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German Pages 366 [368] Year 1976
Konzepte der Sprach- und Literaturwissenschaft
Herausgegeben von Klaus Baumgärtner und Feter von Matt
8
Klaus Heger
Monem, Wort, Satz und Text 2., erweiterte Auflage
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1976
1. Auflage 1971
Herausgeber für Sprachwissenschaft Klaus Baumgärtner (Universität Stuttgart) Herausgeber für Literaturwissenschaft Peter von Matt (Universität Zürich)
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek
Hagar, Klaut Monem, Wort, Satz und Text. — 2., erw. Aufl. — Tübingen : Niemeyer, 1976. (Konzepte der Sprach- und Literaturwissenschaft ; 8) 1. Aufl. u.d.T.: Heger , Klaus : Monem, Wort und Satz. I S B N 3-484-22021-X
ISBN 3-484-22021-x © Max Niemeyer Verlag Tübingen 1976 Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Budi oder Teile daraus auf photomechanischem Wege zu vervielfältigen. Printed in Germany.
ZUR ERSTEN AUFLAGE Mein aufrichtiger Dank sei all denen ausgesprochen, die mir in zahlreichen mündlichen und schriftlichen Diskussionen wertvolle und entscheidende Anregungen zu den hier vorgelegten Gedankengängen gegeben haben. Für sämtliche behandelten Fragen unentbehrlich und eine ständige Begleitung ihrer oft erneuerten Antworten waren durch viele Stadien hindurch die Diskussionen mit meinem Lehrer und Freund Kurt Baldinger, mit meinen langjährigen Mitarbeitern Uwe Mönnich und dem auf tragische Weise aus dem Leben geschiedenen Lothar Oehring, und mit den Teilnehmern meiner Seminarübungen in Kiel, Mexico und Heidelberg, aus denen heraus auch die im folgenden mit zu Grunde gelegten Arbeiten von Gunther Hammermüller, Peter Lohmann und Uwe-Werner Petersen entstanden sind. Für eine Reihe von Problemen, die sich auf die verschiedenen Kapitel verteilen, sei der Diskussionen, die sich an den Vortrag vorläufiger Fassungen in Mexico, Ann Arbor, Wien, Heidelberg, Münster, München, Straßburg und Stuttgart angeschlossen haben, ebenso wie der brieflichen Diskussionen mit Stephan Braun, Jens Ihwe, Wolfgang Raible und Dieter Wunderlich dankbar gedacht. An besonderer Stelle zu nenr.en sind schließlich die für das vierte Kapitel entscheidenden Anregungen, die ich einer unpublizierten Arbeit Klaus Baumgartners und der ausführlichen Diskussion mit ihrem Autor verdanke .
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ZUR ZWEITEN AUFLAUÜ Zu der 1971 unter dem Titel "Monem, Wort und Satz" erschienen ersten Auflage haben sich im Laufe von nur fünf Jahren so viele Korrekturen, Präzisierungen und Ergänzungen ergeben, daß es angebracht erscheint, sie nicht in separater Form ganz oder auf Aufsätze verstreut zu publizieren, sondern zum Anlaß dieser zweiten Auflage des Gesamtwerks zu nehmen. Sie unterscheidet sich somit von der ersten nicht nur durch die allerdings besonders umfangreichen Ergänzungen, die das neue siebte Kapitel an die Stelle des alten Abschnitts 5.3-3 treten lassen und die schon in dem erweiterten Titel "Monem, Wort, Satz und Text" ihren Ausdruck finden, sondern ebenso durch teilweise tiefgreifende Änderungen und wesentliche Erweiterungen in fast allen übrigen Abschnitten. Um dem Benutzer der ersten Auflage eine vergleichende Lektüre zu erleichtern, ist daher den Indices im Anhang eine kommentierte Gegenüberstellung der Gliederungen der beiden Auflagen angefügt. An prominenter Stelle hat auch diesmal wieder der Ausdruck meines Dankes für viele wertvolle und entscheidende Anregungen zu stehen, die den Weg zu dieser überarbeiteten zweiten Fassung begleitet haben. Gleichzeitig stellvertretend gegenüber vielen anderen steht mein besonderer Dank, der den zahlreichen frühere Traditionen fortsetzenden Gesprächen mit Kurt Baldinger, dem intensiven brieflichen Gedankenaustausch mit Uwe Mönnich und Wolfgang Raible und den nicht minder intensiven Diskussionen im oft überschrittenen Rahmen von Seminarübungen und Kolloquien in Heidelberg und Mexico gilt; in Heidelberg sind es vor allem Joachim Ballweg, Rudolf Emons, Hartmut Kubczak und Peter Lohmann, und während des in Mexico verbrachten Sommers 197^ waren es vor allem Rubén Chuaqui, Luis Fernando Lara, Jerry McMenamin und Tomás Segovia, denen ich zusammen mit vielen anderen zu aufrichtigem Dank verpflichtet bin. Ebenfalls ausdrücklich ausgesprochen sei der Dank, den ich dem Max Niemeyer Verlag für das verständnisvolle Entgegenkommen schulde, das das Erscheinen dieser überarbeiteten Fassung möglich gemacht hat.
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INHALTSVERZEICHNIS
Zur ersten Auflage ... Zur zweiten Auflage Inhaltsverzeichnis — 0. Einleitung 0.1. Aszendentes Definitionsverfahren . 0.2. Gliederung.. 0.3. Außereinzelsprachliche Zielsetzung _ 1 . Sprache als Langue und Sprache als Parole 1.1. Gegenstandsbestimmung und Zielsetzung... _ 1.2. Das sprachliche Zeichen und seine Funktionen 1.2.1. Zeichenfunktionen und Kommunikationsakt .. 1.2.2. Zeichen und Sprachzeichen 1.2.3- Weitere Unterscheidungen am KommunikationsaktModell.... 1.3. Sprache als System: Langue und Parole 1.3-1. Langue und Parole als methodologische Dichotomie 1.3.2. Langue als mehrfache Abstraktion 1.4. System, Langue und Kompetenz 1.4.1. Semantik oder Syntax? 1.4.2. Kompetenz: System oder Sprachbeherrschung?
V .VI -ML .1 1 2 3 7 J 10 .10 .12
1.5. Langue, Zparole und Parole 1.5.1. Langue und Parole als statistische Dichotomie 1.5.2. Sparole 1.5.3- Terminologische Konsequenzen 2. Bedeutung 2.1. Bedeutungsdefinitionen 2.1.1. Operationale Bedeutungsdefinitionen 2.1.2. Referentiale Bedeutungsdefinitionen 2.2. Das Dreieck-Modell 2.2.1. Zuordnung auf Langue, Zparole und Parole.... 2.2.2. Objektsprachliche und metasprachliche Anwendung
24 25 26 28 31 31 32 33 34 .34 .37
.13 15 .15 .16 .19 .19 22
2.3. Das Trapez-Modell .38 2.3.1. Zuordnung auf Langue .38 2.3.1.1. Signifikant, Signem und Signifikat .39 2.3.1.2. Signifikat, Semem und Noem oder Sem ....41 2.3.1.3. Intensionale und extensionale Begriffsbestimmung _ .47 2.3.1.4. Spezielles Trapez-Modell für paradigmatische Langue-Analysen 51
VD
2.3-2. Zuordnung auf Langue, Iparole und Parole 2.-3.2.1. Noemidentität und Sememdisjunktion 2.3.2.2. Monosemierung 2.3.2.3. Wortspiel und S^-Semem . 2.3.2.4. Verallgemeinertes Trapez-Modell für LangueAnalysen 2.3.2.5. Modelle für Parole- und Sparole-Analysen 2.4. Sememdisjunktion und Noemidentität 2.4.1. Polysemie und Homonymie 2.4.2. Definition der Zeicheneinheit . 2.4.3. Synonymie u n d Polymorphie _ 3. Monem und Wort
...51 53 53 55 57 59 61 .61 65 ....67 70
3.0. Hierarchie der Signemränge _ 3.0.1. Zuordnung auf Langue, Eparole und Parole 3.0.2. Semem als Grundlage der Definition von Signemrängen 3.0.2.1. Mehrfache Rangzuordnung eines Signems 3.0.2.2. Aszendenter Rangwechsel 3.0.2.3. Deszendenter Rangwechsel 3.0.3. Universalität der Signemränge.... 3.1. Monem 3.1.1. Nicht ausschließlich und ausschließlich reflexivmetasprachliches Semem 3.1.2. Lexem und Grammem 3.1.3. Freies und gebundenes Monem 3.1.4. Übersicht über die Monemklassen 3.2. Autoseme Minimaleinheit 3.3.
Flexionsform, Vokabel und Wort
3.3.1.
Vokabel und W o r t
3-3.2. Konsequenzen aus der Vokabel-Definition 3.3.2.1. Wortklassen 3.3.2.2. Lexikalische Statistik
70 70 .70 .71 71 .72 .73 .74 .75 79 80 82 84 84 .85 .87 87 90
3.3.3. Sememdisjunktion und Noemidentität auf Rang R3 90 3.3.3.1. Polymorphie .90 3.3.3.2. Vervollständigte Vokabel-Definition 91 3.3.3.3. Synonymie, Polymorphie und phonologische Probleme —93 3.3.3.4. Sememdisjunktion und Noemidentität auf den Rängen R1 und R3 .94 3.4. Kompositionsform.. 95 3.4.1. "Ableitung" und "Zusammensetzung" .95 3.4.2. Selektionsrestriktionen auf Rang R3— 97 3.4.2.1. Selektionsrestriktion und Sememdisjunktion bei Grammemen 97 3.4.2.2. "Wortartverändernde Ableitung".. 97 3.4.3. Vorläufige Definition der Kompositionsform 98 4. Aktantenmodell : _102 4.1.
vm
Prämissen
102
4.1.1. Aktantenmodell 4.1.1.1. Grundsätzliches 4.1.1.2. Notationskonventionen
.103 .103 .108
4.1.2.
.111
Kasusmodell
4.2. Explizite Aktantenmodelle 4.2.1. Prädikation ¿•.2.2. Temporal-Relationen 4.2.2.1. Temporal-Funktor 4.2.2.2. Rekursive Anwendung
_
_ .
.
4.2.3. Lokal-Relationen 4.2.3.1. Mehrstellige Relationen mit lokaler Relations-Dimension 4.2.3.2. Ergänzungen ("actants") und Angaben ("circonstants") 4.2.4. Kausal-Relationen 4.2.4.1. Allgemeines 4.2.4.2. Einfacher Kausal-Funktor mit Aktantenbesetzung 4.2.4.3- Rekursiver Kausal-Funktor mit Aktantenbesetzung 4.2.4.4. Rekursive Kausal- und Temporal-Funktoren 4.2.4.5- Kausal-Funktoren ohne unmittelbare Aktantenbesetzung 4.2.5. Inklusions-Relationen 4.2.5.1 • Denotations-Relation 4.2.5.2. Element-Klasse-Relation 4.2.5.3. Weitere Inklusions-Relationen 4.2.5.4. Spezifizierte Denotations-Relationen 4.2.6. Quantitäts-Relationen 4.2.6.1. Diskontinuierliche Aktanten 4.2.6.2. Kontinuierliche Aktanten und Relatoren 4.2.7. Weitere zweistellige Relationen 4.2.7-1 • Pars-Totum-Relation 4.2.7.2. Verwandtschafts-Relationen 4.2.8. Aktantenmodelle in Relator-Position 4.2.8.1. Rechtsrekursive Prädikatoren und Referenzidentität 4.2.8.2. Restriktive und explikative Attribute 4.2.8.3. Implizit-relative Allgemeinbegriffe 4.2.8.4. Weitere Anwendungen des rechtsrekursiven Prädikators „_ 4.2.9. Junktoren 4.2.9.1. Allgemeines 4.2.9.2. Konjunktionen 4.2.9.3. Andere Junktionen 4.3. Rangreduzierte Bezeichnungen von Aktantenmodellen 4.4. Kompositionsform und Satzbegriffsform 4.4.1. Kompositionsform 4.4.2. Satzbegriffsform 5.
115 115 117 121 J23 .126 .126 129 .133 .133 .136 .142 .149 .152 164 ....164 .165 .168 .169 170 .171 .173 176 .176 .178 179 .179 .182 .185 .188 ...192 .192 .194 .199 204 214 214 216
Spezifizierungen von Komponenten des Aktantenmodells ¿18 5.0. Allgemeines 218 5.1. Spezifizierungen von Aktanten und Relatoren 221 5.1.1. Quantifikatorische Konstanten 221 5.1 .2. Personal-deiktische- Konstanten 226 5.1.2.1. Allgemeines zu den deiktischen Konstanten .226 5.1.2.2. Personal-deiktische Konstanten: Außendeixis 228 5.1.2.3. Personal-deiktische Konstanten: Innendeixis 229 5.1.2.4. Bezeichnungen personal-deiktischer Kategorien..230 K
5.1.3. Lokal-deiktische Konstanten _ __ ...230 5.1.4. Klassifikatorische Konstanten.._ 233 5.2. Spezifizierungen von Prädikator und Funktoren 236 5.2.1. Spezifizierungen des Prädikators 237 5.2.2. Spezifizierungen des Temporal-Funktors 239 5.2.2.1. Quantifikatorische Konstanten 240 5.2.2.2. Temporal-deiktische Konstanten..... . 242 5.2.3. Spezifizierungen des Kausal-Funktors 247 5.2.3.1. Grund-Folge-Relation 248 5.2.3.2. Ursache-Wirkung-Relation 249 5.2.3.3. Kausal- und Final-Funktion 253 260 5.2.3.4. Intentionalität und bewußte Perzeption 5.2.3.5. Konditional-Relationen _ ...266 5.3. Spezifizierte Satzbegriffsform 272 6. Spezifizierungen von Aktantenmodellen. 275 6.1. Assertion . 275 6.2. Spreohakte _ 280 6 . 3 . Frage und Antwort .. 283 6.3.1. "Satzfragen» 283 6.3.2. "Ergänzungsfragen" 284 6.3-3. Kombinierte "Satz"- und "Ergänzungs"-Fragen 284 6.4. Thematisierung und Rhematisierung . 287 6.5. Sprechakt-spezifizierte Satzbegriffsform und Satz 291 6.5.1. Sprechakt-spezif izierte Satzbegriffsform 292 6.5.2. Satz 292 7. Spezifizierungen von Relationen zwischen assertierten Aktantenmodellen 295 7.1. Thema-Rhema-Hierarchie und Präsupposition 295 7.2. Präsuppositionsgefüge . 296 7.2.1. Assertorisches Präsuppositionsgefüge 296 7.2.2. Aktantielles Präsuppositionsgefüge 299 7.2.3- Sprecher-Präsuppositionen 302 7.2.3.1. Monologisches Präsuppositionsgefüge .302 7.2.3.2. Dialogisches Präsuppositionsgefüge 304 7.2.3.3. Polyorationales Präsuppositionsgefüge .307 7.2.4. Hierarchie, Rekursivität und Kombinatorik der Präsuppositionsgefüge .309 7.2.5. Präsuppositionsgefüge als Signeme des Ranges R9 314 7.3- Spezifizierte und Assertierte Präsuppositionsgefüge .316 7.3.1. Spezifizierungen von Präsuppositionsgefügen 316 7.3.2. Assertion von Präsuppositionsgefügen .320 7.3.3. Rekursive Text-Assertion .323 7.3.4. Spezifizierte und Assertierte Präsuppositionsgefüge als Signeme des Ranges R10 325 7.3.5. Text-"Hypersatz" als Signem des Ranges R11 326 7.4. Höhere Ränge .327 8. Übersicht über die Signemrang-Hierarchie 330
X
Indices 1 . Terminologischer Index 2. Notationelle Abkürzungen und Hilfszeichen 3. Entsprechungen zwischen erster und zweiter Auflage Bibliographie
-.335 —335 341 344 349
XL
0.
0.1.
EINLEITUNG
ASZENDENTES DEFINITIONSVERFAHREN
Die Aufgabe, die sich die vorliegende Arbeit stellt, ist in dem Titel "Monem, Wort, Satz und Text" in komprimierter Form ausgedrückt: in einem konsequent aszendent vom Kleineren zum Größeren aufsteigenden Verfahren soll eine Hierarchie wohldefinierter sprachlicher Einheiten aufgebaut werden, die bei den kleinsten bedeutungstragenden Einheiten beginnend in expliziter Form über das Wort und den Satz bis zum Text reicht und deren Offenheit für Fortsetzungen über den Text hinaus abschließend in nur mehr hypothetischer und skizzenhafter Form angedeutet wird. F Ur dieses aszendente Verfahren habe ich mich aus den folgenden Überlegungen heraus entschieden. Um eine durchlaufende und nicht schon in ungewollter Weise durch ihre eigenen Prämissen begrenzte Hierarchie dieses Typs aufstellen zu können, bedarf es entweder eines bei den kleinsten Einheiten ansetzenden aszendenten oder eines bei den größten Einheiten ansetzenden deszendenten Verfahrens. Durch die Wahl eines anderen als eines der beiden Extrempunkte zum Ausgangspunkt würde hingegen alles, was jenseits dieses Ausgangspunktes liegt, per definitionem als möglicher Gegenstand des eingeschlagenen Verfahrens ausgeschlossen bleiben. Beispiele hierfür bieten zahlreiche sowohl strukturalistische als auch generative Arbeiten, die den Satz zum Ausgangspunkt deszendenter Analysen machen und infolgedessen außer Stande sind, Probleme, deren Lösung oberhalb des Satzranges zu suchen ist, in befriedigender Form zu behandeln. In der somit einzig verbleibenden polaren Alternative scheint es mir bei dem gegenwärtigen Stand sprachwissenschaftlichen Wissens angebracht, sich für die kleinsten und nicht die größten bedeutungstragenden Einheiten als Ausgangspunkt und damit konsequenterweise für ein aszendentes und nicht für ein deszendentes Verfahren zu entscheiden. Diese Entscheidung entspricht also einer gründlichen Skepsis gegenüber der Möglichkeit, in der heute gege1
benen Situation größte bedeutungstragende Einheiten als brauchbare Prämissen einzusetzen. Sie impliziert hingegen in keiner Weise eine prinzipielle Minderbewertung deszendenter gegenüber aszendenten Verfahren und hält im Gegenteil durchaus die Möglichkeit offen, überall dort, wo sich dies als nützlich erweisen sollte beispielsweise bei der Bestimmung des Unterschieds zwischen freien und gebundenen Einheiten, cf. unten 3.0.2.2 - , von einer aszendent definierten Einheit ausgehende, das heißt sekundär deszendente Definitionen zuzulassen. 0.2.
GLIEDERUNG Die Anwendbarkeit eines solchen aszendenten Verfahrens hängt
somit von der (relativen.) Wohldefiniertheit der zu seinem Ausgangspunkt erklärten kleinsten bedeutungstragenden Einheiten ab. Die Definition - oder richtiger: die axiomatische Setzung - dessen, was "Einheiten" sind und was die Quantifizierung "kleinst" beinhaltet, ist keine spezifische Aufgabe der Methodologie der Sprachwissenschaft, sondern Sache einer allgemeinen Wissenschaftstheorie und kann daher hier als gegeben unterstellt werden. Hier zu klären ist hingegen, was unter "bedeutungstragend" zu verstehen ist; und da es sprachliche Einheiten sind, die als bedeutungstragend spezifiziert werden, ist vorab zu klären, was unter "sprachlich" zu verstehen ist. Hieraus ergibt sich die Aufgabenstellung der ersten beiden Kapitel, die ebenso wie das dritte inzwischen mehrfach modifizierte Übernahmen aus meinem Aufsatz Die Semantik und die Dichotomie von Langue und Parole
sind und zu de-
ren Entstehungsgeschichte ich daher auf das dort Gesagte verweisen kann. Im Anschluß an diese Vorklärungen kann dann das dritte Kapitel die zentrale Aufgabe dieser Arbeit in Angriff nehmen und bis zu einer Definition von Einheiten auf Wortrang durchführen. Bei dem Obergang vom Wort zum Satz werden sich erneut prinzipielle Probleme stellen, deren Lösung eine detaillierte Analyse dessen voraussetzt, was als Aktantenmodell und als dazu gehörige Spezifizierungen einzuführen sein wird. Zunächst wird das dem Aktanttenmodell selbst gewidmete vierte Kapitel eine Neuformulierung von Überlegungen zum Inhalt haben, die ich, angeregt durch Lucien Tesnières Eléments de syntaxe structurale , erstmals in dem Aufsatz Valenz, Diathese und Kasus
vorgelegt habe. Das daran an-
schließende fünfte Kapitel, das darzustellen haben wird, wie in das zuvor erstellte Aktantenmodell bestimmte Arten von Spezifi-
2
zierungen seiner verschiedenen Komponenten eingebaut werden können, wird teilweise auf Analysen zurückgreifen, die den Gegenstand 1
meiner Arbeiten Uber temporale und personale Deixis gebildet haben. Erst auf dieser Grundlage wird im sechsten Kapitel durch die zusätzliche Berücksichtigung der Gegenstände der Problemkreise von Assertion und Sprechakt-Spezifizierungen der Versuch einer Definition von Einheiten auf Satzrang unternommen werden können, die ihrerseits die Voraussetzung für die im siebten Kapitel angestrebte Bestimmung wohl definierter Verbindungen von Sätzen bildet, mit der die Aufgabe der Definition bedeutungstragender Einheiten bis zum Textrang explizit durchgeführt werden wird. Den Abschluß bilden skizzenhafte Andeutungen möglicher Uber den Textrang hinausführender Lösungen und im achten Kapitel eine zusammenfassende Übersicht über die Gesamtheit der auf dem Weg vom Monem über das Wort und den Satz zum Text vorgeschlagenen Definitionen. 0.3.
AUSSEREINZELSPRACHLICHE ZIELSETZUNG
In gewisser Weise versteht sich die vorliegende Arbeit somit auch als Beitrag zu der Diskussion um universelle Komponenten dessen, was man die Tiefenstrukturen sprachlicher Phänomene zu nennen sich angewöhnt hat. Der Terminus "universell" ist dabei in dem relativen Sinn dessen zu verstehen, was nicht von je einzelsprachlichen Bedingungen abhängt, sondern sich auf alle natürlichen Sprachen gleichermaßen bezieht bzw. beziehen kann und daher "interlingual" oder "außereinzelsprachlich" heißen kann. Die postulierte Universalität impliziert also weder einen Anspruch auf "Außersprachlichkeit" noch gar jenen Anspruch, der von einem Universale im vollen Wortsinn erhoben werden könnte. Ebensowenig ist sie mit der Universalität jener "linguistic universals" zu verwechseln, von denen behauptet oder bezweifelt wird, daß sie i n allen oder fast allen Sprachen vorkommen; vielmehr geht es hier um solche Komponenten der intensional zu definierenden Designanda sprachlicher Zeichen, von denen unterstellt werden soll, daß sie mit H i l f e jeder Sprache in irgendeiner Form bezeichnet werden können. Zur Begründung der Forderung nach dieser Art von Außereinzelsprachlichkeit und zur Rechtfertigung ihrer Unterstellung in bestimmten genau abgegrenzten Fällen kann ich auf eine Reihe frühe2 rer Stellungnahmen verweisen-. In deren Sinn kann die in der bis1 Cf. Heger 63a, Heger 65 und Heger 67.
3
herigen Diskussion verschiedentlich gestellte Frage nach dem Existenzmodus außereinzelsprachlicher Einheiten folgendermaßen in drei von einander unabhängige Fragen aufgelöst und beantwortet werden: (1) Die Frage nach dem Existenzmodus der Designanda sprachlicher Zeichen ist in ihrem Ansatz tautologisch und kann daher auch nur in der tautologischen Form beantwortet werden, daß alles, worüber gesprochen werden kann - gleichviel ob "existent" oder "inexistent", ob "möglich" oder "unmöglich" und dergleichen mehr - , den Existenzmodus des Designandums eines sprachlichen Zeichens besitzt; jede spezifizierende Begrenzung wäre hingegen eine willkürlich reglementierende Beschneidung der Fähigkeit natürlicher Sprachen, alles und jedes auszudrücken. Eine adaequate Sprachbeschreibung setzt somit ein Modell voraus, das geeignete Meta-Einheiten enthält, die den Designanda sprachlicher Zeichen unabhängig von jeder weiteren Frage nach deren Existenzmodus entsprechen. (2) Die Frage nach dem Existenzmodus der in dem zu erstellenden Modell vorzusehenden Meta-Einheiten^ beantwortet sich mit deren Zugehörigkeit zu einem mit dem Bemühen um Kohärenz konstruierten Modell, das seinerseits den Existenzmodus einer wissenschaftlichen Hypothese besitzt. (3) Die Frage nach der Begründung der für eine Klasse dieser MetaEinheiten, nämlich für die in 2.3.1.2 einzuführenden Noeme postulierten Außereinzelsprachlichkeit beantwortet sich im Sinne des von mir schon mehrfach dargestellten Verfahrens aus der Definition der betreffenden Einheiten im Rahmen eines von je einzelsprachlichen Bedingtheiten unabhängigen Relationensystems. Die damit gewährleistete Außereinzelsprachlichkeit erweist sich allerdings insofern in doppelter Weise als relativ, als - erstens ein solches Relationensystem von je einzelsprachlichen Bedingtheiten günstigstenfalls in dem Ausmaß unabhängig 2 Cf. bes. Heger 67, pp.531-533, und Heger 69a, p.209, sowie Wiegand 70, pp. 263 und 267. 3 Unbeschadet meines durch eine Reihe entstandener Mißverständnisse erforderlich gewordenen Abrückens vom Gebrauch der Termini "mental" und "psychisch" (cf. unten n.42) gilt selbstverständlich weiterhin, daß sich unter diesen Meta-Einheiten gegebenenfalls auch metamentale und metametamentale (cf. hierzu Wiegand 70, p.268 und n.70) Einheiten befinden können oder müssen.
4
ist, das für ein logisches Relationensystem beansprucht werden kann, und seine Außereinzelsprachlichkeit somit von jemandem, der in der Entwicklung der Logik von Aristoteles bis auf den heutigen Tag weiter nichts als die progressive Explizitierung der einzelsprachlichen Strukturen des Altgriechischen erblickt, mit Fug und Recht ebenfalls in Zweifel gezogen werden muß, und - zweitens im Gegensatz zu den rein formalen Systemen der Logik beim Aufbau inhaltlicher noematischer Systeme notwendigerweise axiomatisch gesetzte und ihrerseits nicht mehr selbst in noematischen Systemen deduzierbare Prämissen vorausgesetzt werden müssen; dies schließt zwar nicht aus, daß solche Prämissen aus Bereichen stammen können, die - wie die Bezugsetzung auf das Kommunikationsereignis im Fall deiktischer Kategorien oder auf anthropologische UniVersalien wie im Fall von Verwandtschaftsbeziehungen - ihre Außereinzelsprachlichkeit hinreichend wahrscheinlich machen, es schließt aber ebenso wenig den möglichen Bedarf an noematischen Systemen aus, für deren Prämissen derartige Argumente nicht oder jedenfalls nur auf schwierigen Umwegen erbracht werden können. Dennoch scheint mir diese Relativierung kein Einwand gegen ein Verfahren zu sein, das in der angedeuteten Form statt mit einer unkontrollierten Menge je einzelsprachlich bedingter Einheiten mit einer kontrollierten und im Laufe weiterer Analysen progressiv zu verringernden Anzahl von Prämissen auskommt, deren einzelsprachliche Bindung zwar nicht in allen Fällen widerlegt, aber hinreichend unwahrscheinlich gemacht werden kann und aus denen in einer von einzelsprachlichen Bedingtheiten unabhängigen Weise ganze noematische Systeme abgeleitet werden. Die Überzeugung, daß die vorliegende Arbeit einen Beitrag zur Klärung der so verstandenen außereinzelsprachlichen noematischen "Tiefenstrukturen" zu leisten vermag, deutet gleichzeitig aber auch die Grenzen dieses Beitrags an. Die folgenden Analysen haben n u r noematische Strukturen zum Gegenstand, und dies heißt per negationem, daß sie sich nicht die Explizitierung der Übergänge von solchen außereinzelsprachlichen "Tiefenstrukturen" zu je einzelsprachlichen "Oberflächenstrukturen" zur Aufgabe stellen. Der Verzicht auf eine Inangriffnahme dieser weiteren Aufgabe wenigstens für einen kleinen Kreis von Sprachen ist nicht nur aus Raumgründen bedingt, sondern- erfolgt gleichermaßen aus der zu diesem Punkt hier 5
w i e d e r u m - t r o t z e i n i g e n i n d e r Z w i s c h e n z e i t e r f o l g t e n sie
eher
relativierenden Entwicklungen - zu betonenden Anerkennung der Überl e g e n h e i t e i n e r " T h e o r i e , die s e m a s i o l o g i s c h e u n d
onomasiologische
F r a g e n n i c h t n u r b e a n t w o r t e t , s o n d e r n in F o r m v o n
Transformations-
r e g e l n a u c h bei j e d e m S c h r i t t v o n S i g n e m s t r u k t u r e n zu N o e m s t r u k t u 4 ren und umgekehrt explizit macht" . Diese Anerkennung ist gleichzeitig ein Ausdruck des Bewußtseins von einer Entwicklung, die
zu
immer deutlicher gewordenen Konvergenzen zwischen meinen von der d u r c h die G e g e n ü b e r s t e l l u n g v o n S e m a s i o l o g i e u n d
Onomasiologie
charakterisierten Tradition europäischer Semantik ausgehenden b e i t e n u n d e i n e r R e i h e in j ü n g e r e r Z e i t im U m k r e i s d e r
Grammatik entstandener und fruchtbar gewordener Gedankengänge führt hat. Beispiele für diese Konvergenzen bieten
die A r b e i t e n , auf die i c h v o m v i e r t e n K a p i t e l a n m i t g r o ß e m C h a r l e s J. F i l l m o r e u n d H e r b e r t E. B r e k l e als w i c h t i g s t e
Nutzen von
Repräsen-
seien.
4 H e g e r 69a, p . 2 1 2 ; cf. h i e r z u b e i s p i e l s w e i s e M c C a w l e y 71, die u n t e n i n 4 . 2 . 3 . 2 z i t i e r t e n A r b e i t e n v o n J. B a l l w e g .
6
ge-
insbesondere
werde Bezug nehmen können und unter denen vorab diejenigen tanten genannt
Ar-
generativen
sowie
1.
SPRACHE ALS LANGUE UND SPRACHE ALS PAROLE
Die gemäß dem einleitend in 0.2 entworfenen Programm vorab zu stellende Frage nach dem, was bei dem R e d e n Uber sprachliche Einheiten unter "sprachlich" zu verstehen ist, kann in dem hier gegebenen Rahmen selbstverständlich nicht in dem vollen Umfang behandelt werden, der ihr als sprachphilosophischer Grundsatzfrage
zu-
stünde. Lediglich ihr selbst schon ein gewisses Vorverständnis von Sprache voraussetzender Teilaspekt, unter dem nach den Weisen zu fragen ist, auf die Sprache und damit sprachliche Einheiten Gegen-
5
stand von Sprachwissenschaft sein können , ist hier vorab wenigstens so weit zu behandeln, daß eine adaequate Lokalisierung - die gleichzeitig eine Relativierung ist - der hier vorgelegten Theorieansätze möglich wird. 1.1.
GEGENSTANDSBESTIMMUNG UND ZIELSETZUNG D a die Gegenstandsbestimmung einer Disziplin abhängig von d e -
ren Zielsetzungen ist, und da gerade unter diesem Aspekt in jüngster Zeit eine Reihe von Diskussionen um die Aufgabenstellungen der Sprachwissenschaft - beispielsweise in der Auseinandersetzung um "Systemlinguistik" und "Handlungslinguistik" - geführt worden sind, erscheint es angebracht, im Sinne der angestrebten Lokalisierung des folgenden mit einer Umschreibung der weiteren Zielsetzung zu beginnen. In erster Linie - wenn auch nicht ausschließlich versteht sich die hier zu entwickelnde Hierarchie wohldefinierter sprachlicher Einheiten als Beitrag zu jener Art von Sprachwissenschaft, die - als "Systemlinguistik" propagiert oder bekämpft ihren Gegenstand als "Sprache als Zeichensystem" bestimmt. Wissen5 Die sich aus dieser Frage ergebenden Abschnitte 1.1 und 1.2 bilden gegenüber der ersten Auflage eine Hinzufügung, die, wo nicht anders vermerkt, weitgehend auf Heger 71a basiert; gleichzeitig erübrigt sie die unzulänglichen Bemerkungen zu diesen Problemen in Abschnitt 1.5 der ersten Auflage.
7
schaftsgeschichtlich ordnet sie sich somit in die durch den N a m e n Ferdinand de Saussure mehr oder minder eindeutig
identifizierte
Tradition ein. Ihre systematische Rechtfertigung erfährt diese Art von Sprachwissenschaft aus dem Verständnis v o n Sprachwissenschaft als Wissenschaft v o n Sprachen (oder genauer: von der Klasse aller Sprachen^) und aus ihrer in diesem Verständnis neben anderen implizierten Aufgabe, das Phänomen der Verschiedenheit und der V e r gleichbarkeit natürlicher Einzelsprachen zum Gegenstand einer w i s senschaftlichen Klärung und Darstellung zu machen. Eine auf diese Aufgabe hin ausgerichtete Zielsetzung ist einerseits Relativierung insofern, als. selbstverständlich auch andere Aufgabenstellungen der Sprachwissenschaft denkbar sind, wie sie sich beispielsweise in Form von Gegenstandsbestimmungen wie "Sprache (in einem absoluten Singular) als menschliche Sprachfähigkeit" oder "Sprache
(in
einem meist nicht näher bestimmten Singular) als Voraussetzung kommunikativen Interagierens" niederschlagen. Sie ist andererseits Spezifizierung insofern, als für jedes wissenschaftliche Vorhaben gilt, daß erst aus seiner Zielsetzung abgeleitet werden kann, was im Laufe seiner Durchführung zu thematisieren und wovon zu abstrahieren ist. Bei der sich damit stellenden Aufgabe der Abgrenzung des zu thematisierenden Bereichs ist zunächst die weitere Frage zu berücksichtigen, ob es die jeweilige Zielsetzung lich
e i
nschließ-
ihrer aus der Praxis stammenden Motivation(en) ist, der die
die Ausgrenzung des Gegenstandsbereichs bestimmende Leitfunktion zugesprochen werden soll, oder ob von diesen Motivationen zu G u n sten einer Priorität der Klärung theoretischer Grundlagen tunlichst zu abstrahieren ist. Generell gilt, daß im ersten Fall ein aus der praktischen Motivation heraus diktiertes Interesse daran vorliegt, möglichst alle für die jeweilige Zielsetzung vanten
rele-
Faktoren in den zu thematisierenden Gegenstandsbereich
einzubeziehen. Im zweiten Fall hingegen sind im Interesse einer maximalen Homogeneität der zu erstellenden Theorie lediglich die für die jeweilige Zielsetzung
spezifischen
Faktoren zu the-
matisieren, während von den unspezifischen relevanten ebenso wie von irrelevanten Faktoren zu abstrahieren ist.
6 Cf. Lieb 70, § 1.7.
8
Für die hier als weiterer Rahmen angegebene Zielsetzung sei dieser Unterschied am Beispiel bestimmter Übersetzungsprobleme illustriert, das für die vielfältigen Weisen stehen mag, in denen die Problematik von Verschiedenheit und Vergleichbarkeit natürlicher Einzelsprachen einen praxisbedingten und anwendungsbezogenen Charakter annehmen kann. Der Übersetzer etwa einer technischen Beschreibung einer Maschinenanlage - im Rahmen etwa einer Ausschreibungsunterlage oder einer Patentschrift - kann davon ausgehen, daß er alle im Original in der Sprache S^ gegebenen Informationen dem Adressaten in dessen Sprache S 2 übersetzen muß, darüberhinaus seiner Übersetzung aber keinerlei Uber diese im Original enthaltenen Informationen hinausgehenden zusätzlichen Informationen hinzuzufügen braucht. Im Gegensatz hierzu wird sich der Übersetzer etwa eines mythischen Textes dauernd vor dieser zusätzlichen Notwendigkeit und damit vor der Frage sehen, in welchem Ausmaß er dem Adressaten, der weder die Sprache S^ beherrscht noch den kommunikativen Hintergrund C^ der Kenntnis des betreffenden mythischen Universums besitzt, solche zusätzlichen Informationen liefern muß, um ihm die Rezeption der zu vermittelnden Informationen nicht nur in seiner Sprache S 2 , sondern auch auf seinem kommunikativen Hintergrund C 2 zu ermöglichen. Seinerseits ist dieses zusätzliche Problem genau dasselbe, vor dem sich auch der Herausgeber sieht, der den gleichen mythischen Text einem Publikum zugänglich machen will, das zwar die Originalsprache S^ dieses Textes beherrscht, jedoch den kommunikativen Hintergrund C^ der Kenntnis des betreffenden mythischen Universums nicht besitzt. Mit seinen verschiedenen Varianten, die folgendermaßen schematisiert werden können, macht dieses - konstruierte, aber leicht •verschiedene Einzelsprachen S. s
1c1
>
ü
H l 1
S
^
1C2
1 — Ü0
S
2S
^ X S2c2
verschiedene kommunikative Hintergründe C.
9
b e l e g b a r e - B e i s p i e l s o m i t e i n s i c h t i g , d a ß die
Verschiedenheit
d e s s e n , w a s h i e r t e n t a t i v k o m m u n i k a t i v e r H i n t e r g r u n d C^ g e n a n n t w o r d e n ist, f ü r eine Ü b e r s e t z u n g z w a r (Ü2 = mythischer Text), aber weder
r e l e v a n t
r e l e v a n t
sein
sein
i s t i r r e l e v a n t i n U^ = t e c h n i s c h e B e s c h r e i b u n g ) n o c h fisch
kann
muß
(sie
spezi-
ist, d a sie f ü r a n d e r e A r t e n d e r T e x t v e r m i t t l u n g als die
d e r Ü b e r s e t z u n g e b e n f a l l s r e l e v a n t s e i n k a n n (H £ H e r a u s g a b e mythischen Textes). Gemäß dem oben Gesagten folgt hieraus, Faktoren wie diese Verschiedenheit der kommunikativen
des
daß
Hintergründe
C^ z w a r in e i n e r p r a x i s o r i e n t i e r t e n Ü b e r s e t z u n g s w i s s e n s c h a f t P l a t z h a b e n m ü s s e n , im R a h m e n der h i e r im V o r d e r g r u n d
ihren
stehenden
Zielsetzung einer theoretischen Klärung und Darstellung der Verschiedenheit und Vergleichbarkeit natürlicher Einzelsprachen gegen zu jenen Bereichen gehören, von denen zu abstrahieren 1.2.
hinist.
DAS SPRACHLICHE ZEICHEN UND SEINE FUNKTIONEN I n d e t a i l l i e r t e r e r F o r m l a s s e n s i c h die K o n s e q u e n z e n aus
ser B e s t i m m u n g d e s G e g e n s t a n d s b e r e i c h s
" S p r a c h e als
die-
Zeichensystem"
u n d s e i n e r A b g r e n z u n g g e m ä ß d e m u m f a s s e n d e r e n Ziel e i n e r
theoreti-
schen Klärung der Problematik der Verschiedenheit u n d Vergleichbarkeit natürlicher Einzelsprachen an Hand des alten, heute
übli-
7
c h e r w e i s e i n d e r F o r m , i n d e r K a r l B ü h l e r es v o r g e l e g t h a t , z i tierten "Organon-Modells" der Funktionen des Sprachzeichens
dar-
s t e l l e n . I n s e i n e r n e b e n s t e h e n d e n u m die d i r e k t e n B e z i e h u n g e n schen "Sender",
"Empfänger" und "Gegenständen und
erwei Qt e r t e n F o r m , in d e r i c h es a u c h s c h o n a n d e r w e i t s habe
zwi-
Sachverhalten" benutzt
, g e s t a t t e t d i e s e s M o d e l l die E i n f ü h r u n g e i n e r R e i h e v o n U n -
terscheidungen und 1.2.1.
Abgrenzungen.
ZEICHENFUNKTIONEN UND
KOMMUNIKATIONSAKT
T r ä g t m a n d i e in 1.1 b e h a n d e l t e A b g r e n z u n g i n F o r m d e r u n t e r brochenen Doppellinie
in d a s O r g a n o n - M o d e l l
ein, so l a s s e n
m i t H i l f e d e s so s c h e m a t i s i e r t e n B i l d e s zwei e i n a n d e r
sich
komplemen-
täre G e g e n s t a n d s b e r e i c h e u n t e r s c h e i d e n . Z u m e i n e n k a n n d e r ä u ß e r e Modellteil als Modell des durch das Zeichen vermittelten kationsaktes und der durch ihn gestifteten Beziehungen
Kommuni-
zwischen
d e n a n i h m B e t e i l i g t e n a u f g e f a ß t w e r d e n u n d d a z u d i e n e n , die U n terscheidung zwischen "Verstehen" als der Beziehung zwischen 7 Cf. B ü h l e r 34, § 2. 8 Cf. H e g e r 7 1 a , § 1.
10
Sen-
Gegenstände und Sachverhalte
der und Empfänger und "Erklären" als den Beziehungen zwischen Sender und Empfänger einerseits und Gegenständen oder Sachverhalten andererseits zu illustrieren. Beides zusammen gehört in den Bereüi dessen, was in 1.1 tentativ der kommunikative Hintergrund genannt wurde und dessen Darstellung somit eine volle Thematisierung sowohl von Sendern und Empfängern "beispielsweise als Elementen der Gegenstandsbereiche von Psychologie und Soziologie als auch von Gegenständen und Sachverhalten beispielsweise als Elementen des Gegenstandsbereichs einer Ontologie voraussetzt. Komplementär hierzu kann zum anderen der innere Modellteil als Modell der Funktionen aufgefaßt werden, die das Zeichen in dem durch es vermittelten Kommunikationsakt in Bezug auf die drei an diesem Beteiligten erfüllt: die senderbezogene Symptomfunktion, die empfängerbezogene Signalfunktion und die auf Gegenstände und Sachverhalte bezogene Symbolfunktion. Da das Zeichen als Sprachzeichen (cf. 1.2.2) notwendigerweise einer jeweils bestimmten Einzelsprache angehört, gehört es auch automatisch zu jenen Faktoren, die oben als für eine Übersetzung spezifisch eingestuft worden
11
sind; da es darüberhinaus die einzige Modellkomponente ist, für die dies in vollem Umfang gilt, empfiehlt sich für die hier verfolgten Ziele eine Thematisierung ausschließlich dessen, was durch diesen inneren Modellteil repräsentiert wird. Für die drei Modellkomponenten Sender, Empfänger und Gegenstände und Sachverhalte bedeutet dies einerseits, daß sie jedenfalls als derjenige theoretische Ort, der die jeweilige Zeichenfunktion definiert, darüberhinaus aber auch hinsichtlich der jeweiligen Besetzung dieses theoretischen Ortes insoweit zu thematisieren sind, wie sprachliche Zeichen nicht nur intensionale Bestimmungen eben dieses theoretischen Ortes, sondern auch extensionale Aussagen über seine Besetzung enthalten. D a sich solche extensionale Aussagen auf Identifizierungen (Eigennamen), Bezugsetzungen zwischen den Besetzungen verschiedener theoretischer Orte (Deiktika) und Bezugsetzungen zwischen verschiedenen Besetzungen desselben theoretischen Orts (Anaphorica) beschränken, kann auch der Bereich des hier zu Thematisierenden auf die Frage nach dem Vorliegen von individuellen Referenzidentitäten und intensional bestimmbaren Relationen zwischen ihnen reduziert bleiben. Hieraus folgt andererseits, daß von den drei Komponenten Sender, Empfänger und Gegenständen und Sachverhalten in jeder anderen Hinsicht, beispielsweise also in ihrer Eigenschaft als virtuellen Objekten psychologischer, soziologischer oder ontologischer Analysen, zu abstrahieren ist. 1.2.2.
ZEICHEN UND SPRACHZEICHEN
Nicht ausdrücklich vermerkt ist in der oben gebotenen Form des Organon-Modells die implizit in 1.2.1 schon vorausgesetzte Begrenzung des Zeichens auf den spezifischen Fall des Sprachzeichens. Sie besagt, daß das Modell hier nicht - was auch möglich wäre - als allgemein semiotisches Modell verstanden, sondern lediglich für diejenigen Fälle nutzbar gemacht werden soll, in denen das in ihm repräsentierte Zeichen Element einer (natürlichen Einzel-) Sprache ist. Für die damit erforderliche Abgrenzung von (natürlichen Einzel-) Sprachen gegenüber anderen semiotischen Zeichensystemen genügt es für die hier verfolgten Zwecke, auf das von André Martinet formulierte Kriterium der "double articulation" zu g rekurrieren ; mit seiner Hilfe können einerseits "Sprachen" wie 9 Cf. die implizite Verwendung dieses Kriteriums in der - in ihren übrigen Aspekten hier nicht weiter zu diskutierenden - Sprachdefinition, die Martinet 60, § 1.14, gibt: "Une langue est u n 12
die der Bienen und andererseits "künstliche Sprachen" wie die der Logik und der Mathematik aus dem Bereich des hier zu Thematisierenden ausgeschlossen werden. 1.2.3.
WEITERE UNTERSCHEIDUNGEN AM KOMMUNIKATIONSAKT-MODELL
Nur anzudeuten sind hier eine Reihe weiterer an Hand des Organon-Modells aufweisbarer Unterscheidungs- und Abgrenzungsmöglichkeiten, die mehr dessen gemäß 1.2.1 hier nicht zu thematisie10 rende Komponenten betreffen und die ich an anderer Stelle ausführlicher behandelt habe. Als erste unter ihnen ist die in die obige Modellform schon aufgenommene Gegenüberstellung von "Verstehen" und "Erklären" zu nennen. Entgegen einem möglichen ersten Anschein bildet sie keine willkürliche Reduktion der zunächst in dem Modell gegebenen drei Beziehungen zwischen Sender und Empfänger, Sender u n d Gegenständen oder Sachverhalten, und Empfänger und Gegenständen oder Sachverhalten. Vielmehr entspricht sie der Tatsache, daß nur Sender und Empfänger - nicht aber Gegenstände oder Sachverhalte - Kommunikationsakt-Beteiligte sind, die sich gleichzeitig dieser ihrer Bei teiligung am Kommunikationsakt bewußt sind; und daß die Beziehung zwischen zwei ihrer Beteiligung bewußten Beteiligten grundsätzlich anderer Art sein muß als die Beziehung zwischen einem seiner Beteiligung bewußten Beteiligten und den über dieses Bewußtsein nicht verfügenden Gegenständen oder Sachverhalten. Daraus folgt somit nicht nur eine prinzipielle Verschiedenheit von "Verstehen" und "Erklären", sondern gleichzeitig auch die für jede die Modellkomponenten Sender und Empfänger voll thematisierende Darstellung unumgängliche Notwendigkeit, bei deren Thematisierung zwischen ihrer Beteiligung am Kommunikationsakt und ihrem Bewußtsein von dieser Beteiligung zu unterscheiden. Dies wiederum ist nichts anderes als die Einführung verschiedener Meta-Ebenen in den zu thematisierenden Gegenstand selbst, der damit zu einem wesentlich komplexeren Phänomen wird - und als solches nicht immer erkannt worden ist, cf. unten 1.4.2 - als jene theoretische Leerstelle, als die er sich unter seinem hier zu thematisierenden Aspekt auffassen läßt. instrument de communication selon lequel l'expérience humaine s'analyse, différemment dans chaque communauté, en unités douées d'un contenu sémantique et d'une expression phonique, les monèmes; cette expression phonique s'articule à son tour en unités distinctives et successives, les phonèmes". 10 Cf. Heger 71a, § 1. 13
In engem Zusammenhang hiermit steht die Frage, welche Art von Sprachwissenschaft in welchem Sinn "diachronisch" und/oder "historisch" sein kann. Faßt man diese beiden Termini so auf, daß mit "diachronisch" jede beliebige in der Dimension der Zeit fixierte oder fixierbare Relation zwischen zwei Größen (einschließlich der zwischen einer Größe und einem Kalenderpunkt), mit "historisch" aus der Menge dieser Relationen jedoch nur diejenigen bezeichnet werden, bei denen mindestens eine der involvierten Größen sich gleichzeitig ihrer zeitlichen Fixiertheit oder Fixierbarkeit bewußt ist - in anderen Worten: "Historizität" setzt das Bewußtsein eben dieser "Historizität" voraus - , dann folgt aus den bisherigen Abgrenzungen automatisch, (a) daß eine von Sender und Empfänger als den einzigen Kommunikationsakt-Beteiligten, die sich dieser ihrer Beteiligung bewußt sind, in dieser ihrer Rolle als historischen Wesen abstrahierende Art von Sprachwissenschaft per definitionem keine historische Sprachwissenschaft sein kann; und (b) daß komplementär hierzu jede historische Sprachwissenschaft per definitionem Sender und Empfänger in einem umfassenderen Sinn als dem bloßer theoretischer Leerstellen zu thematisieren hat. Zur Klärung der parallelen Frage, welche Art von Sprachwissenschaft in dem hier unterstellten Sinn "diachronisch" sein kann, ist vorab zu fragen, ob das Organon-Modell als Modell konkreter, tatsächlicher Kommunikationsakte - deren zeitliche Fixierbarkeit, ja Fixiertheit auf der Hand liegt - oder als Modell der Bedingungen der Möglichkeit solcher Kommunikationsakte aufgefaßt werden
11 An die Stelle der von dieser Frage präsupponierten Disjunktion kann selbstverständlich auch der Versuch treten, das OrganonModell so zu erweitern, daß es zur Abbildung s o w o h l des je einzelnen aktualen Kommunikationsakts a l s a u c h der Bedingungen seiner Möglichkeit benutzt werden kann. Einen vielversprechenden Versuch in dieser Richtung haben neuerdings Gülich/ Raible 76, § 2 Einleitung, unternommen. Angesichts jedoch der hier verfolgten ausschließlich den virtuellen Bereich der Bedingungen der Möglichkeit von Kommunikationsakten betreffenden Zielsetzung empfiehlt sich in ihrem Rahmen eher die disjunkte Fragestellung, die eine Beibehaltung der einfacheren Form des Organon-Modells ermöglicht.
14
1.3.
SPRACHE ALS SYSTEM: LANGUE UND PAROLE
Mit dieser Gegenüberstellung von konkreter Aktualisierung und virtueller Bedingung der Möglichkeit ist im Rahmen der einleitend zu 1.1 "berufenen wissenschaftsgeschichtlichen Tradition, die durch den Namen Ferdinand de Saussure bestimmt ist, automatisch das Verhältnis von Langue und Parole angesprochen. Genauer gesagt: es' wird explizit Bezug genommen auf eine der zahlreichen Interpretationen, die die Dichotomie von Langue und Parole im Lauf der Entwicklung seit der Publikation des Cours de linguistique générale erfahren hat. Die Frage, wie sich diese verschiedenen Interpretationen zu einander verhalten, würde zu ihrer Beantwortung eine umfassende wissenschaftsgeschichtliche Darstellung erfordern. Da ein solches Unterfangen jedoch erstens nicht in den Rahmen der hier verfolgten Absichten passen und zweitens kaum etwas Neues den ausgezeichneten Darstellungen hinzufügen würde, die andere hierzu ge12 geben haben
, mag diese Frage zu Gunsten einer möglichst weit-
gehenden Klärung der Konsequenzen vernachlässigt werden, die sich aus der hier gewählten Interpretation der Dichotomie von Langue und Parole ergeben. In komprimierter Form lautet diese Interpretation, daß unter Bezugnahme auf die Gegenüberstellungen von virtuell und aktual und von abstrakt und konkret unter "Langue" Sprache als virtuelles und abstraktes (Zeichen-)System und unter "Parole" Sprache als konkrete (gesprochene und/oder geschriebene), das heißt an ein jeweiliges hic et nunc gebundene Aktualisierung verstanden wird. Mit der Festlegung auf diese Interpretation ist der Anschluß an das in 1.1 Ausgeführte hergestellt; die komprimierte Form jedoch, in der dies hier zunächst erfolgt ist, macht eine Reihe von weiterführenden Klärungen erforderlich. 1.3.1.
LANGUE UND PAROLE ALS METHODOLOGISCHE DICHOTOMIE
Es ergibt sich aus dem bisher Gesagten als selbstverständlich, daß die Gegenüberstellung von Langue und Parole jedenfalls in ihrer hier gewählten Interpretation keine aus dem Gegenstand der Sprachwissenschaft abgeleitete materielle, sondern eine methodologische Unterscheidung bildet, die aus einer unter den verschiedenen Möglichkeiten der Betrachtung dieses Gegenstandes abgeleitet ist. Es ist daher abwegig, materiell disjunktive Fragen 12 Cf. bes. Coseriu 52, Coseriu 58, Derossi 65 und Koerner 73 bes. § 2.2.1.
15
wie die zu stellen, ob ein bestimmtes gegebenes Phänomen der Langue oder der Parole zuzuordnen sei. Vielmehr gilt grundsätzlich, daß jedem auf der Ebene der Parole beobachteten Phänomen ein entsprechendes Phänomen auf der Ebene der Langue zukommt, und daß zu jedem auf der Ebene der Langue postulierbaren Phänomen beobacht13 bare Phänomene auf der Ebene der Parole vorkommen können . 1.3.2.
LANGUE ALS MEHRFACHE ABSTRAKTION
Die oben gegebene Bestimmung der Langue als virtuellen und abstrakten Systems ist insofern eine erheblich vereinfachte und dadurch zu Mißverständnissen und Fehldeutungen Anlaß gebende D e finition, als hinter ihr verborgen bleibt, daß der Übergang von der Parole zur Langue nicht aus einem einzigen, sondern aus mehreren Abstraktionsschritten besteht. Zur Klärung der im Sinne einer präziseren Definition zu lösenden Fragen schließe ich mich den Darstellungen an, die H. H. Lieb in seiner ausführlichen Diskussion der Probleme von Sprachstadium und Sprachsystem gegeben hat ^
und die für die hier verfolgten Zwecke in der folgenden
vereinfachten Wiedergabe resümiert werden können. (a) Ein erster Abstraktionsschritt führt von dem einzigen empirisch beobachtbaren Datum der Sprachwissenschaft, der konkreten und an ihr jeweiliges hic et nunc gebundenen, somit der Ebene der Parole zuzuordnenden Äußerung zu deren Äquivalent in dem von Lieb zwischen Langue und Parole angesetzten
"Ver-
bindungsglied. .., das gegenüber der Rede Parole! einen 15 niedrigen Abstraktionsgrad besitzt" . Dort ist dieses Äquivalent eines Parole-Vorkommens Teil eines "sprachlichen Verständigungsmittels", das seinerseits Element eines Sprachstadiums und damit auch Element einer historischen Sprache ist. (b) Ein zweiter Abstraktionsschritt besteht darin, daß jedem sprachlichen Verständigungsmittel ein System zugeordnet wird. Damit ist - simplificatis simplificandis - dasjenige Abstraktionsniveau erreicht, auf dem von "momentanen idiolektalen Systemen" die Rede sein kann; wird einer Äußerung eines Sprechers ein solches momentanes idiolektales System
zugeordnet,
so ist davon auszugehen, daß schon eine zeitlich unmittelbar 13 Zu dem damit angeschnittenen Problem der Nachweisbarkeit der jeweiligen Phänomene cf. Heger 70. 14 Cf. Lieb 70 und Heger 71b. 15 Lieb 70, p.11. 16
folgende Äußerung desselben Sprechers, erst recht eine Antwort seines Gesprächspartners und noch viel mehr zeitlich und/oder räumlich unabhängige Äußerungen anderer Sprecher möglicherweise als Aktualisierungen anderer momentaner idiolektaler Systeme zu gelten haben, die von dem ersten mehr oder minder stark divergieren. (c) D a das Sprachstadium als eine Klasse von sprachlichen Verständigungsmitteln definiert ist, kann zu ihm auf Grund des aus (b) vorliegenden Ergebnisses zunächst als Korrelat die Klasse derjenigen Systeme gebildet werden, die den in ihm enthaltenen sprachlichen Verständigungsmitteln zugeordnet sind. Diese Klasse von momentanen idiolektalen Systemen ist die Grundlage, auf der in einem dritten Abstraktionsschritt mit Hilfe von Durchschnittsbildungen, Vereinigungen und Transformationen 16 v o n Systemen ein einziges System höheren Abstraktionsgrades gebildet werden kann. M i t diesem einen dem Sprachstadium zugeordneten System ist die Erfüllung von Liebs Forderung gewährleistet, daß die Beziehung zwischen Sprachstadium und Sprachsystem nicht "Stadium hat
ist
System", sondern nur "Stadium
System" lauten da^f.
(d) D a dieser dritte Abstraktionsschritt beliebig oft wiederholt werden kann, kann man mit Lieb nicht nur dem Sprachstadium, sondern ebenso auch Vereinigungsklassen von Sprachstadien wie einer historischen Sprache oder einer gesamten Sprachengruppe jeweils ein eigenes System entsprechend hohen Abstraktionsgrades zuordnen. Damit ist die bei einer Beschränkung auf eine einmalige Anwendung des dritten Abstraktionsschritts noch drohende Gefahr gebannt, daß ein Operieren mit den aus ihm gewonnenen Systemen zur völligen Atomisierung des Begriffs "Sprache" führt. Stattdessen ist die Möglichkeit theoretisch abgesichert, die Gegenstandsbestimmung "Sprache als Zeichensystem" nicht nur im Sinne momentaner idiolektaler Systeme, sondern 17 auch im Sinne von "Diasystemen" beliebig umfassender Definition - deren Entsprechungen somit vom kleinsträumigen D i a lekt über historische Sprachen bis zu den umfassendsten Sprachfamilien reichen können - zu interpretieren. Die gleiche theoretische Absicherung gilt für die Möglichkeit, Oppositionen zwischen diachronisch, diatopisch und/oder diastratisch 18 16 Cf. Lieb 70, §§ 13-1 und 13.2. 17 Cf. hierzu Heger 69b, § 1.1. 17
v e r s c h i e d e n e n S u b s y s t e m e n im R a h m e n eines d i e s e n
übergeordne-
t e n D i a s y s t e m s als S y m p t o m - u n d / o d e r s i g n a l f u n k t i o n a l e
Opposi-
t i o n e n zu r e i n t e r p r e t i e r e n u n d d a d u r c h e i n e V e r m i n d e r u n g
der
d e s k r i p t i v e n K a p a z i t ä t b e i m Ü b e r g a n g zur B e s c h r e i b u n g v o n g e n e r i s c h e r e n D i a s y s t e m e n zu v e r m e i d e n . M i t d i e s e n P r ä z i s i e r u n g e n i s t eine g a n z e R e i h e v o n F r a g e n b e antwortet. An erster Stelle gehört zu ihnen diejenige nach der s t e m a t i z i t ä t v o n S p r a c h e , die im S i n n e L i e b s i n d e r s c h o n ten F o r m d a h i n g e h e n d zu b e a n t w o r t e n ist, daß S p r a c h e n i c h t ist
, sondern System
hat
. Mit dieser Formulierung
System
erledigen
s i c h v i e l e S c h e i n p r o b l e m e , die aus d e m W i d e r s p r u c h z w i s c h e n Beobachtung
der
" u n s y s t e m a t i s c h e r " P h ä n o m e n e in S p r a c h e n u n d d e n
retischen Implikationen des Systembegriffs resultieren. Auf h i e r e i n l e i t e n d zu G r u n d e g e l e g t e G e g e n s t a n d s b e s t i m m u n g
theodie
"Sprache
als Z e i c h e n s y s t e m " b e z o g e n b e d e u t e t d i e s , daß im S i n n e d e r L i e b b e n u t z t e n T e r m i n i h i e r n i c h t v o n " S p r a c h e als
von
historischer
S p r a c h e " , s o n d e r n e b e n v o n " S p r a c h e als S y s t e m " die R e d e w i r d . D i e s w i e d e r u m e n t s p r i c h t d e n in 1.2 v o r g e n o m m e n e n
sein Abgrenzun-
g e n , g e m ä ß w e l c h e n h i e r v o n S e n d e r u n d E m p f ä n g e r in g e r a d e
den
F u n k t i o n e n zu a b s t r a h i e r e n ist, i n d e n e n sie f ü r L i e b für die finierbarkeit von sprachlichen Verständigungsmitteln, dien und historischen Sprachen relevant
Sy-
zitier-
De-
Sprachsta-
sind.
E b e n s o w i r d v o n h i e r aus die in 1 . 2 . 3 o f f e n g e b l i e b e n e
Frage
b e a n t w o r t b a r , w e l c h e A r t e n v o n S p r a c h w i s s e n s c h a f t in d e m d o r t u n terstellten Sinn diachronisch sein können. Gemäß der v o n " d i a c h r o n i s c h " als d e s
Bestimmung
(extensional) weiteren und von
"histo-
r i s c h " als d e s e n g e r e n B e g r i f f s i s t es s e l b s t v e r s t ä n d l i c h , jede A r t v o n S p r a c h w i s s e n s c h a f t ,
die h i s t o r i s c h i s t o d e r
daß
sein
k a n n , a u c h d i a c h r o n i s c h s e i n k a n n (ohne es s e i n zu m ü s s e n , d a das Bewußtsein der zeitlichen Fixiertheit/Fixierbarkeit gleichzeitige Thematisierung dieser zeitlichen
a u c h ohne
eine
Fixiertheit/Fixier-
b a r k e i t t h e m a t i s i e r t w e r d e n k a n n ) . D a m i t ist b e i s p i e l s w e i s e die n i c h t sehr ü b e r r a s c h e n d e
- Einstufung derjenigen
s c h a f t als d i a c h r o n i s c h a b g e s i c h e r t , die die z e i t l i c h e A b f o l g e
18 Zu d e r v o n F l y d a l 51 e i n g e f ü h r t e n D r e i t e i l u n g in D i a s t r a t i e , D i a t o p i e u n d D i a c h r o n i e cf. C o s e r i u 6 6 , p p . 1 9 8 - 2 0 0 , u n d B a l dinger 66b, pp.221-222. Die Umdeutung diastratischer, diatop i s c h e r u n d d i a c h r o n i s c h e r D i v e r g e n z e n in s y m p t o m - u n d / o d e r s i g n a l f u n k t i o n a l e O p p o s i t i o n e n i s t das, w a s E u g e n i o C o s e r i u als d i a p h a s i s c h e D i v e r g e n z e n m i t j e n e n auf die g l e i c h e S t u f e s t e l l t u n d w a s K u r t B a l d i n g e r m . E . zu R e c h t v o n i h n e n zu trennen vorzieht.
18
-
Sprachwissender
verschiedenen Sprachstadien siert. Darüberhinaus
einer historischen Sprache
themati-
aber lassen die von Lieb übernommenen
Bestim-
mungen des Systems und seiner Zuordnung auf das Sprachstadium Anwendung
einer durch diese Zuordnung vermittelten
die
diachronischen
Perspektive
auch im R a h m e n einer ausschließlich das System thema19 tisierenden Sprachwissenschaft zu . Eine sich durch die Gegenstandsbestimmung
"Sprache
als Zeichensystem"
definierende
wissenschaft kann somit zwar nicht historisch, wohl aber nisch
sein.
1.4.
SYSTEM, LANGUE UND
KOMPETENZ
Nach der ausführlichen Bezugsetzung der "Sprache als Z e i c h e n s y s t e m " oft in Parallele
"competence" und
Gegenstandsbestimmung
auf die Saussuresche Dichotomie
Langue u n d Parole l i e g t es n a h e , dieser
Sprachdiachro-
gesetzten Chomskyschen Dichotomie
"performance"
zu ziehen. Ein solcher
zwei wichtige Divergenzen
zu
von
Vergleich
hat, b e z o g e n auf die als v i r t u e l l e s u n d abstraktes S y s t e m te L a n g u e , i n s b e s o n d e r e
von
auch einen Vergleich mit der
bestimm-
sichtbar
zu
ma-
chen. 1.4.1.
SEMANTIK ODER
SYNTAX?
Eine dieser D i v e r g e n z e n h a t N. R u w e t a u s f ü h r l i c h 20 indem er
einem statisch-"taxonomischen"
Langue-Begriff
einen dynamischen
"competence"-Begriff daß dieser parole
Charakter von
"aspect créateur"
d'où cette
conséquence
terme
- syntagmatique
cièrement différents, concaténation, gorie
Saussures
Chomskys ableitet,
localisé dans
bizarre
... a p p a r t i e n t à l a p a r o l e , n o n à l a l a n g u e ' " seits d a m i t im Z u s a m m e n h a n g même
in
entgegenhält und daraus den Vorwurf
"aspect créateur est, pour Saussure,
individuelle,
dargestellt,
que
(p.51), was
steht, daß Saussure
seiner-
"se c o n t e n t e enchaînés
et dont l'autre rattache un constituant à la
supérieure
du
- pour désigner les deux rapports,
dont l'un unit des éléments
dont il fait partie"
(pp.390-391). Diesem
ist insoweit voll und ganz zuzustimmen,
la
'la p h r a s e
fon-
par catéVorwurf
als er s i c h g e g e n die
bei
der Analyse nicht-minimaler Einheiten immer wieder drohende Gefahr der Verwechslung dessen richtet, was auf dem h i e r a r c h i s c h e n Rang R n 21 a l s s y n t a g m a t i s c h e V e r k e t t u n g o d e r a u f d e r E b e n e d e r P a r o l e 19 C f . L i e b 7 0 , § 1 5 , u n d H e g e r 7 1 b , 20 Cf. R u w e t 67, p p . 18, 50-51
und
p.558.
390-391.
21 Z u V o r b i l d e r n f ü r d i e U n t e r s c h e i d u n g h i e r a r c h i s c h e r R ä n g e v o n sprachlichen Einheiten, die in den folgenden Kapiteln zentrales 19
als Kontext erscheint, mit dem ihm zwar materiell, aber nicht methodologisch Identischen, das auf dem Rang Rn+1 als seinerseits paradigmatisierbare Einheit auftritt. Zur Vermeidung solcher Verwechslungen ist es nützlich, sich des von H. Frei eingeführten
22
und von H. Seiler übernommenen und erprobten Katena-Begriffs erinnern: "Die Formel mit dem Multiplikationszeichen
zu
[Saussure:
«poir x ier n'est pas égal à poir + ier"J interpretiert Frei, zu Recht wie mir scheint, auf folgende Weise: poir x ier
=
(poir + ier) + x ,
was bedeuten soll: Das Syntagma ist ein Ensemble von Elementen (poir + ier), die mit Hilfe des Faktors x zusammengefügt sind. Dieser Faktor x trägt zur Gesamtbedeutung des Syntagmas bei. Er trägt somit zum
signifié
Da es kein signifié ohne
bei, ist also selbst ein signifié.
signifiant
gibt, muß dem Faktor x
ein signifiant entsprechen. Der Faktor x ist also ein Zeichen im Saussureschen Sinne; es soll im folgenden ßen; es besteht aus einem signifiant: nifié:
caténe
catene
caténant
(Katena) heiund einem sig-
(etwa gleichbedeutend mit dem geläufigeren "syn-
taktische Relation")" 23 . Was hier Katena genannt wird und auf dem jeweiligen Rang Rn auch schwerlich besser unterzubringen wäre, ist nichts anderes als genau dasjenige Element, dessen catènê die auf Rang Rn+1 paradigmatisierbare Einheit als Einheit konstituiert und dessen oatênant nur deswegen etwas Besonderes zu sein scheint, weil es sich auf niedrigen Rängen - so auch in dem Beispiel poir x ier _ zumeist nicht aus Phonemen, sondern aus Taktemen zusammensetzt. Dies aber bedeutet, daß die Katena zwar ein überaus nützlicher Hilfsbegriff für die Analyse der Frage ist, wie ein Obergang von Einheiten des Ranges Rn zu solchen des nächsthöheren Ranges Rn+1 zu Stande kommt, daß sie aber in dem Moment wieder fallen gelassen werden kann, in dem ihr caténe durch die Definition der Einheit des Ranges Rn+1 als paradigmatisierbarer Einheit und ihr oatênant
durch
die Einbeziehung der Takteme in das Inventar an distinktiven Einheiten, über das eine Sprache verfügt, in jeweils einem allgemei24 neren Definitionszusammenhang aufgehoben sind Thema sein wird, cf. bes. Halliday 61 und Halliday 62; zur allgemeinen wissenschaftsgeschichtlichen Einordnung cf. Gülich/ Raible 76, bes. die Abschnitte über Glossematik und Tagmemik. 22 Cf. Frei 62, Frei 63, Seiler 64 und Seiler 67. 23 Seiler 64, p.19. 24 Die Neufassung dieses Punktes gegenüber Heger 69a geht auf An-
20
Mit dieser Bestimmung der Weise des Übergangs von bedeutungstragenden Einheiten eines Ranges Rn zu solchen eines Ranges Rn+1 ist die bekannte Frage einer Abgrenzung von Semantik und Syntax angesprochen. Geht man von den gängigen Definitionen aus, denen zufolge die Semantik die Relation zwischen einem Zeichen und dem durch es Denotierten und die Syntax die Relation zwischen einem Zeichen und anderen Zeichen zum Gegenstand hat, so erweist sich rasch, daß damit nicht nur - wie im zweiten Kapitel zu zeigen sein wird - eine rein oder fast rein extensionale und damit für die Sprachwissenschaft nicht oder nur auf sehr unökonomischen Umwegen brauchbare Semantik propagiert wird. Vielmehr gilt auch für die so verstandene Syntax, daß sie schon in ihrer Definition sprachwissenschaftlich relevante Unterscheidungen vernachlässigt. Insbesondere ist - in Anlehnung an spätestens seit Saussure zum Allgemeingut gewordene Dinge - im Sinne der im zweiten Kapitel einzuführenden Differenzierungen zu fragen, ob die von einer solchen Syntax darzustellenden "Beziehungen zwischen Zeichen" als Beziehungen zwischen den signifiants
dieser Zeichen oder ob sie als Be-
ziehungen zwischen deren signifiés
zu verstehen sind, oder ob man
gar - möglicherweise verführt durch gewisse Besonderheiten des Englischen, das das bevorzugte Experimentierfeld dieser Art von Syntax ist - eine biunivoke Eins-zu-Einsbeziehung zwischen diesen beiden Arten von Beziehungen unterstellen möchte. Ferner ist auf dem Hintergrund des hier gegebenen unmittelbaren Zusammenhangs zu fragen, ob unter Zeichen ausschließlich Minimalzeichen oder aber Zeichen beliebiger Ränge zu verstehen sind. In dieser letzten Alternative sollte die Entscheidung nach dem zuvor Gesagten nicht schwer fallen und nur zu Gunsten einer unlimitierten Einbeziehung der Zeichen aller erfaßbaren Ränge in den Gegenstandsbereich der Semantik und/oder Syntax erfolgen können. Ebensowenig sollte eine Antwort auf die erste Frage schwer fallen dürfen: die dritte Möglichkeit der Unterstellung einer biunivoken Abbildbarkeit zwischen der Beziehung zwischen zwei signifiants und der zwischen den ihnen entsprechenden signifiés scheidet per se als abwegig aus; und die Beziehungen zwischen verschiedenen signifiants gehören sowohl in paradigmatischer Sicht, in der sie sich beispielsweise in Form einer für mehrere signifiants partiell identischen Zusammensetzung aus Phonemen präsenregungen zurück, die ich einerseits einem Briefwechsel mit Wolfgang Raible und andererseits einer Reihe von Seminardiskussionen verdanke. 21
t i e r e n u n d e t w a f ü r die E r s t e l l u n g v o n R e i m w ö r t e r b ü c h e r n v o n I n t e r e s s e s e i n k ö n n e n , a l s a u c h i n s y n t a g m a t i s c h e r S i c h t , i n d e r sie das bilden, was hier Takteme genannt wird, eindeutig zur Ebene M a r t i n e t s c h e n deuxième
articulation
Versuchs, zu einer Hierarchie von Rängen bedeutungstragender h e i t e n zu g e l a n g e n , n i c h t e i g e n s t h e m a t i s i e r t zu w e r d e n
Ein-
braucht.
Es v e r b l e i b e n s o m i t n u r die " B e z i e h u n g e n z w i s c h e n
signifiée"
als zu l o k a l i s i e r e n d e r G e g e n s t a n d s b e r e i c h . D a im Z u s a m m e n h a n g dem Katena-Begriff
der
, die j e d e n f a l l s im R a h m e n d e s
mit
s c h o n g e z e i g t w u r d e , daß u n d w i e s i c h i n i h r e m
F a l l die A l t e r n a t i v e z w i s c h e n s y n t a g m a t i s c h e r u n d Sicht auf die Alternative
paradigmatischer
z w i s c h e n i h r e r D a r s t e l l u n g auf
R a n g R n u n d d e r a u f d e m n ä c h s t h ö h e r e n R a n g Rn+1
einem
reduziert,
steht
ihrer einheitlichen Behandlung in dem Rahmen, in dem ohnedies
alle
bedeutungstragenden Einheiten behandelt werden, nicht nur nichts im W e g e : v i e l m e h r d ü r f t e es s c h w e r f a l l e n , eine a n d e r e
sinnvolle
L ö s u n g zu f i n d e n . D i e s e m R a h m e n a b e r w i r d m a n f ü g l i c h das
Etikett
"Semantik" geben. Eine gegenüber dieser Semantik durch ihren Gegenstandsbereich abgegrenzte
"Syntax" ist dann entweder
m i t d e r T a k t e m a t i k o d e r im w ö r t l i c h e n S i n n 1.4.2.
KOMPETENZ: SYSTEM ODER
identisch
gegenstandslos.
SPRACHBEHERRSCHUNG?
Die zweite wichtige Divergenz zwischen Saussures Langue d e m h i e r zu G r u n d e g e l e g t e n V e r s t ä n d n i s u n d C h o m s k y s
in
"competence"
i s t v o n R u w e t n i c h t b e m e r k t w o r d e n u n d k a n n d a f ü r u m so
deutlicher
aus s e i n e n e i g e n e n D a r s t e l l u n g e n a b g e l e s e n w e r d e n . W e n n er im Z u s a m m e n h a n g m i t d e m in d e r g e n e r a t i v e n G r a m m a t i k n i c h t g e r a d e
unwe-
sentlichen Begriff der Grammatikalität von "l'uniformité des
juge-
m e n t s p o r t é s p a r u n g r a n d n o m b r e de s u j e t s " o d e r d a v o n d a ß "on a d m e t
spricht,
... n o n s e u l e m e n t d e s é n o n c é s o b s e r v é s , m a i s
égale-
m e n t t o u t e s s o r t e s de j u g e m e n t s d e s s u j e t s , e x p r e s s i o n de l e u r ' 25 voir implicite
(de l e u r c o m p e t e n c e ) "
sa-
, d a n n f o r d e r t er g e n a u d e n
E i n w a n d h e r a u s , d e n s c h o n E. C o s e r i u g e g e n die g e n e r a t i v e
Gramma-
tik e r h o b e n h a t , w e n n er v e r l a n g t , daß d e r G r a m m a t i k a l i t ä t s b e g r i f f "debe j u s t i f i c a r s e p o r la l e n g u a m i s m a , ... y no p o r los j u i c i o s
26
de los h a b l a n t e s "
. I n d e r T a t m a c h e n die z i t i e r t e n W o r t e
d e u t l i c h , daß die d e r " c o m p e t e n c e " d e r S p r e c h e n d e n
Ruwets
zugeschriebenen
U r t e i l e n i c h t aus d e r L a n g u e q u a S y s t e m , s o n d e r n aus e i n e m
vorwis-
25 Cf. R u w e t 6 7 , p p . 43 u n d 70, s o w i e f e r n e r p p . 3 2 - 3 3 . 26 Cf. C o s e r i u 6 8 a , p p . 2 7 4 - 2 7 5 ; cf. h i e r z u H e g e r 7 0 , §§ 3 - 2 u n d 3.3, u n d H e g e r 71a, § 1 . 1 . 2 , § 2 . 2 . 2 , (01) b i s (08), § 2 . 2 . 3 , (56) bis (60), u n d § 2 . 3 . 2 . ( 4 ) .
22
senschaftlichen metasprachlichen Bewußtsein stammen, das die chenden von ihrer Sprache haben und das als "savoir
Spre-
implicite"
t r e f f e n d u m s c h r i e b e n ist. I m G e g e n s a t z z u e i n e r a u s s c h l i e ß l i c h a u f die O b j e k t s p r a c h e b e z o g e n e n L a n g u e im S i n n e d e s S a u s s u r e s c h e n
Be-
(und s e i n e r P r ä z i s i e r u n g e n d u r c h Lieb) v e r z i c h t e t a l s o
die
griffs
so v e r s t a n d e n e
" c o m p e t e n c e " C h o m s k y s auf die U n t e r s c h e i d u n g
zwi-
s c h e n O b j e k t - u n d M e t a s p r a c h e u n d e r w e i s t s i c h s o m i t in d i e s e m P u n k t als d e r w e n i g e r p r ä z i s e
Begriff.
In dieser Vermischung verschiedener Meta-Ebenen, die dem
oben
i n 1 . 2 . 3 a u f g e s t e l l t e n P o s t u l a t z u w i d e r l ä u f t , s c h l ä g t s i c h eine g e n e r e l l e r e A m b i v a l e n z des " c o m p e t e n c e " - B e g r i f f s n i e d e r , a u f die 27 H. H. L i e b
ausführlich aufmerksam gemacht und zwecks deren Ver-
m e i d u n g er die z u s ä t z l i c h e U n t e r s c h e i d u n g z w i s c h e n S y s t e m u n d "innerer Grundlage
(des S p r e c h e r s ) " e i n g e f ü h r t h a t . D i e s e
"innere
G r u n d l a g e " i s t d a s j e n i g e E t w a s , das d e n S p r e c h e r als d e n B e n u t z e r eines sprachlichen Verständigungsmittels
zur V e r f ü g u n g ü b e r
System befähigt, welches seinerseits diesem sprachlichen
ein
Verstän-
d i g u n g s m i t t e l d a d u r c h als r e l e v a n t e s S y s t e m z u g e o r d n e t w e r d e n k a n n , d a ß es s i c h als die O r g a n i s a t i o n d i e s e s s p r a c h l i c h e n
Ver-
s t ä n d i g u n g s m i t t e l s d u r c h die "innere G r u n d l a g e " e r w e i s t . W i e se B e z i e h u n g e n u n d g e n e r e l l die " i n n e r e G r u n d l a g e " im
die-
einzelnen
zu d e f i n i e r e n u n d z u b e s c h r e i b e n - sind, i s t eine F r a g e , d e r e n B e a n t w o r t u n g zu R e c h t d e r P s y c h o l o g i e u n d / o d e r d e r
Neurophysiologie
ü b e r l a s s e n b l e i b t ; a b e r a u c h in i h r e r a l l g e m e i n e n F o r m g e n ü g t die v o n L i e b v o r g e s c h l a g e n e U n t e r s c h e i d u n g s c h o n als G r u n d l a g e f ü r die A n n a h m e , daß n i c h t das S y s t e m , s o n d e r n die " i n n e r e G r u n d l a g e " derjenige Ort anzusehen sein dürfte, an dem wechselseitige
als
Bezug-
s e t z u n g e n z w i s c h e n d e r B e f ä h i g u n g zur V e r f ü g u n g ü b e r e i n S y s t e m und dem vorwissenschaftlichen metasprachlichen Bewußtsein von diesem S y s t e m e r f o l g e n k ö n n e n . D i e A n n a h m e , daß d e r " n a t i v e d e r a r t i g e B e z u g s e t z u n g e n v o r n i m m t , i s t w o h l ebenso
speaker"
einleuchtend
w i e d i e F e s t s t e l l u n g , daß d i e s e B e z u g s e t z u n g e n u n d d i e aus a b g e l e i t e t e n U r t e i l e z w a r G e g e n s t a n d , w e g e n ihres
ihnen
vorwissenschaft-
lichen Charakters aber nicht - wie bei Ruwet - Grundlage
wissen-
schaftlicher Aussagen sein können.
27 Cf. L i e b 70, §§ 10 u n d 11, u n d H e g e r 71b,
p.559.
23
1.5.
LANGUE, IPAROLE UND PAROLE Unter den verschiedenen Aspekten, unter denen "Verbindungs-
glieder niederen Abstraktionsgrades zwischen Langue und Parole" (cf. oben 1.3.2, n.15) thematisiert werden können, sei als Beispiel dafür, daß aus einer solchen Thematisierung zusätzliche A r ten von Systematiken erwachsen können, der Bereich quantitativer Analysen sprachlicher Phänomene herausgegriffen und hier - sowie in Form gelegentlicher späterer Wiederaufnahmen - parallel zu der primär zu thematisierenden Gegenstandsbestimmung "Sprache als Zeichensystem" vorgestellt. Am Anfang dieser Vorstellung hat die Frage zu stehen, wo innerhalb des Gegenstandsbereichs "Sprache" quantitative Analysen überhaupt anzusetzen haben; jedenfalls sind weder die an ihr jeweiliges hic et nunc gebundene Aktualisierung (Parole) noch der Bestandteil eines virtuell-abstrakten Systems (Langue) per se quantifizierbar. Vielmehr setzt die Beantwortung dieser Frage die Einführung der quantitative Methoden erst ermöglichenden Gegenüberstellung von Typus ("type") und Vorkommen ("token") voraus. Für diese Gegenüberstellung ebenso wie für die ihr gegenüber zu beobachtende weit verbreitete Unbefangenheit
sprachwissenschaft-
licher Terminologien mag das folgende Beispiel stehen: "die Äußerung 'ich bleibe fünf Minuten, und dann gehe ich' besteht aus acht herkömmlicherweise Wörter genannten graphischen Einheiten" und "in dieser Äußerung kommt das (so verstandene) Wort 'ich' zweimal vor" sind zwei Aussagen, die kaum die Chance haben, ernsthaft bezweifelt zu werden, und die dennoch in unauflösbarem Widerspruch zu einander stehen: entweder besteht die fragliche Äußerung aus acht Wörtern, und dann kommen in ihr zwei Wörter "ich" vor, oder das eine Wort "ich" ist in ihr zweimal vertreten, und dann besteht sie aus sieben Wörtern. Der Widerspruch zwischen den beiden ursprünglichen Formulierungen rührt eben daher, daß mit "Wort" - abgesehen von der sonstigen Unzulänglichkeit dieses Terminus - im ersten Fall das Vorkommen und im zweiten der Typus gemeint ist. Es liegt nahe, in der Gegenüberstellung von Typus und Vorkommen das letztere mit dem zu identifizieren, was bisher als die an ihr jeweiliges hic et nunc gebundene Aktualisierung auf der Ebene der Parole bezeichnet wurde. Weniger selbstverständlich ist die Unterbringung des Typus im Rahmen der bisher eingeführten Unterscheidungen, und es sind hierzu im folgenden zwei verschiedene Möglichkeiten darzustellen.
24
1.5.1.
LANGUE UND PAROLE ALS STATISTISCHE DICHOTOMIE
Den einfacheren Weg in Form der modifizierten Gleichsetzung des Typus mit der jeweiligen Langue-Einheit hat G. Herdan vorgeschlagen: "language as chance refers to the langue-parole dichotomy in its interpretation as that between statistical universe and sample, whereas language as choice refers to the signifiant-signifié dichotomy in its interpretation as being subject to the law of po duality" , und genauer: "what 'la langue1 comprises are not only engrams as lexical forms, but these engrams plus their respective probabilities of occurrence. ... This seemingly small modification of de Saussure's conception has the important consequence that 'la langue' has now the essential characteristic of a statistical population. ... 'La parole' then appears as it ought to according to its meaning, as a term for statistical samples withdrawn from 'la 29 langue' as the population" . Gegen diese auf den ersten Blick gewiß einleuchtende Lösung ist zunächst einmal sachlich einzuwenden, daß die hier der Langue zugeordneten Vorkommenswahrscheinlichkeiten nachweislich nicht unabhängig von thematischen und stilistischen, das heißt aber jedenfalls auf dem Rang der hier in Frage stehenden "lexical forms": nicht unabhängig von Langue-fremden •*0 i Faktoren existieren . Die sich schon hierin abzeichnende Heterogeneität einer als Klasse von Typen verstandenen Langue wird darüber hinaus auch noch dadurch unterstrichen, daß es generell unschön und auf dem speziellen Hintergrund der in den bisherigen Abschnitten zu Grunde gelegten Bestimmungen des (Sprach-)Systems eine contradictio in adiecto ist, wenn aus der parallelen Möglichkeit, den Typus quantitativ als Element einer Häufigkeitsklasse und qualitativ als Element eines Paradigmas zu definieren, folgt, daß unter Langue gleichzeitig ein System von Häufigkeitsklassen und ein System von Paradigmen zu verstehen ist. Angesichts derartiger Resultate ist es vorzuziehen, einen zwar komplizierteren, aber den hier vernachlässigten Unterscheidungen gerechter werdenden zweiten Weg zur Lokalisierung des Typus einzuschlagen.
28 Herdan 66, p.7. 29 Ibd. pp.27-28; cf. ferner ibd. pp.3-4 und 332-333. 30 Cf. hierzu Muller 67, pp.15-20, und Heger 68b, pp.192-194; allgemein zu den hier behandelten Fragen cf. Muller 68.
25
1.5.2.
ZPAROLE
Ausgangspunkt dieses zweiten Weges ist der Verzicht auf die Gleichsetzung der beiden Gegenüberstellungen von Typus und Vorkomm e n und von Langue und Parole. Dieser Verzicht darf jedoch nicht zur Vernachlässigung der zwischen beiden offensichtlich bestehenden und von G. Herdan intuitiv zu Grunde gelegten Interdependenz führen. Es soll deswegen weiterhin die Annahme der Existenz von Vorkommen auf der Ebene der Langue ausgeschlossen bleiben und die dadurch nahegelegte Gleichsetzung von Vorkommen und Parole-Aktualisierung beibehalten werden. In anderer Formulierung heißt dies, daß die Gegenüberstellung von Typus und Vorkommen nur auf die das letztere enthaltende Parole, und die Gegenüberstellung von Langue und Parole nur auf den Typus bezogen werden können; da der Typus selbst jedoch weder in der Langue noch in der Parole enthalten ist, ergibt sich daraus die Notwendigkeit, zwischen drei verschiedenen Ebenen zu trennen: (1) Der Ebene der Parole, verstanden als konkrete Aktualisierung in Form von Vorkommen, entsprechen individuelle, an ihr jeweiliges hic et nunc gebundene Einheiten, die eben dieser ihrer Bindung wegen einer quantitativen Analyse nicht unmittelbar zugänglich sind. (2) Um die Anwendung quantitativer Methoden auf der Basis der Typus-Vorkommen-Relation möglich zu machen, muß von der hic-etnunc-Gebundenheit der Einheiten im Sinne von (1) abstrahiert werden. Dies erfolgt durch die Umdeutung der im syntagmatischen Rahmen beispielsweise eines Textes stehenden individuellen Vorkommen in beliebige Vorkommen innerhalb des Rahmens einer quantitativ bestimmten Vorkommensmenge, die hier als Eparole bezeichnet werden soll. Bei ihr ist zu unterscheiden zwischen (21) begrenzten, d.h. quantitativ exhaustiv erfaßbaren Vorkommensmengen (= E n p a r o l e ) , z.B. die von Ch. Muller-''' einer Untersuchung zu Grunde gelegte E n p a r o l e der 32 Dramen Corneilles; und (22) unbegrenzten, d.h. einer quantitativen Analyse nur in Form von mit Mitteln der Wahrscheinlichkeitsrechnung
be-
gründeten Extrapolationen aus exhaustiv erfaßten begrenzten Untermengen zugänglichen Vorkommensmengen (= E x parole), z.B. die E x p a r o l e des heute gesprochenen Französisch (die 31 Cf. Müller 67; cf. hierzu noch unten 7.3.4 die £ 26
-Definition.
s o m i t i n u n g e f ä h r m i t d e m "texte i n f i n i " d e r
Kopenhagener
S c h u l e g l e i c h g e s e t z t u n d an d e r C h a r a c t e r i s t i c a e i n e r 32 q u a n t i t a t i v e n " N o r m " im S i n n e E . C o s e r i u s beobachtet . werden können). E r s t a n d i e s e r S t e l l e k a n n eine z u s ä t z l i c h e E i n f ü h r u n g d e r G e genüberstellung von kollektiv und individuell von Nutzen w ä h r e n d die £ x p a r o l e n o r m a l e r w e i s e k o l l e k t i v v e r s t a n d e n
sein: sein
w i r d , k a n n die £ n p a r o l e s o w o h l als k o l l e k t i v e s als a u c h als i n d i v i d u e l l e s - w i e im B e i s p i e l d e r 32 D r a m e n C o r n e i l l e s P h ä n o m e n zum U n t e r s u c h u n g s g e g e n s t a n d (3) U m i n d e r so d e f i n i e r t e n E p a r o l e die
-
werden. Typus-Vorkommen-Relation
a n w e n d b a r zu m a c h e n , m ü s s e n K r i t e r i e n e x i s t i e r e n , die f ü r die Zuordnung von V o r k o m m e n auf Typen bestimmend sind. Solche
Kri-
t e r i e n a b e r k ö n n e n n u r a u s D e f i n i t i o n e n im R a h m e n eines S y s t e m s , also a u s d e r L a n g u e g e w o n n e n w e r d e n . A n d i e s e r w i r d s o m i t die i n 1.3-1
Stelle
theoretisch betonte materielle
Un-
trennbarkeit von Langue und Parole praktisch relevant,
und
i h r e n t s p r i c h t es,
daß
(31) eine je e i n m a l i g e i n d i v i d u e l l e E i n h e i t n u r d a n n als V o r k o m m e n auf d e r E b e n e d e r P a r o l e g e l t e n k a n n , w e n n sie d e r S p a r o l e V o r k o m m e n v o n e i n e m Typus u n d d i e s e r d u r c h eine E i n h e i t i n d e m S y s t e m d e r L a n g u e
in
Typus
definierbar
ist, u n d d a ß (32) eine d u r c h ihre S y s t e m s t e l l e d e f i n i e r t e E i n h e i t a u f d e r E b e n e der L a n g u e n u r d a n n als s o l c h e g e l t e n k a n n ,
wenn
sie v i r t u e l l in F o r m e i n e s E p a r o l e - V o r k o m m e n s des
durch
sie d e f i n i e r t e n T y p u s a u f d e r E b e n e d e r P a r o l e sierbar
aktuali-
ist.
D a r a u s f o l g t z w a r n i c h t die i n 1.5.1
abgelehnte
Gleichsetzung
v o n T y p u s u n d L a n g u e - E i n h e i t , w o h l a b e r die N o t w e n d i g k e i t , j e d e m T y p u s d e r S p a r o l e eine solche d u r c h i h r e
daß
Systemstelle
definierte Langue-Einheit entspricht. Dies gilt auch,
worauf
a u s d r ü c k l i c h h i n g e w i e s e n sei, für d i e j e n i g e n T y p e n , d i e
im
S i n n e d e s i n (22) g e n a n n t e n V e r f a h r e n s a l s E l e m e n t e d e r H ä u f i g k e i t s k l a s s e n u l l zu g e l t e n h a b e n u n d s o m i t i n d e r zwar belegt, aber nicht identifizierbar sind
~zi~z>
Eparole
. - Ebenso
wie
32 Cf. C o s e r i u 66, p p . 2 0 6 - 2 0 8 , b e s . §§ a, c u n d f. 33 D i e b e s o n d e r e P r o b l e m a t i k d e r E l e m e n t e d i e s e r H ä u f i g k e i t s k l a s s e n u l l b e r u h t a u f f o l g e n d e n G e g e b e n h e i t e n . G e g e b e n sei e i n e e x haustiv bekannte und in ebenfalls exhaustiv bekannte Untermen-
27
die Einheiten der Parole sind diejenigen der Langue
einmalig-
individuell und somit einer Quantifizierung nicht unmittelbar, sondern nur auf dem Umweg Uber den auf der Ebene der 34 .
Eparole
lokalisierten Typus zugänglich 1.5.3.
TERMINOLOGISCHE
KONSEQUENZEN
A u s d i e s e r D r e i t e i l u n g s i n d die e n t s p r e c h e n d e n
terminologi-
s c h e n K o n s e q u e n z e n f ü r die B e n e n n u n g d e r j e w e i l i g e n E i n h e i t e n wie der paradigmatischen Klassen und der syntagmatischen
so-
Umgebun-
g e n M-| b i s M 0 u n t e r t e i l b a r e O b e r m e n g e M. F ü r a l l e E l e m e n t e v o n M, die dort der Häufigkeitsklasse 1 angehören, gilt dann, daß sie i n j e w e i l s e i n e r U n t e r m e n g e Mj_ e i n m a l u n d i n a l l e n ü b r i g e n Untermengen nullmal vorkommen. Soll nun von einer oder mehreren b e k a n n t e n U n t e r m e n g e n a u f eine u n b e k a n n t e O b e r m e n g e g e s c h l o s s e n w e r d e n , so i s t es z w a r u n t e r b e s o n d e r s g ü n s t i g e n U m s t ä n d e n m ö g l i c h , die w a h r s c h e i n l i c h e A n z a h l d e r in j e d e r U n t e r m e n g e d e r H ä u f i g k e i t s k l a s s e n u l l a n g e h ö r e n d e n E l e m e n t e z u b e r e c h n e n ; es ist jedoch mit statistischen M i t t e l n unmöglich zu bestimmen, w e l c h e E l e m e n t e d i e s s i n d . A u f die h i e r in F r a g e s t e h e n d e n E i n h e i t e n b e z o g e n h e i ß t d i e s , d a ß sie z w a r a l s T y p e n , n i c h t a b e r als Vorkommen "belegt" sind und infolgedessen weder auf der Ebene der Parole noch auf der der Eparole, sondern lediglich u n d a u c h d i e s n i c h t i m m e r u n d ü b e r a l l - auf d e r E b e n e d e r L a n gue d u r c h s y s t e m k o n f o r m e E x t r a p o l a t i o n e n i n d i v i d u e l l b e s t i m m t w e r d e n k ö n n e n . H i e r a u s e r g i b t s i c h g l e i c h z e i t i g eine p r i n z i pielle Kritik an der Corpus-Gläubigkeit zahlreicher sprachwissenschaftlicher Schulen. Selbstverständlich soll nicht bestritt e n w e r d e n , daß jede U n t e r s u c h u n g s p r a c h l i c h e r P h ä n o m e n e u n d i n s b e s o n d e r e jede U n t e r s u c h u n g , d e r e n Ziel die E r s c h l i e ß u n g n e u e r m a t e r i e l l e r K e n n t n i s s e ist, z u n ä c h s t e i n m a l v o n " b e l e g ten" und/oder "akzeptierten" D a t e n auszugehen hat. Ebenso wenig aber darf übersehen werden, daß v o n einem bestimmten fortges c h r i t t e n e n S t a d i u m a n jede U n t e r s u c h u n g - u n d v o n v o r n h e r e i n a l l e d i e j e n i g e n U n t e r s u c h u n g e n , die ihr Ziel i n d e r E x p l i z i t i e rung v o r h a n d e n e r K e n n t n i s s e e r b l i c k e n - n i c h t n u r das R e c h t hat, sondern, wie das Problem der Häufigkeitsklasse null bew e i s t , a u c h g u t d a r a n tut, die b e l e g t e n u n d / o d e r a k z e p t i e r t e n D a t e n d u r c h s y s t e m k o n f o r m e E x t r a p o l a t i o n e n zu v e r v o l l s t ä n d i g e n . - C f . h i e r z u n o c h H e g e r 7 0 , bes. die Z u s a m m e n f a s s u n g i n § 5.1. 34 D i e so p r ä z i s i e r t e D e f i n i t i o n d e r L a n g u e m a c h t d i e s e i n d o p p e l ter Hinsicht mit der als endliches Regelsystem zur Erzeugung unendlich vieler Sätze verstandenen "competence" der generativ e n G r a m m a t i k v e r g l e i c h b a r . Z u m e i n e n e r w e i s t sie die L a n g u e als S y s t e m m i t e i n e r f e s t e n u n d b e g r e n z t e n A n z a h l v o n B a s i s E i n h e i t e n u n d sie v e r b i n d e n d e n R e l a t i o n e n , d e n e n j e w e i l s T y p e n e n t s p r e c h e n , zu d e n e n es v i r t u e l l u n e n d l i c h v i e l e V o r k o m m e n g e b e n k a n n ; d a m i t k a n n die L a n g u e u n t e r e i n e m r e i n q u a n t i t a t i v e n A s p e k t als A n a l o g o n d e r " c o m p e t e n c e " g e l t e n . Z u m a n d e r e n w i r d die E i n f ü h r u n g r e k u r s i v e r E l e m e n t e i n die D e f i n i t i o n e n d e r E i n h e i t e n d e r R ä n g e R > 4 z u r F o l g e h a b e n , d a ß ab R a n g R 4 die A n z a h l der möglichen Langue-Einheiten selbst virtuell unendlich und somit auch eine qualitative Vergleichbarkeit der Langue m i t der " c o m p e t e n c e " g e w ä h r l e i s t e t ist. W i c h t i g ist, d e n U n t e r s c h i e d in der Herkunft dieser beiden Arten von virtueller Unendlichkeit nicht aus dem Auge zu verlieren.
28
gen, i n d e n e n d i e s e E i n h e i t e n a u f t r e t e n , z u z i e h e n . D i e
Einheiten
auf d e r E b e n e d e r P a r o l e s o l l e n w e i t e r h i n " V o r k o m m e n " u n d
diejeni-
gen auf der Ebene der Zparole weiterhin "Typen" heißen. Für
ihre
Entsprechung auf der Ebene der Langue, die das genus commune
zu
P h o n e m , M o n e m etc. u n d w o h l d e f i n i e r t e n K o m b i n a t i o n e n a u s P h o n e m e n , aus M o n e m e n etc. b i l d e t , s c h l a g e i c h d e n T e r m i n u s
"Linguem"
da mir hier keine schon geläufige Lösung vorzuliegen
vor,
scheint.
A n paradigmatischen Klassen zu diesen Einheiten sind aus 1.5.1
s c h o n d i e " H ä u f i g k e i t s k l a s s e " u n d das " P a r a d i g m a "
bekannt.
Sie s o l l e n w e i t e r h i n so h e i ß e n u n d k ö n n e n n a c h d e r i n 1 . 5 - 2 nommenen Trennung dahingehend definiert werden, daß die
vorge-
Häufig-
k e i t s k l a s s e eine K l a s s e v o n T y p e n u n d d a s P a r a d i g m a eine K l a s s e von Linguemen bildet. Damit definieren sich gleichzeitig die
Epa-
r o l e a l s S y s t e m v o n H ä u f i g k e i t s k l a s s e n u n d die L a n g u e als S y s t e m v o n P a r a d i g m e n . Im G e g e n s a t z zu d i e s e n b e i d e n E b e n e n i s t eine r a d i g m a t i s c h e K l a s s e n b i l d u n g auf d e r E b e n e d e r P a r o l e p e r
pa-
defini-
tionem ausgeschlossen - kein Mensch spricht oder schreibt in Form v o n P a r a d i g m e n , es sei d e n n im R a h m e n m e t a s p r a c h l i c h e r
Aussagen
ü b e r d i e E p a r o l e o d e r die L a n g u e . S o w e i t im h i e r g e s e t z t e n
Rahmen
v o n e i n e r P a r a d i g m a t i s i e r u n g v o n V o r k o m m e n die R e d e s e i n k a n n ,
be-
t r i f f t sie a u s s c h l i e ß l i c h d e r e n Z u o r d n u n g z u T y p e n u n d k o m m t d a m i t 35 a u t o m a t i s c h auf die E b e n e d e r I p a r o l e z u l i e g e n . W e n n v o n e i n e r E i n h e i t a u s g e s a g t w e r d e n k a n n , sie stehe einer bestimmbaren syntagmatischen Umgebung, ist
in
vorausgesetzt,
daß es s i c h u m e i n e i n d i v i d u e l l b e s t i m m t e E i n h e i t h a n d e l t .
Diese
Voraussetzung trifft gemäß 1.5.2 zwar für das V o r k o m m e n und das L i n g u e m , n i c h t a b e r f ü r d e n T y p u s zu; f ü r d i e s e n i s t die
Frage
n a c h d e r für i h n c h a r a k t e r i s t i s c h e n s y n t a g m a t i s c h e n U m g e b u n g
somit
35 Es e r s c h e i n t m i r n ü t z l i c h , v o n h i e r aus d i e v o n M ü l l e r 6 7 , b e s . p p . 1 5 - 2 0 , v o r g e s c h l a g e n e D r e i t e i l u n g im l e x i k a l i s c h e n B e r e i c h einer kritischen Betrachtung zu unterziehen. Muller unterscheidet bei den lexikalischen Einheiten zwischen "mot", "vocable" u n d " l e x e m e " u n d o r d n e t d e n b e i d e n l e t z t e r e n die p a r a d i g m a t i s c h e n K l a s s e n " v o c a b u l a i r e " u n d " l e x i q u e " zu. D a v o n k ö n n e n im S i n n e d e r h i e r v o r g e n o m m e n e n F e s t s e t z u n g e n e i n d e u t i g d a s "mot" als V o r k o m m e n , d a s " l e x e m e " als L i n g u e m (bzw. als S i g n e m , cf. u n t e n 2 . 3 . 1 . 1 ) u n d d a s " l e x i q u e " a l s P a r a d i g m a bzw. P a r a d i g m e n system eingestuft werden. Hingegen erweisen sich "vocable" und " v o c a b u l a i r e " i n s o f e r n als h y b r i d e B i l d u n g e n , a l s e i n e r s e i t s "mot" und "vocable" in einer Vorkommen-Typus-Relation zu eina n d e r s t e h e n u n d s o m i t " v o c a b l e " als T y p u s u n d " v o c a b u l a i r e " als Häufigkeitsklassensystem einzustufen wären, andererseits aber verschiedene Flexionsformen ein und derselben "vocable" z u g e o r d n e t w e r d e n u n d d e m e n t s p r e c h e n d " v o c a b l e " a u c h als L i n g u e m (Signem) u n d " v o c a b u l a i r e " a l s P a r a d i g m e n s y s t e m e i n z u s t u f e n w ä r e n . Cf. h i e r z u n o c h u n t e n 3 . 1 . 4 u n d 3 - 3 . 1 . 29
gegenstandslos
36
. Ohne Schwierigkeiten zu beantworten ist die ent-
sprechende Frage für das Vorkommen auf der Ebene der Parole, wo syntagmatische Umgebungen eine Selbstverständlichkeit sind und in Übereinstimmung mit den üblichen Gepflogenheiten "Kontexte" heißen sollen. Die Langue-Entsprechungen solcher Kontexte sind im Rahmen von Langue-Analysen insoweit von Interesse, als sie sich in Form von Einheiten beschreiben lassen, die auf dem gegenüber den Ausgangseinheiten nächsthöheren hierarchischen Rang paradigmatisierbar (cf. oben 1.4.1) und somit als Lingueme des Ranges Rn+1
defi-
nierbar sind. In schematisierter Form können die hier vorgenommenen terminologischen Festsetzungen und die durch sie ausgedrückten Korrelationen folgendermaßen dargestellt werden:
Einheit paradigmatische Klasse syntagmatische Umgebung Charakteristik der Ebene
Parole
Zparole
Langue
Vorkommen
Typus
Linguem
Häufigkeitsklasse
Paradigma
-
Linguem des Ranges Rn+1
-
Kontext
Häufigkeitsklassensystem
Paradigmensystem
36 Entgegen einem gelegentlich vertretenen Eindruck - cf. z.B. Kastovsky lk, p.186 - gilt dies auch im Falle der quantitativen Analyse sogenannter Übergangswahrscheinlichkeiten. Bei ihnen geht es nämlich nicht um den mehr oder minder wahrscheinlichen Ubergang von einem Typus Ni zu einem Typus Nj, sondern um den mehr oder minder wahrscheinlichen Typus des Ubergangs von einem Vorkommen des Linguems Ni zu einem Vorkommen des Linguems Nj. Diese präzisierende Formulierung macht gleichzeitig deutlich, warum auch eine solche Statistik der Übergangswahrscheinlichkeiten nicht ohne eine brauchbare Definition der betreffenden Lingueme N auskommen kann. 30
2.
BEDEUTUNG
N a c h d e m die F r a g e n a c h d e m , w a s in d e m v o r l i e g e n d e n
Versuch
u n t e r " s p r a c h l i c h " v e r s t a n d e n w e r d e n soll, im e r s t e n K a p i t e l Form der Gegenstandsbestimmung
" S p r a c h e als Z e i c h e n s y s t e m "
in
und
d e r e n a u s f ü h r l i c h e r B e g r ü n d u n g b e a n t w o r t e t w o r d e n ist, k a n n n u n die z w e i t e i n 0 . 2 a u f g e w o r f e n e V o r f r a g e n a c h d e m i n A n g r i f f
genom-
men werden, was unter "bedeutungstragend" verstanden werden
soll,
d a s h e i ß t n a c h d e r i m f o l g e n d e n z u G r u n d e zu l e g e n d e n
Bedeutungs-
d e f i n i t i o n . D a m i t z u v e r b i n d e n i s t die w e i t e r e F r a g e n a c h ellen Interdependenzen zwischen möglichen
eventu-
Bedeutungsdefinitionen
u n d d e n im e r s t e n K a p i t e l u n t e r s c h i e d e n e n W e i s e n d e r rung d e s G e g e n s t a n d s d e r S p r a c h w i s s e n s c h a f t ,
Thematisie-
insbesondere
also
n a c h d e n P o s i t i o n e n , die eine S e m a n t i k g e g e n ü b e r d e n E b e n e n v o n Langue, Eparole und Parole einzunehmen hat. Diese Frage w i r d
zu-
n ä c h s t g e n e r e l l a n die w i c h t i g s t e n d e r i n D i s k u s s i o n e n u m S e m a n t i k vorgeschlagenen Bedeutungsdefinitionen und dann an das von mir in 37 früheren Arbeiten v o r g e l e g t e T r a p e z - M o d e l l zu s t e l l e n s e i n . 2.1.
BEDEUTUNGSDEFINITIONEN Aus dem Kreis mehr oder minder häufig diskutierter
Bedeu-
t u n g s d e f i n i t i o n e n k ö n n e n z u n ä c h s t alle d i e j e n i g e n als f ü r d i e h i e r v e r f o l g t e n Z i e l e u n b r a u c h b a r a u s g e s c h l o s s e n w e r d e n , die - z u m e i s t i n A n l e h n u n g an die i n 1.4.1
besprochene Trennung zwischen
Seman-
tik u n d S y n t a x - eine B e z i e h u n g z w i s c h e n Z e i c h e n u n d
Bedeutung
erst post festum, das heißt nach exhaustiv erfolgter
"syntakti-
s c h e r " B e s c h r e i b u n g d e s in F r a g e s t e h e n d e n Z e i c h e n i n v e n t a r s
her-
s t e l l e n u n d B e d e u t u n g s o m i t als e t w a s a u ß e r h a l b d e s Z e i c h e n s Lokalisierendes
e r s c h e i n e n l a s s e n . D i e s e s als " s e m a n t i s c h e
pretation" meist künstlicher
zu
Inter-
(Kalkül-)Sprachen bekannte - aber
auch in der Linguistik etwa in dem Ansatz der "interpretativen"
Se-
mantik der generativen Grammatik theoretisch angelegte - Verfahren 37 Cf. H e g e r 64 u n d H e g e r
69a.
31
s e t z t eine u n i l a t e r a l e Z e i c h e n a u f f a s s u n g v o r a u s , die das R e d e n v o n Z e i c h e n als b e d e u t u n g s t r a g e n d e n E i n h e i t e n in n a t ü r l i c h e n
Einzel-
s p r a c h e n e n t w e d e r zur T r i v i a l i t ä t o d e r z u r c o n t r a d i c t i o i n a d i e c t o machen würde. D i e v e r b l e i b e n d e n u n d f ü r die B e s c h r e i b u n g n a t ü r l i c h e r chen dank der ihnen zu Grunde liegenden bilateralen
Spra-
Zeichenauffas-
sung a d a e q u a t e r e n B e d e u t u n g s d e f i n i t i o n e n l a s s e n s i c h e i n e r w e i t verbreiteten Gepflogenheit folgend in operationale und
referentia-
3 Q
le u n t e r t e i l e n
. Zwar wird diese Einteilung weder
terminologisch
n o c h sachlich überall auf dieselbe Weise vorgenommen, und e x i s t i e r t f ü r sie n o c h v i e l w e n i g e r e i n e i n h e i t l i c h e s
zwar
Kriterium
- w e s w e g e n es a u c h n i c h t ü b e r r a s c h e n k a n n , w e n n , wie s i c h w i r d (cf. 2 . 1 . 2 . ( 2 ) ) , a u c h r e f e r e n t i a l e
erweisen
Bedeutungsdefinitionen
operational verstanden und angewandt werden können - ; dennoch h a n d e l t es s i c h u m eine f ü r die H e r s t e l l u n g v o r l ä u f i g e r
Ordnungen
n ü t z l i c h e E i n t e i l u n g , die f ü r die h i e r v e r f o l g t e n Z i e l e
völlig
ausreicht. 2.1.1.
OPERATIONALE
BEDEUTUNGSDEFINITIONEN
Operationale Bedeutungsdefinitionen werden in der
heutigen
S p r a c h w i s s e n s c h a f t m e i s t u n t e r B e r u f u n g auf W i t t g e n s t e i n s v i e l tiertes
"the m e a n i n g of a w o r d is its u s e " e i n g e f ü h r t o d e r
führen versucht
zi-
einzu-
u n d d a b e i in d e r M e h r z a h l d e r F a l l e in e i n e m
S i n n v e r s t a n d e n , d e r es e r l a u b t , d a s i h n e n G e m e i n s a m e d a r i n z u erb l i c k e n , d a ß die B e d e u t u n g e i n e s s p r a c h l i c h e n Z e i c h e n s in i r g e n d e i n e r W e i s e am Z u s t a n d e k o m m e n d e r d u r c h es i n t e n d i e r t e n
Kommunika-
t i o n a b g e l e s e n wird,' d a ß a l s o B e d e u t u n g a b h ä n g i g i s t v o m kationsakt, von seinen Voraussetzungen und von seinem
Kommuni-
Gelingen.
A u s d i e s e r so a l l g e m e i n w i e m ö g l i c h g e h a l t e n e n F o r m u l i e r u n g s i c h , d a ß eine o p e r a t i o n a l e B e d e u t u n g s d e f i n i t i o n in d i e s e m c h e n V e r s t ä n d n i s e n t w e d e r a u f d e n je e i n z e l n e n
ergibt übli-
Kommunikationsakt
bezogen und somit der Ebene der Parole zuzuordnen oder auf die Gesamtheit der Bedingungen der Möglichkeit von
Kommunikationsakten
b e z o g e n u n d s o m i t e i n e r E b e n e z u z u o r d n e n ist, a u f d e r a u c h d i e s e K o m m u n i k a t i o n s a k t e u n d d i e an i h n e n B e t e i l i g t e n i n i h r e r h e i t z u t h e m a t i s i e r e n s i n d . Im e r s t e n F a l l i s t die
Gesamt-
operationale
B e d e u t u n g s d e f i n i t i o n f ü r die S p r a c h w i s s e n s c h a f t n u r v o n m a r g i n a l e m
38 Cf. h i e r z u u n d zu z a h l r e i c h e n w e i t e r e n i n d i e s e m K a p i t e l d e l t e n F r a g e n S c h m i d t 69. 39 Cf. h i e r z u H e n n e / W i e g a n d 69, p . 1 3 8 , B r e k l e 7 2 , bes. und Kubczak 75, p.30. 32
behan-
pp.35-36,
Interesse; im zweiten Fall hingegen ist sie für eine Sprachwissenschaft, die gemäß 1.2.1 Sender und Empfänger uneingeschränkt thematisiert, eine nützliche, wahrscheinlich sogar eine der nützlichsten Bedeutungsdefinitionen. Für Analysen auf der Ebene der Langue im Sinne der hier zu Grunde gelegten Art von Sprachwissenschaft, die von allen sich nicht aus den Sprachzeichen selbst ergebenden Spezifika der Zeichenverwendung durch Sender und Empfänger abstrahiert, ist sie jedoch in ihrem üblichen Verständnis per definitionem unbrauchbar. 2.1.2.
REFERENTIALE BEDEUTUNGSDEFINITIONEN
Referentiale Bedeutungsdefinitionen gehen ausnahmslos letzten Endes auf das klassische "aliquid stat pro aliquo" zurück und bemühen sich in der einen oder anderen Form um die Erhellung der Voraussetzungen dieses "stare pro aliquo". In diesem Bemühen beziehen sie sich explizit oder implizit auf das Dreieck-Modell, das von der Antike bis in die modernste Semantik in verschiedenen Abwandlungen wirksam gewesen ist. In der für die neuere Diskussion besonders fruchtbar gewordenen Version dieses Modells bei Ogden 40 und Richards entspricht dem "aliquid stat pro aliquo" haargenau das "Symbol stands for referent", das als "an imputed relation" gedeutet ist, die durch die "reference" hergestellt wird. An der Deutung dieser "reference" hängt - wie entsprechend in allen Dreieck-Modellen an dem "stare pro" - die gesamte Bedeutungsdefinition, und nur von ihr aus läßt sich die Frage nach der Zuordnung referentialer Bedeutungsdefinitionen auf verschiedene Ebenen wie die von Langue, Zparole und Parole beantworten. In Umkehrung dieser Abhängigkeit ist zwischen mindestens den folgenden drei Arten von "reference"-Deutung zu unterscheiden: (1) Unter "reference" wird die jeweilige Herstellung einer Verbindung zwischen "symbol" und "referent", das heißt - wie bei Ogden und Richards selbst ausführlich dargestellt - ein je einzelner psychischer Akt verstanden. Das Resultat ist eine psychologische referentiale Bedeutungsdefinition, die der Ebene der Parole zuzuordnen und für die Sprachwissenschaft nur von marginalem Interesse ist. (2) Unter "reference" werden die Bedingungen der Möglichkeit einer Verbindungsherstellung gemäß (1) verstanden; je nach dem wo diese Bedingungen vorzugsweise gesucht werden, kann die so 40 Cf. Ogden/Richards 23. 33
entstehende referentiale Bedeutungsdefinition bei
vorrangiger
B e r ü c k s i c h t i g u n g p s y c h i s c h e r B e d i n g u n g e n zur V a r i a n t e v o n
(1)
u n d "bei v o r r a n g i g e r B e r ü c k s i c h t i g u n g s p r a c h i m m a n e n t e r - d.h. s i c h aus e i n e r E i n z e l s p r a c h e
qua Langue ableitender - Bedin-
g u n g e n z u r V a r i a n t e v o n (3), in j e d e m F a l l e a b e r z u e i n e r B e d e u t u n g s d e f i n i t i o n w e r d e n , die eine o p e r a t i o n a l e D e u t u n g Bedingungen der Möglichkeit der Herstellung einer
der
Verbindung
zwischen "symbol" und "referent" nahelegt. Dieses Resultat
ist
s o m i t eine o p e r a t i o n a l e
für
die das in 2.1.1
referentiale Bedeutungsdefinition,
für die operationalen
im a l l g e m e i n e n A u s g e f ü h r t e
Bedeutungsdefinitionen
j e d e n f a l l s so l a n g e
gleichermaßen
g i l t , wie n i c h t z u s ä t z l i c h e B e s c h r ä n k u n g e n h i n s i c h t l i c h d e r
zu
berücksichtigenden Bedingungen eingeführt werden. (3) U n t e r " r e f e r e n c e " w i r d d i e h e r g e s t e l l t e u n d als s o l c h e
fixier-
te V e r b i n d u n g z w i s c h e n " s y m b o l " u n d " r e f e r e n t " v e r s t a n d e n ;
da-
m i t s t e h t eine s y s t e m f ä h i g e s p r a c h l i c h e K o n s t a n t e z u r V e r f ü g u n g , u n d das R e s u l t a t d i e s e r D e u t u n g , das als
systematische
referentiale Bedeutungsdefinition bezeichnet werden mag, der Ebene der Langue zuzuordnen. Unter allen hier
ist
skizzierten
Möglichkeiten ist somit diese systematische referentiale
Be-
d e u t u n g s d e f i n i t i o n die e i n z i g e , d e r e n s i c h e i n e d u r c h d i e genstandsbestimmung
"Sprache als Zeichensystem"
Ge-
definierte
S p r a c h w i s s e n s c h a f t m i t A u s s i c h t auf E r f o l g b e d i e n e n k a n n . 2.2.
DAS
DREIECK-MODELL
Im S i n n e e i n e r s o l c h e n s y s t e m a t i s c h e n r e f e r e n t i a l e n
Bedeu-
t u n g s d e f i n i t i o n e r f o l g t e d i e A d a p t a t i o n des D r e i e c k - M o d e l l s
von
O g d e n u n d R i c h a r d s d u r c h S. U l i m a n n u n d K. B a l d i n g e r , auf d e r e n 41 Hintergrund ich mein Trapez-Modell vorgeschlagen habe . Ihr Ziel w a r d i e E r s t e l l u n g eines f ü r die L e x i k o l o g i e b r a u c h b a r e n m o d e l l s , u n d im Zuge d i e s e r auf p a r a d i g m a t i s c h e
ausgerichteten Adaptation konnten Umdeutungen oder Fixierungen insbesondere 2.2.1.
in zwei R i c h t u n g e n n i c h t
ZUORDNUNG AUF LANGUE, SPAROLE UND
Zeichen-
Linguem-Analysen jedenfalls ausbleiben.
PAROLE
M i t B e z u g e i n e r s e i t s a u f die im e r s t e n K a p i t e l
unterschiede-
n e n E b e n e n v o n L a n g u e , S p a r o l e u n d P a r o l e u n d a n d e r e r s e i t s auf die i n 2.1 u n t e r s c h i e d e n e n B e d e u t u n g s d e f i n i t i o n e n i s t z w i s c h e n 41 Cf. d e n S a m m e l b a n d B a l d i n g e r 70 u n d die Henne/Wiegand 69 und W i e g a n d 70.
34
den
Diskussionsbeiträge
folgenden drei Deutungen des Dreieck-Modells und ihren entsprechenden Zuordnungen auf Ebenen und Bedeutungsdefinitionen zu tren(1) Ebene der Parole: reference
Zeichen als Vorkommen
Sowohl das als empirisch nachweisbare physische Einheit deutbare sprachliche Zeichen als "symbol" als auch die gemeinte Sache oder Klasse von Sachen als "referent" sind als jeweijeweiliges lige Vorkommen zu verstehen. Denotatum D a b e i i s t d i e Bestimmung der
jeweils gemeinten "Sache" oder "Klasse von Sachen", d.h. des extensional definierbaren "jeweiligen Denotatum", per se frei von jeglichen ontologischen Implikationen und trifft daher auf jede beliebige - bzw. bei Signemen ab Rang R10 (cf. unten 7.3.1): auf jede jeweils gegebene - Festlegung eines ontischen Status gleichermaßen zu. Dies gilt insbesondere für jede Unterscheidung zwischen "realen" und "fiktiven" Denotata: ebenso wie Sokrates und die Pferde haben Odysseus und die Einhörner unter den Sachen resp. ihren Klassen Platz. - Die "reference" impliziert im Fall der Parole-Bezogenheit operationale (gemäß 2.1.1 oder 2.1.2.(2)) oder psychologische referentiale (gemäß 2.1.2.(1)) Bedeutungsdefinitionen. (2) Ebene der Eparole: reference
Zeichen als Typus
Klasse
Das sprachliche Zeichen als Typus ist nur mehr als theoreti42 sches Konstrukt deutbar und kann somit auch nur mehr auf einen ihm kommensurablen "referent" bezogen sein. Das damit geforderte "Denotatum als Typus" kann - außer im hier zu
42 Das hier eingesetzte "theoretische Konstrukt" bildet eine wesentliche, nicht zuletzt auf die Liebschen Präzisierungen des Saussureschen System-Begriffs (cf. oben 1.3.2) zurückgehende Korrektur gegenüber der ursprünglich an Saussure ausgerichteten (cf. Heger 64, p.490, und Oehring 74, p.18) und noch bis in die erste Auflage übernommenen "psychischen Einheit". Den Anstoß zu dieser Korrektur verdanke ich in besonderem Maße den von Larochette 72 geäußerten Kritiken (cf. noch unten nn. 57, 79 und 148 sowie insbesondere n.88), deren Begriffsrealismus zugestan35
vernachlässigenden
43
F a l l des I n d i v i d u a l b e g r i f f s ,
in d e m
wohl hier als auch in allen folgenden Zeichenmodellen u n t e n 2 . 3 . 1 . 3 . ( 1 ) die d e m " r e f e r e n t " e n t s p r e c h e n d e le d u r c h d a s " I n d i v i d u u m " bzw. im S i n n e d e r
Modellstel-
Klasse-Element-Re-
l a t i o n d u r c h d a s " E l e m e n t " zu b e s e t z e n i s t - n u r im S i n n e "Typus von Denotata"
so-
gemäß
(wofür vielfach der Terminus
v e r w e n d e t w i r d ) v e r s t a n d e n w e r d e n , b i l d e t a l s o die
von
"Designat" extensional
d e f i n i e r b a r e K l a s s e , zu d e r d i e S a c h e n u n d K l a s s e n v o n S a c h e n aus
(1) E l e m e n t e o d e r S u b k l a s s e n sind. - D i e " r e f e r e n c e "
im-
p l i z i e r t im F a l l d e r E p a r o l e - B e z o g e n h e i t o p e r a t i o n a l e
Bedeu-
tungsdefinitionen
"refer-
(gemäß 2.1.1
oder 2.1.2.(2)), deren
ence"-Deutung vorrangig quantifizierbare Bedingungen der Möglichkeit von "symbol"-"referent"-Verbindungen
berücksichtigt.
denermaßen durch den Terminus "psychische Einheit" herausgeford e r t w a r . Zu d e n d e n v o r l i e g e n d e n A b s c h n i t t 2.2.1 b e t r e f f e n d e n Ausführungen Larochettes ist folgendes anzumerken: Sowohl dem Terminus "Typus" als auch dem Terminus "Klasse" unt e r s t e l l t L a r o c h e t t e 7 2 , p . 1 5 7 , die f o l g e n d e n v i e r D e u t u n g s m ö g lichkeiten: ai u n e n s e m b l e d ' o b j e t s , de " r é a l i t é s " ; b) l ' e n s e m b l e d e s p a r t i c u l a r i t é s c o m m u n e s à ces o b j e t s , qui font qu'ils constituent un ensemble; (c) l ' i d é e , la r e p r é s e n t a t i o n m e n t a l e que l ' o n a de l ' e n s e m b l e (a); on p e u t l ' a p p e l e r " c o n c e p t d é f i n i p a r e x t e n s i o n " ; (d) l ' i d é e , la r e p r é s e n t a t i o n m e n t a l e que l ' o n a des p a r t i c u l a rités communes. V o n d i e s e n v i e r D e u t u n g s m ö g l i c h k e i t e n s c h e i d e n die b e i d e n l e t z t e n n a c h d e r h i e r v o r g e n o m m e n e n K o r r e k t u r e x p l i z i t aus (und w a r e n a u c h b i s l a n g v o n m i r n i c h t als solche i n t e n d i e r t ) , w o m i t die b e i d e n v e r b l e i b e n d e n - v o n d e r i n d e n " r é a l i t é s " l i e g e n d e n R e a l i s m u s - G e f a h r e i n m a l a b g e s e h e n - w o h l zu P a r a p h r a s e n d e r G e g e n ü b e r s t e l l u n g v o n (a) e x t e n s i o n a l u n d (b) i n t e n s i o n a l d e f i niertem Begriff werden. Dem ersteren entspricht jedenfalls der T e r m i n u s " K l a s s e " (cf. n o c h u n t e n 2 . 3 . 1 . 3 ) ; ob E n t s p r e c h e n d e s a u c h f ü r d e n T e r m i n u s " T y p u s " g i l t , d.h. ob d i e " t y p e - t o k e n " R e l a t i o n ohne w e i t e r e s als K l a s s e - E l e m e n t - R e l a t i o n a u f g e f a ß t w e r d e n k a n n , w ä r e h i n s i c h t l i c h i h r e r S p e z i f i k a a u s f ü h r l i c h e r zu k l ä r e n . J e d e n f a l l s a b e r h a b e n b e i d e R e l a t i o n e n h i n r e i c h e n d viel gemeinsam, um Zweifel an einem "ensemble des occurrences du m ê m e o b j e t p h y s i q u e " ( L a r o c h e t t e 72, p . 1 5 8 ) i n b e i d e n F ä l l e n zu r e c h t f e r t i g e n (und u m die o b e n v o r g e n o m m e n e E i n s t u f u n g d e r " t y p e - t o k e n " - R e l a t i o n als U n t e r a r t d e r K l a s s e - E l e m e n t - R e l a t i o n zuzulassen). 43 Diese in den hier vorzustellenden Dreieck- und Trapez-Modellen v o r g e n o m m e n e V e r n a c h l ä s s i g u n g r e c h t f e r t i g t s i c h d a d u r c h , d a ß im F a l l d e s I n d i v i d u a l b e g r i f f s die " r e f e r e n c e " e i n e - u n m i t t e l b a r oder mittelbar ostensive - Identifizierungsrelation ist und daß d a h e r s o w o h l d i e in die O p p o s i t i o n v o n i n t e n s i o n a l e r u n d e x t e n s i o n a l e r B e g r i f f s b e s t i m m u n g zu ü b e r s e t z e n d e B e z i e h u n g z w i s c h e n " r e f e r e n c e " u n d " r e f e r e n t " als a u c h die i n 2 . 3 . 1 . 2 e i n z u f ü h r e n de D a r s t e l l b a r k e i t d e s S e m e m s a l s e i n e r k o n j u n k t i v e n V e r b i n d u n g von Semen oder N o e m e n auf ihn gemäß 2.3.1.3.(1) ohnedies nicht angewandt werden können.
36
(3) Ebene der Langue: Das sprachliche Zeichen er-
reference
scheint hier als Linguem, d.h. als die Langue-Entsprechung zu dem, was auf der Ebene der Sparole der Typus ist. Da für den "referent" als Klasse nichtZeichen als Linguem
Klasse
sprachlicher (außer im Falle des metasprachlichen Redens
über Sprachliches, in dem jedoch gleichzeitig eine
"Versachli-
chung" des besprochenen Sprachlichen erfolgt) Sachen oder Klassen von Sachen der spezifisch sprachbezogene
abstraktive
Aspekt der Unterscheidung von Langue und Parole gegenstandslos ist, kann an der rechten unteren Dreieck-Ecke die aus (2) bekannte Klasse unverändert beibehalten werden. - Die "reference" impliziert im Fall der Langue-Bezogenheit eine systematische referentiale Bedeutungsdefinition und bildet das intensionale Gegenstück zu der an die Stelle des "referent" getretenen extensional definierten Klasse. Es liegt auf der Hand, daß von diesen drei Deutungen des DreieckModells für eine an paradigmatischen Linguem-Analysen
interessier-
te Sprachwissenschaft gemäß dem einleitend in 2.2 Gesagten nur die dritte in Frage kommen kann. Auf ihrem Hintergrund erweist es sich daher auch als angemessen, daß Ullmann und Baldinger den Terminus "reference" durch Termini wie "sense" und "Begriff" ersetzt haben. 2.2.2.
OBJEKTSPRACHLICHE UND METASPRACHLICHE ANWENDUNG
Im Zuge der gleichen Adaptation erfolgte eine weitere Umdeutung oder Fixierung des Dreieck-Modells, und zwar in Bezug auf die 44 Ebene seiner Anwendung . Einerseits kann das Modell im Sinne von 2.2.1 zur Zeichenanalyse benutzt werden und ist dann selbst auf der ersten Meta-Ebene sprachwissenschaftlichen (in den Fällen (2) und (3)) oder textinterpretierenden (im Falle (1)) Redens über Sprachliches zu lokalisieren. Andererseits kann es auch der Demonstration sprachwissenschaftlicher Fragestellungen und Methoden wie bei Baldinger zur Gegenüberstellung von Semasiologie und Onomasiologie - sowie der von ihnen vorausgesetzten Eigenschaften von Zeichen, "reference" und "referent" und der zwischen ihnen beste44 Cf. hierzu ausführlicher Heger 64, bes. pp. 487-488, 493 und vor allem 498-500 im Rahmen meiner Kritik an den Vorworten des Hallig-Wartburgschen Begriffssystems.
37
henden Relationen (Bedeutung, Bezeichnung usw.) dienen und ist dann selbst auf der zweiten Meta-Ebene des wissenschaftstheoretischen Redens über Sprachwissenschaft zu lokalisieren. Die eine dieser beiden Anwendungsweisen ist so legitim wie die andere; wovor im Sinne meiner früheren Ausführungen hierzu jedoch nur eindringlich gewarnt werden kann, ist der Versuch, auf mehreren MetaEbenen gleichzeitig und ohne Berücksichtigung der sich aus ihrer Verschiedenheit ergebenden Konsequenzen zu argumentieren. 2.3.
DAS TRAPEZ-MODELL
Ebenso wie die Adaptation des Dreieck-Modells durch Ullmann und Baldinger geht auch das von mir daraus abgeleitete Trapez-Modell auf das Bemühen zurück, ein für paradigmatische Linguem-Analysen brauchbares Zeichenmodell in die Hand zu bekommen. Daraus folgt, daß der Ersatz des Dreiecks durch das Trapez zunächst lediglich von der Anwendung des Modells auf die Ebene der Langue (gemäß 2.2.1.(3)) her zu begründen ist und die Frage zu stellen bleibt, wie sich das Verhältnis zwischen beiden Modellen unter den Gesichtspunkten einer Anwendung auf die Ebenen der Parole und der Eparole darstellt. Vor der Beantwortung dieser Frage haben eine Rekapitulation der Gründe für den Ersatz des Dreiecks durch das Trapez und eine kurze Erläuterung der jetzt vorliegenden Form des Trapez-Modells zu stehen. 2.3.1.
ZUORDNUNG AUF LANGUE
Die entscheidende Unzulänglichkeit des Dreieck-Modells besteht in seiner Unfähigkeit zur widerspruchsfreien Abbildung jener quantitativen Divergenzen, die eine paradigmatische Linguem-Analyse zu berücksichtigen in der Lage sein muß und die sich im Falle einer Modellanwendung auf der ersten Meta-Ebene an den Phänomenen der Polysemie und Synonymie oder in dem einer Anwendung auf der zweiten Meta-Ebene an der Aufgabe exemplifizieren lassen, Semasiologie und Onomasiologie so zu definieren, daß sie nicht als tautologische Spiegelbilder von einander erscheinen. Im Rahmen des in einer der drei gemäß 2.2.1 möglichen Weisen verstandenen DreieckModells jedoch lassen sowohl die Relation zwischen Zeichen und "reference" als auch die von Ullmann und Baldinger auf sie abgebildete Saussuresche "signifiant"-"signifie"-Relation oder Hjelmslevsche "sign function" als schließlich auch - was zunächst nur der Vollständigkeit halber hinzuzufügen ist, cf. aber noch unten 2.3.1.3 - die Relation zwischen "reference" oder "Begriff" und
38
K l a s s e a u s s c h l i e ß l i c h jene A r t v o n B e z i e h u n g e n z w i s c h e n i h r e n w e i l i g e n b e i d e n R e l a t i o n s g l i e d e r n zu, für die i c h d e n "quantitative Konsubstantialitätsrelation" n u t z e , u m die v o n i h n e n n o t w e n d i g e r w e i s e
je-
Terminus
übernommen habe und be-
implizierten
Eins-Eins-
Entsprechungen zu betonen. Ein polysemes Zeichen mit mehreren deutungen"
oder synonyme Zeichen mit ein und derselben intensionalen tung"
"Be-
(die seine s e m a s i o l o g i s c h e A n a l y s e zu e r u i e r e n h a t ) "Bedeu-
(die A u s g a n g s p u n k t d e r o n o m a s i o l o g i s c h e n F r a g e n a c h d e n e n t -
sprechenden konkurrierenden Zeichen sein kann) stellen den
Benut-
z e r d e s D r e i e c k - M o d e l l s d a h e r v o r die A l t e r n a t i v e , e n t w e d e r die für dieses Modell konstitutiven quantitativen
Konsubstantialitäts-
r e l a t i o n e n o d e r die E i n h e i t d e s j e w e i l s zu a n a l y s i e r e n d e n
Sprach-
z e i c h e n s in F r a g e s t e l l e n zu m ü s s e n . A u f die W i d e r s p r ü c h e ,
in die die z w e i t e d i e s e r
Möglichkeiten
f ü h r e n w ü r d e , w i r d im e i n z e l n e n in 2 . 4 . 2 n o c h z u r ü c k z u k o m m e n
sein.
D e r e r s t e W i d e r s p r u c h z w i s c h e n q u a n t i t a t i v e n D i v e r g e n z e n , d i e die zu a n a l y s i e r e n d e n Z e i c h e n c h a r a k t e r i s i e r e n u n d die d a h e r v o n d e n zu d e r e n A n a l y s e n b e n u t z t e n M e t h o d e n m ü s s e n l o k a l i s i e r t
werden
können, und den quantitativen Konsubstantialitätsrelationen, die b e i d e n D r e i e c k s e i t e n c h a r a k t e r i s i e r e n , w i r d i n d e m d e l l d a d u r c h a u f g e l ö s t , d a ß z w i s c h e n die b e i d e n a l t e n t e n die obere T r a p e z s e i t e t r i t t . Sie r e p r ä s e n t i e r t die
Dreieckseiqualitativ
konsubstantielle, aber quantitativen Divergenzen gegenüber le E b e n e i n t e n s i o n a l e r B e g r i f f s b e s t i m m u n g e n ,
die
Trapez-Mo-
neutra-
die i n u n g e f ä h r
jenigen der "substance du contenu" in dem Hjelmslevschen
der-
Modell
entspricht. Wegen des damit in das Modell integrierten
Wechsels
von einerseits quantitativ und andererseits qualitativ
konsubstan-
t i e l l e n E b e n e n e m p f i e h l t es sich, d a s T r a p e z im f o l g e n d e n n a c h s e i n e n drei i n t e r e s s i e r e n d e n S e i t e n 2.3.1.1.
Signifikant, Signem und
45
getrennt
darzustellen.
Signifikat
Die linke Trapezseite repräsentiert gemäß ihrer soeben ange46 das
d e u t e t e n Z u o r d n u n g a u f das H j e l m s l e v s c h e Z e i c h e n m o d e l l
45 D i e v i e r t e (untere) T r a p e z s e i t e i s t e b e n s o w i e die d r i t t e (unt e r e ) D r e i e c k s e i t e ohne B e l a n g , d a sie d e n n o r m a l e r w e i s e s e l b s t die h i e r z u i m m e r w i e d e r z i t i e r t e n o n o m a t o p o i e t i s c h e n B i l d u n g e n s t e l l e n n u r i n S o n d e r f ä l l e n eine A u s n a h m e d a r - g e r a de n i c h t e x i s t i e r e n d e n u n m i t t e l b a r e n Z u s a m m e n h a n g z w i s c h e n S i g nifikant und "referent" repräsentieren würde. 46 Cf. d i e a u s f ü h r l i c h e r e n D a r s t e l l u n g e n in H e g e r 64, p . 5 0 8 n . 4 4 u n d pp.515-516, und Heger 67, pp.522-527; m i t dieser Zuordnung i s t j e d o c h w e d e r eine i n j e d e r H i n s i c h t a l s v e r b i n d l i c h v e r standene Übernahme des Hjelmslevschen Modells intendiert noch
39
sprachliche Zeichen einschließlich seiner Entsprechungen auf den Ebenen der "substance de 1 1 expression" und der "substance d u contenu". D a das Trapez-Modell auf der Ebene der Langue anwendbar sein soll, ist dieses sprachliche Zeichen als Linguem zu verstehen, kann allerdings nicht durch dieses vertreten werden, da unter den Linguemen nicht nur die einzig hier in Frage kommenden signifikativen, sondern auch distinktive Einheiten wie Phoneme und Phonemkombinationen zusammengefaßt sind (cf. oben 1.5.3). Während so also eine zu weite Definition entstünde, impliziert umgekehrt die früher von mir vorgesehene Lösung, derzufolge an der zentralen Stelle der linken Trapezseite das Monem zu stehen käme, insofern eine zu enge Definition, als das Modell selbstverständlich nicht nur für signifikative Minimaleinheiten (Moneme), sondern auch für 47 / signifikative Einheiten höherer hierarchischer Ränge ' (cf. oben 1.4.1; z.B. für das "lexfeme" in der Terminologie von Ch.Müller, cf. n.35) brauchbar sein soll. Da sachlich eindeutig
feststeht,
um was es geht - nämlich um Lingueme, soweit sie signifikative Einheiten sind, das heißt um Moneme und/oder wohldefinierte Monemgruppen - , und da hier offensichtlich eine Lücke in der üblichen Terminologie besteht, wiederhole ich meinen Vorschlag, die Lingueme unter Bezugnahme auf A.Martinets "double articulation" in signifikative und distinktive Lingueme zu unterteilen und dafür die Termini "Signem" und "Distingem" zu benutzen. Die jeweiligen Minigar der Anspruch auf dessen authentische Interpretation erhoben (cf. noch unten n.48). 47 Im Rahmen der in den folgenden Kapiteln zu entwickelnden Hierarchie von Rängen gilt diese Offenheit nach oben grundsätzlich und unbegrenzt, und es wird dementsprechend von Signemen beliebiger Ränge R n die Rede sein. Ich ziehe es somit vor, mich in diesem Punkt nicht dem von Kotschi 74, pp.90-91 (cf. dazu auch Heger 76b), gemachten Vorschlag einer oberen Rangbegrenzung für den Gebrauch des Terminus "Signem" anzuschließen, obgleich die diesen Vorschlag motivierenden Beobachtungen ohne Zweifel zutreffen. Ihnen kann aber mindestens genau so gut durch die Feststellung Rechnung getragen werden, daß die Wahrscheinlichkeit dafür, daß der theoretischen einzelsprachlichen Gebundenheit eines Semems eine tatsächliche je einzelsprachliche Spezifizität entspricht, desto geringer ist, auf je höherem hierarchischen Rang Rn das diesem Semem entsprechende Signem zu lokalisieren ist. Diese Formulierung hat überdies den Vorteil, daß sie das auch von Kotschi nicht gelöste Problem vermeidet, das sich dann notwendigerweise ergibt, wenn man eine für alle Signeme -einer gegebenen Einzelsprache oder gar für alle Signeme aller Einzelsprachen gemeinsam und gleichermaßen gültige obere Ranggrenze festlegen will. Sowohl zu dieser Nicht-Abgrenzbarkeit als auch zu der besonders hohen je einzelsprachlichen Spezifizität auf den unteren Signemrängen - d.h. im herkömmlichen Gegenstandsbereich von Lexikologie und Morphologie - cf. Heger 74a, § 2.9.2. - Cf. n o c h unten 2.3.1.2. 40
maleinheiten sind im Falle des Signems das Monem und im Falle des Distingems je nach Realisierungsebene ("substance de l'expression") das Phonem (phonetische Realisierung), das Graphem
(graphi-
sche Realisierung), das Taktem (jede Art linear geordneter Realisierung, also sowohl die mündliche als auch die üblichen Formen der schriftlichen Realisierung einschließend) und eventuelle w e i tere parallele Einheiten. Das Signem ist überdies unter Bezugsetzung auf die Opposition von "contenu" und "expression" in ein Inhal ts-Signem und ein seinerseits als Distingem (cf. noch unten 3.1) interpretierbares Ausdrucks-Signem unterteilbar. Für die Bezeichnung der am unteren resp. oberen Ende der linken Trapezseite abgebildeten Entsprechungen des Signems auf den Ebenen der "substance de 1•expression" und der "substance du con48 tenu" halte ich trotz nicht unberechtigten Bedenken meinen von unbefriedigenden Lösungen, die ich in früheren Arbeiten vertreten habe, abrückenden Vorschlag aufrecht, die bekannte Opposition von "signifiant" und "signifie" terminologisch statt auf die Form auf die jeweilige Substanz zu beziehen. Damit erscheinen als Signementsprechungen auf der Ebene der "substance de 1'expression" der "Signifikant" und auf der Ebene der "substance d u contenu" das »Signifikat". 2.3.1.2.
Signifikat, Semem und Noem oder Sem
Die linke obere Trapezecke ist somit durch das Signifikat besetzt, das entsprechend seiner durch die für das Zeichen insgesamt konstitutive quantitative Konsubstantialitätsrelation
gewährlei-
steten Bindung an das Signem sowohl polysem als auch mit Signifikaten anderer Signeme partiell synonym sein kann. Ihm steht auf 48 Cf. Wiegand 70, p.283, dessen Bedenken zwar an dieser Stelle primär aus einer berechtigten Scheu gegenüber disziplininternen Terminologieverschiebungen motiviert sind, gleichzeitig aber in engem Zusammenhang mit den ibd. pp.283-286 angemeldeten Bedenken gegen meinen Gebrauch der Termini "Monem" und "Signem" stehen. Auf diese zweite Gruppe von Bedenken, die ich nicht zu teilen vermag, näher einzugehen, würde eine detaillierte Auseinandersetzung mit dem v o n mir nicht in allen seinen Einzelheiten als gleichermaßen verbindlich (cf. oben n.46) übernommenen Hjelmslevschen Modell erfordern und damit den Rahmen des vorliegenden Beitrags sprengen. Die von Wiegand an Stelle dessen, w o für hier "Signifikant" und "Signifikat" stehen, vorgeschlagenen Termini zu übernehmen, hindert mich meinerseits das Bedenken gegenüber einer Lösung, die die jetzt erreichte Homogeneität der Reihe "Signifikant"-"Signem"-"Signifikat" als Bezeichnungen jener Einheiten wieder aufgäbe, die durch die für das Zeichen konstitutive quantitative Konsubstantialitätsrelation mit einander verbunden sind.
41
der oberen Modellseite zunächst das als grundsätzlich monoseme Einheit auf der Ebene der "substance du contenu" definierte Semem gegenüber, dessen Einführung das Modell erst zur Abbildung von Phänomenen wie Polysemie und Synonymie befähigt (cf. unten 2.3.2, 2.4 und 3-3.3)• Seinerseits kann dieses Semem - im einfachsten Fall durch seine Aufspaltung in genus proximum und differentia specifica - in jene an der rechten oberen Trapezecke zu lokalisierenden Komponenten zerlegt werden, für deren Benennung ich früher den Terminus "Begriff" benutzt habe und deren inzwischen erfolgte Umbenenriung mehrere Kommentare erfordert. Daß der Terminus "Begriff" nicht sehr glücklich gewählt war, haben mir die Diskussio49 nen über das Trapez-Modell sehr bald bewiesen : einerseits erwies er sich auf Grund seiner vielfältigen anderen Gebrauchsweisen als irreführend, und andererseits verbarg er die Verwechslung mindestens zweier verschiedener Einheiten, deren Unterscheidung zwar nicht für die Beschreibung der von der oberen Trapezseite repräsentierten quantitativen Relationen, um so mehr aber für die Anwendungsmöglichkeiten des Trapez-Modells insgesamt unumgänglich ist. Um vorab jene unabhängig von jeder weiteren Spezifizierung gültigen quantitativen Relationen festlegen zu können, sei zunächst der neutrale Terminus "Semem-Komponente" als vorläufige Besetzung der rechten oberen Trapezecke beibehalten. Damit können diese die Einheiten Signifikat (Si), Semem (S) und Semem-Komponente (s) verbindenden Relationen mit Hilfe der Junktionen Konjunktion, Adjunk50 tion und Disjunktion folgendermaßen definiert werden: (1) Das Signifikat ist beschreibbar als disjunktive Semem-Kombination (Si = S 1 / S 2 / ••• / Sj). (2) Das Signifikat ist beschreibbar als adjunkt'ive Kombination von Semem-Komponenten (Si = s^ v s^ v ••• v s^). (3) Das Semem ist beschreibbar als konjunktive Kombination von Semem-Komponenten (S = s. + s„ + ••• + s.). 49 Cf. Heger 67, pp.527-528. 50 Cf. unten 4.2.9-1 und Terminologischer Index. Die durch "+" und virtuell durch "v" dargestellte Konjunktion ist als überaus generischer gemeinsamer Nenner verschiedenartigster spezifischer Relationen aufzufassen und besagt lediglich, daß - trivialerweise - das Zustandekommen solcher Relationen das Vorhandensein der durch sie zu verbindenden Relationsglieder voraussetzt. Die Darstellung solcher spezifischer Relationen (z.B. durch Aktantenmodelle) ist Aufgabe der jeweiligen rangspezifischen Signemdefinition und erfolgt im dritten bis siebten Kapitel. 42
U n t e r d e n v e r s c h i e d e n e n s p e z i f i s c h e n E i n h e i t e n , f ü r die die S e m e m - K o m p o n e n t e
als g e n e r i s c h e r O b e r b e g r i f f f u n g i e r t ,
hier
sind
zwei f ü r die m ö g l i c h e n A n w e n d u n g e n des T r a p e z - M o d e l l s v o n b e s o n d e r e m I n t e r e s s e . Im e r s t e n F a l l d e f i n i e r t s i c h die j e w e i l i g e d u e l l e E i n h e i t d u r c h ihre S t e l l u n g in einem k o h ä r e n t e n s y s t e m , d e s s e n S t r u k t u r sie a n e i n e r ihr u n d n u r i h r
zukommenden
S y s t e m s t e l l e e r s c h e i n e n l ä ß t u n d ihr d a d u r c h e i n e n S t a t u s demzufolge
sie in d e m i n 0 . 3 a n g e g e b e n e n S i n n als
indivi-
Relationenverleiht,
außereinzel-
s p r a c h l i c h g e l t e n k a n n . In A n b e t r a c h t e i n e r a u c h s a c h l i c h in m a n c h e r H i n s i c h t v o r h a n d e n e n Ü b e r e i n s t i m m u n g soll zu i h r e r B e z e i c h 51 n u n g d e r v o n E. K o s c h m i e d e r u n d G . F . M e i e r benutzte Terminus " N o e m " d i e n e n . M i t d e m E i n t r e t e n d i e s e s N o e m s an d e r r e c h t e n
obe-
r e n T r a p e z e c k e w i r d d a s M o d e l l s o m i t ü b e r a l l d o r t a n w e n d b a r , wo wie beispielsweise beim Vergleich zwischen verschiedenen chen Einzelsprachen,
d e r g e m ä ß 2 . 2 . 2 die A n w e n d u n g d e s M o d e l l s
der ersten Meta-Ebene
-
natürli-
impliziert, oder bei der prinzipiellen
auf
Be-
h a n d l u n g u n i v e r s e l l e r P r o b l e m e , die w i e die v o r l i e g e n d e A r b e i t die A n w e n d u n g d e s M o d e l l s auf d e r z w e i t e n M e t a - E b e n e v o r a u s s e t z t außereinzelsprachliche
B e s t i m m u n g e n V o r a u s s e t z u n g o d e r Ziel
sprachwissenschaftlichen Fragestellung
einer
sind. A u f d a s M o d e l l
selbst
b e z o g e n , d e s s e n u n t e r e B e r e i c h e o h n e d i e s auf d e r l i n k e n S e i t e z e l s p r a c h l i c h g e b u n d e n u n d auf d e r r e c h t e n S e i t e n u r
ein-
mittelbar
s p r a c h b e z o g e n s i n d , b e d e u t e t die E i n s e t z u n g , d e s N o e m s , daß
der
d u r c h es r e p r ä s e n t i e r t e
dem
außereinzelsprachliche
B e r e i c h auf
rechten Flügel der oberen Seite m i t dem durch das Signifikat
re-
p r ä s e n t i e r t e n B e r e i c h e i n z e l s p r a c h l i c h e r G e b u n d e n h e i t auf d e m l i n k e n F l ü g e l d u r c h d a s s o w o h l v o m S i g n i f i k a t als a u c h v o m N o e m h e r bestimmbare Semem verbunden wird. D i e zweite h i e r i n t e r e s s i e r e n d e ,
in m e i n e n f r ü h e r e n D a r s t e l -
lungen fälschlicherweise mit der ersten gleichgesetzte
Möglichkeit
b e s t e h t in d e r E i n s e t z u n g d e s s e n , w a s i n s b e s o n d e r e aus d e n A r b e i 52 ten B.Pottiers
a l s " S e m " b e k a n n t ist. D i e s e s S e m d e f i n i e r t
sich
als k l e i n s t e d i s t i n k t i v e E i n h e i t auf d e r E b e n e d e r " s u b s t a n c e
du
contenu" - analog zu den distinktiven Merkmalen auf der Ebene
der
" s u b s t a n c e de 1 ' e x p r e s s i o n " - u n d i s t d u r c h d i e s e D e f i n i t i o n ,
da
s i c h s e i n e D i s t i n k t i v i t ä t auf e i n z e l s p r a c h l i c h g e b u n d e n e bezieht, mittelbar auch selbst einzelsprachlich
Sememe
bedingt.
51 Cf. M e i e r 64. - B e i s p i e l e f ü r i n d i v i d u e l l e N o e m d e f i n i t i o n e n h a b e i c h i n m e i n e n A r b e i t e n z u r t e m p o r a l e n (cf. H e g e r 63a u n d H e g e r 67) u n d p e r s o n a l e n (cf. H e g e r 65) D e i x i s v o r g e l e g t . 52 Cf. P o t t i e r 6 4 , bes. § 2 . 2 3 , u n d P o t t i e r 67, b e s . § 2 3 2 ( b ) .
43
D i e s e r b i s h e r i g e n B e s t i m m u n g des Sems sind v i e r P r ä z i s i e r u n 53 gen nachzutragen , d e r e n F e h l e n in der e r s t e n A u f l a g e zu g e l e g e n t l i c h e n M i ß v e r s t ä n d n i s s e n Anlaß g e g e b e n hat. A l s erste ist d a bei trotz ihrem t r i v i a l e n A n s c h e i n die sich aus d e r D e f i n i t i o n des S e m s als k l e i n s t e r d i s t i n k t i v e r E i n h e i t p e r n e g a t i o n e m K o n s e q u e n z zu betonen, daß alles, w a s für ein S e m e m als
ergebende intensio-
n a l e B e g r i f f s b e s t i m m u n g n i c h t d i s t i n k t i v ist, auch k e i n e n S e m - S t a tus hat. D i e s gilt a u c h u n d insbesondere für jene b i s w e i l e n als Seme v o r g e s c h l a g e n e n S e m e m - K o m p o n e n t e n , die sich aus der v i r t u e l l u n e n d l i c h e n Zahl der in S u b S p e z i f i z i e r u n g e n v o n S e m e m e n u n d / o d e r S e m e n m ö g l i c h e n d i f f e r e n t i a r u m specificarum d a d u r c h h e r a u s h e b e n , daß sie etwas bilden, w a s m a n als charakteristische
enzyklopädi-
sche M e r k m a l e v o n G e g e n s t ä n d e n oder S a c h v e r h a l t e n b e z e i c h n e n k ö n n te. Solche e n z y k l o p ä d i s c h e n M e r k m a l e - wie b e i s p i e l s w e i s e die s c h e n g r a u u n d b r a u n v a r i i e r e n d e F ä r b u n g des E l e f a n t e n ,
zwi-
derentwe-
g e n das R e d e n v o n r o s a E l e f a n t e n "ungewöhnlich" ist - k ö n n e n zwar für die B e g r i f f s b i l d u n g im v o r w i s s e n s c h a f t l i c h e n
metasprachlichen
B e w u ß t s e i n des S p r a c h b e n u t z e r s r e l e v a n t sein u n d d a h e r auch54 l e g i timerweise in die B e s c h r e i b u n g e t w a v o n M e t a p h e r n b i l d u n g e n oder v o n d i a c h r o n i s c h e n B e d e u t u n g s v e r s c h i e b u n g e n E i n g a n g finden. Sie sind j e d o c h w e d e r d i s t i n k t i v - es g i b t im D e u t s c h e n kein Signem g l e i c h e n Ranges w i e Elefant , d e s s e n S e m e m bei a n s o n s t e n i d e n t i schen S e m e n ein Sem / a l l e - a n d e r e n - F a r b e n - a l s - g r a u - b i s - b r a u n /
ent-
h i e l t e - , n o c h g e h ö r e n sie, da sie Merkmale der b e z e i c h n e t e n G e genstände oder S a c h v e r h a l t e und n i c h t der b e z e i c h n e n d e n
Zeichen
sind, ü b e r h a u p t in d e n j e n i g e n B e r e i c h , der hier gemäß 1.2.1
zu
t h e m a t i s i e r e n ist. W ä h r e n d es sich bei d i e s e n e n z y k l o p ä d i s c h e n M e r k m a l e n d e s w e g e n n i c h t u m Seme h a n d e l t , weil die S u b S p e z i f i z i e r u n g des b e t r e f f e n d e n Semems u n t e r d e n S e m - R a n g h i n a b r e i c h t u n d die d e n d i f f e r e n t i a e specificae s o m i t gegenüber dem
entsprechen-
minimal-distink-
t i v e n S e m das D e f i n i t i o n s s t ü c k der D i s t i n k t i v i t ä t n i c h t erfüllen, k a n n ebenso gut der u m g e k e h r t e F a l l eintreten, in dem die z i f i z i e r u n g n i c h t bis zum S e m - R a n g g e l a n g t und die
Subspe-
entsprechenden
d i f f e r e n t i a e specificae s o m i t zwar das D e f i n i t i o n s s t ü c k d e r D i s tinktivität, n i c h t aber d a s der M i n i m a l i t ä t erfüllen. D i e s e n zwei53 D e r größere Teil d i e s e r P r ä z i s i e r u n g e n geht auf zahlreiche d a n k bar zu v e r m e r k e n d e A n r e g u n g e n aus m e i n e n H e i d e l b e r g e r S e m i n a r d i s k u s s i o n e n u n d i n s b e s o n d e r e aus den G e s p r ä c h e n zurück, die das E n t s t e h e n der D i s s e r t a t i o n v o n H. K u b c z a k (cf. K u b c z a k 75) b e g l e i t e t haben. 54 Cf. n o c h u n t e n n.71, 4.2.8.2 u n d 5.1.4.
44
t e n F a l l h a t T h . K o t s c h i in s e i n e r k r i t i s c h e n A n a l y s e d e r b i s h e r i 55 gen Sem-Definitionen ausführlich dargestellt ; u n t e r d e n v o n ihm v o r g e s c h l a g e n e n U n t e r s c h e i d u n g e n i s t j e d e n f a l l s die z w i s c h e n m i n i mal-distinktiven und solchen Semem-Komponenten festzuhalten,
die
v o n d e n e r s t e r e n n o e m a t i s c h i m p l i z i e r t u n d s o m i t als M e r k m a l e d u n d a n t sind. I n a n d e r e r A u s d r u c k s w e i s e h a n d e l t es s i c h b e i r e d u n d a n t e n M e r k m a l e n a l s o u m g e n e r a , zü d e n e n die t i n k t i v e n S e m e s p e c i e s b i l d e n , u n d es i s t K o t s c h i
re-
diesen
minimal-disuneingeschränkt
dahingehend zuzustimmen, daß jeweils nur dem spezifischen
minimal-
distinktiven Merkmal, nicht aber dem von ihm implizierten
genus
ein Sem-Status zugesprochen werden kann. Dies bedeutet
gleichzei-
tig, d a ß v o n S e m e n i m m e r n u r - m i t B e z u g auf b e s t i m m t e S e m e m e
die
R e d e s e i n k a n n u n d d a ß eine g e n e r i s c h e B e z u g s e t z u n g e t w a auf bestimmte Einzelsprache unzulänglich
eine
ist.
Ähnliche Konsequenzen h a t eine dritte notwendige
Präzisierung
d e r S e m - D e f i n i t i o n , die s c h o n i m p l i z i t v o r w e g g e n o m m e n w o r d e n
ist,
a l s im Z u s a m m e n h a n g m i t d e m E l e f a n t e n - B e i s p i e l die B e d i n g u n g 56 Signem gleichen Ranges" eingefügt wurde . Da einerseits das
"kein
n i c h t n u r als " d i s t i n k t i v e " ,
s o n d e r n als " k l e i n s t e
Sem
distinktive"
E i n h e i t d e f i n i e r t ist, u n d d a a n d e r e r s e i t s j e d e s A u f s t e i g e n zu h ö h e r e n S i g n e m r ä n g e n die M ö g l i c h k e i t z u s ä t z l i c h e r d i s t i n k t i v e r
Spe-
z i f i z i e r u n g e n e r ö f f n e t , s e t z t jede I d e n t i f i z i e r u n g v o n S e m e n d i e Angabe des Ranges voraus, auf dem diejenigen Sememe auftreten, die d i e s e Seme a l s m i n i m a l - d i s t i n k t i v g e l t e n s o l l e n . D a eine S e m - A n a l y s e i d e a l i t e r d a s V o r h a n d e n s e i n e i n e s
für
ferner
exhaustiven
Semem-Inventars voraussetzt, u n d da solche exhaustiven
Inventare
- w e n n überhaupt - nur auf denjenigen Signemrängen erstellt werden k ö h n e n , a u f d e n e n die S i g n e m d e f i n i t i o n e n n o c h k e i n e
rekursiven
E l e m e n t e e n t h a l t e n (cf. o b e n n . 3 4 ) , b l e i b t a u c h die
Möglichkeit
d e r I d e n t i f i z i e r u n g v o n S e m e n a n d i e s e u n t e r s t e n R ä n g e - im S i n n e d e r h i e r zu e n t w i c k e l n d e n R a n g h i e r a r c h i e die d e s M o n e m s , d e r A u t o semen Minimaleinheit und der Vokabel - gebunden. D i e v i e r t e h i e r a n z u f ü g e n d e P r ä z i s i e r u n g b e s a g t , daß die D e f i n i t i o n des S e m s - w i e e r s t r e c h t d i e j e n i g e des N o e m s - k e i n e r l e i R e s t r i k t i o n h i n s i c h t l i c h d e r i n 1.2.1
im A n s c h l u ß a n K . B ü h l e r u n -
terschiedenen drei Zeichenfunktionen enthält. Es gibt somit nicht n u r - w a s m a n als d e n N o r m a l f a l l zu u n t e r s t e l l e n g e n e i g t dürfte - symbolfunktionale,
sondern ebenso auch
sein
symptomfunktionale
55 C f . K o t s c h i 7 4 , b e s . p p . 1 1 1 - 1 3 3 , u n d H e g e r 7 6 b . 56 Cf. h i e r z u K u b c z a k 7 5 , p . 3 1 .
45
( w i e e t w a i m F a l l d e r a u s d e m u n t e n 2 . 3 . 2 "benutzten B e i s p i e l e o i xante-dix/eeptante
resultierenden Seme
/Zugehörigkeit-des-Spre-
chers-zu-der-französischen-Untermenge-der-französischen-Sprachgemeinschaft/ /
/Zugehörigkeit-des-Sprechers-zu-der-schweizerischc y
belgischen-Untermenge-der-französischen-Sprachgemeinschaft/) signalfunktionale
Seme.
nen guten Sinn haben, ten von Semen scheiden;
im R a h m e n d e r h i e r v e r f o l g t e n
angemessen
Ü b e r l e g u n g e n i s t es j e d o c h m i n d e s t e n s erst recht mit Noemen)
zu
allgemein-theoretischen semasio-
entwickelten
ebenso nützlich, m i t
als d e n O b e r b e g r i f f e n
ihrer
Semen
jeweili-
gen drei Unterarten operieren zu können. Wollte m a n h i n g e g e n symbolfunktionalen
Analyse
Seme als Seme zulassen,
von Oppositionen wie
Semantik überantworten, überflüssige
so m ü ß t e m a n
soixante-dix/septante
einer
"anderen"
w a s im g ü n s t i g s t e n F a l l n i c h t m e h r Stringenz
nur die
als
Komplikationen, wahrscheinlich aber erhebliche
luste an systematischer
Ar-
unter-
in z a h l r e i c h e n F ä l l e n einer
logischen oder onomasiologischen Anwendung der dabei
die
sei-
zwischen den sich damit ergebenden drei
(bzw. e v e n t u e l l a u c h Noemen)
Zielsetzung und gleichermaßen
(bzw.
und
Z w a r w i r d es in v i e l e n Z u s a m m e n h ä n g e n
Ver-
zur Folge hätte. Wollte m a n
die gleiche Restriktion auf die Definition des Noems
gar
ausdehnen,
so k ö n n t e m a n a u f d a s N o e m u n d m i t i h m a u f d i e S u c h e n a c h
einem
außereinzelsprachlichen
verzich-
tertium comparationis
auch gleich
ten, denn bei den dann von einem Ausschluß aus dem Kreis der betroffenen Einheiten
(beispielsweise
also bei allen den
als Element einer bestimmten Sprechermenge mem-Komponenten)
charakterisierenden
ist g r u n d s ä t z l i c h n u r die M ö g l i c h k e i t ,
die N o t w e n d i g k e i t
einer Symptom- bzw.
nung durch jeweilige
einzelsprachliche
Alle diese Präzisierungen
Noeme
Sprecher
signalfunktionalen Zeichen
b e s t ä t i g e n die
nicht
Seaber
Bezeich-
vorhersagbar. je
einzelsprachliche
Gebundenheit des Sems. Für das Trapez-Modell b e d e u t e t dies, daß Fall der Besetzung samte
seiner rechten oberen Ecke mit dem Sem die
obere Trapezseite
des Noems,
- und nicht nur, wie
ihre linke Hälfte
im F a l l d e r
- einen einzelsprachlich
Bereich von "substance du contenu"
repräsentiert.
ge-
Einsetzung
gebundenen
Das Modell
dadurch überall dort anwendbar, wo - wie insbesondere
im
wird
bei allen
im
57 S o w o h l h i n s i c h t l i c h d i e s e s B e i s p i e l s als a u c h g e n e r e l l s t e h t diese - meine bisherige Position bekräftigende - Präzisierung in ausdrücklichem W i d e r s p r u c h beispielsweise zu Kubczak 75, pp. 32-33, u n d insbesondere zu Larochette 72, pp.166-167. A u ß e r den hier dargestellten Gründen veranlassen mich auch die unten in 2.4.1, n.81, und 2.4.3, n.84, angedeuteten Konsequenzen, an dieser meiner Position unverändert festzuhalten.
46
strengen Sinn des Wortes sprachimmanenten Analysen - ausschließl i c h a u f je eine e i n z i g e E i n z e l s p r a c h e "bezogene P r o b l e m e sung
zur L ö -
anstehen. S o l a n g e k e i n b e s o n d e r e r A n l a ß zu e i n e r E n t s c h e i d u n g
zwischen
den beiden Möglichkeiten der Besetzung der rechten oberen
Trapez-
ecke m i t e n t w e d e r d e m N o e m o d e r d e m S e m v o r l i e g t , w e r d e n im f o l genden, da beide Möglichkeiten gleichermaßen legitim sind u n d beid e , w i e a n g e d e u t e t w u r d e , s o w o h l f ü r die A n a l y s e s p r a c h l i c h e r c h e n a l s a u c h für die m e t h o d o l o g i s c h e E x p l i z i t i e r u n g
solcher
ZeiAna-
l y s e n g l e i c h e r m a ß e n v o n N u t z e n s e i n k ö n n e n , N o e m u n d S e m in d i s junktiver Verbindung an der rechten oberen Ecke erscheinen^®.
Die-
se D i s j u n k t i o n b e t r i f f t l e d i g l i c h die E i n s t u f u n g u n d m i t ihr die j e w e i l i g e n A n w e n d u n g s m ö g l i c h k e i t e n des M o d e l l s . F ü r die a n d e r rechten oberen Trapezecke einzusetzenden individuellen
Einheiten
h i n g e g e n k ö n n t e sie a u c h als A d j u n k t i o n g e l e s e n w e r d e n , d e n n d a s i c h die B e s t i m m u n g e n " a u ß e r e i n z e l s p r a c h l i c h " u n d
"minimal-distink-
t i v " n i c h t g e g e n s e i t i g a u s s c h l i e ß e n , b r a u c h t das l o g i s c h e
Produkt
aus i n d i v i d u e l l e n N o e m e n u n d i n d i v i d u e l l e n S e m e n k e i n e l e e r e M e n g e zu s e i n . E s k ö n n e n a l s o d u r c h a u s N o e m e d e f i n i e r t w e r d e n , d i e
sich
- selbstverständlich unabhängig von ihrer Definition als Noeme g l e i c h z e i t i g m i t B e z u g auf b e s t i m m t e S e m e m e b e s t i m m t e r c h e n als Seme 2.3.1.3.
-
Einzelspra-
erweisen.
Intensionale und extensionale
Auf der rechten Trapezseite
Begriffsbestimmung
ist g e m ä ß 2 . 2 . 1 ,
(2) u n d (3), an
d e r u n t e r e n E c k e des M o d e l l s die K l a s s e e i n z u s e t z e n , w o m i t
sich
h i e r d a s N o e m o d e r d a s S e m als i n t e n s i o n a l d e f i n i e r t e r u n d die K l a s s e als e x t e n s i o n a l d e f i n i e r t e r B e g r i f f g e g e n ü b e r s t e h e n .
Damit
e r ö f f n e t die rechte T r a p e z s e i t e eine M ö g l i c h k e i t z u r D a r s t e l l u n g der Beziehungen zwischen intensionalen und extensionalen
Bestim59 m u n g e n , z u d e n e n im A n s c h l u ß a n die V o r s c h l ä g e v o n H . K u b c z a k die f o l g e n d e n P r ä z i s i e r u n g e n zu g e b e n
sind.
58 D a s F e h l e n des S e m s i n d e n M o d e l l d a r s t e l l u n g e n in H e g e r 6 9 a i s t v e r s c h i e d e n t l i c h in m ü n d l i c h e n u n d s c h r i f t l i c h e n D i s k u s s i o n e n - so b e i W i e g a n d 7 0 , p . 3 0 8 - G e g e n s t a n d b e r e c h t i g t e r K r i t i k g e wesen. 59 Cf. K u b c z a k 75, bes. § 1.4; d u r c h d i e s e a u s f ü h r l i c h e A u s e i n a n dersetzung mit der Möglichkeit und der Problematik einer D a r stellung der Beziehungen zwischen intensionalen und extensional e n B e s t i m m u n g e n im R a h m e n d e s T r a p e z - M o d e l l s s i n d m e i n e f r ü h e r e n L ö s u n g s v o r s c h l ä g e (cf. n o c h i n der e r s t e n A u f l a g e d e n e n t s p r e c h e n d e n § 2 . 3 - 1 . 3 ) als d u r c h w e g zu vage u n d t e i l w e i s e f a l s c h h i n f ä l l i g g e w o r d e n . I h r e E r s e t z u n g d u r c h die h i e r s k i z -
47
(1) B e z o g e n a u f d i e b e k a n n t e U n t e r s c h e i d u n g griffen und Individualbegriffen
zwischen
Allgemeinbe-
ist die Gegenüberstellung
intensionalen und extensionalen Begriffsbestimmungen nur die ersteren anwendbar,
denn nur Allgemeinbegriffe
stimmt", d.h. d e f i n i e r t und d u r c h ihre D e f i n i t i o n werden.
können und
Zeichen wie beispielsweise
ihnen
Eigennamen
nach Taufakt, deiktisch und/oder anaphorisch fungierende chen und dergleichen mehr, die teilweise die Funktion haben,
ausschließlich
Objekt zu ermöglichen"^®.
trotzdem die Unterscheidung
Will
auch
daraus nur
gen, daß einem derartigen Signem hinsichtlich seiner
fol-
Identi-
a u s s c h l i e ß l i c h eine d u r c h die rechte
tere Ecke repräsentierte
un-
Funktion zuzuordnen
ist
u n d daß ihm an der rechten oberen Ecke - das Gleiche gilt
für
die Modellstelle
extensionale
ein
man
von Intension und Extension
so k a n n f ü r d a s T r a p e z - M o d e l l
fikations-Funktion
Zei-
"durch Identifikation die Referenz auf
als Einheit aufgefaßtes hier anwenden,
oder
"be-
spezifiziert
Individuen hingegen werden identifiziert,
entsprechen sprachliche
von auf
des Semems
- lediglich eine leere
heit entspricht. Selbstverständlich
Quasi-Ein-
ist damit nicht
daß das mittels
Individuum
seinerseits Element einer allgemeinbegrifflich
xierten Klasse weis gänge
sein kann
ist insbesondere
eines Eigennamens
ausge-
schlossen,
(und n o r m a l e r w e i s e
ist); dieser
für die Erklärung d i a c h r o n i s c h e r
zwischen Eigennamen und Appellativa
als auch im Sonderfall v o n Appellativa, mentige Klassen
identifizierte
( z . B . der
Polarstern
- sowohl
Über-
generell
die empirisch
) denotieren
fiHin-
einele-
- von
Inter-
esse . (2) I n n e r h a l b d e r A l l g e m e i n b e g r i f f e (21) e i n e r s e i t s d i s k o n t i n u i e r l i c h e
sind zu
unterscheiden
Allgemeinbegriffe,
tensionale Entsprechung Klassen von zählbaren sind; ausschließlich der ersten Auflage mehrelementigen,
61
deren
ex-
Individuen
in diesem Fall könnte die von mir
herangezogene Unterscheidung
in
zwischen
einelementigen und nullelementigen
einen möglichen S i n n haben; völlig zu Recht jedoch
Klassen weist
zierten Resultate, zu denen H.Kubczak gelangt ist, ist gleichzeitig der Ausdruck meines aufrichtigen Dankes für die v o n ihm erarbeiteten Verbesserungsvorschläge. 60 K u b c z a k 75, p - 5 8 ; cf. h i e r z u u n d g e n e r e l l 57-60.
z u (1) i b d . b e s .
61 C f . H e g e r 6 7 , p . 5 6 5 , u n d R a i b l e 7 2 , §§ 2 . 2 . 1 , 2 . 2 . 1 . 1 2.3.3.1, sowie u n t e n 4.2.6 und 5.1.1.
48
und
pp.
H.Kubczak
sowohl auf die unter (1) implizit angedeutete
Gefahr einer Verwechslung zwischen empirisch einelementigen Klassen und den einzigen Elementen solcher Klassen als auch auf die Notwendigkeit einer Unterscheidung zwischen nur empirisch nullelementigen (z.B. die Einhörner) und logisch notwendig nullelementigen (z.B. die runden Quadrate) Klassen hin; lediglich den zuletzt genannten Fällen könnte gegebenenfalls ein besonderer Status eingeräumt werden, während alle übrigen sich aus den erwähnten Unterscheidungen
ergebenden
Sonderfälle ausschließlich empirisch bedingt sind und somit hinsichtlich ihrer Charakteristika in den Bereich dessen fallen, von dem hier gemäß 1.2.1 zu abstrahieren ist; a fortiori gilt Entsprechendes für Unterscheidungen wie die von "real", "fiktiv", "nur im Bewußtsein existierend" und Ähnlichem mehr; und (22) andererseits kontinuierliche -Allgemeinbegriffe, deren bekannteste extensionale Entsprechung meßbare Massen (z.B. Wasser) sind; im Anschluß an H.Kubczak
sind zu ihnen aber auch ein-
stellige (Eigenschaften, z.B. blau) und mehrstellige
(Bezie-
hungen, z.B. größer-als) Relationen, Zustände (z.B. Freiheit), Vorgänge (z.B. Befreiung) und dergleichen mehr zu stellen; in allen diesen Fällen können Quantifizierungen nicht wie im Fall der extensionalen Entsprechungen diskontinuierlicher Allgemeinbegriffe durch einfaches Zählen von Elementen eingeführt werden, sondern nur entweder durch ein Zählen von Arten der durch den jeweiligen kontinuierlichen Allgemeinbegriff festgelegten Gattung (z.B. die Tugenden) oder durch ein Zählen von Teilen der extensionalen Entsprechung dieses kontinuierlichen Allgemeinbegriffs, die durch die Einführung einer bestimmten (z.B. zwei Liter Wasser) oder unbestimmten (z.B. viel Wasser) Pars-Totum-R'elation gewonnen werden; es ist daher angebracht, in Übereinstimmung m i t H.Kubczak und im Gegensatz zu verbreiteten anderslautenden Ansichten die extensionalen Entsprechungen kontinuierlicher Allgemeinbegriffe nicht als virtuell mehrelementige, sondern als per definitionem einelementige Klassen zu behandeln. 62 Cf. Kubczak 75, §§ 1.4.2.4 (zu Eigennamen, Individuen und einelementigen Klassen), 1.4.2.2 (zu Nullklassen) und 1.4.2.1, pp.40-41, (zu »real», "fiktiv" .etc.). 63 Cf. ibd., § 1.4.2.1; bes. pp.41-45, sowie das Schema p.69.
49
(3) Sämtliche in (2) aufgeführten extensionalen Entsprechungen von Allgemeinbegriffen setzen als Klassen voraus, daß ihnen eine intensionale Bestimmung entspricht. Ist diese Voraussetzung nicht gegeben, so liegt zwar eine Menge, aber keine Klasse von 64 Elementen vor . In seiner reinen Form ist dieser Fall für die Sprachwissenschaft kaum von Interesse; was jedoch alles andere als selten sein dürfte, ist eine Art unvollständiger einzelsprachlicher Begriffsbildung, die darin besteht, daß eine Quasi-Klasse durch die empirisch exhaustive Aufzählbarkeit zwar nicht ihrer Elemente, aber ihrer ihrerseits intensional definierten Subklassen extensional bestimmt ist. Solche Fälle, die den unter (22) zusammengestellten zuzuordnen sind, scheinen in den Signifikaten von Signemen wie deutsch Obst und Gemüse vorzuliegen. (4) Schließlich ist hier zu betonen, daß die rechte Trapezseite im Gegensatz zu der linken auf Grund der zusätzlich in sie eingehenden spezifischen Relationen zwischen Klassen und ihren Elementen Phänomene darzustellen erlaubt, die scheinbar im Widerspruch zu der auch für sie verbindlichen quantitativen Konsubstantialitätsrelation stehen. Dieser scheinbare Widerspruch entsteht überall dort, wo zwar extensionale Identität (oder Referenz-Synonymie), d.h. ein und dieselben Elemente, aber 65 keine intensionale Synonymie , d.h. verschiedene Seme/Noeme vorliegen^. Bekannte Beispiele hierfür sind einmal "der Gemahl der Penelope" und "der Vater des Telemach" als intensional verschiedene Bestimmungen des extensional identischen Odysseus oder "le vainqueur d'Austerlitz" und "le vaincu de Waterloo" als intensional verschiedene Bestimmungen des extensional identischen Napoleon I., sodann "das gleichseitige euklidische Dreieck" und "das gleichwinklige euklidische Dreieck", und schließlich "Säugetiere, die Sprache besitzen" und. "ungefiederte Zweibeiner" mit den gemeinsamen Denotata, welche die Klasse der Menschen bilden. Die drei Beispieltypen zeigen, daß auch hier verschiedene Fälle zunächst danach zu unterscheiden sind, ob die jeweilige extensionale Identität nur em64 Zu dieser terminologischen Unterscheidung zwischen "Menge" und "Klasse", gemäß der zwar jede Klasse eine Menge, nicht aber umgekehrt jede Menge eine Klasse ist, und ihrem Hintergrund cf. ibd., pp.35-36, sowie zu ihren Konsequenzen in der Sprachwissenschaft ibd., § 1.4.4. 65 Zur intensionalen Synonymie cf. unten 2.4.3 und 3-3.3. 66 Cf. hierzu Kubczak 75, § 1.4.3.
50
pirisch akzidentell vorliegt (wie im Beispiel des durch ein gerupftes Huhn ad absurdum geführten "ungefiederten Zweibeiners") oder notwendig gilt. In diesem zweiten Fall ist weiterhin danach zu unterscheiden, ob die notwendige Gültigkeit der extensionalen Identität sich aus den jeweiligen intensionalen Bestimmungen ableitet (wie im Fall des gleichseitigen und gleichwinkligen euklidischen Dreiecks), oder ob sie erst durch eine zusätzliche Identifizierung sämtlicher in Frage kommender Elemente gewährleistet wird (wie in den Beispielen von Odysseus und Napoleon I., in denen nicht zufällig der besonders einfache Fall der empirisch einelementigen Klasse zu Illustrationszwecken herangezogen wird). 2 . 3 . 1 S p e z i e l l e s Trapez-Modell für paradigmatische Langue-Analysen Aus diesen Einzeldarstellungen der drei interessierenden Seiergibt sich die folgende Fassung des Trapez-Modells: Signifikat
Semem
Noem/Sem
Die beiden wichtigsten Stellen dieses Modells sind das Signem, in dem der Zusammenhang mit der eigentlich sprachlichen Ebene der "forme", der gegenüber alles übrige in der einen oder anderen Weise "substance" ist, hergestellt wird, und das Semem, in dem sich im Falle der Einsetzung des Noems an der rechten oberen Ecke die einzelsprachliche linke mit der außereinzelsprachlichen rechten Seite trifft. 2.3.2.
ZUORDNUNG AUF LANGUE, SPAROLE UND PAROLE
Nach diesen Vorklärungen kann die Frage danach wieder aufgegriffen werden, wie sich das Dreieck- und das Trapez-Modell dort zu einander verhalt en, wo es um eine Modellanwendung auf den Ebenen der Parole und der Eparole geht. Zu ihrer Beantwortung empfiehlt es sich, die gleichen Erscheinungen zu Grunde zu legen, deren Problematik auch schon im Fall der Modellanwendung auf der
51
Ebene der Langue zum Ersatz des Dreiecks durch das Trapez geführt hat. Bezogen auf eine Modellanwendung auf der ersten Meta-Ebene waren dies die Phänomene der Polysemie und Synonymie, die sich mit den Mitteln der für die Abbildung quantitativer Divergenzen eingeführten oberen Trapezseite einstweilen folgendermaßen definieren lassen^: (1) Polysemie liegt dort vor, wo einem einzigen Signifikat die disjunktive Verbindung von zwei oder mehr Sememen entspricht. D a die spezifizierende Unterscheidung dieses Falles in Polysemie und Homonymie bis Kapitel 2.4 zurückgestellt bleiben soll, sei für ihn der generische Terminus "Sememdisjunktion"
eingeführt.
Unter vereinfachender Einsetzung deutscher Ubersetzungen an Stelle ausführlich analysierter Sememe kann diese Sememdisjunktion durch Beispiele wie spanisch lengua
= "Zunge"/"Sprache"
illustriert werden. (2) Synonymie liegt dort vor, wo ein und dasselbe Noem - oder, bezogen auf eine sprachimmanent zu analysierende Synonymie, ein und dieselbe Konjunktion von Semen - in verschiedenen Sememen enthalten ist, die je verschiedenen Signifikaten angehören und die außer diesem gemeinsamen Noem bzw. dieser gemeinsamen SemKonjunktion nur mehr entweder im Fall der
symbolfunktionalen
Total-Synonymie Symptom- und/oder signalfunktionale (cf. oben 2.3.1.2) oder im Fall der Polymorphie
reflexiv-metasprachliche
(cf. unten 3.1.1) Noeme bzw. Seme enthalten. D a die weitere Spezifizierung dieser Unterscheidung zwischen Synonymie und Polymorphie bis Kapitel 2.4 zurückgestellt werden soll, sei für beide Fälle der generische Terminus "Noemidentität" eingeführt. Illustriert werden kann diese Noemidentität durch Beispiele wie französisch soixante-dix/septante
= "70"^®.
67 Für ausführlichere Analysen cf. zur Polysemie Heger 67, pp.524528, und unten 2.4.1; zur Synonymie Baldinger 68 und u n t e n 2.4.3; sowie zu beiden unten 3.3.3. 68 Wie zu diesem Beispiel schon früher (cf. Heger 64, p.506 nn.41 und 42) sei auch hier wieder betont, daß der Einwand, aoixantedix und septante gehörten verschiedenen regionalen Subsystemen des Französischen an und seiep deshalb inkommensurabel, sehr leicht durch die Umdeutung der von niemandem bezweifelten diatopischen (und teilweise diastratischen, cf. den Gebrauch von septante in der Fachsprache des Fernmeldewesens) Divergenzen in innerhalb eines gemeinsamen Diasystems liegende Symptom-Oppositionen (cf. oben 1.3.2.(d)) entkräftet werden kann. Dies gilt auch noch für Fälle wie das im folgenden gebildete Beispiel eoixartte-dix
et
eeptante
font
cent-quarante
, dessen
Vorkommen
zwar überaus unwahrscheinlich, dessen Bildbarkeit auf der Grundlage eines solchen Diasystems jedoch unwiderlegbar ist.
52
2.3.2.1.
Noemidentität und Sememdisjunktion
Wie sich diese beiden paradigmatisch und somit in Bezug auf die Ebene der Langue definierten Erscheinungen der Noemidentität und der Sememdisjunktion auf der Ebene der Parole ausnehmen, läßt sich unmittelbar an den beiden folgenden Beispielen ablesen: Parole:
Langue:
s o i x a n t e - d i x et s e p t a n t e font cent-quarante + 1 Vorkommen = 2 Signeme 1 Vorkommen 1 Denotattim + 1 Denotatum = 1 Noem = '1 Klasse hablando mal esta l e n g u a me muerdo la l e n g u a +• 1 Vorkommen 1 Vorkommen 1 Denotatum + 1 Denotatum
= 1 Signem = 2 Sememe = 2 Klassen
Der Aussagewert dieser beiden Beispiele ist evident: quantitative Divergenzen zwischen Zeichen und "referent", das heißt Sememdisjunktionen und Noemidentitäten, existieren nur auf der Ebene der Langue, nicht aber auf der der Parole. In Bezug auf diese letztere ist damit die Ansicht all derer bestätigt, die dort grundsätzlich 69 die Monosemie aller Sprachzeichen postulieren , und in Bezug offenbar auf das Verhältnis von Langue und Parole entsprechen die beiden Beispiele der bekannten Erfahrung von der monosemierenden Funktion des Kontexts 70. 2.3.2.2.
Monosemierung
Die Beantwortung der sich damit stellenden Frage nach der Herkunft dieser monosemierenden Funktion des Kontexts hat von der Beobachtung auszugehen, daß monosemierender Kontext und sememdisjunktes Signem einerseits durch die Zugehörigkeit zu den Ebenen der Parole bzw. der Langue und andererseits durch den Status der syntagmatischen Umgebung bzw. der in einer solchen Umgebung auftreten könnenden Einheit (cf. oben 1.5.3) in Opposition zu einander stehen. Da jedoch gemäß 1.3.1 nichts in der Parole existieren kann, ohne gleichzeitig auch in der Langue zu existieren, scheidet die erste dieser beiden Oppositionen als mögliche Erklärung der monosemierenden Funktion des Kontexts aus. Die Beantwortung der gestellten Frage hat vielmehr von der Opposition von syntagmatischem 69 Cf. Weinrich 66, pp.20-25, und Heger 67, pp.519-520. 70 Cf. Pottier 63, bes. pp.30-31, Pottier 67, § 25, und Meier 65. 53
Kontext und kontextfähiger Einheit auszugehen und kann damit im Rahmen von Überlegungen erfolgen, die auch weiterhin ausschließlich auf die Ebene der Langue Bezug nehmen. Von diesem Ausgangspunkt her ist die gesuchte Antwort in zunächst sehr allgemeiner Form leicht zu formulieren: in der syntagmatischen Umgebung sind Noeme enthalten, deren Kompatibilität oder Inkompatibilität mit den zur Auswahl stehenden Sememen des polyse71
men Signems zum Ausschluß aller außer einem von diesen Sememen führt und somit die fragliche monosemierende Wirkung auf dieses polyseme Signem ausübt. In weniger allgemeiner Form bedeutet dies, da Noeme als theoretische Konstrukte nicht frei, sondern nur in Form ihres Enthaltenseins in Signifikaten von Signemen auftreten können, daß der Ausgangspunkt der monosemierenden Wirkung des Kontexts in den anderen in der syntagmatisehen Umgebung des polysemen Signems befindlichen Signemen (bzw. deren Signifikaten) und/oder in den noematischen Spezifika der Struktur eben dieser syntagmatischen Umgebung zu suchen ist. In beiden Fällen ergibt sich daraus die für eine sich auf der Ebene der Langue verstehende Betrachtung ohnedies zu erwartende Feststellung, daß es sich bei der hier in Frage stehenden Gegenüberstellung zwischen einem Signem E n des Ranges Rn und seiner syntagmatischen Umgebung nicht um eine beliebige, sondern nur um diejenige syntagmatische Umgebung handeln kann, die auf dem nächsthöheren hierarchischen Rang Rn+1 ihrerseits als Signem En+'' paradigmatisierbar ist. Anders ausgedrückt heißt dies, daß die monosemierende Funktion der syntagmatischen Umgebung präziser gefaßt werden kann als monosemierende Funktion des Übergangs von einem Signem zu dem entsprechenden Signem des nächsthöheren Ranges. Da ferner Sememdisjunktionen nicht nur bei Monemen (£ ), sondern prinzipiell bei Signemen jeden hierarchischen Ranges vorkommen können, sind Monosemierungen nicht nur bei dem Übergang von 21 zu S 2 , sondern 2 ^ ebenso auch bei dem Übergang von E zu E und generell bei jedem Übergang von £ n zu En+'' zu erwarten. Schließlich ist es eine bekannte Erfahrung, daß für das Eintreten der Monosemierung bisweilen Kontext ausreicht, in anderen hingegen daß ein ein sehrminimaler umfangreicher Kontext notwendig ist72 ; Fällen dies bedeutet, 71 Liegt totale Inkompatibilität vor und werden somit alle Sememe ausgeschlossen (z.B. dae runde Quadrat), dann ist die entsprechende Signemfolge entweder unsinnig oder eine Metapher; cf. noch unten 4.2.8.2 und 5.1.4. 72 Cf. die Tempus-Beispiele in Heger 67, pp.573-575. 54
die Monosemierung nicht schon bei dem Übergang von E n zu In+'1 einzutreten braucht, sondern vielleicht erst bei dem von E n zu E n + 1 • zu E n + 2 und generell bei dem von E n zu ••• zu Z n + 1 zu erwarten ist. 2.3.2.3.
Wortspiel und Sj,-Semem
Damit stellt sich die Frage nach der Beurteilung derjenigen Fälle, in denen bei E n eine Sememdisjunktion vorliegt und bei £ n + 1 eine Monosemierung zu erwarten ist, die entsprechenden Vorkommen aber nur bis zu (wobei k < i ) existieren. Ein Beispiel hierfür ist: Parole: me gustan las 1 e n g u a s 1 Vorkommen 1 Denotatum
Langue: = =
1 Signem 2 Sememe = 2 Klassen
Zu interpretieren ist dieses Beispiel zunächst dahingehend, daß auf der Ebene der Parole ein Vorkommen für ein Denotatum steht, daß es aber infolge der Sememdisjunktion des diesem Vorkommen entsprechenden Signems und infolge der unzureichenden Ausdehnung des - sprachlichen oder verbalisierbaren situationeilen - Kontexts unentscheidbar bleibt, um welches Denotatum es geht. Für derartige Unentscheidbarkeiten gibt es zwei mögliche Ursachen: (1) Der Sprecher hat seine Aussage nicht hinreichend präzise formuliert und damit das Gelingen der mit seiner Aussage intendierten Kommunikation unmöglich gemacht. Im Sinne operationaler Definitionen (cf. oben 2.1.1) liegt in diesem Fall bedeutungsloser Zeichengebrauch vor. (2) Der Sprecher hat absichtlich eine nicht monosemierbare Aussage gemacht. In diesem Fall liegt ein Wortspiel vor. Von diesen beiden Fällen ist nur der zweite für eine sprachwissenschaftliche Analyse von Interesse. Ihm gegenüberzustellen ist eine andere Art von Wortspielen, die nicht auf fehlender, sondern auf blockierter Monosemierbarkeit beruhen und dort vorliegen, wo eine Monosemierung durch den vorhandenen Kontext gleichzeitig in einander ausschließenden Richtungen erfolgt. Das folgende Beispiel soll diesen Fall verdeutlichen und dabei zwei konkurrierende Deutungen sowohl dieser als auch der ersten Art von Wortspielen sichtbar machen:
55
Parole:
Langue :
den K o h l , der hier gedruckt steht, wird niemand essen wollen (1)
1 Vorkommen 2 Denotata
1 Signem 2 Sememe = 2 Klassen
(2)
1 Vorkommen 1 Denotatum
1 Signem 2 Sememe = 2 Klassen
Auf den ersten Blick überzeugender ist Deutung (1), derzufolge das eine Vorkommen Kohl für die zwei Denotata "Kraut" und "Unsinn" steht. Sie würde auf der Ebene der Parole innerhalb des DreieckModells denselben Widerspruch zu der für das Sprachzeichen konstitutiven quantitativen Konsubstantialitätsrelation entstehen lassen, der auf der Ebene der Langue die Aufgabe des Dreieck- zugunsten des Trapez-Modells erforderlich gemacht hat (cf. oben 2.3.1). D a der Übergang zum Trapez-Modell jedoch den Ersatz des jeweiligen Denotatum durch die Klasse (von Denotata) voraussetzt, kann er auf der Ebene der Parole nicht in entsprechender Weise vollzogen werden, ohne daß daraus unabsehbare Schwierigkeiten sowohl theoretischer Natur als auch für eine sinnvolle Modellanwendung
entstünden.
Aus diesem Grund ist die kompliziertere und zunächst weniger einleuchtende Deutung (2) vorzuziehen. Die in ihr enthaltene Behauptung, daß das eine Vorkommen Kohl
für das eine Denotatum
"Kraut = Unsinn" steht, kann trotz ihrem paradoxen Anschein widerspruchsfrei aus dem ausschließlich auf die Ebene der Langue bezogenen Trapez-Modell abgeleitet werden. Dabei ist für den Übergang von der Ebene der Parole zu der der Langue Voraussetzung, daß das ominöse Denotatum "Kraut = Unsinn" Element einer Klasse N ist und daß dieser Klasse N ein Semem entspricht. Dieses gesuchte Semem aber ist nichts anderes als die konjunktive Kombination aller derjenigen Noeme, deren adjunktive Kombination das Signifikat des polysemen Signems Kohl bildet, und illustriert damit genau den Fall, dessentwegen in 2.3.1.2 die dort zunächst vielleicht überflüssig erscheinende Beschreibbarkeit des Signifikats als adjunktiver Kombination von Semem-Komponenten vorgesehen worden ist. Für das vorliegende Beispiel lassen sich die entsprechenden Beziehungen in schematisierter Form und mittels einer zusätzlich einzuführenden besonderen Semem-Art Sy folgendermaßen darstellen:
56
1
/
=
n
1
+ n2 +
=
n
1 +
Si
=
n
1
Sj,
=
n
1 + n2 +
S i g n i f i k a t Kohl-,
Si
S e m e m "Kraut":
S1
S e m e m "Unsinn":
Sg
S i g n i f i k a t "Kohl": S e m e m "Kraut = U n s i n n " :
=
S
S
n
2 /
4
+
S
I
n
3
n
5 + ((n2 + n 3 ) n
3
+
+
V n
+
4
n
5
D i e n a c h diesem V o r b i l d aus der B e s c h r e i b b a r k e i t des S i g n i f i k a t s als a d j u n k t i v e r K o m b i n a t i o n v o n S e m e m - K o m p o n e n t e n a b l e i t b a r e n Sj,Sememe b i l d e n eine S o n d e r e r s c h e i n u n g , die d u r c h die f o l g e n d e n drei Eigenschaften charakterisiert
ist:
- Die E x i s t e n z eines S ^ - S e m e m s h ä n g t v o n d e n je
einzelsprachlichen
S e m e m d i s j u n k t i o n e n ab. H i e r a u s f o l g t eine p r i n z i p i e l l e s e t z b a r k e i t d i e s e r S ^ - S e m e m e , zu der es n u r im F a l l e
Unüber-
zufälliger
K o i n z i d e n z e n A u s n a h m e n gibt. - Im N o r m a l f a l l ist die e x t e n s i o n a l e E n t s p r e c h u n g des
intensional
d e f i n i e r t e n S^-Semems eine K l a s s e , zu der es n u r fiktive
Elemen-
te g e b e n kann; h i e r a u s e r k l ä r t sich der p a r a d o x e C h a r a k t e r des D e n o t a t u m "Kraut = U n s i n n " . - D a s V o r k o m m e n eines S ^ - S e m e m s k a n n n u r im b e w u ß t e n - u n d d a s h e i ß t : dem S p r e c h e r u n d / o d e r d e m H ö r e r b e w u ß t e n - W o r t s p i e l
auf-
treten. D i e s besagt, daß besondere B e g l e i t u m s t ä n d e im m e t a s p r a c h l i c h e n B e w u ß t s e i n des S p r e c h e r s u n d / o d e r des H ö r e r s für ein s o l ches V o r k o m m e n V o r a u s s e t z u n g sind, u n d diese
Begleitumstände
k ö n n e n als das B e w u ß t s e i n d a v o n b e s c h r i e b e n werden/«'daß auf der Ebene d e r Langue das S ^ - S e m e m die logische Summe v o n zwei oder m e h r e r e n a n d e r e n S e m e m e n b i l d e t , m i t d e n e n es innerhalb b e n Signifikats d i s j u n k t i v v e r b u n d e n ist. D i e s e m
dessel-
metasprachli-
chen B e g l e i t b e w u ß t s e i n e n t s p r i c h t s o m i t die für eine
sprachwis-
senschaftliche A n a l y s e u n b r a u c h b a r e D e u t u n g g e m ä ß (1), die d e s w e g e n aber a u c h z u n ä c h s t als die e i n l e u c h t e n d e r e 2.3.2.4.
erscheint.
V e r a l l g e m e i n e r t e s T r a p e z - M o d e l l für L a n g u e - A n a l y s e n
U m die d u r c h d e n Ü b e r g a n g v o n einem Signem £ n zu einem Signem E
n+1
(cf. oben 2.3.2.2) e r m ö g l i c h t e M o n o s e m i e r u n g a b b i l d e n z u k ö n -
nen, muß das T r a p e z - M o d e l l in die n a c h s t e h e n d e F o r m e r w e i t e r t w e r den. W ä h r e n d dabei auf der l i n k e n Seite der Ü b e r g a n g v o m S i g n e m zum m o n o s e m i e r t e n S i g n e m als A b b i l d u n g der M o n o s e m i e r u n g
entweder
die E i n f ü h r u n g der s y n t a g m a t i s c h e n D i m e n s i o n oder d e n Ü b e r g a n g zu h ö h e r e n S i g n e m r ä n g e n v o r a u s s e t z t , e n t s p r i c h t der auf der r e c h t e n
57
Signifikat
Signifikant
m.S-nt
Semem
Noem/Sem
Subkl.
I.
Klasse
Abkürzungen: M. = M o n o s e m i e r u n g ; m . S . = m o n o s e m i e r t e s Signem; m . S - n t = S i g n i f i k a n t des monosemierten Signems (der mit dem Signifikanten identisch ist); Subkl. = Subklasse; I. = I n k l u s i o n . Seite abgebildete Übergang von der Klasse zur Subklasse zwei verschiedenen Deutungen, die ihrerseits zwei bislang nicht unterschiedenen, aber unbedingt von einander zu trennenden Deutungen des Trapez-Modells in seiner Gesamtheit entsprechen. Im Falle der Modellanwendung auf der ersten Meta-Ebene wird es insbesondere für den Normalfall der semasiologischen Analyse angemessen sein, die obere Trapezseite als Repräsentation der Verbindung eines Signifikats mit n Sememen (wobei n s 1 ) und m i t p Semen oder q Noemen (wobei q > p > n )
zu lesen. Bei dieser Lesart ent-
stehen für die rechte untere Trapezecke zwei Deutungsmöglichkeiten, deren eine hier die Öurchschnittsmenge der den n Sememen eines Signifikats entsprechenden n Klassen erscheinen und somit eine Uberflüssige Doppelung der dem umfassendsten S^-Semem
entsprechen-
d e n Klasse entstehen ließe. Interessanter für Modellanwendungen der genannten Art ist daher die zweite Deutung, derzufolge an der rechten unteren Trapezecke statt der Durchschnitts- die Vereinigungsmenge der den Sememen entsprechenden n Klassen zu stehen kommt. Wird im Falle der Monosemierung das Signifikat auf eines der in ihm disjunktiv verbundenen n Sememe reduziert, so reduziert sich automatisch auch diese Vereinigungsmenge auf diejenige ihrer möglichen Subklassen, die dem übrig gebliebenen Semem entspricht. Im Falle der Modellanwendung auf der zweiten Meta-Ebene hingegen wird es sich häufig als nützlich erweisen, von den jeweiligen Einheiten als solchen, das heißt unter Abstraktion unter anderem von ihren möglichen Quantifizierungen, zu sprechen. Hierfür ebenso wie im Falle der Modellanwendung auf der ersten Meta-Ebene bei bestimmten onomasiologischen Fragestellungen geeigneter als die erste ist eine zweite Lesart der oberen Trapezseite, derzufolge sie im Sinne der Serie "1 Signifikat - 1 Semem - 1 Noem/Sem"
58
zu deuten ist. Für die in diesem Fall an der rechten unteren Trapezecke erscheinende Klasse gilt dann, daß der geringeren Anzahl von Bestimmungsstücken in der intensionalen Definition des Noems oder Sems gegenüber derjenigen des Semems notwendig eine größere Extension der ihm entsprechenden Klasse gegenüber der dem Semem entsprechenden Klasse korrespondiert, da grundsätzlich einer geringeren Intension ein allgemeinerer Begriff und damit eine größere Extension entsprechen. Da ferner das Semem als konjunktive Kombination aus den Noemen/Semen definiert ist, für die das einzige Noem/Sem dieser Lesart als Stellvertreter figuriert, muß die diesem Noem/Sem entsprechende größere Klasse die dem Semem entsprechende als Subklasse enthalten. 2.3-2.5.
Modelle für Parole- und Zparole-Analysen
Das gemäß 2.3-2.4 verallgemeinerte Trapez-Modell ist nach wie vor auf die Ebene der Langue bezogen und kann dort sowohl auf paradigmatische als auch auf syntagmatische Signem-Analysen angewendet werden. Es steht damit im Gegensatz zu dem einfachen TrapezModell gemäß 2.3.1.4, das lediglich auf paradigmatische Analysen von Signemen jeweils nur eines einzigen Ranges anwendbar ist, und ebenso zu denjenigen Modell-Varianten, mit denen den Bedürfnissen einer Anwendung auf den beiden anderen hier behandelten Ebenen Rechnung getragen werden kann. Diese Varianten lassen sich durch die folgenden Reduktionen aus dem verallgemeinerten Trapez-Modell ableiten. (1) Bei einer Modellanwendung auf der Ebene der Parole ist gemäß 1.5-3 die paradigmatische Dimension per definitionem ausgeschlossen und gemäß 2.3.2.1 von der grundsätzlichen - gegebenenfalls mit Hilfe eines S^-Semems nachzuweisenden - Monosemie aller Signem-Vorkommen auszugehen. Da damit auch jegliche mittelbare Sememanalyse im Sinne einer der möglichen Deutungen der in der rechten unteren Trapez-Zone abgebildeten Inklusion von Klassen nur mehr im metasprachlichen Begleitbewußtsein möglich ist, genügt für die verbleibenden Aufgaben einer Parole-Analyse die Reduktion des Modells auf das innere Dreieck mit den durch den Signifikanten des monosemierten Signems, das Semem und die Subklasse besetzten Ecken. Als deren Parole-Entsprechungen können Vorkommen, Bedeutung und (jeweiliges) Denotatum eingesetzt werden; dabei besteht eine weitere Vereinfachung in dem implizit vorgenommenen Verzicht auf die Unterscheidung zwischen den Parole-Entsprechungen von Signifikant
5.y
und Signem. Mit Hilfe dieser Vereinfachung können häufig anzutreffende Mißverständnisse vermieden werden, ohne daß deshalb auf die Ebene der Parole bezogene Analysen Verwechslungsgefahren ausgesetzt wären. Für solche Analysen bleibt somit das klassische Dreieck unbeeinträchtigt als Modell gültig: Bedeutung
Vorkommen
jeweiliges Denotatum
Bei einer Anwendung auf der Ebene der Sparole ist gemäß 1.5.3 die syntagmatische Dimension per definitionem
ausgeschlossen,
womit sich der hier interessierende Teil des Modells auf das äußere Trapez reduziert. Da überdies in einer
Eparole-Analyse
ausschließlich quantifizierbare Einheiten eine Rolle spielen können, genügt eine Berücksichtigung des durch die Typus-Vorkommen-Relation quantifizierbaren Typus, für den die gesamte linke Trapezseite steht, der durch die Klasse-Element-Relation quantifizierbaren Klasse, für die die gesamte rechte Trapezseite als repräsentativ gelten kann, und der gemäß 2.3.1.2 auf der oberen Trapezseite abbildbaren quantitativen Divergenzen zwischen Signifikat, Semem und Noem/Sem, deren Sparole-Entspre73 chung gelegentlich als quantifizierbare Bedeutung behandelt wird. Für Eparole-Analysen kann somit die folgende Vereinfachung des Trapez-Modells Anwendung finden: quantifizierbare Bedeutung Klasse
Cf. z.B. Guiraud 66.
2.4.
SEMEMDISJUNKTION UND NOEMIDENTITÄT Auf der Grundlage des erweiterten und sowohl theoretisch als
auch hinsichtlich seiner Anwendungsmöglichkeiten genauer bestimmten Trapez-Modells ist es jetzt möglich, einer Frage in ihren E i n 74 zelheiten nachzugehen, die ich früher nur in teils tastender und 75 teils völlig abwegiger Weise behandelt und dann vorsichtshalber gänzlich ausgeklammert hatte: der nach den Möglichkeiten einer U n terscheidung zwischen Polysemie und Homonymie einerseits u n d zwischen Synonymie und Polymorphie andererseits. Die Vernachlässigung der ersten dieser beiden Unterscheidungen hat denn auch J. Larochette in einigen meiner früheren Darstellungen den Ausdruck einer "facon radicale de supprimer l'homonymie au profit de la polyse76 mie" erblicken lassen. 2.4.1.
POLYSEMIE UND HOMONYMIE
Neben den zahlreichen Ansätzen, die das Verhältnis von Polysemie und Homonymie sei es mittels
diachronisch-etymologischer
Kriterien, sei es durch Rekurse auf ein individuelles oder ein statistisch durchschnittliches Spreoherbewußtsein oder sei es mit Hilfe irgendwelcher anderen "externen" Faktoren genauer zu fassen suchen, eröffnen die in 2.3.1.2 gegebenen Bestimmungen des Sems 77 * eine Möglichkeit , auch'über die Anwendung ausschließlich solcher Kriterien, die aus dem jeweiligen Sprachsystem selbst stammen, zu einer jedenfalls nicht weniger befriedigenden Lösung zu gelangen. Mit Hilfe des Sems, genauer,: mit Hilfe von Semem-Komponenten, die in mindestens einem der sie enthaltenden Sememe ein und desselben Signifikats Sem-Status haben, kann die in 2.3.2.(1)
eingeführte
Sememdisjunktion, die dort vorliegt, wo einem einzigen Signifikat die disjunktive Verbindung von zwei oder mehr Sememen entspricht, folgendermaßen subspezifiziert werden. V o n Homonymie soll dann die 74 Cf. Heger 63b. 75 Cf. Heger 64, pp.507-508 und p.510 n.47; die dort gegebenen Bestimmungen der Polysemie habe ich in Heger 69a, p.177 n.55, ausdrücklich widerrufen. 76 Larochette 67, p.159. 77 Diese Möglichkeit habe ich in unmittelbarer Anlehnung an die von Larochette 67, § 7, bes. p.166, gegebenen Anregungen erstmals in Heger 69a auszuwerten versucht. Änderungen gegenüber der damaligen Fassung und gegenüber der in der ersten Auflage gehen im wesentlichen auf die präzisierte Definition des Sems und auf dort wie hier dankbar aufgegriffene Anregungen insbesondere aus Larochette 72 und aus Kotschi 74 (bes. pp. 88-90 und 132-133) zurück.
61
Rede sein, wenn diese Sememe - ausgenommen selbstverständlich das oder die Sj-Semem(e) (cf. oben 2.3.2.3) - kein gemeinsames Sem bzw. keine gemeinsame Semem-Komponente, di,e in mindestens einem Semem Sem-Status hat, aufweisen, das heißt also, wenn für alle möglichen Paare aus den Sememen S^ bis S n gilt, daß S^flS^ = 0 Seme. Hingegen soll von Polysemie dann die Rede sein, wenn alle möglichen Paare von Sememen eines Signifikats durch mindestens ein gemeinsames Sem bzw. durch mindestens eine gemeinsame Semem-Komponente, die in einem der beiden Sememe Sem-Status hat, verbunden sind, wenn also für sie gilt, daß S . n s k > 1 Sem. Aus dieser Defi1
nition ergibt sich unmittelbar eine weitere Unterscheidbarkeit
78
,
die zwischen Fällen heterogener Polysemie, in denen die Bedingung S i n s k ä 1 Sem durch beliebige, das heißt für jedes Paar S ^ ^ verschiedene Seme erfüllt werden kann, und solchen homogener Polysemie zu trennen gestattet, in denen die Bedingung S^D S^ > 1 Sem in dem strengeren Sinn von S . H S ^ = s^ + s^ + ••• + s m zu lesen ist und in denen somit die Polysemie für jedes Paar S^S^ durch dasselbe Sem (dieselben Seme) gestiftet wird. Dennoch sind in diesen Definitionen von Homonymie und Polysemie zunächst nur die eindeutigen Extremfälle berücksichtigt. Dane79 ben gibt es zwei Arten hybrider Fälle, wie sie einerseits dort vorliegen, wo für drei Sememe ein und desselben Signifikats zwar S 1 f) S 2 > 1 Sem und S 2 D S ^ > 1 Sem, aber S 1 D S^ = 0 Seme gelten und die sich eindeutig dahingehend beschreiben lassen, daß man zwi78 Den Hinweis auf diese zusätzliche Unterscheidbarkeit verdanke ich U. Mönnich. 79 In Anlehnung an einen von Larochette 67, pp.165-166, gemachten Vorschlag habe ich in Heger 69a, pp.177-178, und auch noch in der ersten Auflage diese erste Art hybrider Fälle mit dem Beispiel chou, seinen drei Sememen Si = "Kohl=Kraut", S2 = "Mohrenkopf (= Gebäck)" und S3 = "Liebling", der S-i und S^ verbindenden Semem-Komponente /rund/ und der ¿2 und ¿3 verbindenden Semem-Komponente /süß/ illustriert. Völlig zu Recht weist jedoch inzwischen Larochette 72, p.167, darauf hin, daß es sich bei diesen Semem-Komponenten gar nicht um Seme, sondern um das handelt, was gemäß 2.3.1.2 als enzyklopädische Merkmale einzustufen ist und im vorliegenden Fall seine Sonderstellung gegenüber anderen enzyklopädischen Merkmalen der Erinnerung an die tertia comparationis jener Metaphern verdankt, aus denen die Sememe S? und S3 von chou entstanden sein dürften. - Entsprechende Überlegungen veranlassen mich zur Vereinfachung des für die zweite Art hybrider Fälle benutzten Beispiels lengua ; die in der ersten Auflage zusätzlich herangezogenen Semem-Komponenten /Mensch/ und /Nicht-Mensch/ sind ebenfalls nicht als Seme, sondern lediglich als enzyklopädische Merkmale einzustufen, die einer mit Bezug auf das Semem "Zunge" willkürlichen Subspezifizierung entstammen.
62
s e h e n S^ u n d S2 und. z w i s c h e n S 2 u n d S^ eine
Polysemie-Beziehung
u n d z w i s c h e n S^ u n d S^ eine H o m o n y m i e - B e z i e h u n g k o n s t a t i e r t .
Je-
d o c h b l e i b t bei d i e s e r B e s c h r e i b u n g die für die L e x i k o g r a p h i e sentliche Frage offen, ob das b e t r e f f e n d e s e m e m d i s j u n k t e
we-
Signem
n u n als p o l y s e m e s oder als h o m o n y m e s S i g n e m e i n g e s t u f t w e r d e n soll. ftO Solange m a n keine dritte K a t e g o r i e w i e etwa die v o n H. Henne vorgeschlagene Multisemie neben Polysemie und Homonymie
einführen
w i l l , k a n n diese F r a g e n u r d u r c h eine im Grunde w i l l k ü r l i c h e
Zuord-
n u n g entschieden w e r d e n , w o b e i die d e n B e d ü r f n i s s e n der l e x i k o g r a p h i s c h e n Praxis gemäßere L ö s u n g die v o n J. L a r o c h e t t e
vorgeschla-
gene Z u o r d n u n g zur P o l y s e m i e ist. D e r e n D e f i n i t i o n m u ß d a n n d a h i n g e h e n d v e r a l l g e m e i n e r t w e r d e n , daß sie ü b e r a l l d o r t v o r l i e g t , wo jedes der Sememe eines S i g n i f i k a t s m i t m i n d e s t e n s einem a n d e r e n d i e s e r Sememe d u r c h ein g e m e i n s a m e s Sem - also in der Form S i D S^ > 1 S e m - d e r g e s t a l t v e r b u n d e n ist, daß d a d u r c h sämtliche
Sememe
S^ bis S n dieses S i g n i f i k a t s in i n d i r e k t e r S e m - V e r b i n d u n g m i t einander stehen. D e n zweiten, a u c h m i t d i e s e r z u s ä t z l i c h e n K o n v e n t i o n n i c h t m e h r r e d u z i e r b a r e n , a n d e r e r s e i t s aber für die L e x i k o g r a p h i e
wesent-
l i c h w e n i g e r p r o b l e m a t i s c h e n h y b r i d e n Fall i l l u s t r i e r t die f o l g e n de E r w e i t e r u n g des s c h o n g e n e r e l l für die S e m e m d i s j u n k t i o n z o g e n e n Beispiels s p a n i s c h lengua.
herange-
U n t e r s t e l l t m a n die E x i s t e n z
einer in eine s y m p t o m f u n k t i o n a l e S e m - O p p o s i t i o n u m g e d e u t e t e n d i a stratischen Opposition zwischen Allgemeinsprache und
sprachwissen-
s c h a f t l i c h e r F a c h s p r a c h e , so f ü h r t eine s e m a s i o l o g i s c h e A n a l y s e m i n d e s t e n s d e n drei S e m e m e n S^ = "Sprache (im
zu
allgemeinsprachli-
chen S i n n ) " , S2 = "Langue (im S i n n e d e r auf Saussure
zurückgehen-
d e n Terminologie) u n d S^ = "Zunge". D a sowohl d a s u n a n a l y s i e r t e Semem S^ = "Zunge" als a u c h der d e n S e m e m e n S^ = "Sprache" u n d S^ = ' " L a n g u e " gemeinsame u n a n a l y s i e r t e s y m b o l f u n k t i o n a l e "Sprache = K o m m u n i k a t i o n s m i t t e l "
Sememteil
jeweils m i n d e s t e n s ein Sem ent-
h a l t e n müssen, u n d da das A u f f i n d e n eines diesem S e m e m t e i l u n d dem S e m e m S^ = "Zunge" g e m e i n s a m e n S e m s als u n w a h r s c h e i n l i c h
ausge-
s c h l o s s e n w e r d e n darf, k ö n n e n die B e z i e h u n g e n z w i s c h e n d i e s e n drei S e m e m e n d a h i n g e h e n d b e s c h r i e b e n w e r d e n , daß zwar S ^ H S - S 1 Sem,
80 Cf. H e n n e 72, p p . 1 6 1 - 1 6 2 , wo a l l e r d i n g s u n k l a r bleibt, - ob d i e ser Terminus gemäß dem H i n w e i s auf das v o n L a r o c h e t t e 67 ü b e r n o m m e n e Beispiel (cf. o b e n n.79) auf den h i e r v o r l i e g e n d e n F a l l ( S 1 n S 2 ä 1 Sem) + ( S 2 n S j > 1 Sem) + ( S - ^ S j = 0 Seme) oder aber, w i e es H e n n e s . D e f i n i t i o n n a h e l e g t , auf d e n im f o l g e n d e n b e h a n d e l t e n F a l l (S 1 flS, > 1 Sem) + ( S - O S , = Ö Seme) + (S.flS, = 0 Seme) a n g e w a n d t w e r d e n soll. ^
63
aber S2 3
spricht,
k ö n n t e a n d e r e r s e i t s der E i n w a n d n a h e l i e g e n d e r s c h e i n e n , d a ß D e f i n i t i o n , d e r z u f o l g e A b l e i t u n g e n w i e Häuschen z u n g e n wie
Schulhaue
und
eine
Zusammenset-
als S i g n e m e e i n u n d d e s s e l b e n R a n g e s
einzu-
stufen wären, kaum akzeptabel erscheint. Ein solcher Einwand j e d o c h n i c h t die h i e r v o r g e s e h e n e n D e f i n i t i o n e n t r e f f e n ,
würde
sondern
a u f die h e t e r o g e n e K o n z e p t i o n z u r ü c k f a l l e n , die h i n t e r d e r U n t e r scheidung zwischen Ableitung und Zusammensetzung steht. Es wäre i n d e r Tat s e h r u n e r f r e u l i c h , w e n n
Häuschen
u n d Schulhaus
als
n e m e e i n u n d d e s s e l b e n R a n g e s zu g e l t e n h ä t t e n , a b e r n i c h t gen, weil
-chen
eine n i c h t - v o k a b e l b i l d e n d e ,
Schul-
Sig-
deswe-
hingegen
eine
v o k a b e l b i l d e n d e A u t o s e m e M i n i m a l e i n h e i t ist, s o n d e r n v i e l m e h r w e g e n , w e i l -chen
Element eines geschlossenen,
Schul-
E l e m e n t eines o f f e n e n P a r a d i g m a s ist. Die d a r a u s f o l g e n d e s t e l l u n g , daß s i c h Häuschen Zusammensetzung,
u n d Schulhaus
des-
hingegen Fest-
nicht als Ableitung
und
sondern als Flexionsform und Lexemverbindung
ge-
genüberstehen, macht lediglich den Hinweis darauf
erforderlich,
daß kaum ein vernünftiger Anlaß besteht, Grammeme nur n i c h t als G r a m m e m e
deswegen
zu b e h a n d e l n , w e i l ihre d e f i n i t i o n s g e m ä ß e
h a n d l u n g zu a n d e r e n K l a s s i f i z i e r u n g e n als d e n e n f ü h r t , die
Be-
durch
e i n e l a n g e T r a d i t i o n g e h e i l i g t e r s c h e i n e n . Im F a l l e d e r h i e r als Beispiele benutzten Diminutiv- und Augmentativ-Affixe gilt dies u m so m e h r , a l s ihre S e m e m e als g e n a u die g l e i c h e n q u a n t i t a t i v e n 108 Kategorien der Intensitätsmessung ( Q c x ) zu a n a l y s i e r e n s i n d , w i e sie a u c h in d e n S e m e m e n d e r s e i t e h u n d je d e r M o r p h o l o g i e 108 Cf. H e g e r 6 7 , p p . 5 6 7 - 5 6 8 , u n d u n t e n 5 . 1 . 1 .
96
zu-
gerechneten "Steigerungs"-Grammeme "bei "Adjektiven" vorliegen. D i minutiv- und Augmentativ-Affixe einerseits und
"Steigerungs"-Gram-
meme andererseits sind daher sogar Elemente ein-und desselben Paradigmas und in einigen Fällen darüberhinaus noch Grammem-Varianten v o n einander (cf. oben 3-3.3.3.(2)). 3.4.2.
SELEKTIONSRESTRIKTIONEN AUF RANG R3
M i t diesen Feststellungen soll selbstverständlich nicht bestritten werden, daß es Unterschiede im Verhalten etwa von Diminutivsuffixen und Kasusendungen gibt - Unterschiede vor allem, die die Frage wechselseitiger Selektionsrestriktionen beim Aufbau von Einheiten höherer Ränge betreffen. Da diese
Selektionsrestriktio-
nen jedoch je einzelsprachlich bedingte Erscheinungen sind, können sie im Rahmen der vorliegenden Arbeit nur gelegentlich erwähnt (cf. z.B. noch unten 5.1.4), aber nicht in detaillierter Form analysiert werden. Dennoch sei an dieser Stelle wenigstens auf zwei Besonderheiten hingewiesen. 3.4.2.1.
Selektionsrestriktion und Sememdisjunktion bei Grammemen
Bei Grammemen, die solchen Selektionsrestriktionen unterworfen sind, ist sehr viel häufiger als bei anderen Grammemen das Vorliegen einer Sememdisjunktion (Homonymie oder Polysemie) zu beobachten. Insbesondere kommen bei ihnen nicht selten Sememdisjunktionen zwischen ausschließlich reflexiv-metasprachlichen und nicht ausschließlich reflexiv-metasprachlichen Sememen vor, was gemäß 3.0.2.1 und 3-1.4.(6) eine mehrfache Klassifizierung und gegebenenfalls Rangzuordnung für diese Grammeme und diejenigen Signeme zur Folge hat, an die sie gebunden sind. So ist beispielsweise span. Trill- in der Flexionsform chiqu-ill-o
als Grammem mit nicht
ausschließlich reflexiv-metasprachlichem Semem, in den Autosemen Minimaleinheiten torn-ill-
und an-ill-
hingegen als Grammem mit
ausschließlich reflexiv-metasprachlichem Semem einzustufen; bei der Autosemen Minimaleinheit ouchill-
schließlich ist überhaupt
zu fragen, ob eine Analyse in zwei Moneme mit gleichermaßen ausschließlich reflexiv-metasprachlichen Sememen, von denen eines nur in dieser Autosemen Minimaleinheit vorkommt, noch gerechtfertigt ist (cf. das weitere Beispiel oben 3.1 n.87). 3.4.2.2.
"Wortartverändernde Ableitung"
Die zweite hier zu erwähnende Besonderheit betrifft die sogenannten wortartverändernden Ableitungen. Daß die v o n ihrer Unterstellung stillschweigend vorausgesetzte Möglichkeit, unter be97
stimmten Bedingungen auch bei Vorliegen nur einer einzigen Autosemen Minimaleinheit verschiedene Vokabeln nach verschiedenen arten zu unterscheiden,
Wort-
keineswegs als gesichert gelten kann,
de s c h o n o b e n in 3.3.2.1
dargelegt. Auch die üblicherweise
herangezogenen Beispiele helfen kaum weiter: wieso etwa lat. z w a r in d e r " N o m i n a l a b l e i t u n g " oant-a-t-or "Partizip"
cant-a-t-us
wur-
hierfür -t-
, n i c h t a b e r in d e m
wortartverändernd wirken soll, ist
jeden-
f a l l s so l a n g e s c h w e r e i n z u s e h e n , wie m a n d i e s e n U n t e r s c h i e d e i n e r p a s s e n d e n u n d w o h l k a u m je a u f f i n d b a r e n
an
Wortarten-Definition
f e s t z u m a c h e n v e r s u c h t . I n t e r p r e t i e r t m a n ihn h i n g e g e n a l s s c h i e d z w i s c h e n G r a m m e m e n , die S e l e k t i o n s r e s t r i k t i o n e n
Unter-
unterlie-
g e n ( " A b l e i t u n g s e l e m e n t e " ) , u n d s o l c h e n , für d i e d i e s n i c h t nur in wesentlich eingeschränkterer Form zutrifft
oder
("Endungen"),
v e r s c h w i n d e n die g e n a n n t e n S c h w i e r i g k e i t e n . M i t i h n e n
verschwinden
a l l e r d i n g s g l e i c h z e i t i g e i n e s d e r w i c h t i g s t e n A r g u m e n t e f ü r die U n t e r s t e l l u n g der M ö g l i c h k e i t , a u c h bei V o r l i e g e n e i n e r
einzigen
A u t o s e m e n M i n i m a l e i n h e i t v e r s c h i e d e n e V o k a b e l n zu u n t e r s c h e i d e n , und jedenfalls jeglicher Anreiz,
"wortartverändernde
a l s K r i t e r i u m für eine U n t e r s c h e i d u n g v o n S i g n e m e n
Ableitungen"
verschiedener
Ränge zu benutzen. 3.4.3.
VORLÄUFIGE DEFINITION DER
KOMPOSITIONSFORM
N a c h d i e s e n K l ä r u n g e n k ö n n e n die v e r b l e i b e n d e n des Typs
Telephon
Friedensvertrag
"Ableitungen"
und die Zusammensetzungen der Typen
Haustür
als E i n h e i t e n d e s R a n g e s R4 z u s a m m e n g e f a ß t
und
werden,
ohne d a ß a u s e i n e r s o l c h e n g e m e i n s a m e n E i n s t u f u n g a n d e r e a l s
be-
g r ü ß e n s w e r t e K o n s e q u e n z e n zu e r w a r t e n w ä r e n . U m a l l e d r e i i n 3.4.1 a u f g e f ü h r t e n F ä l l e z u d e c k e n , m u ß die D e f i n i t i o n d i e s e r so f o r m u l i e r t w e r d e n , d a ß sie d e r V e r b i n d u n g v o n
Einheiten
Flexionsformen
s o w o h l m i t g e b u n d e n e n A u t o s e m e n M i n i m a l e i n h e i t e n als a u c h m i t
ge-
b u n d e n e n F l e x i o n s f o r m e n g e r e c h t w i r d . Ü b e r d i e s i s t n e b e n d e m Typ Friedensvertrag G r a m m e m (n)s
, in d e m d a s L e x e m Friede(n)
und das
lexemgebundene
a n die j e w e i l i g e F l e x i o n s f o r m d e r V o k a b e l
b u n d e n sind, a u c h d e r T y p zahlungswillig d e m n e b e n d e m L e x e m zahl
Vertrag
zu b e r ü c k s i c h t i g e n ,
u n d dem l e x e m g e b u n d e n e n G r a m m e m ung
gein zu-
s ä t z l i c h n o c h e i n i n E i n h e i t e n d e s R a n g e s R4 g e b u n d e n e s M o n e m s a u f t r i t t . D i e zu b e s t i m m e n d e V e r b i n d u n g m u ß a l s o n e b e n
obligatori-
s c h e n a u c h f a k u l t a t i v e , h i e r d u r c h "x" g e k e n n z e i c h n e t e
Bestandtei-
le e n t h a l t e n u n d k a n n z u n ä c h s t e i n m a l - i n v o r l ä u f i g e r F o r m dermaßen
98
lauten:
folgen-
Flexionsform
x x x
x =
Lexeme lexemgebundene Moneme mit ausschließlich reflexiv-metasprachlichen Sememen lexemgebundene Grammeme (einschließlich eventuell an sie gebundener Moneme mit ausschließlich reflexiv-metasprachlichen Sememen) kompositionsgebundene Moneme 4 E = "Kompositionsform11
Die so definierte Kompositionsform ist gemäß dem in 3-0.1 Gesagten ein Signem, dem auf der Ebene der Sparole der Kompositionsform-Typus und auf der Ebene der Parole das Kompositionsform-Vorkommen entsprechen. Ebenso gilt für sie analog das, was in 3.3.1 über die Paradigmatisierbarkeit der Flexionsform gesagt worden ist, so daß auch hier auf den Ebenen der Langue und der Zparole zwischen "Kom4 41 positionsformen" (E ) und "zusammengesetzten Vokabeln" (£ ) bzw. ihren jeweiligen Typen unterschieden werden kann; auf der Ebene der Parole hingegen sind ihre Vorkommen identisch und mögen "zusammengesetzte Wörter" heißen. Neben diesen eher automatischen Konsequenzen aus dem bisher Gesagten hat die vorläufige Definition der Einheiten des Ranges R4 aber auch Folgen, die mindestens überraschend wirken dürften. Zu ihnen gehört zunächst, daß die Bestimmung Flexionsform x gebundene Flexionsformen nicht nur Fälle wie den Friedensverträgen (cf. 3.4.1.(3)), sondern selbstverständlich auch solche wie den gültigen Verträgen deckt. Auch die letzteren sind also als Kompositionsformen einzustufen, und ebenso scheinen - um die Beispiele in Bereiche auszudehnen, in denen die scheinbar naturgegebene Unterscheidung zwischen "Zusammensetzungen" und "Syntagmen" seit eh und je als fragwürdig gilt die in den letzten derrufenen
hundert
und infolgedessen
Jahren
geschlossenen,
noch heute gültigen
bislang Verträge
nicht
wi-
mit dem
gleichen - fraglichen - Recht eine Kompositionsform zu sein wie der berühmte Donaudampfschiffahrtsges
eilschaftskapitänswitwenren-
tenausZahlungstag . Spätestens an dieser Stelle erweist sich die vorläufige Definition der Kompositionsform insofern als unzulänglich, als sie zwar ebenso wie die Definitionen der Autosemen Minimaleinheit und der Flexionsform eine präzise Angabe der Komponenten, im Gegensatz zu jenen beiden aber damit noch nicht automatisch eine Angabe über eine obere Begrenzung enthält. Es ließe sich im Gegenteil leicht zeigen, daß sie in dieser Unbegrenztheit letztlich auch für Sätze, Texte und ganze Textsammlungen gilt.
99
Um als zureichende Bestimmung der Kompositionsform gelten zu können, muß deren Definition somit vervollständigt werden. Diese Vervollständigung soll darin "bestehen, daß die Arten von Bindungen, die zwischen Lexemen anzutreffen sind, gemäß dem in 3.0.2 Gesagten mit Bezug auf die Sememe dieser Lexeme spezifiziert und diese Spezifizierungen als noematische Komponenten in die Sememe der zu definierenden Signeme der Ränge R^4 eingesetzt werden. Dieser Übergang von dem in Abschnitt 3-1 erarbeiteten und in 3-1.4 tabellarisch zusammengefaßten generischen Kriterium verschiedener Monemklassen zu dem spezifischen Kriterium verschiedener Arten von Bindungen zwischen Sememen ist das neben dem Übergang von Rang R1 zu Rang R2 wohl wichtigste Beispiel für ein Vorliegen nicht unerheblicher qualitativer Unterschiede zwischen den für die Defini109 tion der einzelnen Signemränge benutzten Definitionsstücken Dies besagt einerseits, daß die Ränge R1 bis R3 zwar nicht gegenüber der vorläufigen Definition der Kompositionsform, die für alle Ränge R>3 gilt, wohl aber gegenüber den im folgenden im einzelnen zu definierenden Rängen R>4 eine deutlich abgegrenzte Klasse von Rängen bilden. Andererseits aber macht die Tatsache, daß die im folgenden zu entwickelnde Ranghierarchie ab Rang R4 als Subspezifizierung des hier definierten und als zu generisch erwiesenen Ranges R>3 aufgefaßt werden kann, auch hinreichend deutlich, daß diese Abgrenzbarkeit keinen prinzipiellen Bruch in dem eingeschlagenen Definitionsverfahren darstellt und somit an dem Ubergang von Rang R3 zu Rang R4 auch keine negativ zu wertende Heterogeneität entstehen läßt. Vielmehr entspricht sie einer Verfeinerung des von Anfang an benutzten Instrumentariums durch die Einführung von SubSpezifizierungen, deren vorzeitige Einführung lediglich überflüssige Komplikationen für die Definitionen der Ränge R1 bis R3 zur Folge gehabt haben würde. Im einzelnen wird sich mit der Spezifizierung der möglichen Bindungen zwischen Sememen von Lexemen eine Aufgabe stellen, die jedenfalls in ihren zunächst zu bewältigenden Teilen auch als die einer Explizitierung jenes "Vorgangs"-Begriffs gedeutet werden könnte, den ich als partiell Undefinierte Prämisse auch schon in 109 Es sind dies dieselben qualitativen Unterschiede, auf die in allgemeiner Sicht oben in 3.0.2.3 eingegangen wurde. - Sowohl allgemein als auch speziell mit Bezug auf den Übergang von Rang R3 zu Rang R4 waren diese Fragen Gegenstand zahlreicher Heidelberger Seminardiskussionen, denen ich wichtige Anregungen für die gegenüber der ersten Auflage erfolgten Präzisierungen verdanke.
100
früheren Arbeiten
110
benutzt habe und der mit Hilfe der im folgen-
den einzuführenden Aktantenmodelle analysiert werden muß, bevor in 4.4.1 die hier offen bleibende Frage nach der vervollständigten Definition der Kompositionsform wieder aufgegriffen werden kann. Von den für das jetzt einzuschlagende Verfahren in Frage kommenden Vorbildern sind neben den das vierte Kapitel einleitenden Gedanken K.Baumgärtners insbesondere die Arbeiten von L.Tesniere und von 111 A.J.Greimas entscheidende Anregungen für die folgenden Darlegungen gewesen.
110 Cf. Heger 66, p.141, und Heger 67, pp.549-552. 111 Insbesondere Tesnifere 59 und Greimas 66.
101
4.
4.1.
AKTANTENMODELL
PRÄMISSEN In seinen Überlegungen
Grammatiktheorie
struktions-Alternativen Funktionalität,
zur Rolle der F u n k t i o n a l i t ä t in
unterscheidet K.Baumgärtner
zwischen "vier
für die Etablierung der
der Kon-
grammatischen
nämlich:
(a) D i s t r i b u t i o n e l l e K l a s s i f i k a t i o n v o n s y n t a k t i s c h e n bzw. Kategorien, auf der Grundlage von ler Segmentierung,
Positionen
oberflächenstrukturel-
insb. durch morphologische Kriterien
sisches strukturalistisches
(Klas-
Modell);
(b) T i e f e n s t r u k t u r e l l e D e u t u n g v o n s y n t a k t i s c h e n K a t e g o r i e n , der Grundlage der oberflächenstrukturellen
auf
Segmentierung
oder
(Modell der
Kasus-
einer schon tiefenstrukturellen Abstraktion grammatik) ;
(c) T i e f e n s t r u k t u r e l l e D e u t u n g v o n K a t e g o r i e n - R e l a t i o n e n , auf der Grundlage der vorgegebenen syntaktischen (Aepeots-Modell
der Funktion)
entweder
Relationen
oder in U n a b h ä n g i g k e i t v o n
spezifischen syntaktischen Relationen
den
(Funktionenlogisches
Mo-
dell) ; (d) Q u a s i - D e u t u n g
durch unmittelbare
d.h. durch objektsprachliche
syntaktische
Verbalisierung
Konstruktion,
innerhalb
bestimmten allerersten syntaktischen Tiefenstruktur 112 der sog. G e n e r a t i v e n Semantik)." U n g e a c h t e t d e r F r a g e , ob die jeweilige
Illustration mit
nach einem halben Jahrzehnt noch volle Gültigkeit
einer
(Modell
Beispielen
beanspruchen
kann, ist diese vierfache Unterscheidung auch heute n o c h ein die Lokalisierung bestimmter Fragestellungen und bestens geeigneter Bezugsrahmen.
So erlaubt er vorab die
lung, daß für jegliches Bemühen um noematisch fundierte nen mit außereinzelsprachlicher (a) u n d
102
Gültigkeit die durch die
(d) a n g e s p r o c h e n e n M ö g l i c h k e i t e n w e g e n i h r e r
112 B a u m g ä r t n e r
70.
für
Zielsetzungen FeststelDefinitioPunkte
jeweiligen
B i n d u n g a n je e i n z e l s p r a c h l i c h - i m m a n e n t e
Gegebenheiten
automatisch
ausscheiden. Von den damit verbleibenden'Möglichkeiten
(b) u n d 1 *1 -2
soll i n Ü b e r e i n s t i m m u n g m i t m e i n e n f r ü h e r e n Ü b e r l e g u n g e n
(c)
ebenso
wie mit den von Baumgärtner selbst gezogenen Folgerungen hier diej e n i g e i m V o r d e r g r u n d s t e h e n , die er als " f u n k t i o n e n l o g i s c h e s dell" bezeichnet und außer mit der grundlegenden Arbeit
Mo-
H.E.Brek-
114 les
gerade mit den von mir vorgeschlagenen Lösungen
hat. 4.1.1. 4.1.1.1.
illustriert
AKTANTENMODELL Grundsätzliches
V o r a u s s e t z u n g f ü r die d a m i t a n g e s t r e b t e Deutung von Kategorien-Relationen"
"tiefenstrukturelle
ist, d a ß a l s P r ä m i s s e n
einer-
seits K a t e g o r i e n , die m i t e i n a n d e r in R e l a t i o n t r e t e n k ö n n e n , andererseits Relationen, die solche Kategorien mit einander binden können, zugelassen werden. Diese Voraussetzung genden dadurch erfüllt werden,
und
ver-
soll im f o l -
daß
- e r s t e n s als m i t e i n a n d e r in R e l a t i o n t r e t e n d e K a t e g o r i e n d i e aus 3.3 v o r l i e g e n d e n E ^ - S e m e m e
(Sememe v o n F l e x i o n s f o r m e n ) , die
i h r e r A n a l y s i e r b a r k e i t i n N o e m e die F o r d e r u n g d e r sprachlichkeit erfüllen,
dank
Außereinzel-
eingesetzt und
- z w e i t e n s - in Ü b e r e i n s t i m m u n g m i t d e m s c h o n f r ü h e r v o n m i r e i n 115 3 geschlagenen Verfahren - eine e i n z i g e d i e s e £ - S e m e m e v e r b i n d e n d e R e l a t i o n in A n l e h n u n g a n die p r ä d i k a t e n l o g i s c h e Z u o r d n u n g einer Prädikat-Variablen n zu einer oder mehreren Argument-Var i a b l e n A b e s t i m m t werden''"'®. 113 Cf. H e g e r 66; cf. d a z u B a l d i n g e r
66a.
114 C f . B r e k l e 7 0 . 115 Cf. H e g e r 66,
pp.143-147.
116 D a d i e s e B e s t i m m u n g a u c h a b g e s e h e n v o n i h r e r i r r e f ü h r e n d e n u n d in m e h r e r e n R e z e n s i o n e n zu R e c h t k r i t i s c h v e r m e r k t e n Z u o r d n u n g zur A u s s a g e n l o g i k zu e i n e r R e i h e v o n M i ß v e r s t ä n d n i s s e n A n l a ß g e g e b e n h a t , s e i e n h i e r die f o l g e n d e n P u n k t e a u s d r ü c k l i c h b e tont: 1. D i e g e l e g e n t l i c h e A n l e h n u n g a n in a n d e r e n D i s z i p l i n e n wie h i e r in d e r L o g i k e r a r b e i t e t e V o r b i l d e r i m p l i z i e r t a n k e i n e r S t e l l e d e n V e r z i c h t auf die e i g e n e Z i e l s e t z u n g e i n e r noematischen Systematik, als geeignetes tertium comparationis beim Vergleich natürlicher Einzelsprachen zu dienen. K o m p l e m e n t ä r d a z u g i l t , d a ß es a b w e g i g w ä r e , e i n e r n o e m a t i schen Systematik den Anspruch zu unterstellen, mit Modellen a n d e r e r D i s z i p l i n e n , v o n d e n e n sie z w a r A n r e g u n g e n b e z i e h e n k a n n , die a b e r im H i n b l i c k a u f a n d e r e Z i e l s e t z u n g e n e r s t e l l t sind, hinsichtlich eben dieser ihrer anderen Zielsetzungen k o n k u r r i e r e n z u w o l l e n . Im V e r h ä l t n i s z u l o g i s c h e n M o d e l l e n
103
Da die übliche Darstellung dieser Prädikationsbeziehung in relativ enger Weise von Strukturgegebenheiten bestimmter natürlicher E i n 117 zelsprachen abhängig ist , vermag sie der Forderung der Außereinzelsprachlichkeit nicht gerecht zu werden. Dies erweist sich insbesondere an ihrer Unfähigkeit, die Gleichbehandlung der als Argumente und der als Prädikate auftretenden Sememe zu gewährleisten. D i e se Unfähigkeit wirkt überall dort nicht störend, wo man es nur mit Argument- und Prädikat-Variablen zu tun hat und somit irgendwelche gleichzubehandelnden Sememe gar nicht auftreten; nicht einmal dort braucht sie störend zu wirken, wo man sich mit gelegentlichen exemplarischen Einsetzungen solcher einzelsprachlicher Einheiten begnügen kann, deren Einstufung als Argument oder als Prädikat zufällig mit irgendeiner intuitiven Wortart- oder Satzteil-Klassifizierung nicht in Widerspruch zu stehen scheint. Für die hier verfolgten Ziele hingegen ist die Gleichbehandlung aller auftretenden Sememe unumgänglich, und um sie zu gewährleisten, ist das Prädikat in seigilt dies beispielsweise mit Bezug auf den Stellenwert des Kriteriums der Widerspruchsfreiheit: da in natürlichen Sprachen die verschiedensten Arten von Widersprüchen formuliert werden können, muß auch eine noematische Systematik Widersprüche in ihrem Objektbereich und deren verschiedene Arten ohne jede Einschränkung explizit und ihrerseits widerspruchsfrei darzustellen in der Lage sein. 2. Soweit dennoch weitergehende Analogien zwischen der hier zu entwickelnden noematischen Systematik und allen oder einigen logischen Modellen vorliegen - eine Frage, der hier nicht näher nachgegangen werden soll - , können sie in unmittelbarer Form naturgemäß nur zu intensional-semantischen und nicht zu extensional-semantischen logischen Modellen bestehen. Eine Kritik, die sich "nur gegen die Repräsentation des referentialen Aspekts der Bedeutung richtet, und [von der] Hegers Theorie der komponentiellen Sinnanalyse ... völlig unberührt bleibt" (Mönnich 75, p. I 72), ist daher mit Bezug auf die eigene Zielsetzung einer noematischen Systematik eher eine Bestätigung als eine Infragestellung. 3. Soweit auf Grund der notwendigen Korrespondenzen zwischen intensionalen und extensionalen Begriffsbestimmungen die in 2 als möglich unterstellten Analogien in mittelbarer Form auch zu extensional-semantischen logischen Modellen bestehen, ist für jeden Versuch, solche Analogien auszuwerten, besondere Vorsicht geboten. Insbesondere ist im Hinblick auf das in extensionalen Modellen übliche Operieren mit Wahrheitswerten oder mit den Bedingungen der Möglichkeit von Wahrheitswerten darauf hinzuweisen, daß diese als mögliche Äquivalente der hier benutzten intensionalen Kriterien nicht schon bei der für die Ränge R4 bis R6 konstitutiven Relation, die mehrere s'_sememe mit einander verbindet, sondern frühestens bei der für die Ränge R7 und R8 konstitutiven Assertion (cf. unten 6.1) auftreten können und daß mögliche Denotata-rBereiche erst auf Rang R10 (cf. unten 7.3.1) eingeführt werden. 117 Cf. van Dijk 72, bes. pp.146-148.
104
ne eigentliche prädikative Funktion einerseits und seine sonstigen, denen der Argumente parallelen semantischen Spezifizierungen andererseits aufzuspalten. Dies soll hier dadurch erfolgen, daß an die Stelle einer einfachen Zuordnungsbeziehung v o n Prädikat und Argument ein Notations-Modell tritt, in dem die folgenden 118 drei Arten von Komponenten auftreten : (1) der zweistellige Prädikator (P), der die einzige Konstante unter diesen Grundprämissen bildet; bei nicht rekursiver Anwendung steht in seinem Vorbereich der an die Stelle der Argument-Variablen tretende Aktant und in seinem Nachbereich der an die Stelle der verbleibenden semantischen Spezifizierungen der Prädikat-Variablen tretende Relator; rekursive Anwendung des Prädikators ist unbegrenzt möglich; (2) die Aktanten (A), die im Vorbereich des Prädikators stehen; 119 als noematische Besetzung einer Aktanten-Position kann jeder beliebige Allgemein- oder Individualbegriff auftreten, soweit nicht im Einzelfall besondere
Selektionsrestriktionen
eingeführt werden; und (3) die Relatoren (R), die im Nachbereich des Prädikators stehen; sie sind nach der Anzahl ihrer Stelligkeit zu unterscheiden und werden diesbezüglich im folgenden durch einen links unten angebrachten Index gekennzeichnet sein (^R, Bereich möglicher Relatoren ist wesentlich enger begrenzt als derjenige möglicher Aktanten: als noematische Besetzung einer Relatoren-Position kann weder ein Individualbegriff noch, bezogen auf die Unterscheidung zwischen kontinuierlichen und 118 Unter den weniger gravierenden - weil eventuell auch mit anderen Mitteln zu lösenden - Problemen, die das damit eingeschlagene Verfahren motivieren, sei noch ausdrücklich das der N o t wendigkeit einer semantischen Spezifizierung von Relations-Dimensionen im Falle mehrstelliger Prädikate genannt. 119 Die ausdrückliche Betonung, daß Aktanten- und Relatoren-Positionen noematisch zu besetzen sind, könnte angesichts der Tatsache, daß die hier zu entwickelnden Modelle im Sinne des in 3.0.2 Gesagten Sememe in ihrer Zusammensetzung aus Noemen beschreiben, überflüssig erscheinen. D a jedoch in einer Reihe von Fällen - so bei Martin 72, pp.437-438; Kastovsky 74, p. 192; und Lang/Thümmel 75, p.242 - Mißverständnisse entstanden sind und die jeweiligen Exemplifizierungszeilen der Aktantenmodelle im Sinn des Falles (d) der einleitend zu 4.1 zitierten Aufstellung K.Baumgärtners für lexematische statt im Sinn der hier zu Grunde gelegten Deutung (c) für noematische B e setzungen gehalten wurden, erscheint.es angebracht, eigens zu betonen, was ohnedies notwendig aus dem Aufbau der hier vorgelegten Signemrang-Hierarchie folgt.
105
1 20 diskontinuierlichen Allgemeinbegriffen licher Allgemeinbegriff,
, ein
sondern lediglich ein
diskontinuierkontinuierli-
cher Allgemeinbegriff auftreten; scheinbare Ausnahmen von dieser Begrenzung stellen in Wirklichkeit Abkürzungen
komplexerer
P r ä d i k a t i o n e n dar, i n d e n e n e b e n f a l l s n u r k o n t i n u i e r l i c h e gemeinbegriffe
als n o e m a t i s c h e B e s e t z u n g e n v o n
All-
Relatoren-Posi-
t i o n e n a u f t r e t e n (cf. u n t e n 4 . 3 ) . Die Herstellbarkeit einer Verbindung zwischen Aktanten
(oder an
ihrer Stelle stehenden rekursiv angewandten Prädikatoren) u n d R e latoren hängt somit von der Anzahl der Stelligkeit des
jeweiligen
R e l a t o r s a b . S t e h t im N a c h b e r e i c h e i n e s P r ä d i k a t o r s e i n
einstelli-
g e r R e l a t o r , so s t e h t i n s e i n e m V o r b e r e i c h e i n A k t a n t (oder siv angewandter Prädikator);
s t e h t h i n g e g e n im N a c h b e r e i c h
rekurein
z w e i - o d e r m e h r s t e l l i g e r R e l a t o r , so s t e h t im V o r b e r e i c h e i n P r o A k t a n t (*A*), d e r in e i n e d e r A n z a h l d e r S t e l l i g k e i t d e s R e l a t o r s i d e n t i s c h e A n z a h l v o n A k t a n t e n (oder r e k u r s i v a n g e w a n d t e n toren) aufzuspalten
Prädika-
ist.
D a A k t a n t e n u n d R e l a t o r e n als n o e m a t i s c h zu b e s e t z e n d e b l e n e i n g e f ü h r t sind, i s t ihre m ö g l i c h e i n t e n s i o n a l e
Varia-
Spezifizie-
r u n g u n d e r s t r e c h t ihre m ö g l i c h e e x t e n s i o n a l e I d e n t i f i z i e r u n g das aufzustellende Aktantenmodell
selbst irrelevant. Hingegen
f ü r jede n o e m a t i s c h e B e s e t z u n g , w i e sie in d e n
Exemplifizierungs-
121
Z e i l e n der A k t a n t e n m o d e l l e v o r g e f ü h r t w e r d e n w i r d
, die
ge i n t e n s i o n a l e S p e z i f i z i e r u n g a u t o m a t i s c h i m p l i z i e r t e z u n g u n d die j e w e i l i g e e x t e n s i o n a l e
für ist
Identifizierung
jeweili-
Vorausset-
jedenfalls
U b e r a l l d o r t v o n e r h e b l i c h e m I n t e r e s s e , wo e i n z e l n e A k t a n t e n
oder
Relatoren eines gegebenen ind ividuellen Aktantenmodells unterein122 ander referenzidentisch sind . F ü r d i e s e n F a l l i s t d a h e r eine b e s o n d e r e N o t a t i o n s f o r m v o r z u s e h e n , die v o r g r e i f e n d auf die 4 . 2 . 5 . 2 , 4 . 2 . 6 . 1 , 4.2.8.1
u n d 5 . 1 . 2 . 3 g e g e b e n e n Analys'en
in
einstwei-
l e n d a h i n g e h e n d f e s t g e l e g t w e r d e n s o l l , daß R e f e r e n z i d e n t i t ä t e n den jeweiligen Exemplifizierungszeilen dadurch gekennzeichnet 120 Cf. o b e n 2 . 3 . 1 . 3 . ( 2 ) u n d u n t e n 4 . 2 . 6 u n d
in
wer-
5.1.1.
121 E s sei s c h o n h i e r a u s d r ü c k l i c h b e t o n t , d a ß d i e s e E x e m p l i f i z i e rungszeilen als Beispiele noematischer Besetzungen von Aktantenmodellen lediglich illustrativen Zwecken dienen und daß dah e r ihre U m d e u t u n g i n k o n s t i t u t i v e B e s t a n d t e i l e d e r S t r u k t u r e n v o n Aktantenmodellen diese restlos verfälschen würde. N u r der V o l l s t ä n d i g k e i t h a l b e r sei a u c h die im G r u n d e s e l b s t v e r s t ä n d l i c h e F e s t s t e l l u n g h i n z u g e f ü g t , d a ß B e i s p i e l e als B e i s p i e l e u n d n i c h t als - m i ß l u n g e n e - V e r s u c h e e x h a u s t i v e r s e m a s i o l o g i s c h e r A n a l y s e n zu v e r s t e h e n sind. 122 Cf. a u c h H e g e r 6 6 , § 2 . 3 . 2 .
106
den, daß beim zweiten u n d jedem weiteren Auftreten eines
referenz-
i d e n t i s c h e n A k t a n t e n bzw. H e i a t o r s die A n g a b e
= ••• =
"A^
= A ^
A n l " b z w . " Rn^! = R n ? = ••• = Rn:l:" e i nDg e s e t z t w i r d , w o b e i n1 b i s mj q m1 q m2 q nj ' n i u n d m1 bis m j d e n j e w e i l i g e n bis - auf w e i t e r e s (cf. j e d o c h u n t e n 5'.1.2.3 u n d 6.4) s i c h aus d e m A k t a n t e n m o d e l l d u r c h e i n f a c h e zählung von oben nach unten bzw. von links nach rechts Indices
Durch-
ergebenden
entsprechen.
E b e n f a l l s im V o r g r i f f auf im f ü n f t e n K a p i t e l z u b e h a n d e l n d e Fragen ist hier vorab diejenige Spezifizierungs-Alternative
einzu-
führen, derzufolge ausschließlich der Prädikator - und damit so die im f o l g e n d e n e i n z u f ü h r e n d e n aus ihm a b g e l e i t e t e n
eben-
Funktoren,
nicht aber Aktanten und Relatoren - entweder positiv oder negativ markiert auftreten kann und muß. Die zusätzlich einzuführende d i n g u n g , daß d e r j e w e i l i g e o b e r s t e P r ä d i k a t o r e i n e s
Be-
Aktantenmo-
d e l l s p o s i t i v m a r k i e r t s e i n m u ß , s p i e l t bei d e n z u n ä c h s t zu b e h a n delnden Signemrängen wegen der virtuellen Erweiterbarkeit ihnen entsprechenden Aktantenmodelle nach oben keine
der
entscheidende
R o l l e u n d w i r d bei d e m h ö c h s t e n in e x p l i z i t e r F o r m e r r e i c h t e n (R11, cf. u n t e n 7 . 3 . 4 ) d u r c h die e n t s p r e c h e n d e
a u t o m a t i s c h e r f ü l l t w e r d e n . W e n n zwei P r ä d i k a t o r e n
(und/oder
toren) gleichermaßen positiv oder gleichermaßen negativ s i n d , k ö n n e n sie e r f o r d e r l i c h e n f a l l s
Rang
Signemdefinition Funk-
markiert
in e i n e m e n t s p r e c h e n d e n
Zu-
satz zu d e m sie e n t h a l t e n d e n A k t a n t e n m o d e l l f a k u l t a t i v d u r c h im e n t g e g e n g e s e t z t e n F a l l d u r c h
verbunden
"=",
werden.
W ä h r e n d s o w o h l die j e w e i l i g e n n o e m a t i s c h e n B e s e t z u n g e n
als
a u c h die im f ü n f t e n K a p i t e l zu b e h a n d e l n d e n S p e z i f i z i e r u n g e n P r ä d i k a t o r e n , A k t a n t e n u n d e i n s t e l l i g e n R e l a t o r e n als
gewissermaßen lediglich weiterführende Prädikationen keines die b e t r e f f e n d e M o d e l l k o m p o n e n t e
von
einfache, über
hinausgehenden zusätzlichen
An-
s c h l u ß p u n k t e s in d e m A k t a n t e n m o d e l l b e d ü r f e n , l i e g e n die D i n g e F a l l e m e h r s t e l l i g e r R e l a t o r e n a n d e r s . H i e r w i r d es aus G r u n d a n g e b r a c h t s e i n , s c h o n in d e m A k t a n t e n m o d e l l die A u f s p a l t u n g d e s j e w e i l i g e n R e l a t o r s
n
R
t i o n s - D i m e n s i o n D u n d die S t e l l e n a u f z ä h l u n g derlichen Anschlußpunkte zifizierungen
selbst
(mit n > 2 )
im
diesem durch
in die
1 / 2 / - ' ' / n die
Rela-
erfor-
f ü r die P r ä d i k a t i o n w e i t e r f ü h r e n d e r
Spe-
bereitzustellen.
D a r ü b e r h i n a u s w i r d es s i c h in e i n e r eng b e g r e n z t e n A n z a h l
von
F ä l l e n als n ü t z l i c h e r w e i s e n , b e s t i m m t e als w o h l d e f i n i e r t zu u n t e r stellende und häufig wiederkehrende
zweistellige Relatoren
aus
Gründen der Ökonomie der aufzustellenden Modelle in vereinfachte Darstellungsformen
zu ü b e r f ü h r e n . D i e s soll d a d u r c h e r f o l g e n ,
daß 107
der betreffende zweistellige Relator einschließlich der Spezifizierungen seiner Relations-Dimension D und seiner Stellenaufzählung 1/2 mit dem ihm übergeordneten Prädikator P und dem ihm parallelgeordneten Pro-Aktanten *A* in einem zweistelligen Funktor zusammengefaßt wird. Diesem Funktor werden die beiden ursprünglich dem Pro-Aktanten *A* untergeordnet gewesenen Aktanten (oder rekursiv angewandten Prädikatoren) in ihrer ursprünglichen, durch die Stellenaufzählung 1/2 festgelegt gewesenen Reihenfolge untergeordnet. In den hier zu entwickelnden Modellen werden im Laufe dieses Kapitels zunächst lediglich drei derartige Funktoren - der eine unmittelbare zeitliche Vorher-Nachher-Relation repräsentierende Temporal-Funktor T (cf. 4.2.2), der verschiedene Kausal-Relationen repräsentierende Kausal-Funktor C (cf. 4.2.4 und 5-2.3) und der die Element-Klasse-Relation repräsentierende Element-Funktor g (cf. 4.2.5.2) - eingeführt werden. Dies braucht nicht zu bedeuten, daß detailliertere Analysen es nicht wünschenswert erscheinen lassen könnten, noch weitere derartige abgeleitete Funktoren einzu123 führen ; andererseits besteht allerdings auch ein besonderes Interesse daran, ihre Anzahl so gering wie möglich zu halten, da jede Überführung eines Relators in einen konstanten Funktor die Definition dieses Relators zur zusätzlichen Prämisse der mit ihm als Funktor gebildeten Aktantenmodelle macht. Diese Abhängigkeit der überwiegenden Mehrzahl aller Realisierungen des Aktantenmodells von der Wohldefiniertheit der in Funktoren überführten Relatoren ist - neben der unterstellten Wohldefiniertheit des Prädikators selbst - genau derjenige Punkt, an dem sich das Aktantenmodell als semantisch konstituiert erweist. Erst von hier aus gesehen ist es gerechtfertigt, die verschiedenen möglichen Realisierungen des Aktantenmodells als Sememe einzustufen, die ihrerseits dann zur Definition von Signemen höherer Ränge herangezogen werden können. 4.1.1.2.
Notationskonventionen
Zu der im folgenden benutzten Form der graphischen Darstellung des Aktantenmodells und der Notation seiner Komponenten sind eine Reihe von Anmerkungen zu machen124 123 So ist der dritte hier genannte Element-Funktor £ gegenüber der ersten Auflage eine nachträgliche Hinzufügung, die sich aus einer ganzen Reihe von Gründen, insbesondere wegen der in 4.2.8 neu eingeführten Unterscheidungen, als dringend wünschenswert erwiesen hat. 124 Diese Anmerkungen beanspruchen nicht, eine befriedigende Lösung derjenigen Probleme zu bieten, derentwegen meinen Darstellungen gelegentlich - so bei Öhlschläger 72 oder bei Raib108
Ober die hier eingeführten bzw. vorab erwähnten Komponenten A (Aktant), *A* (Pro-Aktant), C (Kausal-Funktor), E (Element-Funktor), P (Prädikator), n R (n-stelliger Relator) und T (TemporalFunktor) hinaus einzuführende Komponenten werden jeweils in den 125 entsprechenden Abschnitten mit ihrer Notation vorgestellt werden . An allgemeinen Notationskonventionen für Komponenten der Aktantenmodelle ist an dieser Stelle lediglich vorab diejenige einzuführen, die eine insbesondere für solche Modelle interessante Spezifizierungsmöglichkeit eröffnet, die als Sememe von Signemen hoher Ränge gedeutet werden können. Sie soll darin bestehen, daß für den Prädikator P immer dann, wenn der unter ihm stehende Modellteil genau das Semem eines Signems vom Rang Rn ist, als Notationsvariante ein £ n eintreten kann. Wenn der betreffende Modellteil statt unter einem Prädikator unter einem aus ihm abgeleiteten Funktor steht, lauten die entsprechenden Notationsvarianten C-£ n (für C), e-£ n (für e) und T-Z n (für T). Die die einzelnen Modellkomponenten mit einander verbindenden Kanten besitzen von sich aus keine Eigenbedeutung, sondern erhalten ihre Funktion von den Komponenten her, die sie mit einander 126 verbinden . Die wichtigsten dieser Funktionen, aus denen sich alle eventuellen weiteren Fälle ohne weiteres ableiten lassen, sind die folgenden: le 73, p.513 - das Fehlen einer eindeutigen Metasprache vorgeworfen worden ist, sondern sollen lediglich eine weiterführende Diskussion dieser Probleme erleichtern. Generell ist zu den genannten berechtigten Vorwürfen zu sagen, daß mir einstweilen die Resultate meiner Bemühungen für den Versuch einer strengen Formalisierung - noch - nicht reif zu sein scheinen und daß ich infolgedessen auf eine Metasprache, die hinreichend explizit wäre, um formalisiert werden zu können, vorläufig zu verzichten vorziehe. Dieser Verzicht ist der Preis, der in der gegenwärtigen Situation der sprachwissenschaftlichen Semantik für die exhaustive Erfaßbarkeit aller semasiologisch und onomasiologisch interessierenden Phänomene zu zahlen ist; er ist damit nichts anderes als die umgekehrte Entsprechung jenes Preises, den streng formale Darstellungen in Form der nur limitierten Erfaßbarkeit der sprachwissenschaftlich relevanten Phänomene zu zahlen pflegen. 125 Eine vollständige Übersicht bietet der Index notationeller Abkürzungen im Anhang. 126 Mit dem Ziel einer entsprechenden Desambiguierung hat Ballweg 74a, pp. 86ss und 109, eine differenzierte Kanten-Notation für die Fälle (a), (c) und (d) vorgeschlagen; eine umfassende Lösung, die zusätzlich auch dem Fall (b), den in 4.2.9 zu behandelnden Junktionen und anderem mehr gerecht würde, müßte allerdings so kompliziert ausfallen, daß ich einstweilen die Beibehaltung der unspezifizierten Kanten vorziehe. Cf. noch oben n.124. 109
(a) die v o n e i n e m P r ä d i k a t o r a u s g e h e n d e n zwei K a n t e n
verbinden
diesen nach links mit seinem Vorbereich und n a c h rechts mit seinem Nachbereich; (b) die f u n k t i o n a l e Ü b e r l a d u n g d e r v o n e i n e m F u n k t o r
ausgehenden
zwei Kanten kann nötigenfalls durch dessen Rückübersetzung
in
d e n P r ä d i k a t o r u n d d e n z w e i s t e l l i g e n R e l a t o r , a u s d e n e n er a b g e l e i t e t ist, j e d e r z e i t in die F ä l l e
(a), (c) u n d (d)
aufge-
löst werden; (c) die v o n e i n e m P r o - A k t a n t e n a u s g e h e n d e n n K a n t e n v e r b i n d e n d i e s e n m i t d e n A k t a n t e n , i n d i e er g e m ä ß 4.1.1.1
aufzuspalten
ist; d a b e i s i n d die A n z a h l n d u r c h d e n I n d e x n d e s
Relators
R, d e r m i t d e m b e t r e f f e n d e n P r o - A k t a n t e n d e m s e l b e n
Prädikator
u n t e r g e o r d n e t ist, u n d die R e i h e n f o l g e d e r A k t a n t e n d u r c h die Besetzung der Stellenaufzählung 1/2/•••/n dieses Relators
n
R
festgelegt; (d) d i e v o n e i n e m m e h r s t e l l i g e n R e l a t o r
n
R mit n > 2
ausgehenden
zwei K a n t e n v e r b i n d e n d i e s e n n a c h l i n k s m i t d e r
Anschlußstelle
f ü r die A n g a b e d e r R e l a t i o n s - D i m e n s i o n D u n d n a c h r e c h t s m i t der Anschlußstelle lung
für die Spezifizierung der
Stellenaufzäh-
1/2/-•-/n;
(e) die v o n e i n e r M o d e l l k o m p o n e n t e fizierung
zu d e r e n n o e m a t i s c h e r
(und ab d e m f ü n f t e n K a p i t e l zu i h r e r
führende gestrichelte
Exempli-
Spezifizierung)
Linie
(ea) s t e l l t im F a l l e v o n K o n s t a n t e n
(Prädikatoren, aus
abgeleiteten Funktoren und weiteren später
ihnen
einzuführenden
K o n s t a n t e n ) d e r e n Ü b e r n a h m e aus d e m A k t a n t e n m o d e l l , l e d i g l i c h e i n S t r u k t u r m o d e l l ist, i n d e s s e n
E x e m p l i f i z i e r u n g d a r , die e r s t im v o l l e n S i n n als
Semem
eines S i g n e m s v o n e i n e m R a n g R > 3 a n g e s e h e n w e r d e n
kann
(cf. u n t e n 4 . 4 . 1 ) ;
und
(eb) b i l d e t im F a l l e v o n V a r i a b l e n
(Aktanten, einstelligen
latoren, Relations-Dimensionen und
tischer Besetzung, welche ihrerseits einer Prädikationsbeziehung 4.2.6.1
noema-
einstelligen
e n t s p r i c h t , die m i t H i l f e d e s
in
einzuführenden Referenz-Indikators N leicht
in
die e x p l i z i t e r e D a r s t e l l u n g s f o r m m i t P r ä d i k a t o r , N und dem - nötigenfalls Allgemeinbegriff
Re-
Stellenaufzählungen)
die v e r e i n f a c h t e D a r s t e l l u n g v o n d e r e n j e w e i l i g e r
z u v o r in e i n e n
Aktant
kontinuierlichen
zu überführenden - jeweiligen Noem
einstelligem Relator übersetzt werden kann;
110
das
jeweilige
als
(f) aus d i e s e r F u n k t i o n s b e s t i m m u n g d e r V e r b i n d u n g e n z w i s c h e n M o dellkomponenten und ihren noematischen
Exemplifizierungen
f o l g t , daß d e r a r t i g e V e r b i n d u n g e n n i c h t v o n s o l c h e n K o m p o n e n t e n a u s g e h e n k ö n n e n , die e i g e n s z u m Zweck d e r S c h a f f u n g A n s c h l u ß s t e l l e n f ü r die P r ä d i k a t i o n w e i t e r f ü h r e n d e r
von
Spezifi-
z i e r u n g e n in a n d e r e K o m p o n e n t e n a u f g e s p a l t e n w e r d e n ; es
sind
d i e s d e r in A k t a n t e n a u f z u s p a l t e n d e P r o - A k t a n t * A * u n d d e r aufzuspaltende mehrstellige Relator
n
R mit n > 2 ,
in
1/2/-••/n
die R e l a t i o n s - D i m e n s i o n D u n d die S t e l l e n a u f z ä h l u n g
sowie
jede
M o d e l l k o m p o n e n t e , die g e m ä ß 4 . 2 . 9 d u r c h eine J u n k t i o n in m e h rere f u n g i e r t e G l i e d e r a u f g e s p a l t e n
wird.
F ü r die N o t a t i o n s f o r m i n d e r E x e m p l i f i z i e r u n g s z e i l e - notationeil eingeführte Abkürzungen Allgemeinbegriffe
gilt, daß
(vorzugsweise Majuskeln)
stehen, deren Noem-Status nachgewiesen
leicht nachweisbar
für
oder
ist;
- d e u t s c h e L e x e m e für A l l g e m e i n b e g r i f f e
stehen, deren
Noem-Status
l e d i g l i c h der e x e m p l a r i s c h e n I l l u s t r a t i o n z u l i e b e f ü r d e n
jewei-
ligen Fall hypothetisch unterstellt wird; und - E i g e n n a m e n f ü r b e l i e b i g e u n d n u r i n n e r h a l b ein u n d B e i s p i e l s bei g l e i c h e m E i g e n n a m e n e x t e n s i o n a l dualbegriffe 4.1.2.
desselben
identische
Indivi-
stehen.
KASUSMODELL
N e b e n d i e s e m A k t a n t e n m o d e l l b e s i t z t a b e r a u c h die l e t z t e n o c h o f f e n e A l t e r n a t i v e (b) aus d e r e i n l e i t e n d zu 4.1 z i t i e r t e n A u f stellung, nämlich das von K.Baumgärtner mit den Kasus-Analysen 127 Ch. J. F i l i m o r e s
illustrierte Modell der Kasus-Grammatik
h i e r v e r f o l g t e n Z w e c k e e i n n i c h t zu v e r n a c h l ä s s i g e n d e s
f ü r die
Interesse.
D i e s e s I n t e r e s s e i m p l i z i e r t zum e i n e n die F r a g e n a c h e i n e r
wechsel-
s e i t i g e n Ö b e r s e t z b a r k e i t b e i d e r M o d e l l e , die im f o l g e n d e n zum m i n d e s t e n in F o r m d e r s p e z i e l l e r e n F r a g e n a c h d e r Ü b e r s e t z b a r k e i t
aus
d e m h i e r z u e n t w i c k e l n d e n A k t a n t e n m o d e l l in e i n K a s u s m o d e l l d e r A r t , wie es F i l l m o r e 68 e n t w i c k e l t h a t , l a u f e n d b e r ü c k s i c h t i g t w e r d e n soll 128 . G r u n d s ä t z l i c h m u ß d i e s e F r a g e d a d u r c h b e a n t w o r t b a r 127 Cf. F i l l m o r e 68 u n d i n z w i s c h e n F i l l m o r e
71.
128 D i e s k a n n a l l e r d i n g s n u r in F o r m eines b l o ß e n K o n s t a t i e r e n s v o n E n t s p r e c h u n g e n g e s c h e h e n , da jede p r ä z i s e r e A n a l y s e n i c h t nur durch ihren Umfang, sondern auch dadurch den hier gesetzt e n R a h m e n s p r e n g e n w ü r d e , d a ß sie die E i n b e z i e h u n g e x p l i z i t e r R e g e l n e r f o r d e r l i c h w e r d e n l i e ß e , die g l e i c h z e i t i g - w i e R a i b le 73 in s e i n e r K r i t i k p p . 5 1 4 - 5 1 5 zu R e c h t v e r m e r k t - e r s t e S c h r i t t e auf d e m W e g z u je e i n z e l s p r a c h l i c h e n ( " O b e r f l ä c h e n " - ) S t r u k t u r e n w ä r e n . Cf. n o c h u n t e n nn. 130 u n d 132. 111
sein, daß jedem Aktanten, je nach dem welchem Prädikator oder Funktor er in welchem Bereich und mit Bezug auf welchen Relator innerhalb eines Aktantenmodells untergeordnet ist, eine bestimmte Aktantenfunktion zugeordnet wird. Diese Aktantenfunktion kann unter den folgenden drei Voraussetzungen als Äquivalent dessen eingestuft werden, was in dem Kasusmodell Filimores als "case" (= Kasus in einer außereinzelsprachlichen Tiefenstruktur)
definiert
ist: (1) D a die Aktantenfunktionen als noematische Konstrukte, die "cases" hingegen als Resultate jedenfalls ursprünglich semasiologischer Analysen gewonnen werden, setzt ihre Einstufung als wechselseitiger Äquivalente voraus, daß sie im Sinne des an der rechten oberen Ecke mit dem Noem besetzten Trapez-Modells als Sememe oder Semem-Komponenten gedeutet werden können. Diese Voraussetzung ist ohne Zweifel erfüllt. (2) Zum zweiten setzt die Einstufung von Aktantenfunktionen und "cases" als wechselseitiger Äquivalente voraus, daß die zu den "cases" führende semasiologische Analyse über die Eruierung von Semen hinaus bis zum Nachweis des Noem-Status
entweder
dieser Seme oder jeweils aller ihrer Komponenten durchgeführt ist. Diese zweite Voraussetzung kann für die hier verfolgten Zwecke im Falle der "cases" Filimores als erfüllt oder jedenfalls erfüllbar unterstellt werden. (3) Schließlich setzt die Einstufung von Aktantenfunktionen und "cases" als wechselseitiger Äquivalente voraus, daß als "cases" nur solche Resultate semasiologischer Analysen von "case forms" (= Kasus in je einzelsprachlichen
Oberflächenstruk-
turen) zugelassen sind, deren Funktionen als Aktantenfunktionen beschrieben werden können. Diese Voraussetzung ist in Filimores Kasusmodell weitestgehend - auf eine Ausnahme wird im Zusammenhang mit den "cases" Objektiv und Faktitiv sogleich zurückzukommen sein - erfüllt; unerfüllbar wäre sie hingegen in einem Kasusmodell, das sämtliche Resultate von semasiologischen Analysen sämtlicher "case forms" auch nur der bekanntesten Sprachen, beispielsweise also auch der "case forms" Genetiv und Vokativ, zu integrieren sich zur Aufgabe stellen würde. Da sich das hier zu entwickelnde Aktantenmodell gegenüber Fillmores Kasusmodell als das differenziertere erweisen wird, würde die jeweilige konkrete Illustration der Einstufbarkeit von Aktan-
112
tenfunktionen und "cases" als wechselseitiger Äquivalente bei einer entsprechend weitgehend differenzierten Bestimmung der ersteren keine biunivoke Äquivalenz implizieren können. Da aber die explizite Bestimmung von Aktantenfunktionen nur im Hinblick auf Übersetzungen in ein Kasusmodell von Interesse ist, wird sie im folgenden auch nur in dem Ausmaß erfolgen, in dem sie sich für einen Vergleich mit Filimores Kasusmodell als ergiebig erweist. Da zunächst nur der Prädikator P eingeführt ist, und da A k tanten nur in seinem Vorbereich auftreten können, besteht einstweilen auch nur die Möglichkeit zur Bestimmung einer durch diese Position definierten einzigen Aktantenfunktion, die im folgenden Prädikativ-Funktion heißen soll. In Filimores Kasusmodell entspre129 chen ihr die zwei "cases" Faktitiv und Objektiv , deren Unterscheidung sich im wesentlichen mit der herkömmlichen Unterscheidung zwischen "effiziertem" und "äffiziertem" Objekt deckt. Was diesen Unterschied begründet, ist somit keine Verschiedenheit in dem, was hier in Form von Aktantenfunktionen zu bestimmen ist, sondern der Umstand, daß dem "effizierten" Objekt nicht wie dem "äffizierten" Objekt eine bestimmte Eigenschaft, die durch einen einstelligen Relator zu repräsentieren wäre (cf. 2.3.1.3•(22)), sondern seine eigene Existenz zu- oder abgesprochen wird. Zusammen mit anderen grundsätzlichen Überlegungen läßt es diese Beobachtung ratsam erscheinen, in einem Modell, das alles, was in natürlichen Sprachen formuliert werden kann, zu erfassen in der Lage sein soll und das sich daher auch von jeglichen ontologischen Implikationen frei zu halten hat (cf. 2.2.1.(1)), im Gegensatz zu sonstigen Ge129 Im Laufe dieses Kapitels werden sich im einzelnen die folgenden weiteren Entsprechungen zwischen Fillmores "cases" (mit jeweiliger Angabe der Stelle in Fillmore 68, an der der betreffende "case" eingeführt wird) und den hier zu bestimmenden Aktantenfunktionen (mit jeweiliger Angabe des Abschnitts, in dem die Bestimmung erfolgt) ergeben: Agentiv (p.24) £ Kausal-Funktion (4.2.4) Instrumental (p.24) £ Instrumental-Funktion (4.2.4.5) Dativ (p.24) £ Final-Funktion (4.2.4) Faktitiv (p.25) = Prädikativ-Funktion (4.1.2) Lokativ (p.25) = Lokal-Funktion (4.2.3.1) Objektiv (p.25) £ Prädikativ-Funktion (4.1.2) Benefaktiv (p.26 n.34) £ Bifinal-Funktion (4.2.4.3) Temporaiis (p.32) £ Temporal-Funktion (4.2.2) Komitativ (p.81) nicht als Aktantenfunktion eingestuft (4.2.9.2) Essiv (p.84) £ Inklusiv-Funktion (4.2.5.2) Translativ (p.84) £ Inklusiv-Funktion (4.2.5.2) Ohne Entsprechungen unter Fillmores "cases" bleiben die Bikausal-Funktion (4.2.4.3), die Telos-Funktion (4.2.4.5), die Komparativ-Funktion (4.2.6.2) und die Totum-Funktion (4.2.7.1).
113
pflogenheiten auch - ontologisoh neutrale -
Existenz-Prädikationen
zuzulassen. Dem Unterschied zwischen Faktitiv und Objektiv
kann
s o m i t d a d u r c h R e c h n u n g g e t r a g e n w e r d e n , daß d e m e r s t e r e n d i e dikativ-Funktion eines Aktanten entspricht, dem der Existenz-Relator
Prä-
einstellige
("E") z u g e o r d n e t ist, w ä h r e n d d e m l e t z t e r e n die
Prädikativ-Funktion eines Aktanten entspricht, dem ein beliebiger anderer einstelliger Relator zugeordnet
ist.
Ober diese grundsätzlichen Fragen hinaus ist der
Vergleich
zwischen Aktantenmodell u n d Kasusmodell aber auch deswegen v o n b e sonderem Interesse, weil er, wie schon angedeutet
(cf. o b e n n . 1 2 8 ) ,
A n s c h l u ß p u n k t e f ü r die o n o m a s i o l o g i s c h e F r a g e n a c h je
einzel-
s p r a c h l i c h e n B e z e i c h n u n g e n b e s t i m m t e r A k t a n t e n f u n k t i o n e n u n d für ihre B e a n t w o r t u n g m i t H i l f e d e s s e n e r ö f f n e t , w a s die i n e i n K a s u s modell eingegangenen semasiologischen Analysen schon
erarbeitet
h a b e n . Z w a r k a n n d i e s e F r a g e im v o r l i e g e n d e n Z u s a m m e n h a n g ,
in d e m
es a u s s c h l i e ß l i c h u m die E r s t e l l u n g v o n A k t a n t e n m o d e l l e n als g r e d i e n z i e n e i n e r n o e m a t i s c h e n S y s t e m a t i k g e h t , n i c h t im
In-
einzelnen
1 30 verfolgt werden
; u m so m e h r a b e r b e s t e h t A n l a ß , die
Wichtigkeit
zu u n t e r s t r e i c h e n , die sie in d e m M o m e n t b e s i t z t , i n d e m die 0 . 3 g e n a n n t e B e g r e n z u n g a u f g e g e b e n u n d die H e r s t e l l u n g e i n e r p l i z i t e n V e r b i n d u n g z w i s c h e n n o e m a t i s c h e r S y s t e m a t i k u n d je
in exein-
zelsprachlichen Strukturen angestrebt wird. 130 Z u d i e s e r F r a g e , d e r e n B e a n t w o r t u n g n u r u n t e r d e r im R a h m e n der vorliegenden Zielsetzung unerfüllbaren Voraussetzung von N u t z e n w ä r e , daß e i n e m ö g l i c h s t g r o ß e A n z a h l s t r u k t u r e l l m ö g l i c h s t v e r s c h i e d e n e r E i n z e l s p r a c h e n in die B e t r a c h t u n g e i n b e z o g e n u n d f ü r eine jede u n t e r i h n e n e n t s p r e c h e n d d e m i n 0 . 3 G e s a g t e n eine e x h a u s t i v e S a m m l u n g v o n T r a n s f o r m a t i o n s r e g e l n • a u f g e s t e l l t w ü r d e , cf. H e g e r 6 6 , p p . 1 5 8 - 1 6 8 ; v o n d e n d o r t b e h a n d e l t e n F r a g e n sei h i e r w e n i g s t e n s an die m ö g l i c h e N u t z a n w e n d u n g auf d e n V e r g l e i c h z w i s c h e n " a k k u s a t i v i s c h e n " u n d "erg a t i v i s c h e n " K o n s t r u k t i o n e n e r i n n e r t : u n t e r s t e l l t m a n so e t w a s w i e e i n e n s t a t i s t i s c h e n N o r m a l f a l l v o n "case f o r m " - F u n k t i o n e n , so v e r t e i l e n s i c h die "case f o r m s " N o m i n a t i v (N), E r g a t i v (E). A k k u s a t i v (A) u n d D a t i v (D) bei a k t i v - a k k u s a t i v i s c h e r (aa) , p a s s i v - a k k u s a t i v i s c h e r (pa) u n d e r g a t i v i s c h e r (e) K o n s t r u k t i o n f o l g e n d e r m a ß e n als ü b l i c h e B e z e i c h n u n g e n d e r P r ä d i k a t i v - (Prä), d e r K a u s a l - (Kau) u n d d e r F i n a l - (Fin) " F u n k tion: Prä
114
Prä + Kau
Prä + Fin
P r ä + Kau. + F i n
aa
N
A
+
N
A
+
N
A
+
N
+
D
pa
N
N
+
E
N
+
E
N
+
E
+
D
e
N
N
+
E
N
+
E
N
+
E
+
D
4.2.
EXPLIZITE
AKTANTENMODELLE
A u f G r u n d d e r in 4.1.1
e i n g e f ü h r t e n P r ä m i s s e n k ö n n e n n u n die
verschiedenen möglichen Realisierungen des Aktantenmodells s t e l l t w e r d e n . D a b e i i s t es s e l b s t v e r s t ä n d l i c h ,
daß diese
dargeDarstel-
l u n g k e i n e n A n s p r u c h auf eine E x h a u s t i v i t ä t e r h e b t , die b e i theoretisch unbegrenzt rekursiven Anwendbarkeit des
der
Prädikators
u n d d e r aus ihm a b z u l e i t e n d e n F u n k t o r e n o h n e d i e s u n e r r e i c h b a r
wäre.
L e d i g l i c h für d i e F ä l l e v o n d e r e n n i c h t - r e k u r s i v e r A n w e n d u n g
kann
im f o l g e n d e n eine g e w i s s e V o l l s t ä n d i g k e i t a n g e s t r e b t w e r d e n ;
im
ü b r i g e n l i e g t es i n d e r N a t u r d e r S a c h e , d a ß n u r e i n e sche D a r s t e l l u n g g e b o t e n w e r d e n k a n n , die w e d e r d i e Möglichkeiten der Systematik des Aktantenmodells
exemplari-
theoretischen
erschöpft noch -
es sei d e n n z u f ä l l i g - d e n E r f o r d e r n i s s e n d e r s e m a s i o l o g i s c h e n A n a lyse i r g e n d e i n e r n a t ü r l i c h e n E i n z e l s p r a c h e 4.2.1.
exhaustiv gerecht wird.
PRÄDIKATION
D e r e i n f a c h s t e Fall d e s A k t a n t e n m o d e l l s
ergibt sich aus der
n i c h t - r e k u r s i v e n A n w e n d u n g d e s P r ä d i k a t o r s . S t e h t d a b e i im N a c h b e r e i c h e i n e i n s t e l l i g e r R e l a t o r , so b i l d e t das d a m i t M o d e l l g e m ä ß d e m in 4.1.1.1
G e s a g t e n eine e i n f a c h e
konstituierte Prädikationsbe-
z i e h u n g ab, d e r e n e i n z i g e r A k t a n t g e m ä ß dem in 4 . 1 . 2
Gesagten'in
P r ä d i k a t i v - F u n k t i o n s t e h t . S c h o n a n d i e s e r S t e l l e sei d a r a u f
hin-
g e w i e s e n , d a ß d i e s e P r ä d i k a t i o n s b e z i e h u n g n i c h t m i t d e r in 4 . 2 . 2 darzustellenden nicht-transformativen Zustandsbeziehung 1 31 s e i t w e r d e n darf . Modell
verwech-
1:
Exemplifizierung:
Mensch
sterblich
In n a t ü r l i c h e r S p r a c h e e n t s p r e c h e n d i e s e r E x e m p l i f i z i e r u n g l i e r u n g e n wie "der s t e r b l i c h e M e n s c h " , "der M e n s c h ist s t e r b l i c h " ,
"die s t e r b l i c h e n
Formu-
Menschen",
"die M e n s c h e n s i n d s t e r b l i c h " ,
Sterblichkeit des Menschen" etc.; diese Aneinanderreihung
"die soll
g l e i c h z e i t i g z e i g e n , d a ß e i n s t w e i l e n w e d e r die im f ü n f t e n K a p i t e l 131 F ü r w i c h t i g e A n r e g u n g e n zur D a r s t e l l u n g d i e s e r i n H e g e r 66 f e h l e n d e n U n t e r s c h e i d u n g b i n i c h P . L o h m a n n zu a u f r i c h t i g e m Dank verpflichtet.
115
zu b e h a n d e l n d e F r a g e d e r S p e z i f i z i e r u n g v o n A k t a n t e n u n d
Relatoren
b e i s p i e l s w e i s e d u r c h Q u a n t o r e n n o c h die im s e c h s t e n K a p i t e l klärende Frage der Abgrenzung beispielsweise
zwischen
t a g m e n u n d S ä t z e n (cf. b e s . u n t e n 6.1 u n d 6 . 5 - 2 . ( 4 ) )
zu
Nominalsynberücksich-
t i g t w e r d e n . W e n n im f o l g e n d e n d i e n a t ü r l i c h s p r a c h i g e n
Äquivalente
der jeweiligen Exemplifizierungen vorzugsweise in Form von
Sätzen
g e g e b e n w e r d e n , so g e s c h i e h t d i e s s o m i t l e d i g l i c h aus G r ü n d e n d e r e i n f a c h e r e n F o r m u l i e r b a r k e i t u n d ohne jeden V o r g r i f f auf die tere B e a n t w o r t u n g d i e s e r v o r l ä u f i g a u s g e k l a m m e r t e n
W e n n im N a c h b e r e i c h d e s P r ä d i k a t o r s e i n m e h r s t e l l i g e r s t e h t , e n t s t e h e n z w a r e b e n f a l l s M o d e l l e , die e i n f a c h e
Relator
Prädikations-
b e z i e h u n g e n a b b i l d e n , b e i d e n e n es a b e r n i c h t s e h r s i n n v o l l jeweils sämtlichen vorkommenden Aktanten dieselbe
spä-
Fragen.
wäre,
Prädikativ-Funk-
t i o n z u z u s c h r e i b e n . V i e l m e h r e r s c h e i n t es a n g e b r a c h t , im S i n n e Ü b e r s e t z b a r k e i t in e i n K a s u s m o d e l l d i e Z u o r d n u n g e i n e r
F u n k t i o n d e m im A k t a n t e n m o d e l l a m w e i t e s t e n l i n k s s t e h e n d e n t e n v o r z u b e h a l t e n u n d f ü r die ü b r i g e n A k t a n t e n n e u e
der
PrädikativAktan-
Aktantenfunk-
t i o n e n e i n z u f ü h r e n , d e r e n D e f i n i t i o n m i n d e s t e n s v o n der
betreffen-
den Relations-Dimension D abhängt. Diesem Verfahren haftet
aller-
d i n g s i n s o f e r n eine g e w i s s e W i l l k ü r l i c h k e i t a n , a l s die v o n ihm vorausgesetzte
feste Abfolge der Aktanten von links nach
rechts
d e s w e g e n k e i n e s w e g s i m m e r u n d ü b e r a l l g e w ä h r l e i s t e t ist, w e i l f ü r die n o e m a t i s c h e B e s e t z u n g e i n e s m e h r s t e l l i g e n R e l a t o r s m e h r e r e g l e i c h w e r t i g e M ö g l i c h k e i t e n a n b i e t e n , die j e w e i l s
sich
oftmals einen
a n d e r e n A k t a n t e n am w e i t e s t e n l i n k s e r s c h e i n e n l a s s e n . S e l b s t
eine
Ausschaltung unliebsamer Konsequenzen dieser Willkürlichkeit
durch
k o n v e n t i o n e l l e F e s t s e t z u n g e n k a n n eine l e t z t l i c h e A m b i v a l e n z
je-
denfalls dann kaum beseitigen, wenn die Stellenaufzählung des betreffenden mehrstelligen Relators durch Identitätsrelationen setzt
be-
ist1^.
132 E s l i e g t n a h e , in s o l c h e n F ä l l e n die E n t s c h e i d u n g n i c h t d e m Zufall zu überlassen, sondern auf Grund v o n Kriterien zu fäll e n , die die in 6.4 z u b e h a n d e l n d e n T h e m a - R h e m a - R e l a t i o n e n im j e w e i l i g e n F a l l l i e f e r n ; es sei j e d o c h a u s d r ü c k l i c h b e t o n t , d a ß d a m i t die a u c h i n 6 . 4 zu u n t e r s t r e i c h e n d e V e r s c h i e d e n h e i t von struktureller Hierarchie der Aktantenmodelle einerseits u n d T h e m a t i s c h e r H i e r a r c h i e a n d e r e r s e i t s i n k e i n e r W e i s e in F r a g e g e s t e l l t , s o n d e r n daß l e d i g l i c h eine u n v e r m e i d l i c h e A m b i v a l e n z im R a h m e n d e r e r s t e r e n e r s a t z w e i s e d u r c h e i n e n R e k u r s a u f die l e t z t e r e a u f g e l ö s t w i r d . F ü r A n r e g u n g e n aus z a h l r e i c h e n D i s k u s s i o n e n ü b e r d i e s e n P u n k t b i n i c h i n s b e s o n d e r e P. L o h m a n n d a n k b a r . - Cf. a u c h n o c h u n t e n 4 . 2 . 8 . 1 .
116
Modell
P
2:
A
*A*
iR
Ex.:
D
A. 2
A. '1
1/2
(1):
((Hund)
(Maus))
P
( Q(3d)
1>2
)
(2):
((Hund)
(Wolf))
P
( Q(3d)
1=2
)
In n a t ü r l i c h e r S p r a c h e e n t s p r e c h e n d i e s e n E x e m p l i f i z i e r u n g e n die F o r m u l i e r u n g e n (1) "Hunde s i n d g r ö ß e r a l s M ä u s e " u n d (2) "Hunde s i n d e b e n s o g r o ß w i e W ö l f e " . G e m ä ß d e m o b e n G e s a g t e n s t e h e n im S i n n e d e r U b e r s e t z b a r k e i t in e i n Kasusmodell der A k t a n t A1 Aktant A 2
("Hund") in P r ä d i k a t i v - F u n k t i o n u n d d e r
((1) "Maus" u n d (2) " W o l f " ) in e i n e r
Aktantenfunktion,
die g e m ä ß d e r D e f i n i t i o n d e r R e l a t i o n s - D i m e n s i o n Q ( 3 d ) tät d e r d r e i d i m e n s i o n a l e n r ä u m l i c h e n A u s d e h n u n g ,
(= Q u a n t i -
cf. u n t e n
4.2.6)
zu b e s t i m m e n w ä r e . E b e n s o wie f ü r die Ü b e r s e t z b a r k e i t in e i n K a s u s m o d e l l i s t es auch für die Gewinnung der für das Aktantenmodell
selbst
wichtigen
a b g e l e i t e t e n F u n k t o r e n v o n N u t z e n , die f o l g e n d e n D a r s t e l l u n g e n trennt nach den wichtigsten Relations-Dimensionen anzulegen.
ge-
Vor
d e r in M o d e l l 2 z u r E x e m p l i f i z i e r u n g b e n u t z t e n q u a n t i t a t i v e n D i m e n s i o n s o l l e n d a b e i z u n ä c h s t die t e m p o r a l e , die l o k a l e , die
kau-
sale u n d die D i m e n s i o n d e r i n e i n e m w e i t e n S i n n v e r s t a n d e n e n
In-
klusions-Relationen behandelt 4.2.2.
werden.
TEMPORAL-RELATIONEN
Bei n i c h t - r e k u r s i v e r A n w e n d u n g d e s P r ä d i k a t o r s m i t
zweistel-
l i g e m R e l a t o r in t e m p o r a l e r R e l a t i o n s - D i m e n s i o n e n t s t e h t das g e n d e M o d e l l 3• I n i h m s t e h t A k t a n t A^
fol-
in P r ä d i k a t i v - F u n k t i o n ;
d e n A k t a n t e n A2 w ä r e es o f f e n s i c h t l i c h w ü n s c h e n s w e r t , die
mung seiner Aktantenfunktion nicht nur von der Definition der poralen Relations-Dimension
für
Bestim-
t a l s d e r d u r c h die s p e z i f i s c h e
tem-
Art
der menschlichen Zeiterfahrung ausgezeichneten unter den vier D i m e n s i o n e n des b e k a n n t e n v i e r d i m e n s i o n a l e n
Raum-Zeit-Kontinuums,
sondern auch von der jeweiligen noematischen Besetzung der l e n a u f z ä h l u n g a b h ä n g e n zu- l a s s e n , da a n d e r n f a l l s e i n so
Stel-
generi-
sches R e s u l t a t e n t s t e h t , d a ß " 7 j . K r . " in (1) u n d " 1 7 . J h d t . " in (2)
117
Modell 3:
Ex. : (1)i (2):
((30j.Kr.) ((30j.Kr.)
( 7j.Kr. )) (17-Jhdt.))
1 • d o
S
Eine zweite, sich aus der Umwandlung des ursprünglichen Relators 2R
(in Modell 6b:
in
einen allgemeinen Temporal-Funktor erge-
bende Vereinfachungsmöglichkeit besteht einstweilen (cf. allerdings noch unten 5.2.2.2, Modelle 72) nur mehr für die Exemplifizierungen (3) und (4), und auch dies nur unter der zusätzlichen 1 Voraussetzung, daß die durch den Relator 2 R abgebildete allgemeine Vorher-Nachher-Relation auf ihren Sonderfall der unmittelbaren Vorher-Nachher-Relation eingeschränkt wird: Modell 6c:
Ex. :
(3): (4):
((Tür)
(schlaf-))
((Tür)
(schlaf-))
In natürlicher Sprache entsprechen diesen Exemplifizierungen die Formulierungen (3) "unmittelbar bevor Hans schlief, wurde die Tür geöffnet" und (4) "unmittelbar bevor Hans aufwachte, war die Tür geöffnet worden". Andere rekursive Kombinationen von Prädikator und TemporaiFunktor führen zu Modellen der folgenden Typen: Modell 7:
Ex.:
(1):
(((Hans)
(2):
«(Hans)
In natürlicher Sprache entsprechen diesen Exemplifizierungen die Formulierungen (1) "Hans schlief um 8 Uhr" und (2) »Hans wachte um.8 Uhr auf" = "Hans schlief bis 8 Uhr".
125
Im Sinne der Übersetzbarkeit in ein Kasusmodell stehen in Modell 7 7 2 in Prädikativ-Funktion und der Aktant A in einer
der Aktant A
der möglichen Temporal-Funktionen. Modell 8:
Ex.:
T
(Tür P T P offen) T (((Hans P T P schlaf-) (8Uhr)) P (t
1C2))
In natürlicher Sprache entspricht dieser Exemplifizierung die Formulierung "unmittelbar bevor Hans um 8 Uhr aufwachte, war die Tür geöffnet worden". 4.2.3. 4.2.3.1.
LOKAL-RELATIONEN Mehrstellige Relationen mit lokaler Relations-Dimension
Gemäß der in 4.2.1 abschließend vorgesehenen Abfolge sind als nächstes die Modelle mit mehrstelligem Relator in lokaler Relations-Dimension darzustellen. Diese Abfolge ergibt sich automatisch aus dem engen Zusammenhang, in dem die Definition der einen temporalen und der drei lokalen Dimensionen mit einander stehen. Ebenso ist evident, daß die Dreidimensionalität der lokalen Relationen ein wesentlich komplexeres Relationensystem stiftet als die 1 38 Eindimensionalität der temporalen Relationen . Selbstverständlich kann dieses Relationensystem im Rahmen der vorliegenden A r beit nicht zum Gegenstand einer detaillierten Analyse gemacht werden, und es ist daher unvermeidlich, daß in den folgenden Modellen die Stellenaufzählung des jeweiligen Relators nur mit überaus mangelhaft analysierten noematischen Exemplifizierungen besetzt wird. Bei nicht-rekursiver Anwendung des Prädikators mit zweistelligem Relator in lokaler Relations-Dimension entstehen Modelle des folgenden Typs: 138 Zu den lokalen Relationen im allgemeinen cf. Vernay 74. 126
Modell 9:
Ex. :
( 1
((Köln) (Rhein))
1"an"2 )
In natürlicher Sprache entspricht dieser Exemplifizierung die Formulierung "Köln am Rhein". Im Sinne der Übersetzbarkeit in ein Kasusmodell stehen in Modell 9 der Aktant A^ in Prädikativ-Funktion und der Aktant A^ in einer zunächst nicht näher bestimmten Lokal-Funktion. Bei rekursiver Anwendung des Prädikators - einschließlich einer gleichzeitigen Anwendung des Prädikators und des TemporalFunktors - entstehen Modelle der folgenden Typen: Modell 10 (cf. noch unten 5.1.3, Modell 65): T
Ex. :
(D
((Hans) (Köln))
P
T
I P
( i
1¿2 )
(2)
((Hans) (Köln))
p
T
P
( 1
1C2)
(3)
((Hans) (Köln))
P
T
P
( 1
1C2 )
In natürlicher Sprache entsprechen diesen Exemplifizierungen die Formulierungen (1) "Hans ist :in Köln", (2) "Hans kommt nach Köln" und (3) "Hans geht von Köln weg". Im Sinne der Übersetzbarkeit in ein Kasusmodell lassen diese Modelle 10 bis 13 den Wunsch nach einer Differenzierung der im Anschluß an Modell 9 global eingeführten Lokal-Funktion aufkommen. Während es unproblematisch ist, dem Aktanten A 1 ten A
in Modell 10 und den Aktan-
der Modelle 11, 12 und 13 die Prädikativ-Funktion zuzuord-
nen, wäre für die übrigen Aktanten dieser Modelle die Einführung einer Reihe von zusätzlichen Differenzierungen nützlich. So ließe sich daran denken, zwischen einer auf Zustandsbeziehungen bezogenen einfachen Lokal-Funktion und einer auf Vorgangsbeziehungen be-
127
zogenen Funktion, zu unterscheiden, die ihrerseits wieder in eine dem Ausgangspunkt einer Bewegung entsprechende Lokal-A(nfang)Funktion und eine dem Endpunkt einer Bewegung entsprechende Lokal1 39 Z(iel)-Funktion zu differenzieren wäre . Im Sinne einer solchen 2 Differenzierung stünden die Aktanten A 2 in Modell 10(1) und A
in
Modell 11:
Ex. : (1): (2): (3):
(((Hans) P (wohn- )) (Köln)) (((Hans) P (wohn- )) (Köln)) (((Hans) P (wohn- )) (Köln))
P P P
T T T
P P
1 C2)
(i (1 (1
¥
1 C2) 1 C2)
In natürlicher Sprache entsprechen diesen Exemplifizierungen die Formulierungen (1) "Hans wohnt in Köln", (2) "Hans zieht nach Köln um" und (3) "Hans zieht von Köln weg". Modell 12:
Ex. : (1): (2): (3):
(((Hans) (((Hans) (((Hans)
P T P P T P P T V
(schlaf- )) (Köln)) ( schlaf^-)) (Köln)) (schlaf- )) (Köln))
P P P
(i (1 (1
1 C 2) 1 C2) 1C2)
In natürlicher Sprache entsprechen diesen Exemplifizierungen die Formulierungen (1) "Hans schläft in Köln", (2) ""Hans schläft in Köln ein" und (3) "Hans wacht in Köln auf". 139 Cf. auch Heger 66, § 4.3-1, sowie die präzisierte Wiederaufnahme der dort angestellten Überlegungen hier in 5.1.3128
In natürlicher Sprache entspricht dieser Exemplifizierung die Formulierung "Hans zieht von Bonn nach Köln um". den Modellen 11(1) und 12 in Lokal-Funktion, die Aktanten A2 in Modell 10(3), A 2 in Modell 11(3) und A 2 in Modell 13 in Lokal-AFunktion und die Aktanten A, in Modell 10(2), A 2 in Modell 11(2) 2 und Ag in Modell 13 in Lokal-Z-Funktion. Weitere Differenzierungsmöglichkeiten würden sich leicht aus der hier nicht vorgenommenen Analyse lokaler Relationensysteme herleiten lassen. 4.2.3-2.
Ergänzungen ("actants") und Angaben ("circonstants")
Ausdrücklich ist jedoch auf den Unterschied hinzuweisen, den die Gegenüberstellung der Modelle 11 und 12 illustriert und dessen Berücksichtigung in einem Kasusmodell wiederum die Einführung zusätzlicher Spezifizierungen voraussetzen würde. Auf den ersten Blick scheint dieser Unterschied kein anderer als der oft gesuchte zwischen obligatorischen (Modell 11) und fakultativen (Modell 12) Aktantenbezeichnungen oder gar der noch häufiger gesuchte und umstrittene zwischen Ergänzungen (Modell 11) und Angaben (Modell 12) oder, in der Terminologie L. Tesnieres, zwischen "actants" und 140 "circonstants" zu sein . Völlig abwegig ist dieser Eindruck nicht, jedoch darf er nicht dazu verführen, die Erklärung für eine je einzelsprachlich bedingte Unterscheidung wie die von Ergänzung und Angabe in der außereinzelsprachlichen noematischen Struktur von Aktantenmodellen zu suchen, 141 die eine solche Erklärung per definitionem nicht liefern können 140 Cf. hierzu jetzt Emons 74, bes. Kap. 1 und 2. 141 Die gründliche Neufassung dieses Punktes gegenüber der ersten Auflage geht auf wichtige Anregungen aus langen Diskussionen zurück, für die ich insbesondere J.Ballweg und R.Emons dankbar bin. 129
D e n n o c h s c h e i n t im v o r l i e g e n d e n F a l l eine B e z i e h u n g einerseits- dem U n t e r s c h i e d wohnt
in Köln
zwischen der Lokal-Ergänzung
und der Lokal-Angabe
in
dererseits dem Umstand zu bestehen, t i o n im einen Fall
(Modell
Hans
schläft
Hans
in Köln
d a ß d e r Aktant. i n
und
unterge-
im anderen
12) h i n g e g e n m i t d i e s e m n u r i n d i r e k t ü b e r e i n e n
Fall
dessen
Temporal-Funktor ü b e r g e o r d n e t e n P r ä d i k a t o r v e r b u n d e n ist. Die klärung
für diese Beziehung
mode'llen s e l b s t ,
ist aber nicht in den beiden
Er-
Aktanten-
sondern vielmehr in dem zu suchen, was in
Exemplifizierungen und natürlichsprachigen
an-
Lokal-Funk-
11) d e m s e l b e n T e m p o r a l - F u n k t o r
ordnet ist wie der A k t a n t in Prädikativ-Funktion, (Modell
zwischen in
ihre
Übersetzungen an
impli-
z i t e n U n t e r s t e l l u n g e n h i n s i c h t l i c h d e r S e m e m e d e r L e x e m e wohnschlafwohnen
- bzw. der aus i h n e n gemäß u n d schlafen
Beispiel für die
- Eingang gefunden hat. Als erstes
in 3.0.2.3 vorgesehenen Fälle
Rangwechsels verdienen diese ausführlichere
Beachtung,
z u je e i n z e l s p r a c h l i c h e n noematischen Systematik Die traditionelle
Verballexems
wichtiges
deszendenten
impliziten Unterstellungen eine
S t r u k t u r e n führenden Weg im Rahmen eigentlich
V e r b e n im Infinitiv
traditionelle
zu
mehr oder
daß jedem Verb - allgemein und
auf Sememdisjunktionen genauer:
wichtige
zitie-
minder
insbesonde-
jedem Semem
eines
- das inhäriert, was man als Rektion, Valenz oder
i n F o r m i h r e r I n f i n i t i v e w i e wohnen wohnit
einem einer
auch immer zu bezeichnen pflegt. Würde man verbale Vokabeln (Nj)
etwas
zukäme.
Gepflogenheit,
explizite Wissen darum,
eines
und
"Verben"
als ihnen als ersten Schritten auf
ren, v e r s c h l e i e r t das n i c h t minder re i m H i n b l i c k
3-3.2.1.(1) gebildeten
in N^)
und
(N^)
und
schKä)f(t)
schlafen zitieren,
Punkte von vornherein klargestellt:
Semem eines Verballexems plizit zugeordnet,
in Formen
wie
so w ä r e n
erstens wäre
die ihm zukommende R e k t i o n
zwei jedem
(Valenz)
und zweitens wäre deutlich sichtbar,
wie
statt
daß
exdiese
Zuordnung kein nachträgliches Accidens,
sondern konstitutiver Be1 42 standteil der Beschreibung des betreffenden Semems ist . Damit
wäre gleichzeitig deutlich zum Ausdruck um die Zuordnung bestimmter Rektionen memen Bestandteil zelsprache
gebracht,
(Valenzen)
daß das
Wissen
zu bestimmten
des W i s s e n s um die betreffende natürliche
ist, das zu e r s e t z e n eine noematische N o t a t i o n p e r
finitionem außer Stande
ist. Was
ist eine - gegebenenfalls
sie h i n g e g e n zu b i e t e n
a u c h als l e x i k o g r a p h i s c h e
Se-
Einde-
vermag,
Definition
142 In der D a r s t e l l u n g d i e s e r P u n k t e schließe i c h m i c h eng an B a l l w e g / H a c k e r / S c h u m a c h e r 72 und B a l l w e g 72 an, d e r e n V o r s c h l ä g e n ich wichtige Anregungen verdanke.
•130
v e r w e n d b a r e - E x p l i z i t i e r u n g d i e s e s W i s s e n s ; für die b e i d e n in F r a ge s t e h e n d e n B e i s p i e l e k ö n n t e d i e s e E x p l i z i t i e r u n g die f o l g e n d e n 142 Formen haben :
In d i e s e r D a r s t e l l u n g s f o r m
s c h l i e ß t die d o p p e l l i n i g e U m r a n d u n g
w e i l s d e n j e n i g e n M o d e l l t e i l ein, d e r als S e m e m d e r wohn-
b z w . schlaf-
je-
Verballexeme
unterstellt wird; ausgeschlossen, aber durch
ihre A n s c h l u ß s t e l l e n e i n d e u t i g a u f d i e s e S e m e m e b e z i e h b a r s i n d d i e j e n i g e n A k t a n t e n , d e r e n B e z e i c h n u n g e n als E r g ä n z u n g e n
unterstellt
s i n d u n d d e r e n s i c h aus d e m j e w e i l i g e n M o d e l l e r g e b e n d e
Aktanten-
f u n k t i o n e n ( P r ä d i k a t i v - b z w . L o k a l - F u n k t i o n im e r s t e n u n d P r ä d i k a t i v - F u n k t i o n im z w e i t e n B e i s p i e l ) A n s c h l u ß s t e l l e n f ü r die m u n g d e r zu e r w a r t e n d e n
"case f o r m s " d i e s e r E r g ä n z u n g e n
Bestim-
bilden.
D i e s b e d e u t e t g l e i c h z e i t i g , daß p e r n e g a t i o n e m a l l e s , w a s
entweder
a u ß e r h a l b d e r d o p p e l l i n i g e n U m r a n d u n g z u l i e g e n k o m m t - wie
2
A
i n M o d e l l 12 - o d e r w a s d u r c h k e i n e d e r v o r g e s e h e n e n
stellen erfaßt wird, als Angabe
("circonstant")
Aktant
Anschluß-
zu g e l t e n h a t . W a s 131
allerdings im einzelnen als Angabe und was als Ergänzung einzustufen ist, dies zu entscheiden ist, wie nochmals betont sei, nicht Sache einer Notationsform, die unterstellte Sememe explizit macht, sondern kann nur Aufgabe einer semasiologischen Analyse sein, die solche Sememe eruiert und in Seme und weiter in Noeme zerlegt. Die ausführliche Diskussion dieser beiden Beispiele hatte im vorliegenden Rahmen zunächst den Zweck, an einem Einzelfall deutlich zu machen, was unter den in 3.0.2.3 vorgesehenen rangreduzierten Bezeichnungen ranghöherer Sememe verstanden werden soll. Dieser Zweck ist dadurch erreicht, daß sich für die Analyse von Lexemen (21 ) bzw. mit ihnen gebildeten Vokabeln (E 3') partielle Aktantenmodelle als erforderlich erwiesen haben, die gemäß den in k.k.2 festzulegenden Definitionen das Vorliegen von Sememen des Ranges R5 implizieren. Darüberhinaus hat sich ein unverkennbarer Nutzeffekt für die Herstellung expliziter Übergänge von einer noematischen Systematik zu je einzelsprachlichen Strukturen abgezeichnet, der hier nur angedeutet werden kann. Mit ihm in engem Zusammenhang steht die weitere Beobachtung, daß Fälle, in denen wie in den beiden diskutierten Beispielen rangreduzierte Bezeichnungen auf den Rängen R1 bis R3 vorliegen, in einem nunmehr präzisierten Sinn als Lexematisierungen (oder gegebenenfalls Grammematisierungen) ranghöherer Einheiten bezeichnet werden können. Daß solche Lexematisierungen für die Lexikologie überall dort von erheblichem Interesse sind, wo es um die Erfassung des Signeminventars - das exhaustiv nur auf den Rängen R1 bis R3 aufgestellt werden kann einer Einzelsprache oder üm die Konfrontation der Signeminventare mehrerer bestimmter Einzelsprachen geht, bedarf kaum einer besonderen Betonung. Darüberhinaus sind sie es aber auch in einem grundsätzlichen Sinn insofern, als sie die Lexikologie allein schon durch die Möglichkeit ihres Auftretens zwingen, auch dann, wenn sie sich programmatisch auf die Erfassung von Signemen der Ränge R1 bis R3 beschränkt, die Analyse von Sememen höherer Ränge in ihren Aufgabenbereich mit einzubeziehen. Das Ausmaß dieser Einbeziehung wird im einzelnen wieder davon abhängen, was in einer gegebenen Einzelsprache lexematisiert ist und worin verschiedene Einzelsprachen meist erheblich von einander abweichen 143
143 Zu weiteren Beispielen hierfür cf. Heger74a, §2.9; cf. ferner die ausführliche Diskussion dieser Fragen bei Kotschi 74. 132
4.2.4. 4.2.4.1.
KAUSAL-RELATIONEN Allgemeines
Im Gegensatz zu den bisher dargestellten Relatoren, die auf der vergleichsweise einfachen Voraussetzung eines vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuums und der mit Hilfe von Identitäts- und Nicht-Identitäts-Relationen aus ihm ableitbaren spezifischen Relationen basieren, impliziert die jetzt zu behandelnde Kausal-Relation wesentlich komplexere Voraussetzungen.
Selbstverständlich
kann es nicht die Aufgabe des vorliegenden Beitrags sein, eine eigene philosophische Abhandlung über das Problem der Kausalität zu bieten. Aber auch die explizite Einführung dessen, was hier unter Kausal-Relationen verstanden werden soll, setzt ihrerseits schon Darstellungmöglichkeiten voraus, die erst noch in den folgenden Kapiteln zu erarbeiten sind, und muß daher bis Abschnitt 5.2.3 zurückgestellt bleiben. Einstweilen werden stattdessen nur einige zusätzliche Notationskonventionen eingeführt, für die als vorläufig nicht näher spezifizierte Prämisse unterstellt sei, daß eine Prädikationsbeziehung Grund oder Folge einer anderen Prädikationsbeziehung und daß eine Zustands- oder Vorgangsbezeihung Ursache einer zeitlich späteren oder Wirkung einer zeitlich früheren anderen Zustands- oder Vorgangsbeziehung sein kann. Eine erste Konsequenz aus dieser vorläufigen Bestimmung der Kausal-Relation ist, daß der sie abbildende zweistellige Relator in kausaler Relations-Dimension unmittelbar nicht Paaren von A k tanten, sondern nur solchen Paaren von Aktantenrelationen
zugeord-
net werden kann, die ihrerseits durch Prädikatoren und/oder Temporal-Funktoren gestiftet sind. M i t dieser Einschränkung ergeben sich automatisch drei weitere Notationsmöglichkeiten, von denen zwei für Fälle benutzt werden sollen, deren grundsätzliche Verschiedenheit von dem ersten erst unten in 5.2.3.3 geklärt und für die einstweilen nur die folgenden Bestimmungen eingeführt werden können: - wenn im Vorbereich einer Kausal-Relation ein Aktant steht, so bildet dieser denjenigen theoretischen Ort, von dem die Ursache der im Nachbereich dieser Kausal-Relation stehenden Aktantenrelation ausgeht; und - wenn im Nachbereich einer Kausal-Relation ein Aktant steht, so bildet dieser denjenigen theoretischen Ort, an dem sich die Wirkung der im Vorbereich dieser Kausal-Relation stehenden Aktantenrelation vollzieht. 133
D a es s i c h h i e r u m U r s a c h e n u n d W i r k u n g e n h a n d e l t , k a n n d i e t e n r e l a t i o n , die d u r c h d i e s e K a u s a l - R e l a t i o n d e m im
Aktan-
Vorbereich
s t e h e n d e n A k t a n t e n als v o n ihm v e r u r s a c h t e W i r k u n g bzw. d e m im N a c h b e r e i c h s t e h e n d e n A k t a n t e n als s i c h in i h r e r W i r k u n g a n i h m v o l l z i e h e n d e U r s a c h e z u g e o r d n e t w i r d , n u r eine d u r c h e i n e n ral-Funktor gestiftete Zustands- oder Vorgangs-Beziehung, j e d o c h eine d u r c h e i n e n P r ä d i k a t o r g e s t i f t e t e b l o ß e 144 145 '
Temponicht
Prädikations-
Beziehung sein
F ü r die F r a g e n a c h der Ü b e r s e t z b a r k e i t i n e i n K a s u s m o d e l l s i n d v o r a l l e m die z u l e t z t g e g e b e n e n B e s t i m m u n g e n v o n
Interesse.
A u f i h r e r G r u n d l a g e k ö n n e n e i n e m A k t a n t e n , d e r als d e r j e n i g e r e t i s c h e O r t e r s c h e i n t , v o n d e m die U r s a c h e e i n e r Z u s t a n d s -
theooder
V o r g a n g s b e z i e h u n g a u s g e h t , eine K a u s a l - F u n k t i o n u n d e i n e m A k t a n ten, d e r a l s d e r j e n i g e t h e o r e t i s c h e O r t e r s c h e i n t , an d e m s i c h d i e Wirkung einer Zustands- oder Vorgangsbeziehung vollzieht,
eine
Final-Funktion zugesprochen werden. Bezugspunkt für Kausal- und F i n a l - F u n k t i o n i s t d a b e i die b e t r e f f e n d e Z u s t a n d s - o d e r V o r g a n g s b e z i e h u n g , im R a h m e n d e r A k t a n t e n m o d e l l - N o t a t i o n der dem diese Zustands- oder Vorgangsbeziehung
also der Relator,
stiftenden
Tempo-
ral-Funktor über einen nicht-rekursiv gebrauchten Prädikator
un-
t e r g e o r d n e t ist. D e r K a u s a l - F u n k t i o n e n t s p r i c h t i n d e m v o n F i l l m o r e v o r g e s c h l a g e n e n K a s u s m o d e l l d e r "case" A g e n t i v , d e r F i n a l 146
F u n k t i o n d e r "case" D a t i v
W e g e n d e r w e i t r e i c h e n d e n K o n s e q u e n z e n , die d i e
Unterstellung
der Kausal-Relation als zusätzlicher Prämisse für das
Aktantenmo-
d e l l n a c h s i c h z i e h t , e m p f i e h l t es sich, s c h o n v o r a b aus Relation den entsprechenden Kausal-Funktor abzuleiten. Da
dieser diese
- wie n o c h m a l s b e t o n t sei: v o r l ä u f i g e u n d in 5 . 2 . 3 e x p l i z i t z u h o l e n d e - A b l e i t u n g f o r m a l in v ö l l i g e r A n a l o g i e gemeinen Temporal-Funktors
zu d e r d e s
(cf. o b e n 4 . 2 . 2 . 1 ) e r f o l g e n k a n n ,
nachallsei
144 Cf. n o c h u n t e n 5.2.3.1 u n d 5 . 2 . 3 . 2 ; i n f o l g e d i e s e r in d e r e r sten Auflage nicht beachteten Einschränkung entfallen der dortige A b s c h n i t t 4.2.4.1 u n d eine R e i h e ü b e r f l ü s s i g e r K o m p l i k a t i o n e n in A b s c h n i t t 4 . 2 . 4 . 2 . 145 D i e v i e r t e N o t a t i o n s m ö g l i c h k e i t , d e r z u f o l g e e i n e K a u s a l - R e l a t i o n s o w o h l im V o r b e r e i c h a l s a u c h im N a c h b e r e i c h m i t je e i n e m A k t a n t e n z u b e s e t z e n w ä r e , soll u n a u s g e n u t z t b l e i b e n . F ä l l e , in d e n e n eine je e i n z e l s p r a c h l i c h e F o r m u l i e r u n g eine s o l c h e K a u s a l - R e l a t i o n zu i n v o l v i e r e n s c h e i n t , l a s s e n s i c h o h n e g r o ß e S c h w i e r i g k e i t e n m i t d e n h i e r zu e n t w i c k e l n d e n M i t t e l n a l s d e s z e n d e n t e R a n g w e c h s e l b e s c h r e i b e n u n d s o m i t als n u r s c h e i n b a r e A b w e i c h u n g e n n a c h w e i s e n ; cf. u n t e n 4 . 2 . 4 . 5 , M o d e l l 2 8 a , E x e m p l i f i z i e r u n g (2). 146 Cf. F i l l m o r e 68, p . 2 4 , u n d o b e n n . 1 2 9
134
sie s c h o n a n d i e s e r S t e l l e u n d o h n e e i n e n V o r g r i f f auf die den Exemplifizierungen
folgen-
vorgenommen:
P
kausal
Grund/'Folge 1 [Ursache/WirkungJ
G e m ä ß d e n f ü r die K a u s a l - R e l a t i o n g e g e b e n e n v o r l ä u f i g e n g e n g i l t für die V e r w e n d b a r k e i t d i e s e s K a u s a l - F u n k t o r s (1) W e n n im V o r b e r e i c h des K a u s a l - F u n k t o r s
BestimmunC:
C ein Aktant A und
seinem Nachbereich ein Temporal-Funktor T stehen, ist A
in
derje-
n i g e t h e o r e t i s c h e O r t , v o n d e m die U r s a c h e d e r d u r c h T k o n s t i 147 tuierten Zustands- oder Vorgangsbeziehung ausgeht (2) W e n n im V o r b e r e i c h d e s K a u s a l - F u n k t o r s C e i n
Temporal-Funktor
T u n d in s e i n e m N a c h b e r e i c h e i n A k t a n t A s t e h e n , i s t A
derjeni-
ge t h e o r e t i s c h e O r t , a n d e m s i c h die W i r k u n g d e r d u r c h T k o n 148 stituierten Zustands- oder Vorgangsbeziehung vollzieht (3) W e n n s o w o h l im V o r b e r e i c h als a u c h im N a c h b e r e i c h d e s K a u s a l Funktors C Prädikatoren oder Temporal-Funktoren stehen, die im V o r b e r e i c h a b g e b i l d e t e P r ä d i k a t i o n s - ,
Zustands-
ist oder
V o r g a n g s b e z i e h u n g G r u n d r e s p . U r s a c h e d e r im N a c h b e r e i c h b i l d e t e n , oder i s t u m g e k e h r t die im N a c h b e r e i c h
F o l g e resp. W i r k u n g d e r im V o r b e r e i c h a b g e b i l d e t e n . D i e w e l c h e r d i e s e r b e i d e n D e u t u n g e n , die im G r u n d e
abge-
abgebildete Frage,
gleichwertig
u n d d a h e r a u c h g l e i c h b e r e c h t i g t sind, d e r V o r z u g z u g e b e n ist, w i r d s i c h n u r d a n n s i n n v o l l e n t s c h e i d e n l a s s e n , w e n n auf
Grund
unbestimmt bleibender Aktanten und/oder Relatoren oder wegen 147 Ä h n l i c h w i e z u d e m T e m p o r a l - F u n k t o r (cf. o b e n n . 1 3 5 ) i s t zu d e m g e m ä ß (1) e i n g e s e t z t e n K a u s a l - F u n k t o r auf eine R e i h e m i r erst nachträglich zur Kenntnis gekommener Parallelen in den b e i v o n W r i g h t 6 3 , K a p . HI, b e s . §§ 4 u n d 5, u n d v o n W r i g h t 6 6 , §§ 7 - 1 1 , v o r g e l e g t e n Ü b e r l e g u n g e n h i n z u w e i s e n . 148 Es i s t m i r u n v e r s t ä n d l i c h , w i e es t r o t z d i e s e r a u s d r ü c k l i c h e n B e s t i m m u n g zu M i ß v e r s t ä n d n i s s e n h a t k o m m e n k ö n n e n wie d e n e n , d a ß M o d e l l 17a, E x . (1a), im S i n n e v o n " J e a n est la cause de l'arbre est vieible " . ( M a r t i n 72, p . 4 3 7 ) . o d e r M o d e l l 59A, E x . (3), im S i n n e v o n " ™ í Î í -S -S 'S
O
O
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-cd „ -o. „ '
g í -tH-
w
* Cd
z + [ü
^ ^ ^ — o, Û, o, o, „ „ „ „ w u w w 3 _H° J H ° H ° 5 i î í E-* H H H
-O,
IO.
û. --a +
r\j im c\j o s s K s + • +• + .e .c s: s: u o u u D D D 3 CQ m en m
"•
s H X rH títí O U 1) tí CD tí < D O M c o ö H : 3 , O c t i •H ft tí 3 -rs - P tri N Ê 3 1) CD cti i H = • H C D t í i — ) tí E-t tí tí CH - P CD CD - H Cti ^ •rH -H -H CD tí tí t r i ^ , - 1 tí N ft CD -H = ft O) -H CO tí X S X) 2" u n m i t t e l b a r a u f d a s V o r l i e g e n e i n e r
quantita-
tiven Differenz
"1 - 2" z u s c h l i e ß e n g e s t a t t e t . U n t e r d e r V o r a u s -
s e t z u n g , daß die so e r s c h l o s s e n e D i f f e r e n z u n t e r d i e P r ä m i s s e n aufzustellenden Notationskonventionen aufgenommen wird, kann d a n n die V e r e i n f a c h u n g v o r g e n o m m e n w e r d e n , die z u d e r
der
so-
anschließend
(cf. p . 2 2 5 M i t t e ) w i e d e r g e g e b e n e n N o t a t i o n s f o r m f ü h r t u n d die U m s e t z u n g v o n M o d e l l 4 2 in d i e F o r m v o n M o d e l l 6 1 a
224
ermöglicht.
D
(Q( •"")) ((1 > 2 ) P (((1 - 2 ) (N)) P ( C
1/2
1
Modell 61a:
Spez.:
(( A 1 ) ( A 2 ))
P
T
P
(
Ex.:
((Hans) (Karl))
P
T
P
((Q(v'ert) + 25cm)
+
Qc ) ( V
2
»
(1>2))
In natürlicher Sprache entspricht dieser Exemplifizierung die Formulierung "Hans ist 25 cm größer als Karl". Während ein Vergleich der beiden Modelle 42 und 61a eher das Gegenteil eines Vereinfachungseffekts erkennen läßt, führt die neue Notationsform überall dort zu einer in der Tat nicht unerheblichen Vereinfachung, wo eine unbestimmte Maßeinheit Q ^
etwa dank
dem Fehlen jeglicher ernst zu nehmenden Verwechslungsgefahr nicht explizit spezifiziert zu werden braucht. Damit wird beispielsweise
225
die in Modell 61 b enthaltene einfache Darstellung der entsprechenden Spezifizierungen der Exemplifizierungen (1) und (3) aus Modell 40a möglich. Von diesen auf jeden implizit relativen Allgemeinbegriff anwendbaren Spezifizierungen stellen die Exemplifizierungen 182
(1a) und (1c) das dar, was man auch Intensitätskategorien
nen-
nen kann und was einzelsprachlich unter anderem durch Diminutivund Augmentativ-Grammeme bezeichnet zu werden pflegt. Modell 61b:
Spez.:
((
t ?c
Ex.: (1a):
((Hans) (Normal))
((Q(vert)
(1b):
((Hans) (Normal))
((Q(vert)
) ( 1/2 ))
c d ) (1>2)) Q c 1 ) (1>2))
(1c):
((Hans) (Normal))
((Q(vert)
(3a):
((Hans) ( Karl ))
((Q(vert)
(3b):
((Hans) ( Karl ))
((Q(vert)
Q c < 1 ) (1>2)) ) (1 > 2)) Q
(3c):
((Hans) ( Karl ))
((Q(vert)
< W
(1>2))
In natürlicher Sprache entsprechen diesen Exemplifizierungen die Formulierungen (1a) "Hans ist nicht groß", (1b) "Hans ist groß", (1c) "Hans ist sehr groß", (3a) "Hans ist ein wenig größer als Karl", (3b) "Hans ist größer als Karl" und (3b) "Hans ist viel größer als Karl". 5.1.2. 5.1.2.1.
PERSONAL-DEIKTISCHE
KONSTANTEN
Allgemeines zu den deiktischen Konstanten
Jede deiktische Fixierung einer beliebigen Aktantenmodellkomponente K ist nichts anderes als ihre Identifizierung mit einer deiktisch bestimmten, aber definitorisch leeren Quasi-Einheit A. Vorab kann daher für sämtliche deiktischen Spezifizierungen gemeinsam - das heißt nicht n u r für die hier zu behandelnden personaldeiktischen, sondern gleichermaßen auch für die in 5.1.3 zur Sprache kommenden lokal-deiktischen und für die in 5-2.2.2 darzustellenden temporal-deiktischen Bestimmungen - die folgende Notations182 Cf. Heger 67, pp.567-568, und oben 3.4.1.
226
p K
K
p
a
K
*A*
/ \
K. a P
A
P
D
1/2
C
1=2
+
A
f o r m e i n g e f ü h r t w e r d e n . Die n o e m a t i s c h e n B e s e t z u n g e n d e r d a m i t a u f der Spezifizierungszeile
f ü r sie g e s c h a f f e n e n A n s c h l u ß s t e l l e A
s i n d d e i k t i s c h e B e s t i m m u n g e n u n d i m p l i z i e r e n als s o l c h e die
Notwen-
digkeit, (1) z w i s c h e n den v e r s c h i e d e n e n A r t e n d e r D e i x i s zu
unterscheiden;
die i n d e r v o r l i e g e n d e n A r b e i t zu G r u n d e g e l e g t e
Unterschei-
d u n g i s t die ü b l i c h e , d i e z u n ä c h s t z w i s c h e n p e r s o n a l e r u n d p o sitionaler Deixis und sodann innerhalb der letzteren
zwischen
lokaler und temporaler Deixis trennt, und findet ihren
Nieder-
s c h l a g in d e r A u f t e i l u n g d e r e n t s p r e c h e n d e n D a r s t e l l u n g e n die Abschnitte 5.1.2, 5.1.3 und
(2) z w i s c h e n a u ß e n d e i k t i s c h e n u n d i n n e n d e i k t i s c h e n F u n k t i o n e n u n t e r s c h e i d e n ; w ä h r e n d die e r s t e r e n e i n v o n d e m d u r c h d a s munikationsereignis
gegebenen oder von einem fiktiven
p u n k t a u s g e h e n d e s Z e i g e n auf die a u ß e r s p r a c h l i c h e involvieren,
auf
5.2.2.2;
Null-
Situation
s i n d die l e t z t e r e n r e i n i n n e r s p r a c h l i c h e r
u n d e n t s p r e c h e n d e m , w a s als a n a p h o r i s c h e s o d e r
zu Kom-
Natur
kataphorisches
V e r w e i s e n i n n e r h a l b des R a h m e n s e i n e s S i g n e m s h ö h e r e n R a n g e s b e s c h r i e b e n zu w e r d e n p f l e g t ; da die A n s c h l u ß s t e l l e A g e g e n ü b e r d i e s e r U n t e r s c h e i d u n g n e u t r a l ist, s i n d i h r e Besetzungen auf der Exemplifizierungszeile
noematischen
j e w e i l s als
d e r a u ß e n - o d e r i n n e n d e i k t i s c h k e n n t l i c h zu m a c h e n ; (3) d a s j e n i g e K o m m u n i k a t i o n s e r e i g n i s
explizit zu
entwe-
und
identifizieren,
auf das hin eventuelle außendeiktische Bezugsetzungen
erfol-
g e n ; d i e s e N o t w e n d i g k e i t i s t d o r t b e s o n d e r s d r i n g e n d , wo
aus-
schließlich Symptom- und/oder signalfunktionale Auskünfte die am K o m m u n i k a t i o n s e r e i g n i s
Beteiligten vorliegen und
über
ange-
m e s s e n d a r s t e l l b a r s e i n m ü s s e n , u n d sie i s t u n u m g ä n g l i c h ,
wo
- w i e im F a l l d e r d i r e k t e n o d e r i n d i r e k t e n R e d e - m e h r e r e
Kom-
munikationsereignisse
gleichermaßen als Bezugspunkte in Frage
k o m m e n ; ihr w i r d im f o l g e n d e n d u r c h eine e n t s p r e c h e n d e
Indi-
227
zierung deiktischer Kategorien Rechnung zu tragen sein, deren systematische Rechtfertigung allerdings erst auf der Grundlage der in 7.2.3.1 einzuführenden lind den bisherigen Aktantenmodellen Uberzuordnenden "Hypersatz"-Modelle 1 ®^ erfolgen kann. 5.1.2.2.
Personal-deiktische Konstanten: Außendeixis
Als personal-deiktische Bestimmungen in außendeiktischer Funktion und damit als noematische Besetzungen der in ein personaldeiktisches Ap zu spezifizierenden Anschlußstelle A können die K a 184 tegorien herangezogen werden, die ich an anderer Stelle entwikkelt habe und von denen OE (= Sprecher), Ü E (S Hörer) und Ü E (= am Kommunikationsereignis nicht beteiligtes Nicht-Ich) genügen, um die in Modell 62 enthaltenen Spezifizierungen von Exemplifizierung (3a) aus Modell 21 zu ermöglichen. Modell 62 185.
Spez.:
( À1
Ex. : (1):
(Karl + ote ) C (((Buch + Ö l ) T P ( "É" )) C (Hans + Ü E )) (Karl + Ü E ) C («Buch + Ü E ) F T P ("E")) c (Hans + OE )) + Ü E ) C (((Buch + Ö E ) P T P ( "E" )) c ( X + O E )) ( x
(2): (3):
+ Àp) C ((( P?
+
Ap) P T P ^ R
)) C ( À 2
+
Ap))
t
In natürlicher Sprache entsprechen diesen Exemplifizierungen die Formulierungen (1) "Karl hat dem Hans das Buch gegeben", (2) "du, Karl, hast mir, Hans, das Buch gegeben" und (3) "du hast mir das Buch gegeben". 183 Cf. hierzu auch Heger 74a, §§ 1.2.6, 1.2.10 und 2.5.2; wesentliche Anregungen zu der dort benutzten und hier in 7.2.3-1 wieder aufgegriffenen Darstellungsform stammen aus Ballweg 72, bes. § 4.432, und GUlich/Raible 76, bes. §§ 2.1 und 2.3.2. 184 Cf. Heger 65. 185 In Modell 62 wird auf die gemäß 5.1.2.1.(3) erforderliche Indizierung verzichtet, da sie wegen des einstweiligen Fehlens eines entsprechenden "Hypersatz"-Modells an dieser Stelle in sinnlos erscheinender Form ins Leere weisen würde. 228
5.1.2.3.
Personal-deiktische Konstanten:
Personal-deiktische
Innendeixis
Spezifizierung in innendeiktischer
Funk-
t i o n "besagt n i c h t s a n d e r e s als d i e H e r s t e l l u n g d e r s c h o n m e h r f a c h behandelten Relation der Referenzidentität zu irgendwelchen ren Komponenten des Semems eines gemeinsamen Signems mehr
ande-
oder
m i n d e r h o h e n R a n g e s . Es k a n n d a h e r h i e r auf das i n 4 . 1 . 1 . 1 , 4 . 2 . 5 . 2 , 4.2.6.1 u n d 4.2.8.1
Gesagte zurückgegriffen werden und
b e d a r f im ü b r i g e n n u r m e h r d e r F e s t l e g u n g , d a ß d e r in 4.2.6.1 geführte Referenz-Indikator N mit seiner den Element-,
ein-
Klassen-
oder sonstigen extensionalen Bezug kennzeichnenden Indizierung innendeiktische Besetzung der personal-deiktischen Ap f u n g i e r t . F ü r die n o t a t i o n e i l e
Anschlußstelle
G e s t a l t des A k t a n t e n m o d e l l s
g i b t s i c h d a r a u s die r ü c k w i r k e n d e V e r ä n d e r u n g , d a ß d i e Exemplifizierungen v o n der bisherigen Notation der t ä t u n d die A k t a n t e n m o d e l l - K o m p ö n e n t e n
als er-
jeweiligen
Referenzidenti-
selbst von ihren von
dieser
Notation vorausgesetzten individuellen Indices befreit werden könn e n . E i n e A u s n a h m e v o n d i e s e m W e g f a l l b i l d e n l e d i g l i c h die in M i n u s k e l n n o t i e r t e n I n d i c e s , d a s h e i ß t die in 4.2.8.1 b e h a n d e l t e n S o n d e r f ä l l e , in d e n e n d i e b e t r e f f e n d e
ausführlich
Referenzidenti-
t ä t f ü r die d u r c h e i n e n r e c h t s r e k u r s i v a n g e w a n d t e n P r ä d i k a t o r Funktor hergestellte Einheit des Aktantenmodells konstitutiv Als Beispiel für diese rückwirkenden notationeilen
oder ist.
Veränderun-
g e n g e n ü g t h i e r M o d e l l 63, d a s l e d i g l i c h eine e n t s p r e c h e n d e
Neu-
S c h r e i b u n g v o n M o d e l l 5b ist, die a l l e r d i n g s g l e i c h z e i t i g in e i n e r anderen Hinsicht einen begrüßenswerten Vereinfachungseffekt zu erzielen gestattet. Solange keine besonderen Komplikationen wie
im
Fall der in 4.2.8.2 behandelten Beispiele vorliegen, genügt der mit Z a h l e n i n d i z i e r t e R e f e r e n z - I n d i k a t o r als G e w ä h r l e i s t u n g d a f ü r , ein von ihm begleiteter diskontinuierlicher Allgemeinbegriff s i o n a l als E l e m e n t u n d n i c h t als K l a s s e zu i n t e r p r e t i e r e n Modell 63:
daß
exten-
ist.
T
Spez.: Ex.:
((Ampel + N 1 )
P
(rot))
T
((Ampel + N 1 )
(grün))
In natürlicher Sprache entspricht dieser Exemplifizierung die F o r m u l i e r u n g "die A m p e l w e c h s e l t v o n r o t a u f g r ü n " .
229
Eine eigens vorzuführende Art der innendeiktischen Herstellung von Referenzidentitäten liegt dort vor, wo außendeiktisch fungierende personal-deiktische Kategorien gemäß 5.1.2.1.(3) auf verschiedene Kommunikationsereignisse bezogen sein können und wo ihre Bezeichnungen - im Fall der direkten Rede - einen expliziten Bezug zu dem referierten und nicht zu dem übergeordneten Kommunikationsereignis herstellen. Dafür, daß zum mindesten implizit auch in diesem Fall innendeiktisch hergestellte
Referenzidentitäten
vorliegen, bietet Modell 64 ein extrem einfaches Beispiel''®^. 5.1.2.4.
Bezeichnungen personal-deiktischer
Kategorien
Die hier jeweils nur anzudeutende Frage nach mehr oder minder weit verbreiteten einzelsprachlichen Bezeichnungsweisen würde im Falle sämtlicher personal-deiktischer Spezifizierungen überall dort, wo eine Referenzidentität innerhalb eines Aktantenmodells nicht schon mit lexematischen Mitteln bezeichnet wird (cf. oben 4.2.3.2 und die einleitenden Bemerkungen zu 4.3), in die Probleme der Paradigmen von Pronomina, Artikeln und ähnlichen Grammemen führen. Dabei ist es angesichts der in 4.2.8 behandelten ebenso wie der in 7-2.2 noch zu behandelnden Fragen, die die innendeiktische Bezugsetzung durch die Herstellung von Referenzidentitäten aufwirft, alles andere als ein Zufall, daß diese Paradigmen gerade diejenigen sind, an denen das Bemühen um eine Definition trans187 phrastischer Einheiten mit Vorliebe angesetzt hat 5.1.3.
LOKAL-DEIKTISCHE KONSTANTEN
Neben der personal-deiktischen Spezifizierbarkeit aller A k tantenmodellkomponenten besteht, wie schon einleitend zu 5.1
er-
wähnt wurde, für Aktanten (oder rekursiv in ihrer Position erscheinende Prädikatoren oder Funktoren), die im Nachbereich einer durch einen zweistelligen Relator mit lokaler Relations-Dimension
gestif-
teten Relation und somit in Lokal-Funktion stehen, darüberhinaus die spezielle Möglichkeit einer lokal-deiktischen
Spezifizierung.
Notationeil sind die entsprechenden Bestimmungen als Besetzungen der in diesem Fall in ein lokal-deiktisches AI zu spezifizierenden Anschlußstelle A einzuführen, die in dieser Spezifizierung nur einem Aktanten zugeordnet sein kann, der seinerseits einem zweistelligen Relator mit lokaler Relations-Dimension (1) zugeordnet 186 Weitere Beispiele cf. unten 6.3.2, Modell 82aA, und, in einem etwas komplexeren Zusammenhang, Heger 74a, § 2.6.1.2. 187 Cf. hierzu die grundlegenden Arbeiten Harweg 68 und Raible 72. 230
231
sein muß. Alle als noematische Besetzungen von AI in Frage kommenden Bestimmungen sind, aus der lokal-deiktischen Grundopposition L / L (= "hier" / "nicht-hier") abzuleiten, die - entweder außendeiktisch eine Bezugsetzung zwischen dem "Hier" des Kommunikationsereignisses und dem "Hier" der durch den zweistelligen Relator gestifteten Lokal-Relation spezifiziert und dabei als Nullpunkt, von dem das tatsächliche Zeigen ausgeht, - entweder das "Hier" eines der am Kommunikationsereignis Beteiligten, üblicherweise das des Senders (Sprechers) OE (LQ^/LQ^,) - oder das "Hier" des im Nachbereich der Lokal-Relation stehenden Aktanten (LQ E ,/L 0 E ,) voraussetzt, - oder innendeiktisch eine Bezugsetzung auf eine andere Aktantenmodellkomponente spezifiziert und dabei in Form der mit Hilfe des Referenz-Indikators N spezifizierten Opp osition erscheint''®®. Modell 65 bietet für die außendeiktische Funktion lokal-deiktischer Bestimmungen Beispiele, die teilweise gleichzeitig entspreModell 65:
Spez.: Ex.: ( 1 ) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) (9) (10)
(( X (( X
+ ÖE)
( ( ÖE) ( ÜE) (
+ ÜE)
x x x x
+ +
< L 0E L
< OE
+
+
¿OE.») L
OE-»)
+ + L + L (( X ( 0E OE.») + + + (( X ^OE w » ((Hans + ÖE) (Köln + ( L OE-») ((Hans + ÖE) (Köln + ( L OE.»> ((Hans + ÖE) (Köln + ( L )))
((Hans + ÖE) (Köln + ((Hans + ÖE) (Köln + ((Hans + ÖE) (Köln +
OE
(L
)))
OE
( (
Loe.») L
0ET»)
p
T
P
(i
F
T
P
(1
1 C2) 1 C2)
p
T T
P P
(1 (1
1 C2) 1 C 2)
P P P
(1 (1 (1
1 C2) 1C2)
V
T T T
p p
T T
P F
(1 (1
1 C2) 1 C 2)
p
T
P
(1
1 C2)
¥ p p
1 C2)
188 Cf. allgemein zu den lokal-deiktischen Kategorien Vernay 7k, sowie speziell zu den Oppositionen gehen /kommen und ir / venir Heger 66, § 4.3.3.
2~*>?
In n a t ü r l i c h e r Sprache e n t s p r e c h e n d i e s e n E x e m p l i f i z i e rungen die F o r m u l i e r u n g e n (1) "du k o m m s t h e r " = "vienes", (2) "du g e h s t h e r " = "vienes", (3) "du k o m m s t hin" = "vas", b) "du g e h s t h i n " = "vas", (5) "Hans k o m m t n a c h K ö l n " , 6) "Hans g e h t n a c h K ö l n " , (7) "Juan viene a Colonia", (8) "Juan v a a C o l o n i a " , (9) "Hans geht v o n K ö l n w e g " und (10) "Hans k o m m t v o n K ö l n / g e h t v o n K ö l n w e g " . chende S p e z i f i z i e r u n g e n zu M o d e l l 10 bilden. Die
innendeiktische
F u n k t i o n l o k a l - d e i k t i s c h e r B e s t i m m u n g e n w i r f t ähnliche
Probleme
auf w i e diejenige p e r s o n a l - d e i k t i s c h e r B e s t i m m u n g e n ; es g e n ü g t d a her h i e r ein Rückverweis auf die e n t s p r e c h e n d e n A u s f ü h r u n g e n in 5.1.2.3. 5.1.4.
KLASSIFIKATORISCHE
KONSTANTEN
Die k l a s s i f i k a t o r i s c h e S p e z i f i z i e r u n g v o n A k t a n t e n m o d e l l k o m p o n e n t e n ist n i c h t n u r , w a s eine S e l b s t v e r s t ä n d l i c h k e i t ist, h i n s i c h t l i c h der A r t u n d W e i s e ihrer Bezeichnung, s o n d e r n auch, wie schon einleitend in 5.0 h e r v o r g e h o b e n wurde, h i n s i c h t l i c h der A r t der S p e z i f i z i e r u n g e n s e l b s t je e i n z e l s p r a c h l i c h b e d i n g t . Dabei k ö n n e n ihr sowohl i n t e n s i o n a l e als auch extensionale d u n g e n zu Grunde liegen. Bekannte und dank ihrer
Klassenbil-
anthropologisch
m o t i v i e r b a r e n U n i v e r s a l i t ä t w e i t v e r b r e i t e t e Beispiele für die e r s t e r e n sind G e g e n ü b e r s t e l l u n g e n wie die v o n b e l e b t u n d u n b e l e b t , von M e n s c h und N i c h t - M e n s c h , v o n m ä n n l i c h u n d w e i b l i c h , v o n eßbar und n i c h t - e ß b a r und zahlreiche andere mehr. Der zweite Fall dort vor, wo sich die in einer n a t ü r l i c h e n E i n z e l s p r a c h e
liegt
fixierte
und s e m a s i o l o g i s c h zu eruierende B e g r i f f s b i l d u n g m i t p a r t i e l l t e n s i o n a l e n B e s t i m m u n g e n b e g n ü g t und dabei im Sinne einer
ex-
inten-
sionalen D e f i n i t i o n mehrere n i c h t auf einen g e m e i n s a m e n N e n n e r r e d u z i e r b a r e S u b s u m i e r u n g s r e l a t i o n e n g l e i c h z e i t i g zuläßt; h i e r f ü r w ü r d e n sich m i t h o h e r W a h r s c h e i n l i c h k e i t aus schen A n a l y s e n v o n V o k a b e l n wie etwa d e u t s c h Obst oben 2.3.1.3.(3))
Beispiele
semasiologi-
u n d Gemüse
(cf.
ergeben.
Die B e z e i c h n u n g der S p e z i f i z i e r u n g d u r c h
klassifikatorische
K o n s t a n t e n w i r d insbesondere im Falle v o n A k t a n t e n sehr oft v o n dem ü b l i c h e r w e i s e u n t e r dem E t i k e t t "Genus" g e f ü h r t e n G r a m m e m p a r a d i g m a getragen. D a n e b e n g i b t es - vor allem auf h ö h e r e n R ä n g e n w e i t e r e B e z e i c h n u n g s m ö g l i c h k e i t e n , u n t e r d e n e n die s o g e n a n n t e n S e l e k t i o n s r e s t r i k t i o n e n zu d e n w i c h t i g s t e n g e h ö r e n d ü r f t e n .
Ihre
F u n k t i o n s w e i s e u n d d e r e n D a r s t e l l b a r k e i t m i t den M i t t e l n des A k tantenmodells sei h i e r an einem B e i s p i e l illustriert, das ich einer U n t e r s u c h u n g E. C o s e r i u s entleihe, die u n t e r anderem die Reihe bellen,
wiehern
etc. und die für diese V e r b e n
charakteristi-
233
sehe Selektionsrestriktion bei der Auswahl möglicher grammatischer 189 Subjekte zum Gegenstand h a t . Auf ihr basierend sei eine semasiologische" Analyse von "N bellt" unterstellt, deren Ergebnis erstens in paraphrasierter Form ungefähr "N bewirkt mittels seiner natürlichen Artikulationswerkzeuge das Entstehen eines für N spezifischen Geräuschs" lautet und zweitens die zusätzliche Information enthält, 190 daß N Mitglied einer partiell extensional J bestimmten Klasse ist, die durch die Reihe "Hund, Wolf, Schakal, Coyote" zwar wohl noch nicht exhaustiv aufgezählt, aber für die hier interessierenden Zwecke hinreichend illustriert ist. Mit Hilfe der Neueinführung des Klassenzeichens {a^}- sowie eines metasprachlichen
zweistelli-
gen Relators mit der Relations-Dimension "Def." (= Definition) und der Stellenaufzählung "gen./d.sp." (= genus proximum / differentia specifica) kann diese Analyse in der von Modell 66 illustrierten Form abgebildet und exemplifiziert werden. V o n diesen Exemplifizierungen ist die erste unproblematisch, da die Inklusion von "Hund" in {AJQ} auf Grund der Resultate der unterstellten semasiologischen Analyse vorgesehen ist. Die zweite legt, solange aus einem weiteren Kontext kein Widerspruch entsteht, die Deutung nahe, daß "Karo" als Name eines Hundes zu verstehen ist, dessen Mitgliedschaft in { A ^ } abermals auf keine Schwierigkeiten stößt. Hingegen enthält die Exemplifizierung (3), wenn man "Chef 6 Mensch" und "Mensch ^ {Hund,...}" als implizite Selbstverständlichkeiten unterstellt, einen Widerspruch, zu dessen Auflösung drei Möglichkeiten dahingehend bestehen, daß entweder die resultierende Äußerung als unsinnig oder die unterstellte
semasiolo-
gische Analyse als falsch oder schließlich der Widerspruch selbst als seinerseits signifikant eingestuft werden. Die erste Möglichkeit ist trivial und braucht nicht weiter berücksichtigt zu werden. Die zweite würde beispielsweise dann vorliegen, wenn "bellt" in der resultierenden Äußerung im Sinne von "ahmt das Bellen (eines Hundes) nach" zu verstehen wäre, wofür Exemplifizierung (4) steht. Der dritte Ausweg aus dem aufgewiesenen Widerspruch schließlich besteht in der grundsätzlich für alle Semem-Verbindungen anzusetzenden Möglichkeit, Inkompatibilitäten von Semen als Indizien für das Vorliegen eines metaphorischen Signem-Gebrauchs zu interpre-
189 Cf. Coseriu 67. 190 Eine Umwandlung dieser partiell extensionalen in eine intensionale Bestimmung wäre nur in Form einer Zirkeldefinition vom Typ "Klasse derjenigen Tiere, die üblicherweise bellen" möglich.
234
i Im
-P S 3 M a> a P
p a>
h ho a> •rH 4->
S h o
0 •H •o
t-i 0 TI =
C a>
0 •h N •H
-a a 3
•H r«^ íH^-O, a -d O) c ¿
r Z-
ß +> 0 H M rH (1) 2 •Ö 0 bO c 0)
-P
0 h ft
o h
0
cm
o
£ fi o •H 0 rH T I
S
I
r
235
tieren (cf. oben 2.3.1-2 und 2.3-2.2, n.71). Zu dem vorliegenden Beispiel wäre dann allerdings die weitere Frage zu stellen, ob in seiner deutschen Formulierung heute nicht eine schon lexikalisierte und somit nur mehr ehemalige Metapher vorliegt, der durch die Unterstellung eines eigenen Semems Rechnung zu tragen wäre. 5.2.
SPEZIFIZIERUNGEN VON PRÄDIKATOR UND FUNKTOREN Nach der Behandlung der möglichen Spezifizierungen von Aktan-
ten und Relatoren ist nun nach denen von Prädikator und Funktoren zu fragen. Dabei genügt vorab ein bloßer Rückverweis auf das in 5.1 Ausgeführte für alle diejenigen Fälle, in denen ein in Aktanten- oder Relatoren-Position erscheinender rekursiv gebrauchter Prädikator oder Funktor stellvertretend für den gesamten ihm u n tergeordneten Teil eines Aktantenmodells durch die dort behandelten logischen, deiktischen und/oder klassifikatorischen Konstanten spezifiziert wird. Notationeil sind diese Fälle ohne Schwierigkeiten dadurch darzustellen, daß die entsprechende Anschlußstelle auf der Spezifizierungszeile
statt einem Aktanten oder Relator einem
Prädikator oder Funktor zugeordnet wird. Beispiele hierfür finden sich implizit in Form der Junktionen von Prädikatoren und/oder Funktoren in den Modellen 51b, 53, 55 und 56 und explizit in der Zuordnung der personal-deiktischen Anschlußstelle Ap zu einem Kausal-Funktor C in Modell 49; sie ließen sich leicht vermehren und auf andere Spezifizierungsarten - so etwa die Unterscheidung
zwi-
schen "guten" und "schlechten" Vorgängen, bei der die noematisch entsprechend zu besetzende Anschlußstelle {AJQ} dem für die betreffende Vorgangsbeziehung konstitutiven Temporal-Funktor T zuzuordnen wäre - ausdehnen. Neue Fragen hingegen stellen sich dort, wo es sich um Spezifizierungen entweder ausschließlich des Prädikators und damit sekundär auch der aus ihm abgeleiteten Funktoren oder ausschließlich (oder spezifisch) des einem bestimmten Funktor zu Grunde liegenden zweistelligen Relators und damit sekundär eben dieses Funktors handelt. Sowohl für die in 5.2.1 zu behandelnden Spezifizierungen des Prädikators als auch für diejenigen der Funktoren, die getrennt in 5.2.2 für den Temporal-Funktor und in 5.2.3 für den Kau191 sal-Funktor vorzuführen sein werden , kommen ausschließlich logische und deiktische Konstanten in Frage, da eine klassifikatori191 Analoge intensionale Spezifizierungen des Element-Funktors können wegen dessen extensionaler Herkunft per definitionem nicht auftreten.
236
sehe Spezifizierung zwar auf Variable wie die Aktanten und Relatoren, nicht aber auf die schon als Konstanten definierten Prädikatoren und Funktoren sinnvoll anwendbar sein kann. 5.2.1.
SPEZIFIZIERUNGEN DES PRÄDIKATORS
Die Möglichkeit, den Prädikator - und damit automatisch auch die aus ihm abgeleiteten Funktoren - als positiv oder negativ markiert ( P / P , daraus auch T / T , C / C und 6 / 6 ) zu spezifizieren, wurde vorgreifend schon in 4.1.1.1 eingeführt und hat sich als überaus wichtige Differenzierung erwiesen, ohne deren Hilfe beispielsweise der Unterschied zwischen nicht-transformativen Zustands- und transformativen Vorgangsbeziehungen in 4.2.2 nicht hätte beschrieben werden können. Von ebenfalls nicht geringem Interesse sind einige weitere hierher gehörige Spezifizierungsmöglichkeiten, deren ausführliche Behandlung den hier gegebenen Rahmen sprengen würde, von denen aber wenigstens die beiden folgenden nicht unerwähnt bleiben sollen. (1) Ebenso wie durch die Opposition positiv/ negativ können der Prädikator und die aus ihm abgeleiteten Funktoren durch die modallogische Konstante "notwendig" (nec) spezifiziert werden, woraus sich die in Modell 67 enthaltene viergliedrige Opposition ableitet. In ihrem Sinne erweist sich der bislang unspezifiziert gebrauchte Prädikator P als abgekürzte Schreibweise für den Fall P+nec, die als solche auch im folgenden beibehalten werden kann. Modell 67:
Spez.:
( Ä
Ex.: (1) (2)
(Hund) (Hund) (Hund) (Hund)
(3) (4)
)
(P + nec) (P (F (P (F
+ + + +
nec) nec) nec) nec)
( ( anim- ) (inanim-) ( masc- ) ( fem- )
In natürlicher Sprache entsprechen diesen Exemplifizierungen die Formulierungen (1) "es ist notwendig, daß Hunde belebt sind", (2) "es ist unmöglich, daß Hunde unbelebt sind", (3) "es ist (zufällig) so, daß Hunde männlich sind'.' und (4) "es ist möglich, daß Hunde • weiblich sind". 237
(2) Sowohl die Unterscheidung nach positiv/ negativ markiert als auch die Spezifizierung durch modallogische Konstanten gemäß (1) können ihrerseits durch eine deiktische Bestimmung spezifiziert werden, die angibt, aus wessen Sicht sie einem Prädikator oder aus diesem abgeleiteten Funktor zugeordnet sind. Als Bezugspunkte kommen hierfür sowohl die an dem primären oder an einem referierten Kommunikationsereignis Beteiligten 0E i und ÖE i (cf. oben 5.1.2.1.(3)) als auch solche zur Abgabe logischer Urteile fähige Wesen in Frage, die als Aktanten in dem jeweiligen Aktantenmodell eindeutig identifiziert sind. Zur notationellen Darstellung der damit entstehenden Unterscheidungsmöglichkeiten bietet sich eine entsprechende Indi192 zierung der betreffenden Prädikatoren und/oder Funktoren und deren Iterierung in denjenigen Fällen an, in denen mehrere Indizierungen gleichzeitig vorgenommen werden müssen. Die bislang benutzten nicht indizierten Prädikatoren und Funktoren erweisen sich somit als vereinfachte Schreibungen für die im Modell 68a:
Spez.:
(1)
(Karl) C ((((Otto) C 0 E l
C0E2
(2)
(Karl) C ((((Otto)
C0E2
(3)
(Karl) C ((((Otto) C 0 E 1
c
0E2
((Tür) P i P (offen))) f I P (bekannt)) C (Hans)) (offen))) P T P (bekannt)) c (Hans)) ((Tür) F t p ((Tür) P T P (offen))) P T P (bekannt)) C (Hans))
In natürlicher Sprache entsprechen diesen Exemplifizierungen die Formulierungen (1) "Karl teilt dem Hans mit, daß Otto die Tür geöffnet hat", (2) "Karl teilt dem Hans mit, daß Otto die Tür geöffnet habe" und (3) "Karl teilt dem Hans mit, daß Otto die Tür geöffnet hätte".
192 Es sei ausdrücklich darauf hingewiesen, daß diese Notationskonvention von der in der ersten Auflage vorgeschlagenen abweicht und daß dieses Abweichen gleichzeitig auch eine veränderte Notation für die in 5.2.3.5 zu behandelnden Fälle erforderlich machen wird. 238
Normalfall zu unterstellende ausschließliche Indizierung mit OE^ und können als solche auch im folgenden beibehalten werden. Einfache Beispiele für die so eröffneten Differenzierungsmöglichkeiten bieten die in Modell 68a enthaltenen Varianten zu Modell 26b und die in Modell 68b enthaltenen zu Modell 30b; die Benutzung der Indizierung mit OE2 in Modell 68a zur Kenntlichmachung des Bezugs auf ein referiertes Kommunikationsereignis ist ein Vorgriff auf die sich in 7.2.3.1 aus der Einführung von "Hypersatz"-Modellen für die Notation erge193 benden Möglichkeiten
.
Modell 68b:
Spez. Ex.: (1): (((Preis) F T P ("E")) Coe-j • CNa (Po'et)) C ((Bffe'ntl. • Ng) P T P (ruh-)) (2) : (((Preis) f IP ("E")) C0El • CNa (Poet)) C ((Öffentl. . >a) P If (ruh-)) In natürlicher Sprache entsprechen diesen Exemplifizierungen die Formulierungen (1) "die tatsächliche (= sowohl vom Sprecher 0E-| als auch von der Öffentlichkeit N a affirmierte) Verleihung des Preises an den Poeten beunruhigt die Öffentlichkeit" und (2) "die vermeintliche (= von der Öffentlichkeit N a affirmierte, vom Sprecher OEi aber negierte) Verleihung des Preises an den Poeten beunruhigt die Öffentlichkeit". 5.2.2.
SPEZIFIZIERUNGEN DES TEMPORAL-FUNKTORS
Die Bestimmung der für den Temporal-Funktor spezifischen Spezifizierungsmöglichkeiten hat von dem seiner Ableitung zu Grunde liegenden zweistelligen Relator mit temporaler Relations-Dimension und mit der durch die unmittelbare Vorher-Nachher-Relation besetzten Stellenaufzählung (cf. oben 4.2.2.1) auszugehen. Für seine nähere Bestimmung kommen aus dem Bereich der logischen Konstanten die in 5.2.2.1 darzustellenden Quantitätskategorien und aus dem der deiktischen Konstanten die in 5.2.2.2 vorzuführenden temporaldeiktischen Kategorien in Betracht. 193 Für zahlreiche in Abschnitt 5.2.1 aufgegriffene wichtige Anregungen bin ich P. Lohmann zu aufrichtigem Dank verpflichtet. 239
5.2.2.1.
Quantifikatorische
Konstanten
F ü r die q u a n t i t a t i v e S p e z i f i z i e r u n g des
Temporal-Funktors
g i l t m u t a t i s m u t a n d i s d a s s e l b e , w a s in 5.1.1 f ü r die
entsprechen-
d e n S p e z i f i z i e r u n g e n v o n A k t a n t e n u n d R e l a t o r e n f e s t g e l e g t u n d auf G r u n d d i e s e r F e s t l e g u n g e n b e o b a c h t e t w o r d e n ist. D i e s i c h d a r a u s e r g e b e n d e n K o n s e q u e n z e n e n t s p r e c h e n im w e s e n t l i c h e n m e i n e n 194 «ren Darstellungen dieses Problemkreises
frühe-
^ ; in U b e r e i n s t i m m u n g
i h n e n i s t v o r a b zu f r a g e n , ob die d u r c h d e n T e m p o r a l - F u n k t o r präsentierte unmittelbare Vorher-Nachher-Relation als
mit
re-
kontinuier-
l i c h e o d e r a l s d i s k o n t i n u i e r l i c h e E i n h e i t e i n z u s t u f e n ist.
Ihre
D e f i n i t i o n als R e l a t i o n z w i s c h e n zwei u n m i t t e l b a r , das h e i ß t m i t Null-Distanz
(cf. o b e n 4 . 2 . 2 , b e s . n . 1 3 4 ) auf e i n a n d e r
folgenden
Z e i t p u n k t e n i s t b e w u ß t so g e w ä h l t , d a ß die B e a n t w o r t u n g d i e s e r f r a g e n i c h t p r ä j u d i z i e r t ist, s o n d e r n v o n d e n j e w e i l i g e n zierungen der beiden in Relation zu einander gesetzten
Zeitpunkte
abhängig gemacht werden kann. Sind diese Spezifizierungen
ausnahms-
l o s i d e n t i s c h u n d e r f ü l l e n d a m i t g e m ä ß 4 . 2 . 2 die B e d i n g u n g e n und standsbeziehung,
Vor-
Spezifi-
A^=A2,
für das Vorliegen einer nicht-transformativen so soll d e r e n E i n s t u f b a r k e i t als
Zu-
diskontinuierli-
c h e r E i n h e i t als p e r .definitionem a u s g e s c h l o s s e n g e l t e n . L i e g t h i n gegen keine ausnahmslose
Identität der Spezifizierungen der
besagten Zeitpunkte vor - was somit insbesondere die
beiden
transformati-
v e n V o r g a n g s b e z i e h u n g e n b e t r i f f t - , so b e s t e h t k e i n z w i n g e n d e r A n laß z u e i n e r p r i n z i p i e l l e n E n t s c h e i d u n g ; V o r g a n g s b e z i e h u n g e n n e n s o m i t s o w o h l als t e m p o r a l k o n t i n u i e r l i c h e als a u c h als 195 ral diskontinuierliche Einheiten konzipiert werden. In d i e s e m l e t z t e n F a l l , in d e m , a b g e k ü r z t a u s g e d r ü c k t , diskontinuierlich anzusehende Temporal-Funktoren vorliegen,
kön-
tempoals kann
g e m ä ß 5.1.1 d e m T e m p o r a l - F u n k t o r die A n s c h l u ß s t e l l e Q-JJ z u g e o r d n e t werden, mit der Spezifizierungsmöglichkeiten
eröffnet werden,
sie M o d e l l 6 9 in F o r m e n t s p r e c h e n d e r V a r i a n t e n z u
wie
Exemplifizierung
(1b) aus M o d e l l 14 e n t h ä l t . L i e g e n h i n g e g e n , e b e n s o a b g e k ü r z t
aus-
gedrückt, kontinuierliche,oder als kontinuierlich anzusehende
Tem-
p o r a l - F u n k t o r e n v o r , so" f o l g t e b e n f a l l s aus 5 . 1 . 1 , d a ß 194 C f . H e g e r 6 7 ,
jedenfalls
pp.565-572.
195 E s i s t a u s d r ü c k l i c h zu b e t o n e n , daß es bei d i e s e n E i n s t u f u n g e n von Zustands- und Vorgangsbeziehungen ausschließlich um deren Q u a n t i f i z i e r b a r k e i t in d e r D i m e n s i o n d e r Z e i t g e h t u n d s o m i t k e i n W i d e r s p r u c h zu i h r e r in 2 . 3 . 1 . 3 . ( 2 2 ) e r f o l g t e n g l o b a l e n E i n s t u f u n g als k o n t i n u i e r l i c h e r A l l g e m e i n b e g r i f f e b e s t e h t , die ü b e r a l l d o r t G ü l t i g k e i t b e s i t z t , wo k e i n e d e r a r t i g e B e s c h r ä n k u n g auf eine b e s t i m m t e D i m e n s i o n v o r l i e g t .
240
Modell
69:
Spez. :
Ex. :
(1)
(Hans)
C
((Tür)
F
(2)
(Hans)
C
((Tür)
P (T +
(T +
Q
(3)
(Hans)
C
((Tür)
P (T +
c1>
Q
(Hans)
C
((Tür)
F
(T +
c2>
(4)
Q
(5)
(Hans)
C
((Tür)
P (T +
Q
Ó
c0>
cn> cv)
P
(offen))
P
(offen))
P
(offen))
P
(offen))
P
(offen))
In n a t ü r l i c h e r S p r a c h e e n t s p r e c h e n d i e s en E x e m p l i f i z i e r u n g e n die F o r m u l i e r u n g e n (1) "Hans ö f f n e t e n i e die T ü r » , (2) "Hans ö f f n e t e e i n m a l die T ü r " , (3) "Hans öffn e t e z w e i m a l d i e T ü r " , (4) "Hans ö f f n e t e m e h r m a l s die T ü r " u n d (5) "Hans ö f f n e t e i m m e r die T ü r " 1 9 6 . Modell
70: *A*
1/2
A
1/2
Spez. :
((( A
Ex.:
(1):
(((Hans) P T P (schiaf-))
(1 h))
P
(Q(t)
2)
(2):
(((Hans) P T P (schlaf-))
(1 h))
P
(Q(t)
2)
) P T P (
)) ( A ))
(
D
In n a t ü r l i c h e r S p r a c h e e n t s p r e c h e n d i e s e n E x e m p l i f i z i e r u n g e n d i e F o r m u l i e r u n g e n (1) "Hans s c h l i e f eine S t u n d e l a n g " u n d (2) "Hans "brauchte eine S t u n d e z u m A u f w a c h e n " .
196 Z u d e r v o n d e n E x e m p l i f i z i e r u n g e n e i n e r s e i t s (2) u n d a n d e r e r s e i t s (3) u n d (4) i m p l i z i e r t e n O p p o s i t i o n d e r K a t e g o r i e n " s e m e l f a k t i v " u n d ."iterativ" cf. H e g e r 6 7 , p . 5 6 6 .
241
überall dort, wo explizite Maßangaben eingeführt werden müssen, eine quantitative Spezifizierung nur in der aus 4.2.6.2 bekannten und in Modell 70 enthaltenen normalen Notationsform - mit zweistelligem Relator mit der Relations-Dimension Q(t) und einer durch die Identitäts-Relation 1 = 2 besetzten Stellenaufzählung, und mit einer temporalen Maßangabe als dem im Nachbereich der durch diesen Relator gestifteten Relation und somit in Temporal-Funktion stehenden Aktanten - dargestellt werden kann. Eine Ausnahme hiervon bilden lediglich die Fälle, in denen die Maßangabe unbestimmt und damit die Spezifizierungsmöglichkeiten auf die dreigliedrige Opposition Q c Q / Q o x / Q c y reduziert bleiben; für diesen Sonderfall kann eine an die für diskontinuierliche Temporal-Funktoren vorgesehene notationeile Darstellung angepaßte vereinfachte Schreibung eingeführt werden, die dem Temporal-Funktor auf der Spezifizierungszeile eine Anschlußstelle Q zuordnet 197 . qN
5.2.2.2.
Temporal-deiktische Konstanten
Für die notationeile Darstellung der temporal-deiktischen Spezifizierung von Temporal-Funktoren kann auf das zurückgegriffen werden, was in 5.1.2.1 über deiktische Spezifizierungen generell gesagt worden ist. In der dort vorgesehenen Notation brauchen lediglich die beliebige Aktantenmodellkomponente K durch den Temporal-Funktor T und die allgemein deiktische Anschlußstelle A durch ein speziell temporal-deiktisches At ersetzt zu werden. Die als noematische Besetzungen dieses At in Frage kommenden Bestimmungen sind analog zu dem, was in 5.1.3 für die lokal-deiktischen Bestimmungen ausgeführt worden ist, aus der temporal-deiktischen Grundopposition T / T (S "jetzt" / "nicht-jetzt") 1 9 8 abzuleiten, die - entweder außendeiktisch eine Bezugsetzung zwischen dem "Jetzt" des Kommunikationsereignisses und dem "Jetzt" der durch den Temporal -Funktor repräsentierten Zustands- oder Vorgangsbeziehung spezifiziert und dabei als Nullpunkt, von dem das tatsächliche Zeigen ausgeht, - entweder das "Jetzt" des Kommunikationsereignisses
(TQE/TQE)
197 Zu der von den als noematischen Besetzungen dieser Anschlußstelle Q c N in Frage kommenden Gliedern Q c q und Q„ x repräsentierten Opposition der Kategorien "punktuell" und "durativ" cf. Heger 67, pp.566-567. 198 Die Notationen t Q E /TQ E //TQ E ,/T q e , entsprechen den in der ersten Auflage benutzten T s /T s //T r /T r und den in Heger 67, §2.2, benutzten P^/P^f/Py/Py.; zu der Schreibung TQ E cf. Heger 74a, § 1.2.6, und zu T q e , cf. Heger 74b, bes. p.533, n.5. 242
- oder das "Jetzt" der in dem Temporal-Funktor aufgegangenen Temporal-Relation (T 0E ,/TQ E ,) voraussetzt, - oder innendeiktisch eine Bezugsetzung auf eine andere Aktantenmodellkomponente spezifiziert und dabei generell in Form der mit Hilfe des Referenz-Indikators N spezifizierten Opposition T N;j/%i °der, wenn die betreffende andere Aktantenmodellkomponente selbst ebenfalls ein - in diesem Fall durch einen Index n zu kennzeichnender - Temporal-Funktor ist, in der vereinfachten Schreibung T T n /^T n erscheint. Die Anwendung des außendeiktisch spezifizierten Temporal-Funktors wird unter Zugrundelegung der weiteren in meinen früheren Arbeiten entwickelten Differenzierungen 199 die sich aus der "Zeitstufen"Opposition T OE / T OE un Ap)
P
«A
•
Ap) P2 N2) P2 (
+ Äp)) Nfc))
Um zur Grund-Folge-Relation zu werden, fehlt dieser einfachen Implikationsbeziehung, gemäß der neben P^ + P 2 auch P^ + P^ und + zutreffen können, noch die Festlegung, daß P^ und folglich vorliegen; sie erfolgt in Modellstruktur b durch die Hinzufügung des in 6.1 einzuführenden Assertions-Relators E, womit eine Darstellung entsteht, die genau die explizite Form der um den Assertions-Relator erweiterten einfacheren Darstelllang mit Hilfe eines Kausal-Funktors ist, dem im Vorbereich und im Nachbereich Prädikatoren untergeordnet sind. Diese in Modellstruktur c wiederAuflage zusätzlichen Abschnitten 5.2.3.1 bis 5.2.3.3 und 5.2.3.5 ihren Niederschlag finden, habe ich meinen Diskussionspartnern in Heidelberg - insbesondere P.Lohmann und J.Ballweg - und in Mexico aufrichtig zu danken. 248
gegebene einfachere Darstellung unterscheidet sich von der u r sprünglichen einfachen Implikationsbeziehung der Modellstruktur a dadurch, daß sie auch bei fehlendem Assertions-Relator von den drei Möglichkeiten
P1 + P 2 , F 1 + P 2
und ^
+ P2
nur die erste- zu-
läßt.
3.2.3.2.
Ursache-Wirkung-Relation
Die durch einen Kausal-Funktor, dem im Vorbereich und im Nachbereich Temporal-Funktoren untergeordnet sind, dargestellte Ursache-Wirkung-Relation erweist sich in ihrer hier zu Grunde zu legenden - und bislang durchweg zu Grunde gelegten - Auffassung als w e sentlich komplexer als die Grund-Folge-Relation. Schon in 4.2.4.1 wurde darauf hingewiesen, daß zwischen einer Ursache T^ und ihrer Wirkung T 2 außer der hier zu explizierenden Kausal-Relation auch eine temporale Vorher-Nachher-Relation besteht, derzufolge nur zeitlich spätere Wirkungen von zeitlich früheren Ursachen auftreten können. Darüberhinaus setzt eine Ursache-Wirkung-Relation das Vorliegen einer bestimmten Ursache T 1 einer bestimmten Wirkung T 2
249
voraus, ist somit nicht generell formulierbar und muß daher auch ihrerseits temporal spezifiziert oder spezifizierbar sein; dieser Spezifizität ist durch die Fixierung der gesamten Relation auf einen Zeitpunkt T^ (cf. Modellstruktur d) Rechnung zu tragen, die eine unerwünschte Umdeutung der Ursache-Wirkung-Relation in die assertierte Form einer "immer dann, wenn"-Beziehung
ausschließt.
Und schließlich setzt die Ursache-Wirkung-Relation voraus, daß die Ursache T^ notwendige Ursache der Wirkung
ist, daß also nicht
nur - im Sinne einer einfachen Implikationsbeziehung - ihr Vorliegen T 1 das Vorliegen T ? der Wirkung, sondern gleichermaßen ihr — 20^ — Nicht-Vorliegen T-j das Nicht-Vorliegen T^ der Wirkung impliziert . Die sich damit ergebende einfache Implikationsbeziehung,
de-
ren Implikant aus der Konjunktion der auf einen Zeitpunkt T^ fixierten doppelten Implikationsbeziehung T^
T^ und T^
auf denselben Zeitpunkt T^ fixierten Vorliegens von T 1 kann analog zu dem im Fall der Grund-Folge-Relation
T^ und des besteht,
eingeschlage-
n e n Verfahren durch die Hinzufügung des Assertions-Relators E in die gewünschte Darstellung der Ursache-Wirkung-Relation umgewandelt werden. Diese in Modellstruktur d enthaltene Darstellung ist somit genau die explizite Form der um den Assertißns-Relator
erwei-
terten einfacheren Darstellung mit Hilfe eines Kausal-Funktors, dem im Vorbereich und im Nachbereich Temporal-Funktoren untergeordnet sind. Für diese in Modellstruktur e wiedergegebene einfachere Darstellung gilt hier ebenfalls, daß auch bei fehlendem AssertionsRelator der Kausal-Funktor von den beiden Möglichkeiten T^ und
nur die erste zuläßt (cf. noch 5.2.3.5.(4)). D e r Einfachheit halber ist bei diesen Darstellungen unter-
stellt worden, daß sowohl dem im Vorbereich des Kausal-Funktors stehenden Temporal-Funktor als auch dem im Nachbereich stehenden Vorgangsbeziehungen (F-T-P oder P-T-P) entsprechen.
Selbstverständ-
lich können an ihrer Stelle auch Zustandsbeziehungen (P-T-P) auftreten, wobei sich die folgenden
Subspezifizierungsmöglichkeiten
ergeben: - entspricht der Ursache eine Zustandsbeziehung P-T^-P und endet dieser Zustand mit der egressiven Vorgangsbeziehung P-T„-P, so 203 Im Falle der Grund-Folge-Relation wäre eine solche doppelte Implikation nicht nur überflüssig, sondern hätte überdies die unerwünschte Konsequenz^ daß aus der Konjunktion der Implikationen P-| -» P2 und P-| -» P2 die Äquivalenz P-| entstünde. Im Falle der Ursache-Wirkung-Relation ist diese Konsequenz durch die zusätzliche Vorher-Nachher-Relation zwischen T-| und T 2 (und entsprechend zwischen T-j und T/^) ausgeschlossen.
250
251
fiziert werden; - entspricht der Wirkung eine Zustandsbeziehung P-T^-P und beginnt dieser Zustand mit der ingressiven Vorgangsbeziehung P-Tg-P, so kann dieser ingressive Vorgang temporal-deiktisch entweder als Txg (unmittelbare Nachzeitigkeit) oder als ^Tg (mittelbare Nachzeitigkeit) spezifiziert werden^®^; - entsprechen sowohl der Ursache als auch der Wirkung Zustandsbeziehungen (P-Tg-P und P-T^-P), so ergeben sich, wenn Tg gegenüber Tg vorzeitig ist, durch einfache Multiplikation der aufgewiesenen Subspezifizierungsmöglichkeiten sechs mögliche Fälle; hinzu kommen diejenigen einer Gleichzeitigkeits- und einer Nachzeitigkeitsrelation zwischen Tg und Tg, so daß hier insgesamt acht verschiedene Subspezifizierungsmöglichkeiten vorliegen. Mit diesen Subspezifizierungsmöglichkeiten nicht zu verwechseln sind die einleitend zu 4.2.4.5 in den Modellen 28b und 28c vorgeführten heterogenen Kombinationen aus Grund-Folge- und Ursache-Wirkung-Relationen. Von ihnen erweist sich die durch die Modelle 28c illustrierte "Grund-Wirkung"-Relation an Hand der hier und in 5.2.3-1 nachgetragenen expliziten Einführung der Kausal-Relationen als eine der kaum wünschbaren Konsequenzen, die eintreten müssen, wenn die bei der Einführung der- Ursache-Wirkung-Relation 204 Die dritte Möglichkeit ^Tf, würde den Beginn der Wirkung zeitlich vor der Ursache ansetzen und ist somit per definitionem ausgeschlossen. 252
v o r g e n o m m e n e F i x i e r u n g auf e i n e n Z e i t p u n k t T^ u n t e r b l e i b t . d e r d u r c h eine P r ä d i k a t i o n s b e z i e h u n g r e p r ä s e n t i e r t e G r u n d
Während besten-
f a l l s e i n e "immer d a n n , w e n n " - B e z i e h u n g e r w a r t e n l ä ß t , i s t f ü r die d u r c h eine Z u s t a n d s - o d e r V o r g a n g s b e z i e h u n g b e s e t z t e b e s t i m m t e damit einmalige Wirkung eine solche "immer dann,
und
wenn"-Beziehung
z w a r eine B e d i n g u n g d e r M ö g l i c h k e i t , n i c h t j e d o c h d i e s p e z i e l l e r k l ä r e n d e U r s a c h e . D a r a u s f o l g t , daß - w i e in 4 . 2 . 4 . 5 - die F o r m u l i e r u n g e i n e r " G r u n d - W i r k u n g " - R e l a t i o n c h e r S p r a c h e m ö g l i c h i s t (und s o m i t a u c h i n
sie
angedeutet
z w a r in n a t ü r l i -
Aktantenmodell-Nota-
t i o n m ö g l i c h s e i n m u ß ) , d a ß sie j e d o c h eine I n f o r m a t i o n zu b i e t e n s c h e i n t , die sie i n W i r k l i c h k e i t g a r n i c h t l i e f e r n k a n n . D i e s e v o l l s t ä n d i g k e i t f i n d e t in d e n D a r s t e l l u n g s f o r m e n d e r t u r e n d u n d e i h r e n A u s d r u c k d a r i n , d a ß die
temporal-anaphorische
S p e z i f i z i e r u n g d e r W i r k u n g T^, + 'f'pg b e i f e h l e n d e m Tg ins L e e r e A n d e r s l i e g e n die D i n g e b e i d e r z w e i t e n h e t e r o g e n e n tion, d e r d u r c h M o d e l l 28b i l l u s t r i e r t e n
Kombina-
Vorgangsbeziehung
" U r s a c h e " für eine
eine P r ä d i k a t i o n s b e z i e h u n g b e s e t z t e g e n e r e l l e , d a s h e i ß t gültige
geht.
"Ursache-Folge"-Relation.
D u r c h sie w i r d eine d u r c h eine Z u s t a n d s - o d e r besetzte bestimmte und daher einmalige
Un-
Modellstruk-
"Folge" a n g e g e b e n . D i e s a b e r i m p l i z i e r t eine
de R e l a t i v i e r u n g d e s g e s a m t e n G ü l t i g k e i t s b e r e i c h s
durch atemporal
historisieren-
einer
solchen
" F o l g e " bei g l e i c h z e i t i g e r U m d e u t u n g d e r A t e m p o r a l i t ä t in so w i e "alle E w i g k e i t " ; e n t s p r e c h e n d e V o r a u s s e t z u n g e n s i n d
etwas
üblicher-
w e i s e n u r in B e i s p i e l e n j e n e s b e s o n d e r e n T y p s g e g e b e n , wie er a u c h n i c h t z u f ä l l i g z u r E x e m p l i f i z i e r u n g v o n M o d e l l 28b worden
herangezogen
ist.
5.2.3-3.
Kausal- und
Final-Funktion
Neben der ausschließlichen Besetzung durch Prädikations-,
Zu-
stands- und/oder Vorgangsbeziehungen ist für den Kausal-Funktor 4.2.4.1
auch eine Verwendungsweise
z u g e l a s s e n w o r d e n , bei d e r
in
ent-
w e d e r in s e i n e m V o r b e r e i c h o d e r i n s e i n e m N a c h b e r e i c h A k t a n t e n als u n m i t t e l b a r e B e s e t z u n g e n e r s c h e i n e n . Im e r s t e n F a l l sollte
dieser
A k t a n t A u s g a n g s p u n k t d e r U r s a c h e d e r im N a c h b e r e i c h s t e h e n d e n W i r k u n g , im z w e i t e n F a l l h i n g e g e n d e r j e n i g e P u n k t s e i n , a n d e m
sich
die W i r k u n g d e r im V o r b e r e i c h s t e h e n d e n U r s a c h e v o l l z i e h t . E i n e r s t e r S c h r i t t zu e i n e r e x p l i z i t e r e n D e u t u n g d i e s e r M ö g l i c h k e i t die s i c h in d e n A b s c h n i t t e n 4 . 2 . 4 . 2 b i s 4 . 2 . 4 . 4 a l s ü b e r a u s b a r e r w i e s e n h a t - e r f o l g t e d a n n , als in 4 . 2 . 4 . 5 auf die
-
frucht-
evidenten
A f f i n i t ä t e n z w i s c h e n d e n aus i h r r e s u l t i e r e n d e n K a u s a l - u n d F i n a l Funktionen einerseits und den dort eingeführten Instrumental- und
253
T e l o s - F u n k t i o n e n a n d e r e r s e i t s h i n g e w i e s e n w u r d e . A n d i e s e r Stelle k a n n n u n erneut e i n g e s e t z t u n d z u n ä c h s t im Sinne d e r in 5.2.3.1 u n d 5.2.3-2 n a c h g e t r a g e n e n P r ä z i s i e r u n g e n f e s t g e s t e l l t w e r d e n , daß in s ä m t l i c h e n in 4 . 2 . 4 . 5 im Zusammenhang mit I n s t r u m e n t a l - u n d T e l o s - F u n k t i o n e n v o r g e f ü h r t e n F ä l l e n der K a u s a l - F u n k t o r eine U r s a c h e - W i r k u n g - R e l a t i o n u n d keine G r u n d - F o l g e - R e l a t i o n abbildet. D i e se F e s t s t e l l u n g ist k e i n e s w e g s zufällig, sondern e n t s p r i c h t g e n a u der a n a l o g e n E i n s c h r ä n k u n g , die in 4.2.4.1
(cf. n.144) für die
K a u s a l - u n d die F i n a l - F u n k t i o n g e m a c h t w u r d e . W a s b i s l a n g j e d o c h n o c h fehlt, ist eine p r ä z i s e d e s s e n , was d e n U n t e r s c h i e d z w i s c h e n K a u s a l - u n d
Bestimmung
Final-Funktionen
einerseits u n d I n s t r u m e n t a l - u n d T e l o s - F u n k t i o n e n ausmacht. A l s E x p l i z i t i e r u n g z u n ä c h s t n u r i m p l i z i t
andererseits unterstellter
P r ä m i s s e n k a n n sie jetzt in Form d e r F e s t l e g u n g n a c h g e h o l t w e r d e n , daß in einer U r s a c h e - W i r k u n g - R e l a t i o n dem A k t a n t e n in K a u s a l - bzw. F i n a l - F u n k t i o n z u s ä t z l i c h zu seiner Rolle in d i e s e r R e l a t i o n - das h e i ß t zusätzlich zu dem, w a s ihn als species des g e n e r i s c h e r e n A k t a n t e n in I n s t r u m e n t a l - bzw. T e l o s - F u n k t i o n b e s t i m m t - das B e w u ß t 205 sein
sowohl v o n d i e s e r U r s a c h e - W i r k u n g - R e l a t i o n als a u c h v o n
seiner e i g e n e n s p e z i f i s c h e n B e t e i l i g u n g an ihr z u z u s c h r e i b e n ist, 205 Wie dieses B e w u ß t s e i n im e i n z e l n e n zu b e s t i m m e n ist, b l e i b e h i e r zu G u n s t e n einer m ö g l i c h s t g e n e r i s c h e n I n t e r p r e t a t i o n dah i n g e s t e l l t , die dem j e w e i l i g e n Typ v o n F ä l l e n angepaßte S u b s p e z i f i z i e r u n g e n z u l ä ß t (cf. n o c h 5.2.3.4). S c h o n aus seiner g e n e r i s c h e n B e s t i m m u n g j e d o c h ergibt sich eine zweifellos enge V e r w a n d t s c h a f t m i t F i l i m o r e s B e s t i m m u n g e n des der K a u s a l - F u n k tion e n t s p r e c h e n d e n A g e n t i v s als "the case of the typieally animate p e r c e i v e d i n s t i g a t o r of the a c t i o n i d e n t i f i e d by the v e r b " u n d des der F i n a l - F u n k t i o n e n t s p r e c h e n d e n D a t i v s als "the case of the animate being affected by the State or a c t i o n i d e n t i f i e d by the v e r b " (Fillmore 68, p.24; H e r v o r h e b u n g e n v o n mir). A l l e r d i n g s ist dem zweierlei h i n z u z u f ü g e n . Zum e i n e n b r a u c h t gemäß dem im f o l g e n d e n d a r z u s t e l l e n d e n U n t e r s c h i e d die K l a s s e derer, d e n e n ein B e w u ß t s e i n v o n ihrer B e t e i l i g u n g als A u s g a n g s p u n k t einer Ursache z u z u s c h r e i b e n ist, mit der Klasse derer, d e n e n ein B e w u ß t s e i n v o n ihrer B e t e i l i g u n g als V o l l z u g s p u n k t einer W i r k u n g z u z u s c h r e i b e n ist, n i c h t n o t w e n d i g i d e n t i s c h zu sein. N a h e l i e g e n d ist v i e l m e h r die V e r m u t u n g , daß die erste K l a s s e eine echte Teilmenge der z w e i t e n b i l d e t , d a ein v o r a u s s c h a u e n d e s B e w u ß t s e i n w e n i g e r weit v e r b r e i t e t zu sein p f l e g t als ein n a c h t r ä g l i c h k o n s t a t i e r e n d e s . Zum z w e i t e n ist die U n t e r s t e l l u n g b e i d e r A r t e n v o n B e w u ß t s e i n gemäß 2.2.1 s e l b s t v e r s t ä n d l i c h frei v o n R e s t r i k t i o n e n , die sich aus w e l chen o n t o l o g i s c h e n P r ä m i s s e n auch immer e r g e b e n w ü r d e n . "Sprechende S t e i n e " , "sehende B ä u m e " u n d d e r g l e i c h e n mehr s i n d d a h e r keineswegs als " i n a k z e p t a b e l " abzulehnen, s o n d e r n entweder im Sinne v o n 5.1.4 (cf. M o d e l l 66, E x e m p l i f i z i e r u n g (3)) als M e t a p h e r n oder im Sinne v o n 7.3.1 als I n d i z i e n für das V o r l i e gen eines D e n o t a t a - B e r e i c h s (cf. oben 4.2.5.4) zu i n t e r p r e t i e ren, in dem S t e i n e s p r e c h e n u n d Bäume sehen k ö n n e n .
254
daß er also an dieser Ursache-Wirkung-Relation nicht nur als Ausgangspunkt der Ursache oder als Vollzugspunkt der Wirkung, sondern an ihr selbst sowie an seiner in ihr gespielten Rolle zusätzlich perzeptorisch beteiligt ist beziehungsweise'sein kann. Eine Wiedergabe dieser expliziten Festlegung mit den Mitteln der Aktantenmodell-Notation bietet Modellstruktur f 2 0 ^; aus ihr wird gleichzeitig der sehr generische Charakter dieser Festlegung deutlich. Von den zahlreichen von ihr erfaßten möglichen Fällen interessieren hier ausschließlich diejenigen, die durch die sechs explizit aufgeführten Exemplifizierungen von Modellstruktur f wiedergegeben werden. Modellstruktur f:
(1) ( ( ( A t N ^ P C T ^ I r ^ P t
X ' ))C(Tl»Na)C((A-fN2)P(T3-tTTl)P(1R "1> N 1> ) »1> )
cv ((rar) CV ((Tür) cv ((Tür) cv ((Tur) cv ((Tür) cv ((Tür) cv ((Tur) cv ((Tür) cv ((Tür)
Ftp (offen))) f Ii£ offen») Ftp (offen))) F t p (offen))) Ftp (offen))) F t p (offen))) Ftp (offen))) Ftp (offen))) F t p (offen)))
CVN1 CVN1 cvNl cvNl
((Hans) P T F (schlaf-)) ((Hans) P T F (schlaf-)) ((Hans) P T F (schlaf-)) ((Hans) P T F (schlaf-)) ((Hans) P T F (schlaf-)) ((Hans) P T F (schlaf-)) ((Hans) P T F (schlaf-)) ((Hans) P T F (schlaf-)) ((Hans) P T F (schlaf-))
In natürlicher Sprache entsprechen diesen Exemplifizierungen die Formulierungen (1) "Karl weckte Hans absichtlich dadurch auf, daß er die Tür öffnete", (2) "weil Karl absichtlich die Tür öffnete, wachte Hans auf", (3) "Karl öffnete die Tür und weckte dadurch versehentlich Hans auf", (4) "Karl öffnete die Tür, um Hans zu wecken", (5) "Karl versuchte vergeblich, Hans dadurch, daß er die Tür öffnete, zu wecken", (6) "Karl öffnete versehentlich die Tür und weckte Hans dadurch auf", (7) "Karl wollte die Tür öffnen, um Hans dadurch zu wecken", (8) "Karl versuchte vergeblich, die Tür zu öffnen, um Hans dadurch zu wecken" und 19) "Karl versuchte vergeblich, die Tür zu öffnen, und weckte dadurch Hans auf". Modell 75
Spez.: ( (Hans • (0E2 • N, ))
¿P )» CV ((Karl • 5e2) C (((Buch) F T P ("É")) C (Hans » (OEj • N, ))))
In natürlicher Sprache entspricht dieser Exemplifizierung die Formulierung "Hans bittet Karl um das Buch".
263
Bei den Aktanten in Final-Funktion kann das durch die Einführung der Spezifizierungsposition V darstellbar gewordene Bewußtsein, das sie von ihrer Beteiligung an der sie enthaltenden Ursache-Wirkung-Relation haben, selbstverständlich nicht als - nur auf den Ausgangspunkt einer solchen Relation beziehbare - Intentionalität, sondern nur als bewußte Perzeption der sich an ihnen vollziehenden Wirkung aufgefaßt werden. Im einzelnen ergeben sich die - analog zu dem Verhältnis von Kausal- und Final-Funktion: asymmetrischen - Entsprechungen von Intentionalität und bewußter Perzeption aus einem Vergleich der Modelle 74a und 76. Für die zahlreiModell 76:
Spez. :
CV ( A )
(( A ) P I ] (1) (2)
(3)
(M
(5) (6)
(7) (8)
(9) (10) (11)
(12) (13) (14)
((Ba'um) ((Baum) ((Baum) ((Baum) ((Baum) ((Baum) ((Baum) ((Baum) ((Baum) (f Baum) ((Baum) ((Baum) ((Baum) ((Baum)
sichtbar)) C sichtbar)) £ C C C C
• • • •
CV CV ÜV CV
(Hans) (Hans) (Hans) (Hans) (Hans) (Hans)
C C C C
• • • •
CV CV CV CV
(Hans) (Hans) (Hans) (Hans)
CV CV CV CV
(Hans) (Hans) (Hans) (Hans)
In natürlicher Sprache entsprechen diesen Exemplifizierungen die Formulierungen (1) "der Baum ist für Hans sichtbar", (2) "der Baum ist für Hans nicht sichtbar", (3) "Hans sieht den Baum", (4) "Hans ist sich nicht bewußt, daß er den (für ihn sichtbaren) Baum sieht", (5) "der Baum ist für Hans sichtbar, wird von ihm aber nicht gesehen", (6) "Hans ist sich nicht bewußt, daß er den (für ihn sichtbaren) Baum nicht sieht", (7) "Hans glaubt irrtümlich, den Baum zu sehen", (8) "Hans glaubt nicht, den (für ihn nicht sichtbaren) Baum zu sehen", (9) "Hans sieht den Baum nicht (und ist sich dessen bewußt)", (10) "Hans ist sich nicht bewußt, daß er den Baum nicht sieht (und nicht sehen kann)", (11) "Hans glaubt, den Baum zu sehen1!, (12) "Hans glaubt nicht, den Baum zu sehen", (13) "Hans glaubt, den Baum nicht zu sehen" und (14) "Hans glaubt nicht, den Baum nicht zu sehen". chen Kombinationsmöglichkeiten, die sich aus diesen Spezifizierungen dann ergeben, wenn in einem Aktantenmodell sowohl im Vorbe-
264
reich als auch im Nachbereich von Kausal-Funktoren stehende Aktanten vorkommen, muß hier das eine Beispiel genügen, das Modell 77 an Hand zweier Varianten zu Exemplifizierung (3b) aus Modell 21 bietet. Modell 77:
Spez.: Ex. :
Ap))
(1):
(Hans + N^ ) C + CV (((Buch) P T P("E")) C
(2):
(Hans + N^ ) C + CV (((Buch) F T P("E")) C + CV (Hans + N 1 ))
(Hans +N.j))
In natürlicher Sprache entsprechen diesen Exemplifizierungen die Formulierungen (1) "Hans nimmt das Buch" und (2) "Hans nimmt sich das Buch". Modell 78:
^ ))
Spez. :
(( A ) É>
Ex.: (1):
((Tür) P T P (offen))
(2):
((Tür) V T P (offen))
(3): (4):
«Tür) P T P (offen))
P {
((Tür) P T P (offen))
CV
(( A
+ Ap) P T P (
_,R
((Hans + N 1 ) P T P (schlaf-)
cv Nl cv Nl
((Hans + N^ ) P T P ( s c h l a f - ) ((Hans + N^ ) P T F ( s c h l a f - )
({Hans + N^ ) P T P ( s c h l a f - ) ((Tür) 7 T P (offen)) (5): In natürlicher Sprache entsprechen diesen Exemplifizierungen die Formulierungen (1) "Hans ist durch das Öffnen der Tür_ aufgewacht", (2) "Hans ist sich bewußt, daß er durch das Öffnen der Tür aufgewacht ist", (3) "Hans ist, ohne sich dessen bewußt zu sein, durch das Öffnen der Tür aufgewacht", (4) "Hans glaubt, durch das Öffnen der Tür aufgewacht zu sein" und (5) "Hans glaubt irrtümlich, durch das Öffnen der Tür aufgewacht zu sein".
265
Modell 78 schließlich bietet ein Beispiel dafür, daß bei Vorliegen eines geeigneten Aktanten die entsprechend indizierte Spezifizierungsposition V auch einem Kausal-Funktor zugeordnet werden kann, dem sowohl im Vorbereich als auch im Nachbereich TemporalFunktoren untergeordnet sind. Nur mehr angedeutet werden kann hier, daß sich aus dieser Möglichkeit gleichzeitig erhebliche Komplikationen für die Frage nach der Bestimmung von Aktantenfunktionen ergeben. Diese Komplikationen gehen weit Uber das hinaus, was schon an Hand von Modell 77 im Falle einer nicht-referenzidentischen Aktantenbesetzung durch die nur scheinbar einfache Frage, ob in Exemplifizierung (1) ein Aktant in Final- oder in Telos-Funktion vorliegt, illustriert werden könnte und was unmittelbar in die oben in n.151 angedeutete "Benefaktiv"-Problematik führen würde. 5.2.3.5.
Konditional-Relationen
Statt diese Frage nach zusätzlichen Aktantenfunktionen weiter zu verfolgen, die ohnedies nur im Vergleich mit einem entsprechend differenziert ausgebauten Kasus-Modell von Interesse wären, bietet es sich auf der Grundlage der in 5.2.3.1 und 5.2.3.2 gegebenen Bestimmungen an, dieses den Spezifizierungen des Kausal-Funktors gewidmete Kapitel mit einem Exkurs über die teilweise dort schon implizit mit dargestellten Konditional-Relationen zu beschließen. Ein solcher Exkurs ist um so gerechtfertigter, als er nicht nur die engen Beziehungen zwischen Kausal- und Konditional-Relationen bestätigen, sondern auch zusätzliche spezifische Varianten von Kausal-Relationen ins Blickfeld bringen wird, die somit zum mindesten in einem weiteren Sinn ohnehin in den Kreis möglicher Antworten auf die Frage nach den Spezifizierungen des Kausal-Funktors
einzubezie-
h e n gewesen wären. (1) Der einfachste Fall einer Konditional-Relation ist dort anzusetzen, wo eine einfache Implikationsbeziehung zwei Prädikationsbeziehungen verbindet. Dieser Fall, der in 5.2.3-1
bei
der Ableitung des Kausal-Funktors als vereinfachten Darstellungsmittels für die Grund-Folge-Relation vorausgesetzt wurde, ist gemäß 4.2.9.1 als P^
P^ zu notieren; ihn illustriert M o -
dell 79a. (2) Dieselbe einfache Implikationsbeziehung kann statt zwischen zwei Prädikationsbeziehungen auch zwischen zwei Zustands- oder Vorgangsbeziehungen bestehen und ist dann als T^ -> T^ zu notieren; ihr entspricht die in 5.2.3.2 bei der Ableitung des Kausal-Funktors als vereinfachten Darstellungsmittels für die Ur-
266
Modell 79a:
Spez.:
((((A ) (A ))P(D 1/2))?(((A )(A ))P(D 1/2)))->(((A ) (A ))P(D 1/2))
Ex.:
((({N1 )(N2))P((( N2)P(i2