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German Pages 232 [248] Year 2009
Medienereignisse im 18. und 19. Jahrhundert
Ancien Regime Aufklärung und Revolution Herausgegeben von Rolf Reichardt und Hans-Ulrich Thamer Band 38
R. Oldenbourg Verlag München 2009
Medienereignisse im 18. und 19. Jahrhundert Beiträge einer interdisziplinären Tagung aus Anlass des 65. Geburtstages von RolfReichardt
Herausgegeben von Christine Vogel, Herbert Schneider und Horst Carl
R. Oldenbourg Verlag München 2009
Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Gießener Graduiertenkollegs 891 „Transnationale Medienereignisse von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart"
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Inhalt
Vorwort
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Hans-Jürgen Lüsebrink Atahualpas Bibelfrevel und Moctezumas Überlistung. Zur interkulturellen Dimension des Diskurses über die Conquista Südamerikas
5
Christine Vogel „Evenemens memorables". Mediale (Selbst-)Inszenierungen des Parlement de Paris in der Auseinandersetzung mit Ludwig XV
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Wolfgang Cilleßen Revolutionsbildenthüllungsjournalismus. Niederländische Verwandlungsgraphiken von der Patriotenzeit bis zum Napoleonischen Kaiserreich
33
Gudrun Gersmann Philippe Curtius: Wachsfigurenmacher, Medienunternehmer, Revolutionär. Eine biographische Skizze
55
Matthias Middell Auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen: Die Gegner der Französischen Revolution 1788-1792
77
Hans-Ulrich Thamer Napoleon - ein Medienkaiser. Zur Repräsentation charismatischer Herrschaft
93
Remigius Brückmann Die Ermordung der Abgeordneten von Auerswald und von Lichnowsky am 18. September 1848 in Frankfurt am Main
113
VI
Inhalt
Annette Keilhauer Die Ambivalenz des Öffentlichen: Mediale Inszenierungen und Frauenrechte im Frankreich des 18. und 19. Jahrhunderts
145
Herbert Schneider Die Eröffnung der Bayreuther Festspiele 1876 als internationales Medienereignis
165
Abbildungsverzeichnis
213
Register
219
Rolf Reichardt zum 65. Geburtstag
Vorwort „Le bon historien ressemble ä l'ogre de la legende. Lä oü il flaire la chair humaine, il sait que lä est son gibier."
Marc Bloch
Der vorliegende Band versammelt eine Reihe von Aufsätzen, die sich auf unterschiedliche Weise und aus verschiedenen Perspektiven mit Medienereignissen des 18. und 19. Jahrhunderts befassen. Die Texte basieren auf Vorträgen, die im Juli 2005 auf einer zu Ehren von Rolf Reichardt an der Universität Gießen veranstalteten Tagung gehalten wurden. Aus Anlass seines 65. Geburtstages waren Freundinnen und Freunde, langjährige Weggefahrten sowie eine Reihe ihm verpflichteter Nachwuchswissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler nach Gießen gereist und hatten sich auf Einladung des Graduiertenkollegs „Transnationale Medienereignisse von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart" mit medialen Inszenierungsstrategien zentraler Ereignisse und Diskurse des 18. und 19. Jahrhunderts auseinander gesetzt. Dass die Beschäftigung mit dem Forschungskonzept „Medienereignis" nicht nur dem wissenschaftlichen Programm des Kollegs Rechnung trägt, sondern zugleich auch eine Würdigung Rolf Reichardts darstellt, liegt nur zum Teil in der Tatsache begründet, dass Reichardt zu den Initiatoren des Kollegs gehört und dessen transdisziplinäres Forschungsprogramm maßgeblich mit entworfen hat. Stärker fallt sicherlich ins Gewicht, dass im Zentrum von Reichardts eigener wissenschaftlicher Arbeit seit nunmehr fast 40 Jahren ein Medienereignis steht, das in vielerlei Hinsicht paradigmatischen Charakter hat und an dessen Beispiel er die - unter anderem für das Kolleg relevante - Theoriebildung in seinem Fach entscheidend vorangetrieben hat: die Französische Revolution. Von seiner bei Rudolf von Albertini und Reinhart Koselleck verfassten Dissertation über „Reform und Revolution bei Condorcet" bis hin zu den jüngsten Arbeiten in seinem Teilprojekt „Revolutionserinnerung in der europäischen Bildpublizistik" am Gießener Sonderforschungsbereich „Erinnerungskulturen" stellen die sozialen, kulturellen und politischen Aspekte sowie Voraussetzungen und Folgen der Französischen Revolution den Schwerpunkt seines wissenschaftlichen Schaffens dar. Rolf Reichardt gilt daher seit langem als einer der international profiliertesten Kenner der Französischen Revolution. Von Beginn an nahmen methodologische und theoretische Reflexionen in Reichardts wissenschaftlichem CEuvre einen breiten Raum ein. Dabei war und ist für ihn die Theoriebildung niemals „l'art pour Tart", sondern stets vom pragmatischen Erkenntnisinteresse des Historikers geleitet, der wie der einst von Marc Bloch beschworene „Oger" vor allem an einem interessiert ist: die Menschen und ihre Lebenswirklichkeit hinter den historischen Dokumenten aufzuspüren. Geleitet von diesem „Jagdinstinkt" wandte sich Reichardt schon bald der kulturellen Dimension der historischen Wirklichkeit zu - ohne freilich darum der Sozialgeschichte französischer Prägung, die ihn stark beeinflusst hat, den Rücken zu
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Vorwort
kehren. Das von ihm gemeinsam mit Eberhard Schmitt begonnene und später mit Hans-Jürgen Lüsebrink weitergeführte Projekt des Handbuchs politisch-sozialer Grundbegriffe in Frankreich 1680—1820 ist das Ergebnis der Bemühungen, die traditionelle Begriffgeschichte deutscher Prägung um sozialhistorische Perspektiven und eine an der französischen lexicometrie geschulte serielle Arbeitsweise zu erweitem. Der Historischen Semantik ä la Reichardt geht es darum, zentrale politische und soziale Begriffe und Begriffsnetze in ihrem historischen Bedeutungskontext zu rekonstruieren, wobei mit der Frage der zeitgenössischen Diffusion solcher Begriffe zwangsläufig auch deren mediale Konstituierung in den Fokus gerät. Somit ist es nur folgerichtig, dass sich Reichardts Erkenntnisinteresse seit den 80er Jahren vor allem in zwei Richtungen bewegt hat: zum einen zum europäischen Kulturtransfer vom 17. zum 19. Jahrhundert, mit einem Schwerpunkt auf der Sattelzeit vom Ende des Ancien Regime bis zur Restauration, und zum anderen zu den vorindustriellen (Druck-)Medien von der Zeitung und dem Volkskalender über das Lied bis hin zur Bildpublizistik. Vor allem letztere hat Rolf Reichardts Aufmerksamkeit gefesselt und seine Forschungsinitiativen als Historiker beflügelt: Überzeugt davon, dass Bilder „hervorragende Zeitzeugnisse für die Rekonstruktion historischer Sehweisen [sind], für eine Geschichte kollektiver Wahrnehmungen, Sinnbildungsmuster und visueller Darstellungsformen [...]",' ist Reichardt zum Kenner zahlreicher lange Zeit viel zu wenig beachteter, dabei aber äußerst beachtlicher Sammlungen von ereignisbezogener Druckgraphik in Deutschland, Frankreich, England und Italien geworden. Dabei interessieren ihn vor allem die intermedialen und interkulturellen Bezüge, die unzähligen expliziten und impliziten Verbindungen, die aus der europäischen Druckgraphik dieser Zeit ein veritables semantisches Netz bildeten. Dieses transnationale Bedeutungsgeflecht zu entwirren, seine Funktionsweisen und seine soziale Reichweite aufzuzeigen und damit seine Bedeutung für kollektive Sinnbildungsprozesse und die politische(n) Kultur(en) vergangener Epochen freizulegen, stellt eines seiner wissenschaftlichen Hauptanliegen dar. Wer ihn in seinem Büro in der Mainzer Universitätsbibliothek besuchte, konnte deshalb in der Tat den Eindruck gewinnen, die Behausung von Blochs Oger zu betreten: Vollgestopft bis unter die Decke mit Dokumenten und Büchern, die ihn auf die Spuren seines „Jagdwilds" bringen sollten - darunter meterweise Aktenordner mit Reproduktionen von Druckgraphiken aus ganz Europa. Anders als das Menschen fressende Monster, das sich damit letztlich doch als unzureichende Metapher erweist, war und ist Rolf Reichardt allerdings von einer seltenen intellektuellen Großzügigkeit. Seine Bürotür in Mainz stand stets offen, und wer dort Hilfe oder Rat suchend eintrat, dem wurde Zeit gewidmet und geholfen. Rolf Reichardt hütet seine Schätze nicht, sondern lässt Kolleginnen und Kollegen, gerade auch jüngere Wissenschaftler, freigebig teilhaben. Er setzt auf Austausch und Kooperation, was in Zeiten zunehmenden Wettbewerbs und knapper wer-
' Rolf Reichardt: „Bild- und Mediengeschichte", in: Joachim Eibach u. Günther Lottes (Hg.), Kompass der Geschichtswissenschaft. Ein Handbuch, Göttingen 2002, S. 219-230, hier S. 219.
Vorwort
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dender Mittel in der Wissenschaft alles andere als selbstverständlich ist. Dabei hat er ein internationales Netzwerk freundschaftlich gepflegter wissenschaftlicher Kontakte geknüpft, das den von ihm organisierten Tagungen mitunter den Charakter von Familientreffen - im besten Sinne! - verleiht und regelmäßig ein offenes und äußerst fruchtbares Diskussionsklima schafft. Wer das Glück hatte, an einer solchen Tagung teilzunehmen, hat von dort in der Regel wesentlich mehr mitgenommen als das bloße Echo auf den eigenen Vortrag. Mag sein, dass Reichardts ungewöhnlich „unprofessoraler" Habitus daher rührt, dass er erst spät die professoralen Weihen der Universität erhielt: 1999 wurde er von der Justus-Liebig-Universität Gießen zum Honorarprofessor ernannt. Bis dahin hatte er seine wissenschaftlichen Forschungen von der Mainzer Universitätsbibliothek aus betrieben - quasi im Nebenberuf. Von 1971 bis zu seiner Pensionierung 2005 war er dort als Referent fiir verschiedene Fächer, darunter Romanistik und Musikwissenschaft (kurioser Weise jedoch nicht für Geschichtswissenschaft) tätig. 1991 initiierte er den von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geforderten „Sammelschwerpunkt Frankreichforschung: Kultur - Gesellschaft - Regionen", den er bis zu seiner Pensionierung leitete und der einen nachhaltigen Beitrag zur Verbesserung der Forschungsinfrastruktur darstellt, der über das Fernleihsystem auch überregional zur Wirkung kommt. Sein Hauptberuf hinderte ihn zum Glück nicht daran, eine bemerkenswerte wissenschaftliche Produktivität zu entfalten, die sich nicht nur in seinen Vorträgen und Publikationen, sondern auch in diversen Drittmittelprojekten, in seiner Gutachtertätigkeit unter anderem für die DFG und die Volkswagenstiftung sowie in Gastdozenturen in Frankreich (Maison des Sciences de l'Homme, Paris) und den USA (Stanford University) niederschlägt. Reichardts intellektuelle Aufgeschlossenheit und Freigebigkeit erklärt wohl auch, weshalb er zahlreiche Dissertationen angeregt und mitbetreut hat - schon lange bevor er 1999 durch die Gießener Universität auch offiziell das Recht erhielt, Doktoranden zur Promotion zu fuhren. Dennoch bedeuteten für Rolf Reichardt sein 65. Geburtstag und seine Pensionierung im Jahr 2005 wohl vor allem eines: Noch mehr Zeit für die Wissenschaft! Die seither weitergeführten Projekte, darunter eine von einer internationalen Tagung flankierte kulturhistorische Ausstellung in der Berliner Kunstbibliothek,2 sprechen jedenfalls für diese Annahme. Der vorliegende Band hätte ohne zahlreiche Helfer und Unterstützer nicht realisiert werden können. Der Dank der Herausgeber gilt vor allem Kerstin Weiand und Corina Sargk, die den Band redaktionell betreut haben und sich beim Layout auch von den hartnäckigsten Unannehmlichkeiten der Textverarbeitung nicht haben entmutigen lassen. Unterstützt wurden sie dabei von Jasmin Hähn, die auch das Register erstellt hat - mit tatkräftiger Unterstützung von Daria Starcenko und Christoph Hermes. Wolfgang Cilleßen hat uns mit Rat und Hilfe aus manchen Layout-Problemen herausgeholfen. Das Graduiertenkolleg „Transnatio2
Napoleons neue Kleider - Pariser und Londoner Karikaturen im klassischen Weimar, Kunstbibliothek Berlin, Kulturforum Potsdamer Platz, 20. Oktober 2006 bis 7. Januar 2007.
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Vorwort
nale Medienereignisse von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart" an der JustusLiebig-Universität Gießen, in dessen Rahmen auch die Tagung stattgefunden hat, hat uns einen namhaften Druckkostenzuschuss zur Verfugung gestellt. Schließlich danken wir Hans-Ulrich Thamer herzlich für die Aufnahme des Tagungsbandes in die Reihe „Ancien Regime, Aufklärung und Revolution" - Rolf Reichardt wird ihm verzeihen, wenn dies ohne sein Wissen geschah. Mit der Gießener Tagung und dem vorliegenden Band möchten seine Freunde, Weggefährten und Schüler zumindest ein wenig von dem zurückgeben, was sie von Rolf Reichardt über die Jahre an wissenschaftlichem Rat und freundschaftlicher Unterstützung erhalten haben. Es ist, wie zu solchen Anlässen üblich, ein recht bunter Strauß geworden. Wir hoffen, dass er dem Adressaten darum nicht weniger Freude bereitet! Die Herausgeber
Hans-Jürgen Lüsebrink Atahualpas Bibelfrevel und Moctezumas Überlistung Zur interkulturellen Dimension des Diskurses über die Conquista Südamerikas I. Zwischen Projektion und Augenzeugenschaft - zur Rekonstruktion der ,Stimmen der Anderen' Das 18. Jahrhundert stellte, im Gegensatz zu den beiden vorhergehenden Jahrhunderten und zum 19. Jahrhundert, bezüglich der außereuropäischen, kolonialen Welt keine Epoche großer geographischer Entdeckungen und militärischpolitischer Eroberungen dar. Es bildete weit eher ein Jahrhundert der wissenschaftlichen Erweiterung und vor allem Systematisierung des europäischen Wissens über außereuropäische Territorien, Gesellschaften und Kulturen, die sich in der Entwicklung neuer Mess-, Beschreibungs- und Beobachtungsmethoden sowie in der Redaktion und Publikation neuer Formen von Reiseberichten und enzyklopädischen Werken wie Raynals monumentaler Histoire des deux Indes zeigte.1 Das 18. Jahrhundert zeichnete sich gleichfalls durch ein neues und intensives Interesse fur die , Stimmen der Anderen' aus - Indianer, Afrikaner, Chinesen, Araber, Tahitianer sowie die Nachkommen der präkolumbianischen Zivilisationen Mittel- und Südamerikas, vor allem der Inkas und Azteken. Das Bedürfnis, die verdrängten .Stimmen der Anderen' zu hören und sie in der Literatur, Philosophie, Kunst und Historiographie repräsentiert zu sehen, war verknüpft mit einem neuen Bewusstsein der Relativität okzidentaler Werte und Moralstandards. Hieraus erklärt sich das besondere Interesse des Aufklärungszeitalters fur vorzivilisatorische Gesellschaften (wie die Gesellschaft Tahitis), die dem Naturzustand im Rousseauschen Sinne am nächsten erschienen. Der Diskurs des 18. Jahrhunderts versuchte in sehr unterschiedlicher Weise, den Stimmen und damit Sichtweisen der ,Anderen' Raum zu geben: in Reiseberichten und ethnographischen Schriften, u.a. auch aus der Feder von Exiljesuiten wie Martin Dobrizhoffer (Geschichte der Abiponer, einer berittenen und kriegerischen Nation in
1 Vgl. hierzu Philippe Despoix, Le monde mesure. Disposili/s de I exploration ä l'äge des Lumieres (Bibliotheque des Lumieres), Geneve 2005; Hans-Jürgen Lüsebrink, Wissen und außereuropäische Erfahrung im 18. Jahrhundert, in: Richard van Dülmen/Sina Rauschenbach, unter Mitwirkung von Meinrad von Engelberg (Hg.), Macht des Wissens. Die Entstehung der modernen Wissensgesellschaft, Wien/Weimar 2004, S. 629-653; ders. (Hg.), Das Europa der Aufklärung und die außereuropäische koloniale Welt, Göttingen 2006.
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Hans-Jürgen Lüsebrink
Paraguay, 1783) und Johann Christian Baegert {Nachrichten von der Amerikanischen Halbinsel Californien, 1772);2 in Gemälden und Kupferstichen; aber auch in fiktionalen Erzählungen und philosophischen Dialogen, wie Madame de Graffignys Lettres d'une Peruvienne (1747) und Denis Diderots berühmtes Supplement au voyage de Bougainville (1772), in dem Diderot die (imaginierten) Bewohner Tahitis zu Wortführern ihres Volkes und zu Anklägern der europäischen Kolonisation werden ließ. Georg Forster sieht in dieser Suche nach den Stimmen der Anderen in erster Linie auch ein Streben nach „Authenticität", ein Begriff, den er unter Bezugnahme auf Cook und Bougainville verwendet.3 Wie problematisch sich die Rekonstruktion interkultureller Dialoge im Medium nicht nur der Schrift, sondern auch einer fremden Sprache darstellt, zeigt sich in Forsters Fragment „Gastfreundschaft" in seiner Schrift Reminiscenzen, ein kurzer Dialog zwischen Georg Forster (der im Text den tahitianischen Namen „Teoro" trägt), seinem Begleiter Sparrmann (im Text „Pamani" genannt, „tahitianisch ausgesprochen", wie Forster in einer Fußnote vermerkt4) und mehreren Tahitianern und Tahitianerinnen, der eine Begegnungssituation und Szene der Gastfreundschaft schildert. Der Dialog ist zwar mit zahlreichen Begriffen und Wörtern aus der tahitianschen Sprache durchsetzt, die in Fußnoten erläutert werden,5 und beruht auf einer tatsächlichen Begegnungssituation, wirkt jedoch sehr gekünstelt und erinnert formalästhetisch deutlich an eine Theaterszene. Diderots Supplement au Voyage de Bougainville repräsentiert eine kurze, extrem komplexe fiktionale Rekonstruktion von Worten, die die Tahitianer - zumindest teilweise und sinngemäß - während der Ankunft Bougainvilles und seiner Expedition gesagt haben könnten. Obwohl Diderot ganz offensichtlich den Wortführern der Tahitianer Worte und Ideen in den Mund legt, die im wesentlichen auf philosophisch-politischen Projektionen beruhen - wie der Vorstellung einer natürlich-egalitären Gesellschaft und eines Raums freier und natürlicher Sexualität6 - , so füllt der Text doch entscheidende Leerstellen des nichtfiktionalen Reiseberichts von Bougainville, der kurz zuvor an die Öffentlichkeit
2
Vgl. hierzu auch Hans-Jürgen Lüsebrink, Missionarische Fremdheitserfahrung und anthropologischer Diskurs. Zu den Nachrichten von der Amerikanischen Halbinsel Californien (1772) des elsässischen Jesuitenmissionars Johann Jakob Baegert, in: Sabine Hofmann/Monika Wehrheim (Hg.), Lateinamerika. Orte und Ordnungen des Wissens, Festschrift fur Birgit Scharlau, Tübingen 2004, S. 69-82. Georg Forster, O-Taheiti, in: ders., Kleine Schriften. Ein Beytrag zur Völker- und Länderkunde, Naturgeschichte und Philosophie des Lebens, Leipzig 1789, 1. Theil, S. 275-354, hier S. 349: „Was Bougainville und Cook, und ihre Nachfolger von der taheitischen Religion erzählen, haben sie aus dem Munde der Einwohner genommen; und die Authentizität des einen wie des anderen, läßt sich in diesem Fall nicht verdächtig machen." 4 Georg Forster, Gastfreundschaft. Reminiscenzen. III, in: ders., Kleine Schriften, Zweyter Theil (wie Anm. 3), S. 351-354. 5 Ebd., S. 357-358. 6 Vgl. hierzu Christiane Küchler Williams, Erotische Paradiese. Zur europäischen Südseerezeption im 18. Jahrhundert (Das achtzehnte Jahrhundert. Supplementa 10), Göttingen 2004.
Atahualpas
Bibelfrevel
und Moctezumas
Überlistung
1
gelangt war.7 Zum einen imaginiert Diderot den bei Bougainville nahezu völlig ausgeblendeten ,Diskurs der Anderen', der Entdeckten und Eroberten; und zum anderen zeigt er, als Erzähler und Kommentator sowie durch das Prisma seiner Figuren, eine ausgesprochene - und bei den meisten Reiseberichten der Epoche noch völlig fehlende - Sensibilität für die Problembereiche interkultureller Kommunikation, vor allem der Möglichkeiten des interkulturellen Verstehens, der Problematik des Übersetzens und der heuristischen Notwendigkeit interkultureller Vergleiche.8 Die bereits 1703 verfassten und 1708 erschienenen Dialogues avec un Sauvage qui a voyage des französischen Barons und Armeeoffiziers La Hontan9 sind in vieler Hinsicht Diderots Supplement vergleichbar, selbst wenn sie strukturell weit weniger komplex erscheinen: Auch hier wird der imaginierte Diskurs der Besiegten und Eroberten - hier eines Huronenhäuptlings - den Positionen der Europäer - hier eines autobiographischen Ich-Erzählers - gegenübergestellt; auch hier erscheinen die aufgeklärten und kolonialismuskritischen Positionen des anderen deutlich positiver als die des europäischen Armeeoffiziers, der vergeblich sein Gegenüber von der Höherwertigkeit der europäischen Zivilisation und damit der Legitimität kolonialer Eroberung zu überzeugen versucht; und auch hier stellt sich der dialogische Text dar als ein ,Supplement', eine systematische diskursive Ergänzung, zu den Leerstellen des historischen Diskurses. Der Unterschied im Vergleich zum Supplement au Voyage de Bougainville - und das Paradox des Textes - liegen darin, dass La Hontan selbst - im Gegensatz zu Diderot - über eine lange, knapp zwanzigjährige Erfahrung Nordamerikas verfügte, selbst indianische Sprachen sprach, selbst Verfasser des Bezugstextes - eines nichtfiktionalen Reiseberichtes - war, aber sein philosophisches Supplement' (die der Autor selbst als „Suite du Voyage de l'Amerique" bezeichnet) sich kurioserweise ungleich konstruierter, artifizieller und projektiver darstellt als Diderots Text.10
7
Louis-Antoine de Bougainville, Voyage autour du monde (1771), hg. v. Jacques Proust, Paris 1982 (Coli. Folio).
8
Vgl. Denis Diderot, Supplement au voyage de Bougainville (1774), hg. v. Herbert Dieckmann, Paris/Lille 1955; sowie zu den erwähnten Problemkreisen: Peter Jimack, Diderot, Supplement au Voyage de Bougainville. London 1988; Michele Duchet, Le primitivisme de Diderot, in: Europe 405/406 (1963), S. 126-137; Georges Benrekassa, Dit et non-dit ideologique: ä propos du Supplement au voyage de Bougainville, in: Dix-Huitieme Siecle 5 (1973), S. 29-40. 9
Vgl. die vorzügliche kritische Ausgabe des Textes von Real Ouellet, Louis-Armand de Lom d'Arce, baron de La Hontan, Suite du Voyage de l'Amerique, ou Dialogues de Monsieur le Baron de La Hontan et d'un Sauvage, dans l'Amerique. Contenant une description des mceurs et coutumes de ces Peuples Sauvages (1703), in: La Hontan, CEuvres completes. Edition critique par Real Ouellet, avec la collaboration d'Alain Beaulieu, Montreal 1990, Bd. 2, S. 791-885. Vgl. hierzu auch Benoit Melanfon, Les limites du dialogue: Lahontan, les Jesuites, Bougainville, in: Jean-Marie Goulemot (Hg.), Dialogisme culturel au XVIIIe siecle (Cahiers d'Histoire Culturelle 4), Tours 1997, S. 5-30; Hans-Jürgen Lüsebrink, Interkulturelle Dialogizität. Europäisch-außereuropäische Dialoge bei La Hontan und Clavijero, in: Gabriele VickermannRibemont/Dietmar Rieger (Hg.), Dialog und Dialogizität im Zeichen der Außlärung, Tübingen 2003, S. 49-67.
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Hans-Jürgen
Lüsebrink
Die Spurensuche des Aufklärungszeitalters nach dem ,authentischen Diskurs' der Anderen schlug sich ganz überwiegend in fiktionalen Texten wie den beiden genannten wieder. Sie findet sich jedoch auch, wie nachfolgend zu zeigen sein wird, in historiographischen Texten und nicht-fiktionalen Reiseberichten, in denen sich eine neue Aufmerksamkeit fur die Worte der Anderen und eine neue Sensibilität fur interkulturelle Prozesse und Phänomene zeigt. Ein Symptom hierfür sind die Neu-Lektüren und Neu-Interpretationen entscheidender Kommunikationssituationen in der Geschichte der Eroberung Südamerikas, die einhergingen mit der Kritik an Kolonialismus, Sklavenhandel und Negersklaverei11 und insbesondere an der spanischen und portugiesischen Kolonialherrschaft. So erschien erstmals in der Aufklärungshistoriographie, etwa im Werk Raynals und Bruzen de la Martinieres, die Eroberung Mexikos auch und in wesentlichen Teilen als ein komplexer ,Kommunikationsfeldzug', in dem die spanischen Eroberer in geschickter und überlegener Weise die interkulturelle Kommunikation mit dem Aztekenherrscher Moctezuma dominierten und zu ihren Gunsten manipulierten, mit tatkräftiger Unterstützung der fur die Spanier arbeitenden Übersetzer, der Indianerin Marina und des knapp zehn Jahre in Yucatän unter Indianern lebenden Aguilar.12 Cortes habe rasch begriffen, so Jürgen Osterhammel, „daß die Azteken, durch Prophezeiungen vorbereitet, die Wiederkehr des Gottes Quetzalcoatl erwarten, und er nutzt die Chance, diese Rolle für sich zu reklamieren [...]. Mehr noch als Cortes der Kämpfer ist es Cortes der Rhetor, der für die Spanier den Sieg erringt. Die Spanier besitzen ein Übergewicht an kommunikativer Kompetenz, nicht zuletzt durch ihre Schriftlichkeit, stets übernehmen sie die aktive Rolle im Kommunikationsprozeß; sie inszenieren mit großer Verschlagenheit ein Machttheater, das die Azteken blufft und blendet und sie von der realen Schwäche der Invasoren ablenkt."13 Das neue anthropologische Interesse des Aufklärungszeitalters fur die kulturellen Sichtweisen, Sprachen und Werte sowie generell die Augenzeugenschaft der Angehörigen außereuropäischer Kulturen zeigt sich schließlich in der Entdeckung (oder Wiederentdeckung) von Wortergreifungen und Diskursen der ä n d e ren', die ediert, kommentiert und in vielfaltiger Weise in der Philosophie und Geschichtsschreibung des Aufklärungszeitalters verwendet wurden. Die bekanntesten und einflussreichsten Texte dieser Art sind zweifellos die Comentarios
" Vgl. hierzu Yves Benot, Les Lumieres, l'esclavage et la colonisation, hg. v. Roland Desne/Marcel Dorigny, Paris 2005. 12 Vgl. Hans-Jürgen Lüsebrink, ,Die Stimmen der Besiegten'. Multikulturalität und Interkulturalität der Conquista in nicht fiktionalen und literarischen Berichten (Cristobal Colon, Bemal Diaz del Castillo, Carlos Fuentes), in: Manfred Schmeling/Monika Schmitz-Emons (Hg.), Multilinguale Literatur im 20. Jahrhundert (Saarbrücker Studien zur Vergleichenden Literatur- und Kulturwissenschaft), Würzburg 2001, S. 233-246. 13 Jürgen Osterhammel, Wissen als Macht. Deutungen kulturellen Nichtverstehens bei Tzvetan Todorov und Edward Said, in: Ava-Marie Auch/Stig Förster (Hg.), Kulturkonflikte und Imperialismus in Asien vom 18. bis zum 20. Jahrhundert, Paderborn 1997, S. 145-169, hier S. 151; vgl. hierzu auch Inga Clendinnen, .Fierce and unnatural cruelty'. Cortes and the Conquest of Mexico, in: Stephen Greenblatt (Hg.), New World Encounters, Berkeley 1993, S. 12^*7.
Atahualpas Bibelfrevel und Moctezumas Überlistung
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reales und die Historia de los Incas von Inca Garcilaso de la Vega (1539-1619), eines spanisch erzogenen Mestizen und Abkömmlings der letzten Inka-Dynastie. Beide Werke wurden Ende des 16. Jahrhunderts geschrieben, aber aufgrund der spanischen Zensur zunächst nicht und dann in Teilen im 17. Jahrhundert publiziert. Sie wurden erst im 18. Jahrhundert in alle großen europäischen Sprachen übersetzt und sowohl in Frankreich als auch in England und Deutschland intensiv diskutiert und rezipiert.14
II. Atahualpa versus Pizarro - ein interkultureller Dialog mit gewalttätigem Ausgang Eine der berühmtesten und folgenreichsten Episoden der Begegnung zwischen Europa und der außereuropäischen Welt fand an einem ganz präzisen Datum statt, nämlich dem 16. November 1532 in Cajamarca in Peru. An diesem Tag empfing der Inkaherrscher Atahualpa an seinem Hof den spanischen Heerführer Francisco Pizarro und dessen Beichtvater, den Dominikanermönch Vicente de Valverde, späterer Bischof von Cuzco, die ein indianischer Dolmetscher namens Felipillo begleitete. Eskortiert wurde die spanische Delegation von etwa 120 spanischen Soldaten, eine verschwindend kleine Truppe angesichts der den Hof umgebenden Untertanen und Soldaten des Inka-Herrschers, die zeitgenössischen Berichten zufolge mehrere bewaffnete Tausendschaften umfassten. Die spanischen Chroniken des 16. Jahrhunderts, vor allem Pedro de Cieza de Leon15 und Guamän Poma de Ayala,16 auf denen auch die zeitgenössischen Einblattdrucke zu dem Ereignis basierten, sowie die historiographischen Dar-
14
Vgl. zu Inca Garcilaso de la Vega das Werk von Carmen Bernard, Un lnca platonicien: Garcilaso de la Vega, 1539-1616, Paris 2006; Max Hernandez, Memoria del bien perdido. Conßicto, identidady nostalgia en el lnca Garcilaso de la Vega, Lima 1993; Jose Anadon (Hg.), Garcilaso Inca de la Vega. An American Humanist. A tribute to Jose Durand, Notre Dame/Indiana 1998; Francisco A. Ortega, Trauma and Narrative in Early Modernity. Garcilaso's Comentarios Reales, in: Modern Language Notes 118 (2003), S. 393^26; zur Begegnung zwischen Atahualpa und Pizarro S. 406, 410-413; sowie zur Rezeption von Garcilaso de la Vega Jean-Marie Goulemot, Jamerey-Duval, paysan acculture, lecteur de Garcilaso et de Las Casas, in: L'Amerique espagnole ä l'epoque des Lumieres. Tradition - innovation - representations (Colloque franco-espagnol du CNRS, 18-20 septembre 1986), Paris 1987, S. 327-337. 15 Pedro de Cieza de Leon, Descubrimiento y Conquista del Peru. Introduction y notas de Mario A. Valotta, Madrid/Buenos Aires 1984, S. 217-221 (Kap. XLV: „de cömo Atabalipa entro en la plaija donde los cristanos estavan e como file preso e muchos de los suyos muertos e heridos"); kritische Ausgabe in der englischen Übersetzung: The Discovery and Conquest of Peru. Chronicles of the New World Encounter, hg. u. fibers, v. Alexandra Parma Cook/Noble D. Cook, Durham/London 1998, S. 211-212 (Kap. XLV: „About how Atahualpa entered the plaza where the Christians were, and how he was seized and many of his people were killed and wounded."). Guamän Poma de Ayala, El Primer Nueva Coronicay Buen Gobierno (ca. 1535), in: Miguel Leön-Portilla (Hg.), El Reverse de la Conquista. Relaciones aztecas, mayas e incas (Coll. El legado de la America Indigena), Mexico 1974, S. 134-164, hier S. 144.
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Hans-Jürgen Lüsebrink
Stellungen der Entdeckung und Eroberung Perus von Lopez de Gomara17 und Augustin de Zarate,18 stellen das Ereignis in Grundzügen wie folgt dar: Nach einer höflichen und offiziellen Begrüßungszeremonie habe der Inkaherrscher den Gästen das Wort gegeben, worauf Pedro Valverde in einer langen Rede, die anschließend von Felipillo, so gut es dieser vermochte, übersetzt worden sei, die Doktrin der heiligen Dreifaltigkeit und die Mission des Apostels Paulus und seines Nachfolgers, des Papstes, dargelegt habe, die darin bestünde, die Oberherrschaft über alle weltlichen Fürstentümer und Herrscher der Erde auszuüben. Der römische Papst habe dem spanischen Kaiser, so Valverde zu Atahualpa, die Aufgabe übertragen, den Inkaherrscher davon zu überzeugen, die christliche Religion zu übernehmen, auf seinen eigenen Glauben zu verzichten und dem spanischen Herrscher einen Tribut zu zahlen, ein Anliegen, das Atahualpa nach Darstellung der spanischen Chronisten offensichtlich nicht zu verstehen schien bzw. nicht verstehen wollte oder konnte. In seiner sehr förmlichen Antwort gab der Inkaherrscher lediglich kund, dass er den spanischen König ebenfalls als einen großen Herrscher betrachte, dessen Würde der der Inka-Herrscher vergleichbar sei. Er gab den Spaniern jedoch zu verstehen, dass eine solche Achtung seinerseits in keiner Weise eine Unterwerfung beinhalte und dass er einzig und allein die Sonne, ebenso wie seine Ahnen und Urahnen, zu verehren gedenke. Sodann fragte er Valverde, woher er die geäußerten merkwürdigen Ideen bezogen habe. Worauf Valverde Atahualpa mitteilte, dass diese Gedanken aus der Bibel stammten, die er mit diesen Worten dem Inka-Herrscher übergeben habe. Dieser habe sodann die Bibel betrachtet, betastet, durchblättert, an sein Ohr gehalten und sie dann mit den Worten, er könne nichts aus dem Buch hören, fallen gelassen. Dieser Akt - aus der Sicht der spanischen Chronisten ein Bibelfrevel - habe bei Pizarro, Valverde und ihrer Leibgarde die heftigste Empörung hervorgerufen und den Anlass zur Gefangennahme Atahualpas gegeben. Der entstandene Aufruhr unter dem Hofstaat Atahualpas sei, so die Chronisten, im Keim durch entschiedenes Vorgehen der Spanier erstickt worden. Die friedlich begonnene Kommunikationssituation endete in einem furchtbaren Blutbad, das die Inka-Herrschaft grundlegend erschütterte und in der Bildpublizistik über die Conquista in vielfaltiger Weise dargestellt wurde. Das Titelblatt etwa der französischen Übersetzung von Augustin de Zarates Darstellung der Eroberung Perus zeigt die Entfesselung der Gewalt unmittelbar nach der Rede Valverdes: Dieser hält die von Atahualpa zu Boden fallen gelassene Bibel wieder in der rechten Hand, während er in der
17 Francisco Lopez de Gomara, Historia General de las Indias y Vida de Hernän Cortes (1552). Prölogo y Cronologia Jorge Gurria Lacroix, Venezuela 1979, Kap. CXII1 „Prison de Atabaliba", S. 169-172, hier S. 172. Gomara verwendet die Namensvariante „Atabaliba" statt „Atahualpa", die auch von Autoren des Aufklärungszeitalters wie Raynal übernommen wurde. Vgl. zur Bedeutung und Verwendung dieser beiden Namensvarianten das „Glosario de voces indigenas", Art. „Atahuallpa", in: Inca Garcilaso de la Vega, Comentarios reales de los Incas. Ed. al cuidado de Angel Rosenblat (1543), 2 Bde., Buenos Aires 21945, hier Bd. 2, S. 309. 18 Augustin de Zarate, Historie del descubrimiento y conquista de la provincia del Peru y de las guerras senaladas en eile (1543). Frz. Übersetzung: Histoire de la Conquete et de la Dicouverte du Perou, Paris 1724, 2 Bde., hier Bd. 1, Kap. V, S. 111-112.
Atahualpas Bibelfrevel und Moctezumas Überlistung
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linken Hand ein erhobenes Kreuz hält und somit die dargestellte brutale Gewaltausübung durch die Spanier, die den Inkaherrscher vom Thron herunterzerren, in doppelter Weise religiös rechtfertigt. Wenige Monate nach diesem Schlüsselereignis wurde Atahualpa, dem von spanischer Seite nach Zahlung eines gewaltigen Lösegeldes die Freiheit zugesagt worden war, in einem Scheinprozess wegen Gotteslästerung und Majestätsbeleidigung zum Tode verurteilt und hingerichtet, obwohl er den Forderungen der Spanier durch die Lieferung umfangreicher Goldschätze weitestgehend entsprochen hatte. Dieser von verschiedenen Chronisten des 16. Jahrhunderts überlieferte Verlauf des Ereignisses entspricht zweifellos in Grundzügen den historischen Fakten, auch wenn diese, etwa bei Augustin Zarate und Pedro de Leon, aus prospanischer Perspektive und damit in deutlich legitimatorischer Absicht dargestellt wurden. Das tragisch und gewalttätig endende Missverständnis der interkulturellen Begegnung des 16. November 1532 schien auf der Konfrontation zweier kultureller Weltsichten und Mentalitäten zu beruhen, von denen die spanische sich - um Tzvetan Todorovs Sichtweise hier zu übernehmen19 - als flexibler, geschickter und handlungsfähiger erwiesen hatte.
III. Darstellungsformen und Neulektüren des Aufklärungszeitalters Die Neu-Interpretation dieses Ereignisses und die Neu-Lektüre seiner Quellen der erwähnten Chroniken - im Aufklärungszeitalter bürstete zum einen die spanische Sicht gegen den Strich und zeigte zum anderen auf, dass es sich bei diesem interkulturellen Missverständnis um eine gleichermaßen aus Zufällen und gezielter Strategie (seitens der Spanier) zusammengesetzte Kette von Fehlinterpretationen auf der Seite der Inkas handelte. Guillaume-Thomas Raynal, der bereits erwähnte Verfasser und Herausgeber der Histoire des Deux Indes (1770/80), übernahm in seiner Darstellung des Ereignisses von Cajamarca größtenteils und nahezu wörtlich die Version eines spanischen Historikers, Lopez de Gömara (1511-1562), 20 der sich seinerseits auf die beiden eingangs zitierten spanischen Chronisten stützte, veränderte jedoch zwei signifikante Details: zum einen die Beschreibungsmuster der Spanier, die deutlich negativ umgewertet wurden;21 ebenso wie die aus spanischer Chronistensicht gerechtfertigte Nieder-
19 Tzvetan Todorov, La Conquete de l'Amerique: la question de Γ Autre, Paris 1982. Dt. Ubersetzung: Die Eroberung Amerikas. Das Problem des Anderen, übers, v. Wilfried Böhringer, Frankfurt a.M. 1985. 20 Francisco Lopez de Gömara, Historia General de las Indiasy Vida de Hernän Cortes (1552). Prölogo y Cronologia Jorge Gurria Lacroix, Venezuela 1979, Kap. CXIII „Prison de Atabaliba", S. 169-172, hier S. 172. Guillaume-Thomas Raynal, Histoire philosophique et politique des etablissemens et du commerce des Espagnols dans les deux Indes, Neuchätel/Geneve 1783, vol. III, livre 7, S. 297: „Les
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schlagung des Aufruhrs, der bei Raynal nunmehr als „carnage affreux" und „infame boucherie", als furchtbares Blutvergießen und infame Schlächterei, bezeichnet wird, die in seiner Darstellung auch zu unvorstellbaren Grausamkeiten und sexuellen Exzessen geführt habe.22 Zum anderen schrieb Raynal dem Inkaherrscher - der in den spanischen Chroniken und historiographischen Darstellungen, etwa bei Pedro de Cieza de Leon, als „sehr eitler Tyrann" („muy orgulloso" und „el tirano"23) bezeichnet wurde, nunmehr deutlich positive Charaktereigenschaften zu, indem er sich hierbei auf die einzige aus Inka-Sicht geschriebene und publizierte Chronik des Ereignisses, die Comentarios reales von Inca Garcilaso de la Vega, stützte. So unterstreicht Raynal u.a., der Inkaherrscher (der bei Raynal den Namen Atabaliba trägt) sei voller Vertrauen in die guten Absichten der Spanier zu dem Treffen mit Pizarro und Valverde gekommen24 und habe der Rede Valverdes mit großer Geduld zugehört („l'avoit ecoute avec beaucoup de patience"). Im Zuge der Neu-Bewertung und Neu-Interpretation des Untergangs des Inkareichs erfahr dieses auch ins Französische, Deutsche und Englische übersetzte Werk somit erstmals eine öffentliche und europaweite Aufmerksamkeit, auch bei Georg Forster, der seine Historia de los Incas in der spanischen Originalausgabe las und u.a. in seiner Schrift O-Taheiti aus dem Jahre 1780 zitierte.25 Der französische Literat und Historiograph Jean-Fran^ois Marmontel behielt die gleiche, dezidierte, spanienkritische Sichtweise wie Raynal in seinem historischen Roman Les Incas aus dem Jahre 1777 bei, gab jedoch eine neue und andere Version des abschließenden Wortwechsels zwischen Atahualpa und dem Priester Valverde: Der Inkakönig habe zu letzterem lediglich geäußert, „die Bibel sei für ihn ,stumm' („muet pour moi")26 und er habe sie fallen lassen (und nicht zu Boden geschleudert), worauf Valverde einen Wutausbruch bekam und Atahualpa Flüche entgegenschleuderte, sich also seinerseits - ganz anders als in der spanischen Darstellung - der Majestätsbeleidigung schuldig machte. Zudem kontrastierte Marmontel in sehr prononcierter Weise eine ungewöhnlich positive Darstellung Francisco Pizarros,27 der (aus der Sicht Atahualpas) zunächst als aufgeklärter Conquistador erscheint und auch im Zuge der weiteren Ereignisse positiver erscheint als die anderen spanischen Protagonisten, mit einem äußerst Espagnols, qui vraisemblablement avoient peine ä retenir cette fureur, cette soif de sang, que leur inspiroit la vue de Γ or et des infideles [...]." 22 Ebd., S. 297. 23
Pedro de Cieza de Leon, Descubrimiento y Conquista (wie Anm. 15), Kap. XLIV, S. 214, 218. Ebd., S. 296: „Atabaliba vint avec confiance au rendez-vous." 25 Forster, O-Taheiti (wie Anm. 2), hier S. 306, Fußnote. 26 Bei Raynal, Histoire des Deux Indes (wie Anm. 21), vol. III, livre 7, S. 297 heißt es hingegen: „Atabaliba prend le livre, le regarde de tous les cötes, se met ä rire, et jetant le breviaire: ,ce livre', ajoute-t-il, ,ne me dit den de tout cela'." 24
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Vgl. die Entgegnung Atahualpas auf Pizarros Rede: „Viens nous instruire, nous eclairer de ta raison, nous enrichir de ta sagesse; et sois sur de trouver des cceurs dociles et reconnois-sants." Jean-Franμ»,γ,'ΐ'ιι,'mifuumim,·fiti-'ii.muM- yn,·,γ/uMf «^Innyw.H. Jfü /../ CnJi.or.lix Pre,'' ,/»ν/.·ηι.'*"" "Φ··* ψΛ,^'τΜ »rfttH,Jiyy,„i ft^iUiS/i ί IM
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Abbildung 1 Ια-b Op de Hervormde Kees en Spansche Hond, gefaltete kolorierte Federzeichnung, Niederlande, 1787, (AvS 4952), Atlas van Stolk, Rotterdam.
Der Autor der beigefügten handschriftlichen Zeilen verurteilt die Verspottung der tapferen, treuen und freiheitsliebenden Batavier, sprich Patrioten, durch den bekannten Faltkupfer, konstatiert aber zugleich, dass die Lästerer im Bild des Spitzhundes die Patrioten unfreiwillig als mutig und treu charakterisieren. Die Anhänger der Oranier hingegen gelten ihm als Sklaven, die für Geld Ehre und Tugend verpfänden, und wenn die Kunst ihr Bild nach der Natur erschaffen solle, so werde sie ihnen die Gestalt eines für das Vaterland nutzlosen Spanischen Hundes geben. In der Tat entpuppt sich der oranische Bürger beim Umblättern als unter das Joch gebeugter, in Ketten geschlagener Spaniel.
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Abbildung I2a-b Herschepping der Oranje Schreeuwers, gefaltete kolorierte Federzeichnung, Niederlande, 1787 (FM 4902), Rijksmuseum Amsterdam.
Die oranischen Statthalter erscheinen mithin als tyrannische Unterdrücker, die den Spaniern des 16. und 17. Jahrhunderts in nichts nachstehen; eine Einschätzung, die von etlichen patriotischen Pamphletisten insofern geteilt wurde, als sie Wilhelm V. mit Alba und Philipp II. auf eine Stufe stellten." Auf die bijltes ist auch ein weiteres Faltblatt mit dem Titel Herschepping der Oranje Schreeuwers gemünzt, ebenfalls ein Unikat, das einen Schiffszimmerer mit Beil (Aufschrift Oranje boven) und Geneverflasche (Aufschrift: Oranjegenever) sowie einem Anstecker mit dem Bildnis Wilhelms V. zeigt (FM 4902, Abb. 12). Recht und Freiheit tritt er mit Füßen. Als Lohn für seine Taten, so der Vierzeiler, wird er in einen Raben, Schimpfname für die Orangisten, verwandelt. Im Hintergrund hängt an einem Galgengerüst eine Leiche an den Füßen. Ein ähnliches Faltblatt spricht ausdrücklich von Galgen, die der Rabe säubere (FM 4901). 12 Die Herkunft des Spitznamens ist nicht bekannt, aber die überlieferte Charakterisierung des Raben gibt genug Indizien fur dessen Wahl durch die patriotische Pamphletistik. In Zedlers Universal-Lexicon heißt es: „Wenn die alten Fabeln angenommen werden sollen, hat der Rabe die geheime Bedeutung der Untreu, der heimlichen Nachrede und des Ohrenblasens, [...] ingleichen des Geitzes und Eigennutzes. [...] und indem der Rabe mehrentheils vom Aase lebt, ist er ein Sinnbild eines Lästerers, der auch der Verstorbenen nicht schonet. Der Rabe ist der vornehmste Galgenvogel, so sich von Cörpern, wo Galgen und Rä-
" Vgl. Rosendaal, Bataven! (wie Anm. 1), S. 458f. Der Text der Karikatur zirkulierte vermutlich auch in Abschriften, vgl. Gedichten rakende 't jaar 1787 & 1788, Koninklijke Bibliotheek Den Haag, Handschrift Κ A 61, S. 154. 12
Überschrift: „Wie suivert de galg". Unterschrift: „Ik en mijn maat, die hier achter Staat".
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der stehen, ernähret, und den todten Cörpern zuerst die Augen aushacket; [...]·"' 3 Erstens darf der Rabe also als Gegenbild zum Spitz angesehen werden, Treue steht gegen Untreue, zweitens wird seine krächzende Stimme mit der der OranjeSchreier gleichgestellt und drittens schließlich ist er ein Verleumder und Anstifter, der die Volksmenge gegen die Patrioten aufhetzt. Die Assoziation von Personen oder Ideen mit Fäkalien, der Gebrauch von Schriften oder Bildern als Toilettenpapier, die Reduzierung des Menschen auf seine banalsten Bedürfnisse, seine Bloßstellung beim Akt der Defakation gehören zu den gängigen Mitteln der Karikatur. Ein besonderes, zu Ehren Oraniens errichtetes Privaat präsentiert eine anonyme, wohl 1787 entstandene aquarellierte Federzeichnung (FM 4903, Farbabb. I).14 Man erreicht das Toilettenhäuschen nach dem Durchschreiten eines Triumphbogens mit der Aufschrift V(ivat) 0{ranje). Der Betrachter kann die mit einer Oranje-Kokarde gezierte Tür mittels einer seitlich zu ziehenden Lasche öffnen und findet einen Schiffszimmermann mit Beil (Aufschrift: 0[ranje] B[oven\) und diversen orangenen Kleidungsaccessoires in sinnender Haltung bei seiner Verrichtung vor. Über einem der Sitze hängt an einer orangenen Schleife ein Zettel mit der Aufschrift „Freiheit/Recht", der wohl zur anschließenden Nutzung dienen soll und von der Missachtung seitens der Oranier für die grundlegenden Bürgerrechte zeugt. Die Unterschrift weist der Oranje-Kokarde das Toilettenhäuschen als geeigneten Anbringungsort zu; alles, was hier falle, sei prinzgesinnt; die richtige Färbung erziele man durch den Genuss von Rhabarber. 15 Träger der Gedankenverbindung zwischen Oranien und Fäkalien scheint, so deutet die letzte Zeile an, deren gemeinsame Farbe. Eine solche Verspottung der Oranier blieb nicht allein papieren: Von einem patriotischen Predikanten ist überliefert, dass er sein Toilettenhäuschen mit einer Ringelblume {goudsbloem) und einem auf sie gemünzten derben anti-oranischen Vers zierte: „Diese Ringelblum in ihrem Duft/und auch in ihrer gelben Farbe/erscheint zurecht genau/an diesem Sch..ßhäuslein,/wo das, was man produziert/dem Dreck-Gott geweiht wird:/wo man aus der Hinterpforte/Vivat Oranje hört." 16 Das Motiv des Aborts geht vermutlich auf englische Vorbilder zurück und wurde in der Revolutionsepoche wiederholt politisch aufgeladen. 17 Auf einem 13 Art. „Rabe", in: Johann Heinrich Zedier, Grosses vollständiges Universal-Lexicon, Bd. 30, Leipzig/Halle 1741, Sp.446.
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Das Blatt befindet sich in der Sammlung Simon van Gijn, Dordrecht, vgl. Jan F. Heijbroek, Geschiedenis in beeld 1550-2000, Zwolle 2000, S. 202. 15 „Hier Plaa[t]st men dit Oranje lint./Al wat hier valt is Prins gesint/Dees kleur die is het meest geschikt/Als men Robarber heeft geslikt." Der Text kursierte auch in Abschriften, vgl. Gedichten rakende 't jaar 1787 & 1788, Koninklijke Bibliotheek Den Haag, Handschrift Κ A 61, S. 147. 16 Joost Rosendaal, De Nederlandse revolutie; Vrijheid, volk en vaderland 1783-1799, Nijmegen 2005, S. 158, ohne Quellenangabe: „Deez' Goudsbloem in haar geur/ook in haar geele kleur/vertoont zieh keurig net/juist in dit Sch..t Salet,/daar 't geen er is bereid/den Drek-God word gewyd:/daar men uit de achterpoort/Vivat Oranje hoort." 17 Für die Revolutionszeit, vgl. Albert Boine, Jacques-Louis Daivd. Le discours scatologique de la Revolution franfaise et l'art de la caricature, in: Lynne Hockman (Hg.), Politique et polemi-
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anonymen englischen Spottblatt von 1775 - The Congress or The Necessary Politicians - auf die Beschlüsse des Amerikanischen Kongresses zur Besteuerung englischer Güter erblickt man Edmund Burke bei der Lektüre eines Pamphlets und seinen Kompagnon im Begriff, sich mit eben dieser Resolution den Hintern zu fegen (BM 5297).18 Ein englischer Mezzotinto von 1778, der in verschiedenen, auch französischen Versionen auf den Markt kam, malt The State of the Nation in Form einer Physiognomik der Toilettenbesucher ab. Man schaut in gequälte, nachdenkliche, gelassene Gesichter von je sieben Frauen und Männern, die unter anderem englische Politiker repräsentieren (BM 5479-81, Abb. 13).19 Ein niederländischer Karikaturist nahm die englisch-französische Anregung nach der oranischen Restauration von 1787 auf und beantwortete die patriotischskatologischen Invektiven mit einem Blatt auf die entlassenen patriotischen Mitglieder verschiedener Stadtregierungen, das schon im Titel die Schlüssellochperspektive andeutet - Het politicq secreet; of nieuwerwetse rarekiek (Der politische Abort, oder neumodischer Guckkasten; FM 4560, Abb. 14). Die Unterhaltung der Politiker dreht sich hier um verschiedene Kräuter und Pillen, die ihre Malaise vielleicht erleichtern könnten. Schließlich reicht ihnen der Teufel das Toilettenpapier in Form zweier bekannter patriotischer Zeitschriften, der Post van den Nederrhijn und des Politieke Kruyer. Die wehleidige Attitüde des französischen Adels nach der Revolution verspottet eine ähnliche, vermutlich in Paris erschienene skatologische Karikatur. Auf dem Abort räsonnieren dessen Vertreter über ihre Situation: Der Gräfin bleibt nur noch die Toilette als Schmollwinkel, die Präsidentin beklagt den Verlust der „lieux ä l'anglaise", die Maitresse fühlt ihre Sinne agitiert (wobei sie sich vielsagend unter den Rock greift), die Äbtissin sieht als einzigen Ausweg nur noch die Heirat usw.20
que. La caricature franqaise et la Revolution, 1789-1799, Ausst.Kat, Los Angeles 1988, S. 6 9 85. 18 Frederic G. Stephens/Mary D. George, Catalogue of Prints and Drawings in the British Museum, Division I., Political and Personal Satires, 11 Bde., London, 1870-1954 (im Folgenden abgekürzt BM); Nicholas Κ. Robinson, Edmund Burke. A Life in Caricature, New Haven/London 1996, S. 16. 19
Weitere Exemplare Bibliotheque nationale de France, Cabinet des Estampes, Tf. 18 fol., Bd. 1, R078197, Bd. 2, R079857. Italienische Kupferstichverleger wie Pompeo Lapi in Livomo und Zatta in Venedig vertrieben um 1790 weitere Varianten des englischen Blattes, vgl. Aurelio Rigoli/Annamaria Amitrano Savarese, Fuoco, aqua, cielo, terra, Vigevano 1995, S. 634-635. 20
Eduard Fuchs, Illustrierte Sittengeschichte. Das bürgerliche Zeitalter, Ergänzungsband, München o.J. (1912), S. 221. Zum Teil andere Motive bei Francois Louis Bruel, Collection De Vinck, Bd. 2, La Constituante, Paris 1914, S. 593f., Nr. 3626-3633. Gillray benutzt das Motiv verschiedentlich, etwa 1792 in Taking Physick or - The News of Shooting the King of Sweden! (BM 8080, vgl. Richard Godfrey, James Gillray. The Art of Caricature, London 2001, S. 173, Nr. 149), oder in National Conveniences (BM 8906, vgl. James Gillray, Meisterwerke der Karikatur, Ausst. Kat., Hannover 1986, S. 98 u. 214, Nr. 71).
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Abbildung 13 The state of the nation, Mezzotintoradierang, England, 1778, Bibliotheque nationale de France.
In der Revolution von 1848 ließ der Karikaturist J. Böhmer das Motiv noch einmal aufleben, indem er vor dem Hintergrund der Berliner Wahlen Aristokraten, Bürokraten und Demokraten auf dem Abtritt eine schlechte Figur abgeben lässt: Der Bürokrat kann sich gerade noch auf seinem Sitz halten, der Aristokrat steht im Begriff, durch das Loch zu fallen, während vom Demokraten, dem im April 1848 verhafteten Publizisten Gustav Adolf Schlöffet, nur noch die Beine zu sehen sind. 21
Abbildung 14 Het politicq secreet of nieuwerwetse rarekiek, Radierung, Niederlande, 1787 (FM 4560), Universiteitsbibliotheek Leiden.
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1848. Das Europa der Bilder, Bd. 2, Michels März, Ausst. Kat., Nürnberg 1998, S. 166f., Nr. 51.
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Vielleicht ist die Einverleibung dieses skatologischen Motivs in die revolutionäre Bildsprache des 18. Jahrhunderts ein Reflex auf die Einbindung der Defakation in das aristokratische und höfische Zeremoniell des Ancien Regime, das in deutlichem Widerspruch zu den sich im 17. und 18. Jahrhundert verlagernden Peinlichkeitsschwellen und verändernden hygienischen Normen stand. 22 Kehren wir nach diesem kurzen skatologischen Exkurs zurück zu den Falt- und Klappkupfern, die den patriotischen Schützen in einen Spitz und wieder zurückverwandelten. Mit diesen Karikaturen versuchte die oranische Bildpublizistik das Freikorpswesen der Patrioten insgesamt als ideologisch hohl und praktisch nutzlos zu dekuvrieren. Das gleiche Motiv ließ sich jedoch auch gegen einzelne Vertreter der Patrioten wie den Rotterdamer Professor Le Sage ten Broek wenden, der - wie schon erwähnt - in verschiedenen Karikaturen als Doppelwesen, halb Predikant und Theologe, halb Freikorpsmitglied, gegeißelt wurde, das Katechismus und die Union von Utrecht mit Füßen tritt (FM 4673, Abb. 15).
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Abbildung 15 Op den professoraale krygsman, kolorierte Radierung, Niederlande, 1785 (FM 4673), Archiv des Verfassers.
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KRYGSMAN.
Di Vit ην Vm;tr.
Jean-Claude Bolgone, Histoire de la pudeur, Paris 1986, bes. S. 160-164.
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In dieser Gestalt erscheint er nun auch auf einem zugleich in französisch-deutschniederländischer Fassung herausgebrachten Klappkupfer zusammen mit einem kleineren Schützen im Hintergrund und verwandelt sich gleich diesem in einen Spitz (FM 5011, Abb. 16).23 OK h e | a c-mχ i.,
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VII. Die Wirkung: Rausch - Erschöpfung - Opium Panzacchi beginnt seinen Bericht über Rheingold mit einem Satz, den er mit vielen unvoreingenommenen Beobachtern teilt: „Fu una impressione di sbalordimento e quasi di paura. I miei amici erano su per giu nella mia stessa condizione. Eravamo presi dalla scoramento dell'ignoto e dell'inaccessibile, e ci guardavamo in faccia Tun l'altro con delle interrogazioni lunghe, mute ma eloquen-
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tissime nel loro silencio. Speravo che Filippi, il piü iniziato, il piü addomesticato di tutti noi coi misteri wagneriani, m'avrebbe fatto un poco di luce. Ma mi confessava d'essere anch'egli in caso di domanderne."112 Nach der Walküre notiert er, „ier sera, scendando dal ,sacro colle' di Bayreuth eravano tutti meno intronati e confusi, communicavanno sentendoci piü leggieri, ci communicavamo con maggior chiarezza le nostre idee [...]. Dopo una traversata burrascosa cominciavamo a scopprir terra. Evviva! Incoraggiato da questo primo sucesso ripiglio coraggio, e col coraggio la mia penna di corrispondente."113 Nicht nur italienische Hörer waren eingeschüchtert, niedergeschlagen, betäubt wie in einem Opiumrausch nach den ersten Erfahrungen mit einem in jeder Hinsicht neuen Musikdrama, präsentiert in einem völlig unbekannten Theater, das alle, Darsteller wie Publikum, vor ungeahnte Herausforderungen stellte. Der Wagner-Kritiker Schletterer schrieb nach dem Rheingold: „In solchen Stunden kommen über den Hörer alle Leiden der Märtyrer auf einmal, und man begreift, wie man den Wagnerhügel mit einem Golgatha und Calvarienberg vergleichen konnte." 1 ' 4 Selbst die glühendsten unter Wagners Anhängern hätten zugestanden, „daß trostlose Oede und Langeweile, gränzenlose Anspannung und tödtliche Erschöpfung das Loos aller Besucher der Festspiele war"115 und sich ein Zustand der „Uebermüdung und Uebersättigung"" 6 angesichts der Fülle von verschiedenen Dekorationen, Maschinerien und Lichteffekte einstellte. Ähnliche Wirkungen werden von dem „Special Correspondent" in The Musical Standard beschrieben, der wie viele andere Berichterstatter den Begriff „kolossal" verwendet: „The unique performance of the orchestra, and the action of the drama, were so pecurliarly exhausting, that my inability to understand or even properly to follow the latter portions of some acts was by no means surprising, and many others in the theatre experienced similar exhaustion."117 Verring bekennt angesichts der Eindrücke seine Sprachlosigkeit und Unfähigkeit zur Analyse des Erlebten: „While the heart still beats high with freshly aroused emotions, and we feel almost as if a new sense were born in us, criticism becomes out of place and analysis insulting. If I had already made myself thoroughly acquainted with the work by a careful study of the score I might be inclined to mistrust my enthusiasm; but I know that its science is deep; and now, when the colossal building stands before us, is not the moment to discuss its foundation."118 Haweis bringt die Ambivalenz der Eindrücke zum Ausdruck: Das Rheingold sieht er als „extreme realisation of weird beauty steeped in atmosphere such as may be in some other planet, flushed with sunset or moonrise. This music is like
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Panzacchi, Note III. II Rheingold. CUJ Ebd.
Schletterer, Richard Wagner's Bühnenfestspiel (wie Anm. 58), S. 36. Ebd., S. 122. 116 Ebd., S. 133. 117 118 Special Correspondent, The Wagner Festival at Bayreuth (wie Anm. 3), S. 149. Verring, The Wagner Festival at Bayreuth (wie Anm. 84), S. 166. 115
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a land of dreams, into which breaks at times, and, hurrying back a million of years, discovers, on the surface of far-off seas or dim caverns, the light that long since has gone out for ever. The elemental prelude of deep and slumbrous sound, wafts us away from all account of time and space of the present. The vast hall, full of silent human beeings, has been touched by the magicians wand."119 Er informiert seine englischen Leser mit einem ganz und gar gegensätzlichen Eindruck zu dem der meisten anderen Beobachter: „There was also no sign of fatigue in the audience who sat in rapt attention to the close."120 Im Menestrel wird die Meinung eines belgischen Journalisten referiert: „Delicieuse reverie que cette admirable page. C'est de Vopium, me disait Reubsaet en sortant de l'acte. Le mot est joli et ne manque pas de justesse", aber als naiv bezeichnet, da es im Sinne von „Quia opium facit dormire]" zu Fehlinterpretationen führe.121 Auch beim dritten Abend nahm die Beanspruchung der Zuschauer nicht ab: „Die musikdramatischen Effecte des , Siegfried' sind großartig, aber sie strengen die Nerven des Zuschauers a u f s Höchste an. Man braucht nur die Nerven unseres Berufs der Feder hier anzusehen. Das Schreiben wird ihnen meistens schwer, denn die Hand zittert vor Ueberspannung der Nerven."122 Im Le Journal de musique beschreibt Armand Gouzien seinen Zustand nach der Walküre: „Malgre les efforts de notre attention, malgre notre tension d'esprit et malgre l'entrainement preparatoire du premier, nous nous sommes sentis ecrases par le poids des deux duos [...] Au sortir de cet acte, l'abattement est sur tous les visages." Der Corriere della Sera zitiert aus einem Feuilleton Filippis aus La Perseveranza, in dem es heißt: „Non ci siamo punto annoiati, perche la stranezza, la novitä singolare, la magnificenza dello spettacolo, bastavano a tenerci inchiodati senza battere palpebra, in quel fitto buio, materiale e morale: eravamo perö stanchi, abattuti, impensieriti, quasi sgomentati. Gli spettatori, durante due ore e mezzo, rimasero nella piü completa oscuritä!"123 Nach der Götterdämmerung meint Panzacchi: „II Götterdämmerung e, senza paragone, la piü oscura, la piü prolisca, la piü faticante delle quattro opere, tanto che anche i piü convinti wagneriani n'erano un poco abattuti e sgomenti. La fine dell'opera fu adunque salutata con un immenso respiro dall publico e con applausi piuttosto freddi."124 Selbst Tschaikowski fühlte sich erschöpft: „Wenn ich als Musiker von Profession nach der Aufführung der einzelnen Teile der Tetralogie das Gefühl vollständiger geistiger und physischer Erschöpfung empfand, wie groß muß da die Ermattung der zuhörenden Dilettanten sein? [...] Heute sage ich ganz aufrichtig, daß der Nibelungenring auf mich einen erdrückenden Eindruck gemacht hat, nicht so sehr durch seine musikalischen Schönheiten, die er vielleicht in zu reicher Fülle ent119 120 121 122 123 124
Haweis, Artikel ohne Titel (wie Anm. 111), S. 167. Ebd., S. 168. Le Menestrel, Nr. 41, 10. September 1876, S. 326. Die Gartenlaube (wie Anm. 7), S. 586. Corriere della Sera, 18./19. August 1876. Ebd., 21./22. August 1876.
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Herbert Schneider
hält, als durch seine
riesenhaften
Dimensionen." 1 2 5 G o u z i e n bedient sich eines
biblischen Vergleichs, indem er bemerkt: „ N o u s avons bu le calice, fiel et nectar, jusqu'au fond." 1 2 6
VIII. Der Skandal am Ende der Götterdämmerung O b w o h l Wagner keinerlei Auftritte auf der Bühne nach den Vorstellungen verordnet hatte, trat er alleine am Ende der Ring- Auffuhrungen vor den Vorhang und hielt eine kurze Ansprache, die erheblichen Wirbel unter seinen Gegnern und Anhängern gleichermaßen in d e m Augenblick verursachte, als Wagner sein großes Ziel eigener Festspiele erreicht hatte. In der internationalen Presse fand sie ein w e i t e s E c h o und wurde mit anderen Entgleisungen Wagners in Z u s a m m e n hang gebracht: Der Dichterkomponist stand in diesem Augenblicke auf dem Zenit seines Ruhms; er hatte erzielt, was ein Sterblicher in seinen kühnsten Träumen nur begehren, ersehnen und hoffen kann; auch er durfte von einem Parterr von Fürsten sprechen; Repräsentanten aller gebildeten Nationen brachten ihm bewundernde Huldigungen [...]. Wagner hat bekanntlich, so viel Glück auch seinen Spuren als Dichter und Tonsetzer folgt, nur geringen Erfolg mit seinen Reden, die uns hoffentlich ein letzter Band seiner Schriften nicht vorenthalten wird. Wo er noch öffentlich sprach, hat er es verstanden, den flammendsten Enthusiasmus rasch abzukühlen und das jubelnde Publicum tief verstimmt zu entlassen. Es ist allgemein bekannt geworden, welchen üblen Eindruck Wagners kurze Ansprache am Schlüsse der ersten Serie gemacht. [...] Ohne innere Erregung, ohne eine Spur von Freude und Genugthuung sprach er in diesem Augenblicke, wo ihn tiefste Rührung erfüllen, überquellender Dank beseelen mußte, nur die kalten Worte: ,Sie haben jetzt gesehen, was wir können; wollen Sie jetzt! - Und wenn Sie wollen, werden wir eine Kunst haben.' Sprachs, verneigte sich und verschwand. Wie von einem Sturzbad Übergossen, verzog sich die überraschte Versammlung. Selbst die ergebendsten Freunde des großen, so unklugen Mannes, der seinem übervollen Künstlerherzen auf diese unerwartete Weise Luft machte, zeigten sich bestürzt und verstimmt; die Gegner triumphirten. Spott und bittere Bemerkungen waren auf Aller Lippen. Vergeblich versuchte am folgende Tage beim Festbankett der unglückliche Redner den ungünstigen Eindruck seiner Worte abzuschwächen und zu verwischen. Sein Widerruf und die beabsichtigte mildere Deutung seiner Rede wiesen sich als völlig erfolglos und so Schloß denn würdig und entsprechend der Sache, das großartigste aber auch anspruchsvollste künstlerische Unternehmen der Neuzeit mit einem Worte nie dagewesener Prätension. Später fügt Schletterer hinzu: „Alle Huldigungen nahm er auch diesmal kalt, innerlich unberührt und gewissermaßen
menschenverachtend
als
Tribut entgegen." 1 2 8
125
Tschaikowski, Erinnerungen an Bayreuth 1876 (wie Anm. 57), S. 19. Gouzien, Quatrieme journee, in: Le Journal de musique, 26. August 1876, S. 3. 127 Schletterer, Richard Wagner's Bühnenfestspiel (wie Anm. 58), S. 141-142. 128 Ebd., S. 143. 126
schuldigen
Bayreuther
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Festspiele
Abbildung 55 Moderne Mythologie, Vergötterung Wagners in Bayreuth, anonyme Kari-katur, Ulk, Berlin 1876.
Paul L i n d a u , der d e n s k a n d a l ö s e n S a t z i m g l e i c h e n W o r t l a u t w i e
Schletterer
zitiert, spricht W a g n e r d i e R e d e f a h i g k e i t ab: „ D i e h o h e G a b e der B e r e d s a m k e i t ist W a g n e r v o n d e n M u s e n v e r s a g t ; j e d e s m a l , w e n n er d e n M u n d aufthut, g e s c h i e h t irgend e i n U n g l ü c k . " 1 2 9 Er interpretiert d i e R e d e a l s V e r h ö h n u n g
der
B e s u c h e r der W a g n e r - F e s t s p i e l e : In dieser Stunde, da aus allen Theilen Deutschlands und des Auslands mit Opfern an Zeit, an Geld, an Bequemlichkeit, an Ruhe, an Erholung die Tausende sich hier in dem entlegenen Städtchen zusammenfanden auf sein Gebot - in dieser Stunde war das einzige Wort, das einem übervollen Künstlerherzen entströmen und sich gewaltsam über die Lippen drängen mußte, das Wort des innigen, tiefen, unsagbaren Dankes, des Dankes an die Künstler, des Dankes an die treuen Freunde, die ihn rastlos unterstützt, des Dankes an das Publikum, das seinem Aufruf gefolgt war. [...] Wie ein Sturzbach wirkten auf uns Alle seine kalten Worte ohne Erregung, ohne Freude. Was! Es ist noch immer nicht genug für Wagner geschehen? [...] Was haben wir bis jetzt gehabt? Waren alle idealen Hervorbringungen der größten Geister eitel Pfuscherei und nichtiger Tand? Ist es denn nicht genug mit der Zukunft, die ihr in Pacht genommen habt und die wir euch einstweilen gönnen wollen? Ist es nicht genug mit der Gegenwart? [...] Wollt ihr uns auch noch die Vergangenheit wegescamotiren? Heißt es in eurem Künstlerkatechismus: Wagner war von Anbeginn, ist und wird sein für alle Zeiten? [...] Wer von den Besuchern hätte sich wohl träumen lassen, daß er zu den Freuden eines Wochenbettes nach Bayreuth gekommen wäre? Die Wirkung der Wagner'schen Ansprache war eine niederschlagende. Die ergebensten Freunde wurden
129 Lindau, Nüchterne Briefe aus Bayreuth (wie Anm. 9), S. 42. Auf Wagner bezogen führt er einen Vierzeiler Heines an: „Gott gab uns nur einen Mund,/Weil zwei Mäuler ungesund;/Mit dem einen Maule schon/Schwatzt zu viel der Erdensohn".
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Herbert Schneider
kopfscheu und bestürzt; den Gegnern war ein zu leichtes Spiel bereitet. Wagner sah ein, daß er irgend etwas thun müsse, um den ungünstigen Eindruck, soweit es eben möglich wäre, noch zu verwischen. Bei dem gestrigen Festbankett [...] versuchte Wagner die Mohrenwäsche. Gouzier gibt im Journal
de musique
f o l g e n d e n Wortlaut der Rede wieder und
kommentiert das die guten Konventionen des Theaters verletzende Verhalten Wagners: ,Je remercie mes amis et mes partisans du concours qu'ils ont prete ä l'ceuvre dramatique que j'ai pu produire devant eux, gräce ä la collaboration titanesque de mes artistes et collegues. Je ne vous dirai pas maintenant ce que je vous dirai dans l'intimite; je crois pouvoir resumer ma pensee en deux mots: Nous vous avons montre ce que nous voulons et ce que nous pouvons quand toutes les volontes sont reunies vers un meme but. II ne depend plus que de vous que nous ayons enfin un art.' Ces mots ont produit une mauvaise impression; on peut penser cela, il faut laisser ä d'autres le soin de le dire. Comme on rappelait les artistes ä grands cris, et notamment Mme Materna et le chef d'orchestre Hans Richter, Wagner est revenu, seul, saluer le public. Cet acte d'egoi'sme feroce qui arrache ä de vaillants interpretes la recompense d'une ovation pour l'accaparer tout entiere, a indigne tout le monde. 13 D i e provozierende R e d e Wagners am Ende der ersten Auffuhrungsserie stellt Panzacchi auf ganz spezifische W e i s e dar: Ε Wagner comparve al proscenio. Comparve dopo essersi riflutato le altre sere a somigliante invito. Ε, veniva, non come uno dei soliti maestri a ricevere i soliti applausi, scambiandoli coi soliti inchini, ma come il banditore di una idea che viene ad assistere al suo trionfo, alia sua definitiva consacrazione. - Calmo, duro e diritto aspettö che gli applausi avessero fine, poi, in mezzo ad un silenzio sepolcrale, rivolse al pubblico poche parole: L'ardita impresa era riuscita; s'era provato al mondo come la sua arte poteva essere eseguita. Dunque, avanti. Espresse, chiudendo, la sua viva gratitudine per gli esecutori, che s'erano adoperati con tanto zelo, intelligenza, disinteresse, e solo a questo punto, la voce di Wagner lasciö sentire un lieve fremito di commozione. Er scheint den eigentlichen Skandal nicht erfasst z u haben, denn er k o m m t erst im Zusammenhang mit d e m Festmahl auf die Entgleisung Wagners zu sprechen: „E necessario sapere c h e la sera innanzi arringando il pubblico dal palco scenico, il maestro s'era lasciato sfuggire una fräse, la quale, commentata in vario senso, a v e v a suscitate p o l e m i c h e e recriminazioni acerbissime fra i tedeschi. -
Egli,
constatato il s u c c e s s o della sua arditissima intrapresa, aveva soggiunto, ,e ora, se volete, anche noi avremo un'arte.' - , M a c o m e ? - si gridava per tutta Bayreuth, negli alberghi e per le strade da ventiquattr'ore - solamente adesso abbiamo un arte! Ε Mozart, B e e t h o v e n e Meyerbeer e le altre opere dello stesso Wagner non hanno dunque contato nulla fin qui?'" 1 3 3 In der Gartenlaube,
in der das Zitat der
R e d e Wagners in veränderter Form erscheint, 1 3 4 sieht man Wagners Revisions130 131
Ebd., S. 43-44. Gouzien, Troisieme journee, in: Le Journal de musique, 26. August 1876, S. 3-4.
132
Panzacchi, L'Anello di Nibelunghi. Note IV [rede V, H.S.], in: Corriere della Sera, 21./22. August 1876. 133 Panzacchi, L'Anello di Nibelunghi. Note VI, 22.-23. August 1876. 134 Die Gartenlaube (wie Anm. 7), S. 586: „Was wir können, haben Sie gesehen. Es liegt in Zukunft an Ihnen, ob sie eine Kunst haben wollen."
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versuch während des Festbanketts a m Ende der ersten Serie des Rings als gelungen an: Es dauerte denn auch nicht lange, so ergriff Wagner das Wort, um seine vorgestrigen Worte zu schützen, von Journalisten und Recensenten' mißverstanden zu werden, indem er erklärte, er habe eine neue Kunst gemeint, die sich von fremden Einflüssen emancipirt hätte und specifisch deutsch bleibe. Damit löste sich die Dissonanz denn wieder in ein harmonisches Wohlgefallen auf, denn die anfängliche Stimmung bei dem Festbankette war eine ziemlich verlegene. Als später Wagner nochmals das Wort ergriff und ein Hoch auf Liszt ausbrachte, dem er, wie er mit gerührter Stimme betonte, Alles verdanke, brauste der Jubel rückhaltlos. Es redeten auch Dunkker aus Berlin, dieser mit Vorbehalt, da die Zukunft erst entscheiden müsse, und nach ihm Graf Appony in magyarisch schwungvoller Begeisterung. Auch Liszt sprach einige wenige Worte, die mit einer Umarmung Wagner's endeten. Wagner wurde bei dieser Gelegenheit v o n der Verlegergattin Lucca aus Italien ein silberner Lorbeerkranz überreicht, und der französische Journalist Jules de Brayer „sprach unverhohlen seine Freude darüber aus, dass die Kunst auf deuts c h e m B o d e n auch das Feindschaftsgewächs v o n 1870 entwurzeln werde." 1 3 6 M a x Kalbeck 1 3 7 , der genau den gesamten Wortlaut der Wagnerschen Verteidigungsrede nach d e m Skandal wiedergibt, kommentiert die Begeisterung der Wagnerianer und die überzogene Selbstdarstellung Wagners: Nur wenige von der allgemeinen Begeisterung nicht benebelte Köpfe blickten einander mit schüchternem Grimm oder verständnissinnig lächelnd in die Augen und schienen sich zu fragen, was der langen Rede kurzer Sinn gewesen sei? Es lag auf der Hand, dass Wagner, dem man seine kolossale Selbstüberhebung und seine am Schlüsse der .Götterdämmerung' trotzig hinausgeschleuderten Worte schwer verübelt hatte, auf einen Wink von befreundeter Seite hin heute seinen Ausspruch modificiren und corrigiren wollte. Dass ihm dieser Entschluss bei der Ueberzeugung desselben aber unmöglich geworden, beweist der Inhalt seiner Rede, der sich in Kürze dahin angeben lässt: ICH bin ICH und ICH bin mein Prophet. 138 In Le Menestrel
stellt man sich die Frage, „Et maintenant que doit-on conclure?
Faut-il dire avec Wagner que les A l l e m a n d s ont enfin un art?" und spielt die provozierende Äußerung Wagners als improvisatorische „Apres la representation de la tetralogie des Nibelungen,
Fehlleistung
herab:
les amis et fanatiques de
Wagner ont offert au maitre un grand banquet. Dans un discours prononce au dessert, Wagner a c o m m e n c e l'allocution qu'il avait faite au theatre apres la representation de la Gcetterdcemmerung,
et il a cherche ä donner un sens tnoins
absolu ä ses mots: , N o u s avons maintenant un art allemand', que son orgueil avait laisse echapper dans le feu de l'improvisation." 1 3 9
135
Ebd., S. 620. CkJ Ebd. 137 Max Kalbeck, Richard Wagner's Nibelungen. Erste Aufführung vom 13. bis 17. August 1876 in Bayreuth, Breslau 31883, S. 99-100. Kalbeck zufolge lautete die Äußerung Wagners: „Wir haben Ihnen gezeigt, was wir können; wollen Sie jetzt, so haben wir eine Kunst." 138 Ebd., S. 100. 136
139
Le Menestrel, Nr. 39, 27. August 1876, S. 310, vgl. auch Revue et Gazette musicale de Paris, Nr. 35, 27. August 1876, S. 278.
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Herbert
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Kichard Wagner. Public iitolatro, Si vous voulea un art, vous aurez nn art! Mon art est encombront, je l'admete; il assourdit lee uns, je l'accorde; it aasomine tout simplement les autree; j'en conviens; il estd'un emploicoüteux, je leveuxbienencore ; maie il t-nrnne de mon genie! Encore un coup, prenez mon art ί 89. Journal amüsant, 9. Sept.1876 II
Abbildung 56 Richard Wagner, anonymer Holzstich, Journal amüsant, September 1876.
Tschaikowski bezieht keine Stellung, obwohl ihm die Brüskierung durch Wagner bewusst gewesen sein musste: „,Sie haben nun gesehen, was wir können, jetzt brauchen Sie nur zu wollen, und wir haben eine deutsche Kunst.' Ich überlasse es dem Leser, sich diese Worte zu erklären, wie es ihm gefallig ist, und will nur bemerken, dass sie im Publikum einen gewissen Zweifel hervorbrachten. Einige Augenblicke war alles lautlos. Darauf neue Beifallsrufe, aber weit weniger begeistert als vor dem Erscheinen des Meisters." 140 Charakteristisch für die Anhänger Wagners ist die Rechtfertigung La Maras: „Die Umwandlung der fremdländischen, in Italien geborenen und in Frankreich groß gezogenen Kunstform der Oper zum musikalischen Drama, als einem von jeder Nachahmung freien, eigenthümlich deutschen Kunstwerk, wie sie sich Wagner zur Aufgabe gestellt, ist hier erreicht und somit die Unabhängigkeit unserer vaterländischen Kunst auch auf musikalisch=dramatischem Gebiet zur glorreichen Gewißheit geworden." 141 Mehrere Periodika gehen im Zusammenhang mit Wagners Entgleisung auf dessen 1871 publizierte, die nationalen Gefühle Frankreichs verletzende Schrift Une Capitulation ein. L 'Art musical charakterisiert sie kurz als „ignobles et ridicules polissonneries sur notre defaite, ces insultes d'autant plus grossieres 140 141
Tschaikowski, Erinnerungen an Bayreuth 1876 (wie Anm. 57), S. 19. La Mara, Das Bühnenfestspiel
in Bayreuth (wie Anm. 4), S. 46.
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qu'elles s'adressaient ä une nation momentanement dans le malheur", 142 während Armand Gouzien in Le Journal de musique trotz der Verletzungen sich um Objektivität der Kritik bemüht: „Ce n'est qu'apres la derniere [representation, H.S.] que nous donnerons notre impression sur l'ensemble de Fceuvre, et celle de certains auditeurs venus ici, comme nous, pour assister ä la manifestation grandiose, sans parti pris, degageant l'ceuvre de l'homme que Γ on ne peut aimer ou hair ä demi et qui, par ses meprisables ecrits contre la France vaincue, nous inspire ä nous la plus profonde aversion. Peu nous importe qu'il ait place son patriotisme dans l'expression stupide et basse de sa haine; il y a ä la fois dans cette personalite le Dieu et le geant qui con^oivent et executent cette Walhalla inspiree qui s'appelle les Nibelungen et il y a aussi le nain difforme, rampant et bas, que le dieu du feu change en crapaud et ecrase sous son pied meprisant."' 43 In The Musical Standard hatte man vor dem Beginn der Festspiele im März 1876 den Artikel „Wagner and his farce" aus Concordia wiedergegeben, in dem der Wagnerkult beschrieben - „At Bayreuth he holds a real court, and at this moment I do not know of any other so brilliant in Germany. He has his equipages, his comedians, his courtiers, his lacqueys, and his favourites. From the four corners of the world people come to solicit an audience, and to prostrate themselves before the pontiff of the music of the future. His villa has the sacred aspect of a temple" 144 - und die Erniedrigung Frankreichs als Wagners Strafe fur den Tannhäuser-Skandal von 1861 interpretiert wurde: „The defeat of the French army, the bombardment of Paris, naturally put the musical Luther into a state of savage delight. In these disasters he saw the just punishment of a nation who had failed to appreciate his genius and who had pushed their sacrilege so far as to hiss one of his operas. [...] In the thrilling drama [Eine Capitulation, H.S.] of the fall of Paris, Wagner saw nothing but the subject for a comedy. And what a comedy! A vulgar, silly, senseless farce - without taste and without a spark of wit [...] It is a series of idiotic jokes, a farrago of French and German words so utterly stupid that, instead of making you angry, it makes you wonder if M. Gagne is not greater than Wagner [...] This extravaganza by the musician of kings, who styles himself the king of musicians, is no less than forty-eight pages long, without counting the prologue in verse, which is dedicated to the German army before Paris, and the preface, which is a real declaration of war to the Latin races." 145 Der Berichterstatter des „Corriere di Parigi" im Corriere della Sera scheint Eine Kapitulation nur vom Hören und Sagen zu kennen, sieht darin aber eine irrelevante Beschimpfung Frankreichs: „II Wagner ha scritto, pare, un opuscolo pieno di fiele e d'invettive contro la Francia rallegrandosi delle sue sventure e irridendo alle sue arti, dichiarandola una nazione d'idioti feroci, una mandra esosa di
142
143 144 145
L'Art Musical 14, Nr. 33, 17. August 1876, S. 258. Gouzien, L'Evenement Musical, S. 4 (siehe Anm. 1). Artikel aus Concordia, in: The Musical Standard, Ebd., S. 183-184.
18. März 1876, S. 182.
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scimmie dagli'istinti di tigre. Che importa alia Francia? Un po' di prosa appie della sua grandezza non ha potuto certamente diminuirla d'un atomo."146
Abbildung 57 Aischylos und Shakespeare unterwerfen sich Wagner, anonyme Karikatur des Berliner Ulk, 1876, Holzstich.
Der Vergleich von Wagner und Aischylos, Sophokles oder Shakespeare ist in der Publizistik sehr beliebt und findet auch in der Graphik ihren Niederschlag: Panzacchi unterstreicht den Anspruch des Komponisten: „Wagner con questa Tetralogia ha voluto l'Esclulo [Aischylos, H.S.] et il Sofocle di questi eroi."147 In Le Journal de musique wird Wagner im Zusammenhang mit dem III. Akt der Walküre als „Eschyle de la musique"148 bezeichnet, Saint-Saens spricht bezogen auf die letzte Szene zwischen Wotan und Brünnhilde der Walküre von „grandeur eschylienne"149 und für Gouzien ist die Götterdämmerung die „Orestie nouvelle de l'Eschyle de la musique."150 Leider gibt auch Schletterer in seinem in The Musical Standard publiziertem Aufsatz keinen Urheber des Vergleichs WagnerAischylos an: „He [Wagner] has at least given abundant proofs of bold selfconsciousness. But let it remain undecided, whether he is fond of hearing himself compared to /Eschylus."151 In seiner Karikatur von 1876 visualisiert Graetz eine Reihe der in der Presse diskutierten Probleme, wie auch den beigefugten Texten zu entnehmen ist (Abb. 58): Kaiser Wilhelm: So lieber Meister, da haben Sie meinen schönsten Orden und ich bedaure nur, daß Sie in Frankreich nicht mitgethan haben. Da hätt' mich der Krieg weniger Blut gekostet. Die Franzosen wären auch so gelaufen. König Ludwig: Meister, tauschen wir. Mir ist so wohl hier. Laß mich in Bayreuth die Musik machen und gehe Du nach München regieren.
146 Corriere di Parigi, in: Corriere della Sera, 23./24. August 1876. 147 Corriere della Sera, 19./20. August 1876. 148 Gouzien, Apres la representation, in: Le Journal de musique, 19. August 1876, S. 6. 149 Ebd., 2. September 1876, S. 3. 150 Gouzien, Troisieme journee, in: Le Journal de la musique, 26. August 1876, S. 3. 151 The Musical Standard, 18. August 1877, S. 98.
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Wagner: Die Herren sind wohl bekehrte Musiker? Deputation: Ach nein, wir sind Stocktaube, die hier Gottlob Heilung gefunden. Vater Rhein: Was ist denn dös für a Heidenspectakel? Man hört sei eigenen Wassefall nit mehr. Nixe: Die Wagner-Festlichkeiten hab'n ang'fangt! Eine Gruppe Zurückgekehrter: Gottlob endlich einmal ein bischen wirkliche Musik. Eine andere Gruppe: Geld hab'n wir keins mehr, hungrig sind wir. In die Volksküch' also: 's war a Hetz! W i l h e l m Mohr unterstreicht das internationale E c h o auf Wagners Schaffen und die Orientierungslosigkeit des deutschen Publikums angesichts der parteilichen Berichterstattung: Das Publicum, welches sich seine Ansicht auf den Stimmen der öffentlichen Blätter herausbilden will, klagt nicht mit Unrecht über die unvereinbaren Widersprüche der Berichte und Urtheile. [...] Meist außerhalb der deutschen Heimath weilend, habe ich gelernt, in Wagner zum mindesten einen Mann zu schätzen, der unserem Vaterlande in den Augen der übrigen Völker Ehre macht. Wie in London und Paris, so streitet man auch in Italien und Spanien über den Sinn und Werth der Musik der Zukunft. In den nationalstolzen Hauptstädten dieser romanischen Länder überwiegen die Gegner, in den aufstrebenden Provincialstädten, wie in Bologna oder in Barcelona, die Verehrer des kühnen Neuereres; aber Haß oder Verehrung gehen überall Hand in Hand mit der politischen Abneigung oder Vorliebe für Deutschland selbst. Je nachdem man unser Land bewundert oder haßt, lobt oder tadelt man Wagner, weil man instinctiv herausfühlt, daß dieser Mann seinem Vaterlande in künstlerischer Hinsicht ein Relief gibt, dem augenblicklich kein anderes Land etwas Aehnliches entgegenzustellen hat. In La Revue et Gazette
musicale
hält man die theoretischen Schriften für durch-
setzt v o n falschen Prinzipien und wirft d e m Dramatiker Wagner den „manque de l'instinct scenique, du sentiment de la mesure." 1 5 3 A l s „ h o m m e de genie" mit e i n e m „defaut de mesure" habe Wagner mit den Aufführungen des Ring
eine
neue Epoche der Musik eingeleitet, „ä quelque point de v u e qu'on se place." 1 5 4 D a s R e s u m e v o n H a w e i s bringt die A m b i v a l e n z der ersten Wagner-Festspiele auf den Punkt: „ N o one can understand the Wagner m o v e m e n t w h o has not been at Bayreuth in these last days. It is, like the Olympian games, m i x e d up with a religious or political revolution. Wagner touches life at all points. [...] Bayreuth is just n o w o n e vast temple, and Wagner is the god. The king appears at time to w a v e incense before him." 155
152 Wilhelm Mohr, Richard Wagner und das Kunstwerk der Zukunft im Lichte der Baireuther Aufführung betrachtet. Mit Zugrundelegung der ,Briefe eines Baireuther Patronatsherrn' in der Kölnischen Zeitung, Köln 1876, S. 64-65. 153 La Revue et Gazette musicale, Nr. 37, 10. September 1876, S. 294. In L 'Art musical („Un dernier mot sur Wagner", Nr. 35, 31. August, S. 274) hält man die Konzeption von Werk und Aufführung für verfehlt: „Si c'etait vraiment de la musique, eile n'aurait pas besoin de tant de simagrees pour etre appreciee [ein „theätre bäti tout expres", ein „orchestre relegue sous terre, une machination exceptionnelle, un auditoire compose pour les trois quarts d'invites interesses", H.S.]." 154
155
CM Ebd. Haweis, Artikel ohne Titel (wie Anm. 111), S. 167.
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Abbildung 58 Die Wagner-Woche, Lithographie nach Graetz. Floh, Wien 1876.
Abbildungsverzeichnis Abb. 1
[Nicolas Godonnesche], Custos unitatis schismatis ultrix, Radierung ca. 1752, 22 χ 13,3 cm, Bibliotheque de Port-Royal, Estampes Nr. 321. Abb. 2 [Nicolas Godonnesche], Le Parlement en exil, Radierung ca. 1754, 21 χ 13,1 cm, Bibliotheque de Port-Royal, Estampes Nr. 319. Abb. 3 [Nicolas Godonnesche], Evenemens memorables. Declaration du Roi. Arrets du Parlement contre le schisme. Les sacremens administres, Radierung 1755, 16,7 χ 10,8 cm, Bibliotheque de Port-Royal, Estampes Nr. 323. Abb. 4 [Nicolas Godonnesche], Table des figures en taille douce contre le schisme [...], Radierung 1755, 16,6 χ 10,5 cm, Bibliotheque de PortRoyal, eingebunden in Collection Le Paige 535/2. Abb. 5 [Nicolas Godonnesche], Deo vindici pietatis et justitiae grates et vota, Radierung 1762, 21 χ 13,1 cm, Bibliotheque de Port-Royal, Estampes Nr. 305. Abb. 6 [Nicolas Godonnesche], Regi pacatori, Radierung ca. 1754, 22 χ 13,3 cm, Bibliotheque de Port-Royal, Estampes Nr. 318. Abb. 7 Den Teergeliefde!!!, kolorierte Radierung, Niederlande 1786 (FM 4744), Archiv des Verfassers. Abb. 8a-b Conrad Goltz, Exterius picta, sumque interius maledicta, Kupferstich, Deutschland, um 1600 (Vorlage: Bernadette Schöller, Kölner Druckgraphik der Gegenreformation, Köln 1992, S. 88-89). Abb. 9a-b De nieuwerwetze volks majesteit, gefaltete Radierung, Niederlande, 1784 (FM 4572; Vorlage: Van Weegluis tot Pruis, de patriottentijd in Den Haag 1780-1787, Haags Historisches Museum 1987, S. 19). Abb. lOa-b De herschepping van de Kees, gefaltete Radierung, 1787 (FM 5017), Archiv des Verfassers. Abb. l l a - b Op de Hervormde Kees en Spansche Hond, gefaltete kolorierte Federzeichnung, Niederlande, 1787 (AvS 4952), Atlas van Stolk, Rotterdam. Abb. 12a-b Herschepping der Oranje Schreeuwers, gefaltete kolorierte Federzeichnung, Niederlande, 1787 (FM 4902), Rijksmuseum Amsterdam. Abb. 13 The state of the nation, Mezzotintoradierung, England, 1778, Bibliotheque nationale de France. Abb. 14 Het politicq secreet of nieuwerwetse rarekiek, Radierung, Niederlande, 1787 (FM 4560), Universiteitsbibliotheek Leiden. Abb. 15 Op den professoraale krygsman, kolorierte Radierung, Niederlande, 1785 (FM 4673), Archiv des Verfassers.
214
Abbildungsverzeichnis
Abb. 16a-b De herschepping der professoraale Kees, gefaltete Radierung, Niederlande, 1787 (FM 5011; Vorlage: Maartje Janse, De geest van Jan Salie, Nederland in verval?, Hilversum 2002, S. 39). Abb. 17 J. Wysman Gedenkwaardige Brieventas Almanach voor het Jaar MDCCXCIII, Radierung nach P. Wagenaar, Niederlande, 1792, Universiteitsbibliotheek Leiden. Abb. 18a-d Dumourier, faltbare Radierung, Niederlande 1793 (FM 5222A; Vorlage: E.O.G. Haitsma Mulier/A.M.J.T. Leyten (Hg.), Het Nederlandse beeld van de Franse Revolutie in prent en film, Amsterdam 1989, S. 46-47). Abb. 19 Veilchen mit Porträtsilhouetten, kolorierte Radierung, Niederlande, um 1795 (FM 4990B, AvS 4914; Vorlage: For uwz län wyv en bern, De patriottentijd in Friesland, Leeuwarden 1987, S. 125). Abb. 20 [Anonym], Fürst von Lychnowsky / General von Auerswald, Kreidelithographie, Berlin (R. Hüser), um 1848, Frankfurt a.M., Historisches Museum [C 41.813], Abb. 21 [Anonym, nach Monogrammist „CM"], Der Volksvertreter!, Kreidelithographie, Frankfurt a.M. (J.B. Simon), 1848; 34,5 χ 27 cm, Privatsammlung. Abb. 22 [Anonym], Titelblatt der Heftausgabe von: [Georg Weerth], Leben und Thaten des Ritters Schnapphahnsky, Federlithographie, Frankfurt a.M. (A. Stritt), 1848, Detmold, Nordrhein-Westfälisches Staatsarchiv. Abb. 23 Georg Weerth, Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski, Titelblatt der ersten Buchausgabe, Hamburg (Hoffmann u. Campe), 1849, Bonn, Universitätsbibliothek [Fa 1284/5], Abb. 24 Valentin Schertie (1809-1885), F [von] Lichnowsky, Kreidelithographie, Frankfurt a.M. (S. Schmerber), 1848; 25 χ 19 cm, Koblenz, Bundesarchiv [ZSg 4/81], Abb. 25 Wilhelm Völker (1812-73), Ermordung der Abgeordneten von Auerswald u. von Lichnowsky, Kreidelithographie, Frankfurt a.M. (E. G. May), 1848; 31 χ 45,5 cm, Privatslg.. Abb. 26 [nach Wilhelm Völker (1812-73)], Die Ermordung des Fürsten Lichnowsky und des Generals v. Auerswald zu Frankfurt a.M. am 18. Sept., Holzstich, ca. 16 χ 22 cm; aus: Illustrirte Zeitung, Leipzig, 14. Okt. 1848, Frankfurt a.M., Historisches Museum [C 3740], Abb. 27 Wilhelm Völker (1812-73), Auerswald / Lichnowsky's Tod. Frankfurt den 18ten. September 1848, Feder und Tusche, 1848; 23,7 χ 31,4 cm, Franfurt a.M., Historisches Museum [C 29. 555 ]. Abb. 28 [Anonym], Schrecklicher Martertod der Abgeordneten der Frankfurter National Versammlung Fürsten Lichnowsky u. Generals von Auerswald in Frankfurt a/M., kolorierte Lithographie, Neu-Ruppin (Oehmigke & Riemschneider), o. J. (1848?); ca. 43 χ 41 cm, Berlin, Museum Europäischer Kulturen.
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Abb. 29
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Abb. 36 Abb. 37 Abb. 38 Abb. 39
Abb. 40 Abb. 41 Abb. 42 Abb. 43 Abb. 44 Abb. 45
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[Anonym], Schreckliche Mordthat! an den Abgeordneten von Auerswald und den Abgeordneten von Lichnowsky / in Frankfurt a.M., kolorierte Lithographie, Neu-Ruppin (Gustav Kühn), o. J. (1848?); ca. 33 χ 42 cm, Bundesarchiv, Außenstelle Rastatt. [Anonym], Die Ermordung des Grafen von Lamperg zu Pesth, am 28. September 1848, Kreidelithographie, Dresden (C. G. Lohse), 1848; 10,8 χ 16,7 cm, Museum der Stadt Butzbach [Slg. Heil: Qd-Qf 89/993,36], [Monogrammist „CM"], Die Ermordung Lichnowsky's (Abb. ohne Schrift), Kreidelithographie, o. O. u. J. (Frankfurt a.M., J. B. Simon [?], 1848); 2 2 x 2 9 cm, Frankfurt a.M., Historisches Museum [C 2463], Zacharias Dolendo (gest. vor 1604), nach Karel van Mander (15481606), Gefangennahme Christi, Kupferstich (Maße unbekannt), Ende 16. Jh., Berlin, Staatliche Museen, Kupferstichkabinett. Tizian (eigentl. Tiziano Vecellio, um 1477/88-1576), Grablegung Christi, Öl auf Lwd., 1,48 χ 2,25 m, um 1525, Paris, Louvre. Francis Andre Vincent (1746-1816), Der Präsident Mole wird von Aufrührern ergriffen (Ausschnitt), Öl auf Lwd. 3,22 χ 3,32 m, 1779, Paris, Palais Bourbon, Assemblee Nationale. Francisco de Goya y Lucientes (1746-1828), Die Erschießung der Aufständischen am 3. Mai 1808 in Madrid, Öl auf Lwd., 2,66 χ 3,45m, Madrid, Prado. Honore Daumier, Les divorceuses, in: Le Charivari, 4.8.1848. Alphonse de Lamartine, Histoire des Girondins, Paris, 1848, Bd. 3, S. 301. Programm des ersten, von Emil Heckel organisierten Mannheimer Konzerts zugunsten der Gründung der Nationalbühne in Bayreuth. Konzert am 22. Mai 1872 im Alten Opernhaus Bayreuth zugunsten des Baus des Festspielhauses. Unter der Leitung Wagners wurde Beethovens 9. Symphonie aufgeführt. Nicht signierter Holzstich 1872. Wagner mit Modell des Festspielhauses als Mütze, Holzstich von ca. 1872. Aufruf zur Zeichnung von Patronatsscheinen zur Förderung der ersten Bayreuther Festspiele von 1876. Patronatsschein von 1872 für die Auffuhrungen des Ring des Nibelungen 1876. Anzeige der ersten Aufführung des Ring des Nibelungen in den Kölner Nachrichten 1876. Das im Bau befindliche „Wagner-Theater", Kupferstich von G. Millmann, ca. 1875. Idealisierte Darstellung des Festspielhauses, anonyme Lithographie von 1876.
216 Abb. 46 Abb. 47 Abb. 48 Abb. 49 Abb. 50 Abb. 51 Abb. 52
Abb. 53 Abb. 54 Abb. 55 Abb. 56 Abb. 57 Abb. 58
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Erinnerungsmedaille an die Eröffnung der Bayreuther Festspiele 1876, Stich von Ch. Wiener. Kühles Theater, Holzstich von 1876 (Archiv Richard Wagner, Gedenkstätte Bayreuth). Maschinerie des Festspielhauses (1876), Photographie. Maschinerie des Palais Garnier (1875 fertig gestellt). Ankunft Kaiser Wilhelms I. am Bahnhof in Bayreuth, Photographie (Archiv Richard Wagner, Gedenkstätte Bayreuth). Holzstich von Ludwig Bechstein (Archiv Wagner, Gedenkstätte Bayreuth). Hans Richter dirigiert im Orchestergraben, Holzstich nach einer Zeichnung von Ludwig Bechstein (Archiv Wagner, Gedenkstätte Bayreuth). „Apotheose", anonyme Karikatur, Die Bombe, Wien 3. September 1876, Holzstich. Vom Kriegsschauplatz in Bayreuth, Holzstich 1876, signiert [Karl] Klic. Moderne Mythologie, Vergötterung Wagners in Bayreuth, anonyme Karikatur, Ulk, Berlin 1876. Richard Wagner, anonymer Holzstich, Journal amüsant, September 1876. Aischylos und Shakespeare unterwerfen sich Wagner, anonyme Karikatur des Berliner Ulk, 1876, Holzstich. Die Wagner-Woche, Lithographie nach Graetz. Floh, Wien 1876.
Farbabbildungen Ia-b
Oranisches Toilettenhäuschen, kolorierte Federzeichnung mit herausziehbarer Lasche, Niederlande, 1787 (?) (FM 4903; Vorlage: J.F. Heijbroek, Geschiedenis in beeld 1550-2000, Zwolle 2000, S. 202). Ila-b Dominee Suermond pflanzt einen Freiheitsspeer, transparente Radierung, Niederlande, 1787 (FM 4765, AvS 4856), Atlas van Stolk, Rotterdam. IIIa-c Neerlands staatskundich werpspel MDCCLXXXVIII, gefaltete und transparente Radierung, Niederlande, 1788 (FM 5059), Universiteitsbibliotheek Leiden u. Archiv des Verfassers. IV De corsicaansche duivel, of Buonaparte, kolorierte und ausgeschnittene Radierungen, Niederlande, um 1813/14 (FM 5901; Vorlage: Joost Kloek/ Wijnand Mijnhardt, 1800, Blauwdrukken voor een samenleving, Den Haag 2001, S. 402). Va-b Feldlager mit Porträtsilhouetten und Reitergefecht, kolorierte transparente Radierung, Niederlande, um 1796 (AvS 5249), Atlas van Stolk, Rotterdam.
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VI VII VIII IX X XI XII XIII
217
Postkarte, Bibliotheque Margherite Durand [Metz, 1842, BNFEstampes Te 90, t2], Luc Leguey, Apres Γ emancipation, in: Le Pele-Mele, 1901. Les hommes d'aujourd'hui, Karikatur von Gill, s.d., Bibliotheque Marguerite Durand. Les hommes d'aujourd'hui, Karikatur von Gill, s.d., Bibliotheque Marguerite Durand. Titelseite L 'Assiette au Beurre, September 1909. Karikatur, Dossier Marguerite Durand, Bibliotheque Marguerite Durand. Photographie, Bibliotheque Marguerite Durand. Le jeu des Oies du Luxembourg, in: Le Martinet, Mensuel Satirique illustre, Juni 1932, Bibliotheque Marguerite Durand.
Register Abbe Prevost (Antoine-Franfois Prevost d'Exiles) 13,16 Abdul Aziz, Sultan des Osmanischen Reiches 189 Ägypten 101, 188 Aischylos 21 Of. Alba, Fernando Alvarez de Toledo y Pimentel de 41 Alexandria 189 Amerika 15f, 43, 78, 147, 190 Ancien Regime 2 , 4 , 32, 45, 52, 55, 65, 79, 80, 82, 84, 86, 102f., 106, 109f., 114, 143, 149, 162 Andrässy, Gyula 171, 189 Angely, Eduard 190 Appiani, Andrea 99 Appony, Antoine d' 191, 207 Arcole 99 Ariel 195 Arouet, F r a n c i s Marie 56, 75 Atabaliba siehe Atahualpa Atahualpa (Atawallpa), Inkaherrscher 5 , 9 - 1 6 Auclert, Hubertine 152,154,159, 161 Auerbach, Berthold 190 Auerswald, Hans von 113-143 Aurevilly, Barbey d ' 153 Babel 184, 191 Babelsberg 170 Babeuf, Francois Noel 79 Baegert, Johann Christian 6 Barcelona 211 Barruel, Augustin 84, 90 Basset (Verleger in Paris) 48 Bastille 22, 61 f., 67, 70, 72 Batavische Republik 33, 46, 52 Bayern 169 Bayreuth 165-212
Becker, Karl 190 Beethoven, Ludwig van 174,206 Bennett, Joseph 179,185,188, 191, 193, 199 Benoist, Antoine 63 Berlin 88, 125, 159, 171, 186, 189f., 207 Bern 56f. Bertrand, Gustave 165 Bethmann (Bankiersfamilie) 118 Betz, Franz 171,187,201 Biheron, Marie Catherine 64f. Blanc, Louis 157 Böhmer, J. (Karikaturist) 44 Bologna 157,211 Bonald, Louis-Gabriel-Ambroise de 84, 90 Bornheim 118,136 Bosquet, Amelie 153 Bougainville, Louis Antoine de 6 Bourbonen 89, 107, 109 Bourguignon, Louis Dominique 63 Brabant 49 Brahms, Johannes 189f., 191 Brandt (Schauspieler) 199 Brandt, Marianne 190 Brayer, Jules de 207 Bruch, Max 191 Brüssel 191 Bruzen de la Martiniere, AntoineAugustin 8, 15 f. Bülow, Hans von 190 Burke, Edmund 43, 89 Bussemacher, Johann 35 Butterbrot, Paul 68 Caesar, Gaius Julius 93, 99 Cairoli, Adelaide 157 Cairoli, Benedetto 157 Cajamarca 9, 11, 16
220 Caliban 195 Calonne, Charles-Alexandre de 82 Campe, Johann Heinrich 66f. Campo Formio 99 Capellen tot den Poll, Johan Derk van der 53 Capet, Louis siehe Ludwig XVI., König von Frankreich Carrier, Jean-Baptiste 55 Cartouche siehe Bourguignon, Louis Dominique Castellan, Giovanni 157 Cazales, Jacques 82 Cham siehe Noe, Amedee de Champs-Elysees 69 Chardieu, Charles 168 Cimino Folliero de Luna, Aurelia 158 Club Clichy 98 Collot d'Herbois, Jean-Marie 55 Condorcet, Marie-Jean-AntoineNicolas Caritat 163 Constant, Benjamin 96 Conti, Louis-Francois de Bourbon de 56, 58f. Cora, Egidio 191 Corday, Charlotte 55 Cortes, Hernän (Hernando) 8 Cradock, Anna Francesca 65 Curtius, Philippe 55-76 Cuzco 9 Dali, Salvador 64 Damiens, Robert Francois 24 Danielsz, Hendrik 53 Dannreuther, Edward 179 Darmstadt 199 Daumier, Honore 147,151 David d'Angers, Pierre Jean 71 David, Jacques-Louis 71,99, 109ff. Davidsohn, George 171 de Aguilar, Gerönimo 8 de Cieza de Leon, Pedro 9, 12, 14
Register
de Maistre, Joseph Marie 84, 90 de Valverde, Pedro 10,12-17 de Valverde, Vicente 9 de Zarate, Augustin lOf. Den Haag 52 Denon, Vivant 103 f. Deraismes, Maria 153f., 160 Desmoulins, Camille 60 Desnoues, Guillaume 63 Desrues, Antoine-Franfois 59 Deutschland 2,9, 113,158,166, 185f., 205, 209,211 Diderot, Denis 6f., 16 Dingelstedt, Franz von 190 Dobrizhoffer, Martin 5 Dohm, Ernst 190 Dolendo, Zacharias 139f. Don Quichotte 154 Dordrecht 37, 39, 52 Du Barry, Marie-Jeanne 149 Dumouriez, Charles 49ff. Duncker, Franz 189f„ 207 Dupont, Auguste 192 Dupont, Joseph 191 Durand, Marguerite 161 f. Duvivier, Benjamin 99 Ecuador 13 Ehlert (Journalist) 190 Ehrlich, A.H. (Journalist) 190 Elburg 34 Elisabeth Charlotte von der Pfalz 63 Eisass 58 Engel, Gustav 190, 198 England 2, 9, 47, 56, 79, 90, 188, 199 Esmarch, Friedrich von 191 Esselen, Christian 130 Europa 2, 9, 63, 78, 89, 170, 193, 201 Fafner 197 Famenzin, Alexander Serjewitsch 190
Register
Felipillo, indianischer Übersetzer 9f., 14 Ferrari, Ehepaar 191 Festetics, György 191 Feustel, Friedrich 174, 176, 191 Fichtelgebirge 192 Filippi, Filippo 191, 202f. Fontenai siehe Bonafous, Louis Abel de Forster, Johann Georg Adam 6, 12, 16 Fouche, Joseph, Due d'Otrante 111 Fouquier-Tinville, Antoine Quentin 55 Frankfurt am Main 113,116-119, 122, 124flF., 129, 130, 132f., 135f., 142f., 172 Franklin, Benjamin 65, 67 Frankreich 2f., 9, 19, 21, 24, 26, 28f., 32, 47, 62f., 68, 79,81,84, 87-90, 93, 95, 100, 102, 104, 109, 143, 147f„ 151f., 154, 158, 162, 166, 208f. Französische Republik 100,102105 Fräser, Nancy 146 Frederik von Oranien 53 Frenzel, Karl 170, 189f. Freytag, Gustav 190 Friedrich I., Großherzog von Baden 185 Friedrich II., König von Preußen 66 Friedrich Wilhelm II., König von Preußen 52 Friedrich Wilhelm IV., König von Preußen 117 Fuchs, Eduard 51 Gagne (unbekannt) 209 Gama, Vascoda 165 Gartman, Hendrik 48 Gass, Karl-Eugen 85 Gaultier, Jean 85
221 Gautier, Judith 191 Gethsemane 139 Gevaert, Francois-Auguste 191 Giessel, Carl 174 Gießen l,3f.,54, 118 Girardin, Emile de 157 Godonnesche, Nicolas 21 f., 24, 26-30, 32 Golgatha 202 Goltz, Conrad 35 Goudoever, Isaac van 53 Gouges, Olympe de siehe Gouze, Marie Goulemot, Jean-Marie 16 Gounod, Charles 189 Gouze, Marie 163 Gouzien, Armand 165, 170, 184f„ 191, 198f„ 203f., 209f. Gouzier (Journalist) 206 Goya, Francisco de 141 f. Graffigny, Franfoise (Franfoise d'Issembourg d'Happoncour de Graffigny) 6 Gros, Antoine-Jean 99f., 105 Grosholtz, Anna-Maria 56 Grosholtz, Johann 57 Grosholtz, Marie 56ff., 62 Gross (unbekannt) 187 Großbritannien 79 Guamän Poma de Ayala, Felipe 9 Guillaume (Monsieur) 60 Guiraud, Ernest 191 Gumbrecht (Musikkritiker) 190 Gunz (Sänger) 187 Gutzkow, Karl Ferdinand 190 Gyzelaar, Cornells de 39 Habermas, Jürgen 146 Halem, Gerhard Anton von 70 Hamburg 122 Hannibal 71 Hannover 187 Hanslick, Eduard 169, 190f., 201 Hartem 34,48
222 Hauck, Minnie 190 Haweis, Hugh Reginald 200,202, 211
Haym, Rudolf 120 Hebert, Jacques-Rene 71 Heckel, Emil 173,187,201 Heine, Heinrich 121 f., 125 Heinrich IV., König von Frankreich 69, 75 Herve, Francis 56 Heyl, Cornelius 189 Heyse, Gustav 190 Hiller, Ferdinand von 191 Hoffmann, Detlef 129, 139 Hofstede, Petrus 34 Holland 48, 51 Holstein 187 Hooft, Pieter Cornelisz 53 Hotchkins (Frauenrechtlerin) 158 Hugo, Victor 156f., 163 Inca Garcilaso de la Vega 9, 12-17 Indien 73 Ingres, Jean-Auguste-Dominique 108f. Inkahof 14 Ismael Pascha, Kehdive von Ägypten 188 Italien 2, 90, 98ff, 104, 157, 191, 207f., 211 Ivry sur Seine 56, 73 Iwitzki, Angelika 129 Jeanne d'Arc 146,162 Joachim, Joseph 191 Joncieres, Victorin de 191 Jordan, Wilhelm 126f. Josephine de Beauharnais 99, 106 Jourdan, Annie 93 Jünger, Ernst 85 Justitia 25, 26, 32 Käfferlein, Johann Eberhard 187 Kairo 189
Register
Kalbeck, Max 173,207 Kalifornien 6 Kantorowicz, Ernst 64 Karl der Große 109 Karl I. von Spanien 10, 13 Karl V., König von Frankreich 109 Kattenburg 39 Keller, Gottfried 190 Kendell (unbekannt) 189 Keyser (Verleger in Amsterdam) 48 Kissingen 192 Klindworth, Karl 190 Klis, Jacobus 52 Koblenz 82 Köln 126 König, H. (Grafiker) 174 Kolumbus, Christoph 165 Koselleck, Reinhart 115 Kotzebue, August von 70 La Hontan, Louis-Armand de Lom d'Arce, Baron de 7 LaMonnaie 191 Lamartine, Alphonse de 151 Landes, Joan Β. 148 Langendorf, Jean-Jacques 86 Laroche, Germain Augustovitsch 190f. Laube, Heinrich 120,190 Laurenskirche 46 Lavater, Johann Caspar 36 Lazowski, Claude Francis 74 Le Cosse, Charles-Albert 69 Le Sage ten Broek, Johan Jakob 34, 4 5 ^ 8 Lehmann, Lilli 201 Leipzig 117,129,132 Lenbach, Franz von 190 Leo, Andre 153 Leon-Portilla, Miguel 13 Letizia (Ramolino) Buonaparte 111 Lichnowsky, Felix Fürst 113-143 Lille 49
Register
Lindau, Paul 181,190,196,205 Liselotte von der Pfalz siehe Elisabeth Charlotte von der Pfalz Liszt, Franz 185, 187ff., 191, 201, 207 Lodi 98f. Loevestein 39 London 6 2 , 8 8 , 2 1 1 Lopez de Gomara, Francisco 10f., 14 Lorbac (Journalist) 191 Louis II. de Lorraine, Prince de Lambesc 61 Louis-Philippe d'Orleans 59ff., 66, 72 Louvre 100,103 Lucca, Giovannina 191,207 Ludwig II., König von Bayern 169, 179, 185, 187, 201,210 Ludwig XIV., König von Frankreich 19ff.,28,99 Ludwig XV., König von Frankreich 19,21-24, 26, 31 f., 56 Ludwig XVI., König von Frankreich 51f., 57, 61, 73, 82, 87 Ludwig XVIII., König von Frankreich 80 Lussana, Filippo 157 MacMahon, Marie Edme Patrice Maurice de 155 Mainz 2, 74 Maire, Catherine 32 Makart, Hans 190f. Mallet du Pan, Jaques 90 Malliani, Maria 148, 155ff., 160 Malmö 116 Mander, Karel van 139 Mandrin, Louis 55,71 Mannheim 173 Mapleson, Lionel 181 Marat, Jean-Paul 69, 74, 85 Marek, Frederick Adolf 47
223 Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich 60, 63 Marianne (frz. Nationalfigur) 145 Marie Antoinette, Königin von Frankreich 149 Marie-Louise von Österreich, Kaiserin von Frankreich 104 Marina, indianische Übersetzerin 8 Marmontel, Jean-Franfois 12f., 15 Marquardsen, Heinrich von 189 Marr, Wilhelm 192,197 Materna, Amalie 169ff., 187,201, 206 Maury, Jean 82, 86 May, Eduard Gustav 132 Mayeur de Saint-Paul siehe Mayeur, Franfois-Marie Mayeur, Fran^ois-Marie 59 Mecklenburg-Schwerin 185 Mendel, Emile 172 Mendes (Journalist) 191 Menestrier, Claude-Francois 20 Mengersen (westfälische Adelsfamilie) 65 Menzel, Adolf 190f. Mericourt, Theroigne de 87 Metternich, Germain 130 Metternich, Klemens Wenzel Nepomuk Lothar von 97 Mexiko 8, 16 Meyendorf (Frau von Minghetti) 191 Meyerbeer, Giacomo 206 Meyerheim, Paul 190f. Mill, John Stuart 163 Millaud, Albert 159 Millesimo 99 Minck, Paule 153 Minghetti, Marco 191 Mirabeau-Tonneau siehe Riquetti, Andre Boniface Louis de Mittel- und Südamerika 5 Moctezuma II., Aztekenherrscher 5,8
224
Register
Mohl, Robert von 126 Mohr, Wilhelm 211 Mole, Louis-Mathieu 141 Monod, Gabriel 191 Möns 49 Montalais siehe Godonnesche, Nicolas Montez, Lola 120 Montjoye, Christoph Felix Louis Ventre de la Touloubre, Galart de 88 Montlosier siehe Reynaud, Francois Dominique de Morelli, Salvatore 157 Mosenthal, Salomon Hermann 187, 190 Moskau 76, 190 Mounier, Emmanuel 90 Mozart, Wolfgang Amadeus 206 München 165, 173, 187, 190,210 Muncker, Theodor von 187
Padua (Provinz Venedigs) 157 Palais-Royal 55f., 60f., 66, 68, 71 Palloy, Pierre Francois 62, 67 Pamplona 125 Pantheon 74 Panzacchi, Enrico 165,180,184, 187f„ 191,196,201,203,206,210 Paraguay 6 Paris 3, 43, 55-58, 62f., 64ff., 69f., 73, 83, 87f., 90, 98, lOOf., 148, 153, 155ff, 159, 161, 168, 172, 181, 183, 190, 198, 209,211 Paul, Jean 174 Paulus, Apostel 10 Pelleton, Eugene 157 Peltier, Jean Gabriel 88 Peppelenbos, Coen 50 Peres Nazareth 61 Peru 9f., 15f. Pesth 116,136 Petersburg 189
Napoleon Bonaparte 51, 79, 88, 93-112 Necker, Jacques 60f. Neerwinden 50 Neuruppin 129 New York 157 Niederlande 33, 36, 38, 47ff., 50f., 53f. Niemann, Albert 169,171,187, 199 Nietzsche, Friedrich 190 Noe, Amedee de 184 Nordamerika 7 Nürnberg 129
Philipp II., König von Spanien 41 Pitra, Guillaume Louis 62 Pius VII. (Papst) 11 Of. Pizarro, Francisco 9f., 12, 15, 17 Plato (Bankier) 191 Pohl, Richard 191, 197 Pompadour, Jeanne-Antoinette Poisson de 67 Porges, Heinrich 190 Preller, Friedrich 197 Preußen 39, 48, 52f., 79 Provence 82 Prudhomme, Louis-Marie 73 Prudhon, Pierre Joseph 73 Putlitz, Gustav von 190
Oppenheim, Joseph 190 Oranien 48 Oranier 38ff., 42, 5Iff. Orient 101, 188 Österreich 79, 189 Osterhammel, Jürgen 8 Overijssel 48
Quetzalcoatl, aztekische Gottheit 8 Radowitz, Joseph Maria von 189 Raff, Joachim 189,191 Ratibor 125 Raynal, Guillaume-Thomas 5, 8, 1 Iff., 15f.
Register
Rebmann, Georg Friedrich 55 Reichardt, Rolf 48, 54, 77, 115, 162 Reynaud, Francis Dominique de 82 Richelieu, Armand Jean du Plessis de 66 Richer, Leon 154-157, 159 Richter, Hans 185, 187, 201, 206 Riquetti, Andre Boniface Louis de 82 Ritter, Alexander 201 Rivarol, Antoine de 85 ff. Roberts, Marie Louise 162 Robertson, William 13, 15f. Robespierre, Augustin 55,68,71 Roederer, Pierre-Louis 98 Roland, Marie-Jeanne, Vicomtesse de la Piatiere, 162 Rom 19, 123 Ronceval 125 Rosier, Pilatre de 60 Rothschild, Willy de 191 Rousseau, Jean-Jacques 5, 56,65, 149 Royou, Jacques-Correntin 88 Royou, Thomas-Marie 85f., 88 Rozoi, Pierre-Barabe Framin de 85, 88 Rubinstein, Anton 189f., 201 Rubinstein, Nikolaus 190 Rue des Filles 60 Russland 194 Sachs, Hans 179 Sachs-Bey, Heinrich 191 Sachsen-Weimar 185 Saffi, Aurelia 157 Saffi, Aurelio 157 Saint Domingue 88 Saint-Fargeau, Lepelletier de 73 f. Saint-Luc 61 Saint-Martin 75 Saint-Saens, Camille 191,210
225 Salm 48 Sambucus, Joannes 38 Sander, Heinrich 64 Scaria, Emil 201 Schauß, Ferdinand 190 Scheffel, Joseph Victor von 190 Scheffsky, Josephine 169, 171 Schiller, Friedrich 145 Schlegel-Schelling, Caroline 145 Schleinitz, Alexandra von 186, 191 Schletterer, Hans Michael 186, 188, 196f., 202, 204f.,210 Schlöffel, Gustav Adolf 44 Schmid, Hermann 190 Schmidt, Henrich 134 Schoch, Rainer 129, 139 Scholz, Wilhelm 190 Schulze, Friedrich 70, 72 Schure, Edouard 191 f. Schweiz 88, 157 Semper, Gottfried 166 Seraphin (unbekannt) 68 Servais, Franfois Mathieu 191 Sevigne, Marie de Rabutin-Chantal de 162 Shakespeare, William 210 Sieyes, Emmanuel Joseph 82, 101 f. Simon, Jules 157 Sommaruga, Franz von 120,126 Sophokles 210 Spanien 13,90,211 Sparrmann („Pamani"), Begleiter Forsters 6 Speidel, Ludwig 190 Spielhagen, Friedrich 190 Spitzer, Daniel 190 St. Germain 59,63 St. Laurent 59 St. Pierre-le-Vieux 57 St. Thomas 60 Stael, Anna Louise Germaine de 162 Stael, Germaine de 101 Stanton, Elisabeth 157 Stockach 58
226 Stockhausen, Julius 190f. Straßburg 57f. Südamerika 5, 8,16 Suermond, W. (Predikant) 47 Suleau, Francis 87 Sylvestre (Schausteller) 59,71 Tahiti 5f. Tardieu, Jean 191 Tausig, Carl 176,201 Teja, Casimiro 184 Teoro siehe Forster, Johann Georg Adam Teutoburger Wald 68 Thomas, Ambroise 189 Tizian 139f. Todorov, Tzvetan 11 Travers, Maria Malliani de 148, 155 Trocadero 159 Troppau 125 Tschaikowski, Peter 185f., 189, 194, 203,208 Turin 157, 191 Tussaud, Franpois 56, 62, 75 Tussaud, Marie 56-60, 62, 64, 75 Twain, Mark 33 Unger, Georg 201 Utrecht 37, 45, 48 Valbot, Jane 163 Valseck (Gesangslehrerin) 190 Van Kley, Dale 32 Vaux Hall 153 Verdi, Giuseppe 189f. Vermandel (Verleger in Amsterdam) 48 Verone, Maria 163 Verring (Journalist) 202 Versailles 68, 165
Register
Villemot, Emile 160 Vincent, Francois Andre 141 Visscher, Cornells Goverd 53 Vogt, Carl 118 Völker, Wilhelm 128-133,136, 139-143 Volkmann, Robert 191 Voltaire (Francis Marie Arouet) 15, 56, 65,71,74 Wachtel, Nathan 13 Wagner, Cosima 201 Wagner, Richard 165-212 Walder, Anna Maria 57f. Washington, George 67, 93 Weber, Johann Jakob 132 Weber (Journalist) 191 Weerth, Georg 115, 122ff., 126f. Weimar 190f. Werner, Anton von 190 Wertheim 132 Wien 81, 116, 189ff. Wilbrandt, Adolf von 190 Wilhelm I., Deutscher Kaiser 166, 171, 185ff., 210 Wilhelm V., Prinz von OranienNassau 34,41f., 52 Wilhelmina von Preußen 52 Wilhelmine, Markgräfin von Bayreuth 174 Wilhelmj, August 201 Willms, Johannes 85 Witt, Cornelius de 39 Wittmann, Simon 190 Wolf, Albert 168, 190f., 199 Wolff, Heinrich 58 Yucatän 8 Zedier, Johann Heinrich 41 Zobel, Henriette 130f., 136