Oden Salomos. Teil 1: Text, Übersetzung, Kommentar. Oden 1 und 3-14 9783666539411, 352553941X, 3727812451, 9783525539415


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German Pages [324] Year 1999

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Oden Salomos. Teil 1: Text, Übersetzung, Kommentar. Oden 1 und 3-14
 9783666539411, 352553941X, 3727812451, 9783525539415

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ΝΤΟΑ 41/4 Michael Lattke Oden Salomos

NOVUM TESTAMENTUM ET ORBIS ANTIQUUS (ΝΤΟΑ) Im Auftrag des Biblischen Instituts der Universität Freiburg Schweiz herausgegeben von Max Küchler in Zusammenarbeit mit Gerd Theissen

Zum Autor: Michael Lattke, geb. 12. Mai 1942 in Stettin (Szczecin). Dipl.-Theol. (Tübingen 1968). Dr. theol. (Freiburg im Breisgau 1974). Dr. theol. habil. (Augsburg 1979). D. Litt. (University of Queensland, Brisbane 1992). Fellow of the Australian Academy of the Humanities (1994). Seit 1994 Professor of New Testament and Early Christianity Studies und seit 1997 Senior Research Fellow of the Australian Research Council, beides im Department of Studies in Religion, University of Queensland, Brisbane QLD 4072, Australia. Publikationen: Einheit im Wort (München 1975). Die Oden Salomos in ihrer Bedeutung für Neues Testament und Gnosis, OBO 25/1-4 (Fribourg/Göttingen 1979-1998). Register zu Rudolf Bultmanns Glauben und Verstehen, Band I-IV (Tübingen 1984; Nachdruck 1993: UTB, Nr. 1763). Hymnus. Materialien zu einer Geschichte der antiken Hymnologie, NTOA 19 (Fribourg/Göttingen 1991). Oden Salomos, FC 19 (Freiburg im Breisgau 1995). Zahlreiche Artikel in Festschriften, Lexika und Zeitschriften (siehe OBO 25/4).

Novum Testamentum et Orbis Antiquus

Michael Lattke

Oden Salomos * *

Text, Ubersetzung, Kommentar

Teil 1 Oden 1 u n d 3-14

Universitätsverlag Freiburg Schweiz Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1999

41/1

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Lattke, Michael: Oden Salomos: Text, Übersetzung, Kommentar / Michael Lattke. - Freiburg, Schweiz: Univ.-Verl.; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht (Novum testamentum et orbis antiquus; 41) Einheitssacht, des beigef. Werkes: Odae Salomonis Teil 1. Oden 1 und 3 - 1 4 . - 1999 ISBN 3-525-53941-X (Vandenhoeck & Ruprecht) ISBN 3-7278-1245-1 (Univ.-Verl.)

Veröffentlicht mit Unterstützung des Hochschulrates und des Rektorates der Universität Freiburg Schweiz und des Department of Studies in Religion, University of Queensland, Brisbane QLD 4072, Australia

Die Druckvorlagen der Textseiten wurden vom Autor ab Datenträger als reprofertige Vorlage zur Verfügung gestellt. Geschrieben wurden sie auf einem Power Macintosh G3 mit Mac OS 8.5, unter Benutzung von Microsoft Word Version 6.0.1 und Fonts der Firma Linguist's Software (PO Box 580, Edmonds, WA 98020-0580, U.S.A.)

© 1999 by Universitätsverlag Freiburg Schweiz Paulusdruckerei Freiburg Schweiz ISBN 3-7278-1245-1 (Universitätsverlag) ISBN 3-525-53941-X (Vandenhoeck & Ruprecht) ISSN 1420-4592 (Novum Testam. orb. antiq.)

Hans-Joachim Klimkeit zum Gedenken 22. Juli 1 9 3 9 - 7. Februar 1999

Vorwort

In Forschung und Lehre, dem monatlichen Mitteilungsblatt des Deutschen Hochschulverbandes, wurde vor nicht allzu langer Zeit dem Philosophen Gerhard Vollmer die Frage gestellt: „Was bedeutet Ihnen Gott?" (5 [1998], 672). Die Antwort darauf war kurz und bündig diese: „Eine überflüssige Hypothese." Von wem die aus dem ersten Viertel des zweiten Jahrhunderts n.Chr. stammenden, wahrscheinlich ursprünglich griechischen Salomo-Oden gedichtet wurden, wissen wir nicht. Aber wir können mit Gewißheit sagen, daß ihr(e) Verfasser, Übersetzer und antiken Benutzer im Überschneidungsbereich von frühen jüdischen, gnostischen und christlichen Gruppierungen in hellenistisch-römischer Zeit fest davon überzeugt waren, daß ihnen ihr auch als „Herr", „Höchster" oder „Vater" bezeichneter „Gott" die wichtigste und zur Erkenntnis wie Erlösung notwendigste Hypothese bedeutete. Nicht alles Reden unter dieser Glauben und Wissen umfassenden Hypothese war in philosophischer und theologischer Hinsicht so naiv, wie es uns im mythologischen Gewand erscheint. Auch in der Antike wurde kritisch gedacht. Historisch-kritische Exegese der Neuzeit mit all ihren philologischen, formgeschichtlichen und religionswissenschaftlichen Einzelheiten kann von der Theologie der Texte genausowenig absehen wie von ihren Sprachen, Formen und Bildern. Seit der Ankündigung eines kritischen Kommentars „im Stile biblischer Kommentare" (Lattke 1979, VII—VIII) hat sich im Bereich der außerkanonischen Schriften auch kommentierend einiges getan (vgl. z.B. Stone 1990 zu 4 Ezra bzw. IV Esr). Daß ich nach vielen Vorarbeiten, zu denen auch das Bändchen in der Reihe «Fontes Christiani» gehört (1995), nun Teil 1 des Kommentars vorlegen darf, erfüllt mich mit aufatmender Zufriedenheit, gleichzeitig aber mit einem erheblichen Schrecken. Denn zwei Drittel des Kommentars müssen erst noch geschrieben werden. Glücklicherweise ermöglicht bis Anfang des Jahres 2002 meine Stelle als Senior Research Fellow (Australian Research Council) die ruhige und beharrliche Kleinarbeit. Bevor es weitergeht mit Ode 15, schaue ich zurück und statte vorläufigen Dank ab. An erster Stelle danke ich meiner Frau und Lebensgefahrtin Irmtraud Petersson, die bisher als einzige den vorliegenden Teil des Kommentars kritisch gelesen hat. Von den vielen Gelehrten und Lehrern beiderlei Geschlechts, die mich mit Freundschaft begleitet und durch Fachgutachten und wissenschaftlichen Rat gefordert haben, nenne ich - in chronologischer Reihenfolge meines akademischen Lebens in Deutschland und Australien - Ernst Käsemann (gest. 1998), Anton Vögtle (gest. 1996), Christel und Kurt Rudolph, Barbara Aland, Herbert Leroy, Julius Aßfalg, Carsten Colpe,

[vn]

VIII

Vorwort

Peter Antes, Gabriele Winkler, Hans-Joachim Klimkeit (gest. 1999), Gerhard Dautzenberg, Ferdinand Hahn, Pauline Allen, Ian Gillman, Majella Franzmann, Norbert Brox, Hans-Martin Schenke, Klaus Berger, Eric Osborn, Sebastian Brock und Helmut Köster. Dank gilt auch meinem Department für finanziellen, sprachlichen und technischen Beistand. Ein regelmäßiges Glas Chardonnay mit den humorvollen Kollegen Philip Almond, Edgar Conrad und Peter Harrison hat ganz sicher dazu beigetragen, die notwendige Ausdauer bei der Schreibtischarbeit zu bewahren. Brisbane, im März 1999

Michael Lattke

Inhalt

Vorwort Inhalt Technische Hinweise

VII-VIII IX-X XI

Ode 1 Der Kranz der Wahrheit Exkurs 1: „Wahrheit" in den Oden Salomos

1-8 5-6

Ode 3 Liebesmetaphorik und Gnosis 9-25 Exkurs 2: „Liebe" und „lieben" in den Oden Salomos 12-13 Exkurs 3: „Ruhe" und „ruhen" in den Oden Salomos 15-16 Tabellarische Übersicht 1: „Leben" und „Tod", „leben" und „sterben", „lebendig/unsterblich" 20-21 Ode 4 Vermischte Lehre in dialogischer Gebetsform 27-47 Exkurs 4: „Herz" in den Oden Salomos 33-34 Tabellarische Übersicht 2: Die Objekte der metaphorisch gebrauchten Verben „anlegen, anziehen, sich bekleiden" und „ausziehen, ablegen" 37 Ode 5 Meine Hoffnung, meine Erlösung Exkurs 5: „Erlösen", „Erlöser" und „Erlösung" in den Oden Salomos

49-69 63-67

Ode 6 Geist und Gnosis des Herrn, Mythos vom Fluß, Bildrede über das Wasser des Lebens 71-93 Tabellarische Übersicht 3: Jesus Sirach 24 und die Oden Salomos 80 Exkurs 6: „Trank", „trinken" und „Wasser" in den Oden Salomos, unter Berücksichtigung von „Durst", „Fluß", „Quelle" und „Trunkenheit". 84-86 Ode 7 Herr und Vater der Gnosis, Epiphanie und Erlösung des Sohns, Gnosis des Herrn Exkurs 7: „Erkennen" und „Erkenntnis" in den Oden Salomos

95-128 101-104

Ode 8 Rede des Offenbarers, Erlösers und Schöpfungsmittlers Exkurs 8: „Antlitz" und „Person" in den Oden Salomos

129-154 142-144

[ix]

χ

Inhalt

Ode 9 Erlösungsrede Exkurs 9: „Denken", „Sinn" und „Wille" in den Oden Salomos

155-170 158-162

Ode 10 Mythologische Rede des Erlösers und Offenbarers Exkurs 10: „Licht", „Lichtspuren" und „Finsternis" in den Oden Salomos

179-181

Ode 11 Bildrede einer erlösten Person in erzählender Form Exkurs 11: „Frucht" und „Früchte" in den Oden Salomos

185-223 192-195

Ode 12 Wahrheit, Wort und Äonen Exkurs 12: „Wort" und Wörter des Redens in den Oden Salomos

225-246 239-241

Ode 13 Mahnende Spiegel-Bildrede Exkurs 13: Die crux interpretum in OdSal 13,3a

247-255 251-254

Ode 14 Kindliches Vertrauen auf den Herrn Exkurs 14: „Milde" und „Wonne" in den Oden Salomos

257-268 261-262

171-183

Anhang Transkription des Koptischen und Syrischen Abkürzungsverzeichnis Teil 1: Verbalstämme im Syrischen Teil 2: Häufig zitierte Vorarbeiten, Grammatiken und Wörterbücher Teil 3: Sonstige Abkürzungen Literaturverzeichnis

271-272 273-281 273 273-274 275-281 283-301

Technische Hinweise Auf den Text bzw. die Texte jeder Ode folgt eine kurze allgemeine Einleitung. Die Überschriften, die ja keinen Teil der handschriftlichen Überlieferung darstellen, sind nur Versuche, wichtige formale und inhaltliche Aspekte herauszustellen. Durch römische Ziffern wird die von Majella Franzmann erarbeitete Struktur angezeigt.' Diese Untergliederung erscheint dann auch im Kommentar selbst. Am Anfang jeder Stanze steht der Text mit Übersetzung. Koptische und syrische Texte werden nun aber in Transkription geboten, wodurch bereits schwierige und langwierige Entscheidungen über philologische Probleme sichtbar werden. 2 An jeweils passender Stelle wird der eigentliche Kommentar jeder Ode zur Entlastung paralleler Stellen durch einen Exkurs unterbrochen. Mit Ausnahme von Ode 3, zu der Exkurse 2 und 3 gehören, ist die Nummer des Exkurses also identisch mit der Nummer der Ode, was die Orientierung erleichtert. Die sporadischen tabellarischen Übersichten lassen sich leicht im Inhaltsverzeichnis ausmachen. Genaueres zur Transkription findet sich im Anhang. Die dort ebenfalls untergebrachten Verzeichnisse beschränken sich auf die bisher benutzte und zitierte Literatur. Zahlreiche weitere Titel werden in der Fortsetzung des Kommentars hinzukommen. Darum ist vorläufig auf die umfassenden Bibliographien der Vorarbeiten hinzuweisen (vgl. Franzmann 1986; Lattke 1986 [= III]; 1995, 226-254; 1998 [= IV], 233-251). Folgende Zeichen werden in der Edition der Texte und ftir die Versionen benutzt: [ ( < { [

] ) > } I

— ασε © Κ S m

Ergänzung von Textlücken. Aufgelöste Abkürzungen der Handschrift. Editorische Zufügung oder Verbesserung. Editorische Tilgung. Handschriftliche Tilgung. Zahlenmäßig bestimmbare fehlende Buchstaben. Fehlender Text von unbestimmbarem Umfang, Unsichere Buchstaben durch Unterpunkt gekennzeichnet. Griechische Version (Papyrus Bodmer XI). Koptische Version (Codex Askew [A]). Syrische Version (Codex Harris [H] und Codex Nitriensis [N]). Hebräischer (masoretischer) Text.

1

Vgl. Franzmann 1991. Zu den von Watson (1984, 11-14) stammenden Begriffen (bes. „stanza") vgl. Lattke 1991, 432f = IV 92-94. Literatur wird also in den meisten Fällen durch Angabe von Autorenname(n) und Jahr zitiert, manchmal auch nur durch eine Abkürzung. Zwischen Seite und Spalte wird nicht unterschieden. 2 Auf eine Transkription hebräischer und griechischer Wörter wurde verzichtet. Verglichen mit dem Vorgehen von Der Neue Pauly (Stuttgart/Weimar: J. B. Metzler, 1,1996-), wo sogar viele griechische Begriffe transkribiert werden, mag dieser Verzicht als Mangel erscheinen. Für den griechischen Text des Neuen Testaments wurden im Laufe der Jahre drei verschiedene Auflagen des sog. NestleAland benutzt (Stuttgart 251963 u.ö., 261979 u.ö., 271993 u.ö.). [XI]

ODE 1

Der Kranz der Wahrheit

Hs.: Codex Askew 54 v a (K) Ed./Üb.: I 79; Franzmann 1991, 15-17

I

1

n2s.oeic fciüIR τ ^ π ε Ree ίϊοΉ-κλοΑ ώ^νω R f N ^ p n e H ß o k dvN

2 3 4

5

π ^TTUJCORT NpdJ R ^ h t 2ie e q e m e Rottk^oa eHUfo-sOooTT e A e H f o T r c ü ώ,λλόν K o R ä TÄAJie öyvoa ^Kfo"?r(ü SIÄCÜ'I m n e K K d v p n o c cejKez ^ τ τ ω CGÄHK εΐΓΆεζ, ε&ολ πεκονχ>&ϊ

Ode 1, eine „Bildrede des Erlösten" (Lattke 1995, 39), ist nur in koptischer Übersetzung erhalten. Die aus dem Griechischen übersetzte gnostische Schrift Pistis Sophia zitiert einen Text, „durch Salomo in seiner 19. Ode prophezeit und gesprochen" (I 193; vgl. 216-217), bei dem es sich jedoch weder um das Ganze noch um ein Fragment von Ode 19 handeln kann, weil wir Ode 19 aus den zwei syrischen Hss. Η und Ν kennen. Vielmehr muß der zitierte, vielleicht nur fragmentarische Text einer Sammlung entstammen, in der 18 PsSal und mindestens 25, wahrscheinlich jedoch 42 OdSal durchgezählt wurden. Die Angabe „in seiner 19. Ode", die in ihrer Genauigkeit glücklicherweise die einzige ihrer Art ist, bezieht sich also auf OdSal 1. Dieses Urteil ist umso wahrscheinlicher, als die syrischen Hss. PsSal 1 als z'mirtä 43 (H) bzw. Nr. 43 (N) enthalten (I 184). I 1

pöo'is hiöen ta-ape en-t-he awö en-tina-er-pef-bol an

e

n-u-klom

[1]

2

Oden Salomos

1

Der Herr ist auf meinem Haupt wie ein Kranz, und ich werde ihm nicht entfliehen.

Da es keine griechisch-koptische Parallelübersetzung der OdSal gibt, ist es schwierig zu bestimmen, wie die griechische Vorlage des koptischen Wortes x o e i c (öois) gelautet hat. Von den zur Verfugung stehenden, hier in Frage kommenden Wörtern steht einerseits κύριος immer für r