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German Pages 144 [155] Year 2019
Medikamente im Rettungsdienst Volker Wanka Stefan Weiß
2., aktualisierte Auflage
Georg Thieme Verlag Stuttgart • New York
Volker Wanka Spitalwiesenweg 4 75175 Pforzheim Dr. med. Stefan Weiß Regionale Kliniken Holding RKH Klinikum Ludwigsburg Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie Posilipostr. 4 71640 Ludwigsburg
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Ihre Meinung ist uns wichtig! Bitte schreiben Sie uns unter: www.thieme.de/service/feedback.html
© 2019 Georg Thieme Verlag KG Rüdigerstr. 14 70469 Stuttgart Deutschland www.thieme.de Printed in Germany 1. Auflage 2016 Redaktion: Verena Knigge, Neuhausen/Schellbronn; Annika Simon, Hannover Umschlaggestaltung: Thieme Gruppe Umschlagfoto: Thieme Gruppe, Alexander Fischer Satz: L42 AG, Berlin Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten (Allgäu)
DOI 10.1055/b-006-163705 ISBN 978-3-13-242824-9 Auch erhältlich als E-Book: eISBN (PDF) 978-3-13-242825-6 eISBN (epub) 978-3-13-242826-3
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Wichtiger Hinweis: Wie jede Wissenschaft ist die Medizin ständigen Entwicklungen unterworfen. Forschung und klinische Erfahrung erweitern unsere Erkenntnisse, insbesondere was Behandlung und medikamentöse Therapie anbelangt. Soweit in diesem Werk eine Dosierung oder eine Applikation erwähnt wird, darf der Leser zwar darauf vertrauen, dass Autoren, Herausgeber und Verlag große Sorgfalt darauf verwandt haben, dass diese Angabe dem Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes entspricht. Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag jedoch keine Gewähr übernommen werden. Jeder Benutzer ist angehalten, durch sorgfältige Prüfung der Beipackzettel der verwendeten Präparate und gegebenenfalls nach Konsultation eines Spezialisten festzustellen, ob die dort gegebene Empfehlung für Dosierungen oder die Beachtung von Kontraindikationen gegenüber der Angabe in diesem Buch abweicht. Eine solche Prüfung ist besonders wichtig bei selten verwendeten Präparaten oder solchen, die neu auf den Markt gebracht worden sind. Jede Dosierung oder Applikation erfolgt auf eigene Gefahr des Benutzers. Autoren und Verlag appellieren an jeden Benutzer, ihm etwa auffallende Ungenauigkeiten dem Verlag mitzuteilen. Geschützte Warennamen (Warenzeichen ®) werden nicht immer besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht geschlossen werden, dass es sich um einen freien Warennamen handelt. Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen oder die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Vorwort Die wichtigsten Notfallmedikamente im Ernstfall schnell zur Hand: Was ursprünglich in der Rettungsdienstzeitschrift „retten“ als Sammlung einzelner Medikamentenkarten konzipiert war, erfreute sich so großer Beliebtheit, dass nun die 2. Auflage erscheint. Darüber freuen wir uns sehr! In der 1. Auflage noch als Infokarten zusammengeheftet, erscheint die 2. Auflage nun im handlichen Kitteltaschenformat. Damit haben Sie das kompakte Wissen immer griffbereit! Die alphabetische Sortierung nach Wirkstoff bleibt erhalten, sodass unabhängig der eingesetzten Präparate in den verschiedenen Rettungsdienstbezirken die Medikamente schnell auffindbar sind. Nicht nur für den Notfall, sondern auch zur suffizienten Prüfungsvorbereitung ist das Taschenbuch bestens geeignet, sowohl für angehende Notfallmediziner als auch für Rettungsdienstmitarbeiter. Neben der Indikation, Dosierung und Darreichungsform haben wir auch großen Wert auf die Beschreibung der Kontraindikationen, Nebenwirkungen und Besonderheiten gelegt. Herzlich bedanken möchten wir uns beim Thieme Verlag, der nun schon die 2. Auflage der „Medikamente im Rettungsdienst“ herausbringt und dieses Projekt immer sehr wohlwollend unterstützt und vorangetrieben hat! Wir wünschen allen Lesern viel Erfolg und Freude beim Studium des Buches. Pforzheim und Ludwigsburg, im Frühjahr 2019 Volker Wanka, Stefan Weiß
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Inhaltsverzeichnis 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42
Adenosin ► 9 Adrenalin (Epinephrin) ► 11 Amiodaronhydrochlorid ► 14 ASS: Acetylsalizylsäure ► 17 Atropinsulfat ► 20 Butylscopolaminiumbromid ► 23 Cafedrin-HCl und Theodrenalin-HCl ► 25 Clemastinfumarat ► 27 Clonazepam ► 29 Diazepam ► 31 Dimenhydrinat ► 34 Dimetindenmaleat ► 37 Esketamin ► 39 Etomidat ► 42 Fentanyl ► 46 Flumazenil ► 49 Furosemid ► 52 Glukose 40 % ► 55 Glyzeroltrinitrat ► 57 Haloperidol ► 59 Heparin ► 62 HES: Hydroxyethylstärke ► 64 Hydroxocobalamin ► 67 Ibuprofen ► 70 Ipratropium ► 73 Lorazepam ► 75 Magnesiumsulfat ► 78 Metamizol ► 80 Metoprolol ► 83 Midazolam ► 85 Morphin ► 88 Naloxon ► 91 Natriumhydrogenkarbonat (NaHCO3) ► 93 Norepinephrin ► 95 Ondansetron ► 97 Paracetamol ► 100 Physostigminsalicylat ► 102 Prednisolon ► 104 Prednison ► 107 Promethazin ► 109 Propofol ► 112 Reproterol ► 115
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43 44 45 46 47 48 49 50 51 52
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Rocuroniumbromid ► 117 Salbutamol ► 120 Simeticon ► 123 Suxamethoniumchlorid (Succinylcholin) ► 125 Thiopental-Natrium ► 128 Tranexamsäure ► 131 Urapidil ► 133 Vecuroniumbromid ► 135 Verapamil ► 137 Vollelektrolytlösung ohne Kohlenhydrate ► 140
1.3 Dosierung und Darreichungsform
Adenosin
Adenosin
1
1
1.1 Substanzklasse Antiarrhythmikum
1.2 Handelsnamen ▶ Adrekar®: i. v., 1 ml = 3 mg Adenosin: 1 Durchstechflasche à 2 ml = 6 mg Adenosin
1.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ Gabe nur unter EKG-Kontrolle und Reanimationsbereitschaft. ▶ i. v.-Bolus schnell über eine große periphere oder zentralvenöse Vene verabreichen, mit 5 ml physiologischer Kochsalzlösung nachspülen. Entscheidend für den Erfolg ist die Injektionsgeschwindigkeit. ▶ 2. und 3. Bolusgabe nach jeweils 1–2 min bei fortbestehender Rhythmusstörung Indikation
paroxysmale supraventrikuläre Tachykardien (PSVT) mit AV-KnotenBeteiligung (atrioventrikuläre Reentry-Tachykardie und AV-KnotenReentry-Tachykardie); ERC: stabile, regelmäßige Schmalkomplex-Tachykardien (QRS-Komplex < 0,12 s)
Mittel der Wahl
1. Wahl (wenn vagale Manöver nicht zum gewünschten Erfolg führten und andere antiarrhythmische Substanzen (z. B. Verapamil) nicht angezeigt sind)
Dosierung Erwachsene
Adrekar® nach Roter Liste® 2015*
• Dosis: 3 mg • Dosis: 6 mg
3. Dosis: 12 mg
Nach ERC-Leitlinie 2015*
• Dosis: 6 mg • Dosis: 12 mg
3. Dosis: 12 mg
Dosierung Kinder
Aufgrund der fehlenden Datenlage wird Adrekar bei Kindern nur optional eingeschränkt empfohlen.
Kontraindikation
• AV-Block II. oder III. Grades (außer Patienten mit Herzschrittmacher) • Sick-Sinus-Syndrom (außer Patienten mit Herzschrittmacher) • QT-Verlängerung • Vorhofflattern oder -flimmern mit zusätzlichem Vorliegen einer akzessorischen Leitungsbahn • schwere obstruktive Lungenerkrankungen (z. B. Asthma bronchiale) • schwere Hypotonie • instabile Angina pectoris • dekompensierte Herzinsuffizienz
Cave
• Warnen Sie Patienten vor Übelkeit, Hitzegefühl, Thoraxschmerzen, „schwarz vor Augen“, da häufig eine kurzfristige Asystolie auftritt. • Schwangerschaft und Stillzeit: Nur bei strenger Indikation einsetzen: Es liegen keine ausreichenden Daten vor. • Dipyridamol verstärkt Adenosinwirkung. • Kann bei Patienten Bronchospasmen auslösen. • Bei Kühlung können Ausfällungen in der Lösung auftreten.
*Dosierungsempfehlungen der ERC-Leitlinie 2015 und der Roten Liste® 2015 weichen von den Herstellerangaben ab!
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Adenosin
1
1.4 Nebenwirkungen
1.4 Nebenwirkungen Nebenwirkungen klingen in der Regel innerhalb weniger Minuten wieder ab (kurze HWZ von < 10 s). Häufig sind: ▶ Asystolie ▶ Gesichtsrötung (Flush) ▶ Bradykardie ▶ Sinuspause ▶ Herzstolpern ▶ AV-Block ▶ Vorhof-Extrasystolen ▶ erhöhte ventrikuläre Erregbarkeit ▶ Kammer-Extrasystolen ▶ Arrhythmien ▶ Übelkeit ▶ Hitzegefühl ▶ Thoraxschmerzen ▶ Engegefühl in der Brust ▶ Schwindel, „schwarz vor Augen“ ▶ Kopfschmerzen
1.5 Wirkung Adenosin ist ein körpereigenes Nukleosid. Wird es i. v. injiziert, kann es durch kurzfristiges Blockieren des AV-Knotens eine supraventrikuläre Tachykardie beenden. ▶ erregt an Herzmuskelzellen A1-Rezeptoren • Hemmung der K+-Kanäle in den Vorhöfen und im AV-Knoten – Hemmung bzw. Verlangsamung der Überleitung am AV-Knoten = AV-blockierende Wirkung – Unterbrechung der Reentry-Kreise, die den AV-Knoten berühren – Wiederherstellen des normalen Sinusrhythmus ▶ vermittelt an A2-Rezeptoren der Endothel- und glatten Muskelzellen eine Vasodilatation • Blutdruckabfall
1.6 Wechselwirkungen ▶ Dipyridamol → verstärkt Adenosinwirkung ▶ Theophyllin und Koffein → reduzieren Adenosinwirkung
1.7 Besonderheiten ▶ HWZ < 10 s, sehr kurz wirksam → je schneller der Bolus injiziert wird, desto wirksamer. ▶ Der Effekt von Adenosin auf die AV-Überleitung hält bei i. v.-Injektion nur ca. 30 s an.
1.8 Lagerung Unbedingt bei Raumtemperatur lagern. Adenosin fällt bei Kühlung aus und kann bei Raumtemperatur wieder gelöst werden. Lösung muss vor Applikation klar sein. 10
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Adrenalin (Epinephrin)
2.1 Substanzklasse Sympathomimetika, Katecholamine
2.2 Handelsnamen ▶ Suprarenin® und Adrenalin 1 : 1000 Jenapharm®: i. v., 1 ml Ampullen = 1 mg Adrenalin, mit 0,9%iger NaCl-Lösung auf 10 ml verdünnen ▶ Anapen®: Fertigspritze zur i. m. Gabe; 0,15 oder 0,3 mg Adrenalin je Fertigspritze à 0,3 ml ▶ Fastjekt®: Fertigspritze zur i. m. Gabe; 2,05 mg Adrenalin je Fertigspritze à 2,05 ml = 0,3 mg/0,3 ml pro Hub ▶ Infectokrupp Inhal®: Inhalationslösung 4 mg/ml = 0,56 mg/0,14 ml pro Hub
2 Adrenalin (Epinephrin)
2.3 Dosierung und Darreichungsform
2.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ für i. v./i. o. Gabe: 1 ml Adrenalin mit 9 ml 0,9%iger NaCl-Lösung auf 10 ml verdünnen (1 : 10) • 1 mg Adrenalin = 10 ml verdünnte Lösung ▶ für endobronchiale Gabe: 2–3-fache Dosierung mit 0,9%iger NaCl-Lösung verdünnen ▶ kontinuierliche Gabe über Perfusor: 5 mg Adrenalin + 45 ml 0,9%iger NaCl-Lösung • 100 µg Adrenalin = 1 ml verdünnte Lösung, höhere Konzentrationen sind möglich Indikation
Herz-Kreislauf-Stillstand/ Reanimation
Anaphylaxie
Mittel der Wahl
1. Wahl
1. Wahl
Dosierung Erwachsene und Kinder > 12 Jahre
i. v. und i. o.: 1 mg, ggf. Wiederholung alle 3–5 min
0,5 mg i. m.: ggf. Wiederholung nach 5 min. ▶ Intravenöse Gabe nur durch den erfahrenen Anwender und titriert: 50 mcg. i. v.
Dosierung Kinder 6–12 Jahre
i. v. und i. o.: 0,01 mg/kg KG, ggf. Wiederholung alle 3–5 min
0,3 mg i. m.: ggf. Wiederholung nach 5 min. ▶ Intravenöse Gabe nur durch den erfahrenen Anwender und titriert: 1 mcg/kg KG i. v.
Dosierung Kinder < 6 Jahre
–
0,15 mg i. m.: ggf. Wiederholung nach 5 min.
Kontraindikation
keine
tachykarde Rhythmusstörungen, koronare Herzkrankheit, schwere Niereninsuffizienz, Phäochromozytom, anfallsartige Tachykardie, Cor pulmonale Die Anwendung im Rahmen einer schweren anaphylaktischen Reaktion kann im Einzelfall auch in Gegenwart einer der vorgenannten Kontraindikationen gerechtfertigt sein.
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Adrenalin (Epinephrin)
2
2.4 Nebenwirkungen Cave
• nicht mit alkalischen Substanzen mischen; pH-Werte > 5 verändern das Molekulargerüst von Adrenalin und beeinträchtigen die Wirkung. • Bei gesicherter Azidose: Azidoseausgleich mit Natriumbikarbonat (= Natriumhydrogenkarbonat) über getrennten Zugang oder zeitlich versetzt • keine subkutane oder intraarterielle Applikation an den Akren: Nekrosegefahr
2.4 Nebenwirkungen ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
Tachykardie Extrasystolie Kammerflimmern Erhöhung des myokardialen O2-Verbrauchs, Hypertension Angina pectoris Vasokonstriktion Hyperglykämie Hypokaliämie Übelkeit Erbrechen Nervosität Angst Kopfschmerzen Halluzinationen
2.5 Wirkung ▶ Stimuliert α-, β1- und β2-Rezeptoren • α1: Engstellung der peripheren Gefäße (Vasokonstriktion), Schleimhautabschwellung – Erhöhung des peripheren Widerstands – Blutdruckanstieg • α2: Vasokonstriktion, Parasympathikolyse • β1: Stimulierung des Herzens (Steigerung der Herzfrequenz und der Kontraktionskraft) – Steigerung des Herzzeitvolumens – Blutdruckanstieg – Zunahme der koronaren und zerebralen Durchblutung • β2: Erschlaffung der glatten Muskulatur im ganzen Körper – Bronchien: Erweiterung der Bronchien (Bronchodilatation) – periphere Gefäße: bei niedriger Dosis Gefäßerweiterung (Vasodilatation) – Senkung des diastolischen Blutdrucks (bei hoher Dosis überwiegt die Stimulation der α-Rezeptoren = Engstellung der Gefäße)
2.6 Wechselwirkungen ▶ Trizyklische Antidepressiva, Zyklopropan, Inhalationsanästhetika, Theophyllin, einige Antihistaminika u. a.: Adrenalinwirkung wird verstärkt • tachykarde Rhythmusstörungen bis Kammerflimmern ▶ α-Blocker, Phenothiazine: blutdrucksteigernde Adrenalinwirkung wird erniedrigt • verminderte Blutdrucksteigerung ▶ β-Blocker: können kardiale und bronchodilatatorische Wirkung herabsetzen • verminderte Steigerung der Herzfrequenz und Kontraktionskraft; reduzierte Bronchodilatation 12
2.7 Besonderheiten ▶ Angegebene Dosierungen sind Anhaltswerte, bei Reanimation evtl. höhere Mengen nötig. ▶ In Schwangerschaft und Stillzeit nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung einsetzen. ▶ Halbwertszeit: 1–3 min
2.8 Lagerung
2 Adrenalin (Epinephrin)
2.9 Dosierungstabelle Kinder
▶ Vor Licht geschützt und gekühlt bei 2–8 °C lagern. ▶ Bei Raumtemperatur (ca. 25 °C) verkürzt sich die Lagerungsdauer auf 6 Monate.
2.9 Dosierungstabelle Kinder Dosierungsangaben für eine 1 : 10 verdünnte Lösung: 1 mg Adrenalin = 10 ml verdünnte Lösung Reanimation KG
i. v. und i. o.
5 kg
0,05 mg = 0,5 ml
10 kg
0,1 mg = 1 ml
15 kg
0,15 mg = 1,5 ml
20 kg
0,2 mg = 2 ml
30 kg
0,3 mg = 3 ml
40 kg
0,4 mg = 4 ml
0,01 mg/kg KG
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Amiodaronhydrochlorid
3
Amiodaronhydrochlorid
3
Amiodaronhydrochlorid
3.1 Substanzklasse Antiarrhythmikum
3.2 Handelsnamen ▶ AMIODARON 150 mg i. v. Carino Injektionslösung: i. v., 3 ml Ampulle enthält 150 mg Amiodaronhydrochlorid (50 mg/ml) und Benzylalkohol. ▶ Amiodaron-hameln 50 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Injektions-/Infusionslösung: i. v., 3 ml Ampulle enthält 150 mg Amiodaronhydrochlorid (50 mg/ml) und Benzylalkohol. ▶ Amiodaron-ratiopharm® 150 mg/3 ml Injektionslösung: i. v., 3 ml Ampulle enthält 150 mg Amiodaronhydrochlorid (50 mg/ml) und Benzylalkohol.
3.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ Um chemische Reaktionen zu vermeiden, darf man Amiodaron grundsätzlich nicht mit anderen Arzneimitteln zusammen in die Injektionsspritze geben oder in derselben Spritze aufziehen. ▶ Nur bei Reanimation 300 mg i. v. als Bolus, ansonsten langsame Gabe. ▶ Bei behandlungsbedürftiger, symptomatischer regelmäßiger ventrikulärer Tachykardie (VT): 300 mg i. v. über 20–60 min gefolgt von 900 mg über 24 Std. (ERC-Leitlinie 2015) ▶ Bei symptomatischen und behandlungsbedürftigen tachykarden supraventrikulären Herzrhythmusstörungen: 5 mg/kg KG i. v. langsam über mind. 3 min applizieren. • 2. Gabe erst nach 15 min möglich, auch wenn initial weniger als 5 mg/kg KG verabreicht wurden. • EKG-Überwachung und Kontrolle des Blutdrucks sind nötig. • bei der einmaligen Infusion: 300 mg Amiodaronhydrochlorid in 250 ml 5%iger Glukoselösung innerhalb von 20 min–2 h infundieren. • Zur Infusion darf nur 5%ige Glukoselösung verwendet werden. ▶ Die ERC-Leitlinie empfiehlt bei der Reanimation von Kindern 5 mg/kg KG.
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Indikation
Im Rahmen einer Reanimation nach dem 3. Schock bei therapierefraktärer VT oder pVT (pulsloser VT)
Behandlungsbedürftige symptomatische, regelmäßige VT
Mittel der Wahl
1. Wahl
1. Wahl
Dosierung Erwachsene
300 mg i. v. als Bolus
300 mg i. v. über 20–60 min gefolgt von 900 mg über 24 Std. (ERC-Leitlinie 2015)
Symptomatische und behandlungsbedürftige tachykarde supraventrikuläre Herzrhythmusstörungen (z. B. AV-junktionale Tachykardien, supraventrikuläre Tachykardien bei Wolff-ParkinsonWhite-Syndrom oder paroxysmales Vorhofflimmern)
i. v. Injektion: 5 mg/kg KG langsam über mind. 3 min einmalige Infusion: 2 Ampullen (300 mg Amiodaronhydrochlorid) in 250 ml 5%iger Glukoselösung innerhalb von 20 min–2 h
Kontraindikation
KEINE BEI REANIMATION! • Sinusbradykardie • Leitungsverzögerung • Kreislaufkollaps • Hypotonie • schwere Ateminsuffizienz • Kardiomyopathie • Herzinsuffizienz • vorbestehende QT-Verlängerung • Hypokaliämie, Schilddrüsenerkrankungen, Jodallergien • gleichz. Behandlung mit MAO-Hemmern • gleichz. Behandlung mit Arzneimitteln, die „Torsade de pointes“ auslösen können: Antiarrhythmika der Klasse I (v. a. chinidinähnliche Substanzen) und Klasse-III-Antiarrhythmika (z. B. Sotalol) sowie andere die QT-Zeit verlängernde Medikamente (z. B. Sulpirid, Vincamin, Erythromycin i. v. und Pentamidin i. v.)
Cave
• Amiodaron kann DEHP (Diethylhexylphthalat, Weichmacher) aus DEHPhaltigen Schlauchsystemen herauslösen. • Vorsicht bei gleichz. Anwendung von Simvastatin in einer Tagesdosis > 20 mg. • Bei gleichz. Anwendung von Amiodaron und Simvastatin besteht erhöhtes Myopathie-/Rhabdomyolyserisiko. • Hypokaliämie muss verhindert bzw. ggf. korrigiert werden. • auf eine verlängerte QT-Zeit achten
3 Amiodaronhydrochlorid
3.6 Wechselwirkungen
3.4 Nebenwirkungen ▶ Sinusbradykardie (bei älteren Patienten oder gestörter Sinusknotenfunktion evtl. stärker ausgeprägt), in Ausnahmefällen Sinusknotenstillstand ▶ EKG-Veränderungen: QT-Verlängerung, U-Welle, Verlängerung oder Deformierung der T-Welle ▶ proarrhythmische Wirkungen: SA-Block (selten), AV-Block (selten), Asystolie (Einzelfälle); „Torsade de pointes“ und Kammerflimmern / -flattern (Einzelfälle) ▶ Hypotension, Schweißausbruch, Flush ▶ Bronchospasmen bis Apnoe bei atmungsinsuffizienten Patienten und v. a. bei Asthmatikern (Einzelfälle) ▶ anaphylaktische Reaktionen bis hin zum Schock (Einzelfälle)
3.5 Wirkung Amiodaron verlangsamt die Erregungsleitung und reduziert die Herzfrequenz: ▶ Amiodaron hemmt den Kaliumausstrom in der Phase III des Aktionspotenzials im Myokardgewebe und verlängert die anterograde Erregungsleitung durch Verlängerung der Repolarisationsdauer und Refraktärzeit des Aktionspotenzials. Dies führt zur Suppression von Ektopien und Reentry-Mechanismen und zu einem verlängerten QTc-Intervall im EKG.
3.6 Wechselwirkungen ▶ herzwirksame Glykoside: exzessive Bradykardie, AV-Überleitungsstörungen ▶ Digoxin, Phenytoin, Cyclosporin, Antiarrhythmika (z. B. Chinidin, Procainamid, Flecainid): Serumspiegel dieses Arzneimittels erhöht 15
Amiodaronhydrochlorid
3
3.7 Besonderheiten
▶ Antiarrhythmika Klasse I (v. a. chinidinähnliche Substanzen), Antiarrhythmika Klasse III (z. B. Sotalol), QT-Zeit verlängernde Arzneimittel (z. B. Vincamin, Sulpirid, Pentamidin i. v., Erythromycin i. v.): Gefahr einer übermäßigen QT-Verlängerung mit erhöhtem Risiko für Kammerarrhythmien inkl. „Torsade de pointes“ ▶ kaliumausschwemmende Diuretika (z. B. Hydrochlorothiazid, Furosemid), Laxanzien, systemische Kortikosteroide, Tetracosactid, Amphotericin B i. v.: erhöhtes Risiko für hypokaliämisch induzierte Herzrhythmusstörungen (einschl. „Torsade de pointes“) ▶ Kalziumantagonisten vom Verapamil- und Diltiazem-Typ, β-Rezeptoren-Blocker: exzessive Bradykardie, höhergradige AV-Überleitungsstörungen, additive kardiodepressive Wirkung ▶ Simvastatin: erhöhtes Risiko für Myopathie / Rhabdomyolyse ▶ Allgemeinnarkose: atropinresistente Bradykardie, Blutdruckabfall, Überleitungsstörungen, reduziertes Herzminutenvolumen (selten) ▶ Sauerstoff: vereinzelt Schocklunge und ARDS durch mögliche Verstärkung des toxischen Effektes von Sauerstoff (→ vor chirurgischen Eingriffen Anästhesisten über Amiodaron-Therapie informieren!)
3.7 Besonderheiten ▶ Amiodaron wird nur sehr langsam resorbiert (5–10 h), Halbwertszeit: 2–4 Wo
3.8 Lagerung ▶ nicht über 25 °C und nicht im Kühlschrank (Auskristallisation < 8 °C) lagern ▶ vor Licht schützen
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4
ASS: Acetylsalizylsäure
4.1 Substanzklasse nicht steroidales Antiphlogistikum / Analgetikum, Antipyretikum, Thrombozytenaggregations-Hemmer
4.2 Handelsnamen
4 ASS: Acetylsalizylsäure
4.3 Dosierung und Darreichungsform
▶ Aspirin® i. v. 500 mg: 1 Durchstechflasche mit Pulver zur Herstellung einer Injektions- oder Infusionslösung enthält 1000 mg D,L-Lysinacetylsalicylat-Glycin, was 500 mg Acetylsalizylsäure (ASS) entspricht.
4.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ Zum Herstellen einer Injektionslösung: Pulver in Durchstechflasche mit 1 Ampulle (5 ml) Wasser für Injektionszwecke lösen. ▶ 1 ml der hergestellten Lösung enthält 100 mg Acetylsalizylsäure, 1 Durchstechflasche 500 mg ASS. ▶ Langsam i. v. injizieren oder einer Kurzinfusion beimischen (1 Durchstechflasche auf nicht mehr als 250 ml von NaCl (0,9 %), Glukose (5 % oder 10 %), Ringer-Lösung oder Ringer-Lactat-Lösung) oder langsam in den Infusionsschlauch nahe der Kanüle einer bereits laufenden Infusion injizieren. Indikation
akutes Koronarsyndrom
akute mäßig starke bis starke Schmerzen
akute Kopfschmerzphase bei Migräneanfällen
Dosierung
250–500 mg ASS i. v. (½–1 Durchstechflasche)
500–1000 mg ASS i. v. (1–2 Durchstechflaschen), wiederholte Gabe möglich, max. Tagesdosis: 10 Durchstechflaschen
1000 mg ASS i. v. (2 Durchstechflaschen)
Kontraindikation
• Asthmaanfälle oder andere allergische Reaktionen durch Salizylate oder andere nicht steroidale Analgetika / Antiphlogistika in der Vergangenheit • akute Magen-Darm-Geschwüre • hämorrhagische Diathese • Leber- und Nierenversagen • schwere nicht ausreichend behandelte Herzinsuffizienz • gleichzeitige Behandlung mit Methotrexat in einer Dosierung von 15 mg oder mehr pro Woche
Cave
• erhöhtes Blutungsrisiko möglich, d. h. keine präoperative Gabe, wenn intraoperativ absolute Blutstillung erforderlich ist • Bei Patienten mit verminderter kardiovaskulärer Durchblutung (z. B. bei schweren Blutungen und Volumenverlust, Sepsis, renaler Gefäßerkrankung, kongestiver Herzinsuffizienz) kann ASS das Risiko einer Nierenfunktionsstörung und eines akuten Nierenversagens weiter erhöhen. • Bei Patienten mit schwerem G6PD-Mangel kann ASS eine Hämolyse oder eine hämolytische Anämie auslösen. Das Risiko einer Hämolyse kann durch hohe Dosierungen, Fieber oder akute Infektionen erhöht werden. • Bei Patienten mit zu geringer Harnausscheidung ist durch ASS ein Gichtanfall möglich.
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ASS: Acetylsalizylsäure
4
4.4 Nebenwirkungen • strenge Indikationsstellung im 1. und 2. Trimenon, kontraindiziert im 3. Trimenon • Acetylsalizylsäure und die Abbauprodukte gehen in geringen Mengen in die Muttermilch über. Bei Einnahme höherer Dosen bzw. längerer analgetischer Anwendung sollte abgestillt werden. • Gefahr des Reye-Syndroms bei Kindern
4.4 Nebenwirkungen ▶ ▶ ▶ ▶
▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
▶ ▶
gastrointestinale Entzündungen Reaktion an der Einstichstelle (z. B. Schmerzen, Rötung) Hämolyse und hämolytische Anämie bei Patienten mit schwerem G6PD-Mangel Blutungen: Magen- oder Darmblutungen (nach längerer Anwendung Eisenmangelanämie durch verborgene Blutverluste mögl.); Blutungen des Urogenitaltrakts mit einer möglichen Verlängerung der Blutungszeit; Nasenbluten, Zahnfleischbluten oder Hautblutungen mit einer möglichen Verlängerung der Blutungszeit (auch 4–8 Tage nach Einnahme); zerebrale Blutungen, besonders bei Patienten mit nicht eingestelltem Bluthochdruck und / oder gleichzeitiger Behandlung mit Antikoagulanzien, in Einzelfällen lebensbedrohlich Nierenfunktionsstörungen, akutes Nierenversagen Kopfschmerzen, Schwindel, Verwirrtheit, gestörtes Hörvermögen, Tinnitus (mögl. Anzeichen einer Überdosierung, insbes. bei Kindern und älteren Patienten) gastrointestinale Beschwerden wie Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen erhöhte Leberwerte Magen- oder Darmgeschwüre, die sehr selten zur Perforation führen Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut, in Einzelfällen bis zu Erythema exsudativum multiforme evtl. mit Blutdruckabfall, Anfälle von Atemnot, anaphylaktische Reaktionen oder Quincke-Ödem, v. a. bei Asthmatikern Überempfindlichkeitsreaktion des Respirations- und Gastrointestinaltrakts sowie kardiovaskulären Systems chronische Überdosierung: überwiegend zentralnervöse Störungen („Salizylismus“)
4.5 Wirkung ▶ ASS hemmt Cyclo-Oxygenase-Enzyme irreversibel, die an der Prostaglandinsynthese beteiligt sind. ▶ ASS hemmt außerdem die Thrombozytenaggregation, da sie die Synthese von Thromboxan A in den Thrombozyten blockiert.
4.6 Wechselwirkungen ▶ andere nicht steroidale Analgetika / Antiphlogistika (in Dosierung ab 3 g ASS/Tag): erhöhtes Risiko für gastrointestinale Ulzera und Blutungen ▶ Methotrexate: verminderte Ausscheidung und Verdrängung aus den Plasmaproteinbindungen durch Salizylate ▶ Valproinsäure: Verdrängung aus den Plasmaproteinbindungen durch Salizylate ▶ Thrombozytenaggregations-Hemmer, z. B. Ticlopidin, Clopidogrel: erhöhtes Risiko für Blutungen ▶ selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI): erhöhtes Risiko für gastrointestinale Blutungen
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4.7 Besonderheiten ▶ 100 mg per os als Tabletten • bei TIA, ischämischem Apoplex, Re-Infarkt-Prophylaxe, • nach arteriellen gefäßchirurgischen oder interventionellen Eingriffen (z. B. nach ACVB oder bei PTCA) oder • zur Vorbeugung von TIA und Hirninfarkten, nachdem Vorläuferstadien aufgetreten sind
4.8 Lagerung
4 ASS: Acetylsalizylsäure
4.8 Lagerung
▶ nicht über 25 °C lagern ▶ Verwenden Sie nur eine klare Lösung ohne sichtbare Partikel. Lösung ist nur für einmaligen Gebrauch geeignet, Reste verwerfen.
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Atropinsulfat
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Atropinsulfat
5
Atropinsulfat
5.1 Substanzklasse Anticholinergikum, Parasympatholytikum
5.2 Handelsnamen ▶ Atropinsulfat B. Braun 0,5 mg/ml: i. v. oder i. m. ▶ Atropinum sulfuricum 0,25 mg/0,5 mg/1 mg „Eifelfango“: i. v.
5.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ intravenöse oder intramuskuläre Gabe der fertigen Injektionslösung ▶ bei Überdosierung von Atropin: Physostigmin ca. 1–2 mg i. v. akut auftetende bradykarde Herzrhythmusstörungen
Antidot bei Vergiftungen mit Parasympathomimetika
Mittel der Wahl
1. Wahl
1. Wahl
Dosierung Erwachsene
i. v. oder i. m: Rote Liste 2015 verweist auf Fachinfo, deshalb: 0,5–1,5 mg laut Fachinformation Fa. Braun nach ERC-Leitlinie Bradykardie*: 0,5 mg, Wiederholung bis max. 3 mg
Alkylophosphat-Vergiftung: 2–5 mg i. v. Atropinsulfat alle 10–15 min bis zum Rückgang der Bronchialsekretion Carbamat- / Muscarin-Vergiftungen: 1–2 mg i. v. oder i. m., ggf. wie bei Alkylophosphat-Vergiftung
Dosierung Säuglinge / Kinder (siehe Dosierungstabelle (S. 22))
0,01 mg pro kg KG i. v. (Minimaldosis: 0,1 mg, Höchstdosis: 0,5 mg). Die Dosis kann maximal 2-mal nach 10–15 min wiederholt werden.
Alkylophosphat-Vergiftung: 0,5–2 mg i. v. Carbamat- / Muscarin-Vergiftungen: 0,02–0,05 mg pro kg KG i. v.
Kontraindikation Für Vergiftungen mit Parasympathomimetika sind es relative Kontraindikationen!
• Tachykardie bei Herzinsuffizienz und Thyreotoxikose • Koronarstenose • paralytischer Ileus • Myasthenia gravis • Engwinkelglaukom • Schwangerschaftstoxikose • Stillzeit: Atropin geht in die Milch über und kann zu Vergiftungen des Säuglings führen. • Bei Geburt und Sectio caesarea, da es bei Mutter und Kind zu Herzryhthmusstörungen kommen kann (insbes. Tachykardien). • obstruktive Harnwegserkrankung • bestehende Prostatahyperplasie mit Restharnbildung
Indikation
20
Cave
• In der Schwangerschaft nur bei strenger Indikation verwenden, da es bei Ungeborenen eine Bradykardie verschleiern kann. • Bei der Therapie von Rhythmusstörungen ist ein kontinuierliches Überwachen des EKGs und der Vitalparameter nötig. • Besonders vorsichtige Dosierung bei: – Säuglingen und Kleinkindern < 2 Jahren – Erwachsenen mit Down-Syndrom – Patienten > 65 Jahren – fiebernden Patienten – insbes. Kinder und bei hoher Lufttemperatur – Patienten mit Mitralklappenstenose, Hypertonie und Hyperthyreose • Bei Patienten mit frischem Infarkt können tachykarde Rhythmusstörungen bis zum Kammerflimmern auftreten. • Inkompatibel mit alkalischen Lösungen und bei Zumischen von Metohexital, Noradrenalin und Pentobarbital.
5 Atropinsulfat
5.7 Besonderheiten
*Dosierungsempfehlungen der ERC-Leitlinie 2015 und der Roten Liste® 2015 weichen voneinander ab!
5.4 Nebenwirkungen ▶ Tachykardie ▶ bei höherer Dosis bzw. Überempfindlichkeit: supraventrikuläre und ventrikuläre Arrhythmien, verkürzte AV-Überleitung, Muskelschwäche, muskuläre Koordinationsstörungen, Schluck- und Sprachstörungen, Unruhe- und Erregungszustände, Halluzinationen, Verwirrtheit, Krämpfe, komatöse Zustände ▶ Mundtrockenheit, Glaukomanfall, Störung der Darmperistaltik, Blasenentleerungsstörungen, verminderte Schweißsekretion, Sehstörungen aufgrund von Mydriasis ▶ sehr selten: Angina pectoris, starke Hypertonie, hypertensive Krise, anaphylaktischer Schock
5.5 Wirkung Atropin ist ein kompetitiver Antagonist von Acetylcholin (ACh). ▶ Es hemmt die Wirkung von ACh und wirkt peripher und zentral: • erhöht die Herzfrequenz • senkt den Tonus der glatten Muskulatur • reduziert die Speichel- und Bronchialsekretion
5.6 Wechselwirkungen ▶ Verstärkung der anticholinergen Effekte durch: Antihistaminika, Neuroleptika (Phenothiazine, Butyrophenone), tri- und tetrazyklische Antidepressiva, Pethodin, Methylphenidat, Antiparkinson-Mittel (außer Dopamin-Agonisten), Antiarrhythmika, Dopamin-Antagonisten ▶ vollständiges Aufheben der Wirkung von Cisaprid ▶ vestärkte Resorption von Digoxin und Nitrofurantoin ▶ verminderte Resorption von Phenothiazinen und Levodopa
5.7 Besonderheiten ▶ kann bei Prädisposition einen Glaukomanfall auslösen 21
Atropinsulfat
5
5.8 Lagerung
5.8 Lagerung ▶ keine besonderen Vorschriften
5.9 Dosierungstabelle Kinder ▶ bei bradykarden Herzrhythmusstörungen: Minimaldosis 0,1 mg, Höchstdosis 0,5 mg, die Dosis kann maximal 2-mal nach 10–15 min wiederholt werden.
KG
22
bradykarde Herzrhythmusstörungen
Carbamat-/MuscarinVergiftung
Alkylphosphat-Vergiftung
i. v.
i. v.
i. v.
initial 0,5–2 mg
0,01 mg/kg KG
0,02–0,05 mg/kg KG
5 kg
0,05 mg
0,1–0,25 mg
10 kg
0,1 mg
0,2–0,5 mg
15 kg
0,15 mg
0,3–0,75 mg
20 kg
0,2 mg
0,4–1 mg
25 kg
0,25 mg
0,5–1,25 mg
30 kg
0,3 mg
0,6–1,5 mg
35 kg
0,35 mg
0,7–1,75 mg
40 kg
0,4 mg
0,8–2 mg
Butylscopolaminiumbromid
6
6.1 Substanzklasse Spasmolytikum, Parasympatholytikum
6.2 Handelsnamen ▶ Buscopan® Injektionslösung: i. m. oder i. v., 1 ml Ampulle = 20 mg Wirkstoff ▶ BS-ratiopharm® 20 mg/ml Injektionslösung: i. m. oder i. v., 1 ml Ampulle = 20 mg Wirkstoff ▶ Spasman® scop Ampullen: i. m. oder i. v., 1 ml Ampulle = 20 mg Wirkstoff
6 Butylscopolaminiumbromid
6.4 Nebenwirkungen
6.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ Erwachsene: i. m. oder langsam i. v. ▶ Kinder ab 6 Jahre und Jugendliche: i. m., langsam i. v. oder s. c.* (Letzteres nur bei Buscopan) Indikation
Spasmen der glatten Muskulatur (Magen, Darm, Gallenwege, ableitende Harnwege, weibliche Genitalorgane)
zur Erleichterung der endoskopischen Untersuchung und zur Funktionsdiagnostik bei Untersuchungen des Magen-DarmTrakts
Mittel der Wahl
1. Wahl
Dosierung Erwachsene
i. m. oder langsam i. v.: 1–2 Ampullen ≙ 20–40 mg Tagesdosis: bis zu 5 Ampullen, also 100 mg möglich
Dosierung Kinder (siehe Dosierungstabelle (S. 24))
i. m., s. c.* oder langsam i. v.: Kinder ab 6 Jahren und Jugendliche 0,3–0,6 mg/kg KG Tagesdosis: bis zu 1,5 mg/kg KG
Kontraindikation
• Myasthenia gravis • Tachyarrhythmie und Tachykardie • i. m. Gabe bei Patienten, die Antikoagulanzien nehmen • Engwinkelglaukom • Blasenentleerungsstörungen mit Restharnbildung • mechanische Stenosen im Bereich des Magen-Darm-Kanals • Megakolon
Cave
• Schwangerschaft: strenge Indikationsstellung • Stillzeit: Wirkstoff hemmt die Milchbildung, geht in die Muttermilch über und kann zu Vergiftungen führen.
*gilt nur für Buscopan® Injektionslösung
6.4 Nebenwirkungen ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
Unruhe, Halluzinationen Glaukomauslösung (Engwinkelglaukom) Akkomodationsstörungen Schwindel Blutdruckabfall, Tachykardie Bronchospasmen 23
Butylscopolaminiumbromid
6
6.5 Wirkung
▶ Abnahme der Schweißdrüsensekretion (Wärmestau) ▶ Hautrötung ▶ Überempfindlichkeitsreaktionen: Urtikaria, angioneurotisches Ödem, Dyspnoe, anaphylaktischer Schock
6.5 Wirkung Die periphere anticholinerge Wirkung ▶ vermindert den Tonus der glatten Muskulatur im Bereich des Magen-Darm-Trakts, der Gallenwege und des Urogenitaltrakts, ▶ hemmt die Bronchial-, Speichel- und Schweißsekretion, ▶ hemmt in hohen Dosen die Sekretion von Magensäure und ▶ lähmt die Akkomodation.
6.6 Wechselwirkungen ▶ Amantadin, Neuroleptika, Chinidin sowie tri- und tetrazyklische Antidepressiva verstärken die anticholinerge Wirkung. ▶ Dopaminantagonisten (z. B. Metoclopramid): gegenseitige Abschwächung der Wirkung auf die Motilität des Magen-Darm-Trakts ▶ Verstärkung der tachykarden Wirkung von β-Sympathomimetika
6.7 Besonderheiten ▶ verändert die Sehleistung und somit das Reaktionsvermögen im Straßenverkehr
6.8 Lagerung ▶ nach Anbruch der Ampulle Rest verwerfen
6.9 Dosierungstabelle Kinder ▶ Kinder ab 6 Jahren und Jugendliche: 0,3–0,6 mg/kg KG i. m., s. c.* oder langsam i. v. ▶ Tagesdosis: bis zu 1,5 mg/kg KG KG
i. m., s. c.* oder langsam i. v. 0,3–0,6 mg/kg KG
20 kg
6–12 mg
30 mg
25 kg
7,5–15 mg
37,5 mg
30 kg
9–18 mg
45 mg
35 kg
10,5–21 mg
52,5 mg
40 kg
12–24 mg
60 mg
*gilt nur für Buscopan® Injektionslösung
24
Tagesdosis: 1,5 mg/kg KG
7
Cafedrin-HCl und Theodrenalin-HCl
7.1 Substanzklasse Antihypotonikum
7.2 Handelsname ▶ Akrinor®: i. v., i. m., 1 Ampulle (2 ml) enthält 200 mg Cafedrin-HCl und 10 mg Theodrenalin-HCl
7.3 Dosierung und Darreichungsform
7 Cafedrin-HCl und Theodrenalin-HCl
7.4 Nebenwirkungen
▶ i. v. Gabe sollte je nach Wirksamkeit fraktioniert erfolgen: z. B. Einzelgaben von 0,5–1 ml ▶ maximale Tagesdosis: 3 Ampullen (600 mg Cafedrin-HCl) Indikation
primäre und sekundäre Hypotonie
orthostatische Kreislaufregulationsstörung
Dosierung Erwachsene
0,5–2 ml fraktioniert i. v. nur bei hypotonem Kreislaufversagen bis 4 ml (2 Amp.)
Dosierung Kinder
1.–2. Lebensjahr: 0,2–0,4 ml 3.–6. Lebensjahr: 0,4–0,6 ml ab 7. Lebensjahr: 0,5–1 ml
Kontraindikation
• Hypertonie • Engwinkelglaukom • Mitralstenose • Hyperthyreose • Phäochromozytom • Prostataadenom mit Restharnbildung • Bronchialasthmatiker mit Sulfitüberempfindlichkeit (bei parenteraler und inhalativer Anwendung)
Cave
• bei Überdosierung: zentrale Nebenwirkungen wie Miktionsbeschwerden und Tremor • in Schwangerschaft und Stillzeit nur bei strenger Indikation
hypotones Kreislaufversagen
7.4 Nebenwirkungen pektanginöse Beschwerden Herzklopfen ventrikuläre Herzrhythmusstörungen Tachykardie Hypertonie Überempfindlichkeitsreaktionen, v. a. bei Bronchialasthmatikern bei parenteraler und inhalativer Anwendung (Erbrechen, Diarrhö, keuchende Atmung, akuter Asthmaanfall, Bewusstseinsstörungen, Schock) ▶ Kopfschmerzen ▶ Brennen bei Injektion (ggf. verdünnen: 2 ml Akrinor + 8 ml NaCl 0,9 %) ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
25
Cafedrin-HCl und Theodrenalin-HCl
7
7.5 Wirkung
7.5 Wirkung ▶ Blutdrucksteigerung durch adrenerge und dopaminerge Wirkung: • positive chronotrope und inotrope Wirkung (Steigerung von Herzfrequenz und Kontraktilität) • Steigerung von Schlag-Volumen, Herz-Zeit-Volumen und peripherem Gefäßwiderstand (in einer 2. Phase erweitern sich die arteriellen Widerstandsgefäße)
7.6 Wechselwirkungen ▶ β-Blocker: Senkung der Herzfrequenz ▶ blutdrucksteigernde Arzneimittel wie DL-Norephedrin und Ephedrin: können in ihrer Wirkung verstärkt werden ▶ blutdrucksenkende Medikamente wie Guanethidin: können in der Wirkung abgeschwächt werden ▶ Halothan: Herzrhythmusstörungen möglich ▶ MAO-Hemmer (Monoaminooxidase-Hemmer): Während und bis 2 Wochen nach Einnahme soll Akrinor nicht verabreicht werden, da es sonst zu einem krisenhaften Blutdruckanstieg kommen kann.
7.7 Besonderheiten ▶ enthält Alkohol (12 Vol.-%) ▶ enthält Natriumdisulfit (allergen; kann gleichzeitig verabreichtes Vitamin B unwirksam machen) ▶ Haltbarkeit: 18 Monate
7.8 Lagerung ▶ ▶ ▶ ▶
26
nicht über 25 °C lagern nicht im Kühlschrank aufbewahren die gebrauchsfertige Zubereitung sofort verwenden In sehr seltenen Fällen und v. a. bei unsachgemäßer Lagerung kann sich die Injektionslösung rötlich verfärben – solche Ampullen nicht mehr verwenden.
8
Clemastinfumarat
8.1 Substanzklasse Antihistaminikum
8.2 Handelsnamen
8 Clemastinfumarat
8.4 Wirkung
▶ Tavegil® Injektionslösung 2 mg/2 ml: i. v., 1 Ampulle (2 ml) enhält 2 mg Clemastin
8.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ Injektionslösung: langsame i. v. Injektion Indikation
zur kurzfristigen Akutbehandlung von allergischen Reaktionen
Mittel der Wahl
Mittel der 2. Wahl bei Anaphylaxie. Bei allergischen Reaktionen mit sich abzeichnender schwerer Auswirkung ist Clemastin nur noch Mittel der 2. Wahl.
Dosierung Erwachsene
1 Ampulle i. v.; langsame Gabe, Kontrolle der Herzfrequenz
Dosierung Säuglinge / Kinder
Kinder ≥ 1 Jahr: 0,03 mg/kg KG i. v.; langsame Gabe, Kontrolle der Herzfrequenz; i. d. R. ist 1-malige Gabe ausreichend
Kontraindikation
• Überempfindlichkeit gegen Antihistaminika mit ähnlicher Struktur • Patienten mit Leber- und Niereninsuffizienz
Cave
• Schwangerschaft und Stillzeit: nur bei strenger Indikation einsetzen • Porphyrie • Engwinkelglaukom • stenosierendes Magengeschwür • pyloroduodenale Obstruktion • symptomatische Prostatahypertrophie mit Restharnbildung oder Blasenhalsobstruktion • gleichzeitige Einnahme von Makrolid-Antibiotika (z. B. Erythromycin, Clarithromycin) oder Antimykotika vom Azol-Typ • erhöhte Arrhythmiegefahr bei Patienten mit manifesten kardiologischen Erkrankungen, Long-QT-Syndrom oder Störung der Blutelektrolyte
8.4 Wirkung Allergische Reaktionen werden u. a. durch ein Ausschütten des Botenstoffs Histamin aus Mastzellen vermittelt. Wenn Histamin an seiner Zielzelle an die Histamin-Rezeptoren bindet, wirkt es entzündungsfördernd. ▶ Clemastin bindet ebenfalls an Histamin-Rezeptoren, ohne dabei jedoch die histamintypischen Wirkungen auszulösen (kompetitiver Antagonist). ▶ Clemastin bindet vorwiegend an die Gruppe der H1-Rezeptoren (H1-Rezeptor-Antagonist). ▶ Es wirkt zudem als FIASMA (funktioneller Hemmer der sauren Sphingomyelinase).
27
Clemastinfumarat
8
8.5 Nebenwirkungen
8.5 Nebenwirkungen ▶ vorwiegend bei Kindern Erregungszustände des ZNS (sehr häufig) ▶ Somnolenz (häufig) ▶ Kopfschmerzen, Schwindel, Mundtrockenheit, Übelkeit und Obstipation (gelegentlich) ▶ Tachykardie (selten) ▶ Überempfindlichkeitsreaktionen (Injektionslösung) (sehr selten)
8.6 Wechselwirkungen ▶ MAO-Hemmer verlängern und verstärken die anticholinerge Wirkung von Antihistaminika. ▶ Die Wirkung von Analgetika, Hypnotika, Narkotika, Psychopharmaka und Alkohol kann verstärkt werden.
8.7 Besonderheiten ▶ Sollte man bei Kindern unter 1 Jahr nicht anwenden. ▶ Beeinträchtigt das Reaktionsvermögen durch sedierende Wirkung (v. a. in Kombination mit Alkohol), deshalb keine Teilnahme am Straßenverkehr und kein Bedienen von Maschinen. ▶ Zur Prämedikation vor der Gabe von radiologischen Kontrastmitteln, um eine histaminbedingte klinische Reaktion zu vermeiden.
8.8 Lagerung ▶ nicht über 30 °C lagern
28
9.4 Wirkung
Clonazepam
Clonazepam
9
9
9.1 Substanzklasse Benzodiazepine, Antiepileptika
9.2 Handelsnamen ▶ Rivotril®: i. v./i. m.: Trockensubstanz 1 mg + 1 ml Lösungsmittel, p. o.: Lösung mit 2,5 mg/ml, p. o.: Tablettenform mit 0,5 oder 2 mg pro Tablette ▶ Antelepsin®: p. o.: Tablettenform mit 0,5 mg oder 2 mg pro Tablette
9.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ für i. v.-Gabe: 1 mg Trockensubstanz (Rivotril®) in 1 ml Lösungsmittel auflösen • 1 mg Clonazepam = 1 ml der gebrauchsfertigen Lösung ▶ langsame i. v.-Injektion: 0,5 ml pro min Indikation
Status epilepticus
anderer Status (Grand-Mal, fokaler Anfall)
Mittel der Wahl
2. Wahl (1. Wahl: Lorazepam)
2. Wahl (1. Wahl: Lorazepam)
Dosierung Erwachsene
i. v./i. m.: 1–2 mg, max. 6 mg i. v. initial, Tageshöchstdosis 13 mg
i. v./i. m.: 1–2 mg, max. 6 mg i. v. initial, Tageshöchstdosis 13 mg
Dosierung Säuglinge / Kinder
i. v.: 0,5–1 mg
i. v.: 0,5–1 mg
Kontraindikation
keine
in Notfällen (z. B. Grand-Mal) keine; sonst: Myasthenia gravis, Medikamenten- und Drogenabhängigkeit, schwere Leberinsuffizienz, schwere Ateminsuffizienz, Schlafapnoesyndrom
Cave
• Schwangerschaft: während der gesamten Schwangerschaft nur im Notfall (stattdessen Lorazepam oder Diazepam 1. Wahl) • Stillzeit: kontraindiziert, da Übertritt in Muttermilch: Abstillen oder Lorazepam (1. Wahl) • Intoxikation: Ateminsuffizienz, Somnolenz bis Koma, Hypo- bis Areflexie, Tachykardie, Hypotension • Rivotril® kann bei Säuglingen und Kleinkindern zu vermehrtem Speichelfluss und Bronchialhypersekretion führen: Atemwege freihalten
9.4 Wirkung Erhöht GABA-Wirkung (GABA = Gamma-Amino-Buttersäure, Neurotransmitter) GABANeurotransmitter wirken zentral dämpfend, indem sie die Erregbarkeit der Nervenzellen im Gehirn reduzieren. ▶ antikonvulsiv (krampflösend) ▶ sedierend (beruhigend) 29
Clonazepam
9
9.5 Nebenwirkungen
▶ anxiolytisch (angstlösend) ▶ muskelrelaxierend (entspannt Skelettmuskulatur)
9.5 Nebenwirkungen ▶ ▶ ▶ ▶
Sedierung Schläfrigkeit paradoxe Reaktionen, v. a. bei Kindern und älteren Patienten Atemdepression
9.6 Wechselwirkungen ▶ Erhöht die Wirkung von Medikamenten, die auf das zentrale Nervensystem wirken (z. B. Sedativa, Antiallergika, Antidepressiva)
9.7 Besonderheiten ▶ Halbwertszeit 18–50 h, daher Gabe über Perfusor nicht sinnvoll (Gefahr der Häufung von Nebenwirkungen) ▶ Abschwächung der Wirkung und Gewöhnung nach einigen Wochen (Tachyphylaxie) • als Dauerantiepileptikum nicht geeignet • langsames Ausschleichen (sonst Anfallsprovokation und Entzugsproblematik) ▶ Injektionslösung wird von PVC-Materialien absorbiert • nach Zubereitung rasch applizieren ▶ absolutes Alkoholverbot
9.8 Lagerung ▶ vor Licht geschützt und nicht über 25 °C lagern
30
10.3 Dosierung und Darreichungsform
Diazepam
Diazepam
10
10
10.1 Substanzklasse Benzodiazepine
10.2 Handelsnamen ▶ Diazepam 10 mg-Rotexmedica Injektionslösung: i. v., 1 Ampulle à 2 ml enthält 10 mg (5 mg/ml) Diazepam. ▶ Diazepam Desitin® rectal tube 5 mg oder 10 mg Rektallösung: 1 rectal tube à 2,5 ml enthält 5 mg bzw. 10 mg Diazepam. ▶ Diazepam-ratiopharm® 10 mg/2 ml Injektionslösung: i. v., 1 Ampulle à 2 ml enthält 10 mg (5 mg/ml) Diazepam. ▶ Diazepam®-Lipuro 10 mg/2 ml Emulsion zur Injektion: i. v., 1 Ampulle à 2 ml enthält 10 mg (5 mg/ml) Diazepam.
10.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ Langsame i. v. Injektion (nicht schneller als 1 mg/min = 0,2 ml/min), ansonsten Gefahr von Blutdruckabfall, Herz- und Atemstillstand. ▶ Vor allem bei Kindern, kreislauflabilen und älteren Patienten sollten Maßnahmen zur Unterstützung von Herz-Kreislauf- und Atemfunktion vorgesehen werden. ▶ Die Maximaldosis für Kinder beträgt 20 mg. ▶ Bei rektaler Gabe tritt die Wirkung nach 11–23 min ein. Indikation
akute Angst-, Erregungs- und Spannungszustände
zerebraler Krampfanfall
Mittel der Wahl
2. Wahl
3. Wahl
Dosierung Erwachsene
i. v. 2–10 mg (0,4–2 ml) bzw. 0,1–0,2 mg/kg KG, Wiederholung nach 3–4 h möglich rektal: 5–10 mg, Wiederholung nach 3–4 h möglich
i. v. 5–10 mg (1–2 ml) ggf. Wiederholung alle 10–15 min, bis max. 30 mg (3 Ampullen) rektal: 5–10 mg (max. 1 rectal tube zu 10 mg), Wiederholung nach 10–15 min möglich (bis max. 30 mg)
Dosierung Kinder
Kinder > 3 Jahre: i. v. 1–2 mg (0,2–0,4 ml), ggf. nach 3–4 h wiederholen rektal: < 15 kg KG: 5 mg > 15 kg KG: 10 mg
Kinder < 3 Jahre: i. v. 2–5 mg (0,4–1 ml) Kinder > 3 Jahre: i. v. 5–10 mg (1–2 ml) Kinder > 5 Jahre: i. v. 1 mg (0,2 ml) alle 2–5 min, bis max. 10 mg (1 Ampulle) rektal: < 15 kg KG: 5 mg > 15 kg KG: 10 mg
Kontraindikation
• bekannte Überempfindlichkeit gegen Benzodiazepine • Medikamenten-, Drogen-, Alkoholabhängigkeit • akutes Engwinkelglaukom • Myasthenia gravis • Früh- und Neugeborene • Stillzeit
31
Diazepam
10
10.4 Nebenwirkungen Cave
• spinale und zerebrale Ataxie • akute Vergiftung mit Alkohol, Schlaf- / Schmerzmitteln, Neuroleptika, Antidepressiva, Lithium • schwere Leberschäden (z. B. cholestatischer Ikterus) • schwere chronische respiratorische Insuffizienz (Hyperkapnie), v. a. im Stadium akuter Verschlechterung • Schlaf-Apnoe-Syndrom • Individuelle Reaktion ist zu überwachen bei älteren Patienten, Patienten in reduziertem Allgemeinzustand, mit hirnorganischen Veränderungen oder Kreislauf- und Ateminsuffizienz. • In der Schwangerschaft nur bei strenger Indikationsstellung. • Paravenöse Injektion verursacht heftige Schmerzen. • Nekrosengefahr bei intraarterieller Injektion.
10.4 Nebenwirkungen ▶ Schläfrigkeit, Benommenheit, Müdigkeit, Schwindelgefühl, Sedierung ▶ paradoxe Reaktionen (z. B. akute Erregungszustände, Wutanfälle) v. a. bei Kindern und älteren Menschen ▶ beeinträchtigter Muskeltonus v. a. bei älteren Patienten ▶ Blutdruckabfall, Hypotonie ▶ Niedergeschlagenheit ▶ Kopfschmerzen, Verwirrtheit ▶ psychische Reaktionen (z. B. Halluzinationen, Alpträume, Psychosen, Verhaltensstörungen) ▶ Artikulationsstörungen ▶ Atemdepression (insbes. bei Atemwegsobstruktion und Hirnschädigung) ▶ Sehstörungen, Doppelbilder, Nystagmus ▶ Mundtrockenheit, vermehrter Speichelfluss ▶ Magen-Darm-Beschwerden ▶ Tremor, Glottisspasmen ▶ unerwünschte anterograde Amnesie
10.5 Wirkung Diazepam ist eine psychotrope Substanz aus der Klasse der 1,4-Benzodiazepine mit ausgeprägten spannungs-, erregungs- und angstdämpfenden Eigenschaften sowie sedierenden und hypnotischen Effekten. Darüber hinaus zeigt Diazepam auf den Muskeltonus dämpfende und antikonvulsive Wirkung. ▶ Diazepam bindet an spezifische Rezeptoren im ZNS und in einzelnen peripheren Organen. ▶ Die Benzodiazepinrezeptoren im ZNS beeinflussen das GABA-erge Transmittersystem, somit verstärkt Diazepam nach Bindung an den Benzodiazepinrezeptor die hemmende Wirkung der GABA-ergen Übertragung.
10.6 Wechselwirkungen ▶ zentralwirksame Pharmaka und Alkohol: gegenseitige Wirkungsverstärkung ▶ Cimetidin: verstärkte und verlängerte Wirkung bestimmter Benzodiazepine durch verzögerten Abbau (Benzodiazepine, die einer Phase-I-Reaktion unterliegen). ▶ Muskelrelaxanzien, Analgetika und Lachgas: Wirkungsverstärkung von Muskelrelaxanzien, Analgetika und Lachgas durch Diazepam. 32
▶ Bei Patienten, die unter Dauerbehandlung mit anderen Medikamenten stehen, wie z. B. Antikoagulanzien, Antihypertonika, Herzglykosiden oder Antidiabetika, sind Art und Umfang von möglichen Wechselwirkungen nicht sicher vorhersehbar. ▶ Disulfiram, Omeprazol: Wirkung von Diazepam ist beschleunigt. ▶ Nicotin, Theophyllin: beschleunigte Elimination durch Diazepam. ▶ L-Dopa: Wirkung wird gehemmt. ▶ Phenytoin: Wirkung wird verstärkt. ▶ Phenobarbital und Phenytoin: Diazepam-Metabolismus wird beschleunigt.
10 Diazepam
10.8 Lagerung
10.7 Besonderheiten ▶ Diazepam ist auch anwendbar zur Prämedikation vor operativen und diagnostischen Eingriffen, zur Narkoseeinleitung sowie bei Tetanus, Fieberkrämpfen und Zuständen mit erhöhtem Muskeltonus. ▶ Diazepam beeinträchtigt das Reaktionsvermögen. ▶ Toleranzentwicklung und Abhängigkeit bei längerer Anwendung. ▶ Entzugssyndrom bei plötzlichem Absetzen nach Langzeitbehandlung. ▶ Aufgrund der langsamen Elimination von Diazepam und den lang wirksamen Metaboliten ist auch nach Beenden der Behandlung mit Diazepam noch mit möglichen Wechselwirkungen zu rechnen. ▶ Injektionslösung aufgrund von Inkompatibilitäten nicht mit anderen Substanzen mischen.
10.8 Lagerung ▶ vor Licht geschützt und nicht über 25 °C lagern
33
Dimenhydrinat
11
Dimenhydrinat
11
Dimenhydrinat
11.1 Substanzklasse Antiemetikum (H1-Antihistaminikum)
11.2 Handelsnamen ▶ Dimenhydrinat-hameln 6,2 mg/ml Injektionslösung: i. v., 1 ml Ampulle enthält 6,2 mg Dimenhydrinat. ▶ Vomex A® i. v. Injektionslösung: i. v., eine Ampulle à 10 ml enthält 62 mg Dimenhydrinat (6,2 mg/ml). ▶ Vomex A® i. m. Injektionslösung: i. m., eine Ampulle à 2 ml enthält 100 mg Dimenhydrinat (50 mg/ml).
11.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ sehr langsame Injektion nötig (über 2–5 min) ▶ Überdosierungen mit Dimenhydrinat können insbesondere für Kinder unter 3 Jahren tödlich sein!
34
Indikation
Prophylaxe und symptomatische Behandlung von Übelkeit und Erbrechen unterschiedlicher Genese
Mittel der Wahl
1. Wahl
Dosierung Erwachsene, Jugendliche ≥ 14 Jahre
i. v. Lösung: 62–186 mg (= 10–30 ml) pro Tag; Tageshöchstdosis 400 mg (= 64,5 ml)
Dosierung Kinder
i. v. Lösung: Kinder ≥ 6 kg KG: 1–3-mal pro Tag 1,25 mg/kg KG (= 0,2 ml/kg KG). Kinder 6–14 Jahre: 1–3-mal pro Tag 25–50 mg (= 4–8 ml); Tageshöchstdosis 150 mg (= 24 ml)
Kontraindikation
• Verdacht auf raumbeengende intrakranielle Prozesse • akute Vergiftungen • zeitgleiche Anwendung mit Aminoglykosid-Antibiotika • akuter Asthmaanfall • Engwinkelglaukom • Phäochromozytom • Porphyrie • Prostatahyperplasie mit Restharnbildung • Krampfanfälle (Epilepsie, Eklampsie) • gleichzeitige Behandlung mit MAO-Hemmern • letzte Schwangerschaftswochen: Auslösen vorzeitiger Uteruskontraktionen möglich
Cave
• eingeschränkte Leberfunktion • Herzrhythmusstörungen • chronische Atembeschwerden und Asthma • Pylorusstenose • Hypokaliämie, Hypomagnesiämie • Bradykardie • klinisch signifikante kardiale Störungen (insbes. angeborenes langes QT-Syndrom, koronare Herzkrankheit, Erregungsleitungsstörungen, Arrhythmien)
• Kombination mit Arzneimitteln, die das QT-Intervall verlängern. • Kombination mit Arzneimitteln, die zu einer Hypokaliämie führen. • Nur bei strenger Indikationsstellung im 1. und 2. Trimenon sowie in Stillzeit.
11.4 Nebenwirkungen ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
11 Dimenhydrinat
11.6 Wechselwirkungen
allergische Hautreaktionen Muskelschwäche Somnolenz, Benommenheit, Schwindel Stimmungsschwankungen paradoxe Reaktionen wie Unruhe, Erregung, Schlaflosigkeit, Angstzustände und Zittern (insbes. bei Kindern) Sehstörungen, Erhöhung des Augeninnendrucks gastrointestinale Beschwerden (z. B. Übelkeit, Schmerzen, Erbrechen, Obstipation, Diarrhö) Mundtrockenheit Leberfunktionsstörungen (cholestatischer Ikterus) Tachykardie Gefühl einer verstopften Nase Miktionsstörungen Blutzellschäden (in Ausnahmefällen)
11.5 Wirkung ▶ Dimenhydrinat ist ein H1-Antihistaminikum mit antiemetischen, anticholinergen und ausgeprägten zentral sedierenden Eigenschaften. Darüber hinaus wirkt Dimenhydrinat lokalanästhetisch.
11.6 Wechselwirkungen ▶ zentral dämpfende Arzneimittel, wie Psychopharmaka, Hypnotika, Sedativa, Analgetika, Narkotika: gegenseitige Wirkungsverstärkung ▶ Stoffe mit anticholinerger Wirkung (z. B. Atropin, Biperiden, trizyklische Antidepressiva): Verstärkung der anticholinergen Wirkung von Dimenhydrinat. ▶ Monoaminoxidase-Hemmer: lebensbedrohliche Darmlähmung, Harnverhalten, erhöhter Augeninnendruck, Blutdruckabfall, verstärkte Funktionseinschränkung des ZNS und der Atmung ▶ Arzneimittel, die das QT-Intervall verlängern (z. B. Antiarrhythmika Klasse IA oder III, Antibiotika, Malariamittel, Antihistaminika, Neuroleptika): Verstärkung der QT-Intervall verlängernden Wirkung von Dimenhydrinat ▶ Arzneimittel, die zu einer Hypokaliämie führen (z. B. bestimmte Diuretika): Torsadede-pointes-Arrhythmien können ausgelöst werden. ▶ blutdrucksenkende Arzneimittel: verstärkte Müdigkeit bzw. verstärkte hypotensive Wirkung ▶ Aminoglykosid-Antibiotika: Maskierung ototoxischer Wirkungen ▶ Alkohol: Wirkungsveränderung und -verstärkung von Dimenhydrinat
35
Dimenhydrinat
11
11.7 Besonderheiten
11.7 Besonderheiten ▶ Bei Überdosierung: Bewusstseinstrübung (starke Schläfrigkeit bis Bewusstlosigkeit), anticholinerges Syndrom (z. B. Mydriasis, Sehstörungen, gesteigerte Muskelreflexe, Tachykardie, Hyperthermie, zentral bedingte Unruhe, Angst- und Erregungszustände, Halluzinationen), tonisch-klonische Krämpfe, Atemdepression (nach hohen Dosen bis hin zu Atemlähmung und Herz-Kreislauf-Stillstand), Herzrhythmusstörungen wie QT-Intervall-Verlängerungen (Torsade de pointes nicht auszuschließen). ▶ Dimenhydrinat kann bei längerfristiger Therapie abhängig machen. ▶ Hinweis: Dimenhydrinat kann bei Allergietests möglicherweise zu falsch negativen Ergebnissen führen. ▶ Dimenhydrinat kann das Reaktionsvermögen beeinträchtigen (Fahrtüchtigkeit und die Fähigkeit zum Führen von Maschinen sind eingeschränkt). ▶ Dimenhydrinat ist zur alleinigen Behandlung von Übelkeit und Erbrechen infolge einer Zytostatika-Behandlung nicht geeignet.
11.8 Lagerung ▶ keine besonderen Lagerungshinweise
36
12
Dimetindenmaleat
12.1 Substanzklasse H1-Antihistaminikum
12.2 Handelsnamen
12 Dimetindenmaleat
12.5 Wirkung
▶ Fenistil® Injektionslösung: 1 Ampulle = 4 ml Lösung, 1 mg/ml Dimetindenmaleat
12.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ i. v. Gabe bei Anaphylaxie in Kombination mit einem H2-Blocker und einem Kortikoid ▶ Bei Anaphylaxie 1 Ampulle i. v. (= 4 mg) Indikation
Anaphylaxie
Mittel der Wahl
Mittel der 2. Wahl bei Anaphylaxie. Bei allergischen Reaktionen mit sich abzeichnender schwerer Auswirkung ist Dimetin nur noch Mittel der 2. Wahl.
Dosierung Erwachsene
4 mg i. v.
Dosierung Säuglinge / Kinder
0,1 mg/kg KG: 1 mg pro 10 kg KG (ab 40 kg 1 Ampulle)
Kontraindikation
Säuglinge < 1 Jahr
Cave
Schwangerschaft und Stillzeit: nur bei strenger Indikation
12.4 Nebenwirkungen ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
Überempfindlichkeitsreaktionen (z. B. Hautreaktionen) Sehstörungen Brustbeklemmungen Schwindel Erregung Kopfschmerzen Geschmacksirritationen Muskelzittern Ödeme Muskelkrämpfe Beeinträchtigung der Atmung Mundtrockenheit gastrointestinale Störungen
12.5 Wirkung Dimetindenmaleat ist ein H1-Rezeptorantagonist: ▶ Es verdrängt Histamin von den H1-Rezeptoren und ▶ verhindert so die Wirkung von Histamin. ▶ Dimentidenmaleat wirkt somit antiallergisch. 37
Dimetindenmaleat
12
12.6 Wechselwirkungen
12.6 Wechselwirkungen ▶ Die gleichzeitige Anwendung von trizyklischen Antidepressiva kann bei glaukomgefährdeten Patienten einen Anfall auslösen. ▶ MAO-Hemmer können die anticholinergen und ZNS-sedierenden Effekte von Dimetindenmaleat steigern. ▶ Die Wirkung von zentraldämpfenden Pharmaka und Alkohol wird durch Dimetindenmaleat gesteigert.
12.7 Besonderheiten ▶ Dimetindenmaleat kann das Reaktionsvermögen herabsetzen, insbesondere in Kombination mit Alkohol.
12.8 Lagerung ▶ vor Licht geschützt lagern
38
13.4 Nebenwirkungen
Esketamin
Esketamin
13
13
13.1 Substanzklasse i. v. Narkosemittel
13.2 Handelsnamen ▶ Ketanest® S 5 mg/ml, 25 mg/ml Injektionslösung: i. v., i. m.: Bei 5 mg/ml: 5 ml Ampulle = 25 mg Esketamin, 20 ml Ampulle = 100 mg Esketamin. Bei 25 mg/ml: 2 ml Ampulle = 50 mg Esketamin, 10 ml Ampulle = 250 mg Esketamin, 50 ml Ampulle = 1250 mg Esketamin
13.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ i. v. Gabe langsam über 60 s, sonst Atemdepression möglich ▶ Esketamin hat eine große therapeutische Breite und die Wirkung ist sehr individuell, daher sollte man für eine Analgesie immer mit der niedrigsten Dosis beginnen und bei Bedarf wiederholen bzw. erhöhen. ▶ Die nasale Applikation mittels Zerstäuber ist gängige Praxis: • Kinder: 0,25 mg/kg KG • Erwachsene: 15–25 mg, bei Bedarf wiederholen Indikation
Analgesie
Status asthmaticus und Anästhesieeinleitung
Dosierung Erwachsene (siehe Dosierungstabellen (S. 40))
i. m.: 0,25–0,5 mg/kg KG oder i. v.: 0,125–0,25 mg/kg KG langsam
i. v.: 0,5–1 mg/kg KG, bei Bedarf bis 2,5 mg/kg KG i. v. i. m.: 2–4 mg/kg KG
Kontraindikation
• wenn erhöhter Blutdruck ein ernsthaftes Risiko ist • arterielle Hypertonie (> 180/100 mmHg in Ruhe) • Präeklampsie und Eklampsie • drohende Uterusruptur • Nabelschnurvorfall • bei Patienten mit manifester ischämischer Herzerkrankung
Cave
• Schwangerschaft und Stillzeit: nur bei strenger Indikationsstellung • instabile Angina pectoris oder Myokardinfarkt in den letzten 6 Monaten, schwere Angina-pectoris-Anfälle in der Anamnese • Herzinsuffizienz • erhöhter Hirndruck (außer unter adäquater Beatmung) • Atemdepression bei hoher Dosis und schneller i. v. Injektion • schwere psychische Störungen • Glaukom und perforierende Augenverletzung • Alkoholeinfluss bzw. Alkoholintoxikation
13.4 Nebenwirkungen ▶ Aufwachreaktionen: Träume, Albträume, Übelkeit und Erbrechen, Sehstörungen, Hypersalivation, motorische Unruhe, Schwindel, Blutdruck- und Herzfrequenzanstieg ▶ Hyperreflexie und Laryngospasmus bei Eingriffen im Bereich der oberen Atemwege, v. a. bei Kindern 39
Esketamin
13
13.5 Wirkung
▶ Anstieg des Hirndrucks bei nicht adäquater Beatmung ▶ Zunahme des intraokularen Drucks, erhöhter Muskeltonus, temporäre Tachykardie, erhöhter Gefäßwiderstand im Lungenkreislauf und erhöhte Schleimbildung, erhöhter Sauerstoffverbrauch, Laryngospasmus und temporäre Atemdepression (abhängig von Dosis und Injektionsgeschwindigkeit), tonische und klonische Kontraktionen, Arrhythmie, bei Patienten im Schock weitere Blutdrucksenkung möglich
13.5 Wirkung Esketamin blockiert die NMDA-Rezeptoren (N-Methyl-D-Aspartat) und bewirkt: ▶ ausgeprägte Analgesie ▶ dissoziative Anästhesie (Sinnesreize werden nicht bewusst wahrgenommen) ▶ Anstieg von Herzfrequenz und Blutdruck ▶ erhöhter myokardialer Sauerstoffverbrauch am Herzen
13.6 Wechselwirkungen ▶ Inkompatibilitäten: Ausfällung beim Mischen mit Barbituraten, Diazepam, 4-Hydroxybuttersäure (Natriumsalz), Theophyllin, Furosemid-Natrium, Natriumhydrogencarbonat ▶ Schlafmittel, v. a. Benzodiazepine oder Neuroleptika: verlängerte Wirkdauer von Eskamin und Abschwächung der Nebenwirkungen ▶ Schilddrüsenhormone, Sympathomimetika und Vasopressin: art. Hypertonie und Tachykardie möglich ▶ Xanthin-Derivate (z. B. Aminophyllin, Theophyllin): Absinken der Krampfschwelle möglich
13.7 Besonderheiten ▶ Halbwertszeit 2–4 h, Wirkungseintritt innerhalb von 30–60 s, Wirkungsdauer 10–15 min ▶ Übermäßige Salivation kann durch Atropin und Albträume durch Benzodiazepine abgemildert werden.
13.8 Lagerung ▶ keine Lagerungshinweise
13.9 Dosierungstabelle Erwachsene ▶ i. v. Gabe langsam über 60 s ▶ Dosierungsangaben sind Richtwerte: Für eine Analgesie immer mit der niedrigsten Dosis beginnen und bei Bedarf wiederholen bzw. erhöhen.
40
Analgesie KG
i. v.: über 60 s langsam
i. m.
0,125–0,25 mg/kg KG
0,25–0,5 mg/kg KG
50 kg
6,25–12,5 mg
12,5–25 mg
55 kg
6,88–13,75 mg
13,75–27,5 mg
60 kg
7,5–15 mg
15–30 mg
65 kg
8,13–16,25 mg
16,25–32,5 mg
70 kg
8,75–17,5 mg
17,5–35 mg
75 kg
9,38–18,75 mg
18,75–37,5 mg
80 kg
10–20 mg
20–40 mg
85 kg
10,63–21,25 mg
21,25–42,5 mg
90 kg
11,25–22,5 mg
22,5–45 mg
95 kg
11,88–23,75 mg
23,75–47,5 mg
100 kg
12,5–25 mg
25–50 mg
105 kg
13,13–26,25 mg
26,25–52,5 mg
110 kg
13,75–27,5 mg
27,5–55 mg
115 kg
14,38–28,75 mg
28,75–57,5 mg
120 kg
15–30 mg
30–60 mg
13 Esketamin
13.9 Dosierungstabelle Erwachsene
Status asthmaticus und Anästhesieeinleitung KG
i. v.: über 60 s langsam
i. m.
0,5–1 mg/kg KG (bei Bedarf bis 2,5 mg/kg KG)
2–4 mg/kg KG
50 kg
25–50 mg (bis 125 mg)
100–200 mg
55 kg
27,5–55 mg (bis 137,5 mg)
110–220 mg
60 kg
30–60 mg (bis 150 mg)
120–240 mg
65 kg
32,5–65 mg (bis 162,5 mg)
130–260 mg
70 kg
35–70 mg (bis 175 mg)
140–280 mg
75 kg
37,5–75 mg (bis 187,5 mg)
150–300 mg
80 kg
40–80 mg (bis 200 mg)
160–320 mg
85 kg
42,5–85 mg (bis 212,5 mg)
170–340 mg
90 kg
45–90 mg (bis 225 mg)
180–360 mg 190–380 mg
95 kg
47,5–95 mg (bis 237,5 mg)
100 kg
50–100 mg (bis 250 mg)
200–400 mg
105 kg
52,5–105 mg (bis 262,5 mg)
210–420 mg
110 kg
55–110 mg (bis 275 mg)
220–440 mg
115 kg
57,5–115 mg (bis 287,5 mg)
230–460 mg
120 kg
60–120 mg (bis 300 mg)
240–480 mg
41
Etomidat
14
Etomidat
14
Etomidat
14.1 Substanzklasse Injektionsanästhetikum
14.2 Handelsnamen ▶ Etomidat® Lipuro 2 mg/ml Emulsion zur Injektion: i. v., 1 Ampulle enthält 10 ml mit 20 mg Etomidat ▶ Hypnomidate® 2 mg/ml Injektionslösung: i. v., 1 Ampulle enthält 10 ml mit 20 mg Etomidat
14.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ langsam i. v. injizieren ▶ Bei Patienten mit Leberzirrhose oder vorangegangener Prämedikation mit Neuroleptika, Opioiden oder Sedativa ist die Dosis zu verringern.
42
Indikation
i. v.-Kurzhypnotikum zum Einleiten einer Narkose
Dosierung Erwachsene
0,15–0,3 mg/kg KG; bei älteren Patienten: 0,15–0,2 mg/kg KG. Tages-Gesamtdosis: 60 mg (3 Ampullen)
Dosierung Kinder (siehe Dosierungstabelle (S. 44))
0,15–0,3 mg/kg KG, Dosis kann man nach sorgfältiger Abwägung auf 0,4 mg/kg KG erhöhen.
Kontraindikation
• Für Etomidat® Lipuro: bei Neugeborenen und Säuglingen bis zu 6 Monaten • Für Etomidat® Lipuro: bei Überempfindlichkeit gegenüber Erdnüssen oder Soja
Cave
• Für Etomidat® Lipuro: Es liegen keine ausreichenden Erfahrungen über die Anwendung bei Schwangeren vor. • Für Hypnomidate®: In der Schwangerschaft nur bei strenger Indikationsstellung (mögl. embryotoxische Wirkung). Bei Anästhesie in der Geburtshilfe tritt Etomidat in die Plazenta über. • Etomidat tritt in die Muttermilch über. Wenn eine Anwendung nötig ist, sollte das Stillen erst nach 24 h wieder aufgenommen werden. • Etomidat wird nach der S 3-Leitlinie Polytrauma nicht mehr für die Narkoseeinleitung bei polytraumatisierten Patienten empfohlen. • Anwendung nur, wenn endotracheale Intubation beherrscht wird und die Möglichkeit zur künstlichen Beatmung besteht. • Bei eingeschränkter Nebennierenrinden-Funktion und während lang andauernder Eingriffe kann eine prophylaktische Kortisolgabe (z. B. 50–100 mg Hydrokortison) nötig sein. • Bei versehentlich arterieller Injektion kann es zu Nekrosen kommen. • Bei paravenöser Applikation treten starke Schmerzen auf. • Bei älteren Patienten ist ein vermindertes Herzminutenvolumen möglich. • Vorsicht bei vorbestehender Nebennierenrinden-Insuffizienz. • Bei Intoxikation mit Etomidat: Atemdepression, Atemstillstand, Hypotension • Die Verkehrstüchtigkeit ist bis zu 24 h nach Gabe von Etomidat eingeschränkt.
14.4 Nebenwirkungen ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
Dyskinesie Myoklonie Venenschmerzen Hypotonie Apnoe Hyperventilation Stridor Urtikaria Erbrechen Übelkeit Hautausschlag gesteigerter Muskeltonus unwillkürliche Muskelkontraktionen Nystagmus Trismus Bradykardie Extrasystolie Phlebitis Hypertonie Hypoventilation Schock Atemdepression Thrombophlebitis Hypersalivation Erythem Bronchospasmus anaphylaktischer Schock Konvulsionen Herzstillstand arterioventr. Block
14 Etomidat
14.5 Wirkung
14.5 Wirkung ▶ Etomidat hat keine schmerzausschaltende Wirkung und muss bei einer Kurznarkose mit einem Analgetikum kombiniert werden. ▶ Etomidat bindet am GABA-A-Rezeptor im ZNS und löst eine hypnotische Reaktion aus. ▶ Das Herzzeitvolumen steigt leicht an, da der periphere Widerstand geringfügig absinkt. ▶ Die Perfusion der Koronararterien nimmt um ca. ein Fünftel zu. ▶ Etomidat schränkt die Funktion der Nebennierenrinde vorübergehend ein, wodurch die Plasmaspiegel von Kortisol und Aldosteron absinken (reversibel). ▶ Etomidat verursacht häufig Myoklonien, die man durch vorherige Gabe eines Opioids abschwächen kann.
43
Etomidat
14
14.6 Wechselwirkungen
14.6 Wechselwirkungen ▶ Verstärkung der hypnotischen Wirkung von Neuroleptika, Opioiden, Sedativa und Alkohol. ▶ Etomidat kann die Wirkung anderer potenziell blutdrucksenkender Medikamente verstärken. ▶ Die gleichzeitige Gabe von Etomidat und Alfentanil kann die terminale Halbwertszeit von Etomidat verkürzen. Wenn beide Medikamente zusammen verabreicht werden, ist Vorsicht geboten, da die Konzentration von Etomidat unter die hypnotische Schwelle fallen kann.
14.7 Besonderheiten ▶ Etomidat hat weniger kardiale Nebenwirkungen als andere Injektionsanästhetika. Allerdings kann es bei herzkranken Patienten ebenfalls zu kardialen Beeinträchtigungen kommen, die jedoch meist viel geringer sind.
14.8 Lagerung ▶ nicht über 25 °C und vor Licht geschützt lagern und nicht einfrieren ▶ Etomidat® Lipuro vor Gebrauch gut schütteln (Emulsion) ▶ verfärbte Ampullen nicht verwenden
14.9 Dosierungstabelle ▶ 0,15–0,3 mg/kg KG ▶ Dosis anpassen: • bei älteren Patienten bis 0,2 mg/kg KG • bei Kindern nach sorgfältigem Abwägen auf bis zu 0,4 mg/kg KG ▶ Bei Erwachsenen führt die Gabe von 1 Ampulle zu einer Schlafdauer von 4–5 min. Kinder
44
KG
0,15–0,3 mg/kg KG i. v.
in ml für 2 mg/ml
5 kg
0,75–1,5 mg
0,4–0,8 ml
10 kg
1,5–3 mg
0,8–1,5 ml
15 kg
2,25–4,5 mg
1,1–2,3 ml
20 kg
3–6 mg
1,5–3 ml
25 kg
3,75–7,5 mg
1,9–3,8 ml
30 kg
4,5–9 mg
2,3–4,5 ml
35 kg
5,25–10,5 mg
2,6–5,3 ml
40 kg
6–12 mg
3–6 ml
Erwachsene KG
0,15–0,3 mg/kg KG i. v.
in ml für 2 mg/ml
50 kg
7,5–15 mg
3,8–7,5 ml
60 kg
9–18 mg
4,5–9 ml
70 kg
10,5–21 mg
5,3–10,5 ml
80 kg
12–24 mg
6–12 ml
90 kg
13,5–27 mg
6,8–13,5 ml
100 kg
15–30 mg
7,5–15 ml
110 kg
16,5–33 mg
8,3–16,5 ml
120 kg
18–36 mg
9–18 ml
14 Etomidat
14.9 Dosierungstabelle
45
Fentanyl
15
Fentanyl
15
Fentanyl
15.1 Substanzklasse Opioid-Analgetikum, Injektionsanästhetikum
15.2 Handelsnamen ▶ Fentanyl B. Braun 0,1 mg und 0,5 mg Injektionslösung: i. v., i. m., 1 ml enthält 50 µg Fentanyl ▶ Fentanyl-ratiopharm® 50 µg/ml Injektionslösung: i. v. i. m., 1 ml enthält 50 µg Fentanyl ▶ Fentanyl®-Janssen 0,1 mg und 0,5 mg Injektionslösung: i. v. i. m., 1 ml enthält 50 µg Fentanyl
15.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ Die Dosierung von Fentanyl muss aufgrund von Alter, Körpergewicht, physischem Zustand, Krankheitsbild, Begleitmedikation sowie Art des Eingriffs und der Anästhesie individuell bestimmt werden. ▶ langsam intravenös applizieren
46
Indikation
zur Analgesie (meist in Kombination mit Narkose)
Dosierung Erwachsene
Initialdosis: 50–100 µg (0,7–1,4 µg/kg KG)
Dosierung Kinder (siehe Dosierungstabelle (S. 48))
Analgesie in Kombination mit Anästhesie 2–12 Jahre: initial 1–3 µg/kg KG zum Aufrechterhalten: 1–1,25 µg/kg KG
Kontraindikation
• Schwangerschaft und Geburt, da Risiko der Atemdepression beim Kind besteht. • Überempfindlichkeit gegenüber anderen Opioiden • Atemdepression ohne Beatmung • gleichzeitige Behandlung mit MAO-Hemmern • erhöhter intrakranialer Druck oder Schädel-Hirn-Trauma, wenn nicht beatmet wird • Hypovolämie und Hypotension • Myasthenia gravis • intraoperative Herdlokalisation bei Epileptikern
Cave
• Fentanyl hat eine streng dosisabhängige atemdepressive Wirkung, die speziell bei älteren Patienten verlängert sein kann. • Bei Neugeborenen ist schon nach niedrigen Dosen mit einer Atemdepression zu rechnen. Bei Neugeborenen ist die Entwicklung eines Entzugs-Syndroms nach einer mehr als 5 Tage dauernden Behandlung mit Fentanyl bzw. einer Gesamtdosis von > 1,6 mg/kg KG möglich. • Störungen des Atemzentrums und der Atemfunktion • Prostatahypertrophie mit Restharnbildung • Gallenwegserkrankungen • obstruktive und entzündliche Darmerkrankungen • erhöhte zerebrale Krampfbereitschaft • Bradyarrhythmie • früherer Drogenmissbrauch und -abhängigkeit • Phäochromozytom • Fentanyl darf nur von erfahrenen Ärzten angewendet werden und wenn die Möglichkeit zur Intubation und Beatmung besteht.
15.4 Wirkung ▶ Fentanyl ist ein Opioid mit analgetischen und sedativen Eigenschaften (µ-Rezeptoren-Agonist) und besitzt eine dem Morphin entsprechende Aktivität zu den δ- und κ-Rezeptoren. ▶ Fentanyl führt G-Protein vermittelt zu einem verminderten zellulären Kalzium-Einstrom und zu einer Aktivierung von Kaliumkanälen mit nachfolgendem KaliumAusstrom. ▶ Fentanyl zeigt eine relativ geringe Herz-Kreislauf-Belastung, ist aber stark atemdepressiv. ▶ Stressinduzierte hormonale Veränderungen werden durch Fentanyl nicht zuverlässig unterdrückt.
15 Fentanyl
15.7 Besonderheiten
15.5 Nebenwirkungen ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
Übelkeit, Erbrechen Muskelrigidität (ggf. mit Thoraxmuskulatur), Dyskinesie, Myoklonie, Zittern Sedierung, Schwindel, Bewusstlosigkeit Bradykardie, Tachykardie, Arrhythmie, Asystolie Hypotonie, Hypertonie, Blutdruckschwankungen Venenschmerzen, Phlebitis Laryngospasmus, Bronchospasmus, Apnoe, Atemdepression, Hyperventilation Schüttelfrost, Hypothermie Urticaria Toleranzentwicklung bei längerer, v. a. wiederholter Anwendung Krampfanfall Miosis Tonuserhöhung der ableitenden Harnwege, Blasenentleerungsstörung (v. a. bei Prostatahypertrophie)
15.6 Wechselwirkungen ▶ MAO-Hemmstoffe innerherhalb der letzten 14 Tage lebensbedrohlich: mögliche schwere zentralnervöse Nebenwirkungen sowie Nebenwirkungen auf die Atmungsund Kreislauffunktion ▶ zentraldämpfende Medikamente und Alkohol: Wirkungs- und Nebenwirkungsverstärkung sowie Atemdepression ▶ Opioid-Agonisten (z. B. Morphin, Oxycodon, Hydromorphon, Pethidin): Wirkung durch Opioide mit agonistisch / antagonistischen Eigenschaften abgeschwächt (z. B. Buprenorphin, Pentazocin) ▶ Lachgas und Diazepam: beeinträchtigen bereits in geringer Dosierung das HerzKreislauf-System ▶ Midazolam: Blutdruckabfall ▶ Droperidol: Blutdruckabfall oder -anstieg, verminderter Pulmonalarteriendruck, Zittern, Ruhelosigkeit und postoperative Episoden mit Halluzinationen ▶ Cimetidin: erhöhter Fentanylblutspiegel
15.7 Besonderheiten ▶ Fentanyl ist durch Opioid-Antagonisten (z. B. Naloxon) antagonisierbar. ▶ Es lässt sich auch zur Schmerzbehandlung in der Intensivmedizin bei beatmeten Patienten einsetzen. 47
Fentanyl
15
15.8 Lagerung
▶ Bradykardien können durch die Gabe von Atropin aufgehoben werden. ▶ verzögerte Atemdepression möglich
15.8 Lagerung ▶ vor Licht geschützt lagern
15.9 Dosierungstabelle für Kinder ▶ 1 ml enthält 0,05 mg bzw. 50 µg Fentanyl Kinder (2–12 Jahre): Analgesie in Kombination mit Anästhesie: initial 1–3 µg/kg KG KG
48
1–3 µg/kg KG i. v.
in ml für 50 µg/ml
10 kg
10–30 µg
0,2–0,6 ml
15 kg
15–45 µg
0,3–0,9 ml
20 kg
20–60 µg
0,4–1,2 ml
25 kg
25–75 µg
0,5–1,5 ml
30 kg
30–90 µg
0,6–1,8 ml
35 kg
35–105 µg
0,7–2,1 ml
40 kg
40–120 µg
0,8–2,4 ml
45 kg
45–135 µg
0,9–2,7 ml
Substanzklasse β2-Sympathomimetika
Wirkstoff Fenoterol
Handelsnamen ▶ Berotec® N 100 µg Dosier-Aerosol: 1 Aerosolstoß enthält 100 µg Fenoterolhydrobromid. ▶ Partusisten® intrapartal: 1 Amp. (1 ml) enthält 25 μgr Fenoterolhydrobromid, Konzentrat zur Herstellung einer Injektionslösung. Dosierung und Darreichungsform ▶ Die Dosierung richtet sich nach Art und Schwere der Erkrankung. ▶ Zur Akutbehandlung plötzlich auftretender Bronchialkrämpfe und anfallsweise auftretender Atemnot wird eine Einzeldosis von 100 µg Fenoterolhydrobromid (1 Hub) inhaliert. ▶ Falls eine Dauerbehandlung mit β2-Sympathomimetika für notwendig befunden wird, beträgt die Dosierung 1–2 Hübe 3–4 × pro Tag. ▶ Darreichungsform: Druckgasinhalation, Lösung ▶ Zur Tokolyse: 25 μgr Partusisten mit 4 ml geeigneter Trägerlösung über 2–3 Minuten i.v.. Bei fehlender oder unzureichender Wirkung kann die Einzeldosis wiederholt werden.
INDIKATION
Symptomatische Behandlung von Asthmaanfällen allergischer und nicht allergischer Genese, Erkrankungen die mit einer reversiblen Obstruktion der Atemwege einhegen (z. B. COPD mit oder ohne Lungenemphysem) und Tokolyse.
Mittel der Wahl
▶ Mittel der 2. Wahl bei Bronchoobstruktion ▶ Mittel der 1. Wahl zur Tokolyse
Dosierung Erwachsene ▶ Zur Akutbehandlung plötzlich auftretender Bronchialkrämpfe und anfallsweise auftretender Atemnot wird eine Einzeldosis von 100 µg Fenoterolhydrobromid (1 Hub) und Kinder ab 6. Jahre inhaliert. Falls eine Dauerbehandlung mit β2-Sympathomimetika für notwendig befunden wird, beträgt die Dosierung 1–2 Hübe 3–4 × pro Tag. ▶ Z ur Tokolyse: 25 μgr Partusisten mit 4 ml geeigneter Trägerlösung über 2–3 Minuten i.v.. Bei fehlender oder unzureichender Wirkung kann die Einzeldosis wiederholt werden.
Dosierung Broncho obstruktion Kinder 4–6 Jahre KONTRAINDIKATION
CAVE
▶ 1 Hub (100 μgr Fenoterolhydrobromid). ▶ Einzeldosis kann wiederholt werden. ▶ ▶ ▶ ▶
Allergie gegen die Inhaltsstoffe hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie tachykarde Arrhythmien Hypokaliämie
▶ Fenoterol sollte nur bei strenger Indikationsstellung und mit Vorsicht bei schweren Herzerkrankungen, Einnahme von Herzglykosiden, schwerer Hypertonie, Aneurysmen, Hyperthyreose, unausgeglichener diabetischer Stoffwechsellage sowie Phäochromozytom angewendet werden. ▶ Schwangerschaft: Fenoterol passiert die Plazentaschranke. Eine tokolytische Wirkung bei inhalativer Anwendung ist unwahrscheinlich, kann aber nicht völlig ausgeschlossen werden. ▶ Stillzeit: Da Fenoterol in die Muttermilch übergeht, wird die Anwendung in der Stillzeit nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung empfohlen.
Auf dieser Medikamentenkarte sind nur die wichtigsten Wirkungen, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Kontraindikationen aufgeführt.
aus retten! 3•2020
Wirkstoff Fenoterol
Substanzklasse β2-Sympathomimetika
Nebenwirkung ▶ allergische Reaktionen ▶ Hyperglykämien, Hypokaliämien ▶ Nervosität, Schlafstörungen ▶ Tachykardien ▶ Übelkeit, Erbrechen, Sodbrennen ▶ Blutdruckveränderungen Wirkung ▶ Fenoterol hat bronchienerweiternde, sympathomimetische und wehenhemmende Eigenschaften. Die Effekte beruhen auf der selektiven Bindung an β2-Rezeptoren. Die Wirkungen treten innerhalb weniger Minuten ein und halten 3–5 Stunden an. Wechselwirkungen ▶ Arzneimittelinteraktionen möglich mit Betablockern, Sympathomimetika, Anticholinergika, Theo phyllin, Herzglykosiden, MAO-Hemmern, trizyklischen Antidepressiva, halogenierten Inhalationsanästhetika, Levodopa, Levothyroxin, Oxytocin und Antiarrhythmika Besonderheiten ▶ Durch individuell auftretende unterschiedliche Reaktionen kann die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder beim Bedienen von Maschinen beeinträchtigt werden. Dies gilt in verstärktem Maße bei Behandlungsbeginn. ▶ Kann in seltenen Fällen zu lebensbedrohlichem, paradoxen Bronchospasmus führen. Lagerung ▶ Nicht bei Temperaturen über 25°C lagern.
Auf dieser Medikamentenkarte sind nur die wichtigsten Wirkungen, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Kontraindikationen aufgeführt.
aus retten! 3•2020
16
Flumazenil
16.1 Substanzklasse Benzodiazepin-Antagonist
16 Flumazenil
16.3 Dosierung und Darreichungsform
16.2 Handelsnamen ▶ ▶ ▶ ▶
Anexate® 0,5 mg/5 ml und 1 mg/10 ml Injektionslösung: i. v. Flumazenil-Actavis 0,1 mg/ml Injektionslösung: i. v., in 10 ml Ampullen Flumazenil B. Braun 0,1 mg/ml Injektionslösung: i. v., in 5 ml Ampullen Flumazenil Kabi 0,1 mg/ml Injektionslösung: i. v., in 5 ml und 10 ml Ampullen
16.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ Erwachsene: 0,2 mg Flumazenil i. v. über 15 s. Falls sich innerhalb von 60 s der gewünschte Bewusstseinsgrad nicht einstellt, kann eine zweite Dosis von 0,1 mg injiziert werden. Das kann ggf. alle 60 s bis zu einer Gesamtdosis von 1 mg wiederholt werden. ▶ Kinder ab 1 Jahr: 0,01 mg/kg KG bis zu max. Gesamtdosis von 0,2 mg über 15 s langsam i. v. Wenn sich der gewünschte Effekt nach 45 s nicht einstellt, kann man eine weitere Dosis von 0,01 mg/kg KG bis max. 0,2 mg verabreichen und ggf. alle 60 s wiederholen (max. 4 zusätzliche Dosen), bis eine maximale Gesamtdosis von 0,05 mg/kg bzw. 1 mg erreicht wird. Indikation
Überdosierung mit Benzodiazepinen
Mittel der Wahl
1. Wahl
Dosierung Erwachsene
0,2 mg Flumazenil i. v. über 15 s
Dosierung Kinder (siehe Dosierungstabelle (S. 50))
Kinder ab 1 Jahr: Initialdosis: 0,01 mg/kg KG bis max. 0,2 mg über 15 s langsam i. v. 4 Wiederholungen möglich, max. Gesamtdosis: 0,05 mg/kg KG bzw. 1 mg
Kontraindikation
• vorherige Behandlung mit Benzodiazepinen z. B. bei Epilepsie oder Angstzuständen und Selbstmordneigung • vorherige Behandlung mit Benzodiazepinen aufgrund eines potenziell lebensbedrohlichen Zustands (z. B. intrakranielle Druckregulierung oder Status epilepticus)
Cave
• Flumazenil hat eine kürzere Wirkdauer als Benzodiazepine, daher kann deren sedierende Wirkung erneut auftreten → eine Überwachung des Patienten ist erforderlich: EKG, O2-Sättigung, Herzfrequenz, Blutdruck, Atmung. • Schwangerschaft und Stillzeit: Nur bei strenger Indikation einsetzen, da keine ausreichenden Daten vorliegen. • Bei einer Mischintoxikation mit Benzodiazepinen und zyklischen Antidepressiva kann die Toxizität der Antidepressiva durch die schützende Benzodiazepin-Wirkung maskiert / abgemildert werden. Bei einer schweren Vergiftung mit Tri-/Tetrazyklika sollte die Benzodiazepin-Wirkung nicht aufgehoben werden. • Bei Patienten, die über längere Zeit mit Benzodiazepinen behandelt wurden, können Entzugserscheinungen nach Injektion von Flumazenil auftreten. Bei Patienten mit Epilepsie oder Leberfunktionsstörungen können Krämpfe ausgelöst werden.
49
Flumazenil
16
16.4 Wirkung
16.4 Wirkung Flumazenil ist ein kompetitiver Hemmer von Substanzen, die ihre Wirkung über den Benzodiazepin-Rezeptor entfalten. ▶ Der schlaffördernde, sedative Effekt der Benzodiazepine wird von Flumazenil i. v. rasch rückgängig gemacht (30–120 s) und kann innerhalb der folgenden Stunden allmählich von Neuem auftreten, je nach Halbwertszeit von Agonist und Antagonist.
16.5 Nebenwirkungen ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
Übelkeit und Erbrechen Hitzegefühl nach rascher Injektion: Angstgefühle, Herzklopfen und Gefühl von Bedrohung. Blutdruckschwankungen mit Veränderung der Herzfrequenz bei Patienten, die von benzodiazepinhaltigen Arzneimitteln abhängig waren oder diese Präparate in niedrigen Dosen über längere Zeit erhielten: Entzugserscheinungen bei Epilepsiepatienten oder Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung: Krampfanfälle Schwindel Kopfschmerz Tremor Hyperventilation Sprachstörungen Affektlabilität Missempfindungen
16.6 Wechselwirkungen ▶ Die Wirkung von Nicht-Benzodiazepin-Agonisten (z. B. Zopiclon, Triazolopyridazine u. a.) am Benzodiazepin-Rezeptor wird ebenfalls aufgehoben.
16.7 Besonderheiten ▶ Flumazenil kann das Reaktionsvermögen bis zu 24 h nach Verabreichung verändern. Patienten sollten daher keine Maschinen oder Fahrzeuge bedienen.
16.8 Lagerung ▶ nach Anbruch der Ampulle Rest verwerfen
16.9 Dosierungstabelle Kinder ▶ Initialdosis für Kinder ab 1 Jahr: 0,01 mg/kg KG bis max. 0,2 mg über 15 s langsam i. v. ▶ Dosis kann max. 4-mal wiederholt werden bis zu einer maximalen Gesamtdosis von 0,05 mg/kg KG bzw. 1 mg
50
KG
über 15 s langsam i. v.
Initialdosis 0,01 mg/kg KG bis max. 0,2 mg
5 kg
0,05 mg
10 kg
0,1 mg
15 kg
0,15 mg
20 kg
0,2 mg
25 kg
0,2 mg
30 kg
0,2 mg
35 kg
0,2 mg
40 kg
0,2 mg
16 Flumazenil
16.9 Dosierungstabelle Kinder
51
Furosemid
17
Furosemid
17
Furosemid
17.1 Substanzklasse Schleifendiuretikum
17.2 Handelsnamen ▶ Furosemid-ratiopharm® 20 mg/2 ml bzw. 40 mg/4 ml Injektionslösung: i. v.,1 Ampulle à 2 ml enthält 20 mg Furosemid; 1 Ampulle à 4 ml enthält 40 mg ▶ Lasix® 20 mg bzw. 40 mg Injektionslösung: i. v., 1 Ampulle à 2 ml enthält 20 mg Furosemid; 1 Ampulle à 4 ml enthält 40 mg
17.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ Furosemid muss langsam i. v. injiziert werden: 0,4 ml/min (entsprechend 4 mg Furosemid) darf nicht überschritten werden; bei Patienten mit fortgeschrittener Niereninsuffizienz 0,25 ml/min (= 2,5 mg). Ödeme u. / od. Aszites infolge Erkrankung von Herz, Niere od. Leber; Lungenödem (z. B. bei akuter Herzinsuffizienz)
hypertensive Krise (neben anderen therapeutischen Maßnahmen)
Mittel der Wahl
1. Wahl
3. Wahl
Dosierung Erwachsene
2–4 ml (= 20−40 mg Furosemid) langsam i. v., bei ausbleibender Diuresesteigerung nach 30–60 min wiederholte Gabe bis zur doppelten Dosis
2–4 ml (= 20−40 mg Furosemid) langsam i. v.
Dosierung Säuglinge / Kinder
0–15 Jahre: mittlere Tagesdosis beträgt 0,5 mg/kg KG langsam i. v., in Ausnahmefällen bis zu 1 mg/kg KG langsam i. v.
Kontraindikation
• schwere Leberfunktionsstörungen (Präkoma und Coma hepaticum) • schwere Hypokaliämie • Hyponatriämie • Hypovolämie oder Dehydratation • Überempfindlichkeit gegen Sulfonamide (mögliche Kreuzreaktionen) • Niereninsuffizienz mit Anurie (wirkungslos, wenn kein Glomerulusfiltrat mehr produziert wird) • Stillzeit
Cave
• Hypotonie • manifester oder latenter Diabetes mellitus • Gicht • Harnabflussbehinderungen • nephrotisches Syndrom • Leberzirrhose und gleichzeitige Nierenfunktionseinschränkung • zerebrovaskuläre Durchblutungsstörungen • koronare Herzkrankheit • Frühgeborene • in Schwangerschaft nur bei strenger Indikationsstellung
Indikation
52
17.4 Wirkung ▶ Furosemid hemmt im aufsteigenden Teil der Henle-Schleife die Rückresorption von Na+/2Cl–/K+-Ionen, indem es die Na+/2Cl–/K+-Ionen-Carrier blockiert. Dabei kann die fraktionelle Natriumausscheidung bis zu 35 % des glomerulär filtrierten Natriums betragen. ▶ Infolge der erhöhten Natriumausscheidung kommt es sekundär durch osmotisch gebundenes Wasser zu einer erhöhten Harnausscheidung und zu einer gesteigerten distal-tubulären K+-Sekretion. Die Ausscheidung der Ca2 + - und Mg2 + -Ionen ist ebenfalls erhöht. ▶ Bei einer Herzinsuffizienz senkt Furosemid akut die Vorlast des Herzens durch Erweiterung der venösen Kapazitätsgefäße. ▶ Furosemid wirkt blutdrucksenkend durch die gesteigerte Natriumchloridausscheidung und eine verminderte Ansprechbarkeit der glatten Gefäßmuskulatur auf vasokonstriktorische Reize sowie infolge einer Blutvolumenabnahme.
17 Furosemid
17.6 Wechselwirkungen
17.5 Nebenwirkungen ▶ unerwünschte Blutdrucksenkung, in Extremfällen Kreislaufkollaps (v. a. bei Älteren) ▶ Kreislaufkollaps und Hämokonzentration (infolge Hypovolämie) ▶ Anämie, Leukopenie, Thrombopenie, Agranulozytose ▶ Hypokaliämie ▶ allergische Reaktionen bis anaphylaktischer Schock ▶ Hypovolämie, Dehydratation (v. a. bei älteren Patienten) ▶ orthostatische Regulationsstörungen ▶ Apathie, Schläfrigkeit, Verwirrtheit ▶ Hyperurikämie, Gichtanfälle ▶ Cholesterin-, Triglyzeridanstieg ▶ Verschlechterung einer prädiabetischen oder diabetischen Stoffwechsellage ▶ Verschlechterung einer metabolischen Alkalose ▶ Erbrechen, Appetitlosigkeit
17.6 Wechselwirkungen ▶ Herzglykoside: Glykosidwirkung bei Kaliummangel und / oder Magnesiummangel verstärkt ▶ Glukokortikoide: zusätzliche Kaliumausscheidung bzw. Hypokaliämie ▶ Laxanzien (chronische Anwendung): zusätzliche Kaliumausscheidung ▶ Oto- und / oder nephrotoxische Arzneimittel (z. B. Aminoglykoside, Cisplatin): verstärkte Oto- und / oder Nephrotoxizität ▶ Antidiabetika: verminderte Blutzuckersenkung ▶ pressorische Amine (z. B. Epinephrin, Norepinephrin): abgeschwächte Wirkung der Amine ▶ blutdrucksenkende Arzneimittel (Antihypertonika, Barbiturate, Psychopharmaka, Vasodilatatoren): verstärkte blutdrucksenkende Wirkung (Cave: ACE-Hemmer!) ▶ Salizylate (hoch dosiert): verstärkte toxische Wirkung der Salizylate auf das ZNS ▶ Lithium (hoch dosiert): verstärkte kardio- und neurotoxische Wirkungen des Lithiums ▶ Theophyllin und curareartige Muskelrelaxanzien: Wirkung der angeführten Substanzen verstärkt
53
Furosemid
17
17.7 Besonderheiten
▶ nicht steroidale Antiphlogistika / Antirheumatika: diuretische und antihypertensive Wirkung der Diuretika abgeschwächt; akutes Nierenversagen bei hypovolämischen Patienten ▶ ACE-Hemmer: massive Blutdruckabfälle bis zum Schock
17.7 Besonderheiten ▶ Die Anwendung des Arzneimittels kann bei Dopingkontrollen zu positiven Ergebnissen führen. ▶ Injektions- / Infusionslösungen, die sauer reagieren und eine deutliche Pufferkapazität im sauren Bereich haben, dürfen nicht mit Furosemid gemischt werden. Dabei würde der pH-Wert in den sauren Bereich verschoben werden und das schwer lösliche Furosemid als kristalliner Niederschlag ausfallen.
17.8 Lagerung ▶ vor Licht geschützt und nicht im Kühlschrank lagern oder einfrieren
54
18
Glukose 40 %
18.1 Substanzklasse Kohlenhydrat-Infusionslösung
18 Glukose 40 %
18.6 Wechselwirkungen
18.2 Handelsnamen ▶ Glucose 40 % G-40 B. Braun: 10 ml-Ampullen à 4 g Glukose, entspricht 400 mg/ml ▶ Glucose-Lösung 40 % Eifelfango®: 10 ml-Ampullen à 4 g Glukose, entspricht 400 mg/ml ▶ Glucose 40 Baxter Infusionslösung: 1000 ml enthalten 400 g Glukose, entspricht 400 mg/ml
18.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ 10 ml-Ampulle mit 40%iger Glukose-Lösung: Je nach Patientenzustand bis zu 10 Ampullen (40 g) verabreichen (= 4 g pro Ampulle). Indikation
Hypoglykämie
Mittel der Wahl
1. Wahl
Dosierung
je nach Bedarf 10 ml-Ampullen à 4 g verabreichen (bis zu 10 Ampullen = 40 g).
Kontraindikation
• Hyperhydratation (u. a. Wasservergiftung) • hypotone Dehydratation • Hypokaliämie
Cave
• Vorsicht bei Azidose: Glukose-Lösung hat sauren pH-Wert. • erhöhte Serumosmolarität • Glukoseintoleranz, Diabetes mellitus • in Schwangerschaft und Stillzeit nur bei strenger Indikationsstellung • Glukosehaltige Lösungen nicht gleichzeitig im selben Schlauchsystem mit Blutkonserven verabreichen (Pseudoagglutination). • Blutzuckerspiegel kontrollieren! • Lösung darf nicht verwendet werden, wenn Partikel zu sehen sind oder die Lösung trüb bzw. verfärbt ist.
18.4 Nebenwirkungen ▶ Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch sind keine Nebenwirkungen zu erwarten.
18.5 Wirkung ▶ Glukose erhöht den Blutzucker.
18.6 Wechselwirkungen ▶ Die Glukose-Lösung hat einen sauren pH-Wert, was beim Mischen mit anderen Arzneimitteln zu berücksichtigen ist: Ausfällungsgefahr! 55
Glukose 40 %
18
18.7 Besonderheiten
18.7 Besonderheiten ▶ Für eine parenterale Ernährung: 6 mg/kg KG/min, Applikation nur über einen zentralvenösen Katheter, da Lösung zu Venenreizung führen kann.
18.8 Lagerung ▶ keine besonderen Lagerungshinweise
56
19.4 Nebenwirkungen
Glyzeroltrinitrat
Glyzeroltrinitrat
19
19
19.1 Substanzklasse Vasodilatator
19.2 Handelsnamen ▶ Nitrolingual® akut Spray zur Anwendung in der Mundhöhle: 1 Sprühstoß enthält 0,4 mg Glyzeroltrinitrat ▶ Nitrolingual® akut Spray zur Anwendung in der Mundhöhle: 1 Sprühstoß enthält 0,4 mg Glyzeroltrinitrat ▶ Nitrolingual® infus. Infusionslösung: 50 ml-Injektionsflasche enthält 50 mg Glyzeroltrinitrat
19.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ 1–3 Sprühstöße im Abstand von ca. 30 s bei angehaltenem Atem in die Mundhöhle möglichst unter die Zunge geben. Darf nicht inhaliert werden! Indikation
akute Angina pectoris und Prophylaxe unmittelbar vor körperlicher Belastung / belastenden Situationen
Dosierung Erwachsene
Spray: 1–3 Sprühstöße in Abständen von ca. 30 s (0,4–1,2 mg Glyzeroltrinitrat) Infusionslösung: initial 0,5–1 mg/h, maximal 10 mg/h
Kontraindikation
• akutes Kreislaufversagen (Schock, Kreislaufkollaps) • kardiogener Schock, wenn nicht durch geeignete Maßnahmen ein ausreichend hoher enddiastolischer Druck sichergestellt ist • ausgeprägte Hypotonie (systolisch < 90 mmHg) • gleichzeitige Einnahme von Phosphodiesterase-5-Hemmern (z. B. Viagra bei erektiler Dysfunktion)
Cave
• Sprühstöße dürfen nicht inhaliert werden. • Blutdrucksenkung < 90 mmHg systolisch vermeiden • Schwangerschaft und Stillzeit: nur bei strenger Indikation
akuter Myokardinfarkt
akute Linksherzinsuffizienz
19.4 Nebenwirkungen Kopfschmerzen („Nitratkopfschmerz“) flüchtige Hautrötungen (Flush) exfoliative (schuppende) Dermatitis Benommenheit, Schwindel, Schwächegefühl Übelkeit, Erbrechen Blutdruckabfall und / oder Hypotension mit reflektorischer Erhöhung der Pulsfrequenz verstärkte Angina-pectoris-Symptome aufgrund starken Blutdruckabfalls Kollapszustände (auch mit bradykarden Herzrhythmusstörungen und Synkopen) vorübergehende Hypoxämie, bei Pat. mit koronarer Herzkrankheit myokardiale Hypoxie ▶ Überempfindlichkeitsreaktionen, z. B. allergische Dermatitis ▶ Toleranzentwicklung und Kreuztoleranz gegenüber anderen Nitratverbindungen (Wirkungsabschwächung möglich, deshalb hohe kontinuierliche Dosen vermeiden) ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
57
Glyzeroltrinitrat
19
19.5 Wirkung
19.5 Wirkung Glyzeroltrinitrat wirkt relaxierend auf die glatte Gefäßmuskulatur, führt zu einer Vasodilatation und senkt somit den Blutdruck: ▶ Die venöse Kapazität nimmt zu („pooling“). ▶ Der Rückstrom zum Herzen wird vermindert. ▶ Ventrikelvolumina und Füllungsdrücke sinken („preload“-Senkung). ▶ Verkleinerter Ventrikelradius und verminderte systolische Wandspannung senken den myokardialen O2- bzw. Energie-Bedarf. ▶ Die Abnahme der kardialen Füllungsdrücke begünstigt die Durchblutung ischämiegefährdeter, innenliegender Wandschichten. ▶ Die regionale Wandbewegung und das Schlagvolumen können verbessert werden. ▶ Systemischer („afterload“-Senkung) und pulmonaler Auswurfwiderstand nehmen ab.
19.6 Wechselwirkungen ▶ Blutdrucksenkende Wirkung von Glyzeroltrinitrat wird verstärkt durch: • Phosphodiesterase-5-Hemmer • Sapropterin • blutdrucksenkende Medikamente (z. B. ACE-Hemmer, Vasodilatatoren, Kalziumantagonisten, β-Rezeptorenblocker, Diuretika) • Alkohol • Neuroleptika und trizyklische Antidepressiva ▶ Blutdrucksteigernde Wirkung von Dihydroergotamin wird durch Glyzeroltrinitrat verstärkt.
19.7 Besonderheiten ▶ Bei Patienten, die mit organischen Nitratverbindungen (z. B. Isosorbid-5-Mononitrat, Isosorbiddinitrat) vorbehandelt wurden, kann eine höhere Dosis von Glyzeroltrinitrat nötig sein.
19.8 Lagerung ▶ nicht über 25 °C lagern
58
20.3 Dosierung und Darreichungsform
Haloperidol
Haloperidol
20
20
20.1 Substanzklasse Neuroleptikum, Dopamin-Antagonist (Butyrophenon)
20.2 Handelsnamen ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
Haldol®-Janssen 1 mg/2 mg/5 mg/10 mg Tabletten Haldol®-Janssen Tropfen zum Einnehmen, 2 mg/ml Lösung Haldol®-Janssen forte Tropfen zum Einnehmen, 10 mg/ml Lösung Haldol®-Janssen Injektionslösung 5 mg/ml: i. m., 1 Ampulle = 1 ml = 5 mg Haloperidol Haloper-CT 1 mg/2 mg/5 mg/10 mg Tabletten Haloper-CT 2 mg/ml Lösung: Tropfen zum Einnehmen Haloperidol-neuraxpharm® 1 mg/4 mg/5 mg/12 mg/20 mg Tabletten Haloperidol-neuraxpharm® forte Lösung: Tropfen zum Einnehmen Haloperidol-neuraxpharm® Injektionslösung: i. m., 1 Ampulle = 1 ml = 5 mg Haloperidol Haloperidol-ratiopharm® 1 mg/2 mg/5 mg/10 mg Tabletten Haloperidol-ratiopharm® 2 mg/ml Lösung: Tropfen zum Einnehmen Haloperidol-ratiopharm® 5 mg Injektionslösung: i. m., 1 Ampulle = 1 ml = 5 mg Haloperidol
20.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ Nach Angaben der Firma Janssen-Cilac ist die intravenöse Gabe von Haloperidol nicht mehr zu empfehlen. Dies betrifft auch die i. v.-Applikation anderer Hersteller. ▶ Haloperidol sollte oral verabreicht werden bzw. i. m., wenn orale Therapie nicht möglich ist. Indikation
akute schizophrene Syndrome
akute manische Syndrome
Mittel der Wahl
Haloperidol ist im Rettungsdienst heutzutage nicht mehr gängig.
Dosierung Erwachsene
5–10 mg oral oder i. m.* pro Tag, Tageshöchstdosis: 30 mg
Dosierung Kinder (siehe Dosierungstabelle (S. 61))
Kinder > 3 Jahre: 0,025–0,05 mg/kg KG oral oder i. m.* pro Tag verteilt auf 2 Einzeldosen (ED).
Kontraindikation
Haldol®-Janssen, Haloper-CT (Tropfen), Haloperidol-neuraxpharm®, Haloperidol-ratiopharm (Tropfen): • Parkinson-Krankheit • anamnestisch bekanntes NeuroleptikaSyndrom nach Haloperidol • Kinder unter 3 Jahre
5–10 mg oral pro Tag, Tageshöchstdosis: 30 mg
akute psychomotorische Erregungszustände psychotischer Genese
5–10 mg oral oder i. m.* pro Tag, Tageshöchstdosis: 30 mg
Haloper-CT (Tabletten), Haloperidol-ratiopharm® (Tabletten und Injektionslösung): • komatöse Zustände • akute Intoxikation mit zentraldämpfenden Pharmaka und Alkohol • Kinder unter 3 Jahre
59
Haloperidol
20
20.4 Nebenwirkungen • akute Intoxikation mit zentraldämpfenden Pharmaka und Alkohol Cave
• Kinder < 12 Jahren entwickeln bereits bei niedrigen Dosierungen Störungen des Bewegungsablaufs. Besondere Vorsicht ist geboten. • besondere Vorsicht auch bei: vorgeschädigtem Herz, Leber- oder Niereninsuffizienz, Hypokaliämie / Elektrolytstörungen, Bradykardie, schwerer Hypotonie bzw. orthostatischer Dysregulation, Risikofaktoren für verlängertes QT-Intervall (z. B. Arrhythmien), prolaktinabhängige Tumoren, Phäochromozytom, Stammhirnerkrankungen (z. B. Morbus Parkinson), chronische Atembeschwerden und Asthma, hirnorganische Erkrankungen und Epilepsie, Hyperthyreose, depressive Erkrankungen, Erkrankungen des hämatopoetischen Systems • Anwendungsbeschränkungen für orale Gabe bei: Fruktose-Intoleranz, Glukose-Galaktose-Malabsorption, Saccharase-Isomaltase-Mangel, Laktase-Mangel • parasympatholytische Wirkung: Harnverhalt, Anstieg des Augeninnendrucks, Akkomodationsstörung
*Intramuskuläre Gabe, wenn orale Therapie nicht möglich ist.
20.4 Nebenwirkungen ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
Parkinsonoid epileptiforme Anfälle delirante Syndrome QT-Zeit-Verlängerung malignes neuroleptisches Syndrom Unruhe, Erregung, Schwindel, Kopfschmerz Sprach- u. Gedächtnisstörungen Erregungsleitungsstörungen Hypotonie, Tachykardie Larynxödem, Asthma periphere und Gesichtsödeme
20.5 Wirkung Haloperidol blockiert die Dopaminrezeptoren und verringert dadurch die Wirkung von Dopamin als Überträger von Reizen. Es wirkt ▶ antipsychotisch: • reduziert Wahn, Halluzinationen, Ich- und Denkstörungen, • dämpft psychomotorische und katatone Erregungen sowie affektive Gespanntheit ▶ sedierend
20.6 Wechselwirkungen ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ 60
zentral dämpfende Pharmaka und Alkohol: gegenseitige Wirkungsverstärkung Antihypertonika: Blutdrucksenkung verstärkt Pentetrazol: Konvulsionen Guanethidin, Clonidin, α-Methyldopa: Blutdrucksenkung vermindert Anticholinergika: anticholinerge Wirkung verstärkt
▶ Dopaminagonisten (z. B. Bromocriptin, Amantadin, Levodopa): Wirkung der Agonisten abgeschwächt ▶ Dopaminantagonisten (z. B. Metoclopramid, Bromoprid): extrapyramidale Nebenwirkungen verstärkt ▶ Enzyminduktoren (z. B. Barbiturate, Carbamazepin): Metabolisierung des Neuroleptikums beschleunigt ▶ Propranolol und trizyklische Antidepressiva: gegenseitige Plasmaspiegelerhöhung ▶ Adrenalin: Blutdruckabfall (Adrenalinumkehr), Tachykardie ▶ Lithium: gegenseitige Plasmaspiegelerhöhung, Gefahr neurotoxischer Symptome ▶ Phenytoin: Phenytoin-Plasmaspiegel erhöht ▶ Koffein: Abschwächung der Wirkung von Neuroleptika ▶ Folgende Medikamtene vermeiden: Medikamente, die die QT-Zeit verlängern oder die den hepatischen Abbau von Haloperidol hemmen, Diuretika ▶ Eine durch Polypeptid-Antibiotika hervorgerufene Atemdepression kann verstärkt werden. ▶ Stimulanzien des Amphetamintyps: gegenseitige Wirkungsverminderung
20 Haloperidol
20.9 Dosierungstabelle Kinder
20.7 Besonderheiten ▶ Halbwertszeit 12–36 Stunden
20.8 Lagerung ▶ Keine Besonderheiten bei Tabletten zu berücksichtigen, Injektionslösung zwischen 15 und 25 °C lagern, Tropfen nicht > 25 °C lagern, s. Herstellerangaben
20.9 Dosierungstabelle Kinder ▶ Kinder > 3 Jahre: 0,025–0,05 mg/kg KG oral oder i. m.* pro Tag, verteilt auf 2 ED ▶ Die Dosis kann bis auf 0,2 mg/kg KG pro Tag gesteigert werden. ▶ Schon bei niedrigen Dosierungen können Kinder Störungen des Bewegungsablaufs entwickeln! KG
oral oder i. m.* pro Tag
0,025–0,05 mg/kg KG 5 kg
0,125–0,25 mg
10 kg
0,25–0,5 mg
15 kg
0,375–0,75 mg
20 kg
0,5–1 mg
25 kg
0,625–1,25 mg
30 kg
0,75–1,5 mg
35 kg
0,875–1,75 mg
40 kg
1–2 mg
*Intramuskuläre Gabe, wenn orale Therapie nicht möglich ist.
61
Heparin
21
Heparin
21
Heparin
21.1 Substanzklasse Antikoagulans
21.2 Handelsnamen ▶ Heparin-Natrium Braun 25 000 I. E./5 ml Injektionslösung: i. v., 1 ml enthält 5 000 I. E. ▶ Heparin-Rotexmedica 25 000 I. E./5 ml Injektionslösung: i. v., 1 ml enthält 5 000 I. E. ▶ Heparin-Calcium-5 000-ratiopharm® Injektionslösung: i. v., 1 ml enthält 5 000 I. E.
21.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ bei thromboembolischen Erkrankungen i. d. R. 5 000 I. E. i. v. als Bolus, danach als Infusion mit 1000 I. E./h Indikation
venöse und arterielle thromboembolische Erkrankungen (inkl. Herzinfarkt und Angina pectoris)
Mittel der Wahl
1. Wahl
Dosierung Erwachsene
initial 5 000 I. E. i. v., anschließend 1000 I. E./h
Kontraindikation
• HIT (heparininduzierte Thrombozytopenie), Typ II • akute zerebrale Blutungen • Abortus imminens • Lumbalpunktion, Periduralanästhesie, Spinalanästhesie • Erkrankungen, die mit einer hämorrhagischen Diathese einhergehen (z. B. Thrombozytopenie, Koagulopathie, schwere Leber-, Nierenoder Bauchspeicheldrüsenerkrankung) • Erkrankungen mit Verdacht auf Läsionen des Gefäßsystems (z. B. Ulzera im Magen- und / oder Darmbereich, Hypertonie (> 105 mmHg diastolisch), Hirnblutung, Traumata oder chirurgische Eingriffe am Zentralnervensystem, Augenoperationen, Retinopathien, Glaskörperblutungen, Hirnarterien-Aneurysma, infektiöse Endokarditis, Organläsionen mit Blutungsneigung • Anwendung bei Früh- oder Neugeborenen
Cave
• Verdacht auf Malignom mit Blutungsneigung • Nieren- und Harnleitersteine • chronischer Alkoholismus • längere Anwendung in Schwangerschaft • ältere Patienten (v. a. Frauen) • gleichzeitige Behandlung mit Fibrinolytika, oralen Antikoagulanzien, Thrombozytenaggregationshemmern • gleichzeitige Behandlung mit Arzneimitteln, die den Serum-Kaliumspiegel erhöhen: sorgfältige medizinische Überwachung nötig
21.4 Nebenwirkungen ▶ Blutungen (v. a. aus Haut, Schleimhäuten, Wunden, Gastro- und Urogenitaltrakt) ▶ metabolische Azidose, v. a. bei Diabetes mellitus und Nierenfunktionseinschränkung 62
▶ Überempfindlichkeitsreaktionen (Gliederschmerzen, Urtikaria, Pruritus, Übelkeit, Erbrechen, Dyspnoe, Bronchospasmus, Blutdruckabfall, in Einzelfällen anaphylaktischer Schock) ▶ HIT Typ I und II ▶ Gewebsreaktionen an der Injektionsstelle (Verhärtungen, Rötungen, Verfärbungen, kleinere Hämatome, selten Hautnekrosen) ▶ Vasospasmen
21 Heparin
21.8 Lagerung
21.5 Wirkung ▶ Heparin bindet an den Gerinnungs-Inhibitor Antithrombin III und verstärkt dessen gerinnungshemmende Wirkung.
21.6 Wechselwirkungen ▶ Substanzen, die die plasmatische Blutgerinnung sowie die dabei beteiligten Zellen beeinflussen (z. B. Acetylsalizylsäure, Cumarin-Derivate, Fibrinolytika, Dipyridamol, Dextrane, hoch dosierte Penizillin-Therapie): verstärkte Blutungsneigung ▶ nichtsteroidale Antiphlogistika (z. B. Phenylbutazon, Indometacin, Sulfinpyrazon): verstärkte Blutungsneigung ▶ Propranolol: verstärkte Propranolol-Wirkung durch Verdrängung aus der Plasmaeiweißbindung ▶ basische Arzneimittel (z. B. trizyklische Psychopharmaka, Antihistaminika, Chinin): durch Salzbildung mit Heparin gegenseitiger Wirkungsverlust ▶ Glyzeroltrinitrat: Abschwächung der Heparin-Wirkung ▶ Ticlopidin, Clopidogrel, Glykoprotein-IIb / IIIa-Rezeptorantagonisten: verstärkte Blutungsneigung ▶ Zytostatika: verstärkte Heparin-Wirkung ▶ Doxorubicin: Abschwächung der Heparin-Wirkung möglich ▶ Ascorbinsäure, Antihistaminika, Digitalis, Tetrazykline, Nikotinabusus: Hemmung der Heparin-Wirkung möglich
21.7 Besonderheiten ▶ Heparin als Antikoagulans kann Laboruntersuchungen verfälschen, z. B. Blutsenkungsgeschwindigkeit, Erythrozyten-Resistenz, Komplementbindungs-Tests
21.8 Lagerung ▶ keine besonderen Lagerungshinweise
63
HES: Hydroxyethylstärke
22
HES: Hydroxyethylstärke
22
HES: Hydroxyethylstärke
22.1 Substanzklasse Plasmaexpander, Plasmaersatzmittel
22.2 Handelsnamen ▶ Tetraspan 6 %/10 %: 1000 ml = 60 g/100 g HES ▶ Venofundin® 60 mg/ml: i. v., in 250 ml oder 500 ml Flasche bzw. Beutel, 1000 ml = 60 g HES ▶ Vitafusal® 6 %/10 %: i. v., in 500 ml Flasche bzw. Beutel, 1000 ml = 60 g/100 g HES
22.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ intravenöse Gabe per fertiger Infusionslösung Indikation
akute Hypovolämie und Volumenmangelschock
Dosierung Erwachsene (siehe Dosierungstabelle (S. 65))
6%
10 %
bis 33 ml/kg KG pro Tag* bzw. 50 ml/kg KG pro Tag**
bis 20 ml/kg KG pro Tag* bzw. 30 ml/kg KG pro Tag**
lebensbedrohliche Situation: 500 ml Druckinfusion
lebensbedrohliche Situation: 500 ml Druckinfusion
Dosierung Säuglinge / Kinder
Die Wirksamkeit und Sicherheit wurden bei Säuglingen und Kindern noch nicht untersucht.
Kontraindikation
• Sepsis • Verbrennungen • Nierenfunktionsstörung oder Nierenersatztherapie • intrakranielle oder zerebrale Blutung • kritisch kranke Patienten (in der Regel Patienten, die auf die Intensivstation aufgenommen werden müssen) • Hyperhydratation • Lungenödem • Dehydratation • Hyperkaliämie • schwere Hypernatriämie oder schwere Hyperchlorämie • schwere Leberfunktionsstörungen • dekompensierte Herzinsuffizienz • schwere Gerinnungsstörungen • organtransplantierte Patienten
Cave
• In der Schwangerschaft und Stillzeit nur bei strenger Indikation verwenden, es liegen noch keine ausreichenden Daten vor. • Gefahr einer Volumenüberlastung: besonderes Risiko für Patienten mit Herzinsuffizienz und Niereninsuffizienz • erhöhte Blutungsgefahr bei Patienten mit Gerinnungsstörungen • Gefahr von anaphylaktischen Reaktionen
*Dosierungsempfehlungen der Roten Liste® 2015 für HAES – steril® 3 %/6 %/10 %, Infukoll® HES 6 %/ 10 % und Hemohes® 6 %/10 %. **Dosierungsempfehlungen der Roten Liste® 2015 für Venofundin® 60 mg/ml, Vitafusal® 6 %/10 %, VitaHES® (HES 130/0,42), Volulyte® 6 %, Voluven 6 %.
64
22.4 Nebenwirkungen ▶ Juckreiz ▶ verlängerte Blutungszeit durch Verdünnung von Gerinnungsfaktoren möglich ▶ Abfall der Plasmaprotein-Konzentration und des Hämatokrits durch Verdünnung möglich
22.5 Wirkung Der onkotische (kolloidosmotische) Druck in den Blutgefäßen wird durch die Anzahl der gelösten Teilchen (Kolloide, z. B. Makromoleküle) bestimmt. Je mehr Teilchen, desto höher der Druck. Makromoleküle können die Gefäßwand nicht überschreiten und bleiben in der Blutbahn. Osmoseprinzip: Wasser strömt an den Ort mit der höheren Konzentration gelöster Teilchen (z. B. vom Gewebe ins Blut) durch eine semipermeable Membran (z. B. Gefäßwand). Plasmaersatzmittel: 6%ige kolloidale Infusionslösung (Osmolarität: ca. 280 mOsmol/l) ▶ isoonkotisch: Der onkotische (kolloidosmotische) Druck entspricht dem des Blutplasmas. ▶ Infundierte Makromoleküle • binden Wasser und • stabilisieren das Blutvolumen so lange, bis sie abgebaut sind. Plasmaexpander: 10%ige kolloidale Infusionslösung (Osmolarität: ca. 310 mOsmol/l) ▶ hyperonkotisch: Der onkotische Druck ist höher als der des Blutplasmas. ▶ Infundierte Makromoleküle • binden Wasser, • bewirken, dass Flüssigkeit aus dem Extrazellularraum in die Blutbahn diffundiert, und • erhöhen somit das Blutvolumen.
22 HES: Hydroxyethylstärke
22.8 Dosierungstabelle
22.6 Wechselwirkungen ▶ Bei gleichzeitiger Gabe von Antikoagulanzien kann die Blutungszeit verlängert werden. ▶ Inkompatibilität mit anderen – insbesondere phosphat- und karbonathaltigen – Mitteln möglich. ▶ Können Laborwerte beeinflussen.
22.7 Lagerung ▶ nicht einfrieren, ansonsten keine besonderen Lagerungsempfehlungen
22.8 Dosierungstabelle ▶ Dosierungsangaben gelten für Erwachsene. ▶ Rote Liste® 2015: HAES – steril® 3 %/6 %/10 % und Infukoll® HES 6 %/10 % gewöhnlich 500–1000 ml pro Tag. ▶ bei lebensbedrohlichem Zustand: 500 ml per Druckinfusion
65
HES: Hydroxyethylstärke
22
22.8 Dosierungstabelle KG
6%ige Lösung
10%ige Lösung
bis 33 ml/kg KG pro Tag*
bis 50 ml/kg KG pro Tag**
bis 20 ml/kg KG pro Tag*
bis 30 ml/kg KG pro Tag**
40 kg
1 320 ml
2 000 ml
800 ml
1 200 ml
50 kg
1 650 ml
2 500 ml
1 000 ml
1 500 ml
60 kg
1 980 ml
3 000 ml
1 200 ml
1 800 ml
70 kg
2 310 ml
3 500 ml
1 400 ml
2 100 ml
80 kg
2 640 ml
4 000 ml
1 600 ml
2 400 ml
90 kg
2 970 ml
4 500 ml
1 800 ml
2 700 ml
100 kg
3 300 ml
5 000 ml
2 000 ml
3 000 ml
110 kg
3 630 ml
5 500 ml
2 200 ml
3 300 ml
120 kg
3 960 ml
6 000 ml
2 400 ml
3 600 ml
130 kg
4 290 ml
6 500 ml
2 600 ml
3 900 ml
140 kg
4 620 ml
7 000 ml
2 800 ml
4 200 ml
150 kg
4 950 ml
7 500 ml
3 000 ml
4 500 ml
*Dosierungsempfehlungen der Roten Liste® 2015 für HAES – steril® 3 %/6 %/10 %, Infukoll® HES 6 %/ 10 % und Hemohes® 6 %/10 %. **Dosierungsempfehlungen der Roten Liste® 2015 für Venofundin® 60 mg/ml, Vitafusal® 6 %/10 %, VitaHES® (HES 130/0,42), Volulyte® 6 %, Voluven 6 %.
66
23
Hydroxocobalamin
23.1 Substanzklasse Vitamin B12
23.2 Handelsnamen
23 Hydroxocobalamin
23.4 Wirkung
▶ Cyanokit: 2,5 g Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung (mit 100 ml Verdünnungsmittel mind. 30 s schwenken, nicht schütteln)
23.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ Erwachsene: Die Anfangsdosis beträgt 5 g (2 × 100 ml) i. v. über 15 min. • Abhängig vom Schweregrad der Vergiftung und dem klinischen Ansprechen kann eine 2. Dosis gegeben werden. • Die Folgedosis beträgt 5 g (2 × 100 ml) i. v. über 15 min bis 2 h (abhängig vom Zustand des Patienten). • Die maximale empfohlene Gesamtdosis beträgt 10 g. ▶ Kinder und Jugendliche: Bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen (0–18 Jahre) beträgt die Anfangsdosis 70 mg/kg KG, maximal 5 g. • Die Folgedosis beträgt 70 mg/kg KG, maximal 5 g. • Die Höchstdosis beträgt 140 mg/kg KG, aber höchstens 10 g. Indikation
Zyanidvergiftung
Mittel der Wahl
1. Wahl
Dosierung Erwachsene
Die Anfangsdosis von Cyanokit beträgt 5 g (200 ml Gesamtvolumen der rekonstituierten Lösung).
Dosierung Säuglinge / Kinder (siehe Dosierungstabelle (S. 69))
Bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen (0–18 Jahre) beträgt die Anfangsdosis von Cyanokit 70 mg/kg KG, maximal 5 g
Kontraindikation
keine
Cave
• Das sofortige Freihalten der Atemwege, eine angemessene Sauerstoff- und Flüssigkeitszufuhr, die kardiovaskuläre Unterstützung und die Behandlung von Krampfanfällen dürfen nicht verzögert werden. • Abhängig von der Art und Weise der Zyanidaufnahme sind entsprechende Dekontaminationsmaßnahmen zu erwägen.
23.4 Wirkung Hydroxocobalamin ist ein Vitamin B12-Derivat, das im Körper in die aktiven Formen des Vitamins B12 (Methyl- und 5-Desoxyadenosylcobalamin) umgewandelt wird. Hydroxocobalamin kann mit Zyanidionen stabile Komplexe eingehen und so Zyanid binden. Dabei entsteht Cyanocobalamin (Vitamin B12), eine stabile und ungiftige Substanz, die durch den Urin ausgeschieden werden kann.
67
Hydroxocobalamin
23
23.5 Nebenwirkungen
23.5 Nebenwirkungen ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
reduzierter Prozentsatz an Lymphozyten allergische Reaktionen Unruhe Gedächtnisstörungen Schwindel Schwellung, Reizung oder Rötung der Augen ventrikuläre Extrasystolen Blutdruckanstieg Hitzewallungen Pleuraerguss Dyspnoe Engegefühl im Hals Halstrockenheit Brustbeschwerden Abdominalbeschwerden Dyspepsie Diarrhoe Erbrechen Übelkeit Dysphagie Chromaturie Kopfschmerzen Reaktionen an der Injektionsstelle periphere Ödeme
23.6 Wechselwirkungen ▶ Es wurden keine Studien zur Erfassung von Wechselwirkungen durchgeführt. ▶ Es besteht eine chemische Inkompatibilität mit: anderen Zyanid-Antidota (Natriumthiosulfat, 4-Dimethylaminophenol), Acetylsalizylsäure, Adenosin, Amiodaron, Atropin, Epinephrin, Ketamin, Lidocain, Midazolam und Suxamethoniumchlorid. ▶ Cyanokit sollte immer über einen eigenen intravenösen Zugang verabreicht werden.
23.7 Besonderheiten ▶ Cyanokit kann eine rote Verfärbung des Plasmas verursachen, was zu einem künstlichen Anstieg oder Abfall der Spiegel bestimmter Laborparameter führt. ▶ Häufig tritt eine reversible rote Verfärbung der Haut und Schleimhäute auf, die bis zu 15 Tage anhalten kann. ▶ Eine Verfärbung des Urins kann bis zu 35 Tage anhalten.
23.8 Lagerung ▶ nicht über 25 °C lagern; Haltbarkeit 3 Jahre
68
23.9 Dosierungstabelle Kinder KG
Anfangsdosis in g
Anfangsdosis in ml
5 kg
0,35 g
14 ml
10 kg
0,70 g
28 ml
20 kg
1,40 g
56 ml
30 kg
2,10 g
84 ml
40 kg
2,80 g
112 ml
23 Hydroxocobalamin
23.9 Dosierungstabelle Kinder
69
Ibuprofen
24
Ibuprofen
24
Ibuprofen
24.1 Substanzklasse nicht steroidales Antirheumatikum, Prostaglandinsynthesehemmer
24.2 Handelsnamen ▶ Nurofen® Junior Fiebersaft Erdbeer / Orange 2 % Suspension zum Einnehmen: p. o., 5 ml enthalten 100 mg Ibuprofen (20 mg/ml) ▶ Nurofen® Junior Fieber- und Schmerzsaft Erdbeer / Orange 40 mg/ml Suspension zum Einnehmen: p. o., 1 ml enthält 40 mg Ibuprofen ▶ Dolormin® für Kinder Ibuprofensaft 2 % bzw 4 % Suspension zum Einnehmen: p. o., 5 ml enthalten 100 mg bzw. 200 mg Ibuprofen 20 mg/ml bzw. 40 mg/ml)
24.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ Ibuprofen für Kinder abhängig von Alter bzw. Körpergewicht dosieren
70
Indikation
leichte bis mäßig starke Schmerzen und Fieber bei Kindern
Mittel der Wahl
1. Wahl
Dosierung Säuglinge / Kinder (siehe Dosierungstabelle (S. 72))
i. d. R. 7–10 mg/kg KG als Einzeldosis, maximale Tagesdosis beträgt 30 mg/kg KG
Kontraindikation
• nicht bei Kindern < 3 Monaten oder < 5 kg KG anwenden • bekannte Reaktionen von Asthma, Bronchospasmus, Rhinitis oder Urtikaria nach Acetylsalizylsäure oder anderen NSAR in der Vergangenheit • ungeklärte Blutbildungsstörungen • bestehende oder in der Vergangenheit wiederholt aufgetretene peptische Ulzera oder Hämorrhagien • gastrointestinale Blutungen oder Perforation in der Anamnese bezüglich einer vorherigen Therapie mit NSAR • zerebrovaskuläre oder andere aktive Blutungen • schwere Leber- oder Nierenfunktionsstörungen • schwere Herzinsuffizienz • Überempfindlichkeit gegenüber anderen NSAR • Blutgerinnungsstörungen • Angiödem • schwere Dehydratation
Cave
• gleichzeitige Anwendung mit NSAR, einschl. selektiver COX-2Hemmer • gleichzeitige Anwendung mit anderen Arzneimitteln, die das Risiko für Ulzera oder Blutungen erhöhen können • bestehende ischämische Herzerkrankung, periphere arterielle Verschlusskrankheit, zerebrovaskuläre Erkrankungen • angeborene Störung des Porphyrinstoffwechsels • systemischer Lupus erythematodes, Mischkollagenose • Magen-Darm-Störungen oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen • Hypertonie, Herzinsuffizienz
• eingeschränkte Nierenfunktion, Leberfunktionsstörungen • Heuschnupfen, Nasenpolypen, chronisch obstruktive Atemwegserkrankungen • Patienten, die auf andere Stoffe allergisch reagieren
24 Ibuprofen
24.6 Wechselwirkungen
24.4 Nebenwirkungen ▶ gastrointestinale Beschwerden ▶ gastrointestinale Ulzera, u. U. mit Blutung und Perforation, Verstärkung von Colitis und Morbus Crohn ▶ Gastritis, Ösophagitis, Pankreatitis ▶ Teerstuhl, Meläna, Hämatemesis ▶ Urtikaria, Pruritus ▶ bullöse Hauterkrankungen ▶ nephrotisches Syndrom; interstitielle Nephritis, die mit einer akuten Nierenschädigung einhergehen kann ▶ Überempfindlichkeitsreaktionen mit Hautausschlägen und Hautjucken sowie Asthmaanfällen (ggf. mit Blutdruckabfall) ▶ schwere allgemeine Überempfindlichkeitsreaktionen: Gesichtsödem, Zungenschwellung, innere Kehlkopfschwellung, Luftnot, Herzjagen, Blutdruckabfall bis zum lebensbedrohlichen Schock ▶ zentralnervöse Störungen ▶ aseptische Meningitis
24.5 Wirkung ▶ Ibuprofen hemmt die Prostaglandinsynthese und reduziert so entzündlich bedingte Schmerzen, Schwellungen und Fieber.
24.6 Wechselwirkungen ▶ andere NSAR inkl. Salizylate: synergistischer Effekt, erhöhtes Risiko gastrointestinaler Ulzera und Blutungen ▶ Digoxin, Phenytoin, Lithium: erhöhter Serumspiegel dieser Wirkstoffe ▶ Diuretika, ACE-Hemmer, Angiotensin-II-Antagonisten: abgeschwächte Wirkung dieser Arzneimittel ▶ kaliumsparende Diuretika: Hyperkaliämie ▶ Glukokortikoide, selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer: erhöhtes Risiko gastrointestinaler Ulzera oder Blutungen ▶ Thrombozytenaggregationshemmer wie Acetylsalizylsäure: erhöhtes Risiko gastrointestinaler Ulzera oder Blutungen, Wirkung niedrig dosierter Acetylsalizylsäure beeinträchtigt ▶ Methotrexat: Erhöhung der Konzentration von Methotrexat, Zunahme seiner toxischen Wirkung ▶ Ciclosporin: erhöhtes Risiko einer Nierenschädigung ▶ Antikoagulanzien: Wirkungsverstärkung der Antikoagulanzien, erhöhtes Risiko gastrointestinaler Ulzera oder Blutungen ▶ Tacrolimus: erhöhtes Risiko für Nephrotoxizität
71
Ibuprofen
24
24.7 Besonderheiten
24.7 Besonderheiten ▶ Überdosierung: zentralnervöse Störungen (Kopfschmerzen, Schwindel, Benommenheit, Bewusstlosigkeit, myoklonische Krämpfe), Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, gastrointestinale Blutungen, Funktionsstörungen von Leber und Nieren, Hypotension, Atemdepression und Zyanose möglich; keine Antidot verfügbar
24.8 Lagerung ▶ nach Anbruch 6 Monate haltbar
24.9 Dosierungstabelle Kinder leichte bis mäßig starke Schmerzen und Fieber bei Kindern
72
KG (bzw. Alter)
Einzeldosis
Tagesgesamtdosis
5–6 kg (5–8 Monate)
50–100 mg
150 mg
7–9 kg (9–12 Monate)
50–100 mg
200 mg
10–15 kg (1–3 Jahre)
100 mg
300 mg
16–20 kg (4–6 Jahre)
150 mg
450 mg
21–29 kg (7–9 Jahre)
200 mg
600 mg
30–43 kg (10–12 Jahre)
300 mg
900 mg
25
Ipratropium
25.1 Substanzklasse Anticholinergikum
25 Ipratropium
25.3 Dosierung und Darreichungsform
25.2 Handelsnamen ▶ Atrovent® 250 µg/2 ml oder 500 µg/2 ml Fertiginhalat Lösung für einen Vernebler: 1 Eindosisbehälter (2 ml) enthalten 250 µg bzw. 500 µg Ipratropiumbromid. ▶ Ipratropium Teva® 250 µg/1 ml oder 500 µg/2 ml Lösung für einen Vernebler: Die 1 ml Lösung enthält 250 µg und die 2 ml Lösung 500 µg Ipratropiumbromid.
25.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ Anwendung: Zur Vernebelung mit Düsen-, Ultraschall- oder Kompressor-Vernebler, optimale Fließgeschwindigkeit beträgt 6–8 l/min bei einer Inhalationsdauer von 5–15 min. ▶ Atrovent® Fertiginhalat: Lösung ist gebrauchsfertig, d. h., ein Verdünnen ist nicht erforderlich. Die Lösung in den Eindosisbehältern ist ausschließlich zum Inhalieren mit geeigneten Inhalationsgeräten bestimmt und darf nicht eingenommen oder parenteral angewendet werden. ▶ Ipratropium Teva®: Lösung kann sowohl unverdünnt als auch verdünnt mit physiologischer Kochsalzlösung inhaliert werden. Die Menge an physiologischer Kochsalzlösung hängt vom Vernebler ab. Indikation
akuter Bronchospasmus bei COPD und Asthma bronchiale
Mittel der Wahl
2. Wahl
Dosierung Erwachsene
500 µg inhalieren; ggf. wiederholen bis zur Besserung der Atemnot, empfohlene Tageshöchstdosis: 2 mg
Dosierung Kinder
Kinder 0–5 Jahre: 125–250 µg inhalieren, Tageshöchstdosis: 1 mg; ggf. wiederholen, für Kinder < 5 Jahre nicht öfter als alle 6 h wiederholen. Für diese Altersgruppe liegen nur begrenzte Informationen vor. Kinder 6–12 Jahre: 250 µg inhalieren; ggf. wiederholen bis zur Besserung der Atemnot, empfohlene Tageshöchstdosis: 1 mg Kinder > 12 Jahre: 250–500 µg inhalieren; ggf. wiederholen, Tageshöchstdosis: 2 mg
Kontraindikation
absolut: • Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff relativ: • Miktionsstörung • Engwinkelglaukom • Schwangerschaft und Stillzeit
Cave
• Prostatahyperplasie • Darmobstruktion • Blasenauslassobstruktion • Verschlimmert sich die Atemnot während der Inhalation akut (paradoxe Bronchospastik), so muss die Behandlung sofort abgesetzt werden.
73
Ipratropium
25
25.4 Nebenwirkungen
25.4 Nebenwirkungen ▶ wenn der Wirkstoffin die Augen gelangt: leichte und reversible Akkommodationsstörungen (Behandlung mit miotischen Augentropfen, ggf. Facharzt aufsuchen) ▶ Urtikaria ▶ anaphylaktische Reaktion, wie auch Angioödem von Zunge, Lippen, Gesicht ▶ Kopfschmerzen ▶ Akkommodationsstörungen ▶ Engwinkelglaukom ▶ Anstieg des Augeninnendrucks ▶ Augenschmerzen ▶ Mydriasis ▶ Anstieg der Herzfrequenz ▶ Palpitation ▶ supraventrikuläre Tachykardien ▶ atriale Fibrillation ▶ Husten ▶ lokale Irritationen ▶ Schwindel ▶ trockener Mund ▶ gastrointestinale Motilitätsstörungen, wie Verstopfung, Durchfall, Bauchschmerzen, Erbrechen, Übelkeit ▶ Exantheme ▶ Pruritus ▶ Harnverhalt ▶ inhalationsbedingter Bronchospasmus ▶ Laryngospasmus
25.5 Wirkung ▶ Ipratropium ist eine quaternäre Ammoniumverbindung mit anticholinergen (parasympatolytischen) Eigenschaften.
25.6 Wechselwirkungen ▶ β-Adrenergika, Xanthinderivate und andere Anticholinergika: verstärkte Wirkungen und Nebenwirkungen möglich
25.7 Besonderheiten ▶ Die Erweiterung der Bronchien nach Inhalation mit Ipratropium ist ein lokaler und kein systemischer Effekt. ▶ Ipratropium eignet sich sehr gut zur Kombinationsbehandlung mit inhalativen β2-Mimetika. ▶ Ipratropium und DNCG(Dinatriumcromoglycat)-Lösungen sollten nicht gleichzeitig im selben Vernebler inhaliert werden.
25.8 Lagerung ▶ Nicht über 30 °C lagern. 74
Wirkstoff Lidocain
Substanzklasse Lokalanästhetikum, Antiarrhythmikum (Klasse Ib)
Handelsnamen ▶ Lidocain 2% Rotexmedica Injektionslösung: i. v., 1 ml Injektionslösung enthält: 20 mg Lidocainhydrochlorid 1 H2O, 1 Durchstechflasche mit 50 ml enthält 1000 mg Lidocainhydrochlorid 1 H2O. ▶ Lidocain Braun 1 % Injektionslösung: i. v., 1 ml Injektionslösung enthält 10 mg Lidocainhydrochlorid 1 H2O. Dosierung und Darreichungsform ▶ Darreichungsform als Injektionslösung; klare, farblose wässrige Lösung. ▶ Dosierung ist abhängig vom Alter und von der Art der Anwendung. ▶ Lokalanästhesie: Bei Applikation in Gewebe, aus denen eine schnelle Resorption von Substanzen erfolgt, sollte eine Einzeldosierung von 300 mg Lidocainhydrochlorid 1 H2O ohne Vasokonstriktorzusatz oder 500 mg Lidocainhydrochlorid 1 H2O mit Vasokonstriktorzusatz nicht überschritten werden. ▶ Bei i. v.-Gabe: Insgesamt sollten nie mehr als 3 mg / kg KG verabreicht werden. ▶ Bei Kindern und älteren Patienten muss die Dosis angepasst werden.
INDIKATION
Lidocain wird generell als Lokalanästhetikum und als Antiarrhythmikum der Klasse Ib eingesetzt.
Mittel der Wahl
▶ 1. Wahl bei refraktärem Kammerflimmern (VF) / refraktärer Kammertachykardie (VT), wenn Amiodaron nicht zur Verfügung steht sowie bei der Notwendigkeit einer Lokalanästhesie. ▶ Weitere Indikationen: ventrikuläre Extrasystolie, nach erfolgreicher Defibrillation, nach erfolglosen Defibrillationen und Adrenalingabe bei persistierendem Kammerflimmern und fehlendem Amiodaron.
Dosierung Erwachsene bei VF/VT :1-1,5 mg / KgKG, Repetition nach 5–10 Minuten möglich Infiltrationsanästhesie
100-200mg
Dosierung Kinder
bei VF/VT : 1 mg / KgKG, Repetition nach 5–10 mit 0,5 mg / KgKG möglich
Infiltrationsanästhesie
KG × 1,33
KONTRAINDIKATION
CAVE
▶ bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Lidocain, Lokalanästhetika vom SäureamidTyp, Parabene oder sonstige Bestandteile ▶ bei schweren Störungen des Herz-Reizleitungssystems ▶ bei Z.n. Myokardinfarkt vor weniger als 3 Monaten ▶ bei akut dekompensierter HerzinsufÏzienz ▶ bei kardiogenem oder hypovolämischem Schock ▶ in der Geburtshilfe (relativ) ▶ AV-Block II. und III. Grades sowie Bradykardien ▶ Vor einer Lokalanästhesie ist grundsätzlich auf eine gute Auffüllung des Kreislaufes zu achten. Bestehende Hypovolämien müssen behoben werden.
Auf dieser Medikamentenkarte sind nur die wichtigsten Wirkungen, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Kontraindikationen aufgeführt.
aus retten! 4• 2019
Wirkstoff Lidocain
Substanzklasse Lokalanästhetikum, Antiarrhythmikum (Klasse Ib)
Nebenwirkung ▶ ZNS-Nebenwirkungen bis hin zu Krampfanfällen ▶ periphere Vasodilatation und Erhöhung der Defibrillationsschwelle ▶ Blutdruckanstieg ▶ allergische Reaktionen ▶ selten: Methämoglobinämie ▶ selten: maligne Hyperthermie Wirkung ▶ Antiarrhythmikum: Lidocain ist ein Natriumantagonist und unterdrückt die Bildung von Extrasystolen im Ventrikel. Die Automatie der ventrikulären Zentren nimmt ab. ▶ Lokalanästhetikum: Lidocain hemmt die Funktionen erregbarer Strukturen (wie sensorischer, motorischer und autonomer Nervenfasern) und hebt reversibel und lokal begrenzt das Leitungsvermögen der sensiblen Nervenfasern auf. Die Wirkdauer beträgt ca. 30 Minuten. Wechselwirkungen ▶ Gleichzeitige Gabe mit Vasokonstriktoren verlängert die Wirkung von Lidocain. ▶ Bei gleichzeitiger Gabe mit Epinephrin oder Ergotamin kann es zu schweren Blutdruckabfällen kommen. ▶ Sedative können die toxische Wirkung von Lidocain beeinflussen. ▶ Verringerung der Leberdurchblutung bei zeitgleicher Gabe mit Cimentidin (H2-Blocker). ▶ Bei Kombination mit anderen Antiarrhythmika besteht Kumulationsgefahr. Besonderheiten ▶ Lidocain kann, je nach Art der Verabreichung, die Fahrtauglichkeit herabsetzen. ▶ Für die Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit gibt es bislang keine Daten. Lidocain ist in der Geburtshilfe nur in Konzentrationen bis maximal 1 % anzuwenden. ▶ nicht verabreichen wenn Amiodaron schon appliziert wurde Lagerung Keine besonderen Lagerungsbedingungen erforderlich.
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aus retten! 4 • 2019
26.3 Dosierung und Darreichungsform
Lorazepam
Lorazepam
26
26
26.1 Substanzklasse Benzodiazepin
26.2 Handelsnamen ▶ Tavor® pro injectione 2 mg Injektionslösung: i. v., 1 Ampulle à 1 ml enthält 2 mg Lorazepam ▶ Tavor® 1,0 mg bzw. 2,5 mg Expidet Lyophilisat (Plättchen) zum Einnehmen: p. o., löst sich im Mund auf
26.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ langsam i. v. injizieren (2 mg/min) ▶ Für die intravenöse Injektion muss Lorazepam vor dem Gebrauch im Verhältnis 1 : 1 mit physiologischer Kochsalzlösung oder Wasser für Injektionszwecke verdünnt werden. Indikation
Status epilepticus aufgrund verschiedenartiger fokaler oder generalisierter Anfallstypen
schwere Angst- und Erregungszustände bei Psychosen und Depressionen
symptomatische Kurzzeitbehandlung von Angst-, Spannungs- und Erregungszuständen
Mittel der Wahl
1. Wahl
1. Wahl
1. Wahl
Dosierung Erwachsene
4 mg langsam i. v., ggf. Gabe nach 10–15 min wiederholen maximale Dosis innerhalb 12 h: 8 mg
0,05 mg/kg KG langsam i. v.
Dosierung ist individuell anzupassen; Tagesdosis: 0,5–2,5 mg, verteilt auf 2–3 Gaben oder als Einmaldosis
Dosierung Kinder (siehe Dosierungstabelle (S. 77))
0,05 mg/kg KG langsam i. v., ggf. Gabe nach 10–15 min wiederholen, maximale Dosis innerhalb 12 h: 0,1 mg/kg KG
0,05 mg/kg KG langsam i. v.
Einzeldosen von 0,5–1 mg bzw. 0,05 mg/kg KG sollten nicht überschritten werden
Kontraindikation
• Früh- und Neugeborene • Schock und Kollapszustände • Kombination Scopolamin • Arterielle Injektion kann zu Nekrosen führen.
Cave
• Myasthenia gravis • spinale und zerebrale Ataxie • akute Vergiftung mit Alkohol, Schlaf- od. Schmerzmitteln, Neuroleptika, Antidepressiva, Lithium • schwere Leberschäden (z. B. cholestatischer Ikterus) • schwere chronische respiratorische Insuffizienz (Hyperkapnie) • Schlaf-Apnoe-Syndrom • individuelle Reaktion des Patienten auf das Medikament kontrollieren bei älteren Patienten sowie Patienten in reduziertem Allgemeinzustand oder mit hirnorganischen Veränderungen, Kreislauf- und Ateminsuffizienz
75
26.4 Nebenwirkungen • Alkohol-, Drogen- oder Arzneimittelabhängigkeit • Niereninsuffizienz • depressive Verstimmung • Lennox-Gastaut-Syndrom (ton.-klon. Krämpfe können ausgelöst werden) • Jugendliche < 18 Jahre und Kinder, denen hohe Dosen verabreicht werden. • in Schwangerschaft oder Stillzeit nur bei strenger Indikationsstellung • schnelle Abhängigkeit schon nach 1–2 Wochen
Lorazepam
26
26.4 Nebenwirkungen ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
Überempfindlichkeitsreaktionen (z. B. Allergien) Müdigkeit, Schläfrigkeit, Mattigkeit, Schwindelgefühl, Benommenheit extrapyramidale Symptome Tremor Koma Kopfschmerzen, Verwirrtheit reversible Artikulationsstörungen paradoxe Reaktionen (z. B. akute Erregungszustände, Wutanfälle) unerwünschte anterograde Amnesie reversible Sehstörungen Blutdruckabfall Atemdepression Thrombo-, Panzytopenie, Agranulozytose
26.5 Wirkung Lorazepam wirkt spannungs-, erregungs- und angstdämpfend sowie sedierend und hypnotisch. Es dämpft den Muskeltonus und wirkt antikonvulsiv. ▶ Lorazepam bindet an spezifische Rezeptoren im Gehirn. ▶ Dadurch verstärkt es die hemmende Wirkung der GABA-Transmitter. ▶ Der gesamte Erregungszustand des Nervensystems wird somit herabgesetzt.
26.6 Wechselwirkungen ▶ zentralwirksame Pharmaka und Alkohol: gegenseitige Wirkungsverstärkung ▶ Muskelrelaxanzien, Analgetika und Lachgas: Wirkungsverstärkung dieser Substanzen ▶ Clozapin: ausgeprägte Dämpfung mit Kreislaufkollaps und Atemstillstand, übermäßigem Speichelfluss sowie gestörte Bewegungskoordination ▶ Scopolamin: Halluzinationen, irrationales Verhalten, stärkere Sedierung ▶ Haloperidol: Apnoe, Koma, Bradykardie, Herzstillstand, Tod (v. a. bei schwer kranken Patienten)
26.7 Besonderheiten ▶ Lorazepam setzt das Reaktionsvermögen herab und beeinträchtigt die Fahrtüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen. ▶ bei Intoxikation mit Lorazepam: Antagonisierung mit Flumazenil, symptomatische Behandlung, ggf. Sicherung der Atemwege
76
26.9 Dosierungstabelle
Lorazepam
26.8 Lagerung
26
▶ keine besonderen Lagerungshinweise
26.9 Dosierungstabelle Status epilepticus (Kinder) sowie schwere Angst- und Erregungszustände (Erwachsene und Kinder) KG
mg
ml
3 kg
0,15 mg
0,08 ml
5 kg
0,25 mg
0,13 ml
0,05 mg/kg KG langsam i. v. (2 mg/ml)
10 kg
0,50 mg
0,25 ml
15 kg
0,75 mg
0,38 ml
20 kg
1,00 mg
0,50 ml
25 kg
1,25 mg
0,63 ml
30 kg
1,50 mg
0,75 ml
35 kg
1,75 mg
0,88 ml
40 kg
2,00 mg
1,00 ml
45 kg
2,25 mg
1,13 ml
50 kg
2,50 mg
1,25 ml
55 kg
2,75 mg
1,38 ml
60 kg
3,00 mg
1,50 ml
65 kg
3,25 mg
1,63 ml
70 kg
3,50 mg
1,75 ml
75 kg
3,75 mg
1,88 ml
77
Magnesiumsulfat
27
Magnesiumsulfat
27
Magnesiumsulfat
27.1 Substanzklasse Magnesium-Substitutionsmittel
27.2 Handelsnamen ▶ Cormagnesin® 200/-400 Injektionslösung: i. v., 10 ml Ampulle enthält 2 000 bzw. 4 000 mg Magnesiumsulfat ▶ Magnesiumsulfat 50% Inresa Konzentrat zur Herstellung einer Injektions- oder Infusionslösung: i. v., 10 ml Ampulle enthält 5 000 mg Magnesiumsulfat ▶ Magnesium Verla® i. v. 50% Infusionslösungskonzentrat: i. v., 10 ml Ampulle enthält 5 000 mg Magnesiumsulfat
27.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ Magnesium langsam i. v. injizieren. Indikation
Präeklampsie, Eklampsie
ventrikuläre oder supraventrikuläre Tachykardie mit Hypomagnesiämie, Torsades des pointes oder Digoxinintoxikation
Dosierung Erwachsene
Dosierung richtet sich nach Schweregrad des Magnesiummangels
2 g über 10 min (ERC-Leitlinie 2015)
Kontraindikation
• Myasthenia gravis • AV-Blockierung oder sonstige kardiale Überleitungsstörungen • Bradykardie • Niereninsuffizienz • Anurie • Exsikkose
Cave
• Magnesium-Kalzium-Ammoniumphosphat-Steindiathese • schwere Nierenfunktionsstörung • gleichzeitige Gabe von Barbituraten, Narkotika oder Hypnotika
27.4 Nebenwirkungen ▶ Hypermagnesiämie bis hin zur Magnesiumintoxikation: zentralnervöse Störungen, Muskelschwäche, Atemdepression, Reflexausfälle, Müdigkeit, Paresen, Koma sowie Herzrhythmusstörungen ▶ periphere Gefäßerweiterungen ▶ Bradykardie, Überleitungsstörungen ▶ Herzrhythmusstörungen
78
27.5 Wirkung ▶ Magnesium (Mg2 + ) hemmt die ACh-Freisetzung an der präsynaptischen Membran • motorische Endplatte wird gehemmt • Muskelrelaxation (schlaffe Lähmung der Muskulatur ab 5 mmol/l: „MagnesiumNarkose“) • tokolytischer Effekt ▶ Konzentrationen < 0,7–1,1 mmol/l führen zu gesteigerter Erregbarkeit des ZNS (epileptische Anfälle, Desorientiertheit, psychopathologische Veränderungen) ▶ schwer resorbierbare Mg2 + -Verbindungen werden als Antazida eingesetzt und haben zudem eine laxierende Wirkung (Diarrhoe) ▶ Intoxikation: periphere curareartige Magnesiumnarkose mit Übelkeit, Erbrechen, evtl. Unruhe, Somnolenz sowie Atem- und Herzstillstand • Therapie: sofort Kalzium i. v. und Neostigmin 1–2 Ampullen i. m. bzw. s. c. • reichlich isotonische NaCl-Lösung i. v. und p. o. • Atem- und Kreislaufhilfe
27 Magnesiumsulfat
27.8 Lagerung
27.6 Wechselwirkungen ▶ Eisen, Tetracycline und Natriumfluorid werden durch Salz- bzw. Komplexbildung vermindert resorbiert. ▶ Bei Isoniazid, Chlorpromazin und Digoxin ist die Resorption verändert. ▶ Kalziumsalze i. v. vermindern die Magnesiumwirkung. ▶ Bei Kalziumantagonisten ist die kalziumantagonistische Wirkung verstärkt. ▶ Bei Muskelrelaxanzien vom Tubocurarintyp ist die muskelrelaxierende Wirkung verstärkt. ▶ Bei Barbituraten, Hypnotika und Narkotika besteht ein Risiko der Atemdepression.
27.7 Besonderheiten ▶ nicht mischen mit kalzium-, phosphat-, tetracyclinhaltigen oder alkoholischen Lösungen (Ausfällung möglich) ▶ Magnesium kann nach i. v. Applikation Wärmegefühl und Flush verursachen. ▶ Eine zu schnelle Injektion kann zu Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Schwitzen, Schwindel, Mundtrockenheit, Tremor, Agitiertheit und Erregung führen.
27.8 Lagerung ▶ nicht über 25 °C lagern
79
Metamizol
28
Metamizol
28
Metamizol
28.1 Substanzklasse Analgetika, Antirheumatika
28.2 Handelsnamen ▶ Novalgin® Tropfen: 1 ml enthält 500 mg Metamizol. ▶ Novalgin® Zäpfchen für Kinder / Erwachsene: 1 Zäpfchen enthält 0,3 g (Kinder) bzw. 1 g (Erwachsene) Metamizol. ▶ Novalgin® 1 g/2,5 g Injektionslösung: 1 ml enthält 500 mg Metamizol.
28.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ Langsame i. v. Injektion, da sonst Gefahr einer Kreislaufdepression besteht!
80
Indikation
starke Schmerzen, Koliken
hohes Fieber
Dosierung Erwachsene
Erwachsene und Jugendliche > 15 Jahre (> 53 kg KG): Tropfen: 20–40 Tropfen (max. 120) Zäpfchen 1 g: 1 Zäpfchen (max. 4). Injektion i. v.: 1–2 ml (bei Bedarf kann man die Einzeldosis auf 5 ml (2500 mg Metamizol) und die Tagesdosis auf 10 ml (5 000 mg Metamizol) erhöhen.
Dosierung Kinder und Jugendliche (siehe Dosierungstabelle (S. 82))
Dosierungsangaben für Tropfen, Zäpfchen und Injektionslösung siehe Dosierungstabelle (S. 82)
Kontraindikation
• Überempfindlichkeit gegen Pyrazolone und Pyrazolidine • Injektionslösung: bei bestehender Hypotonie und instabiler Kreislaufsituation • Zäpfchen: bei Überempfindlichkeit gegenüber Erdnuss oder Soja • 3. Trimenon und Stillzeit • Störungen der Knochenmarkfunktion bzw. Erkrankungen des hämatopoetischen Systems • genetisch bedingter Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel (Hämolysegefahr) • akute hepatische Porphyrie • Tropfen: Säuglinge < 3 Monate oder < 5 kg Körpergewicht • i. v. Injektion bei Säuglingen < 1 Lebensjahr • Zäpfchen < 4 Jahren
Cave
• Analgetika-Intoleranz vom Urtikaria-Angioödemtyp • Analgetika-Asthma-Syndrom • Asthma bronchiale, v. a. mit gleichzeitig bestehender Rhinosinusitis und Nasenpolypen • chronische Urtikaria • strenge Indikationsstellung im 1. und 2. Trimenon • Alkoholintoleranz • vorher bestehende Hypotonie, Volumenmangel oder Dehydratation, instabiler Kreislauf oder beginnendes Kreislaufversagen (hypotensive Reaktionen möglich) • hohes Fieber (hypotensive Reaktionen möglich)
• eingeschränkte Nieren- und Leberfunktion (Eliminationsgeschwindigkeit vermindert, mehrfache hohe Dosen sollte man vermeiden) • ältere Patienten (Dosisreduktion) • reduzierter Allgemeinzustand und eingeschränkter Kreatininclearance (Dosisreduktion) • Patienten, bei denen man eine Blutdrucksenkung vermeiden muss, z. B. bei schwerer KHK oder relevante Stenosen der hirnversorgenden Gefäße (Metamizol nur unter sorgfältiger Kontrolle der hämodynamischen Parameter anwenden)
28 Metamizol
28.8 Lagerung
28.4 Nebenwirkungen ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
hypotensive Reaktion analgetikainduziertes Asthma-Syndrom Kreislaufschock Dyspnoe, schwerer Bronchospasmus Stevens-Johnson- oder Lyell-Syndrom Herzrhythmusstörungen, Blutdruckabfall schwere Angioödeme Leukopenie Agranulozytose oder Thrombozytopenie Schmerzen an der Einstichstelle und lokale Reaktionen
28.5 Wirkung ▶ Metamizol ist ein Pyrazolonderivat und hat analgetische, antipyretische und spasmolytische Eigenschaften. Der Wirkungsmechanismus ist nicht vollständig geklärt.
28.6 Wechselwirkungen ▶ Chlorpromazin: schwere Hypothermie möglich. ▶ Ciclosporin: Abnahme des Serumspiegels durch Metamizol möglich. ▶ Methotrexat: Hämatotoxizität von Methotrexat kann verstärkt werden, v. a. bei älteren Patienten. ▶ Acetylsalizylsäure: verminderte Wirkung auf Thrombozytenaggregation durch Metamizol möglich. ▶ Bupropion: Bupropion-Blutspiegel können durch Metamizol erniedrigt werden. ▶ evtl. Wechselwirkungen mit oralen Antikoagulanzien, Captopril, Lithium und Triamteren sowie Änderungen der Wirksamkeit von Antihypertensiva und Diuretika
28.7 Besonderheiten ▶ In seltenen Fällen Agranulozytose möglich. ▶ Aufgrund möglicher Inkompatibilitäten sollte man Metamizol nicht mit anderen Substanzen mischen.
28.8 Lagerung ▶ Zäpfchen nicht über 25 °C lagern ▶ Injektionslösung vor Licht schützen 81
Metamizol
28
82
28.9 Dosierungstabelle für Kinder und Jugendliche
28.9 Dosierungstabelle für Kinder und Jugendliche Zäpfchen 0,3 g Einzeldosis
Zäpfchen 0,3 g Tagesdosis
i. v. InjektionsLösung Einzeldosis
Alter (KG)
Tropfen Einzeldosis
Tropfen Tagesdosis
3–11 Monate (5–8 kg)
2–4 Tropfen (50–100 mg)
bis 12 Tropfen (300 mg)
1–3 Jahre (9–15 kg)
3–10 Tropfen (75–250 mg)
bis 30 Tropfen (750 mg)
4–6 Jahre (16–23 kg)
5–15 Tropfen (125–375 mg)
bis 45 Tropfen (1125 mg)
1 Zäpfchen (300 mg)
3 Zäpfchen (900 mg)
0,3–0,8 ml (150–400 mg)
7–9 Jahre (24–30 kg)
8–20 Tropfen (200–500 mg)
bis 60 Tropfen (1500 mg)
1 Zäpfchen (300 mg)
4 Zäpfchen (1200 mg)
0,4–1 ml (200–500 mg)
10–12 Jahre (31–45 kg)
10–30 Tropfen (250–750 mg)
bis 90 Tropfen (2250 mg)
1 Zäpfchen (300 mg)
5 Zäpfchen (1500 mg)
0,5–1 ml (250–500 mg)
13–14 Jahre (46–53 kg)
15–35 Tropfen (375–875 mg)
bis 105 Tropfen (2625 mg)
1 Zäpfchen (300 mg)
6 Zäpfchen (1800 mg)
0,8–1,8 ml (400–900 mg)
0,2–0,5 ml (100–250 mg)
Wirkstoff Metoclopramid
Substanzklasse Antiemetikum, Prokinetikum
Handelsnamen ▶ Paspertin 10 mg / 2 ml Ampullen: i. v., eine Ampulle mit 2 ml Injektionslösung enthält 10,54 mg Metoclopramidhydrochlorid 1 H2O (entsprechend 10 mg Metoclopramidhydrochlorid bzw. 8,9 mg Metoclopramid). Dosierung und Darreichungsform ▶ Darreichungsform als Injektionslösung und Lösung ▶ Dosierung ist abhängig vom Alter und Körpergewicht. ▶ Tageshöchstdosis: 30 mg ▶ Langsame Injektion über 3 Minuten ▶ Auch intramuskuläre Gabe möglich
INDIKATION
In der Notfallmedizin: Metoclopramid wird generell als Antiemetikum bei Übelkeit und Erbrechen sowie zur entsprechenden Prophylaxe angewendet.
Mittel der Wahl
▶ 3. Wahl bei Übelkeit und Erbrechen
Dosierung Erwachsene ▶ 10 mg Dosierung Kinder und Jugendliche
KONTRAINDIKATION
CAVE
▶ ▶ ▶ ▶ ▶
1–3 Jahre, 10–14 Kg: 1 mg 3–5 Jahre, 15–19 Kg: 2 mg 5–9 Jahre, 20–29 Kg: 2,5 mg 9–18 Jahre, 20–60 Kg: 5 mg 15–18 Jahre, > 60 Kg: 10 mg
▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
bei Kindern unter 1 Jahr Phäochromozytom Prolactin-abhängige Karzinome gastrointestinale Blutungen Auftreten extrapyramidaler Symptome nach Einnahme von MCP Epilepsie Morbus Parkinson Einnahme von Levodopa oder einem anderen Dopaminagonisten
▶ Mindestabstand zwischen 2 Gaben: 6 Stunden ▶ Vorsicht bei neurologischen Erkrankungen und gleichzeitiger Einnahme von Neuroleptika oder Parkinson-Medikamenten.
Auf dieser Medikamentenkarte sind nur die wichtigsten Wirkungen, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Kontraindikationen aufgeführt.
aus retten! 5 • 2019
Wirkstoff Metoclopramid
Substanzklasse Antiemetikum, Prokinetikum
Nebenwirkung ▶ ZNS-Nebenwirkungen allgemein ▶ Müdigkeit und Schwindel ▶ depressive Verstimmungen ▶ Dyskinesien und Dystonien ▶ Galaktorrhö, Menstruationsstörungen ▶ Halluzinationen Wirkung ▶ Wirkt antagonistisch an Dopaminrezeptoren (D2-Rezeptoren), die im zentralnervösen „Brechzentrum“ eine Rolle spielen. ▶ Beeinflusst weiterhin die Serotoninrezeptoren. ▶ Halbwertszeit 3–4 Stunden, maximale Tagesdosis 30 mg. Wechselwirkungen ▶ Höheres Risiko für motorische Nebenwirkungen bei gleichzeitiger Einnahme von Neuroleptika. ▶ Levodopa oder dopaminerge Agonisten und Metoclopramid antagonisieren sich in ihrer Wirkung. ▶ Alkohol verstärkt die sedierende Wirkung von Metoclopramid. ▶ Verringerung der Resorption oraler Kontrazeptiva, Cimetidin, Paracetamol, verschiedener Antibiotika und Lithium. ▶ Die Anwendung von Metoclopramid mit serotonergen Arzneimitteln wie SSRIs kann das Risiko für das Auftreten eines Serotonin-Syndroms erhöhen. Besonderheiten ▶ Metoclopramid kann während der Schwangerschaft angewendet werden, wenn dies aus klinischer Sicht notwendig ist. Fetale Fehlbildung und Toxizität sind nicht bekannt. ▶ Metoclopramid wird in geringem Maße in die Muttermilch ausgeschieden. Nebenwirkungen bei gestillten Säuglingen können nicht ausgeschlossen werden. ▶ Im Fall von extrapyramidalen Symptomen, die mit Überdosierung in Zusammenhang stehen oder nicht, ist die Behandlung nur symptomatisch (Benzodiazepine bei Kindern und / oder anticholinerge Antiparkinsonmittel bei Erwachsenen). Lagerung Ampullen in der Originalverpackung aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
Auf dieser Medikamentenkarte sind nur die wichtigsten Wirkungen, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Kontraindikationen aufgeführt.
aus retten! 5 • 2019
29
Metoprolol
29.1 Substanzklasse β-Rezeptorblocker (β-Rezeptorantagonist), Betablocker
29 Metoprolol
29.3 Dosierung und Darreichungsform
29.2 Handelsnamen ▶ Beloc®: i. v., 1 Ampulle = 5 ml = 5 mg Metoprolol ▶ Lopresor®: i. v., 1 Ampulle = 5 ml = 5 mg Metoprolol
29.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ langsame i. v.-Gabe (1–2 ml/min) unter EKG- und Blutdruckkontrolle. ▶ Dosierungsangaben beziehen sich auf eine 5 ml Ampulle = 5 mg Metoprolol. Indikation*
tachykarde Herzrhythmusstörungen: • unregelmäßige Schmalkomplex-Tachykardien (meist Vorhofflimmern/ -flattern) • regelmäßige Schmalkomplex-Tachykardien mit erhaltener Ventrikelfunktion, die auf vagale Manöver und Adenosin (hier 1. Wahl) nicht ansprechen.
Mittel der Wahl
1. Wahl (für unregelmäßige Schmalkomplex-Tachykardien)
Dosierung**
initial: bis zu 5 ml i. v. langsam injizieren. Wiederholung: gleiche Dosis wie initial, langsam i. v. alle 5–10 min, bis Wirkungseintritt bzw. bis max. Gesamtdosis von 10–15 ml erreicht ist.
Kontraindikation
• AV-Block II. und III. Grades • Herz-Kreislauf-Schock • Bradykardie von < 50 Schlägen pro Minute • Hypotonie von < 90 mmHG systolisch • Sick-Sinus-Syndrom (außer Patienten mit Herzschrittmacher) • sinuatrialer Block • manifeste Herzinsuffizienz • schwere periphere Durchblutungsstörungen • Azidose • Überempfindlichkeit gegenüber Metoprolol
Cave
• Bei bronchialer Hyperreagibilität (z. B. bei Asthma bronchiale) kann Metoprolol einen Asthmaanfall auslösen. • Patienten mit Phäochromozytom sollten Metoprolol erst nach Gabe von Alphablockern erhalten. • Schwangerschaft: Metoprolol passiert die Plazenta und kann beim Fetus Hypotonie, Bradykardie und Hypoglykämie auslösen. Betablocker reduzieren die plazentale Durchblutung und können zu Frühgeburt und Fruchttod führen. • Stillzeit: Metoprolol geht in die Muttermilch über. • Nicht mit Kalziumantagonisten vom Verapamil- und Diltiazem-Typ kombinieren → totaler AV-Block möglich. • Aufgrund fehlender Untersuchungen nicht bei Kindern einsetzen.
* Aufgrund uneinheitlicher Studienlage wird Metoprolol weder vom ERC noch von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie zur Notfallbehandlung eines akuten Myokardinfarkts empfohlen. ** nach Roter Liste® 2012
83
Metoprolol
29
29.4 Nebenwirkungen
29.4 Nebenwirkungen ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
Bradykardie AV-Überleitungsstörungen Arrhythmien Hypotonie bronchiale Obstruktion selten: kardiale Leitungsstörungen
29.5 Wirkung ▶ blockiert β1-Rezeptoren, mittellang wirksam • Wirkung von Adrenalin und Noradrenalin (Sympathikus) blockiert – senkt Herzfrequenz und Blutdruck – Steigerung der Herzarbeit nur begrenzt möglich → „Herz im Schongang“ ▶ Die β1-Selektivität ist begrenzt. Auch mit β2-blockierenden Effekten muss gerechnet werden (z. B. Verengung der Bronchien).
29.6 Wechselwirkungen Für Metoprolol sind zahlreiche Wechselwirkungen beschrieben, es werden hier nur die wichtigsten aufgeführt: ▶ Kalziumantagonisten vom Verapamil- und Diltiazem-Typ → totaler AV-Block möglich ▶ Trizyklische Antidepressiva, Barbiturate, Phenothiazine, Nitroglycerin, Diuretika, Vasodilatatoren → verstärkter Blutdruckabfall ▶ Antiarrhythmika → kardiodepressive Wirkung erhöht ▶ Cimetidin, Clomipramin, Amiodaron, Chinidin, Haloperidol, selektive SerotoninWiederaufnahmehemmer → Metoprolol-Plasmaspiegel erhöht ▶ Herzglykoside, Resperin, α-Methyldopa, Guanfacin, Clonidin → stärkeres Absinken der Herzfrequenz, verzögerte Überleitung ▶ MAO-Hemmer (Monoaminooxidase-Hemmer) → erhöhter Blutdruck (Ausnahme MAO-B-Hemmer) ▶ Narkotika → verstärkter Blutdruckabfall
29.7 Besonderheiten ▶ kardioprotektive Wirkung bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom ▶ Halbwertszeit: 3–4 h ▶ Wirksamkeit verringert sich, je älter ein Patient ist: Die Signalübertragung der β-Rezeptoren nimmt allmählich ab (v. a. bei Patienten > 65 Jahren).
29.8 Lagerung ▶ vor Licht geschützt und nicht über 25 °C lagern
84
30.3 Dosierung und Darreichungsform
Midazolam
Midazolam
30
30
30.1 Substanzklasse Kurzhypnotikum, Antiepileptikum (Benzodiazepin)
30.2 Handelsnamen ▶ Dormicum® 5 mg/1 ml, 15 mg/3 ml, 50 mg/10 ml Injektionslösung: i. v., i. m., rektal: 1 ml = 5 mg Midazolam ▶ Dormicum® V 5 mg/5 ml Injektionslösung: i. v., i. m., rektal: 1 ml = 1 mg Midazolam ▶ Midazolam-hameln 1 mg/ml, 2 mg/ml und 5 mg/ml Injektionslösung: i. v., i. m., rektal: 1 ml = 1 mg, 2 mg bzw. 5 mg Midazolam ▶ Midazolam-ratiopharm® 5 mg/1 ml, 5 mg/5 ml und 15 mg/3 ml Injektionslösung: i. v., i. m., rektal: 1 ml Ampulle = 5 mg/ml, 5 ml Ampulle = 1 mg/ml, 3 ml Ampulle = 5 mg/ml Midazolam
30.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ Erwachsene: langsam i. v. (ca. 1 mg/30 s), weitere Dosen individuell nach Bedarf ▶ Kinder: Initialdosis langsam über 2–3 min verabreichen ▶ Die nasale Applikation mittels Zerstäuber ist gängige Praxis und wird von zahlreichen Studien empfohlen. Die nasale Gabe brennt in der Nase, daher sollte die Dosis auf beide Nasenlöcher aufgeteilt werden. Indikation
Analgosedierung
sedierende Komponente einer Kombinationsnarkose
Sedierung
Dosierung Erwachsene
< 60 Jahre i. v.: initial: 2–2,5 mg, Titrationsdosis: 1 mg Gesamtdosis: 3,5–7,5 mg ≥ 60 Jahre und Pat. mit reduziertem Allgemeinzustand oder chron. Erkrankungen i. v.: initial: 0,5–1 mg, Titrationsdosis: 0,5–1 mg, Gesamtdosis: < 3,5 mg nasal: < 50 kg KG: 5 mg, > 50 kg KG: 10 mg
< 60 Jahre i. v.: intermittierende Dosis: 0,03–0,1 mg/kg KG, Dauerinfusion: 0,03–0,1 mg/kg KG/h ≥ 60 Jahre und Pat. mit reduziertem Allgemeinzustand oder chron. Erkrankungen i. v.: Dosis niedriger als bei Erw. < 60 J. nasal: < 50 kg KG: 5 mg, > 50 kg KG: 10 mg
< 60 Jahre i. v.: Bolusdosis: 0,03–0,3 mg/kg KG in Schritten von 1–2,5 mg, Erhaltungsdosis: 0,03–0,2 mg/kg KG/h nasal: < 50 kg KG: 5 mg, > 50 kg KG: 10 mg
Dosierung Säuglinge / Kinder (siehe Dosierungstabelle (S. 87))
6 Monate–5 Jahre i. v.: initial: 0,05–0,1 mg/kg KG, Gesamtdosis: < 6 mg, > 6 Monate rektal: 0,3–0,5 mg/kg KG, 1–15 Jahre i. m.: 0,05–0,15 mg/kg KG
nasal: 0,2–0,5 mg/kg KG
Frühgeborene vor der 32. Schwangerschaftswoche (SSW) i. v.: 0,03 mg/kg KG/h Neugeborene und Kinder bis 6 Monate i. v.: 0,06 mg/kg KG/h
85
30.4 Nebenwirkungen 6–12 Jahre: i. v.: initial: 0,025–0,05 mg/kg KG, Gesamtdosis: < 10 mg nasal: 0,2–0,5 mg/kg KG
Midazolam
30
Kinder > 6 Monate i. v.: Bolusdosis: 0,05–0,2 mg/kg KG, Erhaltungsdosis: 0,06-0,12 mg/kg KG/h nasal: 0,2–0,5 mg/kg KG
Kontraindikation
• Analgosedierung bei Patienten mit schwerer Ateminsuffizienz oder akuter Atemdepression • bekannte Überempfindlichkeit gegen Benzodiazepine
Bei Intoxikation mit Benzodiazepinen
Antidotbehandlung mit Flumazenil, z. B. Anexate®: • Dosierung Erwachsene: 0,2 mg Flumazenil i. v. über 15 s • Dosierung Kinder ab 1 Jahr: Initialdosis: 0,01 mg/kg KG bis max. 0,2 mg über 15 s langsam i. v., 4 Wiederholungen möglich, max. Gesamtdosis: 0,05 mg/kg KG bzw. 1 mg Ausführliche Informationen zu Flumazenil finden Sie in der Medikamentenkarte in retten! 5/12).
Cave
• Atem- und Herz-Kreislauf-Funktionen müssen überwacht und ggf. unterstützt werden. • Schwere kardiorespiratorische Nebenwirkungen können auftreten (z. B. Atemdepression, Apnoe, Atemstillstand, Herzstillstand) insbesondere dann, wenn die Injektion zu rasch erfolgt oder eine hohe Dosis verabreicht wird. • Kinder < 6 Mon. sind besonders anfällig für Atemwegsobstruktion und Hypoventilation. Die Dosiserhöhung muss daher unbedingt in kleinen Schritten bis zum Eintreten der klinischen Wirkung erfolgen, Atemfrequenz und O2-Sättigung müssen überwacht werden. • besondere Vorsicht bei: Patienten > 60 Jahre, beeinträchtigter Atemfunktion, reduziertem Allgemeinzustand, chronischer Ateminsuffizienz, Leberoder Nierenfunktionsstörung, Herzinsuffizienz, bei Alkohol- oder Drogenabusus in der Anamnese, Kindern (v. a. mit Kreislaufschwäche) • Vorsicht bei Patienten mit Myasthenia gravis
30.4 Nebenwirkungen ▶ Atemdepression, Apnoe, Atemstillstand und / oder Herzstillstand ▶ anterograde Amnesie (manchmal erwünscht) ▶ paradoxe Reaktionen (z. B. akute Erregungszustände, Wutanfälle) gehäuft bei Kindern und älteren Menschen ▶ sehr selten: Halluzinationen, Krämpfe v. a. bei Neugeborenen, Vasodilatation, Dyspnoe, Laryngospasmus, Bronchospasmus, anaphylaktischer Schock
30.5 Wirkung ▶ Midazolam wirkt sedierend, antiepileptisch, relaxierend, anxiolytisch und antipsychotisch. ▶ Diese Wirkung wird durch Bindung an zentrale GABA-Rezeptoren vermittelt.
86
30.6 Wechselwirkungen ▶ Erhöhung der Midazolam-Plasmakonzentration: Antimykotika vom Azol-Typ und Makrolid-Antibiotika, HIV-Proteasehemmer, Kalziumkanalblocker, Atorvastatin ▶ Senkung der Midazolam-Plasmakonzentration: Arzneistoffe, die CYP3A induzieren, Johanniskraut ▶ Wirkungsverstärkung: Alkohol und andere zentraldämpfende Mittel
30 Midazolam
30.8 Dosierungstabelle Kinder für i. v. Analgosedierung
30.7 Besonderheiten ▶ Die Wirkung tritt nach ca. 2 min ein. Die maximale Wirkung wird nach ca. 5–10 min erreicht.
30.8 Dosierungstabelle Kinder für i. v. Analgosedierung ▶ Midazolam sollte langsam bis zum Eintreten der gewünschten klinischen Wirkung gesteigert werden. ▶ Die Anfangsdosis muss über 2–3 min verabreicht werden. ▶ Weitere 2–5 min warten, um die sedierende Wirkung vor Einleitung eines Eingriffs oder einer weiteren Dosisgabe ausreichend einschätzen zu können. ▶ weitere Gabe in kleinen Dosisschritten bis zum Erreichen des gewünschten Sedierungsgrads ▶ Säuglinge und Kleinkinder < 5 J. benötigen evtl. höhere Dosen als ältere Kinder und Jugendliche. KG
Analgosedierung
6 Monate–5 Jahre: i. v. langsam über 2–3 min Initialdosis 0,05–0,1 mg/kg KG bis 6 mg 5 kg
0,25–0,5 mg
10 kg
0,5–1 mg
15 kg
0,75–1,5 mg
6–12 Jahre: i. v. langsam über 2–3 min Initialdosis 0,025–0,05 mg/kg KG bis < 10 mg 15 kg
0,375–0,75 mg
20 kg
0,5–1 mg
25 kg
0,625–1,25 mg
87
Morphin
31
Morphin
31
Morphin
31.1 Substanzklasse Narkoanalgetikum
31.2 Handelsnamen ▶ Morphin Merck 10 mg/20 mg Injektionslösung: i. v., 1 ml Lösung enthält 10 mg bzw. 20 mg Morphin ▶ Morphin HEXAL® 10 mg/ml/20 mg/ml Injektionslösung: 1 ml Lösung enthält 10 mg bzw. 20 mg Morphin ▶ Morphin-hameln® 10 mg/20 mg/100 mg/200 mg Injektionslösung: 1 ml Lösung enthält 10 mg bzw. 20 mg Morphin ▶ Morphin-ratiopharm® 10 mg/ml/20 mg/ml/100 mg/5 ml/200 mg/10 ml Injektionslösung: 1 ml Lösung enthält 10 mg bzw. 20 mg Morphin
31.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ i. d. R. wird eine 10 mg Ampulle mit isotonischer NaCl-Lösung auf 10 ml verdünnt (1 mg/ml Morphin) ▶ Dosierung ist an Stärke der Schmerzen und an individuelle Empfindlichkeit des Patienten anzupassen. ▶ i. v. Gabe nur, wenn besonders rascher Wirkungseintritt erforderlich ist (langsam injizieren und titrieren nach Wirkung): • Erwachsene: 5–10 mg • Kinder: 0,05–0,1 mg/kg KG ▶ s. c./i. m.: Erwachsene: 10–30 mg. Einzeldosis sollte 15 mg nicht überschreiten. Kinder: 0,05–0,2 mg/kg KG. ▶ Einzeldosis bei i. m., s. c. und i. v. Gabe kann i. d. R. alle 4–6 h wiederholt werden.
88
Indikation
starke und stärkste Schmerzen
Dosierung Erwachsene
10 mg Morphin mit isotonischer NaCl-Lösung auf 10 ml (1 mg/ml) verdünnen i. v.: langsam injizieren und titrieren nach Wirkung s. c./i. m.: 10–30 mg (Einzeldosis maximal 15 mg)
Dosierung Kinder (siehe Dosierungstabelle (S. 90))
10 mg Morphin mit isotonischer NaCl-Lösung auf 10 ml (1 mg/ml) verdünnen i. v.: 0,05–0,1 mg/kg KG s. c./i. m.: 0,05–0,2 mg/kg KG
Kontraindikation
• Ileus • Atemdepression • schwere chronisch obstruktive Atemwegserkrankung
Cave
• Kinder < 1 Jahr • Bewusstseinsstörungen • Störungen des Atemzentrums und der Atemfunktion • in Schwangerschaft und Stillzeit nur bei strenger Indikationsstellung • erhöhte zerebrale Krampfbereitschaft • Pankreatitis, obstruktive u. entzündliche Darmerkrankungen, Gallenwegserkrankungen • Koliken der Harnwege, schwere Beeinträchtigung der Nierenfunktion
31.4 Nebenwirkungen ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
Atemdepression Miosis Übelkeit und Erbrechen Schwindel Kopfschmerzen Benommenheit Koliken zerebrale Krampfanfälle (insbes. bei höherer Dosierung bei Kindern)
31 Morphin
31.8 Lagerung
31.5 Wirkung Morphin ist ein reiner Agonist an Opiat-Rezeptoren und wirkt analgetisch: ▶ Es lagert sich reversibel an sog. Opiatrezeptoren an und blockiert diese. ▶ Dadurch verhindert Morphin die Schmerzweiterleitung und senkt das Schmerzempfinden. ▶ Außerdem wirkt Morphin sedierend, antitussiv, tranquillisierend, atemdepressiv, miotisch, antidiuretisch, emetisch und antiemetisch (Späteffekt), blutdruck- und herzfrequenzsenkend und suchtauslösend.
31.6 Wechselwirkungen ▶ Zentraldämpfende Medikamente und Alkohol verstärken die Wirkung und Nebenwirkungen von Morphin, insbesondere die Atemdepression. ▶ Pancuronium- und Vecuronium-Wirkung werden durch Morphin verstärkt. ▶ MAO-Hemmstoffe können zusammen mit Morphin schwere Nebenwirken auf die Atmungs- und Kreislauffunktion und schwere zentralnervöse Nebenwirkungen auslösen. ▶ Rifampicin kann die Morphin-Wirkung abschwächen.
31.7 Besonderheiten ▶ Morphin kann mit dem Antidot Naloxon antagonisiert werden.
31.8 Lagerung ▶ vor Licht geschützt und nicht über 25 °C lagern
89
Morphin
31
90
31.9 Dosierungstabelle Kinder
31.9 Dosierungstabelle Kinder ▶ 10 mg Morphin mit isotonischer NaCl-Lösung auf 10 ml verdünnen (1 mg/ml) KG
i. v.: 0,05–0,1 mg/kg KG
s. c. und i. m.: 0,05–0,2 mg/kg KG
5 kg
0,25–0,5 mg
0,25–1 mg
10 kg
0,5–1 mg
0,5–2 mg
15 kg
0,75–1,5 mg
0,75–3 mg
20 kg
1–2 mg
1–4 mg
25 kg
1,25–2,5 mg
1,25–5 mg
30 kg
1,5–3 mg
1,5–6 mg
35 kg
1,75–3,5 mg
1,75–7 mg
40 kg
2–4 mg
2–8 mg
32
Naloxon
32.1 Substanzklasse
32 Naloxon
32.4 Nebenwirkungen
Antidot, Opiat-Antagonist
32.2 Handelsnamen ▶ Naloxon B. Braun 0,4 mg/ml Injektions-/Infusionslösung: i. v., 1 Ampulle à 1 ml enthält 0,4 mg Naloxon. ▶ Naloxon Inresa 0,4 mg Injektionslösung: i. v., 1 Ampulle à 1 ml enthält 0,4 mg Naloxon. ▶ Naloxon-hameln 0,4 mg/ml Injektionslösung: i. v., 1 Ampulle à 1 ml enthält 0,4 mg Naloxon. ▶ Naloxon-ratiopharm® 0,4 mg/ml Injektionslösung: i. v., 1 Ampulle à 1 ml enthält 0,4 mg Naloxon.
32.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ langsam injizieren (über ca. 30 s) Indikation
akute Opiat-Überdosierung mit Atemdepression und verminderten Reflexen
Mittel der Wahl
1. Wahl
Dosierung Erwachsene
titrieren bis Wirkungseintritt: initial: i. v. 0,1–0,2 mg (= 0,25–0,5 ml); Wiederholung alle 2–3 min möglich, bis eine ausreichende Atemfunktion erreicht ist
Dosierung Kinder und Neugeborene
titrieren bis Wirkungseintritt: initial: i. v. 0,01–0,02 mg/kg KG (= 0,025–0,05 ml); Wiederholung alle 2–3 min möglich, bis eine ausreichende Atemfunktion erreicht ist
Kontraindikation
Überempfindlichkeit gegenüber Naloxon
Cave
• Nur bei strenger Indikationsstellung in der Schwangerschaft: Naloxon kann bei Neugeborenen ein Entzugssyndrom hervorrufen. • Nur bei strenger Indikationsstellung in der Stillzeit: Stillen für 24 h nach Applikation von Naloxon vermeiden. • eingeschränkte Anpassungsmöglichkeit des Herz-Kreislauf-Systems • Patienten – einschließlich Neugeborene von Müttern, die hohe Opioiddosen erhalten haben oder physisch opioidabhängig sind. • Paienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen • Patienten nach Aufnahme von herzschädigenden Substanzen
32.4 Nebenwirkungen ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
Übelkeit, Erbrechen (v. a. bei zu schneller Injektion oder bei einer zu hohen Dosis) Schwindel Kopfschmerzen Tremor Krampfanfälle Nervosität 91
Naloxon
32
32.5 Wirkung
▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
allergische Reaktionen (Urtikaria, Rhinitis, Dyspnoe, Quincke-Ödem) anaphylaktischer Schock Tachykardie, Arrhythmien, Bradykardie Hyper- oder Hypotonie Kammerflimmern, Herzstillstand Diarrhoe Mundtrockenheit Hyperventilation Reizung der Gefäßwand (nach i. v. Applikation) lokale Reizung und Entzündung (nach i. m. Gabe) in Einzelfällen Lungenödem Entzugssyndrom bei Opioidabhängigkeit Schwitzen
32.5 Wirkung ▶ ▶ ▶ ▶
Naloxon ist ein kompetitiver Opioid-Antagonist, der die Opioid-Wirkungen aufhebt. Die größte Affinität hat es zum µ-Rezeptor. Naloxon hat keine opioiden Eigenschaften und macht nicht abhängig. Die Effekte treten nach dem Verabreichen rasch ein. Die Halbwertszeit beträgt ca. 70 min.
32.6 Wechselwirkungen Naloxon ist ein spezifischer Opioid-Antagonist mit kompetitiver Wirkung an den Opioid-Rezeptoren. ▶ Durch die hohe Affinität zu den Rezeptorbindungsstellen verdrängt Naloxon sowohl Opioid-Agonisten als auch partielle Antagonisten, wie Pentazocin oder Nalorphin. ▶ In Abwesenheit von Opioiden oder agonistischen Effekten anderer Opioid-Antagonisten zeigt Naloxon kaum eine pharmakologische Eigenwirkung.
32.7 Besonderheiten ▶ Eine engmaschige Überwachung des Patienten nach Naloxon-Gabe ist nötig, da die Wirkdauer von Opioiden länger sein kann als die von Naloxon und somit eine wiederkehrende Atemdepression möglich ist. ▶ Naloxon hebt auch die erwünschten Wirkungen von Opioiden auf, z. B. die Schmerzlinderung. ▶ Naloxon ist wirkungslos bei nicht opiatbedingten zentralnervösen Dämpfungszuständen. ▶ Das Verabreichen von Naloxon an opiatabhängige Patienten kann bei einigen ein ausgeprägtes Entzugssyndrom hervorrufen. ▶ Aufgrund von Inkompatibilitäten darf Naloxon für Infusionszwecke nur mit NaCl 0,9 % oder Glukose-Lösung 5 % verdünnt werden.
32.8 Lagerung ▶ vor Licht geschützt und nicht über 25 °C lagern
92
33
Natriumhydrogenkarbonat (NaHCO3)
33.1 Substanzklasse Alkalisierungsmittel
33.2 Handelsnamen ▶ Natriumhydrogencarbonat 8,4 % B. Braun Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung ▶ Natriumhydrogencarbonat-Lösung 8,4 % Köhler Infusionslösung ▶ Natriumhydrogencarbonat-Lösung 8,4 % Bernburg Infusionslösung
33.3 Dosierung und Darreichungsform
33 Natriumhydrogenkarbonat (NaHCO3)
33.3 Dosierung und Darreichungsform
▶ NaHCO3 ist nur dann sinnvoll, wenn eine engmaschige Kontrolle des arteriellen Säure-Base-Haushalts möglich ist. • Als Ultima Ratio kann man den Einsatz von NaHCO3 im Rahmen eines Therapieversuchs auch ohne Kontrolle des Säure-Basen-Haushalts erwägen (Blindpufferung). ▶ langsame Gabe: maximale Infusionsgeschwindigkeit 1,5 mmol/kg KG/h bzw. 1,5 ml NaHCO3 8,4 %/kg KG/h ▶ Nur verdünnt als Zusatz zu Infusionslösungen anwenden, i. d. R. mit 250 ml Flüssigkeit. ▶ Bei periphervenöser Gabe ist NaHCO3 8,4 % so zu verdünnen, dass die Gesamtosmolarität von 800 mOsm/l nicht überschritten wird. ▶ NaHCO3 8,4 % darf erst unmittelbar vor dem Anlegen der Infusion steril zugesprizt werden, Infusionsflasche anschließend leicht schütteln. Indikation
lebensbedrohliche Hyperkaliämie
Kreislaufstillstand mit Hyperkaliämie
schwere Intoxikation mit trizyklischen Antidepressiva
Dosierung Erwachsene
Dosierung richtet sich nach dem Ausmaß der Störung des Säure-BasenStatus. Menge nach folgender Formel berechnen: ml 1-molare NaHCO3 8,4 % = Basendefizit (-BE) × kg KG × 0,3
Dosierung Säuglinge / Kinder
Dosierung ist individuell anzupassen. Initial bis zu 1 mmol/kg KG langsam i. v. Kinder < 2 Jahre: Tagesgesamtdosis 5 mmol/kg KG verdünnt und langsam i. v. (z. B. 4,2%ige Lösung oder geringer)
Kontraindikation
• Alkalosen • Hypokaliämie • Hypernatriämie
Cave
• Die Überkorrektur des pH-Werts in den alkalischen Bereich kann zu zerebraler Minderperfusion mit neurologischen Schäden führen. • Hypoventilation • Hypokalzämie • hyperosmolare Zustände; bei zu schneller i. v. Applikation erhebliche Volumenbelastung möglich! • Erkrankungen mit restriktiver Natriumzufuhr (z. B. Herzinsuffizienz, generalisierte Ödeme, Lungenödem, Hypertonie, Eklampsie, schwere Niereninsuffizienz) • Bei arterieller Applikation ist Schock bzw. Verlust einer Extremität möglich!
93
Natriumhydrogenkarbonat (NaHCO3)
33
33.4 Nebenwirkungen • Bei paravenöser Applikation können sich Nekrosen bilden. • Bei Applikation in eine periphere Vene sind Reizungen und Entzündungen der Venenwand sowie Thrombosen möglich. • In Schwangerschaft und Stillzeit nur bei strenger Indikationsstellung. Aufgrund des Natriumgehalts der Lösung: besondere Vorsicht bei Eklampsie.
33.4 Nebenwirkungen ▶ Hypernatriämie ▶ Hyperosmolarität
33.5 Wirkung Das Hydrogenkarbonat-Anion HCO3– bindet Protonen und neutralisiert dadurch Säuren. Es spielt eine zentrale Rolle bei der Regulierung des Säure-Basen-Haushalts bzw. bei der Pufferung des Blutes (Kohlensäure-Bikarbonat-System): ▶ Zugeführtes Natriumhydrogenkarbonat eliminiert schnell und effektiv WasserstoffIonen aus dem Extrazellulärraum und hebt so den pH-Wert im Organismus an. ▶ Bei der Pufferung entsteht vermehrt CO2, das über die Lunge abgeatmet werden muss. • Eine ausreichende Ventilation muss daher gegeben sein, denn ein drastischer Anstieg des pCO2 verstärkt die intrazelluläre Azidose.
33.6 Wechselwirkungen Aufgrund des stark alkalischen pH-Werts ist Natriumhydrogenkarbonat mit den meisten Arzneimitteln inkompatibel. Durch den erhöhten pH-Wert in Magen und Harn kann es die Ausscheidung und Resorption von schwachen Säuren und Basen beeinflussen. ▶ kalzium-, magnesium- und phosphathaltige Lösungen: Ausfällungen möglich ▶ Barbiturate: beschleunigte renale Elimination ▶ Gluko-, Mineralokortikoide, Androgene, Diuretika: zusätzliche Tendenz zur Hypokaliämie durch renale Kaliumverluste ▶ Substanzen, die renal ausgeschieden werden (z. B. Ziprofloxazin): Beeinflussung der Löslichkeit dieser Substanzen möglich.
33.7 Besonderheiten ▶ Eine Überdosierung mit Natriumhydrogenkarbonat kann zu einer Alkalose des Blutes, Hypernatriämie und Hyperosmolarität führen. ▶ Bei zu schnellem Ausgleich einer Azidose – v. a. bei Ventilationsstörungen – kann die schnelle CO2-Freisetzung kurzfristig eine zerebrale Azidose verstärken. ▶ Alkalosetherapie je nach Schweregrad: Zufuhr von isotoner Natriumchloridlösung, Kaliumsubstitution; bei ausgeprägter Alkalose Infusion von L-Argininhydrochlorid oder Salzsäure.
33.8 Lagerung ▶ Nicht unter Raumtemperatur lagern. ▶ Kristallisate lassen sich durch Erwärmen auflösen. ▶ Aufgrund des alkalischen pH-Werts ist Natriumhydrogenkarbonat 8,4 % mit den meisten Arzneimitteln inkompatibel – v. a. mit kalzium-, magnesium- und phosphathaltigen Lösungen (Ausfällung). 94
34.4 Nebenwirkungen
Norepinephrin
Norepinephrin
34
34
34.1 Substanzklasse α-Sympathomimetikum
34.2 Handelsnamen ▶ Arterenol® 1 ml bzw. 25 ml Injektionslösung: i. v., 1 ml Injektionslösung enthält 1 mg Norepinephrin in der Konzentration 0,1% in isotonischer Lösung.
34.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ 0,014–0,28 µg/kg/min als Infusion in einer Verdünnung von 5 ml Norepinephrin plus 45 ml physiologische Natriumchlorid- bzw. 5%ige Glukoselösung (1 ml dieser Lösung 1 : 10 000 enthält 0,1 mg bzw. 100 µg Norepinephrin) • d. h. für Erwachsene: 0,6–12 ml/h der verdünnten Lösung ▶ Dosierung richtet sich nach der hämodynamischen Situation des Patienten. Indikation
septischer Schock, wenn durch alleinige Volumentherapie keine Kreislaufstabilisierung erreicht werden kann
Mittel der Wahl
1. Wahl
Dosierung Erwachsene
0,6–12 ml/h der verdünnten Lösung bzw. 1–20 µg/min (0,014–0,28 µg/kg/min)
Kontraindikation
• Hypertonie • Thyreotoxikose • Phäochromozytom • Engwinkelglaukom • Blasenentleerungsstörungen mit Restharnbildung • paroxysmale Tachykardie, hochfrequente absolute Arrhythmie • schwere Nierenfunktionsstörungen • Koronar- und Herzmuskelerkrankungen, sklerotische Gefäßveränderungen • hochfrequente absolute Arrhythmie • Cor pulmonale • sklerotische Gefäßveränderung • Bronchialasthmatiker mit Sulfitüberempfindlichkeit • i. a. Anwendung
Cave
• diabetische Stoffwechsellage • Hyperkalzämie und Hypokaliämie • erniedrigtes Plasmavolumen • Patienten mit angeborenen Herzfehlern mit Links-rechts-Shunt
zur Blutdrucksteigerung bei starkem Blutdruckabfall
34.4 Nebenwirkungen Hyperglykämie Herzklopfen pektanginöse Beschwerden myokardiale Ischämie, Myokardschädigung, exzessiver Blutdruckanstieg mit reflektorischer Bradykardie ▶ Gefahr von zerebralen Blutungen und Lungenödem ▶ ▶ ▶ ▶
95
Norepinephrin
34
34.5 Wirkung
▶ Herzrhythmusstörungen bis Kammerflimmern ▶ Kältegefühl ▶ Überempfindlichkeitsreaktionen, v. a. bei Bronchialasthmatikern (Erbrechen, Durchfall, keuchende Atmung, akuter Asthmaanfall, Bewusstseinsstörungen oder Schock) ▶ Vasokonstriktion, v. a. in Haut, Schleimhaut, Nieren ▶ ischämische Nekrosen im Anwendungsgebiet, v. a. bei paravasaler / perivasaler Gabe ▶ Hypersalivation, Übelkeit, Erbrechen ▶ Kopfschmerzen, Unsicherheits- und Angstgefühl, Zittern, Ruhelosigkeit, Verwirrtheitszustände, Psychosen ▶ Oligurie, Anurie, Miktionsbeschwerden ▶ Blässe, Schwitzen ▶ Dyspnoe ▶ metabolische Azidose
34.5 Wirkung Norepinephrin wirkt auf α- und β1-Rezeptoren, jedoch nur schwach auf β2-Rezeptoren. ▶ Duch die α-mimetische Wirkung verursacht es eine Vasokonstriktion – auch an den Gefäßen der Skelettmuskulatur (anders als Epinephrin). ▶ Der periphere Widerstand steigt und somit auch der Blutdruck.
34.6 Wechselwirkungen Antidiabetika: verminderte Blutzuckersenkung Halothan: Herzrhythmusstörungen Tri- und tetrazyklische Antidepressiva: verstärkte sympathomimetische Wirkung Guanethidin: verstärkte sympathomimetische Wirkung α-Rezeptorenblocker: Wirkungsumkehr (Blutdrucksenkung) Enfluran, Isofluran und andere Inhalationsnarkotika sowie Digitalis und Diuretika (Kaliumverlust): Gefahr von Herzrhythmusstörungen ▶ Wirkungsverstärkung durch: Parasympathikolytika, Antihistaminika (z. B. Diphenhydramin, Chlorphenamin), Reserpin, Methyldopa, Levothyroxin, Carbazochrom, Ornipressin, Alkohol, MAO- und COMT-Hemmer, hoch dosiertes Theophyllin und -derivate ▶ Lokalanästhetika: gegenseitige Wirkungsverstärkung ▶ Wirkungsverminderung durch β-Rezeptorenblocker, Phenothiazine ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
34.7 Besonderheiten ▶ Volumenmangel und Azidose vermindern die Wirkung von Norepinephrin und sind so früh wie möglich auszugleichen. ▶ Norepinephrin kann bei Dopingkontrollen zu positiven Ergebnissen führen. ▶ Norepinephrin ist sehr empfindlich gegenüber Sauerstoff- und Metallionen, v. a. bei pH > 5. ▶ Norepinephrin ist mit dem natürlich vorkommenden Hormon Noradrenalin identisch.
34.8 Lagerung ▶ im Kühlschrank (2–8 °C) und vor Licht geschützt lagern 96
35
Ondansetron
35.1 Substanzklasse Antiemetikum
35 Ondansetron
35.4 Nebenwirkungen
35.2 Handelsnamen ▶ Ondansetron B. Braun 2 mg/ml Injektionslösung: i. v., 1 Ampulle à 2 ml enthält 4 mg Ondansetron ▶ Ondansetron-ratiopharm® 4 mg Injektionslösung: i. v., 1 Ampulle à 2 ml enthält 4 mg Ondansetron ▶ Zofran® i. v. 4 mg Injektionslösung: i. v., 1 Ampulle à 2 ml enthält 4 mg Ondansetron
35.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ langsam i. v. injizieren (über mind. 30 s) ▶ Ondansetron nicht zusammen in derselben Spritze mit anderen Arzneien verabreichen. Indikation
Übelkeit, Brechreiz und Erbrechen
Dosierung Erwachsene
initial: 4 mg langsam i. v. (1 Ampulle à 2 ml) (bei Chemotherapie 8 mg), 2 Wiederholungen im Abstand von 4 h möglich Patienten > 75 Jahre: maximale Einzeldosis 8 mg Tageshöchstdosis für alle Altersgruppen: 32 mg
Dosierung Kinder / Jugendliche 1 Monat – 17 Jahre
initial: 0,15 mg/kg KG, maximale Einzeldosis 8 mg, 2 Wiederholungen im Abstand von 4 h möglich Tageshöchstdosis für alle Altersgruppen: 32 mg
Kontraindikation
gleichzeitige Anwendung von Apomorphin (starker Blutdruckabfall und Bewusstseinsverlust möglich)
Cave
• folgende Patienten sollten sorgfältig beobachtet werden: – bei mittlerer bis schwerer Einschränkung der Leberfunktion – bei angeborenem Long-QT-Syndrom – bei verlängerter QTc-Zeit oder wenn sich eine solche entwickeln kann – bei Anzeichen einer subakuten Darmobstruktion • nur bei strenger Indikationsstellung in der Schwangerschaft und Stillzeit
35.4 Nebenwirkungen ▶ Krampfanfälle ▶ Bewegungsstörungen (inkl. Extrapyramidalreaktionen wie dystone Reaktionen, Crisis oculogyris, Dyskinesien) ▶ Arrhythmie ▶ Bradykardie, Hypotonie ▶ Brustschmerzen mit / ohne ST-Streckensenkung im EKG ▶ QT-Verlängerung (inkl. Torsade de Pointes) ▶ Überempfindlichkeitsreaktionen inkl. Anaphylaxie ▶ Benommenheit (v. a. bei zu schneller i. v. Applikation) 97
Ondansetron
35
35.5 Wirkung
▶ ▶ ▶ ▶
Kopfschmerzen Wärmegefühl, Hitzewallung mit Hautrötung lokale Irritationen an Einstichstelle vorübergehende Sehstörungen oder Blindheit
35.5 Wirkung Ondansetron ist ein potentes Antiemetikum ohne sedierende Wirkung. Es ist ein hochselektiver, kompetitiver 5-HT3-Rezeptor-Antagonist. Der exakte antiemetische Wirkungsmechanismus ist noch nicht geklärt.
35.6 Wechselwirkungen ▶ QT-Zeit verlängernde und / oder Elektrolytstörungen hervorrufende Arzneimittel: zusätzliche Verlängerung der QT-Zeit ▶ kardiotoxische Arzneimittel (z. B. Anthrazykline): erhöhtes Risiko für Arrhythmien ▶ Apomorphin: starker Blutdruckabfall und Bewusstseinsverlust bei gleichzeitiger Anwendung mit Ondansetron (Kontraindikation) ▶ Phenytoin, Carbamazepin und Rifampicin (induziert die Enzymaktivität von CYP3A4): orale Ondansetron-Clearance erhöht, Blutkonzentration vermindert ▶ Tramadol: Ondansetron setzt analgetischen Effekt von Tramadol herab. ▶ serotonerge Arzneimittel (z. B. SSRI und SNRI): Bei zeitgleicher Anwendung mit anderen serotonergen Medikamenten einschließlich SSRI und SNRI ist ein SerotoninSyndrom möglich (inkl. veränderten mentalen Status, autonomer Instabilität und neuromuskulärer Veränderungen).
35.7 Besonderheiten ▶ Ondansetron wird eigentlich zur Prophylaxe und Therapie des PONV-Syndroms („postoperative nausea and vomiting“, postoperative Übelkeit und Erbrechen) eingesetzt sowie bei der Chemotherapie. Es lässt sich jedoch auch gut in der Präklinik beim SHT einsetzen, wenn die neurologische Beurteilbarkeit nicht eingeschränkt werden soll, und bei sonstiger Übelkeit / Erbrechen.
35.8 Lagerung ▶ vor Licht geschützt und nicht über 30 °C lagern
98
35.9 Dosierungstabelle Kinder und Jugendliche ▶ Alter 1 Monat – 17 Jahre KG
mg
ml
0,15 mg/kg KG i. v. (bei 2 mg/ml) 3 kg
0,45 mg
0,23 ml
5 kg
0,75 mg
0,38 ml
10 kg
1,5 mg
0,75 ml
15 kg
2,25 mg
1,13 ml
20 kg
3 mg
1,5 ml
25 kg
3,75 mg
1,88 ml
30 kg
4,5 mg
2,25 ml
35 kg
5,25 mg
2,63 ml
40 kg
6 mg
3 ml
35 Ondansetron
35.9 Dosierungstabelle Kinder und Jugendliche
99
Paracetamol
36
Paracetamol
36
Paracetamol
36.1 Substanzklasse Analgetikum, Antipyretikum
36.2 Handelsnamen ▶ ben-u-ron® 125 mg/-250 mg Zäpfchen
36.3 Dosierung und Darreichungsform bei Kindern ▶ Dosierung richtet sich nach Alter und Körpergewicht, i. d. R. 10–15 mg/kg KG in Zäpfchenform als Einzeldosis bis maximal 60 mg/kg KG als Tagesgesamtdosis. Indikation
Fieberkrampf bei Kindern
Dosierung Kinder
Siehe Dosierungstabelle (S. 101)
Kontraindikation
• Überempfindlichkeit gegenüber Erdnuss oder Soja • Überempfindlichkeit gegenüber Paracetamol
Cave
• hepatozelluläre Insuffizienz • schwere Niereninsuffizienz • Gilbert-Syndrom (Meulengracht-Krankheit) • Erkrankungen, die mit einem reduzierten Glutathionspiegel einhergehen können (ggf. Dosisanpassung nötig bei z. B. Diabetes mellitus, HIV, DownSyndrom, Tumoren)
36.4 Nebenwirkungen ▶ ▶ ▶ ▶
Anstieg der Lebertransaminasen Bronchospasmus bei prädisponierten Patienten mit z. B. Analgetika-Asthma Veränderungen im Blutbild (z. B. Thrombozytopenie, Agranulozytose) Überempfindlichkeitsreaktionen von einfacher Hautrötung bis hin zu Urtikaria u. anaphylaktischem Schock, der einen sofortigen Abbruch der Therapie notwendig macht.
36.5 Wirkung ▶ Paracetamol hemmt die zerebrale Prostaglandinsynthese, während die periphere Prostaglandinsynthese nur schwach gehemmt wird. ▶ Paracetamol hemmt außerdem den Effekt endogener Pyrogene auf das hypothalamische Temperaturregulationszentrum. ▶ Intoxikation: Übelkeit, Erbrechen, Unterleibsschmerzen, Anorexie und Blässe sowie Leberschädigung. Eine Überdosierung mit ca. 6 g oder mehr Paracetamol als Einzeldosis bei Erwachsenen oder mit 140 mg/kg KG als Einzeldosis bei Kindern führt zu Leberzellnekrosen, die zu einer totalen irreversiblen Nekrose und später zu hepatozellulärer Insuffizienz, metabolischer Azidose und Enzephalopathie führen können, was zum Koma, auch mit tödlichem Ausgang, führen kann. Auch wenn keine schweren Leberschäden vorliegen, kann es zu akutem Nierenversagen mit akuter Tubulusnekrose kommen. Andere, leberunabhängige Symptome einer Überdosierung können Myokardanomalien und Pankreatitis sein. 100
• Therapie: Bereits bei Verdacht auf Intoxikation mit Paracetamol ist in den ersten 10 h die i. v. Gabe von SH-Gruppen-Donatoren wie z. B. N-Acetylzystein sinnvoll. Durch Dialyse kann die Plasmakonzentration von Paracetamol abgesenkt werden.
36.6 Wechselwirkungen
36 Paracetamol
36.9 Dosierungstabelle Kinder
▶ Enzyminduzierende Arzneimittel und potenziell hepatotoxische Substanzen sowie Alkohol können Leberschäden durch sonst unschädliche Dosen von Paracetamol verursachen. ▶ Probenecid reduziert die Paracetamol-Clearance (Paracetamoldosis verringern). ▶ Salizylamide können die Eliminationshalbwertszeit von Paracetamol verlängern. ▶ Colestyramin verringert die Aufnahme von Paracetamol. ▶ Arzneimittel, die zu einer Verlangsamung der Magenentleerung führen (z. B. Propanthelin), verzögern die Aufnahme und den Wirkungseintritt von Paracetamol. ▶ Arzneimittel, die zu einer Beschleunigung der Magenentleerung führen (z. B. Metoclopramid), beschleunigen die Aufnahme und den Wirkungseintritt von Paracetamol. ▶ Zidovudin (AZT) verstärkt die Neigung zum Ausbilden einer Neutropenie. ▶ Langzeitanwendung von Paracetamol bei zeitgleicher Therapie mit Antikoagulanzien verstärkt die Wirkung der Antikoagulanzien.
36.7 Besonderheiten ▶ Paracetamol kann die Blutzuckerbestimmung mittels Glukose-Oxydase-Peroxydase sowie die Harnsäurebestimmung mittels Phosphorwolframsäure beeinflussen.
36.8 Lagerung ▶ nicht über 25 °C lagern
36.9 Dosierungstabelle Kinder KG
Einzeldosis Paracetamol
Intervall
Tageshöchstdosis
bis 4 kg
1 Zäpfchen mit 75 mg
alle 8–12 h
2 Zäpfchen (insges. 150 mg) 3 Zäpfchen (insges. 225 mg)
4–5 kg
1 Zäpfchen mit 75 mg
alle 6–8 h
6 kg
1 Zäpfchen mit 75 mg
alle 6 h
7 kg
1 Zäpfchen mit 125 mg
3 Zäpfchen (insges. 375 mg)
4 Zäpfchen (insges. 300 mg)
8–12 kg
1 Zäpfchen mit 125 mg
4 Zäpfchen (insges. 500 mg)
13–15 kg
1 Zäpfchen mit 250 mg
3 Zäpfchen (insges. 750 mg)
16–25 kg
1 Zäpfchen mit 250 mg
4 Zäpfchen (insges. 1000 mg)
ab 26 kg
500 mg
60 mg/kg KG
101
Physostigminsalicylat
37
Physostigminsalicylat
37
Physostigminsalicylat
37.1 Substanzklasse Cholinesterase-Hemmer
37.2 Handelsnamen ▶ Anticholium® Injektionslösung: i. v.; 1 Ampulle (5 ml) enthält 2 ml Physostigminsalicylat
37.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ Anticholium Injektionslösung langsam i. v. injizieren
37.4 Hinweis ▶ Generell ist die Rücksprache mit einer Giftnotrufzentrale zu empfehlen. Indikation
zentrales anticholinerges Syndrom (ZAS); zur Behandlung der zentralen anticholinergen Symptomatik bei Intoxikationen u. a. mit trizykl. Antidepressiva, Anithistaminika, Neuroleptika, Spasmolytika, Baclofen, GHB, Ketamin
Mittel der Wahl
1. Wahl
Dosierung Erwachsene
0,03–0,04 mg/kg KG langsam injizieren, ggf. nach 5 min wiederholen; maximale Einzeldosis bei Erwachsenen 2 mg
Dosierung Kleinkinder
Rücksprache mit Giftnotrufzentrale
Kontraindikation
• koronare Herzerkrankung • Obstruktion des Magen-Darm-Trakts und der ableitenden Harnwege • Gangrän • Dystrophia myotonica • Depolarisationsblock nach depolarisierenden Muskelrelaxanzien • Intoxikation durch „irreversibel wirkenden“ Cholinesterase-Hemmer • geschlossenes Schädel-Hirn-Trauma • Vergiftungen mit Muskelrelaxanzien vom Suxa-methonium-Typ
Cave
• Asthma bronchiale • Diabetes mellitus • Bradykardie • Schwangerschaft und Stillzeit • Morbus Parkinson • Colitis ulcerosa • Störung im AV-Reizleitungssystem
37.5 Wirkung Physostigmin ist ein indirektes Parasympathomimetikum (Cholinergikum), d. h., es verstärkt die Wirkung des parasympathischen Nervensystems im Körper. Als Acetylcholinesterase-Hemmer verzögert Physostigmin den Abbau von Acetylcholin und wirkt durch die Erhöhung der Acetylcholinkonzentration am Rezeptor indirekt parasympathomimetisch: 102
▶ senkt die Herzfrequenz ▶ Miosis ▶ Verengung der Bronchien ▶ Anregung der Darmperistaltik Physostigmin ist ein tertiäres Amin und kann aufgrund seiner Struktur im Gegensatz zu den quartären Aminen (wie z. B. Neostigmin) die Blut-Hirn-Schranke überwinden und im ZNS seine Wirkung entfalten.
37.6 Nebenwirkungen ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
37 Physostigminsalicylat
37.9 Lagerung
Übelkeit Erbrechen Veränderung der Herzfrequenz: Bradykardie, Tachykardie sinuatrialer Block arterielle Hypotonie gesteigerter Speichelfluss Schwitzen Krampfanfall
37.7 Wechselwirkungen ▶ Die gleichzeitige Gabe von anderen Cholinesterase-Hemmern verstärkt die Wirkung.
37.8 Besonderheiten ▶ Bradykardien können mit Atropin (Dosierung nach Wirkung) antagonisiert werden.
37.9 Lagerung ▶ lichtgeschützt und nicht über 25 °C lagern
103
Prednisolon
38
Prednisolon
38
Prednisolon
38.1 Substanzklasse Glukokortikoide
38.2 Handelsnamen ▶ Prednisolut® 10 mg L/ 25 mg L/ 50 mg L/ 100 mg L/ 250 mg/ 500 mg/ 1000 mg: i. v., Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung.
38.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung. ▶ Die Dosierung richtet sich nach Art und Schwere des Krankheitsbildes sowie nach der individuellen Reaktion des Notfallpatienten. ▶ anaphylaktischer Schock nach primärer Epinephrin-Injektion: bei Erwachsenen 1000 mg und bei Kindern 250 mg Prednisolon i. v. applizieren; im Anschluss Volumensubstitution und ggf. Wiederholung der Epinephrin- und Prednisolon-Gabe
104
Indikation
In der Notfallmedizin: anaphylaktischer Schock, Hirnödem, akutes Asthma bronchiale, akute Abstoßungsreaktionen nach Organtransplantation, Pseudokrupp; weiterhin indiziert bei chronischen entzündlichen Erkrankungen.
Mittel der Wahl
1. Wahl bei einem anaphylaktischen Schock, zur Prophylaxe und Therapie bei beginnendem Hirnödem, schwerem akutem Asthmaanfall sowie bei Pseudokrupp.
Dosierung Erwachsene
Prednisolut® nach Fachinformation • 1. anaphylaktischer Schock: 1000 mg • 2. Hirnödem: 250 – 1000 mg Anfangsdosis; dann 8–16 mg Dexamethasondihydrogenphosphat i. v. in 2- bis 6-stündlichen Abständen • 3. akuter Asthmaanfall: 100–500 mg Anfangsdosis; dann Weiterbehandlung mit der gleichen oder einer niedrigeren Dosis in ca. 6-stündlichen Abständen.
Dosierung Kinder
• 1. anaphylaktischer Schock: 2 mg/kg KG • 2. akuter Asthmaanfall: 2 mg Prednisolon/kg KG, danach 1 bis 2 mg/kg KG alle 6 Stunden • 3. Pseudokrupp: 3–5 mg/kg KG; ggf. Wiederholung nach 2 bis 3 Stunden.
Kontraindikation
• Für die kurzfristige Anwendung bei vitaler Indikation gibt es keine Kontraindikationen! Bei längerfristiger Anwendung: • bekannte Überempfindlichkeitsreaktion • akute Infektionen, Tuberkulose und Hepatitiden • Impfungen mit Lebendimpfstoff • Magen-Darm-Ulzera • schwere Osteoporose • schwere Herzinsuffizienz • schwer einstellbarer Diabetes mellitus • schwer einstellbarer Hypertonus • chronisch-entzündliche Darmerkrankungen • Divertikulitis mit Perforationsgefahr
Cave
• Schwangerschaft und Stillzeit: nur nach sorgfältiger Nutzen-RisikoAbwägung. • In Einzelfällen wurden bei Anwendung von Prednisolut® schwere anaphylaktische Reaktionen mit Kreislaufversagen, Herzstillstand, Arrhythmien, Bronchospasmus und/oder Blutdruckabfall oder -anstieg beobachtet. • Perforationsgefahr bei entzündlichen Darmerkrankungen und enteralen Ulzera.
38 Prednisolon
38.6 Wechselwirkungen
38.4 Nebenwirkungen Bei langfristiger Anwendung: ▶ anaphylaktische Reaktionen mit Kreislaufversagen ▶ Herz-Kreislauf-Stillstand ▶ Arrhythmie ▶ Bronchospasmus ▶ Blutdruckabfall oder Blutdruckanstieg ▶ Exazerbation latenter Infektionen ▶ Depressionen und Gereiztheit ▶ Psychosen ▶ Schlafstörungen ▶ Glaukom ▶ Magen-Darm-Ulzera ▶ gastrointestinale Blutungen ▶ Pankreatitis ▶ Ödembildung ▶ Gewichtszunahme ▶ Diabetes mellitus ▶ erhöhtes Thromboserisiko
38.5 Wirkung Prednisolon ist der aktive Metabolit des Prednisons und wirkt wie das körpereigene Hydrokortison, das in der Nebennierenrinde produziert wird. ▶ antiphlogistische Wirkung: blockiert entzündliche Prozesse im ganzen Körper ▶ immunsuppressive Wirkung: verringert Aktivität des lymphatischen Gewebes mit Verkleinerung der Lymphozyten; senkt die Zahl eosinophiler Granulozyten und erhöht die Thrombozytenzahl ▶ antiproliferative Wirkung: unterdrückt Kollagen-Synthese und Fibroblastenbildung ▶ katabole Wirkung: fördert Eiweißabbau und somit Gluconeogenese ▶ diabetogene Wirkung: steigert hepatische Glykogenbildung und somit den Blutzuckerspiegel
38.6 Wechselwirkungen ▶ Die blutzuckersenkende Wirkung von oralen Antidiabetika und Insulin kann vermindert sein. ▶ verlängerte Wirkdauer von nicht-depolarisierenden Muskelrelaxanzien ▶ verminderte Wirkung von oralen Antikoagulanzien (Marcumar®) ▶ Rifampicin, Phenytoin, Carbamazepin, Barbiturate und Primidon → reduzieren Kortikoidwirkung ▶ Ketoconazol und Itraconazol → verstärken Kortikoidwirkung 105
Prednisolon
38
38.7 Besonderheiten
38.7 Besonderheiten Prednisolon geht in die Muttermilch über. Eine Schädigung des Säuglings ist bisher nicht bekannt. Trotzdem sollte die Indikation in der Stillzeit streng gestellt werden.
38.8 Lagerung Prinzipiell ist Prednisolut® in gelöster Form zum sofortigen Gebrauch bestimmt. In Ausnahmefällen kann die fertige Lösung zwischen 2 und 8 °C bis maximal 24 Stunden aufbewahrt werden. Limitierender Faktor ist hierbei die Sterilität.
106
39
Prednison
39.1 Substanzklasse
39 Prednison
39.4 Wechselwirkungen
Glukokortikoide (nicht halogeniert)
39.2 Handelsnamen ▶ Rectodelt® 100 Zäpfchen: rektal, 1 Zäpfchen enthält 100 mg Prednison
39.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ 1 Zäpchen tief in den Darm einführen ▶ maximal 1 Wiederholung: Die Gesamtdosis von 200 mg Prednison (2 Zäpchen) sollte nicht überschritten werden, da sonst schwere Nebenwirkungen auftreten können. Indikation
Bei Kindern: Pseudo-Krupp, Krupp, spastische Bronchitis
Mittel der Wahl
1. Wahl
Dosierung Säuglinge / Kinder
1 Zäpfchen, maximal 1 Wiederholung
Kontraindikation
Bei vitaler Indikation gibt es keine Kontraindikationen.
Cave
maximale Dosis (200 mg) nicht überschreiten
39.4 Wechselwirkungen ▶ Inhibitoren von CYP3A4 wie Ketoconazol und Itraconazol: Kortikoidwirkung verstärkt ▶ Induktoren von CYP3A4 wie Rifampicin, Phenytoin, Carbamazepin, Barbiturate, Primidon: Kortikoidwirkung vermindert ▶ Ephedrin: Metabolismus von Glukokortikoiden beschleunigt, Wirksamkeit vermindert ▶ ACE-Hemmstoffe: erhöhtes Risiko von Blutbildveränderungen ▶ Herzglykoside: Glykosidwirkung durch Kaliummangel verstärkt ▶ Kumarinderivate: Antikoagulanzienwirkung abgeschwächt ▶ Saluretika, Laxanzien: Kaliumausscheidung verstärkt ▶ Antidiabetika: Blutzuckersenkung vermindert ▶ nicht steroidale Antiphlogistika / Antirheumatika, Salicylate, Indometacin: Gefahr von Magen-Darm-Blutungen erhöht ▶ nicht depolarisierende Muskelrelaxanzien: länger anhaltende Muskelrelaxation ▶ Atropin, andere Anticholinergika: zusätzliche Augeninnendrucksteigerungen ▶ Praziquantel: Abfall der Praziquantel-Konzentration im Blut ▶ Chloroquin, Hydroxychloroquin, Mefloquin: erhöhtes Risiko für (Kardio-)Myopathien ▶ Somatropin: Wirkung von Somatropin vermindert ▶ Protirelin: TSH-Anstieg reduziert ▶ Ciclosporin: Blutspiegel von Ciclosporin erhöht, erhöhte Gefahr zerebraler Krampfanfälle
107
Prednison
39
39.5 Wirkung
39.5 Wirkung Prednison beeinflusst dosisabhängig den Stoffwechsel fast aller Gewebe. Nach der Applikation wird das resorbierte Prednison in der Leber größtenteils zu Prednisolon metabolisiert. Bei Atemwegsobstruktion beruht die Wirkung des Prednisons überwiegend auf: ▶ Hemmung entzündlicher Prozesse ▶ Unterdrückung oder Verhinderung von Schleimhautödemen ▶ Hemmung der Bronchialkonstriktion ▶ Hemmung bzw. Einschränkung der Schleimproduktion ▶ Herabsetzung der Schleimviskosität
39.6 Nebenwirkungen ▶ Bei der Akuttherapie sind keine Nebenwirkungen zu erwarten. Überempfindlichkeitsreaktionen auf den Wirkstoffsind jedoch möglich.
39.7 Besonderheiten ▶ Glukokortikoide können die Hautreaktionen auf Allergietests unterdrücken.
39.8 Lagerung ▶ nicht über 25 °C lagern
108
40
Promethazin
40.1 Substanzklasse Antihistaminika, Neuroleptika
40 Promethazin
40.3 Dosierung und Darreichungsform
40.2 Handelsnamen ▶ Atosil® Tropfen: 1 ml Lösung (ca. 20 Tropfen) enthält 20 mg Promethazin ▶ Atosil® Injektionslösung: 1 Ampulle à 2 ml enthält 50 mg Promethazin ▶ Promethazin-neuraxpharm® Tropfen / forte-Tropfen: 1 ml (ca. 20 Tropfen) enthält 20 mg Promethazin bzw. 100 mg bei forte-Tropfen ▶ Promethazin-neuraxpharm® Injektionslösung: 1 Ampulle à 2 ml enthält 50 mg Promethazin
40.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ Ältere oder geschwächte Patienten sowie Patienten mit Kreislauf- und Atemschwäche, hirnorganischen Veränderungen sowie gestörter Leber- oder Nierenfunktion erhalten i. d. R. die Hälfte der Dosierung. ▶ Verabreichung der i. v. Injektionslösung langsam über 2–5 min (nicht > 25 mg Promethazin/min) in eine großlumige Vene am liegenden Patienten unter Blutdruckund Atemkontrolle Indikation
akute Unruhe- und Erregungszustände bei psychiatrischer Grunderkrankung
Dosierung Erwachsene
• i. v.: 25 mg initial, • Wiederholung nach 2 h möglich, • Tagesgesamtdosis kann kurzfristig auf 200 mg pro Tag gesteigert werden • Tropfen: kurzfristig maximal 3–5-mal 40 Tropfen bzw. 2 ml Tropfen pro Tag (entsprechend bis zu 200 mg Promethazin pro Tag)
Dosierung Kinder
i. v.: 10–25 mg Promethazin als Einzeldosis Tagesgesamtdosis: max. 0,5 mg/kg KG Tropfen: initial 10 Tropfen bzw. 0,5 ml Tropfen (entsprechend 10 mg Promethazin)
Kontraindikation
• Kinder < 2 Jahre • bei forte-Tropfen Kinder und Jugendliche < 18 Jahre • angeborenes langes QT-Syndrom • akute Intoxikationen mit zentraldämpfenden Pharmaka und Alkohol • Kreislaufschock oder Koma • schwere Blutzell- und Knochenmarkschäden • bekanntes malignes Neuroleptika-Syndrom • Bronchialasthmatiker mit Sulfitüberempfindlichkeit (bei parenteraler Gabe)
Cave
• erhöhte Mortalität bei älteren Menschen mit Demenz-Erkrankung • Paravenöse Injektionen verursachen heftige Schmerzen. • KHK, Erregungsleitungsstörungen, Hypertonie, Bradykardie • gleichzeitige Behandlung mit Arzneimitteln, die ebenfalls das QT-Intervall verlängern oder eine Hypokaliämie hervorrufen können • Verdacht auf subkortikale Hirnschäden • Winkelblockglaukom • Hypokaliämie
109
Promethazin
40
40.4 Nebenwirkungen • Leukopenie und andere Erkrankungen des hämatopoetischen Systems • bekannte hirnorganische Erkrankungen und epileptische Anfälle • Patienten mit erhöhtem Schlaganfallrisiko • in Schwangerschaft oder Stillzeit nur bei strenger Indikationsstellung
40.4 Nebenwirkungen Sedierung EKG-Veränderung QT-Verlängerung Tachykardie Torsade de pointes paradoxe ZNS-Stimulation (insbes. bei älteren Patienten und Kindern) Atemdepression respiratorische Störung Temperaturerhöhung Leukopenie Thromboembolie Porphyrie malignes Neuroleptika-Syndrom Mydriasis: verschwommenes Sehen bei parenteraler und inhalativer Anwendung: Überempfindlichkeitsreaktionen v. a. bei Bronchialasthmatikern: Erbrechen, Diarrhoe, keuchende Atmung, akuter Asthmaanfall, Bewusstseinsstörung, Schock ▶ vermehrtes Durstgefühl ▶ verstopfte Nase ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
40.5 Wirkung Promethazin ist ein schwach potentes Neuroleptikum und potentes H1-Antihistaminikum. Es wirkt ▶ stark sedierend mit nur geringen antipsychotischen Eigenschaften, ▶ antihistaminerg, anticholinerg, antiserotonerg und membranstabilisierend. ▶ Zudem blockiert es α-Rezeptoren.
40.6 Wechselwirkungen ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
110
zentraldämpfende Pharmaka und Alkohol: gegenseitige Wirkungsverstärkung Antihypertonika: Blutdrucksenkung verstärkt Anticholinergika: anticholinerge Wirkung verstärkt Enzyminduktoren (z. B. Barbiturate, Carbamazepin): Metabolisierung des Neuroleptikums beschleunigt trizyklische Antidepressiva: Plasmakonzentration von trizyklischen Antidepressiva wird verstärkt Adrenalin: Blutdruckabfall (Adrenalinumkehr) Kombination mit MAO-Hemmstoffen ist nicht zu empfehlen: Hinweise auf Hypertension und Verstärkung von extrapyramidalmotorischen Nebenwirkungen Zu vermeiden ist die gleichzeitige Einnahme von Arzneimitteln, die das QT-Intervall verlängern, zu Hypokaliämie führen oder den hepatischen Abbau von Promethazin hemmen.
40.7 Besonderheiten ▶ Bei Überdosierung Gefahr eines anticholinergen Syndroms (Antidot: Physostigmin). ▶ Injektionslösung nicht mit anderen Injektions- oder Infusionslösungen mischen. ▶ Promethazin kann das Reaktionsvermögen beeinflussen.
40 Promethazin
40.8 Lagerung
40.8 Lagerung ▶ Tropfen sollten nach Anbruch im Kühlschrank (bei 2–8 °C) aufbewahrt werden: Haltbarkeit beträgt 12 Wochen. Wird das Präparat nach Anbruch bei Raumtemperatur (nicht > 25 °C) aufbewahrt, sind die Tropfen 6 Wochen haltbar. ▶ Injektions-Ampullen vor Licht geschützt aufbewahren
111
Propofol
41
Propofol
41
Propofol
41.1 Substanzklasse Anästhetikum
41.2 Handelsnamen ▶ Disoprivan® 1 % bzw. 2 % Emulsion zur Injektion / Infusion: i. v., 1 ml enthält 10 mg bzw. 20 mg Propofol ▶ Propofol-Lipuro 10 mg/ml bzw. 20 mg/ml Emulsion zur Injektion / Infusion: i. v., 1 ml enthält 10 mg bzw. 20 mg Propofol ▶ Propofol-ratiopharm® MCT 20 mg/ml Emulsion zur Injektion / Infusion: i. v., 1 ml enthält 20 mg Propofol
41.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ Kinder zwischen 1 Monat und 3 Jahren sollten 10 mg/ml-Injektionslösung erhalten, ab 3 Jahren sind auch 20 mg/ml möglich. Die Dosis sollte dem Alter und / oder dem Körpergewicht angepasst werden. ▶ Narkoseeinleitung: Erwachsene > 55 Jahre oder Patienten mit kardialer Vorschädigung benötigen i. d. R. eine geringere Dosierung (20 mg Propofol alle 10 s bzw. 1 mg/kg KG); rasche Injektion vermeiden. ▶ Narkoseaufrechterhaltung: Erwachsene > 55 Jahre oder Patienten mit kardialer Vorschädigung: ca. 4 mg/kg KG/h
112
Indikation
Einleitung und Aufrechterhaltung einer Allgemeinanästhesie
Sedierung beatmeter Patienten
Mittel der Wahl
1. Wahl
1. Wahl
Dosierung Erwachsene
Narkoseeinleitung: titrieren ca. alle 10 s 20–40 mg bzw. 1,5–2,5 mg/kg KG Narkoseaufrechterhaltung: 4 mg/kg KG/h oder als wiederholte Bolusinjektion: 25–50 mg
Dosis richtet sich nach der gewünschten Sedierungstiefe. Einleitung: 0,5–1 mg/kg KG über 1–5 min Aufrechterhaltung: je nach erwünschter Sedierungstiefe: 1,5–4 mg/kg KG/h
Dosierung Kinder
langsam titrieren, bis erwünschte Wirkung erreicht ist Narkoseeinleitung: > 8 Jahre: ca. 2,5 mg/kg KG, < 8 Jahre: höhere Dosis kann nötig sein: 2,5–4 mg/kg KG Narkoseaufrechterhaltung: > 8 Jahre: 9–15 mg/kg KG/h < 8 Jahre: höhere Dosis kann nötig sein
Dosis richtet sich nach der gewünschten Sedierungstiefe. ab 3 Jahre: Einleitung: 1–2 mg/kg/KG Aufrechterhaltung: je nach erwünschter Sedierungstiefe: 1,5–4 mg/kg KG/h
Kontraindikation
kontraindiziert bei Überempfindlichkeit gegenüber Soja oder Erdnuss sowie gegenüber Propofol oder einem der sonstigen Bestandteile
Cave
• nach Applikation Herz-Kreislauf- sowie Atemfunktionen kontinuierlich überwachen • Propofol-Infusions-Syndrom (darf nicht länger als 7 Tage angewendet werden) • Herz-, Atem-, Nieren-, Leberfunktionsstörungen; Epilepsie • Hypovolämie oder geschwächte Patienten • Fettstoffwechselstörungen sowie Krankheiten, bei denen fetthaltige Emulsionen mit Zurückhaltung verabreicht werden sollten • erhöhter intrakranieller Druck und erniedrigter arterieller Druck • zeitgleiche Anwendung von Arzneimitteln, die das Herzzeitvolumen verringern • in Schwangerschaft und Stillzeit nur bei strenger Indikationsstellung • Propofol ist ausschließlich zur 1-maligen Gabe und für 1 Patienten gedacht (enthält keine antimikrobiellen Konservierungsmittel und ist nach dem Öffnen zeitnah zu applizieren)
41 Propofol
41.6 Wechselwirkungen
41.4 Nebenwirkungen ▶ Während Einleitung: Bradykardie und Blutdruckabfall ▶ Anaphylaxie, wie Angioödem, Bronchospasmus, Erythem oder Hypotonie ▶ Propofolinfusionssyndrom (Laktatazidose, Rhabdomyolyse, akutes Nierenversagen, Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen) ▶ Hyperkaliämie ▶ euphorische Stimmung ▶ Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen während Aufwachphase ▶ epileptiforme Bewegungen (Krampfanfälle, Opisthotonus) ▶ Hyperlipidämie ▶ lokale Schmerzen an Injektionsstelle bei Einleitung ▶ Lungenödem ▶ Herzrhythmusstörungen, Bradykardie, Hypotonie, Herzversagen ▶ Phlebitis ▶ vorübergehende Apnoe während Einleitung
41.5 Wirkung ▶ Der Wirkmechanismus ist nicht vollständig bekannt. Vermutlich beruht die anästhetische und sedierende Wirkung auf einer positiven Modulation der hemmenden Wirkung des GABA-Neurotransmitters über GABAA-Rezeptoren.
41.6 Wechselwirkungen ▶ gleichzeitige Anwendung von Arzneimitteln zur Prämedikation, Inhalationsanästhetika oder Analgetika: Verstärkung der anästhetischen Wirkung und kardiovaskulären Nebenwirkungen von Propofol ▶ Benzodiazepine, Parasympatholytika, Inhalationsnarkotika: verlängerte Narkosedauer und langsamere Atemfrequenz ▶ Opioide: Sedative Wirkung von Propofol kann verstärkt und verlängert sein und Apnoe kann gehäuft und zeitlich verlängert auftreten. ▶ Gleichzeitige Gabe von zentralnervös dämpfenden Substanzen (z. B. Alkohol, Arzneimittel für die Allgemeinanästhesie oder narkotisierend wirkende Analgetika) führt zu einer Steigerung ihrer sedierenden Effekte.
113
Propofol
41
41.7 Besonderheiten
▶ Wird Propofol mit parenteral verabreichten zentral depressiv wirkenden Arzneimitteln kombiniert, ist eine verminderte respiratorische und kardiovaskuläre Funktion zu erwarten. ▶ Fentanyl: Erhöhung des Propofol-Blutspiegels und vermehrtes Auftreten von Apnoe ▶ Suxamethonium, Neostigmin: Bradykardie und Herzstillstand ▶ Cyclosporin: Leukoenzephalopathien ▶ Geringere Dosen können nötig sein, wenn Allgemeinanästhesie zusammen mit regionaler Anästhesie erfolgt.
41.7 Besonderheiten ▶ kurze Wirkdauer: 4–8 min ▶ Wirkung von Propofol ist nur hypnotisch und nicht analgetisch. ▶ Eine versehentliche Überdosierung kann zu kardiorespiratorischer Depression führen. Bei Atemdepression sollte eine Sauerstoff-Beatmung erfolgen. Die kardiovaskuläre Depression kann durch Tieflagern des Kopfes und in schwerwiegenden Fällen durch die Gabe von Plasmaexpandern und von gefäßverengenden Medikamenten behandelt werden. ▶ 24 h nach Anwendung nicht stillen
41.8 Lagerung ▶ nicht über 25 °C lagern, nicht einfrieren
114
Wirkstoff Ranitidin
Substanzklasse H2-Rezeptorantagonist
Handelsnamen ▶ Ranitidin 150 / 300 Heumann: p.o., Filmtablette mit 150 mg bzw. 300 mg Ranitidin als Hydrochlorid ▶ Ranitidin-ratiopharm® 50 mg / 5 ml Injektionslösung: i.v., jede 5-ml-Ampulle Injektionslösung enthält 50 mg Ranitidin als Hydrochlorid Dosierung und Darreichungsform ▶ Dosierung bei Duodenal- und magensäurebedingten Ulzera: bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren mit normaler Nierenfunktion 1 bis 2 mal tägliche Einnahme bis maximal 600 mg unabhängig von den Mahlzeiten ▶ zur Rezidivprophylaxe von Duodenal- und benignen Magenulzera: 1 Filmtablette Ranitidin 150 mg vor dem Schlafengehen ▶ bei i.v.-Gabe: 5 ml Injektionslösung 50 mg / 5 ml (entsprechend 50 mg Ranitidin) werden über 2 Minuten injiziert. ▶ Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion sollten Einzeldosen von 25 mg bzw. Tagesdosen von 75–100 mg erhalten. ▶ INDIKATION
Ranitidin wird generell zur Behandlung von Magen- und Darmgeschwüren, bei der gastroösophagealen Refluxkrankheit, Magenbrennen, als Magenschutz, beim Zollinger-Ellison-Syndrom und zur Helicobacter-pylori-Eradikation eingesetzt. In der Notfallmedizin: Als Sofortmaßnahme zur Behandlung des anaphylaktischen Schocks und zur Narkosevorbehandlung zur Verhütung der Säureaspiration und Prophylaxe stressbedingter Blutungen von Magen und Duodenum bei schwerkranken Patienten.
Mittel der Wahl
▶ Mittel der Wahl bei Anaphylaxie ▶ Mittel der 3. Wahl als additive Therapie bei schweren und therapieresistenen Anaphylaxien
Dosierung Erwachsene 50 mg i.v. über 2 Minuten Dosierung Kinder
KONTRAINDIKATION
CAVE
Bei Kindern und Säuglingen kann Ranitidin 50 mg / 5 ml als langsame i. v.-Injektion bis zu einem Maximum von 50 mg alle 6–8 Stunden verabreicht werden.
▶ relative Kontraindikation bei Schwangerschaft und Geburt, da keine Daten zu etwaigen Nebenwirkungen vorliegen ▶ Überempfindlichkeit gegenüber Ranitidin ▶ bei akuten hepatischen Porphyrien ▶ Stillzeit: Substanz geht in die Milch über. Bislang fehlen Daten / Studien zu möglichen Auswirkungen für das Kind. ▶ bei schneller Injektion Bradykardie möglich ▶ Dosisreduktion bei NiereninsufÏzienz
Auf dieser Medikamentenkarte sind nur die wichtigsten Wirkungen, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Kontraindikationen aufgeführt.
aus retten! 1• 2020
Wirkstoff Ranitidin
Substanzklasse H2-Rezeptorantagonist
Nebenwirkung ▶ Übelkeit, Erbrechen ▶ Obstipation ▶ Hautausschlag ▶ Kopfschmerzen ▶ Schwindel ▶ Müdigkeit Wirkung ▶ Ranitidin hemmt die Ausschüttung von Magensäure und Pepsin im Magen. Die Wirkungen beruhen auf dem Antagonismus an Histamin-H2-Rezeptoren. Die Wirkdauer liegt bei etwa 12 Stunden. ▶ Die Eliminationshalbwertszeit beträgt beim Nierengesunden nach intravenöser Gabe durchschnittlich 2–2,5 Stunden. Beim niereninsufÏzienten Patienten ist sie auf das 2- bis 3-fache verlängert. Wechselwirkungen ▶ Arzneimittel-Wechselwirkungen sind an der Niere mit anderen organischen Kationen möglich. ▶ Die Anhebung des Magen-pH-Werts kann die Bioverfügbarkeit anderer Arzneimittel beeinflussen. ▶ Weitere Interaktionen können mit Vitamin-K-Antagonisten und Sucralfat auftreten. Besonderheiten ▶ kann durch Müdigkeit die Fahrtauglichkeit herabsetzen ▶ ist dialysierbar ▶ hemmt die Cytochrom-P450-Oxygenase ▶ Für die Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit gibt es bislang keine Daten. Lagerung Die chemische und physikalische Stabilität der gebrauchsfertigen i.v.-Zubereitung wurde für 24 Stunden bei 25°C nachgewiesen. Ungeöffnet liegt die Haltbarkeit bei 2 Jahren.
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aus retten! 1• 2020
42.4 Wirkung
Reproterol
Reproterol
42
42
42.1 Substanzklasse Broncholytikum (β2-Sympathomimetikum)
42.2 Handelsnamen ▶ Bronchospasmin® Injektionslösung: i. v.: 1 ml Ampulle = 0,09 mg Reproterolhydrochlorid
42.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ ▶ ▶ ▶
i. v. Gabe langsam über 30–60 s bei Erwachsenen Wiederholung möglich, jedoch frühestens nach 10–15 min kontinuierliches Überwachen der klinischen Parameter nötig für Säuglinge ab 3 Monaten, Klein- und Schulkinder: 1 ml Injektionslösung mit 14 ml physiologischer Kochsalzlösung aufziehen
Indikation
bronchospastischer Anfall
Status asthmaticus
Dosierung Erwachsene
90 µg (0,09 mg) langsam i. v.
Dosierung Säuglinge / Kinder (siehe Dosierungstabelle (S. 116))
1,2 µg/kg KG (0,0012 mg/kg KG) langsam i. v.
Kontraindikation
• schwere Hyperthyreose • hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie • Phäochromozytom • Engwinkelglaukom
Cave
• Schwangerschaft und Stillzeit: Strenge Indikationsstellung v. a. im 1. Trimenon und kurz vor der Geburt (wehenhemmender Effekt), es ist nicht bekannt, ob die Substanz in die Muttermilch übergeht. • frischer Herzinfarkt • tachykarde Herzrhythmusstörungen • schwere koronare Herzkrankheit • gleichzeitige Verabreichung von Diuretika und Digitalisglykosiden • Leber- und Niereninsuffizienz • Myokarditis • Wolff-Parkinson-White-Syndrom • Hypokaliämie
42.4 Wirkung ▶ Die Relaxation der glatten Muskulatur ist dosisabhängig: Es kommt zum Erschlaffen der glatten Muskulatur in den Bronchien, Blutgefäßen und im Uterus. ▶ Eine Stimulation der β1-Rezeptoren erfolgt erst bei höheren Dosen (Steigerung der Herzfrequenz und Kontraktionskraft). ▶ Reproterol hat in hohen Dosen auch einen Effekt auf die quergestreifte Muskulatur (Tremor).
115
Reproterol
42
42.5 Nebenwirkungen
42.5 Nebenwirkungen ▶ ▶ ▶ ▶
feinschlägiger Tremor v. a. bei erhöhter Empfindlichkeit und / oder höherer Dosis Tachykardien (insbesondere bei hoher Dosierung) Herzklopfen v. a. bei erhöhter Empfindlichkeit und / oder höherer Dosis ventrikuläre Extrasystolie und pektanginöse Beschwerden (v. a. bei hoher Dosis)
42.6 Wechselwirkungen ▶ zeitgleiches Anwenden anderer β-Sympathomimetika: verstärkte Nebenwirkungen möglich, ohne dass ein besserer therapeutischer Effekt gesichert ist ▶ β-Blocker: gegenseitige Wirkungsabschwächung ▶ Methylxanthine (z. B. Theophyllin) und β-Sympathomimetika: Wirkungsverstärkung von Reproterol und erhöhtes Risiko unerwünschter Nebenwirkungen (Tachykardie, Arrhythmie).
42.7 Besonderheiten ▶ Reproterol kann bei Dopingkontrollen zu positiven Ergebnissen führen.
42.8 Lagerung keine besonderen Lagerungshinweise
42.9 Dosierungstabelle Kinder ▶ gilt für Säuglinge ab 3 Monaten, Klein- und Schulkinder ▶ 1 ml Injektionslösung mit 14 ml physiologischer Kochsalzlösung aufziehen. ▶ 1 ml dieser Lösung enthält 6 µg (0,006 mg) Reproterolhydrochlorid und ist somit für jeweils 5 kg KG ausreichend. KG
über 30–60 s langsam i. v.
5 kg
6 µg
10 kg
12 µg
15 kg
18 µg
20 kg
24 µg
25 kg
30 µg
30 kg
36 µg
35 kg
42 µg
40 kg
48 µg
1,2 µg/kg KG (0,0012 mg/kg KG)
116
43
Rocuroniumbromid
43.1 Substanzklasse Muskelrelaxans
43.2 Handelsnamen
43 Rocuroniumbromid
43.3 Dosierung und Darreichungsform
▶ Esmeron® 50 mg/5 ml Injektionslösung: i. v., 1 Ampulle à 5 ml enthält 50 mg Rocuroniumbromid
43.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ Dosierung ist individuell auf den Patienten abzustimmen. ▶ Bei übergewichtigen oder adipösen Patienten sollte man das fettfreie Körpergewicht zur Dosisberechnung heranziehen. Indikation
Relaxierung der quergestreiften Muskulatur (z. B. zur endotrachealen Intubation)
Mittel der Wahl
1. Wahl
Dosierung Erwachsene / Säuglinge / Kinder
0,6 mg/kg KG i. v.; Repetitionsdosis: 0,15 mg/kg KG Für Blitzeinleitung wird 1–1,5 mg/kg KG i. v. empfohlen; nach 60 s herrschen geeignete Intubationsbedingungen.
Kontraindikation
• künstliche Beatmung nicht möglich • Überempfindlichkeit gegenüber Wirkstoff oder sonstigen Bestandteilen der Lösung.
Cave
• Überempfindlichkeit gegenüber anderen Muskelrelaxanzien • neuromuskuläre Erkrankungen, v. a. Myasthenia gravis, LambertEaton-Syndrom und vorausgegangene Poliomyelitis • schwere kardiovaskuläre Erkrankungen • vorausgegangene Intubation mit Suxamethonium • schwere Leber- und / oder Gallenwegserkrankungen, Niereninsuffizienz • verlängerte Kreislaufzeit (z. B. kardiovaskuläre Erkrankungen, hohes Alter, Ödeme mit vergrößertem Verteilungsvolumen) • Hypothermie • Verbrennungen • Hypokaliämie, Hypermagnesiämie, Hypokalzämie, Hypoproteinämie • Dehydratation • Azidose, Hyperkapnie • Kachexie • Patienten mit erhöhtem Risiko für Restcurarisierung • Patienten > 65 Jahre, Neugeborene, Kleinkinder und Kinder < 11 Jahre • in Schwangerschaft und Stillzeit nur bei strenger Indikationsstellung
117
Rocuroniumbromid
43
43.4 Wirkung
43.4 Wirkung Rocuroniumbromid ist ein nicht depolarisierendes Muskelrelaxans bzw. ein Antagonist der nikotinergen Acetylcholin-Rezeptoren (nAChR). ▶ Rocuroniumbromid bindet an der motorischen Endplatte an nikotinerge Acetylcholin-Rezeptoren. ▶ Dadurch können Natrium-Ionen nicht einströmen und eine Depolarisation in der Muskelzelle bleibt aus. ▶ Die Wirkdauer beträgt 30–50 min.
43.5 Nebenwirkungen ▶ Tachykardie, Hypotonie ▶ Arzneimittel wirkungslos oder Effekt vermindert / erhöht ▶ verlängerte neuromuskuläre Blockade (Skelettmuskelschwäche, Muskellähmung mit Ateminsuffizienz oder Apnoe) ▶ verzögerte Erholung von Narkose ▶ Überempfindlichkeit, anaphylaktische / anaphylaktoide Reaktion (Bronchospasmus, kardiovaskuläre Veränderungen, wie Hypotonie, Tachykardie, Kreislaufkollaps und -schock ▶ Gesichtsödeme ▶ Hautveränderungen (z. B. Angioödem, Urtikaria) ▶ Atemwegskomplikation ▶ lokale / systemische Histaminfreisetzung durch Muskelrelaxans möglich ▶ Schmerzen oder Reaktion an der Injektionsstelle
43.6 Wechselwirkungen ▶ Wirkungssteigerung durch: halogenierte Inhalationsanästhetika, nach Intubation mit Suxamethonium, Langzeitanwendung in Kombination mit Kortikosteroiden, Antibiotika (Aminoglykoside, Linkosamide, Polypeptid-Antibiotika, Azylaminopenicilline), Diuretika, Chinidin, Chinin, Magnesiumsalze, Kalziumkanalblocker, Lithiumsalze, Lokalanästhetika (Lidocain i. v., Bupivacain epidural), kurzfristige Gabe von Phenytoin oder β-Blockern ▶ Nach postoperativer Verabreichung von Aminoglykosiden, Linkosamiden, Polypeptiden, Azylaminopenizillinen, Chinidin, Chinin und Magnesiumsalzen: Recurarisierung möglich ▶ Wirkungsabschwächung durch: Neostigmin, Pyridostigmin, vorherige chronische Gabe von Phenytoin oder Carbamazepin. ▶ Kombination mit anderen nicht depolarisierenden Muskelrelaxanzien kann zur Abschwächung oder Verstärkung der neuromuskulären Blockade führen. ▶ Vorherige Gabe von Suxamethonium kann neuromuskuläre Blockade abschwächen oder verstärken.
43.7 Besonderheiten ▶ Antidot: Sugammadex (Bridion®) kann die neuromukulären Blockade durch Rocuronium dosisabhängig innerhalb von 60–90 s reversieren. Anders als bei den Antagonisten (s. u.) ist dies auch aus der tiefen neuromuskulären Blockade heraus möglich. ▶ Antagonisten: Neostigmin, Pyridostigmin, Edrophonium
118
43.8 Lagerung ▶ kühl lagern (2–8 °C) ▶ nach Entnahme nicht mehr im Kühlschrank aufbewahren ▶ nach Unterbrechung der Kühlkette ist Rocuronium 3 Monate bei Raumtemperatur (z. B. im Ampullarium) haltbar.
43.9 Dosierungstabelle
43 Rocuroniumbromid
43.9 Dosierungstabelle
Relaxierung der quergestreiften Muskulatur (z. B. zur endotrachealen Intubation): 0,6 mg/kg KG i. v. (10 mg/ml) KG
mg
ml
3 kg
1,8 mg
0,18 ml
5 kg
3 mg
0,3 ml
10 kg
6 mg
0,6 ml
15 kg
9 mg
0,9 ml
20 kg
12 mg
1,2 ml
25 kg
15 mg
1,5 ml
30 kg
18 mg
1,8 ml
35 kg
21 mg
2,1 ml
40 kg
24 mg
2,4 ml
45 kg
27 mg
2,7 ml
50 kg
30 mg
3 ml
55 kg
33 mg
3,3 ml
60 kg
36 mg
3,6 ml
65 kg
39 mg
3,9 ml
70 kg
42 mg
4,2 ml
75 kg
45 mg
4,5 ml
80 kg
48 mg
4,8 ml
85 kg
51 mg
5,1 ml
90 kg
54 mg
5,4 ml
95 kg
57 mg
5,7 ml
100 kg
60 mg
6 ml
119
Salbutamol
44
Salbutamol
44
Salbutamol
44.1 Substanzklasse Broncholytikum, β-Sympathomimetikum
44.2 Handelsnamen ▶ Sultanol® Inhalationslösung für einen Vernebler: Inhalation, 1 ml enthält 5 mg Salbutamol ▶ Sultanol®/-forte Fertiginhalat Lösung für einen Vernebler: Inhalation, 1 Kunststoffampulle enthält 2,5 ml mit 1,25 mg bzw. 2,5 mg Salbutamol ▶ Broncho Inhalat Lösung zur Inhalation mit elektrischen Verneblergeräten: Inhalation, 1 ml enthält 5 mg Salbutamol
44.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ Sultanol® Inhalationslösung: • Erwachsene: 1 Einzeldosis mit 1,25–2,5 mg Salbutamol (5–10 Tropfen bzw. 0,25–0,5 ml). • Kinder (4–11 Jahre): 1 Einzeldosis mit 0,25–0,5 mg Salbutamol/Lebensjahr (1–2 Tropfen/Lebensjahr), Höchstdosis: 2 mg Salbutamol (8 Tropfen) ▶ Sultanol® / -forte Fertiginhalat Lösung: • Erwachsene und Kinder ab 4 Jahre: 1 Einzeldosis entspricht 1 Kunststoffampulle mit 1,25 mg Salbutamol bzw. Erwachsene auch 2,5 mg Salbutamol ▶ Broncho Inhalat Lösung: • Erwachsene und Kinder ab 8 Jahre: 1 Einzeldosis mit 1,25–2,5 mg Salbutamol (5–10 Tropfen bzw. 0,25–0,5 ml) • Kinder < 8 Jahre: 1 Einzeldosis mit 0,25 mg Salbutamol/Lebensjahr (1 Tropfen/Lebensjahr), Höchstdosis: 2 mg Salbutamol (8 Tropfen) ▶ Eine weitere Einzeldosis ist nach 5–10 min möglich. ▶ Die Tageshöchstdosis für Erwachsene beträgt 15 mg und für Kinder 7,5 mg Salbutamol. ▶ Die geeignete Tropfenzahl wird mit 3 ml steriler physiologischer Kochsalzlösung verdünnt und mit einem elektrischen Aerosolgerät inhaliert.
120
Indikation
Bronchospasmus mit reversibler Komponente bei Asthma bronchiale und COPD
Mittel der Wahl
1. Wahl
Dosierung Erwachsene
1,25–2,5 mg Salbutamol (5–10 Tropfen bzw. 0,25–0,5 ml oder 1 Kunststoffampulle)
Dosierung Kinder
4–11 Jahre: 0,25 mg Salbutamol/Lebensjahr (1 Tropfen/Lebensjahr), maximal 2 mg Salbutamol (8 Tropfen) oder 1 Kunststoffampulle mit 1,25 mg Salbutamol
Kontraindikation
Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff
Cave
• Laktatazidose in Kombination mit hohen Dosen von kurzwirksamen β-Sympathomimetika möglich. • paradoxer Bronchospasmus mit sofortiger Verstärkung des Giemens möglich • Die Wirkung von vernebeltem Salbutamol ist bei Säuglingen und Kleinkindern < 18 Monaten nicht immer gewährleistet.
• schwere Herzerkrankung (z. B. frischer Herzinfarkt, KHK, Kardiomyopathie) • Einnahme von Herzglykosiden • schwere und unbehandelte Hypertonie • Aneurysmen • Hyperthyreose • schwer kontrollierbarer Diabetes mellitus • Phäochromozytom • gleichzeitige Behandlung mit Anticholinergika bei Engwinkelglaukom • in Schwangerschaft und Stillzeit nur bei strenger Indikationsstellung
44 Salbutamol
44.6 Wechselwirkungen
44.4 Nebenwirkungen ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
Tachykardie und Extrasystolen Tremor Kopfschmerzen Muskelkrämpfe Übelkeit Schwindel periphere Vasodilatation Laktatazidose myokardiale Ischämie
44.5 Wirkung ▶ Salbutamol ist ein direkt wirkendes β-Sympathomimetikum und überwiegend β2-Rezeptor-selektiv. ▶ Durch Salbutamol erschlafft u. a. die glatte Muskulatur in den Bronchien und Blutgefäßen: • es kommt zur Bronchodilatation ▶ Es hemmt die Freisetzung von Mediatoren aus den Mastzellen.
44.6 Wechselwirkungen ▶ Procarbazin kann zusammen mit Salbutamol hypertone Reaktionen auslösen. ▶ Mutterkornalkaloide (Ergotamin) können in Kombination mit Salbutamol vasokonstriktorische oder -dilatatorische Reaktionen auslösen. ▶ β-Rezeptorenblocker und Salbutamol schwächen gegenseitig ihre Wirkung ab. ▶ Antidiabetika: verminderte Blutzuckersenkung möglich ▶ Sympathomimetika und Salbutamol verstärken gegenseitig ihre Wirkung und erhöhen Risiken für unerwünschte Wirkungen. ▶ Methylxanthine (z. B. Theophyllin) und Salbutamol verstärken gegenseitig ihre Wirkung und erhöhen Risiken für unerwünschte Wirkungen; Hypokaliämie wird verstärkt. ▶ Digitalisglykoside erhöhen das Risiko für unerwünschte Wirkungen; Hypokaliämie wird verstärkt. ▶ Halogenierte Anästhetika (z. B. Halothan, Methoxyfluran, Enfluran) erhöhen das Risiko für schwere Herzrhythmusstörungen und Blutdrucksenkung. Salbutamol sollte daher mind. 6 h vor Narkosebeginn nicht mehr angewendet werden. ▶ Kortikoide und Diuretika verstärken eine Hypokaliämie. ▶ L-Dopa, L-Thyroxin, Oxytocin und Alkohol beeinflussen die Herz-Kreislauf-Regulation. ▶ Monoaminooxidasehemmer und trizyklische Antidepressiva verstärken die Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System. 121
Salbutamol
44
44.7 Besonderheiten
44.7 Besonderheiten ▶ Bei hoch dosierter Behandlung sind Hypokaliämie und Hyperglykämie möglich. ▶ Die Anwendung des Arzneimittels kann bei Dopingkontrollen zu positiven Ergebnissen führen.
44.8 Lagerung ▶ Nicht über 25 °C lagern. Die Kunststoffampullen (Sultanol /-forte Fertiginhalat) können nach dem Öffnen vor Licht geschützt 3 Monate aufbewahrt werden.
122
45
Simeticon
45.1 Substanzklasse
45 Simeticon
45.5 Nebenwirkungen
Karminativum (Entschäumer)
45.2 Handelsnamen ▶ sab simplex® Suspension: p. o.: 1 ml (ca. 25 Tropfen) = 69,19 mg Simeticon ▶ Espumisan® Emulsion: p. o.: 1 ml = 40 mg Simeticon, Spezialpackung mit Dosierpumpe: 3 Pumpstöße (ca. 4 ml) = 160 mg Simeticon ▶ Lefax® Pump-Liquid Suspension: p. o.: 1 ml (2 Pumpstöße) = 41,2 mg Simeticon
45.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ Dosierung erfolgt nach Schwere der Vergiftung: • sab simplex® Suspension: mindestens 5 ml • Espumisan® Emulsion: Erwachsene: 10–20 ml (8–15 Pumpstöße), Kinder: 2,5–10 ml (2–8 Pumpstöße) • Lefax® Pump-Liquid Suspension: Erwachsene: 10–20 ml (20–40 Pumpstöße), Kinder: 2,5–10 ml (5–20 Pumpstöße) Indikation
Intoxikation mit Tensiden (Handgeschirrspülmittel, Waschmittel, Weichspüler, Flüssigseifen)
Mittel der Wahl
1. Wahl
Dosierung Erwachsene
5–20 ml
Dosierung Säuglinge / Kinder
2,5–10 ml
Kontraindikation
Überempfindlickeit gegenüber Wirkstoff oder anderen Bestandteilen
Cave
• Lefax® Pump-Liquid Suspension enthält Sorbinsäure und Kaliumsorbat, die lokale Hautreizungen (z. B. Kontaktdermatitis) auslösen können. • 5 ml sab simplex® Suspension enthält 13,8 mg Natrium, was bei Personen mit natriumarmer / kochsalzarmer Diät zu beachten ist.
45.4 Wirkung Die Wirkung von Simeticon ist rein physikalisch: ▶ Es senkt die Oberflächenspannung von Schaumbläschen: • schon vorhandene Schäume zerfallen • Schaumbildung im Gastrointestinaltrakt wird verhindert
45.5 Nebenwirkungen ▶ keine bekannt
123
Simeticon
45
45.6 Wechselwirkungen
45.6 Wechselwirkungen ▶ keine bekannt
45.7 Besonderheiten ▶ Simeticon wird aufgrund seiner entschäumenden Wirkung auch bei Meteorismus eingesetzt. Gut geeignet bei der sog. 3-Monats-Kolik und bei verstärktem postoperativem Meteorismus. ▶ Simeticon wird nach oraler Gabe nicht resorbiert und nach Passage des MagenDarm-Trakts unverändert ausgeschieden.
45.8 Lagerung ▶ Lefax® Pump-Liquid Suspension nicht über 30 °C lagern
124
Wirkstoff Sufentanil
Substanzklasse Opioid-Analgetikum, Injektionsanästhetikum
Handelsnamen ▶ Sufentanil 10 mg / 2 ml Curamed, Sufentanil 50 mg / 10 ml Curamed: i. v., epidural, 1 ml Injektionslösung enthält 0,005 mg Sufentanil (entsprechend 0,0075 mg Sufentanilcitrat) ▶ Sufentanil-ratiopharm® 0,05 mg / 10 ml, – 0,01 mg / 2 ml: i. v., epidural, jede Ampulle mit 10 ml bzw. 2 ml Injektionslösung enthält 0,05 mg bzw. 0,01 mg Sufentanil (0,005 mg) als Sufentanilcitrat
INDIKATION
In der Notfallmedizin: Bei allen medizinischen Maßnahmen, bei denen endotrache ale Intubation und Beatmung durchgeführt werden, ist Sufentanil als analgetische Komponente während Einleitung und Aufrechterhaltung von Kombinations narkosen indiziert.
Mittel der Wahl
1. Wahl bei der Einleitung und Aufrechterhaltung einer Kombinationsnarkose.
Dosierung Erwachsene nach den Empfehlungen der DGAI 1 als analgetische Komponente in Kombinationsnarkosen: initial 0,15–0,7 μg / kg i. v. + 0,15 μg / kg i. v. repetitiv
Dosierung Kinder
KONTRAINDIKATION
CAVE
als analgetische Komponente in Kombinationsnarkosen: ▶ Einleitungsdosis: als langsame Bolusinjektion mit 0,2–0,5 μg / kg KG über 30 Sekunden oder länger ▶ Erhaltungsdosis: 0,1–1μg / kg Körpergewicht bis zu einem Maximum von 5 μg / kg Körpergewicht ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
Schwangerschaft und Geburt, da Risiko der Atemdepression beim Kind besteht Überempfindlichkeit gegenüber Sufentanil oder anderen Opioiden Atemdepression ohne Beatmung gleichzeitige Behandlung mit MAO-Hemmern erhöhter intrakranialer Druck oder Schädel-Hirn-Trauma, wenn nicht beatmet wird Hypovolämie und Hypotension Myasthenia gravis intraoperative Herdlokalisation bei Epileptikern bei akuten hepatischen Porphyrien
▶ Schwangerschaft und Stillzeit: kontraindiziert, 24 Stunden nach der letzten i.v. Gabe kann laut Fachinformation wieder gestillt werden. Substanz geht in die Milch über. Eine Schädigung des Säuglings ist bisher nicht bekannt geworden. ▶ Sufentanil hat eine streng dosisabhängige atemdepressive Wirkung, die speziell bei älteren Patienten verlängert sein kann. ▶ Bei Neugeborenen ist schon nach niedrigen Dosen mit einer Atemdepression zu rechnen. Die Sicherheit und Wirksamkeit von Sufentanil-ratiopharm® bei Kindern jünger als 1 Jahr ist bisher noch nicht erwiesen. ▶ Prostatahypertrophie mit Restharnbildung ▶ Gallenwegserkrankungen ▶ obstruktive und entzündliche Darmerkrankungen ▶ erhöhte zerebrale Krampfbereitschaft, Bradyarrhythmie ▶ früherer Drogenmissbrauch und -abhängigkeit ▶ Phäochromozytom
Auf dieser Medikamentenkarte sind nur die wichtigsten Wirkungen, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Kontraindikationen aufgeführt.
aus retten! 3• 2019
1 https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/001-030l_S1_Praehospitale_Notfallnarkose_Erwachsene_2015-03.pdf
Dosierung und Darreichungsform ▶ Die Dosierung von Sufentanil muss aufgrund von Alter, Körpergewicht, physischem Zustand, Krankheitsbild, Begleitmedikation sowie Art des Eingriff s und der Anästhesie individuell bestimmt werden. ▶ Klare farblose Injektionslösung ▶ Langsam intravenös applizieren
Wirkstoff Sufentanil
Substanzklasse Opioid-Analgetikum, Injektionsanästhetikum
Nebenwirkung ▶ Übelkeit, Erbrechen ▶ Muskelrigidität (ggf. mit Thoraxmuskulatur), Dyskinesie, Myoklonie, Zittern ▶ Sedierung, Schwindel, Bewusstlosigkeit ▶ Bradykardie, Tachykardie, Arrhythmie, Asystolie ▶ Hypotonie, Hypertonie, Blutdruckschwankungen ▶ Venenschmerzen, Phlebitis ▶ Laryngospasmus, Bronchospasmus, Apnoe, Atemdepression, Hyperventilation ▶ Schüttelfrost, Hypothermie ▶ Urticaria ▶ Krampfanfall ▶ Miosis ▶ Tonuserhöhung der ableitenden Harnwege, Blasenentleerungsstörung (v. a. bei Prostatahypertrophie) Wirkung ▶ Sufentanil ist ein Opioid mit analgetischen und sedativen Eigenschaften (μ-Rezeptoren-Agonist) und weist von allen Opioiden die größte μ-RezeptorafÏnität auf. ▶ reiner Agonist an Opiatrezeptoren mit hoher AfÏnität zum μ- und geringer AfÏnität zum κ-Rezeptor ▶ Wirkungseintritt: < 30 sec, Wirkdauer (mittlere): 0,3–0,5 h ▶ Die analgetische Potenz ist etwa 500- bis 1 000-mal stärker als die von Morphin. ▶ Sufentanil zeigt eine relativ geringe Herz-Kreislauf-Belastung, ist aber stark atemdepressiv. ▶ Die Wirkung kann durch die Gabe eines Antagonisten abgeschwächt bzw. aufgehoben werden. Wechselwirkungen ▶ Antidepressiva (MAO-Inhibitoren): mögliche schwere zentral nervöse Nebenwirkungen sowie Nebenwirkungen auf die Atmungs- und Kreislauffunktion ▶ zentraldämpfende Medikamente und Alkohol: (Neben-)Wirkungsverstärkung sowie Atemdepression ▶ Opioid-Agonisten (z. B. Morphin, Oxycodon): Wirkung durch Opioide mit agonistisch/ antagonistischen Eigenschaften abgeschwächt (z. B. Buprenorphin) ▶ Benzodiazepine (Diazepam, Midazolam): beeinträchtigen bereits in geringer Dosierung das HerzKreislaufsystem, Blutdruckabfall ▶ Neuroleptika (Droperidol): Blutdruckabfall oder -anstieg, verminderter Pulmonalarteriendruck, Zittern, Ruhelosigkeit und postoperative Episoden mit Halluzinationen ▶ Antihistaminika (Cimetidin): erhöhter Sufentanilblutspiegel Besonderheiten ▶ Sufentanil darf nur von erfahrenen Ärzten angewendet werden und nur dann, wenn die Möglichkeit zur Intubation und zur Beatmung besteht. ▶ begrenzte präklinische Einsatzmöglichkeit, da für Sufentanil als reines Analgetikum ohne Intubationsnarkose die Zulassung fehlt ▶ Antidot: Naloxon ▶ Zur Vermeidung einer Bradykardie sollte die intravenöse Injektion einer geringen Dosis eines Anticholinergikums, unmittelbar vor Einleitung einer Allgemeinanästhesie, in Erwägung gezogen werden. ▶ Die Anwendung des Arzneimittels kann bei Dopingkontrollen zu positiven Ergebnissen führen. Lagerung ▶ nicht über 25°C lagern; vor Licht zu schützen; Haltbarkeit (ungeöffnet): 3 Jahre; nach Anbruch Inhalt sofort verwenden; Einzeldosisbehältnis (Ampulle), Restmengen verwerfen Auf dieser Medikamentenkarte sind nur die wichtigsten Wirkungen, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Kontraindikationen aufgeführt.
aus retten! 3• 2019
46
Suxamethoniumchlorid (Succinylcholin)
46.1 Substanzklasse Cholin-Derivat, Muskelrelaxans
46.2 Handelsnamen ▶ Lysthenon® 1 %/2 %/5 % Injektionslösung: 1 Ampulle zu 5 ml enthält 50 (1 %) bzw. 100 mg (2 %) Suxamethoniumchlorid; 1 Ampulle zu 2 ml enthält 100 mg (5 %) Suxamethoniumchlorid ▶ Lysthenon® siccum Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung: 1 Durchstechflasche enthält 500 mg Suxamethoniumchlorid ▶ Pantolax®-Actavis 2 % Injektionslösung: 1 Ampulle zu 5 ml enthält 100 mg (2 %) Suxamethoniumchlorid ▶ Succinylcholin 2 % Inresa Injektionslösung: 1 Ampulle zu 5 ml enthält 100 mg (2 %) Suxamethoniumchlorid
46 Suxamethoniumchlorid (Succinylcholin)
46.3 Dosierung und Darreichungsform
46.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ Einzeldosis: i. v. bei allen Altersgruppen 1–1,5 mg/kg KG ▶ bei Kindern auch i. m. Gabe von 2–3 mg/kg KG möglich ▶ Kontrolle mit Nervstimulator, da Gefahr eines Phase-II-Blocks besteht. Indikation
Narkoseeinleitung beim nicht nüchternen oder aspirationsgefährdeten Patienten (RSI, Ileuseinleitung)
Mittel der Wahl
1. Wahl
Dosierung Erwachsene
Einzeldosis: i. v. 1–1,5 mg/kg KG
Dosierung Kinder
Einzeldosis: i. v. 1–1,5 mg/kg KG oder i. m. 2–3 mg/kg KG
Kontraindikation
• 24–48 h nach schweren Verbrennungen oder Verletzungen • schwere lang andauernde Sepsis • schwere subakute Denervierung der Skelettmuskulatur oder Verletzungen der oberen Nervenbahnen • schwere Hyperkaliämie • bei fehlender Möglichkeit zur Durchführung der künstlichen Beatmung
Cave
• In Schwangerschaft: Apnoe-Risiko beim Kind • In Stillzeit nur bei strenger Indikationsstellung, da nicht bekannt, ob Übergang in Muttermilch und Auswirkungen auf den Säugling möglich. • Während der Schwangerschaft darf Suxamethoniumchlorid nur für Kurznarkosen eingesetzt werden. Eine eventuelle Suxamethonium-Unverträglichkeit der Schwangeren sollte auf jeden Fall vor der Narkose ausgeschlossen werden. • Hyperkaliämie • Überempfindlichkeit gegenüber anderen Muskelrelaxanzien • Cholinesterasemangel • neuromuskuläre Erkrankungen • penetrierende Augenverletzungen, Glaukom • Kinder und Jugendliche: Herzstillstand möglich, v. a. bei neuromuskulärer Vorerkrankung
125
Suxamethoniumchlorid (Succinylcholin)
46
46.4 Nebenwirkungen • bei Intoxikation: Verlängerung der peripheren Ateminsuffizienz möglich, außerdem kann es zu einem Phase-II-Block kommen. Symptome: verlängerte Muskellähmung, Apnoe, Herzbeschwerden (Hypotension, Hypertension, Tachykardie) bis hin zum Herzversagen und Atemstillstand. Symptome treten verstärkt unter dem Einfluss von Alkohol und anderen zentral dämpfenden Mitteln auf. • Suxamethonium darf nur von einem Arzt angewendet werden, der die endotracheale Intubation beherrscht und wenn die Möglichkeit zur künstlichen Beatmung besteht. • Suxamethonium darf nur von erfahrenen Ärzten angewendet werden und wenn die Möglichkeit zur Intubation und Beatmung besteht.
46.4 Nebenwirkungen ▶ Arrhythmien wie Bradykardie, junktionale Rhythmen, ektopische Herzschläge nach der ersten i. v. Injektion, v. a. bei Neugeborenen und Kleinkindern; Risiko steigt mit der Gabe einer 2. Dosis innerhalb von 15 min. ▶ Herzrhythmusstörungen wie ventrikuläre Arrhythmie, Bradykardie mit AV-KnotenErsatzrhythmus, vorübergehende Blutdruckstörungen wie Hypertonie, Hypotonie, Tachykardie ▶ Bronchospasmen, anaphylaktischer Schock ▶ maligne Hyperthermie ▶ Temperaturanstieg ▶ schwere Azidose ▶ Myoglobinurie mit nachfolgendem Nierenversagen (Einzelfälle, überwiegend bei Jugendlichen) ▶ Myoglobinämie, v. a. bei Kindern ▶ allergische Hautreaktionen
46.5 Wirkung ▶ Suxamethoniumchlorid ist ein nicht kompetitives, depolarisierendes Muskelrelaxans. • Es besetzt anstelle von Acetylcholin die cholinergen Rezeptoren der motorischen Endplatte, wodurch es eine Depolarisation und initial eine Erregung der Muskelfaser auslöst. • Diese Dauerdepolarisation der Muskelzellen führt zu einer Inaktivierung der Rezeptoren – d. h., die Muskulatur ist nicht mehr erregbar. • Somit bewirkt Suxamethoniumchlorid eine Muskelrelaxation.
46.6 Wechselwirkungen ▶ kleine Dosen eines nicht depolarisierenden Muskelrelaxans: verzögerter Wirkungseintritt und abgeschwächte Wirkung von Suxamethoniumchlorid. ▶ Digoxin: Risiko für Herzrhythmusstörungen (kardiale Dysrhythmien) durch verstärkte Erregbarkeit des Herzmuskels kann erhöht sein. ▶ Wenn die Aktivität der Cholinesterase herabgesetzt ist (z. B. durch klinische Situation oder Medikamente wie Neostigmin, Physostigmin, Tacrin und andere Acetylcholinesterasen): verlängerte Wirkung von Suxamethoniumchlorid
126
46.7 Besonderheiten ▶ Suxamethoniumchlorid darf aufgrund physikalisch-chemischer Inkompatibilitäten nicht in einer Lösung mit anderen Arzneimitteln verabreicht werden.
46.8 Lagerung ▶ vor Licht geschützt und im Kühlschrank bei 2–8 °C lagern
46 Suxamethoniumchlorid (Succinylcholin)
46.8 Lagerung
127
Wirkstoff Tenecteplase
Substanzklasse Antithrombotika, Fibrinolytika
Handelsnamen ▶ Metalyse®: 1 Durchstechflasche mit 10 000 U Pulver und 1 Fertigspritze mit 10 ml Wasser zur Herstellung einer Injektionslösung Dosierung und Darreichungsform ▶ Das Arzneimittel soll so früh wie möglich intravenös nach dem Beginn der Symptome als einmalige Injektion gespritzt werden. ▶ Die Dosierung richtet sich nach dem Körpergewicht: Körpergewicht (kg)
< 60
60–70
70–80
80–90
> 90
Tenecteplase (U)
6000
7000
8000
9000
10 000
▶ Darreichungsform: Vor der Anwendung wird das Lösungsmittel dem Pulver zugegeben, um die Injektions lösung herzustellen. Verabreichung als i.v.EinfachBolus innerhalb von 10 Sekunden; i.v.Zugang vorher mit 0,9 %iger NaClLösung spülen. ▶ Die Anwendung von Tenecteplase bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird nicht empfohlen.
INDIKATION
Mittel der Wahl KONTRAINDIKATION
Hauptindikation von Tenecteplase ist die Thrombolyse bei einem akuten Myokard infarkt. In der Notfallmedizin: Tenecteplase wird zur Behandlung von Herzinfarkten (innerhalb von 6 h nach Symptombeginn) angewendet. ▶ Mittel der 2. Wahl bei akutem Myokardinfarkt ▶ Allergie gegen die Inhaltsstoffe ▶ Da eine thrombolytische Therapie das Blutungsrisiko erhöht, darf Tenecteplase in folgenden Situationen nicht angewendet werden: ▶ schwerwiegende Blutung (akut oder innerhalb der vergangenen 6 Monate) ▶ Antikoagulanzientherapie (z. B. Marcumar) ▶ Erkrankung des zentralen Nervensystems (z. B. Neoplasma, Aneurysma) ▶ schwere, nicht kontrollierbare Hypertonie ▶ große Operation, Biopsie oder schweres Trauma in den letzten 2 Monaten ▶ kürzlich erlittene Kopf oder Schädelverletzungen ▶ Z. n. Reanimation in den letzten 2 Wochen ▶ akute Perikarditis und/oder subakute bakterielle Endokarditis ▶ akute Pankreatitis und/oder schwere Leberfunktionsstörung ▶ Neoplasma mit erhöhtem Blutungsrisiko ▶ hämorrhagischer Schlaganfall oder Schlaganfall unklarer Genese in der Anamnese ▶ bekannter ischämischer Schlaganfall oder transiente ischämische Attacke in den vergangenen 6 Monaten ▶ Demenz ▶ Ösophagusvarizen
Auf dieser Medikamentenkarte sind nur die wichtigsten Wirkungen, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Kontraindikationen aufgeführt.
aus retten! 2 • 2020
CAVE
▶ Bei geplanter PCI (primäre perkutane Koronarintervention) sollte Tenecteplase nicht eingesetzt werden. ▶ Durch die Thrombolyse kann es zu Reperfusionsarrhythmien kommen. Therapie maßnahmen zur Beherrschung von Bradykardien und/oder ventrikulären Tachy arrhythmien sollten bei einer Gabe von Tenecteplase verfügbar sein. ▶ Stillzeit: Es ist nicht bekannt, ob Tenecteplase in die Muttermilch übergeht. Diese sollte daher innerhalb der ersten 24h nach der thrombolytischen Therapie verworfen werden. ▶ Inkompatibel mit Glukose
Wirkstoff Tenecteplase
Substanzklasse Antithrombotika, Fibrinolytika
Nebenwirkung ▶ schwerste Blutungen aller Art ▶ Reperfusionsarrhythmien ▶ Anaphylaxie ▶ Hypotonie Wirkung ▶ Tenecteplase hat thrombolytische und fibrinolytische Eigenschaften. Sie bindet an das Fibrin des Blut gerinnsels und überführt Plasminogen in Plasmin, was zur Auflösung des Thrombus führt. Tenecteplase ist im Unterschied zur Alteplase spezifischer für Fibrin und wird weniger von PAI-1 (Plasminogen Activator Inhibitor1) inaktiviert, was zu einer längeren Halbwertszeit führt. ▶ Die initiale, dominante Halbwertszeit beträgt 24 min, entsprechend einer 5fachen Verlängerung im Vergleich zu natürlichem tPA. Die terminale Halbwertszeit beträgt 129 min, die Plasmaclearance liegt bei ca. 119 ml/min. Wechselwirkungen ▶ Arzneimittel, die Blutgerinnung oder Thrombozytenfunktion verändern (z. B. Clopidogrel, nieder molekulares Heparin), können die Blutungsgefahr vor, während oder nach einer Behandlung mit Tenecteplase erhöhen. Besonderheiten ▶ Patienten, bei denen nicht innerhalb einer Stunde eine PCI durchgeführt werden kann, und die Tenecte plase als primäre Behandlung zur koronaren Rekanalisation erhalten, sollten unverzüglich in eine für eine Koronarintervention geeignete Einrichtung verlegt werden. ▶ Die häufigsten Nebenwirkungen unter Tenecteplase sind Blutungen. Während der thrombolytischen Therapie müssen deshalb mögliche Blutungsquellen sorgfältig beobachtet werden. Lagerung ▶ Nicht über 30 °C lagern und das Behältnis im Umkarton aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen. ▶ Nachdem Metalyse rekonstituiert wurde, kann es für 24h bei 2–8°C und für 8h bei 30°C gelagert werden.
Auf dieser Medikamentenkarte sind nur die wichtigsten Wirkungen, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Kontraindikationen aufgeführt.
aus retten! 2 • 2020
Thiopental-Natrium
47
Thiopental-Natrium
47
Thiopental-Natrium
47.1 Substanzklasse Barbiturate (Hypnotikum)
47.2 Handelsname ▶ Trapanal® 0,5 g/2,5 g: Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung, 20 ml-Durchstechflasche enthält 0,5 g Thiopental (25 mg/ml), 100 ml-Durchstechflasche enthält 2,5 g Thiopental (25 mg/ml)
47.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ Kurznarkose: 5 mg/kg KG • herstellen einer fertigen Injektionslösung mit 20 bzw. 100 ml Aqua dest. = 25 mg/ml • Bei Patienen mit eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion ist die Dosis entsprechend dem Ausprägungsgrad zu vermindern. Indikation
Einleiten einer Allgemeinanästhesie mit oder ohne Intubation
Dosierung Erwachsene (siehe Dosierungstabelle (S. 130))
5 mg/kg KG Maximaldosis: 1000 mg
Dosierung Kinder
Neugeborene bis 1 Monat: 3–4 mg/kg KG Säuglinge und Kleinkinder von 1–23 Monate: 5–8 mg/kg KG Kinder ab 2 Jahre: 5 mg/kg KG
Kontraindikation
• akute hepatische Porphyrie • schwerer Schock • akuter Myokardinfarkt • Status asthmaticus unter Risikoabwägung • Myasthenia gravis • schwere Herzinsuffizienz
Cave
• Patienten unter natriumkontrollierter Diät (natriumarm / kochsalzarm) • Schwangerschaft und Stillzeit: nur bei strenger Indikationsstellung: Thiopental passiert die Plazentaschranke und geht in die Muttermilch über.
47.4 Nebenwirkungen ▶ Hypoventilation mit kurzdauernder Apnoe ▶ Husten und Singultus (Schluckauf) bei Spontanatmung und Maskenbeatmung ▶ (pseudo-)allergische Reaktionen, z. B. Broncho- und Laryngospasmus, erythematöse und ödematöse Hautveränderungen, selten schwere allergische Reaktionen (anaphylaktischer Schock) ▶ Venenschmerzen nach i. v. Injektion ▶ Histaminfreisetzung ▶ negative Inotropie (verminderte Kontraktilität) ▶ häufig psychische Reaktionen, wie z. B. euphorische oder dysphorische Stimmungslagen und (z. T. unangenehme) Träume 128
47.5 Wirkung ▶ Wirkung über Bindung und Aktivierung der GABA-Rezeptoren im ZNS sowie Hemmung der aszendierenden Reizleitung im Thalamus und der damit verbundenen Hemmung der Impulsweiterleitung zur Großhirnrinde. ▶ Blutdruckabfall und Reflex-Tachykardie mit Erhöhung des myokardialen O2-Verbrauchs und vermindertem Herz-Minuten-Volumen ▶ antikonvulsiv ▶ hirndrucksenkend: zerebraler Zellmetabolismus um 50–75 % reduziert → vermindertes zerebrales Blutvolumen → Senkung des Hirndrucks ▶ keine Analgesie ▶ schneller Wirkungseintritt nach 10–40 s und kurze Wirkdauer von 6–8 min durch schnelle Umverteilung
47 Thiopental-Natrium
47.8 Lagerung
47.6 Wechselwirkungen ▶ Substanzen, die mit Thiopental um die Plasma-Eiweiß-Bindungen konkurrieren, wie z. B. Sulfonamide: Wirkungsverstärkung von Trapanal möglich (erforderliche Einleitungsdosis herabsetzen!). ▶ zentraldämpfende Pharmaka und Alkohol: gegenseitige Wirkungsverstärkung ▶ Cumarinderivate: werden in ihrer Wirkung abgeschwächt ▶ Kontrazeptiva: werden in ihrer Wirkung reduziert ▶ Methotrexat: Methotrexat-Toxizität wird verstärkt ▶ Corticoide: werden in ihrer Wirkung abgeschwächt
47.7 Besonderheiten ▶ paravenöse oder i. a. Injektionen: Gefahr schwerer Gewebsnekrosen bzw. lokaler Nekrosen durch die alkalisierende Wirkung der Lösung ▶ Thiopental nicht mit anderen Substanzen mischen oder zeitgleich injizieren ▶ nicht repetitiv oder kontinuierlich verabreichen (Ausnahme: Ultima Ratio in der Intensivmedizin zum Durchbrechen des Status epilepticus)
47.8 Lagerung ▶ keine Lagerungshinweise
129
Thiopental-Natrium
47
130
47.9 Dosierungstabelle
47.9 Dosierungstabelle ▶ 25 mg/ml fertige Injektionslösung Erwachsene KG
i. v.: 5 mg/kg KG
50 kg
250 mg = 10 ml
60 kg
300 mg = 12 ml
70 kg
350 mg = 14 ml
80 kg
400 mg = 16 ml
90 kg
450 mg = 18 ml
100 kg
500 mg = 20 ml
110 kg
550 mg = 22 ml
120 kg
600 mg = 24 ml
130 kg
650 mg = 26 ml
140 kg
700 mg = 28 ml
48
Tranexamsäure
48.1 Substanzklasse Antifibrinolytikum
48 Tranexamsäure
48.3 Dosierung und Darreichungsform
48.2 Handelsnamen ▶ Cyklokapron®-Injektionslösung: i. v., 1 Ampulle à 5 ml enthält 500 mg, 1 Ampulle à 10 ml enthält 1000 mg Tranexamsäure: 100 mg/ml
48.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ Für Kinder liegen nur begrenzt Daten zur Wirksamkeit, Dosierung und Sicherheit vor! ▶ Die Wirksamkeit, Dosierung und Sicherheit von Tranexamsäure bei Herzoperationen an Kindern wurden noch nicht umfassend geklärt. ▶ Da es bei zu schneller Injektion zu Blutdruckabfall und starkem Schwindel kommen kann, muss die i. v. Gabe langsam erfolgen. Indikation
Prophylaxe und Behandlung von Blutungen aufgrund einer lokalen oder generalisierten Hyperfibrinolyse bei Erwachsenen und Kindern
Mittel der Wahl
1. Wahl
Dosierung Erwachsene
• bei lokaler Fibrinolyse: 0,5–1 g Tranexamsäure. 2–3-mal tgl. langsame i. v. Injektion: 1 ml/min. • bei generalisierter Fibrinolyse: 1 g langsam i. v. alle 6–8 h
Dosierung Kinder ab 1 Jahr
Kinder ab 1 Jahr: 20 mg/kg KG/Tag (es liegen nur begrenzt Daten zur Wirksamkeit, Dosierung und Sicherheit vor). Langsame i. v. Injektion.
Kontraindikation
• akute venöse und arterielle Thrombosen • hyperfibrinolytische Zustände infolge einer Verbrauchskoagulopathie • Frauen müssen während der Behandlung verhüten. • kontraindiziert im 1. Trimenon • schwere Nierenfunktionsstörung (Kumulationsgefahr) • Krampfanfälle in der Anamnese • intrathekale und intraventrikuläre Injektion, i. m. Injektion • intrazerebrale Applikation (Gefahr von zerebralen Ödemen und Krampfanfällen)
Cave
• Patienten mit Thromboseneigung • strenge Indikationsstellung im 2. und 3. Trimenon • Tranexamsäure geht in die Muttermilch über. • Patienten mit fibrinolytischen Zuständen aufgrund disseminenter intravasaler Gerinnung • krankhafte Augenveränderungen (v. a. Erkrankungen der Netzhaut) • gleichzeitige Behandlung mit Antikoagulanzien • thrombophile Risikopatienten • bei oraler Kontrazeptiva-Einnahme (erhöhtes Thromboserisiko) • Dosisanpassung bei Patienten mit leicht bis mäßig eingeschränkter Nierenfunktion abhängig vom Serumkreatininspiegel.
131
Tranexamsäure
48
48.4 Wirkung
48.4 Wirkung Tranexamsäure wirkt antihämorrhagisch, indem es die fibrinolytische Eigenschaft von Plasmin hemmt. ▶ Es bildet sich ein Komplex aus Tranexamsäure und Plasminogen. ▶ Tranexamsäure bindet an Plasminogen und hemmt dessen Aktivierung zu Plasmin. ▶ Die Aktivität des Tranexamsäure-Plasmin-Komplex auf die Aktivität von Fibrin ist geringer als die Aktivität von freiem Plasmin alleine.
48.5 Nebenwirkungen ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
Diarrhoe, Erbrechen, Übelkeit (häufig) allergische Dermatitis (gelegentlich) Krampfanfälle (v. a. bei falscher Anwendung) Sehstörungen einschl. gestörten Farbensehens Unwohlsein mit Hypotonie Bewusstlosigkeit (i. d. R. nach zu schneller i. v. Gabe) arterielle oder venöse Embolien Überempfindlichkeitsreaktion einschl. Anaphylaxie
48.6 Wechselwirkungen ▶ gleichzeitige Behandlung mit Antikoagulanzien und Medikamenten, die die Hämostase beeinflussen ▶ Östrogene, orale Kontrazeptiva: erhöhtes Risiko für Thrombusbildung und Thrombosen
48.7 Besonderheiten ▶ Nach schwerem Trauma (v. a. SHT bzw. Multisystemtrauma mit SHT) sollte die Gabe von Tranexamsäure so früh wie möglich erfolgen, d. h. auch schon in der Präklinik – auch wenn sich präklinisch eine Hyperfibrinolyse nicht nachweisen lässt. ▶ bei Überdosierung: Schwindel, Kopfschmerzen, Hypotonie und Krampfanfälle möglich ▶ Krampfanfälle treten bei höheren Dosen tendenziell häufiger auf. ▶ Eine Überdosierung ist symptomatisch zu behandeln.
48.8 Lagerung ▶ keine besonderen Lagerungshinweise
132
49.3 Dosierung und Darreichungsform
Urapidil
Urapidil
49
49
49.1 Substanzklasse Antihypertonikum (α-Adrenozeptor-Antagonist)
49.2 Handelsnamen ▶ Ebrantil® i. v. 25 mg /-50 mg Injektionslösung: i. v., 1 Ampulle à 5 ml/10 ml enthalten 25 mg/50 mg, was 5 mg/ml entspricht. ▶ Urapidil Stragen i. v. 25 mg/-50 mg Injektionslösung: i. v., 1 Ampulle à 5 ml/10 ml enthalten 25 mg/50 mg, was 5 mg/ml entspricht. ▶ Urapidil 25 mg/-50 mg/-100 mg i. v. Carino Injektionslösung: i. v., 1 Ampulle à 5 ml/ 10 ml/20 ml enthalten 25 mg/50 mg/100 mg, was 5 mg/ml entspricht.
49.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ langsam i. v. injizieren ▶ Blutdrucküberwachung nötig ▶ Infusion: • Bei Verwendung eines Perfusors zur Gabe der Erhaltungsdosis: 100 mg Urapidil bis zu einem Volumen von 50 ml mit einer kompatiblen Infusionslösung verdünnen. • kompatible Höchstmenge beträgt 4 mg Urapidil/ml Infusionslösung • initiale Infusionsgeschwindigkeit bis 2 mg/min; Erhaltungsdosis (ca. 9 mg/h) dem Blutdruck anpassen Indikation
hypertensive Notfälle
therapieresistente Hypertonie
Mittel der Wahl
1. Wahl
1. Wahl
Dosierung Erwachsene
initial 10–50 mg langsam i. v., kann je nach Wirkung nach 5 min wiederholt werden; initiale Infusionsgeschwindigkeit bis 2 mg/min
Kontraindikation
• Aorten-Isthmus-Stenose • arteriovenöser Shunt (außer hämodynamisch nicht wirksamer DialyseShunt)
Cave
• Herzinsuffizienz (z. B. Aortenklappen- oder Mitralklappenstenose) • Lungenembolie oder durch Perikarderkrankung bedingte eingeschränkte Herzaktion • Kinder (es liegen keine Untersuchungsergebnisse vor) • Leberfunktionsstörung • mäßige bis schwere Nierenfunktionsstörung • ältere Patienten • gleichzeitige Gabe mit Cimetidin (s. Wechselwirkungen (S. 134)) • Stillzeit: es ist nicht bekannt, ob die Substanz in die Muttermilch übergeht • in Schwangerschaft nur bei strenger Indikationsstellung (keine ausreichenden Erfahrungen) • Eine parenterale Behandlungsdauer von 7 Tagen darf nicht überschritten werden.
133
Urapidil
49
49.4 Nebenwirkungen
49.4 Nebenwirkungen ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
Übelkeit Schwindel Kopfschmerzen Tachykardie Palpitation Bradykardie Atemnot Druckgefühl in der Brust Arrhythmien Übelkeit, Erbrechen Müdigkeit Schweißausbrüche Priapismus Thrombozytopenie Ausschläge, Juckreiz Ruhelosigkeit Asthenie
49.5 Wirkung ▶ Urapidil hat sowohl zentrale als auch periphere Wirkungen: • peripher: Urapidil blockiert v. a. postsynaptische α1-Rezeptoren und hemmt somit die vasokonstriktive Wirkung von Katecholaminen. • zentral: Urapidil modulierte die Aktivität der Gehirnzentren, die das Kreislaufsystem regeln. Deshalb wird die reaktive Erhöhung des Sympatikotonus gehemmt oder der Sympatikotonus wird reduziert. ▶ Urapidil reduziert die periphere Resistenz und führt so zu einem Abfall des systolischen und diastolischen Blutdrucks. ▶ Dabei bleibt die Herzfrequenz weitgehend konstant und die Herzleistung wird nicht verändert. ▶ Eine Herzleistung, die infolge eines erhöhten peripheren Widerstands reduziert ist, kann sich erhöhen.
49.6 Wechselwirkungen ▶ Die blutdrucksenkende Wirkung von Urapidil kann durch gleichzeitige Gabe von α-Rezeptorenblocker, Vasodilatatoren und anderen blutdrucksenkenden Arzneimitteln verstärkt werden. ▶ Die blutdrucksenkende Wirkung kann durch Zustände mit Volumenmangel (Durchfall, Erbrechen) und Alkohol verstärkt werden. ▶ Cimetidin kann das Urapidil-Serumspiegelmaximum um 15 % erhöhen.
49.7 Besonderheiten ▶ Urapidil kann die Reaktionsfähigkeit vermindern.
49.8 Lagerung ▶ nicht über 30 °C lagern 134
50
Vecuroniumbromid
50.1 Substanzklasse peripher wirkendes, nicht depolarisierendes Muskelrelaxans
50.2 Handelsnamen
50 Vecuroniumbromid
50.4 Wirkung
▶ Norcuron® 10 mg Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung: i. v., 1 Durchstechflasche enthält 10 mg Vecuroniumbromid ▶ Vecuronium Inresa 10 mg Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung: i. v., 1 Injektionsflasche enthält 10 mg Vecuroniumbromid
50.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ individuelle Abstimmung auf den Patienten nötig ▶ Verabreichung ausschließlich i. v. ▶ Für Kleinkinder im Alter zwischen 5 Monaten und 1 Jahr gelten dieselben Dosen wie für Erwachsene. In der Regel sind keine hohen Intubationsdosen erforderlich. ▶ Vecuroniumbromid hat eine mittlere Wirkdauer von 20–30 min. ▶ Wirkungsdauer und Erholungszeit bei Neugeborenen und Kleinkindern verlängert. ▶ Bei Kindern von 2–10 Jahren ist die Wirkungsdauer verkürzt. ▶ Bei Übergewicht und Adipositas: Dosis reduzieren und nach Idealgewicht berechnen. Indikation
Bei Allgemeinnarkose, um die endotracheale Intubation zu erleichtern.
Relaxation der Skelettmuskulatur
Dosierung Erwachsene / Kinder ab 5 Mon.
Intubationsdosis: 0,08–0,1 mg/kg KG Nach 90–120 s herrschen i. d. R. adäquate Intubationsbedingungen.
für chirurgische Eingriffe nach Intubation mit Suxamethonium: 0,03–0,05 mg/kg KG Erhaltungdosis: 0,02–0,03 mg/kg KG
Dosierung Säuglinge
Neugeborene und Säuglinge bis 4 Monate: initiale Testdosis von 0,01–0,02 mg/kg KG, dann ansteigende Dosen, bis zu einer 90–95%igen Unterdrückung der Zuckungsspannung.
Bei einer OP an Neugeborenen sollte die Dosierung 0,1 mg/kg KG nicht überschreiten.
Kontraindikation
• Unmöglichkeit der künstlichen Beatmung • Allergie auf Bromidionen
Cave
• Histaminausschüttung • allergische Überempfindlichkeit gegen andere Muskelrelaxanzien • Erkrankungen des neuromuskulären Systems • Myasthenia gravis • Eaton-Lambert-Syndrom • Wirkungsverlängerung bei Nieren- und Leberinsuffizienz sowie Hypothermie • strenge Indikationsstellung bei Schwangerschaft und Stillzeit
50.4 Wirkung ▶ Die Blockade der Acetylcholinrezeptoren an der motorischen Endplatte verhindert eine Depolarisation der synaptischen Membran: • Es kommt zu einer peripheren Lähmung der Muskulatur. 135
Vecuroniumbromid
50
50.5 Nebenwirkungen
▶ Bei Überdosierung: „Decurarisierung“ mit Neostigmin (z. B. 1,25–2,5 mg i. v. nach vorheriger Gabe von 0,5–1 mg Atropin i. v.) oder Physostigmin. Bei tiefer neuromuskulärer Blockade: Antagonisierung mit Sugammadex (2–4 mg/kg KG i. v.).
50.5 Nebenwirkungen ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶ ▶
Vitalzeichenveränderung verlängerte neuromuskuläre Blockade anaphylaktische und anaphylaktoide Reaktionen Tachykardie Hypotonie keine Wirksamkeit des Arzneimittels therapeutischer Effekt vermindert oder erhöht verzögerte Erholung von der Narkose schlaffe Lähmung Kreislaufkollaps und Schock Hautrötung Bronchospasmus Angioneurotisches Ödem Urtikaria, Ausschlag, erythematöser Ausschlag Gesichtsödeme Schmerzen und Reaktion an der Injektionsstelle
50.6 Wechselwirkungen ▶ Wirkungsverstärkung durch: • halogenierte Inhalationsanästhetika • nach Intubation mit Suxamethonium • Langzeitanwendung zusammen mit Kortikosteroiden • Antibiotika (Aminoglykoside und Polypeptid-Antibiotika, Acylamin-Penicilline, Lincosamide) • Diuretika, Chinidin, Magnesiumsalze, Kalziumkanalblocker, Lithiumsalze, Cimetidin • Lidocain und kurzfristig verabreichte Phenytoin oder β-Blocker ▶ Wirkungsabschwächung durch: • Phenytoin • Carbamazepin ▶ unterschiedliche Wirkung: andere nicht depolarisierende Muskelrelaxanzien, Suxamethonium nach Verabreichung von Vecuroniumbromid
50.7 Besonderheiten ▶ Da Vecuroniumbromid die Atemmuskulatur lähmt, ist bei Patienten, die diesen Wirkstoff erhalten, eine künstliche Beatmung bis zum Wiedereintritt einer ausreichenden Spontanatmung unerlässlich. ▶ nicht mit alkalischen Lösungen mischen (z. B. Thiopental)
50.8 Lagerung ▶ vor Licht geschützt und nicht über 25 °C lagern
136
51.3 Dosierung und Darreichungsform
Verapamil
Verapamil
51
51
51.1 Substanzklasse Kalziumantagonist, Antiarrhythmikum
51.2 Handelsnamen ▶ Verapamil-ratiopharm® 5 mg/2 ml Injektionslösung: i. v., 1 Ampulle à 2 ml enthält 5 mg Verapamil (2,5 mg/ml). ▶ Isoptin® Injektionslösung, 5 mg/2 ml: i. v., 1 Ampulle à 2 ml enthält 5 mg Verapamil (2,5 mg/ml).
51.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ Die i. v. Injektion sollte langsam erfolgen (über mindestens 2 min) und unter Beobachtung des Patienten, möglichst unter EKG- und Blutdruckkontrolle. Indikation
paroxysmale supraventrikuläre Tachykardie
Vorhofflimmern / -flattern mit schneller AV-Überleitung (außer beim WPW-Syndrom oder Lown-GanongLevine-Syndrom)
Mittel der Wahl
3. Wahl
3. Wahl
Dosierung Erwachsene und Jugendliche > 50 kg KG
2,5–5 mg Verapamil i. v. (= 1–2 ml), ggf. nach 5–10 min wiederholen, maximal 20 mg
Dosierung Kinder
Neugeborene: 0,75–1 mg i. v. (= 0,3–0,4 ml) Säuglinge: 0,75–2 mg i. v. (= 0,3–0,8 ml) 1–5 Jahre: 2–3 mg i. v. (= 0,8–1,2 ml) 6–14 Jahre: 2,5–5 mg i. v. (= 1–2 ml)
Kontraindikation
• Herz-Kreislauf-Schock • akuter Myokardinfarkt mit Komplikationen (Bradykardie, Hypotonie, Linksherzinsuffizienz) • ventrikuläre Tachykardien • ausgeprägte Reizleitungsstörungen (wie z. B. SA- bzw. AV-Block Grad II und III; außer bei Patienten mit Herzschrittmacher) • Sinusknotensyndrom (außer bei Patienten mit Herzschrittmacher) • Herzinsuffizienz mit reduzierter Auswurffraktion von weniger als 35 % und / oder einem Verschlussdruck von > 20 mmHg (sofern nicht Folge einer supraventrikulären Tachykardie, die auf Verapamil anspricht) • Vorhofflimmern / -flattern und gleichzeitigen akzessorischen Leitungsbahnen (z. B. WPW- oder Lown-Ganong-Levine-Syndrom), hier besteht ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Kammertachykardie, einschließlich Kammerflimmern. • Die i. v. Gabe ist in Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert, da Verapamil plazentagängig ist bzw. in die Muttermilch übergeht. • Die i. v. Applikation von Verapamil darf bei gleichzeitiger β-Rezeptorenblockertherapie nicht erfolgen (außer in Intensivmedizin).
137
Verapamil
51
51.4 Nebenwirkungen Cave
• AV-Block I. Grades • Hypotonie (< 90 mmHg systolisch) • Bradykardie (Puls < 50 Schläge/min) • stark eingeschränkte Leberfunktion (vorsichtige Dosierung) • Erkrankungen mit beeinträchtigter neuromuskulärer Transmission (Myasthenia gravis, Lambert-Eaton-Syndrom, fortgeschrittene Duchenne-Muskeldystrophie) • gleichzeitige Gabe von Simvastatin • ventrikuläre Tachykardien mit breitem QRS-Komplex (> 0,12 s) • akute instabile Angina pectoris • Die ERC-Leitlinie 2015 empfiehlt Verapamil bei stabiler Schmalkomplextachykardie, wenn andere Maßnahmen nicht greifen.
51.4 Nebenwirkungen ▶ Herzinsuffizienz bzw. Verschlimmerung, übermäßiger Blutdruckabfall und / oder orthostatische Regulationsstörungen, Sinusbradykardie, AV-Block Grad I ▶ Palpitationen, Tachykardie, AV-Block Grad II / III ▶ Sinusstillstand mit Asystolie ▶ Erhöhung der Pacing- und Sensingschwelle bei Herzschrittmachern möglich ▶ Bronchospasmus ▶ angioneurotisches Ödem, Stevens-Johnson-Syndrom, Photodermatitis ▶ allergische Reaktionen wie Erythem, Pruritus, Urtikaria, makulopapulöse Exantheme, Erythromelalgie ▶ Flush, Hautrötung, Wärmegefühl ▶ extrapyramidale Symptome (Parkinson-Syndrom, Choreoathetose, dystone Syndrome) ▶ Müdigkeit, Nervosität, Schwindel, Benommenheit, Parästhesien, Neuropathie, Tremor, Kopfschmerzen ▶ Verschlimmerung einer Myasthenia gravis, eines Lambert-Eaton-Syndroms und einer fortgeschrittenen Duchenne-Muskeldystrophie
51.5 Wirkung Verapamil hemmt den Einstrom von Kalzium durch die Muskelzellmembranen. Es wirkt negativ auf die Erregungsbildung im Herzen (negativ chronotrop), senkt die Erregungsleitung (stark negativ dromotrop), senkt die Kontraktion des Myokards (negativ inotrop) und bewirkt zudem eine geringe arterielle Gefäßerweiterung (gering arteriell vasodilatativ).
51.6 Wechselwirkungen ▶ Antiarrhythmika, β-Rezeptorenblocker, Inhalationsanästhetika: gegenseitiges Verstärken der kardiovaskulären Wirkungen (höhergradiger AV-Block, erhöhte Herzfrequenzsenkung, Herzinsuffizienz, verstärkte Blutdrucksenkung) ▶ Antihypertensiva, Diuretika, Vasodilatatoren: Verstärkung des antihypertensiven Effekts ▶ Digoxin: Erhöhung des Digoxin-Plasmaspiegels aufgrund verminderter renaler Ausscheidung ▶ Chinidin: Chinidin-Plasmaspiegel erhöht, verstärkter Blutdruckabfall; bei hypertropher obstruktiver Kardiomyopathie Lungenödem möglich ▶ Carbamazepin: Carbamazepinwirkung verstärkt, Zunahme der neurotoxischen Nebenwirkungen 138
▶ ▶ ▶ ▶ ▶
▶ ▶
▶
Lithium: Wirkungsabschwächung von Lithium, erhöhte Neurotoxizität Muskelrelaxanzien: Wirkungsverstärkung der Muskelrelaxanzien Acetylsalizylsäure: verstärkte Blutungsneigung Ethanol: verzögerter Ethanolabbau, erhöhter Ethanol-Plasmaspiegel, verstärkte Alkoholwirkung CYP3A4-Inhibitoren wie Azol-Fungistatika, Protease-Inhibitoren, Makrolide, Cimetidin: Erhöhung des Verapamil-Plasmaspiegels und / oder der Plasmaspiegel dieser Arzneimittel durch (gegenseitige) Beeinflussung des Abbaus CYP3A4-Induktoren: Senkung des Verapamil-Plasmaspiegels, Abschwächung der Verapamil-Wirkung CYP3A4-Substrate wie Antiarrhythmika (z. B. Amiodaron, Chinidin), CSE-Hemmer (z. B. Lovastatin, Atorvastatin), Midazolam, Ciclosporin, Theophyllin, Prazosin: erhöhter Plasmaspiegel dieser Arzneien Simvastatin: erhöhte Simvastatinspiegel, erhöhtes Risiko muskulärer Toxizität (Myopathie, Rhabdomyolyse) bei höheren Dosen (Anpassung der Simvastatindosis)
51 Verapamil
51.8 Lagerung
51.7 Besonderheiten ▶ Grapefruithaltige Speisen und Getränke erhöhen den Verapamil-Plasmaspiegel. ▶ Inkompatibilität mit alkalischen Lösungen (z. B. Hydrogenkarbonat-Lösung): Ausfällung
51.8 Lagerung ▶ keine besonderen Lagerungshinweise
139
Vollelektrolytlösung ohne Kohlenhydrate
52
Vollelektrolytlösung ohne Kohlenhydrate
52
Vollelektrolytlösung ohne Kohlenhydrate
52.1 Substanzklasse Volumenersatzmittel
52.2 Handelsnamen ▶ Deltajonin®: i. v., in 250 ml, 500 ml oder 1000 ml Flasche bzw. Beutel. 1000 ml enthalten 6,1 g Natriumacetat und 5,6 g Natriumchlorid sowie Kalium-, Kalzium- und Magnesiumchlorid in geringerer Menge. ▶ Jonosteril®: i. v., in 250 ml, 500 ml oder 1000 ml Flasche bzw. Beutel. 1000 ml enthalten 6,4 g Natriumchlorid und 3,7 g Natriumacetat sowie Kalium-, Kalzium- und Magnesiumacetat in geringerer Menge. ▶ Jonosteril® Malat: i. v., in 500 ml oder 1000 ml Flasche bzw. Beutel. 1000 ml enthalten 6 g Natriumchlorid, 1,8 g Äpfelsäure, 1,1 g Natriumhydroxid, Kalium-, Kalziumund Magnesiumchlorid in geringerer Menge. ▶ Ringer-Lösung versch. Hersteller: i. v., in 250 ml, 500 ml oder 1000 ml Flasche bzw. Beutel. 1000 ml enthalten 8,6 g Natriumchlorid sowie Kalium- und Kalziumchlorid in geringerer Menge. ▶ Ringer-Acetat-Lösung versch. Hersteller: i. v., in 250 ml, 500 ml oder 1000 ml Flasche bzw. Beutel. 1000 ml enthalten 6 g Natriumchlorid und 3,7 g Natriumacetat sowie Kalium- und Kalziumchlorid in geringerer Menge. ▶ Ringer-Lactat-Lösung versch. Hersteller: i. v., in 500 ml oder 1000 ml Flasche bzw. Beutel. 1000 ml enthalten 6 g Natriumchlorid und zwischen 3,1 und 6,3 g Natriumlactat sowie Kalium- und Kalziumchlorid in geringerer Menge. ▶ Sterofundin: i. v., in 250 ml, 500 ml oder 1000 ml Flasche bzw. Beutel. 1000 ml enthalten 6,8 g Natriumchlorid, 3,3 g Natriumacetat und 0,7 g Äpfelsäure sowie Kalium-, Kalzium- und Magnesiumchlorid in geringerer Menge. ▶ Sterofundin ISO: i. v., in 250 ml, 500 ml oder 1000 ml Flasche bzw. Beutel. 1000 ml enthalten 5,6 g Natriumchlorid und 5,1 g Natriumlactat sowie Kalium-, Kalziumund Magnesiumchlorid in geringerer Menge.
52.3 Dosierung und Darreichungsform ▶ intravenöse Gabe per fertiger Infusionslösung ▶ Balancierte Lösungen mit Acetat, Malat oder Laktat sind isotonisch (physiologische Elektrolyt-Zusammensetzung) und haben somit weniger Einfluss auf den Säure-Basen-Haushalt. Sie sind deshalb verträglicher als unbalancierte Lösungen. Malat- und insbesondere acetathaltige Lösungen haben gegenüber laktathaltigen Lösungen den Vorteil, dass sie extrahepatisch verstoffwechselt werden und somit nicht an eine intakte Leber gebunden sind.
140
Indikation
akute Hypovolämie und Volumenmangelschock
Dosierung Erwachsene
bis 40 ml/kg KG pro Tag
Dosierung Säuglinge / Kinder*
Säuglinge: 29 Tage – 12 Monate: 6–8 ml/kg KG pro Stunde* Kleinkinder: 2–6 Jahre: 4–6 ml/kg KG pro Stunde* Schulkinder: 7–12 Jahre: 2–4 ml/kg KG pro Stunde*
Kontraindikation
• Hyperhydratation • Hypernatriämie • Niereninsuffizienz und Neigung zu Hyperkaliämie • andere Erkrankungen, die eine restriktive Natriumzufuhr erfordern (wie generalisierte Ödeme, Herzinsuffizienz, Lungenödem, Eklampsie, Bluthochdruck) • Hyperchlorämie • Hyperkaliämie • Leberzellschäden (gilt für Jonosteril Malat) • hypertone Dehydratation (gilt für Sterofundin und Sterofundin ISO) • Hypervolämie, schwere stauungsbed. Herzinsuffizienz, metabolische Alkalose (Sterofundin ISO)
Cave
Patienten mit Leberinsuffizienz oder eingeschränktem Laktat-Stoffwechsel können laktathaltige Lösungen nicht oder nur eingeschränkt abbauen.
52 Vollelektrolytlösung ohne Kohlenhydrate
52.6 Wechselwirkungen
*Dosierungsangaben für Säuglinge und Kinder liegen nur von Jonosteril und Ringer-Laktat Baxter vor. Für andere Produkte liegen keine Daten vor.
52.4 Nebenwirkungen ▶ allergische oder anaphylaktische Reaktionen (laktathaltige Lösungen) ▶ Spannungsgefühle in der Brust, Brustschmerz mit Tachy- oder Bradykardie (laktathaltige Lösungen) ▶ Andere mögliche Nebenwirkungen sind bedingt durch die Art der Anwendung (intravenöse Applikation), wie lokale Hautreizungen und Schmerzen rund um die Applikationsstelle.
52.5 Wirkung ▶ Vollelektrolytlösungen können den Flüssigkeits- und Elektrolytmangel ausgleichen.
52.6 Wechselwirkungen ▶ Phosphat- und kalziumhaltige Lösungen führen zu Ausfällungen. ▶ Kortikoide / Steroide können eine Natrium- und Flüssigkeitsretention verursachen. ▶ Risiko der Hyperkaliämie bei kaliumsparenden Diuretika, Suxamethonium, Ciclosporin, ACE-Hemmer ▶ Erhöhung der Glykosidtoxizität von Digitalisglykosiden durch Kalzium ▶ Risiko einer Hyperkalzämie durch Thiazid-Diuretika und Vitamin D
141
Vollelektrolytlösung ohne Kohlenhydrate
52
52.7 Besonderheiten
52.7 Besonderheiten ▶ Laktathaltige Lösungen können Angstgefühle bis hin zu Panikattacken auslösen.
52.8 Lagerung ▶ Nicht über 25 °C (Jonosteril®, Sterofundin®, Ringer-Lactat nach Hartmann B. Braun) bzw. über 30 °C (Ringer-Acetat-Lösung von Baxter) lagern
52.9 Dosierungstabelle ▶ Maximale Tagesdosis für Erwachsene beträgt bis zu 40 ml/kg KG. ▶ Aufgrund uneinheitlicher Dosierungsempfehlungen für Säuglinge und Kinder wird hier auf eine Dosierungstabelle für Säuglinge und Kinder verzichtet. Bitte beachten Sie die Herstellerangaben. KG
Erwachsene
bis 40 ml/kg KG pro Tag
142
40 kg
1 600 ml
50 kg
2 000 ml
60 kg
2 400 ml
70 kg
2 800 ml
80 kg
3 200 ml
90 kg
3 600 ml
100 kg
4 000 ml
110 kg
4 400 ml
120 kg
4 800 ml
130 kg
5 200 ml
140 kg
5 600 ml
150 kg
6 000 ml
Übersicht Medikamentendosierung bei Kindern
Alter
Neugeb.
6 Mon.
1 J.
3 J.
5 J.
8 J.
12 J.
15 J.
Gewicht [kg]
3,5
7
10
15
20
28
40
50
0,4
0,7
1,0
1,5
2,0
3,0
4,0
5,0
0,15
0,15
0,15
0,15
0,15
0,3
0,5
0,5
Adrenalin ▶ bei Reanimation: [ml] i.v. / i.o. 1:10 000 (1:10 verdünnen) ▶ bei Anaphylaxie: [mg] i.m.
mg / kg KG
0,01
Amiodaron [mg] i.v. / i.o.
15
35
50
75
100
150
200
250
5,0
Atropin [mg] i.v. / i.o. ▶ bei Alkylphosphat-Intoxikation: [mg] iv. / i.o.:
0,1
0,1
0,1
0,15
0,2
0,3
0,4
0,5
0,01
0,5–2
0,5–2
0,5–2
0,5–2
0,5–2
0,5–2
0,5–2
0,5–2
nach Wirkung
Butylscopolamin [mg] i.v. / i.o.
-
-
-
-
-
8–16
12–24
15–30
0,3-0,6
Clemastin [mg] i.v. / i.o.
-
-
0,3
0,45
0,6
0,8
1,2
1,5
0,03
Diazepam Rektiole [mg]
2,5
5
5
5–10
10
10
10
10
8,75
12,5
19
25
35
50
62,5
1,25
Dimetinden [mg] i.v. / i.o.
0,35
0,7
1,0
1,5
2,0
2,8
4,0
4,0
0,1
Esketamin [mg] i.v. / i.o. ▶ Narkose ▶ Schmerz
3,5–7 0,5–1
7–14 1,0–2
10–20 1,25–2,5
15–30 2–4
20–40 2,5–5
30–60 3,5–7
40–80 5–10
50–100 6,25–12,5
1–2 0,125–0,25
Fentanyl [µg]
-
-
15–45
20–60
28–84
40–120
50–150
1–3 µg / kg KG
0,1 0,5
0,15 0,75
0,2 1
0,28 1
0,4 1
0,5 1
0,01
5
7,5
10
14
20
25
0,2 ml / kg KG
Dimenhydrinat [mg] i.v. / i.o.
Flumazenil [mg] i.v. / i.o. ▶ Initialdosis ▶ bis maximal [mg] i.v. / i.o. Glukose 40% [ml] i.v. / i.o. (nur bei Hypoglykämie)
2
4
aus retten! 2•2019
Übersicht Medikamentendosierung bei Kindern
Midazolam [mg] i.v. / i.o.
0,21
0,42
0,5–2
0,7–3
1,0–4
1,4–5,5
2–8
2,5–10
bis 6 Mon: 0,06 ab 6 Mon: 0,05–2
Morphin [mg] i.v. / i.o.
0,15–0,35
0,35–0,7
0,5–1
0,75–1,5
1–2
1,4–2,8
2–4
2,5–5
0,05–0,1
Naloxon [mg] i.v. / i.o. ▶ Initialdosis ▶ jede weitere Dosis bis Wirkungseintritt
0,035 0,35
0,07 0,7
0,1 1
0,15 1,5
0,2 2
0,25 2,5
0,4 4
0,5 5
0,01 0,1
Paracetamol-Supp. [mg]
-
125
125
250
250
500
500
500–1000
Prednisolon [mg] i.v. / i.o. ▶ Anaphylaxie ▶ Asthmaanfall ▶ Pseudokrupp: Prednisolon Supp.
250 7
250 14
250 20 100
250 30 100
250 40 100
250 60
500 80
1000 100
Propofol [mg] i.v. / i.o.
7–16
14–32
20–45
30–70
40–90
60–130
80–180
100–225
8,2
12
18
24
34
48
60
1,2 µg / kg KG 0,6
Reproterol [µg] i.v. / i.o.
2 ggf. 1-malige Wdh. 2–4,5
Rocuronium [mg]
2,1
4,2
6
9
12
17
24
30
Salbutamol [mg] p.i.
-
-
-
-
1,25-2
2
2
2
Sufentanil [µg] i.v. / i.o.
-
1,4–3,5
2–5
3–7,5
4–10
5–14
8–20
10–25
0,2–0,5 µg / kg KG
Suxamethonium [mg] i.v. / i.o.
3,5–5,3
7–10,5
10–15
15–22,5
20–30
28–42
40–60
50–75
1,0–1,5
Vecuronium [mg] i.v. / i.o.
-
0,7
1
1,5
2
2,8
4
5
0,1
Sonderform intranasale Medikation: ▶ Esketamin: 4 mg / kg KG ▶ Fentanyl: 2–3 µg / kg KG ▶ Midazolam 0,2–0,5 mg / kg KG ▶ Naloxon: 0,4–2 mg ▶ Flumazenil : 0,1–0,5 mg aus retten! 2•2019