Medien und Stereotype: Konturen eines Forschungsfeldes [1. Aufl.] 9783839427248

On the medial creation and distribution of stereotypes: The book addresses central theories and examinations about this

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German Pages 504 Year 2015

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Table of contents :
Inhalt
Dank
Formalia
Einleitung
A. Begriffe und Theorien
1. Begriffsbestimmungen und -abgrenzungen
1.1 Kategorie
1.2 Stereotyp
1.2.1 Auto-, Hetero- und Metastereotyp
1.2.2 Subkategorien und Substereotype
1.3 Klischee
1.4 Vorurteil
1.5 Feindbild
1.6 Bild und Image
1.7 Resümee und Versuch einer Visualisierung
2. Tradierung von Stereotypen: Sozialisation und Medien
2.1 Automatische Aktivierung, Beständigkeit und Wandel von Stereotypen
2.2 Wie wahr sind Stereotype? Die kernel-of-truth-debate
3. Funktionen von Stereotypen und eine Kritik des Funktionalismus in der Stereotypenforschung
3.1 Wissen, Orientierung, Komplexitätsreduktion
3.2 Abwehr, Verteidigung, Vermeidung von Dissonanzen
3.3 Identitätsbildung und -stabilisierung, Integration
3.4 Desintegration
3.5 Ideologie
4. Arten von Stereotypen
4.1 Welche Kategorien wie untersuchen? Intersektionale Ansätze und Stereotypenforschung
4.2 Von der Kategorisierung zur Diskriminierung? Gesetze und Ethikkodizes zur Vermeidung von Diskriminierung
5. Ansätze der Stereotypen- und Vorurteilsforschung sowie Möglichkeiten der Prävention und Intervention
5.1 Die individuelle Ebene
5.2 Die interpersonelle und intergruppale Ebene
5.3 Die gesellschaftliche Ebene
6. Zwischenfazit Begriffe und Theorien
B. Wissenschaft und Geschichte
1. Die Anfänge: Stereotypen- und Vorurteilsforschung in den USA
1.1 Walter Lippmann: Public Opinion (1922)
1.2 Daniel Katz und Kenneth W. Braly: Racial Stereotypes (1933)
1.3 Stuart A. Rice: Stereotypes: A Source of Error in Judging Human Character (1926)
1.4 Theodor W. Adorno et al.: The Authoritarian Personality (1950)
1.5 UNESCO-Studien: National Stereotypes and International Understanding (1951)
1.6 Gordon W. Allport: The Nature of Prejudice (1954)
1.7 Henri Tajfel: Cognitive Aspects of Prejudice (1969) und Human Groups and Social Categories. Studies in Social Psychology (1981)
2. Stereotypen- und Vorurteilsforschung im deutschsprachigen Raum nach 1945
2.1 Kontinuitäten und Neubeginn am Beispiel Peter R. Hofstätters
2.2 Das Frankfurter Institut für Sozialforschung
2.3 Kripal Singh Sodhi und Rudolf Bergius: Nationale Vorurteile (1953)
2.4 Anschließen an internationale Standards
3. Überblicksdarstellungen sozialpsychologischer Stereotypenund- und Vorurteilsforschung
4. Kommunikationswissenschaftliche Stereotypen- und Vorurteilsforschung
4.1 Kontinuitäten und Neubeginn: Die Ausgangssituation
4.2 Eine „empirisch-sozialwissenschaftliche Wende“ als Katalysator einer kommunikationswissenschaftlichen Stereotypenforschung?
4.3 Der Beginn der kommunikationswissenschaftlichen Stereotypenforschung
5. Zwischenfazit Wissenschaft und Geschichte sowie einige Annahmen
C. Metaanalysen und Ergebnisse
1. Vom Erfordernis metaanalytischer Forschung
2. Nationen, Ethnien und Stereotype
2.1 Metaanalyse I und II: Nationenstereotype
2.2 Metaanalyse I und II: von „Gastarbeitern“, „Ausländern“ und „Menschen mit Migrationshintergrund“
2.3 Zwischenfazit Nationen, Ethnien und Stereotype
3. Religionen und Stereotype
3.1 Antisemitismusforschung
3.2 Metaanalyse I und II: Jüdische Stereotype
3.3 Islamophobieforschung
3.4 Metaanalyse I und II: Islamische Stereotype
3.5 Die Vergleichsdebatte
3.6 Metaanalyse I und II: Christliche Stereotype
3.7 Zwischenfazit Religionen und Stereotype
4. Geschlechter und Stereotype
4.1 Geschlechterforschung in der Kommunikationswissenschaft
4.2 Metaanalyse I und II: Geschlechtliche und sexuelle Stereotype
4.3 Geschlechterstereotype im Rundfunk
4.4 Geschlechterstereotype in der Presse
4.5 Geschlechterstereotype in der Werbung
4.6 Zwischenfazit Geschlechter und Stereotype
5. Alter und Stereotype
5.1 Alter, Ageism und Altersstereotype
5.2 Theorien des Alter(n)s
5.3 Metaanalyse I und II: Altersstereotype
5.4 Die mediale Repräsentation „junger Alter“ als Forschungsgegenstand
5.5 Zwischenfazit Alter und Stereotype
6. Berufe und Stereotype
6.1 Berufsprestige und Berufsstereotype
6.2 Beruf und Geschlechter
6.3 Metaanalyse I und II: Berufsstereotype
6.3.1 JournalistInnen
6.3.2 PolitikerInnen
6.3.3 UnternehmerInnen
6.3.4 WissenschaftlerInnen
6.3.5 ÄrztInnen und medizinisches Personal
6.4 Berufsstereotype in den Medien und Berufswahl
6.5 Zwischenfazit Berufe und Stereotype
7. Weitere Beiträge zur Stereotypenforschung
7.1 Franz Dröge
7.2 Jörg Schweinitz
7.3 Zwischenfazit
D. Konturen eines Forschungsfeldes
1. Ergebnisse der Metaanalysen I und II
2. Phasen der Forschung zu Medien und Stereotypen
3. Theoretische Verortungen und epistemologische Herausforderungen
E. Literatur
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Medien und Stereotype: Konturen eines Forschungsfeldes [1. Aufl.]
 9783839427248

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Martina Thiele Medien und Stereotype

Die Reihe Critical Media Studies versammelt Arbeiten, die sich mit der Funktion und Bedeutung von Medien, Kommunikation und Öffentlichkeit in ihrer Relevanz für gesellschaftliche (Macht-)Verhältnisse, deren Produktion, Reproduktion und Veränderung beschäftigen. Dies kann sowohl aus sozial- wie kulturwissenschaftlicher Perspektive erfolgen, wobei sich deren Verbindung als besonders inspirierend erweist. Das Spektrum der Reihe umfasst aktuelle wie historische Perspektiven, die theoretisch angelegt oder durch eine empirische Herangehensweise fundiert sind. Die Herausgeberinnen orientieren sich dabei an einer kritischen Gesellschaftsanalyse, die danach fragt, in welcher Weise symbolische und materielle Ressourcen zur Verfügung gestellt bzw. vorenthalten werden und wie soziale und kulturelle Einschluss- und Ausschlussprozesse gestaltet sind. So verstandene kritische Kommunikations- und Medienwissenschaft schließt die Analyse der sozialen Praktiken der Menschen, ihrer Kommunikations- und Alltagskulturen ein und fragt danach, wie gesellschaftliche Dominanzverhältnisse reproduziert, aber auch verschoben und unterlaufen werden können. Als relevante Dimensionen gesellschaftlicher Ungleichheit und sozialer Positionierung werden insbesondere Geschlecht, Ethnie, soziale und kulturelle Differenz sowie deren Intersektionalität in den Blick genommen. Die Reihe wird herausgegeben von Elisabeth Klaus, Margreth Lünenborg, Jutta Röser und Ulla Wischermann.

Martina Thiele (PD Dr. disc. pol.) ist Assoziierte Professorin am Fachbereich Kommunikationswissenschaft der Paris-Lodron-Universität Salzburg. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind Kommunikationstheorien und Mediengeschichte sowie Stereotypen- und Vorurteilsforschung.

Martina Thiele

Medien und Stereotype

Konturen eines Forschungsfeldes

Gedruckt mit finanzieller Unterstützung der Stiftungs- und Förderungsgesellschaft der Paris-Lodron-Universität Salzburg.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2015 transcript Verlag, Bielefeld Die Verwertung der Texte und Bilder ist ohne Zustimmung des Verlages urheberrechtswidrig und strafbar. Das gilt auch für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Verarbeitung mit elektronischen Systemen. Umschlagkonzept: Kordula Röckenhaus, Bielefeld Titelbildgestaltung: Martina Thiele, Salzburg Printed in Germany Print-ISBN 978-3-8376-2724-4 PDF-ISBN 978-3-8394-2724-8 Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier mit chlorfrei gebleichtem Zellstoff. Besuchen Sie uns im Internet: www.transcript-verlag.de Bitte fordern Sie unser Gesamtverzeichnis und andere Broschüren an unter: [email protected]

I nhalt Dank Formalia Einleitung

A Begriffe und Theorien 1. Begriffsbestimmungen und -abgrenzungen 1.1 Kategorie 1.2 Stereotyp 1.2.1 Auto-, Hetero- und Metastereotyp 1.2.2 Subkategorien und Substereotype 1.3 Klischee 1.4 Vorurteil 1.5 Feindbild 1.6 Bild und Image 1.7 Resümee und Versuch einer Visualisierung

13 15 17 23 23 24 27 30 32 34 35 37 40 47

2. Tradierung von Stereotypen: Sozialisation und Medien 50 2.1 Automatische Aktivierung, Beständigkeit und Wandel von Stereotypen 52 2.2 Wie wahr sind Stereotype? Die kernel-of-truth-debate 56 3. Funktionen von Stereotypen und eine Kritik des Funktionalismus in der Stereotypenforschung 3.1 Wissen, Orientierung, Komplexitätsreduktion 3.2 Abwehr, Verteidigung, Vermeidung von Dissonanzen 3.3 Identitätsbildung und -stabilisierung, Integration 3.4 Desintegration 3.5 Ideologie 4. Arten von Stereotypen 4.1 Welche Kategorien wie untersuchen? Intersektionale Ansätze und Stereotypenforschung

60 66 68 69 70 72 76 79

4.2 Von der Kategorisierung zur Diskriminierung? Gesetze und Ethikkodizes zur Vermeidung von Diskriminierung

84

5. Ansätze der Stereotypen- und Vorurteilsforschung sowie Möglichkeiten der Prävention und Intervention 5.1 Die individuelle Ebene 5.2 Die interpersonelle und intergruppale Ebene 5.3 Die gesellschaftliche Ebene

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6. Zwischenfazit Begriffe und Theorien

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B Wissenschaft und Geschichte 1. Die Anfänge: Stereotypen- und Vorurteilsforschung in den USA 1.1 Walter Lippmann: Public Opinion (1922) 1.2 Daniel Katz und Kenneth W. Braly: Racial Stereotypes (1933) 1.3 Stuart A. Rice: Stereotypes: A Source of Error in Judging Human Character (1926) 1.4 Theodor W. Adorno et al.: The Authoritarian Personality (1950) 1.5 UNESCO-Studien: National Stereotypes and International Understanding (1951) 1.6 Gordon W. Allport: The Nature of Prejudice (1954) 1.7 Henri Tajfel: Cognitive Aspects of Prejudice (1969) und Human Groups and Social Categories. Studies in Social Psychology (1981) 2. Stereotypen- und Vorurteilsforschung im deutschsprachigen Raum nach 1945 2.1 Kontinuitäten und Neubeginn am Beispiel Peter R. Hofstätters 2.2 Das Frankfurter Institut für Sozialforschung 2.3 Kripal Singh Sodhi und Rudolf Bergius: Nationale Vorurteile (1953) 2.4 Anschließen an internationale Standards 3. Überblicksdarstellungen sozialpsychologischer Stereotypen- und Vorurteilsforschung

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133

4. Kommunikationswissenschaftliche Stereotypen- und Vorurteilsforschung 4.1 Kontinuitäten und Neubeginn: Die Ausgangssituation 4.2 Eine „empirisch-sozialwissenschaftliche Wende“ als Katalysator einer kommunikationswissenschaftlichen Stereotypenforschung? 4.3 Der Beginn der kommunikationswissenschaftlichen Stereotypenforschung

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5. Zwischenfazit Wissenschaft und Geschichte sowie einige Annahmen

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140 143 147

C Metaanalysen und Ergebnisse 1. Vom Erfordernis metaanalytischer Forschung 2. Nationen, Ethnien und Stereotype 2.1 Metaanalyse I und II: Nationenstereotype 2.2 Metaanalyse I und II: von „Gastarbeitern“, „Ausländern“ und „Menschen mit Migrationshintergrund“ 2.3 Zwischenfazit Nationen, Ethnien und Stereotype 3. Religionen und Stereotype 3.1 Antisemitismusforschung 3.2 Metaanalyse I und II: Jüdische Stereotype 3.3 Islamophobieforschung 3.4 Metaanalyse I und II: Islamische Stereotype 3.5 Die Vergleichsdebatte 3.6 Metaanalyse I und II: Christliche Stereotype 3.7 Zwischenfazit Religionen und Stereotype 4. Geschlechter und Stereotype 4.1 Geschlechterforschung in der Kommunikationswissenschaft 4.2 Metaanalyse I und II: Geschlechtliche und sexuelle Stereotype 4.3 Geschlechterstereotype im Rundfunk 4.4 Geschlechterstereotype in der Presse 4.5 Geschlechterstereotype in der Werbung 4.6 Zwischenfazit Geschlechter und Stereotype 5. Alter und Stereotype 5.1 Alter, Ageism und Altersstereotype 5.2 Theorien des Alter(n)s 5.3 Metaanalyse I und II: Altersstereotype 5.4 Die mediale Repräsentation „junger Alter“ als Forschungsgegenstand 5.5 Zwischenfazit Alter und Stereotype 6. Berufe und Stereotype 6.1 Berufsprestige und Berufsstereotype 6.2 Beruf und Geschlechter 6.3 Metaanalyse I und II: Berufsstereotype 6.3.1 JournalistInnen 6.3.2 PolitikerInnen 6.3.3 UnternehmerInnen 6.3.4 WissenschaftlerInnen 6.3.5 ÄrztInnen und medizinisches Personal

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6.4 Berufsstereotype in den Medien und Berufswahl 6.5 Zwischenfazit Berufe und Stereotype 7. Weitere Beiträge zur Stereotypenforschung 7.1 Franz Dröge 7.2 Jörg Schweinitz 7.3 Zwischenfazit

D Konturen eines Forschungsfeldes

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1. Ergebnisse der Metaanalysen I und II

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2. Phasen der Forschung zu Medien und Stereotypen

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3. Theoretische Verortungen und epistemologische Herausforderungen

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E Literatur

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a bbIldung en Abbildung 1: Abbildung 2: Abbildung 3: Abbildung 4: Abbildung 5: Abbildung 6: Abbildung 7: Abbildung 8: Abbildung 9: Abbildung 10: Abbildung 11: Abbildung 12:

Abbildung 13: Abbildung 14: Abbildung 15: Abbildung 16: Abbildung 17: Abbildung 18: Abbildung 19: Abbildung 20: Abbildung 21:

Abbildung 22: Abbildung 23:

Subfelder innerhalb des Forschungsfeldes Medien und Stereotype Auto-, Hetero- und Metastereotyp Beispiele für Auto-, Hetero- und Metastereotype Genealogie des Bildes nach Mitchell (2008) Schaubild Stereotype und verwandte Begriffe Positionen innerhalb der Stereotypenforschung Forschung zu Stereotype Accuracy Personale und soziale Funktionen der Einstellungen bzw. der sozialen (Vor-)Urteile Bezugsformen nach Sodhi/Bergius/Holzkamp (1978/1957) Historische Entwicklungen der Stereotypenforschung Änderungen der Sozialpolitik und des theoretischen Verständnisses von Rassismus und Vorurteil im 20. Jahrhundert Frühe Beiträge in Publizistik sowie Rundfunk und Fernsehen, die den Beginn kommunikationswissenschaftlicher Stereotypenforschung markieren Typen der Metaanalyse im Vergleich Zahl der Beiträge im Zeitverlauf Beitragsformen Im Titel verwendete Begriffe Verteilung nach Stereotyparten Stufen der Konkretheit bzw. Abstraktionsniveaus bei räumlichen Stereotypen Metaanalyse I, Beiträge zu räumlichen Stereotypen Nationenstereotype in den Medien Gesellschaftlicher und sprachlicher Wandel im Spiegel der Forschung zur Repräsentation nationaler und ethnischer Minderheiten Übersicht über die für Metaanalyse I und II berücksichtigten Studien zu religiösen Stereotypen Für Metaanalyse I berücksichtigte Beiträge zu Geschlechterstereotypen

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Abbildung 24: Für Metaanalyse II berücksichtigte Publikationen zu Geschlechterstereotypen Abbildung 25: Typen von Frauenzeitschriften Abbildung 26: „Männer(stereo)typen“ nach Zurstiege Abbildung 27: Studien zu Altersstereotypen Abbildung 28: Stereotype Darstellungen älterer Menschen im Fernsehen Abbildung 29: Für Metaanalyse I berücksichtigte Beiträge zu Berufsstereotypen Abbildung 30: WissenschaftlerInnen-Stereotypen Abbildung 31: Untersuchte Medien Abbildung 32: Konjunkturen der Stereotypenforschung in Publizistik und Medien & Kommunikationswissenschaft Abbildung 33: Forschung zu Medien und Stereotypen aus historischer Perspektive Abbildung 34: Phasen der deutschsprachigen Forschung zu Medien und Stereotypen seit 1945

241 261 278 294 299 327 350 380 383 384 386

d ank „Those whom we love and admire most are the men and women whose consciousness is peopled thickly with persons rather than with types, who know us rather than the classification into which we might fit in.” (Walter Lippmann, Public Opinion, 1922: 88f.)

Vielen ist zu danken, die die Entstehung dieses Buches ermöglicht sowie mit Wohlwollen und Interesse begleitet haben. Zu nennen sind die Kolleginnen und Kollegen vom Fachbereich Kommunikationswissenschaft der Paris-Lodron-Universität Salzburg und speziell der Abteilung Kommunikationstheorien und Öffentlichkeiten, die Mitglieder der Habilitationskommission und externen GutachterInnen, schließlich das Hanse Wissenschaftskolleg in Delmenhorst bei Bremen, wo ich ausgestattet mit einem mehrmonatigen Forschungsstipendium so arbeiten konnte, dass ein Ende des großen Projektes Habilitation absehbar wurde. Zu guter Letzt möchte ich der Stiftungs- und Förderungsgesellschaft der Paris-Lodron-Universität Salzburg ganz herzlich danken, die durch einen großzügigen Druckkostenzuschuss erheblich dazu beigetragen hat, dass in Zeiten, wo Forschungsergebnisse auch online publiziert werden könnten, sie in Form eines sorgfältig gesetzten und lektorierten Buches in einer angesehenen Verlagsreihe erscheinen. Einigen gebührt besonderer Dank für ihre Geduld, Ermutigung und verlässliche Unterstützung: Meiner Mutter Roswitha Thiele und meinen drei Schwestern, zudem Elisabeth Klaus, Claudia Riesmeyer, Elisabeth Lueginger, Laura Gruber und Boris Romahn. Gewidmet ist diese Arbeit all jenen, die berichten und dabei nicht zur „Komplexitätsreduktion“ auf Stereotype zurückgreifen möchten. Denn die Herausforderung an den Journalismus und auch an die Wissenschaft besteht darin, sich komplexen Problemlagen zu stellen, statt zu vereinfachen, kreativ zu werden und stets nach neuen, angemesseneren Lösungen zu suchen.

F o r m alIa Stereotype lassen sich in Worte fassen. Sprache spielt daher eine wichtige Rolle bei der Entstehung und Verbreitung von Stereotypen. Ich bemühe mich, mittels Sprache möglichst genau zu beschreiben, was ist. Doch was ist ein Stereotyp, was ist ein Vorurteil oder ein Klischee? Wie lässt sich über Nationen, Ethnien, Religionen, Männer, Frauen, Alte, Junge etc. schreiben, ohne selbst zu klassifizieren und zu stereotypisieren? Diese Fragen ziehen sich durch die Studie und werden mehr oder weniger überzeugend beantwortet. So verwende ich geschlechterneutrale Formulierungen, das Binnen-I oder sowohl die männliche, als auch die weibliche Form in dem Wissen, dass damit längst nicht alle Möglichkeiten und aktuell diskutierten Varianten geschlechtergerechter, nicht-heteronormativer Sprache ausgeschöpft sind. Verweise ich auf die Arbeiten anderer, nenne ich Vor- und Nachnamen, um Wissenschaftlerinnen sichtbar zu machen. Häufig stehen Begriffe in doppelten oder einfachen Anführungszeichen, um kenntlich zu machen, dass es sich um ein Zitat handelt oder ich mich von diesem Sprachgebrauch distanziere. Auf eine Besonderheit, die sich aus dem methodischen Vorgehen ergibt, sei hier schon hingewiesen: Manche Quellenangaben weisen zusätzlich zu Namen, Jahr und ggf. der Seitenzahl noch ein oder zwei „Sternchen“ nach dem Namen auf, also z.B. (Name** Jahr: Seite). Ein Sternchen bedeutet, dass es sich um einen Beitrag zu Stereotypen in der Fachzeitschrift Publizistik handelt, zwei Sternchen um einen Beitrag in Rundfunk und Fernsehen bzw. Medien & Kommunikationswissenschaft. Die beiden Fachzeitschriften sind für die sogenannte Metaanalyse I ausgewertet worden. Ausführlich erläutert wird das metaanalytische Vorgehen in Teil C der Studie. Die Kennzeichnung mit Sternchen findet in der gesamten Arbeit statt, da so ersichtlich wird, welchen Beitrag die Fachzeitschriften zur kommunikations- und medienwissenschaftlichen Stereotypenforschung leisten. Zusätzlich sind diese Quellenangaben kursiv gesetzt, um zu verdeutlichen, dass es sich um einen für Metaanalyse I berücksichtigten Beitrag handelt. Kursivschrift wird außerdem verwendet, um Begriffe, Namen von Institutionen und Unternehmen oder auch die Titel von Publikationen hervorzuheben. Eine Bemerkung noch zur Rechtschreibung: Einigen Regeln der neuen deutschen Rechtschreibung stehe ich skeptisch gegenüber. Insbesondere die Vorgaben zur Getrenntschreibung oder auch manche Interpunktionsregeln überzeugen mich nicht, weil sie sinnentstellend sind oder die Verständlichkeit des Textes erschweren. Dennoch habe ich mich bemüht, weitgehend regelkonform zu schreiben.

e InleItung „Wissenschaft ist Wiederholung, verfeinert zu beobachteter Regelmäßigkeit, aufbewahrt in Stereotypen.“ (Adorno/Horkheimer, Elemente des Antisemitismus. Grenzen der Aufklärung, 1998: 206)

Im Verlauf des 20. Jahrhunderts haben sich verschiedene wissenschaftliche Disziplinen mit der Entstehung und mit möglichen Funktionen von Stereotypen, Feindbildern, Vorurteilen und Klischees beschäftigt. Insbesondere aus der Sozialpsychologie, aber auch der Linguistik, der Politik- und Geschichtswissenschaft sind wichtige Impulse erfolgt. Die Kommunikations- und Medienwissenschaft hat diese Anregungen zum Teil aufgegriffen, zum Teil aber auch übersehen. Andererseits sind in den genannten Nachbardisziplinen (Massen-)Medien als Konstrukteurinnen und Vermittlerinnen von Stereotypen überwiegend nicht berücksichtigt worden. Im Mittelpunkt dieser Studie stehen daher die wechselvolle Geschichte der Stereotypenforschung innerhalb der Kommunikations- und Medienwissenschaft sowie interdisziplinäre Bezüge: welche politischen und sozialen Bedingungen haben dazu geführt, dass WissenschaftlerInnen im Allgemeinen und KommunikationswissenschaftlerInnen im Besonderen nach medial vermittelten Stereotypen und Vorurteilen gefragt haben, welche Studien sind wann von wem mit welchen Ergebnissen durchgeführt worden, welche Forschungslücken tun sich bis heute auf? Die gesellschaftliche Relevanz einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit medial vermittelten Stereotypen sowie ihrer Erforschung in den vergangenen Jahrzehnten ergibt sich daraus, dass Stereotype Selbst- wie Fremdwahrnehmungen und damit das gesellschaftliche Miteinander bzw. Gegeneinander bestimmen. Sie sind allgegenwärtig, jedoch nicht immer bewusst. Gesellschaftlicher Wandel, der durch Begriffe wie Emanzipation, Globalisierung, Individualisierung, Fragmentierung u.v.a. beschrieben wird, und Stereotypisierungen sind offenbar eng miteinander verknüpft, wobei jedoch umstritten ist, inwiefern gesellschaftlicher Wandel und Stereotypenwandel einander bedingen, oder ob nicht Stereotype auf den Erhalt des status quo zielen. Stereotypenforschung ist jedenfalls bei aller Inter- und möglichen Transdisziplinarität ein hauptsächlich sozialwissenschaftliches Forschungsfeld, denn

18

Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

Stereotype sind nicht nur individuelle, sondern immer auch soziale Konstruktionen mit sozialen Folgen. Die Arbeit ist so aufgebaut, dass zunächst Begriffsdefinitionen von Stereotyp und Abgrenzungen zu verwandten Begriffen wie Bild (Selbstbild, Fremdbild, Feindbild), Image, Klischee und Vorurteil vorgenommen werden. Dem folgt ein Kapitel, in dem es um die Entstehung und Weitergabe von Stereotypen geht und um die Rolle, die Medien als Sozialisationsinstanz in diesem Prozess spielen. Diskutiert werden die automatische Aktivierung von Stereotypen und ob Stereotype nicht immer auch „ein Körnchen Wahrheit“ enthalten? Gefragt wird desweiteren nach den individuellen und sozialen Funktionen von Stereotypen: Inwiefern tragen sie bei zur „Komplexitätsreduktion“, Identitätsbildung und -stabilisierung sowie gesellschaftlichen „Integration“? Was sind die Kehrseiten dieser „Funktionserfüllung“? Dem folgt eine Auseinandersetzung mit Arten von Stereotypen, denn stereotype Zuschreibungen beziehen sich selten auf nur ein Merkmal. Stattdessen treten Mischformen auf: Ethnische, religiöse, geschlechtliche, Alters-, Klassen- und Berufsstereotype überlagern sich, was in intersektionalen Ansätzen Berücksichtigung findet. Thematisiert werden außerdem gesetzliche und ethische Grundlagen zur Vermeidung von Diskriminierung sowie die aus verschiedenen Ansätzen innerhalb der Vorurteils- und Stereotypenforschung resultierenden Möglichkeiten der Prävention und Intervention. Dem begriffstheoretischen Teil folgt ein wissenschaftshistorischer, in dem der Beitrag der Kommunikationswissenschaft bzw. ihrer Vorläuferdisziplinen (Zeitungskunde, Zeitungswissenschaft, Publizistikwissenschaft) zur Stereotypenforschung eruiert wird. Walter Lippmanns Werk Public Opinion von 1922 markiert in gewisser Weise den Beginn kommunikationswissenschaftlicher Stereotypenforschung, auch wenn sich der Publizist und Politikberater Lippmann selbst nicht als Kommunikationswissenschaftler bezeichnet hätte. Doch war Lippmann einer der ersten, der die besondere Rolle der Massenmedien für die Konstruktion, Tradierung und Dekonstruktion der „Bilder in unseren Köpfen“ thematisierte. Er war der Auffassung: „Wir werden über die Welt bereits unterrichtet, bevor wir sie sehen. Wir stellen uns die meisten Dinge vor, bevor wir unsere Erfahrungen damit machen. Und diese vorgefaßten Meinungen beherrschen aufs stärkste den ganzen Vorgang der Wahrnehmung, es sei denn die Erziehung habe sie uns in aller Deutlichkeit bewusst gemacht.“ (Lippmann 1964: 68) Jürgen Wilke hat in einem Beitrag über Walter Lippmann, der in der Reihe Klassiker der Kommunikationswissenschaft erschienen ist, überzeugend dargelegt, dass Lippmanns Werk sowohl Anstöße für die kommunikationswissenschaftliche Stereotypenforschung, als auch für viele weitere Ansätze und Theorien der Kommunikationswissenschaft gegeben hat. Lippmann, so Wilke, habe den Begriff des Stereotyps „wenn nicht eingeführt, so doch in Umlauf gebracht, noch bevor die sozialpsychologische Stereotypen- und Vorurteilsforschung richtig einsetzte“. (Wilke** 2007: 603) Weitere kommunikationswissenschaftliche Ansätze und Theorien, die Lippmann antizipierte, seien die Theorie der kognitiven Dissonanz und die Nachrichtenwertforschung gewesen. Der von ihm verwendete Begriff news value

Einleitung

wirft die Frage auf, welche Kriterien die Nachrichtenauswahl bestimmen und was ein Ereignis zur Nachricht werden lässt. Wilke sieht in Lippmann gar einen Vorläufer des Konstruktivismus, da er zwischen „äußerer Welt“ („world outside“) und „inneren Vorstellungen“ („pictures in our head“) unterschieden hat, ähnlich der Unterscheidung zwischen Wirklichkeit 1. Ordnung und Wirklichkeit 2. Ordnung (vgl. Wilke** 2007: 601f.). Damit sind einige Ansätze und Theorien der Kommunikationswissenschaft genannt, die in engem Zusammenhang mit der Stereotypenforschung stehen. Dieser fachgeschichtliche und theoretische Strang wird in Teil B wieder aufgegriffen werden, denn das Ziel der Untersuchung besteht darin, kommunikationswissenschaftliche Stereotypenforschung im Kontext von Sozialgeschichte, Fachgeschichte und Theoriegeschichte zu betrachten. Der auf einem metaanalytischen Vorgehen basierende Forschungsüberblick in Teil C gibt Aufschluss darüber, welche kommunikationswissenschaftlichen Studien zur Verwendung und Wirkung von Stereotypen durchgeführt worden sind, seit sich das Fach Kommunikationswissenschaft, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch Zeitungswissenschaft hieß, als akademische Disziplin etablieren konnte. Konkret wird analysiert, wer im deutschsprachigen Raum, in wessen Auftrag, unter Zuhilfenahme welcher Methoden und mit welchen Ergebnissen Stereotypenforschung betrieben hat. Dazu wird zum einen eine systematische Analyse der Beiträge, die in den Fachzeitschriften Publizistik und Rundfunk und Fernsehen bzw. Medien & Kommunikationswissenschaft zwischen 1953 und 2011 erschienen sind, durchgeführt, im Folgenden Metaanalyse I genannt. Zum anderen eine Analyse ausgewählter Publikationen, die zum Thema Medien und Stereotype im deutschsprachigen Raum erschienen sind, im Folgenden Metaanalyse II genannt. Sich bei Metaanalyse I auf die kommunikations- und medienwissenschaftliche Stereotypenforschung zu beschränken, soll jedoch nicht zu einer Vernachlässigung inter- und transdisziplinärer Einflüsse führen oder eine Abgrenzung gegenüber „nicht-kommunikations- und medienwissenschaftlicher“ Stereotypenforschung bedeuten. Im Gegenteil ist gerade die Offenheit oder aber Ignoranz „der“ Kommunikations- und Medienwissenschaft gegenüber fachfremden Ansätzen, Methoden und Fragestellungen von besonderem Interesse: wann zeichnet sich die Bereitschaft ab, neues Terrain zu erkunden, das eigene Forschungsfeld auszuweiten, von anderen zu lernen und seine Erkenntnisse zu teilen, nicht nur interdisziplinär, sondern transdisziplinär Medien und Stereotype zu erforschen? Der Begriff Forschungsfeld impliziert Bezüge zu Pierre Bourdieus Feld-Begriff, der wiederum im engen Zusammenhang mit den Begriffen Habitus und Kapital steht. Nach Bourdieu setzt sich die soziale Welt aus verschiedenen Feldern wie dem politischen, dem wirtschaftlichen, dem wissenschaftlichen oder dem künstlerischen Feld zusammen. Innerhalb sozialer Felder gibt es Subfelder, weshalb z.B. das journalistische Feld als Teil des kulturellen Feldes oder akademische Disziplinen als Teile des wissenschaftlichen Feldes zu betrachten sind. Sowohl soziale „Systeme” als auch „Felder” sind als unabhängige soziale Universen mit einer jeweils eigenen Logik konzipiert. Felder sind bei Bourdieu im Gegensatz zur Luhmannschen System-

19

20

Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

theorie aber als Kräftefelder mit feldimmanenten Machtstrukturen zu denken (vgl. Bourdieu/Wacquant 1996: 134). Die Struktur eines Feldes sei abhängig von den Machtverhältnissen zwischen denjenigen, die sich in diesem Feld bewegen; die Machtverhältnisse wiederum ergäben sich durch die Verteilung wissenschaftlichen Kapitals. Wissenschaftliches Kapital, das sich als besondere Form des symbolischen Kapitals unter bestimmten Bedingungen in materielles Kapital (Posten, Ausstattung, Forschungsmittel, Stipendien, Preisgelder) wandeln kann, entsteht durch die Anerkennung, die von der „Gesamtheit der gleichgesinnten Wettbewerber innerhalb des wissenschaftlichen Feldes gewährt” (Bourdieu 1998: 23) wird. Sie entscheiden nicht nur über Prestige und Anerkennung, sondern auch über die Forschungswürdigkeit eines Gegenstands sowie über die „Fragen, die für alle anderen Wissenschaftler Bedeutung haben, denen sie ihre Aufmerksamkeit widmen und deren Verfolgung sich schließlich ‚bezahlt’ macht.” (Bourdieu 1998: 21) Was nun die Frage nach der Existenz von Feldern und ihren Grenzen anbelangt, sind es wiederum die „Feldteilnehmer“, Bourdieu nennt sie auch „Spieler“, die die Kriterien der Zugehörigkeit bestimmten. Letztlich aber lägen die Grenzen eines Feldes „dort, wo die Feldeffekte aufhören“ (Bourdieu/Wacquant 1998: 131), eine, wie Bourdieu selbst einräumt, tautologische Bestimmung, die empirische Untersuchungen nicht gerade erleichtert. „Erst wenn man diese Universen im einzelnen untersucht, kann man ermitteln, wie sie konkret beschaffen sind, wo sie aufhören, wer zu ihnen gehört und wer nicht, und ob sie wirklich ein Feld bilden.“ (Ebd.) Der Versuch, das „Universum“ bzw. weite Forschungsfeld Medien und Stereotype zu untersuchen, wird hier unternommen. Entdeckt habe ich dieses Feld, nachdem ich mich auf den Weg gemacht habe, Publizistische Kontroversen über den Holocaust im Film zu erforschen, mich dabei mit Selbst- und Fremdbilden sowie „kollektiven Identitäten“ zu befassen und zu fragen, welche Rolle Medien bei der Konstruktion von Identität(en), individuellen wie kollektiven, spielen, welche Bilder sie uns liefern und wie wir mit diesen Bilden umgehen? Natürlich stellt sich auch immer (wieder) die Frage, wie „realistisch“, wie „wahr“ diese Medienbilder sein können. Konstruktivistische Ansätze, von radikal- bis sozialkonstruktivistischen haben mich aber dazu gebracht, andere und für mich letztlich sinnvollere Fragen, etwa nach der Möglichkeit nondualistischen Denkens, zu stellen. Trotzdem erweisen sich im Forschungsprozess Setzungen und Grenzziehungen als unvermeidlich. Um die Konturen des Forschungsfeldes Medien und Stereotype erkennbar werden zu lassen, sind Beschränkungen auf Publikationen aus einem festgelegten Untersuchungs(zeit)raum, auf bestimmte Medien und Stereotyparten unerlässlich. Die folgende Abbildung illustriert Grenzen und Subfelder innerhalb des Forschungsfeldes Medien und Stereotype. Nicht übersehen werden sollte das „etc.“, denn es deutet auf „Grenzöffnungen“, auf weitere Forschung, die andere Publikationen und Untersuchungs(zeit)räume, andere Medien und andere Arten von Stereotypen berücksichtigt.

a b eg r IFFe

und

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1. Begriffsbestimmungen und -abgrenzungen Stereotypenforschung erfordert zunächst den Versuch, miteinander verwandte Begriffe zu klären, indem ihre Entstehung und Verwendungsgeschichte nachvollzogen wird. Begriffsbestimmung erfolgt seit Aristoteles’ Satz „definitio fi(a)t per genus proximum et differentiam specificam“ durch die Angabe der nächsthöheren Gattung und der spezifischen Differenz zu verwandten Begriffen. Was genus proximum und was differentia specifica ist, was Unter- oder Oberbegriff, was eindeutiges Unterscheidungsmerkmal, soll hier herausgearbeitet und in einem Schaubild dargestellt werden. Ein Blick in die umfangreiche Literatur verschiedener Disziplinen zu Stereotypen und Vorurteilen zeigt, dass auf Begriffsklärungen überwiegend verzichtet wird, und wenn doch Definitionen vorgenommen werden, so zuweilen recht oberflächlich, was zu Uneindeutigkeiten und Widersprüchen führt. Nicht selten werden verschiedene Begriffe der Einfachheit halber synonym verwendet werden. Und in der Tat werfen Begriffsbestimmungen etliche Probleme auf. So impliziert das nacheinander Vorstellen der mit Stereotyp zusammenhängenden Begriffe eine Begriffshierarchie. Mit welchem Begriff also beginnen? Welcher ist „Oberbegriff“, welche Begriffe stehen näher beieinander, weil sie mehr gemeinsame Merkmale aufweisen? Am Beginn stehen grundsätzliche Überlegungen zu Kategorien in den Kognitions- und Sozialwissenschaften und die Klärung der Begriffe Stereotyp, Autostereotyp, Heterostereotyp, Metastereotyp, Subkategorie und Substereotyp. Dem folgen Erläuterungen zu Klischee, Vorurteil, Feindbild, Bild und Image. Im 2. Kapitel, Tradierung von Stereotypen, wird nach denjenigen Sozialisationsinstanzen gefragt, die an der Konstruktion und Vermittlung von Stereotypen beteiligt sind. Zu ihnen zählen u.a. Medien – sie stehen in dieser Studie zur kommunikationswissenschaftlichen Stereotypenforschung im Mittelpunkt der Betrachtung. Desweiteren geht es im 2. Kapitel um die Langlebigkeit oder aber Veränderbarkeit von Stereotypen sowie ihren Wahrheitsgehalt, der in Debatten über das „Körnchen Wahrheit“ („kernel-of-truth“), das ein jedes Stereotyp enthalte, sowie über „stereotype accuracy“ versucht wurde zu bestimmen. Im 3. Kapitel stehen verschiedene Funktionen von Stereotypen und funktionalistische Ansätze innerhalb der Kommunikationswissenschaft zur Diskussion. Im 4. Kapitel geht es nach der allgemeinen

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

Auseinandersetzung mit Stereotypen um Arten von Stereotypen und damit um Binnendifferenzierungen, die der Begriff Stereotyp erfahren hat. Die Rede ist beispielsweise von Nationen- oder Geschlechterstereotypen, von sprachlichen im Vergleich zu visuellen Stereotypen, gar Visiotypen. Ausgehend von der Frage, welche und wie viele Kategorien untersucht werden, lassen sich Stereotypenforschung und intersektionale Ansätze, die Mehrfachdiskriminierung in den Blick nehmen, miteinander verbinden. Dem schließt sich die Frage nach Gesetzen und Ethikkodizes zur Vermeidung von Diskriminierung und konkret diskriminierender Medienberichterstattung an. Außerdem werden abgeleitet aus verschiedenen Ansätzen innerhalb der Vorurteilsund Stereotypenforschung Präventions- und Interventionsmöglichkeiten vorgestellt. Ziel ist, am Ende dieses begriffstheoretischen Teils A genauer zu wissen, was ein Stereotyp im Vergleich zu anderen mit ihm verwandten Phänomenen ausmacht, wie Stereotype vermittelt werden, welche individuellen und gesellschaftlichen Funktionen sie erfüllen, welche Arten von Stereotypen zur Diskussion stehen und wie Diskriminierung verhindert werden könnte. Der Gegenstand kommunikationswissenschaftlicher Stereotypenforschung soll damit klarer umrissen sein.

1.1 Kategorie Menschliche Wahrnehmung und somit auch wissenschaftliche Arbeit basieren auf der Bildung und Verwendung von Kategorien. Kategorisierungen beruhen auf Vergleichen. Wahrgenommene Gemeinsamkeiten und Unterschiede führen zu Einteilungen in Kategorien. Kategorien fassen demnach Eigenschaften von Objekten, Personen, Ereignissen zu Klassen zusammen. Als besonders saliente Merkmale gelten Alter, Geschlecht und ethnische Zugehörigkeit, doch können auch politische Orientierung, Religionszugehörigkeit, Wohnort, Einkommen, Ausbildung und Beruf u.a. als soziale Kategorien herangezogen werden. Dieses Kategorien-Wissen lässt sich für neue Erfahrungen nutzen, es wird abgerufen, wenn wir wahrnehmen, kommunizieren, lernen, planen. Kategorien gelten so gesehen als hilfreiche Einteilungen, die Ordnung und Übersicht schaffen, Systematisierung erleichtern und neue Informationen in bereits vorhandene Wissensstrukturen einordnen. Sie sind Grundlage jeglichen Lernens und Verstehens. Der Sozialpsychologe Henri Tajfel unterscheidet zwischen induktivem und deduktivem Kategorisieren. Beim induktiven Kategorisieren werde „ein Element (item) einer Kategorie aufgrund einiger seiner Merkmale zugeordnet, wenn auch bestimmte Unvereinbarkeiten bestehen bleiben können“ (Tajfel 1975: 348). Beim deduktiven Kategorisieren werde „die bekannte Zugehörigkeit eines Element zu einer Kategorie benutzt, um es unter einige Merkmale einzuordnen, die für die Kategorie insgesamt allgemein gelten, ohne deswegen eine genauere Prüfung vorzunehmen.“ (Ebd., siehe auch Schäfer 1988: 32) In den empirischen Wissenschaften stehen Kategorisierungen am Beginn des Forschungsprozesses. Welche Merkmale wie zugeordnet werden, legt das Kategoriensystem fest. Es dient der Reduktion komplexer Inhalte auf ein „angemessenes Maß“ an Merkmalen. Bei der Erstellung eines Kategoriensystems sind verschiedene Stan-

A Begriffe und Theorien

dards einzuhalten. Häufig zitiert wird in den Sozialwissenschaften Bernard Berelsons Aussage zur Kategorienbildung bei Inhaltsanalysen: „Content analysis stands or falls by its categories. […] Since the categories contain the substance of the investigation, content analysis can be no better than its system of categories.“ (Berelson 1971: 147) Die Kategorien sollen also eindeutig, voneinander unabhängig und wechselseitig exklusiv sein, d.h. sie sollen trennscharf sein, um die Einordnung zu erleichtern. Das Kategoriensystem muß so angelegt sein, dass es möglichst alle Inhalte erfasst und hilft, das zu untersuchen, was tatsächlich untersucht werden soll (vgl. Holsti 1969: 95; Früh 1991: 80; Atteslander 1995: 250; Merten 1995: 98; Bonfadelli 2002: 90). Innerhalb der empirischen Sozialforschung nimmt die Diskussion über die Bildung und Trennschärfe von Kategorien breiten Raum ein. Dem gegenüber stehen wissenssoziologische Positionen, die die mit Kategorisierungen verbundene Essentialisierung grundsätzlich kritisieren. Jede Kategorisierung führe zu Festlegungen, Begrenzungen und Ausschlüssen, die der Komplexität des zu untersuchenden Gegenstands – gerade auch wenn es sich um soziale Phänomene handelt – nicht gerecht werde. Johann Gottlieb Fichtes Deutschtum-Philosophie gilt als Modell einer Essentialisierung, die die Bestimmung des ‚deutschen Wesens‘ in Abgrenzung zu anderen ‚Völkern‘ und ‚Nationen‘ zum Ziel hatte. An die Stelle von ‚Volk‘ und ‚Nation‘ können auch andere Kategorien treten. Simone de Beauvoir hat in Das andere Geschlecht die Essentialisierung sozialer Phänomene thematisiert und stellt fest: „ob es sich nun um eine Rasse, eine Kaste, eine Klasse, ein Geschlecht handelt, das zur Unterlegenheit verurteilt ist, immer ist das Verfahren der Rechtfertigung das gleiche. Das ‚Ewigweibliche‘ spielt hier die gleiche Rolle wie die ‚schwarze Seele‘ und der ‚jüdische Charakter‘.“ (Beauvoir 1968: 17) Kategorien sind demnach nicht neutral; gerade auf Personen bezogene, soziale Kategorien beinhalten Wertungen, wie Rainer Erb (1995: 19f.) durch die Beschreibung dreier Grundformen der Kategorisierung, dem Vergleich, der Klassenbildung und der Ähnlichkeits- bzw. Differenzakzentuierung, verdeutlicht: Beim Vergleich werden Personen und Gruppen bestimmte Merkmale nicht absolut, sondern im Verhältnis zu anderen zugeschrieben. Wenn sich Deutsche selbst die ‚Tugenden‘ Pünktlichkeit, Gründlichkeit und Fleiß zuschreiben, heißt das zumeist, dass andere Völker weniger genau und fleißig sind. Bei der Klassenbildung kommt es zu einer Zusammenfassung von Personen und Gruppen zu allgemeinen Klassen aufgrund von beobachteten ‚Ähnlichkeiten‘. Diese ‚Ähnlichkeiten‘ werden aber deswegen wahrgenommen, weil bereits stereotype Wahrnehmungsmuster vorhanden sind. Bei der Ähnlichkeits- bzw. Differenzakzentuierung werden die Ähnlichkeiten zwischen den Mitgliedern einer Gruppe überschätzt, während die Differenzen zwischen den Gruppen überbetont werden. Erb gibt ein Beispiel. „Obwohl sicher viele Franzosen vielen Deutschen (etwa die Bankangestellten) ähnlicher sind als ihren eigenen Landsleuten, werden die Deutschen untereinander als gleicher und als verschiedener von den Franzosen angesehen.“ (Erb 1995: 20) Im Gegensatz zu essentialistischen Positionen gehen (de-)konstruktivische davon aus, dass Kategorien weder ‚natürlich‘, noch ‚ewig‘ sind, vielmehr handele es sich bei

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Kategorien um soziale Konstrukte. Der soziale Kontext bestimme, was eine Kategorie ausmacht, welche Kategorien relevant werden, wo Kategoriengrenzen verlaufen, und welche Merkmale und Eigenschaften vorrangig mit der Kategorie verbunden werden. Kategorisierung sei ein dynamischer Prozess (vgl. Otten/Matschke 2008: 292). So gibt es zwar Ansätze einer kritischen wissenssoziologischen Auseinandersetzung mit essentialistischen und biologistischen Setzungen sowie Versuche, sich kategorialen Ordnungsmustern weitgehend zu entziehen (vgl. Lorey 2008; 2010), das aber gelingt nur zum Teil. Paradoxerweise schließt das Infragestellen von Kategorien ihre Reformulierung nicht aus1, weswegen auch aus einer gesellschaftskritischen Position heraus betriebene Forschung Gefahr läuft, das zu reproduzieren, was sie doch überwinden möchte – ein positivistisches Wissenschaftsverständnis, das auf Objektivierung, Typisierung und Verallgemeinerung zielt und dafür ein Instrumentarium entwickelt hat, das Individuen in ihren sozialen Beziehungen und der Vielfalt sozialer Praktiken nur bedingt gerecht wird. Erschwerend hinzu kommt, dass aus politischen Erwägungen ein „strategischer Essentialismus“2 gelegentlich angebracht erscheint und selbst um antikategoriales Denken bemühte WissenschaftlerInnen das gänzliche Vermeiden von Kategorisierungen für illusorisch halten. Irene Neverla fasst ihre Zweifel wie folgt zusammen: „Können wir, so lautet meine Frage an Kognitionspsychologen und Erkenntnistheoretiker – wissenschaftlich denken, ohne dies in Kausalitäten, Dualitäten, Dichotomien und statischen Momentaufnahmen zu tun? Können wir von linearen, kausalen, statischen, apodiktischen Modellen zu dialektischen Konzepten kommen, die zirkulär, prozesshaft, dynamisch, elastisch angelegt sind?“ (Neverla 2003: 66)

Mehrheitlich aber bleiben Kategorisierungsprozesse unreflektiert oder gelten als eher hilfreich denn problematisch, zudem als unvermeidlich, da Kategorisierungen wie auch Stereotypisierungen kaum kontrollierbare kognitive Prozesse darstellten. Den Zusammenhang zwischen Kategorien und Stereotypen erläutert Gordon W. Allport: „Das Stereotyp ist eine überstarke Überzeugung, die mit einer Kategorie verbunden ist. […] Ein Stereotyp ist aber nicht identisch mit einer Kategorie; es ist mehr eine feste Vorstellung, die eine Kategorie begleitet.“ (Allport 1971: 200) Die „Überzeugung“ und „Vorstellung“ machen den Unterschied zur Kategorie aus. Stereotype, so ließe sich schlussfolgern, gehen noch einen Schritt weiter, indem sie mittels Attribuierung dem kategorisierten Gegenstand oder der kategorisierten Person/Gruppe mehr oder weniger positive Eigenschaften zuschreiben. Doch ließe sich auch argumentieren, dass für den Prozess der Stereotypisierung der erste Schritt, die Kategorisierung, 1 | Das gleiche gilt für Stereotype: paradoxerweise schließt das Infragestellen von Stereotypen ihre Reformulierung – und damit ihre Reproduktion – nicht aus. Darin besteht das Dilemma der Stereotypenforschung. 2 | Zugeschrieben wird dieser Begriff Gayatari Chakravorty Spivak, die aber seine Verwendung kritisch sieht. Denn nicht selten diene er der Verbreitung und Rechtfertigung essentialistischer Positionen, statt ausnahmsweise und eben „strategisch“ eingesetzt zu werden.

A Begriffe und Theorien

der alles entscheidende ist: schon die Schaffung von Kategorien und die Einteilung in solche sind nicht etwa „neutral“. Hinzu kommt dann noch die Attribuierung.

1.2 Stereotyp Der Begriff Stereotyp stammt aus dem Griechischen (stereos = hart, fest, starr, typos = feste Form, charakteristisches Gepräge). Der Buchdrucker Firmin Didiot verwendet diesen Ausdruck 1798 zur Beschreibung des Druckens mittels feststehender Lettern. Im Französischen wird la stéréotype bald auch im übertragenen Sinne gebraucht. Franz Dröge verweist in Publizistik und Vorurteil im Kapitel Zur Begriffsgeschichte auf das Auftauchen des Begriffs im Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm, bei Heinrich Heine und bei dem konservativen Rechtswissenschaftler und Presseforscher Franz Adam Löffler (vgl. Dröge 1967: 115f.). Auch Hans Wagner unterstreicht die Bedeutung Löfflers und bezeichnet es als „Fehldatierung“, den Beginn der Stereotypenforschung erst bei Walter Lippmann und seinem Werk Public Opinion von 1922 anzusetzen (vgl. Wagner 1993: 507). Zwar stehe Stereotyp nicht im Mittelpunkt der Löfflerschen Betrachtungen Über die Gesetzgebung der Presse von 1837, doch benutze er mehrfach das Verb stereotypieren und mit ähnlicher Bedeutung das Verb kasten. Mit ihrer Hilfe will Löffler den immensen Einfluss der Presse beschreiben, der so weit führen kann, „dass er die Urtheile und Begriffe der Grossmasse des Volks in wirkliche Fesseln schlägt und sie stereotypiret.“ (Löffler 1837: 45) Trotz der Bedeutungsausweitung von Stereotyp in Richtung „Wiederholung des Gleichen aufgrund starrer Formen“ bleibt Stereotyp im 19. Jahrhundert in erster Linie ein Fachbegriff, vor allem Druckern und Setzern geläufig. Durch Walter Lippmanns Public Opinion von 1922 erhält der Begriff dadurch eine weitere Bedeutung und Verbreitung, dass er auf den Bereich der menschlichen Wahrnehmung übertragen wird. Stereotype verwendet der Publizist – und über den Vorgang des Druckens sicher nicht uninformierte – Lippmann, um Strukturen des Denkens, Schemata und Routinen zu beschreiben. Lippmann spricht von Stereotypen als „pictures in our head“3 (Lippmann 1945/1922: 3) und erläutert desweiteren: „They are an ordered, more or less consistent picture of the world, to which our habits, out tastes, our capacities, our comforts and our hopes have adjusted themselves. They may not be a complete picture of the world, but they are a picture of a possible world to which we are adapted. In that world people and things have their well-known places, and do certain expected things. We feel at home there. We fit in. We are members.“4 (Lippmann 1945/1922: 95) 3 | Die Überschrift des Einleitungskapitels zu Public Opinion (1922) lautet: „The world outside and the pictures in our head“. In der deutschen Übersetzung von Wilhelm Wiegand (1964) wurde daraus: „Äußere Welt und innere Vorstellungen“. 4 | In der deutschen Übersetzung: „Sie sind ein geordnetes, mehr oder minder beständiges Weltbild, dem sich unsere Gewohnheiten, unser Geschmack, unsere Fähigkeiten, unser Trost und unsere Hoffnungen angepasst haben. Sie bieten vielleicht kein vollständiges Weltbild, aber sie sind das Bild einer möglichen Welt, auf das wir uns eingestellt haben. In dieser Welt haben

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Stereotype als „pictures in our head“ zu beschreiben, lässt vermuten, dass der Publizist Walter Lippmann mit Public Opinion ein breiteres als ein akademisch gebildetes Fachpublikum ansprechen wollte. Es sind dann insbesondere WissenschaftlerInnen aus den neu entstehenden sozialwissenschaftlichen Disziplinen und der Psychologie, die den von Lippmann vorgeschlagenen Begriff präzisieren und die von ihm formulierten Annahmen zur Entstehung und Wirkung von Stereotypen überprüfen.5 Heutzutage und im Alltagssprachgebrauch wird Stereotyp häufig anstelle von Klischee oder Vorurteil verwendet. Ausgedrückt werden soll, dass eine Aussage, ein Bild, eine Verhaltensweise wenig mit „der Realität“ zu tun hat. Wissenschaftliche Definitionen variieren stark von Disziplin zu Disziplin. Andreas Zick behauptet für die Sozialpsychologie, dass „Myriaden von Definitionen für Stereotype“ vorlägen und inzwischen Konsens darüber bestünde, „das Stereotype kognitive Konzepte sind, die Generalisierungen über andere Personen und Gruppen darstellen.“ (Zick 1997: 44) Aus sozialpsychologischer Sicht interessiert insbesondere das Stereotypisieren als soziale Interaktion. Penelope J. Oakes, Alexander S. Haslam und John C. Oakes definieren den Prozess des Stereotypisierens als Zuschreibung von Merkmalen: „Stereotyping is the process of ascribing characteristics to people on the basis of their group memberships.“ (Oakes/Haslam/Turner 1994: 1) Aus soziolinguistischer Sicht sind genau diese „processes of ascribing“, die Zuschreibungen bzw. Attribuierungen, zentral. Durch sie rückt die Rolle der Sprache im Prozess des Stereotypisierens in den Mittelpunkt. Eine umfassende Definition, nach der Stereotype Ausdruck einer Überzeugung und bildhaften Vorstellung sind und nach der sie die Form eines Urteils annehmen, liefert die Sprachwissenschaftlerin Uta Quasthoff 1973. Ihre Definition ist auch aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht hilfreich, weil Quasthoff die „Bilder in unseren Köpfen“ als etwas Beschreibbares versteht. Ein Stereotyp lässt sich in Worte fassen, unabhängig davon, ob es medial in Form eines Bildes (Karikatur, Foto), in Form einer Bildsequenz oder eines Textes vermittelt worden ist. Quasthoff fasst zusammen: „Ein Stereotyp ist der verbale Ausdruck einer auf soziale Gruppen oder einzelne Personen als deren Mitglieder gerichteten Überzeugung. Es hat die logische Form eines Urteils, das in ungerechtfertigt vereinfachender und generalisierender Weise, mit emotional-wertender Tendenz, einer Klasse von Personen bestimmte Eigenschaften oder Verhaltensweisen zuoder abspricht. Linguistisch ist es als Satz beschreibbar.“ (Quasthoff 1973: 28)

Wie es zu dieser Definition gekommen ist, hat die Sprachwissenschaftlerin in späteren Publikationen erklärt. So sei es ihr darum gegangen, „Stereotype aus der sozialpsychologischen Forschungstradition heraus als linguistischen Gegenstand zu erschließen.“ (Quasthoff 1998: 48f.) Der Stereotypenbegriff der frühen 1970er Jahre sei eher statisch Menschen und Dinge ihren wohlbekannten Platz und verhalten sich so, wie man es erwartet. Dort fühlen wir uns zu Hause. Dort passen wir hin. Wir gehören dazu.“ (Lippmann 1964: 71f.) 5 | Siehe dazu die Ausführungen in Teil B.

A Begriffe und Theorien

gewesen, inzwischen, zwei Jahrzehnte später, werde das Prozesshafte, Dynamische, Diskursive stärker berücksichtigt. Klärungsbedürftig sei bei dieser Definition aber, was unter „Satz“ zu verstehen ist: „The definitional quality that the grammatical unit of the linguistic description of stereotypes is the sentence does not mean that stereotypes empirically have to appear in the form of complete sentences. It solely implies that the semantic unit of a stereotype is a proposition, i.e. reference and predication, as opposed to a certain form of reference as such. This latter position seems to be implied by definitions which view stereotypes as a special kind of categories [...] or associate them with a word.“ (Quasthoff 1987: 786)

Helmut Gruber hat in seiner Studie zu Antisemitismus im Mediendiskurs Quasthoffs Äußerungen bezüglich Stereotypen an Beispielen erklärt (vgl. Gruber 1991: 14f.). Danach ist die Grundform eines Stereotyps durchaus als einfache Prädikation, etwa in der Form „Österreicher sind begeisterte Wintersportler“, formulierbar. Möglich sind aber auch Einschränkungen durch die Verwendung des Konjunktivs oder rhetorischer Fragen, z.B. „Amerikaner gelten als oberflächlich“, oder Sätze, in denen eine bewusst subjektive Äußerung vorgenommen wird, z.B. „Ich habe den Eindruck, dass Frauen sich der Konkurrenz nicht stellen möchten“. Schließlich können Stereotype in einer Form auftreten, die Gruber als den „textlinguistischen Typ“ bezeichnet. Hier bedarf der Satz, der ein Stereotyp enthält, der Interpretation. Als solches ist das Stereotyp nämlich nicht direkt erkennbar. Grubers Beispiel: „Er ist Jude, aber er ist sehr nett.“ (Gruber 1991: 14). Das „aber“ deutet auf die „Ausnahme von der Regel“, die das Vorurteil enthält. Stereotype und Vorurteile werden daher nicht immer eindeutig formuliert, sondern sind implizit in einer Aussage enthalten. Sie entziehen sich einer Analyse, „die auf die Satzebene beschränkt ist.“ (Ebd.: 15) Die verschiedenen manifesten und latenten Formen, in denen Stereotype auftreten können, sollten sich auf die Wahl der Untersuchungsmethoden auswirken. Auf Differenzierung zwischen text- und bildbasierten Stereotypen, die sich aber gemäß Quasthoff beide verbalisieren lassen, zielen die Begriffe visuelles Stereotyp und Visiotyp. Thomas Petersen und Clemens Schwender meinen mit „visuellen Stereotypen“ ganz allgemein stereotype Darstellungen in der Bildberichterstattung der Medien (vgl. Petersen/Schwender 2009: Klappentext). Katharina Lobinger beschreibt im selben Band visuelle Stereotype als „besondere Medienbilder“ und erläutert unter Zuhilfenahme des mit Stereotyp häufig gleichgesetzten und ebenfalls aus der Druckersprache stammenden Begriffs Klischee: „Ihre Charakteristika entstehen durch konstantes Zusammenspiel aus Bild und Text, oder noch weiter gefasst aus Bild und Kontext. Ein visuelles Stereotyp leistet das, was Bilder an sich nicht können: Es stellt allgemeine Konzepte anschaulich dar. Nicht das Individuelle sondern das Klischeehafte wird in den Vordergrund gerückt. Die Bedeutungszuweisung erfolgt nicht mehr aufgrund der Wahrnehmungskompetenzen und der bildimmanenten Bedeutungen, sondern aufgrund einer erlernten standardisierten Lesart.“ (Lobinger 2009: 119f.)

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A Begriffe und Theorien

Über Mitglieder der Fremdgruppe liegen zumeist nur wenige Informationen vor, so dass diese kaum differenziert wahrgenommen werden können. Heterostereotype weisen daher einen geringeren Grad an Komplexität auf und tendieren ins Negative. Autostereotype hingegen betonen stärker positive Eigenschaften (bzw. solche Eigenschaften, die von der eigenen Gruppe als positiv verstanden werden). Die gemeinhin positive Bewertung der Eigengruppe schließt aber eine selbstkritische, gar von Minderwertigkeitsgefühlen und Selbsthass gekennzeichnete Sicht auf die eigene Gruppe nicht aus. Bestimmt wird das eigene Verhalten auch durch ein vermutetes Auto- und Heterostereotyp: man denkt, dass die anderen einen so sehen, oder man denkt, dass die anderen denken, man selbst würde sich so sehen usw. Solche Stereotype werden als Metastereotype bezeichnet und von Vorauer et al. definiert als „a person’s beliefs regarding the stereotype that outgroup members hold about his or her own group.“ (Vorauer/Main/O’Conell 1998: 917) Susan Hollbach stellt fest, dass der Inhalt des Metastereotyps abhängig ist von der Fremdgruppe, auf die sich die Eigengruppe bezieht: „Zum Beispiel mögen Deutsche erwarten, von Österreichern als arrogant, egoistisch und fleißig gesehen zu werden, von Italienern hingegen als ordentlich, aber langweilig und verklemmt, von Amerikanern wiederum als exakt und verlässlich, von Türken als ausländerfeindlich, geizig und humorlos und von den Einwohnern Mallorcas als zügellos, vulgär und laut.“ (Hollbach 2005: 7)

Metastereotype basieren also auf Annahmen, die innerhalb einer Gruppe (= Ingroup) über eine Fremdgruppe (= Outgroup) und deren Annahmen über sie selbst und andere – hier Angehörige der Ingroup – bestehen. Zum besseren Verständnis möchte ich das konkretisieren und dafür im Beispiel 1 die Sicht von Angehörigen der Ingroup „Österreicher“ und im Beispiel 2 die Sicht von Angehörigen der Ingroup „Deutsche“ benennen.6 Dadurch soll deutlich werden, dass es neben Auto- und Heterostereotypen drei Arten von auf Vermutungen basierenden Metastereotypen gibt.

6 | Die Bezeichnungen „Österreicher“ oder „Deutsche“ sind hier in Anführungszeichen gesetzt, um die Fragwürdigkeit einer eindeutigen und ausschließlich „nationalen“ Zugehörigkeit zu betonen. Nation und ein „nationales Wir“ begreife ich als ein durch Interaktion und Kommunikation entstandenes, äußerst wirkmächtiges soziales Konstrukt. Natürlich wären auch andere als nationale Stereotype zur Illustration geeignet.

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

Abbildung 3: Beispiele für Auto-, Hetero- und Metastereotype Beispiel 1: Ingroup Österreicher, Outgroup Deutsche

Beispiel 2: Ingroup Deutsche, Outgroup Österreicher

Autostereotyp

So sehen wir Österreicher uns.

So sehen wir Deutsche uns.

Heterostereotyp

So sehen wir Österreicher die Deutschen.

So sehen wir Deutsche die Österreicher.

Metastereotyp I:

So, vermuten wir Österreicher, sehen uns die Deutschen.

So, vermuten wir Deutsche, sehen uns die Österreicher.

Metastereotyp II:

So, vermuten wir Österreicher, Vermutetes, vermutetes vermuten die Deutschen, würden wir uns sehen. Autostereotyp

So, vermuten wir Deutsche, vermuten die Österreicher, würden wir uns sehen.

So, vermuten wir Österreicher, Vermutetes, vermutetes vermuten die Deutschen, würden wir Österreicher sie sehen. Heterostereotyp

So, vermuten wir Deutsche, vermuten die Österreicher, würden wir Deutsche sie sehen.

Vermutetes Heterostereotyp

Metastereotyp III:

Quelle: Eigene Darstellung

Eine Antwort auf die Frage, wie denn „die Deutschen“ nun sind bzw. wie denn „die Österreicher“ nun sind, kann es nicht geben. Beantwortet werden kann höchstens, wie die Befragten die eigene oder die fremde Gruppe wahrnehmen (= Auto- und Heterostereotyp) bzw. welche Vermutungen sie über die Selbst- und Fremdwahrnehmungen der Outgroup haben (= Metastereotype). Doch werden Stereotype insofern realitätsrelevant als sie Ausgangspunkt von sich selbsterfüllenden Prophezeiungen sein können: etwas, von dem man vermutet, dass es so sein wird, tritt dann tatsächlich ein, weil man vermutet, dass es so sein wird – und sich entsprechend verhält. Auf die realen Folgen von letztlich auf ungeprüften Annahmen beruhenden Realitätsdefinitionen haben schon William Isaac and Dorothy Swaine Thomas 1928 verwiesen: „If men define situations as real, they are real in their consequences.“ (Thomas/Thomas 1928: 572) Diese Aussage ging als „Thomas-Theorem“ in die Wissenschaftsgeschichte ein (vgl. Merton 1995b). Ausführlicher werden self-fulfilling prophecies und die Frage nach dem „Körnchen Wahrheit“, das Stereotype möglicherweise enthalten, in Kapitel 2.2 behandelt.

1.2.2 Subkategorien und Substereotype Kategorien und Stereotype sind selten eindeutig, häufig versammeln sie Widersprüchliches. Bezüglich Geschlechterstereotypen hat Thomas Eckes (1997; 2008a) darauf hingewiesen, dass die globale Kategorie „Frau“ Subkategorien wie „Mädchen“, „Hausfrau“, „Karrierefrau“, „Emanze“, „Rentnerin“ u.a. beinhaltet. Merkmale, die sich auf diese Subkategorien oder auf die übergeordnete Kategorie „Frau“ beziehen, können sich überschneiden, im Widerspruch zueinander stehen oder mit anderen, übergeordneten Kategorien, z.B. Tätigkeit/Beruf, verbunden sein. Auf diese Unterschiede

A Begriffe und Theorien

innerhalb einer Kategorie verweist auch der Begriff der sozialen Rolle, worunter die Soziologie und Sozialpsychologie spezifische Anforderungen verstehen, die an soziale AkteurInnen entsprechend ihrer Position gestellt werden. Wenn verschiedene Rollen, beispielsweise Berufs- und Geschlechterrollen, mit widersprüchlichen Erwartungen verbunden sind, kann das zu Rollenkonflikten führen. Konfligierende Rollen(-erwartungen), Stereotype und Vorurteile sind daher Gegenstand von Diversity Trainings und Seminaren zum Abbau von Vorurteilen. Hier werden Verfahren der Re- und Dekategorisierung eingesetzt (vgl. Otten/Matschke 2008; Smykalla/Vinz 2011). Rekategorisierung zielt darauf ab, die bestehende Kategorie durch eine übergeordnete, globalere zu ersetzen, so dass die ursprüngliche zweitrangig erscheint. Einige Beispiele dafür: statt zwischen Frauen und Männern zu unterscheiden, wird darauf verwiesen, dass wir doch alle Menschen sind. Und in der Geschichte der politischen Rhetorik erweist sich der Satz Kaiser Wilhelms II., den er 1914 angesichts des Krieges formuliert hat, als Verfahren der Rekategorisierung: „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche.“ Dekategorisierung setzt auf Individualisierung. Nicht die Zugehörigkeit zu einer Gruppe zählt, betont wird stattdessen die Vielfalt an Gruppenzugehörigkeiten und Rollen einer Person. Je nach Situation ist die eine oder andere Zugehörigkeit wichtiger. Sabine Otten und Christina Matschke verweisen auf Studien, die belegen, „dass Menschen mit multiplen, komplexen Identitätsstrukturen […] weniger zur Fremdgruppenabwertung neigen.“ (Otten/Matschke 2008: 293) Die verschiedenen Strategien der Dekonstruktion von Kategorien und Stereotypen sind unterschiedlich erfolgreich. Als nicht besonders effektiv im Kampf gegen Stereotype hat sich der Einsatz von Substereotypen erwiesen. Wenn beispielsweise das Stereotyp lautet, Frauen könnten nicht gut Auto fahren oder rechnen, nützt auch der Hinweis auf die Siegerin der Rallye Paris-Dakar oder auf eine Mathematik-Professorin wenig. Denn sie werden als Ausnahmen gesehen, die die Regel bestätigen. Das Stereotyp bleibt bestehen7 – oder wie es Gordon W. Allport ausdrückt: „Der Trick, daß man Ausnahmen zuläßt, dient der Erhaltung der Kategorie“ (Allport 1971: 185). Re- und Dekategorisierungen sind im politischen und gesellschaftlichen Diskurs häufig angewandte rhetorische Mittel wie z.B. der Streit um die „Herdprämie“ und die Forderung nach mehr Kinderkrippen zeigen. Wenn argumentiert wird, spezielle Fördermaßnahmen für berufstätige Mütter, die auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie abzielen, seien „ungerecht“ gegenüber nichtberufstätigen Müttern und auch gegenüber Männern, berufstätigen wie nichtberufstätigen, finden De- und Rekategorisierungen statt. Festzuhalten bleibt, dass Stereotype genauer als Stereotypenkomplexe bezeichnet werden müssten, weil sie sich aus Substereotypen zusammensetzen, die sich überschneiden oder auch widersprechen. Erschwerend hinzu kommt, dass Stereotype selbst bzw. Stereotypenkomplexe voneinander nicht

7 | Siehe dazu weitere Ausführungen in Kapitel A 2.1 Automatische Aktivierung, Beständigkeit und Wandel von Stereotypen.

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

eindeutig abgrenzbar sind und ebenfalls Überschneidungen bzw. „Interrelationen“ aufweisen.8

1.3 Klischee Einige Gemeinsamkeiten bestehen zwischen den Begriffen Stereotyp und Klischee. Beide zielen auf Vereinfachung und Verallgemeinerung, beide sind aus dem Französischen, speziell der Fachsprache des Zeitungs- und Buchdrucks, übernommen worden. Klischee, französisch Cliché, bezeichnet da einen maschinell oder fotochemisch hergestellten Druckstock. In den wissenschaftlichen Diskurs ist der Begriff hauptsächlich über die Sprach-, Literatur- und Medienwissenschaften gelangt. Dabei hat Klischee eine Bedeutungserweiterung in Richtung „Abklatsch“, „Schablone“, „Muster“ sowie eine implizite Wertung erfahren, denn Klischee wird in den Kulturwissenschaften als generalisierende Aussage begriffen, die zu oft wiederholt und daher allgemein erkennbar geworden ist. So heißt es in Gero von Wilperts Sachwörterbuch der Literatur: „Klischee, (franz. cliché), vorgefertigter Druckstock für Abbildungen, dann übertragen vorgeprägte Wendungen, abgegriffene, durch allzu häufigen Gebrauch verschlissene Bilder, Ausdrucksweisen, Rede- und Denkschemata, die ohne individuelle Überzeugung einfach unbedacht übernommen werden.“ (von Wilpert 1989: 459f.) Gerd Stratmann (1987: 363) definiert Klischee als „erstarrte Denkfigur, die eine Wirklichkeit zu deuten beansprucht oder zu deuten vorgibt, welche sich über die Prämissen dieser Deutung längst hinwegbewegt hat.“ Und er führt weiter aus: „ein Klischee also wird vor allem durch zwei Momente seiner historischen Karriere bestimmbar: nämlich erstens durch den Moment, da jene Denkfigur als etwas Neues in die Geistesgeschichte eingeführt wurde, und zweitens durch den Moment ihrer Erstarrung bzw. Automatisierung. Die Rede von der Erstarrung verweist ja gerade auf einen Zustand, der erst durch seinen Entstehungsprozess seine Bedeutung gewinnt. Sie meint ein Denkmuster, welches einmal neu und damit potentiell auf Kritik und Veränderung alter Denkmuster gerichtet war, nun aber seine dynamische Funktion verloren hat und, da es sich der Veränderung verweigert, implizit auch die Wirklichkeit, auf die es sich bezieht, an der Veränderung hindern will.“ (Ebd.)

Stratmann gibt damit zu bedenken, dass Klischees zeitgebunden sind, dass nur gesellschaftlicher Wandel dazu führt, etwas überhaupt als klischeehaft, „überkommen“ und „veraltet“ zu erkennen. Wann aus einer als angemessen empfundenen Beschreibung ein Klischee wird, ist nicht ohne weiteres und allgemeingültig zu bestimmen. Die Rede von Klischees und Stereotypen zeugt jedoch vom Wunsch nach Durchbrechung altbekannter Muster, vom Wunsch nach Veränderung. Auch Günter Blaicher betont diese spezielle Funktion des Klischees: „Das Klischee hat wohl zu allen Zeiten dazu gedient,

8 | Siehe dazu weitere Ausführungen in Kapitel A 4.1 Welche Kategorien wie untersuchen? Intersektionale Ansätze und Stereotypenforschung.

A Begriffe und Theorien

das leblose Alte, in Konventionen Erstarrte vom Neuen, Lebendigen abzusetzen.“ (Blaicher 1987: 25) Blaicher verweist auf die Affinität einiger literarischer Gattungen zum Klischee. Insbesondere die Komödie habe in bestimmten Bereichen „ein ausgeprägtes stereotypes Personenrepertoire“ herausgebildet, ebenso der komische Roman und spezielle Romanuntergattungen wie der Kolonialroman, der Reiseroman, der pikareske und der Aufsteigerroman. Diese Gattungen verbinde inhaltlich, dass „Menschen verschiedener Völker, Religionen, Stände, Klassen interagieren und […] jene gruppendynamischen Prozesse besonders evident sind, die zur Bildung von Auto- und Heterostereotypen führen.“ (Blaicher 1987: 19) Wie bedacht oder unbedacht Klischees verwendet werden, ist fraglich. Gerade in Kunstwerken wird häufig „mit Klischees gespielt“. Sprachliche und visuelle Klischees werden bewusst eingesetzt, um die BetrachterInnen zum Nachdenken anzuregen. Das Erkennen von Klischees kann ganz unterschiedliche Reaktionen der RezipientInnen hervorrufen, Gelangweiltsein ebenso wie Vergnügen. Die konkrete Rezeptionssituation sowie die Erwartungen der LeserInnen oder ZuschauerInnen an Form und Inhalt von Texten im weitesten Sinne – künstlerischen wie journalistischen – sind ausschlaggebend. Der Einsatz von sprachlichen und bildlichen Klischees steht also in engem Zusammenhang mit Textsorten und Gattungen, Genrekonventionen und Erzählformen sowie den Intentionen und Erwartungen der an Kommunikation Beteiligten.9 Klischeehafte, stereotype Vorstellungen finden ihren Ausdruck in Redensarten oder rhetorischen Figuren wie Metaphern, Allegorien und Vergleichen.

1.4 Vorurteil Klischee und Stereotyp stehen in engem Zusammenhang mit dem Begriff Vorurteil, der als Verfestigung stereotypen, klischeehaften Denkens beschrieben wird. Vorurteil ist allerdings der ältere und im Vergleich zu Stereotyp und Klischee auch wissenschaftlich früher etablierte Begriff. Gordon W. Allport zeichnet in The Nature of Prejudice drei Phasen in der Verwendung von Vorurteil nach: „To the ancients, ‚praejudicum‘ meant a precedent – a judgement based on previous decisions and experiences. Later, the term, in English, acquired the meaning if a judgement formed before due examination and consideration of the facts – premature or hasty judgement. Finally, the term acquired also its present emotional flavour of favourableness or unfavourableness that accompanies such a priori and unsupported judgement.“ (Allport 1954: 7)

Allgemein wird unter Vorurteil die negative Haltung gegenüber Personen, Gruppen, Sachverhalten und Dingen verstanden. Denkbar sind auch positive Vorurteile und 9 | Eine ausführliche Liste von filmischen Klischees und klischeehaften Dialogen findet sich online unter http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Humorarchiv/Liste_typischer_Filmklischees (13.08.2009). Die Abhängigkeit von Gattungen und Genres wird hier deutlich.

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Formen der „positiven Diskriminierung“, also Bevorzugung aufgrund bestimmter Merkmale und Gruppenzugehörigkeiten. In der Vorurteilsforschung dominiert jedoch von Anfang an die Beschäftigung mit Vorurteilen negativen Inhalts- was aus sozialwissenschaftlicher Sicht nachvollziehbar ist, da die individuellen und gesellschaftlichen Folgen negativer Vorurteile schwerwiegender sind. Kriege und Konflikte, Pogrome und Genozide im 20. Jahrhundert blieben nicht ohne Auswirkungen auf die Vorurteilsforschung. Wichtige Publikationen wie The Authoritarian Personality (Adorno et al. 1950) oder Allports The Nature of Prejudice (1954) zeugen von einem solchen Zusammenhang. Reinhold Bergler und Bernd Six stellen 1972 fest: „Vorurteilsforschung ist das Resultat aktueller Gruppenkonflikte.“ (Bergler/Six 1972: 1376) Dennoch hat die Konzentration auf Vorurteile negativen Inhalts zum Teil Widerspruch hervorgerufen. Der Philosoph Hans-Georg Gadamer beschreibt in Wahrheit und Methode das Vor-Urteil im Sinne von zu erweiternder Vor-Meinung wertfrei als Vor-Stufe der Erkenntnis und beharrt darauf, dass das Vor-urteil in seiner ursprünglichen und auch in seiner juristischen Bedeutung als „prae judicum“ nicht etwa schon ein positives oder negatives Urteil vorwegnahm. Erst mit der Aufklärung, so Gadamer, habe die „Diskreditierung der Vorurteile“ begonnen und sei das Ideal der Vorurteilslosigkeit propagiert worden – ein seiner Meinung nach prinzipiell unerreichbares und von falschen Voraussetzungen ausgehendes Ideal: „Dies grundlegende Vorurteil der Aufklärung ist das Vorurteil gegen die Vorurteile überhaupt und damit die Entmachtung der Überlieferung. […] erst durch die Aufklärung [findet] der Begriff des Vorurteils die uns gewohnte negative Akzentuierung.“ (Gadamer 1960: 255) Im heutigen Sprachgebrauch hat sich die negative Konnotation von Vorurteil durchgesetzt, wonach es auf Unvernunft beruht. Nicht ganz eindeutig ist die Abgrenzung des Vorurteils vom ebenfalls überwiegend negativ konnotierten Stereotyp. Beide folgen Kategorisierungen. Sie sind aber nicht dasselbe. Vielmehr setzen sich Vorurteile aus verschiedenen Stereotypen zusammen, sind so etwas wie zu Einstellungen und Überzeugungen verfestigte Stereotypenbündel. Beide aber, Stereotype wie Vorurteile, sind ohne Zuschreibungen von positiven wie negativen Eigenschaften nicht denkbar. Gerade die Attribuierung macht sowohl das Stereotyp als auch das Vorurteil aus und unterscheidet sie von der mehr oder weniger „neutralen“ Kategorie. SozialpsychologInnen (vgl. Davis 1964: 51f.; Dovidio 1996: 278; Petersen/Six-Materna 2006: 430) sehen aber unterschiedliche Komponenten unterschiedlich stark ausgeprägt. John F. Dovidio schreibt: „Prejudice is also generally conceptualisized as having a cognitive component […], an affective component […], and a conative component.“ (Dovidio 1996: 278) Lars-Eric Petersen und Iris Six-Materna stellen fest: „Während Vorurteile eng mit dem Einstellungskonzept assoziiert sind und […] eine kognitive, eine affektive und eine konative Komponente beinhalten, werden Stereotype zumeist auf die kognitive Komponente reduziert und als kognitiver Anteil an Vorurteilen betrachtet.“ (Petersen/Six-Materna 2006: 430) Damit werden Stereotype stärker mit Wahrnehmungs- und Denkprozessen in Verbindung gebracht, Vorurteile außerdem mit (negativen) Gefühlen und Bewertungen. Nach Klaus Roth ergibt sich das Vorurteil „aus dem Zusammenspiel von affektiven Einstellungen und den eher kognitiven

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Stereotypen.“ (Roth 1998: 23) So gesehen basieren Vorurteile auf Stereotypisierungen. „Konativ“ als dritte Komponente meint die Bereitschaft, dem Denken (kognitive Komponente) und Fühlen (affektive Komponente) eventuell Taten (konative Komponente) folgen zu lassen.

1.5 Feindbild Die Gefahr diskriminierender Handlungen scheint insbesondere bei der Herausbildung von Feindbildern gegeben. Eine umfassende Definition von Feindbild bietet Hans Nicklas: „Feindbilder sind eine spezifische Form sozialer Vorurteile. Sie vereinigen kognitive, evaluative und konative Elemente zu einem negativen Bild von einem realen oder vermuteten ‚Feind‘ und sind – wie Vorurteile allgemein – außerordentlich resistent gegen eine Berichtigung durch reale Erfahrung. Das Feindbild hat Imagecharakter, d.h. es stellt eine mehr oder weniger strukturierte Ganzheit von Wahrnehmungen, Vorstellungen und Gefühlen dar, die unter dem Aspekt der Feindschaft vereinheitlicht einem Menschen, einer Gruppe von Menschen oder Völkern und Staaten entgegengebracht werden. Ein Feindbild ist immer kontrastierend mit einem Freundbild verbunden. Das FreundFeind-Verhältnis stellt so ein ingroup/out-group-Verhältnis dar.“ (Nicklas 1977: 90f.)

Auch wenn Feindbildforschung überwiegend in Bezug auf Nationen und politische Systeme betrieben wird, verweist Nicklas’ Definition darauf, dass sich Feindbilder nicht auf diejenigen beschränken, die außerhalb des eigenen Territoriums, im ‚Feindesland‘, leben. Es lassen sich auch Vorurteile gegen Personengruppen innerhalb der Gesellschaft aktivieren und zum Feindbild verdichten. Dazu ist es freilich notwendig, sie erst zu ‚den anderen‘ zu machen und sie von der eigenen Gruppe abzugrenzen. Die Geschichte des Antisemitismus liefert dafür Beispiele. Abgrenzung beginnt auf sprachlicher Ebene mittels Personalisierung, Emotionalisierung, Polarisierung, Generalisierung und Wiederholung. Unterschieden wird zwischen ‚Wir‘ und ‚Sie‘, der Eigen- und Fremdgruppe. Das angebliche Anderssein wird im nächsten Schritt biologisch, ökonomisch, religiös – wie auch immer – ‚begründet‘ und ‚wissenschaftlich untermauert‘. Häufig findet eine Feminisierung der Gegner statt, indem sie als ‚weibisch‘ und verweichlicht, die Nation, der sie angehören, als weibliches, zu eroberndes Territorium dargestellt werden. Andererseits erfahren die weiblichen Angehörigen des feindlichen Kollektivs, etwa Soldatinnen, eine Maskulinisierung oder aber Hypersexualisierung wie die Auseinandersetzung mit dem Stereotyp des „Flintenweibs“ gezeigt hat. Eine gewisse Berechtigung hat daher die Rede von „Feindinnenbildern“.10 10 | Wie produktiv die Auseinandersetzung mit der sozialen Konstruiertheit von Nationenund Geschlechterkonzepten ist, hat die feministische Forschung belegt. Ausgehend von der Erkenntnis, dass die Begründung von „Nation“ und „nationaler Identität“ nicht „geschlechtsneutral“ ist und Geschlecht wiederum nicht unabhängig von den politischen, ökonomischen

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Den FeindInnen wird Feindseligkeit unterstellt, die eigene Aggression hingegen, die bis zur Vernichtung gesteigert werden kann, erscheint als Reaktion auf Provokation. Gordon W. Allport hat das Ausagieren von Vorurteilen in fünf Stufen unterteilt. Am Anfang steht die Verleumdung in Form einer abschätzigen Bemerkung, ihr folgen die Vermeidung, Diskriminierung bis hin zur körperlichen Gewaltanwendung und Vernichtung (vgl. Allport 1971: 28f. und 61-80). Feindbilder, zusammengesetzt aus einer Vielzahl negativer Vorurteile oder wie Bernhard Pörksen formuliert „äußerst rigide Agglomerationen von Negativvorstellungen“ (Pörksen 2000: 36), können so als Vorstufe der Gewalt betrachtet werden. Einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Feindbildern und Konflikten, gar militärischen Konflikten, herzustellen und im Abbau von Feindbildern die wichtigste friedensstiftende Maßnahme zu sehen, veranlasst den Schweizer Politikwissenschaftler Daniel Frei angesichts schwieriger Abrüstungsverhandlungen zwischen den USA und der Sowjetunion in den 1980er Jahren zu der Aussage: „Es ist der Konflikt, der ein bestimmtes Bild vom Gegner entstehen lässt, und nicht umgekehrt. Und dieser Konflikt ist, zumindest im Falle der sowjetisch-amerikanischen Gegnerschaft, ein echter, tiefwurzelnder Konflikt. Es wäre unzulässig, diesen Konflikt vereinfachend auf die Folge eines an sich vermeidbaren Missverständnisses zurückzuführen. Diese Feststellung stellt auch den Ansatz der Friedenspädagogik in Frage, die glaubt, Konflikte durch geeignete Maßnahmen zur Berichtigung und zum Abbau von Feindbildern mildern oder gar lösen zu können. […] die unversöhnlichen und auf Feindseligkeit gestimmten Bilder von der Gegenseite lassen sich nicht einfach durch bessere Information und etwas guten Willen überwinden, solange nicht der Konflikt, dem sie entspringen, selbst geregelt ist.“ (Frei 1985: 123f.)

Feindbilder als Ursache von Konflikten und als festen Bestandteil politischer Propaganda zu sehen, ist allerdings die häufiger vertretene Auffassung innerhalb der Feindbildforschung. Weil Feindbilder offensichtlich individuelle wie gesellschaftliche Funktionen erfüllen, gibt es sie. Welche Funktionen das sind bzw. sein könnten und wer von der Existenz von Feindbildern profitiert oder aber negativ betroffen ist, stellt daher einen wichtigen Forschungsschwerpunkt innerhalb der Feindbildforschung dar. Nicklas fasst bezüglich Feindbildern, die sich auf einen ‚äußeren Feind‘ beziehen, zusammen: „Der gemeinsame Feind stärkt den inneren Zusammenhalt von Gruppen, Gesellschaften und Staaten, und er bietet zugleich ein Objekt für die Abfuhr von Aggressionen, die innergesellschaftlich entstanden sind und so gefahrlos nach außen abgeleitet werden können.“ (Nicklas 1977: 91) Anne Katrin Flohr zählt in ihrer Studie zu Feindbildern deren positive Funktionen in einer Form auf, dass ein FeindbildZerfall am Ende des Ost-West-Konflikts fast nicht mehr wünschenswert erscheint: und kulturellen Verhältnissen, in denen es entworfen und erfahren wird, interessieren insbesondere die Interferenzen und Überlagerungen beider Konzepte. Speziell nach medial vermittelten Stereotypen, Vorurteilen und „Feindinnenbildern“ (vgl. Thiele 2010) zu fragen, greift diese Debatte aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht auf.

A Begriffe und Theorien „Gäbe es keine Feindbilder mehr, so fehlten dem Individuum wichtige Anhaltspunkte zur kognitiven und emotionalen Orientierung in der komplexen Struktur internationaler Politik sowie ein Kontrastbild zum eigenen Ich, das Identitätsfindung und -stabilisierung erleichtert. Es existierten keine kollektiven Aggressionsobjekte mehr, auf die das Individuum seine Feindseligkeiten ungestraft richten kann. Zudem wären Zusammenhalt und Handlungsfähigkeit sozialer Gruppen gefährdet, da bis dato verdrängte gruppeninterne Konflikte ans Tageslicht träten. Aggressionspotentiale würden sich verstärkt innerhalb sozialer Gruppen entladen und nicht mehr nach außen geleitet. Ohne Feindbilder fänden Rüstungsausgaben und Kriege weit weniger die Unterstützung der Bevölkerung. Die Stabilität politischer Systeme, soweit sie sich auf reale oder vermeintliche äußere Bedrohung stützt, könnte gefährdet werden.“ (Flohr 1991: 137)

So entsteht der Eindruck, Feindbilder seien durchaus funktional (vgl. Kap. A 3). Umstritten ist, wie wahr, wie zutreffend Feindbilder sind. Zwar werden sie nahezu übereinstimmend als „Zerrbilder“ beschrieben, die auf „Fehlwahrnehmungen“ beruhen, doch wird zuweilen konzediert, dass es sich bei Feindbildern nicht nur um negative und falsche Bilder eines vermuteten, sondern auch um negative und zutreffende Bilder eines realen Feindes handeln kann. Das grundsätzliche erkenntnistheoretische Problem, Feindbilder als nicht der Realität entsprechend zu konzipieren und dennoch untersuchen zu wollen, besteht für alle Disziplinen, in denen Feindbildforschung im Speziellen bzw. Vorurteils- und Stereotypenforschung im Allgemeinen betrieben wird. Dass dieses Problem innerhalb der politikwissenschaftlichen Feindbildforschung überwiegend ausgeblendet worden ist, haben verschiedene AutorInnen kritisiert (vgl. Frei 1985, 1986; Flohr 1991; Pörksen 2000; Weller 2001). In diesen Studien sowie den Arbeiten, die in den 1970er Jahren infolge der von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung initiierten Forschungsprojekte zu Feindbildern entstanden sind, findet zudem eine ausführliche und kritische Auseinandersetzung mit dem Begriff Feindbild sowie Traditionen und Ergebnissen der deutschen und internationalen Feindbildforschung statt (vgl. Lißmann/Nicklas/ Ostermann 1975; Becker/Nicklas 1975; Weller 2001). Dennoch behauptet Eckhard Jesse 2005, allgemeine wissenschaftliche Literatur zu Feindbildern sei nicht sehr zahlreich. Er erklärt diesen von ihm empfundenen Mangel einerseits mit der „Ausdifferenzierung des Wissenschaftssystems“, andererseits mit der „lange verbreiteten Verdrängung der Existenz von Feinden […] bedingt durch eine auf Frieden gerichtete Politik.“ (Jesse 2005: 6) Erstere „Begründung“ ist durch eine wenig aufwendige Literaturrecherche leicht zu widerlegen, deutlichen Widerspruch muss Jesses zweite „Begründung“ hervorrufen. In der Vergangenheit hat es genügend kriegerische Politik gegeben, um der historischen Feindbildforschung ausreichend Material an die Hand zu geben, und auch aktuell sind trotz aller Bekenntnisse zu friedlicher Koexistenz alte und neue Feindbilder im Umlauf. Schon der vom Bundesministerium des Innern 2005 herausgegebene Band zu Feindbildern und Radikalisierungsprozessen, in dem Jesses Aufsatz erschienen ist, kann als Beleg dafür dienen, dass es einen Bedarf an Feindbildforschung gibt. Und „verdrängt“ wird im medialen und politischen Diskurs

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die Existenz von Feinden sicher nicht, eher im Gegenteil. Auch davon zeugt u.a. der vom Innenministerium herausgegebene Band. Ein „Ende der Feindbildforschung“ (Weller 2001: 3) ist also nicht in Sicht, wenn auch nach dem Ende der Ost-West-Konfrontation sowie der Auflösung des sogenannten Ostblocks und der Sowjetunion das kommunistische Feindbild zunächst an Schrecken verloren hat. Alte und neue Feindbilder treten mit den Ereignissen des 11. Septembers 2001 an seine Stelle. Eines der wirkmächtigsten stellt sicher das des „islamistischen Terroristen“ dar.

1.6 Bild und Image Feindbild verweist auf den allgemeinsten und umfassendsten Begriff, wenn es um die Imagination und Repräsentation „des anderen“ geht – das Bild. Die Titel vieler Studien, die stereotype Darstellungen von Personengruppen in ausgewählten Medien zum Gegenstand haben, lauten denn auch „Das Bild der … (hier werden Nationen oder soziale Gruppen genannt) in … (hier das Medium)“.11 Bild meint dann aber meist zweierlei, einmal das konkrete Medien-Bild und einmal das Image, bzw. mentale oder geistige Bild von einer Personengruppe, das durch die Rezeption entsprechender Medien-Bilder entsteht. Im Englischen stehen mit picture und image zwei Begriffe für materielle und immaterielle Bilder zur Verfügung, doch ist auch hier die Verwendung nicht immer eindeutig, z.B. wenn Walter Lippmann von „pictures in our heads“ spricht und damit Stereotype meint. Im Deutschen hat Bild verschiedene Bedeutungen und bezeichnet so unterschiedliche Dinge wie Sprachbilder (Symbole, Metaphern, Allegorien, …), Klangbilder, gemalte und gerahmte Bilder („Kunstbilder“), Fotografien, bewegte Bilder im Film oder auch mittels bildgebender Verfahren erzeugte Bilder der (Natur-)Wissenschaften (vgl. Wulf 2006: 201). William J.T. Mitchells Aufzählung dessen, was unter Bild gefasst wird, ist noch länger (vgl. Mitchell 2008: 20). Er warnt vor der Annahme, dass allen Dingen, die den Namen Bild tragen, etwas gemein sei. Dennoch versucht er sich an einer Genealogie des Bildes und stellt einen „Familienstammbaum“ auf:

11 | Z.B. Smythe** (1961) Das Bild des Politikers in den Medien, Leinfellner (1983) Das Bild der Frau im TV, Merten (1986) Das Bild der Ausländer in der Presse, Scharf (1985) Das Bild der Bundesrepublik Deutschland in den Massenmedien der DDR, Marx (1990) Das Bild der Sowjetunion im westdeutschen Fernsehen, u.v.m.

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Diese „perzeptuellen“ und „geistigen“ Bilder, zu denen u.a. Stereotype zählen, sind überwiegend medieninduziert. Sie können materialisiert, in graphische und optische Bilder transformiert und mittels Sprache und sprachlichen Bildern medial vermittelt werden. Als „Medienbilder“ bzw. „Bilder in den Medien“ werden sie zum Gegenstand verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen und Subdisziplinen, so dass neben dem transdisziplinären Projekt einer allgemeinen Bildwissenschaft spezielle Bildwissenschaften wie etwa die visuelle Kommunikationsforschung innerhalb der Kommunikationswissenschaft betrieben werden. Das führt zu einer Vielfalt von Ansätzen und Forschungsschwerpunkten und erklärt, warum eine konsensfähige „Theorie des Bildes“ sowie eine allgemein gültige Definition von Bild in weiter Ferne liegen. Gottfried Boehm sieht die Schwierigkeiten u.a. darin begründet, dass eine Auseinandersetzung mit Bildern auf Sprache beruht. Sie repräsentiere eine „MetaInstanz“. Und auch wenn „eine stumme, strikt visuelle Reflexion des Bildnerischen nicht ausgeschlossen“ sei, verständigten wir uns über Bilder „redend“ (Boehm 2006: 326). Boehm kritisiert desweiteren einen „konventionellen Bildbegriff“, der sich an der Idee des Abbildes orientiere: „eine vorausgesetzte Realität spiegelt sich (in welcher stilistischen Verzerrung auch immer) nachträglich in den Bildern. Was wir wissen und kennen, begegnet uns noch einmal unter entlastenden visuellen Vorzeichen. Das Wesen des Abbildlichen besteht jedenfalls in einer Verdopplung. Ein Sachverhalt soll sich im Bild noch einmal zeigen. Keine Frage, daß Abbilder ihren Sinn nicht in sich besitzen, sondern in jenem Inhalt, den sie spiegeln.“ (Boehm 2006: 327)

Der Philosoph und Kunsthistoriker gelangt nach dieser Kritik des ‚realistischen‘ und seiner Meinung nach „konventionellen“ Bild-Begriffs zu einer Kritik an „den Reproduktionsmedien“. Ihretwegen breite sich ein simplifizierender Bild-Begriff „unaufhörlich“ aus (ebd.). Weniger kulturpessimistisch als pragmatisch verfährt Klaus Sachs-Hombach bei der Bestimmung des Untersuchungsgegenstandes einer transdisziplinären Bild-Wissenschaft. Nachdem er wie William J.T. Mitchell oder Christoph Wulf u.a. verschiedene Bild-Typen aufgezählt und sich ausführlich mit „mentalen Bildern“ beschäftigt hat, schlägt er vor, zunächst einen engen Bildbegriff als Ausgangspunkt zu nehmen, der dann sukzessive wieder aufgehoben werden könnte (vgl. Sachs-Hombach 2001: 11). Die von ihm zuvor als „extern“ bezeichneten Bilder, die Gegenstand kunsthistorischer Forschung sind, aber auch alle Arten von Gebrauchsbildern, also z.B. Bilder in den Medien wie etwa Pressefotos, charakterisiert er als „artifiziell hergestellte oder bearbeitete, flächige und relativ dauerhafte Gegenstände […], die in der Regel innerhalb eines kommunikativen Aktes zur Veranschaulichung realer oder auch fiktiver Sachverhalte dienen.“ (Ebd.) „Mentale Bilder“ bzw. die von Mitchell als „perzeptuell“, „geistig“ oder „sprachlich“ bezeichneten Bilder umfasst diese Definition (noch) nicht, sie sind aber ebenfalls Gegenstand einer von Sachs-Hombach u.a. geforderten transdisziplinären Bild-

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wissenschaft, in der verschiedene Ansätze, die manchen als gegensätzlich und kaum miteinander vereinbar erscheinen, zusammengeführt werden sollen. Als gegensätzlich gelten der zeichentheoretische bzw. semiotische Ansatz auf der einen und der wahrnehmungstheoretische bzw. phänomenologische Ansatz auf der anderen Seite. Letzerer sieht in einer Theorie der Wahrnehmung die Grundlage einer Theorie des Bildes. Bilder sind aus phänomenologischer Sicht intentional geschaffen und stellen einen Ausschnitt oder eine Abstraktion „der“ Realität dar – sie sind aber nicht „die“ Realität, sondern werden in einem kommunikativen Akt erzeugt. Der semiotische Ansatz geht vom Bild als speziellem kommunikativen Zeichensystem aus, das ähnlich einer Sprache entschlüsselt, dekodiert, „gelesen“ werden kann. Lambert Wiesing (2005a; 2005b) nennt neben dem semiotischen und phänomenologischen Ansatz noch einen dritten, insbesondere durch Hans Jonas (1961) geprägten und von Hans Belting (2001) weiterentwickelten anthropologischen Ansatz, bei dem der Mensch und nicht das Bild im Mittelpunkt steht. Der Mensch mit seiner exklusiven Fähigkeit des Schaffens und Erkennens von Bildern, der homo pictor (Jonas 1961) und nicht das Museum, die Wand oder das Kino sei der „Ort der Bilder“ (vgl. Belting 2001: 57). Eine Unterscheidung zwischen mentalen und physischen Bildern, so Vertreter des anthropologischen Ansatzes, zu denen Wiesing auch Vilém Flusser und Jean-Paul Sartre zählt, überzeuge letztlich nicht, da beide Arten von Bildern einander vielfältig beeinflussten. Erinnerung und Vorstellungsvermögen, also „mentale Bilder“, bestimmten die Wahrnehmung äußerer, physischer Bilder – und umgekehrt. Semiotische Ansätze innerhalb der Bildwissenschaft gehen vom Zeichencharakter des Bildes aus. Sie orientieren sich an linguistischen Modellen und übernehmen weitgehend die linguistische Terminologie, beispielsweise eine Unterscheidung nach Syntax, Semantik und Pragmatik. Den Zeichencharakter von Bildern vorausgesetzt lassen sich Bilder „lesen“. Als Zeichen, Symbol oder Sem wird das über sich selbst hinaus, auf anderes Verweisende verstanden – was voraussetzt, dass RezipientInnen eine Bedeutungszuweisung vornehmen und dass das Zeichen intentional vermittelt wurde. Ein Zeichen setzt sich nach dem Sprachwissenschaftler Ferdinand de Saussure zusammen aus Signifikant (= das Bezeichnende) und Signifikat (= das Bezeichnete) sowie der Verknüpfung dieser beiden Pole (= Referenz). Häufig wird diese Beziehung in Form eines Dreiecks wiedergegeben. Klaus Sachs-Hombach (2003: 80) stellt unter Bezug auf Umberto Ecos Zeichenlehre ein semiotisches Dreieck vor, das die von verschiedenen AutorInnen verwendeten Bezeichnungen der die Dreiecksbeziehung bestimmenden Elemente versammelt. Hier führt eine Vielzahl an Begriffen zu einer Begriffsverwirrung, die Wiesing dadurch zu lösen sucht, dass er für beide Ansätze, den semiotischen wie den phänomenologischen, zwischen Darstellendes, Darstellung und Dargestelltes unterscheidet. Eine solche grundsätzliche Unterscheidung träfen auch VertreterInnen weiterer bildwissenschaftlicher Ansätze, die Einigkeit ende jedoch dort, wo Begriffe präzisiert und interpretiert würden (vgl. Wiesing 2005b: 152). So sprechen VertreterInnen des phänomenologischen Ansatzes statt von Darstellung, Darstellendem und Dargestelltem mit Bezug auf Edmund Husserls Phänomenologie vom Bildobjekt, vom Bildträger und vom Bildsujet. Das Bildobjekt,

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verstanden als das, was man im Bild sehen kann, die sichtbare Darstellung, bezeichnet Wiesing als einen „dezidiert antisemiotischen Gegenbegriff“ (Wiesing 2005b: 154). Für Husserl sei „eine bildliche Darstellung nicht eine Form von symbolisierten Sinn, sondern eine Form von artifiziellem Zeigen“ (ebd.). Aus semiotischer Sicht wird unter dem Darstellenden der Zeichenträger verstanden, die Darstellung meint den Sinn oder Inhalt, das Dargestellte die Bedeutung oder Referenz (vgl. Wiesing 2005b: 155). Uneinig sind sich phänomenologische und semiotische Ansätze in der Interpretation von Darstellung und – ganz grundsätzlich – in der Frage, ob Bilder immer Zeichen sind. Doch sehen manche WissenschaftlerInnen auch Gemeinsamkeiten zwischen beiden Denkschulen bzw. suchen Gemeinsamkeiten, um dem Ziel einer Theorie oder Philosophie des Bildes näher zu kommen (vgl. Michel 2006: 22). Andere WissenschaftlerInnen schlagen neue Wege ein. So entwickelt Wiesing neben den drei von ihm vorgestellten Ansätzen einen weiteren, den medienphilosophischen Ansatz (vgl. Wiesing 2005a; 2005b: 157ff.). Johanna Schaffer (2008) oder Sigrid Schade und Silke Wenk (2011) sind weniger an einer Medienphilosophie oder Theorie des Bildes interessiert als an der Erforschung „visueller Kultur(en)“, wobei sie Fragestellungen aus den Cultural, Gender, Queer und Postcolonial Studies ebenso wie Ansätze aus der Medien- und Kunstwissenschaft aufnehmen. Bilder betrachten Schade/Wenk als etwas „Zu-Sehen-Gegebenes“, als „Inszenierungen von (Un-Sichtbarem)“ und als Mittel zur „Herstellung von Bedeutung“ (Schade/Wenk 2011: 9). Statt eine Trennung zwischen Wort und Bild vorzunehmen, begreifen sie das Bild „im Unterschied zur Bildwissenschaft“ lediglich als „ein Element in einem Gefüge, das sich über Verhältnisse räumlicher und visueller Ordnungen, in den besonderen Verknüpfungen von Wort und Bild und in den je spezifischen ästhetischen und materialen Eigenschaften ihrer Medien herstellt.“ (Ebd.: 8) Mit dieser Definition von Bild und einer Ausweitung des als transdisziplinär verstandenen Forschungsfeldes „visuelle Kulturen“ lassen sich Stereotype als perzeptuelle wie materielle, als individuell wie sozial reproduzierte, sprachlich fassbare Bilder analysieren. Bilder sind aber nicht nur Gegenstand einer semiotische, phänomenologische, medienphilosophische und weitere Ansätze integrierenden Bildwissenschaft oder der Visual Studies. Sie sind auch Gegenstand kultur- und sozialwissenschaftlicher Forschung, wie die folgenden Beispiele aus den Philologien, der Politik- und Kommunikationswissenschaft, PR und Marketing sowie Ethnologie belegen. In der vergleichenden Literaturwissenschaft hat sich mit der Imagologie ein Forschungszweig entwickelt, der die Beschaffenheit, Entstehung und den Wandel von Länder- und Nationen-Bildern in literarischen Texten untersucht (vgl. Leersen: o.J.). Statt von Imagologie sprechen einige FachvertreterInnen auch von interkultureller Hermeneutik. Der Gegenstand bleibt derselbe, stärker ins Blickfeld rückt jedoch die Bedingtheit von Selbst- und Fremdbildern. Ziel interkultureller Hermeneutik ist daher neben dem besseren Fremdverständnis auch die Selbstanalyse durch Fremdanalyse. Als besonders ergiebig hat sich für die Imagologie die Untersuchung von Reiseliteratur herausgestellt. Im Zuge eines erweiterten Textbegriffs und damit verbundener Intermedialitätsforschung sind dann neben literarischen Gattungen Medien- und

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Gebrauchstexte auf Repräsentationen des Selbst und des Anderen vermehrt analysiert worden. Neben dem Bild weckten speziell Stereotype das wissenschaftliche Interesse der PhilologInnen (vgl. Blaicher 1987; Fischer 1987; Schiffer 2005). Aber auch in den Sozialwissenschaften und insbesondere im Bereich der politischen Kommunikationsforschung werden Bilder, bevorzugt Nationenbilder und Nationenimages, analysiert (vgl. Wilke 1989; Nicklas/Ostermann 1989; Hafez 2002a; Hafez 2002b) sowie nach dem Stellenwert der massenmedialen Erzeugung und Vermittlung von Nationen betreffenden Selbst- und Fremdbildern gefragt. Dabei gilt die Formel: je größer die politische, kulturelle und geographische Distanz zu einer Nation, desto wichtiger sind sekundäre Sozialisationsinstanzen wie Schule und Massenmedien. Sie liefern die Bilder und Einstellungen, die nicht durch unmittelbare Erfahrungen gewonnen werden können. Insgesamt, so Hafez (2002a: 35), sei die politikwissenschaftliche Bild-Forschung stark geprägt von Kenneth E. Bouldings Publikation The Image (1956)12. Bouldings Überlegungen zu Selbst- und Fremdbildern haben aber mehr noch als die Sozialwissenschaften die Wirtschaftswissenschaften inspiriert, speziell die Bereiche, in denen es um Marketing und Absatz geht. Die Arbeit am Image, am Erscheinungsbild, eines Unternehmens, seiner Produkte und Dienstleistungen ist zentrale Aufgabe der PR- und Marketingabteilungen geworden. Rücken die Intentionen derjenigen in den Mittelpunkt der Betrachtung, die ein bestimmtes Image von sich erzeugen wollen, bezeichnet Image zunächst einmal das öffentliche Bild einer Person, einer Gruppe, eines Unternehmens mit seinen Produkten und Dienstleistungen, eines Verbandes, einer Partei oder einer Nation. Uta Quasthoff folgt dieser Auffassung und sieht mit Verweis auf Helmut Schoeck (1970: 157) einen Unterschied zwischen Image und Stereotyp. Anders als beim Stereotyp, das als von „außen auferlegt“ interpretiert werden könne, werde beim Image dem Träger ein Eigeninteresse an der Schaffung, Pflege und Manipulation seines „Erscheinungsbildes“ unterstellt (vgl. Quasthoff 1973: 21). Die Konzentration auf die Kommunikatorseite bleibt jedoch nicht unwidersprochen. PR-Theoretiker wie James E. Grunig fordern eine differenzierte Behandlung des Image-Begriffs: „Many public relations practioners and educators do not distinguish carefully between concepts of image as a message produced by the organization and image as some sort of composite in the minds of the public – the difference between the artistic concept of images as symbols and the psychological concept of image as something constructed by receivers of those messages.“ (Grunig 1993: 267)

12 | In der deutschen Übersetzung von 1958 wird „Image“ mit „Leitbild“ übersetzt. „Das Leitbild“, so der Autor, „baut sich als Resultat aller früheren Erfahrungen seines Inhabers auf.“ (Boulding 1958: 10) Im Original: „The Image is built up as a result of all past experience of the possessor of the image.“ (Boulding 1956: 6) Neu aufgenommene Nachrichten würden dieses Leitbild verändern.

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Diese Unterscheidung zwischen dem encodierten und dem decodierten Bild ist in der Tat wichtig, da es sich dabei um zwei nicht übereinstimmende Bilder handeln kann, die dennoch in einem Zusammenhang stehen und einander in gewisser Weise bedingen bzw. sich beeinflussen. Das Bild, das sich KonsumentInnen von einem Produkt, aber auch einem Unternehmen insgesamt machen, gewinnt damit an Bedeutung. Image-Produktion ist so gesehen kein einseitiger, allein von den PR-Abteilungen gesteuerter Prozess. Als etwas, das in sozialer Interaktion entsteht, beschreibt auch Erving Goffman Images. Eine Person habe, wahre oder verliere ein Image in Abhängigkeit von anderen und ihren Erwartungen: „Immer aber ist das eigene soziale Image, selbst wenn es persönlichster Besitz und Zentrum der eigenen Sicherheit und des Vergnügens sein kann, nur eine Anleihe von der Gesellschaft; es wird einem entzogen, es sei denn, man verhält sich dessen würdig.“ (Goffman 1971: 15) Goffman verwendet Image im Sinne von Bild, ein Bild, das man von sich selbst und unter Berücksichtigung der Erwartungen anderer entwirft. Seine Definition lautet: „Der Terminus Image kann als der positive Wert definiert werden, den man für sich durch die Verhaltensstrategie erwirbt, von der die anderen annehmen, man verfolge sie in einer bestimmten Interaktion. Image ist ein in Termini sozial anerkannter Eigenschaften umschriebenes Selbstbild – ein Bild, das die anderen übernehmen können.“ (Goffman 1971: 10) Der Zusammenhang von Selbstbild und Fremdbild wird hier deutlich, ebenso, dass Image als ein Angebot an die Outgroup zu verstehen ist. So scheinen in der Auseinandersetzung mit Bildern und Images zunächst die Intentionen derjenigen im Mittelpunkt gestanden zu haben, die ein bestimmtes Bild, ein bestimmtes Image von sich erzeugen wollten, inzwischen aber wird eine ganzheitlichere Perspektive eingenommen wird, bei der Interaktions- und Sinnbildungsprozesse stärkere Berücksichtigung finden (vgl. Michel 2006; Sachs-Hombach/Totzke 2011). Die Kritik an der Image-Erzeugung trifft damit nicht mehr nur die Image-ProduzentInnen, sondern auch die KonsumentInnen, deren Nachfrage nach Images, positiven wie negativen, das Angebot bestimme. Sie werden gleichfalls zu Image-ProduzentInnen. So definieren Klaus Merten und Joachim Westerbarkey Image als Konstruktion, als „ein konsonantes Schema kognitiver und emotiver Strukturen, das der Mensch von einem Objekt (Person, Organisation, Produkt, Idee, Ereignis) entwirft.“ (Merten/Westerbarkey 1994: 206) Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Definitionen von Bild und Image – ähnlich denen von Stereotyp oder Klischee – folgende Aspekte versammeln: dass es um Zuschreibungen tatsächlicher oder vermuteter Charakteristika eines Individuums oder eines Kollektivs geht, dass diese Zuschreibungen die eigene Person oder Gruppe („Ingroup“) betreffen und dadurch Selbstbilder, Autostereotype, erzeugt werden können, oder sie eine andere Person oder Fremdgruppe („Outgroup“) betreffen, wodurch Fremdbilder, Heterostereotype, entstehen. Diese Selbst- und Fremdbilder bedingen einander. Mit „der Realität“ haben sie nur bedingt zu tun, doch sind die Folgen des „sich ein Bild-Machens“ durchaus real.

A Begriffe und Theorien

Kai Hafez hat als besondere Herausforderungen des Bild-Begriffs die „BildRealitäts-Problematik“, zweitens die „Bild-Struktur-Problematik“ und drittens die „Individuum-Kollektiv-Problematik“ genannt (vgl. Hafez 2002a: 36f.). Eine weitere Herausforderung besteht m.E. darin zu verdeutlichen, von welcher Art Bildern gerade die Rede ist. Denn Unterscheidungen zwischen einerseits materiellen, konkreten, „graphischen“, „optischen“ (Mitchell), „externen“ (Sachs-Hombach) und andererseits immateriellen, gedachten, „perzeptuellen“ und „geistigen“ (Mitchell) Bildern erleichtern auch die Klärung des Stereotyp-Begriffs. Er wird alltagssprachlich und in der Wissenschaft ähnlich undifferenziert verwendet wie der Bild-Begriff. Stereotype kommen aber in ganz unterschiedlichen Weisen vor. Sie sind, um mit Lippmann zu sprechen, „Bilder in unseren Köpfen“, sie sind aber auch konkrete, materielle „(Sprach-)Bilder in den Medien“, die sowohl im Text als auch durch ein einzelnes Bild (Foto, Karikatur) oder eine Bildfolge (Comic, Filmsequenz) vermittelt werden. Relevant ist die Unterscheidung zwischen Stereotypen als Kognitionen oder materialisierten Bildern für kommunikationswissenschaftliche Studien u.a. deswegen, weil sie die Forschungsbereiche und Untersuchungsmethoden bestimmt. Je nach dem, ob Stereotypenforschung als Medieninhalts- bzw. Repräsentationsforschung betrieben wird oder sich mit denen befasst, die stereotype Inhalte (re-)produzieren („KomunikatorInnen“ wie „RezipientInnen“), kommt ein anderer Stereotyp-Begriff zum Tragen.

1.7 Resümee und Versuch einer Visualisierung Nachdem verschiedene Begriffe erläutert, ihre Unterschiede und Gemeinsamkeiten benannt worden sind, stellt sich die Frage nach dem Zusammenhang zwischen den Begriffen sowie der Möglichkeit einer Visualisierung. Festzuhalten ist, dass sich nur sehr wenige AutorInnen um ausführliche Begriffsklärungen bemühen. Zu ihnen zählt z.B. Aleida Assmann (2012), die Vorurteil dadurch bestimmt, dass sie auch Stereotyp, Schema, Rahmen, Voreingenommenheit und Ideologie definiert, oder Kai Hafez (2002a), der unter dem Oberbegriff Auslandsbild Stereotyp, Feindbild, Nationenbild/ -stereotyp, Frame, Thema, Diskurs zusammenfasst, dabei „Stereotype und Frames als Bestandteile von Diskursen“ (Hafez 2002a: 50) begreift. Diejenigen, die differenzieren oder aber sich für einen Begriff entscheiden, begründen dies unterschiedlich. Der Sozialpsychologe Reinhold Bergler beispielsweise erklärt seine Entscheidung für den Oberbegriff stereotype Systeme oder auch Stereotypien mit der „Einsicht, daß all diesen Erscheinungen eine grundsätzlich identische psychologische Struktur eignet“ (Bergler 1966: 115). Er definiert stereotype Systeme im Hinblick auf ihre Eigenschaften und Funktionen als „verfestigte, vereinfachte, gefühlsgesättigte, dynamische, ganzheitlich strukturierte Systeme zur Bewältigung allgemeiner, aber auch spezieller Situationen personaler wie apersonaler Art, in der ständig begegnenden Welt, denen die objektive, notwendige empirische Begründung mangelt.“ (1966: 100) Bergler vermeidet jedoch nicht etwa Differenzierung und Klärung der Begriffe durch das Subsummieren unter stereotype Systeme, um sie dann quasi synonym verwenden zu

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

können, sondern unterscheidet sehr genau zwischen ihren kognitiven und affektiven Dimensionen, „die in sich wiederum das Merkmal der Vieldimensionalität tragen können.“ (Bergler/Six 1972: 1382). Andere AutorInnen differenzieren zwischen den einzelnen Begriffen, um eine Art Begriffshierarchie zu verdeutlichen. Rolf Behrens (2003: 33) sieht in Image einen Oberbegriff, der sowohl (einfache) Bilder als auch Stereotype umfasst, Christoph Peters (1999: 30f.) oder Karin Luger (2000: 77f.) ordnen die Begriffe aufeinander aufbauend an: nur, wenn bereits ein bestimmtes Image vorhanden ist, kann daraus ein Stereotyp entstehen; wenn es zum jeweiligen Objekt schon ein Stereotyp gibt, kann sich daraus ein Vorurteil entwickeln, daraus wiederum ein Feindbild. In seiner Untersuchung zu Länderimages begründet Christoph Peters (1999: 49) eine Begriffshierarchie – vom Image über das Stereotyp und das Vorurteil bis hin zum Feindbild – einerseits mit der Stärke der mit den Begriffen verbundenen Emotionen, andererseits mit einer „zunehmenden Verengung“. Image beruhe im Vergleich zu Feindbild auf einem „relativ offenem Konzept“ (Peters 1999: 49). Eine solche Sichtweise könnte in Form einer Pyramide13 visualisiert werden. Im unteren Teil wären Bilder angesiedelt, dem folgten nach oben aufsteigend Images, Stereotype, Vorurteile und Feindbilder. Doch würde eine derart vereinfachende Darstellung den komplexen Zusammenhängen nicht gerecht. Zu vieles bliebe unberücksichtigt, so ■



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erkenntnistheoretische Überlegungen zum Verhältnis von Wirklichkeit und Abbild bzw. Wirklichkeit und Wahrnehmung. Es geht also um die Frage, wie zutreffend Kategorien, Bilder, Images, Stereotype, Vorurteile, Feindbilder sind und welche Diskrepanzen zwischen der Realität und unserer Wahrnehmung bestehen, die verschiedenen Komponenten und Dimensionen der Begriffe, wonach z.B. bei Stereotypen die kognitive Dimension stärker im Vordergrund steht, bei Vorurteilen und Feindbildern noch eine affektive, bei Diskriminierung eine konative Dimension hinzukommt, oder die Facetten von Bild, die Mitchell (2008: 20) in seinem Schaubild (vgl. Abb. 4) vereint, Überschneidungen einzelner Begriffe und Überlagerungen verschiedener Dimensionen, unter- und übergeordnete Begriffe, wie etwa Subkategorie und Substereotyp oder Metakategorie und Metastereotyp oder ein Basisbegriff wie Strukturkategorie und die Tendenz der mit den stereotypen Zuschreibungen, „Attribuierungen“, verbundenen Urteile, die eher negativ oder eher positiv ausfallen kann, die am Prozess der Stereotypisierung aktiv und passiv Beteiligten, also einerseits Stereotypisierer und andererseits Stereotypisierte als die von Stereotypisierungen Betroffenen.

13 | Auch Hafez (2002a: 50; Abb. 3.5) wählt die Pyramide zur Veranschaulichung dessen, was er unter „Auslandsbild“ fasst.

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

2. Tradierung von Stereotypen: Sozialisation und Medien Wenn Stereotype nicht durch unmittelbare Kontakte, also durch Primärerfahrung, entstehen, dann durch sogenannte Sekundärerfahrung, d.h. durch das, was andere berichten, durch Erfahrungen aus zweiter (dritter, vierter …) Hand. Hier kommt der für die Sozialwissenschaften entscheidende Begriff der Sozialisation ins Spiel. Er bezeichnet den Prozess der Sozialwerdung von Individuen mittels (Kennen-)Lernen der Normen und Werte der umgebenden sozialen Gruppen und Institutionen. Werner K. Fröhlich und Stefan Wellek verweisen mit ihrer Definition von Sozialisation auf das Unbestimmte im Sozialisationsprozess: „Sozialisation ist der umfassende Titel für einen hypothetischen Prozeß. Dieser Prozeß läßt sich näher charakterisieren als implizites oder explizites Lernen. Das Lernen vollzieht sich auf den Ebenen einfacher, komplexer und/oder symbolischer Beziehungen zwischen Umwelt- und Organismusreizen bzw. Reizkonstellationen und den diese Beziehungen leitenden Schemata.“ (Fröhlich/Wellek 1972: 681)

Demnach werden auch Stereotype via Sozialisation „erlernt“. Als spezifische Funktionen von Sozialisation nennen die Autoren „Personalisation“, „Sozialisation im engeren Sinne“ und „Enkulturation“ (ebd.: 665), womit das Herausbilden einer Persönlichkeit, das Erlernen sozialer Spielregeln und die Aneignung kultureller Standards gemeint sind. Dieser Prozess der Aneignung von Kultur ist nicht auf die primäre Sozialisation beschränkt und damit nicht auf das Kinder- und Jugendalter zu begrenzen, sondern findet, wie der zum Schlagwort gewordene Begriff lebenslanges Lernen unterstreicht, in jedem Alter statt. Dennoch betrachtet die Sozialisationsforschung ganz überwiegend Heranwachsende als Sozialisationsbeeinflusste bzw. als SozialisandInnen, denn in der Kindheit werden die Grundregeln einer Kultur gelernt. Kinder übernehmen die sozialen Bedeutungsmuster, die in ihrer Bezugsgruppe vorhanden sind. Eine Folge davon ist, dass sie ab einem bestimmten Alter eine bemerkenswerte Übereinstimmung in der Stereotypisierung sozialer und nationaler Gruppen aufweisen (vgl. Mitulla 2007: 74f.; Bierhoff/Rohmann 2008: 301f.). Als sekundäre Sozialisationsagenten nehmen auch Medien Einfluss auf die frühe Phase der Entwicklung. Gemeint sind hier Medien im sozialwissenschaftlichen Sinne und zur Ermöglichung öffentlicher Kommunikation (vgl. Maletzke 1998; Saxer 1998). Diese auch als Massenmedien bezeichneten Medien der öffentlichen Kommunikation übermitteln Vorstellungen von der Welt und sind an der Tradierung von Stereotypen über Generationen hinweg beteiligt. Ihre sozialisierende Wirkung neben der anderer Sozialisationsinstanzen bzw. SozialisatorInnen wie Eltern, Verwandte, Peer-Group, Schule, Religion etc. ist daher unbestritten. Charles Stangor und Mark Schaller konzedieren: „In modern society, the form by which most stereotypes are transmitted is through the mass media – literature, television, movies, newspapers, E-mail, leaflets, and bumper stickers.“ (Stangor/Schaller 1996: 12) Zwar seien, so Jürgen Wilke, Massenmedien nicht die einzigen Informationsquellen, häufig aber die ersten, die die

A Begriffe und Theorien

für uns neuen Informationen lieferten (vgl. Wilke 1989: 16). Jene besondere Stellung von Massenmedien als Bilderlieferanten betonen auch Johann Galtung und Mari Holmboe Ruge: „But the regularity, ubiquity and perseverence of news media will in any case make them first-rate competitors for the number-one position as international image-former.“ (Galtung/Ruge 1965: 64). Sozialisationsprozesse im Zusammenhang mit Mediennutzung sind von Beginn an Gegenstand kommunikationswissenschaftlicher Forschung. Auch wenn in den frühen Studien der Begriff Sozialisation nicht verwendet wird, stellt sich die Frage nach den positiven oder negativen Folgen des Mediengebrauchs bzw. möglichen Wirkungen und Prägungen. Konkret mit stereotypen Medieninhalten und ihrer sozialisierenden Wirkung setzt sich 1967 Franz Dröge in Publizistik und Vorurteil auseinander. Er beschreibt die Übernahme von Stereotypen als Lernprozess innerhalb von Gruppen und hebt ihre integrierende Funktion hervor (vgl. Dröge 1967: 127). Als dominante Sozialisationsinstanz sieht die Forschergruppe um George Gerbner das Fernsehen. Die von ihr aufgestellte Kultivierungs- und Mainstreaming-Hypothese besagt, dass insbesondere das Fernsehen stereotype Weltbilder kultiviere und Meinungen vereinheitliche. Vor allem „Vielseher“ seien gefährdet, medial vermittelte Realität für „die“ Realität zu halten (vgl. Gerbner/Gross 1976; Gerbner 2000). Der Begriff der Mediensozialisation etabliert sich in den folgenden beiden Jahrzehnten, den 1970er und 1980er Jahren. 1988 erscheint ein Publizistik-Doppelheft zum Thema. Der Herausgeber Ulrich Saxer konstatiert einen Bedeutungszuwachs und zielt darauf ab, einen Überblick über eine „offensichtlich expandierende Forschungsrichtung“ zu geben. Als „analyseleitenden Satz“ formuliert er in Anlehnung an Heinz Bonfadelli (1981: 58): „Sozialisanden und Sozialisationsinstanzen als Sozialisationsbeeinflußte interagieren und kommunizieren in Sozialisationskontexten mit Sozialisationsfolgen.“ (Saxer 1988b: 199) In Bezug auf Mediensozialisation gibt er zu bedenken: „Mediensozialisation als Forschungsgegenstand impliziert ja gleichermaßen Sozialisation zur wie durch Medienkommunikation, und ihre Voraussetzungen sind für ihre Erkenntnis gleich wichtig wie ihre Folgen, zumal wenn medienpädagogische Strategien greifen sollen.“ (Saxer 1988a: 195). Die sozialisierende Wirkung der Medien neben der anderer Sozialisationsinstanzen ist in einer Gesellschaft, die sich als Informations- und Mediengesellschaft bezeichnet, unbestritten. Wie zutreffend aber ist die in dieser Formulierung enthaltene Perspektive auf Medien als einer Sozialisationsinstanz neben anderen? In welcher Verbindung stehen die verschiedenen Sozialisationsinstanzen? Was spricht gegen die Auffassung, dass alle Formen der Sozialisation letztlich auf Medien zurückgehen? Ulrich Saxer konstatiert bezüglich der Relevanz des Medieneinflusses: „In jeder der sieben ‚zentralen Dimensionen der Sozialisation‘, die das Handbuch der Sozialisationsforschung von Klaus Hurrelmann und Dieter Ulich14 abschließend beschreibt, spielt 14 | Gemeint sind sieben Beiträge verschiedener AutorInnen zu zentralen Dimensionen der Sozialisation in: Hurrelmann, Klaus/Ulich, Dieter (Hg.) (1980): Handbuch der Sozialisationsforschung. Weinheim, Basel: Beltz, S. 631ff.

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

nämlich die Medienkommunikation folgenreich hinein.“ (Saxer 1988b: 213) Das würde bedeuten, dass kognitive, sprachliche, emotionale, motivationale, moralische, politische und geschlechtsspezifische Sozialisation – so die sieben zentralen Dimensionen – ohne den Einfluss von Medien und Kommunikation undenkbar wären. Folglich kommt der „Sozialisation durch Massenmedien“ (Schorb/Mohn/Teubert 1980) besondere Aufmerksamkeit zu; sie werden zu den zentralen Instanzen der Sozialisation gezählt. Zwei Jahrzehnte nach Erscheinen des Publizistik-Doppelheftes zu Mediensozialisation konzediert die Medienpädagogin Dagmar Hoffmann, dass es in den Sozialwissenschaften inzwischen üblich sei von Medien als Sozialisationsinstanz zu sprechen. Es mangele aber sowohl an einer Auseinandersetzung über verschiedene Ansätze einer umfassenden Mediensozialisationstheorie, als auch an „differenzierten, akteursadäquaten sozialwissenschaftlichen Methoden“ (Hoffmann 2007: 11). Unüberwunden seien zudem die „dogmatischen Grenzen zwischen kulturpessimistischen und medienkulturellen Ansätzen zur Erklärung und Wirkung der Mediennutzung.“ (Ebd.) In der Tat scheint eine Sicht auf Mediensozialisationsprozesse vorherrschend zu sein, nach der „die Medien“ eher zum Nachteil auf diejenigen einwirken, die sie nutzen. Gerade auch im Zusammenhang mit Stereotypenforschung überwiegt diese kritische Perspektive. Es seien nun einmal hauptsächlich „die“ Medien, die uns stereotype Bilder anbieten. Neuere Ansätze einer Mediensozialisationstheorie sollten aber, so Hoffmann (2007: 11), „die Dynamiken zwischen Medien, Individuum und Gesellschaft treffsicher beschreiben“ sowie „die Prozesse von Individuation, Identität, Individualisierung und Modernisierung“ einschließen. Diejenigen, die Medien nutzen und sich mit den gebotenen Inhalten ganz unterschiedlich auseinandersetzen, sollten also stärker berücksichtigt werden. Wiederum übertragen auf die Stereotypenforschung bedeutet dieser integrative Ansatz einer Mediensozialisationstheorie, dass Formen der individuellen Nutzung stereotyper Medieninhalte ebenso zu untersuchen sind wie diejenigen (Medien-)Institutionen und KommunikatorInnen, die für die Produktion und Distribution stereotyper Inhalte verantwortlich sind.

2.1 Automatische Aktivierung, Beständigkeit und Wandel von Stereotypen Stereotyp als Fachbegriff aus der Druckersprache impliziert Dauerhaftigkeit und Beständigkeit aufgrund von Wiederholung. In der Literatur zu Stereotypen finden sich Begriffe wie „rigidity“, „resistant“, „resilient“, „starr“, „unveränderlich“, „schwer korrigierbar“ und immer wieder die Aussage, dass Stereotype von Generation zu Generation weitergegeben würden, ausgesprochen langlebig und auch durch Logik und Fakten nur schwer aufzuweichen seien. Häufig zitiert wird Albert Einsteins Aussage, dass es leichter sei, ein Atom zu zertrümmern als ein Vorurteil.15 15 | Die Quelle des Zitats konnte nicht ausfindig gemacht werden, aber ein weiterer Beleg für die häufige Verwendung: so zitiert auch Igor Ustinov, Sohn des berühmten Schauspielers und Namensgebers des Wiener Sir Peter Ustinov Instituts zur Erforschung und Bekämpfung von

A Begriffe und Theorien

Der russische Physiologe Iwan P. Pawlow verweist in den 1930er Jahren16 auf den Zusammenhang zwischen dem Beharrungsvermögen von Stereotypen und ihrer automatischen Aktivierung (vgl. Pawlow 1972: 212; Schweinitz 2006: 34). Weil Stereotype quasi unbewusst und reflexhaft abgerufen würden, blieben sie unhinterfragt und könnten überdauern. Doch selbst wenn Stereotype zu einem nicht geringen Teil „automatisch“ aktiviert werden, unterscheiden sich Menschen darin, inwieweit sie unbewusst aktivierte Stereotype in Frage stellen. SozialpsychologInnen beschreiben zwei Phasen (vgl. Devine 1989a; 1989b; Appel 2008: 316f.): In Phase 1 werde bei Gewahrwerden einer Person oder eines Objektes, „unvermeidlich“ das kulturell geteilte Stereotyp aktiviert, in Phase 2 dann seien aber individuelle Einstellungen und Überzeugungen und der Grad der Übereinstimmung mit dem automatisch aktivierten Stereotyp entscheidend. Wenn der Stereotyp aktivierenden Person bewusst wird, dass sie möglicherweise unzutreffende Attribuierungen vornimmt, kann sie das automatisch aktivierte Stereotyp korrigieren. Das erfordere allerdings einen gewissen kognitiven Aufwand, der aus ökonomischen Gründen häufig nicht geleistet werde. Auch Walter Lippmann betont in Public Opinion (1922) mehrfach die Beständigkeit und Starrheit, rigidity, von Stereotypen. Der Grund dafür liege in dem Wunsch nach einem geschlossenen, konsistenten Weltbild und einer daraus folgenden selektiven Wahrnehmung. Lippmann drückt es so aus: „For when a system of stereotypes is well fixed, our attention is called to those facts which support it, and diverted from those which contradict.“ (Lippmann 1998: 119) Leon Festinger macht dieses Streben nach Kohärenz zum Ausgangspunkt seiner Theorie der kognitiven Dissonanz (1957): Menschen neigen dazu, Dissonanzen, d.h. Widersprüche zwischen äußeren Reizen und inneren Modellen „der“ Realität, zu vermeiden bzw. auszugleichen. Die Wahrnehmung konzentriert sich dann auf die Aspekte, die die Stereotype stützen, und vernachlässigt jene, die ihr widersprechen (vgl. Irle/Möntmann 1978: 138). Lippmann hält es zwar für nicht ausgeschlossen, dass es zu einer relativ plötzlichen und extremen Meinungsänderung kommt, meist aber würden widersprüchliche Erfahrungen in das bestehende Stereotypenkonzept eingepasst: „If the man is no longer plastic, or if some powerful interest makes it highly inconvenient to rearrange his stereotypes, he poohpoohs the contradiction as an exception that prooves the rule, discredits the witness, finds a flaw somewhere, and manages to forget it.“ (Lippmann 1998/1922: 100) So seien Stereotype auch deswegen schwer aufzulösen, weil die Reaktion, die auf einen Widerspruch zwischen Stereotyp und wahrgenommener Realität folgt, häufig lautet: das ist nur ein Einzelfall, die Ausnahme bestätigt die Regel. Weitere Gründe für das Fortbestehen von Stereotypen sind zum einen das Phänomen der sich selbst erfüllenden Prophezeiung (vgl. Kap. A 1.2.1). Stereotype werden dann nicht als Stereotype, sondern zutreffende Beschreibungen verstanden, die desto zutreffender Vorurteilen im Geleitwort eines 2012 im Auftrag des Instituts herausgegebenen Bandes zu Vorurteilen den Astrophysiker und Nobelpreisträger. 16 | „Der dynamische Stereotyp des höchsten Gehirnabschnitts“, so der Titel des Vortrags, den Pawlow auf einem Kongress 1932 in Kopenhagen gehalten hat.

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

werden, je mehr sich die Stereotypisierer ihren Stereotypen entsprechend verhalten. Zum anderen wird die Langlebigkeit von Stereotypen nicht selten mit den Funktionen (siehe dazu Kapitel A 3) begründet, die die Stereotype angeblich und tatächlich erfüllen. Werden diese Funktionen positiv gesehen und/oder als „menschlich“, „unvermeidlich“, „automatisch stattfindend“ beschrieben, bleibt wenig gegen die Existenz und Änderungsresistenz von Stereotypen einzuwenden. Schließlich wird die Tatsache, dass diskriminierendes Verhalten alltäglich ist und Interventionsprogramme insgesamt wenig daran ändern, als weiterer ‚Beweis‘ angeführt. Doch wie zutreffend ist die Rede von der Änderungsresistenz bezüglich sozialer Stereotype? Wolfgang Manz (1968: 162) meint, dass die These von der Langlebigkeit stereotypen Denkens „immer noch weitgehend auf einer Interpretation ungenügend analysierter Daten“ beruhe. Forschung zum Zusammenhang zwischen historischen Entwicklungen und Einstellungs- bzw. Stereotypenwandel gibt es nur vereinzelt, vielleicht mit Ausnahme der Antisemitismusforschung, die diesem Zusammenhang systematisch nachgeht. Ansonsten sind Längsschnittstudien rar. Uta Quasthoff stellt fest: „Ansätze, die historische, politische und ökonomische Aspekte in einem geschlossenen, dem Anspruch einer Theorie genügenden Erklärungszusammenhang aufzunehmen versuchen, gibt es nur ganz vereinzelt.“ (Quasthoff 1973: 83) Das gilt bis heute. Adam Schaff vermutet in der Auseinandersetzung über die Langlebigkeit oder Wandelbarkeit von Stereotypen einige Missverständnisse. „Rigidity“ bezüglich Stereotypen müsse im relativen, nicht im absoluten Sinn verstanden werden, d.h. dass nicht ausgeschlossen werden dürfe, dass ein Stereotyp sich mit der Zeit verändert. Gemeint sei vielmehr, wenn von seiner Starre oder Langlebigkeit die Rede ist, „daß es in einer gegebenen (Hervorheb. durch den Autor) Zeitspanne seine Resistenz gegen Tatsachen und Erfahrungen bewahrt.“ (Schaff 1980: 58) Franz Dröge (1967: 151f.) unterscheidet bezüglich der Wandelbarkeit bzw. Dauerhaftigkeit von Stereotypen drei sich überlagernde „Schichten der Stereotypenbildung“: 1. „kulturdauernde“ Stereotype, die integraler Bestandteil jeder Kultur seien und sich zwar in Teilaspekten, doch nicht vollständig veränderten. Als Beispiel führt er aus religiös normiertem Verhalten abgeleitete Stereotype an. 2. „kultur-epochale“ Stereotype. Diese seien „wesentlich kurzlebiger“, dennoch von „beträchtlicher Dauer“. Hier verweist Dröge auf Vorstellungen über „die“ Juden. 3. „zeitgeschichtlich determinierte“ Stereotype. Sie zeugen von einem kurzfristigen Wandel. Als Beispiel dienen könnten Nationenstereotype. Diesen dritten Typus der zeitgeschichtlich determinierten Stereotype hält Dröge für den publizistisch interessantesten, weil er aktuelle gesellschaftliche Bedürfnisse reflektiere (vgl. ebd.). Nimmt man nur die vergangenen fünf Jahrzehnte, so lassen sich weitere Beispiele dafür finden, dass gesellschaftlicher Wandel und Stereotypenwandel Hand in Hand gehen und Veränderungen stattfinden. So haben sich Einstellungen und Meinungen über Geschlechter- und Berufsrollen oder Angehörige bestimmter ethnischer Gruppen verändert. Ehedem in diskriminierender Absicht verwendete Begriffe sind von den betroffenen Gruppen positiv umgedeutet worden, wie der Bedeutungswandel von „schwul“ oder ein Slogan wie „black is beautiful“ belegen. Stereotype sind, wie diese

A Begriffe und Theorien

Beispiele zeigen, nicht „ewig“ während, obgleich sich Bedeutungs- und Bewusstseinsveränderungen nur langsam vollziehen. Fraglich ist, was den Wandel von Stereotypen befördert? Welche Rolle spielt in diesem Prozess das Individuum mit bestimmten Einstellungen und Meinungen, welche der Reiz, dem dieses Individuum ausgesetzt ist? Führen ständige Gegeninformationen, also dem Stereotyp widersprechende Aussagen, allmählich zu einem Einstellungswandel? Oder verändert ein besonderes Ereignis, das alle bisherigen Überzeugungen in Frage stellt, schlagartig die stereotypen Muster, denen man bis dahin gefolgt ist?17 Bewirken Informationen aus erster Hand, der direkte Kontakt zu Mitgliedern der Fremdgruppe, eher einen Stereotypenwandel als medial vermittelte Informationen aus zweiter Hand?18 Kann die Wirkung statt in Einstellungswandel nicht auch in der Bestätigung und Verstärkung vorhandener Überzeugungen bestehen?19 Das sind Fragen, auf die die Sozialpsychologie, die Medienwirkungsforschung und andere Disziplinen Antworten gesucht und z.T. auch gefunden haben. Sie sind aber selten eindeutig. So kann die Bildung von Substereotypen sowohl als Beleg für die Beständigkeit von Stereotypen als auch für deren Wandelbarkeit genommen werden, je nachdem, wie mit einstellungsinkonsistenten Informationen umgegangen wird. Ein Beispiel: Es existiert ein Stereotyp über Österreicher. Nach einem Besuch in Wien aber entsteht ein Substereotyp, wonach Wiener ‚anders‘ sind. Entweder bestätigt diese Ausnahme die Regel und das eigentliche Österreicher-Stereotyp bleibt von der neuen Erkenntnis unberührt, oder ein Nachdenken setzt ein, das dazu führt, das Österreicher-Stereotyp insgesamt in Frage zu stellen. Stereotype können also individuell Veränderung erfahren. Sie sind laut Penelope J. Oakes, Alexander S. Haslam und John C. Turner Produkte eines dynamischen Prozesses: „Stereotypes are not rigid, but vary with intergroup relations, the context of judgment and the perspective of the perceiver. They are probably not stored in the head as enduring cognitive structures, but are better seen as a product of a dynamic process of social judgment and meaningful inference. We do not impose fixed mental images, but construct stereotypes flexibly“ (Oakes/Haslam/Turner 1994: 211f.).

17 | Jennifer Crocker und Renee Weber unterscheiden hier das „bookkeeping, conversion and subtyping model“ und definieren sie wie folgt: „the bookkeeping model in which each instance of stereotype-relevant information is used to gradually modify the stereotype, the conversion model in which stereotype change radically in response to dramatic or salient instances, and the subtyping model in which new stereotypic structures are developed to accommodate instances not easily assimilated by existing stereotypes.“ (Crocker/Weber 1983: 459) 18 | Diese Frage liegt der Kontakthypothese zugrunde, die z.B. Gordon W. Allport in The Nature of Prejudice (1954) formuliert hat. Einen Überblick über Forschung zur Bestätigung oder Widerlegung der Kontakthypothese gibt Stürmer (2008). 19 | In der Medienwirkungsforschung spricht man von der Verstärkerhypothese, danach sei der Einfluss von Massenkommunikation gering (minimal effects), bestehende Einstellungen würden eher verstärkt als grundlegend geändert, so z.B. Joseph T. Klapper (1960).

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

Doch Einstellungs- und Stereotypenwandel sind nicht allein eine Frage des Individuums, gerade auch Veränderungen im kollektiven Bewusstsein und die Rolle, die Medien dabei spielen können, sind von sozialwissenschaftlichem Interesse. Medienberichterstattung kann für beides verantwortlich gemacht werden, für die Beständigkeit von Stereotypen ebenso wie für Veränderungen. Überwiegend wird untersucht, wie Medien zur Entstehung, Festigung und Verbreitung von Stereotypen beitragen, gefragt wird auch, warum JournalistInnen Stereotype gebrauchen. Seltener erforscht wird hingegen, ob und wie Medien dazu beitragen können Stereotype abzubauen. Stattdessen drehen sich wissenschaftliche wie Alltagsdiskussionen häufig darum, ob Stereotype nicht doch ein „Körnchen Wahrheit“ enthalten – sonst wären sie doch nicht so langlebig und weitgehend akzeptiert. Auf diese sogenannte kernelof-truth-debate ist hier ausführlicher einzugehen, weil sie erkenntnistheoretische Grundlagen der Stereotypenforschung berührt.

2.2 Wie wahr sind Stereotype? Die kernel-of-truth-debate Wissenschaftliche Definitionen der hier vorgestellten Begriffe Stereotyp, Klischee, Vorurteil, Feindbild, Bild und Image eint, dass sie das Kriterium der Vereinfachung, der Fehlerhaftigkeit, der Nichtübereinstimmung mit der Wahrheit oder Realität herausstellen. So heißt es etwa in der Stereotyp-Definition des Sozialpsychologen Peter O. Güttler: „Stereotype sind eine vereinfachte Repräsentation der sozialen Umwelt, ein kognitives Schema zur effektiven Informationsverarbeitung und schnellen Orientierung in der Umwelt, das allerdings auf fehlerhaften und formelhaften Denkprozessen beruht. Neue Erfahrungen werden auf der Basis eines solchen Schemas wenig objektiv und eher pseudorational verarbeitet.“ (Güttler 2003: 113)

Güttler stellt klar auf die Fehlerhaftigkeit in der Wahrnehmung und Verarbeitung von Stereotypen ab. Peter Pleyer verwendet konsequent den Begriff „stereotype Wirklichkeitsreduktionen“ (Pleyer 1968: 9). Dass Stereotype schon aufgrund von Verkürzung und Verallgemeinerung wenig mit „realen“ Vorkommnissen und realen Personen zu tun haben, findet sich in jeglichen Definitionen von Stereotyp. „Wenig“ deutet aber auf einen Rest, ein Körnchen Wahrheit, das eine Aussage, sei sie noch so stereotyp, enthält. Über diesen Rest sind zahlreiche Debatten geführt worden, in die wissenschaftliche Literatur sind sie unter dem Stichwort „kernel-of-truth-debate“ eingegangen (vgl. Lee/ Yussim/McCauley 1995; Ryan/Park/Judd 1996; Filipp/Mayer 1999; Hornsey 2008). Beiden auf den ersten Blick so gegensätzlichen Positionen gegenüber dem Wahrheitsgehalt von Stereotypen ist aber gemein, dass sie die Erfassung der Realität bzw. einen Abgleich mit der Realität prinzipiell für möglich halten. Sie unterscheiden sich jedoch in der Perspektive: während die einen den Anteil der Nichtübereinstimmung des Stereotyps mit „der“ Realität hervorheben, betonen die anderen den Anteil der Übereinstimmung. VertreterInnen (radikal-)konstruktivistischer Theorien ziehen indes aus erkenntnistheoretischen Gründen in Zweifel, dass ein Abgleich mit „der“

A Begriffe und Theorien

Realität machbar und (empirisch) sinnvoll ist. So lassen sich zwei Positionen unterscheiden, eine „realistische“ und eine „konstruktivistische“: während VertreterInnen der realitätsbezogenen Orientierung den Gehalt von Stereotypen und Vorurteilen an „der“ Realität messen und zu dem Ergebnis „verzerrte Darstellung“ oder aber „ein Körnchen Wahrheit“ gelangen, geht es den KonstruktivistInnen darum, die Erzeugung, Verbreitung und möglichen Wirkungen von Stereotypen und Vorurteilen zu untersuchen. In diese Richtung argumentieren auch Sigrun-Heide Filipp und Anne-Kathrin Mayer. Selbst wenn es sich bei einem Stereotyp als Verknüpfung von Kategorisierung und Attribuierung nicht um eine falsche Verknüpfung handeln sollte, läge der Fehler aber darin, „diese Verknüpfung als naturgegeben zu deuten, statt als Ausdruck sozialer Rollenzuweisungen“ (Filipp/Mayer 1999: 63). Von Bedeutung, so die Autorinnen, sei weniger die Frage nach dem Wahrheitsgehalt von Stereotypen als die Frage nach den Funktionen, die Stereotype für den Einzelnen und Gruppen erfüllen (vgl. Filipp/Mayer 1999: 65). Schließlich gibt es zwischen diesen Positionen vermittelnde Sichtweisen, die als „sozialkonstruktivistisch“ oder „rekonstruktivistisch“ bezeichnet werden. Kai Hafez beschreibt jenen „Mittelweg“, den auch er in seiner Forschung beschreitet, wie folgt: „Der rekonstruktivistische Ansatz geht einerseits davon aus, dass natürliche wie auch gesellschaftliche Realität weitgehend unabhängig vom Subjekt (etwa dem Journalisten) existent sind und vom Subjekt rekonstruiert werden können, weil in der Regel Teile der vermittelten Realitätsentwürfe intersubjektiv bestätigt werden können, was überhaupt erst die Basis dafür legt, dass Menschen sich kommunikativ verständigen können, dass jedoch andererseits Realität zu komplex ist, um als Ganzes erfassbar zu sein und daher selektiert, transformiert und insofern tatsächlich konstruiert wird.“ (Hafez 2002a: 17)

Die folgende Tabelle stellt realistischen Positionen konstruktivistische gegenüber und zeigt einen Kompromiss, einen „3. Weg“ auf, der der skizzierten sozialkonstruktivistischen oder rekonstruktivistischen Sichtweise nahe kommt. Abbildung 6: Positionen innerhalb der Stereotypenforschung Realistische Positionen

Konstruktivistische Positionen

Kompromiss, 3. Weg

Stereotype beruhen auf einer verzerrten, falschen, inadäquaten Wahrnehmung von Realität.

Die Diskussion über den Realitätsgehalt von Stereotypen ist müßig. Wie zutreffend Stereotype sind, ist weder erkennbar noch messbar.

Wie zutreffend Stereotype sind, ist nicht entscheidend, entscheidend sind die Gründe für die Bildung und Verwendung von Stereotypen sowie die individuellen und sozialen Folgen (vgl. Schmidt 2004: 63f.).

Stereotype enthalten immer einen wahren Kern.

Die „kernel-of-truth-debate“ führt deshalb zu nichts, weil weder klar ist, was denn den „Kern“ ausmacht, noch was „die Wahrheit“ ist.

„In der Regel können Teile der vermittelten Realitätsentwürfe intersubjektiv bestätigt werden.“ (Hafez 2002a: 17)

Quelle: Eigene Darstellung

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

Viele wichtige Beiträge zur „kernel-of-truth-debate“, zur Frage der Stereotypengenauigkeit („Stereotype Accuracy“) bzw. danach, wie zutreffend Stereotype sein können, enthält das 1995 von Yueh-Ting Lee, Lee J. Jussim und Clark R. McCauley veröffentlichte Werk mit dem Titel Stereotype Accuracy. Toward Appreciating Group Experiences. Die AutorInnen setzen sich theoretisch, methodologisch und empirisch mit dem möglichen Wahrheitsgehalt von Stereotypen auseinander. Einleitend schreiben die Herausgeber, wie schwer Forschung dazu sei, sowohl aus wissenschaftlichen als auch aus politischen Gründen. Sie stellen die grundsätzliche Frage „Why Study Stereotype Accuracy and Inaccuracy?“ Bis in die 1980er Jahre sei diese Art Forschung undenkbar gewesen: „Theoretically, social psychology has been and continues to be dominated by a focus on social cognition that emphasizes error and bias; research finding evidence of accuracy runs against the theoretical zeitgeist. […] Those who document accuracy run the risk of being seen as racists, sexists, or worse.“ (Lee/ Yussim/McCauley 1995: xiii) Die Herausgeber konstatieren ein Ungleichgewicht in der Forschung zum Wahrheitsgehalt von Stereotypen sowie daraus resultierende Forschungslücken: „Stereotype may vary in accuracy and valence.“ (Lee/Yussim/McCauley 1995: 17) Eine Graphik soll diese Erkenntnis verdeutlichen: Abbildung 7: Forschung zu Stereotype Accuracy Negative

Positive

Accurate

Little is known about Accurate Negative Stereotypes

Little is known about Accurate Positive Stereotypes

Inaccurate

Most research has addressed Inaccurate Negative Stereotype

Little is known about Inaccurate Positive Stereotypes

Quelle: Eigene Darstellung nach Lee/Jussim/McCauley (1995: 17)

Und die AutorInnen gehen noch einen Schritt weiter: sie behaupten, Stereotype seien stereotypisiert worden, indem ihnen immer wieder Eigenschaften wie „inaccurate“, „unjustified“, „exaggerated“, „not based on empirical evidence“ zugeschrieben worden seien – ohne je eine empirische Prüfung dieser „Eigenschaften“ vorzunehmen (vgl. Lee/Jussim/McCauley 1995: 15). Im zweiten Kapitel dann wird die Hauptthese, die dem Band zugrunde liegt, verdeutlicht durch die von Victor Ottati und Yueh-Ting Lee gewählte Überschrift: „Accuracy: A Neglected Component of Stereotype Research.“ Insgesamt kann der Band als Fortführung der älteren, in den 1950er Jahren geführten kernel-of-truth-Debatte gesehen werden, wenn auch die Statements der Rezensenten, die das Cover zieren, nahelegen, dass dieses Buch Neues wage. So Dean Peabody: „Twenty years ago there would not have been such a book. At that time, the number of psychologists prepared to say that stereotypes might be accurate could be counted on the fingers of one hand. It is to the credit of this book that this question is discussed.“ (Peabody 1995: Cover)

A Begriffe und Theorien

Am Ende des Bandes fasst Charles Stangor Phasen in der Auseinandersetzung über „Stereotype Accuracy“ zusammen. Er verweist auf die AutorInnen, die in der kernel-of-truth-Debatte die Auffassung vertreten haben, dass Stereotype durchaus auch zutreffend sein können. Dass es zu einem Perspektivwechsel in der Stereotypenforschung gekommen ist, erklärt Stangor u.a. mit dem Wandel des politischen und sozialen Klimas: „Changes in the approach to a field of inquiry, such as a switch from a focus of inaccuracy to a focus of accuracy, are usually either the outcome of a decline in the utility of the current scientific paradigm or are the result of changes in political and social climate surrounding the researchers.“ (Stangor 1995: 276) Seit den 1960er Jahren habe in den USA ein Klima der „political correctness“ vorgeherrscht. Seitdem sei man sensibilisiert für alltägliche Stereotypisierungen. Inzwischen aber habe sich wiederum einiges geändert: „‚Backlash‘ politics has brought with it an open discussion of the realities on intergroup differences, the explicit inequality of affirmative action programs, and a concern with the impact oftrue cultural differences on the future of our society.“ (Stangor 1995: 276f.) Stangor begründet also Phasen in der sozialpsychologischen Stereotypenforschung mit politischem und sozialem Wandel. Die Auseinandersetzung über die Stereotype Accuracy ist dabei nur ein Beispiel innerhalb der US-amerikanischen Stereotypen- und Vorurteilsforschung, das dem jeweiligen „Zeitgeist“ (s.o., Lee/ Yussim/McCauley 1995: xiii) unterworfen war. Ebenso lassen sich laut Stangor anderswo Perspektivwechsel erkennen. So sei lange Zeit nach der Entstehung und dem Gebrauch von Stereotypen sowie ihrer Funktion gefragt worden, weniger aber nach den konkreten Auswirkungen. Erst allmählich richtete sich der Focus von den Stereotypisierern auf die Stereotypisierten (vgl. Stangor 1995: 277). Interessanterweise argumentiert Stangor am Ende seines resümierenden Beitrags gegen eine psychologische Forschung, die hauptsächlich darauf abstellt beweisen zu wollen, wie „wahr“ und „zutreffend“ Stereotype sind. Theoretische wie methodische Gründe sprächen dagegen, ebenso politische und soziale: „As scientists concerned with improving the social condition, we must be wary of arguments that can be used to justify the use of stereotypes.“ (Stangor 1995: 288f.) Prognostizieren lässt sich, dass solange Stereotypenforschung betrieben wird, auch die Frage nach dem Wahrheitsgehalt von Stereotypen kontrovers diskutiert wird. Hier stoßen wissenschaftstheoretische Konzepte aufeinander, die als konstruktivistisch oder realistisch bezeichnet werden können. Sie führen zu unterschiedlichen Fragestellungen und Hypothesen, Forschungsdesigns und Ergebnissen. Gerade auch in der kommunikationswissenschaftlichen Stereotypenforschung ist die kernelof-truth-Debatte von Bedeutung, da stereotype journalistische Berichterstattung leichter mit dem Hinweis auf das „Körnchen Wahrheit“, das in jedem Stereotyp stecke, legitimiert werden kann.

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

3. Funktionen von Stereotypen und eine Kritik des Funktionalismus in der Stereotypenforschung In der Literatur zu Stereotypen und den mit ihnen verwandten Begriffen wird unterschiedlich ausführlich auf deren Funktionen eingegangen. Während in der Psychologie und Sozialpsychologie insbesondere den Funktionen von Einstellungen („attitudes“) und Vorurteilen („prejudices“) längere wissenschaftliche Abhandlungen gewidmet werden (vgl. Katz 1960; Bergler/Six 1972; Triandis 1975; Estel 1983), beschränkt man sich in der Kommunikationswissenschaft, falls die Funktionen von Stereotypen überhaupt thematisiert werden, zumeist auf ihre Aufzählung und verzichtet auf weitere Erläuterungen. Die Frage nach den Funktionen von medial (re-)produzierten Stereotypen ist aber für die Kommunikationswissenschaft als Sozialwissenschaft nicht unerheblich. Zu klären ist, warum Stereotype in den Medien (re-)produziert und mit welchen individuellen sowie gesellschaftlichen Folgen – positiven wie negativen – sie rezipiert werden? Die sozialpsychologische Forschung bietet hier Forschungsergebnisse, die von der Kommunikationswissenschaft genutzt werden könnten und von einigen AutorInnen auch berücksichtigt wurden (vgl. Dröge 1967: 132f.; Hannemann 1987: 116; Pörksen 2000: 39; Nafroth 2002: 11f.; Schmidt 2004: 68f.; Schenk 2007: 180). Allerdings fehlt zuweilen die kritische Distanz zu Forschungsansätzen, die hier zusammenfassend als „funktionalistisch“20 bezeichnet werden. Damit sind Ansätze und Erklärungen gemeint, die soziales Handeln oder Verhalten mit den aus ihnen resultierenden Folgen erklären. Übertragen auf die Stereotypenforschung heißt das, dass Funktionen von Stereotypen auf die Ursachen des Stereotypisierens und die Folgen im Sinne von „Wirkungen“ bzw. „Einstellungsänderung oder -bestätigung“ verweisen. Mit funktionalistischen Ansätzen innerhalb der Soziologie setzt sich Robert K. Merton in Social Theory and Social Structure (1949, dt. 1973 und 1995a) auseinander und unterzieht einige Grundpostulate des Funktionalismus einer Kritik, nachdem er einleitend zu bedenken gegeben hat, dass Funktion inzwischen vieldeutig sei und synonym mit Ausdrücken wie Gebrauch, Nützlichkeit, Zweck, Motiv, Intention, Ziel, Konsequenzen verwendet werde (vgl. Merton 1973: 172ff.). Was genau mit Funktion 20 | Der Funktionalismus ist fest in der europäischen Ideengeschichte verankert und konnte für einige Jahrzehnte zum beherrschenden Paradigma in den Sozialwissenschaften werden. Dabei waren Einflüsse aus den Naturwissenschaften, insbesondere der Mechanik, Medizin und Biologie bestimmend. Ausgangspunkt funktionalistischen Denkens ist, dass tatsächliche (oder auch biologische) Gegebenheiten einem angenommenen Bezugspunkt dienlich sind. Bei dem Anthropologen Bronislaw Malinowski sind diese Bezugspunkte primäre, biologische oder abgeleitete, kulturelle Bedürfnisse. „Funktion bedeutet immer die Befriedigung eines Bedürfnisses; das beginnt mit dem einfachsten Akt des Essens und reicht bis zur heiligen Handlung, in der das Nehmen der Kommunion mit einem ganzen System von Glaubenssätzen verbunden ist, die von dem kulturellen Bedürfnis bestimmt sind, mit dem lebendigen Gott eins zu sein.“ (Malinowski 1975: 29)

A Begriffe und Theorien

gemeint sei, müsse also geklärt, und die drei Grundpostulate – erstens „das Postulat der funktionalen Einheitlichkeit der Gesellschaft“, zweitens „das Postulat des universalen Funktionalismus“ und drittens „das Postulat der Unentbehrlichkeit“ – hinterfragt werden. Merton bezweifelt „erstens, daß standardisierte soziale Tätigkeiten oder kulturelle Elemente funktional für das gesamte soziale und kulturelle System seien; zweitens, daß alle solche sozialen und kulturellen Elemente Funktionen im soziologischen Sinne erfüllen; drittens, daß diese Elemente darum unentbehrlich seien.“ (Merton 1973: 178) Überträgt man diese Kritik am Funktionalismus auf eine funktionalistisch fundierte Stereotypenforschung, wird der ideologische Gehalt von Aussagen wie jenen, dass Stereotype im positiven Sinne funktional, unvermeidlich, überlebenswichtig und schwer veränderbar seien, deutlich. Zugleich findet, funktionalistisch argumentiert, eine Stereotypisierung des Stereotyps statt. Letztlich erscheint der konservative, auf Systemerhalt zielende Funktionalismus aufgrund seiner Prämissen bzw. „Grundpostulate“ nicht geeignet, sozialen Wandel zu erklären. Hier hält Robert K. Merton die Beschäftigung mit Dysfunktionen für nützlicher, da einige Elemente in Bezug auf ein Subsystem funktional sein können, in Bezug auf ein anderes Subsystem oder in Bezug auf das Ganze allerdings dysfunktional. Stereotypen ist diese Janusköpfigkeit – funktional/dysfunktional – immanent. Das zeigt beispielsweise die Debatte über Aufmerksamkeitsökonomie und die komplexitätsreduzierende Funktion von Stereotypen. Aussagen wie „Stereotype sind unvermeidlich, weil sie ‚automatisch‘ aktiviert werden“ und „Stereotype erleichtern die Orientierung in einer komplexen Welt“ werden durch Ergebnisse der Kognitionsforschung gestützt und scheinen mehrheitlich akzeptiert. Eine auf Selektionen und Generalisierungen von Informationen basierende Kommunikation gilt als funktional und „effizient“. In der Literatur sind so gut wie keine kritischen Auseinandersetzungen mit dieser „rationalen“, „ökonomischen“ Sicht zu finden, obwohl sie als ebenfalls stereotyp und als Zeichen für „cognitive laziness“, für Denkfaulheit, gedeutet werden könnte. Schließlich verdecken Stereotype und Vorurteile, wie komplex die Welt nun einmal ist. Wer sich ihrer bedient, läuft Gefahr, entscheidende Unterschiede zu ignorieren und Situationen „falsch“ einzuschätzen – was auch ökonomische Folgen haben kann. Uta Quasthoff spricht vom „Dilemma der Vorurteilsforschung“ (1973: 148), das darin besteht, dass die kognitive Ressourcen schonende Funktion von Stereotypen und Vorurteilen für den einzelnen positiv bewertet wird, für Gruppen oder die Gesellschaft als ganze aber die Gefahr besteht, Opfer von auf Denkökonomie beruhenden Stereotypen und Vorurteilen zu werden. Wenn also nach Funktionen von Stereotypen gefragt wird, sollte auch nach Dysfunktionen gefragt werden; wenn kognitive Funktionen wie die immer wieder genannte „Komplexitätsreduktion“ berücksichtigt werden, sollten auch motivationale Funktionen von Interesse sein, denn die motivationalen Funktionen von Stereotypen, so Dorothee Alfermann, würden vorrangig darin bestehen, „die bestehende gesellschaftliche Rang- und Wertordnung zu rechtfertigen und zu perpetuieren.“ Zudem darin, „bestimmte Schutzfunktionen zu erfüllen, etwa durch die Entstehung von Sündenbockgruppen, oder durch die Aufwertung der eigenen Gruppe.“ (Alfermann

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

1996: 11) Eine Vermutung lautet daher, dass mit dem Verweis auf die Funktionen von Stereotypen diese letztlich legitimiert werden: weil Stereotype in bestimmten Situationen funktional sind, wird ihre Existenz nicht weiter in Frage gestellt. Eine kritische Stereotypenforschung muss jedoch bedenken, warum behauptet wird, dass Stereotype funktional sind? Ebenso zu reflektieren ist, warum in einer Kultur, in einer historischen Phase, bestimmte Kategorien von Bedeutung sind, andere hingegen nicht, bestimmte Funktionen in den Mittelpunkt der Betrachtung gestellt werden, andere hingegen nicht. In der deutschen kommunikationswissenschaftlichen Literatur finden sich nur wenige Abhandlungen zum Funktionalismus.21 Immerhin führen ihn Patrick Donges und Werner A. Meier (2001) an als eine von sechs sozialwissenschaftlichen Makrotheorien22, die auch die Publizistik- und Kommunikationswissenschaft prägten. Franz Dröge (1973: XVIII) verweist im Vorwort zur 2. Auflage von Wirkungen der Massenkommunikation auf Horst Holzer als einen Vertreter des „kritischen Funktionalismus“ und darauf, dass diese Strömung sich in den USA im Verbund mit der empirischen Wirkungsforschung entwickelt habe. Denis McQuail geht in seiner Einführung in die Theorie der Massenkommunikation/Mass Communication Theory auf den Funktionalismus ein und erläutert mit Bezug auf Robert K. Merton: „Functionalism claims to explain social practices and institutions in terms of the ‚needs‘ of the society and of individuals. As applied to the media institution, the presumed ‚needs‘ have mainly to do with continuity, order, integration, motivation, guidance, socialization, adaptation etc. Society is viewed as an ongoing system of linked working parts or subsystems, of which the mass media are one, each making an essential contributions to continuity and order.“ (McQuail 1994: 77)

Die funktionalistische Sicht auf Gesellschaft blendet laut ihren KritikerInnen Fragen der Macht und des Machterhalts aus, tendenziell zielten funktionalistische Ansätze auf den Erhalt des status quo – und seien damit keineswegs unpolitisch. Dem stimmt auch McQuail zu. „While apolitical in formulation, it suits pluralist and voluntarist conceptions of the fundamental machanisms of social life and has a conservative bias 21 | Was aber nicht bedeuten soll, dass er gerade in der deutschsprachigen Kommunikationswissenschaft eine untergeordnete Rolle spielt: im Gegenteil ist insbesondere die Journalistik und Medienwirkungsforschung der 1980er und 1990er Jahre stark von funktionalistischen und systemtheoretischen Ansätzen geprägt. Patrick Donges und Werner A. Meier sehen aber einen wichtigen Unterschied zwischen Funktionalismus und funktional-struktureller Systemtheorie. Bei ersterem werde „der Begriff der Funktion […] häufig in einem kausalen Verständnis als Wirkung einer bestimmten Ursache begriffen.“ (Donges/Meier 2001: 75) Im funktionalstrukturellen Ansatz aber seien Funktionen „denkbare Alternativen, die ein System zur Lösung von Problemen zur Verfügung hat.“ (Ebd.: 78) Und als ein „Kernproblem jedes Systems“ nennen die Autoren „die Reduktion von Komplexität.“ (Ebd.) 22 | Neben dem Funktionalismus sind das laut den Autoren Systemtheorie, Theorie des kommunikativen Handelns, Kritische Theorie, Politische Ökonomie und Cultural Studies.

A Begriffe und Theorien

to the extent that the media are likely to be seen as a means of maintaining society as it is rather than a source of major change.“ (Ebd.: 78) Anton Amann (1996: 264) nennt drei bedeutende Phasen in der Entwicklung des Funktionalismus: Neben einer frühen Phase, in der funktionalistische Begriffe, deren Ursprünge bis in die griechische Antike zurückreichen, wiederentdeckt wurden, eine Phase der Begründung der funktionalistischen Denkweise als disziplinär übergreifendes und institutionell anerkanntes erkenntnistheoretisches System in den Naturwissenschaften, der Sozialanthropologie und Soziologie am Ende des 19. Jahrhundert. Die dritte Phase, die um die Jahrhundertwende beginnt, bezeichnet er als die hohe Zeit des Funktionalismus. Insbesondere in den USA sei diese Denkrichtung dann Anfang der 1940er und Ende der 1950er Jahre einflussreich gewesen, danach hätten sich die Verstehende Soziologie und kritische Strömungen in den Sozialwissenschaften durchgesetzt.23 In diese Hochphase des Funktionalismus fällt Daniel Katz’ bis heute vielzitierte Studie zu Einstellungen, „attitudes“, und ihren Funktionen. Katz (1960: 170) unterscheidet vier Funktionen von Einstellungen, „attitudes“: „1. the instrumental, adjustive, or utilitarian function, 2. the ego-defensive function, 3. the value-expressive function, 4. the knowledge function.“ Davon ausgehend, dass Einstellungen eng verbunden sind mit Vorurteilen und Stereotypen, ist Katz’ Funktionenbestimmung auch auf diese übertragen worden, so bei Reinhold Bergler und Bernd Six (1972: 1403f.), die entsprechend zwischen „1. der Wissens-Funktion, 2. der Anpassungs-Funktion, 3. der Selbstdarstellungs-Funktion, 4. der Selbst-Behauptungsfunktion“ unterscheiden. Bernd Estel (1983) hat Katz’ Unterscheidung ebenfalls aufgegriffen, sie in einigen Punkten aber modifiziert. Er erkennt 1. Kognitive und Wissensfunktionen, 2. Handlungs- und Ordnungsfunktionen, 3. Latenz- und Legitimationsfunktionen und 4. Identitätsfunktionen. Estel ergänzt die Katz’schen „personalen“ Funktionen „um die ihnen korrespondierenden sozialen Funktionen, welche die Einstellungen eben dann aufweisen, wenn sie soziale Beurteilungen (‚Vorurteile‘) in einem spezifischen Sinne sind.“ (Estel 1983: 172) So ergibt sich für ihn folgendes Schema:

23 | Als einen der wichtigsten Funktionalisten in der Soziologie bezeichnet Amann Talcott Parsons, gegenüber dessen Werk sich aber in der Soziologie eine kritisch-distanzierte Haltung ab den 1960er Jahren entwickelt habe. Man wollte sich nicht, so Amann, „mit einer Denkrichtung identifiziert sehen, die (ja tatsächlich auch von bedeutenden Autoren wie Ralf Dahrendorf oder Charles W. Mills) mit ‚Konservatismus‘ etikettiert wurde und die im Verdacht stand, die genuine Theorie eines Gesellschaftssystems geboten zu haben, das auf die Vorderseite seiner Fahnen Freiheit, Gleichheit und Individualismus geschrieben hatte, auf die Rückseite aber Imperialismus, entfremdete Arbeit, kanalisierte Freizeit und den Wahnsinn des Vietnamkrieges.“ (Amann 1996: 283)

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

Abbildung 8: Personale und soziale Funktionen der Einstellungen bzw. der sozialen (Vor-)Urteile Personale Funktionen

Soziale Funktionen

Kognitive und Wissensfunktionen Kognitive und (Um-)Weltbewältigung: a) Kognitive Identifikation durch Strukturierung der Wahrnehmung (Akzentuierung und Generalisierung mittels Kategorien) b) Bedeutungs- und Wertbestimmung („object-appraisal-function“) c) Reduktion bzw. Entlastung von Unsicherheit

Soziale Wirklichkeitsstiftung: a) Subsumption von Objekten unter „Typen“: Strukturierung der Welt der Wir-Gruppe nach „sozial anerkannten Typisierungen“ (Schütz) b) Bestimmung der Objektbedeutung nach dem sozialen „System von Relevanzen“ (Schütz): soziale Verortung c) Stiftung eines „Maßstabs für Konformität und Abweichung“ (Dreitzel)

Handlungs- und Ordnungsfunktionen Handlungsfunktionen: Erzeugung diffus-genereller Anpassungsbereitschaft („adaptive“ oder „adjustement-function“) Ausbildung spezifischer Handlungsbereitschaften zur Maximierung von „rewards“ („utilitarian function“) Bejahung und Verfolgung positionalstrukturell vorgegebener Interessen

Ordnungsfunktionen: Erzeugung diffus-genereller Konformität und Solidarität Konformität mit den Erwartungen an einen spezifischen Status, spezifische Rollen Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung (der Sozialstruktur und Herrschaftsverhältnisse)

Latenz- und Legitimationsfunktionen a) Personale Latenzfunktion (Erhaltung der a) Verdinglichungsfunktion: Verständnis kognitiven Latenz „illegitimer“ Einsichten der kontingenten sozialen Ordnung als und Bedürfnisse) natürlich notwendiger b) Ich-Abwehrfunktion (Verdrängung b) Legitimation des Status bzw. der (partiku„illegitimer“ Einsichten und Bedürfnisse) laren) Interessen von Subkollektiven c) Konfliktverarbeitungs- und c) Legitimation der (intendierten -lösungsfunktion (Isolierung oder Veränderung der) sozialen Ordnung Umwandlung „illegitimer“ Einsichten als ganzer, ihrer Privilegierungen und und Bedürfnisse) Diskriminierungen

Identitätsfunktionen Wertexpressionsfunktion Selbstdarstellungs- und Selbstverwirklichungsfunktion Erlangung oder Wahrung personaler Identität bzw. Individualität (in Selbst- und Fremddeutung) Quelle: Estel 1983: 173

Realisierung (und Erhaltung) der kollektiven Standards (Werte und Präferenzen) Ausbildung und Realisierung spezifischer kollektiver Ziele (z.B. Verbands- oder „nationaler“ Ziele) Erlangung oder Wahrung kollektiver Identität (nach „innen“: z.B. der Berufsidentität; nach „außen“: gegenüber anderen Kollektiven)

A Begriffe und Theorien

Estels Unterscheidung zwischen personalen und sozialen Funktionen ist innerhalb der psychologischen und sozialpsychologischen Forschung üblich – und zugleich immer wieder Anlass grundsätzlicher Diskussionen über Unterschiede im sozialen Verhalten von Individuen und Gruppen (vgl. Tajfel 1975: 345f.). Wann ist Verhalten individuell, wann sozial, wie lässt sich das eine vom anderen unterscheiden? Bezogen auf Stereotype: wann, in welchen Situationen erfüllen sie bestimmte Funktionen für das Individuum? Wann für soziale Gruppen, welche aus Individuen bestehen, die sich aufgrund sozialer Selbst- und Fremdkategorisierung diesen Gruppen zurechnen bzw. ihnen zugerechnet werden? Sinnvoll scheint die Unterscheidung zwischen personalen und sozialen Funktionen von Stereotypen vor allem dann, wenn Vor- und Nachteile, Nutzen und Schaden des Stereotypisierens gegeneinander abgewogen werden, da sich die für das Individuum nützlichen Funktionen für die Gemeinschaft als eher schädlich erweisen können – und umgekehrt. Stereotype sind demnach für Individuen und Gruppen funktional oder dysfunktional, jedenfalls in ihrer Wirkung multifunktional, wenn man sich nicht auf eine Perspektive beschränken will. Wenn nun im Folgenden auf Funktionen von Stereotypen näher eingegangen wird, gelten die vorherigen Ausführungen zur grundsätzlichen Kritik am Funktionalismus, zu Funktionen und Dysfunktionen sowie zu einer stärker auf das Individuum bezogenen oder einer stärker auf Gruppen bezogenen Sichtweise zwar weiterhin, doch sollen der Vollständigkeit halber die in der Literatur erwähnten Funktionen mit ihren abweichenden Bezeichnungen24 hier einmal so zusammengefasst und 24 | Gewählt wurden diejenigen Bezeichnungen, die in der Literatur in Bezug auf Stereotype und Vorurteile tatsächlich verwendet werden. Also z.B. „Orientierungsfunktion“ oder „Integrationsfunktion“. Dass diese Funktionsbenennungen nicht wertfrei, sondern durch eine bestimmte Sicht auf Gesellschaft geprägt sind, verdeutlicht z.B. die Debatte über den Begriff „Integration“. Für seine Verwendung spricht zunächst einmal seine Bekanntheit auch außerhalb des wissenschaftlichen Diskurses. In den Sozialwissenschaften ist der Begriff etabliert, speziell in der Kommunikationswissenschaft ist von der „Integrationsfunktion der Massenmedien“ (Ronneberger 1985; Rühl 1985; Schatz/Holtz-Bacha/Nieland 2000; Vlašić 2004; Bonfadelli 2007: 96; Geißler/Pöttker 2005, 2009; Bonfadelli et al. 2010; Zauner 2012) die Rede. Weithin geläufig ist auch die Unterscheidung zwischen Integration und Assimilation sowie der Gegenbegriff Desintegration. In letzter Zeit scheint sich aber ein anderes Begriffspaar anstelle von Integration/Desintegration insbesondere in der Pädagogik und Soziologie, allmählich auch in der Politik- und Kommunikationswissenschaft durchzusetzen, nämlich Inklusion/ Exklusion. Schwinn (2009) weist auf die Nähe des Begriffs Inklusion zur Systemtheorie und die je nach Autor (Parsons, Luhmann, Esser) verschiedenen Bedeutungen, die er erfahren hat. Luhmann beispielsweise schlussfolgert: „Von Inklusion kann man also sinnvoll nur sprechen, wenn es Exklusion gibt.“ (Luhmann 1995: 241) Auch handlungstheoretisch fundierte Definitionsversuche sind vorgenommen worden (vgl. Burzan 2008:15). Als wichtigsten Unterschied zwischen Integration und Inklusion beschreiben BefürworterInnen des Inklusionsbegriffs jedoch, dass Integration auf Homogenisierung und Assimilation zielt und damit die Eingliederung „der anderen“ in ein bestehendes System vorsieht, Inklusion dagegen „die anderen“ nicht als „andere“ begreife, sondern als von Anfang an gleichberechtigten Teil der Gesellschaft. Eine Unterscheidung zwischen Inländer und Ausländer, alt und jung, behindert und nicht-

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

gruppiert werden, dass in der Gesamtschau die oben beschriebene „Janusköpfigkeit“ und „Multifunktionalität“ von Stereotypen erkennbar wird. Vorgestellt werden 1. die Funktionen „Wissen, Orientierung, Komplexitätsreduktion“, 2. die Funktionen „Abwehr, Verteidigung, Vermeidung von Dissonanzen“, 3. die Funktionen „Identitätsbildung, -stabilisierung und Integration“, 4. die Funktion der „Desintegration“, 5. schließlich eine übergeordnete „politische“ Funktion, die in der Literatur auch als „propagandistische“ oder „ideologische“ Funktion von Stereotypen beschrieben wird. Dabei wird die individuelle und/oder soziale Bedeutsamkeit der jeweiligen Funktionen bzw. Dysfunktionen diskutiert und es werden Bezüge zu den von Estel identifizierten Funktionen (vgl. Abb. 8) hergestellt.

3.1 Wissen, Orientierung, Komplexitätsreduktion Stereotype und Vorurteile sind größtenteils Wissens-Ersatz. Dass es sich aber um ein auf Vereinfachung und Verallgemeinerung basierendes Vorurteil oder ein Stereotyp handelt, ist meist nicht bewusst, vielmehr werden Einstellungen und Meinungen als Ergebnis objektiver Beobachtung und rationaler Überlegung präsentiert. Das ist für das Individuum offenbar von Vorteil, denn mit Wissen verwechselte Stereotype machen die Welt verstehbar. Sie strukturieren die Wahrnehmung, führen zu Definitionen, Differenzierungen und Klassifizierungen, wodurch die Orientierung in einer hochkomplexen und objektiv nicht gänzlich erfassbaren Realität erleichtert wird. Orientierung kann laut Hans Henning und Eva Hahn auf zwei Ebenen geschehen: Sachbezogen, d.h. die Stereotype helfen diffuses Material zu ordnen und reduzieren dadurch Komplexität. Oder sozialbezogen, d.h. sie dienen der sozialen Orientierung dadurch, dass sie helfen in Kommunikationssituationen Gemeinsamkeiten mit anderen oder auch Unterschiede zu ihnen festzustellen (vgl. Hahn/Hahn 2002: 41). Vor allem, wenn sich Menschen mit einer so noch nicht erlebten Situation konfrontiert sehen und viele neue Informationen verarbeitet werden sollen, scheinen Vereinfachung und die Konzentration auf das Wesentliche sinnvoll. Karikaturen, die auf Stereotypen beruhen, bedienen sich desselben Mechanismus’: Einige prägnante Merkmale werden hervorgehoben, „überzeichnet“, andere dagegen vernachlässigt. Die Überzeichnung sichert das Wiedererkennen. Reinhold Bergler bezeichnet die Vereinfachung als „typologisierende Reizreduktion“, die sich leicht in Experimenten nachweisen lasse.25 Die Vielfalt von Reizen werde „nach ungefährer Ähnlichkeit behindert, Männer und Frauen, Mehrheits- und Minderheitsgesellschaft sei dann überflüssig, vielmehr gehe es darum, Individuen in ihrer Unterschiedlichkeit anzuerkennen (vgl. z.B. Hinz 2002; 2003; Schumann 2009). Dem stimmen beispielsweise Geißler und Pöttker (2009: 8) zu und plädieren dafür, nicht dem Assimilations- oder Segregationskonzept zu folgen, sondern kulturelle Differenzen bestehen zu lassen und Verschiedenheit anzuerkennen. Gesellschaft werde nach diesem Konzept nicht trotz, sondern mit ethnischer Heterogenität möglich (vgl. ebd.). Am Begriff Integration halten sie aber fest. 25 | Bergler (1976: 115ff.) berichtet von einem Experiment, bei dem die ProbandInnen 100 unterschiedliche Flaschenformen ordnen sollten. Gebildet wurden trotz der 100 unterschiedli-

A Begriffe und Theorien

geordnet und zu einem Typ mit nicht unwesentlichen Toleranzgrenzen zusammengefasst.“ (Bergler 1976: 115f.) Was Bergler als Reizreduktion bezeichnet, nennen andere AutorInnen Komplexitätsreduktion. Dieser Begriff ist im Zuge der Diskussion systemtheoretischer Annahmen und der Entwicklung von einer Industrie- zur Informations- und Mediengesellschaft populär geworden (vgl. Luhmann 2008: 12; 1984: 49). Der Metapher von der „Informationsflut“, der die Menschen „ausgesetzt“ seien, folgt nicht selten der Hinweis, dass „man“ nur mittels „Komplexitätsreduktion“ „der Fülle von Informationen Herr werden könne“ (vgl. z.B. Hahn 2002a: 11; Vlašić/Brosius 2002: 105; Kindervater 2007: 15). Ähnlich formuliert es Michael Schmolke: „Gerade die aus der zunehmenden Differenziertheit sich ergebende Überfülle von Informationen zwingt sehr viele Menschen dazu, mit der Kapazität ihres Kopfes haushälterisch umzugehen und also zu einfachen Bildern zurückzukehren.“ (Schmolke 1988: 26) In diesen Zitaten drückt sich eine Auffassung aus, die insbesondere in der Psychologie und den Wirtschaftswissenschaften, aber auch in der Kommunikationswissenschaft Verbreitung gefunden hat: dass Aufmerksamkeit ein rares, doch begehrtes Gut darstellt und die menschliche Aufnahmefähigkeit begrenzt ist. Annie Lang (2000) verdeutlicht durch das Limited-Capacity-Modell, dass kognitive Ressourcen gleich in dreifacher Hinsicht beansprucht werden: durch die Dekodierung medialer Informationen, durch weitergehende Verarbeitungsprozesse wie die Speicherung im Kurzzeit- oder Langzeitgedächtnis und durch den Abruf gespeicherter Informationen. In dieselbe Richtung zielen Konzepte wie AIME (amount of invested mental effort) nach Gavriel Salomon (1983), das Modell der Alltagsrationalität nach Hans-Bernd Brosius (1997: 99ff.) oder Georg Francks Werk Ökonomie der Aufmerksamkeit (1998), das auch in der Kommunikationswissenschaft, z.T. kritisch, rezipiert wurde (vgl. Rötzer 1999; Beck/Schweiger 2000, Theis-Berglmaier 2000; Schmidt 2000; 2008a). Wenn also die menschliche Aufnahmefähigkeit ebenso wie die Fähigkeit, längere Zeit einem Vorgang Aufmerksamkeit zu schenken, oder jene, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun („multi-tasking“), eingeschränkt sind, müssen Individuen „ökonomisch“ mit den ihnen jeweils zur Verfügung stehenden Kapazitäten zur Informationsaufnahme und -verarbeitung umgehen. Sie müssen geradezu selegieren. Bezogen auf Medienkommunikation sind sowohl die KommunikatorInnen als „gatekeeper“ diesem Zwang zur Auswahl unterworfen als auch die RezipientInnen. Aus Sicht der KommunikatorInnen rechtfertigt die eingeschränkte Aufnahmefähigkeit der RezipientInnen die Auswahl und Vereinfachung von Informationen sowie den Rückgriff auf Konventionen, Genres, Berichterstattungsmuster und eben auch Stereotype. Die KommunikatorInnen selbst sind in ihrer Aufnahmefähigkeit den RezipientInnen jedoch nicht unbedingt überlegen. Walter Lippmann, selbst publizistisch tätig, erklärt in Public Opinion (1922), warum journalistisches Arbeiten und Stereotypisierungen Hand in Hand gehen. chen Exemplare nur sieben bis neun Typen. Ein Beispiel für die Tendenz zur Reduzierung von Komplexität.

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes „He26 works under enormous pressure, for the competition of newspapers is often a matter of minutes. Every bulletin requires a swift but complicated judgment. […] Without standardization, without stereotypes, without routine judgments, without a fairly ruthless disregard of subtlety, the editor would soon die of excitement.“ (Lippmann 1998: 352)

Eine doppelte Ökonomisierung, die des Denkens und die des Arbeitens unter den Bedingungen des Wettbewerbs, führen demnach zu Stereotypen. Diese scheinen nahezu zwangsläufig zu sein und in ihrer vereinfachenden, Komplexität reduzierenden und Orientierung ermöglichenden Funktion vor allem nützlich – sowohl für das Individuum als auch für soziale Gruppen.

3.2 Abwehr, Verteidigung, Vermeidung von Dissonanzen Eine weitere Funktion von Stereotypen, die schon im Zusammenhang mit der Frage nach ihrer Langlebigkeit oder Wandelbarkeit erwähnt wurde, ist ihre „Verteidigungsfunktion“ (Lippmann 1998) oder „Abwehrfunktion“ (Schaff 1980). Beide Autoren wollen mit dem Hinweis auf diese Funktion begründen, warum „wir“ Stereotype brauchen. Sie dienten nicht nur der Orientierung und Komplexitätsreduktion, sondern der Aufrechterhaltung unseres Weltbildes. Walter Lippmann erklärt: „A world which turns out to be one in those we honor are unworthy, and those we despise are noble, is nerve-racking. There is anarchy if our order of precedence is not the only possible one.“ (Lippmann 1998: 96) Und er beschließt den ersten Teil seines Kapitels Stereotypes as Defense mit dem Satz: „They are the fortress of our tradition, and behind its defenses we can continue to feel ourselves safe in the position we occupy.“ (Ebd.) Adam Schaff greift diese Argumentation Lippmanns auf, verweist außerdem auf Leon Festingers Theorie der kognitiven Dissonanz und beschreibt den Rückgriff auf Stereotype in Konfliktsituationen als einen „psychologischen Abwehrmechanismus […], der den Geist des Menschen gegen jegliche ihm unbequeme Information ‚immunisiert‘.“ (Schaff 1980: 97) Abgewehrt werden sollen Informationen, die den eigenen Auffassungen widersprechen, um so Verunsicherung zu vermeiden. Falls es nicht möglich ist, den dissonanten Informationen zu entgehen, werden diese als „falsch“, „lächerlich“, „irrelevant“ abgetan. Neben der Diskreditierung dissonanter Informationen – und ihrer ÜberbringerInnen – bietet sich an, die Informationen so in das bestehende System aus Überzeugungen und Einstellungen zu integrieren, dass sie nicht weiter verunsichern. „Was nicht passt, wird passend gemacht“, d.h. dass die Teilinformationen, die den eigenen Überzeugungen diametral widersprechen, fortgelassen, andere zurechtgebogen und eingepasst werden. Auch können widersprechende Informationen als Ausnahmen gesehen werden, die aber die Regel bestätigen (vgl. Kunda/Oleson 1997), oder Substereotype gebildet werden (vgl. Machunsky 2008). Derartige „Konfliktlösungen“ ermöglichen es, an seinen Überzeugungen festzu26 | „Die Journalistin“ zählt damals nicht zu den üblichen Vorstellungen bzw. „pictures in our head“.

A Begriffe und Theorien

halten und das einmal geschaffene Weltbild aufrechtzuerhalten. Alles andere wäre „anstrengend“, würde Zeit und Nerven kosten.

3.3 Identitätsbildung und -stabilisierung, Integration Dem Aufrechterhalten eines bestimmten Weltbildes geht die Entwicklung der Persönlichkeit voraus. Sie orientiert sich an sozialen Vorgaben, Werten und Normen, übernimmt Meinungen, bildet Einstellungen heraus. Es handelt sich dabei um einen Lernprozess, der in täglicher sozialer Interaktion stattfindet und wobei Medien neben anderen Sozialisationsinstanzen eine nicht unerhebliche Rolle spielen (vgl. Kap. A 2). Wichtig sind aber ebenso konkrete Bezugspersonen, an deren Einstellungen und Meinungen man sich orientiert, sie teilt oder sie auch ablehnt. Für den Zusammenhalt einer sozialen Gruppe, sei es die Familie, die peer-group oder der Verein o.ä. sind geteilte Meinungen und gemeinsame Bezugssysteme grundlegend. Beteiligt zu sein, sich zugehörig und angenommen zu fühlen, steigert das Wohlbefinden. Andererseits herrscht ein gewisser Anpassungsdruck: wer dazu gehören will, muss sich den herrschenden Überzeugungen anschließen. Stereotype spielen eine wichtige Rolle im Prozess der Entwicklung einer Ich- und einer Wir-Identität. Indem „wir“ „die anderen“ definieren, definieren „wir“ „uns“. Selbstwahrnehmung und Selbstbeurteilung sind zu weiten Teilen das Ergebnis eines Prozesses der Bildung von Auto-, Hetero- und Metastereotypen. Innerhalb seiner Bezugsgruppen entwickelt das Individuum sein Stereotypensystem, sein Stereotypenset. Dabei wird stark vereinfacht, nur einzelne Merkmale werden herausgegriffen. Doch trotz oder gerade wegen dieser Beschränkung auf einige wenige Merkmale entsteht ein Zugehörigkeitsgefühl. Als Ergebnis von Gruppenprozessen erleichtern Stereotype Verständigung und Selbstbestätigung innerhalb der Gruppe, verstärkt wird das Zugehörigkeitsgefühl zusätzlich durch Abgrenzung von anderen Gruppen. Eine wichtige Funktion von Stereotypen ist daher die der Identitätsbildung und -stabilisierung sowohl bei Individuen als auch bei sozialen Gruppen. Franz Dröge beschreibt in Publizistik und Vorurteil (1967) die Übernahme von Stereotypen als Lernprozess innerhalb von Gruppen und hebt ihre integrierende Funktion hervor: „Stereotypen stellen ein soziales Erbe (social heritage) dar, das sich aus den Normen, kollektiven Einstellungen, kulturellen Institutionen, Kommunikationsgewohnheiten etc. von Gruppen und Nationen bildet. Dieser gruppenbedingte Lernprozess ist existenznotwendig für die Gesellschaft, damit die neuen Mitglieder durch Sozialisierung der Einstellungen, des Gemeinten und Gewussten in die Gruppe integriert werden und nicht Außenseiterpositionen einnehmen. Diese Lernmechanismen gibt es sowohl für Kinder als Neumitglieder, als auch für neu hinzukommende Erwachsene, etwa Einwanderer.“ (Dröge 1967: 127)

Hier werden Stereotype nicht etwa negativ, als erster Schritt in Richtung Diskriminierung gesehen, vielmehr fungieren sie als Vermittler von Kultur und leisten einen

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Beitrag zur Herausbildung kollektiver Identität. So gesehen erfüllen sie positive, sozialintegrative Funktionen – einerseits. Die Kehrseite dieser Funktionserfüllung bedeutet jedoch Abwertung und Ausgrenzung „der anderen“.

3.4 Desintegration Wer „die anderen“ jeweils sind, bestimmen diejenigen, die sich als „wir“ zusammengefunden und die in dieser Gruppe gültigen Verhaltensnormen internalisiert haben. Mittels Stereotypisierung erfolgt die Definition der Eigen- und der Fremdgruppe, wird laut Stuart Hall eine symbolische Grenze gezogen „zwischen dem ‚Normalen‘ und dem ‚Devianten‘, dem ‚Normalen‘ und dem ‚Pathologischen‘, dem ‚Akzeptablen‘ und dem ‚Unakzeptablen‘, dem, was ‚dazu gehört‘, und dem, was ‚nicht dazugehört‘ oder was ‚das Andere‘ ist, zwischen ‚Insidern‘ und ‚Outsidern‘, ‚Uns‘ und ‚Ihnen‘. Sie [die Stereotypisierung, M.T.] vereinfacht das ‚Zusammenbinden‘ oder ‚Zusammenschweißen‘ zu einer ‚imaginierten Gemeinschaft‘; und sie schickt alle ‚Anderen‘, alle diejenigen, die in irgendeiner Weise anders, ‚unakzeptabel‘ sind, in ein symbolisches Exil.“ (Hall 2004: 144)

Tendenziell ist das Bild der eigenen Gruppe (Autostereotyp) differenzierter und positiver als das der Fremdgruppe (Heterostereotyp), über die man wenig weiß und zu der zumeist kein unmittelbarer Kontakt besteht. Die Fremdgruppe wird tendenziell negativ gezeichnet. „Positive“ Stereotype wie das der „jüdischen Intelligenz“ oder wie im Topos des „edlen Wilden“ kommen freilich auch vor. Doch trotz einer positiv gemeinten Wertung verweisen solche Stereotypisierungen auf „Anderssein“ und können verbunden mit Minderwertigkeitsgefühlen und Neid ausgrenzend wirken. Der Sprachphilosoph Adam Schaff drückt es kämpferisch aus: „Positive und negative Stereotypen sind – bildlich ausgedrückt – siamesische Zwillinge und können nur durch einen Schlag gegen beide Seiten überwunden werden.“ (Schaff 1980: 122) Integration und Desintegration als Folge von Stereotypisierungen werden meist auf Gruppen bezogen betrachtet, wie die Unterscheidung zwischen Ingroup und Outgroup, Eigen- und Fremdgruppe, unterstreicht. Das Individuum kann je nach Personenkonstellation, sozialem Kontext und der jeweils zu erfüllenden Rolle mehr oder weniger „dazugehören“. Weicht es zu sehr vom innerhalb einer Gruppe existierenden Stereotypenkonsens ab, drohen „Be-fremdung“ und Ausgrenzung. Widerspruch und Anderssein erfordern Mut. Die Tendenz zur sozialen Unauffälligkeit und Unterordnung scheint groß. Ebenso die, Unstimmigkeiten zwischen vorhandenen Einstellungen und davon abweichenden Wahrnehmungen zu vermeiden. In der Kommunikationswissenschaft sind diesem Phänomen der Differenz zwischen persönlichen Einstellungen und wahrgenommenem vorherrschenden Meinungsklima VertreterInnen der sogenannten Mainzer Schule um Elisabeth Noelle-Neumann nachgegangen. Noelle-Neumanns Theorie der Schweigespirale versteht sich als Beitrag zur Erforschung Öffentlicher Meinung. Es handelt sich dabei um ein sozialpsychologi-

A Begriffe und Theorien

sches Konzept, das erklären soll, warum Menschen in Situationen, in denen sie sich mit ihren Einstellungen und Überzeugungen in der Minderheit wähnen, das Schweigen dem Reden vorziehen. „Isolationsfurcht“ wird als ein wichtiger Grund genannt (vgl. Noelle-Neumann 1980). Den Blick auf die ausgrenzenden Wirkungen von Stereotypen richtet auch die sozialpsychologische Forschung zum Stereotype-Threat. Claude M. Steele und Jefferson Aronson, die diesen Begriff geprägt haben, erklären, was sie damit meinen: „It focuses on a social-psychological predicament that can arise from widely-known negative stereotypes about one’s group. It is this: the existence of such a stereotype means that anything one does orany of one’s features that conform to it make the stereotype more plausible as a self-characterization in the eyes of others, and perhaps even in one’s own eyes.“ (Steele/Aronson 1995: 797).

Befürchten Personen, dass sie aufgrund von negativen Gruppenstereotypen beurteilt werden, beeinflusst das ihr Verhalten – und zwar häufig dahingehend, dass sie das negative Stereotyp bestätigen. Diese „Drohfunktion“ von Stereotypen hat fatale Folgen: beispielsweise schneiden Testpersonen schlechter bei Aufgaben ab, deren Lösung ihrer Gruppe nicht zugetraut wird. Auch distanzieren sich Personen von Bereichen, in denen sie mit negativen Stereotypen konfrontiert werden könnten, was z.B. bei der Studien- und Berufswahl oder im Berufsleben dazu führt, dass trotz vorhandener Qualifikation bestimmte Karrieren von vornherein ausgeschlossen erscheinen (vgl. Keller 2008). Integration und Desintegration sind ebenso wie Inklusion und Exklusion für unterschiedliche Sinngebungen offene Begriffe. Sie geben nicht immer Auskunft darüber, was das „Gesamte“ meint und welche Teile es ausmachen; sie bezeichnen einmal einen dynamischen Prozess, einmal einen Zustand. Nichtsdestotrotz finden die genannten Begriffe vielfältige Verwendung in unterschiedlichen Kontexten. Speziell in der Kommunikationswissenschaft wird nach der integrierenden Funktion von Massenmedien seit den 1970er Jahren gefragt und werden Phänomene der Desintegration und Fragmentierung der Gesellschaft aufgrund zunehmend heterogener Mediennutzung diskutiert. Franz Ronneberger wird das Verdienst zugesprochen, die „Integrationsfunktion von Massenmedien“ auf die kommunikationswissenschaftliche und -politische Agenda gesetzt zu haben (vgl. Noelle Neumann 1983: 201f.; Vlašić/Brosius 2002: 97). Stereotype Bilder des „Eigenen“ und des „Fremden“ spielen in der Debatte über die integrierende und/oder desintegrierende Funktion von Medien durchaus eine Rolle, werden zumindest erwähnt. Untersucht werden ihre Verwendung und möglicherweise (des-)integrierenden Wirkungenen vermehrt mit Beginn des sogenannten „Migrations- und Integrationsdiskurses“ (vgl. Jung/ Wengeler/Böke 1997; Imhof/Jarren/Blum 2002; Vlašić 2004; Geißler/Pöttker 2005; 2006; 2009a; 2009b; ausführlicher dazu in Kapitel C 2).

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3.5 Ideologie Bei einigen AutorInnen findet sich eine weitere Funktion von Vorurteilen und Stereotypen, die sie als politisch, propagandistisch oder ideologisch bezeichnen. So befasst sich Franz Dröge in einem Abschnitt seiner Studie Publizistik und Vorurteil (1967) mit „Stereotype und Ideologie“, ohne aber auf den Ideologiebegriff näher einzugehen. Insbesondere in Krisenzeiten, wenn die alten Gewissheiten erschüttert werden, erhielten „universelle Lösungen (ideologische Propaganda) den Vorzug vor rationaler, aufklärerischer Wirklichkeitsbewältigung“. (Dröge 1967: 162f.) Eine politisch-ideologische Funktion von Stereotypen ist nach dieser Interpretation eng verbunden mit den Funktionen der Orientierung und Stabilisierung des Selbst. Dröge verweist auf das „Gewißheitsbedürfnis“ und die „Intoleranz für Vieldeutigkeit“ bzw. „Ablehnung von Unbestimmtheit“, die bei „autoritären Persönlichkeiten“ (vgl. Adorno et al. 1950) noch stärker ausgeprägt seien. Als Beleg für „ein Interdependenzverhältnis zwischen Stereotype und Ideologie einerseits und dem Bedürfnis nach subjektiver Gewißheit, das die Intoleranz für Vieldeutigkeit motiviert, andererseits“ (Dröge 1967: 163) führt er die Situation in Deutschland nach Ende des Ersten Weltkriegs an und argumentiert damit ähnlich wie Walter Lippmann, dessen Auseinandersetzung mit Stereotypen in Public Opinion (1922) ebenfalls Folge der Erfahrung des Ersten Weltkriegs ist. Dass Stereotype Hochkonjunktur in Krisenzeiten hätten und in Umbruchszeiten eine besondere Ideologieanfälligkeit zu konstatieren sei, sind in der Literatur häufig anzutreffende Erklärungen. Ihre empirische Überprüfung ist allerdings schwierig, schon die Bestimmung von „Krise“ oder „Umbruchszeit“ fällt nicht eindeutig aus. Dennoch wird ein Zusammenhang zwischen politisch unsicherer Lage und Stereotypenhäufigkeit, -verbreitung und -verfestigung hergestellt. Dröge gelangt zu dem Schluss: „Allen Ideologien liegen also Stereotypen zugrunde, weil dies ein Grundzug der Ideologiebildung ist.“ (Dröge 1967: 169) Was aber meint „Ideologie“, worin genau besteht die ideologische Funktion von Stereotypen? Mit dem Ideologiebegriff aus politikwissenschaftlicher Sicht setzen sich AutorInnen im von Anton Pelinka 1981 herausgegebenen Band Ideologien im Bezugsfeld von Geschichte und Gesellschaft auseinander. Pelinka geht einleitend auf die Vielschichtigkeit des Ideologiebegriffs ein und unterscheidet einen Neutralität beanspruchenden Ideologiebegriff deutlich vom in der Tradition des Marxismus stehenden (vgl. Pelinka 1981: 9). Auch Kurt Lenk (1981: 98f.) trifft diese Unterscheidung zwischen wissenssoziologischen Positionen, wie sie etwa Karl Mannheim vertreten hat, und marxistischen. Sehen VertreterInnen wissenssoziologischer Positionen in jeder Auslegung von menschlich-historischem Selbstverständnis Ideologie, ist Ideologie nach Karl Marx und Friedrich Engels gesellschaftlich erzeugtes falsches Bewusstsein27 und Ausdruck ökonomischer und politischer Gegebenheiten. Sie ergibt 27 | An Franz Mehring schreibt Friedrich Engels 1893: „Die Ideologie ist ein Prozess, der zwar mit Bewusstsein vom so genannten Denker vollzogen wird, aber mit einem falschen Bewusstsein. Die eigentlichen Triebkräfte, die ihn bewegen, bleiben ihm unbekannt, sonst wäre es eben

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sich aus der unterschiedlichen Stellung der Individuen im Produktionsprozess. Wenn auch ihre Inhalte sich wandelten, sei doch die Funktion der Ideologie die gleiche: Erhaltung des status quo und somit der bestehenden Machtverhältnisse im Kapitalismus. Den Ideologiebegriff entwickeln Marx und Engels in verschiedenen Schriften, so in der Deutschen Ideologie (vgl. MEW 1958, Bd. 3: 26f.), in der im Vorwort von Zur Kritik der Politischen Ökonomie skizzierten Basis-Überbau-Lehre, wo von den „ideologischen Formen“ (MEW 1958, Bd. 13: 8f.) die Rede ist, in der Auseinandersetzung mit gegnerischen Strömungen innerhalb der Arbeiterbewegung und in den Engels’schen Altersbriefen. Hans-Christoph Rauh (1969) extrahiert aus den verschiedenen Verwendungen des Ideologie-Begriffs bei Marx und Engels eine Definition, die vor allem durch die Camera Obscura-Metapher in der Deutschen Ideologie geprägt scheint. Danach ist Ideologie „das der Wirklichkeit fremd und metaphysisch-fetischisiert gegenüberstehende idealistisch-verkehrte Bewußtsein, das die tatsächlichen Verhältnisse auf den Kopf stellt und in diesem Sinne verkehrt widerspiegelt“ (Rauh 1969: 290, zit. nach Sorg 1981: 90). Gemeinhin wird Ideologie mit „Ideenlehre“ oder „Weltanschauung“ übersetzt. Peter Christian Ludz (1981) bietet eine Definition von Ideologie, die er selbst als Substrat und relativ abstrakt bezeichnet. Sie entspricht der von Pelinka (2004: 176) als „bemüht wertfrei“ bezeichneten Variante, die im Gegensatz zum negativ gewerteten Ideologiebegriff in der Tradition von Marx und Engels steht. Ludz also fasst zusammen: „Ideologie ist eine aus einer historisch bedingten Primärerfahrung gespeiste, systemhafte und lehrhafte Kombination von symbolgeladenen theoretischen Annahmen, die spezifischen historisch-sozialen Gruppen ein intentional-utopisches, tendenziell geschlossenes und dadurch verzerrtes Bild von Mensch, Gesellschaft und Welt vermittelt und dieses Bild für eine bestimmte politisch-gesellschaftliche Aktivität bei strenger Freund-FeindPolarisierung programmatisch-voluntaristisch organisiert.“ (Ludz 1981: 37)

Um Antworten auf die zweite Frage, worin genau die ideologische Funktion von Stereotypen besteht, bemühen sich nur wenige AutorInnen. Zu nennen sind die Linguistin Uta Quasthoff, der polnische Sprachphilosoph Adam Schaff und mit Stuart Hall einer der wichtigsten Vertreter der Cultural Studies, der sich u.a. in dem Beitrag Das Spektakel der Anderen mit Stereotypisierung als Repräsentationspraxis beschäftigt hat. Nach einer Erläuterung verschiedener Ideologiebegriffe gelangt Quasthoff zu dem Ergebnis, dass „die marxistische Theorie der auf ökonomischen Bedingungen beruhenden Klassengesellschaft […] für die Problematik der Vorurteile den größten Erklärungswert hat.“ (Quasthoff 1973: 129) Danach würden Vorurteile und Stereotype als Herrschaftsmittel eingesetzt und dienten der Machtstabilisierung der herrschenden Klasse. Dennoch sei Differenzierung geboten: „Man wird einzelne soziale Vorurteile oder ‚Stereotype‘ zu betrachten haben, wird fragen müssen, welcher Art von kein ideologischer Prozess. Er imaginiert sich also falsche resp. scheinbare Triebkräfte.“ (MEW 1958, Bd. 39: 97)

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Ideologie sie zuzurechnen sind, welchen Grad von Realitätsgehalt, von Rationalität sie beinhalten, welche Formen gesellschaftlichen Handelns sie implizieren.“ (Quasthoff 1973: 148) „Wertfrei“ könnten diese Fragen sowie die nach den Funktionen von Vorurteilen nicht beantwortet werden, entscheidend sei die Ergründung des cui bono? und damit der Interessengebundenheit von Vorurteilen. Schaff sieht in der Verbindung von Stereotypen und Ideologie eine zweiseitige Verbindung. In „Rückkopplungsprozessen“ verstärkten sie sich gegenseitig: „Das Denken in Stereotypen unterstützt die Abwehrfunktion der Ideologie [gegenüber anderen Ideologien und ihren spezifischen Stereotypen, M.T.], und das ideologische Denken fördert die Genese und Fixierung der Stereotypen.“ (Schaff 1980: 99) So sei es „nicht weiter erstaunlich, daß die Stereotypen ein geradezu unersetzliches Instrument im Arsenal des politischen Kampfes sind“ und folglich politische Funktionen erfüllten. (Ebd.) Neben der politischen und der Funktion der Ideologiebildung nennt Schaff die Abwehrfunktion und die sozialintegrative. Alle vier seien eng miteinander verbunden. „Der gemeinsame Nenner, auf den man diese Funktionen reduzieren kann, ist die Verhüllung der sozialen Wirklichkeit.“ (Schaff 1980: 102) Stuart Hall ist in seiner Analyse von Stereotypen stark beeinflusst durch die Arbeiten Louis Althussers, der wiederum vom Marx’schen Ideologiebegriff und den Schriften Antonio Gramscis ausgegangen ist, sich aber teilweise vom Marx’schen Ideologiebegriff absetzt.28 Unter dem Eindruck der politischen Proteste von 1968 veröffentlichte Althusser 1970 den Aufsatz Idéologie et appareils idéologique d’Etat (Notes pour une recherche)29, in dem er sich mit Institutionen („Apparaten“) innerhalb des kapitalistischen Systems und ihrer Macht, Ideologie zu verbreiten, beschäftigt. Zu den ideologischen Staatsapparaten, die die Existenz des repressiven Staatsapparates sichern, zählt Althusser Religion, Schule und Hochschule, Familie, Recht, Politik, korporatistische Verbände, Information und Kultur – sprich „die Medien“, sowie Literatur, Kunst, Sport etc. (vgl. Althusser 1977: 119f.). Jene Apparate könnten aber, so der Autor, nicht vollständig von den Kapitalisten kontrolliert werden. Umso stärker sei ihr Bemühen mittels Interpellation („Anrufung“) eine Subjektivierung zu erreichen, die aber nur eine scheinbare Handlungsfähigkeit, in Wirklichkeit aber Unterwerfung und gerade nicht Subjektivierung30 bedeute. Althusser erkennt in der Rede von der 28 | Althusser skizziert in Ideologie und ideologische Staatsapparate (1970/dt. 1977) u.a. den Entwurf einer „Theorie der Ideologie“ und gelangt zu einer Definition, wonach „Ideologie eine ‚Vorstellung‘ des imaginären Verhältnisses der Individuen zu ihren realen Existenzbedingungen“ (1977: 133) sei. 29 | Auf deutsch erstmals 1971 in der marxistischen Studentenzeitung Facit unter dem Titel Ideologie und ideologische Staatsapparate (Anmerkungen für eine Untersuchung) erschienen. 30 | Althusser verdeutlicht durch die Unterscheidung zwischen Groß- und Kleinschreibung von „Subjekt“ bzw. „Subjekt“, was er unter der „doppelten Spiegelstruktur der Ideolgie“ versteht: „1. die Anrufung der ‚Individuen‘ als Subjekte, 2. ihre Unterwerfung unter das Subjekt, 3. die wechselseitge Wiedererkennung zwischen den Subjekten und dem Subjekt sowie der Subjekte untereinander und schließlich die Wiedererkennung des Subjekts durch sich selbst, 4. die absolute Garantie, daß alles in Ordnung ist und daß alles gut gehen wird, solange die

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Handlungsfähigkeit und vom freien Willen zu bekämpfende Ideologie, weil gerade diese Anrufung die bestehenden ausbeuterischen Verhältnisse aufrechterhalte. Diese Gedanken Althussers greift Stuart Hall auf. Denn wenn ideologische Staatsapparate als „Instanzen der Ausbildung und Vermittlung all dessen, was der Begriff der ‚Kultur‘ umfasst“ (Wolf 2004: 764f.), verstanden werden, ist ihre Analyse, konkret die Analyse von Sozialisationsinstanzen wie Familie, Schule, Religion, Medien, Sport, Militär etc. politisches Programm. Dabei sollte aber Abstand genommen werden von reduktionistischen, deterministischen, essentialistischen Betrachtungen, vielmehr der Zusammenhang zwischen Kultur und Kapitalismus gesehen werden, „wobei jede Seite dieses Zusammenhangs für die andere Ursache und Wirkung zugleich ist.“ (Wolf 2004: 765) Dies bezeichnet Althusser als „Überdeterminierung“ (Althusser 2011/1962: 121f.). So gesehen ist Kultur Ursache wie Effekt von Klassenpositionen. Und so gesehen sind Cultural Studies immer auch ein politisches Projekt. Mehr noch aber als Althussers Ausführungen zur Ideologie in dem Aufsatz Ideologie und ideologische Staatsapparate überzeugt Hall Althussers Definition von Ideologie, die er in dem zuvor publizierten Aufsatz Für Marx (1968) formuliert hat. Darin spricht Althusser, so Hall (2004: 50), von Ideologie als „Systemen der Repräsentation, bestehend aus Konzepten, Ideen, Mythen oder Bildern“31. In diesen Systemen der Repräsentation würden Menschen „ihre imaginären Beziehungen zu ihren wirklichen Existenzbedingungen leben.“ (Ebd.) „Leben“ steht für Hall in unmittelbarem Zusammenhang mit Erfahrung. „Durch die und in den Systemen der Repräsentation der Kultur ‚erfahren‘ wir die Welt: Erfahrung ist das Produkt unserer Verständnisfähigkeit, unserer Interpretationsraster. Folglich gibt es keine Erfahrung außerhalb der Kategorien von Repräsentation oder Ideologie.“ (Hall 2004: 52f.) Repräsentationsforschung ist für Hall und andere VertreterInnen der kritischen Cultural Studies dementsprechend Ideologieforschung bzw. in marxistischer Ausdrucksweise: Ideologiekritik. Er beschäftigt sich in Das Spektakel der Anderen (im Original The Spectacle of the „Other“, 1997) mit „‚Stereotypisierung‘ als Repräsentationspraxis“ und fragt: „Welche typischen Formen und Praktiken werden heute angewandt, um ‚Differenz‘ in der Alltagskultur zu repräsentieren und wo kommen diese populären Formen und Stereotypen her?“ (Hall 2004: 108) Hall bietet am Ende seiner Analyse rassistischer Stereotype in populären Medien auch Antworten darauf, warum stereotypisiert wird, wer davon profitiert. Und ohne offen „funktionalistisch“32 Subjekte nur wiederkennen, was sie sind, und sich dementsprechend verhalten: ‚Amen!‘ [Hebräisch: ‚Wahrlich, es geschehe!‘].“ (Althusser 1977: 147f.) 31 | Diese Definition von Ideologie stammt allerdings tatsächlich von Hall. Althusser hingegen weigert sich in Für Marx, Ideologie ausführlich zu definieren: „Es genügt, sehr schematisch zu wissen, dass eine Ideologie ein (seine eigene Logik und seine eigene Strenge besitzendes) System von Vorstellungen (Bildern, Mythen, Ideen oder Begriffen, je nach dem) ist, das im Schoß einer gegebenen Gesellschaft mit einer geschichtlichen Existenz und einer geschichtlichen Rolle begabt ist.“ (Althusser 1968: 181, auch 2011: 295). 32 | Auch an Althussers Aufsatz wurde kritisiert, dass er „funktionalistische“ Aussagen enthalte (vgl. Bourdieu/Wacquant 1998: 132) und ökonomisch-deterministisch argumentiere

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zu argumentieren, wird die übergeordnete ideologische Funktion von Stereotypen durch die Nennung offensichtlicher Funktionen wie Reduzierung, Essentialisierung, Naturalisierung, Fixierung von Differenz, Inklusion und Exklusion, schließlich Machterhalt, sehr deutlich. Nachdem bis hierher allgemein über Stereotype, verwandte Begriffe, sowie Tradierung und Funktionen von Stereotypen nachgedacht wurde, sollen im Folgenden Differenzierungen hinsichtlich Arten von Stereotypen vorgenommen werden.

4. Arten von Stereotypen Es gibt verschiedene Arten von Stereotypen, was zurückgeführt werden kann auf den der Stereotypisierung vorgelagerten Prozess der Kategorisierung. Kategorien wie Alter, Religion, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Ethnie, Nation und Staatsbürgerschaft, Beruf, Klasse und Schicht, formale Bildung etc. in Verbindung mit letztlich wertenden Attributen führen unter der Voraussetzung ständiger Wiederholung zu generationellen, religiösen, geschlechtlichen, ethnischen, nationalen, beruflichen, ökonomischen etc. Stereotypen. Aus Sicht der HistorikerInnen Eva und Hans-Henning Hahn liegt national wie international der Schwerpunkt auf der Erforschung von im weitesten Sinne räumlichen Stereotypen: „Als besonders wirksam und verbreitet haben sich nationale bzw. ethnische und, innerhalb einer Nation, regionale Stereotypen erwiesen: sie sind das Lieblingsobjekt der Stereotypen-Forschung fast aller Wissenschaftsdisziplinen.“ (Hahn/Hahn 2002: 19) Auch in der Sozialpsychologie wurden beginnend mit den Studien von Emory S. Bogardus (1925) sowie Daniel Katz und Kenneth W. Braly (1933; 1935) überwiegend „‚racial‘ stereotypes“ untersucht. Religiöse, berufliche, geschlechtliche und weitere folgten. Insgesamt aber lassen sich in der wissenschaftlichen Literatur nur wenige Studien finden, in denen grundsätzliche Überlegungen angestellt werden, welche Arten von Stereotypen es gibt. Erforscht wird stattdessen ein spezielles Stereotyp oder ganz allgemein die Entstehung und Wirkung von Vorurteilen und Stereotypen. Eine Ausnahme bildet der Beitrag von Reinhold Bergler und Bernd Six (1972). Sie halten fest, dass als Untersuchungsgegenstände „alle Arten sozialer und nichtsozialer Objekte in Frage [kommen]“ und treffen mit Verweis auf Studien dazu eine Unterscheidung zwischen „1. Berufs-Stereotypien“, „2. Nationale Stereotypien“, „3. Regionale Stereotypien“, „4. Charakterologische Stereotypien“, „5. Ideologische Stereotypien“, „6. Angebots-Stereotypien“. (Bergler/Six 1972: 1373f.) Was mit Berufs-, nationalen und regionalen Stereotypien gemeint ist, bedarf kaum einer Erläuterung. Aufschlussreich aber sind die Beispiele, die die Autoren – was Althusser in späteren Aufsätzen, z.B. in Elemente der Selbstkritik (1975) oder Anmerkung über die ideologischen Staatsapparate (1976) zu widerlegen versucht hat.

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für „charakterologische“, „ideologische“ und „Angebots-Stereotypien“ bringen. Unter „charakterologischen Stereotypien“ verstehen sie „schematische Merkmalsgruppierungen im Rahmen des alltäglichen mitmenschlichen Bezugs – der naiven ‚Menschenbeurteilung‘“ sowie Studien, die das „Phänomen des ersten Eindrucks“ und „konstitutions-morphologische Eigentümlichkeiten“ analysieren. Als Beispiele nennen sie Untersuchungen zum „Intellektuellen“, zur „Hausfrau“, überhaupt Studien zum „typischen Mann“ und „zur typischen Frau“. (Bergler/Six 1972: 1374) Von Geschlechterstereotypen ist hier also noch nicht die Rede. Als Beispiele für „ideologische Stereotypien“ nennen die Forscher „‚Protestanten‘, ‚Katholiken‘, ‚der SDS‘, ‚die CDU‘“, mit „Angebots-Stereotypien“ meinen sie „stereotype Vorstellungen, die sich mit Unternehmungen, Dienstleistungen und Produkten verbinden“ (ebd.). Auf die Einteilung von Bergler/Six (1972) bezieht sich Waldemar Lilli (1982: 9f.), dessen empirische Forschung darauf abzielt, eine „Theorie der Reizklassifikation als Erklärungsgrundlage der Stereotypisierung“ zu entwerfen. Er unterscheidet ebenfalls sechs „Gegenstandsbereiche“, und zwar „1. nationale und rassische Stereotype“, „2. Personen-Stereotype“, „3. Berufs-Stereotype“, „4. Regionale Stereotype“, „5. Ideologische Stereotype“, „6. Stereotype im ökonomischen Bereich“. Die Forschungslage zu „Gegenstandsbereichen“ der Stereotypenforschung fasst er zehn Jahre nach Bergler/ Six so zusammen: „In der neuesten Forschungsliteratur kann man eine starke Konzentration auf gesellschaftlich aktuelle Themen feststellen. Die beiden Themengruppen mit dem zahlenmäßig größten Forschungsumfang sind Geschlechterstereotype [Hervorheb. durch den Autor, M.T.], wobei vor allem auch Stereotype über Frauen untersucht wurden […] und Stereotype über Minoritäten und Nationen; hierunter fallen Untersuchungen über bestimmte soziale Gruppen, Kriminelle, Behinderte und auch ethnische Gruppen.“ (Lilli 1982: 10)

Die Sichtung medien- und kommunikationswissenschaftlicher Literatur zu Stereotypen hat ergeben, dass auch dort AutorInnen sich mit Arten von Stereotypen eher selten beschäftigen. Eine Ausnahme bildet die Studie Nationale und soziale Stereotypen im gegenwärtigen Deutschen Spielfilm. Eine aussageanalytische Leitstudie des Instituts für Publizistik Münster (Pleyer 1968). Der Autor operationalisiert den Stereotypbegriff und entwickelt ein ausgefeiltes Kategoriensystem zur Erfassung „nationaler“ und „sozialer“ Stereotype, aber auch „stereotyper Geschehensmuster“ in verschiedenen Filmen. „Nationale Stereotypen“ beziehen sich auf Stereotypisierungen von „Amerikanern (USA)“, „Franzosen und Italienern“, „Bayern und Deutschen“ sowie „Engländern“; „Soziale Stereotypen“ auf folgende „determinierende Merkmale“: „Geschlecht“, „Stand“, „Alter“, „Rasse“, Religion“, „Beruf“, „Berufliche Position“ und „Wirtschaftlicher Status“ (vgl. Pleyer 1968: 38ff.). In kaum einer anderen deutschen

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kommunikationswissenschaftlichen Studie werden so viele Arten von Stereotypen, zusammengefasst unter der Bezeichnung „soziale Stereotypen“ , untersucht.33 Wenn verschiedene Arten von Stereotypen thematisiert werden, dann in Sammelwerken wie dem von Paul Martin Lester 1996 erstmals herausgegebenen Band Images that Injure. Pictorial Stereotypes in the Media. Lester trifft dort folgende Unterscheidung: „Ethnic“, „Gender“, „Age“, „Physical“, „Sexual Orientation“ and „Miscellaneous Stereotypes“. In letzterer „Residualkategorie“ finden sich u.a. Berufsstereotype (Politicians, Lawyer, Media Personell34). Als Herausgeber betont Lester die Bandbreite der versammelten Stereotype: „This is the first published work that looks at media stereotypes of people in such a broad range of categories.“35 (Lester 1996: Klappentext). Die Vielzahl untersuchter Kategorien und damit verbundener Stereotype stellt Lester als Vorteil heraus. Die Beschränkung auf nur eine Kategorie überwiegt tatsächlich in der Literatur zu Stereotypen. Identifizieren lassen sich mehrheitlich Studien zu räumlichen, ethnischen, religiösen, geschlechtlichen, Alters- und Berufsstereotypen. Doch auch andere Kategorisierungen werden vorgenommen. In der Literatur sind zudem Stereotyp-Bezeichnungen zu finden wie „soziale“, „politische“, „ökonomische“, „ideologische“, „charakterliche“ oder „physische“ Stereotype. Sie können als übergeordnete Stereotyp-Klassen verstanden werden und sind eng verbunden mit anderen Stereotypen. So z.B. „physische“ Stereotype, bei denen mehrere äußere Merkmale in Kombination mit Alter, Geschlecht, Ethnie, Gesundheitszustand zusammengefasst werden. Die offensichtlichen physischen Merkmale werden in Abhängigkeit von kulturellen Prägungen mit positiven oder negativen Wertungen wie etwa „echte Blondine“, „gutmütiger Dicker“ oder „verrückte Alte“ versehen. Die Komplexität des Stereotypbegriffs, die durch die Vielzahl an möglichen Kategorien, deren mangelnde Trennschärfe sowie die zusätzlich mit den Kategorien verbundenen Eigenschaften und Wertungen bedingt ist, mag ein Grund sein, warum das Thema Arten von Stereotypen in der Literatur meist umgangen wird. Ein anderer Grund könnte sein, dass die Beschäftigung mit verschiedenen Arten von Stereotypen eine Begründung verlangt, warum diese und nicht auch andere Stereotyparten untersucht werden. In den Sozialwissenschaften sind Debatten über Kategorisierung, soziale Ungleichheit generierende Kategorien, ihre Zahl und Rangfolge, anhaltend. Auf diese Debatten soll kurz eingegangen werden, da so Berührungspunkte zwischen 33 | Interessant ist, dass nationale Stereotype – treffender wäre von im weitesten Sinne räumlichen Stereotypen zu sprechen – nicht als soziale Konstrukte begriffen werden, sondern Pleyer an der Unterscheidung national/sozial festhält. 34 | Was der Autor dieses Beitrags, Walter B. Jaehnig, genau mit „Media Personell“ meint, klärt er nicht. Er bezieht sich nahezu ausschließlich auf „Journalists“, geht auf JournalistenStereotype ein („Journalists as Stereotypes“) und auf das Stereotypisieren der Stereotypisierer („Stereotyping the Stereotypers“). 35 | In der Neuauflage von 2003 gibt es zusätzlich ein Kapitel „Stereotypes from September 11, 2001“, in dem es um Stereotype von „Terroristen“, „Palästinensern“ und „Israelis“, „Arabern“ und „Muslime“ sowie „Arabern“ und „arabischen Amerikanern“ geht. Erweitert wurde auch das Kapitel „Miscellaneous Stereotypes“.

A Begriffe und Theorien

Intersektionalitäts- und Stereotypenforschung erkennbar und Gründe für die getroffene Auswahl der untersuchten Stereotyparten nachvollziehbar werden.

4.1 Welche Kategorien wie untersuchen? Intersektionale Ansätze und Stereotypenforschung Ausgehend von konkreten Erfahrungen mit Mehrfachdiskriminierung und in Fortführung der klassischen Triple-Oppression-Forschung sind vor allem in den USA Intersektionalitätskonzepte entwickelt worden, die danach fragen, welche Differenzkategorien wann relevant sind, wie sie sich überlagern und mittels welcher Methoden sie sich analysieren lassen (vgl. Winker/Degele 2009; Kerner 2009; Yuval-Davis 2009). „Statt die Wirkung von zwei, drei oder mehr Unterdrückungen lediglich zu addieren […], betonen die ProtagonistInnen dieses Konzepts, dass die Kategorien in verwobener Weise auftreten und sich wechselseitig verstärken, abschwächen oder auch verändern können.“ (Winker/Degele 2009: 10) Intersektionalität stellt damit auf eine Analyse der Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Kategorien ab, was Leslie McCall (2001) als interkategoriale Zugangsweise bezeichnet hat. Doch sind im Zuge der Intersektionalitätsdebatte auch Fragen der Differenz innerhalb von Kategorien aufgegriffen worden, was als intrakategorialer Zugang bezeichnet werden kann. Schließlich sind beeinflusst durch poststrukturalistische und (de-)konstruktivistische Ansätze antikategoriale Perspektiven aufgezeigt worden. Worum aber handelt es sich wissenssoziologisch betrachtet bei Intersektionalität? Kathy Davis zeigt auf, welche unterschiedlichen Auffassungen nebeneinander existieren: „Für die einen ist Intersektionalität eine Theorie, andere betrachten den Ansatz als Konzept oder heuristisches Instrument, wieder andere sehen ihn als eine Interpretationsstrategie für feministische Analysen. […] Zudem ist alles andere als klar, ob Intersektionalität auf die Interpretation individueller Erfahrungen beschränkt bleiben sollte, ob der Ansatz zur Theoriebildung über Identität dienen soll – ober ob Intersektionalität als Merkmal sozialer Strukturen und kultureller Diskurse aufgefasst werden sollte.“ (Davis 2010: 55)

Vielleicht genügt es vorerst, Intersektionalität als eine Perspektive zu verstehen, die ermöglicht, unterschiedliche Phänomene, ihr Miteinanderverbundensein, gemeinsam zu betrachten, statt auf eines zu fokussieren und dabei seine Verbindungen zu anderen Phänomenen aus dem Blick zu verlieren. Auf eine solche Perspektive stellt auch die US-amerikanische Juristin Kimberlé Crenshaw ab, die Ende der 1980er Jahre den Begriff Intersektionalität geprägt hat (vgl. Crenshaw 1989). Sie will damit auf die besonderen Probleme schwarzer Arbeitnehmerinnen aufmerksam machen, die aufgrund ihrer sozialen Stellung, ihrer ethnischen und geschlechtlichen Zugehörigkeit diskriminiert werden. In Analogie zum Bild mehrerer sich kreuzender Straßen erläutert sie den Begriff:

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes „Consider an analogy to traffic in an intersection, coming and going in all four directions. Discrimination, like traffic through an intersection, may flow in one direction, and it may flow in another. If an accident happens in an intersection, it can be caused by cars traveling from any number of directions and, sometimes, from all of them. Similarly, if a Black woman is harmed because she is in the intersection, her injury could result from sex discrimination or race discrimination.“ (Crenshaw 1989: 149)

Kritisiert wird an diesem Bild der Straßenkreuzung, dass es zwar die einzelnen, sich an manchen Punkten überschneidenden Stränge bzw. „Achsen der Differenz“ (Knapp/Wetterer 2003) oder „Achsen der Ungleichheit“ (Klinger/Knapp/Sauer 2007) zeige, nicht aber verdeutliche, dass diese Stränge einander überlagern oder eng miteinander verwoben sind. Interdependenz erscheint so gesehen als treffenderer Begriff (vgl. Dietze/Hornscheidt/Palm/Walgenbach 2007: 9), doch bleibe das Problem der Benennung von Kategorien auch dann bestehen, wenn diese als interdependent gedacht werden, so Gabriele Winker und Nina Degele (2009: 13). Eine „Verlagerung von Wechselwirkungen in die Kategorie hinein“ verschiebe lediglich das Problem (vgl. ebd.). Winker und Degele halten daher am Begriff Intersektionalität fest. International und auch im deutschsprachigen Raum findet er seit den 1990er Jahren Verwendung. Das Problem, das Intersektionalität bezeichnet, sei allerdings schon sehr viel eher, sowohl in den USA als auch in Europa, von Feministinnen diskutiert worden, betont Gudrun-Axeli Knapp (vgl. Knapp 2008). Und wer sich nicht eindeutig feministisch positioniert, spricht wie z.B. Peter Pleyer in seiner Studie zu nationalen und sozialen Stereotypen im Deutschen Spielfilm von „Merkmalsvergesellschaftungen“ (Pleyer 1968: 18), womit er die einem stetigen Wandel unterliegende Kombination verschiedener Merkmalsausprägungen meint. Er schreibt: „Weiterhin ist für Stereotypen bestimmend, daß die in ihnen festgelegten Merkmale miteinander vergesellschaftet sind. Dementsprechend kann man Stereotypen operational definieren als normative Vorstellungskomplexe, die sich konkretisieren in der Vergesellschaftung von Merkmalen, mit denen Menschen oder Menschengruppen belegt sind.“ (Pleyer 1968: 25) Eine 1:1-Übertragung des US-amerikanischen Intersektionalitätskonzepts auf europäische, speziell deutsche Verhältnisse, hält Gudrun-Axeli Knapp (2005b) für fragwürdig, da diese Analyseperspektive zunächst einmal an die Kultur und Gesellschaft ihres Entstehungskontextes, den USA, gebunden sei. Dort haben schwarze Feministinnen bereits in den 1970er Jahren die als ethnozentristisch empfundenen Forschungsansätze weißer Mittelklasse-Frauen kritisiert und die Berücksichtigung weiterer ungleichheitsgenerierender Dimensionen wie class und ethnicity gefordert (vgl. Knapp 2005b). Das Ende der 1980er Jahre aufgekommene Intersektionalitätskonzept knüpft an diese Debatten an und thematisiert Mehrfachdiskriminierungen, die das Geschlecht, aber eben auch Ethnie, soziale Stellung und weitere Formen von „Otherness“ betreffen. Die Auswahl und die Benennung von Kategorien geben bis heute Anlass zu Diskussionen. Sind in den USA „race“, „class“ und „gender“ weitgehend als die entscheidenden Kategorien akzeptiert, wird in Europa, speziell in Deutschland, über den Begriff race

A Begriffe und Theorien

gestritten. Hier wird der Begriff zumeist durch „Ethnie“ oder „Ethnicity“ ersetzt, worunter dann aber zuweilen recht unterschiedliche Subkategorien fallen wie Nation, Staatsbürgerschaft, Aufenthaltsort, „Gastarbeiter“status, Migration, Konfession etc. Winker und Degele hingegen benutzen bewusst den Begriff Rasse ohne Anführungszeichen, weil sie dadurch „Prozesse der Rassisierung als Prozesse der Rasse erst konstruierenden Ausgrenzung und Diskriminierung sowie ihre gewaltförmige Naturalisierung und Hierarchisierung deutlich machen“ möchten. (Winker/Degele 2009: 10)36 Was die Trias von „race“, „class“, „gender“ anbelangt, liefere das Konzept der Intersektionalität keine „theoretische Begründung, warum gerade Rasse, Klasse und Geschlecht die zentralen Linien der Differenz markieren“ (Winker/Degele 2009: 15). Auch andere Kategorien wie Alter, Generativität, Sexualität, Religion, Nationalität oder Behinderung könnten Berücksichtigung finden (vgl. Winker/Degele 2007: 1). Eine Zusammenstellung von gleich „13 bipolaren, hierarchische Differenzlinien“ bieten Helma Lutz und Norbert Wenning. Sie betonen die soziale Konstruiertheit dieser Differenzen und halten auch andere Kategorisierungen und Untergliederungen für möglich. Ein Vorschlag lautet, zwischen „körperorientierten“ (Geschlecht, Sexualität, „Rasse“/ Hautfarbe, Ethnizität, Gesundheit, Alter), „(sozial)-räumlich orientierten“ (Klasse, Nation/Staat, Ethnizität, Sesshaftigkeit/Herkunft, Kultur, Nord-Süd/Ost-West) und „ökonomisch orientierten“ (Klasse, Besitz, Nord-Süd/Ost-West, gesellschaftlicher Entwicklungsstand) Differenzlinien zu unterscheiden (vgl. Lutz/Wenning 2001: 21). Diese überlagern sich allerdings auch, wie am Beispiel „Nord-Süd/Ost-West“ oder „Klasse“ als sowohl „(sozial)räumlich“ wie „ökonomisch orientiert“ deutlich wird. Dennoch ist das Aufzeigen vieler verschiedener Differenzlinien auch im Hinblick auf die in diesem Kapitel grundsätzlich gestellte Frage nach den Arten von Stereotypen hilfreich, um nicht diejenigen Kategorien und die aus ihnen resultierenden Stereotyparten zu vernachlässigen, die sich hinter dem „etc.“ verbergen, das der Aufzählung „race, class, gender“ gemeinhin folgt. Umstritten bleibt jedoch, welche Kategorien wichtiger, entscheidender sind, was für oder gegen eine Hierarchisierung von Kategorien spricht? Das betrifft schon die Trias „race, class, gender“, denn fraglich ist, ob sich patriarchale oder rassistische Strukturen allein aus den ökonomischen Verhältnissen ableiten lassen. Fortgeführt wird damit die Diskussion über „Masterkategorien“ bzw. das, was in marxistischer Tradition auch unter „Haupt- und Nebenwiderspruch“ verhandelt wird. Ausdruck dieser Debatte ist die Unterscheidung zwischen Strukturund Differenzkategorien37 (vgl. Lenz 2010: 159; Aulenbacher 2008). Cornelia Klinger (2008: 42ff.) nennt Arbeit, Körper und Fremdheit als allgemeine Strukturkategorien, von denen ausgegangen werden müsse, um Nationalismus/Imperialismus, 36 | Mir persönlich scheint der Verzicht auf den Begriff oder aber eine Distanzierung durch Anführungszeichen sinnvoller, um auf die Konstruiertheit von „Rasse“ und die damit verbundenen politischen Auswirkungen aktuell wie historisch hinzuweisen. 37 | Als Strukturkategorien werden z.B. Geschlecht oder Alter bezeichnet, vgl. Aulenbacher (2008). Aulenbacher bezieht sich in ihrem Beitrag insbesondere auf die Arbeiten von Ursula Beer und Regina Becker-Schmidt.

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Kapitalismus und das Patriarchat als Herrschaftsverhältnisse, die an diese Kategorien anknüpfen, zu kritisieren. Nur so könne die „metaphor of intersectionality“38 produktiv – und das meint in Richtung Veränderung der bestehenden Verhältnisse – verwendet werden. Doch wie lassen sich konkret in der empirischen Forschung „multiple Ungleichheitsstrukturen“ analysieren? Hier liegen inzwischen Studien vor, auch kommunikationswissenschaftliche (vgl. Lünenborg/Bach 2009; Drüeke/Kirchhoff/ Klaus 2010; Magin/Stark 2010; Carstensen/Winker 2012; Lünenborg/Linke/Konrad/ Fritsche/Flecke 2012), in denen Wechselwirkungen von Differenzkategorien auf verschiedenen Ebenen erfasst werden und dadurch sowohl gesellschaftliche Sozialstrukturen inklusive Organisationen und Institutionen (Makro- und Mesoebene) als auch Prozesse der Identitätsbildung (Mikroebene) und kulturelle Symbole (Repräsentationsebene) Berücksichtigung finden. Speziell für die kommunikationswissenschaftliche Stereotypenforschung sind das Intersektionalitätskonzept und der von Degele/Winker (2009) vorgeschlagene Mehrebenenansatz deswegen von Belang, weil die Autorinnen Stereotypen auf der Ebene der symbolischen Repräsentationen besondere Bedeutung beimessen. Gemeinsam mit den vorherrschenden Werten und Normen ermöglichten sie Identitätskonstruktionen, „und diese individuellen Subjektivierungsprozesse stabilisieren wiederum symbolische Repräsentationen durch performative Wiederholungen. Daher ist es für eine intersektionale Analyse unabdingbar, die in einem Kontext vorherrschenden Normen, Werte und Stereotypen herauszuarbeiten.“ (Winker/Degele 2009: 54) Medial vermittelte Stereotype betreffen m.E. jedoch nicht nur die Ebene der Repräsentation und individuelle Prozesse der Identitätsbildung, sondern auch gesamtgesellschaftliche Strukturen – was für ein tatsächlich mehrere Ebenen berücksichtigendes Forschungsdesign spricht. Eine intersektionale Perspektive in der kommunikationswissenschaftlichen Stereotypenforschung basiert auf dem Anspruch, der Komplexität des Untersuchungsgegenstandes gerecht zu werden, sich also nicht auf eine Stereotypart und eine Untersuchungsebene zu beschränken, sondern Interdependenzen verschiedener Kategorien und aus ihnen resultierende Stereotypisierungen zu berücksichtigen. Inwieweit eine intersektionale Perspektive in Studien zu Medien und Stereotypen eingenommen wird, ist ein Kriterium bei der Klassifizierung der Studien in Teil C, in dem mittels Metaanalysen erhoben wird, wann, von wem, in welcher Form und mit welchen Ergebnisse zu Medien und Stereotypen geforscht worden ist. Dabei werden zum einen Studien berücksichtigt, in denen es allgemein um Stereotype und Medien geht, zum anderen solche Studien, in denen sich die Forschenden mit einer oder mehreren 38 | Klinger (2008: 39) verweist zu Beginn ihres Aufsatzes auf die terminologische Unterscheidung, die Patricia Hill Collins zwischen „interlocking structures of oppression“ und „the metaphor of intersectionality“ getroffen hat, um damit einerseits die gesellschaftliche und andererseits die individuelle Ebene der Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Ungleichheit zu kennzeichnen, die aber ohne Frage miteinander verbunden sind.

A Begriffe und Theorien

Stereotyparten befassen. Diese Stereotyparten betreffen die Kategorien „Nation“ und „Ethnie“, die hier als im weitesten Sinne „räumliche Stereotype“ gefasst werden, „Religion“, „Geschlecht“ und „sexuelle Orientierung“, „Alter“ und „Beruf“. Mit dieser ersten Festlegung sind andere, möglicherweise ebenfalls relevante Stereotyparten wie etwa Klassen- oder Körperstereotype keineswegs ausgeschlossen. Was im Einzelnen die jeweiligen Stereotyparten und die ihnen zugrunde liegenden Kategorien ausmacht, wird in Teil C ausführlich dargelegt. Hier nur einige Beispiele zur Erläuterung: ■











Räumliche Stereotype: Sie sind ortsgebunden. Kleineren (lokal, regional) und größeren (national, supranational) geographisch verortbaren Kollektiven, den BewohnerInnen dieser Orte, Regionen, Länder etc. werden bestimmte Eigenschaften zugeschrieben. So ist z.B. die Rede von der „rheinischen Frohnatur“, dem „unterkühlten Briten“, der „heißblütigen Italienierin“, dem „ordnungsliebenden Deutschen“ oder „den Ausländern“. Ethnische/„rassische“ Stereotype: Sie sind eng verbunden mit räumlichen Stereotypen und fanden im Zuge der im 19. Jahrhundert aufkommenden biologistischen Deutungen besondere Verbreitung, z.B. werden „die Zigeuner“, „die Indianer“, „die Schwarzen“, „die Weißen“ mit wertenden Eigenschaften in Verbindung gebracht. Religiöse Stereotype: Auch sie sind aufgrund der geographischen Ausbreitung von Religionen eng verbunden mit nationalen und ethnischen Stereotypen. Hier werden Angehörigen von Religionen, Konfessionen und religiösen Gruppierungen, „Anders“- und Nicht-Gläubigen spezifische Charakteristika und Verhaltensweisen unterstellt. Geschlechtliche und sexuelle Stereotype: Sie basieren auf dem gesellschaftlich überwiegend akzeptierten Prinzip der Zweigeschlechtlichkeit, der Unterscheidung zwischen männlich und weiblich. Bestimmte äußere Merkmale und Verhaltensweisen gelten demnach als „weiblich“ oder „männlich“. Eng verbunden mit geschlechtlichen Stereotypen sind Stereotype, die die sexuelle Orientierung betreffen. Homosexualität, sexuelle „Enthaltsamkeit“ oder „Zügellosigkeit“ erscheinen in einer heteronormativen Gesellschaft als „das andere, ungewöhnliche“ und werden daher besonders häufig stereotypisiert, bevorzugt in satirischen Texten, Witzen und Karikaturen. Altersstereotype: Dabei werden Annahmen über Angehörige einer Altersgruppe oder auch einer Generation formuliert, z.B. „die Jugend“, „die 68er“ oder „die Senioren“. Berufliche Stereotype: Von der Berufsangabe wird auf bestimmte Merkmale, Einstellungen und Verhaltensweisen derjenigen geschlossen, die diesen Beruf ausüben – und umgekehrt: bestimmte Merkmale, Einstellungen und Verhaltensweisen aktivieren Vermutungen über den von einer Person ausgeübten Beruf. Berufliche Stereotype berühren die Frage nach dem Ansehen von Berufen und Tätigkeiten. Das Ansehen wiederum ist abhängig von Verantwortung, Einkommen, Ausbildung u.v.m.

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Ökonomische und Klassenstereotype: Ausgehend von unterschiedlichen Besitzverhältnissen und Interessenslagen lassen sich gesellschaftliche Klassen und Schichten identifizieren – und die ihnen zugerechneten Personen stereotypisieren. Körperstereotype: Physische Eigenschaften wie Größe, Gewicht, Behaarung, Pigmentierung etc., auch der äußerlich erkennbare Gesundheitszustand und das Alter werden mit positiven und negativen Wertungen verbunden.

Vorerst lässt sich festhalten: Ein spezifisches Stereotyp oder eine Stereotypart kann definiert werden als kognitive Struktur, die sozial geteiltes Wissen enthält über die angeblich charakteristischen Merkmale und Verhaltensweisen zuvor kategorisierter Personen(-gruppen) und Objekte. Für die kommunikationswissenschaftliche Stereotypenforschung stellt sich die grundsätzliche Frage, welche Kategorien wie untersucht werden können, wenn doch die Grenzen zwischen verschiedenen Arten von Stereotypen nicht eindeutig verlaufen und stereotype Zuschreibungen sich selten auf nur eine Kategorie beziehen? Intersektionale Ansätze versuchen multiple Ungleichheitsstrukturen zu analysieren. Sie könnten daher für die kommunikationswissenschaftliche Stereotypenforschung fruchtbar gemacht werden.

4.2 Von der Kategorisierung zur Diskriminierung? Gesetze und Ethikkodizes zur Vermeidung von Diskriminierung Mit der Schaffung von Kategorien und der Einordnung in Kategorien wie z.B. Nationalität, Ethnie, Religion, Alter, Beruf, Bildung, Physis, Geschlecht und sexuelle Orientierung beginnt der Prozess der Stereotypisierung. Hinzu kommen implizite und explizite Wertungen. Handelt es sich um negative Attribuierungen, so muss daraus zwar nicht zwingend ein offen ablehnendes Verhalten folgen, doch ist die pauschal negative Beurteilung der erste Schritt in Richtung Diskriminierung (vgl. Allport 1971: 28f. und 61-80). Obwohl in der Literatur auch die Möglichkeit „positiver“ Diskriminierung diskutiert wird, überwiegt die Einschätzung, dass es sich bei Diskriminierung um „Äußerungen und Handlungen, die sich in herabsetzender oder benachteiligender Absicht gegen Angehörige bestimmter Gruppen richten“ (Hormel/Scherr 2010: 7) handelt. Dabei tritt Diskriminierung in ganz unterschiedlichen Formen und Kontexten auf. Unterschieden werden strukturelle, organisationale, institutionelle, mittelbare, indirekte, statistische Formen der Diskriminierung. (Vgl. Hormel/Scherr 2010:9; Volf 2001: 125f.) Die Bekämpfung von Diskriminierung ist im Laufe der Jahre sowohl auf internationaler und europäischer Ebene als auch auf nationaler und lokaler Ebene als gesellschaftspolitische Herausforderung begriffen worden (vgl. Hodasz/Nowak/ Pritz-Blazek 2012). Gesetze sollen Gleichbehandlung garantieren. Bereits die Amerikanische Unabhängigkeitserklärung von 1776 und die französische Erklärung der Bürger- und Menschenrechte von 1789 enthalten ein implizites Diskriminierungsverbot. Dies wird in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948, die als Reaktion auf Kriege, Verfolgung und Massenmorde in der ersten Hälfte des 20. Jahr-

A Begriffe und Theorien

hunderts erfolgt, explizit formuliert. In Art. 2 heißt es: „Jeder Mensch hat Anspruch auf die in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten ohne irgendeine Unterscheidung wie etwa nach Rasse, Farbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, nach Eigentum, Geburt oder sonstigen Umständen.“ (Baer o.J.: 4) Der Antidiskriminierungsgrundsatz ist zwar Bestandteil des Grundrechtekatalogs und insbesondere von Art. 3, Abs. 3 GG, war in Deutschland aber, anders als etwa in den USA und Großbritannien, bis vor wenigen Jahren noch kein bedeutsamer Bezugspunkt politischer Auseinandersetzungen und juristischer Diskurse. Das änderte sich mit den vier zwischen den Jahren 2000 und 2004 vom Rat der Europäischen Union beschlossenen Gleichbehandlungsrichtlinien, der Antirassismusrichtlinie (2000/43/EG), der Rahmenrichtlinie Beschäftigung (2000/78/EG), der sogenannten Gender-Richtlinie (2002/73/EG) sowie der Richtlinie zur Gleichstellung der Geschlechter auch außerhalb der Arbeitswelt (2004/113/EG).39 Aufgrund dieser EU-Richtlinien wurden bestehende nationale Gesetze überarbeitet und erweitert oder neue Gesetze erlassen, so in Österreich 2004 das Bundesgesetz über die Gleichbehandlung, in Deutschland 2006 das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) – umgangssprachlich auch Antidiskriminierungsgesetz genannt. Es ermöglicht, Benachteiligungen aus Gründen der ethnischen Zugehörigkeit, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu sanktionieren. Dieses Gesetz war heftig umstritten, insbesondere ArbeitgeberInnen und VermieterInnen fürchteten eine Klagewelle. So beauftragte die unternehmerfreundliche, marktliberale Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) eine Studie zu Gesetzesfolgekosten des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG), welche zu dem Schluss kam, dass durch das AGG 1,73 Milliarden € Kosten für die deutschen Unternehmen entstanden seien. Diese Studie wurde durch eine von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes einberufene Kommission überprüft. Deren Mitglieder kamen zu dem Ergebnis, dass die Mehrkosten und eine Prozesswelle ausgeblieben sind und der gesellschaftliche Nutzen des Gesetzes überwiegt.40 Diskriminierung soll also in allen gesellschaftlichen Bereichen vermieden werden. Weil gerade den Medien als privaten Unternehmen und z.T. öffentlichrechtlichen Institutionen, die die gesellschaftliche Kommunikation mitbestimmen, eine besondere Verantwortung zukommt, gibt es spezielle Gesetze und medienethische Übereinkünfte bezüglich nicht-diskriminierender Berichterstattung, 39 | Was genau diese Richtlinien vorgeben und wo sie Anwendung finden, erläutert das Deutsche Institut für Menschenrechte auf seiner Homepage, vgl. http://aktiv-gegen-diskriminierung.de/ index.php?id=1763 40 | Siehe dazu die Veröffentlichungen auf den Homepages der Initivative Neue Soziale Marktwirtschaft sowie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes: www.insm.de/insm/Presse/ Pressemeldungen/Aktuelle-INSM-Studie-zum-Antidiskriminierungsgesetz-Unternehmenwerden-mit-1-73-Mrd-Euro-belastet.html; www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/ Pressearchiv/DE/2008/20080814_1_73_Euro_kostenbelastung_f_wirtschaft_sind_vom_ tisch.html

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jedoch wenige medienrechtliche Abhandlungen, die das Problem diskriminierender Medienberichterstattung vertiefend behandeln. Aus juristischer Sicht ist im Falle einer Klage abzuwägen zwischen den Persönlichkeitsrechten der betroffenen Person oder auch Personengemeinschaft41 und der Berichterstattungsfreiheit der Medien, wie sie in Deutschland im Grundgesetz (GG), Art. 5 festgehalten ist. Dieses die Informations- und Meinungsäußerungsfreiheit, Presse-, Rundfunk- und Filmfreiheit sowie das Zensurverbot umfassende Grundrecht findet allerdings seine Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre. So kann u.U. die Ausübung der in Art. 5, Abs. 1 GG garantierten Grundrechte im Einzelfall zurücktreten, wenn durch ihre Ausübung „schutzwürdige Interessen von höherem Rang“ verletzt würden (vgl. Branahl 2009: 79). Unter diese schutzwürdigen Interessen fallen sowohl Individualinteressen wie Ehrenschutz, Persönlichkeitsschutz, Unternehmensschutz, Abbildungsschutz, Schutz gegen die Prangerwirkung von Kriminalberichterstattung und der Schutz des geistigen Eigentums, als auch Gemeinschaftsinteressen, wie der Schutz des Friedens und der öffentlichen Sicherheit. Zum Schutze des äußeren und inneren Friedens hält das Strafgesetzbuch Regelungen bereit, die Aufrufe zu Krieg und Gewalt sowie „Volksverhetzung“ unter Strafe stellen. Geschützt werden sollen dadurch, so heißt es in Theodor Lenckners Kommentar zum Strafgesetzbuch42, „Teile der inländischen Bevölkerung, die sich auf Grund gemeinsamer äußerer oder innerer Merkmale (wie Rasse, Volkszugehörigkeit, Religion, politischer oder weltanschaulicher Überzeugung, sozialer und wirtschaftlicher Verhältnisse) als eine von der übrigen Bevölkerung unterscheidbare Gruppe von nicht unerheblicher Größe darstellen. Dazu gehören beispielsweise Juden, Katholiken, Protestanten, Einheimische und Vertriebene, Aussiedler, Übersiedler und Asylanten, die in der Bundesrepublik lebenden Ausländer, Gastarbeiter oder bestimmte Gastarbeitergruppen (Türken), Zigeuner, in der Bundesrepublik lebende Farbige, aber auch politische Gruppen, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Besitzende (Kapitalisten) und Besitzlose (Proleten), Bauern, Beamte oder hinlänglich abgrenzbare Beamtengruppen (Richter und Staatsanwälte) sowie die Soldaten der Bundeswehr.“ (Lenckner 2006, zit. nach Branahl 2009: 242)

In welchen Fällen dem Grundrecht auf freie Berichterstattung der Vorrang einzuräumen ist, muss im Einzelfall entschieden werden, doch wird das geltende Recht 41 | Als beleidigungsfähige Personengemeinschaft hat die Rechtsprechung solche Gruppierungen eingestuft, die eine rechtlich anerkannte Funktion erfüllen und einen einheitlichen Willen bilden können: z.B. Behörden, Stellen der öffentlichen Verwaltung, Kirchen und Religionsgemeinschaften, Gesetzgebungsorgane von Bund und Ländern sowie sonstige politische Körperschaften. Leiter bzw. Träger solcher Organisationen haben das Recht Strafantrag zu stellen. (Vgl. Branahl 2009: 102) 42 | Branahl gibt im folgenden Zitat die Rechtsprechungsnachweise von Theodor Lenckner im Kommentar zum Strafgesetzbuch von Schönke (2006) wieder. Die Formulierungen gehen daher nicht auf ihn zurück.

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maßgeblich durch eine so genannte juristische Dogmatik mitbestimmt, worunter man die in Rechtsprechung und Lehre entwickelten Grundsätze zur Auslegung der Rechtsordnung unter Einbezug der früher von den Höchsgerichten gefällten Entscheidungen versteht (vgl. Branahl 2009: 13f.). Präventiv vor diskriminierender Berichterstattung schützen sollen Vorschriften in den Presse- und Rundfunkgesetzen der Länder sowie Rundfunkstaatsverträgen zur Förderung der Darstellung von Vielfalt, der Völkerverständigung, der europäischen Einigung, der Zusammengehörigkeit im vereinten Deutschland, der sozialen Gerechtigkeit, der Gleichberechtigung von Männern und Frauen etc.43 Im Falle diskriminierender Berichterstattung werden je nach Organisationsform des Rundfunks unterschiedliche, „staatsferne“ Aufsichtsgremien tätig. Bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten prüfen die Rundfunkräte, ob ein Verstoß gegen die Programmrichtlinien vorliegt, bei den privat-kommerziellen Sendern die zuständigen Landesmedienanstalten. Für beide gilt eine pluralistische Besetzung mit „VertreterInnen gesellschaftlich relevanter Gruppen“44, um Meinungsvielfalt und gesellschaftliche Kontrolle sicherzustellen. Neben Gesetzen wird in vielen europäischen Staaten versucht mittels freiwilliger Selbstkontrolle und ethischer Übereinkünfte Diskriminierung und Ausgrenzung in der Medienberichterstattung und Werbung zu vermeiden. So heißt es im Pressekodex des Deutschen Presserats unter Ziffer 12: „Niemand darf wegen seines Geschlechts, einer Behinderung oder seiner Zugehörigkeit zu einer ethnischen, religiösen, sozialen oder nationalen Gruppe diskriminiert werden.“ Oder unter Ziffer 10: „Die Presse verzichtet darauf, religiöse, weltanschauliche oder sittliche Überzeugungen zu schmähen.“ Wichtig für eine nicht-diskriminierende Berichterstattung ist zudem der in Ziffer 13 unter dem Stichwort „Unschuldsvermutung“ zusammengefasste Grundsatz: „Die Berichterstattung über Ermittlungsverfahren, Strafverfahren und sonstige förmliche Verfahren muß frei von Vorurteilen erfolgen. Der Grundsatz der Unschuldsvermutung gilt auch für die Presse.“ (Pressekodex des Deutschen Presserats 2013: o.S.) Ganz ähnliche Formulierungen finden sich in den Selbstverpflichtungserklärungen und Richtlinien anderer Organe der Freiwilligen Selbstkontrolle wie etwa der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF), der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK), der Multimediadienste-Anbieter e.V. (FSM), dem Deutschen 43 | So heißt es im Staatsvertrag über den Rundfunk im vereinten Deutschland unter §41, Programmgrundsätze: „(1) Für die Rundfunkprogramme gilt die verfassungsmäßige Ordnung. Die Rundfunkprogramme haben die Würde des Menschen sowie die sittlichen, religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen anderer zu achten. Sie sollen die Zusammengehörigkeit im vereinten Deutschland sowie die internationale Verständigung fördern und auf ein diskriminierungsfreies Miteinander hinwirken. Die Vorschriften der allgemeinen Gesetze und die gesetzlichen Bestimmungen zum Schutz der persönlichen Ehre sind einzuhalten. (2) Die Rundfunkvollprogramme sollen zur Darstellung der Vielfalt im deutschsprachigen und europäischen Raum mit einem angemessenen Anteil an Information, Kultur und Bildung beitragen; die Möglichkeit, Spartenprogramme anzubieten, bleibt hiervon unberührt.“ 44 | Welche Gruppen jedoch „gesellschaftlich relevant“ sind, ist fraglich, und muss ggf. neu definiert und ausgehandelt werden. Z.B. „Vertriebenen-Vertreter“ vs. „Ausländer-Vertreter“.

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Werberat u.a. Der Anspruch, diskriminierende Inhalte zu vermeiden, mag zwar bei allen Institutionen der freiwilligen Selbstkontrolle vorhanden sein, doch agieren sie nicht präventiv, sondern reagieren auf Beschwerden, werden also erst im Nachhinein und auf Anrufung tätig. Die Zahl der Beschwerden hat in den letzten Jahren zugenommen, u.a. weil die Verfahren entbürokratisiert worden sind und z.B. online Beschwerdeformulare abgerufen werden können. Untersuchungen zur Spruchpraxis von Organen der Freiwilligen Selbstkontrolle belegen jedoch, dass mehr Beschwerden nicht heißt, dass diesen auch vermehrt stattgegeben wird (vgl. Ematinger 2011). Selbst wenn ein eindeutiger Verstoß gegen Grundsätze und publizistische Richtlinien festgestellt werden konnte, sind die Sanktionsmöglichkeiten von Organen der Freiwilligen Selbstkontrolle beschränkt. Schlimmstenfalls werden Verwarnungen oder Rügen ausgesprochen, verbunden mit der Auflage, diese zu publizieren. Daran halten sich aber trotz Selbstverpflichtung längst nicht alle Medien. So ruft die weitgehende Wirkungslosigkeit freiwilliger Selbstkontrolle regelmäßig Kritik hervor, zuweilen grundsätzliche: eine Selbstkontrolle, die diesen Namen auch verdient, kann es im Medienbereich nicht geben, da sie den Interessen der Medienunternehmen als Wirtschaftsunternehmen größtenteils entgegensteht. Lediglich wenn der durch diskriminierende Berichterstattung und Werbung entstehende Imageschaden größer ist als der Werbeeffekt, besteht ein gewisser Druck, sich an ethischen Vorgaben zu orientieren. „Aus diesem Grund wird der Staat auch weiterhin auf das ‚harte‘ Steuerungsmedium des Medienrechts angewiesen sein, um medienpolitische Ziele durchzusetzen“, so Mai (1999: 337). Fraglich aber ist, ob mehr Fremdkontrolle, höhere Strafen und strengere Gesetze das Problem diskriminierender Berichterstattung lösen und sowohl von den Medienschaffenden als auch den MediennutzerInnen akzeptiert werden? Zur praktischen Relevanz und Akzeptanz ethischer Vorgaben und Gesetze gibt es nur wenige Studien. Doch versammelt der von Rainer Geißler und Horst Pöttker 2009 herausgegebene Band Massenmedien und die Integration ethnischer Minderheiten in Deutschland verschiedene Ergebnisse, inwiefern Gesetze, ethische Vorgaben und Diskriminierungsverbote die tägliche Arbeit der JournalistInnen bestimmen – oder auch nicht. In der Kriminalitätsberichterstattung45 finden sich immer wieder Hinweise auf die ethnische Zugehörigkeit der Verdächtigen oder TäterInnen, obwohl diese laut Pressekodex, Ziffer 12, nur erwähnt werden sollte, „wenn für das Verständnis des berichteten Vorgangs ein besonderer Sachbezug besteht.“ Hier verweisen JournalistInnen auf das berechtigte Interesse der Öffentlichkeit an solchen Informationen und auf die Mündigkeit des Publikums. Mehrheitlich empfinden die PraktikerInnen ethische Vorgaben als hinderlich und befolgen Antidiskriminierungsregeln nur ungern, wie u.a. Studien zur Akzeptanz geschlechtergerechter Formulierungen belegen. So werden Verantwortlichkeiten hin und her geschoben zwischen Politik und Medien, der Rechtsprechung und den Institutionen der Freiwilligen Selbstkontrolle, den JournalistInnen und Werbetreibenden sowie ihren Publika. Eine weniger stereotype und weniger diskriminierende Berichterstattung erweist sich als 45 | Siehe dazu auch die Ausführungen zur Kriminalitätsberichterstattung in Kapitel C 2.

A Begriffe und Theorien

gesamtgesellschaftliche Aufgabe, derer sich möglichst viele BürgerInnen annehmen müssten. Von der Stereotypen- und Vorurteilsforschung erhoffen sich PolitikerInnen, PädagogInnen, im sozialen Bereich Tätige wie auch JournalistInnen und ÖffentlichkeitsarbeiterInnen ganz praktische Hinweise zur Vermeidung von Diskriminierung und Gewalt. Doch welche Antworten können Wissenschaft und Forschung bieten?

5. Ansätze der Stereotypen- und Vorurteilsforschung sowie Möglichkeiten der Prävention und Intervention Trotz aller bisher vorgenommenen Annäherungen an das Phänomen Stereotyp und den Vorgang der Stereotypisierung mit seinen positiven wie negativen Folgen für das Individuum und die Gesellschaft kann von einer Theorie des Stereotyps keine Rede sein. Stattdessen stehen verschiedene Hypothesen und Ansätze relativ unverbunden nebeneinander. Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer fachlichen Herkunft, ihrer Fragen, bevorzugten Analyseebenen und Methoden. Zwei grundlegende und einander widersprechende Hypothesen innerhalb der Stereotypen- und Vorurteilsforschung sind die Ausnahme- und die Gleichheitshypothese. Erstmals als solche benannt wurden sie von Heinz Wolf (1969: 944). Die Gleichheitshypothese geht von Vorurteilsbildung als kognitivem, unvermeidlichem und funktionalem Prozess aus, der alle Menschen betrifft. Niemand ist demnach vorurteilsfrei, nur müsse nach Intensität und Objekt des jeweiligen Vorurteils unterschieden werden. KritikerInnen der Gleichheitshypothese erkennen darin eine gefährliche Gleichmacherei und letztlich Verharmlosung von Vorurteilen und ihren negativen Folgen für Einzelne und soziale Gruppen. Die Ausnahmehypothese geht von Vorurteilsbehaftetheit als individuelle, persönlichkeitstypische Form des Verhaltens aus. Die Neigung zu Vorurteilen kann pathologische Züge annehmen. Als Beispiel für die Ausnahmehypothese wird die Forschung von Adorno et al. (1950; dt. 1973) zur Autoritären Persönlichkeit genannt (vgl. Bergler/Six 1972: 1378f.; Weller 2001: 24). Auf sie beziehen sich etwa Alexander Mitscherlich oder Alphons Silbermann, wenn sie von „Vorurteilskrankheit“ (Mitscherlich 1978: 280; Silbermann 1974: 273) sprechen. Eine Kritik an dieser Perspektive lautet, dass diejenigen, die sie einnehmen, sich selbst für weitgehend stereotypenfrei halten. Die Existenz von Stereotypen erscheine dann als Rätsel (vgl. Weller 2000a; 2001: 44), das die Fragen aufwerfe, warum Stereotype entstehen und warum sie so stabil sind? Dem folgten Appelle zum Abbau von Stereotypen, gleichzeitig würden neue Stereotype identifiziert, um an theoretischen Konzepten fest- und normative Forderungen aufrechterhalten zu können. Eine weitere Unterscheidung, der z.B. auch die Sozialpsychologen Charles Stangor und Mark Schaller (1996: 4f.) folgen, ist die zwischen individuellen und kollektiven Ansätzen („individual oder collective approaches“) und – bezogen auf Stereotype

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– Stereotype als individuelle oder kollektive Überzeugungen und Einstellungen („stereotypes as individual beliefs or collective belief systems“). Während individuelle Ansätze nach der Entstehung von Stereotypen fragen und dabei hauptsächlich auf Erkenntnisse der Kognitionsforschung zurückgreifen, betrachten kollektive Ansätze Stereotypisierungen als soziale Interaktion zwischen Angehörigen verschiedener Gruppen. Vereinfachend ließe sich auch von einer psychologischen oder soziologischen Herangehensweise sprechen. Je nach dem werden Stereotype eher als individuelles Phänomen betrachtet, das aufgrund einer individuellen kognitiven Disposition besteht, oder als soziales Phänomen, das aufgrund der empfundenen oder zugeschriebenen Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe entsteht. Die Sozialpsychologie sucht beide Perspektiven zu verbinden, doch scheint weitere Differenzierung angezeigt, um die Übergänge zwischen individuellen und kollektiven Ansätzen, zwischen Klein- und Großgruppen erfassen zu können. Im Folgenden sollen Ansätze vorgestellt werden, die auf der individuellen (= Mikroebene), der interpersonellen und intergruppalen (= Mesoebene) sowie der gesellschaftlichen (= Makroebene) Ebene angesiedelt sind. In Anlehnung an den schematischen Überblick, den Wolfgang Gaebel, Wiebke Ahrens und Pia Schlamann (2010: 7) über Theorien zur Erklärung von Vorurteilen geben, wird außerdem auf daraus ableitbare Ansätze zur Prävention und Intervention kurz eingegangen.46

5.1 Die individuelle Ebene Die Ursachen für Vorurteile und Stereotype liegen gemäß individuellen Ansätzen in der stereotypisierenden Person begründet. Mangelndes Wissen, Denken in Hierarchien und einfachen Gegensätzen oder bestimmte Persönlichkeitsmerkmale wie Autoritätsgläubigkeit und fehlende Empathiefähigkeit begünstigten die Entstehung stereotypen und vorurteilsbehafteten Denkens. Innerhalb der individuellen Ansätze können psychodynamische von kognitiven Ansätzen unterschieden werden. Ihnen liegen unterschiedliche Menschenbilder und Definitionen von Vorurteilen und Stereotypen zugrunde. Während psychodynamische Vorurteilstheorien die gefühlsmäßige Dimension des Vorurteils betonen und Vorurteile als eine Verzerrung der Realität verstehen, betrachten kognitive Ansätze diese Verzerrungen als Ergebnis der begrenzten menschlichen Fähigkeiten zur Informationsverarbeitung: Jeder Mensch bildet demnach in der hochkomplexen Realität Kategorien, um subjektiv wichtige von unwichtigen Informationen zu trennen, die Informationsflut zu verringern und handlungsfähig zu bleiben. Zu den psychodynamischen Ansätzen, die die Ursache von Vorurteilen in der Persönlichkeitsstruktur des Individuums und in innerpsychischen Konflikten 46 | Die AutorInnen haben in einem vom deutschen Bundesministerium für Gesundheit geförderten Projekt Empfehlungen zur Entstigmatisierung psychisch Kranker formuliert. Im Projektbericht findet sich ein tabellarischer Überblick über Ansätze innerhalb der Vorurteilsforschung und Interventionsmöglichkeiten nach Ulrich Wagner und Tina Farhan (2008).

A Begriffe und Theorien

sehen, zählen auf der Freud’schen Psychoanalyse gründende Theorien wie die der Autoritären Persönlichkeit47 (vgl. Adorno et al. 1950), oder auch die FrustrationsAggressions-Hypothese und die Sündenbock-Theorie. Die von Theodor W. Adorno, Else Frenkel-Brunswik, Daniel J. Levinson und R. Nevitt Sanford in den 1940er Jahren entwickelte Theorie der Autoritären Persönlichkeit führt Vorurteile auf spezifische Persönlichkeitsstrukturen zurück, die ihren Ursprung in einem autoritären Erziehungsstil und frühkindlichen Identitätsbildungsproblemen haben. Vorurteilsvolle Personen verdrängten aus familiären und Ingroup-Konflikten resultierende Aggressionen und Antipathien. Diese negativen Gefühle übertrügen sie auf Mitglieder der Outgroup. Gegenüber Autoritäten verhalten sich autoritäre Persönlichkeiten unterwürfig. Sie halten an traditionellen Werten fest und sind sozial überaus angepasst. Frustrationen und ihre Folgen stehen im Mittelpunkt der FrustrationsAggressions-Theorie, die zur sogenannten Sündenbock-Theorie weiterentwickelt wurde. Frustrationen der unterschiedlichsten Art (Arbeitslosigkeit, Konflikte mit Vorgesetzten, Impotenz etc.) führten zu Aggressionen. Können sich diese nicht gegen die VerursacherInnen richten, beispielsweise weil sie als solche nicht erkannt werden oder als zu mächtig erscheinen, werden andere für das empfundene oder tatsächlich erlittene Unrecht verantwortlich gemacht. Häufig richtet sich die Aggression gegen Mitglieder von als anders und fremd definierten Gruppen. Die vorurteilsbelastete Person verschiebt ihre inneren Konflikte und Aggressionen mittels Projektion auf andere, sucht sich also einen „Sündenbock“ – was für sie selbst entlastend ist. Die Sündenbock-Theorie dient der Erklärung von Diskriminierung und Gewalt. Offen bleibt aber, welche Rolle die Persönlichkeit und situative Kontextfaktoren spielen, warum längst nicht alle Menschen aus bestimmten Gründen „frustriert“ sind und ihre Frustrationen in Aggressionen gegen andere umleiten. Auch erklären die Frustrations-Aggressions- und Sündenbock-Theorie nicht, welche Outgroups warum Opfer der Aggressionen werden. Individuumszentrierte Interventionsansätze zielen darauf ab, einerseits kritisches Denken zu schulen und bestehende Auffassungen zu hinterfragen, andererseits das spezifische Wissen über die stereotypisierte Gruppe zu erhöhen. Beispielsweise hat sich die Vermittlung von Informationen über andere ethnische Gruppen mittels eines Lernprogramms (vgl. Culture Assimilator, Cushner/Landis 1996) als effektives Mittel zur Reduktion von ethnischen Vorurteilen erwiesen. Programme wie das AncovaReasoning Programm (Schaller et al. 1996) wollen bewusst machen, wie fehleranfällig und lückenhaft menschliche Informationsverarbeitung ist, andere Programme und Trainings setzen auf Moralentwicklung, z.B. durch Aufzeigen einer Diskrepanz zwischen eigenen Werten und Normen und vorurteilsbasierten Einstellungen und Verhaltensweisen (vgl. Value Confrontation Technique, Rokeach 1971; 1973) oder die Erhöhung der Empathiefähigkeit, der Fähigkeit sich in andere hineinzuversetzen und ihre Perspektive zu übernehmen. Das kann u.a. durch entsprechende Lektüre oder Filme erreicht werden. 47 | Mehr zu der Studie, die zu den Klassikern der Vorurteilsforschung zählt, in Teil B.

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5.2 Die interpersonelle und intergruppale Ebene Erklärungsansätze auf der interpersonellen oder intergruppalen Ebene sehen Stereotypisierungen im Zusammenhang mit Vergleichen, die zwischen der eigenen Person oder Gruppe, der Ingroup, und Angehörigen der Outgroup angestellt werden. Bei den interpersonellen oder intergruppalen Ansätzen lassen sich konflikttheoretische Ansätze, die Vorurteile auf Konkurrenz- und Konfliktsituationen zwischen sozialen Gruppen zurückführen, von lern- bzw. sozialisationstheoretischen Ansätzen unterscheiden, die die Übernahme von Vorurteilen im Sozialisationsprozess hervorheben. Konflikttheoretische Ansätze erklären Vorurteile mit realen bzw. als ‚real‘ wahrgenommenen Interessenskonflikten und Konkurrenzsituationen zwischen Gruppen. Ein klassisches Beispiel aus den 1950er Jahren sind die Experimente des US-amerikanischen Sozialpsychologen Muzafer Sherif mit Jugendlichen in einem Ferienlager. Die Jugendlichen wurden in zwei Gruppen aufgeteilt und Wettbewerbsund Konfliktsituationen ausgesetzt. Der Konkurrenzdruck verstärkte die Identifikation mit der eigenen Gruppe und die Abwertung der anderen.48 Mit der Theorie der sozialen Identität wurde der konflikttheoretische Ansatz in wichtigen Punkten erweitert. Die Studien des britischen Sozialpsychologen Henri Tajfel und seiner MitarbeiterInnen bestätigten, dass allein eine (willkürliche) Einteilung von Personen in Gruppen ausreicht, um Differenzen zwischen Gruppen und eine Favorisierung der Eigengruppe gegenüber der Fremdgruppe herzustellen. Ein Interessenskonflikt um Ressourcen wie Geld, Arbeit oder Territorium ist daher keine notwendige Voraussetzung für die Ablehnung von Fremdgruppen, es reicht vielmehr, in ‚Wir‘ und ‚Sie‘ zu unterteilen, sprich zu kategorisieren.49 Erklärt wurden die Ergebnisse mit Identitätsbildungsprozessen: Jede Person, so die Grundannahme, strebt nach einem positiven Selbstbild und dieses wird auch von Gruppenzugehörigkeiten und deren Bewertung bestimmt. Das positive Bild der Eigengruppe ergibt sich durch 48 | Die sogenannten Ferienlager-Experimente wurden zwischen 1949 und 1954 durchgeführt. Probanden waren jeweils mehr als 20 Jungen zwischen 11 und 12 Jahren, die aus weißen, protestantischen Mittelklassefamilien stammten und einander nicht kannten. Eingeteilt wurden sie in zwei Gruppen. Das Experiment durchlief mehrere Phasen, zunächst die der Gruppenbildung, dann die der Induktion von Gruppenkonflikten, am Ende die der Konfliktreduktion. Die Gruppenbildung in Phase 1 erfolgte ohne besonderen Druck und ohne besondere Aufmerksamkeit für die Fremdgruppe. Das änderte sich in Phase 2, als Konkurrenzsituationen geschaffen wurden. Die Aussicht auf Belohnung nach erfolgreich absolviertem Wettkampf führte zu mehr Aggressionen zwischen den Gruppen. In Phase 3 wurde versucht, diese Aggressionen wieder abzubauen. Möglich war das jedoch nur dadurch, dass die beiden Gruppen nun aufgelöst wurden und gemeinsam Probleme zu bewältigen hatten. Ohne diese gemeinschaftliche Aufgabe blieben die Feindseligkeiten bestehen. Die Experimente zeigten, dass auch zwischen „homogenen“ Gruppen Aggressionen entstehen. Es müssen also gar nicht erst irgendwelche sozialen Kategorien bemüht werden, um Aggressionen zu rechtfertigen. Es genügt die Abgrenzung von „den anderen“. 49 | So kann es nach dieser Theorie zu „Antisemitismus ohne Juden“ oder „Ausländerfeindlichkeit“ ohne direkten Kontakt zu „Ausländern“ kommen.

A Begriffe und Theorien

den Vergleich zwischen Eigen- und Fremdgruppe. Eine positive soziale Identität kann eine Person erhalten, indem sie die Eigengruppe über die Abwertung der Fremdgruppe aufwertet. Der Begriff des inter-group bias verweist auf diesen Vorgang der Aufwertung der Eigengruppe bei gleichzeitiger Abwertung der Fremdgruppe. Im Gegensatz zu Konflikttheorien werden Vorurteile und Stereotype in lernbzw. sozialisationstheoretischen Ansätzen nicht unmittelbar durch persönliche Erfahrungen mit Mitgliedern einer anderen Gruppe gebildet, sondern aus dem in jeder Gesellschaft bestehenden Vorrat an tradierten Einstellungen und Normen übernommen. Grundannahme der lern- bzw. sozialisationstheoretischen Ansätze ist also, dass Stereotype und Vorurteile – aber auch nichtdiskriminierende Einstellungen! – durch Sozialisationsinstanzen wie Eltern, Verwandte, Freunde, Kollegen, Schule, Beruf oder auch Medien weitergegeben werden. „Hier wirken Lernprozesse durch Imitation, Beobachtung, durch Identifikation mit Vorbildern, durch indirekte Instruktion, durch Gebote, Verbote und Strafen.“ (Bergmann 2001: 7f.) Auf der interpersonellen oder intergruppalen Ebene angesiedelte Programme zielen darauf ab, die Wahrnehmung der stereotypisierten Gruppe zu verändern, beispielsweise durch Dekategorisierung (= das Individuum statt seine Gruppenzugehörigkeit betrachten) oder Rekategorisierung (= die Betonung einer übergeordneten gemeinsamen Identität, z.B. „Wir sind alle Europäer/Mütter/Menschen“) oder multiple soziale Kategorisierung. In verschiedenen Experimenten wurde überprüft, ob Vorurteile zwischen Gruppen abgebaut werden können, wenn die ProbandInnen angehalten werden, Mitglieder von Fremdgruppen mehr als nur einer Kategorie zuzuordnen. Tatsächlich konnte unter bestimmten Bedingungen die Konzentration auf mehrere Gruppenzugehörigkeiten den intergroup-bias vermindern (vgl. Turner/ Hewstone 2012: 351f.). Ein weiterer Ansatz besteht darin, Möglichkeiten zum direkten, persönlichen Kontakt zu schaffen. Der Kontakthypothese liegt die Hoffnung zugrunde, dass der Austausch mit VertreterInnen einer stereotypisierten Gruppe zur Verringerung von Vorurteilen führt (vgl. Pettigrew 1998; Pettigrew/Tropp 2006). Jedoch kann auch das Gegenteil eintreten. Deswegen sind verschiedene Voraussetzungen, die schon Gordon W. Allport (1954, dt. 1971: 285f.) formuliert hat, für die positive Wirkung von Kontakten zu erfüllen: So die tatsächlich persönliche und auf Interaktion setzende Begegnung zwischen Personen. Diese sollten mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede aufweisen, tendenziell statusgleich sein, und ein gemeinsames Ziel vor sich haben. Als förderlich hat sich darüber hinaus die Unterstützung durch eine übergeordnete Instanz erwiesen. Eine praktische Umsetzung der Kontakt-Hypothese erfolgt bei Austauschprogrammen, aber auch beim sogenannten „Kooperativen Lernen“ in Schulen oder Diversity Trainings in der betrieblichen Weiterbildung. Personen unterschiedlicher Herkunft oder mit unterschiedlichen Begabungen sollen sich zu Lern- und Arbeitsgruppen zusammenfinden und ihre unterschiedlichen Talente einbringen, weil nur so ein gemeinsames Ziel erreicht werden könne. Quantität und Qualität von Kontakterfahrungen sind sicher ausschlaggebend, doch scheinen nicht nur unmittelbare,

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direkte Kontakte zu wirken, sondern auch mittelbarer, indirekter Kontakt in Form der Beobachtung, dass Mitglieder der Ingroup gruppenübergreifende Freundschaften pflegen (vgl. Turner/Hewstone 2012: 349f.). Hier könnte Medienberichterstattung zum Abbau von Vorurteilen und Stereotypen beitragen.

5.3 Die gesellschaftliche Ebene Erklärungsansätze auf der gesellschaftlichen Ebene fragen nach den Ursachen sozialer Ungleichheit. Neben den klassischen Ansätzen Marx’scher Prägung sind hier Klassen- und Schichtmodelle unterschiedlicher Provenienz (Max Weber, Theodor Geiger, Helmut Schelsky, Ralf Dahrendorf) zu nennen. Seit den 1970er Jahren ist eine weitere Ausdifferenzierung zu erkennen, Lage-, Lebensstil- und Milieuansätze kommen hinzu, zudem Entstrukturierungsansätze wie die Beck’sche Individualisierungsthese, wonach wir uns „jenseits von Stand und Klasse“ (Beck 1986) befänden. Was Theorien zur sozialen Ungleichheit in Bezug auf Stereotype und Vorurteile eint, ist, dass sie diese als kulturell tief verankert begreifen und auf das Ineinandergreifen verschiedener Mechanismen setzen, um gesellschaftlichen Wandel und konkret Einstellungsveränderungen zu bewirken. Das kann durch Gesetze und Verordnungen, aber auch moralische Übereinkünfte (Political Correctness, Anti-Antisemitismus) und Freiwillige Selbstkontrolle erreicht werden. Oder durch Aufklärungs- und Informationskampagnen, die staatlicherseits oder von ‚Betroffenen‘ gestartet werden. Oder eben auch durch eine veränderte Medienberichterstattung, die nicht auf die immergleichen, stereotypen Themen, Bilder und Formulierungen zurückgreift. Weil Stereotype nicht monokausal zu erklären sind, sondern sowohl individuelle, als auch interpersonelle, intergruppale und gesellschaftliche Ursachen haben, sollten Interventionen möglichst auf mehreren Ebenen stattfinden: So trägt beispielsweise eine Veränderung der Gesetzgebung (Makro-Ebene) in Bezug auf die beruflichen Möglichkeiten „behinderter“ und „nichtbehinderter“ Personen zur Veränderung der sozialen Normen bei. Hinterfragt werden muss, was eigentlich „Behinderung“ meint, wer das definiert und wer demnach „behindert“ ist und wer nicht? In der Praxis, also im Berufsleben, ermöglichen Antidiskriminierungsgesetze persönliche Kontakte (Meso-Ebene), wodurch das Wissen übereinander verbessert und soziale Kompetenzen der Beteiligten geschult werden (Mikro-Ebene). Flankiert durch eine Medienberichterstattung, die der Diskussion über Vor- und Nachteile des kooperativen Arbeitens ausreichend Raum bietet, könnten darüber hinaus bestehende Vorurteile abgebaut werden.

A Begriffe und Theorien

6. Zwischenfazit Begriffe und Theorien Wenn man Walter Lippmanns Werk Public Opinion von 1922 als Ausgangspunkt nimmt, wird Stereotypenforschung seit mehr als neunzig Jahren betrieben. Eine kaum überschaubare Fülle an Publikationen zu Stereotypen ist seither erschienen, vor allem in der soziologischen, psychologischen und sozialpsychologischen Forschung sind Stereotype und Vorurteile ein vielbeachtetes Thema. Von Interesse ist, in welchem Umfang und in welcher Qualität sich die Kommunikations- und Medienwissenschaft mit Stereotypen und ihrer medialen Konstruktion und Präsentation beschäftigt hat. Dem soll in den folgenden Kapiteln durch eine wissenschaftshistorische Auseinandersetzung mit der Stereotypen- und Vorurteilsforschung im 20. Jahrhundert (Teil B) sowie einen Forschungsüberblick über die kommunikations- und medienwissenschaftliche Stereotypenforschung im deutschsprachigen Raum (Teil C) nachgegangen werden, denn zu vermuten steht, dass der Beitrag von Medien und Kommunikation bei der Entstehung und Verbreitung von Stereotypen wenig beachtet wird trotz der weithin geteilten Auffassung, dass wir in mediatisierten Welten leben. Bevor aber der Beitrag der Kommunikations- und Medienwissenschaft zur Stereotypenforschung ermittelt wird, wurde in den vorangegangenen Kapiteln geklärt, was ein Stereotyp im Vergleich zu anderen mit ihm verwandten Phänomenen ausmacht, welche Sozialisationsinstanzen an der Weitergabe von Stereotypen beteiligt sind, welche individuellen und gesellschaftlichen Funktionen Stereotype erfüllen, welche Arten von Stereotypen zur Diskussion stehen und wie Stereotypisierung bis hin zur Diskriminierung verhindert werden könnte. Die wichtigsten Ergebnisse der vorhergehenden Ausführungen werden hier zusammengefasst. Sie bilden den Ausgangspunkt für das weitere Vorgehen.

Begriffsklärungen und eine Definition von Stereotyp Trotz der Fülle an wissenschaftlicher Literatur zu Stereotypen mangelt es an Begriffsdefinitionen und -abgrenzungen sowie an einer umfassenden Definition von Stereotyp. Wenn ein Verständnis von Stereotyp nicht einfach vorausgesetzt und deswegen auf eine Definition verzichtet wird, benennen AutorInnen lediglich einzelne Merkmale und Funktionen. Es ist vielleicht gerade die Vagheit des Begriffs Stereotyp und seine Nähe zu anderen Begriffen, die seine Verwendung in der Forschung befördert haben. In Kapitel A 1 wurde der Versuch einer Begriffsklärung unternommen, um die im Verlauf der Geschichte der Stereotypenforschung auftretenden Konvergenzen, Verschiebungen oder Diskrepanzen des Verhältnisses von Begriff und Sachverhalt nachvollziehen zu können. Zum einen wurde Stereotyp von Begriffen wie Vorurteil, Klischee, Image, Bild abgegrenzt, zum anderen sollte verdeutlicht werden, wo Gemeinsamkeiten in dem zu Bezeichnenden bestehen. Wie ertragreich diese Vorgehensweise ist, zeigt sich in der Auseinandersetzung mit dem Begriff Bild. Seine Komplexität hat zur Unterscheidung zwischen einerseits materiellen, konkreten, „graphischen“,

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

„optischen“ (Mitchell), „externen“ (Sachs-Hombach) und andererseits immateriellen, gedachten, „perzeptuellen“ und „geistigen“ (Mitchell) Bildern geführt. Diese Unterscheidung fordert die Kommunikationswissenschaft heraus, ihren Beitrag zur Klärung des Stereotyp-Begriffs zu leisten, denn er wird alltagssprachlich und in der Wissenschaft ähnlich undifferenziert verwendet wie der Bild-Begriff. Stereotype kommen aber in ganz unterschiedlichen Weisen vor. Sie sind, um mit Lippmann, zu sprechen „Bilder in unseren Köpfen“, sie sind aber auch konkrete, materielle „(Sprach-)Bilder in den Medien“, die sowohl im Text als auch durch ein einzelnes Bild (Foto, Karikatur) oder eine Bildfolge (Comic, Filmsequenz) vermittelt werden. Relevant ist die Unterscheidung zwischen Stereotypen als Kognitionen oder materialisierten Bildern für kommunikationswissenschaftliche Studien u.a. deswegen, weil sie die Forschungsbereiche und Untersuchungsmethoden bestimmt. Je nach dem, ob Stereotypenforschung als Medieninhalts- bzw. Repräsentationsforschung betrieben wird oder sich mit denen befasst, die stereotype Inhalte (re-)produzieren („KommunikatorInnen“ wie „RezipientInnen“), kommt ein anderer Stereotyp-Begriff zum Tragen. Unterschieden werden sollte zwischen Stereotypisierung als kognitivem Akt und sozialer Praxis sowie Stereotypen als Ergebnis dieser Prozesse. Die Begriffsbestimmungen und -abgrenzungen mündeten in eine Visualisierung des Begriffsfeldes (vgl. Abb. 5). Die dieses Kapitel abschließende und für die folgenden Kapitel grundlegende Definition von Stereotypen lautet, dass es sich bei ihnen um Eigenschaften bzw. Qualitäten handelt, die als verbunden mit Kategorisierungen von Personen, Gegenständen, Situationen oder auch abstrakten Dingen und Ideen wahrgenommen werden. Diese Definition bedarf der Ergänzung, da sie keine Aussagen über Arten von Stereotypen, ihre Genese und Tradierung, über ihre Stabilität oder Wandelbarkeit, über individuelle wie soziale Funktionen bzw. Dysfunktionen sowie Unterschiede zu und Gemeinsamkeiten mit anderen Begriffen enthält, doch sie verweist immerhin darauf, dass ■ ■ ■ ■

bei Stereotypen die kognitive Dimension ausschlaggebend ist: es geht (zunächst um) subjektive Wahrnehmungen und Zuschreibungen von Eigenschaften, die Begriffe „Eigenschaften“ und „Qualitäten“ (s.o.) auf Bewertungen, positive wie negative, hinauslaufen, keine Festlegung bezüglich des Wahrheitsgehalts der zugeschriebenen Eigenschaften vorgenommen werden kann, Stereotype nicht nur konkrete Personen als Individuen und Angehörige sozialer Gruppen betreffen, sondern auch Gegenstände und „Abstraktes“.

Eine alle Aspekte berührende und widerspruchsfreie Definition kann es nicht geben. Auch das vom Sprachphilosophen Adam Schaff (1980: 86) gewählte Verfahren einer „Sammlung charakteristischer Merkmale des Stereotyps“ wird der Komplexität des Gegenstands nur annäherungsweise gerecht. Und eine „Stereotypisierung des Stereotyps“ (vgl. Lee/Jussim/McCauley 1995: 15) scheint nach mehr als neun Jahrzehnten Stereotypenforschung beinahe zwangsläufig. Betrachtet man die Entwicklung der

A Begriffe und Theorien

Begriffsdefinitionen über diesen längeren Zeitraum, zeichnet sich eine normative Tendenz ab, wonach Stereotype als Fehlwahrnehmungen konzeptualisiert wurden und daher per se ‚schlecht‘ und zu bekämpfen waren. Diese normative Tendenz führt unweigerlich zu wissenssoziologischen, erkenntnistheoretischen und politischen Differenzen innerhalb der Stereotypen- und Vorurteilsforschung, die sich in sehr unterschiedlichen Ansätzen und Forschungsmethoden niederschlagen und StereotypenforscherInnen theoretisch wie methodisch herausfordern.

Methodische, theoretische und epistemologische Herausforderungen Eine theoretische Herausforderung besteht, wie oben dargelegt, in der Definition des Forschungsgegenstands. Fehlende Begriffsdefinitionen und -abgrenzungen deuten auf ein Theoriedefizit. Möglicherweise besteht es auch in der deutschsprachigen Kommunikationswissenschaft und setzt sich fort in der fehlenden Auseinandersetzung mit Arten von Stereotypen und Interdependenzen, Stichwort Intersektionalität. Mit Hilfe der Metaanalysen ist daher auch zu klären, ob und in welcher Form in kommunikationswissenschaftlichen Studien zu Medien und Stereotypen Begriffsklärungen vorgenommen und theoretische Bezüge hergestellt werden. Von Interesse ist zudem, ob Stereotype allgemein behandelt werden, sich die ForscherInnen auf eine Art Stereotyp beschränken oder mehrere Stereotype und ihre Verschränkungen miteinander untersuchen. Vermutlich kommen intersektionale Ansätze kaum und wenn dann erst in den letzten Jahren vermehrt vor. Als problematisch im Hinblick auf Theoriebildung stellt sich auch heraus, dass Überlegungen zur Konstruktion von Realität/Medienrealität auf Stereotype bezogen eher selten angestellt worden sind. Kommunikationswissenschaftliche Beiträge zur kernel-of-truth-debate stehen aus. Hier wäre eine Verbindung zwischen den Erkenntnissen, die seit den 1990er Jahren durch die Auseinandersetzung mit (sozial-) konstruktivistischen Positionen innerhalb der Kommunikationswissenschaft gewonnen worden sind und sozialpsychologischen Positionen zur stereotype accuracy ertragreich, zumal mit der Stereotypenforschung eng verbundene Forschungsbereiche wie die Nachrichtenwertforschung bereits aus konstruktivistischer Sicht betrieben worden sind (vgl. Schulz 1976; 1989). Weiterhin erweist sich die Auseinandersetzung mit Funktionen von Stereotypen als zugleich vermintes wie unbedingt zu betretendes Forschungsfeld. Vermint, weil es in der Tradition funktionalistischer Forschung nicht selten zu einer Verwechselung von Ursache und Wirkung kommt und behauptete Funktionen von Stereotypen letztlich zur Legitimierung ihres Vorhandenseins benutzt werden können. Unbedingt zu betreten deswegen, weil eine (ideologie-)kritische Auseinandersetzung mit den Funktionen von Stereotypen bislang nur von wenigen AutorInnen und auch nur ansatzweise geleistet worden ist. Hier ist ein Anknüpfen an vorhandene Theoriebestände der Kritischen Theorie, der Cultural Studies sowie der Gender, Critical Whiteness und Postcolonial Studies sinnvoll und für die kommunikations- und medienwissenschaftliche Stereotypenforschung sicher von Vorteil.

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b W Issens chaF t

und

g e s chIchte

In der Geschichte der Psychologie ist ein dauerhaftes Interesse an der Erforschung von Stereotypen, Vorurteilen und Diskriminierung erkennbar: „Throughout psychology’s history, researchers have evinced strong interest in understanding prejudice, stereotyping, and discrimination […], as well as the phenomenon of intergroup bias more generally.“ (Dovido/Hewstone/Glick/Esses 2010: 5) In der Kommunikationswissenschaft ist dieses Interesse auch vorhanden, doch mündet es nicht in kontinuierliche Forschung zur Rolle von Medien im Prozess der Vorurteils- und Stereotypenbildung. Stattdessen scheint es unterschiedliche Phasen und Konjunkturen in der kommunikationswissenschaftlichen Stereotypenforschung und einen Zusammenhang zwischen politischen und sozialen sowie wissenschaftlichen Entwicklungen gegeben zu haben. Diese Annahme wird in Teil C mittels Metaanalysen kommunikations- und medienwissenschaftlicher Publikationen geprüft. Doch zuvor erfolgt eine wissenschaftshistorische Betrachtung der Anfänge der Stereotypen- und Vorurteilsforschung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, um gemeinsam mit Teil A eine breitere Basis für die anschließenden Metaanalysen zu legen.

1. Die Anfänge: Stereotypen- und Vorurteilsforschung in den USA Maßgebliche Publikationen sind mehr noch als in Europa in den USA entstanden. Obwohl, wie beispielsweise Franz Dröge (1967: 115f.) und Hans Wagner (1993: 523) belegen, Stereotypenforschung keine US-amerikanische Erfindung gewesen ist – Franz Adam Löffler habe schon 1837 an der Presse kritisiert, dass sie „stereotypiret“ (Löffler 1837: 45), weil sie „denen, welche ein selbstständiges Urtheil zu gewinnen zu schwach sind, dies Urtheil als fertig zur Hand giebt“ (Löffler 1837: 43) – markiert Walter Lippmanns Public Opinion von 1922 für viele ForscherInnen den Beginn der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Stereotypen und Vorurteilen. Lippmanns Werk bildet auch in diesem Kapitel den Ausgangspunkt eines Überblicks über die Anfänge der Vorurteils- und Stereotypenforschung. Ein solcher Überblick kann nicht vollständig sein, vielmehr werden im ersten Kapitel des folgenden Teils einige, zumeist US-amerikanische Studien, herausgehoben, die insofern einflussreich auf die weitere Forschung gewesen sind, als sie sich dem neuen Thema Stereotype zuwandten und

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theoretisch wie methodisch richtungsweisend waren. Vorgestellt werden die Arbeiten von Walter Lippmann (1922), Stuart A. Rice (1926), Daniel Katz und Kenneth W. Braly (1933; 1935), Theodor W. Adorno et al. (1950), die UNESCO Studie National Stereotypes and International Understanding (1951) und Gordon W. Allports The Nature of Prejudice (1954). Weil Werken wie Lippmanns Public Opinion, aber auch Allports The Nature of Prejudice und Adornos et al. The Authoritarian Personality gegenwärtig ein Klassikerstatus zugeschrieben wird und sie zum Kanon sozialwissenschaftlicher Vorurteils- und Stereotypenforschung gehören, wird auch auf ihre Rezeptions- und Wirkungsgeschichte eingegangen. Um sich aber nicht in den Weiten und Tiefen sozialpsychologischer Vorurteilsforschung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu verlieren, folgt nach der ausführlicheren Vorstellung der Klassiker ein Überblick über weitere Entwicklungen und konkurrierende Ansätze. Offensichtlich ist der Vorsprung der US-amerikanischen Vorurteils- und Stereotypenforschung gegenüber der europäischen und speziell der deutschen. Nach 1945 beginnt die Forschung zunächst schleppend, zu Beginn der 1950er Jahre erscheinen jedoch die ersten Studien zu „nationalen“ Stereotypen. Es dauert bis in die 1960er Jahre, dass die deutsche sozialpsychologische Forschung den Anschluss an internationale Trends findet. Schließlich rückt die kommunikationswissenschaftliche Stereotypenforschung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Von Interesse ist, wann begonnen wurde, die mediale Repräsentation von Stereotypen zu untersuchen und welche Bedingungen erfüllt sein mussten, um in der Nachkriegs-Publizistikwissenschaft diese Forschungsrichtung einschlagen zu können.

1.1 Walter Lippmann: Public Opinion (1922) Walter Lippmann (1889-1974) zählt zu den wichtigsten amerikanischen Publizisten des 20. Jahrhunderts. Mit seinen Artikeln, die über Jahrzehnte in führenden Blättern erscheinen, trägt er wesentlich zur Meinungsbildung der amerikanischen Bevölkerung bei. Er prägt Begriffe wie Stereotyp oder nach Ende des Zweiten Weltkriegs den des Cold War. Während seiner aktiven Zeit als Publizist und Politikberater suchen unter anderem die Präsidenten Woodrow Wilson, Theodore Roosevelt und John F. Kennedy seinen Rat in politischen Fragen (vgl. Steel 1980:15). Clinton Rossiter und James Lare halten Lippmann Anfang der 1960er Jahre für „perhaps the most important American political thinker of the twentieth century.“ (Rossiter/Lare 1963:10) Sue Curry Jansen nennt Zahlen zum Umfang des Werks des zweifachen Pulitzer-Preisträgers: „It has been estimated that Lippmann published more than ten million words including twenty-six books, well in excess of five thousand columns and editorials, and wrote more than twenty-thousand letters over more than six decades.“ (Jansen 2008: 75) Schon als junger Mann fällt Lippmann durch seine politischen Artikel auf. Er macht schnell Karriere als politischer Berater und Publizist. Unter anderem ist er beteiligt an der Erarbeitung von Präsident Woodrow Wilsons 14-Punkte Plan, der eine Friedensordnung für das vom Weltkrieg zerstörte Europa und die Gründung des Völkerbundes vorsieht. 1922 erscheint in Deutschland Die öffentliche Meinung von Ferdinand

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Tönnies, in den USA Walter Lippmanns Public Opinion, sein, wie er findet, „first really serious book“ (vgl. Steele 1980: 180). Das Werk beruht auf den Erfahrungen mit Propaganda und Nachrichtenmanipulation während des Ersten Weltkriegs. Lippmann stellt in Frage, dass BürgerInnen – auch in einer Demokratie – ausreichend „objektiv“ durch die Medien informiert werden (können), um politische Entscheidungen zu treffen. Eine gewisse Skepsis ist im Vergleich zu früheren Publikationen erkennbar. Lippmann ist auf der Suche nach den Ursachen für – nicht nur politische – Einstellungen, die sich im Verhalten niederschlagen. Eine Erklärung findet er in Stereotypen. Diese „Bilder in unseren Köpfen“ bestimmten die Wahrnehmung und beeinflussten sowohl das Entstehen, als auch die Rezeption von Nachrichten. In Public Opinion widmet Lippmann dem Phänomen ein umfangreiches Kapitel, in dem er sich mit Stereotypes as Defense, Blind Spots and Their Value, Codes and Their Enemies und The Detection of Stereotypes beschäftigt. Lippmann spricht von „pseudo-environment“ und meint damit eine durch Medien geschaffene Realität. Berühmt geworden ist seine Erkenntnis: „For the most part we do not first see, and then define, we define first and then see. In the great blooming, buzzing confusion of the outer world we pick out what our culture has already defined for us, and we tend to perceive that which we have picked out in the form stereotyped for us by our culture.“ (Lippmann 1998/1922: 81) In kaum einer wissenschaftlichen Studie zu Vorurteilen und Stereotypen fehlt der Hinweis auf Walter Lippmanns Werk (vgl. Buchanan/Cantril 1973/1953: 1; Dröge 1967: 117; Manz 1968: 1; Allport 1971: 200; Bergler/Six 1972: 1371; Lilli 1982: 3; Schäfer 1988: 11ff.; Appel 2008: 314). Lippmanns Biograph Ronald Steel schreibt zur Wirkungsgeschichte von Public Opinion: „In the decades since its appearance in 1922, Public Opinion and the concepts it advanced have become part of the modern vocabulary. Appearing at a time when social psychology was still in its infancy, it pushed beyond the sterile doctrines of a traditional political science and helped spawn whole schools of inquiry: public opinion polls, academic courses, scholarly journals, even graduate degrees.“ (Steele 1980: 180)

Wer sich wie Gerhard Maletzke oder Peter R. Hofstätter in der US-amerikanischen sozialpsychologischen Forschung auskennt, ist sicher schon früher auf Walter Lippmann gestoßen. Im deutschsprachigen Raum wird Public Opinion jedoch erst Jahrzehnte nach seinem Erscheinen breiter rezipiert. Dazu bei trägt die deutsche Übersetzung, die 1964 bei Ruetten + Loenig als Taschenbuch erscheint. Für ein größeres als das wissenschaftlich interessierte Fachpublikum rezensiert der Publizistikwissenschaftler Fritz Eberhard Lippmanns Public Opinion in der Wochenzeitung Die Zeit. Eberhard verweist auf den Status eines modernen Klassikers, den Lippmanns Werk in den USA bereits erreicht habe. Es sei eines der wichtigsten Lehrbücher in der akademischen Journalistenausbildung. Der Rezensent geht auf den Zusammenhang von Stereotypen und Propaganda ein. Wie auch Lippmann nennt Eberhard die Vor- und Nachteile von Stereotypisierungen. Einerseits dienten sie der Orientierung und machten die Welt überschaubarer, andererseits aber seien sie

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auch eine Gefahr, weil sie verhinderten, Widersprüchliches zur Kenntnis zu nehmen. Deutlich ist Eberhards Kritik an der teilweise missglückten und Missverständnisse hervorrufenden Übersetzung (vgl. Eberhard 1964: 61). In der US-amerikanischen sozialpsychologischen Forschung findet nach Public Opinion sowohl eine theoretische Vertiefung als auch empirische Weiterentwicklung des Stereotypen-Konzepts in Form von Operationalisierungsversuchen statt. Gordon W. Allport, der sich 1954 mit Stereotypen und Vorurteilen befasst, stellt fest, dass es sich bei Public Opinion zwar um eine „ausgezeichnete Abhandlung“ handele, die aber „in der Theorie etwas unbestimmt“ (Allport 1971: 200) sei. Waldemar Lilli sieht den Grund für die dennoch zahlreichen Versuche, das Stereotypen-Konzept Lippmanns wissenschaftlich fruchtbar werden zu lassen, im sprachlichen Vermögen des Autors: „Seine anschauliche, sozusagen operationale Sprache muß als wesentlicher Grund dafür angesehen werden, daß zahlreiche Versuche unternommen wurden, die von ihm postulierten Stereotype empirisch nachzuweisen.“ (Lilli 1982: 3) 1990 erscheint Public Opinion erneut auf deutsch, angekündigt als „Reprint eines Klassikers“. Heinz-Dietrich Fischer steuert ein Vorwort bei, Elisabeth NoelleNeumann einen Beitrag, in dem sie Lippmanns Werk würdigt. Sie ist der Auffassung, dass Lippmann bewusst oder unbewusst fehlinterpretiert wird, wenn mit Hinweis auf seine Ausführungen in Public Opinion nur die negativen Folgen des Stereotypisierens beklagt würden. Alles, was er populärwissenschaftlich ausgedrückt habe, hätte später durch wissenschaftliche Studien belegt werden können. Noelle-Neumann: „Ich habe nicht eine Idee über das Funktionieren von Kommunikation in Lippmanns Buch gefunden, die sich später nicht bei der minuziösen Arbeit in Laboratorien und in der Feldforschung bestätigte und immer weiter bestätigt.“ (Noelle-Neumann 1990: 288) Die Kommunikationswissenschaftlerin und Meinungsforscherin stellt insbesondere auf Lippmanns Aussagen ab, dass Stereotype etwas zutiefst Menschliches, biologisch und sozial Notwendiges seien und versucht, eine Verbindung zwischen seiner Sicht auf Stereotype und ihrem Konzept (sowie dem ihrer SchülerInnen) von Öffentlicher Meinung als soziale Kontrolle herzustellen. Besonders deutlich wird das in dem letzten Abschnitt ihres Beitrags mit der Überschrift Öffentliche Meinung wird erst durch Stereotype mitteilbar. Der Abschnitt endet mit einem Plädoyer für Stereotype und Konformität: „So knapp und eindeutig ist das positive wie das negative Stereotyp. Dass jeder schon wissen wird, wo er zu reden und wann er zu schweigen hat. Unentbehrlich sind Stereotype, um einen Konformitätsprozeß in Gang zu setzen.“ (Noelle-Neumann 1990: 299) In diesem Punkt widerspricht ihr Stefanie Averbeck deutlich und zu Recht: „Genau das propagierte Lippmann nicht. Zwar beschrieb er, wie Stereotype Konformität erzeugen, aber dies entsprach seiner Analyse des Bestehenden, nicht seinem eigenen aufklärerischen Anspruch. Soziale Kontrolle bedeutete ihm gerade nicht Konformitätsdruck, sondern die kritische Beobachtung von Konformitäten aller Art […]. Sein Buch hat einen hohen Erziehungsanspruch: Sowohl Politiker als auch Wähler müssten lernen, sich ihre jeweiligen Stereotype bewusst zu machen, um ihnen weitgehend zu entkommen. Ganz

B Wissenschaft und Geschichte gelinge das nie, da das menschliche Gehirn und seine Verarbeitungsmechanismen auf die verkürzte Abbildung angewiesen blieben, aber: Das Wissen um diese Verkürzungen könne zu einem Abwägen, Abgleichen der Standpunkte, einer Diskussionsbereitschaft führen und damit zu angemessenen Urteilen. Auf der Basis dieser Forderung entwickelte Lippmann ein ganzes Gebäude einer politischen Theorie: Den idealtypischen Entwurf eines von Experten kontrollierten demokratisch-föderalen Staatswesens, in dem Wissen und Macht weitgehend geteilt sein sollten, sich gegenseitig ergänzend und beobachtend.“ (Averbeck 2002: 274f.)

So gesehen ließen sich eher Parallelen zwischen Lippmanns Konzept von Öffentlichkeit und der Öffentlichkeitstheorie von Jürgen Habermas entdecken, auch wenn Noelle-Neumann das anders sieht. Ihrer Meinung nach vertritt Lippmann – so wie sie selbst – ein Konzept von Öffentlichkeit als soziale Kontrolle (vgl. Noelle-Neumann 1992: 292) und nicht das Habermas’sche von Rationalität, das sie als „Elite-Konzept“ bezeichnet. Jürgen Wilke liegt mit seiner Deutung eher auf der Linie Averbecks, bedient sich aber Noelle-Neumanns Begrifflichkeit, wenn er Lippmanns Modell ein „im Grunde platonisches Elite-Modell“ (Wilke** 2007: 604) nennt. Hier stoßen also unterschiedliche Sichtweisen und Deutungen aufeinander, was Lippmanns Vorstellungen von Öffentlichkeit und öffentlicher Meinung sowie sein Stereotypenkonzept betrifft. Anhaltspunkte für die eine oder andere Interpretation – Lippmann als Vertreter des „Elite“- oder „Integrationskonzeptes“ (vgl. Lamp 2008) – finden sich in Public Opinion zur Genüge. Wilke geht dem nicht weiter nach, stattdessen führt er Noelle-Neumanns Argument aus, dass in Lippmanns Werk theoretische Ansätze vorweggenommen und bis heute interessierende Forschungsfragen gestellt worden sind (vgl. Wilke** 2007). Winfried Schulz stimmt dem in Bezug auf Nachrichtenforschung zu (vgl. Schulz 2009). Er bezieht sich mehrfach auf Lippmann und dessen Stereotypenforschung und sieht, gleich Wilke, in Lippmann aufgrund seiner Einsichten in die Mechanismen menschlicher Wahrnehmungs- und Denkökonomie einen frühen Vertreter (sozial-) konstruktivistischer Herangehensweisen. Auch Sue Curry Jansen (2008) beschäftigt sich mit Lippmanns Bedeutung für die Kommunikationswissenschaft und räumt mit einigen Fehleinschätzungen seiner Person und Fehldeutungen seiner Aussagen auf. Sie bezeichnet ihn als „Straw Man of Communication Research“50. Jansen ist der Auffassung, dass Lippmanns Arbeiten, insbesondere Public Opinion, von ganz unterschiedlicher Seite benutzt worden seien, um die eigene Forschung herauszustellen. Dies sei im Einklang oder im Gegensatz zu Lippmann geschehen und beruhe auf mehr oder weniger genauer Lektüre dessen, 50 | Wie Deborah Lubken im selben Band benutzt auch Jansen die Bezeichnung „Straw Man“. Lubken tut das allerdings in Bezug auf den Ansatz der Medienwirkungsforschung, der als hypodermic needle- oder magic bullet-theory in die Geschichte der Kommunikationswissenschaft eingegangen ist. „Straw men“ erklärt Lubken so: „Straw men are perplexing creatures. Substantively flimsy and structurally unsophisticated, their histories are literally inscribed for them in conditions not for their own choosing. Yet straw men are uncommonly resistant to rhetorical burying. As progeny of discourse, they flourish in the very arguments asserting their demise.“ (Lubken 2008: 19)

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was er tatsächlich geschrieben hat.51 Jansen nennt etliche Bereiche der Kommunikationswissenschaft, die durch Lippmann beeinflusst worden sind: vom praktischen Journalismus über die Journalistik, Publikums- und Wirkungsforschung bis hin zu PR und Propagandaforschung, einschließlich der Kritik an diesen Teildisziplinen. Lippmann habe auch stilistisch und begriffsbildend Maßstäbe gesetzt: „He created the modern American vocabulary of political analysis.“ (Jansen 2008: 73) Das gilt sicher für Stereotype. Ihnen, denen Lippmann in Public Opinion mehr Aufmerksamkeit schenkt als dem übergeordneten Thema Öffentliche Meinung, widmet Jansen jedoch nur einige Zeilen: „According to the Oxford English Dictionary, Lippmann coined the modern usage of the word ‚Stereotype‘; he also developed the concept and even extended it to the analysis of ethnic and class prejudice.“ (Jansen 2008: 84) Mehr geht es ihr darum nachzuzeichnen, wer Lippmanns Gedanken aufgegriffen, weiter verfolgt oder sich gegen Lippmann gestellt hat: z.B. der „PR-Papst“ Edward Bernays, der „Propaganda“-Forscher Harold D. Lasswell oder der von der Linguistik zur Kommunikationswissenschaft und Medienkritik gelangte Noam Chomsky.52 Eine besondere Rolle als Interpret des Lippmann’schen Werks kam auch, so Jansen, demjenigen zu, dem der Band gewidmet ist, in dem ihr Aufsatz über Lippmann erscheint: dem Kommunikationswissenschaftler James W. Carey. Er habe Lippmann und einen konstruierten Gegensatz zwischen Lippmann und Dewey benutzt, die Entwicklung der Kommunikationswissenschaft in Richtung empirische Wirkungsforschung zu kritisieren (vgl. Jansen 2008: 93; ausführlich zur Rolle Careys in der „Lippmann-Dewey-Debate“ siehe Schudson 2008). Lippmann war in der Tat von empirischer Forschung weit entfernt. Als Publizist und Politikberater hat er jedoch Fragen aufgeworfen, die wert waren, empirisch geprüft zu werden. In diesem Punkt ist sein Wirken vergleichbar mit Max Webers Vorschlag einer „Zeitungs-Enquête“: in praktische, empirische Forschung umgesetzt haben andere die in Public Opinion versammelten Ideen. Das lässt sich anhand folgender Passagen aus Public Opinion gut belegen: Lippmann schildert anschaulich die Schwierigkeiten, vor denen SozialwissenschaftlerInnen stehen, die „sich ein Bild 51 | Dem ist angesichts der zuvor zitierten Aussagen Noelle-Neumanns zuzustimmen. Überhaupt fällt bei intensiver Lektüre der Publikationen Noelles auf, wie häufig sie Verbindungen zwischen der US-amerikanischen Forschung, z.B. auch den Arbeiten Lazarsfelds, und ihrer eigenen Forschung bzw. der ihrer Mainzer KollegInnen herstellt. So stellt sie sich bewusst in die Tradition US-amerikanischer empirischer Sozialforschung, gerade auch derjenigen Wissenschaftler, die gezwungen waren, ins Exil zu gehen – ausgenommen Adorno, dem gegenüber sie größte Abneigung empfand, wie ihrer Autobiographie zu entnehmen ist. 52 | Bernays hat ein Jahr nach Lippmanns Public Opinion sein Buch Crystallizing Public Opinion publiziert. Vom „Theoretiker“ und „Propaganda-Skeptiker“ Lippmann grenzt er sich als „Praktiker“ und Propaganda-Befürworter ab: „Mr. Lippmann says propaganda is dependent on censorship. From my point of view the precise reverse is more nearly true. Propaganda is a purposeful directed effort to overcome censorship – the censorship of the group mind and her reaction.“ (Bernays, zit. nach Jansen 2008: 85, im Original: Bernays, Christallizing Public Opinion, 1923: 122). Harold D. Lasswell vermisste die empirischen Belege in Lippmanns Arbeiten.

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vom geistigen Rüstzeug der Arbeiter“ (Lippmann 1990: 109f.) im englischen Sheffield machen wollen. Diese Schwierigkeiten beginnen bei der Festlegung, wer überhaupt zu den Arbeitern zu zählen ist, setzen sich fort über die Frage, wie viele wohl befragt werden müssten, um ein zutreffendes Bild zu erlangen, bis hin zur Festlegung der Zahl und Formulierung der zu stellenden Fragen. Jene „gewissenhafte und nahezu pedantische Methode der Meinungsbildung“ (Lippmann 1990: 110) vergleicht er dann mit dem Prozess der Stereotypisierung, bei dem aus Einzelfällen Urteile über „den unzuverlässigen Iren, den logischen Franzosen, den disziplinierten Deutschen, den unwissenden Slawen, den ehrlichen Chinesen, den Japaner, dem man nicht trauen darf, und so fort“ abgeleitet würden. Eine, so Lippmann, „statistisch völlig unvernünftige Methode“, denn: „Der oberflächliche Geist hat die Neigung, ein Beispiel willkürlich herauszugreifen oder rein zufällig auf ein Beispiel zu stoßen, das seine Vorurteile stützt oder widerlegt, und es dann für eine ganze Gruppe als repräsentativ anzusehen.“ (Ebd.) Lippmann kritisiert hier zwar die empirische Sozialforschung für ihr methodisches Vorgehen, doch regt er vielleicht durch seinen Vergleich zwischen der geschilderten „Methode der Meinungsbildung“ und dem „Prozess der Stereotypisierung“ Studien zu Racial Stereotypes an, wie sie einige Jahre später von Daniel Katz und Kenneth W. Braly (1933; 1978/1935) durchgeführt werden. Auf diese Studien und vor allem die von Katz und Braly entwickelte Methode des EigenschaftslistenVerfahrens („adjective checklist“) beziehen sich ForscherInnen bis heute.

1.2 Daniel Katz und Kenneth W. Braly: Racial Stereotypes (1933) Um Stereotype erfassen zu können, bitten Katz und Braly für ihre erste Studie (1933) 25 Studierende der Universität Princeton eine Liste an Eigenschaften zu erstellen, die es zur Beschreibung zehn verschiedener Nationen bräuchte. Der Nationenbegriff ist allerdings nicht besonders präzise. Die Forscher fragen nach typischen Eigenschaften von „Deutschen“, „Italienern“, „Engländern“, „Iren“, „Amerikanern“, „Japanern“, „Chinesen“, „Türken“, „Negern“ und „Juden“. Daraus entsteht eine aus 84 Items bestehende Liste, die 100 Studierenden vorgelegt wird (vgl. Katz/Braly 1978/1935). Die Studierenden sollen daraus jeweils fünf Eigenschaften auswählen, die „besonders typisch“ für die Nationen bzw. die Angehörigen derselben seien. Bei der Auswertung werden für jede der beurteilten Nationen die 12 am häufigsten genannten Eigenschaften festgestellt und schließlich die „Prägnanz“ des Nationenbildes ermittelt. „Bewiesen“ haben die Studien natürlich nicht, wie Nationen und die Angehörigen von Nationen sind, sondern dass stereotype nationale Zuschreibungen individuell und sozial reproduziert werden. Dennoch gehören sie zu den innerhalb der Vorurteilsforschung häufig zitierten Arbeiten. Methodisch bieten Katz und Braly eine Weiterentwicklung der Skala, die Emory S. Bogardus 1925 zur Messung sozialer Distanz bzw. Einstellungen gegenüber Immigranten entwickelt hat. Bogardus, seinerseits inspiriert durch die Arbeiten von Louis Guttman, hat Personen danach befragt, ob sie Angehörige verschiedener Nationen bei sich im Land, im selben Ort, im selben Viertel, in der unmittelbaren Nachbarschaft, schließlich sogar in ihrer Familie haben

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möchten. Aus den Antworten ließen sich Rückschlüsse auf die Integrationsbereitschaft der Befragten sowie das Ansehen von Angehörigen anderer Nationen ziehen. Katz’ und Bralys Arbeiten sind insofern innovativ, als sie die Methode der adjective checklist entwickeln und ihre Ergebnisse mit Lippmanns Überlegungen zu Stereotypen zusammenführen. Aus ihren Befragungen geht hervor, dass es hohe Übereinstimmungen bezüglich der Eigenschaften gibt, die nationalen Gruppen Anfang der 1930er Jahre von US-amerikanischen Studenten zugeschrieben werden. Katz’ und Bralys Studien werden zu Beginn der 1950er Jahre und Ende der 1960er Jahre wiederholt (vgl. Gilbert 1951; Karlins/Coffman/Walters 1969). Sowohl die Beständigkeit ethnischer und nationaler Stereotype, als auch ein Stereotypenwandel können festgestellt werden. Die Bereitschaft der Testpersonen, pauschal über Angehörige sozialer Gruppen zu urteilen, ist von Studie zu Studie geringer, was Gilbert als „fading-effect“ beschreibt (vgl. Klineberg 1951: 509). Tendenziell werden eindeutig negative Zuschreibungen seltener vorgenommen. Unter der Bezeichnung PrincetonTrilogie haben diese Studien Eingang in die Forschungsliteratur gefunden (vgl. Madon et al. 2001; Eckes 2008b: 97). Wolfgang Manz sieht in der Entwicklung des Eigenschaftslisten-Verfahrens den Beginn der „eigentlichen“ (Manz 1968: 19), gemeint ist wohl empirischen Stereotypenforschung, doch kritisiert er neben begrifflichen Unschärfen, insbesondere der wenig differenzierten Verwendung des Stereotyp-Begriffs, auch teilweise das methodische Vorgehen sowie die Interpretation der Daten (vgl. Manz 1968: 25ff.). Ähnlich urteilt Bernd Schäfer über das Eigenschaftslisten-Verfahren, das zwar das Methodenrepertoire erweitert, sich bezüglich der „theoretischen Entfaltung des Stereotypenkonzepts“ (Schäfer 1988: 13) aber als eher hinderlich erwiesen habe. Im Gegensatz zur „breiter angelegten funktionalistischen Analyse Lippmanns“ (Schäfer 1988: 15) sei in den empirischen Studien ein auf negative Aspekte verengter Stereotypen- und Vorurteilsbegriff vorherrschend gewesen und der Lippmann’sche Stereotypbegriff auf die Unangemessenheit und Fehlerhaftigkeit der Wahrnehmung reduziert worden. Thomas Eckes kritisiert konkret am Eigenschaftslisten-Verfahren, dass es von den ProbandInnen dichotome Entscheidungen verlange und abgestufte Urteile nicht ermögliche, dass Stereotype durch eine Auflistung von vorgegebenen Merkmalen definiert werden, nicht unterschieden werde zwischen der Kenntnis und der Akzeptanz eines Stereotyps, schließlich, dass das Verfahren sozial erwünschte Antworten fördere (vgl. Eckes 2008: 98). Nichtsdestotrotz finden sich bis heute Studien, die sich auf das von Katz und Braly entwickelte Verfahren berufen und es zur Erforschung von Stereotypen einsetzen (vgl. Buchanan/Cantril 1973/1953; Möller/von Sikorski/ Oberhäuser* 2011). Doch nicht nur Forschung zu nationalen und ethnischen Stereotypen findet inspiriert durch Public Opinion statt, auch andere Arten von Stereotypen sind Gegenstand wissenschaftlicher Forschung, so etwa berufliche Stereotype in Stuart A. Rice’ Studie zu Stereotypes: A Source of Error in Judging Human Character von 1926.

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1.3 Stuart A. Rice: Stereotypes: A Source of Error in Judging Human Character (1926) Stuart Rice lässt Testpersonen Vermutungen bezüglich Ethnie, Klasse und Beruf von neun verschiedenen Personen anstellen, deren Fotos er ihnen vorlegt. Er beruft sich für sein Experiment auf Lippmanns Stereotypenkonzept: „What Lippmann calls ,stereotypes‘ or ‚pictures in our heads‘ concerning the supposed appearance of individuals of a certain race, class, occupation, or social group, may determine to which of these groups the original of a photograph is unconsciously referred by the examiner. The supposed grouping or type in turn suggests the temperamental or intellectual qualities which are believed to characterize it. It is probable that such stereotypes are largely dependent upon superficial ear-marks as the cut of the hair, the mode of wearing the collar and tie, and other modes of dress.“ (Rice 1926: 268)

Lippmanns Einfluss auf Rice’ Experiment ist eindeutig, darüber hinaus scheinen Annahmen nachzuwirken, wie sie von Johann Caspar Lavater in seiner Physiognomik formuliert und von der Rassentheorie des 19. Jahrhunderts aufgegriffen worden sind: vom äußeren Erscheinungsbild wird auf Charaktereigenschaften sowohl des Individuums als auch nationaler u.a. Kollektive geschlossen. Bei den Fotos handelt es sich um Aufnahmen, die in der Ausgabe des Boston Herald vom 15. Dezember 1924 publiziert worden sind. Rice nennt in seiner Studie die tatsächlichen Funktionen und Berufe der Personen: „Edouard Herriot, at that time Premier of Prance; James Duncan, Vice-president of the American Federation of Labor; Leonid Krassin, first Ambassador of the Soviet Government at Paris; Joseph W. McIntosh, Deputy Comptroller of the Currency; Martin H. Glynn, former Governor of New York; Max Agel, arrested as a bootlegger; Charles M. Schwab, of the United States Steel Corporation; Howard Heinz, manufacturer of food products; and Senator George Wharton Pepper, of Pennsylvania.“ (Rice 1926: 268)

Die ProbandInnen werden informiert, dass es sich um „pictures of a bootlegger, a European premier, a bolshevik, a United States Senator, a labor leader, an editorpolitician, two manufacturers, and a financier“ (ebd.) handelt. Entsprechend ihrer Eindrücke sollen sie Zuordnungen vornehmen. Innerhalb von zwei Jahren werden insgesamt 258 TeilnehmerInnen gebeten, von den Fotos auf die Tätigkeiten der Abgebildeten zu schließen. Die Zahl der „Treffer“ insgesamt beträgt 337, die höchste Trefferzahl erzielt der „bootlegger“ Max Agel, dessen Darstellung am ehesten den allgemeinen stereotypen Vorstellungen eines Kleinkriminellen entspricht. Doch auch die Nicht-Übereinstimmungen bzw. nicht zutreffenden Zuordnungen erklärt Rice mit Vorurteilen und Stereotypien, zudem damit, dass es keinen direkten Kontakt gegeben hat, sondern der erste, lediglich durch ein Foto vermittelte Eindruck, entscheidend war. In face to face-Situationen aber könne der erste Eindruck durch verbale Kommunikation modifiziert werden (vgl. Rice 1926: 276).

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Rice’ Studie stößt auf großes Interesse, jedoch nicht nur auf Zustimmung innerhalb der sich entwickelnden Sozialpsychologie, u.a. weil der Begriff Stereotyp synonym für alles Inkorrekte verwendet werde. So kritisiert Salomon Asch (1946; 1952), dass in der Studie von Rice sowohl richtige als auch falsche Zuordnungen als Beleg für die Existenz von Stereotypen genommen werden und fragt, worin der Vorteil bestehe, wenn alle möglichen Urteile als Stereotype bezeichnet werden: „To the extent that the identifications were correct they testify to the presence of impressions that are valid. What, therefore, is gained by calling such judgments ‚stereotypes‘? Is there any better justification for referring to a valid impression of a social object as a stereotype than for calling the meaning of a word or the addition of two numbers a stereotype?“ (Asch 1952: 232) Zudem unterliege Urteilsbildung aufgrund flüchtiger Eindrücke den gleichen Gesetzmäßigkeiten wie alle übrigen Wahrnehmungsvorgänge. Die frühen sozialpsychologischen Studien zu Vorurteilen und Stereotypen von Bogardus, Rice, Katz, Braly u.a. rufen partiell Kritik hervor. Sie aber führt zur Feinjustierung bestehender und zur Entwicklung neuer Methoden. Die Untersuchungen sind auch dem in Folge des Ersten Weltkriegs wachsenden Interesse an einer Psychologie des Menschen und einer „Psychologie der Völker“ geschuldet. Sie tragen zur Etablierung der Sozialpsychologie als akademische Disziplin bei, zugleich deutet Wolfgang Manz die Begeisterung für die Stereotypenforschung als Absage an einen strengen Behaviorismus und dessen „Ablehnung der sogenannten Introspektionspsychologie europäischer Prägung“ (Manz 1968: 2).

1.4 Theodor W. Adorno et al.: The Authoritarian Personality (1950) „Europäischen“ Einflüssen ausgesetzt ist die US-amerikanische Vorurteils- und Stereotypenforschung der 1930er und 1940er Jahre dennoch. Der Faschismus in Europa zwingt jüdische und politisch oppositionelle WissenschaftlerInnen ihre Heimat zu verlassen. Nicht alle, denen die Flucht gelingt, können in der Emigration weiterhin wissenschaftlich arbeiten. Diejenigen aber, die Arbeit an Universitäten und Forschungsinstituten finden, versuchen nicht selten, die Ursachen für politischen Extremismus, Nationalismus und Rassismus zu ergründen, so beispielsweise Karl und Charlotte Bühler, Bruno Bettelheim, Kurt Lewin, Herta Herzog, Paul W. Massing, Leo Löwenthal, Paul F. Lazarsfeld, Siegfried Kracauer, Theodor W. Adorno, Max Horkheimer, Hannah Arendt, um nur einige Namen von prominenten WissenschaftlerInnen zu nennen, die sich im US-amerikanischen Exil der Vorurteilsforschung im weitesten Sinne widmen. Teils kennen sich diese WissenschaftlerInnen schon seit der Zeit vor der Emigration, teils führen ihre Forschungsinteressen sie erst in den USA zusammen. Staatlicherseits aber auch seitens privater Unternehmen wird in Forschung investiert; von diesen Geldern profitieren während und nach dem Zweiten Weltkrieg auch SozialwissenschaftlerInnen. Theodor W. Adorno, Else Frenkel-Brunswik, Daniel J. Levinson und R. Nevitt Sanford führen bereits 1945/46 Untersuchungen zur Vorurteilsneigung durch, publiziert werden sie unter dem Titel The Authoritarian

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Personality 1950 als Teil der fünfbändigen von Max Horkheimer und Samuel H. Flowerman herausgegebenen Reihe Studies in Prejudice. Die Studie The Authoritarian Personality gilt aufgrund ihrer vielfältigen theoretischen Perspektiven und Methoden sowie praktischen Schlussfolgerungen als „eine der Milestone Studies der empirischen Sozialforschung“ (Fahrenberg/Steiner 2004: 127); finanziell ermöglicht wird sie vom US-amerikanischen Jewish Committe. Dass sie erst 1950 erscheint, in dem Jahr, als das Institut für Sozialforschung nach Frankfurt am Main zurückkehrt, liegt an Finanzierungsproblemen, aber auch an Unstimmigkeiten zwischen den AutorInnen bezüglich des Arbeitsanteils. Die gewählte alphabetische Reihung und die Berühmtheit, die Adorno in den folgenden Jahrzehnten erlangt, haben zur Folge, dass sein Anteil an The Authoritarian Personality gemeinhin überschätzt wird. Bis heute liegt nicht das vollständige Werk in deutscher Übersetzung vor; die deutsche Ausgabe von 1973 enthält nur die Beiträge, an denen Adorno beteiligt gewesen ist (vgl. Adorno 1973). Max Horkheimer und Samuel H. Flowerman gehen im Vorwort zu dem mehr als 900 Seiten umfassenden Werk auf die Gründe und Intentionen der Vorurteilsforschung ein. Der nationalsozialistische Massenmord wirft ihrer Meinung nach Fragen auf, die der Beantwortung harren: „How could it be […] that in a culture of law, order, and reason, there should have survived the irrational remnants of ancient racial and religious hatreds? How […] explain the willingness of great masses of people to tolerate the mass extermination of their fellow citizens?“ (Horkheimer/ Flowerman 1950: V) Stark geprägt sind die Antworten der an der Studie beteiligten WissenschaftlerInnen vom historischen Materialismus und von psychoanalytischen Annahmen darüber, warum Menschen mehr oder weniger vorurteilsbehaftet sind. Eine Grundannahme lautet, dass diejenigen, die Aggressionen und ihren Sexualtrieb unterdrücken, besonders anfällig seien für Vorurteile gegenüber Personen, die sie als anders und fremd empfinden. Auf Angehörige der Fremdgruppe würden z.T. widersprüchliche Eigenschaften projiziert, die vorurteilsbehaftete Personen bei sich selbst unterdrückten. „Die Anderen“ erscheinen als gefährlich und bedrohlich, gegen sie müsse vorgegangen werden. Als besonders zu Vorurteilen neigend identifizieren die ForscherInnen Personen, die sich stark an sozialen Hierarchien und Autoritäten orientieren. Sie erfahren einerseits Autorität, treten aber andererseits selbst autoritär auf und geben ihre Erfahrung weiter, sobald sie meinen, es mit Unterlegenen zu tun zu haben. Damit orientieren sich die AutorInnen an Überlegungen, die Erich Fromm 1941 in Escape from Freedom (deutsch Die Furcht vor der Freiheit) zum Autoritären Charakter angestellt hat.53 Auch das Forschungsdesign Fromms greifen Adorno, Frenkel-Brunswik, Levinson und Sanford z.T. auf. Ihre Untersuchungen der Autoritären Persönlichkeit basieren auf Fragebögen und Skalen, mit deren Hilfe die Neigung zu konservativem, faschisti53 | Zum Einfluss Fromms auf die Studien von Adorno et al. zur Autoritären Persönlichkeit sowie dem gespannten Verhältnis zwischen Adorno und Fromm siehe Fahrenberg/Steiner (2004). Sie kritisieren, dass Fromms Überlegungen zum Autoritären Charakter zwar übernommen, aber nicht ausgewiesen wurden.

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schem, ethno-zentristischem und antisemitischem Denken gemessen werden soll. Entsprechend heißen die Skalen PEC-Skala (politisch-ökonomischer Konservatismus), F-Skala (Faschismus), E-Skala (Ethnozentrismus) und AS-Skala (Antisemitismus). Stereotypen kommt in der Untersuchungsanlage und konkret bei der Entwicklung der Subskalen eine besondere Bedeutung insofern zu, als sie für die „Disposition in rigiden Kategorien zu denken“ (Adorno 1973: 55) stehen. Stereotypie wird als eine „Form von Beschränktheit besonders in psychologischen und sozialen Fragen“ (ebd.) verstanden. Ermittelt wird Stereotypie durch die Zustimmung oder Ablehnung zu Statements wie: „Die Menschen kann man in zwei Klassen einteilen: die Schwachen und die Starken.“ (Adorno 1973: 73) Stereotypie stellt eine von insgesamt 9 Variablen dar, „die, zusammengenommen, den Grundinhalt der Skala [gemeint ist die F-Skala, M.T.] bilden. Jede wurde als mehr oder weniger zentraler Zug im Individuum gesehen, der einem dynamischen Prozeß zufolge sich an der Oberfläche sowohl in Ethnozentrismus wie auch in verschiedenen psychisch bestimmten Meinungen und Attitüden ausdrückte.“ (Adorno 1973: 45) Diese 9 Variablen sind: a) „Konventionalismus. Starre Bindung an die konventionellen Werte des Mittelstandes. b) Autoritäre Unterwürfigkeit. Unkritische Unterwerfung unter idealisierte Autoritäten der Eigengruppe. c) Autoritäre Aggression. Tendenz, nach Menschen Ausschau zu halten, die konventionelle Werte missachten, um sie verurteilen, ablehnen und bestrafen zu können. d) Anti-Intrazeption. Abwehr des Subjektiven, des Phantasievollen, Sensiblen. e) Aberglaube und Stereotypie. Glaube an die mystische Bestimmung des eigenen Schicksals, die Disposition in rigiden Kategorien zu denken. f) Machtdenken und ‚Kraftmeierei‘. Denken in Dimensionen wie Herrschaft – Unterwerfung, stark – schwach, Führer – Gefolgschaft; Identifizierung mit Machtgestalten; Überbetonung der konventionalisierten Attribute des Ich; übertriebene Zurschaustellung von Stärke und Robustheit. g) Destruktivität und Zynismus. Allgemeine Feindseligkeit, Diffamierung des Menschlichen. h) Projektivität. Disposition, an wüste und gefährliche Vorgänge in der Welt zu glauben; die Projektion unbewusster Triebimpulse auf die Außenwelt. i) Sexualität. Übertriebene Beschäftigung mit sexuellen ‚Vorgängen‘.“ (Ebd.; Adorno et al. 1950: 228) Zusammengenommen bilden die Variablen ein Geflecht von dynamisch aufeinander bezogenen Persönlichkeitsmerkmalen. Entsprechend verwenden Adorno et al. den Begriff Persönlichkeitssyndrom, was bedeutet, dass nicht alle Merkmale bei autoritären Persönlichkeiten gleich stark ausgeprägt sein müssen und dass autoritäre Persönlichkeiten nicht in gleicher Weise diskriminierend agieren. Eine wesentliche Kritik an der Studie bezieht sich genau auf diesen Punkt: Das theoretische Konstrukt Autoritäre Persönlichkeit sei weder ausreichend empirisch gestützt, noch erleichtere es nachfolgende empirische Forschung. Eine Verknüpfung von Theorie und Empirie

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habe nicht wirklich stattgefunden, stattdessen seien Daten recht willkürlich erhoben und interpretiert worden. Bemängelt werden die Zusammensetzungen der Stichproben, die SkalenKonstruktionen sowie die positiven Formulierungen der Items, aus deren Zustimmung eine hohe Autoritarismusausprägung abgeleitet wurde. Fraglich scheint, ob sich Faschismusanfälligkeit indirekt messen lässt, wie valide die mittels F-Skala erhobenen Daten sind. Neben der Auswahl und Anwendung der Methoden wird die psychologische Grundierung der Studie in Frage gestellt, die zu einer überwiegend individualpsychologischen Erklärung sozialer Phänomene führe. Möglicherweise, so die KritikerInnen, ließen sich einige der beobachteten Zusammenhänge leichter durch soziodemographische Daten erklären. Fraglich sei zudem, ob eine politisch einseitige Autoritarismusforschung, die autoritäres Denken ausschließlich im rechtskonservativen Milieu verorte, hilfreich sei. Diese Kritikpunkte finden sich schon in dem 1954 von Richard Christie und Marie Jahoda herausgegebenen Band Studies in the Scope and Method of „The Authoritarian Personality“ (Christie/Jahoda 1954). Ohne den Wert der Studie insgesamt in Frage stellen zu wollen, diskutieren die BeiträgerInnen das Konzept Autoritarismus (Christie), methodologische Fragen (Hyman/Sheatsley), ob Autoritarismus ein politisch „rechtes“ oder auch „linkes“ Phänomen ist (Shils), welche psychischen Merkmale politische Führer demokratischer und autoritärer Bewegungen aufweisen (Lasswell), wie stark die Studie von der Freud’schen Psychoanalyse beeinflusst ist und welche Schlüsse aus den Ergebnissen zu ziehen sind (Frenkel-Brunswik). Gordon W. Allport, dessen Werk im selben Jahr erscheint wie die Studie von Jahoda und Christie, hält bezüglich The Authoritarian Personality fest: „Auch wenn in der Persönlichkeitsstruktur der Kern unserer Problematik zu finden ist, brauchen wir zum vollen Verständnis eine soziale Analyse“ (Allport 1971: 86). Die Liste derjenigen WissenschaftlerInnen, die sich in den folgenden Jahrzehnten mit The Authoritarian Personality auseinandersetzen, ist lang. 1966 konstatiert Klaus Rogham, der in Dogmatismus und Autoritarismus Theorie und Methoden der Studie einer kritischen Würdigung unterzieht: „Es erscheinen jedes Jahr noch 50-60 Artikel [in US-amerikanischen soziologischen und psychologischen Fachzeitschriften, M.T.] zum Thema Autoritarismus.“ (Rogham 1966: 9). Jos D. Meloen zählt zwischen 1950 und 1989 mehr als 2300 Publikationen zur autoritären Persönlichkeit und dem Einsatz der F-Skala (vgl. Meloen 1993: 47). Trotz theoretischer und methodischer Unzulänglichkeiten übt die Studie großen Einfluss auf nachfolgende Forschungsarbeiten aus (vgl. Rippl/Seipel/Kindervater 2000; Fahrenberg/Steiner 2004; Kindervater 2007; Petersen 2008a), auch auf die Stereotypenforschung, weil durch die Befassung mit der autoritären Persönlichkeit der Blick auf die vorurteilsbehafteten Personen gelenkt wird. Wenn klar ist, was sie leitet, kann diese Erkenntnis dazu genutzt werden, Veränderungen herbeizuführen und Stereotype abzubauen – oder gar nicht erst entstehen zu lassen, so die Hoffnung. Das Autoritarismus-Konzept ist weiterhin aktuell, es erfährt Bestätigung, Kritik und Modifizierung, beispielsweise durch die Arbeit von Michaela von Freyhold (1971),

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die ausgehend von der F-Skala eine A-Skala = Autoritarismus-Skala entwickelt, oder die Studien von Detlef Oesterreich, dem eine methodische Weiterentwicklung des Autoritarismus-Konzepts dadurch gelingt, dass er ein Messinstrument entwickelt, das die autoritäre Persönlichkeit als psychologische Variable erfasst. Die Items seines Autoritarismusfragebogens zielen auf die Erfassung konformen, unterordnungsbereiten, anpassungsfähigen, unselbständigen, inflexiblen, rigiden, latent aggressiven und feindseligen Verhaltens (vgl. Oesterreich 1996: 175f.). Befragt wurden in insgesamt vier Studien mehr als 3000 Jugendliche aus Ost und West. Um nach der deutsch-deutschen Vereinigung und den rechtsextremen Gewalttaten Anfang der 1990er Jahre die Neigung ost- und westdeutscher Jugendlicher zum Autoritarismus zu untersuchen. Oesterreich gelangt zu dem Ergebnis, „dass die DDR-Gesellschaft nicht in stärkerem Maße autoritäre Persönlichkeiten hervorgebracht hat als die Gesellschaft der Bundesrepublik“ (Oesterreich 1996: 7). In seinem Werk Flucht in die Sicherheit (Oesterreich 1996), das durch den Titel eine Verbindung zu Erich Fromms Escape from Freedom (1941) herstellt, modifiziert Oesterreich die Autoritarismuskonzeption dahingehend, dass „Autoritarismus kein Persönlichkeitsmerkmal mehr ist, sondern eine Reaktionsvariable.“ (Güttler 2003: 124) Mit „autoritärer Reaktion“ meint der Forscher autoritäres Verhalten, das aber weniger pathologisch sei als eine menschliche Verhaltensweise darstelle, die vor Gefahren schütze und die Bindung zu zentralen Bezugspersonen stabilisiere. Der Wunsch nach Sicherheit und eine zuvor verspürte Verunsicherung seien entscheidend für autoritäre Reaktionen. Autoritäre Reaktionen wiederum erschafften Autoritäten. Gerade in liberalen Multioptionsgesellschaften mit der Tendenz zur sozialen Desintegration scheint das Bedürfnis nach Sicherheit garantierenden Autoritäten, nach Orientierung und Eindeutigkeit größer als in autoritären Gesellschaften. Andererseits, so Oesterreich, biete die moderne kapitalistische Gesellschaft, „auch gute Voraussetzungen für gelingende individuelle Emanzipationsprozesse an, indem sie die Individuen herausfordert, sie mit vielfältigen, komplexen Aufgaben konfrontiert.“ (Oesterreich 1996: 174) Mehrheitlich aber könne „die autoritäre Persönlichkeit nach wie vor als Durchschnittstypus dieser Gesellschaft angesehen werden.“ (Ebd.) Oesterreich liefert mit dem Konzept der autoritären Reaktion anders als die traditionelle Autoritarismustheorie Antworten auf die Fragen, wie Autorität entsteht, wann es wem angebracht erscheint, autoritär zu reagieren und welche psychischen Mechanismen autoritäre Persönlichkeiten charakterisieren. Was aber in einer spezifischen Situation Individuen und soziale Gruppen anfällig macht für Stereotype, Vorurteile und diskriminierendes Verhalten, bleibt die entscheidende Frage trotz aller Weiterentwicklungen des Autoritarismus-Konzepts. Sechzig Jahre nach der Veröffentlichung von The Authoritarian Personality sind dort vorgestellte Ansätze und Methoden der Vorurteilsforschung auch in nichtakademischen Kreisen bekannt. Als eine Form der Popularisierung von Wissenschaft kann der Einsatz der F-Skala zur Leserschaftsforschung und zu Marketingzwecken gewertet werden. Die Frankfurter Rundschau kommt 2009 auf die Idee, ihre LeserInnen mit der F-Skala zu konfrontieren und sie zur Beantwortung eines Fragebogens

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aufzufordern. Sie berichtet in der Ausgabe vom 24. September 2009, dass es sich bei ihren LeserInnen um „lauter gute Menschen“ (Widmann 2009a: o.S.) handele, die nicht anfällig seien für Faschismus. 2466 Personen haben den Fragebogen ausgefüllt.

1.5 UNESCO-Studien: National Stereotypes and International Understanding (1951) Die Erfahrung zweier Weltkriege befördert Initiativen und Institutionen, die sich für den Erhalt des Weltfriedens einsetzen. Eine dieser Institutionen ist die 1945 gegründete, zu den 17 rechtlich selbständigen Sonderorganisationen der UN (United Nations) zählende UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization). In ihrer Verfassung heißt es gleich zu Beginn: „That since wars begin in the minds of men, it is in the minds of men that the defences of peace must be constructed.“ (UNESCO 1945: 7) Neben der Förderung von Erziehung, Kultur, Kommunikation und Information gehört zu ihren Aufgaben die Förderung der Wissenschaft und des internationalen wissenschaftlichen Austauschs. Zwischen 1947 und 1952 wird im Rahmen des Studies of Social Tensions-Programms auch zu nationalen Stereotypen geforscht. Beteiligt sind WissenschaftlerInnen aus neun Ländern, aus Australien, Großbritannien, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Mexico, den USA und Deutschland. Eine Zusammenstellung erster wichtiger Forschungsergebnisse wird 1951 unter dem Titel National Stereotypes and International Understanding im International Social Science Bulletin veröffentlicht (vgl. UNESCO-Studie 1951). Einen Überblick über die neuesten Studien zu Vorurteilen und Stereotypen, so die Arbeiten von Theodor W. Adorno et al., Bernard Berelson und Patricia J. Salter, Siegfried Kracauer, Richard T. LaPiere, Gordon W. Allport und Leo Postman u.v.m., gibt darin Otto Klineberg (1951). Erstaunlich ist die Experimentierfreude der ForscherInnen auf dem Gebiet der Methoden. Der Autor erwähnt die „content analysis“, die Berelson und Salter anwenden, um die stereotype Darstellung von MigrantInnen in Zeitungs-Romanen und -Kurzgeschichten zu untersuchen (vgl. Klineberg 1951: 508); er berichtet von der „technique known as serial production“ (Klineberg 1951: 506), bei der die ProbandInnen sich nach dem „Stille Post“-Prinzip erzählen sollen, was sie auf einem Bild gesehen haben, außerdem von Experimenten, bei denen die Testpersonen auf Fotos abgebildete Personen – mal mit „jüdisch“, „irisch“, „italienisch“ und „amerikanisch“ klingenden Nachnamen versehen, mal ohne – bewerten sollen. Die Namensnennung blieb nicht ohne Einfluss auf die Bewertungen der abgebildeten Personen, was als klarer Beleg für den Einfluss nationaler Heterostereotype gewertet wurde (vgl. Klineberg 1951: 507). An der UNESCO-Studie beteiligt sind u.a. Jean Piaget und Anne-Marie Weil, die die Entwicklung nationaler und regionaler Identität bei Schweizer Kindern untersuchen; Pierre de Bie, der nationale und supranationale Identität in den BeneluxStaaten erforscht, oder William Buchanan, der die Ergebnisse der internationalen UNESCO-Meinungsumfrage zu nationalen Auto- und Heterostereotypen vorstellt (vgl. UNESCO-Studie 1951: 497ff.). Erhoben haben die Daten Meinungsforschungsinstitute der teilnehmenden Länder; in Deutschland hat 1948 das der britischen

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Militärregierung unterstellte Public Opinion Research Office die Befragungen durchgeführt (vgl. Buchanan 1951: 516). Damit liegen erstmals Erkenntnisse zu den Selbstbildern von Angehörigen verschiedener Nationen vor. Erhoben wurden aber auch Fremdbilder, um Aufschluss darüber zu erlangen, wie ehemalige Kriegsgegner und -verbündete einander sehen. William Buchanan publiziert 1953 gemeinsam mit Hadley Cantril als Folge des UNESCO-Tension-Projects ein Buch mit dem Titel How Nations See Each Other. A Study in Public Opinion. Die Autoren beziehen sich gleich im ersten Satz auf Walter Lippmanns Stereotypen-Definition und sprechen ergänzend zu den „pictures in our heads“ von „maps in our heads“: „The general semanticists lean heavily on the analogy of words to ‚maps‘, which represent reality but are not themselves ‚reality‘.“ (Buchanan/ Cantril 1973/1953: 1) Die Frage nach dem Realitätsgehalt nationaler Stereotype scheint hier zentral. Doch werden die ProbandInnen auch nach ihrem „Klassenbewusstsein“ gefragt, denn: „The connection between class affilation and nationalism has been the subject of speculation, not only by Marxists but by scholars concerned with international relations.“ (Buchanan/Cantril 1973/1953: 12) Dahinter steht die Vermutung, dass Klasse für einen Teil der Befragten einen wichtigeren Bezugspunkt darstellt als Nation und dass Angehörige der unteren Mittelklasse eher zu Nationalismus tendieren. Vom sozio-ökonomischen Status kann jedoch nicht unmittelbar auf eine Neigung zu nationalen Stereotypisierungen geschlossen werden; entscheidend ist vielmehr der Faktor Bildung und Erziehung (vgl. Buchanan/Cantril 1973/1953: 21). Auf einzelne Ergebnisse zu nationalen Selbst- und Fremdbildern soll hier nicht weiter eingegangen werden. Festzuhalten ist, dass die international vergleichende Stereotypen- und Vorurteilsforschung durch die UNESCO-Studien einen deutlichen Aufschwung nimmt. Aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht wichtig ist die Feststellung, die verschiedene AutorInnen bezüglich Massenmedien treffen. Sie seien maßgeblich beteiligt an der Konstruktion und Vermittlung nationaler Stereotype. Otto Klineberg erwähnt die Nazi-Propaganda als ein, aber nicht das einzige Beispiel für den Einsatz von nationalen Stereotypen und Feindbildern: „The use of stereotypes by the Nazis is perhaps the most glaring, but certainly not the only example of such manipulation.“ (Klineberg 1951: 506) Auch nach Ende des Zweiten Weltkriegs seien diese Bilder in den Köpfen der Menschen vorhanden und könnten jederzeit aktiviert werden. Medien seien einerseits mitverantwortlich für die Verbreitung von Stereotypen, andererseits könnten sie auch zum Abbau derselben beitragen. Studien wie die von Gilbert (1951), der im Vergleich mit den Untersuchungen von Katz und Braly (1933) einen fadingeffect konstatiert hat, legten dieses „andererseits“ nahe (vgl. Klineberg 1951: 509f.). Auf das „andererseits“, sprich die Macht der Medien zum Abbau von Stereotypen beizutragen, kommen auch Buchanan und Cantril in ihren am Ende der Studie zusammengestellten Suggestions for Action zu sprechen und definieren „the role of government commmunication abroad (i.e. ‚propaganda‘)“ sowie „the role of the media of communications“ (Buchanan/Cantril 1973/1953: 98). Erstere habe eine Art Übersetzungsleistung zu erfüllen, indem sie nationale Politik denjenigen fremden Nationen verständlich mache, die von ihr betroffen seien (vgl. ebd.). Die Aufgabe der

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Nachrichtenmedien bestünde darin, „to report events adequately, and also to interpret the purposes of the people who have brougth these events about.“ (Ebd.) Die Autoren greifen schließlich ihre Analogie von nationalen Stereotypen und „maps in our heads“ wieder auf und formulieren fünf Vorschläge: „(1) Enlarge the territory which the individual’s ‚map‘ covers, (2) Make it more ‚accurate‘ for his purposes, (3) Enable him to revise it from time to time, (4) Let him use it, (5) Arrange for him to compare it with other ‚maps‘.“ (Buchanan/Cantril 1953: 100) Klineberg hält sich mit Empfehlungen an Politik und Medien zurück. Seine Zielgruppe sind WissenschaftlerInnen. Er fasst am Ende seines Überblicks über die Forschung zu nationalen Stereotypen unter der Überschrift Tentative Conclusions zusammen: ■ ■ ■ ■ ■

„Stereotypes are dangerous.“ „Stereotypes may contain some truth, but they may be completely false.“ „Stereotypes are learned.“ „National Stereotypes change with time, and are responsive to economic and political situation of the moment.“ „Stereotypes can and should be ‚treated‘.“ (Klineberg 1951: 511f.)

Aus diesen Erkenntnissen leitet Klineberg Forderungen an die zukünftige Stereotypen- und Vorurteilsforschung ab. Sie betreffen die Methodenentwicklung, die Auseinandersetzung mit dem möglicherweise vorhandenen „kernel-of-truth in stereotypes“, den Umgang mit und den Abbau von Stereotypen, die Untersuchung von Auto- und Heterostereotypen, letzteres international vergleichend, den Abgleich von individuellen und in den Medien verbreiteten Stereotypen, die Akzeptanz, schließlich die Wandlungsfähigkeit oder aber Beständigkeit von Stereotypen (vgl. Klineberg 1951: 512f.). Damit hat Klineberg die Herausforderungen, vor denen die Stereotypenforschung in den 1950er Jahren steht, klar umrissen. Es ist ein umfangreiches Forschungsprogramm, das nur über Jahre und durch zahlreiche Kooperationen, sprich „transdisziplinär“, bewältigt werden kann, trotzdem stellen sich immer wieder auch einzelne ForscherInnen dem Anspruch, eine Theorie des Vorurteils zu entwickeln. So Gordon W. Allport (1954) mit The Nature of Prejudice.

1.6 Gordon W. Allport: The Nature of Prejudice (1954) Allports Monographie zählt deswegen zu den herausragenden sozialpsychologischen Werken, weil hier erstmals Vorurteile umfassend untersucht werden: ihre Entstehung, der Erwerb, die Verwendung, welche individuellen und sozialen Funktionen sie erfüllen und schließlich, welche Möglichkeiten zum Abbau von Vorurteilen bestehen. Die über 500 Seiten starke Studie kann als eine Zusammenfassung des Forschungsstandes gesehen werden, die zugleich vielfach Anstöße zu weiterer Forschung gegeben hat. Irwin Katz stellt 1991 fest: „There can be no doubt that Allport’s interpretations of diverse findings prepared the ground for many later advances in theory and remedial

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practice. His use of ideas taken from the field of cognition and perception to explain how stereotypes are acquired and maintained anticipated constructs that are currently guiding research“ (Katz 1991: 126). Es dauert allerdings fast zwei Jahrzehnte, bis Allports in Reaktion auf zwei Weltkriege und den Holocaust entstandene Studie auch vollständig in deutscher Übersetzung vorliegt (vgl. Allport 1971). Überzeugend ist vor allem Allports multifaktorieller Ansatz. Im Vorwort der Studie betont er: „Es ist ein schwerwiegender Fehler, Vorurteile und Diskriminierung auf eine einzige Wurzel zurückzuführen, heiße sie wirtschaftliche Ausbeutung, Sozialstruktur, Sitte, Angst, Aggression, Sexualkonflikt oder sonstwie.“ (Allport 1971: 12) Trotz der sozialen Bedingtheit von Vorurteilen und der Dynamik von Gruppenprozessen nimmt Allport auch das Individuum in den Blick und widmet sich in Teil 7 seiner aus insgesamt 8 Teilen und 31 Kapiteln bestehenden Studie dem Thema „Charakterstruktur“ und hier, in Folge der Untersuchungen von Adorno et al. (1950), der „vorurteilshaften“ im Vergleich zur „toleranten Persönlichkeit“: „Vorurteilshafte Menschen verlangen eine scharfe Strukturierung ihrer Welt, selbst wenn die Struktur zu eng und inadäquat ist. Wo keine Ordnung ist, da gründen sie eine. Wenn nach neuen Lösungen verlangt wird, halten sie an gewohnten Lösungen fest. Wann immer es möglich ist, begrenzen sie sich auf das Vertraute, Sichere, Einfache und Entschiedene.“ (Allport 1971: 405)

Klar ist dennoch für Allport, dass die Gründe für Voreingenommenheit sowie die Neigung zu Vorurteilen und Stereotypen nicht allein in der Persönlichkeitsstruktur des Individuums zu finden sind. Gesellschaftliche Faktoren müssten ebenfalls berücksichtigt werden. So reicht der von Allport gespannte Bogen vom kognitiven Prozess, über Sprache hin zu sozialen und kulturellen Ordnungen, vom Individuum, über die Bildung von Wir- und Fremdgruppen bis hin zu supranationalen Kollektiven, vom Vorurteils-Erwerb und seiner Verbreitung bis hin zu Gesetzen und Programmen, die zur Verringerung von sozialen Konflikten und Diskriminierung beitragen sollen. Allport klärt so wichtige Begriffe wie Kategorisierung (vgl. Allport 1971: 34f. und 180), Stereotyp (vgl. Allport 1971: 200) und Vorurteil (vgl. Allport 1971: 20f.). Bei letzterem beschränkt er sich trotz der Möglichkeit positiver Vorurteile und positiver Diskriminierung auf die negativen Ausprägungen, denn insbesondere ethnische Vorurteile, die im Mittelpunkt seiner Betrachtungen stehen, sind ganz überwiegend gegen eine Fremdgruppe gerichtet. Trotz der zahlreichen Beispiele für rassistische Vorurteile bleiben andere soziale Kategorien wie Religionszugehörigkeit oder Geschlecht nicht ausgespart. Allports Ausführungen zu Geschlecht als Wir-Gruppe und zu Antifeminismus sind gemessen an manchen aktuellen Positionierungen erstaunlich fortschrittlich (vgl. Allport 1971: 47f.), das gleiche gilt für seine kritische Auseinandersetzung mit den Begriffen Rasse (vgl. Allport 1971: 118) und Nationalcharakter (vgl. Allport 1971: 127). Allport erschüttert den „Glauben an ein Gruppenwesen“ (Allport 1971: 183) grundlegend. Eine „Völkerpsychologie“ ist nach seiner Studie in den Formen, wie sie

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bis dahin betrieben worden ist, eigentlich nicht mehr möglich. Zugleich wird durch seine Ausführungen nachvollziehbar, warum immer wieder auf Kategorien und Klassifizierungen zurückgegriffen wird: „Das Leben ist einfach zu kurz, um differenzierte Begriffe für alles und jedes zu erwerben. [...] Das Leben ist einfacher, wenn die Kategorien nicht differenziert werden. Wenn wir glauben, dass alle Mitglieder einer Gruppe dieselben Eigenschaften haben, ersparen wir uns die Mühe, sie als Individuen zu behandeln.“ (Allport 1971: 183) Vorurteile zu pflegen sei der kognitiv weniger aufwendige Weg; laut Allport folgen Menschen gerne dem „Prinzip der geringsten Anstrengung“ (ebd.). Trotzdem bestehen Chancen, z.B. über Kontakte zwischen Gruppen, Vorurteile gar nicht erst entstehen zu lassen oder aber vorhandene abzubauen. Doch müssen dafür bestimmte Bedingungen erfüllt sein (vgl. Allport 1971: 285f.), anders lässt sich die sogenannte Kontakt-Hypothese nicht erfüllen. Auch Antidiskriminierungsgesetze können durchaus dafür sorgen, dass soziale Konflikte entschärft werden. Allport spricht sich für sie und damit für eine Aufhebung der Rassentrennung aus, was Anfang der 1950er Jahre in den USA nicht unbedingt der Meinung der („weißen“) Mehrheit entspricht. Und er fordert, nicht nur die Symptome der Ungleichbehandlung zu bekämpfen, sondern auch die Ursachen (vgl. Allport 1971: 468). Allports Verständnis von Demokratie, sein Gerechtigkeitsgefühl und seine anschauliche Art zu schreiben, werden zum bis heute anhaltenden Erfolg von The Nature of Prejudice beigetragen haben. Kritik ist selten. Heinz E. Wolf nennt in seiner Kritik der Vorurteilsforschung einige (marxistische) WissenschaftlerInnen, die „die psychologische Perspektive“ Allports und „Verstöße gegen die Logik“ bemängeln (vgl. Wolf 1979: 17). Ausführlich zitiert er Werner Dammanns Verriss in Holzwege der Wissenschaft: „Man nehme einen Topf, werfe hinein: Vorurteil, Voreingenommenheit, Emotionalität; vermische dies alles mit den diversen Phänomenen der Gruppenkonflikte und -spannungen, mit allgemeinen und speziellen Majoritäts-Minoritätsbeziehungen; durchsetze es mit vielen, im einzelnen guten, Beispielen und verkaufe das ganze als Beitrag zum Problem der Vorurteile. Das Ergebnis sei eine langanhaltende geistige Verdauungsstörung, nicht aber eine brauchbare wissenschaftliche Diskussionsbasis.“ (Dammann 1975, zit. nach Wolf 1979: 17)

Wolf verteidigt The Nature of Prejudice von 1954 gegen die KritikerInnen der 1970er Jahre, gerade „Voreingenommenheit“ dürfe man Allport nicht unterstellen (vgl. Wolf 1979: 17f.). Christina Holtz-Bacha und Arnulf Kutsch zählen die Monographie zu den Schlüsselwerken für die Kommunikationswissenschaft und lassen den Mainzer Psychologieprofessor Axel Mattenklott das Werk rezensieren (vgl. Mattenklott 2002). Doch vermag Mattenklott nicht die Bedeutung von The Nature of Prejudice nachvollziehbar herauszuarbeiten. Das gelingt besser in den US-amerikanischen Neuauflagen und Jubiläumsbänden, die 25 und 50 Jahre nach Erscheinen des Buches publiziert werden. Der von John F. Dovidio, Peter Glick und Laurie A. Rudman herausgegebene Band zum 50. Jahrestag gleicht vom Aufbau her Allports Werk. Wie dieses versammelt der

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Jubiläumsband acht Kapitel, die sogar dieselben Überschriften tragen. Die einzelnen Aufsätze übernehmen z.T. ebenfalls Allports Formulierungen und befassen sich mit den Fortschritten, die es seitdem in dem jeweiligen Forschungsfeld gibt (vgl. Dovidio/ Glick/Rudman 2005). Dieses Vorgehen wählen die HerausgeberInnen, um zu verdeutlichen, dass Allport durch sein Werk die Grundlagen der Vorurteilsforschung als sozialpsychologische Teildisziplin gelegt hat. Er habe nachfolgenden Generationen viel Stoff zum Nachdenken geboten, indem er verschiedene Perspektiven eingenommen und sich nicht auf eine Betrachtungsebene beschränkt hat (vgl. Dovidio/Glick/Rudman 2005: 1f.). Sue Curry Jansen stellt einen Zusammenhang zwischen Lippmanns und Allports Publikationen her und begründet, warum es sich bei Allports Studie um ein Grundlagenwerk auch für die Kommunikationswissenschaft handelt. „Gordon Allport expands Lippmann’s theory in The Nature of Prejudice (1954), a work that is generally regarded as the foundational study in the social psychology of prejudice. Effects research, in turn imported the concept back into communication where it has been widely used in content analysis of media representation of race, gender, age and other ‚variables‘.“ (Jansen 2008: 84)

1.7 Henri Tajfel: Cognitive Aspects of Prejudice (1969) und Human Groups and Social Categories. Studies in Social Psychology (1981) Henri Tajfels Studien haben der sozialpsychologischen Stereotypen- und Vorurteilsforschung Anstöße in verschiedene Richtungen gegeben. Zum einen wird kognitiven Aspekten mehr Aufmerksamkeit zuteil, zum anderen der Herausbildung sozialer Identitäten auf der Grundlage von Gruppenprozessen. Mit Gordon W. Allport stimmt Tajfel darin überein, dass die Kategorisierung ein der Vorurteilsbildung vorgelagerter Prozess ist. Tajfel unterscheidet drei Stufen der kognitiven Entwicklung des Vorurteils: Differenzierung, Identifikation und Wertung. Differenzierung meint die Feststellung, dass ein Unterschied besteht, Identifikation, die Fähigkeit, sich selbst und andere einer Kategorie zuzuordnen, Wertung schließlich, die wahrgenommenen Unterschiede und die Zugehörigkeit zu einer Kategorie zu beurteilen (vgl. Tajfel 1964: 81). Die kognitiven Prozesse der Differenzierung und Identifikation hält der Sozialpsychologe für unvermeidlich. Sie geschähen nahezu automatisch. Entscheidend aber für den Abbau von Vorurteilen sei, den Zusammenhang zwischen Kategorisierung und Wertung zu ergründen. Tajfel bringt ein einprägsames Beispiel für das Lernen von Kategorien bei Kindern. Ein ca. vierjähriges Mädchen sei von den ForscherInnen gefragt worden: „Bist Du Amerikanerin?“, worauf das Mädchen geantwortet habe: „Nein, mein Vati ist Amerikaner, ich bin ein Mädchen.“ (Tajfel 1964: 82) Durch Labor-Experimente, bei denen die ProbandInnen Schätzungen von Unterschieden vornehmen sollen, kann Tajfel beweisen, dass Vorab-Kategorisierungen zu Fehleinschätzungen führen. Die Testpersonen tendieren dazu, Dinge als ähnlich wahrzunehmen, die untereinander gar nicht so große Ähnlichkeiten aufweisen, sondern z.T. mehr Merkmale mit den Dingen gemein haben, die einer anderen Kategorie zugeordnet werden. Tajfel erkennt inter- und intrakategoriale Effekte, wonach

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Unterschiede zwischen den Kategorien überschätzt und Unterschiede innerhalb einer Kategorie unterschätzt werden. Aus diesen Beobachtungen entwickeln Tajfel und KollegInnen eine Theorie der Akzentuierung. Die Ergebnisse der Experimente hat Tajfel in dem Aufsatz Cognitive Aspects of Prejudice (1969) veröffentlicht54 und so gedeutet, dass auch kognitive Prozesse vorurteilsvolles Handeln bestimmen. Die Ergebnisse der frühen Kategorisierungs-Experimente, bei denen die ProbandInnen Münzgrößen oder Linienlängen einschätzen sollten (vgl. Tajfel/Wilkes 1963; Tajfel 1969; Tajfel 1982: 28ff.), sowie die sogenannten Ferienlager-Experimente Muzafer und Carolyn W. Sherifs (vgl. Sherif/Sherif 1969) veranlassen Tajfel und seine KollegInnen, Kategorisierungsprozesse innerhalb sozialer Gruppen zu untersuchen. Soziale Kategorisierung wird dabei als ein Prozess verstanden, „durch den soziale Objekte oder Ereignisse, die in bezug auf die Handlungen, Intentionen und das Wertesystem eines Individuums gleichwertig sind, zu Gruppen zusammengefasst werden.“ (Tajfel 1982: 101) Die Theorie der Akzentuierung, bei der kognitive Aspekte im Mittelpunkt stehen, erfährt so eine Ausweitung bzw. Weiterentwicklung zu einer Theorie der sozialen Kategorisierung, die den gleichen Prinzipien folgt wie nicht soziale Kategorisierungsprozesse. Sie erklärt, warum Kategorisierungen nach Geschlecht oder Nation dazu führen, Unterschiede zwischen den jeweils als „männlich“ oder „weiblich“, „deutsch“ oder „österreichisch“ Kategorisierten zu überschätzen und Unterschiede innerhalb der Gruppe der so Kategorisierten zu unterschätzen. Durch verschiedene Versuchsanordnungen kann belegt werden, dass auch Kategorisierungen, die aufgrund völlig willkürlicher Merkmale vorgenommen werden, gruppenbildend wirken und dazu führen, „die anderen“, die dieses Merkmal nicht aufweisen, abzuwerten und anders als die Mitglieder der eigenen Gruppe zu behandeln. Intergruppenkonflikte mögen auf realen Unterschieden beruhen, nicht ausgeschlossen werden kann aber, so Tajfel, dass sich nur vermeintliche, behauptete Unterschiede sozial auswirken und Konflikte auslösen. Warum Menschen sich selbst und andere kategorisieren, erklärt Tajfel mit dem Wunsch, eine (Gruppen-)Identität herauszubilden und sich als zugehörig betrachten zu können. Gemeinsam mit John Turner entwickelt Tajfel auf Basis der Minimal-GroupUntersuchungen die Theorie der sozialen Identität. Soziale Identität könne „als der Teil des Selbstkonzeptes eines Individuums angesehen werden, der sich aus seinem Wissen um seine Mitgliedschaft in sozialen Gruppen und aus dem Wert und der emotionalen Bedeutung ableitet, mit der diese Mitgliedschaft besetzt ist.“ (Tajfel 1982: 102) Steigern lässt sich der subjektive Wert der Eigengruppe durch einen auf Abwertung zielenden Vergleich mit der Fremdgruppe. Kategorisierung, soziale Identität, sozialer Vergleich und soziale Distinktheit sind nach Lars-Eric Petersen (2008b) die vier Konzepte, auf denen die Theorie der sozialen Identität beruht. Sie hat die sozialpsychologische Stereotypen- und Vorurteilsforschung 54 | Für diesen Beitrag wurde Tajfel von der Society for the Psychological Study of Social Issues mit dem von der Anti-Defamation League of B’nai B’rith gestifteten Gordon Allport Intergroup Relations Prize ausgezeichnet.

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ebenso beeinflusst wie die Pädagogik, Betriebswirtschaftslehre, Politikwissenschaft u.v.m., denn mit ihrer Hilfe lassen sich Prozesse der Gruppenbildung, Inter- und Intragruppenkonflikte besser verstehen und Ansätze zur Vermeidung von Diskriminierung entwickeln. Obwohl Tajfel durch seine frühen Schriften für die kognitive Wende in der sozialpsychologischen Stereotypen- und Vorurteilsforschung steht, führt eine Betrachtung seines Gesamtwerks zu dem Schluss, dass er soziale Strukturen und Prozesse keineswegs vernachlässigt hat. Vielmehr sieht er in dem kognitiven Ansatz eine notwendige, doch keineswegs ausreichende Voraussetzung für die Analyse sozialer Stereotype und ihrer Funktionen (vgl. Tajfel 1982: 19). In dem 1982, kurz nach Tajfels Tod, erschienenen Werk Gruppenkonflikt und Vorurteil. Entstehung und Funktion sozialer Stereotypen (engl.: Human Groups and Social Categories. Studies in Social Psychology, 1981) zeichnet Tajfel seinen persönlichen und wissenschaftlichen Werdegang nach. Aus seiner Sicht ergeben die zunächst gegensätzlich wirkenden Positionen, die er im Verlauf seiner wissenschaftlichen Karriere eingenommen hat, ein schlüssiges Ganzes. Dieses wiederum sei aber nur unter Berücksichtigung der Erfahrungen zu verstehen, die der 1919 in Polen geborene Tajfel vor seiner verspätet begonnenen wissenschaftlichen Karriere gesammelt hat. Eine „wertfreie“, „neutrale“ Wissenschaft ist für ihn nicht denkbar „trotz der ehrbaren, aseptischen Terminologie“ (Tajfel 1982: 18), die in einigen, z.T. auf älteren Aufsätzen beruhenden Kapiteln zu finden sei. Statt Experimente im luftleeren Raum („experiments in a vacuum“) durchzuführen, müsse die Sozialpsychologie soziale Phänomene untersuchen und Position beziehen. Tajfels Auffassung von einer Sozialpsychologie, die kognitive Erklärungsansätze mit der Untersuchung sozialer Kontexte verbindet, werde in der Auseinandersetzung mit seinem Werk nicht genügend berücksichtigt, so Wolfgang Stroebe im Vorwort zur deutschen Ausgabe von Human Groups and Social Categories. Überwiegend feierten US-amerikanische Forscher „ihn zusammen mit Allport als Begründer der kognitiven Richtung“ (Stroebe 1982: 7). Dass dieses Urteil inzwischen nicht mehr zutrifft, zeigen neuere Überblicksdarstellungen. Auf sie und verschiedene Ansätze innerhalb der Vorurteils- und Stereotypenforschung wird nach einem Blick auf die deutschsprachige sozialpsychologische Forschung der Nachkriegszeit zurückzukommen sein.

2. Stereotypen- und Vorurteilsforschung im deutschsprachigen Raum nach 1945 Eine institutionalisierte, politisch unabhängige akademische Stereotypenforschung gibt es zwischen 1933 und 1945 in Deutschland nicht. Jene VorurteilsforscherInnen, die nicht in das politische und rassistische Schema der Nazis passen, sind zur Emigration gezwungen. Andere stellen sich in den Dienst der neuen Machthaber und forschen in ihrem Sinne. Nicht wenige von ihnen setzen ihre wissenschaftliche Karriere nach

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1945 fort und sind auch in der Bundesrepublik angesehene WissenschaftlerInnen. Auf personelle und inhaltliche Kontinuitäten ist daher in diesem Kapitel, das der Vorurteils- und Stereotypenforschung im deutschsprachigen Raum nach 1945 gewidmet ist, zumindest am Rande einzugehen. Auf Kontinuitäten, Brüche und Verzögerungen kommt auch Heinz E. Wolf zu sprechen, der 1969 die Anfänge sozialpsychologischer Forschung im Handbuch der Empirischen Sozialforschung beschreibt. „Im kontinentaleuropäischen und insbesondere im deutschen Sprachbereich hat sich die Vorurteilsforschung erst in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg und mit erheblicher Verzögerung durchsetzen können. Zwar hatten schon die beiden Heerespsychologen Heinz Dirks (1940, 1942) und Peter R. Hofstätter (1940, 1941) Sachverhalte regionaler und nationaler Vorurteile untersucht, doch blieben dies isolierte Ansätze. Die ersten Vorurteilsuntersuchungen im Nachkriegsdeutschland wurden noch von den Besatzungsmächten durchgeführt, wobei insbesondere das Antisemitismusproblem im Vordergrund stand […]; dann beginnt auch die Meinungsforschung (Institut für Demoskopie 1949). Dennoch läuft die Forschung nur sehr zaghaft an“ (Wolf 1969: 913).

1949, im Gründungsjahr der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik, erscheint Peter R. Hofstätters Werk Die Psychologie der öffentlichen Meinung. Der Autor bezieht sich auf US-amerikanische Studien, u.a. auf Walter Lippmanns Public Opinion und macht so ihn und sein Stereotypen-Konzept im deutschsprachigen Raum bekannt (vgl. Hofstätter 1949: 31). Hofstätter wird durch dieses Buch und seine in den 1950er und 1960er Jahren veröffentlichten Studien zu einer Instanz innerhalb der westdeutschen Sozialpsychologie. Auf seinen beruflichen Werdegang und seine wichtigsten Publikationen soll hier kurz eingegangen werden, weil an der Person Hofstätters sehr gut deutlich wird, was mit personellen und inhaltlichen Kontinuitäten gemeint ist.

2.1 Kontinuitäten und Neubeginn am Beispiel Peter R. Hofstätters Peter Robert Hofstätter wird 1913 in Wien geboren. Dort studiert er Physik und Psychologie, in seiner Dissertation geht es um die Frühentwicklung japanischer und koreanischer Kinder. Von 1937 bis 1943 ist er Wehrpsychologe der Heerestruppen, später arbeitet er im Reichsjustizministerium. Angeblich hat Hofstätter „1940 aus politischen Gründen Lehrverbot erhalten“ (vgl. N.N. 1994: 204). 1945 übernimmt er einen Lehrauftrag an der Universität Graz, 1949 bis 1956 lehrt er in den USA. 1959 wird Hofstätter in Nachfolge von Curt Bondy auf den Ordentlichen Lehrstuhl für Psychologie I an der Universität Hamburg berufen. Als Hauptgutachter verhindert er, dass sich Gerhard Maletzke mit der Psychologie der Massenkommunikation an der Universität Hamburg habilitieren kann (vgl. Pöttker 2002: 221). Hofstätter selbst wird 1979 emeritiert, er stirbt 1994. In einem Spiegel-Nachruf heißt es, dass „nicht seine psychologische Forschung, nicht seine Lehrbücher über Sozial- und Persönlichkeitspsychologie

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ihn in der Öffentlichkeit bekannt gemacht haben, sondern seine Äußerungen über den Holocaust.“ (N.N. 1994: 204) Möglicherweise stehen aber seine wissenschaftlichen Forschungen zu Vorurteilen und Stereotypen sowie Äußerungen zur deutschen Vergangenheit in einem Zusammenhang, sind nicht, wie es der Spiegel-Nachruf nahe legt, zwei voneinander unabhängige Dinge. Was nun rechtfertigt die Rede vom „Fall Hofstätter“ (Leonhardt 1963; Bergmann 1997)? Hofstätter veröffentlicht 1963 in der Wochenzeitung Die Zeit einen Artikel mit dem Titel Bewältigte Vergangenheit? (Hofstätter 1963a). Darin kritisiert er den Begriff Vergangenheitsbewältigung und stellt ihren Sinn in Frage. Er plädiert für einen Verzicht auf gerichtliche Verfolgung und Bestrafung von NS-Verbrechern, denn: „Die Täter werden sich vor Gott zu verantworten haben. Uns aber geziemt ein Bekenntnis zur unbewältigbaren Vergangenheit.“ (Hofstätter 1963a: 9) Eine Woche später folgt ein Beitrag, in dem sich Hofstätter gegen ein Schulfach Zeitgeschichte und die Befassung mit der NS-Zeit in der Schule ausspricht (vgl. Hofstätter 1963b: 9). Während einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung an der Universität führen weitere Äußerungen Hofstätters zum Massenmord an den Juden als „Kriegshandlung“ zu heftigen Protesten. Stellung bezieht u.a. der Kunstpädagoge und Publizist Arie Goral. Es entwickelt sich eine publizistische Kontroverse, bei der Rudolf Walter Leonhardt, FeuilletonChef der Zeit, Hofstätter und das Recht auf Meinungsäußerungsfreiheit verteidigt. Leonhardt kritisiert Goral, er habe einer „Hysterie Vorschub geleistet, die sich nicht mehr an Tatsachen orientiert.“ (Leonhardt 1963: 9) Die Debatte findet in verschiedenen Blättern statt, der „Fall Hofstätter“ beschäftigt die National-Zeitung ebenso wie den Spiegel. Letzterer veröffentlicht einen Leserbrief von Kurt Koszyk, in dem dieser Aussagen Hofstätters von 1941 zitiert und dem Psychologieprofessor rät, „sich in der von ihm selbst produzierten Literatur aus der Zeit des Dritten Reichs umzusehen, dann würde er vielleicht erkennen, wie wenig er in seinen Theorien zur Judenvernichtung den Sprachgebrauch jener Zeit hinter sich gebracht hat.“ (Koszyk 1963: 14f.) Hofstätter fühlt sich missverstanden, verheddert sich aber in weiteren Interviews in Widersprüche und verschlimmert durch seine Erklärungen die Situation (vgl. ausführlich zum Verlauf der publizistischen Kontroverse Bergmann 1997: 293ff.). Er ist danach vorsichtiger mit Äußerungen zu politisch umstrittenen Themen, publiziert aber neben wissenschaftlichen Aufsätzen und Büchern regelmäßig auch für Zeitungen und Zeitschriften, u.a. Kolumnen für Springers Hamburger Abendblatt. Speziell die Vorurteils- und Stereotypenforschung bleibt sein Thema. In seinen Publikationen seit 1949 referiert er die Ergebnisse der US-amerikanischen Vorurteils- und Stereotypenforschung, zitiert Lippmann, Bogardus, Rice, Katz/Braly, die UNESCO-Studien etc. und sorgt so dafür, dass die deutsche Sozialpsychologie anschlussfähig wird. In Die Psychologie der öffentlichen Meinung (1949) spricht er auch das „amerikanische Dilemma“ (Myrdal 1944) an und will dadurch verdeutlichen, dass „Rassendiskriminierung“ nicht nur ein ‚deutsches Dilemma‘ zwischen 1933 und 1945 gewesen ist (vgl. Hofstätter 1949: 42f.). Auf seine eigene Forschung aus den 1940er Jahren verweist er in Die Psychologie der öffentlichen Meinung ganz offen. Untersucht hat er damals schon neben „nationalen“ und „rassischen“ Typen, Merkmalen und Besonderheiten „die

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Existenz stereotyper Berufsbilder – namentlich des von der deutschen Propaganda mit aller Liebe gezeichneten ‚Flugzeugführers‘“ (Hofstätter 1949: 44). In den 1960er Jahren erscheinen Studien zum Selbst- und Fremdbild von Beamten oder auch von Psychologen (vgl. Hofstätter/Tack 1963; Hofstätter 1965). Dabei setzt er ähnlich wie Stuart Rice Fotos und Zeichnungen „typischer“ Berufsvertreter ein. Stereotypenforschung stellt für ihn eine theoretische wie auch methodische Herausforderung dar. In Anlehnung an Kenneth Bouldings The Image (1956; deutsch 1958) beschreibt Hofstätter Stereotype als „Leitbilder“ (Hofstätter 1960: 13) und betont ihre integrierende Funktion. Angeregt durch die Methode des semantischen Differentials sucht er mit Hilfe von Korrelationskoeffizienten Übereinstimmungen zwischen Begriffsprofilen zu bestimmen (vgl. Hofstätter 1960: 18f.) und gelangt zu dem Ergebnis, dass Gruppen einander umso besser verstehen, je mehr Auto- und Heterostereotype übereinstimmen (vgl. Hofstätter 1960: 30f.).55 Hofstätter wird bis in die 1980er Jahre häufig zitiert, schließlich ist er der Verfasser von Einführungen in die Sozialpsychologie, Herausgeber des Fischer-Lexikons Psychologie, beschäftigt sich mit Sigmund Freud und Wilhelm Reich, kritisiert die Massenpsychologie, befasst sich mit Gruppendynamik, kennt die US-amerikanische Forschung, ist an Methodenentwicklung interessiert und pflegt einen wissenschaftlichen Schreibstil, der zugleich elegant und anschaulich ist. Auch in kommunikationswissenschaftlichen Studien zu Vorurteilen und Stereotypen berufen sich die VerfasserInnen auf Hofstätter, übernehmen seine Anfang der 1940er Jahre entwickelte Definition von Stereotypen als „Merkmalsvergesellschaftungen“ (Hofstätter 1949: 37; Pleyer 1968: 18; Prakke 1968: 4; Pleyer* 1970: 211), zitieren seine fünf Voraussetzungen für das bessere gegenseitige Verstehen zweier Gruppen (vgl. Prinz* 1968: 99) oder seine Sicht auf Stereotype als Imperative, bzw. „Heischesätze in der Gestalt von Aussagesätzen“ (Hofstätter 1960: 12) und „Leitbilder“ (Hofstätter 1960: 13), die eine Erwartungshaltung der Stereotypisierer gegenüber den Stereotypisierten ausdrücken (vgl. Hannemann 1987: 80f.). In der Anfangszeit der kommunikationswissenschaftlichen Stereotypenforschung mögen die Bezugnahmen auf Hofstätter der insgesamt dürftigen Literaturlage geschuldet sein. Doch auch in neueren Publikationen, so in den Schlüsselwerken für die Kommunikationswissenschaft, wird Hofstätters Werk gewürdigt, in diesem Fall von Erich Lamp. Er betont, dass Hofstätters Auffassung von Öffentlicher Meinung in wichtigen Punkten mit der von Noelle-Neumann übereinstimme, wie sie sich in der Theorie der Schweigespirale und dem Konzept von öffentlicher Meinung als soziale Kontrolle ausdrücke. Beide hielten die Integrationsfunktion für zentral (vgl. Lamp: 2002: 205f.). Und diese Auffassung, so der Mainzer Rezensent, entspräche wiederum Positionen, die US-amerikanische Forscher in den 1930er und 1940er Jahren vertreten hätten. 55 | Denkbar sind jedoch auch Fälle, in denen eine weitgehende Übereinstimmung der jeweiligen Autostereotype nicht zu besserem Verständnis führt, sondern ebenso Konkurrenz und Neid sowie die Betonung vermeintlicher oder echter Unterschiede befördern kann, wie sich am Beispiel Österreich und Deutschland leicht belegen ließe (vgl. Thiele 2005).

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Schon aufgrund seiner Generationenzugehörigkeit und seines beruflichen Wirkens sowohl im Nationalsozialismus als auch in der Bundesrepublik stellt sich ähnlich wie bei Elisabeth Noelle-Neumann, Franz Ronneberger oder Wilmont Haacke die Frage nach Kontinuität und Brüchen. Die vorliegenden Informationen reichen nicht aus, um zu einem fundierten Urteil zu gelangen. Doch spricht einiges dafür, Karrierismus, eine hohe soziale Anpassungsfähigkeit und den Wunsch nach öffentlichem Ansehen als Konstanten in Hofstätters Leben zusehen. Nach Horst Pöttkers Typologie von Verhaltensweisen im NS-Regime und danach wäre Hofstätter zu den „Opportunisten“ zu zählen (vgl. Pöttker 2004). Wolfgang Bergmanns Deutung der publizistischen Kontroverse über den Fall Hofstätter und der Abwehrreaktionen seiner UnterstützerInnen lautet, „dass Hofstätter die (unterstellte) Meinung der ‚schweigenden Mehrheit‘ artikulierte“ (Bergmann 1997: 290). Die Erfahrungen mit Medien und Öffentlichkeit werden Hofstätter vermutlich in seiner Sicht auf soziale Prozesse und das Vorhandensein eines „doppelten Meinungsklimas“ (Noelle-Neumann) bestätigt haben. Mit Hofstätter ist nur ein Protagonist sozialpsychologischer Forschung im Nachkriegsdeutschland genannt. Es beschäftigen sich noch einige andere ForscherInnen mit zumeist „nationalen“ Stereotypen und Vorurteilen. Der Wunsch, wenigstens ansatzweise erklären zu können, wie es zu Krieg, Verfolgung und Holocaust gekommen ist, und der Einfluss internationaler Studien wie die UNESCO-Studien führen zu einem allmählichen Aufschwung der deutschsprachigen Stereotypenforschung. 1953 befragen Kriphal Singh Sodhi und Rudolf Bergius 881 Personen zu nationalen Vorurteilen (vgl. Sodhi/Bergius 1953), der Schweizer Peter Heintz publiziert 1957 die Monographie Soziale Vorurteile, am Frankfurter Institut für Sozialforschung wird versucht, an die Studien zur autoritären Persönlichkeit anzuknüpfen. Inwiefern diese und andere Bemühungen um einen Neu- bzw. Wiederbeginn erfolgreich waren, soll anhand einzelner Studien und Publikationen sowie am Beispiel des Frankfurter Instituts für Sozialforschung nachgezeichnet werden.

2.2 Das Frankfurter Institut für Sozialforschung Dass das 1933 geschlossene Institut 1951 feierlich wiedereröffnet wird, kann als eine Art „Wiedergutmachung“ und Zeichen der politischen Anerkennung soziologischer Forschung auf philosophischer Grundlage gewertet werden. Auf Einladung der Stadt Frankfurt und des Landes Hessen wird das Institut als private Stiftung mit öffentlichen Mitteln errichtet. Zugleich fungiert es als Soziologisches Seminar der Philosophischen Fakultät der Universität Frankfurt. Zur Rückkehr bewogen hat Theodor W. Adorno und Max Horkheimer die Chance, an Vergangenes anzuknüpfen und die neuen, im Exil gesammelten Erfahrungen in die zukünftige Arbeit einfließen lassen zu können. Zu den neuen Erfahrungen zählt Adorno auch die Anwendung empirischer Methoden der Sozialforschung, wobei er jedoch dem in wissenschaftliche Praxis umgesetzten Empirismus US-amerikanischer Prägung kritisch gegenübersteht. Dennoch ist klar, dass die wissenschaftliche Reputation des wiedererrichteten

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Instituts auch vom Einsatz ‚neuer‘ Methoden und der Erhebung gesellschaftlich relevanter Daten abhängt. Die empirische Abteilung leitet Ludwig von Friedeburg. Eine der ersten großen Studien, die die Erkenntnisse früherer Untersuchungen zum Autoritarismus aufgreift und versucht, der sich auch in Westdeutschland erfolgreich etablierenden Markt- und Meinungsforschung, theoretisch fundierte Sozialforschung entgegenzusetzen, ist eine Untersuchung zum politischen Bewusstsein der BürgerInnen, bei der die Methode der Gruppendiskussion zum Einsatz kommt. Gruppenexperiment lautet der Titel der Publikation, die im Wesentlichen auf Friedrich Pollock zurückgeht, und die als zweiter Band in der Reihe Frankfurter Beiträge zur Soziologie erscheint. Verbunden ist mit dem Einsatz qualitativer Methoden eine Kritik an Verfahren der Meinungsforschung, die mittels Repräsentativumfragen ein Meinungsbild erstellen will. Während bei Repräsentativumfragen lediglich Einzelmeinungen summiert und hochgerechnet würden, so Pollock im Abschnitt Die öffentliche Meinung – ein Summenphänomen? (vgl. Pollock 1955: 20ff.), versuchten er und seine KollegInnen Einstellungen und Meinungen, auch solche, die nicht öffentlich, sondern höchstens anonym oder im vertrauten Kreis geäußert werden, mittels Gruppendiskussionen zu erheben. Für die Methode spreche, dass Meinungen und die Wertigkeit von Argumenten dem Einzelnen „häufig erst während der Auseinandersetzung mit anderen Menschen deutlich“ (Pollock 1955: 32) werden. Durch Umfragen ermittelte Meinungen würden hingegen größtenteils auf Stereotypen beruhen so Pollock unter Berufung auf Lippmann (1922) und Hofstätter (1949): „Indem die Meinungsforschung von der Voraussetzung ausgeht, man müsse über alles eine Meinung haben, gerät sie in Gefahr, in ihren Interviews die Menschen zu Aussagen zu verführen, zu denen es sie gar nicht drängt, die gar nicht ihre Meinung sind. Gerade der Widerspruch zwischen dem Meinungszwang und der Unfähigkeit zum Meinen verführt zahlreiche Individuen dazu, Stereotype zu akzeptieren, die sie der vergeblichen Mühe des Meinens entheben, und ihnen dennoch das Prestige des Mit-dabei-Seins verleihen.“ (Pollock 1955: 19)

Der Aufwand, den die ForscherInnen betreiben, ist enorm: Etwa 1800 Personen aus allen Bevölkerungsschichten und verschiedenen Regionen Westdeutschland diskutieren in Kleingruppen von acht bis sechzehn TeilnehmerInnen und an Orten, an denen auch im Alltag Menschen zusammenkommen, „über Fragen, von denen sich bereits gezeigt hatte, dass sie mit den bisher bekannten Erhebungstechniken nicht befriedigend zu klären waren.“ (Pollock 1955: 33) Zu diesen Fragen zählen z.B. „das Verhältnis der Deutschen zum Ausland und zu den Besatzungsmächten, die Einstellung zur demokratischen bzw. totalitären Staatsform, die Nachwirkungen der national-sozialistischen Ideologien, insbesondere der Rassentheorie, die Frage des Antisemitismus und schließlich die Frage nach der deutschen Kollektivschuld, die zum Zeitpunkt der Unternehmung in allen Bevölkerungsschichten mit großer Heftigkeit diskutiert wurde.“ (Pollock 1955: 42)

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Die Gruppendiskussion, die als Methode auch in der US-amerikanischen Marktforschung zum Einsatz kommt und zu deren Entwicklung u.a. Herta Herzog wesentlich beigetragen hat, wird nun bei gesellschaftspolitischen Themen erprobt. Doch ist über Konsumartikel zu reden etwas anderes als politische Einstellungen kundzutun – zumal solche, die als nicht-opportun gelten. Entsprechend hoch ist die Zahl derjenigen, die sich nicht oder kaum an den Diskussionen beteiligen. Sie variiert in Abhängigkeit vom Thema, darüber hinaus zeigen sich deutliche Unterschiede nach formalem Bildungsgrad, Beruf, Alter und Geschlecht (vgl. Pollock 1955: 268; Tab. 83). Den Gründen, sich nicht zu äußern, gehen die ForscherInnen in Einzelinterviews nach (vgl. Pollock 1955: 527f.). Die höchste Beteiligung erzielt mit 53 Prozent das Thema Demokratie, die geringste mit 22 Prozent das Thema Juden (vgl. Pollock 1955: 267). Wenn auch das hochgesteckte Ziel, das Horkheimer und Adorno mit der Studie verbinden – die Erkundung der „Deutschen Ideologie“ und des „objektiven Geistes“ – nur ansatzweise erfüllt werden kann, beeindrucken doch die methodische Konzeption und Durchführung, die genaue Dokumentation und die umfangreichen Daten, die durch die Gruppendiskussionen ermittelt werden. Werner Mangold vertieft 1960 in Band 9 der Frankfurter Beiträge zur Soziologie die Auseinandersetzung mit Gegenstand und Methode des Gruppendiskussionsverfahrens, auch als Reaktion auf Kritik, wie sie z.B. Peter R. Hofstätter 1957 in der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie geäußert hat. Zwar erscheint in derselben Ausgabe eine Replik von Theodor W. Adorno. Doch kommen er und Horkheimer im Vorwort zu Mangolds Untersuchung noch einmal auf die Kritiker der Studie zu sprechen, die sich „an ihre vorgeblichen oder wirklichen methodischen Mängel“ (Horkheimer/Adorno 1960: 5) hefteten, in Wirklichkeit aber abwehren wollten, was die Studie belegt. Gemeint ist das Fortbestehen autoritärer Muster und antisemitischer Vorurteile. Bestätigung erfährt dieses Ergebnis durch die antisemitischen Übergriffe Ende der 1950er Jahre und die Schmierereien an der wiedererrichteten Kölner Synagoge Weihnachten 1959 (vgl. Bergmann 1997: 235f.; Schildt 1998: 50). Peter Schönbach führt dazu gemeinsam mit Studierenden eine Umfrage unter 232 Frankfurter BürgerInnen durch, um von den Reaktionen der Befragten auf antisemitische Einstellungen schließen zu können. Die Auswahl der Befragten erfolgt nach einem auf den soziodemographischen Daten der erwachsenen Frankfurter Wohnbevölkerung beruhenden Quotenplan. Gefragt wird nach Ursachen, Charakter und Umfang der Vorfälle, die Rolle von Jugendlichen und Erwachsenen bei diesen Aktionen und zu möglichen Gegenmaßnahmen. Die Antworten führen zu einer Einteilung der Befragten in vier Gruppen. In einem englischen Summary, das auch der internationalen Aufmerksamkeit für die antisemitische Welle in Westdeutschland geschuldet sein mag, fasst Schönbach die Ergebnisse zusammen: ■ ■ ■ ■

„Group I (19%): Strong reactions against antisemitism Group II (41%): Mild reactions against antisemitism Group III (24%): No reactions for or against antisemitism Group IV (16%): Mild and strong antisemtic reactions.“ (Schönbach 1961: 81)

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Der Autor interpretiert die Ergebnisse als „eine Art Sekundärantisemitismus […], eine Trotzreaktion, die die traditionellen antisemitischen Vorstellungen, seien es die eigenen oder die der Eltern, um ihrer Rechtfertigung willen am Leben erhält.“ Die Frage ist, was das für die politische und schulische Bildung bedeutet, welche Gruppen wie zu erreichen sind und wie sich antisemitische Einstellungen verändern lassen? Die Antworten der Befragten nach Gegenmaßnahmen unterscheiden sich je nach Ausprägung antisemitischer Einstellungen deutlich. Angehörige der Gruppe I sprechen sich für eine rasche und durchaus harte Bestrafung der gefassten Täter aus, zugleich aber auch für mehr Aufklärung und politische Erziehung (vgl. Schönbach 1961: 43f.; Tab. 11). Schönbachs Studie steht in der Tradition der Forschung zur Autoritären Persönlichkeit. Die Ergebnisse entsprechen denen, die Bruno Bettelheim und Morris Janowitz (1950) durch ihre Befragung von Kriegsveteranen zum Thema Antisemitismus erhoben haben. Antisemitische Vorurteile scheinen innerhalb der Familie, von Generation zu Generation, vererbt zu werden. „Der Sohn, dem der Gedanke unerträglich ist, daß sein Vater ein Verblendeter oder Schlimmeres gewesen sein soll, kann sich das Bild seines Vaters gleichsam rein erhalten, indem er dessen Vorurteile übernimmt.“ (Schönbach 1980: 80) Auch in den folgenden Jahren greifen ForscherInnen aus dem Umfeld der Frankfurter Schule das Autoritarismus-Konzept auf und konstruieren mit der A-Skala ein Messinstrument, das ausgehend von der in den USA erprobten F-Skala auf die Verhältnisse in der Bundesrepublik zugeschnitten ist. Offen antidemokratische Einstellungen und restaurative Tendenzen sowie der Abbau demokratischer Rechte, z.B. durch die Notstandsgesetzgebung von 1968, und ein politisches Desinteresse weiter Teile der Bevölkerung geben Anlass, auf diesem Gebiet zu forschen. In mehreren kleineren Studien wird mittels Befragungen zum Eichmann-Prozess, zum Lebensgefühl junger Erwachsener, zu Einstellungen gegenüber „Gastarbeitern“ oder zur Hochzeit der niederländischen Kronprinzessin mit einem Deutschen die Skalenkonstruktion getestet (vgl. von Freyhold 1971: 14). Auf diesen Vorstudien aufbauend verfeinert Michaela von Freyhold die Skala, testet verschiedene Versionen und gelangt zu Typologien autoritärer und vorurteilsfreier Personen, die von denen in The Authoritarian Personality beschriebenen in manchen Punkten abweichen und so gesehen kulturspezifisch, bzw. „typisch deutsch“ sind. Weitgehend wird jedoch die Phänomenologie autoritärer Syndrome bestätigt. Als ein entscheidender Faktor, der zur Differenzierung zwischen und innerhalb der aktuellen Typen führt, erweist sich das politische Interesse bzw. die politische Apathie. Politisches Interesse oder Desinteresse konstatiert die Autorin aber sowohl bei den Autoritären als auch bei den Nicht-Autoritären, allerdings resultiere politische Apathie bei den Autoritären aus einer Ich-Schwäche (vgl.von Freyhold 1971: 172), bei den „Nicht-Autoritären aus der Unterschicht“ hingegen „aus einem sozial bedingten Mangel an Gelegenheit zur Entfaltung politischen Interesses“ (von Freyhold 1971: 173). So wird in dem einen Fall psychologisch argumentiert wird, in dem anderen soziologisch. Wie intensiv und wie erfolgreich ForscherInnen aus dem Umfeld der Frankfurter Schule in den 1950er und 1960er Jahren Vorurteils- und Stereotypenforschung

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betreiben, ist in der Literatur umstritten. Die hier aufgeführten Studien zeigen, dass versucht wurde, an die frühen Untersuchungen, vor allem an The Authoritarian Personality (Adorno et al. 1950), anzuknüpfen und zugleich eine methodische Weiterentwicklung zu forcieren. Doch fragt z.B. Rolf Wiggershaus in seiner Geschichte der Frankfurter Schule, ob „das wiedererstandene IfS nicht von vornherein ungeeignet“ (Wiggershaus 1986: 500) war, das zu leisten, was Adorno und Horkheimer sich vorgenommen hatten, nämlich eine philosophisch fundierte kritische Soziologie zu betreiben. Einen Hinderungsgrund stellt nach Wiggershaus die Forschungsfinanzierung dar. Den Wissenschaftlern hätte klar sein müssen, „daß ein finanziell nicht mehr unabhängiges Institut früher oder später Auftragsforschung würde betreiben müssen und daß es in Restaurationszeiten für kritische Theoretiker schwierig sein würde, dabei nicht in Gewissenskonflikte zu geraten.“ (Wiggershaus 1986: 482) Als weiterer Grund, der in der Literatur über die Frankfurter Schule in fast schon stereotyper Art und Weise angeführt wird, gilt die Skepsis ihrer wichtigsten Vertreter gegenüber empirischer Sozialforschung. Sie erklärt laut Jochen Fahrenberg und John M. Steiner, die ihrerseits zu Autoritarismus bei Wehrmachts- und SS-Angehörigen geforscht haben (vgl. Steiner/Fahrenberg 1970; 2000; Meloen 1993: 52f.), warum die Vorurteils- und Stereotypenforschung nach der Rückverlegung des Instituts weitgehend zum Erliegen kommt: „Das Frankfurter Institut für Sozialforschung IfS hat in den 1950er Jahren nur zwei größere Interview- und Fragebogen-Studien unternommen. Innovative Forschungsansätze wurden nicht entwickelt. Die naheliegende Untersuchung von Tätern und von Mitläufern des Nationalsozialismus blieb aus. All dies lag in der erklärten Perspektive des amerikanischen Vorbildes. Als das wahrscheinlichste Motiv für dieses Defizit ergibt sich Adornos Geringschätzung der empirischen Sozialpsychologie und der differentiellen Psychologie. Beide Kompetenzen sind jedoch für diese Forschung unverzichtbar.“ (Fahrenberg/Steiner 2004: 127)

Die Autoren selbst verfügen über diese Kompetenzen. Auch haben sie sicher Recht zu bemängeln, dass nicht gleich in den 1950er Jahren Studien zum Autoritarismus deutscher Soldaten am Frankfurter Institut durchgeführt worden sind. Schließlich lag mit Bruno Bettelheims und Morris Janowitz’ Arbeit Dynamics of Prejudice (1950) eine Studie vor, an der man sich inhaltlich wie methodisch hätte orientieren können. Doch erklärt „Geringschätzung“ empirischer Methoden mögliche Versäumnisse in der Autoritarismusforschung nur ungenügend. Die Abneigung gegenüber einer Auftragsforschung, wie Horkheimer und Adorno sie in den USA kennengelernt haben, bedeutet nicht gleich eine grundsätzliche Ablehnung empirischer Sozialforschung. Vielmehr spricht sich Adorno für eine theoriegeleitete, eben „kritische“ empirische Sozialforschung aus. Was er darunter versteht, erläutert er z.B. 1951 im Eröffnungsvortrag während der ersten Arbeitstagung von VertreterInnen der Empirischen Sozialforschung in Deutschland (vgl. Wiggershaus 1986: 501f.; Adorno 2002/1952) und in diversen Publikationen (vgl. Adorno 1967). Gerade in der Anfangszeit des wiedergegründeten Instituts beteiligt sich Adorno an verschiedenen Studien und der

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Methodendiskussion. Wiggershaus (1986: 552f.) spricht für diese Zeit von einer wachsenden, wenn auch nie ungebrochenen Begeisterung Adornos für die empirischen Projekte. Antworten auf die großen Fragen könne die empirische Sozialforschung freilich nicht liefern, so Adorno. Im Positivismusstreit Anfang der 1960er Jahre treffen die unterschiedlichen Auffassungen innerhalb der deutschen Soziologie über Theoriebildung und Methoden aufeinander. Doch mehr noch als wissenschaftstheoretische Positionierungen entscheiden die Forschungsgegenstände und -resultate über öffentliche Aufmerksamkeit, Unterstützung seitens Politik, Wirtschaft und Medien – und letztlich auch über den Nachruhm. In den 1950er Jahren das Fortbestehen autoritärer Denkmuster und eine Anfälligkeit für antidemokratische Strömungen zu konstatieren, kann nicht auf allzu große Zustimmung stoßen. Und in der Protestbewegung von 1968 Strukturen und Verhaltensweisen zu erkennen, die ebenfalls autoritär anmuten, hat zumindest einen Teil der protestierenden StudentInnen auf Distanz zum Frankfurter Institut für Sozialforschung und zu seinen Protagonisten gehen lassen. Der Beitrag der Frankfurter Schule zur Stereotypen- und Vorurteilsforschung besteht neben der Methodenentwicklung, Erhebung von Daten und Anwendung theoretischer Konzepte wie dem der Autoritären Persönlichkeit in der Ausarbeitung einer umfassenden Gesellschaftstheorie, deren Dreh- und Angelpunkt die Negative Dialektik im Sinne einer Kritik identifizierenden Denkens darstellt. Dem in den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik kaum erkennbaren Interesse, sich wissenschaftlich mit der deutschen Vergangenheit auseinanderzusetzen, hat die Frankfurter Schule so viel entgegengesetzt, dass sie mehr als nur Feigenblatt oder „kritische Zierde einer restaurativen Gesellschaft“ (Wiggershaus 1986: 479) gewesen ist.

2.3 Kripal Singh Sodhi und Rudolf Bergius: Nationale Vorurteile (1953) Deutlich geworden sein sollte, mit welch hohen Erwartungen, was Gesellschaftsanalyse und Fortschritte in der sozialpsychologischen Forschung anbelangt, das 1951 wiedererrichte Frankfurter Institut für Sozialforschung konfrontiert ist. Für andere wissenschaftliche Einrichtungen, die ebenfalls Vorurteilsforschung betreiben, stellt es auch eine Konkurrenz dar. Allerdings profilieren diese sich stärker als empirisch orientierte Schulen wie z.B. die Kölner Schule um René König. Auf Empirie setzen auch die Berliner Psychologen Kripal Singh Sodhi und Rudolf Bergius, die Anfang der 1950er Jahre Nationale Vorurteile erforschen. Dabei orientieren sie sich an US-amerikanischen Studien zu „racial prejudices“ bzw. „national stereotypes“ und adaptieren Katz’ und Bralys methodisches Design: mit Hilfe einer 206 Eigenschaften umfassenden Liste sollen die ProbandInnen, Bekannte von Berliner Psychologie-Studierenden, 14 „völkische Gruppen“ (Sodhi/Bergius 1953: 87) beurteilen, indem sie die Eigenschaften in der Liste unterstreichen, die ihnen für die genannte Gruppe zutreffend erscheinen. Falls sich die ProbandInnen weigern sollten, ihre persönliche Meinung mitzuteilen, werden sie gebeten, „jene Wörter zu unterstreichen, die im Allgemeinen von anderen Menschen als Bezeichnungen spezifischer nationaler Eigenschaften angesehen würden.“ (Sodhi/

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Bergius 1953: 29) Ein solches Angebot sei, so die Autoren, aufgrund des in Deutschland weit verbreiteten Misstrauens gegenüber Befragungen zu politischen Angelegenheiten, notwendig (vgl. ebd.). Ausführlich begründen die Forscher die Auswahl der zu beurteilenden Gruppen (Sodhi/Bergius 1953: 15), warum eine nicht-repräsentative Erhebung bei ihrer Fragestellung zuverlässigere Ergebnisse liefert, warum sie anders als Katz und Braly Geschlechterunterschiede berücksichtigen (vgl. Sodhi/Bergius 1953: 30f.) und gleichviele Männer wie Frauen befragen (von den 881 befragten Personen sind 442 männlich und 439 weiblich). Im Detail unterscheidet sich die Versuchsanordnung noch in einigen Punkten von der US-amerikanischen Studie (vgl. Sodhi/Bergius 1953: 33f.), dennoch ist der Vergleich der Ergebnisse ein Ziel der Untersuchung. Die zugrunde liegende Stereotyp-Definition ist an Lippmann angelehnt (Sodhi/Bergius 1953: 19). Es gehe darum, Urteile über Völker zu ermitteln, ob diese richtig oder falsch seien, habe „aber der Sozialpsychologe nicht zu entscheiden.“ (Ebd.) In folgenden Publikationen, z.T. gefördert durch das Bundesministerium des Innern, bemühen sich die Autoren um „größere theoretische Klarheit bei der Einordnung und Beurteilung ihrer Daten“ (Sodhi/Bergius/Holzkamp 1978/1957: 182) und kritisieren die „pädagogische Zielsetzung“ (a.a.O.: 157) der frühen Studien zu nationalen Stereotypen. Nun aber sei es „angezeigt [...], das Problem in seiner ganzen Vielfalt selber vorurteilslos zu betrachten, und dabei die Brauchbarkeit der bisherigen aus der mehr ‚moralischen‘ Sichtweise erwachsenen Selbstverständlichkeiten in Frage zu stellen.“ (Ebd.: 157) Dazu beitragen soll die strikte Unterscheidung zwischen dem Urteilenden und dem Beurteilten bei gleichzeitiger Berücksichtigung der „wechselseitigen subjektiven Repräsentanz eines Partners bei dem jeweilig anderen, die verschieden ist von den tatsächlichen Eigenarten und Absichten der an der Beziehung Beteiligten.“ (Sodhi/Bergius/Holzkamp 1978/1957: 158) Die Autoren visualisieren ihre Überlegungen zu den beteiligten Subjekten, sprich den Völkern, den Bezugsformen und den (vermuteten) Urteilen über sich selbst und die anderen, indem sie mit Vektoren arbeiten. Abbildung 9: Bezugsformen nach Sodhi/Bergius/Holzkamp (1978/1957) Bezugsform

Beispiel

Stereotypform

S1 → S2 – Urteil

Ein Deutscher sagt: „Die Deutschen sind fleißig.“

Autostereotyp

S1 → S1 – Urteil

Ein Deutscher sagt: „Die Franzosen sind nationalstolz.“

Heterostereotyp

S1 → ( S2 → S1) – Urteil

Ein Deutscher sagt: „Die Franzosen halten die Deutschen für brutal.“

Vermutetes Heterostereotyp

S1 → ( S2 → S2) – Urteil Ein Deutscher sagt: „Die Engländer halten sich für das auserwählte Volk.“

Vermutetes Autostereotyp

Quelle: Eigene Darstellung nach Wolf (1975: 109)

Beachtet wird also stärker der Zusammenhang von Auto-, Hetero- und Metastereotypen, zudem, dass es sich um Auffassungen über das eigene Volk oder fremde

B Wissenschaft und Geschichte

Völker handelt, die nicht unbedingt etwas mit der Realität zu tun haben, sich aber in der Realität auswirken. Eine ausführliche Auseinandersetzung mit den Arbeiten von Sodhi und Bergius und den Verschränkungen der Bezugsformen des Urteils liefern 1968 Wolfgang Manz in Band 8 der von René König und Erwin K. Scheuch herausgegebenen Kölner Beiträge zur Sozialforschung und angewandten Soziologie (vgl. Manz 1968: 82-107) und 1979 Heinz E. Wolf in seiner Kritik der Vorurteilsforschung (vgl. Wolf 1979: 109f.). Nationale Vorurteile (Sodhi/Bergius 1953) gilt als erste Studie im deutschen Sprachraum, die an die US-amerikanische Stereotypen- und Vorurteilsforschung anschließt (vgl. Schäfer 1988: 16f.).

2.4 Anschließen an internationale Standards Mit Peter Heintz’ Werk Soziale Vorurteile (1957) liegt dann die erste Monographie im deutschsprachigen Raum vor, in der der aktuelle Forschungsstand aufgearbeitet ist und sozialpsychologisch Interessierte Einblicke in die US-amerikanischen Studies in Prejudice erhalten können. Soziales Vorurteil dient als Oberbegriff, Heintz nennt als drei der es bestimmenden Kriterien erstens die Diskrepanz zwischen dem Selbstund Fremdbild von Mitgliedern sozialer Gruppen, zweitens die Diskrepanz zwischen Vorurteil und Realität, drittens die unterschiedlichen Ausprägungen und wertenden Tendenzen, die ein Vorurteil selbst innerhalb einer sozialen Gruppe gegenüber der Fremdgruppe aufweisen kann (vgl. Heintz 1957: 43f.). Heintz’ Studie wird auch in ausländischen Fachzeitschriften besprochen. Oliver Brachfeld erwähnt in seiner Rezension für das britische International Journal of Social Psychiatry, dass Heintz Schweizer ist, und – das scheint nicht ironisch gemeint zu sein – diese ja nirgends in der Welt mit Vorurteilen konfrontiert seien. Ihm fehle daher anders als vielen anderen schwarzen oder jüdischen Autoren die unmittelbare Betroffenheit (vgl. Brachfeld 1959: 156). Von Adornos et al. Konzept der Autoritären Persönlichkeit setze sich Heintz in manchen Punkten ab und nenne neben individuellen Dispositionen soziale und politische Rahmenbedingungen, die Vorurteile befördern (vgl. ebd.). Das veranlasst den Rezensenten zu einem Hinweis auf die aktuelle Situation in Westdeutschland: „This scholarly book must be welcomed in Germany, especially at this time when new prosperity (called Wirtschaftswunder!) seems to contribute to a new wave of all kinds of social prejudices […] and also a very curious form of anti-semitism, especially in young people who did not know either Hitler or the Jews.“ (Brachfeld 1959: 156f.) Der Rezensent vermisst in dem eher theoretisch argumentierenden Werk praktische Rezepte gegen Vorurteile und Diskriminierung, dennoch endet er mit einem Lob: „It is, however probably the best book written in German on such an important subject.“ (Brachfeld 1959: 157) Mitte der 1960er Jahre erscheinen in Westdeutschland einige Publikationen, die auf ein Anschließen an internationale Standards in der sozialpsychologischen Vorurteilsund Stereotypenforschung deuten: so 1964 der Band Vorurteile. Ihre Erforschung und Bekämpfung sowie die erste deutsche Ausgabe von Walter Lippmanns Public Opinion, 1966 Reinhold Berglers Psychologie stereotyper Systeme, Otto Klinebergs Die mensch-

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liche Dimension in den internationalen Beziehungen und eine Festschrift für René König, für die Peter Atteslander den Beitrag Das soziale Vorurteil verfasst. König, wie Horkheimer und Adorno ein Remigrant, vertritt eine strikt empirische Auffassung von Soziologie. Er ist neben Alexander Mitscherlich, Henri Tajfel und weiteren anerkannten SozialpsychologInnen in dem Band Vorurteile. Ihre Erforschung und ihre Bekämpfung (1964) vertreten und geht der Frage nach, die auch am Frankfurter Institut für Sozialforschung zentral ist: inwieweit antisemitische Einstellungen in Deutschland „noch“ vorhanden seien. Einen Überblick über die US-amerikanische Vorurteilsforschung gibt Earl E. Davis. Darin unterscheidet er Einstellung von Vorurteil, die Entstehung von Vorurteilen von deren Entwicklung, nennt Familie, Schule und Kultur als ursächlich für das Weiterbestehen von Vorurteilen und geht auf Methoden der Vorurteilsforschung sowie aktuelle Trends ein. Unter „Kultur“ als eine Quelle von Vorurteilen kommen auch Medien und Sprache vor, allerdings nur, um sogleich auf Effekte der Gruppenbildung und sozialen Distinktion abzustellen (vgl. Davis 1964: 56). Kommunikationswissenschaftliche Untersuchungen erscheinen hier ebenso vernachlässigenswert wie die deutschsprachige sozialpsychologische Forschung. Lediglich Peter Heintz’ Studie von 1957 findet Erwähnung und Gordon W. Allports 1951 auf deutsch erschienener Aufsatz Treibjagd auf Sündenböcke. Doch zeigen die Bemühungen um die Anschlussfähigkeit der deutschsprachigen sozialpsychologischen Vorurteilsforschung Mitte der 1960er Jahre erste Erfolge, wie die Fülle an Publikationen belegt. Impulse kommen aus dem angelsächsischen Raum und aus angrenzenden Disziplinen. Aufgrund der angespannten politischen Situation, der Gefahr der Eskalation der Ost-West-Konfrontation und der atomaren Bedrohung entwickelt sich die Friedens- und Konfliktforschung und damit in enger Verbindung zur psychoanalytischen Aggressionsforschung die Erkundung von Feindbildern und Stereotypen (vgl. Weller 2001: 6). Vorurteile und ihr möglicher Abbau werden aus erziehungs- und kommunikationswissenschaftlicher (vgl. Jessl 1966), soziologischer (vgl. Manz 1968) und linguistischer (vgl. Quasthoff 1973) Perspektive untersucht, wobei Manzvor seiner empirischen Untersuchung von Berlinern und Westdeutschen im gegenseitigen Urteil den Versuch einer Operationalisierung von Stereotyp unternimmt und sich gründlich mit den bisherigen theoretischen wie methodischen Problemen der Stereotypenforschung befasst (vgl. Manz 1968). Von Quasthoff stammt die vielzitierte Stereotypdefinition, dass dieses „als Satz beschreibbar“ (Quasthoff 1973: 28) ist. Mitte der 1960er Jahre setzt auch die kommunikationswissenschaftliche Auseinandersetzung mit medial erzeugten und vermittelten Stereotypen ein. Bevor die Ursachen für diesen Start in eine „neue“ Forschungsrichtung und in Teil C der wissenschaftliche Ertrag kommunikationswissenschaftlicher Stereotypenforschung ermittelt werden, sollen durch die Auseinandersetzung mit Überblicksdarstellungen und Metaanalysen sozialpsychologischer Vorurteils- und Stereotypenforschung die verschiedenen Ansätze und Positionen zusammengefasst werden. In diesem Abschnitt findet keine Unterscheidung mehr nach nationaler und internationaler, deutsch- und englischsprachiger Forschung statt. Eine solche ist ohnehin, wie die vor-

B Wissenschaft und Geschichte

angegangenen Kapitel zeigen, nur schwer durchzuhalten. Seit Mitte der 1960er Jahre kann von gegenseitigen, wenn auch streckenweise recht einseitigen, Bezugnahmen US-amerikanischer und westeuropäischer ForscherInnen ausgegangen werden.

3. Überblicksdarstellungen sozialpsychologischer Stereotypen- und Vorurteilsforschung Über die Jahrzehnte ist international ein kontinuierlicher Anstieg an Studien zu Stereotypen und Vorurteilen zu verzeichnen. Ein Großteil der Publikationen stammt aus dem angelsächsischen Sprachraum. John Dovidio, Miles Hewstone, Peter Glick und Victoria M. Esses (2010) haben durch eine Metaanalyse der Fachzeitschriften Journal of Personality and Social Psychology, Personality and Social Psychology Bulletin, Journal of Experimental Social Psychology, European Journal of Social Psychology einen Boom zwischen 1980 und 2000 feststellen können. Die quantitative Zunahme an Studien zu Vorurteilen und Stereotypen zeigt sich daran, dass in den 1930er Jahren 29 Arbeiten veröffentlicht worden sind, zwischen dem Jahr 2000 und 2008 über 1800 (vgl. Dovidio/Hewstone/Glick/Esses 2010: 4). Sowohl ein absoluter als auch ein prozentualer Anstieg sind erkennbar. Schäfer berichtet von einem Anstieg der Arbeiten zu Geschlechterstereotypen, nachdem US-amerikanische ForscherInnen 1968 angelehnt an das Eigenschaftlistenverfahren einen Sex-Role-Questionnaire entwickelt haben. Bis 1977, also innerhalb eines Jahrzehnts, „betrafen 78 Prozent der in den Psychological Abstracts erfaßten Beiträge und 45 Prozent der in den Sociological Abstracts erfaßten Beiträge zum Stichwort Stereotype (und Äquivalente) Geschlechterstereotype.“ (Schäfer 1988: 30). Neben der quantitativen Zunahme zeichnen sich wissenschaftstheoretische Schwenks, wenn auch nicht gleich „Paradigmenwechsel“ im Kuhn’schen Sinne, ab. Im deutschsprachigen Raum steht Heinz E. Wolf mit seiner Kritik der Vorurteilsforschung (1979) für eine Neubestimmung des Vorurteils aus kognitiver Sicht und eine „Entideologisierung“. Schon zehn Jahre zuvor hat Wolf im von René König herausgegebenen Handbuch der empirischen Sozialforschung die Prämissen der Vorurteilsforschung kritisiert und von einer „mehrstufigen Reduzierung der Problematik“ gesprochen: „So wird das allgemeine Vorurteilsproblem auf das der sozialen Vorurteile, und dies wiederum auf das Verhältnis zwischen Majorität und Minorität reduziert, wobei außerdem Majorität sowohl der Zahl nach als auch der Macht nach als Majorität erscheint. Und schließlich wird dann noch auf die Psychologie zurückgegriffen und die Problematik auf persönlichkeitspsychologische und charakterologische Phänomene reduziert.“ (Wolf 1969: 915)

Wolf warnt vor einer tendenziell ideologischen und selbst auf Vorurteilen beruhenden Forschung, die in Vorurteilen in erster Linie etwas Pathologisches sieht. Mit dem Ideo-

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logieverdacht gegenüber einer gesellschaftskritisch orientierten Vorurteilsforschung steht er nicht allein da. Auch Kripal Sing Sodhi, Rudolf Bergius und Klaus Holzkamp (1978/1957) plädieren für „vorurteilsfreie“ Vorurteilsforschung. Bernd Estel (1983) sieht sich gar als Kämpfer gegen den Mainstream der Vorurteilsforschung und versteht seine Studie als Versuch, „den Charakter und den Zustand der Vorurteilsforschung in den entsprechenden Disziplinen der Einstellungsforschung, der psycho-analytisch orientierten Charakterforschung, der Sozialen Wahrnehmung bzw. -urteilsbildung sowie der (traditionellen) Soziologie nach den jeweils dominierenden Konzeptionen kritisch darzustellen und im Anschluß daran die Vorurteilsforschung mit wissenssoziologischen Mitteln neu zu begründen.“ (Estel 1983: 9)

Estel fordert, Vorurteile gegenüber Vorurteilen aufzugeben. „Denn nur, wenn er [der Leser; M.T.] sich (zeitweise) seiner ihm wohlvertrauten, durch die Medien der öffentlichen Meinung wie durch (populär)wissenschaftliche Darstellungen bekräftigten Vorurteile über Vorurteile entledigt, wird er die vorliegende Schrift, die in ihrer Gesamtargumentation quer zu den üblichen Selbstverständlichkeiten und Selbstverständnissen der Vorurteilsforschung liegt, mit wirklichem Gewinn lesen können.“ (Ebd.)

Was die angestrebte „wissenssoziologische Neubegründung der Vorurteilsforschung“ (Estel 1983: 282) betrifft, kann weniger von einem „großen Wurf“ die Rede sein als von Denkanstößen. Die Stoßrichtung geht gegen eine in der Tradition der Autoritarismusund Intergruppenforschung stehende Vorurteilsforschung, die ihren Gegenstand auf negative Einstellungen gegenüber Mitgliedern der Fremdgruppe reduziert habe, psychologisiere und ideologisch sei (vgl. Estel 1983: 50 und 56ff.). Estel grenzt soziale Urteile von sozialen Vorurteilen ab, vertritt aber die Auffassung, dass unter den Bedingungen der westlichen Modernität und des sozialen Wandels, das, was früher als Urteil, als sozial geteilt und verbindlich gegolten hat, heute, ebenso sozial geteilt und verbindlich, als Vorurteil gilt. Der traditionellen Vorurteilsforschung wirft er vor, dass sie soziale Urteile als Vorurteile ‚erkannt‘ und zugleich neue Vorurteile produziert habe. Eine „Ent-Ideologisierung“ der Vorurteilsforschung, die Konzentration auf Stereotypisierung als kognitiven Prozess, auf Funktionen von Stereotypen sowie die Anwendung „objektiver“ Verfahren zu fordern, ist nicht minder ideologisch, wenngleich aus wissenssoziologischer Sicht höchst aufschlussreich, weil der IdeologieVerdacht und wer ihn wann gegen wen erhebt auf einen Perspektivwechsel deutet. Penelope J. Oakes, S. Alexander Haslam und John C. Turner verzichten auf den Begriff Ideologie. Sie konzentrieren sich stattdessen pragmatisch auf die verschiedenen Stereotyp-Konzeptionen und verwendeten Methoden im Verlauf der Zeit. So gelangen sie zu einem Überblick über die moderne sozialpsychologische Vorurteilsund Stereotypenforschung (vgl. Oakes/Haslam/Turner 1994: 9).

B Wissenschaft und Geschichte

Abbildung 10: Historische Entwicklungen der Stereotypenforschung The Social Psychology of Stereotyping Historical developments in the study of social stereotyping Key publications

Conzeptualization of Stereotypes

Focus of empirical work

Lippmann (1922)

Rigid, over-simplified and selective, but necessary for simplification

Katz & Braly (1933)

Unjustified and contradictory fictions

Description of the content of various stereotypes

Adorno et al. (1950)

Erroneous products of pathological personality

Study of authoritarian and nonauthoritarian individuals

Allport (1954)

Based on rational process of categorization, but rationality contingent on individual’s nature

Sherif (1967)

Products of intergroup relations

Examining the effects of changing social relations

Tajfel (1969)

Based on rational processes of categorization common to all

Analysis of processes of accentuation

Hamilton (1981)

Products of generalized and necessary cognitive processes that inadvertently produce error

Identification of various cognitive biases

Tajfel (1981)

Shared products shaped by group membership and intergroup relations

Demonstrating the contribution of groups and values to the stereotyping process

Quelle: Oakes/Haslam/Turner 1994: 9

Die in der Tabelle genannten Studien bezeichnen Oakes, Haslam, Turner als „major milestones“: „Whilst personality theories of the type advanced by Adorno et al. have now more or less disappeared from the stereotyping scene, research into both intergroup relations (following Sherif and Tajfel) and individual cognition (following G. Allport and Tajfel) is still active and crucial. In the 1981 paper Tajfel tried to begin a process of rapprochement between hitherto rather disparate cognitive (individual) and intergroup (social) traditions in the area, having himself closely involved in both.“ (Oakes/Haslam/Turner 1994: 8)

Auf die meisten der hier genannten Studien wurde im Abschnitt zuvor eingegangen. Die AutorInnen erwähnen noch Muzafer Sherif mit seiner Theorie des realistischen Gruppenkonflikts, die er und seine Frau Carolyn W. Sherif im Anschluss an die Ferienlager-Experimente in den 1950er Jahren entwickelt haben (vgl. Sherif/Sherif 1969: 221-266), sowie David L. Hamilton, der als Vertreter der kognitiven Sozialpsychologie gemeinsam mit Robert K. Gifford Studien zu illusorischen Korrelationen in der Stereotypenbildung durchgeführt hat (vgl. Hamilton/Gifford 1976). Stereotype werden dabei als „wahrgenommene Korrelationen zwischen der Gruppenzugehörig-

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

keit einerseits und einer Merkmals- oder Verhaltensdimension andererseits“ (Meiser 2008: 53) definiert. Da Oakes, Haslam und Turner mit Tajfels Studie Human Groups and Social Categories von 1981 enden, stellt sich die Frage, welche Trends seitdem bzw. seit der Publikation von 1994 und außerdem erkennbar sind? Eine umfassende Analyse der theoretischen und methodischen Entwicklungen in der sozialpsychologischen Vorurteils- und speziell Rassismusforschung bietet 1997 Andreas Zick. Er ordnet die verschiedenen wissenschaftlichen Ansätze und erstellt ein „Diskurs-Schema“ in Form einer siebenseitigen, enggedruckten Tabelle (vgl. Zick 1997: 17-24). Den „Diskurs“Begriff expliziert er nicht weiter, erläutert aber Sinn und Ziel des Schemas: „Mit diesem Schema werden zum einen wissenschaftliche Theorien verschiedener Disziplinen sowie nicht-wissenschaftliche Ansätze zur Erklärung solcher Phänomene erfasst, die aus sozialpsychologischer Sicht als Vorurteile, Stereotype, Rassismus und Diskriminierung definiert werden können. Das Schema zeigt, welche wissenschaftlichen Disziplinen und welche nicht-wissenschaftlichen Ansätze zur Erklärung der Fremdenfeindlichkeit beitragen, und welche Aspekte der Fremdenfeindlichkeit sie jeweils analysieren.“ (Zick 1997: 6)

Zick verfolgt einen transdisziplinären Ansatz und berücksichtigt ganz unterschiedliche Zugänge zur Rassismusproblematik, die in Wissenschaft und Praxis entwickelt worden sind. Sein Diskurs-Schema versammelt für jeden Ansatz und jeden Aspekt mehrere Literaturhinweise, mittels derer nachvollziehbar wird, wer wann zu diesen speziellen Gebieten publiziert hat. Zick differenziert die Rassismus- und Vorurteilsforschung nach sieben Bereichen (A - G). Diese sieben Bereiche sind ihrerseits vierfach untergliedert und weisen so eine Vielzahl an Unterpunkten (= Forschungsrichtungen, Hypothesen, Ansätze, Theorien) auf. Hier seien nur die sieben übergeordneten Bereiche nach Zick (1997: 17f.) genannt: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■

A Vorurteile und Rassismus als individuelle Phänomene: Beiträge der psychologischen Vorurteilsforschung B Vorurteile und Rassismus als gesellschaftliche Phänomene: Beiträge der sozialwissenschaftlichen Rassismus-Debatte C Vorurteile und Rassismus als menschliche Grundkonstanten: Beiträge der philosophischen, anthropologischen und soziobiologischen Forschung D Diskurs über ‚Vorurteilen ähnliche‘ Phänomene: Beiträge aus verwandten Forschungsbereichen E Vorurteile und Rassismus im öffentlichen Diskurs: Erklärungsansätze zu den Ursachen von Vorurteilen und Rassismus in der Öffentlichkeit F Vorurteile und Rassismus in Änderungsprogrammen: Beseitigungsdiskurs G Vorurteile und Rassismus als geschichtliche Phänomene: historischer Diskurs

Vorurteile werden danach als individuelle und gesellschaftliche Phänomene betrachtet (A und B), es gibt eine historisch-philosophische, anthropologische und soziobiologi-

B Wissenschaft und Geschichte

sche Sicht auf Vorurteile (C und G), eine interdisziplinär geführte Definitionsdebatte (D) und eine gegenwarts- und zukunftsbezogene Auseinandersetzung mit Vorurteilen, bei der auch Medien und Kommunikation stärkere Berücksichtigung finden (E und F). Zicks Diskursschema, das gemäß Bonfadelli/Meier (1984) auf der metaanalytischen Methode des propositionalen Inventars beruht, setzt auf inhaltliche Kategorien. Das macht seine Stärke aus und ermöglicht, den Beitrag unterschiedlicher Disziplinen und Forschungsgruppen zur Vorurteils- und Rassismusforschung zu ermitteln und zugleich die Vorurteilsforschung als transdisziplinäres Projekt zu begreifen. In anderen (sozialpsychologischen) Überblicksdarstellungen dominiert hingegen die fachspezifische Perspektive, bei der Grenzen der eigenen Disziplin selten überschritten werden. Zudem sind die Überblicksdarstellungen zumeist chronologisch aufgebaut und zielen auf eine Einteilung in Phasen. John Duckitt (2010) ordnet in seinem Historical Overview die verschiedenen Vorurteils- und Stereotypkonzeptionen nach Jahrzehnten: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■

„Up to the 1920s: Race Psychology The 1920s: Race Prejudice The 1930s and 1940s: Psychodynamic Processes The 1950s: The Prejudices Personality The 1960s and the 1970s: Culture and Society The 1980s and 1990s: The Cognitive Approach Post 2000 – A New Paradigm? Affect, Motivation, and the Complexity of Prejudice.“ (Duckitt 2010)

Was konkret unter diesen Überschriften zu verstehen ist, führt Duckitt aus. An anderer Stelle setzt er auf Komprimierung und resümiert in einer Tabelle Historical Shifts in Dominant Theoretical and Social Policy Approaches to Prejudice (Duckitt 2010: 31; Tab. 2.1). Der Zusammenhang zwischen gesellschaftspolitischen Entwicklungen und Vorurteilskonzepten bzw. theoretischen Ansätzen wird so deutlich. Zugleich ist Duckitts Perspektive eine US-amerikanische, die insbesondere auf ethnische Konflikte fokussiert. Manfred Bornewasser und Marco Waage haben Duckitts schon früher publizierte Übersicht für ihren Beitrag zu Rassismus im Handbuch der Sozialpsychologie und Kommunikationspsychologie übersetzt:

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Abbildung 11: Änderungen der Sozialpolitik und des theoretischen Verständnisses von Rassismus und Vorurteil im 20. Jahrhundert Soziales und historisches Thema

Konzept des Vorurteils und dominanter theoretischer Ansatz

Dominante Orientierung der Sozialpolitik hinsichtlich Vorurteil und Diskriminierung

Bis in die 1920er: Weiße Dominanz und Herrschaft über „rückständige Menschen“

Vorurteile als natürliche Reak- Herrschaft, Diskriminierung tion auf die Unzulänglichkeit und Segregation sind natürlich „rückständiger Menschen“: Rassentheorien

1920er und 1930er: Legitimation der weißen Herrschaft und verbreiteter Vorurteile wird in Frage gestellt

Vorurteile als irrationale und ungerechtfertigte Reaktion auf andersartige Menschen: Psychoanalytische und Frustrations-Ansätze

Assimilation als gradueller Prozess, in welchem Minoritäten und die Menschen in den Kolonien angeglichen und „verwestlicht“ werden

1940er und 1950er: Rassenideologie der Nazis und Holocaust

Vorurteile gespeist durch antidemokratische Ideologie und pathologische Bedürfnisse autoritärer Persönlichkeiten

Demokratische antiautoritäre soziale Strukturen und Werte werden Intoleranz und Vorurteile ausmerzen

1960er: Problem des institutionalisierten Rassismus im Süden

Soziokulturelle Erklärungen: Vorurteile bedingt durch die sozialen Normen diskriminierender sozialer Strukturen

Desegregation und Antidiskriminierungsgesetze werden zu Intergruppenkontakt führen, welcher die Vorurteile beseitigt.

1970er: Problem von informellem Rassismus und Diskriminierung im amerikanischen Norden

Vorurteile als Ausdruck der Interessen dominanter Gruppen unter Beibehaltung der intergruppalen Ungleichheit

Reduktion von Ungleichheit über die Förderung von Minderheiten

1980er und 1990er: Die trotzige Persistenz von Stereotyp, Vorurteil und Diskriminierung

Vorurteile als ein Ausdruck universeller kognitiv-motivationaler Prozesse: soziale Kategorisierung und soziale Identität

Multikulturalismus, um Selbstbewusstsein der Minderheiten zu fördern und positive ungefährdete Identität und Toleranz zu schaffen

Quelle: Duckitt 1998: 245, übersetzt bei Bornewasser/Waage 2006: 769

Noch komprimierter als Duckitts Einteilung ist Dovidios et al. (2010; siehe auch Dovidio 2001) Unterscheidung dreier Forschungswellen: „The first wave, from the 1920s through the 1950s, portrayed social biases as psychopathology, with prejudice conceived as a social cancer. […] The second wave of theorizing and research began with an opposite assumption: prejudice is rooted in normal rather than abnormal processes. Thus, the focus turned to how normal processes, such as socialization into prevailing norms, supports and transmitts prejudice. […] The third wave of research on prejudice, beginning in the mid-1990s and characterizing much current research, emphasizes the multidimensional aspect of prejudice and takes advantage of new technologies to study processes that earlier theorists hypothesized but had no way to measure.“ (Dovidio/Hewstone/Glick/Esses 2010: 15f.)

B Wissenschaft und Geschichte

Die AutorInnen nennen für diese dritte Welle vor allem Messmethoden, die es erlauben, unbewusste und automatisch aktivierte Einstellungen und Überzeugungen sowie neue Formen des Rassismus, der Selbst- und Fremdstigmatisierung zu untersuchen. Was theoretische Ansätze seit den 1990er Jahren anbelangt, bleiben sie vage. Gefordert wird lediglich, doch aus sozialpsychologischer Sicht nachvollziehbar, die „Integration“ psychologischer und soziologischer Perspektiven (vgl. Dovidio/ Hewstone/Glick/Esses 2010: 19). Für eine wieder stärkere Hinwendung zu sozialen Prozessen und eine Rückkehr des Sozialen in die Sozialpsychologie sprechen sich seit den 1990er Jahren verschiedene FachvertreterInnen aus – eine Forderung, die Henri Tajfel, der lange Zeit für die kognitive Wende in der Sozialpsychologie stand, oder Serge Moscovici mit seinem Konzept der Sozialen Repräsentationen schon in den 1970er Jahren erhoben haben (vgl. Leiprecht 1997). In den 1990er Jahren entstehen angeregt durch die Cultural Studies und poststrukturalistische Ansätze im deutschsprachigen Raum diskursanalytische Studien, die nach sozialen Repräsentationen von Macht und damit häufig auch nach medial vermittelten Stereotypen fragen. Von Interesse ist, inwieweit das die kommunikationswissenschaftliche Stereotypenforschung beeinflusst, ob auch hier wie in der sozialpsychologischen Forschung „waves“ (Dovidio 2001; Dovidio/Hewstone/ Glick/Esses 2010) und „historical shifts“ (Duckitt 2010) oder „Diskurse“ (Zick 1997) identifiziert werden können? Bevor dem in Teil C durch die Metaanalysen I und II nachgegangen wird, richtet sich der Blick auf die frühe kommunikationswissenschaftliche Stereotypenforschung bzw. auf die Situation der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in den 1950er und 1960er Jahren und die Frage, welche wissenschaftspolitischen, sozialen, institutionellen und inhaltlichen Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um auch in der Kommunikationswissenschaft Stereotypenforschung betreiben zu können.

4. Kommunikationswissenschaftliche Stereotypen- und Vorurteilsforschung Nicht nur politisch stellt das Jahr 1945 eine Zäsur dar. Auch aus wissenschaftshistorischer Sicht steht die Jahreszahl für einen Einschnitt. Die Zeitungswissenschaft, die als kriegswichtig galt und während des Nationalsozialismus überwiegend systemkonform agiert hat, muss sich unter den veränderten Verhältnissen neu positionieren. Unmittelbar nach Kriegsende und bis zur Gründung zweier deutscher Staaten im Jahr 1949 ist die Situation der wissenschaftlichen Institute prekär. An einen normalen Lehr- und Forschungsbetrieb ist noch nicht zu denken, geschweige denn an Theorie- und Methodendebatten oder die ernsthafte Auseinandersetzung mit der jüngsten Vergangenheit. Anders als in den USA, wo schon während des Zweiten Weltkriegs versucht wird, die Ursachen für Völkerhass, Rassismus und Antisemi-

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tismus zu ergründen, setzt im Nachkriegsdeutschland die Forschung zu Stereotypen und Feindbildern mit deutlicher zeitlicher Verzögerung ein. Die sozialpsychologische Vorurteilsforschung ist da noch schneller als die kommunikationswissenschaftliche. Die Gründe dafür liegen in der spezifischen Situation der Zeitungswissenschaft nach 1945. Was diese Fachspezifik in den ersten beiden Nachkriegsjahrzehnten ausmacht, soll im Folgenden kurz dargelegt werden. Ausführlichere Darstellungen zu jenem für die weitere Fachentwicklung so wichtigen Zeitabschnitt liegen bereits vor (vgl. Bohrmann 1997; 2010; Duchkowitsch/Hausjell/Semrad 2004). Hier wird eine fachhistorische Perspektive deswegen eingenommen, um den Beginn der kommunikationswissenschaftlichen Stereotypenforschung datieren zu können.

4.1 Kontinuitäten und Neubeginn: Die Ausgangssituation Stefanie Averbeck und Arnulf Kutsch identifizieren vier Phasen, die das Fach Zeitungswissenschaft, so die Bezeichnung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, zwischen 1900 und 1960 durchlaufen hat. Nach der „Identifizierung des Problems“ und der „Definition“ desselben, folgt die Phase der „ideologischen und organisatorisch-pragmatischen Überformung“. In der vierten Phase habe im Zuge der Neuformierung der Zeitungswissenschaft und Umbenennung in Publizistik eine „Entideologisierung und Rekonstruktion des Problems“ stattgefunden (vgl. Averbeck/Kutsch 2002; 2004). „Rekonstruktion“ bedeutet hier so viel wie eine Neubzw. Redefinition des Forschungsgegenstandes. Statt von „Entideologisierung“ ließe sich vielleicht auch von Neuideologisierung angesichts der politischen Entwicklungen in der DDR und der BRD sprechen. Averbeck/Kutsch meinen mit „Entideologisierung“ die Abgrenzung von der NS-Ideologie. Sie vollzieht sich allerdings nicht explizit beispielsweise durch einen personellen Neuanfang oder öffentliche Distanzierung von der nationalsozialistischen zeitungswissenschaftlichen Forschung und Lehre. Die wenigen Professuren besetzen in den westlichen Besatzungszonen und der späteren Bundesrepublik Wissenschaftler, die schon in der Weimarer Republik und während des Nationalsozialismus als Hochschullehrer tätig waren. So lehrt in München Karl d’Ester (1881-1960), an der FU Berlin Emil Dovifat (1890-1969), in Münster der frühere Germania-Chefredakteur Walter Hagemann (1900-1964). In der DDR beginnt nach dem Tod von Gerhard Menz (1885-1954) und mit der Berufung von Hermann Budzislawski (1901-1978) die „sozialistische Umgestaltung“ des Leipziger Instituts für Publizistik und Zeitungswissenschaft zur Fakultät für Journalistik. Das Wiener Institut, 1942 auf Betreiben von NS-Funktionären wie Walther Heide errichtet, hat nach Kriegsende zur Auflage, nurmehr historische Presseforschung zu betreiben, Institutsleiter ist von 1946 bis 1958 Eduard Ludwig (1883-1967), danach steht das Institut für ein Jahrzehnt unter der kommissarischen Leitung fachfremder Professoren, die in der Publizistik nicht mehr als eine Hilfswissenschaft sehen. An den verbliebenen Standorten mangelt es an allem: an Ausstattung, an Grundlagenwerken, die in der Lehre eingesetzt werden könnten, vor allem aber an unbelastetem Personal und an einem Konsens, wie mit der NS-Vergangenheit

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des Fachs und seiner VertreterInnen umzugehen ist, schließlich an Ideen, wie eine zukünftige Wissenschaft aussehen könnte. Weitgehend Einigkeit besteht über den Fachgegenstand: Walther Heides für die NS-Zeit bestimmender Leitspruch „von der Presse kommen wir, bei der Presse bleiben wir“ (vgl. Averbeck/Kutsch 2004: 61) kann nicht weiter Gültigkeit beanspruchen. Eine Wissenschaft, deren Gegenstand die Herstellung von Öffentlichkeit ist, muss alle Medien berücksichtigen. Dieser Auffassung sind Wissenschaftler schon vor der Machtübernahme der Nazis (vgl. Jäger 1926) und auch während des Nationalsozialismus beschränken sich längst nicht alle Personen und Institutionen ausschließlich auf Presseforschung. Hans Bohrmann hält das für eine „von interessierter Seite in Umlauf gesetzte Legende“ (Bohrmann 2010: 486). Nach 1945 aber markiert die Umbenennung von Zeitungswissenschaft in Publizistik einen Neubeginn insofern, als sich das fachlich-exklusive Formalobjekt, der „publizistische Prozess“ (Hagemann), im Namen der Disziplin spiegelt. Nur das Münchner Institut unter der Leitung von Karl d’Ester hält an Zeitungswissenschaft fest, wenngleich damit keine Beschränkung auf die Presse verbunden sein soll. Publizistik lautet auch der Name der 1956 von Wilmont Haacke, Walter Hagemann und Emil Dovifat gegründeten Fachzeitschrift. Ihr Untertitel kennzeichnet sie als Zeitschrift für die Wissenschaft von Presse, Rundfunk, Film, Rhetorik, Werbung und Meinungsbildung. Der Fachgegenstand ist damit umrissen; die wenigen mit dieser Wissenschaft befassten Personen haben somit elf Jahre nach Kriegsende und zwölf Jahre nach Einstellung der Fachzeitschrift Zeitungswissenschaft wieder ein Fachorgan, in dem die neuesten Forschungsbemühungen dokumentiert sind. Die Publizistik entwickelt sich trotz aller Anlaufschwierigkeiten in den folgenden Jahren und Jahrzehnten zu einer der wichtigsten Publikationen im Fach. Drei Jahre zuvor startet in Hamburg, herausgegeben vom Hans-Bredow-Institut, die Zeitschrift Rundfunk und Fernsehen. Sie versteht sich einerseits als Forum für Medienpraxis, andererseits als Ort, an dem theoretische wie methodische Fragen erörtert werden und international vergleichende Kommunikationsforschung stattfindet. In ihren ersten Ausgaben erscheinen Adornos Prolog zum Fernsehen (Adorno 1953b) und Fernsehen als Ideologie (Adorno 1953a). Die Gründung von Fachzeitschriften stellt einen wichtigen Schritt in Richtung Verwissenschaftlichung und Etablierung als akademische Disziplin dar. Trotzdem bleibt die Situation angespannt. Es gibt kaum wissenschaftlichen Nachwuchs, jedenfalls kaum im Fach promovierte oder gar habilitierte WissenschaftlerInnen. Von den anderen Fächern wird die Publizistik misstrauisch beäugt. Sie gilt als überflüssig, unwissenschaftlich, historisch kompromittiert. Letzteres einerseits zu Recht, andererseits stellt die frühere Zeitungswissenschaft keinen Einzelfall dar, was NS-Protektion anbelangt. Auch andere Fächer genossen besondere Förderung und ließen sich politisch instrumentalisieren. Auch ihre Aufarbeitung der Vergangenheit passierte z.T. nur sehr zögerlich. Ende der 1950er Jahre kommen zu den fachlichen Problemen noch personelle. Der „Fall Hagemann“ (Appelius 2010: o.S.) sorgt für Turbulenzen, die über Münster hinausreichen. Die Nachfolge dort, aber auch in Berlin, München und Wien, ist mit Personalquerelen und langen Lehrstuhlvakanzen verbunden. Insgesamt ist der

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Eindruck, den das Fach innerhalb des Wissenschaftsbetriebs und in der außeruniversitären Öffentlichkeit in den 1950er Jahren hinterlässt, nicht gerade positiv. Zu wenig ausgeprägt seien das fachliche Profil und der Wille mit anderen Disziplinen und der Praxis zusammen zu arbeiten, zu gering die Forschungs- und Ausbildungsleistung, zudem fehle es an Personen, die dem Fach eine neue Richtung geben könnten (vgl. Groos 2001: 263). Das hat zur Folge, dass der deutsche Wissenschaftsrat 1960 empfiehlt, nicht in den Ausbau des Fachs zu investieren und das „Sondergebiet“ Zeitungswissenschaft nur noch „an den Universitäten Berlin und München zu pflegen.“ (Wissenschaftsrat 1960: 91, zit. nach Groos 2001: 264; Bohrmann 1997: 57). Die existenzbedrohende Kritik des Wissenschaftsrates forciert Um- und Neuorientierungen im Fach, und zwar in allen Bereichen, institutionell wie personell, theoretisch wie methodisch. Tatsächlich findet in den 1960er Jahren eine umfassende Neupositionierung des Fachs statt. Die Publizistikwissenschaft beginnt sich als Geistes- und Sozialwissenschaft zu begreifen. Mit der Berufung von WissenschaftlerInnen, die sich für die Anwendung empirisch-analytischer statt deskriptiv-hermeneutischer Verfahren aussprechen, setzt eine Debatte über das Selbstverständnis der Publizistikwissenschaft ein, die in der Publizistik und auf Tagungen der 1963 gegründeten Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Zeitungswissenschaft (DGPuZ) äußerst kontrovers geführt wird. Für eine sozialwissenschaftliche Ausrichtung des Fachs plädieren u.a. Henk Prakke, der nach Hagemanns Flucht in die DDR in Münster lehrt, Elisabeth Noelle-Neumann, Leiterin des Instituts für Demoskopie in Allensbach und seit 1964 Professorin für Publizistik in Mainz, und Fritz Eberhard, der bis zu seiner Ernennung zum Honorarprofessor und Institutsleiter in Berlin im Jahr 1961 für die Zuschauerforschung des SWR zuständig ist. Gegen eine positivistische Publizistikwissenschaft, die sich zu stark an aus den Naturwissenschaften entlehnten Methoden orientiert und ihren eigentlichen Gegenstand aus den Augen verliert, argumentieren u.a. Emil Dovifat und Wilmont Haacke. Letzterer hat seit 1962 einen Lehrstuhl für Publizistik in Göttingen inne. Als Herausgeber der Publizistik verfügen sie zwar über einen ‚Heimvorteil‘ hinsichtlich der Veröffentlichung ihrer Positionen, zu Wort kommen aber auch gegenteilige Ansichten und vor allem Beiträge, die ein integratives Konzept verfolgen. Zur Diskussion steht nahezu alles: der Gegenstand des Fachs, theoretische Positionen und Methoden, die zukünftige Entwicklung – nicht jedoch die unmittelbare Vergangenheit. Sehr schnell zeigt sich, dass die Mehrheit der FachvertreterInnen die sozialwissenschaftliche Ausrichtung der Publizistikwissenschaft und die Anwendung quantitativer Methoden befürwortet. Die Um- und Neuorientierungen, aber auch Reimporte von Wissen und Wiederentdeckungen lange verschütteter Traditionen in der Publizistikwissenschaft der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind seit den 1990er Jahren Zeit häufiger thematisiert worden. Mit Beginn des 21. Jahrhunderts lässt sich geradezu ein fachhistorischer Boom erkennen, in dem es immer auch um Deutungsmacht geht. Fraglich ist, was zum kommunikationswissenschaftlichen Kanon, wer zu den KlassikerInnen des Fachs zählt (vgl. Holtz-Bacha/Kutsch 2002; Duchkowitsch/Hausjell/Semrad 2004; Meyen/ Löblich 2006; Thiele/Klaus/Riesmeyer 2012). Nach den Anfängen der Disziplin und

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ihren Verstrickungen in den Nationalsozialismus, nach der Befassung mit Emigration und Exilforschung, rückt nun der Zeitraum 1945 bis 1990 in den Mittelpunkt fachhistorischer Betrachtung und Bewertung. Beispielsweise untersucht Maria Löblich (2010) Die empirisch-sozialwissenschaftliche Wende in der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und trägt eine Vielzahl an Belegen zusammen, u.a. durch eine Inhaltsanalyse von Beiträgen, die bis 1980 in der Publizistik erschienen sind, die die These einer empirisch-sozialwissenschaftlichen Wende stützen. Gleichwohl reichen die Anfänge empirischer Sozial- und auch Zeitungswissenschaft sehr viel weiter zurück. Stefanie Averbeck hat durch ihre Studien zu soziologischen Ansätzen in der Zeitungswissenschaft vor 1933 verdeutlicht, dass eine empirisch-sozialwissenschaftliche Ausrichtung des Faches schon sehr früh angedacht und teilweise praktisch vorgenommen worden ist (vgl. Averbeck 1999; 2001). Und während des Nationalsozialismus ist die empirische Forschung nicht so gänzlich zum Erliegen gekommen, wie gemeinhin angenommen wird. Auch hier könnte es sich teilweise, so Hans Bohrmann, um Legendenbildung (vgl. Bohrmann 2010: 486) handeln. Dennoch: die Verfolgung und Ermordung empirisch arbeitender SozialwissenschaftlerInnen hat sich unmittelbar auch wissenschaftlich ausgewirkt. Nach 1945 werden dieser Verlust und seine Folgen erst allmählich zur Kenntnis genommen. Als eine Folge gilt die „Rückständigkeit“ in der Anwendung empirischer Methoden. Entsprechend fordern VertreterInnen einer sozialwissenschaftlichen, auf quantitative Methoden setzenden Publizistikwissenschaft in den 1960er Jahren ein Umdenken und Umschwenken. Und entsprechend hat ein Vortrag wie der, den Elisabeth NoelleNeumann 1963 Über den Fortschritt der Publizistikwissenschaft durch Anwendung empirischer Forschungsmethoden hält, programmatischen Charakter. Dass eine Neuorientierung seit den 1960er Jahren stattgefunden hat, bezweifelt niemand, umstritten ist jedoch, wo die tatsächlichen Anfänge empirischsozialwissenschaftlicher Forschung im deutschsprachigen Raum liegen, welche Ursachen und mehr noch welche Auswirkungen auf die weitere Fachentwicklung die Propagierung des empirisch-sozialwissenschaftlichen Paradigmas hat. Hier interessieren vor allem die Folgen der Neuausrichtung oder „Wende“ für den Beginn und die weiteren Entwicklungen der kommunikations- und medienwissenschaftlichen Stereotypenforschung. Daher soll auf die von Löblich und anderen AutorInnen konstatierten Veränderungen ausführlicher eingegangen und geprüft werden, ob und welche Zusammenhänge zwischen einer Um- und Neuorientierung innerhalb der deutschen Publizistikwissenschaft und dem Beginn der kommunikationswissenschaftlichen Stereotypenforschung in den 1960er Jahren bestehen.

4.2 Eine „empirisch-sozialwissenschaftliche Wende“ als Katalysator einer kommunikationswissenschaftlichen Stereotypenforschung? „Im Allgemeinen“, so Löblich, „gilt sie [die empirisch-sozialwissenschaftliche Wende; M.T.] als Markstein in der Entwicklung des Fachs, als Fundament des heutigen Selbstverständnisses und wird zumindest implizit als eigentliche Geburtsstunde

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der Kommunikationswissenschaft betrachtet.“ (Löblich 2010: 13) Das sahen und sehen manche im Fach und erst recht außerhalb nicht ganz so und verweisen wie etwa Gudrun Schäfer auf die Ursachen der Neupositionierung: „Erstens eine bessere Legitimation gegenüber den etablierten Universitätsfächern, zweitens die mit ‚exakten‘ Zahlen scheinbar verbundene größere Seriosität gegenüber möglichen Auftraggebern aus der Praxis und drittens die problematische Rolle des noch jungen Fachs ‚Zeitungswissenschaft‘ während der NS-Zeit.“ (Schäfer 2000: 25) Hanno Hardt hingegen bewertet die Folgen der Erneuerungsstrategie: „Die ideologische Stärke dieser Überzeugung, die das Weltbild der neuen Publizistikwissenschaft für Jahre bestimmen sollte, ist nicht zu unterschätzen. Sie wurde in späteren Jahren erfolgreich durch eine aggressive Personalpolitik unterstützt (oder abgesichert), die mit Stellenbesetzungen unter politischen sowie wissensideologischen Gesichtspunkten nicht nur Kontinuität und Stabilität gewährleistete, sondern den konservativen Einflussbereich vergrößerte und alternative Ansätze zu einer kritischen Publizistikwissenschaft erfolgreich marginalisierte.“ (Hardt 2004: 159)

Hans Bohrmann schließlich spricht von einem Reimport sozialwissenschaftlicher Fragestellungen: „Erst als in den 60er Jahren sozialwissenschaftliche Fragestellungen sich, aus den USA zurückkommend, erneut aufdrängten, wurde nach den deutschen historischen Wurzeln gefragt und mit Erstaunen wahrgenommen, dass zwei Generationen vorher ganz ähnliche Themen mit ähnlichen Methoden bearbeitet worden sind.“ (Bohrmann 2010: 485) Doch was ist nun konkret unter Neupositionierung oder „empirisch-sozialwissenschaftlicher Wende“ zu verstehen? Löblich meint damit: „eine Umorientierung hin zu einem ganz bestimmten Verständnis von Sozialwissenschaft: zu einer analytisch-quantitativen Sozialwissenschaft mit wissenschaftstheoretischer Fundierung durch Positivismus und Kritischen Rationalismus.“ (Löblich 2010: 15f.) Ein solches Wissenschaftsverständnis ist Mitte des 20. Jahrhunderts in der US-amerikanischen Kommunikationsforschung weit verbreitet; an ihm orientieren sich die VerfechterInnen einer empirisch-sozialwissenschaftlichen Ausrichtung und fordern zudem mehr Gegenwarts- und Anwendungsbezug (vgl. Löblich 2010: 151). Löblich beschränkt sich bei ihrer Untersuchung nicht auf die 1960er Jahre, sondern holt weiter aus und schaut sowohl auf die Situation des Fachs nach 1945 als auch auf die 1970er Jahre, in denen sich die sozialwissenschaftliche Orientierung durchsetzt. Diesen Wandlungsprozess begründet sie u.a. mit Darwins Evolutionstheorie (vgl. Löblich 2010: 52f.). Die Autorin identifiziert drei Phasen, die der Variation, der Selektion und der Stabilisierung, die die Neuausrichtung durchlaufen hat. Sie sind allerdings nicht trennscharf, sondern überschneiden sich teilweise. Bis in die 1980er Jahre, so Löblich, wandelt sich die Forschungspraxis nicht grundlegend, obwohl die Zahl der empirischen Studien kontinuierlich zunimmt. Geisteswissenschaftliche Methoden bleiben die vorrangig verwendeten. Als Gründe für die „evolutionäre“, nicht „revolutionäre“ Veränderung führt Löblich zum einen die Überzeugungen derjenigen an, die sie zum „geisteswissenschaftlichen Lager“ zählt, zum anderen die fehlenden

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Ressourcen und die generell schlechte Ausstattung der Institute. Die studentische Protestbewegung von 1968 und die stetig steigenden Studierendenzahlen hätten sich zusätzlich hemmend auf die empirisch-sozialwissenschaftliche Ausrichtung einzelner Institute und des Fachs insgesamt ausgewirkt (vgl. Löblich 2010: 308). Löblich nennt in ihrer Auseinandersetzung mit den „Herausgeforderten“, den VertreterInnen des „geisteswissenschaftlichen Lagers“ zwar deren Argumente, doch macht sie zugleich deutlich, dass die „Herausgeforderten“ den „Herausforderern“ letztlich wenig entgegenzusetzen haben. Einzelne Institutsleiter mögen durch die Propagierung eines neuen Fachverständnisses und/oder durch die Auswahl von spezifischen Lehrinhalten und externen LektorInnen zur Umorientierung des Faches beitragen; sie selbst arbeiten jedoch nicht empirisch. Das überlassen sie der nachfolgenden Generation, die ihre Methodenkenntnisse zumeist in anderen Fächern erworben hat. Vollzogen hat sich die „empirisch-sozialwissenschaftliche Wende“ dennoch, weil verschiedene „Triebkräfte“ und „gesellschaftliche Metatrends“ (Löblich 2010: 301) zusammengekommen sind. Die Autorin geht auf diese Dynamiken innerhalb und außerhalb des Wissenschaftssystems ein und konstatiert einen erhöhten „Anpassungsdruck aus der Gesellschaft“ (Löblich 2010: 241). So verändern sich Medienangebot und -nutzung, die Nachfrage nach gut ausgebildeten JournalistInnen steigt, ebenso der Beratungsbedarf von Politik und Wirtschaft. Löblichs materialreiche und äußerst lesenswerte Studie gibt Auskunft über eine für das Fach entscheidende Phase der Neuorientierung und Selbstvergewisserung. Dabei ist die Autorin um Objektivität bemüht und will bei dem Dissens zwischen geistesund sozialwissenschaftlicher Orientierung „keine Schiedsrichterrolle übernehmen“ (Löblich 2010: 14). Doch ist ihr sicher bewusst, dass schon durch die Auswahl des Forschungsgegenstands und durch seine Benennung Legitimation erfolgt und dass in der theoretischen Fundierung der Studie durch die Evolutionstheorie Machtverhältnisse und Wandlungsprozesse im Wissenschaftsbetrieb damit erklärt werden, dass manche Disziplinen und Richtungen sowie die sie vertretenden Personen ausreichend anpassungsfähig sind, they fit into. Schlüssig erscheint aufgrund der theoretischen Fundierung die Verwendung von Begriffen wie Variation, Selektion und Stabilisierung zur Kennzeichnung der Phasen. Wenn aber die „empirisch-sozialwissenschaftliche Wende“ in den 1950er Jahren ihren Anfang nimmt und da die Phase der Variation einsetzt, gefolgt von den Phasen der Selektion Mitte der 1960er Jahre und der Stabilisierung, wobei letztere sich bis zu Beginn der 1980er Jahre zieht – lässt sich dann eigentlich von einer empirisch-sozialwissenschaftlichen „Wende“ reden? Und auch wenn so viele Fakten für sie sprechen, ist es nicht doch ein sehr spezifischer Blickwinkel, aus dem diese Entwicklung beschrieben wird? Davon abgesehen stellt sich die Frage, warum Löblich zwar erklärt, weshalb sie „empirisch“ im Sinne von „quantitativen Methoden“ verwendet, nicht jedoch, was für oder gegen den politisch besetzten Begriff Wende spricht, der sowohl nach dem Regierungswechsel 1982 bei der Proklamation einer „geistig-moralischen Wende“ Verwendung findet, als auch 1989/90, als das Ende der DDR als „Wende“ bezeichnet wird.

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Nachvollziehbar ist, dass Löblich mehrere Einschränkungen hat vornehmen müssen: Es geht um die westdeutsche Publizistikwissenschaft und sie untersucht neben (auto-)biographischem Material, Monographien, Dokumenten und Sekundärquellen mit der Publizistik nur eine Fachzeitschrift, die zwar das Zentrum der Selbstverständnisdebatte darstellt, jedoch nicht die Breite der fachlichen Diskussion widerspiegeln kann. Die Autorin thematisiert redlicherweise den Auswahlprozess, lässt aber die mit ihm verbundenen Setzungen und seine Folgen unkommentiert. Die Behauptung einer „empirisch-sozialwissenschaftlichen Wende“ ist freilich trotz aller Belege und der Offenlegung der Auswahlkriterien auch ein performativer Akt, der der Metaerzählung „Wie die Kommunikationswissenschaft zu dem wurde, was sie heute ist“ ein zitierfähiges Kapitel hinzufügt und durch den die Vielfalt an Strömungen und Positionen innerhalb der deutschsprachigen Geistes- und Sozialwissenschaften auf zwei „Lager“ reduziert wird. Ganz verstummt ist die Kritik, die sich in den 1960er Jahren an positivistischen Positionen entzündet, nicht. In immer wieder neu aufkommenden Selbstverständnisdebatten und Methodendiskussionen melden sich auch WissenschaftlerInnen zu Wort, die bezweifeln, dass die Hinwendung zu Methoden, die von den ProtagonistInnen der Neuorientierung als „empirisch-sozialwissenschaftlich“ deklariert wurden, von Vorteil war. Als Folgen der einseitigen Methodenoption und der Auflösung von Gegenstandsgrenzen zeichneten sich laut Hans Wagner Theoriestagnation und ein zunehmender Wirklichkeitsverlust ab, erkennbar u.a. an einem verengten Wirkungsbegriff. Statt sich tatsächlich zu einer Sozialwissenschaft mit einem breiten Methodenverständnis zu entwickeln, habe man sich „naturwissenschaftlicher Denkweisen und Instrumente“ bedient und einen „Methodenimperialismus“ betrieben, „der Themen und Erscheinungen, die sich dem empiristischen Instrumentarium nicht fügten […] ins Abseits rückte.“ (Wagner 1993: 494f.) Ins Abseits rücken aber nicht nur Themen und Erscheinungen, sondern ganz konkret auch WissenschaftlerInnen. Die Mitte der 1960er Jahre beginnende Formierung der Medienwissenschaft kann als unmittelbare Folge der empirischsozialwissenschaftlichen Ausrichtung der früheren Zeitungswissenschaft gedeutet werden. Knut Hickethier führt zwar noch weitere Gründe für die Entstehung der Medienwissenschaft an, entscheidend ist aber aus seiner Sicht „die Differenzierung der Medienforschung. Die Zeitungswissenschaft, die sich in den sechziger Jahren bereits Publizistikwissenschaft nannte, wandte sich sozialwissenschaftlichen Methoden zu und konzentrierte sich auf den Journalismus. Sie überließ der nun entstehenden Medienwissenschaft die ästhetischen Probleme der Medien, die Formen der Fiktion, der Unterhaltung und andere Themen.“ (Hickethier 2000: 38)

Hickethier erläutert an zwei Beispielen, was die Publizistikwissenschaft früher einmal bearbeitet, dann aber weitgehend der Medienwissenschaft überlassen hat. Zum einen Intertextualität, Intermedialität und Hybridität, zum anderen filmwissenschaftliche Forschung. Was letztere betrifft, seien vielversprechende Ansätze am Münsteraner

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Institut in den 1950er Jahren erkennbar gewesen, mit dem Weggang von Walter Hagemann und der Hinwendung zu sozialwissenschaftlichen Methoden seien diese aber nicht weiter entwickelt worden (vgl. Hickethier 2000: 39). Hickethier betont wie Schäfer, Hardt, Wagner u.a. die negativen Folgen der empirisch-sozialwissenschaftlichen Ausrichtung der Publizistikwissenschaft und der mit ihr einhergehenden Trennung in Kommunikations- und Medienwissenschaft. Möglicherweise hat aber die sozialwissenschaftliche Orientierung der Publizistikwissenschaft die Forschung zu Medien und Stereotypen überhaupt erst ermöglicht – was jedoch nicht einschließt, dass Stereotypenforschung nach einer Initiationsphase ab Mitte der 1960er Jahre auch in den folgenden Jahrzehnten ein wichtiges kommunikationswissenschaftliches Forschungsfeld darstellt. Dem ist in Teil C und D nachzugehen. Es gibt aber einige Anhaltspunkte für einen Zusammenhang zwischen einer zunächst nur als Forderung bestehenden sozialwissenschaftlich-empirischen Ausrichtung des Fachs und einer Zunahme an Studien zu Stereotypen und Medien. Seinen Niederschlag findet dieser Zusammenhang zum einen in der Publikation und Übersetzung wichtiger Werke wie etwa Maletzkes Psychologie der Massenkommunikation (1963) oder Lippmanns Public Opinion (1964), zum anderen in Beiträgen zum Thema Stereotype in den Fachzeitschriften Rundfunk und Fernsehen sowie Publizistik. Hier ist dann auch auf die von Hickethier erwähnte Münsteraner Forschung zurückzukommen.

4.3 Der Beginn der kommunikationswissenschaftlichen Stereotypenforschung Bis Mitte der 1960er Jahre sind im deutschsprachigen Raum keine originär publizistikwissenschaftlichen Studien zu Medien und Stereotypen auszumachen. Wie bereits dargelegt spielen Medien und Kommunikation in den sozialpsychologischen und soziologischen Untersuchungen allenfalls eine Nebenrolle. Und auch in den frühen Ausgaben von Publizistik und Rundfunk und Fernsehen kommen Begriffe wie Stereotyp oder Vorurteil, Bild oder Darstellung im Sinne von Repräsentation einer sozialen Gruppe nicht vor. Das ändert sich in den 1960er Jahren, in denen die Publizistikwissenschaft Forschungsgegenstand und -perspektiven erweitert. Statt hauptsächlich die Kommunikatoren, die Kommunikationsinhalte und die sie transportierenden Kommunikationsmittel in den Blick zu nehmen, rücken der gesamte Kommunikationsprozess und stärker Rezeption und Wirkung in den Mittelpunkt. Aus der Publizistik wird die Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, neben öffentlicher Kommunikation werden auch interkulturelle und interpersonelle Kommunikation beforscht. Diese inhaltlichen und fachlichen Entgrenzungen sind z.T. ebenfalls durch die sozialwissenschaftliche Öffnung der Publizistik, mehr noch aber durch gesellschaftliche Entwicklungen, den allmählichen personellen Ausbau und den Einfluss der Nachbardisziplinen zu erklären. Auch einzelnen Personen wie beispielsweise Gerhard Maletzke oder Franz Dröge kommt eine Schlüsselrolle zu, was

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den Beginn der publizistik- und kommunikationswissenschaftlichen Stereotypenforschung anbelangt. 1963 erscheint Maletzkes Monographie Psychologie der Massenkommunikation. Sie klärt nicht nur kommunikationswissenschaftliche Grundbegriffe und macht die deutschsprachige Publizistikwissenschaft mit den wichtigsten Trends und Ergebnissen der US-amerikanischen Kommunikationsforschung bekannt, sondern liefert mit dem Feldschema der Massenkommunikation ein Kommunikationsmodell, auf das bis heute Bezug genommen wird. In dieses Modell integriert sind mit dem „Bild vom Kommunikator beim Rezipienten“ und dem „Bild vom Rezipienten beim Kommunikator“ (Maletzke 1963: 41) Auto- und Heterostereotype. Sie haben laut Maletzke einen erheblichen Einfluss auf den Kommunikationsprozess. An anderer Stelle betont er, dass bezüglich medial vermittelter Stereotype noch dringender Forschungsbedarf besteht: „Zu der Frage nach dem Bild vom Menschen, wie es durch die Massenkommunikation dem Publikum vermittelt wird, zählt auch das Problem der Stereotype, jener starren, klischeehaften und oft verzerrten und unzutreffenden Vorstellungen von den Angehörigen bestimmter Gruppen, von Völkern, Rassen, Berufen, Altersstufen usw. Die Sozialpsychologie hat sich ausgiebig mit dem Prozeß der Bildung von Stereotypen sowie mit deren Funktionen beschäftigt (737) [= Verweis auf Hofstätter 1949: 30ff.]; wenig wissen wir dagegen über den Anteil, der bei der Formung und Prägung dieser Stereotype der Massenkommunikation zukommt. Zwar lässt sich durch die Aussagenanalyse nachweisen, daß die Kommunikatoren in ihren Aussagen gerne die gängigen Stereotype benutzen (738) [= Verweis auf Adorno und US-amerikanische Autoren], entweder um sich lange Expositionen und detaillierte Charakterzeichnungen zu ersparen, oder um den Erwartungen und Wünschen breiter Publikumskreise entgegenzukommen; doch ist es gegenwärtig kaum möglich, die Wirkungen dieser Klischees beim Rezipienten genauer zu bestimmen (739) [= Verweis auf US-amerikanische Autoren].“ (Maletzke 1963: 205)

Was Maletzke hier in wenigen Sätzen zusammenfasst, ist sowohl Bestandsaufnahme als auch Forschungsprogramm: Danach hat die deutschsprachige Publizistikund Kommunikationswissenschaft ein für sie wesentliches Thema anders als die US-amerikanische Forschung und hier vor allem die Sozialpsychologie noch nicht als ihr Thema erkannt – was sich aber angesichts der wichtigen Rolle, die Massenmedien bei der Erzeugung und Vermittlung von Stereotypen spielen, dringend ändern sollte. Deutlich wird auch Maletzkes Verständnis von Stereotypen, wo er ihre Realitätsinadäquanz betont und auf Funktionen wie Komplexitätsreduktion zwecks Kundenbindung zu sprechen kommt. Maletzke trägt durch seine wissenschaftlichen Aufsätze und Rezensionen, vor allem aber seine über die nationale Publizistikwissenschaft hinausreichende Beschäftigung mit internationalen Entwicklungen in der Kommunikationsforschung zum Reputationsgewinn von Rundfunk und Fernsehen bei. 1966 befasst er sich in einem Aufsatz für die Publizistik mit Interkultureller Kommunikation und Publizistikwissenschaft und kommt auch hier auf Stereotype zu sprechen: „Einen wesentlichen Faktor im Prozess der interkulturellen Kommunikation bilden die Vorstellungen

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oder Images, die Attitüden, Vorurteile und Stereotype, die sich innerhalb einer Kultur gegenüber anderen Kulturen entwickeln.“ (Maletzke* 1966: 323) Zwei Jahre später rezensiert er Franz Dröges Publizistik und Vorurteil (Maletzke** 1968: 60) in Rundfunk und Fernsehen. Dabei betont Maletzke den Stellenwert, den Stereotype und ihre „publizistischen Funktionen“ in Dröges Dissertation einnehmen. Insgesamt trage die Arbeit dazu bei, „die funktionale Publizistik weiterzuentwickeln.“ (Ebd.) Der Rezensent lobt Dröges „Literaturkenntnis“ und sein „breites Detailwissen“, kritisiert aber „Wiederholungen“ und die „nur mühsam zu lesende, mit Fachbegriffen übermäßig angereicherte Sprache.“ (Maletzke** 1968: 60) Für die Publizistik bespricht Hans-Heinz Fabris Dröges Werk, in dem er „einen gewichtigen Beitrag zur ‚Richtungsdiskussion‘ in der Publizistikwissenschaft“ (Fabris* 1970: 87) sieht. Dröges Untersuchung nehme „sich der hochgradig aktuellen und affektiv besetzten Thematik mit umfangreichem theoretischem Rüstzeug an“ (Fabris* 1970: 85). Die Verbindung von funktionaler Publizistik und Stereotypenforschung, die auf inhaltsanalytische Verfahren zurückgreift, erscheint dem Rezensenten schlüssig. Für die zukünftige kommunikationswissenschaftliche Stereotypenforschung schlägt Fabris vor: „Es wird vor allem zu untersuchen sein, in welchem Ausmaß bestehende Stereotypen durch die publizistischen Medien verstärkt werden und durch Nutzung des verbleibenden Spielraums zu deren Wandel beigetragen werden kann.“ (Fabris* 1970: 86) Dröge ist zu diesem Zeitpunkt einer der jüngeren, besonders umtriebigen Wissenschaftler. Er beteiligt sich an der Selbstverständnisdebatte und plädiert für eine stärker sozialwissenschaftliche Ausrichtung sowie den Einsatz empirischer Methoden. Zugleich geht es ihm um Theoriebildung und die Bestimmung zentraler Fachbegriffe. Zu ihnen zählt er auch Vorurteil und Stereotyp. Letzterem widmet er mehr als die Hälfte seiner 250 Seiten umfassenden Dissertation Publizistik und Vorurteil. Die Studie ist einerseits beeinflusst durch die sozialpsychologische Vorurteilsforschung, andererseits folgt sie Henk Prakkes Ansatz einer funktionalen Publizistik. Prakke nimmt im Geleitwort Bezug auf die Neupositionierung der Publizistik: „Die vorliegende Untersuchung von F. W. Dröge ist unmittelbar unter dem Eindruck einer neuen Orientierung der Publizistikwissenschaft, ihrer Hinwendung auf seinswissenschaftliche Prozeduren der Erkenntnisgewinnung, entstanden.“ (Prakke 1967: 7) An Dröges Forschung zu Publizistik und Vorurteil knüpft der Münsteraner Kollege Peter Pleyer an. Von ihm stammt die filmhistorisch wichtige Arbeit Der deutsche Nachkriegsfilm 1946-1948, veröffentlicht 1965. Drei Jahre später verbindet Pleyer filmwissenschaftliche Forschung mit Stereotypenforschung in der Studie Nationale und soziale Stereotypen im gegenwärtigen Deutschen Spielfilm. Eine aussageanalytische Leitstudie des Instituts für Publizistik Münster (Pleyer 1968). Wiederum gibt es ein deutliches Bekenntnis zur funktionalen Publizistik (vgl. Pleyer 1968: 10), die danach fragt, „was ist“, statt „Sollensforderungen“ zu stellen (vgl. Pleyer 1968: 10), und ein Vorwort von Henk Prakke. In ihm beschreibt er Stereotype als „Merkmalszusammenhänge“, „kollektive Vorstellungsmuster“, „gesellschaftliche Zuschreibungen“ und schließlich „Merkmalsvergesellschaftungen“ (Prakke 1968: 4). Damit benutzt er einen Begriff, den zuvor bereits Hofstätter (1949: 37) verwendet und Dröge (1967:

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126) aufgegriffen hat. Pleyer versteht darunter die zu einem bestimmten Zeitpunkt feststellbaren Stereotypeninhalte, was zugleich einen möglichen Stereotypenwandel impliziert (vgl. Pleyer 1968: 18). Pleyer löst den Anspruch ein, empirisch gestützte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft zu betreiben, zu der zu diesem Zeitpunkt noch ganz selbstverständlich die Beschäftigung mit Filmen zählt. Der Autor geht auf Überlegungen Siegfried Kracauers zur Kollektivmentalität ein, die sich im nationalen Filmschaffen widerspiegele, gibt aber in seinem auf der Studie von 1968 basierendem Publizistik-Aufsatz Zur Reproduktion von Stereotypen im Spielfilm zu bedenken, dass „die Reflex-Hypothese empirisch bisher noch nicht überzeugend bestätigt worden ist.“ (Pleyer* 1970: 212). Warum er sich gerade der Film-Stereotypenforschung zuwendet, begründet Pleyer mit dem kommerziellen Charakter von Film: „Im übrigen fördert beim Spielfilm die Kommerzialität seiner Produktion die Tendenz zur Reproduktion kollektiver stereotyper Vorstellungskomplexe.“ (Pleyer* 1970: 211) Er operationalisiert den Stereotypbegriff und entwickelt ein ausgefeiltes Kategoriensystem zur Erfassung nationaler und sozialer Stereotype, aber auch „stereotyper Geschehensmuster“ im Film. Ziel ist „durch die Untersuchung von signifikant häufig auftretenden Merkmalsvergesellschaftungen auf stereotype Vorstellungsmuster des sozio-kulturellen Systems [zu] schließen.“ (Ebd.) Mit dieser Studie liefert Pleyer einen der wenigen kommunikationswissenschaftlichen Beiträge zur Stereotypenforschung, der zudem die sozialwissenschaftliche Methode der Inhaltsanalyse – Pleyer bevorzugt den Terminus Aussageanalyse – auf Filme anwendet. Darüber hinaus zeichnet diese Studie aus, dass so viele Arten von Stereotypen, zusammengefasst unter der von Heintz (1957) geprägten Bezeichnung „soziale Stereotypen“, untersucht werden. Karl Veit Riedl, der Pleyers Werk in Rundfunk und Fernsehen rezensiert, rät jedoch, sich mehr noch der „Frage nach einer Übereinstimmung mit der Realität“ (Riedel** 1969: 58) zu stellen: „Man vermißt die z.B. aus der Bevölkerungsstatistik doch leicht beizubringenden Vergleiche mit der Wirklichkeit und darüber hinaus den Vergleich mit dem zu diesem Thema schon aus volkskundlicher Sicht erschienenen Schrifttum.“ (Ebd.) In derselben Publizistik-Ausgabe, in der Pleyers Beitrag erscheint, findet sich der Aufsatz von Gerhard Prinz mit dem Titel Heterostereotype durch Massenkommunikation (Prinz* 1970), eine Zusammenfassung der 1968 erschienenen und von Franz Ronneberger betreuten Dissertation Heterostereotype durch Massenkommunikation. Wandlungen des Deutschlandbildes im Economist 1945 bis 1955 (Prinz 1968). Diese Studie und der aus ihr folgende Aufsatz stehen in der Tradition der in den 1950er Jahren durch Sodhi/Bergius und Hofstätter geprägten „völkerpsychologischen“ Untersuchungen. Prinz interessiert, „in welchem Verhältnis National- und Volkscharakter zu den Vorurteilen und Stereotypen über ein bestimmtes Volk stehen.“ (Prinz* 1970: 199) Auch wenn der Autor im Folgenden von der Unbestimmtheit und Unbestimmbarkeit des „sogenannten Nationalcharakters“ spricht, zieht er ebenso wie Pleyer nicht in Zweifel, dass es einen solchen jeweils gibt (vgl. Prinz 1968: 98f.). Prinz’ Studie belegt jedoch eindrücklich, dass der Anschluss an die US-amerikanische sozialpsychologische Vorurteils- und Stereotypenforschung gelungen ist. Der Autor zitiert Lippmann,

B Wissenschaft und Geschichte

Adorno et al., Jahoda, Allport, Davies, aber auch die deutschsprachige sozialpsychologische und aktuelle publizistikwissenschaftliche Literatur: Hofstätter, Sodhi/ Bergius, Heintz, Bergler, schließlich Dröge und Ronneberger, den Doktorvater, mit seinen Überlegungen zu „sozialen Leitbildern“ (vgl. Prinz 1968: 101f.). Die Internationalisierung der kommunikationswissenschaftlichen Stereotypenforschung zeigt sich auch darin, dass nun vermehrt Grundlagenwerke und wichtige Studien ins Deutsche übertragen werden. Bei Ruetten + Loenig erscheint 1964 Lippmanns Public Opinion. Fritz Eberhard bespricht das Werk in der Wochenzeitung Die Zeit und betont seinen Stellenwert für die akademische Journalistenausbildung in den USA (vgl. Eberhardt 1964). Auch die Exilforschung wird allmählich bekannter. Obwohl es bis 1973 dauert, dass The Authoritarian Personality zumindest teilweise in deutscher Übersetzung vorliegt, haben einige Kommunikationswissenschaftler wie Frank Böckelmann sich schon eher mit den dort vertretenen Thesen befasst und sie auf die politische Situation in der Bundesrepublik der 1960er Jahre bezogen (vgl. Böckelmann 1971). 1971 liegt auch Allports The Nature of Prejudice in deutscher Übersetzung vor. So kommen verschiedene Faktoren zusammen, die sich günstig auf den Start der kommunikationswissenschaftlichen Stereotypenforschung Mitte der 1960er Jahre auswirken. Neben der stärkeren Orientierung an sozialwissenschaftlichen Theoriebeständen und Methoden spielen der gesellschaftliche Wandel in der Bundesrepublik und das zunehmende Interesse an internationalen Beziehungen in Wissenschaft und Politik eine wichtige Rolle. Entsprechend sind nationale Stereotype und interkulturelle Kommunikation häufig Thema der in den beiden Fachzeitschriften erscheinenden Studien (vgl. Maletzke* 1966; Pleyer** 1967; Riedel** 1969; Pleyer 1968; Magnus** 1970; Osterland 1970; Prinz* 1970; Zieser* 1971). Auch berufliche Stereotype, insbesondere Politiker- und Journalisten-Stereotype werden bereits thematisiert (vgl. Smythe** 1961; Fabris* 1971; Bohrmann* 1974). Bei den untersuchten Medien dominiert eindeutig der Spielfilm, gefolgt von der Tagespresse. Ohne den Metaanalysen in Teil C vorgreifen zu wollen, kann die folgende Übersicht über die ersten Aufsätze und Rezensionen in Publizistik sowie Rundfunk und Fernsehen einen Eindruck davon verschaffen, welchen Stellenwert das Thema Medien und Stereotype in den 1960er Jahren erlangt. Nicht immer wird dabei im Titel der Begriff Stereotyp verwendet, sondern auch andere Begriffe, die auf mediale Repräsentation deuten. Falls Stereotyp nicht im Titel der Beiträge auftaucht, so aber im Text. Abbildung 12 versammelt die ersten 14 Beiträge (Aufsätze und Rezensionen), die in den beiden Fachzeitschriften zwischen 1961 und 1974 mit Bezug zu Stereotypen erschienen sind. Vor 1961 waren keine Beiträge zu identifizieren, die die in Teil C ausführlich erläuterten Auswahlkriterien erfüllen, nach 1974 wird kontinuierlich zu Stereotypen in den beiden Fachzeitschriften publiziert. Bis 2011 konnten insgesamt 119 Beiträge identifiziert werden.

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

Abbildung 12: Frühe Beiträge in Publizistik sowie Rundfunk und Fernsehen, die den Beginn kommunikationswissenschaftlicher Stereotypenforschung markieren Publizistik

Rundfunk und Fernsehen

■ Maletzke, Gerhard (1966): Interkulturelle Kommunikation und Publizistikwissenschaft. ■ Dröge, Franz (1968): Konzept einer empirischen Stereotypenforschung. Methodische Überlegungen zu einer Aussagen-Analyse der Bild-Zeitung. ■ Pleyer, Peter (1970): Zur Reproduktion von Stereotypen in Spielfilmen. Bericht über eine Aussageanalyse. ■ Prinz, Gerhard (1970): Heterostereotype durch Massenkommunikation. ■ Artus, Helmut M. (1971): Kritik der Filmwirkungsforschung. Eine Arbeit zum Selbstverständnis der Publizistikwissenschaft. ■ Fabris, Hans Heinz (1971): Das Selbstbildnis des Kommunikators bei Tageszeitungen. ■ Zieser, Gernot (1971): Die Propagandastrategie Biafras im nigerianischen Bürgerkrieg (1967-1970). Eine Modelluntersuchung zur interkulturellen Kommunikation zwischen Entwicklungsund Industrieländern. ■ Bohrmann, Hans (1974): Rezension: Reinisch, Leonhard (Hg.) (1973): Berufsbilder heute. Neun Beiträge von Karl W. Boetticher, Thomas Ellwein, Erich Geiersberger, Heinz Haushofer, Theo Pirker, Harry Pross, Helge Pross und Demosthenes Savramis.

■ Smythe, Dallas W. (1961): Das Bild des Politikers in den Massenmedien. ■ Pleyer, Peter (1967): Neger und Weiße in dem Film Africa Addio. Eine inhaltsanalytische Untersuchung. ■ Maletzke, Gerhard (1968): Rezension: Dröge, Franz (1967): Publizistik und Vorurteil. ■ Riedel, Karl Veit (1969): Rezension: Pleyer, Peter (1968): Nationale und soziale Stereotypen im gegenwärtigen deutschen Spielfilm. ■ Fabris, Hans Heinz (1970): Rezension: Dröge, Franz (1970): Publizistik und Vorurteil. ■ Magnus, Uwe (1970): Rezension: Osterland, Martin (1970): Gesellschaftsbilder in Filmen.

Quelle: Eigene Darstellung

Wie sich die kommunikations- und medienwissenschaftliche Stereotypenforschung in den folgenden Jahrzehnten weiterentwickelt, wird im anschließenden Teil C der Arbeit analysiert. Hier sollten zunächst nur die Anfänge beschrieben und Faktoren benannt werden, die sich positiv auf die sich entwickelnde Forschung zu Stereotypen in den Medien ausgewirkt haben.

B Wissenschaft und Geschichte

5. Zwischenfazit Wissenschaft und Geschichte sowie einige Annahmen Stereotypen- und Vorurteilsforschung ist sicher keine US-amerikanische Erfindung, dennoch ist der Vorsprung gegenüber der europäischen Forschung auf diesem Gebiet deutlich, vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Walter Lippmanns Public Opinion (1922) und seine Überlegungen zu Stereotypen haben die wissenschaftliche Forschung inspiriert, dem Phänomen der „pictures in our heads“ auf den Grund zu gehen. Die Vorurteilsforschung der 1920er und 1930er Jahre ist laut Duckitt fokussiert auf die „Rassenproblematik“, Unterschiede zwischen den „Rassen“ und „Völkern“ werden jedoch nicht mehr ausschließlich biologisch begründet, sondern zunehmend sozial. Vorurteile gelten als irrational und zu bekämpfen, die Wissenschaft habe für diese Irrationalität und Unangemessenheit Beweise zu erbringen (vgl. Duckitt 2010: 31). Methodische Fortschritte sind allenthalben zu erkennen, es werden Skalen entwickelt, das Eigenschaftslisten-Verfahren erprobt, Experimente zu Kategorisierungen aufgrund äußerer Merkmale von Personen vorgenommen u.v.m. Die theoretische Auseinandersetzung mit Einstellungen, Stereotypen und Vorurteilen rückt dadurch etwas in den Hintergrund. Das ändert sich jedoch durch die weltpolitischen Ereignisse. Krieg und Holocaust führen zu einem verstärkten Interesse an den Ursachen von Vorurteilen und ihren psychischen wie sozialen Funktionen. Zu Beginn der 1950er Jahre erscheinen Studien, die dem aus verschiedenen Perspektiven nachgehen (vgl. Adorno et al. 1950; UNESCO-Studie 1951; Allport 1954). Einige der wichtigsten Arbeiten auf dem Gebiet der Vorurteils- und Stereotypenforschung sind hier vorgestellt worden. Dafür musste eine Auswahl getroffen werden, was aber aufgrund der zahlreichen englischsprachigen, sozialpsychologischen Werke zum Thema leichter fällt als zu eruieren, welche deutschsprachigen sozialpsychologischen Studien vorliegen. Eine Geschichte der sozialpsychologischen Vorurteilsforschung scheint hierzulande auszustehen. Das gleiche gilt für die kommunikationswissenschaftliche Stereotypenforschung. Bislang ist nicht erhoben worden, wer wann mittels welcher Methoden mediale Stereotype untersucht hat. Deutlich geworden ist allerdings durch die fachhistorische Perspektive, dass zunächst bestimmte Bedingungen politischer, institutioneller und personeller Art erfüllt sein mussten und darüber hinaus eine theoretische und methodische Neuorientierung vonnöten war, um mit der Analyse medialer Repräsentationen von „Nation“ und „Ethnie“, „Religion“, „Geschlecht“, „Alter“ und „Beruf“ beginnen zu können. Die von Löblich (2010) unter dem Begriff „empirisch-sozialwissenschaftliche Wende“ zusammengefassten Veränderungen haben sich offenbar als förderlich für die kommunikationswissenschaftliche Stereotypenforschung – zumindest in der Anfangsphase in den 1960er Jahren – erwiesen. So z.B. in Münster, wo Stereotypenforschung theoretisch begründet (vgl. Dröge 1967) und durch Inhaltsanalysen bzw. Aussagenanalysen von Spielfilmen (Pleyer 1968) oder Analysen der Bild-Zeitung (Dröge 1968) praktisch umgesetzt wird.

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

Von Interesse sind die weiteren Entwicklungen innerhalb der deutschsprachigen kommunikations- und medienwissenschaftlichen Stereotypenforschung. Diese Entwicklungen sollen mit Hilfe metaanalytischer Verfahren erkannt werden. Einige Vermutungen können jedoch hier bereits angestellt werden. So, ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■



dass es einen engen Zusammenhang zwischen Politik, Ökonomie und Gesellschaft sowie kommunikationswissenschaftlicher Stereotypenforschung gibt, dass wissenschaftliche Studien jedoch erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung vorliegen, dass die Gesamtzahl an Studien zu Medien und Stereotypen kontinuierlich zunimmt, dass es dennoch Konjunkturen der Stereotypenforschung gibt, dass manchen Arten von Stereotypen mehr wissenschaftliche Aufmerksamkeit zuteil wird als anderen, dass einige Medien und Mediengattungen bevorzugt untersucht werden, dass bestimmte WissenschaftlerInnen sowie wissenschaftliche Einrichtungen und Institute für Stereotypenforschung stehen, dass häufig Anstöße aus anderen Disziplinen oder aus anderen kulturellen Kontexten erfolgen, beispielsweise der Einfluss US-amerikanischer Stereotypenund Vorurteilsforschung weiterhin nachweisbar ist, dass verschiedene Theorien und Methoden zur Erforschung medialer Stereotype herangezogen werden und auch hier Trends und „Moden“ erkennbar sind.

c m e ta analysen

und

e rg ebnIsse

1. Vom Erfordernis metaanalytischer Forschung In den vorangegangen Kapiteln wurde dargelegt, dass zwar im Verlauf des 20. Jahrhunderts Vorurteile und Stereotype häufig Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen gewesen sind, jedoch nur in einigen wenigen Fällen (Davis 1964; Wolf 1969; Estel 1983; Schäfer 1988; Oakes/Haslam/Turner 1994; Zick 1997; Dovidio/Hewstone/ Glick/Esses 2010; Duckitt 2010) ein Überblick über die Vorurteils- und Stereotypenforschung in einer Disziplin oder unter einer bestimmten Fragestellung gegeben worden ist. Das aber soll im Folgenden für den Forschungsbereich Medien und Stereotype geschehen. Die mediale Konstruktion und Verbreitung von Stereotypen ist nicht nur von der Kommunikations- und Medienwissenschaft erforscht worden. Vielmehr handelt es sich um ein transdisziplinäres Projekt, an dem verschiedene Fächer beteiligt sind. Fraglich aber ist, welcher Stellenwert tatsächlich Kommunikation und Medien eingeräumt wird. Hier könnte sich die Kommunikations- und Medienwissenschaft profilieren und ihre spezifischen fachlichen Kompetenzen einbringen. Untersucht wird in Teil C, welche Studien es im deutschsprachigen Raum seit 1945 zu Medien und Stereotypen gegeben hat und welchen Beitrag die Kommunikationsund Medienwissenschaft zur Stereotypenforschung geleistet hat und leistet. Beim gegenwärtigen Erkenntnis- und Forschungsstand geht es zunächst darum, die Konstituierung, Struktur und Ergiebigkeit des Forschungsfeldes Medien und Stereotype zu verdeutlichen, was nach der begriffstheoretischen und fachhistorischen Arbeit in den ersten beiden Teilen dieser Studie nun durch Metaanalysen bisheriger Forschungsarbeiten zu medial vermittelten Stereotypen geschehen soll. Metaanalyse meint etwas in der Wissenschaft Selbstverständliches: die Aufarbeitung des Forschungsstandes. Durch den Verweis auf andere Studien belegen ForscherInnen, dass sie sich auskennen, dass sie mit ihren Überlegungen auf bereits vorhandenem Wissen aufbauen. Doch auch außerhalb der Wissenschaft, in der sogenannten Praxis, sind Dokumentationen des „state of the art“ erwünscht: möglichst knapp und verständlich sollen wichtige Forschungsergebnisse „überblicksartig“ präsentiert werden. Metaanalysen kommen beiden Ansprüchen, wissenschaftlichen wie außerwissenschaftlichen, entgegen. Doch bedeutet Meta-Forschung sehr viel mehr als Forschungsdatenaufbereitung für die WissenschaftskollegInnen oder die Praxis.

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

Heinz Bonfadelli und Werner Meier, die sich 1984 aus kommunikationswissenschaftlicher Perspektive mit metaanalytischen Verfahren beschäftigen, resümieren: „Zusammenfassend bezeichnet der Begriff Meta-Forschung alle Aktivitäten, die Ergebnisse verschiedener Einzelstudien in einem Forschungsbericht oder bezüglich eines bestimmten Forschungsproblems systematisch zusammenzufassen und zu evaluieren, und zwar mit dem Ziel, den Stand der Forschung auf einer höheren Ebene der Generalisierung als der Einzelstudie zu synthetisieren.“ (Bonfadelli/Meier 1984: 537).

Die Schweizer Forscher kritisieren in ihrem in Rundfunk und Fernsehen veröffentlichten Beitrag, dass es in der Kommunikationswissenschaft trotz zahlreicher Synopsen, Forschungsüberblicke und systematischer Literaturauswertungen an einer expliziten und kritischen Auseinandersetzung mit Bedingungen, Zielen und Methoden von Metaforschung mangelt. Metaforschung findet eher in den Naturwissenschaften statt. In den einschlägigen sozialwissenschaftlichen methodologischen Handbüchern fehlten Hinweise und Regeln, wann, wie, nach welchen Standards und mit welchen Zielsetzungen Metaanalysen durchzuführen seien (vgl. ebd.: 537f.). Bonfadelli und Meier werben für mehr Standardisierung und eine quantitative Auswertung der Befunde aus Primärstudien. Sie begründen in fünf Punkten, warum Metaforschung, die diese Standards erfüllt, gerade auch in der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft betrieben werden sollte. Erstens benötige gerade sie „als unscharf formulierter interdisziplinärer Forschungsbereich […] Aufarbeitung und Akkumulation der vielfach weit verstreuten Forschungsergebnisse“, um nicht „den Anschluß an verwandte Disziplinen wie Soziologie, Sozialpsychologie, Politologie, Linguistik, Ökonomie etc. zu verlieren.“ (Bonfadelli/Meier 1984: 537) Zweitens führen Bonfadelli und Meier die Flut an Publikationen an. Ihre Kenntnisnahme geschweige denn Lektüre sei WissenschaftlerInnen kaum mehr möglich. Drittens spreche für Metaforschung, dass es in der Publizistikwissenschaft inzwischen etablierte Paradigmen gäbe, die differenzierte Detailforschung verlangten. Viertens würde Metaforschung wissenschaftliche Evidenz erbringen, die durch Einzelforschung nicht erreicht werden könne. Fünftens schließlich erlaubten metaanalytische Perspektiven die Auseinandersetzung mit den „Entdeckungs-, Begründungs-, Verwertung- und Wirkungszusammenhängen von Primärforschung.“ (Bonfadelli/Meier 1984: 538f.) Alle Argumente, die Bonfadelli und Meier 1984 pro Metaforschung in der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft vortragen, gelten bis heute und im Besonderen für die Forschung zu Medien und Stereotypen. Zu klären bleibt aber nach der grundsätzlichen Entscheidung für ein metaanalytisches Vorgehen, wie dieses im Einzelnen aussehen soll? Bonfadelli und Meier unterscheiden mit der Literaturanalyse, dem Propositionalen Inventar und der Quantitativen Meta-Analyse drei Typen der Metaanalyse, die sich bezüglich der verwendeten Methoden, der zugrunde liegenden Untersuchungseinheiten und Daten sowie der vorfolgten Ziele unterscheiden.

C Metaanalysen und Ergebnisse

Abbildung 13: Typen der Metaanalyse im Vergleich Analyse-Typ

Methoden

Literaturanalyse Nur implizit,

hermeneutische Vorgehensweise

Daten

Zielsetzung

Untersuchungsansätze, Theorien, Methoden, Befunde

Aussagen zum Forschungsstand zur Validierung einer Theorie zur Forschungsentwicklung

Propositionales Inventar

Inventarisierung mittels Inhaltsanalyse

Einzel- und Gesamtergebnisse von Primärforschungen in qualitativer Form

Generalisierte Aussagen über Ergebnisse der Forschungen zu einer Frage oder zu einem Bereich

Quantitative Meta-Analyse

Systematisch quantitative Synthetisierung

Befunde von Primärforschungen in quantitativer Form

Quantitative Synthese von Befunden aus Einzelstudien

Quelle: Bonfadelli/Meier 1984: 530

Vor- und Nachteile des jeweiligen Typs von Metaanalyse erläutern die Autoren ausführlich und orientieren sich bei ihrer Bewertung vornehmlich an zwei Kriterien: dem Synthetisierungsgrad sowie dem Grad an methodischer Systematik bzw. Komplexität. Beide Kriterien erfüllen ihrer Meinung nach quantitative Analysen eher als qualitative. Letztere würden „oft mehr über den Verfasser selbst und seine persönliche Problemsicht aussagen als über die faktisch vorhandenen und durchgeführten Forschungen.“ (Bonfadelli/Meier 1984: 542) Dennoch erkennen sie auch Vorteile: „Wo es nicht in erster Linie um eine möglichst reliable und valide Generalisierung von Befunden und Hypothesen bezüglich einer genau spezifizierten Fragestellung geht, sondern eher um eine hermeneutische Zusammenschau der Ansätze und Erkenntnisse oder um die Generierung neuer Problemsichten zu größeren Problembereichen, zeigen sich die Vorteile. Diese gründen vor allem im generalisierenden und kreativen Denken des einzelnen Wissenschafters und nicht so sehr in der Expliziertheit und Kontrolliertheit seines Vorgehens“ (ebd.: 542f.).

Der „mittlere“ Typus von Metaanalysen, das propositionale Inventar, zeichnet sich gegenüber der Literaturanalyse erstens durch ein systematisches Vorgehen aufgrund zuvor definierter Kategorien aus und zweitens durch mehr Transparenz, die durch die Dokumentation der einzelnen Forschungsschritte sowie die Darstellung der Befunde, des „Inventars“, in einer Tabelle oder Grafik erreicht wird. Das alles leistet auch die quantitative Meta-Analyse, die darüber hinaus statistische Verfahren auf quantitative Datenbestände von Primärstudien anwendet (vgl. ebd.: 546). Sie erscheint damit trotz aller Differenziertheit, die die Autoren bei der Bewertung der drei Typen von Metaanalyse erkennen lassen, als die anspruchsvollste und aussagekräftigste Form von Metaforschung, jedenfalls wenn es um die Zusammenfassung der Befunde und Sekundäranalyse von Primärforschungen geht.

157

158

Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

Geht es hingegen nicht nur um ein möglichst objektives Review von Forschungsergebnissen, sondern auch um eine kritische Auseinandersetzung mit bisheriger Forschung, mit ihren Methoden, theoretischen Setzungen, inhaltlichen Schwerpunkten und auch Leerstellen, sollten unabhängig von der gewählten Forschungsstrategie bzw. der Wahl des Typs von Metaanalyse die Fragen im Mittelpunkt stehen, die Bonfadelli/Meier in ihrem fünften Pro-Argument bezüglich Erkenntnisinteressen erwähnen: „Wer? stellt wo? zu welchem Zweck? welche Fragen? und löst sie mit welchen Mitteln? unter welchen Bedingungen? mit welchen Ergebnissen? und stellt diese wie? in welchen Medien dar?“ (Bonfadelli/Meier 1984: 529) Diese Fragen sind hier die forschungsleitenden. Die Erkenntnislage ist, was Metaforschung zu Medien und Stereotypen anbelangt, trotz oder wegen der Fülle an Publikationen sowie ihrer unterschiedlichen disziplinären Herkunft, Methoden und theoretischen Annahmen, unübersichtlich und unbefriedigend. Zum jetzigen Zeitpunkt ist daher jede Form von Aufarbeitung des Forschungsstands sinnvoll. Die Kombination von Literaturanalyse und propositionalem Inventar führt zu zwei Metaanalysen, wobei die eine, im Folgenden Metaanalyse I genannt, mehr an der Systematik einer Inhaltsanalyse orientiert ist, die andere, im Folgenden Metaanalyse II genannt, auf einer hermeneutisch-deskriptiven und an der Grounded TheoryMethodik orientierten Vorgehensweise beruht. Für die auf Vollständigkeit zielende Metaanalyse I wurden ausschließlich Beiträge zu Medien und Stereotypen berücksichtigt, die in den beiden wichtigsten deutschsprachigen kommunikationswissenschaftlichen Fachzeitschriften Publizistik und Rundfunk und Fernsehen bzw. Medien & Kommunikationswissenschaft, erschienen sind. Nach welchen Kriterien die untersuchten Beiträge ausgewählt worden sind, wird nach der Begründung für die Wahl des Untersuchungsgegenstands Fachzeitschriften erläutert.

Untersuchungsgegenstand Fachzeitschriften Die Untersuchung von Fachzeitschriften erlaubt einen „Blick in die Nervenbahnen der Disziplin“ (Lobinger 2012: 176 ff.). Die Zeitschriften Publizistik. Vierteljahreshefte für Kommunikationsforschung und Rundfunk und Fernsehen/Medien & Kommunikationswissenschaft näher zu betrachten, ist aus mehreren Gründen plausibel. Beide Zeitschriften erscheinen seit mehr als fünf Jahrzehnten. Rundfunk und Fernsehen, im Jahr 2000 in Medien & Kommunikationswissenschaft umbenannt, erscheint regelmäßig seit 195356, Publizistik seit 1956. Sie sind älter als die wissenschaftliche Fachgesellschaft, die 1963 gegründete Deutsche Gesellschaft für Publizistik- und

56 | Erstmals erschien Rundfunk und Fernsehen 1947. Anfangsprobleme finanzieller und organisatorischer Art führten jedoch dazu, dass erst ab 1953 ein regelmäßiges Erscheinen sichergestellt war. 1953 beginnt die Jahrgangszählung.

C Metaanalysen und Ergebnisse

Kommunikationswissenschaft57 (DGPuK) und sie erreichen seit 2008 alle, inzwischen über 900, Mitglieder der Fachgesellschaft.58 Rundfunk und Fernsehen hat sich in ihren Anfangsjahren auf die Hörfunk- und Fernsehforschung konzentriert, doch schon in den 1960er Jahren zeichnet sich ein breites Fachverständnis ab und es wird wie in der Publizistik angestrebt, das Fach in seiner Vielfalt widerzuspiegeln, was heißt, keine Einschränkungen bezüglich theoretischer Positionierungen, Methoden oder kommunikationswissenschaftlicher Themen vorzunehmen. Bei der Publizistik klingt das auch im Untertitel an, sie bezeichnet sich bis 1970 als „Zeitschrift für die Wissenschaft von Presse, Rundfunk, Film, Rhetorik, Öffentlichkeitsarbeit, Werbung, Meinungsbildung“, seit 1971 ist dem ein „Zeitschrift für Kommunikationsforschung“ vorangestellt. Beide Zeitschriften können aufgrund ihrer langjährigen Geschichte, Reputation und Verbreitung als die wichtigsten Periodika für die Kommunikationswissenschaft im deutschsprachigen Raum bezeichnet werden, wenn sie auch bislang nicht im Social Science Citation Index (SSCI) auftauchen und ihr Impact Factor, d.h. ihr Einfluss auf die weltweite Scientific Community, gering ist. Metaanalysen, die auf der Auswertung von Fachzeitschriften und speziell auch von deutschsprachigen kommunikationswissenschaftlichen Fachzeitschriften beruhen, sind in den letzten Jahren aufgrund des gestiegenen fachhistorischen Interesses zahlreicher geworden (vgl. Seethaler 2006; Thiele 2008; Etzrodt 2009; Lobinger 2012). Wer konkret in Publizistik und Medien & Kommunikationswissenschaft zu welchen Themen publiziert, wird seit Mitte der 1990er Jahre regelmäßig erhoben (vgl. Brosius 1994; Donsbach/Laub/Brosius 2005; Brosius/Haas 2009). Auch gibt es Analysen der Publizistik, um eine veränderte fachliche und methodische Ausrichtung zu belegen (vgl. Löblich 2010). Gegenwärtig scheint die Metaanalyse mit all ihren Subformen im Aufwind. Was jedoch aussteht, ist eine kritische Reflexion und Weiterentwicklung dessen, was Bonfadelli/Meier 1984 zur Metaanalyse in der Kommunikationswissenschaft publiziert haben und worüber auch aktuelle Beiträge (vgl. Lueginger/Renger 2013) nicht hinausgehen. Elisabeth Lueginger und Rudi Renger übernehmen in ihrem Aufsatz über Das weite Feld der Metaanalyse die stark vom quantitativen Paradigma geprägte Sicht der Schweizer Kollegen, wonach die „quantitative Meta-Analyse“ die höchste Form metaanalytischer Forschung im Vergleich zur „traditionellen Literaturanalyse“ und zum „Propositionalen Inventar“ darstellt, auch wenn sie einige Seiten später relativierend hinzufügen, dass es nicht so wichtig ist, ob es sich „um eine qualitativ oder quantitativ angelegte [...], eine eher unsystematisch oder systematisch durchgeführte Literatur- oder Metaanalyse handelt“ (Lueginger/Renger 2013: 27). Schließlich sei das 57 | Anfangs hieß die Fachgesellschaft noch Deutsche Gesellschaft für Publizistik- und Zeitungswissenschaft (DGPuZ). 58 | Ein Teil der Mitgliedsbeiträge wird zur Finanzierung der Zeitschriften eingesetzt – eine Subvention, die nicht unumstritten ist. Doch erhalten seitdem die DGPuK-Mitglieder die Printversion der Zeitschriften und haben Zugriff auf das Online-Archiv.

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

Ziel metaanalytischer Forschung doch immer, generalisierende Aussagen über einen Problem- bzw. Forschungsbereich zu treffen. Damit haben sie sicher Recht, doch ist die methodologisch und forschungspraktisch entscheidende Frage letztlich, wie systematisch, quantifizierend und/oder qualifizierend metaanalytische Forschung sein muss und ob sich metaanalytische Forschung nicht vielleicht auch der Verfahren bedienen darf, die z.B. die Grounded Theory mit dem Theoretical Sampling bereit hält. Gemeint ist damit in Anlehnung an Glaser und Strauss (1967; deutsch 1998) die „sukzessive Auswahl von im Zuge der Theorieentwicklung sich als relevant erweisenden, neu zu erhebenden Daten“ bis hin zu einer „theoretischen Sättigung als dem vorläufigen Endpunkt der Analyse“ (Mey/Mruck 2011: 15). Erhebung, Auswertung und Theoriebildung sind eng miteinander verbunden, in wiederkehrenden Zyklen wird vom Untersuchungsgegenstand abstrahiert. Statt einer sequentiellen Vorgehensweise, bei der der Operationalisierung die Erhebung, Aufbereitung und Auswertung der Daten folgt, können neue Fälle in den Untersuchungsprozess einbezogen und nicht ergiebige Quellen vernachlässigt werden. Der subjektive Faktor, der in den meisten Methodologien als kontraproduktiv und verfälschend gilt, erscheint hier positiver, sogar konstruktiv nutzbar. Ziel der Grounded Theory-Methodik ist die Generierung von Theorie aus der Empirie, wobei die empirischen Daten, die Aufschluß über die Konturen des Forschungsfeldes Medien und Stereotype geben, mittels Metaanalysen erhoben werden. Metaanalysen dienen damit nicht nur der Theorieentwicklung im Sinne der Grounded Theory, sie sind in der vorliegenden Studie zugleich Instrument fachhistorischer und wissenssoziologischer Forschung.

Metaanalyse I im Detail Der Untersuchungszeitraum umfasst die Jahre 1947 bis 2011. Für Rundfunk und Fernsehen liegt ein Gesamtverzeichnis aller zwischen 1953 und 1989 publizierten Beiträge vor, auf das ebenso zurückgegriffen werden konnte wie auf die jahrgangsweise erscheinenden Inhaltsverzeichnisse, die Onlinedatenbank sowie natürlich die Zeitschrift selbst. Das gleiche gilt für die Publizistik, auch hier wurden Register, Inhaltsverzeichnisse, die Onlinedatenbank sowie die Zeitschrift selbst genutzt, um zu eruieren, wieviele Beiträge zu Medien und Stereotypen seit 1956 erschienen sind. Was zuerst so einfach klingt – feststellen, wieviele Beiträge zu Medien und Stereotypen erschienen sind – hat sich im Forschungsprozess als keine leichte Aufgabe herausgestellt. Begriffe mussten präzisiert, Entscheidungen für oder gegen eine Ausweitung der Datenbasis getroffen werden: 1) In einem ersten Schritt wurde geklärt, was unter Beitrag in den Fachzeitschriften zu verstehen ist: Das sind „Aufsätze und Berichte“, „Bibliographien“, die zu Ehren eines Wissenschaftlers/einer Wissenschaftlerin zusammengestellt wurden, Diskussionsbeiträge unter dem Titel „zur Diskussion“ sowie „Essays“, dazugehörige „Zusammenfassungen“ und „Abstracts“, „Personalien“, „Mitteilungen“ (worunter z.B. „Tagungsberichte“ fallen) sowie „Buchbesprechungen“. Nicht berücksichtigt

C Metaanalysen und Ergebnisse

wurden „Editorials“ und „Vorworte der HerausgeberInnen“ sowie Hinweise auf Publikationen in anderen Fachzeitschriften, die sogenannte „Zeitschriftenlese“. 2) In einem zweiten Schritt wurden mittels Onlinerecherche und Durchsicht der Zeitschrifteninhaltsverzeichnisse diejenigen Beiträge identifiziert, die die Begriffe Stereotyp (auch Auto-, Hetero-, Metastereotyp oder Visiotyp), Klischee, Image, Vorurteil, Feindbild im Titel tragen. Doch auch Begriffe wie Darstellung, Bild, (Re-) präsentation werden verwendet, wenn es um mediale Stereotype geht, z.B. in Titeln wie „Das Bild der Frau in den Massenmedien“ oder „Die Darstellung der Ostdeutschen in westdeutschen Medien“. Allerdings deuten Begriffe wie Darstellung, Bild, (Re-)präsentation nicht in jedem Fall auf Stereotypenforschung. Es kann allgemein um Fragen der Repräsentation oder um bildwissenschaftliche Forschung gehen. So musste recht aufwändig im Einzelfall, d.h. durch Sichtung des gesamten Beitrags geprüft werden, ob dieser für die Auswertung berücksichtigt werden kann. 3) In einem dritten Schritt wurden weitere Begriffe identifiziert, die mit Stereotypenforschung in Verbindung stehen und auf eine eher soziologische oder psychologische Perspektive deuten: zum einen Begriffe wie Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, Klassismus, Ageism sowie Integration, Ausländer-/ Fremdenfeindlich(keit), Multikultur(ell), Interkulturell und Diskriminierung, zum anderen Begriffe wie Schema oder Typisierung. Damit ist für die Titel der Beiträge bzw. die Titel der rezensierten Werke eine recht breite Auswahl getroffen worden. 4) Nach der Festlegung der im Titel des Beitrags vorkommenden Indikatorbegriffe wurde in einem vierten Schritt geprüft, ob im Beitragstext die Begriffe Stereotyp und/oder Klischee verwendet werden. Beide Bedingungen (Titel ja, Text ja) erfüllen 47 Beiträge. Nochmals ausgeweitet wurde die Datenbasis zum einen durch die Berücksichtigung von 38 Beiträgen, die zwar einen der genannten Begriffe im Titel führen, bei denen aber im Text Stereotyp und/oder Klischee nicht vorkommt (Titel ja, Text nein), sowie durch die Berücksichtigung von 31 Beiträgen, die zwar keinen der genannten Begriffe im Titel führen, bei denen aber im Text Stereotyp und/ oder Klischee vorkommt (Titel nein, Text ja). Das ist z.B. der Fall bei Beiträgen wie dem von Jürgen Wilke über den „Klassiker“ Walter Lippmann (vgl. Wilke** 2007) oder dem Nachruf von Gerd Kopper auf Franz Dröge (vgl. Kopper* 2002). Sie beide weisen keines der Indikatorwörter im Beitragstitel auf, thematisieren aber Stereotype und sind wichtige Beiträge zur kommunikationswissenschaftlichen Stereotypenforschung, die nicht durch ein zu enges Analyseraster fallen sollten.

Ergebnisse der Metaanalyse I Identifiziert wurden insgesamt 119 Beiträge59, die die genannten Kriterien erfüllen. Dabei liegt die Publizistik mit 79 von 119 deutlich vorn. In Rundfunk und Fernsehen/ Medien & Kommunikationswissenschaft sind 40 Beiträge erschienen. 59 | Sämtliche für Metaanalyse I berücksichtigten Beiträge sind im Literaturverzeichnis aufgeführt und daran erkennbar, dass sie fettgedruckt sind.

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

Im zeitlichen Verlauf stellt sich der Publikationsumfang wie folgt dar: Abbildung 14: Zahl der Beiträge im Zeitverlauf (n = 119) 30

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2

4

19 60 -1 96 4 19 65 -1 96 9 19 70 -1 97 4 19 75 -1 97 9 19 80 -1 98 4 19 85 -1 98 9 19 90 -1 99 4 19 95 -1 99 9 20 00 -2 00 4 20 05 -2 00 9 20 10 -2 01 1

162

Anzahl

gesamt

RuF/M&K

Publizistik Quelle: Eigene Darstellung

Was die Beitragsform anbelangt, zählen Rezensionen mit 61 von 119 zu den am häufigsten vorkommenden, gefolgt von Aufsätzen. Auch Sammelrezensionen, in denen bis zu 5 Publikationen besprochen werden, sind beliebt: in 9 von den 61 Rezensionen werden mehrere Werke besprochen. Seltener hingegen sind Beitragsformen wie Personalien, Mitteilungen und Bibliographien. Abbildung 15: Beitragsformen (n = 119)

Rezension

61

Aufsatz

44

Sammelrezension

9

Personalien

2

Mitteilung

2

Bibliographien

1 0

10

20

40

30 Anzahl

Quelle: Eigene Darstellung

50

60

70

C Metaanalysen und Ergebnisse

Aufschlussreich ist, welche Begriffe im Titel der Beiträge verwendet werden. Hier liegt Bild weit vorn, gefolgt von Stereotyp an zweiter und Darstellung an dritter Stelle. Doch auch wenn im Titel Begriffe wie Integration, Schema oder Diskriminierung fallen, ist nicht ausgeschlossen, dass es im Text um Stereotype geht. Abbildung 16: Im Titel verwendete Begrif fe Bild Stereotyp Darstellung Integration Multikulti Image Feindbild Klischee -Ismus Ausländerfeindlichkeit (Re-)Präsentation Vorurteil Schema Diskriminierung Frame 0

1 1

2

3 3 3 3

4 4

5

5

6

11

7

10

30

14

15 Anzahl

20

25

30

Quelle: Eigene Darstellung

Auf weitere Auswertungen wird im Verlauf von Teil C Bezug genommen. Von Interesse ist dabei, zu welchen Stereotyparten Beiträge erschienen sind, welche Medien bevorzugt untersucht worden sind oder auch wer wie oft als AutorIn bzw. RezensentIn in Erscheinung tritt. Relevant sind zudem die Forschungsbereiche (Kommunikator-, Medien-, Medieninhalts-, Rezipienten-, Wirkungsforschung), theoretischen Verortungen und verwendeten Methoden, um Annahmen wie jene zu prüfen, dass unter Stereotypen überwiegend realitätsinadäquate Darstellungsmuster verstanden werden oder dass zumeist Medieninhaltsforschung betrieben worden ist. Die insgesamt 119 in den beiden kommunikationswissenschaftlichen Fachzeitschriften erschienenen Beiträge zu Stereotypen machen aber lediglich einen geringen Teil der Forschung aus. Schon der hohe Anteil an Rezensionen deutet darauf hin, dass außerhalb der beiden untersuchten Zeitschriften dem Forschungsbereich Aufmerksamkeit zuteil wird. Möglicherweise wird in anderer Form und in anderen Disziplinen zu bestimmten Arten von Stereotypen und ihrem Vorkommen in den Medien früher oder umfassender publiziert, werden andere theoretische Positionierungen vorgenommen oder Methoden favorisiert. Deswegen lohnt ein Blick „über den Tellerrand“ bzw. ein transdisziplinärer Ansatz zur Erforschung von Medien und Stereotypen, und deswegen werden in Metaanalyse II auch Studien berücksichtigt, die nicht von KommunikationswissenschaftlerInnen stammen mögen, jedoch einen wesentlichen Beitrag zur Erforschung medial erzeugter und vermittelter Stereotype leisten.

163

164

Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

Metaanalyse II Erfasst werden sollen unabhängig von ihrer disziplinären Herkunft solche Studien, die die Begriffe Stereotyp, Vorurteil, Klischee, Image, Bild, Darstellung, Repräsentation im Titel verwenden und das Vorkommen als Medienbilder thematisieren. Zeitlich setzt die Metaanalyse II wie die Metaanalyse I nach 1945 an, wobei in Teil B schon angeklungen ist, dass Forschung zu medial vermittelten Stereotypen in den ersten beiden Jahrzehnten nach Ende des Zweiten Weltkriegs im deutschsprachigen Raum kaum stattgefunden hat. Wenn Medien im Zusammenhang mit Stereotypen und Vorurteilen überhaupt erwähnt worden sind, so lediglich „am Rande“. Das aber ändert sich in den 1960er Jahren. Das wissenschaftliche Interesse an medial vermittelten Stereotypen nimmt in der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft zu, wie u.a. die Publikationen aus Münster (vgl. Pleyer 1966; Pleyer** 1967; Dröge 1967; Dröge* 1968; Pleyer 1968) belegen. Zugleich wird auch in anderen Disziplinen wie der Pädagogik, der Soziologie oder der Linguistik vermehrt Stereotypenforschung betrieben (vgl. Jessl 1966; Manz 1968; Quasthoff 1973), vor allem aber in der Sozialpsychologie etabliert sich die Vorurteils- und Stereotypenforschung als ein wichtiger Forschungsbereich. Metaanalyse II nimmt keine Einschränkung nach Disziplinen vor, jedoch muss es sich bei den ausgewählten Publikationen um solche handeln, die im Titel die Begriffe Stereotyp inklusive Varianten (s.o.), Image, Klischee, Vorurteil, Feindbild oder auch Bild, Repräsentation, Darstellung, Konstruktion60 tragen und die Formulierung „in den Medien“ oder die Bezeichnung des untersuchten Mediums/der untersuchten Medien beinhalten. Mit „Medien“ sind hier Medien der öffentlichen Kommunikation gemeint, konkret Zeitungen, Zeitschriften, Plakate, Filme, Fernsehen, Radio und Onlinemedien. Aufgrund der Vielzahl literaturwissenschaftlicher Studien zu Stereotypen z.B. in Kinder- und Schulbüchern oder in der Reiseliteratur werden Bücher als untersuchte Medien nicht berücksichtigt. Metaanalyse II erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Trotz umfassender Recherche in Bibliothekskatalogen und Onlinedatenbanken kann nicht ausgeschlossen werden, dass wichtige Publikationen unberücksichtigt bleiben. Auch können im Folgenden längst nicht alle Studien vorgestellt werden61. Ausschlaggebend ist neben der Erfüllung der genannten Sachkriterien ihre Relevanz im Hinblick auf den Beitrag, den sie zur Erforschung des Forschungsfeldes Medien und Stereotype leisten. Es wird also eine bewusste Auswahl getroffen. Die Relevanz bestimmen lässt sich durch ■ ■ ■

den Zeitpunkt, zu dem zu diesem Thema geforscht wurde. Von Interesse ist, wann das Thema erstmals in den Blick genommen und „Neuland betreten“ wurde, neueingeführte Begrifflichkeiten, das erforschte Medium,

60 | So können auch Studien berücksichtigt werden, die z.B. die Konstruktion nationaler Identität im Fernsehtalk (Thomas 2003) analysieren. 61 | Sie sind aber selbstverständlich im Gesamtliteraturverzeichnis aufgeführt.

C Metaanalysen und Ergebnisse

■ ■

■ ■ ■

die erforschte Stereotypart bzw. ob mehrere Stereotyparten und ihr Miteinanderverschränktsein untersucht wurden, die theoretische Fundierung der Studie, beispielsweise auch, ob es eine Auseinandersetzung mit dem Begriff Stereotyp oder mit verwandten Begriffen gibt, die auf eine bestimmte theoretische Position schließen lässt, das methodische Design der Studie, den Erkenntnisgewinn, […]. Hier wären weitere Kriterien anzuführen, deren Relevanz sich erst im Verlauf der Auseinandersetzung mit dem Forschungsgebiet ergibt.

Diese Vorgehensweise ist in Anlehnung an die von Barney G. Glaser und Anselm L. Strauss vorgeschlagenen Verfahren der Grounded Theory entwickelt worden (vgl. Glaser/Strauss 1998; Strübing 2004). Sie zielt im Gegensatz zu einer Forschungspraxis, die ihre Hypothesen aus bereits vorhandenen Theorien ableitet und sich auf die Überprüfung dieser Hypothesen konzentriert, auf die Entwicklung einer den jeweiligen Forschungsgegenstand möglichst dicht beschreibenden „Theorie“, oder bescheidener: „Darstellung“ ab. Statt den Forschungsprozess in eine Phase der Datenerhebung und eine Phase der Datenauswertung zu trennen, beginnt bereits mit der Datenerhebung die Phase des offenen Kodierens, bei der Merkmalsausprägungen des Untersuchungsgegenstands, hier also Studien zu Medien und Stereotypen, auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten untersucht werden. Auf dieser Grundlage lassen sich erste Konzepte und Hypothesen bilden, die in der Folge überprüft, ausdifferenziert und im Falle mangelnder Bewährung durch neue Konzepte und Hypothesen ersetzt werden (vgl. Schwab-Trapp 2008: 173f.). Das Verfahren der Grounded Theory lässt sich auch für Metaanalysen nutzen, um in einem Prozess der Modifizierung und Anpassung Kategorien zu entwickeln, die das Material erfassen, strukturieren und untergliedern. Ein Vorteil des offenen Kodierens besteht darin, dass Forschungsfragen teils verworfen, teils in ihrer Relevanz bestätigt und konkretisiert werden. Metaanalyse I und Metaanalyse II ergänzen einander. Ziel des iterativen Forschungsprozesses ist, in den folgenden Kapiteln die Entwicklung und Konturierung des Forschungsfeldes Medien und Stereotype zu dokumentieren und einen Eindruck zu vermitteln, welche Themenkonjunkturen es gegeben hat. Besonders interessant erscheint aus wissenssoziologischen und fachhistorischen Gründen, welche Arten von Stereotypen wann erforscht worden sind und welche theoretischen Positionierungen erkennbar werden, denn hier verbinden sich in der kommunikationswissenschaftlichen Stereotypenforschung Sozialgestalt, Ideengestalt und Milieus62 (vgl. Kaesler 1984: 9; Averbeck/Kutsch 2002: 59; Meyen/Löblich 2006: 30), zeichnen sich gesellschaftliche 62 | Während Kaesler für seine Analyse der frühen deutschen Soziologie die drei Dimensionen „Sozialgestalt“, „Ideengestalt“ und „Milieu“ betrachtet hat, konzentrieren sich Averbeck/Kutsch stärker auf die beiden erstgenannten Dimensionen, „Milieu“ wird unter „Sozialgestalt“ gefasst, eine wichtigere Rolle nehmen hingegen die „Akteure“ ein, die Ideen- und Sozialgestalt verbinden. So auch bei Meyen/Löblich 2006.

165

166

Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

und wissenschaftliche Trends, Erkenntnisfortschritte und auch -defizite ab. Für Metaanalyse I sind genaue Angaben zur Verteilung der untersuchten Stereotyparten möglich: Abbildung 17: Verteilung nach Stereotyparten

Allgemein

33

National

32

Minderheit

24

Geschlecht

20 8

Beruf 4

Religion 3

Körper Alter

1

0

5

10

15

20

25

30

35

Anzahl

Quelle: Eigene Darstellung

Die Unterscheidung nach Arten von Stereotypen beruht zu einem nicht unerheblichen Teil auf der historischen Entwicklung der Stereotypenforschung, die, wie in Teil A und B dargelegt, bestimmt war durch die gesellschaftlichen Erfahrungen mit Rassismus, Sexismus und Klassismus. Binnendifferenzierungen innerhalb der Kategorien wurden vorgenommen, um spezifische Diskriminierung zu berücksichtigen, und es wurden weitere Kategorien und ‚-ismen‘ wie z.B. Ageism (Butler 1969) identifiziert. Wie „die“ Stereotypenforschung im deutschsprachigen Raum auf diese gesellschaftlichen Entwicklungen reagiert hat, soll auf Basis der Metaanalysen nachvollzogen werden. Ohne eine strikte zeitliche Abfolge, Relevanz oder ein „Unverbundensein“ der einzelnen Stereotyparten implizieren zu wollen, ergibt sich für Teil C eine Gliederung, nach der zuerst die Forschung zu räumlichen Stereotypen63 dargestellt wird. Räumlich meint hier geografisch lokalisierbar. Konkret fallen in diesen Bereich zum einen Studien zu Nationenstereotypen, Selbst-, Fremd- und Feindbildern im internationalen Vergleich, zum anderen Studien zu migrantischen Minderheiten innerhalb einer Nation. Es folgen die Metaanalysen zu religiösen Stereotypen, zu geschlechtlichen und sexuellen, schließlich zu Alters- und Berufsstereotypen.64 Im Anschluss daran wird in Kapitel C 7 auf weitere durch Metaanalyse I identifizierte Beiträge zur Stereotypenforschung eingegangen. 63 | Wenn im Folgenden von Stereotypenforschung und Stereotypen die Rede ist, sind immer medial konstruierte und verbreitete Stereotype sowie eine Forschung zu ebendiesen „Medienstereotypen“ gemeint. 64 | Eine kritische Reflexion dieser Unterscheidung und der verwendeten Begriffe und Bezeichnungen findet in den jeweiligen Kapiteln statt.

C Metaanalysen und Ergebnisse

2. Nationen, Ethnien und Stereotype Die Entstehung von Nationen bzw. ihre „Erfindung“ (vgl. Anderson 1983, dt. 1988) scheint mit der Entstehung von Nationenstereotypen und entsprechenden Attribuierungen einhergegangen zu sein, wenn es auch sicher schon vor der Erfindung der Nation stereotype Bilder von Völkern und Stämmen gegeben hat. Jedenfalls ist die Frage, was Angehörige einer Nation von Angehörigen einer anderen Nation unterscheidet, so alt wie die Frage nach der Nation selbst. Frank Baasner und Valeria Thiel stellen fest: „Bereits ab dem 16. Jahrhundert sind recht stark entwickelte Stereotype der wichtigsten Kulturnationen überliefert. Später, ab dem 19. Jahrhundert, wird die Diskussion um vermeintliche Nationalcharaktere zu einem zentralen Element für politische Standortbestimmungen.“ (Baasner/Thiel 2007: 39) Dem stimmen HansHenning und Eva Hahn (2002: 52) zu und erkennen ebenfalls eine im 19. Jahrhundert zunehmende „Nationalisierung des Bewußtseins“, die einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Herausbildung nationaler Auto- und Heterostereotype gehabt hat. Welche Rolle Medien bei der Erzeugung und Tradierung nationaler Stereotype spielen, wird wissenschaftlich jedoch erst im 20. Jahrhundert erforscht. Politische Ereignisse wie der Erste und Zweite Weltkrieg befördern ebenso wie der technische Fortschritt und soziale Wandel das Interesse an Medien und durch sie vermittelte Nationenbilder, gar Feindbilder. Bis heute scheint kommunikationswissenschaftliche Stereotypenforschung national wie international vor allem Forschung zu medial vermittelten nationalen Stereotypen zu sein. Metaanalyse I und II bestätigen diesen Eindruck: zu keiner anderen Stereotypart wurde im deutschsprachigen Raum seit 1945 mehr publiziert als zu nationalen Stereotypen. Allein in den beiden Fachzeitschriften Publizistik sowie Rundfunk und Fernsehen/Medien & Kommunikationswissenschaft sind zwischen 1953 und 2011 32 Beiträge erschienen, die sich mit nationalen Selbstund Fremdbildern beschäftigen. Das entspricht 26 Prozent. Nationenstereotype als stereotype Bilder von einer Nation bzw. denjenigen Personen, die ihr angehören oder ihr zugerechnet werden, stellen aber nur einen Teil des größeren Forschungsbereiches räumliche Stereotype dar. „Der Westen“, „Asien“ oder „Skandinavien“ als Bezeichnungen für supranationale, politisch-weltanschaulich oder historisch-geographisch begründete Gebilde bergen ebenso Stereotypisierungspotential wie regionale Bezeichnungen, etwa „Bayern“ oder „das Ruhrgebiet“. So werden unter dem Dach „räumliche Stereotype“ sowohl supranationale, als auch nationale, regionale und auf kleinste lokale Einheiten bezogene Stereotype zusammengefasst. Reinhold Bergler spricht von „Stufen unterschiedlicher Konkretheit“, von „unterschiedlichen Abstraktionsniveaus“ und verdeutlicht das in einem hierarchisch organisierten Schaubild (vgl. Bergler 1976: 130). In Bezug auf Vorurteile hält Bergler fest: „Jedes einzelne in sich mehrdimensionale Vorurteil ist also mit anderen Systemen verbunden und damit durch eine Position in einem hierarchischen Gesamtsystem bestimmt.“ (Ebd.: 131) Das gilt für räumliche Stereotype entsprechend.

167

C Metaanalysen und Ergebnisse

„Staatsvolk“. Wie wirkmächtig soziale Konstrukte wie das der Nation sind, verdeutlicht ein Zitat von Primo Levi: „Es ist gefährlich und unzulässig, von den Deutschen oder von jedem anderen Volk zu sprechen, als wären sie ein einheitliches, nicht differenziertes Gebilde, und jeden einzelnen in ein allgemeines Urteil einzubeziehen. Und doch möchte ich nicht leugnen, daß jedes Volk seine eigene Mentalität besitzt (sonst wäre es kein Volk). Es gibt ein Deutschtum, eine Italianità, eine Hispanidad, es handelt sich dabei um die Summe aus Tradition, Gebräuchen, Geschichte, Kultur. Wer diese Mentalität, die im besten Sinne des Wortes national ist, nicht in sich spürt, gehört nicht nur nicht ganz zu seinem Volk, sondern ist auch nicht in die menschliche Kultur eingegliedert. Während ich also einerseits den Syllogismus alle Italiener sind leidenschaftlich; du bist leidenschaftlich, also bist du Italiener für unsinnig halte, halte ich es für zulässig, wenn man sich innerhalb eines bestimmten Rahmens von den Italienern oder von den Deutschen und so weiter ein bestimmtes kollektives Verhalten eher als ein anderes erwartet. Sicher wird es hierbei auch einzelne Ausnahmen geben, aber eine vorsichtige, probabilistische Voraussage ist meines Erachtens möglich.“ (Levi 1995: 193)

Bei allem Bemühen um Differenzierung, wie es in den Aussagen Levis erkennbar ist, werden Begriffe wie Volk, Ethnie, Nation, ethnische Minderheit überwiegend essentialistisch und zur Markierung sozialer Differenz verwendet. Sie sind nicht „neutral“, sondern enthalten immer auch politische, soziale und kulturelle Implikationen. Letztlich dienen klassifizierende Begriffe wie „Nation“ oder „Ethnie“ der Hierarchisierung, der Inklusion und Exklusion. Für die Metaanalysen ist bei den räumlichen Stereotypen zunächst eine Unterscheidung getroffen worden zwischen Studien zu medial vermittelten „nationalen“ Stereotypen (vgl. Kap. 2.1) und Studien zu stereotypen Darstellungen von „Minderheiten im Land“ (vgl. Kap. 2.2). Mit Minderheiten sind hier migrantische Minderheiten innerhalb der Mehrheitsgesellschaft gemeint. Bezogen auf Deutschland also in Deutschland lebende Menschen, die entweder nicht oder erst seit einigen Jahren die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen haben. Daniel Müller orientiert sich bei der Definition von Minderheit „pragmatisch am Integrationsbedarf, an Defiziten gesellschaftlicher Teilhabe“ (Müller 2005a: 83) und schließt dadurch für seinen Überblick über Die Darstellung ethnischer Minderheiten in deutschen Massenmedien Mitglieder der autochthonen Minderheiten in Deutschland, z.B. Sorben oder die dänische Minderheit in Schleswig-Holstein, aus. Ebenso ausgeschlossen aus der Betrachtung sind bei Müller „Personen mit Wurzeln etwa in Österreich, den Niederlanden oder Großbritannien“ (ebd.). Damit werden ausschließlich Angehörige jener Minderheiten betrachtet, die innerhalb eines Systems ethnischer sowie implizit sozialer Schichtung und nationalstaatlicher Zugehörigkeit zu den „ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern“ zählen und aufgrund dieser Differenzierung zu benachteiligten „Bürgerinnen und Bürgern 2. Klasse“ werden. Die Unterscheidung zwischen „nationalen“ und „Minderheiten-“ oder „ethnischen“ Stereotypen, zwischen „Inland“ und „Ausland“, „Einheimischen“ und „Fremden“, „Deutschen“ und „Nichtdeutschen“ ist in der Forschung, vor allem

169

170

Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

in empirischen Studien, bis heute üblich. Doch wurden die ihr zugrundeliegenden Prämissen durch die Verbreitung (de-)konstruktivistischer Ansätze seit den 1980er Jahren zunehmend in Frage gestellt. Wie sich die kommunikationswissenschaftliche Forschung zu „räumlichen“ Medienstereotypen und Angehörigen von sozialen Gruppen, die als „national“ oder „ethnisch“ oder „migrantisch“ gekennzeichnet werden, verändert hat, soll im Folgenden auf Grundlage der Ergebnisse der Metaanalysen I und II beschrieben werden. Thematisiert wird dabei auch, welche Probleme bei der Zuordnung der Beiträge zur einen oder anderen Kategorie entstehen, wo „ethnische“ oder „nationale“ Zugehörigkeit als Bestimmungskriterium theoretisch wie empirisch unzulänglich sind und wo weitere Differenzkriterien wie Geschlecht oder Religion eine ausschließliche Zuordnung zu räumlichen Stereotypen erschweren.66 Metaanalyse I umfasst 56 Beiträge zu räumlichen Stereotypen. Hier sind Nationenstereotype (21 Beiträge) und Minderheitenstereotype (13 Beiträge), womit Stereotype nationaler und ethnischer Minderheiten innerhalb eines nationalstaatlichen Gefüges gemeint sind, zusammengefasst. 11 Beiträge wurden doppelt codiert, da in ihnen sowohl nationale als auch Minderheitenstereotype angesprochen sind. Die Zahl der Beiträge zu im weitesten Sinne räumlichen Stereotypen erhöht sich dann noch einmal um 10, wenn zusätzlich solche Beiträge berücksichtigt werden, in denen es um interkulturelle Kommunikation, multikulturelle Gesellschaften und Integration geht. Räumliche Stereotype stellen damit die Stereotypart dar, die mit Abstand am häufigsten in den beiden Fachzeitschriften behandelt wird. Dabei ergeben sich je nach Zeitschrift, Publikationsform und -jahr interessante Unterschiede, die durch die folgende Abbildung 19 und durch eine Kennzeichnung ersichtlich werden, die der Erläuterung bedarf: Ein hochgestelltes Sternchen * steht für den Publikationsort Publizistik, ein Doppelsternchen ** für Medien & Kommunikationswissenschaft bzw. Rundfunk und Fernsehen (bis 1999). Aufsätze, Tagungsberichte und Mitteilungen werden durch den Namen der VerfasserInnen und das Publikationsjahr identifizierbar, Rezensionen durch die Nennung des Namens der VerfasserIn sowie die Nennung der Namen der VerfasserInnen bzw. HerausgeberInnen des besprochenen Werkes. Der Doppelpunkt zwischen Name + Jahr : Name + Jahr kennzeichnet den Beitragstyp Rezension. Werden in einer Sammelrezension mehrere Werke besprochen, so sind die Namen der jeweiligen VerfasserInnen durch Semikola getrennt. Diese Kennzeichnung findet in der gesamten Studie immer dann Verwendung, wenn auf Publikationen Bezug genommen wird, die für Metaanalyse I berücksichtigt wurden. Die vollständigen Literaturangaben befinden sich im Anhang.

66 | Beispielsweise untersucht Kai Hafez im zweiten Band seiner Studie zur Auslandsberichterstattung das Nahost- und Islambild der deutschen überregionalen Presse (Hafez 2002b) oder Margreth Lünenborg et al. (2011) Migrantinnen in den Medien. Darstellungen in der Presse und ihre Rezeption. Beide Publikationen wurden in Publizistik und Medien & Kommunikationswissenschaft rezensiert (vgl. Kunczik* 2003; Sommer* 2011). Für die Metaanalyse I zählen sie doppelt, zu nationalen und religiösen bzw. ethnischen und geschlechtlichen Stereotypen.

C Metaanalysen und Ergebnisse

Abbildung 19: Metaanalyse I, Beiträge zu räumlichen Stereotypen Nationen und interkulturelle Kommunikation

Minderheiten im Land, Rassismus und Integration

Doppelcodierungen Nationen und Ethnien

Maletzke* 1966 Riedel** 1969: Pleyer 1968 Zieser* 1971 Maletzke* 1976: Gittler o.J.; Mèrudier 1975; Wocker 1976 Maletzke* 1976: Wittek 1973 Bürki** 1977 Holl* 1978: Golczewski 1974 Jacob** 1981: Goss 1981 Hackel* 1987 Marten* 1987 Michel** 1988 Casimir* 1989: Winterhoff-Spurk 1989 Marten* 1989 Trappel* 1989 Kurt* 1991: Kunczik 1990 Preisigke* 1991: Marx 1990 Kliment** 1994 Hess-Lüttich** 1995: Luger/ Renger 1994 Noack* 1995: Koch/ Schröter/Albert 1994 Pütz* 1995: Ohde 1994 Ruß-Mohl* 1995: Pütz 1993 Saxer* 1995: Luger/Renger 1994 Rössler* 1997 Kepplinger* 2000: Lehmann 1997; Kübler 1997 GüvencMecilioglu 1997 Böhme-Dürr* 2001: Eckert 1999 Hess-Lüttich** 2002: Wernecken 2000 Kunczik* 2003: Hafez 2002a; 2002b Kretzschmar** 2006: Lüsebrink 2005 Zimmermann* 2008: Schramm 2007; Wittek 2005

Brosius* 1987: Merten 1986 Ronneberger* 1987b: Reimann/Reimann 1987 Ronneberger* 1988: Ruhrmann/Kollmer 1988 Ruhrmann/Kollbeck/ Möltgen* 1996 Zöllner* 1997: Broer 1995; Koch 1996 Esser** 1999: Jäger/Cleve/ Ruth/Jäger 1998 Weßler* 1999 Jarren** 2000 Vlašić* 2000: Schatz/ Holtz-Bacha/Nieland Scheufele* 2001: Meißner/ Ruhrmann 2000 Bonfadelli* 2005: Geißler/ Pöttker 2005 Behmer* 2007: Schäfer 2005 Hepp/Bozdag/Suna** 2010 Sielschott** 2011 Sommer**: Lünenborg/ Fritsche/Bach; Hepp/ Bozdag/Suna 2009

Pleyer** 1967 Wimmer* 2004: Kretzschmar 2002 Bader* 2007: Wang 2007 Hefner/Klimmt/ Daschmann** 2007 Ortner** 2007 Butterwegge* 2008: Bonfadelli/Moser 2007 Jarolimek* 2008: Birungi 2007 Vlašić* 2009: Geißler/ Pöttker 2009; Trebbe/ Schönhagen 2008 Bonfadelli/Bucher/Signer** 2010 Eilders/Lichtenstein** 2010 Jandura* 2010: Ahbe/Gries/ Schmale 2010

Quelle: Eigene Darstellung

171

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

Von den 55 hier verzeichneten Beiträgen behandeln 29 nationale Stereotype, Selbst-, Fremd- und Feindbilder aus einer international oder interkulturell vergleichenden Perspektive, 15 beschäftigen sich mit Stereotypen bezüglich migrantischen Minderheiten innerhalb einer Gesellschaft, mit Rassismus und Integration. Bei 11 Beiträgen ist eine eindeutige Zuordnung nicht möglich, weil verschiedene Perspektiven, bspw. wenn es um „Ausländerstereotype“, „Multikulturalismus“ oder „Migration“ geht, zum Tragen kommen. Offensichtlich sind nationale Selbst- und Fremdbilder in der internationalen Kommunikation durchgängig in beiden Zeitschriften ein wichtiges Thema; die kommunikationswissenschaftliche Beschäftigung mit Minderheiten im Land beginnt hingegen erst Ende der 1980er Jahre, bleibt seitdem aber ein Dauerthema. Auch unter Berücksichtigung der Tatsache, dass in der Publizistik insgesamt doppelt so viele Beiträge zu Stereotypenforschung erscheinen wie in Medien & Kommunikationswissenschaft, ist der Vorsprung bei räumlichen Stereotypen noch einmal deutlicher und liegt bei zweieinhalb mal so vielen Beiträgen, wenngleich im zeitlichen Verlauf ein Aufholen bei Medien & Kommunikationswissenschaft zu verzeichnen ist: die mediale Repräsentation von „MigrantInnen“ und „Integration“ werden seit der Jahrtausendwende häufiger thematisiert. Bei 34 von 55 Beiträgen zu räumlichen Stereotypen handelt es sich um Rezensionen bzw. Sammelrezensionen. Sie verteilen sich nahezu gleichmäßig auf die Stereotyparten und Publikationsorte. Für beide Fachzeitschriften gilt demnach, dass sie bevorzugt auf die Beitragsart Rezension zurückgreifen, um Studien zu nationalen und ethnischen Stereotypen in der Auslands- und Inlandsberichterstattung vorzustellen. Die Ergebnisse der Metaanalysen I und II zu Nationenstereotypen und Stereotypen von „Gastarbeitern“, „Ausländern“ und „Menschen mit Migrationshintergrund“ werden in den folgenden Kapiteln detailliert behandelt.

2.1 Metaanalyse I und II: Nationenstereotype Unmittelbar nach Kriegsende warnt Ferdinand Hermens vor den Gefahren des Stereotypisierens im Umgang mit den besiegten Deutschen und in der Berichterstattung über Deutschland. Der Autor stellt in Public Opinion Quarterly zur Debatte, wie vorurteilsbehaftet US-amerikanische ReporterInnen über Deutschland und die Deutschen berichten. Seine These lautet: „[they] have looked at Germany through the glasses of stereotypes.“ (Hermens 1945: 418) Manchen BerichterstatterInnen sei aber bewusst gewesen, dass – wie auch immer sich Deutsche verhalten – ihr Verhalten negativ beurteilt werde. So schreibt ein Journalist der Chicago Sun im August 1945: „If a German was found holding his head up, he was denounced as arrogant. If he held it down, he was a whiner. If he smiled, he was trying to undermine our morale. If he held his face straight, he was sullenly plotting revenge. If he attacked Hitler, he was a Nazi in disguise. If he didn’t attack Hitler, he was a Nazi without remorse.“ (Kenesaw M. Landis, zit. nach Hermens 1945: 421).

C Metaanalysen und Ergebnisse

Das Ansehen Deutschlands und der Deutschen nach zwei Weltkriegen, Vertreibung und Völkermord beschäftigt in den 1940er und 1950er Jahren auch die Deutschen selbst. Die Vorurteils- und Stereotypenforschung erlebt einen Aufschwung; Ziel ist, ansatzweise erklären zu können, wie es zu Krieg, Verfolgung und Holocaust kam. Konrad Ehlich erkennt 1998 rückblickend ein gesteigertes Interesse an Stereotypen und Vorurteilen bei der Nachkriegsgeneration: „Sie erlebte im Diskurs ihrer wirtschaftsverwunderten Elterngeneration jene artikulierten ‚Stereotype‘ von ‚den Russen‘ und ‚den Amerikanern‘, von ‚dem Russen‘ und ‚dem Franzosen‘. Von ‚den Juden‘ und ‚dem Juden‘ war nicht mehr die Rede – es sei denn allenfalls hinter vorgehaltener Hand“ (Ehlich 1998: 13). Dieses gesteigerte Interesse ist auch in der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft erkennbar; allerdings wie in Teil B dargelegt mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung im Vergleich zu anderen Disziplinen. Doch kann seit Ende der 1960er Jahre ein deutlicher Anstieg von Publikationen zu Nationen„bildern“ verzeichnet werden. Das Bild, das man sich im Ausland von Deutschland und den Deutschen macht, bzw. das medial vermittelte Heterostereotyp, wird im gesamten Untersuchungszeitraum kontinuierlich in Beiträgen und Rezensionen beider Fachzeitschriften thematisiert. Insbesondere interessieren das Deutschlandbild bzw. Bild der Deutschen in US-amerikanischen, britischen, französischen, polnischen und türkischen Medien und der Wandel des Deutschlandbildes und Deutschenstereotyps nach politischen Zäsuren. Karin Böhme-Dürr rezensiert die Arbeit von Astrid M. Eckert, in der das sich verändernde Deutschland- und Japanbild in US-amerikanischen Medien nach Ende des Zweiten Weltkriegs analysiert wird (Böhme-Dürr* 2001: Eckert 1999); Hans Mathias Kepplinger bespricht drei Arbeiten, in denen es um das Bild Deutschlands in den Medien der Nachbarstaaten nach der deutsch-deutschen Vereinigung geht (Kepplinger* 2000: Lehmann 1997, Kübler 1997, Güvenc-Mecilioglu 1997). Hervorzuheben ist dabei aufgrund der Ländervielfalt die zweibändige Studie von Ines Lehmann (1996; 1997), in der Deutschlandbilder in der Presse Dänemarks, der Benelux-Staaten, Belgiens, der Schweiz, Italiens, Portugals, Spaniens, der Vereinigten Staaten, Großbritanniens und „jüdische Reaktionen“ (Lehmann 1997) untersucht werden. Kurz vor dem Ende der DDR und der beginnenden politischen Transformationen in den Warschauer-Pakt-Staaten erscheint 1989, herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung, ein Sammelband mit dem Titel Völker und Nationen im Spiegel der Medien. Anders als der Titel vermuten lässt, geht es jedoch im Wesentlichen um „das Bild der Deutschen“ bzw. „das Bild der Bundesrepublik Deutschland“ in US-amerikanischen (Gast 1989), sowjetischen (Kondratjew 1989) und polnischen (Guz 1989) Medien. Welches „Bild der Bundesrepublik in den Massenmedien der DDR“ vor 1989 vermittelt wird, analysiert Wilfried Scharf (1985) und liefert insofern eine Analyse des Heterostereotyps, als die BRD bis zum Mauerfall in der DDR offiziell als „westliches Ausland“ gegolten hat. Doch wird nicht nur das Bild Deutschlands und der Deutschen in ausländischen Medien untersucht, sondern auch das möglicherweise verzerrte, stereotype Bild anderer Kontinente und Nationen sowie ihrer Angehörigen in deutschsprachigen

173

174

Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

Medien. 1968 beschäftigt sich Peter Pleyer mit Nationalen und sozialen Stereotypen im gegenwärtigen deutschen Spielfilm. Seine Studie wird in der Publizistik rezensiert (Riedel* 1969: Pleyer 1968). Es folgen Beiträge zum Bild Schwarzafrikas in der Neuen Zürcher Zeitung (Bürki** 1977), zum Bild der Dritten Welt (Michel** 1988), zum Bild der Sowjetunion (Preisigke** 1991: Marx), der UdSSR (Czaplicky* 1992), dem Italienbild (Ruß-Mohl* 1995: Pütz 1993) oder dem Nahost- und Islambild (Kunczik* 2003: Hafez 2002a; 2002b). Stephan Ruß-Mohl behauptet in seiner Rezension des Werks von Wolfgang Pütz zum Italienbild in der deutschen Presse: „Publizistikwissenschaftliche Studien, die sich mit Auslandsberichterstattung befassen, sind im deutschsprachigen Raum immer noch rar. Insbesondere fehlt es an Untersuchungen, die systematisch nachzeichnen, welches Bild uns die Medien von unseren europäischen Nachbarländern vermitteln und auf welche Stereotypen und Klischees sie dabei zurückgreifen.“ (Ruß-Mohl* 1995: 526: Pütz 1993)

Bezogen auf die Publizistik- und Kommunikationswissenschaft im engeren Sinne und unter Berücksichtigung der Ergebnisse von Metaanalyse I ist Ruß-Mohl zuzustimmen. Werden jedoch wie in Metaanalyse II auch Studien aus anderen Disziplinen berücksichtigt, stellt sich die Situation differenzierter dar. Sowohl das „Bild Deutschlands in ausländischen Medien“ als auch das Bild „fremder Länder und ihrer Bevölkerung“ in deutschsprachigen Medien sind kontinuierlich untersucht worden, wie die folgende Übersicht in Abbildung 20 belegt, bei der jedoch kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben wird. Zusätzlich berücksichtigt werden müssten darüber hinaus Studien, in denen stereotype Darstellungen anderer Länder als Deutschland in nicht-deutschen Medien untersucht werden und solche, in denen es allgemein um medial vermittelte Feindbilder, Stereotype und Vorurteile geht. Sie, so die implizite Annahme, bestimmen die Auslandsberichterstattung und beeinträchtigen die internationale Verständigung (vgl. Koschwitz 1986; Schmolke 1988; Trappel* 1989; Wilke 1989; Kleinsteuber 1991; Kunczik 1997; Quandt 1998; Nitz 2008).

C Metaanalysen und Ergebnisse

Abbildung 20: Nationenstereotype in den Medien Das Bild Deutschlands in … Medien:

Das Bild … in deutschsprachigen Medien:

britischen Medien: Prinz 1968; Peters 1999; Wittek 2005; Schramm 2007

Chinas: Richter/Gebauer 2010

dänischen Medien: Mukerij 2000; Langer 2003

Israels: Behrens 2003

französischen Medien: von Bassewitz 1990; Kübler 1997

Japans: Nafroth 2002

US-amerikanischen Medien: Gast 1989; Kittl 2009

des Nahen Ostens und Islams: Hafez 2002a; 2002b

türkischen Medien: Güvenc-Mecilioglu 1997 Österreichs: Gottschlich/Obermair 1989; Thiele 2005; Entleitner 2012 dänischen, niederländischen, belgischen, luxemburgischen, schweizerischen, italienischen, portugiesischen, spanischen, US-amerikanischen, israelischen Medien: Lehmann 1997

Polens: Dabrowska 1999

sowjetischen Medien: Kondratjew 1989

Russlands, Polens, Rumäniens: Loew/Pfeifer 2001

polnischen Medien: Guz 1989

Russlands: Marx 1990; Gavrilova 2005 der Türkei: Gökce 1988

Quelle: Eigene Darstellung

Kriegs- und Krisenberichterstattung Wichtige Impulse für die Erforschung nationaler Stereotype und Feindbilder kommen in den 1970er Jahren aus der Friedens- und Konfliktforschung, die sich zum einen mit der Ost-West-Problematik, zum anderen dem Wohlstandsgefälle zwischen den „Ländern des Nordens“ und denen „des Südens“ sowie regionalen Konflikten und „Stellvertreterkriegen“ befasst (vgl. Lißmann/Nicklas/Ostermann 1975; Lißmann 1976; Nicklas/Ostermann 1989). In dieselbe Richtung, wenngleich mit stärkerem Bezug zu „Kulturen“ als zu „der Nation“, zielen die Studien zur interund transkulturellen Kommunikation. Bereits 1966 schreibt Gerhard Maletzke in dem in der Publizistik veröffentlichten Beitrag Interkulturelle Kommunikation und Publizistikwissenschaft: „Einen wesentlichen Faktor im Prozess der interkulturellen Kommunikation bilden die Vorstellungen oder Images, die Attitüden, Vorurteile und Stereotype, die sich innerhalb einer Kultur gegenüber anderen Kulturen entwickeln.“ (Maletzke* 1966: 323) Maletzke bleibt dem Thema Interkulturelle Kommunikation verbunden (vgl. Maletzke 1996) und trägt zu seiner Verankerung in der Disziplin bei. Metaanalyse I ergibt sieben Beiträge, in denen es laut Titel um inter- und transkulturelle Kommunikation, um den Dialog der Kulturen (Quandt/Gast 1998) und internationale Verständigung geht (Maletzke* 1966; Zieser* 1971; Hess-Lüttich** 1995: Luger/Renger 1994; Saxer* 1995: Luger/Renger 1994; Rössler* 1997; Wimmer* 2004:

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Kretzschmar 2002; Kretzschmar** 2006: Lüsebrink 2005). Besondere Aufmerksamkeit in beiden Fachzeitschriften erfährt der 1994 von Kurt Luger und Rudi Renger herausgegebene Band Dialog der Kulturen. Die multikulturelle Gesellschaft und die Medien. Während die Besprechung in Rundfunk und Fernsehen vom Wohlwollen des Rezensenten Ernest W.B. Hess-Lüttich gekennzeichnet ist, finden sich in Ulrich Saxers Rezension für die Publizistik kritische Anmerkungen. Sie zielen darauf ab, dass durch die Ausweitung der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft – Saxer nutzt das Kürzel „PKW“ – in Richtung inter- und transkulturelle Kommunikation das Fach Gefahr laufe, zu einem diffusen Forschungsbereich zu werden. Der zweite inhaltliche Kritikpunkt bezieht sich auf die Diskussionen über Inter- und Transkulturalität. Erstere erscheine inzwischen als „obsoletes Konstrukt“, weil auf der Idee kultureller Differenzen basierend (vgl. Saxer* 1995: 247), doch ob mit Transkulturalität ein auf Dualismen basierendes Denken überwunden sei, bezweifelt der Rezensent und wiederholt seine schon andernorts (vgl. Saxer 1992) geäußerte Kritik an „postmodernen“ und „konstruktivistischen“ Ansätzen in der Kommunikationswissenschaft: „Postmodernistisch wird also bereits die Existenz des Gegenstandes aufgelöst, den der neue Forschungszweig zu erhellen trachtet.“ (Saxer* 1995: 247) Mit inter- und transkultureller Kommunikation und der Rolle medial vermittelter Stereotypen beschäftigen sich freilich WissenschaftlerInnen und PraktikerInnen ganz unterschiedlicher Provenienz. Das Forschungsfeld ist unübersichtlich und expandierend, wie die Vielzahl der für Metaanalyse II gesichteten Publikationen belegt. Zum Forschungsfeld gehört auch die Krisen- und Kriegsberichterstattung, wenn sie sich der Reaktivierung und Neubildung von nationalen Stereotypen und Feindbildern in Kriegszeiten widmet (vgl. Thiele 2010). Einen Aufschwung nimmt die entsprechende Forschung in den 1990er Jahren, während der Golf- und Jugoslawien-Kriege, und nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Widerlegt sind damit Vermutungen, wie sie etwa Christoph Weller (2001) formuliert hat. Er meinte, dass mit dem Ende der Ost-West-Konfrontation auch ein „Ende der Feindbildforschung“ (Weller 2001: 3) einhergehen werde. Doch entwickelt sich schon vor „9/11“ und erst recht danach eine Debatte darüber, ob nun „neue Feindbilder“ benötigt würden und das „Feindbild Islam“ oder das „Feindbild Al-Quaida“ an die Stelle bisher bestehender Feindbilder rücke (vgl. Heine 1996; Hippler/Lueg 2002; Schiffer 2005; Ruf 2010). Einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Konstruktion „neuer“ Feindbilder wird Samuel P. Huntingtons Publikation The Clash of Civilizations? (1996) zugeschrieben. „9/11“ erscheint dann geradezu als Bestätigung der These vom „Kampf der Kulturen“. Auch in der Kommunikations- und Medienwissenschaft wird nach dem Ereignis, das als politische Zäsur gilt, verstärkt zur Konstruktion von Feindbildern (vgl. Hafez 2002a; 2002b; Weller 2002; Beuthner et al. 2003; Bernreuther 2004; Kirchhoff 2010) und zur „Routinisierung der Bildberichterstattung nach 9/11“ (Grittmann/Ammann 2009) geforscht; Metaanalyse I und II verzeichnen eine Vielzahl an Rezensionen (vgl. Kunczik* 2003: Hafez 2002a; 2002b; Hahn 2005**: Beuthner et al. 2003; Rybarczyk 2005: Bernreuther 2004; Weichert 2005: Bernreuther 2004; Lüthje 2011: Kirchhoff 2010). Dabei taucht wiederum das Problem der Uneindeutigkeit bezüglich der Stereo-

C Metaanalysen und Ergebnisse

typart auf, denn aktiviert werden im medialen Diskurs nach „9/11“ sowohl räumliche als auch religiöse, ethnische, geschlechtliche, politische etc. Stereotype. Erforderlich sind sowohl visuelle als auch sprachwissenschaftliche Kompetenzen, um die Inszenierung von Bedrohung, die Teil des War on Terror geworden ist, analysieren zu können.

Sportberichterstattung Eine kriegerische Metaphorik prägt auch die Sportberichterstattung, nationale Stereotype und Feindbilder „gehören zum festen Repertoire des Mediensports“, stellt Jörg Hagenah (2004: 31) fest. „Des Mediensports“ meint hier sportliche Großereignisse wie Olympische Spiele, Europa- und Weltmeisterschaften. Bei ihnen treten – getrennt nach Nation und Geschlecht – Sportler und Sportlerinnen in Einzelwettkämpfen und als Teams gegeneinander an. Sie repräsentieren „ihre“ Nation, entscheidend ist dabei weniger die ethnische Herkunft der SportlerInnen als ihre Staatsangehörigkeit. Die sportinteressierten ZuschauerInnen, die Fans, identifizieren sich überwiegend mit „ihren“ SportlerInnen, mit „ihrer“ „Mannschaft“, mit „ihrem“ nationalen Team. Wer bei einem internationalen Wettbewerb für welches Nationalteam antreten darf, wer „Nationaltrainer“ ist und welche nationalen Teams bei z.B. Fußballweltmeisterschaften gegeneinander antreten werden, sind Fragen, die medial ausführlich erörtert werden. Schon vor dem eigentlichen Wettkampf aktualisieren insbesondere Boulevardmedien historische Feindbilder, nicht selten bedienen sich JournalistInnen wie Fans kriegerischer Metaphern und nehmen sprachlich eine Gleichsetzung von Krieg und sportlichem Wettkampf vor. Der Rückgriff auf nationale Stereotype geschieht dabei teils bewusst, teils in – vorgeblich? – ironischer Absicht. Siege der deutschen FußballNationalmannschaft kommentieren die sportlichen GegnerInnen und ihre Fans bis heute, indem sie das britische Fußballidol Gary Lineker zitieren. Von ihm stammt der Satz: „Football is a simple game; 22 men chase a ball for 90 minutes and at the end, the Germans always win.“ Damit ist klar: die Deutschen spielen nicht schön, sondern „ackern“, ihre Siege sind höchstens Arbeitssiege, die sie mittels „deutscher Tugenden“ wie Kampfeswille, Disziplin, Durchhaltevermögen und Unbarmherzigkeit gegen sich und andere errungen haben. Die Funktionen nationaler Stereotype im Sport scheinen offensichtlich: durch die sprachliche Abgrenzung von „den anderen“, den sportlichen GegnerInnen, und die Parteinahme für das eigene Team werden Identifikationsangebote gemacht mit dem Ziel, das Gruppen- und Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Neben identitätsstiftenden Funktionen erfüllt Sportberichterstattung ökonomische: Tageszeitungen und Sportzeitschriften steigern ihre Auflage während internationaler Turniere, das Fernsehen erzielt mit Sportübertragungen – ausgenommen „Randsportarten“ – Quotenrekorde. So verzeichnen die TV Jahres-Charts für das Fußball-WM Jahr 2010, dass es sich bei 84 Prozent der 50 meistgesehenen Fernsehsendungen um Fußballübertragungen handelt, die Plätze 1 bis 3 belegen die Partien Deutschland – Spanien, Deutschland – Ghana, Deutschland – Australien. Der Marktanteil lag bei dem Spitzenspiel Deutschland – Spanien laut ARD bei 83 Prozent. Im Jahr 2011,

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dem Jahr der Fußball-WM der Frauen, belegten ebenfalls drei Spitzenspiele mit deutscher Beteiligung die Plätze 1 bis 3, die Marktanteile waren allerdings etwas geringer und lagen zwischen 46 und 60 Prozent (vgl. Programmdirektion Erstes Deutsches Fernsehen 2011). Auch über einen längeren Zeitraum betrachtet belegen Sportübertragungen, überwiegend Fußballspiele, die ersten Plätze in den Listen der meistgesehenen Sendungen. Folglich erreichen via Sportberichterstattung verbreitete nationale Stereotype ein Millionenpublikum.67 Das spricht für eine wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Phänomen Nationale Stereotype in der Sportberichterstattung, doch wird es in sportwissenschaftlichen oder linguistischen Untersuchungen meist nur „am Rande“ behandelt. Anders in der Studie von Jens Wernecken. In Wir und die anderen. Nationale Stereotypen im Kontext des Mediensports untersucht der Autor nationale Selbst- und Fremdbilder. Ernest W.B. Hess-Lüttich bespricht das Werk für Medien & Kommunikationswissenschaft (Hess-Lüttich** 2002: Wernecken 2000). Positiv wertet der Rezensent die breite theoretische Fundierung und das Mehrmethodendesign der Arbeit. Um Fragen zu klären wie „Was ist typisch deutsch“ oder „Wie schätzen Deutsche im Sport sich selber respektive ihre Landsleute, wie schätzten sie Vertreter anderer Nationen ein?“, hat Wernecken die Sportberichterstattung in der Presse und im Fernsehen inhaltsanalytisch untersucht und sowohl telefonisch als auch direkt im Stadion und auf der Straße RezipientInnen befragt. Deutlich werde trotz Werneckens umfassender Analyse der gesellschaftlichen Funktion des Mediensports, so Hess-Lüttich, dass die „Imageforschung im Hinblick auf die ‚Publikumsbilder‘68 noch am Anfang“ (Hess-Lüttich** 2002: 429) stehe. Doch folgen im ersten Jahrzehnt nach der Jahrtausendwende einige Arbeiten, die danach fragen, wie nationale Zugehörigkeit kausal mit der Zuschreibung fußballerisch relevanter Eigenschaften und Verhaltensweisen verbunden wird und welche Rolle die Sportberichterstattung bei der Verbreitung und Festigung nationaler Stereotype spielt. Eine beeindruckende Vielfalt an Perspektiven auf Fußball und nationale Identität in Europa bietet der Band von Christian Haberecht und Boris Herrmann (vgl. Haberecht/Herrmann 2009). Meist beschränken sich die VerfasserInnen von Studien zu nationalen Stereotypen im Sport aber auf ein sportliches Großereignis und nur einige ausgewählte Nationen. So untersucht z.B. Jochen Müller deutsch-französische 67 | Zumal die öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland laut Rundfunkstaatsvertrag das Recht und die Pflicht haben folgende Ereignisse zu übertragen: Die Olympischen Spiele, Sommerspiele wie Winterspiele, alle Spiele mit deutscher Beteiligung bei Fußball-Welt- und -Europameisterschaften, unabhängig von der deutschen Beteiligung die Eröffnungs-, Halbfinal- und Finalspiele von Fußball-Welt- und -Europameisterschaften, das Fußballpokalendspiel, alle Heim- und Auswärtsspiele der deutschen Fußballnationalmannschaft und die Endspiele der europäischen Vereinsmeisterschaften im Fußball, sprich Champions League- und Europa League-Spiele (vgl. Hagenah 2004: 20f). 68 | Mit „Publikumsbilder“ sind hier die Bilder des Publikums, nicht vom Publikum gemeint. Das kann angesichts der Verwendung des Begriffs in der Journalismusforschung zu Missverständnissen führen.

C Metaanalysen und Ergebnisse

Selbst- und Fremdbilder im Fernsehen und in der Presse während der Fußballweltmeisterschaft 1998, bei der Frankreich Weltmeister wurde (vgl. Müller 2004), Reinhard Windhager analysiert Nationenstereotype während der Fußball-Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz (vgl. Windhager 2008), Thomas Kofler Stereotype Deutschlands, Großbritanniens, Italiens und Frankreichs während der Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine (vgl. Kofler 2012). Zur Stereotypisierung in der Sportberichterstattung gehört, dass die gegeneinander antretenden Teams möglichst gegensätzlich beschrieben werden. Von „Tänzern“ und „Arbeitern“, von „Ballkünstlern“ und „Kampfmaschinen“ (vgl. Müller 2004), von „Rumpel“- und „Champagnerfußball“ ist die Rede. Die in der Sportberichterstattung und speziell in der Fußballberichterstattung verwendeten nationalen Stereotype zeugen von großer Dauerhaftigkeit, auch wenn es vorkommen kann, dass „die Schweden die neuen Brasilianer“ sind und die Bewertung des Teams vom sportlichen Ergebnis abhängig gemacht wird. Je nach dem spielten die Deutschen dann Rumpelfußball oder errangen einen ehrlichen Arbeitssieg, waren die Brasilianer filigrane Balltänzer, die durch Sambafußball beeindruckten oder eine Ansammlung von Individualisten und Schönspielern, die selbstverliebt den Sieg vertändelten (vgl. Parr 2003). Stereotype im Sport können also mit verschiedener Tendenz, positiv wie negativ, verwendet werden69. Und trotz der Beständigkeit von Nationalstereotypen im Sport wird gerade durch sportliche Großereignisse versucht, den Wandel eines nationalen Images zu forcieren, so z.B. während der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland, bei der manche KommentatorInnen einen „neuen, fröhlichen Patriotismus“ entdeckten und vom „Sommermärchen“, dem vierten Weltmeistertitel nach 1954, 1974 und 1990, träumten. Die Auseinandersetzung mit der Forschung zu im weitesten Sinne räumlichen Stereotypen und die Beispiele Kriegs- und Krisen- sowie Sportberichterstattung bestätigen Hans-Henning und Eva Hahns Aussage, dass nationale Stereotype „das Lieblingsobjekt der Stereotypenforschung fast aller Wissenschaftsdisziplinen“ (Hahn/ Hahn 2002: 19) sind. Zu ihnen wird kontinuierlich geforscht. Insbesondere politische Umbruchszeiten, die die Frage nach der „nationalen Identität“ aufwerfen, wirken sich auf die Forschung zu nationalen Selbst- und Fremdbildern aus. Dabei sind verschiedene Perspektiven auszumachen. Während die eine „die Nation“ zum Ausgangspunkt nimmt und Staatsangehörigkeit als Differenzkriterium heranzieht, favorisiert die andere einen „Nationalität“ und „Ethnizität“ umfassenden Kulturbegriff, der zugleich auf die soziale Konstruiertheit von „Nation“ und „Ethnie“ verweist. Was die beiden

69 | Das zeigt sich u.a. im Zusammenhang mit der Kategorie „Alter“: in der Berichterstattung wird hervorgehoben, wie „jung“ ein sportliches Ausnahmetalent ist, oder aber wie „alt“. Hohes Alter wird positiv mit „Erfahrung“ gleichgesetzt, negativ mit „zu alt, um noch zu siegen“. So wurde während der Fußballeuropameisterschaft 2012 das hohe Durchschnittsalter des italienischen Teams besonders betont und so lange als hinderlich für den Titelgewinn gedeutet, bis die Italiener schließlich immerhin Vizeeuropameister wurden.

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Perspektiven jedoch eint, ist der Versuch, mittels Kommunikation Vorurteile abzubauen und „Bilder des anderen“ zu vermitteln, die weniger stereotyp sind. Dieses Ziel verfolgen auch diejenigen ForscherInnen, die sich mit der Medienberichterstattung über Angehörige „ethnischer“ und „nationaler“ Minderheiten in der Mehrheitsgesellschaft beschäftigen. Zum Thema für die deutsche Kommunikationswissenschaft wurden „Fremde im eigenen Land“ aufgrund der sich im Laufe der Jahrzehnte verändernden Zusammensetzung der bundesrepublikanischen Gesellschaft. Das gleiche gilt für andere deutschsprachige Länder in Europa: auch in der Schweiz und in Österreich ist Medienberichterstattung über MigrantInnen ein von der Kommunikationswissenschaft zwar spät entdecktes, dann jedoch ausführlich behandeltes Thema (vgl. Bonfadelli/Moser 2007; Trebbe/Schönhagen 2008; Bonfadelli/ Bucher/Signer* 2010; Herczeg 2009; Zauner 2012). Welche Konjunkturen sich in der wissenschaftlichen Beschäftigung mit medial vermittelten „ethnischen“ Stereotypen erkennen lassen, soll im Folgenden nachgezeichnet werden.

2.2 Metaanalyse I und II: von „Gastarbeitern“, „Ausländern“ und „Menschen mit Migrationshintergrund“ Nach der Anwerbung sogenannter „Fremd“- oder „Gastarbeiter“ in den 1960er Jahren folgen Anfang der 1970er Jahre die ersten soziologischen, sozialpsychologischen und auch kommunikationswissenschaftlichen Studien. So legt das multiethnisch zusammengesetzte Forschungsteam um Karl Bingemer, Edeltrud Meistermann-Singer und Edgar Neubert (1970) eine umfassende Analyse der Situation vor, in der sich „Gastarbeiter“ – und auch „Frauen der Gastarbeiter und Gastarbeiterinnen“ (Bingemer 1970: 143) – in Deutschland, speziell im Kölner Raum, befinden. Dafür greifen die WissenschaftlerInnen u.a. auf frühe Intergrationskonzepte, soziodemographische Daten und Instrumente der Meinungsforschung zurück, fragen beispielsweise Kölner BürgerInnen unterschiedlicher Schichtzugehörigkeit und mit mehr oder weniger Kontakt zu ausländischen ArbeitnehmerInnen nach ihren Einstellungen zu „Gastarbeitern“. Ein Ergebnis lautet: „Der Kölner fand in dem Gastarbeiter einen Fremden, auf den herabgesehen werden kann.“ (Meistermann-Seeger 1970: 37) Auch wird das Freizeit- und Medienverhalten der ausländischen ArbeitnehmerInnen erfragt. Radiound Fernsehnutzung, Kinobesuch und Lesen gelten dabei als „passiv-rezeptives Freizeitverhalten“ (Arweiler 1970: 115), angenommen würden vor allem Radio- und Fernsehsendungen in den Sprachen der Herkunftsländer, was die ForscherInnen als „Hinweis auf eine geringe Integrationslust der Gastarbeiter“ deuten. (Ebd.: 122) Diese ersten Ergebnisse zum Mediennutzungsverhalten nicht-deutscher ArbeitnehmerInnen aus dem Jahr 1970 finden in der Kommunikationswissenschaft keine Beachtung, jedenfalls nicht in den beiden wichtigsten Fachzeitschriften Publizistik und Rundfunk und Fernsehen. Auch der Frage der medialen Repräsentation sogenannter „Gastarbeiter“ widmen sich nur wenige ForscherInnen in den 1970er Jahren. Eine Ausnahme bildet die im Auftrag der Landeszentrale für politische Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen durchgeführte Studie von Manuel J. Delgado mit dem

C Metaanalysen und Ergebnisse

Titel Die „Gastarbeiter“ in der Presse (1972). Sie wird hier ausführlicher dargestellt, weil sie den Beginn kommunikationswissenschaftlicher Forschung zur stereotypen Darstellung von „Minderheiten in Deutschland“ markiert und sich viele AutorInnen auf diese Studie beziehen (vgl. Segal 1981; Reimann 1987; Galanis 1989; Müller 2005a; Lünenborg/Bach 2009), schließlich weil nicht wenige Ergebnisse der Studie von 1972 noch Jahre später bestätigt werden, z.B. der Negativismus als ausschlaggebender Nachrichtenfaktor, der dazu führt, „dass überproportional viel über straffällig gewordene Migranten geschrieben wird“ (Ruhrmann/Demren 2000: 7). „An Stelle eines Vorworts“ thematisiert der Autor einleitend seine „Schwierigkeiten mit dem Begriff ‚Gastarbeiter‘“, dessen Nähe zu der in der NS-Zeit verwendeten Bezeichnung „Fremdarbeiter“ sowie die Unzulänglichkeiten anderer Begriffe wie etwa „Gastarbeitnehmer“ (vgl. Delgado 1972: 9ff.). Delgado verwendet Anführungszeichen, um damit auf die „Ungenauigkeit und Widersprüchlichkeit“ der Bezeichnungen hinzuweisen (ebd.: 10). Auch das macht seine Studie zu einer besonderen. Nachfolgestudien wie die von Michael Segal (1981) oder Helga und Horst Reimann (1987) verzichten auf solche distanzierenden Zeichen, wenngleich z.B. Segal (1981: 6) sich ebenfalls eingehend mit der Bedeutung und Verwendung der „Gastarbeiterbegriffe“ befasst und ein Preisausschreiben des WDR im Jahr 1972 erwähnt, bei dem ein treffenderes Wort als „Gastarbeiter“ gesucht wurde (vgl. ebd.). Inhaltsanalytisch untersucht werden in Delgados Studie 3069 Beiträge aus 84 nordrhein-westfälischen Tageszeitungen, die sich mit der Darstellung von „Gastarbeitern“ in den Medien beschäftigen. Der Untersuchungszeitraum umfasst mehr als drei Jahre, aufgeteilt in drei mehrmonatige Analysephasen, die aufgrund konjunktureller Schwankungen festgelegt wurden. In diesen drei Jahren gab es Phasen der „Rezession“, „Stagnation“ und „Vollbeschäftigung“. Von Interesse war, ob sich die Tendenz der Berichterstattung aufgrund der jeweiligen wirtschaftlichen Situation verändert (vgl. Delgado 1972: 26f.). Der Autor hat die Presseberichte in vier Kategorien eingeteilt: „Sensations- und Kriminalitätsberichte“, „Goodwill-Berichte“, „Sachberichte“ und „Arbeitsmarktberichte“. Bei „Goodwill-Berichten“ handelt es sich um solche, die eine positive Einstellung gegenüber den ausländischen ArbeitnehmerInnen erkennen lassen und um Verständnis bemüht sind (vgl. ebd.: 20f.). Zu den Ergebnissen der Studie von Delgado: Während des Untersuchungszeitraumes werden hauptsächlich Berichte über die Arbeitsmarktsituation veröffentlicht, gefolgt von Sensations- und Kriminalitätsberichten. An dritter Stelle stehen Sachinformationen, das Schlusslicht bilden Goodwill-Berichte, deren Zahl im Verlauf der Untersuchung entsprechend der negativen konjunkturellen Entwicklung abnimmt. Durch die häufige Berichterstattung über Kriminalität, bei der die Nennung der Nationalität überwiegend auch dann erfolgt, wenn es noch nicht zur Verurteilung gekommen ist, verstärke die Presse in ungerechtfertigter Weise Vorurteile gegenüber „Gastarbeitern“. Ebenso pauschal behandelt werde das Thema Sexualität. „Meistens wird der ‚Gastarbeiter‘ als aufdringlicher ‚Verfolger‘ von unschuldigen deutschen Mädchen beschrieben. Er ist jung, unverheiratet oder von seiner Familie zeitlich ‚getrennt‘, impulsiv, liebeshungrig, eifersüchtig, jähzornig usw.“ (Delgado 1972: 50).

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Laut Delgado entspricht das Bild, das die Presse von den „Gastarbeitern“ vermittelt, dem in Deutschland gängigen Stereotyp des Südländers, dem zwar einige positive Eigenschaften zugeschrieben werden, die aber bei Bedarf auch negativ gedeutet werden können, etwa Emotionalität oder Leichtlebigkeit. Generell überwiegen die negativen Attribuierungen. Ein Abbau von Vorurteilen kann laut Delgado nur durch eine differenziertere Berichterstattung und durch mehr Kontakt zwischen „Deutschen“, gerade auch „Journalisten“, und „Gastarbeitern“ erfolgen (vgl. Delgado 1972: 111f.). Metaanalyse I und II ergeben, dass das Thema „Ausländer in Deutschland“ erst Mitte der 1980er verstärkte Aufmerksamkeit in der Kommunikationswissenschaft erlangt (Darkow/Eckhard/Maletzke 1985; Merten et al. 1986; Brosius* 1987: Merten 1986; Ronneberger* 1987b: Reimann/Reimann 1987; Ronneberger* 1988: Ruhrmann/ Kollmer 1987; Galanis 1989), obwohl, so Brosius und Ronneberger übereinstimmend zu Beginn ihrer Rezensionen der Werke von Merten et al. (1986) und Reimann/ Reimann (1987), das Thema „Ausländer“ seit Jahren die öffentliche Diskussion bestimme (vgl. Brosius* 1987: 564; Ronneberger* 1987b: 563). Franz Ronneberger begründet die Rezension des Werkes von Helga und Horst Reimann in der Publizistik mit Horst Reimanns Beitrag darin zu Gastarbeitern und Massenmedien. Reimann spricht dort auch das Problem der „Reproduktion von Stereotypen“ (Reimann 1987: 146) an und stellt fest: „Im ganzen gesehen erscheinen die Medien in diesem Zusammenhang aber nur als ein die Meinungen der Allgemeinheit reproduzierendes System.“ (Ebd.: 147) Sie sind demnach eine Art Spiegel ohnehin vorhandener ausländerfeindlicher Einstellungen in der Bevölkerung – eine Sichtweise, die im weiteren Verlauf der Forschung, wenn nicht Widerspruch, so doch Differenzierung erfährt. Unterschieden werden muss in dem weiten Forschungsfeld „Ausländer“ und Medien zwischen Studien, die die Mediennutzung von „Ausländern“ untersuchen, und solchen, die ihre mediale Repräsentation thematisieren – wobei nicht ausgeschlossen ist, dass beides in einer Studie untersucht wird und dass auch Mediennutzungsstudien in gewisser Weise zu einer Stereotypisierung der NutzerInnen70 beitragen. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen hier die Repräsentationsstudien, in denen von einem realitätsinadäquaten, stereotypen „Ausländerbild“ die Rede ist. Erwähnt werden soll dennoch die 1985 von Michael Darkow, Josef Eckhard und Gerhard Maletzke im Auftrag von ARD und ZDF erstellte Studie mit dem Titel Massenmedien und Ausländer in der Bundesrepublik Deutschland, weil hier erstmals „Ausländer“ als Zielgruppe in den Blick genommen werden, international vergleichend gearbeitet wird71 und die Frage nach der Integrationsfunktion von Massenmedien, gerade auch des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, aufgeworfen wird. Unterschieden nach „Herkunftsländern“ bzw. „Nationalitäten“ untersuchen 70 | Vgl. z.B. Hepp/Bozdag/Suna** 2011, die als „Aneignungstypen“ „herkunfts-, ethno- und weltorientierte“ MediennutzerInnen identifizieren, sich aber von bestehenden Typologien, die „a priori den Rahmen einer nationalen Integration setzen“ abgrenzen wollen (vgl. ebd.: 321). 71 | Ihre Daten vergleichen die Forscher mit Ergebnissen schwedischer und niederländischer Studien zur Mediennutzung von Migranten (vgl. Darkow et al. 1985: 97-107).

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die Forscher die Geräteausstattung, Mediennutzung und Erwartungen der zahlenmäßig größten Einwanderergruppen, der „Griechen“, „Italiener“, „Jugoslawen“, „Spanier“ und „Türken“, gegenüber dem Medienangebot in Deutschland. Mehr als 3000 Personen werden befragt, als soziodemographische Variablen berücksichtigen Darkow et al. für ihre Stichprobe neben der „Nationalität“ auch „Geschlecht“, „Alter“ und die „Größe des Haushalts“, in dem die Befragten leben. Unterschiede in der Nutzung werden jedoch lediglich nach Nationalität festgehalten, Alters- oder Geschlechterunterschiede bleiben unberücksichtigt. Das gilt ebenso für viele andere Studien aus den 1980er Jahren zum „Bild“ oder zur „Darstellung“ von „Ausländern“ in den Medien: die Forschung konzentriert sich z.T. unter Berufung auf die amtliche Statistik auf die mehrheitlich männlichen Arbeitnehmer mittleren Alters. Doch stellen Merten et al. (1986) und Ruhrmann/Kollmer (1987) fest, dass in der Berichterstattung über „Ausländer“ durchaus unterschieden wird, und zwar zwischen „erwünschten“ und „weniger erwünschten“ „Ausländern“: Überwiegend positiv ist die Berichterstattung über „ausländische“ KünstlerInnen, SportlerInnen und TouristInnen, die als Gäste kommen und nur einige Zeit in Deutschland verbringen, eher negativ die Berichterstattung über „Ausländer“ und „Asylbewerber“, die in Deutschland bleiben wollen. Und auch bei ihnen sind noch einmal deutliche Unterschiede in der Berichterstattung erkennbar. So werde über „Ausländer“, deren Kultur bekannter und vertrauter ist, etwa Italiener, Spanier oder Griechen, positiver berichtet als über „Ausländer“, die sich von der deutschen Mehrheitsgesellschaft z.B. durch ihre Religion – etwa muslimische TürkInnen – unterscheiden. Dieses „erstaunliche“ Ergebnis greift Hans-Bernd Brosius in seiner Rezension der Studie von Merten et al. (1986) in der Publizistik auf und stellt ebenso wie Ronneberger und Reimann die Frage, „ob die Ausländerberichterstattung ‚soziale Wirklichkeit‘ reflektiert (Reflexionshypothese) oder möglicherweise beeinflußt (Kontrollhypothese)“ (Brosius* 1987: 564). Klaus Mertens Aussagen sind diesbezüglich wenn nicht widersprüchlich, so doch erklärungsbedürftig. Die Ergebnisse seiner Studie von 1986 fasst er für einen 1987 von der Bundeszentrale für politische Bildung herausgegebenen Tagungsband zu Ausländern und Massenmedien in einigen Punkten zusammen: „1. Die deutsche Presse spiegelt – aktualitätsorientiert und fallbezogen – die soziale Wirklichkeit, sie berichtet korrekt. 2. Gerade weil [Hervorhebung im Original] sie korrekt berichtet, zeichnet sie für Minderheiten – hier: Ausländer, insbesondere ausländische Arbeitnehmer – ein stark negativ verzerrtes Bild.“ (Merten 1987: 78)

Erklärungsbedürftig ist, ob es sich jeweils um die „korrekte“ oder „verzerrte“ Darstellung eines Einzelfalls handelt oder um generelle, pauschalisierende Aussagen, die in den Medien getroffen werden und die schon aufgrund ihrer Pauschalisierung nicht „korrekt“ sind. Hier zu differenzieren ist ebenso geboten wie eine grundsätzliche Diskussion darüber, was die Nennung der Nationalität bedeutet und bewirkt. Merten schlägt eine Orientierung des Journalismus nicht nur an „Aktualität“ und

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„Exaktheit“ vor, sondern auch an den „möglichen sozialen Folgen“ einer „aktuellen“ und „exakten“ Berichterstattung. Ein Bedenken der Folgen, so Merten dann einschränkend, sei „gleichsam der Preis der relativen Fairness, den die Entwicklung zur Weltgesellschaft für das Zusammenleben von Mehrheiten und Minderheiten vom Journalisten fordert“ (ebd.). Ergänzt wird Mertens Inhaltsanalyse der Presse durch eine Inhaltsanalyse des Fernsehens (Kühne-Scholand 1987) sowie zwei Beiträge von Josef Eckhardt, der „Fernsehsendungen zur Ausländerthematik und deutsche Zuschauer“ (Eckhardt 1987c) und „Ausländer als Zielgruppe der Massenmedien“ (Eckhardt 1987a) in den Blick nimmt. Konkrete Empfehlungen an die Programmverantwortlichen in Fernsehen und Hörfunk formulieren Faruk Şen, Gertraud Linz und Karl-Heinz Meier Braun. Laut Beate Winkler-Pöhler (1987: 157f.) haben die während der Tagung zusammengetragenen Erkenntnisse zu „Ausländern und Massenmedien“ unmittelbar positive Auswirkungen auf das Programmangebot öffentlich-rechtlicher Sender, die weitere Forschung, Fort- und Weiterbildung, Besetzung von Gremien und auch auf Institutionen der Freiwilligen Selbstkontrolle wie den Deutschen Presserat.

Nach der Vereinigung So viel Optimismus scheint jedoch angesichts der weiteren Entwicklungen nicht angebracht. Nach der deutsch-deutschen Vereinigung kommt es Anfang der 1990er Jahre in Ost- und Westdeutschland zu ausländerfeindlichen Pogromen und Mordanschlägen, die u.a. die Frage aufwerfen, welche Rolle die Medienberichterstattung spielt, ob nicht auch aufgrund der Verbreitung von Stereotypen und Feindbildern die Situation eskaliert ist. Erschrocken über das Ausmaß der Gewalttaten und in Sorge über das „Bild der Deutschen im Ausland“ wird in den Sozialwissenschaften vermehrt zum Zusammenhang von Nationalismus und Ausländerfeindlichkeit, zu Rechtsextremismus und Rassismus geforscht. Auch kommunikationswissenschaftliche Studien zur medialen Repräsentation von „Ausländern“ nehmen zu, Auftraggeber sind u.a. die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sowie die Landesmedienanstalten (vgl. Eckhard/Horn 1995; Hömberg/Schlemmer 1995; Funk/Weiß 1995; Weiß et al. 1995). Ausgehend von der Forschung der 1970er und 1980er Jahre überprüfen die ForscherInnen zwei grundsätzliche Annahmen: erstens, dass EinwanderInnen weiterhin medial unterrepräsentiert sind, sie also gemessen an ihrem Anteil an der Bevölkerung zu wenig vorkommen, und zweitens, dass, wenn über sie berichtet wird, nur ein eingeschränktes Themenspektrum erkennbar ist. Vorherrschend seien Berichte, in denen sie mit Problemen wie Kriminalität und Belastung der sozialen Sicherungssysteme in Zusammenhang gebracht werden. Diese Annahmen finden Bestätigung durch Studien, die die Medienberichterstattung in der ersten Hälfte der 1990er Jahre untersuchen. In diesen Zeitraum fallen neben den Anschlägen in Solingen, Rostock, Mölln, Hoyerswerda (und vielen weiteren Orten) die Diskussionen über die „innere Einheit“ nach der „Wiedervereinigung“, die „Identität der Deutschen“ sowie über die Veränderung des Grundrechts auf Asyl,

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wie es Art. 16 des Grundgesetzes garantiert. 1993 wird eine Einschränkung dieses Grundrechts vorgenommen, die das Bundesverfassungsgericht 1996 bestätigt. Eine Berichterstattung, die die Dringlichkeit einer „Lösung des Ausländerproblems“ betont, forciert diese politische Entscheidung. Insbesondere der Springer-Presse und dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel werfen WissenschaftlerInnen vor, Positionen zu beziehen, die sonst im rechtsextremen Lager vertreten werden, und mittels Sprache und Bilder die ausländerfeindliche Stimmung anzuheizen (vgl. Farin 1992; SeidelPielen 1992; Huhnke 1993; Jäger/Link 1993; Schönbach 1993). Konkret bemängelt wird die Verwendung von Fotos, die den „Ansturm“ von Menschen zeigen, die nach Deutschland wollen, der Einsatz bestimmter „Argumentationsmuster, Schlußregeln, Topoi“ (Wengeler 1997) und „Schlagwörter in der Asyldebatte“ (Meyer 1997) sowie der Gebrauch von „Metaphern im Einwanderungsdiskurs“ (Böke 1997). Karin Böke belegt eindrucksvoll durch eine Analyse der Spiegel-Berichterstattung, dass Metaphern wie „Asylschwemme“ oder „Asylantenflut“ zur „Entindividualisierung und Verdinglichung der Zuwanderer“ (1997: 192) eingesetzt werden. Sie präzisiert damit die Kritik am Spiegel. Kritisch hinterfragt wird auch die Rolle der Demoskopie, die „mit Stimmungsbildern Meinung mache“ (Ruhrmann 1995: 53) und auf deren Daten zur „Stimmung im Lande“ und zur „Einstellung der Deutschen gegenüber Ausländern“ sich PolitikerInnen wie JournalistInnen rechtfertigend berufen. Speziell mit der „Asylberichterstattung“, „Fremden als Objekt“ und der „Verwendung von Stereotypen“ setzen sich Walter Hömberg und Sabine Schlemmer auseinander. Nach einer kurzen Klärung der Funktionen von Stereotypen und Images stellen sie die Frage nach der „Dosierung, das heißt danach, ab welchem Punkt Informationsverarbeitung mit Hilfe von Images dysfunktional wird?“ (Hömberg/ Schlemmer 1995: 12) Diese Frage lasse sich „nicht pauschal beantworten“, doch bezogen auf Medien müssten „Journalisten ihre persönlichen, aber auch die professionellen Wahrnehmungsmuster in Frage stellen“, was vor allem eine kritische Reflektion über Nachrichtenfaktoren und Nachrichtenwerte bedeute, da sie doch „gewissermaßen die Baugesetze darstellten, nach denen die Medienrealität konstruiert ist.“ (Ebd.) In der Tat ist auffällig, dass JournalistInnen die Berichterstattung über MigrantInnen mit dem Verweis auf die Nachrichtenlage und Nachrichtenwerte erklären und andere professionelle Regeln des Journalismus wie sachliche Richtigkeit, repräsentative Auswahl an Themen, Trennung von Nachricht und Meinung sowie nicht-diskriminierend zu berichten, nachrangig erscheinen (vgl. Engelbrecht 1999). Untersucht haben Hömberg und Schlemmer (1995) die Berichterstattung von sechs Tageszeitungen in einem Zeitraum zwischen 1990 und 1993 und sich dabei auf zwei Septemberwochen pro Jahr beschränkt. Bezüglich der „Darstellung der Asylbewerber“ sind verschiedene Punkte erfasst worden, so, ob „Asylbewerber“ als „Problem“ oder eventuell auch als „Bereicherung“ beschrieben werden, welche positiv oder negativ konnotierten Bezeichnungen Verwendung finden, ob „Asylbewerber“ als Individuen porträtiert werden und welche Eigenschaften, eher positive oder negative, ihnen in den untersuchten Medien zugeschrieben werden. In fast der Hälfte aller 835 Analyseeinheiten werden „Asylbewerber“ als Problem, als „Belastung“

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oder „Bedrohung“ dargestellt, als eine „Bereicherung“ in nur knapp 7 Prozent der Beiträge. Als „nicht bestätigt“ sehen die ForscherInnen die Annahme, dass für „Asylbewerber“ häufig negative Bezeichnungen wie etwa „Scheinasylant“, „Wirtschafts- oder Armutsflüchtling“ verwendet werden, „neutrale Bezeichnungen bzw. solche ohne sprachliche Distanzierung“ (Hömberg/Schlemmer 1995: 17) überwögen. Zu den „neutralen Bezeichnungen“ werden jedoch auch Begriffe wie „Ausländer“ oder „Asylbewerber“ gezählt. Bestätigt werden konnte die Annahme, dass eine personalisierte Berichterstattung selten ist. Nur 15 Prozent der Beiträge beschreiben die Asyl suchenden Menschen als Individuen, ansonsten erscheinen sie als Teil einer nach Deutschland drängenden Masse. Bestätigt werden konnte auch eine vorwiegend negative Darstellung, bei der die Personengruppe mit negativ besetzten Themen in Verbindung gebracht wurde (z.B. Drogenhandel, Prostitution) oder einzelnen Personen negative Eigenschaften zugeordnet wurden (vgl. Hömberg/Schlemmer 1995: 17f.). Die Befunde der verschiedenen Studien sind in ihrer Gesamtheit eindeutig. Politik und Medien müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, dem Alltagsrassismus nichts entgegengesetzt und den gesellschaftlichen Integrationsprozess erschwert zu haben. Doch befördert die Kritik die Debatte über Qualität im Journalismus und über öffentliche Aktionen gegen Rassismus, Rechtsextremismus und „ausländerfeindliche“ Gewalt. Den Erfolg verschiedener Kampagnen untersucht ein Team um Georg Ruhrmann (Ruhrmann/Kollbeck/Möltgen* 1996). Konkrete Handlungsempfehlungen an die Veranwortlichen in Medienunternehmen und an die JournalistInnen formulieren Karl-Heinz Meier-Braun (1992), Leiter der „Ausländerredaktion“ und „Ausländerbeauftragter“ beim SWR, oder Arzu Toker (1997), eine der ersten WDR-Rundfunkrätinnen, auf wissenschaftlicher Seite Margarete Jäger et al. (1998; 2002) oder Georg Ruhrmann und Sogül Demren (2000). Sie alle wiederholen schon früher gestellte Forderungen: einerseits nach strukturellen Veränderungen, d.h. mehr personelle Vielfalt in den Redaktionen und Gremien, andererseits nach mehr inhaltlicher Vielfalt und einer weniger stereotypen Berichterstattung. Weniger stereotyp würde bedeuten, „AusländerInnen“ nicht auf die Rolle der „AusländerInnen“ zu beschränken, sondern das Individuum in den Blick zu nehmen, nicht nur Negatives zu berichten, sondern auch den Alltag stärker zu berücksichtigen.

Kriminalitätsberichterstattung Besonders in der Kritik steht die Kriminalitätsberichterstattung. Der Vorwurf lautet, dass über mögliche und tatsächliche Straftaten von „Ausländern“ unverhältnismäßig häufig, reißerisch und mit Betonung darauf, dass es sich um „ausländische Täter“ handelt, berichtet werde. Verschiedene WissenschaftlerInnen prüfen den Vorwurf der stereotypen und diskriminierenden Kriminalitätsberichterstattung durch Medieninhaltsanalysen. Ulrike Handel führt 1997 eine Untersuchung Hannoveraner Tageszeitungen durch und vergleicht die Berichterstattung über von „Deutschen“ oder von „Ausländern“ begangene Straftaten. Die ermittelten Daten zur Berichterstattung setzt sie in Beziehung zu Daten aus der Polizeilichen Kriminalstatistik

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(PKS). Sie prüft die Zahl expliziter und impliziter Hinweise auf die „Nationaliät“, die Delikte, die den „Tätern“ vorgeworfen werden sowie vorgenommene Attribuierungen und Bewertungen der Taten und beteiligten Personen. Ihre Ergebnisse bestätigen größtenteils die Annahme einer verzerrten und stereotypen Kriminalitätsberichterstattung. Handel fasst zusammen, dass ■ ■ ■ ■ ■

„Ausländer ‚sichtbarer‘ sind als Deutsche, ein gewaltverzerrtes Bild der Kriminalität abgebildet wird, Ausländer schwerpunktmäßig in Drogendelikte verwickelt sind, während hier deutsche Täter im Verhältnis zur Realität (PKS) unterrepräsentiert sind, Täter – ob deutsch oder ausländisch – vorwiegend negativ bewertet werden, Deutsche in Delikten eher von ihrer Schuld entlastet werden als Ausländer.“ (Handel 1997: 144)

Die Autorin enthält sich Spekulationen über Ursachen für die „verzerrte Darstellung der Realität“ und gibt auch keine Empfehlungen für die journalistische Praxis. Das sei Sache der „Kommunikator- und Rezipientenforschung“ (vgl. ebd.: 146). Andere AutorInnen wie Margret und Siegfried Jäger, Gabriele Kleve und Ina Ruth (1998) erläutern in ihrer Studie Von deutschen Einzeltätern und ausländischen Banden. Medien und Straftaten „zentrale Begriffe“ wie etwa Rassismus, klären den „diskursiven Hintergrund“ und formulieren im zweiten Teil der Studie detaillierte „Vorschläge zur Vermeidung diskriminierender Berichterstattung“ (vgl. Jäger et al. 1995: 167-236). Auch sie untersuchen Zeitungen, darunter als regionale Zeitungen die Westdeutsche Allgemeine Zeitung und die Rheinische Post, als überregionale die Frankfurter Rundschau und die Frankfurter Allgemeine Zeitung, zudem die BildZeitung und das Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Der erste Teil der Studie besteht aus den Analysen der Printmedien. Für jede Untersuchungseinheit finden die AutorInnen eine griffige Überschrift und analysieren einzelne Medientexte, was der Veranschaulichung und Sensibilisierung für diskriminierende Berichterstattung dient. Das gesteht auch Frank Esser in seiner Rezension ein (vgl. Esser** 1999: Jäger et al.), kritisiert ansonsten aber die am Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS) erarbeitete Studie für ihre „mangelnde Systematik“ und ihr methodisches Vorgehen. Ihn stört, dass von den Medieninhalten auf Wirkungen geschlossen wird: „Ohne eine Verknüpfung von Medieninhaltsdaten mit Befragungs- oder Verhaltensangaben derjenigen, die diese Medien auch tatsächlich genutzt haben, ist auch die Diskursanalyse (wie jede andere Inhaltsanalyse) nur auf Wirkungsspekulationen angewiesen.“ (Esser** 1999: 572f.) Deutlich wird durch die Rezension, welche unterschiedlichen Wissenschaftsverständnisse und daraus resultierenden Methodenpräferenzen innerhalb des Forschungsfeldes aufeinanderstoßen. Die Unterschiede wirken sich bis in die Handlungsempfehlungen an die JournalistInnen aus. Esser erwähnt mit einem kritischen Unterton, dass Jäger et al. eine Abwägung zwischen dem Grundrecht auf Pressefreiheit und dem der Unverletzlichkeit der Person zur Diskussion stellten (vgl. Esser** 1999: 573; Jäger et al. 1998: 202).

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Auch im Vergleich mit der Studie von Handel (1997) gehen Jäger et al. von anderen Voraussetzungen aus: während Handel die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) zum Vergleich von ‚Realität‘ und Medienberichterstattung heranzieht, verstehen Jäger et al. Kriminalität nicht als feste, unabänderliche Größe, sondern als Ergebnis eines gesellschaftlichen Definitions- und Konstruktionsprozesses, bei dem Medien als zentrale Vermittlungsinstanzen eine wesentliche Rolle spielen. Dementsprechend untersuchen sie den Kriminalitätsdiskurs in seiner Verschränkung mit dem Einwanderungsdiskurs, die „Markierung und Charakterisierung inländischer Täter“ im Vergleich zur „Markierung und Charakterisierung ausländischer Täter“ (Jäger et al. 1998: 160ff.). Die AutorInnen (1998) konstatieren, dass über das kriminelle Verhalten von Angehörigen einer Minorität überproportional häufig und mit Nennung der „ethnischen Zugehörigkeit“ berichtet wird. Verüben hingegen „Deutsche“ Straftaten, so wird seltener und ohne Erwähnung der „ethnischen Zugehörigkeit“ darüber berichtet. Selbst wenn die Nachnamen der mutmaßlichen TäterInnen abgekürzt sind, wird schon durch die Nennung des Vornamens Differenz markiert. Auch ist bei „Ausländern“ eher von „Bandenkriminalität“ und „organisiertem Verbrechen“ die Rede, „Deutsche“ hingegen treten als EinzeltäterInnen in Erscheinung. Die AutorInnen weisen darauf hin, dass Unterschiede in der Quantität und Qualität der Berichterstattung über Straftaten verschiedene Gründe haben. Zunächst können bestimmte „Straftaten“ nur von „Ausländern“ begangen werden, z.B. Verstöße gegen Einreiseund Aufenthaltsbestimmungen. Hinzu kommt, dass Straftaten unterschiedlich stark öffentlich verurteilt werden und den JournalistInnen mehr oder weniger berichtenswert erscheinen. Überproportional von „Deutschen“ begangene Straftaten, etwa Wirtschaftskriminalität oder Steuerhinterziehung, gelten als „Kavaliersdelikte“ (vgl. Jäger et al. 1998: 157ff; Jäger et al. 2002).

Ausdifferenzierung Seit Mitte der 1990er Jahre findet eine Ausdifferenzierung des Forschungsfeldes statt, unterschiedliche Aspekte der medialen Repräsentation von „Fremden“ werden in den Blick genommen. Differenziert wird innerhalb der Kategorie „Ausländer“ nach Herkunft und Staatsbürgerschaft, nach Geschlecht, Religion und Alter. „Ethnie“ und „Nationalität“ bleiben zwar die entscheidenden Differenzkategorien, doch zeichnet sich z.B. ein mediales Interesse an Religion und hier speziell am Islam ab, das sich nach den Anschlägen vom 11. September 2001 noch einmal verstärkt. Nicht selten werden „Türken“ als eine der größten Zuwanderergruppen automatisch als „Muslime“ beschrieben, unabhängig davon, welchen Stellenwert welches Glaubensbekenntnis im konkreten Fall tatsächlich einnimmt. Die Kategorie Alter erhält medial noch wenig Aufmerksamkeit, obwohl inzwischen eine zweite und dritte Generation in Deutschland geborener „Menschen mit Migrationshintergrund“ in Deutschland lebt. Auch das ändert sich erst im Zuge der „Integrationsdebatten“ nach der Jahrtausendwende.

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Relativ wenig erforscht sind in der deutschsprachigen Kommunikationswissenschaft der 1990er Jahre Stereotypisierungen von „Ost“- und „Westdeutschen“. Stattdessen scheint es fast so, als sollte die Thematisierung des „Ausländerproblems“ von den durch die Wiedervereinigung entstandenen Problemen und Differenzen zwischen „Ossis“ und „Wessis“ ablenken. Metaanalyse I verzeichnet lediglich zwei Beiträge (Kliment* 1994; Jandura* 2010: Ahbe/Gries/Schmale 2010), in denen es um Ost- und Westdeutsche geht. Tibor Kliment untersucht, wie sich das Mediennutzungsverhalten und das durch das Fernsehen vermittelte „Bild von der Bundesrepublik“ bei den „Ostdeutschen“ nach der Wiedervereinigung verändert hat; Olaf Jandura bespricht den von Thomas Ahbe, Rainer Gries und Wolfgang Schmale herausgegebenen Band Die Ostdeutschen in den Medien. Das Bild von den Anderen nach 1990. Die VerfasserInnen der Beiträge fragen überwiegend danach, welches Bild von den Ostdeutschen in den westdeutschen Medien, z.B. der Wochenzeitung Die Zeit oder dem ARD-Politmagazin Kontraste gezeichnet wird. Die Befunde fasst der Titel des Bandes zusammen: die Ostdeutschen sind „die Anderen“, die von der westdeutschen Norm Abweichenden, Marginalisierten. Aus „vertrauten Brüdern“ seien wieder „entfernte Verwandte“ geworden, Negativismus beherrsche die Berichterstattung, die „fünf neuen Bundesländer“ erschienen als „Krisenregion“ (vgl. Ahbe/Gries/Schmale 2010). Eine verschärfte Stereotypisierung im Verlauf der 1990er Jahre ist zudem daran erkennbar, dass aus dem „Ossi“ der „Jammer-Ossi“ wird, aus dem „Wessi“ der „Besser-Wessi“.

Fremde Frauen Anstöße zu eine differenzierteren und weniger diskriminierenden Darstellung der „Anderen“ kommen Mitte der 1990er Jahre aus der Geschlechterforschung.72 Kritisiert wird die allgemeine Blindheit von Politik, Medien und Wissenschaft gegenüber der Tatsache, dass Migration auch weiblich ist, dass sich unter den „ausländischen Arbeitnehmern“ nicht wenige „Arbeitnehmerinnen“ befinden und im Zuge der sogenannten „Familienzusammenführung“ der Anteil von Mädchen und Frauen „mit Migrationshintergrund“ kontinuierlich gestiegen ist. Dennoch kommen „fremde Frauen“ in der Berichterstattung kaum vor, und falls doch, so werde auf Stereotype und Klischees zurückgegriffen, kritisieren die Autorinnen in dem vom Dritte-Welt-JournalistInnen-Netzwerk sowie Bärbel Röben und Cornelia Wilß herausgegebenen Band Verwaschen und Verschwommen. Fremde Frauenwelten in den Medien. Die Ergebnisse der Studien lauten: ■

„Fremde Frauen“ werden als Objekte beschrieben, ein Subjektstatus wird ihnen verwehrt (vgl. Amanuel 1997: 107).

72 | Schon Simone de Beauvoir hat durch Le deuxième sexe, dt. Das andere Geschlecht (Beauvoir 1968) verdeutlicht, dass Weiblichkeit in der patriarchalen Gesellschaft gemeinhin als das Andere, von der (männlichen) Norm Abweichende dargestellt wird.

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„Fremde Frauen“, so Brigitta Huhnke, werden „selten mit Migrantinnen aus der ersten Welt assoziiert, sondern in vielen Medienprodukten als Angehörige einer ‚rückständigen‘, ‚entwerteten‘ Kultur stigmatisiert.“ (Huhnke 1996: 120) „Fremde Frauen“ werden überwiegend in der Opferrolle gezeigt. Sie sind den Männern in ihrer Familie sowie der fremden Umgebung hilflos ausgeliefert, können sich nicht verständlich machen, können sich gegen Gewalt in jeglicher Form nicht wehren. Besonders türkische Frauen und Mädchen würden häufig ausschließlich als Opfer dargestellt. Als Symbol der Unterdrückung dient das Kopftuch73 (vgl. Huhnke 1996: 130f.; Toker 1996: 40). „Fremde Frauen“ werden als Sexobjekte dargestellt. Ob „italienische Sexbombe“, „osteuropäische Prostituierte“ oder „thailändische Ehefrau, die im Katalog ausgesucht wurde“ – die Bezeichnungen würden mehr über „Männerphantasien“ aussagen und darüber „wie Macht- und Medieneliten patriarchalische Innenwelten reproduzieren“ als über die tatsächliche Situation von Frauen (vgl. Huhnke 1996: 115).

Stereotype Darstellungen von „Fremden“, Frauen wie Männern, verweisen auf die Verschränkung von Rassismus und Sexismus. Bemerkenswert sind die geringe Zahl und die Gegensätzlichkeit der Rollen und Stereotype, die „Fremden“ zugedacht werden: sie sind entweder Opfer oder Täter. Frauen werden tendenziell als Opfer präsentiert, Männer als Täter. Nicht selten findet eine Sexualisierung der „Fremden“ statt, die sich in stereotypen Zuschreibungen ausdrückt, wonach „AusländerInnen“ entweder sexuell „überaktiv“ oder „unterdrückt“ sind, jedenfalls „anders“. Dass an der Konstruktion und Verbreitung des Stereotyps der „ausländischen Frau als Opfer“ gutmeinende FeministInnen nicht unbeteiligt seien, findet Arzu Toker, und kritisiert ihre („deutschen“) Kolleginnen: „Es gibt keinen Beitrag, in dem kreative Ideen der Frauen wiedergegeben werden. Es gibt keinen Beitrag, in dem die Freiheit, die wir durch die Migration erhalten haben, gezeigt wird.“ (Toker 1996: 37) Die in den USA seit den Bürgerrechtsbewegungen der 1960er Jahre geführten Debatten über Mehrfachdiskriminierungen aufgrund verschiedener, sich überlagernder und teilweise konkurrierender sozialer Kategorien (vgl. Kap. A 4.1 zu Intersektionalität), findet in der deutschsprachigen Forschung zu MigrantInnen in den Medien zunächst wenig Beachtung. Als ein Erfolg der GeschlechterforscherInnen in der Kommunikationswissenschaft kann aber gewertet werden, dass sie mit Beiträgen zum Thema Mediale Dominanzkultur(en). Ethnie – Geschlecht – Gesellschaft im DGPuK-Tagungsband Deutschland im Dialog der Kulturen vertreten sind (vgl. Quandt/Gast 1998). Erst allmählich zeichnet sich eine differenzierte Sicht auf die bis dahin als „Ausländer“ bezeichnete Gruppe ab, was sich im allgemeinen Sprachgebrauch und in den Titeln von Publikationen (vgl. Abb. 21) widerspiegelt. So 73 | Da das Kopftuch und andere Gesicht und Körper verhüllende Kleidungsstücke als „religiöse“ Symbole gedeutet werden, gehe ich auf sie und die sogenannten „Kopftuchdebatten“ im folgenden Kapitel zu religiösen Stereotypen näher ein.

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lautet der Titel eines Aufsatzes von Claudia Bulut (2000), in dem sie den Wandel des Migrantinnen-Bildes nachzeichnet: Von der Gastarbeiterin zur Schutzpolizistin. Das konstruierte Bild der fremden Frau im deutschen Film und Fernsehen. Ungefähr zur Jahrtausendwende wird zwar überwiegend immer noch auf eine sprachliche Markierung von Frauen verzichtet, doch sind im wissenschaftlichen Sprachgebrauch Begriffe wie „Ausländer“ oder „Asylbewerber“ nun seltener. Stattdessen ist die Rede von „Migration“ und „Integration“, oder von „Migranten“ – wobei „Frauen natürlich mitgemeint sind“ (vgl. z.B. Schönhagen/Trebbe 2008: 9, Fußnote 1). Lediglich aus der kommunikations- und medienwissenschaftlichen Geschlechterforschung kommen Beiträge zum Zusammenhang von Ethnie, z.T. auch Religion und Geschlecht sowie der medialen Konstruktion von Differenz (vgl. Farrokhzad 2002; Röder 2007; Lünenborg/Bach 2009; Sommer** 2011: Lünenborg/Fritsche/Bach 2011; Lünenborg et al. 2012).

Fernsehen Eine Ausdifferenzierung des Forschungsfeldes zeigt sich desweiteren in der Beachtung verschiedener Medien, spezifischer Angebote, Gattungen und Genres. Zwar werden weiterhin mehrheitlich Printmedien inhaltsanalytisch untersucht, doch erfährt nach den rassistischen Gewalttaten zu Beginn der 1990er Jahre die Fernsehberichterstattung größere Aufmerksamkeit. Unterschiedliche Perspektiven sind dabei erkennbar: So fragen Weiß et al. (1995), ob Gewalt von Rechts– (k)ein Medienthema? ist und die verschiedenen TV-Anbieter umfassend und differenziert über „rechte Gewalt“ berichten, Hans-Bernd Brosius und Frank Esser (1995) fragen nach einer möglichen Eskalation durch Berichterstattung? und legen damit die Vermutung nahe, dass es auch zu einem Anstieg von „fremdenfeindlicher“ Gewalt gekommen ist, weil die Medien wiederholt, ausführlich und in einer Form, die zur Nachahmung animiert, berichtet haben. Brosius und Esser, die sowohl Printmedien als auch das Fernsehen untersuchen, beschränken sich beim Fernsehen allerdings auf Nachrichtensendungen von ARD, ZDF, RTL und SAT1. Ein Ergebnis ihrer methodisch aufwendigen Studien lautet, dass das Fernsehen eine stärkere „Ansteckungswirkung“ hat und NachahmungstäterInnen zu Gewalttaten animiert (vgl. Brosius/Esser 1995: 168). Dass Fernsehen wirkt, nehmen auch Josef Eckhardt und Imme Horn an, die 1995 in Deutschland lebende italienische, türkische und deutsche ZuschauerInnen zum Programmangebot, zur Akzeptanz verschiedener Sender und Formate sowie zu ihren („nationalen“) Selbst- und Fremdbildern befragen. Konfrontiert werden die ProbandInnen mit Beispielsendungen aus dem Programm von ARD und ZDF, in denen „fremde Kulturen“ präsentiert werden. Möglicherweise ist aufgrund der Befragungssituation eine kulturelle Spaltung vertieft worden, jedenfalls fordern alle ProbandInnen „weniger Klischees“ insbesondere dann, wenn es um die Darstellung der „jeweils eigenen“ Kultur geht (vgl. Eckhardt/Horn 1995: 6f). Deutlich wird, dass mehr Wissen übereinander und mehr Verständnis füreinander durch emotionalisierende Darstellungsformen erreicht werden kann. Es müssten mehr Identifikationsangebote

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geschaffen werden, was durch unterhaltende Formate eher gelänge (vgl. ebd.: 9). Dennoch erkennen die ForscherInnen in den Aussagen der Befragten eine Distanz zu den als „Unterhaltungssender“ bezeichneten privat-kommerziellen Anbietern. Das wenig erstaunliche Ergebnis der im Auftrag von ARD und ZDF durchgeführten Studie lautet: „Öffentlich-rechtlichen Programmen wird mehr Kompetenz für qualitativ hochstehende Sendungen über fremde Kulturen zugeschrieben.“ (Ebd.: 5) TV-Kritiker wie Volker Lilienthal sehen in den Bemühungen der öffentlichrechtlichen Sender nach der Anschlagswelle zu Beginn der 1990er Jahren eine „ständige Sympathiewerbung für Ausländer in Deutschland“ (Lilienthal 1998, zit. nach Sonntag-Wolgast 2000: 64f.), und auch Udo Michael Krüger und Erk Simon (2005) stellen in Bezug auf das Bild der Migranten im WDR fest, dass negative Stereotype vermieden werden und „Menschen mit Migrationshintergrund überwiegend sachlich neutral oder positiv“ präsentiert werden, „ohne umgekehrt auf kritische Berichterstattung zu verzichten.“ (Krüger/Simon 2005: 114) Der WDR habe bereits vieles in seinem Fernsehprogramm umgesetzt, was seitens der Kommunikationsforschung vorgeschlagen wurde (vgl. ebd.). Ausreichend Anlässe für Kritik speziell am Fernsehen aufgrund einseitiger und klischeebeladener Berichterstattung über MigrantInnen gibt es aber weiterhin. Matthias Thiele (2005) hat für seine Studie zu Flucht, Asyl und Einwanderung im Fernsehen verschiedene Gattungen und Formate untersucht, sowohl „Nachrichten-, Dokumentar- und Live-Fernsehen“ als auch „Fernsehfilme“. Von der bisherigen kommunikationswissenschaftlichen Fernsehforschung zur Präsentation von „AusländerInnen“ distanziert sich Thiele, zum einen, weil „die Bilder – die sprachlichen wie die technisch-elektronischen – so gut wie unberücksichtigt“ geblieben seien, zum anderen weil die ForscherInnen „mehr oder weniger unhinterfragt sowohl die sprachlichen Benennungen als auch die Problemdefinitionen des Fernsehens“ (Thiele 2005: 11) übernommen hätten. Die fehlende Substanz der Ergebnisse ist laut Thiele durch das Wissenschaftsverständnis und das Vertrauen in „strikt objektive und quantitative“ Methoden sowie eine geringe Selbstreflexion begründet. Thiele präferiert eine „diskurstheoretisch und an semiotischen, visuellen und institutionellen Aspekten orientierte Fernsehanalyse“ (ebd.: 12), die Auswahl seines Untersuchungsmaterials ist eher inhaltlich begründet und dementsprechend wenig systematisch, was den Untersuchungszeitraum, TV-Veranstalter, Sendeplätze und Formate anbelangt. Stattdessen geht es ihm um eine „Analyse des Wissens sowie der Sagbarkeiten und der Sichtbarkeiten, die das Fernsehen quer zu einzelnen Sendungen programmübergreifend produziert.“ (Ebd.: 13) Joan Kristin Bleicher bespricht Thieles Werk in einer Sammelrezension für Medien & Kommunikationswissenschaft mit der Überschrift „Aktuelle Frontlinien der medien- bzw. kommunikationswissenschaftlichen Fernsehforschung“ (vgl. Bleicher** 2006: 58). Für die Identifikation von Stereotypen und Feindbildern ist Thieles Analyse des „Kollektivsymbolsystems“, das im „Fernsehmegatext ‚Flucht/Asyl/Einwanderung‘“ reproduziert wird, äußerst ertragreich. Insbesondere die Auseinandersetzung mit Daily-Talks, Fernsehkrimis und „Multi-Kulti“-Komödien illustriert das Phänomen

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der Bestätigung, aber auch das der Auflösung „alter“ Stereotype und der Entstehung „neuer“, in guter Absicht lancierter „Bilder des Fremden“: so z.B. des Polizisten oder der Kriminalkommissarin „mit Migrationshintergrund“ – ein Beruf, der lange Fernsehjahre „deutschen Ordnungshütern“ vorbehalten war (vgl. Bulut 2000). Thiele (2005: 293ff.) spricht resümierend von „Politischen Korrekturen und Spiel mit Stereotypen“. Auch Stefan Wellgraf (2008) greift diesen Aspekt in seiner Studie zu Migration und Medien auf und untersucht das „Spiel mit Klischees in der ARD-Fernsehvorabendserie Türkisch für Anfänger“. Ausgehend von einem konstruktivistischen Verständnis von Medien interessiert ihn jedoch weniger die Frage „nach dem Verhältnis zwischen Medien und Wirklichkeit“ als die „nach den Prozessen, die den unterschiedlichen medialen Wirklichkeitskonstruktionen zugrunde liegen.“ (Wellgraf 2008: 9) Das erfordert seiner Meinung nach auch eine Beschäftigung mit den „Entstehungszusammenhängen medialer Produkte“ sowie den „Bedingungen“, unter denen „Bilder des Fremden“ entstehen. Die Analyse des journalistischen Handelns scheint ihm daher ebenso geboten wie die Betrachtung verschiedener Medien. Entsprechend untersucht Wellgraf neben Fatih Akins Kinofilm Gegen die Wand, die Fernseh- und Printmedienund auch die Radio-Berichterstattung über MigrantInnen. Bei der Auswahl der Analyseeinheiten konzentriert sich der Autor auf Medienangebote aus den Jahren 2004 bis 2006, die eine relativ hohe Reichweite aufweisen.

„Integration“ als neue Herausforderung an die Medien im 21. Jahrhundert? Medien- und Kommunikationswissenschaft scheinen zu Beginn des neuen Jahrtausends vor „neuen Herausforderungen“ (vgl. Schatz/Holtz-Bacha/Nieland 2000) zu stehen. Als eine solche wird die „Integration“ empfunden, folglich fragen KommunikationswissenschaftlerInnen nach der „Integrationsfunktion der Medien“ unter Berücksichtigung der Veränderungen, die sich innerhalb des Mediensystems abzeichnen. Sowohl das Medienangebot als auch -inhalte und -nutzung haben sich in den 1990er Jahren gewandelt, verwiesen sei nur auf die Dualisierung des Rundfunks und auf das Aufkommen von Onlinemedien. Migration nach Deutschland und politische Entscheidungen wie die Neuregelung des Staatsbürgerschaftsrechts – Stichwort „doppelte Staatsbürgerschaft“ – nehmen die HerausgeberInnen des Tagungsbandes Migranten und Medien zum Anlass, den Beitrag der Medien zur Orientierung und Integration ethnischer Minderheiten zu ermitteln (vgl. Schatz/Holtz-Bacha/Nieland 2000). Der Beitrag der Kommunikationswissenschaft besteht neben empirischen Studien darin, eine Theorie der „Integration“, bzw. der „Integrationsfunktion von Medien“ anzubieten (vgl. Esser 2000; Imhof/Jarren/Blum 2002; Vlašić 2004) und die verschiedenen Integrationsansätze zu „integrieren“ (vgl. Jarren** 2000). Dafür wird auf den Funktionalismus und die Systemtheorie in ihren unterschiedlichen Ausprägungen ebenso zurückgegriffen wie auf normative Ansätze, kommunikationspolitische Entscheidungen und Bundesverfassungsgerichtsurteile, die im Hinblick auf die

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Integrationsfunktion von Medien gefällt worden sind. Fraglich ist jedoch, inwieweit Funktionsbestimmungen der Massenmedien, wie sie etwa Franz Ronneberger (1985), Manfred Rühl (1985) oder Ulrich Saxer (1985) in dem DGPuK-Tagungsband Gleichheit oder Ungleichheit durch Massenmedien? (Saxer 1985) vornehmen, auf die gesellschaftliche Situation zu Beginn des 21. Jahrhunderts und das Thema Migration anwendbar sind? Bestehen bleibt das Dilemma der unterschiedlichen, zuweilen widersprüchlichen Funktionserwartungen an „die Medien“: einerseits sollen sie zur Sozialisation und Integration beitragen, andererseits die Vielfalt der in einer Gesellschaft vorhandenen Meinungen abbilden und dadurch ihrer Forums- und Artikulationsfunktion gerecht werden. Verschärft wird die gesellschaftspolitische Debatte durch die Ereignisse vom 11. September 2001. Im Zuge des von US-amerikanischer Seite ausgerufenen „War on Terror“ lautet die Forderung, „Islamisten“ und „islamische Terrorzellen“ international zu bekämpfen. Der „islamistische Terror“ wird aber wegen der Beteiligung von Hamburger Studenten an den Attentatsplänen auch zum innenpolitischen Thema, das sich auf die „Integrationsdebatte“ sowie die Diskussionen über Zensur und Datenschutz im Internet auswirkt. Verhandelt werden Fragen wie die, ob „Deutschland ein Einwanderungsland“ ist, ob „Multi-Kulti gescheitert“ ist und inwieweit „ParallelGesellschaften“ akzeptabel sind.

Ethno- oder Diasporamedien Teil der Auseinandersetzung um „Integration” oder „Desintegration“ ist die Frage, ob die Nutzung von Medien in den Sprachen der EinwanderInnen, sogenannte Ethnomedien, „integrationsfördernd“ oder „integrationshemmend“ wirkt (vgl. Schneider/ Arnold 2006). Eine Befürchtung, die insbesondere VertreterInnen der Fragmentierungs- und Desintegrationsthese vorbringen, lautet, dass MigrantInnen sich in einem „medialen Ghetto“ bewegen und deutschsprachige Medienangebote meiden würden. Das wiederum erschwere die „Integration“. Doch stellen z.B. Philomen Schönhagen und Joachim Trebbe mit Verweis auf frühere Forschung klar, dass sich die Mediennutzung von MigrantInnen nicht auf das in der eigenen Sprache verfügbare Angebot beschränkt, sondern überwiegend eine sowohl-als-auch-Nutzung stattfindet. Daher sei „das sogenannte ‚Medienghetto‘ ein sehr zweifelhafter und mehr der politischen als der kommunikationswissenschaftlichen Forschung entstammender Mythos.“ (Schönhagen/Trebbe 2009: 9) Der Debatte um Ethnomedien und ihre möglichen Wirkungen geht die Feststellung voraus, dass noch sehr wenige Daten zum Angebot, zu Inhalten und zur Nutzung fremdsprachiger Medien in Deutschland vorhanden sind. Wenn Ethnomedien untersucht würden, so die der zahlenmäßig größten MigrantInnengruppen; insbesondere türkischsprachige Medien fänden Beachtung durch die Wissenschaft (vgl. Geißler/ Pöttker 2005: 392). Insgesamt gilt auch für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Ethnomedien, dass mehr Angebots- und Nutzungsstudien als Repräsentationsstudien vorliegen. Inhalts- und Diskursanalysen, die nach einem einseitigen und

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stereotypen erzeugten Bild „des Anderen“ fragen, sind selten, u.a. wohl auch, weil sie Mehrsprachigkeit und visuelle Kompetenz erfordern. In dem ersten Band der von Rainer Geißler und Horst Pöttker herausgegebenen Reihe zu Massenmedien und der Integration ethnischer Minderheiten identifiziert Sonja Weber-Menges verschiedene Phasen in der Entwicklung ethnischer Medienkulturen (Weber-Menges 2005), Daniel Müller untersucht die Mediennutzung ethnischer Minderheiten (Müller 2005c) und die durch Ethnomedien verbreiteten „Inhalte unter dem Gesichtspunkt der Integration“ (Müller 2005b). Den Forschungsstand zusammenfassend kommt Müller zu dem Ergebnis, dass die Ethnomedieninhaltsforschung „noch in den Kinderschuhen“ (Müller 2005b: 328) steckt und es im Vergleich zur Forschung über MigrantInnen in den Mehrheitsmedien an aktuellen quantitativen wie qualitativen Studien sowie Synopsen, die das Wissen zusammenstellen, fehlt. Die vorhandenden Studien ließen vermuten, „dass die Inhalte der untersuchten Ethnomedien der Integration grosso modo wohl kaum förderlich sein könnten.“ (Müller 2005b: 351) Notwendig und „unter Integrationsaspekten wichtig“ sei daher, so auch Rainer Geißler und Horst Pöttker, zum einen die „Darstellung der Mehrheitskultur“ in den Ethnomedien zu untersuchen, zum anderen die Darstellung der eigenen Kultur zu analysieren: „Wird sie eher als offen und wandelbar dargestellt, was als integrationsfördernd gelten kann, oder eher als geschlossenes und starres System?“ (Geißler/ Pöttker 2006: 29) Die ForscherInnen um Rainer Geißler und Horst Pöttker formulieren so mehr oder weniger direkt den Anspruch, dass Medieninhalte, konkret Repräsentationen der Mehrheits- oder Minderheitskultur, integrationsfördernd wirken sollten. Bislang gäbe es Belege für beide Thesen, für „Integration“ ebenso wie für „Fragmentierung“, „Desintegration“ oder „Segregation“, so Heinz Bonfadelli (2007), es fehle jedoch an „breit angelegten Langzeitstudien, in denen Medieninhalte und ihre langfristigen Wirkungen untersucht werden.“ (Bonfadelli 2007: 96) Überwiegend, so Daniel Müller, handele es sich bei der bisherigen Medieninhaltsforschung um „wenig integrationsrelevante, ja blutleer-formale Themen- und Strukturanalysen“ (Müller 2005b: 350). Es mangelt an der Verknüpfung von quantitativer und qualitativer Forschung, letztere erfordert freilich mehr linguistische und visuelle Kompetenzen. Auch ein Theoriedefizit ist zu beklagen, zumindest eine kritische Reflexion darüber, ob mehr Sichtbarkeit, sprich eine höhere Medienpräsenz, automatisch eine qualitätsvollere, weniger stereotype Repräsentation bedeutet (vgl. Mesquita 2008; Schaffer 2008).

2.3 Zwischenfazit Nationen, Ethnien und Stereotype Zu nationalen Selbst- und Fremdbildern wird durchgängig publiziert. „Das Bild der Deutschen in ausländischen Medien“ und „Das Bild der Nation XY in deutschen Medien“ sind Themen, die immer wieder behandelt werden, was auch durch Metaanalyse I zu belegen ist. Wie über ethnische Minderheiten in deutschen Medien berichtet wird, interessiert in der Kommunikationswissenschaft hingegen erst seit Mitte der 1980er Jahre. Seitdem jedoch wird kontinuierlich dazu geforscht. Zuweilen

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treffen beide Perspektiven aufeinander, so z.B. während der DGPuK-Jahrestagung 1997 in Gießen mit dem Thema „Deutschland im Dialog der Kulturen“. Unterschieden wird in dem von Siegfried Quandt und Wolfgang Gast herausgegebenen Tagungsband dann aber doch zwischen Beiträgen, die unter die Überschrift „Die Darstellung des Auslands und der Ausländer in deutschen Medien und ihre Rezeption“ passen, und solchen, die „Die Darstellung Deutschlands und der Deutschen im Ausland und ihre Rezeption“ behandeln. Aber auch nach „Nationalen Identitäten und fremdsprachigen Medien – Inseln anderer Kommunikationskultur?“ wird gefragt und – für die Kommunikationswissenschaft ein Novum – über „Ethnie und Geschlecht“ sowie „Mediale Dominanzkultur(en)“ geschrieben. Unter dieser Überschrift finden sich im letzten Teil des Tagungsbandes Beiträge zu Medien zwischen Dominanz und Toleranz (Thiele 1998), zu Fremden Frauenwelten in den Medien (Röben 1998) oder zu Blindheit, Whiteness und das Andere (Tischleder 1998), in denen die Post Colonial and Critical Whiteness Studies als eine transdisziplinäre Formation vorgestellt werden, die sich mit rassistischer Ausgrenzung und „Weiß-‚Sein‘“ als kaum hinterfragter Norm beschäftigt. Trotz solcher vereinzelter und überwiegend aus der Geschlechterforschung stammender Vorstöße in Richtung Dekategorisierung ist die Trennung des Forschungsbereichs räumliche Stereotype in „nationale“ Auto- und Heterostereotype und Stereotype zu „nationalen“ oder „ethnischen“ Minderheiten innerhalb einer „Nation“ in der kommunikationswissenschaftlichen Forschung üblich. An Kategorien wie „Nation“ oder „Ethnie“ wird auch dann festgehalten, wenn nationale Grenzen und die Unterscheidung zwischen Inland und Ausland fraglich erscheinen. So schreibt Daniel Müller zu Beginn seines Forschungsüberblicks über Die Darstellung ethnischer Minderheiten in Deutschland: „Es geht hier also um Inlands-, nicht Auslandsberichterstattung, freilich nur idealtypisch. Ethnische Stereotype sind grenzüberschreitend, d.h. Muster, die sich in der Auslandsberichterstattung deutscher Medien z.B. über Afrikaner in Afrika finden lassen, kehren mutmaßlich auch in der Inlandsberichterstattung über Afrikaner in Deutschland wieder und umgekehrt.“ (Müller 2005a: 83f.)

Selten werden Schwierigkeiten bei der Kategorienbildung – z.B. wer ist „Ausländer“, wer hat „Migrationshintergrund“, aber die deutsche Staatsbürgerschaft – als ein theoretisches Problem erkannt. Noch seltener wird eine sozialkonstruktivistische Perspektive auf „Nation“ und „Ethnie“ eingenommen, obwohl das unter Rückgriff auf Peter L. Bergers und Thomas Luckmanns Klassiker Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit von 1969 und unter Berücksichtigung der Werke von Ernest Gellner, Eric Hobsbawm, Zygmunt Bauman oder Benedict Anderson sehr viel früher denkbar gewesen wäre als es dann in der Kommunikationswissenschaft der Fall war. Ein (de-)konstruktivistischer Schub zeichnet sich erst Ende der 1990er Jahre ab. Er bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die wissenschaftliche Beschäftigung mit Feindbildern, Nationenbildern und -stereotypen, wie allein schon die häufige Verwendung des

C Metaanalysen und Ergebnisse

Begriffs Konstrukt in den Titeln wissenschaftlicher Publikationen belegt (vgl. Pörksen 2000; Liebhart/Menasse/Steinert 2002; Thomas 2003; Farrokhzad 2002; Nafroth 2002; Weller 2002; Thomas 2003; Farrokhzad 2006; Birungi 2007). Zum Teil werden diese Publikationen in den Fachzeitschriften Publizistik und Medien & Kommunikationswissenschaft rezensiert (vgl. Sauer* 2001: Pörksen 2000; Holly** 2002: Pörksen 2000; Röben 2003: Thomas 2003; Holly 2005: Thomas 2003; Jarolimek* 2008: Birungi 2007) und können für Metaanalyse I berücksichtigt werden.

Sprachwandel Eine theoretische Neuorientierung wie die in Richtung Konstruktivismus führt zu neuen Begriffen; der sich wandelnde Sprachgebrauch spiegelt sich in der Forschung wieder. Einige AutorInnen von Beiträgen zum Thema mediale Repräsentation ethnischer Minderheiten begründen ihre Wortwahl, bei manchen, die sich wie etwa Georg Ruhrmann über einen längeren Zeitraum mit dem Thema beschäftigen, ist eine veränderte Wortwahl zu konstatieren. Begriffe verfügen, so Ralf Koch, über ein „Verfallsdatum“ (Koch 1997: 23), gesellschaftlicher Wandel und Sprachwandel bedingen einander. Koch hat sich für seine Studie, in der JournalistInnen über ihre Erfahrungen mit Ausgrenzung in den USA und Deutschland berichten, für den Begriff Rassismus entschieden und begründet diese Entscheidung mit Verweis auf die Studien, die am Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS) entstanden sind (vgl. Koch 1997: 253; Fußnote 4). Ute Osterkamp sieht eine Tendenz, die Existenz rassistischer Phänomene und „den Begriff ‚Rassismus‘ im öffentlichen Diskurs zu vermeiden und stattdessen Begriffe wie Vorurteil, Stereotyp, Ausländerfeindlichkeit etc. zu benutzen, die die Probleme von vornherein auf die Ebene des bloß Subjektiven verlagern.“ (Osterkamp 1995: 135f.) Gesellschaftspolitische Ursachen gerieten so aus dem Blickfeld. Mit diesem Vorwurf hat sich auch die kommunikationswissenschaftliche Stereotypenforschung zu befassen. Wie sich die Begriffswahl im Verlauf der Forschung verändert hat, zeigt folgende Übersicht:

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

Abbildung 21: Gesellschaftlicher und sprachlicher Wandel im Spiegel der Forschung zur Repräsentation nationaler und ethnischer Minderheiten Begriffe

Studien

„Gastarbeiter“

Delgado 1972

Gastarbeiter

Segal 1981; Reimann 1987

Gastarbeiterin

Bulut 2000

Ausländer

Merten et al. 1986; BpB (Hg.) 1987; Ruhrmann/Kollmer 1987; Ruhrmann et al. 1995; Predelli 1995; Weiß et al. 1995

Asyl, Asylberichterstattung

Gerhard 1992; Hömberg/Schlemmer 1995; Scheufele/Brosius 1999; Thiele 2005; Weiß et al. 1995

Fremde

Hömberg/Schlemmer 1995; Predelli 1995; Ruhrmann 1997; Ruhrmann 1998; Loew/Pfeifer 2001

Fremdenfeindlichkeit

Scheffer 2006

Rechtsextremismus

Weiß et al. 1995

Rassismus

Gerhardt 1992; Butterwegge 1993; Koch 1996; Birungi 2007

Migranten

Galanis 1989; Galanis 1994; Ruhrmann/Nieland 2001; Schatz/ Holtz-Bacha/Nieland 2000; Beck-Gernsheim 2004; Krüger/Simon 2005; Ruhrmann/Sommer 2005

Migrantinnen MigrantInnen Fremde Frau

Toker 1996; Pinn 1997; Röben/Wilß 1997; Bulut 2000; Farrokhzad 2002; Jäger et al. 2002; Lünenborg/Bach 2009, Lünenborg et al. 2011

Migration

HAM 2001; Butterwegge/Hentges 2006; Bonfadelli 2007; Wellgraf 2008; Bonfadelli 2010

Integration

Schatz/Holtz-Bacha/Nieland 2000; HAM 2001; Ruhrmann/ Nieland 2001; Butterwegge 2006; Butterwegge/Hentges 2006; Trebbe/Schönhagen 2008; Geißler/Pöttker 2009; Bonfadelli 2010

Ethnische Minderheiten

Geissler/Pöttker 2005; Müller 2005a; Bonfadelli 2007

Konstruktion

Farrokhzad 2002; Liebhart/Menasse/Steinert 2002; Nafroth 2002; Weller 2002; Thomas 2003; Farrokhzad 2006; Birungi 2007

Quelle: Eigene Darstellung74

Konstatiert werden kann, dass die Begriffe vielfältiger wurden. Überwiegend zielen sie jedoch darauf ab, Differenz zu markieren und Angehörige der „fremden“ Gruppe von der „eigenen“ – „Inländer“, „Einheimische“, „Deutsche“ – abzugrenzen. Dieser Grenzziehung folgen weitere je nach „kultureller Nähe“, Religion, Geschlecht, Alter, Bildung etc., denn „Ausländer“ sind nicht gleich „Ausländer“ oder auch „Ausländerinnen“, sie werden durchaus differenziert wahrgenommen und hierarchisiert. Von Diskriminierung und diskriminierender medialer Repräsentation betroffen sind vor allem 74 | Manche Studien werden mehrfach erwähnt, weil sie nicht nur einen Begriff im Titel führen, z.B. Schatz/Holtz-Bacha/Nieland (2000), die sowohl den Begriff Migranten als auch Integration verwenden.

C Metaanalysen und Ergebnisse

diejenigen, die ganz unten in dieser Hierarchie angesiedelt sind. Das aber wird in den wenigsten Studien thematisiert. Erkennbar ist stattdessen eine Art Vermeidungsdiskurs. Auch in kommunikationswissenschaftlichen Studien zeichnet sich seit der Jahrtausendwende die Tendenz ab, abstrakt von „Integration“ und „Desintegration“ oder auch „Inklusion“ und „Exklusion“, von „Mehrheit“ und „Minderheit“ sowie „Migration“ zu sprechen, statt konkret von Menschen. Gleichwohl kann darin und in der Verwendung geschlechtergerechter Formulierungen auch ein Bemühen um sprachliche Korrektheit und NichtDiskriminierung gesehen werden. Dieses Bemühen wiederum könnte als Anzeichen für eine inzwischen qualitätsvollere Berichterstattung genommen werden. So erkennen einige WissenschaftlerInnen bei aller weiterhin berechtigten Kritik und trotz fehlender Längsschnittstudien doch einen „Qualitätsschub“ sowohl in der Medienberichterstattung als auch in der Forschung zum Thema „Medien und Migration“ (vgl. Geißler 2007; Krüger/Simon 2005). Hinsichtlich positiver Entwicklungen in den Medien sei verwiesen auf den langsam steigenden Anteil von JournalistInnen „mit Migrationshintergrund“ in den Redaktionen und vor allem auf dem TV-Bildschirm als ModeratorInnen und NachrichtensprecherInnen sowie auf die vielfältigeren und positiveren Rollen, in denen MigrantInnen sowohl in nonfiktionalen als auch fiktionalen Genres zu sehen sind. Stereotypisierungen schließt das nicht aus, zuweilen werden negative Stereotype durch positive ergänzt, was sich z.B. in Berichten über „vorbildlich integrierte“ Personen und „heroes of diversity“ ausdrückt. Auch eine sprachliche Differenziertheit ist in der Medienberichterstattung trotz aller regelmäßig wiederkehrenden Debatten über „Sprache und politische Korrektheit“ und trotz aller Vorbehalte mancher JournalistInnen und RezipientInnen gegenüber Sprachregelungen erkennbar. In der Forschung zu Medien und Migration zeigt sich ein Qualitätsschub ebenfalls in einem sensibleren Sprachgebrauch. Die Kritik, die in den 1990er Jahren vor allem von SprachwissenschaftlerInnen an der Medienberichterstattung über MigrantInnen geübt wird, bleibt nicht ohne Einfluss auf die kommunikationswissenschaftliche Forschung, wie Studien zum Sprachgebrauch in den Medien belegen (vgl. Hömberg/ Schlemmer 1995) und wie aus Abbildung 21 ersichtlich wird. Dennoch ist die Gefahr groß, unreflektiert Problemdefinitionen der Politik und Wirtschaft sowie deren Vokabular zu übernehmen. Deutliche Forschungserfolge sind vor allem in der Ausweitung der Untersuchungsgegenstände sowie der Theorien- und Methodenentwicklung zu erkennen. Nach einem anfänglichen Ungleichgewicht zugunsten von Presse- und hier vor allem Tageszeitungsanalysen folgen in den 1990er Jahren mehr Fernseh- und Filmanalysen. Der Hörfunk aber und das inzwischen gar nicht mehr so neue Medium Internet gelten hingegen weiterhin als kaum erforscht, was Angebote von und für MigrantInnen sowie ihre Repräsentation dort betrifft. Auch sind neben „Mainstream“- und „Meinungsführermedien“ lokale und alternative Medien, rechtsextreme Publikationen (vgl. Pörksen 2000) und sogenannte Ethno- oder Diasporamedien (vgl. Müller 2005b; Weber-Menges 2005) in den Blick gerückt. Eine Ausdifferenzierung ist schließlich

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bei den untersuchten Mediengattungen und -genres festzustellen. Die zunächst deutliche Trennung zwischen Information und Unterhaltung, Fiktion und Nonfiktion und die daraus resultierende Konzentration auf Innen- und Außenpolitik, Nachrichtenformate oder „Qualitätsmedien“ hat dazu geführt, dass andere, „unterhaltende“ Medienangebote oder lokale Berichterstattung sowie Anzeichen für einen dort sich abzeichnenden Stereotypenwandel weniger Beachtung fanden. Diese Trennung und ihre Folgen für die Forschung ist in der Kommunikationswissenschaft seit Mitte der 1990er Jahre ein Thema (vgl. Klaus 1996; Baum/Schmidt 2002). Hier zeichnet sich inzwischen eine erweiterte Perspektive ab. Wissenschaftlich untersucht werden auch Fernseh-Talkshows (vgl. Thomas 2003; Thiele 2005), die Krimi-Reihe Tatort (Ortner** 2007) oder Vorabendserien wie Türkisch für Anfänger (vgl. Weller 2008; Reich/Spitzer 2009). Was Methoden anbelangt, beruhen Studien zur medialen Repräsentation von Nationen oder ethnischen Minderheiten ganz überwiegend auf Inhaltsanalysen. Nachdem Mitte der 1980er Jahre in Studien zum „Bild der Ausländer in den Medien“ zunächst quantitativ ermittelt wurde, ob und welche „Ausländergruppen“ wie häufig und in welchem thematischen Zusammenhang vorkommen, ob sie „negativ“ oder „positiv“ dargestellt werden, steigt in den 1990er Jahren der Bedarf an qualitativer Forschung; mehr visuelle, sprachliche und sprachwissenschaftliche Kompetenzen sind gefragt angesichts der medial erzeugten (Sprach-)Bilder und Diskurse. Entsprechend stoßen diskursanalytische Verfahren, wie sie am Duisburger Institut für Sprache und Soziologie (DISS) angewendet werden, und Framinganalysen auf partielles Interesse in der Kommunikationswissenschaft. Auch eine Internationalisierung der kommunikationswissenschaftlichen Migrationsforschung zeichnet sich ab und es beginnt die Rezeption und Adaption der Postcolonial und Critical Whiteness Studies, wobei die Medienwissenschaften demgegenüber aufgeschlossener wirken. Erst allmählich wird in der Kommunikationswissenschaft der Bedarf erkannt, sich angesichts globaler Migration transdisziplinär mit der Geschichte des Kolonialismus sowie mit „Neorassismen“ und ihrem medialen Widerhall zu beschäftigen. Eine durch „postmoderne“, (de-)konstruktivistische Theorien beeinflusste Infragestellung von Kategorien wie „Nation“ oder „Ethnie“ und die Diskussion, wie diese Kategorien als soziale Konstrukte mit anderen Kategorien wie z.B. Religion, Klasse, Geschlecht oder Alter verschränkt sind, kann sich produktiv auf die kommunikationswissenschaftliche Forschung zu Migration und Medien auswirken. Zugleich stellt sie die ForscherInnen vor neue methodische Herausforderungen (vgl. Lünenborg et al. 2012). Zusammengenommen deuten die hier skizzierten Entwicklungen in den Medien als Institutionen, in den Medienangeboten und -inhalten sowie in der Forschung zu medial vermittelten nationalen und ethnischen Stereotypen durchaus auf einen Qualitätsschub. Zugleich wird deutlich, welche Missstände es gegeben hat und wie zwingend eine Weiterentwicklung in beiden Bereichen, Medien wie Wissenschaft, gewesen ist und bleiben wird. Noch erscheint das weite Forschungsfeld der medialen Repräsentation von „Nationen“ und „Ethnien“ unübersichtlich und nur teilweise gut bestellt. Übersichtlichkeit herzustellen ist jedoch mit der Gefahr verbunden, im

C Metaanalysen und Ergebnisse

Forschungsprozess nationale und ethnische Differenzen zu reproduzieren. Nichtsdestotrotz zeugen nationale Stereotype – z.B. über Griechenland und „die Griechen“ – wie sie im Zuge der Euro-Krise reaktiviert worden sind oder besonders schwer auflösbare ethnische Stereotype wie die über Sinti und Roma (vgl. Bohn/Feuerhelm/ Hamburger 1992; Hamburger 1998; Benz 2012a) von weiterhin bestehendem Forschungsbedarf.

3. Religionen und Stereotype Religion gilt seit der Aufklärung in westlichen, säkularisierten Gesellschaften tendenziell als Privatsache. Der Glaube ist nicht äußerlich erkennbar, es sei denn, ihm wird durch Kleidung, Kopfbedeckung, Frisur, Schmuck u.ä., durch Bauten oder öffentlich ausgeführte religiöse Handlungen Ausdruck verliehen. Das erklärt, warum Debatten über Religion sich häufig am „Sichtbaren“ entzünden, an Moscheen- oder Synagogenneubauten, an „Äußerlichkeiten“ wie Kopftuch, Turban, Kippa etc. Sie werden zum emotional aufgeladenen Symbol für Religionszugehörigkeit. Studien zu religiösen Vorurteilen und Stereotypen, konkret dem Bild einer Religionsgemeinschaft in den Medien, thematisieren deswegen genau diese Versinnbildlichungen und rekonstruieren z.B. die Kruzifix-Debatten in Italien und Deutschland75, den internationalen Streit über die Mohammed-Karikaturen76 oder die Kopftuch-Debatten, die in verschiedenen Ländern geführt wurden und werden77. 75 | Das Bundesverfassungsgericht hat 1995 entschieden, dass das Anbringen eines Kreuzes in einem Schulzimmer verfassungswidrig ist. Hier seien SchülerInnen dem Einfluss eines bestimmten Glaubens ausgesetzt, ohne sich dem entziehen zu können. Geklagt hatten Eltern in Bayern, die die Religionsfreiheit ihrer Kinder durch das christliche Symbol des Kreuzes eingeschränkt sahen. Eine solche Klage ist auch in Italien erhoben worden, jedoch haben sämtliche Instanzen entschieden, dass Kruzifixe in Italiens Klassenzimmern legitim seien. Die Klägerin rief den europäischen Gerichtshof für Menschenrechte an, der 2009 ihrer Klage stattgab und den italienischen Staat zu einer Entschädigung aufforderte. Der beantragte die Überprüfung des Urteils durch die Große Kammer des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, die 2011 entschied, dass ein Kruzifix im Klassenzimmer keinen Verstoß gegen die Europäische Erklärung der Menschenrechte darstelle. 76 | Der Streit um die Mohammed-Karikaturen eskalierte weltweit zu Beginn des Jahres 2006. Einige Monate zuvor hatte die dänische Zeitung Jyllands Posten Karikaturen des Propheten veröffentlicht, die von vielen MuslimInnen als Gotteslästerung und Beleidigung ihrer Religion empfunden wurden. Es kam zu gewaltsamen Protesten und Anschlägen, zuletzt 2015 auf das Pariser Satireblatt Charlie Hebdo, diplomatischen Konflikten und einer grundsätzlichen Debatte über Presse- versus Religionsfreiheit. 77 | Unter „Kopftuchdebatten“ werden Auseinandersetzungen über das Kopftuch als religiöses und/oder politisches Statement zusammengefasst. Konkret entzündete sich der Streit an der Frage, ob es Lehrerinnen muslimischen Glaubens erlaubt sein sollte, im Schuldienst ein Kopftuch zu tragen. Als religiöses Symbol würde es gleich dem Kruzifix (s.o.) gegen die Trennung

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

Die Beschäftigung mit „religiösen“ Stereotypen erfordert Unterscheidungen nach monotheistischen und polytheistischen Religionen, nach Konfessionen und Glaubensgemeinschaften innerhalb von Religionen, schließlich müssten auch Stereotype von Sektenmitgliedern, AtheistInnen, AgnostikerInnen etc. berücksichtigt werden. In den Medien kommen die zuletzt genannten konfessionellen und areligiösen Stereotype zwar vor, wissenschaftlich untersucht werden sie jedoch, so ein erster Eindruck nach Sichtung der Literatur, äußerst selten. Der Schwerpunkt der US-amerikanischen und europäischen Forschung scheint auf Stereotypen „des“78 Judentums, Stichwort „Antisemitismusforschung“, sowie auf Stereotypen „des“ Islams zu liegen. Demnach wird in christlich geprägten Wissenschaftskulturen überwiegend Fremdbildforschung betrieben und nicht selten die eigene Religion als Maßstab genommen, statt nach sozialen Konstruktionen von Religionen und ihren (Dys-)Funktionen zu fragen. Die deutschsprachige Forschung zu medial vermittelten religiösen Stereotypen lässt sich in drei Bereiche einteilen: zum einen nimmt die Antisemitismusforschung und hier Stereotype „des“ Judentums einen breiten Raum ein, zum anderen die Erforschung antiislamischer Stereotype bzw. Stereotype „des“ Islams. Drittens wären noch Studien zu Stereotypen „des“ Christentums zu berücksichtigen. Sie sind allerdings rar im Vergleich zu der Zahl der Studien, die den beiden genannten Forschungsbereichen entstammen. Im Folgenden wird zunächst auf Studien zu medial vermittelten antijüdischen und antiislamischen Stereotypen eingegangen, danach die sogenannte Vergleichsdebatte dargestellt, bei der neben der grundsätzlichen Frage, wie statthaft der Vergleich von Antisemitismus und Islamfeindlichkeit ist, zur Diskussion steht, ob Art und Inhalte der Stereotypisierungen Parallelen aufweisen. Abschließend werde ich auf Studien zu sprechen kommen, die andere als antijüdische oder antiislamische Stereotype untersuchen, und darauf, welche Gemeinsamkeiten verschiedene religiöse Stereotype aufweisen. Einige Bemerkungen noch zu den Begriffen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit: Bei beiden betonen WissenschaftlerInnen, die sie verwenden, dass das bezeichnete Phänomen sehr viel älter ist als der Begriff. Antisemitismus ist im Vergleich zu Judenfeindschaft oder Judenhass ein relativ junger Begriff, der im ausgehenden 19. Jahrhundert im deutschen Kaiserreich verwendet wurde, so Werner Bergmann, „um die neue Form einer sich wissenschaftlich verstehenden und völkischvon Religion und Staat verstoßen. Geklagt hatten in verschiedenen europäischen Ländern muslimische Lehrerinnen, die sich durch ein Kopftuchverbot in ihrer Religionsfreiheit sowie ihrer Berufsausübung eingeschränkt sahen. 78 | Die Anführungszeichen verwende ich, um zu verdeutlichen, dass der Gebrauch des Singulars eine Verallgemeinerung darstellt, die häufig am Beginn von Stereotypisierungen steht. ReligionswissenschaftlerInnen und Gläubige selbst weisen stattdessen immer wieder auf die Vielfalt und unterschiedlichen Strömungen innerhalb von Religionen hin. Zu hinterfragen wären auch die Begriffe Antisemitismus- und Antiislamismusforschung sowie ihre parallele Verwendung. Das Präfix „anti-“ legt gleich fest, dass es sich ausschließlich um negative Stereotype und Vorurteile handelt, das Postfix „-ismus“, dass es sich um eine geschlossene Glaubenslehre bzw. Weltanschauung handelt.

C Metaanalysen und Ergebnisse

rassistisch begründeten Feindschaft zu bezeichnen“ (Bergmann 2012: 33). Er erläutert desweiteren den Begriff des Semitismus, der auf die völkisch motivierte Unterscheidung von semitischen und indogermanischen Sprachfamilien zurückgeht. In der Wortneuschöpfung Antisemitismus „findet der im frühen 19. Jahrhundert einsetzende Wandel in der Position und in der Wahrnehmung von Juden seinen Ausdruck, die nun angesichts des sich entwickelnden Nationalismus nicht mehr primär über ihre Religion definiert wurden, sondern als Volk, Nation und Rasse.“ (Ebd.) Eine Analogie zum Begriff Antisemitismus würde Antiislamismus darstellen, doch sind gerade Analogiebildungen höchst umstritten, wie überhaupt der Vergleich und eine mögliche Gleichsetzung antijüdischer und antiislamischer Einstellungen.79 Klaus Faber (2008: o.S.) hinterfragt Begriffe wie Islamophobie und den Neologismus Christianophobie, den bislang hauptsächlich sich diskriminiert fühlende ChristInnen benutzen. Er stellt fest, dass sich Islamophobie in der deutschen wissenschaftlichen Debatte trotz oder gerade wegen seines „Pathologie-Beiklangs“ (ebd.) etabliert. So verwendet ihn z.B. die ForscherInnengruppe um Wilhelm Heitmeyer et al., um damit neben Rassismus, Xenophobie und Antisemitismus einen Aspekt „gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“, so ihr übergeordnetes Forschungsthema, zu bearbeiten (vgl. Faber 2008: o.S.; Heitmeyer/Zick/Küpper 2012). Andere ForscherInnen wählen Rassismus als Oberbegriff und sehen im Antisemitismus und in der Islamophobie oder dem Antiislamismus eine Form des Rassismus, weswegen auch der Begriff antiislamischer Rassismus Verwendung findet (vgl. Hafez 2010: 13f.). Schneiders (2010) spricht von Islamfeindlichkeit, um damit Ressentiments gegenüber MuslimInnen zu kennzeichnen, verwendet aber auch den Begriff Islamverherrlichung, um damit eine dogmatische Verteidigungshaltung zu beschreiben, die Kritik pauschal abweist. Wenn im Folgenden eine generelle ablehnende Einstellung gegenüber islamischen Personen und allen Glaubensrichtungen, Symbolen und religiösen Praktiken des Islams thematisiert wird, die sich u.a. in der Verwendung antiislamischer Stereotype ausdrückt, ist von Islamfeindlichkeit oder Islamophobie die Rede, entsprechend wird eine ablehnende Haltung gegenüber jüdischen Personen und allen Glaubensrichtungen, Symbolen und religiösen Praktiken des Judentums als Judenfeindlichkeit oder Antisemitismus bezeichnet. Metaanalyse I und Metaanalyse II fördern deutliche Unterschiede zutage. Während in den beiden Fachzeitschriften Publizistik und Medien & Kommunikationswissenschaft die Thematisierung religiöser Stereotype marginal ist und lediglich vier Beiträge neueren Datums in mehr als fünf Jahrzehnten identifiziert werden können (Dohle/Wirth/Vorderer* 2003; Kunczik* 2003: Hafez 2002a; 2002b; Behmer* 2007: Schäfer 2005; Sielschott* 2011), ist das Thema mediale Repräsentation von Religion außerhalb der Fachzeitschriften überaus präsent, wie Abbildung 22 zeigt. Und auch in den Feuilletons ist allenthalben die Rede von einer Wiederkehr des Religiösen und dem

79 | Siehe dazu den folgenden Abschnitt Die Vergleichsdebatte.

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Scheitern der Idee der Säkularisierung.80 Unabhängig aber von aktuellen Debatten über den Stellenwert von Religion scheinen religiöse Stereotype besonders hartnäckig und wenig wandelbar zu sein, was zum einen daran liegen mag, dass Religionen gerade nicht „zeitgeistig“ sein wollen, sondern auf Tradition und Bewahrung setzen, zum anderen daran, dass religiöse Rituale als Wiederholungen immer gleicher Sätze und Handlungen einer Stereotypisierung Vorschub leisten. Abbildung 22: Übersicht über die für Metaanalyse I und II berücksichtigten Studien zu religiösen Stereotypen Beiträge zu Stereotypen des Judentums

Beiträge zu Stereotypen des Islams

Haase 1975 Becker-Huberti 1976: Haase 1975 Gruber 1991 Herzog 1994 Behrens 2003 Dohle/Wirth/Vorderer* 2003 Jaecker 2005 Schäfer 2005 Behmer* 2007: Schäfer 2005 Liepach/Melischek/Seethaler 2007

Hörner/Klemm 1993 Amanuel 1996 Pinn 1997 Thofern 1998 Hafez 2002 a; 2002b Kunczik* 2003: Hafez 2002a; 2002b Hoffmann 2004 Schiffer 2005 Hafez/Richter 2007 Röder 2007 Shooman 2008 Namin 2009 Schneiders 2010 Reimer 2009 Schenk 2009 Bühl 2010 Jäger 2010 Attia/Shooman 2010 Sielschott* 2011

Quelle: Eigene Darstellung

3.1 Antisemitismusforschung Die systematisch betriebene, von weiten Teilen der deutschen Bevölkerung gestützte Verfolgung und Ermordung der Juden zwischen 1933 und 1945 markiert einen Zivilisationsbruch. „Nach Auschwitz“ erscheint die Erforschung antisemitischer Vorurteile trotz mancher Zweifel an ihrer Auflösbarkeit dringend geboten, um für die Zukunft ausschließen zu können, dass aus rassistischen Motiven gemordet wird. 80 | So haben z.B. Jürgen Habermas’ Überlegungen zu Religion (Habermas 2005) in der Öffentlichkeit vielfältige Reaktionen ausgelöst. Die Wochenzeitung Die Zeit macht in ihrer Ausgabe Nr. 48/2012 mit dem Thema Religion auf und fragt in der Rubrik Glauben & Zweifeln, „wo Gott nichts zu suchen hat“, wo also Religion als Privatsache betrachtet werden sollte (vgl. Die Zeit, Nr. 48/2012, S. 66-68).

C Metaanalysen und Ergebnisse

Zu verstehen, was eigentlich geschehen ist, stellt das Hauptmotiv der ForscherInnen um Adorno dar, die seit Mitte der 1940er Jahre die Neigung autoritärer Persönlichkeiten zu antisemitischen Vorurteilen untersuchen. Max Horkheimer und Samuel H. Flowerman stellen im Vorwort zu The Authoritarian Personality (Adorno et al. 1950) die Frage, wie es sein konnte, dass gerade in Deutschland, das als „Kulturnation“ und „Land der Dichter und Denker“ galt, irrationale und häufig religiös begründete negative Einstellungen gegenüber Juden ein so tödliches Ausmaß annehmen konnten (vgl. Horkheimer/Flowerman 1950: V). Auch Gordon W. Allport geht in seinen Studien der Frage nach, welche Rolle die Religion für die Entstehung von Vorurteilen spielt. Ausgangspunkt ist für Allport die empirisch abgesicherte Erkenntnis, dass Gläubige tendenziell vorurteilsvoller sind als Nicht-Gläubige: „Eine Tatsache wissen wir ganz sicher: Personen, die eine Fremdgruppe ablehnen, neigen dazu, auch andere Fremdgruppen abzulehnen. Ist jemand antisemitisch, so wird er wahrscheinlich auch anti-katholisch, antinegroid und überhaupt gegen jede Fremdgruppe sein.“ (Allport 1971: 81) Die Neigung, sich von den Andersgläubigen abzugrenzen, steht hingegen im Widerspruch zu ebenfalls religiös begründeten Werten wie Toleranz und Nächstenliebe. Allport spricht von der paradoxen Rolle der Religion, die Vorurteile schaffe und zugleich gegen sie angehen wolle (vgl. Allport 1971: 444) und gelangt zu einem eher innerlichen, „intrinsischen“ Religionsbegriff, der sich auf das menschliche Miteinander positiv auswirken könnte: „If I were asked what practical applications ensue from this analysis I would, of course, say that to reduce prejudice we need to enlarge the population of intrinsically religious people.“ (Allport 1967: 457) Verbunden ist mit der Rückkehr Adornos und Horkheimers sowie der Wiedergründung des Instituts für Sozialforschung in Frankfurt am Main die Hoffnung, dass an die Forschungen in den USA angeknüpft und in Deutschland Antisemitismusforschung betrieben werden kann. Das geschieht jedoch aus verschiedenen Gründen (vgl. Kap. B) in geringerem Umfang als erwartet. In der Kommunikationswissenschaft sind medial vermittelte antijüdische Stereotype bis in die 1970er Jahre hinein kein Thema, auch wenn es vereinzelt Studien zum Nahostkonflikt oder dem Bild Israels in den Medien gibt und mittels Meinungsforschung antisemitische Einstellungen seit den 1950er Jahren kontinuierlich erhoben werden. Alphons Silbermann verweist 1974 auf die Diplomarbeit von Albin Hänseroth81 (vgl. Silbermann 1974: 275), der sich mit anti-antisemitischen Stereotypen in der bundesrepublikanischen Presse zwischen 1955 und 1962 beschäftigt hat. In dieser Zeit ist ein Anstieg antisemitischer Äußerungen und Taten zu verzeichnen, einen Höhepunkt bilden Hakenkreuzschmierereien an der wiedererrichteten Kölner Synagoge 1959. In der Presse herrscht dagegen eine anti-antisemitische Tendenz vor, bei der positive (Vor-)Urteile über Juden verbreitet werden. Ein häufiges Argument gegen die antisemitischen Ausfälle lautet, dass diese „dem Ansehen Deutschlands im Ausland schaden“ könnten.

81 | Die Diplomarbeit ist 1964 an der Universität Köln im Fach Soziologie eingereicht worden. Hänseroth war später Intendant der Kölner Philharmonie und der Hamburgischen Staatsoper.

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Der (west-)deutsche Anti-Antisemitismus und die Forderung nach Aussöhnung mit dem Staat Israel und dem jüdischen Volk beruhen auf einem parteiübergreifenden Konsens – was allerdings antisemitische Äußerungen einzelner PolitikerInnen nicht ausschließt. Auch in den Medien ist die Übereinkunft, Antisemitismus zu vermeiden, erkennbar.82 Zugleich wirft der anti-antisemitische Grundkonsens die Frage auf, ob und in welcher Form Kritik an einzelnen Personen oder der Politik Israels möglich ist, ohne sich dem Vorwurf des Antisemitismus auszusetzen. Er wird schnell erhoben: Publizistische Kontroversen in Deutschland sind häufig öffentliche Auseinandersetzungen über Antisemitismus, wie Werner Bergmann (1995; 1997) für den Zeitraum 1949 bis 1989 bzw. 1994 nachweist. Und auch nach der Wiedervereinigung stellt der Antisemitismusvorwurf einen Teilkonflikt bzw. Diskursstrang dar, z.B. in der WalserBubis-Debatte, der Debatte über Martin Walsers Buch Tod eines Kritikers, über das Grass-Gedicht Was gesagt werden muss … und in den verschiedenen Publizistischen Kontroversen über den Holocaust im Film (vgl. Thiele 2001). Was aber umfasst der Begriff Antisemitismus? Wissenschaftliche Definitionen von Antisemitismus unterscheiden zwischen Antisemitismus als persönlicher Einstellung, kultureller Vorstellung und sozialer Praxis (vgl. Bergmann 2012: 35). Heinz E. Wolf hat 1969 zwischen einem religiösen Antisemitismus, der sich unmittelbar auf die Angehörigen der jüdischen Religionsgemeinschaft bezieht, und weiteren Antisemitismen, etwa einem physiognomischen, charakterologischen, beruflichen, ökonomischen, politischen, völkisch-rassischen, sowie taktischen Antisemitismus unterschieden (vgl. Wolf 1969: 919). Der „sekundäre“ Antisemitismus, der Antisemitismus nach Auschwitz, äußert sich in z.T. anderen Formen als der frühere, „primäre“. Wenn der Holocaust nicht komplett geleugnet wird, zeigt er sich in einer Abwehrhaltung gegenüber dem Erinnern an die Verbrechen. Margarete und Alexander Mitscherlich diagnostizierten 1967 Die Unfähigkeit zu trauern. Der israelische Psychoanalytiker Zvi Rex hat die zum sekundären Antisemitismus gehörende Täter-Opfer-Schuldumkehr auf die ironische Formel gebracht: „Die Deutschen werden den Juden den Holocaust nie verzeihen.“ (Zvi Rex, zit. nach Broder 1986: 125) Wie immer in der Vorurteils- und Stereotypenforschung kommt auch in Bezug auf jüdische Stereotype die Frage auf, ob es nicht auch positive Judenstereotype gäbe? Das Antonym zum Antisemitismus als Antipathie gegen „alles Jüdische“ bildet der Philosemitismus als Sympathie und Begeisterung für „alles Jüdische“. Die Mehrheit der AntisemitismusforscherInnen sieht im Philosemitismus Opportunismus und eine verkappte Spielart des Antisemitismus. Ein „positives Judenstereotyp“ gäbe es nicht, Philosemitismus sei umgekehrter Antisemitismus. Wolfgang Benz unterstellt den ExponentInnen des Philosemitismus, dass sie „oft genug ebensowenig Kenntnis haben von jüdischer Kultur und Identität, der sie sich annähern möchten, wie von 82 | Die Aussöhnung mit Israel und Freundschaft mit dem jüdischen Volk gehören z.B. zu den sogenannten Springer Essentials. Sie versammeln grundsätzliche politische und weltanschaulichen Haltungen, die Auswirkungen auf die Blattlinie, die Tendenz, der im Springer-Verlag erscheinenden Publikationen haben sollen.

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den historischen Fakten, deren Schatten sie überspringen wollen.“ (Benz 2000: 55) Als Beispiel für Philosemitismus führt er das öffentliche Bedauern über den kulturellen Substanzverlust an, der durch die NS-Rassenpolitik entstanden ist, und die Wiederbelebung der „Legende von der deutsch-jüdischen Symbiose“ (ebd.). Zum Antisemitismus gehört also der Philosemitismus, unterschieden wird zwischen primärem und sekundärem Antisemitismus, wobei letzterer ein Antisemitismus nach, gar wegen Auschwitz ist. Was Theorien des Antisemitismus anbelangt, erkennt Werner Bergmann individualpsychologische, gruppenpsychologische und -soziologische Ansätze, makrosoziale Krisentheorien und wissenssoziologische Zugänge (vgl. Bergmann 2012: 54ff.). Subsummieren lassen sich unter dem Begriff des Antisemitismus der Antizionismus, Antijudaismus und Antiisraelismus. Sie deuten auf die Überlagerung von Religion, Ethnie und Nationalität. Bis heute weit verbreitet ist die Auffassung, im Jüdischsein eine „rassische“ statt eine religiöse Zugehörigkeit zu sehen. Antisemitismus wird deswegen auch als eine Form des Rassismus beschrieben. Theodor W. Adorno hat ihn in Minima Moralia als „Gerücht über die Juden“ (Adorno 1998: 125) definiert, Jean-Paul Sartre in den Betrachtungen zur Judenfrage als ein Konstrukt der Antisemiten, denn: „Nicht die Erfahrung schafft den Begriff des Juden, sondern das Vorurteil fälscht die Erfahrung.“ (Sartre 1966: 111) Der Publizist Henryk M. Broder hält den Antisemitismus für allumfassend und „ewig“. In der Wissenschaft hat sich indes eine weniger essentialistische als funktionalistische Auffassung durchgesetzt, die die spezifischen historischen Konstellationen berücksichtigt. Broder dagegen wählt für seine Auseinandersetzung mit „Sinn und Funktion eines beständigen Gefühls“ den Titel Der ewige Antisemit (Broder 1986) und persifliert damit den Titel des antisemitischen NS-Films Der ewige Jude (1940). Broder ist der Auffassung: „Der Antisemitismus gehört nicht in die Kategorie der ‚abweichenden‘ Verhaltensweisen. Er kommt nicht nur in den Randgruppen der Gesellschaft vor. Und er ist auch nicht abhängig vom Verhalten der Juden, ihrer Anzahl, überhaupt ihrer Existenz. Der Judenhaß ist eine alte Leidenschaft, die sich immer neue Vorwände sucht. Und vor allem: ein kleinster gemeinsamer Nenner, auf dem sich Rechte und Linke, Gläubige und Ketzer, Mystiker und Rationalisten treffen.“ (Broder 1986: Klappentext)

Was aber sind positive und negative Stereotype „des“ Juden? Was beinhalten sie? Ausführlich hat sich damit Jean-Paul Sartre 1948 in seinem Essay Betrachtungen zur Judenfrage auseinandergesetzt (vgl. Sartre 1966). In der neueren Literatur finden sich verschiedene Zusammenstellungen antisemitischer Stereotype, die darauf aufbauen (vgl. Benz 2000: 60f.; Erb 2000: 82ff.; Behrens 2003: 54f.; Bergmann 2012: 38). Bergmann stellt insbesondere auf die Schaffung nationaler Identität durch Ausgrenzung ab: „Juden gelten als Vertreter des Abstrakt-Gesellschaftlichen, von universalen Prinzipien, von Geldwirtschaft, eigennützigem Materialismus, Atheismus, schrankenloser Sexualität. Damit stehen sie im Widerspruch zur nationalen Gemeinschaft, deren vertraute, tradi-

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes tionelle und harmonische Lebensformen sie auf diese Weise zerstören. Dabei kann der Antisemitismus sich mit Antiamerikanismus, für den Amerika das Symbol der die eigenen Kultur bedrohenden Moderne ist, und mit Antikommunismus, für den der internationale Kommunismus die nationale Gemeinschaft zerstört, verbinden.“ (Bergmann 2012: 38)

Daniel Gerson (1995) und Wolfgang Benz (2000) heben die Widersprüchlichkeit antijüdischer Stereotype hervor, die sich in den gleichzeitig verbreiteten Bildern des „Plutokraten“ und des „Kommunisten“ zeige. Auch Rolf Behrens (2003) stellt mit Verweis auf die Studien von Rainer Erb und Werner Bergmann verschiedene antisemitische Ideologeme zusammen, die die antisemitische Propaganda durchziehen und grundlegend sind für antijüdische Stereotype: „die angebliche Konspiration des Weltjudentums, die jüdisch-zionistische Macht über die öffentliche Meinung, die die Urteilsbildung der Eliten in Politik, Medien und Bildung beeinflusse, die Kritik an der mahnenden Erinnerung an den Holocaust, mit der die Juden aus egoistischen Gründen die Deutschen an ihrem Bekenntnis zur Nation und zu ihrer Geschichte hindern würden, angebliche Kollektivschuldvorwürfe der Juden an die Deutschen, um diese mit Wiedergutmachungsforderungen finanziell auszubeuten und sie moralisch zugunsten Israels unter Druck zu setzen. Ferner werden den Juden kollektiv Merkmale des Oberschichtenstereotyps zugeschreiben: Sie sind mächtig, reich, haben national wie international großen Einfluss und vertreten als geschlossene Gemeinschaft egoistische Interessen. Auch die Gleichsetzung von Israelis und Nazis wird als antisemitisches Ideologem aufgefasst.“ (Behrens 2003: 54f.)

Werner Bergmann und Rainer Erb haben 1991 eine Bestandsaufnahme des Antisemitismus in der Bundesrepublik Deutschland vorgelegt (vgl. Bergmann/Erb 1991; 1995). Aus den damals ermittelten Einstellungen gegenüber Juden sind mit Hilfe einer Faktorenanalyse sechs größere Einstellungs- und Stereotypkomplexe identifiziert worden, die Erb (2000) ausführlich beschreibt. Sie können der für Medieninhaltsund Diskursanalysen unerlässlichen Operationalisierung antisemitischer Stereotype dienen. Zur Identifizierung antisemitischer Einstellungen werden jedoch überwiegend Befragungen durchgeführt. So legt z.B. Herta Herzog, die Mitte der 1970er Jahre aus den USA nach Europa zurückgekehrt ist, 1994 eine Studie vor zur Verbreitung antijüdischer Stereotype in der österreichischen Bevölkerung. Unterstützt wird die Arbeit vom Vidal Sasson International Center for the Study of Antisemitism an der Hebrew University of Jerusalem. Herzog wendet die von ihr maßgeblich geprägte Methode des „focused interview“ an und befragt in Zusammenarbeit mit zwei österreichischen Meinungsforschungsinstituten 80 Personen aus Wien, Salzburg und Oberösterreich sowie Kärnten dazu, was „man“ so über die Juden sagt. Bewusst werden die ProbandInnen nicht direkt nach ihrer Meinung gefragt: „it was important that the respondent would concentrate on hearsay – grass-roots communication – rather than his own image of the Jews. Therefore the interview guide kept repeating ‚what does one hear‘, ‚what do people say‘, ‚what stories are being told‘.“ (Herzog 1994: 2) Herzog fasst die Ergebnisse

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zusammen: „The findings point to the conclusion that the image of Jews held by older Austrians has been passed on to the younger generation.“ (Herzog 1994: 1) Antisemitische Reflexe zeigen sich insbesondere in Bezug auf den Holocaust, auch wenn es konkret dazu gar keine Fragen gibt: „the topic arose spontaneously, revealing the common tendency for denying responsibility, and accusing Jews of being unwilling to let go of the past.“ (Ebd.) Mehrfach wird auch geäußert, dass „die Juden“ ja eigentlich Vergangenheit wären, das „Ausländerproblem“ hingegen Gegenwart (vgl. Herzog 1994: 4). Präsent sind die negativen Stereotype „des“ Juden dennoch. Sie werden, so kann Herzog nachweisen, von Generation zu Generation weitergegeben, z.T. aktualisiert und auf andere, als fremd empfundene Gruppen übertragen. Ein Ergebnis, das bestätigt wird durch die Analysen des 2007 von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und dem Jüdischen Museum Frankfurt herausgegebenen Band Jewish Images in the Media. Die AutorInnen untersuchen historische wie aktuelle Bilder „des“ Juden in Zeitschriften des ausgehenden 19. Jahrhunderts, in türkischen Karikaturen, in Filmen von Steven Spielberg, in Comics oder in der Berichterstattung von ARD und ZDF über den Nahostkonflikt. Auch spezielle Judenstereotype wie das „Jewish Banker Stereotype“ oder das der „Russian-speaking Jews“ in Einwanderungsländern wie Deutschland oder Israel werden thematisiert (vgl. Liepach/Melischek/ Seethaler 2007). Auf einige ausgewählte Studien zu medial vermittelten Israel- und antijüdischen Stereotypen wird im Folgenden unter Berücksichtigung der durch Metaanalyse I und II ermittelten Beiträge eingegangen.

3.2 Metaanalyse I und II: Jüdische Stereotype In der Publizistik finden sich wenige Beiträge zum Thema religiöse Stereotype, konkret Stereotypisierungen des Judentums. Lediglich in zwei Rezensionen (Becker-Huberti 1976: Haase 1975; Behmer* 2007: Schäfer 2005) werden Werke besprochen, in denen es um die katholische Presse Ende des 19. Jahrhunderts und ihre Behandlung der „Judenfrage“ (Haase 1975) geht, oder um „Judenbilder“ (Schäfer 2005) in den Satireblättern Der wahre Jacob und Kikeriki zwischen 1918 und 1933. In der erstgenannten Rezension des Werks von Amine Haase merkt der Rezensent an, dass doch „die Einbeziehung der Vorurteilsforschung und die von dort abgeleiteten Inhaltskategorien“ (Becker-Huberti 1976: 394) sinnvoll wären. Sozialpsychologische Grundlagen der Vorurteilsforschung referiert Haase tatsächlich nicht, nimmt aber eine Bestimmung der Inhaltskategorien vor und erläutert, vermutlich in Anlehnung an Heinz E. Wolf (1969), was ein „religiöses“, „physiognomisches“, „charakterologisches“, „berufliches“, „ökonomisches“, „politisches“, „völkisch-rassisches“, „kulturelles“, „volkstümliches“ und „taktisches“ Vorurteil jeweils beinhaltet. Dabei geht sie von der Existenz sowohl positiver als auch negativer Vorurteile aus und gibt für jede Ausprägung ein Beispiel (vgl. Haase 1975: 79ff.). Stereotype werden jedoch in Haases Studie nicht erwähnt. Anders in der Studie Vermessen – gezeichnet – verlacht. Judenbilder in populären Zeitschriften 1918-1933 von Julia Schäfer (2005). Sie stellt für das sozialdemokratische Satireblatt Der wahre Jacob fest, dass „die Nutzung antijüdischer Bilder sowohl zeitlich

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(bis 1923) als auch thematisch (auf Wucherer, Kriegsgewinnler, Börse) begrenzt“ (Schäfer 2005: 362) ist und das Blatt die stereotypen Bilder für seine antikapitalistische Botschaft nutzt. Im österreichischen, christlich-sozialen Kikeriki hingegen steigt der Anteil antisemitischer Stereotype „proportional mit der zunehmenden ideologischen Nähe zu den Nationalsozialisten auf der einen Seite und der Entfremdung vom klerikalen Flügel der CSP auf der anderen Seite.“ (Schäfer 2005: 363) Insbesondere ab 1927 nehme die Konstruktion des Gegensatzes „Germane/Arier“ versus „Jude“ zu (vgl. ebd.), was Schäfer als „strategische Identifizierung“ deutet, bei der „die Juden“ stereotyp-negativ über „Rassenbilder einer kulturell/ökonomisch/religiös definierten Gruppe“ (Schäfer 2005: 364) als von der übrigen Bevölkerung verschieden dargestellt werden. Im wahren Jacob hingegen seien „nur politische Persönlichkeiten identifiziert, nicht aber bestimmte Bevölkerungsteile diffamiert“ (ebd.) worden. Der Rezensent Markus Behmer bedauert, dass nur zwei Zeitschriften untersucht worden sind, obwohl Schäfers Titel in populären Zeitschriften mehr verspricht. Er lobt aber die Autorin dafür, „die ikonographischen Mechanismen dieser Zerrbilder an Beispielen genau nachgezeichnet und die kulturanthropologischen Hintergründe beleuchtet zu haben.“ (Behmer* 2007: 247) In beiden Werken, Haases wie Schäfers, geht es also um den Antisemitismus vor der Shoah. Zum Antisemitismus nach 1945 finden sich in der Publizistik bis auf die Studie von Marco Dohle, Werner Wirth und Peter Vorderer zur Wirkung der TV-Sendung Holokaust83 keine weiteren Beiträge. Das gilt ebenso für Medien & Kommunikationswissenschaft, doch wird dort zumindest dem Thema der filmischen Auseinandersetzung mit dem Holocaust mehr Aufmerksamkeit zuteil (vgl. Ernst 1980; Magnus 1980; Weichert 1980; Gast 1982; Marek 1988). Medial vermittelten (anti-)jüdischen Stereotypen widmen sich WissenschaftlerInnen zumeist anlassbezogen. So untersucht der Sprachwissenschaftler Helmut Gruber antisemitische Tendenzen in österreichischen Zeitungen anhand der Berichterstattung über die „Waldheim-Affäre“84. Zugleich ist diese Arbeit Teil eines 83 | Nicht zu verwechseln mit der US-amerikanischen Serie Holocaust von 1978, die nach heftigen Debatten im Januar 1979 in den 3. Programmen der ARD ausgestrahlt wurde. Bei Holokaust handelt es sich um eine im Herbst 2000 im ZDF ausgestrahlte Dokumentation zum Thema. Der Historiker Eberhard Jäckel hatte zuvor in der FAZ vom 18.08.2000, S. 47, gefordert, den Begriff Holocaust wie andere aus dem Griechischen übernommene Fremdwörter der im Deutschen üblichen Schreibweise anzupassen – Jäckel sagt „einzudeutschen“ – und also Holokaust statt Holocaust zu schreiben (vgl. Thiele 2001: 19, zur publizistischen Kontroverse über die Serie Holocaust Thiele 2001: 298-338). Dohle, Wirth und Vorderer (2003) fragen, inwieweit eine Sendung wie Holokaust das Potential hat, antisemitische Einstellungen zu verändern. 84 | Die Waldheim-Affäre wurde zu einer internationalen Angelegenheit, nachdem der Vorwurf der Beteiligung oder zumindest Mitwisserschaft des UN-Generalsekretärs und späteren österreichischen Bundespräsidenten an Kriegsverbrechen in Jugoslawien während des Zweiten Weltkriegs erhoben wurde. Die USA erließen 1987 ein privates Einreiseverbot für den „mutmaßlichen Kriegsverbrecher“. Waldheim blieb als Bundespräsident außenpolitisch isoliert. Sein Verhalten während der NS-Zeit sowie sein Schweigen nach 1945 lösten in Österreich

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größeren österreichischen Projekts unter der Leitung von Ruth Wodak am Institut für Sprachwissenschaft der Universität Wien, bei dem Äußerungsformen antisemitischer Vorurteile im Nachkriegsösterreich analysiert werden. Grubers Methoden sind die linguistische Strukturanalyse, die Inhalts- und die Diskursanalyse. Ein Ziel der Untersuchung besteht darin, „Vorurteilsinhalte“ im Boulevardblatt Kronen Zeitung sowie dem Qualitätsblatt Die Presse zu identifizieren. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich über vier Monate (März bis Juni 1986), 173 Beiträge aus der Kronen Zeitung und 188 aus der Zeitung Die Presse werden berücksichtigt, dabei für die Strukturanalysen zwischen „berichtenden“ und „meinungsbetonten“ Textsorten unterschieden. Grubers Analyse ist überaus ertragreich, was die journalistischen Möglichkeiten der Vorurteilsäußerung auf subtextueller Ebene und was antisemitische Argumentationsstrategien anbelangt. Mittels Anspielungen, Zitaten, Referenzen, Vergleichen, Definitionen von Ingroup und Outgroup („Wir“ und „Sie“) und bewusster Vertauschung von Ursache und Wirkung, von Täter und Opfer, sind in der Berichterstattung über die Waldheim-Affäre in beiden Zeitungen antisemitische Inhalte vermittelt worden. Als solche identifiziert Gruber die „jüdische Weltverschwörung“, die „Geschäftstüchtigkeit“, die „Ehrlosigkeit“ und „Faulheit“ sowie antisemitische Inhalte, die auf christlich tradierten Vorurteilen gegenüber „den“ Juden basieren (vgl. Gruber 1991: 64ff.). Gruber skizziert abschließend ein „Modell der Vorurteilsvermittlung im massenmedialen Bereich“, das sowohl als Anleitung zum Verbreiten von Vorurteilen und Stereotypen als auch als Anleitung zur Vermeidung gelesen werden kann. Der Autor gelangt zu dem Schluss, „dass es keine ‚Sprache des Vorurteils‘ gibt, sondern nur vorurteilsbehafteten Sprachgebrauch. Alle dargestellten Strategien sind für sich neutral, erst ihre Kombination mit bestimmten Inhalten macht sie zu Äußerungsformen von Klischees.“ (Gruber 1991: 243) Mehr als ein Jahrzehnt später und nach den als politische Zäsur empfundenen Terroranschlägen vom 11. September 2001 legt Rolf Behrens eine Studie vor, in der er die Veränderung des Israel-Bilds seit Gründung des Staates 1948 nachzeichnet. Antiisraelismus ist dabei nicht nur eine ablehnende Haltung gegenüber dem „Judenstaat“, die sich in negativen nationalen Stereotypen ausdrückt, sondern eine Form des Antisemitismus, so die Grundannahme der Studie. Behrens identifiziert verschiedene Phasen der Israel-Berichterstattung: „1. 1948-1967: Von ‚Siegern‘, ‚Helden‘ und ‚großartigen Machern‘, 2. 1967-1982: Vom David zum Goliath, 3. 1982-1987: Kritik und Ablehnung, 4. 1987-2000: Kampf um die Deutungshoheit, 5. 2000-2002: ‚Auf Terror reduziert‘.“ (Behrens 2003: 8-23) Welchen Einfluss konkret die Berichterstattung des Nachrichtenmagazins Der Spiegel auf das veränderte Israel-Bild in eine grundsätzliche Debatte über die sogenannt „Opferthese“ (Österreich als erstes Opfer des Nationalsozialismus), über Mittäterschaft und Antisemitismus aus. Waldheims Rede von einer „großangelegten Verleumdungskampagne“ gegen ihn und die Aussage, dass „die internationale Presse vom jüdischen Weltkrongress dominiert“ sei, wurden als offener Antisemitismus gewertet. Die „Causa Waldheim“ polarisierte und stärkte die rechtspopulistische FPÖ.

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Deutschland hat, untersucht der Autor mittels Inhaltsanalyse. Den Untersuchungszeitraum legt Behrens aufgrund zweier politischer Ereignisse fest, die als Intifada, als palästinensischer Volksaufstand und bewaffneter Kampf gegen Israel bekannt wurden: erstens der Ausrufung der Intifada 1987 bis 1992, zweitens der „Al-AqsaIntifada“, die im September 2000 begonnen hat. In die Stichprobe gelangen 345 Beiträge, 40 Prozent aller Beiträge erscheinen in den Jahren 1988 und 2001. Stereotypisierungen kommen in nahezu jedem Beitrag vor. Behrens zählt 269 Stereotype in 345 Beiträgen, im Schnitt 0,78 Stereotype pro Beitrag (vgl. Behrens 2003: 80). Als Stereotyp bezeichnet er die „Horrorvision“ eines drohenden Nahostkriegs und eines politischen, wirtschaftlichen und moralischen Niedergangs Israels, desweiteren das Stereotyp, israelische Sicherheitskräfte verübten „grundlose Gewalt“, das durch ein Berichterstattungsmuster gestützt werde, bei dem Hintergrundinformationen weggelassen werden (vgl. Behrens 2003: 92). Zudem sei die Berichterstattung des Spiegel durchzogen von Stereotypen, die den Politiker „Ariel Scharon“, „typische Israelis“, israelische „Siedler“, aber auch „Palästinenser“ betreffen. Von der Tendenz her sind die genannten Stereotype negativ. Ihre Verwendung nimmt im Laufe der Jahre deutlich zu. Ebenso steigt die Zahl der negativen Werturteile. Danach sei Israel „brutal“, „radikalisiert“, „unterdrückt Menschen“, „bringt Leid und Tod“, „verhindert Frieden“, ist „arrogant“ und „unfähig“, „steht vor dem Untergang“ und hat „weltweit großen Einfluss“ (vgl. Behrens 2003: 91). Behrens’ auf Inhaltsanalysen basierende Ergebnisse können mit denen aus Meinungsumfragen in Beziehung gesetzt werden. Die im Rahmen der Studien zur „gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“ durchgeführten Befragungen ergeben, dass 35,6 Prozent einer repräsentativen Stichprobe der Deutschen der Aussage zustimmen: „Bei der Politik, die Israel macht, kann ich gut verstehen, dass man etwas gegen Juden hat.“ (Heitmeyer/Zick/Küpper 2012: 295) Dem sich nach „9/11“ verändernden Israel-Bild sowie zunehmenden Antisemitismus widmet sich auch Tobias Jaecker. Er beschäftigt sich in der Studie Antisemitische Verschwörungstheorien nach dem 11. September. Neue Varianten eines alten Deutungsmusters mit verschiedenen diskursiven Ereignissen, die zur Bildung bzw. Reaktivierung antisemitischer Verschwörungstheorien geführt haben. Diese Ereignisse sind zum einen die Anschläge vom 11. September 2001 selbst, zum anderen der im Anschluss daran geführte „War on Terror“ und der schon länger bestehende, aber nach „9/11“ nochmals verschärfte Nahostkonflikt. Jaecker untersucht mittels Kritischer Diskursanalyse verschiedene Medien und deckt mit Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Die Welt, Welt am Sonntag, Financial Times Deutschland, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Rundschau, die tageszeitung, junge Welt, Neues Deutschland, Der Spiegel, Focus, stern ein sehr breites Spektrum ab. Darüber hinaus berücksichtigt er Bücher und Internetseiten, die Deutungen der Ereignisse verbreiten. Bezüglich „9/11“ konstatiert Jaecker, dass sich zahlreiche kleinere Verschwörungstheorien zu einer großen verdichtet haben, wonach „die Juden selbst“, „Spekulanten“ oder „der Mossad“, der israelische Geheimdienst, hinter den Anschlägen steckten,

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denn „sie“ würden „davon profitieren“ (vgl. Jaecker 2005: 95). Auffällig sei, dass alle Juden gleichgesetzt werden, es gäbe „keinen Unterschied zwischen Israelis und in Amerika lebenden Juden.“ (Ebd.) „Politisch“, so Jaecker (2005: 95), passten die Verschwörungstheorien „in keine Schublade“ (ebd.). Sie entstammen unterschiedlicher politischer Lager, werden sowohl von „links“ als auch von „rechts“, vor allem via Internet und dort zumeist anonym, verbreitet. Jaecker konstatiert: „Die antisemitischen Stereotype, die in diesem Diskurs entfaltet werden, sind in weiten Teilen dem modernen und sekundären Antisemitismus zuzuordnen.“ (Jaecker 2005: 96) Das gleiche gilt für den Diskurs über den Nahost-Konflikt, bei dem offen antiisraelische und antisemitische Stimmen aus allen politischen Lagern laut werden, und zwar nicht nur in Büchern oder im Internet oder „kleineren Publikationen wie der Jungen Welt85, sondern auch in angesehenen Tageszeitungen wie der SZ oder FAZ.“ (Jaecker 2005: 97) Erstaunlich oft käme es im deutschen Nahost-Diskurs zu einer Täter-Opfer-Umkehr. Mittels Begriffen, die in der NS-Zeit verwendet wurden, werden Parallelen zwischen nationalsozialistischer und israelischer Politik gezogen, so ist z.B. die Rede von „Ghettos“ und „Vertreibung“ und der Anwendung von „NaziMethoden“ (vgl. Jaecker 2005: 116f.). Jaecker nennt weitere sprachliche Strategien und Stereotype, die im Diskurs über den Nahost-Konflikt verwendet werden, z.B. die Strategie einiger JournalistInnen, jüdische Israel-KritikerInnen zu zitieren und dadurch die eigene israelkritische Position zu legitimieren (vgl. Jaecker 2005: 119). Auch bezüglich des dritten diskursiven Ereignisses, des nach „9/11“ geführten Irak-Kriegs, legen deutsche Medien laut Jaecker eine Deutung nahe, wonach „‚die Juden‘ einen Plan zur Unterjochung der ganzen Welt verfolgen würden, der Irak-Krieg dabei nur eine Etappe sei und am Ende eine ‚amerikanisch-israelische Vorherrschaft‘ stehen solle – im Nahen Osten und auf der ganzen Welt.“ (Jaecker 2005: 168) Bestimmt ist dieser Diskurs von einem offenen Antiamerikanismus, der dort zum Antisemitismus wird, wo die US-Außenpolitik als „von jüdischen Lobbies dominiert“ und der US-Präsident als deren „Marionette“ bezeichnet wird (vgl. ebd.). Jaecker spricht zusammenfassend von einem globalisierten Antisemitismus, zugleich diene die nationale, deutsche Variante der Selbstversöhnung, „Normalisierung“ und Entschuldung. Die Täter-Opfer-Umkehr und der Rückgriff auf alte und neue Stereotype „des“ Juden seien zentrale Merkmale antisemitischer Verschwörungstheorien. Die Beschäftigung mit der Literatur zum Thema Antisemitismus und Medien ergibt, dass der Antisemitismusvorwurf in öffentlichen Debatten in Deutschland häufig erhoben wird, dass es umfassende Definitionen von Antisemitismus und mit ihm verwandter Phänomene gibt, ebenso Erhebungen zum Vorhandensein antisemitischer Einstellungen. Doch gibt es nur einige Studien, die medial vermittelte antisemitische Stereotype untersuchen. Metaanalyse II versammelt diese Studien, 85 | Die Junge Welt war in der DDR das Zentralorgan der staatlichen Jugendorganisation FdJ. Nach der Wende sank ihre Auflage von 1,6 Millionen Exemplaren im Jahr 1990 auf 16.500 im Jahr 2011. Personelle und inhaltliche Differenzen – gerade auch über die Rolle Israels im NahostKonflikt – führten 1997 zur Spaltung der Redaktion und Gründung der Zeitung Jungle World.

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die auffallend oft von sprachwissenschaftlich versierten AutorInnen verfasst worden sind. Metaanalyse I ergibt hingegen deutliche Leerstellen. Religiöse Stereotype, speziell jüdische Stereotype, werden in beiden kommunikationswissenschaftlichen Fachzeitschriften kaum behandelt. Auch rezensiert werden Studien zum Thema äußerst selten. Diese Ergebnisse treffen aber nicht nur für die mediale Repräsentation der jüdischen Religion und ihrer AnhängerInnen zu, sondern auch für die mediale Repräsentation anderer Religionsgemeinschaften, wie im Folgenden am Beispiel Islam gezeigt werden kann.

3.3 Islamophobieforschung Vorurteile gegenüber „dem“ Islam scheinen in „westlichen“, christlich geprägten Gesellschaften zuzunehmen (vgl. Hafez 2010: 7f.). Ihre Wurzeln reichen weit in die Geschichte zurück. Wissenschaftliche Untersuchungen zum medial erzeugten bzw. verstärkten Phänomen der Islamfeindlichkeit liegen allerdings erst seit zwei Jahrzehnten vor. Einen wichtigen Anstoß, sich mit dem ethnozentristischen Bias der westlichen Orientforschung auseinanderzusetzen, gibt die Publikation von Edward W. Said (1978) mit dem Titel Orientalism. Unter Orientalismus fasst Said eine Sicht auf die Kulturen des Orients, die von Abwertung und Abgrenzung geprägt ist. Zum einen beförderten VertreterInnen der christlichen Religion diese Sicht, zum anderen WissenschaftlerInnen, die sich mit der Kultur des Orients und dem Islam befassten, sogenannte „OrientalistInnen“. Orientalismus sei sowohl Geisteshaltung, die sich als Wissenschaft geriere, als auch „korporative Institution“, worunter Said in Anlehnung an Michel Foucault die Allianz von Wissen und Macht, die ideologisch-hegemoniale Deutung „des“ Orients, versteht. Saids Aussagen sind auf Zustimmung wie Ablehnung gestoßen. Beispielsweise kritisiert Sadiq Jalal al-Azm in seinem Aufsatz Orientalism and Orientalism in Reverse (1981), dass Said die Dichotomie zwischen Orient und Okzident nicht auflöse, sondern fortschreibe. Dasselbe geschieht in einer vergleichbar erfolgreichen Publikation, Samuel Huntingtons The Clash of Civilizations (1996). Huntingtons Prophezeiungen eines „Kampfes der Kulturen“ und seine Beschreibungen eines monolithischen Islams, der den Gegenpol zu Aufklärung, Humanismus und Modernität bilde, haben IslamkritikerInnen aufgegriffen, um ihre Aversionen und Verdächtigungen gegenüber „dem“ Islam zu rechtfertigen. Leila Abdallah arbeitet in der Studie Islamischer Fundamentalismus – eine fundamentale Fehlwahrnehmung? den Orientalismus-Vorwurf Saids sowie den Fundamentalismus-Vorwurf gegenüber „dem“ Islam überzeugend auf. Sie nennt als „zentrale Themen des orientalistischen Diskurses“, die Grundlage von Stereotypisierungen sind, „die orientalische Despotie“, „die soziale Stagnation des Orient“, „die Sexualität des Orient“ sowie „die orientalische Irrationalität und Disziplinlosigkeit“ (vgl. Abdallah 1998: 36ff.). Diese zentralen Themen des orientalistischen Diskurses bestimmten auch, so Abdallah, die mehr oder weniger kritischen FundamentalismusAnalysen der Autoren Martin Riesebrodt, Bassam Tibi und Peter Scholl-Latour, denen sie sich im zweiten Teil ihrer Studie widmet.

C Metaanalysen und Ergebnisse

Mit dem Ideologiegehalt der äußerst populären Werke des Publizisten Peter Scholl-Latour hat sich einige Jahre zuvor auch eine Gruppe von OrientWissenschaftlerInnen um Verena Klemm und Karin Hörner auseinandergesetzt. In Das Schwert des Experten (1993) hinterfragen die AutorInnen das „Araber- und Islambild“ des viele Jahre für ARD und ZDF tätigen Journalisten, der als „IslamExperte“ gehandelt wird. Sie werfen Scholl-Latour und anderen Autoren wie Gerd Konzelmann vor, zur Wiederbelebung des Feindbildes Islam beigetragen zu haben. Ebenso wie der Vorwurf der Islamfeindlichkeit wird auch der der Islamverherrlichung erhoben. So gegenüber der Friedenspreisträgerin des deutschen Buchhandels, der Orientalistin Annemarie Schimmel, die 1995 mit dem angesehenen Preis geehrt wird. In einem Interview, das die Wissenschaftlerin der ARD-Nachrichtensendung tagesthemen gibt, äußert sie Verständnis für die heftigen Reaktionen von MuslimInnen auf Salman Rushdies Werk Die satanischen Verse. Interpretiert wird Schimmels Verständnis in der darauf einsetzenden medialen Debatte als Rechtfertigung und Unterstützung der Fatwa gegen den Schriftsteller und als Plädoyer gegen Presse-, Meinungs- und Kunstfreiheit. Ihre Gegner werfen ihr falsch verstandene Toleranz vor. Anne Hoffmann untersucht die publizistische Kontroverse über Annemarie Schimmel und wertet dafür 418 Presseartikel aus. Ihre Inhalts- und Argumentationsanalysen belegen, dass Schimmels Äußerungen bezüglich der Fatwa gegen den Schriftsteller Salman Rushdie lediglich Auslöser der Debatte über das Verhältnis zwischen „dem“ Islam und „dem Westen“ sind. Zwar würden eindeutige Feindbildkonstruktionen vermieden, doch konzentriere sich die Debatte auf den Konflikt und die kulturellen Unterschiede, statt auf Verbindendes zwischen den Religionen hinzuweisen (vgl. Hoffmann 2004: 13 und 97f.). Die Debatte über die Orientalistin Schimmel zeigt, dass interreligiöse Fragen polarisieren. Überwiegend tritt Ablehnung zutage. Die latente Islamfeindlichkeit scheint sich nach den Ereignissen vom 11. September 2001 noch zu verstärken und häufiger auch öffentlich zu manifestieren. Der Anschlag auf den niederländischen Politiker Theo van Gogh 2004, sogenannte „Ehrenmorde“ und „Kopftuch-Urteile“, Publikationen wie die von Thilo Sarrazin, der Streit um die von der dänischen Zeitung Jyllands-Posten 2005 veröffentlichten Mohammed-Karikaturen86 oder das 2012 für 86 | Die Idee zur Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen entsteht im Herbst 2005 in der Kulturredaktion der dänischen Zeitung Jyllands-Posten. Verschiedene Zeichner werden eingeladen, ihre Ideen zur islamischen Religion und dem Propheten Mohammed aufs Papier zu bringen. Veröffentlicht werden die Karikaturen am 30. September 2005, in dem als rechtspopulistisch geltenden Blatt. Zunächst erfolgen kaum Reaktionen, einige Wochen später aber häufen sich Beschwerden und Proteste von MuslimInnen, die ihren Glauben verunglimpft sehen. Botschafter muslimischer Länder fordern ein Treffen mit dem dänischen Premierminister Anders Fogh Rasmussen, was dieser jedoch mit dem Hinweis ablehnt, dass in Dänemark Presse- und Meinungsfreiheit herrscht. Nachdem weitere westliche Zeitungen die Karikaturen veröffentlichen und über die Proteste berichteten, eskaliert die Situation. Dänische Produkte werden boykottiert, Flaggen verbrannt, Morddrohungen ausgesprochen. Seitdem

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Aufruhr sorgende Mohammed-Video sorgen dafür, dass das Thema medial präsent bleibt. 2006 konstatierten Elisabeth Noelle-Neumann und Thomas Petersen eine „zunehmende Entfremdung“ (Noelle-Neumann/Petersen 2006: 5). Die im Auftrag der FAZ vom Institut für Demoskopie Allensbach erhobenen Daten belegten, dass der „Graben zwischen Christen und Muslimen“ tiefer werde: „In den Köpfen der Bürger hat der ‚Kampf der Kulturen‘ bereits begonnen.“ (Ebd.) Inwiefern die Medienberichterstattung, auch die der „seriösen“ FAZ, zu den Einstellungsveränderungen innerhalb der Bevölkerung beiträgt, wurde hier nicht thematisiert. Im Vergleich zu Meinungsumfragen sind kommunikationswissenschaftliche Studien seltener anlassbezogen und aktuell, vielmehr besteht der Anspruch, einen längeren Zeitraum zu berücksichtigen und Trends in der Medienberichterstattung zu identifizieren. Einstellungsveränderungen innerhalb der deutschen Bevölkerung gegenüber muslimischen MitbürgerInnen untersuchen neben den Meinungsforschungsinstituten eher SoziologInnen als KommunikationswissenschaftlerInnen. Die Annahme einer zunehmenden Islamfeindlichkeit prüfen und bestätigen z.B. Jürgen Leibold, Steffen Kühnel und Wilhelm Heitmeyer im Rahmen des Langzeitprojekts Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (GMF). Sie konstatieren, dass mehrheitlich eine undifferenzierte Verbindung zwischen Islam und Terrorismus in Deutschland hergestellt wird (vgl. Leibold/Kühnel/Heitmeyer 2006: 5). Auch Dirk Halm (2006) beschäftigt sich in seiner Studie Zur Wahrnehmung des Islams und zur soziokulturellen Teilhabe der Muslime in Deutschland mit den sich zwischen 2000 und 2004 verändernden Einstellungen gegenüber in Deutschland lebenden Moslems. Analysiert werden Protokolle des Deutschen Bundestages, das Nachrichtenmagazin Der Spiegel und die Tageszeitung Westdeutsche Allgemeinen Zeitung, zudem Daten aus einer Repräsentativbefragung der türkeistämmigen Bevölkerung in Deutschland in den Jahren 2000 und 2005 sowie aus Diskussionen mit VertreterInnen der islamischen Verbände in Deutschland. Die Ergebnisse bestätigen, dass nach dem 11. September 2001 viele Deutsche eine noch kritischere Haltung gegenüber dem Islam einnehmen. Im offiziellen Diskurs werde zwar zwischen der terroristischen Bedrohung durch ausländische, extremistische „Islamisten“ und den in Deutschland lebenden MuslimInnen unterschieden. Der inoffizielle Diskurs tendiere jedoch dazu, eine Gleichsetzung vorzunehmen, wonach alle Menschen muslimischen Glaubens „prinzipiell gewaltbereit“ seien (vgl. Halm 2006: 2 und 39f.). Antiislamische Einstellungen finden ihren Ausdruck in islamfeindlichen Stereotypen, die wiederum massenmedial verbreitet werden. Achim Bühl (2010: 301) stellt verschiedene islamfeindliche Stereotype und ihre historischen Quellen zusammen:

erhält der Konflikt ständig neue Nahrung: Mitglieder der rechtspopulistischen „Initiative pro NRW“ demonstrieren 2012 gegen die „Islamisierung Deutschlands“ mit Plakaten, auf denen die umstrittenen Karikaturen abgebildet sind. 2015 nehmen islamistische Terroristen Mohammed-Karikaturen zum Anlass, einen Anschlag auf die Pariser Satirezeitschrift Charlie Hebdo zu verüben, bei dem zwölf Menschen getötet werden.

C Metaanalysen und Ergebnisse

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„Der Islam gehört nicht nach Europa.“ „Der Islam stellt einen Antipoden der Moderne dar.“ „Der Islam ist kulturlos sowie dem Westen unterlegen.“ „Der Islam ist gewalttätig, grausam, zerstörerisch.“ „Der Islam ist frauenfeindlich.“ „Der Islam ist eine häretische Religion.“ „Der Islam ist eine politische Ideologie, keine Religion.“ „Muslime sind Lügner und Heuchler.“ „Der Islam ist judenfeindlich.“ „Der Islam ist homosexuellenfeindlich.“

Für die beiden letztgenannten Stereotype weist Bühl keine historischen Quellen aus, sondern bezeichnet sie als „genuin postmoderne Stereotype“ (Bühl 2010a: 300), was nicht wirklich treffend ist. Sie sind neueren Datums, bzw. werden erst seit einigen Jahren als Stereotyp identifiziert. Ähnliches ließe sich auch bezüglich des Stereotyps „Der Islam ist frauenfeindlich“ feststellen: dass „Frauenfeindlichkeit“ so wie „Homosexuellenfeindlichkeit“ und „Judenfeindlichkeit“ problematisiert werden und diese Feststellung so häufig getroffen wird, dass von einem Stereotyp die Rede sein kann, ist erst seit einigen Jahrzehnten der Fall. Zuvor mag „der“ Islam nicht weniger „frauenfeindlich“ gewesen sein, als Stereotyp wurde die Aussage, er sei „frauenfeindlich“ jedoch noch nicht begriffen. „Frauenfeindlichkeit“ scheint eher zum Thema geworden zu sein, nachdem auch in westlichen Gesellschaften die Frage der Unterdrückung und Ausgrenzung von Frauen aufgeworfen wurde. In gewisser Weise hilft die tatsächliche oder vermeintliche Frauenfeindlichkeit des Islams westlichen Gesellschaften, sich ihrer Fortschrittlichkeit in Sachen Geschlechtergerechtigkeit zu versichern. Zum Thema Muslimische Frauen sowie dem damit verbundenen Thema Kopftuch sind zahlreiche Studien erschienen. Auf einige Publikationen, die den medialen Diskurs über die verschleierte Frau aufarbeiten, wird am Ende des nächsten Kapitels eingegangen.

3.4 Metaanalyse I und II: Islamische Stereotype Wichtige Studien zum Thema Islam in den Medien stammen von Kai Hafez. Bereits Mitte der 1990er Jahre konstatiert er, dass westliche Medien den Islam häufig als fanatische und gewaltbereite Religion präsentieren, die mit Ideen wie Freiheit, Demokratie und Menschenrechte wenig anzufangen wüsste. Auch „seriöse“ Blätter wie Der Spiegel und die Frankfurter Allgemeine Zeitung vermittelten ein Islambild, das von Gewalt gekennzeichnet ist. Obwohl gewaltbereite Muslime eine verschwindend geringe Minderheit ausmachen, stürzten sich westliche Medien auf dieses Phänomen und polarisierten zwischen der „westlichen Welt“ und „dem“ Islam. Hafez teilt die Auffassung, dass mit dem Ende der Ost-West-Konfrontation das Feindbild Islam als Ersatz dient. Es füge sich allerdings nicht ohne weiteres in die politischen Rechts-Links-Kategorien ein, sondern fände als kulturelles Feindbild Akzeptanz in allen politischen Lagern (vgl. Hafez 1996).

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2002 publiziert Hafez seine aus zwei Bänden bestehende Habilitationsschrift Die politische Dimension der Auslandsberichterstattung. Band 1 enthält Theoretische Grundlagen (Hafez 2002a), Band 2 mit dem Titel Das Nahost- und Islambild der deutschen überregionalen Presse (Hafez 2002b), eine quantitative Inhaltsanalyse der Berichterstattung von stern, Der Spiegel, Frankfurter Allgemeine Zeitung und Süddeutsche Zeitung. Da es Hafez um „Re-Rekonstruktion“ und „Dekonstruktion“ des deutschen Nahost- und Islam-Diskurses geht, untersucht er zusätzlich mittels qualitativer Inhaltsanalyse und kritisch-hermeneutischer Verfahren Positionen zum Nahost-Konflikt, zur Erdöl-Krise, zur Iranischen Revolution, zur von Edward W. Said ausgelösten Orientalismus-Debatte, zum Fall Salman Rushdie sowie zur AlgerienKrise. Die qualitative Analyse lobt Michael Kunczik, der Hafez’ Studie für die Publizistik bespricht, als „ausgesprochen ertragreich, da der Autor hier seine Kenntnisse als Orientalist einfließen lassen kann.“ (Kunczik* 2003: 102) In der Tat bietet Hafez eine Fülle interessanter Einzelergebnisse, vor allem aber eine überzeugende theoretische Fundierung seiner empirischen Daten. Hier sollen hauptsächlich seine Ergebnisse zum „Islambild“ und zur medialen Stereotypisierung der muslimischen Religion referiert werden. Laut Hafez ist die Islamwahrnehmung der Medien durch „Annahmen“ bestimmt wie der einer „Einheit“ von „Politik und Religion“, „Norm und Realität“, „politischem Islam und radikalem Fundamentalismus“, „Islam und politischem (fundamentalistischem) Extremismus“, „politischer Führung und Volk/Religion/Kultur“, „Tradition und Repression“ und von der „Annahme einer Einheitlichkeit und Einheit der islamischen Welt“. Hinzu kommen die „Annahmen“ einer „Irrationalität des Gegenüber“, einer „eigenen Bedrohtheit“ sowie einer „historischen Einzigartigkeit der Vorgänge“. (Hafez 2002b: 225ff.) Diesen „Annahmen“ ordnet Hafez dann noch „soziopsychologische Konstruktionsprinzipien“ (Hafez 2002b: 230ff.) zu wie pars-pro-toto-, worst-case- oder Antipoden-Denken, wodurch deutlich wird, mit welchen rhetorischen Mitteln das tendenziell negative Islambild medial erzeugt wird. Doch ist das Islambild der Medien nicht statisch und unveränderbar. Hafez konstatiert „zeitgenössische Schwankungen des Islambildes“ und gelangt aufgrund des Vergleichs der Berichterstattung vor und nach der Iranischen Revolution 1978/79 zu dem Ergebnis, „daß sich ein Feindbild des Islams im vollen Umfang lediglich in Zeiten hoher Politisierung (politischer Islam), d.h. der Verknüpfbarkeit von Stereotypen/Feindbildern mit politischen Themen, formiert.“ (Hafez 2002b: 235) Am Beispiel der sich im Verlauf der Jahrzehnte verändernden jährlichen Berichterstattung über den islamischen Fastenmonat (ramadan) und die Pilgerfahrt nach Mekka (hadj) weist er nach, wie sich ein zunächst unpolitisches Nischenthema zu einem politisierten Thema entwickelt. Konzentrieren sich die wenigen Berichte vor der Iranischen Revolution auf religiöse Fragen, wird danach häufiger eine Verbindung zwischen Religion und politischem Fanatismus hergestellt und über „Unruhen“ und „Chaos“ in Ländern mit überwiegend muslimischer Bevölkerung berichtet. (Hafez 2002b: 236f.) Seine Erkenntnisse über Veränderungen und Schwankungen im medialen Islambild setzt Hafez in einem Exkurs in Beziehung zu Edward Saids Orientalismusthese,

C Metaanalysen und Ergebnisse

die besagt, dass das westliche Islambild im Wesentlichen ein Feindbild sei. Unter Hinweis auf Franz Dröges Unterscheidung zwischen kulturdauernden, kultur-epochalen und zeitgeschichtlich determinierten Stereotypen (vgl. Dröge 1967: 151f.) kritisiert Hafez an Saids Perspektive, dass er „weitgehend auf der Ebene kultur-dauernder und kultur-epochaler Stereotype“ verbleibe, „zeitgenössische Aktualisierungs-, Desaktualisierungs-, Veränderungs- und Rückveränderungsprozesse“ (Hafez 2002b: 239) jedoch ausblende. Den eigenen Anspruch, sich der Historizität des Beobachtungsstandpunktes bewusst zu sein, löse Said so nicht ein (vgl. ebd.). Die Ergebnisse der quantitativen Inhaltsanalysen der Presseberichterstattung bestätigen frühere Ergebnisse, die z.B. Detlef Thoferns Untersuchung über Themen und Bilder der Islamberichterstattung des Spiegel von 1950 bis 1989 erbracht hat (vgl. Thofern 1998). So richtet sich die Aufmerksamkeit der deutschen Presse hauptsächlich auf den politischen Islam, vernachlässigt werden dagegen theologische und kulturelle Aspekte. Eine deutliche Zäsur stellt die Iranische Revolution von 1978/79 dar (vgl. Hafez 2002b: 208ff.). „Die Person des Ajatollah Chomeini, die seit dem Ende der 70er Jahre in der Berichterstattung des Spiegel immer wieder in Erscheinung tritt, gibt dabei ein griffiges Bild des ‚bösen‘ Moslem ab“, so Thofern (1998: 136). Wird über den Islam berichtet, stehen Regionen wie die Türkei und der Nahe Osten im Mittelpunkt, andere, ebenfalls muslimisch geprägte Regionen, interessieren kaum. Deutlicher als die überregionalen Tageszeitungen zeigten Magazine wie Der Spiegel und stern die Tendenz zur Übertreibung, zur Polarisierung und zum Negativismus (vgl. Hafez 2002b: 297). Im Jahr 2007 veröffentlichen Kai Hafez und Carola Richter die Studie Das Islambild in ARD und ZDF und ergänzen dadurch die Presseanalysen um Fernsehanalysen. Untersucht werden Magazinsendungen, Talk-Shows, Dokumentationen und Reportagen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zwischen Juli 2005 und Dezember 2006. Von Interesse ist, wann und in welcher Form der Islam Gegenstand der Berichterstattung ist, „in welchem thematischen Zusammenhang er in Erscheinung trat.“ (Hafez/ Richter 2007: 40) Die AutorInnen halten ihre Vorgehensweise, bei der alle Berichterstattungsanlässe berücksichtigt werden, für „neutraler als die häufig verwendete Stereotypenanalyse, die sich nur auf vorurteilsbeladene Textbestandteile konzentriert.“87 (Ebd.) Sie konzentrieren sich auf die „Themen“ und „Thematisierungsanlässe“ sowie auf das Framing der Berichte mit Islam-Bezug und stellen fest, dass konfliktorientierte Themen überwiegen. „Themen im Bereich Terrorismus/Extremismus sind für deutsche Magazin- und Talk-Sendungen sowie Dokumentationen/Reportagen das attraktivste und bedeutsamste Thema in der Auseinandersetzung mit dem Islam. In den letzten anderthalb Jahren hat sich etwa ein Viertel der Islam-Beiträge (23%) mit diesem Themenfeld beschäftigt.“ (Hafez/Richter 2007: 41) Schon die Titel der Sendungen wie etwa „Gefährliche Islamisten“, „Hassprediger in Deutschland“, 87 | Dazu ist anzumerken, dass bei sogenannten „Stereotypenanalysen“ meist genauso vorgegangen wird wie bei Hafez und Richter und erst nach Festlegung der zu codierenden Beiträge diese u.a. auf Stereotypisierungen untersucht werden.

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„Terroristen als Nachbarn“ und „Nachwuchs für die Parallelgesellschaft“ (Hafez/ Richter 2007: 41) deuten auf die Konfliktorientierung. Und auch die anderen Themenbereiche wie etwa „internationale Konflikte (17%), Integrationsprobleme (16%), religiöse Intoleranz (10%), Fundamentalismus/Islamisierung (7%), Frauen/ Unterdrückung/Emanzipation (4%) und Menschenrechtsverletzungen/Demokratiedefizite“ (ebd.) ergeben ein insgesamt negatives Bild. „In der Gesamtschau lässt sich sagen, dass sich die Darstellung des Islams in den Magazin- und Talksendungen sowie Dokumentationen/Reportagen des deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehens zu über 80% an einem Bild orientiert, in dem diese Religion als Gefahr und Problem in Politik und Gesellschaft in Erscheinung tritt. Das Islambild dieser Formate bei ARD und ZDF ist ein zugespitztes Gewalt- und Konfliktbild, das den Eindruck vermittelt, dass der Islam weniger eine Religion als vielmehr eine politische Ideologie und einen gesellschaftlichen Wertekodex darstellt, der mit den Moralvorstellungen des Westens kollidiert. Der Nachrichtenfaktor ‚Konflikt‘ dominiert ganz eindeutig, d.h. Themen werden begünstigt, die ein konflikthaftes, in weiten Teilen sogar ein offen gewaltsames Geschehen beinhalten.“ (Hafez/Richter 2007: 44)

Während Hafez und Richter die Islamberichterstattung deutscher Sender untersuchen, stellt Susan Schenk diesbezüglich einen Vergleich zwischen den Nachrichtensendern Al Jazeera English, BBC World und CNN International an. Dabei prüft sie den Anspruch von Al Jazeera, „westliche“ Sichtweisen zu hinterfragen und einen anderen Blick auf die Ereignisse zu werfen. Was Stereotypisierungen des Islams anbelangt, unterscheiden sich die drei Sender jedoch weniger als erwartet. Sowohl das Stereotyp der „Gewaltbereitschaft“, als auch das der „Bedrohung des westlichen Kulturkreises“ und das der „Unterdrückung der Frau“ werden von allen dreien auf der verbalen wie auf der visuellen Ebene verbreitet. Die Unterschiede in der Häufigkeit sind gering (vgl. Schenk 2009: 118). „Insgesamt enthielten 372 von 707 analysierten Beiträgen mindestens einen88 der aufgeführten Stereotype, so dass in nahezu jedem zweiten Beitrag eine Stereotypisierung stattfand.“ (Schenk 2009: 116) Schenks Studie, eine Magisterarbeit, wurde u.a. von Kai Hafez betreut. Die theoretischen und methodischen Bezugnahmen auf seine Publikation von 2002 sind deutlich. Michael Kunczik, der die zweibändige Studie für die Publizistik rezensiert, nennt Hafez’ Habilitationsschrift, „das wichtigste deutschsprachige Werk […], das sich mit der Thematik der Auslandsberichterstattung im Allgemeinen sowie Nahostund Islambild im Speziellen befasst.“ (Kunczik* 2003: 99) Er lobt den Autor für die geglückte Verbindung von Theorie und Empirie, die sich u.a. in der Konzeptionierung des Begriffs Auslandsbild zeige: „Hafez berücksichtigt zwar den Stereotypbegriff bei der Theorieentwicklung, geht aber darüber deutlich hinaus. Er entwickelt das Konzept ‚Auslandsbild‘ als Grundlage der internationalen Perzeption und Kommunikation, das neben Stereotypen, Bildern und Feindbildern auch ‚Frames‘, ‚Themen‘ und ‚Diskurse‘ beinhaltet.“ (Kunczik* 2003: 100) 88 | Schenk verwendet Stereotyp in der männlichen Form: der Stereotyp.

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Mit dem alles umfassenden Auslandsbild will sich Hafez von der sozialpsychologisch geprägten Nationenbildforschung und dem Begriff des Nationenstereotyps abgrenzen (vgl. Hafez 2002a: 50) und zudem eine Definition von Auslandsberichterstattung bieten: „Auslandsberichterstattung ist massenmedial erzeugtes und vermitteltes Auslandsbild.“ (Ebd.) Stereotype und Frames, Themen und Diskurse sind nach Hafez Komponenten des „Auslandsbildes“. Im Framing-Konzept sieht er „eine Weiterentwicklung der Stereotypenlehre, da Textmerkmale differenzierter erfasst werden. Während die ältere Stereotypenforschung vor allem oberflächliche, attributive und sprachlich manifeste Merkmale erfasste (zum Beispiel ‚der fanatische Muslim‘), ist ein Frame ein ganzes Argument in einem Text, das den Sinn der Aussage markiert und einrahmt (to frame).“ (Hafez 2002a: 101)

Angesichts der Überlegungen, die Hafez und andere AutorInnen (vgl. Klein 1998; Scheufele/Brosius 1999; Matthes/Kohring 2004; Scheufele 2003; 2004; 2006) bezüglich Stereotypen und Frames angestellt haben, erstaunt Stephan Sielschotts Ankündigung in seinem Publizistik-Beitrag Über Terroristen und Spitzensportler: Erstmals werde das sozialpsychologische Stereotype Content Model mit dem kommunikationswissenschaftlichen Framing-Ansatz verknüpft und das Konzept des StereotypenFrames eingeführt (vgl. Sielschott* 2011: 159). Unter Stereotypen-Frames versteht der Autor, dass medienvermittelte Stereotypisierungen „in der Regel einem stereotypenspezifischen Framing unterliegen“. (Sielschott* 2011: 160) Ohne ein passendes Framing könne ein Stereotyp auf Dauer nicht existieren, „da es ohne Frame-Anbindung an Relevanz und Plausibilität verlöre.“ (Ebd.*: 160f.) Sielschott identifiziert einen „Kälteund Schädigungsframe“ sowie einen „Wärme- und Kompetenzframe“. Damit seien zwei „fundamentale Dimensionen der Wahrnehmung und Bewertung von Gruppen und Individuen“ beschrieben, „über die sich innerhalb der Sozialpsychologie in den letzten Jahren ein bemerkenswerter Konsens herausgebildet“ (Sielschott* 2011: 158) habe. Welche theoretischen und methodischen Fortschritte, welche neuen Erkenntnisse aber bietet nun Sielschotts Untersuchung der Berichterstattung der beiden ostdeutschen Regionalzeitungen Nordkurier und Volksstimme im Oktober 2008? Die Ergebnisse der Inhalts- und Clusteranalysen, der „induktiv manuell-dimensionsreduzierenden Verfahren“ (Sielschott* 2011: 167) sowie der „Analyse Latenter Klassen (LCA)“ (ebd.) lauten, dass zwei Drittel aller Artikel zum Islam den Kälte- und Schädigungsframe thematisieren, ein Drittel den Wärme- und Kompetenzframe. Während bei ersterem Muslime überwiegend als Terroristen vorkommen, treten sie beim zweiten positiver als Sportler, Künstler oder Politiker in Erscheinung. Inwiefern es sich tatsächlich um Stereotypisierungen aufgrund der Religionszugehörigkeit handelt, kann jedoch nicht eindeutig festgestellt werden. In 65 Prozent bzw. über 80 Prozent der Beiträge, die dem einen oder anderen Stereotypenframe zugeordnet werden, „erfolgt die Kategorisierung eher implizit über die Nennung von Ländern, Städten oder Personennamen, die mit dem Islam assoziiert werden können.“ (Sielschott* 2011: 171)

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So drängt sich die Frage auf, was durch Sielschotts theoretisch und methodisch durchaus reflektierte Studie z.B. im Vergleich zur Studie von Merten et al. (1986) zum Bild der Ausländer in der deutschen Presse gewonnen ist? Schon damals konnte festgestellt werden, dass der Negativismus in der Berichterstattung überwiegt, nur war noch nicht die Rede von „Kälte-Frames“. Und schon damals zeigte sich, dass „Ausländer“ nicht gleich „Ausländer“ ist, dass über ausländische Gäste aus den Bereichen Sport, Politik, Kultur positiver berichtet wird als über diejenigen, die auf Dauer bleiben möchten. Das scheint auch auf die ostdeutsche Berichterstattung über „Muslime“ im Jahr 2008 zuzutreffen. Und noch eine Gemeinsamkeit zwischen der Studie von Merten et al. (1986) zu „Ausländern“ und der von Sielschott zu „muslimischen Terroristen und Spitzensportlern“ (2011) fällt auf: Die Kategorie Geschlecht findet keine Beachtung. Anders ist das in den seit Mitte der 1990er Jahre erscheinenden Studien, die auf das Zusammenwirken von Ethnie, Religion und Geschlecht abstellen und erstmals die mediale Darstellung muslimischer Frauen thematisieren.

Muslimische Frauen Gilt für die mediale Repräsentation von Migrantinnen, dass sie kaum, und wenn, dann in stereotyper Art und Weise geschieht, so gilt diese Erkenntnis noch viel mehr für muslimische Migrantinnen. Häufig wird von der geographischen Herkunft auf religiöse Zugehörigkeit geschlossen, von Kleidungsstücken wie dem Kopftuch auf Unterdrückung und religiösen Fanatismus. Geschlechtliche, ethnische und religiöse Zuschreibungen ergeben zusammen ein wenig differenziertes, gleichwohl von Extremen gekennzeichnetes Bild von „der“ Muslima. Zum Forschungsgegenstand wird die mediale Repräsentation muslimischer Frauen wie erwähnt seit Mitte der 1990er Jahre, obwohl in den westlichen Medien z.B. Bilder fanatisierter Khomeini-Anhängerinnen seit der Iranischen Revolution 1978/1979 verbreitet werden und in den 1980er und 1990er Jahren die Gleichsetzung von türkisch = muslimisch = Opfer bezüglich Migrantinnen erkennbar zunimmt. Gegen derlei Pauschalisierungen und Stereotypisierungen wenden sich Arzu Toker (1996) und Saba Amanuel (1996) in dem Band Fremde Frauen oder Irmgard Pinn (1997) in einem Beitrag über Muslimische Migranten und Migrantinnen in deutschen Medien. Pinn wundert sich, wie wenig Aufmerksamkeit der Religion der MigrantInnen geschenkt wird. „Der Islam bzw. eine islamisch orientierte Lebensweise schien nichts zu sein als Bestandteil einer rückständigen, patriarchalischen Kultur, welche die muslimischen MigrantInnen nach einigen Lehrjahren in einer modernen Industriegesellschaft schon von selbst hinter sich lassen würden.“ (Pinn 1997: 216) Das war aber nicht der Fall. Die MigrantInnen, die ihre Religion nicht verleugneten, traf „rasch das Verdikt, von ausländischen ‚Fundamentalisten‘ verführt und ferngesteuert zu sein.“ (Pinn 1997: 220) Amanuel konstatiert: „Vom Spiegel bis zur Emma sind Musliminnen vor allem eins: Opfer.“ (Amanuel 1996: 96) Und: „Ein sehr beliebtes Bild in den Medien ist die Darstellung von Musliminnen als ‚ungebildete Fabrikarbeiterinnen‘, ‚kopftuch-

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tragende Türkinnen‘, ‚fanatische Frauen‘ in totalitären Staaten, z.B. im Iran und dem Sudan.“ (Ebd.: 99) Sie selbst untersucht die Darstellung muslimischer Frauen in der Zeitschrift Brigitte und gelangt zu dem Ergebnis, dass die 1992 in der Reihe Frauen aus anderen Kulturen erschienenen Beiträge sowie Interviews mit Anhängerinnen verschiedener Religionen unter dem Titel Warum ich glaube überwiegend Klischees transportieren. Es entstehe der Eindruck, dass gezielt solche Frauen porträtiert worden seien, die die vorhandenen Vorurteile gegenüber Musliminnen und dem Islam als frauenfeindliche Religion bestätigen (vgl. Amanuel 1996: 107). Amanuel weist auf die vielfältigen Strömungen innerhalb des Islams und die sehr unterschiedlichen Lebensverhältnisse in muslimisch geprägten Gesellschaften, weswegen nicht von „der“ Muslima gesprochen werden könne. Zugleich betont sie, dass die durchaus vorhandene Unterdrückung muslimischer Frauen keinesfalls geleugnet werden darf. Margreth Lünenborg, Katharina Fritsche und Annika Bach legen 2011 eine Studie zu Migrantinnen in den Medien vor, in der sowohl Darstellungen von Migrantinnen als auch die Rezeption dieser Repräsentationen untersucht werden. Denise Sommer bespricht die Studie in Medien & Kommunikationswissenschaft: „Die Ergebnisse zeigen einerseits die bekannten Stereotype in der Berichterstattung, andererseits eine bemerkenswerte Vielfalt in der medialen Präsentation vor allem in der Lokal- und Regionalpresse.“ (Sommer** 2011: 500) Je nach Medium und Ressort sind also durchaus Unterschiede zu erkennen, Migrantinnen scheinen inzwischen differenzierter dargestellt zu werden. Die Autorinnen identifizieren verschieden Typen von Migrantinnen, und zwar „die Prominente“, „die Erfolgreiche“, „die Nachbarin“, „das Opfer“, „die Integrationsbedürftige“ und „die Unerwünschte“ (Lünenborg/Fritsche/ Bach 2011: 81). In einem Kapitel gehen Lünenborg et al. speziell auf den Diskurs um die muslimische Frau ein und gelangen aufgrund der Studien von Amanuel (1996), Pinn (1997), Farrokhzad (2002; 2006), Schiffer (2007) und Röder (2008) zu dem Schluss, dass „in den deutschen Medien das komplexe und vielfältige Thema Islam vor allem am Körper der Muslimin diskursiv verhandelt wird.“ (Lünenborg/ Fritsche/Bach 2011: 15) Das zeigen auch die Presseberichterstattung und die Internetdiskussionen über den Mord an Marwa el-Sherbini89, die Iman Attia und Yasemin Shooman (2010) untersuchen. In neueren Studien wird auch das Internet berücksichtigt (vgl. Shooman 2008; Attia/Shooman 2010), jedoch überwiegen weiterhin Untersuchungen von Fernsehen und Printmedien. In den meisten Presse-Studien zur medialen Repräsentation von Musliminnen und „dem“ Islam ist das Nachrichtenmagazin Der Spiegel Forschungsgegenstand, so bei Amanuel (1996), Schiffer (2007), die das Spiegel special-Heft Rätsel Islam von 1998 untersucht, Pinn (1997), Röder (2008) und Namin (2009)90. Zumeist 89 | Die Dresdenerin ägyptischer Herkunft hat gegen einen Mann Anzeige erstattet, der sie aggressiv beschimpft hat. Während der Gerichtsverhandlung 2009 hat der Angezeigte Sherbini und ihren Mann mit einem Messer angegriffen, sie tödlich und ihn lebensgefährlich verletzt. 90 | Thofern (1998) geht in seiner Studie mit dem Titel Darstellungen des Islams in Der Spiegel. Eine inhaltsanalytische Untersuchung über Themen und Bilder der Berichterstattung von 1950 bis

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handelt es sich um qualitative Studien. Schiffer bezeichnet ihre Methode als „SinnInduktion“, diese wiederum als „allgemeines Wahrnehmungsprinzip“ und verweist auf filmwissenschaftliche Überlegungen zur Theorie der Montage (vgl. Schiffer 2005: 55ff.). Vom Film gelangt sie zu „Sinn-Induktionsphänomenen in der Presse“ und stellt fest, dass es zwar bezogen auf die Textinhalte der Spiegel special-Beiträge einige relativ kritische Beiträge gäbe, jedoch: „Das gelayoutete Wahrnehmungsangebot darf in seinem Sinn-Induktionspotenzial nicht unterschätzt werden.“ (Schiffer 2005: 101) Dominant sei die Botschaft, die schon das Titelbild vermittle: „Islam ist Gewalt, Bedrohung, Rückschritt und Frauenunterdrückung.“ (Schiffer 2005: 100; Hervorhebung d. Autorin) Schiffer geht in einem dreiseitigen Exkurs auf die „Symbolfunktion der muslimischen Frau“ ein und stellt fest, dass „die muslimische Frau zum unterdrückten Wesen schlechthin monosemiert wurde“ (Schiffer 2005: 85). Die Autorin kritisiert die stereotype Darstellung und schlägt eine „Gegenprobe“ vor, um die „falschen Kausalitäten sichtbar [zu] machen: der Sexismus in den so genannten westlichen Ländern ließe sich ebenso problemlos als Folge der parlamentarischen Demokratie nachweisen.“ (Schiffer 2005: 84) Das Zitat deutet auf Schiffers Hang zum Vergleich. In einem weiteren Exkurs vergleicht sie „Antisemitismus“ und „Islamfeindlichkeit“. Dazu mehr im Abschnitt Die Vergleichsdebatte. Parisa Javadian Namin untersucht mittels quantitativer Inhaltsanalyse die zwischen Juli und Oktober 2007 erscheinenden Ausgaben von Der Spiegel und Bild. Dabei berücksichtigt sie sowohl formale Aspekte wie Artikellänge, AutorInnen, Darstellungsformen als auch inhaltliche Aspekte wie Themen, Bewertungen, Begriffe etc. Ein Ergebnis der Studie lautet, dass trotz aller Kritik an einer verzerrten, stereotypen Darstellung des Islams in den Medien weiterhin eine negative Tendenz, und zwar in beiden Publikationen, zu konstatieren ist (vgl. Namin 2009). Maria Röder nimmt eine Operationalisierung von Stereotyp vor und analysiert die Berichterstattung über muslimische Frauen im Spiegel zwischen 1975 und 2005, insgesamt 91 Beiträge. Forschungsleitend ist die Frage nach den Handlungsrollen der muslimischen Frauen, über die berichtet wird. Dabei werden sowohl Beiträge über muslimische Migrantinnen in Deutschland als auch Musliminnen außerhalb Deutschlands berücksichtigt. Röder bietet differenzierte Ergebnisse, zusammengefasst lauten die Befunde für die Spiegel-Berichterstattung über drei Jahrzehnte, dass „muslimische Frauen am häufigsten als Opfer, als moderne Frauen oder in Handlungsrollen innerhalb von Politik und Familie vor[kommen]. Während die Opferrolle am häufigsten vertreten ist, sind Musliminnen als Exotinnen oder Extremistinnen selten.“ (Röder 2008: 87) Tendenziell gilt für muslimische Frauen, dass eher über sie berichtet wird, als dass sie selbst zu Wort kommen. Doch treten einige wenige prominente (Ex-) oder 1989 an keiner Stelle auf die mediale Repräsentation muslimischer Frauen ein. Hafez verweist (2002b: 19) zumindest auf die Publikationen von Amanuel (1997), Toker (1997) und Pinn (1997). Ansonsten spielt Geschlecht in seiner Studie keine Rolle, weder bei Inhalten des Auslandsund Islambildes, noch bei den KommunikatorInnen.

C Metaanalysen und Ergebnisse

„gemäßigte“ Musliminnen öffentlich auf und üben Kritik an einem „rückständigen“, „Frauen unterdrückenden“ Islam. Sie dienen der diskursiven Konstruktion eines Gegensatzes zwischen Tradition und Moderne, zwischen „Parallelgesellschaft“ und „Integriertheit“. Sabine Schiffer (2007) bezeichnet sie als „Kronzeuginnen“, Stanislawa Paulus (2008), die die Fernsehdokumentation Fremde Nachbarn. Muslime zwischen Integration und Isolation analysiert, spricht von „Ausnahmemusliminnen“, deren mediale Präsenz nur scheinbar Stereotypisierungen zuwiderläuft.

„Kopftuchdebatten“ Eine entscheidende Rolle für die Markierung von Fremdheit und Anderssein spielen Kopftuch, Schleier und den gesamten weiblichen Körper verhüllende Kleidungsstücke wie die Burka. Als sprachliche, mehr noch aber als visuelle Stereotype werden sie eingesetzt, um Differenz herzustellen. Bildanalysen belegen, dass der Gegensatz verschleiert – nicht verschleiert sowohl innerhalb eines Bildes als auch bei Bildfolgen verwendet wird. Berühmt geworden ist das 1996 entstandene Foto des Journalisten Santiago Lyon, das eine Gruppe Burka tragender Frauen in Afghanistan zeigt, darunter ein unverschleiertes Mädchen. Dieses Bild ist sowohl zur Illustrierung der Machtergreifung der Taliban verwendet worden, als auch nach „9/11“ im sogenannten „War on Terror“ und Kampf gegen die Taliban (vgl. Grittmann 2003). So dienten die Bilder verschleierter und unverschleierter Frauen der Legitimation von Kriegseinsätzen westlicher Truppen (vgl. Klaus/Kassel 2005; Klaus/Kirchhoff 2007; Klaus/Drüeke/ Kirchhoff 2012). Im Streit um das Kopftuch treffen zwei gegensätzliche Positionen aufeinander: einerseits Religionsfreiheit, andererseits die staatliche Neutralitätspflicht in Sachen Religion. Zum öffentlich verhandelten Thema wird das Kopftuch in Staaten wie Frankreich oder Deutschland, als muslimische Frauen versuchen, gerichtlich durchzusetzen, dass sie als Staatsbedienstete, z.B. als Lehrerin an öffentlichen Schulen, das Kopftuch tragen dürfen. Das Kopftuch ist zu diesem Zeitpunkt schon „mehr als ein Stück Stoff“ und auch mehr als ein religiöses Symbol. Gedeutet wird es vor allem politisch, und zwar als Anzeichen für ein Erstarken fundamentalistischer Strömungen im Islam. Es kommt, was pro und contra öffentliche Zur-Schau-Stellung religiöser Symbole – nicht nur islamischer – anbelangt, zu erstaunlichen Allianzen über Parteigrenzen hinweg. Auch innerhalb der feministischen Bewegung sind sehr unterschiedliche Positionen auszumachen. Sie reichen von kulturrelativistischen und antirassistischen (vgl. Rommelspacher 2002) bis zu deutlich ablehnenden, „antiislamistischen“ (vgl. Schwarzer 2010), die im Kopftuch nicht etwa ein Zeichen der Selbstbestimmung, sondern der Unterdrückung sehen. Plausibel scheint die Annahme, dass die „Kopftuchdebatten“ immer auch der Selbstdefinition „westlicher“ Feministinnen als „freier“ und „aufgeklärter“ dienen. Zum Thema Kopftuch äußern sich zahlreiche WissenschaftlerInnen und PublizistInnen (vgl. Oestreich 2004; Haug/Reimer 2005; von Braun/Mathes 2007), weniger untersucht sind die medialen Debatten und Stereotype, die im Zusammenhang mit

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Kopftuch, Schleier und Burka reaktiviert werden. Doch liegen inzwischen einige kommunikationswissenschaftliche Studien vor, die nicht nur Repräsentationskritik üben, sondern auch nach „kulturellen Zwischenräumen“ fragen, nach künstlerischen Umdeutungen und möglichen oppositionellen Lesarten von Schleier, Kopftuch und Burka. Ricarda Drüeke, Elisabeth Klaus und Susanne Kirchhoff (2011) geben Beispiele für künstlerische Aktionen, die darauf abzielen, die hegemoniale Ikonographie zu irritieren und sich der Stereotypie der medial verbreiteten Bilder bewusst zu werden.

3.5 Die Vergleichsdebatte Der Vergleich ist als wissenschaftliche Methode üblich und zielt auf die Formulierung und Überprüfung von Hypothesen sowie auf empirisch gestützte Verallgemeinerung und Typenbildung. Neben der Deskriptionsfunktion wird ihm eine Erklärungs-, Prognose- und Interpretationsfunktion zugeschrieben. Die Wahl der Vergleichsgegenstände ist jedoch häufig umstritten: was lässt sich miteinander vergleichen, auf welcher Vergleichsebene? Besonders umstritten ist in der Politik- und Geschichtswissenschaft der Vergleich totalitärer Systeme und politisch motivierter Genozide, wie die Debatte über die Totalitarismustheorie Hannah Arendts oder der von Ernst Nolte behauptete „Kausalnexus“ zwischen sowjetischen Klassenmord und nationalsozialistischem Rassenmord zeigen. Noltes Vergleich hat zum Historikerstreit, einer der wichtigsten publizistischen Kontroversen in Deutschland, geführt. Politische und wissenschaftliche Auseinandersetzungen ruft auch der Vergleich zwischen Antisemitismus und Antiislamismus hervor. Seitdem antiislamische Einstellungen in der bundesdeutschen Bevölkerung konstatiert werden, stellen WissenschaftlerInnen einen Vergleich zu antisemitischen Einstellungen an. Sie sind der Auffassung, dass es Parallelen gibt, wenngleich es sich bei der Islamfeindlichkeit um ein neueres bzw. aktualisiertes Phänomen handelt. Der Herausgeber des Bandes Islamfeindlichkeit, Thorsten Gerald Schneiders, berichtet in der Einleitung von einem Gedankenspiel des Soziologen Y. Michal Bodemann, das dieser allerdings in der Süddeutschen Zeitung öffentlich gemacht hat: Was wäre, wenn in einem fiktiven, aber für die Berichterstattung über MigrantInnen typischen Beitrag, in dem es um „Integrationsprobleme“ geht, die Wörter „Muslim“ oder „Türke“ durch „Juden“ ersetzt würden? Dann wäre, so Bodemann, die Entrüstung groß und von Antisemitismus die Rede. Der Aufschrei bleibe aber aus, wenn tagtäglich in verallgemeinernder Form negativ über Muslime berichtet wird (vgl. Bodemann 2004). Heftigen Protest hat schon Bodemanns Beitrag hervorgerufen, jedoch weniger wegen des Hinweises auf diskriminierende Berichterstattung über MuslimInnen als über den Vergleich, den Bodemann vorgenommen hat (vgl. Schneiders 2010: 9). Sabine Schiffer, die ebenfalls einen Vergleich antiislamischer und antisemitischer Vorurteile in einem Exkurs (Schiffer 2005: 200-222) und in einer späteren Publikation (Schiffer/Wagner 2009) anstellt, argumentiert: „Uns fehlt in Bezug auf den Islam die Sicherheit der Retrospektive, darum möchte ich durch diese Arbeit auf die Indizien hinweisen, die analog zu bewiesenen Rassismen sind. So ist meiner Meinung nach die

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Aufforderung ‚Wehret den Anfängen!‘ zu verstehen.“ (Schiffer 2005: 221) Siegfried Jäger heißt diesen Vergleich im Vorwort zur Studie gut, denn er „eröffnet neue Erkenntnisse in Bezug auf den Antisemitismus selbst, aber auch in Bezug auf die Islamophobie, sowie auf rassistische Diskurse allgemein.“ (Jäger 2005: 9) Rassismus wird hier als Oberbegriff verwendet, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit als Rassismen verstanden. Schiffer räumt ein, dass der Vergleich die Gefahr birgt, Unterschiede zu übersehen – „so wie umgekehrt das Fokussieren der Unterschiede von den Gemeinsamkeiten ablenken kann.“ (Schiffer 2005: 221) Farid Hafez (2010) und Achim Bühl (2010b: o.S.) gehen der Frage nach, wie statthaft und sinnvoll Gleichsetzungen von Juden- und Islamfeindlichkeit sind. Bühl nennt mit Wolfgang Benz und Henryk M. Broder zwei Protagonisten der Vergleichsdebatte, die in den vergangenen Jahren an Schärfe zugenommen hat. Wolfgang Benz, Historiker und viele Jahre Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung, hält den Vergleich ähnlich wie Siegfried Jäger oder Micha Brumlik für statthaft. Benz schreibt in der Süddeutschen Zeitung: „Es ist ein Gebot der Wissenschaft, die Erkenntnisse, die aus der Analyse des antisemitischen Ressentiments gewonnen wurden, paradigmatisch zu nutzen.“ (Benz 2010: o.S.) Kritischer, so Bühl (vgl. ebd.), sieht der Politologe Matthias Küntzel einen komparatistischen Ansatz, weil er die Gefahr einer Trivialisierung des Holocausts in sich birgt. Henryk M. Broder, Publizist, ist strikt gegen den Vergleich. Für ihn führt er zur Relativierung und Beschönigung des Islams, in dem er eine antiaufklärerische Religion sieht und der in seiner politischen Dimension israelfeindlich und antisemitisch sei. Broder formuliert gewohnt polemisch, wenn er in der Tageszeitung Die Welt fragt „Sind Muslime die Juden von heute?“ (Broder 2010: o.S.) Den Vergleich von Islamfeindlichkeit und Antisemitismus hält er für ähnlich angebracht wie den zwischen „Wehrmacht und Heilsarmee, Bikini und Burka, GEZ und Camorra.“ (Ebd.) Trotz solcher journalistischer Zuspitzungen werden in der Wissenschaft, wenn nicht „Gemeinsamkeiten“, so doch „diskursive Parallelen von antisemitischen und islamophoben Diskursen“ (Hafez 2010: 16) aufgezeigt. Linards Udris und Mark Eisenegger gehen noch einen Schritt weiter. Sie wollen durch die Analyse der Berichterstattung über Juden und Muslime in deutschsprachigen Schweizer Medien eine Methode zur Messung diskriminierender Berichterstattung über jegliche Minderheiten sowie Inklusions- und Exklusionsprozesse entwickeln (vgl. Udris/Eisenegger 2007: 123). Was aber bei der Suche nach Parallelen möglicherweise zu kurz kommt, ist die Berücksichtigung der Differenzen zwischen und innerhalb von Minderheitengruppen. In der Vergleichsdebatte wird kaum erwähnt, dass es jüdische Islamfeindlichkeit und muslimischen Antisemitismus gibt, dass Stereotypisierungen und Vorwürfe wie „Fundamentalismus“, „Machtstreben“, „Rückständigkeit“ oder „Frauenfeindlichkeit“ sowohl innerhalb als auch zwischen den beiden religiösen Gruppen „Muslime“ und „Juden“ vorkommen. D.h. sie sind nicht ausschließlich jeweils „Opfer von Rassismus“, sondern auch an rassisierenden Prozessen Beteiligte. Zugleich gerät durch die Vergleichsdebatte aus dem Blick, dass gemeinsames Handeln nicht ausgeschlossen ist, beispielsweise wenn es darum geht, religiöse Riten wie die Beschneidung zu verteidigen.

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Nach dem Urteil des Kölner Landgerichts 2012, das Beschneidungen von Jungen als Körperverletzung bewertet, haben VertreterInnen jüdischer wie muslimischer Glaubensgemeinschaften gegen die Strafandrohung seitens der deutschen Justiz protestiert. Schließlich führt die eingeschränkte Sicht auf die jeweils anderen dazu, weitere am Diskurs beteiligte und von ihm mehr oder weniger profitierende Gruppen unbeachtet zu lassen. So stellt sich die Frage, wie die christliche Religion, verschiedene christliche Konfessionen sowie andere Religionen, Religionsgemeinschaften und Sekten in den Medien dargestellt werden und welche Studien es dazu gibt.

3.6 Metaanalyse I und II: Christliche Stereotype Was die christliche Religion und ihre mediale Repräsentation anbelangt, ist die Datenlage dürftig. Doch zeichnet sich im Jahr 2005, in dem die Bild-Zeitung titelt „Wir sind Papst“, ein gesteigertes wissenschaftliches Interesse an Religion ab. Im Auftrag der MDG Medien-Dienstleistung GmbH und in Kooperation mit der Katholischen Sozialethischen Arbeitsstelle e.V. führt das Heidelberger Institut Sinus Sociovision eine Studie durch, bei der auf Grundlage der Sinus-Milieus91 Einstellungen zu Religion und Kirche sowie konkrete Wünsche und Erwartungen der Befragten an die katholische Kirche erhoben werden. Die Ergebnisse sind im MDG-Handbuch Religiöse und kirchliche Orientierungen in den Sinus-Milieus 2005 zusammengefasst (vgl. MDG 2006). Befragt haben die MeinungsforscherInnen 170 Personen zwischen März und Juli 2005. Für mehrstündige Einzelinterviews und Gruppendiskussionen wurden „milieutypische Vertreter rekrutiert, die von der Kirche ‚grundsätzlich erreichbar‘ sind“ (MDG 2006: 9). Katholisch Getaufte sind überrepräsentiert, doch wurden „auch bewusst jene mit einbezogen, die aus der Kirche ausgetreten sind, sowie Nicht-Getaufte.“ (Ebd.) Erhoben wurden die Einstellungen zu den Themenfeldern Lebenssinn, Weltanschauung, Religion und Kirche, Nutzung und Bedeutung der Bibel, Image der katholischen Kirche sowie Wünsche und Forderungen an die katholische Kirche in Deutschland (vgl. ebd.: II). Hier soll nur auf einige Ergebnisse zum Image der katholischen Kirche eingegangen werden und zwar auf solche, die milieuübergreifend festzustellen sind und für die Mehrheit der Befragten zutreffen: Die Wahrnehmung von Kirche beschränkt sich für 91 | Die Sinus-Milieus werden seit mehr als drei Jahrzehnten erhoben. In einem Milieu sind diejenigen Menschen zusammengefasst, die ähnliche Lebensweisen und Wertorientierungen haben. In der Studie von 2005 umfassen sie zehn soziale Milieus. Hierbei handelt es sich um gesellschaftliche Leitmilieus („Etablierte“, „Postmaterielle“, „Moderne Performer“), traditionelle Milieus („Konservative“, „Traditionsverwurzelte“, „DDR-Nostalgische“), Mainstream Milieus („Bürgerliche Mitte“, „Konsum-Materialisten“) und hedonistische Milieus („Experimentalisten“, „Hedonisten“). Für das MDG-Handbuch Religiöse und kirchliche Orientierungen in den Sinus-Milieus 2005 wurden erstmals die religiösen und kirchlichen Orientierungen typischer Milieuvertreter analysiert und erhoben. Inzwischen wurde das Milieumodell aktualisiert, um den soziokulturellen Dynamiken (demographischer Wandel, Mediatisierung, Migration etc.) Rechnung zu tragen.

C Metaanalysen und Ergebnisse

die meisten auf Kirchengebäude, Glockengeläut und den Auftritt von Repräsentanten der Kirche im Fernsehen. Mit der katholischen Kirche verbinden sie vor allem den Papst. Immer wieder thematisiert wird die „Rückständigkeit“ der katholischen Kirche. Auch vielen Konservativen und Traditionsverwurzelten erscheint die katholische Kirche als nicht mehr zeitgemäß. Reizthemen sind Zölibat, Empfängnisverhütung sowie das Verbot des Priesteramts für Frauen. Die vormals „enge Allianz zwischen katholischer Kirche und dem konservativem Milieu löst sich auf; die katholische Kirche erscheint inzwischen allzu rückständig und muss aufpassen, vom traditionellen Segment nicht abgehängt zu werden.“ (MDG 2006: 13) Und es wäre falsch zu glauben, dass die Traditionellen jede Veränderung scheuen. Sie registrieren gesellschaftliche Trends, nehmen Veränderungen jedoch mit zeitlicher Verzögerung und höchst selektiv vor. Die Kirche, so die VerfasserInnen der Studie, läuft Gefahr die Verbindung zu diesem Milieu zu verlieren (vgl. ebd.: 13). Unglaubwürdig werde die Kirche dadurch, dass sie Tugenden wie Nächstenliebe, Frieden, Solidarität und Bescheidenheit von anderen fordere, selbst jedoch das genaue Gegenteil praktiziere: „Die prachtvollen, ‚protzigen‘ Kirchen seien typisch für eine Institution, die Armut predigt und selbst im Reichtum erstickt.“ (MDG 2006: 14) Es fallen Begriffe wie „Doppelmoral“, „Machtmissbrauch“, „Menschenfeindlichkeit“ und „Verrat an der Idee Jesu“ (ebd.). Die Untersuchung zeigt, dass die katholische Kirche in Deutschland in den meisten Milieus mit erheblichen Imageproblemen zu kämpfen hat. Die Kritik an ihr als Institution ist umfassend. Kirche erreicht viele Menschen nur zu bestimmten, zumeist privaten Anlässen wie Taufe, Hochzeit oder Beerdigung. Im Alltag spielt sie jedoch kaum eine Rolle. Auch in der Studie Zwischen Papstbegeisterung und Reformdruck (Mitschke-Collande 2006) wird die Einstellung der Deutschen zur katholischen Kirche erhoben. Es handelt sich bei dieser Studie um eine Sonderauswertung von Daten, die im Rahmen der Perspektive-Deutschland-Online-Befragung92 erhoben worden sind. Eine Grundannahme der Studie lautet, dass nach medialen Großereignissen wie der Ernennung Kardinal Ratzingers zum Papst im Frühjahr 2005 und dem Weltjugendtag in Köln die Zustimmung zur katholischen Kirche gestiegen sei. 20 Prozent der Befragten bestätigen, ihre Meinung über die katholische Kirche habe sich im vergangenen Jahr verbessert. Besonders begeisterten die Ereignisse im Jahr 2005 die Katholiken selbst: 32 Prozent haben eine bessere Meinung von der katholischen Kirche als vor den Ereignissen. Aber auch andere Religionsgemeinschaften (20 Prozent der ProtestantInnen und 12 Prozent der Konfessionslosen) nehmen die katholische Kirche positiver wahr als zuvor. Am stärksten beeindruckt sind freilich die aktiven KatholikInnen und hier insbesondere die Jüngeren (vgl. MitschkeCollande 2006: 9f). Medienwirksame Großereignisse können sich also positiv auf das 92 | Bei dem Projekt Perspektive-Deutschland handelt es sich um eine seit 2001 jährlich stattfindende Online-Umfrage von McKinsey, ZDF, stern und WEB.DE. Unter dem Titel „Wohin Deutschland?“ wurden zwischen Oktober 2005 und Januar 2006 mehr als 620.000 Personen online zu den Themen Arbeit und Wirtschaft, soziale Sicherung, Familie und Kinder, Bildung und Kirche befragt (vgl. Mitschke-Collande 2006: 5).

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Bild von der katholischen Kirche auswirken. Andererseits deuten die detaillierten Ergebnisse der MDG-Studie doch auf grundsätzliche Kritik und ein eher negatives Bild der katholischen Kirche. Noch einmal verschärft hat sich das Imageproblem aufgrund der Fälle sexuellenMissbrauchs und der nicht erfüllten Reformhoffnungen. Dem Bild der Kirche in der Tagespresse geht Daniel Meier (2006) in seiner Dissertation nach. Er untersucht mittels Inhaltsanalyse die Berichterstattung von Süddeutsche Zeitung, Bild, Nürnberger Nachrichten und Leipziger Volkszeitung über einen Zeitraum von vier Monaten (Dezember 2000 bis April 2001). Zusätzlich berücksichtigt er die Pressearbeit des Evangelischen Pressedienstes (epd) sowie der Abteilung Presseund Öffentlichkeitsarbeit/Publizistik (P.Ö.D). Anlass seiner Studie sind u.a. die immer wieder vorgetragenen Beschwerden von Kirchenvertretern über das Unwissen und Unvermögen „der Medien“ und das journalistische Interesse an Skandalen. Meier berichtet: „Kommt das Gespräch in pastoralen Kreisen auf das Thema Kirche und Medien, erfolgt fast schon stereotyp der Hinweis auf die jüngste Verwechselung von ökonomisch und ökumenisch, Dekan und Diakon oder Gottesdienst und Messe. Der Vorwurf der fehlerhaften Berichterstattung weitet sich aus zu dem einer einseitigen und/oder gar fehlenden Wahrnehmung überhaupt.“ (Meier 2006: 13)

Meier kann durch seine Studie allerdings belegen, dass das medial vermittelte Bild der christlichen Kirchen, schwerpunktmäßig der evangelischen Kirche in Deutschland, sehr viel differenzierter und längst nicht so negativ und stereotyp ist wie gemeinhin angenommen wird. Wenn über die katholische Kirche berichtet wird, dann zumeist über den Papst und den Vatikan. Doch spielten kirchliche Belange vor allem im Lokaljournalismus eine wichtige Rolle. Insgesamt werde in der Berichterstattung über Kirche weniger auf Konflikt gesetzt als in der Politikberichterstattung. In der Publizistik wird Meiers Studie von Hans Hafenbrack rezensiert. Er hat einiges zu bemängeln, so die „Beschränkung“ auf „leider nur vier Tageszeitungen“ und auf „bayerische Verhältnisse“ (Hafenbrack 2007: 259). Zustimmung erhält lediglich Meiers Widerlegung des „Vorurteils, die Kirche werde in der Tagespresse nur ungenügend wahrgenommen.“ (Hafenbrack 2007: 258) Meiers Dissertation liefert zunächst einmal eine Bestandsaufnahme der „Forschungsergebnisse zur journalistischen Wahrnehmung der Kirche“ (vgl. Meier 2006: 25-44) und ist als eine der wenigen auch kommunikationswissenschaftliches Wissen berücksichtigenden Annäherungen an das Thema wertvoll. Es handelt sich allerdings – ebenso wie bei den zuvor präsentierten, auf Befragungen basierenden Studien – nicht um Stereotypenforschung im engeren Sinne, sondern um Imageforschung. Die Datenbasis ist schmal. Es gibt kaum Untersuchungen zur Repräsentation christlicher Religion in den Medien, geschweige denn zur Stereotypisierung christlicher Religion oder „Christen-Stereotypen“. Lediglich innerhalb der Humorforschung finden religiöse Stereotype Beachtung. Hier treffen katholische Priester, Nonnen, Buddhisten, Rabbiner und „Ungläubige“ aufeinander. Matthias Jung schreibt über konfessions-

C Metaanalysen und Ergebnisse

abgrenzende Witze: „Es geht in diesen Witzen immer wieder um die Überlegenheit der eigenen Konfession bzw. um die Kritik am Überlegenheitsanspruch der anderen Konfession/Religion. Sie sind oftmals verbunden oder auch nur begründet in Vorurteilen (Bewertung eines einzelnen Zuges) gegenüber der anderen Konfession/ Religion“ (Jung 2003: o.S.). Die in Witzen zu findenden religiösen Stereotype beziehen sich in erster Linie auf Sexualität, aber auch auf Geld, Genuss- und Prunksucht, wahren Glauben versus Scheinheiligkeit etc. Ganz überwiegend findet eine Personalisierung religiöser Stereotype statt. Geistliche WürdenträgerInnen verkörpern dann „ihre“ Religion und die mit ihr verbundenen Vorurteile und Stereotype. Derlei personalisierte religiöse Stereotype können zugleich als berufliche Stereotype gewertet werden. Deswegen ist zu prüfen, ob es Studien zur medialen Repräsentation und zum Prestige von Geistlichen gibt, die im Kapitel C 6 Berufe und Stereotype zu berücksichtigen wären.

Stereotypisierung von Religionsgemeinschaften und „Sekten“ Forschung zur Stereotypisierung der drei großen Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam und ihrer AnhängerInnen findet im deutschsprachigen Raum in sehr unterschiedlichem Ausmaß statt. Noch weniger Studien als zu Stereotypen des Christentums gibt es zu Stereotypen kleinerer Religionsgemeinschaften und sogenannter „Sekten“, obwohl letztere wegen prominenter Mitglieder oder aber wegen spektakulärer Aktionen wie Anschlägen, Massenhochzeiten oder gemeinschaftlichen Suiziden mediale Aufmerksamkeit erfahren. Es überwiegen dabei eindeutig die negativen Berichterstattungsanlässe wie auch Patrick Warto (2007) durch seine Studie Journalistische Qualität und die Reproduktion von Stereotypen im religiösen Minderheitendiskurs belegen kann. Er führt, so der Untertitel der Arbeit, eine semantische Analyse zur Erfassung des Bedeutungsgehaltes des sprachlichen Ausdrucks ‚Sekte‘ in der Berichterstattung der österreichischen Tagespresse durch. Untersucht wird der Gebrauch des Begriffs Sekte in den österreichischen Tageszeitungen Die Presse, Kleine Zeitung, Salzburger Nachrichten und Oberösterreichische Nachrichten. Der Erhebungszeitraum erstreckt sich über sechs Jahre, in die Stichprobe gelangten 635 Artikel. Warto ermittelt die „zu erwartenden gleichbleibenden Zuschreibungen (Stereotypien) bzw. Narrative des kulturell verankerten Sektenbildes“ (Warto 2007: 146f.), und zwar das „Narrativ der Gefährlichkeit/Konfliktträchtigkeit“, das der „verdünnten Willensfreiheit“ [womit eingeschränkte Willensfreiheit und Manipulation gemeint sind, M.T], das der „‚Geldmacherei‘“, das der „irrationalen Ansichten“ und das des „Führers/Gurus“. In 63 Prozent der untersuchten Beiträge wird das Narrativ der „Gefährlichkeit/Konfliktträchtigkeit“ in Verbindung mit Sekten eingesetzt, gefolgt von dem der eingeschränkten „Willensfreiheit“ mit 38 Prozent. Die „Irrationalität“ der von Sektenmitgliedern vertretenen Ansichten, „Gurus“ und „Geld“ sind weitere Themen. In kaum einem Artikel geht es um die tatsächlichen Glaubensinhalte (vgl. Warto 2007: 192-213). Die Ergebnisse der qualitativen Analyse Wartos bestätigen im Wesentlichen diejenigen der quantitativen Untersuchung wie-

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der, wonach Berichte über Straftaten, Mord, Suizid und Terror die „Gefährlichkeit“ von Sekten unterstreichen (vgl. ebd.: 319). Warto appelliert am Ende seiner Studie an die JournalistInnen, von einem inflationären Gebrauch des Begriffs Sekte abzusehen und zu unterscheiden, wann es sich um in Österreich gesetzlich anerkannte Religionsgemeinschaften und wann um „Sekten“ handelt (vgl. ebd.: 322).

3.7 Zwischenfazit Religionen und Stereotype Die Antisemitismusforschung macht den Großteil der Forschung zu religiösen Vorurteilen aus. Zwar hat es schon vor dem Holocaust wissenschaftliche Studien zu antisemitischen Vorurteilen und Stereotypen gegeben, doch setzt eine kontinuierliche Forschung im deutschsprachigen Raum erst in den 1950er Jahren ein. Kommunikationswissenschaftliche Studien zu medial vermittelten jüdischen Stereotypen sind nicht sehr zahlreich. Metaanalyse I verzeichnet lediglich eine Rezension und eine Studie, in der es um die Wirkung der TV-Dokumentation Holokaust auf antisemitische Einstellungen geht (vgl. Behmer* 2007: Schäfer 2005; Dohle/Wirth/Vorderer* 2003). Metaanalyse II belegt hingegen, dass durchaus zur Darstellung des Judentums in den Medien geforscht wird. Diese Forschung findet jedoch kaum in den beiden kommunikationswissenschaftlichen Fachzeitschriften Berücksichtigung. Das gilt gleichfalls für Studien zur Darstellung des Islams. Deutlich wird, dass sich nationale, politische und religiöse Stereotype durchdringen. Gelten Stereotype des christlichen Antijudaismus als im kollektiven Gedächtnis fest verankert, wird der Antiisraelismus, der sich in Kritik am Staat Israel und seiner Politik ausdrückt, als „neue Form des Antisemitismus“ (Mertens 1995) dechiffriert. So erklären sich auch Reaktionen von LeserInnen auf das 2012 von Günther Grass veröffentlichte Gedicht „Was gesagt werden muss“, die in diesem Text latenten bis offenen Antisemitismus erkennen. Debattiert wird, ob „man“ Israels Politik kritisieren könne, ohne sich des Verdachts des Antisemitismus’ auszusetzen. Die Zahl der publizistischen Kontroversen, in denen es hauptsächlich oder in einem Teilkonflikt um Antisemitismus geht, steigt von Jahr zu Jahr. Antijüdische Stereotype werden in diesen Kontroversen thematisiert und reproduziert. Erstaunlich ist ihre Widersprüchlichkeit. Je nach weltanschaulichem, politischem oder religiösem Standpunkt werden „die Juden“ für das eine oder das andere Übel verantwortlich gemacht. Antisemitismus ist als Bündel von negativen Einstellungen selbst dann vorhanden, wenn keinerlei Kontakt zu Juden besteht. Daraus lässt sich folgern, dass Medienberichterstattung einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Verbreitung und Festigung antisemitischer Einstellungen hat. Das gleiche gilt für antiislamische Einstellungen. Auch ohne unmittelbaren Kontakt und direkte Erfahrungen mit MuslimInnen nehmen islamfeindliche Ansichten zu. Zwar sind Möglichkeiten, mit in Deutschland lebenden MuslimInnen in direkten Kontakt zu treten, vorhanden, doch setzt sich das Bild, das sich viele NichtMuslimInnen von MuslimInnen machen, hauptsächlich aus medial vermittelten Informationen zusammen. Diese sind weder besonders vielfältig, noch ausgewogen.

C Metaanalysen und Ergebnisse

Die vorliegenden Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass vor allem der Nachrichtenwert Negativismus ausschlaggebend ist und „der“ Islam häufig im Zusammenhang mit Gewalt, Terroranschlägen oder Unterdrückung thematisiert wird. Ausgeblendet bleiben das Normale, Alltägliche, Positive. Auch der Nachrichtenwert Aktualität ist für die Islamberichterstattung entscheidend, da insbesondere zu aktuellen, meist politischen Anlässen berichtet wird. Hintergrundinformationen und Berichte über den Islam als Religion und gelebte Kultur kommen zu kurz. Während die Erforschung antijüdischer Stereotype inzwischen zu einem recht umfassenden Kenntnisstand geführt hat, gilt das für die Erforschung antiislamischer Stereotype nur bedingt. Erst im Zuge der Migration von MuslimInnen sind antiislamische Vorurteile und Stereotype als Forschungsgegenstand entdeckt worden. Noch mehr Aufmerksamkeit erhielt das Thema „Islamfeindlichkeit“ nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Seitdem ist ein regelrechter Forschungsboom erkennbar, der sich allerdings weit weniger in Metaanalyse I niederschlägt als in Metaanalyse II. Wiederum sind es nur zwei Beiträge in der Publizistik, die Stereotype gegenüber MuslimInnen behandeln (vgl. Kunczik* 2003: Hafez 2002; Sielschott* 2011). Beide stammen aus dem ersten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts. Dabei hat das Forschungsfeld international und national seit mehr als drei Jahrzehnten eine Erweiterung und Ausdifferenzierung erfahren, zunächst durch die Orientalismus-Debatte (vgl. Said 1978), später durch die Berücksichtigung intersektionaler Perspektiven und (de-)konstruktivistischer Ansätze innerhalb der Postcolonial und Critical Whiteness Studies: Nation, Ethnie, Religion, Geschlecht etc. werden als soziale Kategorien einerseits in Frage gestellt, andererseits in ihrer jeweiligen, kontextabhängigen Bedeutung und in ihrem Zusammenwirken betrachtet. Es sind vor allem Wissenschaftlerinnen, die seit den 1990er Jahren die mediale Repräsentation von Musliminnen untersuchen und damit eine Leerstelle bisheriger Forschung sichtbar gemacht haben. Eine weitere Forschungslücke tut sich im Bereich christlicher Religion auf. Deutschsprachige Studien zur medialen Repräsentation der Mehrheitsreligion sind Mangelware, erst recht Studien zur Stereotypisierung „des“ Christentums und seiner AnhängerInnen. Zwar wird die Wichtigkeit von Religion nicht geleugnet und seit einigen Jahren ein verstärktes individuelles wie gesellschaftliches Interesse an Religion behauptet, doch schlägt sich dieses Interesse nicht in Form von Forschungsbeiträgen in den Fachzeitschriften Publizistik und Medien & Kommunikationswissenschaft nieder. Möglicherweise herrscht „Arbeitsteilung“: weil andernorts religiöse Stereotype in den Medien behandelt werden, z.B. in Sammelbänden oder kommunikationswissenschaftlichen Fachzeitschriften wie der seit 1968 erscheinenden Communicatio Socialis, müssen sie nicht auch noch in Publizistik und Medien & Kommunikationswissenschaft vorkommen. Doch sind auch andere Deutungen wie eine allgemeine Vorsicht und prinzipielle Zurückhaltung gegenüber dem Thema Religion denkbar. Der Überblick über den gesamten Forschungsbereich Medien und Religion ergibt, dass mehr Einstellungs- als Repräsentationsforschung betrieben wird und dass bei Repräsentationsstudien eher nach dem Bild als nach Stereotypen gefragt

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wird. Möglicherweise weil Bildforschung neutraler erscheint. Die bevorzugten Methoden sind Inhalts- und Diskursanalysen; Forschungsgegenstand ganz überwiegend Presseerzeugnisse und da die sogenannten Meinungsführermedien, insbesondere überregionale Tageszeitungen und das Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Elektronische Medien und die Lokalberichterstattung werden weit weniger untersucht, obwohl sich hier z.T. Veränderungen abzeichnen und eine differenziertere und weniger negative Berichterstattung konstatiert wird. Vieles ist kaum erforscht. Wenn auch die Forschungslage innerhalb der Antisemitismusforschung recht gut und Islamophobieforschung ein expandierender Forschungsbereich ist, bleiben doch Lücken bei der Erforschung von medial vermittelten religiösen Stereotypen, ihrer Beständigkeit einerseits sowie ihrer Wandlungsfähigkeit andererseits. Insbesondere Stereotype des Christentums und seiner AnhängerInnen sowie kleinerer Religionsgemeinschaften und Sekten stellen trotz ihrer medialen Präsenz einen „weißen Fleck“ in der Forschungslandschaft dar. Auch vergleichende Studien zur medialen Repräsentation von Religionen, ihren AnhängerInnen und GegnerInnen, fehlen. Positiv an der Vergleichsdebatte zwischen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit ist aus Sicht der Stereotypenforschung, dass Erkenntnisse über die Entstehung und Verbreitung sowie den Gehalt von Stereotypen wieder mehr Aufmerksamkeit erlangen und Phänomene „gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“, zu denen Stereotypisierungen gehören, vergleichend erforscht werden, ohne dabei Unterschiede zu verwischen. Zumeist findet die wissenschaftliche Beschäftigung mit religiösen Stereotypen im Anschluss an Ereignisse und von ihnen ausgelöste publizistische Kontroversen statt. Eine kontinuierliche, ereignisunabhängige und vor allem verschiedene Religionen und ihre mediale Repräsentationen berücksichtigende Forschung ist hingegen die Ausnahme.

4. Geschlechter und Stereotype In den 1970er und 1980er Jahren entstehen im Zuge der Zweiten Frauenbewegung Studien, die nach „dem Bild“ oder „der Darstellung“ der „Frau in den Massenmedien“ fragen. Dieser Typ von Repräsentationsstudien ist überwiegend dem Gleichheitsansatz (vgl. Klaus 2005: 15) verpflichtet und stellt auf die bestehende Ungleichheit in der medialen Repräsentation von Frauen und Männern ab. Ausnahmslos gelangen die Studien zu dem Ergebnis, dass die Massenmedien nicht „die Realität“ wiedergeben, sondern zu einem verzerrten Bild von der Wirklichkeit beitragen. Ein unrealistisches Bild zeichneten die Medien schon dadurch, dass Frauen dort deutlich unterrepräsentiert seien. Ihre Lebenswelten scheinen weniger wichtig oder kommen gar nicht erst vor. Wenn Frauen in den Medien präsent sind, so lediglich in einem sehr engen Rollenspektrum und in letztlich stereotyper Art und Weise. Aufgrund der Ergebnisse der Medieninhaltsanalysen, die seit der Initialstudie von Erich Küchenhoff (1975) vermehrt angestellt werden, kommt die Forderung nach quantitativen und qualita-

C Metaanalysen und Ergebnisse

tiven Veränderungen auf: Frauen sollten erstens häufiger in den Medien präsent sein und zweitens differenzierter dargestellt werden. Um das zu erreichen, schien es sinnvoll, den Anteil der Journalistinnen in den Redaktionen zu erhöhen. Doch steigt dieser nur langsam, und ein Zusammenhang zwischen Journalistinnenanteil und geschlechtergerechter Berichterstattung kann nur bedingt nachgewiesen werden. Bis heute aber bestätigen nationale wie internationale Studien ein Missverhältnis in der medialen Geschlechterdarstellung, das nicht allein mit der ungleichen gesellschaftlichen Aufgaben- und Machtverteilung erklärt werden kann (vgl. GMMP 2010). Stereotype Geschlechterbilder sowohl von Frauen als auch von Männern sind weiterhin in allen journalistischen Gattungen und mehr noch in der Werbung zu finden. Die zunehmende Kritik an Geschlechterstereotypen in den Medien hat zu einigen Veränderungen geführt. Zum Teil als Reaktion auf jene Kritik, mehr noch aber aus wirtschaftlichen Gründen setzen Medienunternehmen auf Angebotserweiterung und Produktdiversifizierung sowie die Definition neuer Zielgruppen. Neben traditionellen Frauenstereotypen wie dem der „Hausfrau“, der „Mutter“ oder der „Sekretärin“, tauchen Substereotype auf, bei denen Geschlecht und sexuelle Orientierung mit Kategorien wie Beruf, Ethnie, Religion, Körper, Alter u.a. verbunden sind, z.B. die „Karrierefrau“, die „Kampflesbe“ oder die „türkische Putzfrau“. Und auch traditionelle Männerstereotype werden ergänzt durch Substereotype wie dem des „Softie“, des „Metrosexuellen“ oder des „neuen Vaters“, der sich an der Kindererziehung beteiligt. Die Geschlechterbilder in den Medien verändern sich also, sie sind auf den ersten Blick zahlreicher, auf den zweiten Blick aber nicht weniger stereotyp. Obwohl zuweilen traditionelle Geschlechterrollen in Frage gestellt werden und gerade auch in unterhaltenden Formaten oder der Werbung mit Geschlechterklischees gespielt wird, bleibt das System der Zweigeschlechtlichkeit erhalten bzw. wird permanent reproduziert. Dazu tragen Medienberichte und Anzeigen bei, die auf Geschlechterdifferenzen abstellen und z.B. behaupten, dass Männer anderes Shampoo benötigen als Frauen oder dass Männer nicht zuhören und Frauen nicht einparken können. So existieren mediale Geschlechterbilder, die auf Gleichberechtigung abzielen, neben Geschlechterbildern, die Unterschiedlichkeit betonen. Eher selten werden in den Medien vermeintliche Gewissheiten hinterfragt und das „doing gender“ thematisiert. Umso nötiger sind kommunikationswissenschaftliche Studien, die nach der sozialen und medialen Konstruktion von Geschlecht sowie Differenzen zwischen „Realität“ und „Medienrealität“ fragen.

4.1 Geschlechterforschung in der Kommunikationswissenschaft Die kommunikationswissenschaftliche Geschlechterforschung ist zunächst hauptsächlich Frauenforschung, die sich mit der „Rolle der Frau in den Medien“ befasst und dabei eine generelle Benachteiligung von Frauen in den Medien feststellt. „In“ den Medien meint hier zweierlei: einerseits geht es um die Kommunikatorinnen, diejenigen, die in Medienunternehmen an der Herstellung von Öffentlichkeit beteiligt sind bzw. auch beteiligt sein sollten, andererseits um die in den Medien

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

dargestellten Frauen und die Rollen, in denen sie zu sehen sind. Stark beeinflusst ist diese Forschung im deutschsprachigen Raum von US-amerikanischen feministischen TheoretikerInnen, die geprägt von den neuen sozialen und Bürgerrechtsbewegungen der 1960er Jahre und in Anlehnung an den Begriff Rassismus die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres Geschlechts als Sexismus bezeichnen. Die amerikanische Kommunikationswissenschaftlerin Gaye Tuchman veröffentlicht 1978 den Aufsatz The Symbolic Annihilation Of Women by the Mass Media (Tuchmann 1978, dt. 1980), der, so Elisabeth Klaus zwanzig Jahre später, „bis heute das Vokabular bereit [stellt], um Forschungsergebnisse über die Aussagenproduktion der Medien zusammenzufassen und zu interpretieren.“ (Klaus 1998: 222) Tuchman belegt eindrücklich, wie Massenmedien Frauen in die symbolische Nichtexistenz drängen und die Vielfalt ihrer Lebensentwürfe trivialisieren (vgl. Tuchmann 1980). Annihilierung und Trivialisierung sind in Folge der Rezeption ihres Aufsatzes häufig verwendete Begriffe in der deutschsprachigen Forschungsliteratur zum Thema. Erkennbar sind anglo-amerikanische Einflüsse auf den wissenschaftlichen Sprachgebrauch und die Theoriebildung auch an der Verwendung der Begriffe sex und gender. Gender bezeichnet im Englischen ursprünglich das grammatische Geschlecht, hat aber eine begriffliche Erweiterung um das soziale Geschlecht erfahren. Der Psychologe Robert Stoller, der sich mit Transsexualität bei Jugendlichen befasst, benutzt den Begriff gender Ende der 1960er Jahre, um männlich oder weiblich konnotierte und adaptierte Verhaltensmuster zu beschreiben (vgl. Stoller 1968). In Abgrenzung zum sozialen Geschlecht, gender, bezeichnet sex das biologische Geschlecht, das durch körperliche Geschlechtsmerkmale bestimmt wird, so die einfache und verkürzte Definition. Regine Gildemeister (2010: 138) verweist auf die Neudefinitionen von Candace West und Don Zimmermann (1987), die versuchen, dem „heimlichen Biologismus“ der sex-gender Unterscheidung zu entkommen, indem sie mit dem Konzept des doing gender eine dreigliedrige Neufassung von sex, sex-category und gender vorlegen. „Sex“ ist demnach „die Geburtsklassifikation des körperlichen Geschlechts aufgrund sozial vereinbarter biologischer Kriterien.“ (Gildemeister 2010: 138) Im Deutschen steht mit Geschlecht nur ein Begriff zur Verfügung. Sowohl physische Merkmale als auch Verhaltensweisen werden gemeinhin als „weiblich“ oder „männlich“ kategorisiert und damit Zweigeschlechtlichkeit als Norm reproduziert. In der frühen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Geschlechterfragen, in den 1970er und 1980er Jahren, dominiert der Gleichheitsansatz, der bis heute vertreten wird, doch in den 1980er und 1990er Jahren durch den Differenzansatz und (De-)Konstruktivismus teils ergänzt, teils abgelöst wird. Elisabeth Klaus bezeichnet mit diesen Begriffen, Gleichheitsansatz, Differenzansatz und (De-)Konstruktivismus, drei Forschungsparadigmen innerhalb der Geschlechterforschung (vgl. Klaus 2005: 14). Zuvor haben Marie-Luise Angerer und Johanna Dorer die theoretischen Positionen unter Standpunkttheorien einerseits und Poststrukturalismus/Postmodernismus andererseits zusammengefasst, der Frauenforschung die Genderforschung gegenübergestellt und auf die verschiedenen politische Strömungen innerhalb der feministischen Bewegung hingewiesen (vgl. Angerer/Dorer 1994a).

C Metaanalysen und Ergebnisse

Die Hauptforderung von VertreterInnen des Gleichheitsansatzes innerhalb der Geschlechterforschung lautet in aufklärerischer Tradition: mehr Gleichberechtigung, für beide Geschlechter, in allen gesellschaftlichen Bereichen, egal ob öffentlich oder privat. Ausgehend vom Individuum und seinem Recht auf Freiheit, Gleichheit und Solidarität sind die geschlechtsspezifische Sozialisation und Diskriminierung wichtige Forschungsthemen. In der frühen Phase der Geschlechterforschung steht die patriarchale Unterdrückung der Frau im Vordergrund, später, ab den 1990er Jahren, werden vermehrt beide Geschlechter berücksichtigt und Geschlechterrollen als individuell erworbenes, jedoch kulturell bestimmtes Verhaltensrepertoire von Männern und Frauen untersucht. Der Differenzansatz stellt auf Geschlechterunterschiede ab und analysiert ihre gesellschaftliche Reproduktion, das doing gender, in verschiedenen Bereichen. Von Interesse sind beispielsweise Medienunternehmen und Redaktionen als „gendered organizations“, d.h. als zentrale Orte der Herstellung sozialer Ungleichheit zwischen den Geschlechtern, desweiteren Geschlechterdifferenzen im Medienhandeln oder auch geschlechtsgebundene Kommunikations- und Lebensstile oder „gendered technologies“. Geschlecht wird als „Strukturkategorie“ begriffen, die sämtliche gesellschaftliche Bereiche und ihre Strukturen geprägt hat und weiter prägt, was die aktuell beobachtbaren Unterschiede zwischen den Geschlechtern historisch und kulturell erklärt. Zusätzlich zu den Geschlechterkategorien werden im Differenzansatz auch die Unterschiede in den sozialen Lebenswelten untersucht. Basierend auf der Annahme, dass „Unterschieden in den Lebensäußerungen von Männern und Frauen [...] nicht das biologische Geschlecht (sex), sondern das kulturelle Geschlecht (gender) zugrunde“ (Klaus 1998: 31) liegt, standen lange die „Geschlechterrollen als individuell erworbenes und kulturell bestimmtes Verhaltensrepertoire von Männern und Frauen [...] im Mittelpunkt des Forschungsinteresses“ (ebd.). Ebenfalls mehr Beachtung finden Unterschiede innerhalb der Kategorie Geschlecht und Überkreuzungen („intersections“) mit anderen Kategorien, wodurch Probleme und politische Forderungen von sexuellen oder ethnischen Minderheiten größere Aufmerksamkeit erfahren. Einige Vertreterinnen des Differenzansatzes argumentieren sowohl mit kulturellen als auch mit biologischen, psychologischen, sexuellen Unterschieden und deuten Frau-Sein bewusst positiv und in Abgrenzung zum Mann-Sein. Diese Position ist innerhalb der feministischen Bewegung – und mehr noch außerhalb, da jedoch aus anderen Gründen – kritisiert worden, weil sie keinen Ausweg biete aus dem „System der Zweigeschlechtlichkeit“, bei dem Männer und Frauen im Verhältnis zueinander betrachtet werden, sowie einem Denken, das Frauen als das andere, bessere oder schlechtere Geschlecht, begreift. Die Idee einer eindeutigen und unumstößlichen (Geschlechter-)Identität stellt der (De-)Konstruktivismus grundsätzlich in Frage und problematisiert das Festhalten an den gängigen Kategorien „Frau“ oder „Mann“, „weiblich“ oder „männlich“. Kritisiert werden „Heteronormativität“ und „Zwangsheterosexualität“, die andere, „queere“ Formen des Zusammenlebens und sexuellen Begehrens ausschließen (vgl. Bartel et al. 2008). Regine Gildemeister hat die

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

(de-)konstruktivistische Perspektive auf die Formel gebracht, dass statt nach „Unterschieden“ nach „Prozessen der Unterscheidung“ (Gildemeister 2010: 141) gefragt wird. Von Interesse ist, wie „Männlichkeit“ und „Weiblichkeit“ konstruiert und dekonstruiert werden (können) und, speziell aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht, welche Rolle Medien und Kommunikation dabei spielen. Für die empirische Forschung und die Wahl der Methoden hat der Perspektivwechsel, der mit der theoretischen Orientierung einhergeht, enorme Konsequenzen: denn wie lässt sich die dichotome und biologisch hergeleitete Geschlechterdifferenz hinterfragen, ohne dabei in der Auseinandersetzung mit empirischen Phänomenen diese implizit zu reproduzieren? Elisabeth Klaus (1998; 2005) erstellt auf der Basis der drei Paradigmen der kommunikationswissenschaftlichen Geschlechterforschung eine Forschungssynopse entlang der Forschungsfelder Kommunikator-, Medieninhalts- und Rezeptionsforschung bzw. „Journalistinnen“, „Geschlechterbilder“ und „geschlechtergebundene Rezeptionsweisen“. Für die kommunikationswissenschaftliche Geschlechterstereotypenforschung sind insbesondere Klaus’ Ergebnisse aus dem Bereich „Geschlechterbilder“ relevant: Wann sind von wem ausgehend von welchen Ansätzen und Theorien und mit Hilfe welcher Methoden Geschlechterbilder, gar geschlechtliche und sexuelle Stereotype untersucht worden? Laut Klaus sind Geschlechterbilder (so der von ihr präferierte Begriff, doch spricht sie auch von Geschlechterdarstellungen, Geschlechterrollen und Geschlechterstereotypen) vor allem vom Gleichheitsansatz ausgehend untersucht worden. Diese als Repräsentationsstudien bezeichneten Medieninhaltsanalysen, die häufig im Titel Begriffe führen wie „Das Bild“ oder „Die Darstellung der Frau (oder des Mannes) im Medium X“, betrachten VertreterInnen des Differenzansatzes und des (De-)Konstruktivismus aufgrund differierender (gesellschafts-)theoretischer Positionen z.T. sehr kritisch. Jedoch ist Klaus zuzustimmen, wenn sie die gleichberechtigte Koexistenz der drei Paradigmen, die jeweils auch noch einmal in sich recht unterschiedliche Strömungen versammeln (vgl. Thomas 2012), für besonders produktiv hält, „weil sie dann eine Kontroll- und Kritikfunktion füreinander wahrnehmen können.“ (Klaus 2005: 16) Keiner der drei Ansätze ist überholt. Sie gehen einfach von unterschiedlichen Prämissen aus und stellen unterschiedliche Fragen. Allerdings ist das Verständnis von Geschlecht doch ein grundsätzlich verschiedenes. Während Gleichheits- und Differenzansatz von Geschlecht als mehr oder weniger biologischer und/oder sozialer Kategorie, von Männlichkeit und Weiblichkeit, ausgehen, stellt der (De-)Konstruktivismus genau diese Formen der Kategorisierung in Frage und nimmt eine antiessentialistische, antibiologistische Position ein.

4.2 Metaanalyse I und II: Geschlechtliche und sexuelle Stereotype Wie sich die deutschsprachige kommunikationswissenschaftliche Forschung zu geschlechtlichen und sexuellen Stereotypen im Verlauf der Jahrzehnte entwickelt hat, soll im Folgenden unter Berücksichtigung der Metaanalysen I und II nachvollzogen werden. Da die Zahl der Studien zu Geschlechterstereotypen seit den

C Metaanalysen und Ergebnisse

1970er Jahren kontinuierlich steigt und das Thema gerade auch in akademischen Abschlussarbeiten häufig behandelt wurde und wird93, ist es sinnvoll, eine bewusste Auswahl zu treffen und die Studien nach bestimmten Kriterien zu ordnen. Etwa nach untersuchten Medien und dort nach redaktionellen Inhalten oder Werbung, nach Gattungen, Genres, Formaten, nach Untersuchungs„objekten“, nach „Frauen“, „Männern“ oder allgemein „Geschlechterbildern“, nach sexuellen Orientierungen, schließlich auch nach Fragestellungen, Methoden und theoretischen Ansätzen. Die folgenden Abbildungen 23 und 24 bieten einen Überblick über AutorInnen, Publikationszeitpunkt und Untersuchungsgegenstand. Abbildung 23 versammelt die Beiträge aus Publizistik und Rundfunk und Fernsehen/Medien & Kommunikationswissenschaft, die für Metaanalyse I berücksichtigt wurden, Abbildung 24 Studien, die für Metaanalyse II berücksichtigt wurden. Den Abbildungen 23 und 24 folgen die Kapitel zur Erforschung von Geschlechterstereotypen im Fernsehen, im Hörfunk und in der Presse. Sie sind unterteilt in Abschnitte z.B. zum Dualen Rundfunk oder zu Frauenzeitschriften und Männerzeitschriften. Geschlechterstereotype in der Werbung beanspruchen ein eigenes Kapitel. Am Ende werden die wichtigsten Ergebnisse zu Geschlechterstereotypen in den Medien, ihrer Beständigkeit und Wandlungsfähigkeit, zusammengestellt und eingeordnet.

93 | Jutta Röser (1993) gibt in einer kommentierten Bibliographie einen Überblick über zwischen 1980 und 1992 publizierte „graue Literatur“. Romy Fröhlich und Christina Holtz-Bacha (1993) versammeln in einer Bibliographie deutsch- und englischsprachige zwischen 1975 und 1991 erschienene Publikationen zum Thema „Frauen und Massenkommunikation“. Einen Überblick über Studien zur Darstellung der Frauen in den Medien gibt Jutta Velte (1995). Auf der Seite der DGPuK-Fachgruppe Medien, Öffentlichkeit und Geschlecht befindet sich eine von Elisabeth Klaus und Susanne Kirchhoff erstellte Bibliographie zur kommunikationswissenschaftlichen Geschlechterforschung: www.dgpuk.de/fachgruppenad-hoc-gruppen/medien-offentlichkeitund-geschlecht/publikationen-bibliographie-gender-studies/ In der vorliegenden Studie sind einige kommunikationswissenschaftliche Abschlussarbeiten zur Geschlechterforschung verzeichnet, doch fehlt bis heute eine systematische Erfassung der im deutschsprachigen Raum entstandenen wissenschaftlichen Abschlussarbeiten.

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

Abbildung 23: Für Metaanalyse I berücksichtigte Beiträge zu Geschlechterstereotypen Beiträge in Publizistik* und M&K** Im Beitrag untersuchte Medien

Thema des Beitrags

Hackforth* 1976: Küchenhoff 1975

Darstellung der Frau

Fernsehen

Lehmann* 1987: Schmerl 1985 Presse

Darstellungen von Frauen

Ronneberger* 1987a: Blumschein 1986

Fernsehen

Wie man(n) Frauen macht, Geschlechterideologie

Staab/Buchmüller/Gilges/ Winterling* 1987

Zeitschriften Brigitte, Neue Post, Emma, Playboy

Frauendarstellung

Brosius/Staab* 1990

Anzeigenwerbung des stern

Darstellung von Frauen und Männern

Staab/Birk/Hans/Petersen* 1991

Zeitschriften Brigitte, Neue Post, Emma, Playboy

Männerbild

Hackel-De Latour 1994*: Cornelißen 1994; Fröhlich 1994); Fröhlich/Holtz-Bacha 1994; Schmerl 1992; Nickel 1993; Röser 1993

Fernsehen; versch. Medien, Werbung

Klischee, Leitbild, Frauenbild

Nawratil* 1998: Huhnke 1996; Nachrichtenagentur dpa, die Schäfer 1996 tageszeitung, Die Zeit, Der Spiegel; TV-Politmagazin ZAK

Geschlechtertypisierungen

Lünenborg** 2000: Cornelißen/Grebel 1999

Hörfunk

Präsentation von Männern und Frauen

Dorer** 2001

Internet

Geschlechterordnung

Schütte** 2001: Kalckreuth 2000

Rundfunk

Geschlechtsspezifische Vielfalt, Regulierung von Geschlechtsrollenklischees

Tabbara-Kalckreuth** 2001

Rundfunk

Regulierung von Geschlechtsrollenklischees, klischeehafte Darstellung von Frauen

Gross/Sander** 2004: PausHaase/Lampert/Süss (2002)

Kinderfernsehen

Geschlechterstereotype

Lünenborg** 2004: Dorer/ Geiger 2002; Neissl 2002

Medien allgemein

Geschlechterperspektiven

Schmerl* 2004

Pressefotos

Kopfbetonung bei Fotos von Männern, Körperbetonung bei Fotos von Frauen

Wischermann** 2004

Internet

Gendered space

Bader* 2005: Kühte 2005

Emma

Frauenbild

Scheufele*2009: Trültzsch 2009

Fernsehen: DDR-Familienserien

Frauenbild

Magin/Stark* 2010

Tageszeitungen

Geschlechterstereotype

Sommer** 2011: Lünenborg/ Fritsche/Bach 2011; Hepp/ Bozdag/Suna 2009

Presse

Migrantinnen

Quelle: Eigene Darstellung

C Metaanalysen und Ergebnisse

Abbildung 24: Für Metaanalyse II berücksichtigte Publikationen zu Geschlechterstereotypen Studien

Untersuchungsgegenstand ♂

AutorInnen & Jahr



Langer El-Sayed 1971



Presse

Küchenhoff 1975



TV

Ulze 1977



Sex. O.

Presse

Hastenteufel 1980a; 1980b Schmerl 1980

♀♂

Untersuchte Medien



Werbung



Werbung

Goffman 1981



Werbung

Lindgens 1982



Werbung

Leinfellner 1983



TV

Schmerl 1984



Andere/allg.

Schmerl 1985 Staab et al. 1987

✓ ✓

Presse

Brosius/Staab 1990 Mühlen-Achs 1990

Presse



Werbung



Staab et al. 1991

Werbung ✓

Presse

Bergler/Pörzgen/Harich 1992



Werbung

Externbrink 1992



TV

Sinns 1992



TV

Schmerl 1992



Werbung

Beile 1993



TV

Weiderer 1993



TV

Cornelißen 1994



TV

Hoefer/Reymann 1994



Presse



TV

Scarbath/Gorschenek/Grell 1994 Krohne 1995



Prenner 1995 Toker 1996

Werbung ✓

Andere/allg.



Zurstiege 1998

TV ✓

Gidl 2000

Werbung ✓

Presse

Günther 2000



Presse

Dastyari 2000



Werbung

Stuckard 2000 Huster 2001



Presse ✓

Krah 2001 Winter 2001

Werbung ✓



Herrmann 2002 Quelle: Eigene Darstellung (Fortsetzung und Legende s. Folgeseite)

TV Presse



TV

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

Abbildung 24 (Fortsetzung): Für Metaanalyse II berücksichtigte Publikationen zu Geschlechterstereotypen Studien

Untersuchungsgegenstand

AutorInnen & Jahr



Prokop 2002



Wilk 2002





♀♂

Untersuchte Medien

Sex. O. TV

Werbung

Bregenstroth 2002



Presse

Ponocny-Seliger/Ponocny 2006



Andere/allg.

Röder 2007



Holtz-Bacha 2008b

Presse ✓

Vennemann/Holtz-Bacha 2008



Georg 2009



Werbung Werbung Andere/allg.

Maier 2009



Presse

Magin/Stark 2010



Presse

Legende: ♀ = es geht um stereotype Repräsentationen von Frauen, ♂ = es geht um stereotype Repräsentationen von Männern, ♀♂ = es geht um stereotype Repräsentionen von Frauen und Männern, Sex. O = es geht um die Stereotypisierung sexueller Orientierungen. Untersuchte Medien kann hier nur mit Hilfe von Sammelbegriffen erfasst werden. Quelle: Eigene Darstellung

4.3 Geschlechterstereotype im Rundfunk Der Begriff Rundfunk meint Hörfunk und Fernsehen. Es geht um die Vermittlung von akustischen und visuellen Inhalten, die durch Stereotype, textbasiert oder visuell, bestimmt sein können. Auch wenn der Hörfunk das ältere Medium ist, wird zunächst auf die Forschung zu Geschlechterstereotypen im Fernsehen eingegangen. Sie ist sehr viel umfangreicher als die zu Geschlechterstereotypen im Radio, was u.a. mit der lange Jahre vorherrschenden Auffassung vom Fernsehen als besonders wirkmächtigem, weil audiovisuellem „Massen“- und „Leit“-Medium erklärt werden kann. Für den Hörfunk wie für das Fernsehen stellt sich nach der Dualisierung des Rundfunks in Deutschland Mitte der 1980er Jahre die Frage, inwieweit sich die konkurrierenden Anbieter bezüglich Geschlechterrepräsentationen unterscheiden. Es wird daher nach einem Abschnitt über die frühe Forschung zu Geschlechterstereotypen im Fernsehen – damit ist Forschung aus den 1970er und 1980er Jahren gemeint – ein Abschnitt zur Erforschung von Geschlechterstereotypen im Dualen Rundfunksystem folgen.

Fernsehen Die Studie von Erich Küchenhoff (1975) über Die Darstellung der Frau und die Behandlung von Frauenfragen im Fernsehen ist eine der ersten auf dem Gebiet der Geschlechterstereotypen- und Medienforschung. Küchenhoff und sein Team untersuchen über einen Zeitraum von sechs Wochen Sendungen von ARD und ZDF sowie

C Metaanalysen und Ergebnisse

die darin vorkommenden Personen nach Geschlecht, Aussehen und Alter, Status und sozialen Beziehungen. Unterschieden wird, ob die Personen in Haupt- oder Nebenrollen auftreten. Die analysierten Sendungen entstammen den Bereichen „Quiz und Show“, „Non-Fiction“ sowie „Fernsehnachrichten“. Ähnlich wie Manuel J. Delgados „Gastarbeiter“-Studie von 1972 steht die Küchenhoff-Studie am Beginn einer Forschungsrichtung, die in den folgenden Jahrzehnten zahlreiche WissenschaftlerInnen im deutschsprachigen Raum einschlagen. Kaum eine Arbeit zu Medien und Geschlecht weist nicht auf diese Initialstudie hin. Bei ihrem Erscheinen 1975, im Internationalen Jahr der Frau, ist das Urteil in der Publizistik jedoch vernichtend. Der Rezensent Josef Hackforth kritisiert in jeder Hinsicht den „Forschungsbericht des Münsteraner Professors mit der Lehrbefugnis in ‚Öffentliches Recht und Politische Wissenschaft‘ [...] und einer Studentengruppe“ (Hackforth* 1976: 378): weil es Vorabveröffentlichungen in der Presse gegeben habe, weil die kommunikationswissenschaftlichen Termini und die aktuelle Fachliteratur nicht bekannt seien und weil formale und methodische Standards unterlaufen worden seien. Hackforth spricht der Studie ihre Wissenschaftlichkeit ab und schließt mit dem „Fazit“: „Interessierte Beobachter können sich des Eindrucks nicht erwehren, dass parteipolitische Gesichtspunkte den Ausschlag bei der Vergabe des Projekts gegeben haben“ (Hackforth* 1976: 381). Auf tatsächliche oder unterstellte Mängel der Studie soll hier nicht weiter eingegangen werden, auch nicht darauf, welche fachpolitischen und/oder persönlichen Gründe den Ausschlag für den Verriss in der Publizistik gegeben haben mögen. Von Interesse sind vielmehr die Ergebnisse, die Küchenhoff und sein Team in sieben Aussagen zusammengefasst haben. Sie werden vollständig wiedergegeben, weil sich bis heute ForscherInnen auf sie beziehen und fragen, was sich „seit Küchenhoff“ geändert hat (vgl. z.B. Schmerl 1984: 11ff.; Weiderer 1993: 31; Klaus 2005: 217ff.). Die Münsteraner Gruppe stellt 1975 fest: 1) „Frauen sind im deutschen Fernsehen erheblich unterrepräsentiert. 2) Die Mittelschichtsorientierung in der Darstellung von Frauen steht im Gegensatz zur gesellschaftlichen Realität. 3) Neben dem traditionellen Leitbild der Hausfrau und Mutter steht das Leitbild der jungen, schönen und unabhängigen Frau. 4) Charakteristisch ist die mangelnde Thematisierung der Berufstätigkeit und die Nichtbehandlung von Problemen der Frauenarbeit und Doppelbelastung. Berufstätigkeit von Frauen in Sendungen mit Spielhandlung dient im wesentlichen der Zuweisung des sozialen Status und der Legitimierung des Lebensstandards. 5) Die Fernsehfrau ist unpolitisch. Sie zeigt sich wenig informiert und wird daher auch nicht politisch oder gesellschaftskritisch aktiv. 6) Die Behandlung von Frauenfragen, d.h. die kritische Auseinandersetzung mit der besonderen Situation der Frau, wird in den Programmen des bundesdeutschen Fernsehens vernachlässigt.

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

7) Auch die medieninterne Rollenverteilung in den Fernsehanstalten weist eine deutliche Benachteiligung der Frau auf.“ (Küchenhoff 1975: 241ff.) Aus Sicht der kommunikationswissenschaftlichen Geschlechterforschung sind alle diese Ergebnisse wichtig. Von ihnen ausgehend sind Forschungsbereiche wie die Journalistinnenforschung und die Forschung zu Medienunternehmen als „gendered organizations“ (vgl. Punkt 7) deutlicher konturiert und kontinuierlich bearbeitet worden. Aus Sicht der kommunikationswissenschaftlichen Stereotypenforschung sind insbesondere die unter Punkt 3 zusammengefassten Ergebnisse zu Leitbildern relevant, ebenso die Aussagen unter Punkt 2 zur Mittelschichtorientierung, unter Punkt 4 zur Berufstätigkeit und Punkt 5 zum politischen Interesse der im Fernsehen vorkommenden Frauen, weil hier geschlechtliche und zugleich berufliche, politische, ökonomische und auf das Alter und Aussehen bezogene Stereotype angesprochen sind. Wenn im Folgenden auf ausgewählte Studien zu „Fernsehen und Geschlecht“ Bezug genommen wird, dann insbesondere auf die dort versammelten Aussagen zu Stereotypen. Von Interesse ist, inwiefern die Ergebnisse von Küchenhoff bezüglich Geschlechterrepräsentationen im Fernsehen Mitte der 1970er Jahre in späteren Studien bestätigt, widerlegt und ergänzt werden und was konkret als „stereotype Darstellung“, als Stereotypeninhalt, ermittelt wird. Während Küchenhoff und sein Team 1975 das aktuelle Programmangebot und verschiedene Genres analysieren, konzentriert sich Judith Beile 1993 auf Familienserien, die zwischen 1954 und 1976 im deutschen Fernsehen ausgestrahlt worden sind, wie Familie Schölermann, Familie Hesselbach, Alle meine Tiere, Der Forellenhof, Die Unverbesserlichen, Acht Stunden sind kein Tag und Ein Herz und eine Seele. Damit nimmt sie den Zeitraum bis zur Küchenhoff-Studie in den Blick. Gesellschaftspolitische Umbrüche wie 1968 werfen die Frage nach dem Wandel der Familien- und Geschlechterbilder im Fernsehen auf. Beile untersucht aus einer familiensoziologischen Perspektive für jede Serie u.a. die „Rollenverteilung“, die „Sonderstellung des Vaters“, das „Frauenleitbild“, das „Männerleitbild“, „Erziehungsleitbilder“ und auch „Sexualität“. Weitgehend bestätigt sie die Ergebnisse der Küchenhoff-Studie. Sie stellt fest: „Durchgängig ist in allen Serien der Vater unumstrittenes Familienoberhaupt. Alle Väter sind mit allenfalls kurzer Unterbrechung alleinige Ernährer oder zumindest Hauptverdiener und haben die Finanzhoheit.“ (Beile 1993: 333) Der Beruf der Frau ist der der Hausfrau und Mutter. „Frauen sind in allen Serien für Haushalt und Küche zuständig. Dennoch gibt es hinsichtlich der Berufstätigkeit von Frauen eine Entwicklung.“ (Beile 1993: 334). Es ist nicht ausgeschlossen, dass Frauen auch „etwas hinzuverdienen“. Politisches Interesse und Engagement sind jedoch „Männersache“. Beile hält fest: „Frauen verstehen nichts von Politik. Das wird auch nicht von ihnen verlangt. Wichtig ist nach Auffassung der Männer, aber auch der Frauen selbst, ihr Äußeres, nicht ihr Intellekt.“ (Beile 1993: 335) Überwiegend – eine Ausnahme bilden Familie Hesselbach und Ein Herz und eine Seele – werden in den Serien „Ehe und Familie als einzig denkbare Formen des Zusammenlebens an die nächste Generation weitervermittelt, wenn auch nicht mehr als Glücksfall idealisiert.“ (Beile 1993: 338)

C Metaanalysen und Ergebnisse

Sexualität kommt in den von Beile untersuchten Serien ausschließlich als Sexualität zwischen Mann und Frau und überwiegend in der Ehe vor: „Gemeinsam ist allen Serien, daß jegliche Sexualität vom Mann ausgeht. Das ändert sich auch in den neueren Serien nicht, obwohl die Moral eine andere geworden ist. Stets bereitet es den handelnden Personen enorme Schwierigkeiten, über Sexualität zu reden, wenn hier auch wie in der Sexualmoral selbst eine Entwicklung hin zu mehr Offenheit zu beobachten ist.“ (Beile 1993: 346) Küchenhoff fordert 1975 am Ende seiner Studie: „Nicht die Unterstützung und Zementierung traditioneller Verhaltensnormen, sondern das Angebot von neuen Identifikationsmodellen für Frauen sollten zu den Inhalten von Fernsehprogrammen gehören, um Frauen zur Erkenntnis politischer Zusammenhänge und zur aktiven Teilnahme am gesellschaftlichen Geschehen anzuleiten.“ (Küchenhoff 1975: 250) Diese Forderung wird angesichts der Ergebnisse von Beile umso verständlicher. Sie resümiert, dass die von ihr untersuchten Serien „die gängigen Auffassungen einmal mehr konservieren und reproduzieren.“ (Beile 1993: 361) Die Thematisierung gesellschaftlicher Veränderungen und möglicher Vielfalt, was Geschlechterrollen anbelangt, sind eher die Ausnahme. Für die Familienfernsehserien des westdeutschen Fernsehens zwischen 1954 und 1976 gilt daher, dass sie mehr den Ist-Zustand spiegeln als Neues bieten. Forschungsbedarf besteht beim ostdeutschen Fernsehen und seinen Geschlechterrepräsentationen. Sascha Trültzsch kommt in der Studie Kontextualisierte Medieninhaltsanalyse von 2009 auch auf das Frauenbild in DDRFamilienserien zu sprechen, das ‚Männerbild‘ spielt keine Rolle. Trültzsch plädiert für den Begriff Leitbild anstelle von Stereotyp, weil er „einerseits weniger eng gefasst ist als der Terminus Stereotyp und andererseits nicht so allgemein wie der Begriff Ideologie. Außerdem scheint er weniger vorgeprägt und weniger mit Erwartungshaltungen vorbelastet zu sein.“ (Trültzsch 2009: 148) Leitbilder werden als „wesentliche Inhalte der Diskursebenen“ (ebd.) verstanden und als Diskurse der Selbstvergewisserungs-, Orientierungs- und Ordnungsdiskurs angeführt (vgl. Trültzsch 2009: 139). Die Ergebnisse zum Frauenbild in ausgewählten DDR-Familienserien lauten, dass im Vergleich zum westdeutschen Fernsehen sich im DDR-Fernsehen tendenziell eine größere Vielfalt der gezeigten Frauentypen abzeichne. „Die Darstellung referiert auf den Alltag in der DDR, um teilweise sogar Probleme mit den Leitbildern zu thematisieren.“ (Trültzsch 2009: 321) Berufstätig zu sein und Familie zu haben, sei aber selbstverständlich – und ist so gesehen ideologiekonform. Für ‚kleinere Probleme‘ wie das der Doppelbelastung der Frauen, fänden sich immer rasch Lösungen. Insgesamt erscheint die DDR als liebens- und lebenswerter Staat mit einer vorbildlichen Familien- und Sozialpolitik (vgl. Trültzsch 2009: 324). Probleme, wie sie Frauen im kapitalistischen Westen haben, gibt es in der DDR nicht, so die indirekte Botschaft der DDR-Familienserien, indirekt deshalb, weil gesamtgesellschaftliche Aspekte ausgespart bleiben, bzw. „Leitbilder des Ordnungsdiskurses in vermittlungsfähige Leitbilder des Orientierungsdiskurses transformiert [...] und alltagstaugliche Protagonisten recht nahe am Bild des Selbstvergewisserungsdiskurses inszeniert werden.“ (Trültzsch 2009: 325) Bertram Scheufele rezensiert die Dissertation für die Publizistik

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(vgl. Scheufele* 2009: Trültzsch 2009). Dabei geht er weniger auf Trültzschs Analyse des Frauenbildes ein als auf Unterschiede zwischen medien- und kommunikationswissenschaftlichen Herangehensweisen. Sinnvoll scheint es dem Rezensenten durchaus, „größere Sinneinheiten wie Leitbilder oder Positionen als Kategorien bei quantitativen Inhaltsanalysen einzusetzen als die üblichen Standardkategorien zu erfassen.“ (Scheufele* 2009: 601) Auch in Österreich wird Das Bild der Frau im TV umfassend untersucht. Das Ziel der von verschiedenen Institutionen geförderten und von Christine Leinfellner zu Beginn der 1980er Jahre durchgeführten Studie, lautet, „das bestehende Informationsdefizit abzudecken und zu prüfen, wie weit die im Gesetz verankerte Gleichberechtigung der Frau im Fernsehen zum Ausdruck kommt bzw. gefördert wird.“ (Leinfellner 1983: 13) Zum einen werden Daten zum Frauenanteil der für Fernsehinhalte und ihre Präsentation verantwortlichen Berufsgruppen ermittelt, zum anderen Daten zur Repräsentation von Frauen, konkret „wie oft und wie anders sie im Vergleich zu Männern gezeigt werden.“ (Ebd.) Von Interesse sind „Erscheinungsbild, Eigenschaften, Familienleben, Beruf und Freizeit, die Art der Kontakte, die verschiedenen Bereiche der Partnerschaft, Aggressivität sowie Anzahl und Bedeutung der Frauenrollen im Vergleich zu den Männerrollen.“ (Ebd.) Untersucht wird zudem, „bei welchen Themen Frauen auftraten und Stellung nahmen und in welchen Funktionen sie sprachen.“ (Ebd.) Analysiert werden insgesamt 130 Sendungen, die sich über 14 Programmtage und 120 Stunden Sendezeit erstrecken. Als „Sendungstypen“ bestimmt die Autorin „Nachrichten“, „Non Fiction“, „Fiction“ sowie „Quiz/Show“ (Leinfellner 1983: 29). Leinfellners Ergebnisse das erste Programm (FS1) des öffentlich-rechtlichen ORF betreffend sind eindeutig: Frauen sind „im untersuchten Programm sowohl bei der Gestaltung und Präsentation der Sendungen als auch in ihrer Präsenz und Darstellung kraß unterrepräsentiert.“ (Leinfellner 1983: 109) Die Forscherin geht von einem Zusammenhang zwischen der Zahl der in den Medien tätigen Frauen und der Darstellung von Frauen aus: „Allein die Tatsache, daß die Gestaltung und Präsentation der Sendungen zum überwiegenden Teil Männersache war, legte die Annahme nahe, daß das Programm Gedanken, Wünsche und Normen der Männerwelt reproduzieren würde, d.h. daß das Bild der Frau so erscheint, wie es die Männer sehen oder sehen wollen.“ (Leinfellner 1983: 110) „Zum überwiegenden Teil“ heißt z.B. im Bereich Nachrichten, dass dort zu 90 Prozent Männer als „Experten“ auftreten, und auch bei den gezeigten „Alltagspersonen“ ist nur jede vierte weiblich (vgl. ebd.). Was nun die Darstellung von Frauen und Männern und ihren „Eigenschaften“ anbelangt, spricht Leinfellner von „geschlechtsspezifische Klischees“, wonach der Mann „aktiv“, „mit mehr Fähigkeiten und Begabungen ausgestattet“ gezeigt werde als die „passive, nie aggressive“ Frau (vgl. Leinfellner 1983: 112). Insbesondere bei Quiz- und Showsendungen seien Frauen „jünger, schöner und besser angezogen“ (Leinfellner 1983: 111), bei den fiktionalen Sendungen fiel auf, dass Frauen „weniger ausgebildet/begabt und intelligent dargestellt“ (ebd.) werden. „Bei den Frauen wurden nur 6 verschiedene Berufe, bei den Männern hingegen 24 verschiedene gezeigt; die

C Metaanalysen und Ergebnisse

Berufswelt wurde insgesamt stark vernachlässigt!“ (Leinfellner 1983: 111) Kein Thema sind Hausarbeit und Mehrfachbelastungen der Frauen. Besonders kritisch beurteilt Leinfellner die ORF-Eigenproduktionen. Dort träten „hausbackene“ Frauentypen auf, die „wenig attraktiv“ seien, „kaum Gesprächsthemen“ hätten und „in Ausbildung, Beruf und Intelligenz“ ihrem Partner unterlegen seien. Die Beziehung zwischen Männern und Frauen stelle der ORF „patriarchalischer“ dar „als es der Ansicht der Österreicher entspricht.“ (Leinfellner 1983: 112) Das Programm habe „einen geradezu restaurativen Charakter“, „ein Programm von Männern für Männer“, das „Frauen nur wenige und nicht adäquate Identifikationsmodelle“ (ebd.) biete. Seinem Anspruch, ein Programm für alle gesellschaftlichen Gruppen anzubieten und verschiedene Lebenswelten widerzuspiegeln, werde der ORF nicht gerecht, so der Vorwurf der Forscherin 1983. Christiane Schmerl (1984) bemerkt ebenso wie Leinfellner (1983), dass sich die Ergebnisse bzgl. der Darstellung von Frauen im Fernsehen seit der Küchenhoff-Studie kaum verändert haben. Schmerl argumentiert, dass Bilder von Frauen in den Medien auch immer Bilder für Frauen sind und ihr potentieller Sozialisationseinfluss – auf beide Geschlechter – beachtet werden müsse. Wie Repräsentationen von Weiblichkeit auf Männer wirken könnten, ist jedoch nicht, wie Schmerl betont, Gegenstand ihrer Studie. Die Forscherin beschränkt sich auf „die Bilder, die in den verschiedenen Medien von Frauen entworfen werden und von Frauen rezipiert werden.“ (Schmerl 1984: 9) Ihr Überblick über die aktuelle deutsch- und englischsprachige Literatur zum Thema ergibt für alle Medien, dass „keine Tendenzen zu einer ausgeglicheneren Darstellung von weiblichen Rollen“ (Schmerl 1984: 38) zu erkennen sind. „Insbesondere das Mädchenbild scheint gegenüber dem allgemein ‚unterbelichteten‘ Frauenbild noch unscheinbarer und langweiliger. Mädchen haben – häufig gerade in Kindersendungen – keine interessanten und aktiven Rollen zu spielen, sondern treten hinter den Jungen zahlenmäßig, an Bedeutung und an Eigeninitiative in der Regel weit zurück.“ (Ebd.)

Dualer Rundfunk Die Studien von Küchenhoff (1975), Leinfellner (1983) und Beile (1993) stellen dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in der Bundesrepublik Deutschland und Österreich kein gutes Zeugnis aus, was geschlechtergerechte Darstellungen anbelangt. Mit der Einführung eines dualen Rundfunksystems in Westdeutschland seit 1984 kommt die Frage auf, welche Risiken und Chancen sich dadurch für Frauen ergeben. Angesichts der Erfahrungen mit privat-kommerziellen Rundfunkanbietern in anderen Ländern, vor allem den USA, herrscht eine gewisse Skepsis vor. So z.B. bei Christine Blumenschein, deren Studie Wie man(n) Frauen macht … Das Fernsehen als Vermittler und Produzent von Geschlechterideologien von Franz Ronneberger in der Publizistik mehr abgetan als tatsächlich kritisch gewürdigt wird. Ronnebergers erster von insgesamt zehn Sätzen lautet: „Die Aktualität der Schrift ergibt sich in Blumscheins Sicht aus der Gefahr, daß mit der Vermehrung der Fernsehprogramme auch die überkommenen Klischees der Frauenrolle in unserer Gesellschaft erneut Nachschub erhalten.“

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(Ronneberger* 1987a: 246) Sein letzter Satz über die Autorin und ihr Werk: „Das Engagement ist stark, die Prognosen für die Zukunft sind düster, der Erkenntnisgewinn hält sich in Grenzen.“ (Ebd.) In den 1990er Jahren ist die Frage nach dem Unterschied zwischen öffentlichrechtlichen und privat-kommerziellen Medieninhalten eine medienpolitisch hochbrisante. In der Konvergenzdebatte wird darüber gestritten, in welchen Bereichen Annäherungen der öffentlich-rechtlichen an die privat-kommerziellen Anbieter – und umgekehrt – stattfinden. Der gebührenfinanzierte öffentlich-rechtliche Rundfunk will sich vom Privatfunk durch Qualität und seinen Gesellschaftsbezug abgrenzen. Dazu gehört, ein attraktives Programm für alle gesellschaftlichen Gruppen anzubieten. Gerade bei der Repräsentation der Geschlechter (aber auch ethnischer Minderheiten, vgl. Kap. C 2) setzt der öffentlich-rechtliche Rundfunk auf differenzierte Darstellungen, so die offiziellen Bekundungen. Anders als bei Sendern wie RTLplus oder SAT1 seien der Sexismus- und Pornographievorwurf nicht berechtigt. Argumente und Zahlen liefert z.B. Udo Michael Krüger. Er fordert die Berücksichtigung der „Systemlogik der dualen Rundfunkordnung“ (Krüger 1992: 36) sowie die Betrachtung des Gesamtangebots und der Programmstrukturen der verschiedenen Anbieter. Wenn nach „1. Information/Bildung, 2. Fiction, 3. Nonfiktionale Unterhaltung, 4. Musik, 5. Sport, 6. Kinder-/Jugendprogramm, 7. Sonstige Sparten und 8. Werbung“ (Krüger 1992: 38) unterschieden werde, zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen Öffentlich-Rechtlichen und Privaten. Schließlich setzten die privat-kommerziellen Sender auf ein massenattraktives Programm, sprich Unterhaltung. Insbesondere das Angebot von RTLplus zeige: „Je mehr Sex-Sendungen ins Programm kommen, desto mehr werden Frauen zu Unterhaltungszwecken als Lustobjekte instrumentalisiert.“ (Krüger 1992: 46) Und ähnlich wie Blumenscheins (1986) ist Krügers Prognose zum Frauenbild im kommerziellen Fernsehen nicht optimistisch: „Da hier die Unterhaltungsbedürfnisse dominieren und nicht die Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit, wie sie ist, werden vermutlich auch die Frauenbilder mit dem größten Unterhaltungswert die größte Verbreitungschance erhalten.“ (Krüger 1992: 46) Doch inwiefern unterscheiden sich Geschlechterrepräsentationen öffentlich-rechtlicher und privat-kommerzieller Anbieter? Welchen Stellenwert erhalten Sexualität und die Vielfalt sexueller Orientierungen? Welche Geschlechterstereotype identifizieren die ForscherInnen im dualen Fernsehsystem der 1990er Jahre? Anne Externbrink analysiert 1990 Die Darstellung der Frau in der Lindenstraße und wählt damit eine der am längsten laufenden94, öffentlich-rechtlichen Serien als Untersuchungsgegenstand. Die Serienverantwortlichen halten bis heute an ihrem gesellschaftspolitischen Anspruch fest. In der Lindenstraße sollen aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen aufgegriffen werden, gerade auch Geschlechterrollen und Sexualität werden thematisiert. Externbrink geht in einem Aufsatz für den Sammelband Der andere Blick (Fröhlich 1992) der Frage nach, wie „zeitgemäß“ und 94 | Die wöchentlich ausgestrahlte, vom WDR produzierte Serie, läuft seit 1985 am Sonntagabend in der ARD.

C Metaanalysen und Ergebnisse

„realistisch“ die „Darstellung der Frau in der Lindenstraße“ (Externbrink 1992: 103) ist. Die Ergebnisse hinterlassen einen ambivalenten Eindruck: Zwar ist der Frauenanteil hoch und die Akteurinnen werden durchaus auch als starke Persönlichkeiten gezeigt, jedoch agieren sie überwiegend in den traditionellen Frauenrollen als Mutter und Ehefrau. Ihre Versuche, etwas zu verändern, scheitern meistens. Als durchgängiges Muster beschreibt die Autorin: „Wo sich Frauen unterordnen, entstehen keine Schwierigkeiten. Wo sie ihre Unzufriedenheit äußern, Anzeichen des Veränderungswillens zeigen, wo sie ausbrechen, Initiative ergreifen oder ihren eigenen Weg gehen (wollen), entstehen schwere Krisen.“ (Externbrink 1992: 109) Nur durch die Rückkehr zum Gewohnten oder durch „Serientod“ werden die Krisen „gelöst“. Als Indikator für eine „zeitgemäße“ und „realistische“ Darstellung von Frauen wertet Externbrink die Berufstätigkeit der Serienfiguren. 53 Prozent der gezeigten Frauen übten Berufe aus, doch gelte für beide Geschlechter, dass die Arbeit selbst und der Druck, Geld zu verdienen, kein Thema seien. Allerdings gibt es in der Lindenstraße eine Arztpraxis und einen Friseursalon, ein griechisches Restaurant, einen Kiosk, ein Café und eine Rechtsanwaltspraxis – ausreichend Möglichkeiten also, alltägliche Arbeit zu zeigen. Externbrinks Inhaltsanalyse ergibt, dass Frauen Arbeitsplätze mit geringem Status haben und „dienstbare Geister kompetenter Männer“ (Externbrink 1992: 115) sind. „Die wenigen Lindenstraße-Frauen, die beruflichen Aufstieg verwirklichen können oder in gehobener Position tätig sind, sind entweder unverheiratet oder unglücklich verheiratet.“ (Ebd.) Anders als versprochen, so das Fazit der Forscherin, werde das AutorInnenteam, „übrigens sechs (!) Frauen und ein Mann [...] dem hohen Anspruch, Realität darzustellen, nicht gerecht.“ (Externbrink 1992: 120) Während sich Externbrink auf ein Programmangebot im öffentlich-rechtlichen Fernsehen beschränkt, untersucht Monika Weiderer (1993) in ihrer Studie zum Frauen- und Männerbild im Deutschen Fernsehen die Geschlechterrollen in öffentlichrechtlichen (ARD, ZDF) und privat-kommerziellen (RTLplus) Programmen vergleichend. Neuere empirische Arbeiten nach der Küchenhoff-Studie behandelten „lediglich eingeschränkte Fragestellungen und berücksichtigen nur Ausschnitte des Programmangebots.“ (Weiderer 1993: 10) Die Autorin hingegen will prüfen, was sich inzwischen tatsächlich verändert hat und dafür erstens die Dualisierung des Rundfunks berücksichtigen und zweitens „den ausschließlich auf das Frauenbild beschränkten Blick erweitern und auch die Darstellung der männlichen Rolle einbeziehen“ (ebd.). Weiderers Studie kann damit als Beispiel für die Entwicklung in Richtung Geschlechterforschung genommen werden. Massenmedien bezeichnet die Autorin als „Agenten der Geschlechtsrollenstereotypisierung“ (Weiderer 1993: 19), das Fernsehen als „Massenmedium Nummer Eins“ (ebd.). Jutta Velte (1995) und Elisabeth Klaus (1998; 2005) vergleichen die Ergebnisse der Küchenhoff-Studie mit der achtzehn Jahre später erscheinenden Studie von Weiderer. Klaus kommt dabei auch auf die unterschiedlichen Methoden, Grundgesamtheiten, Untersuchungszeiträume und Forschungsfragen zu sprechen, die den Vergleich erschweren (vgl. Klaus 2005: 219), dennoch lassen sich aus den Ergebnissen der beiden Fernsehstudien von Küchenhoff (1975) und Weiderer (1993), der Studie von Scarbath/

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Gorschenek/Grell (1994), die sich ausschließlich privat-kommerziellen Sendern und dort festzustellenden „Geschlechtsrollenklischees“ widmet, sowie weiterer Arbeiten zu einzelnen Sendungen öffentlich-rechtlicher und privat-kommerzieller Sender (vgl. Externbrink 1992 zur Lindenstraße; Küsters/Mälzer 1992 zu Tutti Frutti; Cornelißen/ Küsters 1992 zu Nachrichtensendungen) Erkenntnisse über Veränderungen der Geschlechterbilder im dualisierten Fernsehen der 1990er Jahre gewinnen. Eine Zunahme an stereotypen und letztlich sexistischen Frauenbildern aufgrund des Angebots privat-kommerzieller Sender konstatieren z.B. die KulturwissenschaftlerInnen Horst Scarbath, Margareta Gorschenek und Petra Grell (1994). Sie untersuchen im Auftrag der Hamburger Anstalt für neue Medien (HAM) „Sexualität und Geschlechtsrollenklischees“ in Sendungen von Premiere, RTL, SAT1, PRO 7, Tele 5 und in ausgewählten Werbespots. Vorgelegt werden „rund 60 Fallstudien“, die den ForscherInnen als „Ankerbeispiele“ dienen (vgl. Scarbath/Gorschenek/Grell 1994: 35). Sexualität, so ein Ergebnis der Fallstudien, wird meist entkoppelt von Gefühlen und in Verbindung mit destruktiver Gewalt präsentiert. Es herrschten eine voyeuristische Perspektive und ein männlicher Blick vor, „Sexualität und Nacktheit – insbesondere der Frau –“ dienten als „Zuschauerköder“ (Scarbath 1994b: 245). Angeboten würden „überkommene Klischees vom aktiven, starken, aggressiven, zugleich rationalitätsund technikorientierten und nach außen gewandten Mann und der eher passiven, schwachen, hingebungsvoll dienenden, gefühlsbetonten, dem Privatleben zugewandten Frau […] bis hinein ins Kinderfernsehen und die kinderbezogene Werbung.“ (Scarbath 1994b: 246) Die Ergebnisse zur zunehmenden „Sexualisierung“ scheinen eindeutig, doch tut Differenzierung not, wenn es um das Gesamtprogrammangebot der Sender geht. Die empirische Fernsehforschung ist herausgefordert, theoretische Prämissen wie z.B. die Unterscheidung von „Information“ und „Unterhaltung“ (vgl. Klaus 1996) sowie ihr Instrumentarium zu überdenken. Geschlechtsspezifische Stereotypisierungen scheinen je nach Gattung, Genre, Thema, journalistischer Darstellungsform etc. zu variieren. So konstatieren Waltraud Cornelißen und Kirsten Küsters für Nachrichtensendungen: „Dem Ergebnis, daß Frauen in den Nachrichten quantitativ stark unterrepräsentiert sind, steht das Ergebnis gegenüber, daß sie proportional häufiger als Männer in einer Form zu Wort kommen, die ihnen Raum zu Aktivität und Selbstdarstellung gibt.“ (Cornelißen/Küsters 1992: 132) Das könnte z.B. in Interviews der Fall sein. Doch sehen die Autorinnen darin eher eine Art „Kompensationsversuch“, denn das quantitative Missverhältnis zwischen Männern und Frauenin den Nachrichten, wonach erstere achtmal häufiger vorkommen als Frauen, bleibe bestehen (vgl. ebd.). Leichte Veränderungen im Vergleich zu den Ergebnissen von Küchenhoff (1975) stellt auch Monika Weiderer (1993) fest und zwar bei Sendungen mit Spielhandlungen. Da gäbe es einen höheren Anteil „berufstätiger Frauen, lediger Frauen, Frauen, die in ehemals ‚männlichen‘ Berufen tätig sind und von Frauen, die sexuelle Bedürfnisse und Initiative zeigen.“ (Weiderer 1993: 199) Doch räumt sie ein,

C Metaanalysen und Ergebnisse „dass in weiten Lebensbereichen der Fernsehfrauen keine Weiterentwicklung erkennbar ist, so bei der Betonung von Schönheit und Jugendlichkeit, bei ihrer quantitativen Präsenz in den Sendungen, ihrer Zuständigkeit für Hausarbeiten, ihrem Mangel an politischem Interesse und Engagement und auch bei der Tatsache, dass berufliche Leistungen für Frauen immer noch unwichtiger erscheinen als für die Charakterisierung von Männern.“ (Ebd.)

So kommt der Berufstätigkeit von Frauen eine völlig andere Bedeutung zu als der von Männern. Sie ist eher Nebensache, kaum der Rede wert. Wird sie aber thematisiert, geht es vor allem um „typisch weibliche Eigenschaften“, die sich im Beruf als mehr oder weniger karrierefördernd erweisen. Im Widerspruch zum traditionellen Frauenleitbild steht die Berufstätigkeit der Frau selten. Für beide Geschlechter gilt, dass monotone, anstrengende, schmutzige und wenig prestigeträchtige Tätigkeiten ausgeblendet bleiben. Eine Mittelschichtorientierung, wie sie Küchenhoff 1975 für die Frauendarstellung festgestellt hat, konstatiert Weiderer 1993 für Männer wie für Frauen. Ansonsten sind trotz partieller Angleichungen die Unterschiede zwischen den Geschlechtern weiterhin deutlich. Sie zeigen sich vor allem, wenn es um Körpersprache und die verbalen wie nonverbalen zwischengeschlechtlichen Interaktionsstrukturen geht, die z.B. Esther Wenger (2000) in ihrer Studie Wie im richtigen Fernsehen (2000) untersucht. Berücksichtigt werden fiktionale Inhalte von ARD, ZDF, RTL und SAT1 an einem Stichtag im Januar 1994. Wenger bestätigt die Ergebnisse zur Unterrepräsentanz von Frauen und die Bevorzugung junger, attraktiver und den männlichen Figuren an Status, Körpergröße und Gebaren unterlegener Frauen. Die Autorin identifiziert filmische Klischees und Geschlechterstereotypisierungen, die zur Hierarchisierung der Geschlechter führen: „Das typische Opfer-Täter-Muster und das Opfer-Retter-Muster charakterisiert Frauen nicht nur generell, sondern [...] vor allem innerhalb von Paarbeziehungen als die jeweils inkompetenteren, schwächeren, gefährdeteren, hilfloseren Partner.“ (Wenger 2000: 344) Frauen werden sexuell eher passiv gezeigt, sie werden häufiger berührt als dass sie selbst andere berühren, sie lächelten öfters und würden sich Männern gegenüber bewundernd äußern (vgl. Wenger 2000: 345). Männer hingegen „verweigern häufig den symmetrischen Blickkontakt, sie belehren, kritisieren und bewerten Frauen und verhängen Verbote über sie. In Gefahrensituationen sind sie die überlegenen Retter.“ (Wenger 2000: 345) Elisabeth Klaus und Susanne Kassel greifen die Ergebnisse von Wenger (2000) zur Interaktion der Geschlechter in fiktionalen TV-Angeboten auf und berücksichtigen neben der „Dimension Interaktion“, die „Dimension äußeres Erscheinungsbild“ und die „Dimension Status“ für ihre Untersuchung der Männer- und Frauenbilder in Unterhaltungsserien des ORF-Fernsehprogramm von 2005 (vgl. Klaus/Kassel 2007). Unter „konventionellen Geschlechterbildern“ verstehen die Forscherinnen Zuschreibungen stereotyper Eigenschaften und Merkmale in Bezug auf die drei genannten Dimensionen. Konventionell wäre z.B. innerhalb der Dimension „Status“, wenn Männer berufstätig und Frauen als Hausfrau und Mutter oder in untergeordneten beruflichen Positionen erscheinen. Oder wenn innerhalb der Dimension „Interaktion“

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Männer die Initiative ergreifen, Entscheidungen treffen und die Handlung vorantreiben, Frauen hingegen passiv bleiben (vgl. Klaus/Kassel 2007: 309). Die Analyse ergibt eine weitgehende Gleichberechtigung in den Dimensionen äußeres Erscheinungsbild und Status, jedoch „eine Beibehaltung von stereotypen Mustern und damit eine Reproduktion der Geschlechterhierarchie“ (Klaus/Kassel 2007: 313) in der Dimension Interaktion. Eine entscheidende Rolle spielt da allerdings das Genre. So sind konventionelle Interaktionsmuster vor allem in Familienserien anzutreffen, in Comedy-Formaten finden hingegen nicht selten ein Rollentausch und eine Parodie der Geschlechterklischees statt. Die Autorinnen bestätigen einerseits die Ausdifferenzierung der Rollen, die Männer und Frauen einnehmen können, andererseits die Reproduktion traditioneller Stereotype von Männlichkeit und Weiblichkeit. Sie kritisieren, dass „die strukturellen Ursachen der Geschlechterungleichheit unangetastet [bleiben], mehr noch, sie werden durch die Selbstverständlichkeit der gemischtgeschlechtlichen Narrationen weiter naturalisiert und erscheinen als unhinterfragte Grundlage des menschlichen Miteinanders.“ (Klaus/Kassel 2007: 318) Die Ausdifferenzierung der Geschlechterrollen, die seit den 1990er Jahren in verschiedenen Studien konstatiert wird, führt dazu, dass neben traditionellen Frauenstereotypen wie dem der „Hausfrau und Mutter“ zuweilen „Ausnahmefrauen“ auftreten: „Powerfrauen“, „Karrierefrauen“ oder „lustige Alte“. Die ForscherInnengruppe um Horst Scarbath deutet „die Karrierefrau“ als „kompensatorische“ und „letztlich systemkonforme Variante“ (Scarbath 1994b: 246). Doch ist in der Forschung umstritten, inwieweit die Ausnahmefrauen und -männer tatsächlich eine Ausnahme darstellen oder die Regel eines dichotomen und letztlich patriarchalen Geschlechterverhältnisses bestätigen. Auch umstritten ist die Parodie von Geschlechterklischees, inwiefern sie tatsächlich „subversiv“ sind und zur Auflösung geschlechterstereotype Zuschreibungen beitragen können. Divergierende Bewertungen der Frauen- und Männerdarstellung in vor allem unterhaltenden Genres lassen sich im Sinne der Cultural Studies mit der Polysemie, der Vieldeutigkeit von Fernsehtexten, und unter Berücksichtigung der jeweils Rezipierenden und des Rezeptionskontextes erklären. Sendungen wie Lindenstraße oder Golden Girls werden daher bezüglich ihres emanzipatorischen Potentials recht unterschiedlich beurteilt (vgl. Klaus 2005: 226f.). Das gleiche gilt für die Daily Talk Shows, in denen es um Sex geht, und um die als Erotik-Sendungen und -Spielfilme beworbenen Angebote privat-kommerzieller Sender. Auch hier gibt es neben der Kritik an sexistischen Geschlechterrepräsentationen und pornographischen Inhalten (vgl. z.B. Kappeler 1990; Küsters/Mälzer 1992; Scarbath/Gorschenek/Grell 1994; Wenger 2000), Befunde zu einzelnen Sendungen und Formaten, die zumindest auf eine größere Vielfalt der Geschlechterrollen und sexuellen Orientierungen deuten. Klaus hält fest: „Die Kommerzorientierung stimuliert auch die Suche nach dem Außergewöhnlichen und hat unter anderem zu einer größeren Vielfalt in der Darstellung von männlichen und weiblichen Lebensentwürfen geführt. So sind beispielsweise Homosexuelle heute im Fernsehen präsenter, was der gesellschaftlichen Stigmatisierung zumindest partiell entgegenläuft.“ (Klaus 1998: 239) „Zumindest partiell“ heißt, dass mehr Vielfalt und Sichtbarkeit nicht

C Metaanalysen und Ergebnisse

automatisch weniger Geschlechterstereotypisierungen und mehr Toleranz bedeuten. Hans Krah, der mit Skandal im ersten Kanal eine der wenigen Studien zur Thematisierung von Homosexualität im Fernsehen vorlegt, meint, dass Präsenz nicht gleich zu Akzeptanz führt (vgl. Krah 2001: 227). Am Beispiel des Lindenstraßen-Homosexuellen Carsten Flöter lasse sich sehr gut zeigen, „wie sehr die Präsentation von Schwulen durch Rahmenbedingungen, Funktionskontexte und Semantiken reglementiert ist und wie sehr sie funktional einer symbolischen Einbindung und Verarbeitung dient.“ (Krah 2001: 227) Friederike Herrmann, die 2002 Bisexualität in Daily Talks unter dem Aspekt der Veröffentlichung des Privaten und der Fortschreibung der Dichotomien von öffentlich und privat sowie männlich und weiblich untersucht, stellt fest, dass die Sendungen durchaus gesellschaftlichen Wandel reflektieren, wenn sie verschiedene Partnerschaftsmodelle und Formen von Sexualität vorstellen. Hinzu kommt: „Alle Shows begleitet die Forderung nach Toleranz gegenüber Menschen mit anderer sexueller Orientierung. Vorurteile gegenüber Bisexuellen brandmarken sie als rückständig und provinziell.“ (Herrmann 2002: 199) Verbreitet werden stereotype Vorstellungen von Sexualität, von Homosexualität ebenso wie von Bi-, Trans-, Inter- und Heterosexualität dennoch, selbst wenn sie zugleich als überholt bezeichnet werden. Denn neben der Bezeichnung einer Spielart von Sexualität findet immer auch eine Bewertung in dem Sinne statt, dass eine sexuelle Orientierung als mehr oder weniger „normal“ gekennzeichnet wird. Tanja Maier, die sich dem Thema Gender und Fernsehen vom Standpunkt einer kritischen Medienwissenschaft nähert, untersucht u.a. die Darstellungen von Homosexualität in der Serie Lindenstraße. Das dort präsentierte „Lesbisch-‚Sein‘“ reproduziere heteronormative Vorstellungen. Das Blickregime der Kamera sei ein männliches, Begehren richte sich ausschließlich auf ästhetisierte Frauen, die auch lesbisch sein dürfen (vgl. Maier 2007: 169f.). In Bezug auf die vermeintliche Vielfalt und pluralisierten Lebensentwürfe, die das Fernsehen liefert, stellt Maier fest, dass diese nur bedingt geeignet seien Hierarchisierungen abzubauen. Es genüge nicht, lediglich Ergänzungen des normativen Systems der Zweigeschlechtlichkeit zu fordern (vgl. Maier 2007: 173). Zu bedenken sei, so die Autorin unter Hinweis auf die Arbeiten von Antke Engel (2002) „dass die normalisierende und disziplinierende Kraft des Fernsehens nicht nur durch rigide Ausschlüsse, sondern zugleich über flexible Einschlüsse funktioniert, die neue Grenzziehungen bedingen.“ (Maier 2007: 173)

Radio Dass der Hörfunk ein zu wenig untersuchtes Medium ist, stellen KommunikationswissenschaftlerInnen immer wieder fest. Mit der Etablierung des Fernsehens als Massenmedium seit den 1960er Jahren und der steigenden Internetverbreitung und -nutzung seit den 1990er Jahren scheint das Radio noch weiter ins Hintertreffen zu geraten, obwohl die Nutzungszahlen und die geschlechtsspezifische Zielgruppenansprache ein größeres Forschungsinteresse auch seitens der kommunikations-

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wissenschaftlichen Geschlechterforschung (vgl. Klaus 2005: 242) rechtfertigen könnten. Doch sowohl Medieninhalts- als auch KommunikatorInnen- und RezipientInnenstudien sind Mangelware, wie Christiane Schmerl Mitte der 1980er Jahre feststellt (vgl. Schmerl 1984: 39f.). Daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Studien zu Geschlechterstereotypen im Hörfunk haben Seltenheitswert. Auch nach der Dualisierung des Hörfunks bleibt dieses Thema weitgehend unerforscht. Eine Ausnahme bildet die Studie von Andrea Prenner (1995), die Die Konstruktion von Männerrealität in den Nachrichtenmedien auf einer breiten theoretischen Grundlage und empirisch am Beispiel des ORF Regionalsenders Radio Burgenland untersucht. Prenner kritisiert den androzentrischen Bias einer Nachrichtenwerttheorie, die praktisch zu einem Ausschluss von Frauen aus der Medienberichterstattung führt. Die in der Kommunikationswissenschaft u.a. durch Winfried Schulz weiterentwickelte Nachrichtenwerttheorie beruhe auf dem „bürgerlich-patriarchalen Öffentlichkeitsmodell [...], das die (Nachrichten-)Welt in einen ‚politischen‘ und einen ‚unpolitischen‘ (‚privaten‘) Teil zerlegt.“ (Prenner 1995: 74) Diese Trennung wiederum führe dazu, dass Frauenbelange als privat und nicht berichtenswert betrachtet würden. Die Programmanalyse von Radio Burgenland bestätigt die Ausblendung von Frauen: „Lediglich 7,7% der Personen, über die im Untersuchungszeitraum berichtet wurde, waren weiblichen Geschlechts. Selbst ‚geschlechtsneutral‘ dargestellte Personen – wie z.B. die Gendarmerie, die Arbeitslosen, die Weinbauern etc. – waren mit 15,5% doppelt so stark vertreten. In 75,8% der untersuchten Fälle stand ein Mann im Mittelpunkt der Berichterstattung. [...] Traditionell ‚private‘ Themen wie Haushalt und Familie, Partnerschaft und Sexualität machten nur 1,7% der Berichterstattung aus.“ (Prenner 1995: 212)

Von einer geschlechtergerechten Darstellung ist der öffentlich-rechtliche ORFHörfunk zu Beginn der 1990er Jahre also noch weit entfernt. In Deutschland, wo die Dualisierung des Hörfunks voranschreitet, entstehen im Auftrag von Gleichstellungsministerien und Landesmedienanstalten Studien zum Frauenbild und Frauenthemen im nordrhein-westfälischen Lokalfunk (Werner/ Rinsdorf 1998) und zur Präsentation von Frauen und Männern im niedersächsischen Hörfunk (Cornelißen/Grebel 1999). Die Programmanalysen von Petra Werner und Lars Rinsdorf bestätigen die mangelhafte quantitative wie qualitative Berücksichtigung von Frauen in Hörfunkbeiträgen nordrhein-westfälischer Lokalsender. Üblich seien Geschlechterstereotype und ein äußerst eingeschränktes Rollenspektrum bei den wenigen erwähnten Frauen. Darüber beschweren sich auch die befragten Hörerinnen (vgl. Werner/Rinsdorf 1998: 209). Deutliche Verstöße gegen den im Landesrundfunkgesetz festgelegten Auftrag, einen Beitrag zur Verwirklichung der Gleichberechtigung von Mann und Frau zu leisten, können die AutorInnen nicht feststellen, Verbesserungsbedarf hinsichtlich weniger stereotyper Darstellung von Frauen und Männern, bestehe dennoch, so das Fazit. Margreth Lünenborg rezensiert die Studie von Cornelißen/Grebel, bei der das Angebot privat-kommerzieller und öffentlich-rechtlicher Sender vergleichend unter-

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sucht wird, für Medien & Kommunikationswissenschaft (vgl. Lünenborg** 2000: Cornelißen/Grebel 1999). Lünenborg verweist auf die Studien von Küchenhoff (1975) und Weiderer (1993) zu Fernsehen, Schmerl (1985) und Müller-Gerbes/Werner (1993) zur Tagespresse, Röser (1992a) zu Zeitschriften und Werner/Rinsdorf (1998) zum Hörfunk, die wie die zu besprechende Studie bestätigen, was Gaye Tuchman mit „Annihilierung“ und „Verbannung in die symbolische Nicht-Existenz“ beschrieben hat (vgl. Lünenborg** 2000: 125). Mehr als zwanzig Jahre später mit denselben Ergebnissen konfrontiert zu sein, scheine auf den ersten Blick „nicht gerade originell“ (ebd.), dennoch sei die dem Gleichheitsansatz verpflichtete Studie wichtig, um wieder einmal „eine angemessene und gleichwertige Repräsentation von Frauen in den Medien zu fordern.“ (Lünenborg** 2000: 126). Ein wenig enttäuscht über die theoretische Rückständigkeit zeigt sich die Rezensentin gleichwohl. Es genüge nicht, ein Ungleichgewicht in der Repräsentation der Geschlechter festzustellen, vielmehr müsse die Konstruktion von Geschlechterunterschieden beachtet werden, die insbesondere in solchen Sendungen eine Rolle spiele, in denen ein gemischtgeschlechtliches Moderationsteam mit Geschlechterstereotypen und einer ritualisierten Scherzkommunikation arbeite (vgl. Lünenborg** 2000: 126). Das doing gender von ModeratorInnen im Hörfunk und die vermeintliche Ironisierung von Geschlechterstereotypen sind bis heute nicht erforscht. Auch international scheint die Erforschung von Geschlechterstereotypisierungen im Hörfunk ein wenig beachtetes Thema zu sein, wenngleich Annette Tabbara-Kalckreuth in Medien & Kommunikationswissenschaft von den kanadischen Bemühungen berichtet, gegen gender stereotyping im Rundfunk vorzugehen. Sie stellt zur Diskussion, welche gesetzlichen oder freiwilligen Maßnahmen Erfolg versprechend im Hinblick auf weniger Diskriminierung sein können (vgl. Tabbara-Kalckreuth** 2001; Schütte** 2001: Kalckreuth 2000).

4.4 Geschlechterstereotype in der Presse Nach der Diskussion der Ergebnisse zu Geschlechterstereotypen im Rundfunk, bleibt zu prüfen, inwieweit diese mit Ergebnissen zu Geschlechterstereotypen in Printmedien, konkret Zeitungen und Zeitschriften95, übereinstimmen. Umfassender noch als die Forschung zu Geschlechterstereotypen im Fernsehen oder Hörfunk ist die Printmedienforschung allein schon deshalb, weil der Zugang zu Printprodukten einfacher und weniger zeit- und kostenintensiv ist. Zu entscheiden ist, ob die Ergebnisse von Zeitungs- und Zeitschriftenanalysen getrennt oder gemeinsam dargestellt werden sollten. Für eine getrennte Darstellung sprechen neben Unterschieden nach Erscheinungsweise und Aktualität vor allem die 95 | Bücher bleiben hier ausgenommen, obwohl philologische Studien zu Stereotypen in der Literatur oder erziehungswissenschaftliche Studien zu Stereotypen in der Kinderbuch- und Schulbuchliteratur äußerst interessante Ergebnisse zur Reproduktion und Aneignung von Geschlechterstereotypen im Sozialisationsprozess bieten.

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Unterschiede im Themenspektrum sowie in der Zielgruppendefinition von Zeitungen und Zeitschriften. Tageszeitungen wenden sich in der Regel an Leserinnen und Leser. Quantitative Inhaltsanalysen belegen jedoch ein Ungleichgewicht in der Darstellung von Männern und Frauen. Letztere sind bis heute in Tageszeitungen unterrepräsentiert. Bei Zeitschriften variiert die Häufigkeit der Darstellung je nach Zeitschriftentypus erheblich. Während für Nachrichtenmagazine eine Unterrepräsentanz von Frauen ähnlich wie bei Tageszeitungen konstatiert wird, gilt beispielsweise für sogenannte Frauenzeitschriften das Gegenteil. Hier dominieren Frauen. Was nun die stereotype Darstellung von Frauen und Männern und damit eine Qualität der Berichterstattung betrifft, unterscheiden sich beide Pressegattungen wohlmöglich kaum. Wegen der erwartbaren Ähnlichkeiten bezüglich Geschlechterstereotypen in Zeitungen und Zeitschriften und wegen der nicht geringen Zahl an Publikationen, in denen beide Gattungen unter dem Stichwort Presse vergleichend untersucht werden, habe ich mich für eine gemeinsame Betrachtung entschieden. Allerdings werden Stereotype in sogenannten Frauen- und Männerzeitschriften noch einmal gesondert behandelt. Da bereits verschiedene Synopsen von Medieninhaltsanalysen, konkret Presseanalysen, auch aus der Perspektive der Geschlechterforschung vorliegen (vgl. Schmerl 1984; 1989; Röser 1992a; Velte 1995; Klaus 1998; 2005), beschränke ich mich im Folgenden auf die Ergebnisse zu Geschlechterstereotypen in der Presse. Die Forschung dazu setzt in den 1960er Jahren ein. Egon Becker veröffentlicht in der Festschrift zu Theodor W. Adornos 60. Geburtstag einen Beitrag über Das Bild der Frau in der Illustrierten (vgl. Becker 1963). Es folgen Studien zu bestimmten Pressesegmenten, z.B. Illustrierten (vgl. Holzer 1967) oder zur Regenbogenpresse (vgl. Nutz 1971), in denen die Autoren am Rande auch auf die Darstellung der Frau oder den Frauenzeitschriftenmarkt eingehen. Holzer, der die Illustrierten Quick, Revue und stern untersucht, fragt in einem Exkurs, inwieweit diese gesellschaftliche Veränderungen reflektieren und was sie unter Emanzipation und emanzipierten Frauen verstehen. Er stellt fest: „Der Prototyp der Emanzipierten ist in den Illustrierten durchweg die sexuell Emanzipierte; Beiträge, die diesen Typ herausstellen, lassen sich gut verkaufen und geben zudem die günstige Möglichkeit, die vermeintlich dubiosen Motivationen der Emanzipation bloßzulegen und festgefahrene Vorurteile wie beliebte Ressentiments anzusprechen und zu bestätigen.“ (Holzer 1967: 232)

Walter Nutz erkennt in der Regenbogenpresse „indirekte Empfehlungen von politischen Verhaltens- und Ordnungsmodellen […]. Diese Modelle sind Angebote autoritärer Verhaltensweisen.“ (Nutz 1971: 107) Die von der Kritischen Theorie stark beeinflusste Sicht auf Publikumszeitschriften und ihre LeserInnen ist in Beckers, Holzers und Nutz’ Studien deutlich. Auch Ingrid Langer El-Sayeds Untersuchung Frau und Illustrierte im Kapitalismus. Die Inhaltsstruktur von Frauenzeitschriften und ihr Bezug zur gesellschaftlichen Wirklichkeit (1971) steht in dieser Tradition. Doch

C Metaanalysen und Ergebnisse

erstmals werden im deutschsprachigen Raum von Langer El-Sayed ausschließlich sogenannte Frauenzeitschriften untersucht. Eine von der Bedeutung mit der Küchenhoff-Studie vergleichbare Untersuchung zur Tagespresse liegt in den 1970er Jahren jedoch nicht vor. Christiane Schmerl erklärt diese Forschungslücke mit der männlichen Dominanz in allen gesellschaftlichen Bereichen, auch den Printmedien. Dort werde die männliche Vormachtstellung für so selbstverständlich und natürlich gehalten, „dass bisher für bundesrepublikanische Verhältnisse keine übergreifenden empirischen und repräsentativen Untersuchungen – etwa in Art der Küchenhoff-Studie – vorliegen, die die quantitative und qualitative Darstellung von Frauen in der Presse zum Gegenstand haben.“ (Schmerl 1984: 41f.) In Österreich indes wird 1975, im Internationalen Jahr der Frau, die Presseberichterstattung auf Beiträge zu den Themen Internationales Jahr der Frau, Emanzipation und Diskriminierung sowie berufliche und soziale Stellung der Frau untersucht (vgl. Fabris/Kreuzhuber 1976). Die AutorInnen werten 1688 Untersuchungseinheiten und daraus eine Stichprobe von 636 Beiträgen aus. Ein Ergebnis lautet, dass „zwar eine nicht unerhebliche Tendenz zu einer ‚progressiven‘, auf die Veränderung des traditionellen Frauenbildes abzielende Darstellung der untersuchten Themen konstatiert [werden kann], doch ist darin ein Wandel der männlichen Rolle in keiner Weise als integraler Bestandteil sichtbar geworden.“ (Fabris/Kreuzhuber 1975: 76) Schmerl selbst analysiert Mitte der 1980er Jahre die Berichterstattung über Frauen und Männer in den Tageszeitungen Die Welt, Frankfurter Rundschau und Neue Westfälische, im Nachrichtenmagazin Der Spiegel und in der Illustrierten stern. Die Ergebnisse erscheinen im Sammelband In die Presse geraten (Schmerl 1985; 1989), den Martina Lehmann 1987 für die Publizistik rezensiert (vgl. Lehmann 1987*: Schmerl 1985). Belegt werden kann die deutliche Unterrepräsentanz von Frauen insgesamt. Je nach Thema und Ressort variiert der Anteil der Berichte mit überwiegendem Männeroder Frauenanteil erheblich. Männer dominieren die Politikberichterstattung, Frauen die Themenbereiche Kultur und Unterhaltung, Prominenz und Klatsch sowie Kriminalität – als Opfer von Verbrechen (vgl. Schmerl 1989: 14ff.). Die Autorin wirft auch einen Blick auf „das qualitative ‚Wie‘ der Frauenberichterstattung“ und konstatiert neben „Annihilierung“ und „Trivialisierung“ geschlechterstereotype Darstellungen von Frauen, die als erfolgreiche Politikerinnen oder Sportlerinnen dem traditionellen Frauenstereotyp doch widersprechen. Frisur und Kleidung von Margreth Thatcher, Hildegard Hamm-Brücher oder Monika Wulf-Mathies werden in der Presse ausführlich beschrieben, ebenso emotionale Regungen, die sich in Tränen oder versagender Stimme ausdrücken. Eine Frau, die wie die Gewerkschaftsvorsitzende Monika Wulf-Mathies ihre Gefühle unter Kontrolle hat, wird dann aber im Spiegel zur „Apparat-Frau“ (Schmerl 1989: 43), die Tennisspielerin Martina Navratilova zum „Tennis-Roboter“ (Schmerl 1989: 45). So oder so könnten es erfolgreiche Frauen den überwiegend männlichen Journalisten nicht recht machen, resümiert die Autorin. Ähnliche Ergebnisse wie Schmerl präsentiert Luise F. Pusch (1990) in ihrem Beitrag Lobe den Herrn in Spiegel, Zeit und stern und bestätigen Brigitta Huhnke (1996), die die frauenpolitische Berichterstattung von dpa, taz, Die Zeit und Der Spiegel zwi-

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schen 1980 und 1984 untersucht (vgl. Huhnke 1996; Nawratil* 1998: Huhnke 1996) sowie Sabine Winter (2001), die Geschlechtsspezifische Darstellungskonventionen in den Nachrichtenmagazinen Spiegel und Focus analysiert. Während Huhnkes und Winters Studien stärker empirisch ausgerichtet sind und den Sexismus-Vorwurf gegen die beiden Nachrichtenmagazine erhärten, favorisiert Pusch eine eher impressionistische Vorgehensweise, gelangt aber zu demselben Ergebnis. Pusch untersucht das Männerbild, das Der Spiegel, Die Zeit, stern und vier Frauenzeitschriften durch Porträts von z.B. Ernest Hemingway, Richard Burton, James Brown, John F. Kennedy oder Thomas Bernhard konstruieren. Ebenso das Frauenbild, das in Porträts von Margreth Thatcher, Hilde Benjamin, Yoko Ono, Gertrude Stein, Isabell Allende oder Marguerite Duras gezeichnet wird. Die schlimmsten sexistischen Ausfälle findet Pusch dabei in der seriösen Zeit (vgl. Pusch 1990: 44), aber auch „der Spiegel und seine Namenscousine, die Frau im Spiegel“ hätten sich „die saure Gurke redlich verdient“ (Pusch 1990: 46). Die Sprachwissenschaftlerin sieht wiederum bestätigt: „Die Zeitschriften betreiben nicht nur das Geschäft der Heldenverehrung, sondern zugleich das der Frauenverunglimpfung. Das eine bedingt ja das andere: Je mehr mann die Frau verkleinert, um so größer wirkt er selbst.“ (Pusch 1990: 44) Um Größenverhältnisse geht es auch in einem Beitrag im Sammelband In die Presse geraten, auf den sich ForscherInnen bis heute beziehen, und zwar den von Dane Archer et al. zu „Männer-Köpfen und Frauen-Körpern“ (Archer et al. 1989) bzw. zu Face-ism und Body-ism. Die Studie der US-amerikanischen ForscherInnengruppe scheint stark durch die Überlegungen von Erving Goffman zu Gender Advertisements, zu Geschlechterbildern in der Werbung (vgl. Goffman 1976; dt. 1981), beeinflusst zu sein. Auf Goffmans Studie wird im Abschnitt Werbung noch näher eingegangen. Sie hat jedenfalls visuelle Verfahren der Hierarchisierung und Geschlechterstereotypisierung bewusst werden lassen und das wissenschaftliche Interesse auf Körperlichkeit und Interaktionsaktionsrituale gelenkt. Archer et al. gehen die Sache empirischmathematisch an und ermitteln aufgrund der Beobachtung, dass Männer und Frauen auf Fotos unterschiedlich präsentiert werden, den Face-ism-Index. Er drückt das Verhältnis zweier Längenmaße, nämlich Kopflänge geteilt durch Körperlänge, aus und variiert je nach Geschlecht der dargestellten Personen (vgl. Archer et al. 1989: 55f.). Während von Frauen bevorzugt Ganzkörperfotos verbreitet werden oder nur die Brüste oder Beine gezeigt werden, sind Männer überwiegend als „Kopfmenschen“ medial präsent, so ein Ergebnis der Inhaltsanalysen, die zuerst für US-amerikanische Printmedien und dann international vergleichend durchgeführt worden sind. Zusätzliche Befragungen belegen: „Fotos mit hoher Gesichtsbetonung erhielten mehr positive Beurteilungen in Intelligenz, Ehrgeiz und äußerer Erscheinung. Dieses Ergebnis lässt vermuten, daß Urteile über intellektuelle (und andere) Qualitäten signifikant und positiv durch etwas so Einfaches wie die relative Betonung des Gesichts einer Person beeinflußt werden können.“ (Archer et al. 1989: 71) Die internationalen Vergleichsstudien bestätigen durchgängig einen geringeren Face-ism-Wert bei den medial vermittelten Frauenbildern. Face-ism, so die ForscherInnen, trage zur Geschlechterstereotypisierung bei.

C Metaanalysen und Ergebnisse

Christiane Schmerl greift diesen Befund 2004 in einem Beitrag für die Publizistik wieder auf und referiert weitere Studien, die die Ergebnisse von Archer et al. stützen und ergänzen (vgl. Schmerl 2004: 50). Sie selbst prüft die Face-ism-These anhand einer Untersuchung von Personenfotos in Bild, die tageszeitung, Der Spiegel und stern, die ProbandInnen zur Bewertung vorgelegt werden. Die 111 ProbandInnen, 57 Frauen und 54 Männer zwischen 19 und 67 Jahren, sollen Ehrgeiz, Intelligenz, Attraktivität und Emotionalität der auf den Fotos zu sehenden Personen auf einer zehnstufigen Skala einschätzen. Das Geschlecht der Stimuluspersonen auf den Fotos und das der ProbandInnen, so eine Vermutung, wirken sich auf die Beurteilung der genannten Eigenschaften aus. Ebenso das Alter. Schmerl erhält eine Menge interessanter Einzelergebnisse, die die Face-ism- and Body-ism-Thesen und ihre stereotypisierenden Auswirkungen weitgehend verifizieren. Schmerl fasst zusammen: „Bleibt festzuhalten, dass die optische Relativierung weiblicher Gesichter durch deren proportionale Verkleinerung und durch das Ablenken vom Kopf auf den Körper ein wirksames stilistisches Mittel ist, Frauen geistige Kapazitäten abzusprechen.“ (Schmerl 2004: 64) Geschlechterstereotype in der Presse, speziell in Tageszeitungen, scheinen nach der Jahrtausendwende seltener Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen zu sein als in den drei Jahrzehnten zuvor. 2010 aber legen Melanie Magin und Birgit Stark eine Studie zu Geschlechterstereotypen in der Presse vor, woraus auch ein Beitrag für die Publizistik entsteht (vgl. Magin/Stark* 2010). Untersucht wird die Presseberichterstattung in Österreich, der Schweiz und Deutschland, dabei berücksichtigen die Autorinnen je eine Qualitäts-, eine Boulevard- und eine Regionalzeitung. Forschungsleitend ist die Annahme, dass sich nicht nur empirische Belege für die Beständigkeit von Geschlechterstereotypen finden lassen, sondern auch für deren Auflösung. Neu sei der Ansatz, so die Autorinnen, „Akteure aus sehr unterschiedlichen Themenbereichen zu erfassen und andererseits auf die Messung von Geschlechterattributen in dichotomisierter Form zu verzichten“ (ebd.*: 383). In ihrer „von der dekonstruktivistischen Geschlechterforschung inspirierten“ (ebd.*: 383) Studie fragen die Autorinnen nach der massenmedialen Konstruktion von Männlichkeit und Weiblichkeit und wollen trotz der so unterschiedlichen theoretischen Prämissen und Verständnisse von Geschlecht, „eine Synthese von Gleichheitsansatz und Dekonstruktivismus vornehmen“ (ebd.*: 390). Ihre Ergebnisse bezeichnen die Autorinnen selbst als „ambivalent“ (ebd.*: 399f.). Die traditionellen Geschlechterstereotype und Geschlechterrollen, in denen Männer und Frauen vorkommen, sind weiterhin vorhanden, ebenso die Zusammenhänge, in denen Männer und Frauen präsentiert werden. Die vermuteten „Auflösungstendenzen“ allerdings ließen „sich nur in einer vergleichenden Langzeitanalyse klären“ (ebd.*: 400). Eine Kritik, die z.B. Andrea Prenner 1995 als Kritik am androzentrischen Bias der Journalismusforschung und -praxis weitaus schärfer formuliert hat, greifen Melanie Magin und Birgit Stark in ihrem Fazit auf: Geschlechterstereotype könnten auch „in den kognitiven Schemata des Journalismus verankert sein (z.B. in den Nachrichtenfaktoren).“ (Ebd.*: 401)

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„Frauen“- und „Männer“-Zeitschriften Nach dem Überblick über Forschung zu Geschlechterstereotypen in Tageszeitungen und Publikumszeitschriften, vor allem Nachrichtenmagazinen und Illustrierten, soll auf ein besonderes Segment im Bereich Publikumszeitschriften näher eingegangen werden, auf die sogenannten Frauenzeitschriften und die in den 1990er Jahren aufkommenden Männerzeitschriften. Die Bezeichnungen Frauenzeitschrift und Männerzeitschrift bedürfen der Erläuterung: Wenn Frauen „das andere Geschlecht“ sind, erscheint es auf den ersten Blick schlüssig, dass sie andere Produkte nutzen. Auf den zweiten Blick aber stellt sich die Frage, warum es solcher Spezialangebote bedarf, warum sich Medien nicht an alle richten? Warum Frauen andere Zeitschriften lesen (sollten) als Männer? Eine Erklärung für die Exklusion von Frauen lautet, dass Männer lange Zeit für die Allgemeinheit, die Menschheit an sich, standen, dass sie die Norm verkörperten und auf ihr Geschlecht nicht explizit verwiesen werden musste. Elisabeth Klaus zitiert in diesem Zusammenhang die Sprachwissenschaftlerin Luise Pusch: „Es war ein genialer Schachzug der Männer, Männerforschung einfach ‚Forschung‘ zu nennen, Männerjustiz einfach ‚Justiz‘, Männerpolitik einfach ‚Politik‘, Männerpresse einfach ‚Presse‘.“ (Pusch 1984: 158-159, zit. nach Klaus 1998: 53) Dieser Männer-Logik folgend scheint es schlüssig, alles, was nicht Presse, also Männerpresse, ist, Frauenpresse zu nennen. Ein gewisses Erstaunen hervorrufen muss dann aber das Aufkommen sogenannter Männerzeitschriften in den 1990er Jahren. Sind nicht ADAC Motorwelt, die Bild am Sonntag, Der Spiegel oder der Playboy ohnehin Männerzeitschriften? Was für ein Männerbild wird in den neuen, speziell für Männer entwickelten Zeitschriften wie etwa Men’s Health im Vergleich zu dem Frauenbild in sogenannten Frauenzeitschriften entworfen? Was ist ausschlaggebend für die Bezeichnung Frauenzeitschrift oder Männerzeitschrift? Die Inhalte? Oder ob die Zeitschrift mehrheitlich von Frauen oder von Männern gelesen wird? Diesen Fragen sind ForscherInnen in den 1990er Jahren nachgegangen und haben Zeitschriftenanalysen unter Berücksichtigung geschlechtertheoretischen Wissens betrieben. Bis dahin waren Frauenzeitschriften ein eher randständiges Thema und Männerzeitschriften ein Unthema. Dann aber ist ein Perspektivwechsel zu erkennen. Der Zeitschriftenmarkt differenziert sich aus, neue Zielgruppen werden entdeckt und in der Forschung rücken von der Marktforschung, dem Uses-and-GratificationsApproach und den Cultural Studies beeinflusste Studien die RezipientInnen und ihre spezifischen Bedürfnisse in den Mittelpunkt. Gefragt wird, was die LeserInnen regelmäßig zu Zeitschriften greifen lässt, die doch immer wieder dasselbe anbieten: die neueste Mode, die tollsten Rezepte, die wirksamsten Diäten, die schicksten Frisuren oder die schnellsten Autos, die schärftsten Weiber, die besten Geldanlage- und Karrieretipps. Dagmar Duske hat die Eintönigkeit und Erwartbarkeit der bunten, für Frauen konzipierten Blätter, auf die Formel „Und ewig lockt das Gleiche“ (Duske 1989) gebracht und drei „Muster“ bzw. „Mythen“ benannt, die in mittelschichtsorientierten Frauenzeitschriften zum Einsatz kommen. 1. setzten die Zeitschriften auf Stabilität

C Metaanalysen und Ergebnisse

und die Wiederkehr des Immergleichen, 2. forderten sie ihre Leserinnen auf, sich und ihr unmittelbares Umfeld zu vervollkommnen, 3. versprächen sie Exklusivität und Besonderheit statt Massen- und Durchschnittsgeschmack (vgl. Duske 1989: 108). Duske sieht die Strategien der Verlage äußerst kritisch. Das Versprechen, Lebenshilfe zu leisten, ist in ihren Augen blanker Zynismus (vgl. Duske 1989: 117). Eine solche Sicht auf Frauenzeitschriften erscheint manchen ForscherInnen aber als zu einseitig. Jutta Röser stellt 1992 fest, dass die meisten Einschätzungen zu Frauenzeitschriften und ihren Leserinnen zur Vereinheitlichung und Abwertung tendieren. Die Studien folgten weitgehend dem klassischen Stimulus-ResponseModell und fragten nach der Wirkung der Zeitschriften auf die Leserinnen (vgl. Röser 1992b: 183f.). Doch hätten sich die Lebensumstände der Frauen und ihre Einstellungen zu Partnerschaft, Kindern, Beruf seit den 1970er Jahren verändert und darauf habe der Zeitschriftenmarkt reagiert. Für ihre Untersuchung wählt Röser mit der Cosmopolitan, Elle, Brigitte und Tina vier Frauenzeitschriften, die sich an sehr unterschiedliche Gruppen von Leserinnen richten. Zwar eint die Leserinnen von Frauenzeitschriften ihre Geschlechtszugehörigkeit, doch bestimmen darüber hinaus Alter, Bildungsstand, Einkommen, Berufstätigkeit, Status u.v.m., welchem Typ Frauenzeitschrift sie sich zuwenden. Von Interesse ist im Hinblick auf die Medieninhalte, inwieweit noch traditionelle Frauenstereotype bedient werden und nur ein eingeschränktes Themenspektrum, nämlich Kinder, Küche und Konsum, feststellbar ist, oder aber die „neue“, „moderne“, „emanzipierte“ Frau angesprochen wird. Röser plädiert für Differenzierung. Eine Typisierung von Frauenzeitschriften, wie sie ein Jahrzehnt zuvor Monika Lindgens vorgenommen hat, ist aus ihrer Sicht aufgrund der vielen Neugründungen von Zeitschriften „überholt“, da zwischen 1975 und 1990 die Zahl der häufiger als monatlich erscheinenden Titel in Deutschland von 14 auf 47 gestiegen sei (vgl. Röser 1992b: 190). Lindgens (1982: 337) hat zwischen „klassischen“ und „unterhaltenden“, „Spezialzeitschriften für Frauen“ und „feministischen“ Frauenzeitschriften unterschieden und dabei für die ersten drei Typen Unterkategorien benannt. Abbildung 25: Typen von Frauenzeitschriften Klassische Frauenzeitschrift

Spezialzeitschriften für Frauen

Unterhaltende Frauenzeitschriften

Beratende Frauenzeitschriften

Handarbeits- und Modezeitschriften

Unterhaltende Wochenzeitschriften

Beratende unterhaltende Frauenzeitschriften

Haushalts-/ Rezeptzeitschriften

Erlebnismagazine

Gesellschaftszeitschriften für Frauen

Familien-/Elternzeitschriften

Quelle: Lindgens 1982: 337

Feministische Frauenzeitschriften

Keine Unterkategorie

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

Lindgens Einteilung hat für Orientierung im recht unübersichtlichen Markt der Publikumszeitschriften und speziell der sogenannten Frauenzeitschriften gesorgt. Doch ist Röser zuzustimmen, dass eine Einordnung der verschiedenen Blätter, die zu Beginn der 1990er Jahre als Frauenzeitschriften firmieren, nicht ganz einfach ist, zumal die Zeitschriften alle in erster Linie unterhalten wollen. Duske hat aufgrund von Preis, Erscheinungsweise, Aufmachung, Inhalt und Leserschaft sowie redaktionellen und werblichen Strategien eine Einteilung in oberschichtorientierte, mittelschichtorientierte und unterschichtorientierte Frauenzeitschriften vorgenommen, räumt aber ein, dass gerade Neugründungen wie die Tina oder Carina dazwischen lägen und gerade das vielleicht ihren Erfolg ausmache (vgl. Duske 1989: 104). Frauenzeitschriften sind zu Beginn der 1990er Jahre ein Thema, das nach einer ersten Forschungswelle Ende der 1960er Jahre vermehrt Aufmerksamkeit erlangt. Neben dem bereits erwähnten Aufsatz in dem Sammelband von Fröhlich (vgl. Röser 1992b) publiziert Jutta Röser im selben Jahr ihre Dissertation Frauenzeitschriften und weiblicher Lebenszusammenhang. Themen, Konzepte und Leitbilder im sozialen Wandel (Röser 1992a). Ein Jahr zuvor ist Christine Feldmann-Neuberts Studie Frauenleitbild im Wandel 1948-1988. Von der Familienorientierung zur Doppelrolle erschienen (Feldmann-Neubert 1991). Beide Autorinnen wählen die Brigitte als Untersuchungsgegenstand und führen eine qualitative Längsschnittanalyse durch, beide Autorinnen wählen den Begriff Leitbild und analysieren den Wandel des FrauenLeitbildes unter Berücksichtigung des allgemeinen gesellschaftlichen Wandels. Doch differieren die Untersuchungszeiträume und auch die theoretischen Zugänge und Ergebnisinterpretationen, wenngleich Elisabeth Klaus in ihrer Betrachtung der Studien Übereinstimmungen „in wesentlichen Punkten“ (Klaus 2005: 260) feststellt. Christine Feldmann-Neubert betont einleitend, dass sie ihre Arbeit als ideologiekritisch versteht, wobei sich Ideologiekritik nicht nur auf kulturkritisches Lamentieren und die Analyse falschen Bewusstseins beschränken dürfe, sondern Legitimationsmuster und Verschleierungsmechanismen, die dem Erhalt des Bestehenden dienten, zu analysieren habe (vgl. Feldmann-Neubert 1991: 13). Die Autorin benennt zudem klar die gesellschaftliche Funktion traditioneller Weiblichkeitsstereotype: sie bestünden in der Aufrechterhaltung der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung (vgl. Feldmann-Neubert 1991: 71). Für jede der sechs Phasen, in die sich der Untersuchungszeitraum von 1948 bis 1988 einteilen lässt, hat die Autorin die jeweils dominierenden Geschlechterstereotype identifiziert. Dadurch werden Beständigkeit und Wandel des von der Brigitte vermittelten Frauen-Leitbildes erkennbar. In der Doppelorientierung auf Familie und Beruf, die die Brigitte seit den 1970er Jahren propagiert, sieht die Autorin ein problematisches Emanzipationsverständnis, das auf eine Doppelbelastung der Frauen hinauslaufe, solange Kindererziehung und Haushalt ganz überwiegend „Frauensache“ bleiben. Die emanzipatorische Chance, die vielleicht einmal in der Frauenerwerbstätigkeit gelegen habe, werde in ihr Gegenteil verkehrt, das Problem der „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ individualisiert und psychologisiert. Die Autorin arbeitet heraus, wie Modernität und Emanzipiertheit á la Brigitte zu einer Aufwertung und ideologischen Überhöhung von Berufstätigkeit

C Metaanalysen und Ergebnisse

bei gleichzeitiger Familientätigkeit führen. Um nicht mehr den traditionellen Frauenstereotypen zu entsprechen und „hoffnungslos traditionell zu wirken, müssen sich Frauen jetzt doppelt und dreifach ausbeuten lassen, können diese Ausbeutung aber auch nicht mehr benennen, da sie wirksam mystifiziert wurde“ (Feldmann-Neubert 1991: 299). Jutta Röser, die ebenfalls Frauenleitbilder und gesellschaftlichen Wandel durch eine Analyse der Brigitte zwischen 1970 und 1989 sowie Analysen der Zeitschriften Cosmopolitan, Elle und Tina untersucht, konstatiert „mindestens Modernisierungen“ (Röser 1992: 302), selbst bei einer Zeitschrift wie der Tina, die sich an Frauen wendet, die zu einer traditionellen Interpretation der Frauenrolle neigen. Veränderungen beträfen „die Integration der Berufstätigkeit in den weiblichen Lebenszusammenhang, die Abkehr von ‚typisch weiblichen‘ Eigenschaften der Selbstlosigkeit und ein geschärftes Bewusstsein für Problemlagen von Frauen verbunden mit einer entsprechenden Parteilichkeit.“ (Ebd.) Röser grenzt sich ab von Studien, die vor allem den „Verblendungszusammenhang“ und die Realitätsverleugnung der Frauenzeitschriften thematisieren und erwarten, dass die Frauenzeitschriften eine Avantgarde-Rolle in Sachen Emanzipation übernehmen. Ihr geht es vielmehr um eine Analyse der Strategien und Techniken, derer sich die Zeitschriften bedienen, um ihre Leserinnen zu erreichen und an sich zu binden. Als solche erkennt sie „die Egalisierung der Frauen im Rahmen der Zielgruppenorientierung, die Präsentation von Themen und Positionen nach dem Konsensprinzip, das Prinzip der positiven Perspektive sowie die Technik der Parzellierung.“ (Röser 1992a: 304) Die Brigitte ist ein häufig gewählter Untersuchungsgegenstand, wenn es um die „Darstellung der Frau“, „Frauen-Leitbilder“ sowie Stereotype und einen möglichen Stereotypenwandel geht. Es gibt Studien, die ausschließlich die Brigitte untersuchen, weil sie als „klassische“, mittelschichtorientierte Frauenzeitschrift gilt und die gesellschaftspolitischen Entwicklungen der Bundesrepublik von ihren Anfängen bis heute begleitet (vgl. Feldmann-Neubert 1991; Janßen 1992; Horvath 2000) und es gibt Studien, die in der Brigitte vermittelte Geschlechterbilder vergleichend untersuchen (vgl. Staab et al.* 1987; Staab et al.* 1991; Röser 1992a; Röser 1992b; Hoefer/Reymann 1994; Stuckard 2000). Die Ergebnisse der Studien von Joachim Friedrich Staab et al. sind in der Publizistik unter dem Titel Dissonante Stereotypisierung veröffentlicht worden. Der Studie von 1987, in der die ForscherInnen der Frage nachgehen, wie Frauen in den Zeitschriften Brigitte, Neue Post, Emma und Playboy dargestellt werden, folgt 1991 die Studie zur Darstellung von Männern in den genannten Zeitschriften. Frauen und Männer werden also separat betrachtet, doch für beide Geschlechter „Alter“, „Staatsangehörigkeit“, „Familienstand“, „Anzahl der Kinder“ und „Prominenz“ ermittelt, zudem, welche Eigenschaften Frauen und Männern in welchem Maße zugeschrieben oder abgesprochen werden. Zu den Eigenschaften zählen „Zufriedenheit“, „Aktivität“, „Erfolg“, „Dominanz“, „Attraktivität“, „Intelligenz“, „Hilfsbereitschaft“ und „Sonstiges“. Bei der Nachfolgestudie zum Männerbild wird „Hilfsbereitschaft“ durch „soziales Verhalten“ ersetzt, „Sonstiges“ gestrichen.

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

Die Zeitschriftenauswahl scheint sich an der Typologie von Lindgens zu orientieren, denn die „Frauenzeitschriften“ werden als „klassisch“, „unterhaltend“ und „feministisch“ klassifiziert. Das „Herrenmagazin“ kommt ohne Zuschreibung aus. „Der Playboy“, so die AutorInnen, „ist der Logik des Experiments folgend als Kontrollinstanz zu verstehen.“ (Staab et al.* 1987: 469) Vier Jahre später, bei der Replikation der Studie, wird das „Herrenmagazin“ als „Männermagazin“ bezeichnet (vgl. Staab et al.* 1991: 446). Nicht klar ist, ob für die Nachfolgestudie dieselben oder andere Ausgaben analysiert worden sind. Zur Darstellung von Frauen in den untersuchten Zeitschriften fassen die ForscherInnen zusammen: „Die Ergebnisse zeigen, inwieweit sich die in den vier Zeitschriften dargestellten Frauen hinsichtlich ihrer Persönlichkeitsmerkmale unterscheiden. Die Brigitte berichtet insbesondere über jüngere deutsche, unverheiratete Frauen, die frauentypische Berufe ausübten, die Neue Post vorrangig über ältere verheiratete oder verwitwete Frauen mit hohem Bekanntheitsgrad. Emma stellte vor allem ältere deutsche Politikerinnen und Prostituierte in den Mittelpunkt ihrer Berichterstattung, der Playboy insbesondere jüngere Ausländerinnen mit geringem Bekanntheitsgrad. Alle vier Zeitschriften gemeinsam schenkten Künstlerinnen besondere Aufmerksamkeit.“ (Staab* et al. 1987: 472)

Auch der Playboy zeigt sich an Künstlerinnen interessiert, „wenn man hierzu auch Fotomodelle zählt (45 v.H. der erwähnten Berufe)“ (ebd.), so die ForscherInnen. Bei der Nachfolgestudie zum „Männerbild“ lautet das Ergebnis, „dass die vier Zeitschriften ihren Lesern hier ähnlich stereotypisierte Rollenvorstellungen präsentieren wie in ihrer Darstellung von Frauen. Dabei sind vor allem drei Befunde bemerkenswert: 1. Männer stehen nur selten im Zentrum der Berichterstattung der vier Zeitschriften. 2. Wird über Männer berichtet, so geschieht dies meist im Kontext tradierter Rollenmuster: alle vier Blätter konzentrieren sich insbesondere auf den beruflich erfolgreichen Mann. 3. Als zentrale Eigenschaft diskutieren die vier Zeitschriften das soziale Verhalten von Männern, wobei divergierende Positionen zu verzeichnen sind.“ (Staab* et al. 1991: 452)

Zusammengefasst lautet das Ergebnis: auch Männer werden in stereotyper Art und Weise in den vier Zeitschriften präsentiert. Die beiden Studien von Staab et al. stehen in der Tradition „realistischer“ Forschung. Ziel ist die „Analyse des Realitätsbildes, das in den Medien vorherrscht“ (Staab et al.* 1987: 468). Geprüft werden soll außerdem, ob und in welchem Umfang die Medien „divergierende Realitätsbilder vermitteln, da man davon ausgehen kann, dass der Grad der Konsonanz der Medienberichterstattung einen wesentlichen Einfluß auf die Konformität der Gesellschaft ausübt.“ (Ebd.) Statt „Konsonanz“ konstatieren die ForscherInnen „Dissonanz“. Die „dissonanten Stereotypisierungen des Frauenbildes“ in den vier Blättern werden, so Staab et al. abschließend, „einen Abbau der nach wie vor vorhandenen Benachteiligungen von Frauen in der Gesellschaft eher verhindern als forcieren.“ (Staab et al.* 1987: 479)

C Metaanalysen und Ergebnisse

Eine solche Prophezeiung wirft die Frage nach Alternativen auf: wäre eine konsonante Stereotypisierung dem Abbau von Benachteiligungen förderlicher? Und: war nicht zu erwarten, dass die vier sehr unterschiedlichen Zeitschriften unterschiedliche Frauen- und Männerstereotype, aber doch Stereotype, verbreiten? In beiden Aufsätzen gibt es keine weitere Auseinandersetzung mit den Ergebnissen, auch eine Klärung der Fragen, was jeweils „stereotyp“ ist und wo „Dissonanzen“ und „Konsonanzen“ auftreten, fehlt trotz des Titels Dissonante Stereotypisierung. Dieser Befund gilt für viele weitere Studien zu Geschlechterstereotypen, Leitbildern oder „konservativen Rollenklischees“ (Hoefer/Reymann 1994). Auch Georg Hoefer und Kerstin Reymann erläutern nicht, was sie unter letzteren verstehen, vielmehr bestehe das Anliegen ihrer Arbeit darin, „auf die Mißstände aufmerksam zu machen und dem Leser einige Kostproben zu geben.“ Ihr Urteil über die untersuchten Frauen-, Männer- und Jugendzeitschriften ist äußerst negativ. Jugendzeitschriften erscheinen ihnen aufgrund der Tendenz zur Stereotypisierung als größtenteils „jugendgefährdend“ (Hoefer/Reymann 1994: 117), den Frauenzeitschriften werfen sie vor, eine „Marketingstrategie“ zu verfolgen, „die darin besteht, die Fiktion der Sexbestie Frau als Emanzipation zu verkaufen.“ (Hoefer/Reymann 1994: 7) Die untersuchten Männermagazine seien wie nicht anders erwartet „chauvinistisch“, jedoch: „Der Chauvinismus führender Frauenzeitschriften ist der zentrale Widerspruch, auf den diese Arbeit gestoßen ist.“ (Hoefer/Reymann 1994: 71). Hoefers und Reymanns Ergebnisse deuten ebenso wie die von Staab et al. auf die „neue Unübersichtlichkeit“, die durch den sozialen Wandel, die Ausdifferenzierung des Zeitschriftenmarktes und die Zielgruppendiversifizierung in den 1990er Jahren entsteht. Neben den klassischen „Herrenmagazinen“ wie dem Playboy, die auf „erotische“ Darstellungen von Frauen setzen, gibt es seit Mitte der 1980er Jahre sogenannte Lifestyle-Magazine für den Mann mit einer etwas erweiterten Themenpalette. Die Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) weist Männer-Zeitschriften anders als Frauen-Zeitschriften, bei denen zudem nach Erscheinungsweise unterschieden wird, nicht extra aus. Männer-Zeitschriften fallen unter die Kategorie Lifestyle. Zu diesem Zeitschriftensegment zählen z.B. die Männer Vogue und ihr Nachfolger GQ, die Men’s Health, FHM, ein Kürzel, das für For Him Magazine steht, Matador oder Maxim. Manche Titel wie etwa Amico, FHM oder Best Life sind inzwischen schon wieder vom Markt verschwunden; das gilt ebenso für Frauenzeitschriften-Neugründungen der 1990er Jahre wie etwa Allegra. Trotzdem erreichen Publikumszeitschriften, die sich speziell an Frauen oder Männer richten, Monat für Monat immer noch Millionen Leserinnen und Leser. Wissenschaftlich untersucht werden die „neuen“, in den 1990er Jahren lancierten Blätter und das Low-Price-Segment, das sich nach der Jahrtausendwende ausgeweitet hat, kaum. Zumeist wählen ForscherInnen die etablierten, reichweitenstarken Magazine. So auch Bettina Stuckard, die im Jahr 2000 Eine sprachwissenschaftliche Untersuchung über Geschlechtsstereotype in Frauen- und Männerzeitschriften vorlegt und dafür Brigitte, Cosmopolitan, Tina, Playboy und Männer Vogue analysiert. Dabei konzentriert sie sich auf das dort vermittelte „Frauenbild“ bzw. die mediale

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Konstruktion von „Weiblichkeit“, die aber umfassender durch die Berücksichtigung der Konstruktionen von Männlichkeit und Weiblichkeit erfasst werden könne (vgl. Stuckard 2000: 13f.). Die Autorin definiert die Begriffe Stereotyp und Rolle sowie Geschlechtsrollenstereotype. Letztere ergäben sich „aus den Verhaltensnormen für Frauen und Männer, aus den Zugangsmöglichkeiten für verschiedene Positionen, aus den Erwartungen, die an das jeweilige Geschlecht geknüpft werden, aus den Vorgaben für die Sozialisation (nach Pross96) und lassen sich unter dem Begriff Rollenzuschreibungen fassen. [...] Geschlechtsrollenstereotype bilden gesellschaftliche Strukturen ab und manifestieren sie gleichzeitig.“ (Stuckard 2000: 14)

Geschlechterstereotypisierungen versucht die Autorin zum einen über die in den Zeitschriften Brigitte, Cosmopolitan, Tina, Playboy und Männer Vogue getroffenen Aussagen über Männer und Frauen zu identifizieren, zum anderen über Aussagen zu den Handlungen und Aktivitäten. Ergänzt wird die Aussagenanalyse durch die sprachwissenschaftliche Analyse lexikalischer und rhetorischer Stilmittel sowie der verwendeten Bezeichnungen für Männer und Frauen. Beide Analysen, die Aussagen- wie die sprachwissenschaftliche Analyse, bestätigen die stereotypen Eigenschaftszuschreibungen an Männer und Frauen. Stuckard konstatiert eine „Fixierung der Geschlechtsrollenstereotype“, wonach Frauen emotional und sozial, Männer zielgerichtet und durchsetzungsstark präsentiert werden. Auch seien Frauen in den Medien jünger, attraktiver und eher in untergeordneten beruflichen Positionen zu finden (vgl. Stuckard 2000: 184f.). „Statushohe Positionen von Frauen umfassen Bereiche, in denen Frauen traditionell tätig sind (z.B. Medizin, Erziehungswesen).“ (Stuckard 2000: 185) Während in Frauenzeitschriften beide Geschlechter etwa gleich häufig vorkommen, kommen in Männerzeitschriften ganz überwiegend Männer vor und Frauen nur als „Anhängsel“. Die dort porträtierten Männer würden bevorzugt als Individualisten, als frei und ungebunden, gezeigt (vgl. ebd.). So das Ergebnis für Playboy und Männer Vogue. Doch lässt sich insgesamt ein erweitertes Rollenspektrum für den „neuen Mann“ und die „neue Frau“ im ausgehenden 20. Jahrhundert erkennen? Ausschließlich mit Männerzeitschriften und speziell der erfolgreichen Platzierung von Men’s Health im deutschsprachigen Markt beschäftigen sich Mario Thomas Günther (2000) und Lars Bregenstroth (2003), nachdem Guido Zurstiege (1998) Mannsbilder – Männlichkeit in der Anzeigenwerbung der 50er, 70er und 90er Jahre in den Zeitschriften Auto, Motor und Sport, stern und Brigitte untersucht hat. (Dazu mehr im Abschnitt Werbung). Günther wie Bregenstroth gehen ausführlich auf den gesellschaftlichen Wandel ein. Günther nennt den technischen und medizinischen Fortschritt, die wirtschaftliche Prosperität, die veränderten Arbeitsbedingungen, Familienstrukturen und Freizeitmöglichkeiten sowie die 96 | Gemeint ist die viel zitierte Studie von Helge Pross (1978): Die Männer. Eine repräsentative Untersuchung über die Selbstbilder von Männern und ihre Bilder von der Frau. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.

C Metaanalysen und Ergebnisse

Frauen- und Homosexuellenbewegung, die letztlich zu einer Erosion der traditionellen Männerrolle geführt hätten (vgl. Günther 2000: 27ff.). In Medien sieht der Autor einen „Produktionsort von Gender“ (Günther 2000: 72) und sucht Antworten auf „die bislang unbeantwortete Frage: Wie sieht das von Männerzeitschriften verbreitete geschlechtsbezogene Wertesystem aus? Schaffen die Zeitschriften als potente Sozialisationsinstanzen im Hinblick auf die Geschlechtsrolle der Männer ein ihnen eigentümliches Modell der Männlichkeit oder orientieren sie sich an der Männer-Realität97 und halten mit der veränderten gesellschaftlichen Bedeutung der Männlichkeit Schritt?“ (Günther 2000: 73)

So wie Stuckard in ihrer im selben Jahr publizierten Studie nimmt auch Günther eine Klärung der Begriffe Stereotyp und Rolle vor, denn „symptomatisch für andere Arbeiten über Geschlechtsbilder ist, dass sie Geschlechtsstereotype nicht berücksichtigen“ (Günther 2000: 24) und soziale Strukturen vernachlässigten. Er fasst unter Geschlechtsstereotype Eigenschaftszuschreibungen an Männer und Frauen aufgrund des Geschlechts. „Dabei handelt es sich um relative Urteile in der Form, dass ein Attribut bei einem Geschlecht in größerem oder geringerem Maße vermutet wird als bei dem anderen.“ (Günther 2000: 25) Über die Ergebnisse der Inhaltsanalyse zeigt sich der Autor erstaunt. Er hat nicht erwartet, dass die Zeitschrift, die sich so modern gibt, an einem derart traditionellen Bild von Männlichkeit festhält. „In Men’s Health werden Männer zu schlichten Ausführungsorganen ihres Erbgutes erklärt und Frauen in die Passivität gedrängt. Natürlich ist nicht mehr offen von einer naturgegebenen Hierarchie der Geschlechter die Rede. An kaum einer Stelle plädiert ein Autor ohne Umschweife für patriarchalische Verhältnisse. Aber es ist, als vermisse das Printmedium eine hegemoniale Ordnung, die den Mann wieder an die Spitze der Menschheit stellt. Die Frauen sind laut Men’s Health anstrengend und nervenaufreibend geworden.“ (Günther 2000: 231)

Es herrsche laut Men’s Health „Geschlechterkampf“ in allen Bereichen: „im Bett, auf dem Arbeitsmarkt und in der Freizeit.“ (Günther 2000: 232) Nur in einem Bereich sei eine Annäherung der Geschlechter festzustellen: im Bereich der Schönheit, der Arbeit an einem perfekten Körper und attraktivem Äußeren. Krankheiten wie Essstörungen oder Depressionen, die bislang als Frauen-Krankheiten galten, haben nun auch Männer (vgl. Günther 2000: 233). Lars Bregenstroth, der 2003 Männlichkeit und Geschlechterverhältnis in der Men’s Health untersucht, gelangt zu der Erkenntnis, dass die Zeitschrift zu einer Stabilisierung der bestehenden Geschlechterverhältnisse beiträgt. Dabei setzt die Zeitschrift auf Differenz: „Das in der Men’s Health entworfene Verhältnis der Geschlechter zeigt zwei Parteien, deren naturbedingte Differenz sowohl zu Momenten männlicher, 97 | Hier setzt der Autor eine Fußnote, in der er seinen Realitätsbegriff erläutert und unter Berufung auf Niklas Luhmann und Siegfried J. Schmidt von einer „Pluralität unserer Wirklichkeiten“ ausgeht.

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als auch weiblicher Dominanz sowie zu solchen symmetrischer Ausgeglichenheit führt [...], wobei die Konfliktträchtigkeit der Differenz als mit Hilfe der Zeitschrift bewältigbar dargestellt wird.“ (Bregenstroth 2003: 131) Sexualität, Nacktheit und Körperlichkeit dienten der Erlangung von Aufmerksamkeit. Die Zeitschrift sei lediglich dazu geeignet, „Gleichberechtigung im Attraktivitätsterror“ herzustellen, zitiert der Autor eine Men’s Health-Redakteurin, die sich so dem Spiegel gegenüber geäußert hat (vgl. Bregenstroth 2003: 164). Die Ergebnisse der Studien von Günther und Bregenstroth stimmen weitgehend überein. Durch die neuen Zeitschriften speziell für Männer wird ein Geschlechterdualismus zementiert. Dabei haben die Zuschreibungen von „männlichen“ und „weiblichen“ Eigenschaften eine nicht zu unterschätzende normierende Kraft; Abweichungen von der jeweiligen Norm werden als „unweiblich“ oder „unmännlich“ gebrandmarkt. In der gesellschaftlichen Debatte über die Emanzipation der Frauen und insbesondere in der in Männermagazinen geführten „Eman(n)zipationsdebatte“ (vgl. Günther 2000) schwingt die Vermutung mit, dass Frauen „männlicher“ und Männer „weiblicher“ werden sollen. Von dieser Vermutung scheinen Männermagazine, ob nun die klassischen wie der Playboy oder die neuen wie die Men’s Health, zu profitieren. Denn sie machen ihren Lesern Identifikationsangebote und erklären ihnen, was „heutzutage Mann-Sein bedeutet“, ebenso wie Frauenzeitschriften ihren Leserinnen erklären, „was heutzutage Frau-Sein bedeutet.“ So gesehen erfüllen beide Zeitschriftentypen den Wunsch nach Identität, Identifizierung (der anderen) und Orientierung in einer als unübersichtlich und komplex empfundenen Gegenwart. Doch bilden die sogenannten Männerzeitschriften nur ein Segment im großen Markt der Publikumszeitschriften, das zu einer Ergänzung der traditionellen Männerrolle und der mit ihr verbundenen Stereotype um die des sexualisierten Mannes geführt hat. Ergänzungen und Neuinterpretationen hat Mann-Sein aber auch durch die veränderten Einstellungen zu Vaterschaft und Vater-Sein erfahren. Studien, in denen die mediale Repräsentation von Väterlichkeit z.B. in Zeitschriften wie Eltern oder der Neugründung Nido untersucht wird, stehen jedoch noch aus.

4.5 Geschlechterstereotype in der Werbung Das Geschäftsmodell privatwirtschaftlich organisierter Medien beruht darauf, dass Umsätze und Gewinne vor allem durch Werbung erzielt werden. Das kann bei Print- und Onlinemedien durch die Bereitstellung von Anzeigenraum geschehen, bei audiovisuellen Medien durch Werbespots, die das redaktionelle Programm unterbrechen oder durch Werbeformen wie Dauerwerbesendungen, Sponsoring, Productplacement, u.a. Für Werbung im Rundfunk, speziell dem öffentlichrechtlichen Rundfunk, aber z.T. auch dem privat-kommerziellen, hat der Gesetzgeber Auflagen erteilt. Eine der wichtigsten betrifft die Trennung von redaktionellen und werblichen Inhalten. Letztere müssen als solche gekennzeichnet werden. Hier kommt es immer wieder zu Verstößen, die dann durch interne Aufsichtsbehörden, Institutionen der Freiwilligen Selbstkontrolle oder aber durch Gerichte geahndet werden.

C Metaanalysen und Ergebnisse

Das Streben nach Gewinn und die Abhängigkeit von Anzeigen erhöhen den Druck, ein Medienprodukt anzubieten, das sowohl der werbetreibenden Wirtschaft als auch den RezipientInnen bzw. KonsumentInnen gefällt und sie zum Kauf der beworbenen Produkte und Dienstleistungen animiert. Siegfried J. Schmidt und Brigitte Spieß sprechen von einer „Kommerzialisierung der Kommunikation“ (Schmidt/Spieß 1997) seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland, an der die Werbung in erheblichem Maße beteiligt gewesen ist. Doch genüge es nicht, so die AutorInnen, Werbung ausschließlich unter ökonomischen Gesichtspunkten zu betrachten, soziale, kulturelle und politische Aspekte seien ebenso von Bedeutung. Schmidt und Spieß legen mit ihrer u.a. von der DFG geförderten Studie zur Kommerzialisierung der Werbung eine der wenigen kommunikationswissenschaftlichen Arbeiten vor, die sich theoretisch mit Werbung als sozialem System, mit Modernisierungstheorien und Theorien des sozialen Wandels befassen und zudem die Fernsehwerbung in der BRD von 1956 bis 1989 empirisch untersuchen. Deutlich werden in der Auseinandersetzung mit Werbung die verschiedenen Funktionszuschreibungen, die WissenschaftlerInnen, Werbefachleute, ProduzentInnen und KonsumentInnen vornehmen. Hierbei greifen sie nicht selten auf eine metaphorische Ausdrucksweise zurück. Fast entsteht der Eindruck, dass auch das Sprechen über Werbung von Stereotypen durchsetzt ist. Zum einen ist die Rede von der Werbung als „Spiegel der Gesellschaft“ und als „Indikator“ gesellschaftlicher Entwicklungen. Eher passiv „reflektiert“ sie gesellschaftliche „Strömungen“. Zum anderen ist die Rede von der Werbung als „Motor“, „Organ“ oder „Faktor“ gesellschaftlicher Wandlungsprozesse. Werbung forciert demnach Veränderungen. So erscheint Werbung einerseits gegenwartsbezogen und „abbildend“, andererseits fortschrittlich, in die Zukunft gerichtet und „vorbildlich“. Die Kritik an der Werbung ist größtenteils eine grundsätzliche, aus politökonomischen Gründen erfolgende, zugleich aber auch eine soziale, kulturelle und ästhetische Gründe einbeziehende. Vorgeworfen wird „der“ Werbung, sie wecke permanent Schein-Bedürfnisse, verführe die Menschen zum Konsum von Waren, die sie nicht wirklich brauchen. Sie halte sie dadurch in einer ökonomischen Abhängigkeit von denjenigen, die die begehrten Konsumartikel anbieten. Perverserweise seien die meisten Menschen an der Produktion der Konsumartikel beteiligt, für deren Erwerb sie dann noch einmal zahlten. Werbung, so ihre KritikerInnen weiter, ziele ab auf den Erhalt des politischen und ökonomischen Status quo. Sie sei daher konservativ und systemstabilisierend. Jedoch scheue sie im Kampf um die Aufmerksamkeit der RezipientInnen vor aggressiven Mitteln, vor nationalistischen, rassistischen, vor allem sexistischen Aussagen nicht zurück. Dabei handele es sich aber weniger um einmalige Ausfälle, als um systemimmanente Praktiken der Aufmerksamkeitsgenerierung. Diese grundsätzliche Kritik an der Werbung ruft Widerspruch von verschiedenen Seiten hervor. Zum einen von den KonsumentInnen, die Werbung, zumal wenn sie vor einer Kaufentscheidung stehen, als „informativ“ und meinungsbildend, und nicht nur „manipulativ“ empfinden. Sie trauen sich zu, Werbebotschaften zu „durchschauen“ und sich durch den Vergleich ein „realistisches“ Bild vom Angebot und den

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Preisen machen zu können. Zum anderen von den ProduzentInnen, die ebenfalls die KonsumentInnenfreiheit und -rationalität betonen und darüber hinaus argumentieren, dass Werbung die Konkurrenz belebe und zu geringeren Preisen für die VerbraucherInnen führe.98 Schließlich sprechen sich WerberInnen und an Werbung interessierte KonsumentInnen für diese Form der Kommunikation aus, weil sie innovativ und ästhetisch ansprechend sein müsse, um Menschen zu erreichen, und sie daher aus kulturellen und sozialen Gründen aufschlussreich sei. Siegfried J. Schmidt und Brigitte Spieß sehen in der Werbung einen „zunehmend bedeutsamen Faktor der wirtschaftlichen wie kommunikativen Reproduktion und Selbstorganisation von Gesellschaft“ (Schmidt/Spieß1997: 354). Vermeiden wollen sie in ihrer Auseinandersetzung mit Werbung sowohl „eine euphorische Identifikation mit Werbebotschaften“, um nicht einem „Konsumfetischismus das Wort zu reden“, als auch eine „kulturkritische Diffamierung der Werbung als ausschließlich subversive Manipulationsmaschinerie.“ (Ebd.) So viel Ausgewogenheit und ein Rückzug auf den Beobachterstandpunkt sind ansonsten selten. Über Werbung wird äußerst kontrovers gestritten. Insbesondere der Vorwurf des Sexismus und der stereotypen Geschlechterdarstellungen bestimmt die öffentliche Debatte. So hat eine Auswertung der Beschwerden, die beim Deutschen Werberat vorgebracht worden sind, ergeben, dass „Frauendiskriminierung“ seit Bestehen dieser Institution der Freiwilligen Selbstkontrolle, das Beschwerdemotiv Nr. 1 ist (vgl. Ematinger 2011; ZAW 2013). Geschlechterstereotype in der Werbung sind seit den 1960er Jahren auch Thema wissenschaftlicher Studien. Seinen Niederschlag in Metaanalyse I findet dieses Interesse jedoch erst zu Beginn der 1990er Jahre, als in der Publizistik ein Aufsatz von Hans-Bernd Brosius und Joachim Friedrich Staab erscheint, in dem sie nach dem „emanzipatorischen“ Potential der Anzeigenwerbung des stern fragen (vgl. Brosius/ Staab* 1990). Renate Hackel-De Latour bespricht 1994 in einer Sammelrezension für die Publizistik neben dem Werk Nackte Tatsachen. Das Bild der Frau in der Werbung von Volker Nickel, dem Geschäftsführer des Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft (ZAW), Christiane Schmerls Der Frauenzoo der Werbung (vgl. Hackel-De Latour* 1994: Schmerl 1992; Nickel 1993). Darüber hinaus gibt es keine Publikationen, die für Metaanalyse I berücksichtigt werden können, sehr viele jedoch, die aufgrund der Thematisierung von Geschlechterstereotypen in den Medien die Auswahlkriterien für Metaanalyse II erfüllen. Speziell die Werbung in den Blick zu nehmen, beruht u.a. auf der Annahme, dass Werbung überall präsent ist, in den Medien ebenso wie im öffentlichen Raum, und dass man sich der Fülle sowie subkutanen Wirkungen der Werbebotschaften kaum entziehen könne. Unter dem Einfluss der Zweiten Frauenbewegung stehen zunächst Darstellungen von Frauen in der Werbung zur Debatte. Bestimmte Repräsentationen von Weiblichkeit kritisieren ForscherInnen als stereotyp und sexistisch. Diese Weiblichkeitsstereotype sollen im Folgenden basierend auf Studien, die für 98 | Ein Argument, das die GegnerInnen von Werbung durch den Hinweis widerlegen, dass auch Werbung kostet und diese Kosten auf die VerbraucherInnen umgelegt werden.

C Metaanalysen und Ergebnisse

Metaanalyse I und II berücksichtigt wurden, zusammengestellt werden. Dem werden stereotype Repräsentationen von Männlichkeit gegenübergestellt. Von Interesse ist, inwieweit und ab wann vermehrt in der Werbung auch Tendenzen der Umkehr, Auflösung und Dekonstruktion von Geschlechterstereotypen konstatiert werden, denn solche Auflösungstendenzen könnten als progressiv und emanzipatorisch – oder profaner: als zielgruppengerechter und daher ökonomisch Erfolg versprechender – gedeutet werden. Unterteilen lässt sich die kommunikations- und medienwissenschaftliche Beschäftigung mit Geschlechterstereotypen in der Werbung in zwei Phasen. In einer ersten Phase, die in den späten 1960er Jahren beginnt und bis in die 1980er Jahre reicht, ist Werbung überwiegend Gegenstand kultur- und kapitalismuskritischer Reflexionen. Ihr wird vorgeworfen, ein wenig differenziertes, stereotypes und letztlich diskriminierendes Frauenbild zu vermitteln. In der zweiten Phase, die in den 1980er Jahren beginnt, führen postmoderne Ansätze zu einer veränderten Sicht auf Werbung, auf ihr sowohl homogenisierendes als auch widerständiges Potential, und zu einer veränderten Sicht auf Geschlecht bzw. dessen soziale Konstruktion, an der die Werbung nicht unbeteiligt ist. Die folgenden Ausführungen sind diesen beiden Phasen entsprechend in zwei Abschnitte unterteilt.

Geschlechterbilder in der Werbung: Phase I, von den 1960er bis zu den 1980er Jahren Christiane Schmerl, von der verschiedene Studien zur Darstellung von Frauen in der Werbung stammen (vgl. Schmerl 1980; 1984; 1992; 1994), konstatiert, dass spätestens mit der 1974 im Auftrag der UNESCO entstandenen internationalen Vergleichsstudie Influence of Mass Communication Media on the Formation of a New Attitude Towards the Role of Woman in Present Day Society der Nachweis einer verzerrten und letztlich diskriminierenden Darstellung von Frauen in der Werbung erbracht war (vgl. Schmerl 1994: 134). In den Studien, die in den 1970er und 1980er Jahren publiziert worden sind, konnte übereinstimmend festgestellt werden, dass Frauen in der Werbung durchaus präsent sind. Quantitative Analysen belegen im Vergleich zu Analysen der redaktionellen Inhalte von Medien ein ausgewogenes Zahlenverhältnis, z.T. sogar mehr Frauen als Männer in der Werbung. Allerdings ist die Qualität der Darstellung so, dass von Gleichberechtigung keine Rede sein könne. Als stereotyp und eindimensional kritisieren die frühen Studien (vgl. Friedan 1963; Hering 1979; Hastenteufel 1980b; Schmerl 1980; Goffman 1981; Kotelmann/ Mikos 1981; Schmerl 1984; Mikos 1988), dass die gezeigten Frauen überwiegend jung, schlank, vollbusig, langbeinig, langhaarig und bevorzugt blond sind. Sie haben wenig an; betont sind ihre sekundären Geschlechtsmerkmale. Ihr Verhalten ist von Unwissenheit und Hilflosigkeit geprägt, zuweilen erscheinen sie aber auch berechnend, sie wollen erobert und verwöhnt werden. Die Rollen, in denen Frauen gezeigt werden, beschränken sich auf die der jungen, attraktiven, noch nicht verheirateten Frau sowie der Ehefrau, Hausfrau und Mutter. Wenn Frauen berufstätig sind, so in typischen Frauenberufen, in untergeordneter, dienender Stellung (Sekretärin, Arzthelferin,

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Verkäuferin, Stewardess, Kindergärtnerin ...) und meist nur so lange, bis sie „den Richtigen“ gefunden haben bzw. er sie. Dann kann sie es sich zu Hause gemütlich machen, „das bisschen Haushalt macht sich von allein“99 bzw. mit Hilfe der neuesten Küchengeräte und Putzmittel. Frauen bewerben Produkte, die ihnen angeblich ermöglichen, ihre Jugendlichkeit und Attraktivität zu erhalten, die Familie gesund zu ernähren, Heim und Wäsche vor Sauberkeit erstrahlen und die Konkurrentinnen vor Neid erblassen zu lassen. Frauen, bevorzugt halbnackte, bewerben aber auch Produkte für Männer: alkoholische Getränke und Zigaretten, Schlagbohrer, Rasenmäher, Rasierwasser, „alles, was ein Mann braucht“100. Die Frau fungiert als „Hingucker“, soll seine Aufmerksamkeit erst auf ihren Körper und dann auf das beworbene Objekt lenken, was dazu führen kann, auch die Frauen selbst als Objekte zu betrachten. Die Darstellung der Männer ist dementsprechend nicht weniger stereotyp, jedoch erscheint „er“ in den Anzeigen in einer machtvolleren, überlegenen Position. Männer handeln, treffen Entscheidungen, sind die Experten und erklären den anderen – Frauen, Kindern, unterlegenen und untergebenen Männern – die Welt. Während die Frauen auf Heim und Familie bezogen sind, bewältigen Männer „das wirkliche Leben“. Sie zieht es „hinaus“, sie erleben Abenteuer, sie „stehen ihren Mann“ im Berufsleben. Gezeigt werden in der Werbung aber nicht die ganz normalen, zuweilen anstrengenden oder monotonen Berufe, sondern die prestigeträchtigen Professionen wie Anwalt, Arzt, Manager, Wissenschaftler oder Künstler. Davon profitieren dann auch die Ehefrauen, die z.B. als „Zahnarztfrau“ Zahnpasta empfehlen dürfen. So eine Zusammenfassung der Ergebnisse, die die frühen Studien nahezu übereinstimmend erbracht haben (vgl. Kotelmann/Mikos 1981: 60f.; Schmerl 1984: 106f.; Schmerl 1990: 183f.; Spieß 1991: 92f.; Bergler/Pörzgen/Harich 1992: 31f.; Velte 1995: 210f.). Stereotypisierungen sind hier offensichtlich, doch konnten auch sublimere Methoden der Konstruktion von Geschlechterdifferenzen ermittelt werden. Erving Goffmans zuerst 1976 erschienene Studie Gender Advertisements, für die er über 500 Anzeigen analysiert und kategorisiert hat, macht darauf aufmerksam, wie Geschlechterunterschiede (aber auch Statusunterschiede und Unterschiede innerhalb einer Geschlechterkategorie) in der Werbung hergestellt werden. Eine wichtige Rolle spielen Größenverhältnisse („relative size“), Berührungen („the feminine touch“), Rangordnungen („function ranking“), die sich sowohl in beruflichen als auch privaten, familiären Kontexten widerspiegeln, ritualisierte Unterwerfungsgesten („the ritualization of subordination“) sowie ein Widerrufen und Einschränken spontan geäußerter Gefühle („licensed withdrawal“). In dem Buch sind die mehr als 500 Anzeigen abgedruckt und belegen eindrucksvoll Goffmans These der Geschlechtersozialisation, die zu weiten Teilen medial vermittelt erfolgt (vgl. Goffman 1979; dt. 1981). 99 | So der ironisch gemeinte Titel eines Liedes von Johanna von Koczian aus dem Jahr 1977. Herbert Grönemeyer thematisiert und ironisiert 1984 im Song Männer, welche Auffassungen von Männlichkeit vorherrschend sind. Beide Lieder sind bis heute im kollektiven Gedächtnis präsent und verdeutlichen, dass die Geschlechterdebatte auf allen Ebenen geführt wurde. 100 | Ein Werbeslogan für Clausthaler, ein alkoholfreies (!) Bier.

C Metaanalysen und Ergebnisse

Die Studie inspiriert u.a. die Arbeiten von Archer et al. zu Face-ism und Body-ism bzw. zu „Männer-Köpfen“ und „Frauen-Körpern“ (vgl. Archer et al. 1989; Schmerl 2004) oder „Körpercodes“ und „Gesichtern der Weiblichkeit in der Werbung“ (Wilk 2002). Untersuchungen zu Werbung in audiovisuellen Medien bestätigen und ergänzen Goffmans Ergebnisse dahingehend, dass auch beim Einsatz von Ton und bewegten Bildern Interaktionsrituale, Gestiken und Mimiken feststellbar sind, die Geschlechterdifferenzen reproduzieren. So erscheinen Männer z.B. dynamisch, weil sie sich im Raum bewegen, ihn durchmessen, Frauen statisch, weil sie in sitzender oder liegender Position abgebildet werden. Männer überragen die anderen, Frauen sind optisch und verbal unterlegen. Wenn sie beispielsweise wegen Flecken, Gefrierbrand, kratziger Pullover oder Rändern an den frisch gespülten Gläsern in Panik verfallen und mit sich überschlagender Stimme nach Hilfe rufen, vermittelt auch das ein bestimmtes Bild von Frauen (vgl. Schmerl 1994: 138), das aber durch quantitative Inhaltsanalysen, die vor allem die Präsenz von Frauen in der Werbung registrieren, nicht erfasst wird. Auch gibt es wenig (veröffentlichte) Rezeptionsstudien, die die Reaktionen auf durch Werbung vermittelte Geschlechterbilder und -stereotype erfassen.

Geschlechterbilder in der Werbung: Phase II, von den 1990er Jahren bis ins zweite Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts Siegfried J. Schmidt und Brigitte Spieß erkennen in der Bundesrepublik der 1980er Jahre „die Entfaltung einer Multioptionsgesellschaft mit extrem diversifizierten Konsumbedürfnissen und wachsenden Individualitätsansprüchen“ (Schmidt/Spieß 1997: 345). Auf die Vervielfältigung von Lebensstilen reagiert die werbetreibende Wirtschaft und entwirft differenziertere Geschlechter- und Altersbilder je nach avisierter Zielgruppe. Schmidt und Spieß stellen für die Fernsehwerbung fest: „Eine zunehmende Sensibilität für Gesundheit und Ernährung aber auch für die Umwelt prägt die BRD-Gesellschaft der 80er Jahre wie auch ihre Werbebotschaften, die von der ästhetischen Perfektionierung des Körpers bis hin zur Skulpturierung der Körper in den Maschinen der Body-Building-Studios künden.“ (Ebd.) In dem Zitat sind einige wichtige Hinweise auf sozialen Wandel, auf Individualisierung und Körperfixierung, enthalten. Vor neue Herausforderungen gestellt sehen sich Werbeagenturen zudem durch die politischen und gesellschaftlichen Transformationsprozesse zu Beginn der 1990er Jahre. Das Ende der Ost-Westkonfrontation, Migration, technische Entwicklungen wie die Digitalisierung und die Etablierung von Onlinemedien sowie die Entstehung globaler Märkte werfen die Frage auf, mittels welcher Kanäle welche Zielgruppen zu erreichen sind, welche Werbebotschaften wahrgenommen werden. Wie sich die Werbung seit den 1990er Jahren auf veränderte Ansprüche der KonsumentInnen eingestellt hat bzw. welche Vorgaben in Richtung Selbstoptimierung und Konsum in der Werbung erkennbar werden, soll im Folgenden referiert werden. Von besonderem Interesse sind Forschungsergebnisse, die einen Stereotypenwandel belegen und von zumindest partieller Auflösung der oben beschriebenen traditionellen Geschlechterstereotype in der Werbung berichten.

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Brigitte Spieß geht diesen Veränderungen in einer speziellen Analyse von mehr als 600 Werbespots nach, in denen Frauen als Akteurinnen auftreten (vgl. Spieß 1992; 1994). Ausgestrahlt wurden diese Spots im deutschen Fernsehen zwischen 1989 und 1991. Die Autorin betont eingangs, dass sich „Ausstiegsvarianten aus der traditionellen Frauenrolle“ (Spieß 1992: 97) nur in einigen, wenigen Spots finden ließen, was auf die Abhängigkeiten der WerberInnen von den AuftraggeberInnen und deren Zielgruppenvorstellungen zurückzuführen sei (vgl. ebd.). Genauer untersucht wurden 46 Spots auf die Inszenierung von Weiblichkeit sowie Formen und Funktionen dieser Weiblichkeitsentwürfe. Die wichtigsten Ergebnisse betreffen die Repräsentationen von alten Frauen, Ehefrauen und Müttern, berufstätigen Frauen und selbstbewussten, sich selbst verwirklichenden Frauen. Für letztere, die in anderen Studien als „emanzipierte“ Frauen bezeichnet werden (vgl. Brosius/Staab 1990), trifft Spieß noch einmal die Unterscheidung zwischen der „jungen Individualistin“, der „aggressiven Frau“, der „coolen, androgynen Frauen“ und der „schönen Frau“, die das gängige Schönheitsideal verkörpert (vgl. Spieß 1992: 98). Im Vergleich zu früheren TV-Werbespots sind Ausdifferenzierungen dahingehend festzustellen, dass neben dem Typ „bescheidene, pflichtbewußte Rentnerin“ nun auch der Typ „unkonventionelle alte Frau“ anzutreffen sei. Ehefrauen und Mütter sind weiterhin für das Wohlergehen der Familie und das behagliche Zuhause zuständig, für diese Bereiche billige man ihnen zuweilen ein gewisses Expertinnentum zu. Ihr äußeres Erscheinungsbild entspricht traditionellen Weiblichkeitsstereotypen, doch zeigen die Hausfrauen Verwandlungsfähigkeit, wenn z.B. der Ehemann unerwartet den Chef zum Abendessen mitbringt (vgl. Spieß 1992: 100). Was die häufiger in TV-Spots anzutreffende berufstätige Frau anbelangt, konstatiert Spieß eine gewisse Widersprüchlichkeit in der Inszenierung dieses Typus’, da die „Karrierefrau“ trotz des beruflichen Erfolges immer auch den Ansprüchen an Schönheit, Jugendlichkeit, Charme und Erotik zu genügen hat. Die Autorin fragt daher, ob „es sich bei dem Klischee berufstätige Frau vorrangig um Inszenierungen des männlichen Blicks auf erfolgreiche Frauen“ (Spieß 1992: 101) handelt. Der Typus „junge Individualistin“ ist in den untersuchten Spots noch nicht sehr oft anzutreffen, Spieß vermutet aber, dass sich das in Zukunft ändern wird. Die Varianten dieses Typus’, die „aggressive“ oder „coole, androgyne Frau“ sind ihrer Meinung nach die auffälligsten und interessantesten Ausstiegsvarianten aus der traditionellen Frauenrolle. Möglicherweise handele es sich aber auch dabei um Projektionen von Werbepraktikern (vgl. Spieß 1992: 103). Schönheit, verstanden als äußerliche Attraktivität und Jugendlichkeit, ist weiterhin ein bestimmendes Merkmal der Inszenierung von Weiblichkeit. Allerdings erfährt der Schönheits-Begriff z.T. eine Erweiterung durch innere Werte. „Schön“ sind Frauen auch, wenn sie selbstbewusst, aktiv, unabhängig, ... auftreten. Diese Erweiterung des Schönheits-Begriffs lässt sich positiv deuten, weil Frauen nun nicht mehr „auf Äußerlichkeiten reduziert“ erscheinen, doch impliziert sie zugleich zusätzliche Anforderungen an die Frauen. Spieß betont mehrfach, dass es sich bei den untersuchten Werbespots und den genannten Beispielen um Ausnahmen handelt. Neue Formen der Repräsentation von Weiblichkeit sind ganz überwiegend nicht auszumachen, bestimmte Themenbereiche

C Metaanalysen und Ergebnisse

bleiben ausgeblendet, so „das Ringen der Frauen um Selbstverwirklichung, der Balance-Akt zwischen eigenem Leben und Leben zu zweit, die örtliche, soziale und alltägliche Mobilität im Wechsel zwischen Familie und Beruf, zwischen Arbeit und Freizeit, der Typus der ledigen Mutter usw.“ (Spieß 1992: 106). Mit Spieß’ Untersuchung liegt Anfang der 1990er Jahre eine der wenigen empirischen Studien vor, in denen Wandlungsprozessen nachgegangen wird. Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang aber auch die Studie des Sozialpsychologen Reinhold Bergler, der gemeinsam mit Brigitte Pörzgen und Katrin Harich „Vorurteile“ bezüglich „Frau und Werbung“ untersucht. Ein wesentliches Vorurteil, so die ForscherInnen, bestehe darin, dass Werbung frauenfeindlich ist. Zustande gekommen sei es u.a., weil in früheren Studien die Darstellung der Frau in der Werbung nach „dem Ausmaß der Übereinstimmung mit ausgewählten demographischen Merkmalen“ oder „dem Ausmaß der Übereinstimmung mit bestimmten impliziten oder expliziten Annahmen über das Wesen der Frau“ (ebd.) beurteilt worden sei. Das halten die AutorInnen für unwissenschaftlich, weil letztlich von subjektiven Eindrücken ausgehend (vgl. Bergler/Harich/Pörzgen 1992: 34). Sie hingegen beschreiten einen anderen Weg. In ihrer Studie werde „das Selbstverständnis der Frauen als Kriterium herangezogen“ (Bergler/Harich/Pörzgen 1992: 30). Ihre „objektive“ Vorgehensweise, bei der die ForscherInnen das mittels Befragungen festgestellte Selbstverständnis von Frauen berücksichtigen, führt dann zu der Feststellung, dass Frauen, die sexistische Darstellungen monieren, eben qualitativ anders urteilten, jedoch: „Es gibt keine Werbung, die allgemein101 als frauendiskriminierend erlebt wird.“ (Bergler/Harich/Pörzgen 1992: 197) Auch Hans-Bernd Brosius’ und Joachim Friedrich Staabs Frage Emanzipation in der Werbung? geht von der Annahme aus, dass Werbung nicht frauenfeindlich sein muss, sondern emanzipatorische Elemente enthalten kann. Zwar erwähnen die Autoren in ihrem Forschungsüberblick, dass Forscherinnen wie Christiane Schmerl einen Anstieg frauenfeindlicher Werbung in den vergangenen Jahrzehnten nachgewiesen haben, relativieren diese Aussage aber durch die Formulierung, dass es sich dabei um einen Anstieg „der nach ihrer Definition [Hervorhebung M.T.] frauenfeindlichen Werbung“ (Brosius/Staab 1990: 293) gehandelt habe. Die Autoren erläutern nicht, was sie unter frauenfeindlicher, emanzipatorischer oder nicht-diskriminierender Werbung verstehen. Sie konstatieren allerdings: „Die am intensivsten erforschte soziale Gruppe ist die der Frauen. Dabei zeigen die verschiedenen Studien, dass sich unabhängig von der Art des Mediums (Presse, Hörfunk oder Fernsehen) und unabhängig vom jeweiligen Untersuchungsmaterial (Fotos, Werbung, Spielfilme, Nachrichten) ein relativ einheitliches, stereotypes Bild der Frau ergibt. Die Medien vermitteln Vorstellungen vom typischen Verhalten, der Kleidung, dem Aussehen, den Einstellungen, den Wünschen und den Erfolgsaussichten von Frauen.“ (Brosius/Staab 1990: 292)

101 | „Allgemein“ heißt hier wohl „übereinstimmend“, „von allen befragten Frauen“.

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Brosius und Staab wollen durch die quantitative Inhaltsanalyse von Anzeigen aus 20 Ausgaben des stern, die zwischen 1969 und 1988 erschienen sind, ermitteln, „in welchen Rollen und Aktivitäten“ Männer und Frauen dargestellt werden, welche nonverbalen Handlungen und Gestiken diesen verschiedenen Rollen und Aktivitäten entsprechen und ob sich das nonverbale Verhalten von Männern und Frauen unterscheidet, schließlich ob sich der seit den 1970er Jahren vollziehende Wertewandel in den dargestellten Rollen, Aktivitäten und nonverbalen Verhaltensweisen niederschlägt (vgl. Brosius/Staab 1990: 294). Die Forscher können nur geringfügige Veränderungen feststellen; die traditionellen Geschlechterstereotype seien weiterhin vorhanden (vgl. Brosius/Staab 1990: 301). Was die spezielle Kommunikationsform Werbung anbelangt, ist das Ergebnis bzw. die Interpretation der Autoren ebenfalls nicht überraschend. „Insgesamt betrachtet kann man Werbung wohl eher als Spiegel denn als Verursacher sozialer Veränderungen ansehen.“ (Ebd.) Wissenschaftstheoretisch und kognitionspsychologisch interessant wird es im letzten Absatz des Beitrags, in dem die Autoren auf die Divergenz zwischen „dargestellter und tatsächlicher Realität“ zu sprechen kommen, „über deren Aussagekraft jedoch unterschiedliche Auffassungen bestehen.“ (Brosius/Staab 1990: 301). Einem „emanzipatorischen Vergleichsvorgang“, bei dem „die Ergebnisse hinsichtlich einer wünschenswerten Realität bewertet“ (ebd.) werden, können sie offenbar wenig abgewinnen: „Ein solcher Vergleich führt im vorliegenden Fall zu der Frage, ob die gleiche Behandlung der Geschlechter ein wünschenswertes Ergebnis von gesellschaftlichen Veränderungen ist oder nicht. Unabhängig davon, wie man diese Frage beantwortet, scheint die Werbung diesen Prozeß – zumindest was ihre eher impliziten nonverbalen Darstellungsmittel betrifft – nicht nachzuvollziehen.“ (Brosius/Staab 1990: 301)

„Die“ Werbung – und zu ergänzen wäre wohl „die“ Wissenschaft nach Brosius und Staab – zeigt sich also nicht besonders aufgeschlossen gegenüber „emanzipatorischen“ Geschlechterrepräsentationen. Ein Grund dafür könnte laut Brigitte Spieß sein, dass „die Werbung bis heute eine Sphäre ist, die quantitativ eindeutig von Männern beherrscht wird, darüber hinaus aber auch qualitativ von Männern geprägt ist.“ (Spieß 1994: 411) Dennoch müsste der Aufbruch der Frauen seit den 1970er Jahren Spuren hinterlassen haben. Spieß sieht die Weiblichkeitsbilder in der Werbung „zwischen Konvention und Innovation“ (Spieß 1994: 422) changieren. Traditionelle Stereotype würden konserviert, doch erschienen Frauen selbstbewusster, unabhängiger, aktiver, insgesamt beweglicher und ihre Handlungsspielräume seien größer (vgl. Spieß 1994: 423). Dass es zu leichten Veränderungen kommt, erklärt sich auch daher, dass die Werbung schon aus ökonomischen Gründen eine Anpassung an sich wandelnde Einstellungen und Möglichkeiten ihrer KonsumentInnen vornehmen muss (vgl. ebd.). So bleibt zu fragen, ob Veränderungen in der Präsentation von Frauen einhergehen mit einem veränderten Männerbild in der Werbung?

C Metaanalysen und Ergebnisse

Traditionelle Männerstereotype zeigen Männer als Entscheider und Chef, als Fachmann, Experten, kompetenten Macher, Familienoberhaupt. Oder als Abenteurer, den es hinauszieht in die große, weite Welt, als einsamen Wolf, der ungebunden und weitgehend unverstanden ist. Oder als Macho, der von sich selbst und seiner Wirkung auf Frauen überzeugt ist. Die in Folge der 68er-Revolte entstehenden neuen sozialen Bewegungen, insbesondere die Frauen- und Homosexuellenbewegung, haben auch die traditionellen Bilder von Männlichkeit erschüttert und neue Männlichkeitsentwürfe forciert – die wiederum durch Etikettierungen wie „Softie“, „Schwuchtel“ oder „Frauenversteher“ diffamiert wurden. Dennoch erweitert sich das Spektrum möglicher Lebensentwürfe und Geschlechterrollen in den 1980er Jahren. Allenthalben ist die Rede vom „neuen“, „modernen“ Mann und von der Vermarktung des Mannes als Sexsymbol. Die Marktforschung identifiziert neue, urbane, zahlungskräftige und eben überwiegend männliche Zielgruppen, die bereit sind für Kosmetik, Bodystyling, Mode, Lifestyle etc. Geld auszugeben. Dass nun auch nackte Männer zum Objekt der Begierde werden neben den Produkten, für die sie werben, interpretieren SozialwissenschaftlerInnen aber nicht als „lange überfälligen Akt ausgleichender Gerechtigkeit“ (Huster 2001: 79), sondern als Zeichen für die Pornographisierung und Kommerzialisierung der öffentlichen Kommunikation. Männer in102 der Werbung werden jedenfalls in den 1990er Jahren zum Gegenstand kommunikationswissenschaftlicher Forschung. Nachdem zuvor nur vereinzelt in den Studien zum Bild der Frau in der Werbung auch auf das Bild des Mannes eingegangen worden ist, erscheinen nun Arbeiten, die den Mann als Werbefigur in den Mittelpunkt stellen bzw. bewusst machen, dass die (Über-)Präsenz von Männlichkeit in den Medien als der Normalfall gilt. Edgar J. Forster spricht daher von der „unsichtbaren Allgegenwart des Männlichen in den Medien“ und fordert, „Männlichkeit als normierendes Konzept sichtbar zu machen.“ (Forster 1995: 67) Die Arbeiten zu Männlichkeiten in den Medien stammen zum einen aus dem Bereich kritischer Gender Media Studies und gehen von Geschlecht als sozialem Konstrukt aus, zum anderen handelt es sich um Repräsentationsstudien, die nach dem Bild des ‚neuen‘ Mannes in den Medien fragen und eher dem Differenzansatz verpflichtet sind. Im engeren Sinne kommunikationswissenschaftliche Studien zu Männerstereotypen in der Werbung sind in den 1990er Jahren selten. Ausnahmen stellen der Beitrag von Stefan Krohne über Männlichkeitsklischees in der Werbung (Krohne 1995) dar und Guido Zurstieges Dissertation Mannsbilder – Männlichkeit in der Werbung (Zurstiege 1998). Beide Arbeiten sind am Münsteraner Institut für Publizistik entstanden. Krohne konstatiert eine Ausdifferenzierung männlicher Rollenbilder in der Fernsehwerbung; mit 102 | Auch hier ist mit dem „in“ wie bei den Frauen die Repräsentation und nicht die Produktion gemeint, obwohl es z.B. in dem von Christiane Schmerl herausgegebenen Band zum Frauenzoo der Werbung (1992) einige aufschlussreiche und durchaus unterhaltsame Beiträge gibt zur männlich dominierten Werbebranche und dem Umgang der Werber mit dem Vorwurf, sexistische Werbung zu produzieren. Romy Fröhlich fragt 2008, ob die Werbung in Deutschland „auf dem Weg zu einem Frauenberuf“ sei (vgl. Fröhlich 2008).

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den traditionellen männlichen Rollenklischees würde in manchen Spots gebrochen. „Die Bandbreite von Männerprofilen reicht mittlerweile von dümmlich bis intelligent, von schön bis häßlich, von feinfühlig bis gefühllos, von kindlich bis erwachsen oder von albern bis humorlos“ (Krohne 1995: 151). Die Akzeptanz der vielfältigeren Repräsentationen von Männlichkeit erklärt der Autor mit Individualisierungsprozessen und dem allgemeinen Wertewandel. Zurstiege untersucht aus einer systemtheoretischen Perspektive und ähnlich wie Siegfried J. Schmidt und Brigitte Spieß (1997) „Werbung als soziales System“. Berücksichtigt werden auch Erkenntnisse der kommunikationswissenschaftlichen Frauen- und Geschlechterforschung (vgl. Zurstiege 1998: 44ff.). Der Autor erhebt mittels Inhaltsanalyse, wie sich Repräsentationen von Männlichkeiten von den 1950er bis in die 1990er Jahre verändert haben. Dafür analysiert er die Anzeigenwerbung in ausgewählten Ausgaben der Zeitschriften Brigitte, stern und auto, motor und sport. Er erfasst 5265 Anzeigen; 415 enthalten verbale Darstellungen von Männern, 1338 nonverbale (vgl. Zurstiege 1998: 140). Von der Zahl der Anzeigen und vom Umfang her ist eine deutliche Steigerung bzw. Ausweitung des Anzeigenvolumens auf z.T. mehrere Seiten festzustellen. Rein quantitativ nimmt auch die Zahl der präsentierten Männer zu, insbesondere in den beiden Zeitschriften, deren Leserschaft überwiegend männlich ist. Ein Trend, mit Männern Männer anzusprechen und Männer als Männer anzusprechen, ist deutlich erkennbar. Was nun die Eigenschaften anbelangt, die Männern zugeschrieben werden, und die Rollen, in denen sie zu sehen sind, bestehen zwischen den einzelnen Zeitschriften wie erwartet deutliche Unterschiede. Insgesamt ist ein sich erweiterndes Spektrum erkennbar. Mittels Faktorenanalyse gelangt der Autor zu einer Typenbildung. Die in einer Tabelle zusammengestellten „Eigenschaften und Faktorbezeichnungen“ sollen hier wiedergegeben werden, da sie Hinweise auf Männerstereotype in der Werbung geben. Abbildung 26: „Männer(stereo)typen“ nach Zurstiege Eigenschaften

Faktorbezeichnungen

romantisch, physisch stark, kompetent, tüchtig und einflußreich



1. Der Alleskönner

sachlich, unromantisch, physisch schwach, erfolgreich



2. Der erfolgreiche Mann

besitzt erotische Ausstrahlung, ist zufrieden, zärtlich und einfühlsam, sportlich oder kompetent



3. Der attraktive Mann

praktisch veranlagt und kumpelhaft



4. Der Praktiker

hedonistisch und wohlhabend oder hedonistisch und defizitäres Sozialverhalten



5. Der Genießer

nicht zufrieden, kreativ und weder erfolgreich noch erfolglos →

6. Der verkannte Künstler

erlebnisorientiert, kinderlieb und wohlhabend oder weniger wohlhabend, hedonistisch und nicht aggressiv

7. Der Familienvater

Quelle: Zurstiege 1998: 164



C Metaanalysen und Ergebnisse

Das Spektrum an Eigenschaften und somit die Zahl an präsentierten Männertypen variiert von Zeitschrift zu Zeitschrift. Es ist enger in der auto, motor und sport, weiter im stern und in der Brigitte. Vorherrschend ist dennoch ein Männerbild, das „ihn“ als erfolgreich, sachlich, sportlich, tüchtig zeigt. „In den Anzeigen keiner der drei Zeitschriften wird der ausnehmende Stellenwert dieser Eigenschaften grundsätzlich in Frage gestellt.“ (Zurstiege 1998: 159) Die Eigenschaftszuschreibungen erweisen sich über den gesamten Untersuchungszeitraum als stabil und bestätigen frühere Ergebnisse. So haben Kotelmann und Mikos 1981 festgestellt, dass Männer im Gegensatz zu Frauen als kompetent, erfolgreich, cool, lässig, selbstbewusst, überlegen und dominant dargestellt würden (vgl. Kotelmann/Mikos 1981: 62f.). Auch in späteren Studien werden diese Ergebnisse weitgehend bestätigt (vgl. Dastyari 2000; Huster 2001; Borstnar 2002; Ponocny-Seliger/Ponocny 2006), z.T. wird aber auch auf Brüche, Widersprüche, Umdeutungen und Ausdifferenzierungen verwiesen (vgl. Dreßler 2011) – so, wie es das „oder“ in Zurstieges Eigenschaftenliste nahelegt. Zurstiege deutet seine Ergebnisse als dem sozialen System Werbung immanent: dem offenkundigen Interesse der Werbung an der Herstellung einer sozialen Ordnung durch die Bildung von Typologien und durch das Festhalten an Unterscheidungen liege ein strategisches Interesse zugrunde. Wie nah oder weit entfernt diese hergestellte soziale Ordnung von einer real existierenden Ordnung ist, erscheint ihm „zweitrangig“ (Zurstiege 1998: 165). „Damit erübrigt sich die Frage nach der Wirklichkeitsnähe der hier untersuchten Männerdarstellungen“ (ebd.). In seinem Resümee kommt er aber doch auf die „Konstruktionsprinzipien der Geschlechterdifferenzierung“ (Zurstiege 1998: 192) zu sprechen, denen die Werbung folgt, und räumt ein, dass „Werbung mit jeder Darstellung eines Mannes oder einer Frau von Neuem den Geschlechterdualismus (begründet) und dabei der allgemeinen Geschlechterdifferenzierung immer wieder neue Unterscheidungen hinzu(fügt).“ (Ebd.) Werbung wirkt sich aus auf unsere Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit. Sie trägt dazu bei, zwischen genau zwei Geschlechtern zu unterscheiden und schafft so eine Realität, die als „die“ Realität angesehen wird. Im neuen Jahrtausend erscheint mit Christina Holtz-Bachas Sammelband Stereotype? Frauen und Männer in der Werbung (Holtz-Bacha 2008b; 2011b) eine kommunikationswissenschaftliche Monographie, in der die neuesten Ergebnisse zum Thema versammelt werden. Die Herausgeberin spricht einerseits von einem „thematischen Dauerbrenner“, andererseits davon, dass das Thema trotz seines Konfliktpotentials „auf kleiner Flamme“ köchele und der Forschungsstand in Deutschland doch „erstaunlich begrenzt“ (Holtz-Bacha 2008a: 7) sei. Zurstieges Dissertation von 1998 bezeichnet die Autorin als „Pionierstudie“ (Holtz-Bacha 2008a: 7; Holtz-Bacha 2011a: 14). Sie ist die einzige ‚Männer-Studie‘, die Holtz-Bacha in ihrem Überblick über Männer und Frauen in der Werbung erwähnt. Im Band gibt es zudem noch die Studie von Raphaela Dreßler, die Repräsentationen von Männlichkeit in Anzeigen des Magazins stern seit den 1950er Jahren untersucht und einen Wandel „vom Patriarchat zum androgynen Lustobjekt“ (Dreßler 2011: 136ff.) konstatiert.

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Holtz-Bacha selbst geht gemeinsam mit Angela Vennemann dem Wandel des Frauenbildes in der Werbung nach. Wenn die Autorinnen fragen, ob in der Fernsehwerbung inzwischen „mehr als Frühjahrsputz und Südseezauber“ stattfinden, greifen sie damit ein Ergebnis auf, das für Kotelmanns und Mikos’ 1981 erschienene Studie titelgebend war und das Mikos einige Jahre später noch einmal überprüft hat (vgl. Mikos 1988). Vennemann und Holtz-Bacha wiederholen die Studie von 1981; auch sie kombinieren eine Inhaltsanalyse mit einer Gruppendiskussion, um zu erfahren, wie sechs ausgewählte Werbespots, in denen Frauen vorkommen, von den Rezipientinnen beurteilt werden (vgl. Vennemann/Holtz-Bacha 2011: 89). Die Auswertung aller in die Stichprobe gelangten Spots ergibt hinsichtlich des Vorkommens von Männern und Frauen, der Rollen, in denen sie zu sehen sind, sowie der beworbenen Produkte für Männer folgendes: „88 Clips (21%) zeigen in der Hauptrolle Männer. Diese werben hauptsächlich für Männerkosmetik, Rasierbedarf, Autos, Bier, Fastfood und Baumärkte. Außerdem sind Männer häufig Experten auf verschiedenen Gebieten wie Kaffee, Schokolade, Versicherungen oder Toilettenreiniger.“ (Vennemann/HoltzBacha 2011: 90) In 236 Clips (55 Prozent) kommen Frauen allein oder mit anderen vor, 102 Clips (24 Prozent) kommen ohne Personendarstellung aus (vgl. ebd.). Die Autorinnen erkennen eine breite Palette an Frauentypen, die Rollen der Hausfrau und Mutter hätten eine Aufwertung erfahren, insgesamt erscheinen die in den TV-Spots dargestellten Frauen „selbstbewußt, unabhängig, zielstrebig, dabei unbeschwert und lebensfroh.“ (Vennemann/Holtz-Bacha 2011: 97) Bevorzugt werden Frauen in der Freizeit gezeigt und da träten sie zuweilen in Rollen auf, „die sich nicht eindeutig bestimmten Stereotypen zuordnen lassen“ (Vennemann/HoltzBacha 2011: 95). Sie werden der Kategorie „die Unkonventionelle“ zugeordnet. Die Beschreibungen ihres Auftretens in den Spots deuten auf Brüche mit den bekannten, traditionellen Frauen-Stereotypen, denn die Frauen sind abenteuerlustig, dreist, draufgängerisch, verschwenderisch und scheuen auch vor sexistischer Anmache gut aussehender Männer nicht zurück. Dabei sind sie aber weiterhin ganz überwiegend jung, schlank, attraktiv. Hat sich also viel geändert, was die Repräsentationen von Weiblichkeit und Männlichkeit in der Werbung anbelangt? Aktuelle Ergebnisse zusammenfassend deutet einiges auf mehr Vielfalt und zugleich mehr Vereinheitlichung innerhalb dieser Vielfalt. Die Werbung setzt insgesamt auf das Vertraute, Bekannte und auf Geschlechterdifferenzen, beispielsweise wenn wie in Spots der Firma Zalando Frauen nichts anderes im Sinn haben, als die neuesten Schuhmodelle per Boten ins Haus gebracht zu bekommen. Und auch wenn auf die visuelle Präsentation von Männern und Frauen ganz verzichtet wird, reproduziert Werbung Vorurteile und propagiert geschlechter„gerechtes“ Verhalten. Ein Beispiel: Die Firma Fleurop wirbt zum Valentinstag 2013 auf Plakatwänden lediglich mit der Abbildung eines großen, aufwendig gestalteten Blumenstraußes und dem Spruch: „Ja, Jungs, es kommt auf die Größe an.“ Es ist ja nur Werbung, und gerade diese beiden Beispiele, so eine Lesart, ironisieren Geschlechterstereotype, bringen nicht wenige RezipientInnen zum Lachen und

C Metaanalysen und Ergebnisse

tragen möglicherweise zur Veränderung geschlechterstereotyper Einstellungen bei. Diese Lesart und vermutete Wirkung stehen für eine Sicht auf Werbung, die sich in den 1980er Jahren verbreitet und die laut Christiane Schmerl die kritische Sicht auf Werbung „mega-out“ (Schmerl 1992: 14) erscheinen lässt. Werbung werde stattdessen vermehrt „als Ausdruck von lifestyle und subkulturellem Lebensgefühl [...], als identitätsstiftender appeal der richtigen brands geschätzt und gewürdigt – der Marken, die ihren Trägern die gewünschte Ausstrahlung verleihen.“ (Ebd.) Werbung gelte inzwischen „als Bestandteil von Kultur oder gleich als Kulturträger, womöglich sogar als universelles Verständigungsmittel für eine Kommunikation ohne (Sprach- und Nationalitäts-)Grenzen.“ (Ebd.) Schmerls Beobachtung eines Einstellungswandels gegenüber der Werbung erweist sich als zutreffend angesichts der Publikationen, die seit den 1990er Jahren zu Geschlechterbildern in den Medien erscheinen. Gabriele Huster z.B. meint, dass „Werbung als Feindbild ausgedient“ und eine „fällige Entkrampfung eingesetzt“ (Huster 2002: 15) habe: „Es erscheint heutzutage nicht mehr zeitgemäß, schweres ideologisches Geschütz gegen die Werbung aufzufahren. Das kulturpessimistische Raisonnieren wirkt abgenutzt, die vom Marxismus gespeiste Kritiktradition hat fürs erste ausgedient.“ (Ebd.) Statt eindeutiger und einseitiger theoretischer Positionierung herrscht in den kommunikationswissenschaftlichen Studien zur Werbung Vielfalt. Sie zeigen sich von ganz unterschiedlichen Theorien beeinflusst, ökonomischen wie kulturwissenschaftlichen, systemtheoretischen wie geschlechtertheoretischen u.v.m., was von Vorteil sein mag, wenn es darum geht, komplexe Phänomene wie das der Konstruktion von Geschlecht in der Werbung zu beschreiben.

4.6 Zwischenfazit Geschlechter und Stereotype Die Literatur zu Geschlechterstereotypen in den Medien ist inzwischen überaus umfangreich und vielfältig. Das war bis in die 1970er Jahre nicht der Fall. Damals konstatierten SozialwissenschaftlerInnen eine Vernachlässigung der „Strukturkategorie Geschlecht“ in der Forschung. Das Berufsfeld Journalismus war ein männlich dominiertes, in den Medien selbst kamen Frauen kaum vor und wenn, dann in einem sehr eingeschränkten Rollenspektrum und in stereotyper Art und Weise. Von „Annihilierung“ und „Trivialisierung“ war unter Bezug auf die Publikation von Gaye Tuchman (1978; dt. 1980) die Rede. Dieses Ergebnis bestätigen Studien bis ins neue Jahrtausend. Elisabeth Klaus schreibt 2005: „Frauen sind in den Medien unterrepräsentiert und die Vielfalt ihrer Lebensbezüge findet in der Berichterstattung nur unzureichend Beachtung.“ (Klaus 2005: 265) Je mehr Bestätigung dieser Befund erfährt, desto größer wird das Interesse an den Veränderungen, die doch auch stattgefunden haben. Der politische und soziale Wandel muss sich in irgendeiner Form auf die Geschlechterdefinitionen und -repräsentationen ausgewirkt haben, so die Vermutung. Nachdem zu Beginn der durch die Zweite Frauenbewegung forcierten Geschlechterforschung zunächst das Bild der Frau in den Medien auf Auslassungen und Stereotype untersucht worden ist, setzt Ende der

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1980er Jahre im deutschsprachigen Raum die Forschung zu Männern in den Medien ein. Einerseits, so die maskulistische Perspektive, um ein Gegengewicht gegen die Frauenforschung zu bilden und „endlich auch den Männern“ mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, andererseits um im Rahmen einer Geschlechterforschung kritische Männerforschung zu betreiben, die ausgehend von einem emanzipatorischen Ansatz patriarchale Strukturen und traditionelle Rollenbilder hinterfragt. Zugleich führen in diesem Jahrzehnt die Diskussionen postmoderner Theorien und (de-)konstruktivistischer Ansätze zu einer grundsätzlichen Infragestellung der Kategorie Geschlecht, der Einteilung in „männlich“ und „weiblich“ sowie der Bewertungen dessen, was als sexuell normal und akzeptabel gilt. Statt von „Frauen“- oder „Männer“-forschung ist die Rede von Gender- und Queerstudies. Die Unterscheidung zwischen sex und gender, zwischen biologischem und sozialem Geschlecht, erscheint aus dekonstruktivistischer Sicht ebenso zweifelhaft, weil biologistisch und essentialistisch, wie die zwischen „Mann“ und „Frau“. Bis in die Forschungspraxis dringen solche Überlegungen kaum vor. In der Kommunikationswissenschaft wird überwiegend nach geschlechtsspezifischen Darstellungen und Rezeptionsweisen gefragt und dafür zwischen Frauen und Männern unterschieden, statt „Prozesse der Unterscheidung“ (Gildemeister 2010: 141) in den Blick zu nehmen. Empirische kommunikationswissenschaftliche Geschlechterforschung steht vor dem Problem, das zu untersuchen, was theoretisch dekonstruiert wurde. Hinzu kommt als Herausforderung an eine kritische Geschlechterforschung, dass die Kategorie Geschlecht verwoben ist mit anderen soziale Ungleichheit generierenden Kategorien wie sexuelle Orientierung, Beruf, Klasse, Alter, Ethnie, Körper etc. Intersektionale Ansätze, die die Durchdringung der Kategorien zu berücksichtigen suchen, sind jedoch selten, auch wenn zuweilen weitere Variablen neben Geschlecht berücksichtigt werden. So untersucht Hastenteufel bereits 1980 den Zusammenhang von Alter und Geschlecht, Toker (1996), Röder (2007), Lünenborg/ Bach (2009) oder Brandes (2009) den von Geschlecht, Ethnie und Religion, Krah (2001), Herrmann (2002), Treiblmayr (2008), Amberg (2011) den von Geschlecht und sexueller Orientierung. Doch handelt es sich bei diesen Beispielen um Ausnahmen. Das Gros der Forschung zu Geschlechterstereotypen in den Medien ist Forschung zum Bild der Frau und/oder zum Bild des Mannes in den Medien. Schon die Wahl der Begriffe – Bild, Leitbild, Stereotyp, Klischee – deutet auf unterschiedliche theoretische Positionierungen. Manche ForscherInnen wählen bewusst den ihrer Meinung nach neutraleren Begriff des Bildes, andere entscheiden sich für Stereotyp oder Klischee, um auf die Unterkomplexität und Unangemessenheit der Darstellung, die Diskrepanz zwischen Realität und Medienrealität, hinzuweisen. Ganz überwiegend findet jedoch keine tiefere Auseinandersetzung mit den gewählten Begriffen statt. Es dominieren Repräsentationsstudien, die dem Gleichheitsansatz verpflichtet sind, auch wenn das kaum expliziert wird. Klaus nennt Gründe für die in den 1990er Jahren von verschiedener Seite formulierte Kritik an dieser Art von Repräsentationsstudien:

C Metaanalysen und Ergebnisse „Sowohl Differenzansatz als auch (De-)Konstruktivismus haben dann einen skeptischen Blick auf die dabei vorherrschende einfache Repräsentationskritik geworfen: Der Differenzansatz, weil er in seinem Bemühen, Frauen als Subjekte in die Medienforschung einzuführen, eine unmittelbare Korrespondenz zwischen Inhalt und Wirkung, zwischen Botschaft und Rezeption, zwischen Kodierung und Dekodierung von Texten bezweifelt. Der (De-)Konstruktivismus vor allem deshalb, weil in diesem Ansatz erstens die Bedeutung der Vieldeutigkeit von Sprache, ihrer polysemen Aspekte für die Medienforschung erkannt wurde und zweitens der bürgerliche Subjektbegriff der Vorstellung von variablen Identitäten und vielfältigen Identifikationen weichen musste.“ (Klaus 2005: 17)

Wichtig seien Studien, die im Sinne des Gleichheitsansatzes Unterrepräsentanz und unrealistische Darstellungen anprangerten, dennoch, allein schon weil immer wieder mit Verweis auf die neuesten empirisch abgesicherten Daten auf Veränderung gedrängt werden müsse. Ein „strategischer Essentialismus“ sei politisch zuweilen geboten, so die Argumentation pro Repräsentationsstudien. Ergänzt werden müsse diese Art Forschung aber durch Rezeptionsstudien, denn wie RezipientInnen mit den medialen Geschlechterrepräsentationen umgehen, sei ein weithin unerforschtes Gebiet, auch wenn es vermehrt Versuche gibt, geschlechtertheoretisches Wissen in die empirische Rezeptions- und Aneignungsforschung umzusetzen. Was die untersuchten Medien, Gattungen und Genres anbelangt, herrscht ein deutliches Ungleichgewicht zwischen Print- und audiovisuellen Medien, zwischen redaktionellen und werblichen Inhalten, zwischen „informierenden“ und „unterhaltenden“, zwischen privat-kommerziellen und öffentlich-rechtlichen Angeboten. Schon die Unterscheidungen erscheinen angesichts von Entgrenzungs- und Konvergenzphänomenen fragwürdig bis obsolet, doch spricht auch einiges für solche Unterscheidungen, weil z.B. der Auftrag an einen öffentlichen, gebührenfinanzierten Rundfunk ein anderer ist als an privatwirtschaftlich organisierte Medienunternehmen. Das Ungleichgewicht in der Wahl der untersuchten Medien zeigt sich darin, dass mehr Presse als TV, Radio oder Internet untersucht wird. Presse und TV liegen aber insgesamt vorn, andere Medien, wie der Hörfunk, sind weit abgeschlagen. Und obwohl Onlinemedien allgegenwärtig sind, mangelt es an Studien zu Geschlechterstereotypen in der dort zu findenden Werbung, in Foren und privaten Websites. Sowohl der intramediäre Vergleich, als auch der intermediäre kommen zu kurz. Zumeist werden sogenannte Meinungsführermedien analysiert, die reichweitenstärksten Sender, die überregionale Qualitätspresse, einzelne Formate wie etwa Nachrichten, jedoch sehr viel seltener lokale Medien, Anzeigenblätter, special interest Zeitschriften oder „hybride“ Formate, die sowohl unterhaltende als auch informierende, fiktionale wie nonfiktionale Elemente enthalten. Geht es um Geschlechterrepräsentationen in Printmedien, werden eher Zeitschriften als Tageszeitungen inhaltsanalytisch untersucht. Unterhaltende Publikumszeitschriften stehen im Mittelpunkt des Interesses und hier zumeist die etablierten, auflagenstarken, mittelschichtorientierten Magazine wie der stern, Der Spiegel oder die Brigitte. Andere Zeitschriftensegmente wie z.B. Fachzeitschriften

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bleiben weitgehend unbeachtet. Stattdessen konzentriert sich die Forschung auf Frauen- und seit den 2000er Jahren auch auf Männerzeitschriften wie Men’s Health. Horst Holzer, der 1967 in Illustrierte und Gesellschaft in einem Exkurs auch auf das Bild der Frau in den aktuellen Illustrierten Quick, Revue, Stern eingeht, kritisiert die Ideologieproduktion der Magazine und ihren Konservatismus: „Die Illustriertenfrau ist nicht die Frau von heute; sie trägt nur deren Gewand –, um darunter verborgen desto unangefochtener den Geist von gestern zu verbreiten.“ (Holzer 1967: 236) Für viele KritikerInnen von Frauenzeitschriften ist das eine bis heute zutreffende Erkenntnis, die zudem 1:1 auf Männerzeitschriften und das dort propagierte Männerbild und auf die Werbung übertragbar sei. Doch gibt es auch andere Aspekte betonende Meinungen zu Frauenzeitschriften. Romy Fröhlich z.B. hält fest: „Auch wenn das Bild der Frau in den Frauenzeitschriften jeweils eindimensional erscheint und durchsetzt ist von Brüchen und Stereotypen, auch wenn die Marktorientierung emanzipatorische und frauenpolitische Themen ausklammert, auch wenn die positiven Sichtweisen die reale Situation von Frauen allzu sehr vereinfachen, deutlich werden die Unterschiede zur Darstellung der Frau in den übrigen Medien. In diesen Zeitschriften sind Frauen präsent: Frauen gestalten ihre Lebensformen, Frauen sind aktiv, selbstbewußt und selbstbezogen, Frauen sind Subjekt; ihre Themen sind interessant.“ (Fröhlich 1995: 249)

Grundsätzlich stellt sich in Bezug auf Geschlechterstereotype in den Medien die Frage, welche Zukunft „traditionelle“ Rollenzuweisungen an „Männer“ und „Frauen“ sowie die geschlechtsspezifische Ansprache von RezipientInnnen als „Männer“ und „Frauen“ haben? Die Forschung der vergangenen Jahrzehnte ist aufgrund des gesellschaftlichen Wandels überwiegend von einem Wandel der Geschlechterbilder in den Medien ausgegangen, konstatiert wurde dann aber zumeist, dass überwiegend alles beim alten geblieben ist. Nur geringfügige und sich im Vergleich zur sozialen Situation mit Verspätung in den Medien wiederspiegelnde Veränderungen ließen sich registrieren. Wenn aber z.B. MarketingexpertInnen auf der Suche nach kaufkräftigen Zielgruppen Neues entdeckten oder auch kreierten, z.B. „die Karrierefrau“, den „metrosexuellen Mann“ oder „die jungen Alten“, wurden diese Neuerungen in der Forschung interessiert zur Kenntnis genommen und meist auch bestätigt. Doch nicht immer handelt es sich bei diesen neuen Erscheinungen tatsächlich um gänzlich Neues, sondern um Variationen der bestehenden Geschlechter-, Berufs- und Altersstereotype, um Substereotype, die das Wissen über das traditionelle Stereotyp voraussetzen. Das gleiche gilt für Ironisierungen traditioneller Stereotype. Die Decodierung setzt das Wissen über das eigentliche Stereotyp, sogar, dass es sich um ein Stereotyp handelt, voraus. Ist dieses Wissen vorhanden, können geschlechterstereotype Darstellungen im Sinne einer oppositionellen Lesart durchaus mit Vergnügen rezipiert werden. Ob durch Ironisierungen aber bei den jeweiligen RezipientInnen eine Auflösung oder eine Verfestigung bestehender Geschlechterstereotype forciert wird, bleibt offen.

C Metaanalysen und Ergebnisse

Tendenziell zeichnet sich ab, dass die beharrenden Kräfte stark sind. Vor allem in der Werbung sind geschlechterstereotype Darstellungen, ob ironisch gemeint oder nicht, weiterhin massenhaft vorhanden. Lediglich kleinere Modifikationen des Bekannten und weitgehend Akzeptierten werden vorgenommen, allerdings nur bis zu dem Punkt, an dem Aufmerksamkeit erzeugt wird. Krasse Verstörung und Ablehnung können hingegen nicht das Ziel von Werbung sein. Für die Repräsentationen von „Männlichkeit“, „Weiblichkeit“ und Sexualität gilt es deswegen das rechte Maß zwischen Vielfalt und Stereotypie zu finden. Zurstiege erklärt das Sowohl-als-auch der Werbung unter Bezug auf Luhmann mit den Begriffen Varietät und Redundanz. Werbung vermittele „zwischen Innovativem und Traditionellem, zwischen Varietät und Redundanz“ (Zurstiege 1998: 193). Spieß hat 1994 von einer nur oberflächlichen Veränderung gesprochen, im Wesentlichen setze die Werbung auf traditionelle Rollenzuweisungen und Geschlechterstereotype, sie bewege sich „zwischen Konvention und Innovation“ (Spieß 1994: 422). In redaktionellen Beiträgen ist zuweilen zumindest das Bemühen um eine nicht-diskriminierende Darstellung von Geschlecht und sexueller Orientierung zu erkennen. Proteste und Beschwerden von RezipientInnen haben vielleicht doch etwas bewirkt. In öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten scheint die Sensibilität etwas höher zu sein als bei privat-kommerziellen Sendern. Doch weisen z.B. gemischtgeschlechtliche Moderationen unterhaltender Sendungen in öffentlich-rechtlichen wie privat-kommerziellen Rundfunksendungen einen hohen Anteil an Kommunikation auf, die mit Geschlechterstereotypen durchsetzt ist. Begründet wird das mit dem Zuspruch des Publikums: ZuschauerInnen oder ZuhörerInnen fühlten sich unterhalten durch die scherzhaft gemeinte Thematisierung „typisch weiblicher“ und „typisch männlicher“ Verhaltensweisen. Empirische Belege dafür stehen aber aus. Ebenso für den Erfolg einer Medienarbeit, die zur Geschlechter-Verwirrung anstiftet, um, wie Edgar J. Forster 1995 vorschlägt, „die Logik des Geschlechterverhältnisses durch ihre spielerische Zersetzung und Umdeutung an ihre Grenze zu treiben und damit durchschaubarer zu machen.“ (Forster 1995: 67)

5. Alter und Stereotype Von Stereotypisierungen aufgrund des Alters ist keine Altersgruppe ausgenommen. Altersstereotype meint zusammenfassend alle die verschiedenen Altersgruppen betreffenden Stereotype. Jedoch werden Stereotype des Alters überwiegend in Bezug auf die tatsächlich älteren, über 65-jährigen, nicht mehr berufstätigen Erwachsenen thematisiert, wenn auch nicht ausgeschlossen ist, dass es um „die Jugend“ oder Angehörige einer Generation wie „die 68er“ geht. Letzteres hat zum Begriff generationelle Stereotype geführt, womit Zuschreibungen an eine aufgrund ihres Alters und aufgrund gemeinsamer Erfahrungen verbundenen sozialen Gruppe gemeint sind. Generationelle Stereotype sind eine Form von Altersstereotypen.

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Es überwiegt, so ein erster Eindruck, die Forschung zu Stereotypisierungen tatsächlich „Älterer“, ein euphemistischer Ausdruck für die große Gruppe der über 60-Jährigen. Jugend-Stereotype scheinen seltener untersucht worden zu sein und noch seltener ist die mittlere Altersgruppe der Erwachsenen zwischen 30 und 60 Jahren Gegenstand von Stereotypisierungen. Dieser Eindruck soll mittels Metaanalyse von Studien zu Altersstereotypen in den Medien überprüft werden. Doch zuvor werden aus unterschiedlichen Perspektiven vorgenommene Definitionen von Alter und Altersdiskriminierung sowie Theorien des Alter(n)s vorgestellt.

5.1 Alter, Ageism und Altersstereotype Neben individuellen Vorstellungen von Alter und einem subjektiven Zeitempfinden – gemäß der Erkenntnis, dass man so alt ist, wie man sich fühlt – lässt sich Alter als biologisches Phänomen oder als zeitlich-numerische Größe definieren. Ebenso kann Alter als soziales Phänomen in Verbindung mit alters(un)typischen Verhaltensweisen oder als interaktiv-kommunikatives Phänomen gesehen werden, wobei die Interaktionsbeteiligten die Möglichkeit haben, sich ‚alt‘ oder ‚jung‘ zu geben (vgl. Fiehler/ Thimm 1998: 8). Auch rechtlich spielt das numerische Alter eine Rolle: Strafmündigkeit besteht in Abhängigkeit vom Alter. Ab 14 und bis zum Alter von 21 Jahren können TäterInnen nach dem Jugendstrafrecht verurteilt werden, so die soziale Übereinkunft, die rechtlich wirksam wird. Ebenfalls ist das Rentenantrittsalter für abhängig Beschäftigte gesetzlich geregelt. Die verschiedenen Perspektiven auf das Alter, rechtliche, biologische, psychologische, soziale u.a. sind miteinander verknüpft, was eine Definition von Alter erschwert. Plausibel scheint daher eine Auffassung von Alter als „perspektivisches Konstrukt, dessen jeweiliger Definitionsbereich außerordentlich flexibel ist, und durch situative Faktoren bestimmt wird.“ (Thimm 2000: 16) Trotz der Pluralisierung des Alters-Begriffs und der Vielzahl an möglichen Perspektiven ist Alter weitgehend sozial bestimmt. Das gleiche gilt für die Einteilung in Lebensphasen, die einerseits in Abhängigkeit vom numerischen Alter und andererseits unter Berücksichtigung der körperlichen, psychischen und sozialen Fähigkeiten geschieht. In industrialisierten Gesellschaften finden die Definition von Alter und Alt-„Sein“ sowie die Einteilung des Lebenslaufs in enger Verbindung mit dem Status der Erwerbstätigkeit statt, wobei jedoch längst nicht jede und jeder einen „normalen“ Erwerbsarbeitsverlauf als Grundlage für die Inanspruchnahme einer Altersrente oder -pension vorweisen kann. Dennoch spielt Erwerbstätigkeit für die Einteilung des Lebens in Phasen eine wichtige Rolle: Kindheit und Jugend sind der Ausbildung und dem Wissenserwerb in Vorbereitung auf die Berufstätigkeit gewidmet, im Erwachsenenalter geht „man“ gemeinhin einer Arbeit nach. Mit dem Ausscheiden aus dem Berufsleben beginnt die als „Ruhestand“ bezeichnete Phase, die aufgrund der demographischen Entwicklung nochmals in mehrere Phasen unterteilt wird. So sprechen einige ForscherInnen von einem „dritten“ und „vierten“, gar „fünften“ Lebensalter innerhalb der Phase des „höheren Erwachsenenalters“, die je nach Rentenantrittsalter und erreichtem Alter vier Jahrzehnte umfassen kann (vgl. Backes/Clement

C Metaanalysen und Ergebnisse

2008: 23f.). Diese Phase des „höheren Erwachsenenalters“ ist gekennzeichnet durch quantitative und qualitative Veränderungen, die in der Soziologie unter dem Stichwort „Strukturwandel des Alters“ diskutiert werden. „Verjüngung/Entberuflichung“, „Feminisierung“ und „Singularisierung“ des Alters sind nur einige Trends, die den Strukturwandel des Alters begleiten (vgl. Backes/Clement 2008: 41). Irmtraud Voglmayr nennt unter Berufung auf die WHO-Definitionen Altersbestimmungen, wonach über 60-Jährige als „älter“ gelten, über 75-Jährige als „alt“ und über 90Jährige als „sehr alt“ (vgl. Voglmayr 2008: 218). Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Alter(n) beginnt im deutschsprachigen Raum Mitte des 20. Jahrhunderts, zunächst in den auf das Individuum bezogenen Naturwissenschaften, später etabliert sich in der Soziologie als sogenannte Bindestrichsoziologie die Alters-Soziologie und als neues, interdisziplinäres Fach die Gerontologie. Während in den 1950er Jahren die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Alter noch als „Mode“ abgetan wird (vgl. von Wiese 1954: 29), mehren sich in den folgenden Jahrzehnten die Anzeichen dafür, dass nicht nur aufgrund der wachsenden Zahl der Älteren in der Gesellschaft eine kontinuierliche Alter(n)sforschung wichtig ist. Einen Aufschwung erfährt die Gerontologie auch durch die Diskussion über Altersdiskriminierung, die u.a. durch die Publikation des US-amerikanischen Forschers Robert Butler zu Ageism (1969) verschärft wird. Der Begriff soll auf die Stigmatisierung und Marginalisierung in Abhängigkeit vom Alter verweisen und darüber hinaus verdeutlichen, dass Altersdiskriminierung einem bestimmten Weltbild, einer Ideologie, folgt. Analog zu Sexism und Racism definiert Butler Ageism als „a process of systematic stereotyping and discrimination against people because they are old, just as racism and sexism accomplish this for skin color and gender.“ (Butler 1969: 243) Ageism wird damit als Oberbegriff für Altersstereotype, altersbezogene Vorurteile und Altersdiskriminierungen eingeführt, wenngleich er nicht zwingend eine Beschränkung auf das hochaltrige Lebensalter vorsieht. Entsprechend verwenden ihn einige ForscherInnen ganz allgemein zur Bezeichnung von Ungleichbehandlung aufgrund des Alters. Ageism kann demnach auch ‚Junge‘ treffen, z.B. ist die Benachteiligung von Kindern bei Jack C. Westman (1991) und die Diskriminierung von Jugendlichen bei Leslie Zebrowitz und Joann Montepare (2000) Thema. Dennoch wird unter Ageism mehrheitlich die Diskriminierung Älterer, über 65-Jähriger, verstanden. Laut Klaus Rothermund und Anne-Kathrin Mayer (2009) umfasst Ageism Vorurteile gegenüber älteren Menschen, dem Alter und dem Alterungsprozess, soziale Diskriminierung älterer Menschen im Alltag und schließlich institutionelle und politische Praktiken, die dazu beitragen, dass Stereotype reproduziert und gefestigt werden (vgl. Rothermund/Mayer 2009: 33). Altersstereotype können als Zuschreibungen von Eigenschaften an eine Gruppe von Menschen definiert werden, die aufgrund ihres numerischen Alters, ihres Aussehens und Verhaltens als Gruppe definiert und positiv oder negativ beurteilt werden. Altersstereotype können sich so gesehen auch auf „die Jugend von heute“, auf eine Generation wie „die Nachkriegsgeneration“ oder pauschal auf „die Alten“ beziehen.

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Unabhängig davon, ob ein weiter oder enger Altersbegriff gewählt wird, besteht ein Zusammenhang zwischen Stereotypen des hohen Alters und Stereotypen der Jugend. Alter und Jugend werden häufig als Gegensatzpaar beschrieben, alt und jung antonym verwendet. Die Inhalte der verschiedenen Altersstereotype, die Entgegensetzungen von „alt“ und „jung“, scheinen dabei weitgehend stabil. Simone de Beauvoir bringt 1970 in dem Essay Das Alter/La Vieillesse die sich durch die literarischen Epochen ziehende Stereotypie des Alter(n)s auf den Punkt: „Vom alten Ägypten bis zur Renaissance wurde das Thema des Alters also fast immer stereotyp behandelt; dieselben Vergleiche, dieselben Adjektive. Es ist der Winter des Lebens. Das Weiß der Haare, des Bartes erinnert an Schnee, an Eis: im Weiß liegt eine Kälte, zu der das Rot – Feuer, Glut – und das Grün, Farbe der Pflanzen, des Frühlings, der Jugend, in scharfem Gegensatz stehen. Diese Klischees halten sich zum Teil deshalb, weil der alte Mensch ein unabänderliches biologisches Schicksal erleidet. Doch da er nicht wirkende Kraft der Geschichte ist, interessiert der Greis nicht, man macht sich nicht die Mühe, sein wahres Wesen zu studieren. Mehr noch, in der Gesellschaft besteht eine Übereinkunft, ihn mit Schweigen zu übergehen. Ob die Literatur ihn rühmt oder verächtlich macht, in jedem Fall begräbt sie ihn unter Schablonen. Sie verbirgt ihn, anstatt ihn zu enthüllen. Er wird, im Vergleich mit der Jugend und dem reifen Alter, als eine Art Gegenbild gesehen: er ist nicht mehr der Mensch selbst; sondern seine Grenze, er steht am Rande des menschlichen Schicksals; man erkennt es nicht wieder, man erkennt sich nicht in ihm.“ (de Beauvoir 1977: 138f.)

Die Gegensätze, die Beauvoir hier beschreibt und die sie literarischen Zeugnissen entnommen hat, können noch ergänzt werden um Gegensatzpaare, die sich auf Charaktereigenschaften, Verhaltensweisen und das äußere Erscheinungsbild beziehen: starr – beweglich; am Bewährten hängen – offen für Neues sein; abhängig – unabhängig; unfrei – frei; krank – gesund; grau – bunt; bescheiden – gierig; ängstlich – mutig; risikoscheu – waghalsig; allein – mit anderen zusammen; altmodisch – modern; Falten – glatte Haut; keine Haare, graue Haare – volles, nicht-graues Haar; zahnlos – vollständiges Gebiss; gebeugt – aufrecht; etc. Diese Gegensatzpaare bilden die Grundlage für Stereotypisierungen des Alters, des hohen Alters ebenso wie der Jugend. Sie sind massenhaft verbreitet und weitgehend verinnerlicht, so dass sie als stereotype Zuschreibungen kaum noch bewusst sind. Deutlich ist die negative Tendenz der Attribute, die dem Alter und den Alten zugeschrieben werden, positiv hingegen erscheint die Jugend. Eine Sonderstellung kommt Altersstereotypen im Vergleich zu anderen Stereotypen zu, weil sie ausnahmslos jede und jeden treffen. Sie werden allerdings zu einem Zeitpunkt erworben, an dem man selbst noch nicht alt ist. Möglicherweise erklärt das und die Präsenz von Altersstereotypen in der Literatur, der Kunst und in den Massenmedien ihre Beständigkeit. Mit zunehmendem Alter aber steigt die individuelle Betroffenheit. Bis dahin nicht in Frage gestellte Zuschreibungen an das Alter erscheinen zweifelhaft, Selbstbild und Fremdbild drohen zu kollidieren. Zu entscheiden ist, inwieweit man sich den bestehenden und nur zu bekannten Altersnormen jeweils anpasst. Medien dienen hier der Orientierung: Offerieren sie Bilder vom Alter, die individuell „passen“ und die in ihrer Gesamtheit die Vielfalt des Alters erfassen? Bevor

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auf Medien und Werbung als Vermittlerinnen und Konstrukteurinnen von mehr oder weniger positiven Altersbildern eingegangen wird, sollen die in der Alter(n)sforschung diskutierten „Modelle“ und „Theorien des Alter(n)s“ vorgestellt werden.

5.2 Theorien des Alter(n)s Einen Überblick über die auf unterschiedlichen Wahrnehmungen des Alter(n)s beruhenden Theorien bieten einige AutorInnen und verwenden dabei neben Theorie Begriffe wie Hypothese, Ansatz oder Modell (vgl. Kübler/Burkhardt/Graf 1991: 40ff.; Jäckel et al. 2002: 678; Gast 2002: 10f.; Lehr 2007: 46ff.; Jäckel 2009: 131; van Dyk/ Lessenich 2009: 15ff.). Eine bis heute dominierende Theorie des Alter(n)s – zumindest im Alltagsdiskurs, weniger im wissenschaftlichen – ist die Defizit-Theorie, wonach Alter(n) mit einem Verlust geistiger und körperlicher Fähigkeiten einhergeht. Sie korrespondiert mit der Adoleszenz-Maximum-Hypothese, wonach der Höhepunkt geistiger und körperlicher Beweglichkeit und Belastbarkeit im jungen Erwachsenenalter liege. Die Disengagement- oder Desozialisierungs-Theorie stellt ausgehend von der Defizit-Theorie den Rückzug aus dem sozialen Leben und aus der Verantwortung für andere in den Mittelpunkt der Betrachtung, wobei der Rückzug sowohl selbst- als auch fremdbestimmt erfolgt. Der Übergang vom Berufsleben zum Ruhestand wird als entscheidende Zäsur gewertet. Die Kontinuitäts-Theorie zielt weniger auf Brüche im Lebensverlauf als auf fließende Übergänge. Die im Verlauf der Sozialisation entwickelten Einstellungen und Gewohnheiten würden weitgehend beibehalten. Die Aktivitäts-Theorie betont, dass Ältere nicht automatisch weniger aktiv sind, sondern andere Prioritäten setzten und Interessen entwickelten. VertreterInnen der Aktivitätstheorie betonen die auch und gerade im Alter vorhandenen Kompetenzen. Sie sind gegen eine pauschale Viktimisierung und Abwertung von älteren Menschen und sprechen sich z.T. gegen eine „Zwangspensionierung“ aus, die Ältere aus dem Berufsleben drängt. Silke van Dyk und Stephan Lessenich deuten diese Position als kapitalismuskonform: „Die Leistungsansprüche der kapitalistischen Erwerbsgesellschaft werden hier zum Normalitätsmaßstab und die mittleren Lebensjahre zur uneingeschränkt positiven Referenzgröße.“ (van Dyk/Lessenich 2009: 15) Eine kapitalismuskritische Position nehmen hingegen VertreterInnen einer insbesondere in den angelsächsischen Ländern verbreiteten Political Economy of Ageing ein. In Abgrenzung zu Theorien, die wie die Aktivierungstheorie auf individuelle Anpassungspotentiale Älterer setzen, will sie soziale, ökonomische und politische Strukturen berücksichtigen, die den Status älterer Menschen in der Gesellschaft bedingen. Alt-„Sein“ wird als soziale Konstruktion unter den Bedingungen einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung betrachtet. Der Idee des Alt-„Seins“ als sozialem Konstrukt folgen auch Ansätze und Theorien, die Alter als Ergebnis einer stereotypisierenden und letztlich diskriminierenden Zuschreibung im Sinne Robert Butlers betrachten. Alte Menschen wüssten um das herrschende Altersbild und passten sich den gesellschaftlichen Zuschreibungen an

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das Alter an. Sie integrierten das Alters-Fremdbild in ihr Selbstbild und verhielten sich entsprechend. Alt-„Sein“ wird dadurch zur „self-fulfilling-prophecy“. In der öffentlichen Debatte über die alternde Gesellschaft tauchen die wissenschaftlichen Ansätze und Theorien in verkürzter und plakativer Form wieder auf. Alter wird als Problem, als Chance und Befreiung, als ökonomisch relevante und gesellschaftlich zu nutzende Ressource gesehen. Je nach politischem Standpunkt lauten die Forderungen Liberalisierung und Deregulierung des Arbeitsmarktes, Aktivierung der Alten und eine längere Lebensarbeitszeit oder aber Ausbau der wohlfahrtsstaatlichen Leistungen zur Verhinderung von Altersarmut. Ein Vorschlag lautet, Arbeitszeitkonten einzurichten, die eine insgesamt bessere Verteilung von Erwerbsarbeit in der Gesellschaft und für die einzelnen ArbeitnehmerInnen in Abhängigkeit von der jeweiligen Lebensphase ermöglichen. Sehen die einen in wohlfahrtsstaatlichen Leistungen und medizinischer Versorgung die Gefahr einer Normierung und Kontrolle älterer Menschen, beschwören die anderen die Gefahren einer neoliberalen Deregulierung, die Ältere und Hilfsbedürftige besonders hart treffe. Von feministischer Seite wird auf die doppelte Diskriminierung hingewiesen, der Frauen im Alter ausgesetzt sind. Aufgrund ihrer durchschnittlich höheren Lebenserwartung ist der Anteil der Frauen innerhalb der Gruppe der alten und hochaltrigen Alten besonders hoch. Zugleich ist das Risiko von Altersarmut für Frauen aufgrund ihrer Erwerbsbiographien höher als für Männer, die meist mehr Versicherungsjahre aufweisen können. Alt, alleinstehend und arm zu sein, ist für Frauen wahrscheinlicher als für Männer, die Rede ist daher von einer Feminisierung des Alters (vgl. Niederfranke 1999; Blitzko-Hoener/Weiser 2012). Inwiefern sie sich in der medialen Repräsentation älterer Menschen niederschlägt, ist kaum erforscht, meist begnügen sich die Studien zu Alter und Geschlecht in den Medien mit der Feststellung einer deutlichen medialen Unterrepräsentanz von alten Frauen im Vergleich zu ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung und der Bevölkerungsgruppe der über 75-Jährigen. So kritisiert Ursula Lehr: „Ganz konträr zur Realität aber steht das Altersbild des Fernsehens insofern, als das Verhältnis von dargestellten älteren Frauen zu dargestellten Männern 23 zu 77% beträgt. In der Realität ist das Verhältnis – besonders bei den über 75-Jährigen – geradezu umgekehrt.“ (Lehr 2007: 331) Die quantitativen Unterschiede sind deutlich, auf qualitative stellt Susan Sontag in The double standard of aging ab (vgl. Sontag 1972). In dem Beitrag für Saturday Review geht Sontag auf die unterschiedlichen Maßstäbe zur Beurteilung von Alter bei Männern und Frauen ein: „Getting older is less profoundly wounding for a man, for in addition to the propaganda for youth that puts both men and women on the defensive as there age, there is a double standard of aging that denounces women with special severity.“ (Sontag 1972: 31) Während schon über 40-jährige Frauen als „alt“ gelten, setzt bei Männern diese Zuschreibung sehr viel später ein. Dafür werden vielfältige (!) „Gründe“ angeführt, so dass Falten und graue Haare bei Männern akzeptabler erscheinen als bei Frauen, die weibliche Reproduktionsfähigkeit früher endet als die männliche, etc. Deutlich wird, wie eng Alter und Attraktivität bei Frauen miteinander verknüpft sind. Julia Maria Derra konzediert vierzig Jahre nach Sontags Aufsatz,

C Metaanalysen und Ergebnisse

dass zwar auch Männer inzwischen stärker einem Schönheitsdiktat unterworfen sind, sie aber über mehr Kompensationsmöglichkeiten in Form von Status, Macht, Erfolg, Geld verfügen. Das „schöne Geschlecht“ müsse hingegen unabhängig vom Vorhandensein solcher Kompensationsmöglichkeiten auch immer noch gut, und das heißt möglichst jung, aussehen (vgl. Derra 2012: 119). Fraglich ist, ob dieser doppelte Maßstab weiterhin gilt und sich in den medialen Altersrepräsentationen nachweisen lässt und welche Alterskonzepte und -theorien in den medialen Repräsentationen von Alter erkennbar sind. Die Aktivitätstheorie, wonach Alter als Chance und auch Befreiung gesehen wird, scheint an Popularität und Zustimmung gewonnen zu haben. Eine Abkehr vom negativen Altersstereotyp und eine Suche nach den positiven Seiten des Alters setzen in den 1980er Jahren ein. Zu dieser Zeit taucht mit der Einführung von Vorruhestandsregelungen im deutschsprachigen Raum – in Österreich als Hackler-Regelung bekannt – erstmals die Sozialfigur der jungen Alten auf. Zunächst stehen die negativen Folgen des Pensionsschocks zur Debatte, bald aber schon geraten die Chancen ins Blickfeld, die sich mit einem vorgezogen Ruhestand eröffnen. 1995 erscheint Betty Friedans Buch The Fountain of Age (1993) unter dem Titel Mythos Alter auf deutsch. So wie sie sich in dem feministischen Klassiker The Feminine Mystique (1963, deutsch: Der Weiblichkeitswahn, 1965) gegen die ausschließliche Definition von Frau-‚Sein‘ über Mutterschaft und die sexuelle Beziehung zu Männern gewandt hat, wendet sie sich in Mythos Alter gegen den herrschenden Jugendwahn, eine ausschließlich biologische Definition von Alter und die Dominanz des DefizitModells. Friedan plädiert für eine Neubestimmung des Alters, für eine Sicht auf Alter(n) als Abenteuer: „Das Streben nach Jugend hat uns blind gemacht für die Möglichkeiten des Alters. Kann es sein, dass die Verdrängung des Alters jede Weiterentwicklung blockiert und dadurch verhindert, dass sich neue Lebensmöglichkeiten eröffnen, die uns sonst zur Verfügung stehen würden?“ (Friedan 1995: 37) Friedan hält die negative Sicht auf das Alter für die in der Wissenschaft am weitesten verbreitete. Dabei beschränkt sie sich nicht auf die US-amerikanische Alter(n)sforschung, sondern meint einen internationalen Trend zu erkennen. Im deutschsprachigen Raum existieren auch andere Sichtweisen, möglicherweise, weil inzwischen ein Paradigmenwechsel stattgefunden hat. So schreiben Silke van Dyk und Stefan Lessenich: „Was den deutschen Kontext betrifft, ist die Aktivitätsthese zur normativen Basis der als Lobbywissenschaft agierenden Gerontologie [...] geworden.“ (van Dyk/Lessenich 2009: 15) Eine Sicht, die von VertreterInnen einer kritischen Gerontologie wie Christian Carls (1996) geteilt wird. Er kritisiert an der inzwischen vorherrschenden Aktivitäts- und Kompetenztheorie die Verschleierung schicht- und klassenspezifischer Benachteiligungen.

„Die Medien sind schuld“ Bei aller Unterschiedlichkeit der hier vorgestellten Alterstheorien herrscht doch Einigkeit in der Beurteilung der Medien im Prozess der Konstruktion und Dekonstruktion

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von Altersbildern. Ihnen wird in der sozialpsychologischen und gerontologischen Literatur im Sinne der Kontrollhypothese eine durchaus große Macht bei der Konstruktion von Altersbildern zugetraut und nicht selten eine Mitschuld an der Existenz negativer Altersstereotype gegeben. So weist z.B. die frühere CDUFamilienministerin und Gerontologin Ursula Lehr in ihrem zum Standardwerk avancierten und in mehreren Auflagen publizierten Buch Psychologie des Alterns auf den Anteil, den die Massenmedien an der Dominanz eines negativen Altersbildes haben: „Nach weitverbreiteten Annahmen bedeutet Älterwerden einen Verlust seelischgeistiger Fähigkeiten, einen Abbau psychischer Funktionen. Nach diesen Vorstellungen, die durch Massenmedien [...] immer wieder genährt werden [...], geht Älterwerden mit zunehmender Gebrechlichkeit, Isolation und sogar mit zunehmender Unzurechnungsfähigkeit einher.“ (Lehr 1973: 19) Neben „den Medien“ wird „die Werbung“ als Ort der Produktion von Altersund Geschlechterstereotypen erkannt, wogegen sich Vertreter der Werbewirtschaft wehren. Volker Nickel, Sprecher des Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft und des Deutschen Werberats, relativiert die Macht „der“ Werbung: „Bereits der Begriff ‚die Werbung‘ verleitet zum irrigen Denken. Es handelt sich bei der Wirtschaftswerbung zwar um ein massenhaft auftretendes Phänomen, nicht aber um gleichgeschaltete Entscheidungen über Gestaltung und Inhalte von Werbebotschaften sowie ihre Verbreitung. [...] Eine gleichgeschaltete Darstellung von Älteren in der Werbung ist also nicht möglich und widerspräche ohnehin der im Grundgesetz verankerten Meinungsfreiheit, die auch für werblichen Ausdruck gilt.“ (Nickel 1994: 117)

Die Meinungsfreiheit einschränken möchte sicher niemand, jedoch auf diskriminierende Tendenzen in der Werbung aufmerksam machen und an die Verantwortung der werbetreibenden Unternehmen appellieren. So kritisiert Ursula Lehr: „In der Werbung kennzeichnen Rigidität, Unkenntnis über neuere Entwicklungen, Festhalten am Gewohnten das Bild der älteren Frau. Der ältere Mann wird als Zahnprothesenträger, der auf vitalisierende Medikamente angewiesen ist, charakterisiert; bestenfalls als stiller Genießer von Alkohol, Kaffee und Schokolade.“ (Lehr 1976: 63) Und auch Regina Hastenteufel, die eine der ersten Studien zu Alters- und Geschlechterstereotypen in der Zeitschriftenwerbung vorlegt, sieht in den Medien die Hauptverursacherinnen des vorherrschend negativen, stereotypen Altersbildes: „Vermittler von Alternskonzepten sind neben den Interaktionspartnern des täglichen Lebens die Massenmedien. Sie pflegen das gängige Stereotyp vom passiven, kränklichen, wenig attraktiven und ziemlich überflüssigen alten Menschen“ (Hastenteufel 1980a: 530). In allen nachfolgenden Studien wird das Ergebnis, dass die Medien ein negatives, verzerrtes Bild vom Alter(n) und den Alten zeichnen, bestätigt. Bis heute hält die Klage über das trotz aller Aufklärungsbemühungen vorherrschende negative Altersbild an. Weil „den Medien“ überwiegend ein großer Einfluss auf die Vorstellungen vom und Einstellungen zum Alter attestiert wird, scheinen sie aber auch geeignet, Veränderungen in Richtung positiveres Altersbild bewirken zu können. Und in der Tat sind seit

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den 1990er Jahren Anzeichen für ein sich wandelndes Altersbild, für die Auflösung bestehender Stereotype zu erkennen (vgl. Amann 2004: 417). Wenn im Folgenden Studien zu Altersstereotypen in den Medien vorgestellt werden, so ist die Auswahl u.a. bestimmt durch den Nachweis eines sich verändernden Altersbildes. Von Interesse ist, wann welche Altersgruppen in welchem Umfang und in welcher Qualität in den verschiedenen Medien und in der Werbung repräsentiert werden, wann beispielsweise „junge Alte“ zum Forschungsgegenstand werden.

5.3 Metaanalyse I und II: Altersstereotype Metaanalyse I ergibt, dass Forschung zu Altersstereotypen in den Fachzeitschriften Publizistik und Medien & Kommunikationswissenschaft lediglich in Form einer Rezension Beachtung gefunden hat. Michael Jäckel bespricht 2007 das Werk von Susanne Femers mit dem Titel Die ergrauende Werbung. Altersbilder und werbesprachliche Inszenierungen von Alter und Altern für die Publizistik (vgl. Jäckel* 2007: Femers 2007). Doch gibt es sehr viel mehr Studien, die sich laut Titel mit Alter(n) in den Medien befassen. Dabei meint „in den Medien“ meist „in der Werbung“ und da meist in der Zeitschriftenwerbung. Nur eine genaue Unterscheidung nach untersuchtem Medium und nach Werbung und/oder redaktionellen Inhalten gibt Aufschluss darüber, welche Forschungsschwerpunkte bislang gesetzt worden sind. In der folgenden Tabelle sind Publikationen aufgeführt, die als Beiträge zum Thema Alter(n) in den Medien veröffentlicht worden sind und daher für Metaanalyse II berücksichtigt werden konnten. In einigen Presse- und Fernsehstudien werden ausschließlich redaktionelle Inhalte untersucht, z.T. unterschieden nach journalistischen Darstellungsformen, fiktionalen und nonfiktionalen Gattungen. Nicht untersucht wird die Werbung (vgl. linke Spalte der Tabelle). Andere Studien untersuchen ausschließlich Werbung (vgl. mittlere Spalte der Tabelle). Ganz überwiegend handelt es sich dabei um Pressestudien, doch gibt es auch einige Studien, die Fernsehwerbespots analysieren. Schließlich wird in manchen Studien das Gesamtangebot untersucht und nicht zwischen redaktionellen Inhalten und Werbung unterschieden (vgl. rechte Spalte der Tabelle). Einige der hier aufgeführten Studien behandeln sowohl die Repräsentation von Alter als auch spezielle Angebote für Ältere und die Rezeption (vgl. Bosch 1981; Derra 2012). Darüber hinaus gibt es Überblicksdarstellungen, in denen der Forschungsstand zu Alter in den Medien zusammengefasst ist (vgl. Thürkow 1985; Thimm 1998; Filipp/Maier 1999; Jäckel/Kochhan/Rick 2002; Bonfadelli 2009; Jäckel 2009; Atteneder 2012). Zu erwähnen ist noch, dass es sich bei den für Metaanalyse II berücksichtigten Publikationen ausschließlich um solche handelt, in denen die mediale Repräsentation älterer Menschen untersucht wird. Es gibt aber auch einige Studien zur Werbung mit Kindern und speziell für Kinder, in denen zumindest am Rande auf Stereotype, meist Geschlechterstereotype, eingegangen wird (vgl. Aufenanger et al. 1995; Köser 1997; Lange 2002; Kommer/Meister 2002; Götz 2002), kaum jedoch auf die Stereotypisierung der Kinder oder Jugendlichen selbst. Sie ist ein noch wenig erforschtes Feld,

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wenngleich es philologische oder medienpädagogische Arbeiten zu Kindern und Jugendlichen oder aber hochaltrigen Figuren in der Kinder- und Jugendbuchliteratur gibt und einige, doch zumeist unveröffentlichte, Marktforschungsstudien. Auf sie kann hier nicht eingegangen werden. Abbildung 27: Studien zu Altersstereotypen Untersuchte Medien

Redaktionelle Inhalte

Werbung

Presse (Zeitungen und Zeitschriften)

Eichele 1982 Dierl 1989 Voglmayr 2008

Horn/Naegele 1976 Hellmich 2007 Hastenteufel 1980a Thiele/Atteneder/ Gruber 2013 Dennersmann/ Ludwig 1985 Thimm 1998 Femers 2007 Burgert/Koch 2008 Derra/Eck/Jäckel 2008 Boos 2008 Moser 2010 Derra 2012

Fernsehen

Bosch 1981, 1986, 1988, 1990 Flueren/Klein/ Redetzki-Rodermann 2002 Westermann 2012

Schwender 2009

Verschiedene Medien/Medien allgemein

Redaktionelle Inhalte und Werbung

Hagen 1985 Jürgens 1994

Willems/Kautt 2002 Meißner 2005 Kühne 2005

Quelle: Eigene Darstellung

Bis heute wird in Studien zur medialen Repräsentation älterer Menschen konstatiert, dass sie kaum vorkommen und wenn, dann in einem recht begrenzten Rollenspektrum. Die Darstellungen seien stereotyp und hätten mit der Wirklichkeit des Alters wenig zu tun. Dieser Vorwurf trifft alle Mediengattungen, redaktionelle Inhalte ebenso wie die Werbung. Doch vor diesem Befund steht die Feststellung, dass Altersbilder in den Medien unzureichend untersucht sind. Erst Mitte der 1970er Jahre setzt die Forschung dazu im deutschsprachigen Raum ein. Im folgenden Überblick wird zunächst auf die frühen Studien zur Repräsentation von Alter in der Werbung, in der Presse und im Fernsehen eingegangen. Die frühe Phase der Forschung zu medialen Altersstereotypen endet mit den 1980er Jahren. Ab den 1990er Jahren beginnt sich der Altersstrukturwandel in der Forschung niederzuschlagen. Es erscheinen, insbesondere im neuen Jahrtausend, vermehrt Studien, die sich dem gewandelten Altersbild, speziell der Darstellung der „jungen Alten“, widmen.

C Metaanalysen und Ergebnisse

Altersstereotype in den Medien: die frühe Phase der Forschung Eine der ersten Studien im deutschsprachigen Raum, die nach Altersbildern in der Werbung fragt, ist die von Mechthild Horn und Gerhard Naegele (1976). Sie untersuchen mittels Inhaltsanalyse die Anzeigen in sieben Publikumszeitschriften, u.a. Hörzu, stern und Bild am Sonntag, aus dem ersten Quartal des Jahres 1975. Ausgewählt werden Anzeigen, die sich explizit an Ältere wenden, und Anzeigen, die alle KonsumentInnen ansprechen wollen und dabei auch Ältere als Werbefiguren einsetzen. Horn und Naegele verwenden dafür die Bezeichnungen „altenspezifische“ und „alteninklusive“ Werbung (vgl. Horn/Naegele 1976: 465). Insgesamt berücksichtigen sie 694 Anzeigen, 448 sind „altenspezifische“, 246 „alteninklusive“ (vgl. Horn/Naegele 1976: 466). Die AutorInnen ermitteln, für welche Produkte und Dienstleistungen in diesen Anzeigen geworben wird. Spitzenreiter sind mit 90 Prozent medizinische Produkte. Während bei der altenspezifischen Werbung das Defizitmodell von Alter(n) bestimmend ist, gilt für die alteninklusive Werbung, dass dort Ältere positiver, aktiver und integrierter gezeigt werden. Interessant ist die Diskrepanz zwischen Informationen, die auf der textlichen und die auf der visuellen Ebene vermittelt werden. Ein Phänomen, das Bernhard Wember bezogen auf audiovisuelle Medien im selben Jahr als „Bild-Text-Schere“ beschrieben hat (vgl. Wember 1976). Horn und Naegele halten fest: „Bemerkenswert ist, daß lediglich die textliche Beschreibung des alten Menschen am Defizitmodell orientiert ist, während die Mehrzahl der bildlich dargestellten alten Menschen kerngesund und rüstig (53% der 195 Altenabbildungen) oder zumindest nicht augenfällig leidend (24,1%) wirken.“ (Horn/Naegele 1976: 468) Ihre Ergebnisse zusammenfassend konstatieren die ForscherInnen, „dass die Werbung vom Defizitmodell des Alters ausgeht und somit die vorherrschenden negativen Altersstereotype verstärkt. Deren Existenz ist notwendiger Bestandteil des ökonomischen Ziels nach Absatzerhöhung, denn nur die Internalisierung des negativen Fremdbildes garantiert langfristig den Absatz der medizinischen Produkte.“ (Horn/Naegele 1976: 471) Ein Vorherrschen negativer Altersbilder in der Werbung registriert auch Regina Hastenteufel in ihrer von Ursula Lehr und Hans Thomae betreuten Dissertation Das Bild von Mann und Frau in der Werbung (1980a). Hastenteufel berücksichtigt neben der Kategorie Geschlecht die Kategorie Alter für ihre Inhaltsanalyse von Anzeigen in auflagenstarken Publikumszeitschriften. Sie gelangt bezüglich Altersrepräsentationen in der Werbung zu dem Ergebnis: „Ignorierung, Verfälschung und Restriktion sind die Hauptmerkmale werblicher Darstellung des alten Menschen, der alten Frau noch viel mehr als des alten Mannes.“ (Hastenteufel 1980a: 274) Die Studien von Horn und Naegele (1976) sowie Hastenteufel (1980a; 1980b) ziehen weitere Analysen von Altersbildern in den Medien nach sich. So replizieren 1985 Ursula Dennersmann und Rüdiger Ludwig in ihrer gemeinsam verfassten Diplomarbeit das Untersuchungsdesign von Horn und Naegele, ebenso Una M. RöhrSendlmeier und Sarah Ueing 2004. Beide ForscherInnenteams suchen Antworten

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

auf die Frage, ob das in den 1970er Jahren vorherrschende defizitär-generalisierende Altersbild in den Medien abgelöst worden ist durch ein individuell-differenzierendes. Röhr-Sendlmeier und Ueing untersuchen 364 Anzeigen, 103 altenspezifische und 261 alteninklusive, die in den Zeitschriften Hörzu, Stern, Bild der Frau sowie der Bild am Sonntag Ende 1999 und Anfang 2000 erschienen sind. Ihre Ergebnisse vergleichen sie in einem Aufsatz für die Zeitschrift für Gerontologie mit denen von Horn/Naegele (1976) und Dennersmann/Ludwig (1985). Weiterhin seien, so die Forscherinnen, alte Menschen in den Medien deutlich unterrepräsentiert. Zu verzeichnen sei sogar ein Rückgang seit 1985 (1985: 14,9 Prozent; 1999/2000: 10,7 Prozent). Auch das unausgewogene Geschlechterverhältnis bleibe bestehen, bevorzugt würden männliche Werbefiguren eingesetzt (vgl. Röhr-Sendlmeier/Ueing 2004: 58). Was die beworbenen Produkte anbelangt, dominieren bei den altersspezifischen Anzeigen mit 92,2 Prozent medizinische Produkte. Ein Wert, den schon Horn und Naegele festgestellt haben (s.o.). Bestätigt wird auch die Bild-Text-Schere: Während im Text für Produkte geworben wird, die gegen die verschiedensten „Verschleißerscheinungen“ und „Altersprobleme“ helfen sollen, werden auf der visuellen Ebene Botschaften vermittelt, die vom „Erfolg“ des beworbenen Produktes insofern künden, als gesunde, aktive SeniorInnen abgebildet sind. Doch gibt es auch Anzeigen, z.B. für Haut- und Faltencremes, in denen das Alter im Text wie im Bild positiv dargestellt wird, z.B. wirbt Oil of Olaz mit dem Satz „50 zu sein ist wundervoll“ oder Nivea mit Produkten für die „reife“ Haut (vgl. Röhr-Sendlmeier/Ueing 2004: 59). Ein interessantes Ergebnis lautet, dass durch den Rückgang der altenspezifischen Anzeigen (1976: 64,6 Prozent; 1985: 29,1 Prozent; 1999/2000: 28,3 Prozent) negative Stereotypisierungen abnehmen. Für ihre Erhebung stellen Röhr-Sendlmeier und Ueing fest, dass 67 Prozent der altenspezifischen Reklame im Text mit dem Defizitmodell von Alter arbeiten, nimmt man jedoch die alteninklusiven Anzeigen hinzu, sinkt der Anteil der ein negatives Altersbild vermittelnden Anzeigen auf 17 Prozent. Ein weiteres interessantes Ergebnis, das auf ein verändertes Altersbild schließen lässt, ist der gestiegene Anteil an Anzeigen, in denen Ältere bei der Ausübung von Tätigkeiten gezeigt werden. Im Vergleich zu den Daten von 1985 habe eine verstärkte Integration in die Berufswelt stattgefunden, „obwohl die Altersgrenze in der vorliegenden Studie angehoben wurde“ (Röhr-Sendlmeier/Ueing 2004: 59). In ihrer Studie gelten Personen über 50 als „alt“, in der Studie von Dennersmann/Ludwig (1985) bereits Personen über 40. Ältere werden also Ende der 1990er Jahre in Beruf und Freizeit aktiver präsentiert, zudem äußerlich attraktiv und sozial integriert. Die Forscherinnen erkennen auch eine Tendenz zu Wohlstand und Luxus in der Darstellung und bestätigen die Existenz eines positiven Stereotyps von den „neuen, jungen Alten“. Doch blenden sie die möglicherweise negativen Effekte der Trendwende hin zu den fitten, unternehmungslustigen, wohlhabenden „Best Agers“ nicht aus: „Auf Hilfe angewiesene ältere Menschen, die dem Ideal des aktiven Alterns nicht entsprechen, könnten angesichts dieser Leitvorstellung vom Alter zu einer neuen Außenseitergruppe werden.“ (Röhr-Sendlmeier/Ueing 2004: 61)

C Metaanalysen und Ergebnisse

Bevor auf das Phänomen der „neuen“, „jungen“ Alten vertiefend eingegangen wird, einem Phänomen, dem sich insbesondere die neueren Studien widmen, soll die Forschung zu Altersbildern im Fernsehen, und zwar im nicht-werblichen Programm, sowie Altersbildern in der Presse, und zwar in redaktionellen Beiträgen, vorgestellt werden.

Altersstereotype im Fernsehen und in der Presse Anfang der 1980er Jahren erscheinen im deutschsprachigen Raum die ersten Studien zur Fernsehnutzung älterer Menschen und ihrer Repräsentation im Fernsehen, zu „älteren Menschen vor dem und im Fernsehen“ (Bosch 1980). Eva-Maria Bosch konstatiert: „Informationen über die quantitative und qualitative Darstellung älterer Menschen im Fernsehen sind spärlich.“ (Bosch 1980: 467) Anders als in den USA, wo z.B. eine ForscherInnengruppe um George Gerbner (vgl. Gerbner/Gross/Signorelli/ Morgan 1980) Daten erhoben hat, könne in Deutschland nur auf Studien wie etwa die Küchenhoff-Studie zurückgegriffen werden, in der Aussagen zur Unterrepräsentanz Älterer, insbesondere älterer Frauen, im Fernsehen zu finden seien (vgl. ebd.). Bosch schließt die Forschungslücke durch die Veröffentlichung ihrer Dissertation mit dem Titel Ältere Menschen und Fernsehen. Eine Analyse der Konstruktion von Altersdarstellungen in unterhaltenden Programmen und ihrer Rezeption durch ältere Menschen (Bosch 1986). Ein Jahr zuvor ist ebenfalls als Dissertation an der Universität Bonn die Arbeit von Rochus Andreas Hagen Die Medien und der ältere Mensch. Eine Analyse des Altersbildes in Fernsehsendungen von ARD und ZDF (Hagen 1985) eingereicht worden. Hagen hat 316 im November 1985 ausgestrahlte Sendungen von ARD und ZDF untersucht, dabei eine Auswahl nach Gattungen und Genres vorgenommen und auch Werbespots berücksichtigt. Durch die sendungsübergreifende Analyse will der Autor vermeiden, dass ausgehend von nur einer Angebotsart auf das Altersbild des Fernsehens geschlossen wird (vgl. Hagen 1985: 117). Unterschieden wird zwischen Sendungen mit „formellem“ oder „informellem Altersbezug“ (Hagen 1985: 66f.), wobei ersteres schon die direkte Thematisierung von Alter im Sendungstitel sowie einen inhaltlichen Schwerpunkt auf Alter meint. Sendungen mit „formellem Altersbezug“ machen gerade einmal 2,2 Prozent des Gesamtangebots aus. Insgesamt wurden 16 Prozent der Sendungen als altersrelevant eingestuft (vgl. Hagen 1985: 112). Hagen gelangt zu dem Ergebnis, „daß ältere Frauen weitaus seltener auftreten als ältere Männer“ (Hagen 1985: 114), durch alle Altersgruppen hinweg seien aber Männer in der Überzahl. Auch unterscheiden sich ältere Männer und Frauen in ihren Tätigkeiten: „Ältere Männer üben eher sichernde, ordnende und gestaltende Tätigkeiten aus, ältere Frauen eher versorgende und betreuende.“ (Hagen 1985: 115) So sind die gezeigten älteren Personen, überwiegend männlich, gut gebildet, noch im Berufsleben stehend und durchaus aktiv bzw. „rüstig“. Ältere Frauen werden eher als Hausfrauen und Rentnerinnen gezeigt als ältere Männer. Krankheit und Pflegebedürftigkeit betreffen nur 3 Prozent der dargestellten Personen; auffällig sei die geringe Präsenz des hohen Alters. Dennoch ergäbe sich im Vergleich zu früheren Studien ein differenzierteres Altersbild, was der Autor

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

zum einen auf seine Messmethoden zurückführt, zum anderen auf den Einfluss, den die gerontologische Forschung auf die Medien genommen habe. Die Medien würden die Erkenntnisse der Altersforschung inzwischen mehr berücksichtigen, so der Autor mit Verweis auf seinen Doktorvater Hans Thomae (vgl. Hagen 1985: 119). Auch Eva-Maria Bosch stößt in den von ihr untersuchten „47 Sendungen mit Spielhandlung und 17 Sendungen mit Unterhaltungscharakter“ (Bosch 1988: 132) auf ein differenziertes, auf den ersten Blick gar positives Altersbild. In diesen fiktionalen und unterhaltenden Sendungen, die das ZDF 1982 in der Primetime ausgestrahlt hat, dominiert die Altersgruppe der Erwachsenen mittleren Alters; alte Menschen machen 15 Prozent der Mitwirkenden in Sendungen mit Spielhandlung und 10 Prozent der Mitwirkenden in unterhaltenden Sendungen aus (vgl. Bosch 1988: 133). Interessanter noch als die Frage nach der Quantität ist für Bosch aber die nach der Qualität der Darstellung. Ihre Ergebnisse fasst sie übersichtlich zusammen: Sie unterscheidet zwischen Aspekten des Alters, die in fiktiven Programmen „häufig“ und solchen, die „selten oder nie“ anzutreffen seien. Häufig sind Ältere „berufstätig, gesund, freundlich, kontaktfreudig, selbständig und verfügen über ein gutes Auskommen“. Männer kommen öfter vor als Frauen, „junge Alte“ häufiger als „alte Alte“. Meist aber bleiben für die Alten nur Nebenrollen und kurze Auftritte (vgl. Bosch 1988: 138). Auffällig sei, dass kaum alte Menschen gezeigt werden, die einfach nur ihren Ruhestand genießen, sich verlieben, sexuell aktiv sind. Weitgehend ausgeblendet bleiben Krankheit, Sterben und der Tod, ebenso Einsamkeit, Armut und soziale Ausgrenzung (vgl. Bosch 1988: 139). Aus dieser Gegenüberstellung wird die Tendenz zur Stereotypisierung deutlich. Es überwiegt in den unterhaltenden und fiktionalen Programmen zwar ein ‚positives‘, doch ließe sich auch sagen: geschöntes, weil unvollständiges Bild vom Alter. Viele Seiten des Alters werden negiert oder gleich ausspart. Bosch erkennt ein „Festhalten am Status des beruflich anerkannten Erwachsenen. Soziale Wertschätzung wird auch im Alter primär durch berufliche Kompetenz und Leistungsfähigkeit beeinflusst.“ (Bosch 1988: 139) Die Autorin belässt es nicht bei der Untersuchung der Darstellung von Alter(n) in den Medien. Sie diskutiert mit älteren FernsehzuschauerInnen das Vorkommen und Auftreten von „Alterstypen“ im Fernsehen und konfrontiert die TeilnehmerInnen der Gruppendiskussionen mit Figuren wie dem/der „komischen Alten“, dem „aktiven Senior“, dem „egoistischen älteren Mann“, der „souveränen älteren Frau“ und „Altenheimbewohnern“ (vgl. Bosch 1988: 140f.). Auf die Ergebnisse der Teilstudie soll hier nicht weiter eingegangen, indes die Wichtigkeit solcher Rezeptionsstudien betont werden. Nur durch sie werden Differenzen zwischen vermittelten, gewünschten, rezipierten und internalisierten Altersbildern deutlich. Denn obwohl ältere FernsehzuschauerInnen in Befragungen den Wunsch nach mehr altenspezifischen Angeboten äußern, ist der Erfolg von Sendungen für Ältere wie Mosaik oder Schaukelstuhl begrenzt. Diese Anfang der 1980er Jahre in ARD und ZDF ausgestrahlten Programme (vgl. Heithfeld 1979; Neumann-Bechstein 1982) wurden eingestellt. Die von Bosch durch die Inhaltsanalyse ermittelte „Typologie der ‚FernsehAlten‘“ (Bosch 1988: 138) und die für die Gruppendiskussion eingesetzten „Alterstypen“ (Bosch 1988: 140f.) finden sich auch in Hans Wilhelm Jürgens Studie

C Metaanalysen und Ergebnisse

Das Bild älterer Menschen in den elektronischen Medien (1994). Jürgens, ein Bevölkerungswissenschaftler, analysiert im Auftrag der Landesmedienanstalten Hamburgs und Schleswig-Holsteins das Fernsehprogramm von ARD und ZDF sowie RTLplus, Pro7 und SAT1. Damit legt er die erste Studie vor, in der Altersrepräsentationen in öffentlich-rechtlichen und privat-kommerziellen Sendern vergleichend untersucht werden. Berücksichtigt werden jeweils ca. 150 Programmstunden der fünf Sender. Jürgens bestätigt die Unterrepräsentanz älterer Menschen in den Medien: weniger als 10 Prozent der dargestellten Personen können der Gruppe der älteren Erwachsenen zugerechnet werden. Gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil, der doppelt so hoch ist, sind Ältere, insbesondere ältere Frauen, damit im Fernsehen kaum sichtbar (vgl. Jürgens 1996: 268). Hinzu kommt das eingeschränkte Rollenspektrum, in dem ältere Menschen gezeigt werden. Jürgens unterscheidet zwischen „stereotypen Darstellungen älterer Menschen im Werbefernsehen“ sowie „in Fersehprogrammen (ohne Werbesendungen)“ und identifiziert sieben Typen, die je nach Geschlecht, unterschiedlich stark vertreten sind: Abbildung 28: Stereotype Darstellungen älterer Menschen im Fernsehen Stereotype Darstellungen älterer Menschen im Werbefernsehen in Prozent ♂ Clowns

25,0

Noch(Berufstätige) Großvater/-mutter

Stereotype Darstellungen älterer Menschen in Fernsehprogrammen (ohne Werbesendungen) in Prozent







5,6 Noch(Berufstätige)

25,2

3,0

15,1

8,9 ExpertIn

18,5

3,0

11,1

8,3 ExzentrikerIn

10,6

5,8

ExzentrikerIn

9,3

1,9 Clowns

7,6

1,8

ExpertIn

4,6

0,0 Großvater/-mutter

5,3

6,2

AristokratIn

3,7

2,8 AristokratIn

5,1

2,1

Hausfrau

0,0

3,7 Hausfrau

0,0

5,8

72,3

27,7

68,8

31,2

Quelle: Eigene Darstellung nach Jürgens (1996: 268f.)

Geschlechterunterschiede in der Darstellung älterer Menschen zeigen sich insbesondere bei der Berufstätigkeit und im Expertentum. Ältere Männer werden sehr viel häufiger als Frauen in der Rolle des beruflichen Engagierten gezeigt. Sie sind Experten, die anderen mit Rat und Tat zu Seiten stehen. In der Rolle des Hausmannes sind sie weder in der Werbung noch im Gesamtprogramm zu finden. Der häusliche Bereich bleibt den Frauen vorbehalten. Wenn auch die Datenbasis dieser Typologie für die Einteilung in Rollen „recht schmal“ (Kübler 2002: 6) erscheint, wird sie doch häufig als Beleg für die Stereotypisierung Älterer im Fernsehen (vgl. Jäckel 2009: 138) oder als Ausgangspunkt für eigene empirische Studien genommen und reproduziert (vgl. Westermann 2012), obwohl z.B. die Überlagerung weiterer Kategorien wie Geschlecht, Klasse, Berufs-

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300

Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

tätigkeit u.a. mit der Kategorie Alter offensichtlich ist und darunter die Trennschärfe der Typen leidet. Eine Typenbildung steht auch am Ende der Studie von Hanns J. Flueren, Marion Klein und Heidrun Redetzki-Rodermann, die Das Altersbild der deutschen Daily Soaps untersuchen und sich damit auf ein Genre beschränken, das massenattraktiv ist, aber vor allem jüngere ZuschauerInnen erreicht. Analysiert werden je zehn Folgen von Verbotene Liebe, Marienhof, Unter uns, Gute Zeiten – schlechte Zeiten, Geliebte Schwestern und Mallorca aus den Jahren 1998 und 1999. Von den ca. 90 DarstellerInnen sind nur 18 als „alt“ einzustufen. Alte Frauen sind in der Minderheit; zwei Drittel der DarstellerInnen älterer Figuren sind männlich. Deutlich ist die Nicht-Thematisierung sozialer Ungleichheit. Arme, Arbeitslose und SozialhilfeempfängerInnen kommen ebenso wenig vor wie Kranke und Behinderte. Die wenigen Rentnerinnen und Pensionärinnen sind alle weiblich, ältere Männer hingegen üben prestigeträchtige Berufe aus, sind Unternehmer, Arzt, Richter, Anwalt oder Zirkusdirektor (vgl. Flueren/Klein/Redetzki-Rodermann 2002: 24). Eine ungleiche Geschlechterverteilung ist auch bei den identifizierten Typen gegeben: den „Altruisten“, den „Professionellen“, denjenigen, „die nicht von der Bühne abtreten wollen“ und den „Autoritären“. Letzterer wird ausschließlich von Männern repräsentiert und verfügt über Ansehen, Macht und Geld. Auch der Typus des „Professionellen“ ist männlich dominiert. Bei den „Altruisten“ und den sich aufdrängenden, nicht „von der Bühne abtreten Wollenden“ sind Frauen stärker vertreten. Die vier Handlungstypen erscheinen unterschiedlich sympathisch. Oben auf der Sympathieskala rangieren die „Altruisten“ und aufgrund ihrer Fachkompetenz die „Professionellen“, weit abgeschlagen ist der „Autoritäre“ (vgl. Flueren/Klein/Redetzki-Rodermann 2002: 25). Die ForscherInnen sehen in den Soaps „neo-liberale Leitbilder“ am Wirken und eine Reproduktion der Ungleichheit der Geschlechter. Das Altsein der Frauen sei immer auch mit einem Statusverlust verbunden. Ausgeblendet blieben „die aus dem Berufsleben ausgeschiedenen, ‚unproduktiven‘, älteren Männer sowie die Hochbetagten“ (Flueren/Klein/Redetzki-Rodermann 2002: 26). „Entalterung“ und „Beschönigung“ kennzeichneten die Soaps Ende der 1990er Jahre (vgl. ebd.). Der von Susan Sontag beschriebene „double standard of aging“ gilt weiterhin. Verständlich wird aufgrund dieser Ergebnisse ein Gedankenspiel, das Monika Grosskopf zu Beginn ihrer Analyse der international erfolgreichen US-Serie Golden Girls anstellt: „Wie wäre das: Eine Fernsehserie, die Inge Meysel, Maria Luise Marjan, Witta Pohl und Senta Berger vereint.“ (Grosskopf 1996: 302) Während sich für das Fernsehen ein facettenreicheres, wenn auch nicht unbedingt stereotypenfreies Bild vom Alter abzeichnet, konstatiert Reinhard Dierl noch Ende der 1980er Jahre in seiner Studie Zwischen Altenpflege und Seniorenstudium. Alter und Alte als Zeitungsthema (1989), dass alte Menschen in Presseberichten hauptsächlich als „Sozialfall“ und als „Problem“ vorkommen (vgl. Dierl 1989). Sie werden als hilfsbedürftig und nicht selten als „Opfer“ von Kriminalität und Missständen in der Altenpflege gezeigt. Die Verbindung von Alter und stationärer Altenhilfe hat Gert Eichele bereits 1982 in einer Studie zum Bild des älteren Menschen in der lokalen

C Metaanalysen und Ergebnisse

Öffentlichkeit belegt. Der Autor hat sämtliche Artikel aus den Jahren 1976 und 1977 berücksichtigt, die in den Lokalteilen der Nürnberger Nachrichten, Nürnberger Zeitung, Abendzeitung und Erlanger Tagblatt zu den Themen „Alter“, „alte Menschen“ oder „Einrichtungen der Altenhilfe“ publiziert worden sind. Ein Drittel der Berichte bezogen sich auf Alten- und Pflegeheime; „tatsächlich aber lebten im Jahre 1977 nur etwa 6% der über 65-jährigen Nürnberger in diesen Einrichtungen.“ (Eichele 1982: 65) Dadurch werde der Eindruck erweckt, dass „alt sein gleich Altersheim“ (ebd.) bedeute und alte Menschen unselbständig und betreuungsbedürftig seien. Negative Berichte tauchen sonst noch im Zusammenhang mit dem Verhalten im Straßenverkehr auf. Doch finden sich im Lokalteil auch sehr viele Beiträge, in denen Aktivitäten Älterer beschrieben und eindeutig positiv bewertet würden. Der Berichterstattungsanlass ist jedoch, dass jemand trotz seines Alters noch so aktiv ist. Eichele gelangt zu dem Schluss: „Insgesamt wird ein recht positives Bild gezeichnet, wobei jedoch auch in der ‚positiven‘ Berichterstattung die gesellschaftliche Existenz des negativen Altersstereotyps zum Vorschein kommt.“ (Eichele 1982: 68) Eicheles Studie zählt zu den wenigen, die die Lokalberichterstattung vergleichend untersuchen. Sie enthält keine Aussagen zur Werbung für oder mit Alten und auch keine Aussagen zur visuellen Repräsentation von Alter. Hier besteht bis heute Forschungsbedarf. Geprüft werden müsste der Eindruck, dass gerade auch auf der bildlichen Ebene Stereotype dominieren. Man denke nur an Pressefotos wie „Alte auf der Parkbank sitzend“ oder „Alte im Krankenbett“, die redaktionelle Beiträge zum Thema Renten und Pensionen illustrieren. Qualitative Mängel in der Presseberichterstattung über alte Menschen sind nachgewiesen, quantitative Daten z.B. zum Altersdurchschnitt der Personen, über die in der Presse berichtet wird, stehen jedoch aus. Zu vermuten ist, dass im redaktionellen Teil der Presse ältere Personen durchaus häufig vorkommen. Schließlich sind wichtige, erfolgreiche Menschen, die Anlass zu Berichten geben, meist schon über 60, z.B. PolitikerInnen, UnternehmerInnen, KünstlerInnen – seltener SportlerInnen. Prominenz als Nachrichtenfaktor ist jedenfalls (auch) altersabhängig, worauf einige AutorInnen hinweisen (vgl. Kübler 1996: 283; Voglmayr 2008: 224). Insgesamt sind Untersuchungen zur Darstellung alter Menschen im redaktionellen Teil von Zeitungen und Zeitschriften verhältnismäßig rar. Sehr viel häufiger wird Werbung untersucht, vor allem die Werbung in Publikumszeitschriften. Einige der frühen Studien zum Altersbild in der Werbung sind bereits vorgestellt worden. Ihre Ergebnisse lassen sich mit den Schlagworten Unterrepräsentanz, eingeschränktes Rollenspektrum, alters- und geschlechtsspezifische Stereotypisierungen statt differenzierter Darstellungen sowie Dominanz des Defizitmodells zusammenfassen. Dabei ist z.B. schon in der Studie von Mechthild Horn und Gerhard Naegele auf die Diskrepanz zwischen verbalen und visuellen Botschaften in der Werbung hingewiesen worden (vgl. Horn/Naegele 1976: 468) oder in den Studien von Regina Hastenteufel (1980a; 1980b) oder Caja Thimm (2000) auf die geschlechtliche Codierung von Alter, auf die Unterschiede in der Repräsentation alter Männer und alter Frauen. Diese Ergebnisse werden bis heute bestätigt, doch tauchen in der Alter(n)sforschung, in den tages-

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

aktuellen Massenmedien, in (populär-)wissenschaftlichen Publikationen und auch in der kommunikationswissenschaftlichen Forschung zu Alter in den Medien Anfang der 1990er Jahre die „jungen Alten“ auf. Silke van Dyk und Stephan Lessenich, die dieser „neuen Sozialfigur“ 2009 in einer Monographie nachspüren, datieren das Aufkommen der Rede von den „jungen Alten“ Ende der 1980er Jahre, als in Deutschland Vorruhestandsgesetze das frühzeitige Ausscheiden aus dem Berufsleben ermöglichen bzw. erzwingen (vgl. van Dyk/Lessenich 2009: 26). Kirsten Aner, Fred Karl und Leopold Rosenmayr verweisen auf die Infratest/Sinus-Studie von 1991, in der 25 Prozent der 55 bis 70-Jährigen zu den neuen Alten gezählt werden. Kritisch merken sie an: „Allerdings handelt es sich dabei um das Ergebnis einer Clusteranalyse und damit um ein statistisches Artefakt miteinander verbundener Lebensstilanalysen.“ (Aner/ Karl/Rosenmayr 2009: 13) Aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht interessant ist, wann die „jungen Alten“ in Studien zu medialen Altersrepräsentationen „entdeckt“ worden sind, zudem ob und wie WissenschaftlerInnen diese „Entdeckung“ bewertet haben. In einigen Studien finden sich Hinweise und Äußerungen dazu, die im Folgenden zusammengetragen und eingeordnet werden sollen.

5.4 Die mediale Repräsentation „junger Alter“ als Forschungsgegenstand Ein Medienthema sind die „jungen Alten“ im Vergleich zu den „alten Alten“, das „dritte“ im Vergleich zu dem „vierten“ Lebensalter, schon Ende der 1980er Jahre. Und auch KommunikationswissenschaftlerInnen reagieren vereinzelt auf den Altersstrukturwandel und die öffentlichen Debatten darüber. Im Medien- und Journalistenjahrbuch 1996 findet sich ein Hinweis auf die Publikation Junge Alte: ein Themenfeld für die Tageszeitung (1988) von Dagmar Hovestädt und Gerhard Vowe (vgl. Koschnick 1996: 517), die allerdings zur „grauen Literatur“ zu rechnen ist. EvaMaria Bosch verwendet die Bezeichnung „junge Alte“ in den Zusammenfassungen ihrer Untersuchungsergebnisse (vgl. Bosch 1988: 138) und stellt fest: „Altersmäßig dominieren die ‚jungen Alten‘; die sogenannten Hochbetagten treten hingegen kaum in Erscheinung.“ (Bosch 1990: 84) In den 1990er Jahren erscheinen vereinzelt Beiträge in Fachzeitschriften wie Media Perspektiven, Werben & Verkaufen, Medien praktisch oder Medien und Erziehung (vgl. Jürgens 1996; Kayser 1996; Grosskopf 1996). Beklagt werden darin abfällige Äußerungen von Programmverantwortlichen, insbesondere privat-kommerzieller Sender, für die die über 49-Jährigen keine werberelevante Zielgruppe darstellen. Das aber ändert sich in den 1990er Jahren. Marketing- und WerbespezialistInnen beginnen sich mit der Altersgruppe zu beschäftigen, die in Zukunft die Mehrheit stellen wird. Kreiert werden neue Namen für die Zielgruppe: „50+“, „60+“, „Master Consumers“, „Best Agers“, „Silver Generation“, „Fiftyfree“ usw., Labels, die von den Schwierigkeiten zeugen, das zu benennen, worum es geht. Alte dürfen offenbar nicht als Alte angesprochen werden, auch „Ältere“ ist keine überzeugende Lösung. Caja Thimm befasst sich mit dem Problem der Benennung: „Es stellt sich nach wie vor die

C Metaanalysen und Ergebnisse

Frage, wie man sich auf Altsein sprachlich adäquat beziehen kann. Will man die Älteren als Konsumenten ansprechen, so verbietet sich eine negative Stereotypisierung. Aber auch die bisher zu konstatierende Ausblendung von Bezeichnungen aus dem Wortfeld ‚Alter‘ darf als problematisch gelten“ (Thimm 1998: 122). Werbefachleute behelfen sich mit Beschreibungen der „jungen Alten“ als kaufkräftig, konsumfreudig und markenbewusst. Solche jung gebliebenen SeniorInnen interessierten sich nicht nur für Treppenlifte und Gebissreiniger, sondern seien wohlhabend, gesund, aktiv und wollten das Leben genießen (vgl. Jäckel/Kochhan/ Rick 2002; Röhr-Sendlmeier/Ueing 2004; Schwender 2009). Zu den Produkten, die eigens für zahlungskräftige ältere Menschen angeboten werden und gleichzeitig attraktive Werbeplattformen darstellen, zählt etwa die Publikumszeitschrift viva! aus dem Verlagshaus Gruner & Jahr. Sie konkurriert mit Magazinen wie Lenz ... für die besten Jahre, Hulda – Die Zeitschrift für alle ab 50 oder go longlife! Ab 50 erst jung! (vgl. Wiese 2010). In der Ankündigung des neuen Lifestylemagazins für Junggebliebene heißt es: „viva! ist ein neues Magazin für Frauen und Männer, die sich in einer spannenden Lebensphase befinden: Die Kinder sind flügge, der Job ist (fast) geschafft, die finanziellen Spielräume sind gesichert. Eine neue Freiheit ist in Sicht. […] Wann, wenn nicht jetzt?!“ (stern o.J.: o.S.) Angesprochen werden sollen jene „jungen Alten“, die über Geld verfügen, während ältere arme Menschen als Zielgruppe irrelevant sind und höchstens als ‚Streuverlust‘ verbucht werden. Mit einer gewissen Verzögerung erscheinen im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends kommunikationswissenschaftliche Publikationen mit Titeln wie Die ergrauende Werbung (Femers 2007), Die Entdeckung der neuen Alten? Best Ager in der Werbung (Burgert/Koch 2008), Grau oder großartig? Die kommerzielle Inszenierung von Alter (Boos 2008) oder Von Greisenrepublik bis Generation 50plus (Wiese 2010), in denen die „neuen Alten“ im Mittelpunkt stehen. Die Farbe „Grau“ erfährt dabei ganz unterschiedliche Wertungen: während Susanne Femers „die ergrauende Werbung“ positiv als Zeichen für das Ende der Unterrepräsentanz grauhaariger = „älterer“ Menschen in der Werbung deutet und zu dem Ergebnis gelangt, dass durch die Berücksichtigung der Farbe Grau insgesamt mehr „Buntheit“ erreicht wird, steht bei Linda Boos „grau“ im Gegensatz zu „großartig“, wodurch graues Haar zum Marker für die „alten Alten“, das vierte Lebensalter, wird. Rüdiger Kunow versteht in seinem Aufsatz Ins Graue diesen Titel als richtungsweisend, wenn man denn der allgemeinen Panikmache in Bezug auf das Älterwerden folgen wollte: „Der Weg ‚ins Graue‘ wird auf diese Weise zu einem Weg ins Grauen.“ (Kunow 2005: 29) Obwohl die „jungen Alten“ nicht direkt im Titel erwähnt werden, sind sie doch in vielen weiteren wissenschaftlichen Publikationen ein Thema, entweder in Form soziologischer Studien, in denen sie als „neue Sozialfigur“ (van Dyk/Lessenich 2009) analysiert werden, oder in medienwissenschaftlichen und linguistischen Studien, in denen die sprachliche Konstruktion von Alt-„Sein“ untersucht wird (vgl. Thimm 2000; Koll-Stobbe 2005; Kühne 2005; Wiese 2010). In den empirischen kommunikationswissenschaftlichen Untersuchungen sind zumeist Anzeigen in Publikumszeitschriften Analysegegenstand, wobei mitunter nicht ganz klar ist, welche Zeitschriften konkret

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untersucht worden sind. Bei Femers heißt es, dass die insgesamt 440 Anzeigen aus „Frauen“-, „Gesundheits“- und „Wochenzeitschriften“ der Jahrgänge 2005 und 2006 stammen (vgl. Femers 2007: 75f.). Statt nach dem Medium zu unterscheiden, unterscheiden sie und die Studierenden, die an der Erhebung beteiligt gewesen sind, nach Branchen wie etwa „Gesundheit“, „Kosmetik/Körperpflege“ oder „Versicherungen“. Berücksichtigt wird zudem wie bereits bei Horn/Naegele (1976), ob es sich um „altersexklusive“ oder „altersinklusive“ Werbung handelt und ob Alter auf der textlichen und/oder bildlichen Ebene thematisiert wird (vgl. Femers 2007: 76). Ihre Ergebnisse fasst Femers in dem Satz „Werbung mit Alten für Alte – grau und bunt zugleich“ (Femers 2007: 213) zusammen. In den analysierten Altersinszenierungen herrschten statt Stereotypen und Klischees von alten Menschen „große Vielfalt und Facettenreichtum“ (ebd.). Es würden „sehr unterschiedliche Bilder der neu entdeckten Zielgruppe der Generation Plus auf sehr differenzierte und kreative Weise kommuniziert.“ (Ebd.) Die immer wieder an die Werbung gestellte Forderung, realitätsnah zu sein, entspreche allerdings nicht, so die Autorin, der „originären Bestimmung“ (Femers 2007: 214) der Werbung. Die Ergebnisse der Studie klingen im Vergleich zu denen früherer Studien zunächst ermutigend: Alter(n) wird häufiger und differenzierter in der Printwerbung dargestellt. Doch inwiefern die „neuen“ Altersbilder auf die „alten“ rekurrieren und negative Altersstereotype präsent bleiben, auch wenn sie durch Substereotype ergänzt oder leicht variiert werden, wird nicht diskutiert. Und Michael Jäckel, der die Arbeit für die Publizistik rezensiert, wendet ein: „Wenn die Anzeigenwerbung tatsächlich ergraut, dann müsste dies verstärkt in altersinklusiven Bereichen zu beobachten sein, also dort, wo Ältere für Produkte werben, die auch jüngere Zielgruppen interessieren sollten, beispielsweise Finanzdienstleistungen.“ (Jäckel 2007: 557) Der empirische Nachweis für Femers’ Ergebnis „grau und bunt zugleich“ werde, „in der vorliegenden Arbeit nicht wirklich erbracht“ (Jäckel 2007: 557). Um ihn bemühen sich noch andere ForscherInnen. Immer wieder zu klären ist, wer oder was als „alt“ gilt, woran Alter festzumachen ist. Zumeist geschieht das über Altersangaben wie 60+ und visuelle Zeichen, den old age cues. Zu ihnen zählen graue Haare bzw. schütteres Haar/Glatze, Falten, eine gebeugte Körperhaltung, Hilfsmittel wie Brillen, Hörgeräte, Gehhilfen, zudem Kleidungsstücke in bestimmten Farben und Mustern sowie Frisuren, die als „altmodisch“ gelten. Hinzu kommen als kontextuelle Merkmale Altersrollen(stereotype) wie das der „Oma“ und des „Opas“ (vgl. Horn/Naegele 1976; Thimm 1998: 122). Dennoch ist Alter nicht ohne weiteres zu bestimmen, denn gerade in der Werbung wird Alter bewusst nicht thematisiert, weder auf der sprachlichen noch auf der visuellen Ebene. Werbung für Antifaltencreme oder für medizinische Produkte und Hygieneartikel meiden Begriffe wie „alt“ und sprechen beschönigend z.B. von „reifer Haut“ oder verwenden Anglizismen. In solchen Anzeigen sind die eingesetzten Models jung und attraktiv. Sie weisen die „old age cues“ nicht auf, um indirekt die Botschaft zu vermitteln, dass das beworbene Produkt Probleme des Alter(n)s löst. Hier stößt quantitative Forschung an Grenzen, wenn nicht eine Kategorie

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„unsichtbares Alter“ oder „negiertes Alter“ definiert werden kann (vgl. Thiele/ Atteneder/Gruber 2013: 46f.). Interessant sind neben Methodendiskussionen und Ergebnispräsentationen Deutungen des Phänomens einer (vermeintlich?) größeren Vielfalt an Altersbildern in den Medien. Die sehr unterschiedlichen Positionen sollen im Folgenden anhand einiger ausgewählter Studien skizziert werden. Zum einen handelt es sich um Arbeiten, in denen mit Bezug auf „junge Alte“ und die Aktivitätstheorie konstatiert wird, dass das früher vorherrschende, auf der Defizittheorie beruhende, negative Altersbild nun um positivere Bilder ergänzt wird. Diese Ergänzung wird grundsätzlich begrüßt und nicht weiter reflektiert. Zum anderen handelt es sich um Arbeiten, die eine ambivalente Haltung einnehmen, die auch einen Wandel feststellen, doch diesen nicht uneingeschränkt positiv sehen, sondern auf das Zugleich-und-Immer-noch-Vorhandensein tendenziell negativer Altersstereotype verweisen. Schließlich ist eine Position auszumachen, die in der Tradition einer marxistisch orientierten Political Economy of Aging die Sozialfigur der „jungen Alten“, ihre Präsenz in den Medien und der Wissenschaft kapitalismuskritisch deutet und danach fragt, wer warum ein neues Altersbild propagiert. Ausgangspunkt des Forschungsbooms zu „neuen“ oder „jungen Alten“ ist die Behauptung, dass die bisherige Forschung lückenhaft und die vorliegenden Ergebnisse widersprüchlich seien (vgl. Burgert/Koch 2008: 165). Carolin Burgert und Thomas Koch prüfen deshalb 2008, ob die vom Zukunftsforscher Horst Opaschowski 1997 prophezeite „Entdeckung“ der „neuen Alten“, die ja, wie hier dargelegt, schon einige Jahre eher entdeckt worden sind, „bereits Tatsache ist“ (Burgert/Koch 2008: 165). Durch eine quantitative Inhaltsanalyse der Anzeigen in je drei Exemplaren der Zeitschriften Der Spiegel, stern und Bunte aus den Jahren 1987 bis 2006 erheben die ForscherInnen das Vorkommen älterer Werbemodels im Zeitverlauf, zudem für welche Art Produkt oder Dienstleistung geworben wird. In die Untersuchung gehen 604 Anzeigen mit 741 dort abgebildeten älteren Personen ein. Die Ergebnisse lauten, dass entgegen der Vermutung, dass mehr mit Älteren für Ältere geworben wird, diese Altersgruppe weiterhin gemessen an ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung unterrepräsentiert ist. Auch Geschlechterausgewogenheit herrscht nicht. Dreiviertel der Best-Ager in Anzeigen sind männlich, erst in den letzten drei Untersuchungsjahren ist ein Anstieg des Frauen-Anteils auf rund 40 Prozent zu verzeichnen (vgl. Burgert/Koch 2008: 168). Geschlechterunterschiede zeigen sich auch beim Face-Ism-Index. Gerade in den frühen Untersuchungsjahren ist die körperbetonte Darstellung bei Frauen häufiger. Frauen werden aber auch aktiver und gesünder präsentiert, allerdings ist ihr Aktionsradius eingeschränkter, sie werden eher Zuhause, im privaten Bereich, gezeigt (vgl. Burgert/Koch 2008: 169). Und weiterhin werben ältere Models überwiegend für pharmazeutische und Körperpflege-Produkte (36,6 Prozent), Dienstleistungen (18,7 Prozent) und Nahrungsmittel (12,4 Prozent) (vgl. Burgert/Koch 2008: 170). Viel verändert hat sich also im Vergleich zu den Daten von Horn/Naegele (1976), Dennersmann/Ludwig (1986) und Röhr-Sendlmeier/Ueing (2004) nicht: „Über die letzten 20 Jahre betrachtet findet sich kein Trend, vermehrt mit Älteren zu werben.“ (Burgert/Koch 2008: 172) Ein Ergebnis, das auch für die TV-Werbung zutrifft, die

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Clemens Schwender 2005 untersucht hat. In die Stichprobe gelangten 656 Werbespots, die während der Primetime in den acht bundesdeutschen Sendern mit dem höchsten Marktanteil ausgestrahlt wurden. In 35 dieser Spots treten 49 ältere Personen auf (vgl. Schwender 2009: 86). Die Spots wurden daraufhin analysiert, ob Alter „neutral“ dargestellt oder mit „Gewinnen“ oder „Verlusten“ assoziiert wird, ob so gesehen positive oder negative Altersstereotype evoziert werden. Wenn Altersdefizite mehr oder weniger offen angesprochen werden, so um sie als behebbar zu deklarieren – vorausgesetzt, das beworbene Produkt findet Anwendung. Darüber hinaus werden Ältere, gerade auch prominente Testimonials, durchaus positiv als erfahrene ExpertInnen eingesetzt und, so der Autor: „Es finden sich wiederholt Muster, die Alter in Verbindung mit Natur und Nahrungsmitteln bringen. Dies verweist metaphorisch auf natürliche Produktionsweisen, auf eine lange Tradition von Herstellungsverfahren und darüber hinaus auf entspannte Genuss-Situationen.“ (Schwender 2009: 91f.) Insgesamt sei die Zahl der Spots mit älteren Erwachsenen zu gering, um verlässliche Aussagen zu treffen. Auch hält der Autor wenig von einem Vergleich von Medienpräsenz und prozentualem Bevölkerungsanteil, wenngleich auch er feststellt, dass Ältere seltener in der Werbung vorkommen als erwartet. Erforderlich seien genauere Analysen stereotyper Darstellungsmuster, narrativer Funktionen und Gebrauchswertversprechen der beworbenen Produkte (vgl. Schwender 2009: 93). Bei den Beiträgen von Burgert/Thomas (2008) und Schwender (2009) handelt es sich um Aufsätze in kommunikationswissenschaftlichen Sammmelbänden zu Stereotypen (vgl. Holtz-Bacha 2008b; Petersen/Schwender 2009). Eine ausführliche theoretische Fundierung der empirischen Forschung zu Altersstereotypen kann da kaum stattfinden. Das ist in Dissertationen wie der von Linda Boos (2008) oder Julia Maria Derra (2012), die beide die mediale Präsenz „junger Alte“ in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen stellen, eher möglich. Linda Boos fragt ausgehend von Überlegungen zur strategischen Kommunikation und der Werberelevanz gerontologischer Forschung nach der „kommerziellen Inszenierung von Alter“. Mit dem Titel der Arbeit „Grau oder großartig?“ spielt sie auf die konkurrierenden Alterskonzepte an, die sich in der Anzeigenwerbung der von ihr untersuchten Publikumszeitschriften Der Spiegel, Neue Post und Bunte wiederfinden lassen. Anders als Burgert/Koch (2008) kann Boos keine Unterrepräsentanz weiblicher älterer Personen feststellen, räumt jedoch ein, dass dieses Ergebnis durch die Auswahl der Illustrierten Neue Post und Bunte bedingt sein wird. Qualitative Geschlechterunterschiede sind hingegen weiterhin gravierend. Sie äußern sich in den beworbenen Produkten, im Aussehen und Auftreten der Werbefiguren, in Handlungsmustern und Tätigkeitsbereichen und auch in der Werbebotschaft: „Während bejahrte Frauen mehrheitlich mit Verkaufsargumenten wie Attraktivität und Schönheit in Verbindung gebracht werden, stehen Angebote im Zusammenhang mit gealterten Männern häufig für Qualität, Sicherheit, Genuss und Bildung“ (Boos 2008: 293). Was die Darstellung älterer Menschen in der Anzeigenwerbung anbelangt, attestiert Boos den Kreativen mangelnde Kreativität und eine Vernachlässigung der vielfältigen Lebensweisen im Alter. Es genüge nicht, zusätzlich zum traditionellen,

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auf Defizite verweisenden Altersbild das geschönte Bild des „Ewig-Vitalen“ anzubieten. Auch fehlten „Bilder jenseits von Alters- und Jugendlichkeitsklischees, die eine eigenständige Ästhetik aufweisen“ (Boos 2008: 285). Anzeichen für ein „realistischeres“ und „authentischeres“ Altersbild in den Medien erkennt hingegen Julia Maria Derra, die wie Boos mittels Inhaltsanalyse Anzeigen in Publikumszeitschriften untersucht. Die Daten sind im Rahmen des Projekts „Männlich und Weiblich im Spiegel der Werbung“ an der Universität Trier erhoben worden. Analysiert wurden Anzeigen, die zwischen 2004 und 2006 in den Zeitschriften Bild der Frau, Brigitte, Joy, Tina, Auto Bild, Computer Bild, Computer Bild Spiele, Sport Bild, Bravo, Focus und stern erschienen sind. Je nach beworbenem Produkt und avisierter Zielgruppe zeigen sich deutliche Unterschiede in der Inszenierung von Alter, Geschlecht, Körperlichkeit und Attraktivität, im Setting sowie in den Interaktionen der Werbefiguren. Diese Unterschiede arbeitet die Autorin heraus und bestätigt zwar das Ergebnis, dass über 50-Jährige in der Anzeigenwerbung im Vergleich zu ihrem Anteil an der Bevölkerung unterrepräsentiert sind. Dennoch würden sie sichtbarer und es finde keine einseitige und ausschließliche Fixierung auf Schönheit mehr statt. Insgesamt erscheinen die Figuren „realitätsnah, lebendig, aktiv und natürlich“ (Derra 2012: 243). Die Autorin kombiniert die aus der Inhaltsanalyse gewonnen Daten mit einer Onlinebefragung, an der 3830 Personen zwischen 18 und 88 Jahren teilgenommen haben. Derra reflektiert ihr methodisches Vorgehen. Schließlich sind trotz der Zuwachsraten bei der Onlinenutzung Älterer hochaltrige Menschen online nicht unbedingt erreichbar. Und unter 30-Jährige interessieren sich auch nur bedingt für das Thema Alter. Das aber berücksichtigt die Autorin und erfüllt durch die Methodentriangulation den Anspruch, Daten zur Repräsentation Älterer mit Daten zur Rezeption von Altersbildern zu verbinden: Die Befragten geben Auskunft über ihre Einstellungen zum Alter(n), ihr Körperbewusstsein, ihre Körper-Selbstzufriedenheit, ihr Schönheitshandeln und auch ihre Rezeption von Alters- und Köperbildern in den Medien. Je älter die TeilnehmerInnen an der Umfrage sind, desto differenzierter ist ihre Sicht auf das Alter und desto größer ist das Interesse an „natürlichen“, „realitätsnahen“ Altersrepräsentationen. Deutlich sind aber weiterhin die unterschiedlichen Anforderungen an Frauen und Männer, was Attraktivität im Alter anbelangt, wenngleich für beide Geschlechter der Druck zunimmt, „schön alt“ zu sein. Die neuen Anforderungen an das Alter sind den Befragten bekannt; sie haben sie z.T. so verinnerlicht, dass sie sie für sich und auch für andere übernehmen. Insgesamt deuten die Ergebnisse der Inhaltsanalyse und der Befragung auf einen Wandel der bestehenden, eher negativen Altersstereotype. Zur theoretischen Fundierung ihrer Forschung greift Derra auf die Arbeiten von Susan Sontag, Erving Goffman, Michel Foucault und Pierre Bourdieu, aber auch neuere soziologische Studien zur Bedeutung des Körpers zurück. Sich und seinen Körper ein Leben lang zu disziplinieren, um „korporales Kapital“ zu erwirtschaften, scheint zu einer weitgehend akzeptierten gesellschaftlichen Anforderung geworden zu sein. RezipientInnen werden mehr oder weniger direkt angesprochen, präventiv gegen das

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Alter(n) vorzugehen, permanent und möglichst effektiv an sich, an Körper und Geist, zu arbeiten und dem medial vermittelten Leitbild der Jugendlichkeit zu folgen. Derra interessiert die Durchsetzung eines differenzierten Alters- und vor allem Schönheitsbegriffs, weswegen sie fragt, ob „es im Zuge der demographischen Veränderungen zu einer Revidierung des Schönheitsideals kommen kann und ob die Entwicklung einer schönen alten Gesellschaft trotz des bislang sehr resistenten Bildes von der Unvollkommenheit des Alt-Aussehens tatsächlich möglich ist?“ (Derra 2012: 32) Attraktivität soll also nicht automatisch gleichgesetzt werden mit Jugendlichkeit; für Schönheit im Alter müssten andere Kriterien gelten. Bislang ist davon in der Werbung aber nicht viel zu sehen. Gerade weibliches Alter(n) werde, so Herbert Willems und York Kautt, als ästhetischer Verfallsprozess beschrieben, dem Einhalt geboten werden müsse (vgl. Willems/Kautt 2002: 640ff.). Die Forscher sprechen daher von einer „Ambivalenz“ der Altersbilder in der Werbung. Inszeniert würden Glück und Elend: einerseits Partnerschaftsidyllen, Genuss, Gemütlichkeit und Muße, Wohlstand im Ruhestand, andererseits Alter(n) als Krankheit und Beschädigung, als Problem und Stigma (vgl. Willems/Kautt 2002: 650). Elisabeth Hellmich, die 2007 Interviews mit (gleich-)alten Frauen führt, Anzeigen, aber auch Karikaturen aus der österreichischen Presse und die Berichterstattung feministischer Zeitschriften untersucht, findet wenig Anzeichen für ein differenziertes Bild vom Alter in den Medien. Die Vielfalt der realen Lebenslagen alter Frauen bleibe unsichtbar, in den untersuchten Medien, vor allem in den Karikaturen seien die traditionellen geschlechtsspezifischen Altersstereotype präsent (vgl. Hellmich 2007: 80f.). Auch die Analyse von neun Jahrgängen, 1991 bis 2000, der feministischen Zeitschriften EMMA, an.schläge, Schlangenbrut, Rundbrief/Der Apfel, Die Philosophin führt zu lediglich 14 redaktionellen Beiträgen, in denen auf Frauen und Alter ausführlicher eingegangen wird (vgl. ebd.: 133). Die Autorin beklagt, dass auch in feministischen Zeitschriften alte Frauen „keine Lobby“ haben und nur prominente Frauen Aufmerksamkeit erfahren (vgl. ebd.: 138). Einen Anstieg der Thematisierung von Alter konstatiert Hellmich für die zweite Hälfte der 1990er Jahre (vgl. ebd.: 133). Dabei wird durchaus, gerade in der Emma, ein aktives Alter beschworen, was die Autorin aber als „peinliche Anbiederung an Klischees von weiblichem Jung-Sein“ (ebd.: 136) empfindet. Welche „hegemoniale Altersrepräsentation“ (Voglmayr 2008: 223) in den österreichischen Magazinen News und Woman zu finden ist, fragt Irmtraud Voglmayr in dem Aufsatz No wrinkles, no age? Mittels qualitativer Inhaltsanalyse hat sie die Jahrgänge 2004 und 2005 untersucht und dabei den gesellschaftspolitischen Kontext, die Pensionsreform von 2003, berücksichtigt. Voglmayr erkennt wie schon andere AutorInnen zuvor (vgl. Thimm 1999; Femers 2007; Burgert/Koch 2008) einen „Paradigmenwechsel in der Darstellung des Alter(n)s“ (Voglmayr 2008: 223). Anders aber als die meisten WissenschaftlerInnen, die sich mit den „jungen Alten“ befassen (vgl. z.B. Moser 2010, die die Anzeigen in News und Woman analysiert), stellt Voglmayr einen Zusammenhang her zwischen den sozialpolitischen Maßnahmen, die auf eine Anhebung des Rentenantrittsalters abzielen, und der medialen Repräsentation fitter,

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junggebliebener, beruflich erfolgreicher zumeist prominenter Älterer in den beiden reichweitenstarken Magazinen. Diesen Zusammenhang sehen auch Helena Atteneder, Laura Gruber und ich bestätigt. Wir haben 2012 und 2013 Altersrepräsentationen in 13 deutschen und österreichischen Zeitungen und Zeitschriften, in redaktionellen Beiträgen, Leserbriefen und in der Werbung, inhalts- und diskursanalytisch untersucht. Der polit-ökonomische Kontext wurde dabei als ein Frame betrachtet, der die sogenannte Generationendebatte rahmt. Beiträge, die z.B. den demographischen Wandel und seine Folgen beschreiben, sind deswegen neben Beiträgen, die traditionelle Altersstereotype im Sinne des Defizitmodells reproduzieren und Beiträgen über „junge Alte“ erhoben worden. Hinzu kam die Kategorie „Unsichtbares Alter“. In sie fielen Beiträge, meist Anzeigen, die für Anti-Aging-Produkte mit jungen Models werben. Wir stellten fest, dass Beiträge über die „jungen Alten“ am häufigsten vorkommen. Beiträge, in denen traditionelle und zumeist negative Altersstereotype zu erkennen sind, sind zwar auch zahlreich – z.B. in Form von Berichten über alte, Unfälle verursachende AutofahrerInnen – doch rangieren sie nur an zweiter Stelle (vgl. Thiele/ Atteneder/Gruber 2013: 47). Der oben erwähnte Paradigmenwechsel scheint also bestätigt werden zu können. Unterschiede zwischen Qualitäts- und Boulevardmedien erkennen wir in der Kommentierung der politischen Entscheidung, das Rentenantrittsalter anzuheben. In den Boulevardmedien Bild und Kronen Zeitung wird zu bedenken gegeben, gerade auch in LeserInnenbriefen, dass Ältere in „Knochenjobs“ körperlich einfach nicht mehr in der Lage seien, bis weit über 60 zu arbeiten. Diese Argumentation hat sich in den Qualitätsmedien so nicht finden lassen, was wir u.a. mit den unterschiedlichen Zielgruppen der Blätter begründen: „Während die Boulevardmedien mehrheitlich von jenen gelesen werden, die von einer weiteren Erhöhung des Rentenantrittsalters negativ betroffen wären, richten sich die Qualitätsmedien an die wirklich oder vermeintlich besser Gebildeten und Verdienenden.“ (Thiele/Atteneder/Gruber 2013: 48) In dieser Studie wurde bewusst das Gesamtangebot in den Blick genommen, um prüfen zu können, inwiefern redaktionelle Beiträge und Anzeigen sich in ihrer Aussage ergänzen oder widersprechen, wie sehr auf den Trennungsgrundsatz von redaktionellem Teil und Werbung tatsächlich geachtet wird. Zu vermuten stand angesichts der „Entdeckung“ der Zielgruppe der kaufkräftigen und konsumfreudigen jungen Alten, dass es werbefinanzierte Medien hier zuweilen nicht so genau nehmen und bereit sind, ein „werbefreundliches Umfeld“ zu schaffen. Doch ist die Betrachtung des Gesamtangebots an Informationen, ob werblicher oder redaktioneller Art, auch deswegen angebracht, weil wir davon ausgehen, dass sozialpolitische Maßnahmen wie die Erhöhung des Rentenantrittsalters von Bildern und Berichten flankiert werden, die jung gebliebene, leistungsfähige Alte in den Mittelpunkt stellen. Ausgehend von den vorliegenden Ergebnissen zu Altersstereotypen in den Medien sollen abschließend der Forschungsstand zusammengefasst und noch offene Fragen benannt werden.

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5.5 Zwischenfazit Alter und Stereotype Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Altersbildern in den Medien findet in verschiedenen Disziplinen statt und wird von sehr unterschiedlichen theoretischen Positionen aus geführt. Alter als etwas Defizitäres zu betrachten, gilt inzwischen als einseitig und überholt. Stattdessen verweisen GerontologInnen, SozialpolitikerInnen, aber auch die Betroffenen selbst auf die Vielfalt der Lebenslagen und betonen die soziale Konstruiertheit von Alter. An ihr seien Medien und Werbung maßgeblich beteiligt. Der Aufschwung, den die deutschsprachige Alter(n)sforschung in den 1970er Jahren nimmt, macht sich in der Kommunikationswissenschaft mit Verzögerung bemerkbar. Die ersten Studien zu medialen Altersrepräsentationen stammen aus der Gerontologie, Psychologie, Soziologie und den Philologien. In kommunikationswissenschaftlichen Beiträgen wird die Darstellung des Alters anfangs nur am Rande thematisiert, im Mittelpunkt stehen das Medienangebot für Ältere und ihre Mediennutzung. In den Fachzeitschriften Publizistik und Medien & Kommunikationswissenschaft bleibt das Thema Alter und Medien trotz seiner fachlichen und gesellschaftlichen Relevanz bis heute weitgehend unbeachtet, so Metaanalyse I. Metaanalyse II ergibt indes eine kontinuierlich zunehmende Beschäftigung mit Altersbildern in den Medien. Die Zahl der Beiträge steigt nach der Jahrtausendwende und aufgrund der anhaltenden Diskussionen über die Folgen des demographischen Wandels erkennbar an. Dabei stammen die Publikationen trotz ihres Untersuchungsgegenstandes „Medien“ weiterhin überwiegend aus anderen Disziplinen als der Kommunikations- und Medienwissenschaft. Insbesondere linguistische Analysen der sprachlichen Konstruktion von Alter und von Formen der Altersdiskriminierung (vgl. Fiehler/Thimm 1998; Kramer 1998; Thimm 2000; Koll-Stobbe 2005) bilden eine Grundlage für die vertiefte Auseinandersetzung mit Altersstereotypen und -metaphern in den Medien. Sie werden im Zuge der gesellschaftlichen Debatte über die drohende „Überalterung“ und „Alterslast“ inflationär verwendet. Die Rede ist z.B. von der „Bevölkerungs-Pyramide“, die „auf den Kopf gestellt“ oder aus der ein „Pilz“ werde (vgl. Tews 1999), vom „Methusalem-Komplott“ (vgl. Schirrmacher 2004) oder vom „Kuchen“, den die Alten wegfutterten und von dem für die Jungen nichts übrig bleibe (vgl. Blecha/Khol/Chorherr 2012). Auch Kriegsmetaphern wie die vom „Kampf Alt gegen Jung“ oder dem „Krieg der Generationen“ werden bemüht und ein Bedrohungsszenario heraufbeschworen (vgl. Etzemüller 2007). So schreibt Frank Schirrmacher in der Einleitung seines Bestsellers Das Methusalem-Komplott: „Da Sie imstande sind, dieses Buch zu lesen, zählen sie zu denjenigen, denen der Einberufungsbescheid sicher ist. Die große Mobilmachung hat begonnen. Im Krieg der Generationen sind Sie dabei.“ (Schirrmacher 2004: 9) Altersdiskriminierung findet hier schon auf sprachlicher Ebene statt. Deutlich sind bezogen auf das gesamte Forschungsfeld Alter und Medien interund intramediäre Unterschiede: Werbung wird häufiger untersucht als redaktionelle Inhalte, Printmedien häufiger als AV-Medien, Zeitschriften häufiger als Zeitungen.

C Metaanalysen und Ergebnisse

Forschungsbedarf besteht bei Altersrepräsentationen im Hörfunk, ebenso im gar nicht mehr so neuen Medium Internet, das zahlreiche Angebote speziell für Ältere, von Partnerschaftsbörsen bis Trauerportalen, bereithält. Von einem wachsenden Interesse an der filmischen Auseinandersetzung mit dem Alter zeugen Produktionen wie Iris, Wolke 9, Vergiss mein nicht oder Michael Hanekes Oscar-prämierter Film Liebe. Darauf wurde hier nicht eingegangen, verwiesen sei nur auf neuere Publikationen zu Altersrepräsentationen im Film z.B. von Anja Hartung (2011), Sally Shivers (2001), Thomas Küpper (2010) und Amir Cohen-Shalev (2009). Unabhängig vom Untersuchungsgegenstand ähneln sich die Ergebnisse der empirischen Studien zu Alter in den Medien: die Unterrepräsentanz und stereotype Darstellung Älterer sowie deutliche Geschlechterunterschiede bestätigen die frühen Studien ebenso wie die aktuellen. Nur minimale Veränderungen lassen sich nachweisen, wenngleich durch einige Ausnahmeerscheinungen wie ältere TVKommissarinnen oder über hundertjährige Entertainer der Eindruck entstehen mag, dass Alte durchaus medial präsent sind. Doch die Entdeckung der „jungen Alten“ zu Beginn der 1990er Jahre beflügelt die Forschung zu medialen Altersbildern. Statt weiterhin bekannte Forschungsergebnisse in stereotyp anmutender Manier zu bestätigen, scheinen nun neue Ergebnisse möglich. So werden die „jungen Alten“ nicht nur zum „Retter des Sozialen“ (Aner/Karl/Rosenmayr 2009), sondern auch noch zum Retter der kommunikationswissenschaftlichen Altersstereotypenforschung. In zahlreichen Studien wird seit der Jahrtausendwende versucht, die mediale Existenz der „jungen Alten“ nachzuweisen und mit Hilfe von Längsschnittstudien einen Wandel hin zu einem differenzierteren, gar positiveren Altersbild nachzuzeichnen. Dass es vermehrt Repräsentationen „junger Alter“ in den Medien gibt, nicht nur in der Werbung, sondern auch in redaktionellen Beiträgen, fiktionalen und nonfiktionalen Genres, gilt inzwischen als belegt. Die mediale Präsenz der „neuen Alten“ wirft jedoch auch Fragen auf: wer profitiert von dem herrschenden Altersbild? Führt die Beschäftigung mit den „jungen Alten“ nicht zu einer Blindheit gegenüber den „alten Alten“? Auch auf die gesellschaftspolitische Debatte, z.B. über ein späteres Rentenantrittsalter, wirken sich die Bilder von den jungen, aktiven, doch noch leistungsfähigen und konsumfreudigen „Best Agers“ aus. Dieser makrosoziologische und hochpolitische Aspekt, bei dem die neuen, vermeintlich positiveren medialen Altersbilder aus einer ideologiekritischen Perspektive betrachtet werden, bleibt bei vielen neueren Studien außen vor. Auch auf kognitionspsychologische und ästhetische Aspekte wird in der Debatte über die „jungen Alten“ kaum eingegangen. Wie wird diese Altersgruppe präsentiert, wie wahrgenommen? Handelt es sich bei den „jungen Alten“ nicht auch um ein Stereotyp? Ihre Darstellung ist auf so wenige, immer wieder hervorgehobene Merkmale reduziert – zwar graues Haar und einige Fältchen, ansonsten aber „jung“: schlank, attraktiv, mobil, unternehmungslustig etc. –, dass durchaus von einem neuen Altersstereotyp gesprochen werden kann. Es baut auf dem traditionellen Altersstereotyp auf und empfiehlt den ReziepientInnen durch selbstverantwortliches Handeln jung zu bleiben. Hilfsbedürftigkeit, Gebrechlichkeit und Schwäche im Alter erscheinen so als Folge unverantwortlichen, individuellen Handelns.

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Noch zu wenig Beachtung findet in der Alter(n)sforschung das Phänomen der Mehrfachdiskriminierung, obwohl bereits seit den 1970er Jahren auf den „double standard of aging“ und die „Feminisierung des Alters“ hingewiesen wird. Mike Featherstone und Andrew Wernick betonen in der Einleitung zu Images of Aging (1995) die Wichtigkeit der vernachlässigten Kategorie Körper und beklagen ein Theoriedefizit in der Alter(n)sforschung: „It is true to say that aging is about the body, yet in the study of aging we often lose sight of the lived body. Previous works have tended to concentrate on a gruesome cartography of aging infirmities, or on policy developments. The result of this has been to make gerontology and the study of aging data rich and theory poor.“ (Featherstone/Wernick 1995: i) Einen theoretischen Schub kann die Alter(n)sforschung ebenso wie die Geschlechterforschung u.a. durch intersektionale Ansätze erhalten. Ziel ist zu erkunden, ob und wie welche verschiedenen Kategorien sozialer Ungleichheit miteinander verflochten sind, wie sich Wechselwirkungen gestalten und wie das Zusammenwirken verschiedener Kategorien sozialer Ungleichheit zu einer Hierarchisierung der Bevölkerung führt. Das Besondere an der Kategorie Alter ist, dass jeder und jede in eine Alterskategorie eingeordnet werden kann. Niemand aber ist nur alt, sondern zugleich arm oder reich, männlich oder weiblich, gesund oder krank, gilt als fremd oder einheimisch usw. Diesem Umstand wird in der Alter(n)sforschung bislang zu wenig Rechnung getragen. Umstritten ist die Verantwortung der Medien für möglicherweise realitätsinadäquate Darstellungen des Alters. Wie JournalistInnen über Alte und das Alter denken, hat das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Robert-Bosch-Stiftung im Jahr 2009 erhoben und unter dem Titel Altersbild von Journalisten. Alter und Älterwerden aus der Sicht von Journalisten und der Bevölkerung publiziert. Befragt wurden 232 JournalistInnen, vor allem von Tages- und Wochenzeitungen, und parallel dazu ein repräsentativer Bevölkerungsquerschnitt von 1773 Personen. Die befragten JournalistInnen sehen sich durchaus in der Verantwortung: gerade auch „die Medien“ hätten, so werden die Befragungsergebnisse gedeutet, die Aufgabe sich für eine Änderung des überkommenen, d.h. zu negativen, Altersbildes einzusetzen (vgl. Robert Bosch Stiftung 2009: 44, Schaubild 31). Interessant wird es vor allem dort, wo Abweichungen zwischen JournalistInnen- und Bevölkerungsmeinung bestehen und wo Auto-, Hetero- und Metastereotype differieren. So meinen 60 Prozent der befragten JournalistInnen, dass in der Bevölkerung ein eher negatives Altersbild vorherrsche und Alter vor allem als mühevoll und beschwerlich gesehen werde. Dabei stimmen die meisten JournalistInnen (63 Prozent) selbst nicht der Aussage zu, dass das Alter wegen der zunehmenden körperlichen Gebrechen zur Last werde, vielmehr biete es auch Chancen (83 Prozent). Und so sieht es auch die Mehrheit der Bevölkerung. Doch vermuten die JournalistInnen ein allgemein negativeres Altersbild in der Bevölkerung und ein differenziertes innerhalb ihres Berufsstandes. In der Berichterstattung werde dem Thema Alter hohe Priorität eingeräumt, freilich sei das Medienangebot „noch nicht ausreichend“ (vgl. Robert Bosch Stiftung 2009: 45, Schaubild 32). Allerdings sei auch das Interesse des Publikums am Thema Alter(n) nur bedingt vorhanden und abhängig vom individuellen Grad der Betroffenheit (vgl. Robert Bosch Stiftung 2009: 49, Schaubild 37).

C Metaanalysen und Ergebnisse

Einige Ergebnisse der JournalistInnenbefragung zum Thema Alter(n) und Berichterstattung darüber deuten darauf hin, dass die JournalistInnen ihr eigenes, tendenziell negatives Altersstereotyp auf die Gesamtbevölkerung projizieren. Das wirft noch einmal die Frage nach den VerursacherInnen des hegemonialen Altersbildes auf. Wer ist dafür verantwortlich zu machen, dass Altersdiskriminierung vor allem „die Jugend“ und „die Alten“ trifft? Die mittlere Generation ist seltener Gegenstand von Stereotypisierungen – eine Ausnahme stellt vielleicht das Thema midlife-crisis dar. Sehr wahrscheinlich hängt die Fokussierung auf die Jüngeren oder die Älteren damit zusammen, dass es die mittlere Generation ist, die in Medien und Werbeagenturen Bilder der anderen, eben „der“ Jugend oder „der“ Alten, entwirft. VertreterInnen der mittleren Generation und Angehörige der Mittelschicht fühlen sich von den Folgen des demographischen Wandels unmittelbar betroffen, zumal wenn sie nicht nur Kinder erziehen, sondern sich auch um ältere Verwandte kümmern, einer Erwerbsarbeit nachgehen und für das eigene Alter vorsorgen müssen. Ageism, so heißt es bei Robert Butler, sei eine Reaktion der „Mittelalten“: „Age-ism describes the subjective experience implied in the popular notion of the generation gap. Prejudice of the middle-aged against the old in this instance, and against the young in others, is a serious national problem. Age-ism reflects a deep seated uneasiness on the part of the young and middle-aged – a personal revulsion to and distaste for growing old, disease, disability; and fear of powerless, ‚uselessness‘ and death.“ (Butler 1969: 243)

Auf die bundesrepublikanische Gesellschaft bezogen spricht auch Kaspar Maase von den Generationendebatten als ein Mittelschichtenprojekt: Die „Generation Golf“ oder die „Generation Ally“ wurden definiert von in Westdeutschland aufgewachsenen Männern und Frauen der Jahrgänge 1965-1975, die einen Hochschulabschluss erwerben konnten. Als weitere Beteiligte an der „kommunikativen Formung“ von Generationen nennt Maase: „Konsumgüterproduzenten und ihre Verkaufsspezialisten, das Feuilleton, die Wissenschaft, die Massenmedien.“ (Maase 2005: 228) Der mittleren Generation und ihrer medialen Repräsentation ist bislang wenig wissenschaftliche Aufmerksamkeit zuteil geworden. Sich selbst als CoKonstrukteurInnen herrschender Altersbilder zu betrachten, lautet deshalb eine Forderung an die Wissenschaft und den Journalismus. Denn obwohl die mittlere Generation „kein Thema“ ist, dominiert ein ewiges mittleres Alter. Die Standards des Erwachsen-Seins und „mitten im Leben Stehens“ – wozu unbedingt die Berufstätigkeit mit allen positiven wie negativen Folgen zählt – gelten für alle anderen Altersgruppen. Notwendig ist eine Pluralisierung der Debatte. Nicht nur einige „opinion leader“ in der Wirtschaft, Politik und Wissenschaft sollten sich daran beteiligen, sondern breite Schichten in allen möglichen Foren. Problematisiert werden könnte neben Jugendwahn, Altersdiskriminierung und der Deutungsmacht der mittleren Generation, dass durch die Konzentration auf die „jungen Alten“ nicht nur ein Verschwinden der Kindheit (Postman 1983), sondern auch ein Verschwinden des (hohen) Alters droht. Altern als Prozess und Alt-Sein als zuweilen nicht erfreulicher

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Zustand werden mittels Bildern und Texten, die Zeitlosigkeit suggerieren, unsichtbar gemacht, ausgeblendet, geschönt, verharmlost. Insbesondere in der Werbung ist das der Fall, aber auch in redaktionellen Beiträgen, in Spielfilmen und Büchern begegnen uns die aktiven, attraktiven Alten, so dass z.B. Georg Hoffmann-Ostenhof vom „Alten-Hype“ und grassierender „Gerontophilie“ spricht (Hoffmann-Ostenhof 2013: 59). Auch innerhalb der Gerontologie ist die Propagierung des aktiven, produktiven, zu gestaltenden, autonomen Alter(n)s nicht unumstritten (vgl. z.B. Carls 1996; van Dyk/Lessenich 2009; Pichler 2010). Christian Carls sieht darin eine „ideologisch verdeckte Parteinahme für Lebensstil und Selbstverständnis kleiner Gruppen aus den privilegierten Schichten“ (Carls 1996: 125). Es verdecke „die wirklichen Probleme, mit denen ‚ältere‘ Menschen in unserer Gesellschaft konfrontiert sind.“ (Ebd.) Selbst wenn über die Wirkungen der neuen Altersstereotype noch keine wissenschaftlich abgesicherten Erkenntnisse vorliegen, üben sie vermutlich einen enormen Druck auf älter werdende Menschen aus, den Anforderungen gerecht zu werden, die durch Bilder jung gebliebener, aktiver SeniorInnen kommuniziert werden. In Ruhe und Würde zu altern, wird in Zeiten neoliberaler Selbstoptimierung schwerer. Das Streben nach ewiger Jugend aber bedeutet eine permanente Überforderung. Deswegen und weil vieles ausgeblendet bleibt – z.B. Klasse und Schicht, Bildung und Einkommen, Ethnie, Körper und sexuelle Orientierung – ist die Frage nach dem Diskriminierungspotential medialer Repräsentationen „junger Alter“ ebenso von zentraler Bedeutung wie die nach dem Diskriminierungspotential traditioneller, vom Defizitmodell geprägter Altersstereotype. Letztere sind weiterhin vorhanden. So vereint das herrschende Altersbild Extreme in sich und kann diskriminierende wie emanzipatorische Wirkungen entfalten. Insgesamt bedarf die empirische Forschung zu Alter(n) in den Medien einer umfassenderen theoretischen Fundierung. Neben quantitativen Erhebungen sind qualitative Studien erforderlich, die sprachliche und visuelle Mittel der medialen Konstruktion von Alter erfassen.

6. Berufe und Stereotype Was ein Beruf ist und was nicht, darüber herrscht im Alltag überwiegend Konsens. In der Wissenschaft hingegen ist Beruf ein „je nach weltanschaulicher, sozialhistorischer oder ideengeschichtlicher Grundorientierung unterschiedlich definierter Begriff.“ (Hillmann 2007: 85) Und in der Tat lassen sich bei den vorliegenden Definitionen verschiedene Perspektiven erkennen. Nach Michael Brater und Ulrich Beck sind Berufe jene „institutionalisierten, dem einzelnen vorgegebenen Muster der Zusammensetzung und Abgrenzung spezialisierter Arbeitsfähigkeiten, die gewöhnlich mit einem eigenen Namen benannt werden (‚Ingenieur‘, ‚Schlosser‘, ‚Friseur‘, ‚Lehrer‘ usw.) und denen Ausbildungen als differenzierendes und strukturierendes Organisationsbild zugrunde liegen.“ (Brater/Beck 1983: 209) Zwei Jahre zuvor haben die Autoren gemeinsam mit Hansjürgen Daheim eine stärker auf die ökonomische

C Metaanalysen und Ergebnisse

Abhängigkeit der Erwerbstätigen zielende Definition vorgelegt, bei der die Tätigkeiten eine wichtige Rolle spielen. Danach sind Berufe „relativ tätigkeitsunabhängige, gleichwohl tätigkeitsbezogene Zusammensetzungen und Abgrenzungen von spezialisierten, standardisierten und institutionell fixierten Mustern von Arbeitskraft, die u.a. als Ware am Arbeitsmarkt gehandelt und gegen Bezahlung in fremdbestimmten, kooperativ-betrieblich organisierten Arbeits- und Produktionszusammenhängen eingesetzt werden.“ (Beck/Brater/Daheim 1980: 20) Karl Heinz-Hillmann verweist neben den Tätigkeiten auf die Fähigkeiten und Fertigkeiten, somit auf die Qualifikationen, über die diejenigen, die einen Beruf ausüben, verfügen müssen. „Beruf“, so Hillmann im Wörterbuch der Soziologie, „meint eine Kombination spezifischer Leistungen bzw. die Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Erstellung dieser Leistungen ebenso wie die Grundlage für eine kontinuierliche Versorgungs- und Erwerbschance oder die auf Neigung und Begabung sowie fachlicher Ausbildung beruhende Eignung des einzelnen Menschen in Wirtschaft und Gesellschaft oder einen von der Gesellschaft als soziale Position abgegrenzten Tätigkeitsbereich mit spezifischen Orientierungen, Wertungen und Zielvorstellungen.“ (Hillmann 2007: 85)

Ähnlich lautet die Definition von Fuchs-Heinrichs et al. (2007: 84). Sie erklären im Lexikon zu Soziologie weitere für das Thema Beruf und Stereotype wichtige Begriffe wie etwa Berufsrolle, worunter die „die Berufsposition definierenden Rollenerwartungen“ (Fuchs-Heinritz et al. 2007: 86) verstanden werden. Die Berufsposition wiederum ist „eine Teilaufgabe im Rahmen der beruflich organisierten Arbeitsteilung der Gesellschaft, die eine soziale Position in einer Arbeitsorganisation ergibt“ (ebd.). Wie Berufe zu definieren und voneinander zu unterscheiden sind, ist eine auch aus statistischen und arbeitsmarktpolitischen Gründen relevante Frage. Seit Ende der 1960er Jahre sind von verschiedenen Seiten, so der Bundesagentur für Arbeit, früher Bundesanstalt für Arbeit, und dem Statistischen Bundesamt, Verfahren entwickelt worden, Berufe zu klassifizieren. Neue Ausbildungswege und Berufsbilder sowie die Globalisierung der Arbeitsmärkte erhöhen den Druck, von Zeit zu Zeit eine modernisierte Version zu entwickeln. Die derzeit geltende Version der Klassifizierung der Berufe (KldB) stammt aus dem Jahr 2010 und löst die zwei bisher gültigen nationalen Berufsklassifikationen KldB 1988 und KldB 1992 ab. Die Klassifizierung der Berufe von 2010 (KldB 2010) ist ein Gemeinschaftsprojekt der Bundesagentur für Arbeit und dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung unter Beteiligung des Statistischen Bundesamtes und den betroffenen Bundesministerien sowie ExpertInnen der berufskundlichen und empirischen (Sozial-)Forschung. Die zweibändige gedruckte Form (KldB 2010a; KldB 2010b) umfasst an die 2000 Seiten. Identifiziert wurden 10 Berufsbereiche, 37 Berufshauptgruppen, 144 Berufsgruppen, 700 Berufsuntergruppen und 1286 Berufsgattungen (vgl. KldB2010a: 16). Unterschieden wurde zudem zwischen vier verschiedenen Komplexitätsgraden, die von „Helfer- und Anlerntätigkeiten“ bis zu „hoch komplexen Tätigkeiten“ reichen (vgl. ebd.). Die Bildung der zehn Berufsbereiche ist anhand von Berufsfeldanalysen erfolgt. Die Berufsbereiche, die dann weiter

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untergliedert werden, sind „1. Land-, Forst- und Tierwirtschaft und Gartenbau, 2. Rohstoffgewinnung, Produktion und Fertigung, 3. Bau, Architektur, Vermessung und Gebäudetechnik, 4. Naturwissenschaft, Geografie und Informatik, 5. Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit, 6. Kaufmännische Dienstleistungen, Warenhandel, Vertrieb, Hotel und Tourismus, 7. Unternehmensorganisation, Buchhaltung, Recht und Verwaltung, 8. Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung, 9. Sprach-, Literatur-, Geistes-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Medien, Kunst, Kultur und Gestaltung, 10. Militär.“ (KldB 2010a: 17) Diese zehn Berufsbereiche werden deshalb hier aufgeführt, weil von Interesse ist, aus welchen der Bereiche die medial präsenten Berufe stammen. In der Klassifizierung der Berufe von 2010 wird auf die Schwierigkeiten der Definition des vielschichtigen Berufs-Begriffs ausführlich eingegangen und dennoch der Versuch einer Definition unternommen, „die eine systematisch strukturierende, inhaltlich beschreibende Funktion hat, zielgruppenneutral und allgemein formuliert ist und damit die Klassifikationsstruktur in seiner (sic, ihrer) Form erst ermöglicht.“ (KdlB 2010a: 25) Danach machen drei zentrale Eigenschaften Beruf aus: Er ist tätigkeits- und nicht personenbezogen, zeichnet sich durch ein Bündel von Tätigkeiten aus und wird durch zwei zentrale Dimensionen konstituiert: Berufsfachlichkeit und Anforderungsniveau (vgl. KdlB 2010a: 26). Betrachtet werden können Berufe auf einer übergeordneten wirtschaftlichen Ebene, auf gesellschaftlicher, unternehmerischer und individueller Ebene. Auch das erschwert die Auseinandersetzung mit Berufen und im weiteren mit Berufsstereotypen, weil die verschiedenen Betrachtungsebenen nicht immer voneinander zu trennen sind. Hinzu kommt: wenn ein Beruf laut Definition der Klassifizierung der Berufe „nicht personenbezogen“ ist bzw. sein sollte, wie lassen sich dann z.B. die geschlechts- oder altersspezifische Segmentierung des Arbeitsmarktes erklären? Zur allgemeinen Begriffsverwirrung trägt bei, dass neben Beruf noch andere Begriffe wie etwa Job oder Profession in der Alltags- und Wissenschaftssprache verwendet werden, bei denen wiederum die Kriterien Berufsfachlichkeit und Anforderungsniveau zum Tragen kommen, aber auch eine zeitliche Dimension Berücksichtigung findet. Michael Kunczik, der sich 1988 mit Journalismus als Beruf befasst hat, sieht den grundlegenden Unterschied zwischen Beruf und Job darin, dass der Beruf als „ein Komplex spezifischer Tätigkeiten“ (Kunczik 1988: 19) verstanden wird, für den eine bestimmte Vor- und Ausbildung notwendig sind. Der Beruf werde meist bis zum Ende des Erwerbslebens ausgeübt und wirke persönlichkeitsprägend, während ein Job fallweise wechselnd angenommen werde (vgl. ebd.). Der Job ist mehr Mittel zum Geldverdienen, eine zeitlich befristete Tätigkeit, die mit der Ausbildung nur bedingt zu tun haben muss. Wenn ein Beruf hochgradig spezialisiertes Wissen erfordert, das in einer langwährenden Ausbildung, z.B. durch ein Hochschulstudium erworben werden muss, ist von Profession die Rede. Als klassische Professionen gelten ÄrztIn, ProfessorIn, GeistlicheR oder JuristIn. Auch IngenieurInnen, ArchitektInnen, OffizierInnen zählen zu den professionalisierten Berufsständen. Zudem galten akademische und freie Berufe, für die es ein „Laufbahnmodell“ gibt, als Professionen.

C Metaanalysen und Ergebnisse

Kunczik nennt als Erfordernisse an eine Profession neben dem Spezialwissen, das in einer mehrjährigen Berufsausbildung erworben wird, den geregelten, „kontrollierten“ Berufszugang, das Gebundensein an bestimmte Verhaltensregeln und das Bestehen einer formalen Berufsorganisation, die die Interessen ihrer Profession bzw. ihres Berufsstandes nach außen vertritt (vgl. Kunczik 1988: 19). Ausführlicher als Kunczik, der 1988 Journalismus als Beruf beschreibt und damit eine Grundlage für die Journalismusforschung liefert, beschäftigt sich Edith Wienand 2003 in Public Relations als Beruf mit berufssoziologischen Begriffsbestimmungen. „Professionen“, so Wienand, „nehmen in der beruflichen Struktur eine herausragende Stellung ein und gelten für viele andere Berufe als anzustrebendes Idealbild, da mit diesen zumeist monopolisierten Arbeitsleistungen eine gute Chance auf hohes Einkommen, Berufsprestige, auf eine hohe berufliche Autonomie und Einfluss verbunden werden.“ (Wienand 2003: 51) Armin Scholl und Siegfried Weischenberg erkennen drei verschiedene Perspektiven auf Professionalisierung: „die Untersuchung allgemeiner berufsstruktureller Prozesse in einer Gesellschaft, die Untersuchung spezifischer Abschnitte beruflicher Sozialisation und die Untersuchung von qualitativen Veränderungsprozessen einzelner Berufe bzw. Berufssparten (Verberuflichung).“ (Scholl/Weischenberg 1998: 44) Inwiefern die Berufsfelder Journalismus und PR professionalisierte Berufe bieten und welche wie und wo erworbenen Qualifikationen für die Ausübung der Berufe ‚JournalistIn‘ oder ‚ÖffentlichkeitsarbeiterIn‘ bzw. ‚PR-Fachmann‘/‚PR-Fachfrau‘ vonnöten sind, wird bis heute in der Kommunikationswissenschaft diskutiert. Dass diese Diskussion anhält, hängt u.a. mit den sich ständig verändernden Anforderungen an Kommunikations- und Medienberufe sowie der Vielzahl an Ausbildungsmöglichkeiten zusammen.

6.1 Berufsprestige und Berufsstereotype Ein wachsendes Interesse lässt sich innerhalb der Berufsforschung an dem mit einem Beruf verbundenen Ansehen bzw. Prestige erkennen. Helmut Schelsky stellt 1972 (zuerst 1965) fest: „Soziale Stellung und soziales Ansehen werden, heute mehr als je, von der Stellung im Beruf, von seiner Anerkennung bei anderen und seinen Erträgen abgeleitet, d.h., die Menschen werden im wesentlichen nach ihren Berufen sozial eingeordnet.“ (Schelsky 1972: 28) Daran hat sich trotz (oder wegen?) des beschleunigten Strukturwandels der Arbeitswelt nichts geändert. Neben der ökonomischen Klassenlage als dominante Statusvariable begründen größtenteils Bildung und Beruf das Ansehen einer Person. Dennoch sind andere Kategorien wie Geschlecht, sexuelle Orientierung, Gesundheit, Alter, Ethnie etc. nicht „unwesentlich“, vielmehr beeinflussen sie sowohl die Berufswahl als auch die Möglichkeit, einen Beruf auszuüben. Konkret das Prestige eines Berufes und damit der Person, die ihn ausübt, ist wiederum von vielerlei Faktoren abhängig, so von der Ausbildung, die absolviert werden muss, der Verantwortung für andere, der Höhe des Einkommens, der Macht über andere. Auch der Faktor Zeit spielt eine Rolle: diejenigen, die einen Großteil ihrer Freizeit für den Beruf einsetzen, die ‚immer im Dienst‘ sind, genießen allgemein ein

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höheres Ansehen als diejenigen, die nur eine begrenzte Zeit dem Beruf widmen. Aufgrund seines Berufes zu einer öffentlichen Person zu werden, kann das Prestige erhöhen. Zugleich steigt das Risiko des Prestigeverlustes. Dem Ansehen eher abträglich ist, wenn das außerberufliche Verhalten im Widerspruch zu den Erwartungen steht, die gemeinhin an einen Beruf und diejenigen, die ihn ausüben, herangetragen werden. Offensichtlich handelt es sich beim Berufsprestige um eine soziale Bewertung, die zwar auf nachprüfbaren, ‚objektiven‘ Kriterien beruht, doch werden diese – und weitere – Kriterien individuell recht unterschiedlich gewichtet. Im Allgemeinen sind Zuschreibungen an einen Beruf überaus stabil, doch kann das Ansehen eines Berufes je nach gesellschaftlichem und kulturellem Kontext differieren und sich im Zeitverlauf verändern. In der Berufspraxis und auch der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Berufen vermuten manche z.B. einen Prestigeverlust von Berufen durch einen steigenden Frauenanteil. Auf diese Debatte zur „Feminisierung von Berufen“ wird zurückzukommen sein. Wie sich das Ansehen von Berufen innerhalb der bundesdeutschen Bevölkerung über die Jahrzehnte verändert, versucht das Institut für Demoskopie Allensbach zu ermitteln. Seit 1966 veröffentlicht das Meinungsforschungsinstitut in regelmäßigen Abständen Daten zum Ansehen ausgewählter Berufe. Die Ergebnisse werden in einer „Berufsprestige-Skala“ zusammengefasst. Dieses Ranking der prestigeträchtigen Berufe erregt insbesondere dann öffentliche Aufmerksamkeit, wenn es zu deutlichen Ansehensverlusten oder -gewinnen kommt. Doch seit der ersten Befragung ist der Arztberuf unangefochten auf Platz 1, so auch in der aktuellen Studie von 2011 (vgl. Allensbacher Berufsprestige Skala 2011). „Arzt“ steht mit 82 Prozent an erster Stelle, auf Platz 2 folgt „Krankenschwester“ mit 67 Prozent – ein Umfrageergebnis, das von der Macht beruflicher wie geschlechtlicher Stereotype sowie ihrer Reproduktion durch Demoskopie zeugt. „Lehrer“ mit 42 Prozent und „Handwerker“ mit 41 Prozent folgen, „Hochschulprofessor“ und „Ingenieur“ belegen gemeinsam mit 33 Prozent Platz 5. Abgeschlagen auf Platz 8 ist in der 2011er Skala der früher so angesehene Beruf des Pfarrers, was durch das Bekanntwerden von Fällen sexuellen Missbrauchs erklärt werden kann. Wenig Ansehen genießen neben „Bankern“ und „Fernsehmoderatoren“ mit 4 Prozent auch „Politiker“ mit 6 Prozent. Werte von mehr als 20 Prozent wie in den 1970er Jahren erreichen sie längst nicht mehr, weswegen die DemoskopInnen auf einen „Vertrauensverlust“ schließen (vgl. Allensbacher Berufsprestige Skala 2011: 4). Methodisch ist die Befragung der mehr als 1800 Personen über 16 Jahren umstritten, denn die ProbandInnen werden gebeten aus einer Liste mit 17 vorgegebenen Berufen diejenigen 5 zu nennen, „die Sie am meisten schätzen, vor denen Sie am meisten Achtung haben“ (vgl. Allensbacher Berufsprestige Skala 2011: 4). Die Vorgaben sind nicht geschlechtsneutral formuliert. In der Liste taucht mit „Krankenschwester“ nur eine Berufsbezeichnung auf, die explizit auf das weibliche Geschlecht verweist, ansonsten stehen die auszuwählenden Berufe alle in der männlichen Form. Kritisiert wird zudem, dass manche Berufsbezeichnungen wie etwa „Manager“ ausgetauscht worden sind gegen „Direktor einer großen Firma“. Letzteres mag allgemein ver-

C Metaanalysen und Ergebnisse

ständlicher sein, schützt aber möglicherweise in einer Zeit, in der über zu hohe Managergehälter diskutiert wird, vor negativen Beurteilungen. Beeinflusst sind die Angaben der Befragten zum Ansehen bestimmter Berufe von den mehr oder weniger zutreffenden Vorstellungen von Berufen, die wir alle entwickeln. Z.T. basieren diese Vorstellungen auf unmittelbaren Erfahrungen – so hat jede/r schon mit VertreterInnen bestimmter Berufsgruppen, z.B. LehrerInnen, KellnerInnen oder ÄrztInnen, zu tun gehabt – zum größeren Teil handelt es sich aber um Sekundärerfahrungen und um Wissen aus zweiter Hand, das medial vermittelt ist. Über sehr viele Berufe wissen wir kaum etwas. Dennoch machen wir uns ein Bild von den Berufen der anderen, wobei meist nicht zwischen dem Beruf und der Person, die ihn ausübt, getrennt wird. Vielmehr schließen wir vom Beruf auf die Person und von der Person auf den Beruf, verbinden mit jedem Beruf bestimmte Eigenschaften, über die diejenigen, die ihn ausüben, doch wohl verfügen. Diese Eigenschaften beziehen sich auf Geschlecht, Alter, Körper, Ethnie etc., auch auf Charaktereigenschaften. Doch ist es insbesondere das Geschlecht, das unsere Vorstellung von einem Beruf determiniert, nicht umsonst ist die Rede von „Männer“- und „Frauen“-Berufen oder einer „Feminisierung von Berufen“, womit gemeint ist, dass der Frauenanteil in traditionell von Männern beherrschten Berufen steigt. Bevor basierend auf den Metaanalysen I und II ein Überblick über die kommunikationswissenschaftliche Berufsstereotypenforschung gegeben und auf einzelne besonders häufig untersuchte Berufsstereotype eingegangen wird, soll in einem Exkurs die die Relevanz sozialer Kategorien wie Geschlecht für die Arbeitsmarktund Berufsfeldforschung herausgestellt werden.

6.2 Beruf und Geschlechter Arbeit und Beruf werden weder in der Wissenschaft noch im Alltagsverständnis als Bereiche gesehen, in denen Geschlecht keine Rolle spielen würde. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Prozessen der Vergeschlechtlichung von Erwerbsarbeit erlebte allerdings erst im Zuge der Zweiten Frauenbewegung einen deutlichen Aufschwung. Eine Erkenntnis feministischer Berufsforschung lautete, dass die Entstehung und Entwicklung von Berufen nicht etwa geschlechtsneutral von statten gegangen ist, sondern innerhalb der bestehenden patriarchalen Machtstrukturen. Frauen wurden mit Verweis auf Traditionen, Sitte und Anstand oder per Gesetz von bestimmten Berufen ausgeschlossen, oder auch dadurch, dass fachliches Wissen bewusst vorenthalten wurde. Statistiken zu Geschlechterverteilungen und Einkommen in verschiedenen Berufssparten belegten gravierende Unterschiede. Die überwiegend von Frauen ausgeübten Tätigkeiten waren die statusniedrigeren, schlechter bezahlten und mit weniger sozialen und symbolischen Ressourcen ausgestatteten. Das hat sich bis heute trotz, vielleicht auch wegen des leichten Anstiegs der Zahl von Frauen in Führungspositionen und ihrer besseren Sichtbarkeit nicht verändert. „Trotz“ und „wegen“ bedürfen der Erläuterung: Formal herrscht Gleichberechtigung. Was die Ausbildung und das Erreichen höherer formaler Bildung anbelangt, haben Frauen in den vergangenen

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Jahrzehnten deutlich aufgeholt. Trotz ihrer Qualifikation sind Frauen aber verhältnismäßig selten in höheren Positionen tätig und selbst wenn, so fallen die Gehälter im Vergleich zu denen ihrer männlichen Kollegen im Durchschnitt geringer aus. Das „Wegen“ ist für die Stereotypenforschung von besonderem Interesse, weil hier auf eine Diskrepanz zwischen den massenmedial erzeugten Bildern und der beruflichen ‚Realität‘, wie sie sich in Statistiken widerspiegelt, erkennbar wird. In den Medien werden ‚Karrierefrauen‘ gezeigt, Frauen, die es geschafft haben, eine hohe Position zu erlangen. Häufig auch unglückliche Karrierefrauen. Doch die mediale Fokussierung auf die Zahl der Frauen „in den Vorständen von börsennotierten Unternehmen“ führt dazu, dass der alle Berufsbereiche und alle Hierarchieebenen betreffende Gender-Gap aus dem Blickfeld gerät. Individuelle Erfolgs- oder auch Misserfolgsgeschichten von Frauen, die hoch hinaus wollen, überdecken, welche strukturellen Bedingungen erfüllt sein müssten, um beruflichen Einstieg und Aufstieg sowie gleichen Lohn für gleiche Arbeit zu garantieren. Zu den strukturellen Bedingungen gehört, dass Frauen weitaus stärker als Männer von der doppelten Vergesellschaftung betroffen sind. Doppelte Vergesellschaftung meint nach Regina Becker-Schmidt (2010) die Einbindung in Familien- und Erwerbsarbeit, somit die doppelte Belastung, der berufstätige Frauen ausgesetzt sind, die neben der Erwerbsarbeit den Großteil der Kindererziehung, Pflege von Angehörigen und der zu Hause anfallenden Arbeiten erledigen. Vergesellschaftung, jener soziologische Schlüsselbegriff, bedeutet nach dieser Lesart immer auch Vergeschlechtlichung. Werden neben Geschlecht weitere soziale Ungleichheit verstärkende Kategorien wie etwa Staatsbürgerschaft und Ethnie berücksichtigt, lässt sich mit Ilse Lenz (1995) auch von einer dreifachen Vergesellschaftung sprechen, von der migrantische ArbeitnehmerInnen und hier wiederum insbesondere die Frauen betroffen sind. Soziale Klassifizierungen nach Geschlecht, Alter, Ethnie u.a. wirken sich auf Berufs- und Karrierechancen unmittelbar aus. Ihnen ist jedoch erst mit der Diskussion von Segmentationstheorien in der Arbeitsmarktforschung mehr Aufmerksamkeit zuteil geworden. Die Segmentationstheorien gehen im Gegensatz zu den klassischen ökonomischen Theorien davon aus, dass verschiedene Teilarbeitsmärkte (Segmente) mit sehr unterschiedlichen Beschäftigungs- und Verdienstmöglichkeiten so etwas wie den Gesamtarbeitsmarkt bilden. Segmentationskonzepte wurden in den USA bereits in den 1950er Jahren entwickelt. Peter B. Doeringer und Michael J. Piore unterscheiden in ihrem vielbeachteten Werk Internal Labor Markets and Manpower Analysis (1971) zwischen internen und externen Arbeitsmärkten. Auf externen Arbeitsmärkten bestimmt der Markt sowohl die Allokation der Arbeit als auch die Löhne. Auf internen Arbeitsmärkten geschieht das über administrative Regeln sowie „substantielle und prozedurale Normen“ (Sengenberger 1987: 55). Unterschieden werden kann zudem zwischen primären und sekundären Arbeitsmärkten. Auf dem primären Arbeitsmarkt agieren kapitalintensiv produzierende Unternehmen. Sie sind an qualifizierten Arbeitskräften interessiert und versuchen sie durch stabile Arbeitsverhältnisse, Aufstiegsmöglichkeiten und höhere Löhne zu binden. Die Bedingungen für die ArbeitnehmerInnen sind insgesamt besser. Auf dem sekundären Arbeits-

C Metaanalysen und Ergebnisse

markt agieren eher kleinere Unternehmen. Die Entlohnung der ArbeitnehmerInnen ist geringer, die Aufstiegsmöglichkeiten sind eingeschränkt, die Arbeitsverhältnisse instabiler und die Fluktuation ist entsprechend höher (vgl. Sengenberger 1987: 58; Sesselmeier/Blauermel 1990: 154ff.; Gottschall 2010: 674). Der Übergang vom sekundären zum primären Arbeitsmarkt ist durch verschiedene Zugangsbarrieren erschwert, so u.a. durch die jeweils geforderten Qualifikationen, die aber in den Modellen des zweigeteilten Arbeitsmarktes zu wenig Berücksichtigung finden. Für den deutschen Arbeitsmarkt, der sich aufgrund dualer Ausbildungswege in mancher Hinsicht vom US-amerikanischen unterscheidet, hat Wolfgang Sengenberger eine Dreiteilung beschrieben. Sengenberger unterscheidet „betriebsinterne“ Teilarbeitsmärkte von „berufsfachlichen“ und „unstrukturierten“ Teilarbeitsmärkten (vgl. Sengenberger 1987: 209f.). Betriebsinterne Teilarbeitsmärkte bieten den Beschäftigten aufgrund (betriebs-)spezifischer Qualifikationen höhere Löhne und gute Aufstiegsmöglichkeiten. Die ArbeitnehmerInnen im berufsfachlichen Arbeitsmarkt, sogenannte Fachkräfte bzw. FacharbeiterInnen, verfügen über fachliche und formale Qualifikationen einer überbetrieblichen Institution. Auf dem unstrukturierten Arbeitsmarkt herrschen geringere und weniger spezifische Qualifikationen vor, die Arbeitsverhältnisse sind instabiler. Denkbar ist nach diesem Ansatz, dass die verschiedenen Teilarbeitsmärkte in einem Unternehmen oder einer Institution parallel existieren. Die Frage ist, welche sozialen Gruppen von Beschäftigten in welchen mehr oder weniger attraktiven Segmenten vertreten sind, welche Eingangsbarrieren bestehen und wie viel Mobilität zwischen den verschiedenen Teilarbeitsmärkten möglich ist. Schließlich sind die Art und das Ausmaß der Verteilung auf die verschiedenen Segmente nicht nur von ökonomischen Entscheidungen der ArbeitgeberInnen abhängig, sondern auch vom Bildungssystem, in dem eine ‚Vorsortierung‘ der zukünftigen Berufstätigen vorgenommen wird, zudem von weiteren politischen Vorgaben wie Antidiskriminierungsrichtlinien, Mindestlöhnen und Quoten. Die geschlechtsspezifische Segmentierung des Arbeitsmarktes thematisiert die deutschsprachige Soziologie seit Mitte der 1970er Jahre. Ein wichtiges Werk stellt in diesem Zusammenhang Elisabeth Beck-Gernsheims Publikation Der geschlechtsspezifische Arbeitsmarkt. Zur Ideologie und Realität von Frauenberufen (1976) dar. Die Autorin bezweifelt darin die Existenz einer „objektiven Struktur“ von Berufen. „Im Alltagsbewusstsein, aber auch in der Berufstheorie wird zumeist kein Zusammenhang gesehen zwischen beruflichen Strukturmerkmalen – das heißt vor allem der inhaltlichen Ausrichtung und dem Sozialstatus eines Berufs – und den Personen bzw. Personengruppen, die diesen Beruf ausüben, ihren typischen Sozialmerkmalen (Geschlechts- und Schichtzugehörigkeit, ethnische Zugehörigkeit, Religion usw.) und damit verbundenen subjektiven Dispositionen.“ (Beck-Gernsheim 1976: 146f.)

Die personelle Besetzung eines Berufs und seine Strukturmerkmale sind aber nicht voneinander zu trennen, vielmehr beeinflussen sie sich gegenseitig und reagieren

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wechselseitig auf Veränderungen. Verschiebt sich die geschlechtsspezifische Besetzung eines Berufes, kann sich das auf den Sozialstatus und die inhaltliche Ausrichtung des Berufs auswirken. Verändern sich die Anforderungen an einen Beruf, Einkommens- und Karrierechancen, wird das nicht ohne Folgen für die geschlechtsspezifische Struktur des Berufs bleiben. So thematisiert Beck-Gernsheim neben den Strukturmerkmalen von „Frauenberufen“ die „Hausarbeit als Voraussetzung und komplementäre Gegenform zu beruflicher Arbeit“ und den „Geschlechtswandel von Berufen“ – Themen, die später durch Schlagworte wie doppelte Vergesellschaftung, Feminisierung von Berufen oder token/tokenism103 aufgegriffen und präzisiert worden sind. Das von Rosabeth Moss Kanter 1977 in Men and Women of the Corporation angesprochene Problem tokenism – was mit Alibipolitik übersetzt werden könnte – beschreibt die paradoxe Situation von Frauen in männlich dominierten Bereichen: gerade weil sie in der Minderheit sind, wird ihnen mehr öffentliche Aufmerksamkeit zuteil (vgl. Kanter 1977: 207). Das mag in mancher Hinsicht von Vorteil sein, doch wirkt es sich dann nachteilig aus, wenn die höhere soziale Sichtbarkeit mit Stereotypisierungen und einer Reduzierung auf das ‚Frau-Sein‘ einhergeht (vgl. Müller 1995). In der weiteren berufssoziologischen Debatte ist unter dem Einfluss postmoderner Theorien auf Die soziale Konstruktion von Geschlecht in Professionalisierungsprozessen (Wetterer 1995) verwiesen und z.T. gegen eine Reifizierung von Geschlecht argumentiert worden. Andererseits ist auch in diesem Feld ein strategischer Essentialismus vonnöten, wenn die Arbeitsbedingungen und Karrierechancen von Frauen und anderen sozialen Gruppen verbessert werden sollen. Rückblickend haben sich die in der Arbeitsmarktforschung entwickelten Theorien und hier insbesondere die Segmentationstheorien als durchaus produktiv für die Analyse der Ausgrenzung und Marginalisierung von Frauen in bestimmten Berufsfeldern und auf den verschiedenen Teilarbeitsmärkten erwiesen. Auch für die Kommunikationswissenschaft, in der bis in die 1980er Jahre Berufsforschung unter Ausblendung von Geschlecht betrieben worden ist. 1983 aber beschäftigt sich Irene Neverla mit der geschlechtsspezifischen Segmentierung im Berufsfeld Journalismus (vgl. Neverla 1983) und überträgt die aus der Berufssoziologie stammenden Konzepte sozialer Schließung auf die JournalistInnenforschung. Ein Jahr später erscheint ihre gemeinsam mit Gerda Kanzleitner veröffentlichte Studie zu Journalistinnen. Frauen in einem Männerberuf (Neverla/Kanzleitner 1984). Ausgehend von der Annahme, dass der journalistische Arbeitsmarkt ein geschlechts103 | Token erklärt Kanter wie folgt: „Those women who were few in number among male peers and often had ‚only woman‘ status became tokens: symbols of how-women-can-do, stand-ins for all women. Sometimes they had the advantage of those who are ‚different‘ and thus were higly visible in a system where success is tied to becoming known. Sometimes the faced the loneliness of the outsider, of the stranger who intrudes upon an alien culture and may become self-estranged in the process of assimilation.“ (Kanter 1977: 207) Der Token-Status ist, wie Kanter weiter ausführt, abhängig von der Zahl. Macht die Minderheitengruppe weniger als 15 Prozent aus, sind ihre Mitglieder lediglich token, die die Dominanz der Mehrheitsgruppe nicht aufbrechen können (vgl. Kanter 1977: 208).

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spezifisch segmentierter ist, tragen die Autorinnen Daten zusammen, die das Vorhandensein von geschlechtsspezifischer horizontaler und vertikaler Segregation bestätigen. Somit finden zwei Begriffe Verwendung, Segmentation als das Nebeneinander von Teilarbeitsmärkten und Segregation, ein Begriff, der in der Soziologie eine Aufteilung innerhalb eines fest umrissenen Bereiches bzw. Raumes oder Gebiets – hier eines Teilarbeitsmarktes (Segments) – entlang bestimmter sozialer Merkmale meint. Vertikale Segregation aufgrund des Merkmals Geschlecht bedeutet eine ungleiche Verteilung von ‚Frauen‘ und ‚Männern‘ auf hierarchisch höheren oder niederen Posten, horizontale Segregation eine ungleiche Verteilung von ‚Männern‘ und ‚Frauen‘ auf Tätigkeits- und Themenbereiche, die zwar auf derselben Hierarchieebene liegen, sich jedoch nach Bezahlung, Arbeitszeit, Aufstiegschancen und Prestige unterscheiden. Wie sich horizontale und vertikale geschlechtsspezifische Segregation auf dem Teilarbeitsmarkt Journalismus darstellen, ist nach der Studie von Neverla und Kanzleitner desöfteren untersucht (vgl. Lünenborg 1997: 30f.; Klaus 2005: 161) und z.T. kritisch hinterfragt worden. So fordert z.B. Margreth Lünenborg im Sinne einer dekonstruktivistischen Geschlechter- und Journalismusforschung, nicht nur nach den Resultaten von Geschlechterdifferenz zu fragen, sondern auch nach den Ursachen und der Entstehung von Berufs- und Geschlechterrollen, -bildern und -identitäten (vgl. Lünenborg 2002: 527). Diese Forderung gilt gleichsam für die Debatte über die durch den „Gender Switch“ ausgelöste „Feminisierung“ von Kommunikationsberufen. Romy Fröhlich zeichnet 1992 die in den USA Ende der 1970er Jahre einsetzende Diskussion nach und wirft die Frage auf, ob ein Trend der Abwertung von Kommunikationsberufen aufgrund des steigenden Frauenanteils auch für Deutschland zu befürchten ist (vgl. Fröhlich 1992). In den USA zeigte sich, dass die Gehaltsentwicklung stagnierte, z.T. gar rückläufig war, wenn mehr Frauen in männlich dominierten Bereichen beschäftigt sind. In Anlehnung an die Blue-Collar-Workers und White-Collar-Workers als Terminus für Arbeiter und Angestellte ist von Pink-Collar-Workers die Rede – Frauen, die in ‚Männerberufe‘ vorstoßen und dort in manchen Bereichen vielleicht sogar die Mehrheit stellen und ein Pink-Collar-Ghetto bilden. Speziell im Bereich Public Relations nahm der Frauenanteil seit den 1970er Jahren deutlich zu. Einerseits erlangten einige Frauen dort durchaus gutbezahlte Positionen, andererseits wurden sie bewusst als ‚Lohndrücker‘ eingesetzt, was zur Verringerung der Durchschnittsgehälter geführt hat. Von Einkommensverlusten z.B. durch geringere Einstiegsgehälter waren daher z.T. auch Männer betroffen. Mit dem Einkommensverlust einher ging ein Prestigeverlust, erkennbar an der Prophezeiung, dass aus den Public Relations, vormals im Vergleich zum Journalismus aufgrund besserer Verdienstmöglichkeiten ein VelvetGhetto, sehr schnell ein Polyester-Ghetto werden könne (vgl. Fröhlich 1992: 72). Die ‚Feminisierungthese‘ stieß auf breites journalistisches und wissenschaftliches Interesse. Dabei wurde die These meist als bestätigt angenommen, ohne genauer zu untersuchen, welche geschlechter- und berufsstereotypen Auffassungen von ‚Männlichkeit‘ und ‚Weiblichkeit‘ bzw. ‚Männerberufen‘ und ‚Frauenberufen‘ ihr zugrunde liegen und ohne zu hinterfragen, welche „Platzzuweisungen“ (Lünenborg

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2002: 527) durch die Zuschreibung von ‚männlichen‘ und ‚weiblichen‘ Fähigkeiten und Verhaltensweisen vorgenommen werden – auch wenn man dem Ergebnis dieser Zuschreibung vielleicht kritisch gegenübersteht. Völlig vernachlässigt wird zudem in der Diskussion über die ‚Feminisierung‘ von Berufen die so grundlegende Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit. Würden tatsächlich die gleichen Tätigkeiten unabhängig vom Geschlecht gleich bezahlt, könnte das den Abwertungstrend stoppen. Ein steigender Frauenanteil in sogenannten Männerberufen müsste nicht zwangsläufig, quasi als self-fulfilling prophecy, mit geringeren Verdienstmöglichkeiten und einem sinkenden Ansehen einhergehen. Die in diesem Kapitel vorgenommene Fokussierung auf Beruf und Geschlecht und auf den Zusammenhang von Berufs- und Geschlechterstereotypen soll verdeutlichen, dass Vorstellungen von Berufen verbunden sind mit Vorstellungen von Personen, die den Beruf mehrheitlich oder traditionell ausüben. Diese Vorstellungen beziehen sich auf das Geschlecht, zugleich aber auf andere soziale Kategorien, auf Alter, Körper, Ethnie, Religion, etc. Berufsstereotypenforschung kann daher nicht unter Ausblendung dieser Kategorien und ihrer Überlagerung betrieben werden. Ein intersektionaler Ansatz ist auch hier erforderlich. Berufsstereotype als Bilder, die diejenigen, die diesen Beruf ausüben, haben (Autostereotype) und die sich andere von einem Beruf machen (Heterostereotype), scheinen weitgehend stabil zu sein. Sie bieten Orientierung und vermitteln eine Sicherheit, die im realen Berufsleben kaum existiert. Schließlich können immer weniger Erwerbstätige eine ungebrochene Berufsbiographie vorweisen. Flexibilität und Mobilität sowie ‚lebenslanges Lernen‘ sind gefordert, um den Ansprüchen der ‚modernen Berufswelt‘ gerecht zu werden. Möglicherweise tragen die unter dem Stichwort Strukturwandel der Berufe diskutierten Veränderungen zur Stabilisierung von Sicherheit suggerierenden Berufsstereotypen bei. Möglich ist gleichfalls, dass es zu einem Stereotypenwandel kommt und berufsbezogene Substereotype entstehen. Im nächsten Kapitel erfolgt ein Überblick über die für Metaanalyse I und II berücksichtigten Studien zu Berufsstereotypen. Von Interesse ist, wann die mediale Repräsentation von Berufen und die Konstruktion von Berufsstereotypen von wem und mit welchen Ergebnissen untersucht worden sind. Überprüft werden die oben formulierten Annahmen, dass sich Berufsstereotype auf eine eingeschränkte Zahl von Berufen beziehen, die wiederum aus nur wenigen Berufsbereichen stammen, und dass dabei auf eine Differenzierung nach Geschlecht, Alter, Ethnie etc. weitgehend verzichtet wurde. Anhaltspunkte dafür liefern schon die Titel der Studien: untersucht wurden vor allem Stereotype, Bilder, Images von „Beamten“, „Journalisten“, „Politikern“, „Ärzten“ und „Wissenschaftlern“. Eine geschlechtsspezifische Differenzierung fehlt zumeist, was das geschlechtergerechte Schreiben über diese Studien erschwert. Erst seit den 1980er Jahren sind Publikationen zu verzeichnen, in denen weibliche Berufstätige, z.B. „Journalistinnen“ (Neverla/Kanzleitner 1984; Lünenborg 1997), thematisiert werden. Trotz der Gefahr, durch eine Gliederung des folgenden Kapitels nach Berufen wiederum die Sicht auf die Vielfalt von Berufen zu verstellen, bietet sich aufgrund der Forschungslage eine solche Gliederung zunächst an. Den Metaanalysen

C Metaanalysen und Ergebnisse

folgt die Aufarbeitung von Studien zum Einfluss medialer Berufsbilder auf die Berufswahl, sowie die Diskussion der ‚Leerstellen‘ und ‚weißen Flecken‘ innerhalb der Forschung zu Berufsstereotypen in den Medien.

6.3 Metaanalyse I und II: Berufsstereotype Mit der Etablierung sozialwissenschaftlicher Fächer als akademische Disziplinen zu Beginn des 20. Jahrhunderts setzt auch die wissenschaftliche Reflektion des Stellenwerts von Professionen, Berufen und überhaupt der Erwerbstätigkeit als bestimmendem wirtschaftlichen, sozialen und individuellen Faktor ein. Um nur einige wichtige Publikationen aus der Zwischenkriegszeit zu erwähnen: Max Weber beschäftigt sich nach Ende des Ersten Weltkrieges mit Politik als Beruf und Wissenschaft als Beruf und kommt dabei auch auf den (politischen) Journalismus als Profession zu sprechen (vgl. Weber 2002/1919 und Weber 1992/1919), Stuart Rice führt 1926 die erste experimentelle Studie zu Berufsstereotypen in den Medien durch (vgl. Rice 1926), 1930 erscheint mit Siegfried Kracauers Die Angestellten ein vielbeachtetes Werk, in dem die Sozialfigur des abhängig beschäftigten Kleinbürgers zur Zielscheibe einer umfassenden Kultur- und Gesellschaftskritik wird (vgl. Kracauer 2006/1930). Ein weiterer Klassiker der sozialwissenschaftlichen Literatur, Die Arbeitslosen von Marienthal (Jahoda/Lazarsfeld/Zeisel 1975/1933), hat insofern einen Beitrag zur Erforschung von Berufsstereotypen erbracht, als die nicht berufstätigen, erwerbslosen Menschen Gegenstand der Analysen wurden und damit quasi ein Gegenbild zu denjenigen entstanden ist, die ihre Arbeitskraft gegen Lohn eintauschen. Durch die sehr dichte und einprägsame Beschreibung, z.B. wie sich Haltung und Gang der Arbeitslosen verändern, ist das Bild in unseren Köpfen um einige Facetten bereichert worden. Die so vielversprechenden ersten Ansätze in der sozialwissenschaftlichen Berufs(stereotypen)forschung werden erst in den 1960er Jahren wieder aufgegriffen. Eine Studie zum „Beamten-Stereotyp“ legen Peter R. Hofstätter und Werner H. Tack 1963 vor. Die Autoren berichten einleitend, wie es zu dieser Publikation gekommen ist. Nach einem Vortrag zum Thema Der Beamtenberuf in sozialpsychologischer Sicht während einer Tagung des Deutschen Beamtenbundes 1961 erhielten die beiden Wissenschaftler den Auftrag, das Selbst- und Fremdbild der Beamten genauer zu erforschen. Zu erschütternd waren die im Vortrag erwähnten Ergebnisse einer Umfrage unter Studierenden. Deren äußerst negatives Beamten-Bild bewerten die Autoren aber „eher für die Problematik dieser besonderen Befragungsgruppe charakteristisch als für den Beamtenstand selbst.“ (Hofstätter/Tack 1963: 3) Und auch von dem sonst innerhalb der Bevölkerung vorhandenen Beamten-Bild würde dieses „dunkle Bild und die in ihm enthaltenen Vorstellungskomplexe“ (ebd.) stark abweichen. Für ihre umfassendere Untersuchung befragen Hofstätter und Tack 1357 Personen verschiedener Altersstufen und Regionen, sowohl Beamte (n= 614, nur Männer) selbst, als auch Nicht-BeamtInnen (n= 743; 447 Männer, 296 Frauen). Die Forscher erheben, wie hoch die Befragten die Zahl der Beamten und ihren Lebensstandard

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einschätzen, wo sie sie in einer „Rangordnung der Berufe“ einordnen, wodurch sich Beamte und Angestellte unterscheiden, wie sich Nicht-Beamte den beruflichen Alltag von Beamten vorstellen und mit Hilfe der Methode des semantischen Differentials, inwieweit Auto- und Heterostereotyp voneinander abweichen. Zum Einsatz kommen auch Bilder, auf denen Männer-Physiognomien zu sehen sind. Die ProbandInnen sind aufgefordert, „typische Beamte“ zu identifizieren. Zusammengefasst lauten die Ergebnisse, dass Beamte selbst ihren Beruf und das vermutete Fremdbild nicht besonders positiv beurteilen. In seinem Selbstbild sei der Beamte „etwas weniger ‚streng‘ und dafür ‚gütiger‘ als in dem Bild, das sich die Öffentlichkeit von ihm macht“ (Hofstätter/Tack 1963: 41). Doch haben NichtBeamtInnen ein gar nicht so schlechtes Bild von Beamten. Ihr Ansehen rangiert im Mittelfeld. Und könnten sich die Befragten noch einmal für einen Beruf entscheiden, würden je nach Berufsgruppe zwischen 28 und 42 Prozent den Beamtenberuf wählen (vgl. Hofstätter/Tack 1963: 21). Der Wert nimmt mit dem Alter zu und sinkt etwas, je höher der Bildungsgrad ist. BewohnerInnen kleinerer Orte sind dem Beamten-Beruf gegenüber positiver eingestellt als GroßstädterInnen. Warum der Beamten-Beruf nicht besonders angesehen ist und dennoch gewählt würde, deuten die Forscher als Wunsch nach Sicherheit. Dieser sei schon in der Altersgruppe der unter 40-Jährigen stark ausgeprägt und wohl „die eigentliche Basis für die Klagen über die ‚Verbeamtung‘“ (Hofstätter/Tack 1963: 23). Auch wenn es die Autoren nicht direkt aussprechen: Sozialneid ist ihrer Meinung nach der Grund für das zwiespältige Heterostereotyp des Beamten. Dass aber die befragten Studenten dem Beamtentum so kritisch gegenüberstehen, erfüllt die Forscher mit Sorge und veranlasst sie zu dem verqueren Vergleich mit Adolf Hitlers in Mein Kampf beschriebenen Beamtenfeindlichkeit (vgl. Hofstätter/Tack 1963: 46). Auch Franz Ronneberger beschäftigt sich mit dem Berufsstand des Beamten. Gemeinsam mit den Volkswirten Udo Rödel und Jürgen Walchshöfer gibt er 1975 den Band Der „häßliche“ Beamte heraus, eine Verteidigung des Berufsbeamtentums und seiner Privilegien, ideologisch untermauert mit Hilfe einer „Kritik des Gleichheitssyndroms“, wonach „Gleichheit stets nur der Aufsteiger, nicht der Inhaber höherer Positionen“ (Ronneberger/Rödel/Walchshöfer 1975: 52) fordere. Wie das Stereotyp vom „häßlichen Beamten“ entstehen konnte, welche Rolle dabei zum einen die historische Erfahrung, zum anderen Medien und Kommunikation spielen, thematisieren die Autoren nicht. Dafür kritisieren sie aktuelle sozialwissenschaftliche Studien, die für eine Novellierung des Beamtenrechts plädieren. Deutlich wird, wie ideologisch Mitte der 1970er Jahre die Debatte über Berufe wie dem des Beamten geführt wird. Thomas Ellwein setzt sich in dem Band Berufsbilder heute mit dem Nutzen von Anforderungsprofilen, Tätigkeitsbeschreibungen und eben Berufsbildern auseinander sowie mit dem Vorwurf der „‚Ideologiehaftigkeit‘ von Berufsbildern.“ Ein Nachdenken über Berufe sei nicht möglich, „ohne daß man dabei von Annahmen über die Gesellschaft selbst ausgeht. Solche Annahmen brandmarkt man dann gern als Ideologien, – jedenfalls wenn man selbst mit anderen Annahmen arbeitet.“ (Ellwein 1973: 137) In dem Band Berufsbilder heute werden „Der

C Metaanalysen und Ergebnisse

Arbeiter und der Angestellte“ (Pirker), „Der Beamte“ (Boetticher), „Der Bauer – sein Berufsbild“ (Haushofer), „Der Bauer in der heutigen Gesellschaft“ (Geiersberger), „Der Unternehmer“ (Helge Pross), „Der Politiker und der Staatsmann“ (Harry Pross), „Der Priester“ (Savramis) und „Der Professor“ (Ellwein) behandelt. Hans Bohrmann rezensiert den von Leonhard Reinisch herausgegebenen Band 1974 für die Publizistik und ist froh, dass angesichts der polemischen Haltung gegenüber Verfahren der empirischen Sozialforschung „von Kommunikationsberufen hier keine Rede ist“ (Bohrmann* 1974: 632). Bei den Beiträgen handele es sich überwiegend um Beschreibungen „beruflicher Selbstbilder bzw. Fremdbilder ganzer Sozialschichten“ (ebd.); letztlich weiche „eine der sozialen Realität verpflichtete Analyse von Berufsrollen […] der Ideen- und Ideologiebildung.“ (Ebd.) Bohrmann berührt mit seiner Kritik grundlegende erkenntnistheoretische und daraus entstehende methodologische Probleme der Berufs(stereotypen)forschung: was ist ‚Realität‘, was ‚Stereotyp‘, wie ‚realistisch‘ und/oder ‚stereotyp‘ sind mediale Repräsentationen von Berufen? Einige der für Metaanalyse I und II berücksichtigten Studien bieten darauf Antworten. Zunächst erfolgt der Überblick über die bisherige Forschung, gegliedert nach Berufen. Abbildung 29 versammelt die für Metaanalyse I berücksichtigten Beiträge aus Publizistik und Medien & Kommunikationswissenschaft. Offensichtlich ist, dass in beiden Fachzeitschriften Berufsstereotype selten thematisiert werden, jedenfalls seltener als nationale, ethnische oder Geschlechterstereotype, doch häufiger als religiöse oder Altersstereotype. Metaanalyse II hingegen ergibt ein deutlicheres Interesse an Berufsstereotypen in den Medien. Hier sind aufgrund der fachlichen Nähe insbesondere JournalistInnen-Stereotype in der Literatur und im Film ein vielbehandeltes Thema. Abbildung 29: Für Metaanalyse I berücksichtigte Beiträge zu Berufsstereotypen AutorInnen

Stereotypisierte Berufsgruppe

Smythe** 1961

„Politiker“

Fabris* 1971

„Kommunikatoren bei Tageszeitungen“

Bohrmann* 1974: Reinisch 1974

„der Arbeiter und der Angestellte“, „der Beamte“, „der Bauer“, „der Unternehmer“, „der Politiker und der Staatsmann“, „der Priester“, „der Professor“

Weischenberg** 1976

„Kommunikatoren“, „Rundfunk-Sportjournalisten“

Weischenberg* 1994

Sportjournalisten

Bleicher** 2003

„Ärzte“

Bleicher** 2003: Rossmann 2002

„Ärzte und Pflegepersonal“

Rossmann** 2003

„Ärzte“, „Arztbild der Patienten“

Jenderek** 2007: Schramm/ Wirth/Bilandzic 2006

„Krankenschwestern“

Quelle: Eigene Darstellung

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

6.3.1 JournalistInnen Beeinflusst wurde das Interesse am Selbst- und Fremdbild der JournalistInnen104 durch Gerhard Maletzkes Feldschema der Massenkommunikation, in dem er „das Bild des Kommunikators beim Rezipienten“, also das Journalisten-Heterostereotyp, als nicht unerhebliche Einflussgröße im Prozess der Massenkommunikation darstellt (vgl. Maletzke 1963: 41 und 110f.). Hans Heinz Fabris bezieht sich in seinem 1971 in der Publizistik erschienenen Aufsatz Das Selbstbild des Kommunikators bei Tageszeitungen auf Maletzkes Feldschema und seine Feststellung, dass die Kommunikatorforschung im deutschsprachigen Raum lückenhaft ist (vgl. Fabris* 1971: 358 und 363), zudem auf Günter Kieslichs im Jahr zuvor erschienenen Beitrag Ein Beruf ohne Berufsbild (Kieslich 1970). In diesem Aufsatz geht Kieslich auf die Inhalte des Journalisten-Stereotyps ein. Schon seit dem 17. Jahrhundert ließen sich „Klischeevorstellungen und Stereotypen“ nachweisen, „die teilweise auch heute noch gängig sind“ (Kieslich 1970: 304), so „seine (angeblich) unkonventionelle Arbeitsweise, seine ‚freie‘, bohemienhafte Tätigkeit, der offene Berufszugang, die Position, die er sich als Kritiker gesellschaftlicher, politischer, wirtschaftlicher, kultureller Vorgänge anmaßte“ (ebd.). Kieslich ist der Auffassung, dass die lange Zeit vorherrschende und in verschiedenen Berufsdefinitionen anzutreffende Beschreibung des JournalistenBerufs als Begabungsberuf oder Emil Dovifats Bezeichnung von „Journalisten als Vagabunden in interessanten Fächern“ das Journalisten-Stereotyp „zementiert“ (Kieslich 1970: 309) haben. Er gelangt zu dem Ergebnis: „Zwischen Berufsbild-Norm und Berufsbild-Wirklichkeit klafft ein riesiges Loch.“ (Ebd.) Fabris spricht von einer „Kluft“ und erkennt als Aufgabe einer Kommunikatorforschung, „die mit dem Instrumentarium der modernen Sozialwissenschaften arbeitet [...], jene Kluft abtragen zu helfen, die zwischen Klischeevorstellungen und der empirisch prüfbaren Wirklichkeit klafft.“ (Fabris* 1971: 357) Stereotype und Klischees beruhen seiner Meinung nach auf Unkenntnis, weder die KommunikatorInnen, noch die RezipientInnen wüssten genügend über sich selbst und über die anderen. Die Kontakte zwischen beiden Gruppen seien eingeschränkt, „Rückkoppelungsprozesse“ selten: 104 | Für die frühe Forschung zu JournalistInnen-Stereotypen gilt, dass sie der Bezeichnung nach und auch, was die Geschlechtszugehörigkeit der Befragten anbelangt, tatsächlich entweder Journalisten-Studien waren, für die nur männliche Journalisten befragt wurden, oder Studien, bei denen nicht klar ist, ob nicht auch Journalistinnen befragt bzw. berücksichtigt wurden. Aufgrund dieser Uneindeutigkeit übernehme ich z.T. die Bezeichnungen der AutorInnen der Studien. Auch wenn es um „Kommunikatorforschung“ oder „das Bild des Kommunikators“ geht, verzichte ich auf eine geschlechtergerechte Schreibweise. Deutlich wird, dass lange Zeit geradezu selbstverständlich „Journalist“ als „männlicher“ Beruf gesehen wurde und Journalistinnen bestenfalls „mitgemeint“ waren, wenn von den „Journalisten“ die Rede war. Das gleiche gilt für die Berufsbezeichnungen „Politiker“, „Unternehmer“, „Wissenschaftler“, „Arzt“ u.v.m.: in den frühen Studien wird durchgängig das sogenannte „generische Maskulinum“ verwendet. Zur Kritik am „generischen Maskulinum“ und seinem Gebrauch siehe z.B. Bußmann 2005.

C Metaanalysen und Ergebnisse „Zwischen den ‚Sendern‘ und den ‚Empfängern‘, zwischen Kommunikatoren und Rezipienten der durch die Massenmedien verbreiteten Aussagen entsteht so ein vielfach gebrochenes und häufig verzerrtes, nämlich durch wechselseitige fiktive Annahmen geprägtes Verhältnis, das durch weitgehende Unkenntnis des jeweiligen ‚Gegenübers‘ in der spezifischen Massenkommunikations-Situation charakterisiert werden kann.“ (Fabris* 1971: 364f.)

Einige Erkenntnisse über die Kommunikatoren und deren Selbst- sowie „Leserbild“ liefert die Studie, die Fabris in dem Publizistik-Beitrag vorstellt. Befragt wurden insgesamt 30 bei Salzburger Zeitungen beschäftigte Redakteure. In diesem Zusammenhang taucht neben dem Begriff des Autostereotyps oder Selbstbilds auch der der Berufsrolle auf. Fabris erkennt eine „weitgehende Identifizierung der befragten Redakteure mit der Rolle eines ‚objektiven Berichterstatters und Informators‘“ (Fabris* 1971: 359), obwohl die dazu in Tabelle 1 des Aufsatzes veröffentlichten Zahlen eine solche Deutung keineswegs nahe legen. Doch gibt diese Interpretation Gelegenheit, auf die Diskrepanz zwischen dem gewandelten Rollenselbstverständnis und dem weiterhin präsenten Journalisten-Stereotyp „des individuell Schreibenden und Räsonnierenden [...] souveränen Interpreten aktuellen Zeitgeschehens“ (Fabris* 1971: 360) einzugehen und mit Verweis auf James W. Carey den Grund des Wandels der Kommunikatorrolle hin zum objektiven Berichterstatter und neutralen Vermittler „vor allem in kommerziellen Überlegungen zu sehen“ (ebd.*). Siegfried Weischenberg untersucht fünf Jahre nach der Salzburger Studie ebenfalls das „Auto-Stereotyp von Kommunikatoren“ (Weischenberg** 1976) und stellt für die von ihm befragten 47 Sportjournalisten fest, dass auch für sie „das Selbstbild des ‚objektiven Berichterstatters und Informators‘“ (Weischenberg**1976: 351) gilt. Weischenberg interessieren Unterschiede in der Selbst- und Fremdeinschätzung zwischen Sportjournalisten, die für die Presse arbeiten, und denen, die für den Hörfunk oder das Fernsehen arbeiten. Rundfunkjournalisten sind besser ausgebildet, bekannter und verdienen mehr als die Print-Kollegen. Trotzdem fühlen auch sie sich – wie alle Sportjournalisten – im Vergleich mit den für andere Ressorts tätigen Kollegen minderwertig, als „Außenseiter der Redaktion“ bzw. als „ganz unten in der Redaktionshierarchie“ (Weischenberg** 1976: 351). 1994 stellt Weischenberg fest, „daß die Sportjournalisten (inzwischen) dazugehören“ (Weischenberg* 1994: 445) und sie sich von den KollegInnen in ihrer (Rollen-) Selbsteinschätzung nur unwesentlich unterscheiden. „Außenseiter“ sind sie demnach nicht mehr. Diese Aufwertung hängt mit dem Bedeutungsgewinn des kommerzialisierten Mediensports in einem kommerzialisierten Rundfunksystem zusammen, Weischenberg spricht vom härter gewordenen „Wettbewerb um die Unterhaltungsware Publikumssport“ (Weischenberg* 1994: 445). Anders als früher, zu Zeiten des ausschließlich öffentlich-rechtlichen Mediensports, haben die im dualen Rundfunksystem tätigen, im Durchschnitt jüngeren SportjournalistInnen kaum mehr Probleme damit, sich zur Unterhaltungsfunktion des Sports und zu der Berufsrolle des Unterhalters zu bekennen.

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Deutlich wird durch Weischenbergs Studien, dass es nicht nur JournalistenStereotype gibt, sondern dass aufgrund der Binnendifferenzierung bzw. der horizontalen und vertikalen Segregation im Journalismus – der Unterscheidung nach Medium, Ressort, konkreten Tätigkeiten und Hierarchiestufen – Binnen- oder Substereotype ‚des‘ Journalisten existieren. Das Stereotyp des Sport-Reporters unterscheidet sich in mancher Hinsicht von dem des Kultur-Redakteurs, der Status der JournalistInnen bei prestigeträchtigen Medien ist höher als derjenigen, die für irgendeine Lokalzeitung oder einen kaum bekannten Sender arbeiten. Differenzierung tut not. Doch es fehlt an repräsentativen Daten über JournalistInnen, so die einhellige Klage derjenigen, die in den 1970er und 1980er Jahren Kommunikatorforschung betreiben (vgl. Kieslich 1970: 303; Fabris* 1971: 357; Langenbucher/Mahle 1974: 12; Weiß 1978: 118; Neverla/ Kanzleitner 1984: 9; Bosshart 1988b: VII). Dieser Mangel wird besonders deutlich, als mit der Wiedervereinigung 1990 JournalistInnen ganz unterschiedlicher Prägung tätig sind bzw. aus politischen und ökonomischen Gründen nicht länger als JournalistInnen beschäftigt werden. An verschiedenen Instituten erheben Anfang der 1990er Jahre KommunikationswissenschaftlerInnen, wer überhaupt der Ausbildung und Tätigkeit nach JournalistIn ist, für welche Medien JournalistInnen arbeiten, welche soziodemographischen Merkmale sie kennzeichnen, wie sie sich selbst sehen, wie andere sie sehen, wie zufrieden sie mit ihrem Beruf sind etc. In Folge erscheinen die sogenannte Hannoveraner (vgl. Schneider/Schönbach/Stürzebecher 1993a; 1993b; 1994) und die Münsteraner (vgl. Weischenberg/Löffelholz/Scholl 1993; 1994) Journalismusstudie, Frank Böckelmann zieht in Journalismus als Beruf eine Bilanz der Kommunikatorforschung im deutschsprachigen Raum von 1945-1990 (Böckelmann 1993), Walter A. Mahle gibt 1993 einen Sammelband zu Journalisten in Deutschland. Nationale und internationale Vergleiche und Perspektiven heraus (Mahle 1993). Aus der Vielzahl der dort präsentierten Ergebnisse seien die herausgegriffen, die bezüglich Stereotypisierung des Berufs relevant sind. Böckelmann bietet in seiner Bilanz der Kommunikatorforschung einen Überblick über „Stereotype der Journalisten in Literatur und Film“. Er führt dreizehn Studien an, die zwischen 1957 und 1990 entstanden sind, elf davon studentische Abschlussarbeiten (vgl. Böckelmann 1993: 513f.). Zuvor, im Kapitel Journalisten in einzelnen Arten und Bereichen der Presse, finden sich drei studentische Abschlussarbeiten, die zwischen 1986 und 1987 an der Sektion Journalistik der Universität Leipzig eingereicht worden sind und im Titel die Begriffe Selbstbild und Fremdbild bzw. Autostereotyp (Selbstbild) und Autogegenstereotyp (Selbstfremdbild) führen. Mit Autogegenstereotyp bzw. Selbstfremdbild meinen die VerfasserInnen, „das Bild, das die Journalisten von sich bei den Rezipienten vermuten“ (Czollek, zit. nach Böckelmann 1993: 276) bzw. „die Vorstellung der Journalisten vom Urteil der Leser über die Journalisten“ (Schink und Willing, zit. nach Böckelmann 1993: 277 und 278). Erfragt wurden also Metastereotype (vgl. Kap. A 1.2.1), Annahmen, die die befragten DDR-TageszeitungsjournalistInnen bezüglich des Bildes haben, das sich ihre Publika von ihnen machen bzw. machen könnten. Doch wurden nicht etwa die TageszeitungsleserInnen direkt nach ihrem Bild von den dort tätigen

C Metaanalysen und Ergebnisse

JournalistInnen befragt. Ein letztlich erwartbares Ergebnis aller drei Studien lautet denn auch, dass Selbst- und Selbstfremdbild einander sehr nahe kommen. Sofern eine/r der befragten JournalistInnen sich kritisch im Hinblick auf die professionellen Leistungen und das Auftreten von KollegInnen geäußert haben sollte, konnte das unter „Selbstkritik“ verbucht werden. In den Journalismusstudien aus Hannover und Münster finden sich einige Aussagen zum Rollenselbstverständnis der JournalistInnen. Verstanden werden unter Rollen(selbst)verständnis, journalistischem Selbstverständnis oder Berufsrollen bei aller Unterschiedlichkeit der je nach AutorInnen präferierten Begriffe „die von den Berufsangehörigen als legitim angesehenen und von ihnen selbst akzeptierten Verhaltenserwartungen an den Beruf und deren Folgen für die Gesellschaft.“ (Donsbach 1993: 291) Kulturell bedingte Unterschiede im Berufsselbstverständnis haben schon Emil Dovifat in Der amerikanische Journalismus (1927/1990) oder Renate Köcher in Spürhund oder Missionar (1985) untersucht. In den Journalismusstudien der frühen 1990er Jahre geht es zum einen um differierende Rollenselbstverständnisse der ost- und westdeutschen JournalistInnen, zum anderen um einen Wandel der Rollenselbstverständnisse im Vergleich zu früheren (westdeutschen) Studien. Vorgegeben wird den Befragten in der Hannoveraner Studie eine Liste von möglichen Berufsrollen, und zwar „Kritiker an Mißständen“, „derjenige, der die Bevölkerung über ihre Rechte und Ansprüche informiert“, „Vermittler neuer Ideen“, „jemand, der Leuten hilft, sie berät“, „Wächter der Demokratie“, „jemand, der die Leute unterhalten sollte“, „neutraler Berichterstatter“, „Anwalt der Benachteiligten“, „derjenige, der der Bevölkerung demokratische Prinzipien nahebringt“, „Sprachrohr der Bevölkerung“, „derjenige, der der Bevölkerung die Maßnahmen der Regierung nahebringt“, „Pädagoge, Erzieher“ und „Politiker mit anderen Mitteln“ (Schneider/Schönbach/ Stürzebecher 1993a: 371). Dabei unterscheiden die ForscherInnen zwischen „Journalisten in Westdeutschland“, „Journalisten in Ostdeutschland mit Wohnsitz vor 1989 in der DDR“ und „Journalisten in Ostdeutschland mit Wohnsitz vor 1989 in der BRD“. Bei den ostdeutschen JournalistInnen sind missionarische, anwaltschaftliche, erzieherische und idealistische Haltungen etwas ausgeprägter, insgesamt aber hat der missionarische Eifer im Vergleich zu früheren Studien nachgelassen; die große Mehrheit der Befragten stimmt einer vermittelnden, um Objektivität bemühten Berufsauffassung zu. Auch Kritik an Mißständen zu üben, findet große Zustimmung, zugleich gewinnen die Beratungs- und Unterhaltungsfunktionen an Bedeutung (vgl. Schneider/Schönbach/Stürzebecher 1993b: 23f.). Tendenziell werden diese Ergebnisse auch in der Münsteraner Studie und in weiteren, mit kleineren Stichproben operierenden Studien, bestätigt. Erkennbar ist ein Trend hin zur Ausdifferenzierung und Ausgewogenheit, was die verschiedenen Berufsrollen und Selbstverständnisse anbelangt. Altmeppen und Löffelholz ermitteln durch eine Clusteranalyse 1998 sechs Typen von JournalistInnen: „Ratgeber“ (21 Prozent), „Ambitionierte“ (20 Prozent), „kritische Beobachter“ (20 Prozent), „Missionare“ (16 Prozent); „Unterhalter“ (11 Prozent) und „Anspruchslose“ (10 Prozent) (vgl. Altmeppen/Löffelholz 1998a: 417f.; 1998b: 110f.) In der aktuellsten deutschen

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Journalismusstudie von Siegfried Weischenberg, Maja Malik und Armin Scholl unterscheiden die ForscherInnen nurmehr drei „Rollenbilder“: „Information und Vermittlung“, „Kritik, Kontrolle, Engagement“ und „Service und Unterhaltung“, wobei ersteres „die größte Zustimmung von den Journalisten erhalten“ habe (vgl. Weischenberg/Malik/Scholl 2006: 102). In welchem Verhältnis stehen nun Angaben zum journalistischen Selbstverständnis und der präferierten Berufsrolle zu Berufsstereotypen? Erstere sind, so die Vermutung, auch geprägt durch das Wissen um positive wie negative JournalistInnenStereotype. JournalistInnen kennen die Vorurteile gegenüber ihrem Berufsstand und sie wissen, welche normativen Erwartungen an sie gerichtet werden. Und nicht nur die befragten JournalistInnen reproduzieren mehr oder weniger stereotype Vorstellungen vom Journalismus als Beruf, auch die ForscherInnen laufen Gefahr, durch bestimmte Fragevorgaben, sowie durch die Darstellung und Interpretation ihrer Ergebnisse JournalistInnen-Stereotype zu tradieren. So z.B. wenn es zusammenfassend zum „Bild des ‚typischen‘ Journalisten in Deutschland“ heißt: „Dieser ist im statistischen Durchschnitt der (relativen) Mehrheiten männlich (63%) und knapp 41 Jahre alt; er stammt aus der Mittelschicht, lebt in einer festen Partnerschaft (71%) und ist kinderlos (57%); er hat einen Hochschulabschluß (69%) und ein Volontariat absolviert (63%), arbeitet bei einem Printmedium (61%), verdient rund 2.300 Euro netto im Monat.“ (Weischenberg/Malik/Scholl 2006: 186)

Der Gefahr der Reproduktion von JournalistInnen-Stereotypen durch Fragen nach dem beruflichen Selbstverständnis und der präferierten Berufsrolle ist den ForscherInnen durchaus bewusst (vgl. Weischenberg/Malik/Scholl 2006: 57). Ganz vermeiden lässt sie sich nicht, auch wenn die Befragten „dabei zunächst offen die wichtigsten Aufgaben eines Journalisten“ (Scholl/Weischenberg 1998: 323) benennen und ihnen dann erst Aussagen zu möglichen Aufgaben der JournalistInnen und Berufsrollen vorgelegt werden. Wichtiger scheint ohnehin die Frage nach der Handlungsrelevanz individueller wie kollektiver Selbstverständnisse. Hier warnen KommunikationswissenschaftlerInnen vor voreiligen Schlüssen vom journalistischen Selbstverständnis auf tatsächliches journalistisches Handeln. Schließlich seien Medienunternehmen und „Redaktionen Organisationen mit komplexen Zielen und Praktiken“ und stünden „mit ihrer Umwelt in wechselseitigen Beziehungen“ (Weischenberg/Malik/Scholl 2006: 99). Eine Argumentation, die sich auch bei Manfred Rühl findet. Er kritisiert bereits in seinen frühen Schriften die normative und individualistische, auf die publizistische Persönlichkeit und ihr Selbstverständnis abzielende Perspektive, die zu falschen Vorstellungen vom JournalistInnen-Beruf führe. Schuld an der individualistischen Perspektive und der Langlebigkeit von JournalistInnen-Stereotypen seien auch die Literatur sowie Film und Fernsehen: „Ein weiteres, auf den Journalismus gerichtetes vorwissenschaftliches Literaturgenre repräsentiert jene Roman- und Theaterliteratur, die einzelne Journalisten bzw. bestimmte

C Metaanalysen und Ergebnisse als journalistisch bezeichnete Verhaltensweisen vorstellt [...]. Zusammen mit gleichgearteten Filmen und Fernsehserien hat dieser Literaturtypus vermutlich einen beträchtlichen Beitrag geleistet zur Stereotypisierung des landläufigen Journalistenbildes.“ (Rühl 1980: 11)

Und auf dieses stereotype JournalistInnen-Bild, das in fiktionalen Genres und (Auto-) Biographien von JournalistInnen erzeugt und als ‚realistische‘ Darstellung rezipiert und interpretiert wird, beziehen sich sowohl JournalistInnen selbst als auch JournalismusforscherInnen (vgl. z.B. Pöttker 1997). „Beliebt sind historische Prominente und idealisierte Denkfiguren als Bezugseinheiten für den Journalismus.“ (Rühl 1995: 118) Ausgewählt würden dabei „immer wieder (vornehmlich: männliche) Berufsvertreter als Positiv- oder als NegativHeroen. Auf solch unsystematische Art und Weise meint man moralisch bewertbare Leitfossilien für den Journalismus aufspüren zu können, die sich in der Regel auf soziohistorisch überholte Berufskonzeptionen beziehen, die aber gleichwohl als Vorbilder für den heutigen Journalismus angedient werden.“ (Ebd.)

Rühls Kritik zielt auf die Ansätze in der Journalismus- bzw. Kommunikatorforschung, bei denen ausgeblendet bleibt, dass Journalismus ein höchst arbeitsteiliger Prozess ist, der zudem strukturellen Bedingungen, politischen und ökonomischen wie sozialen und kulturellen, unterliegt. Weischenberg schließt sich dieser Kritik Rühls an und nennt als Beispiele für eine personenbezogene, Anspruch und Wirklichkeit verwechselnde Befassung mit Journalismus Karl d’Esters Die Presse und ihre Leute im Spiegel der Dichtung von 1941 sowie Cecilia von Studnitz’ Werk Kritik des Journalisten. Ein Berufsbild in Fiktion und Realität von 1983. Ersteres stünde „in der Tradition des einschlägigen dickleibigen Klassikers, der [...] mit unverhohlenem pädagogischen Impetus antrat“ (Weischenberg 1995: 393) und in dem der Autor d’Ester „jüdische Verfasser ‚durch einen Stern gekennzeichnet‘“ (ebd.) habe. So berechtigt Weischenbergs Kritik an d’Esters Studie ist, so zweifelhaft erscheint sie an von Studnitz, wenn man das Ziel der Autorin und ihre in jedem Punkt nachvollziehbare Methodik berücksichtigt. Weischenberg moniert, dass „beschönigende Trivialliteratur“ (Weischenberg 1995: 392) das Sample dominiere und es daher nicht erstaunlich sei, dass die Autorin, die 183 Journalisten-Figuren in der Literatur, in Filmen, Theaterstücken und Hörspielen über einen Zeitraum von der Aufklärung bis ins ausgehende 20. Jahrhundert untersucht hat, zu dem Ergebnis gelangt, dass in diesen fiktionalen Darstellungen positive Charakterisierungen überwiegen. Weischenbergs Urteil lautet: „Die Fleißarbeit leidet freilich unter dem Versuch einer Parallelisierung von ‚Fiktion‘ (fiktionalen Darstellungen) und ‚Realität‘ (Ergebnisse der Kommunikatorforschung), wodurch die Befunde wissenschaftlich aufgeladen werden, ohne dass daraus ein Erkenntnisgewinn resultiert.“ (Weischenberg 1995: 392) Statt eine Parallelisierung vorzunehmen – was im Übrigen auch nicht verwerflich wäre – geht es der Autorin um Durchdringungen und Wechselwirkungen, den zuweilen fließenden Grenzen zwischen Fiktionen und Fakten. Sie fragt:

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes „Wie kommen derartige Berufsvorstellungen zustande, die sich einerseits in fiktiven Werken widerspiegeln, andererseits aber in wesentlichen Teilen auch das Berufsbild heute lebender Journalisten kennzeichnen? Werden die Journalisten der Gegenwart durch fiktive Werke auf ein Berufsbild hin programmiert, das nichts als die Phantasie des jeweiligen Autors zur Quelle hat oder aber programmiert die berufliche Wirklichkeit die Phantasie der Autoren?“ (von Studnitz 1983: 7)

Ihre Arbeit, so die Autorin im Vorwort, könne nur ein erster Schritt in Richtung einer Forschung sein, die analysiert, „durch welche Einflüsse Berufsbilder entstehen. Dies ist vor allem bei jenen Berufen wichtig, die durch eine deutliche Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit gekennzeichnet sind. Der Journalismus gehört dazu.“ (Ebd.) Von Studnitz’ Studie steht, so sieht es Weischenberg, in einer Reihe mit anderen Publikationen, häufig Abschlussarbeiten, die ‚das Bild des Journalisten im Film‘ oder ‚in der Literatur‘ untersuchen und dabei doch meistens ‚realistische‘ Forschung betreiben bzw. auf einen Abgleich mit ‚der‘ Realität abzielen. Weischenberg (1995: 394) lobt nach der Kritik an von Studnitz die „luzide Aufsatzserie“ von Volker Lilienthal, der 1984 neuere Romane und die dort auftretenden JournalistInnen-Figuren untersucht und nicht in die „Realitätsfalle“ getappt sei. Letzteres gelte auch für eine Abschlussarbeit, bei der untersucht wurde, „ob die Fiktionen der Realität, die Bilder, die interessanterweise ‚praktizierende‘ Journalisten selber im Kopf zu haben scheinen, mit den Fiktionen der Filme möglicherweise konform gehen.“ (Quast, zit. nach Weischenberg 1995: 580). Elisabeth Klaus und Margreth Lünenborg befassen sich mit Wirklichkeiten schaffenden Fakten und Fiktionen des Journalismus und geben zu bedenken: „Fakten allein bilden keinen Garanten für ‚Wahrheit‘, ebenso wenig wie Fiktionen per se Fälschungen darstellen.“ (Klaus/Lünenborg 2002: 103) Die verschiedenen Textsorten, Gattungen und Genres, in denen es um JournalistInnen geht, seien es nun empirische Kommunikatorstudien oder literarische Texte und Filme, liefern Bestandteile eines mehr oder weniger zutreffenden und häufig eben auch stereotypen Bildes von Journalismus. Obwohl nicht ohne weiteres zwischen fiktionalen und nonfiktionalen JournalistInnen-Darstellungen unterschieden werden kann – denn worum handelt es sich beispielsweise bei den Memoiren ‚großer‘ JournalistInnen wie Marion Dönhoff oder Hans-Joachim Friedrichs? – wird genau diese Unterscheidung in Studien zu Berufsstereotypen meistens getroffen. So auch in Frank Böckelmanns bis 1990 reichender Bilanz der Kommunikatorforschung (vgl. Böckelmann 1993: 513ff.) oder Siegfried Weischenbergs Überblick über Das Berufsfeld „aktuelle Medienkommunikation“ (Weischenberg 1995: 575ff.). Seit Anfang der 1990er Jahre, wo diese beiden Forschungsüberblicke enden, ist die Zahl der Kommunikatorstudien sowie der Studien zu JournalistInnen-Stereotypen kontinuierlich gestiegen. Schließlich hat auch die Zahl der (stereotypen) JournalistInnen-Darstellungen in Filmen, in Memoiren und (Auto-)Biographien, in Studien, Essays und Medienberichten weiter zugenommen. Eine Übersicht über die Forschung der vergangenen zwei Jahrzehnte steht indes aus.

C Metaanalysen und Ergebnisse

Parallel zum Forschungsboom in der Journalismusforschung seit den 1990er Jahren entwickelt sich die Geschlechterforschung weiter. ForscherInnen weisen nach, dass Kritik an JournalistInnen häufig persönlich statt fachlich ist und in Form stereotyper Geschlechtszuschreibungen geschieht. Unsachliche Kritik trifft die Frauen besonders, die als Rundfunk-Moderatorinnen und -Reporterinnen öffentlich hörbar und sichtbar werden. So würden Journalistinnen in Interviews ‚zu sanft‘ sein, ‚nicht hart genug nachfragen‘, ‚hätten keine Ahnung von Sport, Politik, Wirtschaft, …‘, ‚nervten mit ihren piepsigen Stimmen‘ etc. Immer wieder wird verwiesen auf Carmen Thomas’ Fehler, den Fußball-Traditionsverein „Schalke 05“ statt „Schalke 04“ genannt zu haben oder auf ‚die frühere Stewardess Sabine Christiansen‘, die zwar mit den Tagesthemen eine der wichtigsten Nachrichtensendungen und mit Sabine Christiansen eine der erfolgreichsten politischen Talk-Shows moderiert hat, jedoch durch ihren Interview- und Moderationsstil ‚den politischen Journalismus‘ verändert habe – und zwar nach Meinung der Kollegen und Journalismusforscher – nicht zum Guten (vgl. Riesmeyer/Thiele 2009). Das legt auch der von Siegfried Weischenberg erfundene Begriff der „Schreinemakerisierung“ nahe, mit dem er einen Trend zur Boulevardisierung des dualen Rundfunks beschreibt und diesen Trend zugleich als frauenverursachten Missstand kennzeichnet. „Schreinemakerisierung, das ist die Inszenierung einer permanenten Seifenoper, die als Journalismus verkauft wird. […] Schreinemakerisierung vermittelt keine Fakten, sondern das Gefühl, dass die Menschen – von einer glaubwürdigen Herrin der Gezeiten – über diese Welt auf dem Laufenden gehalten werden.“ (Weischenberg 1997: 11) „Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe“ (Schäfer 1995: 5), stellt Sabine Schäfer fest, die die Konstruktionen von Geschlecht anhand der Kritiken zu zwei Fernsehformaten untersucht, der großen Samstagabend-Unterhaltungsshow mit Carolin Reiber oder Hans-Joachim Kuhlenkampf und der Nachrichtensendung Tagesthemen mit Sabine Christiansen oder Ulrich Wickert. Schäfers Feststellung gilt gleichermaßen für andere Genres und Ressorts. Sie werden mit ‚männlichen‘ und ‚weiblichen‘ Eigenschaften assoziiert und gelten auch wegen des jeweiligen Geschlechterverhältnisses als ‚Männer‘- oder ‚Frauen‘-Domänen. So belegen z.B. Margreth Lünenborg und Annika Bach am Beispiel der Kriegsberichterstattung und der Erinnerungsbücher prominenter KriegsreporterInnen die Durchdringung von Geschlechterrolle und Berufsrolle (vgl. Lünenborg/Bach 2010). Deutlich wird, dass Geschlechterkonstruktionen einer Hierarchisierung und Statuszuweisung innerhalb des Berufsfeldes Journalismus dienen. Resümierend ist festzuhalten, dass Journalisten-Stereotype besser erforscht sind als Journalistinnen-Stereotype. Wie Journalisten (angeblich) ‚sind‘ oder ‚sein sollten‘, bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Vorstellungen darüber, wie Journalistinnen (angeblich) ‚sind‘ oder ‚sein sollten‘. Journalistische Berufsnormen und Vorstellungen von ‚gutem‘, ‚qualitätsvollem‘ Journalismus sind daher immer auch geschlechtlich determiniert. Neben Geschlechterkonstruktionen interessieren die Quellen der gegenwärtigen JournalistInnen-Stereotype. Die in fiktionalen Genres vorkommenden JournalistInnen-Stereotype sind häufiger Gegenstand der Forschung als mediale Re-

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präsentationen realer JournalistInnen, deren Handeln als vorbildlich oder abschreckend bewertet wird. Gabriele Nintemann behauptet rückblickend auf die Skandale der späten 1980er Jahre, in denen JournalistInnen eine unrühmliche Rolle zukam: „Im Kontext der Berichterstattung zu den Fällen Barschel, Borken, Gladbeck u.a. aktualisierten und manifestierten sich dabei in der Öffentlichkeit Stereotypen über die journalistischen Akteure mit einer negativen Wertladung. Dabei korrespondiert das in der Gesellschaft vorherrschende, lückenhafte Wissen über das berufliche Handlungssystem Journalismus mit negativen Teilerfahrungen, in denen das Handeln einiger weniger Journalisten für die Mehrheit der Angehörigen dieser Berufsgruppe generalisiert wird und über idealisierte Erwartungsmuster stabilisiert wird“ (Nintemann 2002: 7).

Reales ethisches Fehlverhalten wie Distanzlosigkeit, Übertreibung, Bestechlichkeit, Lüge etc. einzelner JournalistInnen stützt das generalisierte JournalistInnenStereotyp und erklärt zumindest ansatzweise, warum „Journalisten“ in der Allensbacher Berufsprestige-Umfrage regelmäßig auf den hinteren Plätzen landen. Doch gibt es in der Realität ebenso Beispiele für engagierten, mutigen, investigativen Journalismus, für „vorbildliche“ JournalistInnen. Auch diese positiven Beispiele wirken sich auf individuelle wie kollektive Vorstellungen vom Journalismus aus und erklären zumindest partiell die anhaltende Nachfrage nach Journalistik-Studienplätzen und Volontariaten. So verfügen Berufs-Bilder und JournalistInnen-Stereotype einerseits über eine ‚reale‘ Grundlage, über unmittelbare Erfahrungen und empirisch nachprüfbare Daten, andererseits sind sie ein Produkt fiktionaler Texte. Fakten und Fiktionen verdichten sich zu einem Bild vom Journalisten und von der Journalistin, das sich in der Realität insofern auswirken kann, als es Einstellungen gegenüber dem Berufsstand als solchen prägt und Handlungen, z.B. die Studien- und Berufswahl oder das Gewähren eines Interviews, beeinflusst. Ein Berufsstand, der für den Journalismus überaus wichtig ist, u.a. weil er über seine rechtlichen Grundlagen mitentscheidet und ihn mit Nachrichten versorgt, ist der der PolitikerInnen. Das mitunter nicht einfache Verhältnis von JournalistInnen und PolitikerInnen ist Gegenstand zahlreicher Betrachtungen und wissenschaftlicher Untersuchungen. Dabei wird zum Teil auch auf die gegenseitigen (Fehl-)Wahrnehmungen, auf Selbst- und Fremdbilder eingegangen. Im Folgenden geht es um die wissenschaftliche, weniger die journalistische Sicht, auf PolitikerInnen-Bilder und -Stereotype.

6.3.2 PolitikerInnen PolitikerInnen bedienen sich in ihrer Rhetorik verschiedener Stereotype, nationaler und ethnischer, religiöser und geschlechtlicher, auch solcher, die die politischen GegnerInnen pauschal abwerten. Beispiele dafür gibt es vor allem in Wahlkampfzeiten zuhauf. In Studien zur politischen Rhetorik und Propaganda sind diese von PolitikerInnen verwendeten Stilmittel umfassend untersucht, schlechter ist die Literaturlage, wenn es um die mediale Stereotypisierung der PolitikerInnen selbst bzw. der Politik als Beruf geht.

C Metaanalysen und Ergebnisse

Zumeist erfolgt ein Rückgriff auf Max Webers berühmten Vortrag Politik als Beruf, den der Wissenschaftler und Kurzzeitpolitiker 1919 auf Einladung der Freien Studentenschaft in München gehalten hat. Auch hier sollen auf einige der von Weber genannten Anforderungen an die Politik und die PolitikerInnen eingegangen werden, in der Annahme, dass seine viel zitierten Beobachtungen und Erkenntnisse bis heute unsere Vorstellungen von ‚der‘ Politik und ‚den‘ Politikern prägen. In Politik als Beruf beschreibt Weber das politische Geschäft als ein „starkes langsames Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und mit Augenmaß zugleich.“ (Weber 2002/1919: 82) Macht anzustreben sei sicher einer der wichtigsten Gründe politisch tätig zu werden, dabei müsse aber unterschieden werden zwischen „Macht als Mittel im Dienst anderer Ziele – idealer oder egoistischer – oder Macht ‚um ihrer selbst willen‘: um das Prestigegefühl, das sie gibt, zu genießen“ (Weber 2002/1919: 7). Politiker – von Politikerinnen105 ist bei Weber keine Rede – müssen ‚hart im Nehmen‘ sein und Niederlagen verkraften können: „Nur wer sicher ist, dass er daran nicht zerbricht, wenn die Welt, von seinem Standpunkt aus gesehen, zu dumm oder zu gemein ist für das, was er ihr bieten will, dass er all dem gegenüber: ‚dennoch!‘ zu sagen vermag, nur der hat den ‚Beruf‘ zur Politik.“ (Weber 2002/1919: 83) Beruf wird hier durchaus als Berufung im biblischen Sinne (vgl. Matthäus 22, 14) verstanden, als Verspüren eines Gerufen-Werdens, um eine höhere Aufgabe für die Gemeinschaft zu erfüllen. Als nahezu unvermeidlich beschreibt Weber die Entwicklung hin zum Berufspolitiker: Ihn kennzeichne, nicht mehr nur für die Politik zu leben, sondern vor allem von ihr (vgl. Weber 2002/1919: 16). Doch wenn nicht nur diejenigen als Politiker in Frage kommen sollen, die aufgrund ihres Vermögens „wirtschaftlich ‚abkömmlich‘“ (Weber 2002/1919: 17) und so gesehen „unabhängig“ (Weber 2002/1919: 19) sind, sondern die Politik auch den „Vermögenslosen zugänglich gemacht“ (ebd.) werden soll, „dann muss sie entgolten werden.“ (Ebd.) In Politiker-Diäten sieht Weber ein Element der Professionalisierung und Demokratisierung des Berufs. In seinem Vortrag kommt Weber auch auf verschiedene Politiker-Typen zu sprechen. Zunächst unterscheidet er nach den Legitimitätsgründen einer Herrschaft. Herrschaft und Autorität können erstens auf Tradition gründen, zweitens auf der „außeralltäglichen persönlichen Gnadengabe (Charisma)“ (Weber 2002/1919: 8) und schließlich auf „Legalität“, die auf dem „Glauben an die Geltung legaler Satzung und der durch rational geschaffene Regeln begründeten sachlichen ‚Kompetenz‘“ (ebd.) beruht. Charismatische Führer, denen sich Menschen „nicht kraft Sitte oder Satzung fügen, sondern weil sie an [sie] glauben“ (Weber 2002/1919: 9), seien in der Vergangenheit in den Figuren „des Magiers und Propheten einerseits, des gekorenen Kriegsführers, Bandenführers, Kondottieres andererseits [...] aufgetreten.“ (Ebd.) Dabei habe der charismatische Führer im eigenen Kulturkreis, „im Okzident“, noch die Gestalt des „freien Demagogen“ und später dann, „im Verfassungsstaat“ die des „parlamentarischen Parteiführers“ eingenommen (vgl. Weber 2002/1919: 9f.). 105 | Deswegen werde ich bei der direkten und indirekten Wiedergabe der Weber’schen Aussagen auch die männliche Form benutzen, ansonsten aber geschlechtergerechte Formen wählen.

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Weber unterscheidet desweiteren zwischen Gelegenheitspolitikern, nebenberuflich und hauptberuflich tätigen Politikern (vgl. Weber 2002/1919: 14). Letztere, die „Berufspolitiker“, entstammten verschiedener „Schichten“ (Weber 2002/1919: 28f.). Weber nennt „die Kleriker“, die „gebildeten Literaten“, den „Hofadel“, als englisches Spezifikum ein „den Kleinadel und das städtische Rentnertum umfassendes Patriziat, [...] ‚gentry‘ genannt“, schließlich „die universitätsgeschulten Juristen“ und die „Demagogen“. Letztere Bezeichnung benutzt Weber trotz des „unangenehmen Beigeschmacks des Wortes“ (Weber 2002/1919: 33) und verweist auf die positive Bedeutung des Wortes in der antiken, griechischen Demokratie. Damals sei damit das einzige Wahlamt, das des Oberstrategen und rhetorisch versierten Kommunikators, gemeint gewesen. „Der politische Publizist und vor allem der Journalist ist der wichtigste heutige Repräsentant der Gattung.“ (Ebd.) Dem folgt die in der kommunikationswissenschaftlichen Berufsforschung häufig zitierte (vgl. z.B. Kunczik 1988: 48; Weischenberg 1995: 436; Pöttker 1997: 82) Passage über „den Journalisten“, sein geringes Ansehen, das doch im Gegensatz zu seiner verantwortungsvollen Tätigkeit und den dafür notwendigen Fähigkeiten stehe (vgl. Weber 2002/1919: 33f.). Webers Ausführungen zu autoritären und charismatischen Führungspersönlichkeiten im Vergleich zu „Staatsdienern“, zur Bezahlung der Politikern als ein Element der Professionalisierung und Demokratisierung, zur Verantwortungsund Gesinnungsethik, die politisches Handeln leiten, schließlich seine Typologie von Berufspolitikern sind für die Analyse aktueller PolitikerInnen-Stereotypen insofern relevant, als sie normative Setzungen enthalten und Maßstäbe zur Beurteilung von PolitikerInnen und ihrem Handeln liefern. Der Anforderungskatalog scheint seit Webers Politik als Beruf jedoch immer länger und auch widersprüchlicher geworden zu sein. Ronald Hitzler hat Anfang der 1990er Jahre eine „überparteiliche Checkliste mit den ‚wichtigsten‘ Bedingungen für eine erfolgreiche Politikerkarriere“ (Hitzler 1994: 282) zusammengestellt. Danach sollten PolitikerInnen versuchen glaubhaft zu machen, dass „man kompetent ist (aber nicht arrogant), loyal (aber nicht unterwürfig), selbständig (aber nicht eigenbrötlerisch), ehrlich (aber nicht naiv), engagiert (aber nicht verbohrt), sachlich (aber nicht leidenschaftslos), informiert (aber nicht überlegen), wortgewandt (aber nicht redselig), kämpferisch (aber nicht rücksichtslos), konsenswillig (aber nicht opportunistisch). Im übrigen ist es in der Regel von Vorteil zu versichern, dass man zwar ‚mit ganzer Kraft‘ sich der Politik verschrieben hat, dass diese aber gleichwohl keine Obsession sei, und zu demonstrieren, dass man (vor allem) für eine politische Überzeugung lebt, und nicht (bzw. allenfalls ‚zufällig‘ auch) von einer solchen.“ (Ebd.)

Hitzlers Checkliste enthält einige Hinweise auf positive wie negative PolitikerInnenStereotype. Sie entsteht zu einer Zeit, als das Thema Politikverdrossenheit in aller Munde ist und zu einer kaum überschaubaren Menge an Analysen und Deutungen des Phänomens führt. Politikverdrossenheit wird 1992 gar zum „Wort des Jahres“ gewählt. Entsprechenden Aufschwung nimmt auch die Forschung zur Politikerverdrossenheit,

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wovon wiederum die Berufsstereotypenforschung profitiert. Dieser Forschungsboom schlägt sich aber nicht in den für Metaanalyse I ausgewerteten FachzeitschriftenBeiträgen nieder. Hier ist lediglich ein früher Beitrag von Dallas W. Smythe in Rundfunk und Fernsehen zum Bild des Politikers in den Medien zu verzeichnen (vgl. Smythe** 1961). Jedoch finden sich in den für Metaanalyse II berücksichtigten Publikationen zur politischen Kommunikation, zum Verhältnis von Medien und Politik und zum Image von PolitikerInnen Passagen, in denen es um die Stereotypisierung des Berufs geht. So beschreibt z.B. Horst Pöttker in seinem Aufsatz Über das notwendig schlechte Image der Journalisten den Unterschied zwischen JournalistInnen und PolitikerInnen journalistisch verkürzt: „Politikern geht es um die Macht, Journalisten um die Wahrheit – oder es sollte ihnen zumindest darum gehen.“ (Pöttker 1997: 90) In den folgenden Ausführungen sind als inhaltliche Schwerpunkte das Verhältnis zwischen PolitikerInnen, BürgerInnen und Medien vorgesehen, der Versuch der PolitikerInnen via Medien ein möglichst positives Image zu erlangen und der Erfolg dieser Bemühungen, der sich u.a. in den Einstellungen der BürgerInnen zur Politik und ihren RepräsentantInnen niederschlägt. Zum Verhältnis zwischen Politik und BürgerInnen bzw. Wahlvolk bietet die politikwissenschaftliche Literatur eine Vielzahl theoretischer wie empirischer Erkenntnisse. Aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht findet jedoch in politikwissenschaftlichen Publikationen die Herstellung einer politischen Öffentlichkeit via Medien und Kommunikation nicht immer eine angemessene Berücksichtigung, obwohl Politik doch zu einem großen Teil über Medien und Kommunikation vermittelt wird. Nachrangig erscheint auch, dass das RezipientInnenBild von der Politik und den PolitikerInnen ein medial geformtes ist. Um diese medialen und z.T. stereotypen PolitikerInnen-Bilder, um Konstruktionen von Politik und PolitikerIn-‚Sein‘ durch die PolitikerInnen selbst, durch die Medien und durch die RezipientInnen, geht es hier. Wie die PolitikerInnen ‚sein sollten‘, darüber geben gesetzliche Vorgaben, Ethikkataloge und politikwissenschaftliche Abhandlungen wie etwa Max Webers Politik als Beruf Auskunft. Wie sie ‚tatsächlich sind‘, lässt sich hingegen höchstens annäherungsweise feststellen. Dass PolitikerInnen Image-Building betreiben, wird seit den US-amerikanischen Wahlkämpfen der 1950er Jahre diskutiert. Dallas W. Smythe beschreibt ImageBuilding am Beispiel des Wahlkampfes zwischen Richard Nixon und John F. Kennedy (vgl. Smythe** 1961: 254). Nixon selbst hat laut Smythe bei einem Auftritt vor dem New Yorker TV and Radio Executive Club gesagt, dass „die Öffentlichkeit Namen und Gesichter und keine Parteiprogramme kauft und daß ein Kandidat für ein öffentliches Amt auf fast die gleiche Weise in den Handel gebracht werden muß wie irgendein anderes Produkt“ (Nixon, zit. nach Smythe** 1961: 254). Smythe, der zu den VertreterInnen einer kritischen politischen Ökonomie der Medien zählt, beobachtet eine Angleichung der Kandidaten, eine Tendenz zum Durchschnitt und Mittelmaß, genährt durch die Hoffnung, Wahlen ‚in der Mitte‘ zu gewinnen. „Gleichzeitig aber und wiederum in Parallele zur Wirtschaftswerbung suchten beide Kandidaten sich voneinander so weit zu unterscheiden, dass ihr ‚Image‘ noch konkurrenzfähig blieb.“ (Smythe** 1961: 254)

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Smythe, der das politische Geschäft als Teil der Kultur- und Bewusstseinsindustrie interpretiert (vgl. Smythe ** 1961: 251), benennt mit der Arbeit am Image einen Punkt, der auch in späteren Kritiken an der Politik und ihren RepräsentantInnen oft zu finden ist: dass PolitikerInnen nicht ‚authentisch‘, ‚wahrhaftig‘, ‚ehrlich‘ seien, sondern ‚etwas vorgeben, was sie nicht sind‘ und ‚bewusst täuschen‘. Die Diskrepanz zwischen ‚Sein‘ und ‚medialem Schein‘ ist ein wesentlicher, aber nur einer von vielen, zumeist negativen Punkten, die zusammen das Bild von ‚den‘ PolitikerInnen ergeben. In der Allensbacher-Berufsprestige-Skala von 2011 rangieren „Politiker“ auf Platz 16. Nur 6 Prozent der Befragten nannten den Beruf als einen, vor dem sie „Achtung haben“ (vgl. Allensbacher Berufsprestige Skala 2011: 4). Dieser Wert war früher einmal höher, das gleiche gilt für das in verschiedenen Umfragen bekundete politische Interesse, die Nutzung von politischen Inhalten in den Medien und die Wahlbeteiligung. Auch hier konstatieren ForscherInnen über die Jahre sinkende Werte. Diese Befunde verleiten zu Interpretationen, nicht selten verbunden mit Schuldzuweisungen. ‚Schuld‘ am Negativ-Image der PolitikerInnen und an ihrem schwindenden Ansehen seien die PolitikerInnen selbst, so eine äußerst populäre Deutung, der sich auch als ParteienkritikerInnen prominent gewordene PolitikwissenschaftlerInnen wie Hans Herbert von Arnim oder Ute und Erwin K. Scheuch anschließen (vgl. z.B. Arnim 1993; Scheuch/Scheuch 1992). Weniger populär ist die Kritik an den BürgerInnen, die entweder als unwissend und desinteressiert (‚politikfern‘) oder aber als bigott und zu kritisch beschrieben werden. PolitikerInnen halten sich bei der Publikums- bzw. WählerInnenbeschimpfung verständlicherweise zurück. Schließlich bietet sich als dritte Deutung an, dass ‚die Medien‘ schuld sind am Negativ-Image der PolitikerInnen – eine von den PolitikerInnen überwiegend bevorzugte Interpretation, der aber auch (Kommunikations-)WissenschaftlerInnen zuneigen. Begriffe wie Mediokratie, Medialisierung, Mediatisierung etc. versuchen das Phänomen zu fassen, dass „Informations- und Kommunikationstechnologien gegenwärtig jede Dimension von Gesellschaft vermitteln“ (Livingstone 2009: 1f.), was erklärt, warum auch die Politik als zunehmend mediatisiert im Sinne einer ‚Unterwerfung‘ unter die herrschenden Medienlogiken erscheint. In der zu Beginn der 1990er Jahre verstärkt geführten gesellschaftliche Debatte über Politik(er)verdrossenheit lassen sich die verschiedenen Deutungen und Schuldzuweisungen ausmachen, insbesondere die, dass die PolitikerInnen aufgrund ihres Fehlverhaltens den Verdruss der BürgerInnen herbeigeführt hätten. Im Zuge dieser Debatte sind PolitikerInnen-Stereotype verbreitet worden, die das anhaltend negative Bild von ‚der‘ Politik und ihren RepräsentantInnen bestimmen. Aufschlussreich sind dabei Prozesse der Verallgemeinerung und Differenzierung, so ob und in welchen Fällen sich soziale Merkmale wie Geschlecht, Herkunft, Ethnie, Bildung, Religion, Alter, Körperlichkeit, parteipolitische Orientierung, sexuelle Orientierung etc. auf PolitikerInnenStereotype auswirken und zu Substereotypen wie ‚die Lokalpolitikerin‘, ‚der elder statesman‘, ‚der Hinterbänkler‘, ‚die Kanzlerin‘ oder die ‚Migrationsbeauftragte‘ führen. Auszugehen ist – wie schon beim Journalismus – von einer vertikalen und horizontalen Segregation des ‚Arbeitsmarktsegmentes‘ Politik. Das Ansehen der Poli-

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tikerInnen variiert je nach dem, ob es sich um Nebenberufs- oder BerufspolitikerInnen handelt, ob sie auf lokaler, Landes-, Bundes- oder internationaler Ebene tätig sind, ob und welche mehr oder weniger prestigeträchtigen Ressorts sie verwalten u.v.m. So wirken sich individuelle wie ‚systemische‘ Eigenschaften auf das Bild von der Politik und ihren RepräsentantInnen aus. Zu den individuellen zählen Aussehen, Verhalten und Kompetenz der PolitikerInnen, zu den systemischen generell die Funktionalität bzw. Problemlösekapazität ‚der‘ Politik, die Offenheit oder Geschlossenheit bzw. Durchlässigkeit des politischen Systems, die u.a. über Karrieren von QuereinsteigerInnen entscheidet, die Stellung der Parteien im demokratischen System, der Einfluss von Partei und Fraktion auf die Abgeordneten, Politiker-Privilegien wie Immunität, Aufwandsentschädigungen, Diäten, Pensionen und die Nähe der Politik zu anderen gesellschaftlichen Subsystemen wie z.B. der Wirtschaft und zum Souverän, dem Volk. Die Nähe zum Volk wird größtenteils mittels Medien hergestellt. PolitikerInnenbilder sind daher vor allem Medienbilder; der journalistische Einfluss auf das Image der Politik und ihrer RepräsentantInnen sollte deswegen nicht unterschätzt werden. Hans Mathias Kepplinger erliegt dieser Gefahr nicht. Im Gegenteil sieht er in den Medien und ihrer zunehmenden Tendenz zur Skandalierung106 die Hauptverantwortlichen für Die Demontage der Politik in der Informationsgesellschaft (Kepplinger 1998). Kepplinger konkretisiert seinen Vorwurf gegenüber den Medien, indem er auf ein generationelles Stereotyp zurückgreift: „Die starke Zunahme der pessimistischen Darstellungen von Mängeln des politischen Systems der Bundesrepublik in den siebziger Jahren war [...] eine Folge des Berufseintritts der 68er-Generation, die [...] den Älteren mit dem Anspruch gegenübertrat, kritischer und demokratischer zu sein.“ (Kepplinger 1998: 144) Die Behauptung eines sich „seit 1968“ etablierenden „habituellen Pessimismus“ (ebd.) unter den JournalistInnen stützt Kepplinger durch eine Untersuchung der wertenden Tendenzen in der medialen PolitikerInnendarstellung dreier überregionaler Tageszeitungen (Die Welt, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Süddeutsche Zeitung) von 1951 bis 1995. „Der Anteil negativer Aussagen war am Ende des Untersuchungszeitraumes sieben Prozent größer als am Anfang (76 vs. 69%). Dazwischen lag eine Periode mit einem noch größeren Anteil negativer Wertungen – die Zeit des Umbruchs von der sozial-liberalen zur konservativ-liberalen Regierung Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre.“ (Kepplinger 1998: 183) Man könnte auch sagen: die Zeit des Aufkommens neuer sozialer Bewegungen oder die Zeit, in der Franz-Josef Strauß Bundeskanzler werden wollte. Ein Anstieg kritischer oder wie Kepplinger meint skandalierender Berichte ist da kaum erstaunlich, eher, dass er so gering ausfällt. Neben Kepplingers Ergebnissen und ihrer Deutung ist das methodische Vorgehen interessant, nämlich für welche Dimensionen bzw. „Eigenschaftskomplexe“ (Kepplinger 1998: 184) wertende Darstellungen erfasst worden sind. Unter „Eigenschaftskomplexe“ fasst der Autor „Problemlösungsfähigkeit“, „Persönlichkeit“, 106 | Kepplinger benutzt den linguistisch korrekten Begriff Skandalierung, im allgemeinen Sprachgebrauch setzt sich jedoch Skandalisierung durch.

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die Vertretung von „Eigeninteressen“, die „Gemeinwohlorientierung“ sowie die „Bürgerbeteiligung“ (Kepplinger 1998: 184). Diese Eigenschaftskomplexe setzen sich aus verschiedenen Komponenten zusammen, beispielsweise finden sich unter „Persönlichkeit“ Tugenden wie „Glaubwürdigkeit“, „Rechtstreue“, „Pflichtbewusstsein“, „Verantwortungsbewusstsein“, „Prinzipientreue (Opportunismus)“ (ebd.). Kepplinger verweist desöfteren auf die Diskrepanz zwischen Politik und Politik(erInnen)darstellung. Er vermutet bezüglich der Wirkungen auf die RezipientInnen: „Die Rezipienten registrieren nicht oder vergessen, dass ihre Realitätsvorstellungen auf Realitätsdarstellungen beruhen, dass diese Darstellungen nur Ausschnitte der Realität repräsentieren und die Auswahl der Ausschnitte und ihre Präsentation auch die subjektiven Sichtweisen der Berichterstatter spiegeln.“ (Kepplinger 1998: 214) So gesehen ist die in den 1990er Jahren diskutierte Politikverdrossenheit mit ihren Spielarten der Politiker-, Parteien-, Demokratie- und Involvierungsverdrossenheit (vgl. Wolling 1999) vor allem ein Produkt der PolitikBerichterstattung und der Wahrnehmung des politischen Personals. Fraglich bleibt, inwiefern sich mediatisierte Politik und der Trend zur Boulevardisierung auf der einen Seite und sich verändernde Geschlechterverhältnisse auf der anderen Seite auf die Stereotypisierung der PolitikerInnen auswirken. Im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts gehen ForscherInnen dem nach und untersuchen die medialen Diskurse über Macht und Geschlecht am Beispiel prominenter, im Rampenlicht stehender Politikerinnen wie Angela Merkel und Ségolène Royal (vgl. Coulomb-Gully 2009; Lünenborg et al. 2009; Nieland 2009) oder aber Präsidentengattinnen, die öffentlich als „Assistentin“, „Aktivistin“ oder „apolitisches Accessoire“ auftreten (vgl. Seggelke 2009). Die Studien belegen: dass Geschlecht nebensächlich sei im Politikgeschäft und nur Kompetenz zähle, ist eine häufig aufgestellte, doch nicht zutreffende Behauptung. Vielmehr gilt auch und gerade in Zeiten, in denen mit Angela Merkel als Bundeskanzlerin eine Frau an der Spitze des Staates steht: „Ein Politiker ist einfach ein Politiker; eine Politikerin ist jedoch aus Sicht der Journalisten immer auch eine Frau.“ (Drinkmann/Cabarello 2007: 201) Ebenso, ließe sich ergänzen, aus Sicht der BürgerInnen. Die Strategie mancher Politikerinnen, das Geschlecht nicht zu thematisieren, hält z.B. Birgit Meyer langfristig für nicht erfolgversprechend. Ihren Aufsatz, der einen Überblick über Politikerinnendarstellungen in der deutschen Presse seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland gibt, beginnt Meyer mit einem Experiment107. Sie konfrontiert die LeserInnen mit einem Zeitungsartikel, in dem ein einsamer, im Privatleben gescheiterter Politiker porträtiert wird. Der Artikel trägt die Überschrift: „Nachts, wenn der Generalsekretär weint.“ Ein solcher Artikel ist einige Jahre zuvor über eine Politikerin tatsächlich erschienen. Ein Porträt, so die Autorin, das im Falle eines Politikers undenkbar gewesen wäre (vgl. Meyer 2009: 9). Meyer plädiert am Ende ihres Aufsatzes für einen strategischen Essentialismus: 107 | Vgl. das in Kapitel C 3.5 erwähnte und ganz ähnlich angelegte Experiment von Y. Michal Bodemann zu antisemitischen und antiislamischen Stereotypen in der Presseberichterstattung.

C Metaanalysen und Ergebnisse „Es nützt Politikerinnen nichts, wenn sie versuchen, Weiblichkeit bzw. ihr Frau-Sein in der Politik nicht zu thematisieren. Der Versuch, diese Themen von sich zu weisen, wird scheitern. Politikerinnen sollten mit Geschlechterstereotypen bewusst umgehen und sie punktuell strategisch einsetzen, sonst verschenken sie wichtige Potenziale. In der Konfrontation bzw. Provokation mit dem ‚Alleinstellungsmerkmal Frau‘ liegen auch Chancen.“ (Meyer 2009: 11)

Diesen Rat scheint Angela Merkel beherzigt zu haben. Fotos, die sie tiefdekolletiert bei einem Opernbesuch zeigen, werden „in Teilen der Qualitätsmedien (mit ironischem Unterton) als bewusste Geschlechterperformanz im Feld des Politischen verhandelt“ (Lünenborg et al. 2009: 89). Quantitative wie qualitative Unterschiede nach Geschlecht sind in der Berichterstattung über PolitikerInnen gang und gäbe, das zeigt zum einen eine Zusammenstellung von Personenbezeichnungen in der Politik (vgl. Maier/Lünenborg 2012: 85; Abb. 3), zum anderen eine Übersicht der in Überschriften verwendeten Sprachbilder und „metaphorischen Konzepte“ (vgl. Maier/Lünenborg 2012: 86; Abb. 4). Politik, so legen es die Metaphern in journalistischen Beiträgen nahe, sei Kampf, Jagd, Spiel, Theater, Natur, eine Reise bzw. ein langer Weg, eine mehr oder weniger glückliche Liebe. Auf Konventionen beruhende kulturelle Zuschreibungen von ‚Männlichkeit‘ und ‚Weiblichkeit‘ bestimmen die Auswahl der Personenbezeichnungen und Metaphern. So werden im Vergleich für Politiker andere Bezeichnungen und aus anderen Bereichen stammende Metaphern verwendet als für Politikerinnen. Doch auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel: Bezeichnungen wie „Machtpolitikerin“ oder „eiserne Lady“ verweisen darauf, dass eine Frau in Bereiche vorstößt, die lange Zeit Männern vorbehalten waren. Aufschlussreich sind dann der Kontext, in dem die Bezeichnung verwendet wird, und die Tendenz: werden Machtausübung und ‚eisernes‘ Beharrungsvermögen positiv oder negativ bewertet? Eine andere Bezeichnung, die die Forscherinnen in Berichten über Angela Merkel finden, ist „Mutti“. Damit, so die Autorinnen, kennzeichneten die JournalistInnen den Führungsstil der Kanzlerin (vgl. Maier/Lünenborg 2012: 85). Die Bezeichnung enthält jedoch noch viel mehr, nämlich eine Diskreditierung der ostdeutschen Politikerin, die bekanntermaßen nicht Mutter und auch nicht „Mutti“, so die in Ostdeutschland übliche Koseform, ist. „Mutti“, so die Konnotation, lebe die ihr (unterstellte) Mütterlichkeit nun in einem Bereich aus, wo Mütter doch nichts zu suchen hätten. In der taz finden sich zwei Kommentare (vgl. Kappert 2010; Gaus 2009), in denen die Bezeichnung „Mutti“ ebenfalls kritisch gesehen wird: „Wer sie ‚Mutti‘ nennt, drückt aus, wie ein Bundeskanzler aus seiner Sicht sein sollte. Männlich, dynamisch und westdeutsch.“ (Gaus 2009: o.S.) Bettina Gaus deutet die Verwendung des Spitznamens als Wunsch nach Größe und Lust am Klein-Machen, die allerdings sowohl die Kanzlerin als auch den Bundespräsidenten treffen können: „Wenn Horst Köhler die Ausstrahlung eines ‚Sparkassendirektors‘ attestiert wird, dann ahnt man, wie sich der Beschreibende sein Staatsoberhaupt wünscht: als Repräsentant einer Großbank, mindestens.“ (Ebd.) Die Publizistin erklärt so auch die Begeisterung für Politiker wie Karl-Theodor zu Guttenberg.

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Mit dem sich im neuen Jahrtausend vollziehenden Wandel der medialen Repräsentation von Macht und Geschlecht beschäftigen sich Margreth Lünenborg und Jutta Röser in einem Forschungsprojekt, welches das Gendering von Führungspersonen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zum Gegenstand hat. Analysiert werden von den Wissenschaftlerinnen jedoch auch die Darstellungen von Spitzenkräften in der Wirtschaft und Wissenschaft (vgl. Lünenborg/Röser 2012). Die Studie von Lünenborg und Röser ist die erste im deutschsprachigen Raum, in der mediale Macht- und Geschlechterrepräsentationen auf einer breiten empirischen Basis quantitativ und qualitativ für drei gesellschaftliche Bereiche untersucht wurden. Auf einige Ergebnisse der Untersuchungen zu PolitikerInnen in den Medien ist bereits verwiesen worden. Mit Wirtschaft und Wissenschaft haben die Forscherinnen zwei weitere gesellschaftlich relevante Arbeitsbereiche in den Blick genommen, denen die kommunikationswissenschaftliche Stereotypenforschung bislang kaum Aufmerksamkeit entgegengebracht hat.

6.3.3 UnternehmerInnen In dem von Leonhard Reinisch herausgegebenen und von Hans Bohrmann 1974 in der Publizistik besprochenen Band Berufsbilder heute findet sich ein Beitrag der Soziologin Helge Pross zu Der Unternehmer (vgl. Pross 1973). In ihm geht es aber weniger um Selbst- und Fremdbilder als um die „Legitimation der Rechte von Unternehmensleitern“ (Pross 1973: 88). Die fehlende Legitimierung einer ausschließlich auf Gewinnmaximierung ausgerichteten Unternehmenspolitik ist nach Pross der Grund für die anhaltende Kritik an ‚den‘ UnternehmerInnen. Ihr mit PR und Image-Pflege zu begegnen sei nicht ausreichend: „Auf die Dauer ist es nicht möglich, die Schwäche der eigenen Position, die die Folgen von Schwächen ihrer Legitimationen sind, durch bloße Propaganda zu überwinden.“ (Pross 1973: 101) Dennoch setzen Unternehmen auf Kommunikation. Die wenigen Studien, die es zur medialen Repräsentation und zum Ansehen von UnternehmerInnen gibt, sind größtenteils Auftragsstudien, die von Meinungsforschungsinstituten wie dem Institut für Demoskopie Allensbach oder dem Bonner Institut Medientenor durchgeführt werden. Ziel ist, mehr über die Stimmung in der Bevölkerung zu erfahren und langfristig an Reputation zu gewinnen, indem z.B. das soziale oder ökologische Engagement von Unternehmen betont wird. Doch Finanz- und Wirtschaftskrisen sowie steigende Arbeitslosenzahlen verstärken das Negativ-Image von Unternehmen und UnternehmerInnen, zumal wenn trotz ‚Krise‘ Gewinne und Managergehälter steigen. Häufig findet eine Gleichsetzung von Personen und Unternehmen statt, ManagerInnen werden zum Aushängeschild ihres Unternehmens und zugleich zum Sinnbild für ‚die‘ Wirtschaft. Öffentliche Aufmerksamkeit erfahren aber nur einige wenige Spitzenkräfte, der Großteil der ManagerInnen und BesitzerInnen großer Unternehmen ist kaum bekannt. So konstatieren die wenigen veröffentlichten Studien zum Bild der UnternehmerInnen in den Medien unisono ein generell negatives Bild, das nur dann differenzierter ausfällt, wenn es um konkrete Personen, z.B. den eigenen Arbeitgeber geht.

C Metaanalysen und Ergebnisse

Insgesamt aber ist die Ablehnung groß. Nahezu zeitgleich mit der gesellschaftlichen Debatte über Politik- und Politikerverdrossenheit findet Anfang der 1990er Jahre eine Debatte über das Missmanagement deutscher UnternehmerInnen statt. Ein äußerst populäres und viel verkauftes Buch ist Günter Oggers populistische Abrechnung mit den Nieten in Nadelstreifen (vgl. Ogger 1992). Allein die im Inhaltsverzeichnis verwendeten substantivischen Bezeichnungen lassen ahnen, dass hier alles andere als eine ausgewogene Darstellung beabsichtigt ist. Ogger nennt Unternehmer und Manager „Versager“, „Kapitalvernichter“, „Knastbrüder“, „Mafiosi“, „absolutistische Fürsten“, „arme Würstchen“, „Greise“, „Gurus“, „Missmanager“, „Anpasser“, „Duckmäuser“, „Fachidioten“, „Lämmer statt Tiger“, „Langweiler“, „falsche Leute am falschen Platz“, „Bluffer und Blender“, „orientierungslose Führer“ u.v.m. Oggers Rundumschlag endet mit der Forderung nach einem „Ehrenkodex für Manager“ (Ogger 1992: 262), obwohl er sich zuvor über „ethisches Gesäusel“ (Ogger 1992: 242) mokiert hat. Die Finanzkrisen im neuen Jahrtausend erweitern die Liste der im medialen Diskurs verwendeten Schmähwörter um Tiernamen wie „Aasgeier“, „Haie“ und „Heuschrecken“. Letzteren Begriff hat der SPD-Parteivorsitzende Franz Müntefering 2005 benutzt, um das Vorgehen von Hedgefonds-Managern in einer globalisierten Wirtschaft zu charakterisieren: „Sie bleiben anonym, haben kein Gesicht, fallen über Unternehmen her, grasen sie ab und ziehen weiter.“ (Müntefering, zit. nach Pörksen 2005: o.S.) Müntefering wird für diesen Vergleich heftig kritisiert, nicht nur von Seiten der Wirtschaft. Manche erkennen in dem von ihm entworfenen Bild der vaterlandslosen Gesellen und gierigen Protagonisten neoliberalen Wirtschaftens Parallelen zu antisemitischen Stereotypen. Die lange Liste negativer Zuschreibungen wie ‚maßlos‘, ‚geldgierig‘, ‚abgehoben‘, etc. an ‚die‘ UnternehmerInnen wirft die Frage auf, welche positiven Bilder (noch) existieren. ‚Früher‘, so insinuieren Publikationen wie die von Günter Ogger, aber auch Biographien und Memoiren ‚großer Unternehmerpersönlichkeiten‘ oder Unternehmensgeschichten, sei man doch Seite an Seite gestanden, habe z.B. nach zwei Weltkriegen ‚gemeinsam die Karre aus dem Dreck gezogen‘ und für ein ‚Wirtschaftswunder‘ gesorgt, von dem alle profitiert hätten. In solchen Metaerzählungen wird das Bild des zupackenden, zuweilen strengen, aber gütigen und gerechten, stets um das Wohl seiner ArbeiterInnen besorgten Unternehmens-Patriarchen gezeichnet. Das Unternehmen erscheint als große Familie, die Sicherheit bietet und für die man einsteht. Diese Rolle können auch Frauen ausfüllen, und es gibt einige wenige Beispiele für Unternehmerinnen, die diesen Führungsstil laut Medienberichten pflegen (vgl. Maier/Lünenborg 2012: 100). Insgesamt gilt aber, dass Unternehmerinnen wie Politikerinnen ‚Ausnahmefrauen‘ sind. Je größer das Unternehmen ist, gemessen an Umsatz, Gewinn, Zahl der Beschäftigten, desto geringer ist die Zahl der Firmeninhaberinnen und TopManagerinnen in Spitzenpositionen. Als Ausnahmefrauen, ‚allein unter Männern‘, werden sie auch medial repräsentiert, so Tanja Maier und Margreth Lünenborg in einer qualitativen Textanalyse von Pressetexten aus dem Jahr 2008 (vgl. Maier/ Lünenborg 2012: 73). Damit erhalten die ‚Spitzenfrauen‘ eine Sichtbarkeit, die dazu

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verleiten könnte, die Kritik an der Unterrepräsentanz von Frauen in den Führungsetagen für unberechtigt zu halten. Schließlich, so legen die Medienberichte nahe, seien doch nun auch Frauen ‚ganz oben‘. Die Forscherinnen weisen nach, dass es neben den quantitativen eine Vielzahl qualitativer Unterschiede in der Berichterstattung über das männliche oder weibliche Spitzenpersonal in der deutschen Wirtschaft gibt. So werden Managerinnen häufiger auch als private Person beschrieben und die LeserInnen erfahren mehr über das Aussehen und Auftreten sowie über den Familienstatus der Unternehmerinnen, beispielsweise wenn die Rede von der „Witwe“, „Mutter zweier erwachsener Söhne“ oder „Tochter und Erbin“ die Rede ist. Auffällig ist zudem, dass Männer im Vergleich zu den Frauen deutlich mächtiger positioniert werden: als „Konzernlenker“, „Helden“, „Anführer“, „Leitwölfe“ und „Lichtgestalten“. Auch werden sie als wettbewerbsorientierter und kampfeslustiger dargestellt, Eigenschaften, die als ‚männlich‘ und als Voraussetzung für Erfolg gelten. Doch dominieren trotz dieser immer wieder vorkommenden Überhöhungen ‚männlichen‘ Führungsverhaltens insgesamt ‚neutrale‘ Berufs- und Funktionsbezeichnungen, bei denen die UnternehmerInnen als „Vorgesetzte“ oder „ChefInnen“ bezeichnet werden (vgl. Maier/Lünenborg 2012: 98). Geschlechterstereotype werden auch dort gleich in zweifacher Weise reproduziert, wo nach den Ursachen für die Wirtschaftskrise seit 2008 und Auswegen aus dieser Krise gesucht wird – und die Tageszeitung Die Welt darüber berichtet. Das zeigt eine Meldung mit der Überschrift „Sündenböcke: Frauen schieben Wirtschaftskrise auf die Männer“ (Die Welt 2009: o.S.). Zitiert wird die Präsidentin des Verbands deutscher Unternehmerinnen, Petra Ledendecker, die in der Wirtschaftskrise auch eine Folge der zu geringen Beteiligung von Frauen an den Führungspositionen sieht. Gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung habe die Verbandspräsidentin gesagt: „Wären sie ebenbürtig vertreten, hätte das Zockerunwesen in der Finanzbranche kaum diese Ausmaße annehmen können.“ (Ledendecker 2009, zit. nach Die Welt 2009: o.S.) In dem Welt-Artikel wird die Aussage Ledendeckers in einen Zusammenhang mit der Forderung nach der Frauenquote gestellt. So zeigt sich, dass die Wirtschaft ein auch geschlechterpolitisch umkämpftes Feld ist. UnternehmerInnen-Stereotype sind zudem mit anderen Stereotypen wie Klasse, Körper und Alter eng verknüpft. Das gilt auch für die im Folgenden betrachtete Berufsgruppe der WissenschaftlerInnen.

6.3.4 WissenschaftlerInnen Max Weber hat sich nicht nur mit Politik als Beruf, sondern auch mit Wissenschaft als Beruf beschäftigt. Der Vortrag Wissenschaft als Beruf, der 1919 in gedruckter Form erschienen ist, enthält einige Auffassungen vom ‚Wissenschaftler‘108-Beruf, die bis heute präsent sind, so z.B. die Unbedingtheit und Opferbereitschaft, die eine wissenschaftliche Karriere angeblich erfordert. Laut Weber beruht die Entscheidung für den 108 | Weber beschränkt sich auf „den Wissenschaftler“, weswegen ich bei der Wiedergabe seiner Aussagen die männliche Form beibehalte.

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Beruf des Wissenschaftlers – gleich der Entscheidung, politisch tätig zu werden – auf einem Gefühl der inneren Verpflichtung, des Berufen-Seins. Trotzdem könne man als Wissenschaftler dem akademischen Nachwuchs nicht unbedingt empfehlen, diesen Beruf zu ergreifen, denn zu viele Ungewissheiten belasten den wissenschaftlichen Weg und statt intellektueller Brisanz sind es nicht selten Zufälle und Beziehungen, die über eine Karriere entscheiden. Weber spricht von „Hazard“ (Weber 1992/1919: 75f.). Erst mit der Etablierung der Wissenssoziologie als Lehre von der Entstehung, Verbreitung, Verwendung und Bewahrung von (wissenschaftlichem) Wissen, zu der neben Max Weber etliche andere mit ihren Schriften beigetragen haben, setzt die wissenschaftliche Beschäftigung mit den WissenschaftlerInnen und dem durch sie repräsentierten Bild von Wissenschaft ein. Medien kommt in diesem Zusammenhang eine gewichtige Rolle zu. Sie erzeugen und vermitteln mehr oder weniger stereotype Bilder von Wissenschaft und den wissenschaftlich tätigen Personen. Dabei konzentrieren sie sich in den meisten Fällen auf diejenigen ProtagonistInnen, die in der wissenschaftlichen Hierarchie als ProfessorInnen weit oben stehen. Der „akademische Mittelbau“ oder die Studierenden als ebenso wissenschaftliches Wissen konsumierende und erzeugende Subjekte bleiben weitgehend unbeachtet. Sie sind aber ein nicht zu unterschätzender Teil des segmentierten und von horizontaler und vertikaler Segregation gekennzeichneten akademischen Arbeitsmarktes. Wissenschaft ist heute ähnlich wie Politik und Wirtschaft mediatisiert, d.h. dass Medien im gesamten wissenschaftlichen Produktions-, Distributions- und Rezeptionsprozess eine maßgebliche Rolle spielen. Was wir über ‚die‘ Wissenschaft wissen, wissen wir überwiegend aus den Medien. Einen unmittelbarer Kontakt zu WissenschaftlerInnen und eine Vorstellung von deren Berufsalltag haben die meisten Menschen nicht. Ihr Bild von Wissenschaft speist sich aus unterschiedlichen Quellen, ganz überwiegend aus der Literatur und aus Spielfilmen, außerdem aus nonfiktionalen Medienformaten, in denen WissenschaftlerInnen als ExpertInnen Stellung nehmen zu neuesten Entwicklungen. Welcher Art diese Bilder sind, ist zunächst im angelsächsischen Raum ausführlicher untersucht worden. Verwiesen wird häufig auf die Untersuchung von Margret Mead und Rhoda Métraux, die Mitte der 1950er Jahre SchülerInnen einer Highschool zu ihrem Bild von Wissenschaft befragt und sie Zeichnungen haben anfertigen lassen (vgl. Mead/Métraux 1957), auf die Studien von George Gerbner zu Wissenschaft im Fernsehen (vgl. Gerbner 1987) und auf zwei Studien aus den 1990er Jahren. Die eine stammt von Marcel LaFollette, die in der US-amerikanischen Presseberichterstattung zwischen 1910 und 1955 vier WissenschaftlerInnen-Stereotype identifiziert hat (vgl. LaFollette 1988; 1990), die andere von Roslynn Haynes, die analysiert hat, welche Bilder von Wissenschaft und WissenschaftlerInnen in der fiktionalen Literatur der vergangenen Jahrhunderte vorkommen. Haynes ist dabei auf sieben Typen von Wissenschaftlern gestoßen (vgl. Haynes: 2003a; 2003b). LaFollette fasst zusammen: „Four themes appeared consistently, each emphasizing different social roles for scientists, each having positive and negative sides, and each having different implications for the image of research in general: the scientist as

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wizard, as expert, as creator/destroyer, and as hero.“ (LaFollette 1990: 98) Was diese vier Wissenschaftler-Typen ausmacht, beschreibt LaFollette im Folgenden (vgl. ebd.: 108), eine ausführliche Darstellung findet sich auch in dem Band Wissenschaftsforschung (vgl. Felt/Nowotny/Taschwer 1995: 257). Haynes ergänzt die Liste der Klischee-Bilder aufgrund ihrer Literaturanalysen um den „bösen Alchimisten“, den „edelmütigen Wissenschaftler als Held oder Retter der Gesellschaft“, den „törichten Wissenschaftler“, den „inhumanen Forscher“, den „Wissenschaftler als Abenteurer“, den „wahnsinnigen, bösen, gefährlichen Wissenschaftler“ und den „hilflosen Wissenschaftler, der die Kontrolle über die Folgen seiner Arbeit verliert“ (Haynes 2003b: 194f.). Sie alle kommen in der fiktionalen Literatur vor und haben als Dr. Faust, Viktor Frankenstein oder Pierre Arronax Berühmtheit erlangt. Die vier bzw. sieben Typen, die auf nonfiktionalen und fiktionalen Darstellungen beruhen, überlagern und durchdringen einander. Gemeinsam ergeben sie ein Bild davon, wie Wissenschaftler – Wissenschaftlerinnen bleiben hier zunächst außen vor – ‚sind‘: ihnen werden sowohl positive wie negative Eigenschaften und Absichten zugeschrieben. Immer auch eine gewisse Exzentrik, durch die sie sich vom Rest der Gesellschaft unterscheiden. Während die einen zum Wohle der Menschheit forschen, zuweilen aber die Kontrolle über ihre Forschung verlieren, betreiben die anderen Wissenschaft aus egoistischen Motiven und nehmen Verstöße gegen Gesetz und Moral bewusst in Kauf. In der fiktionalen Literatur, die Haynes untersucht hat, sind negative Charaktere äußerst präsent, wohl weil sie unterhaltsamer sind. In nonfiktionalen Darstellungen wird ein eher positives Bild von Wissenschaft und ihren ProtaganostInnen gezeichnet, auch wenn in Ausnahmefällen die negativen, zerstörerischen Folgen wissenschaftlicher Entdeckungen wie etwa der Kernspaltung angesprochen und WissenschaftlerInnen nach ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gefragt werden. In beiden Studien, der von LaFollette wie der von Haynes, stehen Wissenschaftler im Mittelpunkt, was einerseits mit dem tatsächlich geringen Anteil an Frauen in wissenschaftlichen Spitzenpositionen erklärt wird, andererseits mit der Fokussierung überwiegend männlicher AutorInnen auf Wissenschaftler und der damit einhergehenden Nichtbeachtung von Akademikerinnen (vgl. Felt/Nowotny/Taschwer 1995: 258). Trotz des langsam steigenden Anteils an Wissenschaftlerinnen setzt die Beschäftigung mit ihrer medialen Repräsentation im deutschsprachigen Raum erst in den 1990er Jahren ein. So forscht die Wiener Soziologin Eva Flicker seit ihrer Diplomarbeit mit dem Titel Professor, mir ist nie aufgefallen, wie reizend Du bist! (Flicker 1991) kontinuierlich zum Thema WissenschaftlerInnen im Film. Als eine der wenigen ForscherInnen im deutschsprachigen Raum verfolgt sie dabei eine geschlechter- und filmsoziologische Perspektive und untersucht die Konstruktionen von Geschlecht und wissenschaftlicher Professionalität, das Verwobensein von doing science und doing gender in massenkompatiblen Spielfilmen. Flicker identifiziert sechs Typen von Wissenschaftlerinnen, bei denen einerseits eine Übernahme ‚männlicher‘ Rollenmuster erkennbar ist, andererseits spezifisch ‚weibliche‘, positiv wie negativ konnotierte Verhaltensweisen,

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auffallen. Eine Besonderheit stellt dar, dass Wissenschaftlerinnen häufiger in untergeordneter Position, z.B. als „Assistentin“, auftreten oder in verwandtschaftlicher Beziehung zu einem Wissenschaftler stehen. Bei Peter Weingart, der in einem von ihm und Petra Pansegrau geleiteten Forschungsprojekt zu Beginn des neuen Jahrtausends über 220 Filme des 20. Jahrhunderts analysiert hat, finden sich lediglich im Abschnitt Der prototypische Wissenschaftler einige Bemerkungen zum Geschlechterverhältnis in der Wissenschaft: „Die Wissenschaft ist traditionell eine männliche Welt, in der Frauen entweder überhaupt keinen Platz haben oder aber ‚ihren‘ Platz, d.h. den einer Frau. Weniger als ein Fünftel (18%) der Charaktere in den betrachteten Filmen sind Frauen. Die Wissenschaftlerinnen sind überdies jünger und attraktiver als ihre männlichen Gegenüber, und sie stehen in der Regel auf einer niedrigeren Stufe der Karriereleiter. Wenn Wissenschaftler in einer Paarbeziehung gezeigt werden, handelt es sich bei den Frauen oft um jüngere Kolleginnen oder Assistentinnen.“ (Weingart 2009b: 342f.)

Petra Pansegrau erwähnt Wissenschaftlerinnen mit keinem Wort. Sie befasst sich in dem Aufsatz Zwischen Fakt und Fiktion – Stereotypen von Wissenschaftlern in Spielfilmen ausschließlich mit dem medial erzeugten „Bild des Wissenschaftlers“, das sie u.a. durch eine nicht-repräsentative Umfrage unter Bielefelder PassantInnen ermittelt hat. Danach haben „Wissenschaftler das Image von kuriosen, weltfremden und dem Leben abgewandten Menschen.“ (Pansegrau 2009: 376) Deutlich wird durch die Befragung, „dass fiktive Wissenschaftler in der Öffentlichkeit häufig bekannter sind als reale Personen“ (ebd.). Die von Pansegrau identifizierten WissenschaftlerStereotype stimmen weitgehend überein mit denen von LaFollette und Haynes. In Filmen dominiert jedoch der Typ des mad scientist in den Ausprägungen „besessen“, „wider Willen“ und „faustisch“. Die folgende Tabelle zeigt die von LaFollete, Haynes, Pansegrau und Flicker analysierten WissenschaftlerInnen-Stereotype, Flicker bezieht sich dabei ausschließlich auf Wissenschaftlerinnen. Deutlich werden bei allen vier Studien stereotype Muster: WissenschaftlerInnen sind ‚anders‘, weltfremd und schrullig in ihrer Konzentriertheit auf die zu lösenden Forschungsprobleme. Wenn sie nicht als positive HeldInnen inszeniert werden, so als von Allmachtsphantasien beherrschte Spinner, als mad scientist, die nicht unbedingt zum Wohle der Menschheit wirken.

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Abbildung 30: WissenschaftlerInnen-Stereotypen LaFollete

Haynes

Flicker

Pansegrau

■ Zauberer ■ Experte ■ Schöpfer/ Zerstörer ■ Held

■ böser Alchimist ■ edelmütiger Held und Retter ■ törichter Wissenschaftler ■ inhumaner Forscher ■ Abenteurer ■ wahnsinniger, böser, gefährlicher Wissenschaftler ■ hilfloser Wissenschaftler, der die Kontrolle verliert

■ ■ ■ ■ ■

■ schrulliger Wissenschaftler ■ Wissenschaftler als Held oder Abenteurer ■ professioneller Wissenschaftler ■ mad scientist, mad scientist wider Willen, faustischer mad scientist ■ utopischer Herrscher

Presse

fiktionale Literatur

Spielfilme alte Jungfer männliche Frau naive Expertin böse Intrigantin Tochter oder Assistentin ■ einsame Heldin

Spielfilme

Quelle: Eigene Darstellung

Flicker belegt durch ihre Filmanalysen die anhaltende Sexualisierung und Marginalisierung weiblicher Kompetenz (vgl. Flicker 2004). Ein Ergebnis, das Felt, Nowotny und Taschner für die Darstellungen von Wissenschaftlerinnen in Zeitschriften bestätigen: wenn über Wissenschaftlerinnen berichtet würde, so häufig über Biologinnen oder Sozialwissenschaftlerinnen, „d.h. über Gebiete, in welchen eher ein Bezug zum ‚Menschlichen‘ gegeben ist.“ (Felt/Nowotny/Taschner 1995: 258) Auch würde in den Wissenschaftlerinnen-Porträts öfter Persönliches erwähnt: „Während bei männlichen Kollegen die Vernachlässigung ihrer häuslichen Verpflichtungen, nächtelanges Arbeiten im Labor und mangelnde Sozialkontakte eher als Hingabe an den Beruf interpretiert wurden, erhielten dieselben Verhaltensweisen eine durchaus negative Konnotation, wenn es sich um Wissenschaftlerinnen handelt.“ (Ebd.) In den Studien von Röser und Müller (2012) sowie Maier und Lünenborg (2012) zur medialen Repräsentation von WissenschaftlerInnen in der deutschen Presse kann diese Tendenz nur z.T. bestätigt werden. Für beide Geschlechter gilt: wenn WissenschaftlerInnen in der Presse vorkommen, so als ExpertInnen für ein bestimmtes Thema. Privates spiele anders als in der Berichterstattung über Managerinnen und Politikerinnen „fast keine Rolle“ (Maier/Lünenborg 2012: 109), das Repertoire an Geschlechterstereotypen ist bei WissenschaftlerInnen eingeschränkter und die gewählten Bezeichnungen beziehen sich überwiegend auf den beruflichen Status (vgl. ebd.: 110). Sowohl Männer als auch Frauen in der Wissenschaft erscheinen „aktiv, durchsetzungsfähig und handlungsmächtig“ (ebd.: 112), auffällig sei aber, dass Frauen als kooperativer, Männer als konfrontativer dargestellt werden (vgl. ebd.). Auch die von Felt, Nowotny und Taschner erwähnte Hingabe an den Beruf nimmt einen wichtigen Stellenwert in der Berichterstattung ein. Maier und Lünenborg finden z.B. in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Wissenschaftler-Porträts, die stark erinnern „an die von Weber

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zu Beginn des Jahrhunderts entworfene wissenschaftliche Persönlichkeit.“ (Maier/ Lünenborg 2012: 113). Ein Eindruck, der sich auch aufdrängt bei der Lektüre des Werks Gesichter der Wissenschaft. Eine Studie über gesellschaftliche Klischees von Wissenschaft. Der 2005 erschienene Band enthält 19 ganzseitige Fotografien von Wissenschaftler-Köpfen, Skulpturen, die Elmar Lixenfeld geschaffen hat, allesamt Dekane und allesamt Männer. Auch die weiteren kleinformatigen Fotografien im Band, mehr als 30, zeigen bis auf eine Männer. Die Ausnahme bildet ein Foto der zweifachen Nobelpreisträgerin Marie Curie in jungen Jahren. Die so illustrierten Beiträge über „Neurowissenschaftler“, „Philosophen“, „Chemiker“, „Psychologen“, „Ingenieure“, „Rechtshistoriker“, „Ärzte“ und „Regisseure“ werden ergänzt durch eine empirische Studie mit dem Titel Das Bild von Wissenschaftlern in der Öffentlichkeit (vgl. Freund 2005). Die Autorin zitiert einleitend eine befragte Person, die sich „den typischen Wissenschaftler“ so vorstellt: „Erstens: In weißem Kittel mit zerstaustem und schütterem Haar und Brille steht er im Labor und betrachtet grübelnd Tabellen mit Messergebnissen. Zweitens: Sitzt Pfeife rauchend in einem altmodisch eingerichteten Arbeitszimmer, mindestens 65 und älter, hat ein Buch auf dem Schoß und schaut über seinen Lesebrillenrand in die Ferne.“ (ID Bo62, zit. nach Freund 2005: 109) Eine Aussage, die belegt, wie wenig differenziert das Bild von Wissenschaft ist. Fast meint man hier eine Beschreibung zweier Fotografien Albert Einsteins zu lesen. Auch weitere Zitate belegen, dass Einstein vielen Befragten als „Prototyp eines Wissenschaftlers“ und „Wissenschaftlers schlechthin“ erscheint (vgl. Freund 2005: 114). Über die Anlage der Untersuchung und die befragten „knapp zweihundert Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 78 Jahren“ ist wenig zu erfahren, doch zeigen sieben Abbildungen, dass die ProbandInnen mit Hilfe einer Skala von 0 bis 6 über das „Ansehen“, die „Arroganz“, „Verrücktheit“, „Emotionalität“, „Offenheit“, „Intelligenz“ von „Wissenschaftlern“ verschiedener Disziplinen urteilen sollten und einzuschätzen hatten, „wie hoch der Dr. Seltsam-Faktor (gefährlich, unmoralisch, unkreativ)“ je nach Disziplin ist, zudem „wie respektabel“ und „wie genau Wissenschaften in den Augen der Öffentlichkeit sind“ (Freund 2005). Die Ergebnisse bestätigen bereits Bekanntes. Danach werden Wissenschaftler – über Wissenschaftlerinnen ist kaum etwas zu erfahren – durchaus geschätzt und als Experten ernst genommen. Naturwissenschaften scheinen „wichtiger“ als Kulturwissenschaften, hoch im Kurs stehen auch Medizin, Wirtschaft und Recht. Werden Nicht-WissenschaftlerInnen zu Wissenschaft und Wissenschaftlern befragt, deuten ihre Antworten auf die Existenz stabiler Stereotype. Danach ist Wissenschaft etwas für Menschen, die nicht einfach nur einen Beruf ausüben, sondern den Dingen auf den Grund gehen wollen. Dabei verlieren sie zuweilen den Bezug zum ‚richtigen‘ Leben. Deutlich wird auch und zwar sowohl durch die Aussagen der Interviewten als auch die Beiträge der AutorInnen: it is a man’s world. Insgesamt erstaunt an diesem Band, wie wenig nachgedacht wird über die Reproduktion von Stereotypen durch empirische Forschung und die Aufbereitung der Ergebnisse. Das wird insbesondere dort deutlich, wo es um die Durchdringung von Berufs- und Geschlechterstereotypen geht. Hier nur drei Beispiele, die belegen, dass

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noch im Jahr 2005 geschlechtertheoretisches Wissen und neuere empirische Befunde in bestimmten Forschungszusammenhängen109 nicht zur Kenntnis genommen werden: 1) Rainer Kiesow begründet die ausschließliche Fokussierung auf Wissenschaftler und Wissenschaftler-Stereotype damit, dass „es Frauen in der Wissenschaft eben nach wie vor schwer haben, weswegen es auch kaum Klischees über Wissenschaftlerinnen gibt“ (Kiesow 2005: 16). 2) Alexandra M. Freund schreibt unterhalb des Fotos von Marie Curie: „Eine für Wissenschaftlerinnen nicht gerade neue Erfahrung ist, dass sie in die Repräsentation von Wissenschaftlern in der Öffentlichkeit – wir hoffen: noch – nicht eingegangen sind: ‚Männlich, fortgeschrittenes Alter, Brille, genau, intelligent, stets beschäftigt ...‘.“ (Freund 2005: 110) 3) Die Autorin der empirischen Studie, Alexandra M. Freund, erläutert: „Ein guter Indikator für das Prestige von Berufsfeldern ist die Frage, ob man seinen Sohn oder den Mann der Tochter gern in diesem Beruf sehen würde.“ (Freund 2005: 119f.) Auf die Idee zu fragen, ob Eltern ihre Tochter oder Schwiegertochter gern in einem wissenschaftlichen Beruf sehen würde, kommt die Fragestellerin nicht. Entsprechende Antworten bleiben daher sehr wahrscheinlich aus. Das erste und zweite Beispiel legen nahe, dass Wissenschaftlerinnen dann negative Stereotypisierungen vermeiden können, wenn sie am besten gar nicht diesen Beruf ergreifen. Auch so wird ein Bild von Wissenschaft als Männerdomäne zementiert. Das gleiche gilt für eine besondere Spezies von WissenschaftlerInnen: die ÄrztInnen. Um mediale Repräsentationen medizinischer Berufe, um „Ärzte“- und „Krankenschwestern“-Stereotype geht es im folgenden Abschnitt.

6.3.5 ÄrztInnen und medizinisches Personal „Ärzte“ belegen laut Allensbacher-Berufsprestige-Skala über die Jahrzehnte hinweg unangefochten Platz 1 der Liste angesehener Berufe (vgl. Allensbacher BerufsprestigeSkala 2011: 4). Sie genießen in der Realität ein so hohes Ansehen, dass es geradezu zwangsläufig erscheint, sie auch in fiktionalen Genres als handelnde Charaktere einzusetzen. So gibt es Spielfilme über berühmte Ärzte wie Paracelsus, Robert Koch, Ferdinand Sauerbruch, es gibt sogenannte Arzt-Romane in Heft-Form wie Dr. Norden, Bestseller wie Der Arzt von Stalingrad von Heinz G. Konsalik oder Der Medicus von Noah Gordon und unzählige Arzt- und Krankenhaus-Serien, ausländische wie inländische TV-Produktionen, die zum Teil schon jahrelang laufen, in zahlreichen Ländern ausgestrahlt werden und viele ZuschauerInnen erreichen (vgl. Rosenthal/Töllner 109 | Das Werk basiert auf einem Projekt der Arbeitsgruppe „Repräsentation“ der Jungen Akademie an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Gefördert wurde es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und von der Volkswagen Stiftung.

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1999: 54; Igersky/Schmacke 2000: 132; Rossmann 2003: 499). An TV-Figuren wie Prof. Brinkmann aus der Schwarzwaldklinik haben sich FernsehzuschauerInnen in der Hoffnung auf einen medizinischen Rat gewandt: Fälle von parasozialer Interaktion, wie KommunikationswissenschaftlerInnen diagnostizieren (vgl. z.B. Vorderer 1996). Studien zur Darstellung von ÄrztInnen in fiktionalen Genres sind nicht so selten wie Studien zu anderen Berufsgruppen. Metaanalyse I verzeichnet aufgrund des Doppelheftes von Medien & Kommunikationswissenschaft zum Thema Gesundheit in den Medien einige Beiträge, in denen es am Rande auch um Berufsstereotype geht (vgl. Bleicher** 2003a; Bleicher** 2003b: Rossmann 2002; Rossmann 2003**; Jenderek** 2007: Schramm/Wirth/Bilandzic 2006). Doch hat die Beschäftigung mit dem Bild des Arztes – seltener dem der Ärztin – in fiktionalen Genres schon weit vor der Jahrtausendwende eingesetzt, wie Metaanalyse II belegt. In der filmwissenschaftlichen Literatur sind die in allen Jahrzehnten des 20. Jahrhundert produzierten und zumeist überaus erfolgreichen „Arzt“-Filme Analysegegenstand. Filmsoziologische und -psychologische Herangehensweisen führen zu einer Deutung, wonach durch die Darstellung von Ärzten als Kapazitäten und Heilsbringer ein gesamtgesellschaftliches Bedürfnis nach Autorität und Erlösung erfüllt wird (vgl. z.B. Kreimeier 1973: 97; Gregor/Patalas 1976: 420; Reuter 1997: 11f.; Rosenstein 1998: 9f.; Bleicher** 2003a: 372f.). Aus filmhistorischer Perspektive ist dieses Bedürfnis offenbar anhaltend und wird durch Spielfilme ebenso aufgerufen und möglicherweise befriedigt wie durch TV-Serien. Verschiedene AutorInnen konstatieren einen Wandel in der Entwicklung des Arzt- und Krankenhaus-Genres: nach den Arzt-Filmen der 1950er Jahre mit starken Anklängen an Heimatfilme folgten Ende der 1960er Jahre die ersten TV-Arztund Krankenhaus-Serien; in den 1970er Jahren zeichnen sich dort auch Ansätze zu einer realitätsnäheren und sozialkritischen oder aufklärerischen Perspektive ab. In den 1980er Jahren geht der Trend aber zurück zu den bewährten, stereotypen Mustern filmischer Erzählungen, bei denen eine Person im Mittelpunkt des Interesses steht (vgl. Rosenstein 1998; 12ff.; Igersky/Schmacke 2000: 133; Rossmann** 2003: 498). Professor Brinkmann und „sein Team“ in der Schwarzwaldklinik stehen für diesen Trend, der sich fortsetzt in Serientiteln, die den Namen der Hauptfigur tragen, z.B. Dr. Stefan Frank – Der Arzt, dem die Frauen vertrauen (RTL) oder Dr. Sommerfeld – Neues vom Bülowbogen (ARD). MedienkritikerInnen sehen den Trend auch durch die Einführung des dualen Rundfunksystems verursacht (vgl. Schradi 1986: 54; Rosenstein 1998: 20). Die Erzählmuster sind in allen Arztfilmen und -serien dieselben. Ausgangspunkt ist die Krankheit als Katastrophe, die ÄrztInnen erscheinen als RetterInnen, in deren Macht es steht, die Krankheit zu besiegen und die PatientInnen zu heilen. Joan Kristin Bleicher fasst die Abfolge so zusammen: „Harmonie, Störung der Harmonie, Konflikt, Konfliktlösung, Wiederherstellung der Harmonie.“ (Bleicher** 2003a: 370) Den ÄrztInnen kommt hier eine besondere Rolle zu. Sie übernehmen den aktiven, mächtigen Part, die PatientInnen hingegen sind ihnen und ihrem Schicksal ausgeliefert. So geschieht Stereotypenbildung in medialen Darstellungen ärztlichen Handelns zum einen über die Figurenkonstellation, zum anderen über das Setting bzw. Umfeld,

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in dem die Haupt- und Nebenfiguren agieren (z.B. in der Klinik, im OP oder in einer Praxis auf dem Lande) und äußere Kennzeichen wie Kleidung (weißer Kittel, Häubchen, Mundschutz, …) oder Instrumente (Stethoskop, Spritze) und Geräte. Hier soll vor allem auf die personalen Stereotype eingegangen und dann die in der neueren Literatur zu findende Behauptung geprüft werden, dass eine Ausdifferenzierung und teilweise Auflösung des positiven ÄrztInnen-Stereotyps zu beobachten ist. Wenn dabei verallgemeinernd von „den ÄrztInnen“ die Rede ist – oder wie es in der Literatur ganz überwiegend der Fall ist von „dem Arzt“ – sind damit so unterschiedliche Fachleute gemeint wie Tier-, Kinder-, Frauen- und ZahnärztInnen, ChirurgInnen, PathologInnen, PsychiaterInnen, KardiologInnen etc. Beurteilt und stereotypisiert werden die ÄrztInnen nicht nur je nach Fachgebiet, sondern auch nach ihrem Status („Chefarzt“, „Professor“, „Oberarzt“ etc.), ihren Fähigkeiten und dem Schwerpunkt ihrer Tätigkeiten: sind sie mehr ForscherInnen, KünstlerInnen oder HandwerkerInnen, SeelendoktorInnen oder ManagerInnen und Geschäftsleute? Mit der im 19. Jahrhundert beginnenden Entwicklung der Medizin zu einer naturwissenschaftlichen Metadisziplin, die in verschiedene Subdisziplinen unterteilt ist, setzt eine Spezialisierung ein und es etabliert sich ein Bild vom ‚Arzt‘ als rational entscheidenden ‚Experten‘, der streng wissenschaftlich vorgeht. Statt Einfühlungsvermögen und Intuition zählen objektivierbare Kriterien; Diagnosen gründen auf Ausschlussverfahren. In der gegenwärtigen Praxis aber erweist sich das (Selbst-)Bild vom neutralen Fachmann bzw. von der neutralen Fachfrau als Projektion, die zuweilen mehr überfordert als entlastet. Ähnlich überfordernd sind jedoch auch Selbst- und Fremdbilder, wonach ÄrztInnen aufgrund ihres Spezialwissens über eine enorme Macht verfügen, die sie zum Wohle der Menschheit einsetzen können. In der Bezeichnung Halbgötter in Weiß kommt die ambivalente Haltung gegenüber den so mächtigen und doch nicht gottgleichen Menschen zum Ausdruck. In ihren weißen Kitteln erscheinen sie wie ‚Lichtgestalten‘, verkörpern geradezu Hoffnung auf Heilung und treten als eine Art säkularisierte PriesterInnen auf, die Gesundheitsvorsorge als Ersatzreligion anbieten. Hier werden schon Zuschreibungen an den ÄrztInnen-Beruf vorgenommen. Welche Stereotype sind nun aber die vorherrschenden? Bevor auf wissenschaftliche Studien zu MedizinerInnen-Stereotypen in den Medien eingegangen wird, beziehe ich mich auf einen Beitrag des Arztes und Schriftstellers Jens Petersen, der für die Süddeutsche Zeitung dem sich wandelnden Bild ‚des Arztes‘ in der Öffentlichkeit nachgegangen ist und eine Zusammenschau aktueller ‚Arzt‘-Stereotype bietet, die in wissenschaftlichen Publikationen nicht zu finden ist. Petersens Meinung nach ist 2010 nichts mehr so wie es früher einmal war. Unter dem Titel Hanswürste in Weiß versammelt er in durchaus ironischer Absicht eine Vielzahl alter wie neuer, positiver wie negativer, z.T. medieninduzierter ‚Arzt‘-Stereotype. Ärztinnen kommen in dem Artikel nicht vor, doch findet die Schauspielerin Franka Potente Erwähnung, die als Medizin-Studentin in dem Film Anatomie von 1999 „die Inkarnation der HeldenStudentin, attraktiv, allwissend, strebsam und weitgehend asexuell“ (Petersen 2010: o.S.) sei. Ansonsten geht es also um „Ärzte“: Sie waren früher einmal „Playboys“, „Porschefahrer“, „gemütliche Tränensäcke wie einst Professor Brinkmann“, „Freunde

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der Hausmusik“, „Toskana-Fahrer“, „Exponenten des gehobenen Mittelstandes“, „sonnengebräunte Tennisspieler mit prickelnden Liebschaften“, „Pfuscher, die mit großem Trara entlarvt werden konnten“, „Helden in Weiß“, „Vertreter einer von Zuversicht und Wohlstand geprägten Nachkriegs-BRD“, „nie unter Zeitdruck“, „cholerische kleine Cäsaren“, „Patriarchen, die ihre Assistenten in die Lehre nehmen, jeden einzelnen fördern und mit vollem Namen kennen“, „bester Stimmung bei nächtlichen Hausbesuchen“, „in ihrem Fachgebiet ausgewiesen“ und sie verfügten „allesamt über ethische Maximen, an denen sie ihr Handeln ausrichten“ (Petersen 2010: o.S.). Heute aber seien Ärzte „Opfer“, Teil des „Akademiker-Proletariats“, „Sklaven im weißen Kittel“, „Symbol für Überforderung, Mangel und die Erosion der Sozialsysteme“. In der Tageschau werde über Ärzte-Streiks und Gehaltsforderungen berichtet, dabei träten Ärzte als „blasse, zersauste Trötenbläser, Scheibenputzer und Schilderschwinger“ auf. Als Ausweg aus der Misere bliebe nur noch die Emigration in ein Land, wo Ärzte noch besser behandelt werden oder „für einen Pharmakonzern Klinken putzen“ (Petersen 2010: o.S.). So also die sehr subjektive Wahrnehmung eines Stereotypenwandels durch jemanden, der als Arzt selbst Arzt-Stereotypen ausgesetzt ist. Die neueren, seit Ende der 1990er Jahre publizierten wissenschaftlichen Studien zum Bild von ÄrztInnen in den Medien bestätigen sowohl einen Stereotypenwandel, wie ihn Petersen pointiert beschreibt, als auch die Konstanz traditioneller Stereotype. Weiterhin sind die handelnden Figuren mehrheitlich männlich, mittleren Alters, attraktiv, schlank, klug und einfühlsam (vgl. Rosenthal/Töllner 1999: 55f.). Neben dem traditionellen Stereotyp vom Halbgott in Weiß und der verständnisvollen Übervaterfigur, wie sie etwa Dieter Bellmann als Prof. Dr. Gernot Simoni in der ARD-Serie In aller Freundschaft verkörpert, zeichnet sich auch das Stereotyp der modernen SklavInnen ab, die unter skandalösen Arbeitsbedingungen leiden und völlig überlastet sind. In Serien wie Emergency Room wird die Desillusionierung der anfangs idealistisch gesinnten NotfallmedizinerInnen gezeigt und auf die krankmachenden Seiten des Gesundheitssystems – für Ärztinnen wie PatientInnen – hingewiesen (vgl. Igersky/Schmacke 2000: 129f.; Hurth 2002: 21). In einigen Studien wird eine Art ‚Realitätsabgleich‘ vorgenommen. Constanze Rossmann hat für ihre Untersuchungen der medialen Repräsentation von ÄrztInnen und dem Einfluss von Krankenhausserien auf das ÄrztInnenbild der PatientInnen eine quantitative Inhaltsanalyse durchgeführt. Dazu sind je vier Episoden von acht Serien, die im Jahr 2000 im deutschen Fernsehen liefen, ausgewertet worden. Ein Ergebnis lautet, dass die Gleichstellung von Frauen und Männern in leitenden Positionen im Fernsehen schon weiter vorangeschritten ist als in der Realität. „Im Fernsehen waren 17 Prozent der leitenden Ärzte (ärztliche Direktoren, Chefärzte, leitende Oberärzte) weiblich, in der Realität dagegen nur sieben Prozent.“ (Rossmann** 2003: 506) Die Altersverteilung in den untersuchten Serien entspricht der statistisch ermittelten, anders sieht es jedoch beim Familienstand und Liebesbeziehungen am Arbeitsplatz aus. FernsehärztInnen sind häufiger ledig und ‚noch zu haben‘ als reale. „Auch die Befunde zu den Professionalitäts- und Persönlichkeitsmerkmalen der Ärzte deuten auf starke Verzerrungen hin.“ (Ebd.)

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Die Feststellung einer „verzerrten Wiedergabe der Realität“ wirft die Frage auf, welchen Zusammenhang es gibt zwischen Medienrezeption und -aneignung und welche Rolle neben den indirekten TV-Erfahrungen direkte Erfahrungen mit ÄrztInnen spielen? Rossmann befragt im Anschluss an die Inhaltsanalyse RezipientInnen, VielseherInnen und WenigseherInnen, die im Krankenhaus unmittelbare Erfahrungen mit dem medizinischen Personal sammeln. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass die Rezeption der Krankenhausserien die Wahrnehmung und Bewertung realer ÄrztInnen und PflegerInnen beeinflusst. Und tatsächlich schlägt sich die in den Serien vorherrschende Idealisierung und positive Stereotypisierung insofern nieder, als VielseherInnen nach ihrem Krankenhausaufenthalt reale ÄrztInnen „schlechter als vorher, nicht aber schlechter als WenigseherInnen“ (Rossmann** 2003: 519) bewerten. Insgesamt wirken sich Krankenhausserien laut Rossmann positiv aus. Auch wenn VielseherInnen vielleicht ihre medial erzeugten Illusionen aufgeben müssten, könnten sie ihr Wissen über den beruflichen Alltag von ÄrztInnen erweitern. Am Ende liege es „in der Hand der Ärzte selbst, den Arztbesuch zu einem bestätigenden oder desillusionierenden Erlebnis zu machen.“ (Ebd.) Kultivationsforschung in der Tradition George Gerbners betreiben neben Constanze Rossmann auch die Psychologinnen Yvonne Thies und Margrit Schreier, wenn sie Die stereotype Welt des Vielsehers von St. Angela und Co untersuchen. Die Studie erscheint deswegen für Metaanalyse II relevant, weil sie in der Rezension des Werks Empirische Unterhaltungsforschung erwähnt wird (vgl. Jenderek** 2007: 275) und weil es nicht nur um „Ärzte“-, sondern auch „Krankenschwestern“-Stereotype geht. Die Autorinnen sprechen von „sexistischen Stereotypen“ (Thies/Schreier 2006: 192) und berechnen auf Grundlage einer Inhaltsanalyse von 24 Folgen aus sechs Serien pro Serie einen „Sexismus-Index“, wobei z.B. „eine Beziehung zwischen einem Arzt und einer Krankenschwester als sexistisches Klischee kodiert wurde“ (Thies/Schreier 2006: 203). Ausgehend von der Annahme, dass VielseherInnen sexistischen Klischees über Krankenschwestern und ÄrztInnen stärker zustimmen als WenigseherInnen, befragen die Forscherinnen 137 Personen im Alter zwischen 18 und 60 Jahren, die Krankenhausserien im Fernsehen konsumieren, zu ihrem Bild vom medizinischen Personal. Von Interesse ist zudem „die Rolle der Realitätswahrnehmung als vermittelnde Variable“ und die „generelle Kompetenz“ der ProbandInnen, „Realität“ und „Fiktion“ zu unterscheiden, kurz die „RFU-Kompetenz“ (Thies/Schreier 2006: 191). Die Ergebnisse der Studie sind nicht eindeutig, auch wenn immerhin ein „genereller Kultivationseffekt sensu Gerbner“ (Thies/Schreier 2006: 209) nachgewiesen wird. Der methodische Aufwand ist hoch, die Aussagen zur Stereotypisierung von „Ärzten“ und „Krankenschwestern“ sind jedoch dünn. Thies und Schreier verweisen auf eine US-amerikanische Studie, nach der Ärzte „in der Regel als attraktiv, erfolgreich und dynamisch portraitiert“ (Thies/Schreier 2006: 195) werden, für die mediale Repräsentation von Krankenschwestern liegen ihres Wissens nach keine Studien vor (vgl. ebd.) – was erstaunt, weil dazu in den USA seit den 1980er Jahren viel publiziert worden ist (vgl. Kalisch/Kalisch/Scobey 1983; Kalisch/Kalisch 1986; Darbyshire/ Gordon 2005) und auch kulturwissenschaftliche Studien sowie Publikationen zur

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Ausbildung von Pflegepersonal die Varianz des Krankenschwester-Stereotyps thematisieren (vgl. Groß/Hoffmann 1993; Hallam 2000; Kleinevers 2004). Die Bandbreite reicht vom ‚barmherzigen, aufopferungsvollen Engel‘ bis zum ‚Todesengel‘, von der ‚asexuellen, reinen Dienerin in weiß‘ bis zur ‚Nymphomanin, die weder vor den Ärzten, noch vor den Patienten Halt macht‘, von der ‚durchschnittlich intelligenten (doch hübschen) Helferin‘ bis hin zur ‚patenten, rechten Hand des Herrn Professors, die den Alltags- und Bürokram von ihm fernhält und ohne die der Laden nicht läuft‘. Insbesondere VertreterInnen von Berufsverbänden kritisieren das stereotype Bild der ‚Krankenschwester‘ bzw. ‚nurse‘ in den Medien. In einem Positionspapier der Ontario Nurses’ Association, einem gewerkschaftlichen Zusammenschluss von im Gesundheitswesen Tätigen, sind die verschiedenen Ausprägungen des Stereotyps versammelt: „Long gone is the image of nurses in the 1940s and 1950s as professionals, selflessly committed to their vocation and to their nation – ‚angels of mercy‘ as they were known. That was replaced in the 1960s, egged on by the emergence of television medical dramas and films, such as the British Carry On series, as ‚doctors’ handmaidens‘, ‚battleaxes‘, and most prominent of all, ‚sex kittens‘ (so-called ‚naughty nurses‘) – images that, sadly, persist today. More often than not, today’s advertisers, in an attempt to sell their products, portray nurses as female, well endowed, sexy, young, ditzy, white and blonde, adorned in nursing caps that were phased out years ago, and revealing uniforms resembling little more than lingerie.“ (ONA Position Paper 2008: o.S.)

Thies und Schreier beschränken sich auf zwei Ausprägungen: „die Oberschwester als ‚Drachen‘ und die junge, hübsche, fürsorgliche (und somit expressiv-feminine) Krankenschwester, die einem Flirt nicht abgeneigt ist.“ (Thies/Schreier 2006: 195f.) Deutlich wird in den Untersuchungen zur Repräsentation von „Ärzten“ und „Krankenschwestern“ das quantitative Missverhältnis. Im Mittelpunkt fast aller Filme und Serien steht der männliche Protagonist. Die statusniedrigeren, aber sehr viel zahlreicheren „Krankenschwestern“ und ‚-brüder‘, die PflegerInnen, bleiben weitgehend unsichtbar oder werden als Nebenfiguren extrem stereotypisiert, so z.B. auch in der Figur des unter Homosexualitätsverdacht stehenden Pflegers (vgl. Kleinevers 2004: 45f.). Thies und Schreier haben, wie erwähnt, als ein sexistisches Klischee die Beziehung zwischen einer „Krankenschwester“ und einem „Arzt“ benannt. Dabei ist ‚sie‘ in der Regel jünger und als Nicht-Akademikerin formal schlechter gebildet. In Kritiken zu TV-Serien wie der Schwarzwaldklinik wird dieses ‚Missverhältnis‘ thematisiert und ironisiert. Ähnlich wie in dem oben zitierten Süddeutsche Zeitung-Artikel zu ÄrzteKlischees laufen die RezensentInnen trotz des Anspruchs kritisch zu argumentieren oder das „triviale“ Genre zu ironisieren Gefahr, Geschlechter- und Berufsstereotype zu verfestigen. Das beginnt in dem medium-Aufsatz von Johannes Schradi zur Serie Schwarzwaldklinik schon mit der Feststellung. „Die Kritik, auch Frauen sind dabei, ist auf die Qualität des Produkts nicht gut zu sprechen.“ (Schradi 1986: 54) Die Serie wird als „medizynischer Schwarzwald-Schinken“, als „nicht Schinken, doch Käse“, „halb

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Weißkittel-Epos, halb Heimat-Schnulze“ und als „Doktorspiel“ abgetan (vgl. Schradi 1986: 54f.). Die in „Doktorspiel“ anklingende Sexualisierung setzt sich fort in der Kritik am „offenen Ende“, dem sogenannten „cliff-hanger“: „Und seit die Handlung mit der Vermählung des abgeklärten Papas Klaus und des späten Mädchens Christa einem ersten (einzigen) Höhepunkt zustrebte, fehlt auch der Interruptus nicht: open-end in verzwickten Situationen des Bewegung vortäuschenden Stillstands. Fortsetzung folgt.“ (Schradi 1986: 54) Der sprachmächtige Kritiker kommt am Ende noch auf die Unmöglichkeit des sozialen Aufstiegs durch Heirat zu sprechen: „Festen Halt gibt stets der überlebensgroße Doktor mit seiner Angetrauten aus den unteren Ständen, die nun auch Doktor ist und dennoch Christa bleibt.“ (Schradi 1986: 56) Die wenigen Ärztinnen, die im Mittelpunkt fiktionaler Serien und Filme stehen, stellen offenbar nicht nur eine Ausnahme, sondern eine Regelverletzung dar. Joan Kristin Bleicher spricht von einer „Gefährdung zeitgebundener konservativer Lebensideale” (Bleicher** 2003a: 373) durch Filme wie Die Landärztin. In dem Heimatfilm von 1958 stößt eine junge Ärztin auf den Widerstand der Bevölkerung, die sich nicht von einer Frau behandeln lassen will. Lieber suchen die PatientInnen den Tierarzt oder den Arzt im Nachbarort auf. Die Landärztin meistert jedoch verschiedene problematische Situationen und gewinnt am Ende nicht nur das Vertrauen der DorfbewohnerInnen, sondern auch die Liebe des Tierarztes. Die beiden werden heiraten. So die story des beim Publikum äußerst erfolgreichen Heimatfilms, in dem am Ende also die traditionelle Geschlechterordnung wiederhergestellt ist. In nonfiktionalen Berichten über die Hauptdarstellerin des Films Die Landärztin wird jedoch eine Emanzipationsgeschichte erzählt. Marianne Koch, die 1953 einen Arzt geheiratet und für ihre Film- und Fernsehkarriere das Medizinstudium unterbrochen hat, nimmt es in den 1970er Jahren wieder auf, promoviert und arbeitet bis 1997 als Internistin und Journalistin. Nachdem nun einzelne Berufsstereotype und ihre wissenschaftliche Erforschung vorgestellt worden sind, soll auf Studien eingegangen werden, die sich allgemein mit der medialen Repräsentation von Berufen befassen und dem möglichen Zusammenhang zwischen Darstellung und Berufswahl nachgehen.

6.4 Berufsstereotype in den Medien und Berufswahl Welchen Stellenwert der Beruf in den Medien einnimmt, ist eine Frage, mit der sich WissenschaftlerInnen verstärkt seit Ende der 1960er Jahre befassen. Film und Fernsehen sowie Zeitschriften sind hier die hauptsächlich untersuchten Medien. So analysiert Peter Pleyer Nationale und soziale Stereotypen im gegenwärtigen deutschen Spielfilm (Pleyer 1969), Martin Osterland (1970) Gesellschaftsbilder in westdeutschen Kinofilmen der Jahre 1949 bis 1964. Beide Werke werden in Rundfunk und Fernsehen rezensiert (vgl. Riedel** 1969: Pleyer 1968; Magnus** 1970: Osterland 1970) und in beiden Werken geht es auch um Berufsstereotype. Der Soziologe Osterland analysiert „Arbeit und Beruf“ im Film neben „Liebe, Ehe und Familie“. Im Sinne der Kritischen Theorie betrachtet er Filme als Erzeugnisse der Massenkultur und spricht von der

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Filmindustrie als Teil der Kulturindustrie. Wenn Filme zur „Flucht aus dem Alltag“ einladen, so sei damit in erster Linie der „Berufsalltag“ gemeint. Dementsprechend könne nicht von einer angemessenen Darstellung der Berufswelt im Film ausgegangen werden (vgl. Osterland 1970: 92). Der Autor verschafft sich zunächst einen Überblick, in welchen Berufsbereichen die 3286 Hauptfiguren der von ihm untersuchten Filme tätig sind (vgl. Osterland 1970: 93f.). Ein Vergleich mit Berufsstatistiken ist laut Osterland nicht ohne weiteres möglich, dennoch sind einige Diskrepanzen besonders auffällig: „zirka 40% der Erwerbspersonen in der Bundesrepublik sind Arbeiter – 5% im Filmangebot, aber nur 0,4% waren in künstlerischen Berufen tätig – 15,7% im Film. 0,6% sind ‚Sicherheitsund Ordnungswahrer‘, was hier den Polizeiberufen (9,4%) entspräche.“ (Osterland 1970: 95) Erstaunlich findet der Autor zudem die hohe Zahl an Filmfiguren, bei denen der Beruf gar nicht erwähnt wird: „Jede achte Filmfigur erscheint frei von beruflichen Pflichten, ohne den Zwang zur Arbeit und ledig der Notwendigkeit, ihren Lebensunterhalt verdienen zu müssen.“ (Ebd.) „Adelige“, „Soldaten“ und „Hausfrauen“ bilden eigene Kategorien. Weil sie „den Berufsbegriffen neueren Datums nur bedingt entsprechen“ (Osterland 1970: 93), handelt Osterland „Adelige“ im Weiteren unter „Politik und Geschichte“ ab, „Hausfrauen“ unter „Liebe, Ehe und Familie“. Ob „Hausfrau“ ein Beruf und wie politisch das Private ist, sind Fragen, die in den folgenden Jahrzehnten in Studien zu Geschlechter- und Berufsstereotypen in den Medien aufgegriffen werden. Einige der im Kapitel C 4 Geschlechter und Stereotype vorgestellten Publikationen thematisieren, in welchen Berufen Frauen und Männer gezeigt werden und konstatieren erhebliche Unterschiede (vgl. Küchenhoff 1975; Hastenteufel 1980; Leinfellner 1983; Staab et al. 1987; Staab et al. 1991); auch gibt es eine Studie zur Rezeption und Wirkung von Hausfrauen-Darstellungen im Fernsehen (vgl. Jaide 1980). Die Ergebnisse der frühen Medieninhaltsanalysen lauten, dass das Spektrum der Berufe, in dem Männer gezeigt werden, größer ist als das, in dem Frauen gezeigt werden. Bei Frauen bleibt häufiger unklar, ob sie berufstätig sind und welchem Beruf sie nachgehen. Wenn sie berufstätig sind, so meistens nur „nebenbei“ und „halbtags“. Gezeigt werden sie vorrangig zuhause, im privaten Umfeld oder in der Freizeit. Je nach Gattung und Genre, fiktionalen oder nonfiktionalen Formaten, redaktionellem Angebot oder Werbung variieren diese Ergebnisse zwar, in der Tendenz aber belegen sie geschlechts- und klassenspezifische Differenzen in der medialen Repräsentation Berufstätiger. In den 1990er Jahren interessiert die Darstellung von Berufen einerseits, weil eine einseitige Anpassung der öffentlich-rechtlichen Programme an die Formate und Erzählmuster privater Anbieter vermutet wird, andererseits weil anzunehmen ist, dass sich gesellschaftlicher Wandel und gerade auch die veränderten Arbeitsund Geschlechterbeziehungen medial niederschlagen. Wolfgang Gast erhebt in zwei Wellen, u.a. welche Berufe im Vorabendprogramm 1994/95 und 1997/98 die am häufigsten vorkommenden sind. Im Vergleich zur ersten Erhebungswelle ist die Zahl weiblicher ProtagonistInnen aufgrund des erhöhten Daily Soap- und Krankenhausserien-Anteils gestiegen. Das TV-Pflegepersonal ist zu 90 Prozent weiblich, die

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TV-LehrerInnen zu 60 Prozent (vgl. Gast 1999: 36). Eine Mittelschichtorientierung, die z.B. schon Küchenhoff et al. (1975) konstatiert haben, ist auch in den 1990er Jahren deutlich: die dominanten Berufsgruppen bilden, insbesondere bei den privaten Sendern, „die Ärzteschaft“ und „die Lehrerschaft […] während Journalisten vor allem in den Serien der öffentlich-rechtlichen Anstalten vorkamen.“ (Gast 1999: 36f.) Der Autor spricht auch an, was die Serien nicht zeigen. Weder bei der ersten, noch bei der zweiten Erhebung werden ArbeiterInnen gezeigt, „Handwerker, Techniker und Arbeiter spielen […] eine völlig untergeordnete Rolle“. (Gast 1999: 37) Arbeitslosigkeit und schlecht bezahlte Jobs bleiben ebenso in diesen Serien weitgehend unerwähnt. Der Autor weiß, dass gerade im ausschließlich werbefinanzierten Privatfernsehen keine gesellschaftskritischen Serien zu erwarten sind, dennoch fragt er, ob es für den Erfolg zwingend notwendig wäre, „sich auf die sicheren Quotenseiten mit Hilfe stereotyper Bilder eines Berufsbereichs zu stellen, bei dem man seine Millionen Zuschauerinnen bei ihren bestehenden Vorurteilen abholt und diese intensiv ausgestaltet und verstärkt.“ (Gast 1999: 39) Er plädiert für eine Wissenschaft und Kritik, die die Serien nicht einfach als Schund abtut, sondern „Stellung bezieht und deutlich sagt, was – vermutlich – diese Verstärkung von stereotypen Bildern bei (vor allem jungen) Rezipienten anrichtet und daß man dieses auch deutlich kritisieren muß.“ (Gast 1999: 40) Damit sind Fragen der Rezeption und Wirkung angesprochen, die in den jüngeren Studien zu Berufen in den Medien deswegen eine große Rolle spielen, weil Jugendliche offenbar vermehrt gerade auch fiktionale TV-Angebote für erste Überlegungen zur Berufswahl nutzen (vgl. Gehrau/vom Hofe 2011; Dostal/Troll 2004; Krüger 2004; Michel/Pelka 2004). Doch welche Berufsbilder vermitteln Medien im 21. Jahrhundert? Die neueren Studien untersuchen trotz der Vielzahl an Angeboten, Print wie Online110, und trotz der Wichtigkeit interpersoneller Kommunikation beim Thema Berufsinformationen, das Fernsehangebot. Ihm wird weiterhin eine große Bedeutung bei der Meinungsbildung im Berufswahlprozess beigemessen, die Rede ist vom CSI-Effekt (Gehrau/vom Hofe 2011: 1), vermutet werden außerdem Zusammenhänge zwischen dem Casting-Show-Konsum und dem Wunsch, Top-Model oder SängerIn zu werden. Auch Koch-Shows befördern angeblich das Interesse an einer Ausbildung zum Koch bzw. zur Köchin. Daten, die auf einige interessante Veränderungen hinweisen, versammelt die Studie Die Berufswelt im Fernsehen (Dostal/Troll 2004; 2005), die 2004 in einer Kurzversion online und 2005 in Buchform veröffentlicht worden ist. Sie besteht aus mehreren Teilprojekten bzw. „Pilotstudien“, zum einen einer Untersuchung des 110 | Zu den „klassischen“ Angeboten zählen die Blätter zur Berufskunde, die die Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung in Nürnberg, die spätere Bundesanstalt für Arbeit, seit 1954 in Kooperation mit dem Bertelsmann-Verlag herausgibt. Sie enthalten Informationen über Aufgaben und Tätigkeiten, Ausbildung und Weiterbildung, Entwicklung und Situation verschiedener Ausbildungsberufe und Studiengänge. Das Angebot ist in den vergangenen Jahrzehnten auf mehr 700 Titel angewachsen, 2003 geht die Bundesagentur dazu über, Berufsinformationen online zu veröffentlichen.

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Umfangs und der Struktur der Berufsdarstellungen in den Angeboten fünf deutscher Sender (vgl. Krüger 2004), zum anderen der Darstellung von Berufen im Fernsehen und möglichen Auswirkungen auf die Berufswahl (vgl. Michel/Pelka 2004). Krüger hat die Präsentation von Berufen im Programm der fünf meistgenutzten deutschen Sender, ARD, ZDF, RTL, SAT1 und ProSieben, über zwei Wochen (im März 1999 und im Dezember 2001) im Zeitraum von 13 bis 1 Uhr analysiert. Ausgenommen waren lediglich Nachrichten, Werbung und Trailer, zusammen gekommen sind so 840 untersuchte Programmstunden. Pro Fernsehstunde konnten etwa 8 Berufspräsentationen registriert werden. Dabei haben die CodiererInnen zwischen gezeigten (5293), verbal präsentierten (1148) und explizit thematisierten (354) Berufen unterschieden. Deutlich wird, dass Berufe ‚Nebensache‘ sind. In der Rangfolge der meist vorkommenden TV-Berufe nehmen „Ordnung/Sicherheit“, „Medien/ Geisteswissenschaften/künstlerische Berufe/Showbusiness“ und „TV-spezifische Berufe/Journalismus“ die ersten drei Plätze ein, gefolgt von „Gesundheit“, „Sport“, „Verwaltung/Büro/Wirtschafts-/Sozialwissenschaften“, „Politik“, „Soziales/Erziehung/Seelsorge“, „Waren/Dienstleistungen/kaufmännische Berufe“, „Verkehr/ Lager“ (Krüger 2004: 60). Diese Rangliste unterscheidet sich im Ergebnis dadurch von anderen, dass sehr unterschiedliche TV-Angebote, fiktionale wie nonfiktionale, öffentlich-rechtliche wie privat-kommerzielle, berücksichtigt worden sind. Einen hohen Stellenwert erlangen dadurch z.B. die an zweiter Stelle liegenden Medienberufe inklusive Showbusiness und künstlerische Berufe. In öffentlich-rechtlichen Programmen sind „klassische gesellschaftsrelevante Berufe (Ordnung, Sicherheit, Soziales) und Sport“ (ebd.) sichtbarer, in privat-kommerziellen dagegen „Unterhaltung, hedonistische Berufe (Showbusiness, Model, Sexberufe)“ (ebd.) und auch „Ordnung/Sicherheit“. Hier sind dann noch einmal genrespezifische Unterschiede zu berücksichtigen. Berufsbilder im Fiction-Angebot „unterliegen weitgehend den Regeln der Unterhaltungsproduktion und kultivieren um so eher Klischees, je stärker sie den dramaturgischen Vorgaben des jeweiligen Unterhaltungsformats unterworfen sind.“ (Krüger 2004: 61) Der Autor erkennt einen deutlichen Zusammenhang zwischen der Programmstruktur der Sender und der Berufsstruktur. „Wer vorzugsweise öffentlich-rechtliche Programme sieht, begegnet zum Teil anderen Berufsprofilen als derjenige, der vorzugsweise private Programme sieht.“ (Ebd.) Krüger führt mit „gesellschaftlicher Berufswertstruktur“ (Krüger 2004: 62) einen Begriff ein, der so viel wie Berufsprestige und allgemeines Ansehen von Berufen meint. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Möglichkeit eines Stereotypenwandels, einer „Entzauberung“ (ebd.) von Berufen wie „Arzt“ oder „Polizist“ oder auch „Politiker“, die dadurch stattfindet, dass die ProtagonistInnen in komischen Rollen und hybriden Genres auftreten. Es genügt also nicht, nur Berufe zu registrieren, es sollte zudem beachtet werden, in welchen Rollen und Genres VertreterInnen eines Berufs zu sehen sind. Traditionelle Berufsstereotype werden möglicherweise konterkariert, was „auf einen Wandel der gesellschaftlichen Berufswertstruktur hindeuten“ (ebd.) könnte. Krügers Studie bietet neben diesem Plädoyer für qualitative Forschung und eine angemessene Kontextualisierung eine Vielzahl weiterer wichtiger Befunde

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zu den demographischen Merkmalen der AkteurInnen, beispielsweise zu „Alter“, „Geschlecht“ und „nationaler Herkunft“. Zusammengefasst lauten sie: Je ‚seriöser‘ das Berufsfeld, desto älter und männlicher sind die Figuren. Eine geschlechtsspezifische Segmentierung des TV-Arbeitsmarktes zeigt sich darin, dass der Anteil männlicher Berufsträger doppelt so hoch ist. Männer dominieren Ordnungs- und Sicherheitsberufe, ferner Gesundheit, Sport und Politik. Frauen dagegen Mode, Sex und Erotik. Lediglich in den Berufsfeldern Medien und Kulturwissenschaften ist der Abstand zwischen weiblichen und männlichen Beruftätigen geringer (vgl. Krüger 2004: 63). Das heißt, dass in der Fernsehrealität überwiegend zwischen ‚Männer‘- und ‚Frauen‘-Berufen unterschieden wird, auch und gerade dann, wenn einige ‚Ausnahmefrauen‘ und -‚männer‘ als Kommissarin oder „Kindergarten-Cop“ die Regeln unterlaufen. Nach den Auswirkungen der Präsentation von Berufen im Fernsehen fragen Lutz P. Michel und Bastian Pelka. Sie vermuten, dass insbesondere Jugendliche in ihren Vorstellungen von Berufen auch durch das Fernsehen beeinflusst sind (vgl. Michel/Pelka 2004: 65). Beeinflusst sind natürlich auch andere Altersgruppen, Jugendliche stellen jedoch insofern eine besondere Zielgruppe dar, weil sie sich im Berufswahlprozess befinden. Michel und Pelka führen zunächst nur eine Inhaltsanalyse von im Vorabendprogramm laufenden Daily Soaps (Gute Zeiten, schlechte Zeiten, RTL; Marienhof, ARD; Unter uns, RTL; Verbotene Liebe, ARD) durch, die im Jahr 2002 bei Jugendlichen enorme Reichweiten erzielen. Eine RezipientInnenbefragung sieht die Pilotstudie von 2004 nicht vor. Deswegen sind auch keine Aussagen darüber möglich, wie Jugendliche tatsächlich mit der „Soap-Realität“ umgehen (vgl. Michel/ Pelka 2004: 68). Eine wichtige Rolle spielen Berufe in Soaps durchaus. Pro ausgestrahlter Folge werden im Schnitt fünf gezeigt oder angesprochen; alle viereinhalb Minuten einer (vgl. Michel/Pelka 2004: 66). Doch stammen die in Soaps vorkommenden Berufe zu fast 90 Prozent aus dem Dienstleistungssektor, besonders „Werber“, „Designer“ und „Künstler“ sind beliebt, auch „Barkeeper“ und „Kellner“. Die Berufe sind immer eng an die jeweiligen DarstellerInnen gebunden, sie dienen der Charakterisierung, mehr noch ermöglichen sie ein bestimmtes Setting (z.B. in der Agentur, in der Bar) und geben Auskunft über Trends und Lifestyle. Tiefergehende Informationen über die mit dem Beruf verbundenen Aufgaben und Tätigkeiten liefern Soaps jedoch nicht. Das Berufsspektrum ist noch eingeschränkter als in den sonstigen Vorabendserien, bei denen bedingt durch die Krankenhaus- und Polizeiserien etwas mehr Vielfalt herrscht (vgl. Michel/Pelka 2004: 67). Ähnlich wie in den Studien von Krüger sowie Michel und Pelka (vgl. Dostal/ Troll 2005) untersuchen auch Volker Gehrau und Hanna Jo vom Hofe Medien und Berufsvorstellungen Jugendlicher. Sie führen neben einer Inhaltsanalyse von bei Jugendlichen beliebten Serien eine schriftliche Befragung von fast 1300 SchülerInnen unterschiedlicher Schularten durch (vgl. Gehrau/vom Hofe 2011: 5). Ein Ergebnis der Befragung lautet, dass „sich die Berufswünsche Jugendlicher zwar deutlich von der realen Berufsverteilung (unterscheiden), sie weichen aber nicht so stark von der Realität ab wie die Berufswelt in den Serien.“ (Gehrau/vom Hofe 2011: 5) SchülerIn-

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nen trennen also durchaus zwischen medialer Repräsentation, Berufswunsch und -alternativen. Signifikante Zusammenhänge zwischen Berufswunsch und Serienkonsum ergeben sich bei Berufen im Gesundheitssektor. Da neigen VielseherInnen eher dazu, medizinische Berufe in Betracht zu ziehen. Sowohl Michel und Pelka als auch Gehrau und vom Hofe plädieren für eine stärkere Beachtung des Fernsehens (und anderer Medien) als Einflussfaktoren bei der Berufswahl. BeraterInnen sollten wissen, welche Berufsbilder medial vermittelt und bei Jugendlichen gerade ‚in‘ sind (vgl. Michel/Pelka 2004: 68). Während häufig die negativen Auswirkungen einer verzerrten Darstellung der beruflichen Wirklichkeit diskutiert werden – so z.B. wenn RezipientInnen von Krankenhausserien angeblich nicht wissen, dass Abitur und Studium Voraussetzung für den ÄrztInnen-Beruf sind – geben die ForscherInnen zu bedenken, dass Medien doch auch informieren, „vielfältige Perspektiven offerieren“ (Gehrau/vom Hofe 2011: 6) und den Berufswahlprozess steuern könnten.

6.5 Zwischenfazit Berufe und Stereotype Forschung zu Berufen findet traditionellerweise in der Soziologie („Berufssoziologie“, „Berufsfeldforschung“), der Pädagogik (Schule und Ausbildung) und Volkswirtschaftslehre (Berufsstatistiken, Erwerbsquote, Arbeitslosigkeit nach Branchen) statt. Wenn sich KommunikationswissenschaftlerInnen mit Berufen befassen, so mit medial vermittelten Berufsbildern. Entweder wird die mediale Repräsentation einzelner Berufe bzw. Berufsgruppen untersucht oder ermittelt, welche Berufe in einem bestimmten Medium vorkommen, wie breit das gesamte Berufsspektrum ist. Die bevorzugt untersuchten Medien sind bei einzelnen Berufen literarische Gattungen, Filme und das Fernsehen, seltener Zeitungen und Zeitschriften. Studien, die der Vielfalt der präsentierten Berufe nachgehen, sind größtenteils Fernsehstudien. Ein Ergebnis der Untersuchungen des medialen Berufsspektrums lautet, dass es recht eingeschränkt ist und ‚die Realität nicht widerspiegelt‘. Ebenso eingeschränkt erscheint das Spektrum der bevorzugt untersuchten einzelnen Berufe. Es dominieren Studien zu JournalistInnen, PolitikerInnen, WissenschaftlerInnen und ÄrztInnen. Damit werden bevorzugt diejenigen Berufsgruppen untersucht, die eine akademische Ausbildung verlangen, zumeist die klassischen Professionen. Sehr deutlich ist die Forschungslücke bei den weniger prestigevollen Berufen. Es gibt kaum Studien zu Berufstätigen in den Bereichen Produktion, verarbeitendes Gewerbe, Handel etc. In diesen Bereichen aber ist die Mehrheit der Erwerbstätigen beschäftigt. Ebenso gibt es keine Studien zu Nicht-Erwerbstätigen, zu Arbeitslosen oder denjenigen, die zuhause als ‚Hausfrauen‘ und ‚Hausmänner‘ unbezahlte, sogenannte Reproduktionsarbeit, verrichten. Volker S. Stahr geht in einer Fernsehkritik auf die von Udo Michael Krüger (2004) ermittelte Diskrepanz zwischen TV-Berufswelt und realer Berufswelt ein und verblüfft mit einem Rechenbeispiel: „Entspräche die tatsächliche Erwerbslosenquote der Zahl der im Fernsehen auftretenden Menschen ohne Arbeit, Deutschland hätte ein Problem weniger: Sie würde nur 0,8 Prozent betragen.“ (Stahr 2005: o.S.) So herrscht in der Fernsehwelt quasi Vollbeschäftigung. Wenn Arbeitslose

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vorkommen, dann als ‚Problemfälle‘ in politischen Magazinen und Nachrichten, oder aber als Menschen, die schließlich ‚ihr Schicksal meistern‘. In dem von Stahr besprochenen Fernsehfilm finden am Ende die entlassene Lektorin und der ‚freigestellte‘ Banker, die sich anfangs nicht leiden mochten, zueinander und eröffnen einen Laden, in dem ‚sie‘ Bücher und ‚er‘ Wein verkauft. Berufsstereotype sind mit Geschlechterstereotypen eng verbunden, wie dieses Beispiel zeigt. Wenn es um mediale Berufsstereotype geht, wird zumeist ganz selbstverständlich mit einer Berufsbezeichnung operiert, die der grammatischen Form nach männlich ist und bei der Frauen bestenfalls ‚mitgemeint‘ sind. Bis heute erscheinen Studien, in denen noch nicht einmal in einer Fußnote Erwähnung findet, dass es neben „Journalisten“ auch „Journalistinnen“, neben „Wissenschaftlern“ auch „Wissenschaftlerinnen“ gibt. Das erschwert, wie gesagt, die Wiedergabe und Interpretation von Forschungsergebnissen. Problematischer ist jedoch, dass dadurch Frauen in die symbolische Nicht-Existenz gedrängt werden und Veränderungen im jeweiligen Berufsfeld unsichtbar bleiben. Um so wichtiger sind Studien wie die von Irene Neverla (1983), Eva Flicker (1991), Monika Weiderer (1995) oder Jutta Röser und Margreth Lünenborg (2012), die der geschlechtsspezifischen Segmentierung von Arbeitsmärkten nachgehen und feststellen, dass zwar mehr Frauen in verschiedenen Berufsfeldern tätig sind, eine Unterscheidung nach Geschlecht jedoch weiterhin die mediale Repräsentation von Berufen bestimmt. Das gilt auch für die Repräsentation sogenannter ‚Spitzenfrauen‘ und ‚Karrierefrauen‘. Sie bilden die Ausnahme, die aber die Regel bestätigt, dass Wirtschaft, Politik und Wissenschaft ‚eigentlich‘ ‚Männer‘-Domänen sind. Immer wieder wird gezählt, wie viele Frauen es in die Vorstände börsennotierter Unternehmen geschafft haben. Dadurch gerät aus dem Blick, welche Probleme ansonsten für Männer wie für Frauen in der Berufswelt existieren und welche sozialen Kategorien in Verbindung mit Geschlecht über Berufsverläufe entscheiden. Race und Class, aber auch Religion, Alter, Körperlichkeit u.a. bleiben bislang in der Forschung weitgehend unberücksichtigt, obwohl mediale Repräsentationen von Berufen zuweilen auf höchst stereotype Art und Weise soziale Differenz markieren, indem z.B. ‚Ärzte‘ und ‚Krankenschwestern‘, ‚türkische Putzfrauen‘, ‚schwule Friseure‘ oder ‚polnische Altenpflegerinnen‘ – zumeist als Nebenfiguren – auftreten. In der Berufs(stereotypen)forschung erweist sich ein intersektionaler Ansatz, der versucht die verschiedenen soziale Ungleichheit generierenden Kategorien zu berücksichtigen, als unerlässlich. Er ließe die sogenannte ‚Feminisierungs-Debatte‘ in einem anderen Licht erscheinen und könnte Korrektiv und Ergänzung einer Berufsprestige-Forschung sein, bei der unklar bleibt, warum die Befragten den einen Beruf mehr schätzen als den anderen. Die Rezeption und Wirkung medial erzeugter und vermittelter BerufsStereotype ist noch wenig untersucht, kaum besser sieht es bei den Stereotyp-Inhalten aus. Lediglich zu einigen, wenigen Berufen, vor allem den klassischen Professionen, gibt es Studien, in denen ausgeführt wird, worin das Stereotyp besteht, wie es sich eventuell im Laufe der Zeit verändert hat, welche verschiedenen Ausprägungen (positive wie negative Stereotype, Substereotype) und Überschneidungen mit ande-

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ren Stereotypen existieren. Trotz der wissenschaftlichen Zurückhaltung gegenüber performativen Akten, sind im Alltag Stereotypisierungen von Berufen und Personen, die sie ausüben, gang und gäbe. Die in Gesprächen unter noch Unbekannten beinahe zwangsläufig gestellte Frage „und was machen Sie beruflich?“ beruht auf der Hoffnung, von der Berufsangabe auf die Person schließen zu können. Auch der umgekehrte Weg – von der Person auf ihren Beruf schließen zu können – wird beschritten: ebenso im Alltag, in den Medien, so in einer der erfolgreichsten Unterhaltungssendungen des deutschen Fernsehens, in Was bin ich?, dem „heiteren Berufe-Raten mit Robert Lembke“, und in wissenschaftlichen Studien, bei denen ProbandInnen anhand von Fotos auf die Berufe der abgebildeten Personen schließen sollten (vgl. Rice 1926; Hofstätter/Tack 1963; Hofstätter 1965). Ohne Zweifel ist der Beruf identitätsstiftend. Viele Nachnamen beruhen auf Berufsbezeichnungen; die Berufsangabe entscheidet über Kaufverträge, Versicherungen und Kredite. Helmut Schelsky drückt es vor mehr als vier Jahrzehnten so aus: „Die Berufstätigkeit ist für den modernen Menschen der wesentlichste Bereich personbildender sozialer Lebensaktivität.“ (Schelsky 1972: 31) Der Beruf, erläutert er, verbinde die Einzelnen mehr noch als etwa die Familie, mit der sozialen Außenwelt, biete Sozialkontakte und Primärerfahrungen; er bilde den „eigentlichen Realitätsbereich des modernen Menschen.“ (Ebd.) Dem eigentlichen Realitätsbereich des modernen Menschen steht jedoch nicht der ‚uneigentliche Medienrealitätsbereich‘ gegenüber. Auch wenn die sogenannte Realitäts-Fiktions-Unterscheidungs-Kompetenz (vgl. Thies/Schreier 2006) für die Beurteilung von Medieninhalten kurzfristig wichtig sein mag, beruhen Berufsbilder und -stereotype langfristig sowohl auf fiktionalen als auch auf nonfiktionalen Darstellungen. Die verschiedensten Realitätserfahrungen durchdringen und überlagern sich; Medienrealität und soziale wie ökonomische Realitäten stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang. Dennoch sind die wahrgenommenen Diskrepanzen zwischen Realität und Medienrealität hochinteressant: Gemeinhin wird ‚den‘ Medien ja vorgeworfen, ‚der Realität hinterher zu hinken‘, nun aber deuten einige Daten darauf, dass die Fernsehrealität mit all ihren Kommissarinnen, Pathologinnen und Ärztinnen der sozialen Realität ‚voraus‘ ist. Auch die durch den ‚Merkel-Faktor‘ bedingte rein quantitative Zunahme der medial präsenten Politikerinnen lässt den Eindruck entstehen, dass Berufe, die früher einigen, wenigen (Männern) vorbehalten waren, nun „allen“ offen stehen. Hier setzten Initiativen und Informationskampagnen an, die Jugendliche, Langzeitarbeitslose oder gut ausgebildete MigrantInnen für Berufe gewinnen wollen, die nicht besonders begehrt sind. Medien, so zeigen diese Kampagnen, können ‚positive‘, die Berufswahl steuernde Effekte haben, sie können aber auch, so die Kritik insbesondere an fiktionalen TVFormaten, falsche und einseitige Vorstellungen von der Berufswelt und angeblichen Traumjobs vermitteln. Die Kritik ist berechtigt, denn insgesamt sind nur wenige Professionen und Berufsgruppen medial präsent. Ihnen wird durch die Medien, aber auch durch die Wissenschaft, die sich mit Berufen in den Medien befasst, eine Bedeutung zuteil, die als Bedeutungszuschreibung fraglich ist: wie kann es sein, dass immer wieder

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dieselben Berufe thematisiert werden? Wie viel ‚Nabelschau‘ betreibt die Kommunikationswissenschaft, wenn die Zahl der Studien zu ‚JournalistInnen‘, ihrem Selbstbild, Fremdbild und öffentlichem Ansehen die Zahl der Studien zu anderen Berufen bei weitem übersteigt? Um diesen Mechanismus der Selbstreferentialität und wiederholt eingeschränkten Wahrnehmung zumindest ansatzweise zu durchbrechen, ist auf die Auslassungen und Leerstellen zu achten, auf das, was lange Zeit nicht bedacht und beforscht wurde. Dazu zählen diejenigen Berufe, denen seitens der Medien und der Wissenschaft wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, die aber in der Berufsrealität häufig vorkommen; dazu zählen auch soziale Ungleichheit generierende Kategorien wie Geschlecht, Alter, Körper, sexuelle Orientierung, Ethnie, formale Bildung, Klasse etc., die sich im realen Berufsleben unmittelbar auswirken und in der Medienrealität nicht selten reproduziert werden.

7. Weitere Beiträge zur Stereotypenforschung In den vorherigen Kapiteln ist die Forschung zu einzelnen Arten von Stereotypen in den Blick genommen worden. Metaanalyse I weist neben Beiträgen zu nationalen, ethnischen, religiösen, geschlechtlichen, Alters- und Berufsstereotypen aber auch solche aus, in denen es nicht um eine spezifische Stereotypart, sondern allgemein um Stereotypenforschung geht. Von den insgesamt 119 für Metaanalyse I berücksichtigten Beiträgen sind das immerhin 33. Wenn im Folgenden näher auf sie eingegangen wird, ergibt sich im Vergleich zu den vorangegangene Kapiteln in Teil C eine etwas abweichende Darstellung, was mit der Heterogenität der in die Kategorie „Stereotype allgemein“ fallenden weiteren Beiträge und der Beschänkung auf die für Metaanalyse I ausgewerteten Fachzeitschriften begründet werden kann. Mit Franz Dröge und Jörg Schweinitz rücken in diesem Kapitel zwei Protagonisten der kommunikations- und medienwissenschaftlichen Stereotypenforschung in den Mittelpunkt. Nicht nur aufgrund der Menge lohnen die weiteren Beiträge zur Stereotypenforschung eine gesonderte Betrachtung: Es handelt sich bei ihnen zumeist um Aufsätze und Rezensionen, in denen eine theoretische Auseinandersetzung mit Stereotypen und ihnen verwandten Phänomenen stattfindet. Verwendet werden dann z.T. andere Begriffe als Stereotyp, was sich mit dem fachlichen Hintergrund der AutorInnen oder RezensentInnen erklären lässt, vielleicht auch mit „Moden“ oder einem strategischen Sprachgebrauch. Insbesondere die Linguistik, die Bildwissenschaft und Kunstgeschichte, die Psychologie und die Politikwissenschaft hinterlassen Spuren, erkennbar an Begriffen wie Metapher, Klischee, Visiotyp, Schema, Vorurteil oder Feindbild. Zur Kategorie „Stereotype allgemein“ zählen desweiteren Beiträge zu Personen, die für die kommunikationswissenschaftliche Stereotypenforschung von Bedeutung sind, etwa „Klassikern“ wie Walter Lippmann. Ausführlich beschäftigt sich mit ihm, seinem Werk und dessen Auswirkungen auf die kommunikationswissenschaftliche Theoriebildung und Forschungspraxis Jürgen Wilke in seinem Aufsatz Nicht nur

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ein Theoretiker der öffentlichen Meinung (Wilke** 2007; vgl. dazu die Einleitung und Kapitel B 1.1). Eineinhalb Jahrzehnte zuvor hat Jochen Robes in seiner Rezension der deutschen Neuausgabe von Public Opinion Lippmannns Bedeutung für die Kommunikationswissenschaft herausgestellt (vgl. Robes* 1991: Lippmann 1990). In ihrer Unterschiedlichkeit verdeutlichen die in dieser Kategorie zusammengefassten Beiträge, wie „weit“ das interdisziplinäre Forschungsfeld Medien und Stereotype ist. Ein Lexikon zu Legenden, Lügen, Vorurteilen im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus wird ebenso rezensiert (vgl. Stöber* 1992: Benz 1990) wie ein Werk, in dem die Berichterstattung über Das sogenannte Waldsterben als klischeebeladen entlarvt wird (vgl. Kliment* 1997: Holzberger 1995). Der Rezensent bemängelt an Holzbergers Studie zum Klischee Waldsterben, dass „verwandte kommunikationswissenschaftliche Konzepte (kognitive Schemata, kulturelle Packages, Framing u.ä.) trotz ihrer Nähe zum Gegenstand nicht diskutiert [werden].“ (Kliment* 1997: 249) Theoretische Auseinandersetzungen mit Stereotypen und verwandten Konzepten finden anderswo statt. So z.B. in der US-amerikanischen Linguistik. Doch dauert es mehr als zwei Jahrzehnte, bis George Lakoffs und Mark Johnsons Metaphors We Live By (1980) ins Deutsche übersetzt wird, beklagt Michael Harnischmacher in seiner Rezension für die Publizistik (vgl. Harnischmacher* 2003: Lakoff/Johnson 2003). Er kritisiert die Kommunikationswissenschaft, die sich als interdisziplinäre Wissenschaft, als große Familie, wenn man es metaphorisch ausdrücken möchte, versteht, dann aber aufgrund ihrer Größe, den einen oder anderen Angehörigen vernachlässigt. So sei es der Metaphernforschung ergangen, die interessante Ansätze „für die qualitative Analyse medialer Botschaften“ (Harnischmacher* 2003: 365) biete. Lakoff und Johnson verfolgten dabei in ihrem zu einem linguistischen Klassiker avancierten Werk eine kognitionspsychologischer Perspektive, wonach Metaphern nicht nur auf Vergleichen und dichotomen Kategorien beruhende sprachliche Bilder seien, sondern „eine kognitive Grundstruktur, nach der der Mensch denkt und handelt.“ (Harnischmacher* 2003: 364) Die kognitive Wende, die sich in der US-amerikanischen (sozial-)psychologischen und linguistischen Stereotypen- und Vorurteilsforschung seit den 1960er Jahren abzeichnet, vollzieht sich in der deutschsprachigen Kommunikationswissenschaft mit Verspätung, wie in Teil B dargelegt wurde. Sie zeigt sich jedoch u.a. an Publikationen von Medienpsychologen wie Peter Winterhoff-Spurk oder Hans-Bernd Brosius zu kognitiven Schemata. Winterhoff-Spurk setzt sich mit der Kultivierungshypothese auseinander und fragt nach dem Einfluss des Fernsehens „auf die Bildung von Zeit-, Raum- und Personenschemata“ (vgl. Casimir** 1989: Winterhoff-Spurk 1989). Hans-Bernd Brosius hält die Schema-Theorie für „einen brauchbaren Ansatz in der Wirkungsforschung“ (Brosius 1991*), so der Titel eines Aufsatzes in der Publizistik. Seine Schema-Definition unterscheidet sich nicht von den gängigen Stereotyp-Definitionen: „Ein Schema kann man als ein Set von Attributen auffassen, das Objekte einer bestimmten Kategorie teilen.“ (Brosius* 1991: 286) Auch was die Folgen kognitiver Schemata anbelangt, ist die Nähe zu Stereotypen deutlich: „Da nur wenige Attribute notwendig sind, um ein Schema zu aktivieren, läuft schematische

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Verarbeitung auch immer Gefahr, voreingenommen oder stereotyp zu sein.“ (Brosius* 1991: 287) Schließlich scheint es sich um Synonyme zu handeln, was aber die Frage aufwirft, warum Schema der Vorzug gegeben wird: „Stereotypen von Minoritäten oder anderen Gruppen kann man in gleicher Weise als festgefügte Schemata bezeichnen, die sich schon durch wenige Attribute aktivieren lassen.“ (Ebd.) Einen neuen Begriff prägt der Germanist Uwe Pörksen mit Visiotype. In Anlehnung an Stereotype versteht er darunter standardisierte und auf extreme Vereinfachung zielende Visualisierungen hochkomplexer Zusammenhänge. Als Beispiele für Visiotype führt er Schaubilder, sog. „Infografiken“, Karten und Kurven, Stammbäume, Tabellen, Übersichten, Piktogramme und Symbole an, die der Komplexitätsreduktion dienen sollen. Zahl und Bild gehen in ihnen eine enge Verbindung ein. Mit ihrer Hilfe werden Gentechnik und die indogermanische Sprachfamilie, Militärschläge und die Bevölkerungsentwicklung vor Augen geführt. Steffen-Peter Ballstaedt bespricht das auch in den Feuilletons der überregionalen Zeitungen und im Spiegel rezensierte Werk für Rundfunk und Fernsehen. (Ballstaedt** 1998: Pörksen 1997) Bei allem Lob für die kluge und materialreiche Studie kritisiert Ballstaedt, dass Pörksen doch immer die Sprache als den Bildern überlegen beschreibt und die Gefahren des Missbrauchs der Bilder höher einschätzt als die des Missbrauchs der Worte: „die Bilder tragen sozusagen den Keim des Mißbrauchs schon in sich.“ (Ballstaedt** 1998: 381) Ein weiterer Kritikpunkt sind die fehlenden empirischen Belege für die behaupteten Wirkungen der Visiotype. Dennoch sei Pörksens Philosophie der Visiotype „wichtig und lesenswert, um der ausgerufenen visuellen Wende nicht multimedial berauscht, sondern nüchtern gegenüberzutreten.“ (Ballstaedt**1998: 382) In den folgenden Jahren nimmt innerhalb der Kommunikationswissenschaft das Interesse an Bildern tatsächlich erkennbar zu. Im Jahr 2000 gründet sich die DGPuKFachgruppe Visuelle Kommunikation mit dem erklärten Ziel, „dem Anikonismus in Publizistik-, Kommunikations- und Medienwissenschaft entgegenzutreten.“ (Webseite der Fachgruppe Visuelle Kommunikation 2013) Speziell Visuellen Stereotypen widmet sich der gleichnamige Band, der in Folge der 8. Fachgruppenjahrestagung publiziert wird. Er enthält sowohl Analysen visueller Stereotype in der politischen Propaganda und in der Repräsentation gesellschaftlicher Gruppen, als auch Beiträge zu Methoden und möglichen Wirkungen (vgl. Petersen/Schwender 2009). Der Rezensent Thomas Schierl bemängelt die „teilweise sehr unterschiedlichen theoretischen bzw. methodischen Zugänge“ und die „recht heterogene Qualität“ (Schierl* 2010: 209) der Beiträge, hält aber das Thema für äußerst relevant: „Auch wenn Stereotypisierung und vor allem damit verwandte Konzepte wie Schematheorie, Framing oder Priming in den letzten Jahren häufig Gegenstand kommunikationswissenschaftlicher Studien waren, sind gerade visuelle Stereotypen, wie die visuelle Kommunikation im Gesamten, immer noch ein wenig beforschtes Gebiet“ (ebd.). Relevanz erlangt durch die steigende Zahl rechtsextremer Gewalttaten in den 1990er Jahren auch das Thema Feindbilder. Bernhard Pörksen, der den Sprachgebrauch in neonazistischen Medien, konkret in 105 Flugblättern des inzwischen verbotenen „Freundeskreises Freiheit für Deutschland“, unter besonderer Berücksichtigung der

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Konstruktion von Feindbildern untersucht, sieht in der Beschäftigung mit Feindbildern ein epistemologisches Problem. Mit Verweis auf Winfried Schulz, der zwischen „ptolemäischer und kopernikanischer Weltsicht“ (Schulz 1989) unterscheidet, stellt Pörksen der „realitätsbezogenen Orientierung“ in der Feindbildforschung die „konstruktionsbezogene“ (Pörksen 2000: 37) entgegen. Diesen Perspektivwechsel bezeichnet Christoph Sauer, der die Dissertation für die Publizistik rezensiert und dabei einen handlungstheoretischen Standpunkt vertritt, als „Paukenschlag“ (Sauer* 2001: 476), als eine Ankündigung, der aber auch Taten in Form einer kritischen Auseinandersetzung mit den Ergebnissen ideologiekritischer Sprachanalysen folgen müssten (vgl. Sauer* 2001: 477). Doch hier wie dort würde sich die Analyse politischen Sprachgebrauchs auf Schlagwörter, Neologismen und Metaphern konzentrieren. Diese Analysen seien durchaus überzeugend, nur stelle sich die Frage, was der „Beobachtung“ und Analyse folge (vgl. ebd.). Positiver, wenngleich nicht unkritisch, ist die Rezension Werner Hollys in Medien & Kommunikationswissenschaft. Holly findet die Beschränkung auf die sprachlichen Inhalte zwar durchaus nachvollziehbar, meint aber, dass Prozesse der Produktion und Rezeption stärker berücksichtigt und Fragen der „Mehrfachadressierung“, „Intertextualität“ und „Offenheit von Texten“ aufgegriffen werden sollten (Holly** 2002: 141). „Vor diesem Hintergrund wirkt das Vorgehen hier ein wenig ‚angestaubt‘, als gäbe es keine Pragmatik, Kommunikationstheorie, Medienwissenschaften, Diskursanalyse, ganz zu schweigen von Cultural Studies.“ (Ebd.) Neben der Vielfalt an Begriffen, die die in der Kategorie „Stereotype allgemein“ versammelten Beiträge kennzeichnet, lässt sich an den Rezensionen zu Werken, in denen es um Visiotype oder Visuelle Stereotype geht (vgl. Ballstaedt**1998: Pörksen 1997; Schierl* 2010: Petersen/Schwender 2009) sowie an den beiden Rezensionen zu Bernhard Pörksens Feindbilder-Studie (vgl. Sauer* 2001: Pörksen 2000; Holly** 2002: Pörksen 2000) eine Vielfalt an disziplinären Einflüssen und theoretischen Zugängen erkennen. Erkenntnisse aus der Kunstgeschichte, der Linguistik sowie den sich entwickelnden Bildwissenschaften und Visual Studies gelangen in die Kommunikations- und Medienwissenschaft, es konkurrieren realistische und konstruktivistische, handlungs- und systemtheoretische, kognitionspsychologische und ideologiekritische Ansätze. Bernhard Pörksens Dissertation zählt jedenfalls zu den wenigen Publikationen zu Medien und Stereotypen, die in beiden Fachzeitschriften besprochen werden. Darunter fallen noch die Dissertation von Franz Dröge, Publizistik und Vorurteil (1967), der von Kurt Luger und Rudi Renger herausgegebene Band Dialog der Kulturen. Die multikulturelle Gesellschaft und die Medien (1994) (vgl. dazu Kap. C 2) und die Habilitationsschrift von Jörg Schweinitz Film und Stereotyp (2006). Auf die Autoren Franz Dröge und Jörg Schweinitz sowie die Wichtigkeit ihrer Werke für die kommunikations- und medien- bzw. filmwissenschaftliche Stereotypenforschung soll hier noch eingegangen werden, weil sie, ebenso wie die anderen in der Kategorie „Stereotype Allgemein“ versammelten Beiträge Hinweise geben auf eine Ausweitung oder Eingrenzung des Forschungsfeldes, auf fachliche und theoretische Schwerpunktsetzungen sowie Weiterentwicklungen im Verlauf der Zeit.

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7.1 Franz Dröge Franz Dröge promoviert 1965 in Münster. Der Titel seiner Arbeit lautet Kommunikationsgewebe und Stereotypen. Terminologische und systematische Erwägungen zur funktionalen Publizistik. 1967 erscheint die Dissertation als Buch mit dem kürzeren und auf den Begriff Stereotyp verzichtenden Titel Publizistik und Vorurteil. Im Mittelpunkt stehen dennoch Stereotype; ihnen und ihrer Rolle im publizistischen Prozess ist die eine Hälfte der „ausdrücklich auf theoretische Fundierung angelegten Arbeit“ (Prakke 1967: 7) gewidmet, die andere klärt einleitend „Grundbegriffe des publizistischen Systems“. Dröges Studie folgt der funktionalen Publizistik seines Doktorvaters Henk Prakke (vgl. Dröge 1967: 11). Unter Funktion versteht der Autor einen „dynamischen Beziehungsbegriff: Die Aussage wird auf den Kommunikator und den Rezipienten bezogen. Darüber hinaus beinhaltet der Begriff Leistung [Hervorhebung, M.T.] in zweifacher Hinsicht: einmal für die kommunizierenden Individuen, zum andere für das publizistische System, für eine Kollektivität.“ (Dröge 1967: 227) Gerhard Maletzke bespricht das Werk für Rundfunk und Fernsehen und geht auf die funktionale Publizistik ein. Mit ihr setze „sich in der Publizistikwissenschaft ein Ansatz immer mehr durch, [der] die ältere kausalistische Vorstellung eines einfachen Einwirkens der Aussage auf den Rezipienten“ (Maletzke** 1968: 60) aufhebe. Stereotype stellten „eine der Variablen in diesem Prozess“ (ebd.) dar. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit ihnen hält Maletzke für dringend geboten (vgl. Maletzke 1963: 205; Maletzke* 1966: 323). Er lobt Dröges „im Grenzgebiet zwischen Publizistik und Sozialpsychologie“ (Maletzke** 1968: 60) angesiedelte Forschung, seine „große Literaturkenntnis“ und das „breite Detailwissen“, findet aber seine „mit Fachbegriffen übermäßig angereicherte Sprache“ (ebd.) anstrengend. Hans Heinz Fabris, dessen Rezension zwei Jahre später in der Publizistik erscheint, wertet Dröges Arbeit ebenfalls als „gewichtigen Beitrag zur ‚Richtungsdiskussion‘“ (Fabris* 1970: 87) und zur Etablierung einer funktionalen Publizistik im Sinne Prakkes. Das große Verdienst der Studie läge darin, eine theoretische Basis für empirische Stereotypenforschung gelegt zu haben. Fabris benennt auch Aufgaben einer künftigen Stereotypenforschung: „Es wird vor allem zu untersuchen sein, in welchem Ausmaß bestehende Stereotypen durch die publizistischen Medien verstärkt werden und wo durch Nutzung des verbleibenden Spielraums zu deren Wandel beigetragen werden kann.“ (Fabris* 1970: 86) Der theoretischen Auseinandersetzung mit Stereotypen in Publizistik und Vorurteil folgen dann auch empirische Studien. So stellt Dröge 1968 in der Publizistik das Konzept einer empirischen Stereotypenforschung zur Analyse der Bild-Zeitung (Dröge* 1968) vor, das neben methodischen Anregungen auf Ideologiekritik abzielt. Allmählich zeichnet sich eine Abkehr Dröges vom Funktionalismus Münsteraner Prägung und eine Hinwendung zu neomarxistischen Ansätzen ab. Offen Position bezieht Dröge 1973 im Vorwort der 2. Auflage des gemeinsam mit Rainer Weißenborn und Henning Haft herausgegebenen Bandes zu Wirkungen der Massenkommunikation.

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Nach einer Kritik an der bisherigen empirischen Kommunikationsforschung, welcher „Theorieunfähigkeit“ und eine das herrschende politische System legitimierende Forschungspraxis vorgeworfen werden (vgl. Dröge 1969: XX), zeichnet der Verfasser den Gegenentwurf einer marxistischen, in der Kritik der Politischen Ökonomie gründenden Massenkommunikationstheorie, die „die ideologischen Zusammenhänge traditioneller Kommunikationstheorie“ (Dröge 1973: XXI) zu kritisieren habe. Auf empirische Forschung und den traditionellen Wirkungsbegriff müsse eine solche Theorie nicht verzichten, zeige sich doch in der Wirkung „die wirkliche Bestimmung der bürgerlichen Massenmedien, die sich aus dem Zirkulationsprozeß des Kapitals als dem wirklichen Bewegungssubjekt der bürgerlichen Gesellschaft ableiten läßt.“ (Ebd.) Die Ausarbeitung einer kritischen Kommunikationstheorie erfolgt in Wissen ohne Bewußtsein. Materialien zur Medienanalyse der BRD (Dröge 1973), ein Werk, das Dröge gemeinsam mit Ilse Modelmog verfasst hat. Ziel ist, unter Berücksichtigung der Methoden historisch-materialistischer Gesellschaftsanalyse aktuelle medienökonomische Entwicklungen im „Spätkapitalismus“ zu kritisieren und „Bewusstsein“ zu schaffen. Dröges politisches Bekenntnis bleibt nicht ohne Folgen für seine wissenschaftliche Karriere und auch für die kommunikationswissenschaftliche Stereotypenforschung. Dröge, der so lange erfolgreich im Fach Publizistik- und Kommunikationswissenschaft ist, wie er als Schüler Henk Prakkes gesehen wird, hat durch die Positionierung links von der Sozialdemokratie sowie die Kritik an einem scheinbar unpolitischen Empirismus und Funktionalismus der Kommunikationswissenschaft seine Karrierechancen im Fach verringert. Nachfolger auf dem Lehrstuhl Prakkes in Münster wird Winfried B. Lerg, Dröge erhält aber 1972 einen Ruf an die Universität Bremen. Das Thema Stereotype verfolgt er dort nicht weiter, beschäftigt sich jedoch mit kultursoziologischen, öffentlichkeitstheoretischen, medienpädagogischen und -ästhetischen Fragen. Rückblickend erscheinen Publikationen wie der von Suhrkamp verlegte Band Die Kneipe. Zur Soziologie einer Kulturform oder „Zwei Halbe auf mich!“ (Dröge/KrämerBadoni 1987) als Beleg dafür, dass Cultural Studies im deutschsprachigen Raum früher als gemeinhin angenommen betrieben worden sind. In den späten 1970er und in den 1980er Jahren publiziert Dröge kaum mehr in Publizistik und Medien & Kommunikationswissenschaft. Seine Bücher bleiben dort weitgehend unbeachtet, die wenigen Rezensionen sind eher negativ. 1998 aber werden in der Publizistik eine Zusammenstellung seiner wichtigsten Publikationen seit 1965 und eine Würdigung zum 60. Geburtstag veröffentlicht (vgl. Gebhardt* 1998a; 1998b). Hartwig Gebhardt zeichnet darin den wissenschaftlichen Weg Dröges nach und spricht die Folgen der politischen Positionierung seines akademischen Lehrers an: „Mit seinen Überlegungen – z.B.: unter den Bedingungen der Kapitallogik produzieren nicht nur Medien Ideologie, sondern auch Medienforscher – machte er sich allerdings im Fach nicht nur Freunde.“ (Gebhardt* 1998b: 78) Andreas M. Scheu zählt 2012 Franz Dröge zu Adornos Erben, so der Titel seiner Studie zur Verdrängung kritischer Positionen aus der deutschen Kommunikationswissenschaft (vgl. Scheu 2012). Scheu, der sich unter Berufung auf Bourdieus Habituskonzept dem kommunikationswissenschaftlichen Feld und der Gruppe

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„linker“ Akteure in diesem Feld nähert111, spricht von einem teilweise auch selbstverschuldeten Verlust wissenschaftlichen, kulturellen und sozialen Kapitals, der letztlich zur Marginalisierung Dröges im Fach geführt habe (vgl. Scheu 2012: 188ff.). Denn, so Scheu über Dröge: „Er trug zu seiner randständigen Position im Fach auch selbst bei, indem er das Fach und seine Akteure bewusst provokant kritisierte und die Grenze zwischen inhaltlicher und persönlicher Kritik beziehungsweise moralischer Anklage teilweise überschritt“ (Scheu 2012: 197). Eine etwas andere Sichtweise nimmt demgegenüber Gerd Kopper ein, der nicht nur Kollege und Co-Autor Dröges, sondern ihm Zeit seines Lebens freundschaftlich verbunden war. In seinem Nachruf greift Kopper auch das von Dröge in die deutsche Kommunikationswissenschaft eingebrachte Thema Stereotype auf: „Die tragische Ironie des Wissenschaftlerlebens von Dröge besteht darin, dass seine Person die (auch heute noch) wirksamste und gröbste nachwirkende Stereotypisierung als neo-marxistischer Dogmatiker im Wissenschaftsbetreib der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft erfahren hat.“ (Kopper* 2002: 468) Neuere fachhistorische Publikationen laufen Gefahr, diese politische Stereotypisierung nicht als solche zu erkennen; Kopper hingegen plädiert für eine differenzierte Betrachtung von Leben und Werk. Sicher sind nicht nur politische und persönliche Gründe ausschlaggebend für die „Verdrängung“ (Scheu 2012) von Forschungsrichtungen und die Ausgrenzung ihrer ProtagonistInnen. Bei Dröge wird auch die Kritik an der sich gerade etablierenden empirisch-sozialwissenschaftlichen, positivistischen Ausrichtung der Kommunikationswissenschaft eine Rolle gespielt haben. Dröge, der anfangs als Befürworter der „Neu“-Orientierung gilt, stellt in seinen späteren Publikationen, insbesondere in Wissen ohne Bewußtsein (1973) klar, unter welchen gesellschaftlichen und erkenntnistheoretischen Voraussetzungen welche Art von Empirie betrieben werden kann. Dröges Empirie-Verständnis, das durch eine Re-Orientierung an marxistischen Positionen geprägt ist, sowie seine Hinwendung zu kulturwissenschaftlichen Fragestellungen und Methoden lassen ihn aus Sicht der „Kern“-Kommunikationswissenschaft zu einer „randständigen“ (Scheu 2012: 197) Figur werden. Derlei Ausgrenzungsprozesse scheinen zu einem um Selbstfindung bemühten Fach wie der Kommunikationswissenschaft zu gehören. Stereotypenforschung, die nicht auf empirische Methoden setzt und zudem einen erweiterten Medienbegriff favorisiert, hat es dementsprechend schwer. Erst im 111 | Scheu bedient sich der von Bourdieu geprägten Begrifflichkeiten, um – wie ich finde – mit Bourdieu, aber letztlich gegen Bourdieus eigentliche Intentionen die Ausgrenzung kritischer Positionen aus dem „wissenschaftlichen Feld“ zu erklären. Manche Erklärungen klingen wie Rechtfertigungen der Ausgrenzung, insbesondere da, wo der Autor Maßstäbe anlegt, deren Prägung mehr den in der deutschen Kommunikationswissenschaft dominierenden und weniger Bourdieuschen Sichtweisen entspricht. Denn das „Kapital“, das Wissenschaftler wie Horst Holzer, Franz Dröge, Manfred Knoche oder Siegfried Weischenberg erwerben konnten, bemisst der Autor mit Hilfe von Kriterien (z.B. Zahl der Publikationen, Publikationsort, empirische Ausrichtung der Forschung, Teilnahme an Fachtagungen, „Zugehörigkeit zum engeren Kern des Faches“ vs. „Randständigkeit“, „enger Kontakt zu den Akteuren der deutschen Kommunikationswissenschaft“), die aus der Mehrheitskommunikationswissenschaft stammen.

C Metaanalysen und Ergebnisse

neuen Jahrtausend mehren sich die Anzeichen für eine Annäherung zwischen Kommunikations- und Medienwissenschaft, von der auch die Stereotypenforschung profitiert. Ein Werk, das für diese Annäherung steht, ist Jörg Schweinitz’ Habilitationsschrift Film und Stereotyp. Eine Herausforderung für das Kino und die Filmtheorie (Schweinitz 2006).

7.2 Jörg Schweinitz Schweinitz nennt als ein Ziel seiner Studie, „der Stereotyp-Thematik in einer bilanzierenden, überschauenden Studie eingehende medienwissenschaftliche Aufmerksamkeit zuzuwenden“ (2006: XIII). Dafür den Film als Untersuchungsgegenstand heranzuziehen, begründet der Autor damit, dass es sich bei ihm um eine inzwischen über hundertjährige kulturelle und ästhetische Institution handele, zu der theoretisch anspruchsvolle Arbeiten vorlägen. Zudem biete der Film die „vielfältigsten Varianten des praktischen Umgangs mit Stereotypen“ (Schweinitz 2006: XIII). Im Film sieht er einen „paradigmatischen Fall für die audiovisuelle Medienkultur im zwanzigsten Jahrhundert“ (ebd.: XIV). Eine Übertragung der aus der filmwissenschaftlichen Stereotypenforschung gewonnenen Erkenntnisse auf das Fernsehen und andere mit Bewegtbildern und Ton arbeitende Medien ist daher möglich. Schweinitz, der 2006 an die Hochschule für Film und Fernsehen in PotsdamBabelsberg berufen wurde und seit 2008 Professor am Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich ist, bezeichnet sein Werk als medienwissenschaftliche Studie. Die Arbeit, die inzwischen auch auf englisch vorliegt (Schweinitz 2011), gliedert sich in drei Teile: In Teil I werden Begriffe, Aspekte und Kontroversen über Stereotypkonzeptionen interdisziplinär vergleichend behandelt, in Teil II geht es um den Stereotyp-Diskurs im Wandel der Film-Theorie, wozu Aussagen bekannter und weniger bekannter Filmtheoretiker herangezogen werden, Teil III schließlich bietet Fallstudien zu verschiedenen Filmen. Die Arbeit als Beleg für eine Annäherung zwischen Kommunikations- und Medienwissenschaft zu nehmen, beruht darauf, dass sie in beiden Fachzeitschriften ausführlich gewürdigt wird. Verena Blaum schreibt in der Publizistik: „Es sei gleich vorausgeschickt, dass diese Studie […] ein besonderes Ereignis in der deutschsprachigen Filmwissenschaft darstellt. Hier wird ein Gegenstandsbereich auf eine Weise theoriegeschichtlich, systematisch und materialreich entfaltet, dass sich der Eindruck des rundum Gelungenen ergibt.“ (Blaum* 2007: 412) Blaum referiert, welche verschiedenen Auffassungen Filmtheoretiker wie Béla Balász, Hugo Münsterberg, Rudolf Arnheim, René Fülöp-Miller oder Siegfried Kracauer zu Stereotypen hatten. Sie reichten von Kritik am „Regressionsapparat Kino“ und den dort zur Befriedigung des Massengeschmacks verbreiteten Klischees bis hin zum Bekenntnis des Vergnügens an filmischen Klischees. Diese verschiedenen Auffassungen seien bis heute vorhanden, auch wenn inzwischen laut Schweinitz ein „postmoderner Blick“ (Schweinitz 2006: 222) und (de-)konstruktivistische Ansätze vorherrschten. Heike Klippel rezensiert Schweinitz’ Werk für Medien & Kommunikationswissenschaft und konzentriert sich auf den Wandel, den der Stereotyp-Begriff und die

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

Stereotypenforschung durchlaufen haben. Der Zusammenhang zwischen Begriffsdefinitionen und theoretischen Positionierungen wird dadurch deutlich: „Ausgangspunkt ist das Stereotyp als einerseits verkürzte, ‚verarmte‘ Repräsentation komplexer Zusammenhänge, andererseits als ordnende, Orientierung schaffende Struktur. Im Verlauf der Diskussionen setzte sich nach und nach eine Anerkennung der Leistungen des Stereotyps und eine Zurücknahme der Kritik durch. In der Gegenwart lässt sich beobachten, dass Stereotypen aufgrund von Selbstreflexion und bewusster Bezugnahme auf ihre Problematik nicht nur ordnende, sondern durchaus auch kreative Funktionen zugeschrieben werden.“ (Klippel** 2007: 106)

Interessant ist an dieser Zusammenfassung der unterschiedlichen Positionierungen gegenüber dem Stereotyp der Sprachgebrauch. Ähnlich wie bei Dröge (1967) ist von Leistungen und Funktionen des Stereotyps, gar von seinen „kreativen Funktionen“ (Klippel** 2007: 106) die Rede. Klippel lobt an Schweinitz Studie, „dass die historische Perspektive streng durchgehalten ist, so dass der Begriff des Stereotyps immer als relativ erscheint und im Kontext der jeweiligen theoretischen und medialen Entwicklungen situiert wird.“ (Ebd.*) So erschließt sich, warum es keine für alle Zeit gültige Stereotyp-Definition geben kann. Vielmehr werden je nach Zeitpunkt und Kontexten bestimmte Aspekte betont, in Zeiten postmoderner Theorien beispielsweise der ironisch-distanzierte Einsatz von Stereotypen (vgl. Schweinitz 2006: 224ff.).

7.3 Zwischenfazit Die weiteren für Metaanalyse I berücksichtigten 33 Beiträge, davon 17 Rezensionen, weisen eine enorme inhaltliche, theoretische und fachliche Vielfalt auf. Was sie verbindet, ist der Forschungsgegenstand Stereotype, obwohl in manchen Beiträgen andere, jedoch verwandte Begriffe oder Neuschöpfungen wie Visiotype verwendet werden. Häufig beklagt wird, dass die Kommunikationswissenschaft wichtige Erkenntnisse aus anderen Disziplinen nicht oder erst sehr spät zur Kenntnis nimmt. Das gilt auch und gerade für die „Schwesterdisziplin“ (Schäfer 2000: 23f.) Medienwissenschaft. Dort werden, wie Jörg Schweinitz’ Studie belegt, filmhistorische und wissenschaftstheoretische Fragen in einer Form behandelt, die in der Kommunikationswissenschaft selten geworden ist. Immerhin aber wird diese Studie in den beiden Fachzeitschriften äußerst positiv besprochen. Das gelingt nur wenigen AutorInnen mit ihren Qualifikationsarbeiten zu Stereotypen: neben Jörg Schweinitz (2006), noch Bernhard Pörksen (2000) und Franz Dröge (1967). Letzterer hat durch seine frühen Studien die Etablierung der Stereotypenforschung in der Kommunikationswissenschaft maßgeblich vorangetrieben. Nach Dröges Abschied von der Mehrheitskommunikationswissenschaft bleibt eine Lücke. Doch entsteht auch Neues. Das Interesse an einzelnen Stereotyparten wie geschlechtlichen, beruflichen, ethnischen zeugt von einer Ausdifferenzierung der Forschung. Zudem werden Forschungsfelder entdeckt, die sich wie z.B. die Inter- und Transkulturelle Kommunikation sinnvoll mit Stereotypenforschung verbinden lassen.

d k o nturen

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F o r s chungsFeld e s

Im vorangehenden Teil C ist die Forschung zu einzelnen Arten von Stereotypen in den Blick genommen worden. Die Unterkapitel C 2 bis C 7 enden jeweils mit einem Zwischenfazit, in dem die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst und interpretiert werden. Im abschließenden Teil D werden nun übergeordnete Ergebnisse der Metaanalysen I und II präsentiert und Phasen der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Medien und Stereotypen benannt. Ziel ist die Konturierung des Forschungsfeldes. Dabei ist nicht nur zurückzuschauen auf die Forschung, die bislang im deutschsprachigen Raum stattgefunden hat, sondern auch ein Blick in die Zukunft zu werfen und zu fragen, in welche Richtungen sich die Forschung zu Medien und Stereotypen entwickeln sollte.

1. Ergebnisse der Metaanalysen I und II Metaanalysen sind insbesondere dann angebracht, wenn ein Forschungsfeld erkundet und der Stand der bisherigen Forschung ermittelt werden soll. Während in anderen kommunikationswissenschaftlichen Studien, die metaanalytische Verfahren anwenden (vgl. Seethaler 2006; Löblich 2010; Lobinger 2012), ausschließlich einige Fachzeitschriften ausgewertet werden, setzt diese Arbeit auf die Kombination zweier Metaanalysen, die auf verschiedene Methoden zurückgreifen. Metaanalyse I, bei der die Fachzeitschriften Publizistik und Medien & Kommunikationswissenschaft systematisch inhaltsanalytisch ausgewertet worden sind, wurde ergänzt durch Metaanalyse II, bei der weitere Publikationen aus anderen Disziplinen durch Theoretisches Sampling und so aufgrund ihrer konzeptuellen Relevanz ausgewählt worden sind. Die Kombination zweier Verfahren ermöglichte einen erweiterten Blick auf ein transdisziplinäres Forschungsfeld. So konnte einerseits der Beitrag der Kommunikations- und Medienwissenschaft im engeren Sinne zur Erforschung medial konstruierter Stereotype eruiert werden, andererseits, welche Erkenntnisse aus anderen Disziplinen vorliegen und wie diese von der Kommunikations- und Medienwissenschaft aufgenommen worden sind. Nach welchen Kriterien Publikationen ausgewählt und hier vorgestellt worden sind, wurde einleitend und im Kapitel C 1 ausführlich dargelegt, ebenso, wie sich die 119 für Metaanalyse I erfassten Beiträge auf die Stereotyparten verteilen (vgl. Abb. 17 in Kap. C 1). Offensichtlich ist der nicht

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

nur quantitative Unterschied zwischen den Ergebnissen der Metaanalyse I und denen der Metaanalyse II, für die weit mehr Publikationen berücksichtigt wurden. Einige Stereotyparten wie nationale, ethnische und geschlechtliche Stereotype sind für die Kommunikationswissenschaft relevanter und werden in den untersuchten Fachzeitschriften häufiger thematisiert, andere hingegen, etwa religiöse, Körper- und Altersstereotype spielen kaum eine Rolle. Im Mittelfeld liegen Studien zu Berufsstereotypen, und hier sind es in den für Metaanalyse I berücksichtigten Beiträgen vor allem „Journalisten“, „Politiker“ und „Ärzte“, deren stereotype mediale Repräsentationen interessieren. „Spitzenreiter“ sind bei beiden Metaanalysen Studien zu Nationen- und Geschlechterstereotypen. Bei Nationenstereotypen wurde eine Unterscheidung getroffen zwischen einerseits Studien, die den Einfluss von nationalen Selbst- und Fremdbildern auf die internationalen Beziehungen untersuchen, und andererseits Studien, in denen die innerhalb eines nationalen Gefüges aufeinandertreffenden Auto- und Heterostereotype thematisiert werden (vgl. Kap. C 2 und C 3). Während seit Beginn der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Stereotypen kontinuierlich und bis heute Nationenstereotype im internationalen Vergleich untersucht werden, setzte die Forschung zu Minderheitenstereotypen in der deutschsprachigen Kommunikationswissenschaft erst Mitte der 1980er Jahre ein – mit deutlicher Verspätung angesichts der Tatsache, dass die Anwerbung ausländischer ArbeitnehmerInnen schon zwei Jahrzehnte zuvor begonnen hatte und erste sozialwissenschaftliche Studien zu ihrer medialen Repräsentation bereits Anfang der 1970er Jahre erschienen sind (vgl. Delgado 1972). Aufschlussreich ist der sich auch in der Forschung abzeichnende Sprachwandel: wurde zunächst das Bild der „Gastarbeiter“, „Ausländer“ und „Asylanten“ in den Medien analysiert, fanden ab Mitte der 1990er Jahre andere, neutralere Begriffe Verwendung. Die Rede ist seitdem von Migration und Integration, Inklusion und Exklusion. Direkte Benennungen werden entweder vermieden oder aber bewusst verwendet, um nicht nur nationale sondern auch geschlechtliche Zugehörigkeit zu markieren. So rückte allmählich ins Bewusstsein, dass Migration auch weiblich ist. Beteiligt an dieser Bewusstmachung war und ist die kommunikationswissenschaftliche Geschlechterforschung. Sie hat sich im Zuge der Zweiten Frauenbewegung als Teildisziplin der Kommunikationswissenschaft entwickelt und begreift die Kategorie Geschlecht als Strukturkategorie. Dass Mediensystem sei „gendered“ (Klaus 2005: 362), d.h. mit der Strukturkategorie Geschlecht engstens verwoben. Das wirkt sich sowohl auf die Produktion, als auch auf die Medieninhalte und Rezeption aus. Was Medieninhalte anbelangt, würden mit Hilfe von Geschlechterstereotypen Geschlechterdefinitionen und -positionierungen angeboten, die das symbolische System der Zweigeschlechtlichkeit und heterosexuelles Begehren als Norm stützten (vgl. Klaus 2005: 268). Bis heute finden die frühen Ergebnisse der kommunikationswissenschaftlichen Stereotypenforschung im Hinblick auf Geschlechterstereotype Bestätigung: Männer und Frauen werden jeweils in bestimmten Rollen und Situationen präsentiert, die als „typisch“ gelten. Doch sind auch einige Veränderungen zu konstatieren, so die

D Konturen eines Forschungsfeldes

Herausbildung von Substereotypen wie dem des „Softies“ oder der „Karrierefrau“. Allerdings kann selbst der Tabubruch, den Substereotype zuweilen markieren, als Ausnahme von der Regel genau diese bestätigen. Substereotype sind dann nicht mehr als Variationen des eigentlichen Geschlechterstereotyps. Dass es sich bei Geschlecht um eine Strukturkategorie handelt, zeigte die Analyse von Berufsstereotypen. Berufe gelten als eher „männlich“ oder „weiblich“, was sich auf die horizontale und vertikale Segregation innerhalb von Teilarbeitsmärkten auswirkt und regelmäßig Debatten über die „Feminisierung“ von Berufen auslöst. Die frühen Studien zu Berufsstereotypen gehen geradezu selbstverständlich von männlichen Berufstätigen aus. Untersucht wurde die mediale Repräsentation von Beamten, Wissenschaftlern, Politikern, Journalisten, Ärzten und damit von prestigeträchtigen Professionen. Ganz normale und häufig ausgeübte Berufe sowie deren Stereotypisierungen stoßen bis heute auf wenig wissenschaftliches Interesse. Auch wenn in gewisser Weise nachvollziehbar ist, dass sich KommunikationswissenschaftlerInnen zunächst mit den Berufen und ihren Stereotypisierungen befassen, die der eigenen Disziplin nahestehen wie etwa JournalistInnen, ÖffentlichkeitsarbeiterInnen, PolitikerInnen und WissenschaftlerInnen, bleibt eine Forschungslücke. Sie könnte geschlossen werden, wenn der sich gerade entwickelnde neue Forschungszweig medieninduzierte Berufswahl tatsächlich ein breites Spektrum an Berufen in den Blick nimmt. Forschungsbedarf besteht zudem zu den Einstellungen von in Kommunikationsberufen Tätigen und ihrer Tendenz zu stereotypisieren. Während nationale und ethnische, geschlechtliche und auch berufliche Stereotype des Öfteren in den untersuchten Fachzeitschriften thematisiert wurden, blieben religiöse, Alters- und Körperstereotype dort weitgehend ausgeblendet. Außerhalb der Fachzeitschriften waren sie jedoch, wie Metaanalyse II belegt, von immenser Wichtigkeit. Insbesondere die umfassende Forschung zu antisemitischen Stereotypen, zu Bildern „des“ Juden, hat das Bewusstsein für die Langlebigkeit von religiösen Vorurteilen und die Variationsbreite antisemitischer Stereotype geschärft. Seit mehr als einem Jahrzehnt – viele ForscherInnen beziehen sich auf das Datum „9/11“ – ist ein wachsendes Interesse an antiislamischen Stereotypen auszumachen. Kontrovers diskutiert wird, ob es Parallelen gibt zwischen antijüdischen und antiislamischen Stereotypen bzw., ob ein Vergleich beider Formen von Stereotypisierungen überhaupt statthaft ist. Durch die Beschäftigung mit Antisemitismus und Antiislamismus geraten andere religiöse und konfessionelle Stereotype an den Rand. Obwohl es sie gibt, sind sie kaum erforscht. Es mangelt an Studien zur Stereotypisierung christlicher Religionen und ihrer VertreterInnen und AnhängerInnen ebenso wie an Studien zu Religionsgemeinschaften und Sekten. Erstaunlich ist angesichts der immer wieder medial in Erinnerung gerufenen Problematik des demographischen Wandels, wie wenig Niederschlag das Thema Alter und Altersstereotype in Metaanalyse I gefunden hat. Lediglich eine Rezension konnte berücksichtigt werden. Metaanalyse II verzeichnet hingegen einen kontinuierlichen Anstieg an Studien zum Thema Alter(n) in den Medien. Darin werden zum Teil auch die unterschiedlichen Altersbegriffe (biologisches, numerisches, soziales, psychologi-

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

sches, … Alter) und -theorien diskutiert und Alter in Verbindung mit der Kategorie Körper gesehen. Alter wird zumeist an optischen Merkmalen, den sogenannten „old age cues“, festgemacht. Abgesehen von Kleidung und Frisur sind diese Körpermerkmale. „Die Fläche für die Sichtbarkeit und Visualität des Alters bildet also der Körper.“ (Derra 2012: 93) Alter und Geschlecht sind in der Debatte über die „Feminisierung des Alters“ aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht schon früh behandelt worden (vgl. Hastenteufel 1980a), Körper- und Attraktivitätsstereotype (vgl. Niketta 1993) spielten indes lange Zeit keine Rolle. Immerhin verzeichnet Metaanalyse I im Jahr 2011 zwei Beiträge, in denen es um Schönheitsideale und Attraktivitätsstereotype (vgl. Dohle** 2011) oder um „Behinderung“ im Spitzensport (vgl. Möller/von Sikorski/Oberhäuser* 2011) und damit um Körperstereotype geht. Der in der Soziologie diskutierte „body turn“ (Gugutzer 2006) scheint auch in der Kommunikationswissenschaft vollzogen zu werden. In beiden Fällen untersuchen die Autoren die „Wahrnehmung“ massenmedial vermittelter Informationen, fragen wie Marco Dohle nach Third-Person-Effekten oder greifen wie Carsten Möller, Christian von Sikorski und Kai Peter Oberhäuser auf das von Daniel Katz und Kenneth W. Braly (1933) entwickelte Eigenschaftslistenverfahren zurück, um „implizite Assoziationen in der Behindertensportrezeption“ (Möller/von Sikorski/Oberhäuser* 2011) zu erfassen. Eine weitere Forschungslücke tut sich im Bereich Klassismus und Klassenstereotype auf. Diese Begriffe finden anders als im englischsprachigen Raum (vgl. Morley 2009; Dinez/Humez 2011; Grusky/Szelény 2011) in der deutschsprachigen Kommunikationswissenschaft so gut wie keine Verwendung. Zwar verspricht ein Titel wie Mediale Klassengesellschaft? (Jäckel/Winterhoff-Spurk 1996) eine Auseinandersetzung mit Klassenunterschieden und damit der sozialen Kategorie Klasse. Diese Erwartung wird jedoch nicht erfüllt. Die Autoren beschränken sich auf soziale Unterschiede, die sich auf die Mediennutzung auswirken, fragen aber nicht danach, wie soziale Unterschiede begründet sind, wie viel sie mit der politischen und wirtschaftlichen Verfasstheit einer Gesellschaft zu tun haben. Einleitend schreibt Michael Jäckel: „Gerade der Begriff ‚mediale Klassengesellschaft‘ zielt hingegen auf die individuellen, vor allem aber sozialen Folgen von Mediennutzung.“ (Jäckel 1996: 11) In den weiteren zehn Beiträgen kommt der Begriff Klasse nicht vor, stattdessen werden „Einzelaspekte einer detaillierten Betrachtung unterzogen“ (Jäckel/Winterhoff-Spurk 1996: 7), so die Herausgeber im Vorwort. In der Soziologie hingegen gibt es zum einen eine kontinuierliche Beschäftigung mit Klasse, zum anderen eine stärkere Tradition der Reflexion. Pierre Bourdieu fordert: „Eine wirklich reflexive Soziologie muß ständig auf der Hut sein vor diesem ‚Epistemozentrismus des Gelehrten‘, der darin besteht […] in die Beschreibung und Analyse der Praktiken Vorstellungen zu projizieren, die der Analytiker davon haben kann, weil er außerhalb des Gegenstandes steht, den er von weitem und oben betrachtet.“ (Bourdieu 1993: 370) Diese Warnung vor einer „Mittelstandssoziologie“, betrieben von WissenschaftlerInnen, die sich via Sprachgebrauch letztlich von denjenigen Personen und Zuständen, die sie untersuchen, distanzieren, ist angesichts von seit Ende der 1990er Jahre erschienenen Armutsberichten und Studien zur

D Konturen eines Forschungsfeldes

„neuen Unterschicht“ wiederholt ausgesprochen worden. Kritisiert wurden jene soziologischen Schilderungen von Marginalisierten, die auf das „in hohem Maße common-sense-gesättigte Stereotyp des lethargischen, seine Misere selbst verschuldet habenden declassé“ (Hark 2007: 153) zurückgreifen. Gerade auch bezüglich der Medienausstattung und -nutzung wurden extrem stereotype Aussagen getroffen, die der sozialen Abgrenzung dienten (vgl. Klaus/Röser 2008). Es gehe, so die KritikerInnen der Forschung zur „neuen Unterschicht“, nicht darum, soziologische Analysen zu verhindern, doch müssten sich ForscherInnen bewusst sein, dass sie „in das gesellschaftliche und politische Repräsentationsgeschäft eingebunden sind“ (Barlösius 2005: 24) und Teil haben, „an der Produktion von Wahrnehmungskategorien und Klassifikationssystemen“ (Hark 2007: 155). Dass sich die Medien- und Kommunikationswissenschaft an dieser Debatte so gut wie gar nicht beteiligt und die mediale Repräsentation von Klasse eine Leerstelle in der Stereotypenforschung darstellt, wirft die Frage nach dem „Warum?“ auf. Ethnie, Nation und Geschlecht sind als untersuchenswerte Kategorien, wenn auch mit Verzögerung, erkannt worden, Klasse hingegen scheint in Deutschland aufgrund historischer Erfahrungen mit zwei Diktaturen, die eine Abschaffung der Klassengesellschaft proklamierten, ein „überwundenes“, oder „nachrangiges“ oder aber ein „besser nicht“ zu behandelndes Thema geworden zu sein. Einige Versuche, das Thema aufzugreifen, gibt es (vgl. Thomas/Wischermann 2008; Röben 2013). Doch drohen Medienanalysen, die den Klassencharakter einer kapitalistischen Gesellschaft ansprechen, dem Vergessen anheim zu fallen, zumal eine Fachgeschichtsschreibung stattfindet, die Vertreter und Vertreterinnen (!) dieser Richtung trotz des Anspruchs, sie wieder zu entdecken, in der Auseinandersetzung mit ihnen ein zweites Mal marginalisiert und bewusst oder unbewusst stereotypisiert. Festzuhalten bleibt, dass die Intensität der Forschung je nach Stereotypart stark differiert. Eine kontinuierliche, ereignisunabhängige und vor allem verschiedene Stereotyparten sowie Unterschiede innerhalb dieser Stereotyparten (verschiedene Konfessionen, Ethnien innerhalb nationalstaatlicher Strukturen, sexuelle Orientierungen etc.) berücksichtigende Forschung ist die Ausnahme. Und auch intersektionale Ansätze, die mehr als eine soziale Kategorie und ihr Miteinander-Verschränkt-Sein untersuchen, sind in Studien zu Medien und Stereotypen selten auszumachen. Abgesehen davon, dass der Begriff Intersektionalität erst seit zwei Jahrzehnten im deutschsprachigen Raum verwendet wird, fragen davor und seitdem nur wenige Studien nach der gegenseitigen Durchdringung mehrerer sozialer Kategorien. Wenn aber, so spielt die Strukturkategorie Geschlecht eine wichtige Rolle. Sie wird insbesondere im Zusammenhang mit Alter (vgl. Hastenteufel 1980a; Niederfranke 1999; Blitzko-Hoener/Weiser 2012), Beruf (vgl. Neverla 1983; Neverla/Kanzleitner 1984; Lünenborg 1997; Klaus 1998; Lünenborg/Röser 2012), Nation (Florack 2000), Religion und Ethnie (Toker 1996; Röder 2007; Lünenborg/Bach 2009; Brandes 2009) betrachtet. Zur Diskussion stehen die „Feminisierung“ des Alters und einzelner Berufe sowie die Verschränkung von Geschlechter- und Nationenstereotypen. Andere Kombinationen und Interdependenzen sozialer Kategorien bleiben hingegen weithin unbeachtet.

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

Auch hier wären Klasse und Körper relevante Kategorien, aus denen Stereotypisierungen und letztlich Machtverhältnisse resultieren. Fraglich ist, wie sich konkret in der empirischen Forschung multiple Ungleichheitsstrukturen analysieren lassen? Ein Nachdenken darüber hat in der Kommunikationswissenschaft eingesetzt und bereits zu Ergebnissen geführt (vgl. Lünenborg et al. 2012; Lünenborg/Röser 2012). Was die untersuchten Medien, Gattungen und Genres anbelangt, herrscht ein deutliches Ungleichgewicht zwischen Print- und audiovisuellen Medien, zwischen redaktionellen und werblichen Inhalten, zwischen informierenden und unterhaltenden, fiktionalen und nonfiktionalen, privat-kommerziellen und öffentlich-rechtlichen Angeboten. Schon die Unterscheidungen erscheinen angesichts von Entgrenzungsund Konvergenzphänomenen fragwürdig bis obsolet, doch spricht auch einiges für solche Unterscheidungen, weil z.B. der Auftrag des öffentlich-rechtlichen, gebührenfinanzierten Rundfunk ein anderer ist als der privatwirtschaftlich organisierter Medienunternehmen. Unabhängig davon gelten für beide Gesetze und freiwillige Selbstverpflichtungen, die diskriminierende Berichterstattung sanktionieren. Das Ungleichgewicht in der Wahl der untersuchten Medien zeigt sich darin, dass mehr Presseerzeugnisse als TV-, Radio- oder Internet-Angebote auf stereotype Inhalte untersucht werden. Presse und TV liegen aber insgesamt vorn, andere Medien, wie der Hörfunk, sind weit abgeschlagen. Und obwohl Onlinemedien allgegenwärtig sind, mangelt es an Studien zu Stereotypen in der Werbung, in Foren und privaten Websites. Sowohl der intramediäre Vergleich, als auch der intermediäre kommen zu kurz. Zumeist werden sogenannte Meinungsführermedien analysiert, die reichweitenstärksten Sender, die überregionale Qualitätspresse, einzelne Formate wie etwa Nachrichten, jedoch sehr viel seltener lokale Medien, Anzeigenblätter, special interest-Zeitschriften oder „hybride“ Formate, die sowohl unterhaltende als auch informierende, fiktionale wie nonfiktionale Elemente enthalten. Abbildung 31: Untersuchte Medien (n = 119) Medien allgemein TV Zeitung/en unklar Film Zeitschrift/en Rundfunk (= TV+ Radio) Presse Sonstiges Internet Radio 0

3,4 2,5 1,7 1,7 0,8

6,7 6,7

42,0

13,4 11,8 9,2

10

20

30 Prozent

Quelle: Eigene Darstellung

40

50

D Konturen eines Forschungsfeldes

Neben den untersuchten Stereotyparten, Mediengattungen und -genres interessieren schließlich die bevorzugten Forschungsbereiche. Wie zu erwarten liegt der Schwerpunkt auf Medieninhaltsforschung. Klassische Repräsentationsstudien, die nach der stereotypen Darstellung einer sozialen Gruppe fragen, dominieren die Forschung bis heute. Daran haben auch die erkenntnistheoretisch argumentierende Repräsentationskritik und das Nachdenken über die Ambivalenzen der Sichtbarkeit (Mesquita 2008; Schaffer 2008) wenig verändert. Hier aber wäre mehr Reflexion, die dann auch zu veränderten methodischen Designs führen müsste, dringend geboten. Auch in anderen Forschungsbereichen wie der Kommunikator- und Rezeptionsforschung sind noch deutliche Defizite erkennbar, allerdings mehren sich die Anzeichen für eine stärkere Ausrichtung der Kommunikationswissenschaft an der Kognitionspsychologie und ihren Methoden zur Erforschung von Einstellungen und Wahrnehmungen.

2. Phasen der Forschung zu Medien und Stereotypen Wissenschaftliche Konjunkturen, Theorieentwicklungen, Paradigmenwechsel und auch Begriffsbildungen finden nicht unabhängig von der sozialen Umwelt statt, in der Wissenschaft betrieben wird. Das gilt in besonderer Weise für die Sozialwissenschaften, deren Gegenstände sich aus gesellschaftlichem Wandel ergeben und deren Analyseergebnisse wiederum auf die weitere soziale Entwicklung einwirken können. In der Beschäftigung mit kommunikationswissenschaftlicher Stereotypenforschung vermischen sich verschiedene Perspektiven, zum einen eine sozialhistorische, zum anderen eine fachhistorische sowie – mit der fachhistorischen eng verbunden – eine theorien- und ideengeschichtliche. Alle drei sind wichtig, um erklären zu können, warum es wann welche Art von kommunikations- und medienwissenschaftlicher Stereotypenforschung gegeben oder auch nicht gegeben hat, oder warum es zu zeitlichen Verzögerungen im Vergleich zu anderen (nationalen) Wissenschaftskulturen gekommen ist. In der deutschsprachigen Fachgeschichtsschreibung ist die Verbindung von Ideengestalt, Sozialgestalt und Milieu in Anlehnung an Dirk Kaeslers (1984) wissenschaftssoziologische Studie zur frühen deutschen Soziologie und ihren Entstehungsmilieus inzwischen recht verbreitet (vgl. Averbeck/Kutsch 2002; 2004; Meyen/ Löblich 2006), freilich mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen. So rücken entweder die Entwicklung und Akzeptanz von Ansätzen, Theorien und Methoden in den Mittelpunkt oder aber das Wissenschaftssystem oder die AkteurInnen, die als „Scharnier“ (Meyen/Löblich 2006: 30) zwischen Ideengestalt und Sozialgestalt fungieren. Die deutschsprachige kommunikations- und medienwissenschaftliche Stereotypenforschung haben einige WissenschaftlerInnen in besonderer Weise geprägt, indem sie wie Gerhard Maletzke programmatische Aussagen getroffen und die Stereotypenforschung als dringend zu bearbeitendes Forschungsfeld bezeichnet haben (vgl. Maletzke 1963: 205; Maletzke* 1966: 323), indem sie wie Franz Dröge

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

(1967) oder Jörg Schweinitz (2006) Monographien zum Thema vorgelegt haben, die theoretisch wie methodologisch richtungsweisend waren und sind. Andere, wie etwa Franz Ronneberger, haben mehrfach die Gelegenheit genutzt, Studien zu Stereotypen in der Publizistik zu rezensieren und auf diese Weise bestimmte Ansätze in der Stereotypenforschung zu protegieren oder zu marginalisieren (vgl. Ronneberger* 1987a; 1987b; 1988; 1989). Doch sind es nicht nur einzelne WissenschaftlerInnen, die durch ihre Arbeit einen wesentlichen Beitrag zur Stereotypenforschung leisten, sondern auch mehr oder weniger institutionalisierte und z.T. interdisziplinär zusammengesetzte Gruppen von ForscherInnen wie etwa am Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS), die mediale Konstruktionen von Geschlecht, Ethnie, Alter etc. analysieren. Ein weiteres Ziel fachhistorischer Forschung ist neben der Auseinandersetzung mit Ideen- und Sozialgestalt die Identifizierung von Phasen in der Entwicklung einer akademischen Disziplin. Für die verhältnismäßig junge Kommunikationswissenschaft liegen zahlreiche Überblicke, jedoch kaum Phasenmodelle vor. Lediglich Arnulf Kutsch und Stephanie Averbeck schlagen für den Zeitraum zwischen 1900 und 1960 eine Einteilung vor (vgl. Averbeck/Kutsch 2002; 2004) und auch Maria Löblich spricht von Phasen in der Entwicklung der Kommunikationswissenschaft hin zu einer empirischen Sozialwissenschaft (vgl. Löblich 2010: 62f.). In der US-amerikanischen sozialpsychologischen Stereotypen- und Vorurteilsforschung und speziell in der Rassismusforschung sind Phasenmodelle häufiger (vgl. Duckitt 2001; 2010; Dovidio/ Hewstone/Glick/Esses 2010), die z.B. Historical Shifts in Dominant Theoretical and Social Policy Approaches to Prejudice (Duckitt 2010: 31) benennen. Auch deutsche ForscherInnen beziehen sich darauf (vgl. Bornewasser/Waage 2006: 769) oder entwickeln wie Andreas Zick ein umfangreiches „Diskurs-Schema“ (vgl. Zick 1997: 17-24). Diese Überblicke und Phasenmodelle sind teilweise auf die kommunikationswissenschaftliche Stereotypenforschung übertragbar, „teilweise“ deshalb, weil sich die genannten AutorInnen mit Rassismus auf einen Bereich innerhalb der Vorurteilsund Stereotypenforschung konzentrieren und weil sie – Zicks Studie ausgenommen – die US-amerikanische Forschung sowie die dortigen sozialpolitischen Trends in den Blick nehmen. Die vorliegende Studie erlaubt nun, für die „Teildisziplin“ kommunikationswissenschaftliche Stereotypenforschung bzw. das transdisziplinäre Forschungsfeld Medien und Stereotype überprüfbare Aussagen zu Forschungsphasen und -konjunkturen, auch zur Verbindung von Ideen- und Sozialgestalt, zu treffen. Basierend auf Metaanalyse I kann zunächst auf Quantitäten verwiesen werden. Je nach Stereotypart, Publikationsort und Zeitpunkt sind Forschungskonjunkturen erkennbar, auf die in den vorangegangenen Kapiteln im Teil C ausführlich eingegangen wurde. Abbildung 32 zeigt einen deutlichen Anstieg der Zahl der Beiträge zu Stereotypen in der Publizistik seit Ende der 1980er Jahre. Der Trend hält an. Ebenso steigt die Zahl der Beiträge in Medien & Kommunikationswissenschaft zur Jahrtausendwende. Abzuwarten bleibt die weitere Entwicklung, denn für Metaanalyse I endet der Untersuchungszeitraum 2011. Auszugehen ist von ähnlich hohen Zahlen, jedoch auch von

D Konturen eines Forschungsfeldes

einer weiteren Begriffsdiversifizierung: Stereotypenforschung firmiert dann, wie auch schon zuvor, unter diversen Labels. Abbildung 32: Konjunkturen der Stereotypenforschung in Publizistik und Medien & Kommunikationswissenschaft (n = 119) 16

14 Anzahl

12 10 8 6

4

9 98

19

90

-1

-1 99 4 19 95 -1 99 9 20 00 -2 00 4 20 05 -2 00 9 20 10 -2 01 1

4 85 19

-1

98

9

80

19

75

-1

97

97 -1

19

19

69

19

65

70

19

64

19

60

19

0

4

2

Publizistik

RuF/M&K

Quelle: Eigene Darstellung

Aussagen über qualitative Veränderungen erfordern neben quantitativen Daten eine umfassende Kontextualisierung. Sozial- wie fachhistorische Entwicklungen und Ereignisse müssen ebenso bedacht werden wie theorien- und ideengeschichtliche. Nur so lassen sich Phasen und Konjunkturen der Forschung zu Medien und Stereotypen benennen. Die folgende Abbildung 33 versammelt einige wichtige Daten zur Geschichte des 20. Jahrhunderts (Spalte 1), zur Fachgeschichte (Spalte 2) und zur Geschichte der kommunikations- und medienwissenschaftlichen Stereotypenforschung (Spalte 3). Dabei vermischen sich z.T. nationale und transnationale Perspektiven. Die Darstellung in Form einer Tabelle und die Nennung von Jahreszahlen könnten zudem dazu verleiten, von einer Chronologie der Ereignisse auszugehen. Gerade aber wenn es um Theorien und Methoden, die Verbindung von „Ideengestalt“, „Sozialgestalt“ und „Milieu“ geht (vgl. Kaesler 1984; Averbeck/Kutsch 2002), ist nicht von einer strikten Abfolge auszugehen. Deutlich werden soll vielmehr der Konnex zwischen sozialen und politischen Entwicklungen auf der einen Seite sowie Konjunkturen der Forschung zu Medien und Stereotypen auf der anderen Seite. In einem zweiten Schritt werden aus diesen in Abbildung 33 versammelten Daten vier Phasen der deutschsprachigen Forschung zu Medien und Stereotypen seit 1945 abgeleitet.

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

Abbildung 33: Forschung zu Medien und Stereotypen aus historischer Perspektive Geschichte

Fachgeschichte

Erster Weltkrieg 1914-1918

Institutsgründung in Leipzig 1916 Weitere Institutsgründungen

Weimarer Republik Zwischenkriegszeit

1933 NS-Machtübernahme NS-konforme Zeitungskunde Verfolgung und Emigration Emigration von WissenschaftlerInnen Zweiter Weltkrieg 19391945 und Holocaust Nach 1945: Alliierte Besatzung Kalter Krieg Staatengründung/Teilung Re-education 1950er Jahre „Wirtschaftswunder“ Beginn der Europäischen Einigung

Institutsschließungen Personelle Kontinuitäten und Neuanfänge Gründung von Rundfunk und Fernsehen (1953) sowie Publizistik (1956)

Geschichte der kommunikationswissenschaftlichen Stereotypenforschung 1922 Lippmanns Public Opinion. Es folgen empirische Studien von Rice (1926), Katz & Braly (1933) u.a. Aufschwung der USForschung. In Deutschland gibt es keine unabhängige publizistikwissenschaftliche Stereotypenforschung Stereotypenforschung findet in der Publizistikwissenschaft nicht statt

In anderen Disziplinen wie der Soziologie und Sozialpsychologie wird zu Stereotypen und Vorurteilen geforscht. US-amerikanische Studien als Vorbilder Empfehlung des Wissenschafts- Übersetzungen und 1960er Jahre Rezensionen wichtiger Werke rats, Publizistik nur mehr an Große Koalition wenigen Standorten anzubieten Beginn der kommunikations„1968“ wissenschaftlichen Gründung der DGPuZ Empirisch-sozialwissenschaft- Stereotypenforschung, z.B. in Münster liche Ausrichtung Theorien- und Methodenimport Theoretische und methodiAufbau, Ausbau, erweitertes 1970er Jahre sche Weiterentwicklungen Club of Rome, Grenzen des Themenspektrum Impulse aus anderen Medienwissenschaftliche Wachstums Disziplinen Studiengänge, Journalistik „Gastarbeiter“/Migration Ausdifferenzierung, Neue soziale Bewegungen Untersuchung verschiedener Stereotyparten Studien zu nationalen und Weiter steigende studentische 1980er Jahre ethnischen Stereotypen, Nachfrage 1982 „geistig-moralische Geschlechter- und AltersKonsolidierung Wende“ stereotypen 1989 Mauerfall Postmoderne Theorien Institutsneugründungen 1990er Jahre Realismus vs. Inhaltliche und methodische Kriege (Golfkriege, Konstruktivismus Diversifizierung Jugoslawien, …) (De-)Konstruktion, Migration Dekategorisierung Europäisierung Cultural Studies Globalisierung Intersektionale Ansätze 21. Jahrhundert Internationalisierung Religiöse Stereotype „9/11“ Umsetzung der „Bologna“Transdisziplinarität Beschlüsse Quelle: Eigene Darstellung

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Wie in Teil B dargelegt wurde, setzt eine kommunikationswissenschaftliche Stereotypenforschung im deutschsprachigen Raum mit Verspätung ein. In den USA hingegen sind bereits, häufig unter Beteiligung emigrierter WissenschaftlerInnen, wegweisende Studien entstanden, die im deutschsprachigen Raum einige wenige ForscherInnen zur Kenntnis nehmen. Der Zeitraum zwischen 1945 und 1965 kann mit Fokus auf die Publizistikwissenschaft nur als „Nullphase“ bezeichnet werden. Während in anderen Fächern, insbesondere der Soziologie und Sozialpsychologie, bereits beachtliche Forschungsanstrengungen unternommen werden, ist die westdeutsche Publizistikwissenschaft dazu noch nicht in der Lage. Für den späten Start der kommunikationswissenschaftlichen Stereotypenforschung sind verschiedene wissenschaftsexterne und -interne Gründe genannt worden. Metaanalyse I ergibt, dass erst seit Mitte der 1960er Jahre Beiträge in Publizistik sowie Rundfunk und Fernsehen erscheinen, in denen es um Stereotype und Medien geht. Dann aber ist vor allem aufgrund der Publikationen aus dem Münsteraner Institut ein erster Forschungsboom zu erkennen. Die Orientierung der Publizistikwissenschaft in Richtung empirische Sozialwissenschaft seit den 1960er Jahren scheint sich ebenso wie programmatische Aussagen und die gesellschaftliche Umbruchssituation, für die die Chiffre „1968“ steht, positiv auf den Beginn der kommunikationswissenschaftlichen Stereotypenforschung ausgewirkt zu haben. Doch zeigen sich alsbald auch einige Nachteile der Selbstdefinition der Disziplin als „moderne“ Sozialwissenschaft: die Kommunikationswissenschaft ist weniger offen für Ansätze und Methoden, die als veraltet und überholt gelten, sie ist weniger offen für abweichende politische und theoretische Positionierungen. Das vertieft die Spaltung in Kommunikations- und Medienwissenschaft, die für die Forschung zu Medien und Stereotypen nicht ohne Folgen bleibt. Es setzt ein arbeitsteiliger Prozess ein, der dazu führt, dass unterschiedliche Forschungsgegenstände als relevant erachtet, Theorieansätze verfolgt und Methoden präferiert werden (vgl. Hickethier 2000; Schäfer 2000). Insgesamt lässt sich für die 1970er und 1980er Jahre eine institutionelle und thematische Ausdifferenzierung feststellen. Es bilden sich neue Forschungsbereiche innerhalb geistes- und sozialwissenschaftlicher Fächer heraus, die wie z.B. die Imagologie oder die Interkulturelle Kommunikation auch mit Stereotypenforschung zu tun haben. Neben nationalen Stereotypen interessieren desweiteren Geschlechter-, Alters- und, mit Bezug auf den Journalismus, auch Berufsstereotype (vgl. Fabris* 1971; Weischenberg** 1976). Die ersten Studien aber zu ‚Gastarbeitern‘ (Delgado 1972), zur Darstellung der Frau im Fernsehen (Küchenhoff 1975) oder zu alten Menschen in der Werbung (Hastenteufel 1980a) entstehen in anderen fachlichen Zusammenhängen. Die Kommunikationswissenschaft ist da Nachzüglerin; die Rezensionen in den Fachzeitschriften sind, gerade wenn es um Geschlechterstereotype geht, tendenziell negativ (vgl. Hackforth* 1976: Küchenhoff 1975; Ronneberger* 1987a: Blumschein 1986). Einen Aufschwung nimmt die Forschung zu „Ausländerstereotypen“ und „Rassismus in den Medien“ seit Ende der 1980er Jahre und verstärkt in den 1990er Jahren, als durch rassistisch motivierte Gewalttaten weltweit die Aufmerksamkeit auf das wiedervereinte Deutschland gelenkt ist. Das Sprechen über „Sich und ‚die Anderen‘“

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verändert sich, der „Dialog der Kulturen“ und „Integration“ sind häufig verwendete Begriffe in kommunikationswissenschaftlichen Studien, die aber zugleich von der unhinterfragten Existenz dualistischer Konzepte zeugen. Erst die Diffusion postmoderner Theorien führt zur grundsätzlichen Infragestellung und (De-)Konstruktion sozialer Kategorien wie Nation und Ethnie, Religion, Geschlecht etc. Versucht wird, das Denken in Gegensätzen zu überwinden, wie sich u.a. an der Transformation der Frauenforschung zu Gender- und Queer-Studies und an den zahlreichen Plädoyers für Transdisziplinarität, Transnationalität und Transkulturalität etc. ablesen lässt. So können vier Phasen der kommunikationswissenschaftlichen Forschung zu Medien und Stereotypen identifiziert und benannt werden: Abbildung 34: Phasen der deutschsprachigen Forschung zu Medien und Stereotypen seit 1945 Vier Phasen der Forschung zu Medien und Stereotypen 1. 1945-1965 die Nullphase 2. 1966-1974 die Startphase 3. 1975-1989 die Phase der Ausdifferenzierung 4. 1990 bis heute die Phase der (De-)Konstruktion und Transformation Quelle: Eigene Darstellung

Phasen in der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Medien und Stereotypen deuten auf veränderte theoretische Positionierungen, auf Paradigmenwechsel und „turns“. Allerdings ist noch einmal zu betonen, dass diese Phasen nicht zwangsläufig als zeitlich aufeinander folgend verstanden werden sollten. Möglich sind immer auch parallele intra- und interdisziplinäre Entwicklungen und mehr oder weniger friedliche Koexistenzen wissenschaftstheoretischer Positionen.

3. Theoretische Verortungen und epistemologische Herausforderungen Aus den Ergebnissen der Metaanalysen und der Identifizierung von Forschungsphasen ergeben sich bereits Umrisse des Forschungsfeldes Medien und Stereotype. Zur schärferen Konturierung dieses nicht nur von der Kommunikationswissenschaft bearbeiteten wissenschaftlichen Feldes sollen abschließend verschiedene theoretische Positionen und epistemologische Herausforderungen zur Diskussion gestellt werden. Die intensive Beschäftigung mit der internationalen sowie speziell der deutschsprachigen Forschung zu Medien und Stereotypen führte zu der Erkenntnis, dass es unzählige Einzelfallanalysen gibt, jedoch wenige Studien, die die Ergebnisse zusammenführen und in Beziehung setzen. Auch mangelt es an Längsschnittstudien, die Aufschluss geben über den Wandel von Stereotypen in den Medien, sowie an interna-

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tionalen Vergleichsstudien. Gerade auch Metaanalysen sind rar. Die hier vorgestellten nehmen meist noch einmal Einschränkungen vor: auf einen Wissenschaftsraum (z.B. nur US-amerikanische Studien), auf eine Disziplin (z.B. nur sozialpsychologische Studien), auf eine Stereotypart oder einen Forschungsbereich (z.B. nur Rassismus oder Sexismus). Eine Metaanalyse der deutschsprachigen Forschung zu Medien und Stereotypen gab es bislang nicht. Die vorliegende Studie, die gleich zwei Metaanalysen vereint, zielt darauf ab, diese Forschungslücke zu schließen und nachvollziehbar zu machen, wie sich der Forschungsbereich über mehrere Jahrzehnte im deutschsprachigen Raum entwickelt hat. „Im deutschsprachigen Raum“ impliziert, dass nicht nur die bundesrepublikanische Forschung berücksichtigt wird; „Forschung zu Medien und Stereotypen“, dass nicht nur im engeren Sinne kommunikations- und medienwissenschaftliche Studien herangezogen werden, sondern auch aus anderen fachlichen Zusammenhängen stammende. Entscheidend ist, dass verschiedene Arten (massen-)medial verbreiteter Stereotype Gegenstand der Forschung sind. Wenn nun die für Metaanalyse I und II berücksichtigten Fachzeitschriftenbeiträge und Publikationen danach ausgewertet werden, wie intensiv die Auseinandersetzung mit dem Forschungsgegenstand Stereotype ist, zeigt sich, dass viele AutorInnen ein allgemeines Verständnis des Stereotyp-Begriffs voraussetzen. Häufig wurde Stereotyp synonym mit anderen Begriffen wie Bild, Klischee, Schema, Vorurteil verwendet oder auf frühere Definitionen zurückgegriffen. Walter Lippmanns Definition von Stereotypen als „Bilder in unseren Köpfen“ ist dabei eine der meistzitierten, doch bedarf sie der Ergänzung. Stereotype sind nicht nur Bilder in unseren Köpfen und damit mentale Bilder, sie können auch verbalisiert, visualisiert und materialisiert werden. Für die kommunikationswissenschaftliche Forschung sind alle diese Stereotyp-Formen von Belang. Wichtig aber wäre die deutliche Unterscheidung zwischen Stereotypen als Kognitionen oder materialisierten (Sprach-)Bildern auch deswegen, weil sie die Forschungsbereiche und Untersuchungsmethoden bestimmt. Je nach dem, ob Stereotypenforschung als Medieninhalts- bzw. Repräsentationsforschung betrieben wird oder sich mit denen befasst, die stereotype Inhalte (re-)produzieren („KommunikatorInnen“ wie „RezipientInnen“), kommt ein anderer Stereotyp-Begriff zum Tragen. Versucht wurde, verschiedene Aspekte des Stereotyp-Begriffs in ein Schaubild zu integrieren (vgl. Abb. 5) und eine Stereotyp-Definition zu erarbeiten, die diese verschiedenen Aspekte berücksichtigt. Sie lautet, dass es sich bei Stereotypen um Wahrnehmungen von Eigenschaften bzw. Qualitäten handelt, die mit Kategorisierungen von Personen, Gegenständen, Situationen oder auch abstrakten Dingen und Ideen verbunden sind. Kurz: es geht um Zuschreibungen von Attributen zu einer sozialen Kategorie. Doch sollte sich Stereotypenforschung nicht mit der Suche nach der einen treffenden Definition begnügen, sondern sich der Herausforderung stellen, Stereotyp-Definitionen (fach-)historisch und theoretisch zu situieren sowie ihren Wandel nachvollziehbar zu machen. Dadurch könnte sie auch der Gefahr der Stereotypisierung des Stereotyp-Begriffs entkommen, die deswegen droht, weil Stereotype verkürzt als „Fehlwahrnehmungen“ beschrieben oder mittels Funktionszuschreibungen wie etwa „Integration“ oder „Komplexitätsreduktion“ definiert werden.

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Der Beobachtung, dass Funktionskataloge Definitions- und Erklärungsversuche ersetzen, folgte die vertiefte Beschäftigung mit „positiven“ wie „negativen“ Funktionen von Stereotypen und schließlich eine Kritik funktionalistischer Positionen in der Stereotypenforschung (vgl. Kap. A 3).

Theoretische Verortungen Die Auseinandersetzung mit Funktionen von Stereotypen stellt einen wichtigen Schritt in Richtung Theoriebildung dar. Eine Theorie medial erzeugter und vermittelter Stereotype ist aber noch nicht in Sicht. Stattdessen stehen verschiedene Hypothesen und Ansätze relativ unverbunden nebeneinander. Sie unterscheiden sich durch ihre fachliche Herkunft, ihre Forschungsfragen, bevorzugten Analyseebenen und Methoden. Explizite Bezüge auf Theorien finden sich in den meisten Studien zu Medien und Stereotypen nicht, weswegen der Vorwurf der Theorielosigkeit im Raum steht. Beklagt werden jedoch auch die verwirrende Vielfalt oder Beliebigkeit der theoretischen Bezugnahmen sowie ihre Abhängigkeit vom jeweiligen wissenschaftlichen Zeitgeist. Darüber hinaus gibt es in einigen neueren Studien Versuche, die verschiedenen Positionierungen innerhalb der kommunikations- und medienwissenschaftlichen Stereotypenforschung zu identifizieren (vgl. Pörksen 2000; Hafez 2002a; Kessler 2009). Mit Verweis auf Winfried Schulz (1989), der zwischen „ptolemäischer und kopernikanischer Weltsicht“ unterschieden hat, wird der „realistischen“ Position eine „konstruktivistische“ gegenübergestellt. Auch in dieser Arbeit wurden „realistische“ Positionen von „konstruktivistischen“ und „sozialkonstruktivistischen“ unter Bezugnahme auf die sogenannte kernel-of-truth-debate abgegrenzt (vgl. Abb. 6). Deutlich wurde, dass sich unter dem Dach „konstruktivistische“ oder aber „realistische“ Forschung“ recht unterschiedliche Positionen versammeln. Bei den konstruktivistischen reichen sie von radikalkonstruktivistischen bis hin zu sozialkonstruktivistischen, bei den realistischen von normativen, ideologiekritischen bis hin zu positivistischen, funktionalistischen. Die normative Perspektive erklärt sich aus den Anfängen der Stereotypen- und Vorurteilsforschung. Die Erfahrungen mit Krieg, Verfolgung, Massenmord und Propaganda in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben dazu geführt, diejenigen Mechanismen zu erforschen, die zu so negativen Einstellungen führen können, dass Menschen bereit sind, andere auszugrenzen und mit Gewalt und Vernichtung zu bedrohen. Stereotype erscheinen in dieser Perspektive als Fehlwahrnehmungen, als Urteilsverzerrungen, gar als Ergebnis fehlerhafter Denkprozesse, jedenfalls als etwas Inkorrektes (vgl. Lilli 1982). Die ideologiekritische Variante lautet, dass Stereotype Ausdruck eines „von oben“ und „durch die Medien“ induzierten falschen Bewusstseins sind. Dementsprechend scharf ist die Kritik an Ansätzen und Theorien, z.B. der Frustrations-Aggressions-Theorie oder dem Uses-and-Gratifications-Approach, in denen die Neigung zu Vorurteilen und Stereotypisierungen allein auf individuelle, innerpsychische Vorgänge oder auf spezifische Bedürfnisse zurückgeführt wird. Vielmehr sei, so der Politologe und Friedensforscher Fritz Vilmar, „von der grund-

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legenden geschichtlichen Prägung der politischen Aggressionspotentiale unserer Zeit durch reale materielle Lebensbedingungen und Herrschaftsverhältnisse“ (Vilmar 1971: 363) auszugehen. Normative und ideologiekritische Ansätze sind in der Stereotypen- und Vorurteilsforschung weit verbreitet. Sie sehen sich aber auch fundamentaler Kritik ausgesetzt, die nicht nur politisch motiviert ist. Kritik richtet sich gegen die erkenntnistheoretischen Prämissen, die einen reflexiven und selbstkritischen Umgang mit Vorurteilen und Stereotypen verhindern würden. Eine Kritik stereotyper Einstellungen und Inhalte stehe schon vor der eigentlichen Analyse fest. Nahezu zwangsläufig ende normative Stereotypenforschung mit der Bestätigung stereotyper Muster und mit Stereotypabbau-Appellen. Gerade nicht normative, sondern wertfreie Wissenschaft zu betreiben, lautet dagegen das erklärte Ziel positivistischer Wissenschaft. Vorurteilsforschung solle frei von Vorurteilen sein. Eine Tendenz zu positivistischen und funktionalistischen Zugängen und Erklärungen zeichnet sich innerhalb der kommunikationswissenschaftlichen Stereotypenforschung nach der sogenannten kognitiven Wende in der Sozialpsychologie und der empirisch-sozialwissenschaftlichen Neuausrichtung in den 1960er Jahren ab. Positivismus und Funktionalismus stehen im Gegensatz zu linken, gesellschaftskritischen, normativen Ansätzen. Es gehe nicht darum, die Welt zu verändern und eine andere Gesellschaftsform zu etablieren, sondern um die neutrale und möglichst objektive Beschreibung dessen, was ist. Funktionale Stereotyp-Erklärungen setzen auf unterschiedlichen Ebenen an, vor allem auf der individuellen und der gesellschaftlichen (Mikro- und Makroperspektive). Einige Funktionen wie die der „Stabilisierung“, „Orientierung“ und „Integration“ werden als zentral betrachtet, auch eine „Ökonomie des Denkens“ und die aus ihr folgende Tendenz zur „Komplexitätsreduktion“ dienen als Erklärung sowohl sozialer als auch individuell-psychischer Prozesse. Positivistische und funktionalistische Ansätze werden ebenfalls scharf kritisiert, zunächst dafür, dass Stereotype, Vorurteile und Feindbilder als sozialpsychologische Notwendigkeiten gesehen werden. Unglaubwürdig und nicht erfüllbar erscheint der Anspruch, rational und objektiv Stereotype, ihre Funktionen und Dysfunktionen analysieren zu können. Letztlich würden mittels empirischer Forschung Rechtfertigungen für die Existenz und Stabilität von Stereotypen geliefert, wenn nicht gar gleich der Stereotypen-Begriff vermieden und von kognitiven Schemata gesprochen werde. Oder es folge dem rechtfertigenden Funktionskatalog am Ende doch noch der Aufruf zum Stereotypabbau. Schwer wiegt der Vorwurf der politischen Instrumentalisierbarkeit und Theorieferne: Die Orientierung an naturwissenschaftlichen Methoden und Denkweisen, die mit der sogenannten empirisch-sozialwissenschaftlichen Wende Einzug in die Kommunikationswissenschaft gehalten hat, habe nur eine vermeintliche „Neutralität“ und „Wissenschaftlichkeit“ befördert, stattdessen zu „Empirizismus“ und einer gefährlichen Theorielosigkeit geführt, letztlich Stereotypenforschung verhindert. Ein Vergleich der beiden Positionen ergibt deutliche Unterschiede im Wissenschaftsverständnis und konkret bei der Konzeption von Stereotyp, bei den in den

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Mittelpunkt gestellten positiven oder negativen Funktionen sowie der Einschätzung der Rolle und Verantwortung der Medien. Beide Positionen gehen jedoch davon aus, dass es möglich ist, einen Abgleich zwischen Medieninhalten und der Realität vorzunehmen. In beiden Fällen scheinen die Forschenden überzeugt, eher zu einem objektiveren Blick auf eine von ihnen unabhängig existierende Realität in der Lage zu sein als diejenigen, deren Vorurteile und Stereotype sie analysieren. Konstruktivistische Positionen stellen genau jenes „außen vor-Sein“ und damit den Beobachterstandpunkt vermeintlich objektiver ForscherInnen in Frage. Diese Perspektive ist nun, wie hinlänglich von KonstruktivistInnen wie ihren GegnerInnen dargelegt wurde, nicht etwa neu, sondern reicht weit zurück in die Philosophiegeschichte. In Walter Lippmann einen frühen Konstruktivisten zu erkennen (vgl. Wilke** 2007), mag da nicht weiter erstaunen. Erstaunlicher ist vielmehr, wie seine in Public Opinion versammelten Beobachtungen und Deutungen je nach politischer und wissenschaftlicher Interessenslage eingesetzt worden sind. Konstruktivistische Positionen interessieren sich jedenfalls weniger für den Realitätsgehalt medial vermittelter Botschaften als für ihr Potential gesellschaftliche Realität bzw. das, was für gesellschaftliche Realität gehalten wird, herzustellen. Aus konstruktivistischer Sicht sind Diskussionen über den Realitätsgehalt von Stereotypen, Vorurteilen und Feindbildern müßig. Die sogenannte „kernel-of-truth-debate“ führe deshalb zu nichts, weil weder klar sei, was denn den Kern ausmache, noch was „die Wahrheit“ ist. Wie zutreffend Stereotype sind, sei daher nicht messbar. An der immer wieder aufkommenden Debatte, ob Stereotype nicht doch ein „Körnchen Wahrheit“ in sich tragen, lässt sich ablesen, welches Verständnis von Stereotypen, vielleicht gar, welches Verständnis von „Wahrheit“ und „Wissenschaft“ vorherrscht. Diese Debatte ist nicht nur akademisch, sondern im Journalismus, wo eine auf Nachrichtenwerten basierende Nachrichtenauswahl möglicherweise stereotype Berichterstattungsmuster befördert, durchaus praktisch relevant.

Epistemologische Herausforderungen Die Theoriediskussion verweist auf Herausforderungen, denen sich die zukünftige Forschung stellen sollte und auf die einige Antworten bereits gefunden wurden, andere noch ausstehen. Sie betreffen das Verhältnis von Theorie und Empirie, von Kategorie und Stereotyp, von positiven und negativen Stereotyp-Funktionen und schließlich das Dilemma der Benennung und Sichtbarkeit von Stereotypen. 1) Theorie und Empirie: Der Perspektivwechsel, der mit der theoretischen Orientierung in Richtung (De-)Konstruktion und einer Kritik identifizierenden Denkens einhergeht, hat enorme Konsequenzen für die empirische Forschung, die auf Kategorienbildung und Bipolaritäten beruht: denn wie lässt sich z.B. Geschlecht erforschen, ohne die dichotome und biologisch hergeleitete Geschlechterdifferenz implizit zu reproduzieren? Kritische Stereotypenforschung, ob sie nun auf quantitative oder qualitative Methoden setzt, steht vor dem epistemologischen

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Problem, dass sie genau das voraussetzen muss und möglicherweise im Forschungsprozess reproduziert, was eigentlich kritisiert, gar dekonstruiert werden soll. Doch geht es nicht nur um die „Tücken einer Kategorie“ (vgl. Kinnebrock/ Dickmeis/Stommel 2012), sondern vielmehr um die Tücken der Kategorisierung schlechthin. 2) Kategorie und Stereotyp: Kategorisierung, Klassifizierung und Typisierung gelten als unvermeidliche kognitive Prozesse und daher in gewisser Weise als verzeihlich. Stereotypisierung indes „reduziert, essentialisiert, naturalisiert und fixiert ‚Differenz‘“ (Hall 2004: 144). Erst die Stereotypisierung schafft nach dieser Lesart das Problem, denn sie ist negativ. Doch hat die intensive Befassung mit StereotypDefinitionen und den Ergebnissen der bisherigen Stereotypenforschung zu der Erkenntnis geführt, dass bereits die Kategorisierung das Problem ist. Im Prozess der Stereotypisierung ist sie folgenreicher als die Attribuierung, die wertende Eigenschaften hinzufügt. Daher erfordert zukünftige Stereotypenforschung eine tiefergehende Befassung mit dem Prozess der Kategorisierung und seinen Ergebnissen: Kategorien wie „Nation“, „Ethnie“, „Religion“, „Geschlecht“, „Alter“, „Beruf“ etc. Sie wurden hier nicht als Entitäten, sondern als soziale Konstrukte begriffen, deren Miteinander-Verwobensein eine weitere Herausforderung für die zukünftige Forschung darstellt. Utopisch mag die Hoffnung erscheinen, dass die Infragestellung und (De-)Konstruktion sozialer Kategorien Stereotypisierungen zuwiderläuft. Auch bleibt auszuloten, wie weit (De-)Konstruktion gehen kann, wann, in welchen politischen Kontexten, ein „strategischer Essentialismus“ und damit ein Rückgriff auf „die üblichen“ Kategorien angebracht ist. 3) Dys-/Funktionen: Stereotype gelten als „funktional“. Welche Funktion ein Stereotyp erfüllt und ob sich diese positiv oder negativ auswirkt, ist kontextabhängig. Die (angeblich) kognitive Ressourcen schonende Funktion von Stereotypen und Vorurteilen wird laut Uta Quasthoff (1973: 148) für den einzelnen positiv bewertet, für Gruppen oder die Gesellschaft als ganze aber besteht die Gefahr, Opfer von auf Denkökonomie beruhenden Stereotypen und Vorurteilen zu werden. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit den Funktionen von Stereotypen ist hier als vermintes und zugleich unbedingt zu betretendes Forschungsfeld bezeichnet worden. Vermint, weil es in der Tradition funktionalistischer Forschung nicht selten zu einer Verwechselung von Ursache und Wirkung kommt und behauptete Funktionen von Stereotypen letztlich zur Legitimierung ihres Vorhandenseins benutzt werden können. Unbedingt zu betreten deswegen, weil eine (ideologie-) kritische Auseinandersetzung mit den Funktionen von Stereotypen bislang nur von wenigen AutorInnen und auch nur ansatzweise geleistet worden ist. Hier ist ein Anknüpfen an vorhandene Theoriebestände der Kritischen Theorie, der Cultural Studies sowie der Gender, Critical Whiteness und Postcolonial Studies sinnvoll. 4) Benennung und Sichtbarkeit von Stereotypen: Gefangen im performativen Dilemma der Benennung und des „Zu-Sehen-Gebens“ (Schade/Wenk 2011: 9) sind alle, die eigentlich dazu betragen wollen (oder sollen), Stereotype „aus

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der Welt“ zu schaffen, WissenschaftlerInnen und PolitikerInnen ebenso wie JournalistInnen, LehrerInnen und Eltern. Doch die Auseinandersetzung mit Stereotypen und konkret der Sprechakt, das Benennen und auch das Visualisieren von Stereotypinhalten führen zu ihrer Fortschreibung und Festschreibung. Sie bleiben „in der Welt“ und sorgen mit ihrem immanenten Aufforderungscharakter dafür, sich dem Stereotyp anzupassen, selbst noch im Akt des Sich-Widersetzens. Kritik und Ironie führen aus dem Dilemma nicht unbedingt heraus, denn auch sie verschaffen dem eigentlichen Stereotyp und der binären Struktur rassistischer, sexistischer u.a. Stereotypisierungen erneute Präsenz. Dennoch besteht die Hoffnung auf Stereotypenwandel durch „Umkehrungen“, wie Stuart Hall die Versuche nennt, den bestehenden Repräsentationsregimes etwas entgegenzusetzen (vgl. Hall 2004: 159).

Medien und Stereotype – ein transdisziplinäres Forschungsfeld? Die hier skizzierten epistemologischen Herausforderungen sind groß und nur gemeinschaftlich zu bewältigen. In der Geschichte der Stereotypenforschung sind etliche, auch fächerübergreifende Anstrengungen unternommen worden, Stereotype, ihre Genese, ihren Gebrauch und Missbrauch, ihre Funktionen und möglichen Wirkungen zu untersuchen. Den Erfolg dieses Unternehmens beurteilen manche skeptisch, so Hans-Henning Hahn, der 80 Jahre nach Lippmanns Public Opinion konstatiert: „Sozialwissenschaftler, Psychologen, Linguisten, Medienwissenschaftler, Historiker, Politologen, Ethnologen, Literaturwissenschaftler, Kunsthistoriker: 80 Jahre interdisziplinärer Stereotypenforschung mit empirischen Untersuchungen und als Grundlagenforschung mit politischen Aufklärungsabsichten haben augenscheinlich, trotz des beträchtlichen Engagements, nicht zu einer erkennbaren Reduktion von Stereotypen geführt.“ (Hahn 2002a: 11)

Das ist ein weitreichender Vorwurf, der neben der Erfolglosigkeit bisheriger Bemühungen112 interdisziplinäre Ansätze kritisiert. Doch stellt sich die Frage, ob die bisherige Stereotypenforschung interdisziplinär oder multidisziplinär stattgefunden hat, ob tatsächlich miteinander oder nebeneinander geforscht wurde? Desweiteren wäre zu klären, was für oder gegen Disziplinarität, Multidisziplinarität, Inter- und Transdisziplinarität spricht in der zukünftigen Stereotypenforschung und speziell der Forschung zu Medien und Stereotypen. 112 | Wie erfolgreich bisherige Stereotypenforschung im Hinblick auf Stereotypabbau gewesen ist, lässt sich freilich kaum feststellen. Hahn selbst schränkt seine Behauptung ein. „Augenscheinlich“ und „nicht erkennbar“ deuten an, dass es vielleicht doch einen Abbau von Stereotypen gegeben haben könnte, jedenfalls von bestimmten Stereotypen in bestimmten Kulturen, er aber nicht unbedingt feststellbar ist. Möglicherweise sind die alten Stereotype schon durch neue ersetzt worden. Dann hätte Hahn insofern Recht, als es insgesamt nicht weniger geworden sind. So oder so hält ihn seine pessimistische Einschätzung nicht davon ab, ein weiteres, umfangreiches Werk zu Stereotypen aus Sicht der Geschichtswissenschaft zu publizieren.

D Konturen eines Forschungsfeldes

Wissenschaft ist nach Disziplinen geordnet, Disziplinarität der übliche und dominierende Rahmen, in dem die Produktion wissenschaftlichen Wissens stattfindet. Die Disziplinen sind historisch gewachsen, ihre Grenzen das Ergebnis komplexer sozialer Interaktionen. Zu ihrer Stabilität trägt bei, dass WissenschaftlerInnen einen disziplinenspezifischen Formierungsprozess durchlaufen und die „Spieler“, wie Bourdieu die AkteurInnen im wissenschaftlichen Feld nennt (vgl. Bourdieu/Wacquant 1998: 128f.), überwiegend ein Interesse daran haben, die eigene Disziplin zu stärken. Zugleich ist Disziplinarität ein soziales Konstrukt und damit in gewisser Weise anfechtbar. Die Entstehung neuer Forschungsbereiche und Disziplinen interessiert aus wissenssoziologischer Sicht deshalb, weil sie gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Wandel markiert und auf einen Bedarf an mehr Forschung auf einem bestimmten Gebiet deutet – z.B. auf dem der Medien und Kommunikation. Multi- und Pluridisziplinarität basieren auf Disziplinarität, sie meinen das Nebeneinander verschiedener, sich voneinander abgrenzender Disziplinen. Interdisziplinarität hingegen deutet auf das, was im Austausch mindestens zweier Disziplinen geschieht. Angestrebt wird die Integration verschiedener disziplinärer Perspektiven. Transdisziplinarität geht noch einen Schritt weiter als Interdisziplinarität und zielt auf die Erarbeitung disziplinenübergreifenden Wissens. Disziplinäre Verengungen sollen überwunden werden, denn Disziplinengrenzen erweisen sich rückblickend auch als Erkenntnisgrenzen. Vernachlässigt wurden Fragen und Probleme, die quer zu den Disziplinen113 lagen. Angesprochen sind bei transdisziplinärer Forschung nicht nur universitäre Einrichtungen, sondern gerade auch nicht-universitäre AkteurInnen – Unternehmen, Verbände, staatliche Organisationen, Interessensgruppen etc. –, gemeinschaftlich nach Lösungen zu suchen. So ergeben sich zwei Konzeptionen von Transdisziplinarität: anwendungsorientiert-partizipativ und disziplinenorientiert-dekonstruktiv. Während erstere das Feld der Wissenschaft überschreitet und damit transdisziplinär ist, zielt letztere auf den innerwissenschaftlichen wechselseitig reflexiven Austausch zwischen verschiedenen Disziplinen und die Systematisierung von Wissen. Die disziplinäre Organisation von Wissen muss dabei nicht aufgehoben, soll aber transformiert, überdacht, reformuliert und neu kontextualisiert werden. Die beteiligten Disziplinen erhalten die Chance auf Erneuerung und Erweiterung ihrer theoretischen Bestände und Methoden. Sie verändern sich im Verlauf transdisziplinärer Arbeitsprozesse. Im Vergleich zu multi- oder interdisziplinären Zugängen steht nicht die kompensierende oder additive Funktion im Vordergrund, sondern eine innovative: neue Lösungen für alte und neue transdisziplinäre Probleme – etwa „Nachhaltigkeit“, „demographischer 113 | So versteht sich die Frauen- und Geschlechterforschung als transdisziplinäres Projekt, das disziplinenübergreifend entstanden und weiterentwickelt worden ist (vgl. Maasen 2008: 51). Entsprechend können auch Forschungen zu Nation und Ethnie, Religion, Alter und Beruf sowie weiterer sozialer Kategorien als „transdisziplinär“ verstanden werden und in der Tat haben die Metaanalysen ergeben, dass die Erforschung spezifischer medialer Stereotype nicht auf eine Disziplin beschränkt ist.

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Wandel“, „Chancengleichheit“ oder „Abbau von Diskriminierung“ – sollen gefunden werden. Die Forderung nach Inter- und Transdisziplinarität kommt vor allem dann auf, wenn sich neue, komplexe Problemlagen abzeichnen. Aus der Einsicht, dass die zu lösenden Probleme zu vielschichtig sind, um sie allein, „disziplinär“ anzugehen, wird versucht, neues, Disziplinen übergreifendes Wissen zu generieren. Transdisziplinarität will einerseits korrigierend, andererseits modernisierend wirken, indem sie Wissensbestände hinterfragt. Dabei handele es sich „nicht um ein bloßes modisches Ritual“ (Mittelstraß 2005: 9), vielmehr sei Transdisziplinarität als ein „Forschungsund Wissenschaftsprinzip“ (ebd.: 10), das auf „Integration“ abzielt (vgl. Bergmann et al. 2010: 23), den gesellschaftlichen Problemlagen geschuldet. Unumstritten ist Transdisziplinarität dennoch nicht, was sich schon an unterschiedlichen Konzeptionen und Definitionen erkennen lässt. So verstehen kritische WissenschaftlerInnen unter Transdisziplinariät ein „epistemologisches Projekt, das die hegemonialen Bedingungen von Wissenserzeugung kritisch reflektiert“ (Dietze/ Hornscheidt/Palm/Walgenbach 2007: 21) und nicht etwa nur eine Art Forschungsdienstleistung. Transdisziplinäre Forschung ist nicht per se kritisch und innovativ, sie bleibt gesamtgesellschaftlich eingebunden und damit immer auch der Gefahr ausgesetzt, in einem Wissenschaftsbetrieb, der zunehmend der Logik des Marktes unterworfen ist, politisch instrumentalisiert zu werden. So kann die Forderung nach „Transdisziplinarität“ und „Innovation“ argumentativ zur Abwicklung disziplinär ausgerichteter Forschungseinrichtungen eingesetzt werden. Transdisziplinäre Kompetenz als die Fähigkeit zu „epistemischen und institutionellem Grenzgängertum“ (Maasen 2008: 55 und 63) droht zu einer strategischen Komponente im Prozess der Produktion marktgängigen Wissens zu werden. Ein weiterer Kritikpunkt lautet, dass transdisziplinäre Forschung, an der unterschiedliche Institutionen und Personen beteiligt sind und die auf die Pluralität theoretischer Ansätze und Methoden setzt, sich in der Forschungspraxis als äußerst mühsam und zeitraubend darstellt und die Beteiligten nicht selten überfordert. Andererseits können Projekte einzelner Personen, also vor allem Qualifikationsarbeiten bis hin zur Habilitation, den hohen Ansprüchen transdisziplinärer Forschung ebenso kaum genügen. Stereotypenforschung ist unabhängig von der Frage nach ihrem Ertrag, die Hahn etwas provozierend und vielleicht auch selbstironisch aufgeworfen hat, ein inter- und transdisziplinäres Projekt. Das gilt gleichermaßen für die Forschung zu Medien und Stereotypen. Auch hier ist die Forderung nach mehr Inter- und Transdisziplinarität, die Matthias Karmasin (2003: 55) für die Kommunikationswissenschaft insgesamt stellt, berechtigt. Wie diese Arbeit und das vorhergehende resümierende Kapitel zu theoretischen Verortungen und epistemologischen Herausforderungen gezeigt haben, besteht weiterer Forschungsbedarf. Vieles ist noch nicht ausreichend erklärt, es gibt Forschungslücken und manches müsste überdacht und neu angegangen werden. Rückblickend zeigt sich, dass Potentiale nicht genutzt wurden, z.B. Maletzkes Überlegungen zu Interkultureller Kommunikation und Stereotypen oder die in Münster entwickelten Ansätze einer theoretisch fundierten und empirisch ambitionierten

D Konturen eines Forschungsfeldes

Stereotypenforschung, die filmwissenschaftliche Studien einschließt. Die Ende der 1960er Jahre einsetzende Trennung in Kommunikationswissenschaft und Medienwissenschaft und die zunehmende Binnendifferenzierung haben desweiteren dafür gesorgt, dass Stereotypenforschung „am Rande“ oder unter einem modischeren Label betrieben wurde. Ausgeschlossen hat das allerdings nicht, dass zu einzelnen Stereotyparten wie Nationen- oder Geschlechterstereotypen in einem bemerkenswerten Umfang und was die Theoriediskussion anbelangt auch z.T. auf der Höhe der Zeit und in interdisziplinärem Austausch geforscht wurde. Die Kommunikationswissenschaft versteht sich selbst als interdisziplinäre Wissenschaft und als „Integrationsdisziplin“ (vgl. Karmasin/Rath/Thomaß 2013), was zukünftige interdisziplinäre Forschung im Bereich Medien und Stereotype erleichtern sollte. Doch sind Inter- und Transdisziplinarität kein Allheilmittel und der Forschungsbedarf innerhalb der Kommunikations- und Medienwissenschaft zu Stereotypen lassen es ratsam erscheinen, den Weg der sowohl inter- und transdisziplinären als auch disziplinären Profilierung der Stereotypenforschung zu beschreiten, zumal wie Jürgen Mittelstraß betont, Transdisziplinarität als Forschungs- und Wissenschaftsprinzip die Fächer und Disziplinen nicht ersetzen kann (vgl. Mittelstraß 2005: 10). Aus einer transdisziplinären Perspektive betrachtet lässt sich Stereotypenforschung in drei Bereiche einteilen: erstens in Forschung, die nach der Entstehung von Stereotypen fragt, zweitens in Forschung, die das Ergebnis von Stereotypisierungen, nämlich Stereotype und ihren Gebrauch, untersucht und drittens in Forschung, die die individuellen und sozialen Folgen von Stereotypisierungen analysiert. Innerhalb dieser Bereiche – aber natürlich auch übergreifend – forschen VertreterInnen unterschiedlicher Disziplinen. Die Kommunikations- und Medienwissenschaft leistet zu allen drei Bereichen einen Beitrag. So wenn Medien als Sozialisationsinstanzen, die individuelle wie kollektive Wahrnehmungen zunehmend prägen, untersucht werden, wenn verschiedene Arten von Stereotypen und Stereotypinhalte in diversen kulturellen Kontexten und Medien betrachtet und schließlich wenn die Folgen mehr oder weniger diskriminierender Berichterstattung analysiert werden. Letzteres ist vor allem auch für die Ausbildung derjenigen relevant, die in Kommunikationsberufen arbeiten möchten. Der fachliche Beitrag muss sich aber nicht auf die Analyse der Produktion und Aneignung stereotyper Medieninhalte beschränken. Daneben könnten auch Ansätze und Theorien, die in der Kommunikations- und der Medienwissenschaft (weiter-)entwickelt worden sind, sowie methodische Designs adaptiert werden. Besonders fruchtbar für die zukünftige Forschung zu Medien und Stereotypen scheinen (de-)konstruktivistische Ansätze, die den Prozess der Kategorisierung, der dem der Stereotypisierung vorausgeht, hinterfragen, und die Stereotype als soziale Konstrukte begreifen, an deren Konstruktion Medien unmittelbar beteiligt sind. Diese theoretische Orientierung ist in manchen Bereichen der Kommunikationsund Medienforschung, z.B. der Migrations- und Geschlechterforschung, häufiger anzutreffen. Sie wirkt sich auf die Wahl der Methoden aus und erfordert ein Mehrmethodendesign, das quantitative und qualitative Verfahren kombiniert.

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

Diese Arbeit soll ebenso wie die vielen hier berücksichtigen Studien zur Konturierung des disziplinär wie interdisziplinär zu bearbeitenden Forschungsfeldes Medien und Stereotype beitragen. Vor dem erkenntnistheoretischen Hintergrund, dass sowohl der Bildung von Stereotypen als auch der Entstehung wissenschaftlichen Wissens Konstruktionsbedingungen auf der individuellen und gesellschaftlichen Ebene zugrundeliegen, wurde die Begriffs- und Theorieentwicklung innerhalb der Forschung zu Medien und Stereotypen aufgearbeitet. Das geschah u.a. durch Metaanalysen von Publikationen zum Thema aus dem deutschsprachigen Raum. Zwar kann am Ende nicht die Theorie medial vermittelter Stereotype angeboten werden, doch sollte deutlich geworden sein, dass es sich bei der Stereotypenforschung insgesamt und der Forschung zu Medien und Stereotypen im Besonderen um ein heterogenes Feld der Wissensproduktion handelt, bei dem unterschiedliche Aufmerksamkeitsorientierungen, differierende theoretische und methodische Zugänge, arbeitsteilige Prozesse zwischen Medien- und Kommunikationswissenschaft sowie verschiedene Inklusions- und Exklusionsprozesse im Wissenschaftsbetrieb den Forschungsstand bestimmen. Als ein wichtiges übergeordnetes Ergebnis des Versuchs, das Forschungsfeld Medien und Stereotype zu konturieren, darf festgehalten werden: es sind gerade transdisziplinäre Erkenntnisprozesse und Arbeitsweisen, die die Forschung zu Medien und Stereotypen „disziplinär“ einen.

e l Iter atur Bei den fett hervorgehobenen Publikationen handelt es sich um die für Metaanalyse I berücksichtigten Beiträge.

|A| Abdallah, Leila (1998): Islamischer Fundamentalismus – eine fundamentale Fehlwahrnehmung? Zur Rolle von Orientalismus in westlichen Analysen des islamischen Fundamentalismus. Berlin: Das Arabische Buch (= Nahost-Studien; 2). Abels, Heinz (2009): Wirklichkeit. Über Wissen und andere Definitionen der Wirklichkeit, über uns und Andere, Fremde und Vorurteile. Mit einem Beitrag von Benita und Thomas Luckmann. Wiesbaden: VS. Adorno, Theodor W. (1953a): Fernsehen als Ideologie. In: Rundfunk und Fernsehen, 1. Jg., H. 4/1953, S. 1-10. Adorno, Theodor W. (1953b): Prolog zum Fernsehen. In: Rundfunk und Fernsehen, 1. Jg., H. 2/1953, S. 1-8. Adorno, Theodor W. (1967): Soziologie und empirische Forschung. In: Topitsch, Ernst (Hg.): Logik der Sozialwissenschaften. 4. Aufl. Köln, Berlin: Kiepenheuer & Witsch, S. 511-525. Adorno, Theodor W. (1973): Studien zum autoritären Charakter. Aus dem Amerikanischen von Milli Weinbrenner. Vorrede von Ludwig von Friedeburg. Hrsg. vom Institut für Sozialforschung an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, Frankfurt. Frankfurt am Main: Suhrkamp. Adorno, Theodor W. (1985): Résumé über Kulturindustrie. In: Prokop, Dieter: Medienforschung. Bd. 1: Konzerne, Macher, Kontrolleure. Frankfurt am Main: Fischer, S. 476-483. Adorno, Theodor W. (1998): Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben. Hrsg. von Rolf Tiedemann unter Mitwirkung von Gretel Adorno. Lizenzausgabe für die Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt; Bd. 4. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft. Adorno, Theodor W. (2002/1952): Zur gegenwärtigen Stellung der empirischen Sozialforschung in Deutschland. Einleitungsvortrag der Arbeitstagung „Empirische

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

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Medien und Stereotype – Konturen eines Forschungsfeldes

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Elisabeth Klaus, Ricarda Drüeke (Hg.) Öffentlichkeiten und gesellschaftliche Aushandlungsprozesse Theoretische Perspektiven und empirische Befunde November 2015, ca. 420 Seiten, kart., ca. 36,99 €, ISBN 978-3-8376-3049-7

Florian Kreutzer Ausgänge aus der »Frauen-Falle«? Die Un-Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Bild-Text-Diskurs (unter Mitarbeit von Maren Albrecht) 2013, 272 Seiten, kart., zahlr. Abb., 29,99 €, ISBN 978-3-8376-2471-7

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2015-06-01 11-57-18 --- Projekt: transcript.anzeigen / Dokument: FAX ID 030f399552046102|(S.

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3) ANZ2724.p 399552046112

Critical Media Studies Skadi Loist, Sigrid Kannengießer, Joan Kristin Bleicher (Hg.) Sexy Media? Gender/Queertheoretische Analysen in den Medien- und Kommunikationswissenschaften 2014, 230 Seiten, kart., zahlr. Abb., 28,99 €, ISBN 978-3-8376-1171-7

Margreth Lünenborg, Jutta Röser (Hg.) Ungleich mächtig Das Gendering von Führungspersonen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in der Medienkommunikation 2012, 272 Seiten, kart., zahlr. Abb., 26,80 €, ISBN 978-3-8376-1692-7

Tanja Maier, Martina Thiele, Christine Linke (Hg.) Medien, Öffentlichkeit und Geschlecht in Bewegung Forschungsperspektiven der kommunikationsund medienwissenschaftlichen Geschlechterforschung 2012, 216 Seiten, kart., zahlr. Abb., 28,80 €, ISBN 978-3-8376-1917-1

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Critical Media Studies Julia Ahrens Going Online, Doing Gender Alltagspraktiken rund um das Internet in Deutschland und Australien 2009, 324 Seiten, kart., 33,80 €, ISBN 978-3-8376-1251-6

Christine Horz Medien – Migration – Partizipation Eine Studie am Beispiel iranischer Fernsehproduktion im Offenen Kanal 2014, 484 Seiten, kart., zahlr. Abb., 44,99 €, ISBN 978-3-8376-2415-1

Susanne Kirchhoff Krieg mit Metaphern Mediendiskurse über 9/11 und den »War on Terror« 2010, 356 Seiten, kart., zahlr. Abb., 29,80 €, ISBN 978-3-8376-1139-7

Margreth Lünenborg, Katharina Fritsche, Annika Bach Migrantinnen in den Medien Darstellungen in der Presse und ihre Rezeption 2011, 178 Seiten, kart., zahlr. z.T. farb. Abb., 19,80 €, ISBN 978-3-8376-1730-6

Margreth Lünenborg (Hg.) Politik auf dem Boulevard? Die Neuordnung der Geschlechter in der Politik der Mediengesellschaft 2009, 330 Seiten, kart., zahlr. z.T. farb. Abb., 29,80 €, ISBN 978-3-89942-939-8

Kathrin Friederike Müller Frauenzeitschriften aus der Sicht ihrer Leserinnen Die Rezeption von »Brigitte« im Kontext von Biografie, Alltag und Doing Gender 2010, 456 Seiten, kart., 34,80 €, ISBN 978-3-8376-1286-8

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