Neue griechisch-saïdische Evangelienfragmente
 9781463223144

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N e u e griechisch-saïdische Evangelienfragmente

Analecta Gorgiana

435 Series Editor George Anton Kiraz

Analecta Gorgiana is a collection of long essays and short monographs which are consistently cited by modern scholars but previously difficult to find because of their original appearance in obscure publications. Carefully selected by a team of scholars based on their relevance to modern scholarship, these essays can now be fully utilized by scholars and proudly owned by libraries.

Neue griechisch-saidische Evangelienfragmente

Edited with an Introduction by Joseph Heer

1 gorgias press 2010

Gorgias Press LLC, 180 Centennial Ave., Piscataway, NJ, 08854, USA www.gorgiaspress.com Copyright © 2010 by Gorgias Press LLC Originally published in All rights reserved under International and Pan-American Copyright Conventions. No part of this publication may be reproduced, stored in a retrieval system or transmitted in any form or by any means, electronic, mechanical, photocopying, recording, scanning or otherwise without the prior written permission of Gorgias Press LLC. 2010

1

ISBN 978-1-60724-772-2 Extract from Oriens Christianus 10 (1912)

Printed in the United States of America

ISSN 1935-6854

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ERSTE ABTEILUNG:

TEXTE UND ÜBERSETZUNGEN. :

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Neue griechisch-saïdische Evangelienfragmente. Veröffentlicht von

Professor Dr. Joseph Michael Heer. Die Universitätsbibliothek zu Freiburg im Breisgau, die durch die Munifizenz der Freiburger Akademischen Gesellschaft nun ebenfalls dem deutschen Papyruskartell angeschlossen ist, erhielt im J a h r e 1911 als erste Gabe neben einer Reihe wertvoller P a p y r i fünf zusammengehörende Pergamentblätter mit Abschnitten aus den Evangelien nach Lukas und Markus griechisch und jeweils nachfolgend saidisch in schöner, großer Unzialschrift von anscheinend hohem Alter.* E s sind Auferstehungsperikopen, denen durch die liturgischen Überschriften der Platz in der Osterwoche angewiesen ist. Der griechische Text ergibt Lk. 24,3—12; Mk. 16,2—20; L k . 24,36; der saidische Lk. 24,1—12; Mk. 16, 2—20: beide Texte mit dem sogenannten kurzen und außerdem dem langen Markusschluß nach Yers 16, 8, so zwar, daß beide Schlüsse als Varianten gekennzeichnet sind. Uber die nähere Provenienz wurde bis jetzt nichts mitgeteilt. Die Massenfunde im Weißen Kloster bei Akhmîm vor 30 J a h r e n , nach der Schätzung von C r u m an die 9000 Blätter, zum großen Teil auf die alte Schreiberschule zu Toutôn (TOVT(OII) zurückgehend, die bis ins X . J a h r h u n d e r t blühte, lassen an dieselbe Heimat denken, zumal sich paläographisch und textkritisch engst verwandte Stücke darunter finden.1

* I c h danke den Herren Oberbibliothekar Geh. Hofrat Prof. Dr. S t e u p und dem Vorsteher der Hss.-Abteilung Prof. Dr. P f a f f f ü r die Liebenswürdigkeit, mit der sie mir das F r a g m e n t zur Verfügung gestellt haben. Geh. R a t Prof. Dr. L e n e l , in dessen Hand die Korrespondenz mit dem Papyruskartell liegt, h a t t e die Güte, mir gewünschte Aufschlüsse zu erteilen. H e r r n C. Ch. B e r n o u l l i , E b . N e s t l e , H. O m o n t , E. P i s t e l l i , E. 0. W i n s t e d t danke ich für Ihre liebenswürdigen Mitteilungen, Herrn W. E. C r u m , H. G o u s s e n , A. B a u m s t a r k f ü r ihre liturgiegeschichtlichen Anregungen, ersterem auch f ü r sein paläographisches Gutachten. 1 M. E. A m é l i n e a u , Notice des Mss. Coptes de la Bibliothèque Nationale renfermant des Textes bilingues du Nouveau Testament. Notices et Extraits etc. 34,2 Paris 1895, 365. "W. E. C r u m , Catalogue of the Coptic Mss. in the British Museum, London 1905 pag. X.

O W E N S CHRISTIANUS.

Neue Serie IX.

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Heer

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Die neuen Fragmente, durch welche nun gleich ein Jahr nach Erscheinen der so lange erwarteten verdienstlichen Ausgabe der saidischen Evangelien von H o r n e r 1 das dort noch immer fragmentarische Schlußkapitel des Markus endlich vollständig wird, ist in beiden Sprachen, der griechischen und saidischen, wertvoll genug, um eine paläographisch getreue Ausgabe zu rechtfertigen. I n der vorausgeschickten Einleitung, deren Hauptzweck die möglichst genaue Beschreibung ist, sollen zugleich für die schwierigen und bei dem gegenwärtigen Stand kaum zu entscheidenden paläographischen Probleme wenigstens die mir erkennbaren „realen" Motive herausgehoben werden. Die sprach- und übersetzungsgeschichtlichen Fragen, für die nur gelegentliche Hinweise gegeben werden, gehören ohnedies in einen größeren Zusammenhang. Ebenso die bibelkritische Seite, über die ich nur orientierend handle. Die liturgiegeschichtliche Bedeutung des Fundes, der als Bruchstück eines altertümlichen „Katameros" der Osterwoche sein eigenes Interesse hat, kann mangels der nötigsten Vorarbeiten ebenfalls nur mehr angedeutet werden. Vielleicht nimmt ein anderer Forscher die Anregung auf, auch auf dem Gebiet der koptischen Liturgie endlich einmal ein zwar weit zerstreutes, aber durch seine Altertümlichkeit für die allgemeine Geschichte der liturgischen Lesung hochbedeutsames Material zusammenzufassen.2 1. Die fünf Blätter gehörten zu einem Kodex im Maße von 35x28 cm mit einem Schriftraum von 25,5x18,5 cm in zwei Kolumnen von je 8 cm Breite und 2,5 cm Zwischenraum, die Spalte zu 28 Zeilen, die auf die sorgfältig eingeritzte Liniatur gestellt sind, die Zeile durchschnittlich 8—12 Buchstaben umfassend. 3 Wie sich aus dem lückenlos fortschreitenden Text ergibt, fügen sich die Blätter unmittelbar zusammen; Blatt 2 und 5 hängen noch aneinander und bildeten das innerste Doppelblatt einer Lage. Das vorhergehende Blatt 1 hing mit Blatt 4 zusammen, während das Zwillingsblatt zu fol. 5 fehlt. Paginierung wie in andern koptischen und griechischen Hss. ist nicht vor1

The Coptic Version of the New Testament in the southern dialect otherwise called sahidic and thebaic (by G. Horner), Oxford 1911. 2 Ich brauche nur auf das vorbildliche Festbrevier und Kirchenjahr der Syrischen Jakobiten von A. B a u m s t a r k hinzuweisen (Studien zur Geschichte und Kultur des Altertums von D r e r u p - G r i m m e - K i r s c h III, 3—5, Paderborn 1910). Leider ist ja noch immer nicht erfüllt, was einer der besten schon vor 30 Jahren als notwendig bezeichnete: „Der liturgiker muß wünschen, einen überblick über das gesamte liturgische Material der koptischen Kirche zu erhalten, da nur aus den vollständigen Akten ein einblick in die leitenden Gedanken dieser liturgie gewonnen werden kann." So P. de L a g a r d e , Die koptischen handschriften der goettinger bibliothek. Abhandlungen der hist.-phil. Classe der kgl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, XXIV, 1 1879 = Orientalia I, 62. 3 Uber die Technik der Liniatur unten pag. 5 Note 2.

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handen; auch fehlen Seitenüberschriften durchaus, so daß der ganze große Rand leer ist. Die Blätter, jetzt zwischen Glas gelegt, sind von weißem und, wie mir Prof. P f a f f versichert, von nicht zu dünnem Pergament, das aber die Schrift der Rückseite deutlich durchscheinen läßt. Die Membrane ist teilweise vergilbt, an einigen Stellen auch vermutlich von vorübergehender Nässe oder feuchtem Erdsand etwas violett verfärbt, im übrigen aber gut erhalten, abgesehen von den zerfressenen Stellen, an denen das Pergament mit einigen Buchstaben vernichtet ist. Die Tinte ist kräftig braun und frisch, die Schrift gut und, soweit sie nicht mechanisch beschädigt ist, sicher zu lesen.1 Sie ist von regelmäßiger Schönheit und von solcher Sorgfalt, daß nur an einer Stelle im griechischen Text fol. l r ° A Zeile 3 ein Itazismus durch übergeschriebenes e korrigiert ist. An der einzigen Stelle Lk. 24, 10 (Zeile 68) ist vielleicht über H (vor MAFA.) ein Strich ausradiert. Mk. 16, 3, am Schluß der Zeile 13, steht im koptischen Text neu statt i Kol ig, die einzige „haplographische Flüchtigkeit", veranlaßt durch das in der nächsten Zeile folgende ijau. Die Orthographie ist in beiden Sprachen von überraschender Reinheit; ich konnte nur Mk. 16,17 (Z. 168) -yXcuoais notieren, wenn anders nicht auch dies beabsichtigte oder übliche Vereinfachung der Doppelkonsonanz ist.2 Mk. 16, 19 (Zeile 186) avs^Tj^tpi}^ ist auch sonst gebräuchlich, sei aber hier wegen der ägyptischen Lokalisierung angeführt. 3 Jota adscriptum steht nie, N Ephelkystikon immer. Der griechische Text ist fast völlig frei von Itazismen; nur Mk. 16, f> (Zeile 25) steht einmal ioov für ei5ov. Aus der koptischen Abteilung sei Lk. 2 4 , n (Zeile 77) iimecun für nii(;i?u)i> erwähnt, was für die Aussprache lehrreich ist. Akzente fehlen dem griechischen Text; nur Lk. 24, 5 (Zeile 35) ist über xXivouoiüv ein Strich. Der Apostroph erscheint zweimal Lk. 24, 6 (Zeile 41) oux' eauv und ib. (Zeile 42) aXX', ähnlich dem koptischen Wortschluß. Der Spiritus asper tritt zweimal auf, wie in dem alten gleichfalls griechisch-sa'idischen Cod. Borg. 109 in Form eines aufwärts gekrümmten Häckchens: Mk. 16, 6 (Zeile 43) orcoo und ib. (Zeile 76: Tafel I Z. 10) ö IÜ; dagegen Mk. 16,18 (Z. 171) apouoiv (was auch fehlerhaft wäre), ist nicht sicher; Mk. 16, 15 (Zeile 149) ist 1 Auf Fol. 2v° u. 4v° h a t sich die frische Schrift der anliegenden Seiten Pol. 3 r ° bzw. 5r° abgedruckt, am deutlichsten die unterste Zeile von 3 r ° Ä unterhalb der Kolumne 2 v° B: ein Beweis, daß von Seite zu Seite weitergeschrieben wurde. 2 Über dieses Gesetz vgl. E. M a y s e r , Grammatik der griech. Papyri aus der Ptolemaerzeit, Leipzig 1906, 214 sq. (für Vereinfachung von Doppelsigma Fälle wie ftpaaei;, ßaaiXiarj;, Tsaaps; u. a. m.). 3

Vgl. z. B. airpoaa>iroXr)|AJTTa>4 Barn 4,12 (cod. «), einem ebenfalls mit Grund nach Ägypten zu verweisenden Dokument. Vgl. H e e r , Die Versio latina des Barnabasbriefes etc. Freiburg 1908, Text und krit. Apparat pag. 35, zu Zeile 11.

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Heer

bei anav-ca nicht deutlich, ob zwei Punkte oder ein Punkt mit folgendem Häckchen steht. Ob Lk. 24, 36 (Zeile 3) über auxov ein Spiritus lenis in Porm eines nach unten offenen Ringleins steht, ist nicht ganz deutlich.1 I und Y erhalten bei Wortanfängen zwei Punkte: Lauter Dinge, die ebenso wie die noch zu besprechenden Kürzungen auch in dem datierten Berliner Osterfestbrief saec. YIII in. entgegentretend Die Zeichen des saidischen Textes sind auf den Tafeln zu ersehen und im Druck so genau als möglich wiedergegeben. Der Strich für das Hilfs-e ist ziemlich geradlinig, bisweilen auch leicht geschwungen, über P steht immer ein Böglein, Avas eine spezielle Pärbung der Aussprache vermuten läßt. 3 Mit einem ähnlichen Häkchen sind häufig die Wortschlüsse angedeutet. 4 Es ist bemerkenswert, daß i' gewöhnlich nur an Wortanfängen und in Formen wie iia'i' mit zwei Überpunkten geschrieben wird. Gekürzt sind in beiden Texten nur die bekannten Nomina Sacra E C , k c , T u , j c c , a m o ü , o t u o u , CTpoo (bei letzterem ist T mit p an einem Balken monogrammatisch contigniert). Der Grund ist offenbar, weil sich so das „Signum Crucis" ergibt. 5 I n den "Überschriften ist auch suafY(eXi.ov) und Mapx(oc) abgekürzt; und in beiden Texten für Schluß-N, aber nur am Ende der Zeile, ein frei hinausragender Kürzungsstrich gesetzt nach Art der ältesten grie1 Der bilingue Codex Borgia copt. 109 (Zoega LXV) zeigt dieselbe Form des Spiritus asper regelmäßig über ö, örcou, pfp sind Synonyma für xpofio;. Es mag nun sein, daß die singulare Addition des ersten Saiden Z. 64 + AE (vielleicht Dittographie zu dem unmittelbar vorhergehenden xe?); und die zwei Omissionen Z. 63 A T O J om. XlTl(Prim°); und Z. 64 A A A V om. I nur Fehler sind, die nicht in Rechnung kommen. Aber die Unterschiede sind auch ohne sie zahlreich und schwerwiegend genug; und schließlich genügt die an sich unscheinbare Variante Z. 61 rAp ?.prim0 T>- (Us> cum cod. Said 108 Tl Bohair

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etc. . . . g e g e n ü b e r Z . 92 AG

cum ACL Syrh, um deutlich genug den Weg zu weisen, wann und von wannen die ganze Dublette Z. 91—98 dem ersten Saiden nachträglich zugewandert ist; sie kam spät genug, und kam aus Alexandrien! Bei diesem Sachverhalt gibt uns aber die vorhin nachgewiesene Verwandtschaft unserer beiden Markusschlüsse (und zwar der beiden zusammen!) mit dem Alexandriner L den Beweis in die Hand, daß nicht nur der lange, sondern auch der kurze Schluß gleichzeitig von dorten gekommen ist. Der alte Saide aber tritt somit in der Frage nach dem Schluß des Markus-Evangeliums an die Seite von K B Syrsin und muß ursprünglich wie diese das Evangelium mit Vers 16, 8 in der ihm eigentümlichen Fassung geschlossen haben. Die textkritische Situation 1 ist nun die, daß die führenden Griechen X B m i t Syrsin

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weder d e n k u r z e n noch d e n

langen Schluß kennen und durch die Subscriptio nach 16, 8 anzeigen, daß das EöceneXtov *axa Mapxov an dieser Stelle zu Ende ist. Ebenso ist, wie wir gesehen haben, der Saide samt den Griechen L T n ( 3 P ) zu werten, die beide Schlüsse nur als Varianten beifügen; auch die Griechen 137, 138, die den langen Schluß mit Asteriskus versehen. Mit dem kurzen Schluß endet organisch der gewichtige Altlateiner 1c und die Ätliiopen m ct a Bl-6. Am Band verzeichnen den kurzen Schluß gr. 274

Syrhier

Bohair

(AE\).

D i e Scholien von e t w a 30 Hss.

be-

merken, daß in den älteren und, wie manche beifügen, besseren Exemplaren das Evangelium mit (16, 8) IcpoßouvTo jap schließe, (wobei in manchen noch der kurze Schluß beigeschrieben wird). Dasselbe bezeugen Eusebius und Hieronymus u. a., wie denn der lange Schluß auch der Eusebianischen Sektionen ermangelt. 2 Endlich hat die Tatsache selbst, daß nicht ein, sondern zwei Markusschlüsse in der Überlieferung auftreten, daß also mehr als ein Versuch der synoptischen Angleichung des Markusevangeliums unternommen werden konnte, ihr Gewicht für sich, — All dem steht gegenüber, daß die große Masse der Hss. nur 1 Ygl. T i s c h e n d o r f , Ed. VIII crit. maior I, 403—407. H o r n e r l , 635. B ü r gern, The last twelve Verses of S. Mark. R o h r b a c h , D. Schluß d. ML etc. Berl. 1894. 2 Ygl. die wertvollen Nachweise von G r e g o r y a. a. 0. II, 879 sq., aus denen hervorgeht, daß in der Bibel des Eusebius Mk. 16, 8—20 nicht enthalten war.

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den langen Schluß kennt, dessen ältester Zeuge doch schon Irenaeus ist, mit dem naturgemäß als älteste unter den Hss. die benachbarten europäischen" Altlateiner a ff2, dann auch c q gat gig al, nicht aber der Afrikaner h [hiat e bj zusammengehen. Cyprian weist keine, Tertullian keine sichere Spur auf. T a t i a n müßte, nach dem allerdings überarbeiteten arabischen Diatessaron, den langen Schluß gekannt haben. Nach einer Rubrik der armen. Hs. 222 anni 986 in Etzschmiadzin ist Mk. v 16.9SS. yon l',l MI vSíl'l» "bPHMV (tristón Eritzou = Aristón presbijteri). 1 — Inhaltlich sind beide Schlüsse gedeckt durch die kanonischen Parallelberichte (Joh. 20,11-23; Lk. 24,13-53; Mt. 28, 18-20; vgl. IKor. 15,5; Act. 1,4 ss). Die Deckungen liegen aber doch ziemlich auseinander. Das Problem hängt zusammen mit der Frage nach Plan und Zweck des Mk.-Evangeliums, worüber hier nicht gehandelt werden kann. 5. Auch l i t u r g i e g e s c h i c h t l i c h ist das Interesse, das unsere griechisch-saidischen Blätter erwecken, kein geringes: einmal schon wegen der Doppelsprachigkeit eines für den praktischen kirchlichen Gebrauch bestimmten Kirchenbuches, durch welches wir einen Zeugen mehr für die sehr merkwürdige Tatsache gewinnen, daß es in Oberägypten doch in verhältnismäßig später Zeit noch Kirchen (oder Klöster) gab, in denen das Evangelium im Gottesdienst in zwei Sprachen vorgelesen wurde, zuerst griechisch, dann erst saidisch ¡2 1 A. C i a s c a , Tatiani Evangeliorwm Harmoniae arabice, l l o m a e 1888, mit lateinischer Übertragung. Besser englisch von H. H i l l , The earliest Life of Christ etc. The Diatessaron of Tatian, 2. ed., Edinburgh 1910. — Zur armen. Hs. anni 986 (vel 989?) vgl. C o n y b e a r e , Expositor 1893, 242sq.; N e s t l e , Einführung3 156 u. Taf. 9; B e l s e r , Ein/:2 1905, lOOss.; I'. P e r h a t , Festschrift d. Mechithar.(«tmm.), Wien 1911. 2 Andere Fragmente griechisch-koptischer Bibeln und Lektionarien, teils in der (älteren) parallelen, teils in der (jüngeren) sukzessiven Ordnung vgl. oben pag. 7. W. E. D r u m (Prot. R E 3 XII, 811) erklärt die Zweisprachigkeit daraus, daß das liturgische Idiom griechisch, die Volksaprache koptisch war, mit der Bemerkung, daß die Lektionen mit Ausnahme des Evangeliums heute fast überall arabisch sind. Nähere Untersuchungen und Vorarbeiten scheinen zu fehlen. — Über dieselbe Erscheinung in der römischen Kirche der altchristlichen und mittelalterlichen Zeit haben wir längst das große Material von C. P. C a s p a r i , Ungedruckte, unbeachtete und wenig beachtete Quellen zur Geschichte des Taufsymbols und der Glaubensregel, Christiania 1875 III, 267—466 u. 466—510. Über das hohe Alter eines damit zusammenhängenden, später symbolisch gewerteten Brauches vgl. J . K u n z e , Die Übergabe der Evangelien beim Tauf Unterricht etc., Leipzig (Deichert) 1909. Vgl. auch die Arbeiten von F r . W i e g a n d in Studien von B o n w e t s c h - S e e b e r g IV. Einen Rest bewahrt die feierliche Papstmesse mit ihrer griechisch-lateinischen Lesung. Uber einen (symbolischen) Best mehrsprachiger Lesung in der russischen Kirche vgl. M a l t z e w , Fasten- und Blwnentriodion, Berlin 1899, XCVI, wonach in der Ostervigil Joh. 1, 1 ss. slavisch-hebräisch-griecliisch-lateinisch gesungen wird. In den rumänischen Kathedralen wird Ostern mittags 12 U h r Joh. 20,19—26 in 12 Sprachen gesungen und aus der Zwölfzahl der Apostel symbolisch erklärt. Ich danke diese Mitteilung Herrn P f a r r e r C i c e r o n e J o r d ä c h e s c u an der rumänischen Kapelle in Baden-Baden. Die einfacheren bilinguen Ursprünge waren nicht symbolischer

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Heer

Zweitens, weil die drei (ganz oder teilweise) erhaltenen Perikopen, die unmittelbar aufeinander folgen, sich durcli die liturgischen Überschriften als Bruchstück eines „ K a t a m e r o s " der Osterfeier zu erkennen geben 1 mit einer eigenartig selbständigen, sonst nicht bekannten Leseordnung der Osterwoche. Die Überschriften zu den griechischen Texten sind griechisch, die zur nachfolgenden Yersion saidisch und beide stimmen wörtlich überein. Die nur saidisch erhaltene Überschrift zu Lk. 24, 1—12 lautet auf „{Tag) fünf des Festes". Mk. 16, 2—-20 wird durch die saidische Überschrift, nach der die nur teilweise lesbare griechische zu rekonstruieren ist, auf „{Tag) sechs des Festes" bestimmt. Zur dritten Lesung Lk. 24, 36 sq. ist nur die griechische Überschrift erhalten: Z tt)î âopnrji sùa-f/eXiov xara Aouxav. Das „ F e s t " ist nach uraltem Sprachgebrauch das „ O s t e r f e s t " 2 , wie es sich dementsprechend denn auch um Auferstehungsperikopen handelt. Mit den Ziffern „fünf11, „sechs11 „sieben" sind nach koptischem Sprachgebrauch die Wochentage bezeichnet 3 , also Donnerstag, Freitag und Samstag der Woche nach dem Osterfest. 4 Art. Gleiche Ursachen, gleiche Wirkungen: die bilingue Bevölkerung war es, die bilingue Lesung forderte, in Ägypten so gut wie in Korn und anderswo. Aus welchen Gründen sich aber der Brauch in Ober-Ägypten länger gehalten hat, verdient eine Untersuchung. Symbolisch kann der Brauch auch in der späteren Zeit nicht gewesen sein, da er nicht auf einzelne Perikopen oder Hochfeste beschränkt war. Es scheint, daß die griechisch-koptische Lesung durch die koptisch-arabische abgelöst wurde. Ygl. oben pag. 17 die koptisch-arabischen Lekfcionai'ien. — Eine bemerkenswerte koptische Rubrik zu einem griechischen Text, die zu verraten scheint, daß der Lektor nicht Griechisch verstand, unten pag. 29 Note 4. 1 Zum Begriff des KATA U6|)OC vgl. P. de L a g a r d e , a. a. 0. Orientalin I, 4 sq. Über den Weihuachts- und Oster-Katameros vgl. W. E. C r u m , Koptische Kirche, in Prot. KE 3 XII, 811. Man hat auch Einzel-Katameros für jeden Monat. 3 Man denke an die seit dem III. Jahrhundert nachweisbaren „Osterfestbriefe" (ÊiriuToXai loptaaTiy.ai) der alexandrinischen Bischöfe. Der Terminus hat im Griechischen und Koptischen den bestimmten Artikel -fj iopvq = ri^üA, ein Gebrauch, der schon in der Bibel beachtet wird und dort an den exegetisch strittigen Stellen bedeutungsvoll ist: Mt. 26, 5 und Job. 11, 56 Saïd et Bohair mit allen Zeugen bei Tischendorf mit Artikel; Joh. 5, 1 i] éopTïj HC alii Saïd Bohair (Tischendorf) . . . éoprr] ABC alii (Nestle); Mt. 27, 15 iopT7]V non nisi omnes et Saïd(!) . . . tyjv âoptïjv solus cod. D et Bohair (H). — Für to Traa^a gebraucht Bohair nillACJCA, Saïd nriACjcA. 3 Über die Bezeichnung der Wochentage durch die bloße Zahl mit dem männlichen Artikel, vgl. Msgr. B s c i a i , in Recueil de traveaux relatifs à la philologie et l'archéologie égyptiennes et assyriennes par M a s p e r o vol. VII. 1. Paris 1885 pag. 23. 4 Vgl. auch A. B a u m s t a r k , Aus dem Zyprischen Kultus des siebten Jahrhunderts, in der Zeitschrift „Die Kirchenmusik" XI, 3, Paderborn 1910, 39, wo nachgewiesen ist, daß in Kypros die ganze Osterwoche tj öcyia eopxr) hieß, wobei genau wie bei unserm Graeco-Saïden die einzelnen Wochentage als so und sovielter Tag t î j t à-jia.i éopTrjî gezählt wurden. Das Wiener Perikopenbuch (Suppl, graec. 13 saec. IX—X aureopurpur.) bat dagegen zu der Perikope auf Osterdonnerstag (Joh. 3 , 1 ss.)

N e u e griechisch-saïdische Evangelienfragmente.

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"Während man in andern Kirchen beim Gottesdienst noch lange aus biblischen Yolltexten las, in denen die liturgischen Rubriken am Rand vermerkt waren, scheint man in Ägypten sehr frühe zu eigentlichen Perikopenbiicliern übergegangen zu sein.1 Wenigstens stammen die allerältesten Dokumente dieser Art von dort, an der Spitze ein Papyrus in der Sammlung des Erzherzogs Bainer saec. IV—V mit Mk. 6, 28 sq., Lk. 2, l—8; zwei weitere Papyri Bainer Inv. 8021 saec. VI aus Eayfim; Inv. 8023 saec. VI griechisch-mempliitisch ; ein Papyrus Sçheil saec. VI aus der Stadt Coptos u. a. m.2 Unter den 751 saldischen und griechisch-saidischen Fragmenten, aus denen H o r n e r die saidische Version der Evangelien zusammengestellt hat, sind nicht weniger als 126 Stücke als Lektionarien bezeichnet; wenn ich mich nicht täusche, müssen es deren in Wirklichkeit noch viel mehr sein.3 Daß in denselben ein reiches Material zur Geschichte der koptischen Liturgie und gottesdienstlichen Bibellesung niedergelegt ist, unterliegt keinem Zweifel. Inwieweit sich liturgische Perikopenüberschriften unseres Systems darunter finden, ist vorerst schwer zu sagen, da es eine schlechte Gewohnheit der Herausgeber ist, solche Mitteilungen nicht zu machen. Nur eine Parallele bietet die Oxforder Hs. Woide 6, die nach H o r n e r , der sie saec. XIII datiert, den sa'idischen Text zu Lk. 22, 6—24, 4i enthält, und zu Lk. 24 die Bemerkung aufweist 4 r i y o u i r r i i i I : ' ) A , wie sie genau lautet. Die Notiz, die sicher M ^ J O I I I I T die Ü b e r s c h r i f t TTJ ë ¡ x s r a TO 7raay_A XTX. der EvangelienMcher

Laach"

92 u . 93, F r e i b u r g 1906, 28 ( N a c h W e s t w o o d , Palacographia).

a . a . O . I, 391.

etc.

Vgl. die A b b i l d u n g bei B e i a s e l ,

schichte

Ergänzungshefte

zu

den

,,Stimmen

aus

GeMaria-

Gregory

Die Bezeichnungsweise unserer F r a g m e n t e kehrt dagegen in arabischer

S p r a c h e n o c h e i n m a l i n Brit. eines b o l i a i r i s c h e n

KATA

Mus.

Kopt.

776 (= Or. 5453)

wieder, dem Bruchstück

UOpOG f ü r die Osterwoclie u n d den Monat P h a r m o u t h i ,

w o d e r F r e i t a g u n d S a m s t a g als LX^ÄJI

bezw. J^ÄJI J^LO eingeführt werden.

Vgl. C r u m i m K a t a l o g S. 336 f. 1

O r i e n t i e r e n d ü b e r d a s k o p t i s c h e P e r i k o p e n w e s e n ist W . E . C r u m ,

Kirche

a. a. 0 .

d'Archéologie 2

Leclercq,

clirét.

Liturgie

et de Liturgie,

Karabacek-Wessely,

stellung,

W i e n 1894.

(d'Alexandrie)

bei C a b r o l ,

Koptische Dictionnaire

I 1907, 1199. Papyrus

Gregory

Erzherzog

a. a. 0 . I , 33 ss.

Sanier,

Führer

durch

die

Aus-

E v l . 1043: 3 4 8 ; 3 4 9 ; 943 u . a. m .

S c h e i l , Renie biblique, P a r i s I , 1892, 113 ss. 3 H o r n e r a. a. 0 . I I I , 384. 4 H o r n e r a. a. 0 . III, 383 z u c o d . 114, a u s d e m e r n o c h e i n e P e r i k o p e a u f „das F e s t d e r Apostel" u n d „die v o m A b e n d des F e s t e s des hl. T h e o d o r o s " e r w ä h n t .

Weitere Perikopenbezeiclmungen ersten Herren(tag) Festbezeiclmung theologischen N r . 81 ss.

stehen auch

Inhalts

ib. a u s

cod. 112

( P a r i s 129 6 s a e c . X I I ? ) a u f „ d e n

der Vierzig" (Erster Fastensonntag). Studien

bei zur

C. W e s s e l y , Paläographie

Einige Überschriften

Griechische und

und

Papyruskunde

Koptische

mit Texte

X I ) 1911, II

D a z u das wertvolle M a t e r i a l bei L a g a r d e u. B a l e s t r i a . a . O . p a g . L V —

LIX, meist ohne Angabe

des F e s t e s , d o c h a u s cod. X C V I I s a e c . X d i e a u c h f ü r d i e

s p r a c h l i c h e F r a g e b e m e r k e n s w e r t e k o p t i s c h e R u b r i k z u m g r i e c h i s c h e n P s 9 2 , 19—22

Heer

30

zu entendieren ist, geht auf „{Tag) drei des Festes" und steht nach einer gütigen Mitteilung von AVinstedt am untern Eand fol. 5 T unter der zweiten Kolumne, deren letzte Zeile noch die ersten "Worte von Lk. 24, 15 enthält. 1 Da in den meisten Perikopenordnungen, wie wir sehen werden, auf Osterdienstag eben Lk. 24, 13—35 angesetzt ist, so muß derselbe Abschnitt gemeint sein; und da nur diese Perikope unserm Fragment fehlt, um das Kapitel Lk. 24 vollständig zu machen, so gehört sie so gut wie sicher zu demselben ober ägyptischen System. Dieses griechisch-saidische Perikopensystem der Osterwoche findet nun in keiner Tradition des Ostens und Westens, so weit ich wenigstens sehen kann, eine vollkommene Deckung, am wenigsten in der späteren koptischen Kirche. Die wenigen saidischen Fragmente mit denselben Texten scheinen weiter nichts zu ergeben 2 ; und die bobairischen und arabischen Lektionarien, so weit sie vorliegen, ergeben tatsächlich kaum eine Parallele von sicherer Yerwandtschaft. 3 Z a c c a g n i ' s LeseVerzeichnis aus dem Kodex Alexandrinus betrifft nur die Acta, die A e r p ? iß n ; y A i n i A [ > \ ' A r r ( ; . \ o o u i x a i i a i r l A V T d i p i o n t o a a i i m i k o n : Man gewinnt den Eindruck, daß man in der Kirche, für die eine solche Angabe nötig war, griechisch las, ohne es zu verstehen. Vgl. oben pag. 27 sq. Note 2. 1

Ich stelle die gütige Mitteilung von E. 0 . " W i n s t e d t , so weit sie allgemeines Interesse hat, wörtlich hierher: „in Ms. Clar. Press (Woide) frag. 6 fol. 5V . . the page is numbered CAB in the Ms. . . the reading is . . . quite clearly riyoUIIT u'riiSA. The words are in the bottom margin under the second column of the writing; and that column ends with the line [ACfclClJIie A 6 2UI"ITp6T, the beginning of Luke XXIV, 15." — Die Emendation n ^ J O U U T , die bereits H o r n e r stillschweigend durch seine Übersetzung vollzogen hat, wird mir auch von C r u m und G o u s s e n als sicher bestätigt, da li^JOUIlT, was keinen Sinn hat, nur durch den ganz gewöhnlichen Schreibfehler II statt u entstanden ist. 2 Vgl. oben pag. 21 Note 2. Ob in den beiden Lektionar-Fragmenten Said Horner 1 a saec. X (Brit. Mus. 82 fol. 38) = Lk. 24, 36! 42. 43. 47—49; und 161 saec. XI (Paris bibl. nat. 129"> fol. 48) = Lk. 24, 36—44!, liturgische Angaben stehen, ist weder bei H o r n e r noch A m e l i n e a u angegeben. Ebenso fehlen die Nachrichten über Said Horner 50 (Bodleian Copt, a 3 11. 4) — Mk. 10,14—20; und Nr. 108 ( W e i l l , persönlicher Besitz) = Mk. 16, 9—20. Möge sich bald ein Herausgeber finden zum saidischen cod. 99 (Paris bibl. nat. 129$ und Brit. Mus. 109 Or. 3579 B f . 64) zu dem H o r n e r (III, 383) die interessante Bemerkung macht: "a complete volume with lectionary for Holy Week in Sahidic and Arabic and worthy of publication, though not earlier than saec. XIII." 3 Aus den bohairischen Evangelientexten bei H o r n e r , The Coptic Version of the New Testament in the northern dialect, Oxford 1898, I wäre zu wissen, ob cod. Ii, ein koptisches Lektionar (Old Cairo Church of AI Mtiallakah, Papierhs. saec. XII?) zu den Perikopen Mk. 16, 2—8 und Lk. 24, 1—12, die unter anderm darin enthalten sind, liturgische Eubriken aufweist (vgl. ib. I pag. CXIX). Ferner sei hingewiesen auf die bohairischen Lektionare ib. I p. C cod. H2 kopt.-arab., datiert A, 1). 1308 (Brit. Mus. orient. 425 = G r e g o r y a. a. O. II, 538 Nr. 6) fol. 118 ss. 125—159; ib. I pag. CXXII Nr. 45. 46. Hunt 18 u. 26 datiert A. I) 1298 u. 1265 (koptische Lektionare); ib. I pag. CXXVI Fragment Joh. 14, 26—15, 2 (Lektionar?).

Neue griechisch-sa'idische Evangelienfragmente.

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Katholischen und Paulinischen Briefe. 1 Das von M a s p e r o mitgeteilte Bruchstück eines liturgischen Leseverzeichnisses (mit Psalmversen) in saidischem Dialekt liegt außerhalb der Osterwoche. 2 Die koptische Lese-Ordnung, die M a l a n aus einer koptisch-arabischen Hs. entnommen hat, gibt nur die Lesungen der Sonntage 3 , ist aber für uns doch insofern lehrreich, als sie von der im Osten später immer mehr verbreiteten österlichen Perikopenordnung der orthodoxen Kirchen mit ihrer lectio continua aus Joh. 1, 1 ss. verschieden ist. Yon unsern Perikopen erscheint nur Mk. 16, 2—8, aber in der Mette des Ostertags; Mk. 16, 12—20 und Lk. 24, 36—53 folgen sich in ähnlicher Weise, wie in unserm Fragment, aber zu anderer Zeit, nämlich an Himmelfahrt in Mette und Messe: drei Ansätze, welche wir auch im G-öttinger cod. Orient. 125, 7 haben, einem späten Sammelband, der zwei koptische Papier-Hss. mit arabischen Titeln, wie L a g a r d e vermutet, aus dem Anfang des X I X . Jahrhunderts, umschließt. 4 Derselben Verwandtschaft ist die arabische Lese-Ordnung der koptischen Kirche bei A. M a i , Avelche über alle Tage der Ostenvoche Auskunft gibt, aber uns wieder nur Mk. 16, 2—8 in der Ostermette und in der Messe des Ostermontags bringt. 5 Keinerlei Beziehung zu unseren Fragmenten weisen die Perikopen für Freitag und Samstag der Osterwoche in dem Bruchstück eines boliairiscben k a t a u e p o c im British Museum (776 = Or. 5453) auf.6 Die moderne jakobitisch-koptisclie Ordnung von H a b a s i mit ihrer reichen, offenbar jungen Gliederung von täglich drei Lektionen 7 1 Z a c c a g n i , Collectanea Monumentorum ecclesiae graecae, Komae 1698, 411 ss. 478ss. 537 ss. mit gelehrten Prolegomena pag. LYI ss. über codd. AB u. pag. L X X I V ss. über das Lektionswesen. 2 M a s p e r o, Fragment ä'wnc table des Icctures en dialecte sahidique, in „Recueil de travaux relatifs á la philologie . . . égyptiennes et assyriennes" etc. Paris 1886 VII, 144. 3 S. C. M a l a n , The holy Oospel and Yersicles for every sunday and other feast da;/ . . . in the coptic church translatcd from a eoptic (and arabic) Ms. Original Documcnts of the Coptie Church vol. IV, London 1874, 57—59. 1 P. d e L a g a r d e a. a. 0. pag. 4 ss. 5 A. M a i , Scriptorum vet. Nova Collectio IV, 2, Romae 1831, 27. 6 Vgl. oben S. 28 Anm. 4. F ü r Freitag: Eine mit Lk. 20, 27 schließende Perikope, Lk. 20, 27—38, Jo. 5, 20—25; für Samstag: Line Perikope, wie am Montag, eine mit Jo. 2, 1 beginnende und Jo. 20, 24—31. 7 Buch des Wegweisers des kopt Synaxariums (arab.) vom jakobitischen Qommus J ü s u f a l - H a b a s i , Cairo 1894 pag.53sq., was mir Dr. G o u s s e n aus seinem Exemplar auszuschreiben die große Liebenswürdigkeit hatte. Über die weiteren modernen Drucke erfahre ich von G o u s s e n : „Die bei den unierten Kopten erschienene Liturgie der Pascha-Woche von Msgr. C y r i l l M a k a r , memphitisch und arabisch, 2 Bde Cairo 1901 enthält nur das Offizium vom Palmsonntag bis Ostersonntag incl. Ein Seitenstück der jakobitischen Kopten zur Leidens- u n d Auferstehungswoche ist im Druck begriffen. Ferner erschien das unierte und jakobitische Direktorium (J-.J.)) f ü r die Leidens-Woclie. In dem großen Katameros der jakobit. Kopten, memphitisch und arabisch, 4 Bde. fol. ist die eigentliche Osterwoche nicht enthalten,"

32 bietet Lk. 24, 1—12 in der Ostermesse, Lk. 24, 13 in der Mette und Lk. 24, 13—35 in der Messe am Ostermontag; Mk. 16, 2—11 in der Ostermette, Mk. 16, 9—20 in der Messe am Dienstag, und nochmals Mk. 16, 2—8 in der Messe am Freitag der Osterwoche: das ganze Ergebnis für uns ist also nur die letztgenannte Freitagsperikope, die aber so unvermittelt auftritt, daß man nicht wissen könnte, daß hier möglicherweise der Rest einer alten Ordnung erhalten ist, deren Beziehungen, wie sich nachher herausstellen soll, noch im fernen Mailand lebendig geblieben sind, käme uns nicht unser griechisch-saidisches Fragment zu Hilfe. Außerhalb Ägyptens ist nur die Perikope des Fragments Wolde 6 Lk. 24, 13—36 durch die meisten Ordnungen durchstehend als eine der regelmäßigsten aller Osterlektionen 1 ; nur in Rom und bei den heutigen jakobitischen Kopten wird sie am Ostermontag, bei den jakobitischen Syrern in der auf den Abend des Ostersonntags fallenden Montagsvesper gelesen, nicht sicher wegen liturgiegeschichtlicher Verwandtschaft, sondern möglicherweise aus dem leicht erkennbaren Grund, weil die Emmausjiinger nach Lk. 24, 33 noch in der Nacht vom Ostersonntag zum Montag nach Jerusalem zurückkehrten 2 ; in den andern alten Ordnungen von Jerusalem und Toledo, im Xestorianischen, Orthodoxen und Mozarabischen Ritus, im cod. Rehdiger, der den Brauch von Aquileia, und dem Evangelienbuch von Lindisfarne, das den Brauch von Neapel zu bewahren scheint, wird die 1

Von zusammenfassenden Arbeiten seien an dieser Stelle, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, genannt: St. B e i s s e l , Entstehung der Perikopen des Rom. Meßbuchs etc., Ereiburg 1907. E. E a n k e , Das kirchliche Perikopenwesen aus den ältesten Urkunden der r'om. Liturgie, Berlin 1847. W. C a s p a r i , Perikopen, in Prot. EE 3 XV 1904, 131 ss. K. S c h r o d , Liturgische Lektionen, in Wetzer u. Weite's Kirchen-Lexikon VII 2 1891, 1593 ss. H e u s e r , ib. IV J 1886, 1034 (s. v. Evangeliarium). M o s l e r , Lesungen, in K r a u s EE, Ereiburg 1886, 292 ss. (wertvoll). Dictionary of Christian Antiquities by S m i t h - C h e e t h a m s.v. Lectionary (Scrivener). S c r i v e n e r - M i l l e r ; G r e g o r y ; L e c l e r c q - C a b r o l a. a. 0. u. a. m. 2 Die heutigen Eöm. Osterperikopen aus den Evangelien sind durch cod. Casin. 271 (circ. annum 700) erstmals bezeugt. Vgl. W i l m a r t , in Revue Bénédictine 25, 288 sq. (Der Würzburger Comes bei M o r i n , Le plus ancien Comes ou Lectionnaire de l'Eglise Romaine, Revue Ben. 27, 1910, 41 ss. = cod. Würzburg Mp. th. fol. 63 enthält die Epistel-Lektionen). Am Ostermontag geht mit Eom auch die (von B e i s s e l übersehene) A n g e l s ä c h s i s c h e O r d n u n g , auf die ich einmal hinweisen möchte. Vgl. W. S k e a t , The holy Gospels in Anglosaxon etc., Cambr. 1871—87 (Mt. in 2. Aufl.) zu Lk. 24, 13. Während aber die Hss. sonst die Perikopenanfänge durch Initiale auszeichnen, fehlt bei Lk. 24, 13 noch (!) die Initiale, ein Beweis, daß diese Perikope erst nachträglich von Eom kam. — Die koptisch-jakobitische Ordnung bei H a b a s i a. a. O. — Zur syrisch-jakobitischen Ordnung vgl. A. B a u m s t a r k , Festbrevier und Kirchenjahr der Syr. Jakobiten a. a. 0. 1910, 248> und 250.

Neue griechisch-saïdisehe Evangelienfragmente.

33

Perikope wie bei dem Saiden am Osterdienstag g e l e s e n — Für die drei Perikopen unseres Fragments selber ist eine teilweise Deckung, die auf historischem Zusammenhang zu beruhen scheint, nur in dem um 700 in Northumbrien geschriebenen lateinisch-northumbrischen Prachtevangelium von L i n d i s f a r n e und vielleicht noch in M a i l a n d vorhanden. In der Leseordnung von Lindisfarne, die M o r i n auf Neapel zurückführt 2 , treffen dieselben drei Perikopen, wie in unserm saidischen Fragment, auf Donnerstag bis Samstag der Osterwoche, nur in der umgekehrten Reihenfolge: fer. V Lk. 24, 36 ss.; fer. VI Mk, 16, l ss. (bei uns Mk. 16, 2—20); Sabb. Lk. 24, 1 ss. Ob unsere saidische Reihe die ursprünglichere ist, weil sie die Textfolge besser wahrt, sei dahingestellt; aber ein Zusammenhang muß obwalten. I n der Ambrosianischen Messe wird Mk. 16, 1 ss. ebenfalls am Osterfreitag gelesen. Nahe daran steht der wahrscheinlich dem benachbarten Aquileia zugehörende Altlateiner l (Belidiger), der Lk. 24, 1 ss. auf fer. .ZT; Lk.

1

Die O r d n u n g der alten K i r c h e von J e r u s a l e m liegt vor in a r m e n i s c h e r Übersetzung i n d e m L e k t i o n a r bei F . C. C o n y b e a r e , Rituale Armenorum etc., Oxford 1905, 516 ss. Die Ü b e r s e t z u n g l ä ß t sich bis e t w a 718 mit sichern D a t e n belegen, m u ß a b e r viel f r ü h e r gefertigt sein, da der S i t u s J e r u s a l e m s , den sie widergibt, n a c h den N a c h w e i s e n von B a u m s t a r k ( O r l e n s Christianus Neue Serie I 1911, 62—65) d e r j e n i g e der z w e i t e n H ä l f t e des 5. J a h r h u n d e r t s ist. — D e r a l t t o l e t a n i s c h e B r a u c h bei G-. M o r i n , Liber Contiens sice Lectionarius Missae quo Toletana ecclesia ante nnnos 1200 utcbatur. Anecdota Maredsolana X 1893, 204. Die o r t h o d o x e O r d n u n g bei S c h o l z , Nov. Test. gr. I 1830, 453 ss.; besser bei S c r i v e n e r - M i l l e r , A Piain Introduction etc. I 4 , L o n d o n 1894, 80 ss. G r e g o r y a . a . O . I, 344 ss. Die M o z a r a b . Messe bei M i g n e , Patrol. lat. 85. — Die weitere L i t e r a t u r unten, u n d b e i B e i s s e l a. a. O. — Ü b e r die U r s p r ü n g e u n d h i s t o r i s c h e n Z u s a m m e n l i ä n g e dieser O r d n u n g e n wird A. B a u m s t a r k in seiner Studie zur G e s c h i c h t e der Osterperikopen neues Ijicht verbreiten. Ob u n d inwieweit m i t der A n s e t z u n g der E m m a u s - P e r i k o p e auf OsterMontag bezw. Oster-Dienstag die b e k a n n t e n V a r i a n t e n L k . 24, 13 z u s a m m e n h ä n g e n oder in W e c h s e l w i r k u n g stehen k ö n n t e n , w a g e ich vor dieser Studie n i c h t a u c h n u r v e r m u t u n g s w e i s e a n z u d e u t e n . Der Flecken E m m a u s ist n a c h AB Dl, A alii pler. Syrsin-cur Tatian arab. Bohair Said Memph. Aeth. It et Vg pler. Anglosax Northumbr. (rush) 'sechzig Stadien' . . . n a c h KIK*N*I1 138. 175 marg. 223* 337* 420*

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| 7 U hastae tantum parallelae servantur 1—2 cf. supra pag. 28 14 hliu : + ApA add Horner ex codd. 90 etc. 109, om 13 8 41 | I k . 24,1—12: (Die) Y (= 6 Ttévre) f e s t i e v a n g e l i u m s e c u n d u m L u c a m : — i Una autem sabbati mane primo | 51 venerunt ad monumentum, erant aromata in manibus earum quae paraverant, et | l 0 | aliae (vel quaedam) cum eis. cogitabant autem in cordibus suis: quis erit qui | l 5 | revolvet lapidem. 2 cum autem venissent, invenerunt lapidem revolutum a monumento. |20| 3 introierunt autem, non inveneLuk. XXIV, 1 - 3 .

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27 n ? | M I : Horner GnCIIT, similiter Bohair K N , om Bohair codd. pler 35 graec. xXtvouawv: supra ÜJ lineóla esse videtur, cf. supra pag. 3 | 41. 42: de apostrophis cf. supra pag. 3 | 44 graec. ¡xvt)3iqts hic codex j 44 Ue[(j'iJ: fortasse litera 6 (per haplographiam) omnino non scripta erat I runt corpus Domini Jesu. 4 Factum est autem dum turbantur 1251 de isto, ecce viri duo vénérant desuper eas in vestibus |30| fulgentibus. 5 c n m timerent autem, declinaverunt vultum suum super terram. ( 3Sj dixerunt ad illas: quid vobis (est), vos quaeritis post eum qui 1401 vivit inter eos qui mortui sunt. c non est hic, sed surrexit. Facite memoriam quomodo |45| locutus est vobiscum adhuc (cum) esset in Galilaea

Luk. XXIV, 3 - 6 .

Neue griechisch-saidische Evangelienfragmente.

37

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