nicht nach Nominalen geordnet, sondern ausgewogen. Nach dem Sparbüchsenprinzip bewahrte man das Geld in Stamnoi auf, die einen Durchmesser von u cm sowie eine Höhe von 2.6,6 cm hatten und maximal ein Talent faßten. Jedes dieser Gefäße trug eine Aufschrift, welche eine oder mehrere der fünf nachfolgenden Angaben enthielt: I. Herkunft der enthaltenen Summe 2.. Jahr und Monat der Deponierung 3. Name und Art der Behörde, der das Depot gehörte, sowie das Jahr ihrer Amtsdauer 4- Art der Einnahme j. Bettag der Summe Diese Gefäße selbst wurden in Truhen aufbewahrt oder

12.

standen frei auf dem Boden, auf Tischen, Wandbrettern oder regalartigen Aufbauten. Maximal gefüllte Stamnoi konnten versiegelt werden, so daß man verhältnismäßig leicht den Überblick über die verfügbaren Finanzmittel behalten konnte. Da es sich vornehmlich um gemünztes Silber handelte, waren diese Fonds rasch aktivierbar. Dies charakterisiert in prägnanter Weise den Entwicklungsstand der athenischen Geldwirtschaft. Stellt man in diesen Zusammenhang noch die sattsam bekannte ThukydidesAussage (2., I 3, 3) über die Finanzreserve um 43 I in Höhe von 6ooo Talenten in geprägtem Silber und seine Nachbemerkung, daß es vor den großen Bauaktivitäten 9700 Talente gewesen seien, so werden auch die Dimensionen klar. Bedeutsam ist auch seine Angabe bezüglich des Umfanges an ungemünztem Gold und Silber in Form von Weihgeschenken, Gerätschaften u. ä., nämlich jOO Talente. Damit erhält das Verhältnis von gemünztem und ungemünztem Edelmetall in Staatsbesitz klarere Konturen. Bekanntlich erfolgte die Entwicklung der athenischen Geldwirtschaft in enger Verflechtung mit der der Warenproduktion. Es steht außer Frage, daß die Ausweitung der Münzgeldwirtschaft im j. Jahrhundert zunächst zu Beginn des Jahrhunderts durch die Erschließung der ergiebigen Silberminen von Moroneia und dem darauf basierenden gigantischen Flottenbauprogramm entscheidend neue Impulse bekam und die weitere Entwicklung von Warenproduktion und Geldwirtschaft sowie der Ware-GeldBeziehungen überhaupt in unlösbarer Form mit dem Herausbildungsprozeß des Attisch-Delischen Seebundes und der athenischen Arche verbunden waren. Der Geldwirtschaft, ihren Konsequenzen und Sachzwängen konnte sich in perikleischer Zeit kein Athener mehr entziehen. Die herausragenden Phänomene der athenischen Münzgeldwirtschaft, nämlich die enorme Menge an geprägtem Silber und die große Vielfalt der herausgegebenen Nominale, Charakteristiken, die sie von den anderen griechischen Poleis dieser Periode klar absetzen 10, können indes nicht mit der gesteigerten Bauaktivität in Zusammenhang gebracht, sondern nur vom erreichten Niveau der WareGeld-Beziehungen her erklärt werden. Beim Parthenonbau machten die Lohnzahlungen den größten Posten innerhalb der Bausumme aus, während der Materialwert des aus den

/. Historis,b, St,11,mg.,,,J F,,,,l,tüm: K/,,.,,

wohl poliseigenen Steinbrüchen am Pentelikon gewonnenen Baumaterials nicht beglichen werden mußte 11 ; jedenfalls erscheinen keine diesbezüglichen Ausgaben in den Berichten der Epistatai. Da die Lohnzahlungen wohl wie anderswo im Wirtschaftslebcn 11 im allgemeinen prytanienweise oder viermal in einer Prytanie, also etwa alle 8-9 Tage erfolgten, verfügten die Finanzbehörden zweifellos über genügend Erfahrungen hinsichtlich der benötigten Geldmengen und Münznominale. Der Aufgabenbereich der Baukommissionen ging wohl weit über den finanztechnischen Rahmen hinaus, beinhaltete auch die Vcrantwortung für die termingerechte Bereitstellung von Material und Arbeitskräftepotentialen. Plutarch (Pericl. uf.) betont vor allem diese Seite und subsumiert seine Grundaussagen weitgehend unter eine einzige Prämisse: Bauaktivität = Arbeitsbeschaffungsprogramm = Mittel zur Beruhigung arbeitsloser und unruhiger Bürger = Mittel zur Ausweitung der politischen Anhängerschaft 11• Er zählt eine ganze Reihe beteiligter Gewerbe und Berufe auf, die in ihrer Summe eine in der Tendenz richtige Entwicklung widerspiegeln, für die wir seit dem späten ,. Jahrhundert durch die Komödie eine Fülle von Zeugnissen haben. Sie alle bekunden eine Blütezeit von Handwerk und Gewerbe in dieser Periode, eine Blüte, die gekennzeichnet ist durch eine ausgeprägte Berufsspezialisierung, durch Fortschritte in der Arbeitsteilung, und ausgewiesen wird durch eine Vielzahl von charakterisierenden und differenzierenden BcrufsbczcichnungenH. Bei einzelnen Berufen haben wir Schwierigkeiten, so etwa bei den A,vovqrol, uns eine sinnvolle Einbindung in das perikleische Bauprogramm vorzustellen11. Die Bauinschriften beantworten uns trotz ihres fragmentarischen Erhaltungszustandes die angesprochenen Fragen im Kern präziser. Drei große «Zielgruppen» schälen sich heraus 11 : die Steinbrecher vom Pentelikon, die Transportkolonnen und schließlich der Kreis der am Parthenon selbst tätigen Handwerker und Künstler. Diese Gruppen eingehender charakterisieren zu wollen, ist wegen der fehlenden Aussagen in den Bauinschriften bereits Interpretation. Gefragt war in jedem Falle auf allen Ebenen der spezialisierte Fachmann. Dies hat die jüngste Forschung mit Nachdruck herausgestellt und damit auch die Bcschäf-

tigungszahlen in realistische Größenordnungen gebracht. Bei einer Gesamtbevölkerung, die sich der 300000-Grcnzc näherte, sind die ,4 Lohnempfänger 17, die sich aus der Lohnsumme des Baujahres 434/33 erschließen lassen und die man den letzten fünf Baujahren zugrunde legen kann, arbeits- und finanzpolitisch eine unbedeutende Größe. Im ersten Baujahrzehnt war die Situation zwcifcllos eine andere und dementsprechend auch das Ansehen der Epistatai dieses Projektes, über deren Rolle und Einfluß im Gesamtprozeß in der Forschung beträchtliche Meinungsverschiedenheiten bestehen 18• In dieser Diskussion ist wohl zunächst festzuhalten, daß verglichen beispielsweise mit dem Alkmaionidentempel in Delphi die Realisierung des Parthenonbaubcschlusscs eine entwicklungsgeschichtlich höhere Stufe markiert. Beim ersteren finden wir die für die spätarchaische und frühklassische Zeit charakteristische Form, in der sich das Prinzip der Vorfinanzierung staatlicher Aufträge bereits völlig herausgebildet hat, der Staat selbst jedoch noch weitgehend inaktiv bleibt. Zur Realisierung in seinem Namen vergebener Aufträge schaltet er vielmehr als Zwischenglieder Repräsentanten der besitzenden Oberschicht ein. Charakteristisch für diese Stufe ist in Athen noch das themistokleische Flottenbauprogramm. Als zu Beginn des ,. Jahrhunderts durch die Erschließung der ergiebigen Silberminen von Moroncia der athcnischen Polis bedeutende Finanzmittel zuflossen, verwandte sie diese zur Realisierung eines gigantischen Flottenbauprogramms, und zwar in der Weise, daß sie den reichsten Bürgern für den Bau der Schiffe die vermutete Kostensumme, ein Talent pro Schiff, vorschoß 11• Diese Stufe ist offensichtlich, wie der Bericht der verantwortlichen Kommission bei der Errichtung der Athena Promachos des Phidias zeigt, bereits vor der Mitte des ,. Jahrhunderts überwunden. Die Einsetzung der Baukommission des Parthenon steht damit nicht nur in einer klar bestimmbaren Entwicklungslinie, sondern sie dokumentiert auch eine höhere Stufe im Konsolidierungsprozcß staatlicher Autorität. Als unmittelbares Tätigkeitsfeld dieser Behörde war offenbar von Anfang an das Gebiet der Finanzen bei Einschluß der notwendigen Leitungs-, Organisations- und Koordinierungsarbeiten fixiert. Die Epistatai als bloße Kassenverwalter hinzustellen, geht daher kaum an. Ein

1. Hi,11,ri,,b,S11/bmglltld F1111/clion: K/,,.,,

weiterer Gesichtspunkt kommt hinzu. Wie sich der Staat vor Betrug und Verlust durch den Auftraggeber mittels eines ausgefeilten Bürgensystems schützte, so haftete der Beamte mit seiner Person und seinem Eigentum für Vergehen während seiner Amtszeit 18• Alle Epistatai des Parthenon gehörten daher mit großer Wahrscheinlichkeit dem Stand der Pentakosiomedimnoi an, waren also schon von ihrer Sozialstruktur her ein gewichtiges Kollegium. Perikles' Wirksamkeit in dieser Funktion relativiert sich damit in gewisser Weise. Geht man noch einen Schritt weiter und nimmt an, daß jeder Bewerber für dieses Amt einen oder mehrere Fürsprecher brauchte - und da sie als Amtsträger Vermögen verwalteten, die um ein Vielfaches größer waren als ihre eigenen, spricht manches dafür -, so fügt sich die Besetzung dieser Behörde leicht in die hinlänglich bekannten Praktiken politischer Einflußnahme ein, mit denen allein in sich geschlossene Gruppen der herrschenden Klasse über einen längeren Zeitraum hin bestimmenden Einfluß auf Politik und Wirtschaft ausüben konnten. Die Gefahr fehlender administrativer Kontinuität, die infolge der jährlich wechselnden Besetzung der Baukommissionen latent immer bestand, ließ sich damit

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auch kalkulieren. Der primäre Gesichtspunkt bei der steten Auswechslung der Amtsträger solcher Behörden war anscheinend abhängig von der Höhe der zu verwaltenden Mittel. Als der Parthenon nach zehnjähriger Bauzeit im wesentlichen vollendet war, nur noch der Giebelschmuck fehlte und die Jahreseinnahmen bei etwa j Talenten lagen, verzichtete man darauf, die Epistatai jährlich neu zu wählen, bestätigte sie nur noch von Jahr zu Jahr in ihrem Amt. Sie traten von nun an nur noch als anonyme Gruppe auf 11• Schließen wir ab. Die Berichte der Epistatai erzeugen Rahmenvorstellungen, die in vielem an das erinnern, was Strocka zusammengefaßt von der Praxis des Bildhaueralltags, vom Verhältnis Auftraggeber-Künstler treffend so formuliert hat: «Sie gewährt freilich einen realistischen Einblick in die rationellen Verfahren der Werkstätten und macht das nüchterne Verhältnis von Herstellern und Käufern zu Skulpturen deutlich, die für sie weit weniger als für uns einmalige Kunstwerke waren»". Die Parthenondiskussion kann von solchen Aussagen nur profitieren.

FELIX PREISSHOFEN

(BERLIN)

ZUR FUNKTION DES PARTHENON NACH DEN SCHRIFTLICHEN QUELLEN

Seit mehr als 150 Jahren wird darüber diskutiert, welche Intentionen die Auftraggeber, bzw. die behördlichen Gremien, neben den cinfiußreichen athcnischen Geschlechtern, z.B. den Alkmconiden, und die am Werk beteiligten Tcchniten, z.B. Phidias, verfolgten, als es um Werke ging, die uns als 11~, 8,, lla.ef}nöw« &.oµ&.Cova,, und als !y«Äp« ix iU,pri.n0t;x«l xevao6 bekannt sind. Dabei erweisen sich sowohl der genannte Bau wie auch das Agalma als widerspenstig. Dieser Widerspenstigen Zihmung wird wohl auch in Zukunft schwer gelingen. Schon L. Ross hatte die Frage nach der Kultfunktion des pcrikleischen Baues gestellt. A. Michaelis hatte 1871 geurteilt: «Damit war aber Zweck und Bedeutung des ganzen Baues schwerlich erschöpft. Freilich, daß kein Opferkultus in dem Tempel stattfand, scheint mir das unbestreitbare Resultat von Böttichers tief einschneidenden Forschungen zu sein. Ein Opferkultus verlangt ein Kultbild, und ein solches war die chryselcphantine Kolossalstatue, die doch in diesem Tempel allein darauf Anspruch Inachen könnte, ganz entschieden nicht. »1 In aller Schärfe aber brach die Diskussion aus nach der Entdeckung des sog. Dörpfeldfundamcntes, des Fundamentes vom «Alten Athcnatempcl» 1 • Auch A. Furtwlingler fehlte in diesem Combat nicht. Und so sei hier - stellvertretend für diese ganze Auseinandersetzung - sein msammcnfusendes Urteil zitiert: «So ist uns der Parthenon, ebenso wie die Propyläen, ein dauerndes Zeugnis von dem, was Perikles gewollt, doch nicht völlig durchgesetzt hat. Das alte heilige Bild der Athcna blieb im alten Tempel. und der Parthenon ward statt, wie beabsichtigt war, das Ccntrum des Athenakultes der Burg, nur eine wenn auch noch so gllinzcnde Dependenz des alten Tcmpcls.» 1 Hinter Furtwlinglers Fazit steht noch versteckt das bekannte Urteil mancher später Autoren der Antike, Plutarchs vor allem, der freilich - und wie ich meine: bezeichnenderweise - die Kultfragc gar nicht anspricht in der berühmten Passageüber die lleellCJ.i""'leyri.. Furtwlinglcrs Sätze wurden zitiert des alten Dilemmas wegen, das immer noch besteht: Handelt der Parthenonkongrcß in Basel über eine wunderschöne Dependenz? Wie schon angedeutet gab es in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts kaum einen Altertumsforscher,

der sich zu diesem Dilemma das Wort verweigerte. Die Phalanx derer, die den sog. Parthenon und sein Agalma ohne Abstriche als Kulttempcl, bzw. Kultbild apostrophierten, hatte sich der Kritik einer anderen Gruppe zu erwehren, die eine Kultfunktion des pcrikleischen Baues ablehnten, da der Athcnakult auch im 5. Jahrhundert und danach nur dem 6umer6'Eo«llfW im Alten Tcmpcl gegolten habe. Die Diskussion um die Kultfrage flaute in der folgenden Zeit etwas ab. Die Forschungen von J. Hondius', W. Judeich 1, W. B. Dinsmoor' auf diesem Gebiet blieben mehr oder weniger Ausnahmen. Doch blieb die Funktion des Baues und seines Agalma weiter umstritten und wird neuerdings wieder - besonders unter politisch-rcpräscntativen und soziologischen Aspekten - behandelt. Besonders wichtig wurde das Buch von C J. Herington 7• Auch Arbeiten von H. Büsing', B. Fchr•, E. Kluwe 10, G. Zinscrling11und die zusammenfassende Übersicht von H. Knell 11 wären neben vielen anderen zu nennen 1•. Die Crux der wicderentfachten Diskussion ist weitgehend darin zu sehen, daß neue schriftliche . Zeugnisse nicht zutage getreten sind. Zu fragen ist aber, ob nicht neuere Erkenntnisse zur Topographie der Akropolis auch die längst bekannten Schriftquellen einer Überprüfung nahelegen. Hingewiesen sei nur auf die neuesten Untersuchungen von K. Jcppcscn 1' zur Ercchthcionfrage und die anhaltende Diskussion zu den oder dem Vorgängerbau des pcriklcischen Naos 11• Zur Kultfrage bezüglich des Parthenon seien folgende bekannte Fakten zusammengestellt: 1. Einen Kult hatte auf der Akropolis neben anderen Göttern zunächst eine Athcna, die Polias. Es ist dies die ~fri,,i ~~ µeNoder Pallas. In den Inschriften wird sie ganz allgemein einfach ,j {)~ gcnannt 11• Dies ist die Göttin, von der in den «Rittern» des Aristophanes der Chor spricht (58Iff.):

Y!JnoÄwvxe II~,

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TiisfeeE1> Rede des Perikles, in der er die Athener auf die finanziellen Ressourcen der Stadt hinweist. Es geht um den Bundesschatz - wo immer der auch gelagert war 11 - und besonders um die Werte aus diesem Bundesschatz, die das Agalma im Parthenon umhüllten. Wahrlich ein Tresor besonderer Art! Das Gold des Agalma stand für den Notfall durch Abnahme und Einschmelzen der Polis zur Verfügung. Was auch immer der Konzeption des Parthenon bzw. seines Vorgängers zugrunde lag, so sind natürlich politische Implikationen von großer Bedeutung gewesen. Das wurde immer wieder betont 11• Doch soll darauf hier nicht eingegangen werden, da die Frage Kult oder nicht zunächst unabhängig von dem Problem der .historischen Voraussetzungen und politischen Intentionen zu klären ist. Wie sich gezeigt hat, ist für den Parthenon und seinAgalma ein Kult nicht nachweisbar. Daß das Athenabild des Phidias in der schriftlichen Überlieferung als 11.ya).µcc bezeichnet wird, bringt dabei keine Probleme. Agalma muß bekanntlich nicht Kultbild heißen, und daß unser Agalma, wie oben schon hervorgehoben, erst spät und auch dann nur sprachlich zögernd ein definierendes Epitheton erhielt, wiegt schwer gegen die Interpretation als Kultbild. Daß das Gebäude, welches dieses Agalma beherbergt, d •ecbsgenannt wird", macht dagegen zunächst Schwierigkeiten. Doch weist A. Borbein" auf Pausanias 1, 20, 1 hin, wo die choregischen Monumente in Athen •ccoliJeciw genannt werden. Danach ist der BegrilfNaos nicht auf den Inhalt « Kulttempel » festgelegt. Gleichwohl bleibt hier eine Unsicherheit, die nicht verschwiegen werden soll. Klärung könnte nur eine genaue und umfassende Begriffsuntersuchung bringen. Für Demosthenes und seine Zeitgenossen steht der Parthenon unter ganz «weltlichem» Aspekt. Das ergibt sich deutlich aus einem Passus in der Rede gegen Androtion 16 : xll'lµccTcc µi,, nÄeiC1TIX Tciw•Ell1J11WI' noTEaxclw/1.,r,x,,{}'tlme q,,.l.onµlcc.«1117.l.waEI>, ela'l'E(!WI' d' i" Tciw16lw,, otlfJbcc,rcI,,ron Hll'OOl'OII tlnee iUC1T,,.«,,,· ,mlµccTCC «iJ«l'CCTIX cctlT~ neeleC1Tt,T« µwTciwleyow ,) µ1117µ,,, T« deTciw«•cciJf/µ«TWI' TOH

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Abb.1. Ausgangsform beim Entwurf des Partbenonmit Maßsystem nach de Waele

nicht, daß- sicher bei einem ausgedehnten Bauprogramm wie in einer Stadt wie Athen - es keine Tendenz gegeben hätte zu einer allgemeinen Maßeinheit zu kommen, z, B. durch Eichmaße. In hellenistischer Zeit findet dann in vielen Fällen ein Fußmaß von etwas weniger als 30 cm Eingang, das denn auch in der römischen Zeit standardisiert wird. Im Mittelalter und in der Neuzeit gab es eine Vielzahl verschiedener Maßeinheiten, und noch im 18.Jahrhundert werden nicht weniger als 68 verschiedene gebräuchliche Fußmaße genanntH. DER PARTHENON

Kehren wir zum Parthenon zurück. Wie ist hier weiter die globale Einteilung des Architekten zu verstehen (Abb. z.)?

Langptera(2x1sF=) 30F Sekosbreite 70 Ausgangsbreite 100 In der Länge bestand der Stylobat in der Ausgangsform dann aus: Naos 100 F Opisthodom so Pronaos und Opisthonaos (je 17 F) 34 Ost- und Westpteron (je 17 F) 34 Ostsekoswand 7 Ausgangslänge us Die Ausgangsform ist folglich wahrscheinlich aus einer Proportion von 100: u s11 oder 4: 9 zu verstehen, die wir auch bei den ausgeführten Stylobatabmessungen wiederfinden. Will man jedoch diese Maße ( 100 x 21 s F) beim

101

Stylobat anwenden, dann ergibt sich ein Konflikt mit der Säulendisposition von 8 x 17 Säulen, die dem Architekten vor Augen stand. Die ausgeführten Maße sind etwas, nämlich 1/, bzw. 1 1/, F, größer gewesen. Das ist die Folge der wichtigen Rolle, die das Joch im Entwurf eines klassischen Tempels spielt.

gerechnet in 2 x 1/ 11 + 1 x •fll' Diese regelmäßige Einteilung der an den Jochweiten korrespondierenden Plinthen und Platten läßt sich besonders in den Ptcra feststellen. DIB ACHSMASSE

Mit diesem Normaljoch von 14 F ergibtsich für einen Tem-

pel von 8 x 17 Säulen, also 7 x 16 Interkolumnien: ohneEckkontraktion

17 D,r S!Jlo"'1t

DIB JOCHB

Der Stylobat besteht aus Plinthen von unterschiedlichen Maßen. Pro Joch waren es drei Plinthen, die bei der Errichtung der Säulen maßgebend waren, da die Säulenmitte über der Fuge der jeweils dritten Plinthe liegt. Die Ecksäulen stehen jede auf einer fast quadratischen Plinthe. Die Joche haben durchweg die gleiche Größe von 4-29-4-30 m, außer an den Ecken, wo sie 3.69 m weit sind. Bei einem Fuß von 30,7 cm ist die J ochbreite 14 F und an den Ecken 12 F. Bei diesem Normaljoch waren für die Größe der drei Plinthen, aus denen die Interkolumnien bestanden, einige Variationen möglich. idealiter Diff. ausgeführt 11 1. 1.48,8 m +3 cm -2,6 1.38,1 +0,9

4.31 2, 11 l,jl,4

14 m

1.40,6 1.38

s F 41/, 41/,

4-2 9,7 l,H,S m l, 38,2 1.38,2

4. 11

4.29,4 1.43,6 m 1.43,4 1.44,4

s F 41/, 4'/, 14 4 1/ 1 F 4 1/ 1 4 1/,

-2,1 cm +2,4 -0,2.

1.s,,s m 1.30,4 1,4s,8

+0,1 -3,1 cm + 4,4 -1,6

4.29,7 1.42,8 m 1.42,8 1.42,8

-0,3 +o,8 cm +o,6 + 1,6

14 ao 1.so,4 m 1.34,8 1.44,2

+ 1,3

4-31,4 14 4.28,4 +3 Besonders die letztgenannte Einteilung des Fußes in Drittel erfordert eine Berechnung des Maßes in Daktylen. Deshalb ist das Maß (1 F = 16 Daktylen) wahrscheinlich um-

102

Achsbreite Achslänge

7X 14 F 16X 14

= 98 F = 224

mitEckkontraktion (2X2 F) 94F 220

DIB STYLOBATMASSE

Meistens nimmt man bei einem klassischen Tempel für den Abstand der Mitte der Ecksäule bis an den Stylobatrand (an den beiden Seiten) die halbe Jochweite, was durchweg mit der Stylobatplattenbreite übereinstimmt, so daß die Maße des Stylobats beim Parthenon betragen müßten: Stylobatbreite 94 + 7 = 101 F Stylobatlänge 220 + 7 = 227 Die Stylobatplatten differieren in ihren Maßen ziemlich untereinander". Bei 7 F müßten sie idealiter 2.14,9 m breit gewesen sein. Ausgeführt scheint die Stylobatplattenbreite jedoch als 6 1/, oder 6 1/ 1 F (max. 2.09,s, min. 1.98,4 m; durchschnittlich: 2.07,9 oder 6 1/, F) gewesen zu sein. Die Stylobatplattenbreite wurde offensichtlich so gewiihlt, daß die Peristasissäule (unterer Dm 6 1/, F) auf eine Stylobatplatte von 6 1/, F kam, so daß an beiden Seiten der Säule bis zum Plattenrand 1/, F blieb. Ausgeführt war der Stylobat deshalb: Diff. 94 + 6 1/, = 100 1/, F idealiter (0) 30.88 m s cm + 3,1 (W) 30.96,1

uo

+ 6 1/, = 2261/, F (N) 69.50,3 m

-10,9 cm 2,7 ) 69.61,2 m - 0,3 (69.57,6 ?) (- 3,6 ) Diese Maße scheinen mit den ausgeführten Totalmaßen in Metern und mit dem Verhältnis von 4: 9 übereinzustimmen. Dies kann außerdem noch dadurch verursacht worden sein, daß für die Länge 1/, der abgesteckten Breite genommen wurde.

(69.58,5 (s) 69·6o,9

?0 )

(-

ll. Artbit,ltt,,r: t'4 Wa,/1

STl!IU!OBAT (AUP DER EUTHYNTERIE)

PRONAOS UND OPISTHONAOS

Fügt man für die Krcpis, die aus zwei Stufen und aus einer vorspringenden Euthynterie besteht, 2. X (0.70 + 0.73 + 0.10) = 1.53 m oder j F hinzu, war der Stcrcobat: 100 1/, + 10 = 110 1/, F J,J cm (0) 33.94,J m z,8 (W) 33.97,2. 2.2.61/, + 10 = 2.361/, F (N) 72..p,7 m -16,j cm (72..,9,9 ?) (- 8,3 ) 72..68,z m (s) 72..6 1,7 - 6,j (- 9,8 ) (72..,8,4 ?) Bei einem gleichen Verhältnis im Stereobat wie in der Zahl der Säulen, 8: 17, - ein Entwurfsprinzip, das der antike A.%chitekt beimklassischen Tempel oftmals verwendet hat" müßte die Grundfläche betragen: Breite 8 x 14 = 112 F; Länge 17 x 14 = 2.38 F. Offensichtlich ist der Baumeister von den Achsmaßen ausgegangen, hat den Stylobat durch Hinzufügung der 2 x 1/ 1 Stylobatplattenbreite festgelegt und hat schließlich den Stereobat nicht unnötig zu groß ausgeführt". Der Unterschied im Stylobat zwischen dem von uns zugrunde gelegten Ausgangsmaß 221 Fund den ausgeführten 226 1/, Fist in den Frontptera und in Pronaos und Opisthonaos aufgefangen.

Pronaos und Opisthonaos sind in der Breite gleich konzipiert. Die Antenbreite beträgt 1.14 m (Südost), bzw. 1.J2,2. m (Nordwest), was als J F (idealiter 1.53,2. m) gemeint ist. Die Anten standen auf einem Toichobat von 1.64 und 1.64,J, so daß die lichte Breite (im Pronaos) 2.1.71- 1.64- 1.64,J = 18.42,J m betrug: 18.42,j m 6o F 18.42.m +o,j cm Die prostyl gesetzten Säulen des Pronaos und Opisthonaos sind mit geringen Unterschieden untereinander spiegelbildlich aufgestellt. Die Größe des Normaljoches beträgt dann im Mittel 4.19,J m, während die Eckjoche 3.67,4 (Südost), 3.66,4 (Südwest) und 3.73,2. m (Nordwest; ein errechnetes Maß aus 4•H,J -0.84,3) weit waren. Die Nordostsäule ist von ihrem Platz verschoben. Dies bedeutet für die Jochweiten: Normaljoch 4-19,6 m 131/, F 4.22,1 m -2.,J cm Eckjoch 3.67,4 u 3.68,4 -1 So blieben an beiden Seiten für die halbe Ecksäule und den Abstand bis zum Stylobatrand übrig: 70 1/, - 3 X 131/, - 2. X 12. = ,11,F Die Breite der Stylobatplatten war so, daß für die Säule an beiden Seiten 1/, F übrigblieb: Stylobatplattenbreite 1.71,4 m J'/, F 1.76,J m -1,1 cm Säulendurchmesscr 1.61,J 1.61,1 +0,4

1. Breite HEL\TOMPEDOS GESAMTBREITE

Falls der Sckos durch das aufgehende Mauerwerk an die Achsen der zweiten Säule von der Ecke der Stirnseiten gebunden war, dann müßte die Breite des Sekos gleich der Achsbreite zwischen den sechs mittleren Säulen gewesen sein: J x 14 F = 70 F oder 21.49 m. Ausgeführt ist die Breite dagegen um'/, F ==2.3cm größer: ausgeführt idealiter Düf. Ostseite .21.71 m 70 1/,F 2.1.72.m -1 cm Westseite 2.1.72. 70 1/, 2.1.72 o Hieraus kann man schließen, daß man vom Stylobatrand an für beide Ptcra lj F (X 30,7=4.6o,J m; ausgeführt 4-H,6 m und 4.J8,1 m) bestimmt hat und daß die ausgeführte Breite ein Restmaß ist: 1001/, - 30 = 70 1/,.

Der Hekatompedos Naos, der den Kern des Parthenon bildet, in dem die chrysclcphantine Kultstatue der Athcna von Phiclias stand, hatte Langwände von 4 1/, F (1.33,6m), so daß für das lichteMaß übrigblieben: 70 1/, -2. x 4 1/, = 62.1/, F, abgerundet 62. F. Bis zum Fuße des Toichobats gibt Orlandos 19.06,J m an, was auf 62 F hinausläuft: 62. x 30,7 = 19.03,4 m; Diff. +3,1 cm. Für das Mittelschiff wurde das bereits erwähnte Maß 9.81,j m 32.F 9.82.,4 m -0,9 cm reserviert, so daß die Seitenschiffe, einschließlich der Innensäulenstylobatplatten 1, F breit waren: 4.61,Jm 11F 4.60,Jm +1 cm 4.63,j Ij 4.6o,j +}

Abb. 3. Aufriß des Parthenon (nach Orlandos, Parthenon A Taf. 5) mit Fußmaßen nach de Wade. Maßstab 1: 250

OPISTHODOM

PRONAOS UND OPISTHONAOS

Die lichte Breite des Opisthodoms war gleich der des Hekatompedos (62 F). Diese wurden in einen dreischiffigen Raum eingeteilt, und zwar in drei gleiche Teile von 17 F; für die Säulenplinthen blieben dann 51/ 1 F: Seitenschiff F 5.21,9 m Süd 5.20,5 m 1.68,8 Säulenplinthe 1.72,8 Mittelschiff 5.21,9 -4,4 17 5-I7,5 Säulenplinthe 1.72,8 I.68,8 +4 51/s Seitenschiff -1,4 Nord 5.20,5 5.21,9 17 62 -o,8 Innenbreite 19.04, 1 19-0 3,3

In der Länge bestand der Pronaos aus einem Stylobat für die prostylen Säulen und die lichte Tiefe: Stylobatplattenbreite I. 75,4 m -1,1 cm 12 Innentiefe 3.66,5 -1,9 Tiefe n. Orlandos 5·43 m 5-41,9 173 /. 5•44,9 -3 Der Opisthonaos war etwas kürzer als der Pronaos: Stylobatplattenbreite r. 79,6 m + 3,1 cm Innentiefe 3.50,8 Tiefe n. Orlandos 5.32m 5.3o,4 +0,9

2. Länge HEK.ATOMPEDOS GESAMTLÄNGE

Die Gesamtlänge des Sekos (im aufgehenden Mauerwerk) besteht aus: Pronaos 5.43 m 178/.F 5·44,9 m -1,9 cm -1,2 Osttürwand 18 2.06 2.07,2 6¼ Hekatompedos i. L. 17 29.78,6 +0,7 29·77,9 97 +0,2 Querwand 1.15,1 31/. 1.15,3 Opisthodom 13.20,1 13.22 +1,9 43 Westtürwand 2. 16,8 +1,9 2.14,9 7 Opisthonaos 171/. + 2,5 2 5.32 5· 9,5 Gesamtlänge Sekos 18 +4,1 1921/1 59.09,6 59.13,7

104

Der Hekatompedos Naos betrug in der Länge, von der Innenseite der aufgehenden Osttürwand bis einschließlich zur Querwand an der Südseite gemessen: 30.93,9 m 100 8/. F 30.93 m +0,9 cm Das Innere des Sekos wurde von den Innensäulen getragen. Diese standen mit Ausnahme der Außenjoche auf der Normalinnenjochweite von 2.60,5 m

81/s F

2.60,9 m

-0,4 cm

Das letzte westliche Joch war um einen Fuß größer: 2.90,4 m 9 1/ 1 F 2.91,6 m -3 cm An der Rückseite betrug der Abstand von der Mitte des westlichen Pfeilers bis an die Quermauer: 3.72,4 m 12 F 3.76,3 m -4,6 cm

II. Ar,hi1,J:1ttr:"4 Wa,I,

Dies ergibt bei 10 Säulen ein Gesamt von: 8 Joche x 81/ 1 F = 1 Joch x 91/ 1 F = Abstand bis zur Osttürwand (Lisene!) Abstand letzte Säule (Mitte) zur Querwand Querwandstärke+ Toichobat Gesamtlänge des Hekatompedos (einschließlich der Querwand) OPISTHODOM

Ebenso wie in der Breite war der Opisthodom in der Länge dreifach geteilt, gemessen an den beiden südlichen ionischen Säulen. Diese standen auf Plinthen von 1.79,8 und 1.78 m. Die beiden Außenmaße sind fast gleich, 3.24 m und 3.zz,s m, so daß als mittleres Interkolumnium 3.06,2, also 10 F, übrigblieben. Der Opisthodom war deshalb in der Länge von West nach Ost folgendermaßen eingeteilt: West-Interkolumnium 3.24 m 101/ 1 F 3.zz,3 m + 1,7 cm Säulenplinthe 1.79,8 s•/, 1.76,s +3,3 Mittelinter-o,8 10 kolumnium 3.06,2 Säulenplinthe 1.78 + i,s s•/, Ost-Inter+0,2 kolumnium 3.zz,s 3· 22 ,3 Gesamtlänge 13.04,6 + S,9 im Lichten 13.10,s 421/, An beiden Seiten 1/, F bis zum aufgehenden Mauerwerk ergibt eine lichte Länge des Opisthodoms von 43 F. Mit der Westtürwand (im Toichobat: 2.16,8 m oder 7 F) einschließlich betrug die Länge des Opisthodoms so F, also die Hälfte des Hekatompedos, genau in Übereinstimmung mit dem Bericht des Hesychios: l"'1.To11moo, • 11sw, b Tfl 'Axeon&k, (T'f/1 Ila.e{>l:,,q, 1'CtTOtmeEll«m1ei. wio 'A{hp,«law, µe[CawTOVlJme17aOmo,wio TWlllIE(!aCÖII noal nevoj,wn«. «Hekatompcdos: ein Tempel [von 100 F], der auf der Akropolis für die Parthenos von den Athenern gebaut wurde; er war so Fuß größer als der Tempel, der von den Persern verbrannt worden war». Auch hier wieder kann man feststellen, daß ein antiker Bericht beiseite geschoben wird, wenn er nicht zu den später in der Bauforschung angenommenen Prämissen paßte 11• Mit der von

uns angenommenen Maßeinheit von 30,7 cm ist jedoch der Opisthodom um so F größer als der von den Persern verbrannte Hekatompcdos, dessen Hauptmaß (100 F) auch wieder in der Hauptcella des perikleischen Baus wiederholt wurde.

Der.A,,friß Auch im Aufriß ist der Tempel in klaren Fußmaßen gegliedert (Abb. J): Krepis 1.57,9 m F +4,4cm Säule bis zum -o,8 Abakus Gebälk 0 Giebclhöhe (bis Akroteransatz) 4.27,8 14 4.29,8 -2 Gesamthöhe 19.58,7 63 ¼ 19.57,1 + 1,6 Ohne Zweifel hat der Baumeister die Höhe im Verhältnis zur Jochweite, also 4,s: 1, 9: 2 oder 63: 14 genommen.

Di, ProportioMn Die Proportionen, die am Parthenon aus den verwendeten Fußmaßen hervorgehen, beruhen vor allem auf der Jochweite (14 F) und deren Hälfte (7 F). Aus den Achsmaßen mit Eckkontraktion (94 X 220 F) folgen durch Hinzufügung der Stylobatplattenbreite (6 1/, F) die Abmessungen des Stylobats (100 1/, x zz6 1/, F). Nach Hinzufügung der Stufen und des hervorspringenden Stercobats an beiden Seiten (je s F) entstand die Stercobatfläche auf der Euthynterie von 1101/, X 236 1/, F. Die zugrunde gelegte Ausgangsform hatte als Kern den Hekatompedos Naos von 100 F, zu dem sich der Opisthodom von so F gesellte. Für die übrigen Teile kamen noch hinzu Osttürwand (7 F), Pronaos (17 F), Ostpteron (17 F), Opisthonaos ( 17 F) und Westpteron ( 17 F), also insgesamt 7S F. So ging aus der Ausgangsform in der Länge folgendes Verhältnis hervor: Hekatompedos: Opisthonaos: übrigen Teilen = 100: so: 7S = 4: 2 :3 In der Ausführungsform wurde die Vergrößerung, die die

IOS

II. Arebitelttur: de W04/e

Folge der angenommenen J ochweiten war, gleichsam über Ostpteron ( 17 ¼ F), Westpteron ( 17 1/, F) und Opisthonaos (17 1/, F) und über den Pronaos (17 8/, F) verteilt. In der Ausgangsform bestand der Tempel in der Breite idealiter aus Ptera von I s F, wie sie auch ausgeführt wurden, während der Sekos im aufgehenden Mauerwerk durch die sechs mittleren Säulen der Stirnseite gebunden war. Dies ergab eine Breite von s Jochen x 14 F = 70 F. Die Vergrößerung in der Ausführungsform (1/, F) wurde im Toichobat der Cella verarbeitet. So war die Ausgangsform des Stylobats in einem Verhältnis von 100 x 22s oder 4:9 80 geplant, wie er auch in etwas modifizierten Fußmaßen (100 8/, x 226 8/, F) ausgeführt wurde. In der Länge des Sekos scheint auch das Maß des aufgehenden Mauerwerks (192 F) zu sein. Bei einer Länge von 14 Jochweiten müßte die Cella 14 x 14 F = 196 F lang gewesen sein. Die ausgeführte Ccllalänge entspricht dieser Länge minus 2 x 2 F, d. h. der Eckkontraktion, doch darauf sollte man keinen großen Wert legen. Von größerer Bedeutung war wohl die Tatsache, daß 192 durch 8 F, die Länge der Orthostatenquadern, teilbar war. Außerdem scheint die Sekoslänge durch den Vorgängerbau, den Vorparthenon, gleichfalls beeinflußt zu sein. Der Innenraum des Hekatompedos war in der Breite so eingeteilt, daß das Mittelschiff (32 F) fast der Breite der Seitenschiffe (2 X I s F = 30 F) entsprach. Der Westumgang einschließlich des Innenstylobats war der Jochweite (14 F) gleich. Der Achslänge zwischen den Innensäulen entsprachen 8 Joche zu 8 1/ 1 F = 68 F, was 2 x 34 F (d.h. der Tiefe des Ostpteron und Pronaos in der Ausgangsform) gleich ist. In der Länge fällt die Mitte der letzten westlichen Innensäule ungefähr (7S1/.-74 1/.) auf die Hälfte der Länge des Hekatompcdos und Opisthodoms ( 1 soF). Es scheinen jedoch auch Verhältnisse zwischen Grundund Aufriß zu bestehen. Die Höhe bis zum Akroteransatz (63 '/, F) ist dem Drittel der Ccllalänge (192 F) ungefähr gleich: 3 x 63 1/, = 191 1/,F. Die Säulenhöhe (34F) kommt außerdem in der Ausgangsform 100: 22s in der Tiefe von Ostpteron und Pronaos (zusammen 34 F) einerseits, und Westpteron und Opisthonaos (gleichfalls 34 F) andererseits, zum Ausdruck. Auch das Joch der Innensäulen (8 1/ 1 F) ist eine Unterteilung von 4 x 8 1/ 1 = 34 F. Die

106

halbe Säulenhöhe (17 F) ist außerdem nicht nur in den Frontptcra und in Pro- und Opisthonaos (je 17 F) zu finden, sondern auch in den drei Langschilfen des Opisthodoms, während als Innenlänge (43 F) fast 2 1/ 1 x 17 F (= 42 1/ 1 F) genommen wurde. Schließlich sind die Breiten der Ptera von 17 F und I s F wahrscheinlich aus 7 F für das Fundament der Mauer und, je nachdem, 10 F oder 8 F für den nicht fundamentierten Teil so zusammengesetzt, daß der Rahmen des Grundrisses, der auch auf dem Baugrund abgesteckt wurde, in bequeme Abstände aufzuteilen war (Abb. 2). Die am meisten vorkommenden Zahlen im Entwurf (Abb. 2) sind: sF Gesamtbreite der Stufen u. vorspr. Euthynterie Säulendurchmesser Halbe Jochweite Stylobatbreite Pronaosquermauer- und Osttürwandstärke Opisthonaosmauer- und Westtürwandstärke Normaljoch Westumgang (einschl. Stylobatbreite) im Hekatompedos Höhe bis zum Akroteransatz (63 8/, F) Ccllabreite Langpterabreite Seitenschiffe im Hekatompcdos Tiefe Ostpteron Tiefe Pronaos Tiefe Westpteron Tiefe Opisthonaos Interkolumnien der Langschiffe im Opisthodom Ostpteron und Pronaos zusammen Westpteron und Opisthonaos zus.

II. Ar,bit,Ju,,,.: d, W,u/1

Säulcnhöh~ F Weitevon4Innenjochen 34 F = 4 x im Hckatompedos 1 1 Lichte Länge des x z. / 1 = 42. / 1 F""' Opisthodoms (43 F) x 4 = 34 x 2. = 68 F Innenjochlänge des Hekatompcdos z.o Stufen (! F) + Langptera (1, F) 40 Stufen (! F) + Frontptcra + Pronaos, bzw. Opisthonaos 64(63 1/,?) F [70/70 1/, F] Tempclhöhe bis Akrotcransatz [einschl. Akroter] Ccllalänge (192.1/, F) x 3 = 192.F Man kann nur schwer mit Sicherheit feststellen, inwieweit alle diese Maßeund Proportionen beim Entwurf des Tempels mitgewirkt haben, weil die einzige Bestätigung nur von der von Iktinos geschriebenen, leider verlorengegangenen Schrift ( «volumcn »11) kommen könnte. Man ist geneigt, hinter allem eine ratio zu suchen und keine der Möglichkeiten auszuschließen. Andrerseits sind die Grundmaße, die Jochweite von 14 F und die kleineren Unterteilungen davon in den Maßen der Steinquadern, die bei der konstruktiven Phase eine wichtige Rolle spielten, wiederzufinden, da ja die Fugen bestimmter Quadern als Konstruktionsprinzip wichtig waren. 8 1/ 1

DER VORPARTHENON

Beim Entwurf des Parthenon hat man sich immer zu fragen, inwieweit die Maße des Vorparthenon mitgewirkt haben. Durch die Untersuchungen Hills sind die wichtigsten Maße des Vorparthenon" festgestellt worden. Seine Angaben zu den J ochweiten können aber, wie wir sehen werden, nicht stimmen. Dagegen will ich hier den Vorparthenon zu analysieren versuchen, wobei nachdrücklich der hypothetische Charakter hervorzuheben ist. Die von mir aufgrund der Jochweiten angenommene Stylobatlänge differiert erheblich (0.46,, m, also 1 1/ 1 F) von der von Hill berechneten, die allerdings auch nicht ganz gesichert ist.

Vielleicht können neue Untersuchungen hier mehr Sicherheit bringen. Am Schluß seiner grundlegenden Arbeit über den Vorparthenon schreibt Hill 11 : «The prcscnt Parthenon was planncd ... in many dimcnsions prccisely the same as the older temple, so that the blocks from the latter, not too much injurcd, might be uscd in the new building». Wenn dies zuträfe, müßten die Abmessungen der erhaltenen Quadern des Vorparthenon mit der gleichen Maßeinheit wie die des Parthenon geschnitten sein. Die wichtigsten Quadern, auf denen die Maßeinheit basiert, sind": Stufenquader aus Karutein: ± 1.,0 x 0.93,5 x 0.,4,3 (abgearbeitet bis 0.,2.,6) (0.67,3) also ca. , x 3 x 1 1/, F Stufenquader aus Marmor: ± 1,!0 X 0.96 X 0.53,1 (o.,z.,1) (o.66,7) Stylobatquader: 2..04 x 1.,0 x 0.,6,4 (der Langseiten) z..09 x 1.,0 x 0.,6,4 (der Stirnseiten) Auf einigen dieser Stylobatquadern waren bekanntlich die Abdrücke der Säulenttommcln z. T. noch zu sehen, und daraus hat Hill dann auch den Strahl von 0.89 (gemessen von der Achse bis zum Kannelurengrat) festgestellt. Der ursprüngliche Durchmesser der Trommel vor der Kannelierung betrug z. x 1.04,8 = z..09,6 m und entsprach wohl der Stylobatplattenbreite. Auch diese Breite stimmt nahezu überein mit der Stylobatplattenbreite des Parthenon, die zwischen 1.99 (Westseite) und 2..09m schwankt. So scheint aus den Abmessungen der Quadern die Ansicht gerechtfertigt zu sein, daß der Vorgänger des Parthenon mit derselben Maßeinheit von 30,7 cm errichtet worden sei. Dieser Vorparthenon war bekanntlich auf einem Podium aus Poros errichtet, das nach Hills 16 Messungen die folgende Größe hatte (Abb. ,t): Breite 31.39 m 102.1/, F 31.39,1 m -0,1 cm Länge 76.81,6 Z.!01/a 76.8z.,7 -I,l Hierauf lag die Krepis, die aus einer Stufe aus Poros von 0.4,,4moder1 1/ 1 F, aus einer unteren Stufe aus Karutein (größte Oberfläche z.6.19 X 69.61,6 m) und einer oberen aus Marmor bestand. Auf dieser letzten waren die Marmorquadern des Stylobats verlegt.

107

II. Ar,bittJ:t11r: tk Wa,le

Hili gibt als Stylobatabmessungen 23.p x 66.88,8 m, was einen Unterschied für die vier Stufen von 26.19-23.p = 2.68 m und 69.61,6-66.88,8 =2.72,8 m macht 17• Bei einer Stufenbreite von o. 67 m oder 2 F 3 Daktylen waren die Tritte insgesamt 8 ¾ F breit. Auf dem Stylobat der erwähnten Abmessungen nimmt Hili eine Disposition von 6 x 16 Säulen an, was ihn zu einem

Die Unterstufe der Krepis aus Karastein war so angelegt, daß an der Nord- und Südseite 2.60 m oder 8 1/ 1 Fund an den Stirnseiten 3.60 m oder 11"/, F übrig blieben (Abb. 4). Diese symmetrische Lage der Krepis auf dem Porospodiurn ist nicht ganz gesichert. An der Südostecke fehlt die letzte Quader. Hätte diese ungefähr dieselbe Länge (1.40,3 m) gehabt wie der noch in situ liegende Block an

0

5

-10

-15

20M.

Abb.4. Grundriß des Vorpartbenon (schwarz) nach Hili, Older Parthcnon Taf. 9. Maßstab 1: ioo

der Südwestecke (r.45,5 m), dann wäre die Lage der Krepis auf dem Porospodium symmetrisch gewesen, wie Hili annimmt. Doch ganz sicher ist dies nicht. Die Abmessungen der Unterstufe betrugen nach Hili„ 26.19 X 69.61,6 m, was mit dem Fußmaß von 30,7 cm war: Breite 26.19 :30,7= 8s¼F 26.17,2m +1,8cm Länge 69.61,6: 30,7 = 226¾ 69.61,2 +0,4 Die beiden Tritte hatten ungefähr die gleiche Breite: der untere aus Karastein 0.67,3 m, der aus Marmor o.6~.67 m.

108

Joch von 4.53 m an den Stirnseiten und 4.40 m an den Langseiten bringt 38 • Doch er macht hier einen Fehler. Bei den von ihm angenommenen J ochweiten müßten die Achsmaße betragen: Breites x 4.53 = 22.65 m; Länge 15 x 4.40 = 66.oo m. Das führt zu einem Unterschied zu Stylobatund Achsmaßen von: Breite 23.p-22.65 = o.86 m; Länge 66.88,8- 66.oo = o.88,8 m. Hier hat Hili offensichtlich einen halben Durchmesser Unterschied zwischen Stylobatund Achsmaßen genommen, während die Achsmaße doch

II. Arrbit,J:t,,r: d, Wael,

entstehen, indem man von den Stylobatmaßen auf beiden Seiten, folglich ZJlllimal,die halbe Stylobatplattenbreite abzieht. Fügen wir den von Hili berechneten Achsmaßen auf beiden Seiten ( = 2 x) die halbe Breite der Stylobatplatten hinzu, erhalten wir folgende Maße: Breite 5 x 4. H + 2.04 = 24.69 m - die Differenz zur von Hill errechneten Stylobatbreite von 23.p m beträgt + 118 cm; Länge 15 X 4.40 + 2.09 = 68.09 m - die Differenz zur von Hill errechneten Stylobatlänge von 66.88,8 m beträgt + 120,2 cm. Die von Hili angenommenen J ochmaße ergeben also eine zu große Stylobatfläche und können deshalb nicht stimmen. Bei derselben Jochweite wie beim späteren Parthenon (14 F) müßten die Achsmaße (ohne Eckkontraktion) betragen: Breite 5 x 14 = 70 F; idealiter: 70 x 30,7 = 21.49 m Länge 15 x 14 = 210 F; idealiter: 210 x 30,7 = 64.47 m Nach Hinzufügung der 2 x 1/ 1 Stylobatplattenbreite (2.04 und 2.09 m, wohl 6 1/, F) müßte der Stylobat folgende Abmessungen gehabt haben: 76 1/, X 30,7 = 23.56,2 m; nach Hili: 23.p m, Dilf. + 5,2 cm; 2161/, X 30,7 = 66.54,2 m; nach Hill: 66.88,8 m, Dilf. -34,6 cm. Bei einer Stufenbreite von 2 x ( = an beiden Seiten) 2 Stufen, insgesamt 8 1/, F, ergäben sich die folgenden Abmessungen in der Unterstufe: 76 1/, + 8 1/, = 85 1/ 1 F X 30,7 = 26.24,8 m; nach Hill: 26.19 m, Dilf. + 5,8 cm; 1 1 216 /, + 8 /, = 2251/ 1 F X 30,7 = 69.22,8 m; nach Hill: 69.61,6 m, Dilf. -38,8 cm Die Möglichkeit einer Abweichung von der von Hill berechneten Länge der Krepis in der Unterstufe ist im Falle einer nicht völligen Symmetrie, wie wir oben sahen, nicht auszuschließen. Damit ist auch die Länge des Stylobats nicht ganz sicher, so daß kleinere Differenzen von 1-1 1/ 1 F durchaus möglich sind.

DerSelw.r Die Maße des Sekos sind nur hypothetisch zu berechnen. Sicherheit kann man nur erhalten, wenn man im perikleischen Parthenon kreuzweise eine Tastung durchführen

könnte, was sich angesichts der künftigen Restaurierungen vielleicht als möglich erweisen wird. Falls die Sekosbreite (SB) an die Stirnseite gebunden war, betrug sie im aufgehenden Mauerwerk: Möglichkeit 1: SB= 3 x 14F (des mittlerenJochs) = 42 F; Möglichkeit 2: SB= 3 mittlere Joche+ 2 X 1/ 1 PeristasissäulenDm = 3 x 14 F + 2 x 51/, F = 47 1/, F. Im ersten Falle würde für die Ptera 76 1/,-42 = 341/, F, pro Pteron 171/ 11 F also, übrigbleiben, was vielleicht etwas zu viel ist. Bei der Alternative wäre die Pteronbreite 76 1/,-47 1/, = 28 1/ 1 F, was der Pteronbreite des perikleischen Parthenon (ohne den Sekostoichobat) fast entsprach. PRONAOS UND OPISTHONAOS

Als er Spuren von mindestens fünf unteren Säulentrommeln mit einem kleineren Durchmesser als dem der Peristasissäulen fand, schloß schon Penrose 11, daß auch der Vorparthenon mit prostylen Säulen - wohl an beiden Seiten, obwohl dies nicht unbedingt nötig war - ausgeführt worden sei. Auch hier läßt sich eine Ähnlichkeit mit dem perikleischen Parthenon feststellen. Bei den oben angenommenen Cellabreiten und bei einem Säulendurchmesser von 1.6o,4 m oder 51/,F hätte die Achsbreite von Pronaos und Opisthonaos betragen: 42 - 51/, = 361/, F = 3 Joch von 121/, F oder 47 1/,-5 1/,=42 F= 3 Joch von 14 F. Man kann sich hier zu Recht fragen, ob der Baumeister bei einem unterschiedlichen Säulendurchmesser für die Peristasis und den Pronaos die gleiche Jochweite (14 F) genommen hat. SEKOS UND OPISTHODOM

Auch die Sekoslänge ist nicht mehr mit Sicherheit zu bestimmen. Lassen wir uns auch hier durch die Abmessungen des perikleischen Parthenon leiten, dann wären von der Gesamtlänge des Stylobats (2161/, F, vielleicht aufzurunden auf 217 F) für Ost- und Westpteron je 17 F genommen. Für die Gesamtlänge des Sekos (einschließlich des Toichobats) blieben somit 183 F. Bei einem Pronaos und Opisthonaos von gleicher Tiefe blieben somit 183- 34 = 149 F. War die Osteingangswand auch wie im späteren Parthenon 7 F stark, dann blieben für Sekos und Opisthodom (mit Quermauer) 142 F. Der Naos maß zweifellos

II. Anbillluw:

d,

W111h

100 F, so daß für den Opisthodom 42. F übrigblieben. So bildete der Opisthodom ein Rechteck: Länge (von der Querwand bis zur Westtürwand einschließlich) 42.F; Breite (je nach Möglichkeit I oder 2.) 42 F, entweder von außen gemessen oder im Lichten. Auch die übrigen Maße des Aufrisses waren wahrscheinlieh in denselben Dimensionen wie die des perikleischen Parthenon ausgeführt. Jedenfalls sind die von Hill vorge-

,-...--+...P----------------------

Achsmaße Breite Länge Breite Stylobat Länge Stereobat Breite Länge Sekosbreite

JZ.2.& Y/~' 7 3/.;'

['2.1S'/1.

z,

Vorparthenon 70 F

Parthenon 94 F

2.10 76'/, 216 1/, (217 1/,?) 8s 1/a 22s 1/ 1 (226 1/J 47 1/, (42)

2.2.0 100 1/, 226 1/, uo 1/, 236 1/, 70•/,

1 ]

c1.16>47

- - - -- - -- ---

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1

•• 42.'

2..,..0

1

CY.r;'J

Abb. s. Vorpartbenon (nach Hill-Orlandoa) mit Maßsystem nach de Wacle. (Der Grundriß ist nicht maßstäblich zu verwerten)

schlagenen Jochweiten abzulehnen. Dadurch fällt dieses Argument Drerups'«>,die Ungleichheit der Joche weise hin auf die Archaik, dahin. Die Jochweiten waren im Vorparthenon und im perikleischen Bau gleich groß. So ist bei diesen identischen Jochweiten von 14 F die These Carpenters'1, die Südmetopen seien ursprünglich für den Vorparthenon gearbeitet worden, nicht zu widerlegen. Nur die neueste Untersuchung Dinsmoors" bildet eine Unterstützung für die Datierung des Vorparthenon in die Zeit vor 480. Ein Vergleich der z. T. hypothetischen Maße der beiden Bauten könnte die Abhängigkeit des perikleischen Parthenon von seinem Vorgänger verdeutlichen (Abb. J):

IIO

Gesamtsekoslänge: Pronaoslänge Osttürwand Stärke Naoslänge Opisthodomlänge Opisthonaoslänge

17 7 100 42 17 183

F

17 1/, F 7 100 1/, so 171/' 1921/,

Abs,hlNß

Nach der obigen Analyse ist es möglich, den Grundriß des Parthenon von einigen einfachen Maßen und Proportionen

ll. Artbit,l:htr: tl, W0,/1

herzuleiten. Daß diese Analyse auch wirklich zu dem vom Architekten gewollten Entwurf führt, ist aus den runden Zahlen und aus den regclmiißig wiederkehrenden Maßen zu erschließen. Die Abmessungen der Quadern, Platten und Plinthen, besonders für den Stylobat und für die Böden, ergeben konstante Maße, die auch in Bauinschriften vorkommen. Bauverträge, wie der für die Skeuothek des Philon (4.Jh.), geben uns Einblick in das antike Bauhandwerk und in Methode und Mentalität des antiken Architekten. Aus diesen Tatsachen kann man auch Rückschlüsse für das j. Jahrhundert und früher ziehen. Außer den Tempeln selbst geben diese Dokumente ergänzende Informationen über den Entwurf der Tempel, wovon «die kardinalen Voraussetzungen uns (nach wie vor) praktisch unbekannt sind»". Es ist kein Verdienst, wenn man eine künstliche Kontroverse zwischen Architekten und Archäologen führt. Neulich schrieb Mertens": Die weitgehende Spezialisierung «gilt, im aktiven wie im passiven Sinne, besonders auch für die Bauforschung, deren technische Komponente teilweise eine Methodik erfordert, die dem Kollegen von den Nachbarwissenschaften, also vor allem dem Archäologen, zwar nicht weniger zugänglich ist, aber ihn verständlicherweise oft mehr Mühe kostet». Ich habe hier zeigen wollen, wie auch Archäologen zu einer wirksamen Analyse des klassischen Tempels kommen können, indem sie die Bauinschriften und andere antike Zeitdokumente in ihr Studium einbeziehen. Geben diese doch nützliche Auskünfte über Steinschnitt und Baupraxis. So kommt man auch in den Gedankengang des antiken Baumeisters, und zwar ohne die modernen Vorurteile. Wir müssen uns davor hüten, uns zu sehr von Prämissen, Axiomen und festen modernen Denkschemata leiten zu lassen. Dies gilt besonders für das Aufmessen antiker Bauten und das Umrechnen von Metern in antike Fußmaße. Auch in der Biegsamkeit des Geistes und in der Unvoreingenommenheit, die zu wichtigen Erkenntnissen führt, sind die antiken Hcllcnen uns ein leuchtendes Beispiel.

ANHANG

r. z,,,. B11ti111111M11g d,1F".ß111aß,1 Es ist sehr gefährlich, aus großen Maßen die Fußeinheit bestimmen zu wollen, ohne diese an kleineren Werkstücken bestätigt zu finden. Wir wissen z.B. nicht auf den Zentimeter genau, wo der Architekt seine Maße abgesteckt hat. Ein Beispiel möge dies verdeutlichen. Die Osttürwand ist 2.06 m oder 6 1/, F stark, doch mit den Lisenen des Innenstylobats wird die Stärke 2. 1j m oder 7 F. Die Innenlänge des Hekatompedos, 2j.4j,2 + 4.33,4 = 29.78,6 m, die Orlandos, Parthenon A Taf.94 angibt, ist offenbar an den südlichen Innenstylobatplatten (Totale 29.77,2 m) gemessen. An den Platten des nördlichen Mittelschiffes erhält man von dem Toichobat der Querwand bis zur Lisene 29.6o,9 m, während die Totale an den südlichen Interkolumnien gemessen 29.j8,6 m beträgt. Nehmen wir die Maße von Orlandos, dann wären die I jO F des Hekatompcdos (100) und des Opisthodoms (jo): Innenlänge Hekatompcdos 29.78,6 m Querwand 1.1,,3 Innenlänge Opisthodom 13.22 Westtürwand 2.16,8 46.32,7 Dies würde eine Maßeinheit von I F = 46.32,7: ljO = 30,88 cm ergeben, welche man auch in der Stylobatbreite Ost (als 100 F) annehmen könnte, wie es auch tatsächlich von einigen früheren Forschern gemacht wurde, vgl. Orlandos, Parthenon I' 698ft'.Mit dieser Maßeinheit gehen jedoch die kleineren Abstände und Maße, vor allem die Jochweiten, nicht in glatten Zahlen auf.

2.

Der Z,1111,mp,I ;,, Kyrme (Abb. 6)

Der Zcustempel von Kyrene" läßt sich auf überraschend einfache Weise erklären, wenn auch am Grundriß deutlich wird, daß nicht die gleiche sorgfältige Bauweise an-

III

II. Anbiultllir: ,. Wt11h

gewendet worden ist, die man z.B. beim Parthenon findet. Die Ungenauigkeiten in der Ausführung mögen durch die Abmessungen des Baus dem antiken Betrachter kaum aufgefallen sein. Die Joche unterscheiden sich nämlich beträchtlich voneinander. Obwohl sie durchschnittlich ca. 4-20 m weit sind, kommen Schwankungen zwischen 4-30 und 4.10 m vor, was durch den Gebrauch von unregelmäßigen Plinthen im Stylobat verursacht sein mag. Die Plinthen, auf denen die Säulen stehen, messen 2. 1, m im Quadrat, während die Interkolumniumsplinthcn meistens kleiner (ca. 1.9, m) sind. Die Eckkontraktion wurde nur an den letzten Interkolumnien durchgeführt, indem die Interkolumniumsplinthcn 1.,o-1.7om lang sind. So entsteht die einfache Eckkontraktion von 3.6,-3.8j m. Durch die ungenaue Ausführung der cinzclnen Plinthen ist es schwer, mit Sicherheit die Maßeinheit aus den Abmessungen der Plinthen abzuleiten, aber dennoch kann mit größter Wahrscheinlichkeit festgestellt werden, wie der antike Baumeister bei seinem Entwurf vorgegangen ist. Nehmen wir für das Normaljoch den Mittelwert 4.20 m an, dann lag diesem wohl eine Maßeinheit von 14 F (zu 30 cm) zugrunde. Der Grundriß zeigt eine starke Ähnlichkeit mit dem Parthenon auf, mit dem die Disposition (8 x 17 Säulen), dasNormaljoch (14 F) und einige Abmessungen in Fuß fast übereinstimmen, obwohl sich die Metermaße durch die unterschiedliche Maßeinheit (in Kyrene 30 cm; am Parthenon 30,7 cm) erheblich unterscheiden (Stylobat des Parthenon 30.88/96 x 69.61 m, des Zcustempcls in Kyrene 30.40 X 68.2,). Wegen der Sorglosigkeit, mit der an diesem Bau vorgegangen ist, läßt sich nur schwer ermitteln, wie groß die Eckkontraktion war. Bei einer Eckkontraktion von einem Fuß müßte dasEckjoch 3.90 m, bei einer von 2 F dagegen müßte es 3.6o m betragen. In der Ausführung finden wir auf Pcsccs Plan 2 Eckjoche von 3.8, m, eins von 3·7' m und ein weiteres von 3.63 m. Dabei stellt sich heraus, daß 2 x 2 F beabsichtigt waren. Die Unterschiede wurden in den übrigen Jochen ausgeglichen. Die wichtigsten Abmessungen der Peristasis sind: ohneEckkontraktion mitEckkontraktion Achsmaße Breite 7 X 14 = 98 F 94F 220 16 X 14 = 224 Länge

II2

Stylobat Breite Länge Stcrcobat Breite Länge Diese Fußmaße entsprechen denen Achsmaße Breite 28.10 m 94F 66.10 220 Länge Stylobat Breite 101 30.40 68.2j Länge 227 Stereobat Breite 106 31.80 Länge 69.6, 232

94 + 7 = 101 F 220 + 7 = 227 101 +' = 106 227 +' '"'232 in Metern wie folgt: 28.20 m 66.oo

-10cm +10

30.30 68.10

+10 + lj

31.80 69.6o

+

0

Die Cella Die Cellaweist sehr ungebräuchliche Einzelheiten auf. Pronaos und Opisthodom sind nicht spiegelbildlich angelegt worden. Während der Pronaos zwei Säulen und in geraden Ecken endende Antcnmaucrn hat, weist der Opisthodom dagegen eine dreisäulige Disposition auf. In der Breite ist der Naos außerdem nicht auf die klassische Weise an die Peristasis gebunden. Dennoch ist die Cella mit der Maßeinheit von 30 cm = 1 F leicht im Entwurf zu verstehen, und es läßt sich ermitteln, wie dasCcllarcchtcck in das der Peristasis eingefügt wurde. Die Abmessungen der Cella im Toichobat sind 18.10 x , 2.0, m, was bei einem angenommenen Fußmaß von 30 cm Abmessungen von 6o x 173 F (idealiter 18.00 x p.90 m) entspricht. Der Ccllatoichobat springt um 1 F an beiden Seiten hervor, so daß die Ccllamaßc im aufgehenden Mauerwerk sich auf j8 x 171 F oder idealiter 17.40 x ,1.30 m (ausgeführt 17.30 X p.2, m) beliefen. So beträgt die Weite der Ptera an der Langseite 101 - 60 = 41 F, was 20 1/ 1 F (idealiter und ausgeführt 6.1, m) gleichkommt. Für die Frontptcra waren bis zum aufgehenden Mauerwerk 227- 173 = j4 F vorgesehen, so daß die Pteronbreite 27 F betrug. Nimmt man jedoch die Ccllalänge im aufgehenden Mauerwerk (171 F), dann waren die Frontptera 227- 171 = ,6 F, also 28 F pro Pteron, was zweimal dem Normaljoch (2 x 14 F) entspricht.

II. Artbit,lmtr: tk Wa,/1

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1

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Abb.6. Der Tempel des Zeus in Kyrene (nach G. Pcace, BCH 71/72, 1947/48, Taf. 56) mit Fußmaßsystem nach de Waclc. Maßstab 1: 500

In der Breite war die Cella in drei Schiffe eingeteilt: Mittelschiff 9.30 m 2.40 Seitenschiffe Die Ccllabreite im Lichten betrug somit 47 F. In der Länge war die Cella folgendermaßen eingeteilt: z.20 m Stylobatplattenbrcite Pronaos Pronaos im Lichten 5.10 2,00 Querwand Naos 31.85 0,20--0,25 Toichobatvorsprung (in der Cella) ( ?) 2,20 Hinterwand Opisthodom im Lichten 5.70 2.00 Stylobatplattenbrcite Opisthodom p.25

31 F 8

7F 17 7 106 1 7 19 7 171

}

24 F

l

121

(< 120)

}

26

9.30 m 2.40

ocm

Z,10 m 5.10 2,10 31.80 0.30 2.10 5.70 2,10

+10 cm 0 -10 + 1 +10 0 -10

p.30

+ 1

0

113

//. Artbi1tl,1w: d, Watk

Der Entwurf Der Ausgangspunkt des Entwurfes war das Normaljoch von 14 F, mit dem nach Eckkontraktion die Achsmaße bestimmt waren. Dennoch scheint der Baumeister zuerst mit geringen Differenzen die Stercobatflächc abgesteckt zu haben, und von dieser Fläche aus ergaben sich die Stylobatmaßc. Im Peristasisrcchtcck wurde die Cella so angelegt, daß die Frontptera zweimal dem Normaljoch entsprachen, während die ausgeführte Breite des Stylobats (101 F) verteilt wurde in 1/ 1 für die Langptera (zo F idealiter; ausgeführt zo,, F) und 1/ 1 für die Ccllabreitc (60 F). Die Cella war in Pronaos (24 F) und Opisthodom (z6 F) gegliedert, so daß für den eigentlichen Naos (von außen gemessen) 121 F übrigblieben. Zweifellos lag ein Verhältnis 1 :i oder 6o: uo für die Maße des eigentlichen Naos zugrunde. 20'

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Abb. 7. Parthcnon, Abstcclrungsschcma nach de Waclc

114

.

J· Z11mAbstedun tks Gnmdrisses des Partbmon

20'



Auch im Aufriß sind die Proportionen in Beziehung zum Grundriß gesetzt. Die Säulenhöhe (30 F) betrug die Hälfte der Ccllabreitc (60 F), während Epistyl, Fries und Sima insgesamt der Jochwcitc entsprachen: 14 F. Bis zur Sima war die Tcmpclhöhc nach Pescc 14.64 m, was mit 49 F, d. h .. dem Dreieinhalbfachen der Jochweitc, gleichzusetzen 1st. A~ch wenn die Achsmaße des Tempels des Zeus in Kyrcnc rmt . denen des Parthcnon übereinstimmen so sind doch die Züge des Zcustcmpcls so individuell geprägt, daß man nicht mit Sicherheit von Beeinflussung sprechen kann; dennoch ist es wahrscheinlich, daß die Peristasis des Zcustcmpcls nach den Abmessungen des Parthenon entworfen worden ist.

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1

4

1

Nachträglich habe ich feststellen können, wie man beim Abstecken vermutlich vorgegangen ist (Abb. 7). Zuerst wurde, zweifellos mit Schnüren und Fluchtstäben, die Grundfläche des Stercobatcs von 1101/, x z36'/, F abgcsteckt. Für Stufenbreite, Ostpteron und Pronaos bis zum aufgehenden Mauerwerk der Osttürwand waren 40 F bcabsichtigt. Der gleiche Abstand war an der Westseite im Spiegelbild vorgesehen. Dann blieb der Kern, der aus Hckatompcdos (100 F), Opisthodom (,o F) und Osttürwand (6 1/, F) bestand (Abb. 7a). In der Breite wurden für Stufen und Langseitcnptcra zo F genommen, so daß für die Ccllabrcitc 70 8/ F übrigblieben. ' Bei der Ausführung ist es wohl kein Zufall, daß die Hckatompcdoslängc der Stylobatbrcitc (100 1/, F) entspricht (Abb.7b). Vielleicht lag gerade dieses Maß beim Vorparthcnon fest. Die ausgeführten Maße 39 1/, und 39 1/ 1 F (statt 40 F) sind dann Restmaße.

Orlondoo

Siaeobot,Bnile

Tu.

Maßeinm

t

94

33-94,1 (0) 33.97,2 (W) 72..11,7 (N) 72.63,7 (S) 50.11 (0) 10.96,1 (W) 69-10,1 (N) 69.6o,9 (S) 2'.84,2 (0) zl.91,z (W) 67-46,3 (N) 67.16,9 (S) 30.6o,4 (W) 30.11,I (0) p.16,6

J 10 1/,

94 94

Liagc"

94

Stylobot, lkate

94 94 94 94 94 94 94 94 96

Liagc

Achlbooite

Adiolinge lkate im PIOOICpistyl

91 91

im PR>D,ge;.m im Giebelfeld Stulen, Auftritte und

vonpringcnde Buthyntcric

94

Kunawr, PIOOI(mu.) Sciteo(mu.)

20 20

Nonmljoch Eckjoch

94 94

Stylobotplatteobreite

94

Siiulenmitte-Stylobotnnd

Pcri,tui1-Siiule,

II. Dm u.Dm,Bcb: o.Dm o.Dm,l!clrc Verjüngung

lnnennciguag Ecke,~

Kapiwlauot.duag

Abokmbnite l!clrc

Bpiotylldrb: Bckcpiltylbloc.-

-Triglypbe

w... l!clrc 2. w...

Mclopc, l!clrc

26 28 26 21 28 21 21 10 96 29 10 91 96 91 91

96

r..-lrbloclr

96 91(.

Geioomormolbloc GciloaamladGciocablocktief

91(. 10 16

1.10,9/1.11 t.Ja,z/t.J0,4 1.10,8/1.49,9 1-10,3/1.14,1

.. ..

G__,b:

(UDteOl

100 1/.

100•/. 1.2.6•/. 22'•/,. 94 94

aa.,,.a

-

Dilt (cm)

94

J0,IJ,2

+2,8

212

69.13,6

-2,6 -o,6 +o,I

1

P-,s.&cm

,.,

- a,I -16,J - 4.1 - 1

-10,9 - 0,3

+ + +

t,6 1.4 1,1 2,9 ,., + 1,a + 1,1

30.86 30.'9 6'-11 69.13 28.79 al.l.a 67-44 67-46

1

t.J ,.,

- J,6/+o,I

0.70 (je Stufe)

± .,. c1•t,"l ± .,. (6•/,")

0.07,6 O.IJ,J

- 0,96 - 5,02

o.o6,1

14

4.29.8

- 0,8/+o,2

4-29

12

1.68,4

-

1.68,1

6'/,.{,'/.

2.07,1-1.99,,

+ 2,1/-0,9

2.01

,.,.

0.99,7

+ 4,l/+2

J,OJ,J

,.,.

1.91,I

+a.. + 1,1 - 1,1 - 2,1 0,1 - 0,2 + 0,1 0,7/+1,1 + O,l - 1,6 + 0,1 + 2,9/+4,6 ( -o,6/ -0,9) -+0,1 ~-0,4 + 2,4 - 2,7/-2,1 - 1,9/-11,1 (-1.4) ~-0,4 + 1,1 + o,8

JO.Jl 10.17 51.89.:1 2l.6o,2

.,.,. ,,.,. .,.,.

ZOJ.,. (1icO

d.78,1 6730.14,1

+,.•

-,..

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-,..

+2.,9

31.89,8 al.61,8

-o,6 -1,6

0.69,7

+0,1

o.o6,1

o.u,,

+0,4 0

11

4-26,4

+2,6

11•/,

1-69

-o,,

1.00,9

+0,1

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+1

t.18,6

+1,8 +o.a +0,2 +0.1 -6,2/-4,2 -0,7 -0,1 -1,4 +0,1 0 -0,4 -0,7

97 1/,

(0)

(N) (W) (S)

(0) (N) (W) (S)

1-49,I 1.01/~ 1.07/1.09 0.78

0.41

+ ,••

-

JOJ'/1

,,.,.

o.o,,I

1.17

71.68,2 72.68,z 10.93 10.93 69-61,2 69.61,2

34-00

Riemoan"

67.14 67.14 10.14,6 30.14,6 , •. 1,,1

99'/,

0.11,,/7 2.00 1.0,,6 1.77 4-61,4/4-61,1 (0) 4-12,2/4-11,7 (W) -0.1-1-, 1.21 (mln.)~ 1.5oJ1.13 (mu.) 1.17,, 1.10,1/1.10,, ..,, (0)/2-49,4 (W)

1.,.

-

Dür. (cm)

ze.a,,a

uo uo

2.o6,7(?)"/1.98,4 (0) 2.00,8/2.00, 7 (N) 1.99.8/2.01,6 (W) 2.04 /2.09,1 (S) 1.04,1/1.01,9 (0) 1.01,7/1.oa,5 (N) 1.02,4 {W) 1.oa (S) 1.9~a 1.95,, 1., 1,, 1., 1 0-40,9 0.07,4

Nonnal-ria 70 70

2561 {.

o.u,a.8

Gcilon-Gicbel Gicbehdrkc

ZJ61/t

o.o6,64 ~4-29/4-30/ 1.66,8/1.69.6 3-71 /1.68,4 3.67,4/1-6"6 3.68 /1-6"1

F-,o.7cm

61/. 1 1 l t/1

.,.

1· (- "/,.) 14•

,'"' .,.

6'/.

11 (14 '/.) 1•1.

.. ,. '.,. ..,.

4

(8 '/.) '1/■ 1 ,,.

111.

..,. 1 .,.

1.91,8 1.u., 1.,,., 0.40,I

0.07,6 O.0j,7 0.26,6 1.99.f 1.07,a 1.7',j 4-6o,1 (4-12,8) o.14,4 1.10,4 1.1,,1 1.aa,I 2.6o,9 (2.i,,2) 1.07,4 0.7',7 a.u,1

1,J0,4 o.,a,,

1,6/+2,6

+ +

-

,..

+ 2,7

z.l/1

., .. .,.

o.u,,

1.90,4 1•97 1"47,1 1.,1,8 0.41/0.41 0.01., 0.04

o.a7,, 2.01 1.0, 1.Bo 4-14.4 0.84,1 1.,0 1.16,1 1.24,1 '-14

1.07,j 0.70 a.u., 1.64,1 0.21 1.a,,, 0.42,1

,.,. '.,. '.,. ...,.,. '/. "' '.,.

6 4 1/1

11/,

61/. 61/. 1, ,,.

1 1/11 4

'.,. '.,. ,.,. '1/.

7 1/t 1 .,.

1

'/.

'.,. 1 .,.

1.9',I 1-47,6 1.,1,7 0.49,2 o.ol,1 0.04,1 o.al,7 a.00,9 2.0, 1.Bo,4 4-n,1

o.'4 1.,1,1 1.148 1.1, 1.,-1-1

+0,1 -1.2. +1,7

+,., -0,1

1.o6,6 0.69.7 a.1,,1 1.64 0.24,6

+0,9 +0,1 -0,7 +0,1 -1,6

1.a, 0.41

+0,1 +1,,

.. ..

Orlaadoo Taf. Maße inm

"'

Gicbelquader ScbriqeilOll

AusladSima

Ausladw,g unten Frompwa

70 71 71 73 73 73

94

Laagpccra

94

Sckoo, Linge im Toichobot im aufgeh. Ma_....,k

12

Promoo, Tiefe lichte Breite llteite im Toicbobot Stylobotplattmb zu Ahakushöhe zz: 9 (1tu) Abakushöhe zu Kapitell- minus Abakushöhe 9: 13 (1tu) Abakusbreite (Ost) = Abakusbreite (Ecksäule West) zu Abakusbreite (West) (Ecksäule West) zu Abakusbreite (Ecksäule Ost) (Ost) zu oberem Säulendurchmesser 7: 5 ( 11 tu) zu unterem Säulendurchmesser ~13: 12 ("t ...) (Ost) = Abakusbreite (Ecksäule West) zu Gebälkhöhe (West) zu Kapitellhöhe ~7: 3 ("t,.) In Abb. l haben wir nicht nur eine Auswahl dieser V erhältnisse wiedergegeben, sondern zum Vergleich auch einige entsprechende Werte des Viertel- und Neuntelrasters (vgl. Abb. 1-7). Für die Gebälkzone stimmen die Rasterwerte des Fünftelquadrates und die Duplikationen des Neuntels mit den Baumaßen etwa gleich gut überein (vgl. Tab,//m 6. 1). Die Duplikationen des Drittels ergeben kleinere Abweichungen als der Viertelraster (vgl. Tab,//, J). Die Gliederung des Kapitells und der Zusammenhang von Kapitell und Gebälk werden aber nur im Fünftelquadratraster in einfachen rationalen Verhältnissen faßbar (vgl. Tabe/Im 1· ,). Wir haben festgestellt, daßdie großen Hauptabschnitte der Front (Krepis, Höhe der Ordnung, Tympanon- und Sima-

ljl

II. Anbitll:1111': Bwg,r

spitze usw.) im Viertel, Drittel und Drittelquadrat in ganzen Zahlen aufgehen. Auf das Fünftelquadrat und seine Duplikationen ist man anscheinend nur für die Eingliederung der Säule angewiesen. Hat man dieses zusätzliche Rastersystem gewählt, um das ursprünglich in einem anderen Verhältniszusammenhang stehende Bauglied in das neue Proportionsgefüge zu übertragen? Oder ist der gesamte Aufriß in diesem Rastersystem entworfen? Diese Fragen lassen sich wohl erst beantworten, wenn die neue Vermessung des Bauwerkes abgeschlossen ist. Für die Entscheidung sind zum Beispiel die Ausgangswerte der folgenden beiden Baumaße signifikant: Die Höhe vom Stylobat bis zur Geisonunterkante beträgt E cm im Viertelraster 261/ 1 1311,p4 im Raster des Drittelquadrates 26 7/ 1 1312,88 im Raster des Fünftelquadrates 26 11/ 16 1312 Die Höhe von der Geisonoberkante bis zur Simaspitze (bzw. vom Stylobat bis zur Simaspitze) beträgt E cm cm 8 1/ 1 424,9 (1797,7) im Drittclraster im Viertelraster 8 1/ 1 429 (1801,8) im Raster des Fünftelquadrates 8 17/ 16 425,6 (1798,4) oder 8 18/ 11 427,13 (1800,3) Im Fünftelquadratraster verhält sich die Gebälkhöhe (6,72 E = 329,47 cm) zur Tympanonhöhe (7 E = 343,2 cm) wie 24: 25 (RM 7/ 11 , vgl.Abb. J).FürdieAkroterhöhekommen vor allem vier Ansätze in Frage (vgl. oben S. 150): 6 1/ 1 E (326,86 cm), 6 18/ 16 E (329,47 cm= Gebälkhöhe), 6U/ 11 E (H9,3 cm) und 7 E (343,2 cm= Tympanonhöhe). Danach lassen sich die möglichen Ansätze für die Gesamthöhe berechnen.

CELLA: AUFRISS DER FRONT UND VERBINDUNG ZUR PERISTASIS (Abb. ,-rJ, oben S. 13"4'.)

Die Maßunterschiede zwischen Pronaos und Opisthodom sind in den bisherigen metrologischen Überlegungen nur selten berücksichtigt worden. Eine ausreichende Übersicht ist erst möglich, wenn die neuen Untersuchungen von Korres abgeschlossen und veröffentlicht sind. Die Angaben in unseren Plänen und in den Tab1/k11 rof (unten S. 397f.) basieren auf der Publikation von Orlandos und einigen mündlichen Hinweisen von Korres. Ein wichtiger Unterschied liegt im Durchmesser der Säule; unsere Ausgangswerte sind folgende: Säulendurchmesser im Opisthodom = 3 1/ 1 E (171,6 cm), im Pronaos = 3 1/ 1 E (163,43 cm). Wenn dies zutrifft, verhalten sich ihre Durchmesser wie 21:20 (RM 1/., vgl. Abb.rJ). Danach ergeben sich folgende Unterschiede in der Säulenstellung: Opisthodom Ellenwert Durchmesser Joch Zwischenraum Eckjoch Ecksäulenachse bis Stylobatkante

'/nE

'/11E

'/, E

36 88 52 77

9 aa

II

19

13

1

24

1

12

Pronaos Ellenwert Durchmesser Joch Zwischenraum Eckjoch Ecksäulenachse bis Stylobatkante

1/n E

1/, E

•f,E

240 616 376

30 77 47

4

540

9 133

•faE

' 1

14

Im Pronaos verhält sich also der Durchmesser zum Eckjoch wie in der Peristasis der Durchmesser zum Normaljoch. Für die Säulenhöhe gibt Orlandos verschiedene Baumaße an: im Westen 1005,6 cm, im Osten 1013,5 cm.

15Z.

II. Arebitll:htr: Bwgtr

Korres teilt mir mündlich mit, daß der Abstand vom Stylobat bis zum Architrav an beiden Fronten gleich groß ist, nämlich 1008 cm. In den Abb. 9. r r sind die verschiedenen Ausgangswerte alternativ aufgeführt. In Abb. r r gibt die Streckenbezeichnung (a-) den Ausgangswert von Korres, (a') den Ausgangswert von Orlandos für die Ostfront wieder, (g') den Ausgangswert von Orlandos für den Durchmesser der Pronaossäule, (g) einen mittleren Ausgangswert (168,88 cm). Mertens gibt den Säulendurchmesser mit 167,s cm an, ein Maß, das genau zwischen unseren Ausgangswerten für die Pronaos- und Opisthodomsäule liegt. In den Tabellen rof (unten S. 3971f.)und in Abb. ro. r2-r1 sind nur noch die Ausgangswerte von Korres berücksichtigt. Die vertikale Gliederung läßt sich mit dem Neuntel fast vollständig und genauer erfassen als mit dem Sechzehntel (vgl.Abb.9. II und Tabtlk II Kolonne 9). Fries- und Gesimshöhe gehen nur zusammen im Neuntel auf (0 /., vgl. Tab,Jk II Kolonne E). Die einzelnen Abschnitte sind erst im Zweiundsiebzigstel kommensurabel: Fries Ht/71 (101,46 cm), Gesims 61/ 71 (34,7 cm), zusammen -/, 1 = 0 /,. Die wichtigsten Verhältnisse sind in Abb. 9. r rf angegeben, die übrigen in Tabtlk II Kolonnen n-1s. 23-2s. Für die vertikale Gliederung des Gebälkes und der Säule geben RM 1/ und 1/ sowie 1/ 11/ 1 1 11 die größten gemeinsamen 18 und Teiler an (vgl. Tabtlk ro). Wenn man vom Sechsunddreißigstel ausgeht (Tabtlk ro Kolonne g) und Abweichungen von höchstens 1/ 11 E ( 1,36 cm, vgl. g') toleriert, erhält man eine überraschend einfache Proportionsstruktur (die modifizierten Ausgangswerte sind durch Klammem gekennzeichnet). Besonders aufschlußreich ist RM 0 /., (vgl.Abb. r2). Die Kapitellhöhe ist annähernd halb so hoch wie der Abschnitt des Frieses (inkl. Gesims), das Gesims annähernd ein Drittel der Fries- und Architravhöhe sowie ein Siebtel der Gebälkhöhe. Im Opisthodom verhält sich der untere Durchmesser zum Gebälk (bzw. zum Gebälk inkl.Kapitellhöhe) annähernd wies :7 (bzw. s :9), im Pronaos annähernd wie 24: H (bzw. 24: 4 s ... 8: 1s ). Diese an sich sehr überzeugende V erhältnissttuktur basiert bei den Zahlen in Klammern (Tabtlk ro Kolonnen g-m) allerdings auf Ausgangswerten, welche die oben erläuterten Toleranzgrenzen mehr oder weniger überschreiten. Läßt sich diese Unstimmigkeit

in einem anderen Rastersystem verringern? Unser V ersuch mit dem Fünftel brachte keine wesentliche Verbesserung (vgl. Tabtlk ro Kolonne l'). Im RM 7/ 10 (anstatt RM 0 / 11) stimmen nur zwei Ausgangswerte mit den Baumaßen exakt überein, nämlich der untere Durchmesser im Opisthodom (= s) und die Gesimshöhe (= 1). Die anderen diHcrieren teils weniger (Architrav-, Kapitellhöhe), teils mehr (Frieshöhe, Abakusbreite). - Innerhalb der Toleranzgrenze liegen folgende Verhältnisse (vgl. Tab,Jk ro Kolonnen a-f):

Kapitellhöhe: Abakushöhe Abakushöhe: Abakus breite (Pr.) Unterer Durchmesser (Pr.): oberem Durchmesser (Pr.): Gebälkhöhe (inkl. Kassettenträger) Unterer Durchmesser (Pr.):Architravplus Frieshöhe: Eckjoch Unterer Durchmesser (Pr.):unterem Durchmesser (Op.) Oberer Durchmesser (Pr.):oberem Durchmesser (Op.)

11: 7 1:--