Objektklitika im Bulgarischen [Reprint 2015 ed.] 9783050082394, 9783050038728

Valja Werkmann untersucht auf der Grundlage der Chomskyschen Grammatiktheorie sowie der jüngsten Ergebnisse der Informat

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German Pages 310 [312] Year 2003

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Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Liste der Abkürzungen
I. Syntaktische Struktur des bulgarischen Satzes
1.1. Einleitung
1.2. Theoretischer Rahmen der Arbeit
1.3. Zur Projektion des lexikalischen Verbs
1.4. Zu den funktionalen Kategorien
1.5. Syntaktische Positionen von Adverbialen im Bulgarischen
1.6. Tempusformen des Bulgarischen
1.6.1. Bulgarische Daten und ihre Beschreibung
1.6.2. Analyse periphrastischer Konstruktionen mit Hilfe funktionaler Kategorien
1.6.3. Analyse der bulgarischen Tempusformen als Verbkomplexe
1.6.4. Zusammenfassung
II. Informationsstruktur bulgarischer Sätze
2.1. Einleitung
2.2. Theoretische Grundlage der Informationsstrukturierung
2.3. Informationsstruktur bulgarischer Sätze
2.3.1. Realisierungen der Diskursfunktionen: Fokusarten
2.3.2. Realisierungen der Diskursfunktionen: Topikarten
2.3.3. Zur Frage kontrastiver Topiks
2.4. Zusammenfassung
III. Bulgarische Objektklitika und ihre generative Analyse
3.1. Einleitung
3.2. Eigenschaften und typische Verhaltensweisen der Klitika
3.2.1. Gemeinsame Eigenschaften von Klitika und Affixen
3.2.2. Unterschiede zwischen Klitika und Affixen
3.2.3. Verschiedene Typen von Klitika
3.3. Formenbestand bulgarischer Klitika
3.3.1. Kettenbildung der bulgarischen Klitika und Abfolge ihrer Glieder
3.3.2. Stellungsverhalten der Objektklitika und des klitischen Auxiliars
3.4. Empirische Beobachtungen aus der traditionellen bulgarischen Grammatik
3.4.1. Unterschiede zwischen klitischen Pronomina und Vollpronomina
3.4.2. Klitische Verdoppelung der Objekte
3.4.3. Morphosyntaktische Erklärungszusammenhänge
3.5. Generative Beschreibung der Objektklitika in den romanischen Sprachen
3.5.1. Die Klitikbewegung
3.5.2. Die Generierung der Objektklitika in ihrer Oberflächenposition
3.5.3. Klitikbewegung versus Basisgenerierung
3.5.4. Der kategorielle Status der Klitikposition
3.5.5. Die Beziehung zwischen dem Objektklitikon und der Argumentposition
3.6. Generative Beschreibung bulgarischer Objektklitika
3.6.1. Klitika als maximale Kategorien
3.6.2. Klitika als Affixe
3.6.3. Klitika als Köpfe
3.7. Bulgarische Objektklitika als Köpfe funktionaler Projektionen in nominalen Syntagmen
3.7.1. Lexikoneintrag der Objektklitika
3.7.2. Bedingungen für das Auftreten pronominaler Klitika
3.7.3. Zum referentiellen Status der Objektklitika
3.7.4. Funktion der Objektklitika
3.7.5. Die Binnenstruktur der DP
3.7.6. Die Basisposition der pronominalen Klitika
3.7.7. Die Kongruenzbeziehung zwischen der Argument-DP und dem Klitikon
3.8. Die lineare Positionierung der allein auftretenden Objektklitika in die Satzstruktur
3.9. Gründe für die Verbbewegung
3.9.1. Zur syntaktischen Stützung der Objektklitika
3.9.2. Zur phonologischen Stützung der Objektklitika
3.10. Klitische Verdoppelung der Argument-DP
3.11. Zusammenfassung
IV. Schlussbemerkungen
Literaturverzeichnis
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Objektklitika im Bulgarischen [Reprint 2015 ed.]
 9783050082394, 9783050038728

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Valja Werkmann Objektklitika im Bulgarischen

studia grammatica Herausgegeben von Manfred Bierwisch unter Mitwirkung von Hubert Haider, Stuttgart Paul Kiparsky, Stanford Angelika Kratzer, Amherst Jürgen Kunze, Berlin David Pesetsky, Cambridge (Massachusetts) Dieter Wunderlich, Düsseldorf

studia grammatica 57

Valja Werkmann

Objektklitika im Bulgarischen

Akademie Verlag

ISBN 3-05-003872-1 ISSN 0081-6469 © Akademie Verlag GmbH, Berlin 2003 Das eingesetzte Papier ist alterungsbeständig nach DIN/ISO 9706. Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil des Buches darf ohne Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form - durch Photokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren - reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden. All rights reserved (including those of translation into another languages). No part of this book may be reproduced in any form - by photoprinting, microfilm, or any other means - nor transmitted or translated into a machine language without written permission from the publishers. Druck und Bindung: Medienhaus Berlin Printed in the Federal Republic of Germany

Ha To3H, KOHTO He πο3βολη, ptKaTa μ η λ a ce OTnycHe o6e3CHjieHa Λορκ Β MHHyTHTe Ha HaH-r0JWM0 OTHaflHHe.

Vorwort

Die vorliegende Arbeit ist die korrigierte und überarbeitete Fassung meiner Dissertation, die im Mai 2001 von der Philologischen Fakultät der Universität Leipzig angenommen wurde. Die Gutachter der Arbeit sind Prof. Dr. phil. Anita Steube (Leipzig), Prof. Dr. Phil. Gerhild Zybatow (Leipzig) sowie Prof. Dr. Phil. Ruselina Nicolova (Sofia). An dieser Stelle möchte ich allen recht herzlich danken, die mir in den verschiedenen Stadien der Arbeit mit inhaltlichen Anregungen, kritischen Fragen und formalen Hilfestellungen weitergeholfen haben. Ganz besonderer Dank gebührt meiner Betreuerin Frau Prof. Anita Steube, die meine Arbeit mit zahlreichen kritischen Kommentaren und Ideen gefördert und vorangebracht hat. Unter den Lehrenden des Kollegs möchte ich auch Frau Prof. Gerhild Zybatow hervorheben, die mir bei der Durchsicht der Vorfassung zur Seite gestanden hat. Für die Diskussion zu Teilbereichen meiner Dissertation in verschiedensten Vor- und Zwischenstufen bin ich den Teilnehmer/inn/en des ostslavischen Kolloquiums und der „Semantik-Gruppe" im Graduiertenkolleg (Dorothee Fehrmann, Uwe Junghanns, Grit Mehlhorn, Ina Mleinek, Andreas Späth, Lukas Szucsich, Martin Trautwein, Dieter Wirth, Tatjana Zybatow) besonders verpflichtet. Für alle verbleibenden Fehler bin selbstverständlich ich verantwortlich. Martin Welk und Karin Janowski bin ich für die Verbesserung meines Deutschen zu Dank verpflichtet. Uwe Junghanns, Andreas Späth und Ilse Zimmermann danke ich dafür, dass sie sich als kritische Leser in besonderer Weise um die Überarbeitung der Dissertation verdient gemacht haben.

6

Vorwort

Ein ganz spezieller Dank gilt meiner Mutter für ihre Liebe und Unterstützung aus der Ferne sowie meinem Mann für seine große Hilfe bei der Bewältigung von Problemen, die ich als unlösbar betrachtete. Schließlich danke ich Herrn Prof. Dr. Manfred Bierwisch und dem Akademie Verlag für die Veröffentlichung der Dissertation in der Studia-Grammatica-Reihe.

Leipzig, im März 2002

Valja Werkmann

Inhaltsverzeichnis

Vorwort Inhaltsverzeichnis Liste der Abkürzungen

5 7 11

I.

13

Syntaktische Struktur des bulgarischen Satzes 1.1. Einleitung 1.2. Theoretischer Rahmen der Arbeit 1.3. Zur Projektion des lexikalischen Verbs 1.4. Zu den funktionalen Kategorien 1.5. Syntaktische Positionen von Adverbialen im Bulgarischen 1.6. Tempusformen des Bulgarischen 1.6.1. Bulgarische Daten und ihre Beschreibung 1.6.2. Analyse periphrastischer Konstruktionen mit Hilfe funktionaler Kategorien 1.6.2.1. Generierung der Auxiliare unter verschiedenen funktionalen Köpfen 1.6.2.2. Generierung der Auxiliare unter Τ 1.6.3. Analyse der bulgarischen Tempusformen als Verbkomplexe 1.6.3.1. Perfekt 1.6.3.2. Plusquamperfekt 1.6.3.3. Futurum 1.6.3.4. Futurum exactum 1.6.4. Zusammenfassung

II. 2.1. 2.2.

Informationsstruktur bulgarischer Sätze Einleitung Theoretische Grundlage der Informationsstrukturierung

13 15 24 33 52 56 56 61

. . .

63 70 74 77 88 93 95 98 99 99 101

8

Inhaltsverzeichnis

2.3. Informationsstruktur bulgarischer Sätze 2.3.1. Realisierungen der Diskursfunktionen: Fokusarten 2.3.1.1. Neutraler Fokus 2.3.1.2. Kontrastfokus 2.3.2. Realisierungen der Diskursfunktionen: Topikarten 2.3.2.1. Interne Topiks 2.3.2.1.1. Syntaktische Position des internen Topiks 2.3.2.1.2. Topik-Position und Topik-Funktion 2.3.2.2. Externe Topiks 2.3.3. Zur Frage kontrastiver Topiks 2.4. Zusammenfassung III. 3.1. 3.2.

Bulgarische Objektklitika und ihre generative Analyse

Einleitung Eigenschaften und typische Verhaltensweisen der Klitika 3.2.1. Gemeinsame Eigenschaften von Klitika und Affixen 3.2.2. Unterschiede zwischen Klitika und Affixen 3.2.3. Verschiedene Typen von Klitika 3.3. Formenbestand bulgarischer Klitika 3.3.1. Kettenbildung der bulgarischen Klitika und Abfolge ihrer Glieder 3.3.2. Stellungsverhalten der Objektklitika und des klitischen Auxiliars 3.4. Empirische Beobachtungen aus der traditionellen bulgarischen Grammatik 3.4.1. Unterschiede zwischen klitischen Pronomina und Vollpronomina 3.4.2. Klitische Verdoppelung der Objekte 3.4.3. Morphosyntaktische Erklärungszusammenhänge 3.5. Generative Beschreibung der Objektklitika in den romanischen Sprachen 3.5.1. Die Klitikbewegung 3.5.2. Die Generierung der Objektklitika in ihrer Oberflächenposition 3.5.3. Klitikbewegung versus Basisgenerierung 3.5.4. Der kategorielle Status der Klitikposition 3.5.5. Die Beziehung zwischen dem Objektklitikon und der Argumentposition

104 106 106 113 114 120 122 126 129 132 135 137 137 137 139 143 147 149 149 154 162 162 170 171 176 177 180 182 184 185

Inhaltsverzeichnis 3.6.

Generative Beschreibung bulgarischer Objektklitika 3.6.1. Klitika als maximale Kategorien 3.6.2. Klitika als Affixe 3.6.3. Klitika als Köpfe 3.7. Bulgarische Objektklitika als Köpfe funktionaler Projektionen in nominalen Syntagmen 3.7.1. Lexikoneintrag der Objektklitika 3.7.2. Bedingungen fur das Auftreten pronominaler Klitika 3.7.3. Zum referentiellen Status der Objektklitika 3.7.4. Funktion der Objektklitika 3.7.4.1. Als Stellvertreter fur Argument-DPn 3.7.4.2. Bei Verdoppelung der Vollpronomen 3.7.4.3. Bei Verdoppelung der Argument-DPn 3.7.4.4. Objektverdoppelung bei monotransitiven Verben 3.7.4.4.1. Wenn die Argument-DP präverbal erscheint 3.7.4.4.1.1. Das Objektklitikon als Kasusmarker 3.7.4.4.1.2. Das Objektklitikon als Marker für [-Fokus] 3.7.4.4.2. Wenn die Argument-DP postverbal erscheint 3.7.4.5. Objektverdoppelung bei ditransitiven Verben 3.7.4.6. Zusammenfassung 3.7.5. Die Binnenstruktur der DP 3.7.6. Die Basisposition der pronominalen Klitika 3.7.7. Die Kongruenzbeziehung zwischen der Argument-DP und dem Klitikon 3.8. Die lineare Positionierung der allein auftretenden Objektklitika in die Satzstruktur 3.9. Gründe für die Verbbewegung 3.9.1. Zur syntaktischen Stützung der Objektklitika 3.9.2. Zur phonologischen Stützung der Objektklitika 3.10. Klitische Verdoppelung der Argument-DP 3.11. Zusammenfassung IV.

Schlussbemerkungen

Literaturverzeichnis

9 191 191 195 200 216 216 217 220 222 222 224 225 227 227 227 230 231 232 237 238 243 251 254 262 262 272 279 287 289

292

Liste der Abkürzungen

NOM DAT ACC SU V DO 10 C1 Aux IMP PF PRÄT PRÄS FUT MOD

Q AGR NEG SG PL Fem Mask Neutr NP DP RP TP AgrP Agr 0 P Agr s P NegP CP

Nominativ Dativ Akkusativ Subjekt Verb direktes Objekt indirektes Objekt Klitikon Auxiliar Imperfektiver Aspekt Perfektiver Aspekt Präteritum Präsens Futurpartikel Modalpartikel Fragepartikel Kongruenzmarker Negationspartikel Singular Plural Femininum Maskulinum Neutrum Nominalphrase Determinansphrase (Determinierer + NP) Referenz-Phrase (R° + DP) Tempusphrase Kongruenzphrase object-agreement phrase (ACC) subject-agreement phrase (NOM) Negationsphrase Komplementiererphrase

12 VP PP AP AdvP XP, YP... Spec PF LF [±wh] [TOP] [TOP c ] [FOCc] [FOC] FE IS TKG FHG

Liste der Abkürzungen Verbalphrase Präpositionalphrase Adjektivphrase kategoriell nicht spezifizierte .Adverbialphrase' kategoriell nicht spezifizierte Phrasen Specifier (Strukturposition einer Phrase) Phonological Form (Ebene der Grammatik) Logical Form (Ebene der Grammatik) interrogatives Satzmodusmerkmal Topikmerkmal Merkmal für kontrastives Topik Merkmal für Kontrastfokus Fokusmerkmal Fokusexponent Informationsstruktur Topik-Kommentar-Gliederung Fokus-Hintergrund-Gliederung

Kapitel I: Syntaktische Struktur des bulgarischen Satzes

1.1.

Einleitung

Das Ziel der vorliegenden Dissertation ist die generative Beschreibung der Objektklitika im Bulgarischen. Im Mittelpunkt stehen ihre lexikalische Kategorisierung, die morphosyntaktischen Konfigurationen, in denen sie vorkommen, die Kongruenzbeziehung zum gedoppelten Objekt sowie die Funktion der Objektklitika im Satz. Die Untersuchung erfolgt im Rahmen der generativen Grammatik, eines modular aufgebauten Modells, das der Derivation komplexer sprachlicher Ausdrücke dient. Die grundlegenden Prinzipien der Grammatik sind als System konzipiert, das Parameter enthält, in deren Spezifizierung sich die Einzelsprachen unterscheiden. Ich schließe mich der jüngsten Theorie Chomskys an, wobei ich aber die funktionalen Kategorien auch zur Beschreibung der von Chomsky (1995, 1998) nicht berücksichtigten (bzw. von ihm in die Stilistik verwiesenen) Informationsstruktur nutze, die meiner Ansicht nach Teil der Oberflächensyntax, der Phonologie/Prosodie und Semantik der Sprachen ist. Die Arbeit gliedert sich in drei inhaltliche Kapitel, deren Ergebnisse im Folgenden kurz skizziert werden sollen. Im ersten Kapitel wird die lexikalische Projektion des bulgarischen Verbs erläutert und Annahmen zu den notwendigen funktionalen Projektionen für die Beschreibung der syntaktischen Struktur des Satzes gemacht. Anschließend werden die bulgarischen Tempora dargestellt, wobei zwei verschiedene Analysevorschläge diskutiert werden. Ich stelle zuerst eine Analyse der periphrastischen Konstruktionen vor, die die Generierung des auxiliaren Materials getrennt vom lexikalischen Verb, und zwar unter den funktionalen Köpfen vorsieht. Aufgrund der empirischen Datenlage und theoretischer Überlegungen lehne ich diesen Ansatz ab. Der von mir favorisierte Ansatz betrachtet die bulgarischen Tempora als Verbkomplexe, die unter dem lexikalischen Kopf V ihre Basisposition haben. Die overte Bewegung der Verbkomplexe wird informationsstrukturell und/oder grammatisch motiviert. Im zweiten Kapitel untersuche ich die Informationsstruktur des Bulgarischen, wobei ich von zwei informationsstrukturellen Gliederungen ausgehe: Fokus-Hintergrund-

14

Kapitel I

Gliederung und Topik-Kommentar-Gliederung. Diese zwei Gliederungen benötige ich, um die Rolle der Objektklitika aus informationsstruktureller Sicht zu determinieren. Es gehört zu den Zielen dieser Arbeit, die morphosyntaktischen und phonologischen Eigenschaften der bulgarischen Objektklitika, den semantischen Beitrag, den sie zum Gesamtausdruck liefern, sowie ihre lineare Positionierung im Zusammenhang mit der Informationsstrukturierung auf der Basis universeller Prinzipien zu erklären. Dieser Problematik widmet sich das dritte Kapitel. Zuerst stelle ich die Betrachtungsweise der traditionellen Grammatik dar und danach diskutiere ich die Interpretation der Objektklitika im Rahmen der Chomskyschen Grammatiktheorie. Anschließend unterbreite ich meinen eigenen Analysevorschlag. Ich gehe davon aus, dass eine adäquate syntaktische Analyse der bulgarischen Objektklitika nur unter Berücksichtigung der Informationsstruktur sinnvoll durchzufuhren ist. In der Bulgaristik wurden ausgehend von der aktuellen Gliederung des Satzes die verschiedenen Wortstellungspermutationen untersucht. Dabei werden die Objektklitika von drei Standpunkten aus betrachtet. Sie werden als grammatikalisierte Elemente analysiert, die den Verlust der Kasusformen bei den Nominalphrasen kompensieren (vgl. Lopaäow 1987, Eichler 1994). Oder sie werden als verbale Affixe interpretiert, und zwar aufgrund der strengen Adjazenzrelation, die zwischen den Objektklitika und dem Verb besteht (vgl. Walter 1965, Cychun 1968). Andere Linguisten betrachten hingegen die Objektklitika genau wie die Vollpronomen als Objekte des Verbs (vgl. Minöeva 1969, Ivanöev 1978, Nicolova 1986). Die Untersuchungen der traditionellen Grammatik (vgl. Georgieva 1974, Ivanöev 1978, Nicolova 1986, Guentcheva 1994) haben gezeigt, dass die Verdoppelung eines Argumentausdrucks durch ein pronominales Klitikon in engem Zusammenhang zur aktuellen Gliederung des Satzes steht. Die klitische Verdoppelung dient dazu, das gedoppelte Objekt als thematisches Element einzuordnen. Wenn die Objektklitika alleine im Satz vorkommen, können sie weder Thema, noch Rhema, jedoch Bestandteil beider Teilbereiche sein (vgl. Ivancev 1978). Die traditionelle Grammatik hat sich allerdings vor allem auf die morphosyntaktischen Eigenschaften der Objektklitika konzentriert und ihre Bedeutung sowie ihre phonologische und informationsstrukturelle Funktion nicht ausreichend erhellt. Dieses Defizit gilt es auch aufzuarbeiten. Im Rahmen der generativen Grammatiktheorie werden die Eigenschaften der Objektklitika in den romanischen Sprachen detailreich beschrieben, jedoch nicht im Zusammenhang mit der Informationsstrukturierung (vgl. Kayne 1975, Rizzi 1982, Borer 1984, Burzio 1986, Jaeggli 1986, Di Sciullo 1990, Kaiser 1992). Wegen der geringen Beweglichkeit der Satzkonstituenten stellen die Objektklitika und generell die Klitisierung bspw. im Französischen ein ganz anderes Phänomen als im Bulgarischen dar. Deshalb werden die romanischen Klitika rein morphosyntaktisch erklärt. Auf der Basis der Ergebnisse, die für die romanischen Sprachen gewonnen wurden, werden für das Bulgarische verschiedene generativistische Analysevorschläge unterbreitet (vgl. Rudin 1997, Schick und Zimmermann 1997, Schick 1998, 2000, Zimmermann 1998, Dimitrova-Vulchanova 1998, Franks 1998, Boskovic und Franks 1999). Die Autor/inn/en konzentrieren sich dabei vor allem auf die Position der Objektklitika bei der Linearisierung der Satzkonstituenten und interpretieren diese pronominalen

Syntaktische Struktur des bulgarischen Satzes

15

Elemente als Köpfe oder Adjunkte, die im Bereich der funktionalen Projektionen basisgeneriert werden. In diesen Ansätzen wird jedoch nicht der Tatsache Rechnung getragen, dass die Objektklitika vom Verb eine thematische Rolle erhalten und als Verbargumente fungieren. Das Bulgarische ist einerseits eine Sprache mit relativ freier Wortfolge, andererseits besitzt sie aber Objektklitika, die bestimmten Positionierungsbeschränkungen unterliegen. Deshalb ist es angebracht, eine Untersuchung der bulgarischen Objektklitika im Rahmen der modernen Grammatiktheorie unter Berücksichtigung der Informationsstruktur vorzunehmen. Da die generative Grammatik modular aufgebaut ist, kann sie als geeignete theoretische Basis fungieren, um das Phänomen der Klitika aus semantischer, morphologischer, syntaktischer, phonologischer und informationsstruktureller Perspektive zu erklären.

1.2. Theoretischer Rahmen der Arbeit Die theoretische Grundlage der Dissertation bildet die generative Syntaxtheorie, die seit dem Beginn der 90er Jahre ein sogenanntes „minimalistisches Programm" verfolgt (vgl. Chomsky 1992, 1995, 1998). Wichtige theoretische Grundannahmen sind die VP Internal Subject Hypothesis, die Split-INFL-Hypothesis (Pollock 1989, Chomsky 1989), Checking Theory (vgl. Chomsky 1992, 1995) und die Annahme erweiterter Projektionen (vgl. Grimshaw 1991). Dieses Modell gestattet, Sätze natürlicher Sprachen explizit zu beschreiben. Es sieht Repräsentationen auf mehreren Ebenen vor, wobei sich jede Ebene durch eigene Einheiten und Verknüpfungsregeln für diese Einheiten definiert. Zusätzlich wird als modulare Ergänzung eine Zwei-Ebenen-Semantik (SF, CS) verwendet, 1 deren semantische Primitiva konzeptuell interpretiert werden und deren Verknüpfung an komplexen Ausdrücken durch die Regeln der Lambdakategoriengrammatik erfolgt. Die syntaktische Struktur des Satzes wird im X-bar-Format dargestellt (vgl. Chomsky 1970, Jackendoff 1977, Chomsky 1992, Chomsky 1995), das sowohl der Hierarchisierung als auch der Linearisierung der Syntax Rechnung trägt. Ausgegangen wird von einem Kopfelement X, das über eine Zwischenstufe X' zu einer Phrase XP projiziert. In der Struktur (1) sind zwei lokale Beziehungen repräsentiert: Spezifizierer-KopfBeziehung zwischen ZP und X und Kopf-Komplement-Beziehung zwischen X und YP. Die fundamentale X-bar-theoretische Beziehung ist die Kopf-Komplement-Beziehung, die mit einer Theta-Rolle assoziiert ist, die von den Eigenschaften des Kopfes determiniert ist. Außerdem wird dieser Position unter c-Kommando Kasus vom Verb zugewiesen.

Die von Bierwisch und Lang vertretene Semantikkonzeption (vgl. Bierwisch 1982, 1983, 1987, 1988, 1992, 1996 und Bierwisch und Lang 1987) sieht eine Trennung in eine Ebene der semantischen Form (SF) und eine Ebene der konzeptuellen Struktur (CS) vor.

Kapitel I

16

Lexikalische Kategorien der Syntax sind N(omen), V(erb), A(djektiv), P(räposition) und Adv(erb), die entsprechend ihren Fügungspotenzen zu Phrasen erweitert werden können. (1) XP

X

YP

Durch das X-bar-Schema wird gezeigt, dass syntaktische Kategorien wie die Nominalphrase (NP) oder die Verbalphrase (VP) endozentrische Strukturen bilden, d.h. Strukturen, deren Gesamtbedeutung sich aus den Eigenschaften ihrer Teilglieder ergibt. So enthält der Kopf V einer Verbalphrase VP eine lexikalische Kategorie [+V], der Spezifizierer (SpecVP) enthält einen Ausdruck - das grammatische Subjekt des Satzes - , der den Kopf der Phrase strukturell spezifiziert. Durch das in Spec VP eingesetzte grammatische Subjekt wird der Satz referentiell abgeschlossen. Analog zur VP wird der Kopf Ν der NP durch eine lexikalische Kategorie [+N] repräsentiert, der Spezifizierer (SpecNP) enthält einen Ausdruck (ein Possessivpronomen), der den Kopf der Phrase spezifiziert. Dieser Ausdruck entscheidet über die Determiniertheit des nominalen Kopfes, weshalb er die NP referentiell abschließt. Chomsky (1986) teilt die syntaktischen Kategorien in lexikalische und funktionale auf und nimmt an, dass nicht nur die lexikalischen Kategorien Ν, V, Α und P, sondern auch die funktionalen Kategorien zu Phrasen projizieren können. Nach Abney (1987) bilden die funktionalen Kategorien geschlossene Klassen und haben im Gegensatz zu den lexikalischen Kategorien keinen deskriptiven Gehalt. In den flektierenden Sprachen werden die funktionalen Kategorien durch Affixe oder lexikalisches Material aus nicht produktiven Klassen realisiert. Die VP wird von der funktionalen Kategorie IP dominiert, unter deren Kopf I die Kongruenz- und die Tempus-Merkmale des finiten Verbs überprüft werden. Ein finites AGR(eement) in I (INFLection) lizenziert das Subjekt von VP durch Kasuszuweisung (z.B. Nominativ) und erscheint als Flexionsaffix am Kopf V seines Komplements VP. Durch die in I repräsentierten AGR-Merkmale wird also das Phänomen der Subjekt-Verb-Kongruenz strukturell dargestellt. Um die referentiellen Eigenschaften der NP erfassen zu können, hat Abney (1987) die Existenz einer weiteren funktionalen Kategorie DP (Determinansphrase) angenommen. Die Etablierung einer funktionalen Kategorie DP erweist sich durch das Auftreten von Determinantien in D bzw. von Possessiva und pränominalen Genitiv in SpecDP als notwendig. Auch in der DP kommt ein „Subjekt" (der Possessor) vor, der wie das Subjekt des Satzes von einem (possessiven) AGR unter D seinen Kasus (z.B. Genitiv) erhält. Auf diese Weise werden die strukturellen Parallelen zwischen Nominalphrasen und Sätzen und damit auch zwischen der Nominalflexion und der Verbflexion einheitlich und in Übereinstimmung mit dem X-bar-Format repräsentiert (vgl. Olsen und Fanselow 1991:6). Das nominale AGR wie das verbale AGR erscheinen

17

Syntaktische Struktur des bulgarischen Satzes

zudem in vielen Sprachen am lexikalischen Kopf ihrer Komplemente Ν bzw. V in Form eines Flexionsaffixes, vgl. für das Bulgarische (2). (2)

b.

a.

DP

IP Spec

Spec

D' D

YP

knigataieUps^ Buch-def ,Das Buch'

cete3ps.,sg. liest Er/Sie liest.'

SpecCP dient als Landeposition für bewegte Wh-Elemente. C° fungiert als Generierungsposition fur satzeinleitende Konjunktionen wie that im Englischen, dass im Deutschen oder ce (dass) im Bulgarischen. Unter C° werden außerdem die SatzmodusMerkmale repräsentiert. IP ist der syntaktisch minimale Satz, CP der syntaktisch maximale Satz. I(nflection) muss die Finitheits- und Kongruenzmerkmale des Verbs enthalten. Gewöhnlich wird I als [±Tense] spezifiziert, wobei +T(ense) mit der Anwesenheit von Kongruenzmerkmalen (Agreement), -T(ense) mit deren Abwesenheit verbunden ist. Somit werden unter I zwei Merkmalsbündel repräsentiert, die diesen Knoten doppelköpfig erscheinen lassen. Aus diesem Grund und zur Festlegung von Positionen in der Satzstruktur, die fur die Beschreibung bestimmter Bewegungsprozesse notwendig sind, schlagen Pollock (1989) und nachfolgend Chomsky (1989) vor, den I-Knoten in separate, projizierende funktionale Knoten aufzuspalten (Split-INFL-Hypothesis). Die Aufspaltung von I resultiert in der Annahme der funktionalen Kategorien Agrs (Subjekt-Kongruenz), Τ (Tempus) und Agro (Objekt-Kongruenz). Der IP entspricht somit folgende Struktur, die auch im „Minimalistischen Programm" übernommen wird: (4) Agr s P Spec

Agr s ' Agr s

TP Τ

Agr 0 P Spec

Agr 0 ' Agr 0

VP

18

Kapitel I Als theoretischer Rahmen für die vorliegende Arbeit wird das minimalistische Programm von Chomsky (1995) verwendet. Es basiert auf dem sogenannten T-Modell, in dem die syntaktische Repräsentation eines Satzes („logische Form" oder LF), die die Eingabe für die semantische Form (SF) bildet, von der Eingabe in die phonetische Form (PF) getrennt wird, vgl. Abb. (5).2 Le χ lkon Syntax

Syntax Inπ f Spell-Out Phonetische Form (PF) u Artikulation und Perzeption (A-P)

Semantische Form (SF) u Konzeptuelle Struktur und Intentionen (C-I)

Abb.5. Modell einer modularen Grammatik Die Repräsentationsebenen PF und SF sind die minimal notwendigen Schnittstellen zu den nichtsprachlichen Performanzsystemen, und zwar dem artikulatorisch-perzeptuellen System (A-P) und dem konzeptuell-intentionalen System (C-I). Die linguistische Repräsentation (structural description = SD) eines Satzes besteht aus einem geordneten Paar {PF, SF} von Repräsentationen. An den Schnittstellen werden die Ausdrücke auf Wohlgeformtheit geprüft. Es gilt ein generelles Prinzip der vollständigen Interpretation {Full Interpretation)·. (6)

Full Interpretation (FI): Schnittstellenrepräsentationen müssen vollständig interpretierbar sein, d.h. sie dürfen kein Element enthalten, dem von dem jeweiligen Interpretationssystem keine Interpretation zugeordnet werden kann.

Bei der Generierung einer SD wird eine Menge von lexikalischen Elementen (α) auf eine X'-Struktur abgebildet, und zwar durch die Operation Merge α. Auf dieser Struktur können dann Bewegungsprozesse operieren. Dabei gilt Attract / Move α als ein Mechanismus zur weiteren syntaktischen Strukturbildung. Die Derivation verzweigt an Spell-Out. Die Verzweigung der Derivation trennt die overte Syntax von der nonoverten Syntax. Operationen der overten Syntax bestimmen die lineare Wortfolge auf PF, die der non-overten Syntax haben keine Auswirkung auf PF. Die Bewegungsoperationen, die zur Derivation einer wohlgeformten SF-Repräsentation führen, können

Im Folgenden beschränke ich mich auf die Darstellung derjenigen Annahmen des „Minimalistischen Programms", die fur ein allgemeines Verständnis dieses Modells einerseits und für die in der vorliegenden Arbeit getroffenen Aussagen andererseits notwendig erscheinen.

Syntaktische Struktur des bulgarischen Satzes

19

jedoch nach dem Spell-Out-S\aä\\im fortgesetzt werden, und zwar durch die weitere Anwendung der Regel Attract / Move α. Dies hat zur Folge, dass die Reihenfolge der lexikalischen Elemente in der SF-Repräsentation eines Satzes mit der Wortfolge in der PF-Repräsentation nicht identisch sein muss und zum Teil erheblich von dieser abweichen kann (vgl. May 1985, Hornstein 1995). In Chomsky (1995) wird versucht, Wortfolgevariation auf derivationale Asymmetrien, d.h. also auf sprachspezifische Applikationen von Bewegungsprozessen zurückzufuhren. In diesem Modell wird die Wortfolgevariation als ein Effekt des Zusammenspiels zwischen (i) (ii)

parametrisierten morphosyntaktischen Eigenschaften von lexikalischen Elementen und Ökonomie-Prinzipien, die die syntaktische Derivation steuern,

angesehen. Beide Faktoren werden im Folgenden erklärt. Die Anwendung von Bewegungsoperationen bei der Ableitung von SDs wird durch das Prinzip der Ökonomie der Derivation {Last Resort) eingeschränkt: „Bewege α nur dann, wenn sonst eine Verletzung des Prinzips der Vollständigen Interpretation (FI) resultiert." In den früheren Modellen wurde die grammatische Motivation fur Bewegungen wie „Subjekt-nachSpecIP" (allgemeiner: NP-Bewegung) sowie „V-nach-INFL" (X°-Bewegung) als morphosyntaktische Korrespondenzbeziehung angesehen. D.h. eine NP muss einen Kasus von einem Kasus-Zuweiser erhalten, und ein flektiertes Verb muss Flexionsmerkmale von einem funktionalen Kopf erhalten, wobei solche Bedingungen nur in bestimmten „lokalen" syntaktischen Konfigurationen erfüllt werden können, die durch Bewegung zustande kommen. Chomsky (1995) schlägt vor, solche Bedingungen als „Spezialfälle" des allgemeinen FI-Prinzips zu behandeln. Es wird außerdem eine Checking-Theorie angenommen (vgl. Chomsky 1992, 1995). Morphosyntaktische Merkmale, wie z.B. Kasus bei Nomina sowie finite (Tempus/Kongruenz-) Flexionsmerkmale bei Verben, werden als Eigenschaften der betreffenden lexikalischen Elemente angesehen, die im Laufe der syntaktischen Derivation geprüft werden müssen und nicht erst im Laufe der syntaktischen Derivation zugewiesen werden. Die morphosyntaktischen Merkmale werden in speziellen strukturellen Konfigurationen repräsentiert, wobei jeder Kopf sowie jede Spezifizierer-Position jeweils ein Merkmal enthält. Hier ist zwischen schwachen und starken Merkmalen zu unterscheiden. So tritt beispielsweise eine sprachliche Einheit in ihrer morphologisch spezifizierten Form in die syntaktische Derivation ein. Die lexikalischen Einheiten sind mit einer Merkmalsmatrix ausgestattet. Dabei treten die φ-Merkmale (Person, Numerus, Genus), die Merkmale Kasus, Tempus sowie die Operatoren-Merkmale (z.B. das Merkmal [+wh]) in der Struktur paarweise auf (matching pairs). Diese morphosyntaktischen Merkmale werden in den jeweiligen Konfigurationen abgeglichen und bei Korrespondenz eliminiert. Die Forderung nach Korrespondenz der starken bzw. schwachen Merkmale löst die overte bzw. non-overte Bewegung der jeweiligen sprachlichen Einheiten aus. Mögliche lokale Konfigurationen für den Merkmalsabgleich {feature checking) sind Spezifizie-

Kapitel I

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rer-Kopf-Konfigurationen, in denen die Merkmale von Phrase und Kopf abgeglichen werden, sowie Kopf-Adjunktionen für den Merkmalsabgleich zwischen zwei Köpfen: (7)

Spec-Head-Konfiguration: Head-Head-Konfiguration: XP

X

bzw.

X

X

Um den Merkmalsabgleich zu ermöglichen, muss ein Partner des Checkings-Paars in die Checking-Domäne des anderen Partners bewegt werden. Dabei gilt, dass ein Kopf nur an einen Kopf und eine Phrase nur an eine Phrase adjungieren kann. Gemäß der Split-Infl-Hypothesis (vgl. Pollock 1989) ergeben sich mehrere funktionale Kategorien, die z.B. die lokalen Checking-Domänen für die Kongruenz von Subjekt und finitem Verb (unter AgrS), der Tempuskorrespondenz (unter T) und des Objektkasus (unter AgrO) darstellen. Ein morphosyntaktisches Merkmal (formales Objekt) kann weder eine semantische noch eine phonetische Interpretation erhalten, und ist somit kein legitimes Element einer Schnittstellenrepräsentation. Morphosyntaktische Merkmale müssen somit während der Derivation einer SD durch Bewegung eliminiert werden. Die Überprüfung der morphosyntaktischen Merkmale während der Derivation ist eine notwendige Voraussetzung für deren Eliminierung (Tilgung). Somit lässt sich die Notwendigkeit der Bewegungsoperation letztendlich aus dem Prinzip FI herleiten. Wie PF-Repräsentationen dürfen auch LF-Repräsentationen keine morphosyntaktischen Merkmale enthalten, da die Ebenen des Sprachsystems jeweils autonome Repräsentationssymbole haben. Spätestens non-overt (auf LF) steht das externe Argument in einer Checking-Konfiguration mit AgrS: dies ist die Voraussetzung für die Eliminierung der Kongruenz- und Kasus-Merkmale des externen Arguments. Damit die übrigen morphosyntaktischen Merkmale aus der LF-Repräsentation verschwinden können, müssen weitere Bewegungsoperationen stattfinden. Das finite Verb muss nach Agro und das interne Argument nach SpecAgroP zur Überprüfung der Objektkongruenz und des Kasus Akkusativ. Das Verb wird dann weiter über Τ nach AgrS angehoben, um seine Tempus- und Kongruenz-Merkmale zu überprüfen. Der Zeitpunkt der Bewegung, d.h. ob eine bestimmte Bewegungsoperation vor Spell-Out stattfindet und somit in der PF-Repräsentation berücksichtigt wird oder ob sie erst nach Spell-Out stattfindet, wird durch folgende Faktoren bestimmt:

Syntaktische Struktur des bulgarischen Satzes (8)

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a.

Starke morphosyntaktische Merkmale müssen vor Spell-Out eliminiert werden. b. Ökonomieprinzip Procrastinate: LF-Bewegung wird jedoch bevorzugt, denn „LF movement is cheaper than overt movement" (vgl. Chomsky 1995:198).

Dem Prinzip FI unterliegt nicht nur die LF-Repräsentation, sondern auch die PFRepräsentation eines Satzes. Die morphosyntaktischen Merkmale müssen demnach bereits vor Spell-Out überprüft werden, damit die PF keine illegitimen, d.h. nicht interpretierbaren Elemente (Objekte) enthält. Nach Chomsky (1992, 1995) gilt hierfür, dass nur starke Merkmale auf PF sichtbar sind, d.h. dass diese Merkmale bis Spell-Out eliminiert werden müssen, was die overte Bewegung eines Elements in die entsprechende Position erzwingt. Schwache Merkmale hingegen sind auf PF unsichtbar und werden erst non-overt (auf SF) eliminiert. Die Stark-schwach-Alternation von morphosyntaktischen Merkmalen, die selbst Teil lexikalischer Elemente sind, bildet die Parametrisierung, aus der sich Unterschiede in der Wortfolge zwischen den Sprachen ergeben. Welche Merkmale als schwach und welche als stark gelten, ist sprachspezifisch, was Pollock (1989) an folgenden Beispielen zeigt: (9)

a. b. c. d.

John INFL [vp often kisses Mary]. *John Ärwjes+INFL [vp often t Mary] Jean embrasse+INFL [Vp souvent t Marie]. *Jean INFL [VP souvent embrasse Marie]

Die Tatsache, dass im Englischen (9a) das finite Verb vor Spell-Out nicht nach INFL angehoben wird, zeigt, dass die V-Merkmale im INFL-Bereich schwach sind. Im Französischen gibt es dagegen starke V-Merkmale im INFL-Bereich, die durch VAnhebung vor Spell-Out überprüft werden (9c): wird das Verb nicht vor Spell-Out angehoben (9b), können diese M-Merkmale nicht vor PF eliminiert werden. Das ungrammatische Beispiel (9d) stellt somit eine Verletzung der vollständigen Interpretation auf PF dar. Dass das englische finite Verb in der Spell-Out-Struktur in situ stehen kann (9a), folgt aus der Tatsache, dass die V-Merkmale im INFL-Bereich schwach sind. In der SF-Repräsentation dieses Beispiels dürfen aber keine morphosyntaktischen Merkmale enthalten sein. Die schwachen Merkmale müssen bis SF via Bewegung eliminiert werden: V-Anhebung und Überprüfung aller Merkmale, ob stark oder schwach, müssen stattgefunden haben, damit eine wohlgeformte SF zustande kommt. Die Ungrammatikalität des englischen Beispiels (9b), in dem das Verb vor Spell-Out angehoben worden ist, wird als Effekt des Procrastinate-Prinzips angesehen, das besagt, dass Bewegungsoperationen so „spät" wie möglich stattzufinden haben, d.h. im Normalfall nach Spell-Out. Demzufolge stellt die Anwendung einer Bewegungsoperation vor Spell-Out eine Lösung dar, die „teuer" ist und nur dann gewählt wird, wenn sonst keine legitime PF-Repräsentation zustande kommen kann. In (9b) liegt mit der Entscheidung, das finite Verb vor Spell-Out nach INFL anzuheben, eine Verletzung des Procrastinate-

Kapitel I

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Prinzips vor, denn es gibt eine „billigere" Alternative, die zu einer wohlgeformten PFRepräsentation fuhrt, in der das Verb erst nach Spell-Out angehoben wird. Damit erweist sich der Begriff Last Resort als der fundamentale Begriff, der sich hinter den in Chomsky (1995) vorgestellten derivationalen Ökonomie-Prinzipien verbirgt. Demnach ist ein Derivationsschritt nur dann legitim, wenn er für die Herstellung einer interpretierbaren (FI-konformen) SD unerlässlich ist: Derivationen, die überflüssige Schritte oder unnötige Schritte enthalten, werden durch die Ökonomie-Prinzipien ausgeschlossen. Der Begriff Last-Resort kann durch folgendes Paradigma illustriert werden: die DP John (10a) kann in ihrer Basisposition ihren Kasus nicht überprüfen, 3 so dass sie in die SpecIP-Position angehoben werden muss, vgl. (10b). Dass diese Bewegung overt ist, kann darauf zurückgeführt werden, dass das morphosyntaktische Merkmal für Nominativ-Kasus in INFL im Englischen stark ist: (10)

a. [e] was told John that it was raining b. John was told t that it was raining. c. * It was told John that it was raining.

Chomsky sieht darin einen Grund, den Begriff Last Resort zu spezifizieren: es scheint, dass die Bewegung eines Elements α nur dann erfolgen kann, wenn die Bewegung in der Erfüllung eigener Bedingungen von α selbst resultiert, z.B. in der Überprüfung von morphosyntaktischen Merkmalen von α. Dieser „egoistische" Charakter von Last Resort wird Greed genannt: (11) Greed\ „Bewege α nur, um Merkmale von α zu überprüfen." Aus (8) folgt, dass es keine „rein altruistische" Bewegung geben kann. Wenn α eigene Merkmale in der Position Ρ nicht überprüfen muss, ist die Bewegung von α nach Ρ nicht legitim. Dennoch schließt das System nicht aus, dass eine Bewegungsoperation „altruistische Nebeneffekte" haben kann. Häufig fuhrt die Bewegung von α dazu, dass Merkmale eines anderen Elements β überprüft werden. NP-Anhebung in (10b) erlaubt die Überprüfung von Kasus- und Kongruenz-Merkmalen in der NP selbst sowie in den INFL-Köpfen. Die Integration der beiden Ökonomie-Prinzipien Greed und Procrastinate erlaubt eine fundierte Erklärung sprachinterner Wortstellungsasymmetrien. Liegt eine Situation vor, in der ein Element α selbst schwache Merkmale hat, die erst auf LF in der Position Ρ überprüft werden müssen, darf α eigentlich erst nach Spell-Out in die Position Ρ angehoben werden, da ansonsten Procrastinate verletzt wird. Falls es jedoch ein zweites Element β geben sollte, das Merkmale hat, die allein durch die Anhebung von α nach Ρ überprüft werden können, und falls die entsprechenden Merkmale von β stark sind, kann α auch vor Spell-Out nach Ρ angehoben werden, ohne das ProcrastinatePrinzip zu verletzen, ansonsten würde die Derivation nämlich zu einer FI-Verletzung Für ein Passiv-Partizip wie in (10) wird angenommen, dass es keinen Kasus an sein internes Argument und keine Theta-Rolle an sein externes Argument vergeben kann (vgl. Burzio 1986, Ruzizka 1986).

Syntaktische Struktur des bulgarischen Satzes

23

auf PF fuhren. Um FI zu erfüllen, dürfen zusätzliche Schritte angewendet werden, weil FI Vorrang vor den anderen Prinzipien hat. Die Bewegung eines Elements α, das selbst schwache M-Merkmale hat, vor SpellOut, um das starke Merkmal eines anderen Elements β vor PF zu eliminieren, wird „frühe altruistische Bewegung" genannt. Bei solchen Bewegungen handelt es sich immer um „vorgezogene" Bewegungen, die sonst nach Spell-Out stattfinden müssten. Der Begriff der frühen altruistischen Bewegung spielt eine wesentliche Rolle bei der Erklärung von Phänomenen, die auf „optionale" Bewegungsprozesse innerhalb einer Sprache zurückzuführen sind. Diese liegen dann vor, wenn in einer Konstruktion eine Konstituente X in einer Position Α erscheint, während in einer anderen Konstruktion X in einer anderen Position Β steht. Solche frühen altruistischen Bewegungen sind für das Bulgarische typisch, und zwar bei der Anhebung des Verbs vor Spell-Out zur Stützung verbaler klitischer Elemente, die von ihm nicht getrennt auftreten dürfen, vgl. (12). Darauf wird in Kapitel III, Abschnitt 3.7.8. näher eingegangen. (12)

a.

* Ivan ja vcera procete. Ivan eSfem gestern las

b. Ivan ja procete vcera. Ivan eSfem gestern las ,Ivan hat es gelesen.' Ein weiteres Beispiel aus dem Englischen illustriert das: (13)

a. There seems to be a man in the garden. b. A man seems to be t in the garden.

Die NP wird in der englischen Existenzkonstruktion mit there nach Spell-Out in die Position von there angehoben (vgl. Chomsky 1995).4 Die Tatsache, dass eine Subjekt-NP („a man") im Englischen tiefer im Satz stehen kann als in SpecIP, zeigt, dass die morphosyntaktischen Merkmale der NP, die in SpecIP überprüft werden, schwach sind (13a). Die Anhebung eines Subjekts vor Spell-Out (13b) ist als eine frühe altruistische Bewegung zu analysieren, die durch das EPP-feature in INFL ausgelöst wird. Solche Phänomene können als syntaktische Bewegungsprozesse aufgefasst werden, die wiederum auf die Interaktion von sprachspezifischen Auslösem (Merkmalsausprägung) für Bewegung auf allgemeine, die syntaktische Derivation steuernde Ökonomie-Prinzipien zurückgeführt werden sollen. Junghanns (1997) hat als Modifikation zu dem Modell von Chomsky (1995) vorgeschlagen, dass nicht nur morphosyntaktische, sondern auch informationsstrukturelle Merkmale lexikalischer Elemente syntaktische Bewegungen und somit Wortstellungsasymmetrien hervorrufen können. Diese zusätzliche Annahme spielt für die Erklärung der bulgarischen Daten eine wichtige Rolle (siehe Abschnitt 1.4. und Kapitel 2). „There" ist ein Expletivum, das die Subjekt-Positon besetzt. Auf LF muss sich das assoziierte Element („a man") nach SpecIP bewegen, um interpretiert werden zu können.

Kapitel I

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1.3.

Zur Projektion des lexikalischen Verbs

In diesem Abschnitt werden einige grundlegende Annahmen zur Satzstruktur des Bulgarischen dargelegt, die in der Dissertation von Relevanz sind. Wie ich im vorangegangenen Abschnitt gezeigt habe, ist nach minimalistischen Annahmen die Derivation komplexer sprachlicher Ausdrücke größtenteils merkmalsbezogen. Das trifft auf die Projektion des lexikalischen Verbs als auch auf die Projektionen funktionaler Kategorien zu. Für die Domäne des lexikalischen Verbs wird angenommen, dass sie auf der Argumentstruktur des entsprechenden Verbs basiert. Das Verb projiziert zur Verbphrase. Bei mehreren Komplementen erfolgt die Generierung der Verbalphrase durch sukzessive Adjunktion. Ob die Verbergänzungen eines Prädikats als interne oder externe Argumente generiert werden, darüber entscheidet die Verbklasse (transitiv, unergativ, unakkusativ). Für die bulgarische Syntax liegen derzeit noch keine ausreichenden Untersuchungen zur Argumentstruktur der Verben vor. Die Argumentstruktur ist eng mit dem Begriff der syntaktischen Grundabfolge verbunden, wobei zwei Ausgangspunkte für eine Definition möglich sind (vgl. Fanselow 1991): Es kann sich um eine Abfolge handeln, die sich aus der Kasuszuweisung, oder aber um eine Abfolge, die sich aus der Θ-RollenZuweisung ergibt. Im Deutschen trifft nach Fanselow das letztere zu, im Englischen das erstere, wobei in dieser Sprache im Gegensatz zum Deutschen eine größere Korrespondenz zwischen Kasus- und Θ-Rollen-Hierarchie besteht. Um Übergeneralisierungen zu vermeiden, muss bei der Festlegung deutscher Argumentstrukturen ebenso wie in den slawischen Sprachen die Verbklasse ((di-) transitiv, unergativ, unakkusativ), der Verbmodus (aktiv, passiv, reflexiv-passiv) und die Position des natürlichen Fokus beachtet werden. Eine verbklassenübergreifende und vom natürlichen Fokus abstrahierende Argumentstrukturierung und Festlegung von Grundpositionen von Argumenten ist in diesen Sprachen - schon wegen der Wortfolgevariabilität - nicht möglich. Deshalb gehe ich in der vorliegenden Arbeit von einer verbklassenabhängigen Basisstellung der Argumente aus. Die Argumentstruktur des Verbs determiniert die Struktur der VP. Daraus leitet sich die Basis-Linearisierung der VP-Konstituenten ab. Transitive Verben haben ein internes und ein externes Argument.5 In (14) wird der Lexikoneintrag des transitiven Verbs celuvam .küssen' dargestellt. (14)

5

/celuvam/', α

[-N, +V]; ß

λγ λχ [KISS (χ, y)]. γ δ

Vgl. zum Russischen Junghanns und Zybatow (1995, 1997).

Syntaktische Struktur des bulgarischen Satzes α β γ δ

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Phonologische Form Kategorisierung als Verb: [-N(ominal), +V(erbal)] Theta-Raster der Argumentstruktur: Thema, Agens Bedeutungsrepräsentation

Hierbei handelt es sich um eine semantische Angabe. Sie kommt aus einer Semantik, die es sich zur Aufgabe macht, die Satzbedeutung auf Grund des Kompositionalitätsprinzips zu erstellen. Die semantische Amalgamierung erfolgt entsprechend der syntaktischen Struktur (vgl. Bierwisch 1987). Abgebildet auf die Phrasenstruktur ergibt sich folgendes (das Bulgarische ist eine SVO-Sprache): (15) VP

V

DP

[vp Ivan [v. [v celuna]

Ivan

küsste

Marija]]]

Maria

Mit der Struktur (15) werden die zwei wichtigen Eigenschaften der Phrasenstruktur repräsentiert: (i) Dominanz und (ii) Linearität. Das Verb projiziert zuerst zu V', wobei das interne Argument als seine rechte Schwester generiert wird, und dann zu VP. Das externe Argument erscheint in der Spezifizierer-Position der VP. Damit hat das externe Argument einen besonderen hierarchischen Status, da es kein Schwester-Knoten des Verbs ist, sondern eine Tochter der maximalen Projektion VP. Das externe Argument spezifiziert durch diese strukturelle Relation das Verb und dessen Komplement als Kern der Projektion. Innerhalb seiner maximalen Projektion (VP) weist das Verb seinem internen und seinem externen Argument thematische Rollen zu. In gewissem Sinn entspricht die VP dem propositionalen Gehalt des Satzes. Unergative Verben (z.B. laja ,bellen') haben ein strukturelles Argument. Es handelt sich um das externe Argument, das in SpecVP (i.e. links vom Verb) basisgeneriert wird.6 (16)

a.

λχ

[BARK (x)]

vereinfachte semantische Form (SF) von laja .bellen'

b. VP DP [vp kucetata

V [ v [v l