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German Pages 216 [217] Year 1964
Ostlandreiter ohne Chance
Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin Schriften der Deutschen Sektion der Kommission der Historiker der DDR und der UdSSR
BAND II Ostlandreiter ohne Chance
AKADEMIE-VERLAG 1963
•
BERLIN
OSTLANDREITER O H N E CHANCE Beiträge zur Geschichte des faschistischen Überfalls auf die Sowjetunion
Wissenschaftliche Redaktion Gerhart Hass
AKADEMIE-VERLAG 1963
BERLIN
Erschienen im Akademie -Verlag GmbH, Berlin W 8, Leipziger Straße 3-4 Copyright 1963 by Akademie-Verlag GmbH Lizenznummer: 202 • 100/141/63 Gesamtherstellung: IV/2/14 • V E B Werkdruck Gräfenhainichen • 1884 Bestellnummer: 2110/2 • ES 14 D/E • Preis: 8,—
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
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L E O STERN
Der Uberfall des faschistischen Deutschlands auf die Sowjetunion und die Lehren für die Gegenwart
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E . A . BOLTIN
Der Große Vaterländische Krieg der Sowjetunion gegen den deutschen Faschismus - ein gerechter Volkskrieg zur Verteidigung der sozialistischen Sowjetunion und der gesamten Menschheit . . . .
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WALDEMAR VERNER
Die deutschen Militaristen haben gegen den Sozialismus keine Chance
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N . A . FOKIN
Das Scheitern des faschistischen Blitzkrieges gegen die UdSSR und das Entstehen der Voraussetzungen für den grundlegenden Umschwung im Verlauf des Großen Vaterländischen Krieges der Sowjetunion
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O T T O SCHWAB
Wehrmachtmanöver — Vorstufen und Generalproben Aggressionspläne des deutschen Militarismus
für die 103
G . L . ROSANOW
Der Kampf der Sowjetunion für die Bildung und Festigung einer antifaschistischen Koalition und ihre Rolle bei der Zerschlagung des faschistischen Deutschland
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Inhaltsverzeichnis
VI STEFAN DOERNBERG
Die Teilnahme deutscher Antifaschisten am Großen Vaterländischen Krieg der Sowjetunion - Ausdruck des proletarischen Internationalismus und wahren Patriotismus
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E . A . BOLTIN
Über einige Methoden der Verfälschung der historischen Wahrheit in dem Buch von H. A. Jacobsen und Jürgen ßohwer „Entscheidungsschlachten des zweiten Weltkrieges"
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R U D I GOGUEL
Der Einfluß der wachsenden Stärke des sozialistischen Lagers auf einige ideologische Konzeptionen der westdeutschen Ostforschung
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G . N . GOROSCHKOWA
Gegen die Verfälschung der sowjetischen Politik in der deutschen Frage
185
Personenregister
201
Autorenverzeichnis
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Vorwort
Mit dem wortbrüchigen und hinterlistigen Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 begann das faschistische Deutschland einen lange geplanten und vorbereiteten Versuch, das Land des Sozialismus gewaltsam zu zerschlagen. Es verfolgte dabei das Ziel, die sozialistischen Errungenschaften in der UdSSR zu vernichten, die natürlichen Reichtümer des Landes zu rauben und die Völker der Sowjetunion zu Arbeitssklaven des deutschen Imperialismus zu machen. Bewußt knüpfte die faschistische Propaganda an die mittelalterlichen Eroberungszüge der deutschen Fürsten und Ritter an und idealisierte den räuberischen „Drang nach Osten". Goebbels und seine Schüler beriefen sich dabei ständig auf die angebliche „Sendung" des deutschen Volkes, als Vertreter eines „neuen Europa" die Herrschaft der „nordischen Rasse" über die „minderwertigen slawischen Völker" zu erringen. Eine derartige ideologische Kriegsvorbereitung, heute mit der „christlichen Mission des Abendlandes" gegen den Kommunismus motiviert, ist jedoch nur zwei Jahrzehnte nach dem Beginn des faschistischen Überfalls auf die Sowjetunion zur Hauptrichtung der westdeutschen revanchistischen und militaristischen Propaganda geworden. Erneut soll ein Teil des deutschen Volkes für eine aussichtslose Aggression reif gemacht werden. Das faschistische Abenteuer endete mit einer in der deutschen Geschichte beispiellosen Niederlage. Völlig verkannten die deutschen Imperialisten und Militaristen die gewaltigen Veränderungen, die seit der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution in der Welt vor sich gegangen sind. Sie unterschätzten sowohl ihren Hauptgegner, die UdSSR,
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Vorwort
als auch die mächtige antifaschistische Bewegung der Völker, die die imperialistischen Regierungskreise der Westmächte zwang, am Kampf der Antihitlerkoalition teilzunehmen. Zugleich überschätzten sie ihre wirtschaftlichen, militärischen und moralisch-politischen Möglichkeiten. Gesetzmäßig mußte Hitlerdeutschland deshalb im zweiten Weltkrieg eine Niederlage erleiden. Der heldenhafte Kampf der Völker der Sowjetunion führte zur endgültigen Umwandlung des imperialistischen Krieges in einen gerechten antifaschistischen Befreiungskrieg aller Völker gegen den Faschismus. Der Sieg des sozialistischen Staates und der antifaschistischen Kräfte in aller Welt über das reaktionärste imperialistische Regime und seine Kriegsmaschine demonstrierte beweiskräftig die Überlegenheit der neuen gesellschaftlichen Kräfte über die alte, verfaulende imperialistische Ordnung. Diese Lehren haben die fortschrittlichen Kräfte in der Welt gezogen. Auch in der Deutschen Demokratischen Republik hat das Volk sein Schicksal in die eigenen Hände genommen und die Verderber Deutschlands, die eingeschworenen Ostlandreiter, entmachtet. In Westdeutschland dagegen ist ihre Macht nicht gebrochen worden. Im Verein mit den amerikanischen Imperialisten versuchen sie erneut, die Völker zum Krieg gegen den Sozialismus zu hetzen. Die Verfälschung der historischen Wahrheit über den faschistischen Überfall auf die Sowjetunion und die Ursachen der deutschen Niederlage ist dabei eines ihrer wichtigsten Mittel, um einen neuen Krieg ideologisch vorzubereiten. Für den Kampf gegen die Vorbereitung eines neuen Krieges ist es darum sehr bedeutsam, jene Ereignisse historisch wahr darzulegen und einzuschätzen, um damit die imperialistischen Geschichtslügen zu widerlegen. Anläßlich des 20. Jahrestags des Überfalls Hitlerdeutschlands'auf die Sowjetunion führte die Kommission der Historiker der DDR und der UdSSR gemeinsam mit der Gesellschaft f ü r Deutsch-Sowjetische Freundschaft am 21. Juni 1961 in Berlin eine wissenschaftliche Tagung zum Thema „Die Aggression des deutschen Faschismus gegen die UdSSR" durch. Die Tagung wurde von dem Vorsitzenden der Deutschen Sektion der Kommission der Historiker der DDR und der UdSSR, Professor Dr.
Vorwort
IX
Dr. Leo Stern, und dem Vorsitzenden des Sekretariats der Gesellschaft f ü r Deutsch-Sowjetische Freundschaft, Fritz Beyling, eröffnet und von dem Leiter der sowjetischen Delegation, Generalmajor E. A. Boitin, begrüßt. An der wissenschaftlichen Konferenz nahm eine sowjetische Historikerdelegation teil, der E. A. Boitin, N. A. Fokin, G. N. Goroschkowa, G. L. Rosanow und N. I. Samorukow angehörten. Mehr als 150 Wissenschaftler und Propagandisten aus der Deutschen Demokratischen Republik bildeten den Teilnehmerkreis. An die Tagung schloß sich ein Kolloquium über Fragen der revanchistischen Geschichtsschreibung an, das von Professor Dr. Walter Bartel geleitet wurde. Beide Veranstaltungen verdeutlichen das Bestreben der marxistischen Historiker der DDR und der UdSSR, ihren Beitrag zu leisten, um die Wiederholung der Ereignisse des Jahres 1941 zu verhindern. Die Materialien der T a g u n g haben somit eine aktuelle Bedeutung, die weit über den Rahmen einer Gedenkveranstaltung hinausgeht. Der Band „Ostlandreiter ohne Chance", der in der Schriftenreihe der Kommission der Historiker der DDR und der UdSSR erscheint, enthält die überarbeiteten und ergänzten Referate und Diskussionsbeiträge der Tagung und des Kolloquiums. F ü r die Mitarbeit bei der Bearbeitung vorliegenden Bandes sei an dieser Stelle F r a u Käte Schönwald der Dank ausgesprochen. Berlin, F e b r u a r 1962 Gerhart Hass
Der Überfall des faschistischen Deutschlands auf die Sowjetunion und die Lehren für die Gegenwart LEO STERN
Die Beschäftigung mit dem 20. Jahrestag des Überfalls des faschistischen Deutschlands auf die Sowjetunion auf einer Tagung der Kommission der Historiker der DDR und der UdSSR stand im direkten Zusammenhang mit den Tagungen, die 1957 in Leipzig und 1959 in Berlin durchgeführt wurden. Auf der Leipziger Tagung wurden die „Probleme des zweiten Weltkrieges" analysiert, auf der Berliner das Thema „Der deutsche Imperialismus und der zweite Weltkrieg" in den Mittelpunkt der Untersuchungen gestellt. Die wissenschaftlichen Ergebnisse dieser Tagungen liegen bereits in Gestalt von Protokollen, Monographien, Aufsätzen und sonstigen Veröffentlichungen vor 1 , und wir können mit gutem Grund behaupten, daß wir seither den Verfälschungen der Geschichte des zweiten Weltkrieges, die namentlich auf das Konto der westdeutschen Geschichtsschreibung und Publizistik gehen, nicht nur wirksam ent-
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Siehe Probleme der Geschichte des zweiten Weltkrieges. Referate und Diskussion zum Thema: Die wichtigsten Richtungen der reaktionären Geschichtsschreibung über den zweiten Weltkrieg. Protokoll der wissenschaftlichen Tagung in Leipzig vom 25. bis 30. November 1957, Bd 2, Berlin 1958; Der zweite Weltkrieg 1939-1945. Wirklichkeit und Fälschung, Berlin 1959; Der deutsche Imperialismus und der zweite Weltkrieg. Materialien der wissenschaftlichen Konferenz der Kommission der Historiker der DDR und der UdSSR zum Thema „Der deutsche Imperialismus und der zweite Weltkrieg" vom 14. bis 19. Dezember 1959 in Berlin, Bd 1 - 5 , Berlin 1 9 6 0 - 1 9 6 2 ; Der deutsche Imperialismus und der zweite Weltkrieg, H. 1 - 8 , Berlin 1960.
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gegentreten, sondern gegen sie direkt zur ideologischen Offensive übergehen konnten. *
Zwanzig Jahre sind es her, da Hitlerdeutschland, auf dem Höhepunkt seiner militärischen Erfolge, am 22. Juni 1941 die Sowjetunion überfiel. In ihrer verbrecherischen Vermessenheit glaubten Hitler und seine Generale, die ununterbrochene Serie ihrer billigen Blitzsiege über Polen, Norwegen, Frankreich, Belgien, Holland, Dänemark, Jugoslawien und Griechenland durch einen neuen, entscheidenden Blitzsieg über die Sowjetunion krönen zu können. Es kam anders: Der heimtückische Überfall, der die faschistische Wehrmacht im ersten Ansturm bis vor die Tore von Leningrad und Moskau brachte, der sie bis Odessa, Sewastopol, an die Wolga und den Kaukasus vordringen ließ, endete am 8. Mai 1945 mit der bedingungslosen Kapitulation Hitlerdeutschlands und der Hissung der ruhmreichen Fahnen der Sowjetarmee auf dem zerstörten Reichstagsgebäude in Berlin und dem Brandenburger Tor. Der vom deutschen Generalstab so vielgerühmte totale Krieg hatte mit einer totalen Niederlage geendet. Obwohl das faschistische Deutschland das eigene gewaltige Rüstungspotential auch noch durch das bedeutende Rüstungspotential aller von ihm unterworfenen Staaten ins Gigantische zu steigern vermochte und anfänglich auch den taktischen und strategischen Vorteil des heimtückischen Überraschungsangriffs auf seiner Seite hatte, wurden seine Elitearmeen von der heldenhaft kämpfenden Sowjetarmee vor Leningrad, Moskau und an der Wolga systematisch aufgerieben, eingekesselt und zerschlagen. Doch heute, mehr als zwei Jahrzehnte nach dem verbrecherischen Überfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion, haben in Westdeutschland die unverbesserlichen deutschen Imperialisten und Militaristen von neuem ihr Haupt erhoben, um in einem dritten Weltkrieg das zu verwirklichen, was sie in den von ihnen entfesselten beiden Weltkriegen nicht zu verwirklichen vermochten: die ökonomische, militärische und politische Hegemonie in Europa, Weltmacht, Weltgeltung und Weltherrschaft. Dabei gehen sie von der trügerischen Auffassung aus, daß sie diesmal „auf der richtigen Seite gegen den richtigen Feind" stehen und daß sie die vom deutschen Imperialismus unter Wilhelm II. und Hitler be-
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gangenen Fehler unter Adenauer nicht mehr wiederholen würden. Im Schatten des USA-Imperialismus und als dessen militärische Hauptstoßkraft in Europa gegen das sozialistische Lager glauben die Adenauer und Strauß, die Speidel, Heusinger und Foertsch und ihre imperialistischen Auftraggeber in ihrem abenteuerlichen Wahn, die Scharte der beiden verlorenen Weltkriege und der von ihnen heraufbeschworenen nationalen Katastrophen in einem dritten Weltkrieg auswetzen zu können. Daher sind sie die eifrigsten Preisfechter der NATO, der EWG, des EURATOM und der europäischen Integration, daher sind sie die Hauptstörenfriede jeder Entspannung in Europa und in der Welt, daher tarnen sich die Faschisten und Eichmänner von gestern als die Erzdemokraten und Patenteuropäer von heute, um das deutsche Volk und die übrige Welt über die wahren Absichten des raubgierigen revanchistischen deutschen Imperialismus zu täuschen. Doch wie im ersten und zweiten Weltkrieg die Niederlage des deutschen Imperialismus gesetzmäßig war, sind auch die auf die Entfesselung eines dritten Weltkrieges gerichteten Welteroberungspläne nichtig und illusorisch. Die Welt hat sich in den Jahren seit dem zweiten Weltkrieg grundlegend gewandelt. Die eklatante Verschiebung des Kräfteverhältnisses zugunsten des Weltfriedenslagers mit der Sowjetunion an der Spitze müssen auch die enragiertesten Reaktionäre und Kommunistenhasser in Washington, London, Paris und Bonn zähneknirschend zur Kenntnis nehmen. Das von den Imperialisten im Nahen und Fernen Osten, in Afrika, in Mittel- und Lateinamerika etablierte Kolonialsystem kracht in allen Fugen, und immer neue Völker werfen ihre kolonialen Ketten ab. Die große weltgeschichtliche Bilanz dieser machtvollen Veränderungen zugunsten des Friedens, der Demokratie, des Fortschritts und des Humanismus hat der XXII. Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion in Moskau gezogen. Die einzigartigen Leistungen der Sowjetunion auf dem Gebiet der Raumschiffahrt, die schier unfaßbaren Leistungen Juri Gagarins und German Titows mit den Raumschiffen Wostok I und II sind eindeutige Beweise dafür, daß die geschichtliche Zukunft dem Frieden, dem Fortschritt, der Demokratie und dem Sozialismus gehören. Was im Weltmaßstab gilt, gilt auch f ü r Deutschland: Hier ist in Gestalt der DDR ein Drittel Deutschlands nicht nur für immer dem
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Machtbereich des deutschen Imperialismus und Militarismus entzogen, die DDR ist als ein integrierender Bestandteil des sozialistischen Weltlagers ein entscheidendes Hindernis für die wahnwitzigen Kriegspläne der Bonner Revanchisten. Und diesen Plänen wird, wie das die Errichtung des antifaschistischen Schutzwalls an der Staatsgrenze in Berlin demonstriert hat, ein Riegel vorgeschoben werden. Heute gibt es auch in Westdeutschland eine immer größer werdende Zahl von Menschen, die ungleich besser als im ersten und im zweiten Weltkrieg erkennen, daß der Todfeind des deutschen Volkes, wie schon Karl Liebknecht seinerzeit feststellte, im eigenen Lande steht: Es sind das die deutschen Imperialisten und Militaristen, die aus zwei Weltkriegen und zwei nationalen Katastrophen nichts gelernt haben. Es besteht kein Zweifel, daß es den Friedenskräften in Westdeutschland, gestützt auf die moralische Kraft, den Friedenswillen und die Friedenspolitik der DDR und des ganzen sozialistischen Lagers, gelingen wird, die notorischen Verderber der deutschen Nation zu zügeln und ein für allemal in die Schranken zu weisen, bevor sie einen neuen, atomaren Krieg entfesseln. Eine eingehende marxistisch-leninistische Analyse der historischen Besonderheiten in der Entwicklung des deutschen Imperialismus zeigt, daß die Niederlagen des imperialistischen Deutschlands in den beiden Weltkriegen nicht auf „Zufälle" oder auf eine „unglückliche Verkettung bestimmter Umstände", wie dies die revanchistischen Ideologen eines dritten Weltkrieges behaupten, zurückzuführen sind, sondern — durch eine Reihe von dem deutschen Imperialismus immanenten Ursachen bedingt - objektiv unanwendbar, d. h. zutiefst gesetzmäßig waren. Der wissenschaftliche Nachweis der objektiven Gesetzmäßigkeiten der Niederlagen des deutschen Imperialismus und Militarismus in den beiden Weltkriegen ist eine starke Waffe im Kampf gegen die reaktionäre bürgerliche Ideologie im allgemeinen und die revanchistischen westdeutschen Ideologen im besonderen, die aus klassenegoistischen Interessen die objektiven Gesetzmäßigkeiten leugnen, um einen dritten Weltkrieg vorbereiten zu können. Die abenteuerlichen Kriegsziele der deutschen Imperialisten und Militaristen standen und stehen - vor dem ersten und zweiten Welt-
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krieg ebenso wie auch heute - nicht entfernt in einem realen Verhältnis zu den ökonomischen und militärischen Mitteln, mit denen sie verwirklicht werden sollen. Am Vorabend des ersten Weltkrieges verkündete der deutsche Imperialismus als sein Annexionsprogramm die Eroberung von Teilen Nord- und Ostfrankreichs, Belgiens, der Niederlande, Polens, der baltischen Länder, der Ukraine, des Kaukasus, des Balkans, des ganzen Nahen Ostens bis zum Persischen Golf und darüber hinaus die Eroberung Indiens und großer Teile Afrikas. Die militärische Niederlage von 1918 machte zunächst diesen pangermanistischen Annexionsplänen ein Ende. In dem Maße aber, wie das deutsche Monopolkapital und die deutsche Generalität - Hindenburg, Seeckt, Groener, Schleicher u. a. — durch die Hilfsdienste der rechten Führer der Sozialdemokratie und der Gewerkschaften und die direkte Unterstützung der Westmächte als „Bollwerk gegen den Bolschewismus" sich ihre zeitweise verlorenen Positionen zurückerobern konnten, traten sie auch wieder mit ihrem alten annexionistischen Programm hervor, das sie in Wirklichkeit nie aufgegeben hatten. Die von Hitlerdeutschland erhobenen Forderungen nach der „Neuordnung Europas" unterschieden sich im wesentlichen nicht von der alten politischen und strategischen Grundkonzeption des deutschen Imperialismus und Militarismus, die man in den Jahren nach der Niederlage von 1918 nur vorübergehend mit dem Begriff „Mitteleuropa-Idee" getarnt hatte. Die „Neuordnung Europas" bedeutete nichts anderes als die Schaffung eines „Großdeutschlands", das als „stählerner Kern" von einem Kranz von kolonialen und halbkolonialen Agrarstaaten umgeben sein sollte. Wie 1918 wurde der deutsche Imperialismus und Militarismus auch 1945 militärisch geschlagen. Den Sieg hatte der erste sozialistische Staat der Geschichte, die Sowjetunion, errungen — unterstützt von der antifaschistischen Volksbewegung in allen vom Hitlerfaschismus okkupierten oder bedrohten Ländern — und hatte damit den eindeutigen Beweis für die Überlegenheit des Sozialismus über den Kapitalismus erbracht. Wie nach 1918 konnte der deutsche Imperialismus und Militarismus - allerdings nur noch in einem Teile Deutschlands — auch nach 1945 mit Hilfe der imperialistischen Westmächte, insbesondere des USAImperialismus, seine alten Machtpositionen wieder herstellen, um heute, kaum sechzehn Jahre nach dem zweiten Weltkrieg, die gleichen räube-
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rìschen Ziele zu verfolgen. Ist sein militärisches und wirtschaftliches Potential auch zusammengeschrumpft, hat sich das Kräfteverhältnis in der Welt auch eindeutig zugunsten des sozialistischen Weltlagers verändert, so hat der deutsche Imperialismus von seinen wahnwitzigen Eroberungsplänen aus der Zeit des ersten wie des zweiten Weltkrieges in Wirklichkeit keinen Deut aufgegeben. *
Weil die Kriegsziele der deutschen Imperialisten und Militaristen im ersten wie im zweiten Weltkrieg in keinem Verhältnis zu ihren wirtschaftlichen und militärischen Mitteln standen, hatten sie beide Male alle Hoffnungen auf ihre vorzüglich funktionierende Kriegsmaschine, auf die Stärke der auf den Angriffskrieg gedrillten „Kaderarmee", auf die preußisch-deutschen Militärtraditionen und den chauvinistischen Taumel der politisch betrogenen und verführten Volksmassen gesetzt. Vor allem aber hofften sie beide Male, die Unterlegenheit in den materiellen Ressourcen durch die „Blitzkriegsstrategie" wettmachen zu können. „Der militärische Ausdruck des Widerspruchs zwischen Kräften und Zielen", sagt Walter Ulbricht, „war sowohl im ersten als auch im zweiten Weltkrieg die Blitzkriegsstrategie, und beide Male erlitten sie damit Schiffbruch". 2 Sie mußten zweimal gesetzmäßig eine Niederlage erleiden, weil in einem modernen Krieg das wirtschaftliche und das moralische Potential niemals allein durch das militärische ausgeglichen werden kann, weil die ständig wirkenden Faktoren - d. h. das Zusammenwirken von Staat, Volk und bewaffneten Streitkräften sowohl im Frieden als auch im Krieg - niemals durch nur zeitweilig wirkende Faktoren, wie es zum Beispiel ein überraschender Überfall ist, ausgeglichen werden können. Trotz der beiden totalen Niederlagen von 1918 und 1945 basiert die strategische Grundkonzeption des in Westdeutschland wiedererstandenen Imperialismus und Militarismus heute wieder auf den gleichen falschen Voraussetzungen. Eindeutig fordert Franz Joseph Strauß, an die „großen Erfolge und Traditionen" des preußisch-deutschen General2
Ulbricht, Walter, Die Unvermeidlichkeit der Niederlagen des deutschen Imperialismus und die Lehren daraus, in: Einheit, H. 3 / 1 9 5 9 , S. 361.
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stabes - zu denen wohl auch die beiden eklatanten militärischen Niederlagen gehören! - anzuknüpfen. Wiederum hofft man, durch einen plötzlichen Überfall, durch die „Strategie rascher militärischer Entscheidungen" - diesmal in der Konzeption des „betäubenden atomaren Schlags" - und mit Unterstützung der USA die „dritte Runde" siegreich bestehen zu können. Es ist die von vornherein zur totalen Niederlage verurteilte abenteuerliche Militärdoktrin des deutschen Imperialismus und Militarismus, die von den Atomstrategen William S. Schlamm, Henry Kissinger, Paul Wilhelm Wenger, Pascual Jordan, Eduard Barnick u. a. in Westdeutschland in aller Öffentlichkeit propagiert wird. Brutaler Terror gegen alle, die sich diesem atomaren Wahnsinn entgegenstellen, Propaganda eines hemmungslosen Antikommunismus, politische und ideologische Gleichschaltung und Korrumpierung der rechten SPD- und Gewerkschaftsführung — das waren seit je die Methoden des deutschen Imperialismus bei der Vorbereitung eines neuen Krieges. Durch zielbewußtes Schüren im Konflikt Österreich-Serbien in den Julitagen 1914 bereiteten die kriegslüsternen deutschen Imperialisten und Militaristen den ersten Weltkrieg vor; mit einer Kette von Provokationen wurde von Hitlerdeutschland der zweite Weltkrieg eingeleitet, so durch den berüchtigten Überfall auf den Sender Gleiwitz, um dessen Vorbereitung sich der ehemalige Bundesminister Oberländer besondere „Verdienste" erworben hat. Die gleiche Politik offener und versteckter Provokationen wird auch heute vom Bonner Staat gegenüber der DDR praktiziert. Was anderes denn als eine Provokation ist es, wenn bei Manövern der Bundeswehr Soldaten in Uniformen der Nationalen Streitkräfte der DDR gesteckt werden, wenn offen die Annexion der DDR propagiert wird, wenn revanchistische Forderungen gegenüber Polen und der CSSR erhoben werden, wenn mit der bekannten preußischen Arroganz auch die eigenen NATO-Verbündeten — England, Frankreich und sogar die USA - abgekanzelt werden, sobald deren Regierungschefs für eine Politik der Entspannung eintreten. Die deutschen Militaristen mit Franz Joseph Strauß an der Spitze lassen keinen Zweifel daran, daß die von ihnen schon im ersten Weltkrieg praktizierten brutalen Methoden - in den Massenerschießungen und in dem technisch perfektionierten Massenmord in den Gaskammern der KZ während des 2
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zweiten Weltkrieges infernalisch übersteigert - in einem dritten Weltkrieg die Menschheit unsagbare Blutopfer kosten würden. Wie nach der Niederlage 1918, so auch nach der Niederlage im zweiten Weltkrieg leugneten und leugnen die deutschen Imperialisten und Militaristen ihre Schuld an der Entfesselung dieser Kriege, die Abenteuerlichkeit ihrer räuberischen Kriegsziele, ebenso die Schuld an den durch die Kriege und die Niederlagen verursachten nationalen Katastrophen. Die Ideologen des deutschen Imperialismus und Militarismus müssen dies tun, weil ohne die Rechtfertigung des deutschen Imperialismus, der preußisch-deutschen Militärtraditionen und der Militärdoktrin die Vorbereitung eines neuen Krieges nicht möglich ist. Ähnlich der „Dolchstoßlegende" und der „Kriegsschuld"-Diskussion nach dem ersten Weltkrieg wurde auch nach der totalen Niederlage im zweiten Weltkrieg eine Reihe von Geschichtslegenden und -lügen geschaffen, die nur den einen Zweck haben, den deutschen Imperialismus und Militarismus von der Schuld an der Entfesselung und Durchführung des Krieges reinzuwaschen und insbesondere den deutschen Generalstab von der Verantwortung für die totale militärische Niederlage freizusprechen. Um die objektiven Gesetzmäßigkeiten f ü r die Niederlage des deutschen Imperialismus im zweiten Weltkrieg zu leugnen, führen sie diese nur auf eine unglückliche Verkettung verschiedener Zufälle zurück, auf die Kälte und den Schlamm Rußlands, auf die „unendliche Weite des russischen Raums", auf die „falsche Bündnispolitik Hitlers" und vor allem auf den „militärischen Dilettanten Hitler". So beschuldigten schon im ersten Weltkrieg die einen den jüngeren Moltke, den Schlieffen-Plan nicht exakt durchgeführt zu haben, die anderen beschuldigten die Regierung, sie habe es an der entsprechenden Festigkeit in der Kriegspolitik fehlen lassen, die dritten wieder, mit Ludendorff an der Spitze, beschuldigten das Hinterland, das deutsche Volk und die deutsche Arbeiterklasse, der im Felde angeblich unbesiegten Armee durch revolutionäre Aktionen in den Rücken gefallen zu sein. Obwohl dieser „Dolchstoßlegende" die Lüge auf der Stirn geschrieben stand, wurde sie von den deutschen Imperialisten und Militaristen und ihren Ideologen Jahr um J a h r dem deutschen Volk, besonders der heranwachsenden Jugend eingehämmert. Die deut-
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sehe Reaktion verfolgte damit zwei Ziele: Einmal sollte diese Legende die Begründung abgeben für die Niederschlagung der deutschen Arbeiterklasse, dann sollte sie die ideologische Ausgangsposition schaffen für die weitreichenden revanchistischen Pläne, die nur in einem neuen Weltkrieg verwirklicht werden konnten. *
Wir wissen, wie das verbrecherische Abenteuer des zweiten Weltkrieges begann und wie es endete. Die zahlreichen diplomatischen Konzessionen an das faschistische Deutschland, die berüchtigte Nichteinmischungspolitik Englands und Frankreichs gegenüber dem republikanischen Spanien, das in heldenhaftem Kampf gegen die auf Seiten des Putschistengenerals Franco kämpfenden Hitler- und MussoliniDivisionen verblutete, die Preisgabe Abessiniens, Österreichs und der Tschechoslowakei an Mussolini und Hitler und schließlich der schamlose Verrat von München vom September 1938 - das waren die entscheidenden Etappen, die zur Entfesselung des Krieges durch den Hitlerfaschismus führten. Der eindeutig sowjetfeindlichen Politik der Westmächte seit München, die die Stoßrichtung Hitlerdeutschlands gegen die Sowjetunion ablenken wollte, war diese mit dem deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt zuvorgekommen, der nicht nur die Karten des faschistischen Deutschlands und der imperialistischen Westmächte gründlich durcheinanderbrachte, sondern auch der Sowjetunion einen wertvollen Zeitgewinn von anderthalb Jahren ermöglichte, der ihre Armeen in den Stand setzte, die faschistische Wehrmacht, die gewaltigste Militärmaschine, die je in einem Kriege eingesetzt worden war, vernichtend zu schlagen. Der Rausch der leicht errungenen Blitzsiege im Westen war in dem Augenblick verflogen, als Hitlerdeutschland nach dem Überfall auf die Sowjetunion auf erbitterten Widerstand stieß und vor Moskau seine erste Niederlage erlitt. Auch im zweiten Weltkrieg trafen anfangs zwei imperialistische Mächtegruppen aufeinander, und auch dieser Krieg trug zunächst einen imperialistischen Charakter. Gleich dem Schlieffen-Plan des ersten Weltkrieges sollten die „Blitzkriege" der massierten Luftwaffe und der Panzerdivisionen im zweiten Weltkrieg das „Geheimnis des Sieges"' 2*
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verbürgen. Ein Gegner nach dem anderen sollte durch kurze „tödliche Schläge" niedergeworfen werden. Die „Blitzkriege" gegen kleinere und militärisch schwächere Länder wie Polen, Norwegen, die Niederlande, Dänemark, Belgien, Frankreich, Jugoslawien, Griechenland gelangen relativ leicht, vornehmlich deshalb, weil die Regierungen Englands und Frankreichs die Hilfe der Sowjetunion ablehnten. Ihrer Verratspolitik von München getreu, ließen sie sich auch nach dem Überfall Hitlerdeutschlands auf Polen von dem Bestreben leiten, die faschistische Aggression gegen die Sowjetunion abzulenken. Auf diese Weise hofften sie, sowohl die ihnen verhaßte Sowjetordnung zu vernichten als auch gleichzeitig Deutschland als Konkurrenten und als Militärmacht schwächen zu können. Doch dank der aktiven Außenpolitik der Sowjetunion hatten England und Frankreich im Endergebnis nicht die UdSSR, sondern sich selbst isoliert, ein Umstand, der zu diesen militärischen Erfolgen Deutschlands in der ersten Kriegsphase seinen Teil beitrug. Diese Erfolge, da sie auf nur zeitweilig wirkenden Faktoren beruhten, trugen jedoch einen nur kurzfristigen, vergänglichen Charakter. Diese Faktoren verloren bereits nach der militärischen Niederwerfung Frankreichs an Wirksamkeit. Seit der zweiten Hälfte 1940 begann sich durch den wachsenden antifaschistischen Widerstand der von Hitlerdeutschland brutal unterdrückten Völker in Polen, Norwegen, Frankreich, Italien, Jugoslawien, Tschechoslowakei u. a. eine Änderung des Charakters des zweiten Weltkrieges anzukündigen. Die Versuche Hitlers, die herrschenden Kreise Englands doch noch für einen Kreuzzug gegen die Sowjetunion zu gewinnen, scheiterten dank der umsichtigen Außenpolitik der Sowjetunion und der antifaschistischen Aktivität der Volksmassen in den führenden kapitalistischen Ländern. Über die faschistischen Untaten in den okkupierten Ländern entsetzt und empört, forderten die Volksmassen von ihren Regierungen den entschiedenen Kampf gegen Hitlerdeutschland. Unter diesem Druck der Volksmassen kam es nach dem Überfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion zur Bildung der Anti-Hitler-Koalition der Völker und Regierungen - eine Tatsache, die den völligen Zusammenbruch der außenpolitischen Pläne Hitlerdeutschlands bedeutete. Der heroische Kampf des Sowjetvolkes für seine Freiheit und Unabhängigkeit brachte
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schließlich den militärischen Zusammenbruch Hitlerdeutschlands und der Achsenmächte. Dieser Kampf verschmolz mit dem Kampf der Völker der anderen Länder zu einer Einheit und verstärkte den antifaschistischen Charakter des zweiten Weltkrieges. Die Tatsache, daß der zweite Weltkrieg als ein imperialistischer Krieg begann und insbesondere durch den Eintritt der Sowjetunion in den Krieg in einen antifaschistischen, gerechten Freiheitskrieg hinüberwuchs, hatte die entscheidende Rolle der Volksmassen im zweiten Weltkrieg bewiesen. *
Was waren nun die entscheidenden Ursachen der Niederlage des deutschen Imperialismus in den beiden Weltkriegen? Der erste und wichtigste Umstand der gesetzmäßigen Niederlage des deutschen Imperialismus in den beiden Weltkriegen war der, daß er als die Verkörperung der reaktionärsten, historisch längst überlebten gesellschaftlichen Kräfte auftrat. Es gehört zu den wichtigsten Grunderkenntnissen der marxistisch-leninistischen Theorie, daß bei einem Zusammenstoß des Neuen, sich Entwickelnden, dem die Zukunft gehört, die alten gesellschaftlichen Kräfte unausbleiblich eine Niederlage erleiden. War es im ersten Weltkrieg der Sieg der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution, der nicht nur die Niederlage des kaiserlichen Deutschlands beschleunigte, sondern ein Schlag gegen den Weltimperialismus als Ganzes war, so standen im zweiten Weltkrieg den Kräften der internationalen faschistischen Reaktion mit Hitlerdeutschland an der Spitze die fortschrittlichen Kräfte der Gesellschaft gegenüber, die die Sowjetunion verkörperte. Der deutsche Imperialismus wurde in beiden Weltkriegen geschlagen, weil er sich den Interessen des deutschen Volkes und aller friedliebenden Völker entgegenstellte und seine wahnwitzigen Welteroberungspläne mit den verbrecherischsten Mitteln verfolgte. War der volks- und menschheitsfeindliche Charakter des deutschen Imperialismus durch den plötzlichen Uberfall auf das neutrale Belgien, durch die hemmungslose Raubpolitik und die Unterdrückung in den okkupierten Gebieten Belgiens, Frankreichs, der Ukraine und der baltischen Länder schon im ersten Weltkriege vor aller Welt sichtbar geworden, so steigerten sich diese amoralischen und barbarischen Ten-
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denzen unter der Herrschaft des Faschismus ins Maßlose. Im zweiten Weltkrieg bedrohte der deutsche Imperialismus bereits ganze Völker buchstäblich mit der physischen Ausrottung, eine Tatsache, die in ihrer ganzen Scheußlichkeit im Eichmann-Prozeß erneut in das Bewußtsein der Weltöffentlichkeit getreten ist. In Deutschland selbst wie in den vom Hitlerfaschismus zeitweilig okkupierten Gebieten hatte der deutsche Imperialismus das unmenschlichste Terrorsystem in Gestalt der Zuchthäuser und Konzentrationslager errichtet, in welchen Zehntausende freiheitlicher und fortschrittlicher deutscher Menschen und Millionen Menschen aus den okkupierten Gebieten auf bestialische Weise umgebracht wurden. Da die Zukunft der Menschheit durch den Hitlerfaschismus auf das ernsteste bedroht war, hatten sich die Völker der Welt zur Anti-Hitler-Koalition zusammengeschlossen. Die ökonomische, militärische, politische und moralische Kraft der Sowjetunion in Verbindung mit dem heroischen Kampf der Volksmassen der vom Hitlerfaschismus niedergeworfenen Länder hatte schließlich die bedingungslose militärische Kapitulation Deutschlands erzwungen. Die Niederlage des imperialistischen Deutschlands war unabwendbar, weil dieses einen ungerechten Krieg zur Eroberung und Ausplünderung fremder Länder führte und weil dies den gemeinsamen Widerstand aller Völker hervorrief. An der Spitze dieses Kampfes stand die Sowjetunion, die nicht nur die besseren Waffen und die stärkere Wirtschaft besaß, sondern vor allem die fortschrittlichere Ideologie und Moral, die Ideologie des Humanismus — gegen den Antihumanismus, die Amoral und das Barbarentum des Hitlerfaschismus - verkörperte. Der gerechte Befreiungskrieg der Sowjetunion und der von Hitlerdeutschland unterworfenen Völker bedeutete ein entscheidendes moralisches Übergewicht auf Seiten der Sowjetunion und somit einen der wichtigsten Faktoren des Sieges. Zu den objektiven Faktoren, die die gesetzmäßige Niederlage des deutschen Imperialismus in beiden Weltkriegen zur Folge hatten, gehört nicht zuletzt die Tatsache, daß die Kriegsziele des imperialistischen Deutschlands mit dem realen Kräfteverhältnis nicht im Einklang standen. Der deutsche Imperialismus, der sowohl im ersten als auch j m zweiten Weltkrieg die Weltherrschaft erstrebte, war mit allen seinen Verbündeten und Satelliten ökonomisch und militärisch schwächer als
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die übrige Welt, deren Unterjochung er durch abenteuerliche Kriegsdoktrinen a lä Schlieffen-Plan und Blitzkrieg erreichen wollte. Die Abenteuerlichkeit dieser Doktrinen bestand darin, daß sie die Nichtübereinstimmung der ständig wirkenden Faktoren durch Ausnutzung verschiedener zufälliger und zeitweiliger Faktoren wie Überraschung, plötzlicher militärischer Überfall, Zersplitterung der Gegner und Niederwerfung eines Gegners nach dem anderen kompensieren zu können glaubten. In beiden Weltkriegen hatten sich diese Pläne als eine einzige Fehlspekulation erwiesen. *
Man sollte meinen, daß die bitteren Lehren dieser beiden vom deutschen Imperialismus und Militarismus entfesselten Weltkriege und heraufbeschworenen nationalen Katastrophen das deutsche Volk hätte veranlassen müssen, mit der verbrecherischen Politik seiner Machthaber ein f ü r allemal Schluß zu machen. Dieser elementare Wunsch der Volksmassen wurde jedoch nur in einem Teil Deutschlands, in der Deutschen Demokratischen Republik, zur Tat. Hier hat die erste Arbeiterund-Bauern-Macht in der deutschen Geschichte den Imperialismus und Militarismus mit der Wurzel ausgerottet und so die unselige geschichtliche Vergangenheit bewältigt, während die klerikal-militaristische Diktatur in Westdeutschland von der „Bewältigung der Vergangenheit" nur redet, sie aber in Gestalt des Neofaschismus, Militarismus und Revanchismus konservierte, um sie seit den Pariser Kriegsverträgen wieder üppig in die Halme schießen zu lassen. In der klerikal-militaristischen Bundesrepublik Deutschland ist es den deutschen Imperialisten und Militaristen mit Hilfe der imperialistischen Westmächte gelungen, ihre alten Machtpositionen wiederzuerlangen und ihr altes verbrecherisches Spiel, das auf einen dritten Weltkrieg und eine neue nationale Katastrophe von unvorstellbaren Ausmaßen hinausläuft, von neuem zu beginnen. Schon verlangen die Adenauer, Strauß und Gerstenmaier nach einem „abgewogenen System von konventionellen und atomaren Waffen", eine Forderung, bei der ihnen die rechten SPD-Führer Brandt, Wehner, Erler in ihrer antikommunistischen Verblendung kritiklos sekundieren; schon wetteifern die militante CDU/CSU-Führung und die rechte SPD-
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Führung in der Begründung ihrer wahnwitzigen Rüstungs- und Revanchepolitik mit der angeblichen Bedrohung aus dem Osten, wobei ihr gemeinsames Credo der blindwütige Antikommunismus ist. Wieder ist es der Antikommunismus, mit dem sie ihre Angriffsabsichten tarnen, genauso wie es Hitler getan h a t In Wirklichkeit geht es ihnen um die militärische Eroberung der DDR, der CSSR und Polens, die pharisäisch als die „Wiederherstellung der Grenzen von 1937" deklariert wird (Gerstenmaier) oder in der extrem-revanchistischen Forderung des Ministers Seebohm als die Wiederherstellung der Grenzen von 1939. Das heißt mit anderen Worten, daß der wiedererstandene deutsche Imperialismus und Militarismus wieder drauf und dran ist, im Kampf um die Hegemonie in Europa und in der Welt einen dritten Weltkrieg zu entfesseln. War im Jahre 1918 der Sinn der Geschichtsfälschungen die ideologische Vorbereitung der sogenannten „zweiten Runde", so geht es heute darum, die „dritte Runde" vorzubereiten. Die Geschichtsfälschungen über den ersten und den zweiten Weltkrieg hatten und haben den Zweck, das Prestige der in beiden Weltkriegen geschlagenen deutschen Generale im deutschen Volke aufrechtzuerhalten, den Nymbus ihrer „militärischen Unfehlbarkeit" wie den der „Unbesiegbarkeit" der deutschen Soldaten zu verbreiten und zu kultivieren. Diesmal, so argumentieren die unverbesserlichen und unbelehrbaren deutschen Imperialisten und Militaristen, müsse es gelingen, denn diesmal ständen sie nicht, wie unter Wilhelm II. und Hitler auf der falschen, sondern mit Adenauer, Strauß, Speidel und Heusinger auf der „richtigen Seite gegen den richtigen Feind", d. h. auf der Seite des USA-Imperialismus gegen das von der Sowjetunion geführte Weltfriedenslager. Sie meinen, daß sie mit Hilfe des USA-Imperialismus und der übrigen NATO-Mächte ihre alten Eroberungspläne doch noch würden verwirklichen können. Diesen politischen Abenteurern und Hasardeuren gaben die Genossen Chruschtschow, Marschall Malinowski und andere auf dem XXII. Parteitag der KPdSU die gebührende Abfuhr. Hatte der Machthunger der deutschen Imperialisten und Militaristen schon in den beiden Weltkriegen bei weitem nicht dem realen Kräfteverhältnis entsprochen, so ist dieses Mißverhältnis heute noch ungleich größer geworden: Seitdem der Sozialismus den Rahmen eines Landes überschritten hat und zu einem
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Weltsystem geworden ist, hat sich im Weltmaßstab und auch in Deutschland selbst das Kräfteverhältnis entscheidend zugunsten des Friedenslagers verschoben. Den deutschen Revanchisten und Aggressoren steht überdies heute in der Gestalt der DDR ein Staat mit einer Gesellschaftsordnung gegenüber, die das Neue, Höhere, die das Morgen und die Zukunft Deutschlands repräsentiert. Wenn der deutsche Imperialismus und Militarismus die Gesetze der Geschichte ignoriert und ein neues Kriegsabenteuer entfesselt, würde das für Westdeutschland und nicht nur für dieses die schwerwiegendsten Folgen nach sich ziehen. *
Vor der deutschen Arbeiterklasse und dem ganzen deutschen Volk steht daher heute die Aufgabe, die alten Verderber der deutschen Nation, die deutschen Imperialisten und Militaristen zu bändigen, um die Menschheit vor einem neuen, einem atomaren Krieg zu bewahren. Seit dem Ende des zweiten Weltkrieges hat sich das Verhältnis zwischen den Kräften des Friedens und denen des Krieges entscheidend verändert. Nicht der Sozialismus, wie es die Reaktionäre geplant hatten, sondern der Imperialismus ging geschwächt aus dem Kriege hervor: Es entstand ein einheitliches und starkes sozialistisches Lager. In einem Teile Deutschlands wurde durch die Gründung der DDR ein festes Bollwerk gegen Imperialismus und Krieg geschaffen. Wenn die politischen Abenteurer in Westdeutschland und Westberlin noch etwa glauben sollten, mit Hilfe des USA-Imperialismus und mittels der atomaren Erpressungspolitik ihre alten Eroberungspläne in einer „dritten Runde" verwirklichen zu können, so überschätzen sie dabei wie eh und je ihre politischen, wirtschaftlichen und militärischen Kräfte. Das Weltfriedenslager ist stark genug, dem deutschen Imperialismus und Militarismus nicht erst in einem dritten Weltkrieg, sondern bereits vorher eine vernichtende Niederlage zu bereiten. Die konsequente Friedenspolitik der DDR, die ein fester Bestandteil des sozialistischen Weltlagers ist, die Erfolge ihres sozialistischen Aufbaus sowie die Sicherungsmaßnahmen seit dem 13. August 1961 führen den Menschen auch in Westdeutschland immer deutlicher vor Augen, um wieviel glücklicher und reicher das Leben eines Volkes sein kann, wenn es
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sich von seinen notorischen Verdeibem, den Monopolherren, Junkern und Militaristen, befreit. Der Imperialismus als Ganzes ist nicht mehr in der Lage, die Geschichte in seinem Sinne zu bestimmen - und schon gar nicht der deutsche Imperialismus. Das hat der zweite Weltkrieg bewiesen. Nur wenn der von den Ideologen des deutschen Imperialismus und Militarismus gewobene Lügenschleier zerrissen wird, mit dem sie vor dem deutschen Volk die verhängnisvolle, zutiefst antinationale und volksfeindliche Politik der deutschen Monopolherren, Junker und Generale verhüllen, nur wenn die Geschichtsfälschungen entlarvt und zerschlagen werden, die die objektive Wahrheit über die Rolle des deutschen Imperialismus in den beiden Weltkriegen und in der gegenwärtigen historischen Situation bis zur Unkenntlichkeit entstellen, wird das deutsche Volk das Kernproblem der nationalen Frage im gespaltenen Deutschland lösen können. Dieses Kernproblem besteht im Unschädlichmachen und Bändigen des deutschen Imperialismus und Militarismus, dieser unheilvollen und destruktiven Kräfte in der Geschichte des deutschen Volkes, und in der Sicherung des Friedens.
Der Große Vaterländische Krieg der Sowjetunion gegen den deutschen Faschismus — ein gerechter Volkskrieg zur Verteidigung der sozialistischen Sowjetunion und der gesamten Menschheit * E . A . BOLTIN
Zwanzig Jahre sind seit dem Tage vergangen, an dem Hitlerdeutschland den Nichtangriffsvertrag wortbrüchig verletzte, die Sowjetunion überfiel und damit den Weg des eigenen Untergangs beschritt. Bedeutungsvoll ist es, daß wir uns an diesem Jahrestag hier in Berlin, der Hauptstadt der friedliebenden Deutschen Demokratischen Republik versammelt haben, um gemeinsam den zwanzigsten Jahrestag des Kriegsbeginns zu begehen und unsere Gedanken über die historischen Lehren auszutauschen, die aus den Erfahrungen dieses Krieges gezogen werden müssen. Spiegelt sich nicht gerade in dieser Tatsache die Größe des Sieges der Sowjetunion und seiner welthistorischen Nachwirkungen wider? Das sowjetische Volk durchlebte bis zu seinem Sieg schwere Jahre blutiger Schlachten und Verluste, und es war gezwungen, alle seine Kräfte und Möglichkeiten zum Kampf mit dem Feind zu mobilisieren. Auch dem deutschen Volk blieben schwere Prüfungen und Entbehrungen nicht erspart. Die Schuld und die Verantwortung f ü r diese Nöte und Opfer, für das unabsehbare Unglück, das der zweite Weltkrieg unseren beiden Völkern und den Völkern vieler anderer Länder brachte, hat das Weltsystem des Imperialismus in seiner schlimmsten und reaktionärsten Erscheinungsform - dem deutschen Faschismus - zu tragen. * Dieser Beitrag ist in gekürzter Fassung erschienen in: Zu Fragen der Militärpolitik, 25/1961, und Militärwesen, 8/1961. Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Dietz Verlages und des Deutschen Militärverlages.
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Mit dem Überfall des faschistischen Deutschland auf die Sowjetunion begann der vierjährige Große Vaterländische Krieg, die schwerste und zugleich auch heroischste Periode in der Geschichte unserer Heimat. Der Große Vaterländische Krieg war ein gerechter Volkskrieg der Sowjetunion zur Verteidigung des sozialistischen Landes und der ganzen fortschrittlichen Menschheit. Er stellte die Kraft und Stärke der Sowjetunion, ihren gesellschaftlichen und staatlichen Aufbau, den Patriotismus und die politische Reife ihrer Bevölkerung sowie ihre militärischen Organisationen auf eine harte Probe. Das Sowjetland hat dieser Probe in Ehren standgehalten. *
Der Überfall auf die UdSSR war von den deutschen Imperialisten frühzeitig und planmäßig vorbereitet worden. Im Laufe von fast zwei Jahrzehnten bereiteten die herrschenden Kreise Deutschlands, die im ersten Weltkrieg eine Niederlage erlitten hatten, einen neuen Weltkrieg vor. Die militärischen Vorbereitungen waren gegen alle Nachbarstaaten Deutschlands gerichtet, sowohl gegen die östlichen als auch gegen die westlichen, jedoch in erster Linie gegen den sozialistischen Staat, die UdSSR. Die militärischen Pläne der deutschen Faschisten wurden von der imperialistischen Weltreaktion unterstützt, und wir sind vollauf berechtigt, sie als konkreten Ausdruck der Eroberungsziele des Weltimperialismus anzusehen. Die internationale Lage in den Vorkriegsjähren war für die UdSSR äußerst gefährlich. Die neue Gesellschaftsordnung wurde in jenen Jahren nur von der Sowjetunion vertreten. Sie war der einzige sozialistische Staat, der sich außerdem noch in einer feindlichen kapitalistischen Umkreisung befand. Obwohl die Sowjetunion seit dem ersten Tage ihres Bestehens auf das internationale Leben einen hervorragenden Einfluß ausübte, bestimmten dennoch die imperialistischen Kräfte in bedeutendem Maße den Verlauf und Charakter der internationalen Ereignisse. Der Imperialismus besaß die entscheidenden ökonomischen und militärischen Positionen in der Welt. Die Gefahr der Restauration des Kapitalismus durch äußere militärische Kräfte war für die Sowjetunion damals noch nicht ausgeschlossen. Die Arbeiterbewegung in den
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kapitalistischen Ländern war durch die Schuld der rechten F ü h r e r der Sozialdemokratie gespalten geblieben; auch die kommunistischen Parteien hatten sich in den meisten Ländern noch nicht zu echten Massenparteien entwickelt. Die Imperialisten berücksichtigten diese Besonderheiten der damaligen Weltlage. Sie wollten durch einen Krieg das sozialistische Land vernichten, die neue gesellschaftspolitische Ordnung liquidieren, die einstige Monopolstellung des Imperialismus auf dem ganzen Erdball wieder herstellen und gleichzeitig die kommunistische und nationale Befreiungsbewegung zerschlagen. Da sie erkannten, daß die Zeit f ü r den Kommunismus arbeitet, beeilten sie sich mit der Verwirklichung ihrer räuberischen Pläne. Dabei rechneten die amerikanischen, englischen und französischen Imperialisten auf Deutschland. Der Klassenhaß gegen die UdSSR wurde die Grundlage f ü r ihre Vereinigung mit Deutschland, Italien und J a p a n , ihren Konkurrenten und Feinden im Weltmaßstab. So strebten sie danach, den deutschen Militarismus und Revanchismus, der ihre eigenen Länder bedrohte, gegen die UdSSR auszunutzen. In ihrer Politik waren, wie das N. S. Chruschtschow ausdrückte, folgende zwei Ziele eng miteinander verflochten: „Sie wollten den ersten sozialistischen Staat der Werktätigen in der Welt vernichten. Sie wollten, daß auch die Deutschen in diesem Krieg ihr Blut vergießen, daß Deutschland aufhöre, ein gefährlicher Konkurrent bestimmter imperialistischer Staaten zu sein." 1 Die Politik der herrschenden Kreise der USA, Englands und Frankreichs wurde, wie es die politischen Vertreter des deutschen Imperialismus in jenen Jahren oft erklärten, zu „einer glücklichen Schicksalswende" f ü r die deutschen Imperialisten. Das imperialistische Deutschland konnte sich lange nicht von der militärischen Niederlage im ersten Weltkrieg erholen. Von seinem Platz unter den Großmächten war es auf einen zweitrangigen Platz in der Welt verdrängt worden. N u r dank der Unterstützung durch amerikanische, englische und französische 1
Chruschtschow, N. S., Rede auf der 9. Gesamtdeutschen Arbeiterkonferenz in Leipzig, 7. März 1959, in: Welt ohne Waffen - Welt ohne Krieg, Berlin 1961, S. 134.
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Monopole konnte der deutsche Imperialismus seine wirtschaftliche und militärische Macht wiederherstellen und vergrößern. So erhielt Deutschland in Übereinstimmung mit dem Dawes-Plan seit 1924 hauptsächlich aus der Hand amerikanischer Kapitalisten ausländische Mittel in Form von Anleihen. Mit Hilfe dieser Anleihen wurde es den deutschen Industriellen möglich, die Schwer- und Kriegsindustrie wiederherzustellen und zu entwickeln. 1929 erreichte die deutsche Schwerindustrie nicht nur die Produktion Englands und Frankreichs, sondern überholte sie. Die deutschen Imperialisten haben immer jede beliebige Hilfe von den USA mit Vergnügen angenommen und dabei ihren Beschützern auf der anderen Seite des Ozeans unbedingte Treue geschworen. Die herrschenden Kreise Deutschlands wußten gut, was sie taten. Sie sahen in der auswärtigen Hilfe die entscheidende Voraussetzung für die. erfolgreiche Durchführung ihrer revanchistischen Politik. Während sie sich mit Hilfe der USA, Englands und Frankreichs wiederbewafineten, trafen sie alle Anstalten, ihre militärische Macht nicht nur gegen die UdSSR, sondern auch gegen die kapitalistischen Westmächte einzusetzen. Die herrschenden Kreise Deutschlands erhielten von den USA, England und Frankreich jedoch auch politische Hilfe und Unterstützung. Mit voller Uberzeugung kann gesagt werden, daß es den Nazis niemals gelungen wäre, die faschistische Diktatur in Deutschland zu errichten, wenn sie sich nicht hätten auf die gesamte internationale Reaktion stützen können. Wenn die finanzielle, wirtschaftliche und politische Hilfe für Deutschland von seiten der USA die erste Voraussetzung war, die einen neuen Weltkrieg möglich machte, so war die zweite derartige Vorbedingung die Weigerung der von den USA unterstützten Regierungen Englands und Frankreichs, sich an der kollektiven Sicherheit zu beteiligen, und das Bestreben, dem Aggressor nicht entgegenzuwirken, sondern sich mit ihm zu einigen. Der Kulminationspunkt in der Politik Englands, Frankreichs und der USA, die darauf ausgerichtet war, einen Krieg gegen die UdSSR zu organisieren, war das schmutzige imperialistische Komplott von München. Die bürgerliche Historiographie verteidigte jahrelang das Münchner Komplott, indem sie verschiedene aus der Luft gegriffene Argumente zu seiner Rechtfertigung anführte. Unter dem Druck der historischen Tatsachen und unter dem Einfluß der Dokumente, die in der UdSSR und
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in der Tschechoslowakei veröffentlicht worden sind, anerkennen heutzutage viele bürgerliche Historiker - freiwillig oder unfreiwillig - die richtige Einschätzung Münchens durch die Sowjetunion und die sowjetische Historiographie. So schreibt zum Beispiel der einflußreiche westdeutsche Historiker Michael Freund in einem 1960 erschienenen B u c h : „Als die böhmische E r d e unter dem Marschtritt der deutschen Bataillone erbebte, brach die ganze Welt zusammen. Ein Schlußstein war aus der ganzen Ordnung herausgerissen worden, wie sie der Versailler Vertrag errichtet hatte. Aber es war noch mehr geschehen. Der Weg des Deutschen Reiches nach Osten war aufgebrochen worden." 2 Nicht weniger charakteristisch ist das Bekenntnis eines so ehrwürdigen englischen Historikers wie Sir Charles Webster, der die Ausarbeitung der offiziellen englischen Geschichte des zweiten Weltkrieges leitet. In einem Artikel unter der vielbedeutenden Überschrift „ Ü b e r p r ü f u n g der Münchner Konferenz — Betrachtung der englischen Politik" kritisiert er die Politik Chamberlains als zu dumm und unfähig, um zu positiven Resultaten zu gelangen. Die Schlußfolgerung des Autors ist k l a r : England hatte nicht nur nichts durch das Münchner Komplott gewonnen, sondern befand sich im Gegenteil ein J a h r später der deutschen Aggression gegenüber in einer schlechteren Lage, als wenn es den Ansprüchen Hitlers 1938 Widerstand entgegengesetzt hätte. 3 Nicht nur Historiker, sondern auch viele bürgerliche Politiker sehen sich heute gezwungen, das Münchner Komplott als einen Verrat anzuerkennen. Bezeichnend dafür ist zum Beispiel die Rede des englischen Labourpolitikers Desmond Donelli am 27. Mai 1961 in Haverfordwest. Dort kritisierte er heftig den Innenminister Butler und den Außenminister Home und nannte sie „alte M ü n c h n e r " . Donelli unterstrich, daß die damalige konservative Regierung die Verständigung mit den faschistischen Diktatoren der Perspektive eines Bündnisses mit Rußland vorgezogen hat. „Ein derartiges Bündnis hätte jedoch den zweiten Weltkrieg verhindern können. Während der ganzen Zeit bis München verteidigte Butler diese dumme, feige und tragische Politik. Jetzt kehrt er zu ihr zurück." Nebenbei bemerkt ist es sehr nützlich, 2 3
Freund, Michael, Deutsche Geschichte. Gütersloh 1960, S. 623. Siehe International Affairs, April 1961, Nr 2, Vol. 37, S. 137 ff.
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daran zu erinnern, daß der gegenwärtige Außenminister Großbritanniens, Lord Home, im Jahre 1938 der persönliche Parlamentssekretär Chamberlains war. Unbestreitbar ist, daß gerade im September 1938 in München der deutschen Aggression das „Fahrt frei" gegeben wurde und daß dafür die reaktionären Führer der imperialistischen Westmächte die Verantwortung tragen, die die angebliche „kommunistische Gefahr" mehr fürchteten als die wirkliche Gefahr der faschistischen Versklavung. In jener dunklen Zeit, als sich die Welt schon an der Schwelle des Krieges befand, rief die Sowjetunion beharrlich zur Schaffung einer Einheitsfront gegen die Aggressoren auf. Unter dem Druck der öffentlichen Meinung gingen die Regierungen Englands und Frankreichs 1939 zwar auf Verhandlungen mit der UdSSR ein, blieben jedoch wie früher bemüht, die Sowjetunion einem Angriff auszusetzen. Sie führten die Münchner Politik nur mit anderen taktischen Mitteln fort und halfen so den Faschisten beim letzten Schritt auf dem Wege zum Krieg. Im Interesse der Erhaltung des Friedens und im Interesse der Festigung der Sicherheit der UdSSR hatte die Außenpolitik der sowjetischen Regierung das Ziel, die antisowjetische Front aufzuspalten, deren Bildung sich in München abzeichnete. Sie hatte ferner das Ziel, die Voraussetzung für die Herausbildung eines mächtigen Bündnisses der Völker und Regierungen gegen Hitlerdeutschland zu schaffen, falls dieses den Weg der Aggression weiter zu gehen versuohe. Deshalb konnte die sowjetische Regierung den deutschen Vorschlag auch nicht zurückweisen und schloß im August 1939 mit Deutschland einen Nichtangriffspakt ab. Der Abschluß dieses Vertrages bestimmte den günstigen Ausgang des zweiten Weltkrieges für die UdSSR und alle friedliebenden Völker. Der Vertragsabschluß durchkreuzte die Pläne eines „Kreuzzuges" gegen die UdSSR und gab der Sowjetunion zusätzlich Zeit, ihre Kräfte für den Fall eines feindlichen Überfalls zu rüsten. Einen aktiven Kampf gegen die Aggression und den Krieg führten auch die kommunistischen Parteien und die Arbeiterklasse der kapitalistischen Länder. So hatte der VII. Weltkongreß der Kommunistischen Internationale Entschließungen angenommen, die die kommunistische Weltbewegung und die Arbeiterbewegung zum Kampf gegen Faschismus und Krieg, für die antifaschistische Einheitsfront der Arbeiter und des
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Volkes mobilisierten. Die kommunistischen Parteien schlugen den Sozialdemokraten systematisch vor, den Kampf gegen Faschismus und Krieg gemeinsam zu führen. Von 1 9 3 3 - 1 9 3 8 wandte sich das Exekutivkomitee der Komintern zwölfmal an die Internationale Vereinigung der sozialistischen Parteien und schlug einheitliche Aktionen vor. Alle derartigen Vorschläge wurden jedoch von den rechtssozialistischen Führern, die die Politik der Spaltung der Arbeiterklasse fortsetzten, zurückgewiesen.4 Der Kampf, den die Kommunisten in den Vorkriegsjahren führten, war jedoch nicht sinnlos. Die Idee kollektiver Aktionen, die von der Sowjetunion und der ganzen kommunistischen Weltbewegung entwickelt worden war, setzte sich im Bewußtsein von Millionen Menschen fest. Eine gute Schule bei der Vereinigung von Patrioten verschiedener Länder im Kampf gegen den gemeinsamen Feind war die Teilnahme von Freiwilligen in den Kriegen gegen die faschistischen Eroberer in Äthiopien, China und besonders in Spanien. Gerade in den internationalen Brigaden in Spanien verkörperte sich die Idee einer internationalen antifaschistischen Front zum ersten Mal. Die selbstlose Tätigkeit der Kommunisten spielte eine gewaltige organisierende, mobilisierende und erzieherische Rolle bei der moralischen, politischen und ideologischen Vorbereitung der Völker zum antifaschistischen Krieg, in den der von den Imperialisten vorbereitete zweite Weltkrieg unvermeidlich hinüberwachsen mußte. Der zweite Weltkrieg begann nicht so, wie man ihn in Washington, London und Paris geplant hatte. Er wurde innerhalb des imperialistischen Systems entfesselt und war ein von beiden Seiten imperialistischer Krieg. Bei seinem Streben nach Weltherrschaft richtete der deutsche Imperialismus, der unter der Flagge des „Antikommunismus" wiedererrichtet worden war, seine ersten Schläge gegen die kapitalistischen Mächte. Trotzdem verfolgten die Regierungen Englands und Frankreichs - obwohl sie sich im Kriege gegen Deutschland befanden — die alte Münchner Politik mit anderen Mitteln weiter. Sie beabsichtigten nicht, Deutschland ihre wirkliche Macht entgegenzustellen und tatsäch4
3
Siehe Hcmopua BeMiKoü OmenecmeeHHOü 1941-1945, Bd 1, Moskau 1960, S. 178 ff. Ostlandreiter
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lieh den bewaffneten Kampf gegen den faschistischen Block zu organisieren. Die Fortsetzung der Münchner Politik war der sogenannte „komische Krieg". In dieser Zeit wurden den Völkern Englands und Frankreichs alle Möglichkeiten genommen, der faschistischen Aggression einen entschiedenen Widerstand entgegenzusetzen. Die Regierungen der imperialistischen Mächte suchten Wege f ü r ein neues antisowjetisches Abkommen mit dem faschistischen Deutschland. Die Politik der Begünstigung und der Verbindung mit den Aggressoren richtete sich in ihrer Konsequenz gegen England, Frankreich und die USA. In dem Maße, wie Deutschland erstarkte, verschärften sich die Widersprüche zwischen den beiden imperialistischen Koalitionen. Der Überfall Deutschlands auf Frankreich im Mai und Juni 1940 zeigte die Größe der Gefahr, die über den Ländern Europas, ja nicht nur Europas hing. Vom ersten Tag des zweiten Weltkrieges an begannen sich mächtige Volkskräfte gegen die imperialistischen Eroberer zu erheben. Die militärische Niederlage und die Besetzung einer Reihe europäischer Länder durch die Faschisten beendete nicht den Kampf der Völker dieser Länder. In den von den Faschisten besetzten Gebieten entwickelte sich überall die Widerstandsbewegung, die im Verlauf des Krieges mächtig anwuchs. Der nationale Befreiungskrieg der Völker war ein untrennbarer Teil ihres Krieges gegen die faschistischen Staaten. Unter seinem Einfluß wandelte sich der Krieg gegen Deutschland aus einem imperialistischen in einen gerechten, antifaschistischen Befreiungskrieg. *
In den ersten beiden Kriegsjahren eroberte Hitlerdeutschland elf europäische Staaten. Die militärischen Blitzfeldzüge gegen Polen, in Westeuropa und auf dem Balkan stärkten das faschistische Deutschland in wirtschaftlicher und militärischer Beziehung. Das kriegswirtschaftliche Potential Deutschlands wuchs bedeutend. Seine ökonomischen Ressourcen sowie die seiner Satelliten, der besetzten und unter deutschem Einfluß stehenden Länder, ermöglichten es ihm, seine Kohlenförderung und Stahlproduktion um mehr als 50 Prozent im Vergleich zum Jahre 1937 zu erhöhen. Zugleich gelang es den Faschisten, in den besetzten Gebieten eine große Menge militärischer Ausrüstungen zu
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erobern. In ihre Hände fiel die gesamte Kriegstechnik von 6 norwegischen, 18 holländischen, 22 belgischen, 12 englischen und 92 französischen Divisionen. Fast die Hälfte aller deutschen Divisionen wurde mit erbeuteten französischen Kraftfahrzeugen versorgt. Zu Beginn des Krieges mit der Sowjetunion befand sich das faschistische Deutschland in einer günstigen strategischen Position. Die Niederlage Frankreichs und die ernsthafte Schwächung Großbritanniens bannten die Gefahr im Rücken Deutschlands. Die Besetzung Norwegens und die Einbeziehung Finnlands in die faschistische Koalition sicherten die Nordflanke des aggressiven Blocks. Mit der Eroberung Jugoslawiens und Griechenlands und der Umwandlung Rumäniens und Bugariens in deutsche Vasallenstaaten, wie auch durch den Abschluß eines Vertrages mit der Türkei sicherte sich Hitlerdeutschland zuverlässig seine strategische Südflanke. In 2 1 Monaten der ersten Periode des zweiten Weltkrieges verdoppelte Deutschland seine Land- und Luftstreitkräfte. In der Zeit vom 1. September 1 9 3 9 bis zum 1. Juni 1941 erhöhte sich die Zahl der Divisionen des faschistischen Deutschland von 103 auf 2 1 4 , die der Panzer von 3 2 0 0 auf 5 6 4 0 und die der Flugzeuge von 4 4 0 5 auf nahezu 10 0 0 0 . 5 Nach den leichten Siegen, die die faschistischen Führer in Europa errungen hatten, glaubten sie an die Lösung der Hauptaufgabe, die Vernichtung der Sowjetunion, herangehen zu können. Die deutschen Imperialisten waren der Meinung, daß die Sowjetunion das Haupthindernis auf dem Wege zur Eroberung der Weltherrschaft war. „Ist aber Rußland zerschlagen," sagte Hitler auf einer Beratung mit den höchsten deutschen Befehlshabern am 3 1 . J u l i 1 9 4 0 , „dann ist Englands letzte Hoffnung getilgt. Der Herr Europas und des Balkans ist dann Deutschland. Entschluß: Im Zuge dieser Auseinandersetzung muß Rußland erledigt werden."
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Der deutsche Generalstab rechnete damit, die bewaffne-
ten Kräfte des sowjetischen Staates in einem schnellen Feldzug zu vernichten und den Sieg zu erringen. So zwang Hitlerdeutschland der friedliebenden Sowjetunion einen Krieg auf, der zu einem vaterländischen Befreiungskrieg aller Völker der U d S S R gegen die Gefahr der 5 6 3*
Siehe ebenda, S. 382. Ebenda, S. 353.
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faschistischen Versklavung wurde. Der Große Vaterländische Krieg der Sowjetunion wurde somit zum wichtigsten Teil des zweiten Weltkrieges, wenn er sich auch durch seinen Charakter und seine Ziele grundlegend von diesem unterschied. Im Kriege zwischen Hitlerdeutschland und der UdSSR ging es um Leben oder Tod der Völker der Sowjetunion. In diesem Kriege verfolgte der Faschismus nicht nur imperialistische Eroberungsziele, sondern auch ein Klassenziel, nämlich die Vernichtung des ersten sozialistischen Staates der Welt. Hitler wollte die Rolle des Henkers in bezug auf die revolutionäre Bewegung der Arbeiterklasse und den sozialistischen Staat spielen. Die von den herrschenden Kreisen Deutschlands ausgearbeiteten Kriegspläne und die Planungen f ü r den Nachkriegsaufbau sahen die physische Vernichtung vieler Millionen Russen, Ukrainer, Weißrussen sowie Angehöriger anderer Völker der UdSSR vor. Die Überlebenden sollten Kolonialsklaven der deutschen Gutsbesitzer und Monopolisten werden. Heute ist gut bekannt, daß die faschistischen Eroberer außer dem „Barbarossa-Plan" auch den „Generalplan Ost" ausarbeiteten, der die politische und wirtschaftliche Grundlage der militärischen Pläne und das Programm f ü r die Festigung der Herrschaft des deutschen Imperialismus in Osteuropa darstellte. Das war ein Plan ungeheuerlicher Verbrechen gegen die Länder Osteuropas, der teilweise in Polen und in den zeitweilig besetzten Gebieten unseres Landes schon verwirklicht wurde. Der Plan „Ost" ist ein furchtbares Anklagedokument gegen den Faschismus und den internationalen Imperialismus, der ihn großgezogen hatte. 7 Das sowjetische Volk stellte sich in diesem Krieg, der ihm von den faschistischen Aggressoren aufgezwungen wurde, gerechte Ziele: Es verteidigte nicht nur die Errungenschaften des Sozialismus und sein sozialistisches Vaterland gegen den Feind, sondern war auch bestrebt, den Völkern der besetzten Länder bei ihrer Befreiung zu helfen. Sein Ziel war schließlich auch, dem deutschen Volk Unterstützung zu geben, damit es sich der Herrschaft der faschistischen Henker entledigen konnte. Der Inspirator und Organisator aller Anstrengungen f ü r die 7
Siehe Przeglad
zachodni.
Miesiecznik, Poznan 1961, Nr 3, S. 66 ff.
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Verwirklichung dieser edlen Ziele war die Kommunistische Partei der Sowjetunion. Unter dem Banner der Partei erhob sich das sowjetische Volk heldenhaft zum Kampf. Es bestand die Prüfung und scheute keine Opfer, um das Vaterland und die Weltzivilisation vor der faschistischen Barbarei zu retten. Der Eintritt der Sowjetunion in den ihr aufgezwungenen Krieg war ein Ereignis von gewaltiger welthistorischer Bedeutung. Seit dem Beginn des Großen Vaterländischen Krieges wurde das Schicksal der gesamten Menschheit an der sowjetisch-deutschen Front entschieden, die zur maßgeblichen Front des zweiten Weltkrieges geworden war. Anfänglich entwickelten sich die Ereignisse für die Sowjetunion und ihre bewaffneten Kräfte äußerst ungünstig. Der überraschende und kräftige Schlag der gewaltigen faschistischen Armee gegen die sowjetischen Truppen am 22. Juni 1941, die sich nicht in Kampfbereitschaft befanden, brachte Hitlerdeutschland eine Reihe bedeutender militärischer Vorteile. Die faschistische Luftwaffe, die eine große Zahl sowjetischer Flugzeuge noch auf den Flugplätzen vernichtet hatte, errang die Luftherrschaft. Die deutschen Landstreitkräfte, von der Luftwaffe unterstützt, fügten den Truppen der sowjetischen Grenzkreise kräftige Niederlagen zu und drangen zielstrebig in das Innere des Landes ein. An der gesamten Front errang das feindliche Oberkommando die strategische Initiative. In der Anfangsperiode des Krieges erlitt die sowjetische Armee große Verluste an Menschen und Material. Der Gegner eroberte ein gewaltiges Territorium mit großen Menschen- und Materialressourcen. Das alles erschwerte natürlich den Kampf mit dem faschistischen Block auf das äußerste. Die Mißerfolge der sowjetischen Truppen zu Beginn des Krieges wurden durch eine Reihe von Ursachen bedingt. Am Vorabend des Krieges wäre es nötig gewesen, die größte Vorsicht in bezug auf mögliche Provokationen und die strengste Beachtung des deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrages mit Verteidigungsmaßnahmen zu verbinden sowie die Grenzkreise in volle Kriegsbereitschaft zu versetzen. Infolge der von J. W. Stalin zugelassenen ernsthaften Fehleinschätzung der militärisch-politischen Lage unmittelbar am Vorabend des Großen Vaterländischen Krieges waren derartige Vorsichtsmaßnahmen unter-
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lassen worden. J. W. Stalin glaubte zu sehr an den mit Hitlerdeutschland abgeschlossenen Vertrag. Sogar am Morgen des 22. Juni, als der Krieg bereits begonnen hatte, feindliche Granaten und Bomben die sowjetischen Städte und Dörfer vernichteten und die Menschen töteten und die faschistischen Panzer unsere Erde zerwühlten, war J . W. Stalin der Meinung, dies sei „möglicherweise eine provokatorische Handlung einiger deutscher Generale". Auch die verantwortlichen Leiter des Volkskommissariats für Verteidigung und des Generalstabes ließen ihrerseits eine Reihe von Fehlern zu. Obwohl sie über Informationen von der unmittelbaren Vorbereitung der faschistischen Truppen zum Überfall verfügten, trafen sie nicht alle Maßnahmen, um die notwendigen Truppenkonzentrationen in den Grenzkreisen vorzunehmen und sie in Kriegsbereitschaft zu versetzen. Die sowjetischen Truppen, die sich vom ersten Tage an in einer äußerst schwierigen Lage befanden, verteidigten heldenhaft das sowjetische Land. Am 29. Juni schrieb der Chef des Generalstabes des deutschen Heeres, Generaloberst Haider, in sein Tagebuch: „Die Russen schlagen sich überall bis zum letzten Mann; sie begeben sich nur stellenweise in Gefangenschaft... Es fällt ins Auge, daß bei den eroberten Batterien meistenteils nur einzelne Leute gefangengenommen werden. Ein Teil der Russen kämpft, bis man sie totschlägt, andere versuchen als Bauern verkleidet aus dem Kessel zu entkommen." 8 Ungeachtet des Heroismus der Truppen und der Maßnahmen, die von den ersten Tagen an ergriffen wurden, um die Menschen- und Materialverluste zu ersetzen, behielt der Gegner seine Vorteile und setzte den Angriff fort. Die ersten großen Erfolge an der deutsch-sowjetischen Front stiegen jedoch der deutschen Führung zu Kopf. Die Faschisten erwogen bereits Zukunftspläne und wollten die Direktive Nr. 32 vom 11. Juni 1941 in die Tat umsetzen, die die Vorbereitungen zur Periode nach der Verwirklichung der Operation „Barbarossa" betraf. Diesem Dokument entsprechend sah die faschistische Führung vor, bald ausgedehnte Kampfhandlungen gegen England und die USA zu beginnen, Ägypten, die Türkei, Syrien, Palästina, den Iran und den Irak zu er8
Zit. nach: BoeHHo-ucmopuHecKuü McypnaA, Moskau, 7/1959, S. 93.
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obern, Gibraltar zu besetzen und die uneingeschränkte Weltherrschaft zu erringen. Das schnelle Vordringen der deutschen Armeen und die Gefahr, die über dem Sowjetland hing, rief bei den Feinden des sozialistischen Sowjetstaates ein Jubelgeschrei hervor. Der schnelle Untergang der Sowjetunion wurde vorausgesagt. Und es gab nicht wenige Gegner der Sowjetunion in den Regierungen der USA, Englands und anderer kapitalistischer Länder. So schrieb beispielsweise der Kriegsminister der USA, Stimson, in einem Bericht an Roosevelt: „1. Deutschland wird mindestens einen Monat und möglicherweise, allerhöchstens drei Monate vollauf damit beschäftigt sein, Rußland zu s c h l a g e n . . . Im Ergebnis dessen, daß Deutschland in diesen Krieg mit Rußland hineingezogen worden ist, ist unsere Beunruhigung bedeutend schwächer geworden . . . Deutschlands Aktion erscheint geradezu als eine Schicksalsfügung." 9 Somit waren die wortbrüchige Aggression des deutschen Imperialismus und seine Erfolge zu Anfang des Krieges für die reaktionären Führer des Westens ein Geschenk der „Vorsehung". Jedoch erlitten alle Prophezeiungen, die eine schnelle Niederlage der Sowjetunion im Kriege mit dem faschistischen Block verkündeten, Schiffbruch. Die politischen Ziele der Sowjetunion im Großen Vaterländischen Krieg, die von der Kommunistischen Partei entwickelt worden waren, entsprachen den Lebensinteressen nicht nur der Sowjetmenschen, sondern auch aller freiheitsliebenden Völker der Welt. Sie bestanden darin, dem deutschen Imperialismus eine Niederlage beizubringen, den Völkern Europas zu helfen, sich von der faschistischen Versklavung zu befreien, das faschistische Regime vollständig und endgültig zu vernichten und die Bedingungen für eine freie Entwicklung der Völker auf dem Wege des Friedens, der Freiheit und des Fortschritts zu schaffen. 9
Zit. nach: Sherwood, Robert E., Roosevelt und Hopkins, Hamburg 1948, S. 236. Der entscheidende Teil des Zitates fehlt jedoch in der deutschen Ausgabe. Er lautet im Original: „By getting into this war with Russia Germany has much relieved our anxiety,.. . Germany's action seems like an almost providential occurence." Derselbe, Roosevelt and Hopkins. An Intimate History. New York 1950, S. 304.
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Diese edlen, hohen, klaren und gerechten politischen Ziele des sowjetischen Staates fanden die vollste Unterstützung aller Gegner des Faschismus. Der sowjetische Staat kämpfte kompromißlos und zielstrebig für seine Errungenschaften. Diese Tatsache bestärkte die Völker der Welt im Vertrauen darauf, daß der deutsche Imperialismus vernichtet und die versklavten Völker vom faschistischen Joch befreit würden. Die westeuropäischen Staaten, die Hitlerdeutschland zur Aggression gegen den sozialistischen Staat getrieben hatten, waren jetzt gezwungen, mit der Sowjetunion zusammenzuarbeiten, um ihre eigene Existenz zu retten. Der heldenhafte Kampf der sowjetischen Menschen führte zu einem noch nicht dagewesenen Ausbruch der antinazistischen Stimmungen in Großbritannien. Die herrschenden Kreise der USA und Englands mußten mit der Sympathie ihrer Völker für die Völker der Sowjetunion rechnen, die den Hauptstoß der faschistischen Aggression auf sich nehmen mußten. Die herrschenden Kreise Englands und der USA verfolgten jedoch auch im Verlauf des Krieges eigennützige Klassenziele. Sie trachteten danach, die Macht des sozialistischen Landes zu schwächen, die Kraft des deutschen Konkurrenten zu untergraben und ihre eigene Welthegemonie zu errichten. Der Eintritt der Sowjetunion in den Krieg wurde zum wichtigsten und entscheidenden Faktor bei der Umwandlung des zweiten Weltkrieges in einen antifaschistischen Befreiungskrieg. Vor allem wurde die Front im Kampf gegen den deutschen Imperialismus breiter, und die Sowjetunion trat an die Spitze der Befreiungsbewegung der Völker gegen den Faschismus. Alle friedliebenden Menschen sahen in der Sowjetunion die entscheidende Kraft, die sie von der faschistischen Knechtschaft befreien würde. Auf keinem anderen Kriegsschauplatz traf die faschistische Kriegsmaschine auf einen derartig erbitterten Widerstand. Nirgends hatte Hitlerdeutschland bisher solche gewaltigen Verluste erlitten. Im Herbst 1941 gelang es der sowjetischen Armee unter Anspannung aller Kräfte und mit großen Opfern, die Gegner und damit die gesamte sowjetischdeutsche Front zum Stehen zu bringen. Diese Tatsache hatte einen gewaltigen Einfluß auf den weiteren Verlauf des Krieges. Erstmalig in der Geschichte des zweiten Weltkrieges war dem Aggressor der Weg verlegt worden. Die strategischen Ziele der deutschen
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Armee erwiesen sich als undurchführbar. Eine große Bedeutung dabei hatte der Sieg der sowjetischen Truppen vor Moskau im Winter 1941 bis 1942. Dort erlitt die faschistische Wehrmacht die erste große Niederlage im zweiten Weltkrieg, und der Plan eines „Blitzkrieges" wurde endgültig durchkreuzt. Damit zerrann auch der Mythos von der Unbesiegbarkeit der deutschen Armeen. Die Zerschlagung der deutschen Truppen an der Wolga war von außergewöhnlicher Bedeutung. Dieser Sieg wurde zum entscheidenden Wendepunkt im bewaffneten Kampf und zum Beginn des grundlegenden Umschwungs nicht nur im Verlauf des Großen Vaterländischen Krieges, sondern auch des ganzen zweiten Weltkrieges. „Die Niederlage bei Stalingrad versetzte", wie der faschistische Generalleutnant Siegfried Westphal schrieb, „sowohl das deutsche Volk als auch seine Armee in Schrecken. Niemals vorher hatte es in der Geschichte Deutschlands ein Beispiel gegeben, daß eine so große Anzahl Truppen eine derartig furchtbare Niederlage erlitt." 1 0 Mit dem Sieg bei Kursk vollendeten die bewaffneten Kräfte der Sowjetunion den langen und harten Kampf, der darauf gerichtet war, die strategische Initiative zu ergreifen und zu behalten. Nach diesem Sieg ging die faschistische Führung endgültig zur strategischen Verteidigung über. Gleichzeitig konnte die sowjetische Führung, die uneingeschränkt über die strategische Initiative verfügte, dem Gegner ihren Willen aufzwingen. Sie konnte dabei die Zeit, den Ort und die Richtung der Vorstöße gegen die feindlichen Gruppierungen frei bestimmen. Jedoch war der Feind noch hinlänglich stark. Zu seiner Vernichtung bedurfte es neuer, gewaltiger Schläge, die ihm die sowjetische Armee vor Kiew und im Donbass, vor Leningrad und auf der Krim, vor Minsk und Lwow, im Baltikum und bei Kischinew, vor Budapest und Belgrad, in Ostpreußen und in Polen zufügte. Der Große Vaterländische Krieg in Europa wurde durch die endgültigen Siege der sowjetischen Truppen im F r ü h j a h r 1945 vor Wien, Berlin und Prag beendet. Unter den Schlägen der sowjetischen Armee, die durch Angriffe der Truppen der USA, Englands, Frankreichs und die Kräfte der Widerstandsbewegung unterstützt wurde, brach der von den Nazis geschaffene Staat restlos zusammen. Die breit entwickelte 10
Zit. nach: Ponoeue petueuua, Moskau 1958, S. 210.
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Partisanenbewegung, deren Kampf den Charakter eines wirklichen Volkskampfes annahm, leistete bei der Vernichtung der faschistischen Truppen große Hilfe. Die hauptsächlichen Anstrengungen der sowjetischen Partisanen während des Krieges waren darauf gerichtet, die feindlichen Okkupanten zu vernichten, die Verschickung der Sowjetbürger zur Zwangsarbeit nach Deutschland zu verhindern und die in den vom Feind besetzten Gebieten zurückgebliebene Bevölkerung zum Haß und zur Unnachgiebigkeit gegenüber den faschistischen Eroberern zu erziehen. Der heroische Kampf des Sowjetvolkes und seiner bewaffneten Kräfte ermutigt» Millionen Patrioten in den besetzten Ländern. In ganz Europa entwickelte sich eine mächtige Widerstandsbewegung gegen die faschistischen Eroberer. Bis zum Ende des Krieges existierte die antifaschistische Koalition der Völker und Regierungen, an deren Spitze die Sowjetunion, die USA und England standen. Diese Koalition zeigte mit besonderer K r a f t und Anschaulichkeit, daß Staaten verschiedener sozialer Systeme nicht nur friedlich koexistieren, sondern sich auch zu gemeinsamen Aktionen vereinigen, zusammenarbeiten und sich bei der Lösung gemeinsamer Aufgaben unterstützen können. Das Sowjetvolk schätzt die Anstrengungen aller Völker, die sich in der antifaschistischen Koalition vereinigt hatten, sehr hoch ein. Die antifaschistische Koalition entfaltete sich in allen besetzten Ländern und wurde von der Volksbefreiungsbewegung aktiv unterstützt. Auch die besten Kräfte des deutschen Volkes - die antifaschistischen Helden — leisteten ihren Beitrag f ü r die Sache des Sieges. Sie streckten die Waffen nicht und setzten den Kampf gegen die Hitlerdiktatur in der Illegalität unter unglaublich schweren Bedingungen fort. Organisator dieses aufopferungsvollen Kampfes war die Kommunistische Partei Deutschlands, welche die wahren Interessen und Hoffnungen des deutschen Volkes vertrat. Die entscheidende Rolle bei der Niederringung Hitlerdeutschlands und seiner Verbündeten spielte die Sowjetunion. Aber auch die Völker Albaniens, Bulgariens, Jugoslawiens, Polens und der Tschechoslowakei leisteten einen großen Beitrag bei der Vernichtung der Faschisten. Unter den schweren Bedingungen der Herrschaft eines diktatorischen, faschistischen Regimes stellten auch die fortschrittlichen Kräfte Ungarns und Rumäniens den Kampf nicht ein. •
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Im Krieg gegen Hitlerdeutschland zeigte sich deutlich die Festigkeit und Überlegenheit des sowjetischen sozialistischen Gesellschafts- und Staatsaufbaus. Die heldenhaften Arbeitsleistungen des Sowjetvolkes sicherten den wirtschaftlichen Sieg über den Feind. Die Entwicklung der Kriegsproduktion erfolgte unter den schweren Bedingungen des Krieges in einer Situation, die durch den zeitweiligen Verlust eines gewaltigen Territoriums mit seinen natürlichen Reichtümern und seiner Bevölkerung gekennzeichnet war. Sie erfolgte zu einer Zeit, in der Evakuierungen notwendig waren und die Masse der arbeitsfähigen Männer für die Armee mobilisiert wurde. Frauen, Jugendliche und Halbwüchsige traten an ihre Stelle. Dank der vorbildlichen Arbeit der sowjetischen Menschen existierte schon im Jahre 1942 eine gut eingespielte Kriegsproduktion, die die materielle Basis für den grundlegenden Umschwung im Verlauf des Krieges und den wirtschaftlichen Sieg über Hitlerdeutschland schuf. Das sowjetische Volk siegte aber auch in politischer Hinsicht über den Feind. Die moralisch-politische Einheit der Sowjetmenschen, ihre unverbrüchliche Freundschaft und ihr belebender Patriotismus wurden in den Tagen der schweren Prüfungen noch fester. Das sowjetische Volk scharte sich noch enger um seine Kommunistische Partei. Das Sowjetvolk wurde zum Zentrum, das eine große Anziehungskraft auf alle anderen Völker ausübte, die gegen den Faschismus kämpften. Die internationale Politik der UdSSR vereinigte und rief die Völker vieler Länder zum Kampf gegen den Faschismus auf zu einer Zeit, da die Politik Hitlerdeutschlands die Völker abstieß und dadurch immer mehr zu einer moralisch-politischen Isolierung des faschistischen Staates führte. Die Weltgeschichte kennt kein zweites Beispiel eines derartigen militärischen Sieges und solcher heldenhafter Aktionen von Streitkräften, die einen anfänglich ungünstigen Kriegsverlauf zu ihren Gunsten umwandelten. Der militärische Sieg ist durch eine große kämpferische Leistung des sowjetischen Volkes und seiner Armee, die dem Feind die Initiative entriß und ihn vollständig vernichtete, erkämpft worden. In den erbitterten Schlachten an der sowjetisch-deutschen Front zeigte sich die Stärke der sowjetischen Armee und Flotte, die im Interesse der Verteidigung des sozialistischen Vaterlandes nach der Oktober-
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revolution entstanden waren, in vollem Maße. Die bewaffneten Kräfte der UdSSR wurden geführt von der Kommunistischen Partei, waren mit erstklassigen sowjetischen Waffen ausgerüstet und wurden geleitet von der fortgeschrittenen sowjetischen Militärwissenschaft. Nur so konnten sie die mächtigen Armeen des deutschen Faschismus und seiner Satelliten zerschlagen und die zu jener Zeit stärkste imperialistische Kriegsmaschinerie vernichten. Die im Geiste der hohen kommunistischen Moral erzogenen sowjetischen Soldaten erregten durch ihre Stärke, ihren Mut und ihre Standhaftigkeit die Bewunderung der ganzen Welt. Die große kriegerische Heldentat des Sowjetvolkes wird niemals aus der Erinnerung der Menschheit schwinden. Die bewaffneten Kräfte der Sowjetunion befreiten nicht nur die Völker der UdSSR von der Gefahr der faschistischen Versklavung, sondern halfen auch den Völkern vieler Länder Europas, die verhaßte „neue Ordnung" der Faschisten zu stürzen. Die sowjetische Armee erfüllte ihre historische Mission und stand vor der ganzen Welt als große Straf- und Befreiungskraft, als strafende Kraft für die Aggressoren und Feinde der Menschheit und als befreiende Kraft für die Völker, die für die Gerechtigkeit und den sozialen Fortschritt kämpften. Der Sieg der UdSSR im Großen Vaterländischen Krieg war gesetzmäßig. In diesem Sieg fanden die historischen Besonderheiten der Epoche des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus, fanden die Vorzüge des sozialistischen Systems ihren Ausdruck. Die sozialistische Gesellschaftsordnung war die Grundlage, auf der die unerschütterliche Kraft des Bündnisses der Arbeiterklasse mit der Bauernschaft, auf der die moralisch-politische Einheit der sowjetischen Gesellschaft, der sozialistische Patriotismus und der Internationalismus entstehen konnten. Auch die sozialistische Ideologie von der Gleichheit und Freundschaft der Völker errang einen vollständigen Sieg über die faschistische, imperialistische Ideologie des Chauvinismus und des Rassenhasses. Das sowjetische Volk ging gerade deshalb als Sieger aus den schwersten Prüfungen hervor, weil es für eine gerechte Sache, für seine sozialistische Heimat, für eine lichte kommunistische Zukunft kämpfte. Der Krieg zeigte die große Lebenskraft der sozialistischen Gesellschaftsorganisation, die unerschütterliche Festigkeit der Sowjetordnung und bewies überzeugend, daß Kriegsabenteuer imperialistischer
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Kräfte in unserer Zeit unweigerlich zur Niederlage der Aggressoren und zum Verlust der eigenen Positionen sowie zur Einschränkung der Herrschaftssphäre des Kapitalismus führen. Der welthistorische Sieg des sowjetischen Volkes und seiner bewaffneten Kräfte über die faschistischen Eroberer und die japanischen Imperialisten rettete die Völker der Welt vor der Versklavung und die Weltzivilisation vor faschistischen Pogromen. Das wichtigste Resultat des zweiten Weltkrieges ist jedoch die grundlegende Veränderung des Kräfteverhältnisses zugunsten des Sozialismus. Er weitete sich über die Grenzen unseres Landes aus, und es entstand das Weltsystem der sozialistischen Länder. Auf der Beratung von Vertretern der kommunistischen und Arbeiterparteien, die im November 1960 in Moskau stattfand, wurden die wichtigsten Gesetzmäßigkeiten unserer Epoche erklärt. Dabei wurde festgestellt, „daß das sozialistische Weltsystem zum ausschlaggebenden Faktor der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft wird." 11 Die kommunistische und Arbeiterbewegung der ganzen Welt ist in eine höhere Phase eingetreten. Die kommunistischen und Arbeiterparteien, die die fortschrittlichen Kräfte der kapitalistischen Länder in ihrem Kampf für Frieden, Demokratie und Sozialismus führen, sind gewachsen und erstarkt. Den Völkern der kolonialen und abhängigen Länder eröffnete sich die Möglichkeit, den nationalen Befreiungskampf zu entwickeln und das Regime der kolonialen Unterdrückung zu vertilgen. Die Nachkriegsentwicklung der Sowjetunion und der Länder der Volksdemokratien bestätigt in der Praxis die These von Marx, daß mit dem Aufhören des Klassenantagonismus auch der Antagonismus zwischen den Nationen verschwindet. Im Gegensatz zum Wolfsgesetz des Kapitalismus, das zu ununterbrochenen Gegensätzen zwischen den Klassen, Nationen und Staaten führt, bauen die Staaten des sozialistischen Lagers ihre gegenseitigen Beziehungen auf der Grundlage der Freundschaft, der Brüderlichkeit und der gegenseitigen Hilfe auf. In den sozialistischen Staaten stimmen die Interessen der Nation mit denen des Staates überein. Auf dieser Grundlage wird die moralisch-politische Einheit aller Völker der großen sozialistischen Gemeinschaft geschaffen 11
Erklärung der Beratung von Vertretern der kommunistischen parteien, November 1960, Berlin 1961, S. 11.
und Arbeiter-
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und gefestigt. Gerade auf dieser Grundlage entwickelt sich auch die Freundschaft der Völker der UdSSR mit der Deutschen Demokratischen Republik. Die Imperialisten können diese Freundschaft und Einheit weder durch eine Politik der Spaltung und Provokationen noch durch die Unterstützung konterrevolutionärer, aus den volksdemokratischen Ländern emigrierter Kräfte ins Wanken bringen. Es gibt keine Kraft, die in der Lage wäre, den Gang der Geschichte aufzuhalten und den Kapitalismus in den sozialistischen Ländern wiederzuerrichten. Die grundlegenden Veränderungen in der internationalen Lage, die im Ergebnis der Siege der demokratischen Kräfte im zweiten Weltkrieg vor sich gegangen sind, stellen die Sache des Friedens, der nationalen Unabhängigkeit und des sozialen Fortschritts auf eine neue, noch festere Grundlage. Die Erfahrungen der Nachkriegsentwicklung zeigen jedoch, daß reaktionäre Gruppierungen der kapitalistischen Länder, die am Ausbruch des zweiten Weltkrieges mitschuldig sind, nicht von ihren menschheitsfeindlichen Plänen Abstand nehmen und die Waffen aus den Händen legen. Blind vor Klassenhaß gegen den Sozialismus, versuchen sie wieder die gleiche Politik zu machen, die die Menschheit schon einmal in einen Weltkrieg geführt hat. Heutzutage erheben wieder imperialistische Kräfte ihr Haupt, sie träumen davon, einen Krieg so zu beginnen, wie ihn das faschistische Deutschland am 22. Juni 1941 angefangen hat, und sie glauben, am Ende jenes Krieges entkommen zu können. Sie haben aus der Niederlage Hitlerdeutschlands im Kriege gegen die UdSSR keine Lehren gezogen, sondern bilden sich ein, daß es möglich sei, den verlorenen Krieg erneut „durchzuspielen" und einen Sieg über das mächtige Lager des Sozialismus zu erringen. Das sind jedoch vergebliche Hoffnungen! Es ist bekannt, daß der amerikanische Imperialismus nach dem zweiten Weltkrieg als der Hauptanstifter und Organisator neuer militärischer Provokationen auftritt. Die Regierung Eisenhower-Dulles balancierte acht Jahre lang an der Grenze des Krieges und versuchte mit Gewalt, der Sowjetunion und dem gesamten sozialistischen Lager ihre „Konzeption des Friedens", in der die USA die Rolle des Hausherrn spielen wollten, aufzuzwingen. Es ist auch bekannt, daß diese Politik gescheitert ist. Die neue amerikanische Regierung setzt jedoch die alte
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Politik fort. Die veröffentlichten Vorschläge f ü r das Budget der USA für die J a h r e 1961 und 1962 sehen eine Erhöhung der militärischen Ausgaben im Vergleich mit den Vorjahren um 2 Milliarden Dollar vor. Das geschieht, um das Raketenbauprogramm und den Bau von Abschußrampen und von Atomunterseebooten, die mit Raketen und Kernwaffensprengköpfen bewaffnet sind, zu erweitern und zu beschleunigen. So wird eine gewaltige wirtschaftliche Grundlage für den Militarismus geschaffen. Eine große Gefahr f ü r den Frieden stellt auch der westdeutsche Militarismus dar, der dank der offenen Unterstützung durch die herrschenden Kreise der USA, Englands und Frankreichs wiedererstanden ist. Westdeutschland verfügt schon jetzt über die mächtigste Wirtschaft des kapitalistischen Europa und über große bewaffnete Kräfte. Die führenden Politiker der Bundesrepublik rufen erneut zur Revanche und zur Veränderung der Ostgrenzen Deutschlands, zur Eroberung der Deutschen Demokratischen Republik und zur Aggression gegen Polen, die Tschechoslowakei und andere sozialistische Staaten auf. Das Wettrüsten, an dem nur ein ganz geringes Häufchen von Monopolisten interessiert ist, liegt als schwere Last auf den Schultern der Volksmassen. Deshalb treten auch die einfachen Menschen in allen Ländern so entschieden dagegen auf. Die Abrüstung ist jetzt zur Kampflosung der Werktätigen geworden und zu einer historischen Notwendigkeit herangereift. Die Sowjetunion, die Länder der Volksdemokratie und die kommunistischen und Arbeiterparteien der ganzen Welt werden auch in Zukunft weiter dafür kämpfen. Es darf jedoch nicht vergessen werden, daß in der Welt aggressive Kräfte existieren und handeln, und daß es einen Boden gibt, der sie hervorbringt - den Imperialismus. Diese Kräfte könnten auf Abenteuer ausgehen, die f ü r die Völker gefährlich sind. Solange die Imperialisten die Linie zur Vorbereitung eines neuen Krieges weiter verfolgen, müssen die Sowjetunion und alle sozialistischen Länder eine besondere Wachsamkeit an den Tag legen. Bei der Entscheidung aller inneren und äußeren Aufgaben handeln die sozialistischen Länder gemeinsam als einheitliches Ganzes. Insbesondere koordinieren sie ihre Anstrengungen auf dem Gebiet der Verteidigung. Im Kommunique der Beratung des politischen Konsultativkomitees der Teilnehmerstaaten des Warschauer Vertrages über
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Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitige Hilfe heißt es, daß die Teilnehmerstaaten des Warschauer Vertrages im Kampf für den Frieden und die allgemeine Abrüstung nicht nachlassen werden und nicht teilnahmslose Zeugen bleiben können, wenn die Kriegsvorbereitungen auf seiten der imperialistischen Staaten wachsen. Die Lage, die sich aus den neuen Kriegsvorbereitungen der Westmächte ergeben hat, veranlaßte die sozialistischen, durch den Warschauer Vertrag verbundenen Staaten, im Interesse der weiteren Festigung ihrer Verteidigungsbereitschaft und der Festigung des Friedens in der ganzen Welt die Maßnahmen zu treffen, die sie für notwendig erachten. 1 2 Die vereinigten Streitkräfte des sozialistische]! Lagers sind eine zuverlässige Garantie für jedes sozialistische Land vor einem Anschlag von seiten der imperialistischen Reaktion. Wenn der deutsche Imperialismus, der sich auf die Kraft aller okkupierten Länder Europas stützen konnte, nicht den Widerstand der Sowjetunion zu brechen vermochte und selbst im vergangenen Krieg eine Niederlage erlitt, so wird jeder neue Versuch der Aggressoren, mit Waffengewalt gegen die sozialistischen Länder vorzugehen, von vornherein zum Mißerfolg verurteilt und unweigerlich mit dem Untergang des kapitalistischen Systems, das die Kriege hervorbringt und der Menschheit alle damit verbundenen Lasten aufbürdet, verbunden sein. Die Schmerzen und unzähligen Leiden, die die beiden Weltkriege den Werktätigen gebracht haben, veranlaßten viele fortschrittliche Menschen, sich Gedanken über neue Möglichkeiten zur Verhinderung weiterer Kriege zu machen. Diese Gedanken würden jedoch fruchtlose Träumereien bleiben, wenn in den letzten Jahren nicht historische Veränderungen im Kräfteverhältnis zugunsten des Sozialismus und der Demokratie erfolgt wären, und wenn nicht die Idee des Friedens eine so große Popularität unter den Werktätigen in der ganzen Welt errungen hätte. W. I. Lenin schrieb: „Durch die Erfahrung des Krieges, wie durch die Erfahrung jeder Krise in der Geschichte, jeder großen Heimsuchung und jedes Umschwungs im Leben der Menschen werden die einen abgestumpft und gebrochen, dafür aber die anderen aufgeklärt und 12
Siehe: Ilpaeda
v. 31. 3. 1961.
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gestählt, wobei sich in der Geschichte der ganzen Welt im großen und ganzen die Zahl und Stärke der letzteren . . . als größer erwiesen haben, als die der ersteren." 1 3 Gerade deshalb, weil in der Welt große Veränderungen vor sich gegangen sind, in deren Ergebnis der Sozialismus auf der internationalen Arena erschienen und das System der sozialistischen Staaten entstanden ist, gerade deshalb, weil der vergangene Krieg einer gewaltigen Anzahl von Menschen die Augen öffnete, so daß sie als Kämpfer gegen den Faschismus in die Reihen der Kommunisten eingetreten sind, kann die Idee von der Verhinderung eines Krieges heute als eine reale und praktisch zu verwirklichende Aufgabe unserer Tage angesehen werden. „Heute können die Versuche der imperialistischen Aggressoren", so heißt es in der Erklärung der Beratung von Vertretern der kommunistischen und Arbeiterparteien, „einen Weltkrieg zu entfesseln, durchkreuzt werden. Das sozialistische Weltlager, die internationale Arbeiterklasse, die nationale Befreiungsbewegung aller Länder, die gegen den Krieg auftreten, und alle friedliebenden Kräfte können durch vereinte Bemühungen einen Weltkrieg verhindern." 1 4 Bei der Lösung dieser Aufgabe, die die kommunistischen und Arbeiterparteien der ganzen Welt mit dem Kampf um Abschaffung der Ausbeutung und des Elends verbinden, hat der Kampf f ü r die Verwirklichung des von der Sowjetunion verkündeten Programms der allgemeinen und vollständigen Abrüstung eine gewaltige Bedeutung. Die Verwirklichung dieses Programms bedeutet die Möglichkeit, Kriege zu liquidieren. Die Sowjetunion ist immer zur totalen Abrüstung bereit, wenn sich die USA, England, Frankreich und die anderen imperialistischen Mächte damit einverstanden erklären und wenn ein wirksames Kontrollsystem errichtet wird. Die Verwirklichung des Abrüstungsprogramms ist jedoch keine leichte Sache. Sie stößt auf den hartnäckigen Widerstand der Imperia13
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Lenin, W. /., Der Zusammenbruch der 2. Internationale, in: Werke, Bd 21, Berlin 1960, S. 208. Erklärung der Beratung von Vertretern der kommunistischen und Arbeiterparteien, November 1960, Berlin 1961, S. 32. Ostlandreiter
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listen und vor allem der Imperialisten der Vereinigten Staaten von Nordamerika. Genau wie das faschistische Deutschland vor dem zweiten Weltkrieg, so militarisieren die USA ihre Wirtschaft, erhöhen sie ständig ihr Rüstungsbudget und die Stärke der Armee, und sie setzen das Wettrüsten fort. Damit verhindern sie eine Verringerung der Bewaffnungen, wie auch die vollständige Abrüstung. Einige kriegslüsterne Kreise der Imperialisten setzen ihre Hoffnung auf die sogenannten lokalen Kriege. Lokale, das heißt in ihrem Maßstab eingeschränkte Kriege, entstehen von Zeit zu Zeit auf Initiative der imperialistischen Länder. Derartige Kriege sind ebenfalls eine große Gefahr f ü r die Menschheit. Deshalb treten die Sowjetunion und alle friedliebenden Länder entschieden gegen die lokalen Kriege auf. Den friedliebenden Völkern ist es gelungen, das Hinüberwachsen lokaler Kriege in einen Weltkrieg zu verhindern. Die ernste Warnung der sowjetischen Regierung gegenüber England, Frankreich und Israel zwang diese, ihren Krieg in Ägypten zu beenden. Das energische Auftreten der UdSSR und aller sozialistischen Staaten zur Verteidigung der kubanischen Revolution verhinderte die Intervention konterrevolutionärer Kräfte und amerikanischer Imperialisten, die im April 1961 versucht wurde. Die aggressive Politik der imperialistischen Kreise des Westens stößt heute auf gewaltigen Widerstand. Die Kräfte des Friedens wachsen von Tag zu Tag. Vor zwanzig Jahren waren sie nicht in der Lage, die Entstehung eines Kriegsbrandes zu verhindern; jetzt sind jedoch Kriege nicht mehr unvermeidlich. Das garantieren die Vereinigung aller Anstrengungen des sozialistischen Weltlagers, der internationalen kommunistischen und Arbeiterbewegung, der nationalen Befreiungsbewegung der Völker in den kolonialen und abhängigen Ländern sowie die organisierten Aktionen der Friedenskämpfer in allen Ländern und die unüberwindliche Macht der Sowjetunion. Die Stärke des sowjetischen Staates ist unermeßlich gewachsen, was sogar die erklärtesten Feinde des Sozialismus einzusehen gezwungen sind. Unser Land geht bei der Entwicklung der Wissenschaft und Technik voran. Die sowjetischen Gelehrten, Ingenieure und Arbeiter ermöglichten am 4. Oktober 1957 den Start des ersten künstlichen Erdsatelliten der Welt. Sie schickten die erste Rakete um die Sonne, auf
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den Mond und zur Venus. Der 12. April 1961 wurde zur Wende in der Geschichte der Menschheit. An diesem Tag drang zum ersten Mal ein Mensch in den Kosmos vor. Unser Volk ist mit Recht stolz auf die Tatsache, daß der erste Kosmonaut ein Sowjetmensch, der Held der Sowjetunion, Major Juri Gagarin, war. Ist das nicht ein klarer und offensichtlicher Beweis für die Unbesiegbarkeit und Lebenskraft des Sozialismus, für die Stärke unseres Volkes und Staates? Für das friedliche Leben des sowjetischen Volkes stehen die ruhmreichen Streitkräfte der Sowjetunion auf Wacht. Sie sind nicht nur mit den modernsten Waffen ausgerüstet, sondern sind auch im Besitz wertvoller Kriegserfahrungen. Diese Kriegserfahrungen bildeten die Grundlage f ü r die weitere Entwicklung der sowjetischen Militärwissenschaft und die Vervollkommnung der Kriegskunst. Obwohl in den letzten Jahren in der Entwicklung des Militärwesens grundlegende Veränderungen erfolgten, bedingt durch die stürmische Entwicklung der Raketentechnik, haben die Erfahrungen des Großen Vaterländischen Krieges auch heute noch nicht an Bedeutung verloren. Diese Erfahrungen lehren vor allem, daß die Volksmassen im modernen Krieg die entscheidende Rolle spielen. Ohne die aktive Teilnahme des Volkes, ohne seine Billigung der Kriegspolitik und der Kriegsziele des Staates sind selbst die mächtigsten Streitkräfte unweigerlich zur Niederlage verurteilt. Um einen modernen Krieg erfolgreich führen zu können und ihn siegreich zu beenden, muß der Staat die bedingungslose und ungeteilte Unterstützung des Volkes, der Masse der Werktätigen, besitzen. Es ist vollkommen klar, daß die Länder des Sozialismus in dieser Beziehung den aggressiven, imperialistischen Staaten gewaltig überlegen sind und sein werden, denn sie würden im Kriegsfall stets einen gerechten Krieg zur Verteidigung des Vaterlandes führen. Diese Überlegenheit allein garantiert jedoch noch keine Sicherheit gegen feindliche Angriffe. Die Erfahrungen des Großen Vaterländischen Krieges lehrten, wie gefährlich es ist, sich unter den gegenwärtigen Bedingungen einem überraschenden Schlag des Aggressors auszusetzen. Daraus folgt die Notwendigkeit äußerster Wachsamkeit, ständiger Kampfbereitschaft und eines hohen Ausbildungsstandes der bewaffneten Kräfte. \ *
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Die Erfahrungen des zweiten Weltkrieges zeigten, daß ein Kriegsbrand unter den gegenwärtigen Bedingungen die Tendenz hat, sich schnell auszubreiten. Der zweite Weltkrieg erreichte Maßstäbe, wie sie die Kriegsgeschichte bisher nicht kannte und übertraf bei weitem das Ausmaß des ersten Weltkrieges. Auch sind die Zeiten vorbei, in denen ein Krieg auf einen verhältnismäßig kleinen geographischen Raum lokalisiert werden konnte. Der zweite Weltkrieg hat gezeigt, wie ein „lokaler Krieg" zu einem allumfassenden Weltkrieg wurde, indem er Schritt für Schritt einen immer größeren Kreis von Ländern in seinen Wirkungsbereich zog. Heutzutage droht jeder Teilkrieg, wo auch immer er entsteht, ob auf Taiwan oder Kuba, in Laos oder im Kongo, zu einem Weltkrieg, das heißt zu einem Krieg auf mehreren Kontinenten zu werden. Gerade deswegen ist unter den gegenwärtigen Bedingungen jedes Waffengerassel und die Politik des „Balancierens an der Grenze des Krieges" nicht zulässig. Untrennbar mit dem Ausmaß des Krieges ist auch der zunehmende Vernichtungscharakter der Kriege verbunden. Die Tendenz der historischen Entwicklung zeigt, daß der Vernichtungsgrad eines Krieges direkt proportional zur Vervollkommnung der Waffen wächst. Vor zwanzig Jahren war es schwer, sich vorzustellen, zu welchen gewaltigen Zerstörungen der zweite Weltkrieg führen würde. Jetzt ist es jedoch allen denkenden Menschen klar, daß der Zerstörungsgrad in einem neuen Kriege, in dem Atomwaffen angewendet würden, nicht nur alle Maßstäbe in bezug auf Zerstörungen in vergangenen Kriegen in den Schatten stellen würde, sondern die Gefahr der Vernichtung über die ganze Menschheit brächte. Der Kampf für den Frieden ist darum ein Kampf gegen die Vernichtung aller materiellen und geistigen Güter der Menschheit, ein Kampf zur Erhaltung des Lebens auf der Erde. Getreu den Leninschen Prinzipien der Außenpolitik tritt die Sowjetunion weiterhin in der ersten Reihe der Friedenskämpfer f ü r die friedliche Koexistenz von Staaten mit einer unterschiedlichen Gesellschaftsordnung, für die nationale Unabhängigkeit und den sozialen Fortschritt ein. Die Kommunistische Partei der Sowjetunion und die sowjetische Regierung treten in voller Übereinstimmung mit allen anderen Bruderparteien und den Regierungen der sozialistischen Länder unverändert
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für die Entspannung der internationalen Lage und die Festigung des Friedens in der Welt ein. Zwanzig Jahre nach dem Beginn des Großen Vaterländischen Krieges befindet sich das Sowjetvolk in der Periode des entwickelten Aufbaus der kommunistischen Gesellschaft, eines zielstrebigen Wachstums der wirtschaftlichen Macht und des internationalen Einflusses der UdSSR. Die Beschlüsse des XXII. Parteitages der Kommunistischen Partei der Sowjetunion haben die Partei und das sowjetische Volk mit einem großen Kampfprogramm für den Aufbau des Kommunismus ausgerüstet. Im Kampf um die Erfüllung dieses gewaltigen Programms und die Verwirklichung der Ideale des Kommunismus steht die Sowjetunion nicht allein, wie das vor zwanzig Jahren der Fall war. Hand in Hand mit ihr gehen die Völker der sozialistischen Länder Europas und Asiens. Voll Hoffnung und Sympathie blicken die Völker der jungen Staaten, die das Joch des Kolonialismus abgeworfen haben, auf sie. Der beste Teil des deutschen Volkes geht in einer Reihe mit der UdSSR. Zwanzig Jahre nach dem Beginn des Großen Vaterländischen Krieges rufen mehr als eine Milliarde freiheitsliebender Menschen, die ein neues Leben aufbauen, dem Militarismus und Krieg ein entscheidendes „Nein" entgegen! Das ist die gewaltige Stimme der Völker, die Stimme der Geschichte selbst, die von den werktätigen Menschen gemacht wird!
Die deutschen Militaristen haben gegen den Sozialismus keine Chance * WALDEMAR V E R N E R
In seiner Vorlesung zur Eröffnung der Militärakademie „Friedrich E n g e l s " erklärte Genosse Walter Ulbricht, daß die deutschen Militaristen unfähig sind, das Kräfteverhältnis in der Welt real einzuschätzen und daß sie sich in halsbrecherische militärische Abenteuer stürzen, die für sie gesetzmäßig mit einer Niederlage enden müssen. 1 Ich möchte zu diesem Merkmal des aggressiven deutschen Militarismus einige Gedanken darlegen. Die Aggression gegen das erste sozialistische Land der Erde war das bisher größte Verbrechen des deutschen Imperialismus, es war ein Verbrechen an den Völkern der U d S S R , am Fortschritt der Menschheit und auch am deutschen Volk. Mit der Lüge vom „Präventivkrieg" versuchten und versuchen die Militaristen und ihre Historiker in Westdeutschland ihre Verantwortung für das Verbrechen der Aggression abzuwälzen. Obwohl sie die Wahrheit kennen, erdreisten sie sich zu behaupten, daß die Sowjetunion im Begriff gewesen sei, Deutschland zu überfallen. E s ist hinreichend bekannt, daß der Vertragsbrüchige Überfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion vom deutschen Generalstab und seinen Hintermännern mit aller Gründlichkeit auf lange Sicht vorberei* Dieser Beitrag ist bereits erschienen in: Einheit, 8/1961, und Zu Fragen der Militärpolitik, 25/1961. Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Dietz Verlages und des Deutschen Militärverlages. 1 Vgl. Ulbricht, Walter, Zur Eröffnung der ersten sozialistischen Militärakademie in der Geschichte Deutschlands, in: Militärwesen, Sonderheft Februar 1959, S. 11-14.
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tet wurde. Ich möchte an dieser Stelle nochmals an die Goebbelsworte von 1941 erinnern: „Das ist kein Krieg für Thron und Altar, es ist ein Krieg für Getreide und Brot, für einen vollgedeckten Frühstücks-, Mittags- und Abendtisch, ein Krieg um Rohstoffe, um Kohle und Eisen!" Mit dem Überfall auf die Sowjetunion vor zwanzig Jahren begannen die deutschen Imperialisten mit der Verwirklichung eines ihrer Ziele: der Schaffung eines riesigen Kolonialreiches im Osten. Die Gebiete Rußlands und später der Sowjetunion spielten in den Expansionsbestrebungen des deutschen Imperialismus von jeher eine wesentliche Rolle. Sie gehörten zu jenen Eroberungszielen, die die Grundlage der Weltherrschaft der deutschen Monopolbourgeoisie bilden sollten. So war schon im ersten Weltkrieg vorgesehen, Teile des russischen Reiches dem deutschen imperialistischen Machtbereich einzugliedern. Seit dem Ende des ersten Weltkrieges aber war der Osten die Hauptexpansionsrichtung des deutschen Imperialismus. Nachdem im ersten Weltkrieg der Versuch gescheitert war, ein großes deutsches Kolonialreich in Übersee zu schaffen, entschieden sich die deutschen Imperialisten für die Konzeption des geschlossenen imperialistischen Machtbereiches, wofür sie selbst den Begriff „Großraum" prägten. Unter diesem Gesichtspunkt betrachteten sie die reichen Gebiete der Sowjetunion als die für sie geeigneteste und ergiebigste Quelle für Bodenschätze, Rohstoffe, Nahrungsmittel und billige Kolonialsklaven. Sie rechneten damit, daß das imperialistische Deutschland, wenn es im Besitz dieser Gebiete wäre, zur stärksten und damit zur herrschenden Macht in der Welt würde. Aber gerade in dem Land, dessen Unterwerfung und koloniale Ausbeutung die wichtigste Grundlage der Weltherrschaft des deutschen Imperialismus bilden sollte, existierte seit 1917 der erste sozialistische Staat. Damit mußte jeder Versuch der deutschen Imperialisten, ihr Ziel zu erreichen, zu einem Zusammenstoß mit der neuen Gesellschaftsordnung, d. h., er mußte zur Auseinandersetzung mit einem Gegner führen, der den historisch überlebten Kräften qualitativ weit überlegen war. Schon gegen Ende des ersten Weltkrieges wurden die Auswirkungen der Stärke des jungen Sowjetstaates spürbar; die deutschen Armeen, die
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den Eroberungskrieg im Osten weiterführten, wurden vom revolutionären Geist der russischen Arbeiter und Bauern beeinflußt. Beginnend zu erkennen, daß Deutsche f ü r dem deutschen Volk und der deutschen Nation widersprechende Interessen mißbraucht werden, schwand ihre Bereitschaft, f ü r imperialistische Ziele zu kämpfen. Die Verstärkung der revolutionären Bewegung in Deutschland als Folge der Oktoberrevolution trug wesentlich zur militärischen Niederlage des deutschen Imperialismus bei. Das bestätigte auch Ludendorff, als er in seinen Kriegserinnerungen schrieb: „Rückschauend kann ich sagen: unser Niedergang begann offensichtlich mit dem Ausbruch der Revolution in R u ß l a n d . " 2 Ganz eindeutig jedoch erwies der zweite Weltkrieg, wie aussichtslos jeglicher Versuch der deutschen Imperialisten ist, das Haupthindernis auf ihrem Weg zur Weltherrschaft zu überwinden, d. h. die Sowjetunion zu unterwerfen. Es waren die sowjetischen Streitkräfte, die im Großen Vaterländischen Krieg den militärischen Zusammenbruch des faschistischen Deutschlands herbeiführten. Seitdem in jenen Gebieten, die der deutsche Imperialismus zur Grundlage seiner Weltmachtstellung machen wollte und auf die er demzufolge seinen Hauptstoß richtete, die Sowjetmacht existiert, seit dieser Zeit hatten und haben die deutschen Militaristen keinerlei Aussicht mehr, jemals ihr Hauptziel zu erreichen, d. h. die Welt zu ihren Gunsten neu aufzuteilen. Nach der Niederlage von 1918 zogen die deutschen Imperialisten ihre Schlußfolgerungen, allerdings nicht die, die einzig und allein im Interesse des deutschen Volkes gelegen hätten. Der erste Weltkrieg hatte gezeigt, daß die ökonomische und militärische Stärke des imperialistischen Deutschlands keineswegs ausreichte, um in einer Auseinandersetzung mit den anderen imperialistischen Großmächten den Erfolg zu sichern. Da der deutsche Imperialismus als junger Räuber mit seiner Eroberungsabsicht die Interessen aller älteren imperialistischen Staaten bedrohte, trug er selbst mit dazu bei, daß sie sich zu einer Koalition zusammenfanden. Die K r ä f t e dieser Koalition waren stärker als die der Mittelmächte, und auch die von langer H a n d vorbereitete 2
Ludendorff, S. 355.
Erich, Meine Kriegserinnerungen 1914-1918, Berlin 1919,
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Kriegsplanung und ihre Verwirklichung konnten die potentielle Unterlegenheit der deutschen Imperialisten nicht ausgleichen. Wenn daher aus den Ereignissen des ersten Weltkrieges richtige Schlußfolgerungen gezogen werden sollten, dann konnten sie nur besagen, daß die Kräfte Deutschlands für eine gewaltsame Ausdehnung des Machtbereiches niemals ausreichten, daß die Zukunft des deutschen Volkes nur im friedlichen Zusammenleben mit seinen Nachbarn bestehen konnte, daß Deutschlands Glück in der Entwicklung der Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und des friedlichen Handels lag. Friedliche Koexistenz zwischen Staaten mit unterschiedlicher Gesellschaftsordnung war schon damals geboten. Die Existenz der Sowjetunion, des ersten sozialistischen Staates in der Welt, gab für diese Perspektive reale Erfolgsaussichten und eröffnete die Möglichkeit, Deutschland zu einem Zentrum der friedlichen Entwicklung in der Welt zu machen. Seit 1917 ist die Freundschaft mit der Sowjetunion der Weg, der das deutsche Volk zu Frieden und Wohlstand führen kann. Ansätze zur Verwirklichung dieser Alternative zeigten sich 1922 im Abschluß des Rapallovertrages. Da aber die bei weitem größte Gruppe der deutschen Imperialisten besonders aggressiv und daher unbelehrbar ist, waren sie nicht imstande, aus den Erfahrungen des Krieges richtige Schlußfolgerungen zu ziehen. Im Mittelpunkt ihrer Überlegungen stand das Bestreben, die Ursachen begangener „Fehler" zu entdecken, verpaßte Gelegenheiten ausfindig zu machen, Faktoren zu finden, die die Schlagkraft der eigenen Streitkräfte erhöhen und die der Gegner herabmindern könnte. Alles lief darauf hinaus, Mittel und Methoden zu entwickeln, die das Unmögliche möglich machen sollten: in einem zweiten Versuch die überlegenen Gegner niederzuringen. Bezeichnend dafür sind die Ansichten des Generals der Infanterie Erfurth, des Verantwortlichen für die gesamte kriegswissenschaftliche Arbeit im Heer, der 1940 in der „Militärwissenschaftlichen Rundschau" schrieb: „Die Möglichkeit, den Weltkrieg 1 9 1 4 - 1 9 1 8 mit einem Hauptschlag zu beenden, wäre vielleicht schon bald nach seinem Ausbruch vorhanden gewesen, wenn die deutsche Führung während der Grenzschlachten und an der Marne die Lage besser gemeistert hätte. Auch im weiteren Verlauf des Weltkrieges gab es mehrfach Lagen, in denen ein deutscher kriegsentscheidender
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Sieg mit den Waffen sich vielleicht hätte erreichen lassen, wenn die gegebenen Möglichkeiten voll ausgenutzt worden wären." 3 Gleiche Vorstellungen beherrschten auch Hitler, der im Mai 1939 verkündete: „Wenn wir im Kriege 2 Panzerschiffe und 2 Kreuzer mehr gehabt hätten und die Skagerak-Schlacht am Morgen begonnen hätte, dann wäre die britische Flotte geschlagen worden und England wäre in die Knie gezwungen worden. Es hätte das Ende des Weltkrieges bedeutet." 4 Es ist offensichtlich, daß damals wie heute, alle derartigen, die wirklichen Ursachen der Niederlage der deutschen Imperialisten und Militaristen vor den Massen vertuschenden Darstellungen nur einem Zwecke dienten und dienen, einen neuen Krieg vorzubereiten. Eine wesentliche Rolle in den Überlegungen der deutschen Militaristen spielten die Erfahrungen, die das deutsche Heer mit dem jungen Sowjetstaat gemacht hatte. Die eben erst entstandenen proletarischen Streitkräfte hatten der kaiserlichen Armee einen schweren Schlag versetzt, als sie ihren revolutionären Geist auf die deutschen Soldaten übertrugen, die sich als Folge davon nicht mehr für die imperialistischen Eroberungsziele mißbrauchen lassen wollten. Auf diese Weise erwies sich die Rote Armee schon in den ersten Tagen ihrer Existenz dem imperialistischen deutschen Heer überlegen. Die Tatsache, daß der Kampf gegen revolutionäre Streitkräfte bei einer imperialistischen Armee Zersetzungserscheinungen hervorruft, die sich sogar an andere Fronten und ins Hinterland ausbreiten, führten Politiker und Militärs zu der Schlußfolgerung, daß sie der „Festigkeit" ihres Hinterlandes mehr Aufmerksamkeit schenken müßten. Sie glaubten, daß es möglich sei, durch besondere Methoden die Klassengegensätze im eigenen Lager zu überbrücken. Ganz besonders waren die Faschisten darauf bedacht, das deutsche Volk intensiv auf den neuen Krieg vorzubereiten. Mit brutalem Terror 3
4
Erfurth, Waldemar, Die Kriegsentscheidung im Kampfe zwischen Großmächten, in: Militärwissenschaftliche Rundschau, 1940, H. 2, S. 121. Der Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof Nürnberg. Nürnberg 1 9 4 7 - 1 9 4 9 (im folgenden: IMG), Bd 37, S. 552 ( L - 0 7 9 ) .
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unterdrückten sie alle fortschrittlichen K r ä f t e in Deutschland und organisierten die physische Vernichtung ihrer führenden Vertreter. Mit Lüge, Demagogie, Nationalismus und sozialen Phrasen, sogar unter gleisnerischer Benutzung des Gedankens und des Wortes „sozialistisch" gelang es ihnen, zeitweilig breite Massen des Volkes f ü r ihre Politik zu gewinnen. Damit schufen sich die Monopolisten, Militaristen und Faschisten f ü r den ungerechten Eroberungskrieg eine Massenbasis, wie es den deutschen Imperialisten bisher noch nie gelang. Deshalb war es möglich, das deutsche Volk bis 5 Minuten nach 12 vor den Kriegskarren zu spannen, ohne daß jedoch dieser Erfolg ihnen eine Aussicht auf den Sieg verschafft hätte. Neben den innenpolitischen Maßnahmen glaubten die Faschisten, auch durch eine geeignete Außenpolitik ihren Sieg sichern zu können. Da der erste Weltkrieg erwiesen hatte, daß das überlegene Potential der Gegner nicht in einem gleichzeitigen Zweifrontenkrieg überwunden werden konnte, versuchten die Faschisten auf politischem Wege ihre Gegner vorher voneinander zu isolieren, um sie dann nacheinander zu schlagen. Da sie die antisowjetische Politik der Westmächte ausnutzen konnten, ist ihnen das bis zum Juni 1941 auch gelungen, aber ohne daß es sich auf den Ausgang des Krieges ausgewirkt hätte. Um sich auf ökonomischem Gebiet gründlicher vorzubereiten als im ersten Weltkrieg, haben die deutschen Imperialisten bei der Vorbereitung des zweiten Eroberungskrieges der Kriegswirtschaft größere Bedeutung beigemessen. Besonderes Augenmerk legten sie auf die Rohstoffbevorratung, auf die Sicherung der kriegswirtschaftlich wichtigsten Handelsbeziehungen und auf die Entwicklung und Fertigung von synthetischen Stoffen, um die zu erwartende Blockade unwirksam zu machen. Für ihre Kriegführung waren neben strategischen vor allem wirtschaftliche Gesichtspunkte maßgebend. Nach Österreich und der Tschechoslowakei hatten sie sich infolge ihrer militärischen Anfangserfolge mehr als die Hälfte von Europa kriegswirtschaftlich nutzbar gemacht, aber ohne daß es sich auf den Ausgang des Krieges ausgewirkt hätte. Über dieses gewaltige Potential verfügten sie, als sie die entscheidenden Niederlagen vor Moskau und an der Wolga erlitten, in deren Folge sie von der Roten Armee unaufhaltsam zurückgetrieben wurden, ihrer totalen Niederlage entgegen.
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Alle Anstrengungen, die die deutschen Militaristen unternahmen, um auf ihren zweiten Eroberungskrieg besser vorbereitet zu sein, konnten ihre Unterlegenheit nicht beseitigen. Das gleiche gesellschaftliche System, das den Aggressionskrieg hervorbrachte, enthielt auch die Ursachen der fortwährenden Unterlegenheit. Die inneren Widersprüche der kapitalistischen Ordnung, die Klassengegensätze innerhalb des imperialistischen Deutschlands konnten durch keinerlei Mittel beseitigt werden. Der von der in tiefster Illegalität kämpfenden KPD und ihrem Zentralkomitee geleitete Widerstandskampf der Arbeiterklasse und anderer fortschrittlicher Kräfte wurde trotz des brutalen Terrors auch während des Krieges erfolgreich fortgesetzt. Im Lande, an der Front, an der Seite der Sowjetkämpfer, im antifaschistischen Widerstandskampf in den vom Hitlerfaschismus besetzten Ländern, in der Emigration, in Zuchthäusern und Konzentrationslagern, überall kämpften die Kommunisten zusammen mit den Hitlergegnern gegen Krieg und Faschismus. Der ungerechte Charakter des Krieges wirkte sich auch auf die Kampfkraft der Truppe aus. Nach den ersten Niederlagen in der Sowjetunion vollzog sich eine Wandlung im Denken deutscher Soldaten, die in der Folgezeit immer stärker wurde. Diese Tatsache bestätigt die Richtigkeit unserer These: Das imperialistische System kann bei seinen Soldaten niemals die gleiche Standhaftigkeit hervorrufen, wie sie die deutschen Militaristen den sowjetischen Kämpfern bescheinigen mußten, weil die Soldaten der imperialistischen Armeen eines Tages begreifen, und es gehört zu unserer vordringlichsten Aufgabe, es ihnen verständlich zu machen, daß sie für einen ungerechten Krieg mißbraucht werden, daß sie f ü r fremde Interessen sterben. Zu welchen Schlußfolgerungen sind die deutschen Imperialisten heute, nach zwei militärischen Katastrophen, gelangt? Die vernichtende Niederlage, die die deutschen Militaristen im zweiten Weltkrieg erlitten und ihre eindeutige Unterlegenheit gegenüber der Sowjetunion veranlaßten sie wiederum nicht, die richtigen Lehren aus den Kriegserfahrungen zu ziehen, obgleich sich durch das Entstehen des sozialistischen Weltlagers das Kräfteverhältnis fortlaufend weiter zu ihren Ungunsten verändert hat. Sie haben sich in den Jahren seit 1945 abermals in Spekulationen darüber verloren, was die günstigsten Vor-
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aussetzungen seien, die einen Sieg über den Sozialismus verbürgen. Die Verwirklichung ihrer Schlußfolgerungen ist heute zum Inhalt der Politik des Bonner Staates geworden. Zu den imperialistischen Methoden, die Festigkeit des Hinterlandes zu verstärken, gehört die schrittweise Wiedereinführung des politischen Terrors. Ein wesentlicher Schritt auf diesem Wege war das Verbot der K P D , dem der Kampf gegen alle fortschrittlichen K r ä f t e folgte, der seine Fortsetzung und Steigerung in der geplanten Notstandsgesetzgebung finden soll. Auf außenpolitischem Gebiet glaubten die deutschen Imperialisten die entscheidende Lehre gezogen zu haben, als sie sich der Koalition der imperialistischen Mächte gegen das sozialistische Lager anschlössen, als sie der NATO beitraten und sich der F ü h r u n g des USA-Imperialismus unterwarfen. Während sie im zweiten Weltkrieg Europa gewaltsam unterwarfen, ehe sie die Sowjetunion überfielen, sind sie heute darauf bedacht, die kapitalistischen Staaten Europas und zusätzlich noch die USA auf kaltem Wege, mit den Mitteln der Diplomatie, des ökonomischen und politischen Drucks f ü r ihre Eroberungspläne einzuspannen. Dabei kommt ihnen entgegen, daß die USA heute der aggressivste Staat in der Welt sind. Das damit entstehende Potential halten sie f ü r ausreichend, um den Sieg über den Sozialismus erringen zu können. Damit glauben die deutschen Militaristen, die Begrenztheit ihres ökonomischen und militärischen Potentials, die in beiden Weltkriegen mit ein Faktor f ü r ihre Niederlage war, endgültig überwunden zu haben. Von ihrer führenden Beteiligung an der Aggression des Weltimperialismus gegen das sozialistische Lager versprechen sie sich eine günstige Ausgangsposition f ü r die von ihnen geplante nachfolgende Neuaufteilung der Welt unter die imperialistischen Großmächte. Bei ihren Spekulationen setzen sie wiederum die allseitige Überlegenheit des sozialistischen Lagers nicht in Rechnung. Aggressivität ist bekanntlich eine Eigenschaft aller imperialistischen Staaten; aber es ist eine Besonderheit des deutschen Imperialismus, daß er sich trotz schwerster Niederlagen immer von neuem in halsbrecherische militärische Abenteuer stürzt. Dabei war es von jeher ein Merkmal seiner Aggressionspolitik, daß er sich maßlose Ziele stellte und ein weiteres Merkmal, daß er f ü r deren Verwirklichung alles aufs Spiel setzte. Die Faschisten haben ganz bewußt die Existenz des deut-
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sehen Volkes in größte Gefahr gebracht. Ihnen war es gleichgültig, ob bei ihren wahnwitzigen Abenteuern Millionen Menschen, darunter auch Millionen Deutsche, ums Leben kamen und ob wertvolle Produktivk r ä f t e vernichtet wurden. Die deutschen Militaristen waren sich bewußt, daß sie ein Risiko eingingen, als sie die überlegene Koalition ihrer Gegner angriffen, aber sie haben sich davon nicht zurückschrecken lassen. Das wurde in den entscheidenden Besprechungen Hitlers mit den höchsten Offizieren der Wehrmacht offen ausgesprochen: 1937 erklärte Hitler: „Zur Lösung der deutschen Frage könne es nur den Weg der Gewalt geben, dieser wird niemals risikolos sein." 5 1939 verkündete e r : „Wir müssen mit rücksichtsloser Entschlossenheit das Wagnis auf uns nehmen. . . Immer habe ich ein großes Wagnis auf mich genommen in der Überzeugung, daß es gelingen könne. Auch jetzt ist es ein großes Risiko." 0 Die deutschen Militaristen waren bereit, sich mit geringeren Siegesaussichten zufrieden zu geben, und entfesselten den Krieg unter ungünstigeren Bedingungen, als das andere imperialistische Staaten zu tun pflegen. Im zweiten Weltkrieg bestand f ü r sie von vornherein das militärische Risiko darin, daß es sehr unsicher war, ob es ihnen gelingen würde, ihre Gegner einzeln, nacheinander in Blitzfeldzügen niederzuringen. Darin sahen sie die einzige Möglichkeit, den Krieg zu gewinnen. Auch die einzelnen Eroberungsfeldzüge waren stets mit einem mehr oder weniger großen Risiko verbunden. Die Faschisten haben es nur den Westmächten zu verdanken, wenn dieses Risiko anfangs gering blieb. Die schnelle Unterwerfung Polens gelang nur, weil Großbritannien und Frankreich im Westen nicht zur Offensive übergingen, sondern praktisch überhaupt keine Kampfhandlungen führten. Hinzu kam, daß sich die herrschenden Klassen Polens durch ihre, antisowjetische Politik selbst militärisch in eine hoffnungslose Lage gesetzt hatte. Der Erfolg des sogenannten Sichelschnittplanes bei der Aggression gegen die westeuropäischen Staaten, d. h. die Zerschlagung der Masse der französischen und britischen T r u p p e n in Flandern, war davon abhängig, daß die Alliierten in die Falle liefen und in Belgien einmarschierten, weil sie dort und nicht weiter südlich den deutschen Hauptstoß erwarteten. «Ebenda, Bd 25, S. 408 (PS - 386).
»Ebenda, Bd 26, S. 341 (PS - 798).
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Die größte Fehlrechnung begingen die Faschisten bei der P l a n u n g ihres „Ostfeldzuges". Der Überfall auf die Sowjetunion geschah in der Annahme, daß es gelingen könnte, die Masse der Roten A r m e e innerhalb weniger Wochen noch in den Grenzbezirken zu vernichten. N a c h der Planung des faschistischen Generalstabes durfte es den sowjetischen Streitkräften nicht gelingen, sich mit großen kampfkräftigen Teilen in das Innere des Landes zurückzuziehen. Die Faschisten waren so überzeugt von der Realisierung ihres Planes, daß sie keinerlei Vorkehrungen trafen f ü r den Fall, daß sich die Kampfhandlungen länger hinziehen sollten. A u c h heute angesichts des völlig anderen Kräfteverhältnisses sind die deutschen Militaristen diejenigen, die das größte Risiko selbst auf Kosten der Existenz der Nation auf sich zu nehmen bereit sind. Offensichtlich zeigen das u. a. auch ihre weiteren Attacken gegen die Normalisierung der L a g e in Westberlin und gegen den A b s c h l u ß eines Friedensvertrages. Dagegen verhalten sich die britischen und französischen Imperialisten wesentlich vorsichtiger und auch die U S A sind heute nicht ohne weiteres bereit, sich wegen des Friedensvertrages, der kommen wird, und der damit verbundenen R e g e l u n g der Westberlinf r a g e in einen K r i e g zerren zu lassen, weil es unsinnig ist, daß durch einen Friedensvertrag die Sicherheit der U S A oder anderer Staaten bedroht sei. Das Gegenteil ist der Fall. Diese besondere Abenteuerlichkeit des deutschen Militarismus, die auch erklärt, warum er aus seinen Niederlagen gerade die falschen Schlußfolgerungen zieht, hat vor allem drei Ursachen. Die erste ist der Widerspruch zwischen der ökonomischen Stärke des deutschen Imperialismus und seinem Machtbereich. Im Vergleich zu den anderen imperialistischen Großmächten war und ist dieser Widerspruch in Deutschland am schärfsten. Da aber die Niederlage in jedem der beiden Weltkriege den Machtbereich noch weiter eingeengt hat, hat sich der Widerspruch auch ständig verschärft. Damit sind auch die Bestrebungen der deutschen Militaristen gewachsen, jede einigermaßen günstig erscheinende Gelegenheit für die gewaltsame Ausdehnung ihres Machtbereiches und damit für die Entfesselung eines Krieges auszunutzen.
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Die zweite Ursache liegt in der Furcht der deutschen Monopolbourgeoisie vor der Arbeiterklasse und ihrem Kampf um die Errichtung einer neuen Gesellschaftsordnung. Die deutsche Arbeiterbewegung war schon seit Jahrzehnten eine der stärksten in der Welt und zweimal konnte die Bourgeoisie ihre Macht nur mit Hilfe Dritter retten, nämlich durch den Verrat der rechten sozialdemokratischen Führer und infolge der Unterstützung seitens der imperialistischen Westmächte. 1918 bis 1923 wurde die Arbeiterklasse blutig niedergeschlagen, 1933 war sie zersplittert und geschwächt, aber nach 1945 hat sie bereits in einem Teil Deutschlands ihre Herrschaft errichtet. Das imperialistische System wurde in seiner Existenz immer stärker bedroht; die deutsche Monopolbourgeoisie erlitt durch die deutsche und internationale Arbeiterklasse immer größere Niederlagen. Daraus resultiert ihr fieberhaftes Bestreben, den Sozialismus in der Welt zu vernichten, um die eigene Ausbeuterherrschaft zu retten. Daraus erklärt sich ihr wütender Antikommunismus. Die dritte Ursache für die besondere Abenteuerlichkeit der deutschen Militaristen ist schließlich ihre Zeitnot. Sie sehen sich ständig Gegnern gegenüber, die stärker sind als sie. Deshalb waren sie bestrebt, Vorteile, die sie sich zeitweilig verschafft hatten oder wenigstens zu besitzen glaubten, schnell auszunutzen, bevor dem Gegner die Zeit blieb, sie mit seinem stärkeren Potential zu überrunden. Deshalb waren und sind die Kriegsvorbereitungen des deutschen Militarismus durch eine fieberhafte Aufrüstung gekennzeichnet. Deshalb haben die deutschen Armeen immer dann losgeschlagen, wenn der größtmögliche Rüstungsvorsprung erreicht war, ohne daß damit auch die Rüstung selbst schon ihren Höhepunkt erreicht hatte. Dabei ließen sie die Größe des Risikos im einzelnen außer acht, denn jedes Warten hätte nur noch Vorteile für den Gegner gebracht. Deshalb sollten auch im Kriege die Feldzüge schnell zum Siege geführt werden und möglichst kurz hintereinanderfolgen, damit den Gegnern keine Zeit bliebe, ihr größeres Potential zur Wirkung zu bringen. Hitler hat diese Umstände selbst dargelegt. Im August 1939 hatte er den höheren Offizieren der Wehrmacht erklärt: „Unsere wirtschaftliche Lage ist infolge unserer Einschränkungen so, daß wir nur noch wenige Jahre durchhalten können. . . Uns
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bleibt nichts anderes übrig, wir müssen handeln." 7 I m Oktober 1939 schrieb e r : „Nach der Lage der Dinge kann . . . die Zeit mit größerer Wahrscheinlichkeit als Verbündeter der Westmächte gelten, denn als Verbündeten von uns." 8 Und nur reichlich einen Monat später äußerte er nochmals: „Die Zeit arbeitet f ü r den Gegner. Jetzt ist ein Kräfteverhältnis, das sich f ü r uns nicht mehr verbessern, sondern nur verschlechtern k a n n . " 9 Aus all dem ergibt sich, daß die deutschen Imperialisten i h r e Kriege aus einer Position der potentiellen Unterlegenheit heraus und mit dem Gefühl der Existenzangst begannen. Das f ü h r t e nicht n u r dazu, daß sie bereit waren, Unternehmen zu beginnen, deren Erfolg vom Zufall abhängig war, sondern daß sie auch immer mehr die Fähigkeit verloren, die Gefahren in ihrem ganzen U m f a n g zu erkennen. An den deutschen Imperialisten erweist sich immer deutlicher das bekannte Wort Lenins, daß man nicht richtig urteilen kann, wenn man auf dem Weg zum Untergang ist. Diese Unfähigkeit zeigte sich besonders in der Einschätzung ihrer Gegner. Ihre Denkweise als Imperialisten ermöglichte es ihnen zwar, das ökonomische und militärische Potential ihrer Gegner quantitativ verhältnismäßig zutreffend abzuschätzen, verhinderte aber gleichzeitig, daß sie das moralische Potential real beurteilen konnten. Deshalb traf sie der starke Widerstandswille der Völker völlig unerwartet und warf wichtige Teile ihrer Berechnungen über den Haufen. Die schwerwiegendsten Fehleinschätzungen begingen sie gegenüber der Sowjetunion. Die deutschen Militaristen sind sich heute im allgemeinen darüber einig, daß die Sowjetunion von ihnen damals unterschätzt wurde. Aber wie es dazu kam und warum, darüber gibt es bei ihnen weder einheitliche Auffassungen, noch ernsthaftere Untersuchungen. Das zu erkennen, sind sie auch gar nicht in der Lage. 1 0 Bei der Analyse dieses Problems stößt man in der Militärliteratur der dreißiger J a h r e zunächst auf relativ objektive Einschätzungen einzelner Seiten des Kriegspoten7 9 19
5
s Ebenda, S. 340 (PS - 798). Ebenda, Bd 37, S. 469 (L - 052). Ebenda, Bd 26, S. 332 (PS - 789). Siehe Ulbricht, Walter, Die Unvermeidlichkeit der Niederlagen des deutschen Imperialismus und die Lehren daraus, in: Einheit, 3/1959.
Ostlalldrcitcr
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tials der Sowjetunion. So werden im „Handbuch der neuzeitlichen Wehrwissenschaften" von 1936 die gewaltigen Fortschritte im industriellen Aufbau erwähnt und festgestellt, daß die Vereinigung aller Produktionsmittel in den Händen des Staates und der planmäßige Aufbau für die Landesverteidigung unleugbare Vorteile haben. 11 Charakteristisch ist dabei jedoch, daß es sich meist um die quantitativ meßbaren Werte des damaligen Zustandes handelt, wie Bevölkerungsentwicklung, Produktionsziffern, Rohstoffreichtum, zahlenmäßige Stärke der Streitkräfte und der ausgebildeten Reserven, Anzahl technischer Kampfmittel u. a. m. Gleichzeitig enthalten diese Beurteilungen jedoch bereits die Grundzüge der Unterschätzung der Sowjetunion, besonders hinsichtlich der qualitativen Seiten. Die Fehleinschätzungen auf ökonomischem Gebiet besagten vor allem, daß das Verkehrswesen für einen modernen Krieg völlig unzureichend entwickelt sei, daß die Planwirtschaft neben gewissen Vorteilen große Nachteile habe, daß die organisatorischen Fähigkeiten der Arbeiter mangelhaft seien, daß noch fremde technische Hilfe notwendig sei und daß die Rüstungsindustrie zwar einzelne Spitzenleistungen, aber noch nicht die notwendigen Durchschnittsleistungen erbringe. Zu den Fehleinschätzungen auf politischem Gebiet gehörte, daß der Hauptteil der Bauern (der gleichzeitig das Hauptkontingent für die Armee stellt) unzufrieden mit der neuen Wirtschaftsform sei, daß eine Vielzahl von verschiedenartigsten Rassen, Nationen, Religionen und Kulturen mit Gewalt in einem Gesamtstaat zusammengepreßt wäre und auch nur durch Gewalt weiter zusammengehalten werde, daß die friedliebende Außenpolitik der Sowjetregierung ein Eingeständnis ihrer Schwächen sei. Die militärischen Fehleinschätzungen besagten vor allem, daß das Bildungsniveau der Soldaten und Offiziere sehr niedrig sei und es daher kaum möglich wäre, daß die modernen operativen und taktischen Grundsätze der Vorschriften verwirklicht werden können, daß die Ausfälle an den ohnehin nur beschränkt vorhandenen gut ausgebildeten mittleren und höheren Führungskadern infolge der Ereignisse der Jahre 11
Vgl. Handbuch der neuzeitlichen Wehrwissenschaften, hg. v. H. Bd 1, Berlin/Leipzig 1936, S. 690.
Franke,
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1937/38 sich erst im Laufe einer sehr langen Zeitspanne ersetzen lassen würden u. a. m. Insgesamt zeigt sich in allen Darlegungen eine Unterschätzung der Bedeutung der kommunistischen Ideologie, der marxistisch-leninistischen Weltanschauung für die Moral des sozialistischen Menschen und für die Einheit aller Völker der UdSSR. Die Bedeutung der KPdSU als führende Kraft und die daraus entspringenden Vorzüge gegenüber jedem anderen Staat werden nicht einmal erwähnt. Die Sowjetmacht führte nicht, wie die Imperialisten spekulierten, zu einer Spaltung des Volkes. Die Sowjetmacht einte das Volk. Es ist charakteristisch für die Entwicklung des Sowjetstaates, daß sich, besonders in den schwierigsten Situationen, die Arbeiterklasse und alle Werktätigen fest um die Kommunistische Partei scharten. Bereits während der ausländischen militärischen Intervention und des Bürgerkrieges zeigte sich die Überlegenheit der sowjetischen Staats- und Gesellschaftsordnung und das große Vertrauen der Werktätigen zur Kommunistischen Partei. Trotz der großen Verluste, die die Partei an den Fronten des Bürgerkrieges erlitt, verdoppelte sich die Zahl der Parteimitglieder. Mit dem gleichen Heldenmut, mit dem die sowjetischen Werktätigen die Konterrevolution niederschlugen und die Interventen aus dem Lande vertrieben, gingen sie an den Wiederaufbau der Volkswirtschaft. Die Bewegung der kommunistischen Subbotniks spiegelte die gewaltige Veränderung wider, die im Bewußtsein des werktätigen Volkes unter der Sowjetmacht vor sich gegangen war. Sie waren, wie Lenin zum Ausdruck brachte, „der Anfang einer Umwälzung, die schwieriger, wesentlicher, radikaler, entscheidender ist als der Sturz der Bourgeoisie." 1 2 Trotz des armseligen Erbes, das Zarismus und Krieg hinterlassen hatten, gelang es durch den Opfermut der von der Kommunistischen Partei geführten Volksmassen, die ökonomische Rückständigkeit in historisch kürzester Frist zu überwinden und die Sowjetunion aus einem rückständigen Agrarland in eine moderne Industriemacht zu verwandeln. Als Lenin den Plan der Elektrifizierung Rußlands verkündete, nannten ihn die Ideologen der Bourgeoisie den „Träumer vom Kreml". 12 5*
Lenin,
W. /., Ausgewählte Werke in zwei Bänden, Bd 2, Berlin 1959, S. 567.
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Sie zweifelten an der Realität der von der KPdSU aufgestellten Pläne, weil sie die Sowjetunion mit ihren eigenen imperialistischen Maßstäben maßen. Als 1929 der erste Fünfjahrplan beschlossen wurde, war das in den Augen der Imperialisten ebenfalls eine Utopie. Sowohl der erste als auch der zweite Fünfjahrplan wurden jedoch vorfristig in vier Jahren und drei Monaten erfüllt. Diese Tatsache war den deutschen Imperialisten bekannt; sie registrierten jedoch lediglich die Produktionsziffern. Sie sahen nicht die gewaltige moralische Kraft der von der Kommunistischen Partei geführten Volksmassen, das neue sozialistische Bewußtsein, das diese Ziffern mit Leben erfüllte und dem die Imperialisten nichts Gleichwertiges entgegensetzen können. Wenn man sich den internen Äußerungen der faschistischen Wehrmachtsführung zuwendet, so erwartet man zunächst, hier treffendere und realere Einschätzungen zu finden, da ja die deutschen Generalstäbler immer viel Aufhebens von ihrer angeblichen Erziehung zur nüchternen und vorurteilslosen Lagebeurteilung machen. Aber beim Chef des Generalstabes des Heeres, Generaloberst Haider, findet man im Vortrag vor Hitler am 3. Februar 1941 folgende Passagen: „Auf der Feindseite mit etwa 100 Infanterie-, 25 Kavallerie- und 30 mechanisierten Divisionen zu rechnen. . . Eigene Stärke etwa gleich, an Qualität weit überlegen. . . Artilleristisch sind Russen normal ausgestattet. Materiell ebenfalls minderwertig. Führung der Artillerie ungenügend. . . Beurteilung der Führungspersönlichkeiten, ragt nur Timoschenko hervor. . ." 13 usw. Wie entwickelte sich nun die interne Beurteilung der Sowjetunion und ihrer Streitkräfte durch die faschistische Wehrmachtsführung vom Kriegsbeginn bis zum wortbrüchigen Überfall im Juni 1941 ? Am 23. November 1939 sagte Hitler vor den Oberbefehlshabern: ..Rußland ist z. Z. ungefährlich. Es ist heute geschwächt durch viele innere Vorgänge. . . Tatsache ist, daß z. Z. die russische Wehrmacht geringen Wert hat. Für die nächsten ein oder zwei Jahre wird der jetzige Zustand bestehen bleiben." 14 Die Ansicht, daß vorerst von der 13
14
Zit. nach: Greiner, Helmut, Die oberste Wehrmachtsführung 1 9 3 9 - 1 9 4 3 , Wiesbaden 1951, S. 355; siehe auch IMG, Bd 26, S. 392 (PS - 872). IMG, Bd 26, S. 331 (PS - 789).
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Sowjetunion nichts zu „befürchten" sei, hat Hitler auch in den folgenden Besprechungen mehrfach wiederholt. Als sofort nach dem Frankreich-Feldzug die unmittelbare Vorbereitung des Überfalls auf die Sowjetunion begann, glaubten u. a. das OKH und die Seekriegsleitung zunächst, die UdSSR noch im Herbst 1940 schlagen zu können. Da die Sowjetarmee angeblich nur über 50 bis 75 gute Divisionen verfüge, wähnten sie mit 80 bis 100 Divisionen auszukommen. 15 Dieser Gedanke wurde jedoch bald aufgegeben, wobei man davon ausging, daß erstens der Aufmarsch in Polen gründlicherer Vorbereitungen bedürfe, zweitens die Herbstschlammperiode und der russische Winter dem Vormarsch erhebliche Schwierigkeiten bereiten würden und drittens das deutsch-sowjetische Kräfteverhältnis während der Wintermonate durch Neuaufstellungen noch wesentlich zugunsten der Faschisten verbessert werden könne. 16 Am 31. Juli 1940 wurde der endgültige Entschluß zum Angriff auf die UdSSR im Frühjahr 1941 gefaßt. Hitler führte dabei aus, daß die Operation nur Sinn habe, wenn der sowjetische Staat in einem Zug zerschlagen würde, wobei die Feldzugsdauer mit höchstens 5 Monaten angenommen wurde. Es seien 40 Divisionen aus kampferprobten Mannschaften neu aufzustellen, um mit 120 Divisionen angreifen zu können, denn mit j e mehr Verbänden man komme, um so besser. 1 " Bekanntlich waren es schließlich 190 Divisionen, davon 153 deutsche, die die Faschisten im Juni 1941 antreten ließen. In den folgenden Monaten der intensiven militärischen, ökonomischen und politischen Vorbereitung des Überfalls kam es noch zu einer ganzen Reihe von Beurteilungen des Kriegspotentials der UdSSR, von denen ich hier nur einige typische anführen will. Generalmajor Mareks behauptete in seinem „Operationsentwurf Ost" vom 5. August 1940, der ersten Variante des Feldzugsplanes, daß die östlichen Industriegebiete noch nicht leistungsfähig genug seien und 15
16 17
Vgl. Halder-Tagebuch, Eintragung v. 22. 7. 1940, und Denkschrift der Seekriegsleitung v. 28. 7. 1940, zit. in: Klee, K. - Das Unternehmen „Seelöwe", Göttingen/Berlin/Frankfurt 1958, S. 192. Vgl. Greiner, Helmut, a. a. O., S. 292 f. Vgl. Halder-Tagebuch, Eintragung v. 31. 7. 1940.
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die Eroberung Moskaus den Zusammenhang des Sowjetstaates zerreiße. Wörtlich führte er aus: „Da der Russe diesmal nicht wie im Weltkrieg die Überlegenheit der Zahl besitzt, ist vielmehr damit zu rechnen, daß er, einmal durchgebrochen, seine auf eine langausgedehnte Linie verteilten Kräfte nicht mehr zu einheitlichen Gegenmaßnahmen zusammenfassen kann und in Einzelkämpfen der Überlegenheit der deutschen Truppe und Führung bald erliegen wird." 18 Mareks erachtete 147 Divisionen als ausreichend für den Sieg. Hitler selbst hat sich während der Durchsprachen des Feldzugsplanes mehrmals (bemerkenswerterweise, ohne auf den Widerspruch der anwesenden Generale zu stoßen) über die Stärke der Sowjetunion prinzipiell geäußert und dabei betont, daß die. Zeit f ü r den Überfall gegenwärtig besonders günstig sei: Einerseits werde das deutsche Heer niemals wieder eine so große Stärke wie jetzt erreichen, andererseits verfüge die Rote Armee über keine Führer, sei schlecht gerüstet und habe in ihrer mit fremder Hilfe entwickelten Rüstungsindustrie große Schwierigkeiten zu überwinden. „Trotzdem dürfe der Russe auch jetzt nicht unterschätzt werden. Der deutsche Angriff müsse daher mit stärksten Kräften geführt werden", heißt es in der Niederschrift über die Besprechung vom 9. Januar 1941. 19 Das Gesamturteil Hitlers über die Rote Armee war, sie sei ein tönerner Koloß ohne Kopf und werde, wenn sie einmal angeschlagen sei, einem noch größeren Zusammenbruch entgegengehen als Frankreich 1940. 20 Mit dieser wohl kaum zu überbietenden Fehleinschätzung stand Hitler beileibe nicht allein. Oberst Krebs (1945 letzter Generalstabschef des Heeres), der vom März bis zum Mai 1941 den erkrankten deutschen Militärattache in Moskau vertrat, berichtete Halder nach seiner Rückkehr, und Halder teilte diese Einschätzung, daß das Führerkorps der Roten Armee ausgesprochen schlecht sei, „Rußland wird 20 Jahre
1!)
Zit. nach: Philippi, A., Das Pripjetproblem. Eine Studie über die operative Bedeutung des Pripjetgebietes für den Feldzug des Jahres 1941, in: Wehrwissenschaftliche Rundschau, Beiheft 2, März 1956, S. 70. Zit. nach: Greiner, Helmut, a. a. O., S. 344. Vgl. ebenda, S. 326 u. 344.
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brauchen, bis es wieder alte Höhe erreicht". 2 1 Genau sieben Monate nach dieser Unterhaltung führten die Offiziere und Generale der Roten Armee nach erbitterten Verteidigungsschlachten und wuchtigen Gegenschlägen ihre Truppen in die Gegenoffensive bei Moskau und fügten der faschistischen Wehrmacht ihre erste große Niederlage zu. Angesichts dieses bis dahin noch nicht erlebten Widerstandes dämmerte es auch bei einigen Führern der faschistischen Wehrmacht. Der Generalstabschef des Heeres, Generaloberst Halder, vermerkte noch 12 Tage nach Beginn des Überfalls während der im allgemeinen erfolgreich verlaufenden Grenzschlachten mit den sowjetischen Deckungstruppen in seinem Tagebuch: Es ist also wohl nicht zu viel gesagt, wenn ich behaupte, daß der Feldzug gegen Rußland innerhalb 14 Tagen gewonnen wurde." 2 2 Dagegen 6 Wochen später, am 11. August 1941, als die Hauptkräfte der Roten Armee in die Schlachten eingegriffen hatten, notierte er: „In der gesamten Lage hebt sich immer deutlicher ab, daß der Koloß Rußland . . . von uns unterschätzt worden ist. Diese Feststellung bezieht sich ebenso auf die organisatorischen wie auf die wirtschaftlichen Kräfte, auf das Verkehrswesen, vor allem aber auf rein militärische Leistungsfähigkeit." 2 3 Allerdings hinderte ihn diese Erkenntnis nicht, weiterhin mit dem Sieg über die Sowjetunion zu rechnen. Wenn ich hier diese Tatsachen anführe, so auch deshalb, um eine früher und zur Zeit viel strapazierte These der deutschen Imperialisten und Militaristen ins rechte Licht zu rücken und sie als Märchen zu entlarven. Weder im Ergebnis des ersten noch im Ergebnis des zweiten Weltkrieges nennt man die wirklichen Ursachen der Niederlage des deutschen Imperialismus und seiner Generale. Nach dem ersten Weltkrieg erfand man die Dolchstoß-Legende, nach der die revolutionäre Arbeiterklasse durch die Revolution den gerade bevorstehenden Sieg der Generale im Krieg verhindert hat. Nach dem zweiten Weltkrieg gibt es nur einen Kriegsverbrecher - das war Hitler, der den Sieg der Generalstäbler im Krieg unmöglich machte, weil er sie unterdrückte. 21 22 23
Halder-Tagebuch, Eintragung v. 5. 5. 1941. Ebenda, Eintragung v. 3. 7. 1941. Ebenda, Eintragung v. 11. 8. 1941.
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Es gibt noch mehrere derartige Märchen. Es sind Zwecklügen zur Vorbereitung eines neuen Krieges. Worin liegen die wirklichen Ursachen dieser ganzen Kette von verhängnisvollen Fehleinschätzungen der deutschen Imperialisten und Militaristen, die das deutsche Volk mit seinem Blut zu bezahlen hatte? Sie liegen letzten Endes in der klassenmäßigen Beschränktheit der deutschen Militaristen. Ihre imperialistische Ideologie ermöglichte ihnen einfach nicht, die tiefsten Kraftquellen der qualitativ neuen, der sozialistischen Gesellschafts- und Staatsordnung zu ermessen. F ü r die dünkelhafte, scharf vom Volk abgegrenzte militärische „Elite" des deutschen Imperialismus war und ist es einfach unmöglich, die K r a f t der fest im Volke verwurzelten Kommunistischen P a r t e i als des Führers der Sowjetvölker abzuschätzen. Der deutsche Generalstab hat die bewaffnete Macht ständig gegen die Volksmassen in Bereitschaft gehalten und kann sich daher nicht vorstellen, welche Energien ein Volk hervorbringen kann, das sich von Ausbeutung und Unterdrückung befreit hat und freiwillig und bewußt f ü r die Verteidigung seiner Lebensinteressen kämpft. Die K r a f t der Ideologie des Marxismus-Leninismus ignorierte er völlig und m u ß t e auch deshalb die Wahrheit der Worte von Marx verspüren: Die Idee wird zur materiellen Gewalt, wenn sie die Massen ergreift. Der faschistische General Thomas hatte im F r ü h j a h r 1941 genau ausgerechnet, wieviel Prozent der Industrie der Sowjetunion durch den Verlust ihrer Westgebiete verlorengehen würden.^ 1 E r h a t t e dabei jedoch nicht damit gerechnet, daß es der Sowjetunion gelingen würde, allein in den ersten drei Kriegsmonaten 1360 Großbetriebe nach dem Osten des Landes zu evakuieren und die Produktion in den neuen Standorten in kürzester Frist wieder aufzunehmen. E r h a t t e auch das Heldentum der sowjetischen Arbeiterklasse unterschätzt, die unter der Losung „Nicht nur f ü r sich arbeiten, sondern auch f ü r den Genossen, der an die Front gegangen ist" alles daran setzte, die Streitkräfte in steigendem Maße mit den modernsten Waffen zu versorgen. Bereits in der ersten Hälfte des Jahres 1942 wurde die verlorengegangene Kapazität der Rüstungsindustrie nicht nur eingeholt, sondern sogar noch wesentlich überschritten. Im März 1942 war die Rüstungsproduktion allein v
> Vgl. IMG, Bd 30, S. 278 (PS - 2353).
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der östlichen Gebiete der Sowjetunion ebenso hoch wie die des gesamten Landes zu Beginn des Krieges. In den von den Faschisten besetzten Gebieten entwickelte sich eine breite Partisanenbewegung, die unter schwierigsten Bedingungen den Faschisten schwere Verluste zufügte. Allein in den ersten beiden Kriegsjahren wurden 300 000 faschistische Soldaten und Offiziere durch die Partisanen vernichtet. In der für das Sowjetland schwersten Zeit zeigte sich erneut die enge Verbundenheit und das große Vertrauen der Werktätigen zur Kommunistischen Partei der Sowjetunion. Allein im Jahre 1942, dem Jahr der härtesten Prüfung, traten 1 349 000 neue Mitglieder in die Partei ein. Selbst in den besetzten Gebieten gelang es den Faschisten nicht, das Vertrauen der Werktätigen zur Kommunistischen Partei zu untergraben. So stieg z. B. die Mitgliederzahl der illegalen Kommunistischen Partei in Belorußland in 3 Jahren von 8500 auf 25 152 Mitglieder und Kandidaten. Der aufopferungsvolle Kampf des Sowjetvolkes gegen die faschistischen Okkupanten bestätigte die Worte Lenins, daß man niemals ein Volk besiegen kann, „in dem die Arbeiter und Bauern in ihrer Mehrheit erkannt, empfunden und gesehen haben, daß sie ihre eigene Macht, die Sowjetmacht, die Macht der Werktätigen verteidigen, daß sie die Sache verteidigen, deren Sieg ihnen und ihren Kindern die Möglichkeit gewährleistet, alle Güter der Kultur zu genießen, von allen Werken der menschlichen Arbeit Gebrauch zu machen." 2 5 Als weitere Ursache für die fortwährenden Fehleinschätzungen der deutschen Militaristen kommt hinzu, daß ihre Klassenlage als Vertreter einer historisch überlebten Gesellschaftsordnung den deutschen Militaristen einfach unmöglich machte, die historischen Entwicklungstendenzen zu erkennen. So glaubten sie z. B., in einer Zeit, in der sich die Völker zum Ansturm gegen das imperialistische Kolonialsystem erhoben haben, ein neues gigantisches Kolonialreich erobern zu können. Sie wollten mit Methoden, die allenfalls der finstersten Sklavenhalterperiode angehören könnten, ihre Herrschaft über hoch entwickelte Völker errichten, und das ausgerechnet in einem Lande, in dem bereits die Zukunft der Menschheit verwirklicht wurde. Die Unfähigkeit, ihre 23
Lenin, W. /., Werke, Bd 29, Berlin 1961, S. 308.
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Lage und ihre Gegner richtig einzuschätzen, wird noch verstärkt durch die den deutschen Militaristen eigene ausgeprägte Aggressivität, durch ihre extreme Fortschrittsfeindlichkeit. Die deutschen Militaristen suchten die ihnen selbst bekannten Unzulänglichkeiten ihres Kriegspotentials durch besondere Methoden der Kriegführung auszugleichen. Es war vor allem die Methode des Blitzkrieges, die sich bereits in mehreren Feldzügen gegen schwächere Staaten als erfolgreich erwiesen hatten. Berauscht von diesen leichten Siegen glaubten sie, den Blitzkrieg auch gegen den ersten sozialistischen Staat — die SU — erfolgreich anwenden zu können. Die faschistische Wehrmachtsführung glaubte: Der Blitzkrieg könne gelingen, d. h. die Linie Astrachan — Archangelsk könne erreicht werden, wenn die Masse der Roten Armee noch westlich der Dnepr-DwinaLinie vernichtet werde und ihr keine regenerationsfähigen Truppenkörper mehr verblieben. Was aber, wenn das nicht gelang? Auf diese Möglichkeit hatte sich die Hitlerwehrmacht in keiner Weise vorbereitet, nicht einmal an die Bereitstellung von Winterbekleidung war bekanntlich gedacht worden. Bedarf es eines schlagenderen Beweises f ü r die Ausschließlichkeit, mit der sie sich auf ihre „unfehlbaren" Methoden verließen? Da die besonderen Methoden der Kriegführung, das Vortreiben von starken Panzerkeilen und das Streben nach der Kesselschlacht, gegenüber der Roten Armee nicht zum Ziele führten, verwandelte sich das „Geheimnis des Sieges" zu einem zusätzlichen Faktor der Niederlage. Die Rote Armee werde gegenüber dem Masseneinsatz von Panzern und Flugzeugen versagen, prophezeite Hitler im März 1941 vor der Wehrmachtsgeneralität. 2 6 Aber im Sommer und Herbst 1941 rollten die ersten T 34 gegen die deutschen Stellungen und es versagte die deutsche Panzerabwehr. Und vor Moskau errangen die sowjetischen Flieger die Luftüberlegenheit. Die Spekulation des deutschen Generalstabes, durch den Masseneinsatz der modernsten Waffen das Kräfteverhältnis schnell und entscheidend zu eigenen Gunsten verändern zu können, hat sich in beiden Weltkriegen als irreal erwiesen. Der Sieg im modernen Krieg wurde und wird durch die Überlegenheit in allen kriegsentscheidenden Fak26
Vgl. Halder-Tagebuch,
Eintragung v. 30. 3. 1941.
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toren errungen, durch das stärkere politisch-moralische, ökonomische und militärische Potential. Das stärkere Potential aber befand und befindet sich nicht auf der Seite der deutschen Imperialisten, sondern immer auf der anderen Seite, heute mehr denn je. Den deutschen Faschisten war es im zweiten Weltkrieg noch gelungen, sich eine Reihe von Vorteilen für den Überfall auf die Sowjetunion zu verschaffen. Der wichtigste und wirksamste davon war die Tatsache, daß sie für die militärischen Operationen überlegene Kräfte bereitstellen konnten, die auch in der Ausrüstung mit modernen Waffen der Roten Armee anfangs überlegen waren und außerdem über eine zweijährige Kampferfahrung verfügten. Die Wirksamkeit dieser Kräfte wurde noch dadurch erhöht, daß ihnen die strategische Überraschung gelang. Ein weiterer Vorteil für die Aggressoren bestand darin, daß die Sowjetunion dem faschistischen Block allein gegenüberstand. Schließlich wirkte sich für die faschistische Clique günstig aus, daß sie, vor allem nach der Unterwerfung fast ganz Westeuropas, über die höhere Bruttoproduktion verfügte und die Wirtschaft auch schon auf den Krieg umgestellt hatte. Trotz aller dieser Vorteile scheiterte der faschistische deutsche Imperialismus an der historischen Überlegenheit der sozialistischen Gesellschaftsordnung, war für ihn der Überfall auf die Sowjetunion der Anfang vom Ende. Die zeitweiligen Vorteile sind aber heute ein für allemal verlorengegangen. Ja noch mehr: Da, wo die deutschen Militaristen im zweiten Weltkrieg eine vorübergehende Überlegenheit erreichen konnten, können sie heute nicht einmal mehr eine Gleichheit erreichen. Trotz des Bündnisses der imperialistischen Staaten, das von antagonistischen Widersprüchen durchsetzt ist, ist es heute nicht mehr möglich, den wachsenden Vorsprung des sozialistischen Weltlagers auf allen Gebieten, auch auf dem Gebiete der militärischen Kraft und Stärke wieder aufzuholen. Genosse Marschall Moskalenko erklärte kürzlich, daß die sowjetische Armee und Flotte mit den modernsten Panzern, Geschützen, Flugzeugen und Schiffen ausgerüstet sei. Die Luftverteidigung verfüge über Mittel, denen kein Gegner in der Luft entgehen kann. Die Grundlage der Kampfkraft der sowjetischen Streitkräfte seien die Raketentruppen, die mit den verschiedenartigsten Raketen versehen sind, die in der Lage
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sind, mit großer Genauigkeit Sprengladungen von gigantischer Stärke an jeden beliebigen Punkt des Erdballs zu bringen und den Aggressor buchstäblich vom Erdboden zu vertilgen. All das gestattet es, mit Gewißheit zu sagen, daß die Streitkräfte der U d S S R gegenwärtig über so mächtige Kampfmittel verfügen, wie sie bisher keine einzige Armee der Welt besitzt. 2 7 Es ergibt sich somit als eine der wichtigsten Lehren des 22. Juni 1 9 4 1 : Wenn die Sowjetunion seinerzeit, auf 8ich allein gestellt, unter relativ ungünstigen Bedingungen den Sieg über die starke
imperialistische
Gruppierung des faschistischen Blocks errang, dann ist das geeinte sozialistische Lager heute angesichts seiner allseitigen Überlegenheit erst recht unbesiegbar, j a es bestehen heute für einen Aggressor keine Aussichten, auch nur militärische Anfangserfolge zu erringen, sondern er wird von den Armeen der im Warschauer Vertrag vereinten Länder eine schlagartige vernichtende Niederlage erleiden. Im Falle einer imperialistischen Aggression gegen das sozialistische Lager würde der Blitzkrieg gegen seine eigenen Urheber zurückschlagen und sich für sie in eine blitzartige Niederlage verwandeln. Eine von Krieg zu Krieg wachsende Bedeutung maßen die deutschen Militaristen der bewußten Anwendung völkerrechtswidriger und verbrecherischer Kampfformen bei. So erschien ihnen der hinterhältige und wortbrüchige Überfall aus heiterem Himmel als die geeignetste Methode der Kriegseröffnung, was ihnen zwar tatsächlich militärische Vorteile, aber noch mehr politisch-moralische Nachteile eingebracht hat. Zu diesen verbrecherischen Methoden gehört auch die physische Vernichtung der Kommunisten und anderer fortschrittlicher Persönlichkeiten, j a ganzer Volksgruppen, die von den Faschisten langfristig vorbereitet wurde. Halder schrieb am 17. März 1941 in sein Tagebuch: „Im großrussischen Bereich ist Anwendung brutalster Gewalt notwendig. Weltanschauliche Bande halten das russische Volk noch nicht fest genug zusammen. Es wird mit dem Beseitigen der Funktionäre z e r r e i ß e n . " 2 8 Diese Verbrechen und die menschenfeindlichen Spekulationen der Faschisten haben den Widerstand der in ihren 27 28
Vgl. Neues Deutschland v. 18. 6. 1961, S. 6. Haider-Tagebuch, Eintragung v. 17. 3. 1941
Existenzgrundlagen
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bedrohten Völker vervielfacht und das Hinterland der faschistischen Wehrmacht in ein einziges Feld des unterirdischen Widerstandskampfes verwandelt. Heute ist die Entschlossenheit der Völker, gegen die aggressiven Kriegstreiber zu kämpfen, noch stärker geworden. J e n e Ultras um Franz Joseph Strauß, die heute meinen, daß sie endlich nur einen Einfrontenkrieg zu führen brauchen, würden sich vielen Fronten gegenübersehen, gerade in den Gebieten Westeuropas und Afrikas, auf deren militärische Durchdringung sie so entscheidenden Wert legen.
Die
Völker selbst, nicht nur die Kommunisten oder die Arbeiterklasse, würden mit dem Imperialismus und Militarismus ein für allemal Schluß machen. Die Gewähr dafür bieten uns die Stärke der kommunistischen Weltbewegung, die sich in den kapitalistischen Ländern in immer neuen Erfolgen widerspiegelt und die Kraft der internationalen
Friedens-
bewegung, die heute in energischen Aktionen gegen das Wettrüsten kämpft. In beiden zeigt sich, daß das politische Bewußtsein und der Friedenswillen der Völker immer stärker werden. Die Menschen, die heute für die Erhaltung des Friedens kämpfen, werden auch alle Kräfte für die Wiederherstellung des Friedens einsetzen, falls er von den Militaristen gestört werden sollte. Nach beiden Weltkriegen hat sich erwiesen, daß die Imperialisten, besonders die deutschen, durch ihre eigenen Kriegserfahrungen nicht zu belehren sind. Das besagt jedoch nicht, daß sie für jegliche vernünftige Überlegung unzugänglich seien. Bei aller Abenteuerlichkeit und bei aller Irrealität ihrer Lagebeurteilung sind sie dennoch sorglich bemüht, die Vernichtung ihrer Existenz, d. h. ihrer Klassenherrschaft zu vermeiden. Genosse Chruschtschow hat treffend dargelegt:
„Wenn
sich der tollwütige Hitler hätte vorstellen können, mit welch vernichtender Niederlage sein blutiges Abenteuer enden wird und daß er selber wird Selbstmord begehen müssen -
auch er hätte sich gründlich über-
legt, ob er den Krieg gegen die Sowjetunion entfesselt."
29
Das führt zu dem S c h l u ß : Wenn die deutschen Imperialisten trotz ihrer Bereitschaft, ein großes Risiko auf sich zu nehmen, und trotz ihrer Unfähigkeit, 2!J
die Kräfte
des Gegners real einzuschätzen,
erkennen
Chruschtschow, N. S., Für neue Siege der kommunistischen Weltbewegung, in: Probleme des Friedens und des Sozialismus, 1/1961, S. 13.
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müssen, daß das Risiko eines Krieges für sie zu groß ist, wenn die Unvermeidbarkeit ihrer Niederlage selbst für sie offensichtlich wird, dann werden sie auf die Entfesselung eines Krieges verzichten müssen. Wir sind uns bewußt, daß es Unsinn wäre, die aggressiven Ultras etwa mit politischen Argumenten überzeugen zu wollen. Die einzigen Argumente, denen sie zugänglich sind, sind die konkreten Tatsachen, die ihnen ihre Unterlegenheit und unsere Stärke unübersehbar vor Augen führen. Darin liegt die Möglichkeit der Bändigung des deutschen Militarismus begründet, wobei sowohl die Schwächung seines Gesamtpotentials als auch die weitere Stärkung unseres Gesamtpotentials die notwendigen konkreten Tatsachen schaffen. Deshalb ist der Kampf der westdeutschen Bevölkerung gegen die Bonner Kriegspolitik eine wichtige Voraussetzung zur Bändigung der Militaristen, weil er den Aggressoren die Festigung ihres Hinterlandes erschwert. Wenn es gelingt, die Ausrüstung der Bundeswehr mit Massenvernichtungsmitteln, d. h. mit Raketen und Kernwaffen zu vereiteln, trägt das wesentlich dazu bei, das weitere Erstarken der aggressiven Kräfte zu verhindern. Auf der anderen Seite sind es vor allem die wachsende Geschlossenheit des sozialistischen Lagers, sein ungeheures Entwicklungstempo auf ökonomischem, politischem, wissenschaftlich-technischem und kulturellem Gebiet, die Erhöhung der Schlagkraft seiner Streitkräfte und dabei auch deren waffentechnische Überlegenheit, die die Unterlegenheit der deutschen Militaristen völlig hoffnungslos machen. Deshalb ist der Abschluß des Friedensvertrages und die Lösung der Westberlinfrage das Gebot der Stunde, weil sie die wichtigste Voraussetzung zur Bändigung des deutschen Militarismus sind und den Grundwiderspruch in Deutschland, der zwischen den Interessen des Volkes in der Deutschen Demokratischen Republik und allen friedliebenden Menschen in Westdeutschland auf der einen Seite und den Kräften des Militarismus und Revanchismus in Westdeutschland auf der anderen Seite besteht, lösen helfen. Eine Untersuchung der Art und Weise, in der die Faschisten ihre Aggression gegen die Sowjetunion begannen, vermittelt uns Erkenntnisse über Wege zur Bändigung des deutschen Militarismus, die eng mit unserer gegenwärtigen Politik zusammenhängen.
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Keine Chance gegen den Sozialismus Die Faschisten begannen ihre Aggression gegen die
Sowjetunion
bekanntlich mit einem überraschenden, wortbrüchigen Überfall, dem keinerlei politisches oder diplomatisches Vorspiel voranging. Die Gründe, die sie zu dieser Art des Vorgehens veranlaßten, waren einmal die Überzeugung von ihrer eigenen Stärke, zum anderen die Tatsache, daß sie sich in den vergangenen Feldzügen günstige Bedingungen für diesen Überfall geschaffen hatten. Die militärpolitische Lage beeinflußt im allgemeinen sehr auffällig die Methoden der deutschen Imperialisten. Sie benutzten jede nur mögliche Gelegenheit, um internationale Spannungen zu erzeugen, aus denen sie dann eine „Berechtigung" für ihr aggressives Vorgehen herleiteten. Sie verschärften zwischenstaatliche Gegensätze, putschten politische und nationale Minderheiten auf, erhoben revisionistische Ansprüche und spielten sie zu internationalen Problemen hoch. Die Einzelheiten ihres Verhaltens gegenüber Österreich, der Tschechoslowakei und Polen sind heute allgemein bekannt. Genauso weiß heute jeder, welches Ergebnis die Provokationspolitik der Faschisten hatte. Es ist auch eine bekannte Tatsache, daß die Westmächte
damals dieses Vorgehen geduldet und sogar
gefördert
haben, in der Annahme, sie könnten die deutschen Militaristen für ihre antisowjetischen Ziele ausnutzen. Daß sie stattdessen von den deutschen Imperialisten für deren Interessen ausgenutzt worden waren, bekamen sie zu spüren, als sie sich zu einem langen opferreichen Krieg genötigt sahen. D a s Entfachen und Schüren von Spannungsherden ist auch heute eines der wichtigsten Mittel der imperialistischen Politik, und besonders die Bonner Machthaber reihen eine Provokation an die andere, um eine unsichere und spannungsgeladene Situation zu erhalten. drängen vor allem
die extremen
revanchistischen und
Dabei
aggressiven
Kräfte in Deutschland, die Ultras, zu immer neuen und immer gefährlicheren Aktionen. Wir wissen, daß im Ergebnis der Veränderung des Kräfteverhältnisses in der Welt die deutschen Militaristen als die derzeit aggressivsten imperialistischen Kräfte in Europa es kaum wagen können, einen Krieg allein oder mit schwachen Bundesgenossen zu führen. So machen sie alle Anstrengungen, um ihre Koalitionspartner, ihre
NATO-Partner,
~c::chickte Verstrickungen jederzeit in einen K r i e g hincmzsrren zu können. Deshalb zeigen die deutschen Militaristen ein solch heftiges
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Interesse, die Überreste des zweiten Weltkrieges zu erhalten, die Lösung ungeklärter Fragen, wie des Status Westberlins, zu verhindern und längst geklärte Fragen, wie die Oder-Neiße-Grenze, immer von neuem hochzuspielen und zu entstellen. Deshalb kämpfen sie auch mit allen Mitteln gegen den Abschluß eines demokratischen Friedensvertrages mit Deutschland. Die entscheidende Rolle der Sowjetunion beim Sieg über den Faschismus machte es unmöglich, daß mit Deutschland ein imperialistischer Friedensvertrag abgeschlossen wurde. Ein solcher Frieden ist seinem Wesen nach lediglich ein erzwungener Kompromiß zwischen der Bourgeoisie der Siegerstaaten und der Bourgeoisie der besiegten Staaten auf Kosten der Arbeiterklasse und der übrigen Werktätigen. Dem Sieger bringt er mehr oder weniger große Vorteile, ohne daß das imperialistische System der Besiegten angetastet wird. Damit werden auch keine Widersprüche beseitigt, sondern nur noch neue, schärfere geschaffen. Das Musterbeispiel eines solchen Friedens ist der Raubfriede von Versailles, der bekanntlich den Keim zum zweiten Weltkrieg in sich barg. Der beharrliche Kampf der Sowjetunion um demokratische Prinzipien führte zu den Festlegungen des Potsdamer Abkommens, die dem deutschen Imperialismus einen schweren Schlag versetzten. Die konsequente Durchsetzung des Potsdamer Abkommens in ganz Deutschland, das wäre die richtige Lehre aus zwei von deutschem Boden aus begonnenen Weltkriegen gewesen. Die Nichtdurchführung im Westen Deutschlands führte zur Spaltung Deutschlands, zum Wiedererstehen des deutschen Militarismus, der Bildung des Bonner Unrechtstaates und zur neuen Kriegsgefahr. Die konsequente Durchführung im Osten Deutschlands führte zur Beseitigung von Militarismus, Chauvinismus und Rassenhaß, führte zu freundschaftlichen und friedlichen Beziehungen zu anderen Völkern und begünstigte das Entstehen des ersten sozialistischen Friedensstaates auf deutschem Boden. Die imperialistischen Westmächte benutzten ihre Position nach dem Sieg über den Faschismus, um den Abschluß eines demokratischen Friedensvertrages zu verhindern. Ein solcher Frieden hätte, wie vorgesehen, entsprechend den Festlegungen des Potsdamer Abkommens den aggressiven Kräften in ganz Deutschland die Macht genommen, und es hätte sich ein einheitliches, friedliches und demokratisches
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Deutschland entwickeln können. Die Westmächte haben aber den vertragslosen Zustand vorgezogen, da er ihnen die Möglichkeit bot, wenigstens in einem Teil Deutschlands die imperialistischen Grundlagen zu erhalten und sich ein Instrument gegen die Sowjetunion und das sozialistische Weltlager zu schaffen. Dadurch hat das Fehlen des Friedensvertrages heute in mancher Hinsicht eine ähnliche Wirkung wie ein imperialistischer Friedensvertrag: Es ermöglicht und fördert das Wiedererstarken des deutschen Militarismus und gibt ihm die Möglichkeit, Spannungen zu erzeugen und zu verstärken. Daher führt es mit zur Bändigung des deutschen Militarismus, wenn ihm diese Möglichkeit genommen wird. Mit der Beseitigung des Spannungsherdes in Westberlin und anderer Überreste des zweiten Weltkrieges verlieren die Bonner Ultras die für sie günstige Gelegenheit, einen Krieg zu entfesseln und die NATO-Staaten in ihr Abenteuer hineinzuziehen. Da auf diesem Wege einer besonders aggressiven und abenteuerlichen Gruppe von Imperialisten ihre Handlungsfreiheit genommen wird, ist der Abschluß eines Friedensvertrages ein Beitrag zur Erhaltung des Friedens in der Welt. Es ist natürlich das günstigste, wenn der Vertrag mit beiden deutschen Staaten abgeschlossen würde, da damit beide Seiten auf eine Neutralitäts- und Friedenspolitik festgelegt werden können. Aber selbst wenn der Vertrag nur mit der Deutschen Demokratischen Republik abgeschlossen wird, wird er den Spannungsherd in Westberlin beseitigen und durch seine internationalen Garantien die von Bonn hochgespielten „Probleme" endgültig aus dem Bereich der revanchistischen Provokationen herausrücken. Da der deutsche Militarismus, trotz der Aussichtslosigkeit seiner aggressiven Vorhaben, bereit ist, seine Verbrechen vom zweiten Weltkrieg in noch größerem Maßstabe zu wiederholen und da er auf diesem Wege das deutsche Volk und die gesamte Menschheit zu einer noch größeren Katastrophe führen würde als 1945, ist der Abschluß eines demokratischen Friedensvertrages ein Schritt, der im ureigensten Lebensinteresse des deutschen Volkes und aller Völker unseres Erdballs liegt. Um den deutschen Militarismus zu schlagen und den Frieden wiederherzustellen, hat die Sowjetunion schon einmal große Opfer bringen müssen. Die sozialistischen Staaten sind heute in der Lage, jedem Aggressor eine vernichtende Abfuhr zu erteilen und werden nicht 6
Ostlandreiter
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zögern, einen Angriff schnell und entschlossen zu beantworten. Aber ein Krieg unter modernen Bedingungen würde die Menschheit große Opfer kosten. Die sozialistischen Staaten und alle Völker haben deshalb das Recht und die Pflicht, mit allen Mitteln zu verhindern, daß den verbrecherischen aggressiven Kräften des deutschen Militarismus noch jemals die Gelegenheit gegeben wird, ihr Abenteuer vom Juni 1941 zu wiederholen und die Welt in einen neuen Krieg zu stürzen. In diesem Sinne ist unsere heutige Politik, die dem deutschen Militarismus gegen den Sozialismus keinerlei Chance gibt, eine wissenschaftlich exakte Verwirklichung der Lehren der Geschichte.
D a s Scheitern des faschistischen Blitzkrieges gegen die U d S S R und d a s E n t s t e h e n der V o r a u s s e t z u n g e n f ü r den grundlegenden U m s c h w u n g im Verlauf des Großen Vaterländischen K r i e g e s der S o w j e t u n i o n N . A . FOKIN
Die Probleme, die mit der Erforschung des wortbrüchigen faschistischen Überfalls auf die Sowjetunion und der gewaltigen Niederlage der deutschen Imperialisten und Militaristen zusammenhängen, haben eine große internationale Bedeutung. Wir wollen nicht, daß sich solch ein blutiger Krieg wiederholt, wie ihn Hitler und seine Clique vor mehr als zwanzig Jahren vom Zaune brachen. Dem sowjetischen und dem deutschen Volke sind Kriege ganz besonders verhaßt, da beide Völker im zweiten Weltkrieg die meisten Opfer bringen mußten. Der Jahrestag des heimtückischen Überfalls der Hitlerarmeen auf die Sowjetunion mahnt uns, jener schweren Jahre zu gedenken und die Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen. Das geschieht mit einem einzigen Ziel: Wir wollen die Welt an die schrecklichen Folgen erinnern, die der Krieg allen Völkern bringt, wir wollen ihr Augenmerk auf den Kampf für den Frieden, zur Verhinderung eines neuen Weltkrieges lenken, eines Weltkrieges, der die Menschheit weit größere Opfer kosten würde. Wir erforschen die Lehren der Vergangenheit, um uns mit den historischen Erfahrungen des Kampfes für den Frieden zu wappnen und unsere Wachsamkeit zu erhöhen. Wir müssen uns kampfbereit halten, um den Aggressoren, falls sie sich heute erneut finden sollten, eine vernichtende Abfuhr zu erteilen. Der vergangene Krieg hat uns vieles gelehrt. Besonders wertvoll sind die Erfahrungen der Sowjetunion, insbesondere die Erfahrungen aus der ersten Periode des Großen Vaterländischen Krieges, als das sowje6*
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N . A. FOKIN
tische Volk und seine Streitkräfte auf sich allein gestellt gegen die vereinten Kräfte der europäischen Reaktion in einer f ü r den sowjetischen Staat äußerst ungünstigen Lage kämpfen mußten. Diese Erfahrungen sind deshalb so wertvoll, weil trotz aller schwierigen Bedingungen, unter denen das sowjetische Volk den Kampf gegen Hitlerdeutschland und dessen Verbündete führen mußte, die politischen und militärischen Pläne der Feinde des sozialistischen Staates, die in einem Blitzkrieg die Sowjetunion zu zerschmettern hofften, zerfetzt wurden. Im Juni 1961 erschien in der UdSSR der zweite Band der „Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges der Sowjetunion 1941 bis 1945". In diesem Buch werden aus marxistisch-leninistischer Sicht die Ereignisse der ersten Periode des Großen Vaterländischen Krieges allseitig analysiert und die Ursachen für die Mißerfolge der Roten Armee zu Beginn des Krieges sorgfältig untersucht. Es werden die Etappen gezeigt, in denen der faschistische Blitzkriegsplan und der Mythos von der unbesiegbaren deutschen Armee zusammenbrach, und es wird dargestellt, wie sich das Kräfteverhältnis durch die gewaltigen Anstrengungen des sowjetischen Volkes und seiner Streitkräfte unter der Führung der Kommunistischen Partei unaufhaltsam veränderte, und so die Voraussetzungen für einen Umschwung im Verlauf des Krieges heranwuchsen. In aller Kürze sollen hier einige Schlußfolgerungen aus den Ereignissen jener Zeit dargelegt werden. Die erste Periode des Großen Vaterländischen Krieges, die ungefähr 17 Monate dauerte, war für das sowjetische Volk und seine bewaffneten Kräfte die schwerste. Im Verlaufe von 1 1 / 2 Jahren unternahm Hitlerdeutschland zweimal gewaltige Angriffe und versuchte dabei, der Sowjetunion eine entscheidende Niederlage zuzufügen. Weder der erste noch der zweite Angriff erreichten jedoch dieses Ziel. Nachdem die Rote Armee die kräftemäßige Überlegenheit des Feindes überwunden hatte, ergriff sie die strategische Initiative und brachte den faschistischen Armeen eine große Niederlage bei. Zu dieser Zeit war es dem sowjetischen Staat jedoch noch nicht gelungen, seine Kräfte voll zu entfalten. Deshalb führte der Sieg im Winterfeldzug noch nicht zum grundlegenden Umschwung im Verlaufe des Krieges zwischen der Sowjetunion und dem faschistischen Deutschland. Die notwendigen Voraussetzungen für
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diese äußerst schwere politische und strategische Aufgabe konnten erst im Spätherbst 1942 durch alle Anstrengungen der Kommunistischen Partei, der sowjetischen Regierung und des gesamten sowjetischen Volkes geschaffen werden. Die größten Schwierigkeiten mußten die sowjetischen Streitkräfte und das gesamte sowjetische Volk während der ersten Kriegsmonate ertragen. Der hinterhältige Überfall des faschistischen Deutschland auf die UdSSR schuf für die Rote Armee sehr ungleiche Kampfbedingungen und zwang die sowjetischen Truppen unter schweren Kämpfen zum Rückzug in die Tiefe des Landes. In diesen Kämpfen hatten die sowjetischen Streitkräfte hohe Verluste an Menschen und Material. Das für die Rote Armee zu Beginn des Krieges entstandene ungünstige Kräfteverhältnis verschlechterte sich dadurch noch mehr. In kurzer Zeit mußten die sowjetischen Truppen umfangreiche Industriegebiete räumen, in denen ein wesentlicher Teil der landwirtschaftlichen Produkte erzeugt wurde. Der Feind drang zu den Lebenszentren des Landes vor, er bedrohte Leningrad, Moskau, Kiew und das Donez-Becken. Die sozialistische Heimat schwebte in tödlicher Gefahr. „Eine Ursache f ü r die entstandene Lage bestand darin, daß J. W. Stalin, der ganz allein über wichtigste Staats- und Militärfragen entschied, am Vorabend des Überfalls der Ansicht war, Deutschland werde es in absehbarer Zeit nicht wagen, den Nichtangriffspakt mit der UdSSR zu brechen. Deshalb hielt er Meldungen über Vorbereitungen der faschistischen Truppen zum Überfall auf die Sowjetunion für Provokationen, die die sowjetische Regierung zu Gegenmaßnahmen herausfordern und so der Hitlerclique einen Anlaß geben sollten, die Sowjetunion zu beschuldigen, sie habe den Nichtangriffspakt verletzt, um danach die UdSSR zu überfallen. Die Bitte einiger Kommandeure der an den Grenzen gelegenen Wehrkreise, ihnen zu erlauben, mit ihren Truppen rechtzeitig die Grenzbefestigungen zu besetzen und die Einheiten in Kampfbereitschaft versetzen zu dürfen, wurde aus den gleichen Motiven abgelehnt. Dafür jedoch, daß die Rote Armee nicht vorbereitet war, den heimtückischen Überfall des Feindes zurückzuschlagen, tragen zu einem großen Teil auch die Leiter des Volkskommissariats für Verteidigung und des Generalstabs - der Marschall der Sowjetunion S. K. Timo-
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schenko und der Armeegeneral G. K. Shukow - die Verantwortung. Sie fanden sich ungenügend in der entstandenen militärstrategischen Lage zurecht und vermochten es nicht, die richtigen Schlüsse f ü r die notwendigen Sofortmaßnahmen zu ziehen, die die Streitkräfte in Kampfbereitschaft versetzt hätten". 1 Viel zu spät- begann der Generalstab, einen Plan zur Sicherung der Grenzen auszuarbeiten. Deshalb lagen ihm auch die Pläne, die von den Wehrkreisen nach den Weisungen des Generalstabs ausgearbeitet worden waren, erst zur Bestätigung vor, als der Gegner bereits seine T r u p p e n an den westlichen Grenzen der Sowjetunion zusammengezogen und sie in Angriffsstellung gebracht hatte. Die verspätete Ausarbeitung eines so bedeutenden Dokumentes, wie des Verteidigungsplanes und seine nicht zeitgemäße Ausführung sowie die Langsamkeit der sowjetischen K a m p f f ü h r u n g bei der Konzentrierung und Aufstellung der Roten Armee führte unter den Bedingungen der unmittelbaren Kriegsgefahr dazu, daß die sowjetischen Truppeneinheiten zum Zeitpunkt des Überfalls der deutsch-faschistischen Armee nicht den Anforderungen der Lage gewachsen waren. Das erklärt zu einem bedeutenden Teil, warum die gewaltigen Möglichkeiten der sowjetischen Streitkräfte nicht in vollem Maße genutzt wurden, um die faschistische Aggression bereits in den ersten Tagen zurückzuschlagen. Die auf dem ganzen Gebiet der sowjetischen Grenzkreise verstreuten sowjetischen Truppen wurden überrascht. Sie konnten nicht in den Verteidigungslinien Aufstellung nehmen, die im P l a n f ü r die Verteidigung der Staatsgrenze vorgesehen waren. Zersplittert traten sie in den Kampf ein und waren nicht in der Lage, die ihnen gestellten Aufgaben zu erfüllen. Selbst unter diesen unermeßlich schweren Bedingungen geriet das sowjetische Volk weder ins Wanken noch verlor es den Mut. E s schloß sich noch fester um die Kommunistische Partei und die sowjetische Regierung. Es überantwortete sein Schicksal der Partei und folgte ihrem Aufruf zum Großen Vaterländischen Krieg. Das ganze gewaltige sozia1
Hcmopua BejiuKoü OmenecmeeHHoil eoitHU CoeemcKoeo Coioaa 1941 — 1945, Bd 2, Moskau 1961, S. 10.
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listische Land wurde zu einem mächtigen Arsenal der Roten Armee und verwandelte sich für sie in eine unerschöpfliche Quelle materieller und moralischer Kräfte. Die Regierung des faschistischen Deutschland entfesselte den Krieg gegen die UdSSR mit der Absicht, den sowjetischen Staat in kürzester Frist zu vernichten. Die Hitlerfaschisten hielten den sozialistischen Staat für morsch und bezeichneten ihn als „geographischen Begriff". Sie glaubten, in der Sowjetunion bestünden scharfe Gegensätze zwischen Arbeitern und Bauern sowie zwischen den verschiedenen Völkern. Ihrer Meinung nach mußten diese Gegensätze bei den ersten Mißerfolgen der Roten Armee zu politischer Spaltung, zu Aufständen und zu Zusammenstößen zwischen den Völkern der UdSSR führen. Die Führer des faschistischen Deutschland bewiesen mit diesen Ansichten,' daß sie das Wesen des sozialistischen Staates als eines Volkstaates im wahrsten Sinne des Wortes nicht begriffen hatten. Sie hatten nicht erkannt, daß sie hier einem Staat gegenüber standen, dessen Stärke auf der Freundschaft zwischen den Völkern, auf dem Bündnis der Arbeiterklasse mit der Bauernschaft, auf der moralisch-politischen Einheit aller sowjetischen Menschen und auf dem unzerreißbaren Zusammenhalt von Kommunistischer Partei, sowjetischer Regierung und Volk beruht. Jedoch bestand die Fehlrechnung der deutschen Faschisten nicht nur darin. Sie hatten in ihren „Blitzkriegsplänen" die Hauptkraft unterschätzt, mit der sie es vom ersten Kriegstage an zu tun hatten, nämlich den sowjetischen Menschen, den sowjetischen Patrioten, dessen moralisches Antlitz sich grundsätzlich davon unterschied, wie man es sich in der bürgerlichen Welt vorstellte. Von der Kommunistischen Partei im Geiste des Leninismus und des sowjetischen Patriotismus erzogen, waren sich die sowjetischen Menschen in hohem Maße bewußt, daß sie die Verantwortung f ü r das Schicksal ihrer sozialistischen Heimat trugen, und sie waren bereit, jedes Opfer für die Freiheit und das Glück ihrer Heimat zu bringen. Je schwieriger die Lage an der Front wurde, um so enger schlössen sich die sowjetischen Menschen um die Kommunistische Partei zusammen. Das Volk vertraute der Partei und folgte ihr ohne Schwanken, weil sie viele Jahrzehnte dem Volke gedient und ihre unermüdliche und viel-
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fältige Tätigkeit voll und ganz den Interessen des Volkes untergeordnet hatte. Mit W. I. Lenin an der Spitze sammelte die Partei in tiefster Illegalität die Volksmassen zum Stürz des Zarismus. Unter der Führung Lenins führte die Partei das Volk zum siegreichen Aufstand im Oktober 1917. In den Jahren des Bürgerkrieges und der ausländischen militärischen Intervention verstanden es der sowjetische Staat und seine noch schwache junge Rote Armee, die von der Kommunistischen Partei geführt wurde, den ersten Überfall der vereinigten Kräfte des Weltimperialismus und der inneren Konterrevolution abzuwehren. Ihnen wurde eine entscheidende Niederlage zugefügt und es gelang, die Eroberungen der sozialistischen Revolution zu verteidigen. In der Periode des friedlichen sozialistischen Aufbaus führte die Partei das sowjetische Volk siegesgewiß zum Sozialismus und wehrte die bösartigen Angriffe der Opportunisten ab, die versuchten, sie vom Leninschen Weg abzubringen. Der Sieg des Sozialismus schuf in der Sowjetunion eine feste Basis für die wirtschaftliche und militärische Macht des sowjetischen Staates und festigte die Freundschaft der Völker innerhalb dieses aus vielen Nationalitäten bestehenden Landes. Der wortbrüchige Überfall Hitlerdeutschlands gegen die Sowjetunion wurde mit weitaus mächtigeren Kräften unternommen als jener in den Jahren der Intervention und des Bürgerkrieges. Jedoch waren auch die Kräfte des sowjetischen Staates und de6 sowjetischen Volkes im Jahre 1941 unvergleichlich gewachsen. Als die Sowjetunion erneut in furchtbarer Gefahr schwebte, mobilisierte das erste sozialistische Land der Welt seine Kräfte, um das faschistische Ungeheuer zu vernichten und überwand dieses schließlich in einem schweren, langen und erbitterten Kampf. Als der Krieg begann, inspirierte und organisierte die Kommunistische Partei, ausgerüstet mit der unsterblichen Leninschen Lehre, den Kampf gegen die faschistischen Eindringlinge. Das allergrößte Verdienst des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei und der sowjetischen Regierung gegenüber dem Volk besteht darin, daß sie es verstanden, sich in der Lage, die durch die schwere Niederlage der Roten Armee in der Anfangsperiode des Krieges entstanden war, schnell zurechtzufinden und in kurzer Zeit die früher vorbereiteten Pläne auf dem Gebiet der militärischen Mobilisierung
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und der Volkswirtschaft mit den Anforderungen des Krieges in Übereinstimmung zu bringen. Auf Grund einer allseitigen Analyse der internationalen und inneren Faktoren, die den Verlauf und den Ausgang des Krieges bestimmten, arbeitete die Partei ein umfassendes Programm aus, wodurch die K r ä f t e des Landes zum Kampf gegen den Feind und f ü r den schließlichen Sieg mobilisiert wurden. Dieses Programm erläuterte den Sinn und Charakter des Krieges der Sowjetunion gegen das faschistische Deutschland, zeigte die Bedingungen f ü r den Sieg über den Gegner und wies P a r t e i und Volk die Aufgaben im Kriege. Die wichtigsten Dokumente der Partei, in denen das K a m p f p r o g r a m m des sowjetischen Volkes im Großen Vaterländischen Krieg enthalten war, waren die Direktive des Rats der Volkskommissare der UdSSR und des ZK der K P d S U (B) an alle Partei- und Sowjetorganisationen in den Frontgebieten vom 29. J u n i 2 und die R u n d f u n k r e d e J. W. Stalins vom 3. Juli, in der der wesentliche Inhalt dieser Direktive dargelegt wurde. Die Ideen und Hinweise der Partei, die in diesen Dokumenten enthalten waren, fanden in den konkreten operativ-strategischen und volkswirtschaftlichen Plänen ihren Niederschlag. Diese Pläne bildeten die Grundlage f ü r die militärischen Aktionen der T r u p p e n und die Umstellung der Volkswirtschaft auf die Erfordernisse des Krieges. In der Direktive des Rats der Volkskommissare und des ZK der K P d S U (B) vom 29. J u n i hieß es, daß „der Krieg die Lage bedeutend verändert hat, daß unsere Heimat sich in höchster Gefahr befindet und daß wir schnell und entschlossen unsere ganze Arbeit auf die Bedürfnisse des Krieges umstellen müssen" s . Weiter hieß es in der Direktive: „Der Rat der Volkskommissare der UdSSR und das ZK der K P d S U (B) erklären, daß sich in dem uns vom faschistischen Deutschland aufgezwungenen Krieg die Frage über Leben oder Tod des sowjetischen Staaites entscheidet und darüber, ob die Völker der Sowjetunion frei oder versklavt sein werden." 4 2
Siehe KIICC
o Boopywcemtux
Ciuiax Coeemcnoeo Cojoaa. CßopiiHK
flOKyiweHTOB. 1 9 1 7 — 1 9 5 8 . Moskau 1958, S. 3 5 4 - 3 5 6 . 3 4
Ebenda. Ebenda, S. 356.
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Partei und Regierung forderten von allen Organisationen der Partei, der Sowjets, der Gewerkschaften und des Komsomol, „mit der Gleichgültigkeit und Sorglosigkeit Schluß zu machen und alle unsere Organisationen und alle K r ä f t e des Volkes zu mobilisieren, um den Feind zu vernichten und schonungslos mit den Horden des deutschen Faschismus abzurechnen, von denen wir überfallen wurden." 5 Als die Partei das Volk zum heiligen Kampf gegen die faschistischen Eroberer aufrief, verschwieg sie ihm nicht die Schwierigkeiten dieses Kampfes. Sie warnte die sowjetischen Menschen davor, den Feind zu unterschätzen, der mit einer gewaltigen Kriegstechnik ausgerüstet war und Erfahrungen im modernen Krieg besaß. In einem Leitartikel der Prawda wies die Partei das Volk auf die Gefahren hin, die eine Geringschätzung des Feindes mit sich bringen würde. Dort hieß es: „Der Feind ist stark. Es wäre leichtsinnig, seine K r ä f t e zu unterschätzen. Der Krieg erfordert die Anspannung aller Kräfte, eisernes Durchhalten, eine mutige K a l t b l ü t i g k e i t . . . Man darf sich nicht Gedanken über leichte Erfolge hingeben." 6 Gleichzeitig forderte die Partei von allen Kommunisten einen entschlossenen Kampf dagegen, die K r ä f t e und Möglichkeiten des Gegners zu unterschätzen, was dazu hätte führen können, Unglauben an die eigenen Kräfte, Schwankungen und Panik beim Volk hervorzurufen. Es war auch notwendig, den von der feindlichen P r o p a g a n d a erfundenen „Mythos von der Unbesiegbarkeit der faschistischen Armee" zu zerschlagen. M a n mußte deren Versuche durchkreuzen, ihre zeitweiligen Erfolge auszunutzen, um die moralisch-politische Festigkeit des sowjetischen Volkes zu untergraben. Es war gleichzeitig nötig, dem sowjetischen Volk die feste Überzeugung zu geben, daß den Feind, wie groß auch seine Anfangserfolge seien, auf sowjetischem Boden unvermeidlich der Untergang erwartet. Die H a u p t k r a f t der politischen Arbeit der Partei unter den Massen war in der ersten Etappe des Krieges darauf gerichtet, diese äußerst wichtige Aufgabe zu lösen. W. I. Lenin lehrte, daß der sozialistische Staat dann stark ist, „wenn die Massen alles wissen, über alles urteilen können und alles bewußt 5 6
Ebenda, S. 355. IJpaeda v. 28. 6. 1941.
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tun" Die Partei ließ sich von diesen Hinweisen Lenins leiten und unternahm und verwirklichte in den ersten Kriegstagen praktische Maßnahmen, um die ideologisch-politische Arbeit unter den Massen umzustellen, zu verbessern, und sie den Zielen und Aufgaben des Krieges unterzuordnen. Um diese edle Aufgabe zu lösen, mobilisierte die Partei tausende Agitatoren und Propagandisten, die zentrale und örtliche Presse, die Literatur, das Radio und die Kunst. Die gewaltige ideologisch-politische Arbeit, die die Partei an der Front und im Hinterland durchführte, half ihr, die Kampfkraft der Truppen zu heben und ein ununterbrochenes Wachstum der schöpferischen Aktivität der Volksmassen zu sichern. Im Großen Vaterländischen Krieg war es dringend erforderlich, die politische und militärische Wachsamkeit zu erhöhen. Ein Kampf bis zum Letzten mit einem Feind, der im Betrug, in der Verbreitung verlogener Gerüchte und der Organisation der Spionage und Diversion erfahren war, stand bevor. Der Rat der Volkskommissare und das ZK berücksichtigten das alles in der Direktive vom 29. Juni 1941. Darin wurde von den Partei-, Staats- und gesellschaftlichen Organisationen gefordert, „die Bewachung der Werke, Kraftwerke, Brücken, des Telefon- und Telegraphennetzes zu sichern, einen schonungslosen Kampf gegen alle Desorganisatören im Hinterland, gegen Deserteure, Panikmacher und Gerüchteverbreiter zu führen und Spione, Diversanten und feindliche Fallschirmspringer zu vernichten" 8 . Die Organisationen der Partei und des Staates erhielten den Hinweis, den Militärtribunalen sofort alle diejenigen zu übergeben, die durch ihre Panikmacherei und Faulheit der Sache der Verteidigung des Landes hinderlich waren. Während Partei und Regierung das Programm zum bewaffneten Kampf gegen die deutschen Eroberer ausarbeiteten und alle Kräfte des Landes zur Abwehr des Feindes zusammenfaßten, konzentrierten sie ihre Aufmerksamkeit vor allem darauf, die sowjetischen Streitkräfte zu festigen und die militärischen Aktionen zu leiten. Bei der Lösung dieser 7
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Lenin,
W. /., Zweiter
Gesamtrussischer Sowjetkongreß, in: Werke, Bd 26,
Berlin 1961, S. 246. KJJCC o BoopyoKenHbix
Cujiax
CoeemcKozo
MeHTOB. 1 9 1 7 - 1 9 5 8 , a. a. O., S. 3 5 5 .
Coto3a.
CßopHHK
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Aufgaben stützte sich die Partei auf die Hinweise W. I. Lenins, wonach die allgemeinen Fragen des A u f b a u s und des Einsatzes der militärischen K r ä f t e von der politischen F ü h r u n g bestimmt und geleitet werden sollten. W. I. Lenin lenkte die Aufmerksamkeit der Partei immer auf die Notwendigkeit, die gesamte Tätigkeit der militärischen Organe unter strenger Kontrolle zu halten. Schon im J a h r e 1918 stellte das Zentralkomitee der Partei fest, daß „die Politik der militärischen Organe, wie auch der anderen Organe und Einrichtungen auf der festen Grundlage allgemeiner Direktiven, die von der P a r t e i in der Person ihres Zentralkomitees und unter seiner direkten Kontrolle erteilt werden, erfolgt" 9 . Seit dem ersten Tage des Krieges erforschte und löste das ZK der K P d S U (B) alle F r a g e n des A u f b a u s und der F ü h r u n g der militärischen Aktionen der bewaffneten Kräfte. Während die Partei die F r a g e n der Mobilisation und der Aufstellung der bewaffneten K r ä f t e in der schwierigen Situation der Anfangsperiode löste, richtete das ZK der K P d S U (B) besondere Aufmerksamkeit auf die parteimäßige F ü h r u n g der Roten Armee und der Kriegsflotte. Die moralisch-politische Standfestigkeit der Truppen gewann unter den schweren Bedingungen der Anfangsperiode entscheidende Bedeutung. N u r der selbstlose Heroismus und das hohe Bewußtsein der sowjetischen Soldaten konnten in jener Zeit die Lage an der Front retten. Im Zusammenhang damit erhielt der Partei- und politische Apparat der Armee und der Flotte die Aufgabe, die Verteidigungskraft der bewaffneten K r ä f t e zu stärken, die Mannschaften um die Kommunistische Partei und die sowjetische Regierung fest zusammenzuschweißen, die Soldaten im Geiste einer selbstlosen Ergebenheit zur sowjetischen Heimat und zum H a ß gegen den Feind, zur F r e u n d s c h a f t der Völker der UdSSR und zum proletarischen Internationalismus zu erziehen. Einer der wichtigsten Bestandteile in der militärisch-organisatorischen Arbeit der Partei war die Vorbereitung militärischer Reserven f ü r die Front. Das ZK der K P d S U (B) und die örtlichen Parteiorganisationen unterstützten daher die Initiative der Werktätigen Moskaus und Lenin9
Ebenda, S. 47.
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grads, einen vieltausendköpfigen Landsturm als Hilfe für die Front zu bilden. 10 In den schweren Verteidigungskämpfen im Sommer 1941 leisteten die Landsturmmänner und die Kämpfer der Jägerbataillone Moskaus, Leningrads, Kiews, Odessas, Makejewkas, Gorlowkas und anderer Städte im Frontgebiet der aktiven Armee eine tatkräftige Kampfunterstützung. Außer den Verbänden des Landsturms wurden auf Initiative der Parteiorganisationen in den Werken, Kolchosen, Sowchosen und Verwaltungen Kampfgruppen gebildet, die eine militärische Ausbildung erhielten und dabei gleichzeitig in der Produktion verblieben. Während Partei und Regierung die militärische Abwehr des Feindes organisierten, wandten sie auch der Abwehr eines Luft- und Gaskrieges große Aufmerksamkeit zu. Es wurden Maßnahmen ergriffen, um einen örtlichen Luftschutz (MPWO) zu schaffen und zu festigen. Am 2. Juli nahm der Rat der Volkskommissare einen Beschluß „Über die allgemeine Pflicht zur Vorbereitung der Bevölkerung im Luftschutz" an. 11 Entsprechend diesem Beschluß waren alle sowjetischen Bürger verpflichtet, die Regeln des Luft- und Gasschutzes zu beherrschen und zu lernen, die Folgen von Angriffen der faschistischen Luftwaffe zu beseitigen und sich Kenntnisse in der ersten Hilfe für Verwundete anzueignen. Alle Bürger - Männer im Alter von 16 bis 60 Jahren und Frauen von 18 bis 55 Jahren — wurden zur Mitarbeit in den Gruppen der Selbstverteidigung, die in den Werken, Verwaltungen und bei den Hausverwaltungen gebildet wurden, verpflichtet. Die Vorbereitung der Bevölkerung zur Verteidigung bei Luft- und Gasangriffen lag in den Händen der Luftschutzorganisation „Osoaviachim". 12 Siehe üapTapxHB KypcKoro oSnoMa KIICC, I, on. I, 934, m . 7 7 - 7 9 , TocapxHB KyüSumeBCKOü oßjiacTH, 2558, on. 6 , « . 29, R. 20. 1 1 Siehe 3aKOHOffaTejibHue H ajjMHHHCTpaTHBHO-npaBOBLie ambi Boeimoro B p G M e H H . G 22 H M H H 1941 r. no 22 MapTa 1942 r . , Moskau 1942, S. 45-46. I I i 1 2 OcoaBHaxHM - OSujecTBO coReücTBHH oöopoHe, aBHauHOiiOMy H X H M H qecitOMy CTpoilTeJlbCTBy. Das war die Bezeichnung für eine freiwillige Massenorganisation, die militärische Kenntnisse unter den Werktätigen verbreitete. Später erhielt diese Organisation die Bezeichnung DOSAAF (,II,OCAA, ¿JoSpoBonbHoe OÖMECTBO CO/JGÖCTBHH apMHH, A B N A I ; N N H 10
$JiOTy).
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Alle diese Maßnahmen ermöglichten es, nicht nur die Verteidigungsfähigkeit der sowjetischen Städte und Dörfer zu erhöhen, sondern auch die Bereitschaft der sowjetischen Menschen bei der Mobilisation zum Kampf gegen die faschistischen Eroberer zu stärken. Eine der aktivsten Formen, an denen sich die Volksmassen bei der Organisation der militärischen Abwehr des Feindes beteiligten, war die Partisanenbewegung im Hinterland der faschistischen Truppen. Durch die wichtigsten programmatischen Dokumente wurde die Organisation mächtiger Volkskräfte begonnen, die sich zum Partisanenkampf gegen die faschistischen Unterdrücker erhoben hatten. Es waren dies die Direktiven des Rats der Volkskommissare der UdSSR und des ZK der KPdSU (B) vom 29. Juni und die Entschließung des Politbüros des ZK der KPdSU (B) vom 18. Juli 1941 „Uber die Organisation des Kampfes im Hinterland der deutschen Truppen." 1 3 Das ZK der KPdSU (B) und die Regierung verpflichteten die Organisationen der Partei, der Gewerkschaften und des Komsomol in den Frontgebieten den Volkskampf im Hinterland des Feindes zu führen. Den sowjetischen Partisanen wurde die Aufgabe gestellt, für den Feind und alle seine Helfer Bedingungen zu schaffen, die er nicht ertragen konnte, ihn auf Schritt und Tritt zu verfolgen und zu vernichten und alle seine Maßnahmen zum Scheitern zu bringen. Als die Partei das sowjetische Volk zum Kampf gegen den Feind organisierte, wußte sie sehr genau, daß ein starker und erfahrener Feind nicht ohne die allseitige und selbstlose Unterstützung der Werktätigen des Hinterlandes für die bewaffneten Kräfte besiegt werden kann. Ausgehend von den Erfordernissen des Krieges arbeitete die Partei ein umfangreiches Programm aus, um die Volkswirtschaft umzugestalten. Dieses Programm fand in den ersten Kriegswirtschaftsplänen und in den Beschlüssen des ZK der KPdSU (B) und des Rats der Volkskommissare zu Wirtschaftsfragen seinen Ausdruck. Die allererste wirtschaftliche Aufgabe, die die Partei dem sowjetischen Volk stellte, bestand darin, die gesamte Volkswirtschaft in kürzester 13
Siehe ÜHCTHTyT MapKcn3Ma-JieiiHH3Ma npn HK KIICC (HMJI). flcinyMeHTH H M a T e p n a j i b i Oiflena HCTopHH BCJIHKGÜ OTeqecTBeHHOö BOÜHH, HHB. JV? 9613, J M . 2 - 3 .
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Frist umzustellen, um die Bedürfnisse des Krieges zu befriedigen und der Front in allernächster Zeit eine genügende Anzahl neuester technischer Kampfmittel und Waffen, vor allem Panzer und Flugzeuge zu liefern. Die Lösung dieser Aufgabe sollte die militärisch-technische Überlegenheit des Gegners liquidieren und die K a m p f k r a f t der Roten Armee bedeutend erhöhen. Ende Juni 1941 bestätigte die sowjetische Regierung den Plan zur Mobilisierung der Volkswirtschaft f ü r das dritte Quartal 1941. Das war der erste Wirtschaftsplan der Kriegszeit, in dem die praktischen Maßnahmen f ü r die Umgestaltung der Wirtschaft im Dienste des Krieges festgelegt waren. Eine der größten volkswirtschaftlichen Aufgaben, die infolge des Rückzuges der Roten Armee entstanden waren, bestand darin, die Menschen und die materiellen und Produktionswerte aus den bedrohten Gebieten nach dem Osten des Landes zu evakuieren. Am 27. J u n i 1941 bestätigte das ZK der K P d S U (B) und der R a t der Volkskommissare zu dieser Frage eine spezielle Entschließung. 1 4 Der Eintritt der Sowjetunion in den Krieg gegen den Block der faschistischen Staaten leitete nicht nur in der Innen-, sondern auch in der Außenpolitik des sowjetischen Staates eine neue E t a p p e ein. Während die Kommunistische Partei das außenpolitische P r o g r a m m ausarbeitete, strebte sie danach, die günstigsten internationalen Bedingungen f ü r den Sieg über den Feind zu schaffen, das faschistische Deutschland auf der internationalen Arena zu isolieren und eine Einheitsfront der Gegner Hitlerdeutschlands zu organisieren, um die deutschen Streitkräfte zu vernichten. In den ersten Kriegstagen legte die sowjetische Regierung die Hauptaufgaben ihrer Außenpolitik im Kriege fest und verkündete diese offen: Die Vernichtung des Hitlerregimes und die Wiederherstellung demokratischer Freiheiten; Abschaffung der Rassenherrschaft; Sicherung der vollen Gleichheit aller Nationen und Unverletzlichkeit ihrer Territorien ; Befreiung der versklavten Nationen und Wiederherstellung ihrer Souveränitätsrechte; Gewährleistung des vollen Rechts jedes Volkes, die Fragen seines Staatsaufbaus selbst zu entscheiden; Hilfeleistungen f ü r die Länder, die durch den Krieg verheert worden waren. 14
Siehe ebenda, HHB. JV? 9 612 JL. 27 a.
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Das außenpolitische Programm der Sowjetunion fand die Anerkennung und Unterstützung der Völker der ganzen Welt. Das waren die wichtigsten Programmpunkte der Kommunistischen Partei, die alle Kräfte des Landes mobilisierte, um die Heimat zu verteidigen. Die Partei legte vor dem Volk die hohen Ziele des Großen Vaterländischen Krieges dar und zeigte die konkreten Wege, um diese zu verwirklichen. „Jetzt", hieß es in der Direktive des Rats der Volkskommissare und des ZK der KPdSU (B) vom 29. Juni, „hängt alles von unserer Fähigkeit ab, schnell zu organisieren und zu handeln, keine Minute Zeit zu verlieren und keine Möglichkeit im Kampf mit dem Feind ungenutzt zu lassen." 1 5 *
Ungeachtet der großen Mißerfolge in den ersten Kriegstageri leistete die Rote Armee und die Kriegsflotte den deutschen Eroberern einen heftigen Widerstand. Die standhafte Verteidigung der sowjetischen Truppen im Verlauf des ganzen Sommer 1941 und die immer häufiger werdenden Gegenschläge an den verschiedensten Frontabschnitten, entkräfteten die Angriffskapazität des Gegners. Schon im Herbst 1941 wurde klar, daß die Absicht der faschistischen Führung, die sowjetischen bewaffneten Kräfte in einem Blitzfeldzug zu vernichten, gescheitert war. Die deutsche Führung hatte keine starken Reserven zur Verfügung, um ihre gewaltigen Verluste aufzufüllen und die Angriffskraft ihrer Armee aufrechtzuerhalten. Anfang Dezember 1941 waren die ausgebluteten deutschen Truppen gezwungen, an der ganzen deutsch-sowjetischen Front zur Verteidigung überzugehen. Ungeachtet der außerordentlich schwierigen Bedingungen des Kampfes verstand es die Rote Armee nach schweren Rückzugs- und Verteidigungskämpfen, ohne Pause entschiedene Gegenangriffe zu entwickeln und danach zu einem allgemeinen Angriff überzugehen. Dank des Hero15
KTICC o BoopyatceHHux MeHTOB.
Cujiax CoeemcKozo Cornau,
1 9 1 7 - 1 9 5 8 , a. a. O., S. 356.
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ismus der sowjetischen Truppen und infolge des Durchbruchs, den sie beim Angriff erzielt hatten, sowie durch das Eingreifen von Reserven ergriff die Rote Armee die strategische Initiative und veränderte den Verlauf der Kampfhandlungen zu ihren Gunsten. Die Siege der sowjetischen Streitkräfte vor Moskau und an anderen Frontabschnitten im Winter 1941/42 hatten wahrhaft historische Bedeutung. Die faschistischen Armeen erlitten ihre erste große Niederlage im zweiten Weltkrieg. Während auf der einen Seite der Mythos von der Unbesiegbarkeit der deutschen Armee zusammengebrochen war, festigte sich der Glaube der sowjetischen Soldaten und des ganzen Volkes, daß man den Feind vollends zerschlagen kann. Die Völker Europas, die unter der deutschen Okkupation stöhnten, faßten neuen Mut. Die Niederlage der faschistischen Armeen vor Moskau wirkte sich negativ auf die Moral der deutschen Truppen aus, die sich im Westen an leichte Siege gewöhnt hatten. Einige Hitlergenerale und -Offiziere und ein beträchtlicher Teil der Soldaten begannen daran zu zweifeln, daß der Ostfeldzug siegreich enden würde. Bei dem Versuch, die Ursachen für die Niederlage Hitlerdeutschlands zu erklären, haben auch einige ehemalige faschistische Generale anerkannt, daß der gesamte von Hitler in Szene gesetzte „Ostfeldzug" ein Abenteuer war. In seinem Beitrag „Die Schlacht vor Moskau 1941" schreibt General Rudolf Hofmann: „Eines aber ist sicher: das ganze Abenteuer des Ostfeldzuges hatte seine Fehlerquelle in der UnterSchätzung des Gegners, und zwar politisch, wirtschaftlich und militärisch. Das Machtpotential der Russen war ein ganz anderes als es ihm die deutsche Führung, im besonderen Hitler, zugetraut hatte." 1 8 Hofmann widerlegt faktisch die Versuche seiner Kollegen, die die Niederlage der faschistischen Truppen vor Moskau mit irgendwelchen zufälligen Gründen erklären wollen, wie dem verspäteten Vormarsch auf Moskau, dem Schlamm und ähnlichem mehr. Er schreibt: „Es war also letzten Endes nicht etwa der infolge des Balkanfeldzuges verspätete Kriegsbeginn, es war nicht allein der Zeitverlust durch den Umweg über Kiew, es war auch nicht die lähmende Schlammperiode, die zur ersten Wende des militärischen Ge18
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Hofmann, Rudolf, Die Schlacht vor Moskau 1941, in: Entscheidungsschlachten des zweiten Weltkrieges, Frankfurt a. M. 1960, S. 1 8 0 - 1 8 1 . Ostlandreiter
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schehens im zweiten Weltkrieg führten, sondern es war die falsche Beurteilung des Politikers und .Strategen' Hitler, der mit ungenügenden Kräften die militärische Führung vor eine unlösbare Aufgabe gestellt hatte." 1 7 Da der „Blitzkrieg" zusammengebrochen war, sah sich das faschistische Deutschland vor die Notwendigkeit gestellt, einen langanhaltenden Krieg zu führen. Die deutsche Führung suchte die vom Zentralabschnitt der sowjetisch-deutschen Front zurückweichenden Hauptgruppierungen ihrer Kräfte vor der völligen Vernichtung zu retten und führte Reserven heran, die für einen neuen „entscheidenden" Angriff im Frühjahr 1942 vorgesehen waren. Im ersten Winterfeldzug fügte die Rote Armee 50 feindlichen Divisionen schwere Verluste zu. Es gelang den sowjetischen Truppen jedoch nicht, die Hauptgruppierungen des Gegners völlig zu zerschlagen. Es fehlte die zweite Front in Europa. Dadurch konnte die faschistische Führung die durch die Niederlage an der sowjetischen Front entstandenen riesigen Schwierigkeiten überwinden. Das faschistische Deutschland besaß im eigenen Lande und im okkupierten Europa noch bedeutende Reserven an Menschen und Material, mit denen es die Rüstungsproduktion schnell erhöhen, die Verluste ersetzen und eine große Zahl neuer Einheiten aufstellen konnte. Von der deutschen Regierung aufgefordert, sandten außerdem Rumänien, Ungarn und Italien zusätzlich ungefähr 40 Divisionen an die sowjetisch-deutsche Front. Ende Juni 1942 schickte die faschistische Führung 237 Divisionen gegen die Rote Armee, Ende Oktober waren es bereits 274. 18 Die deutsche Armee behielt ihr zahlenmäßiges Übergewicht an Panzern und einigen anderen technischen Waffen. Sie war immer noch ein äußerst starker Gegner. Wenn jedoch die faschistische Führung im Jahre 1941 ihre Ziele durch gleichzeitige Schläge in drei strategische Hauptrichtungen bei einer Frontlänge von über zweitausend Kilometern zu erreichen suchte, so konnte sie 1942 nur noch in südöstlicher Richtung, auf einer Frontbreite von ungefähr 600 Kilometern zum Angriff übergehen. 17 18
Ebenda, S. 181. Zu dieser Zahl sind 16 Brigaden hinzugezählt, die als 8 Divisionen angenommen wurden.
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Die sowjetische Führung versuchte, den neuen Vormarsch der faschistischen Armee durch aktive Handlungen im Süden zu vereiteln. Der Feind konnte jedoch dort eine mächtige Angriffsgruppierung konzentrieren, die ihm ein bedeutendes Übergewicht, besonders an technischen Mitteln, verschaffte, und konnte bei der Offensive der Roten Armee die Initiative vorübergehend entreißen. Die sowjetischen Truppen mußten erneut schwere Verteidigungskämpfe führen und vor der Übermacht des Gegners bis zur Wolga und zum Kaukasus zurückweichen. Wieder drohte große Gefahr. Alle Kräfte des Volkes mußten aufs äußerste angespannt werden. Die Kommunistische Partei und die sowjetische Regierung stellten der Roten Armee die Aufgabe, den Feind um jeden Preis zum Stehen zu bringen. Aus allen Teilen des Landes fuhren Züge mit Truppen, Waffen, Munition und neuen technischen Ausrüstungen nach Wolgograd und an den Kaukasus. Die von der Kommunistischen Partei organisierte Hilfe des ganzen Volkes stärkte den Kampfgeist der Truppen und gab ihnen neue Kraft. In erbitterten Abwehrkämpfen in Richtung Wolgograd und Kaukasus schwächten und ermatteten die sowjetischen Truppen die angreifenden feindlichen Einheiten und lähmten die Schlagkraft der faschistischen Armeen. Die heldenhafte Verteidigung dieser Stadt wurde zum Symbol für die große Standhaftigkeit der sowjetischen Soldaten. Sie war das Beispiel für ihren hohen Patriotismus und ihre soldatischen Tugenden und wurde zum anfeuernden Vorbild f ü r alle Kämpfer gegen den Faschismus. An der letztlich uneinnehmbaren Wolgafestung zerbrach endgültig der zweite strategische Vormarsch der deutschen Armeen. In der ersten Periode des Krieges hielt die Rote Armee nicht nur dem Ansturm der faschistischen Truppen und ihrer Satelliten stand, sondern vernichtete auch deren Angriffskräfte. Nach Aussagen des ehemaligen Generalstabschefs des Heeres, Franz Halder, betrugen die Verluste der deutschen Armeen an der sowjetisch-deutschen Front vom 22. Juni 1941 bis 10. September 1942 rund 1 700 000 Mann. 1 9 Gegen Ende der ersten Periode des Krieges beliefen sich die Gesamtverluste 19
7»
Siehe HMJI, floKyiueHTbi h MaTepnaJiH CiT^ena HCTopHH BeJiHKOft OTeiecTBeHHoS BOÜIIM, HHB. JV? 13216, JI. 226.
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der deutschen, rumänischen, ungarischen und finnischen Truppen an der sowjetisch-deutschen Front auf fast 2 Millionen Mann. Das waren zwei Drittel aller Truppen, die im Sommer 1941 gegen die Rote Armee eingesetzt worden waren. Die deutsche Armee hatte ihre Elitedivisionen, ihre erfahrensten Offiziere und Soldaten verloren. Zur Auffüllung der Lücken, die an der sowjetisch-deutschen Front entstanden waren, warf die deutsche Führung in der ersten Kriegsperiode zusätzlich 117 Divisionen und 26 Brigaden aus Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern an die Front. Das einstige Übergewicht der faschistischen Armeen konnte damit aber nicht wiederhergestellt werden. Die faschistische Führung versuchte, den Krieg mit den Landtruppen und der Luftwaffe zu entscheiden und wies deshalb den Aktionen der Kriegsflotte eine zweitrangige Rolle zu. Sie hoffte, die sowjetische Flotte zu vernichten, indem sie diese vom Lande her erobern wollte. Dieser Plan gelang jedoch nicht. Die Kampfstärke der sowjetischen Nordmeerflotte wuchs dadurch, daß Schiffe der baltischen und fernöstlichen Flotten hinzukamen und auch neue Schiffe in Dienst gestellt wurden. Die Luftstreitkräfte der Marine wuchsen, gerechnet nach der Zahl der Flugzeuge, auf das Dreifache. Auch wurde eine Zusammenarbeit mit den Seestreitkräften der Verbündeten eingeleitet und ein Verbindungsweg England-Sowjetunion geschaffen. Bis Ende 1942 kamen auf diesem Wege 19 Geleitzüge mit 288 Transportern aus England und gelangten 16 Geleitzüge mit 234 Transportern nach England. 2 0 Die baltische Flotte setzte, obwohl sie mit Ausnahme von Leningrad und Kronstadt alle Stützpunkte verloren hatte, gemeinsam mit den Landtruppen die Verteidigung Leningrads erfolgreich fort. Die Schwarzmeerflotte behielt ihre Kampfkraft, obwohl sie viele Stützpunkte, Schiffe und Flugzeuge verloren hatte. Trotzdem bedrohte sie weiterhin die Flanke und die Verbindungswege des Gegners zu Wasser. Auf dem Ladogasee, dem Onegasee, dem Asowschen Meer und auf der Wolga wurden Kriegsflottillen geschaffen, die die Landtruppen aktiv unterstützten und die Verbindungswege - insbesondere auf dem Ladogasee und der Wolga - sicherten. Die Kriegsflotte stellte f ü r die Rote 20
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Armee in den Jahren 1941 und 1942 rund 390 000 Matrosen als Matrosen-Schützen-Abteilungen und Marschersatz. Diese nahmen nicht nur an den Abwehrkämpfen der Marinestützpunkte teil, sondern verteidigten auch selbständig Inseln, Halbinseln und einzelne Abschnitte der Küsten. In der ersten Periode des Krieges versenkten die sowjetischen Streitkräfte mehr als 300 Transporter des Gegners mit rund 800 000 Bruttoregistertonnen und rund 200 Kriegsschiffe, Kutter und Hilfsschiffe. Die erste Periode des Krieges endete damit, daß alle Pläne der faschistischen Führung zusammengebrochen waren. Das sowjetische Volk, inspiriert und geführt von der Kommunistischen Partei, wehrte die schreckliche Gefahr ab, die seine Heimat bedrohte. Es verwandelte das Land in ein einziges Kriegslager, erzwang die Veränderung des Kräfteverhältnisses an der Front zu seinen Gunsten und schuf die Voraussetzungen f ü r eine grundsätzliche Wende des Krieges. Das sind die militärischen Schlußfolgerungen aus der ersten Periode des Krieges. In bedeutendem Maße bestimmten die Ergebnisse dieser Periode nicht nur die weitere Entwicklung des bewaffneten Kampfes an der sowjetisch-deutschen Front, sondern auch den Gang der Ereignisse im ganzen zweiten Weltkrieg. Die erste Periode des Krieges war eine harte P r ü f u n g sowohl für die Festigkeit und Lebensfähigkeit der sowjetischen Staats- und Gesellschaftsordnung als auch für die moralischen Kräfte des sowjetischen Volkes und die Möglichkeiten der sozialistischen Wirtschaft. Der Krieg hatte die friedliche Arbeit der Völker der UdSSR unterbrochen und den Charakter und die Richtung der gesamten sowjetischen Wirtschaft grundlegend geändert. Unter äußerst ungünstigen Bedingungen mußte die Kommunistische Partei und die sowjetische Regierung die gesamte Arbeit des Hinterlandes umstellen. Schon einige Wochen nach dem Beginn der Kampfhandlungen drohte den Gebieten, in denen sich die hauptsächlichsten Stützpunkte der sowjetischen Kriegsindustrie befanden, die Gefahr, von den faschistischen Truppen erobert zu werden. Vor der Kommunistischen Partei und der sowjetischen Regierung stand deshalb eine Aufgabe von gewaltiger politischer und kriegswirtschaftlicher Bedeutung, nämlich die für die Entwicklung der Verteidigungsindustrie wichtigsten Werke vor der Ausplünderung durch die
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faschistischen Okkupanten zu retten und sie aus dem Frontgebiet in das tiefe Hinterland zu evakuieren. Zugleich kam es darauf an, diese Fabriken dazu zu benutzen, um in den östlichen Gebieten der UdSSR die kriegswirtschaftliche Basis des Landes zu vergrößern. Diese Aufgabe wurde in kürzester Frist erfolgreich gelöst. Nur ein sozialistischer Staat konnte unter den Verhältnissen eines so ungünstig begonnenen Krieges und nach dem Verlust wichtiger Industriegebiete die in der Geschichte beispiellose Verlagerung der Produktivkräfte vom Westen nach dem Osten des Landes bewerkstelligen und eine gut laufende Rüstungsproduktion aufbauen, die die Rote Armee ausreichend mit allen technisch-materiellen Mitteln für einen siegreichen Kampf ausrüstete. Die Periode vom Juli bis Dezember 1941 ist ein wichtiger Abschnitt der Umorganisierung der Volkswirtschaft. In dieser Zeit änderten Partei und Regierung unter aktiver Mithilfe der Volksmassen die Grundproportionen in der Volkswirtschaft zugunsten der Rüstungsproduktion, führten die territoriale Verlagerung der Produktivkräfte durch und schufen die Grundlagen für eine neue Produktionskooperation in der Industrie. Die organisatorische Tätigkeit des Staatlichen Verteidigungskomitees und seiner Beauftragten bei den örtlichen Organen sicherte die Planmäßigkeit der Arbeit und die Abstimmung zwischen allen Zweigen der Industrie, die den verschiedensten Organen und Volkskommissariaten unterstellt waren. Das zentralisierte System der Verteilung der materiellen, technischen und Menschenreserven in Verbindung mit einer breiten Initiative der örtlichen Partei- und Staatsorgane ermöglichte es dem sowjetischen Staat, die kompliziertesten und verantwortungsvollsten Aufgaben der Kriegsproduktion geschmeidig und operativ zu lösen. Viele bürgerliche Wissenschaftler und Publizisten, die in den ersten Kriegstagen verkündeten, die sowjetische Wirtschaft sei schwach und unfähig, der Industriemacht Deutschland standzuhalten, sprachen nach der Niederlage der faschistischen Truppen vor Moskau von einem „Wirtschaftswunder", das angeblich die Sowjetunion gerettet habe. Es waren dies voreingenommene Urteile von Leuten, die weder das Wesen des sowjetischen Staates noch die Quellen seiner K r a f t begriffen.
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W. I. Lenin nannte seinerzeit den Sieg der jungen Sowjetrepublik im Bürgerkrieg ebenfalls ein Wunder. Die Erklärung f ü r dieses W u n d e r sah er jedoch nicht im zufälligen Zusammentreffen günstiger Umstände, sondern im Klasseninhalt des Sowjetstaates, in der gewaltigen schöpferischen Energie des Volkes, die durch die großen sozialen Umgestaltungen in Rußland hervorgerufen worden war. Sie bewies das hohe Bewußtsein und die Selbstlosigkeit der Werktätigen, die sich zum Schutz der revolutionären Errungenschaften erhoben hatten. Lenin betonte besonders die Bedeutung, die die organisatorische Tätigkeit der Kommunistischen Partei f ü r den Sieg über die Gegner besaß, jener Partei, die durch eiserne Disziplin zusammenhält und die fähig ist, die Volksmassen zu führen. „Und n u r weil die Partei auf der H u t war", sagte Lenin, „weil in der Partei die strengste Disziplin herrschte, weil die Autorität der P a r t e i alle Ämter und Institutionen zusammenfaßte u n d weil sich auf die vom ZK ausgegebene Losung hin Dutzende, Hunderte, Tausende und schließlich Millionen wie ein Mann in Bewegung setzten, und n u r weil unerhörte Opfer gebracht wurden - nur deshalb konnte das Wunder geschehen, das vollbracht wurde." 2 1 Ähnliche Wunder sind in einem Lande unmöglich, in dem der Kapitalismus herrscht. Der amerikanische Journalist Henry Cassidy, der in seinem Buch „Moskau 1 9 4 1 - 1 9 4 3 " die Ereignisse an der sowjetischdeutschen Front Ende 1941 analysierte, schrieb: „Vor wenig mehr als einem J a h r hatte ich den Führer eines Staates, P a u l Reynaud, von .Wundern' sprechen hören, die, wenn sich diese Notwendigkeit ergäbe, seine Nation retten würden. Seine Wunder wurden nicht zur Wirklichkeit. Aber dies war nicht Frankreich. Die Sowjetunion machte sich ihre W u n d e r selbst." 2 2 Im Zweikampf mit der Wirtschaft des faschistischen Deutschland, dem die Reserven fast des ganzen kapitalistischen Europas zur Verf ü g u n g standen, hielt die sowjetische Wirtschaft mit Ehren den ihr aufgezwungenen P r ü f u n g e n stand. Bereits im März 1942 produzierten die östlichen Gebiete genausoviel Rüstungsmaterial, wie die gesamte 21
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Lenin, W. /., 9. Parteitag der KPR (B), in: Werke, Bd 30, Berlin 1961, S. 438. Cassidy, Henry C., Moskau 1941-1943, Zürich 1944, S. 129-130.
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Rüstungsindustrie der UdSSR in den ersten drei Kriegsmonaten herstellte. Gegen Ende des ersten Halbjahres 1942 waren fast der gesamte Maschinenbau und die Werke anderer nichtmilitärischer Industriezweige vollständig umgestellt und produzierten Waffen und Munition. Die ernsthaften Schwierigkeiten, die durch den Verlust der metallurgischen Werke des Donbass und des Südens der Sowjetunion hervorgerufen waren, und die Verringerung der öllieferungen aus dem Kaukasus wurden dadurch überwunden, daß die Produktion im Kusbas, in Karaganda und im Petschoragebiet gesteigert wurde. Immer mehr neue Produktionsstätten der Schwer- und Kriegsindustrie sowie der Energiewirtschaft wurden in Betrieb genommen. Der weitere Verlauf des Krieges zeigte, wie zeitgemäß die Maßnahmen waren, die die Kommunistische Partei und die sowjetische Regierung unternommen hatten, um im Osten des Landes eine kriegswirtschaftliche Basis zu schaffen. Als die faschistische Führung im Sommer 1942 einen neuen Angriff begann, rechnete sie nicht nur damit, entscheidende militärisch-strategische Ergebnisse zu erzielen, sondern auch die Wirtschaft der Sowjetunion zu paralysieren. Das sprach zum Beispiel Hitler Ende September 1942 in einer seiner Erklärungen aus. „Wir haben uns das Ziel gesetzt", sagte er, „erstens, die letzten großen Getreidegebiete des Gegners zu erobern; zweitens ihm seine letzte noch verbliebene zum Verkoken geeignete Kohle zu entreißen; drittens, zu seinen Ölquellen vorzudringen, diese zu nehmen oder im äußersten Fall abzubrennen und viertens soll der Angriff weiter vorwärtsgetrieben werden, um den Gegner von seiner letzten großen Arterie, der Wolga, abzuschneiden." 2 8 Das Vordringen der faschistischen Armee bis an die Wolga und an den Nordkaukasus fügte zweifelsohne der sowjetischen Volkswirtschaft einen großen Schaden zu. Dennoch konnte das schon keinen entscheidenden Einfluß mehr auf die Entwicklung der Kriegswirtschaft der Sowjetunion ausüben. 23
Zit. nach Deutschland im Kampf, hg. v. A. J. Berndt u. Oberst von Wedel, September-Lieferung (Nr. 73/74 der Gesamtlieferung), Berlin 1942, S. 81 bis 82.
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Obwohl Deutschland über die Produktionsstätten und die wirtschaftlichen Reserven fast ganz Europas verfügte, während die Sowjetunion wichtige Industriegebiete, Rohstoff- und Brennstoffquellen verloren hatte, erzeugte die sowjetische Industrie 1942 wesentlich mehr Waffen und technische Ausrüstungen als die deutsche Industrie. Im Laufe eines J a h r e s stellten die sowjetischen Betriebe 10 300 Flugzeuge, 1 4 2 0 0 Panzer, 2 2 0 0 0 Feldgeschütze (im Kaliber über 76 mm) mehr her als Deutschland. 2 4 Und das alles geschah ungeachtet der Tatsache, daß Deutschland vor dem Kriege 1 3 - bis 2,5mal mehr der wichtigsten Industriegüter anfertigte als die Sowjetunion, und daß nach anderthalb Kriegsjahren dieses Übergewicht durch die gewaltigen Verluste, die die sowjetische Wirtschaft erlitten hatte, noch größer geworden war. Diese eindringlichen Tatsachen zwangen sogar einige bürgerliche Wissenschaftler und Publizisten, die Vorzüge des sozialistischen Wirtschaftssystems anzuerkennen. Der amerikanische Publizist M. Werner, der das ökonomische Kräfteverhältnis zwischen der Sowjetunion und dem faschistischen Deutschland in der ersten Kriegsperiode einschätzte, schrieb in seinem Buch: „Alle den Russen zur Verfügung stehenden Reserven wurden stärker auf Kriegszwecke konzentriert und in größerem Maße genutzt als die der Deutschen. Deutschland besaß mehr Maschinen. Aber in der Sowjetunion stellte ein bedeutenderer Teil aller vorhandenen Drehbänke Kriegsmaterial her. Eben aus diesem Grunde war der dramatische* Kampf Magnitogorsks gegen die Betriebe des europäischen Kontinents möglich, die sich unter Hitlers Herrschaft b e f a n d e n . . . Die Sowjetunion löste erfolgreich eine gewaltige A u f g a b e . . . Aus den besetzten und bedrohten Gebieten hatte man die Industrieausrüstungen rechtzeitig fortgebracht. Diese Transporte waren keine einfache Improvisation, sie waren ein Manöver mit Produktivkräften, das nach einem Plan durchgeführt wurde. Die umgesiedelten Betriebe verschmolz man mit den Betrieben im Osten zu gewaltigen Kombinaten. Und alles das geschah so schnell und so effektiv, daß selbst in der kritischen Periode die Rüstungsproduktion nicht merklich darunter litt." 2 5 24
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Siehe ITopameHne repMaHCKoro HMnepnaJiH3Ma BO BTopoii MiipoEoil BOÜHe. G r a u « H «OKyMeHTu, Moskau 1960, S. 84.
Werner, M., Attack Can Win in '43, Boston 1943, S. 24-25.
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Der sozialistische Allunionswettbewerb, der im Jahre 1942 auf Initiative der fortgeschrittensten Arbeiter begann, und der von den Parteiorganisationen aktiv unterstützt wurde, nahm großen Einfluß auf die politische Aktivität der Massen und auf das Produktionsergebnis. Er half, die Arbeitsproduktivität bedeutend zu erhöhen, die Produktionstechnik zu vervollkommnen, die inneren Reserven zu mobilisieren sowie Rohstoffe und Material einzusparen. Dank der schöpferischen Initiative der Wissenschaftler und Techniker, des ingenieur-technischen Personals und der sowjetischen Industriearbeiter gelang es der sowjetischen Kriegswirtschaft gleichzeitig mit der Erhöhung der Rüstungsproduktion auch neue Waffenarten und technische Kampfmittel herzustellen. Das sozialistische Wirtschaftssystem und der hohe Patriotismus der sowjetischen Menschen machten es der Kommunistischen Partei und der sowjetischen Regierung möglich, auch unter den Bedingungen der Kriegszeit das Problem der Vorbereitung qualifizierter Kader für die Produktion zu lösen. Das erfolgte durch eine organisierte Verteilung der Arbeitskräfte zwischen den Zweigen der Produktion, dank einer beschleunigten Vorbereitung von Kadern durch das System der Arbeitsreserven und durch die massenweise Heranziehung der arbeitsfähigen städtischen Bevölkerung, insbesondere der Frauen, zur Arbeit in den Industriebetrieben. Die Frauen wurden zur entscheidenden Kraft in fast allen Zweigen der Volkswirtschaft. Die aktive Tätigkeit der Partei-, Komsomol- und Gewerkschaftsorganisationen hatte zum Ergebnis, daß die zahlreichen neuen Kader, die zum ersten Mal in der Produktion tätig waren, in kurzer Zeit die f ü r sie neuen Berufe erlernten und die Lücken an qualifizierten Arbeitern ausfüllten. In der ersten Periode des Krieges errangen auch die Werktätigen der Landwirtschaft bei ihrem Bemühen, eine feste Lebensmittel- und Rohstoffbasis zu schaffen, große Erfolge. Die Besetzung wichtiger landwirtschaftlicher Gebiete im Westen und Süden des Landes durch den Feind, die Einberufung der überwiegenden Mehrheit der Männer aus den Dörfern, der Einsatz der Traktoren für die Bedürfnisse der Front, ebenso der Autos und Pferde, schuf für die Landwirtschaft gewaltige Schwierigkeiten. Jedoch auch diese Schwierigkeiten wurden in einem bedeutenden Maße dank der Lebensfähigkeit der Kolchosordnung und
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der organisatorischen sowie politischen Massenarbeit, die die Kommunistische Partei in den Dörfern vollbrachte, gemeistert. Auch das sowjetische Eisenbahnwesen arbeitete seit den ersten Kriegstagen unter großen Anstrengungen. Gleichzeitig mit den massenhaften Truppentransporten war es gezwungen, eine große Arbeit bei der Evakuierung der Industrie nach dem Osten zu leisten. Das gleiche gilt f ü r den Transport der Werte aus den Sowchosen, MTS und Kolchosen sowie schließlich der Bevölkerung nach den Evakuierungsgebieten. Die Eisenbahnen hatten mehr als 85 Prozent aller volkswirtschaftlichen Güter zu transportieren. Obwohl ein bedeutender Teil der Schienenwege in den Händen des Feindes war, sicherten die sowjetischen Transportarbeiter ununterbrochen die Bedürfnisse der Front und des Hinterlandes. Der Kriegswirtschaftsplan 1942 wurde erfüllt. Das zeigte, daß die Sowjetunion gegen Ende der ersten Periode des Großen Vaterländischen Krieges bereits eine eingespielte Kriegswirtschaft besaß. Durch den Aufbau der umgesiedelten Betriebe und die stürmische Entwicklung der Verteidigungsindustrie in den östlichen Gebieten waren Ende 1942 die ökonomischen Voraussetzungen für die grundsätzliche Wende im Verlauf des Krieges geschaffen. Als die Hitlerclique den Überfall auf die Sowjetunion vorbereitete, hoffte sie, eine umfassende Koalition der kapitalistischen Länder organisieren zu können. Diese Absicht erwies sich jedoch als undurchführbar. Schon unmittelbar nach dem Beginn des Großen Vaterländischen Krieges erklärten zwei der größten kapitalistischen Mächte, England und die Vereinigten Staaten, ihre Bereitschaft, gemeinsam mit der Sowjetunion gegen das faschistische Deutschland zu kämpfen. Im Verlauf der ersten Periode des Großen Vaterländischen Krieges formierte sich die mächtige antifaschistische Koalition der Völker und Regierungen unter der Führung der Sowjetunion, der USA und Englands. Am 1. Januar 1942 nahmen Vertreter von 26 Staaten eine Erklärung über ihr gemeinsames Handeln gegen die faschistischen Aggressoren an. Von Juni 1941 bis November 1942 erklärten 16 Staaten Deutschland den Krieg, und weitere 10 Staaten brachen die diplomatischen Beziehungen zu Hitlerdeutschland ab. Der faschistische Block konnte im weiteren Verlaufe des Krieges nicht einen neuen Staat mehr auf seine Seite ziehen. Selbst Japan und die Türkei, auf die Hitler als treue Verbündete rechnete,
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wagten es nach den ersten Siegen der Roten Armee nicht, offen gegen die Sowjetunion aufzutreten. Somit war nicht die Sowjetunion, sondern das faschistische Deutschland mit seinen Satelliten faktisch isoliert. Die Teilnehmerstaaten der Antihitlerkoalition erklärten feierlich ihre Entschlossenheit, mit allen Kräften Hitlerdeutschland zu zerschlagen. Die sowjetische Regierung, die die Interessen des gesamten Volkes verkörperte, war bestrebt, so schnell wie möglich dieses Ziel zu erreichen. Die Regierungen Englands und der USA standen jedoch unter dem Druck reaktionärer Gruppierungen dieser Staaten, die nicht daran interessiert waren, den deutschen Faschismus vollständig zu vernichten. Diese Kräfte wollten Deutschland und Japan hauptsächlich als gefährliche Konkurrenten im Kampf auf dem Weltmarkt beseitigen. So beeilten sich die herrschenden Kreise Englands und der USA entgegen den Interessen ihrer eigenen Völker nicht, Voraussetzungen zu schaffen, um die militärischen Erfolge der Sowjetunion auszunutzen. Aus diesem Grunde erfüllten die Regierungen der USA und Englands ihr Versprechen nicht, im Jahre 1942 die zweite Front gegen Deutschland zu eröffnen, obgleich sie alle dazu nötigen Kräfte und Mittel besaßen. Die strategische Lage, die in Europa infolge des heroischen Kampfes der sowjetischen Streitkräfte entstanden war, begünstigte die Entwicklung aktiver Kampfhandlungen der anglo-amerikanischen Truppen gegen Deutschland in Europa. Jedoch weder England noch die USA unternahmen im Jahre 1942 irgendwelche ernsthaften militärischen Maßnahmen, um den Kampf des sowjetischen Volkes zu erleichtern. Die Sowjetunion war in der ganzen ersten Periode des Krieges gezwungen, die Hauptlast des Krieges gegen Hitlerdeutschland allein zu tragen. Ungeachtet dessen waren das Entstehen der antifaschistischen Koalition und die außenpolitische Isolierung Hitlerdeutschlands ein großer Sieg der Kommunistischen Partei und der sowjetischen Regierung sowie auch der antifaschistischen Kräfte in den kapitalistischen Ländern. Die Existenz der Koalition festigte die Einheit aller friedliebenden Völker der Welt und ermutigte sie zu aktivem Widerstand gegen die ausländischen Eroberer.
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Unter dem Einfluß der ersten großen Siege der sowjetischen Streitkräfte nahm die Widerstandsbewegung in fast allen Ländern Europas den Charakter eines gesamtnationalen Kampfes gegen die faschistischen Eroberer an. Den Kampf leiteten große antifaschistische Massenbewegungen - die Nationale Front in Polen und Frankreich, die Antifaschistische Wetsche der Volksbefreiung in Jugoslawien, die Nationale Befreiungsfront in Griechenland und Albanien, die Unabhängigkeitsfront in Belgien und die Vaterländische Front in Bulgarien. Der Zusammenschluß der inneren Kräfte zur Widerstandsbewegung, die wachsende Rolle der kommunistischen und Arbeiterparteien in dieser und auch die aktive Tätigkeit verschiedener bürgerlich-demokratischer Parteien und Gruppen, die an der Befreiung ihrer Länder von der faschistischen Unterdrückung interessiert waren, hatte große Bedeutung f ü r die Vereinigung der Anstrengungen der Völker Europas, die für ihre Freiheit und Unabhängigkeit kämpften. Seit dem Augenblick des Überfalls Hitlerdeutschlands auf die UdSSR war die sowjetisch-deutsche Front die entscheidende Front des zweiten Weltkrieges. Während der gesamten ersten Periode des Großen Vaterländischen Krieges standen an dieser Front die Hauptkräfte des faschistischen Blocks. Im Herbst 1942 waren hier rund 73 Prozent aller deutschen Landstreitkräfte und ein beträchtlicher Teil der Satellitentruppen eingesetzt. Zur selben Zeit kämpften gegen die anglo-amerikanischen Truppen auf anderen Kriegsschauplätzen des zweiten Weltkrieges neunmal weniger Kräfte als gegen die Rote Armee. Die Kampfhandlungen an der sowjetisch-deutschen Front in den Jahren 1941 und 1942 hatten einen bedeutenden Einfluß auf den Verlauf der militärischen Ereignisse auf den anderen Kriegsschauplätzen. Entscheidend veränderte sich die Lage im Verhältnis zwischen den Luftwaffen in Westeuropa. So schreibt der westdeutsche Kriegshistoriker Georg Feuchter in seinem Buch „Geschichte des Luftkrieges. Entwicklung und Zukunft" folgendes: „Da fast alle nach der Luftschlacht um England noch verfügbaren Bomberkräfte der deutschen Luftwaffe nunmehr im Osten gegen Sowjetrußland e i n g e s e t z t . . . wurden, beschränkte sich die Tätigkeit der deutschen Luftwaffe (im Westen N. F.) fast ausschließlich auf die Verteidigung gegen die Angriffe der R. A. F.
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Zu eigenen nennenswerten Angriffen gegen die britische Insel war Deutschland schon nicht mehr in der Lage." 2 6 Der heroische Kampf der Roten Armee in den J a h r e n 1941 und 1942 fesselte fast alle Luftstreitkräfte Hitlerdeutschlands an der sowjetischdeutschen Front. Deshalb entgingen Dutzende und Hunderte englischer Städte und Industriezentren dem tragischen Schicksal der Stadt Coventry. 2 7 Der erfolgreiche Kampf der sowjetischen Streitkräfte gegen die faschistischen Eroberer beeinflußte auch die strategische Lage im Atlantik und im Mittelmeerraum. Der frühere Admiral der faschistischen Kriegsmarine, K u r t Assmann, gibt zu, daß der Einsatz von Teilen der deutschen Luftstreitkräfte aus dem Gebiet des Mittelmeeres im Osten zur Vorbereitung der Sommeroffensive 1942 den Engländern, die alle ihre K r ä f t e am Mittelmeer einsetzten, die Möglichkeit gab, die verlorene Seeherrschaft wiederzuerlangen. 2 8 Die kleinen Luftwaffeneinheiten, die f ü r Kampfhandlungen im Atlantik verblieben waren, konnten den Verbindungswegen Englands und der USA schon keine kräftigen Schläge mehr zufügen. N u r dadurch, daß die anglo-amerikanische F ü h r u n g alle diese Umstände ausnutzte, gelang es ihr im Herbst 1942 einen Gegenangriff gegen die italienischdeutschen Truppen in Nordafrika durchzuführen. Somit hatten der selbstlose Kampf des sowjetischen Volkes gegen Hitlerdeutschland und die Erfolge, die die sowjetischen Streitkräfte in der ersten Periode des großen Vaterländischen Krieges errungen hatten, einen großen Einfluß auf alle Seiten des internationalen Lebens. Die Sowjetunion wurde zur führenden K r a f t der antifaschistischen Koalition. Die sowjetisch-deutsche Front fesselte den überwiegenden Teil der Streitkräfte des faschistischen Blocks, wodurch die damaligen Ver26
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Feuchter, Georg W., Geschichte des Luftkrieges. Entwicklung und Zukunft, Bonn 1954, S. 185-186. Über die barbarische Zerstörung der Stadt Coventry siehe Hcmopun. BeauKOÜ OmenecmeeHHoU eoünu Coeemcnoeo Conaa, Bd 1, Moskau 1960, S. 290. Siehe Assmann, Kurt, Die deutsche Seekriegsfiihrung, in: Bilanz des zweiten Weltkrieges. Erkenntnisse und Verpflichtungen für die Zukunft, Oldenburg/Hamburg 1953, S. 127.
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bündeten der UdSSR im Krieg gegen Hitlerdeutschland ihre Kräfte sammeln und zu aktiveren Kampfhandlungen übergehen konnten. So entstanden jene günstigen Voraussetzungen, die eine Wende des Krieges zugunsten der antifaschistischen Koalition nicht nur an der sowjetisch-deutschen Front, sondern auch an allen Fronten des zweiten Weltkrieges einleiteten. *
Die erste Periode des Großen Vaterländischen Krieges bestätigte mit aller Deutlichkeit jene Grundthese des Marxismus-Leninismus, wonach nur die Staaten und Völker den Prüfungen eines Krieges gegen einen mächtigen Gegner standhalten, deren wirtschaftliche Entwicklung und Organisation stärker ist, deren Truppen den besseren Kampfgeist besitzen und deren Völker ausdauernder und einig sind. Ein solcher Staat war die Sowjetunion. Das sowjetische Volk bewies in den schweren Tagen der ersten Kriegsperiode eine ungewöhnliche Standhaftigkeit, großen Mut und Siegeswillen. Die führende und organisierende Kraft der sowjetischen Gesellschaft war die Kommunistische Partei. Ausgerüstet mit der unüberwindlichen ideologischen Waffe, der Theorie des Marxismus-Leninismus, und fest um ihr Zentralkomitee geschart, bewies die Partei unter den Verhältnissen des Krieges, daß sie es versteht, die Massen zu organisieren und sie so zu führen, daß sie alle Schwierigkeiten überwinden. Gereift durch die historische Erfahrung, fand sich die Partei schnell in der schwierigen Lage der ersten Kriegstage zurecht, stellte sie ein konkretes Aktionsprogramm auf und mobilisierte das Volk zum selbstlosen Kampf für die Verwirklichung dieses Programms. Für die hohe und unerschütterliche Autorität der Kommunistischen Partei beim Volke, für den Glauben des Volkes an die Richtigkeit ihrer Politik zeugte auch der Strom von Eintrittserklärungen zur Partei. So traten im ersten Kriegsjahr fast doppelt so viel Mitglieder und Kandidaten der Partei bei wie im letzten Vorkriegsjahr. In den Reihen der Kommunistischen Partei kamen die tapfersten Soldaten und die fortschrittlichsten Arbeiter, Bauern und Intellektuellen.
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Das Beispiel des sowjetischen Volkes, das unter den außerordentlich schwierigen Bedingungen der ersten Kriegsperiode den Vormarsch der faschistischen Armeen aufhielt, ihnen vernichtende Schläge versetzte und die Kräfte für eine grundsätzliche Wende des Krieges vorbereitete, gab allen vom Faschismus versklavten Völkern neue Hoffnung auf eine baldige Befreiung vom Hitlerjoch. Die sowjetischen Menschen scharten sich um die Kommunistische Partei und glaubten fest daran, daß sie unter ihrer bewährten Führung den verhaßten Feind vernichten, die sowjetische Erde befreien und den Völkern Europas die Hand zu brüderlicher Hilfe reichen werden.
Wehrmachtmanöver — Vorstufen und Generalproben für die Aggressionspläne des deutschen Militarismus OTTO SCHWAB
Im System der abenteuerlichen militärischen Vorbereitungsmaßnahmen des deutschen Generalstabs für die Planung und Führung des ersten und des zweiten Weltkrieges spielten die Generalstabsreisen, Kriegs- und Planspiele und insbesondere die Manöver größerer Verbände der aktiven Streitkräfte eine wichtige Rolle. Dieses Problem ist zweifellos in unserer Militärgeschichtsschreibung bisher zu kurz gekommen. Gerade bei der Erforschung des Beginns der militärischen Vorbereitungen Hitlerdeutschlands zum Überfall auf die Sowjetunion führt eine Untersuchung der vorangegangenen Wehrmachtmanöver zu einigen nicht unwesentlichen neuen Schlußfolgerungen. Allgemein muß zunächst folgendes über die den Wehrmachtmanövern vom Generalstab zugedachte Rolle festgestellt werden: Erstens: Die großen Truppenübungen deutscher Streitkräfte waren sowohl in der Periode der Vorbereitung des ersten wie des zweiten Weltkrieges wesentliche Vorstufen für die Aufmarsch- und Operationsplanung des deutschen Generalstabes. Zweitens: Die Manöver größerer Verbände der deutschen Streitkräfte vor beiden Weltkriegen hatten weiterhin die Erprobung und Präzisierung wichtiger Teilstücke der im Entwurf fertiggestellten Aggressionspläne des deutschen Militarismus zum Ziel. Damit läßt eine Analyse der Ziele, der Anlage und des Verlaufes der deutschen Wehrmachtmanöver, die vor der Entfesselung beider Weltkriege stattfanden, eindeutige Schlüsse auf die strategischen und operativen Absichten des deutschen Militarismus zu; auf die militärische Grundkonzeption also, die - zeitlich gesehen - weit vor der strategi8
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sehen und operativen Planung und Weisungserteilung vom Generalstab festgelegt und in Kriegsspielen und Manövern deutlich wurde. Diese Feststellungen treffen z. B. voll inhaltlich auf die Vorbereitungsperiode des ersten Weltkrieges zu. Die sogenannten Generalstabsreisen Schlieffens in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts fanden lange vor der erst 1905 erfolgten Abfassung des sogenannten Schlieffenplanes statt. Aber die Grundlage und das Leitmotiv dieser Reisen war bereits die noch nicht in einen Plan gefaßte Idee Schlieffens und des preußischen Generalstabes vom schlagartigen Überraschungsangriff und von der zeitlich aufeinanderfolgenden „blitzartigen" Vernichtung Frankreichs und danach Rußlands in je einem Feldzug, um dadurch einen langandauernden Zweifrontenkrieg zu vermeiden. Jahre vor dem Schlieffenplan bestand also schon die Konzeption Schlieffens. Das zeigten weiterhin auch die großen Truppenübungen des preußischen Heeres. Stellten sie bis kurz nach der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert Vorstufen für die Feldzugsplanung auf Grund der allgemeinen strategischen Absichten des preußischen Generalstabs dar, so gewannen die sogenannten Kaisermanöver in der Folgezeit den Charakter von Generalproben f ü r die Entwüife der Aufmarsch- und Feldzugspläne. Hier sollten Führung und Truppe unter möglichst kriegsnahen Bedingungen auf die wichtigsten Teilstücke der Aggressionsplanung des preußisch-deutschen Generalstabes auf dem vorgesehenen west- und osteuropäischen Kriegsschauplatz in einem ähnlichen Gelände vorbereitet werden. Dies wird auch ganz offen im amtlichen deutschen Generalstabswerk über den ersten Weltkrieg zugegeben, wo es u. a. heißt: „Durch Generalstabsreisen, Kriegsspiele und operative Aufgaben hatte General v. Moltke alljährlich nachgeprüft, wie der große Krieg im Osten und im Westen geführt werden könne." 1 Noch deutlicher tritt diese kontinuierliche Doppelfunktion der Generalstabsübungen und insbesondere der sogenannten großen Wehrmachtmanöver in der militärischen Vorbereitung des zweiten Weltkrieges durch den Hitlergeneralstab zu Tage. Vor allem in der systematisch, langfristig und gründlich betriebenen Vorbereitung des Uberfalls Hitler1
Der Weltkrieg 1914-1918, Bd 1, hg. v. Reichsarchiv, Berlin 1925, S. 17.
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deutschlands auf die Sowjetunion spielten sie eine wichtige Rolle. Dies beweisen die Idee, die Anlage, der Verlauf und das Ziel der Wehrmachtmanöver im Herbst 1937.
1. Zur Vorgeschichte
der Herbstmanöver
1937
Nach Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und Ankurbelung der deutschen Kriegsrüstung wurde seit Mitte 1935 die faschistische Wehrmacht beschleunigt, schwerpunktmäßig für den Angriß ausgebildet und auf den Offensivkrieg vorbereitet. Vorrangig wurden im Heer Panzer- und motorisierte Verbände, in der Luftwaffe moderne Schlachtund Sturzkampffliegerverbände aufgestellt. Im Sommer 1935 wurden Kommandeure und Generalstabsoffiziere in einem Lehrgang auf dem Truppenübungsplatz Munster mit der Gliederung, Ausrüstung und Bewaffnung einer Panzerdivision bekannt gemacht und an Hand von Planspielen in die Anfangsgründe des Einsatzes von Panzer- und motorisierten Infanteriedivisionen eingewiesen. Bis Oktober 1935 waren 3 Panzerdivisionen, 3 leichte Divisionen und 4 motorisierte Infanteriedivisionen (von insgesamt 36 Divisionen) aufgestellt. Ab 1936 erprobte der faschistische Generalstab in Spanien seine neuen Waffen, vor allem Panzer und Flugzeuge, und sammelte entsprechende Erfahrungen über deren Einsatz sowie über die militärische und „psychologische" Führung des Krieges gegen die sogenannten Roten. Im August 1936 wurde die Wehrpflicht auf zwei Jahre verlängert. Im Herbst 1936 fanden im faschistischen Kriegsministerium und in den Generalstäben des Heeres und der Luftwaffe sowie in einzelnen Wehrkreisen Kriegsspiele für die Truppenführer und leitenden Generalstabsoffiziere über das Zusammenwirken von Heer, Kriegsmarine und Luftwaffe sowie über die Zusammenarbeit innerhalb der Waffengattungen des Heeres statt. Übungszweck war das Sammeln weiterer Erfahrungen in der Führung und im Einsatz von Armeekorps und Divisionen im beweglich geführten Angriff mit tiefgesteckten Zielen. Schwerpunkt war die Festlegung der Verwendungsgrundsätze für Panzer und motorisierte Truppen in weit8 *
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räumigen Angriffsoperationen, wie sie nur in Osteuropa möglich sind, und die Zusammenarbeit von Panzer- und motorisierten Verbänden mit der Luftwaffe und den Fußinfanteriedivisionen. Das Jahr 1937 war die letzte Etappe in der Wiederaufrüstung Hitlerdeutschlands vor der Eröffnung der „ersten Serie" der Aggressionen im Jahre 1938. In dieser Zeit wurden die Generalstabsplanungen für die in der Anfangsperiode vorgesehenen Überfälle Hitlerdeutschlands auf seine Nachbarstaaten abgeschlossen. Diejenigen aktiven Verbände des Heeres und der Luftwaffe, die f ü r die militärische Besetzung Österreichs und der Tschechoslowakei vorgesehen waren, wurden in Divisions- und Korpsmanövern für die bevorstehende Kampfführung und die dort vorhandenen militärgeographischen Bedingungen im Rahmen ihrer Wehrkreise bzw. Luftgaue vorbereitet. Gleichzeitig aber wurden - und das ist das Bemerkenswertere - im Jahre 1937 in einem großen Herbstmanöver die Kommandeure, Stäbe und Truppen weiterer Verbände der Wehrmachtteile auf weitergesteckte Angriff sauf gaben, auf großräumige Kampfführung und offensichtlich auf das künftige Kampfgelände eines osteuropäischen Kriegsschauplatzes vorbereitet. Der spätere Chef der Operationsabteilung im Generalstab des Heeres und derzeitige Chef des Ständigen Militärausschusses der NATO, Adolf Heusinger, schrieb später darüber in seinem Buch „Befehl im Widerstreit": „Wir versetzen die Truppe mit allen Mitteln in den Ernst der Wirklichkeit". 2 Im Juni 1937 war außerdem durch die oberste Wehrmachtführung eine „Weisung für die einheitliche Kriegsvorbereitung" herausgegeben worden. Dort wurde „eine stete Kriegsbereitschaft der deutschen Wehrmacht" gefordert, ganz besonders „um etwa sich ergebende politisch günstige Gelegenheiten militärisch ausnutzen zu können". Dazu sollte die Wehrmacht in den Stand versetzt werden, „einen Krieg überfallartig, nach Stärke und Zeitpunkt überraschend beginnen zu können". 3 Im Frühjahr 1937 begann außerdem im Reichskriegsministerium die Ausarbeitung der Herbstmanöver des gleichen Jahres. 2
Heusinger,
3
IMG, Bd 34, S. 735 (175-C).
Adolf,
Befehl im Widerstreit, Tübingen 1957, S. 23.
Wehrmaclitmanöver 2. Zur Zielsetzung,
107 Idee und Durchführung
der Herbstmanöver
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Die mehrtägigen Manöver fanden im September 1937 im Raum Mecklenburg/Pommern und im Ostseeraum statt. Sie waren einmal die größten Manöver deutscher Truppen seit dem ersten Weltkrieg und zum anderen die ersten gemeinsamen Manöver aller Wehrmachtteile (Heer, Marine, Luftwaffe). Zugleich waren sie die ersten Manöver größerer Verbände der Land-, Luft- und Seestreitkräfte (Armeekorps, Divisionen bzw. Geschwader). An ihnen nahmen 3 Heeresarmeekorps mit 8 Infanteriedivisionen und einer Panzerdivision, dazu Jagd-, Schlachtund Kampfgeschwader der Luftwaffe sowie Uberwasserstreitkräfte, vor allem Kreuzer und Zerstörer, und U-Boote der Kriegsmarine teil. Das wichtigste Ziel war das Zusammenwirken der drei Wehrmachtteile im Angriff und in beweglicher Kampfführung in großen Breiten und Tiefen. Besonderer Wert wurde auf die Erprobung neuer Kampfmittel und Kampfmethoden gelegt. Das betraf vor allem den Einsatz von Panzerverbänden im Angriff, die erstmalige Verwendung von Fallschirmtruppen, den Feuerkampf schwerer motorisierter Artillerie, Tieffliegerangriffe der Luftwaffe auf Truppenansammlungen und Artillerie und operative Bombeneinsätze auf Ziele im Hinterland sowie U-Bootangriffe auf Geleitzüge und Beschießung von Häfen durch Überwasserstreitkräfte der Kriegsmarine. Außerdem wurde die schnelle Verlastung einer Fuß-Infanteriedivision auf Zivil-LKW geübt. Der Leiter des Manöverstabes war der damalige Reichskriegsminister von Blomberg (Sitz des Wehrmachtstabes: Fliegerhorst Tutow). Im Heeresstab saß auch der damalige Oberstleutnant im Generalstab, Heusinger, der später im Heeresgeneralstab als Chef der Operationsabteilung die Kriegführung Hitlerdeutschlands an der deutsch-sowjetischen Front leitete. Den Panzerstab leitete der damalige Generalmajor Guderian, der beim Überfall auf die Sowjetunion Oberbefehlshaber der auf Moskau angesetzten Panzergruppe war. Die Manöveridee sah die Begegnungsschlacht zweier aufeinander zumarschierender Heeresteile im sogenannten freien Spiel vor, die beide zum Angriff angesetzt waren: „Blau" von West nach Ost, „Rot" von Ost nach West. Die beiden Parteien waren die Truppen eines
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„Oststaates" und „Weststaates" mit einer kartenmäßig festgelegten „Staatsgrenze". Beide Angriffsgruppierungen hatten eine offene Nordflanke bis zur Ostsee, wo Seestreitkräfte eingesetzt waren. Ihre Südflanke - als Manöverannahme - hatte bereits Feindberührung. Die Manöver wurden durch den Kampf um die Luftüberlegenheit und um die operative Initiative auf der Erde eröffnet, wobei beide Seiten bestrebt waren, sich für die Führung des sogenannten ersten Schlages das Überraschungsmoment zu sichern. Es folgte eine Reihe von Versuchen beider Seiten, um die operative Bewegungsfreiheit an der Nordflanke für Umfassungsoperationen zu erlangen. Dies führte zu hin- und herwogenden Begegnungsgefechten. Die Begegnungsschlacht entschied schließlich „Blau" f ü r sich durch den erstmals gezeigten geschlossenen Angriff einer Panzerdivision (3. Panzerdivision, 1. Panzerbrigade der 1. Panzerdivision). Dieser Panzerangriff am letzten Manövertag, bei dem 600 Panzer unter persönlicher Führung Guderians eingesetzt waren, die von Schlacht-, Sturzkampf- und Bombenflugzeugen unterstützt sowie durch Fallschirmjägerabspriinge begleitet wurden, war ein Schauangriff. Er fand in Anwesenheit Hitlers, Mussolinis sowie hoher ausländischer Militärs u. a. aus Italien und bezeichnenderweise auch aus England und im Beisein führender deutscher Industrieller statt. Das alles läßt darauf schließen, daß diese Manöver das Ziel verfolgten, die aktiven Verbände aller drei Wehrmachtteile schon 1937 in der Führung großangelegter, beweglicher, schnell verlaufender kombinierter Angriffsoperationen auf breiter Front und mit tief gesteckten Zielen auszubilden. Das Gelände dazu war so gewählt worden, daß es den Bedingungen Osteuropas (Polen, europäischer Teil der Sowjetunion) entsprach. Die Hauptform zur Eröffnung der Kampfhandlungen war der Überraschungsangriff. Das operative Ziel der Kampfführung beider Seiten war die Einschließung der Hauptkräfte des Gegners. Träger der Operationen waren hauptsächlich Panzer- und motorisierte Infanteriedivisionen, die von starken Luftwaffenverbänden und im Küstenstreifen von Offensivverbänden der Kriegsmarine unterstützt wurden. Welche politischen Schlußfolgerungen ergeben sich aus diesen scheinbar „rein" übungsmäßigen militärischen Vorgängen im Jahre 1937 und in der darauf folgenden Zeit? Erstens: Zweifellos bezweckte das deut-
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sehe Herbstmanöver 1937, Führung und Truppe ganz allgemein auf die „Blitzkriegführung" vorzubereiten und dafür den Ausbildungsstand und den Grad der Gefechtsbereitschaft sowie das Zusammenwirken großer Verbände zu prüfen und gleichzeitig zu verbessern. Der hauptsächliche und konkrete militärpolitische Zweck der Manöver bestand aber unzweifelhaft darin, Führung und Truppen großer aktiver Wehrmachtverbände der ersten strategischen Staffel für einen Angriff auf die Sowjetunion vorzubereiten. Allein deshalb waren die Anlage und der Verlauf der Wehrmachtmanöver 1937 so offensichtlich auf diesen künftigen Gegner, auf einen derartigen Kriegsschauplatz und auf eine dementsprechende Kampfführung abgestimmt. Sie waren die Vorstufe des Planes „Barbarossa". Zweitens: Bekanntlich nahm der Generalstab Hitlerdeutschlands die unmittelbaren militärischen Planungen und die Herausgabe entsprechender Weisungen zum Überfall der Hitlerwehrmacht auf die Sowjetunion ab Juli 1940 in Angriff. Die Herbstmanöver der Wehrmacht im Jahre 1937 und die schnelle Aufrüstung und Neuordnung der militärischen Spitzengliederung Hitlerdeutschlands im Jahre 1938 beweisen jedoch, daß die Grundidee für den Entschluß zum militärischen Überfall auf die Sowjetunion bereits im Jahre 1937 gefaßt worden war. Träger und Verfechter dieser Konzeption war dabei maßgeblich der deutsche Generalstab. Der Generalstab brannte gleichsam schon ab 1937 danach, die seit den zwanziger Jahren von der Naziführung verkündete politische Idee — die Liquidierung der sozialistischen Sowjetunion — in konkrete militärische Vorbereitungsmaßnahmen umzusetzen. Drittens: Bei der Ausarbeitung des Feldzugsplanes zum Angriff auf die Sowjetunion - Weisung des OKW Nr. 21 („Barbarossa") - bis Dezember 1940 konnte der faschistische Generalstab in der Festlegung der strategischen und operativen Führungsgrundsätze neben den Erfahrungen des sogenannten Polen- und Westfeldzuges deshalb vor allem die Erfahrungen der großen Herbstmanöver 1937 berücksichtigen. Sie waren damit praktisch die um fast vier Jahre vorweggenommene Generalprobe für den Plan „Barbarossa". Der Generalstab war also nicht nur ab Juli 1940 maßgebender Organisator, sondern schon ab 1937 der Inspirator des militärischen Uberfalls auf die Sowjetunion.
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Eine derartige Analyse der Kriegsspiele und vor allem der Herbstmanöver der faschistischen Wehrmacht im Jahre 1937 hat aber nicht nur einen historischen Aspekt, sondern einen aktuellen politischen Hintergrund, der wichtige Lehren f ü r die Organisation der Landesverteidigung der Staaten des sozialistischen Lagers gibt. Das trifft insbesondere f ü r die Deutsche Demokratische Republik zu, die ja unmittelbar dem derzeitigen Herrschaftsgebiet des wiedererstarkten deutschen Militarismus gegenüberliegt und dessen erstes Angriffsziel sein soll. Das haben die auf westdeutschem Boden in den Jahren 1960 und 1961 durchgeführten Stabs- und Truppenübungen der NATO-Befehlsbereiche Europa-Nord und insbesondere Europa Mitte ganz besonders deutlich gemacht. Diesen Kriegsübungen, bei deren Vorbereitung und Durchführung westdeutsche Hitlergenerale und -generalstäbler maßgebenden Anteil hatten, war eine annähernd gleiche Funktion zugedacht wie den entsprechenden Vorbereitungen des deutsch-faschistischen Generalstabes zum Überfall auf die Sowjetunion ab 1937. Sie zeigen die Kontinuierlichkeit in den Methoden, die der deutsche Generalstab in seiner abenteuerlichen militärischen Kriegsvorbereitung seit über siebzig Jahren verfolgt. Die Stabsübungen und Manöver, die die NATOStreitkräfte 1960 und 1961 auf westdeutschem Territorium durchführten, sind nichts anderes als Vorstufen der beabsichtigten Operationsplanung der NATO in Mitteleuropa; sie zeigen offensichtlich, daß die militärische Grundidee und Absicht der NATO nicht in der vorgegebenen Verteidigung gegen eine gar nicht existierende Aggression der Streitkräfte des Warschauer Vertrages besteht, sondern die Vorbereitung und Führung des Überraschungsangriffes gegen die Staaten des Warschauer Vertrages unter massiertem Kernwaffeneinsatz zum Inhalt hat. Zugleich dienen diese Stabsübungen und Manöver der praktischen Erprobung wichtiger Teilstücke der NATO-Aggressionsplanung in Mittel- und Osteuropa. Wenn wir heute im Zusammenhang mit dem Überfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion die Rolle der Wehrmachtmanöver im Jahre 1937 untersucht und davon abgeleitet die Methoden der Kriegsvorbereitung des westdeutschen Militarismus mit Hilfe von NATO-Stabsübungen und -Manövern analysiert haben, so ergibt sich also daraus noch
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ein weiterer militärischer Aspekt von außerordentlicher politischer Bedeutung. Bekanntlich begann ja Hitlerdeutschlands Wehrmacht den zweiten Weltkrieg aus Manövern heraus, also - militärisch gesagt - aus der Bewegung, wobei eine gelenkte Provokation den Zeitpunkt der Kriegsentfesselung festlegte. Wir meinen den Überfall auf Polen, der 1939 aus sogenannten Sommer-Herbstmanövern der Wehrmacht erfolgte, mit dem faschistischen Überfall auf den Gleiwitzer Sender als „Tag X". Damit kommen wir zu einer dritten Funktion, die seinerzeit und auch gegenwärtig die deutschen Militaristen ihren sogenannten großen Manövern für die Anfangsperiode einer Aggression zugedacht haben bzw. zugedenken: nämlich die gedeckte Versammlung der Angriffsgruppierung der ersten und zweiten Staffel in voller Gefechtsbereitschaft, um aus der Bewegung heraus unter voller Ausnutzung der Überraschung den entscheidenden Anfangsschlag zu führen. Damals war Polen erstes Angriffsziel - heute soll es die Deutsche Demokratische Republik sein. Damals war der Provokationsherd und das Signal zur Entfesselung der Aggression Gleiwitz - heute soll es Westberlin sein. Aus diesem Grunde müssen wir uns noch etwas eingehender mit einigen Aspekten der operativen Angriffsplanung des NATO- und vor allem des westdeutschen Generalstabes in der Anfangsperiode beschäftigen. Zum Überraschungsmoment: Mit der Ausnutzung der operativen und taktischen Überraschung hofft der Generalstab der NATO und vor allem der Bundeswehr, daß die Angriffsverbände bereits nach 24 Stunden an der Oder und Neiße stehen, bevor die Nationale Volksarmee und die mit ihr verbündeten Streitkräfte des Warschauer Vertrages überhaupt militärisch eingreifen könnten. Damit glaubt in erster Linie der westdeutsche Generalstab, die Welt vor die vollendete Tatsache der gewaltsamen „Lösung der Deutschlandfrage" stellen und die Sowjetunion davon abhalten zu können, Kernwaffen f ü r den Gegenschlag einzusetzen. Demzufolge ist also der Führungsstab der Bundeswehr der völlig irrealen und unbegründeten - Ansicht, die Streitkräfte der DDR und des sozialistischen Lagers „überrennen" zu können und damit gleichzeitig ihre Vergeltungsschläge unmöglich zu machen, zumindest
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aber sie zu „unterlaufen". Daran knüpfen die westdeutschen Generalstäbler im Nord- und Mittelbereich der NATO die Hoffnung, die erste Etappe ihrer Aggression vorläufig räumlich auf das Gebiet Deutschlands zu begrenzen und damit dem Risiko eines Kernwaffenkrieges zu entgehen. Aus den Führungsvorschriften der NATO und der Bundeswehr, aus Generalstabsstudien, Planspielen und vor allem aus den in den Jahren 1960 und 1961 durchgeführten Manövern geht ganz klar hervor, daß der Bonner Generalstab in der Anfangsperiode seiner Angriffsoperationen der Ausnutzung des Überraschungsmomentes und der schnellen Erreichung des Operationszieles Oder-Neiße entscheidende Bedeutung beimißt. Zu diesem Zweck erfolgt die Unterbringung der Angriffsdivisionen und -brigaden des Heeres bereits jetzt nach den vorgesehenen Angriffsschwerpunkten in der Nähe der Grenzen zur DDR und CSSR. Diese Truppen werden vorrangig aufgefüllt und sollen bevorzugt mit taktischen Kernwaffen ausgerüstet werden. Sie sind modern gegliedert und werden in ständiger Gefechtsbereitschaft gehalten. Die überraschende Entfesselung der Aggression soll dann aus Manövern heraus erfolgen. Zur Umfassungsstrategie: Die operative Angriffsplanung des NATOund vor allem des westdeutschen Generalstabes deutet weiterhin offensichtlich auf Führung sogenannter „mehrseitiger Umfassungsoperationen" hin, wobei die Hauptstoßrichtungen der Angriffsverbände des Heeres und der Marine in Richtung der Nord- und Südflanke der DDR verlaufen. Diese Planungen sind theoretisch in den Führungsvorschriften und Operationsstudien festgelegt und in NATO-Stabs- und Truppenübungen erprobt worden. Dabei zeichnen sich aus den verschiedenen Stoßrichtungen drei kombinierte Umfassungsstöße ab: 1. der Stoß in den Nordteil bis zur Ostseeküste der DDR aus dem Raum Schleswig-Holstein heraus (Manöver „Hold-fast" [Halt fest] und Seemanöver „Bone Dry" [Trockener Knochen]) ; 2. der Stoß in Richtung Südflanke der DDR, gezielt auf das mitteldeutsche Industriegebiet, geführt aus dem bayrischen-schwäbischen Raum (Manöver „Winterschild I und I I " ) ; 3. sogenannte vertikale Umfassungsoperationen in das Hinterland der DDR mit Hauptstoßrichtung „Frontstadt" Berlin, Operationen, die
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sowohl aus der Luft als auch „unterirdisch subversiv" geführt werden sollen. Diese Absichten ergeben sich auch aus den Unterbringungsschwerpunkten der Land-, Luft- und Seestreitkräfte und aus den Räumen der Raketenbasen der NATO in Westdeutschland - Raum SchleswigHolstein im Norden, Raum Bayern — Württemberg im Süden. Für die Vorbereitung sogenannter vertikaler Umfassungsoperationen gegen das Hinterland der DDR gibt es keine Stabsübung und kein Manöver, bei denen nicht Luftlandungen (vor allem in den Räumen von Kernwaffenschlägen) sowie Diversionskrieg gewissermaßen „durchgespielt" worden wären. In Südwestdeutschland steht f ü r diese Aufgaben eine Luftlandedivision mit zwei eigenen Luftlandetransportgeschwadern bereit. Die Ausbildung spezieller Diversionseinheiten im Heer und in der Marine ist im vollen Gange. Im Lichte dieser Pläne ist es klar, daß der Führungsstab der Bundeswehr in seinen Angriffsplänen Westberlin als Zentrum der sogenannten subversiven Kriegführung gegen die DDR, als Knotenpunkt f ü r sogenannte vertikale Umfassungsoperationen und als Signalstation für die Kriegsentfesselung eine entscheidende Rolle zugedacht hat. Das alles zusammengenommen ergibt eine wichtige Schlußfolgerung: Für die bewaffneten Kräfte unserer Republik besteht eine der Lehren des zweiten Weltkrieges und vor allem der Geschichte des Überfalls Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion darin, sich — wie Walter Ulbricht fordert - „mit diesen Plänen der imperialistischen Kräfte gründlich zu befassen und ständig die taktischen Manöver des Gegners zu verfolgen" 4 . Dann werden wir in der Lage sein, gemeinsam mit den sozialistischen Bruderarmeen, vor allem mit der ruhmreichen Sowjetarmee, und gestützt auf die militärische Überlegenheit der sozialistischen Staaten, jederzeit, rechtzeitig und noch wirksamer alle nur denkbaren Provokationen der abenteuerlichen westdeutschen Militaristen im Keime zu ersticken. 4
Ulbricht, Walter, Zur Eröffnung der ersten sozialistischen Militärakademie am 5. 1. 1959, in: Militärwesen, Sonderheft Februar 1959, S. 30.
Der Kampf der Sowjetunion für die Bildung und Festigung einer antifaschistischen Koalition und ihre Rolle bei der Zerschlagung des faschistischen Deutschland G . L . ROSANOW
Der deutsche Faschismus erlitt im Verlaufe des zweiten Weltkrieges nicht nur in militärischer, ökonomischer und ideologischer Hinsicht eine völlige Niederlage, sondern auch auf dem Gebiet der Diplomatie. Als die Hitlerfaschisten die Sowjetunion überfielen, glaubten sie, gegen die Sowjetunion eine Koalition aller kapitalistischen Mächte organisieren zu können, oder daß sich im äußersten Falle die Westmächte zu einer freundschaftlichen Haltung gegenüber dem faschistischen Deutschland bewegen ließen. „Wenn Barbarossa steigt," prahlte Hitler, „hält die Welt den Atem an und verhält sich still." 1 Diese Berechnungen der Hitlerfaschisten spielten eine bedeutende Rolle im allgemeinen Kriegsplan gegen die Sowjetunion. Sie waren jedoch auf Sand gebaut. Nicht die Sowjetunion, sondern das faschistische Deutschland war schließlich in der internationalen Arena isoliert. Der Sowjetunion gelang es, die allergünstigsten internationalen Bedingungen zu schaffen, um einen gerechten Krieg gegen den Aggressor zu führen. Nach dem Überfall auf die Sowjetunion konnten die Hitlerfaschisten nicht einen Staat mehr auf ihre Seite ziehen. Selbst Japan und die Türkei, mit denen die Hitlerfaschisten als Verbündete rechneten, riskier1
Der Nürnberger Prozeß. Aus den Protokollen, Dokumenten und Materialien des Prozesses gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof. Ausgewählt und eingeleitet von Peter Alfons Steiniger, Bd 1, Berlin 1958, S. 280, Dok. PS 872.
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ten es nicht, offen gegen die Sowjetunion aufzutreten. So befanden sich im F r ü h j a h r 1945 mit dem faschistischen Deutschland gleichzeitig 43 Staaten im Kriegszustand. Eine der Besonderheiten des zweiten Weltkrieges bestand demzufolge gerade darin, daß sich in seinem Verlauf eine mächtige antifaschistische Koalition der Völker und Staaten unter der Führung der Sowjetunion herausbildete. Viele kapitalistische Staaten, unter ihnen die USA, England und Frankreich, wurden Koalitionspartner des sozialistischen Staates, der Sowjetunion. Die Bildung einer antifaschistischen Koalition und ihre erfolgreiche Tätigkeit bis zur endgültigen Zerschlagung des aggressiven Blocks waren natürlich nicht zufällig. Sie waren die gesetzmäßigen Ergebnisse der historischen Entwicklung während der ersten Etappe der allgemeinen Krise des Kapitalismus. Einerseits waren sie das Resultat verschärfter Widersprüche innerhalb des kapitalistischen Systems und einer allgemeinen Schwächung der Kräfte der imperialistischen Reaktion. Andererseits waren sie Ausdruck des unentwegten Anwachsens der Kraft und des verstärkten Einflusses der antifaschistischen, demokratischen und friedliebenden Kräfte im internationalen Maßstab, die durch die sozialistische Sowjetunion geführt wurden. Obwohl es den Kräften des Friedens und der Demokratie nicht gelungen war, den zweiten Weltkrieg zu verhindern, blieben ihre Anstrengungen doch nicht ohne Erfolg. Die Voraussetzungen f ü r die Bildung der antifaschistischen Koalition waren durch den unermüdlichen Kampf der sowjetischen Diplomatie in der Vorkriegsperiode f ü r den Zusammenschluß aller Friedenskräfte und ein festes System der kollektiven Sicherheit geschaffen worden. Die antifaschistische Koalition war somit ein System der kollektiven Sicherheit in der Kriegszeit. Es besteht kein Zweifel darüber, daß die herrschenden Kreise der Westmächte in der UdSSR einen unversöhnlichen Feind sahen und gegenwärtig auch noch sehen, der einzig und allein durch seine Existenz die Volksmassen der kapitalistischen Staaten und Kolonien revolutioniert, sie zum Kampf gegen die Ausbeuter anregt und dadurch die Grundlagen des Kapitalismus untergräbt. Die Beseitigung des sozialistischen Staates und die Restauration des Kapitalismus in der UdSSR waren deshalb das erstrebenswerte Ziel der reaktionären westeuropäi-
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sehen und amerikanischen Bourgeoisie. Aus diesem Grunde züchtete sie sorgfältig den deutschen Faschismus und Militarismus. Eine Reihe bekannter reaktionärer Politiker sahen im Überfall des faschistischen Deutschland auf die UdSSR nur die Verwirklichung ihres lang gehegten Wunsches - die Sowjetunion, die Bastion der Demokratie und des Sozialismus, durch das faschistische Deutschland zu erdrosseln. Sie hofften, daß sich beide Länder im Krieg gegenseitig schwächen und vernichten würden. Damit wäre der Weg zur unumschränkten Herrschaft des anglo-amerikanischen Imperialismus über die ganze Welt frei geworden. Weit verbreitet ist die antisowjetische Erklärung des damaligen Senators und späteren Präsidenten der USA, H a r r y S. T r u m a n , die er unmittelbar nach dem Überfall Hitlerdeutschlands auf die UdSSR abgab. In Wiederholung dessen, was bereits Senator T a f t zum Ausdruck gebracht hatte, sagte er, ein Sieg des Kommunismus in der Welt könne f ü r die USA viel gefährlicher werden als ein Sieg des Faschismus. In England trat der Minister f ü r Flugzeugindustrie in der Regierung Churchill mit einem ziemlich vollkommenen Aktionsprogramm der imperialistischen Reaktion auf. In einer Rede in Manchester sprach er die Erwartung aus, die russischen und deutschen Armeen mögen sich gegenseitig vernichten. Zur gleichen Zeit müsse das Britische Empire seine Luftwaffe und die anderen Streitkräfte bis zu einer solchen Stufe vervollkommnen, daß es in Europa herrschen könne, falls Rußland u n d Deutschland sich tatsächlich vernichteten. 2 Allerdings gewann diese Ansicht in den regierenden Kreisen der USA und Englands nicht das Übergewicht. Mit dem Beginn des faschistischen Überfalls auf die Sowjetunion versicherten die Regierungen der USA und Englands der Sowjetunion ihre Unterstützung. In den J a h r e n 1 9 4 1 - 1 9 4 2 kam es dann auch zur offiziellen Formierung der antifaschistischen Koalition. Die entscheidenden Faktoren, die den Standpunkt der herrschenden Kreise der westlichen imperialistischen Länder zur Sowjetunion bestimmten, waren einmal die entschlossene Unterstützung des gerechten Kampfes des Sowjetvolkes gegen die faschistischen Aggressoren durch 2
Siehe Labour Monthly, vol. 23, 10/1941, S. 412.
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die breiten Volksmassen und zum anderen jenes gewaltige Ausmaß, das die Bewegung für die aktive Unterstützung der Sowjetunion angenommen hatte. Der Eintritt der UdSSR in den zweiten Weltkrieg vollendete den Prozeß seiner Umwandlung in einen gerechten Befreiungskrieg gegen die Länder des faschistischen Blockes. Er war die Gewähr f ü r den Sieg der demokratischen Kräfte über den Faschismus, denn nur die Sowjetunion war in der Lage, das faschistische Deutschland und seine Satelliten zu besiegen. Nur sie konnte die Menschheit vor der faschistischen Versklavung retten. Vollkommen zu Recht bemerkte der Vorsitzende der Kommunistischen Partei der USA, William Foster: „Ohne die Beteiligung der Sowjetunion hätte niemals die Rede von einem entschiedenen Auftreten der englischen und amerikanischen Imperialisten, die im Innersten mit dem Faschismus sympathisierten und ständig zu einem Übereinkommen mit Hitler bereit waren, gegen den Faschismus sein können." 3 Der heldenhafte Kampf des Sowjetvolkes gegen den deutschen Faschismus rief die Solidarität und Anteilnahme aller fortschrittlichen Menschen, aller Werktätigen in der ganzen Welt hervor. Nach dem 22. Juni 1941 begann in den vom Faschismus besetzten Ländern ein gewaltiger Aufschwung der nationalen Befreiungsbewegung der unterjochten Völker. Sie sahen in der Sowjetunion ihren Befreier und erkannten in ihr die Kraft, die in der Lage war, die faschistischen Horden zu zerschlagen und die Weltzivilisation zu retten. Mit dem Beginn des Großen Vaterländischen Krieges der Sowjetunion sahen sie das Morgenrot der eigenen Befreiung und erhoben sich mit noch größerer Kraft gegen ihre Unterdrücker. Die Werktätigen des sowjetischen, amerikanischen, englischen, polnischen, tschechoslowakischen und anderer Völker schlössen sich zu einer mächtigen antifaschistischen Kampfgemeinschaft zusammen. Die Werktätigen der ganzen Welt begriffen, daß an der sowjetisch-deutschen Front auch ihr eigenes Schicksal, ihre nationale Unabhängigkeit und 3
6a HjjeojiorHH, in: KoMMyHHCT, 17/1960. COMB, B. H., TepMaHCKan iiCTopnorpa