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German Pages 157 [265] Year 2015
Renate Johanna Pillinger (Hrsg.) NEUE FORSCHUNGEN ZUm FRÜHEN CHRISTENTUM IN DEN BALKANLÄNDERN
ÖSTERREICHISCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE KLASSE DENKSCHRIFTEN, 484. BAND
ARCHÄOLOGISCHE FORSCHUNGEN Band 26
Renate J ohanna P illinger (H rsg .)
neue forschungen zum frühen christentum in den balkanländern
Redaktion: Elisabeth Lässig Siana Ivova Pressler
Vorgelegt von w. M. Renate Johanna Pillinger in der Sitzung vom 28. April 2015
Diese Publikation wurde einem anonymen, internationalen Peer-Review-Verfahren unterzogen. This publication has undergone the process of anonymous, international peer review.
Biografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Umschlagbild: (V. Jotov – A. Minčev, Der frühchristliche Kirchenkomplex am Kap Sveti Atanas bei Bjala, Region Varna, Abb. 11: Wandmalereifragment mit dem Kopf Jesu Christi (?), 5. Jh. [Foto: Verf., R. Kostadinova])
Für den Inhalt der einzelnen Beiträge und die Bildrechte sind allein die Autoren verantwortlich.
Die verwendete Papiersorte ist aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff hergestellt, frei von säurebildenden Bestandteilen und alterungsbeständig.
Alle Rechte vorbehalten. ISBN 978-3-7001-7817-0 Copyright © 2015 by Österreichische Akademie der Wissenschaften Wien Satz und Layout: Andrea Sulzgruber Druck und Bindung: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H., 3580 Horn http://epub.oeaw.ac.at/7817-0 http://verlag.oeaw.ac.at
Inhaltsverzeichnis
Renate Johanna Pillinger Vorwort der Herausgeberin .............................................................................................................. 7 Sigrid Jalkotzy-Deger Begrüßung und Eröffnung ............................................................................................................... 9 Fritz Mitthof Illyrische Kaiser und vetus religio. Altrömische Kulte im Donau-Balkanraum und das Zeugnis der Inschriften ....................................................................................................... 11 Levente Nagy Die Lage der Erforschung des frühen Christentums in Ungarn im Spiegel eines neuen Projekts ......................................................................................................................... 19 (Tafel 1 – 10, Abb. 1 – 21) Rakjo Bratož Die Forschungen zum frühen Christentum in Slowenien (1991 – 2011) .......................................... 37 (Tafel 11, Abb. 1 – 2) Branka Migotti Early Christian Archaeology in Northern Croatia. The State of Research ...................................... 61 (Tafel 12 – 18, Figs. 1 – 14) Hrvoje Vulić Kamenica. An Early Christian Complex .......................................................................................... 69 (Tafel 19 – 25, Figs. 1 – 7 a. b) Jasna Jeličić-Radonić Salona – Metropolis of the Roman Province of Dalmatia and Its Cultural Environment in the Light of Recent Research ................................................................................. 73 (Tafel 26 – 37, Figs. 1 – 23) Marko Kaplarević Frühchristliche Archäologie in Serbien. Forschungsgeschichte und aktueller Stand ...................................................................................... 83 (Tafel 38 – 46, Abb. 1 – 22) Mihailo St. Popović Frühchristliche Archäologie in der historischen Landschaft Makedonien (2006 – 2012) .............................................................. 93 (Tafel 47 – 52, Abb. 1 – 12)
Neritan Ceka Das frühe Christentum in Albanien. Ergebnisse und Überlegungen ............................................... 101 (Tafel 53 – 61, Abb. 1 – 17) Galina Fingarova Das christliche Erscheinungsbild Serdicas ...................................................................................... 109 (Tafel 62 – 72, Abb. 1 – 17) Valeri Jotov – Aleksandăr Minčev Der frühchristliche Kirchenkomplex am Kap Sveti Atanas bei Bjala, Region Varna (Ende 4. – Anfang 7. Jh.) .................................................................................................................. 123 (Tafel 73 – 89, Abb. 1 – 20 b) Irina Adriana Achim Nuove ricerche archeologiche sui monumenti paleocristiani della Scizia ....................................... 133 (Tafel 90 – 99, Figs. 1 – 23) Abkürzungsverzeichnis .................................................................................................................... 143 Ortsregister ....................................................................................................................................... 149 Namensregister ................................................................................................................................ 154
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Vorwort der Herausgeberin Die vorliegenden Beiträge sind die schriftliche Fassung der am 15. Oktober 2012 im Rahmen eines vom Institut für Kulturgeschichte der Antike (IKAnt) an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften organisierten Symposiums gehaltenen Vorträge. Diese versuchten interdisziplinär (von Seiten der Archäologie, Geschichte, Byzantinistik und Kunstgeschichte) möglichst alle Balkanländer (Slowenien, Kroatien, Serbien, Makedonien, Albanien, Bulgarien und Rumänien) plus Ungarn abzudecken. Dabei war das Bestreben, vor allem jüngere Kollegen in diversen Forschungsprojekten zu Wort kommen zu lassen. Auch auf die Frauenquote wurde Bedacht genommen. Eines der Ziele der Veranstaltung war es, einmal mehr auf die historische Bedeutung dieser Region für Europa hinzuweisen. Hinsichtlich finanzieller Unterstützung möchten wir uns nicht nur beim IKAnt und seinem Direktor PD MMag. Dr. Andreas Pülz, sondern ebenso bei der Stadt Wien herzlichst bedanken. Bezüglich des albanischen Beitrags danken wir Dr. Ina Arapi für tatkräftige Unterstützung. Hinsichtlich des fachkundigen Layout danken wir besonders herzlich Andrea Sulzgruber. Vor allem danken wir aber dem Verlag, namentlich Mag. Lisbeth Triska. Wien, im November 2014
Renate Johanna Pillinger
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Begrüßung und Eröffnung Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Frau Kollegin Pillinger! Es ist mir eine Freude und Ehre, Sie im Namen des Präsidiums der ÖAW hier in unseren Räumen begrüßen zu dürfen. Das Symposium „Neue Forschungen zum frühen Christentum in den Balkanländern“ knüpft an eine Tradition an, die noch in die Zeit vor dem Fall des Eisernen Vorhangs zurückreicht. Zwischen 1982 und 1989 veranstaltete die damalige Antiquarische Abteilung der Balkan-Kommission der ÖAW gemeinsam mit dem Bulgarischen Forschungsinstitut in Österreich insgesamt vier Symposien, zwei davon in Haskovo und Dobrič in Bulgarien und zwei in Wien. Damals waren vor allem die Länder an der Schwarzmeerküste eingebunden. Aus Sicht der philosophisch-historischen Klasse der ÖAW ist es sehr zu begrüßen, dass das heutige Symposium nicht nur die Ideen der damaligen Veranstaltungen wieder aufgreift, sondern dass sein geografischer Horizont, über den engeren „Balkan“-Begriff hinausgreifend, alle Balkanländer umfasst und auch Ungarn als Nachbarland einbezieht. Interessante Vorträge und Diskussionen über neueste Funde und über gemeinsam relevante Themen sind daher zu erwarten und man darf sich schon heute auf die Veröffentlichung der Akten dieses Symposiums freuen. Frau Pillinger und ihren „Mitstreitern“ möchte ich an dieser Stelle herzlich für die Organisation der Veranstaltung danken. Wenn ich richtig gezählt habe, kommen die Referenten aus zehn Ländern – Österreich mit eingerechnet – und die von ihnen vertretenen Disziplinen umfassen Alte Geschichte, Patristik, Klassische und Christliche Archäologie, Byzantinistik und Kunstgeschichte. Dass vier der 12 Beiträge von Frauen gehalten werden, freut mich natürlich besonders. Schließlich möchte ich die Hoffnung ausdrücken, dass sich die generelle finanzielle Lage in naher Zukunft dergestalt entwickeln wird, dass der Wissenschafteraustausch wieder intensiviert werden kann, denn von ihm hängen unsere Forschungen und Studien in einem hohen Maß ab. Für heute wünsche ich Ihnen allen einen guten, erfolgreichen Verlauf Ihrer Tagung mit interessanten Vorträgen und fruchtbringenden Diskussionen. In diesem Sinne darf ich das Symposium „Neue Forschungen zum frühen Christentum in den Balkanländern“ eröffnen. Wien, am 15. Oktober 2012
em. o. Univ.-Prof. Dr. Sigrid Jalkotzy-Deger Präsidentin der phil.-hist. Klasse der ÖAW (bis 30. Juni 2013 im Amt gewesen)
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Fritz Mitthof
Illyrische Kaiser und vetus religio Altrömische Kulte im Donau-Balkanraum und das Zeugnis der Inschriften* Es ist eine bekannte Tatsache, dass seit der Mitte des 3. Jhs. n. Chr. vorwiegend solche Personen zu römischen Kaisern erhoben wurden, die aus den Provinzen des Donau- und Balkanraumes stammten, im Milieu der damals seit vielen Generationen in diesem Reichsteil siedelnden, aus zugewanderten und indigenen Elementen hervorgegangenen Militärfamilien verwurzelt waren und sich als Berufssoldaten in der Armee hochgedient hatten. Man bezeichnet diese Herrscher in der modernen Forschung – an spätantike Quellen wie Aurelius Victor anknüpfend – als „illyrische“ Kaiser1. Dabei ist das Adjektiv „illyrisch“ nicht in einem engeren, ethnischen Sinne aufzufassen – das Verbreitungsgebiet der Illyrii proprie dicti beschränkte sich auf Teile Dalmatiens; vielmehr ist die Wortwahl durch die Tatsache berechtigt, dass die Römer den gesamten Raum zwischen Adria und Donau unter dem Oberbegriff Illyricum subsumierten2.
* Dieser Beitrag ist im Rahmen des vom FWF geförderten Forschungsprojektes „Von der Schatzsuche zur Archäologie: Die Wiederentdeckung der Hauptstadt des Dakerreiches Sarmizegetusa Regia in Siebenbürgen unter Kaiser Franz II./I.“ (P23975-G21) entstanden. 1 Die illyrischen Herrscher waren Vertreter eines neuen Kaisertyps, insofern sie nicht mehr dem Senatorenstand angehörten und vor ihrer Erhebung nicht einmal den Posten eines praefectus praetorio als Spitzenamt des Ritterstandes bekleidet hatten (wie noch Macrinus oder Philippus Arabs). Vielmehr gelangten sie als hochrangige (Garde-) Offiziere auf den Thron. Die Reihe der „illyrischen Kaiser“ im engeren Sinne reicht von Decius und Claudius II. Gothicus bis zu Konstantin und Licinius. Eigentlich war aber bereits Maximinus der erste Kaiser dieses Typs. Da Maximinus allerdings aus der Provinz Thracia stammte (weshalb er als Thrax in die Geschichte eingegangen ist, eine leicht missverständliche Bezeichnung, denn dieser Zusatz meinte keine ethnische, sondern Provinzzugehörigkeit), die eigentlich nicht zum Illyricum zählte, gilt er in der Forschung gemeinhin nicht als „illyrischer“ Kaiser. Unnötig zu betonen, dass die Zone auch im weiteren Verlauf der Spätantike als Kaiserwiege fungierte: Jovian, Valentinian I. und Valens, Leo I., Anastasius, Justin I. und sein Neffe Justinian sowie Tiberius Constantinus und Phocas stammten ebenfalls aus der Region. – Für den Begriff „illyrische Kaiser“ vgl. DNP 5 (1998) 924 s. v. Illyrische Kaiser (Th. Franke); E. Frézouls – H. Jouffroy (éds.), Les empereurs illyriens. Actes du colloque de Strasbourg (11 – 13 octobre 1990), Contributions et travaux de l’Institut d’Histoire Romaine 8 (Strasbourg 1998); zur Begriffsproblematik zuletzt G. Brizzi, Ancora su Illyriciani e ‘Soldatenkaiser’: Qualche ulteriore proposta per una messa a fuoco del problema, in: G. Urso (a cura di), Dall’Adriatico al Danubio. L’Illirico nell’età greca e romana. Atti del Convegno internazionale, Cividale del Friuli, 25 – 27 settembre 2003, I convegni della Fondazione Niccolò Canussio 3 (Pisa 2004) 319 – 342 mit wichtiger älterer Literatur. 2 Die Grenzen dieser von Rom zu militärisch-administrativen Zwecken geschaffenen, nicht auf indigenen Substraten beruhenden Entität waren schwankend. Im Wesentlichen lassen sich ein Kern-Illyricum und ein Groß-Illyricum unterscheiden. Ersteres entsprach dem Gebiet der ursprünglichen Provinz Illyricum und fiel seit der frühen Kaiserzeit mit den an deren Stelle eingerichteten Provinzen Dalmatien und Pannonien zusammen. Hingegen erstreckte sich das Konzept eines Groß-Illyricums im Nordwesten bis ins Noricum und im Südosten bis an die Grenzen der Provinzen Moesia inferior und Thracia. So war etwa der Zollbezirk, der den gesamten Donau- und Balkanraum umfasste, in einen nordwestlichen Teil, das eigentliche Illyricum, und in die Zone zwischen unterer Donau und Schwarzmeerküste, die ripa Thraciae, unterteilt. Ähnliches gilt für die spätantike Prätoriumspräfektur Illyricum, der ebenfalls die Nachfolgeprovinzen Noricums, der Moesia superior und des neuen, rechtsdanubischen Dakien zugehörten, während die Nachfolgeprovinzen von Thracia und Moesia inferior zur praefectura Orientis gezählt wurden. Es gibt aber auch Quellen wie etwa Appians Illyrike, in welchen zumindest auch Niedermösien als Teil des Illyricums gilt. – Zum Illyricum als Kategorie römischer Raumordnung siehe bes. G. Alföldy, Die ‘illyrischen’ Provinzen Roms. Von der Vielfalt zu der Einheit, in: Urso (a cura di) a. O. (Anm. 1) 207 – 220 und zuletzt D. Dzino, Illyricum in Roman Politics, 229 BC–AD 68 (Cambridge 2010).
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Weiterhin ist bekannt, dass die illyrischen Kaiser zum Schutz der vetus religio, der altrömischen Religion, die letzte und zugleich größte Konfrontation des römischen Staates mit den Christen ausgetragen haben, ehe in den Jahren 311 bzw. 313 n. Chr. durch das sogenannte Toleranzedikt des Galerius und die „Mailänder Vereinbarung“ des Konstantin und Licinius das Christentum im gesamten Reich endgültig zugelassen und jegliche Verfolgung eingestellt wurde. Vor diesem Hintergrund drängt sich die Frage auf, ob die illyrischen Kaiser sich durch eine besondere Verehrung für altrömische Kulte auszeichneten bzw. ob das geistig-kulturelle Milieu, in dem sie als junge Männer aufwuchsen, ihnen eine religiöse Haltung nahelegte, die der Tradition verhaftet war und Neuerungen vehement ablehnte, mit der Folge, dass manche von ihnen zu militanten Gegnern des Christentums wurden. In den folgenden Ausführungen wird es darum gehen, diese Frage aus der Perspektive der zeitgenössischen Weihinschriften zu beleuchten. Dabei soll in fünf Schritten vorgegangen werden: Zunächst wird auf die Bedeutung des Donau- und Balkanraumes im Verbund des Römischen Reiches eingegangen. Sodann folgen Beobachtungen zur allgemeinen religiösen Entwicklung der Kaiserzeit. Hieran schließt sich eine Betrachtung des Verhältnisses von Kaisertum und religiöser Tradition im 3. Jh. n. Chr. an. Vor dem Hintergrund dieser Ausführungen soll im vierten Abschnitt der Frage nachgegangen werden, ob die zeitgenössischen Weihinschriften eine religiöse Sonderentwicklung des Donau- und Balkanraumes im Sinne einer Wiederbelebung altrömischer Traditionen erkennen lassen. Abschließend ist auf die leitende Fragestellung einzugehen: Wann und wie gelangte die vetus religio in die Donau- und Balkanländer und wie „altrömisch“ war sie zu diesem Zeitpunkt eigentlich noch?
Die Bedeutung des Donau- und Balkanraumes in der Reichskrise Die Etablierung römischer Herrschaft im Donau- und Balkanraum war ein langwieriger Prozess, der beinahe drei Jahrhunderte dauerte, vom ersten Auftreten römischer Armeen jenseits der Adria und nördlich Makedoniens im Laufe des 3. und 2. Jhs. v. Chr. bis zur endgültigen Sicherung und Befestigung der Donaugrenze durch Augustus, Claudius und Domitian im 1. sowie dem Ausgreifen über die Donau nach Dakien durch Trajan im frühen 2. Jh. n. Chr. Als Hadrian im Jahr 117 seine Herrschaft antrat, waren alle Gebiete „innerhalb der Donau“ sowie Dakien unter römischer Kontrolle. Der militärische Aufwand zur Sicherung dieser Grenze war allerdings enorm: Von Vindobona bis zur Donaumündung war künftig mehr als ein Drittel der gesamten Streitkräfte des Reiches stationiert. Damit hatte die Donau dem Rhein als dem am stärksten bewachten Grenzabschnitt des Reiches den Rang abgelaufen. Gleichzeitig erlebte der Donauraum nunmehr eine starke Zuwanderung aus allen Teilen des Reiches, nicht nur aus Italien und dem Westen, sondern auch aus dem Osten, insbesondere dem Schwarzmeergebiet und der Levante. Diese Zuwanderung trug zur ökonomischen Prosperität der Donauländer bei, die nicht nur wegen der Bodenschätze und fruchtbaren Böden, sondern auch wegen der enormen Kaufkraft der Soldaten für den Fernhandel höchst attraktiv waren. Migration und Handel bewirkten aber auch, dass in den Donau- und Balkanländern kulturelle und religiöse Einflüsse aus entlegenen Reichsteilen aufeinander trafen und die Region damit auch zu einer kulturell-religiösen Kontaktzone machten. Diese Entwicklung lässt sich am besten aus den Inschriften ersehen. Zwei Beispiele seien angeführt: Laut einer Weihinschrift aus der von Trajan gegründeten colonia Sarmizegethusa hat ein gewisser Publius Aelius Theimes, eine Person palmyrenischer Herkunft, den Hauptgottheiten seiner Heimat Malagbel, Belahamon, Benefal und Manavat einen Tempel errichtet3; eine zweite Weihinschrift aus Apulum zeugt von der Existenz eines collegium Pontobithynorum, also eines Vereins von Personen aus dem nordwestlichen Kleinasien, die vermutlich im Donauraum Handel betrieben und sich zu diesem Zweck zusammengeschlossen hatten4.
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CIL III 7954 = ILS 4341 = IDR III 2, 18. IDR III 5, 153.
Illyrische Kaiser und vetus religio
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Neben der Zuwanderung und dem Import von Waren und Ideen aus anderen Teilen des Reiches bewirkte die Herrschaft und Friedensordnung Roms aber auch eine starke Binnenmigration innerhalb des Illyricums und damit verbunden, einen intensiven kulturellen Austausch, wenn nicht gar eine Vermischung der hier beheimateten indigenen Völkerschaften, darunter Illyrer, Kelten, Daker und Thraker, um nur die wichtigsten ethno-kulturellen Gruppen zu nennen. Auch in diesem Fall mögen zwei Beispiele genügen: In den westrumänischen Karpaten (Apuseni-Gebirge), wo die Römer in großem Stil Goldbergbau betrieben, finden sich zahlreiche Höhensiedlungen dalmatinischer Volksgruppen, deren Zuwanderung als Arbeitskräfte für den Bergbau vermutlich auf römische Initiative erfolgt war5. Zahlreiche Belege für dakisches Namenmaterial aus Niedermösien zeigen uns, dass eine große Zahl von Dakern, die für Rom Militärdienst leisteten, in die Nachbarprovinz und damit in ein neues ethnokulturelles Umfeld transferiert wurden6. Als entscheidender Schritt im Aufstieg des Donau- und Balkanraumes vom Hinterhof Roms zur Kaiserwiege darf die Machtergreifung des Septimius Severus im Gefolge der Ermordung des Pertinax gelten. Septimius Severus verdankte seinen Sieg im Bürgerkrieg der Jahre 193 – 197 in erster Linie den Truppen von der Donau und das sichtbare Zeichen der neuen Position, die diese Soldaten in der Hierarchie des Reiches fortan einnehmen sollten, war die Tatsache, dass sie nun die Kohorten der Prätorianer und andere Gardeeinheiten stellen durften, ein Privileg, das bislang im Wesentlichen den Einwohnern Italiens vorbehalten gewesen war. Seit diesem Zeitpunkt hielten sich ständig tausende Soldaten aus dem Donau-Balkanraum in Rom auf. Von ihrer Präsenz zeugen hunderte Grabsteine, in welchen sie mit großem Stolz ihre Herkunft nannten7. Anlässlich der Reichskrise des 3. Jhs. wurde die Donauarmee dann sogar zur entscheidenden militärischen Stütze des Imperium Romanum. Ihre Truppen und Offiziere bildeten jetzt das Rückgrat der römischen Armee und aus ihren Reihen formierte sich eine neue militärische Führungsschicht, die den altehrwürdigen Senatsadel als Reichselite ablöste. Der Aufstieg des Donau- und Balkanraumes symbolisierte somit die endgültige Durchsetzung der Peripherie gegenüber Italien, dem alten Kernland des Reiches. Es ist anzunehmen, dass es im Zuge der beiden soeben beschriebenen Prozesse, einerseits der durch Roms Herrschaft bewirkten Auflösung der alten ethno-kulturellen Grenzen und der Herausbildung einer Mischkultur im Illyricum seit dem Anfang des 2. Jhs., andererseits der wachsenden Bedeutung der Region für den Bestand des Reiches seit dem Ende des 2. Jhs., zur Herausbildung eines übergreifenden „illyrischen“ Bewusstseins und eines gemeinsamen kulturellen Standard gekommen ist. Dieses ethno-kulturelle Illyrertum der fortgeschrittenen Kaiserzeit sollte zu einem der wichtigsten Träger der altrömischen Religion werden, die zwar um die Wende zum 3. Jh. im gesamten Reich wiederbelebt wurde, im Donau- und Balkanraum jedoch eine besondere Spätblüte erlebte.
Zur Analyse der Inschriften, die uns diesbezüglich informieren, siehe H.-Chr. Noeske, Studien zur Verwaltung und Bevölkerung der dakischen Goldbergwerke in römischer Zeit, BJb 177, 1977, 271 – 416, bes. 315 – 347. 6 Dies ergibt sich aus Militärdiplomen und Grabsteinen, in denen Familien erscheinen, die aufgrund des Namenmaterials ethnisch als „Daker“ einzustufen sind; vgl. etwa AE 2005, 1724 und CIL III 7477 = IDRE II 332. 7 Siehe beispielsweise aus Rom CIL VI 37224: natione Pannonica pago Traiani; CIL VI 2730: nat(ione) Mysia superiore reg(ione) Ratiarese vico C[ . ]nisco; CIL VI 2736: natione Mesacus civis Meletinus vico Perepro sowie aus Puteoli CIL X 1754 = InscrIt I 1, 145 = ILS 2043: nat(ione) Bessus natus reg(ione) Serdica vico Magari. 5
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Zur religiösen Entwicklung in der Kaiserzeit8 Für die Wahrnehmung der religiösen Entwicklung während des Prinzipats in der modernen Forschung waren lange Zeit die Arbeiten Franz Cumonts prägend9. Cumont sah eine Verdrängung und Zersetzung des „nationalen Glaubens“ der Römer durch orientalische Kulte gegeben, vor allem durch den des Mithras10. Diese Auffassung ist mittlerweile von verschiedener Seite relativiert oder widerlegt worden: Bereits Georg Wissowa und Alfred von Domaszewski betonten die Kontinuität altrömischer Praxis gerade in den Provinzen des Reiches, wobei sie aus Italien zugewanderte, aus dem bäuerlichen Milieu stammende und nunmehr die Provinzialelite dominierende Gruppen von Italikern als Träger der aus der Heimat mitgebrachten Kulte betrachteten11. Zudem ist von verschiedener Seite darauf hingewiesen worden, dass nach Zahl und Inhalt der epigrafischen Testimonien aus den verschiedenen Reichsteilen die sogenannten orientalischen Kulte im religiösen Leben der Provinzen niemals Überhand gewannen, sondern Randphänomene blieben. Auch wird immer mehr bezweifelt, dass diese Kulte von der damaligen Gesellschaft überhaupt als fremdländisch oder gar orientalisch wahrgenommen worden sind. Zugleich steht bereits seit Langem fest, dass die altrömischen Kulte im 3. Jh. keineswegs sinnentleerte Riten darstellten, die man aus reiner Gewohnheit pflegte, sondern dass diese Kulte in severischer und nachseverischer Zeit mit neuem Leben gefüllt wurden. Hierbei wurde immer schon eine kausale Verbindung zwischen der Wiederbelebung religiöser Traditionen und der Bedrohungslage des Reiches bzw. dem allgemeinen Krisenempfinden der Reichsbevölkerung hergestellt. Die Menschen seien damals der Überzeugung gewesen, dass die Vernachlässigung der vetus religio das Reich in Gefahr brächte, während die Pflege althergebrachter Formen der religiösen pietas dieses bewahren und den Sieg über die Barbaren garantieren könne. Den Donau- und Balkanländern wurde hierbei eine besondere Bedeutung zugewiesen. Franz Altheim hat die höchst unglückliche, im damaligen Zeitgeist wurzelnde Vorstellung entwickelt, die Wiederbelebung der alten Religion sei Folge einer Reaktion des (indogermanischen) Illyrertums gegen die Traditionsfeindlichkeit der Severer gewesen, die eine starke Neigung zu orientalischsemitischen Kulten gezeigt hätten12. Wie die Forschung heute weiß, kann von Traditionsfeindlichkeit der Severer keine Rede sein, ebenso wenig von einer einseitigen Bevorzugung östlicher Religionseinflüsse durch diese Dynastie oder gar einem Kulturkampf zwischen den einzelnen Reichsteilen. So legte denn auch Joseph Vogt 1962 in seiner Studie zur Religiosität der Christenverfolger Wert auf die Feststellung, dass zwar die gravierende Notlage des Reiches „zur wahren religiösen Angst und zu unerhörten staatlichen Maßnahmen, um die Gunst der Götter zurückzugewinnen“ geführt habe, dass dabei aber die „primitive Gläubigkeit“ des Illyriers Decius sich mit der „stadtrömischen Erneuerung der Väterreligion“, die seit den Severern betrieben wurde, verbunden hätte13. Der letzte bedeutende Impuls in dieser Frage ist Géza Alföldy zu verdanken. In einem Beitrag mit dem Titel „Die Krise des Imperium Romanum und die Religion Roms“ legte er im Jahre 1989 auf quellenübergreifender Basis dar, dass die krisenhaften Symptome des Zeitalters der Soldatenkaiser eine Ideologie der Restauration als höchstes Ziel der kaiserlichen Politik provozierten, die sogenannte res 8
Zum Folgenden vgl. G. Alföldy, Die Krise des Imperium Romanum und die Religion Roms, in: W. Eck (Hrsg.), Religion und Gesellschaft in der römischen Kaiserzeit. Kolloquium zu Ehren von Friedrich Vittinghoff, Kölner historische Abhandlungen 35 (Köln 1989) 53 – 102 = G. Alföldy (Hrsg.), Die Krise des Römischen Reiches. Geschichte, Geschichtsschreibung und Geschichtsbetrachtung. Ausgewählte Beiträge, HABES 5 (Stuttgart 1989) 349 – 387, bes. 349 – 352. Man beachte in diesem Zusammenhang jetzt auch den posthum erschienenen Beitrag von G. Alföldy, Eine umstrittene Altarinschrift aus Vindobona, Tyche 26, 2011, 1 – 22. 9 F. Cumont, Les religions orientales dans le paganisme romain. Conférences faites au Collège de France en 1905, Annales du Musée Guimet, Bibliothèque de vulgarisation 24 (Paris 1906), zitiert nach der deutschen Ausgabe: Die orientalischen Religionen im römischen Heidentum. Vorlesungen am College de France ³(Leipzig 1931). 10 Cumont a. O. (Anm. 9) S. XIV und 178. 11 A. von Domaszewski, Abhandlungen zur römischen Religion (Leipzig 1909); G. Wissowa, Religion und Kultus der Römer, HAW 5, 2(München 1912) H. 4; 95. 12 F. Altheim, Römische Religionsgeschichte III. Die Kaiserzeit, Sammlung Göschen 1072 (Berlin 1933) bes. 127 – 133; F. Altheim, Die Soldatenkaiser (Frankfurt a. M. 1939) 256 – 295. 13 J. Vogt, Zur Religiosität der Christenverfolger im Römischen Reich, SBHeidelberg 1962, 1 (Heidelberg 1962) 21.
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titutio orbis, und dass die Wiederherstellung alter Kulthandlungen, die restitutio pietatis, ein zentrales Element solcher Krisenbewältigung darstellte14. Alföldy hob hervor, dass die restaurativen Tendenzen im ganzen Reich spürbar gewesen seien, vor allem aber in der politisch-militärischen Führungsschicht. Zugleich gestand er zu, dass sich im Donau- und Balkanraum Anzeichen für eine besondere Ausprägung dieser religiösen Erneuerungsbewegung finden ließen. Als Hauptgrundlage für seine Aussagen dienten ihm dabei die epigrafischen Testimonien. Damit wäre die heutige communis opinio der Forschung umrissen, wonach es einerseits zwar seit den Severern eine allgemeine, reichsweite Renaissance altrömischer Kulte gab, andererseits aber dieses Gedankengut im Illyricum auf besonders fruchtbaren Boden fiel.
Kaisertum und vetus religio Nicht nur die Rückwendung zu den alten religiösen Traditionen Roms war ein Merkmal des intellektuellen Lebens der Severerzeit im Umfeld des Hofes, sondern auch die Ablehnung neuer Religionen, insofern sie die alte infrage stellten. Eine deutliche Stellungnahme zu dieser Problematik bietet die fiktive Maecenas-Rede im Geschichtswerk des Cassius Dio, das bekanntlich unter den Severern entstand und nach dem Jahre 229 abgeschlossen wurde. Maecenas riet angeblich Augustus, nicht nur selbst die Kulte nach Sitte der Vorväter zu befolgen, sondern auch andere hierzu zu zwingen, bei Nichtbefolgung aber zu bestrafen15. Dass die Pflege der alten Religion im Kanon der Herrschertugenden des 3. Jhs. eine Sonderstellung einnahm, zeigt auch eine Ehreninschrift auf Kaiser Gallienus, wo die pietas noch vor der virtus, der Sieghaftigkeit des Herrschers, rangiert16. Daher ist es auch nicht überraschend, dass die Kaiser dieses Zeitalters sich nicht nur als restitutores orbis im Allgemeinen, sondern, wenn auch nur selten, als restitutores pietatis präsentierten – vielleicht nicht ganz zufällig in der Münzstätte Siscia, die in erster Linie den Sold für die Donauarmee prägte. Vor diesem Hintergrund ist der berühmte Satz Diokletians aus dem Edikt gegen die Manichäer vom Jahre 297, dass eine neue Religion die alte nicht infrage stellen dürfe, nicht überraschend17. Freilich sollte man sich hüten, die religiöse Haltung der Kaiser des 3. Jhs. als alleinige Erklärung für die Zwangsmaßnahmen gegen das Christentum zu betrachten. Dies gilt besonders für den Fall des Decius, dessen Opferbefehl zum Erhalt seiner Herrschaft sich bekanntlich zumindest anfänglich nicht gegen die Christen richtete, sondern als Devotionsakt der gesamten Reichsbevölkerung für ein noch junges und instabiles Herrschaftsregime gedacht war (ähnlich dem consensus universorum, den Augustus im Jahr 32 v. Chr. eingeholt hatte, als seine staatsrechtliche Stellung höchst unklar war)18. Decius litt unter einem gewaltigen Legitimationsdefizit und es scheint unter seiner Herrschaft sogar zu Parteienbildungen und Zwist zwischen seinen Anhängern und Getreuen des gestürzten Philippus Arabs gekommen zu sein. Durch die außergewöhnliche Maßnahme suchte Decius, sich der Loyalität der Reichsbevölkerung zu versichern. Zu welchen Debatten und Konflikten das staatliche Zwangsopfer in weiterer Folge in den christlichen Gemeinden führte, sollte sich erst in den Folgejahren in vollem Ausmaß zeigen.
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Siehe oben Anm. 8. Cass. Dio 52, 36, 1 – 2 (éd. U. Ph. Boissevain ²1955, 407; eds. G. Cresci Marrone – A. Stroppa 1998, BUR, 134 – 136). 16 CIL VI 1106: Gallieno clementissimo principi cuius invicta virtus sola pietate superata est. 17 Coll. Mos. 15, 3, 2 (ed. M. Hyamson 1913, 130): neque reprehendi a nova vetus religio deberet. 18 Vgl. B. Bleckmann, Zu den Motiven der Christenverfolgung des Decius, in: K.-P. Johne – Th. Gerhardt – U. Hartmann (Hrsg.), Deleto paene imperio Romano. Transformationsprozesse des Römischen Reiches im 3. Jahrhundert und ihre Rezeption in der Neuzeit, Alte Geschichte (Stuttgart 2006) 57 – 71. 15
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Fritz Mitthof
Vetus religio im Donau-Balkanraum nach den Inschriften Die erwähnte Studie von Géza Alföldy hat nochmals deutlich gemacht, dass bei der Untersuchung der Entwicklung des religiösen Lebens im Donauraum ab den Severern bis zu den Tetrarchen der epigrafischen Evidenz entscheidende Bedeutung zukommt. Dieses Material ist bislang niemals systematisch im Hinblick auf die Frage nach den Grundlagen und dem Charakter der Religiosität der Bewohner des Illyricums im 3. Jh. n. Chr. untersucht worden. Zu untersuchen wäre, welche Kulte altrömischer Prägung sich wann, wo und in welchen gesellschaftlichen Kontexten nachweisen lassen, wer die Träger der Kulte waren und was sich über den Inhalt und Charakter dieser Kulte sagen lässt. Am wichtigsten scheint allerdings die Frage, ob es sich bei den zahlreich anzutreffenden Zeugnissen für altrömische Kulte wirklich um eine Wiederbelebung der vetus religio handelte oder ob hier nicht etwa unter tradierten Begriffen neuartige, synkretistische Kulte inszeniert wurden, die allenfalls in der Meinung ihrer Träger, nicht aber tatsächlich, altrömischen Vorbildern entsprachen. Die Thematik kann an dieser Stelle nur exemplarisch anhand ausgewählter Kulte behandelt werden. Um das Erkenntnispotential der epigrafischen Testimonien aufzuzeigen, seien einige Formen der Iuppiter-Verehrung untersucht. Eine Analyse der geografischen Verbreitung der Weihinschriften für Iuppiter Depulsor und Iuppiter Fulgurator/Fulminator anhand der einschlägigen online-Datenbanken für lateinische Inschriften ergibt ein deutliches Überwiegen des Donau-Balkanraumes19. Dieses Resultat würde noch eindeutiger ausfallen, wenn man die chronologische Verteilung miteinbezöge. Dann würde sich zeigen, dass derartige Kulte seit den Severern quasi nur noch an der Donau nachzuweisen sind, während sie dort zugleich relativ neu waren (es finden sich nämlich kaum Beispiele, die erhebliche Zeit vor dem Ende des 2. Jhs. entstanden sind). Zugleich konfrontiert uns das Beispiel des Iuppiter Depulsor mit einem grundsätzlichen methodischen Problem: Die Forschung geht davon aus, dass es sich im Grunde um einen keltischen Kult handelt (daher, so meint man, das vergleichsweise häufige Vorkommen von Zeugnissen aus Gallien), mithin um eine interpretatio Romana. Freilich ist die Überlagerung indigener Kulte durch römische Gottheiten nur in seltenen Fällen sicher nachzuweisen. Außerdem ist vor dem Aufgreifen eines solchen Modells genau zu prüfen, ob sich tatsächlich eine ungebrochene Kulttradition nachweisen lässt oder ob im Gegenteil der Kult am betreffenden Ort möglicherweise erst im Laufe des 2. bzw. 3. Jhs. eingeführt wurde – dann schiene eine Verbindung mit einem vorrömischen Substrat eher unwahrscheinlich. Anders als für Iuppiter Depulsor ist für Iuppiter Fulgurator/Fulminator der Bezug auf eine uralte römische Tradition kaum von der Hand zu weisen. Allerdings zeigt die allmähliche Entwicklung des Gottesnamens im Laufe der Kaiserzeit von Iuppiter Fulgur/Fulmen, dem Blitz, zu Iuppiter Fulgurator/ Fulminator, dem Blitzeschleuderer, dass wir mit einer Akzentverschiebung im Wesen dieser Gottheit von einem Wetter- zu einem Kriegsgott zu rechnen haben. Es ging offenbar im 2. und 3. Jh. n. Chr. nicht mehr um die Tabuisierung von Plätzen, an denen der Blitz eingeschlagen hatte, sondern um eine Gottheit, die den Feind durch Blitzschlag vernichtete. Damit gewann die Gottheit auch einen engen Bezug zum Herrscher und zur Armee20. Im Falle des Iuppiter Capitolinus stammt der Großteil der Weihealtäre mit Inschrift ebenfalls aus dem Donau-Balkanraum. Höchst bemerkenswert ist dabei, dass dem nur zwei Belege aus der Stadt Rom gegenüberstehen und dass diese beiden stadtrömischen Weihungen von Personen dediziert wurden, die aus dem Donau-Balkanraum stammten: Im einen Fall handelt es sich um Einwohner der Provinz
Als Datenbanken wurden verwendet: Epigraphische Datenbank Heidelberg, (31.12.2012) und Epigraphische Datenbank Clauss / Slaby, (31.12.2012). Hiernach entfallen für Iuppiter Depulsor zwei Drittel der Belege auf den Donau-Balkanraum und ein Drittel auf Rom, Italien, Africa, Gallien und Hispanien; für Iuppiter Fulgurator bzw. Fulminator (und verwandte Namensformen) sind es gar drei Viertel gegenüber einem Viertel aus den anderen Regionen. 20 Vgl. Wissowa a. O. (Anm. 11) (1902) 121 f. und K. Latte, Römische Religionsgeschichte, HAW 5 (München 1960) H. 4; 81. In diesem Zusammenhang ist daran zu erinnern, dass Trajan im Zuge seiner Dakerfeldzüge bildlich mit Iuppiter Fulminator parallelisiert wurde; vgl. K. Strobel, Kaiser Traian: Eine Epoche der Weltgeschichte (Regensburg 2010) 241 f. 19
Illyrische Kaiser und vetus religio
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Dalmatia, im anderen um einen Prätorianer aus der Provinz Moesia21. Ganz offensichtlich war es in Rom nicht üblich, Iuppiter Capitolinus, dem höchsten Staats- und Reichsgott, der spätestens seit dem 6. Jh. v. Chr. seinen Haupttempel auf dem Kapitol besaß, solche private Weihungen darzubringen. Die Bevölkerung des Donau- und Balkanraumes jedoch war es gewohnt, den Kult auf diese Weise zu pflegen, und hielt es daher offenkundig auch für angemessen, ihre Form der Capitolinus-Verehrung an die Ufer des Tiber zu reimportieren und damit ein Bekenntnis zum Romgedanken abzulegen. Was genau die Dedikanten allerdings von Iuppiter Capitolinus erwarteten und ob sich ihre Glaubensvorstellungen mit dem deckten, was ein Stadtrömer mit dieser Gottheit in Verbindung brachte, lässt sich anhand solcher Monumente leider nicht sagen.
Vermittler und Charakter der vetus religio im Donau- und Balkanraum Die soeben angeführte Beobachtung zu den möglichen Formen der Rezeption altrömischer Kulte durch die Bevölkerung des Donau- und Balkanraumes (die sich möglicherweise von der Art und Weise wie ihre ursprünglichen Träger in der Stadt Rom und in Italien mit diesen Kulten umgingen, unterschied) führt uns zu der wichtigen Frage, wer eigentlich die Träger der Renaissance altrömischer Kulte zwischen Adria und Donau seit severischer Zeit gewesen sind. Eine wichtige Rolle spielten zweifellos die hohen Beamten aus dem Senatoren- und Ritterstand, die zu dieser Renaissance entscheidend beigetragen haben, wie zahlreiche Monumente aus quasi allen Reichsteilen zeigen. Damit ist aber die Sonderentwicklung des Donau- und Balkanraumes nicht erklärt. Denkbar wäre, dass für diese Sonderentwicklung solche Personengruppen verantwortlich gewesen sind, die sich für längere Zeit in der Stadt Rom aufhielten oder zumindest gute Kontakte nach Rom besaßen. Möglicherweise ist gerade die Tatsache, dass die stadtrömischen Gardetruppen sich seit der Machtergreifung des Septimius Severus, wie oben dargelegt, vornehmlich aus der Donauarmee rekrutierten, einer der Schlüssel für die besondere Empfänglichkeit der Bevölkerung zwischen Adria und Donau für altrömische Kulte. Wie einleitend bemerkt, war man sich in diesem Milieu der besonderen Verantwortung bewusst, die man für den Bestand des Reiches übernommen hatte, und man hatte auch verstanden, dass damit die Rolle Italiens, des alten Kernlandes des Reiches, in gewisser Weise auf das Illyricum übertragen worden war. Vielleicht liegt in diesem neuen Selbstbewusstsein die Erklärung für die besondere Hinwendung der Bewohner des Donau- und Balkanraumes zu den Symbolen und Riten des altrömischen Staates oder zumindest zu dem, was man zu diesem Zeitpunkt für solche Symbole und Riten hielt22.
Zusammenfassung Abschließend seien die wichtigsten Beobachtungen des vorliegenden Beitrages zusammengefasst: 1. Das Illyricum entwickelte sich unter der Herrschaft Roms zu einem Kernland des Reiches mit einem eigenen kulturellen Standard, der die indigenen Substrate mit importierten Elementen aus allen Reichsteilen verband, dabei aber für altrömisches Gedankengut besonders offen war. Vor diesem Hintergrund scheint es nicht sinnvoll, mit Joseph Vogt von illyrischer Primitivität zu sprechen. 2. Die massive Präsenz donauländischer Soldaten in Rom hat den Import altrömischen Gedankengutes von der Stadt Rom in den Balkanraum verstärkt und dafür gesorgt, dass die Renaissance der vetus religio dort wesentlich stärker spürbar wurde als in anderen Reichsteilen. 3. Nicht die äußere Bedrohung, sondern die enge Anbindung des Illyricums an die Stadt Rom und das neue Selbstverständnis der Bewohner des Illyricums als Träger des Romgedankens haben die Intensität der Rezeption der vetus religio dort so stark werden lassen.
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CIL VI 2817 = 32588 und CIL VI 2818 = 32589. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass auf Monumenten aus dem Donau- und Balkanraum dieser Zeit vergleichsweise häufig die römische Wölfin dargestellt ist, was durch dieselbe Haltung zu erklären sein dürfte.
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4. Die altrömischen Kulte erscheinen im Illyricum in veränderter Form, wobei noch unklar ist, ob diese Wandlung ein reichsweiter Prozess war oder ob sie sich erst im Zuge der Aneignung der Kulte durch die Bewohner des Illyricums vollzog. Fest steht allerdings, dass es diese zwischen etwa 150 und 250 n. Chr. übernommenen und adaptierten altrömischen Kulte waren, die den Inhalt dessen ausmachten, was die illyrischen Kaiser mit dem Begriff vetus religio meinten.
Univ.-Prof. Dr. Fritz Mitthof Universität Wien Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde, Papyrologie und Epigraphik Universitätsring 1 1010 WIEN [email protected]
Summary
Illyrian Emperors and vetus religio Ancient Roman Cults in the Donau-Balkan Region and the Witness of Inscriptions This paper investigates the cultural transfer between Rome/Italy and the Danube-Balkan region (Illyricum) in the second and third centuries A.D. Four claims are at the heart of this inquiry: 1. Having been subjected to Roman rule, Illyricum developed into a heartland of the Empire with its own and distinct set of cultural standards, which emerged from an amalgamation of indigenous substratum with elements imported from all over the Empire, but still remained particularly receptive to traditional Roman ideas. – 2. The large number of Danubian soldiers stationed in Rome led to an increased exchange of traditional Roman customs and ideas ranging from Rome to the Balkan region. – 3. The close ties connecting Illyricum to Rome coupled with a strong awareness among its inhabitants of being the new representatives of the Empire produced a degree of reception of the vetus religio that was greater here than in other parts of the Empire. – 4. Traditional Roman cults appearing in Illyricum diverge from their original form.
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Die Lage der Erforschung des frühen Christentums in Ungarn im Spiegel eines neuen Projekts Im Jahr 2010 wurde an der Universität Pécs, Abteilung für Archäologie eine MA-Fachrichtung „Frühchristliche Archäologie“ eingerichtet, die sich unter anderem mit der systematischen Aufarbeitung und Bewertung der frühchristlichen Denkmäler Ungarns beschäftigt. Seit der Gründung der Fachrichtung wurde ein erfolgreicher Kontakt mit der Abteilung für Frühchristliche Archäologie an der Universität Wien aufgebaut und die Idee des gemeinsamen Forschungsprojekts „Frühes Christentum in Ungarn“ mit der finanziellen Unterstützung der Stiftung Aktion Österreich-Ungarn entwickelt. Wir haben die Katalogisierung, Beschreibung, typologisch-chronologische bzw. ikonografisch-ikonologische sowie kulturgeschichtliche Bewertung der frühchristlichen Denkmäler Ungarns vor (zuerst das Gebiet der spätrömischen Provinz Valeria, zunächst den ungarischen Teil der Provinz Pannonia prima und endlich das Gebiet des Barbaricums östlich der Donau) samt der topografischen Bewertung der Fundorte (Abb. 1). Dabei ist es auch erforderlich, den gesamten Fundkontext des jeweiligen Monuments zu präsentieren (z. B. ob es aus einem Grab oder aus einer Siedlung stammt) zusammen mit den Abbildungen und einer kurzen Beschreibung des Kontexts (z. B. der Grabform und der übrigen Beigaben)1. Die Teilnehmer/innen des Projekts beschreiten natürlich keine terra incognita, denn die frühchristlichen archäologischen Forschungen haben in Ungarn bereits eine 200 Jahre alte Vorgeschichte. József Koller, der 1804 die Geschichte des Bistums von Pécs in lateinischer Sprache ausführlich behandelte, berichtete schon über die 1782 entdeckte Petrus und Paulus Grabkammer in Pécs (Abb. 2 – 4). Ihm können wir die erste kurze Beschreibung der Wandmalereien danken2. Die Malereien hat in den 1870er Jahren der berühmte Denkmalforscher Imre Henszlmann schon mit der Kenntnis der zeitgleichen italienischen frühchristlichen archäologischen Literatur bewertet3. Die frühchristlichen Fundkataloge von Béla Czobor aus 1879 und 1880 nannten schon zusammen mit den Pécser Malereien zehn frühchristliche Denkmäler, darunter Inschriften aus dem Ostfriedhof von Savaria und einige Beleuchtungskörper aus dem Ungarischen Nationalmuseum4. Lajos Balics, der 1901 die frühchristliche Kirchengeschichte Pannoniens monografisch behandelte, kannte schon 16 Denkmäler5.
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Das Forschungsprojekt wird von den Professoren Renate Johanna Pillinger aus Wien und Zsolt Visy aus Pécs geleitet; mit der Projektkoordination ist Levente Nagy betraut. Weitere Teilnehmer/innen des Projekts sind aus Österreich Claudia-Maria Behling (dekorative Malerei), Stefanie Hofbauer (Ringe, Lampen) und Elisabeth Lässig; aus Ungarn Ferenc Fazekas (Militaria), Olivér Gábor (Grabbauten aus Pécs), Krisztina Hudák (biblische Szenen und Heiligendarstellungen), Ádám Szabó (Inschriften), und die Studenten István Lovász (3D-Rekonstruktionen) und Réka Neményi (Zwiebelknopffibeln). J. Koller, Prolegomena in historiam episcopatus Quinqueecclesiarum (Posonii 1804) 25 f. E. Henszlmann, Die altchristliche Grabkammer in Fünfkirchen, Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale 18, 1873, 57 – 83. B. Czobor, Kiadatlan őskeresztény műemlékek a Magyar Nemzeti Múzeumban [Unpublizierte frühchristliche Denkmäler im Ungarischen Nationalmuseum], AÉrt 13, 1879, 169 – 180; B. Czobor, A keresztény műarchaeológia encyclopaediája kiváló tekintettel a hazai műemlékekre [Enzyklopädie der christlichen Denkmalarchäologie mit besonderem Schwerpunkt der heimischen Denkmäler] I (Budapest 1880) 140 – 159. L. Balics, A kereszténység története hazánk mai területén a magyarok letelepedéséig [Die Geschichte des Christentums im heutigen Gebiet Ungarns bis zur ungarischen Landnahme] (Budapest 1901) 88 – 102.
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Um die Jahrhundertwende und im 1. Drittel des 20. Jhs. kamen aus mehreren Fundorten, meistens aus geplünderten Gräbern, Kästchenbeschläge mit biblischen und teilweise mit mythologischen Szenen zum Vorschein, die letzteren wurden von der späteren Forschung als „synkretistische“ Beschläge bezeichnet (Abb. 18). Die grundlegende Publikation von Géza Supka aus dem Jahr 1913 hat diese Denkmäler auch in der internationalen Forschung bekannt gemacht6. Das Ende der 1930er-Jahre ist die größte Blütezeit der frühchristlichen archäologischen Forschungen in Ungarn, nicht zuletzt wegen des Eucharistischen Kongresses, der in Budapest im Jahr 1938 stattfand. In diesem Jahr verfasste Lajos Nagy die erste ausführliche monografische Arbeit über die frühchristlichen Funde in Ungarn mit einem umfangreichen Fundkataster mit 61 Denkmälern, der bis Ende des 20. Jhs. als eine grundlegende Publikation gegolten hat7. Ebenfalls 1938 publizierte András Alföldi in einem, dem Andenken des ersten ungarischen Königs Stefan I. gewidmeten Sammelband, eine kurze Geschichte des Christentums in Pannonien in der Völkerwanderungszeit8. Im Jahr 1939 erschien die Dissertation von Tibor Nagy über die Kirchengeschichte der pannonischen Provinzen der Römerzeit9, die seit der grundlegenden Arbeit von Jacques Zeiller10 bis heute die ausführlichste Behandlung des Themas bietet. Die deutsche Übersetzung dieser Monografie – wenn sie tatsächlich existierte – ist leider verschollen, deshalb sind die kirchenhistorischen Ergebnisse von Tibor Nagy in der internationalen Forschung unbekannt geblieben. Viele dieser kirchengeschichtlichen Probleme hat später Rajko Bratož – unabhängig von Tibor Nagy – wieder erörtert und mithilfe weiterer Quellen und neuerer Fachliteratur überzeugender präsentiert11. Eine neue Gesamtdarstellung der pannonischen Kirchengeschichte aufgrund der Quellenforschungen von Tibor Nagy ist bis heute ein Desiderat der ungarischen, serbischen und kroatischen Forschung. Das gilt auch für die Monografie von Zoltán Kádár über die frühchristliche Ikonografie der pannonischen Provinzen, die auch 1939 erschien12. Mehrere teilweise ergänzte Detailergebnisse des Autors wurden später, vor allem in den 1960er-Jahren, auch in Fremdsprachen publiziert13. Die Forschung zur frühchristlichen Ikonografie hat sich aber nach dem Zweiten Weltkrieg weiterentwickelt, sodass – obwohl einige Ergebnisse von Zoltán Kádár bis heute grundlegend erscheinen – mehrere seiner Gedanken als 6 7
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G. Supka, Frühchristliche Kästchenbeschläge aus Ungarn, RömQSchr 27, 1913, 162 – 191. L. Nagy, Pannonia Sacra, in: J. Serédi (ed.), Emlékkönyv Szent István király halálának kilencszázadik évfor-dulójára [Gedenkbuch zum 900. Todestag des heiligen Königs Stefan] I (Budapest 1938) 29 – 148. A. Alföldi, A kereszténység nyomai Pannoniában a népvándorlás korában [Die Spuren des Christentums in Pannonien im Zeitalter der Völkerwanderung], in: Serédi (ed.) a. O. (Anm. 7) 149 – 170. T. Nagy, A pannoniai kereszténység története a római védőrendszer összeomlásáig [Die Geschichte des Christentums in Pannonien bis zum Zusammenbruch des römischen Grenzschutzes], DissPann 2, 12 (Budapest 1939). J. Zeiller, Les origines chrétiennes dans les provinces danubiennes de l’Empire romain, BEFAR 112 (Paris 1918). R. Bratož, Die Geschichte des frühen Christentums im Gebiet zwischen Sirmium und Aquileia im Licht der neueren Forschungen, Klio 72, 1990, 508 – 550; R. Bratož, Christianisierung des Nordadria- und Westbalkanraumes im 4. Jahrhundert, in: R. Bratož (Hrsg.), Westillyricum und Nordostitalien in der spätrömischen Zeit, Situla 34 (Ljubljana 1996) 299 – 366; R. Bratož, Der Bischof Victorinus und die Kirchengemeinde von Poetovio (2. Hälfte des 3. Jahrhunderts), ZalMúz 11, 2002, 7 – 20; F. Lotter – R. Bratož – H. Castritius, Völkerverschiebungen im Ostalpen-Mitteldonau-Raum zwischen Antike und Mittelalter (375 – 600), RGA Ergb. 39 (Berlin 2003); R. Bratož, Die diokletianische Christenverfolgung in den Donau- und Balkanprovinzen, in: A. Demandt – A. Goltz – H. Schlange-Schöningen (Hrsg.), Diokletian und die Tetrarchie. Aspekte einer Zeitenwende, Millennium-Studien 1 (Berlin 2004) 115 – 140; R. Bratož, Die kirchliche Organisation im Westillyricum (vom späten 4. Jh. bis um 600). Ausgewählte Fragen, in: O. Heinrich-Tamáska (Hrsg.), Keszthely-Fenékpuszta im Kontext spätantiker Kontinuitätsforschung zwischen Noricum und Moesia, CPP 2 (Rahden 2011) 211 – 248. Z. Kádár, Pannonia ókeresztény emlékeinek ikonográfiája [Die Ikonografie der frühchristlichen Denkmäler Pannoniens] (Budapest 1939). Z. Kádár, A triumphus-eszme a pécsi ókeresztény héroon egyik freskóján [Die Triumphus-Idee an einem Fresko des früh christlichen Heroons in Pécs], Regnum 4, 1940/1941, 65 – 69; Z. Kádár, Ricerche sull’arte e sull’archeologia cristianoromana in Ungheria dal 1954 al 1962, in: Atti del VI. CIAC, Ravenna 23 – 30 settembre 1962, StAntCr 26 (Città del Vaticano 1965) 413 – 421; Z. Kádár, A ságvári későrómai szinkretisztikus ábrázolású ládaveret [Die synkretistische Darstellung des spätrömischen Kästchens von Ságvár], AÉrt 95, 1968, 90 – 92; Z. Kádár, Lineamenti dell’arte della Pannonia nell’epoca dell’antichità tarda e paleocristiana, CorsiRav 16, 1969, 179 – 201; Z. Kádár, Zur Frage der römerzeitlichen ägyptischen Elemente in der altchristlichen Ikonographie, in: Akten des VII. CIAC, Trier 5 – 11 September 1965, StAntCr 27 (Città del Vaticano – Berlin 1969) 575 – 578.
Die Lage der Erforschung des frühen Christentums in Ungarn
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überholt gelten müssen. Eine wichtige Aufgabe unseres Forschungsprojekts ist, eine neue frühchristliche ikonografische Gesamtdarstellung der ungarischen Denkmäler zu erstellen14. Nach dem Zweiten Weltkrieg, während der kommunistischen Diktatur, war die Erforschung der christlichen Denkmäler Ungarns zunächst kein wesentliches Thema. Ferenc Fülep, Direktor des Ungarischen Nationalmuseums, hatte aber dennoch aufgrund seines Einflusses in der kommunistischen Partei eine hervorragende Möglichkeit, die frühchristlichen Funde ungestört zu behandeln und auf dem Gebiet des spätrömisch-frühchristlichen Gräberfeldes von Pécs – den Forschungen und Ausgrabungen von Béla Czobor, Ottó Szőnyi und Gyula Gosztonyi vor dem Weltkrieg15 folgend – weitere Ausgrabungen durchzuführen16. Eine seiner zwei Monografien aus 1974 ist leider erst nach zehn Jahren erschienen17. Im Jahr 1975, kurz nach dem Abschluss seiner Sopianae Stadtmonografie, ließ er das sogenannte frühchristliche Mausoleum (Grabkammer XXXIII) freilegen, das seitdem zu den wichtigsten frühchristlichen Denkmälern Ungarns gehört (Abb. 5. 6)18. Er publizierte auch zwei Zwischengoldgläser aus dem Ungarischen Nationalmuseum mit früher als christlich interpretierten Inschriften aus Lugio (gefunden auf dem sogenannten Bischofsberg zu Dunaszekcső) und Intercisa (gefunden bei dem Gymnasium von Dunaújváros)19, die später auch von Branka Migotti und Dorottya Gáspár behandelt wurden20. Letztere Autorin bezweifelte den christlichen Charakter der Gläser. Seit dem letzten Drittel des 20. Jhs. sind die frühchristlichen Forschungen durch drei Personen grundlegend beeinflusst: Edith B. Thomas, Endre Tóth und Dorottya Gáspár. Edith B. Thomas hatte sich in den 1970er-Jahren mit der Publikation einiger frühchristlicher Denkmäler von Savaria21 große Verdienste für die ungarische und internationale Forschung erworben. Das wichtigste ist vielleicht die bis heute umstrittene, im Jahr 1974 publizierte Ziegelritzung aus einem spätrömischen Ziegelgrab von Kisdorog, die nach ihrer Meinung den Häretiker Arius darstellt22. Wenn die auch unter den Teilnehmern unseres neuen Projekts viel diskutierte Deutung von Edith B. Thomas wirklich zutrifft, ist diese Ritzung die einzige bisher bekannte Darstellung des alexandrinischen Presbyters im 4. Jh. Edith B. Thomas verdanken wir auch einen neueren frühchristlichen Fundkataster der ungarischen Funde mit 12 nach 1938
L. Nagy, Zoltán Kádár and the Early Christian Iconography of Roman Pannonia. Some Problems of Interpretation, StudPatr 2014 (im Druck). 15 Gy. Gosztonyi, A pécsi Szent Péter székesegyház eredete [Der Ursprung des St. Petersdoms zu Pécs] (Pécs 1939); Gy. Gosztonyi, A pécsi hétkarélyos ókeresztény temetői épület [Ein altchristliches Gebäude mit sieben Apsiden in Pécs], AÉrt 67 (Serie III) 1, 1940, 56 – 61; Gy. Gosztonyi, A pécsi II. sz. ókeresztény festett sírkamra és sírkápolna [Die bemalte altchristliche Grabkammer und Grabkapelle Nr. II], AÉrt 69 (Serie III) 3, 1942, 196 – 206; Gy. Gosztonyi, A pécsi ókeresztény temető [Das frühchristliche Gräberfeld zu Pécs] (Pécs 1943), mit der früheren Literatur. 16 F. Fülep, Neuere Ausgrabungen in der Cella trichora von Pécs (Fünfkirchen), ActaArchHung 11, 1959, 399 – 417; F. Fülep, Későrómai temető Pécs – Geisler Eta u. 8. sz. alatt [Spätrömischer Friedhof in Pécs – Geisler Eta-Straße 8], AÉrt 96, 1969, 3 – 42; F. Fülep, Nuove indicazioni per la storia del cristianesimo in Pannonia, CorsiRav 16, 1969, 165 – 178; F. Fülep – A. Fetter, Neuere Forschungen in der ausgemalten, frühchristlichen Grabkammer Nr. II von Pécs, JPMÉ 16, 1971, 91 – 103; F. Fülep, The Survival of an Early Christian Chapel at Pécs, NHQ 14, 1973, 191 – 196. 17 F. Fülep, Roman Cemeteries on the Territory of Pécs (Sopianae), FontArchHung (Budapest 1977); F. Fülep, Sopianae. The History of Pécs during the Roman Era and the Problem of the Continuity of the Late Roman Population, AH 50 (Budapest 1984). 18 F. Fülep, A pécsi ókeresztény mauzóleum ásatása [Ausgrabungen des frühchristlichen Mausoleums von Pécs], AÉrt 104, 1977, 246 – 257; F. Fülep, A pécsi későrómai-ókeresztény mauzóleum feltárásáról [Die Ausgrabung des spätrömischfrühchristlichen Mausoleums in Pécs], JPMÉ 32, 1987, 31 – 44; F. Fülep – Z. Bachman – A. Pintér, Sopianae-Pécs ókere sztény emlékei [Frühchristliche Denkmäler von Sopianae-Pécs] (Budapest 1988). 19 F. Fülep, Early Christian Gold Glasses in the Hungarian National Museum, ActaAntHung 16, 1968, 401 – 412. 20 B. Migotti, Two Gold-sandwich Glasses from Štrbinci (Đakovo, Northern Croatia) (Zagreb 2002); D. Gáspár, Inschriften aus Pannonien; christlich oder nicht christlich? MiChA 13, 2007, 31 – 36. 21 E. B. Thomas, Savaria Christiana, Savaria 9/10, 1975/1976, 105 – 160. 22 E. B. Thomas, Arius-Darstellung. Eine römerzeitliche Ziegelritzzeichnung aus Kisdorog in Pannonien, BBÁMÉ 4/5, 1973/1974, 77 – 116. Zum genauen Fundort: I. Bóna, A kisdorogi római tégla lelőhelyéről és előkerülési idejéről [Über Ort und Zeit des Fundes des römischen Ziegelzeichens aus Kisdorog], in: A. Gaál (ed.), Pannoniai kutatások. A Soproni Sándor emlékkonferencia előadásai, Bölcske, 1998 [Forschungen in Pannonia. Die Vorträge der Konferenz zum Andenken an Sándor Soproni, Bölcske, 1998] (Szekszárd 1999) 11 – 20. 14
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publizierten Stücken (besonders mit den bis heute umstrittenen Ziegelritzungen), der in dem österreichischen Severin Sammelband im Jahr 1982 erschien23. Endre Tóth begann sich schon Anfang der 1970er-Jahre mit der sogenannten Quirinusbasilika zu beschäftigen, die zwischen 1938 und 1943 von István Járdányi Paulovics, Gyula Géfin und später von Tihamér Szentléleky freigelegt wurde24. In mehreren überzeugenden Abhandlungen konnte er zeigen, dass der spätrömische Gebäudekomplex mit seinem mosaikverzierten großen apsidialen Raum keine frühchristliche Basilika, sondern ein repräsentativer Palast des praeses der Provinz Pannonia prima ist, wo auch Kaiser Quartier nehmen konnten25. Ihm verdanken wir auch wertvolle historische und archäologische Bewertungen der Leidensgeschichte des Heiligen Quirinus, Bischof von Siscia, der in Savaria den Martyrertod erlitt26. In den 1970er und 1980er-Jahren bis 1994 erforschte Endre Tóth zwei spätrömische Binnenfestungen von Ságvár und Alsóheténypuszta (vermutlich Tricciana und Iovia). Wichtige Teilergebnisse seiner Grabungen publizierte er in der Monografie „Studia Valeriana“ im Jahr 200927. Das Gräberfeld der Binnenfestung von Ságvár, das am Ende der 1930er-Jahre von Aladár Radnóti freigelegt28 und 2000 von Wolfgang Schmidt am ausführlichsten publiziert wurde29, wies mehrere frühchristliche Funde auf, aber die wichtigsten frühchristlichen, von Endre Tóth auch aus ikonografischer Hinsicht umfangreich behandelten Funde aus der Festung, waren die Kästchenbeschläge mit den Darstellungen von Petrus, Paulus und Timotheus30, die Endre Tóth 1989 auch einen Anlass geboten haben, die bis heute wenig bekannte spätrömische Provinz Valeria media zu identifizieren31. Ob die Timotheusfigur auf dem Beschlag wirk-
E. B. Thomas, Das frühe Christentum in Pannonien im Lichte der archäologischen Funde, in: D. Straub (Hrsg.), Severin. Zwischen Römerzeit und Völkerwanderung. Ausstellungskatalog Enns (Linz 1982) 255 – 293; siehe noch E. B. Thomas, Die Romanität Pannoniens im 5. und 6. Jahrhundert, in: W. Menghin – T. Springer – E. Wamers (Hrsg.), Germanen, Hunnen und Awaren. Schätze der Völkerwanderungszeit. Die Archäologie des 5. und 6. Jahrhunderts an der mittleren Donau und der östlich-merowingische Reihengräberkreis. Ausstellungskatalog Nürnberg – Frankfurt am Main (Nürnberg 1987) 284 – 294. 24 I. Paulovics, Szent Quirinus savariai bazilikájának feltárása [Die Ausgrabung der Basilika des heiligen Quirinus in Savaria], Vasi Szemle 5, 1938, 138 – 152. 25 E. Tóth, Late Antique Imperial Palace in Savaria, ActaArchHung 25, 1973, 117 – 137; E. Tóth, A savariai császári palota építéstörténetéhez [Die Baugeschichte des Kaiserpalasts in Savaria], AÉrt 102, 1975, 25 – 45; E. Tóth, Die spätrömische Palastanlage von Savaria (Pannonia superior), in: G. von Bülow – H. Zabehlicky (Hrsg.), Bruckneudorf und Gamzigrad. Spätantike Paläste und Großvillen im Donau-Balkan-Raum. Akten des Internationalen Kolloquiums in Bruckneudorf vom 15. bis 18. Oktober 2008, Kolloquien zur Vor- und Frühgeschichte 15 = Sonderschriften des ÖAI 45 (Bonn 2011) 275 – 284. 26 E. Tóth, Lehete Scarbantiából Bassianát csinálni? [Kann man aus Scarbantia Bassiana machen?], ZalMúz 11, 2002, 295 – 300; E. Tóth, Szent Quirinus savariai vértanú [Der heilige Quirinus, Martyrer aus Savaria] (Szombathely 2002); E. Tóth, Utószó Szent Quirinus vértanú szenvedéstörténetéhez [Nachwort zur Passio Sancti Quirini], in: A. Balogh, Szent Quirinus vértanú püspök. Kép a pannóniai kereszténység életéből [Der heilige Quirinus, der Martyrerbischof. Bild aus dem Leben des Christentums von Pannonia] ²(Szombathely 2011) 51 – 86. Eine neue Analyse der Passio Sancti Quirini mit archäologischen Deutungsversuchen: L. Nagy, Pannóniai városok, mártírok, ereklyék. Négy szenvedéstörténet helyszínei nyomában [Pannonische Städte, Martyrer und Reliquien]. [Auf den Spuren der Ortschaften vierer Leidensgeschichten], Thesaurus Historiae Ecclesiasticae in Universitate Quinqueecclesiensi 1 (Pécs 2012) 72 – 108. 27 E. Tóth, Studia Valeriana. Az alsóhetényi és ságvári késő római erődök kutatásának eredményei [Die Ergebnisse der Forschungen der Binnenfestungen von Alsóhetény und Ságvár], Helytörténeti sorozat 8 (Dombóvár 2009); siehe noch L. Kocsis, A New Late Roman Helmet from Hetény in the Hungarian National Museum, in: Á. Szabó – E. Tóth (eds.), Pannonica provincialia et archaeologia. In honorem Jenő Fitz, Libelli archaeologici N. S. 1 (Budapest 2003) 521 – 552. 28 A. Sz. Burger, The Late Roman Cemetery at Ságvár, ActaArchHung 18, 1966, 99 – 234. 29 W. Schmidt, Spätantike Gräberfelder in den Nordprovinzen des Römischen Reiches und das Aufkommen christlichen Bestattungsbrauchtums. Tricciana (Ságvár) in der Provinz Valeria, SaalbJb 50, 2000, 213 – 441. 30 E. Tóth, Ókeresztény ládikaveretek Ságvárról [Altchristliche Kästchenbeschläge aus Ságvár], FolA 44, 1995, 107 – 150. Eine deutschsprachige Abhandlung über das Kästchen in einem von Orsolya Heinrich-Tamáska herausgegebenen Sammelband, wobei Endre Tóth für die Identifikation des Timotheus mit dem Martyrer aus Sirmium argumentiert, ist in Vorbereitung. 31 E. Tóth, Provincia Valeria Media, ActaArchHung 41, 1989, 197 – 226. Eine Kritik der Valeria media-Hypothese von Endre Tóth: R. Bratož, Die Auswanderung der Bevölkerung aus den pannonischen Provinzen während des 5. und 6. Jahrhunderts, in: M. Konrad – Chr. Witschel (Hrsg.), Römische Legionslager in den Rhein- und Donauprovinzen – Nuclei spätantik-frühmittelalterlichen Lebens?, AbhMünchen N. F. 138 (München 2011) 605 Anm. 89. 91. 23
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lich mit dem in den hagiografischen Texten fast unbekannten Martyrer von Sirmium und nicht mit dem römischen Martyrer identifiziert werden kann, müssen wir im Rahmen des Projekts an den Zwischengoldgläser aus Rom nochmals überlegen, wo der in Rom verehrte Timotheus nicht nur in der Gesellschaft der zwei Apostelfürsten, sondern auch mit anderen römischen Martyrern dargestellt wird32. Die zwischen 1981 und 1994 von Endre Tóth freigelegte Binnenfestung und südöstlich der Festung das spätrömisch-frühchristliche Mausoleum (?) von Alsóheténypuszta mit ungewöhnlichem Grundriss33 führten wieder zu einer topografischen Diskussion, ob sich der in den Konzilsakten von Aquileia im Jahr 381 mit Bischof Amantius34 erwähnte Bischofssitz von Iovia mit dem kroatischen Ludbreg oder mit der rund um die Festung gelegene, aber archäologisch noch nicht durchforschten spätrömischen Siedlung identifizieren lässt. Das Municipium Iovia aus dem 2. – 3. Jh., 8 km von der Festung entfernt, kennen wir von einer 2000 von Gábor Bertók publizierten Luftbildaufnahme35. Außer seinem bis heute viel zitierten zusammenfassenden Artikel über das frühe Christentum im Karpatenbecken36 behandelte Endre Tóth auch mehrere frühchristliche Kleinfunde aus der Sammlung des Ungarischen Nationalmuseums und anderen ungarischen Museen: Bronzelampen37, Goldringe38, Zwiebelknopffibeln39, den berühmten Pfeiler aus Székesfehérvár mit Meeresszene und Staurogramm40, die Grabkammern des nördlichen Gräberfeldes zu Pécs41 und die Silberschale (5. Jh.) aus Kismákfa42. In seinem äußerst wichtigen Beitrag „Heidnisch oder christlich?“ aus dem Jahr 1998 erörterte er die vielleicht wichtigste Frage der neuesten frühchristlichen Forschungen: Gehören wirklich alle von der früheren Forschung als christlich identifizierten Denkmäler, vor allem Funde mit Kreuz oder kreuzähnlichen Darstellungen, sicher zur christlichen Hinterlassenschaft der Spätantike Ungarns43? Diese Frage war auch in den Publikationen von Dorottya Gáspár grundlegend. Sie schrieb ihre erste Monografie über die spätrömischen pannonischen Kästchenbeschläge (Abb. 18. 21) im Jahr 197144, als
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Ch. R. Morey – G. Ferrari, The Gold-Glass Collection of the Vatican Library. With Additional Catalogues of Other GoldGlass Collections, Catalogo del Museo Sacro della Biblioteca Apostolica Vaticana 4 (Città del Vaticano 1959) 10 Nr. 38; 14 Nr. 55; 18 Nr. 74; 46 Nr. 258; 54 Nr. 313; 57 Nr. 344; 59 Nr. 352; 61 Nr. 364; Tóth a. O. (Anm. 30) 146 Anm. 115. 116; J. Engemann, Deutung und Bedeutung frühchristlicher Bildwerke (Darmstadt 1997) 53 Abb. 40; J. Spier (ed.), Picturing the Bible. The Earliest Christian Art. Exhibition Catalogue Fort Worth (New Haven 2007) 13 Abb. 6. 33 E. Tóth, Az alsóhetényi 4. századi erőd és temető kutatása 1981 – 1986. Eredmények és vitás kérdések [Untersuchung der Festung des 4. Jhs. und des Gräberfeldes von Alsóhetény 1981 – 1986. Ergebnisse und umstrittene Fragen], AÉrt 114/115, 1987/1988, 22 – 61; E. Tóth, Die spätrömische Festung von Iovia und ihr Gräberfeld, AW 20, 1989, H. 1; 31 – 39. 34 conc. Aquil. a. 381, 64 (ed. M. Zelzer 1982, CSEL 82, 3, 363); Lotter a. O. (Anm. 11) 56. 73. 75; Bratož, Die kirchliche Organisation a. O. (Anm. 11) 216; B. Migotti, Early Christianity in Aquae Iasae (Varaždinske Toplice) and Iovia (Ludbreg) in Pannonia Savia, ZalMúz 11, 2002, 55 – 57; Tóth, Studia Valeriana a. O. (Anm. 27) 132 f. Anm. 671. 35 G. Bertók, „Item a Sopianas Bregetione m. p. CXS: Iovia XXXII. m. p. …” (Adalékok a Dél-Dunántúl római kori településtörténetéhez. Iovia lokalizációja [Beiträge zur Siedlungsgeschichte Südtransdanubiens in römischer Zeit. Die Lokalisierung von Iovia]), WMMÉ 22, 2000, 101 – 112. 36 E. Tóth, Das Christentum in Pannonien bis zum 7. Jahrhundert nach den archäologischen Zeugnissen, in: E. Boshof – H. Wolff (Hrsg.), Das Christentum im bairischen Raum. Von den Anfängen bis ins 11. Jahrhundert, Passauer historische Forschungen (Köln 1994) 241 – 272. 37 E. Tóth, Frühbyzantinisches Lampenhängeglied aus Brigetio, FolA 28, 1977, 143 – 152; E. Tóth, Et lux perpetua luceat ei, RömÖ 17/18, 1989/1990, 261 – 279. 38 E. Tóth, Römische Gold- und Silbergegenstände mit Inschriften im Ungarischen Nationalmuseum. Goldringe, FolA 30, 1979, 157 – 184. 39 E. Tóth, Későrómai sír Tihanyból. A lemezből készült hagymafejes fibulák tipológiájához [Spätrömisches Grab aus Tihany. Zur Typologie der Zwiebelknopffibeln aus Bronzeblech], FolA 43, 1994, 127 – 166. 40 E. Tóth, A székesfehérvári ókeresztény korláttöredék [Ein altchristlicher Schrankenpfeiler aus Székesfehérvár], AÉrt 133, 2008, 49 – 66. 41 E. Tóth, Sopianae a késő császárkorban [Sopianae in der Spätkaiserzeit], Jelenkor 44, 2001, 1129 – 1136; E. Tóth, A pogány és keresztény Sopianae. A császárkultusz-központ Pannonia Inferiorban, valamint a pogány és keresztény temetkezések elkülönítésének lehetőségéről [Das heidnische und christliche Sopianae. Der Sitz des Kaiserkults in Pannonia inferior und die Möglichkeit der Trennung der heidnischen und christlichen Bestattungen], SpNov 20, 2006, 49 – 102. 42 E. Tóth, A kismákfai ezüsttálka [Das Silberschüsselchen von Kismákfa], CommunicAHung 1994/1995, 117 – 151. 43 E. Tóth, Heidnisch oder christlich?, FolA 47, 1998/1999, 117 – 130. 44 D. Gáspár, Spätrömische Kästchenbeschläge in Pannonien I–II, Acta Universitatis Szegediensis de Attila József nominatae. ActaAntSzeged 15 (Szeged 1971).
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auch Helmut Buschhausen sein Kästchencorpus publizierte45. Im Gegensatz zu Buschhausen (der Katalogteil der Beschläge liegt vor) versuchte Dorottya Gáspár auch eine kurze ikonografisch-ikonologische Deutung der bis dahin bekannt gewordenen frühchristlichen Beschläge zu machen. Sie folgte den früheren Interpretationen von Zoltán Kádár, aber in den nicht unwesentlichen Fragen des sogenannten christlichen Synkretismus und der interpretatio christiana der mythologischen Bilder formulierte sie auch heute wichtige eigene Gedanken46. Im Jahr 1986 verfasste sie einen ausführlichen Katalog der in Ungarn gefundenen Kästchenbeschläge, unter anderem der christlichen Stücke47. Ihr Bericht über die frühchristlichen Forschungen seit den 1930er-Jahren enthält bis heute aktuelle Angaben48. Ihre größte Arbeit ist die monografische Behandlung der frühchristlichen Bauwerke und Funde Ungarns. Diese fußt auf der Zusammenfassung von Lajos Nagy aus dem Jahr 1938 und ist der vollständigste Katalog frühchristlicher Denkmäler (siehe Abb. 2 – 6; Abb. 9; Abb. 16 – 18; Abb. 20. 21), den sie bereits in den 1990er-Jahren begann und in der Serie BAR im Jahr 2002 auf Englisch publizierte49. Ähnliches geschah auch in den Jahren 1994 und 1997 in welchen die kroatischen frühchristlichen Denkmäler in Katalogen gesammelt wurden50. Einige Hypothesen Gáspárs erregten heftige Diskussionen in der ungarischen Forschung. Diese boten für sie eine hervorragende Gelegenheit für eine erweiterte und korrigierte Ausgabe ihrer Monografie, die aber 2008 wegen finanzieller Probleme nur ungarisch und nur zum Teil publiziert werden konnte51. Das größte Verdienst der Monografie von Dorottya Gáspár war eine gut gelungene kritische Ausgliederung der früher als christlich publizierten Bauten und Funde, die aber eigentlich keine christlichen Merkmale aufwiesen. Sie nahm in ihrem Register 2002 193, 2008 insgesamt 200 Objekte und Funde auf, bezeichnete aber von diesen Funden 2002 nur 74, 2008 78 als christlich. Inzwischen wurden die Grabungsarbeiten von Ferenc Fülep auf dem Gebiet des nördlichen Gräberfeldes von Pécs seit den 1980er/1990er-Jahren von Zsuzsa Katona Győr weitergeführt52, die die noch unpublizierten Gräber in ihrer Ph.D.-Dissertation an der Universität Pécs bekanntmachen wird53. Seit 2000 wurden mehrere Grabkammern von Zsuzsa Katona Győr, Gábor Kárpáti (Nr. V)54, Olivér Gábor (Nr. XIX, XX)55, Zsolt Visy, Zsolt Tóth und Csaba Pozsárkó (Teile der Nrn. XIV, XV, XVI, XVII,
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H. Buschhausen, Die spätrömischen Metallscrinia und frühchristlichen Reliquiare, WbyzSt Studien 9 (Wien 1971). Gáspár a. O. (Anm. 44) 27 – 30. D. Gáspár, Römische Kästchen aus Pannonien I–II, Antaeus 15 (Budapest 1986). D. Gáspár, Urchristliche Forschung in Pannonien seit der Tätigkeit von István Járdányi Paulovics, ActaClDebrec 30, 1994, 111 – 120. D. Gáspár, Christianity in Roman Pannonia. An Evaluation of Early Christian Finds and Sites from Hungary, BARIntSer 1010 (Oxford 2002). Ž. Demo (ed.), Od nepobjedivog sunca do sunca pravde. Rano kršćanstvo u kontinentalnoj Hrvatskoj – From the Invincible Sun to the Sun of Justice. Early Christianity in Continental Croatia. Exhibition Catalogue Zagreb (Zagreb 1994); B. Migotti, Evidence for Christianity in Roman Southern Pannonia (Northern Croatia). A Catalogue of Finds and Sites, BARIntSer 684 (Oxford 1997). D. Gáspár, Pannonia kereszténysége a mai Magyarország területén [Christentum in Pannonien im Gebiet des heutigen Ungarn] I (Budapest 2008). Z. Huszár (ed.), Kereszténység és államiság Baranyában [Christentum und Staatlichkeit in Baranya] [Christianity and Statehood in Baranya County]. Exhibition Catalogue Pécs (Pécsvárad 2000/2001), darin bes. Zs. Katona Győr, Az első keresztények a Dél-Dunántúlon az ókeresztény temetők tükrében. Sopianae [Die ersten Christen im südlichen Transdanubien im Spiegel der urchristlichen Friedhöfe. Sopianae] [The First Christians in Southern Transdanubia as Mirrored in the Early Christian Cemeteries. Sopianae], 23 – 39 und G. Kárpáti – Zs. Katona Győr, A „Baranya és a kereszténység (Kr. u. 4 – 14. század)“ című kiállítás műtárgylistája [Verzeichnis der Kunstgebilde zur Ausstellung „Baranya und das Christentum (4. – 14. Jh. n. Chr.)“] Catalogue of the “Baranya and Christianity (4th–14th C. A.D.)”. Exhibition, 63 – 93. Eine neue Zusammenfassung ihrer Grabungsergebnisse wird in der neuen Stadtmonografie von Pécs (in Vorbereitung) publiziert. G. Kárpáti, A pécsi V. számú sírkamra [Grabkammer Nr. V zu Pécs], Műemlékvédelem 46, 2002/3, 142 – 144; G. Kárpáti, Contra damnationem memoriae – Az emlékezet kitörlése ellen, in: L. Bertók (ed.), A pécsi világörökség [Das Weltkulturerbe von Pécs], Örökségi füzetek – Heritage booklets 2 (Pécs 2003) 35 – 40; G. Kárpáti, Pécs, Dóm tér [Pécs, Domplatz], in: Régészeti kutatások Magyarországon 2003 [Archaeological Investigations in Hungary 2003] (Budapest 2004) 272. G. Kárpáti – O. Gábor, The Buildings and Frescoes of the Early Christian Cemetery in Pécs, in: M. Šašel Kos – P. Scherrer (eds.), The Autonomous Towns of Noricum and Pannonia [Die autonomen Städte in Noricum und Pannonien], Pannonia II, Situla 42 (Ljubljana 2004) 287 – 294; O. Gábor, A pécsi ókeresztény sírkamrák [Der frühchristliche Friedhof von Pécs],
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XXIV und XXIX) freigelegt56. Die Grabbauten Nr. I–V, XIX und XX, weiters auch die berühmte cella septichora (Grabkammer XXXII) mit sieben Apsiden, können seit 2007 in dem sogenannten Cella septichora-Besucherzentrum besichtigt werden (Abb. 2)57. 2008 wurde die bis jetzt ungedruckte Ph.D.-Dissertation von Olivér Gábor über die 33 (seitdem etwa 35) Grabbauten des Gräberfeldes verfasst58. Er schrieb auch mehrere Artikel über die topografischen und religionsgeschichtlichen Deutungsprobleme der Grabbauten59. Die bereits seit 1938/1939 bekannte cella septichora (Grabkammer XXXII), ein Mausoleum mit sieben Apsiden, ist bisher einmalig in der spätrömisch-frühchristlichen Grabarchitektur. Nur in Köln gibt es einen Bau mit ähnlichem Grundriss, nämlich dem der ersten Bauperiode der Kirche St. Gereon, die nach der neueren deutschen Forschung das Mausoleum einer wohlhabenden Person gewesen war60. Die von Zsolt Visy in Pécs geleiteten Grabungen an der cella septichora haben gezeigt, dass der Grabbau nie vollendet wurde, nicht einmal der Verputz der Mauer und das Dach waren fertig61. Der Typ der zweistöckigen Mausoleen zu Pécs ist sehr selten in der spätrömisch-frühchristlichen Grabarchitektur anzutreffen. Bis auf Pécs, wo wie gesagt zahlreiche Grabbauten völlig oder teilweise freigelegt wurden, sind wenige genaue Analogien (zum Beispiel aus Kővágószőlős62 und Marusinac [Salona], Mausoleum mit den Gebeinen des Martyrers Anastasius63) bekannt. Die meisten Grabkam-
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Pécsi Szemle 2004/4, 2 – 16; O. Gábor, A pécsi ókeresztény temető legújabban feltárt sírépítményei [Die neulich freigelegten Grabkammern im frühchristlichen Gräberfeld von Pécs], Magyar Múzeumok 11, 2005/4, 33 – 35. Zs. Visy, Cella septichora. Előzetes beszámoló a Szent István téren, az ókeresztény temető területén folytatott régészeti kutatásokról [Vorbericht über die archäologischen Forschungen auf dem St. Stephansplatz, auf dem Gebiet des früh christlichen Gräberfeldes], Pécsi Szemle 2006/2, 3 – 13; Zs. Visy, Recent Data on the Structure of the Early Christian Burial Buildings at Pécs, ActaClDebrec 43, 2007, 137 – 155; Cs. Pozsárkó – Zs. I. Tóth – Zs. Visy, Sopianae. A cella septichora és környéke. Beszámoló a 2005 – 2006 évi régészeti feltárásról [Die cella septichora und ihre Umgebung. Bericht über die archäologischen Ausgrabungen von 2005 – 2006], Ókor 6, 3, 2007, 88; Zs. I. Tóth, Római kori sírépítmény. Pécs, Széchenyi tér [Römerzeitlicher Grabbau. Pécs, Széchenyi-Platz], Pécsi Szemle 2010/1, 2 – 18; Cs. Pozsárkó – Zs. I. Tóth, Pécs in den römischen Zeiten. Wegweiser zu den Schauplätzen des Weltkulturerbes in Pécs (Pécs 2011). Zs. Visy, A pécsi cella septichora műemléki munkálatainak tanulságai [Die Lehren der Restaurierung der cella septichora zu Pécs], Műemlékvédelem 51, 2007/3, 201 – 208. O. Gábor, Sopianae késő antik (északi) temetőjének épületei és festményei [Die Gebäude und Malereien des spätantiken (nördlichen) Gräberfeldes von Sopianae] (Ungedr. Diss. Pécs 2008). O. Gábor, Ókeresztény jellegek a pécsi késő antik temetőben [Frühchristliche Charakteristika des spätantiken Gräberfeldes von Pécs], in: Sz. Bíró (ed.), FiRKák I. Fiatal Római Koros Kutatók I. Konferenciakötete. Xántus János Múzeum, Győr, 2006. március 8 – 10. [Erster Konferenzband der jungen Forscher über die Römerzeit. Xántus János Museum, Győr, 8 – 10 März 2006], Tanulmányok 2 (Győr 2007) 367 – 378; O. Gábor, Christograms from the Northern Late Roman Cemetery of Sopianae (Pécs), in: Á. Szabó – P. Vargyas (eds.), Cultus deorum. Studia religionum ad historiam II. De rebus aetatis Graecorum et Romanorum. In memoriam István Tóth, Ókortudományi Dolgozatok 2 (Pécs 2008) 289 – 310; O. Gábor, Buildings, Building Elements in the Town of Sopianae and Its Late Antique Cemetery, in: P. Scherrer (Hrsg.), Domus. Das Haus in den Städten der römischen Donauprovinzen. Akten des 3. Internationalen Symposiums über römische Städte in Noricum und Pannonien, Sonderschriften des ÖAI 44 (Wien 2008) 333 – 348; O. Gábor, Sopianae temetői építményeinek számozása [Die Nummerierung der Friedhofsbauten von Sopianae], in: Á. Szabó (ed.), „Ripam omnem quaesivit”. Ünnepi tanulmányok Prof. Visy Zsolt 65. születésnapjára tanítványaitól, SpNov Suppl. 8 = Paksi Múzeumi Füzetek 6 (Pécs 2009) 67 – 80; O. Gábor, Die altchristliche(n) Kirchen von Sopianae, in: Z. Erdős – M. Kindl (eds.), Pécs az egyháztörténet tükrében. Tanulmányok [Pécs im Spiegel der Kirchengeschichte. Abhandlungen] (Pécs 2010) 47 – 60; O. Gábor, Sopianae pogány és ókeresztény temetkezései [Die heidnischen und christlichen Bestattungen in Sopianae], in: M. Fekete (ed.), „…eleitől fogva”. Régész – tanár – ember [„...von Anbeginn an“. Archäologe – Lehrer – Mensch]. A 75 éves Makkay János köszöntése, SpNov Suppl. 11 = Vivarium Fontium 6 (Pécs 2011) 55 – 74. Eine Kritik an Olivér Gábor bezüglich der Nummerierung der Grabbauten in Pécs: Zs. I. Tóth, Hány sírkamrát rejt a föld Sopianae északi temetőjében? [Wie viele Grabkammern verbirgt die Erde im Nordfriedhof von Sopianae?], Pécsi Szemle 2012/1, 2 – 15. S. Ristow, Frühes Christentum im Rheinland. Die Zeugnisse der archäologischen und historischen Quellen an Rhein, Maas und Mosel (Köln 2007) 116 – 122 Abb. 30. Die früher vermutete (übrigens überzeugende) Annahme nach der die cella septichora in der Arpadenzeit (11. – 13. Jh.) als Kirche diente, wurde unlängst zur Diskussion gestellt: Zs. I. Tóth, A Cella septichora Pécs első középkori székesegyháza? [Ist die cella septichora die erste mittelalterliche Kathedrale von Pécs?], Pécsi Szemle 2011/2, 3 – 13. A. Sz. Burger, The Roman Villa and Mausoleum at Kővágószőlős, near Pécs (Sopianae). Excavations 1977 – 1982, JPMÉ 30/31, 1985/1986, 170 – 179. E. Dyggve, Das Mausoleum in Pécs. Ein christliches Heroon aus Pannonia inferior, Pannonia 1, 1935, 67 – 70; E. Dyggve – R. Egger, Der altchristliche Friedhof Marusinac, FiS 3 (Wien 1939) 81; E. Marin, Solinska crkva i njezini mučenici.
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mern sind nord-süd orientiert bis auf die aufwändige Grabkammer XXXIII mit einer Ost-Westausrichtung. Die cellae memoriae im oberen Stock dienten vermutlich für das Totenmahl, die untere Grabkammer (hypogaeum) war ausschließlich für die Toten bestimmt64. Zsolt Visy konnte während der neuen Grabungen am nordwestlichen Rand des Gräberfelds (wo auch die meisten und zeitlich spätesten Grabbauten gefunden wurden) tiefe Erdgruben vor den unteren Grabkammern der zweistöckigen Grabbauten beobachten, die nach der Bestattung – wahrscheinlich gegen Grabräuber – mit Erde gefüllt wurden. Also der Eingang der oberen cella memoriae war auf dem römischen Gehniveau, die untere Kammer war überhaupt nicht sichtbar65. Aufgrund dieser Beobachtungen sind die meisten früheren Rekonstruktionen in der Fachliteratur nicht mehr als richtig zu bezeichnen. Neue 3D-Rekonstruktionszeichnungen werden zurzeit im Rahmen des Projekts von István Lovász angefertigt. Bisher können mindestens drei Grabkammern dieses oben genannten Typs als sicher christlich identifiziert werden: die 1782 entdeckte Grabkammer I mit biblischen Wandmalereien im hypogaeum (Abb. 3. 4), die 2006 ausgegrabene Grabkammer XX mit einem bemalten Grab mit Zaun und Christo gramm (Abb. 7. 8) und die von Ferenc Fülep aufgrund der Analogie aus Marusinac als Mausoleum benannte Grabkammer XXXIII mit biblischen Malereien (Abb. 5. 6)66. Das teilweise in die Erde eingetiefte oktogonale Mausoleum, Grabkammer Nr. V, mit mehr als 4 m hoch erhaltenen Mauern und mit einer porticus mit vier Pfeilern kann wegen einer Christogrammritzung in der Mauer ebenfalls als christlich bezeichnet werden67. 2010/2011 erforschte Zsolt Tóth die zweite cella trichora im sogenannten Rózsakert (Rosengarten) südöstlich der cella septichora mit einer unteren Grabkammer68. Somit sind aus den pannonischen Provinzen insgesamt vier cellae trichorae bekannt: aus Sirmium (Gradina, östliches Gräberfeld)69, Aquincum (Raktár-Straße, spätrömisches Gräberfeld in der Militärstadt)70, Pécs, Rózsakert und Pécs, Domplatz (Grabkammer XXXI71, die am nordwestlichen Rand des ganzen Gräberfelds einer der spätesten Grabbauten bereits aus dem Ende des 4. Jhs. sein könnte). 2012 erschien die neueste zusammenfassende Bewertung der spätrömischen, darunter auch frühchristlichen Grabbauten aus Pannonien von Zsolt Magyar72, der in anderen Publikationen übrigens auch auf die balkanischen Vergleichsstücke der Pécser Grabkammer und Malereien fokussierte73. Die frühchristlichen Funde im Museum zu Pécs aus Komitat Baranya sind ebenfalls veröffentlicht worden. Sie stammen teilweise aus den noch unpublizierten Grabungen von Zsuzsa Katona Győr74.
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Istraživanja i otkrića [Die Kirche von Solin und ihre Martyrer. Forschungen und Entdeckungen], in: D. Damjanović (ed.), 1700 godina Svetih srijemskih mučenika. Zbornik radova s međunarodnog simpozija o 1700. obljetnici Sirmijsko-panonskih mučenika (304 – 2004.) [1700 Jahre der heiligen syrmischen Martyrer. Sammelband des internationalen Symposiums zum 1700. Jahrestag der sirmiensisch-pannonischen Martyrer (304 – 2004)]. In memoriam Andrija Šuljak, Biblioteka Diacovensia 17 (Đakovo 2011) 139 f. K. Hudák – L. Nagy, A Fine and Private Place. Discovering the Early Christian Cemetery of Sopianae, Örökségi füzetek – Heritage booklets 6 ²(Pécs 2009) 18 f. Visy, Recent Data a. O. (Anm. 56) 137 – 155. Hudák – Nagy a. O. (Anm. 64) 21 – 26. 37. 40 – 61; Gábor, Die altchristliche(n) Kirchen von Sopianae a. O. (Anm. 59) 56. Gábor, Ókeresztény jellegek a. O. (Anm. 59) 367 f. fig. 1. Zs. I. Tóth, Régészeti kutatások a Rózsakertben 2010 – 2011 [Archäologische Forschungen im Rosengarten 2010 – 2011], Pécsi Szemle 2011/4, 2 – 14; Zs. I. Tóth – Cs. Pozsárkó, Újabb ókeresztény sírkápolna Sopianaeből [Eine neuere frühchristliche Grabkapelle aus Sopianae], Ókor 11, 2012/1, 97 – 106. M. Jeremić, Adolf Hytrek et les premières fouilles archéologiques à Sirmium, Старинар [Starinar] N. S. 55, 2005, 127 f. Erstpublikation mit Grabungsbericht: L. Nagy, Az óbudai ókeresztény cella trichora a Raktár-utcában. Az Aquincumi Múzeum 1930. évi ásatása [Die altchristliche cella trichora der Raktár-Straße in Óbuda. Ausgrabungen des Aquincum Museums von 1930] (Budapest 1931). Grabungsbericht: Fülep, Neuere Ausgrabungen a. O. (Anm. 16) 399 – 417. Zs. Magyar, Késő császárkori sírépületek Pannoniában [Spätkaiserzeitliche Grabbauten in Pannonien], AÉrt 137, 2012, 125 – 144. Zs. Magyar, Sopianae. A Study of Cultural Influences in Fourth Century Pannonia, Buletinul Cercurilor Ştiinţifice Studenţeşti, Arheologie – Istorie – Muzeologie 13, 2007, 41 – 58; Zs. Magyar, The World of Late Antique Sopianae. Artistic Connections and Scholarly Problems, in: М. Ракоција [M. Rakocija] (ed.), Ниш и Византија – Niš & Byzantium. Symposium. The Collection of Scientific Works VII (Ниш [Niš] 2009) 107 – 118. O. Gábor – Zs. Katona Győr, Ókeresztény tárgyak Baranyából [Frühchristliche Gegenstände aus Komitat Baranya], Pécsi Szemle 2012/4, 2 – 10.
Die Lage der Erforschung des frühen Christentums in Ungarn
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Das Aquincum Museum feierte das Millenniumsjahr 2000 mit einer Ausstellung der frühchristlichen Denkmäler aus neueren Grabungen75. Aus Westungarn wurden derzeit auch die frühchristlichen Funde aus dem Museum in Győr erneut publiziert76. Péter Kovács verdanken wir aus dem 21. Jahrhundert sorgfältige Bewertungen der frühchristlichen Inschriften Pannoniens77, die vorher von Andrea Horváth78 behandelt wurden. Die Inschriften von Savaria, unter anderem einige bereits seit dem 19. Jh. bekannte Grabinschriften aus dem östlichen Gräberfeld, sind 2011 von Endre Tóth neuerlich katalogisiert und kurz bewertet worden79. Die von Péter Kovács und Margit Németh 2009 publizierte Schola-Bauinschrift eines nicht sicher identifizierbaren Kollegiums aus 292 n. Chr. enthält zwei Namen: Culumbula und Stercoria, die Péter Kovács aufgrund ihrer Analogien als möglich christliche Namen interpretierte80. Wenn die christliche Zugehörigkeit der Namen wirklich zutrifft, gehört diese Inschrift zusammen mit der bereits von Tibor Nagy behandelten Grabinschrift von Flavia Calvena mit Iota-Chi-Ligatur (?) und ΦΖ-Formel (Phos, Zoe)81, bzw. mit zwei Gemmen aus Intercisa (Grab 183 und Streufund) mit zwei Fischen und Kreuz (siehe unten Abb. 12) zu den frühesten Denkmälern des frühen Christentums in der Provinz Valeria82. Árpád Csák begann seine Grabungen in der spätrömischen Binnenfestung Keszthely-Fenékpuszta an der Wende des 19. zum 20. Jh., wo er nach dem Ersten Weltkrieg eine dreischiffige frühchristliche Basilika aus dem 6. – 7. Jh. freigelegt hat (Abb. 9)83. Die in der 2. Hälfte des 4. Jhs. gebaute Binnenfestung mit runden Türmen ist seitdem, nicht zuletzt wegen der frühgeschichtlichen Grabfunde innerhalb und außerhalb der Festung, ein wichtiger Fundort der Kontinuitätsforschung in Ungarn geworden84. S. Bodó (Hrsg.), Frühchristliche Denkmäler in Aquincum. Ausstellungskatalog Budapest (Budapest 2000); J. Topál, Early Christian Graves in the Western Cemetery of the Military Town in Aquincum, Pannonia, ZalMúz 11, 2002, 67 – 78. Eine berechtigte Kritik der frühchristlichen Deutung der spätrömischen Stadt- und Grabbauten in Aquincum: Gáspár a. O. (Anm. 49) 17 – 21; Gáspár a. O. (Anm. 51) 65 – 80. 76 E. Szőnyi, Altchristliche Funde im Xántus János Museum, Győr, ZalMúz 11, 2002, 43 – 50. 77 P. Kovács, Christianity and the Greek Language in Pannonia, ActaAntHung 43, 2003, 113 – 124; P. Kovács, The Late Roman Epigraphy in Pannonia (260 – 582), in: Gy. Németh – I. Piso (eds.), Epigraphica II. Mensa rotunda epigraphiae Dacicae Pannonicaeque, HPS 11 (Debrecen 2004) 185 – 195. 78 A. Horváth, A pannoniai ókeresztény sírfeliratok néhány tanulsága [Einige Lehren der frühchristlichen Inschriften Pannoniens], Századok 131, 1997, 105 – 118. 79 E. Tóth, Lapidarium Savariense. Savaria római feliratos kőemlékei [Römische Steindenkmäler mit Inschriften aus Savaria], Savaria 34, 2 (Szombathely 2011). Die sicher christlichen Grabinschriften: CIL III 4217 = ILCV 1376 = RIU I 76 = Ubi erat lupa 3316 = LapSav 142; CIL III 4218 = ILCV 2208 = RIU I 77 = Ubi erat lupa 3317 = LapSav 144; CIL III 4221 = ILCV 3298 = RIU 82 = LapSav 147; CIL III 4222 = ILCV 670 = RIU I 83 = Ubi erat lupa 3322 = LapSav 148; vermutlich christlich sind CIL III 4190 = ILCV 401 = RIU I 84 = Ubi erat lupa 3323 = LapSav 149; CIL III 4220 = ILCV 2201 = RIU 78 = Ubi erat lupa 3318 = LapSav 143; Ubi erat lupa 9105 = LapSav 151. 80 P. Kovács – M. Németh, Eine neue Bauinschrift aus Aquincum, ZPE 169, 2009, 249 – 254; P. Kovács (ed.), Fontes Pannoniae Antiquae in aetate Tetrarcharum I (A.D. 285 – 305) – Az ókori Pannonia forrásai az elsö tetrarchia korában (Kr. u. 285 – 305) (Budapest 2011) 134 – 140. 81 CIL III 13382 = TRH 252; T. Nagy, Az aquincumi kereszténység egy eddig félreismert emléke (Tanulmányok Pannonia kereszténységének történetéhez II) [Un monument méconnu du christianisme d’Aquincum (Études sur le christianisme de Pannonie II)], AÉrt (Serie III) 5/6, 1944/1945, 266 – 282. Kritik der christlichen Deutung der ФZ-Formel syrischen Ursprungs: Gáspár a. O. (Anm. 49) 27 f.; Gáspár a. O. (Anm. 51) 82 f. 82 Kovács a. O. (Anm. 80) 140; G. Spier, Late Antique and Early Christians Gems (Spätantike, frühes Christentum, Byzanz. Kunst im ersten Jahrtausend, Reihe B: Studien und Perspektiven 20) (Wiesbaden 2007) 47 f. Die christliche Deutung der Inschrift an der Ziegelritzung aus Brigetio „hoc die felice[---]/sunt persecuti [---]/ntes, quorum [---]/non est vict[--]/longius iu[---]“ könnte als mögliches Denkmal einer lokalen Christenverfolgung verstanden werden (E. B. Thomas, Martyres Pannoniae, FolA 25, 1974, 131 – 146; Kovács a. O. [Anm. 80] 159) ist aber bis heute sehr umstritten: Gáspár a. O. (Anm. 49) 127 f. 83 Nagy a. O. (Anm. 7) 79. 84 I. Bóna, Beiträge zu den ethnischen Verhältnissen des 6. – 7. Jahrhunderts in Westungarn, Alba Regia 2/3, 1961/1962, 49 – 63; A. Kiss, A Keszthely-kultúra helye a pannóniai római kontinuitás kérdésében [Die Stellung der Keszthely-Kultur bei der Frage der römischen Kontinuität in Pannonien], AÉrt 95, 1968, 93 – 101; K. Sági, Das Problem der pannonischen Romanisation im Spiegel der völkerwanderungszeitlichen Geschichte von Fenékpuszta, ActaAntHung 18, 1970, 147 – 196; E. Tóth, Zur Geschichte des nordpannonischen Raumes im 5. und 6. Jahrhundert, in: H. Wolfram – F. Daim (Hrsg.), Die Völker an der mittleren und unteren Donau im fünften und sechsten Jahrhundert. Berichte des Symposions der Kommission für Frühmittelalterforschung 24. bis 27. Oktober 1978, Stift Zwettl, Niederösterreich, DenkschrWien 145 = Veröffentlichungen der Kommission für Frühmittelalterforschung 4 (Wien 1980) 93 – 100; E. Tóth, Bemerkungen 75
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Die Forschungen von Károly Sági85 und Róbert Müller86 nach dem Zweiten Weltkrieg wurden seit 2009 vorwiegend von Orsolya Heinrich-Tamáska mit Kontrollgrabungen und neuen Deutungen der alten Grabungsdokumentationen übernommen. Sie versuchte im Jahr 2011, aufgrund der Revision der alten Grabungsprotokolle, eine neue Baugeschichte der Basilika zu überlegen und ihre Ergebnisse in mehreren Konferenzen zu präsentieren (Abb. 9)87. Ihr verdanken wir auch die neueste Zusammenfassung der archäologischen Forschungsergebnisse bezüglich des frühen Christentums in Pannonien im 4. – 9. Jh. mit besonderer Beachtung der topografischen Probleme der bekannten und vermuteten Bischofssitze bzw. der Kontinuitätsfragen der römischen Restbevölkerung in der Völkerwanderungszeit88. Die sorgfältige Publikation der Gräberfelder außerhalb der Festung von Róbert Müller hat zwar gezeigt, dass die Festung im 5. – 7. und 9. Jh. bewohnt war89, aber wegen der Interpretationsprobleme der freigelegten Strukturen und Funde ist die ganze Geschichte der Festung im 5. – 6. Jh. unsicher geworden90. Die frühchristlich-byzantinischen Scheibenfibeln (nach einer anderen Benennung Distelfibeln) aus dem Horreum-Gräberfeld, die zuerst 1968 von László Barkóczi publiziert wurden91, stehen – zusammen mit ihren Vergleichsstücken Nagyharsány, Umgebung von Pécs – auch nach den
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zur Kontinuität der römischen Provinzialbevölkerung in Transdanubien (Nordpannonien), in: B. Hänsel (Hrsg.), Die Völker Südosteuropas im 6. bis 8. Jahrhundert, Südosteuropa Jahrbuch 17 (Berlin 1987) 251 – 264; P. Straub, A Keszthelykultúra kronológiai és etnikai hátterének újabb alternatívája [Die neuere Alternative des chronologischen und ethnischen Hintergrundes der Keszthely-Kultur], ZalMúz 9, 1999, 195 – 224; R. Müller, Die Bevölkerung von Fenékpuszta in der Frühawarenzeit, ZalMúz 11, 2002, 93 – 101; V. Bierbrauer, Die Keszthely-Kultur und die romanische Kontinuität in Westungarn (5. – 8. Jh.). Neue Überlegungen zu einem alten Problem, in: H. Seibert – G. Thoma (Hrsg.), Von Sachsen bis Jerusalem. Menschen und Institutionen im Wandel der Zeit. Festschrift Wolfgang Giese (München 2004) 51 – 72; O. Heinrich-Tamáska, Bemerkungen zur Transformation spätantiker Strukturen in Pannonien am Beispiel von KeszthelyFenékpuszta, ActaACarp 42/43, 2007/2008, 199 – 229; T. Vida, Local or Foreign Romans? The Problem of the Late Antique Population of the 6th–7th Centuries A.D. in Pannonia, in: D. Quast (ed.), Foreigners in Early Medieval Europe. Thirteen International Studies on Early Medieval Mobility, Monographien des RGZM 78 (Mainz 2009) 233 – 259; M. Schweissing, Neuankömmlinge oder Verbliebene? Nachweis von Wanderungen mithilfe der Anthropologie, in: O. Heinrich-Tamáska – P. Straub (Hrsg.), Keszthely-Fenékpuszta im Spiegel der Jahrtausende [Keszthely-Fenékpuszta az évezredek tükrében], (Leipzig 2009) 101 – 105; O. Heinrich-Tamáska (Hrsg.) a. O. (Anm. 11); O. Heinrich-Tamáska, Pannonische Innenbefestigungen und die Kontinuitätsfrage. Forschungsstand und -perspektiven, in: Konrad – Witschel (Hrsg.) a. O. (Anm. 31) 571 – 588. K. Sági, Die spätrömische Bevölkerung der Umgebung von Keszthely, ActaArchHung 12, 1960, 187 – 256; K. Sági, Die zweite altchristliche Basilika von Fenékpuszta, ActaAntHung 9, 1961, 397 – 451; K. Sági, Adatok a fenékpusztai erőd történetéhez – Über die Geschichte der Festung in Fenékpuszta, Tapolcai Városi Múzeum Közleményei 1, 1989, 261 – 317. R. Müller, Megjegyzések Fenékpuszta történetéhez [Bemerkungen zur Geschichte von Fenékpuszta], ZalMúz 1, 1987, 105 – 122; R. Müller, Die spätrömische Festung Valcum am Plattensee, in: Menghin – Springer – Wamers (Hrsg.) a. O. (Anm. 23) 270 – 281. O. Heinrich-Tamáska, Sakral- oder Profanbauten? Zur Funktion und Datierung der „Kirchen“ von Keszthely-Fenékpuszta (Komitat Zala, Ungarn), in: N. Krohn (Hrsg.), Kirchenarchäologie heute. Fragestellungen – Methoden – Ergebnisse, Veröffentlichungen des Alemannischen Instituts 76 (Darmstadt 2010) 91 – 112; O. Heinrich-Tamáska, Megjegyzések a fenékpusztai II. számú kora keresztény bazilika keltezéséhez [Bemerkungen zur Datierung der zweiten frühchristlichen Basilika von Fenékpuszta], MúzÉvkSzeged StA 12, 2011, 225 – 234. O. Heinrich-Tamáska, Fortleben, Abbruch und Neuanfang. Spuren des Christentums in Pannonien im 4. – 9. Jahrhundert, in: O. Heinrich-Tamáska – N. Krohn – S. Ristow (Hrsg.), Christianisierung Europas. Entstehung, Entwicklung und Konsolidierung im archäologischen Befund [Christianisation of Europe. Archaeological Evidence for its Creation, Development and Consolidation]. Internationale Tagung im Dezember 2010 in Bergisch-Gladbach (Regensburg 2012) 213 – 237. R. Müller, Die Gräberfelder vor der Südmauer der Befestigung von Keszthely-Fenékpuszta (mit Beiträgen von Erzsébet Fóthi, Ágnes Kustár, Adrien Pásztor, Katalin T. Rendes), CPP 1 (Budapest 2010). P. Straub, 5. századi tömegsírok Keszthely-Fenékpusztán [Massengräber aus dem 5. Jh. in Keszthely-Fenékpuszta], MúzÉvkSzeged StA 8, 2002, 177 – 200; D. Gáspár, Donatio Iustiniani, ZalMúz 11, 2002, 79 – 83; F. Curta, Before Cyril and Methodius. Christianity and Barbarians beyond the Sixth- and Seventh-Century Danube Frontier, in: F. Curta (ed.), East Central and Eastern Europe in the Early Middle Ages (Ann Arbor 2005) 181 – 219; O. Heinrich-Tamáska – P. Prohászka, Pannonien zwischen Spätantike und Attilazeit am Beispiel von Tokod und Keszthely-Fenékpuszta, in: H. Externbrink – M. Herget (Red.), Hunnen zwischen Asien und Europa. Aktuelle Forschungen zur Archäologie und Kultur der Hunnen, Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 50 (Langenweißbach 2008) 143 – 156; T. Vida, Bestattungen von Eliten in der Befestigung von Keszthely-Fenékpuszta im 6. und 7. Jahrhundert. Horreum und Basilika, in: HeinrichTamáska – Straub (Hrsg.) a. O. (Anm. 84) 72 – 76. L. Barkóczi, A 6th Century Cemetery from Keszthely-Fenékpuszta, ActaArchHung 20, 1968, 275 – 311.
Die Lage der Erforschung des frühen Christentums in Ungarn
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Diskussionen bei einer Konferenz über frühes Christentum in Ungarn im Mittelpunkt der Forschungen zur Frühgeschichte92. Da seit den 1990er-Jahren mehrere neue christliche Funde in Ungarn gemacht wurden und sowohl die internationale als auch die ungarische Forschung eine rasche Entwicklung durchmachte (wie es in meiner Forschungsgeschichte gezeigt wurde), ist es wichtig geworden, eine neue ausführliche Monografie über das frühe Christentum Ungarns zu schreiben, neue Analogien der behandelten Denkmäler zu suchen und die früheren Interpretationen der Denkmäler wieder zu überlegen. Im Rahmen unseres Projekts schufen wir 2012 eine komplexe EXCEL-Datenbank aller frühchristlichen Funde und Denkmäler (Objekte, Strukturen) samt allen wichtigen Angaben, Beschreibungen und Datierungen, die den Katalog der vorgesehenen Projektmonografie bilden kann. Bezüglich der Auswahl der frühchristlichen Baudenkmäler, Strukturen und Funde versuchen wir den von Endre Tóth und Dorottya Gáspár begonnenen und auch von der internationalen Forschung anerkannten Weg zu beschreiten, was die kritische Aussonderung der ursprünglich als frühchristlich publizierten, aber in Wirklichkeit keine christlichen Merkmale zeigenden Denkmäler betrifft. Die meisten Funde, die bereits Endre Tóth, Dorottya Gáspár und weitere Kollegen für nicht christlich gehalten haben, sind auch in unserer Datenbank als „nicht christlich“ eingetragen. Unsere Fachwissenschaft erlebt zurzeit eine terminologische Krise, weit verbreitete Begriffe wie „heidnisch“ und/oder „germanisch“ (zum Beispiel bezüglich eines Grabes)93, „arianisch“94 sowie „frühchristliche Kunst“95 sind nicht eindeutig zu definieren. Deshalb haben wir vor, im Falle unserer früher als christlich publizierten, aber keine christliche Identität96 aufweisenden Denkmäler den Begriff „heidnisch“ zu vermeiden97. Wir haben zurzeit insgesamt 199 christliche Denkmäler, teils Baudenkmäler, teils Gegenstände [Funde] (diese Zahl wird sich noch mit einigen früher unpublizierten bzw. umstrittenen Belegen vermehren). Die Anzahl der als christlich publizierbaren Denkmäler verringerte sich nach dem letzten Gesamtkatalog von Dorottya Gáspár trotz der Neufunde mit mehreren Belegen, das heißt, wir haben leider nicht so viele christliche Denkmäler wie die ungarische Forschung vor dem Ende des 20. Jhs. meinte. Wie es sich bei meiner Forschungsgeschichte herausstellte, gibt es in Ungarn zurzeit nur eine sicher archäologisch nachweisbare frühchristliche Basilika aus Keszthely-Fenékpuszta (Abb. 9). É. Garam, Die awarenzeitlichen Scheibenfibeln, CommunicAHung 1993, 99 – 134; É. Garam, Funde byzantinischer Herkunft in der Awarenzeit vom Ende des 6. bis zum Ende des 7. Jahrhunderts, Monumenta Avarorum Archaeologica 5 (Budapest 2001) 51 – 56; F. Daim, Pilgeramulette und Frauenschmuck? Zu den Scheibenfibeln der frühen Keszthely-Kultur, ZalMúz 11, 2002, 113 – 132; F. Glaser, Die Bildmotive der Scheibenfibeln aus Keszthely, ZalMúz 11, 2002, 145 – 152; E. Tóth, Zur Herkunft und Ikonographie der Scheibenfibeln der Keszthely-Kultur, ZalMúz 14, 2005, 183 – 202. Eine neue Bewertung von Andrea Vaday vor allem bezüglich der Stücke aus Nagyharsány (Umgebung von Pécs) ist in der neuesten Pécs-Monografie in Vorbereitung. 93 In der patristischen Literatur: Th. Jürgasch, Constantine, the Christians and the Invention of Paganism in Late Antique Rome – Vortrag auf der internationalen Konferenz “Pagans and Christians in the 4th Century” in Rom am 20. September 2012, Publikation in Vorbereitung; in der Frühgeschichte: S. Brather (Hrsg.), Zwischen Spätantike und Frühmittelalter. Archäologie des 4. bis 7. Jahrhunderts im Westen, RGA Ergb. 57 (Berlin 2008), darin bes. G. Halsall, Gräberfelduntersuchungen und das Ende des Römischen Reichs, 105 – 107 und S. Brather, Kleidung, Bestattung, Ritual. Die Präsentation sozialer Rollen im frühen Mittelalter, 255 f. Die Probleme der ethnischen Interpretationen der Germanenvölker in der Frühgeschichte wurden auch in der ungarischen Forschung diskutiert: T. Vida, Az etnikum kérdése a német kora középkori régészetben 1945 után [Die Frage des Ethnikums in der deutschen frühmittelalterlichen Archäologie nach 1945], Korall 24/25, 2006, 203 – 215. 94 D. H. Williams, Ambrose of Milan and the End of the Arian-Nicene Conflicts, OECS (Oxford 1995) 1 – 7. 95 J. Elsner, Archaeologies and Agendas. Reflections on Late Ancient Jewish Art and Early Christian Art, JRS 93, 2003, 114 – 128. 96 Zum Hilfsbegriff „Identität“ bei der Deutung frühchristlicher archäologischer Kontexte siehe W. Pohl, Archaeology of Identity. Introduction, in: W. Pohl – M. Mehofer (eds.), Archaeology of Identity – Archäologie der Identität, Forschungen zur Geschichte des Mittelalters 17 = DenkschrWien 406 (Wien 2010) 9 – 23; siehe neuerlich noch W. Pohl – C. Gantner – R. Payne (eds.), Visions of Community in the Post-Roman World. The West, Byzantium and the Islamic World, 300 – 1100 (Farnham 2012). 97 Die Begriffe „Nikaia-freundlich“ und „Nikaia-feindlich“ anstatt „orthodox/katholisch“ und „arianisch“ sind in theologischer Hinsicht etwas zu allgemein, aber der ausschließliche Gebrauch der „frühchristlichen Ikonografie“ anstatt „frühchristlicher Kunst“ bezüglich der Denkmäler mit biblischen Szenen des 4. Jhs. kann auch schon Verständnisprobleme verursachen. 92
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Die Deutung der früher freigelegten spätrömischen Strukturen als frühchristliche Basiliken ist weder in Sopianae98 noch in Aquincum99 noch in der Binnenfestung von Tác100 noch in der villa rustica von Kékkút101 noch in Savaria zwingend (obwohl in Savaria eine Basilika intra muros oder mindestens eine Hauskirche mit den Quirinusreliquien noch zu erwarten sind)102. So gibt es bis jetzt für die theoretisch mögliche Existenz der Bischofssitze in Savaria, Aquincum, Sopianae und Iovia (in der Provinz Valeria)103 weder schriftliche noch archäologische Quellenbeweise (Abb. 1)104. Da die zu den frühchristlichen Grabinschriften gehörenden Strukturen im östlichen Gräberfeld von Savaria leider vernichtet sind105, sind Grabbauten mit christlichen Symbolen und Malereien (bemalte Gräber und Grabkammern) bisher nur aus Sopianae, nördliches Gräberfeld (Abb. 2 – 8), und vielleich aus Iovia (Kapospula/Dombóvár, Alsóhetény puszta) aus dem Gräberfeld der spätrömischen Binnenfestung bekannt, wo mehrere Grabbauten noch nicht freigelegt sind. Von den bis jetzt etwa 148 frühchristlichen bzw. möglicherweise frühchristlichen Kleinfunden aus Transdanubien in unserer EXCEL-Datenbank haben wir 64 Funde mit einem genau bekannten Fundkontext106. Diese Funde sind meistens Kästchenbeschläge mit biblischen Szenen (Abb. 18. 19. 21) sowie Zwiebelknopffibeln (Abb. 10), Bronzeringe (Abb. 11. 12), Helmbeschläge (Abb. 13), Gürtelbeschläge, Anhänger (Abb. 14), Keramik, Beleuchtungskörper, Glasgefäße, Ziegel je mit Christogramm, Staurogramm und Kreuz. Sie stammen teils aus spätrömischen Festungen (Tricciana/Ságvár, Iovia/Alsóheténypuszta, Keszthely-Fenékpuszta, Intercisa, Lussonium), Villen (Kékkút, Bakonya), teils aus spätrömischen Gräberfeldern, die zu Städten (Aquincum, Sopianae, Mursella) und zu Festungen gehören (Tricciana, Intercisa, Ulcisia). Es gibt noch Funde aus spätrömischen und völkerwanderungszeitlichen Gräberfeldern ländlicher Siedlungen (zum Beispiel Bátaszék-Kövesdpuszta, Somogyszil-Dögkút dűlő, Die 2009 von Zsolt Tóth im vermutlichen Forumsbereich ausgegrabene Basilika hatte die wesentlichste Bauperiode in der Zeit der Tetrarchie (spätestens aus konstantinischer Zeit) mit einem ähnlichen Grundriss wie die aula palatina in Trier. An der Stelle der Basilika wurde im letzten Drittel des 4. Jhs. eine dicke Mauer gebaut, die südliche Mauer eines noch unbekannten großen Gebäudes. Über den Bau werden wir aber erst nach weiteren Grabungen Informationen haben. Siehe: Zs. I. Tóth, Pécs, Rákóczi út – Jókai utca saroktelek [Pécs, Eckgrundstück an der Kreuzung von Rákóczi-Weg und JókaiStraße], in: J. Kisfaludi (ed.), Régészeti kutatások Magyarországon 2009 – Archaeological Investigations in Hungary 2009 (Budapest 2010) 311 – 317. Gegen die frühchristliche Deutung der Struktur: Gábor – Katona Győr a. O. (Anm. 74) 6. 99 Das beste Beispiel der problematischen christlichen Interpretation der spätrömischen Baudenkmäler aus dem 4. Jahrhundert ohne christliche Funde oder Darstellungen sind die im Jahr 1913 am Ostrand der Zivilstadt Aquincum beobachteten und gezeichneten Mauern aus mehreren Bauperioden. Da der dokumentierte Grundriss einer frühchristlichen Doppelbasilika ähnlich war, publizierte Lajos Nagy 1940 den Bau als eine christliche Stadtbasilika Aquincums: L. Nagy, Az aquincumi ókereszténység újabb emlékei [Neuere Denkmäler des Christentums aus Aquincum], AÉrt (Serie III) 1, 1940, 246 – 256. Nachdem aber hier auch keine christlichen Funde zutage gekommen sind und es keine Grabungsdokumentation gibt, die beweisen könnte, dass die abgezeichneten Mauern richtig zu einer Bauperiode gehören, bezweifelte Dorottya Gáspár die sichere Zugehörigkeit des Baus zu einer christlichen Doppelbasilika (Gáspár a. O. [Anm. 49] 20 f.; Gáspár a. O. [Anm. 51] 69 – 72), obwohl die Interpretation der Autorin als jüdische Synagoge aufgrund einer ungenügenden Parallele aus Ostia auch unwahrscheinlich erscheint (Tóth a. O. [Anm. 40] 61 Anm. 98. 99; T. Budai Balogh, Iam pridem Syrus in Danuvium defluxit Orontes? Az Aquincum-polgárvárosi szír városnegyed körüli tényekről és tévhitekről [Über die Tatsachen und die Irrtümer bezüglich des syrischen Stadtviertels in der Zivilstadt von Aquincum], Ókor 10, 3, 2011, 79). 100 Tóth a. O. (Anm. 40) 61 Anm. 89 – 93. 101 K. Sági, Ókeresztény bazilikának vélt villa rustica hitelesítő ásatása Kékkúton [Kontrollgrabung einer für eine frühchristliche Basilika gehaltenen Villa rustica in Kékkút], VMMK 11, 1972, 121 – 138. 102 Nagy a. O. (Anm. 26) 91 – 97. 103 Es ist nicht unmöglich, dass die Zentren der Militär- und Zivilverwaltung der Provinzen bereits im 4. Jh. Bischofssitze waren. Die Verbindung der Stadt mit Bischofsnamen der schriftlichen Quellen aus dem Donaugebiet, deren Bischofssitze nicht bekannt sind, bleibt allerdings spekulativ: Siehe Bratož, Die kirchliche Organisation a. O. (Anm. 11) Anhang I, mit weiteren Quellenangaben. 104 Heinrich-Tamáska a. O. (Anm. 88) 217 – 225. 105 Zur Geschichte des Ostfriedhofs von Savaria siehe G. Kiss – E. Tóth, A szombathelyi Szent Márton templom régészeti kutatása 1984 – 1992. Előzetes jelentés a feltárt 9 – 13. századi emlékekről [Archäologische Untersuchung der St. Martinskirche in Szombathely 1984 – 1992. Vorläufiger Bericht der freigelegten Denkmäler aus dem 9. – 13. Jh.], Communic AHung 1993, 175 – 199; I. K. Pap, Savaria keleti temetőjének újabb részlete-Szombathely, Kisfaludy S. u. 60. [Weitere Details zum östlichen Gräberfeld in Savaria-Szombathely, Kisfaludystraße 60], in: Fiatal római koros kutatók konferencia kötete III [Dritter Konferenzband der jungen Forscher über die Römerzeit] (in Vorbereitung) 15 – 29. 106 Diese Zahl ist noch nicht endgültig. Es werden einige weitere später registrierte, unpublizierte Belege hinzukommen. 98
Die Lage der Erforschung des frühen Christentums in Ungarn
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Császár, Hács-Béndekpuszta, Hegykő-Mező Straße, Gyirmót-Homokdomb, Nagyharsány usw.)107. Frühchristliche Siedlungsfunde aus Städten und ländlichen Siedlungen mit einem genau bestimmbaren Fundort sind bisher nur aus Savaria (ein Helmkammbeschlag mit Christogramm und Lampenhängeglied mit Staurogramm aus dem nördlichen Stadtteil, wo auch die Quirinusbasilika gesucht wird bzw. ein Silberring und eine Bronzebulle aus dem Iseumsbereich108) und aus Tokod (Keramikbruchstücke mit eingeritztem Kreuz, Alpha und Omega aus einer Siedlung mit einem Töpferofen in der Nähe der spätrömischen Festung) bekannt109. Der neue frühchristliche Fundkataster enthält mehrere neue, bzw. aus den früheren zusammenfassenden Publikationen aus verschiedenen Gründen ausgebliebene Funde. Dazu gehören einige im 21. Jh. publizierte Fibeln wie die Taubenfibel aus Keszthely (Szentegyházi-dűlő, Grab 16) und die Zwiebelknopffibel des Typs Keller 5/Swift 5i (Südfriedhof, Grab 1890, Abb. 10)110 und neuerlich gefundene und erworbene Ringe aus dem Iseum von Savaria, aus dem Ungarischen Nationalmuseum und die Ringe aus Intercisa (Westfriedhof, Grab 2131, Abb. 11; Südfriedhof, Grab 183, Abb. 12), der Kästchenbeschlag aus dem Gebiet der Villa von Bakonya mit drei frühchristlichen Szenen und Beischriften Abrahan, Dominus und [Hos]anna (Abb. 19)111. Es gibt noch den Helmkammbeschlag des Helmtyps Intercisa IV mit Christogramm aus dem Auxiliarkastell Lussonium (Abb. 13)112, den Silberanhänger mit Staurogramm aus Sopianae, Nordfriedhof (Vörösmarty-Straße 3), Grab 4 (Abb. 14)113, die malerische Ausstattung eines Grabes aus Grabkammer XX im Nordfriedhof von Sopianae (Abb. 7. 8)114, zwei noch unpublizierte Bausteine mit Kreuzen aus Scarbantia, das Hohlmaß aus Tarján aus dem 5. Jh. mit der inschriftlichen Benennung der ecclesia catholica Sirmiensis115, die Bleiplatte aus Grab 5 (?) von Hács-Béndekpuszta mit drei Zitaten (Mt 7, 8 – 13; Lk 11, 2 – 4; Jo 17, 11 – 19) aus der gotischen Bibelübersetzung von Ulfila (Abb. 15) und weitere Gürtelbeschläge (Dombóvár, Gyirmót-Homokdomb, Grab 21; Hegykő, Mező-Straße, Grab 11)116
Siehe die oben beschriebenen Kataloge von Lajos Nagy und Dorottya Gáspár (mit den Ergänzungen in dieser Abhandlung). O. Sosztarits, Urchristliche Kleidungsnadel aus Savaria, SpNov 12, 1996, 311 – 317; P. Kiss, Urchristliches Lampenhängeglied aus Savaria, SpNov 16, 2000, 199 – 206. Die Funde aus dem Iseumsbereich werden von Ottó Sosztarits in der Serie Aegyptus et Pannonia publiziert. 109 Zur Geschichte des Fundorts siehe A. Mócsy (Hrsg.), Die spätrömische Festung und das Gräberfeld von Tokod (Budapest 1981); P. Prohászka, Tokod a rómaiak korában [Tokod in der Zeit der Römer], (Tokod 2003). Zum Kontext und zur Datierung der Keramikbruchstücke aus dem 5. Jh. siehe V. Lányi, Die graue spätrömische Keramik von Tokod, in: Mócsy (Hrsg.) a. O. (Anm. oben) 73 – 120, bes. 80 – 82; 114 Abb. 22. 110 P. Straub, Eine frühawarenzeitliche Taubenfibel mit christlichem Symbol von Keszthely-Fenékpuszta, ZalMúz 11, 2002, 111 Abb. 1; A. Buza – T. Keszi, Aranytárgyak az Intercisa Múzeum gyűjteményéből [Goldgegenstände aus der Sammlung des Intercisa Museums], Az Intercisa Múzeum kincsei 6 (Dunaújváros 2009) 20; Kat. 88. 111 F. Fazekas – O. Gábor – L. Nagy – Zs. Visy, A késő római kor és az ókereszténység Sopianae és Valeria területén – Geç Roma dönemindeki Sopianae ve Valeria. Erken Hristiyanlık [Sopianae and Valeria in the Late Roman Age. Early Christianity], SpNov Suppl. 10 (Pécs 2010) 38; Zs. Visy, The Early Christianity in the Region of Sopianae, SpNov (2013, in Vorbereitung). 112 Fazekas – Gábor – Nagy – Visy a. O. (Anm. 111) 39. 113 Gábor – Katona Győr a. O. (Anm. 74) 9. 114 Visy, Cella septichora a. O. (Anm. 56) 3 f. 115 E. Tóth, Römische Hohlmaße im Ungarischen Nationalmuseum, FolA 51, 2003/2004, 139 – 158; F. Daim (Hrsg.), Das goldene Byzanz und der Orient. Ausstellungskatalog Schallaburg (Schallaburg 2012) 324 Kat. XII.9. 116 Tóth a. O. (Anm. 40) 56 Abb. 5; P. Tomka, Langobard temető Gyirmót-Homokdombon [Longobardské pohrebisko na lokalite Gyirmót-Homokdomb – Langobardisches Gräberfeld in Gyirmót-Homokdomb], in: A. Molnár – A. Nagy – P. Tomka (eds.), Jöttek – mentek. Langobardok és avarok a Kisalföldön. Kiállításvezető – Prišli a odišli. Longobardi a Avari na Podunajskej nížine. Sprievodca výstavy [Sie kamen und gingen. Langobarden und Awaren in der Kleinen Tiefebene]. Ausstellungsführer Győr, A Győr-Moson-Sopron Megyei Múzeumok Kiállításvezetője 3 (Győr 2008) fig. 2; I. Bóna – J. B. Horváth, Langobardische Gräberfelder in Westungarn, MGAH 6 (Budapest 2009) 361 Taf. 126, 1. Zur Bleiplatte von Hács-Béndekpuszta siehe J. Harmatta, Wulfila gót Újtestamentum-fordításának töredékei Hács-Béndekpusztáról [Die Fragmente von Wulfilas gotischer Übersetzung des Neuen Testaments aus Hács-Béndejpuszta], AntTan 40, 1/2, 1996, 169 – 191; J. Harmatta, Fragments of Wulfila’s Gothic Translation of the New Testament from Hács-Béndekpuszta, ActaAntHung 37, 1996/1997, 1 – 24. Der Fundkontext des Grabes 5 ist unsicher (es gab vermutlich zwei Gräber, 5a. 5b oder 5 – 6, mit gemischten Beigaben, gefunden während der Amateurgrabung im Jahr 1954): A. Kiss, Das germanische Gräberfeld von Hács-Béndekpuszta (Westungarn) aus dem 5. – 6. Jahrhundert, ActaAntHung 36, 1995, 288 – 290. Zur Datierung der Gräber der sogenannten ostgermanischen Koine in die 2. Hälfte des 5. Jhs. siehe V. Bierbrauer, Zum pannonischen Ostgotenreich (456/457 – 473) aus archäologischer Sicht, in: Heinrich-Tamáska (Hrsg.) a. O. (Anm. 11) 374 f. 107 108
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bzw. die Silberschale mit Christogramm aus dem Seuso-Schatzfund, der nach den Beweisen von Zsolt Visy bestimmt aus Ungarn stammt117. Es ist wichtig zu unterstreichen, dass der Begriff „christlicher Fund“ ausschließlich Gegenstände mit christlichen Symbolen und biblischen Darstellungen bedeutet und die angenommene christliche Religion des Eigentümers nicht beweist (wie bei Abb. 10. 13). Wenn aber ein Christogramm auf einem Gegenstand oder in einer Grabkammer mit biblischen Szenen vorkommt (siehe Abb. 3. 5. 7. 18), ist es umso wahrscheinlicher, dass der Eigentümer oder seine/ihre Familie Christen waren. Damit komme ich zur wichtigsten Aufgabe des Projekts: Nicht nur die Katalogisierung der neuesten Funde ist für uns wichtig, sondern die Neuinterpretation der früher publizierten Funde, sogar die Besprechung der neuesten Publikationen der alten Funde. In den ersten 12 Jahren des 21. Jhs. wurden nicht nur neue Publikationen, sondern auch unpublizierte Diplomarbeiten, Dissertationen der Projektteilnehmer über alte und neue frühchristliche Denkmäler Ungarns geschrieben118, die in der vorgesehenen Monografie aus verschiedenen Gründen unbedingt behandelt werden. Zwischen März und Oktober 2012, schon im Rahmen des Projekts, sind mehrere Publikationen geschrieben und Konferenzvorträge gehalten worden. Das Forschungszentrum für Patrologie der Universität Pécs zusammen mit der Forschungsgruppe für christliche Ikonografie und Epigrafik des King’s College in London organisierte in Pécs am 24. – 25. Mai 2012 eine gemeinsame Konferenz119, wo die Petrus-Paulus-Grabkammer in den Vorträgen von Zsolt Visy, Olivér Gábor, György Heidl, István Bugár, Péter Csigi, Krisztina Hudák und Levente Nagy viel diskutiert wurde. Die Vorträge werden in der Serie „Studia Patristica” in Oxford publiziert. In der Abhandlung von Olivér Gábor ging es um eine neue Gesamtinterpretation der berühmten spätrömisch-frühchristlichen Grabkammer in dem nördlichen Gräberfeld von Pécs (siehe Abb. 2 – 8)120. Die Malereien aus Pécs, besonders aus der Petrus-Paulus-Grabkammer, spielten im Laufe des 20. Jhs. eine Hauptrolle in den frühchristlichen Publikationen Ungarns (siehe Abb. 4. 16. 17), aber nur ihre letzte Restaurierung vor 2003 ermöglichte eine umfangreiche ikonografisch-chronologische Bewertung, die von Krisztina Hudák vorgelegt wurde121. Sie konnte aber nicht alle ikonografischen Probleme der Malereien lösen, einige Fragen hat sie bezüglich des zweiten Paneels (Daniel? Guter Hirt?) und der Jonaszene an der Ostwand bzw. der drei orientalischen Gestalten (drei Magier? drei Jünglinge im Feuerofen?) offengelassen. Gerade diese Fragen wurden während des Workshops in den Beiträgen von Péter Csigi122 und György Heidl123 diskutiert. Schon im 19. Jh. gab es eine Diskussion darüber, denn Imre Henszlmann hat in seiner grundlegenden Abhandlung dieser Szenen wegen des schlechteren Zustands der Malereien weder die zwei ketoi an der Jonaszene an der Ostwand der Grabkammer (siehe Abb. 16) noch die grauen Platten in den Händen der drei umstrittenen orientalischen Gestalten an der Westwand
Zs. Visy – Zs. Mráv (eds.), A Seuso-kincs és Pannonia. Magyarországi tanulmányok a Seuso-kincsről I. Régészet [The Sevso Treasure and Pannonia. Scientific Contributions to the Sevso Treasure from Hungary I. Archaeology] (Pécs 2012). 118 K. Hudák, Bibliai alakok és szentábrázolások a sirmiumi Metropolia ókeresztény művészetében [Biblische Gestalten und Heiligendarstellungen in der frühchristlichen Kunst der Metropolis von Sirmium] (Ungedr. Dipl. Budapest 2003); S. Hofbauer, Frühchristliche Ringe in Österreich im Vergleich mit einigen ausgewählten Beispielen aus Ungarn (Ungedr. Dipl. Wien 2007); Gábor a. O. (Anm. 58). Die sich zur B.A.-Diplomarbeit knüpfende Abhandlung von Réka Neményi über die Zwiebelknopffibeln Keller 5/Swift 5i–5ii mit christlichen Symbolen ist im Druck: R. Neményi, Adalékok a Krisztus-monogrammal díszített hagymafejes fibulák értelmezési problémáihoz [Beiträge zu den Interpretationsproblemen der mit Christogramm verzierten Zwiebelknopffibeln], in: V. Szamonek (ed.), X. Országos Interdiszciplináris GrastyánKonferencia előadásai [Vorträge der 10. Nationalen Interdisziplinären Grastyán-Konferenz] (Pécs 2012) 272 – 281. 119 Early Christian Art. An International Conference with Special Regard to the Early Christian Cemetery in Sopianae (Pécs – Hungary). 120 Mit dem Titel “Early Christian Buildings in the Northern Cemetery of Sopianae (Pannonia, Valeria Provincia)”. 121 Hudák – Nagy a. O. (Anm. 64) 39 – 61; K. Hudák, The Iconographical Program of the Wallpaintings in the Saint Peter and Paul Burial Chamber of Sopianae (Pécs), MiChA 15, 2009, 47 – 76; K. Hudák, The Chronology of the Paintings in the Saint Peter and Paul Burial Chamber of Sopianae, in: Sz. Bíró (Szerk.), Ex officina…, Studia in honorem Dénes Gabler (Győr 2009) 225 – 238. 122 Mit dem Titel “Iconographic Approaches to the Early Christian Artefacts in Sopianae”. 123 Mit dem Titel “Remarks on the Iconography in ‘Peter-Paul’ (No. 1) Burial Chamber of Sopianae”. 117
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bemerkt, die József Koller 1804 noch klar gesehen und beschrieben hat124. Der Beitrag von Krisztina Hudák125 versuchte, die in dem Kolloquium zur Sprache gekommenen ikonografischen Probleme wieder zu behandeln und zu lösen, teilweise mithilfe zahlreicher Analogien aus der frühchristlichen Kunst, teilweise aufgrund maltechnischer Überlegungen mit der Berücksichtigung der unpublizierten älteren Restaurierungsprotokolle der Grabkammer126. István Bugár erörterte eine neue theologische Interpretation der Dominus legem dat-Darstellungen mit Petrus und Paulus (siehe Abb. 4)127. Zsolt Visy beschäftigte sich mit den Darstellungen des Paradiesgartens in den Malereien128, mit den Bildern einer glücklichen, idealisierten Welt (siehe Abb. 17)129. Ich sprach in meinem Beitrag über die grundlegenden, aber teilweise schon überholten ikonografischen Interpretationen von Zoltán Kádár und über die neueren Interpretationsmöglichkeiten einiger biblischen Darstellungen aus Pannonien (siehe Abb. 16. 18 – 20)130. Im März 2012 versuchte ich eine neue ausführliche ikonografische Deutung des im Jahr 1901 gefundenen Kästchenbeschlags aus Császár (datiert in das 2. Drittel des 4. Jhs.) mit mythologischen und biblischen Darstellungen zu erörtern (siehe Abb. 18)131. Am Kästchen von Császár gibt es vier biblische Szenen in Medaillons: Daniel in der
Henszlmann a. O. (Anm. 3) 65; Koller a. O. (Anm. 2) Taf. XI. Mit dem Titel “Technical Observations on the Paintings in the St. Peter and Paul (No. 1) Burial Chamber of Sopianae”. 126 Hier möchte ich nur ikonografische Probleme bezüglich des Jonabildes und der adoratio magorum-Szene in der Grabkammer kurz nennen, die bei dem Symposium diskutiert wurden: Nach der Analogie der Via Anapo-Katakombe ist es wahrscheinlicher, dass bei dem rechten Rand des Schiffes nicht der Schwanz, sondern der etwas pelikanartige Kopf des Monsters sichtbar ist (V. Fiocchi Nicolai – F. Bisconti – D. Mazzoleni, Las catacumbas cristianas de Roma. Origen, desarrollo, aparato decorativo y documentación epigráfica [Regensburg 1999] 70 tab. II). Nach der letzten Restaurierung sind die zwei Ungeheuer wieder sichtbar geworden, das eine verschluckt Jona, das andere speit ihn unter einer Pflanze aus. Ähnliche Vergleichsstücke mit zwei ketoi sind nach Krisztina Hudák sowohl an Reliefs in Belgrad, Kalemegdan und im Metropolitan Museum von New York (vermutlich aus Tarsos) als auch an der Glasschale von Podgorica in der Ermitage vorhanden (Spier [ed.] a. O. [Anm. 32] 186 f. Kat. 15; Abb. 4; G. Koch, Frühchristliche Sarkophage, HbArch [München 2000] Abb. 194); 2002 gab Dorottya Gáspár zu bedenken, dass die traditionell als Maria mit dem Jesuskind interpretierte Frauengestalt mit dem Kopf des Kindes an der Westwand der Grabkammer I in Pécs eigentlich die Darstellung der in der Grabkammer bestatteten Frau sein sollte (Gáspár a. O. [Anm. 49] 72). Es ist wahr, dass im Falle der meisten adoratio magorum-Darstellungen der Kopf des Jesuskindes nicht bei der Schulter der Gottesmutter ist, aber die Kopfhaltung des Jesuskindes in Pécs hat nach Krisztina Hudák auch ihre Analogie an einem Nativitas-Sarkophag in Rom (F. Buranelli [a cura di], La Parola scolpita. La Bibbia alle origini dell’arte cristiana. Catalago della mostra, Vatikan [Roma 2005] 84); Seit Imre Henszlmann wurden die drei Magier wegen der roten Pinselstriche zu ihren Füßen als Flammen auch als die drei Babylonischen Jünglinge im Feuerofen interpretiert. Nach der letzten Restauration konnte Krisztina Hudák während einer Besichtigung der Malereien Teile einer grauen flachen Schale in der Hand des einen Mannes sehen, der auch in Aufnahmen besserer Qualität sichtbar die Schale mit seiner Hand und seinen Fingern hält, wie der magus am Vergleichsrelief aus München (L. Wamser [Hrsg.], Die Welt von Byzanz – Europas östliches Erbe. Glanz, Krisen und Fortleben einer tausendjährigen Kultur. Ausstellungskatalog München, Schriftenreihe der Archäologischen Staatssammlung 4 [Stuttgart 2004] 117 Kat. 150A). Inzwischen argumentierte 2011 auch Claudia Behling für die traditionelle adoratio magorum-Deutung (C.-M. Behling, Kinder des Ostens. Spätantike und frühchristliche Kinderdarstellungen im heutigen Ost- und Südosteuropa, ActaArchHung 62, 2011, 169). In diesem Fall muss man aber eine Deutung der roten Streifen finden, für die zurzeit noch keine Erklärung gegeben ist. 127 Mit dem Titel “Theology on Images?”. 128 Mit dem Titel “The Paradise in the Early Christian Cemetery of Sopianae”. 129 Die Darstellungen der Gartenlandschaften in der sepulkralen Malerei sind sowohl in der römischen als auch in der frühchristlichen Kunst verbreitet. Bäume, Blumen, Vögel (Tauben, Pfaue) schmücken diese Landschaft, Pfaue trinken oft aus einem Kantharos und auch das Christogramm kommt manchmal vor, damit wir den Garten leichter mit dem Paradies identifizieren können. Tonnengewölbe sind bereits in der antiken Grabkunst geeignete Flächen für die Darstellung des Himmels, wie im Falle der Gartenlandschaft der Grabkammer I in Pécs (Hudák, The Iconographical Program a. O. [Anm. 121] 59 f.). Die vier Brustbilder in Medaillons mit individueller Physiognomie rund um das zentrale Christogramm wurden zuletzt auch von Krisztina Hudák möglicherweise als Martyrer im Paradies interpretiert, trotz des Mangels an schriftlichen Quellen bezüglich des Martyrerkults in Sopianae (Hudák, The Iconographical Program a. O. [Anm. 121] 64 – 70); Zsolt Visy hielt die Köpfe für symbolische Bilder der Glücksvisionen im Paradies. 130 Mit dem Titel “Zoltán Kádár and the Early Christian Iconography of Roman Pannonia. Some Problems of Interpretation” (vgl. Anm. 14). 131 L. Nagy, Bemerkungen zum ikonografischen Programm des frühchristlichen Kästchenbeschlags von Császár (Ungarn), MiChA 18, 2012, 61 – 90. 124 125
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Löwengrube, Isaakopfer132, Guter Hirt, thronende Gestalt (siehe noch Abb. 19. 20), angeblich Christus133, vier Figuren aus einer dionysischen Thiasosszene mit Satyrn und Mänaden und die sieben Tagesgötter stehen nebeneinander unter Arkaden134. Sowohl die Thiasosszene als auch die Darstellungen der Tagesgötter (Planetengötter), die in der antiken Ikonografie oft zusammen mit Jahreszeitendarstellungen vorkommen, können als Bilder der Freude, des glücklichen Lebens und der vollkommenen, von Gott während sieben Tage erschaffenen Weltordnung interpretiert werden135. Am 21. September 2012 hielt ich in Rom bei der internationalen Konferenz “Pagans and Christians in Late Antique Rome. Interpreting the Evidence” einen Vortrag über die Herculesdarstellungen des 4. Jhs. im christlichen Kontext136, wobei ich unter anderem mit einer neuen Deutung der mythologischen und biblischen Darstellungen des 1936 gefundenen Kästchens aus Szentendre experimentierte (siehe Abb. 21)137. Die drei biblischen Szenen in Medaillons (Daniel, Lazaruserweckung138, Brotvermehrung Es stellte sich heraus, dass die Isaakopferszene des Kästchens von Császár keine sinnlose Komposition ist, wie früher Zoltán Kádár dachte (Kádár a. O. [Anm. 12] 21). Abraham sieht nicht die Hand Gottes wie an den Vergleichsstücken üblich ist, sondern er schaut das todbringende Schwert an, währenddessen er schon die Stimme (des Engels) Gottes hört und bereits das Ersatzopfer sieht. Der Widder als Ersatzopfer ist in der frühchristlichen Ikonografie meist als Lamm dargestellt, wahrscheinlich als Allusion auf Christus, das Lamm Gottes (Nagy a. O. [Anm. 131] 70 f.). 133 Die umstrittene thronende Gestalt am Kästchen von Császár, die in der früheren Forschung als Josef und seine Brüder, Bergpredigt, maiestas Domini, Jüngstes Gericht, kaiserliche Audienz identifiziert wurde, kann aufgrund der Analogien, bes. nach dem Vergleichsstück von Bakonya (Abb. 19), als lehrender Christus interpretiert werden, dessen Ikonografie sich mit der an dem Bakonyaer Stück sichtbaren Buchrolle aus den Vorbildern der Philosophendarstellungen bereits in der Entstehungszeit des Kästchens entwickelte (Nagy a. O. [Anm. 131] 71 – 77, mit der Aufzählung der Vergleichsstücke). Die Darstellung der Gestalt in Seitenansicht, die gute ikonografische Vorbilder im Bereich der kaiserlichen Audienzszenen hat (die Darstellung an der Dolchscheide von Pölöske [Abb. 20] wurde vorher auch ähnlich interpretiert: Gáspár a. O. [Anm. 49] 94), ist eine Innovation der frühchristlichen Ikonografie der Donauländer. Bis auf die Analogie aus Narona (N. Cambi, La figure du Christ dans les monuments paléochrétiens de Dalmatie, in: Ž. Rapanić [Réd.], Disputationes Salonitanae 1970 [Split 1975] 54 Abb. 3. 4) sind gute Vergleichsstücke aus den pannonischen Provinzen. 134 Die in der antiken Ikonografie populäre Thiasosszene kommt auch an spätrömischen Kästchen ohne biblische Szenen vor, wie auf einem Beschlag aus Keszthely-Fenékpuszta (Buschhausen a. O. [Anm. 45] Taf. A 55). Die tanzende Mänade mit ihren Händen über dem Kopf hat nicht nur an kaiserzeitlichen Sarkophagen gute Analogien, sondern auch in der Darstellung einer tanzenden Frau der frühchristlichen Grabkammer von Ossenovo (Bulgarien): R. Pillinger – A. Minčev – P. Georgiev, Ein frühchristliches Grabmal mit Wandmalerei bei Ossenovo (Bezirk Varna/Bulgarien), Bant 17 (Wien 1989) Abb. 49 – 51. 135 Ähnlich wie im Fall der in der spätrömischen Zeit üblichen Glückwünsche in Form von Inschriften an Kleinfunden denkt der christliche Betrachter des Kästchens nicht nur an die Freude über die vollkommene Schöpfung, sondern an die Freude der durch Christus erlösten Menschheit, ohne den antiken Gott, den übrigens an dem Kästchen nicht sichtbaren Bacchus, mit Christus direkt zu identifizieren (Nagy a. O. [Anm. 131] 79 – 89). 136 Mit dem Titel “Representations of Hercules in Fourth-Century Christian Context”. 137 Erstpublikation der Beschläge: L. Nagy, Keresztény-római ládikaveretek Szentendréről [Christlich-römische Kästchenbeschläge aus Szentendre], Pannonia 2, 1936, 3 – 21. 138 Aufgrund einiger Vergleichsstücke aus Italien hat Dorottya Gáspár 1971 die Totenerweckungsszene am Kästchen von Szentendre richtig als Lazaruserweckung interpretiert, entgegen früherer Meinungen von Lajos Nagy und Zoltán Kádár, die die Szene als Auferweckung der Tochter des Jairus bzw. des Jünglings von Nain bezeichneten (Nagy a. O. [Anm. 7] 68; Kádár a. O. [Anm. 12] 43 f.; Gáspár [Anm. 44] 27): Die Grabädikula ist kein obligatorisches Element in der Lazarusikonografie (J. S. Partyka, La résurrection de Lazare dans les monuments funéraires des nécropoles chrétiennes à Rome. Peintures, mosaïques et décors des épitaphes. Étude archéologique, iconographique et iconologique [Wskrzeszenie Łazarza na zabytkach sepulkralnych chrześcijańskich nekropolii Rzymu. Malowidła ścienne, mozaiki i dekoracje epitafiów. Studium archeologiczne, ikonograficzne i ikonologiczne], Travaux du Centre d’Archéologie Méditerranéenne de l’Académie Polonaise des Sciences 33 [Warszawa 1993] figs. 11. 81. 85). Die virga des Erlösers ist keineswegs ein Zauberstab und nicht unbedingt ein Zeichen der Macht Christi, wie die frühere Forschung gedacht hat (siehe V. Tsamakda, Eine ungewöhnliche Darstellung der Heilung des Paralytikers in der Domitilla-Katakombe. Zur Verwendung des Wunderstabes in der frühchristlichen Kunst, MiChA 15, 2009, 33 – 45, mit früherer Literatur), sondern eine mögliche Darstellung der heilenden, totenerweckenden Worte Christi, des Logos selbst (L. Nagy, Interpretationsprobleme des frühchristlichen Kästchenbeschlags mit Lazarus-Darstellung von Ságvár, Grab 54, SpNov 2014 [in Vorbereitung]). Nach einer ähnlichen Interpretation von György Heidl ist der Stab, der übrigens in der Taufliturgie im 4. Jh. anhand einiger Texte des Ambrosius von Mailand verwendet wurde, ein Symbol des Todes und der Wiedergeburt der Täuflinge, das heißt der Auferstehung zum ewigen Leben (De myst. 3, 14: Merra fons amarus erat, misit in eum Moyses lignum et dulcis est factus…. Sicut ergo in illum fontem Moyses lignum misit, hoc est propheta, et in huc fontem sacerdos praedicationem dominicae crucis mittit et aqua fit ad gratiam dulcis (ed. J. Schmitz, Ambrosius. De Sacramentis. De Mysteriis. Über die Sakramente. Über die Mysterien [FC 3]. Freiburg i. Br. 1990, 214 und 216); De sacr. 5, 1, 3: Moyses…tetigit petram et petra undam maximam 132
Die Lage der Erforschung des frühen Christentums in Ungarn
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durch Christus), zwei mythologische Gestalten (Iuppiter, Hercules mit Schild und Keule), eine umstrittene Schifffahrtsszene und mit einer Kaiser Konstantin lobenden Inschrift rund um die Herculesgestalt wurde in die Regierungszeit Konstantins datiert. Wenn die Inschrift invicto Constantino felici triumphanti um die Herculesfigur auf eine konkrete Heldentat des mit Hercules identifizierten Kaisers weist, können die Beschläge zwischen 322 und 324 datiert werden, nachdem Konstantin 322 einen erfolgreichen Feldzug gegen die Sarmaten unternahm und die Donau zweimal überquerte139. 2013 möchten wir die vollständige Bewertung der Denkmäler der Provinz Valeria beenden und dann die Denkmäler des ungarischen Teils von Pannonia prima behandeln. Die vorgesehene Projektmonografie mit dem Titel „Frühes Christentum in Ungarn“ planen wir nach der ausführlichen historischarchäologischen Behandlung der völkerwanderungszeitlichen Denkmäler der vermuteten römischen Restbevölkerung bzw. der germanischen Völker für 2018.
MMag. Dr. habil. Levente Nagy Universität Pécs Abteilung für Archäologie Rókus u. 2 7624 Pécs UNGARN [email protected]
Summary The Status of Research on Early Christianity in Hungary as Reflected in a New Project The research project „Frühes Christentum in Ungarn“ (Early Christianity in Hungary) has been established under the leadership of professors Zsolt Visy and Renate Johanna Pillinger under the coordination of Levente Nagy, and in collaboration with archaeologists and students. The aim of the project is the comprehensive cultural and historical evaluation of early Christian finds and monuments in the late Roman provinces of Valeria and the Hungarian part of Pannonia prima, the catalogue and description of the single objects based on autopsy, and the investigation of their narrower (local) and broader contexts according to their analogies. Our final task is the monographic evaluation and documentation with colour images of the early Christian objects and monuments of Hungary. The project is financially supported by the „Stiftung Aktion Österreich-Ungarn“. The first great monographs collecting early
fudit, sicut apostolus dicit: “Bibebant autem de consequenti petra, petra autem erat Christus”. Non immobilis petra quae populum sequebatur. Et tu bibe, ut te Christus sequatur. Vide mysterium: “Moyses”, hoc est propheta, “virga”, hoc est verbo dei … tangit petram et fluit aqua et bibit populus dei. Tangit ergo sacerdos calicem, redundat aqua in calice, salit in vitam aeternam, et bibit populus dei, qui dei gratiam consecutus est (Schmitz, ebd., 158). Die Texte sind zitiert bei Gy. Heidl, Érintés. Szó és kép a korai keresztény misztikában [Berührung. Wort und Bild in der frühchristlichen Mystik] [Budapest 2011] 183 – 210). 139 Zoltán Kádár hat eine Datierung nach 324 mit Recht ausgeschlossen, wegen der Iuppiterdarstellung, die sehr an die Repräsentation des Licinius und Konstantin selbst vor 324 anknüpft (Z. Kádár, A szentendrei scrinium ábrázolásai a későantik császárkultusz vonatkozásában [Die Beziehung der Darstellungen des Scriniums von Szentendre mit dem Kaiserkult der Spätantike], FolA 15, 1963, 69 – 73; siehe noch A. Demandt – J. Engemann [Hrsg.], Konstantin der Große. Imperator Caesar Flavius Constantinus. Ausstellungskatalog Trier [Mainz 2007] 129 f. 206). Hercules selbst ist selten im christlichen Kontext dargestellt. An einem Kästchen in München (Wamser [Hrsg.] a. O. [Anm. 126] 262 Kat. 397) und in den Malereien der Grabkammer N der Via Latina-Katakombe (A. Ferrua, Katakomben. Unbekannte Bilder des frühen Christentums unter der Via Latina [Stuttgart 1991] 134 – 137) tötet er die Hydra. Durch seine Heldentaten befreit er die Menschheit von den bösen Ungeheuern und Alcestis vom Totenreich, wie Kaiser Konstantin, ursprünglich selbst Herculius wegen seines Vaters Constantius Chlorus, das Reich von den Barbaren (R. Wünsche [Hrsg.], Herakles. Herkules. Ausstellungskatalog München [München 2003] 364 – 367) und Christus die Menschheit von den bösen Dämonen bzw. von der Macht der Sünde und des Todes befreit.
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Levente Nagy
Christian finds and monuments from the territory of present-day Hungary were written by Lajos Nagy in 1938 and Dorottya Gáspár in 2002. Since the last years of the last century, and especially since 2000, several new finds, monuments and interpretations of earlier known monuments were published, and a number of B.A., M.A. and Ph.D. theses have been prepared. For the most part these were written by the participants of our project, so that our common task to write our new monograph became pertinent, in order to search for newly published analogies and to offer our most recent interpretations regarding most current results of Hungarian and international research. In 2012 we established a complex EXCEL database of all early Christian finds and monuments (objects, structures) from the territory of Hungary with their most important parameters, descriptions, and dating suggestions, which can comprise the catalogue portion of the project monograph.
Abb. 1: Die pannonischen Provinzen in der Spätantike (nach Fazekas – Gábor – Nagy – Visy a. O. [Anm. 111] 1 Abb. 1)
Tafel 1
Tafel 2
Abb. 2: Das nördliche Gräberfeld von Sopianae (nach Tóth, Hány sírkamrát rejt a föld a. O. [Anm. 59] 4 Abb. 2)
Tafel 3
Abb. 3. 4: Grabkammer Nr. I von Sopianae (Fotos: R. Pillinger, A. em Török)
Tafel 4
Abb. 5. 6: Grabkammer Nr. XXXIII von Sopianae (Fotos: L. Nagy, A. em Török)
Tafel 5
Abb. 7. 8: Grabkammer Nr. XX von Sopianae (Fotos: R. Pillinger, A. em Török)
Tafel 6
Abb. 9: Die Binnenfestung von Keszthely-Fenékpuszta und die frühchristliche Basilika aus dem 6.–7. Jh. (nach Heinrich-Tamáska a. O. [Anm. 88] 234 Abb. 11)
Tafel 7
Abb. 10: Zwiebelknopffibel aus Intercisa, Grab 1890 (Foto: © Intercisa Museum, Dunaújváros)
Abb. 12: Bronzering aus Intercisa, Grab 183 (Foto: R. Pillinger © Intercisa Museum, Dunaú jváros)
Abb. 11: Bronzering aus Intercisa, Grab 2131 (Foto: R. Pillinger © Intercisa Museum, Dunaújváros)
Abb. 13: Helmkammbeschlag mit Christogramm aus Lus sonium (Foto: R. Pil linger © Stadtmuseum zu Paks)
Abb. 14: Silberanhänger mit Stauro gramm aus Pécs, VörösmartyStraße, Grab 4 (Foto: I. Füzy)
Abb. 15: Bleiplatte mit einem Zitat aus Ulfilas Bibelübersetzung aus HácsBéndekpuszta, Grab 5 (?) (nach Zs. Visy [ed.], Hungarian Archaeology at the Turn of the Millennium [Budapest 2003] 283 Abb. 1)
Tafel 8
Abb. 16: Die Jonaszene an der Ostwand der Grabkammer Nr. I in Sopianae (Foto: A. em Török)
Abb. 17: Detail vom Tonnengewölbe der Grabkammer Nr. I in Sopianae (Foto: A. Pintér)
Tafel 9
Abb. 18: Der Kästchenbeschlag von Császár (Foto: R. Pillinger © Ungarisches Nationalmuseum)
Abb. 19: Der Kästchenbeschlag von Bakonya, Csucsai-dűlő (Foto: R. Pillinger mit Erlaubnis von Zs. Visy)
Tafel 10
Abb. 20: Die Dolchscheide von Pölöske (Foto: Ferenc Liszt Museum, Sopron)
Abb. 21: Der Kästchenbeschlag von Szentendre (Foto: R. Pillinger © Ungarisches Nationalmuseum)
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R a jk o B r a t o ž
Die Forschungen zum frühen Christentum in Slowenien (1991 – 2011) Der vorliegende Artikel der neueren Forschungen zum frühen Christentum in Slowenien umfasst zwei Jahrzehnte (von ungefähr 1990/1991 bis 2011). Er knüpft an zwei Artikel aus den Jahren 1989/1990 an, die die damaligen archäologischen und historischen Forschungen getrennt behandelt haben1. In den letzten zwei Dekaden, seit der Gründung des slowenischen Staates, sind einige Monografien und mehrere Artikel slowenischer und internationaler Autoren erschienen, die die frühchristlichen Denkmäler des heutigen slowenischen Raumes als Ganzes oder in einer repräsentativeren Auswahl thematisieren2. Ein besonderer Artikel widmete sich der Entwicklung der christlichen Archäologie seit ihren Anfängen am Ende des 19. Jhs. bis zu den Errungenschaften der bisher vorletzten, jetzt bereits verstorbenen Generation von Forschern. Erstellt wurde er im Rahmen des Forschungs- und Publikationsvorhabens „Personenlexikon zur Christlichen Archäologie“, worin die Biografien und Bibliografien von zehn 1
2
R. Bratož, The Development of the Early Christian Research in Slovenia and Istria between 1976 and 1986, in: N. Duval (éd.), Actes du XIe CIAC, Lyon, Vienne, Grenoble, Genève, Aoste (21 – 28 settembre 1986) III, StAntCr 41 = CEFR 123 (Città del Vaticano 1989) 2345 – 2388. Für den historischen Aspekt siehe R. Bratož, Die Geschichte des frühen Christentums im Gebiet zwischen Sirmium und Aquileia im Licht der neueren Forschungen, Klio 72, 1990, 508 – 550. T. Knific – M. Sagadin, Pismo brez pisave. Arheologija o prvih stoletjih krščanstva na Slovenskem [Carta sine litteris. The Archaeology of the First Centuries of Christianity in Slovenia]. Exhibition Catalogue Ljubljana (Ljubljana 1991); S. Ciglenečki, Frühchristlicher Gebäudekomplex: Auswertung, in: J. Dular – S. Ciglenečki – A. Dular, Kučar. Železnodobno naselje in zgodnjekrščanski stavbni kompleks na Kučarju pri Podzemlju [Eisenzeitliche Siedlung und frühchristlicher Gebäudekomplex auf dem Kučar bei Podzemelj], OIAS 1 (Ljubljana 1995) 134 – 190; R. Bratož – S. Ciglenečki, L’odierna Slovenia, in: G. Bandelli (a cura di), Aquileia romana e cristiana fra II e V secolo. Omaggio a Mario Mirabella Roberti, AntAlt 47 (Trieste 2000) 489 – 531 (für das 4. und das frühe 5. Jh.); S. Ciglenečki, Frühchristliche Kirchenanlagen in Slowenien, in: H. R. Sennhauser (Hrsg.), Frühe Kirchen im östlichen Alpengebiet. Von der Spätantike bis in ottonische Zeit II, AbhMünchen N. F. 123 (München 2003) 581 – 595; S. Ciglenečki, Frühchristliche Kirchen in Slowenien und die Elemente ihrer Innenausstattung, HAM 9, 2003, 11 – 20; R. Bratož (con T. Knific), Cristianesimo antico nel territorio della Slovenia, in: A. Tilatti (a cura di), La cristianizzazione degli Slavi nell’arco alpino orientale (secoli VI–IX), Nuovi studi storici 69 (Roma 2005) 109 – 143; S. Ciglenečki, Zur Chronologie frühchristlicher Gebäude in Slowenien, in: R. Harreither – Ph. Pergola – R. Pillinger – A. Pülz (Hrsg.), Frühes Christentum zwischen Rom und Konstantinopel. Akten des XIV. CIAC, Wien 19. – 26. 9. 1999, StAntCr 62 = AF 14 (Città del Vaticano – Wien 2006) I: 295 – 300; II: Taf. 57. 58; S. Ciglenečki, Monumenti del primo cristianesimo nella Savia e nella provincia Valeria Media, in: S. Piussi (a cura di), Cromazio di Aquileia 388 – 408. Al crocevia di genti e religioni. Catalogo della mostra Udine (Milano 2008) 440 – 447 (für Südostslowenien, zum Teil auch Nordkroatien und Nordwestbosnien); S. Ciglenečki, Zgodnjekrščanska arhitektura v Medi teranskem Noriku [Frühchristliche Architektur in Noricum mediterraneum], in: D. Damjanović (ed.), 1700 godina Svetih srijemskih mučenika. Zbornik radova s međunarodnog simpozija o 1700. obljetnici Sirmijsko-panonskih mučenika (304. – 2004.) [1700 Jahre der Heiligen syrmischen Martyrer. Sammelband des internationalen Symposiums zum 1700. Jahrestag der sirmiensisch-pannonischen Martyrer (304 – 2004)]. In memoriam Andrija Šuljak, Biblioteka Diacovensia 17 (Đakovo 2011) 183 – 196. – Beiträge der ausländischen Autoren, in denen die frühchristlichen Kirchenanlagen in Slowenien berücksichtigt worden sind: F. Glaser, Die Christianisierung von Noricum Mediterraneum bis zum 7. Jahrhundert nach den archäologischen Zeugnissen, in: E. Boshof – H. Wolff (Hrsg.), Das Christentum im bairischen Raum. Von den Anfängen bis ins 11. Jahrhundert, Passauer historische Forschungen 8 (Köln 1994) 193 – 229; F. Glaser, Frühes Christen tum im Alpenraum. Eine archäologische Entdeckungsreise (Regensburg 1997) 65 – 87. 94 f.; S. Tavano, Architettura paleocristiana tra Aquileia e il Danubio, in: G. Bergamini – A. Geretti (eds.), San Floriano di Lorch. Atti del convegno internazionale di studio, Tolmezzo 5 ottobre e 6 dicembre 2003 (Milano 2004) 57 – 69 (repr. in S. Tavano, Da Aquileia a Gorizia. Scritti scelti, Fonti e studi per la storia della Venezia Giulia 2, 17 [Trieste 2008] 127 – 152); F. Glaser, Testimonianze cristiane del Norico, in: Piussi (a cura di) a. O. (oben) 434 – 439. G. Cuscito, Il cristianesimo nella Dalmazia e nell’Alpe-Adria tardoantiche, in: L. Vaccaro (a cura di), Storia religiosa di Croazia e Slovenia. Centro Ambrosiano (Milano 2008) 23 – 76.
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Rakjo Bratož
verstorbenen Archäologen vorgestellt werden3. Da die oben genannten Artikel vor allem oder lediglich archäologische Untersuchungen umfassen, möchte der vorliegende Beitrag in Form einer kommentierten Bibliografie auch einen Überblick der historischen Erforschungen der frühchristlichen Epoche bieten. Es werden vor allem Werke berücksichtigt, die in den wichtigsten europäischen Sprachen verfasst sind, die slowenischen Veröffentlichungen in der Regel jedoch nur, wenn sie mit Zusammenfassungen in fremden Sprachen versehen sind.
1. Archäologische Forschungen Da der heutige slowenische Raum in der frühchristlichen Epoche unter vier oder sogar fünf spätantiken Provinzen aufgeteilt war – seine westliche Hälfte gehörte zur Provinz Venetia et Histria, der nordöstliche Teil zum Noricum mediterraneum, der südöstliche Teil zur Provinz Savia, ein kleiner nordöstlicher Teil (der bisher keine frühchristlichen Funde vorzuweisen hat) zur Provinz Pannonia prima, ein noch kleinerer Teil im Süden (auch ohne frühchristliche Funde) vielleicht zur Provinz Dalmatia – folgt auch der Artikel der archäologischen Forschungen der antiken Aufteilung in genannter Abfolge.
A. Venetia et Histria Die größte Errungenschaft der christlichen Archäologie in Slowenien in den letzten zwei Dekaden ist die Entdeckung, Erforschung und Veröffentlichung der Ausgrabungen am Fundplatz Tonovcov grad bei Kobarid mit wichtigen frühchristlichen architektonischen Denkmälern. Die Resultate der archäologischen Untersuchungen, die mit Unterbrechungen von 1993 bis 2008 andauerten, sind in zwei umfangreichen Publikationen in slowenischer und in englischer Sprache zugänglich: Die erste behandelt die spätantike Siedlung mit dem Schwerpunkt auf der Kirchenanlage4, die zweite bringt eine Analyse der Funde (Metall- und Glasgegenstände, Keramik, Münzen, Skelette, Tierreste usw.) mit anschließendem Katalog5. Die spätantike Siedlung Tonovcov grad liegt im oberen Isonzotal einige Kilometer nördlich von Kobarid (Karfreit), auf einer 416 m hohen Felsformation über dem westlichen (rechten) Ufer des Flusses Soča (Isonzo), in rund 200 m Höhe, wo sich das Isonzotal zu einer schwer zugänglichen Schlucht verengt. Die Siedlung erstreckt sich auf dem ziemlich hügeligen Gipfelplateau (ungefähr 150 × 90 m) und ist hervorragend geschützt: Auf der Südseite wird sie von einem felsigen Abgrund, auf der nördlichen Seite von einer Mauer geschützt, die den Zugang zu dem ziemlich schwierigen, steilen Terrain erschwerte. Die Siedlung, deren Kern sich auf dem westlichen Teil des felsigen Gipfels befand, umfasste 31 Gebäude, vorwiegend bescheidener Dimensionen. Unter den fünf erforschten Objekten (neben einem wichtigen Wohnobjekt, einer Zisterne und zwei kleineren Objekten mit schwer definierbarer Nutzung) ist nach seiner Größe und Bedeutung ein frühchristlicher Kirchenkomplex vorhanden (Abb. 1 Nr. 4) 6. 3
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R. Bratož, Die Entwicklung der Christlichen Archäologie in Slowenien, RömQSchr 105, 2010, 3 – 21. Zuletzt St. Heid – M. Dennert (Hrsg.), Personenlexikon zur Christlichen Archäologie. Forscher und Persönlichkeiten vom 16. bis zum 21. Jahrhundert I–II (Regensburg 2012), mit den Lemmata zu den folgenden Forschern: 204 s. v. Lojze Bolta (R. Bratož); 341 f. s. v. Irma Čremošnik (R. Bratož); 742 s. v. Josip Klemenc (R. Bratož); 1012 s. v. Peter Petru (R. Bratož); 1027 f. s. v. Ljudmila Plesničar Gec (R. Bratož); 1108 s. v. Balduin Saria (R. Bratož); 1111 s. v. Jaroslav Šašel (R. Bratož); 1134 s. v. Walter Franz Schmid (R. Bratož); 1187 f. s. v. Avguštin Stegenšek (R. Bratož); 1293 s. v. Rafko Mihael Vodeb (R. Bratož). S. Ciglenečki – Z. Modrijan – T. Milavec (B. Štular, S. Čaval, I. Šprajc), Poznoantična utrjena naselbina Tonovcov grad pri Kobaridu. Naselbinski ostanki in interpretacija [Late Antique Fortified Settlement Tonovcov Grad near Kobarid. Settlement Remains and Interpretation], OIAS 23 (Ljubljana 2011). Digitalausgabe: (27.07.2013). Z. Modrijan – T. Milavec (P. Kos, D. Božič, M. Turk, P. Leben Seljak, B. Toškan, J. Dirjec, F. Boschin, K. P. Fazioli), Poznoantična utrjena naselbina Tonovcov grad pri Kobaridu. Najdbe [Late Antique Fortified Settlement Tonovcov grad near Kobarid. Finds], OIAS 24 (Ljubljana 2011). Digitalausgabe: (27.07.2013). Ciglenečki – Modrijan – Milavec a. O. (Anm. 4) 111 – 154 (Kirchenanlagen); 201 – 211 (die Entwicklung des Kirchenkomplexes); 225 – 246 (die Auslegung des Kirchenkomplexes: seine Bestandteile, die Chronologie, seine Rolle und Bedeutung
Die Forschungen zum frühen Christentum in Slowenien (1991–2011)
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Der Kirchenkomplex besteht aus drei einfachen einschiffigen Kirchen mit Priesterbänken. Die nördliche Kirche (mit innerer Ausdehnung 11,60 × 3,70 m) und die zentral gelegene Kirche (12,40 × 6 m; in beiden Fällen sind die Grundrisse wegen der Anpassung an das Terrain etwas unregelmäßig) waren miteinander verbunden, die südliche Kirche (12 × 5,50 m), die wegen des Terrains etwas anders orientiert ist als die beiden anderen Kirchen, ist jedoch mit ihnen durch einen kleineren Raum (4 × 4 m) verbunden, dessen Nutzung unbekannt bleibt. In der ersten Bauphase, die in das späte 5. Jh. oder das frühe 6. Jh. datiert wird, existierten nur die nördliche und die zentrale Kirche. Etwas später wurde auch die südliche Kirche erbaut. In einer noch späteren Bauphase, die man mithilfe einer Münze Justinians in die Zeit kurz vor der Mitte des 6. Jhs. datieren kann, kam es jedoch zu einem gründlichen Umbau der bestehenden Bauten und zum Bau neuer Elemente: In der Doppelkirche wurden Priesterbänke eingebaut, ebenso Altäre, Treppen, die das Kirchenschiff mit dem Presbyterium verbanden, wie auch ein gemeinsamer Narthex (10 × 4 m), in der nördlichen Kirche auch noch ein Ambo. In der südlichen Kirche, die grundsätzlich der räumlichen Anordnung der nördlichen und zentralen Kirche folgte, wurde die Priesterbank wie auch ein Narthex in ziemlich unregelmäßiger Form eingebaut. Nach diesem Umbau erstreckte sich der gesamte Kirchenkomplex 17,80 bzw. 18 m in die Länge und 21,80 m in die Breite. Auf dem Gebiet des gesamten Komplexes gab es 13 Gräber: zehn an der Ostseite in der Nähe des Presbyteriums bzw. der Reliquien, drei jedoch im Narthexbereich. Für eine solche Anordnung von privilegierten Gräbern bestehen zahlreiche Analogien (Invillino, Ajdna, Korinjski hrib, Rifnik und Vranje). Alle drei Kirchen weisen architektonische Merkmale vor, die sich im Einfluss- und zu dieser Zeit bestimmt auch im Organisationsbereich der Metropolitankirche von Aquileia befanden. Die charakteristischsten Merkmale sind der einfache viereckige Grundriss des Gebäudes, in der zweiten Bauphase auch die Priesterbank, wofür es in der Nähe zahlreiche Parallelen gibt: auf dem Gebiet derselben Provinz in Concordia, in Grado (Santa Maria delle Grazie und Piazza della Corte), in Invillino (Colle di Zuca), in San Martino di Ovaro in Nordfriaul und in Ajdna in Oberkrain, in der Nachbarschaft jedoch Hemmaberg und Vranje in Noricum mediterraneum und Kučar in der Provinz Savia. Auf dem gesamten Territorium Nordostitaliens, des Ostalpenraumes und Dalmatiens ist eine große Zahl von Analogien bekannt7. Alle drei Altäre gleichen dem von Ajdna. Der Fund eines Steingefäßes neben dem nördlichen Altar, ähnlich gelegen wie auf Ajdna, weist darauf hin, dass die drei Altäre wahrscheinlich für Reliquien dienten8. Der Ambo in der nördlichen Kirche weist zwar weniger Parallelen (Invillino [Colle di Zuca], Lavant, Korinjski hrib) auf, jedoch tritt dieses Architekturelement bereits Mitte des 4. Jhs. in Aquileia selbst und später in Grado (Piazza della Corte) auf9. Unter den wichtigen Fragen hinsichtlich der architektonischen Anordnung des Kirchenkomplexes bleiben zwei unbeantwortet: die Lage des Baptisteriums (innerhalb des Kirchenkomplexes oder in seiner Nähe?)10 und die Nutzung des Objektes zwischen dem Presbyterium der zentralen und der südlichen Kirche, das die Doppelkirche mit der südlichen Kirche verband (wahrscheinlich eine Sakristei, eine Gedenkkapelle oder ein Aufbewahrungsort für Reliquien, weniger ein Baptisterium)11. Der Kirchenkomplex Tonovcov grad fügt sich in seiner architektonischen Anordnung und den chronologisch identischen Entwicklungsphasen in die Geschichte der Entwicklung der kirchlichen Bauweise im nordadriatischen Gebiet und dem der Ostalpen des 6. Jhs. ein. Die Zeitspanne seit dem späten 5. Jh. (aus dem Zeitraum zwischen 492 und 534 sind fünf ostgotische Münzen erhalten, denen chronologisch die Viertelsiliqua Justinians aus der Münzstätte Ravenna aus der Zeit 540 – 552 folgt)12 bis zum frühen 7. Jh. und der wichtige Umbau Mitte des 6. Jhs. decken sich mit der Errichtung der Kirchen auf Rifnik, im Kontext des spätantiken Kirchenbaus im Ostalpen- und Balkanraum); 247 – 255 (astronomische Orientierung einer Kirchenanlage und Versuch ihrer Auslegung). 7 Ciglenečki – Modrijan – Milavec a. O. (Anm. 4) 226 f.; für Venetia et Histria vgl. L. Villa, Edifici di culto in Friuli tra l’età paleocristiana e l’alto medioevo, in: Sennhauser (Hrsg.) a. O. (Anm. 2) 501 – 579, bes. 518 – 525 (Piazza della Corte und Santa Maria delle Grazie); 534 – 537 (Concordia); 540 f. (Invillino, Colle di Zuca); für San Martino di Ovaro: A. Cagnana, Testimonianze della cristianizzazione in Carnia, in: Piussi (a cura di) a. O. (Anm. 2) 448 f. 8 Ciglenečki – et al., a. O. (Anm. 4) 228 f. 9 Ciglenečki – et al., a. O. (Anm. 4) 229. 10 Ciglenečki – et al., a. O. (Anm. 4) 229 – 231. 11 Ciglenečki – Modrijan – Milavec a. O. (Anm. 4) 232 f. 12 P. Kos, Coin Finds, in: Modrijan – Milavec a. O. (Anm. 5) 221 – 238, bes. 226. 237.
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Rakjo Bratož
in Kranj, auf dem Hemmaberg und in Teurnia, wobei wir die entlegeneren Analogien gar nicht erwähnen. Der Umbau Mitte des 6. Jhs., der mithilfe der erwähnten Münze Justinians datiert, wird mit der damaligen byzantinischen Herrschaft in Verbindung gebracht. Jedoch sollte man dabei beachten, dass sich das Hinterland der nördlichen Adriaküste in der Endphase des gotisch-byzantinischen Krieges im Jahr 552 noch fest im Besitz der Franken befand und dass Byzanz seine Herrschaft erst um 561 auf das voralpine Italien erstreckte. Auch diese Herrschaftsperiode dauerte nur bis zum Zug der Langobarden nach Italien (568). Die letzte Blütezeit der kirchlichen Architektur in der Antike könnte darum mit der großzügig angelegten und vielseitigen Erneuerung Italiens nach dem Sieg über die Goten (und danach über die Franken) zusammenfallen, wozu besonders Narses, der Feldherr Justinians, in seiner Funktion als Regent von Italien viel beigetragen hat13. Der Kirchenkomplex Tonovcov grad, der in der zweiten Entwicklungsphase aus der Doppelkirche und der angeschlossenen dritten Kirche bestand, hat weder im slowenischen Raum noch in den Nachbarländern bisher eine Analogie gefunden. Dabei lassen wir das unerforschte, von der südlichen Kirche ungefähr 25 m entfernte Objekt (wie Abb. 1 Nr. 8), außer Acht, das dem Ausmaß, der angedeuteten Struktur und der Orientierung nach an eine Kirche erinnert, die als solche – wieder wegen der Konfiguration des Bodens – im Vergleich zu der südlichen Kirche um etwa 10° südlicher orientiert wäre. Die Existenz der Doppelkirche und der später zugefügten dritten Kirche weist auf eine größeren Bedeutung des Kirchenkomplexes hin, der nicht nur der Siedlung vor Ort gedient haben mag14. Sicherlich spielte er eine wichtige Rolle auch auf der lokalen Ebene, als religiöses Zentrum für die archäologisch bewiesenen spätantiken Siedlungen in der nahen und weiteren Umgebung von Kobarid15. Aufgrund seiner Lage an der Straßenverbindung zwischen Cividale und dem zentralen Teil von Noricum mediterraneum spielte er wahrscheinlich auch regional eine bedeutende Rolle. Doppelkirchen mit Baptisterium in Höhensiedlungen in relativer Nähe (Ovaro nördlich von Invillino, Vranje auf dem südöstlichen Rand von Noricum mediterraneum, Kučar in der Provinz Savia, mehrere Beispiele im kontinentalen Dalmatien) waren mindestens lokale kirchliche Zentren, die die Rolle neuer bzw. zeitweise verlassener bischöflicher Zentren in der Nähe übernommen haben könnten16. Im behandelten Fall wäre nur Forum Iulii in Betracht zu ziehen, zu dessen Verwaltungsgebiet Tonovcov grad (Kobarid) gehörte17. Sicherlich wird man die Rolle des Kirchenkomplexes erst dann präziser bestimmen können, wenn die gesamte Siedlung erforscht und die Nutzung der anderen Gebäude erkannt ist18. Im Vergleich zu den Resultaten der frühchristlichen Ausgrabungen im oberen Isonzotal sind andere Funde auf dem Gebiet des westlichen Slowenien weniger bedeutend. Es ist die Existenz einer Kirche im Dorf Tabor nad Knežakom (Tabor oberhalb Knežak) im Süden der Region Notranjska (Innerkrain) bestätigt, die in der Antike zum Verwaltungsgebiet der Stadt Tergeste gehörte. Unter der dortigen gotischen Kirche des heiligen Martin hat man bereits 1977 eine halbrunde Apsis und die Reste einer Priesterbank entdeckt, die man zunächst als einen Rest der vorherigen romanischen Phase des Kirchenobjekts gedeutet hatte. Die Form der Architekturelemente und die zweifelsohne spätantiken Funde (Fragmente Auctarii Hauniensis extrema 3 – 4 (ed. Th. Mommsen 1892, MGH AA 9, 337); Marius Avent. chron. a. 568 (ed. Th. Mommsen 1894, MGH AA 11, 238); RE Suppl. XII (1970) 870 – 889, bes. 884 – 886 s. v. Narses (A. Lippold). 14 Zu den Doppelkirchenanlagen siehe N. Duval – J.-P. Caillet (éds.), Les églises doubles et les familles d’églises (Table ronde à Grenoble 1994), AntTard 4, 1996, 19 – 234, darin bes. N. Duval – J.-P. Caillet, La recherche sur les églises doubles depuis 1936. Historique et problématique, 22 – 50, bes. 33 – 35 (mit kritischer Betrachtung für Slowenien und Nachbarländer) und R. Bratož, Doppelkirchen auf dem östlichen Einflußgebiet der aquileiensischen Kirche und die Frage des Einflusses Aquileias, 133 – 141. 15 Ciglenečki – Modrijan – Milavec a. O. (Anm. 4) 34 – 36. 41 – 45. Vgl. auch S. Ciglenečki, L’insediamento fortificato su altura di Tonovcov grad presso Caporetto e i suoi dintorni in età romana e paleoslava, in: Tilatti (ed.) a. O. (Anm. 2) 93 – 108, bes. 103 – 108. 16 Ciglenečki et al., a. O. (Anm. 4) 236 – 246. 17 C. Zaccaria, Tra Natisone e Isonzo. Aspetti amministrativi in età romana, in: M. Chiabà – P. Maggi – Ch. Magrini (eds.), Le valli del Natisone e dell’Isonzo tra Centroeuropa e Adriatico. Atti del convegno internazionale di studi, San Pietro al Natisone, 15 – 16 settembre 2006, Studi e ricerche sulla Gallia cisalpina 20 (Roma 2007) 129 – 144. 18 S. Ciglenečki, Castra und Höhensiedlungen vom 3. bis 6. Jahrhundert in Slowenien, in: H. Steuer – V. Bierbrauer (Hrsg.), Höhensiedlungen zwischen Antike und Mittelalter von den Ardennen bis zur Adria, RGA Ergb. 58 (Berlin 2008) 481 – 532, bes. 511 – 524. 13
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einer spätantiken Hängelampe aus Glas, Reste des spätantiken Farbanstrichs) haben bewiesen, dass es sich um die Reste einer spätantiken Kirche handelt. Diese weicht von den typischen Merkmalen der kirchlichen Architektur des aquileiensischen Gebietes ab, weist jedoch Analogien mit den Bauten der östlichen Adriaküste vor (Insel Stipanska bei Šolta im Mitteldalmatien)19. Soweit es uns bekannt ist, handelt es sich um eines der sehr seltenen Beispiele in Slowenien, wo die mittelalterliche Kirche auf den Fundamenten der vorherigen frühchristlichen Kirche erbaut worden ist. Systematische archäologische Untersuchungen gab es in diesem Fall bisher nicht. Keine systematischen Forschungen, sondern nur kurze Veröffentlichungen wurden den frühchristlichen Funden auf dem Territorium des antiken Histria (innerhalb der heutigen Grenzen Sloweniens) gewidmet. Die frühchristliche Phase der heutigen Kathedrale von Koper/Capodistria ist noch immer wenig bekannt, während bei den Ausgrabungen im ehemaligen Kapuzinergarten in der Stadtmitte mehrere frühchristliche Öllampen gefunden worden sind20. Während die christlichen Kleinfunde aus den Grotten von Škocjan (Öllampen mit christlichen und in einem Fall mit jüdischen Symbolen [Menorah], daneben Reste eines bronzenen Christogramms) neuerlich publiziert und erläutert worden sind, ist ein christlicher Sarkophag mit griechischer Inschrift aus Solkan (bei Nova Gorica), höchstwahrscheinlich aus Aquileia, noch unveröffentlicht geblieben21. Die frühchristlichen Forschungen in Emona und dem dazugehörigen Verwaltungsgebiet, vor allem in Gorenjska (Oberkrain) und im westlichen Dolenjska (Unterkrain), haben keine neuen Funde frühchristlicher Kirchen und Gegenstände gebracht, jedoch aber einige neue Analysen der bereits bekannten Fundorte, die unsere Kenntnisse entschieden bereichert haben. Für die Kenntnis des frühchristlichen Zentrums in Emona sind neben der grundlegenden Veröffentlichung aus dem Jahr 198322 noch zwei umfassende Studien der frühchristlichen Bodenmosaiken mit Stifterinschriften von Bedeutung, die ein breites Gebiet abdecken (im ersten Fall das gesamte Italien, Noricum und Dalmatien, im zweiten Fall die Provinz Venetia et Histria mit Berücksichtigung Noricums). Die erste Studie stellte das Beispiel von D. Božič – S. Ciglenečki, Zenonov tremis in poznoantična utrdba Gradec pri Veliki Strmici [Der Tremissis des Kaisers Zeno und die spätantike Befestigung Gradec bei Velika Strmica], AVes 46, 1995, 247 – 277 (deutscher Text: 268 – 277, zum Fundort: 256 f. 272); summarisch: Ciglenečki, Frühchristliche Kirchenanlagen a. O. (Anm. 2) 591 f. (mit Abb.). Zur Parallele (die Kirche auf der Insel Stipanska bei Šolta) siehe B. Migotti, Zusatz zur Datierung der außerstädtischen frühchristlichen Architektur des breiteren salonitanischen Bereiches, AVes 43, 1992, 111 – 133 (113 Abb. 2; 116); P. Chevalier, Salona II. Ecclesiae Dalmatiae. L’architecture paléochrétienne de la province romaine de Dalmatie (IVe–VIIe S.), CEFR 194, 2 (Rome 1995) I: 262 f.; II: tab. 43 No. 6. 20 Zur frühchristlichen Phase der Kathedrale von Koper siehe M. Župančič, Inter utrumque tuta, in: M. Guštin (ed.), Prispevki k zgodovini Kopra [Contributi per la storia di Capodistria]. (Ljubljana 1989) 15 – 20 (17 No. 4). Zu den Ausgrabungen auf dem Areal des ehemaligen Kapuzinergartens siehe R. Cunja, Poznorimski in zgodnje-srednjeveški Koper. Arheološko izkopavanje na bivšem Kapucinskem vrtu v letih 1986 – 1987 v luči drobnih najdb 5. do 9. stoletja [Capodistria tardoromana e altomedievale. Lo scavo archeologico nell’ex orto dei cappuccini negli anni 1986 – 1987 alla luce dei reperti dal V al IX secolo d. C. (Koper 1996) 102 – 108. 166 – 170; tab. 18 (drei gut erhaltene christliche Öllampen mit Fragmenten von vier anderen Öllampen), tab. 19. 20 (Fragmente von 28 Öllampen); R. Cunja, in: P. Bitenc – T. Knific (eds.), Od Rimljanov do Slovanov. Predmeti [Von den Römern zu den Slawen. Die Gegenstände]. Exhibition Catalogue Ljubljana (Ljubljana 2001) 34 f. No. 92 fig. 92. 21 Christliche Funde in den Grotten von Škocjan (ein Bronzechristogramm mit dem Durchmesser von 8,50 cm, Öllampen mit christlichen Symbolen [zwei integral und zwei fragmentarisch erhalten, dazu zahlreiche Bruchstücke anderer Öllampen] und eine gut erhaltene Öllampe mit jüdischer Menorah) weisen darauf hin, dass in den Grotten neben den Wohnräumen wahrscheinlich auch Kultanlagen existierten. Bratož – Ciglenečki (Anm. 2) 522 – 524; G. Bravar, Bronzi romani dei Civici Musei di Storia ed Arte di Trieste, in: G. Cuscito – M. Verzár-Bass (eds.), Bronzi di età romana in Cisalpina. Novità e riletture. Atti della 32ª Settimana di Studi Aquileiesi, 28 – 30 maggio 2001, AntAlt 51 (Trieste 2002) 481 – 509, bes. 496. 498 fig. 23 (Bronzechristogramm). Zur Öllampe mit Menorah aus den Grotten von Škocjan zuletzt M. Vidulli Torlo, Lucerna ebraica, in: Piussi (a cura di) a. O. (Anm. 2) 168 No. IV.22 (fig.); 173 (Kommentar). – Zum frühchristlichen Sarkophag mit griechischer Inschrift aus Solkan bei Nova Gorica siehe J. K. Hraše, Notizen, Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale N. F. 6, 1880, S. CXXII (Veröffentlichung der transkribierten Inschrift ohne Auslegung oder Abbildung). ND in P. M. Baumgarten – H. Swoboda, Die Katholische Kirche unserer Zeit und ihre Diener in Wort und Bild II. Deutschland, die Schweiz, Luxemburg, Österreich-Ungarn (Wien 1900) 329. 22 L. Plesničar-Gec (J. Šašel, I. Sivec, I. Mikl-Curk, P. Kos), Starokrščanski center v Emoni [Old Christian Center in Emona], Katalogi in monografije 21 = Emona 4 (Ljubljana 1983). Englische Fassung des epigrafischen Beitrags Šašels (Inscriptions on the Mosaic Floor in the Baptismal Chapel and Church Portico in Emona, 52 – 59) auch in J. Šašel, Opera selecta, Situla 30 (Ljubljana 1992) 783 – 794. 19
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Emona (eine Bauinschrift in der Porticus und 11 Stifterinschriften im Baptisterium und in der Porticus) in den Kontext der gesellschaftlichen Struktur und der finanziellen Mittel der christlichen Gemeinde, wies auf die Aspekte von Namen, Sprache, ethnischer Zugehörigkeit und Beruf innerhalb der christlichen religiösen Gemeinden hin und deutete zugleich auf die Unterschiede und Ähnlichkeiten im Vergleich zu anderen Gemeinden, die man nur erkennen kann, wenn man eine große Zahl von Inschriften bei Berücksichtigung eines breiten Territoriums behandelt23. In der zweiten Studie liegt die Betonung auf dem juristischen und kommemorativen Aspekt der Inschriften, mit denen die Stifter nach ihrem Tod einen besonderen Platz im Gedächtnis der christlichen Gemeinde einnahmen24. Vom christlichen Zentrum Emonas blieb nur ein Teil erhalten, weswegen sich die einzelnen Beiträge zu Recht die Frage stellen, wie das gesamte kirchliche Zentrum aufgebaut war. Man vermutet eine Doppelkirchenstruktur. Auf diese Möglichkeit weist auch eine neue Analyse der Bodenmosaiken hin25. Strittig bleibt die Interpretation des zweiten, vermutlich kirchlichen Gebäudes, einer Rotunde mit anliegenden Objekten (zwei Pilaster, ein kleines ovales Becken) am Rande des Forums von Emona, wo der Sitz der Kirchengemeinde in der 2. Hälfte des 5. Jhs. vermutet wird26. Unter den christlichen Gegenständen aus Emona, denen neue Veröffentlichungen und Kommentare zuteil wurden, sollten eine Grabinschrift (die einzige erhalten gebliebene) und ein Spiegel mit einem Kreuz aus dem Beginn des 5. Jhs. erwähnt werden, die man in der nördlichen Nekropole von Emona gefunden hat27. In Gorenjska (Oberkrain) hat man zwei bereits bekannte Kirchen gründlicher untersucht. In der strategisch wichtigen Siedlung Kranj/Krainburg (Carnium, als spätantike civitas in Carneola/Carnech oder Alpes Iuliana vom Geografen von Ravenna 4, 21 [ed. J. Schnetz 1940, 58] erwähnt) entdeckte man bereits 1972 ein oktogonales Baptisterium, im Jahr 1984 noch die dazugehörige (wahrscheinlich) dreischiffige Kirche aus dem 6. Jh. (ca. 20 × 12 m). Der Komplex ist nur teilweise erforscht, die wissenschaftliche Veröffentlichung befindet sich in Vorbereitung28. Der Fund eines Ausgrabungsberichts vom Ende des 19. Jhs. mit der Abbildung eines Mosaikfragments mit dem Kennzeichen der Pedatur aus Lesce in Oberkrain weist auf die wahrscheinliche Existenz einer frühchristlichen Kirche in dieser Siedlung hin, die mit Bodenmosaiken mit Stifterinschriften ausgestattet war. Aufgrund großer Veränderungen in der Besiedlung dieses Raumes, die in der 2. Hälfte des 5. Jhs. begann, kann man diese sonst unbekannten Gebäude berechtigterweise spätestens in die 1. Hälfte des 5. Jhs. datieren29. Es sind zwei J.-P. Caillet, L’évergétisme monumental chrétien en Italie et à ses marges. D’après l’épigraphie des pavements de mosaïque (IVe–VIIe s.), CEFR 175 (Roma 1993) 370 – 379. 397 – 465. Mit Berücksichtigung dieser Studie Bratož – Ciglenečki a. O. (Anm. 2) 512 – 517. Vgl. zuletzt G. Cuscito, Epigrafi. Voci cristiane del Patriarcato di Aquileia attraverso la testimonianza epigrafica (secoli IV–VII), CSEA Appendice (Aquileia 2013) 71 f. 24 A. Zettler, Offerenteninschriften auf den frühchristlichen Mosaikfußböden Venetiens und Istriens, RGA Suppl. 26 (Berlin 2001) 1 – 11. 38 – 69. 108 – 110. 218 – 221. 25 Bratož a. O. (Anm. 14) 134; Glaser, Frühes Christentum a. O. (Anm. 2) 83 – 85 (mit Vorschlag des Grundrisses des gesamten Bischofszentrums); F. Glaser, Frühchristliche Kirchen an Bischofssitzen, in Pilgerheiligtümern und in befestigten Höhensiedlungen, in: Sennhauser (Hrsg.) a. O. (Anm. 2) 865 – 880, bes. 878 – 880. Aufgrund der Stilanalyse der Mosaikböden kam zum ähnlichen Schluss auch B. Djurić, I primi mosaici paleocristiani di Emona (Venetia e Histria) e la loro officina, in: H. Morlier (éd.), La mosaïque gréco-romaine IX. Actes du IXe Colloque International pour l’Étude de la Mosaïque Antique et Médiévale 5 – 10 novembre 2001, CEFR 352 (Rome 2005) 663 – 676, bes. 674 f. 26 L. Plesničar Gec, Emona v pozni antiki v luči arhitekture [Emona in der Spätantike im Licht der Architektur], AVes 48, 1997, 359 – 370. Widerlegung ihrer Auslegung bei Ciglenečki, Monumenti a. O. (Anm. 2) 440 f. Zu den beiden Pilastern auch V. Pflaum, in: Bitenc – Knific (eds.) a. O. (Anm. 20) 33 f. No. 89. 27 Zur vermutlich christlichen Grabinschrift siehe M. Šašel Kos, The Roman Inscriptions in the National Museum of Slovenia – Lapidarij Narodnega muzeja Slovenije, Situla 35 (Ljubljana 1997) 251 – 253 No. 76. Zum Spiegel siehe P. Bitenc, in: Bitenc – Knific (eds.) a. O. (Anm. 20) 18 No. 29; T. Knific, Specchio, in: Piussi (a cura di) a. O. (Anm. 2) 456 No. X.13 (Abb.); 465 (Kommentar). 28 M. Sagadin, Najstarejša cerkvena stavba v Kranju [Das älteste Kirchengebäude in Kranj], in: S. Zidar (ed.), Pod zvonom sv. Kancijana [Unter der Glocke des heiligen Kanzian]. (Kranj 1991) 31 – 44, bes. 42; tav. 6. Auf dieser Grundlage: Ciglenečki, Frühchristliche Kirchenanlagen a. O. (Anm. 2) 588 f.; Bratož, Cristianesimo a. O. (Anm. 2) 129. In Vorbereitung: M. Sagadin, Od Karnija do Kranja. Arheološki podatki o razvoju poselitve v antičnem in zgodnjesrednjeveškem obdobju [Von Carnium bis Kranj. Archäologische Daten zur Entwicklung der Siedlung in der Antike und im frühen Mittelalter]. (Diss. Ljubljana 2008). 29 D. Božič, O zakladu poznorimskih novcev v Slatni pod Dobrčo in o zgodnjekrščanskih mozaikih v Lescah [Zum Hort spätrömischer Münzen in Slatna unterhalb von Dobrča und zu den frühchristlichen Mosaiken in Lesce], in: J. Sino23
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analoge Beispiele aus Šmartno v Tuhinju (Šmartno in Tuhinj) und aus Križevska vas bei Moravče im östlichen Oberkrain bekannt, wo Reste von Mosaiken gefunden wurden, jedoch ohne Inschriften oder Pedaturangaben30. Kirchen mit Mosaikboden und sogar Stifterinschriften kommen vorwiegend in urbanen Siedlungen vor, in ländlichen jedoch äußerst selten und wenn schon, dann nur, wenn sie sich in der Nähe von urbanen Zentren befinden (zum Beispiel San Canzian d’Isonzo und San Giovanni del Timavo in der Nähe von Aquileia). Deswegen bieten die genannten Beispiele eine neue Sicht auf die Verbreitung des Christentums und die Entwicklung des christlichen Bauwesens. Da der Bau dieser Kirchen wegen der Mosaiken teurer war, kann man sich vorstellen, dass es auch auf dem Land eine ziemlich wohlhabende christliche Bevölkerung gegeben haben mag. In den literarischen Quellen aus der breiter gefassten Region wird diese Vorstellung von Hieronymus bestätigt, der seine Eltern, Verwandten und Jugendgenossen erwähnt, die dem christianisierten ländlichen niederem Adel angehörten31. Die Erforschungen der frühchristlichen Kirche in der befestigten Höhensiedlung auf Ajdna oberhalb Potoki (5. und 6. Jh.), die unter allen vergleichbaren Siedlungen in Slowenien am höchsten liegt (1048 m), haben in den letzten zwei Jahrzehnten (vor allem 2003/2004) zusätzliche Erkenntnisse zur Chronologie und Bauentwicklung und neue kleinere Funde gebracht, jedoch haben wir noch keine wissenschaftliche Monografie zu dem Fundort32.
B. Noricum mediterraneum Auf dem Gebiet der Provinz Noricum mediterraneum (es handelt sich um die Städte Celeia und Poetovio mit dem dazugehörigen Territorium) wurden in den letzten zwei Jahrzehnten zwei neue Kirchen entdeckt, aber auch die bereits bekannten Kirchen durch zusätzliche Studien näher untersucht. In Celeia (Celje) hat man fast 100 Jahre nach der Entdeckung der frühchristlichen Kirche (1897) aus dem frühen bad (ed.), Radovljiški zbornik [Sammelband Radovljica]. (Radovljica 1995) 38 – 64, bes. 44 – 49. 56 f. Kurz Bratož – Ciglenečki a. O. (Anm. 2) 521 f.; Ciglenečki, Frühchristliche Kirchenanlagen a. O. (Anm. 2) 584. 30 Božič a. O. (Anm. 29) 47 f. 57. 31 Hieronymus stammte aus einer christlichen Familie (ep. 82, 2: … ab ipsis … incunabulis catholico sumus lacte nutriti… [ed. M. E. Bottecchia Dehò 2010, CSEA 6, 2, 222]. Prologus s. Hier. In libro Iob: … ego christianus, de parentibus christianis et vexillum crucis in mea fronte portans… [Biblia sacra iuxta vulgatam versionem, ed. R. Weber 1975, 732]), die vermögend war und mehrere Sklaven zu Hause und auf dem Gutshof hatte (… memini me puerum cursasse per cellulas servulorum [apol. c. Rufinum 1, 30; CSEA 6, 1, 2009, 298]). Ab frühen Jahren (… a tenera … infantia ad florentem … aetatem) wurden Hieronymus die Sklaven (nutrices, baiuli) zur Verfügung gestellt (ep. 3, 5; CSEA 6, 2, 22 – 24). Nach den Kinderjahren schickten ihn die Eltern nach Rom, wo er bei Aelius Donatus ausgezeichene Ausbildung erlangte und gleichzeitig die römische gesellschaftliche Elite kennenlernte. Obwohl die Eltern bei der Zerstörung Stridons durch die Goten um 379/380 (vir. ill. 135, 1 [CSEA 6, 1, 382]) das gesamte Vermögen und vielleicht auch das Leben verloren und Hieronymus das Ereignis als eine Katastrophe darstellte (… testis in quo ortum sum, solum, ubi praeter caelum et terram … cuncta perierunt [In Sophoniam 1, 2, 3; ed. M. Adriaen 1970, CCSL 76 A, 658]), schickte er (um 400) seinen jüngeren Bruder Paulinianus, der damals als Mönch bei ihm in Bethlehem weilte, nach Hause (ad patriam) mit der Aufgabe, dass dieser die Reste des noch bestehenden Vermögens verkaufe (… ut semirutas villulas, quas barbarorum effugierunt manus … venderet [ep. 66, 14; ed. J. Labourt 1953, vol. III, 180]), um das Kloster in Bethlehem finanziell zu unterstützen. Von den Verwandten erwähnt er neben dem Vater Eusebius (vir. ill. 135, 1; CSEA 6, 1, 382) die Großmutter unbekannten Namens (avia; apol. c. Rufinum 1, 30; ebd., 98) und die Tante Castorina (ep. 13; CSEA 6, 2, 54), jedoch an keiner Stelle die Mutter. Von den Geschwistern erwähnt er neben den jüngeren Bruder Paulinianus auch die jüngere Schwester unbekannten Namens, die sich zu Hause dem asketischen Lebensideal widmete (ep. 7, 4; CSEA 6, 2, 40). Von den Freunden und Altersgenossen aus seiner Heimat erwähnt er Bonosus (ep. 3, 4. 6; 7, 3; ebd., 20 – 24. 38; Chronica, a. 377 [ed. R. Helm 1984, GCS 47, 248g; B. Jeanjean – B. Lançon, Saint Jérôme, Chronique. Continuation de le Chronique d’Eusèbe années 326 – 378 (Rennes 2004) 106 f.]), der sein Mitschüler in Rom und kurz vor 370 sein Berufskollege (agens in rebus?) in Trier war. Siehe auch S. Rebenich, Hieronymus und sein Kreis. Prosopographische und sozialgeschichtliche Untersuchungen, Historia Einzelschriften 72 (Stuttgart 1992) 21 – 23; A. Fürst, Hieronymus. Askese und Wissenschaft in der Spätantike (Freiburg 2003) 145. 32 Populärwissenschaftlicher Führer zum Fundort: M. Sagadin – J. Batič, Ajdna nad Potoki [Ajdna oberhalb von Potoki]. (Ljubljana 1997). Zur Chronologie und Entwicklung des Kirchenkomplexes siehe Ciglenečki, Zur Chronologie a. O. (Anm. 2) 298 f.; tab. 58, 2; Ciglenečki, Frühchristliche Kirchenanlagen a. O. (Anm. 2) 587 f. Abb. 10; Glaser, Frühes Christentum a. O. (Anm. 2) 85 f., mit Vorschlag einer Rekonstruktion der Kirche. Zu den Kleinfunden siehe B. Ravnik Toman, in: Bitenc – Knific (eds.) a. O. (Anm. 20) 44 f. No. 120. 121; V. Vidrih-Perko – M. Sagadin, Gorenjska v antiki [Oberkrain in der Antike], in: M. Humar (ed.), Kamniški zbornik [Sammelband Kamnik] 17 (Kamnik 2004) 207 – 224.
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5. Jh. ein Baptisterium mit einem oktogonalen Taufbecken gefunden, über dem sehr wahrscheinlich – wie in Emona – ein Baldachin hing33. Anders als in Emona war es nicht von Mosaiken mit Stifterinschriften, sondern mit Marmorplatten bedeckt. Da es rund 100 m von der frühchristlichen Kirche entfernt ist, von ihrer Achse jedoch mindestens 30 m abweicht, gehörte es höchstwahrscheinlich nicht zu dieser Kirche, sondern zu einer anderen, die jedoch in dem dicht besiedelten Stadtzentrum unentdeckt geblieben ist. Diese hypothetische Kirche könnte zusammen mit dem Baptisterium und der (etwas weiter entfernten, jedoch bekannten) Kirche ein Bischofszentrum gebildet haben34. Die Stifterinschriften auf den Mosaiken (insgesamt 13, mit 26 Namen) ermöglichen uns noch besser als in Emona (nur 12 Namen) Einsicht in die christliche Gemeinde im frühen 5. Jh. zu gewinnen. In Celeia treten eine Senatorenfamilie (zwar niederen Ranges) und ein Vertreter syrischer Abstammung mit semitischem Namen auf35. Der frühe Zerfall des kirchlichen Zentrums im nordöstlichen Teil des städtischen Areals, spätestens Mitte des 5. Jhs., stellt die Frage nach der Existenz der christlichen Gemeinde nach dieser Zeit. Die Funde von zwei großen Christogrammen (mit einem Durchmesser von ungefähr 25 cm), die Bestandteile zweier Lampen waren, und die Fragmente von drei anderen Christogrammen auf der schwer zugänglichen Anhöhe Vipota 3 km südlich der Stadt weisen auf die Möglichkeit einer Flucht dieser Gemeinde, bzw. zumindest eines Teiles, in die schwer zugängliche Umgebung der Stadt hin. Der Fundort – eine spätantike befestigte Höhensiedlung – ist archäologisch nur zum Teil erfasst36. Die Kenntnisse der gut bekannten Kirchenkomplexe in den Höhensiedlungen auf dem Gebiet Celeias, auf Rifnik (11 km östlich von Celeia) und auf Ajdovski gradec bei Vranje (ungefähr 30 km südlich von Celeia, der römischen Straße entlang), die man in den 70er-Jahren des 20. Jhs. erforschte37, wurden durch einen wichtigen Fund und mehrere zusätzliche Analysen bereichert. Auf Rifnik wurde ungefähr 80 m nordwestlich der Kirche auf dem Gipfel der Erhebung eine kleinere Kirche mit Apsis entdeckt (10,50 × 6,50 m), deren Nutzung nicht bekannt ist. Einige Forscher haben die Vermutung geäußert, dass es sich um ein arianisches sakrales Objekt handelt, das den Bedürfnissen einer kleinen barbarischen (gotischen und später langobardischen) Mannschaft in der Siedlung diente38. Die spär A. Vogrin, Arheološko najdišče Kreuh [Die archäologische Fundstätte Kreuh], in: A. Vogrin, Celeia antiqua. Ausstellungskatalog Celje (Celje 1991) 15 – 29; I. Lazar, Celeia, in: M. Šašel Kos – P. Scherrer (eds.), The Autonomous Towns of Noricum and Pannonia [Die autonomen Städte in Noricum und Pannonien]. Noricum, Situla 40 (Ljubljana 2002) 71 – 101, bes. 95 f. fig. 34. 35. 34 Zur Frage des Kirchenzentrums von Celeia vgl. Bratož a. O. (Anm. 14) 134; Glaser, Frühes Christentum a. O. (Anm. 2) 67 (im Areal zwischen der entdeckten Kirche und dem Baptisterium könnten seiner Meinung nach eine Bischofskirche, eine Bischofsresidenz oder ein Hospitium vorkommen). 35 Caillet a. O. (Anm. 23) 356 – 370. 458 – 463; Bratož – Ciglenečki a. O. (Anm. 2) 517 – 521; Zettler a. O. (Anm. 24) 186 – 188. Vgl. auch Glaser, Frühes Christentum a. O. (Anm. 2) 65 – 67 (Vorschlag einer Rekonstruktion der Kirche und des Mosaikfußbodens). 36 S. Ciglenečki, Zgodnjekrščanske najdbe z Vipote nad Pečovnikom [Frühchristliche Funde von der Vipota oberhalb von Pečovnik], AVes 44, 1993, 213 – 221 (grundlegende Erstveröffentlichung; deutsche Zusammenfassung: 219 f.); Ciglenečki, Frühchristliche Kirchen a. O. (Anm. 2) 12 f. (mit Veröffentlichung der Fragmente und Rekonstruktion von drei anderen Christogrammen). Kurze Darstellungen in Glaser, Frühes Christentum a. O. (Anm. 2) 68; R. Bratož, Cristogramma in bronzo di Vipota, in: S. Tavano – G. Bergamini (eds.), Patriarchi. Quindici secoli di civiltà fra l’Adriatico e l’Europa Centrale. Catalogo della mostra Aquileia – Cividale (Milano 2000) 83 f.; S. Ciglenečki, in: Bitenc – Knific (eds.) a. O. (Anm. 20) 18 f. No. 30. 31 figs. 30. 31; G. Cuscito, Bronzi paleocristiani di Aquileia, in: Cuscito – Verzár-Bass (eds.) a. O. (Anm. 21) 379 – 414, bes. 392 f.; T. Knific, Cristogramma. Cristogramma con delfini. Cristogramma per asta, in: Piussi (a cura di) a. O. (Anm. 2) 456 No. X.10 – 12 (fig.); 464 f. (Kommentar). Zur spätantiken befestigten Siedlung siehe ferner S. Ciglenečki – D. Pirkmajer, Zatočišče poslednjih Celejanov na Vipoti [Der Zufluchtsort der letzten Celeianer auf der Vipota], AVes 38, 1987, 217 – 236. 37 Grundlegende Publikationen: P. Petru – Th. Ulbert (eds.), Vranje pri Sevnici. Starokrščanske cerkve na Ajdovskem gradcu [Vranje bei Sevnica. Frühchristliche Kirchenanlagen auf dem Ajdovski Gradec], Katalogi in monografije 12 (Ljubljana 1975); L. Bolta, Rifnik pri Šentjurju. Poznoantična naselbina in grobišče [Rifnik bei Šentjur. Spätantike Siedlung und Gräberfeld], Katalogi in monografije 19 (Ljubljana 1981) 41 – 53 (mit deutscher Zusammenfassung). Zur Besiedlung und Straßenverbindungen in diesem Bereich in der Spätantike vgl. S. Ciglenečki, Zum Problem spätrömischer militärischer Befestigungen im südlichen Teil von Noricum mediterraneum, Schild von Steier 20, 2007, 317 – 328, bes. 319. 38 D. Pirkmajer, Rifnik. Arheološko najdišče. Vodnik – Rifnik. Archäologischer Fundort. Führer (Celje 1994) 48. 52 f.; Glaser, Frühes Christentum a. O. (Anm. 2) 70 – 72 (Vorschlag einer Rekonstruktion der größeren Kirchenanlage auf dem Gipfel des Hügels); RGA XXIV (2003) 613 – 619, bes. 616 f. s. v. Rifnik (V. Bierbrauer). Als vermutlich arianisches Kirchenobjekt bei Pirkmajer a. O. (oben) 48 und in verschiedenen Beiträgen von Glaser: F. Glaser, Katholiken 33
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lichen Funde und eine unsichere Chronologie ermöglichen keine zuversichtliche Antwort auf diese Frage. Die zeitgenössischen Quellen berichten, dass die Langobarden zur Zeit ihrer Ansiedlung auf diesem Territorium (um 546 oder etwas später) nicht Arianer, sondern rechtgläubige Katholiken gewesen waren39. Die Kenntnisse des Kirchenkomplexes und der Siedlung auf Vranje wurden jedoch mithilfe einer Keramikanalyse vervollständigt, die eine zuverlässigere Einsicht in die Rolle der einzelnen Objekte (Wirtschafts- Wohn- und Verwaltungsgebäude) in der Siedlung ermöglichte40. Im Fall von drei Kirchen auf dem Gebiet Celeias, in der Siedlung Gradec bei Prapretno (nördlich von Vranje), Vranja peč bei Lipni dol (nordwestlich von Prapretno) und in Gračnica bei Ter im oberen Sanntal, kann man am Fundort den Grundriss einer Kirche erkennen, das Objekt selbst aber wurde noch nicht freigelegt41. In der spätantiken Siedlung Tinje bei Žusem unweit von Vranje und Prapretno wurde trotz Erwartungen noch keine frühchristliche Kirche identifiziert, obwohl die Existenz einer christlichen Nekropole in der unmittelbaren Nähe eines der Gebäude auf diese Möglichkeit hindeutet42. Zu den vereinzelten christlichen Funden aus diesem Gebiet gehört auch eine Abbildung des Oranten von Svete gore über Sotla, wobei man vergleichbare Abbildungen auch auf Gradec bei Prapretno und auf Ajdna entdeckte43. Im Vergleich zu Emona und Celeia bleibt das Bild des frühchristlichen Poetovio am unklarsten. Neben den vermutlich fünf Kirchen auf dem Stadtareal auf beiden Drauufern, von denen einige nicht zuverlässig nachgewiesen sind44, ist der Fund eines Bodenmosaiks und Reste einer Kirchenausstattung (kleine Pfeiler, eine Trennwand vor dem Altar) auf der Anhöhe Panorama auf dem nördlichen Drauufer aus dem Jahr 1983 zu erwähnen. Der Fund bezeugt die Existenz einer Kirche aus dem frühen 5. Jh. an dieser Stelle, die Bodenmosaiken aber gleichen ihrer Ornamentik und der Art der Herstellung nach denjenigen in den Kirchen von Aquileia aus dieser Zeit und in der Bischofskirche (der sog. Basilica praeeufrasiana) in Parentium (Poreč)45. In den neuen Beiträgen wurden auch die beiden Kerzenträger aus Rogoznica (an der östlichen Peripherie des antiken Poetovio) thematisiert, die typologisch eine Besonderheit darstellen46.
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und Arianer, in: A. Stirnemann – G. Wilflinger (Hrsg.), 1000 Jahre Ostarrichi. Seine christliche Vorgeschichte. Mission und Glaube im Austausch zwischen Orient und Okzident, Pro Oriente 19 (Innsbruck 1997) 70 – 87, bes. 74. 81; F. Glaser, I Goti e l’arianesimo nei territori alpini, in: J.-J. Aillagon (ed.), Roma e i barbari. La nascita di un nuovo mondo. Catalago della mostra Venezia (Milano 2008) 385 – 387. 627 f.; Glaser, Testimonianze a. O. (Anm. 2) 434 – 439, bes. 435 f.; zuletzt F. Glaser, Kontinuität und Diskontinuität der Christianisierung des Ostalpenraumes, in: O. HeinrichTamáska – N. Krohn – S. Ristow (eds.), Christianisierung Europas. Entstehung, Entwicklung und Konsolidierung im archäologischen Befund [Christianisation of Europe. Archaeological Evidence for Its Creation, Development and Consolidation]. Internationale Tagung im Dezember 2010 in Bergisch-Gladbach (Regensburg 2012) 121 – 140, bes. 128 – 130, mit Berücksichtigung der vergleichbaren Beispiele von Lavant, Oberlienz und Duel. Zur Rolle von einzelnen Kirchen in den Siedlungen mit mehreren Kirchenanlagen vgl. R. Bratož, Die Beziehungen zwischen den ethnischen und konfessionellen Gruppen (Katholiken, Arianer, Heiden) im Ostalpen- und Mitteldonauraum im Lichte der schriftlichen Quellen, in: J. Tejral (Hrsg.), Probleme der frühen Merowingerzeit im Mitteldonauraum. Materialien des XI. Internatio nalen Symposiums „Grundprobleme der frühgeschichtlichen Entwicklung im nördlichen Mitteldonaugebiet“, Kravsko vom 16. – 19. November 1998, Spisy Archeologického Ústavu AV ČR Brno 19 (Brno 2002) 73 – 98, bes. 85 – 80. Procop. Goth. 3 (7), 34, 24 (ed. O. Veh ²1978, 662): Die langobardische Gesandtschaft zu Justinian im Jahr 549 behauptete, dass die Langobarden – im Gegensatz zu den arianischen Gepiden – rechtgläubige katholische Christen seien. T. Knific, Vranje near Sevnica. A Late Roman Settlement in the Light of Certain Pottery Finds, AVes 45, 1994, 211 – 237. Ciglenečki, Frühchristliche Kirchenanlagen a. O. (Anm. 2) 581; Ciglenečki, Frühchristliche Kirchen a. O. (Anm. 2) 14 f. Zur spätantiken Siedlung Vranja peč bei Lipni dol siehe Ciglenečki a. O. (Anm. 18) 498 f. S. Ciglenečki, Tinje nad Loko pri Žusmu. Poznoantična in zgodnjesrednjeveška naselbina [Tinje oberhalb von Loka pri Žusmu. Spätantike und frühmittelalterliche Siedlung], OIAS 4 (Ljubljana 2000) 146 – 153, bes. 150 (Objekt No. 8). S. Ciglenečki, Zgodnje upodobitve orantov v Sloveniji [Frühe Orantendarstellungen in Slowenien], in: A. Klemenc (ed.), Vita artis perennis. Ob osemdesetletnici akademika Emilijana Cevca [Zum 80. Geburtstag von Akademiemitglied Emilijan Cevc]. (Ljubljana 2000) 127 – 136. Zur Lage der frühchristlichen Kirchenbauten in Poetovio siehe Bratož – Ciglenečki a. O. (Anm. 2) 508 f.; Ciglenečki, Frühchristliche Kirchenanlagen a. O. (Anm. 2) 583. I. Tušek, Die frühchristliche Basilika in Ptuj auf Panorama, in: N. Cambi – E. Marin (eds.), Acta XIII. CIAC, Split – Poreć (25.9. – 1.10.1994) III, StAntCr 54 = VjesDal Suppl. 87 – 89 (Città del Vaticano – Split 1998) 737 – 742. Vgl. auch Knific – Sagadin a. O. (Anm. 2) 15 – 17. E. Tóth, Et lux perpetua luceat ei, RömÖ 17/18, 1989/1990, 261 – 279; Cuscito a. O. (Anm. 36) 389 – 392 (seiner Meinung nach geht es um die Votivgabe für eine den Martyrern geweihte Kirche und nicht um eine Grabstätte eines angesehenen Gläubigen); M. Laubenberger, Candeliere a una luce. Candeliere a due luci, in: Piussi (a cura di) a. O. (Anm. 2) 458 fig. X.18. 19; 466 (Kommentar).
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C. Savia Auf dem Gebiet der pannonischen Provinz Savia, die von dem heutigen slowenischen Raum Unterkrain einschließlich Bela Krajina umfasste, ist die Anzahl der frühchristlichen Fundorte deutlich angestiegen, doch wurde nur in einem Fall eine grundlegende wissenschaftliche Monografie veröffentlicht. Im Verwaltungszentrum dieses Territoriums, Neviodunum, wurden keine Reste christlicher Architektur entdeckt, jedoch aber kennt man aus der Zeit der früheren Ausgrabungen nur einen Gegenstand mit christlicher Symbolik (eine Fibel mit Christogramm)47. Im westlichen Unterkrain wurde in den Jahren 1982/1983 eine Kirche im Inneren der Militärfestung Korinjski hrib oberhalb von Veliki Korinj erforscht: eine einfache Kirche mit Apsis, 15 m lang, mit einem später hinzugefügten Baptisterium und Narthex. Nach verschiedenen Artikeln ist eine monografische Veröffentlichung in Vorbereitung48. Die im Gelände deutlich erkennbare Kirche auf Limberk oberhalb von Mala Račna (weniger als 10 km Luftlinie nordwestlich von Korinjski hrib) mit einem fast identischen Grundriss, ist bisher unerforscht geblieben. Einen ähnlichen Grundriss, jedoch von bescheidenerem Umfang, weist auch die ebenfalls bisher unerforschte Kirche in der Festung auf Gradec bei Velika Strmica vor, die mit einer Seite an die Mauer gebaut war. Eine Goldmünze von Zenon datiert sie in das späte 5. Jh. Ihre Lage innerhalb der Festung erinnert an die Kastelle in Đerdap und auf den dalmatinischen Inseln49. Zu der Gruppe der Kirchen in strategisch exponierten Siedlungen gesellt sich auch eine kleinere Kirche auf Gradec über Mihovo (13,50 × 9,40 m, mit Apsis) und eine größere Kirche auf Zidani gaber über Mihovo auf dem GorjanciHang (Länge 22 m)50. Unbeantwortet bleibt die Frage nach der Existenz einer Kirche auf Gradišče bei Velike Malence (21,20 × 10,30 m; der einzigen auf dem behandelten Gebiet, die eine westlich (!) orientierte Apsis gehabt haben soll), da die gesamte Dokumentation dieser Ausgrabungen während des Zweiten Weltkrieges verloren gegangen ist. Es bestehen begründete Zweifel, ob es sich überhaupt um ein sakrales Gebäude gehandelt hat51. Unter den weniger untersuchten spätantiken Festungen verdient noch Šentjurski hrib über Tržišče (ungefähr 7 km Luftlinie nördlich von Velika Strmica) besondere Aufmerksamkeit, da dort bereits vor dem Anfang der Ausgrabungen frühchristliche Gegenstände entdeckt worden sind (ein goldener Kreuzanhänger, ein bronzener eiförmiger Weihrauchschwenker, zwei blecherne Scharniere eines Reliquiars mit christlicher Symbolik und einer Widmungsinschrift)52. Zu den wichtigen Entdeckungen aus den letzten Jahren muss man auch die Reste der frühchristlichen Architektur in Črnomelj in Bela Krajina zählen. Während der denkmalschützerischen Arbeiten an der dortigen Kirche des Heiligen Geistes entdeckte man architektonische Reste mit einem Mosaik aus dem Ende des 4. oder vom Beginn des 5. Jhs. Die architektonischen Reste erinnern an römische Thermen, die zu einer frühchristlichen Kirche umfunktioniert worden sind. Es handelt sich um eine frühchristliche Kirche aus der ersten Epoche des Aufschwungs des Kirchenbaus um das Jahr 400. Die wahrscheinliche Zeit ihres Verfalls ist das späte 6. Jh. als die Siedlung zerstört wurde53. Knific – Sagadin a. O. (Anm. 2) 71 Nr. 61. Ciglenečki, Frühchristliche Kirchenanlagen a. O. (Anm. 2) 585 f.; Ciglenečki, Zur Chronologie a. O. (Anm. 2) 298 – 300; Taf. 57 Abb. 3; S. Ciglenečki, Justinijanovo utvrđivanje Ilirika [Die justinianische Befestigung Illlyricums], Archaeologia Adriatica 3, 2009, 205 – 222, bes. 216 f. 49 Božič – Ciglenečki a. O. (Anm. 19) 249 f. 263. 268 f.; Ciglenečki a. O. (Anm. 18) 500 – 502; Ciglenečki a. O. (Anm. 48) 211 – 218; S. Ciglenečki, Problem odsotnosti cerkva v nekaterih poznoantičnih kastelih Ilirika [Das Problem von fehlenden Kirchen in einigen spätantiken Festungen Illyricums], in: H. G. Jurišić (ed.), Zbornik u čast Emilija Marina za 60. rođendan [Miscellanea Emilio Marin sexagenario dedicata]. (Split 2009 – 2011) 673 – 688, mit gut begründeter Vermutung, dass in den Festungen mit einem Anteil der zivilen Bevölkerung (die Familien der Soldaten und andere Zivilisten) in den meisten Fällen eine Kirche erbaut wurde, während in den Stützpunkten, wo nur militärische Einheiten ansässig waren, in vielen Fällen keine Kirchenanlage vorhanden war. 50 Ciglenečki, Frühchristlicher Gebäudekomplex a. O. (Anm. 2) 164 – 166 Nr. 18. 19. 22. 51 Ciglenečki, Frühchristliche Kirchenanlagen a. O. (Anm. 2) 585 – 587. 52 T. Knific, in: Bitenc – Knific (eds.) a. O. (Anm. 20) 19 f. No. 33 – 35; Bratož, Cristianesimo a. O. (Anm. 2) figs. 4 – 6. 8; Ciglenečki a. O. (Anm. 18) 504. 53 Grundlegende Veröffentlichung: Ph. Mason, Late Roman Črnomelj and Bela Krajina, AVes 49, 1998, 285 – 313, bes. 288 – 290. Kurze Vorstellungen: Bratož – Ciglenečki a. O. (Anm. 2) 522 f.; Ciglenečki, Frühchristliche Kirchenanlagen a. O. (Anm. 2) 584; J. Weiss (ed.), Črnomaljski zbornik. Zbornik historičnih razprav ob 780-letnici prve omembe naselja in 47 48
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In der Zeit zwischen 1975 – 1979 hat man das frühchristliche Zentrum in der spätantiken Siedlung Kučar bei Podzemelj in Bela Krajina mit einer Doppelkirche, von der man den Umfang kennt (die kleinere Kirche 21,50 × 8 m, die größere 24,80 × 10/8 m, beide mit einer Priesterbank), mit einem (vermutlichen) Baptisterium und einem Klerikerhaus erforscht. Nach mehreren Teilveröffentlichungen ist eine Monografie zu diesem Fundort erschienen, die die grundlegende Veröffentlichung des Kirchenkomplexes und eine Studie zu der frühchristlichen Sakralarchitektur im Ostalpen- und Westbalkanraum beinhaltet54. Es handelt sich um die Veröffentlichung eines Fundes, der der Bedeutung nach mit dem kirchlichen Zentrum auf Vranje und auf Tonovcov grad vergleichbar ist. Die dortige Studie der frühchristlichen Architektur in befestigten Höhensiedlungen (S. Ciglenečki) gehört – zusammen mit einer Studie des gleichen Autors zu Tonovcov grad und mit einer Studie von Th. Ulbert in der Monografie zu Vranje (1975) – zu den grundlegenden Texten, die zu diesem Thema in slowenischen wissenschaftlichen Publikationen erschienen sind. Die Erläuterung des Kirchenkomplexes Kučar wird durch eine ganze Reihe von Besonderheiten erschwert. Berücksichtigt man die Größe der kirchlichen Objekte (die untere Kirche ist die größte frühchristliche Kirche auf dem Gebiet Sloweniens; in der unmittelbaren Nähe befindet sich noch ein großes Gebäude [vermutlich die Unterkunft der Kleriker] mit einem Hypokaustum) und ihre Chronologie (ungefähr von 380 bis 500) so gehört das Zentrum in die frühe Periode des Aufschwungs des Kirchenbaus. Berücksichtigt man jedoch die Lage innerhalb der Höhenfestung, gehört es aber zu einer späteren Entwicklungsphase. Die Identifizierung des Baptisteriums ist nicht ganz überzeugend. Die Absenz einer dazugehörigen Siedlung wirft die Frage auf, welche Rolle das kirchliche Zentrum in der näheren und weiteren Umgebung spielte. Bei der Voraussetzung, Kučar sei das kirchliche Zentrum des geografisch und verkehrsmäßig abgeschlossenen Gebietes von Bela Krajina gewesen, stellt sich die Frage, welche Beziehungen es zu der 10 km entfernten großen spätantiken befestigten Siedlung in Črnomelj (300 × 200 m) pflegte, wo man eine kleinere Kirche aus ungefähr gleicher Zeit entdeckte55.
D. Synthese und offene Fragen Ein Resultat der älteren Forschungen und derer, die in den letzten zwei Jahrzehnten durchgeführt worden sind, ist eine verhältnismäßig hohe Anzahl von frühchristlichen Kirchen – nämlich 40 an 25 Orten (Abb. 2). Doch muss man bei diesem Ergebnis berücksichtigen, dass viele Kirchen (ungefähr ein Dutzend) nur auf dem Gelände erkannt worden sind, ohne richtig erforscht zu sein56. Für viele Kirchen aus den älteren Forschungsperioden ist die archäologische Dokumentation eher mangelhaft oder sogar verschollen (Velike Malence). Viele Funde kennt man nur aus kürzeren Berichten oder Teilveröffentlichungen. Nur für fünf wichtigere Fundorte gibt es wissenschaftliche Monografien (in chronologischer Abfolge: Vranje, Rifnik, Emona, Kučar und Tonovcov grad). Die erste Epoche des Aufschwungs der christlichen Architektur fällt in die 2. Hälfte des 4. und in das frühe 5. Jh., als die Kirchen in den städtischen Siedlungen (Poetovio, Emona, Celeia) und in einigen 600-letnici prve omembe Črnomlja kot mesta [Sammelband Črnomelj. Akten des historischen Kolloquiums anlässlich des 780. Jubiläums der ersten Erwähnung des Ortes und 600. Jubiläums der ersten Erwähnung Črnomeljs als Stadt]. (Črnomelj 2008), darin bes. Ph. Mason, Bela krajina v prazgodovini in rimskem obdobju [Bela Krajina in der Urgeschichte und der Römerzeit], 17 – 47, bes. 41 f. und Ph. Mason, Arheološka podoba Črnomlja [Das archäologische Profil Črnomeljs], 49 – 70, bes. 54 – 58. 65 – 67, mit der Meinung, dass die Kirche bis um 600 bestand, als sie verbrannt wurde. 54 Ciglenečki, Frühchristlicher Gebäudekomplex a. O. (Anm. 2) 134 – 190 (Auswertung des frühchristlichen Gebäudekomplexes mit Bestimmung der ausgegrabenen Gebäude und ihrer Chronologie). Kurze Vorstellungen des Kirchenkomplexes: Glaser, Frühes Christentum a. O. (Anm. 2) 79 – 81 (mit einer Rekonstruktion der beiden Kirchen); Ciglenečki, Frühchristliche Kirchenanlagen a. O. (Anm. 2) 588 – 590; Ciglenečki, Zur Chronologie a. O. (Anm. 2) 298. 55 Zur Interpretation des Kirchenkomplexes grundlegend Ciglenečki, Frühchristlicher Gebäudekomplex a. O. (Anm. 2) 179 – 190. Vgl. Mason, Bela krajina a. O. (Anm. 53) 42 (mit der Hypothese, dass in Črnomelj das Verwaltungszentrum, in Kučar jedoch das kirchliche Zentrum der Region gewesen sei). 56 Verzeichnis der nur bekannten, jedoch noch nicht erforschten Kirchenanlagen (siehe Abb. 2): I. In Venetia et Histria: Koper, Tonovcov grad bei Kobarid (vermutliche vierte Kirche), Tabor bei Knežak, Lesce, Šmartno v Tuhinju und Križevska vas bei Moravče; II. In Noricum mediterraneum: Gračnica bei Ter, Gradec bei Prapretno und Vranja peč bei Lipni dol; III. In Savia: Limberk oberhalb Mala Račna, Gradec bei Velika Strmica, Šentjurski hrib (nördlich davon) und Črnomelj.
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ländlichen Siedlungen erbaut worden sind (Lesce, Šmartno v Tuhinju, Križevska vas pri Moravčah, Črnomelj, in allen Fällen mit Mosaiken ausgestattet). Die zweite Phase (ungefähr 480 – 600) erfolgte nach den großen Veränderungen der Siedlungslandschaft im 5. Jh. Viele Höhensiedlungen und einige militärische Stützpunkte wurden der Regel nach mit einfachen sakralen Objekten ausgestattet, die in der zweiten Bauphase in der 1. Hälfte oder Mitte des 6. Jhs. durch zusätzliche Räume erweitert worden sind, manchenorts aber hat man neue Objekte erbaut. Spätestens am Übergang vom 6. zum 7. Jh. sind die frühchristlichen Kirchen verfallen, sei es deswegen, weil sie zerstört wurden (Vranje, Črnomelj) oder deswegen, weil sie einem anderen Zwecke dienten oder verlassen wurden57. Die wichtigsten Fragen beziehen sich gerade auf diese letzte Entwicklungsphase und wir möchten sie näher erläutern. Die Rolle der Doppelkirchen (Vranje, Kučar und Tonovcov grad, wo man der Doppelkirche noch eine dritte hinzugefügt hat, vielleicht auch eine vierte, die sich unter den noch unerforschten Gebäuden andeutet) bleibt im Rahmen der sonstigen Erkenntnisse aufrecht. Auch laut neuester Forschungen waren rund 60 % aller Doppelkirchen (diese werden in vielen Fällen sehr frei definiert) kein Bistumssitz, sondern übten eine andere Funktion aus. Diese bleibt in vielen Fällen schwer erkennbar, deswegen ist es notwendig, jeden Fall für sich zu erörtern. Meistens handelte es sich um lokale religiöse Zentren, welche in der Zeit, als die Zugehörigkeit zum Christentum obligatorisch war und man die Kinder in großer Zahl taufen ließ, alle grundlegenden Aufgaben der Kirche ausübten. Unter den Gründen für die Entstehung von Doppelkirchen sollte man die spezifischen Bedürfnisse der Kleriker, liturgische Gründe und eine höhere Anzahl von Gläubigen berücksichtigen58. So könnte man die Entstehung der dritten (und hypothetisch der vierten) Kirche auf Tonovcov grad erklären. Wahrscheinlich wären die grundlegenden Fragen zu beantworten, wenn man die gesamte Siedlung erforschen würde, da man anhand von architektonischen Resten und kleinen Funden auf die Funktionen der einzelnen Objekte schließen könnte (Vranje). Gleichzeitig sollte man die breitere Umgebung einer jeden Siedlung mit einer Doppelkirche berücksichtigen, da sie auf lokaler Ebene als Zentrum fungierte (Tonovcov grad)59. Bedeutend ist auch die Tatsache, dass die mittelalterlichen Kirchen in einigen Fällen auf den Fundamenten vorheriger spätantiker Kirchen errichtet worden sind (Kranj, Tabor pri Knežaku, Črnomelj). Es handelt sich um eine Erscheinung, die typisch ist für die Entwicklung in den Zentral- und Westalpen, im Ostalpengebiet war sie jedoch nicht bekannt. Wenn zukünftige archäologische Forschungen diese Tatsache bestätigen werden, wird diese Feststellung einen wichtigen Beitrag zur Klärung der Frage nach der Kontinuität zwischen der Antike und dem Mittelalter darstellen60. Es fällt schwer, die Bedeutung und Zuverlässigkeit der astro-archäologischen Methode einzuschätzen, deren Resultate im Rahmen des aktuellen Forschungsstandes notwendigerweise hypothetisch bleiben. Es handelt sich um eine astronomische Bestimmung der Bedeutung der Orientierung der einzelnen Kirchen, wobei ihre Abweichung von der ost-westlichen Orientierung mit einem bestimmten Kirchenfest in Verbindung gebracht wird. Im Fall der südlichen Kirche auf Tonovcov grad aus der Mitte des 6. Jhs. sollte ihre Orientierung dem Fest Darstellung des Herrn (Maria Lichtmess–2. Februar) entspre-
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Ciglenečki, Frühchristlicher Gebäudekomplex a. O. (Anm. 2) 179 – 190; Ciglenečki, Zur Chronologie a. O. (Anm. 2). Duval – Caillet a. O. (Anm. 14) 35 – 37; Bratož a. O. (Anm. 14) 138 – 141. Für Vranje siehe Knific a. O. (Anm. 40); für Tonovcov grad Ciglenečki – Modrijan – Milavec a. O. (Anm. 4) 235 – 246. R. Bratož, Anfänge der slowenischen Ethnogenese. Fakten, Thesen und Hypothesen, in: F. Bernik – R. Lauer (Hrsg.), Die Grundlagen der slowenischen Kultur, AbhGöttingen N. F. 6 (Berlin 2010) 1 – 38, bes. 21 – 24. Zur Frage der Kontinuität aus archäologischer Sicht siehe Z. Modrijan, Continuity in Late Antiquity Slovenian Fortified Hilltop Settlements, in: O. Heinrich-Tamáska (Hrsg.), Keszthely-Fenékpuszta im Kontext spätantiker Kontinuitätsforschung zwischen Noricum und Moesia, CPP 2 (Rahden 2011) 157 – 171 (im Fall von Tonovcov grad eine Kontinuität bis zur Mitte des 7. Jhs., danach Aussiedlung der Bewohner; in den Höhensiedlungen Ostsloweniens Kontakte zwischen den Altansässigen und den Slawen um 800, ebenso in den alpinen Hochgebirgssiedlungen). Vgl. Glaser, Kontinuität und Diskontinuität a. O. (Anm. 38) 139, mit der Feststellung, dass für die Entwicklung in Kärnten und in Slowenien (mit Ausnahme des Fundortes Kranj/ Krainburg) eine Diskontinuität charakteristisch ist, während in Tirol (Raetia secunda) in den meisten Fällen die Kontinui tät überwog (Diskontinuität üblich nur bei den vermutlich arianischen Kirchen). Die zwei noch ungenügend erforschten Beispiele aus Slowenien wie Tabor und Črnomelj weisen darauf hin, dass die Kontinuität des Christentums in Slowenien vielleicht bedeutender war, als man bisher allgemein vorausgesetzt hat.
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chen, wie es in Konstantinopel zur Zeit Justinians gefeiert wurde61. Die Wahrscheinlichkeit des jeweiligen Falles könnte durch eine Untersuchung bestätigt oder widerlegt werden, die eine große Zahl von Kirchen aus dieser Periode umfassen würde (zum Beispiel Kirchen aus der Zeit Justinians im Gebiet der Adria und des Hinterlandes). Im Fall der angeführten Kirche sollte man auf jeden Fall die Tatsache berücksichtigen, dass sich die Bauarbeiter den Bedingungen des zerklüftenen Felsmassivs anpassen mussten, wobei ihnen das Terrain sehr wenig Spielraum für die Orientierung des Gebäudes ließ.
2. Historische Untersuchungen Die Forschungen im Rahmen der Geschichte des Christentums und der Kirche in der Spätantike haben in Slowenien in den letzten zwei Jahrzehnten viele wichtige Themen umfasst, von den Anfängen im 3. Jh. und der letzten großen Christenverfolgung (303/304) bis zum Verfall der antiken Kirchenorganisation im späten 6. Jh. Dabei muss man berücksichtigen, dass der slowenische Raum für die historische Forschung wesentlich zu klein ist (in der antiken Zeit umfasste er ungefähr 0,5 % der christlichen Welt), zudem war dieser Raum unter vier oder sogar fünf unterschiedliche Provinzen aufgeteilt, weswegen die Forschung gezwungen war, über diesen räumlichen Rahmen hinauszugehen. Alle grundlegenden Prozesse in der Geschichte des Christentums haben nämlich ein wesentlich größeres Territorium tangiert und können daher nur in einem breiteren räumlichen Kontext verstanden werden. Da es sich um ein Gebiet an der Grenze zwischen Italien und Illyricum handelt, war es unumgänglich, die engere oder breitere Nachbarschaft ebenfalls in Betracht zu ziehen: im Westen das Gebiet der Provinz Venetia et Histria oder sogar ganz Norditaliens, im Osten fast alle Provinzen der pannonischen Diözese oder des Westillyricums. Neben dem bescheidenen, jedoch beachteten und berücksichtigten Beitrag der wenigen slowenischen Autoren sollte man auch den außerordentlich bedeutenden Beitrag einer höheren Anzahl von internationalen Autoren erwähnen. Zahlreiche Forschungsinitiativen basieren auf einer Reihe von wichtigen Jubiläen in der Geschichte des Christentums in der Spätantike und im Mittelalter: 1700 Jahre der letzten großen Christenverfolgung (303/304) und des Toleranzedikts von Galerius (311), 1600 Jahre der Schlacht am Frigidus (394) und des Todes des Bischofs Chromatius von Aquileia (408), 1000 Jahre erster Erwähnung Österreichs (996) und der Christianisierung von Ungarn (1000). Die erhalten gebliebenen Schriften des Bischofs Victorinus aus Poetovio (gest. als Martyrer in der Diokletianischen Verfolgung 303 oder 304), einer der ersten großen Persönlichkeiten in der Geschichte des Christentums im Mitteldonauraum, werfen komplexe Fragen nach seiner Herkunft, seiner Bildung, der Chronologie seiner Schriften, nach seiner Theologie, nach dem Verhältnis zum römischen Staat, dem Heidentum und dem Judentum als auch die Frage nach seinen historischen Auffassungen und dem Nachleben seiner Ideen auf. Die Rekonstruktion des authentischen Textes seines Kommentars zur Offenbarung und eine präzisere Erfassung der kürzeren Schriften und Fragmente brachten eine Reihe von neuen Erkenntnissen62. Victorinus entwickelte sich von einem kaum beachteten Autor zu einem wichtigen Zeitzeugen63. Seine Wahrnehmung der Zeit, in der er lebte, erinnert an die Anschauungen seines S. Čaval – I. Šprajc, Astronomska orientacija cerkva na Tonovcovem gradu [Astronomical Orientation of Churches at Tonovcov Grad], in: Ciglenečki – Modrijan – Milavec a. O. (Anm. 4) 247 – 255. 62 Neue Ausgaben der Schriften des Victorinus mit Übersetzung und Kommentar: M. Dulaey (éd.), Victorin de Poetovio. Sur l’Apocalypse suivi du Fragment chronologique et de La construction du monde. Introduction, texte critique, traduction, commentaire et index, SC 423 (Paris 1997) (grundlegende Ausgabe); M. Špelič (ed.), Viktorin Ptujski – Victorinus Poetovionensis. Razlaga Razodetja in drugi spisi [In Apocalypsin und andere Schriften] (Celje 1999) (Ausgabe mit slowenischer Übersetzung, Einführung und Kommentar); M. Veronese (ed.), Vittorino di Petovio. Opere, CSEA 2 (Aquileia 2002) 233 – 357. 63 M. Dulaey, Victorin de Poetovio, premier exégète latin I–II, EAA 139/140 (Paris 1993) (grundlegende Monografie). Auswahl der neuen, historisch orientierten Beiträge: R. Bratož, Il cristianesimo aquileiese prima di Costantino fra Aquileia e Poetovio, Ricerche per la storia della chiesa in Friuli 2 (Udine 1999) 267 – 354; R. Bratož, Der Bischof Victorinus und die Kirchengemeinde von Poetovio (2. Hälfte des 3. Jahrhunderts), ZalMúz 11, 2002, 7 – 20; S. Krajnc (ed.), Mednarodni znanstveni simpozij ob 1700-letnici smrti sv. Viktorina Ptujskega. Zbornik razprav [Internationales wissenschaftliches Symposium anlässlich des 1700. Todestags des heiligen Victorinus von Ptuj. Akten] (Ptuj 2003), darin bes. M. Veronese, L’influsso di Vittorino di Petovio sugli scrittori Aquileiesi, 193 – 210 und G. Pani, Chiesa, impero romano e Anticristo nel 61
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älteren Zeitgenossen Cyprianus aus Karthago. Er war dem römischen Staat gegenüber negativ eingestellt, obwohl mit dem Toleranzedikt von Gallienus (260) die Verhältnisse aus der Zeit vor der Christenverfolgung unter Decius und Valerianus wiederhergestellt wurden64. Unter den Fragen der historischen Interpretation, bei denen sich die Meinungen der Forscher scheiden, sollte man die Chronologie von Victorinus und seinen Schriften erwähnen. Gegen eine frühe Datierung, laut der sein Kommentar zur Offenbarung um 260 unter dem Einfluss der Christenverfolgung unter Valerianus entstanden sein sollte und laut der der Bischof vor dem Antritt Diokletians gestorben sei, spricht die eindeutige Datierung des Bischofs von Poetovio in eine spätere Zeit (Diokletian) bei Hieronymus65. Sein Kommentar beinhaltet Reminiszenzen an die vergangene Verfolgung (unter Decius und Valerianus). Unter den historischen Themen aus dem frühen 4. Jh. setzte man sich vor allem mit den Fragen der Christenverfolgung auseinander, die unterschiedliche inhaltliche Einheiten bilden: (1) erneute Analyse der Quellen und späterer Überlieferung und eine Einschätzung der Verfolgung auf dem Gebiet der Provinzen im Mittel- und unteren Donauraum66; (2) Martyrer aus der Provinz Dalmatien mit einer reichen hagiografischen Tradition und epigrafischen und materiellen Bestätigungen für Salona67; (3) die hagiografische Überlieferung mit (weniger zahlreichen) epigrafischen Quellen für Pannonia secunda (Sirmium) und die Provinz Savia68; (4) eine reiche Überlieferung, epigrafische und materielle Hinterlassenschaften und die Verbreitung des Martyrerkultes der Kantiergruppe (Cantius, Cantianus, Cantianilla) in Aquileia69; (5) eine erneute Analyse der gesamten Überlieferung zum Martyrer Justus aus Tergeste70; (6) eine erneute Analyse der Überlieferung zum Martyrer Florian aus Lauriacum und die Frage nach
Commento all’Apocalisse di Vittorino di Petovio, 227 – 241; M. Špelič, Vittorino da Poetovio, profeta diventato esegeta, Antonianum 78, 2003, 685 – 691. 64 Zum Toleranzedikt des Gallienus siehe R. Bratož, Forma e contenuto della tolleranza religiosa dall’editto di Gallieno all’editto di Galerio, in: G. Bonamente – N. Lenski – R. Lizzi Testa (eds.), Costantino prima e dopo Costantino [Constantine before and after Constantine], Munera. Studi storici sulla Tarda Antichità 35 (Bari 2012) 25 – 46, bes. 25 – 32. 65 Dulaey a. O. (Anm. 63) I: 12, mit der Datierung des Todes des Victorinus in die Zeit der vermutlichen Verfolgung Numerians (284). Dieser Datierung widerspricht Hier. vir. ill. 74 (ed. M. E. Bottecchia Dehò 2009, CSEA 6, 1, 348 f.) mit der Einordnung des Victorinus nach drei Autoren aus der Zeit der letzten Soldatenkaiser (vir. ill. 71 – 73; ebd.) und von den Schriftstellern aus der Zeit der Tetrarchen (vir. ill. 75 – 77; ebd. 350 f.). 66 A. Demandt – A. Goltz – H. Schlange-Schöningen (Hrsg.), Diokletian und die Tetrarchie. Aspekte einer Zeitenwende, Millennium-Studien 1 (Berlin 2004), darin bes. R. Bratož, Die diokletianische Christenverfolgung in den Donau- und Balkanprovinzen, 115 – 140 und R. Bratož, Verzeichnis der Opfer der Christenverfolgungen in den Donau- und Balkanprovinzen, 209 – 252. Zur Verfolgung der Christen im unteren Donauraum siehe R. Harreither, Hagiographische Quellen zu den Martyrern der Provinz Scythia Minor, in: Krajnc (ed.) a. O. (Anm. 63) 99 – 132. 67 J. Dukić – S. Kovačić – E. Višić-Ljubić (eds.), Salonitansko-splitska crkva u prvom tisućljeću kršćanske povijesti. Zbornik međunarodnoga znanstvenog skupa u povodu 1700. obljetnice mučeništva sv. Dujma [Ecclesia Salonitana-Spalatensis in primo millenio historiae Christianae. Acta symposii internationalis in occasione MDCC anniversarii martyrii s. Domnii], Biblioteka crkve u svijetu 43 (Split 2008), darin, unter verschiedenen hagiografischen, kirchenhistorischen und archäologischen Beiträgen, bes. R. Bratož, Le persecuzioni dei cristiani nella Dalmazia romana sotto Diocleziano, 41 – 66. Epigrafische Belege für den Kult der Martyrer von Salona mit ausführlichem Kommentar zuletzt in E. Marin (ed.), Salona IV. Inscriptions de Salone chrétienne IVe–VIIe siècles I–II, Niz “Salona”. Arheoloskog muzeja Split 12 = CEFR 194, 4 (Rome – Split 2010) 256 – 259 No. 70 (Antiochianus, Asterius, Gaianus); 259 – 262 No. 71 und 830 – 832 No. 462 (Domnio); 272 – 274 No. 79 (Septimius); 305 – 312 No. 96 (Anastasius). 68 Damjanović (ed.) a. O. (Anm. 2), darin, unter verschiedenen Beiträgen zur Geschichte, Theologie und Archäologie des frühen Christentums in Pannonien mit den Nachbarprovinzen, auch R. Bratož, Dioklecijanovo preganjanje kristjanov v Noriku [Die diokletianische Christenverfolgung in Noricum], 155 – 181. 69 G. Cuscito (a cura di), Studi Sancanzianesi in memoria di Mario Mirabella Roberti, AntAlt 57 (Trieste 2004), darin, unter historischen und archäologischen Beiträgen, auch R. Bratož, I martiri Canziani e il ceto aristocratico nella persecuzione dioclezianea, 109 – 137. Siehe ferner den zweisprachigen Tagungsband von G. Toplikar – S. Tavano (eds.), I santi Canziani nel XVII centenario del loro martirio – Sveti Kancijani ob 1700-letnici mučeništva, Fonti e studi per la storia della Venezia Giulia (Monfalcone 2005) mit archäologischen, historischen und kunsthistorischen Beiträgen, darunter auch R. Bratož, Storicità del gruppo dei Canziani – Zgodovinska avtentičnost Kancijeve mučeniške skupine, 128 – 191. 70 G. Cuscito (a cura di), San Giusto e la tradizione martiriale tergestina nel XVII centenario del martirio di San Giusto e per il Giubileo d’oro sacerdotale di Mons. Eugenio Ravigniani Vescovo di Trieste, AntAlt 60 (Trieste 2005), darin, unter verschiedenen Beiträgen zur Geschichte, Archäologie und Kunstgeschichte, auch R. Bratož, Il martirio per annegamento nella persecuzione dioclezianea, 111 – 146.
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der Verbreitung seines Kultes auf dem Gebiet des nordöstlichen Italien und Sloweniens71. Das Ende der Christenverfolgung nach dem Toleranzedikt von Galerius (311)72 lässt die Frage nach der Christenverfolgung durch Licinius im unteren Donauraum offen: Hat dieser rasante Aufsteiger auf dem Kaiserthron als eine Expositur von Galerius im Herrscherkollegium seit der Ernennung zum Kaiser bis zum Edikt von Galerius (November 308 – Ende April 311) die Christen verfolgt oder aber verfolgte er sie in der Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Bürgerkrieg gegen Konstantin (316/317 – 324) als er Herrscher der thrakischen Diözese war? Die Herrschaft des Kaisers Konstantin, dessen Machtbereich sich nach dem Sieg im ersten Krieg gegen Licinius aus Italien bis an die Grenzen Thrakiens erstreckte, ermöglichte eine schnellere Verbreitung des Christentums und die Entwicklung der Kirchenorganisation. Beides historische Prozesse, die sich mit zeitweiligen schnellen Aufstiegen bis zum Ende des 4. Jhs. fortsetzten73. Die schwierigste Frage warf der Beginn des Arianismus im Illyricum und in einem wesentlich kleineren Maße im nordöstlichen Italien, aber auch der Beginn anderer häretischer Bewegungen (wie zum Beispiel der Lehre des sirmischen Bischofs Photinus in Pannonien und in den Nachbarregionen), die die Entwicklung des Christentums bis zum Ende der Spätantike prägten. Die Auseinandersetzungen, die mehrmals in Gewalttätigkeiten übergingen, versuchte man auf einer Reihe von Synoden zu lösen, in Serdica (343), mehrmals in Sirmium (351, 357, 358), in Mailand (355) und Rimini (359), zu welchen eine komplexe und inhaltlich kontroverse Überlieferung besteht. Zu vielen Artikeln in den Weltsprachen gesellte sich eine erste Analyse seitens der slowenischen Geschichtsschreibung, mit einem Schwerpunkt auf der Analyse der Berichte von Athanasius, Hilarius von Poitiers und der griechischen Kirchenhistoriker des 5. Jhs.74. Unter den Ereignissen aus der Epoche des Aufstiegs der neuniznänischen Theologie und des Auftritts mehrerer wichtiger rechtgläubiger Bischöfe und Kirchenpolitiker (Valerianus in Aquileia, Ambrosius in Mailand und Anemius in Sirmium) galt die Aufmerksamkeit vor allem der Synode von Aquileia 381, wobei sich zwei Themen im Vordergrund befanden: ihre Rolle bei der Entwicklung der Kirche in Norditalien und im Westillyricum und ihr chronologischer Verlauf mit einem Versuch der Bestimmung
Tagungsband Bergamini – Geretti (eds.) a. O. (Anm. 2) mit historischen, archäologischen und vor allem kunsthistorischen Beiträgen, darunter auch R. Bratož, Storicità di san Floriano. La tradizione agiografica e le circostanze del suo martirio, 21 – 35; F. Reisinger, San Floriano di Lauriacum e il perdurare della sua storia di santità, 45 – 55. Zur historischen Erforschung der Passio Floriani wichtig auch J. Ebner – M. Würthinger (Hrsg.), Der heilige Florian. Tradition und Botschaft, Neues Archiv für die Geschichte der Diözese Linz 16 (Linz 2003), darin bes. H. Wolff, Die „Passio“ des heiligen Florian. Zu den Anfängen des Christentums in Nordnoricum, 59 – 76. Neben verschiedenen Veröffentlichungen zum Thema bedeutend auch tiefblickender Aufsatz von R. Harreither, Der hl. Florian. Der einzige namentlich bekannte Martyrer in Noricum Ripense, in: R. Bratož (Hrsg.), Westillyricum und Nordostitalien in der spätrömischen Zeit, Situla 34 (Ljubljana 1996) 235 – 262. 72 Das Toleranzedikt des Galerius war Anlass für zwei wissenschaftliche Konferenzen: I. A. Felber – B. J. Groen – M. Sohn-Kronthaler (Hrsg.), Toleranz und Religionsfreiheit 311 – 2011. Internationales Symposium an der KatholischTheologischen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz, 14. – 15. April 2011 (Hildesheim – Zürich – New York 2012) mit verschiedenen Beiträgen, darunter auch J. Kranjc, Die religiöse Toleranz und die Glaubensfreiheit – das Beispiel des Edikts von Nicomedia und des Mailänder Edikts, 57 – 75; II. Symposium Costantino prima e dopo Costantino [Constantine before and after Constantine] (Perugia – Spello, 27. – 30. April 2011), Tagungsband Bonamente – Lenski – Lizzi Testa [eds.] a. O. [Anm. 64]). 73 R. Bratož, Christianisierung des Nordadria- und Westbalkanraumes im 4. Jahrhundert, in: Bratož (Hrsg.) a. O. (Anm. 71) 299 – 360. Für das Territorium Sloweniens siehe auch Bratož – Ciglenečki a. O. (Anm. 2). 74 A. Cedilnik, Ilirik med Konstantinom Velikim in Teodozijem Velikim. Balkansko-podonavski prostor v poročilih Atanazija, Hilarija, Sokrata Sholastika, Sozomena, Teodoreta in Filostorgija [Illyricum zwischen Konstantin dem Großen und Theodosius dem Großen. Der Balkan-Donauraum in Berichten von Athanasius, Hilarius, Sokrates Scholastikos, Sozomenos, Theodoretos und Philostorgios], Thesaurus memoriae Dissertationes 3 (Ljubljana 2004). Zum Arianismus in Pannonien siehe auch R. Bratož, Martino e i suoi legami con la Pannonia cristiana, Cristianesimo nella storia 29, 2008, 283 – 316. Zur proarianischen Positionierung der Kirche von Salona in dieser Zeit siehe R. Bratož, Il primo cristianesimo in Dalmazia, in: G. Cuscito (a cura di), La cristianizzazione dell’Adriatico. Atti della 38a Settimana di Studi Aquileiesi, 3 – 5 maggio 2007, AntAlt 66 (Trieste 2008) 221 – 262, bes. 228 – 234. Zum Thema auch Y.-M. Duval, L’extirpation de l’Arianisme en Italie du Nord et en Occident. Rimini (359/60) et Aquilée (381). Hilaire de Poitiers (†367/8) et Ambroise de Milan (†397), Variorum collected studies series (Aldershot 1998), bes. Aufsatz Nr. X. 71
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der Räumlichkeiten, in denen sie in der aquileiensischen Basilika stattfand (secretarium ecclesiae)75. Unter den drei „problematischen“ Bischofssitzen im Illyricum befand sich auch das religiös gespaltene Poetovio. Der damalige Vorstand Iulianus Valens pflegte Kontakte zu den Arianern in Mailand. Bei der Ankunft einer Gruppe von gotischen Föderaten aus Pannonien, die die Stadt bedrängte, aber soll er sogar einen Hochverrat begangen haben76. Der Lösung der komplexen Fragen, die durch die Ansiedlung der sog. dreiethnischen, ihrem Aufbau nach jedoch zweiteiligen Föderatengruppe in Pannonien (die erste Untergruppe wurde von Ostgoten und Hunnen, die andere von Alanen gebildet), widmete sich die Mission des aquileiensischen Klerikers Amantius (spätes 4. Jh.) der Aufgabe, durch seinen Einfluss als Bischof von Iovia die Anführer der barbarischen Föderaten von ihrer Gewalttätigkeit abzubringen und gleichzeitig für das Christentum zu werben. In der Zeit seiner 20 Jahre lang andauernden Tätigkeit wurde die Kirche von Aquileia zum ersten Mal mit der „barbarischen“ Frage konfrontiert, die sie dann während der ganzen spätantiken und frühmittelalterlichen Epoche begleitete77. Unter den bedeutenden Themen aus der Geschichte des Christentums im letzten Drittel des 4. Jhs. wurden dem Mönchtum viele neue Untersuchungen zuteil. Neben einem ersten Versuch eines historischen Umrisses der Entwicklung des Mönchtums im Westillyricum78 wurden mehrere ausgewählte Themen behandelt, die wir chronologisch auflisten möchten: (1) die Ankunft des Martinus von Tours im heimischen Pannonien (um 358/359)79; (2) der aquileiensische Asketenkreis um 370 – 373, aus dem wichtige Persönlichkeiten der christlichen Literatur und Theologie hervorgegangen sind, allen voran Hieronymus80; (3) ein Versuch der Bestimmung des Geburtsortes von Hieronymus, wobei man die sogenannte liburnische Hypothese mit der wieder mehr beachteten Karst-Innerkrain-Hypothese konfrontierte81. Beide weichen zwar von der Angabe, die der Autor selbst zu seinem Geburtsort gemacht hat, er R. Bratož, La basilica di Aquileia nelle fonti letterarie dal IV al VII secolo, in: G. Cuscito – T. Lehmann (eds.), La basilica di Aquileia. Storia, archeologia ed arte [Der Dom von Aquileia. Geschichte, Archäologie und Kunst]. Atti della 40a Settimana di Studi Aquileiesi, 7 – 9 maggio 2009, AntAlt 69 (Trieste 2010) 19 – 66. Unter den historischen Beiträgen darin wichtig auch Chr. Markschies, Das Konzil des Jahres 381, 97 – 119. Zur Kirche von Aquileia im 4. Jh. ausführlich C. Sotinel, Identité civique et christianisme. Aquilée du IIIe au VIe siècle, BEFAR 324 (Rome 2005) 111 – 169. 383 – 392. Einige Behauptungen in dieser Monografie wurden in der italienischen und slowenischen Forschung mit Skepsis angenommen oder abgelehnt: Siehe die Besprechungen von S. Tavano, Memorie storiche Forogiuliesi 85, 2005, 327 – 335; G. Cuscito, AquilNost 78, 2007, 550 – 559; G. Cuscito, RACr 83, 2007, 469 – 489; R. Bratož, Aquileia tardoantica e la sua comunità cristiana. Una nuova monografia, Quaderni Giuliani di Storia 28, 2007, 5 – 50. 76 Chr. Markschies, Ambrosius von Mailand und die Trinitätstheologie. Kirchen- und theologiegeschichtliche Studien zu Antiarianismus und Neunizänismus bei Ambrosius und im lateinischen Westen (364 – 381 n. Chr.), Beiträge zur historischen Theologie 90 (Tübingen 1995) 134 – 142; R. W. Mathisen, Barbarian Bishops and the Churches “in barbaricis gentibus” during Late Antiquity, Speculum 72, 1997, 664 – 697, bes. 678 f., wo Iulianus Valens als „gotischer“ Bischof apostrophiert wurde; Bratož – Ciglenečki a. O. (Anm. 2) 497 – 506. Zu Julians Auftritt vor den Goten in „barbarischer“ Aufmachung siehe Ph. von Rummel, Habitus barbarus. Kleidung und Repräsentation spätantiker Eliten im 4. und 5. Jahrhundert, RGA Ergb. 55 (Berlin 2007) 128 – 143; Ph. von Rummel, Ambrosius, Julianus Valens und die „gotische Kleidung“. Eine Schlüsselstelle historisch-archäologischer Interpretation, in: S. Brather (Hrsg.), Zwischen Spätantike und Frühmittelalter. Archäologie des 4. bis 7. Jahrhunderts im Westen, RGA Ergb. 57 (Berlin 2008) 45 – 64. 77 Amantius wird in den Konzilsakten von Aquileia (381) genannt (siehe Anm. 34 im Artikel von Levente Nagy; siehe auch Anm. 32 im Artikel von Marko Kaplarević). Genaueres zu Amantius in Anm. 88; F. Lotter (unter Mitarbeit von R. Bratož und H. Castritius), Völkerverschiebungen im Ostalpen-Mitteldonau-Raum zwischen Antike und Mittelalter (375 – 600), RGA Ergb. 39 (Berlin 2003) 72 – 75. 78 R. Bratož, Frühes Mönchtum in den Donau- und Balkanprovinzen. Eine Bestandsaufnahme, in: Harreither – Pergola – Pillinger – Pülz (Hrsg.) a. O. (Anm. 2) I: 229 – 259; II: Taf. 35. 79 Bratož, Martino a. O. (Anm. 74); J. Arambašić (ed.), Sveti Martin Tourski kot simbol evropske kulture [Saint Martin de Tours, symbole de la culture européenne] (Ljubljana 2008) mit historischen und patristischen Beiträgen, darunter wichtig M. Zelzer, Saint Martin et saint Ambroise, 112 – 117 und A. Peršič, L’apporto delle fonti martiniane alla storiografia della spiritualità cristiana aquileiese, riscoperta come incunabolo del monachesimo occidentale fra i secoli III e V, 144 – 160. 80 M. Špelič, The Beginnings of Monasticism in Aquileian and Neighbouring Churches, in: Bratož (Hrsg.) a. O. (Anm. 71) 291 – 297; R. Bratož, Girolamo ei suoi contatti con Aquileia, Quaderni Giuliani di Storia 34/1, 2013, 7 – 32. 81 Zur sogenannten liburnischen Hypothese siehe M. Suić, Hijeronim Stridonjanin – građanin Tarsatike [Hieronymus der Stridonier – Bürger von Tarsatica], in: M. Suić, Odabrani radovi iz stare povijesti Hrvatske [Ausgewählte Arbeiten aus der Alten Geschichte Kroatiens] – Opera selecta (Zadar 1996) 751 – 818 (ND der Abhandlung aus dem Jahr 1986 in Rad JAZU 426, 1986, 213 – 278). Zur Lokalisierung Stridons im Dreieck zwischen Aquileia, Emona und Kvarnerbucht vgl. (mit verschiedenen Akzenten) F. Cavallera, La patrie de saint Jérôme, BLE 47, 1946, 60 – 63; Nuovo Liruti I (2006) 431 – 438 s. 75
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sei „am Grenzgebiet zwischen Dalmatien und Pannonien“ geboren, da er laut erster Hypothese an der Schnittstelle zwischen Dalmatien und Italien, nach der zweiten Hypothese jedoch auf dem italischen Boden geboren worden sei82. Eine umfangreiche Studie widmete sich der lateinischen kirchlichen Historiografie und in deren Rahmen Rufinus als Kirchenhistoriker, wobei vor allem seine Beschreibung der Schlacht am Frigidus (394) hervortritt, die zur Grundlage der christlichen Deutung dieses Ereignisses bei seinen jüngeren Zeitgenossen und in späterer Zeit wurde83. Das Todesjubiläum des aquileiensischen Bischofs Chromatius (388 – 408) gab Anlass zu einer Vertiefung der Kenntnisse, was seine Zeit und sein Opus betrifft. Der umfangreiche Katalog der zu diesem Anlass vorbereiteten Ausstellung zeigt neben Aquileia und dem nordöstlichen Italien auch die Verbreitung des Christentums im Gebiet Noricums und Pannoniens84. Der Sammelband eines größeren internationalen Symposiums bringt viele Artikel zum Leben und Werk von Chromatius mit einem Schwerpunkt auf der Darstellung seines literarischen Werkes. Unter den Themen, die besonders aktuell für die Geschichte des Christentums und der Kirche auf dem behandelten Territorium sind, stellt der kirchenorganisatorische Einfluss Aquileias auf das westillyrische Gebiet dar, aber auch die Beziehungen des Bischofs zu Ambrosius und Johannes Chrysostomos, die Frage nach der Entstehung des sog. Martyrologium Hieronymianum (bei welchem Aquileia eine besondere Rolle spielt) und die Frage nach dem Einfluss der theologischen Vorstellungen des Victorinus von Poetovio auf den Bischof von Aquileia85. Die Entwicklung des Christentums im Illyricum und auf dem Gebiet Italiens wurde in der späten Periode des Chromatius und in den darauffolgenden Jahrzehnten schicksalhaft von den barbarischen
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v. Girolamo da Stridone (G. Cuscito); R. Valenčič, Sveti Hieronim, mož s Krasa. Prispevek k ubikaciji Stridona, rojstnega kraja sv. Hieronima [St. Jerome, the Man from the Karst. A Contribution to the Ubiety of Stridon, Birthplace of St. Jerome] [San Girolamo, l’uomo dal Carso. Contributo all’ubicazione di Stridone, luogo natale di San Girolamo]. (Ljubljana 2007). Hier. vir. ill. 135. a. O. (Anm. 31) CSEA 6, 1, 382; R. Bratož, Eine Region im Wandel. Der West- und Mittelbalkanraum in spätantiken und mittelalterlichen Chroniken, in: A. Goltz – H. Leppin – H. Schlange-Schöningen (Hrsg.), Jenseits der Grenzen. Beiträge zur spätantiken und frühmittelalterlichen Geschichtsschreibung, Millennium-Studien 25 (Berlin 2009) 199 – 238, bes. 225 – 228; ausführlich zu verschiedenen Hypothesen Bratož, Girolamo a. O. (Anm. 80). Siehe Rufin. hist. ecc. 2, 33 (ed. M. Simonetti 2000, CSEA 5, 2, 310 – 312); A. Maver, Religiosi et profani principes. Rimski cesarji od Avgusta do Teodozija v latinskem krščanskem zgodovinopisju 4. in 5. stoletja [Die römischen Kaiser von Augustus bis Theodosius in der lateinischen christlichen Geschichtsschreibung des 4. und 5. Jhs.], Zbirka Studia historica Slovenica 2 (Maribor 2009) 249 – 262 (zur Schlacht bei Frigidus). Zum Thema zuletzt ausführlich A. Cameron, The Last Pagans of Rome (Oxford 2011) 93 – 131; F. Paschoud, On a Recent Book by Alan Cameron: The Last Pagans of Rome, AntTard 20, 2012, 359 – 388. Piussi (a cura di) a. O. (Anm. 2) mit folgenden Beiträgen zum frühen Christentum in Westillyricum, Noricum und Südostpannonien: R. Bratož, La diffusione del cristianesimo tra la Venetia e Histria e l’Illirico, 406 – 415; F. Glaser, Testimonianze cristiane del Norico, 434 – 439; S. Ciglenečki, Monumenti del primo cristianesimo nella Savia e nella provincia Valeria Media, 440 – 447. Die frühchristlichen Kleinfunde aus Slowenien und Kärnten (456 – 462 Abb., 464 – 467 Kommentare) wurden in den folgenden Beiträgen behandelt: zunächst Bitenc – Knific a. O. (Anm. 20), T. Knific, Specchio, 456 No. X.13. (Abb.); 465 (Kommentar [Fundort Ljubljana, Nordnekropole von Emona]); T. Knific, Lamina di rivestimento, 457 No. X.14 a–b.; 465 (Kommentar [Fundort Šentjurski hrib bei Tržišče]); T. Knific, Incensiere, 457 No. X.15. (Abb.); 465 – 466 (Kommentar [Fundort Šentjurski hrib bei Tržišče]); T. Knific, Pendente d’oro con croce, 457 No. X.16. (Abb.); 466 (Kommentar [Fundort Šentjurski hrib bei Tržišče]); T. Knific, Fibula di Drnovo, 457 No. X.17.; 466 (Kommentar [Fundort Drnovo bei Krško, das antike Neviodunum]). Laubenberger a. O. (Anm. 46), 458 fig. X.18, 19; 466 (Kommentar). S. Piussi, Colonnina di recenzione, 460 No. X.20. (Abb.); 466 (Kommentar [Fundort Ptuj/Pettau]). K. Karpf, Urna e reliquiario, 459 No. X.21.a–b. (Abb.); 466 – 467 (Kommentar [Fundort Kanzianiberg bei Villach]). F. Glaser, Fibbia a croce, 458 Nr. X.22. (Abb.); 467 (Kommentar [Fundort St. Peter in Holz/Teurnia]); F. Glaser, Colonnina di recinzione, 460 X.23. (Abb.); 467 (Kommentar [Fundort St. Peter in Holz/Teurnia]); F. Glaser, Colonnina di recinzione, 460 X.24. (Abb.); 467 (Kommentar [Fundort St. Peter in Holz/Teurnia]); F. Glaser, Gru che cattura una lucertola, 461 Nr. X.25. (Abb.); 467 (Kommentar [Fundort St. Peter in Holz/Teurnia]); F. Glaser, Volatile palustre, 462 Nr. X.26. (Abb.); 467 (Kommentar [Fundort Hemmaberg bei Globasnitz]). P. F. Beatrice – A. Peršič (eds.), Chromatius of Aquileia and His Age. Proceedings of the International Conference held in Aquileia 22 – 24 May 2008, IPM 57 (Turnhout 2011), worin die angeführten Themen in den folgenden Beiträgen behandelt wurden: R. Bratož, La Chiesa aquileiese e l’Illirico occidentale al tempo di Cromazio 103 – 143; M. Zelzer, Hoc munusculum sanctae menti tuae transmisi… Zum Brief des Ambrosius an Chromatius (ep. 28), 179 – 191; R. Brändle, Chromatius und Johannes Chrysostomus. Zwei Bischöfe im Spannungsfeld zwischen Ost und West, 253 – 265; R. Godding, Cromazio, Aquileia ed il Martirologio geronimiano, 505 – 516; A. Peršič, Da Vittorino di Poetovio a Cromazio e al Libellus fidei del 418. Predisposizione ‘semipelagiana’ dell’antropologia e della soteriologia nella tradizione cristiana aquileiese?, 517 – 645.
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Einfällen nach der Zerstörung des pannonischen Limesabschnittes gekennzeichnet, was die Flucht der christlichen Bevölkerung aus Pannonien in Richtung Italien in Gang gesetzt hat. Die Flüchtlinge, die in organisierten Gruppen kamen, brachten in mehreren Fällen die Reliquien ihrer heimischen Martyrer mit sich und verbreiteten ihren Kult auch im italischen Raum. Unter den Zugereisten befanden sich auch Vertreter der pannonischen häretischen Bewegungen, neben den Arianern auch die Angehörigen der Häresie von Photinus und der verwandten Häresie von Bonosus aus Naissus. Christliche Autoren und Synodalprotokolle aus dieser Zeit bestätigen ihre Anwesenheit nicht nur in Italien, sondern auch in Spanien und Gallien, wohin sich ihre Ideen verbreitet haben86. Im späten 4. und im frühen 5. Jh. bildete sich die metropolitanische Kirchenorganisation aus. Im West- und Ostillyricum, wo die Kirchenorganisation unterentwickelt war, entstanden jetzt übermetropolitanische Organisationsformen, die mehrere Provinzen umfassten: in Sirmium (vor 381) für das ganze Illyricum, in Aquileia zu Valerianus’ oder spätestens zu Chromatius’ Zeit für die Provinz Venetia et Histria (obwohl die Bezeichnung metropolitanus für den aquileiensischen Bischof erst 442 bezeugt ist), im frühen 5. Jh. auch in Salona für das Gebiet der Provinz Dalmatien. Damit wurde eine der damaligen Entwicklung der Kirche entsprechende Organisationsform geschaffen, die auf dem Gebiet des Illyricums bereits vor der Mitte des 5. Jhs. eine große Veränderung erfuhr, als 441 das administrative und kirchliche Zentrum aus Sirmium nach Thessaloniki übertragen und Sirmium zu einer Metropole der Provinz Pannonia secunda degradiert wurde87. In einem wesentlich größeren Umfang als im 4. Jh. musste sich die Kirche auch mit der Frage nach dem Verhältnis zu den Barbaren auseinandersetzen, sowohl im Fall der „arianischen“ Goten oder im Fall Ausgewählte Quellenbelege: I. Für Italien: Chrom. Tract in Matth. 35, 3 (éds. R. Étaix – J. Lemarié – G. Trettel 2005, CSEA IV/2, 268) verurteilte Fotinus, dessen discipuli hodieque oves Dei fallere ac decipere conantur per aliquantas ecclesias); Innoc. ep. 41 (PL 20, 607 f.) weist auf die öffentliche Tätigkeit und Missionsbestrebungen der „haeretici Photini“ hin und zwar auf dem Territorium des Bistums Siena in der Provinz ‚Tuscia et Umbria’ im frühen 5. Jh.; auch Aponius, In canticum canticorum 2 (PL Suppl. I, 830) hat die Lehre von „Photinus, Bonosus“ angegriffen. II. Für Afrika: Augustinus hat die Häresie Photins, die auch in Afrika eine Gefährdung darstellte, an mehreren Stellen zurückgewiesen: ep. 147, 19 (PL 33, 605, mit Berufung auf Ambrosius); Serm. 71, 4 – 5; 244, 4; 246, 4; 252, 4 (PL 38, 447 f.; 1150 f.; 1155; 1174); De haer. 45 (eds. R. Vander Plaetse – C. Beukers 1969, CCSL 46, 312), mit Berufung auf Filaster von Brixia/Brescia); Vigilius v. Thapsus, c. Arian. 3, 3. 5 (PL 62, 231; 235). III. Für Gallien: Concil. Arelat. secundum (zwischen 442 und 506), can. 16. 17 (ed. C. Munier 1963, CCSL 148, 117) verordnete eine differenzierte Behandlung der Photinianer und Bonosianer bei ihrer Eingliederung in die katholische Kirche; für die erste Gruppe war eine neue Taufe notwendig [Photiniacos … baptizari oportere], für die zweite genügte die Handauflegung [Bonosiacos … cum chrismate et manus impositione in ecclesia recipi sufficit]; Sidon. ep. 6, 12, 4 (ed. C. Luetjohann 2004 [ND], MGH AA 8, 101: ferae Fotinianorum mentes in Gallien); Avit. ep. 31 (ed. R. Peiper 1883 [ND München 1985], MGH AA 6/2, 62: Bonosiacorum pestis, um 514 – 516 im Königreich der Burgunder); Iona, Vita Eustasii 3 (PL 87, 1047: Fotini uel Bonosi errore maculati, in Burgundien um 620); Zwei prominente rechtgläubige Ankömmlinge aus Pannonien in Gallien: (1) In der Mitte oder in der zweiten Hälfte des 5. Jhs. kam nach Gallien als Kriegsgefangener Leonianus, Sabarie Pannoniae ortus, der als Asket in Augustodunum und danach als Abt in Vienna tätig war (J. Van der Straeten, Vie arrageoise de S. Léonien abbé à Vienne en Dauphiné, AB 90, 1972, 119 – 136). (2) Ein rechtgläubiger Christ war auch der Presbyter Paulus, natione … Pannonius, der gegen den Herätiker Iovinianus polemisierte (Genn. vir. ill. 75 [PL 58, 1102]); für Hispanien: Nach Gennad. vir. ill. 14 (PL 58, 1068) hatte der spanische Bischof Audentius in seiner verlorenen antihäretischen Schrift auch Photinianos, qui nunc vocantur Bonosiaci angegriffen. Greg. M. ep. 11, 52 (ed. D. Norberg 1982, CCSL 140 A, 953) verlangte im Brief an die spanischen Bischöfe 601 die Wiederholung der Taufe für die dortigen Bonosianer (Bonosiaci … cum ad sanctam ecclesiam ueniunt, baptizantur…); R. Bratož, Die Auswanderung der Bevölkerung aus den pannonischen Provinzen während des 5. und 6. Jahrhunderts, in: M. Konrad – Chr. Witschel (Hrsg.), Römische Legionslager in den Rhein- und Donauprovinzen – Nuclei spätantik-frühmittelalterlichen Lebens?, AbhMünchen N. F. 138 (München 2011) 589 – 614, bes. 595 – 604. 87 R. Bratož, Die kirchliche Organisation in Westillyricum (vom späten 4. Jh. bis um 600). Ausgewählte Fragen, in: HeinrichTamáska (eds.) a. O. (wie Anm. 60) 211 – 248, bes. 239 – 248 (tabellarisches Verzeichnis von rund 60 Bischofssitzen mit fast 200 Bischöfen im Westbalkanraum mit Quellenangaben); für Illyricum um 600 siehe auch R. Bratož, Illirico, in: G. Cremascoli – A. Degl’Innocenti (eds.), Enciclopedia Gregoriana. La vita, l’opera e la fortuna di Gregorio Magno, Archivum Gregorianum 15 (Firenze 2008) 179 f.; für Aquileia und sein Einflussgebiet siehe R. Bratož, Der Einfluß Aquileias auf den Alpenraum und das Alpenvorland (Von den Anfängen bis um 700), in: Boshof – Wolff (Hrsg.) a. O. (Anm. 2) 29 – 61; G. Fedalto, Aquileia. Una chiesa due patriarcati, Scrittori della Chiesa di Aquileia 1 (Roma 1999) mit Bischofslisten; Tavano – Bergamini (eds.) a. O. (Anm. 36) 195 – 207 (kurze Vorstellungen der Bischofssitze des Patriarchats Aquileia); R. Bratož, Der Metropolitansprengel von Aquileia vom 5. bis zum frühen 7. Jh., in: V. Bierbrauer – H. Nothdurfter, Sabiona – Säben (2011, in Druckvorbereitung). 86
Die Forschungen zum frühen Christentum in Slowenien (1991–2011)
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von Völkern, die noch gänzlich heidnisch waren und bis zu dieser Zeit auch Menschenopfer beibehalten hatten. Diese Beziehungen haben mit der Entstehung der hunnischen Großmacht im Mitteldonauraum eine ganz neue Dimension erfahren. Die Kirche war im Allgemeinen mit ihren Bestrebungen, mit ihrem Einfluss auf die Barbaren ihre Gewalttätigkeit der romanischen Bevölkerung gegenüber einzuschränken, ziemlich erfolgreich. Davon zeugt die Übernahme des rechtgläubigen Katholizismus bei einigen Barbaren oder kleineren Gruppen, wovon literarische Quellen und vereinzelte christliche Inschriften berichten, auf denen christianisierte „Barbaren“ erwähnt werden88. In der Geschichte des Christentums und der Kirche an der Grenze zwischen Illyricum und Italien war die 2. Hälfte des 5. Jhs. und das frühe 6. Jh. eine wenig bekannte Epoche, die nur durch wenige Quellen bekannt ist. Die Frage nach den hunnischen Kriegsgefangenen, sowohl Laien als auch Klerikern, die in der Gefangenschaft gezwungen waren, heidnische Rituale durchzuführen, und die Frage nach dem Zerfall der Familien wegen der Gefangenschaft wird in einem Brief des Papstes Leo I. an den aquileiensischen Bischof Nicetas aus dem Jahr 458 erwähnt89. Die Biografie des heiligen Severinus von Eugippius ermöglicht uns tiefere Einblicke in die Verhältnisse in Ufernoricum und in der benachbarten Raetia
Der wichtigste epigrafische Beleg ist das Epitaph des Bischofs Amantius aus Aquileia (G. B. Brusin, Inscriptiones Aquileiae III, Pubblicazioni della Deputazione di Storia Patria per il Friuli 20, 3 [Udine 1993] 1019 f. Nos. 2904 = ILCV 1061 a–b = CIL V 1623); zuletzt Cuscito a. O. [Anm. 23] 127 – 129 mit Erwähnung andersartiger Deutungen), der wahrscheinlich mit dem gleichnamigen Bischof von Iovia identisch ist. Er war zwanzig Jahre unter der pannonischen Föderatengruppe (Alatheus als ‚dux’ des gotisch-hunnischen und Safrax als ‚dux’ des alanischen Teiles der Föderatengruppe) tätig und hatte bedeutenden Einfluss auf die beiden barbarischen Führer: … dignus ita geminis ducibus consortia sacra participare fidei consilio regere… (Bratož a. O. [Anm. 85], bes. 109 – 119). Sein Einfluss auf die ‚Barbaren’ in Pannonien im späten 4. Jh. ist vergleichbar mit der Rolle von zwei wichtigen christlichen Persönlichkeiten in den Donau- und Balkanländer: (1) dem Missionar, Bischof und Schriftsteller Niketas von Remesiana im frühen 5. Jh. (A. Soroceanu, Niceta von Remesiana. Seelsorge und Kirchenpolitik im spätantiken unteren Donauraum. Zivilisationen & Geschichte 23 [Frankfurt 2013], bes. 96 – 160); (2) dem Asket, Organisator des Mönchtums und Staatsmann Severinus von Noricum im späten 5. Jh. (vgl. Anm. 90 – 92), der auch unter ‘Barbaren’ hohes Ansehen und große Autorität genossen hat. Auf den christlichen Inschriften aus dem 5. und 6. Jh. im nordadriatischen Raum befinden sich auch ‚barbarische’ (fast in allen Fällen germanische) Namen (mindestens fünf in Aquileia mit Grado, sieben bis elf in Parentium/Poreč, rund zwanzig in Concordia), was auf eine bescheidene Integration der ‚Barbaren’ in die spätantike ‚Societas christiana’ hinweist. Zum Vergleich: der Anteil der in die römische Gesellschaft integrierten ‚Barbaren’ war im nordadriatischen Raum wesentlich bedeutender als in der dalmatinischen Metropole Salona, wo für fast tausend Inschriften nur drei germanische Namen belegt sind (Marin a. O. [Anm. 67] 63). Die Belege in den schriftlichen Texten sind spärlich, jedoch aussagekräftig: (1) Paulinus, Vita Ambr. 36, 1 – 2 (ed. A. A. R. Bastiaensen 1975, SGL, 100) erwähnt die erfolgreiche Mission unter den Markomannen zur Zeit der Königin Fritigil; die wahrscheinlichen Nachfolger dieser Gruppe in südpannonischen Raum waren die katholischen antiqui barbari im Ostgotenreich, die sich wegen ihres katholischen Glaubens mit romanischen Frauen verheiraten konnten (Cassiod. Variae 5, 14, 6 [ed. Th. Mommsen 1981 (ND), MGH AA 12, 151]); dazu H. Castritius, Barbari – antiqui barbari. Zur Besiedlungsgeschichte Südostnoricums und Südpannoniens in der Spätantike (Ende des 4. bis Mitte des 6. Jahrhunderts n. Chr., Frühmittelalterliche Studien 29, 1995, 72 – 85, bes. 77 – 85); (2) Nach Eugipp. v. Sev. 35, 1 (ed. R. Noll, 1947 124; ed. R. Noll, 1963, SQAW 11, 100; éd. Ph. Régerat 1991, SC 374, 264) gehörte einer von Severin gegründeten Klostergemeinde auch ein monachus … barbarus genere an; (3) Historia Langobardorum Codicis Gothani 3 (ed. G. Waitz 1878, MGH SRL, 8) berichtet, dass die Langobarden zur Zeit ihrer Ansiedlung in ‚Rugiland’ (um 490) das Land, das vorher arianisch war, ad suam dogmam perduxerunt; auch die langobardischen Gesandten in Konstantinopel 549 versicherten dem Kaiser, dass die Langobarden schon von ihrer Ankunft nach Pannonien an ‚Christianoí’ (und nicht ‚Areanoi“) gewesen sein sollten; (4) Vor der Mitte des 6. Jhs. missionierte der spätere Bischof Martinus von Braga mit Erfolg unter verschiedenen barbarischen Gruppen in Pannonien, wobei neben dem mehr als ein Dutzend vorwiegend germanischer Völker auch die Slawen auftauchen (Versus Martini Dumiensis episcopi in basilica [ed. R. Peiper 1985 (ND), MGH AA 6/2, 195]); (5) In verschiedenen Quellen aus dem ostgotischen Königreich werden um 50 – 60 katholische Goten und dazu noch 10 katholische Kleriker gotischer Herkunft genannt (P. Amory, People and Identity in Ostrogothic Italy [Cambridge 1997], bes. 476 – 478) und Procop. a. O. (Anm. 39); P. Amory, People and Identity in Ostrogothic Italy, 489 – 554, CSMLT (Ser. 4) 33 (Cambridge 1997) 476 – 478; R. Bratož, La chiesa aquileiese e i barbari (V–VII sec.), in: S. Tavano – G. Bergamini – S. Cavazza (eds.), Aquileia e il suo patriarcato. Atti del Convegno Internazionale di Studio (Udine, 21 – 23 ottobre 1999), Pubblicazioni della Deputazione di Storia Patria per il Friuli 29 (Udine 2000) 101 – 149, bes. 103 – 105. 140 – 144; Bratož a. O. (Anm. 38). Zur komplizierten Frage siehe auch Mathisen a. O. (Anm. 76) 664 – 697. 89 Leo M. epist. 159 (PL 54, 1135 – 1140); G. Cuscito, La lettera di S. Leone Magno a Niceta di Aquileia. Contributo alla comprensione storica del mito di Attila, in: S. Blason Scarel (a cura di), Attila flagellum Dei? Convegno internazionale di studi storici sulla figura di Attila e sulla discesa degli Unni in Italia nel 452 d.C., StHis 129 (Roma 1994) 216 – 228; Bratož a. O. (Anm. 88) 117 – 122; Bratož a. O. (Anm. 38) 75 – 80. 88
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secunda, was die Entwicklung der kirchlichen Struktur, das christliche Leben der dörflichen und urbanen Gemeinden und das sich entwickelnde Mönchtum betrifft, innerhalb von maximal drei Jahrzehnten bis zur Aussiedlung eines Teils der ländlichen Bevölkerung nach Italien (488)90. Unter den Themen, die sich auf die Geschichte des Christentums beziehen und damit unmittelbar verbunden sind, fanden vor allem folgende viel Beachtung: (1) die Herkunft des Mönchtums von Severinus und seine asketischen Vorstellungen; (2) Arianismus und die Beziehungen der katholischen Romanen zu den Rugiern; (3) die Verbindungen zwischen Noricum und Italien und die Umsiedlung der Mönchsgemeinde und eines Teiles der Bevölkerung nach Italien91. Die Diskussion um den historischen Severinus, wie man anhand der von Eugippius verfassten Vita und aus Ennodius’ Erwähnung des hohen Aristokraten (inlustrissimus vir) Severinus92 mit Verbindungen bis in die pannonische Aristokratie ein einheitliches Bild von Severinus als historischer Person bilden könnte, ist heute bei Weitem nicht so erhitzt wie früher93. Mit dem Schicksal Noricums zur Zeit des Severinus, das nach dem Zerfall des Römischen Reiches nicht zum Königreich von Odoaker gehörte, sondern aufgrund von Absprachen nach und nach für ein Jahrzehnt (nach 476 – 487) zu einem Teil des Staates der Rugier wurde, kann man auch das Schicksal Dalmatiens vergleichen. Dieses existierte nach 454 als ein tatsächlich selbstständiges Staatsgebilde unter der Regierung eines militärischen Befehlshabers (Marcellinus) und später noch „seines“ Kaisers Iulius Nepos (bis 480), bevor es im Jahr 481 von Odoaker militärisch geschlagen und angeschlossen wurde, wie später (487/488) auch Noricum. Nach dem Ausbruch des sog. akakianischen Schismas (484 – 518) grenzte die Kirche in Dalmatien, die eng mit Rom verbunden war, zusammen mit den Kirchen der lateinischen Provinzen Illyricums (vor allem Dardaniens) unmittelbar an das schismatische Gebiet, zu dem die griechisch sprechenden Provinzen Illyricums gehörten. Ihre damalige höchst heikle Rolle wird in der Korrespondenz des Papstes Felix III. und vor allem von Gelasius mit den Kirchengemeinden in Dalmatien und Dardanien dokumentiert94. Neue Ausgaben der Schriften des Eugippius: Ph. Régerat (éds.), Eugippe. Vie de saint Séverin. Introduction, texte latin, traduction, notes et index, SC 374 (Paris 1991); M. Krausgruber (Hrsg.), Die Regel des Eugippius. Die Klosterordnung des Verfassers der Vita Sancti Severini im Lichte ihrer Quellen. Text, Übersetzung und Kommentar, FC.FP 2 (Thaur bei Innsbruck 1996); A. Genovese (ed.), Eugippio. Vita di Severino, Collana di testi patristici 195 (Roma 2007) (italienische Übersetzung mit Kommentar); A. Genovese (ed.), Eugippii Abbatis Opera. Vita sancti Severini. Regula. Excerpta ex operibus sancti Augustini, CSEA 7 (Roma 2012). Zu Eugippius siehe auch DBI XLIII (1993) 509 – 514 s. v. Eugippio (R. Bratož); F. Schaffenrath, Eugippius und seine Leser. Zur Funktion dreier Figuren im Brief des Eugippius an Paschasius am Beginn seiner ‘Vita Sancti Severini’, MLJb 40, 2005, 45 – 51; RGA XXXII (2006) 458 – 460 s. v. Vita Severini (F. Lotter). 91 K. Knapp-Menzl, Mönchtum an Donau und Nil. Severin von Norikum und Schenute von Atripe. Zwei Mönchsväter des fünften Jahrhunderts, FC.FP 3 (Thaur bei Innsbruck 1997) (grundlegende Behandlung); R. Bratož, Östliche und westliche Elemente im Mönchsideal Severins, in: Stirnemann – Wilflinger (Hrsg.) a. O. (Anm. 38) 31 – 59. Zum Arianismus siehe Ph. Régerat, L’‘arianisme’ dans la Vita Severini, StudPatr. 29, 1997, 316 – 320; Ph. Régerat, Der Arianismus in der Vita Severini, WSt 111, 1998, 243 – 251. Zur Frage der angekündigten Aussiedlung nach Italien siehe Ph. Régerat, Italien in der Vita Severini. Sein Erscheinungsbild und sein Verhältnis zu Noricum, in: Bratož (Hrsg.) a. O. (Anm. 71) 193 – 206; zum Noricum in der Zeit des Severinus zuletzt H. Ubl, Die Legionslager und Hilfstruppenkastelle von Noricum seit dem 2. Jahrhundert bis zum Abzug der Romanen aus Noricum ripense und ihr Wiedererstehen als Städte des frühen Mittelalters, in: Konrad – Witschel (Hrsg.) a. O. (Anm. 86) 425 – 460, bes. 442 – 448. R. Pillinger, Bibliographie zur Vita Sancti Severini (1980 – 1998), MiChA 5, 1999, 93 – 96. 92 Ennod. de vita beati Antoni 9 (ed. F. Vogel ²1995, MGH AA 7, 186). 93 R. Bratož, Der „heilige Mann“ und seine Biographie (unter besonderer Berücksichtigung von: Eugippius, Leben des heiligen Severin), in: A. Scharer – G. Scheibelreiter (Hrsg.), Historiographie im frühen Mittelalter, VIÖG 32 (Wien 1994) 222 – 252; verschiedene Beiträge in W. Pohl – M. Diesenberger (Hrsg.), Eugippius und Severin. Der Autor, der Text und der Heilige, Forschungen zur Geschichte des Mittelalters 2 = DenkschrWien 297 (Wien 2001); Lotter a. O. (Anm. 77) 22 – 24; RGA XXVIII (2005) 236 – 239 s. v. Severin (F. Lotter). 94 Epist. pontif. Gelas. 4 (ed. A. Thiel 1868, 321 – 323; ed. O. Günther 1895/1898, CSEL 35, 1 f., 436 – 439; das Datum des Briefes, 27.07.490, fällt noch in die Zeit Felix des III. als Gelasius Papstsekretär war); epist. pontif. Gelas. 5 (ed. A. Thiel 1868, 324 f. = Coll. Avell. 96, ed. O. Günther 1895, CSEL 35, 1, 398 – 400); Zur Lage der Kirchen in Dardanien (und generell in Illyricum) epist. pontif. Gelas. 7 (ed. A. Thiel 1868, 335 – 337 = Coll. Avell. 79, ed. O. Günther 1895, CSEL 35, 1, 218 – 223); epist. pontif. Gelas. 8 (ed. A. Thiel 1868, 337 – 339); epist. pontif. Gelas. 11 (ed. A. Thiel 1868, 348 f. = Coll. Avell. 80, ed. O. Günther 1895, CSEL 35, 1, 223 – 225); epist. pontif. Gelas. 18 (ed. A. Thiel 1868, 382 – 385 = Coll. Avell. 101; ed. O. Günther 1895, CSEL 35, 1, 464 – 468); epist. pontif. Gelas. 26 (ed. A. Thiel 1868, 392 – 413 = Coll. Avell. 95, ed. O. Günther 1895, CSEL 35, 1, 369 – 398; ed. O. Günther 1898, wenig divergierende Fassung in Coll. Avell., 90
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Im Rahmen des Reiches Theoderichs, das neben Italien noch Dalmatien, Savia, Pannonia Sirmiensis, Noricum mediterraneum, Noricum ripense, Raetia secunda und Raetia prima umfasste, mischte sich die Kirche auf diesem Gebiet nicht in die Streitigkeiten anlässlich des Ausbruches des sog. laurentianischen Schismas (es blieb auf Italien beschränkt) ein95, doch stand sie vor einem neuen Problem: Wie soll man die Beziehungen zu den „arianischen“ Goten regeln, die – zumindest in einem bescheidenen Maß – eine eigene kirchliche Organisation aufgebaut haben? Es gibt sehr wenige literarische Quellen zu dem Gebiet Westillyricums und Norditaliens und selbst die beziehen sich lediglich auf die katholische Kirche96. Die Meinungen der archäologischen Wissenschaft hinsichtlich der Frage nach der Existenz des Arianisums gehen weit auseinander. In ungefähr diese Zeit gehören die Grabsteine von drei angesehenen Vertretern der katholischen Kirche, die nach ihrem Tod in der heimischen Gemeinde wie Heilige oder ähnlich verehrt wurden: die Inschrift des Bischofs Gaudentius (höchstwahrscheinlich aus Celeia), die als einzige undatiert ist, die Inschrift einer Asketin namens Columba aus Osoppo in Friaul aus dem Jahr 524 und die des Diakons Nonnosus aus Molzbichl (bei Spittal in Oberkärnten) aus dem Jahr 533. Diese chronologisch letzten wichtigen spätantiken Inschriften in dem südöstlichen Alpenraum ermöglichen uns einen tiefen Einblick in das religiöse Leben der Provinzialbevölkerung im frühen 6. Jh. Dabei ist die inhaltlich reichste Inschrift des Bischofs Gaudentius noch am wenigsten geklärt97. Der wenig bekannten Epoche des gotischen Staates und des byzantinisch-gotischen Krieges folgte die in der Geschichte des Christentums und der Kirche am besten bekannte Epoche des aquileiensischen Schismas. Die Erwählung des aquileiensischen Bischofs Paulus (557), der sich bei dieser Gelegenheit selbst zum Patriarchen ernannte, bedeutete einen entschlossenen Widerstand gegen die justinianische politische Ordnung Italiens nach der Reconquista und gegen die kirchliche Ordnung innerhalb des Kaiserreichs, die sowohl auf der Existenz von fünf Patriarchaten basierte (im Westen nur Rom) als auch auf der Zentralisierung und der eigentlichen Kontrolle der Kirche seitens der weltlichen Herrschaft beruhte. Aquileia widerstand dem starken Druck der byzantinischen weltlichen Herrschaft und vor allem des Papstes Pelagius I. (556 – 561), wobei es von der verbündeten Kirche von Mailand unterstützt wurde (letztere verzichtete darauf, den Patriarchatstitel zu übernehmen), Gleichgesinnte und Unterstützer aber gab es auch anderswo vor allem in Dalmatien98. Das Weiterbestehen des aquileiensischen Patriarchats
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Appendix I, CSEL 35, 2, 774 – 790); R. Bratož, Die frühchristliche Kirche in Makedonien und ihr Verhältnis zu Rom, in: K. Dietz – D. Hennig – H. Kaletsch (Hrsg.), Klassisches Altertum, Spätantike und frühes Christentum. Festschrift Adolf Lippold (Würzburg 1993) 509 – 551, bes. 528 – 537; DBI XLVI (1996) 29 – 36 s. v. Felice III, papa, santo (R. Bratož); DBI LII (1999) 802 – 807 s. v. Gelasio I, papa, santo (R. Bratož); Enciclopedia dei papi I (2000) 450 – 457 s. v. Felice III, santo (R. Bratož); 458 – 462 s. v. Gelasio I, santo (R. Bratož); S. Destephen, Une province romaine sortie de l’ombre. La Dardanie d’après la correspondance du pape Gélase, MEFRA 120, 1, 2008, 163 – 181; Bratož, Die kirchliche Organisation a. O. (Anm. 87) 221 f. Zum akakianischen Schisma zuletzt J.-M. Kötter, Zwischen Kaisern und Aposteln. Das Akakianische Schisma (484 – 519) als kirchlicher Ordnungskonflikt in der Spätantike. Roma Aeterna 2 (Stuttgart 2013), bes. 103 – 109. Zur Rolle Aquileias in dem Schisma ausführlich Sotinel a. O. (Anm. 75) 287 – 292. Zum Schisma siehe E. Wirbelauer, Zwei Päpste in Rom. Der Konflikt zwischen Laurentius und Symmachus (498 – 514). Studien und Texte, Quellen und Forschungen zur Antiken Welt 16 (München 1993) 29 f. 117; Kötter a. O. (Anm. 94) 114 – 122. Bratož a. O. (Anm. 38) 85 – 89; H. Krahwinkler, Zur kirchlichen Situation im Ostalpenraum zur Zeit Theoderichs des Großen, in: K. Amon (Hrsg.), Der heilige Nonnosus von Molzbichl, Das Kärntner Landesarchiv 27 (Klagenfurt 2001) 101 – 114. M. Špelič, Zgodnjekrščanska latinska poezija [Frühchristliche lateinische Poesie], Zbirka Svetovni klasiki 46 (Ljubljana 1997) 100 – 103; R. Bratož, Epigrafe di Gaudentius, in: Tavano – Bergamini (eds.) a. O. (Anm. 36) 131 f.; Cuscito, Epigrafi a. O. (Anm. 23) 160 f. Zu Nonnosus siehe die Beiträge in Amon (Hrsg.) a. O. (Anm. 96); K. H. Frankl, Nonnosus von Molzbichl – ein spätantiker Heiliger? Carinthia I 192, 2002, 173 – 184 (italienische Übersetzung des Aufsatzes: K. H. Frankl, Nonnosus di Molzbichl. Un santo della tarda antichità?, in: Tilatti [ed.] a. O. [Anm. 2] 77 – 92). Zu Columba siehe F. Mainardis, Iulium Carnicum. Storia ed epigrafia, AntAlt Monografie 4 (Trieste 2008) 232 f. No. 143; Columba als Parallelbeispiel zu Nonnosus in K. Amon, Der heilige Nonnosus – Kultorte, Verehrung und Probleme. Ein kultgeschichtlicher Überblick, in: Amon (Hrsg.) a. O. (Anm. 96) 13 – 68, bes. 21. Epist. pontif. Pelag. I. 24; 52; 53; 59; 65 (eds. P. M. Gassó – C. M. Batlle 1956, In abbatia Montiserrati, Scripta et documenta 8, 73 – 78; 134 – 139; 140 – 142; 155 – 158; 171 – 173); epist. pontif. Pelag. I 46 – 57 (PL Suppl. 4, 1303 – 1306); Sotinel a. O. (Anm. 75) 306 – 338. Ausgewählte Fragen im Zusammenhang mit dem Schisma bei V. Peri, Aquileia nella trasformazione storica del titolo patriarcale, in: M. Mirabella Roberti (a cura di), Storia e arte del patriarcato di Aquileia. Atti della 22a Settimana di Studi Aquileiesi, 27 aprile–2 maggio 1991, AntAlt 38 (Udine 1992) 41 – 63; R. Bratož, Venanzio Fortunato e lo scisma dei Tre Capitoli, in: Dino de Poli (Presidente Fondazione Cassamarca (ed.), Venanzio Fortunato
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wurde durch die langobardische Invasion Italiens ermöglicht, da die Macht Byzanz in Italien gebrochen war und es wegen der Besetzung von umfangreichen Teilen Mittelitaliens sowohl für Byzanz als auch für die Päpste schwierig geworden war, einzugreifen. Die tatsächliche Macht des Patriarchats und sein großer Umfang in den späten 70er-Jahren des 6. Jhs. spiegelt die Synode von Grado wider, an der 19 oder 20 Bischöfe teilnahmen, vor allem aus den Städten von Venetia et Histria, drei kamen aus dem Noricum mediterraneum, jeweils einer aber auch aus Raetia secunda und aus der (ehemaligen) Pannonia prima. Die Krise der inneren Struktur des Patriarchats, die durch den energischen Eingriff der byzantinischen Herrschaft entstanden ist, gibt die Synode von Marano wieder (590), vor allem aber der Brief der Bischöfe von Venetia und eines Bischofs aus Raetia secunda, adressiert an den Kaiser Maurikios (591). Die Schwierigkeiten wegen des Drucks aus Rom finden wir in den Briefen des Papstes Gregor des Großen aus den darauffolgenden Jahren (vor allem 599 und 602) erwähnt99. Die Folge davon war die Spaltung des Patriarchats (607) in einen mehrheitlichen Teil, der im Schisma verharrte, und in einen kleineren Teil, der sich vom Schisma löste (die Bistümer Istriens) bzw. im kirchenorganisatorischen Sinne untergegangen ist (die Bistümer im östlichen und nordöstlichen Teil des Patriarchats, der von den Slawen erobert wurde). Das von der katholischen Kirche getrennte Patriarchat blieb auf das Territorium unter der Vorherrschaft der Langobarden beschränkt (kontinentales Venetia, das Bistum Sabiona/Säben in Raetia secunda bis zu seinem Verfall, es hat sich ihm aber auch das Bistum Comum nördlich von Mailand angeschlossen) und verharrte im Schisma bis 698100. Das katholische Patriarchat mit dem Sitz in Grado, das sich zuletzt im Jahr 628 mit einem Versuch der Machtübernahme seitens der Schismatiker konfrontiert sah101, ließ sich als Teil der Kirche in Italien in den monotheletischen Streit verwickeln. Auf der Synode von Lateran im Jahr 649, als die Bischöfe Italiens den Monotheletismus verurteilten, ist als einer der angesehenen Theologen seiner Zeit auch der Patriarch von Grado Maximus aufgetreten. Der Streit wurde auf der Synode von Rom im Jahr 680 beigelegt und später auf dem sechsten ökumenischen Konzil in Konstantinopel (680/681) behandelt worden, dessen Protokoll auch das Protokoll der vorherigen römischen Synode beinhaltet. Darin spiegelt sich zum letzten Mal die kirchliche Organisation der nordadriatischen Länder unter byzantinischer e il suo tempo. Convegno internazionale di studio (Treviso 2003) 363 – 401. Zu den Anhängern des Schismas in Dalmatien siehe Bratož, Die kirchliche Organisation a. O. (Anm. 87) 225. Zur Frage eines eventuellen Einflusses des Schismas auf die Entwicklung der Kirchenarchitektur auf dem Gebiet des Patriarchats: P. Gleirscher, Der Drei-Kapitel-Streit und seine baulichen Auswirkungen auf die Bischofskirchen im Patriarchat von Aquileia, Der Schlern 74, 2000, 9 – 18. 99 Die wichtigsten Quellen: I. Zur Synode von Grado siehe das conc. Mantuanum a. 827 (ed. A. Werminghoff 1908, MGH Leges 3, Concilia 2, Nr.47, 588, mit einem Verzeichnis der Teilnehmer); verbesserte Lesung in H. Berg, Bischöfe und Bischofssitze im Ostalpen- und Donauraum vom 4. bis zum 8. Jahrhundert, in: H. Wolfram – A. Schwarcz [Hrsg.], Die Bayern und ihre Nachbarn I. Berichte des Symposions der Kommission für Frühmittelalterforschung 25. bis 28. Oktober 1982, Stift Zwettl, Niederösterreich, DenkschrWien 179 = Veröffentlichungen der Kommission für Frühmittelalterforschung 8 [Wien 1985] 79) und die Chronica de singulis patriarchis Novae Aquileiae, quae Gradensis ecclesia vocatur, a tempore domini Heliae eiusdem ecclesiae patriarchae (eds. G. Fedalto – L. A. Berto 2003, CSEA 12, 2, 154 – 156); II. Zur Synode von Marano siehe Paulus Diaconus, Hist. Lang. 3, 26 (ed. W. F. Schwarz 2009, 206 – 208. 375); III. Zur Korrespondenz mit dem Kaiser siehe Episcoporum schismaticorum epistula ad Mauricium, in: Concilium universale Constantinopolitanum sub Iustiniano habitum (ed. E. Schwartz 1914, ACO 4, 2, 132 – 135); Mauricii epistola ad Gregorium papam (ebd., 136 f.); IV. Zum Druck des Papstes auf die Schismatiker in Istrien siehe Greg. M. epist. 9, 153 – 156 (a. 599); epist. 12, 13 (a. 602); epist. 13, 34 (ed. D. Norberg 1982, CCSL 140A, 708 – 714. 986 f. 1035 – 1037). 100 H. Krahwinkler, Friaul im Frühmittelalter. Geschichte einer Region vom Ende des fünften bis zum Ende des zehnten Jahrhunderts, VIÖG 30 (Wien 1992) 73 f. 311 (Synode von Grado); H. Wolff, Die Kontinuität der Kirchenorganisation in Raetien und Noricum bis an die Schwelle des 7. Jahrhunderts, in: Boshof – Wolff (Hrsg.) a. O. (Anm. 2) 1 – 27; für Istrien siehe R. Bratož, Cristianesimo in Istria. Una sintesi e alcune riflessioni (con particolare riguardo allo sviluppo dell’organizzazione ecclesiastica), in: E. Marin – D. Mazzoleni (eds.), Il cristianesimo in Istria fra tarda antichità e alto medioevo. Novità e riflessioni. Atti della giornata tematica dei Seminari di Archeologia Cristiana, Roma, 8 marzo 2007, SSAC 20 (Città del Vaticano 2009) 9 – 46; für die kunsthistorischen und archäologischen Monumente dieser Zeit siehe S. Tavano, Aquileia e Grado. Storia – arte – cultura ³(Trieste 1999) und die Beiträge in Tavano – Bergamini (eds.) a. O. (Anm. 36). 101 Epistolae Langobardicae collectae 3 (ed. W. Gundlach 1957 [ND], MGH Epistolae 3, 694 – 696). Vgl. auch den Kommentar zum Lib. pontif. 72 Honorius (éd. L. Duchesne ²1955, BEFAR, 1, 325 – 327); R. Bratož, Nekatera nerešena in nerešljiva (?) vprašanja iz zgodovine severnojadranskih dežel v 6. in 7. stoletju [Einige ungelöste und unlösbare (?) Fragen aus der Geschichte der nordadriatischen Länder im 6. und 7. Jh.], ZČ 46, 1992, 297 – 307.
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Herrschaft in der Form, wie man sie aus dem 6. Jh. kennt. Es ist erstaunlich, dass man bei der Auflistung der istrischen Bischofssitze auch das ehemalige norische Bistum Celeia erwähnt. Es handelt sich um die letzte Erwähnung eines Bischofssitzes auf dem kontinentalen Gebiet des ehemaligen Illyricums102. Die Erwähnung des Bistums von Celeia im späten 7. Jh. und vereinzelte Schriftstücke aus der karolingischen Epoche stellen komplexe Fragen nach der Existenz des Christentums im Zeitrahmen seit dem Verfall der antiken christlichen Strukturen bis zum Beginn der zweiten Christianisierung der Länder an der Schnittstelle zwischen Italien und Illyricum in der 2. Hälfte des 8. Jhs. Die Schlussfolgerungen unterschiedlicher Wissenschaften, die sich damit befassen (der Archäologie, Geschichtswissenschaft, Sprachwissenschaft und Völkerkunde inklusive Kulturgeschichte), gehen in mehreren Fällen auseinander – sowohl inhaltlich als auch chronologisch103. Detaillierte Fragen bleiben unlösbar, zuverlässige Kenntnisse gibt es kaum. Neben den zweifelsohne bedeutenden archäologischen Entdeckungen haben auch historische Forschungen der letzten zwei Jahrzehnte die Entstehung, den Aufstieg und Untergang des Christentums und der Kirchenorganisation an der Grenze zwischen Italien und Illyricum näher erläutert. o. Univ.-Prof. Dr. Rajko Bratož Univerza v Ljubljani Filozofska Fakulteta Aškerčeva 2 1001 Ljubljana SLOWENIEN [email protected]
Summary Researches on Early Christianity in Slovenia (1991 – 2011) The overview focuses on the findings of Slovene researchers and publications by foreign researchers related to the early Christian archaeology and history of the territory of modern Slovenia and its environs. In the field of Christian archaeology the largest finding is the discovery, analysis and publication of the early Christian church complex in the Late Antiquity settlement Tonovcov grad near Kobarid. According to chronology and typology the church centre is included in the church architecture of the Aquileian metropolitan church. This is currently the only example in the wider region where a church centre is comprised of three churches. Investigations in other parts of Slovenia have resulted in new find Conc. universale Constantinopolitanum tertium a. circiter 680, Concilii actiones 1 – 11. Actio quarta (ed. R. Riedinger 1990, ACO Series secunda, 2, 1, 154 f. Nr. 88 – 96, bes. Nr. 92); R. Bratož, Die römische Synode 680 und die Frage der Kirchenorganisation „in gentibus” im 7. Jahrhundert, in: Cambi – Marin (eds.) a. O. (Anm. 45) II: 587 – 602; R. Bratož, Das Patriarchat Grado im monotheletischen Streit, in: R. Bratož (ed.), Slovenija in sosednje dežele med antiko in karolinško dobo. Začetki slovenske etnogeneze [Slowenien und die Nachbarländer zwischen Antike und karolingischer Epoche. Anfänge der slowenischen Ethnogenese] II, Situla 39 = Razprave SAZU 1, 18 (Ljubljana 2000) 609 – 658 (etwas verkürzte italienische Fassung: R. Bratož, Il patriarcato di Grado e il monotelismo, Studi goriziani 87/88, 1998 – 2000, 7 – 37); zu Maximus von Grado siehe Nuovo Liruti I (2006) 535 – 539 s. v. Massimo, patriarca di Grado e teologo (R. Bratož). 103 R. Bratož, Ecclesia in gentibus. Vprašanje preživetja krščanstva iz antične dobe v času slovansko-avarske naselitve na prostoru med Jadranom in Donavo [Die Frage des Überlebens des Christentums aus dem Altertum in der Zeit der slawisch-awarischen Landnahme im Raum zwischen der Adria und der Donau], in: V. Rajšp (ed.), Grafenauerjev zbornik [Sammlung B. Grafenauer]. (Ljubljana 1996) 205 – 225; R. Bratož, La cristianizzazione degli Slavi negli atti del convegno „Ad ripas Danubii“ e del concilio di Cividale (con un’appendice di Timotej Knific), in: S. Piussi (a cura di), XII centenario del concilio di Cividale (796 – 1996). Convegno storico-teologico. Atti (Udine 1998) 145 – 202; H. Wolff, Vermutungen zum Ende antiker Lebensformen im südöstlichen Alpenraum, in: Bratož (Hrsg.) a. O. (Anm. 102) I: 27 – 40; Bratož a. O. (Anm. 60) 13 – 24. 102
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ings and theimportant completions of older studies. Several new discoveries were made in southeastern Slovenia (Savia province), slightly fever in the region of southern Styria (Noricum mediterraneum province). Alongside important achievements of Slovenian archaeology – 40 known churches in total – we should mention that less than half were subject to internationally comparativee scientific publications, and there are only partial publications or short reports on the rest. Historical research on early Christianity, which has, due to the nature of sources, necessarily included also a much larger territory (northeastern Italy, the eastern Alps and the western Balkans), has covered most of the important issues in the past two decades. They are listed in chronological order: (1) Victorinus of Pettau and the late period of persecutions of Christians; (2) the occurrence of Arianism and other heresies in the 4th and early 5th c.; (3) the development of church organisation with the establishment of episcopal sees; (4) early monasticism; (5) Christian communities at the time of barbaric invasions; (6) church organisation and religious life of Catholic Roman people in the frame of Germanic state formations; (7) the schism of the Three Chapters; (8) the last mentions of the existence of church organisation at the time of the Monothelite controversy and the issue of continuity of Christianity from Antiquity to the early Middle Ages.
Tafel 11
Abb. 1: Tonovcov grad, Siedlung und Kirchenkomplex (mit Genehmigung des Instituts für Archäologie bei der SAZU)
Abb. 2: Frühchristliche Kirchen in Slowenien (nach Ciglenečki, Frühchristliche Kirchen a. O. [Anm. 2] 11 Abb. 1, mit Genehmigung des Autors)
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Early Christian Archaeology in Northern Croatia The State of Research* 1. Introduction The state of research of north-Croatian early Christian archaeology barely meets the requirements of the phrase „Neue Forschungen“ from the Symposium’s title. Nevertheless, in the present context it is still necessary and important to introduce these circumstances to the archaeological community, to bring attention to some of the peculiarities and contested issues of north-Croatian early Christian archaeo logy, and finally, to pinpoint an unusual scarcity of finds. The latter applies, in particular, to a dearth of architecture, as it is highly disputable that an area measuring approximately 30,500 km² and boasting of at least three bishoprics should be practically devoid of early Christian churches. Admittedly, this should be the result of inadequate research rather than historical reality, as is further suggested by the elaborate early Christian architecture at Vinkovci, discovered in a geophysical survey in the summer of 2012 (see below).
2. Early Christian Finds until 1997 Until 1994 northern Croatia was, metaphorically speaking, a sort of early Christian archaeological ‘desert’ in comparison with neighbouring areas. This state of scholarship of north-Croatian early Christian archaeology is best reflected in the paper “Elements of Early Christianity in North Croatia” by the classical archaeologist Branka Vikić-Belančić, published in 1978. She was only able to enumerate some 20 finds, including architecture, funerary monuments and small finds1. Except for an objectively low rate of research, another important reason for such circumstances was the periodisation in north-Croatian archaeology, which viewed the 4th century as Late Antiquity, while the 5th and 6th centuries were classified as the Migration Period, marking the beginning of the early Middle Ages. Such an approach caused an unfortunate division of the period between the beginning of the 4th and the beginning of the 7th centuries, demonstrably characterised by Christianity as the dominant religion within the Roman Empire. This artificial chronology was widely accepted in both university teaching and museum practice. For the latter it meant that early Christian finds from the 5th and 6th centuries were housed in early medieval departments, and therefore more easily overlooked by Classical or early Christian archaeologists2. While Hungarian archaeology overcame this unfortunate dichotomy long ago, it produced a distorted picture of an even more acute shortage of early Christian finds in northern Croatia than was actually
* We would like to thank Dr. Catherine Leisser (Montreal – Canada) as Native Speaker. 1 B. Vikić-Belančić, Elementi ranog kršćanstva u sjevernoj Hrvatskoj [Elements of Early Christianity in North Croatia], AVes 29, 1978, 588 – 606. The number of finds was even smaller than presented, as one of the sarcophagi, decorated with the peltamotif, should not have been classified as Christian (fig. 11 on p. 597), and one of the lamps was mistakenly attributed to Mursa (Osijek) instead of to Salona (fig. 11 on p. 600). Finally, the first of the two gold-sandwich glasses from Štrbinci was also proclaimed as Christian (fig. 22 on p. 602), but with no foundation either in its inscription or depiction. 2 B. Migotti, Evidence for Christianity in Roman Southern Pannonia (Northern Croatia). A Catalogue of Finds and Sites, BARIntSer 684 (Oxford 1997) 6.
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the case. This approach is still valid in north-Croatian archaeology and possibly stands in the way of a more successful study not only of Roman Christianity but also of the late antique period in general. 1994, however, was a turning point in the development of north-Croatian early Christian archaeology. On the occasion of the 13th International Congress of Early Christian Archaeology, which took place in three Croatian Adriatic towns (Split, Solin and Poreč), the Archaeological Museum in Zagreb contributed by organising an exhibition on early Christian archaeology in north Croatia, named “From the Invincible Sun to the Sun of Justice”. Unexpectedly, a thorough search through literature and museum depots resulted in a much larger number of Christian or suspected Christian finds than was previously reckoned. However, the amount of material was not augmented through new archaeological research or finds. Rather, it was the result of a novel approach to the study of early Christianity that included artefacts dating from the 5th and 6th centuries and introduced the categories of probable and possible Christian finds3. In 1997 a monograph on early Christian evidence in northern Croatia appeared, in which sites and finds were classified according to the degree of certainty of their early Christian affiliation. Such an approach seems to be inevitable in discussing Roman-period Christianity4. A short quantification of sites and finds, based only on confirmed and very probable finds, would be useful in this context, to serve as a starting point for the discussion of the finds of the last 15 years; hypothetical Christian finds, as well as those whose north-Croatian origin is debatable, have been omitted5. Altogether there were 15 sites, including Ludbreg that failed to yield Christian material but was included on account of the presumed location of the early Christian see of Iovia (see below)6: Sveti Martin na Muri (Halicanum?), Ludbreg (Iovia/Botivo), Varaždinske Toplice (Aquae Iasae), Kuzelin, Zagreb, Samobor, Kamanje, Ozalj, Sisak (Siscia), Veliki Bastaji, Čečavac, Štrbinci (Certissia?), Osijek (Mursa), Vinkovci (Cibalae), Sotin (Cornacum). It should be noted that this fairly big number of sites gives a false impression regarding the distribution of finds, as roughly half of them stem from Sisak, approximately 30% stem from only four sites (Štrbinci, Osijek, Vinkovci, and Varaždinske Toplice), while the remaining ten sites account for only some 20% of the finds7. Apart from the contested Bishopric of Iovia, the territory in question contained three bishoprics: Siscia, Cibalae, and Mursa. In spite of this, until quite recently the only archaeo logically proven early Christian church was that at Varaždinske Toplice. It was actually the basilica thermarum that was, according to the excavators, converted into a church in the 2nd half of the 4th century (fig. 1). This interpretation was based on two frescoes: one, featuring the haloed head of an unidentified saint, was originally painted somewhere in the central section of the ceiling, and was found in the fill on the floor (fig. 2 a. b); traces of the other, showing a fragment of a stylised paradisiac fence (a red saltire cross on a background of pale yellow with green nuances), are still faintly visible on the south narthex wall, which was subsequently added to the main basilical hall (fig. 3)8. However, the possibility cannot be excluded that the basilica was put to Christian use already in the time of Constantine the Great, that is, during the reconstruction of the whole thermal complex and the forum, while the narthex was indeed added afterwards in the 2nd half of the 4th centuries. This would imply that Christianity coexisted in the B. Migotti, Arheološka građa iz ranokršćanskog razdoblja u kontinentalnoj Hrvatskoj – The Archaeological Material of the Early Christian Period in Continental Croatia, in: Ž. Demo (ed.), Od nepobjedivog sunca do sunca pravde. Rano kršćanstvo u kontinentalnoj Hrvatskoj – From the Invincible Sun to the Sun of Justice. Early Christianity in Continental Croatia. Exhibition Catalogue Zagreb (Zagreb 1994) 41 – 67 (English translation: 187 – 209). 4 Migotti loc. cit. (n. 2). 5 The most important among these finds are a fragment of a mensa and an inscribed grave slab, both possibly from Sirmium and not from Štrbinci, as commonly hypothesised: Migotti loc. cit. (n. 3) nos. 114 and 115; B. Migotti – M. Šlaus – Z. Dukat – Lj. Perinić, Accede ad Certissiam. Antički i ranokršćanski horizont arheološkog nalazišta Štrbinci kod Đakova [Antique and Early Christian Horizon of the Archaeological Site of Štrbinci near Đakovo]. (Zagreb 1998) nos. 2 and 6. Also excluded were artefacts decorated with a saltire (Saint Andrew’s Cross), given that this motif can mean anything from a technical mark, to a magic-apotropaic symbol, to a Christian cross: Migotti loc. cit. (n. 3) 63 (204). 6 Although the epigraphic proof is missing, there is practically no doubt that Iovia/Botivo, known from the Antonine Itinerary, was located at modern-day Ludbreg. What remains inconclusive is the question of the Bishopric of Iovia, which concerns not only its location but also its very existence (see n. 13). 7 Migotti loc. cit. (n. 2) 97 f. 8 Vikić-Belančić loc. cit. (n. 1) 589 – 591; Migotti loc. cit. (n. 2) 33 – 35. 3
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same location with pagan religion while the baths were still in use, which actually does not contradict either a tolerant religious atmosphere during Constantine’s rule, or the archaeological evidence of the site and the phases of the building in question in their thermal context9. This assumption is based on the fact that the basilica thermarum, initially a rectangular building, was already endowed with an apse distinguished by a podium raised 10 cm above the nave floor at the time of the Constantinian refurbishment of the settlement. Moreover, at the same time the doors in the west and east perimeter walls of the basilica were closed, thereby preventing access to the western section of the baths and the (newly built) eastern porch. This means that the basilica became secluded from the outer buildings, but retained communication with the northern rooms of the baths abutting its rear façade. These could have taken on the role of pastophoria10. Another argument supporting the presumption of early ‘Christianisation’ of the thermal basilica is that the two frescoes seem to reveal different artistic conceptions and styles. The saint’s head is executed in a ‘classical’ manner, quite different from the ‘expressionist’ black-contour style of the Pannonian fresco painting of the 2nd half of the 4th century, and should therefore be earlier, that is, from the 1st half of the 4th centuries. The fresco from the narthex, by contrast, reveals a thorough simplification and stylisation of the motif of the fence of Paradise, thus possibly fitting with the artistic styles of the later 4th century11. The second hypothesised Christian church was a double-naved and double-apsed building restructured from a section of the 2nd-century baths in Ludbreg in a way that the northernmost of three apsidal pools was removed and substituted by a porch (fig. 4)12. However, the hypothesis of this conversion was based more on the presumption that the Bishopric of Iovia was located at Ludbreg and less on the archaeological evidence13. In addition to Varaždinske Toplice and Ludbreg, there were archaeological indications for early Christian churches in towns and on some hilltop sites, but without concrete proof14. One of the most important in terms of potential Christian places is the site of Rudina at the village of Čečavac, situated on the slopes of Psunj Mountain, to the west of the town of Požega. It is the home of a well-known Benedictine monastery and one of the most important Romanesque church complexes in northern Croatia15. The ground plan of the three-apsed Romanesque church clearly reveals an older architectural section abutting its south wall (fig. 5). Indicatively, it was exactly in this part of the complex that a stone tomb was found, with a sandstone-slab that was decorated with an engraved fish next to the trapezoidal lobe of a tabula ansata and most probably represents a fragmented front of a sarcophagus (figs. 5. 6). There were no grave goods, but a fragment of a Roman tile was found in the tomb16. I first supposed that the stone fragment, dated to the 3rd or 4th centuries, was used secondarily in a Romanesque grave, as at the time no information on the chronology of the grave in question had been published17. Later on, however, Migotti loc. cit. (n. 2) 34; B. Migotti, Od kulta Sola do kršćanstva u Varaždinskim Toplicama (Aquae Iasae) [From the Cult of Sol to the Christianity in Varaždinske Toplice (Aquae Iasae)], RadSplit 37 (24), 1999, 51 – 88. 10 Migotti loc. cit. (n. 9) 69 f. 11 Migotti loc. cit. (n. 9) 74 – 77. 12 Vikić-Belančić loc. cit. (n. 1) 591 – 593; Migotti loc. cit. (n. 2) 23 – 25. 13 Quite a number of researchers share the opinion that the early Christian Bishopric of Iovia, known from written sources and from one now missing north-Italian sarcophagus epitaph, was on the site of modern-day Ludbreg. See M. Jarak, Povijest starokršćanskih zajednica na tlu kontinentalne Hrvatske – The History of Early Christian Communities in Continental Croatia, in: Demo (ed.) loc. cit. (n. 3) 17 – 39 (English translation: 155 – 179); Migotti loc. cit. (n. 2) 98; D. Gáspár, Christianity in Roman Pannonia. An Evaluation of Early Christian Finds and Sites from Hungary, BARIntSer 1010 (Oxford 2002) 48; R. Bratož, La diffusione del cristianesimo tra la Venetia et Histria e l’Illirico, in: S. Piussi (a cura di), Cromazio di Aquileia 388 – 408. Al crocevia di genti e religioni. Exhibition Catalogue Udine (Milano 2008) 408 f. 14 For a hilltop site at Ozalj, as well as some sites in Osijek and Vinkovci, see Migotti loc. cit. (n. 2) 19 – 22. 27 f. For potential early Christian sites in Sisak, see B. Migotti, Prostor ranokršćanske biskupije Siscije i njegova arheološka ostavština [The Area of the Early Christian Bishopric of Siscia and Its Archaeological Inheritance], in: D. Tepert – S. Jurić (eds.), Antiquam fidem. Zbornik radova sa znanstvenog skupa, Sisak, 3. – 5. prosinca 2010 [Antiquam fidem. Proceedings of the Symposium, Sisak, 3rd–5th December 2010], Hrvatska povjesnica 7 (Zagreb 2011) 54 – 57. 15 D. Sokač-Štimac – L. Ivančević-Španiček, Rudina. Benediktinska opatija Sv. Mihovila – Benediktinerabtei St. Michael, Rudina – Benedictine St. Michael’s Abbey, Rudina (Požega 1997). 16 D. Sokač-Štimac, Rudina. Srednjovjekovni samostan – Mediaeval Monastery, APregl 27, 1986, 150 f.; Migotti loc. cit. (n. 3) 61 (202); Migotti loc. cit. (n. 2) 44 f. 17 Sokač-Štimac loc. cit. (n. 16) 151. 9
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it was disclosed that the grave had been subjected to C-14 dating, with results that corresponded to the above chronology18. This renders the Roman date of the slab even more convincing. In view of this, it seems possible to interpret the depiction of the fish as a crypto-Christian symbol, which would date the sarcophagus to the early 4th century. In any case, given the position of the tomb that held the fragment, and the nature of the architecture that accommodated the tomb, an early Christian layer at this site could most probably be anticipated. Fortunately, an excavation to reexamine the architecture at Rudina is scheduled for the next year, so more data on its early Christian finds is expected. Until 1997 the following funerary finds were known: a frescoed tomb and a Chi-Rho-decorated tile from Štrbinci19, a stone and tile tomb with a cushion-like terminal for the head, featuring a fingertip-impression of a Latin cross20, six inscribed tombstones, three from Vinkovci and one each from Veliki Bastaji, Štrbinci, and Sisak21. An exceptional example among these is a limestone slab from Veliki Bastaji, inscribed with a liturgical hymn, which in a language of allegory and metaphor addresses the subject of original sin and redemption through Christ’s sacrifice. It remains unclear whether the hymn was composed by an anonymous versifier, well instructed in Christian doctrine, for funerary purposes, or whether those verses constitute a passage from early Christian literature, unknown in other sources except for this archaeological evidence, and applied to funerary use in the province of Pannonia Savia22. There were also four sarcophagi, two from Sisak and one each from Vinkovci and Rudina (Čečavac)23. Small finds decorated with Christian symbols or made in the shape of a cross or Chi-Rho were somewhat more numerous. Metal finds, mostly copper-alloy and in some cases gilded, included five brooches, two helmbadges, four items of belt sets, five rings, three pendants, two lamps in the shape of Agnus Dei, a fragment of a lamp or candlestick, a rivet, and a silver spoon24. Of pottery finds there were 12 lamps and five dishes, or fragments thereof25. Although a total of 13 funerary constructions or inscribed slabs and 41 artefacts was less than expected for a territory accommodating three ecclesiastical sees, the most conspicuous lack of finds was that of architecture. 3. Research and Finds 1998 – 2012 As the title of this symposium did not exactly define the chronological limits, I took the liberty of considering a somewhat longer time span, namely, from 1998 until the present day, with the monograph on north-Croatian Christianity from 1997 figuring as a dividing point26. In 1998 I was looking for and selecting material from the Đakovo Diocesan Art-Historical and Archaeological Collection for an exhibition on the archaeological site of Štrbinci near Đakovo. Given a long history of controversy regarding the location of the Roman town of Certissia, known from the Roman itineraries but not yet archaeologically located, in which also several church historians from the Đakovo Bishopric had been engaged in the past, I was most surprised to discover that the collection held a marble inscription mentioning the town in question (fig. 7). Unfortunately, and unbelievably, no one from the Diocesan Collection could provide information as to wherefrom and when the stone found its way into this collection. Štrbinci, situated in the immediate vicinity of Đakovo, is the most probable site of the inscription’s findspot, but this has not been definitely proven. This, however, is of no concern in the present context, given that the inscription most certainly stems from northern Croatia, displaying 20 21 22 23 24
Sokač-Štimac – Ivančević-Španiček loc. cit. (n. 15) 17 f. Migotti loc. cit. (n. 2) 36 f. no. III.a.1; 53 no. III.d.1. Unfortunately, this find was documented only by a drawing: Migotti loc. cit. (n. 2) 39 fig. III.a.4. Migotti loc. cit. (n. 2) 45 – 50 nos. III.c.1 – 6. Migotti loc. cit. (n. 2) 47 – 49 no. III.c.3. Migotti loc. cit. (n. 2) 39 – 43 nos. III.b.1 – 3; 44 f. no. III.b.5. Migotti loc. cit. (n. 2) 56 – 59 nos. V.a.1 – 7; 62 – 64 nos. V.b.1 – 4; 69 f. nos. V.e.3 – 6; 71 no. V.e.9; 73 f. nos. V.f.1 – 3; 74 f. no. V.g.1; 76 no. VI.a.1; 77 f. nos. VI.b.1 – 2; 79 no. VI.b.4. 25 Migotti loc. cit. (n. 2) 80 – 85 nos. VI.c.1 – 13; 86 – 89 nos. VI.d.1 – 5; Z. Wiewegh, Katalog, in: S. Mijač-Božek (ed.), Pro sancto Quirino e. s. – confessio fidei (Sisak 2004) 105 f. nos. 64 – 71. 73. 74. 26 Migotti loc. cit. (n. 2). 18 19
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one of the most curious epigraphic testimonies to early Christianity in the region. The text, topped by a Chi-Rho and preserved only in fragments, presents some difficulties in terms of interpretation. My guess is that it was a public inscription advertising attractions of the town and its appeal to potential visitors, at the same time attesting the official Christian affiliation of its residents27. Certissia is the only northCroatian Roman settlement whose existence is epigraphically proven but not yet physically located. In 2001 a grave in the Štrbinci late Roman cemetery yielded a sandwich-gold glass featuring a family of four surrounded by the inscription Vivatis felicis (sc. felices) in Deo (fig. 8). Curiously, it was the second such find from Štrbinci28. Although not all commentators would consider the inscription as Christian, I have no doubts about that; as a rule, the term “God”, when attached to pagan gods, is accompanied by the name of the god or some of his defining attributes, such as aeternus29. Apart from that, this find is important as one of the rare specimens of its type with a known archaeological context. The site of Lobor is one in a chain of late Roman hilltop settlements containing Christian complexes which are otherwise typical of the Alpine and Subalpine areas of Noricum and southwest Pannonia30. Systematic archaeological excavations from 1998 to 2005 in the Gothic church of the Blessed Virgin at Lobor and in its immediate surroundings have revealed a cemetery and an elaborate architectural complex spanning the period from the 5th–6th to the 20th centuries (fig. 9). Of the earliest church, dating from the 5th–6th centuries, a baptistery and portions of the south and north perimeter walls were excavated, which could hypothetically be reconstructed as an east-west aligned building with a western narthex and adjacent chambers along the north walls, of the total length of 17 m. The octagonal baptistery with a hexagonal baptismal font was situated in front of the narthex and connected to it by a corridor31. Although most of the early Christian church remains undisclosed, the shape and siting of the baptistery testify to the north-Italian type of layout, transmitted most probably through the agency of Aquileia32. By adding Lobor to the map of early Christian sites in northern Croatia, their total number adds up to 16 (fig. 10). Similar finds, if more modest, can perhaps be expected at the site of Lonja-Gradišče some 20 km as the crow flies to the northeast of Lobor, which has been excavated since 200533. In 2006 a small collection of lead seals from Sotin (Cornacum) was published; among others, it contained three Christian examples and two Jewish ones, the latter featuring a menorah34. The first of the Christian specimens depicts an unusually complex scene for this type of material. Unfortunately, the artefact is missing, so the following description is based on the publication by the author who had found it and was able to inspect it in person35. What we have today is a fairly lowquality photograph and a drawing made from it for the purposes of this paper (fig. 11 a. b). The right part of the seal is occupied by the image of a striding soldier holding a spear on the background of a wall flanked by two high towers. The central area is dominated by a Chi-Rho; above it, in the upper left-hand corner, another soldier, but smaller, is depicted in a combat posture, turning to the left, while below the Chi-Rho a bow can be discerned, sailing through rough water. The author associated the scene with the battle at Mursa in 351 B. Migotti, Die rätselhafte Inschrift über die christliche Stadt Certissia, MiChA 18, 2012, 9 – 21. B. Migotti, Two Gold-sandwich Glasses from Štrbinci (Đakovo, Northern Croatia) (Zagreb 2002). To my knowledge, only one other Pannonian site, Carnuntum, can boast of two such finds: R. Pillinger, Römische Goldgläser, AW 10, 1979, fasc. 1, 15 n. 2. 29 Migotti loc. cit. (n. 28) 51. On the contrary, Gáspár (loc. cit. [n. 13] 37) considers such opinion as inconclusive. 30 K. Filipec, Po svetištu Majke Božje Gorske u Loboru [By the Sanctuary of the Mother of God of the Mountains in Lobor]. (Zagreb 2008) 34 f. 61 – 66. On such complexes in Noricum, see S. Ciglenečki, Höhenbefestigungen aus der Zeit vom 3. bis 6. Jh. im Ostalpenraum (Ljubljana 1987). 31 Filipec loc. cit. (n. 30). 32 Cf. S. Piussi, Le vasche battesimali di Aquileia, in: G. Bandelli (a cura di), Aquileia romana e cristiana fra II e V secolo. Omaggio Mario Mirabella Roberti, AntAlt 47 (Trieste 2000) 372 – 388; G. Cuscito, Il gruppo episcopale di Aquileia, in: Piussi (a cura di) loc. cit. (n. 13) 380 – 385. 33 In its disposition and chronology the site belongs to the chain of hilltop settlements mentioned above. The architecture has not been fully excavated, but it seems that a segment of an apse has been disclosed, possibly indicating a church. See M. Šimek, Lonja – Gradišče, in: J. Mesić (ed.), HAG 3/2006 (Zagreb 2007) 141 – 143. 34 M. Ilkić, Antičke plombe iz Sotina (Cornacum) [Ancient Seals from Sotin (Cornacum)], RadAkZadar 48, 2006, 61 – 69. 74 f. nos. 14 – 18. 35 Ilkić loc. cit. (n. 34) 61 f. 74 no. 14. 27 28
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between the Emperor Constantius II and the usurper Magnentius. On the other seal, which unfortunately crumbled in the course of cleaning, a Chi-Rho in a beaded circle was depicted, and on the third one the scene of Daniel in the lions’ den is shown36. In the paper on these seals the author offered some very indicative topographical observations. Two of the three Christian seals were found in the immediate vicinity of the parish church of the Blessed Virgin Mary, whose 14th-century layer has been established beyond doubt. Significantly, the church is not sited along the main settlement’s communication, as is common in the area, but is moved towards the place with a heavy concentration of Roman finds, pointing to the centre of Roman Cornacum37. In sum, here we have another serious potential site with early Christian architecture. Reassessment excavations of the baths in Ludbreg were carried out from 2008 to 2012, failing to provide any evidence for the conversion of a section of the baths into an early Christian church. Nevertheless, this cannot be taken as final proof for the lack of such a building within the reconstructed baths38. We should bring to mind the circumstances of Varaždinske Toplice or Lobor, since neither of these two sites holding architectural remains produced any small finds with Christian motifs. On balance, proof in favour of or against the ‘Christianisation’ of the baths in Ludbreg is still missing, and it is still too soon to remove the two-apsed building within the baths from the list of early Christian churches in northern Croatia. On the other hand, if indeed the Bishopric of Iovia was at the site of modern-day Ludbreg, and not in Alsóheténypuszta (Hungary), as some commentators postulate, its main sacral building should perhaps rather be looked for in the area of the present-day parish church of the Holy Trinity, which was first mentioned in historical sources in the 14th century39. In 2008 another early Christian clay lamp was found during rescue excavations in Sisak (fig. 12)40. It is of a type and decoration (Chi-Rho) widespread in Siscia and most probably produced in a local workshop41. Based on the wealth of surface finds of various stones and marbles, some of them inscribed, as well as two late Roman tombs excavated in 1968, in 1979 Stojan Dimitrijević suggested that the site of Kamenica (meaning “place abounding in stone”) in the vicinity of Vinkovci was a memorial-cemetery complex, possibly connected with the site of martyrdom of the local saint Pollio, a lector of the Cibalitan church42. As early as 1994 Kamenica, then still a landmine-infested area because of the 1991 – 1995 war in Croatia, was proclaimed the most important potential early Christian site in the northern part of the country43. It should be noted that at that time the site had not produced a single Christian find. All we had that presumably pointed to a Christian site were a great number of fragmented marble objects, such as inscriptions and coloured revetment slabs, window or chancel screen transennae and half of a leafed capital. During a fieldwalking survey of Kamenica in 2010, the archaeologists of the Town Museum of Vinkovci found a thin marble plate with a Chi-Rho inscribed on it, which was the first-ever Christian find there44. Even
Ilkić loc. cit. (n. 34) 68. 74 nos. 15. 16. Ilkić loc. cit. (n. 34) 68 f. 38 T. Pleše, Iovia – Botivo (Ludbreg). Prilog poznavanju kroz rezultate arheoloških istraživanja 2008. – 2010. godine [Knowledge Contribution through the Results of the Archaeological Research of 2008 – 2010], in: J. Balen – M. Šimek (eds.), Arheologija varaždinskog kraja i srednjeg Podravlja [The Archaeology of the Region of Varaždin and the Middle Podravlje], Izdanja HAD 28 (Zagreb 2012) 177 – 197. The results of the excavations in 2011 and 2012 have not yet been published. 39 See n. 13. In addition to its early mention, some archaeological indications, such as early medieval graves around the church, speak in favour of an early Christian layer at this place: Migotti loc. cit. (n. 2) 25. 40 I. Baćani – S. Gospodinović – R. Škrgulja – T. Tomaš Barišić, Zaštitna arheološka istraživanja Gradskog muzeja Sisak 2000 – 2010 [Archaeological Conservation Research of the Municipal Museum of Sisak in 2000 – 2010]. (Sisak 2011) 153 no. 203. 41 Migotti loc. cit. (n. 2) 82. 42 S. Dimitrijević, Arheološka topografija i izbor arheoloških nalaza s vinkovačkog tla – Archäologische Topographie und Auswahl archäologischer Funde vom Vinkovcer Boden, in: Ž. Rapanić (ed.), Corolla memoriae Iosepho Brunšmid dicata, Izdanja HAD 4 (Vinkovci 1979) 180 – 183 (German translation: 247 – 250). The suggestion was further bolstered by the fact that Kamenica is situated 1.5 km to the east of the town walls of Cibalae, which fairly exactly corresponds to the distance of 1 Roman mile given in the Passio S. Pollionis 3 (ed. Th. Ruinart 1859, 436). 43 Migotti loc. cit. (n. 3) 48 (193). 44 I owe thanks to my colleague Hrvoje Vulić for communicating this find to me already at the time of its discovery. 36 37
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prior to this find, Hrvoje Vulić, a curator in the Vinkovci Museum, had acknowledged his intention to organise a large-scale archaeological investigation of the site of Kamenica. In 2012 the first step towards the realisation of this plan came into being (see the paper of Hrvoje Vulić in this volume).
4. Conclusion The projected excavation at Kamenica will certainly be a milestone in the development of early Christian archaeology in northern Croatia. However, there are, among others, two critical points whose clarification would be most important in this context: the architecture of Mursa and Siscia. A basilica martyrum outside of the town walls in Mursa was mentioned in written sources, and was hypothetically (and unconvincingly) identified with a small round building with a rectangular annex on its south side, situated immediately outside the southwest wall, and only partially disclosed45. If anything, this building should be interpreted as a pagan temple, possibly of Cybele, while the basilica martyrum should be searched for elsewhere. As for Siscia, it goes without saying that as both a provincial capital and an early Christian bishopric, existing from the 3rd to the 7th centuries and boasting of a quite famous martyr (Quirinus), the city must have had not one, but many churches. Of several potential early Christian sites in the town of Sisak, the most probable seems to be the area of and around the parish church and bishop’s cathedral of the Holy Cross, situated inside the southern corner of the Roman town (figs. 13. 14). There are several indicators, both historical and archaeological, to support such a hypothesis about the church that was first mentioned in the 14th century, which in itself is indicative in the context of north-Croatian Christian topography. Secondly, the Holy Cross is an early Christian patron46. Thirdly, archaeological investigations in the 1990s revealed several layers of architecture from the 1st to the 4th centuries. In the 1994 excavations an earlier, round apse was disclosed as predating the polygonal one of the present-day church. Finally, the southern corner of the town received late Roman burials, among them an early Christian sarcophagus. This was most likely an intraurban extension of the southern cemetery, which otherwise yielded some Christian finds47. The Episcopal see of Siscia was last mentioned in written sources in 928, but probably lasted until 1094, the year of the founding of the Zagreb Bishopric48. After many centuries the Bishopric of Siscia, now under the name of Sisak, was reestablished in 200949. As the building of the bishops’ tomb within the area of the church has been envisaged in the foreseeable future, the accompanying small-scale archaeological research will hopefully bring new insight into the hypothesis of an early Christian building on the site.
D. Pinterović, “Basilica martyrum” u Mursi [“Basilica Martyrum” in Mursa], in: I. Erceg – A. Horvat – I. Mažuran – M. Suić (eds.), Gunjačin zbornik [Festschrift Stjepan Gunjača]. (Zagreb 1980) 59 – 66; M. Bulat, Novi podaci za baziliku mučenika u Mursi [New Data on the Basilica of the Martyrs in Mursa], Лихнид [Lihnid] 7, 1989, 195 – 202. 46 Cf. B. Migotti, Naslovnici ranokršćanskih crkava u Dalmaciji [Patron Saints of Early Christian Churches in Dalmatia], ARadRaspr 12, 1996, 222. 47 Migotti loc. cit. (n. 3) 48 (193); Migotti loc. cit. (n. 2) 22; Migotti loc. cit. (n. 14) 56 f. On intramural burials in Late Antiquity, see Migotti loc. cit. (n. 2) 22; B. Caseau, Sacred Landscapes, in: G. W. Bowersock – P. Brown – O. Grabar (eds.), Late Antiquity. A Guide to the Postclassical World (Cambridge/Massachusetts 1999) 37; R. Meneghini – R. Santangeli Valenzani, Intramural Burials at Rome between the Fifth and Seventh Centuries AD, in: J. Pearce – M. Millett – M. Struck (eds.), Burial, Society and Context in the Roman World (Oxford 2000) 263 – 269. 48 D. Zelić, Prostor Zagrebačke biskupije u vremenu prije njezina osnutka [The Territory of the Bishopric of Zagreb in the Time prior to Its Founding], in: T. Lukšić (ed.), Sveti trag. Devetsto godina umjetnosti Zagrebačke nadbiskupije 1094. – 1994. [The Holy Trace. Nine Hundred Years of Art of the Zagreb Archdiocese 1094 – 1994]. Exhibition Catalogue Zagreb (Zagreb 1994) 99. 49 D. Tepert – S. Jurić, Riječ urednika [Editor’s Words], in: Tepert – Jurić (eds.) loc. cit. (n. 14) 9 f. 45
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Acknowledgements I am most grateful to the colleagues who kindly supplied me with information or illustrations used in this paper: Iskra Baćani (the Town Museum of Sisak), Mato Ilkić (the Archaeological Department of the University of Zadar), Hrvoje Kalafatić (the Institute of Archaeology in Zagreb), Mirela Pavličić (the Town Museum of Požega), Ante Rendić-Miočević, and Hrvoje Vulić (the Town Museum of Vinkovci).
Dr. Branka Migotti Croatian Academy of Sciences and Arts Division of Archaeology Ante Kovačića 5 10000 Zagreb CROATIA [email protected]
Zusammenfassung Früchristliche Archäologie in Nordkroatien. Stand der Forschung Zuerst gibt die Autorin einen Überblick über die frühchristlichen Kirchen und Funde bis 1997. 1998 im Zuge einer Ausstellung in Štrbinci wurde ein Stein (in der Diözesankollektion) mit einer rätselhaften Inschrift über die christliche Stadt Certissia gefunden, die bis jetzt nicht sicher zu lokalisieren ist. Weitere Funde kamen hinzu: ein Goldglas (2001), ein Friedhof, eine frühchristliche Kirche und ein Baptisterium (1998 – 2005, Lobor). Im Jahr 2006 wurde eine kleine Kollektion von Bleisiegeln aus Sotin (u. a. drei christliche, zwei jüdische) publiziert. 2008 – 2012 fand man in den Bädern von Ludbreg eine (wahrscheinlich) frühchristliche Kirche. 2008 kam eine frühchristliche Tonlampe in den Ausgrabungen von Sisak zum Vorschein. Während eines Surveys in Kamenica (2010) wurde eine dünne Marmorplatte mit einem Chi-Rho entdeckt. Die Ausgrabungen in Kamenica (Vinkovci [Cibalae]) lassen weitere wertvolle Hinweise auf das frühe Christentum bzw. auf frühchristliche Bauten erwarten.
Tafel 12
Fig. 1: Varaždinske Toplice, the basili ca thermarum converted into a Christian church, 4th c. (readjusted by the author, after T. Lo lić – Z. Wiewegh, Urbanism and Architecture, in: B. Migotti [ed.], The Archaeology of Roman Southern Pannonia. The State of Research and Selected Problems in the Croatian Part of the Roman Province of Pannonia, BARIntSer 2393 [Oxford 2012] 208 fig. 15)
Fig. 2 a: Varaždinske Toplice, a fresco fragment of the head of a saint from the basilica, the Archaeological Museum in Zagreb (photo: N. Kobasić)
Fig. 2 b: A watercolour by S. Šohaj illustrating the fresco in fig. 2 a, the Archaeological Museum in Zagreb (photo: N. Kobasić)
Tafel 13
Fig. 3: Varaždinske Toplice, remains of a fresco from the narthex, in situ (photo: A. Rendić-Miočević)
Fig. 4: Ludbreg, a presumed 4th-century Christian church adapted in the baths (after Migotti loc. cit. [n. 2] 24 fig. 7)
Fig. 5: Rudina, a medieval monastery complex, with the position of the grave containing the find in fig. 6 marked by an arrow (readjusted by the author, after Sokač-Štimac – Ivančević-Španiček loc. cit. [n. 15] 27)
Tafel 14
Fig. 6: Rudina, a fragment of a sarcophagus front (?) featuring part of a tabula ansata flanked by a fish, the Town Museum of Požega (photo: B. Knez)
Fig. 7: The inscription mentioning Certissia, the Museum of the Đakovo Region (photo: N. Kobasić)
Tafel 15
Fig. 8: A sandwich-gold glass from Štrbinci, the Museum of the Đakovo Region (photo: L. Japec)
Fig. 9: The remains of church architecture (5th–20th c.) at Lobor (after Filipec loc. cit. [n. 30] 34 f. fig. 21)
Tafel 16
Fig. 10: Map of early Christian sites in northern Croatia (made by T. Leleković)
Fig. 11 a. b: Sotin, a lead seal, now missing (photo: M. Ilkić; drawing: M. Galić)
Fig. 12: Sisak, a clay lamp featuring a Chi-Rho, the Town Museum of Sisak (photo: B. Suntešić)
Tafel 17
Fig. 13: Sisak, plan of Siscia, with the position of the parish and cathedral church of the Holy Cross marked by an arrow (made by Z. Wiewegh, readjusted by the author)
Tafel 18
Fig. 14: Sisak, the parish and cathedral church of the Holy Cross with an archaeological site in front ( [01.03. 2013])
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H rv o j e V u l i ć
Kamenica* An Early Christian Complex Throughout the years, systematic rescue excavations at Vinkovci have yielded much valuable information about the lives of citizens at Roman Cibalae. Almost 70% of the today’s city is archaeologically protected, which means that archaeologists of Vinkovci Municipal Museum spend most of their work time excavating. Due to the continuity of life in Vinkovci since the early Neolithic Age (ca. 6200)1 we are dealing with all archaeological periods in nearly every excavation. In the last ten years, much new information about Cibalae has been uncovered. Discoveries include evidence of glass and metal workshops2, as well as evidence of major building and economic activities in the 2nd half of the 4th c., namely, during the rule of the House of Valentinian3. Furthermore, more than 80 pottery ovens were discovered, the positions of some streets leading outside of the city were defined, and many more valuable finds and important data were gathered. But unfortunately, throughout all these excavations little or no finds that could help us learn more about early Christian life in Cibalae were found. No buildings that can be connected to the Christian community in Cibalae have been excavated so far. Yet, occasional artefacts, in addition to written sources, confirm that there was a strong Christian community inside Cibalae. Written sources tell us that Cibalae had a bishop, Eusebius, in the 1st half of the 3rd c., and that he was a victim of Emperor Traianus Decius’ persecution, as was the lector Pollio during Diocletian’s reign4. A file from Pollio’s trial indicates that he was burned alive about 1 mile outside Cibalae, which is a very important fact for the rest of the story. However, apart from these and other written sources that tell us about Christians and various objects used by them, we actually know very little. This will hopefully change when excavations at the site of Kamenica begin. Kamenica is located 1 mile from today’s city centre (fig. 1). Its name literally means “stony” (“kamen” meaning stone in Croatian). Nowadays it is a field situated on the very edge of the city. The first information regarding the existence of an archaeological site on that field was recorded by the first north-Croatian archaeologist and one of Vinkovci’s most important researchers, Dr. Josip Brunšmid. He wrote that one stone capital was found and given to him and that it came from Kamenica, a place where there were many more such stone architectural remains5. However, for the next 70 years the site remained unexplored and unmentioned in literature. It was not until 1967 that Dr. Vesna Šaranović Svetek performed a trial excavation while working at the Vinkovci Museum. In just one trial trench, measuring 3.50 × 2.50 m, she unearthed a part of a structure with two underground chambers, each
* We would like to thank Dr. Catherine Leisser (Montreal – Canada) as Native Speaker. 1 S. Dimitrijević, Arheološka topografija i izbor arheoloških nalaza s vinkovačkog tla – Archäologische Topographie und Auswahl archäologischer Funde vom Vinkovcer Boden, in: Ž. Rapanić (ed.), Corolla memoriae Iosepho Brunšmid dicata, Izdanja HAD 4 (Vinkovci 1979) 133 (German translation: 201). 2 H. Vulić, Arheološko istraživanje u ulici bana J. Jelačića 11 – br. 32 [Archaeological Research at 11 Ban Josip Jelačić Street], in: J. Mesić (ed.), HAG 5/2008 (Zagreb 2009) 99 f.; M. Dizdar – H. Vulić, Arheološko istraživanje u ulici J. Kozarca 14 [Archaeological Research at 14 Josip Kozarac Street], in: HAG 8/2011 (Zagreb 2012, in print). 3 H. Vulić – A. Rapan Papeša – M. Krznarić Škrivanko, Vinkovci – Korzo [Vinkovci – Promenade], in: J. Mesić (ed.), HAG 5/2008 (Zagreb 2009) 97 f. 4 Passio Sancti Pollionis (ed. Th. Ruinart. 1859, Acta Martyrum, 435 f.). 5 J. Brunšmid, Colonia Aurelia Cibalae. Vinkovci u staro doba [Colonia Aurelia Cibalae. Vinkovci in Old Times], VHAD N. S. 6, 1902, fasc. 1, 150.
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containing two brick-built graves6. They were robbed out, but remains of various stone architectural decorations were collected. Unfortunately, very little of the documentation or finds mentioned in the excavation report are in the museum today; as a result the approximate position of the trench can only be guessed (fig. 2 a. b). From the time of the publication, the site became interesting to archaeologists, but this interest remained purely academic. Another important Croatian archaeologist, Vinkovci-born Dr. Stojan Dimitrijević, wrote about the site, and more or less predicted almost everything that would be confirmed in 2012. He argued that due to its distance (1 Roman mile) from town the site could be connected with Saint Pollio’s death and that the finds could be associated with a sacral and memorial centre built there, and perhaps even with other Cibalitan martyrs buried there. He also predicted the possibility that the complex could be connected to the Valentinian or Constantinian dynasty7. After that, Kamenica is mentioned in works of Dr. Branka Migotti and Dr. Ivana Iskra Janošić, who made, more or less, the same assumptions as Dimitrijević8. Things took a dramatic turn in 1991, with the beginning of the war in Croatia. The site found itself on the very edge of the Serbian stronghold Mirkovci and as a result the area was thought to be landmineinfested and was beyond the reach of the landowners and archaeologists for almost 20 years. Ironically enough, it was precisely this war, which took such a toll on human lives and material possessions, that protected this site. It was not until the end of 2009 that the site was cleared of landmines and immediately ploughed. We visited it in early 2010, only to realise that it bears its name for a reason: most of the field was literally covered with pieces of brick, marble, limestone and various other types of stone. Samples were collected, along with a marble fragment upon which one quarter of a Chi-Rho was inscribed (fig. 3). Later that year the Ministry of Culture and various other institutions were contacted and informed about the urgent need to protect the site by either banning ploughing or purchasing the land from the owners (the site had been protected since 1968 but ploughing had still been allowed). Unfortunately there was no response. We continued to visit the site and collected material exposed after ploughing, and in 2011 we contacted Prof. Dr. Bojan Djurić from the University of Ljubljana, who after inspecting the collected samples stated that, based on a preliminary analysis, most of the marbles found at Kamenica came from the Mediterranean Basin and not the Alps, as is usual in Pannonia secunda, and that some of them are identical to those found at the emperors’ palace in Sirmium9. We informed local authorities about this discovery, but still received no answer. In 2012 the private archaeological company Georaheo Ltd. performed rescue excavations in Vinkovci, during which time another amazing find was discovered, namely a hoard containing a variety of 48 Roman silver objects weighing a total of 36 kg. As the company owned a georadar, we hired them to perform a geophysical survey of Kamenica, with the hope of finding some architectural remains. The results were far beyond our expectations. The georadar pictures showed remains of a whole architectural complex starting 0.50 m beneath the surface and ending at 2.50 m (fig. 4 a–e). What is clearly visible is a church, an octagonal structure that is most likely a baptistery (or less likely a martyrium) and various other structures that at this point cannot be identified with certainty. The entire complex measures about 6000 m², including the structures located outside what appears to be a perimeter wall, making it one of the largest such complexes discovered in Croatia to date. Just for the sake of comparison, the central building measures 35 m long and 15 m wide and today’s main church in Vinkovci (the Church of Saint Eusebius and Saint Pollio) is 40 m long and 17 m wide.
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V. Šaranović Svetek, Kamenica. Arheološko nalazište [Kamenica. Archaeological Site], APregl 9, 1967, 105 – 108. Dimitrijević loc. cit. (n. 1) 181 f. B. Migotti, Arheološka građa iz ranokršćanskog razdoblja u kontinentalnoj Hrvatskoj – The Archaeological Material of the Early Christian Period in Continental Croatia, in: Ž. Demo (ed.), Od nepobjedivog sunca do sunca pravde. Rano kršćanstvo u kontinentalnoj Hrvatskoj – From the Invincible Sun to the Sun of Justice. Early Christianity in Continental Croatia. Exhibition Catalogue Zagreb (Zagreb 1994) 48; I. Iskra-Janošić, Urbanizacija Cibala i razvoj keramičarskih središta [The Urbanisation of Cibalae and the Development of Ceramic Centres], HAZU Posebna izdanja 13 (Zagreb 2001) 140 f. I would like to thank Dr. Djurić for sharing these insights with me and providing me with this very valuable information.
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Arguably, what we are dealing with is a very large church complex whose details, however, remain in the realm of assumptions until confirmed by excavations. As for the dating of the structures, we can safely presume that the complex was erected after 313, that is, after the so-called Edict of Milan. The georadar survey has also shown that there were several building phases, with the last one being the most monumental. The location of its construction was probably important to the Christian community of Cibalae. As such, we can also presume that it is indeed the site of Saint Pollio’s martyrdom on April 28th, 304. Nevertheless, only excavations will confirm whether the spot in question belonged to a place of communion, in which case the punishment was further stressed by such a choice, or, whether it was simply the location where executions were usually carried out. So far, it appears that the first structure was rather modest and a larger and more luxurious structure was built later. Another question that arises is that of who could have financed a complex of such grandeur. Archaeological research of Cibalae indicates that it was a wealthy community with an abundance of most of the building materials for such architecture, but sumptuous decoration and elaborate architecture are more problematic in terms of interpretation. As previously stated, some of the marbles originate from the Mediterranean Basin and some are identical to those used in the palace in Sirmium. Additional value is generated by the fact that some of the marble pieces found were fashioned in geometrical opus sectile, a technique that was highly valued in Late Antiquity (fig. 5)10. It is unlikely that some local landowner, no matter how wealthy, could have obtained such valuable materials. As such, another option remains to be considered, namely, that someone from the court, or at least with good connections to the court, could have been involved with the construction and decoration of this building. One name stands out: Valentinian I (364 – 375). He and his brother Valens (364 – 378) were both born in Cibalae and are the only Roman emperors to have been born in the territory of present-day Croatia. Their father, Gratian the Elder, also born in Cibalae, had an impressive military career. Known for his strength11, he fought his way up the ranks to the elite unit of protectores domestici, from whence he rose even further to the title of comes Africae12. He was relieved of duty after accusations of fraud sometime around 337. His next duty was that of a comes rei militaris in Britain, where he went in 343 and stayed until 351, when he was honourably retired and returned to Cibalae13. It is his career that enabled, or at least eased, the accession to power of his son Valentinian I, who resided in the West. Another possible connection of the architecture in question to Valentinian is the ground plan, which shows more similarities to that of Aquileia and the northern Adriatic than to the eastern part of the Empire. Other monuments in Croatia that can serve as a parallel are the Basilica Eufrasiana in Poreč and the Church of Saint Maria Formosa in Pula. Of course, an option of connecting the complex, or at least some of its phases, with members of the House of Constantine is still possible, but we believe that the most likely candidates are the Valentinians. However, all these questions will hopefully be cleared in the foreseen excavations. The potential of this site is vast. Apart from its architectural value, it will enable us to gain better insight into the lives of the 4th-century citizens of Cibalae, from the richest to the poorest (at least those who were Christian). As field surveys (fig. 6; fig. 7 a. b.) of the surroundings have shown, graves and masonry tombs can be found more than 100 m away from the complex itself and according to the hierarchy of burial the latter graves would be the most modest, while those closer to the church or inside it would belong to eminent members of society. The list of finds that we look forward to discovering is long: inscribed stones, grave goods, church furniture and other architectural elements. Systematic excavations are due to begin in 2014. In 2013 we plan to conduct trial excavations in seve ral locations in order to evaluate the state of the buildings which in turn will allow us to better structure the excavation costs. The ultimate goal of the excavations, which are expected to last for many years, is the in situ presentation of the whole complex, as well as the construction of a new Roman museum G. Koch, Early Christian Art and Architecture. An Introduction (translated by J. Bowden) (London 1996) 97 – 101. An anecdote recounts that five soldiers were unable to remove a piece of rope from his hands: Amm. 30, 7, 2 – 3 (ed. W. Seyfarth 1978, SQAW 21, 4, 226); Ps. Aur. Vict. epit. 45, 2 (ed. F. Pichlmayr 1961, 172). 12 Ps. Aur. Vict. epit. 45, 3 (ed. F. Pichlmayr 1961, 172). 13 N. Lenski, Failure of Empire. Valens and the Roman State in the Fourth Century A.D. (Berkeley 2002) 47; A. R. Birley, The Roman Government of Britain (Oxford 2005) 342. 10 11
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dedicated only to the ager of Cibalae. As most of our financial support stems from public funding, we are absolutely obliged to account for it by presenting results in material form. By finishing the excavations and by building an archaeological park (similar to the projected Neolithic archaeological park Sopot) and with the return and presentation of the above-mentioned silver hoard we are confident that Vinkovci has the potential to become one of the most important venues of archaeological tourism in Croatia. Dipl. arch. Hrvoje Vulić Archaeological Department Vinkovci Municipal Museum Trg bana Josipa. Šokčevića 16 32 100 Vinkovci CROATIA [email protected]
Zusammenfassung Kamenica – frühchristlicher Komplex Der Artikel fasst alle Informationen aus den Georadar-Untersuchungen über einen frühchristlichen Gebäudekomplex in der Nähe von Vinkovci zusammen. Sie bestätigen, dass es sich dabei um eine große Anlage aus verschiedenen Gebäuden mit offensichtlich sakraler Funktion handelt. Weitere Ausgrabungen werden mehr Informationen bringen, aber trotzdem ist es schon derzeit möglich verschiedene Hypothesen in obigem Artikel zu präsentieren.
Fig. 1: Position of Kamenica in relation to Cibalae (photo archive of Vinkovci Museum)
Tafel 19
Tafel 20
Fig. 2 a. b: 1967 excavations (photo archive of Vinkovci Museum)
Tafel 21
Fig. 3: Samples of collected material (photo archive of Vinkovci Museum)
Fig. 4 a–e: Georadar pictures (photo: Geoarheo Ltd.)
Tafel 22
Fig. 4 b
Fig. 4 c
Tafel 23
Fig. 4 d
Fig. 4 e
Tafel 24
Fig. 5: Pieces of opus sectile (photo archive of Vinkovci Museum)
Fig. 6: Georadar-based ground plan (photo: Geoarheo Ltd.)
Tafel 25
Fig. 7 a. b: Ideal reconstructions based on available data (photo: Geoarheo Ltd.)
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Salona – Metropolis of the Roman Province of Dalmatia and Its Cultural Environment in the Light of Recent Research* The ruins of Salona, the metropolis of the Roman province of Dalmatia, have long since attracted the attention of researchers. During the 19th and 20th centuries many archaeological investigations were carried out, with greater or lesser vigour. After the perimeter of the city walls was determined, which confirmed the layout and size of the city, the excavation of buildings at Salona began. The discovery of a baptistery directed research towards the episcopal centre and other early Christian localities, particularly the cemetery complexes where the early Christian basilicas had been erected over the graves of the martyrs. At present, research is carried out not only by excavating but also with the application of new methods such as georadar (GPR) imaging of the ground, which enables the more precise planning of future projects. Apart from that, in light of new scientific knowledge it is essential to reconsider all previously known finds deriving from research from long ago as well as the ancillary archival documentation in order to create a complete image of early Christian Salona. It is in this context that the results of new research into some of the sites in Salona are reported.
Salona The Baptistery Complex of Salona Cathedral In 1846 Frano Carrara discovered the baptistery complex of Salona Cathedral (fig. 1). In the central octagonal building he identified the baptistery, to the east of it the catechumeneum, and to the west the consignatorium. These designations were accepted by other researchers (Frane Bulić, Wiliam Gerber)1. During review excavations in 1949, Eynar Dyggve put forward an opposing opinion: in the space of the consignatorium he saw the catechumeneum, while he placed the actual consignatorium in one of the niches inside the baptistery. He then differentiated the phases of the baptistery, that is, the earlier rectangular building with a polygonal baptismal font and the later octagonal building with a cross-shaped baptismal font to which, in his opinion, a prostasis was subsequently added in front of the entrance. The main novelty was Dyggve’s proposal for a reconstruction of the liturgical rite, since every hall around the baptistery had its own special purpose (fig. 2). According to Dyggve, the catechumens started the baptismal rite by way of a broad staircase from the narthex (A) into the catechumeneum (B). From there they moved through the prostasis into a large waiting room (C) with benches necessary for seating the large number of people who were christened at Easter. In the northeast corner of this room Dyggve identified a staircase that led towards the episcopium and was used by the clergy for communication with the basilica. He therefore did not accept Gerber’s “podium” from whence the priest instructed the catechumens, nor did he recognize the catechumeneum, which many researchers had. The neophytes then passed through a small changing room (D), after which they entered the baptistery. On the way out of the baptismal font they received confirmation from the bishop, who would have been sitting in a * We would like to thank Dr. Catherine Leisser (Montreal – Canada) as Native Speaker. 1 F. Carrara, Topografia e scavi di Salona (Trieste 1850) 109 – 127; W. Gerber (red.) et al., Die Bauten im nordwestlichen Teile der Neustadt von Salona, FiS 1 (Wien 1917) 59 – 78 (Nebenbauten bei der Basilica urbana).
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deep niche in the eastern wall of the baptistery, i.e. Dyggve’s consignatorium. After the ritual the new Christians proceeded via the prostasis into the basilica where, for the first time, they participated in the main part of the mass, namely the Eucharist2. Many archaeologists completely supported his proposal, although he opposed the thinking of previous researchers. The last considerations on this topic were put forward by Duje Rendić-Miočević, who partially sided with Dyggve’s predecessors (about the space meant for the consignatorium), although he also offered some new approaches (fig. 3). A new suggestion related to the coming of the catechumens into the baptistery complex from the outside, i.e. from what is called Peter’s Street, whence, through narrow corridors, they approached the great waiting hall or vestibule (catechumeneum?). They then entered the disrobing room, proceeded through the baptistery and into the solemn consignatorium. Access from the consignatorium to the basilica was enabled by the narthex or the prostasis, in Dyggve’s proposal, laterally into the basilica3. Although not all the development phases of the Salona baptistery complex are yet known, nor those of the episcopium complex, particularly its origins and formation, the best preserved is the last layout and reconstruction of this episcopal centre dating to the 6th c. when the individual rooms were integrally joined together. The octagonal building of the baptistery was positioned in the centre between two larger halls on its eastern and western sides, and with minor auxiliary rooms, all of them being strictly connected with the cathedral and the narthex. From this architecturally and functionally complex picture, with all the elements at our disposal not previously taken into consideration, and given our new understanding of early Christian archaeology, it is possible to propose a new reconstruction of the liturgical rite that was conducted here (fig. 4)4. From this point of view, it is important to stress the significance of individual approaches to the baptistery complex, which differ considerably from one another. Primarily, these are the entrances from the cathedral and from the narthex. On the northern wall of the cathedral, the first door from the west leads into the baptistery through a prothyron or prostasis, an impressive entrance emphasised by marble pillars and capitals, which reveals its importance in the baptismal rite. As we are informed by the wordings of the baptismal liturgies, the blessing or consecration of the font came at the beginning of the ceremony (Ordo Romanus 11)5. In this context one has to imagine the solemn procession of the priests led by the bishop, coming up to the baptistery from Salona Cathedral through the monumental prothyron for the consecration of the baptismal font. The construction of a baptistery with such a pronounced and distinctly decorated vestibule was pro bably linked to the remodelling of the cathedral, which was adjusted to the new demands of the liturgy. Not only was the sanctuary expanded and given a new bench abutting onto the wall of the apse, but the aisles were also expanded to accommodate the ritual processions towards the baptistery leading through the church. The major operation of remodelling the old cathedral was probably planned together with the rebuilding of the whole baptistery complex, in an attempt to enable, within the set volume, the unfolding of liturgical rite that had already developed at the time6. 2
E. Dyggve, History of Salonitan Christianity, Instituttet for Sammenlignende Kulturforskning Serie A, Forelesninger 21 (Oslo 1951) 30 – 33; figs. II, 25 – 30. 3 D. Rendić-Miočević, Salonitana Christiana. O solinskom baptisterijalnom kompleksu. Catechumeneum ili consignatorium? [On the Solin Baptistery Complex. Catechumeneum or consignatorium?], ЗНМ [ZNM] 8, 1975, 255 – 263 (263 f.: franz. rés.) figs. 1 – 5. 4 J. Jeličić-Radonić, Krstionički sklop salonitanske katedrale [The Baptistery Complex of Salona Cathedral], in: M. Milićević Bradač (ed.), Znakovi i riječi – Signa et litterae. Zbornik projekta “Protohistorija i antika hrvatskog povijesnog prostora” [Collected Papers on the Project “Protohistory and Antiquity of the Croatian Historical Territory”]. (Zagreb 2002) 109 – 120 (121: engl. Summary) figs. 1 – 7. 5 Sacramentaries of Gelasius (ed. H. A. Wilson 1894, 82 – 84) and Gregory (ed. H. A. Wilson 1915, 55 – 57. 75 f. 157 – 159). See also H.-Ch. Puech, Le cerf et le serpent. Note sur le symbolisme de la mosaïque découverte au baptistère de l’Henchir Messaouda, CArch 4, 1949, 41 – 47; J.-Ch. Picard, Ce que les textes nous apprennent sur les équipements et le mobilier liturgique nécessaires pour le baptême dans le Sud de la Gaule et l’Italie du Nord, in: N. Duval (éd.) et al., Actes du XIe CIAC, Lyon, Vienne, Grenoble, Genève, Aoste (21. – 28. 9. 1986) II, StAntCr 41 = CEFR 123 (Città del Vaticano 1989) 1451 – 1468. 6 J. Jeličić-Radonić, Mozaici Simferijevo Hezihijeve katedrale u Saloni – Mosaics of the Symferius-(H)esychius Cathedral in Salona, PPUD 38, 1999/2000, 51 – 72; J. Jeličić-Radonić, Salona at the Time of Bishop Hesychius, HAM 13, 2007, 13 – 24.
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The second entrance in the northern wall of the cathedral led towards a larger hall located on the eas tern side of the baptistery. The first researchers considered this to be the catechumeneum, the place for teaching the catechumens. Others were of the opinion that it was a vestibule, i.e. a simple entrance hall in which the catechumens had to wait their turn to enter the baptistery. Both proposals took into account the benches along the walls indicating that the purpose of the place was for gathering large numbers of cate chumens together. In this context, one important element of the entry from the cathedral was neglected, that is, the lintel decorated with a symbolic depiction of Christ as Agnus Dei placed over the door. The allegorical image of Christ (John 1:29) at the entrance to the vestibule of the baptistery was probably intended for the catechumens who came in here from the cathedral and awaited the sacrament of baptism. Alongside the eastern wall of the vestibule, there is a raised podium that has also not been properly explained. The first researchers identified this as a place from which the priests would address the catechumens, while Dyggve thought that it was a step that gave the bishop direct access from his episcopium. However, according to more recent theories about the appearance and position of the episcopium, this important element of the bishopric centre has to be sought in another place, i.e. to the west of the cathedral, where Dyggve located Oratory E. The position of a larger hall with atrium and apsidal ending turned to the north corresponds to episcopal audience chambers, like the exceptionally well preserved episcopium of Bishop Euphrasius in Poreč. Apart from that, it is important to point out that during the ceremony of baptism the bishop did not use the vestibule, which was incontestably used for the catechumens7. The further course of the baptismal liturgy seems clear. From the vestibule the catechumens went to the changing room and then to the baptistery. After leaving the baptismal font they entered the consignatorium, the most solemn room of the baptismal complex, where the bishop confirmed them. Descending a broad staircase, they continued to the narthex, and lastly, after approaching the cathedral through its main entrance, they took part in the celebration of the Eucharist for the first time. The issue, then, is the direction in which the catechumens came into the vestibule. Because of the direct entry from the cathedral into the waiting room furnished with benches and the specially decorated lintel with the allegorical depiction of Christ, with its message directed at the catechumens, it can be more likely imagined that at the beginning of the ceremony, the priests and the laymen congregated in the church itself. Thence, after a reading and prayers together, they could move separately in two directions. The solemn train of bishop and clergy moved through the ornate prothyron for the consecration of the font, and the catechumens headed to the vestibule emphasised by the decorated door lintel with the depiction of Agnus Dei. The entrances from the cathedral marked in this way clearly indicate the direction of movement of the solemnly processing priests and that of the catechumens towards the individual rooms of the baptistery complex. The consignatorium of the Salona baptistery complex was equipped with fitting furniture (a semicircular bench with bishop’s throne in the centre) and mosaic floors. At the very entrance from the baptistery, the mosaic, now lost, featured a prominent illustration of Ps 42. The wording of the psalm – Sicut cervus desiderat ad fontes aquarum, ita desiderat anima mea ad te, Deus – is closely connected with the liturgy of baptism. In the later Roman period the church fathers had already explicated its condensed meaning8. In the baptismal liturgy practised in the Lateran at the vigils of Easter and Pentecost, Ps 42 was sung with great solemnity (Ordo Romanus 11). The allegorical image of the catechumen who with the ardour and speed of the stag was hurrying to the Source of divine water is generally accepted in western Christianity as a part of the baptismal rite9. It was actually in the cathedral of the metropolis of Dalmatia that the paradigmatic architecture of the baptismal complex was achieved, that is, the paradigm of the liturgical rite that occurred during the Easter and Pentecostal vigils. The ceremonial procession led by the archbishop entered through the specially decorated prothyron into the baptistery for the blessing of the font, while the catechumens, 7
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E. Dyggve, Nova basilica discoperta u Solinu [A New Basilica Discoperta in Solin]. Peristil 2, 1957, 57 – 61; J. Jeličić-Radonić, The Salonitan Cultural Circle of Justinian’s Time, in: N. Cambi – E. Marin (eds.), Acta XIII CIAC, Split – Poreč (25.9. – 1.10.1994) II, StAntCr 54 = VjesDal Supl. vol. 87 – 89 (Città del Vaticano – Split 1998) 1023 – 1036. Hier. tract. in psalm. 41 (eds. G. Morin – B. Capelle – J. Fraipont 1958, CCSL 78, 542 – 544). Puech loc. cit. (n. 5) 17 – 60.
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through a separate entrance, emphasised by an allegorical scene of Christ among the apostles, proceeded into the vestibule, where they waited to enter the baptistery. After receiving the sacrament of baptism in the baptismal font, they went into the consignatorium where the bishop conferred the sacrament of confirmation upon them. It was in this room that the allegorical image of Ps 42, containing Christian dogma, was placed. Having become full members of the Church, Christians in the full sense of the word, through the narthex they approached the main entrance into the church, which they would enter to partake, for the first time, in the celebration of the Eucharist10.
The Aedes Sacra of Archbishop Peter On the eastern side of Salona Cathedral and the cross-shaped basilica (fig. 5), Peter’s Street stretched in a north-south direction. This name is used in literature because fragments of an architrave and a lintel were found here as well as a capital with the monogram of Archbishop Peter (fig. 6). Apart from that, in the same place parts of a dedicatory inscription in verses were discovered, in which the name of the same archbishop of Salona was mentioned twice (fig. 7)11. From these finds, it appears that Archbishop Peter built a magnificent edifice, an aedes sacra, when he was head of the Church in Salona, i.e. between 554 and 562. In the immediate vicinity, a north-facing apse with a subsellium and a paved floor was excavated, but at that time it was not possible to carry out research into this early Christian building. In this area east of Peter’s Street where the wall of the apse was visible, and to the north of the thermae complex, GPR examination of the ground was recently conducted (fig. 8). The strata below today’s surface did not stand in the way of highquality radar transects (of the ground plan) at depths ranging from 0.50 to 2 m. With the application of horizontal time slices at different depths, architectural remains were revealed. They belonged to a building with a complex plan comprising several rooms that seem to be arranged in a certain relation to the known apse, the full appearance and function of the structure waiting to be defined by future archaeological excavations. However, it seems that Archbishop Peter erected another building to the east of Porta Caesarea, where an architrave of a door bearing his monogram was found, although the ligature of the letters differed from that on the aforementioned finds in Peter’s Street. This suggests considerable building activity on the part of this archbishop, who after the expulsion of the Frontinians was sent to reestablish good relations with Rome. South of the Roman bridge, in an area called Five Bridges, a GPR survey was also carried out at the spot where Dyggve had hypothesised an early Christian basilica on the basis of crop marks. The existence of a three-nave basilica was confirmed (fig. 9). From the images, the bestpreserved features are the walls of the presbytery with a semicircular apse that seems to be from outside polygonal in shape. Auxiliary rooms extending from the sides of the apse communicate with the aisles. The length of the basilica is approximately 20 m, and its breadth about 18 – 19 m. Thus, with the application of new research methods it is possible to direct archaeological excavations to particular targets12.
Jeličić-Radonić loc. cit. (n. 4) 109 – 121. F. Bulić, Iscrizioni di Petrus, Arcivescovo di Salona del VI secolo, Bull. arch. st. dalm. 29, 1906, 153 – 173; F. Bulić – J. Bervaldi, Kronotaksa solinskih biskupa [Chronotaxis of the Solinian Bishops]. (Zagreb 1912) 58 – 60; Gerber loc. cit. (n. 1) 104 – 106. 131 (Römische Profanbauten) figs. 187. 189 – 191. 242; J.-P. Caillet, Ėvêques bâtisseurs de Salone. Le point sur les témoignages épigraphiques, VjesDal 83, 1990, 83 – 89; J.-P. Caillet – F. Prévot, Dédicace? mentionnant l’évêque Petrus, sur une architrave? (entre 554 et 562), in: E. Marin et al. (éds.), Salona IV. Recherches archéologiques franco-croates à Salone [N. Duval et E. Marin]. Inscriptions de Salone chrétienne IVe–VIIe siècles I. Arheološki muzej Split 12 = CEFR 194/4 (Rome – Split 2010) 184 – 187; cat.-no. 23: 185 Inv. 486 B; 186 Inv. 487 B (both stones on p. 186 [J.-P. Caillet – F. Prévot]); lintel: Marin loc. cit., cat.-no. 25: 189 Inv. 473 B (J.-P. Caillet – N. Gauthier). 12 J. Jeličić-Radonić – V. Milković – S. Šamanović et al., The GIS of the Ancient City of Salona. New Technologies and Methodology in Archaeological Research – Geophysical Investigation, in: D. Kereković (ed.), GIS Odyssey 2002. Geographical Information Systems International Conference and Exhibition 2nd to 6th September (Zagreb 2002) 345 – 356; B. Mušić, Primjena geofizičkih istraživanja u arheologiji [Application of Geophysical Research in Archaeology], in: J. Mesić (ed.), HAG 2/2005 (Zagreb 2006) 439 – 451. 10 11
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The Early Christian Complex in the Amphitheatre The Salona amphitheatre was built according to Roman conventions in the immediate vicinity of the old quarter of the city, the so-called urbs vetus. At the time of Marcus Aurelius, in 170, it was incorporated into the city’s new fortification system and integrum remanebat13 even after the fall of Salona in the 7th c. When the amphitheatre ceased to be used for its original purpose in the 6th c., in the arena where many Christians had suffered, particularly during the persecutions of Diocletian, the days of their martyrdoms were commemorated (fig. 10). Within the substructions of the spectator areas two symmetrically positioned Christian oratories decorated with frescoes showing figures of the Salona martyrs were created (fig. 11). In Dyggve’s opinion, the early Christian oratories were linked by a circular corridor and constitute an organised Christian complex meant not only for private devotions but also for the celebration of Christian commemorative solemnities14. In the centre of the arena Franko Oreb found an underground chamber linked with the previously discovered corridor to the south. The originally much larger rectangular room with four pillars was subsequently reduced by the building of new walls, in the foundations of which there were early Christian architectural elements of the 6th c. such as capitals and columns (fig. 12)15. Due to recent GPR surveys (see n. 12) carried out in this part of the arena, some walls to the east of the room, which had not been recognized in previous archaeological excavations, can now be discerned (fig. 13 a. b). During the last investigations, the western entrance of the amphitheatre was revealed, as well as an early Christian capital which was of the same type as capitals found during earlier excavations (Frano Carrara, Eynar Dyggve and Franko Oreb). The discovery of six early Christian capitals of a similar type dating to the end of the 5th and early 6th c. that cannot be correlated with the architecture of the known oratories points towards some other, specially built or converted, cult space. It is probably a larger room and undoubtedly connected with the oratories painted with figures of the Salona martyrs. Only future research16 will reveal whether this is a product of the conversion of the underground rooms of the arena and whether they were connected with oratories in the substructions of the spectator area17. From the examples known so far, the arenas, the sites of martyrdoms, are marked with memorial cult structures, and the creation of smaller buildings in their centre could indicate the continuity of worship. Similar examples of uninterrupted early Christian cult are known in the underground areas of the arenas in various provinces of the Roman Empire (in Metz, Tarraco, Carnuntum, Dyrrachium, Arles, Trier, etc.). An amphitheatre was considered the seat of a demon, which is expressed in the early medieval name for the Colosseum – templum daemonum18. Saint Michael – princeps militiae caelestis – fights against the demons, and his cult is practised in abandoned amphitheatres (Arles, Dyrrachium). Connected with the amphitheatre in Salona is the Church of Saint Michael, known in historical sources under various names – Sanctus Michael de Arena, de Slano or de Sabula19. Thomas Spalatensis, Hist. Salonit. 9 (eds. D. Karbić – M. Matijević Sokol – J. R. Sweeney 2006, CEMT 4, 48). E. Dyggve, L’amphithéâtre, in: Recherches à Salone II (Copenhague 1933) 108 – 110. 145 f.; 109 fig. 56; 136 fig. 70A; Dyggve loc. cit. (n. 2) 10 – 12; figs. I, 19 – 21. 15 F. Oreb, Arheološko konzervatorski radovi u Solinu u 1981. i 1982. godini [Archaeological Conservation Works in Solin in 1981 and 1982], Godišnjak zaštite spomenika kulture Hrvatske 12, 1986, 233 – 240 figs. 2 – 5. 7 – 10. 16 J. Jeličić-Radonić, Martiri salonitanskog amfiteatra [The Martyrs of the Salona Amphitheatre], in: J. Belamarić – B. Lučin – M. Trogrlič i J. Vrandečić (eds.), Splitska hagiografska baština. Povijest, legenda, tekst: Zbornik radova s međunarodnog skupa održanog u Splitu od 26. do 27. rujna 2011 [The Hagiographic Inheritance of Split. History, Legend, Text. Zbornik radova. International Conference, Split from 26th to 27th September 2011], Biblioteka Knjiga Mediterana 76 (=N. Cambi et al. [red.]) (Prinosi i rasprave [Contributiones et studia 4]) (Split 2014) 221 – 228 (228 f.: engl. Summary), figs. 1 – 4 (in the text between 224 and 225). 17 J. Jeličić-Radonić, The Cult of the Salona Martyrs in the Amphitheatre, HAM 15, 2009, 55 – 62, figs. 1 – 9. 18 Tert. spect. 12, 7 (ed. M. Turcan 1986, SC 332, 214); R. Rea, I cristiani, vittime e spettatori nel templum demonum: Il Colosseo, in: S. Ensoli – E. La Rocca (a cura di), Aurea Roma dalla città pagana alla città cristiana. Catalogo della mostra (Roma 2000) 129 – 133. 19 Mention of this church has been lost since the 18th century and the only trace remains in place names along the coast (Nad svet Mijo, Pod svet Mijo). Future research will show whether the church of Sanctus Michael de Arena can be recognized in the discovered remains of walls in the Salona amphitheatre: cf. Jeličić-Radonić loc. cit. (n. 16). 13 14
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The continuity of the cult in the Middle Ages, in addition to new as well as old finds, opens up the possibility of the veneration of the Salona martyrs in the underground rooms of the arena. During the great momentum of building operations in the metropolis of Dalmatia in the 6th c., when the episcopal centre was considerably rearranged, as were the cemetery complexes (Marusinac, Manastirine, Kapljuč), and new churches were built in and outside the city, an early Christian complex was devised for ceremonies commemorating the martyrs in the most monumental building in Salona. At that time, the amphitheatre was no longer being used for its original purpose and, like many other amphitheatres, it became an ideal stage setting for the triumph of Christianity – at the very site of suffering of its saints20.
Island of Brač In recent times, in the area of the metropolis of Salona, several early Christian churches were discovered. On the whole, they are church buildings featuring a single nave and a complex ground plan. To date, two on the island of Brač (Pučišća and Mirje by Postira) have been almost completely investigated, as have one along the coast (Omiš) and two in the immediate hinterland (Podgrađe near Omiš and Cista Velika in the Imotska krajina). Pučišća Due to archaeological research in Stipanska port on the northern side of Brač Island, at the location of the present Church of Saint Stephen at Pučišća cemetery, a single-nave early Christian church of the complex 6th-century type was discovered (fig. 14). The church was dedicated to Saint Stephen Protomartyr, as is evident from the name of the harbour (Stipanska luka – Stephen’s Harbour) and the uninterrupted cult. During conservation work it was ascertained that the whole outer envelope of the eastern part of the building belonged to an early Christian church, as did the perimeter walls up to the expanded nave on the western side. The apse is entirely preserved, with three windows in which there are the frames of latticework. Of the western part of the early Christian church with an added narthex on its front side, only the foundations have survived. The floor of the apse was 20 cm higher than the floor of the nave and the narthex. Modest remains of frescoes with elements of dark stripes and red and yellow-grey marbleising were still visible on the wall of the sanctuary. A square room, the diaconicon, was located on the northern side of the church. In the centre of its floor, a polygonal recess was discovered, along with a small funnel in the northwest corner of the room meant for the washing of liturgical vessels and shaped as a quadrant with a raised and rendered neck and an outlet at the other end which led under the floor. Symmetrically, on the southern side of the church, there was a cistern, and adjacent to it was an elongated rectangular room, the baptistery, with the baptismal font dug out in the middle of the floor in the form of an equilateral cross. In the northern and western arms of the cross there were three steps each, whereas in the southern arm there was just one step at the level of the second step of the other arms. Traces of a plastered partition wall remained in the southern arm, and it is clear that the cruciform font was subsequently reduced to a nearly square depression in the floor, by the filling-in of three of the arms. Findings of church furnishings include an elongated capital with sculptured corner volutes of the balusters of the altar mensa, a pilaster of the altar screen, a pillar of the ciborium, an edge fragment of the pluteum and parts of latticework characteristic of Brač stone-carving workshops of the 6th c.21. 20 21
Jeličić-Radonić loc. cit. (n. 17) 55 – 62. V. Kovačić, Ranokršćanska crkva u Stipanskoj luci kod Pučišća [The Early Christian Church in Stipanska Luka at Pučišća], PPUD 38, 1999/2000, 89 – 105.
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Mirje near Postira A late Roman villa was discovered on Mali brig above Postira, in which, in the 6th c., a religious complex came into being, associated with a pre-Benedictine monastic community. In rescue excavations, the full extent of the architectural complex was defined (figs. 15. 16). The external entrances were diagonally placed, one on the southwest, next to a projecting part that is detached, thus resembling a corner tower, and a second on the northeast, flanked by long masonry buttresses that formed a small portico. A central corridor with rooms on both sides leads from the northern entrance. The main entrance was to the southwest, where, from an elongated lobby flanked by a square corner room (which offered access to both the courtyard and the upper floor), one could reach the courtyard with a portico on the west. Inside the complex, between the two large projections extending from the western façade, a number of square bases with toppled monolithic pillars have survived. In this part of the inner courtyard, to date, a sequence of six pillars between two half-pillars has been found, placed originally at somewhat narrower intercolumniations at the ends. The bases are made of secondarily used monumental moulded cornice, carved into small parts. The cubic capitals and half-capitals are decorated with acanthus leaves, tendrils and floral volutes. The interior of both projections was divided into three small rooms each. In the northern projection there was a thermal complex in which a small semicircular pool was discovered, along with an exedra showing traces of hollow bricks used for heating. This villa, dating to Late Antiquity, had a closed body with prominent towers or risalits projecting from the walls. The estate did not have an entirely economic purpose, but was probably the residence of a notable person. Within the complex the existence of a church can be sensed, with surrounding buildings in the midst of a spacious agrarian holding, and it might have once belonged to some small monastic community. Analysis of the complex points to the subsequent conversion of a late antique villa into a monastery. On the eastern edge of the complex, a monumental lintel was found. With a Christogram in the centre and undulating bands that extend from a medallion, it most likely stood over the entrance into the religious complex or church. Apart from that, many fragments of ecclesiastical stonework have been preserved, which places the existence of a 6th-century religious building hidden within the complex beyond all doubt, and yet it has not been identified to date22. Omiš – Brzet In Omiš, in the part called Brzet, a single-nave early Christian church (20 m long) has been uncovered, with transept, narthex and auxiliary rooms of the so-called complex ground plan (fig. 17). Alongside the wall of the apse there was a subsellium. The floor of the nave and the narthex was covered with square bricks and that of the transept with red clay tiles, whereas the sanctuary was paved with large stone slabs. The church was painted with frescoes, as evidenced by remnants on the walls of the transept and by many fresco fragments sporting plant motifs. The lower part of the transept’s southern wall shows a geometric pattern of black squares on a white field (fig. 18). In the narthex, in front of the entry into the nave, three sarcophagi were found, one of which has a gable-shaped lid, while the other two are flat. One lid bears an encircled cross cut in low relief. Aside from that, a built tomb was revealed, abutting the exterior wall of the apse. On the northern side of the nave, there were two large rooms, while those on the southern side have not yet been defined. The northern transept appears to have been rebuilt, and a smaller room on the eastern side was probably added at that time, as was a slightly larger room along the southern arm of the transept whose function is still to be explained by future excavations.
22
V. Kovačić, Kasnoantička vila s portikom na Mirju kod Postira [Late Antique Villa with Portico on Mirje near Postira], Klesarstvo i graditeljstvo 21, 2010, fasc. 3/4, 25 – 36 (37: engl. Summary).
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During investigations, remnants of architectural sculpture were discovered: part of the altar base with holes for holding the pillars, capitals with stylised leaves and two decorated pillars of the altar screen, fragments with a relief cross within a wreath (probably of the pluteum), edge fragments of a round marble table, an impost capital, a double column with capital of the mullioned window and fragments of latticework, shards of window glass, glass lamps and pottery, bronze coins of the 5th and 6th c.23 Podgrađe – Solioce In the village of Podgrađe near Omiš, at the site of Solioce, north of the parish church and the old village cemetery, an early Christian church has been found (fig. 19). The site is known for an inscription with verses quoting Saint Augustine (fig. 20): Quisqu[i]s amat d[ictis absentum rodere uitam] Hanc m[e]nsam in[dignam nouerit esse sibi]24. Of the early Christian building with baptistery and accompanying complex of relatively large dimensions, only the foundations remain. Belonging to the 5th–6th c., two building phases can be defined. The nave, with the sanctuary to the east, ends with a straight back wall, while subsidiary rooms are arranged laterally. The imprint of a rectangular slab (1.40 × 0.90 m), the base of the altar, is visible in the centre of the presbytery floor. On the eastern side of the altar base, the outline of a semicircular apse was discerned, left over perhaps from an older church that was hidden under the floor. On the northern side of the nave lay the tract of the baptistery with a cross-shaped font, which was repaired at a later date. Other rooms are not yet defined. The interior of the church was decorated with wall paintings, as confirmed by fresco fragments. During earlier cultivation of the terrain and during investigations, pieces of architectural stonework were discovered: a pilaster and a fragment of the pluteum, parts of columns, the pilaster of a mullioned window with a carved Latin cross and two impost capitals adorned with crosses, as well as fragments of pottery and glass25.
Cista Velika – Crkvine In Cista Velika, at the site known as Crkvine, a complex of religious buildings from different periods has been unearthed (figs. 21. 22). The oldest of these buildings is an early Christian church (27 m long) with a large frescoed apse reinforced with buttresses. It seems that on the southern side there was a baptistery constituting a separate room. H. Gjurašin, Omiš – Brzet, in: J. Mesić (ed.), HAG 1/2004 (Zagreb 2005) 232; H. Gjurašin, Omiš – Brzet, in: B. Matica (ed.), HAG 4/2007 (Zagreb 2008) 467 f., Cat. 216 (photo: K. Pažanin); H. Gjurašin, Omiš – Brzet, in: J. Mesić (ed.), HAG 5/2008 (Zagreb 2009) 566 f., Cat. 255; H. Gjurašin, Omiš – Brzet, in: Z. Wiewegh (ed.), HAG 6/2009 (Zagreb 2010) 602. 24 Possid. vita Aug. 22, 6 (ed. M. Pellegrino 1955, 122; ed. W. Geerlings 2005, 70); F. Bulić, Trovamenti antichi a Podgragie di Poljica, Bull. arch. st. dalm. 38, 1915, 32 – 36; A. Jadrijević, Latinski natpis iz Podgradja u Poljicima [A Latin Inscription from Podgrađe in Poljica], VjesDal 51, 1940, 161 f.; D. Rendić-Miočević (ed.), Carmina epigraphica, Splitski književni krug (Izvanredna izdanja) 1 (Split 1987) 105 – 107; F. Prévot, Inscription métrique provenant sans doute d’un réfectoire monastique (seconde moitié du Ve siècle ou VIe), in: Marin et al (éds.) loc. cit. [n. 11] 215 f. no. 47 (Arheološki muzej Split: Inv. A 4439-A 4441). 25 N. Duval – E. Marin – C. Metzger et al. (éds.), Salona I. Recherches archéologiques franco-croates à Salone [N. Duval et E. Marin]. Catalogue de la sculpture architecturale paléochrétienne de Salone. Arheološki muzej–Split – CEFR 194/1 (Rome – Split 1994) 53 no. III.c.43; pls. 13. 16; P. Chevalier, Salona II. Recherches archéologiques franco-croates à Salone [N. Duval et E. Marin]. Ecclesiae Dalmatiae. L’architecture paléochrétienne de la province romaine de Dalmatie (IVe–VIIe S.). [En dehors de la capitale, Salona]. Tome 1, Catalogue. Arheološki muzej–Split – CEFR 194/2 (Rome – Split 1995) 250 f.; V. Delonga, Podgrađe – Solioce (Omiš), in: J. Mesić (ed.), HAG 2/2005 (Zagreb 2006) 378 – 380; V. Delonga, Podgrađe – Solioce (Omiš), in: J. Mesić (ed.), HAG 5/2008 (Zagreb 2009) 571 – 574; 572 Cat. 257 (photo: Z. Alajbeg); V. Delonga, Podgrađe – Solioce (Omiš), in: Z. Wiewegh (ed.), HAG 6/2009 (Zagreb 2010) 606 – 609. 23
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After the demolition of the first church, a smaller church (14.70 × 10 m) with a narthex was built atop its remains. A room extended from the northern side and terminated in an apse, while on the southern side there was a baptistery with a vestibule. The baptismal font, circular with four extensions, the arms of a cross, was subsequently reduced, and the original appearance was changed. Later, on the southern side of the complex a church was erected, with apses linked in trefoil fashion, the central and main one of which is shaped like a horseshoe, while those at the sides are smaller and of different shape. Inside these churches, in the early Middle Ages, new church buildings came into existence. During investigations, many fragments were found, carved from local stone (soapstone) and decorated with ornamentation specific to the locality (fig. 23). These are parts of pilasters and slabs of the altar screen, columns and capitals, as well as window latticework. On the partition slabs there are rustically executed motifs of floral and geometric ornamentation framed with braids, crosses and birds with elaborate body decorations. A special group consists of pieces of a marble altar, i.e. fragments of a mensa and small pillars with capitals. Surrounding the church is a late Roman graveyard, in which particular attention is drawn to a tomb leaning against the outer wall of the church, the transom of which was embellished with three incised crosses, and the stone slab of the door with a Christogram26. Prof. Dr. Jasna Jeličić-Radonić, full professor Head of Art History Department University of Split Faculty of Humanities and Social Sciences Sinjska 2 21000 Split CROATIA [email protected]
Zusammenfassung Salona – Hauptstadt der römischen Provinz Dalmatien und ihre kulturelle Umgebung im Licht neuer Forschungen Heutige Forschungen geschehen nicht nur durch Grabungen sondern vor allem auch durch Anwendung neuer Methoden wie z. B. Georadarbilder des Bodens, die neue Planungen für zukünftige Arbeiten ermöglichen. Es ist aber zuerst notwendig die alten Grabungen des frühchristlichen Salona zu erwähnen, um danach Neues aufzuzeigen. So wird in dem Artikel der Baptisteriumskomplex der Kathedrale von Salona in seiner Funktion zum Ablauf der Taufe und Firmung neu überdacht. An der Ostseite der Kathedrale verläuft die Peters Straße (nach Erzbischof Peter benannt, der hier aedes sacra zwischen 554 und 562 errichten ließ). GPR Arbeiten brachten in der Nähe der Straße bei einer schon bekannten Apsis einen komplexen Plan mit verschiedenen Räumen zum Vorschein, der nun weitere Grabungen ermöglicht (fig. 8). Ebenso wurde durch GPR Forschungen eine dreischiffige Basilika erkannt (fig. 9). In der Umgebung von Salona entdeckte man in jüngster Zeit einige frühchristliche Kirchen: Pučišća, Mirje bei Postira, Podgrađe bei Omiš und Cista Velika.
26
D. Maršić – Lj. Gudelj – M. Lozo et al., Crkvine, Cista Velika. Izvješće o arheološkim istraživanjima 1992. – 1999. godine [Crkvine, Cista Velika. Report on the Archaeological Excavations in 1992 – 1996], Starohrv.prosvj. (III. serija) 27, 2000, 115 – 128; Lj. Gudelj, Crkvine, Cista Velika (Split 2011) 19 – 27.
Tafel 26
Fig. 1: Salona, cathedral with baptistery complex (photo: T. Bartulović)
Fig. 2: Suggestion as to how the baptismal ritual unfolded (after Dyggve loc. cit. [n. 2] fig. II, 25)
Tafel 27
Fig. 3: Suggestion as to how the baptismal ritual unfolded (after Rendić-Miočević loc. cit. [n. 3] 259 fig. 5)
Fig. 4: A new proposal for the movement of the catechumens (A) and the solemn procession of the clergy (B) at the beginning and the sequence in which the baptismal rite unfolded (after Jeličić-Radonić loc. cit. [n. 4] 119 fig. 7)
Tafel 28
Fig. 5: Salona, episcopal complex (after Gerber loc. cit. [n. 1] 13 fig. 2)
Tafel 29
Fig. 6: Salona, lintel with monogram of Archbishop Peter (photo: author; see also Marin loc. cit. [n.11] 189 [J.-P. Caillet – N. Gauthier])
Fig. 7: Salona, dedicatory inscription of Archbishop Peter (after Caillet – Prévot loc. cit. [n. 11] 186)
Tafel 30
Fig. 8: Salona, GPR imaging of the aedes sacra of Archbishop Peter (after Jeličić-Radonić et al. loc. cit. [n. 12] 345–356)
Fig. 9: Salona, GPR imaging of the early Christian basilica to the south of what is known as Five Bridges (after Jeličić-Radonić et al. loc. cit. [n. 12] 345–356); see also Mušić loc. cit. [n. 12], HAG 2/2005, 444 fig. 8
Tafel 31
Fig. 10: Salona, ground plan of the amphitheatre, showing the closing of the northern and western walls and the position of the early Christian oratories and the premises below the arena (after Jeličić-Radonić loc. cit. [n. 16] and note 17: 56 fig. 4)
Fig. 11: Salona, drawings of the fresco showing Asterius and other martyrs in the eastern oratory of the amphitheatre (after Dyggve loc. cit. [n. 14] 109 fig. 56)
Tafel 32
Fig. 12: Salona, early Christian capitals found in the amphitheatre (after Jeličić-Radonić loc. cit. [n. 16] and note 17: figs. 6. 7)
Tafel 33
Fig. 13 a: Salona, GPR imaging in the arena of the amphitheatre (only in a Presentation from Jeličić-Radonić on a Conference in Split [2011])
Fig. 13 b: Salona, GPR imaging in the arena of the amphitheatre (see Fig. 13 a, Conference in Split)
Fig. 14: Pučišća, ground plan of an early Christian church (after Kovačić loc. cit. [n. 21] 103)
Tafel 34
Fig. 15: Mirje by Postira, late antique villa complex (after Kovačić loc. cit. [n. 22] 26)
Fig. 16: Mirje by Postira, ground plan of a late antique villa complex (after Kovačić loc. cit. [n. 22] 27)
Tafel 35
Fig. 17: Omiš – Brzet, early Christian church (after Gjurašin loc. cit. [n. 23], HAG 4/2007, 467 Cat. 216 [photo: K. Pažanin])
Fig. 18: Omiš – Brzet, frescoes in the northern transept of an early Christian church (after Gjurašin loc. cit. [n. 23], HAG 5/2008, 566 Cat. 255)
Fig. 19: Podgrađe – Solioce, early Christian church during investigations (after Delonga loc. cit. [n. 25], HAG 5/2008, 572 Cat. 257 [photo: Z. Alajbeg])
Tafel 36
Fig. 20: Podgrađe – Solioce, fragments of a versified inscription quoting Saint Augustine (after Prévot loc. cit. [n. 24] 215 no. 47; Arheološki muzej, Split: Inv. A 4439-A 4441)
Fig. 21: Cista Velika – Crkvine, view onto the complex of early Christian churches (after Gudelj loc. cit. [n. 26] 25)
Tafel 37
Fig. 22: Cista Velika – Crkvine, ground plan of early Christian churches (after Maršić et al. loc. cit. [n. 26] 119)
Fig. 23: Cista Velika – Crkvine, fragments of church furnishings (after Gudelj loc. cit. [n. 26] 24)
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Frühchristliche Archäologie in Serbien Forschungsgeschichte und aktueller Stand Zeugen der frühchristlichen Vergangenheit findet man in Serbien hauptsächlich an Orten, wo sich große römische Städte und Militärlager befanden, manchmal aber auch in kleineren antiken Siedlungen, Villenanlagen oder in isolierten Grabanlagen1. Die wichtigste Stadt im nordwestlichen Teil Serbiens ist Sremska Mitrovica – das antike Sirmium. Die christlichen Martyrer2 trugen dazu bei, dass Sirmium, welches als Provinz- und Reichshauptstadt bis dahin schon weithin bekannt war3, ab 313 n. Chr. auch ein wichtiges christliches Zentrum 1
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M. Mirković, Rimski gradovi na Dunavu u Gornjoj Meziji [Römische Städte an der Donau in Obermösien], Arheološko Društvo Jugoslavije, Dissertationes 6 (Beograd 1968); М. Мирковић [M. Mirković], Централне балканске области у доба позног царства [Die Zentralbalkangebiete in der Epoche der späten Kaiserzeit], in: С. Ћирковић [S. Ćirković] (ed.), Историја српског народа [Die Geschichte des serbischen Volkes] I (Београд [Beograd] 1981) 89 – 104; R. Popović, Le christianisme sur le sol de l’Illyricum oriental jusqu’à l’arrivée des Slaves, Institute for Balkan Studies 265 (Thessaloniki 1996); O. Ilić, Ranohrišćanski pokretni nalazi na području dijeceze Dakije od IV do početka VII veka [Frühchristliche bewegliche Funde im Gebiet der Diözese Dakien vom 4. bis Anfang des 7. Jhs.] (Unpubl. Dipl. Beograd 2005); M. Kaplarević, Frühchristliche Malerei in Serbien (Unpubl. Dipl. Wien 2011); O. Шпехар [O. Špehar], Настанак хришћанске сакралне топографије касноантичких градова на тлу данашње Србије – прелиминарна разматрања [Die Entstehung der christlichen sakralen Topografie der spätantiken Städte auf dem Gebiet des heutigen Serbien – vorläufige Überlegungen], in: М. Ракоција [M. Rakocija] (ed.), Ниш и Византија. Зборник радова – Niš & Byzantium. Symposium. The Collection of Scientific Works X (Ниш – Niš 2012) 253 – 265. B. Пoпoвић [V. Popović], Блaжeни Иpинej, пpви eпиcкoп Cиpмиjyмa [Der selige Irenaeus, der erste Bischof von Sirmium], in: Д. Познановић [D. Poznanović] (ed.), Sirmium и на небу и на земљи. 1700 година од страдања хришћанских мученика [Sirmium im Himmel und auf Erden. 1700 Jahrfeier in Erinnerung des Leidens der christlichen Martyrer] (Сремска Митровица [Sremska Mitrovica] 2004) 81 – 86; L. Nagy, Pannóniai városok, mártírok, ereklyék. Négy szenvedéstörténet helyszínei nyomában [Pannonische Städte, Martyrer, Reliquien. Auf den Spuren der Ortschaften vierer Leidensgeschichten], Thesaurus Historiae Ecclesiasticae in Universitate Quinqueecclesiensi 1 (Pécs 2012) 35 – 55. 72 – 108 (Irenaeus). 56 – 71 (Sinerotas). Eine Liste mit den Namen aller bis jetzt bekannten sirmischen Martyrer befindet sich in P. Прица [R. Prica], Хришћански мученици у Сирмијуму [Die christlichen Martyrer in Sirmium], in: Poznanović (ed.) a. O. (oben) 27 – 29 und M. Jarak, Ranokršćanski mučenici Panonije [Die frühchristlichen Martyrer Pannoniens], in: D. Damjanović (ed.), 1700 godina Svetih srijemskih mučenika. Zbornik radova s međunarodnog simpozija o 1700. obljetnici Sirmijsko-panonskih mučenika (304. – 2004.) [1700 Jahre der Heiligen syrmischen Martyrer. Sammelband des internationalen Symposiums zum 1700. Jahrestag der sirmiensisch-pannonischen Martyrer (304 – 2004)]. In memoriam Andrija Šuljak, Biblioteka Diacovensia 17 (Đakovo 2011) 64 f. Siehe auch J. Zeiller, Les origines chrétiennes dans les provinces danubiennes de l’Empire romain, BEFAR 112 (Paris 1918) 79 – 104; Н. Вулић [N. Vulić], Фрушкогорски мученици [Die Martyrer von Fruška Gora], ГИДНС [GIDNS] 4/3, 1931, 359 – 373; N. Vulić, Passio sanctorum IV coronatorum, Глас СКА [Glas SKA] 82, 1934, 1 – 22; N. Vulić, Quelques observations sur la Passio Sanctorum Quattuor Coronatorum, RACr 11, 1934, 156 – 159; П. Мијовић [P. Mijović], Сирмијумски скулптoри и кaмeнoрeсци – Quattuor coronati [Sirmiums Bildhauer und Steinmetze – Quattuor coronati], Старинар [Starinar] N. S. 17, 1966, 53 – 59; И. Николајевић [I. Nikolajević], „Martyr Anastasia“ у Фулди [„Martyr Anastasia“ in Fulda], ЗФФ [ZFF] 14/1, 1979, 43 – 51; M. Tomović, The Passio Sanctorum IV Coronatorum and the Fruška Gora Hypothesis in the Light of Archaeological Evidence, in: B. Djurić – I. Lazar (Hrsg.), Akten des IV. Internationalen Kolloquiums über Probleme des provinzialrömischen Kunstschaffens – Akti IV. mednarodnega kolokvija o problemih rimske provincialne umetnosti, Celje 8. – 12. Mai/maj 1995, Situla 36 (Ljubljana 1997) 232 – 235. П. Милошевић [P. Milošević], Топографија Сирмијума [Die Topografie Sirmiums], Археолошка грађа Србије [Arheološka građa Srbije] I/3 = Грађа за археолошку карту Војводине [Građa za arheološku kartu Vojvodine] 1 (Нови Сад [Novi Sad] 1994) mit weiterführender Literatur; П. Милошевић [P. Milošević], Археологија и историја Сирмијума [Archäologie und Geschichte Sirmiums] (Нови Сад [Novi Sad] 2001); M. Mirković, Sirmium. Istorija rimskog grada od I do kraja VI veka [Sirmium. Die Geschichte einer römischen Stadt vom 1. bis zum 6. Jh.]. (Sremska Mitrovica 2006).
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wurde4. Durch archäologische Forschungen wurden in Sirmium bislang sechs frühchristliche Kultbauten freigelegt (Abb. 1)5. Die Überreste der antiken Stadt wurden schon während des Mittelalters in verschiedenen Reiseberichten erwähnt. Im Jahr 1869 gründete Felix Kanitz die archäologische Gesellschaft „Sirmium“ und drei Jahre später entstand in der Stadt der „Verein der Altertumsfreunde Sirmium“6. 1875 fand man auf dem Areal der nordwestlichen Nekropole Sirmiums zufällig zwei Grabsteine mit Inschriften, in welchen neben den Namen der Verstorbenen auch der Name des Martyrers Synerotas erscheint (Abb. 2)7. Die Entdeckung dieser Grabsteine initiierte die ersten archäologischen Ausgrabungen, die Adolf Hitrek in den Jahren 1882/1883 durchgeführt hat8. Bei dieser Gelegenheit entdeckte man die Reste eines Bauwerks, welches aufgrund der erwähnten Inschriften als Basilika des heiligen Synerotas gedeutet werden konnte, wobei Hitreks Angaben und Plänen zufolge diese Bauanlage eine einschiffige Kirche mit Apsis an der Westseite war (Abb. 3 a)9. Hitrek grub auch in der östlichen Stadtnekropole, wo er ein dreikonchales Gebäude und eine Kapelle entdeckte10. Gegen Ende des 19. Jhs. grub in Sirmium der Priester Šime Ljubić (1885) und danach der Archäologe Josip Brunšmid (1894), die beide Hitreks Ausgrabungen misstrauisch gegenüber standen11. Eine wichtige Rolle spielte in dieser Zeit der Lehrer Ignjat Jung, welcher zwischen 1884 und 1908 viele, noch heute archäologisch relevante Daten gesammelt hatte12. Die archäologischen Forschungen setzte man erst nach dem Zweiten Weltkrieg fort, als Sremska Mitrovica im Jahr 1946 ein Museum bekam. Die ersten systematischen Ausgrabungen begannen im Jahr 1958 und dauerten unter der Leitung von Olga Brukner, Đorđe Jović und Petar Milošević bis 1962 an, als die wissenschaftliche Leitung vom Archäologischen Institut in Belgrad übernommen und Miodrag Grbić und Vladislav Popović anvertraut wurde13. Da die Ausgrabungen von Hitrek schon zu seiner Zeit sowohl bezüglich der Methodologie und Interpretationsmethoden als auch wegen ungenau gezeichneter Pläne als unzureichend betrachtet worden waren, wurden in den Jahren 1969/1970 in Kooperation mit der Smithsonian Institution in Washington D.C. (Denison University in Ohio und City University of New York) unter der Leitung von Edward Ochsenschlager und Vladislav Popović auf dem Areal der nordwestlichen Nekropole Revisionsausgrabungen durchgeführt14. Jedoch interpretierte man die gefundenen Baureste diesmal völlig anders, und zwar als eine dreischiffige Basilika mit Porticus (Abb. 3 b)15. Während der von 1967 bis 1969 am rechten Ufer der Save in Mačvanska Mitrovica durchgeführten Ausgrabungen erforschte man eine frühchristliche Nekropole und ein Bauwerk, möglicherweise mit zentralem
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Zeiller a. O. (Anm. 2) 143 – 147; Д. Сандо [D. Sando], Хришћански сабори у Сирмијуму у IV веку [Die christlichen Konzilien in Sirmium im 4. Jh.], in: Poznanović (ed.) a. O. (Anm. 2) 31 – 36. M. Јеремић [M. Jeremić], Култнe грађевинe хришћанског Сирмијума [Die Kultbauten des christlichen Sirmium], in: Poznanović (ed.) a. O. (Anm. 2) 43 – 78. Milošević, Археологија a. O. (Anm. 3) 7 f. CIL III 10232 und CIL III 10233. A. Hytrek, Starokršćansko grobište sv. Sinerota u Sremu [Der altchristliche Friedhof des heiligen Sinerotas in Srem], in: Ephemeris Salonitana. Qua monumenta sacra praecipue Salonitana in honorem I. Congressus christianae antiquitatis cultorum (Jaderae 1894) 1 – 6; Taf. 1. 2; M. Jeremić, Adolf Hytrek et les premières fouilles archéologiques à Sirmium, Старинар [Starinar] N. S. 55, 2005, 115 – 132. Jeremić a. O. (Anm. 8) 117 – 120 Abb. 2. Jeremić a. O. (Anm. 8) 124 – 126 Abb. 10. Š. Ljubić, O groblju sv. Sinerota u Mitrovici [Über den Friedhof des heiligen Sinerotas in Mitrovica], VHAD 8, 1886, 97 – 104; J. Brunšmid, Arheološke bilješke iz Dalmacije i Panonije [Archäologische Notizen aus Dalmatien und Pannonien] I, VHAD N. S. 1, 1895, 161 – 167 (Mitrovica – Sirmium). П. Милошевић [P. Milošević], О Игњату Јунгу, великом пиониру истраживања Сирмијума [Über Ignjat Jung, den großen Pionier der Erforschung Sirmiums], Сунчани сат [Sunčani sat] 2, 1993, 105 – 114. В. Поповић [V. Popović], Sirmium. Град царева и мученика. Сабрани радови о археологији и историји Сирмијума [Sirmium. Stadt der Kaiser und Martyrer. Gesammelte Werke über die Archäologie und Geschichte Sirmiums]. (Сремска Митровица [Sremska Mitrovica] 2003) 53 – 81. V. Popović – E. Ochsenschlager, Sremska Mitrovica – Sirmium, APregl 11, 1969, 186 – 190 sowie E. L. Ochsenschlager – V. Popović, Excavations at Sirmium, Yugoslavia, Archaeology 26/2, 1973, 85 – 93. Jeremić a. O. (Anm. 8) 122 – 125 Abb. 5 und 9 a. b.
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Grundriss, aus der Mitte des 4. Jhs. n. Chr.16. In den nachfolgenden Jahren wurden die Ausgrabungen mit ausländischen Institutionen fortgesetzt, und zwar von 1973 bis 1978 mit der L’École française de Rome unter der Leitung von Vladislav Popović und Noël Duval17. Im Rahmen der fünfjährigen jugoslawischfranzösischen Ausgrabungen entdeckte man ca. 1,5 km östlich der antiken Stadt eine einschiffige Kirche und eine Grabplatte mit Inschrift in der Nähe des Altarraums (Abb. 4). Da diese Inschrift mit den Wörtern In basilica domini nostri Erenei… beginnt, konnte dieses Bauwerk als Basilika des heiligen Bischofs Irenaeus identifiziert werden18. Zwischen 1978 und 1981 legte man während der Notgrabungen im Zentrum der Stadt eine dreischiffige Basilika frei, die sich intra muros befand und welche Vladislav Popović als die Kirche deutete, die der Präfekt Illyriens Leontius in der 1. Hälfte des 5. Jhs. (nach 427 und vor 441) errichtet und dem heiligen Demetrius gewidmet hatte19. Wichtig zu erwähnen sind auch die Unterwasseruntersuchungen des Bodens des Flusses Save bei Sremska Mitrovica, die unter der Leitung von Slobodan Panić in den Jahren 1994 und 2003 an mehreren Stellen unternommen wurden, wobei sich zeigte, dass auch der Flussboden reiche archäologische Funde barg20. Nach dem Tod des langjährigen Sirmium-Forschers Prof. Vladislav Popović (Abb. 5) im Jahr 1999 führte die weiteren Ausgrabungen Dr. Ivana Popović weiter. Sie hat 2011 die Forschungsergebnisse zu drei bemalten Gräbern veröffentlicht, von denen zwei schon länger bekannt waren21 und das dritte Grab erst im August 2002 zufällig bei Bauarbeiten entdeckt wurde22. Das Grab befand sich an der nordwestlichen Peripherie der um die Basilika des heiligen Irenaeus entstandenen Nekropole und wurde in die 2. Hälfte des 4. Jhs. n. Chr. datiert. Es handelt sich um ein ost-west orientiertes Ziegelgrab mit rechteckigem Grundriss und sattelförmigem Dach, in welchem eine Frau und ein neugeborenes Kind bestattet waren. Die gemalten Motive befinden sich in einzelnen Feldern, die durch rote Bordüren gerahmt und eingeteilt sind, wobei die Ostwand nicht erhalten ist. In dem pentagonalen Feld der Westwand ist ein Schuppenmotiv zu sehen, in dessen bogenförmigen Feldern sich Blumen und kleine Bäume, die auf dem Foto nur als Punkte zu erkennen sind, befinden. In einzelnen rechteckigen Feldern wurden einige Jonaszenen erkannt, und zwar an der Südwand der Meerwurf Jonas (Jona 1, 15) und an der Nordwand das Bild seiner Ruhe unter der Kürbislaube (Jona 4, 5 – 6), wobei das letztere Ereignis nur durch Kürbispflanzen angedeutet ist (Abb. 6). In diesem Zusammenhang ist noch ein in Sirmium gefundenes Fragment eines Altartisches (?) aus weißem Marmor zu erwähnen, auf welchem die im Grab fehlende Szene der Ausspeiung Jonas dargestellt ist (Abb. 7)23. Spuren des frühen Christentums wurden auch in der Umgebung von Sirmium gefunden. Im nahegelegenen Dorf Čalma, etwa 10 km nordwestlich von Sremska Mitrovica, wurde im Jahr 1969 ein Grab
V. Popović, Sirmium – Mitrovica (Sremska i Mačvanska), APregl 9, 1967, 131 – 138 und В. Поповић [V. Popović], „Методијев“ гроб и епископска црква у Мачванској Митровици [Das Grab „des Methodius“ und die Bischofskirche in Mačvanska Mitrovica], Старинар [Starinar] N. S. 24/25, 1973/1974, 265 – 270. 17 Ђ. Бошковић [Đ. Bošković] – N. Duval – P. Gros – В. Поповић [V. Popović] (eds.), Југословенско-француска истраживања Сирмијума 1973. године [Die jugoslawisch-französischen Forschungen in Sirmium im Jahr 1973], Старинар [Starinar] N. S. 24/25, 1973/1974, 193 – 200 sowie Dj. Bosković – N. Duval – P. Gros – V. Popović (éds.), Recherches archéologiques à Sirmium. Campagne franco-yougoslave de 1973, MEFRA 86, 1974, 621 – 630. 18 N. Duval, Sirmium. «Ville impériale» ou «capitale»?, CorsiRav 26, 1979, 53 – 90 Abb. 6. 19 Popović a. O. (Anm. 13) 201 – 237. 279 – 289, bes. 214 f. Abb. 3. 4; 230 Taf. 1; 284 Abb. 3; 286 Abb. 4; 288 Abb. 6; Jeremić a. O. (Anm. 5) 59 – 61 Abb. 16 – 18. 20 S. Panić – N. Panić, Hydro-Archaeological Research of the Antique Bridges of Sirmium on the Sava River and Legal and Technical Protection of the Site – Хидроархеолошко истраживање античких мостова Сирмијума у реци Сави и правно-техничка заштита локалитета, in: M. Popović-Živančević (ed.), Condition of the Cultural and Natural Heritage in the Balkan Region I. Proceedings of the Regional Conference held in Kladovo, Serbia from 23th to 27th October 2006, Protection of Cultural Heritage 4 (Belgrade 2007) 431 – 443. 21 S. Ðurić, Kasnoantičke i ranohrišćanske zidane grobnice u Iliriku (III–IV v.) [Spätantike und frühchristliche gemauerte Grabkammern in Illyricum (3. – 4. Jh.)]. (Unpubl. Diss. Beograd 1985). 22 I. Popović, Wall Painting of Late Antique Tombs in Sirmium and Its Vicinity, Старинар [Starinar] N. S. 61, 2011, 223 – 249. 23 Milošević, Археологија (Anm. 3) 133 f.; Jeremić a. O. (Anm. 5) 70 Abb. 25. Vgl. E. Kitzinger, A Marble Relief of the Theodosian Period, DOP 14, 1960, 17 – 42. 16
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mit malerischer Innenausstattung entdeckt, in welchem sich unter anderem auch zwei Bronzemedaillons mit alt- und neutestamentlichen Darstellungen befanden24. Östlich von Sremska Mitrovica liegt das antike Bassianae (Donji Petrovci), welches in der Spätantike für kurze Zeit auch Bischofssitz war25. Die ersten Forschungen erfolgten im Jahr 188226 und die folgenden im Jahr 1935 unter der Leitung von Miodrag Grbić27. Da bei dieser Gelegenheit die Lokalität nur teilweise erforscht wurde, sind heute, fast 90 Jahre später, neue Ausgrabungen der fast intakten und leicht erreichbaren, unterirdischen Strukturen möglich. Auf das frühe Christentum weisen Überreste einer dreischiffigen Basilika (mit Apsis des Mittelschiffs im Osten) sowie eine Inschrift28, auf welcher möglicherweise die Existenz einer Memoria erwähnt wird, hin. Dem Donaulauf folgend kommen wir zum nächsten wichtigen Punkt am Donaulimes, und zwar an die Mündung der Save in die Donau, wo sich die römische Stadt Singidunum (Belgrad) befand. Obwohl die Kirchengemeinde in Singidunum sowohl Bischöfe, verschiedene Kleriker als auch mehrere Martyrer hatte29, gibt es kaum frühchristliche Funde aus Singidunum (Abb. 8)30. Der nächste größere Ort entlang des Donaulimes war Viminacium (Kostolac), die Hauptstadt der Provinz Obermösien und ein großes Militärlager31. Dort gab es seit der 1. Hälfte des 4. Jhs. einen Bischofssitz, dessen Bischöfe Athanasius der Große in seinen Briefen erwähnte32. Im 18. Jh. hinterließ Graf Luigi Ferdinando de Marsigli (1658 – 1730) mehrere Angaben und einen ersten Grundriss der antiken Stadt und des Militärlagers von Viminacium33, welches im Laufe des 19. Jhs. Felix Kanitz besuchte und darüber Notizen machte34. Die ersten archäologischen Ausgrabungen begann im Jahr 1882 Mihailo Valtrović, der Begründer des Lehrstuhls für Klassische und Christliche Archäologie an der Phi P. Milošević, Fourth Century Tombs from Čalma near Sremska Mitrovica, in: V. Popović – E. L. Ochsenschlager (eds.), Sirmium III. Archaeological Investigations in Syrmian Pannonia – Археолошка истраживања у Срему (Beograd 1973) 85 – 96 Abb. 3. 25 S. Dušanić, Bassianae and its Territory, AIug 8, 1967, 67 – 81; Taf. I–VII; О. Брукнер [O. Brukner], Римски град Басијана. Подаци из античких извора и литературе [Die römische Stadt Bassiana. Die Angaben aus den antiken Quellen und der Literatur], Грађа за проучавање споменика културе Војводине [Građa za proučavanje spomenika kulture Vojvodine] 15, 1988, 89 – 94; Arheološki leksikon [Archäologisches Lexikon] (1997) 112 s. v. Basijana [Bassiana] (A. Jovanović); Енциклопедија православља [Enzyklopädie der Orthodoxie] I (2002) 143 f. s. v. Басијана [Bassiana] (А. Јовановић [A. Jovanović]). 26 Š. Ljubić, Arkeologička izkapanja na Petrovačkoj gradini u Sriemu, gdje tobož starorimska Bassianis [Archäologische Ausgrabungen auf Petrovačka gradina in Srem, wo das altrömische Bassianis angeblich ist], VHAD 5/3, 1883, 65 – 70. 27 М. Грбић [M. Grbić], Извештај о раду на ископавању римске Басијане код Доњих Петроваца у Срему [Bericht über die Ausgrabung des römischen Bassiana bei Donji Petrovci in Srem], ГИДНС [GIDNS] 8/3, 1935, 483 – 486; М. Грбић [M. Grbić], Архитектура у Басијани (Сремски Петровци) и реконструкција места према ситуационом плану и авионском снимку [Die Architektur in Bassiana (Sremski Petrovci) und die Rekonstruktion des Ortes nach dem Lageplan und Luftaufnahmen], ГИДНС [GIDNS] 9/1, 1936, 19 – 31 sowie М. Грбић [M. Grbić], Архитектура у Басијани код Доњих Петроваца у Срему [Die Architektur in Bassiana bei Donji Petrovci in Srem], ГИДНС [GIDNS] 10/1, 1937, 1 – 7. 28 CIL III 10244. 29 M. Мирковић [M. Mirković], Лициније и прогони хришћана у Сингидунуму [Licinius und die Christenverfolgungen in Singidunum], ЗФФ [ZFF] 14/1, 1979, 21 – 27. 30 M. Вaлтpoвић [M. Valtrović], Cтapo-хpишћaнcки capкoфaг нaђeн y Бeoгpaдy [Ein in Belgrad gefundener frühchristlicher Sarkophag], Старинар [Starinar] 3, 1886, 70 f. und M. Вaлтpoвић [M. Valtrović], Cтapo-хpишћaнcки мpтвaчки кoвчeг нaђeн y Бeoгpaдy [Ein in Belgrad gefundener frühchristlicher Sarg], Старинар [Starinar] 8, 1891, 130 – 142; G. Koch, Frühchristliche Sarkophage, HbArch (München 2000) 549, Abb. 194. 31 Mirković, Rimski gradovi a. O. (Anm. 1) 56 – 73. 32 Bischof Amantius wurde am Konzil von Serdica (343) durch seinen Presbyter Maximus vertreten (Ath. ep. ad easdem apud Mareotam ecclesias [eds. H. Chr. Brennecke – U. Heil – A. von Stockhausen – A. Wintjes 2007, 249 Nr. 44]: Amantius Viminacensus per presbyterum Maximum). Den Bischof Cyriacus bezeichnet Athanasius (ep. Aeg. Lib. 8, 4 [PG 25, 536; eds. K. Metzler – D. U. Hansen – K. Savvidis 1996, 48]) als Cyriacus Mysiae und hält ihn für einen wahren Bekenner der Orthodoxie seiner Zeit (Der Athanasiusbrief stammt aus dem Jahr 356). Dazu siehe Zeiller a. O. (Anm. 2) 148 f. 33 A. F. Marsilius, Danubius Pannonico-Mysicus. Observationibus geographicis, astronomicis, hydrographicis, historicis, physicis perlustratus et in sex tomos digestus II (Hagae 1726) Taf. 5 Abb. 13. 34 F. Kanitz, Römische Studien in Serbien II. Der Donau-Grenzwall, das Straßennetz, die Städte, Castelle, Denkmale, Thermen und Bergwerke zur Römerzeit im Königreiche Serbien, DenkschrWien 41, 2 (Wien 1892) und F. Kanitz, Das Königreich Serbien und das Serbenvolk von der Römerzeit bis zur Gegenwart I. Land und Bevölkerung, Monographien der Balkanstaaten 1 (Leipzig 1904) 174 – 187. 24
Frühchristliche Archäologie in Serbien. Forschungsgeschichte und aktueller Stand
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losophischen Fakultät der Belgrader Hochschule (Abb. 9)35. Seine Forschungen setzte 1902/1903 der erste archäologisch ausgebildete Universitätsprofessor Miloje Vasić fort. Während der systematischen Notgrabungen, die das Archäologische Institut in Belgrad in den 70er- und 80er-Jahren des 20. Jhs. unter der Leitung von Ljubica Zotović wegen des Ausbaus des Wärmekraftwerks durchführte, wurden große Flächen der südlichen städtischen Nekropolen freigelegt, während das Militärlager und die zivilen Siedlungen nur in geringerem Umfang erforscht wurden36. Frühchristliche epigrafische Denkmäler und archäologische Funde sind in Viminacium ziemlich selten37. Von den 28 bis jetzt in Viminacium gefundenen bemalten Gräbern kann nur ein Grab durch seine malerische Dekoration mit Sicherheit als christlich bezeichnet werden (Abb. 10)38. Seit 2002 wird das antike Viminacium unter der Leitung von Miomir Korać sowohl archäologisch als auch multidisziplinär erforscht, wobei zum Zweck einer spezifischen wissenschaftlichen und touristischen Infrastruktur ein archäologischer Park errichtet wurde39. In Ostserbien befand sich beim Dorf Prahovo an der Donau die antike Stadt Aquae, welche als Bischofssitz schon 343 bestätigt ist40. Über die frühchristliche Periode dieses Gebiets zeugen unter anderem eine Zwiebelknopffibel, welche an ihrem Fuß ein Christogramm als Anfang eines ornamentalen Feldes aufweist41, sowie ein Zwischengoldglas (Abb. 11)42, wobei der archäologische Kontext der erwähnten Funde leider unbekannt ist. Das wichtigste frühchristliche Zentrum im Inneren Serbiens war allerdings das antike Naissus (Niš)43, der Geburtsort Kaiser Konstantins des Großen, der diese Stadt, wie uns sein anonymer Biograf berichtet, mit prächtigen Bauwerken schmücken ließ44. Die ersten neuzeitlichen Erwähnungen stammen aus mittelalterlichen Reiseberichten und die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen an den antiken Monumenten wurden in der 2. Hälfte des 19. Jhs. gemacht, als Niš zuerst der überall präsente Felix Kanitz sowie Mihailo Valtrović und etwas später auch Alfred von Domaszewski besuchten45. Im Jahr 1887 wurde in Niš die erste bemalte frühchristliche Grabkammer entdeckt. Kanitz und Valtrović zufolge, die M. Milinković, Der Werdegang der akademischen Archäologie in Serbien, in: J. Callmer – M. Meyer – R. Struwe – Cl. Theune (Hrsg.), Die Anfänge der ur- und frühgeschichtlichen Archäologie als akademisches Fach (1890 – 1930) im europäischen Vergleich. Internationale Tagung an der Humboldt-Universität zu Berlin vom 13. – 16. März 2003 – The Beginnings of Academic Pre- and Protohistoric Archaeology (1890 – 1930) in an European Perspective. International Conference at the Humboldt University of Berlin, March 2003, 13 – 16, BAF 2 (Rahden 2006) 249 – 262. 36 Љ. Зoтoвић [Lj. Zotović], Јужне некрополе Виминација и погребни обреди [Die südlichen Nekropolen Viminaciums und die Bestattungsriten], Viminacium 1, 1986, 41 – 60; Љ. Зотовић [Lj. Zotović], Промене погребних ритуала током пет векова историје Виминација [Die Veränderungen der Bestattungsrituale in den fünf Jahrhunderten der Geschichte Viminaciums], Саопштења [Saopštenja] 30/31, 1998/1999, 7 – 17. 37 Љ. Зoтoвић [Lj. Zotović], Рано хришћанство у Виминацијуму кроз изворе и археолошке споменике [Frühes Christentum in Viminacium in Quellen und archäologischen Denkmälern], Viminacium 8/9, 1994, 59 – 72; Lj. Zotović, Early Christianity in Viminacium, in: D. Srejović (ed.), The Age of Tetrarchs. A Symposium held from the 4th to the 9th October 1993, Scientific Meetings 75 = Section for Historical Sciences 24 (Belgrade 1995) 336 – 348. Für die epigrafischen Denkmäler siehe M. Mirković, Inscriptions de la Mésie Supérieure II. Viminacium et Margum (Beograd 1986) 177 – 179 Nr. 216 – 220. 38 M. Korać, Late Roman Tomb with Frescoes from Viminacium, Старинар [Starinar] N. S. 42, 1991, 107 – 122; M. Korać, Slikarstvo grobnica u Viminacijumu [Die Malerei der Grabkammern in Viminacium]. (Požarevac 2000). 39 Siehe die offizielle Internetseite der Lokalität Viminacium „Viminacium – römische Stadt und Militärlager“, online im Internet, URL: (17.12.2012). 40 Hil. op. hist. frg. 2, 15 (PL 10, 642; ed. A. Feder 1916, CSEL 65, 135): Vitalis a Dacia ripensi de Aquis. Siehe auch Zeiller a. O. (Anm. 2) 154 Anm. 4. 41 Н. Јевремовић [N. Jevremović], Крстаста фибула са Христовим монограмом из Народног музеја у Београду [Kreuzförmige Fibel mit Monogramm Christi aus dem Nationalmuseum in Belgrad], ЗНМ [ZNM] 13, 1988, 165 – 169; Abb. 1 – 4. 42 J. Ранков [J. Rankov], Касноантичко стаклено дно рађено у техници fondi d’oro [Spätantiker Glasboden in der fondi d’oro-Technik], ЗНМ [ZNM] 11, 1983, 85 – 89. Farbabbildung in И. Поповић [I. Popović], Касноантички и рановизантијски накит од злата у Народном музеју у Београду – Late Roman and Early Byzantine Gold Jewelry in National Museum in Belgrade. Exhibition Catalogue Belgrade, Антика/Народни музеј Београд – Antiquity/National Museum Belgrade 8 (Бeoгpaд – Belgrade 2001) 69 Abb. 14. 43 M. Rakocija, Das frühe Christentum in Naissus/Niš (Serbien), MiChA 17, 2011, 9 – 50. 44 Anon. Vales. origo Const. 2, 2 (ed. I. König 1987, THF 11, 34 f.): Hic igitur Constantinus, natus Helena matre vilissima in oppido Naisso atque eductus, quod oppidum postea magnifice ornavit… 45 П. Петровић [P. Petrović], Ниш у античко доба [Niš in antiker Zeit]. (Ниш [Niš] 1976 (²Београд [Beograd] 1999) 13 – 15. 35
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diese Grabkammer im selben Jahr besichtigten46, befand sie sich am Feld östlich der Stadt und gehörte wahrscheinlich zur östlichen Nekropole von Naissus im heutigen Stadtteil Jagodin Mala. Die Untersuchungen setzten zu Beginn des 20. Jhs. sowohl einzelne Amateurarchäologen und Enthusiasten als auch Fachleute wie Anton von Premerstein und Nikola Vulić fort47. Die ersten archäologischen Forschungen führte in den 30er-Jahren des 20. Jhs. (1932/1933) Adam Oršić-Slavetić durch48. Dabei wurde in der Jagodin Mala-Nekropole eine weitere Grabkammer mit gemalter Dekoration entdeckt, von welcher heute nur ein Foto eines Teils sowie eine Zeichnung der gesamten Westwand erhalten sind (Abb. 12)49. In der Nähe dieser heute zerstörten Grabkammer wurde bei diesen Ausgrabungen auch das Nišer Martyrion entdeckt. Das Martyrion und die dazugehörige dreischiffige, einst prächtig ausgeschmückte Basilika wurden in den 50er- und 60er-Jahren des 20. Jhs. freigelegt und die Nekropole in Jagodin Mala systematisch erforscht50. Der Initialimpuls dieser Forschungsarbeiten war unter anderem sicherlich auch die zufällige Entdeckung einer weiteren Grabkammer mit malerischer Dekoration im März 195351. Die Malereien dieser Grabkammer, die Petrus und Paulus sowie zwei weitere Heilige, wahrscheinlich Martyrer, darstellten, sind heute leider in einem sehr schlechten Zustand, wobei Kopien der Fresken im Nišer Museum ausgestellt sind (Abb. 13). In der nachfolgenden Periode konnte unser Wissen über die Nekropole wegen der großen Bevölkerungsdichte in diesem Stadtbezirk nur noch durch zahlreiche Notgrabungen erweitert werden. So stieß man zum Beispiel im September 2006 bei Bauarbeiten im Keller eines Familienhauses auf die bis jetzt letzte in Niš gefundene gewölbte Grabkammer mit malerischer Innendekoration52. Die Dekoration der Westwand bestand aus zwei Zonen. Im unteren Bereich befanden sich marmorimitierende Felder und in der Lünette ein von einem Blumengarten umgebenes Ankerkreuz. Am Grabkammergewölbe ist ein nimbiertes und bekränztes Christogramm mit den apokalyptischen Buchstaben dargestellt (Abb. 14). M. Валтровић [M. Valtrović], Белешке с пута [Reisenotizen], Старинар [Starinar] 5, 1888, 118 – 122; F. Kanitz, Das Königreich Serbien und das Serbenvolk von der Römerzeit bis zur Gegenwart II. Land und Bevölkerung (Leipzig 1909) 165 f. 47 Petrović a. O. (Anm. 45) 15 f. 48 A. Оршић-Славетић [A. Oršić-Slavetić], Археолошка истраживања у Нишу и околини [Archäologische Forschungen in Niš und Umgebung], Старинар [Starinar] (III. Serie) 8/9, 1933/1934, 303 – 310. 49 Siehe J. Văleva, Two Tombs in the Balkans and the Sunworship in the Early Christian Period, in: V. Gjuzelev – R. Pillinger (Hrsg.), Das Christentum in Bulgarien und auf der übrigen Balkanhalbinsel in der Spätantike und im frühen Mittelalter. II. Internationales Symposium Haskovo (Bulgarien), 10. – 13. Juni 1986, Miscellanea Bulgarica 5 (Wien 1987) 281 – 290; C. Cтoйчeвa, Представата за отвъдния живот в декорацията на една несъществуваща вече гробница от Ниш (VI в.) [Die Vorstellung vom Jenseitsleben in der Ausstattung einer nicht mehr existierenden Grabkammer von Niš (6. Jh.)], Минало [Minalo] 5/3, 1998, 5 – 14; М. Ракоција [M. Rakocija], Сликарство уништене гробнице код моста Младости у Нишу [Die Malerei der zerstörten Grabkammer bei der Brücke „Mladost“ in Niš], in: С. Пејић – Г. Јанићијевић – И. Чаировић [S. Pejić – G. Janićijević – I. Čairović] (eds.), Иконографске студије [Ikonografische Studien] II. Зборник радова са симпосиона поводом петнаестогодишњице рада Академије СПЦ за уметности и консервацију и четрдесетогодишњице од упокојења др Лазара Мирковића, одржаног у Сремским Карловцима и Београду 2008. године [Sammelband des Symposiums anlässlich des 15. Jahrestags der Arbeit der Akademie für Kunst und Konservation der SPC und zum 40. Todestag von Dr. Lazar Mirković, gehalten in Sremski Karlovci und Belgrad im Jahr 2008] (Нови Сад [Novi Sad] 2009) 109 – 120. 50 Lj. Zotović, Izveštaj sa iskopavanja kasnoantičke nekropole u Nišu [Bericht über die Ausgrabungen der spätantiken Nekropole in Niš], in: M. Grbić (ed.), Limes u Jugoslaviji I. Zbornik radova sa simposiuma o limesu 1960 godine [Der Limes in Jugoslawien I. Sammelband des Limes-Symposiums des Jahres 1960]. (Beograd 1961) 171 – 175; Taf. 38 – 40; Љ. Зотовић – Н. Петровић [Lj. Zotović – N. Petrović (eds.)], Касноантичка некропола у Јагодин Мали [Die Spätantike Nekropole in Jagodin Mala]. (Ниш [Niš] 1968); Н. Спремо-Петровић [N. Spremo-Petrović], Пропорцијски односи у базиликама Илирске префектуре [Die Proportionsverhältnisse in den Basiliken der illyrischen Präfektur], Археолошки институт/Посебна издања [Arheološki Institut/Posebna izdanja] 7 (Београд [Beograd] 1971) 28 f.; Љ. Зотовић [Lj. Zotović], Погребни ритуал и схватање загробног живота у cветy кacноантичке некрополе Наиса [Bestattungsritual und die Auffassung vom jenseitigen Leben in der Welt der spätantiken Nekropole von Naissus], Нишки зборник [Niški zbornik] 1, 1973, 46 – 51; Г. Милошевић [G. Milošević], Мартиријум и гробљанска базилика у Јагодин мали у Нишу [Martyrium und Friedhofsbasilika in Jagodin Mala in Niš], in: М. Ракоција [M. Rakocija] (ed.), Ниш и Византија. Зборник радова – Niš & Byzantium. Symposium. The Collection of Scientific Works II (Ниш – Niš 2004) 121 – 140. 51 Siehe Anm. 55. 52 M. Rakocija, Painting in the Crypt with an Anchor in Niš, in: М. Ракоција [M. Rakocija] (ed.), Ниш и Византија. Зборник радова – Niš & Byzantium. Symposium. The Collection of Scientific Works VII (Ниш – Niš 2009) 87 – 105. 46
Frühchristliche Archäologie in Serbien. Forschungsgeschichte und aktueller Stand
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Derjenige, der sich in der 2. Hälfte des 20 Jhs. am intensivsten mit der Vergangenheit der Stadt befasste und darüber schrieb, war Petar Petrović53, der „unermüdliche Forscher und Entzifferer von Naissus“, wie ihn Prof. Aleksandar Jovanović einmal nannte54. In dieser Periode leisteten auch Lazar Mirković55 und Ivanka Nikolajević56 wertvolle Beiträge zur Erforschung des frühen Christentums in der Stadt. In der nachfolgenden Zeit setzte Miša Rakocija diese Tätigkeit fort, und zwar besonders ab 2002, als er das erste Symposium „Niš i Vizantija“ in Niš organisierte. Das Symposium findet bis heute jedes Jahr im Juni statt und die Symposiumsakten mit vielen Beiträgen zum frühen Christentum werden regelmäßig veröffentlicht57. In diesem Zusammenhang sind die Aktivitäten vom wirklichen Mitglied der ÖAW Frau Univ.-Prof. Dr. Renate Pillinger zu erwähnen, die das Symposium im Jahr 2011 feierlich eröffnete und – wie auch im darauffolgenden Jahr – mit einem Vortrag daran teilnahm (Abb. 15)58. Als sie das Projekt “Early Christianity in Naissus and Environs in the Context of Other Countries of the Balkan Region” initiierte, zeigte sie großes Interesse für die weitere Erforschung dieser Stadt, was Anfang 2012 zum Abschluss eines Vertrags zwischen dem Institut für Kulturgeschichte der Antike der ÖAW und dem Archäologischen Institut in Belgrad führte, wobei mehrere Kooperationsebenen überlegt wurden. Eine davon sollte ein Beitrag über frühchristliche Malerei in der Nekropole in Jagodin Mala sein. Schon bei Notgrabungen 2010 entdeckte man im östlichen Teil dieser Nekropole mehrere Gräber. Im selben Areal wurden im Sommer 2012 bei Notgrabungen während des Baus der neuen Benettonfabrik (alte Textilfabrik „Nitex – Ratko Pavlović“) etwa 43 Grabanlagen, davon 11 gewölbte Grabkammern und 14
P. Petrović (éd.), Inscriptions de la Mésie Supérieure IV. Naissus – Remesiana – Horreum Margi (Beograd 1979); P. Petrović, Naissus – Foundation of Emperor Constantine, in: D. Srejović (ed.), Roman Imperial Towns and Palaces in Serbia. Sirmium, Romuliana, Naissus. Exhibition Catalogue Belgrade, Gallery of the Serbian Academy of Sciences and Arts 73 (Belgrade 1993) 55 – 81; siehe auch Anm. 45. 54 A. Јовановић [A. Jovanović], Крстобразне фибуле из античке збирке Народног музеја у Нишу [Die kreuzförmigen Fibeln aus der antiken Sammlung des Nationalmuseums in Niš], ЗНМ [ZNM] 8, 1975, 235 – 245; A. Јовановић [A. Jovanović], Археолошке белешке из касноантичког Наиса и околине [Archäologische Notizen aus dem spätantiken Naissus und Umgebung], in: М. Ракоција [M. Rakocija] (ed.), Ниш и Византија. Зборник радова – Niš & Byzantium. Symposium. The Collection of Scientific Works I (Ниш – Niš 2003) 23 – 30 sowie A. Јовановић [A. Jovanović], Прилог проучавању официјалних симбола античког Наиса [Beitrаg zur Erforschung der offiziellen Symbole des antiken Naissus], ЗНМН [ZNMN] 12, 2003, 43 – 52. 55 Л. Мирковић [L. Mirković], Старохришћанска гробница у Нишу [Die altchristliche Grabkammer in Niš], Старинар [Starinar] N. S. 5/6, 1954/1955, 53 – 72; L. Mirković, La nécropole paléochrétienne de Niš, AIug 2, 1956, 85 – 100; Л. Мирковић [L. Mirković], Шта je F. Gerke писао о Нишкоj гробници [Was F. Gerke über die Nišer Grabkammer schrieb], ГСАН [GSAN] 7/1, 1956, 86 f.; Л. Мирковић [L. Mirković], Oгрaдa на сликaмa раја y кaтaкoмбaмa Рима и ранохришћанским гробницамa у Печyјy и Нишу [Der Zaun in den Paradiesesbildern der Katakomben Roms und in den altchristlichen Grabkammern von Pécs und Niš], Старинар [Starinar] N. S. 9/10, 1958/1959, 215 f.; Л. Мирковић [L. Mirković], Да ли на фрескама у Нишкој гробници (крај IV века) имамо портрете сахрањених у њој? [Haben wir in den Fresken in der Grabkammer von Niš (Ende 4. Jh.) die Porträts der in ihr Begrabenen?], ЗНМ [ZNM] 5, 1967, 217 – 236. 56 И. Николајевић Стојковић [I. Nikolajević Stojković], Јонски импост-капители из Mакедоније и Србије [Ionische Kämpferkapitelle aus Makedonien und Serbien], ЗРВИ [ZRVI] 1, 1952, 169 – 179; I. Nikolajević, Sahranjivanje u ranohrišćanskim crkvama na području Srbije [Bestattungen in den frühchristlichen Kirchen im Gebiet Serbiens], AVes 29, 1978, 678 – 693; I. Nikolajević, Grabanlagen und Begräbniskulte in Moesien aus frühchristlicher Zeit, JbÖByz 29, 1980, 303 – 314; Taf. 1 – 4; I. Nikolajević, Necropoles et tombes chrétiennes en Illyricum oriental, in: Πρακτικά του 10ου Διεθνούς Συνεδρίου Χριστιανικής Αρχαιολογίας (Θεσσαλονίκη 28 Σεπτεμβρίου – 4 Οκτωβρίου 1980) I. Εισηγήσεις – Actes du Xe CIAC (Thessalonique 28 septembre – 4 octobre 1980) I. Rapports, StAntCr 37 = Ελληνικά [Hellenika] Suppl. 26 (Θεσσαλονίκη – Thessalonique 1984) 519 – 538; I. Nikolajević, Recherches nouvelles sur les monuments chrétiens de Serbie et du Monténégro, in: N. Duval (éd.), Actes du XIe CIAC, Lyon, Vienne, Grenoble, Genève, Aoste (21 – 28 settembre 1986) III, StAntCr 41 = CEFR 123 (Città del Vaticano 1989) 2441 – 2462. 57 М. Ракоција [M. Rakocija] (ed.), Ниш и Византија. Зборник радова – Niš & Byzantium. Symposium. The Collection of Scientific Works I–XI (Ниш – Niš 2003 – 2013). 58 R. Pillinger, Свечано отварање симпозијума Ниш и Византија – Keynote Address at the Opening Ceremony of the Symposium Niš and Byzantium und R. Pillinger, Early Christian Grave Paintings in Niš between East and West, in: М. Ракоција [M. Rakocija] (ed.), Ниш и Византија. Зборник радова – Niš & Byzantium. Symposium. The Collection of Scientific Works X (Ниш – Niš 2012) 21 – 23 und 25 – 36 sowie R. J. Pillinger, Constantine the Great and Christian Europe as Reflected in the Monuments, in: М. Ракоција [M. Rakocija] (ed.), Ниш и Византија. Зборник радова – Niš & Byzantium. Symposium. The Collection of Scientific Works XI (Ниш – Niš 2013) 23 – 30. 53
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gemauerte Gräber mit Grabbeigaben gefunden (Abb. 16)59. Dabei handelt es sich um nur 10% der vom Fabriksbau betroffenen Fläche, wobei weitere Ausgrabungen sowie antike Monumente in diesem Gebiet durch die Baufristen der Fabrik gefährdet sind. Die Verhandlungen über weitere Forschungen sind derzeit noch im Gange, sodass das Schicksal dieser Befunde immer noch ungewiss bleibt. Die Anwesenheit von Christen in Mediana bei Niš konnte erst im Jahr 2000 bzw. 2012 durch die Entdeckung von zwei kleinen, einschiffigen und nur 8 m voneinander entfernten Kirchen bestätigt werden60. Die erstgefundene Kirche hat im Naos ein Mosaikfeld, in dem ein Christogramm abgebildet ist (Abb. 17). Ein auf diesem Areal gefundener bronzener Ring mit Kreuzdarstellung am Ringkopf ist der erste eindeutig christliche Fund in Mediana (Abb. 18). Der erste Ausgräber von Caričin Grad (Iustiniana Prima?) war Vladimir Petković (Abb. 19), auf ihn folgten Francè Mesesnel, Aleksandar Deroko, Svetozar Radojčić, Đorđe Mano-Zisi, Nevenka SpremoPetrović, Vladimir Kondić, Vladislav Popović und seit 1997 Vujadin Ivanišević61. Auch die langjährige Zusammenarbeit mit französischen Kollegen wie Noël Duval, Jean-Michel Spieser und Bernard Bavant ist zu erwähnen. Den neueren Forschungen zufolge sind die architektonischen Strukturen in Caričin Grad, die durch eine dreidimensionale virtuelle Reise im Internet erlebt werden können62, höchstwahrscheinlich als die Reste der Stadt Iustiniana Prima zu deuten (Abb. 20). 2011 wurden die konservatorischen Arbeiten an der Akropolis sowie die Analyse des Marmors durchgeführt und in der Nähe der Lokalität Reste eines Aquäduktes sowie mehrere bis dato unbekannte architektonische Strukturen gefunden. Anlässlich der Hundertjahrfeier der Ausgrabungen fand am 4. und 5. Oktober 2012 in Leskovac die internationale Konferenz “Early Byzantine City and Society” statt, wo die neuesten Forschungsergebnisse präsentiert wurden63. Zu erwähnen ist auch eine andere frühbyzantinische Siedlung in Westserbien, die Höhenanlage Gradina na Jelici, die schon seit dem Ende des 19. Jhs. bekannt ist und wo noch in den 30er-Jahren des 20. Jhs. zufällig ein silbernes Reliquiar mit Inschrift gefunden wurde (Abb. 21)64. An diesem Ort legte man fünf Kirchen frei, davon eine mit Baptisterium und zwei mit Freskodekoration (Abb. 22). Die Resultate der dreißigjährigen Ausgrabungen hat Mihailo Milinković neben mehreren Artikeln65 2010 in einem Buch veröffentlicht66.
Beide Kampagnen leitete Dr. Gordana Jeremić vom Archäologischen Institut in Belgrad. М. Васић [M. Vasić], Хроника ископавања Медијане 2000 – 2002. године [Chronik der Ausgrabungen von Mediana 2000 – 2002], Старинар [Starinar] N. S. 53/54, 2003/2004, 288 – 294 Abb. 4. 5. 61 В. Иванишевић [V. Ivanišević], У сусрет стогодишњици истраживања Царичиног града [Der Hundertjahrfeier der Erforschung von Caričin Grad entgegengehend], ЛЗ [LZ] 51, 2011, 53 – 65. 62 V. Zdravković – M. Koob – E. Heller (eds.), CAD-Rekonstruktion Iustiniana Prima, online im Internet unter URL (25.12.2012). 63 V. Ivanišević – I. Bugarski (eds.), New Topography of Caričin Grad, in: Caričin Grad IV. Early Byzantine City and Society. Conference Dedicated to the Centenary of Archaeological Research in Caričin Grad, October 3 rd to October 7th, 2012, Leskovac, Serbia (Belgrade, in Vorbereitung). 64 Kanitz, Römische Studien a. O. (Anm. 34) 144 Abb. 98. Das Reliquiar befindet sich heute im Nationalmuseum von Bosnien und Herzegowina in Sarajevo (Zemaljski muzej Bosne i Hercegovine in Sarajevo), Inv. 1488. 65 M. Milinković, Die Gradina auf dem Jelica-Gebirge und die frühbyzantinischen Befestigungen in der Umgebung von Čačak, Westserbien, AntTard 3, 1995, 227 – 250; M. Milinković, Die byzantinische Höhenanlage auf der Jelica in Serbien – ein Beispiel aus dem nördlichen Illyricum des 6. Jhs., Старинар [Starinar] N. S. 51, 2001, 71 – 133; M. Milinković, Die frühbyzantinischen Kirchen auf der Jelica in Westserbien, MiChA 8, 2002, 44 – 77; 66 M. Mилинковић [M. Milinković], Градина на Јелици. Рановизантијски град и средњовековно насеље [Die Gradina auf der Jelica. Frühbyzantinische Stadt und mittelalterliche Siedlung]. (Београд [Beograd] 2010); M. Milinković, Frühchristliche Reliquiare und Kapseln in Serbien, MiChA 19, 2013, 27 – 39; 28 Abb. 1a. 59 60
Frühchristliche Archäologie in Serbien. Forschungsgeschichte und aktueller Stand
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Mag. Marko Kaplarević c/o Arbeitsgruppe Christliche und Byzantinische Archäologie Institut für Kulturgeschichte der Antike Österreichische Akademie der Wissenschaften Bäckerstraße 13 1010 WIEN [email protected]
Summary Early Christian Archaeology in Serbia. History and Current State of Research Early Christian monuments have been found in Serbia mostly in larger Roman towns and military camps such as Sirmium, Singidunum, Viminacium and Naissus. They have also been discovered in smaller settlements such as Aquae (Prahovo) or in the villa estates like Mediana as well as in isolated grave chambers as in the case of Čalma. Examples of Christianisation in the 6th c. are Caričin Grad (Justiniana Prima) and Gradina na Jelici. The goal of this paper is to introduce the history of research and most important results of the exploration of early Christianity in Serbia, focusing on selected researchers and findings.
Tafel 38
Abb. 1: Frühchristliche Kultbauten in Sirmium (nach Jeremić a. O. [Anm. 5] 45 f. Abb. 2. 3; bearbeitet vom Verf.)
Abb. 2: Grabinschrift (Foto: Verf. 2011 © Museum Sremska Mitrovica)
Tafel 39
Abb. 3: Rekonstruktion des Grundrisses der Kirche des heiligen Synerotas nach Hitrek – (a) und nach Jeremić – (b) (nach Jeremić a. O. [Anm. 8] 125 Abb. 9 a. b)
Abb. 4: Grabinschrift (I. Popović – B. Borić-Brešković [eds.], Constantine the Great and the Edict of Milan 313. The Birth of Christianity in the Roman Provinces on the Soil of Serbia. Exhibition Catalogue Viminacium [Archaeological Monographs 22, National Museum in Belgrade]. Belgrade 2013, 314 Cat. 79, MS Inv. A 4723 [I. Popović])
Tafel 40
Abb. 5: Vladislav Popović (1930 –1999) (Foto: M. Trninić)
Abb. 6: Grabmalerei vom Grab in der Mika AntićStraße in Sirmium (Ostnekropole, in der Nähe der Basilika des heiligen Irenaeus), Nordwand (nach Popović a. O. [Anm. 22] 233 Abb. 15b)
Tafel 41
Abb. 7: Fragment eines Altartisches (?) aus weißem Marmor (Popović – Borić-Brešković [eds.] a. O. [aus Katalog wie Abb. 4] 314 Cat. 80, MS Inv. A 1000 [I. Popović])
Abb. 8: Der Jonasarkophag aus Singidunum (Belgrad), Vorderseite (Popović – Borić-Brešković [eds.] a. O. [aus Katalog wie Abb. 4] 317 Cat. 83, NMB Inv. 1564/IV [V. Ninković])
Tafel 42
Abb. 9: Mihailo Valtrović (1839– 1915) (nach Milinković a. O. [Anm. 35] 254 Abb. 7)
Abb. 10: Grabmalerei aus Viminacium. Links: Westwand; rechts: Ostwand (Foto: R. Pillinger © Museum Požarevac)
Abb. 11: Zwischengoldglas aus Aquae (nach Popović a. O. [Anm. 42] 69 Abb. 14)
Tafel 43
Abb. 12: Grabmalerei der zerstörten Grabkammer bei der Mladost-Brücke in Niš/Naissus. Links: Westwand, Zeichnung (nach Oršić-Slavetić a. O. [Anm. 48] 307 Abb. 6); rechts: Westwand, Detail (nach Petrović a. O. [Anm. 45] Abb. 33a, Foto: Archäologisches Institut Belgrad)
Abb. 13: Grabmalerei der Petrus-und-Paulus-Grabkammer in Niš/Naissus. Die im Nationalmuseum Niš ausgestellten Kopien. Links: Ostwand (Foto: Nationalmuseum Niš); Detail (Foto: R. Pillinger); rechts: Westwand (Foto: Verf. 2011 © Nationalmuseum Niš)
Abb. 14: Grabmalerei der Grabkammer mit Anker in Niš/Naissus. Links: Rekonstruktion; rechts: Monogramm Christi an der Decke der Grabkammer (nach Rakocija a. O. [Anm. 43] 42 f. Abb. 24. 25)
Tafel 44
Abb. 15: Renate Pillinger bei der feierlichen Eröffnung des Symposiums „Niš i Vizantija 2011“ (http://www.ni.rs/byzantium/images//nisivizantija10s2.jpg [12.08.2013])
Abb. 16: Die Jagodin Mala-Nekropole in Niš/Naissus (Foto: © Zavod za zaštitu spomenika kulture Niš)
Tafel 45
Abb. 18: Ring mit Kreuz, Mediana (Foto: G. Jeremić, Archäologisches Institut Belgrad)
Abb. 17: Mosaikfeld mit Christogramm in der Kirche in Mediana (nach Exhibition “Naissus and Mediana”. Ausstellungskatalog, University of Niš, June 3rd 2013, o. S.)
Abb. 19: Vladimir Petković (1874–1956) ( [12.08.2013])
Tafel 46
Abb. 20: Caričin Grad (Iustiniana Prima?), 3D-Modell der Akropolis ( [25.12.2012])
Abb. 21: Silbernes Reliquiar mit Inschrift von der Jelica-Gradina (nach Milinković a. O., Frühchristliche Reliquiare [Anm. 66] 28 Abb. 1a [© Zemaljski muzej Bosne i Hercegovine in Sarajevo, Inv. 1488, Foto: L. Žerovica])
Abb. 22: Kirchenmalerei – Freskenfragmente aus dem Baptisterium der Kirche „C“ (Foto: Verf. 2011 © Nationalmuseum Čačak)
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Frühchristliche Archäologie in der historischen Landschaft Makedonien (2006 – 2012) Das Projekt Tabula Imperii Byzantini (TIB) Im Jahr 1966 kündigte Herbert Hunger den Beginn des Projekts Tabula Imperii Byzantini (TIB) der ÖAW auf dem 13. Internationalen Kongress für Byzantinistik in Oxford an. Als Vorbild für das neue Projekt nannte er damals die Tabula Imperii Romani (TIR), welche seit 1928 einen Atlas des Römischen Reiches im Maßstab 1:1.000.000 mit Begleitbänden erstellt, die historische und bibliografische Angaben zu jeder Signatur auf den Karten enthalten. 15 Kartenblätter wurden zwischen 1932 und dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges publiziert. Weitere 12 wurden nach 1945 fertiggestellt1. Während die TIR Schwerpunkte auf archäologische Daten legt und spärliche Angaben zur Geschichte von Orten macht, vereint die TIB Aspekte der Quellenforschung, Geschichte, Archäologie, Bibliografie und der Feldforschung bzw. Surveys gleichermaßen. Der erste Band der TIB mit dem Titel „Hellas und Thessalia“ wurde von Johannes Koder und von Friedrich Hild im Jahr 1976 abgeschlossen2 und im Zuge des 15. Internationalen Kongresses für Byzantinistik in Athen im selben Jahre präsentiert3. Seit 1976 diente der besagte Band als Prototyp aller in Entstehung begriffenen Bände der TIB. Im Rahmen der TIB wird die historische Geografie des Byzantinischen Reiches systematisch erforscht, welches vom Beginn des 4. Jhs. n. Chr. bis zur Mitte des 15. Jhs. Bestand hatte, das heißt von der Spätantike bis zur osmanischen Eroberung, um einen Atlas des genannten Reiches zu erstellen. Der Siehe zur Geschichte und Entwicklung der Tabula Imperii Romani (TIR): Union Académique Internationale, Projects / Tabula Imperii Romani (TIR), (03.09.2013); zur Geschichte und Entwicklung der Tabula Imperii Byzantini (TIB): H. Hunger, Das Institut für Byzantinistik der Universität Wien, in: J. M. Hussey – D. Obolensky – S. Runciman (eds.), Proceedings of the XIIIth International Congress of Byzantine Studies, Oxford 5 – 10 September 1966 (London 1967) 479 – 481; J. Koder, Überlegungen zu Konzept und Methode der „Tabula Imperii Byzantini“, Österreichische Osthefte 20, 1978, 254 – 262; F. Hild, Tabula Imperii Byzantini (TIB), in: XVI. Internationaler Byzantinistenkongress, Wien, 4. – 9. Oktober 1981, Akten I, JbÖByz Beih. 31 (Wien 1981) 2.2; H. Hunger, Bericht über die Tabula Imperii Byzantini. Entstehung – Aufbau – Fortschritte, in: XVIII Международный конгресс византинистов. Пленарные доклады – XVIIIe Congrès International des études byzantines. Rapports pléniers – XVIIIth International Congress of Byzantine Studies. Major Papers (Москва – Moscou – Moscow 1991) 275 – 281; J. Koder, Perspektiven der Tabula Imperii Byzantini. Zu Planung, Inhalt und Methode, Geographia antiqua 5, 1996, 75 – 86; J. Koder, Der byzantinische Siedlungsraum. Die Tabula Imperii Byzantini – Rekonstruktion der spätantiken und mittelalterlichen Siedlungsrealität in Südosteuropa und im östlichen Mittelmeerraum, in: wissen:schafft. Lese-Buch. Herausgegeben vom Präsidium der ÖAW (Wien 1997) 107 – 110; J. Koder, Historical Geography, in: Le Comité d’organisation (éds.) du XXe Congrès international des Études byzantines, Collège de France – Sorbonne, 19 – 25 août 2001. Préactes I. Séances plénières (Paris 2001) 345 – 350; K. Belke, Tabula Imperii Byzantini. Un progetto di topografia storica e le sue prospettive per la Sicilia, in: R. M. Carra Bonacasa (a cura di), Atti del I congresso internazionale di archeologia della Sicilia bizantina (Corleone, 28 luglio–2 agosto 1998), Quaderni/Istituto siciliano di studi bizantini e neoellenici 15, Byzantino-Sicula IV, Palermo 2002, 73 – 87; M. St. Popović, Mapping Byzantium – The Project “Macedonia, Northern Part” in the Series Tabula Imperii Byzantini (TIB) of the Austrian Academy of Sciences, in: K. Kriz – W. Cartwright – L. Hurni (eds.), Mapping Different Geographies, Lecture Notes in Geoinformation and Cartography (Berlin 2010) 219 – 234; P. Soustal – M. Popović, Historical Geography, in: I. Iliev (ed.), Proceedings of the 22nd International Congress of Byzantine Studies, Sofia, 22 – 27 August 2011 II. Abstracts and Round Table Communications (Sofia 2011) 7 f., (03.09.2013). 2 J. Koder – F. Hild (Register von P. Soustal), Hellas und Thessalia, TIB 1 = DenkschrWien 125 (Wien 1976; ²Wien 2004). 3 Popović, Mapping Byzantium a. O. (Anm. 1) 221.
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Hauptteil jeden Bandes der TIB umfasst einen Katalog der überlieferten byzantinischen Toponyme, das heißt der Namen von Städten, Siedlungen, Festungen, Kirchen, Klöstern, Feldern, Gebirgen, Flüssen und Seen in alphabetischer Reihenfolge, die für jede Region bzw. Provinz des Byzantinischen Reiches aus vier Kategorien von Quellen extrahiert werden. Diese Kategorien sind die schriftlichen Quellen aus dem oben erwähnten Zeitraum, der archäologische Befund, die Toponyme und die Gegebenheiten der jeweiligen Landschaften. Die dergestalt gesammelten und geordneten Informationen werden in Form von Lemmata präsentiert. Jedes Lemma enthält nach Möglichkeit die Lokalisierung eines Ortes, der in den Quellen zu finden ist, und Daten zu seiner Geschichte sowie zu seinen Denkmälern. Die benutzten Quellen und die wichtigste Sekundärliteratur werden am Schluss des Lemmas zitiert. Außerdem findet der Benutzer Hinweise darauf, ob und wann Forschungsreisen bzw. Surveys vor Ort von den wissenschaftlichen Mitarbeitern der TIB durchgeführt wurden. Das Projekt TIB war in keiner Phase seines bisherigen Bestehens darauf angelegt, Grabungskampagnen in den betreffenden Bearbeitungsgebieten durchzuführen. Die jeweiligen Bereisungen hatten stets das Ziel, sichtbare bzw. im Gelände auffindbare Denkmäler zu lokalisieren und deren aktuellen Erhaltungszustand mit den Mitteln der Fotografie sowie Beschreibung zu dokumentieren. Folglich arbeiten die wissenschaftlichen Mitarbeiter der TIB intensiv mit den Archäologen in den zu bereisenden Ländern zusammen und beziehen einschlägige archäologische Daten aus den lokalen Publikationen4. Die wissenschaftlichen Resultate jedes einzelnen Bandes werden dem Leser auf einer Landkarte im Maßstab 1:800.000 mit Einträgen der Namen der Lemmata optisch erfassbar gemacht. Spezielle Symbole und Farbkombinationen verdeutlichen die Art des Denkmals und dessen Datierung5. Im Wesentlichen sind die Arbeitsweise und das äußere Erscheinungsbild der TIB seit den 70er-Jahren des 20. Jhs. mit Ausnahme der Anwendung ausgesuchter neuer Forschungsmethoden und technischer Neuerungen unverändert geblieben. Zwischen 2009 und 2011 wurden vom Verfasser gezielt neue Technologien (wie zum Beispiel die Historical Geographical Information Systems/HGIS) im Rahmen des FWF-Projekts “Economy and Regional Trade Routes in Northern Macedonia (12th–16th century)” in die wissenschaftliche Arbeit der TIB eingebracht, mittels des besagten Einzelprojekts für das Gesamtprojekt erprobt und fanden schließlich in dessen Habilitationsschrift Eingang6. Im Jahr 1995 übernahm Johannes Koder von Herbert Hunger die Leitung des Gesamtprojekts der TIB, welches als Kommission dem Institut für Byzanzforschung der ÖAW im Jänner 2006 einverleibt wurde, das wiederum im Juli 2012 als Abteilung Byzanzforschung unter der Leitung von Claudia Rapp im Institut für Mittelalterforschung der ÖAW aufgegangen ist. Seit dem Jahre 1976 wurden insgesamt 11 Bände der Reihe TIB publiziert7. Ein Band (TIB 15) über „Syria“ befindet sich in Druck. Im Jahr 2006 hat der Verfasser seine wissenschaftliche Arbeit am Band TIB 16 zu „Makedonien, nördlicher Teil“ zunächst im Rahmen eines vom FWF getragenen Projektes begonnen8 und setzt diese nunmehr als reguläres Projekt der ÖAW fort (Abb. 1).
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Popović, Mapping Byzantium a. O. (Anm. 1) 222. Popović, Mapping Byzantium a. O. (Anm. 1) 223. 6 Die Habilitationsschrift mit dem Titel „Von den Quellen zum Visuellen in der historischen Geographie. Zentrale Orte, Siedlungstheorien und Geoinformatik, angewendet auf die historische Landschaft Makedonien (13. bis 16. Jahrhundert)“ befindet sich in Druck und soll 2013 erscheinen. 7 Diese sind: Koder – Hild, Hellas und Thessalia a. O. (Anm. 2); F. Hild – M. Restle, Kappadokien (Kappadokia, Charsianon, Sebasteia und Lykandos), TIB 2 = DenkschrWien 149 (Wien 1981; ²Wien 2004); P. Soustal (unter Mitwirkung von J. Koder), Nikopolis und Kephallēnia, TIB 3 = DenkschrWien 150 (Wien 1981; ²Wien 2004); K. Belke (mit Beiträgen von M. Restle), Galatien und Lykaonien, TIB 4 = DenkschrWien 172 (Wien 1984; ²Wien 2004); F. Hild – H. Hellenkemper, Kilikien und Isaurien, TIB 5 = DenkschrWien 215 (Wien 1990; ²Wien 2004); P. Soustal, Thrakien (Thrakē, Rodopē und Haimimontos), TIB 6 = DenkschrWien 221 (Wien 1991; ²Wien 2004); K. Belke – N. Mersich, Phrygien und Pisidien, TIB 7 = DenkschrWien 211 (Wien 1990; ²Wien 2004); H. Hellenkemper – F. Hild, Lykien und Pamphylien, TIB 8 = DenkschrWien 320 (Wien 2004); K. Belke, Paphlagonien und Honōrias, TIB 9 = DenkschrWien 249 (Wien 1996); J. Koder (unter Mitarbeit von P. Soustal und A. Koder), Aigaion Pelagos (Die nördliche Ägäis), TIB 10 = DenkschrWien 259 (Wien 1998); A. Külzer, Ostthrakien (Eurōpē), TIB 12 = DenkschrWien 369 (Wien 2008). 8 FWF-Projekt P 18866-G02 „Makedonien, nördlicher Teil“ (Laufzeit: 1. März 2006 – 28. Februar 2009) am Institut für Byzanzforschung der ÖAW. 5
Frühchristliche Archäologie in der historischen Landschaft Makedonien (2006–2012)
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TIB 16: Makedonien, nördlicher Teil Das Bearbeitungsgebiet des Verfassers besteht aus den byzantinischen Provinzen Macedonia secunda und Teilen der Provinzen Macedonia prima, Dardania, Epirus nova, Praevalitana und Dacia mediterranea. Es steht also in engem Zusammenhang mit dem in Entstehung begriffenen Band „Makedonien, südlicher Teil“ (TIB 11) von Peter Soustal (Abb. 1). Da sich Makedonien als historischer Raum auf die modernen Staaten Griechenland, ehemalige jugoslawische Republik Makedonien (FYROM) und Bulgarien verteilt, werden im Band „Makedonien, nördlicher Teil“ das gesamte Staatsgebiet der ehemaligen jugoslawischen Republik Makedonien und zwei Bezirke Bulgariens (Kjustendil und Blagoevgrad) bearbeitet, womit die Brücke zwischen TIB 6 „Thrakien“ und TIB 11 „Makedonien, südlicher Teil“ hergestellt wird (Abb. 1)9. Besagtes Bearbeitungsgebiet entspricht flächenmäßig in etwa den zwei österreichischen Bundesländern Niederösterreich und Burgenland. Dabei ist durchaus von einer Gemengelage eines antiken, frühchristlichen, byzantinischen, slawischen sowie osmanischen Denkmalbefundes zu sprechen. Zu den großen Herausforderungen in der Erfassung jüngst erschlossener archäologischer Stätten und rezenter Grabungskampagnen auf dem Gebiet von TIB 16 zählt die Tatsache, dass es kein den aktuellsten Stand wiedergebendes zentrales Publikationsorgan bzw. keine regelmäßig aktualisierte zentrale Plattform im Internet zur Dokumentation neuer archäologischer Funde gibt. Stand der Forschung zur frühchristlichen Archäologie Der Stand der Publikationen über die frühchristliche Archäologie für das Bearbeitungsgebiet des Verfassers offenbart zunächst, dass der status quo der archäologischen Forschung bis zum Jahre 1996 mithilfe des monumentalen und fundierten Nachschlagewerks der „Arheološka karta na Republika Makedonija“10, der „Arheologičeski pametnici v Blagoevgradski okrăg“11 aus dem Jahre 1987 sowie der „Arheologičeski pametnici ot Kjustendilski okrăg“12 aus den Jahren 1978, 2002 und 2003 zu erfassen ist. Ebenso hilfreich sind der Sammelband „Makedonsko Arheološko Naučno Društvo. Bibliografija na makedonskata arheologija 1945 – 2000“13, weil er die Publikationen aller Mitglieder der Archäologischen Gesellschaft in der ehemaligen jugoslawischen Republik Makedonien bis zum Jahre 2000 systematisch auflistet, und die bulgarische Reihe „Arheologičeski otkritija i razkopki“, welche vom Nacionalen arheologičeski institut s muzej in Sofija herausgegeben wird und nach Möglichkeit jährliche Berichte über aktuelle Grabungskampagnen auf dem Staatsgebiet Bulgariens enthält. Ungleich schwieriger ist es, frühchristliche Fundorte, die Ende der 90er-Jahre des 20. Jhs. und im 1. Jahrzehnt des 21. Jhs. auf dem Staatsgebiet der ehemaligen jugoslawischen Republik Makedonien zutage kamen, zu überblicken, deren Grabungsberichte zu erfassen und für die eigene Forschung nutzbar zu machen.
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Popović, Mapping Byzantium a. O. (Anm. 1) 229 f. Д. Коцо [D. Koco] (ed.), Археолошка карта на Република Македонија [Archäologische Karte der Republik Makedonien] I–III (Скопје [Skopje] 1994 – 2002); hier II (Скопје [Skopje] 1996). 11 Цв. Дремсизова-Нелчинова [Cv. Dremsizova-Nelčinova], Археологически паметници в Благоевградски окръг [Archäologische Denkmäler im Bezirk Blagoevgrad] (София [Sofija] 1987). 12 Ц. Дремсизова-Нелчинова – Л. Слокоска [C. Dremsizova-Nelčinova – L. Slokoska], Археологически паметници от Кюстендилски окръг [Archäologische Denkmäler im Bezirk Kjustendil] (София [Sofija] 1978); В. Генадиева – С. Чохаджиев [V. Genadieva – S. Čohadžiev], Археологически паметници от Кюстендилско [Archäologische Denkmäler aus der Umgebung von Kjustendil] I (Велико Търново [Veliko Tărnovo] 2002); В. Генадиева – С. Чохаджиев [V. Genadieva – S. Čohadžiev], Археологически паметници от Кюстендилско [Archäologische Denkmäler aus der Umgebung von Kjustendil] II (Велико Търново [Veliko Tărnovo] 2003). 13 Л. Миладиновска [L. Miladinovska], Македонско Археолошко Научно Друштво. Библиогафиjа на македонската археологиjа 1945 – 2000 [Makedonischer Archäologischer Wissenschaftlicher Verein. Bibliografie der makedonischen Archäologie 1945 – 2000] (Охрид [Ohrid] 2001). 10
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Hier bieten die lokalen archäologischen Publikationsorgane einzelner wissenschaftlicher Gesellschaften oder von historischen bzw. archäologischen Museen eine vitale Hilfestellung. In der Hauptstadt Skopje nimmt das Muzej na Makedonija eine führende Rolle in der Veröffentlichung archäologischer Ergebnisse ein. In erster Linie ist die Reihe „Arheologija“ des Museums zu nennen14. Des Weiteren erscheint in Skopje das archäologische Magazin „Makedonsko nasledstvo – Macedonian Heritage”, das von Viktor Lilčiќ der Universität Skopje herausgegeben wird und unter anderem frühchristliche Themen aufgreift15. Den umfassendsten Überblick vermittelt die wissenschaftliche Zeitschrift „Macedoniae Acta Archaeologica“, die in den 1970er-Jahren zunächst in der Stadt Prilep erschienen ist und seit den 1980er-Jahren in Skopje publiziert wird16. Lokale Museen in der ehemaligen jugoslawischen Republik Makedonien verfügen über eigene Publikationsorgane. So gibt das Museum der Stadt Kumanovo eine Zeitschrift unter dem Titel „Muzejski glasnik – Kumanovo“ heraus. Das Museum der Stadt Štip publiziert einen „Zbornik“. Schließlich existierte in Ohrid im Jahr 1959 und dann von 1983 bis 1989 die Reihe „Lihnid. Zbornik na trudovi“. In der Zwischenzeit betreibt das Makedonsko Arheološko Naučno Društvo, die sogenannte Makedonische Archäologische Wissenschaftliche Gesellschaft (siehe oben), eine Homepage im Internet17, auf der verschiedene archäologische Aktivitäten im Lande – wie zum Beispiel Forschungsprojekte, Ausstellungen, Bücherpromotionen, Symposien, Vorträge und Exkursionen – dokumentiert werden. Überregionalen Charakter hat die Initiative des Archäologen und Kunsthistorikers Miša Rakocija, der im Denkmalamt der serbischen Stadt Niš tätig ist. Seit 2002 organisiert er jährlich wissenschaftliche Kongresse unter dem Titel „Niš i Vizantija“, bei denen einer der Schwerpunkte auf dem frühchristlichen Erbe Südserbiens, des Kosovo und Metochiens und der ehemaligen jugoslawischen Republik Makedonien liegt und in grenzübergreifender Synopsis erörtert wird. Besonders betonenswert ist die Tatsache, dass die Drucklegung der einschlägigen Kongressakten effizient erfolgt18 und zudem alle Beiträge in pdf-Format über das Internet abgerufen werden können19. Beispiele frühchristlicher Grabungen Abschließend seien ausgewählte frühchristliche Fundstätten aus dem oben erwähnten Bearbeitungsgebiet vorgestellt. Hierbei liegt der Fokus auf dem Territorium der ehemaligen jugoslawischen Republik Makedonien. Einen ersten Überblick über die frühchristlichen Stätten bietet die Karte Nr. 7 der bereits genannten „Arheološka karta na Republika Makedonija“, die im Wesentlichen spätantike und frühchristliche Basiliken, Nekropolen und Einzelfunde kartografiert20. Im Zuge von fünf unabdingbaren Forschungsreisen in das Bearbeitungsgebiet zwischen 2007 und 201021 hatte der Verfasser die Gelegenheit, die Fortschritte archäologischer Forschung in Autopsie im Felde mitzuverfolgen, Digitalfotografien anzufertigen und GPS-Punkte einzumessen. Sicher ist, dass die Grabungsaktivitäten mit zwei Ausnahmen auf jene Punkte konzentriert sind, welche bereits von der berühmten Archäologin Blaga Aleksova in ihrer Monografie „Loca Sanctorum
Derzeit: Зборник археологија [Zbornik arheologija] 1, 1995; Зборник археологија [Zbornik arheologija] 2, 2005. Македонско наследство – Macedonian Heritage. Списание за археологија, историја, историја на уметноста и етнологија [The Journal for Archaeology, History, History of Art and Ethnology] 1 (1996) –. 16 MacActaA 1 (1975) –. 17 Makedonsko Arheološko Naučno Društvo, (02.01.2013). 18 М. Ракоција [M. Rakocija] (ed.), Ниш и Византија. Зборник радова – Niš & Byzantium. Symposium. The Collection of Scientific Works I (Ниш – Niš 2003 –). 19 Niš i Vizantija, (02.01.2013). 20 Д. Коцо [D. Koco (ed.)] a. O. (Anm. 10) III: Karta 7 (2002). 21 Die fünf Forschungsreisen in das Bearbeitungsgebiet waren: Juni 2007, Südwestbulgarien; September 2007, Osten von FYROM; September 2008, Westen von FYROM; Juni 2010, Südwestbulgarien, alle gemeinsam mit Peter Soustal; August/ September 2010, Osten von FYROM, Flusstal des Vardar, gemeinsam mit J. Koder und A. Koder. 14 15
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Macedoniae“ aus dem Jahre 1995 dargelegt wurden22. Diese Punkte sind die Lokalitäten Scupi, Stobi, Bargala, Heraclea Lyncestis, Lychnidos und Strumica (Tiberiupolis). Die erwähnten zwei Ausnahmen sind die – nicht nur nach Maßstäben der ehemaligen jugoslawischen Republik Makedonien – beachtlichen Grabungskampagnen auf der Erhebung Kale in Skopje und auf der Erhebung Plaošnik in Ohrid.
Scupi Als erstes Beispiel sei die Grabung Scupi genannt (Abb. 2), die sich am Nordrand des jetzigen Dorfes Zlokuḱani, 4 km nordwestlich von Skopje, am Südfuß der Erhebung Zajčev Rid und links des Flusses Vardar (Axios) befindet (Abb. 3). Das Stadtgebiet umfasste eine Fläche von 40 ha und war von einer Stadtmauer umgeben. An der nördlichen, nordöstlichen und südöstlichen Seite sind Spuren eines Verteidigungsgrabens erkennbar, während an die nordwestliche Seite ein Sumpf anschließt. Ein römisches Theater befindet sich am südwestlichen Abhang der Erhebung Zajčev Rid. Es wird in das 2. Jh. n. Chr. datiert. Südwestlich des Theaters liegt eine dreischiffige Basilika (Ende 5./Anfang 6. Jh. n. Chr.). Eine weitere dreischiffige Basilika mit zwei Apsiden im Westen befindet sich im südlichen Teil der Stadt. Sie weist einen Mosaikfußboden mit geometrischen Ornamenten auf und wird in das frühe 4. Jh. n. Chr. datiert. Im zentralen Bereich des Stadtgebiets liegen Spuren einer Therme des 4. Jhs. n. Chr. Durch die Stadt verläuft in nordöstlich-südwestlicher Richtung eine Hauptstraße, die 8,50 m breit und mit großen Steinplatten gepflastert ist. Die Gehsteige weisen eine Breite zwischen 2,60 und 3 m auf. Außerhalb der Stadt befinden sich an allen vier Seiten Nekropolen. In der östlichen Nekropole wurden rund 300 Gräber erforscht, die aus vorrömischer und spätrömischer Zeit stammen23. Kale (Skopje) Mit dem Ziel, einen neuen Beitrag zur Lokalisierung des beinahe sagenumwobenen Iustiniana Prima24 zu leisten, begann man im Jahr 2007 eine umfassende Grabungskampagne auf der Erhebung Kale in Skopje selbst (Abb. 2 und 4). In insgesamt zehn Sektoren wurden Fundhorizonte von prähistorischer Zeit bis in das 20. Jh. erschlossen. Zu den Funden liegen leider noch keine systematischen wissenschaftlichen Publikationen vor. Allerdings bietet eine sehr gute Präsentation im Internet nützliche Einblicke in die Arbeiten und die Fundevidenz25.
Bargala Das nächste Beipiel ist die spätantike Stadt Bargala in der Flur Gorni Kozjak am rechten (nördlichen) Ufer der Kozjačka Reka in der Gemeinde Karbinci (Abb. 2). Bargala nimmt eine rechteckige Fläche von 4,68 ha ein und ist von einem hohen Mauerring umgeben, der 2,20 m breit ist und aus Bruchstein und Mörtel errichtet wurde. An allen vier Ecken gab es einen viereckigen Turm, von denen drei freigelegt wurden und bis zu einer Höhe von 3 m erhalten sind. Annähernd in der Mitte der nordwestlichen Stadtmauer befand sich das Haupttor (porta principalis) (Abb. 5), welches den Zugang zur Hauptstraße (via principalis) bildete. Die frühchristliche Basilika der Bischöfe von Bargala liegt in der Nordwestecke
Б. Алексова [B. Aleksova], Loca Sanctorum Macedoniae. Култ на мартирите во Македонија од IV до IX век [Martyrerkult in Makedonien vom 4. bis 9. Jh.], (Скопје [Skopje] 1995) passim. 23 Д. Коцо [D. Koco (ed.)] a. O. (Anm. 10) II: 373 f. (1996) . Eine Zusammenfassung der neueren Sekundärliteratur zu dieser und den weiter unten genannten Grabungen in E. Rizos, Cities, Architecture and Society in the Eastern and Central Balkans during Late Antiquity (ca AD 250 – 600) (Unpubl. Diss. Oxford 2010) 189 – 256. 337 – 377. 24 Zu Mythos und Realität von Iustiniana Prima: А. Шукарова [A. Šukarova], Јустинијана Прима [Iustiniana Prima], Културно-историско минато [Kulturhistorische Vergangenheit] (Скопје [Skopje] 1994) passim. 25 Arheološki Istražuvanja Skopsko Kale, (02.01.2013). 22
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der Stadt, ist dreischiffig mit einer Hauptapsis und verfügt über einen Narthex und einen Exonarthex (Abb. 6). Das Mittelschiff ist von den Seitenschiffen durch je sieben Säulen getrennt. Im südlichen Bereich des Mittelschiffes sind Spuren eines Ambos zu erkennen (Abb. 7). Der Fußboden der Basilika war mit Steinplatten und stellenweise mit polychromen Mosaiken versehen. Der Eingang befand sich im Westen und war über acht hohe Stufen zu erreichen. Die Basilika wurde am Ende des 4. Jhs. n. Chr. errichtet und im 5. bis 6. Jh. n. Chr. umgebaut. Westlich, das heißt außerhalb der Stadtmauer von Bargala, wurde im Jahr 1984 eine weitere frühchristliche Basilika entdeckt (Abb. 8 und 9). Sie ist ebenfalls dreischiffig und verfügt über eine breite Apsis mit Spuren eines Synthronon sowie einer Krypta. Diese Basilika hat sowohl einen Narthex als auch einen Exonarthex. Höchstwahrscheinlich wurde sie am Ende des 4. Jhs. n. Chr. errichtet26. Eine weitere Basilika wurde zwischen der ersten Besichtigung der Grabung durch den Verfasser im September 2007 und seiner zweiten im September 2010 gefunden, die sich in der Mitte des Stadtgebietes befindet und nach derzeitigem Wissensstand noch nicht publiziert wurde (Abb. 10).
Heraclea Lyncestis Im Südwesten des Bearbeitungsgebietes „Makedonien, nördlicher Teil“ befindet sich die Grabung Heraclea Lyncestis, rund 2 km südlich von Bitola (Abb. 2). Heraclea Lyncestis weist eine Siedlungskontinuität von hellenistischer Zeit bis in das 6. Jh. n. Chr. auf. Die Stadt war von einer Mauer umgeben. Aus römischer Zeit stammen folgende Gebäude: eine Porticus mit Votivdenkmälern, eine Thermenanlage und ein Theater. In frühchristlicher Zeit war Heraclea Lyncestis Sitz eines Bischofs. Damals wurden die Kleine Basilika (Basilika A) und die Große Basilika (Basilika C), die Bischofsresidenz und die Friedhofsbasilika (Basilika D) mit Friedhof außerhalb (östlich) der Stadtmauern errichtet (Abb. 11). Im Zentrum von Heraclea Lyncestis liegt das erwähnte Theater aus dem 2. Jh. n. Chr. (Abb. 11 Nr. 8). Das Theater ruht auf einem nach Süden gerichteten Hang und hatte 20 Sitzreihen. Die marmornen Sitze wurden für den Bau der Apsis der Großen Basilika (Basilika C) sekundär verwendet. In der 1. Hälfte des 5. Jhs. n. Chr. verlor das Theater seine Funktion und verfiel. In der 1. Hälfte des 6. Jhs. n. Chr. entstanden in seinem Bereich Wohnhäuser, später auch solche der eingewanderten Slawen. Die Kleine Basilika (Basilika A) liegt südlich der Porticus und stammt aus frühchristlicher Zeit (Abb. 11 Nr. 4). Sie ist dreischiffig. Die Apsis im Osten ist innen rund, außen hingegen rechteckig. Der Altarraum weist ein Fußbodenmosaik auf und ist mit einer marmornen Altarschranke vom Naos getrennt. Der Fußboden der Seitenschiffe ist mit Bodenziegeln versehen. Die frühchristliche Große Basilika (Basilika C), westlich der Kleinen Basilika (Basilika A), fußt auf den Fundamenten eines Vorgängerbaus, der in der Forschung Basilika B genannt wird (Abb. 11 Nr. 5). Die Große Basilika war im 5. und 6. Jh. n. Chr. in Verwendung. Sie ist dreischiffig und weist im Osten eine runde Apsis auf. Im Westen schließen ein Narthex, ein Exonarthex und ein Vordach mit Säulenreihe an (Abb. 12). Der gesamte Fußboden der Anlage war mit Mosaiken bedeckt. Monumental ist der Mosaikfußboden im Narthex der Basilika (Ende 5. Jh. n. Chr.; über 100 m² groß; Darstellung des Universums mit geometrischen, floralen und zoomorphen Motiven). Die Seitenschiffe wurden am Übergang vom 5. zum 6. Jh. n. Chr. mit Mosaiken ausgestattet27.
Д. Коцо [D. Koco (ed.)] a. O. (Anm. 10) II: 430 – 432 (1996). Vgl. dazu auch B. Aleksova – C. Mango, Bargala. A Preliminary Report, DOP 25, 1971, 265 – 281; Ж. Винчиќ [Ž. Vinčiḱ], Баргала, Епископска базилика, нартекс [Bargala, Bischofsbasilika, Narthex], Зборник [Zbornik] 7, 1996, 23 – 25; З. Белдедовски [Z. Beldedovski], Баргала – новооткриена архитектура во епископиумот [Bargala – neu entdeckte Architektur im Episkopeion], Зборник [Zbornik] 9/10, 2003, 51 – 72; Љ. Кљонкова [Lj. Kljonkova], Улогата на архитектот при археолошки и конзерваторско-реставраторски работи – Баргала 1998 – 2001 година [Die Rolle des Architekten bei archäologischen und Konservierungs-Restaurierungsarbeiten – Bargala 1998 – 2001], Зборник [Zbornik] 9/10, 2003, 195 – 207; Р. Петковски – З. Георгиев [R. Petkovski – Z. Georgiev], Конзервациjа и реконструкциjа на градската порта на Баргала [Konservierung und Rekonstruktion des Stadttores von Bargala], Зборник [Zbornik] 9/10, 2003, 185 – 193. 27 Д. Коцо [D. Koco (ed.)] a. O. (Anm. 10) II: 19 – 24 (1996). 26
Frühchristliche Archäologie in der historischen Landschaft Makedonien (2006–2012)
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Lychnidos (Plaošnik) Schließlich sei auf die Grabung auf der Erhebung Plaošnik in Ohrid hingewiesen. In der Flur Imaret auf der besagten Erhebung, wo zunächst die mittelalterliche Kirche des heiligen Pantelejmon und dann die osmanische Sultan Mehmed-Moschee standen, begann ab dem Jahre 2000 eine großangelegte archäologische Grabungskampagne, die vier Basiliken und rund 5000 Gräber zutage gebracht hat. Wie im Fall der Forschungen auf der Erhebung Kale in Skopje wartet die internationale Forschungslandschaft noch auf eine systematische Publikation der Funde28. Priv.-Doz. Mag. Dr. Mihailo Popović Österreichische Akademie der Wissenschaften Institut für Mittelalterforschung Abteilung Byzanzforschung Wohllebengasse 12-14/3. Stock 1040 WIEN [email protected]
Zusammenfassung Die soeben dargelegten Beispiele frühchristlicher Fundevidenz veranschaulichen deutlich, dass sowohl in der ehemaligen jugoslawischen Republik Makedonien als auch in Bulgarien zahlreiche Facetten der frühchristlichen archäologischen Forschung in Theorie und Praxis existieren. Schwerpunktsetzungen bei Grabungskampagnen seitens der dortigen Kolleginnen und Kollegen sind in Anbetracht der Fülle der Stätten und der Funde nachvollziehbar. Gleichzeitig verdeutlichen gerade die zwei großen archäologischen Unternehmen der letzten Jahre in Skopje und in Ohrid, dass greif- und messbare Erfolge in der frühchristlichen Forschung in verhältnismäßig kurzer Zeit erzielt werden können, was ohne Zweifel für die Vitalität und Anpassungsfähigkeit des Faches spricht.
Summary Early Christian Archaeology in the Historical Region of Macedonia (2006 – 2012) This contribution has as starting point the historical-geographical project Tabula Imperii Byzantini (TIB) of the Austrian Academy of Sciences, which began in 1966. Following a presentation of the overall outline of the project the author turns to his area of research within the project, namely „Makedonien, nördlicher Teil“ [Macedonia, Northern Part] (TIB 16). This area of research consists of the Former Yugoslav Republic of Macedonia (FYROM) and the southwestern part of Bulgaria. The state of research on early Christian archaeology in the region is summarised by a synopsis of the rich bibliography published by the colleagues in the respective countries. In the final part of the article the author presents several examples of excavations where early Christian findings had been discovered. Sites presented include Kale in Scupi (Skopje), Bargala (Gorni Kozjak), Heraclea Lyncestis (Bitola) and Plaošnik in Lychnidos (Ohrid). These examples clearly illustrate that numerous initiatives in the archaeological research of early Christianity exit both in FYROM and Bulgaria. Priorities set during excavation campaigns by local colleagues are reasonable on account of the richness of sites and findings. 28
Ein Kurzbericht samt Plan der Grabung wurde in Form eines Büchleins publiziert: Ц. Грозданов – П. Кузман – Т. Паскали Бунташеска [C. Grozdanov – P. Kuzman – T. Paskali Buntašeska] (eds.), Плаошник. Возобновената манастирска црква на Св. Климент и Пантелејмон [Plaošnik. Die erneuerte Klosterkirche der Heiligen Kliment und Pantelejmon] (Охрид [Ohrid] 2003).
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Abb. 1: Das Projekt TIB der ÖAW, Stand 2012 (© Verf., 2012)
Abb. 2: Karte ausgewählter frühchristlicher Fundstätten (© Verf., 2013)
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Abb. 3: Blick auf die Grabung von Scupi bei Skopje (© Verf., TIB 16, 2007)
Abb. 4: Die Erhebung Kale in Skopje (© Verf., TIB 16, 2007)
Tafel 49
Abb. 5: Die porta principalis von Bargala (© Verf., TIB 16, 2010)
Abb. 6: Die frühchristliche Bischofsbasilika von Bargala (© Verf., TIB 16, 2007)
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Abb. 7: Spuren eines Ambos in der Bischofsbasilika von Bargala (© Verf., TIB 16, 2010)
Abb. 8: Frühchristliche Basilika westlich der Stadtmauer von Bargala, Stand 2007 (© Verf., TIB 16, 2007)
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Abb. 9: Frühchristliche Basilika westlich der Stadtmauer von Bargala, Stand 2010 (© Verf., TIB 16, 2010)
Abb. 10: Die neu ergrabene Basilika von Bargala (© Verf., TIB 16, 2010)
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Abb. 11: Übersichtsplan der Grabung von Heraclea Lyncestis (© Verf., TIB 16, 2008)
Abb. 12: Die frühchristliche Große Basilika (Basilika C) von Heraclea Lyncestis (© Verf., TIB 16, 2008)
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N e r i ta n C e k a
Das frühe Christentum in Albanien Ergebnisse und Überlegungen Wir albanischen Archäologen lebten im einzigen Land, in dem die Religion verboten war. Deshalb stellten wir unserem Gewissen eine Frage, nämlich: Welche Rolle spielte das Christentum, um in jenen schwierigen Jahrhunderten standzuhalten sowie um geistige Erfahrungen zu machen? Natürlich wurden während jener Zeit große Entdeckungen auf dem Gebiet der frühchristlichen Archäologie gemacht, so zum Beispiel unter der Leitung von Skënder Anamali, der die Basiliken von Lin (Abb. 1) und Ballsh1 sowie die frühmittelalterlichen Nekropolen von Kruja und Koman ausgrub2. Aleksandër Meksi und ich entdeckten die Basilika von Tepe nahe Elbasan3. Skënder Muçaj begann mit der Ausgrabung der Basiliken von Byllis4, Kosta Lako mit der von Saranda5, Apollon Baçe mit der von Paleokastra6, Sali Hidri mit der von Arapaj7 usw. Der für diese Monumente verwendete Begriff „frühchristlich“ war ein Trick, der die Aufmerksamkeit der damaligen Behörden von einem ihrer wichtigsten Tabus dieser Zeit ablenkte, weil Albanien das einzige Land der Welt war, wo die Religion verboten war, wie schon oben gesagt. Demgemäß erfolgte das Studium der Archäologen hauptsächlich in den Grenzen der Architektur- und Kunstgeschichte, während jede Betrachtung über die Religion selbst vermieden wurde. Erst 1992 habe ich die Initiative zur Ausrufung eines Symposiums mit dem Thema „Die Albaner und das frühe Christentum“ ergriffen, dessen Ergebnisse leider wegen mangelnder Mittel nicht veröffentlicht werden konnten.
S. Anamali, Mozaikët e bazilikës paleokristiane të Linit (Pogradec) [Die Mosaiken der frühchristlichen Basilika von Lin (Pogradec)], Iliria 3, 1974, 329 – 337 (alb.), Tab. 1 – 5 (338 – 342) und S. Anamali, Bazilika e Ballshit [Die Basilika von Ballsh], Iliria 7/8, 1977/1978, 301 – 304 (alb.), 304 (franz. rés.), Tab. 1 und 2 (305 – 306). 2 S. Anamali, Një varrezë e mesjetës së hershme në Bukël të Mirditës [Eine frühmittelalterliche Nekropole in Bukël von Mirdita], Iliria 1, 1971, 209 – 224 (alb.), 225 (franz. rés.), Taf. 1 – 16, figs. 1 – 7 (im Text); S. Anamali – H. Spahiu, Varreza arbërore e Krujës [Die albanische Nekropole von Kruja], Iliria 9/10, 1979/1980, 47 – 79 (alb.), 79 – 92 (franz.), Tab. 1 – 11 (93 – 103); H. Spahiu, Varreza arbërore e Kalasë së Dalmaces (Gërmime të vitit 1961) [Die albanische Nekropole der Festung Dalmaca (Ausgrabungen des Jahres 1961)], Iliria 9/10, 1979/1980, 23 – 40 (alb.), 40 f. (franz. rés.), Tab. 1 – 5 (42 – 46). 3 A. Meksi – N. Ceka, Bazilika paleokristiane në Tepe-Elbasan [Die frühchristliche Basilika auf Tepe-Elbasan], Buletini Arkeologjik 3, 1971, 184 – 190. 4 S. Muçaj, Dy monumente të Antikitetit të Vonë në Bylis [Zwei Monumente (i. e. Basilika A, B) der Spätantike in Byllis], Iliria 16, 1986, H. 1; 321 – 326 (alb.), 327 (franz. rés.); S. Muçaj, Gërmimet arkeologjike të vitit 1986. Bazilika (B) e Bylisit [Archäologische Ausgrabungen des Jahres 1986. Die Basilika (B) von Byllis], Iliria 16, 1986, H. 2; 270 f.; S. Muçaj, Bazilika A e Bylisit [Die Basilika A von Byllis], Iliria 17, 1987, H. 1; 167 – 192 (alb.), 192 f. (franz. rés.), Tab. 1 – 9 (194 – 200 und 201 f.), figs. 1 – 37 [teils im Text]; S. Muçaj, Gërmimet arkeologjike të vitit 1989. Bylis (Bazilika C) [Archäologische Ausgrabungen des Jahres 1989. Byllis (Basilika C)], Iliria 19, 1989, H. 2; 291 f. (alb.), 293 (franz. rés.); S. Muçaj, Gërmimet arkeologjike të vitit 1990. Bylis (Bazilika D) [Archäologische Ausgrabungen des Jahres 1990. Byllis (Basilika D)], Iliria 20, 1990, H. 2; 270 f. mit fig. 12. 5 K. Lako, Bazilika paleokristiane e Onhezmit [Die frühchristliche Basilika von Onchesmos], Iliria 21, 1991, H. 1-2; 123 – 159 (alb.), 159 – 160 (franz. rés.), Tab. 1 – 26 (161 – 186), 23 figs. im Text. 6 A. Baçe, Arkitektura e dy kishave paleokristiane dhe e varreve në kështjellën në Paleokastër [Die Architektur von zwei frühchristlichen Kirchen und Gräbern in der Festung in Paleokastra], Monumentet 15/16, 1978, 73 – 88. 7 S. Hidri, Rezultate gërmimesh në bazilikën e Arapajt (1980 – 1982) [Ergebnisse der Ausgrabungen in der Basilika von Arapaj (1980 – 1982)], Iliria 13, 1983, H. 1; 233 – 239 (alb.), 239 (franz. rés.), figs. 1 – 5. 1
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An dieser Stelle würde ich gerne auf einige meiner Überlegungen jener Zeit zurückgreifen, die ich inzwischen auch in meinem Buch “The Illyrians to the Albanians” vorgestellt habe8. Das ist natürlich einer der Gesichtspunkte über die Epoche der Spätantike, die zweifellos auch die Zeit der Genese der heutigen Völker der Balkanhalbinsel ist. Die erste Überlegung aus der Erfahrung eines Archäologen ist, dass, obwohl das Territorium des heutigen Albanien eines der frühesten Gebiete der Verbreitung des Christentums gewesen ist, es keine klaren archäologischen Spuren seiner Präsenz bis zur 2. Hälfte des 5. Jhs. gibt9. Es gibt eine Referenz zur Reise des heiligen Paulus im Illyricum (Röm 15, 19) sowie auch über eine frühe kirchliche Organisation mit dem zur Zeit von Kaiser Trajan (98 – 117 n. Chr.) gemarterten Bischof Astius10 oder über den heiligen Therinus, der im Theater von Buthrotum zur Zeit von Kaiser Decius11 (249 – 251 n. Chr.) getötet wurde. Dennoch beginnen die sicheren Dokumente für eine eigentliche kirchliche Organisation ab dem 4. Jh. mit Bischof Eulalius von Amantia, der am Konzil von Serdica im Jahr 343 teilnahm12. Danach müssen wir auf den Brief von Papst Innocentius I. vom Jahr 41213 zurückgreifen, um uns von der Existenz der Bistümer von Epirus nova, Epirus vetus, Praevalis und Dardania im Rahmen des von Kaiser Diocletianus und Theodosius geschaffenen Verwaltungssystems zu überzeugen. Dennoch konnte in keinem der Gebiete Albaniens, die mit den Gebieten dieser frühen Provinzen übereinstimmen, irgendein monumentaler Bau mit kirchlicher Funktion aus dieser Zeit bestätigt werden. Die bisher entdeckten frühchristlichen Basiliken sind alle frühestens in die 2. Hälfte des 5. Jhs. datiert, und zwar mit einer hohen Konzentration in die Zeit von Justinian14. Dies ist auch die Zeit, als die ersten eindeutig christlichen religiösen Symbole auftreten. Auch die typischen Baptisterien gehören alle in diese Zeit und fallen durch ihre Präsenz in allen Basiliken sowie durch ihre Größe auf, was darauf schließen lässt, dass sie für die Massentaufe einer mehrheitlich heidnisch gebliebenen Bevölkerung gedacht waren. Auch konnten bis heute keine Objekte oder Symbole nachgewiesen werden, die mit dem christlichen Kult früher als im 5. Jh. in Verbindung gebracht werden können. Genauso fehlen vor dieser Zeit lateinische oder griechische Inschriften mit klarem christlichem Inhalt. Auch die Verwendung der kirchlichen Ortsnamenforschung ist ein relativ spätes Phänomen. Für die Provinzen auf dem albanischen Territorium tritt dies mit den seltenen Beispielen des heiligen Sabianus und des heiligen Stephanus in Epirus nova sowie eines heiligen Sabinus und eines heiligen Donatus in Epirus vetus auf 15.
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N. Ceka, The Illyrians to the Albanians (Tirana 2005) 271 – 352; Anm.: Im Jahr 1988 fand in Deutschland eine Ausstellung über Albanien statt: A. Eggebrecht (Hrsg.) et al. (Red.), Albanien. Schätze aus dem Land der Skipetaren (Ausstellungskatalog Hildesheim, Roemer- und Pelizaeus Museum, 18. Juli bis 20 November 1988). Mainz 1988. A. Hoti, Të dhëna arkeologjike për krishtërimin e hershëm në Dyrrah (shek. IV–VII) [Archäologische Daten zum frühen Christentum in Dyrrhachium (4. – 7. Jh.)], Iliria 26, 1996, H. 1-2; 173 – 179 (alb.), 180 (franz. rés.), Tab. 1: 181. Menologium Basilianum, 6 Iul. (PG 117, 525 – 528); Martyrologium Romanum, 7 Iul. (eds. C. Johnson – A. Ward 1998, ILQ 7 = BEL 97, 163; eds. M. Sodi – R. Fusco 2005, MLCT 6, 231, 1413). BHG 1798z. Hil. coll. antiar. A 4, 3 (ed. A. Feder 1916, CSEL 65, 74); L. W. Barnard, The Council of Serdica 343 A.D. The Site and Date of the Council (Sofia 1983) 46 – 55; F. Dünzl, Kleine Geschichte des trinitarischen Dogmas in der Alten Kirche (Freiburg 2006). Epist. pontif. Innoc. I 13 (PL 20, 515 – 517); S. Anamali, Problemi i formimit të popullit shqiptar në dritën e të dhënave arkeologjike [Le problème de la formation du peuple albanais à la lumière des données archéologiques], Iliria 12, 1982, H. 2, 35 – 51 (alb.), 52 – 69 (franz.); S. Muçaj, Një panoramë e shkurtër arkeologjike në territoret e Shqipërisë nga shek. IV deri në gjysmën e I shek. VII (Vazhdimësi dhe ndërprerje?) [Ein kurzer archäologischer Überblick über das Territorium Albaniens vom 4. bis zur 1. Hälfte des 7. Jhs. (Kontinuität und Bruch?)], in: M. Korkuti – E. Riza – J. Bulo (red.), In memoriam Aleks Buda. Në 100-vjetorin e lindjes [Zum 100. Jahrestag seiner Geburt] (Tiranë 2010) 321 – 324; Zur weiteren Information siehe A. Meksi, Të dhëna për historinë e hershme mesjetare të Shqipërisë (fundi i shek. VI–fillimi i shek. XI) [Daten zur frühmittelalterlichen Geschichte Albaniens (Ende des 6. bis Beginn des 11. Jhs.)], Iliria 19, 1989, H. 1; 109 – 133 (alb.), 134 – 136 (franz. rés). S. Anamali, Epoka e Justinianit në Shqipëri në dritën e të dhënave arkeologjike [L’époque de Justinien en Albanie à la lumière des données de l’archéologie], Iliria 27, 1997, H. 1-2; 5 – 12 (alb.), 13 – 21 (franz.); N. Duval – P. Chevalier, L’architecture chrétienne de l’Albanie dans le cadre de l’Illyricum, in: P. Cabanes (éd.), L’Illyrie méridionale et l’Épire dans l’Antiquité III. Actes du IIIe Colloque International de Chantilly (16 – 19 Octobre 1996) (Paris 1999) 283 – 304. Procop. Aed. 4, 4 (eds. J. Haury – G. Wirth 2001, BT 1736, 116 – 118).
Das frühe Christentum in Albanien. Ergebnisse und Überlegungen
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Selbstverständlich kann das Fehlen materieller Beweise auch mit dem noch mangelnden Augenmerk unserer Spezialisten in diese Richtung gedeutet werden. Auch die Erforschung des nicht spärlichen materiellen Bestands, der in den archäologischen Depots aufbewahrt wird, wäre vorzunehmen. Darüber hinaus ist es nicht notwendig, nur nach standardisierten Formen der Ausübung des christlichen Kultes in den frühen Phasen seiner Ausbreitung zu suchen, da dieser auch in einfachen Häusern stattfinden konnte. Die albanische Sprache selbst zeugt von einem frühen Entstehen kirchlicher Terminologie auf der Grundlage der lateinischen Sprache, so zum Beispiel meshë von missa, kryq von crux, shenjt von sanctus usw.16. Die zweite Überlegung hat zu tun mit dem langsamen Wandel der Lebensweise und -qualität von der Stadt in Richtung Land oder mit der Ruralisierung des Lebens während der Spätantike. Für Albanien ist die wesentliche Reduktion der eigentlichen Städte sowie der Wandel in ihrer urbanen Struktur offensichtlich17. Das Verlassen von Apollonia gegen Ende des 4. Jhs. ist das eindeutigste Beispiel18. Es gab einen Versuch, die Reste seiner antiken Befestigungsmauern wiederherzustellen. Dabei wurden architektonische Teile sowie eine Inschrift eines Tempels aus der Zeit Hadrians verwendet. Die zu verteidigende Fläche sollte Anfang des 4. Jhs. durch den Bau einer Festung begrenzt werden. Dennoch blieb Apollonia nur ein Bistumszentrum ohne Stadt, bis seine Rolle im 6. Jh. endgültig durch Byllis übernommen wurde. Byllis (Hekal) selbst ist ein Beispiel für den Einfluss des Wandels. Es ist eines der meist erforschten Zentren in den letzten zwei Jahrzehnten19. Ein von Skënder Muçaj, Jean-Pierre Sodini und Pascale Chevalier geleitetes albanisch-französisches Team entdeckte dort fünf frühchristliche Basiliken, datiert in das 5. bis 6. Jh.20. Im 4. Jh. baute man die Befestigungsmauern von Byllis in ihrer vollen Länge von 2200 m wieder auf. Dabei wurde der größte Teil der inzwischen überflüssig gewordenen Stadttore geschlossen oder verkleinert21. In justinianischer Zeit reduzierte man die Stadt durch den Bau einer Festung auf ein Drittel ihrer ursprünglichen Fläche (Abb. 2). Dafür wurden Steinblöcke aus dem Theater, der Stoa sowie anderen antiken Monumenten verwendet. Durch die byzantinischen Inschriften22 wissen wir, dass auf Befehl von Kaiser Justinian ein gewisser Viktorinos die Bauarbeiten leitete. Dennoch erwähnt Prokop von Caesarea, der in De aedificiis eigentlich auch die unwichtigsten Befestigungen festhielt, diesen Bau mit keinem Wort. Und dies war nicht die einzige Bautätigkeit. Denn aus einer anderen Inschrift erfahren wir, dass auch die Thermen gebaut wurden, was durch Ausgrabungen bestätigt ist. In diese radikale Zeit von teuren Monumentalbauten fallen auch der Umbau der Basilika A, die Erweiterung der Basilika B oder der sog. Kathedrale (Abb. 3) sowie die Errichtung der Basiliken C und E23. Dabei wurden die Basiliken B und C mit sehr hohen architektonischen sowie künstlerischen E. Çabej, Disa probleme themelore të historisë së vjetër të gjuhës shqipe [Einige grundlegende Probleme der alten Geschichte der albanischen Sprache], in: A. Kostallari (red.), Konferenca e parë e Studimeve Albanologjike, Tiranë, 15 – 21 nëndor 1962 [Erste Konferenz für albanologische Studien, Tirana, 15. – 21. November 1962] (Tiranë 1965) 89 – 108. 17 N. Ceka, Vështrim arkeologjik mbi rrethin e Elbasanit [Archäologischer Überblick über den Landkreis Elbasan], Monumentet 3, 1972, 7 – 33; S. Anamali, Des Illyriens aux Albanais (Les anciens Albanais). Premier Colloque des Etudes Illyriennes (Tirana 15 – 20 septembre 1972), Iliria 5, 1976, H. 2; 23 – 35 (nur Französisch), Karten 1 – 5 (36 – 40); alb. Fassung desselben Artikels: Nga ilirët tek arbërit [Von den Illyrern zu den Albanern], in: Kuvendi I i Studimeve Ilire (Tiranë 15 – 20 shtator 1972) [Erster Kongress über die illyrischen Forschungen (Tirana 15. – 20. September 1972)]. 18 M. Haxhimihali, Nouvelles données sur le déclin de la cité d’Apollonia, in: J.-L. Lamboley – M. P. Castaglioni (éds.), L’Illyrie méridionale et l’Épire dans l’Antiquité V. Actes du Ve Colloque International de Grenoble (8 – 11 octobre 2008) 2 (Paris 2011) 493 – 496. 19 Siehe P. Cabanes – J.-L. Lamboley (éds.), L’Illyrie méridionale et l’Épire dans l’Antiquité IV. Actes du IVe Colloque International de Chantilly (10 – 12 octobre 2002) (Paris 2004) mit den Beiträgen von S. Muçaj, Le synthronon, le transept et le chancel du sanctuaire dans les églises de Byllis, 417 – 429 und J.-P. Sodini, Les annexes liturgiques des basiliques de Byllis, 431 – 446. 20 P. Chevalier – S. Muçaj – N. Beaudry, Byllis (Albanie), campagne 2007. Le quartier épiscopal, la basilique E et les carrières, BuCEMA 12, 2008, 63 – 68 (zu den vier anderen Basiliken siehe Muçaj a. O. [Anm. 4]). 21 S. Muçaj, Sistemi fortifikues i qytetit të Bylisit në Antikitetin e Vonë [Das Befestigungssystem der Stadt Byllis in der Spätantike], Iliria 20, 1990, H. 1; 169 – 188 (alb.), 189 f. (franz. rés.), Tab. 1 – 10 (191 – 200). 22 S. Anamali, Katër mbishkrime ndërtimi nga Bylisi [Vier Bauinschriften von Byllis über die Konstruktionen der Mauern], Monumentet 33, 1987, H. 1; 63 – 72. 23 S. Muçaj, Les basiliques paléochrétiennes de Bylis et leur architecture, CorsiRav 40, 1993, 569 – 583. 16
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Ansprüchen realisiert, wovon das architektonische Dekor und die wunderschönen Mosaiken (Abb. 4) zeugen24. Einige Inschriften auf ihnen liefern uns auch den Beweis, dass der Bau der Basilika B (sog. Kathedrale) durch Spenden von Privatpersonen, unter ihnen auch einigen Frauen, ermöglicht wurde. Dennoch lieferte Byllis das Bild eines Dorfes innerhalb der Befestigungsmauern einer Stadt. Wohnviertel mit einfachen einstöckigen Wohnhäusern umgaben den Luxus und die Größe der Basiliken. Neben ihnen befanden sich auch kleine Nekropolen. Zwischen diesen scheint die unbewohnte Fläche für die Familiengärten gedient zu haben. Byllis war nachweislich ein Bischofssitz seit dem 5. Jh.25. Gleichzeitig war es auch ein militärisches Hauptzentrum, das von drei Festungen umgeben wurde, um die wichtigsten Routen zu schützen. Dennoch lebte nur ein Bruchteil der Menschen dort, während der Rest diese Festungen zum Schutz im Notfall benutzte. Für die Spätantike sind viele Bauernsiedlungen in den Tälern entlang des Territoriums des ehemaligen Koinon der Byllionen entdeckt worden. Zwei Staudämme sowie eine große villa rustica im GjanicaTal beweisen, dass sich die Bevölkerung hauptsächlich dem Ackerbau gewidmet hatte. Byllis selbst weist eine spärliche Handwerkstätigkeit auf. Die sog. Kathedrale (Basilika B) selbst hatte eine Winzerei sowie Räume für die Aufbewahrung der landwirtschaftlichen Produkte. Buthrotum (Butrint) ist das andere wichtige Zentrum, das in den letzten beiden Jahrzehnten mit Hinblick auf die Spätantike systematisch erforscht wurde26. Die Arbeiten nahm eine albanisch-englische Forschergruppe vor, die von Richard Hodges, Kosta Lako und Ylli Cerova geleitet wurde. Als wichtiges Ergebnis gilt die vollständige Entdeckung einer domus (Abb. 5) und eines vermutlichen Bischofspalasts des 5. bis 6. Jhs.27, als Buthrotum ein Bischofssitz wurde. Dies war ein Monumentalbau in Übereinstimmung mit der Pracht des Baptisteriums und der Basilika aus derselben Zeit. Die domus war ein Bau, der von der Antike die Entwicklungsform um einen zentralen Hof, den Trikonchos zur Aufstellung der Liegen für die Mahlzeiten sowie die seltsamen Mosaiken mit Theatermasken (Abb. 6) aus einer Zeit als das Theaterspiel öffentlich verboten war, umfasste. Es ist zugleich ein Bau in völligem Kontrast zu den um die Kirchen gehäuften, armseligen Wohnhäusern. Wie in Byllis hatte Buthrotum das Bild eines von Festungsmauern umgebenen Dorfes (Abb. 7). Auch Buthrotum fehlt in der Liste von Prokop von Caesarea, obwohl in seine Zeit der Bau einer Befestigungsmauer fällt, die die verteidigte Fläche im Vergleich zur klassischen Antike verdoppelte28. Aber wie in Byllis umfasste sie mehr Gärten als Häuser und diente zur Schaffung einer Unterkunft im Falle eines Angriffes. Eine Festung auf Çuka e Ajtojt, gebaut auf den Ruinen einer antiken Stadt der Prasaiben, schützte die Straße, die Buthrotum mit Nikopolis, dem Zentrum von Epirus vetus, verband. Drei Basiliken wurden auf dieser Strecke entdeckt und deuten auf dörfliche Siedlungen um Buthrotum. Onchesmus, das heutige Saranda, wurde unter Justinian befestigt, aber auch diese Stadt fehlt in der Liste von Prokop. Die Kirche der 40 Heiligen, die nur einen Kilometer von Onchesmus entfernt war,
N. Ceka – S. Muçaj, Bylisi: historia dhe monumentet (Tiranë 2004), figs. 58. 59 (71 f., Bazilika B), [engl. Fassung: Byllis. Its History and Monuments (Tirana 2005)]. 25 Conc. Ephes. a. 431, 73 Nr. 47 (ed. E. Schwartz 1929, ACO 1, 1, 7, 86). 26 A. Meksi, Bazilika e madhe dhe baptisteri i Butrintit [Die Große Basilika und das Baptisterium von Butrint], Monumentet 25, 1983, H. 1; 47 – 75; W. Bowden – R. Hodges – G. Saraçi, Late-Antique and Byzantine Butrint. Interim Report on the Port and Its Hinterland (1994-95), JRA 10, 1997, 217 – 229; W. Bowden – R. Hodges – K. Lako (eds.), Byzantine Butrint: Excavations and Surveys 1994-99. Butrint Archaeological Monographs 1 (Oxford 2004); N. Ceka, Buthrotum: seine Geschichte und seine Bauwerke (Tiranë 2005); R. Hodges, Eternal Butrint. A UNESCO World Heritage Site in Albania (London 2006); R. Hodges, Shkëlqimi dhe rënia e Butrintit bizantin = The Rise and Fall of Byzantine Butrint. Butrint Foundation (London 2008); I. L. Hansen – R. Hodges – S. Leppard et al., Butrint 4: The Archaeology and histories of an Ionian Town. Butrint Archaeological Monographs 4 (Oxford 2013). 27 O. J. Gilkes, Rebuilding the Triconch Palace at Butrint, in: L. Bejko – R. Hodges (eds.), New Directions in the Albanian Archaeology. Studies Presented to Muzafer Korkuti, ICAA Monograph Ser. 1 (Tirana 2006) 339 – 355; W. Bowden – R. Hodges et al., Butrint 3: Excavations at the Triconch Palace. Butrint Archaeological Monographs 3 (Oxford 2011). 28 Gj. Karaiskaj, The Fortifications of Butrint (Tirana 2009) 61 – 78. 24
Das frühe Christentum in Albanien. Ergebnisse und Überlegungen
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grub man in den letzten Jahren aus29. Sie gibt uns das Modell eines Klosters wieder, das mehr mit dem Mittelalter als mit der Antike verbunden ist (Abb. 8). Auch dieses wurde in der Zeit Justinians in einer für die Gegend einzigartigen Weise gebaut. Die Ausgrabungen ergaben mit Fresken verzierte Galerien und neben anderen Krypten eine Krypta mit Fresko (Abb. 9) sowie eine große Zahl von umliegenden Räumen mit wirtschaftlichem Charakter. Auch hier ist der zahlenmäßig beschränkte Vorrat an einheimischer Töpferware im Gegensatz zum Übermaß von Amphoren für Weintransport mit Ursprung aus Kleinasien, Süditalien oder Nordafrika sowie auch zu den römischen sigillata-Gefäßen des Typs A, B und C aus Nordafrika oder aus dem östlichen Mittelmeer offensichtlich. Eine Basilika (Abb. 10) aus dem 6. Jh., die über eine Synagoge des 4. bis 5. Jhs. gebaut wurde30, ist ein Beweis für eine Einrichtung einer Kirche in diesem Zentrum. Onchesmus löste in dieser Zeit das fast vollständig verlassene und befestigungslose Phoinike ab31. Onchesmus ist eines der frühesten Bistumszentren, das als solches im Jahr 414 erwähnt wird (siehe Anm. 13). Dyrrhachium (Durrës), das Zentrum von Epirus nova, bildet noch eine Lücke in der Erforschung der Geschichte der Spätantike Albaniens. Die archäologischen Zeugnisse, wie zum Beispiel die Festungsmauern aus der Zeit von Anastasius, die Basilika von Arapaj bei Durrës (Abb. 11) oder das Macellum (Abb. 12) aus der Zeit Justinians32, aber auch die zufällig entdeckten, außergewöhnlichen Kapitelle, Säulen und architektonischen Teile33, legen Zeugnis von der einzigen eigentlich byzantinischen Stadt auf dem Gebiet Albaniens ab. In den letzten zwei Jahrzehnten wurde Dyrrhachium in aggressiver Weise mit Beton zugedeckt und stellt somit verlorene Chancen dar, um einige der wichtigsten Fragen zu klären, die mit der Spätantike und dem Frühmittelalter, somit also auch mit der Frage der Entstehung des albanischen Volkes, zusammenhängen. Scodra (Shkodër-Shkodra), die Hauptstadt von Praevalis, ist nur wenig erforscht. Die Ausgrabungen der letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass die byzantinische Stadt sich auf dem Dreieck zwischen den Flüssen Buna und Drin erstreckte und von Befestigungsmauern sowie von der sie beherrschenden antiken Rozafa-Burg geschützt wurde (Abb. 13)34. Die begrenzten Ausgrabungen haben noch nichts Monumentales ergeben, sodass man von einem richtigen Hauptzentrum sprechen könnte. Keine Inschrift, kein Kunstwerk, nur die übliche Serie von Amphoren nordafrikanischer Herkunft (Abb. 14)35, begleitet von sigillata-Gefäßen des Typs A bis D desselben Ursprungs. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das Leben innerhalb der Mauern sehr dem von Byllis oder Buthrotum ähnelte. Die dritte Überlegung hat mit dem spürbaren Rückgang der Lebensqualität im Vergleich zur hellenistischen oder römischen Antike zu tun36. Dies fällt in erster Linie bei den fast armseligen, schlecht gebauten Wohnhäusern auf, die ohne jegliche Bequemlichkeit und Hygienebedingungen und mit Materialien aus älteren Bauten entstanden37. Sie sind meist einstöckig, mit einem oder zwei Zimmern sowie mit einem Fußboden aus gestampfter Erde. Ihre Ausstattung ist einfach, mit wenigen Keramikformen,
J. Mitchell, Arkeologjia e pelegrinazhit gjatë Antikitetit të Vonë në Shqipëri. Bazilika e Dyzet Shenjtorëve [Archäologie der Pilgerfahrt während der Spätantike in Albanien. Die Basilika der 40 Heiligen], Monumentet (ohne Nr.; 5 – 28 [alb.], 29 – 30 [engl. Summary], 12 figs. [im Text]), 2004. 30 Lako a. O. (Anm. 5) 123 – 186; G. Foerster – K. Lako – E. Nallbani, Sinagoga e Sarandës (Anchiasmos) në Antikitetin e Vonë [Die Synagoge von Saranda (Anchiasmos) in der Spätantike], Candavia 1, 2004, 173 – 188. 31 M. Podini – A. Meta – M. Silani, La basilica paleocristiana, in: S. De Maria – Sh. Gjongecaj (a cura di), Phoinike IV. Rapporto preliminare sulle campagne di scavi e ricerche 2004 – 2006 (Bologna 2007) 31 – 58. 32 A. Hoti – J. Wilkes – E. Metalla, The Early Byzantine Circular Forum in Dyrrachium (Durrës, Albania) in 2002 and 2004 – 2005. Recent Recording and Excavations, BSA 103, 2008, 367 – 397. 33 A. Hoti, Plastikë arkitektonike dekorative paleokristiane nga qyteti i Durrësit [Dekorative frühchristliche Bauplastik der Stadt Durrës], Iliria 27, 1997, H. 1-2; 325 – 338 (alb.), 339 (franz. rés.), Tab. 1 – 8 (340 – 347), figs. 1 – 9 im Text. 34 G. Hoxha, Scodra dhe Praevalis në Antikitetin e Vonë. Biblioteka “Shkodra” [engl. Summary: Shkodra and Praevalis in Late Antiquity, 159 – 185], Bibliografie 186 – 204; Tab. 1 – 55 (205 – 261) (Shkodër 2003). 35 G. Hoxha, Amfora antike të vona nga qyteti i Shkodrës (shek. V–fillimi i shek. VII) [Spätantike Amphoren von der Stadt Shkodra (5. – Anfang 7. Jh.)], Iliria 22, 1992, H. 1-2; 209 – 232 (alb.), 232 f. (franz. rés), Tab. 1 – 10 (234 – 243). 36 Muçaj a. O. (Anm. 13) 321 – 324. 37 S. Martin, The Topography of Butrint, in: Bowden – Hodges – Lako (eds.) a. O. (Anm. 26) 92 – 96; G. Hoxha, Lissus në Antikitetin e Vonë [Lissus dans la basse antiquité], Candavia 2, 2005, 19 – 28; W. Bowden – K. Francis – O. Gilkes, The 5th- to Mid 7th-Century Occupation of the Triconch Area, in: Bowden – Hodges et al. (eds.) a. O. (Anm. 27) 56 – 117. 29
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Neritan Ceka
hauptsächlich Küchenware. Es fehlen fast vollständig Kunst- und Kultobjekte und es fällt das Nichtvorhandensein der christlichen Symbole auf. Selbst aus einem Zentrum wie Dyrrhachium haben wir nur wenige Zeugnisse von Bildhauerei (Abb. 15), die von hoher Qualität aber unsicherer Datierung sind38. Nur das Interesse für Wein macht eine Ausnahme. Eine große Zahl von Amphoren von oft weit entfernter Herkunft beweist, dass die Seewege hauptsächlich für diesen Zweck benutzt wurden39. Die Ausgrabungen in der sog. Kathedrale (Basilika B) von Byllis, in der Basilika von Tirana und in einer Villa aus dem 3. bis 4. Jh. nahe Buthrotum weisen Einrichtungen für die Weinproduktion in erheblichem Ausmaß auf. Es scheint so, als ob die Wirtschaft sich in Richtung Autarkie entwickelte und dass die Münzen relativ selten waren. Ihre Präsenz häuft sich in den Zeitabschnitten von Kriegshandlungen, wie zum Beispiel in der Zeit von Konstantin dem Großen, von Valentinian I. sowie von Justin zu Justinian I.40. Es ist kein Zufall, dass ein großer Teil von ihnen in kleinen militärischen Festungen gefunden wurde. Eine große Differenz zwischen den Wohnzentren ist auch ein eindeutiges Zeichen dafür, dass die Lebensqualität sich geändert hatte. In dieser Hinsicht steht Dyrrhachium besser da als Scodra und Byllis und Buthrotum besser als die sie umgebenden Festungen. Es gibt auch einen großen Unterschied zwischen den Zentren entlang der Küste und denen im Landesinneren, wo die importierten Amphoren und sigillata fast vollständig fehlen. Die vierte Überlegung betrifft die Herkunft der Bevölkerung der Provinzen, die sich auf dem Gebiet des heutigen Albanien erstreckten. War es dieselbe Bevölkerung der Illyrer, die während der klassischen, hellenistischen und frühkaiserzeitlichen Epochen erwähnt wurde41? Eine Symbiose zwischen den einheimischen Illyrern, den hellenistischen und den römischen Kolonisten? Die archäologischen Befunde geben indirekte Zeugnisse. Die ethnische Kontinuität der Illyrer spiegelt sich in der Bewahrung der typischen Namen oder der charakteristischen Bekleidung des 3. Jhs. wider. Dies ist die Zeit, als aufgrund der constitutio Antoniniana Griechisch als Kultursprache auch in den römischen Kolonien von Dyrrhachium, Byllis42 und Buthrotum wieder verwendet wird. Wir können jedoch nicht ohne Weiteres das Überleben von lokalen Zügen oder antiken Elementen in der Uniformität der materiell armen Kultur, die diese Epoche charakterisierten annehmen. Obwohl auf dem Gebiet des heutigen Albanien Spuren anderer Kulturen gefunden wurden, die durch wandernde Völker während des 4. bis 6. Jhs. dorthin gelangten, konnten diese die allgemeine Natur der römischen provinzialen Kultur nicht verändern43. Die Goten hinterließen während des Einfalls von 378 hauptsächlich Verwüstungsspuren in einer Reihe von Burgen. In Dyrrhachium konnte kein gotisches Objekt dieser Zeit entdeckt werden, obwohl wir historische Angaben über ihre Niederlassung dort schon vor der Zeit der Herrschaft von Theoderich dem Großen haben44. Dies gilt auch für die zwei slawischen Einfälle des 6. Jhs., die deutliche Verwüstungsspuren auf dem gesamten Gebiet hinterlassen haben45. Ihre Folgen sind eindeutig in Byllis dokumen-
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N. Ceka, Archaeological Treasures from Albania I (Tirana 2012) 74. Hoxha a. O. (Anm. 35) 209 – 243; P. Reynolds, The Roman Pottery from the Triconch Palace, in: Bowden – Hodges – Lako (eds.) a. O. (Anm. 26) 224 – 269; Y. Cerova, Qeramikë nga Castrum Scampis (Shek. II–fillimi i shek. VII) [Keramik von Castrum Scampis (2. Jh. bis Anfang 7. Jh.)], Candavia 2, 2005, 182 – 204; B. Shkodra, Kontekste me qeramikë të shek. VI nga Macellum-Forum, Durrës [6th Century AD Pottery Contexts from the Macellum-Forum at Durrës], Candavia 2, 2005, 225 – 238. 40 H. Spahiu, Monedha bizantine të shekujve V–XIII të zbuluara në territorin e Shqipërisë [Byzantinische Münzen des 5. – 13. Jhs. gefunden auf dem Territorium Albaniens], Iliria 9/10, 1979/1980, 353 – 356 (alb.), 357 – 361 (franz.), 362 – 413 (Katalog der Münzen), Tab. 1 – 8 (414 – 421), 422 (Plan); H. Spahiu, Qyteti iliro-arbëror i Beratit [Die illyro-albanische Stadt Berat] (Tiranë 1990) 141 – 144. 41 S. Anamali, Procese shndërrimi në trevën jugore ilire në shekujt I–IV [Processus de transformation dans la région méridionale illyrienne aux Ier–IVe siècles], Iliria 16, 1986, H. 1; 5 – 24 (alb.), 25 – 41 (franz.). 42 N. Ceka, Mbishkrime byline [Byllionische Inschriften], Iliria 17, 1987, H. 2; 49 – 73 (alb.), 73 – 115 (Katalog), 116 – 121 (franz. rés.). 43 S. Anamali, Varreza e hershme mesjetare pranë Kalasë së Dalmaces-Koman (kërkime, probleme, rezultate) [Das frühmittelalterliche Gräberfeld in der Nähe der Festung Dalmaca-Koman (Forschungen, Probleme, Ergebnisse)], Iliria 35 (Përkushtim për [gewidmet für] Prof. Skënder Anamali), 2011 (erschienen in Tirana 2012), 39 – 47 (alb.), 48 – 54 (engl.). 44 Malch. fr. 20 (ed. R. C. Blockley 1983, Arca 10, 438). 45 P. Lemerle, Invasions et migrations dans les Balkans depuis la fin de l’époque romaine jusqu’au VIIIe siècle, RH 211, 1954, 265 – 308. 39
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tiert worden, wo die sog. Kathedrale (Basilika B) während des Einfalls von 548 zerstört und 578 endgültig niedergebrannt wurde. Dyrrhachium konnte sich während dieser Einfälle behaupten und stellte das einzige unberührte Zentrum der byzantinischen Herrschaft in den kommenden Jahrhunderten dar bis zu seinem Umbau durch das Thermensystem des 9. Jhs.46. Dennoch scheint durch den päpstlichen Briefwechsel erwiesen, dass sich die Lage gegen Ende des 6. Jhs. stabilisiert hatte: Die Bischöfe von Dyrrhachium, Scodra, Lissus (Lezha), Iustiniana Prima sowie einiger Zentren von Epirus vetus befanden sich an ihren Sitzen in den Jahren 595, 597 und 59947. Inzwischen waren die Völkerwanderungen beendet und dieser Teil des Reiches blieb außerhalb des Interesses der zeitgenössischen Historiker. Die Archäologie hat sich bemüht, dieses Dark Age durch Ausgrabungsergebnisse zu beleuchten. Eine direkt aus dem Fonds der Spätantike entwickelte Kultur wurde im Hinterland von Dyrrhachium während des 7. bis 11. Jhs. nachgewiesen48. Sie ist bekannt als die Koman-Kultur, benannt nach ihren ersten Funden in der Nekropole einer Festung (Abb. 16), die die natürliche Straße durch das Drin-Tal kontrollierte. Eine vollständigere Sicht von ihr wurde auch in einer Nekropole innerhalb von Dyrrhachium sowie in den Burgen von Kruja und Lissus dokumentiert49. Ihr christlicher Charakter ist in den Symbolen und heiligen byzantinischen Inschriften bezeugt. Das Übermaß an Frauenschmuck (Abb. 17) weist auf eine ländliche Bevölkerung hin, während die Präsenz von Eisenäxten als typische Waffe für die Epoche mit dem kriegerischen Charakter dieser Bevölkerung zusammenhängt. Andererseits existieren wenige Objekte slawischer Kultur in den noch nicht systematisch erforschten Nekropolen in einigen Bergregionen, in denen bis heute eine typisch slawische Ortsnamensgebung aufrechterhalten wurde. Ich habe diese Präsenz mit der friedlichen Niederlassung slawischer Gemeinschaften auf den entvölkerten Gebieten des westlichen Balkans während der Zeit von Kaiser Heraclius (610 – 641) verglichen und stellte fest, dass unter den zahlreichen slawischen Ortsnamen die christlichen Namen völlig fehlen. Um es mit Milan Šufflay50 zu erklären, haben wir es mit dem Anfang einer Symbiose zu tun, die sich während des gesamten Mittelalters fortsetzen wird, sei es als das Überleben der illyrischen Bevölkerung in ihrer Form als Arbër oder aber als ihre Assimilierung durch die Slawen. In dieser Hinsicht hatte die Spätantike die Anfänge dieses Prozesses vorbereitet, der zwar durch die ungünstigen Bedingungen der geschlossenen Wirtschaft verlangsamt, andererseits aber durch die gemeinschaftstiftende Wirkung des Christentums beschleunigt wurde. Es gibt keinen Zweifel darüber, dass die Kontinuität der kirchlichen Organisation weit mehr als die der byzantinischen Herrschaft ein Katalysator dieses Prozesses gewesen ist. Er schloss auch die Effekte der sozialen, sprachlichen und familiären Kommunikation mit ein, die die christlichen Gemeinschaften hervorriefen51. Hinsichtlich der traditionellen Periodisierung schließt die Spätantike bereits im 6. Jh. ab. Aus archäologischer Betrachtung dauert sie aber noch bis zum 9. Jh. fort als eine Epoche mit unterschiedlicher kultureller Sicht beginnt, die vor allem aus den überlebenden Städten wie Dyrrhachium stammt. Nur waren sie keine natürlichen Kontinuitäten der spätantiken Städte, auch wenn sie sich auf ihrem Boden entwickelten. Von der urbanen Form, der Produktionsweise, dem Verhältnis zum Territorium sowie zur Zentralherrschaft her stellten sie einen Neubeginn unter den Umständen eines neuen Zeitalters dar.
J. Ferluga, Sur la date de la création du thème de Dyrrachium, in: J. Ferluga, Byzantium on the Balkans. Studies on the Byzantine Administration and the Southern Slavs from the VIIth to the XIIth Centuries (Amsterdam 1976) 215 – 224; A. Gutteridge – A. Hoti – H. Hurst, The Walled Town of Dyrrachium (Durrës). Settlement and Dynamics, JRA 14, 2001, 390 – 410; E. Nallbani, Transformations et continuité dans l’ouest des Balkans. Le cas de la civilisation de Komani (VI e– IXe siècles), in: Cabanes – Lamboley (éds.) a. O. (Anm. 19) 481 – 490. 47 Greg. M. epist. 6, 7; 8, 10; 9, 157 (ed. D. Norberg 1982, CCSL 140/140A, 375 f. 527 f. 714 – 716). 48 Anamali, Një varrezë a. O. (Anm. 2) 209 – 225; Spahiu, Varreza arbërore e Kalasë së Dalmaces a. O. (Anm. 2) 23 – 46. 49 Anamali – Spahiu, Varreza arbërore e Krujës a. O. (Anm. 2) 47 – 103; F. Prendi, Një varrezë e kulturës arbërore në Lezhë [Eine Nekropole der albanischen Kultur in Lezha], Iliria 9/10, 1979/1980, 123 – 142 (alb.), 143 – 146 (franz. rés.), Tab. 1 – 24 (147 – 170). 50 M. Šufflay, Srbi i Arbanasi. Njihova simbioza u srednjem vijeku [Serben und Albaner. Ihre Symbiose im Mittelalter], Biblioteka Arhiva za arbanasku starinu, jezik i etnologiju. Istoriska serija 1 (Beograd 1925). 51 N. Ceka, “Dark Age” et les principaux facteurs de la formation des anciens Albanais, StAlb 34, 2001, H. 1; 32 – 34.
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Neritan Ceka
108 Prof. Neritan Ceka Ambasciata della Repubblica d’Albania Via Asmara 5 00199 ROMA ITALIA [email protected]
Summary The Early Christian Period in Albania. Results and Reflections The article offers reflections on the early Christian period in Albania from the standpoint of a classical archaeologist. The first comments on the lack of Christian inscriptions, symbols or buildings during the 1st to 4th c. AD, despite the historical information on the spread of the Christian religion in Illyria. Next is the essential reduction of urban life and the widespread ruralisation during the Late Antiquity in the territory of modern Albania. The third reflection concerns the drop in the quality of life, compared with the Hellenistic and Roman periods. The last reflection is on the character of the population and whether it represented the ethnic continuity of the Illyrians of the early periods and contained the elements for the creation of the Albanians during the early Middle Ages.
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Abb. 1: Ausgrabungen von Skënder Anamali in der Basilika von Lin (Pogradec), 1972 (Foto: M. Kallfa)
Abb. 2: Byllis (Hekal), Viktorinosmauer (Foto: Verf.)
Tafel 54
Abb. 3: Byllis (Hekal), Basilika B aus der Luft (Foto: A. Islami)
Abb. 4: Byllis (Hekal), Mosaikszene in der Basilika B (Foto: Verf.)
Tafel 55
Tafel 56
Abb. 5: Buthrotum (Butrint), Plan der domus mit dem Trikonchospalast (Foto: IWA; Hodges – Bowden a. O. [Anm. 26], Artikel: O. Gilkes – K. Lako, 161 fig. 9.12)
Abb. 6: Buthrotum (Butrint), Theatermaske des Mosaiks im Tri konchospalast (Foto: Verf.)
Tafel 57
Abb. 7: Buthrotum (Butrint) im 6. Jh., ideale Rekonstruktion ( [14.06.2014])
Abb. 8: Onchesmus (Saranda), die Kirche der 40 Heiligen vor der Zerstörung 1944 (Foto: L. M. Ugolini, Archiv, Instituti i Arkeologjisë, Tirana)
Abb. 9: Onchesmus (Saranda), Kirche der 40 Heiligen, Fresko in der Krypta, 6. Jh. (Foto: S. Muçaj)
Tafel 58
Abb. 10: Onchesmus (Saranda), die Synagoge-Basilika (Foto: Verf.)
Tafel 59
Abb. 11: Dyrrhachium (Durrës), Plan der Basilika von Arapaj (nach S. Hidri)
Abb. 12: Dyrrhachium (Durrës), das Macellum-Forum (Foto: Verf.)
Abb. 13: Die Festung von Scodra (Shkodër-Shkodra) (Ceka a. O. [Anm. 8] 347 fig. 6)
Tafel 60
Abb. 14: Nordafrikanische Amphoren aus Scodra (Shkodër-Shkodra) (Foto: Hoxha a. O. [Anm. 34] 207 Tab. 1)
Abb. 15: Dyrrhachium (Durrës), Kopf eines Mannes, lokaler Kalkstein, 4. Jh. (Foto: E. Thiem/A. Peik [LotusFilm], Kaufbeuren [Ausstellungskatalog, Anm. 8] 436 Kat.-Nr. 348, NHM Inv. 1372 [S. Anamali])
Tafel 61
Abb. 16: Arbër-Nekropole von Koman (Foto: Ceka a. O. [Ausstellungskatalog, Anm. 8] 149 Abb. 108)
Abb. 17: Komani-Frau, Rekonstruktion nach Grabbeigaben (Zeichnung: D. Budina/ I. Zaloshnja [Ausstellungskatalog, Anm. 8] 456 [S. Anamali])
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G a l i n a F i n g a r o va
Das christliche Erscheinungsbild Serdicas Das Interesse für die Geschichte und die antike Stadttopografie der Stadt Sofija begann unmittelbar mit ihrer Erklärung zur Hauptstadt des neugegründeten bulgarischen Staates im Jahr 1878. Innerhalb der letzten 130 Jahre kamen viele antike Strukturen und Befunde ans Licht, die das römisch-spätantike bzw. frühchristliche Bild der Stadt zwar andeuten, aber es immer noch nicht eindeutig klären können1. Die Gründe dafür sind vielfältig: An erster Stelle steht das Problem, das von vielen anderen Städten bekannt ist, nämlich, dass systematische Ausgrabungen im Zentrum einer lebenden Stadt unmöglich sind und viele Zeugnisse immer noch unter der Erde verborgen bleiben. Die Funde wurden in der Regel durch Zufall entdeckt. Im Idealfall wurden Rettungsgrabungen vorgenommen, die leider zu häufig nur dürftig dokumentiert sind. In vielen Fällen unterließ man es, die Ergebnisse zu publizieren oder die Veröffentlichungen waren unvollständig. Das hat dazu geführt, dass Funktion und Datierung der ausgegrabenen Baustrukturen unklar blieben und mannigfaltige Interpretationen und Meinungen in der Forschung bestanden. Erst in den letzten Jahren im Zusammenhang mit dem Ausbau der Sofioter U-Bahn hatten Archäologen die Möglichkeit, einen beträchtlichen Bereich des Stadtzentrums gründlich zu erforschen (Abb. 1). Zum ersten Mal berücksichtigte die archäologische Untersuchung alle Kulturschichten und man konnte dadurch wichtige Aspekte der Stadtentwicklung klären. Der vorliegende Beitrag hat nicht zum Ziel, die Ergebnisse der neuesten Ausgrabungen darzulegen, denn sie wurden von den Ausgräbern ausreichend publiziert2. Gestützt auf den neuen und den schon 1
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Allgemeiner Überblick dieser Ausgrabungen und Befunde: С. Бобчев [S. Bobčev], Сердика. Материали за изучаване топографията, устройството и архитектурата на града (Материали за историята на София 12) [mit dt. Zsf.: Serdica. Materialien zum Studium der Topografie, Gestaltung und Architektur der Stadt (Beiträge zur Geschichte der Stadt Sofija 12)] (София [Sofija] 1943); С. Бобчев [S. Bobčev], Преглед на останките от Сердика, открити в течение на петдесет години [mit franz. Zsf.] [Revision der Überreste von Serdica, gefunden im Laufe von 50 Jahren], in: В. Велков – Т. Иванов – М. Станчева [V. Velkov – T. Ivanov – M. Stančeva] (eds.), Сердика. Археологически материали и проучвания 2 [Serdica. Archäologische Materialien und Forschungen 2] (София [Sofija] 1989) 37 – 58; М. Станчева [M. Stančeva], Археологическото наследство на София. Формиране, състояние, проблеми [mit franz. Zsf.] [Das archäologische Erbe Sofijas. Formation, Zustand, Probleme], in: Velkov – Ivanov – Stančeva a. O. (oben) 6 – 36; К. Шалганов – Н. Кирова [K. Šalganov – N. Kirova], Археологическото наследство на София – проучване, състояние, проблеми и перспективи. Петдесет и пет години археологически проучвания на територията на столицата от Музея за история на София (Софийски исторически музей) – 1952 – 2007 г. [mit engl. Zsf.] [Das archäologische Erbe Sofijas – Erforschung, Zustand, Probleme und Perspektiven. 55 Jahre archäologischer Forschungen auf dem Territorium der Hauptstadt durch das Sofioter Historische Museum – 1952 – 2007], in: Л. Стоилова [L. Stoilova] (ed.), Културно-историческо наследство на София. Проблеми и перспективи (Сердика, Средец, София) [Cultural Heritage of Sofija. Problems and Perspectives (Serdica, Sredez, Sofija 5)] (София – Sofija 2010) 20 – 45. Von großer Bedeutung für den vorliegenden Beitrag sind die Publikationen von Mario Ivanov. Ihm gilt mein besonderer Dank für die Führung an der Ausgrabungsstätte und die Diskussionen der Ergebnisse sowie dafür, dass er mir seinen noch nicht erschienenen Text zur Verfügung stellte. М. Иванов [M. Ivanov], Обект „Метростанция 8-II“, гр. София, античен период [Objekt „U-Bahnhaltestelle 8-II“, Sofija, Antike Epoche], in: АОР през 2010 г. [AOR im Jahr 2010] (София [Sofija] 2011) 316 – 319; М. Иванов [M. Ivanov], Археологическо проучване през 2011 г. на обект „Метростанция 8-II“, гр. София, централен сектор. Античен период [Archäologische Untersuchung im Jahr 2011 des Objekts „U-Bahnhaltestelle 8-II“, Sofija, zentraler Abschnitt. Antike Epoche], in: АОР през 2011 г. [AOR im Jahr 2011] (София [Sofija] 2012 a) 315 – 317; М. Иванов [M. Ivanov], Археологическо проучване на обект „Подлез под бул. Княгиня Мария Луиза“, гр. София [Archäologische Untersuchung des Objekts „Unterführung
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Galina Fingarova
längst bekannten Angaben über die Stadttopografie Serdicas werden sich die folgenden Ausführungen auf die Frage konzentrieren: Wie hat sich das Christentum in das bestehende Stadtbild integriert und präsentiert3?
Lage Die heutige Hauptstadt Bulgariens liegt in einer weiten allseits von Gebirgen umgebenen Hochebene. Drei Faktoren haben sich als bestimmend und vorteilhaft für die lange Existenz der Stadt erwiesen: Erstens besitzt die fruchtbare Ebene eine klimatisch günstige Höhenlage von 550 m. Zweitens verläuft durch die Stadt die schnellste Verbindung zwischen Westeuropa und Asien, die noch in römischer Zeit die wichtigste zwischen den westlichen und östlichen Provinzen des Reiches war und als Via Militaris bekannt ist. An dritter, aber nicht an letzter Stelle ist das Vorhandensein von Mineralquellen zu erwähnen, deren bedeutendste im Herzen der Stadt liegt und noch heute in Gebrauch ist.
Historischer Abriss Die Geschichte der römisch-spätantiken Stadt4 kennt einige wichtige Zeitabschnitte, die sich auch im Stadtbild zeigen. Serdica, das seit 45 n. Chr. zum Römischen Reich gehörte5, wurde am Ende des 3. Jhs. im Verlauf der Neugliederung des Imperiums zur Hauptstadt der Provinz Dacia mediterranea, was den Status der Stadt deutlich aufwertete. Wohl aus diesem Grund fungierte die Stadt auch als kaiserliche Residenz. Als solche wurde sie vermutlich zuerst von Kaiser Galerius in Anspruch genommen, der sich hier von 303 bis 309 aufhielt, das Toleranzedikt für die Christen 311 in Serdica erließ und kurz danach hier starb. Einen
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unterhalb des Boulevards Knjaginja Marija Luiza“, Sofija], in: АОР през 2011 г. [AOR im Jahr 2011] (София [Sofija] 2012 b) 318 – 320; М. Иванов [M. Ivanov], Сердикийският събор и мястото на неговото провеждане. Опит за археологическа идентификация [Das Konzil von Serdica und sein Tagungsort. Ein archäologischer Identifikationsversuch], ГНАИМ [GNAIM] 12, 2012 c (in Druck), auch auf Englisch: The Site of the Council of Serdica. New Archaeological Evidence, in: V. Vachkova – D. Dimitrov (eds.), The Edict of Serdica (AD 311). Concepts and Realization of the Idea of Religious Toleration. International Interdisciplinary Conference Held in Sofia 27 – 28 April 2012 c (in Druck); M. Ivanov, Serdica (First to Fourth Century AD). Main Results of Archaeological Excavations 2010 – 2012 in Sofia, in: G. Fingarova – A. Kirin – L. Theis (eds.), Serdica – Sredec – Sofija. Urban Reinventions through Three Millennia (Münster 2014, in Druck). Siehe auch К. Шалганов – Н. Козарев [K. Šalganov – N. Kozarev], Проучвания на терена на пл. „Независимост“ (Ларгото), гр. София [Untersuchungen des Geländes vom Platz „Nezavisimost“ (Largoto), Sofija], in: АОР през 2010 г. [AOR im Jahr 2010] (София [Sofija] 2011) 313 – 315; Г. Бояджиев – Б. Трантеев [G. Bojadžiev – B. Tranteev], Резултати от спасително археологическо проучване на обект „Метростанция 7-II“ (Лъвов мост), гр. София [Ergebnisse der archäologischen Rettungsuntersuchung des Objekts „U-Bahnhaltestelle 7-II“ (Lăvov most), Sofija], in: АОР през 2010 г. [AOR im Jahr 2010] (София [Sofija] 2011) 319 f.; Г. Бояджиев – Б. Трантеев [G. Bojadžiev – B. Tranteev], Спасително археологическо проучване на обект „Метростанция 7-II“ (Лъвов мост) – София [Archäologische Rettungsuntersuchung des Objekts „U-Bahnhaltestelle 7-II“ (Lăvov most) – Sofija], in: АОР през 2011 г. [AOR im Jahr 2011] (София [Sofija] 2012) 311 – 313. Zuletzt mit ähnlicher Thematik J. Văleva, Serdica, a City in Transition. Pagan Cults and Early Christianity, in: Fingarova – Kirin – Theis (eds.) a. O. (Anm. 2). Zu der Geschichte Serdicas mit Angaben der älteren ausgewählten Literatur G. Fingarova, Die Baugeschichte der Sophienkirche in Sofia (Wiesbaden 2011) 5 – 8; siehe auch V. Vachkova, Serdica is My Rome. The Urban Image and the Role of Serdica (Mid-3rd Century – Mid-6th Century AD) (Sofija 2012), deren Interpretationen ich meistens nicht teilen kann, und P. Schreiner, Sofia und die Hauptstadtbildungen im byzantinischen Balkanraum. Ein Überblick, in: Fingarova – Kirin – Theis (eds.) a. O. (Anm. 2); auch Văleva a. O. (Anm. 3). Serdica war Teil der römischen Provinz Thrakien. Unter Kaiser Trajan (98 – 117) erhielt es die Rechte einer Stadt, darunter auch das Münzrecht.
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Höhepunkt in der Geschichte Serdicas bedeuten die Aufenthalte Kaisers Konstantin I. zwischen 316 und 330. Seine Vorliebe für die Stadt hat er in die Worte gefasst: „Serdica ist mein Rom“6. Als Hauptstadt der Provinz Dacia mediterranea wurde Serdica nach der Mailänder Konvention (313) zum Bischofssitz erhoben, der dem Apostolischen Stuhl in Rom unterstand. Dank der Bedeutung der Stadt und ihrer geografischen Lage an der Grenze zwischen dem westlichen und östlichen Herrschaftsbereich wurde sie im Jahr 342/343 zum Tagungsort eines Konzils, das den arianischen Kirchenstreit zwischen der westlichen und östlichen Kirche lösen sollte. Es fanden sich hier etwa 176 Bischöfe aus dem gesamten Reich ein (76 aus dem Osten und 100 aus dem Westen), die allerdings zu keiner gemeinsamen Übereinkunft gelangten, sodass kirchenrechtlich das Konzil von Serdica bis heute nicht als ökumenisch anerkannt wird7. Die Durchführung des Konzils in Serdica bezeugt allerdings, dass die Stadt über die hierfür notwendige Infrastruktur und die erforderlichen Bauwerke verfügte. Dies wird etwa 15 Jahre später (357) vom Historiker Ammianus Marcellinus bestätigt, der Serdica und Philippopolis als reiche und berühmte Städte bezeichnet8. Die nächste Nachricht über die Stadt stammt erst aus der Mitte des 5. Jhs. im Zusammenhang mit dem Ansturm der Hunnen im Jahr 447. Aus dem Bericht von Priscus folgt, dass Serdica von ihnen zwar heimgesucht, aber nicht ernsthaft beschädigt wurde9. Im Zusammenhang mit den großen Befestigungsmaßnahmen Justinians an den Grenzen des Reiches ist auch Serdica von Prokop unter den Städten erwähnt, deren Festungsmauern zu dieser Zeit repariert wurden10. Die Festungsmauern sollten den Slawen- und Awareneinfällen auf dem Balkan widerstehen, die in der 1. Hälfte des 6. Jhs. begannen und die Ouvertüre bildeten zu der großen slawischen Landnahme, wie sie sich mit Beginn des 7. Jhs. entwickelte. Auch Serdica wurde von den Slawen angegriffen und regelrecht belagert. Dies belegen einige Stellen der „Wundertaten des heiligen Demetrius“ aus dem 7. Jh., die von der Flucht vieler Bewohner, unter anderem auch Serdicas, vor den Angriffen und Belagerungen der Slawen nach Thessaloniki berichten11. Trotzdem ist der Weiterbestand der Stadt während des 8. Jhs. in den Quellen nachgewiesen12. Die Stadt blieb bis zum Jahre 811 Teil des Byzantinischen Reiches, danach wurde sie dem Ersten Bulgarischen Reich angegliedert und erhielt ihren neuen Namen Sredec.
Anonymus post Dionem 15 (ed. K. Müller 1851, FHG 4, 199, 15): Constantinus principio consilium ceperat sedem regni in urbem Sardicam transferendi; captusque ejus urbis amore semper iterabat: ‚Roma mea Sardica est.‘ Dieses Dictum hatte die Vermutung nahegelegt, dass Kaiser Konstantin beabsichtigt hat, Serdica zur Hauptstadt des Oströmischen Reiches zu machen, bevor er sich endgültig für Byzantion entschied, zuletzt Vachkova a. O. (Anm. 4) 70 – 105. Asen Kirin hat diese Hypothese allerdings widerlegt. Er hat gezeigt, dass die Fortsetzung von Dion Cassius, die dieses Dictum überliefert, nach der Gründung Konstantinopels geschrieben worden ist. Das Dictum sei darum keine Bestätigung für Konstantins Absicht, Serdica zur Hauptstadt zu machen, sondern unterstreiche nur Konstantins Macht, wonach sich die Hauptstadt dort befände, wo er, Konstantin, eben residierte. Darüber hinaus deutet Kirin das anonyme Textfragment als eine retrospektive Darstellung der Verbindung Konstantins mit Serdica, unter anderem auch wegen der aktiven Bautätigkeit in der Stadt während des frühen 4. Jhs.; A. Kirin, The Rotunda of St. George and Late Antique Serdica. From Imperial Palace to Episcopal Complex (Unpubl. Diss, NJ, Princeton 2000) (Ann Arbor, MI 2000) 29 – 40; siehe auch Schreiner a. O. (Anm. 4). 7 Zu dem Konzil: L. W. Barnard, The Council of Serdica 343 A.D. (Sofia 1983); F. Dünzl, Kleine Geschichte des trinitarischen Dogmas in der Alten Kirche (Freiburg 2006); siehe auch Schreiner a. O. (Anm. 4); abweichende Interpretation bei Vachkova a. O. (Anm. 4) 116 – 135. 8 Amm. Marc. 21, 10, 3 (ed. W. Seyfarth 1978, SQAW 21, 2, 148): civitates amplas et nobiles. 9 Prisc. fr. 8 (ed. L. A. Dindorf 1870, HGM I, 290). 10 Procop. Aed. 4, 1, 31 (ed. und übersetzt O. Veh 1977, 176 f.): „Auch in Sardica und Näisupolis, ferner in Germäe und Pantaleia fand er die Mauern altersschwach vor, ersetzte sie daher durch einen sicheren Neubau und machte sie für die Feinde zu uneinnehmbaren Bollwerken.“ Procop. Aed. 4, 4 (ed. O. Veh 1977, 198 f.) erwähnt Serdica unter den befestigten Städten auf der Balkanhalbinsel. 11 Mir. Dem. 2, 169; 2, 171 (ed. P. Lemerle 1979, 1, 185 f.). 12 In den Notitiae episcopatuum 733 – 787 wird Serdica als Metropolitansitz der Provinz Dacia mediterranea erwähnt, J. Darrouzès, La géographie ecclésiastique de l’Empire Byzantin I. Notitiae episcopatuum ecclesiae Constantinopolitanae (Paris 1981) 18 f. 6
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Galina Fingarova
Die römisch-spätantike Stadttopografie Festungsmauer Die Geschichte der Stadt spiegelt sich in den verschiedenen Bauphasen ihrer Festungsmauern, die zwischen 176 und 180 errichtet wurden, wider13 und trotz verschiedener Ausbesserungen ihre Form unverändert bis zu ihrer Zerstörung im 14. Jh. beibehielten14. Die Festung (Abb. 2) war ca. 350 m breit und 560 bis 565 m lang, was Serdica in die Reihe der kleinen römischen Städte auf dem heutigen bulgarischen Territorium stellt. Die Festung bildete ein nord-südlich ausgerichtetes verlängertes Viereck. Die Westmauer wies in ihrem nördlichen Drittel eine schiefwinkelige Kante in nordwestlicher Richtung auf, welche sich durch den Verlauf des Flusses erklärt. Diese Unregelmäßigkeit wurde in Kauf genommen, weil sie die bedeutende Mineralquelle umschloss, die unbedingt Teil des befestigten Territoriums sein sollte. Gegen Ende des 3. oder Anfang des 4. Jhs. als Serdica zur Provinzhauptstadt erklärt wurde bzw. als kaiserliche Residenz fungierte, wurde die inzwischen stark beschädigte Aurelianische Mauer auf den alten Fundamenten wieder errichtet. Zu dieser Zeit befestigte man auch das Territorium nordwestlich der alten Stadtmauern (Serdica II) und erweiterte damit das Stadtterritorium auf das Vierfache ihrer ursprünglichen Fläche (Serdica I). Vor der Mitte des 5. Jhs. war Serdica II allerdings wieder verlassen. Eine weitere Reparaturmaßnahme, die die Festungsmauern enorm verstärkte, wird meistens mit dem Bericht Prokops in Verbindung gebracht, der mitteilt, dass unter Justinian diese erfolgte15. Gleichzeitig wurde aller Wahrscheinlichkeit nach auch ein proteichisma errichtet.
Infrastruktur und Bauten innerhalb der Festung Die Festungsmauern waren auf das römische Straßensystem ausgerichtet. Sie hatten vier Tore, die in den Achsen des decumanus und des cardo maximus lagen16.
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Die Errichtung der Festungsmauern erfolgte unter den Kaisern Marcus Aurelius und Commodus, wie zwei griechische Inschriften mit dem gleichen Inhalt belegen, welche an dem Ost- und dem Westtor angebracht waren, IGBulg IV Nr. 1902 und IGBulg V Nr. 5668; М. Станчева [M. Stančeva], Надписът за изграждането на крепостта на гр. Сердика [Die Inschrift über die Errichtung der Festung Serdicas], Векове [Vekove] 1, 1972, H. 1, 51 – 55; М. Станчева [M. Stančeva], Втори надпис за крепостната стена на Сердика [Zweite Inschrift über die Festungsmauer Serdicas], Археология [Arheologija] 17, 1975, H. 3, 30 – 36. 14 Überblick über die Festung mit ausgewählter älterer Literatur Fingarova a. O. (Anm. 4) 30 – 32; auch Šalganov – Kirova a. O. (Anm. 1) 22 – 24. 36 – 38; И. Борисова-Кацарова – А. Аладжов [I. Borissova-Kacarova – A. Aladžov], Западната порта на Сердика [Das Westtor Serdicas], in: АОР през 2011 г. [AOR im Jahr 2011] (София [Sofija] 2012) 322 – 325; В. Динчев [V. Dinčev], Северната крепост на Serdica (Serdica II). История и актуално състояние на проучванията [Die Nordfestung Serdicas (Serdica II). Geschichte und aktueller Forschungsstand], ИНАИ [INAI] 41, 2013, 237 – 280; D. Boteva, Ulpia Serdica’s Fortification Wall. Questions Provoked by the Numismatic Evidence, in: Fingarova – Kirin – Theis (eds.) a. O. (Anm. 2). 15 Siehe Anm. 10. 16 Zum Straßensystem: Т. Иванов – С. Бобчев [T. Ivanov – S. Bobčev], Разкопки върху площта на хотел „Балкан“ в центъра на София през 1952 – 1953 г. [Ausgrabungen auf der Baufläche des Hotels „Balkan“ im Zentrum von Sofija 1952 – 1953], in: Т. Герасимов [T. Gerassimov] (ed.), Сердика. Археологически материали и проучвания [Serdica. Archäologische Materialien und Forschungen] 1 (София [Sofija] 1964) 9 – 76, hier 13 – 17; Bobčev, Преглед a. O. (Anm. 1) 43 f. 52 – 54; Stančeva a. O. (Anm. 1) 13; Л. Тонев [L. Tonev], Градоустройството по българските земи през античността (до края на VI век) [mit franz. und engl. Zsf.] [Die Urbanisation Bulgariens in der Antike (bis Ende 6. Jh.)] (София [Sofija] 1995) 113 f.; С. Бояджиев [S. Bojadžiev], Сердика. Градоустройство, крепостно строителство, обществени, частни, култови и гробнични сгради през II–VI век [mit franz. Zsf.] [Serdica. Urbanisation, Festungsbau, öffentliche, private, Kult- und Grabbauten im 2. – 6. Jh.], in: Р. Иванов [R. Ivanov] (ed.), Римски и ранновизантийски градове в България [Römische und frühbyzantinische Städte in Bulgarien] 1 (София [Sofija] 2002) 125 – 180, hier 127 f.; Šalganov – Kirova a. O. (Anm. 1) 24 f.; В. Динчев [V. Dinčev], Към характеристиката на градоустройството на Serdica [mit engl. Zsf.] [Zur Charakteristik der Urbanisation von Serdica], Археология [Arheologija] 52, 2011, H. 1, 61 – 77; V. Dintchev, Die Agora von Serdica, in: Fingarova – Kirin – Theis (eds.) a. O. (Anm. 2).
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Der Hauptplatz17 und die wichtigsten öffentlichen Bauten waren im südlichen Stadtteil konzentriert (Abb. 2). Die Gestaltung des Platzes und die Errichtung der umliegenden Bauten werden zeitlich im Allgemeinen in die Zeit der ersten Befestigung der Stadt angesetzt. Gründliche Reparatur- und Bauarbeiten wurden durchgeführt als Serdica Provinzhauptstadt wurde18. Allerdings bleibt die Bestimmung der meisten ausgegrabenen Bauten unbekannt. Das einzige Gebäude, dessen Funktion nicht angezweifelt wird, ist das bouleuterion, das sich östlich des Platzes befindet. Seine Errichtung wird gegen Ende des 2. Jhs. angesetzt, eine zweite Bauphase hat gegen Ende des 3. – Anfang des 4. Jhs. stattgefunden19. Die ganze insula südlich des bouleuterion wurde vom sog. Bau II eingenommen, dessen Bauphasen zeitgleich mit den beiden Bauphasen des bouleuterions angenommen werden. Sechs Räume, als Läden angesprochen, öffneten sich zum Hauptplatz. Die Funktion der restlichen Räume bleibt unklar. Vor allem wegen der Lage wird vermutet, dass es sich um ein öffentliches Gebäude handelte20. Die Westhälfte von Bau II wurde vom sog. Bau III überbaut (Abb. 2. 3. 5), dessen Funktion als Therme zweifellos stimmt21. Umstritten sind allerdings die Zeit seiner Errichtung und die genaue Bestimmung der Therme: Einige Forscher vertreten die Meinung, dass der Bau als öffentliche Therme am Ende des 4. bzw. Anfang des 5. Jhs. errichtet wurde22; andere dagegen betrachten die Therme als Teil der von Konstantin dem Großen errichteten Kaiserresidenz23. Diese Residenz habe sich im südöstlichen Teil der Festung erstreckt, wo die Überreste eines sehr repräsentativen Wohnbaus entdeckt
In der älteren Literatur wird der Hauptplatz durchgehend als forum angesprochen. Vencislav Dinčev hat neulich diese Definition in Frage gestellt und zieht die Bezeichnung agora vor: В. Динчев [V. Dinčev], Античните градски площадни комплекси и тяхната съдба през късната античност. Serdica [mit engl. Zsf.] [Die antiken städtischen Platzkomplexe und ihr Schicksal in der Spätantike. Serdica], Археология [Arheologija] 51, 2010, H. 3/4, 24 – 40, hier 29; Dintchev a. O. (Anm. 16). Da der vorliegende Aufsatz nicht die Aufgabe hat, diesen Streitpunkt zu klären, wird die neutrale Bezeichnung „Hauptplatz“ verwendet. 18 Zum Hauptplatz und den umliegenden Bauten: Ivanov – Bobčev a. O. (Anm. 16) 10 – 13. 17 – 50; Bobčev, Преглед a. O. (Anm. 1) 44; Stančeva a. O. (Anm. 1) 13; Tonev a. O. (Anm. 16) 115 f.; Šalganov – Kirova a. O. (Anm. 1) 36; Dinčev a. O. (Anm. 17) 24 – 40; Dinčev a. O. (Anm. 16) 61 – 63. 71 f.; Dintchev a. O. (Anm. 16). 19 Es handelt sich um einen Bau mit rechteckigem Grundriss (25,29 × 23,70 m), in dem zusätzlich eine massive cavea errichtet wurde. Zum bouleuterion: Ivanov – Bobčev a. O. (Anm. 16) 17 – 27; Bobčev, Преглед a. O. (Anm. 1) 47 f.; Bojadžiev a. O. (Anm. 16) 135 – 139 schlägt drei Bauphasen vor; Dinčev a. O. (Anm. 17) 24. 31 – 34; Dinčev a. O. (Anm. 16) 63; Dintchev a. O. (Anm. 16). 20 Zum Bau II: Ivanov – Bobčev a. O. (Anm. 16) 27 – 33; Kirin a. O. (Anm. 6) 157 – 161; Dinčev a. O. (Anm. 17) 35. 21 Die ursprüngliche Funktion als Therme hat zuerst Bogdan Filov erkannt: Б. Филов [B. Filov], Софийската църква „Св. Георги“ (Материали за историята на София 7) [Die Georgskirche in Sofija (Beiträge zur Geschichte der Stadt Sofija 7)] (София [Sofija] 1933). Er datiert allerdings den Bau ins 3. Jh. Eine sehr abweichende Meinung äußert П. Карасимеонов [P. Karasimeonov], Църквата Св. Георги в София [Die Georgskirche in Sofija], ГНAМ [GNAM] 7 (1942), 1943, 185 – 231. Es handle sich um einen christlichen Kultbau aus dem 7. – 8. Jh. Nach И. Венедиков – Т. Петров [I. Venedikov – T. Petrov], Църквата „Св. Георги“ в София [mit franz. Zsf.] [Die Kirche „Sv. Georgi“ in Sofija], in: Gerassimov (ed.) a. O. (Anm. 16) 77 – 108, hier 100 – 102 und 104, wurde der Bau am Anfang des 4. Jhs. als Martyrium errichtet und am Ende desselben Jahrhunderts zum Baptisterium umgebaut. Ivanov – Bobčev a. O. (Anm. 16) 33 – 37 widerlegen diese Meinung und zeigen, dass es sich um eine Thermenanlage handelt, die am Ende des 4. Jhs. errichtet wurde. 22 Bojadžiev a. O. (Anm. 16) 152 – 161 (nach 378); М. Иванов [M. Ivanov], Късноантичният балнеум под църквата „Св. Георги“ в София – addenda et corrigenda [mit engl. Zsf.] [Das spätantike Balneum unter der Kirche „Sv. Georgi“ in Sofija – addenda et corrigenda], Археология [Arheologija] 51, 2010, H. 3/4, 123 – 128 (datiert den Bau in das letzte Viertel des 4. Jhs.); Dinčev a. O. (Anm. 17) 35 – 37; В. Динчев [V. Dinčev], Обществените бани на Serdica [mit engl. Zsf.] [Die öffentlichen Bäder von Serdica], in: С. Станев – В. Григоров – В. Димитров [S. Stanev – V. Grigorov – V. Dimitrov] (eds.), Изследвания в чест на Стефан Бояджиев – Studies in Honour of Stefan Boyadzhiev (Сοфия [Sofija] 2011) 101 – 124, hier 117. 23 Über die Therme und die Kaiserresidenz: М. Станчева [M. Stančeva], За константиновия квартал в Сердика [Über das konstantinische Viertel in Serdica], in: Сердика, Средец, София [Serdica, Sredec, Sofija] 2 (София [Sofija] 1994) 53 – 63; Kirin a. O. (Anm. 6); Ю. Вълева [Ju. Văleva], Галерий, Константин и императорският дворец в Сердика (състояние на проучванията) [mit engl. Zsf.] [Galerius, Konstantin und der Kaiserpalast in Serdica (Forschungsstand)], in: Z. Gocheva – K. Dimitrov – M. Alexieva (eds.), Varia Thracica. Studia in honorem Mariae Čičikova (Sofija 2011) 132 – 139, mit Literatur. Sie referiert die Theorien über die Existenz einer Kaiserresidenz und kommt zu dem Schluss, dass es eine solche in Serdica gab; auch Šalganov – Kirova a. O. (Anm. 1) 26, ohne Kommentar der Funktion. 17
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wurden (Abb. 2). Der Komplex, der die insula östlich der Therme einnimmt (Abb. 2. 4 – 6), wird auch als Teil dieser Residenz angesprochen, der eine öffentliche Funktion innehatte. Das Problem bei diesem Komplex, der von den Gegnern der Residenztheorie als Therme angesprochen wurde24, ist, dass seine Untersuchung und Einschätzung sich als äußerst schwierig erweist, da die Ausgrabungsberichte ausgesprochen karg sind und keine Pläne vorhanden sind. Darüber hinaus wurden die heute noch zu sehenden Überreste mehrmals konserviert und können daher keine verlässlichen Informationen liefern25. Trotzdem kann man die Theorie von der Kaiserresidenz nicht verwerfen, da sie auf stichhaltigen Hinweisen beruht, wie Asen Kirin in seiner Dissertation überzeugend gezeigt hat26. Mit Sicherheit können wir allerdings nur behaupten, dass es in Serdica eine Kaiserresidenz gab, da sie vom Heiligen Athanasios von Alexandrien im Zusammenhang mit dem Konzil von Serdica erwähnt wird27. Die Funktion als kaiserliche Residenz wurde auch dem größten bis jetzt bekannten Gebäude südwestlich des Hauptplatzes zugeschrieben (Abb. 2), bei dem es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um ein öffentliches Gebäude gehandelt hat. Leider ist die Situation hier ähnlich wie bei den meisten restlichen Bauten Serdicas: Der Bau ist weder ausreichend erforscht noch sind die Ergebnisse der bisherigen Untersuchungen vollständig publiziert, von daher können die Funktion und die Errichtungszeit des Baus nicht bestimmt werden28. Mit Sicherheit kann man den Bau in seiner zweiten Bauphase mit der Verwaltung der Hauptstadt von Dacia mediterranea in Verbindung bringen, da die archäologischen Ausgrabungen die officina für Münzprägung in seinem südwestlichen Teil zeigen und sie ans Ende des 3. oder Anfang des 4. Jhs. datiert haben29. Im nördlichen Teil der Stadt nahm die Mineralquelle eine herausragende Bedeutung ein. Um die Quelle wurden die spärlichen Überreste einer Thermenanlage entdeckt. Die Funde verraten einen längsrechteckigen Grundriss mit beträchtlichen Ausmaßen (ca. 90 × 50 m), der parallel zur cardo maximus verlief. Auch diese Datierung ist sehr umstritten30. In diesem Stadtteil wurden auch weitere Thermenanlagen gefunden, die öffentliche oder private Funktion erfüllten, sowie eine Reihe von Wohnbauten (Abb. 2. 8)31, was den Gedanken nahelegt, dass Nach Bojadžiev a. O. (Anm. 16) 143 – 150 wurde der Bau kurz nach 251 als Therme errichtet. Während einer zweiten Bauphase wurde das Oktogon erbaut, aber der Bau behielt die Funktion als Therme. Kurz nach 313 wurde die Therme in eine Kirche umgewandelt. 25 Dinčev a. O. (Anm. 22) 117 – 119 referiert die ältere Literatur und zeigt die Probleme, die die Deutung behindern. 26 Kirin a. O. (Anm. 6) bes. 269 – 349. 27 Ath. h. Ar. 15, 4 – 5 (ed. H.-G. Opitz 1935, 2, 190); Barnard a. O. (Anm. 7) 218 f.; Kirin a. O. (Anm. 6) 269 f. 28 Es gibt zwei Theorien über die ursprüngliche Funktion des Baus. Einerseits wird er als praetorium bzw. praesidium angesprochen, Bobčev, Преглед a. O. (Anm. 1) 44 – 47; Stančeva a. O. (Anm. 1) 14 f. 21; Tonev a. O. (Anm. 16) 115 f.; М. Станчева [M. Stančeva], Към изучаването на античната сграда под площад „Света Неделя“ [Über die Erforschung des antiken Gebäudes unterhalb des Sveta Nedelja-Platzes], in: М. Станчева [M. Stančeva] (ed.), Сердика, Средец, София [Serdica, Sredec, Sofija] 3 (София [Sofija] 1997) 7 – 50; Šalganov – Kirova a. O. (Anm. 1) 26; Văleva a. O. (Anm. 23) 133 f. (sie vermerkt, dass wegen des problematischen Forschungsstandes eine definitive Festlegung unmöglich ist); andererseits wird dem Bau die Funktion als Therme zugeschrieben, Kirin a. O. (Anm. 6) 271 – 283; Bojadžiev a. O. (Anm. 16) 139 – 142; Й. Тангъров [Jo. Tangărov], Тайнствената сграда под площад „Света Неделя“ в София [mit engl. Zsf.] [Das geheimnisvolle Gebäude unter dem Platz „Sveta Nedelja“ in Sofija], in: Stoilova (ed.) a. O. (Anm. 1) 170 – 174; Dinčev a. O. (Anm. 22) 101 – 113; Dintchev a. O. (Anm. 16). 29 Stančeva a. O. (Anm. 28) 18 – 22. 26; Kirin a. O. (Anm. 6) 283 – 287; Dinčev a. O. (Anm. 22) 111 – 113; Văleva a. O. (Anm. 23) 133 f. 30 С. Бобчев [S. Bobčev], Археологически разкопки в центъра на София през 1953 – 1954 г. в участъка на Централния универсален магазин и около него (участък III) [Archäologische Ausgrabungen im Zentrum Sofijas 1953 – 1954 im Bereich des zentralen Kaufhauses und in seiner Umgebung (Abschnitt III)], in: Gerassimov (ed.) a. O. (Anm. 16) 109 – 133, hier 118 und 129 Taf. X; Bobčev, Преглед a. O. (Anm. 1) 48 f.; Stančeva a. O. (Anm. 1) 15 f. 21; Bojadžiev a. O. (Anm. 16) 127; Dinčev a. O. (Anm. 22) 113 – 115, mit älterer Literatur. 31 Bobčev a. O. (Anm. 30); Bobčev, Преглед a. O. (Anm. 1) 51 f. Bei den Ausgrabungen 2010 – 2012 wurde im Süden der erforschten Fläche ein Teil des decumanus maximus ausgegraben, im Norden ein Teil des cardo maximus. Auch drei weitere decumani und ein cardo, der die westliche Abgrenzung des erforschten Terrains bildet, wurden entdeckt. Darüber hinaus kamen acht spätantike Baukomplexe ans Licht (A1 – A8), die ältere Strukturen ersetzt haben, Ivanov, Обект a. O. (Anm. 2); Ivanov, Археологическо проучване през 2011 a. O. (Anm. 2); Ivanov, Археологическо проучване на 24
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im Unterschied zum südlichen Stadtteil, wo sich die kaiserlichen und Verwaltungsbauten erstreckten, der nördliche vornehmlich für Wohnzwecke benutzt wurde. Bauten und Nekropolen außerhalb der Festung Das Bild des römischen Serdica wird durch die Funde außerhalb der Festung (Abb. 7) vervollständigt. Seine Bedeutung als Provinzhauptstadt und als Kaiserresidenz hat sich nochmals bestätigt, als im Jahr 2004 östlich der Festungsmauern und unweit davon zufällig das Amphitheater Serdicas entdeckt wurde. Wie die Ausgrabungen gezeigt haben, wurde es am Ende des 3. Jhs. errichtet und hat zur Zeit des Aufenthalts des Kaisers Konstantin in der Stadt eine zweite Bauphase (gründliche Reparatur oder Erweiterung?) erfahren. In der 2. Hälfte bzw. am Ende des 4. Jhs. wurde es aufgegeben32. Außerhalb der Festung sind wie in römischen Städten üblich auch die Nekropolen der Stadt zu finden. Man hat bis dato Grabanlagen östlich und westlich der Stadtmauern entdeckt, wobei die ausgegrabene Fläche der Ostnekropole beträchtlich größer und besser erforscht ist als die der Westnekro pole33. Aus diesem Grund wird sich die folgende Ausführung auf die Ostnekropole konzentrieren. Diese erstreckte sich entlang der beiden vom Osttor ausgehenden Ausfallstraßen, die nach Philippopolis und dann nach Konstantinopel führten34. Die genaue Ausdehnung der Ostnekropole konnte bis jetzt nicht geklärt werden, da die meisten Gräber und Gräbergruppen nur durch Zufall entdeckt wurden. Systematische Ausgrabungen wurden nur gelegentlich durchgeführt. Die Dokumentationen sind mangelhaft und exakte Pläne fehlen meist. Deshalb kann die in der bulgarischen Fachliteratur verbreitete Meinung, wonach sich die Nekropole von der Festungsmauer ausgehend in östliche Richtung ausgedehnt habe, nicht bewiesen werden. Wie bei allen römisch-spätantiken Nekropolen handelt es sich auch in Serdica um Anhäufungen von Familiengräbern. Man wurde dort begraben, wo die Familie ihren Grund besaß, mit Vorliebe auf den längs der Ausfallstraßen gelegenen Plätzen. In der Ostnekropole finden sich alle Grabtypen, welche auch für andere römisch-spätantike Nekropolen auf der Balkanhalbinsel typisch sind. Ihre Benutzung erfolgte im Zeitraum von der Mitte des 2. bis zum 6. und Anfang des 7. Jhs.35.
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обект a. O. (Anm. 2); Ivanov, Serdica a. O. (Anm. 2). Eine weitere domus wurde südlich des decumanus maximus in der Nähe des Osttores der Festung ausgegraben, Šalganov – Kozarev, in: АОР през 2010 a. O. (Anm. 2); Šalganov – Kozarev, in: АОР през 2011 a. O. (Anm. 2). Ж. Величков [Ž. Veličkov], Amphitheatrum Serdicaense, in: АОР през 2004 г. [AOR im Jahr 2004] (София [Sofija] 2005) 211 – 213; Ж. Величков [Ž. Veličkov], Amphitheatrum Serdicense, in: АОР през 2006 г. [AOR im Jahr 2006] (София [Sofija] 2007) 254 – 256; Ж. Величков [Ž. Veličkov], Театърът и амфитеатърът на Сердика [Das Theater und Amphitheater Serdicas], in: София – 130 години столица на България. Сборник научни статии [Sofija – 130 Jahre Hauptstadt Bulgariens. Sammelband wissenschaftlicher Beiträge] (София [Sofija] 2009) 51 – 62; Ж. Величков, Античният театър и амфитеатър на Сердика [Das antike Theater und Amphitheater Serdicas], in: АОР през 2010 г. [AOR im Jahr 2010] (София [Sofija] 2011) 310 – 313; Šalganov – Kirova a. O. (Anm. 1) 28. Über die Westnekropole: Stančeva a. O. (Anm. 1) 16 f. 22; Н. Кирова [N. Kirova], Гробници от западния некропол на Сердика [mit engl. Zsf.] [Grabkammern der westlichen Nekropole von Serdica], Археология [Arheologija] 48, 2007, 38 – 45; Ю. Мешеков [Ju. Mešekov], Три нови паметника от раннохристиянската гробнична архитектура на Сердика [mit engl. Zsf.] [Drei neue Denkmäler der frühchristlichen Grabarchitektur Serdicas], in: Stoilova (ed.) a. O. (Anm. 1) 175 – 180; Šalganov – Kirova a. O. (Anm. 1) 31. Diese Straßen existieren in den heutigen Dondukov- und Russki-Boulevards weiter. Über die Ostnekropole mit älterer Literatur Fingarova a. O. (Anm. 4) 32 – 34; auch Šalganov – Kirova a. O. (Anm. 1) 29 – 31.
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Christliche Kultbauten Innerhalb der Festung Nach dem allgemeinen Überblick über die Topografie der römisch-spätantiken Stadt stellt sich die Frage: Wo haben sich die Christen in den bestehenden urbanistischen Kontext eingefügt? Wie entwickelte sich das christliche Erscheinungsbild Serdicas? Die Ergebnisse der Ausgrabungen aus den Jahren 2010 – 2012 haben neue Einsichten gebracht und geben eine etwas abweichende Antwort auf diese Fragen als die bisherige Forschung. Nördlich des decumanus maximus hat man drei weiträumige Peristylhäuser (A2, A6, A5) mit eigenen Thermenanlagen ausgegraben (Abb. 8. 9), die etwa um die Mitte bzw. Ende des 4. Jhs. datiert werden. Sie wurden auf den Überresten von Bauten aus der 2. Hälfte des 3. und Anfang des 4. Jhs. errichtet und ersetzten ihrerseits ältere Baustrukturen36. Nördlich der domus A5 befindet sich ein weiterer spätantiker Baukomplex (A1), dessen Funktion nicht geklärt ist. Er flankiert den decumanus 2 von Norden und sperrt den cardo, der sich im Westen der beiden domus zieht, ab37. Dieser cardo wurde westlich der domus A5 durch eine Apsis mit beträchtlichen Ausmaßen38 überbaut (Abb. 8. 10. 11). Die Apsis ist in einer Höhe von 2,5 m erhalten. Von außen hat man drei Wandvorlagen gefunden39, während im Inneren zwei Rundnischen mit Durchmesser ca. 0,70 m erhalten sind40. Ein an dieser Stelle entdecktes Fragment einer Schrankenplatte, die zu einem Templon gehörte, sowie die Ausrichtung der Apsis nach Osten und die Nähe zum Stadtzentrum erklären nach dem Ausgräber Mario Ivanov die Zugehörigkeit der Apsis zu einem christlichen Kultbau. Zwei Bodenniveaus, die auch mit unterschiedlichem Mauerwerk in Verbindung zu bringen sind, weisen auf zwei Bauphasen. Die Errichtung des Kultbaus wird von Ivanov in die 20er- oder 30er-Jahre des 4. Jhs. datiert. Die Zeit seiner Zerstörung bleibt etwas ungewiss: entweder das Ende des 4. Jhs. oder die 2. Hälfte des 5. bzw. der Anfang des 6. Jhs.41. Die zweite Bauphase wird anhand von Münzfunden ins 6. Jh. gesetzt, allerdings schließt der Ausgräber eine Datierung in die 2. Hälfte des 5. Jhs. nicht aus. Gestützt auf die frühe Datierung der ersten Bauphase sowie auf die großen Dimensionen des Baus und seiner Bedeutung, die durch die Tatsache ablesebar ist, dass die Apsis eine wichtige öffentliche Straße überbaut und außer Gebrauch setzt, hat Ivanov die Hypothese aufgestellt, dass es sich um die Bischofsbasilika Serdicas handelt42. Seine Hypothese erscheint nicht unbegründet, trotzdem muss man Das erste Gebäude anstelle des Baus A2 stammt aus dem frühen 2. Jh.; im 3. – 4. Jh. erfuhr es beträchtliche Rekonstruktionen; am Ende des 4. Jhs. wurde das Gebäude in südlicher Richtung erweitert, sodass ein Teil des decumanus maximus überbaut wurde; erneute Rekonstruktionen fanden im 5. – 6. Jh. statt. Das daneben liegende Gebäude A6 existierte vom Anfang des 2. bis zur Mitte des 3. Jhs. als Wohnhaus, das danach durch eine Thermenanlage ersetzt wurde. Die Therme wurde am Anfang des 4. Jhs. wieder zu einem Wohnhaus umgewandelt. In der Mitte desselben Jahrhunderts wurde der Raum 1 zu einem repräsentativen Saal mit Fußbodenmosaik umgebaut. Eine ähnliche Geschichte hat auch der Baukomplex A5 vorzuweisen: Er war im 2. oder im frühen 3. Jh. als Wohnhaus errichtet; am Ende des 3. – Anfang des 4. Jhs. änderte es seine Funktion zu Thermenanlage und in der Mitte des 4. Jhs. wurde es zu einer repräsentativen domus umgebaut, Ivanov, Обект a. O. (Anm. 2); Ivanov, Археологическо проучване през 2011 a. O. (Anm. 2); Ivanov, Serdica a. O. (Anm. 2). 37 Der Baukomplex wurde am Anfang des 2. Jhs. errichtet; viele Räume wurden nach 170 erweitert; die am besten erhaltenen Strukturen werden ans Ende des 4. – Anfang des 5. Jhs. datiert, Ivanov, Обект a. O. (Anm. 2); Ivanov, Археологическо проучване през 2011 a. O. (Anm. 2); Ivanov, Serdica a. O. (Anm. 2). 38 Der äußere Durchmesser beträgt 10 m, während der innere ca. 8 m aufweist. Über die Apsis und die Interpretation: Ivanov, Археологическо проучване през 2011 a. O. (Anm. 2) 317; Ivanov, Сердикийският събор a. O. (Anm. 2); Ivanov, Serdica a. O. (Anm. 2). 39 Ursprünglich waren mindestens vier, Ivanov, Сердикийският събор a. O. (Anm. 2). 40 Es waren mindestens drei Rundnischen und sind mit der zweiten Bauphase in Verbindung zu bringen, Ivanov, Сердикийският събор a. O. (Anm. 2). 41 Ivanov, Сердикийският събор a. O. (Anm. 2) datiert erst die Zerstörung des ersten Baus ans Ende des 4. Jhs., erstaunlicherweise ändert er ohne jegliche Begründung seine Meinung und datiert im nächsten Aufsatz die Zerstörung in die 2. Hälfte des 5. oder an den Anfang des 6. Jhs., Ivanov, Serdica a. O. (Anm. 2). 42 Darüber hinaus vermutet er, dass das Peristylhaus A6, das sich südöstlich der Apsis befindet, als bischöfliche Residenz fungierte. Diese Hypothese begründet er durch die Nähe der domus zur „Bischofsbasilika“ und durch die Symbolik und 36
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sie mit Vorsicht behandeln, bis weitere Hinweise die christliche Nutzung des Baus, zu dem die Apsis gehörte, bestätigen. Auch den Bautypus können nur weitere Ausgrabungen klären43. Falls die Apsis tatsächlich zu einem christlichen Kultbau gehörte, wäre die Schlussfolgerung von Ivanov durchaus berechtigt, dass hier der Versammlungsort der westlichen Bischöfe, die an dem Konzil von Serdica (342/343) teilgenommen haben, anzunehmen ist44. Die Vertreter der beiden gegnerischen Parteien aus dem Osten und Westen wohnten und tagten an verschiedenen Orten, die allerdings sehr nahe nebeneinander lagen. Laut Barnard hielten sich die Bischöfe des östlichen Reiches in der kaiserlichen Residenz auf, wohingegen ihre Gegner aus dem Westen sich in der Bischofsbasilika versammelten45. Diese Trennung ist deutlich auf dem Stadtplan nachvollziehbar: In der Topografie Serdicas entwickelten sich zwei Zentren, die durch den decumanus maximus getrennt waren. Während sich die Kaiserresidenz im Süden, in der Nähe des Hauptplatzes mit den öffentlichen Verwaltungsbauten befand, hatte das christliche Oberhaupt seinen Sitz im nördlichen Stadtteil. Es bleibt offen, ob diese Trennung eine bewusste Entscheidung war oder sich dadurch erklärt, dass die Kirche in diesem von Thermenanlagen und Wohnhäusern besetzten Bereich leichter Baugrund erwerben konnte. Nördlich des eben besprochenen Kultbaus wurden die Grundmauern einer dreischiffigen Basilika (Abb. 8. 12) mit einer Länge von ca. 25 m und einer Breite von ca. 16 m entdeckt46. Sie besitzt eine große halbrunde Apsis mit einem inneren Durchmesser von 7,5 m. Zu beachten ist die Lage der Basilika: Sie befand sich am cardo maximus, in unmittelbarer Nähe einerseits zum Nordtor und andererseits zu der Mineralquelle. Die Basilika wurde anstelle eines Peristylhauses (A8) errichtet, das bis in die 2. Hälfte des 4. Jhs. existierte47. Das stratigrafische Bild datiert die Kirche nicht vor dem Ende des 4. oder das 5. Jh., während Münzfunde auf das letzte Viertel des 4. Jhs. hinweisen. Um die Mitte des 5. Jhs. wurde auch dieser Kultbau zerstört, aber anders als die „Bischofskirche“ nicht wieder aufgebaut. Ivanov äußert die Meinung, dass sich die Errichtung dieser Kirche durch die zunehmende Mitgliederzahl der christlichen Gemeinde Serdicas gegen Ende des 4. Jhs. erklärt48. Ausschlaggebend war allerdings der Erwerb des Baugrundes durch die Kirche, der erst dann möglich war, nachdem die domus, die sich an dieser Stelle befand, aus irgendwelchem Grund in der 2. Hälfte des 4. Jhs. zerstört wurde. Die eben besprochenen Kultbauten zeigen, dass die ersten christlichen Kirchen innerhalb des befestigten Territoriums Serdicas nicht den Hauptplatz eingenommen haben. Sie wurden im nördlichen Stadtteil errichtet, der überwiegend mit Thermen- und Wohnanlagen besetzt war. Als die früheren Bauten aus irgendwelchem Grund zerstört wurden, standen Bauparzellen zur Verfügung, die die Kirche erwerben konnte. Die Basilika bei der Mineralquelle hat man nach ihrer Zerstörung nicht mehr in Gebrauch genommen. Die „Bischofskirche“ wurde erst im 6. Jh. wiedererrichtet. Es stellt sich die Frage: Was passierte nach der Mitte des 5. Jhs. in Serdica? Warum wurden die alten Kultzentren aufgegeben? die Inschrift FELIX des Fußbodenmosaiks, das in einem der Räume aufgefunden wurde und in die Mitte des 4. Jhs. datiert wird, Ivanov, Serdica a. O. (Anm. 2). 43 Es ist überhaupt nicht gesichert, dass es sich um eine Basilika gehandelt hat. Der Bau wird allerdings durchgehend von Ivanov als Basilika bezeichnet. 44 Weitere Hypothesen über den Versammlungsort der westlichen Bischöfe bei Kirin a. O. (Anm. 6) 360 – 362; Ivanov, Сердикийският събор a. O. (Anm. 2). Văleva a. O. (Anm. 3) hält es für möglich, dass die Apsis zu der Bischofskirche gehörte, wo das Konzil von Serdica stattfand, aber sie schließt sich dieser Hypothese nur mit großer Vorsicht an. 45 Barnard a. O. (Anm. 7) 46 – 49. 46 Diese Basilika wurde zuerst im Jahr 1968 im Zusammenhang mit der Errichtung der Unterführung erforscht, Bobčev, Преглед a. O. (Anm. 1) 42 Nr. 67; Šalganov – Kirova a. O. (Anm. 1) 28 Nr. 42, und im Jahr 2011 wieder ausgegraben: Ivanov, Археологическо проучване на обект a. O. (Anm. 2) 318; Ivanov, Сердикийският събор a. O. (Anm. 2); Ivanov, Serdica a. O. (Anm. 2). 47 Gebäude A8 wurde in den ersten Jahrzehnten des 2. Jhs. als Peristylhaus errichtet. Nach 170 und während des 3. Jhs. wurde es umgebaut, aber behielt seinen ursprünglichen Plan. Etwa am Anfang des 4. Jhs. erfuhr es eine Erweiterung, Ivanov, Serdica a. O. (Anm. 2). 48 Ivanov, Serdica a. O. (Anm. 2).
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Meines Erachtens liegt der Grund dafür in der Tatsache, dass die Christen ab diesem Zeitpunkt ihre Bauten am Hauptplatz anlegen durften. Er hatte seine frühere Funktion bereits verloren; die repräsentativen Bauten, die sich dort befanden, waren entweder verlassen oder hatten, soweit sie noch existierten, andere Funktionen49. Die Kirche hat den Besitz bestehender Strukturen erhalten und sie benutzte sie nicht nur wegen ihrer prominenten Lage, sondern auch weil ihre Umwandlung in christliche Gotteshäuser mit weniger Aufwand verbunden war als die Wiedererrichtung bereits zerstörter Basiliken. So wurden die zentral liegende Thermenanlage (Bau III) und der Komplex östlich davon um die Mitte des 5. Jhs. zu einem beeindruckenden Kirchenkomplex umfunktioniert50, der den Platz dominierte (Abb. 2. 5). Die sog. Rotunde, die heute noch als dem heiligen Georg geweihte Kirche funktioniert (Abb. 3. 5), wurde bei dieser Umwandlung nur unwesentlich verändert51. Irgendwann wurden die Räume seitlich der Rotunde zerstört und in ihnen einfache Gräber angelegt. Die Existenz dieser Nekropole ist durch Münzfunde mit Sicherheit für die Zeit Justinians I. belegt52. Das Anlegen der Gräber spricht einerseits dafür, dass die Kirche wichtige Reliquien barg, die Begräbnisse ad sanctos brachten, und andererseits, dass die Nekropole außerhalb der Stadtmauer nicht mehr intensiv benutzt wurde, vermutlich wegen der Unsicherheit des unbefestigten Territoriums während der Slawen- und Awareneinfälle. Im Unterschied zu der Rotunde hat der oktogonale Bau östlich davon (Abb. 4 – 6) einige Bauveränderungen erfahren, um dem christlichen Kult dienen zu können. Eine weiträumige Apsis wurde im Osten hinzugefügt. Ein Templon wurde etwa in der Mitte des Oktogons gezogen. Das frühere Atrium im Westen überdachte man, um es als Naos zu nutzen. Den apsidialen Raum im Süden des Oktogons baute man in ein Baptisterium um53. Auf diese Weise entstand am Hauptplatz der Stadt ein weiträumiger, aus zwei Kirchen bestehender Komplex, der, wie Kirin ausführlich nachgewiesen hat, als Bischofszentrum fungierte54. Somit etablierte sich die christliche Kirche ab der Mitte des 5. Jhs. im alten Stadtzentrum. Christliche Bauten außerhalb der Stadtmauer55 Wie haben sich die Christen außerhalb der Festungsmauern präsentiert? Die Gräber der Ostnekropole bieten uns keine befriedigende Antwort auf diese Frage. In der Literatur ist die Behauptung verbreitet, dass oberhalb der heidnischen Gräber um die Mitte des 3. Jhs. die ersten christlichen Grabkammern errichtet wurden, aber in Sofija wie auch in vielen anderen römisch-spätantiken Nekropolen sind die christlichen Gräber nur schwer nachweisbar. Die Christen fügten sich, sowohl was die Form als auch die Lage des Grabes betraf, in die Gewohnheit ihrer Vorfahren ein. Auf das christliche Bekenntnis des
Nach Vencislav Dinčev wurden noch gegen Ende des 3. und in der 1. Hälfte des 4. Jhs. Straßenteile beim Hauptplatz verändert und bebaut. Gegen Ende des 4. und Anfang des 5. Jhs. wurden fast alle Bauten am Hauptplatz bereits verlassen oder mit veränderten Plänen und Funktionen weiterbenutzt. Zu dieser Zeit wurde der Baukomplex II durch den Baukomplex III ersetzt (siehe oben), aber es bleibt ungewiss, ob die Thermenanlage III errichtet wurde, als der Hauptplatz seine Funktion als Verwaltungszentrum noch erfüllte oder als er diese Funktion schon aufgegeben hatte. Spätestens in der Mitte des 5. Jhs., als die Thermenanlage in eine Kirche umgewandelt wurde, hat der Hauptplatz seine frühere Funktion aufgegeben, Dinčev a. O. (Anm. 17) 36 f.; Dinčev a. O. (Anm. 16) 63; Dintchev a. O. (Anm. 16). 50 Darüber, dass die Therme (Bau III) um die Mitte des 5. Jhs. in eine Kirche umgewandelt wurde, besteht inzwischen Einigkeit in der Forschung. Die Umwandlung des Baus östlich der Rotunde datiert Stančeva a. O. (Anm. 23) 58 ins 5. Jh., Bojadžiev a. O. (Anm. 16) 149 dagegen kurz nach 313. 51 Ausführlich zu der Rotunde und den verschiedenen Bauphasen Kirin a. O. (Anm. 6) 157 – 256, auch 363 f. 52 Venedikov – Petrov a. O. (Anm. 21) 86; Dinčev a. O. (Anm. 17) 36 behauptet, dass die Nekropole am Ende des 6. oder Anfang des 7. Jhs. angelegt wurde, ohne diese Datierung zu begründen. 53 Kirin a. O. (Anm. 6) 364 – 369. 54 Kirin a. O. (Anm. 6) 369 – 375. 55 Ich werde meine Ausführungen auf das Territorium östlich der Stadt begrenzen, hauptsächlich weil es wissenschaftlich besser erforscht ist und für mein Thema wichtige Schlüsse erlaubt. Über weitere christliche Kultbauten siehe Šalganov – Kirova a. O. (Anm. 1) 28. 49
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Bestatteten weisen nur Grabbeigaben, Inschriften oder Malereien hin. Solche finden sich in Sofija erst für einige Gräber ab dem 4. Jh.56. Wichtig für unser Thema sind zwei Orte, die von den Ausfallstraßen besonders gut sichtbar waren und für die Errichtung von Kirchenbauten benutzt wurden. Diese Bauten stellten bereits im Vorfeld der Stadt ein augenfälliges Zeichen ihrer Christianisierung dar. Das ist einerseits der Bereich unmittelbar vor dem Osttor und andererseits der höchste Punkt der erhöhten Sandterrasse, die über die ganze Ebene dominierte (Abb. 7). Im ersten Bereich wurden 1949 zwei nacheinander existierende Kultbauten ausgegraben, deren Überreste durch ein kommunistisches Parteihaus überbaut wurden. Der einzige materielle Rest ist die Piscina des Baptisteriums, die sich im Garten des Archäologischen Museums in Sofija befindet (Abb. 2. 13. 14). Anfänglich entstand an dieser Stelle ein einschiffiger Bau (24,50 × 10 m) mit einem Querhaus im Osten, an das sich eine breite Apsis anschloss. Im Westen gab es einen Narthex. Eine beträchtlich größere dreischiffige Basilika (31,85 × 17,45 m) mit einer halbrunden Apsis im Osten und einem Narthex im Westen ersetzte diesen Bau. Gleichzeitig wurde nördlich der Basilika ein Baptisterium errichtet. Es bestand aus einem Vorraum (4,20 × 5,30 m) und einem Hauptraum (4,25 × 4,30 m), der in eine Apsis mündete. Ein großes Taufbecken befand sich in der Mitte des Hauptraumes, in der Apsis fand sich ein Ziegelmassiv, in dem ein kleines Bassin ausgespart wurde. Für die Datierung der Bauten haben die Ausgrabungen keine sicheren Hinweise erbracht. Die Ausgräberin Magdalina Stančeva datiert den älteren Bau allein anhand seines Typus ins 4. Jh. Diesen Bau hätten die Westgoten (378) zerstört. Anfang des 5. Jhs. erbaute man die dreischiffige Basilika und das Baptisterium, die ihrerseits von den Hunnen (447) zerstört worden seien57. Nach ihrer Zerstörung wurden sie nicht wiedererrichtet. In der Zeit Justinians errichtete man über ihren Ruinen das proteichisma58, was erklären würde, dass zu dieser Zeit der Verteidigung die höchste Priorität gegeben war. Diese Bauten waren ohne Zweifel von enormer Bedeutung. Dafür spricht an erster Stelle ihre prominente Lage gegenüber dem Osttor, dem wichtigsten Tor der Festung, was sie zu Tor- bzw. „Stadtbeschützern“ machte59. Bojadžiev hat angenommen, dass der ursprüngliche Bau im 4. Jh. als Martyrium errichtet wurde, das Gräber von lokalen Martyrern beherbergte60. Da seine Hypothese keine Bestätigung in den mangelhaften archäologischen Angaben findet, muss die Funktion des Kultbaus offen bleiben. Die Bedeutung des Nachfolgebaues wird durch die Existenz des Baptisteriums nördlich der Basilika bezeugt, was Kirin als Hinweis auf die Bischofskirche Serdicas deutet. Er identifiziert sie als die Kathedrale des Bischofs Protogenes, in der sich die westlichen Bischöfe beim Konzil von Serdica (342/343) womöglich versammelt haben61. Diese Hypothese wurde von Ivanov mit dem Hinweis widerlegt, dass die Basilika mit dem Baptisterium vor dem Osttor ins 5. Jh. zu datieren ist. Wie oben besprochen, identifiziert er die neuentdeckte Apsis nördlich des decumanus maximus als Bestandteil der ersten Bischofskirche62. Meiner Meinung nach könnten die beiden Hypothesen verbunden werden: Wenn die Zerstörung der ersten Bauphase des von Ivanov als Bischofskirche angenommenen Baus an das Ende des 4. Jhs. datiert würde, ließe sich annehmen, dass seine Funktion von der Basilika vor dem Osttor übernommen wurde. Nach ihrer Zerstörung während des 5. Jhs., die mit der Zerstörung der Basilika bei Fingarova a. O. (Anm. 4) 34; über christliche Inschriften und Malereien siehe Văleva a. O. (Anm. 3) mit Literatur. Die Kultbauten gegenüber dem Osttor wurden nur in einem kurzen Artikel publiziert: М. Станчева [M. Stančeva], Раннохристиянски култови сгради край източната крепостна стена на Сердика [mit franz. Zsf.] [Frühchristliche Kultbauten bei der östlichen Befestigungsmauer von Serdica], in: Gerassimov (ed.) a. O. (Anm. 16) 159 – 168; etwas abweichende, allerdings auch spekulative Datierung und Unterscheidung der Bauphasen bei С. Бояджиев [S. Bojadžiev], Християнска гробнична архитектура в Сердика през II–VI в. [mit engl. und franz. Zsf.] [Christliche Grabarchitektur in Serdica im 2. – 6. Jh.], in: Българско архитектурно наследство [Bulgarisches Architekturerbe] 1 (Сοфия [Sofija] 1994) 3 – 27, hier 24 – 27; Bojadžiev a. O. (Anm. 16) 162 f. 58 Bojadžiev a. O. (Anm. 57) 27. 59 Fingarova a. O. (Anm. 4) 35 und Anm. 210. 60 Bojadžiev a. O. (Anm. 57) 24; Bojadžiev a. O. (Anm. 16) 162 f.; dieser Theorie schließen sich auch Kirin a. O. (Anm. 6) 351 und Văleva a. O. (Anm. 3) an. 61 Kirin a. O. (Anm. 6) 351 – 360. 62 Ivanov, Сердикийският събор a. O. (Anm. 2). 56 57
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der Mineralquelle zusammenfällt, wurde der Doppelkomplex am Hauptplatz zur Kathedrale der Stadt. Falls aber die Zerstörung des Kultbaus nördlich des decumanus maximus in der 2. Hälfte des 5. oder am Anfang des 6. Jhs. stattfand, sollte man annehmen, dass der Doppelkomplex am Hauptplatz diese Funktion direkt von ihm übernahm. Es ist eine Frage, die leider auf vielen unsicheren Hinweisen und Hypothesen beruht, sodass ihre Beantwortung erst dank neuer Befunde erfolgen kann. Im zweiten hier zu behandelnden Bereich der Ostnekropole unterhalb der heute noch stehenden Sophienkirche hat man eine Anhäufung von römisch-spätantiken Grabanlagen entdeckt63 sowie die Überreste von mindestens zwei nacheinander existierenden Kultbauten (Abb. 7. 15). Der erste christliche Kultbau war ein kleiner Saalbau mit einer Apsis im Osten. In einer Tiefe von 1,10 m unterhalb des Ursprungsbodens der Sophienkirche wurde der Mosaikboden entdeckt, der zu diesem Bau gehörte (Abb. 16)64. Als im Jahr 1997 das Mosaik abgenommen wurde, kamen Befunde ans Licht, die die Funktion und Entstehungszeit dieses Baus klären. Es wurden zwei Marmorplatten entdeckt, die als Unterlage eines Altartisches gedient haben (Abb. 17). Vorspringend aus der Mitte der östlichen Seite der Unterlage fand man ein Reliquiengrab, das zwei Silberreliquiare enthielt. In drei der Zapflöcher der Unterlage hat man drei Bronzemünzen entdeckt – eine von Constantius II. als Augustus und zwei von Julian Apostata als Caesar –, die mit feinem Mörtel versiegelt waren65. Die Münzen zeigen, dass der erste christliche Kultbau nicht am Anfang des 4. Jhs., wie zuvor angenommen, sondern nach dem Jahr 355 errichtet wurde66. Der Kultbau stand in engem Zusammenhang mit der nördlich davon gelegenen Grabkammer Nr. III (Abb. 15). In der Grabanlage, die mit Marmorplatten verkleidet war, lagen zwei Skelette. Zwischen den Köpfen der beiden Verstorbenen fand man ein Silberreliquiar67. Münzen der Nachfolger Konstantins des Großen, die sich im Reliquiar befanden, sprechen dafür, dass das Reliquiar nach dem Jahr 337 ins Grab gelegt wurde. Somit ist die Gleichzeitigkeit von Kultbau und Grabkammer belegt. Die privilegierte Positionierung des Grabes neben dem Altarbereich des Kultbaus, die Ausstattung der Grabkammer und das kostbare Reliquiar sprechen eindeutig für den Reichtum und die gehobene Position der Grabinhaber. Man kann mit gutem Recht annehmen, dass sie auch die Bauherren des Kultbaus waren. Kultbau und Grabkammer III bilden den heiligen Kern dieser Stelle. Auf sie nimmt der Nachfolgebau Rücksicht68, dessen Mosaikfußboden etwa 0,30 m über dem Mosaikfußboden des ursprünglichen Kultbaus ausgegraben wurde. Den Grundriss des Baus festzustellen, zu dem die Mosaikreste gehören, erweist sich als besonders schwierig, da die Fundamente der Sophienkirche darauf errichtet wurden und die Überreste des Baus zum größten Teil zerstört waren. Der obere Kultbau lässt sich um die Mitte des 5. Jhs. bzw. etwas später datieren69. Somit fällt seine Errichtung, die eine Vergrößerung und Monumentalisierung an dieser Stelle bedeutete, mit der Verlage rung des Bischofszentrums auf den Hauptplatz der Stadt zusammen.
Unterhalb und in der nächsten Umgebung der Sophienkirche wurden die meisten römisch-spätantiken Gräber entdeckt, nicht zuletzt, weil dort die meisten Ausgrabungen durchgeführt wurden. 64 Zu diesem Bau mit älterer Literatur Fingarova a. O. (Anm. 4) 37 – 45; zuletzt Văleva a. O. (Anm. 3); zu dem Fußbodenmosaik siehe auch В. Попова [V. Popova], Хронология и стил на мозайките под софийската „Св. София“ [mit engl. Zsf.] [Chronologie und Stil der Mosaiken unter „Sv. Sofija“ in Sofija], in: Stoilova (ed.) a. O. (Anm. 1) 161 – 169. 65 Zu diesen Entdeckungen siehe К. Шалганов [K. Šalganov], Нови данни за архитектурната предистория на базиликата „Света София“ в София [Neue Angaben über die architektonische Vorgeschichte der Basilika „Sveta Sofija“ in Sofija], in: Р. Гичева – К. Рабаджиев [R. Gičeva – K. Rabadžiev] (eds.), Πιτύη. Изследвания в чест на проф. Иван Маразов [Forschungen zu Ehren von Prof. Ivan Marazov] (Сοфия [Sofija] 2002) 581 – 592. 66 Hier muss die Meinung des Ausgräbers Konstantin Šalganov erwähnt werden, dass der erste christliche Kultbau zwischen 311 und 313 als kleine capella memoria errichtet wurde, die nach 313 nach Westen verlängert wurde; im 3. Viertel des 4. Jhs. wurde der Bau mit dem Mosaikfußboden versehen: Šalganov a. O. (Anm. 65) 584 – 591; gleiche Datierung des ersten Kultbaus, aber mit abweichendem Vorschlag für die Bauabfolge bei Bojadžiev a. O. (Anm. 16) 164 – 166. 67 Zu Grabkammer III mit älterer Literatur Fingarova a. O. (Anm. 4) 40 f. 68 Sie haben auch die Errichtung der heute noch stehenden Sophienkirche an dieser Stelle vorbestimmt, da sie von ihrem Bema umschlossen wurden. Also hier kann man von Kontinuität des heiligen Ortes sprechen. 69 Zusammenfassend über diesen Bau mit älterer Literatur Fingarova a. O. (Anm. 4) 45 – 48. 63
Das christliche Erscheinungsbild Serdicas
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Es ist weiterhin anzunehmen, dass diese Kirche im Laufe des 6. – 7. Jhs. verlassen oder zerstört wurde. Auch die Begräbnisse ad sanctos, die die nacheinander existierenden Kultbauten an sich zogen, hörten im 6. Jh. auf. Das Leben hatte sich in Serdica hinter die Festungsmauern zurückgezogen, wo, wie oben dargestellt, die christliche Kirche eine zentrale Stellung innerhalb der Stadttopografie übernommen hatte und Begräbnisse neben ihren Bauten zuließ. Aber auch hier werden am Ende des 6. Jhs. enorme Zerstörungen verzeichnet, die eine mehr als 1 m dicke Schicht hinterlassen haben. Diese Massenzerstörungen der ziemlich stabil errichteten Strukturen führt Ivanov auf eine Naturkatastrophe wie zum Beispiel ein Erdbeben zurück. In den ersten Jahrzehnten des 7. Jhs. werden in den Ruinen kleine Wohnräume eingerichtet bzw. die besser erhaltenen Teile der älteren Bauten werden zu Wohnzwecken genutzt70. Trotz der Erwartungen und der kargen Angaben in den schriftlichen Quellen, dass das Leben innerhalb des befestigten Territoriums ohne Unterbrechung fortgesetzt wurde, haben die neuesten Ausgrabungen hierzu keine Funde aus der Zeit nach dem 7. Jh. feststellen können. Diese erstaunliche Tatsache hat Mario Ivanov zu der Äußerung veranlasst, dass vielleicht das mittelalterliche Sredec an einer anderen Stelle zu suchen ist71.
Schlussfolgerung Aufgrund der oberen Ausführungen ergeben sich folgende Schlüsse über das christliche Erscheinungsbild Serdicas. Das Christentum war im 4. Jh. bereits soweit etabliert, dass sich ihm die Möglichkeit eröffnete, ein wichtiges kirchliches Konzil zu organisieren. Die neuesten Ausgrabungen haben gezeigt, dass anders als früher angenommen die Christianisierung sich von innen nach außen vollzogen hat. Der erste große christliche Kultbau wurde aller Wahrscheinlichkeit nach in der befestigten Stadt errichtet. Er wurde allerdings nicht am Hauptplatz angelegt, sondern im nördlichen Teil der Stadt, wo vermutlich ausreichend Baugrund zur Verfügung stand. Dadurch entstand ein christlicher Bereich innerhalb der Stadttopografie, die vom Verwaltungszentrum durch den decumanus maximus getrennt war. Eine zentrale Position innerhalb der Stadt nahm die Kirche erst dann ein, als der Hauptplatz und die umliegenden Bauten ihre ursprüngliche Bestimmung verloren hatten. Das christliche Erscheinungsbild Serdicas wurde durch die Kirchen extra muros vervollständigt, die dadurch die Zugehörigkeit der Stadt zum Christentum bekundeten. Die oberen Ausführungen ruhen immer noch auf ziemlich vielen Vermutungen und Hypothesen, sodass die Erkenntnisse über das christliche Erscheinungsbild Serdicas auch weiterhin auf unsicheren Füßen stehen.
Dr. Galina Fingarova M. A. Universität Wien Institut für Kunstgeschichte Spitalgasse 2, Hof 9 1090 Wien [email protected]
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Ivanov, Обект a. O. (Anm. 2) 318. Privates Gespräch am 21.08.2012.
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Galina Fingarova
Summary Serdica’s Christian Appearance Based on the results of archaeological excavations conducted in the centre of Sofia in 2010 – 2012 as well as on previously known evidence on the urban topography of Serdica, the present article focuses on the question: How was Christianity integrated and presented in the context of the existing Roman city? This analysis arrives at the following conclusions about the urban landscape. In the 4th c. Serdica was already an established Christian city with the facilities necessary to organise an important ecclesiastical council. The most recent archaeological excavations have shown that, contrary to previous assumptions, that Christianisation was implemented from within the city moving outward. The first monumental Christian building was erected in the fortified city, not on the main square, but rather in the northern part where land was likely available. Thus, within the urban topography a Christian area arose that was separated from the civic centre by the decumanus maximus. Only after the main square and the surrounding civic buildings had lost their original function did the Christian church occupy a central position within the city. Serdica’s Christian appearance was rounded off by the churches extra muros, which manifested the Christian affiliation of the city already in its suburbs. The statements above are still based on quite a few presumptions and hypotheses; therefore work remains to be done in order to substantiate these insights about the early Christian appearance of Serdica.
Nachtrag:
B. Динчев [V. Dinčev], «Св. София» и Сердика [Die «Hl. Sophia« und Serdica]. София [Sofija] 2014 (bulgarisch– deutsch). V. Popova, The martyrium under the Basilica of Saint Sofia in Serdica and its Pavements, in: M. RaкoциJa [M. Rakocija], The Days of St. Emperor Constantine and Helena. Thirteenth International Symposium Niš, 3–5 June 2014. Ниш и Византија [Niš and Byzantium] 13. Niš 2015, 131–150. J. Văleva, Saint Sophia Church: History of Research and New Considerations. ABulg 19/2 (2015) 63–92.
Abb. 1: Ausgrabungen unterhalb vom Marija Luiza-Boulevard, 2012 (Foto: Verf.)
Tafel 62
Tafel 63
Abb. 2: Archäologische Überreste im Zentrum Sofijas, entdeckt zwischen 1878 und 2007; 1: Hauptplatz; 2: bouleuterion; 3: Thermenanlage (Bau III, spätere Georgskirche) und Bau II; 4: Baukomplex östlich der Therme (später in Kirche umgewandelt); 5: repräsentativer Wohnbau; 6: praetorium oder Therme; 7: Mineralquelle; 8: christlicher Kultbau nördlich des decumanus maximus; 9: christliche Basilika in der Nähe der Mineralquelle; 10: Kultbauten und Baptisterium gegenüber dem Osttor der Stadtmauer (nach Šalganov – Kirova a. O. [Anm. 1] 30 Abb. 2)
Tafel 64
Abb. 3: Thermenanlage (Bau III, heutige Georgskirche), Bau II und bouleuterion, Grundriss (nach Ivanov – Bobčev a. O. [Anm. 16] Taf. III)
Abb. 4: Baukomplex östlich der heutigen Georgskirche, Grundriss (nach Stančeva a. O. [Anm. 23] 68 Abb. 2)
Tafel 65
Abb. 5: Georgskirche und Überreste des Baukomplexes östlich davon (Blick von Osten), 2007 (Foto: Verf.)
Abb. 6: Überreste des Baukomplexes östlich der Georgskirche (Blick von Westen), 2007 (Foto: F. Gargova)
Tafel 66
Abb. 7: Platzierung der Festung auf dem Katasterplan Sofijas; gestrichelt die Ausdehnung der West- und Ostnekropole; 1: Kultbauten vor dem Osttor; 2. Lage der heutigen Sophienkirche; 3. Lage des Amphitheaters (nach Stančeva a. O. [Anm. 1] 18 Abb. 5 mit Änderungen der Verf.)
Tafel 67
Abb. 8: Ausgrabungsbereich unterhalb vom Marija Luiza-Boulevard, geodätischer Plan; 1: decumanus maximus; 2: cardo maximus; 3: Baukomplex A2; 4: Baukomplex A6; 5: Baukomplex A5; 6: Baukomplex A1; 7: Baukomplex A3; 8: Baukomplex A4; 9: Baukomplex A7; 10: Baukomplex A8; 11: Apsis; 12: Basilika bei der Mineralquelle (K. Andreev – S. Gălăbov – V. Kitov, unpubliziert)
Tafel 68
Abb. 9: decumanus maximus und Bauten nördlich davon, entdeckt bei den Ausgrabungen 2010–2012 unterhalb vom Marija Luiza-Boulevard, 2012 (Foto: Verf.)
Abb. 10: domus A5 und die Apsis westlich davon, die den cardo überbaut (Blick von Süden), 2012 (Foto: Verf.)
Tafel 69
Abb. 11: Apsis, gebaut auf dem cardo, westlich der domus 5 (Blick von Süden), 2012 (Foto: Verf.)
Abb. 12: Apsis der Basilika bei der Mineralquelle (Blick von Westen), 2012 (Foto: Verf.)
Tafel 70
Abb. 13: Kultbauten und Baptisterium gegenüber dem Osttor der Stadtmauer, Grundriss (nach Stančeva a. O. [Anm. 57] 160 Abb. 1)
Abb. 14: Piscina des Baptisteriums gegenüber dem Osttor der Stadtmauer, heute im Garten des Archäologischen Museums in Sofija, 2007 (Foto: Verf.)
Abb. 15: Vorgängerbauten der Sophienkirche, rekonstruierter Grundriss (Plan: V. Kitov nach S. Bojadžiev, publiziert bei Fingarova a. O. [Anm. 4] Taf. 9 Abb. 12)
Tafel 71
Tafel 72
Abb. 16: Erster Vorgängerbau der Sophienkirche mit dem unteren Mosaikfußboden, rekonstruierter Grundriss (nach С. Бояджиев [S. Bojadžiev], Софийската църква „Св. София“ [Die Sofioter Kirche „Sv. Sofija“]. Сοфия [Sofija] 1967, 15 Abb. 4)
Abb. 17: Basisplatten unterhalb des östlichen Mosaikteils des ersten Vorgängerbaus der Sophienkirche, 2007 (Foto: Verf.)
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Valeri Jotov – Aleksandăr Minčev
Der frühchristliche Kirchenkomplex am Kap Sveti Atanas bei Bjala, Region Varna (Ende 4. – Anfang 7. Jh.) Vorläufiger Bericht Einleitung Die ersten und bis vor kurzem einzigen Angaben über die spätantike Festung auf Kap Sveti Atanas bei Bjala, Bezirk Varna, sind den Begründern der bulgarischen Archäologie Karel und Hermenegild Škorpil zu verdanken. In einem Artikel im Jahr 1892 über die archäologischen Objekte an der bulgarischen Schwarzmeerküste veröffentlichten sie eine kurze Beschreibung der Umgebung des damaligen Dorfes Ak dere oder Aspro (heute Bjala) und der Festungsreste am Kap sowie einen allgemeinen Plan1. Bei den 2009 – 2012 durchgeführten archäologischen Ausgrabungen am Kap Sveti Atanas wurden die allgemeine Charakteristik und die Chronologie des Objekts geklärt. An dieser Stelle befindet sich eine spätantike Festung (Ende 4. – Anfang 7. Jh.), deren östlicher Teil über einem thrakischen Kultzentrum (nach vorläufigen Angaben in das 5. – 1. Jh. v. Chr. zu datieren) liegt. Es wurden auch einige Festungsteile, die Trasse der Befestigungsanlage sowie einzelne Gebäudegruppen (Wohn- und Wirtschaftsgebäude), eine Badeanlage und die Überreste einer Kaserne freigelegt. Vollständiger wurde der frühchristliche Komplex erforscht, der eine Basilika, die Wohnung des Hauptpriesters oder möglicherweise des hiesigen Chorbischofs, zwei Baptisterien, eine Heilquelle sowie ein Weinhaus und Keramiköfen für Küchenware (wahrscheinlich mit der Tätigkeit des Komplexes verbunden) einschließt (Abb. 1 a)2. Die Topografie des frühchristlichen Komplexes Der frühchristliche Komplex (Abb. 1 b) liegt am östlichen Hang vom Kap Sveti Atanas. Das Terrain weist eine natürliche gleichmäßige Neigung nach Süden auf – darauf sind die Unterschiede in den Niveaus einiger Gebäude zurückzuführen. In der Antike ragte es vermutlich noch weiter ins Meer hinein.
Die Basilika Die untersuchte Basilika ist dreischiffig, mit Apsis und Narthex (Abb. 2 a. b). Die Außenmaße der Kirche sind wie folgt: Länge 22,50 m und Breite 14 m (Innenbreite 12 m). Die Mauern sind aus bearbeiteten und unbearbeiteten Steinen gebaut, manchmal auch aus Ziegeln. Die nördliche und Abschnitte der west-
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К. Шкорпил – Х. Шкорпил [K. Škorpil – H. Škorpil], Североизточна България в географическо и археологическо отношение [Nordostbulgarien in geografischer und archäologischer Hinsicht], in: СбНУНК [SbNUNK] 7, Паметници из Българско [Denkmäler in Bulgarien] (София [Sofija] 1892) 42 f. Abb. 22. В. Йотов – Ал. Минчев [V. Jotov – Al. Minčev], Късноантична крепост на нос Свети Атанас до град Бяла, Варненско [Spätantike Festung am Kap Sveti Atanas nahe der Stadt Bjala, Region Varna], in: АОР през 2009 г. [AOR im Jahr 2009] (София [Sofija] 2010) 282 – 284; АОР през 2010 г. [AOR im Jahr 2010] (София [Sofija] 2011) 243 – 245; АОР през 2011 г. [AOR im Jahr 2011] (София [Sofija] 2012) 229 f.; siehe auch В. Йотов – Ал. Минчев [V. Jotov – Al. Minčev], Късноантична крепост на нос Св. Атанас [Spätantike Festung am Kap Sveti Atanas] (Варна [Varna] 2013).
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Valeri Jotov – Alexandăr Minčev
lichen Mauer sind bis 1,40 m erhalten, die südliche bis 0,30 m. Die nördliche Mauer ist 1 m breit und die südliche Grundmauer 0,80 m. Weißer Mörtel mit zerstampften Ziegeln hält die Steine im Fundament bzw. in den Mauern zusammen. Im östlichen Teil des Gebäudes wurden zwei zeitlich auseinanderliegende Apsiden entdeckt: Die ältere, von der leider nur ein Segment südöstlich der Kirche erhalten ist, weist einen kleineren Durchmesser auf; die jüngere Apsis wurde bis zum Ende der Basilika benutzt. Frühchristliche Basiliken (Ende 4. – 6. Jh.) mit ähnlichem Plan sind massenhaft auf der Balkanhalbinsel verbreitet, deshalb führen wir nur einige aus Bulgarien3, Rumänien (Norddobrudža)4 und Griechenland5 an. Unmittelbar neben dem Fundament der jüngeren (völlig erhaltenen) Apsis wurde einer der Kirchenaltartische mit rechteckiger Tischplatte zusammen mit drei seiner Tragsäulen (Tischbeinen) vorsätzlich „begraben“ (Abb. 3 a–c). Die Deponierung des Tisches geschah nach der Zerstörung der älteren Apsis (Kirche). Jedes der Tischbeine ist aus einem Stück Marmor geformt und weist eine quadratische Basis (zwei davon mit eingeritzten griechischen Buchstaben) sowie ein kleines Kapitell spätkorinthischen Typs auf (Abb. 3 d–f)6. Der Tisch gehört zum Typ F nach der Typologie von E. Chalkia7. In Bulgarien sind reichliche Fragmente solcher rechteckiger Tische bekannt. Fast völlig erhaltene Exemplare gibt es aus Kovačevec in der Umgebung von Popovo, aus Novae bei Svištov, Oreše bei Goce Delčev und Galata bei Varna – alle stammen aus dem 5. – 6. Jh.8. Ähnlich geformt ist auch der marmorne Altartisch aus der Felsenkirche in Khirbet ed-Deir in der judäischen Wüste, der in das 6. Jh. datiert ist9. Derartige Tischbeine sind auch aus frühchristlichen Basiliken des 5. – 6. Jhs. in Chersonesos Taurica10, auf der Insel Vis in Kroatien11 usw. bekannt. Nordöstlich der Apsis (an der Ostwand des nördlichen Schiffes) gab es einen mit einer hölzernen Tür verschließbaren Eingang, der wahrscheinlich in einen offenen Raum mit Schutzdach führte. Südlich der Apsis wurden Grundmauerreste eines rechteckigen Raums entdeckt, welcher aber in den letzten Jahren der Existenz des christlichen Komplexes nicht mehr benutzt wurde.
Н. Чанева-Дечевска [N. Čaneva-Dečevska], Раннохристиянската архитектура в България ІV–VІ в. [Die frühchristliche Architektur in Bulgarien 4. – 6. Jh.] (София [Sofija] 1999) 178 Abb. 6: Basilika Sveti Ilija bei Galata in der Nähe von Varna (datiert wird sie in die Zeit „vor dem 6. Jh.“); 193 f. Abb. 20: Basilika Nr. 2 in der Festung Krumovo Kale nahe Tărgovište (2. Hälfte 5. – 6. Jh., aber mit Polygonalapsis); 202 f. Abb. 29: Bischofsbasilika auf Carevec, Veliko Tărnovo (5. – 6. Jh.); 237 – 239 Abb. 56: Basilika Nr. 2 in Kabyle bei Jambol (4. Jh.?); В. Попова [V. Popova], Две раннохристиянски базилики в околностите на Никополис ад Нестум [Zwei frühchristliche Basiliken in der Umgebung von Nicopolis ad Nestum], in: С. Станев – В. Григоров – В. Димитров [S. Stanev – V. Grigorov – V. Dimitrov] (eds.), Изследвания в чест на Стефан Бояджиев – Studies in Honour of Stefan Boyadzhiev (Сοфия [Sofija] 2011) 280 f. Abb. 8: Basilika in der Gegend Gramadeto bei Gărmen, Bezirk Blagoevgrad (3. Viertel 5. – Anfang 6. Jh.) u. a. 4 V. Lungu, L’evoluzione tipologica delle basiliche della Scythia Minor, in: N. Cambi – E. Marin (eds.), Acta XIII CIAC, Split – Poreč (25.9. – 1.10.1994) 3, StAntCr 54 (=VjesDal Suppl. vol. 87 – 89) (Città del Vaticano – Split 1998) 451 – 460 und figs. 1 – 18 (460 – 462) hier fig. 7 (Argamum/Orgame) und fig. 14 (Histria). 5 R. Krautheimer, Early Christian and Byzantine Architecture, Pelican History of Art Z24 (Harmondsworth 1965) 81 f. Abb. 28 (Basilika in Mastichari, Kos, 5. Jh.). 6 Derart modelliert sind auch die Säulen des rechteckigen Altartisches der Basilika Nr. 1 in der Gegend Gramadeto bei Gărmen (Nicopolis ad Nestum), Bezirk Blagoevgrad: Popova a. O. (Anm. 3) 283 f. Abb. 11. 7 E. Chalkia, Le mense paleocristiane. Tipologia e funzioni delle mense secondarie nel culto paleocristiano, StAntCr 47 (Città del Vaticano 1991) 75 f.; Abb. 44. 69. 8 В. Тенекеджиев [V. Tenekedžiev], Раннохристиянски богослужебни маси от България. Опит за изработване на типология [Frühchristliche liturgische Tische aus Bulgarien. Versuch der Ausarbeitung einer Typologie], in: E. Пенчева [E. Penčeva] (ed.), Stephanos Archaeologicos in honorem Professoris Stephcae Angelova, StA Universitatis Serdicensis Suppl. 5 (Sofia 2010) 442; 458 f. Abb. 1. 3. 4 und die dort zitierte Literatur. 9 Y. Hirschfeld, The Cave Church at Khirbet ed-Deir, in: Y. Tsafrir (ed.), Ancient Churches Revealed (Jerusalem 1993) 252 f. Abb. 17. 10 А. Б. Биернацкий [A. B. Biernackij], Алтарные части и их оснащение в базиликах Херсонеса Таврического [Altarräume und ihre Ausstattung in den Basiliken der Taurischen Chersonesos], in: Ю. А. Бабинов – Х. Хоффманн – Н. А. Алексеенко [Ju. A. Babinov – H. Hoffmann – N. A. Alekseenko] (eds.), Культовые памятники в мировой культуре. Археологический, исторический и философский аспекты [Kultische Denkmäler in der Weltkultur. Archäologische, historische und philosophische Aspekte] (Севастополь [Sevastopol] 2004) 14 f.; 28 Abb. 7. 11 B. Kirigin, Late Roman Period on the Island of Vis and Its Archipelago: The Archaeological Evidence, in: Cambi – Marin (eds.) a. O. (Anm. 4) 429 – 436; figs. 1 – 9 (437 – 440) 440: fig. 8. 3
Der frühchristliche Kirchenkomplex am Kap Sveti Atanas bei Bjala, Region Varna
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Die Fußböden im Altarraum, im Naos und im Narthex waren mit Ziegeln in Abmessungen 0,30 × 0,30 m und 0,43 × 0,43 m belegt. In den einzelnen Teilen des Gebäudes weisen sie unterschiedliche Anordnung auf: Im Narthex, in den Seitenschiffen und im Presbyterium bilden sie horizontale Reihen; im Mittelschiff Felder und diese sind diagonal angeordnet. Die Böden aus Ziegeln sind für frühchristliche Basiliken auf der Balkanhalbinsel, insbesondere in Bulgarien, sehr typisch12. Ungefähr 0,15 m unter dem vorgefundenen Bodenniveau wurden Reste eines älteren Fußbodens freigelegt; dieser war auch aus Ziegeln, doch mit kleineren Abmessungen von 0,30 × 0,15 m (Abb. 4). Darauf liegt eine beträchtliche Brandschicht. Sie wurde – zum Einebnen und als Unterlage für den jüngeren Ziegelfußboden – mit Sand zugeschüttet. In der Aufschüttung fand man kupferne Münzen kleinen Nominalwertes vor allem aus der 2. Hälfte des 4. und der 1. Hälfte des 5. Jhs.13. Im östlichen Teil der Basilika wurden zahlreiche marmorne Fragmente entdeckt, die ohne Zweifel mit der Gestaltung des Altarraums zu verbinden sind. Darunter gibt es fast völlig erhaltene und fragmentierte rechteckige Platten und Säulchen der Altarschranke (Abb. 5 a–c), zwei Basen und ein Bruchstück von der Säule eines Ciboriums sowie kleinere Fragmente von Altartischen. Die Schrankenplatten sind mit Reliefkreuzen verziert, in einen Kreis oder in ein Rechteck eingeschrieben. Diese Art ist für Altarschranken frühbyzantinischer Zeit (4. – 6. Jh.)14 üblich. Die vordere, am weitesten westlich gelegene Reihe der Altarschranken reichte bis zum erhöhten Niveau der erhaltenen Fußbodenplatten in diesem Teil der Basilika (Abb. 2 b). 2,30 m östlich der Schranke, im Zentrum des Altarraums, wurde eine rechteckige Basis mit Abmessungen 1,65 × 0,85 × 0,32 m freigelegt (Abb. 6) auf der der Altartisch stand. In 0,60 m Entfernung von dem unteren Bogenteil der Apsis wurde ein dreistufiges Synthronon entdeckt. In seiner Mitte gab es einen Bischofsthron mit einem massiven unten eingemauerten Stein – die Thronbasis (Abb. 6). Der Raum zwischen der Apsiswand und dem Synthronon war mit Erde und Fragmenten von Bau- und Tischkeramik ausgefüllt. Der Mörtelputz an der Apsiswand wies lineare Ausschmückung auf sowie Wandmalereien in der al secco-Technik. Die Fragmente wurden vor allem in der Aufschüttung hinter dem Synthronon entdeckt und zeigen pflanzliche Motive in Grün und Rot (Abb. 7). Verstreute kleine Blüten (eine symbolische Darstellung des Himmelsgartens) stellen seit römischer Zeit ein beliebtes Dekorationsmotiv für Wände und Decken dar, das auch in der frühchristlichen Malerei – zum Beispiel in den römischen Katakomben – fortlebt15. Auf diese Weise wurde auch der sogenannte Apsidensaal in Ephesos, Kleinasien, ausgeschmückt16. Die gleiche symbolische Bedeutung hat auch der Blumenschmuck der Gewölbe bzw. Wände einiger frühchristlicher Grabstätten, ebenso in Bulgarien. Mit kleinen grellen Blumen sind die Nischen einer Grabstätte in Hissarja aus dem 4. Jh.17 sowie Grabkammer Nr. 8 der frühchristlichen Nekropole unter der Basilika Sveta Sofija in Sofija (wahrscheinlich
Dieselbe Aufmachung weist auch der Ziegelboden in der Basilika des antiken Еrite an der Mündung von Kamčia 20 km nördlich von Bjala auf, die wahrscheinlich auch aus dem 5. – 6. Jh. stammt: С. И. Покровски [S. I. Pokrovski], Християнска базилика до устието на Камчия [Eine christliche Basilika an der Mündung von Kamčia], ИБАИ [IBAI] 14, 1940 – 1942, 252 – 255 Abb. 346. 347. 349; siehe noch Čaneva-Dečevska a. O. (Anm. 3) 148. In der Nähe von Bjala gibt es mehrere Basiliken des 5. – 6. Jhs. mit Ziegelfußböden. Sie befinden sich in Odessos (Varna), dem größten christlichen Zentrum der Region, eine ist in Galata in der Gegend Kajalăka bei Varna (Ende 4. Jh. – 6. Jh.), eine weitere in Devnja, dem antiken Marcianopolis, und eine in Silistra, dem antiken Durostorum: Ал. Минчев [Al. Minčev], Ранното християнство в Одесос и околностите му [Das Frühchristentum in Odessos und seiner Umgebung], ИНМВ [INMV] 22 (37), 1986, 35 f. (Odessos); 38 (Galata); А. Ангелов [A. Angelov], Марцианопол. История и археология [Marcianopol. Geschichte und Archäologie] (Варна [Varna] 1999) 46 – 48; Г. Г. Атанасов – Н. Д. Руссев [G. G. Atanassov – N. D. Russev], Раннехристианская базилика Дуросторума [Eine frühchristliche Basilika von Durostorum], Stratum plus 2005 – 2009, H. 5, 603 – 605 Abb. 1. 3. 4. 13 Die Münzen wurden von Joto Valeriev, Doktorand an der Sofioter Universität „Kliment Ohridski“, bestimmt. Sie werden bald in einem Sonderband publiziert. 14 В. Лилчиќ [V. Lilčik], Македонскиот камен за боговите, христијаните и за живот по животот. Античка камена архитектонска пластика во Република Македонија [Der makedonische Stein für die Götter, die Christen und für das Leben nach dem Tod. Antike Bauplastik aus Stein in der Republik Makedonien] 2, Monumenta Macedoniae 6 (Скопjе [Skopje] 2002) 1038 – 1342. 15 R. Pillinger, Kleiner Führer durch das Sieben Schläfer-Coemeterium in Ephesos, MiChA 7, 2001, 26 – 34. 16 Pillinger a. O. (Anm. 15) 30 f. Abb. 7. 17 Д. Овчаров – М. Ваклинова [D. Ovčarov – M. Vaklinova], Ранновизантийски паметници от България IV–VII век [Frühbyzantinische Denkmäler aus Bulgarien 4. – 7. Jh.] (София [Sofija] 1978) 28; Abb. 52. 53. 12
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Valeri Jotov – Alexandăr Minčev
4. – 5. Jh.) dekoriert18. In der unteren Zone der Apsiswand der Basilika bei Bjala hat es vermutlich verschiedenfarbige Felder bzw. Streifen gegeben. Die Basilika des 5. – 6. Jhs. in Cărkvište bei Pirdop weist auch eine dunkelgrüne Verzierung im unteren Bereich der Wände auf, von roten Streifen umrahmt19. Die drei Schiffe der Basilika am Kap Sveti Atanas sind durch Stylobate getrennt. Der Stylobat zwischen dem Nord- und dem Hauptschiff ist gut erhalten und aus großen Steinplatten geformt (Abb. 2 a. b). Auf den steinernen Platten des nördlichen Stylobats sind nicht nur die Plätze erkennbar, wo die Säulen befestigt waren, sondern auch Längsrinnen – das zeigt, dass es hier eine Zwischensäulenwand gegeben hat. Die Abnutzungsspuren auf der letzten Steinplatte am östlichen Rand bzw. auf der Randplatte am weitesten westlich deuten darauf hin, dass es hier Eingänge vom Haupt- zum Nordschiff gegeben hat. Der Stylobat zwischen dem Haupt- und dem Südschiff ist nicht erhalten, sein Fundament weist jedoch die gleiche Konstruktion wie diese des nördlichen auf. Die Säulen und die Kapitelle waren aus Kalkstein. Alle Kapitelle wurden in sehr fragmentarischem Zustand entdeckt, man kann sie jedoch auf den „spätkorinthischen“ Typ beziehen, der für frühchristliche Gebäude in Bulgarien und besonders an der westlichen Schwarzmeerküste üblich ist. Derartige Kapitelle (aus Marmor) kennen wir aus der Basilika bei Galata in der Nähe von Varna20, aus einer Kirche in Erite an der Mündung des Kamčiaflusses (ca. 5. – 6. Jh.)21, aus einer der frühchristlichen Kirchen in Varna (5. – 6. Jh.), aus der Kleinen Basilika mit Mosaiken in Plovdiv (2. Hälfte 5. – 6. Jh.)22 und andere. Die genaue Zuteilung unserer Kapitelle ist schwer zu bestimmen, sie scheinen jedoch zum Typ II nach A. Pralong23 am besten zu passen. Vom Narthex ist nur die nördliche Hälfte relativ gut erhalten (Abb. 8); er bildet einen rechteckigen Raum mit den Innenausmaßen 4,50 × 3,10 m. In der steinernen östlichen Mauer gab es am Anfang einen Eingang zum Nordschiff. Dieser Eingang wurde später durch eine steinerne Zwischenwand vermauert, die einer kleinen Apsis mit Fenster in der Mitte glich. Die östliche Wand ist in opus mixtum gebaut – der untere Teil und das Fundament aus bearbeitetem Stein, der obere mit Ziegelreihen. Die südliche Mauer, die neben dem Eingang zur Kapelle war, bestand aus Dachziegelfragmenten und Ziegeln mit Lehm zusammengehalten. Unter dieser Kapelle lag eigentlich das Baptisterium der ersten Kirche. Die Kirche hatte auch mehrere Fenster. Es wurden überall Fragmente von Fensterglas und von den bleiernen Verbindungsstücken entdeckt. Die meisten wurden in der Nähe der Apsis und der nördlichen und der westlichen Wand gefunden. Westlich des Eingangs der Kirche gab es einen Pfad aus Steinplatten. Heute ist nur seine nördliche Hälfte erhalten (Abb. 2 a. b). Der Pfad führte nach Norden zu einem Gebäude mit drei Räumen (Abb. 1 a. b); dieses liegt parallel zu der Ost-Westachse der Kirche. Über vier steinerne Stufen gelangte man zu dem wichtigsten, östlich gelegenen Raum, dem Baptisterium Nr. 2 (siehe unten).
Baptisterium Nr. 1 Wie schon gesagt, befand sich das Baptisterium Nr. 1 im nördlichen Teil des Narthex der ersten Kirchenanlage. In relativ gutem Zustand sind das Fundament mit einem kreisförmigen Becken und zwei Stufen erhalten (Abb. 9 a. b). Das Fundament ist aus Stein, Ziegeln und Bauabfällen gebaut und das Becken mit glattem, wasserfestem Putz bedeckt. Die entdeckten über 1 m3 Anstrichfragmente beweisen, dass das Taufbecken in seinem Originalzustand wahrscheinlich bis zu 1 m hoch war. Vom Baptisterium gab es einen Eingang zum Nordschiff.
Ovčarov – Vaklinova a. O. (Anm. 17) 29 Abb. 47. 48. Ovčarov – Vaklinova a. O. (Anm. 17) 24. 20 М. Мирчев [M. Mirčev], Разкопки на тракийското селище край с. Галата [Ausgrabungen der thrakischen Siedlung beim Dorf Galata], ИВАД [IVAD] 9, 1952, 12 Abb. 18. 21 Pokrovski a. O. (Anm. 12) 254 Abb. 348. 22 M. Bospachieva, A Small Early Christian Basilica with Mosaics at Philippopolis (Plovdiv), ABulg 6, 2002, H. 2, 62 f.; 69 Abb. 16. 23 A. Pralong, La typologie des chapiteaux corinthiens tardifs en marbre de Proconnèse et la production d’Alexandrie, RA 2000, H. 1, 86 Abb. 7a; 88. 18 19
Der frühchristliche Kirchenkomplex am Kap Sveti Atanas bei Bjala, Region Varna
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Nach seiner Form gehört das Becken zum Typ 9 „Kreis im Rechteck“ (“cercle sur rectangle”) der Typologie von A. Khatchatrian24. Diese Form ist für den Osten sehr charakteristisch, ähnliche Piscinen hat man jedoch auch in anderen Provinzen des frühen Byzanz und sogar in kleineren Dorfkirchen aus dem 6. – 7. Jh. – zum Beispiel in Spanien25 – entdeckt. Zurzeit aber ist dies das einzige Taufbecken in dieser Form in Bulgarien. Die frühchristlichen Baptisterien des heutigen Bulgarien sowie in anderen Gebieten des frühen Byzanz befinden sich normalerweise außerhalb der Kirchengebäude. Sehr oft stellen sie einen Raum (mit oder ohne Apsis) dar, der sich an das Kirchengebäude anschließt26. Selten befinden sie sich im Inneren des Kirchengebäudes. Dies ist zum Beispiel der Fall bei der Basilika in Galata nahe Varna aus dem 5. – 6. Jh. Das Baptisterium ist hier in einem gesonderten Raum, und zwar im nordwestlichen Teil des Narthex27. An derselben Stelle wie in Bjala – in der nordwestlichen Kirchenecke – befindet sich auch das Baptisterium der Kirche in der Gegend Džanavara nahe Varna (6. Jh.), doch in einem separaten Raum28. In der sogenannten Kleinen Basilika von Heraclea Lyncestis (heute Bitola, Republik Makedonien) aus der Mitte des 6. Jhs. nimmt das Baptisterium einen zentralen Platz im Narthex ein29. Die Innenwände des Baptisteriums Nr. 1 waren mit Wandmalereien ausgeschmückt, ausgeführt in der Technik al secco. Davon sind zahlreiche, vor allem sehr kleine Fragmente in verschiedenen Farben erhalten (Abb. 10 a. b). Unter den größeren gibt es ein Fragment mit der zum Teil erhaltenen Darstellung eines Heiligen – am wahrscheinlichsten Jesus Christus (Abb. 11). An diesem Fragment, wenn auch klein, ist zu sehen, dass die Wandmalereien das Werk eines erfahrenen Künstlers waren, der sichere Hand besaß und die christliche Ikonografie gut kannte. Auf dieselbe Art und Weise wurde Christus auch in einer frühchristlichen Kirche in Palmyra, Syrien (Anfang 5. Jh.) künstlerisch gestaltet30. Darstellungen von Jesus Christus, den Aposteln und der Jungfrau Maria sollen schon im 1. Jh. gemalt worden sein, seit dem 4. Jh. werden diese sacrae imagines verwendet, nicht nur in Form von Ikonen, sondern auch als Malereien an den Wänden der Kirchengebäude31. In Bjala gibt es auch zwei Fragmente mit zum Teil beschädigten Inschriften. Es sind die lateinisch geschriebenen Namen MARIA (Abb. 12) und HIE[S]US oder HRE[S]US (?) (Abb. 13), die mit schwarzer Farbe auf weißem Grund horizontal aufgemalt sind. Es gibt auch ein Fragment mit Resten eines drapierten Gewandes in Braun (Abb. 10 b), ferner mit Pflanzen, Teile eines Nimbus (?) (Abb. 10 a) und andere. Was die erste Inschrift betrifft, so besteht kein Zweifel, dass sich der Name „Maria“ auf die Muttergottes bezieht32, denn sie wurde in der frühchristlichen Epoche, vom 1. bis zur Mitte des 5. Jhs., wie auch später, sehr oft derart genannt. Mit diesem Namen erscheint sie nur noch einmal in Bulgarien – in einer griechischen Akklamationsinschrift aus Nessebăr wahrscheinlich aus dem 5. – 6. Jh.33. Die Beschädigungen an der zweiten Inschrift erschweren ihre Entzifferung. Sie kann jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit als Jesus [Christus] gedeutet werden. Die Namensform „Hiesus“ hielt E. Nestle A. Khatchatrian, Origine et typologie des baptistères paléochrétiens (Mulhouse 1982) 71; siehe auch A. Khatchatrian, Les baptistères paléochrétiens. Plans, notices et bibliographie (Paris 1962) 18 Abb. 145. 25 G. Ripoll – I. Velázquez, Origen y desarrollo de las parrochiae en la Hispania de la antigüedad tardía, in: Ph. Pergola – P. M. Barbini (eds.), Alle origini della parrocchia rurale (IV–VIII sec.). Atti della giornata tematica dei Seminari di Archeologia Cristiana (BEFAR – 19 marzo 1998), SSAC 12 (Città del Vaticano 1999) 123 – 125 Abb. 2. 26 Čaneva-Dečevska a. O. (Anm. 3) 107 – 112 Abb. 75 – 80. 27 Mirčev a. O. (Anm. 20) 4 Plan 1; 6 Abb. 7. 28 Ал. Минчев [Al. Minčev], Спасителни разкопки на раннохристиянска църква в м. „Джанавара“ край Варна [Rettungsgrabungen einer frühchristlichen Kirche in der Gegend Džanavara bei Varna], in: АОР през 2007 г. [AOR im Jahr 2007] (София [Sofija] 2008) 500 – 503 Abb. 1 – 3. 29 Lilčik a. O. (Anm. 14) 538 VІІ-79. 30 M. Gawlikowski, Eine neuentdeckte frühchristliche Kirche in Palmyra, in: E. M. Ruprechtsberger (Red.), Syrien. Von den Aposteln zu den Kalifen (Ausstellungskatalog Linz, Stadtmuseum Nordico 3. Dezember bis 4. April 1993 u. a.) LAF 21 (Mainz/Linz 1993) 150 – 157 hier 153 Abb. 3. 31 А. Грабар [A. Grabar], Портретът в старохристиянската иконография [Das Porträt in der altchristlichen Ikonografie], in: А. Грабар [A. Grabar], Избрани съчинения [Ausgewählte Schriften] 2 (София [Sofija] 1983) 243 – 247. 32 D. Mazzoleni, Riferimenti a Maria nell’epigrafia cristiana dei primi secoli, Theotokos 11, 2003, H. 1, 155 – 176. 33 V. Beševliev (Hrsg.), Spätgriechische und spätlateinische Inschriften aus Bulgarien, BBA 30 (Berlin 1964) 105 Nr. 156; Taf. 59 Abb. 163. 24
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für eine der frühesten in der christlichen Kultur. „Ihesus“ erscheint nach demselben Autor erst in den schriftlichen Quellen des 6. Jhs.34. In einer der frühchristlichen Grabstätten in Thessaloniki wurde der Name Jesus ähnlich, doch Griechisch geschrieben. Er ist dort als der Gute Hirte dargestellt und sein Name als HEICOY wiedergegeben35. Die Inschriften aus Bjala stellen rare und wertvolle Funde aus den Anfängen des Christentums auf der Balkanhalbinsel dar. Es sind eigentlich die ältesten Inschriften mit den Namen der Muttergottes und Jesu Christi in den Gebieten Bulgariens. Es ist interessant, dass eine frühchristliche Inschrift des 6. Jhs., die sich in einem Baptisterium in Barcelona befindet, auf die gleiche Art und Weise – mit schwarzer Farbe auf engem Streifen weiß mit zwei Farben von unten und von oben umrahmt – gestaltet ist. Der Text dieser teilweise erhaltenen lateinischen Inschrift ist auch mit Gott zu verbinden: Das Wort DOMIN[...] ist dort enthalten36. Wenn auch selten, wurden frühchristliche Baptisterien mit Wandmalereien verziert, und zwar auf verschiedene Art und Weise37. Das Baptisterium Nr. 1 der Festung bei Bjala macht in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Seine Wandmalereien, obwohl fragmentarisch, gehören ohne Zweifel zu den wenigen erhaltenen figürlichen Darstellungen aus der frühchristlichen Epoche in Bulgarien38. Nachdem das Baptisterium Nr. 1 aufgegeben und der obere Teil der Piscina zerstört wurde, ebnete man das ganze Gelände ein und schüttete es mit Sand zu. Darauf legte man einen Fußbodenbelag aus 0,30 × 0,30 m großen Ziegeln. Unter dem Ziegelboden blieben das Taufbecken und die Wandmalerei fragmente „begraben“. Die Lage und die stratigrafische Charakteristik der freigelegten Anlagen in diesem Teil der Basilika weisen darauf hin, dass das Baptisterium Nr. 1 am Ende des 4. – Anfang des 5. Jhs. errichtet und bis zur Mitte des 5. Jhs. benutzt wurde. Davon zeugen die Münzen, die unter den Fußbodenplatten gefunden wurden: Sie stammen aus der 2. Hälfte des 4. und der 1. Hälfte des 5. Jhs.
Die Umgestaltung des ehemaligen Baptisteriums in eine Kapelle Gegen Anfang des 6. Jhs. dürfte der Raum im nördlichen Teil des Narthex in eine Kapelle umgewandelt worden sein (Abb. 8. 9). Die Umgestaltung eines Baptisteriums in eine Kapelle ist für die frühchristliche Architektur typisch39. Eines der am besten untersuchten Beispiele stellt die Basilika Nr. 3 in Sufetula
34
E. Nestle, Hiesus-Ihesus und verwandte Fragen, ZNW 9, 1908, H. 3, 248. Ε. Μαρκή [E. Markē], Η νεκρόπολη της Θεσσαλονίκης στους υστερορωμαϊκούς και παλαιοχριστιανικούς χρόνους (μέσα του 3ου έως μέσα του 8ου αι. μ.Χ.) [Die Nekropole von Thessaloniki in spätrömischer und frühchristlicher Zeit (Mitte des 3. bis Mitte des 8. Jhs. n. Chr.)], Δημοσιεύματα του Αρχαιολογικού Δελτίου 95 (Αθήνα [Athēna] 2006) 132 f. Abb. 67; Taf. 3a. 36 M. Mayer – I. Rodà, Visigodos y cristianos en Barcino. A propósito de la inscripción pintada del baptisterio, in: Cambi – Marin (eds.) a. O. (Anm. 4) 511 – 522; hier 522: fig. 1. 37 S. Ristow, Frühchristliche Baptisterien, JbAC Erg. 27 (Münster 1998) 103 Nr. 8 (Abu Mena, 6. Jh.); 152 f. Nr. 233 (Amphissa in Phokis, Ende 4. Jh.); 259 Nr. 723 (Karthago, Douimes, Basilika I, 2. Hälfte 6. Jh.); 219 f. Nr. 542 (Genf, St. Peter, Phase 3, um 400). Zu den Wandmalereien des Baptisteriums in der Hauskirche von Dura Europos (Mitte 3. Jh.) siehe R. Pillinger, Die Bedeutung frühchristlicher Denkmäler für die gegenwärtige Liturgie demonstriert am Beispiel der Taufe, Heiliger Dienst 48, 1994, 292 – 306; zu den Wandmalereien des Baptisteriums in Stobi (Bischofsbasilika, Ende 4. Jh.): C. J. Downing, Wall Paintings from the Baptistery at Stobi, Macedonia, and Early Depictions of Christ and the Evangelists, DOP 52, 1998, 259 – 280. 38 Ein weiteres Beispiel aus Bulgarien für ein Kirchengebäude mit figürlichen Wandmalereien und Inschriften, doch in der Technik al fresco, ist die Basilika (Kirche Nr. 2) bei Han Krum, Bezirk Šumen, aus dem Ende des 4. Jhs.: siehe V. Pace (ed.), Treasures of Christian Art in Bulgaria (Sofia 2001) 126 f. Abb. 22.1 – 2. 39 В. Йотов [V. Jotov], От баптистерия к часовне. Раннехристианская базилика V–VІ вв. в окрестностях г. Бяла [Vom Baptisterium zu einer Kapelle. Eine frühchristliche Basilika des 5. – 6. Jhs. in der Umgebung der Stadt Bjala], in: Климентовский сборник. Материалы VI Международной конференции „Церковная археология. Херсонес – город святого Климента” [Clemens-Sammelband. Materialien der VI. Internationalen Konferenz „Kirchenarchäologie. Chersones – Stadt des Heiligen Clemens“] (Севастополь [Sevastopol] 2013, im Druck). Das ist der Fall auch bei der frühchristlichen Kirche in Isperihovo bei Bracigovo in Bulgarien (Mitte 5. – 6. Jh.): Čaneva-Dečevska a. O. (Anm. 3) 261. 35
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(heute Sbeitla in Tunesien) dar40. Kapellen befinden sich jedoch nur selten im Narthex. Normalerweise stellen sie zusätzliche Räume dar, die sich an das kirchliche Hauptgebäude – den Narthex oder die Osthälfte der Kirche – anschließen. Sehr oft haben sie eine Apsis41.
Baptisterien Nr. 2A und 2B Im Jahr 2010 wurde im Ostraum des dreiteiligen Gebäudes nördlich der Basilika eine kreuzförmige Piscina untersucht (Abb. 14 a. b) und im Jahr 2012 unmittelbar darunter die Überreste eines älteren Baptisteriums freigelegt (Abb. 15). Wegen der stratigrafischen Lage wurde das ältere als Baptisterium Nr. 2A und das jüngere als Baptisterium Nr. 2B bezeichnet.
Baptisterium Nr. 2B Die 2010 untersuchte Piscina des jüngeren Baptisteriums Nr. 2B ist aus Ziegeln und Mörtel gebaut (Abb. 14 a. b). Sie ist kreuzförmig, mit einem zylindrischen Becken in der Mitte des Kreuzes und je zwei Stufen an den vier Seiten. Sie wurde etliche Male umgestaltet. Die Flächen der Stufen waren mit Marmorplatten belegt. Spätere Trennwände errichtete man mit kleinen Ziegeln. In seiner letzten Phase dürfte das Becken nicht so groß wie früher gewesen sein. Es gab eine Öffnung im Boden, woraus das Wasser durch den fragmentierten konischen Körper einer Amphora nach Süden abgeleitet wurde. Seiner Form nach gehört das Wasserbecken des Baptisteriums Nr. 2B zum Typ 21 nach А. Khatchatrian, dem sogenannten „Kreuz im Kreuz“ (“croix dans croix”)42. Mehrere Baptisterien mit dieser Form in Bulgarien sind zu nennen: in der Kirche des 6. Jhs. in der Gegend von Džanavara bei Varna43, in der Kleinen Basilika mit Mosaiken in Plovdiv (Mitte 6. Jh.)44 usw. Kreuzförmige Piscinen dieses Typs sind auch aus Serbien bekannt, zum Beispiel in der Basilika C in Gradina auf der Jelica (5. – 6. Jh.)45 und andere.
Baptisterium Nr. 2A Das 2012 untersuchte, ältere Baptisterium Nr. 2A liegt in einer Tiefe von 0,80 m unter dem Baptisterium Nr. 2B. In der Mitte der kreuzförmigen, aus Ziegeln und Mörtel gebauten Anlage gibt es ein Becken mit der gleichen Form wie in Baptisterium Nr. 1. Es fällt aber auf, dass es eine Nord-Südorientierung46 aufweist (Abb. 16 a. b). Dieses Becken ist auch mit wasserfestem Putz aus rosafarbigem Mörtel bestrichen, wie es beim Baptisterium Nr. 1 der Fall ist. Das Taufbecken im Baptisterium Nr. 2A gehört zum Typ 9 „Kreis im Rechteck“ (“cercle sur rectangle”) nach der Klassifikation von A. Khatchatrian47. Das Baptisterium Nr. 2A wurde ohne Zweifel nach der Zerstörung von Baptisterium Nr. 1 errichtet. Das geschah, wie schon erwähnt, um die Mitte des 5. Jhs. Das Baptisterium Nr. 2A hatte einen Eingang an der östlichen Seite (Abb. 15 b), der später zugemauert wurde, und noch einen in der westlichen 40
N. Duval, Église et temple en Afrique du Nord, BAParis N. S. 7, 1971, 275 f. Kapellen mit Apsiden, die sich an die Kirche anschließen, haben in Bulgarien die Basiliken aus dem 5. – 6. Jh. in Branipole bei Plovdiv, in Isperihovo nahe Bracigovo, Bezirk Plovdiv, in der Gegend Gradište bei Gabrovo, in der Gegend Jurta, Hissarja, in Krăn in der Umgebung von Kazanlăk und andere: Čaneva-Dečevska a. O. (Anm. 3) 102 f. Abb. 71. 42 Khatchatrian, Origine et typologie a. O. (Anm. 24) 74. 43 Minčev a. O. (Anm. 28) 500 – 502 Abb. 1 – 3. 44 Bospachieva a. O. (Anm. 22) 60 – 62; 63 Abb. 4; 68 Abb. 14. 45 M. Mилинковић [M. Milinković], Градина на Јелици. Рановизантијски град и средњовековно насеље [Die Gradina auf der Jelica. Frühbyzantinische Stadt und mittelalterliche Siedlung] (Београд [Beograd] 2010) 147 Abb. 181. 46 Eine Piscina ähnlicher Form und Orientierung hat auch das Baptisterium des 5. Jhs. in der Basilika Sveti Vid im antiken Narona, Kroatien, das Becken ist aber oktogonal: E. Marin, Narona. Basilique et baptistère paléochrétiens de Sv. Vid, in: Cambi – Marin (eds.) a. O. (Anm. 4) 475 – 485; figs. 1 – 21 (486 – 506) 486 fig. 1; 495 fig. 9. 47 Khatchatrian, Origine et typologie a. O. (Anm. 24) 71. Siehe ähnliche Beispiele bei Khatchatrian, Les baptistères a. O. (Anm. 24) 18 Abb. 145; 26 Abb. 207. 41
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Mauer. In der 1. Hälfte des 6. Jhs. dürfte das Baptisterium Nr. 2B darüber gebaut worden sein. Es wurde nach ein paar Renovierungen und Umbauten bis in die ersten Jahrzehnte des 7. Jhs. benutzt. Mit Rücksicht auf den Gang der Ereignisse in der Epoche der Christianisierung der Städte, Festungen und Siedlungen an der westlichen Schwarzmeerküste und angesichts der Ausmaße und der Form der oben beschriebenen Anlagen kann man mit Sicherheit annehmen, dass das Baptisterium Nr. 1 in der ersten Periode der Christianisierung der hiesigen Bevölkerung vor allem für die Taufe von Erwachsenen benutzt wurde. Deshalb weist das Becken größere Ausmaße bzw. Tiefe auf. Ähnlich ist es auch beim chronologisch nächsten Wasserbecken des Baptisteriums Nr. 2A, das aber eine Nord-Südorientierung aufweist. Das jüngste Baptisterium Nr. 2B hat ein wesentlich kleineres Becken – es war schon vor allem für neugeborene Kinder bestimmt. Die Tatsache, dass der mittlere Raum des dreiteiligen Gebäudes durch einen Eingang mit Baptisterium Nr. 2A verbunden ist, weist darauf hin, dass es sich in diesem Fall um ein Katechumeneion handelt.
Die Wohnung des Hauptpriesters (Chorbischofs?) Unmittelbar südlich der Basilika wurde ein fünfeckiges Gebäude aus grob bearbeiteten Steinen in Lehmbindung und mit Nordostorientierung freigelegt (Abb. 1 a. b; 17). Es verfügte über ein dreiteiliges Erdgeschoss von 16 × 5,30 m mit Wirtschaftsraum im östlichen Teil (in dem man drei Pithoi entdeckte). Daran schließt sich ein Wohnraum mit einer gut gebauten Feuerstelle in der Mitte. Am weitesten westlich gibt es noch einen Raum, auch mit Pithoi, der durch eine Ziegelwand getrennt ist. Die Stratigrafie der Kulturschichten zeigt, dass es sich um ein zweistöckiges Gebäude48 mit Pultdach handelt, das eine Neigung nach Süden aufweist. Es hatte zwei Eingänge – einen im Osten und einen im Süden. In diesem Gebäude wohnten ein (wahrscheinlich der höchstgestellte) oder mehrere Priester, die in dem Kirchenkomplex ihren Dienst versahen. Zu den relativ interessanten Funden dort zählen acht Tonlampen, ganze bzw. fragmentierte Amphoren, zahlreiche Fragmente von Gläsern, bronzene Haken von Glaslampen und Glaslampenfragmente, viele Münzen aus dem 5. – Anfang des 7. Jhs., darunter auch eine Goldmünze des Phokas (602 – 610). Vor dem östlichen Eingang des Gebäudes wurde ein Goldring mit ungewöhnlicher Form entdeckt (Abb. 18). Als Arbeitshypothese kann man annehmen, dass der obere Teil des Ringes möglicherweise eine schematische Nachbildung der Rotunde über dem Grab in Jerusalem darstellt. Eigentlich war das eine Mode des 6. Jhs., die auch in den nächsten Jahrzehnten fortbestand. In diesem Sinn wurde auch ein Goldring interpretiert, der aus Jerusalem stammt (Abb. 19)49. Wohnungen von Priestern bzw. Bischofsresidenzen wurden auch in anderen Gebieten Bulgariens entdeckt. In der Regel sind sie unmittelbar mit den Kirchengebäuden verbunden, manchmal an sie angeschlossen, nicht aber gesondert: zum Beispiel die Wohnung bei der einschiffigen Kirche des 5. Jhs. auf Carevec in Veliko Tărnovo bzw. der Bischofsbasilika, die diese Kirche im 6. Jh. ersetzte50, diejenige bei der Bischofsbasilika in Odessos (5. – 6. Jh.)51 und andere.
Zweistöckige Gebäude mit mehreren aufeinanderfolgenden Räumen finden sich in frühbyzantinischer Zeit auch in Syrien: siehe F. Villeneuve, Wohn- und Siedlungsstrukturen zur Zeit des frühen Christentums in Südsyrien, in: Ruprechtsberger (Red.) a. O. (Anm. 30) 102 – 111; hier 106 Abb. 3. 49 Siehe in diesem Sinn Parallelen des goldenen Ringes aus Jerusalem sowie die Schlussfolgerungen von Y. Meshorer, Ancient Gold Ring Depicts the Holy Sepulchre, BAR 12, 1986, H. 3, 46 – 47 Abb. 1. 2. 50 Čaneva-Dečevska a. O. (Anm. 3) 201 – 203 Abb. 28. 29. 51 Minčev a. O. (Anm. 12) 34; Al. Minchev, Early Christian Double Crypt with Reliquaries at Khan Krum Street in Varna (Ancient Odessos), in: Ал. Минчев – В. Йотов [Al. Minčev – V. Jotov] (eds.), Раннохристиянски мъченици и реликви и тяхното почитане на Изток и Запад. Международна конференция, Варна, 20 – 23 ноември 2003 – Early Christian Martyrs and Relics and Their Veneration in East and West. International Conference Varna, November 20th–23rd 2003, AMV 4 (Варна – Varna 2006) 229 – 256, 257 f. (bulg. Zsf.) 230 – 232 figs. 1 – 3 (figs. 1 – 30 in the Text). 48
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Der Brunnen: Heilquelle (Hagiasmon)? Östlich des Baptisteriums Nr. 2 (A, B) wurde ein Brunnen teilweise untersucht, der in den Felsen ausgehöhlt und in seinem oberen Teil mit Ziegeln ausgeformt ist (Abb. 20 a. b). Der Brunnen weist einen quadratischen Querschnitt von 1,30 × 1,30 m auf. Vom Eingang in der östlichen Mauer des Baptisteriums Nr. 2 (A, B) begann möglicherweise ein Pfad, der direkt zur Brunnenanlage führte. Das Brunnenwasser wurde wahrscheinlich bei der Taufe benutzt. Die Füllung im Inneren des Brunnens (die Aufschüttung wurde bis in eine Tiefe von 5 m weggeräumt) bestand ausschließlich aus Baukeramik des 5. – 6. Jhs. Der Brunnen scheint im 5. – Anfang des 6. Jhs. benutzt worden zu sein, danach wurde er zugeschüttet. In Bulgarien hat man einen ähnlichen Heilbrunnen (Hagiasmon) bei dem frühchristlichen Martyrium in der Nähe von Goleš, Bezirk Silistra, unweit des antiken Durostorum entdeckt52.
Chronologie und Schlussfolgerungen Der frühchristliche Komplex auf Kap Sveti Atanas ist einer der wenigen an der westlichen Schwarzmeerküste, die vollständig untersucht sind. Die mehrfachen Umgestaltungen sind wahrscheinlich mit barbarischen Einfällen in die Gebiete südlich der Donau im 5. – 6. Jh.53, mit Naturkatastrophen54 oder aber (in der letzten Phase) auch mit der Umwandlung der Basilika in ein Chorbischofszentrum verbunden. Die Basilika dürfte gerade am Ende des 4. oder Anfang des 5. Jhs. gebaut worden sein. In dieser ersten Phase hat es im nördlichen Teil des Narthex ein Baptisterium gegeben. Ungefähr in der 2. Hälfte des 5. Jhs. wurde die Basilika teilweise zerstört. Kurz darauf baute man sie auf demselben Grundriss neu auf, aber schon mit einer größeren Apsis ausgestattet. Damals wurde auch ein neues Sondergebäude errichtet, das sich nördlich der Basilika befand, und dort ein neues Baptisterium eingerichtet. In der zweiten Phase der Basilika sind zwei Etappen festzustellen. Sie sind mit einer Umgestaltung des Altarraums verbunden: Entlang der Apsis wurde ein Synthronon mit Bischofsthron errichtet. Wahrscheinlich gleichzeitig wurde auch der nördliche Teil des Narthex in eine Kapelle verwandelt, die auf den Überresten des ehemaligen Baptisteriums lag und eine kleine Apsis erhielt, die sich an der Stelle des alten Eingangs zum Nordschiff befand. Am Ende des 6. – Anfang des 7. Jhs. verlor die Basilika ihre bisherige Bedeutung. Aufgrund der spätesten Münzfunde kann man die Zerstörung und die endgültige Aufgabe des Komplexes bzw. der Festung bei Bjala mit der awarisch-slawischen Invasion im Jahr 614 – zur Zeit des Heraclius (610 – 641) – verbinden.
Doz. Dr. Valeri Jotov Oberassistent Aleksandăr Minčev Archäologisches Museum Varna Blvd. Marija Luiza 41 9000 Varna, Bulgarien [email protected] [email protected]
G. Atanassov, Le martyrium, la basilique et le confecio (sic!) avec des reliques dans le castel bas byzantin près du village de Goleche, région de Silistra (Durostorum), in: Minčev – Jotov (eds.) a. O. (Anm. 51) 201 – 227; 227 f. (bulg. Zsf.); 207 Abb. 5. 53 Al. Madgearu, Barbarian Invasions in Northern Scythia Minor during the 4th–5th Centuries, Peuce S. N. 8, 2010, 173 – 184, (24.10.2013); Al. Madgearu, The Church in the Final Period of the Late Roman Danubian Provinces, in: M. V. Angelescu – I. Achim – A. Bâltâc et al. (eds.), Antiquitas Istro-Pontica. Mélanges d’archéologie et d’histoire ancienne offerts à Alexandru Suceveanu (Cluj-Napoca 2010) 145 – 153. 54 Nach der Chronographia des Theophanes habe es in dieser Gegend im Jahr 544 ein heftiges Erdbeben gegeben – als Ergebnis davon strömte das Meer bei der nahe liegenden Stadt Odessos 4 Meilen ins Landesinnere: Theoph. chron. a. m. 6037 (ed. C. de Boor 1883, BT, 1, 224, 29 – 33; PG 108, 492; ГИБИ [GIBI], 1960, 239). 52
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Valeri Jotov – Alexandăr Minčev
Summary The Early Christian Complex at Cape Sveti Atanas near Bjala, District of Varna (Late 4th–Early 7th A.D.). Preliminary Report The excavations at cape Sveti Atanas near Bjala, District of Varna, were conducted in 2009 – 2012 and investigations are still in progress. During the past four years of on-site research, a late antique fortified town (5th–early 7th c. A.D.) was identified in the easternmost area of the cape, with a basilica and other associated buildings. Underneath, a Thracian religious centre (preliminarily dated to the 5th–1st c. B.C.) was investigated. The early Christian complex was entirely excavated; it consists of: 1. the basilica; 2. two baptisteries used at different times; 3. the residential house of the main priest, who probably later became a bishop of the chora/county; 4. a holy well (hagiasmon); 5. a large winery; 6. two pottery kilns, which might have had connection to the revenue of the church. In addition, small parts of the fortification wall, several houses and household buildings, a bath and a military barrack located within the fortress’ wall have been excavated. The early Christian complex has been dated to the early 5th– early 7th c. A.D. and had two phases of existence. The basilica had three naves divided by limestone columns with late Corinthian capitals, one narthex and one apse. The sanctuary was richly decorated with marble and wall paintings with floral motifs, while the first baptistery situated in the narthex had figural murals and painted inscriptions. Among them, a fragment with the face of an unknown saint (perhaps Jesus Christ?) and two with painted names MARIA and HIESUS (Jesus) have been discovered. Numerous important finds in the basilica and its surroundings gives evidence of the religious and daily life of the complex. They also demonstrate that during Late Antiquity, the fortified town (its name is unknown) at cape Sveti Atanas near Bjala was a busy port and one of the important smaller economic, religious and cultural centres on the western Black Sea coast.
Tafel 73
Abb. 1 a: Der frühchristliche Komplex in der Festung auf Kap Sveti Atanas bei Bjala, Gesamtplan: Basilika (1); Wohnung des Hauptpriesters (2); Baptisterium (3); Heilquelle (4); Weinhaus (5); Ofen (6) (Pläne: M. Valčev)
Abb. 1 b: Kap Sveti Atanas, Detailplan (M. Valčev)
Tafel 74
Abb. 2 a: Die Basilika: Gesamtansicht von Südwest (Foto: Verf.)
Abb. 2 b: Basilika, Grundriss (M. Valčev)
Tafel 75
Abb. 3 a: Altartisch, Fundstelle (Foto: Verf., R. Kostadinova)
Abb. 3 b: Altartisch, Seitenansicht (Foto: Verf., R. Kostadinova)
Abb. 3 c: Altartisch, Ansicht von oben (Foto: Verf., R. Kostadinova)
Tafel 76
Abb. 3 d: Altartisch, drei der Tischbeine (Foto: Verf., R. Kostadinova)
Abb. 3 e: Altartisch, zwei der Tischbeinkapitelle (Foto: Verf., R. Kostadinova)
Abb. 3 f: Altartisch, zwei der Basen der Tischbeine mit Buchstaben (Foto: Verf., R. Kostadinova)
Tafel 77
Abb. 4: Ziegelbodenbeläge in der Basilika: aus dem 5. Jh. (a); aus dem 6. Jh. (b) (Foto: Verf.)
Tafel 78
Abb. 5 a: Schrankenplatte aus Marmor (Foto: R. Kostadinova)
Abb. 5 b: Trennsäule aus Marmor (Foto: Verf., R. Kostadinova)
Abb. 5 c: Schrankensäulchen aus Marmor (Foto: Verf., R. Kostadinova)
Tafel 79
Abb. 6: Altartischbasis und Synthronon (Foto: Verf.)
Abb. 7: Wandmalereifragmente von der Innenseite der Apsis (Foto: Verf., R. Kostadinova)
Tafel 80
Abb. 8: Kapelle im nördlichen Teil des Narthex, 6.–Anfang 7. Jh. (Foto: Verf.)
Abb. 9 a: Baptisterium Nr. 1, 5. Jh., Piscina bei der Auffindung (Foto: Verf.)
Tafel 81
Abb. 9 b: Baptisterium Nr. 1, 5. Jh., Piscina nach der Freilegung (Foto: Verf.)
Tafel 82
Abb. 10 a: Wandmalereifragmente vom Baptisterium Nr. 1, 5. Jh. (Fotos: Verf., R. Kostadinova)
Tafel 83
Abb. 10 b: Wandmalereifragment vom Baptisterium Nr. 1, 5. Jh. (Foto: Verf., R. Kostadinova)
Abb. 11: Wandmalereifragment mit dem Kopf Jesu Christi (?), 5. Jh. (Foto: Verf., R. Kostadinova)
Tafel 84
Abb. 12: Wandmalereifragment mit Inschrift MARIA (Foto: Verf., R. Kostadinova)
Abb. 13: Wandmalereifragment mit Inschrift HIE[S]US oder HRE[S]US (?) (Foto: Verf., R. Kostadinova)
Tafel 85
Abb. 14 a: Baptisterium Nr. 2B, 6.–7. Jh., Gesamtansicht (Foto: Verf.)
Abb. 14 b: Baptisterium Nr. 2B, 6.–7. Jh., Grundriss der Piscina (M. Valčev)
Tafel 86
Abb. 15: Baptisterium Nr. 2A–B, 5.–7. Jh., Ansicht von Süden: die beiden Piscinen nach deren Freilegung (a); Eingang von Baptisterium Nr. 2 zur Heilquelle (b) (Foto: Verf.)
Abb. 16 a: Baptisterium Nr. 2A, 5.–Anfang 6. Jh., Piscina, teilweise freigelegt, Ansicht (Foto: Verf.)
Tafel 87
Abb. 16 b: Baptisterium Nr. 2A, 5.–Anfang 6. Jh., Grundriss (M. Valčev)
Abb. 17: Die Wohnung des Hauptpriesters, Gesamtansicht (Foto: Verf.)
Tafel 88
Abb. 18: Der am Eingang zur Wohnung des Hauptpriesters entdeckte Goldring (Fotos: R. Kostadinova)
Abb. 19: Goldring aus Jerusalem (nach Meshorer a. O. [Anm. 49] 46 Abb. 1)
Tafel 89
Abb. 20 a: Der Brunnen (Heilquelle/Hagiasmon?), 5. Jh., Ansicht (Foto: Verf.)
Abb. 20 b: Der Brunnen (Heilquelle/Hagiasmon?), 5. Jh., Querschnitt (M. Valčev)
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Nuove ricerche archeologiche sui monumenti paleocristiani della Scizia* Lo studio dei monumenti cristiani è tornato all’attenzione del mondo scientifico romeno nell’ultimo decennio, quando il numero delle scoperte archeologiche si è arricchito rispetto al dossier registrato e presentato da Ion Barnea nei suoi volumi di riferimento, pubblicati negli anni ‘70 dello scorso secolo1. Il presente contributo si propone di portare all’attenzione della comunità scientifica quattro monumenti cristiani scoperti o riscoperti nell’ultimo decennio in Dobrugia, territorio romeno che corrispondeva a gradi linee alla provincia tardoantica della Scizia (fig. 1). I monumenti saranno presentati in ordine geografico, da nord a sud. Il dossier messo in discussione offre la possibilità di seguire molto da vicino la topografia di alcune chiese situate nella suddetta zona, l’originalità e la diversità delle soluzioni adoperate dai costruttori e dai committenti rapportate alle proprie tradizioni presenti in un territorio marginale dell’Impero romano d’Oriente.
Basilica paleocristiana di Murighiol (comune Murighiol, distretto di Tulcea, antica Halmyris) La cittadella tardo-romana è posteriore ad altre due fortificazioni – una getica che conosce due fasi, attuatosi tra il IV e il I secolo a. C.2 e un castro romano3 databile nel corso del II secolo d. C. Secondo l’opinione di Al. Suceveanu, la ricostruzione del castro tardoromano, cosi come testimonia un’iscrizione tetrarchica databile all’inizio del IV secolo, risale al tempo degli imperatori Aureliano e Probo4. La basilica paleocristiana5 occupa una posizione centrale all’interno del quadro urbano, situata ad ovest del cardo maximus6, essendole stato riservato sin dall’inizio lo spazio di un’intera isola (fig. 2). L’edificio è stato identificato sul terreno durante le campagne archeologiche svolte tra gli anni 1999 – 2002, e rappresenta senza dubbio una tra le più importanti scoperte di carattere cristiano di quest’area geografica. A meridione della basilica si trova una costruzione di grandi dimensioni (domus 2), probabilmente un edificio di carattere pubblico, mentre la domus 17, identificata con il pretorio, si trova al punto di congiunzione tra cardo e decumanus. * Ringraziamo Dottoressa Federica Giaobello (Milano – Italia) per la revisione del testo. 1 I. Barnea, Les monuments paléochrétiens de Roumanie, SSAC 6 (Città del Vaticano 1977); I. Barnea, Christian Art in Romania I. 3rd–6th Centuries (Bucharest 1979). 2 Al. Suceveanu – M. Zahariade – Fl. Topoleanu – Ghe. Poenaru Bordea, Halmyris I. Monografie arheologică [Monografia archeologica] (Cluj-Napoca 2003) 97 s. 3 Suceveanu – et al., loc. cit. (n. 2) 98 s. 4 Suceveanu – et al., loc. cit. (n. 2) 99 – 101. 5 Su questo argomento vedi le considerazioni di M. Zahariade, The Halmyris Episcopal Basilica and the Martyrs’ Crypt, MarNero 5, 2001 – 2003, 143 – 168; M. Zahariade – M. K. Phelps, Halmyris, a Settlement and Fort near the Mouth of the Danube. Interim Report, JRA 15, 2002, 233. 241 – 245; M. Zahariade – O. Bounegru, The Basilica Episcopalis and the Martyrs’ Tomb from Halmyris, in: C. C. Petolescu – T. Teoteoi – A. Gabor (eds.), Studia historica et theologica. Omagiu profesorului Emilian Popescu [Festschrift Prof. Emilian Popescu] (Iaşi 2003) 157 – 162; M. Zahariade, Murighiol, com. Murighiol, jud. Tulcea (Halmyris) – Basilica episcopalis, in: CCA. Campania [Campagna] 2003 (Bucureşti 2004) 212 s.; M. Zahariade, The Episcopal Basilica from Halmyris and the Crypt of Epictetus and Astion, Thraco-Dacica N. S. 1 (24), 2009, fasc. 1/2, 131 – 150. 6 M. Zahariade, Scythia Minor. A History of a Later Roman Province (284 – 681), Pontic Provinces of the Later Roman Empire 1 (Amsterdam 2006) 106. 7 Zahariade loc. cit. (n. 6) 106.
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La basilica paleocristiana conosce tre fasi di costruzione e di evoluzione architettonica (fig. 3). L’edificio primitivo si presenta come un’aula absidata, provvista di un’abside semicircolare, una cripta di grandi dimensioni, e un nartece non diviso. Nella sua seconda fase, l’edificio di culto subisce grandi modifiche, che però non influiscono sull’abside (fig. 3). L’abside vasta e profonda conservava la sua forma originale, semicircolare. La chiesa si trasforma in un edificio con tre navate con l’aggiunta delle navatelle. Lo spazio dell’aula era diviso in tre navate da due file di tre colonne che si appoggiavano sulle basi a sezione quadrangolare, basi di cui due si conservano in situ sullo stilobate meridionale. In questa fase un ambiente annesso a pianta rettangolare è stato aggiunto all’estremità est della navata meridionale. Il modesto vano annesso si apriva attraverso una porta verso la navatella meridionale ed era equipaggiato di banchine in muratura addossate ai suoi muri est e sud. Nella terza fase, l’abside semicircolare è stata inglobata in una sala orientale rettangolare di grandi dimensioni, che si apriva attraverso tre entrate verso il cardo maximus (fig. 3). Sul lato meridionale del monumento è stato creato uno spazio aperto – una corte di pianta quadrangolare – che incorporava una sala rettangolare, identificata come torre, situata nell’angolo sud-ovest di questa corte. La muratura della basilica era realizzata in pietra legata con malta, mentre la struttura muraria della cripta dei martiri era eseguita con una tecnica laterizia. Il quadro architetturale modesto e la pianta relativamente semplice della basilica erano compensati però da un dispositivo liturgico di eccezione. Si rimarca l’esistenza di un synthronon semicircolare a un solo gradino, che segue fedelmente la base dell’emiciclo absidale (fig. 4). Questo tipo di banco presbiteriale è singolare nell’organizzazione dello spazio liturgico delle basiliche scitiche8, più favorevole al synthronon libero, che creava tra il muro dell’abside e la muratura del synthronon un passaggio anulare9. Sotto il piano pavimentale dell’abside e parzialmente sotto il pavimento della navata centrale fu costruita, già nella prima fase della basilica, una cripta di grandi dimensioni (fig. 4). La cripta era un impianto complesso, orientato in senso est-ovest, composto da una scala d’accesso con otto gradini incorporata in un dromos che portava verso una camera orientale (fig. 5). Il passaggio tra il dromos e l’ambiente orientale era marcato da una soglia in situ, in realtà un’iscrizione latina riutilizzata, databile al IV secolo d. C. Il vano orientale dell’ipogeo era uno spazio rettangolare, coperto da una volta a pieno sesto in laterizio, che presenta alcune tracce di penetrazione sin dall’antichità, segno che questa doppia tomba venerata fu oggetto di depredazioni (fig. 4). Due banchine in laterizio furono costruite lungo i muri perimetrali nord e sud del vano orientale dell’ipogeo (fig. 6), strutture sulle quali vi erano esposte le salme dei martiri Epictet e Astion, nominati nell’iscrizione incisa sul muro orientale della cripta. L’assenza di elementi archeologici riferibili alla sistemazione della zona del presbiterio e la perdita del piano pavimentale della navata mediana hanno reso illeggibile l’impianto liturgico del monumento. Per le stesse ragioni, l’esistenza di una recinzione presbiteriale appare invece anche più difficoltosa. Va tuttavia osservato che l’entrata nella cripta si trovava all’altezza del secondo intercolunnio (da est ad ovest), ciò potrebbe condurre all’idea di un presbiterio molto esteso verso ovest (la cui estensione sem-
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In ambito provinciale, l’unico confronto che può essere ricordato per il synthronon di Halmyris sarebbe quello scoperto nella basilica di Goleš, Kajnardža, Bulgaria (con una sola precisazione che a Goleš il synthronon aveva due gradini, mentre ad Halmyris uno solo): cfr. G. Atanassov, Le martyrium, la basilique et le confecio (sic!) avec des reliques dans le castel bas byzantin près du village de Goleche, région de Silistra (Durostorum), in: Ал. Минчев – В. Йотов [Al. Minčev – V. Jotov] (eds.), Раннохристиянски мъченици и реликви и тяхното почитане на Изток и Запад. Международна конференция, Варна, 20 – 23 ноември 2003 – Early Christian Martyrs and Relics and Their Veneration in East and West. International Conference Varna, November 20th–23rd 2003, AMV 4 (Варна – Varna 2006) 201 – 227, 227 s. (bulgar. Zsf.), in part. 209 s. fig. 7. N. Duval, L’archéologie chrétienne en Roumanie. A propos de deux livres récents de I. Barnea, RA 1980, fasc. 2, 313 – 340, in part. 330 (per il synthronon libero de la grande basilica ad Argamum/Capul Dolojman, distretto di Tulcea, Romania); Barnea, Les monuments paléochrétiens loc. cit. (n. 1) 163 fig. 55/3; 168 (per il synthronon libero della basilica D di Tropaeum Traiani/Adamclisi, distretto di Constanța, Romania); I. A. Achim, Paysage urbain tardo-antique à Histria. Les églises paléochrétiennes entre le cadre architectural et la liturgie, Dacia N. S. 56, 2012, 125 – 167, in part. 130 s. 150. 159; figg. 4. 8. 19 (per il banco presbiteriale libero nelle basiliche ad Histria/Istria, distretto di Constanța, Romania).
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bra potersi ipotizzare all’estremità occidentale del dromos della cripta), cosi come accade a Tropaeum Traiani, A10 o a Niculiţel11. Lo sviluppo eccessivo dell’area presbiteriale verso ovest, nello spazio della navata maggiore, sembra adattato in questi ultimi due casi alla circolazione del clero in un contesto martiriale, ed è probabilmente imputabile alla presenza degli impianti per la venerazione dei martiri. Si deve specificare che il complesso ipogeo destinato a conservare i resti di almeno due individui era decorato al fresco. La decorazione dipinta del dromos ha subito un fortissimo processo di degrado (fig. 5), ma in compenso, la decorazione del vano orientale può essere restituita con una certa fedeltà. La decorazione si presenta sotto forma di pannelli successivi imitando la decorazione marmorea12. L’intera composizione era circondata da una banda/fascia rossa di 0,05 m. Ogni pannello era limitato da un filetto di colore nero. Le banchine in muratura erano decorate sulla faccia a vista da una successione di pannelli rettangolari che imitavano l’opus sectile, pannelli inquadrati da un doppio filetto nero con angoli marcati. La decorazione dipinta che ornava i muri nord, sud e la volta della stanza funeraria non può essere ricostruita, a causa della sua distruzione nel tempo. Il muro orientale della stanza era decorato con una composizione disposta su due registri sovrapposti: un registro inferiore ed uno superiore (inglobato in una lunetta) (fig. 6). Il registro inferiore era simile a quelli che decoravano le due banchine, con l’unica differenza che il campo nel pannello era occupato da un chrismon rappresentato in colore rosso13. Il registro superiore descriveva una lunetta, profondamente mutilata sin dall’antichità, dominata da un emblema centrale, caratterizzato da sette cerchi concentrici che inquadravano un’iscrizione greca. Lo spazio all’interno dei cerchi, su un fondo giallo, era ornato da un decoro oggi irriconoscibile14. Da una parte e dall’altra di questa composizione M. Zahariade ritiene che ci fosse la rappresentazione di un candelabro15 e della lettera apocalittica omega. Le analisi antropologiche effettuate sui resti scheletrici prelevati dall’ipogeo hanno riportato in- teressanti osservazioni da parte degli specialisti dell’Istituto di Antropologia di Bucarest16. Un gruppo specifico di frammenti si può attribuire a due individui di sesso maschile, uno di circa 60 anni (lo scheletro 1) e l’altro di circa 30 – 40 anni (lo scheletro 2), ambedue appartenenti al tipo antropolo I. Barnea, Cetatea Tropaeum Traiani în lumina ultimelor săpături arheologice [La cittadella Tropaeum Traiani alla luce dei recenti scavi archeologici], Pontica 10, 1977, 266 s.: l’autore suggerisce che la zona presbiteriale si sviluppa circa 6,90 m verso ovest rispetto all’apertura dell’abside, proprio in prossimità dell’estremità ovest del dromos della cripta, opinione che ritiene anche Duval loc. cit. (n. 9) 333. 11 V. H. Baumann, Cercetări arheologice în zona ansamblului paleocreştin din comuna Niculiţel (jud. Tulcea) [Ricerche archeologiche nella zona del complesso paleocristiano del comune Niculiţel (distretto di Tulcea)], Peuce 11, 1995, 303 – 338, in part. 306 – 308. 12 Questo tipo di decorazione parietale appare nel IV secolo d.C. nel programma della cripta sotto il piano pavimentale del presbiterio della basilica identificata nella corte del Liceo M. Eminescu a Constanța (antica Tomis), in Romania: vedi A. Barbet – Fl. Monier, La crypte funéraire de la basilique sous le lycée M. Eminescu à Constantza (Roumanie), in: A. Barbet (éd.), La peinture funéraire antique IVe siècle av. J.-C. – IVe siècle ap. J.-C. Actes du VIIe Colloque de l’AIPMA, 6 – 10 octobre 1998, Saint-Romain-en-Gal – Vienne (Paris 2001) 221 – 228; sull’uso dell’imitazione della decorazione marmorea nelle regioni orientali dell’Impero romano, vedi anche J. Văleva, La peinture funéraire dans les provinces orientales de l’Empire romain dans l’Antiquité Tardive, HAM 7, 2001, 167 – 208, in part. 173. 13 Per una discussione dettagliata sul simbolismo della croce, vedi R. Egger, Das Labarum, die Kaiserstandarte der Spät antike, SBWien 234, 1 (Wien 1960). In particolare sull’iconografia della croce nella pittura funeraria tardoantica, vedi J. Văleva, Les tombeaux ornés de croix et chrismes peints, in: N. Cambi – E. Marin (eds.), Acta XIII CIAC, Split – Poreć (25.9. – 1.10.1994) 3, StAntCr 54 = VjesDal Suppl. 87 – 89 (Città del Vaticano – Split 1998) 761 – 786; Văleva loc. cit. (n. 12) 192 – 194. 14 Lo scopritore della basilica credette di riconoscere una raffigurazione composta almeno da motivi vegetali: cfr. Zahariade, The Episcopal Basilica loc. cit. (n. 5) 144 s. 15 Il motivo del candelabro appare nella decorazione parietale di una tomba tardoantica di Silistra, in Bulgaria: cfr. R. Pillinger – V. Popova – B. Zimmermann (red.), Corpus der spätantiken und frühchristlichen Wandmalereien Bulgariens, Bant 21 (Wien 1999) 22 – 28, in part. 24 n° 13; tav. 6 fig. 35. 16 N. Miriţoiu – A. D. Soficaru, Osteobiographical Study of the Human Remains Discovered in the Crypt of Murighiol (antique Halmyris) Basilica, MarNero 5, 2001 – 2003, 169 – 190; N. Miriţoiu – A. D. Soficaru, Studiu antropologic al osemintelor descoperite în cripta basilicii de la Murighiol (anticul Halmyris) [Studio antropologico delle ossa trovate nella cripta della basilica di Murighiol (Halmyris antica)], Peuce N. S. 1 (14), 2003, 531 – 580; N. Miriţoiu – A. D. Soficaru, Anthropological Study of the Human Bones Found in the Crypt from Halmyris, Thraco-Dacica S. N. 1 (24), 2009, fasc. 1/2, 151 – 181. 10
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gico dinarico-armenoide. Gli scheletri sono stati rinvenuti senza cranio. Nel caso del personaggio più anziano, la mandibola presenta segni di violenza perimortem, senza orme di guarigione delle fratture. L’osservazione rimane valida anche nel caso dell’individuo più giovane, del cui scheletro presentava tracce di violenza sulla mandibola, sull’omero e sul peroneo. I resti scoperti nell’ipogeo di Halmyris non presentano connessione anatomica, indizio della manipolazione postmortem dei corpi dei martiri, certamente trattandosi di una rinumazione, in un momento nel quale il processo di scheletrizzazione era già avanzato e la scissione dei legamenti era già stata prodotta. La causa della morte è stata stabilita solo nel caso dell’individuo più giovane, che probabilmente è stato decapitato con una spada, ipotesi verosimile a causa anche dall’assenza delle vertebre cervicali. Va comunque sottolineata l’esistenza di un’inumazione nel dromos della cripta, tumulazione che ha avuto luogo nel periodo successivo dell’abbandono della basilica, verso la fine del VI secolo d. C. Il defunto, di sesso femminile, era disposto in posizione fetale e lo scheletro si presentava in uno stato avanzato di frammentazione. Infine, occorre segnalare che la camera funeraria della cripta ha restituito altri frammenti ossei provenienti da più individui di età diverse (sette adulti – maschili e femminili; un infans I, un infans II, un bambino di circa 2 – 3 anni), ma anche resti faunistici (riferibili a bos taurus, suino e volatili). Le osservazioni di carattere paleoantropologiche vengono a confermare le informazioni trasmesse dagli Acta Sanctorum17, fonte che ricorda come il prete Epictet e il monaco Astion, provenienti dalla Bitinia, fossero stati flagellati e lapidati, successivamente decapitati per la loro fede, alla data dell’8 luglio temporibus Diocletiani, sotto Latronianus, dux della Scizia, il loro martyrium è stato rinvenuto proprio ad Almiridensium ciuitas.
Chiesa paleocristiana di Capidava (comune Topalu, distretto di Costanza) Allo stato attuale delle ricerche, nella cittadella romano-bizantina di Capidava, situata sulla riva destra del Danubio, a monte di Axiopolis, un solo edificio paleocristiano si trova all’interno della cinta muraria. La chiesa occupa una posizione marginale, in prossimità della cinta, all’altezza della torre n° 2 (fig. 7). La chiesa, identificata negli anni ‘40 del secolo scorso, è stata solo segnalata nella letteratura archeologica per un lungo periodo. Durante le campagne del 2008 e del 2009 sono stati intrapresi saggi stratigrafici volti a chiarire ed a completare i dati riferibili alla planimetria generale del monumento e alla sua cronologia18. Allo stato delle conoscenze attuali, l’edificio presenta una sola navata, abside orientale semi-circolare, la facciata occidentale senza avancorpo, un annesso con absidiola orientale situata sul lato nord della chiesa e un arredo per la conservazione delle reliquie (fig. 8). Sul lato meridionale della chiesa sono stati individuati elementi di pavimentazione che sembrano assumere la forma di una strada. Appare perciò possibile ipotizzare l’esistenza di un ingresso posto al centro del muro sud dell’edificio che da questo settore permetteva l’accesso all’aula di culto.
Miriţoiu – Soficaru, Osteobiographical Study loc. cit. (n. 16) 179 s.; Miriţoiu – Soficaru, Anthropological Study loc. cit. (n. 16) 179 s.; Zahariade, The Episcopal Basilica loc. cit. (n. 5) 147 – 150; Epictet e Astion: AASS Iulii 2, 540 – 551, in part. 546. 551 (ed. R. Harreither 1993, 226 – 263, in part. 244 s. 263). 18 I. A. Achim – I. C. Opriş – F. Munteanu, Capidava. Sector I intra muros – Bazilica paleocreştină [Settore I intra muros – Basilica paleocristiana], in: CCA. Campania [Campagna] 2008, Valachica 21/22 (Bucureşti 2009) 84 s.; I. A. Achim – I. C. Opriş – F. Munteanu, Capidava. Biserica din colţul de NE al cetăţii romano-bizantine. Sectorul I intra muros [Chiesa dell’angolo nord-est della cittadella romano-bizantina. Settore I intra muros], in: CCA. Campania [Campagna] 2009 (Bucureşti 2010) 41 s.; I. Achim – I. C. Opriş, Loca sancta Scythiae. L’église paléochrétienne de Capidava, un monument délaissé, in: M. V. Angelescu – I. Achim – A. Bâltâc – et al. (éds. cura di), Antiquitas istro-pontica. Mélanges d’archéologie et d’histoire ancienne offerts à Alexandru Suceveanu (Cluj-Napoca 2010) 521 – 534 con bibliografia anteriore; I. A. Achim – I. C. Opriş, Capidava. Sectorul I – biserica din colţul de NE al cetăţii. Sectorul I intra muros [Settore I – chiesa dell’angolo nord-est della cittadella. Settore I intra muros], in: CCA. Campania [Campagna] 2010 (Bucureşti 2011) 18 – 21. 17
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Gli interventi intrapresi dall’Università di Bucarest in collaborazione con l’Istituto di Archeologia “Vasile Pârvan” all’interno della chiesa hanno interessato soprattutto l’area presbiteriale, più precisamente il loculo delle reliquie, già identificato nelle campagne archeologiche degli anni ‘70 del secolo scorso (figg. 9. 10)19. Il loculus era ubicato all’apertura dell’abside, indizio della posizione dell’altare eucaristico. L’arredo di pianta rettangolare era realizzato in tecnica laterizia, presentava ad est una absidiola profonda, coperta da una volta a semicatino, incorporata in un massiccio di muratura (fig. 11). L’impianto rispettava l’orientamento del monumento, riproducendo in scala ridotto la forma della chiesa20. L’absidiola del loculo è stata sigillata con una tegola in posizione verticale, maniera in cui l’impianto è stato suddiviso in due reparti completamente separati (fig. 12). Due strutture (piattaforme?) in muratura occupavano l’estremità est e ovest del loculo, su tutta la sua larghezza, creando uno spazio centrale rettangolare all’interno del loculus, cavità che poteva contenere un reliquario (figg. 10. 13). La faccia a vista dei muri è stata rivestita di intonaco – rossastro nella metà orientale, biancastro nella metà occidentale, indizio di una riparazione dell’impianto originale, impossibile da localizzare cronologicamente con certezza, ma comunque antica. In assenza d’indizi letterari o epigrafici, rimane impossibile da stabilire oggi che resti sacri avrebbe potuto contenere il loculus di Capidava. Inoltre l’impianto è stato saccheggiato già dall’antichità visto che conteneva, al momento della sua scoperta, solo terra, e la parte superiore era già scomparsa, probabilmente durante la costruzione di una capanna di età mediobizantina (capanna n° 12) in questa zona (figg. 14. 15). La fossetta per reliquie, databile al VI secolo d. C., costituisce in un contesto provinciale uno dei rari esempi di rottura dell’usanza di venerare le reliquie, dato che, in questa parte marginale dell’impero, le cripte, sia quelle di grandi dimensioni che quelle medie, erano invariabilmente accessibili tramite una scala, situata ad ovest o a sud21. A Capidava, la sparizione della scala di accesso e la riduzione delle dimensioni del loculo potrebbero attestare la fusione (strutturale e simbolica) delle reliquie con l’altare eucaristico, in questa occorrenza una suppellettile fissa22. A livello microregionale, la fossetta di Capidava appare molto simile alla pseudocripta di Goleš (municipalità di Kajnardža, Bulgaria)23.
Basilica di Pantelimon (comune Pantelimon, distretto di Costanza, antico Ulmetum) La cittadella tardo-romana fu edificata alla fine del IV e l’inizio del V secolo ed è stata rico-struita al tempo dell’imperatore Giustiniano, dopo un periodo di abbandono di alcuni decenni24. All’interno della linea di fortificazione che circonda una superficie di quasi 1,5 ha, la basilica paleo cristiana occupa una posizione extra muros, nel settore di sud-est, a poca distanza dalla cinta muraria (fig. 16)25. È un edificio con tre navate, abside semicircolare ad est, nartece indiviso. Il monumento si I. Barnea, Le cripte delle basiliche paleocristiane della Scizia Minore, RÉSEE 19, 1981, 489 – 505, in part. 502. Le dimensioni esterne della cripta sono di 1,37 m di lunghezza e 0,79 m di larghezza. All’interno misurava 0,86 m in lunghezza e 0,35 m in larghezza. 21 Barnea loc. cit. (n. 19) 489 – 505; J.-P. Sodini, Les cryptes d’autel paléochrétiennes. Essai de classification, in: G. Dagron (éd.), Hommage à M. Paul Lemerle, TravMem 8 (Paris 1981) 437 – 458, in part. 445 s. 454 s. 457 s. fig. 5; I. A. Achim, Les fosses d’autel en Scythie Mineure. Essai d’analyse, EphemDac 12, 2004, 277 – 291. 22 Per l’evoluzione dell’altare eucaristico e per le sue varianti regionali si rimanda a N. Duval, Les installations liturgiques dans les églises paléochrétiennes, HAM 5, 1999, 7 – 30, in part. 16 – 26; N. Duval, L’autel paléochrétien. Les progrès depuis le livre du Braun (1924) et les questions à résoudre, HAM 11, 2005, 7 – 18, in part. 13. 23 Atanassov loc. cit. (n. 8) 209 s. figg. 7. 8. 24 С. Торбатов [S. Torbatov], Укрепителната система на провинция Скития (края на III–VII в.) [Il sistema fortificato della provincia della Scizia (fine del III–VII secolo)] (Велико Търново [Veliko Tărnovo] 2002) 288 – 297 fig. 77; C. Băjenaru, Minor Fortifications in the Balkan-Danubian Area from Diocletian to Justinian, National Museum of Romanian History. The Centre for Roman Military Studies 8 (Cluj-Napoca 2010) 47 n. 198; 239 tav. 9 fig. 33. 25 C. Băjenaru – C. Nopcea, Pantelimonu de Sus. Sectorul de Est – secţiunea SB şi bazilica creştină [Pantelimon de Sus. Settore orientale – sezione SB e basilica cristiana], in: CCA. Campania [Campagna] 2007 (Bucureşti 2008) 218 s.; C. Băjenaru – C. Nopcea – D. Vasilescu – et al., Pantelimonu de Sus. Sector sud (bazilică) [Pantelimon de Sus. Settore 19 20
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trova in un pessimo stato di conservazione, essendo stata smantellata la maggior parte della muratura a partire dall’antichità. Nella sua prima fase d’esistenza la basilica era un edificio con tre navate, l’abside orientale semicircolare e un annesso rettangolare a sud. L’aula era divisa in tre navate da due file di sostegni, parti portanti dei cui non rimangono che alcuni basamenti di sezione circolare sui quali poggiavano le basi delle colonne. La navata centrale misura 6,50 m di larghezza mentre le navate laterali non superano 2 m di larghezza. Il pavimento era realizzato da mattoni in cotto rettangolari sia nella navata centrale, che in quelle laterali (fig. 17). Il santuario, rialzato con un gradino rispetto al livello della navata maggiore, era pavimentato con mattoni disposti in righe oblique (fig. 18). Per questa fase, databile al V secolo, si attesta l’esistenza di un vano annesso orientale, contiguo alla navata laterale meridionale, sala che si apriva sulla navatella corrispondente attraverso un ingresso. Una strada lastricata arginava la basilica sul lato nord. Nel VI secolo, in occasione della ricostruzione giustinianea della fortificazione, la definizione planimetrica della basilica soffrirà alcune modifiche. Ad ovest sarà aggiunto un nartece (fig. 19). A differenza della situazione documentata nell’aula di culto, il nartece non disponeva di una pavimentazione in mattoni, ma in terra battuta. Lungo i muri perimetrali nord e sud della basilica sono state costruite, in questa fase cronologica, le banchine in muratura – pietra legata con terra – destinate ai fedeli (muratura parzialmente conservata). Due vani annessi alla basilica, presentando ciascuno un’absidiola orientale, si trovavano in rapporto di contiguità con le navate laterali, ad est di queste due (figg. 20. 21). In conclusione, la costruzione della basilica sembra collocabile fra la fine del IV secolo e i primi decenni del V secolo. L’edificio di culto è stato rovinato a causa di eventi funesti (come le invasioni barbariche degli Unni e può darsi anche quelle degli Ostrogoti) nel V secolo, esso subirà, tuttavia, rimaneggiamenti già nel secondo quarto del VI secolo, all’epoca di Giustiniano, quando la cittadella visse il suo ultimo periodo di prosperità.
Chiesa paleocristiana di Ovidiu (distretto di Costanza) Il quadriburgium di Ovidiu26 è una fortificazione minore situata in un golfo del Mar Nero oggi colmato, a circa 10 km nord di Tomis, capitale provinciale della Scizia (fig. 22). La chiesa paleocristiana è situata extra muros, ad est della fortificazione tardo-romana di tipo quadriburgium Ovidiu II (costruita nel VI secolo d. C). L’edificio religioso era situato in vicinanza del golfo ed è stato identificato già dall’anno 1998 da M. Bucovală (fig. 23). Le ricerche sul terreno, rimaste attualmente incomplete, sono state effettuate nelle campagne archeologiche 199927, 200228–200329, 200730–200831. Nella sua prima fase cronologica la chiesa era un monumento con una sola navata, preceduta ad ovest da una galleria con pavimentazione in laterizi. Ad est, l’edificio religioso terminava con un’abside unica, semiesagonale all’esterno, disposta su un terreno instabile, oggi situato sulla riva del lago Siutghiol. La muratura era realizzata in laterizio e la pavimentazione dell’aula era in terra battuta. Si presume
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meridionale (basilica)], in: CCA. Campania [Campagna] 2008, Valachica 21/22 (Bucureşti 2009) 164 s.; C. Băjenaru – et al., Pantelimonu de Sus. Sector sud (bazilică) [Pantelimon de Sus. Settore meridionale (basilica)], in: CCA. Campania [Campagna] 2009 (Bucureşti 2010) 137 s.; C. Băjenaru – et al., Pantelimonu de Sus. Sector sud (bazilică) [Pantelimon de Sus. Settore meridionale (basilica)], in: CCA. Campania [Campagna] 2010 (Bucureşti 2011) 92 s.; C. Băjenaru – C. Nopcea, Pantelimonu de Sus. Sector Sud – Bazilica [Pantelimon de Sus. Settore meridionale – Basilica], in: CCA. Campania [Campagna] 2011 (Bucureşti 2012) 96. Băjenaru loc. cit. (n. 24) 308 tav. 78 fig. 304 [54]; 133 – 135. M. Bucovală – Gh. Papuc – C. Paşca, Ovidiu, in: CCA. Campania [Campagna] 1999 (Bucureşti 2000) 73. Gh. Papuc – C. Băjenaru – C. Paşca, Ovidiu. Fortificaţia romano-bizantină [La fortificazione romano-bizantina], in: CCA. Campania [Campagna] 2002 (Bucureşti 2003) 225 s. Papuc et al., loc. cit (n. 28) Campania [Campagna] 2003 (Bucureşti 2004) 228. Gh. Papuc – C. Băjenaru – C. Nopcea, Ovidiu. Fortificaţia romano-bizantină [La fortificazione romano-bizantina], in: CCA. Campania [Campagna] 2007 (Bucureşti 2008) 214 s. Gh. Papuc – Băjenaru – Nopcea, Ovidiu. Malul de V al lacului Siutghiol [La riva occidentale del lago Siutghiol], in: CCA. Campania [Campagna] 2008, Valachica 21/22 (Bucureşti 2009) 162.
Nuove ricerche archeologiche sui monumenti paleocristiani della Scizia
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l’esistenza di un sistema di copertura con volta a pieno sesto, sostenuta da pilastri incassati di sezione rettangolare, situati a metà dei muri perimetrali nord e sud della chiesa. Ad ovest, la volta che copriva la navata unica appoggiava su due pilastri angolari in squadra. Non si esclude l’esistenza di un annesso non coperto situato sul lato meridionale dell’edificio, ipotesi che potrebbe essere comprovata attraverso l’estensione delle future ricerche archeologiche in quest’area. Nella seconda fase cronologica, la galleria che precede la chiesa ad ovest è stata trasformata in uno spazio chiuso, un vero e proprio nartece, verosimilmente con l’innalzamento dei muri perimetrali (senza fondamenta) sui lati nord e sud, che saranno costruiti in pietra legata con terra. In questa fase, la chiesa conserva senza modifiche la planimetria dell’aula e la forma dell’abside. Le dimensioni esterne dell’edificio sono approssimativamente 17 (senza nartece)/20,50 m lunghezza (nartece incluso) su 8,50 m larghezza che, in un ambito provinciale e regionale, fanno situare questo monumento religioso ad un’unica navata tra i più grandi esistenti dello stesso tipo. Sotto questo aspetto, la chiesa presa in discussione si aggiunge ad una seria poco nutrita di monumenti di dimensioni comparabili: la chiesa di Capidava già presentata cui sopra o la chiesa extra muros di Krumovo Kale32, Tărgovište, in Moesia secunda (Bulgaria attuale), con l’unica differenza che in quest’ultimi casi, l’aula di culto presenta una facciata nuda, senza avancorpo porticato, galleria o nartece. Da parte della committenza, l’adozione dell’abside semiesagonale nello schema planimetrico della chiesa di Ovidiu appare molto interessante dal punto di vista tipologico, dato che questo elemento architettonico è meno documentato nell’edilizia religiosa nordbalcanica e soprattutto nel caso degli edifici di culto cristiani a navata unica. Nell’ambito provinciale, l’abside con tre lati compare solo nell’articolazione di alcuni monumenti con tre navate scoperti nelle città greche situate sulla riva del Mar Nero, come si presenta a Tomis, metropoli religiosa e amministrativa della Scizia (la basilica nelle vicinanze della porta occidentale della città33 – l’abside semiesagonale con trave rettangolare interlacciata tra l’abside e naos) o a Jurilovca/Capul Dolojman, nel caso della grande basilica, durante la sua seconda fase34. In Moesia secunda vicina, a sud del Danubio, ritroviamo questo tipo di abside a Tărgovište (Krumovo Kale)35, nello schema planimetrico della chiesa extra muros. Nella Dacia ripensis, un solo monumento paleocristiano – la chiesa cruciforme di Botevo36 – era conclusa da un’abside semiesagonale. Nella Dacia mediterranea la chiesa cruciforme di Ivanjane37, nel territorio di Serdica, disponeva di un’abside semiesagonale. Questa conosce una grande popolarità nel VI secolo a Caričin Grad (antica Iustiniana Prima)38, metropoli ecclesiastica della provincia al VI secolo, ma anche nella sua zona d’influenza diretta. La chiesa J e quella triconca extra muros oppure E sono dotate di un’abside con tre lati, come anche la chiesa di Rujkovac. Come si è visto dagli esempi elencati, emerge, infatti, l’idea che l’abside semiesagonale conosce una diffusione limitata nella zona del Mar Nero e nelle regioni limitrofe
Д. Овчаров [D. Ovčarov], Базилика № 1 при крепостта „Крумово Кале“ край Търговище [Basilica nº 1 della fortezza “Krumovo Kale” presso Tărgovište], Археология [Arheologija] 12, 1970, fasc. 3, 16 – 22, in part. 17 fig. 1; 19: la chiesa misura internamente 18 × 8,70 m, i suoi muri perimetrali hanno uno spessore di 0,80 m. 33 A. Rădulescu, Recherches archéologiques récentes dans le périmètre de la cité de Tomis, in: Em. Popescu – O. Iliescu – T. Teoteoi (éds.), Études byzantines et post-byzantines 2, 1991, 23 – 45, in part. 30 s. fig. 5: l’autore ritiene invece che l’abside assuma una forma pentagonale all’estero, ipotesi che mi sembra meno valida dopo l’osservazione diretta del sito. 34 M. Coja, Cercetări noi în aşezarea greco-romană de la Capul Dolojman – Argamum (?) [Nuove ricerche nell’insediamento greco-romano di Capul Dolojman – Argamum (?)], BMI 41, 1972, fasc. 3, 33 – 42, in part. 38 fig. 9; M. MărgineanuCârstoiu – M. Mănucu-Adameşteanu, Zidul de incintă romano-bizantin de la Argamum. Un tronson din curtina de est [Il muro di cinta romano-bizantino di Argamum. Una sezione della cortina orientale], StCercIstorV 49, 1998, 233 – 258, in part. 250; 253 s. fig. 10. 35 Ovčarov loc. cit. (n. 32) 17 fig. 1. 36 С. Станчев [S. Stančev], Църквата в Ботево, Видинско [La chiesa in Botevo, comune di Vidin], Археология [Arheologija] 1, 1959, fasc. 3/4, 70 – 75, in part. 71 – 73 figg. 56. 57; Н. Чанева-Дечевска [N. Čaneva-Dečevska], Раннохристиянската архитектура в България ІV–VІ в. [L’architettura paleocristiana in Bulgaria IV–VI secolo] (София [Sofija] 1999) 226 fig. 50. 37 Čaneva-Dečevska loc. cit. (n. 36) 300 fig. 97. 38 V. Popović, La signification historique de l’architecture religieuse de Tsaritchin grad, CorsiRav 26, 1979, 249 – 311, in part. 261; 263 fig. 7 (per la chiesa J a Caričin Grad); 264 s. fig. 8 (per la chiesa di Rujkovac); 282 s. fig. 20 (chiesa E a Caričin Grad). 32
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nei primi decenni del VI secolo. A questo proposito, va rilevato che la datazione della chiesa di Ovidiu alla fine del V secolo d. C. ipotizzata da Băjenaru, su basi monetarie, dev’essere pertanto riconsiderata.
Riassunto Questa rapida indagine sull’edilizia ecclesiastica nella Scizia minore permette una serie di riflessioni conclusive. In primo luogo, possiamo osservare che rispetto alle provincie limitrofe, il numero dei monumenti religiosi rinvenuti alla luce si mantiene relativamente basso in rapporto con le dimensioni del territorio39. In confronto alle proprie tradizioni costruttive e ai modelli importati, l’uso di un linguaggio architettonico inespressivo fuori dai grandi centri urbani provinciali rimane costante, la parure decorativa dei monumenti modesta. Il dossier messo in discussione permette, infatti, di osservare che, nell’architettura monumentale della Scizia, gli edifici di pianta longitudinale sono dominanti, modello al quale vengono adottate delle variabili in base alle necessità liturgiche della comunità o alle esigenze della committenza. In tal senso, anche se l’abside semicircolare libera appare dominante nell’edilizia religiosa dell’area nordbalcanica, alcune modifiche invece possono essere applicate sulla forma della facciata orientale degli edifici di culto. In particolare, la basilica di Murighiol introduce l’abside posta in una sala ad est, nel prolungamento del naos, scenario architetturale già conosciuto nel VI secolo nel caso della cattedrale di Tropaeum Traiani40. Va notato che l’abside poligonale della chiesa ad un’unica navata di Ovidiu pare indicare una volontà di adesione a prototipi ispirati dalla capitale, Costantinopoli41, confermando tuttavia la distribuzione geografica esclusiva di questo elemento d’architettura nelle città della costa. Elemento peculiare dell’architettura paleocristiana nordsiriana42, la facciata meridionale prevista con uno spazio di circolazione – spazio aperto, corte – incontrata a Murighiol rimane singolare nella Scizia, mentre essa compare nella planimetria della cattedrale di Novae (Svištov, Bulgaria)43, dalla metà del V secolo fino alla metà del secolo successivo. A Murighiol, la corte situata a sud non crea invece, durante la terza fase della basilica, la moltiplicazione delle vie d’accesso (si osserva il mantenimento dell’ingresso sulla facciata occidentale, mentre l’esistenza logica di un altro, meridionale, è quindi difficilmente riconoscibile in ragione dello stato di conservazione del monumento). Un altro aspetto dell’edilizia ecclesiastica della Scizia riguarda le suppellettili liturgiche, ovviamente in rapporto d’interdipendenza con il quadro architetturale. Ricapitolando, si può affermare con certezza che il synthronon semicircolare alla base dell’abside è un arredo liturgico che si sottrae all’usanza nell’ambito provinciale, ma comunemente incontrato nei monumenti cristiani nell’Illirico44 e nelle altre regioni dell’Oriente cristiano45.
Un numero di 31 monumenti di culto cristiano sono stati elencati in Scizia da I. Barnea, Les monuments paléochrétiens loc. cit. (n. 1) 121 – 178 rispetto ai 176 edifici di culto cristiano elencati in Bulgaria da Čaneva-Dečevska loc. cit. (n. 36) 169 – 321. 40 I. Bogdan Cătăniciu, The Marble Basilica (B) in Tropaeum Traiani, Dacia N. S. 50, 2006, 235 – 254, in part. 244 fig. 12; 249 s. fig. 21. 41 Ch. Delvoye, Études d’architecture paléochrétienne et byzantine, Byzantion 32, 1962, 291 – 310 (l’abside), in part. 306 – 310 figg. 20. 23. 42 Vedi sull’argomento J.-P. Sodini, Les églises de Syrie du Nord, in: J.-M. Dentzer – W. Orthmann (éds.), Archéologie et histoire de la Syrie 2. La Syrie de l’époque achéménide à l’avènement de l’Islam, Schriften zur vorderasiatischen Archäologie 1 (Saarbrücken 1989) 347 – 372, in part. 349 – 351; J.-P. Sodini, Atria et cours dans les sites de pèlerinage du monde byzantin, in: Ch. Sapin (éd.), Avant-nefs et espaces d’accueil dans l’église entre le IVe et le XIIe siècle. Actes du colloque international du CNRS, Auxerre, 17 – 20 juin 1999, Mémoires de la Section d’Archéologie et d’Histoire de l’Art 13 (Paris 2002) 37 – 49, in part. 43 s. figs. 9 – 11. 43 A. B. Biernacki, A City of Christians. Novae in the 5th and 6th C. A.D, ABulg 9, 2005, fasc. 1, 53 – 74, in part. 57 fig. 3A; 68 – 72. 44 J.-P. Sodini, Les dispositifs liturgiques des basiliques paléochrétiennes en Grèce et dans les Balkans, CorsRav 31, 1984, 441 – 473, in part. 441 – 445. 45 P. Donceel-Voûte, La mise en scène de la liturgie au Proche Orient IVe–IXe s. Les “provinces liturgiques”, in: R. F. Taft (ed.), The Christian East. Its Institutions and Its Thought. A Critical Reflection. Papers of the International Scholarly 39
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La struttura interna delle chiese è talvolta adatta al culto delle reliquie, che in questa regione del mondo antico si svolge invariabilmente nella zona presbiteriale. I centri religiosi di Murighiol e di Capidava hanno offerto degli esempi di estremo interesse: la cripta di grandi dimensioni inserita nel sotterraneo dell’abside e parzialmente sotto il piano pavimentale dell’estremità orientale della navata maggiore che compare a Murighiol è certamente un impianto ispirato dalla metropoli ecclesiastica Tomis, estremamente favorevole a questo tipo d’ipogeo, che permetteva il pellegrinaggio in grande scala. Allo stesso contesto architettonico e devozionale si conferma tuttavia lo spostamento dei corpi dei due martiri di Murighiol da una necropoli ancora non identificata e la loro venerazione, in un santuario intra urbem. Al contrario, la fossetta delle reliquie al di sotto dell’altare venuta in luce a Capidava sembra indicare un’evoluzione ormai irreversibile dello scenario della venerazione dei resti santi, sottolineando in questo modo la polimorfia e la complessità delle relazioni tra lo spazio sacro, la celebrazione liturgica e il culto martiriale.
Dr. Irina Adriana Achim Accademia Romena di Scenze Istituto di Archeologia “Vasile Pârvan” 11 via H. Coandă 010667 Bucarest ROMÂNIA [email protected]
Summary New Archaeological Research on Paleochristian Monuments in Scythia The present paper analyzes, as far as the available archaeological data permits, four Christian buildings discovered in Dobrudja in the last decade. Even though the focus was only on these four churches, the examination was nonetheless able to establish a sequence of phases in building activity for the entire late Roman province during the 4th–6th c. AD in what was a peripheral territory of the Roman Empire. The monuments were presented according to a geographical criterion, from north to south. We discussed the architectural characteristics of each of the four churches, as well as the problem of their insertion into the topography of the fortifications in which they appeared and developed. A series of considerations were put forward regarding the setting of the liturgical space in the monuments that constitute this archaeological dossier, proposals that allowed us to undertake a diachronic and synchronic analysis of the Paleochristian churches in Scythia in relation to those in neighbouring provinces or other areas of the Roman Empire.
Rezumat Noi cercetări arheologice asupra monumentelor paleocreştine din Scythia Această contribuţie îşi propune să prezinte, în limita documentaţiei arheologice disponibile, patru edificii religioase creştine descoperite în Dobrogea în cursul ultimului deceniu. Chiar dacă bazată pe un corpus constituit din patru monumente, această cercetare a putut să reconstituie o secvenţă a activităţii edilitare în perioada secolelor IV–VI la nivelul provinciei, recunoscută drept teritoriu marginal al ImpeCongress for the 75th Anniversary of the Pontifical Oriental Institute, Rome, 30 May–5 June 1993, OCA 251 (Roma 1996) 313 – 338, in part. 315 s. 323 s.; P. Donceel-Voûte, Le fonctionnement des lieux de culte aux VIe–VIIe siècles. Monuments, textes et images, in: Cambi –Marin loc. cit. (n. 13) 97 – 156, in part. 110 – 118.
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riului Roman. Monumentele au fost prezentate după un criteriu geografic, de la nord spre sud. Au fost abordate caracteristicile arhitecturale ale fiecăreia dintre cele patru biserici paleocreştine care au alcătuit dosarul arheologic, precum şi inserţia acestor edificii în topografia fortificaţiilor în relaţie cu care au apărut şi sau dezvoltat ulterior. O serie de observaţii au vizat organizarea spaţiului liturgic, observaţii ce au permis analiza diacronică şi sincronică a bisericilor paleocreştine din Scythia cu situaţia constată în provinciile învecinate sau în alte regiuni din Imperiul Roman.
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Fig. 1: Immagine satellitaria della Dobrugia con l’indicazione geografica dei rinvenimenti (© Google Earth 2013, rielaborazione: A. Bâltâc)
Fig. 2: Murighiol, immagine da satellite della cittadella tardoantica con l’indicazione della basilica (© Google Earth 2012, rielaborazione: O. Alabaru)
Tafel 91
Fig. 3: Murighiol, planimetria generale della basilica (da Zahariade, The Episcopal Basilica loc. cit. [n. 5] 136 s. figg. 6. 7; 139 fig. 10, rielaborazione grafica: R. Cîrjan 2012)
Fig. 4: Murighiol, interno della basilica, veduta sull’area presbiteriale (foto: M. Zahariade 2002)
Tafel 92
Fig. 5: Murighiol, basilica paleocristiana, veduta sul dromos della cripta (foto: M. Dabîca 2007)
Fig. 6: Murighiol, basilica paleocristiana, veduta sull’ambiente orientale della cripta. In fondo, al centro si osserva la decorazione dipinta del parete orientale della cripta (foto: M. Dabîca 2007)
Fig. 7: Capidava, fotografia aerea della città tardoantica con l’indicazione de la chiesa paleocristiana (foto: I. C. Opriş)
Tafel 93
Fig. 8: Capidava, planimetria generale del settore della chiesa paleocristiana (elaborazione grafica: A. Sion)
Tafel 94
Fig. 9: Capidava, veduta sul loculus delle reliquie da nord (Archivio dell’INP, Fondo DPCN, cliché n° 2181/7)
Fig. 10: Capidava, il loculus delle reliquie, pianta e sezione longitudinale (elaborazione grafica: A. Sion)
Tafel 95
Fig. 11: Capidava, il loculus delle reliquie, veduta sull’absidiola da ovest (Archivio dell’INP, Fondo DPCN, cliché n° 2182/9)
Fig. 12: Capidava, il loculus delle reliquie, dettaglio della tegola in posizione verticale che blocca l’absidiola (Archivio dell’INP, Fondo DPCN, cliché n° 2181/9)
Fig. 13: Capidava, veduta da nord sul scomparto ovest del loculo delle reliquie (Archivio dell’INP, Fondo DPCN, cliché n° 2181/11)
Tafel 96
Fig. 14: Capidava, veduta da sud sull’aula di culto con la capanna mediobizantina nell’area absidale (foto: I. C. Opriş)
Fig. 15: Capidava, la fossetta delle reliquie, stato attuale (foto: A. Sion)
Tafel 97
Fig. 16: Pantelimon, fotografia aerea della fortificazione con l’indicazione della basilica paleocristiana (© [06.02.2013])
Fig. 17: Pantelimon, basilica paleocristiana, la navata centrale e la navatella nord al momento dello scavo (foto: C. Băjenaru)
Fig. 18: Pantelimon, basilica paleocristiana, veduta sul piano pavimentale dell’area presbiteriale e della navata centrale (foto: C. Băjenaru)
Tafel 98
Fig. 19: Pantelimon, basilica paleocristiana, seconda fase, veduta sul nartece da nord (foto: C. Băjenaru)
Fig. 20: Pantelimon, basilica paleocristiana, seconda fase, immagine del saggio effetuato nell’ambiento annesso nord (foto: C. Băjenaru)
Fig. 21: Pantelimon, basilica paleocristiana, seconda fase, immagine del saggio effetuato nell’ambiento annesso sud (foto: C. Băjenaru)
Tafel 99
Fig. 22: Ovidiu, fotografia aerea dell’area del quadriburgium con l’indicazione del sito della chiesa paleocristiana (© http://www.ancpi.ro/pages/home.php [06.02.2013])
Fig. 23: Ovidiu, planimetria generale del quadriburgium e della chiesa (da Băjenaru loc. cit. [n. 24] 308 tav. 78 fig. 304 [54]; rielaborazione grafica: M. Dabîca)
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Abkürzungsverzeichnis (Abkürzungen nach DAI bzw. S. M. Schwertner, IATG3 -Internationales Abkürzungsverzeichnis für Theologie und Grenzgebiete. Berlin – Boston 2014 und speziellen Abkürzungsverzeichnissen der jeweiligen Länder) AASS ������������������������� AB ������������������������������ AbhGöttingen �������������� AbhMünchen ��������������� ABulg ������������������������� ACO ��������������������������� ActaACarp ������������������ ActaAntHung �������������� ActaAntSzeged ������������ ActaArchHung ������������ ActaClDebrec �������������� AE ������������������������������ AÉrt ���������������������������� AF ������������������������������ AH ����������������������������� AIPMA ����������������������� Aiug ��������������������������� AM ����������������������������� AMV �������������������������� AntAlt ������������������������� AntTan ������������������������ AntTard ����������������������� АОР [AOR] ����������������� Apregl ������������������������� AquilNost �������������������� ARadRaspr ������������������ AT ������������������������������ AV ČR ������������������������ AVes ��������������������������� AW �����������������������������
Acta Sanctorum Analecta Bollandiana Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, philologischhistorische Klasse Abhandlungen. Bayerische Akademie der Wissenschaften, philosophischhistorische Klasse Archaeologia Bulgarica Acta conciliorum oecumenicorum Acta Archaeologica Carpathica Acta Antiqua Academiae Scientiarum Hungaricae Acta Antiqua et archaeologica, Szeged Acta Archaeologica Academiae Scientiarum Hungaricae Acta Classica Universitatis Scientiarum Debreceniensis L’année épigraphique Archaeológiai Értesítő Archäologische Forschungen Archaeologia Hungarica Association internationale pour la peinture murale antique Archaeologia Iugoslavica Archäologisches Museum, Tirana Acta Musei Varnaensis Antichità Altoadriatiche Antik tanulmányok, Studia Antiqua Antiquité Tardive. Revue internationale d’histoire et d’archéologie Археологически открития и разкопки [Archäologische Entdeckungen und Ausgrabungen] Arheološki pregled. Arheološko društvo Jugoslavije Aquileia nostra. Bollettino dell’Associazione nazionale per Aquileia Arheološki radovi i rasprave Altes Testament Akademie věd České republiky Arheološki vestnik (Ljubljana) Antike Welt
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Berliner archäologische Forschungen Schriften der Balkan-Kommission der ÖAW, Antiquarische Abteilung Bulletin archéologique du Comité des travaux historiques et scientifiques. Antiquités nationales The Biblical Archaeological Review (Biblical Archaeological Society, Washington D.C.) British Archaeological Reports. International Series
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Abkürzungsverzeichnis
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Berliner Byzantinistische Arbeiten Béri Balogh Ádám Múzeum Évkőnyve Bibliothèque des Écoles françaises d’Athènes et de Rome Beiheft Bibliotheca “Ephemerides Liturgicae”, Subsidia Bibliotheca Hagiographica Graeca Bonner Jahrbücher des Rheinischen Landesmuseums in Bonn Bulletin de littérature ecclésiastique Buletinul Monumentelor Istorice The Annual of the British School at Athens Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana Bulletin du centre d’études médiévales d’Auxerre Bullettino di archeologia e storia dalmata Biblioteca Universale Rizzoli
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Computer-aided design (=rechnerunterstütztes Konstruieren) Cahiers archéologiques Cronica cercetărilor arheologice din România [Cronaca delle ricerche archeologiche in Romania] Corpus Christianorum. Series Latina Collection de l’École française de Rome Central European medieval texts Congressus internationalis archaeologiae christianae Corpus Inscriptionum Latinarum (Hrsg. Th. Mommsen) Conseil National de la Recherche Scientifique, Paris Collectio Avellana Communicationes Archaeologicae Hungariae Corsi di cultura sull’arte ravennate e bizantina Castellum Pannonicum Pelsonense Corpus Scriptorum Ecclesiae Aquileiensis Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum Cambridge Studies in Medieval Life and Thought
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Dizionario biografico degli Italiani Denkschriften der ÖAW Dissertationes Pannonicae Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike Dumbarton Oaks Papers Direcţia Patrimoniului Cultural Naţional, Bucureşti
EAA ��������������������������� Collection des Études Augustiniennes. Série Antiquité EphemDac ������������������� Ephemeris Dacoromana. Annuario della Scuola Romena di Roma Ergb. ��������������������������� Ergänzungsband FC ���������������������������������� FHG ��������������������������� FiS ��������������������������������� FolA ��������������������������� FontArchHung ������������� FC. FP ������������������������� FWF ��������������������������� FYROM ����������������������
Fontes Christiani Fragmenta historicorum Graecorum I–V (Hrsg. K. Müller) Forschungen in Salona Folia Archaeologica Fontes Archaeologici Hungariae Frühes Christentum. Forschungen und Perspektiven Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung Former Yugoslav Republic of Macedonia
Abkürzungsverzeichnis
GCS ���������������������������� Geoarheo Ltd. �������������� ГИБИ [GIBI] �������������� ГИДНС [GIDNS] �������� GIS ����������������������������� Глас СКА [Glas SKA] �� ГНАИМ [GNAIM] ������ ГНAМ [GNAM] ���������� ГС АН [GSAN] ����������� GPR ���������������������������� GPS ����������������������������
Griechische Christliche Schriftsteller Geoarheo, Limited Company Гръцки извори за българската история [Griechische Quellen zur bulgarischen Geschichte] Гласник историјског друштва у Новом Саду [Glasnik istorijskog društva u Novom Sadu] Geographical Information Systems Глас Српске краљевске академије [Glas Srpske kraljevske akademije] Годишник на Националния археологически институт с музей [Godišnik na Nacionalnija arheologičeski institut s muzej] Годишник на Народния археологически музей [Godišnik na Narodnija arheologičeski muzej] Гласник Српске академије наука [Glasnik Srpkse akademije nauka] Ground-penetrating radar Global Positioning System
HABES ����������������������� HAD ��������������������������� HAG ��������������������������� HAM �������������������������� HAW �������������������������� HAZU ������������������������� HbArch ����������������������� HGIS �������������������������� HGM �������������������������� HPS ����������������������������
Heidelberger althistorische Beiträge und epigraphische Studien Hrvatsko arheološko društvo Hrvatski arheološki godišnjak Hortus artium medievalium Handbuch der Altertumswissenschaften Hrvatska akademija znanosti i umjetnosti Handbuch der Archäologie Historical Geographical Information Systems Historici graeci minores I–II (Hrsg. L. A. Dindorf) Hungarian Polis Studies
ИБАИ [IBAI] �������������� ICAA �������������������������� IDR ���������������������������� IDRE �������������������������� IGBulg ������������������������ IKAnt ������������������������� ILCV �������������������������� ILQ ����������������������������� ILS ����������������������������� ИНАИ [INAI] ������������� ИНМВ [INMV] ����������� INP ����������������������������� InscrIt ������������������������� IPM ���������������������������� ИВАД [IVAD] ������������� IWA ����������������������������
Известия на Българския археологически институт [Izvestija na Bǎlgarskija arheologičeski institut] International Centre for Albanian Archaeology Inscripţiile Daciei Romane – Inscriptiones Daciae Romanae III (Hrsg. I. I. Russu) Inscriptiones Daciae Romanae. Inscriptiones extra fines Daciae repertae (Hrsg. C. C. Petolescu) Inscriptiones Graecae in Bulgaria repertae I–V (Hrsg. G. Mihailov) Institut für Kulturgeschichte der Antike, ÖAW Inscriptiones Latinae christianae veteres I–III (Hrsg. E. Diehl) Instrumenta Liturgica Quarreriensia Inscriptiones Latinae selectae I–III (Hrsg. H. Dessau) Известия на Националния археологически институт [Izvestija na Nacionalnija arheologičeski institut] Известия на Народния музей – Варна [Izvestija na Narodnija muzej – Varna] Institutul Naţional al Patrimoniului, Bucureşti Inscriptiones Italiae Instrumenta Patristica et Mediaevalia Известия на Варненското археологическо дружество [Izvestija na Varnenskoto arheologičesko družestvo] Institute of Archaeology, University East Anglia, Norwich, UK
145
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Abkürzungsverzeichnis
JAZU �������������������������� JbAC Ergb. ������������������ JbÖByz ����������������������� JPMÉ �������������������������� JRA ���������������������������� JRS �����������������������������
Jugoslavenska akademija znanosti i umjetnosti Jahrbuch für Antike und Christentum. Ergänzungsband Jahrbuch der Österreichischen Byzantinistik Janus Pannonius Múzeum Évkőnyve (Pécs) Journal of Roman Archaeology Journal of Roman Studies
LapSav ������������������������ Лихнид [Lihnid] ���������� LAF ���������������������������� ЛЗ [LZ] �����������������������
Lapidarium Savariense (Hrsg. E. Tóth) Лихнид. Зборник на трудови на Народниот музеј во Охрид [Lihnid. Zbornik na trudovi na Narodniot muzej vo Ohrid] Linzer archäolgische Forschungen Лесковачки зборник [Leskovački zbornik]
MacActaA ������������������� MarNero ��������������������� MEFRA ���������������������� MGAH ������������������������ MGH AA �������������������� MGH SRL ������������������� MLCT ������������������������� MiChA ������������������������ MLJb �������������������������� MS ����������������������������� MúzÉvkSzeged StA ������
Macedoniae acta archaeologica Il Mar Nero. Annali di archeologia e storia Mélanges de l’École française de Rome. Antiquité Monumenta Germanorum Archaeologica Hungariae Monumenta Germaniae Historica. Auctores antiquissimi Monumenta Germaniae Historica. Scriptores rerum Langobardicarum et Italicarum saec. VI–IX Monumenta Liturgica Concilii Tridentini Mitteilungen zur Christlichen Archäologie Mittellateinisches Jahrbuch Museum von Srem, Sremska Mitrovica Múzeum Évkőnyve Szeged, Studia Archaeologica
ND ����������������������������� N. F. ���������������������������� NHM �������������������������� NHQ ��������������������������� NMB �������������������������� N. S. ��������������������������� NT ������������������������������
Nachdruck Neue Folge Nationales Historisches Museum, Tirana The New Hungarian Quarterly National Museum, Belgrade Neue Serie Neues Testament
ÖAI ���������������������������� ÖAW �������������������������� OCA ��������������������������� OECS ������������������������� OIAS �������������������������� OÖ ���������������������������������
Österreichisches Archäologisches Institut Österreichische Akademie der Wissenschaften Orientalia Christiana Analecta Oxford Early Christian Studies Opera Instituti Archaeologici Sloveniae Oberösterreich
PG ������������������������������ Patrologiae cursus completus. Series Graeca PL ������������������������������� Patrologiae cursus completus. Series Latina PPUD ������������������������� Prilozi povijesti umjetnosti u Dalmaciji RA ������������������������������ RACr �������������������������� RadAkZadar ���������������� RadSplit ���������������������� RE ������������������������������ RÉSEE ������������������������
Revue archéologique Rivista di archeologia cristiana Radovi Zavoda za povijesne znanosti, Hrvatska akademija znanosti i umjetnosti u Zadru Radovi. Razdio povijesnih znanosti Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft Revue des études sud-est européennes
Abkürzungsverzeichnis
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RGA ��������������������������� RGZM ������������������������ RH ����������������������������� RIU ���������������������������� RömÖ ������������������������� RömQSchr ������������������
Reallexikon der germanischen Altertumskunde Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz Revue Historique, Paris Die Römischen Inschriften Ungarns I (Hrsg. L. Barkóczi – A. Mócsy) Römisches Österreich. Jahresschrift der Österreichischen Gesellschaft für Archäologie Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte
SaalbJb ����������������������� Саопштења ����������������� [Saopštenja] SAZU ������������������������� SbHeidelberg ��������������� СбНУНК [SbNUNK] �� SbWien ����������������������� SC ������������������������������ SGL ���������������������������� СПЦ [SPC] ����������������� SpNov ������������������������� SQAW ������������������������ SSAC �������������������������� StA �������������������������������� StAlb �������������������������� StAntCr ����������������������� Starohrv.prosvj ������������ StCercIstorV ���������������� StHis ��������������������������� StudPatr ���������������������� Suppl. �������������������������
Saalburg-Jahrbuch. Bericht des Saalburg-Museums Саопштења Републичког завода за заштиту споменика културе, Београд [Saopštenja, Republičkog zavoda za zaštitu spomenika kulture, Beograd] Slovenska akademija znanosti in umetnosti Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse Сборник за народни умотворения, наука и книжнина [Sammelband für Folklore, Wissenschaft und Literatur] Sitzungsberichte der philosophisch-historischen Klasse der ÖAW Sources chrétiennes Scrittori greci e latini Српска православна црква [Srpska pravoslavna crkva] Specimina nova dissertationum ex Instituto Historico Universitatis Quinqueecclesiensis de Iano Pannonio nominatae Schriften und Quellen der Alten Welt Sussidi allo studio delle antichità cristiane Studia Archaeologica Studia Albanica Studi di antichità cristiana Starohrvatska prosvjeta (III. serija) Studii şi cercetări de istorie veche şi arheologie Studia historica Studia Patristica Supplement
THF ���������������������������� TIB ����������������������������� TIR ����������������������������� TitAq �������������������������� TravMem �������������������� TRH ���������������������������
Trierer Historische Forschungen Tabula Imperii Byzantini Tabula Imperii Romani Tituli Aquincenses I–III (Hrsg. P. Kovács – Á. Szabó) Travaux et mémoires. Centre de recherche d’histoire et civilisation de Byzance, Paris Tituli Romani in Hungaria reperti. Suppl. (P. Kovács)
Ubi erat lupa ���������������� (www.ubi-erat-lupa.org) Römische Steindenkmäler VHAD ������������������������ VIÖG �������������������������� VjesDal ����������������������� VMMK �����������������������
Vjesnik Hrvatskoga arheološkoga društva Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Vjesnik za arheologiju i historiju dalmatinsku Veszprém Megyei Múzeumok Közleményei
WbyzSt ����������������������� Wiener byzantinistische Studien WMMÉ ����������������������� Wosinsky Mór Múzeum Évkőnyve WSt ���������������������������� Wiener Studien
148
ZalMúz ����������������������� ZČ ������������������������������ ЗФФ [ZFF] ������������������ ЗНМ [ZNM ����������������� ЗНМН [ZNMN] ���������� ZNW �������������������������� ZPE ���������������������������� ЗРВИ [ZRVI] ��������������
Abkürzungsverzeichnis
Zalai Múzeum Zgodovinski časopis Збopник Филoзoфcкoг фaкyлтeтa, Београд [Zbornik Filozofskog fakulteta, Beograd] Зборник Народног музеја, Београд – археологија [Zbornik Narodnog muzeja, Beograd – arheologija] Зборник Народног музеја, Ниш [Zbornik Narodnog muzeja, Niš] Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der Älteren Kirche Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik Зборник радова Византолошког института, Београд [Zbornik radova Vizantološkog instituta, Beograd]
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Ortsregister Ajdna (Oberkrain, Slowenien) 39, 43, 45 Ajdovski gradec (bei Vranje, Slowenien) 44 Ak dere ([antik: Aspro], heute Bjala), (Bulgarien) 123 Alsóheténypuszta ([antik: Iovia], Provinz Valeria [siehe auch Ludbreg], Ungarn) 22, 23, 30, 66 Apollonia (Albanien) 103 Apulum (Provinz Dacia superior) 12 Apuseni-Gebirge (Westrumänien) 13 Aquae [antik] (Prahovo, Ostserbien) 87, 91 Aquae Iasae [antik] (Varaždinske Toplice, Bischofssitz, Kroatien) 62 Aquileia 23, 39, 41, 43, 45, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 57, 59, 65, 71 Aquincum [antik] (Budapest [siehe dort]) (Ungarn) 26, 27, 30 Arapaj (Albanien) 101 Arles 77 Athen 93 Axiopolis [antik] (Cernavodă, România) 136 Balkanhalbinsel 102, 115, 124, 125, 128 Ballsh (Albanien) 101 Baranya (Komitat, Ungarn) 26 Barbaricum (Ungarn) 19 Barcelona 128 Bargala (Gorni Kozjak, Makedonien) 97–99 Bakonya (Ungarn) 30, 31 Bassiana(e) [antik] (Donji Petrovci, Serbien) 86 Bátaszék-Kövesdpuszta (Ungarn) 30 Bela Krajina (Slowenien) 46, 47 Belgrad (Serbien) 84, 87, 89 Bithynien: Provinz in Kleinasien (italienisch: Bitinia) 136 Bitola ([antik: Heraclea Lyncestis] [siehe dort]) (Makedonien) 98, 99 Bjala (Region Varna, Bulgarien) 123, 126–128, 131, 132 Blagoevgrad (Bulgarien) 95 Botevo (bei Vidin, Bulgarien) 139 Brač (Kroatien) 78 Bucureşti (România) 135, 137 Budapest (Ungarn) 20
Buthrotum [antik] (Butrint, Albanien) 102–106 Byllis [antik] (Hekal, Bischofssitz, Albanien) 101, 103–106 Byzanz 40, 58, 127 Čalma (bei Sirmium [siehe dort], Serbien) 85, 91 Capidava [antik] (Topalu, Distrikt Constanța, (România) 136, 137, 139, 141 Carevec (in Veliko Tărnovo, Bulgarien) 130 Caričin Grad ([antik: Iustiniana Prima] [siehe dort], Serbien) 90, 91, 139 Carnuntum 77 Cărkvište (bei Pirdop, Bulgarien) 126 Čečavac (Kroatien) 62–64 Celeia [antik] (Celje) (Provinz Noricum mediterraneum) (Slowenien) 43–45, 47, 57, 59 Certissia [antik] (siehe auch Štrbinci) (Kroatien) 62, 64, 65, 68 Chersonesos Taurica [antik] (Sevastopol) (Krim) 124 Cibalae [antik] (Vinkovci [siehe dort]) (Kroatien) 62, 68, 69, 71, 72 Cista Velika (Imotska Krajina, Kroatien) 78 Cista Velika–Crkvine (Kroatien) 80, 81 Cividale (Nordfriaul, Italien) 40 Comum (Bistum, Slowenien) 58 Concordia (Slowenien) 39 Cornacum [antik] (siehe auch Sotin, Kroatien) 62, 65, 66 Črnomelj (Slowenien) 46–48 Császár (Ungarn), 31, 33 Çuka e Ajtojt (Albanien) 104 Đakovo (Kroatien) 64 Ðerdap (Slowenien) 46 Dobrič (Bulgarien) 9 Dobrogea (România) 133, 141 Dolenjska (Unterkrain, Slowenien) 41 Dombóvár (Ungarn) 30, 31 Donau- und Balkanraum 11–18 Dunaújváros ([antik: Intercisa] [siehe dort]) (Ungarn) 21 Dunaszekcső (siehe auch unter Lugio) (Ungarn) 21
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Ortsregister
Durostorum [antik] (siehe Silistra, Bulgarien) 131 Dyrrachium [antik] (Durrës, Zentrum von Epirus nova, Albanien) 77, 105–107 Džanavara (bei Varna, Bulgarien) 127, 129 Emona [antik] (Ljubljana [siehe dort]) (Slowenien) 41, 42, 44, 45, 47 Ephesos 125 Erite (südlich von Varna, Bulgarien) 126 Fenékpuszta (Ungarn) 27, 29, 30 Friaul (Italien) 39, 57 Galata (bei Varna, Bulgarien) 124, 126, 127 Goleš (Kajnardža, Distrikt Silistra) (Bulgarien) 131, 137 Gorenjska (Oberkrain, Slowenien) 41, 42 Gračnica (bei Ter, Slowenien) 45 Gradec bei Prapretno (bei Vranje) (Slowenien) 45 Gradec (bei Velika Strmica, Slowenien) 46 Gradec (bei Mihovo, Slowenien) 46 Gradina na Jelici (Höhenanlage in Westserbien) 90, 91, 129 Gradišče (bei Velike Malence, Slowenien) 46 Grado (Italien) 39, 58 Gyirmót-Homokdomb (Ungarn) 31 Győr (Ungarn) 27 Hács-Béndekpuszta (Ungarn) 31 Halmyris [antik] (Murighiol [siehe dort]) (România) 133, 136 Haskovo (Bulgarien) 9 Heraclea Lyncestis [antik] (heute: Bitola) (Makedonien) 98, 127 Hegykő (Ungarn) 31 Hissarja ([antik: Diocletianopolis]) (Bulgarien) 125 Illyricum 11, 13, 15–18, 49, 51, 52, 53, 54–59, 102, 106, 108, 140 Intercisa [antik] (Dunaújváros, Ungarn) 21, 27, 30, 31 Invillino (Italien) 39, 40 Iovia (Provinz Valeria) 22, 23, 30, 52, 62, 63, 66 Isonzo (Soča, Italien) 38, 40, 43 Iustiniana Prima? [antik] (Caričin Grad [siehe dort], Serbien) 90, 97, 107, 139 Ivanjane (bei Sofija, Bulgarien) 139
Jagodin Mala (Nekropole von Naissus [Niš]) (Serbien) 88, 89 Jerusalem 130 Jurilovca/Capul Dolojman (România) 139 Kamanje (Kroatien) 62 Kamenica (Kroatien) 66–70, 72 Kap Sveti Atanas bei Bjala (Bezirk Varna) (Bulgarien) 123, 126, 131, 132 Kapljuč (Salona, Kroatien) 78 Karthago 50 Kékkut (Ungarn) 30 Keszthely-Fenékpuszta (Ungarn) 27, 29, 30, 31 Khirbet ed-Deir (judäische Wüste) 124 Kisdorog (Ungarn) 21 Kismákfa (Ungarn) 23 Kjustendil ([antik: Pautalia], Bulgarien) 95 Kobarid (Karfreit, Slowenien) 38, 40 Köln 25 Koman (Albanien) 101 Konstantinopel 49, 58, 115, 140 Koper/Capodistria (Slowenien) 41 Korinjski hrib (Slowenien) 39, 46 Kosovo 96 Kovačevec (bei Popovo, Bulgarien) 124 Kővágószőlős (Ungarn) 25 Kranj/Krainburg [antik: Carnium] (Slowenien) 40, 42, 48 Križevska vas (bei Moravče, östliches Oberkrain, Slowenien) 43, 48 Kruja (Albanien) 101, 107 Kučar (Provinz Savia, Slowenien) 39, 40, 47, 48 Kumanovo (Makedonien) 96 Kuzelin (Kroatien) 62 Lauriacum (Enns, OÖ) 50 Lavant (Osttirol) 39 Lesce (Oberkrain, Slowenien) 42, 48 Leskovac (Serbien) 90 Levante 12 Limberk (bei Mala Račna, Slowenien) 46 Lin [antik] (Pogradec, Albanien) 101 Lissus [antik] (Lezha, Albanien) 107 Ljubljana ([antik: Emona] [siehe dort]) 59, 70 Ludbreg ([antik: Iovia/Botivo], Kroatien) (siehe auch Alsóheténypuszta, Ungarn) 23, 62, 63, 66, 68 Lobor (Kroatien) 65, 66, 68 London 32
Ortsregister
Lonja-Gradišče (Kroatien) 65 Lugio (siehe Dunaszekcső, Ungarn) 21 Lussonium [antik] (Paks, Ungarn) 30, 31 Lychnidos [antik] (siehe Ohrid, Makedonien) 97, 99 Mačvanska Mitrovica (siehe auch Sremska Mitrovica) ([antik: Sirmium] [siehe dort]) (Serbien) 84 Mailand (antik: Mediolanum) 12, 51, 52, 57, 58, 71, 111 Mala Račna (Slowenien) 46 Manastirine (Salona, Kroatien) 78 Marano (Kroatien) 58 Marusinac (Salona, Kroatien) 25, 26, 78 Mediana (bei Niš, Serbien) 90, 91 Metochien (Serbiens Bezeichnung für den westl. Teil des Kosovo) 96 Metz 77 Mihovo (Slowenien) 46 Mirje (bei Postira, Kroatien) 78, 79, 81 Mirkovci (Serbien) 70 Murighiol ([antik: Halmyris] [siehe dort]) (Distrikt Tulcea) (România) 133, 140, 141 Mursa [antik] (Osijek [siehe dort], Kroatien) 62, 65, 67 Mursella (Ungarn) 30 Nagyharsány (bei Pécs, Ungarn) 28, 31 Neviodunum (Slowenien) 46 Nessebăr ([antik: Mesembria], Bulgarien) 127 Niculițel ([antik: Noviodunum], România) 135 Nikopolis (Bischofssitz, Zentrum von Epirus vetus) 104 Niš (siehe Naissus) Naissus [antik] (Niš, Serbien) 54, 87–89, 91 Notranjska (Innerkrain, Slowenien) 40 Nova Gorica (Slowenien) 41 Novae [antik] (bei Svištov [siehe dort]), (Bulgarien) 124, 140 Odessos [antik] (Varna [siehe dort]) (Bulgarien) 130 Ohrid ([antik: Lychnidos], Makedonien) 96, 97, 99 Omiš (Brzet, Kroatien) 79 Onchesmus [antik] (Saranda [siehe dort]) (Bischofszentrum) 104, 105 Oreše (bei Goce Delčev, Bulgarien) 124 Osijek ([antik: Mursa], Kroatien) 62 Ossopo (Friaul, Italien) 57
151
Ovaro (Nordfriaul, nördlich von Invillino) (Italien) 39, 40 Ovidiu (Distrikt Constanța, România) 138, 139, 140 Oxford 32, 93 Ozalj (Kroatien) 62 Paleokastra (Albanien) 101 Palmyra (Syrien) 127 Pannonien 19, 20, 26, 27, 28, 33, 51–54, 63, 65 Pantelimon ([antik: Ulmetum], Distrikt von Constanța, România) 137 Parentium [antik] (Poreč [siehe dort]) (Bischofssitz, Kroatien) 45 Pécs ([antik: Sopianae] [siehe dort], Ungarn) 19, 21, 23–26, 28, 32, 35 Phoinike [antik] (Finiqi, Albanien) 105 Plovdiv ([antik: Trimontium–Philippopolis]) (Bulgarien) 126, 129 Podgrađe (bei Omiš, Kroatien) 78, 80, 81 Podgrađe–Solioce (Kroatien) 80 Poetovio [antik][heute: Ptuj] (Provinz Noricum mediterraneum, Slowenien) 43, 45, 47, 49, 50, 52, 53 Poreč ([antik: Parentium] [siehe dort], (Kroatien) 45, 62, 71, 75 Potoki (Slowenien) 43 Prahovo [antik: Aquae] (Ostserbien) 87, 91 Prapretno (Slowenien) 45 Prilep (Makedonien) 96 Provinzen [antik]: - Dacia mediterranea 95, 110, 111, 114, 139 - Dacia superior 12 - Dakien 12 - Dalmatia (Dalmatien) 11, 17, 38–41, 50, 53, 54, 56, 57, 73–75, 78, 81 - Dardania 56, 95, 102 - Epirus nova 95, 102, 105 - Epirus vetus 102, 104, 107 - Macedonia prima 95 - Macedonia secunda 95 - Moesia secunda 139 - Moesia inferior 11 - Moesia superior 11 - Provinz Moesia 17, 86 - Noricum mediterraneum 38, 39, 40, 43, 57, 58, 60 - Pannonia prima 19, 22, 35, 38, 58 - Pannonia secunda 50, 54, 70 - Praevalis 102, 105 - Raetia prima 57
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Ortsregister
- Raetia secunda 57, 58, 102 - Savia 38, 39, 40, 46, 50, 57, 60, 64 - Thracia 11, 132 - Valeria 19, 22, 27, 30, 35 - Venetia et Histria 38, 41, 49, 54, 58 Pučišća (Kroatien) 78, 81 Pula (Kroatien) 71 Požega (Kroatien) 63, 68 Ravenna (Italien) 39, 42 Rifnik (Slowenien) 39, 44, 47 Rimini (Italien) 51 Rom, Römisches Reich 11 passim Rogoznica (bei Poetovio, Slowenien) 45 Rudina [antik] (Čečava, Kroatien) 63, 64 Rujkovac (Serbien) 139 Säben ([antik: Sabiona], Südtirol, Italien) 58 Ságvár ([antik: Tricciana] [siehe dort], (Ungarn) 22, 30 Salona [antik] ([siehe Solin], Kroatien) 25, 50, 54, 73–78, 81 Samobor (Kroatien) 62 Saranda ([antik: Onchesmus], Albanien) 101, 104, 105 Sarmizegethusa [antik, siehe Ulpia Trajana] (Provinz Dacia superior, România) 11, 12 Savaria [antik] (Szombathely, Ungarn) 19, 21, 22, 27, 30, 31 Scarbantia [antik] (Sopron, Ungarn) 31 Scupi [antik] (Skopje [siehe dort]) (Makedonien) 97 Scythia minor (italienisch: [im Artikel] Scizia minore; România) 133, 136, 138–142 Scodra [antik] (Shkodër-Shkodra, Albanien) 105, 106, 107 Šentjurski hrib (bei Tržišče, Slowenien) 46 Serdica [antik] (Provinz Dacia mediterranea) (heute Sofija [siehe dort], Bulgarien) 51, 102, 109–122, 139 Silistra ([antik: Durostorum] [siehe dort]) (Bulgarien) 131 Singidunum [antik] (Belgrad [siehe dort]) (Serbien) 86, 91 Sirmium [antik] (Sremska Mitrovica [siehe dort], Serbien) 23, 26, 50, 51, 54, 70, 71, 83, 84, 85, 91 Siscia (Münzstätte und Bischofsstadt) (Kroatien) 15, 22, 62, 66, 67 Sisak ([antik: Siscia] [siehe dort], Kroatien) 62, 64, 66, 67, 68 Škocjan (Slowenien) 41
Skopje ([antik: Scupi], Makedonien) 96, 97, 99 Šmartno v Tuhinju (Slowenien) 43, 48 Sofija ([antik: Serdica] [siehe dort]) Hauptstadt der Provinz Dacia mediterranea (Bulgarien) 95, 109, 118, 119, 122, 125 Solin ([antik: Salona] [siehe dort], heute Split) (Kroatien) 62 Solkan (bei Nova Gorica [siehe dort]) (Slowenien) 41 Somogyszil-Dögkút dűlő (Ungarn) 30 Sopianae [antik] (Pécs [siehe dort], Ungarn) 21, 30, 31 Sotin ([antik: Cornacum] [siehe dort]), (Kroatien) 62, 68 Split (Kroatien) 62, 81 Sredec (Name für Serdica [siehe dort], ab 811: nach Angliederung an das 1. Bulgarische Reich) 111, 121 Sremska Mitrovica ([antik: Sirmium] [siehe dort], siehe auch Mačvanska Mitrovica, (Serbien) 86, 91 Štip (Makedonien) 96 Stipanska (Insel bei Šolta [Mitteldalmatien]) 41, 78 Stobi (Makedonien) 97 Štrbinci ([antik: Certissia?] [siehe dort]) (Kroatien) 62, 64, 65, 68 Strumica ([antik: Tiberiupolis], Makedonien) 97 Sufetula (heute Sbeitla in Tunesien) 128 Sveti Martin na Muri (antik: Halicanum?) (Slowenien) 62 Svištov ([antik: Novae] [siehe dort]) (Bulgarien) 124, 140 Székesfehérvar (Ungarn) 23 Szentegyházidűlő (Ungarn) 31 Szentendre (Ungarn) 34 Tabor nad Knežakom: Tabor oberhalb Knežak (Slowenien) 40, 48 Tác (Ungarn) 30 Tărgovište (Bulgarien) 139 Tarján (Ungarn) 31 Tarraco [antik] (Tarragona, Katalanien) 77 Tepe-Elbasan ([antik: Scampa], Albanien) 101 Tergeste (Slowenien) 40, 50 Teurnia (Kärnten) 40 Thessaloniki 54, 111, 128 Timavo (bei Aquileia, Italien) 43 Tinje (bei Žusem, Slowenien) 45 Tirana (Albanien) 106 Tokod (Ungarn) 31
Ortsregister
Tomis [antik] (Constanța, România) 138, 139, 141 Tonovcov grad (bei Kobarid [siehe dort]) (Slowenien) 38, 39, 40, 47, 48, 59 Tricciana [antik] (Ságvár [siehe dort]) (Ungarn) 22, 30 Trier 77 Trimontium–Philippopolis [antik] (siehe Plov div) 111, 115 Tropaeum Traiani [antik] (Adamklisi) (România) 135, 140 Ulcisia (Ungarn) 30 Ulpia Trajana-Sarmizegethusa (Hauptstadt des Dakerreiches) 11, 12 Varaždinske Toplice [antik: Aquae Iasae], (siehe dort) (Kroatien) 62, 63, 66, 68 Varna ([antik: Odessos] [siehe dort]), (Bulgarien) 123, 124, 126, 127, 129 Velika Strmica (Slowenien) 46
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Velike Malence (Slowenien) 46, 47 Veliki Bastaji (Kroatien), 62, 64 Veliki Korinj (Slowenien) 46 Viminacium [antik] (Kostolac, [Hauptstadt der Provinz Obermösien] (Serbien) 86, 87, 91 Vindobona 12 Vinkovci ([antik: Cibalae] [siehe dort]) (Kroatien) 61, 62, 64, 66–70, 72 Vis (Insel, Kroatien) 124 Vranja peč (bei Lipni dol, nw. von Prapretno), (Slowenien) 45 Vranje 39, 40, 44–48 Washington 84 Zadar (Kroatien) 68 Zagreb (Kroatien) 62, 67, 68 Zidani gaber (bei Mihovo, Slowenien) 46 Zlokukani (Makedonien) 97
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NAMENSregister Achim Irina Adriana 133, 141 Aleksova Blaga 96 Anamali Skënder 101 Alföldi András 20 Alföldy Géza 14–16 Altheim Franz 14 Amantius (Bischof von Iovia [?], 4. Jh.) 23, 52 Ambrosius von Mailand (339 [Trier]–gest. 397 [Mailand], Bischof und Kirchenlehrer) 51, 53 Ammianus Marcellinus (Historiker, 2. Hälfte 4. Jh.) 111 Anastasius (Martyrer, Salona) 25 Anemius (Bischof, Sirmium) 51 Appian (Geschichtsschreiber, 2. Jh.) 11 Arius 21 Astius (Bischof, Martyrer) 102 Athanasius der Große (295 [Alexandrien]–373 [gest. ebd,], Bischof, Kirchenlehrer) 51, 86, 114 Augustinus (354 [Thagaste]–430, als Bischof von Hippo gest., Kirchenlehrer) 80 Aurelius Victor (4. Jh., Geschichtswerk) 11
Cerova Ylli 104 Chalkia Eugenia 124 Chevalier Pascale 41, 103 Christus 34, 35, 127 Chromatius (388–408, Bischof von Aquileia) 49, 53, 54 Chrysostomus Johannes (347/344? [Antiochia, heute: Antakya, Türkei]–gest. 407 [Pityus, heute: Sochumi in Georgien], Bischof von Konstantinopel, Kirchenlehrer) 53 Ciglenečki Slavko 47 Columba (Asketin) 57 Csák Árpád 27 Csigi Péter 32 Culumbula (christl. Name? Inschrift) 27 Cumonts Franz 14 Cyprianus von Karthago (200/210 [Karthago], gest. 258 [ebd.], Kirchenschriftsteller) 50 Czobor Béla 19, 21 Daniel (AT, Prophet) 32–34, 66 Demetrius (Heiliger, Martyrer [Sirmium?]) 85, 111 Deroko Aleksandăr 90 Dimitrijević Stojan 66, 70 Djurić Bojan 70 Domaszewski Alfred von 14, 87 Donatus (Heiliger, Epirus vetus) 102 Duval Noël 85, 90 Dyggve Eynar 73–77
Baçe Apollon 101 Băjenaru C. 140 Balics Layos 19 Barkóczi László 28 Barnard Leslie W. 117 Barnea Ion 133 Bavant Bernard 90 Bertók Gábor 23 Bojadžiev C. 119 Bonosus 54 Bratož Rajko 20, 37, 59 Brukner Olga 84 Brunšmid Josip 69, 84 Bucovală Mihail 138 Bugár István 31, 32 Bulić Frane 73 Buschhausen Helmut 24
Ennodius (473–521, Bischof von Pavia) 56 Epictet und Astion (Martyrer, 4. Jh., [Halmyris]) 134, 136 Eugippius (Vita Sancti Severini) 55, 56 Eulalius von Amantia (Bischof, 4. Jh.) 102 Euphrasius (Bischof von Parentium [antik], heute: Poreč, 5. Jh.) 75 Eusebius (Bischof, Martyrer, Cibalae) (4. Jh.), 69, 70
Carrara Frano 73, 77 Cassius Dio (Geschichtswerk, um 150–235) 15 Ceka Neritan 101, 108
Fingarova Galina 109, 121 Florian (Martyrer [304], Lauriacum) 50 Fülep Ferenc 21, 24, 26
Namensregister
Gábor Olivér 24, 25, 32 Gaudentius (Bischof, Celeia [?], 5. Jh.) 57 Gáspár Dorottya 21, 23, 24, 29, 36 Géfin Gyula 22 Georg (Heiliger, Kirche in sog. Rotunde v. Serdica) 118 Gerber Wiliam 73 Gottheiten (Palmyra): - Belahamon 12 - Benefal 12 - Malagbel 12 - Manavat 12 Gosztonyi Gyula 21 Grbić Miodrag 84, 86 Györ Zsuzsa Katona 24, 26 Heidl György 32 Heinrich-Tamáska Orsolya 28 Henszlmann Imre 19, 32 Hercules 34, 35 Hidri Sali 101 Hieronymus (348 [Stridon]–gest. 420 [Bethlehem], Kirchenlehrer) 43, 50, 52 Hilarius von Poitiers (315 [Poitiers]–gest. 367 [ebd.], Bischof, Kirchenlehrer) 51 Hild Friedrich 93 Hitrek Adolf 84 Hodges Richard 104 Horváth Andrea 27 Hudák Kristina 32, 33 Hunger Herbert 93, 94 Irenaeus (Heiliger, Bischof, Sirmium, 1. Hälfte 5. Jh.) 85 Iuppiter 16 Iuppiter Capitolinus 16, 17 Iuppiter Depulsor 16 Iuppiter Fulgurator/Fulminator 16 Ivanišević Vujadin 90 Ivanov Mario 116, 117, 119, 121 Janošić Ivana Iskra 70 Jeličić-Radonić Jasna 73, 81 Jesus Christus 127, 132 Jona (AT, Prophet) 85 Jotov Valeri 123, 131 Jovanović Aleksandăr 89 Jović Ðorđe 84 Jung Ignjat 84 Justus (aus Tergeste, Martyrer, 4. Jh.) 50
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Kádár Zoltán 20, 24, 33 Kaiser: - Anastasius I. (491–518) 11, 105 - Augustus (27 v. Chr.–14 n. Chr.) 12, 15 - Aurelian (270–275) 112, 133 - Claudius (41–54) 12 - Claudius II. Gothicus (268–270) 11 - Constantius I. (Caesar: 293–305, Kaiser: 305–306, Vater Konstantin des Großen [Ergänzung zu S. 87] - Constantius II. (337–361) 66, 120 - Decius Traianus (249–251) 11, 14, 15, 50, 69, 102 - Diokletian (284–305) 15, 49, 50, 69, 77, 102, 136 - Domitian (81–96) 12 - Galerius (305–311) 12, 49, 51, 110 - Gallienus (253–268) 15, 50 - Jovian (363–364) 11 - Julian Apostata (361–363) 120 - Julius Nepos (474/475 [letzter legitimer Kaiser des weström. Reiches], gest. 480) 56 - Justin I. (518–527) 11 - Justinian I. (527–565) 11, 39, 40, 49, 57, 102–106, 111, 112, 118, 119, 137, 138 - Hadrian (117–138) 12, 103 - Heraclius (610–641) 107, 131 - Konstantin I. der Große (307–337) 11, 12, 35, 51, 62, 63, 71, 87, 106, 111, 113, 115, 120 - Leo I. (457–474) 11 - Licinius (308–324) 11, 12, 51 - Macrinus (217–218) 11 - Magnentius (röm. Gegenkaiser, 350–353) 66 - Marcus Aurelius (161–180) 77 - Maurikios (590–gest. 602) 58 - Maximinus (Thrax) (235–238) 11 - Odoaker (476–493, weström. Regent) 56 - Pertinax (193) 13 - Philippus Arabs (244–249) 11, 15 - Phocas (602–610) byz. Kaiser, 11, 130 - Probus (276–282) 133 - Septimius Severus (193–211) 13, 17 - (Severische Dynastie 193–235) - Theoderich der Große (474–526, - Ostgotenkönig) 57, 106 - Theodosius I. (379–395) 102 - Tiberius Constantinus (578–582) 11 - Trajan (98–117) 12, 102 - Valens (364–378) 11, 71
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Namensregister
- Valentinian I. (364–375) 11, 69, 71, 106 - Valerianus (253–260) 50, 51, 54 - Zenon (474–475, 476–491 [ost]röm. - Kaiser) 46
Kanitz Felix 84, 86, 87 Kantiergruppe: Martyrer, diokletianische Verfolgung (284–[303/304] 305): - Cantius 50 - Cantianus 50 - Cantianilla 50 Kaplarević Marko 83, 91 Kárpáti Gabór 24 Khatchatrian A. 127, 129 Kirin Asen (Dissertant Princeton 2000) 111, 114, 118, 119 Koder Johannes 93, 94 Koller József 19, 33 Kondić Vladimir 90 Korać Mimomir 87 Kovács Péter 27 Lako Kosta 101, 104 Leontius (Präfekt Illyriens, 1. Hälfte 5. Jh.) 85 Lilčiḱ Viktor 96 Ljubić Šime 84 Lovász István 26 Magyar Zsolt 26 Mano-Zisi Đorđe 90 Marcellinus (militärischer Befehlshaber, 5. Jh.) 56 Maria (Muttergottes, Inschrift aus Bjala) 127, 132 Marsigli de Luigi Ferdinando 86 Martin von Tours (316/317–397, Bischof) 40, 52 Meksi Alexandër 101 Maximus (Patriarch von Grado, 7. Jh.) 58 Mesesnel Francė 90 Michael (Erzengel) 77 Michael de Arena 77 de Slano 77 de Sabula 77 Migotti Branka 21, 61, 68 Milinković Mihailo 90 Milošević Petar 84 Minčev Aleksandăr 123, 131 Mirković Lazar 89 Mithras 14 Mitthof Fritz 11, 18 Muçaj Skënder 101 Müller Róbert 28
Nagy Lajos 20, 24, 36 Nagy Levente 19, 32, 35 Nagy Tibor 20, 27 Narses (Feldherr Justinians I.) 40 Németh Margit 27 Nestle E. 127 Nicetas (Bischof von Aquileia, 5. Jh.) 55 Nikolajević Irana 89 Nonnosus (Molzbichl bei Spittal/Drau, Kärnten) 57 Ochsenschlager Edward 84 Oreb Franko 77 Oršić-Slavetić Adam 88 Panić Slobodan 85 Pantelimon (oder Pantelejmon) (Heiliger) 99, 137 Päpste (Bischöfe von Rom): - Innocentius I. (401–417) 102 - Leo I. der Große (440–461) 55 - Felix III. (483–492) 56 - Gelasius I. (492–496) 56 - Pelagius I. (556–561) 57 - Gregor der Große (590–604), (Kirchenlehrer) 58 Paulovics Járdány István 22 Paulus (Bischof von Aquileia, 6. Jh.) 57 Paulus (im Illyricum, NT Röm 15, 19) 102 Paulus und Petrus (Apostel) 19, 22, 32, 33, 88 Peter (Erzbischof von Salona, 6. Jh.) 74, 76, 81 Petkovič Vladimir 90 Petrović Petar 89 Photinus (Bischof, Sirmium, 4. Jh.) 51, 54 Pillinger Renate 89 Pollio (Martyrer, diokl. Verfolgung 304, Cibalae) 66, 69, 70, 71 Popović Ivana 85 Popović Mihailo 93, 99 Popović Vladislav 84, 85, 90 Pozsárkó Csaba 24 Pralong Anni 126 Premerstein von Anton 88 Priscus (Geschichtsschreiber 5. Jh.) 111 Prokopius von Caesarea (um 500–nach 562, Geschichtsschreiber) 103, 104, 111, 112 Protogenes (Bischof in Serdica, 4. Jh.) 119 Publius Aelius Theimes (Palmyra) 12 Quirinus (Bischof von Siscia, gest. 308/309 als Martyrer in Savaria) 22, 30, 31, 67
Namensregister
Radnóti Aladár 22 Radojčić Svetozar 90 Rakocija Miša 89, 96 Rapp Claudia 94 Rendić-Miočević Duje 74 Rufinus (435–510, lat. Kirchenhistoriker) 53 Sabianus (Heiliger, Epirus nova) 102 Sabinus (Heiliger, Epirus vetus) 102 Sági Károly 28 Šaranović Svetek Vesna 69 Schmidt Wolfgang 22 Severin von Noricum (410–482, Heiliger) 22, 55, 56 Škorpil Karel und Hermenegild 123 Sodini Jean-Pierre 103 Spieser Jean-Michel 90 Soustal Peter 95 Spremo-Petrović Nevenka 90 Stančeva Magdalina 119 Stefan I. (969–1038, 1. König von Ungarn) 20 Stephanus (Heiliger, Epirus nova) 102 Stephan (Protomartyrer, gest. um 36/40) 78 Stercoria (christl. Name? Inschrift) 27 Suceveanu Alexandru 133 Šufflay Milan 107 Supka Géza 20 Sveti Martin na Muri (Halicanum?) 62 Synerotas (Martyrer, Sirmium) 84 Szentléleky Tihamér 22 Szőny Ottó 21 Therinus (Martyrer, Buthrotum) 102 Thomas Edith B. 21 Timotheus (Martyrer? Sirmium) 22, 23 Tóth Endre 21–23, 27, 29 Tóth Zsolt 24, 26 Ulfila (um 311–383, westgotischer Bischof) 31 Valerianus (Aquileia) 51 Valtrović Mihailo 86, 87 Vasić Miloje 87 Victorino (Byllis) 103 Victorinus von Poetovio (geb. 230 [Pannonien], Bischof und Martyrer, diokl. Verfolgung 303/304) 49, 50, 53, 60 Vikić-Belanćić Branka 61 Visy Zsolt 24–26, 32, 33, 35 Vogt Joseph 14, 17 Vulić Hrvoje 67–69, 72
Vulić Nikola 88 Wissowa Georg 14 Zahariade Mihail 135 Zeiller Jacques 20 Zotović Ljubica 87
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