268 54 44MB
German Pages 643 [666] Year 1988
Max Weber Gesamtausgabe Im Auftrag der Kommission für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Herausgegeben von
Horst Baier, M. Rainer Lepsius, Wolfgang J. Mommsen, Wolfgang Schluchter, Johannes Winckelmannt
Abteilung I: Schriften und Reden Band 16
J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen
Max Weber Zur Neuordnung Deutschlands Schriften und Reden 1918-1920
Herausgegeben von
Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit
Wolfgang Schwentker
ART I BUS
J. C. B . Mohr (Paul Siebeck) Tübingen
Redaktion: Rita A l d e n h o f f - Karl-Ludwig Ay Die Editions- und Herausgeberarbeiten wurden gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Werner-Reimers-Stiftung.
CIP-Titelaufnahme der Deutschen Bibliothek Weber, Max: Gesamtausgabe / Max Weber. Im Auftr. d. Komm, für Sozial- u. Wirtschaftsgeschichte d. Bayer. Akad. d. Wiss. hrsg. von Horst Baier . . . - Tübingen: Mohr. NE: Baier, Horst [Hrsg.]; Weber, Max: [Sammlung] Abt. 1, Schriften und Reden. Bd. 16. Zur Neuordnung Deutschlands: Schriften u. Reden 1918-1920 / hrsg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Wolfgang Schwentker. - 1 9 8 8 ISBN 3-16-845053-7 Gewebe ISBN 3-16-845055-3 Hldr.
978-3-16-158130-4 Unveränderte eBook-Ausgabe 2019
© 1988 J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Satz und Druck: Guide-Druck, Tübingen. Säurefreies Werkdruckpapier von Scheufeien, Lenningen. Bindung von Heinrich Koch, Tübingen. Einbandgestaltung von Alfred Krugmann, Freiberg a. N. Printed in Germany.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
XIII
Siglen, Zeichen, Abkürzungen
xvi
Einleitung
l I. Schriften
Beiträge zur Verfassungsfrage anläßlich der Verhandlungen im Reichsamt des Innern vom 9. bis 12. Dezember 1918 Editorischer Bericht Text
49 56
Deutschlands künftige Staatsform Editorischer Bericht Text
91 98
Entwürfe für die Paragraphen 11 und 12 einer Verfassung des Deutschen Reiches Editorischer Bericht Texte 1. Zum Reichsverfassungsgesetz-Entwurf betreffend: Rezeption von neu sich bildenden Staaten („Teilung Preußens") 2. Zum Reichsverfassungsgesetz-Entwurf betreffend: Garantien der Verfassungen der Freistaaten und Gemeinden
147 150 150 150
Erklärung zum Scheitern der Kandidatur für die Wahlen zur Nationalversammlung im Wahlkreis 19 (Hessen-Nassau) Editorischer Bericht Text
152 156
Der freie Volksstaat Editorischer Bericht Text
157 161
Zum Thema der „Kriegsschuld" Editorischer Bericht Text
177 179
VI
Inhaltsverzeichnis
Zu einer Erklärung der Heidelberger Couleurstudenten Editorischer Bericht Text
191 194
Diskussionsbeiträge anläßlich der Gründungssitzung der „Arbeitsgemeinschaft für Politik des Rechts (Heidelberger Vereinigung)" Editorischer Bericht Texte 1. Zur Gründung der Heidelberger Vereinigung 2. Zur Denkschrift Prinz Max von Badens 3. Zur Abwehr der „Greuel-Propaganda" der Alliierten
196 202 202 202 207
Der gebundene Privatgrundbesitz in der badischen Verfassung Editorischer Bericht Text
208 210
Der Reichspräsident Editorischer Bericht Text
214 220
Die Untersuchung der Schuldfrage Editorischer Bericht Text
225 230
Die wirtschaftliche Zugehörigkeit des Saargebiets zu Deutschland Editorischer Bericht Text
233 236
Unitarismus, Partikularismus und Föderalismus in der Reichsverfassung Editorischer Bericht Text
243 246
Diskussionsbeiträge anläßlich der Beratungen im Auswärtigen Amt zur Vorbereitung der Friedensverhandlungen, 29. März und 2. April 1919 Editorischer Bericht Texte 1. Wirtschaftliche Lage und Friedensverhandlungen 2. Zur Frage der Grenzsperre für polnische Arbeiter 3. Für eine „Dringlichkeitsliste" wirtschaftlicher und politischer Forderungen
254 258 258 262 266
Inhaltsverzeichnis
VII
Sachliche (angeblich: „politische") Bemerkungen am 19. 1. 1920 zum Fall Arco Editorischer Bericht Text
268 273
Erklärung zum Fall Arco am 23. Januar 1920 Editorischer Bericht Text
274 277
Stellungnahme zu Äußerungen des bayerischen Ministerpräsidenten von Kahr Editorischer Bericht Text
279 282
Ia. Beiträge zur amtlichen Politik in den Friedensverhandlungen von Versailles Gegen die Abtretung deutscher Gebiete im Osten Leitsätze zur Beratung der militärisch-politischen Fragen des Friedensvertrages hinsichtlich der Ostmarken Editorischer Bericht Text
285 289
Zur Frage von Volksabstimmungen im Osten Erklärung der Ostsachverständigen der Friedensdelegation vom 22. Mai 1919 Editorischer Bericht Text
293 297
Bemerkungen zum Bericht der Kommission der alliierten und assoziierten Regierungen über die Verantwortlichkeiten der Urheber des Krieges Editorischer Bericht Text
298 324
Der verstümmelte Bericht des Herrn von Schoen Eine Erklärung der deutschen Viererkommission Editorischer Bericht Text
352 355
Vili
Inhaltsverzeichnis
II. Berichte über Reden und Diskussionsbeiträge Deutschlands politische Neuordnung Rede am 4. November 1918 in München Editorischer Bericht Bericht der Münchner Neuesten Nachrichten Bericht der München-Augsburger Abendzeitung Bericht der Münchener Post
359 363 367 369
Die zukünftige Staatsform Deutschlands Rede am 17. November 1918 in Heidelberg Editorischer Bericht Bericht des Heidelberger Tageblatts
370 372
Das neue Deutschland Rede am 1. Dezember 1918 in Frankfurt Editorischer Bericht Erster Bericht der Frankfurter Zeitung Zweiter Bericht der Frankfurter Zeitung
376 379 384
Das neue Deutschland Rede am 5. Dezember 1918 in Wiesbaden Editorischer Bericht Bericht des Wiesbadener Tagblatts Bericht der Wiesbadener Zeitung
386 388 393
Der Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft Rede am 16. Dezember 1918 in Berlin Editorischer Bericht Bericht der Frankfurter Zeitung Bericht der Vossischen Zeitung
396 399 400
Deutschlands Lage Rede am 20. Dezember 1918 in Berlin Editorischer Bericht Bericht der Vossischen Zeitung Bericht des Berliner Tageblatts
401 405 408
Deutschlands Wiederaufrichtung Rede am 2. Januar 1919 in Heidelberg Editorischer Bericht Bericht der Heidelberger Neuesten Nachrichten Bericht der Heidelberger Zeitung Bericht des Heidelberger Tageblatts
410 415 421 425
Inhaltsverzeichnis
IX
Diskussionsbeitrag zur Rede des badischen Justizministers Ludwig Marum über „Das neue Deutschland und seine Zukunft" am 3. Januar 1919 in Heidelberg Editorischer Bericht Bericht des Heidelberger Tageblatts Bericht der Heidelberger Neuesten Nachrichten Bericht der Heidelberger Zeitung
429 431 433 435
Deutschlands Vergangenheit und Zukunft Rede am 4. Januar 1919 in Karlsruhe Editorischer Bericht Bericht des Karlsruher Tagblatts Bericht der Badischen Presse Bericht der Badischen Landeszeitung
436 438 442 444
Die kommende Reichsverfassung Rede am 11. Januar 1919 in Heidelberg Editorischer Bericht Bericht der Heidelberger Zeitung
447 449
Probleme der Neuordnung Rede am 14. Januar 1919 in Fürth Editorischer Bericht Bericht der Fürther Zeitung Bericht der Nordbayerischen Zeitung
450 453 457
Der freie Volksstaat Rede am 17. Januar 1919 in Heidelberg Editorischer Bericht Bericht des DDP-Ortsvereins/Heidelberg Bericht der Heidelberger Zeitung Bericht der Heidelberger Neuesten Nachrichten
458 461 468 473
Die gegenwärtige Lage der Deutschen Demokratischen Partei Rede am 15. Februar 1919 in Heidelberg Editorischer Bericht Bericht der Heidelberger Neuesten Nachrichten Bericht des Heidelberger Tageblatts
475 478 480
Student und Politik Rede am 13. März 1919 in München Editorischer Bericht Bericht der München-Augsburger Abendzeitung
482 484
Inhaltsverzeichnis
X
Zeugenaussage im Prozeß gegen Ernst Toller Editorischer Bericht
485
Bericht Bericht Bericht Bericht chen
489 490 490
der Münchner Neuesten Nachrichten der Frankfurter Zeitung der München-Augsburger Abendzeitung der Nachrichtenabteilung des Reichswehrgruppenkommandos, Mün-
491
Zeugenaussage im Prozeß gegen Otto Neurath Editorischer Bericht
492
Bericht der Münchner Neuesten Nachrichten
495
Anhang I: Mitunterzeichnete Aufrufe und öffentliche Erklärungen Wahlaufruf für die Deutsche Demokratische Partei Editorischer Bericht Text
499 501
Ein Aufruf der demokratischen Partei an Österreich Editorischer Bericht Text
505 508
Erklärung gegen antisemitische Propaganda Editorischer Bericht Text
510 512
Aufruf an die demokratische Jugend Editorischer Bericht Text
513 514
Für eine Politik des Rechts Erklärung der „Arbeitsgemeinschaft für Politik des Rechts (Heidelberger Vereinigung)" Editorischer Bericht Text
518 523
Aufruf zur Unterstützung der elsaß-lothringischen Flüchtlinge Editorischer Bericht Text
526 528
Inhaltsverzeichnis
XI
Für die Aufhebung des Standrechts Erklärung der „Arbeitsgemeinschaft für Politik des Rechts (Heidelberger Vereinigung)" Editorischer Bericht Text
529 532
Gegen die Blockade Rußlands Erklärung der „Arbeitsgemeinschaft für Politik des Rechts (Heidelberger Vereinigung)" Editorischer Bericht Text
533 536
Kundgebung deutscher Hochschullehrer Editorischer Bericht Text
537 539
Anhang II: Aufzeichnungen über eine Unterredung mit Erich Ludendorff Eine Unterredung mit Erich Ludendorff am 30. Mai 1919 Editorischer Bericht
545
Aufzeichnung von Richard Thoma Aufzeichnung von Emil Lederer Aufzeichnung von Marianne Weber
549 551 553
Anhang III: Nachgewiesene, aber nicht überlieferte Schriften und Reden Abendländisches Bürgertum Vortrag am 12. März 1919 in München
557
Vorschläge zur Fassung der „Ost-Note", 16./17. Mai 1919 . . . .
559
Entwurf zur Mantelnote zu der „Zusammenfassenden Stellungnahme der Deutschen Friedensdelegation zu den Friedensbedingungen" vom 26. Mai 1919
562
Zur Zusammensetzung des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses, Oktober/November 1919
568
XII
Inhaltsverzeichnis
Polen und Deutsche im Osten, 1919/20
570
Personenverzeichnis Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur Verzeichnis der als Varianten zum Edierten Text berücksichtigten Textfassungen Personenregister Sachregister Seitenkonkordanzen
573 590 591 593 600 626
Aufbau und Editionsregeln der Max Weber-Gesamtausgabe, Abteilung I: Schriften und Reden
636
Vorwort
Der nachstehende Band schließt direkt an den Band 1/15 der MWG „Zur Politik im Weltkrieg. Schriften und Reden 1914-1918" 1 an. Er enthält die politischen Schriften, Reden und Diskussionsbeiträge Max Webers während der deutschen Revolution 1918/19 und der Anfangsphase der Weimarer Republik, einschließlich der zahlreichen Wahlreden für die Deutsche Demokratische Partei, vornehmlich während des Wahlkampfs für die Wahlen zur Nationalversammlung im Dezember 1918 und Januar 1919, ferner die politischen Aufrufe, an denen sich Max Weber beteiligt hat. Über die Voreditionen der Polltischen Schriften Max Webers ist im Vorwort zu Band 1/15 bereits das Notwendige gesagt worden, so daß wir uns darauf beziehen können. Der hier vorzustellende Band dokumentiert Max Webers politische Aktivitäten während der Revolution von 1918/19 und der Gründung der Weimarer Republik in weit umfassenderer Weise, als dies in den „Gesammelten Politischen Schriften" der Fall war. Zum einen werden die politischen Reden und Diskussionsbeiträge Max Webers, obschon uns diese fast ausschließlich nur in indirekter Form überliefert sind, erstmals vollständig berücksichtigt. Zum anderen sind eine Reihe bislang unbekannter, an abgelegener Stelle erschienener Texte neu aufgenommen worden, unter anderem die Abhandlung „Unitarismus, Partikularismus und Föderalismus in der Reichsverfassung". 2 Darüber hinaus wird in den Editorischen Berichten ausführlich über die Entstehung und gegebenenfalls die Entwicklung der Texte berichtet, sowie der jeweilige zeitgeschichtliche Hintergrund dargestellt. Max Webers berühmte Rede vom Januar 1919 „Politik als Beruf" wird zusammen mit der Rede „Wissenschaft als Beruf" in Band 1/17 von Wolfgang Schluchter herausgegeben werden. Max Webers Beiträge zur amtlichen Politik in den Friedensverhandlungen von Versailles sind in diesem Band einem besonderen Kapitel zugeordnet, da bei diesen nur in eingeschränktem Maße von einer Mitautorschaft Max Webers ausgegangen werden kann; in der Einleitung und in den Editorischen Berichten wird dazu das Notwendige gesagt. 3
1 Hrsg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Gangolf Hübinger, Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1984. 2 Vgl. unten, S. 246ff. 3 Vgl. unten, 283ff.
XIV
Vorwort
Der Herausgeber hat sich darum bemüht, das politische Werk Max Webers möglichst vollständig zu erfassen, doch war dies angesichts der unbefriedigenden Überlieferungslage kein einfaches Unterfangen. 4 Vielfach ergaben sich aus der Sichtung des Briefwerks, das von dem Unterzeichneten und Prof. M. Rainer Lepsius in Zusammenarbeit mit Manfred Schön herausgegeben wird, Anhaltspunkte hinsichtlich noch nicht bekannter Artikel und Reden Max Webers; doch führte die Nachsuche nicht selten zu einem negativen Ergebnis. In einigen Fällen erhielt der Herausgeber wertvolle Hinweise von dritter Seite. So überließ Herr Prof. M. Rainer Lepsius dem Herausgeber eine Aufzeichnung von Johannes Lepsius über die Gründungssitzung der „Arbeitsgemeinschaft für Politik des Rechts (Heidelberger Vereinigung)". Herr Knoll machte uns eine Abschrift des Protokolls der Gründungssitzung der „Heidelberger Vereinigung" vom 3./4. Februar 1919 zugänglich, die sich im Besitz von Frau Alma Luckau Molin, Poughkeepsie, New York, USA, befindet, während sich das Original im Archiv des Markgrafen von Baden in Salem nicht mehr hat nachweisen lassen. Herrn Prof. Lepsius, Herrn Michael Knoll und Frau Alma Luckau Molin, insbesondere aber S.K.H. dem Markgrafen von Baden, sei für ihre Unterstützung ausdrücklich gedankt. Auch Herrn Prof. Horst Baier und Herrn Dr. Gangolf Hübinger haben wir für wertvolle Hinweise insbesondere hinsichtlich der Gestaltung des Sachkommentars und des Personenverzeichnisses zu danken, desgleichen Dr. Ernst Wilhelm Wreden, dem Leiter des Archivs und der Bücherei der Deutschen Burschenschaft, sowie Frau Sabine Frommer von der Arbeitsstelle der MWG am Institut für Soziologie der Universität Heidelberg. Ferner gilt unser Dank Frau Dr. Maria Keipert und Herrn Dr. Peter Grupp, die uns bei der Sichtung der Akten der Deutschen Friedensdelegation Versailles im Politischen Archiv des Auswärtigen Amts halfen. Es würde zu weit führen, hier alle Archive und Forschungsstätten aufzuführen, deren Dienste im Zuge der Recherchen, die für die vollständige Erfassung und Kommentierung der einschlägigen Texte notwendig waren, in Anspruch genommen worden sind. Wir danken insbesondere den folgenden Archiven und Bibliotheken dafür, daß sie dem Herausgeber Einsicht in ihre Bestände gewährt und zum Teil wertvolle Materialien zur Verfügung gestellt haben: Zentrales Staatsarchiv der DDR mit seinen Dienststellen in Potsdam und Merseburg, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin (Mendelssohn-Archiv), Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, Deutsche Staatsbibliothek Berlin, Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes Bonn, Bundesarchiv Koblenz, Evangelisches Zentralarchiv Berlin, Generallandesarchiv Karlsruhe, Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Staatsarchiv München, Stadtarchiv Heidelberg, Internationaal Instituut voor Socia4 Vgl. die entsprechenden Ausführungen in der Einleitung zu diesem Band, S. 38ff.
Vorwort
XV
le Geschiedenis Amsterdam, Archives du Ministère des Affaires Etrangères Paris, die Universitätsarchive München und Wien, Bayerische Staatsbibliothek München, Universitätsbibliothek Bonn, Universitätsbibliothek Heidelberg, Institut für Zeitungsforschung Dortmund, Library of C o n g r e s s Washington. Ferner danken wir den Eigentümern bzw. den Verwaltern von Nachlässen in Privatbesitz, insbesondere Herrn Max Weber-Schäfer, Konstanz, dem Archiv Eduard Baumgarten (f), Ebnet i.Br., sowie Eric M. Warburg, Hamburg, dafür, daß sie uns einschlägige Materialien zugänglich gemacht haben. Schließlich gilt unser Dank den Institutionen, die die Durchführung der Editionsarbeit finanziell unterstützt haben. Hier sind an erster Stelle die Deutsche Forschungsgemeinschaft zu nennen, ohne deren langjährige Förderung der vorliegende Band nicht hätte erstellt werden können, daneben die Werner-Reimers-Stiftung (Bad Homburg), die zahlreiche Herausgeberbesprechungen finanzierte, sowie weiterhin die Kommission für S o zial- und Wirtschaftsgeschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und ihr Vorsitzender Prof. Knut Borchardt, nicht zuletzt aber Herr Dr. Karl-Ludwig A y und Frau Dr. Rita Aldenhoff von der Generalredaktion der M W G . Ferner gilt unser Dank der Universität Düsseldorf, die die Arbeit der Arbeitsstelle der M W G mit Sachmitteln unterstützt hat, und dem Deutschen Historischen Institut London und seinen Mitarbeitern. A u c h der Universitätsbibliothek Düsseldorf sei für die oft mit erheblichen Mühen verbundene Bereitstellung der umfänglichen Literatur gedankt. Unser besonderer Dank gilt jedoch den Mitarbeitern der Arbeitsstelle der M W G und des Historischen Seminars an der Universität Düsseldorf, von denen Herr Manfred Schön, der dank seiner hervorragenden Kenntnis des Briefwerks Max Webers wiederum zahlreiche wertvolle Hinweise geben konnte, und Frau Birgitt Morgenbrod, die bei der Erstellung des Sachkommentars und der Verzeichnisse half, besonders genannt zu werden verdienen. Düsseldorf, im März 1988
Wolfgang J. M o m m s e n
Siglen, Zeichen, Abkürzungen
| [ ] ), 2 ), 3 ) 1,2,3 A, B, C A(1), A(2), A(3) a, b, c a . . . a, b . . . b, c . . . c aa, ab, ac,
Seitenwechsel Hinzufügung des Editors indices bei Anmerkungen Max Webers Indices bei Anmerkungen des Editors Siglen für Webers Textfassungen in chronologischer Folge Siglen für parallel überlieferte Berichte von Reden oder Diskussionsbeiträgen Indices für Varianten oder textkritische Anmerkungen Beginn und Ende von Varianten oder textkritischen Anmerkungen Indices für Varianten oder Texteingriffe zu Textstellen Im textkritischen Apparat
AA Ab.BI. Abs. a.D. AfSS Anm. a. o. Prof. Art. Aufl. Aug.
Auswärtiges Amt Abendblatt, Abendausgabe Absatz außer Dienst Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik Anmerkung außerordentlicher Professor Artikel Auflage August
BA BayHStA B.D.
Bl. bzw.
Bundesarchiv Bayerisches Hauptstaatsarchiv British Documents on the Origlns of the War 1898-1914, ed. by George P. Gooch and Harold Temperley, Vol. 1 - 1 1 . - London: His Majesty's Stationary Office 1926-1936. Band, Bände bearbeitet Beiblatt Beilage Bürgerliches Gesetzbuch Bundesgesetzblatt Bismarck, Otto Fürst von, Die gesammelten Werke, Bd. 1 - 1 5 (Friedrichsruher Ausgabe). - Berlin: Deutsche Verlagsgesellschaft 1924-1935. Blatt beziehungsweise
c/a
contra
Dat.
Datierung
Bd., Bde. bearb. Beibl. Beil. BGB BGBl Bismarck, GW
Siglen, Zeichen,
Abkürzungen
XVII
D.D.
Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914, hg. im Auftrage des Auswärtigen Amtes von Max Graf Montgelas und Walther Schücking, 4 Bde., 2. Aufl. - Berlin: Deutsche Verlagsgesellschaft für Politik und Geschichte 1922. DDP, D.D.P. Deutsche Demokratische Partei Deutscher GeschichtsDeutscher Geschichtskalender, hg. von Friedrich Purlitz. Der kalender, Die Deutsche Europäische Krieg. Ergänzungsband: Die Deutsche RevoluRevolution, Bd. 1 tlon, Bd. 1. - Leipzig: Meiner 1919. Deutsches Weißbuch Weißbuch betreffend die Verantwortlichkeit der Urheber am (1919) K r i e g e . - B e r l i n : Reichsdruckerei 1919. Dez. Dezember Diss. Dissertation DNVP Deutschnationale Volkspartei Doc.Dipl.Franc. Documents Diplomatiques Français (1871-1914), ed. du Ministère des Affaires Etrangères. Commission de publication des documents relatifs aux origines de la guerre de 1914. Série 1 - 3 . - Paris: Imprimerie Nationale 1929-1959. DStB Deutsche Staatsbibliothek DVP Deutsche Volkspartei ebd. eigenh. evtl. EZA
ebenda eigenhändig eventuell Evangelisches Zentralarchiv
f.; ff. Fasz. Febr. FVP FZ
folgende Seite(n) Faszikel Februar Fortschrittliche Volkspartei Frankfurter Zeltung
Geh. Geiss, Julikrise und Kriegsausbruch G LA GmbH GPS1^
Geheimer Geiss, Immanuel, Julikrise und Kriegsausbruch 1914, 2 B d e . Hannover: Verlag für Literatur und Zeitgeschehen 1964. Generallandesarchiv Gesellschaft mit beschränkter Haftung Weber, Max, Gesammelte Politische Schriften, [1. Aufl.] hg. von Marianne Weber. - München: Drei Masken Verlag 1921; dass., 2.-4. Aufl., hg. von Johannes Winckelmann-Tübingen: J . C . B . Mohr (Paul Siebeck) 1958,1971,1980.
H. handschriftl. Hg., hg. HHuStA H StA HZ
Heft handschriftlich Herausgeber, herausgegeben Haus-, Hof- und Staatsarchiv Hauptstaatsarchiv Historische Zeitschrift
Int.Bez.
Die internationalen Beziehungen im Zeitalter des Imperialismus. Dokumente aus den Archiven der Zarischen und der Provisorischen Regierung, hg. von M. N. Pokrowski. Deutsche Ausgabe hg. von Otto Hoetzsch, Reihe I, Bd. 4 und 5. - Berlin: ReimarHobbing 1932/34.
XVIII
Siglen, Zeichen, Abkürzungen
Jan. Jg.
Januar Jahrgang
Kap. Kgl. KPD
Kapitel Königlich Kommunistische Partei Deutschlands
MAAZ masch. MdL Mdpr.AH Mdpr.HH MdR Miller, Regierung der Volksbeauftragten
MSPD MWG
München-Augsburger Abendzeitung maschinenschriftlich Mitglied des Landtags Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses Mitglied des preußischen Herrenhauses Mitglied des Reichstags Die Regierung der Volksbeauftragten 1918/19, eingeleitet von Erich Matthias, bearbeitet von Susanne Miller, 2 Bde. - Düsseldorf: Droste 1969. Mittagsblatt, Mittagsausgabe Münchner Neueste Nachrichten Morgenblatt, Morgenausgabe Mommsen, Wolfgang J., Max Weber und die deutsche Politik 1890-1920, 2., überarbeitete und erweiterte Aufl. - Tübingen: J . C . B . Mohr (Paul Siebeck) 1974. (Mehrheits-) Sozialdemokratische Partei Deutschlands Max Weber-Gesamtausgabe
nachm. Nl. Nov. Nr.
nachmittags Nachlaß November Nummer
Ö.D.
OHL o.J. Okt. o. Prof.
Österreich-Ungarns Außenpolitik von der Bosnischen Krise bis zum Kriegsausbruch 1914. Diplomatische Aktenstücke des österreichisch-ungarischen Ministeriums des Äußern, bearbeitet von Ludwig Bittner und Hans Übersberger, Bd. 8. - Wien/ Leipzig: österreichischer Bundesverlag 1930. Oberste Heeresleitung ohne Jahr Oktober ordentlicher Professor
PA A A Privatdoz. Pr.Jbb. Prof.
Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes Privatdozent Preußische Jahrbücher Professor
Rep. RGBl RV, R.V., R.Verf.
recto Repertorium Reichsgesetzblatt Reichsverfassung
Mit.BI. MNN Mo.BI. Mommsen, Max Weber 2
Siglen, Zeichen,
s.
Abkürzungen
XIX
Stud.phil.nat.
Seite siehe Sturmabteilung Europäischer Geschichtskalender, hg. von Heinrich Schultheß, Bd. 1-25, 1860-1884. - Nördlingen: C.H. Beck 1861-1885; fortgesetzt unter dem Titel: Schultheß' Europäischer Geschichtskalender, hg. von Hans Delbrück u.a., Bd. 26-59, 1885-1918. - Nördlingen; ab Bd. 30, 1890, München: C.H. Beck 1886-1922. Section September Sonntags-Ausgabe sogenannt Sozialdemokratische Partei Deutschlands Staatsarchiv Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Deutschen Reichstages, Bd. 19-325, 1871-1918. - Berlin: Julius Sittenfeld u.a. 1872-1919; Stenographische Berichte der Verhandlungen der verfassunggebenden Nationalversammlung, Bd. 326-334. - Berlin: Verlag der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags-Anstalt 1920. studlosus phllosophlae naturalis
Tl.
Transliteration
u. u.a. undat. Unlv.-Prof. USP, USPD
und unter anderem undatiert U n I versltätsprofessor Unabhängige Sozialdemokratische Partei, Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands
v VfSP vgl. Vol. vorm.
verso Verein für Socialpolitik vergleiche Volume vormittags
Weber, Marlanne, Lebensblld 1
Weber, Marianne, Max Weber. Ein Lebensbild, 1. Aufl. — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1926 (Nachdruck = 3. A u f l . Tübingen 1984).
ZAG z.B. ZStA z.T. z.Z.
Zentralarbeitsgemeinschaft zum Beispiel Zentrales Staatsarchiv der DDR zum Teil zur Zelt
s. SA Schulthess
Sect. Sept. So.Ausg. sog. SPD StA Sten.Ber.
Max Weber 1919, Irschenhausen/Isartal
Einleitung
I. Die revolutionären Ereignisse und Max Webers Chancen für eine Verwendung an politisch führender Stelle Der nachstehende Band vereinigt die politischen Schriften, Reden und Aufrufe Max Webers aus der Zeit der Deutschen Revolution von 1918/19 und der Gründungsphase der Weimarer Republik. Es sind dies zugleich die Jahre seines intensivsten unmittelbaren Engagements in der Tagespolitik. Aus unserer heutigen Perspektive, nach vier Jahrzehnten des Bestandes einer demokratischen Republik im Westen Deutschlands, erscheinen der Zusammenbruch des deutschen Kaiserreichs und die militärische Niederlage im Jahr 1918 nicht mehr in dem Maße als epochale Zäsur in der deutschen Geschichte, wie dies für die Zeitgenossen und mit ihnen für Max Weber der Fall war. Im Rückblick stellt sich die Geschichte der Weimarer Republik eher als eine Phase der endgültigen Dekomposition des Kaiserreichs und seiner gesellschaftlichen und politischen Strukturen denn als wirklicher Neuanfang dar. Max Weber und seine Zeitgenossen hingegen setzten Niederlage und Revolution in Parallele zur Lage Preußens im Jahre 1807 und Deutschlands am Ende des Dreißigjährigen Krieges. Die Niederlage und der zu erwartende Diktatfrieden drohten, so schien es, das deutsche Volk für die absehbare Zukunft in den Status eines „Pariavolkes" zu versetzen. Mit dem Weltmachtstatus Deutschlands, so bekannte Weber damals selbst, sei es jedenfalls für immer vorbei. Er zweifelte freilich nicht an dem Wiederaufstieg Deutschlands, obschon er davon ausging, daß dieser Generationen in Anspruch nehmen werde. Er erhoffte sich alles von einer „dritten Jugend" der deutschen Nation, die wieder aufwärts führen werde, 1 und bekannte, daß er es „niemals [. . .] so sehr als ein Geschenk des Schicksals empfunden" habe, „ein Deutscher zu sein, als in diesen düstersten Tagen seiner Schande." 2 Während des Krieges hatte Max Weber die politischen und militärischen Ereignisse mit großer Nüchternheit verfolgt, ungeachtet seiner nationalen Gesinnung, für die die Größe der deutschen Nation mehr als nur eine vage Formel war. Ende 1917 hatte er, angesichts des Ausscheidens Rußlands aus dem Kreise der kriegführenden Mächte, zeitweilig einen deutschen Sieg für möglich gehalten. 3 Doch seit dem Frühjahr 1918 hatte er den Eindruck gewonnen, daß die Chancen, einen erträglichen Friedensschluß zu erreichen, von der politischen und militärischen Führung leichtsinnig verspielt worden waren. Dazu zählten vor allem zwei Fehlentscheidungen, zum einen der Übergang zum uneingeschränkten U-Boot-Krieg, der den Kriegseintritt der USA auf Seiten 1 Brief an Friedrich Crusius vom 24. Nov. [1918], ZStA Merseburg, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 9; vgl. GPS1, S. 484. 2 Brief an Friedrich Crusius vom 26. Dez. 1918; vgl. GPS1, S. 485. 3 Brief an Friedrich Gruhle vom 2. Dez. 1917, Bestand Wolfgang Gruhle, Privatbesitz.
2
Einleitung
der alliierten Mächte unabwendbar gemacht hatte, und zum anderen der Abschluß des Gewaltfriedens von Brest-Litovsk, der der Welt demonstriert hatte, wie es tatsächlich mit der Bereitschaft der führenden Kreise in Deutschland stand, einen Frieden des Ausgleichs und des Augenmaßes zu schließen. 4 Spätestens seit dem Herbst 1917 hatte Max Weber die Möglichkeit revolutionärer Entwicklungen als gegeben angesehen, zumal eine durchgreifende Reform der Verfassungsverhältnisse und insbesondere des preußischen Dreiklassenwahlrechts immer wieder verschleppt und hintertrieben worden war. Die heraufziehende Revolution konnte ihn daher nicht überraschen. Dennoch suchte er, als die militärische Niederlage unabwendbar geworden war, das Seine zu tun, um die negativen Auswirkungen der Revolution für die Zukunft Deutschlands zu begrenzen. Er appellierte öffentlich an den amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson, seine Schiedsrichterrolle bei den kommenden Friedensverhandlungen nicht zu verspielen, indem er in eine vorzeitige Entwaffnung des Deutschen Reiches schon im Waffenstillstand einwillige. 5 Im übrigen nutzte er alle seine Beziehungen zu politisch einflußreichen Persönlichkeiten, um Wilhelm II. zu einem unverzüglichen Verzicht auf die Krone zu veranlassen, in der Erkenntnis, daß anderenfalls nicht nur die Verhandlungsposition des Deutschen Reiches gegenüber den Alliierten und Assoziierten Mächten ungleich schwächer sein würde, sondern auch, weil bei einem Festklammern des Kaisers an seinem Thron den revolutionären Strömungen im Innern kaum noch Einhalt geboten werden konnte. 6 Am 4. November 1918, dem Tage, an dem die deutsche Revolution von 1918/19 mit dem Ausbruch der Revolte der Matrosen in Kiel gegen die militärischen Behörden ihren Anfang nahm, stellte sich Max Weber in München in einer öffentlichen Versammlung der Fortschrittlichen Volkspartei dem immer lauter werdenden Ruf nach „Frieden um jeden Preis" entgegen. Zugleich wandte er sich gegen die von einer wortstarken Minderheit vertretene Erwartung, daß allein eine sozialistische Revolution einen Ausweg aus derverfahrenen Situation weisen könne. Was würde, so fragte Weber, „das Ergebnis einer Revolution sein: der Feind im Lande und dann später eine Reaktion, wie wir sie noch nie erlebt haben." 7 Mit dieser Rede, die in der Presse einen breiten Widerhall fand, beginnt chronologisch der hier vorgestellte Band. Weber mußte freilich erfahren, daß er seine Zuhörer mit seinen Darlegungen nicht mehr uneingeschränkt zu überzeugen vermochte. Durch entschiedenes Eintreten für eine demokratische Neuordnung allein konnte, wie er hier gleichsam am eigenen Leibe erfuhr, die anlaufende revolutionäre Bewegung nicht mehr abgebremst werden. Drei Tage später triumphierte die Revolution in München und in zahlreichen anderen regionalen Zentren des Reichs; am 9. November 1918 kapitulierten die alten Gewalten schließlich auch in der Reichshauptstadt Berlin vor der revolutionären Bewegung. Es kam zur Bildung einer revolutionä-
4 5 6 7
Vgl. Mommsen, Max Weber2, S. 306f. Waffenstillstand und Frieden, in: MWG 1/15, S. 642. Vgl. Mommsen, Max Weber2, S. 313-315. Siehe unten, S. 364f.
Einleitung
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ren Regierung des Rats der Volksbeauftragten, die von den beiden sozialistischen Parteien der MSPD und der USPD gemeinsam getragen wurde. Der Rat der Volksbeauftragten war anfänglich von dem spontan entstandenen Vollzugsrat der Berliner Arbeiter- und Soldatenräte weitgehend abhängig. Er hielt es für unvermeidlich, in den wichtigsten Ressorts auf bürgerliche Fachleute zurückzugreifen, so im Auswärtigen Amt auf Wilhelm Solf und im Reichsamt des Innern auf Hugo Preuß, während Matthias Erzberger weiterhin für die Führung der Waffenstillstandsverhandlungen zuständig blieb. Insofern waren an der sozialistischen Revolutionsregierung des Rats der Volksbeauftragten indirekt auch bürgerliche Kräfte beteiligt. Max Weber hielt es für seine Pflicht, sich in dieser Situation aktiv für den Wiederaufbau Deutschlands einzusetzen, und dies, sofern sich dazu die Möglichkeit ergeben sollte, gegebenenfalls auch in einer öffentlichen politischen Funktion. Ähnlich wie viele andere Wissenschaftler aus dem gemäßigt-liberalen Lager, wie Hugo Preuß, Ernst Troeltsch oder sein Bruder Alfred drängte er über die Linie flankierender Unterstützung einer demokratischen Neuordnung mit publizistischen Mitteln hinaus. Ihn hielt es nicht mehr am Schreibtisch. Schon im Oktober hatte er sich unzweideutig hinter die Regierung des Prinzen Max von Baden gestellt; er war dazu bereit, diese nach Maßgabe seiner Möglichkeiten auch öffentlich zu unterstützen. Anfang November hatten sich sogar Möglichkeiten abgezeichnet, für die neugebildete „demokratische Volksregierung" des Prinzen Max von Baden gegebenenfalls in amtlicher Eigenschaft tätig werden zu können. 8 Die revolutionäre Umwälzung der Novembertage ließ diese Pläne zu Makulatur werden. Webers anfänglich äußerst schroffe Reaktion gegen die Revolution mag mit diesen unerfüllt gebliebenen Erwartungen zusammenhängen. Entscheidend war jedoch für ihn, wie für viele Politiker selbst bis in die Reihender Sozialdemokraten hinein, der Gesichtspunkt, daß die Revolution die geringen Chancen zerstört zu haben schien, gegebenenfalls durch eine letzte militärische Anstrengung, jedenfalls aber durch militärischen Widerstand gegen die Polen in den deutschen Ostgebieten doch noch das Äußerste abzuwenden. Seine Entrüstung über diesen „blutigen Karneval, der den ehrenvollen Namen einer Revolution nicht" verdiene, war anfänglich riesengroß. 9 Aber er stellte sich, mit der ihm eigenen Fähigkeit zur nüchternen Einschätzung politischer Sachverhalte, sehr bald auf den Boden der neugeschaffenen Tatsachen, ohne sich freilich mit diesen ohne weiteres abgefunden zu haben. Anfänglich überwogen bei Max Weber, angesichts der langfristigen Auswirkungen, die die Niederlage und die Revolution auf die politische Zukunft Deutschlands haben mußten, fatalistische Empfindungen. „Man fühlt diese
8 Brief Marianne Webers an Helene Weber vom 5. Nov. 1918, Bestand Max Weber-Schäfer, Privatbesitz. Darin wird berichtet, daß Matthias Erzberger Max Weber telegrafisch aufgefordert habe, „für die Volksregierung durch Vorträge u. Artikel Propaganda zu machen" sowie zwecks Teilnahme an einer Sitzung über Fragen der „ .Aufklärung' über Innere Angelegenheiten" nach Berlin zu kommen. 9 Vgl. Weber, Marianne, Lebensbild 1 , S. 642.
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furchtbare Erniedrigung und den qualvoll häßlichen T o d d e s alten D e u t s c h l a n d jetzt nur als d u m p f e s Vorgefühl dessen, was künftige Jahre über innerlich [. . .] wird gelitten w e r d e n m ü s s e n . " 1 0 A b e r er überließ sich nicht lange s o l c h e n S t i m m u n g e n . V i e l m e h r g e h ö r t e er zu jenen, die unter d e m E i n d r u c k d e r revolutionären Ereignisse, durch die zunächst den sozialistischen Parteien allein die politische Initiative zugefallen war, eine politische Aktivierung der fortschrittlich gesinnten Teile des B ü r g e r t u m s forderten. Nur unter Mitwirkung d e s B ü r g e r t u m s könne, so meinte W e b e r , den planlosen sozialistischen E x p e r i m e n t e n Einhalt g e b o t e n und eine g r u n d l e g e n d e d e m o k r a t i s c h e N e u o r d n u n g erreicht w e r d e n . Allerdings war er in dieser Hinsicht nicht e b e n hoffnungsvoll. „Eine N e u o r d n u n g , die Produkt dieser furchtbaren Niederlage und S c h ä n d u n g ist, wird schwerlich e i n w u r z e l n . " 1 1 A b e r dies hielt ihn nicht davon ab, das in seinen A u g e n N o t w e n d i g e zu tun. Ungeachtet seiner pessimistischen Einschätzung der Lage, die allerdings in erster Linie in privaten Ä u ß e r u n g e n z u m A u s d r u c k kam, erschien ihm die „Mitarbeit der D e m o k r a t i e " nicht nur politisch g e b o t e n ; er sah darin zugleich eine persönliche Pflicht. 1 2 Es sind vor allem drei Bereiche, d e n e n sich Max W e b e r in den f o l g e n d e n W o c h e n und Monaten mit großer Energie zuwandte, 1. der Frage der Gestaltung der künftigen d e m o k r a t i s c h e n Verfassung für den neuen republikanis c h e n Staat, 2. der politischen Mobilisierung des d e u t s c h e n B ü r g e r t u m s für eine fortschrittliche d e m o k r a t i s c h e Politik, und 3. der A b w e h r des, w i e er glaubte, einseitigen und ungerechtfertigten Vorwurfs, daß allein das D e u t s c h e Reich die S c h u l d am Kriege trage. O b g l e i c h Max W e b e r die Revolution anfänglich abgelehnt hatte, eröffnete sich ihm im N o v e m b e r 1 9 1 8 ü b e r r a s c h e n d die Aussicht auf eine aktive politis c h e Karriere. A n g e s i c h t s des Tatbestandes, daß W e b e r s c h o n in d e n letzten Kriegsjahren k o n s e q u e n t für eine Parlamentarisierung der Reichsverfassung und für eine gleichberechtigte B e h a n d l u n g der Sozialdemokratie innerhalb des politischen S y s t e m s eingetreten war, schien er dafür prädestiniert, in amtlicher Funktion an den V o r b e r e i t u n g e n für die Schaffung einer d e m o k r a t i s c h e n Reichsverfassung mitzuwirken. Der Rat der Volksbeauftragten e r w o g am 15. N o v e m b e r 1918, Max W e b e r z u m Staatssekretär des Reichsamts des Innern zu berufen, d e m vor allem die A u f g a b e obliegen sollte, einen ersten Entwurf für eine d e m o k r a t i s c h e Reichsverfassung zu erarbeiten. 1 3 Als dann gleichwohl H u g o Preuß mit dieser A u f g a b e betraut w u r d e , hat dieser anfänglich daran gedacht, Max W e b e r z u m i n d e s t als Unterstaatssekretär im Reichsamt des Innern an den V e r f a s s u n g s b e r a t u n g e n zu beteiligen; d o c h ist dies dann, aus uns im e i n z e l n e n nicht b e k a n n t e n G r ü n d e n , unterblieben. 1 4 Ludo Moritz 10 Brief an Else Jaffe vom [12. Nov. 1918], Bestand Eduard Baumgarten, Privatbesitz. 11 Brief an Else Jaffe vom [9. Nov. 1918], Bestand Eduard Baumgarten, Privatbesitz; teilweise abgedruckt in GPS 1 , S. 480f. 12 Vgl. unten, S. 403ff. 13 Vgl. das Protokoll der Sitzung des Rats der Volksbeauftragten vom 15. Nov. 1918, vorm., abgedruckt in: Miller, Regierung der Volksbeauftragten, Bd. 1, S. 41. 14 Vgl. Theodor Wolff, Tagebücher 1914-1919, hg. von Bernd Sösemann. - Boppard: Boldt 1984, S. 654.
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Hartmann, der erste Gesandte der Republik Österreich in Berlin, und Conrad Haußmann brachten Max Weber für die Stellung eines deutschen Gesandten in Wien ins Gespräch, allerdings ohne damit bei den verantwortlichen Instanzen durchzudringen. 1 5 A m Ende wurde Max Weber dann nur als Sachverständiger zu den Verfassungsberatungen hinzugezogen. Zu der von ihm sehnlich erhofften amtlichen Verwendung ist es nicht gekommen. Immerhin bot sich hier für Max Weber die Chance, seine Vorstellungen über die Gestaltung der Verfassung unmittelbar in den Gesetzgebungsprozeß einzubringen. II. Max Webers Beiträge zur Verfassungsgesetzgebung 1918/19 Schon vor dem Ersten Weltkriege hatte sich Max Weber mit der Frage befaßt, in welcher Weise die Verfassung des Deutschen Reiches im parlamentarischen Sinne umgestaltet werden könne. Während des Krieges hat er dann in einer Reihe von Artikeln, insbesondere in seiner Schrift „Parlament und Regierung im neugeordneten Deutschland", die Wege und Mittel für eine Parlamentarisierung der Reichsverfassung eingehend erörtert. Darüber hinaus hatte er im Mai 1917 der Fortschrittlichen Volkspartei anläßlich der Beratungen des Verfassungsausschusses des Reichstags über eine Reform der Reichsverfassung konkrete Vorschläge für die Neufassung von zentralen Bestimmungen der Reichsverfassung zugeleitet, insbesondere für eine Regelung der Verantwortlichkeit des Reichskanzlers. 1 6 Schon damals hatte für Max Weber die Frage eine wichtige Rolle gespielt, wie eine Parlamentarisierung der Reichsverfassung, d. h. die Einführung der formellen Verantwortlichkeit des Reichskanzlers gegenüber einer parlamentarischen Mehrheitim Reichstag, mit der föderalistischen Struktur der Verfassung des Deutschen Reiches zu vereinbaren sei. Bekanntlich hatte Bismarck seinerzeit 1867 in intensiv geführten Auseinandersetzungen mit den Nationalliberalen ein Verfassungssystem durchgesetzt, welches dem Reichstag einen von Repräsentanten der Länderregierungen gebildeten Bundesrat gegenüberstellte, welch letzterer nicht nur gleichberechtigt an der Gesetzgebung mitwirkte, sondern darüber hinaus einen eigenständigen Anteil an der Exekutive besaß. Der Reichskanzler stand gleichsam zwischen beiden Körperschaften; als Führer der preußischen Stimmen und Vorsitzender des Bundesrates war er primär ein ausführendes Organ der Politik Preußens; als Reichskanzler hatte er hingegen mit einer Reichstagsmehrheit zu regieren, die sich von der jeweiligen Parteienmehrheit in Preußen erheblich unterschied. Er hatte gleichermaßen mit zwei politisch ganz unterschiedlich zusammengesetzten Körperschaften zu rechnen und konnte schon deshalb nicht als Repräsentant einer Parlamentsmehrheit agieren. Die „herrschende Meinung" der Staatsrechtslehre in Deutschland war der Auffassung, daß d e m Bundesrat, als der Vertretung der Fürsten, der Vorrang vor dem Reichstag zukomme, ja mehr noch, daß der B u n d e s r a t - und nicht etwa der das Staatsvolk 15 Siehe unten, S. 50. 16 Vgl. MWG 1/15, insbesondere S. 4 2 1 - 5 9 6 und S. 2 6 1 - 2 8 8 .
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vertretende Reichstag - der eigentliche Träger der Souveränität sei. Es lassen sich gute Gründe dafür anführen, daß diese dualistische Verfassungskonstruktion von Bismarck nicht zuletzt deshalb gewählt worden ist, um einer Entwicklung zu einem Reichsparlamentarismus ein für allemal den Weg zu verlegen. 17 Ganz unabhängig von verfassungstechnischen Erwägungen dieser Art war Max Weber der Ansicht, daß auch in einem rein parlamentarischen System den Bundesstaaten ein angemessenes Maß an Einfluß auf die Entscheidungen des Reiches eingeräumt werden müsse. Zum einen wünschte er das süddeutsche Element innerhalb des Reichsverfassungsgebäudes stärker zur Geltung gebracht zu sehen, als dies bislang der Fall gewesen war, und sei es auch nur als ein Gegengewicht gegen Preußen. Er hat demgemäß anfänglich mit dem Gedanken gespielt, die von ihm für unbedingt notwendig erachtete Beteiligung der Führer der Reichstagsparteien an der Leitung der Reichspolitik durch eine Parlamentarisierung des Bundesrates zu erreichen, d.h. durch die Bestellung der Repräsentanten der jeweiligen Reichstagsmehrheit zu Bundesratsbevollmächtigten und damit gleichzeitig zu Mitgliedern der Reichsleitung, sei es als Inhaber von Reichsämtern, sei es als Minister ohne Portefeuille. 18 Späterhin hat Weber dann vor allem die Stärkung der Macht des Reichstages verlangt. Aber er war der Auffassung, daß ohne eine angemessene Berücksichtigung der Interessen der Bundesstaaten eine durchgreifende Verfassungsreform nicht erreichbar sein werde. Demgemäß waren seine verfassungspolitischen Abhandlungen der Kriegszeit vor allem auch um den Nachweis bemüht, daß eine Parlamentarisierung der Reichsverfassung, d. h. die Aufnahme der Führer der Parteien in die Reichsleitung, der föderalistischen Struktur der Verfassung durchaus nicht abträglich sein würde, wenn und soweit der Bundesrat in den Parlamentarisierungsprozeß einbezogen werde. Vor allem deshalb verlangte Max Weber seit 1917 mit Nachdruck insbesondere die Aufhebung der Inkompatibilität der Mitgliedschaft in Reichstag und Bundesrat. Diese Forderung wurde dann im Oktober 1918 bekanntlich seitens der Regierung des Prinzen Max von Baden erfüllt, freilich zu spät, um die Reichspolitik noch in die Bahnen eines „demokratischen Parlamentarismus" lenken zu können. Damit waren, zumindest aus der Sicht Max Webers, die Probleme, die der Übergang zum Parlamentarismus im Reich und in den Einzelstaaten aufwarf, jedoch keineswegs befriedigend gelöst. Die Revolution hatte die alten Gewalten über Nacht hinweggefegt. Nicht wenige Zeitgenossen nahmen an, daß nunmehr die Voraussetzungen für die Schaffung eines deutschen Einheitsstaates gegeben seien. Max Weberteilte diese Auffassung überhaupt nicht. Vielmehr war er von Anfang an überzeugt, daß sich die Einzelstaaten nicht aus der Mitwirkung an den großen politischen Entscheidungen und der Beteiligung an der Reichsexekutive herausdrängen 17 Vgl. Mommsen, Wolfgang J., Die Verfassung des deutschen Reiches von 1871 als dilatorischer Herrschaftskompromiß, in: Innenpolitische Probleme des Bismarck-Reiches, hg. von Otto Pflanze unter Mitarbeit von Elisabeth Müller-Luckner.-München: Oldenbourg 1983, S. 206-210. 18 Vgl. Mommsen, Max Weber2, S. 188f.
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lassen würden, auch unter den von der Revolution geschaffenen Bedingungen. Mit dem Übergang zum parlamentarischen System sowohl im Reich wie in den Ländern hatte sich das Grundproblem des Verhältnisses von Reich und Ländern nicht geändert, sondern eher noch mehr zugespitzt. Schon 1917 hatte Weber darauf hingewiesen, daß, „solange die heutige Gestaltung Deutschlands erhalten" bleibe, „der deutsche Bundesrat niemals so konstruiert werd e n " könne „wie etwa der amerikanische Senat", also als Repräsentation von gewählten Vertretern der Bevölkerung der Einzelstaaten. Das Verhältnis der Bundesstaaten zum Reiche, und zugleich auch das Verhältnis der Bundesstaaten zu Preußen, werde daher auch unter parlamentarischen Bedingungen ein nicht leicht zu lösendes Problem bleiben. 1 9 Nach dem Sieg der Revolution stellte sich sogleich die Frage, wie das Verhältnis der Reichsgewalt zur Staatsgewalt der Länder, deren Fortbestand als eigenständige politische Einheit Max Weber in realistischer Einschätzung der Lage weitgehend voraussetzte, geregelt werden solle. Denn während die Reichsexekutive in den ersten Revolutionsmonaten mühsam um ihre Selbstbehauptung rang, waren die Länder schon nach wenigen Wochen, wenn auch zumeist unter sozialistischer Führung, wieder voll handlungsfähig und keineswegs bereit, ohne weiteres auf ihre Eigenstaatlichkeit zu verzichten. Das Problem einer föderativen Neuordnung wurde noch weiter zugespitzt durch die damals noch allgemein gehegte Erwartung, daß das neu konstituierte d e m o kratische Österreich sich der demokratischen Republik, die aus der Revolution hervorgehen würde, als Teilstaat anschließen werde; schon dieser Tatbestand schloß eine weitgehend unitarische Lösung aus. Ein Stein des Anstoßes, an dem sich die Geister schieden, war die Frage, wie unter den neuen Verhältnissen mit Preußen verfahren werden solle, dessen Hegemonialstellung sich in der Vergangenheit als äußerst schädlich erwiesen hatte. Sollte Preußen in seiner bisherigen Gestalt erhalten bleiben, oder, wie zumindest Hugo Preuß dies anfänglich vorschlug, in eine Reihe von Einzelstaaten aufgeteilt werden? Das Übergewicht Preußens innerhalb des Deutschen Reiches, das sich mit zahlreichen Erinnerungen an die retardierende Rolle der preußischen Politik in allen Fragen konstitutioneller Reform verknüpfte, stellte ein schwerwiegendes Handikap für jede künftige Verfassungsgestaltung dar. Es sind vor allem diese Probleme, die Max Weber in seiner Artikelserie in der Frankfurter Zeitung v o m N o v e m b e r / D e z e m b e r 1918 über „ D i e Staatsform Deutschlands" zur Erörterung stellte. 2 0 Nach einer eher summarischen Behandlung der Frage „Parlamentarische Monarchie oder Republik?" wandte er sich seinem eigentlichen Thema zu. Obgleich mit einer auf der Grundlage revolutionärer Legitimität einberufenen konstituierenden Nationalversammlung grundsätzlich ein „Neubau v o m gewachsenen Boden aus" möglich geworden sei, bestehe doch ein politisches Ungleichgewicht zwischen einer Mehrheit von einzelstaatlichen Konstituanten und jener des Reichs. Demgemäß sah er die einzige realistische Lösung in der Schaffung eines „ republikani19 MWG 1/15, S. 562. 20 Vgl. in diesem Band, unten S. 98f.
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sehen Föderativstaats", der eine angemessene politische Repräsentation der Einzelstaaten gewährleiste. 21 Er spielte die verschiedenen Modelle für eine Neugestaltung der Verfassung des Deutschen Reiches im einzelnen durch, unter Einbeziehung auch der Erwägung, welche Kombination von Verfassungsinstitutionen am besten geeignet sein würde, ein Gleichgewicht zwischen unitarischen und föderalistischen Kräften zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang erörterte Weber insbesondere die verschiedenen Möglichkeiten für die Gestaltung der Reichsspitze, nachdem nunmehr die Entscheidung für die Republik feststand. Er beschränkte sich dabei nicht auf verfassungsrechtliche Argumente, sondern ging ausführlich auf die außenpolitische Lage und mehr noch auf die Frage ein, welche Konsequenzen ein mehr oder minder weitgehendes Maß an Sozialisierung für die Verfassungsgestaltung haben müsse, oder umgekehrt, welche Art der Gestaltung der Reichsspitze sich unter dem Blickwinkel einer künftigen Sozialisierung zumindest von Teilen der Wirtschaft am ehesten empfehlen würde. Unzweifelhaft spielten dabei taktische Gesichtspunkte eine wesentliche Rolle, war er doch weder jetzt noch später dafür zu haben, mit dem System eines marktwirtschaftlichen Kapitalismus zu brechen. Obschon bereits seit 1917 von den verschiedensten Seiten Vorschläge zur Reform der Reichsverfassung bzw. zur künftigen Verfassungsgesetzgebung gemacht worden waren, so insbesondere von Hugo Preuß und Erich Kaufmann, in weniger direkter Weise von Robert Redslob, 22 gehörten die Artikel in der Frankfurter Zeitung zu den ersten öffentlichen Stellungnahmen zur Verfassungsfrage, die in den Revolutionstagen von wissenschaftlicher Seite abgegeben wurden. Nach dem Zeugnis eines nicht genannten Mitarbeiters im Reichsamt des Innern hat bei den wenig später stattfindenden Beratungen des Verfassungsausschusses ansonsten nur der „Entwurf einer Verfassung des Deutschen Reiches" des Vereins Recht und Wirtschaft e.V. in Berlin unmittelbar eine Rolle gespielt. 23 Webers Vorschläge waren insofern von besonderer Bedeutung, weil sie von dem „gewachsenen Boden" der Reichsverfassung von 18 70 24 ausgingen, statt in rein konstruktiver Weise ein Idealmodell einer Reichsverfassung zu entwickeln. Im Unterschied zu vielen anderen Verfassungsexperten, insbesondere zu Hugo Preuß, setzte Max Weber bei seinen Überlegungen von vornherein voraus, daß die Machtstellung der Einzelstaaten auch unter revolutionären Verhältnissen weiterhin fortbestehe und daher mit ihnen als eigenständigen Machtfaktoren zu rechnen sei. Selbst die Volksbeauf21 Ebd., S. 116. 22 Hugo Preuß' Entwurf für eine parlamentarische Reichsverfassung ist abgedruckt in: ders., Staat, Recht und Freiheit. - Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1926, S. 290-335; für Erich Kaufmann siehe dessen Schrift: Grundfragen der künftigen Reichsverfassung. - Berlin: Vossische Buchhandlung 1919; Redslob, Robert, Die parlamentarische Regierung in ihrer wahren und in ihrer unechten Form.-Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1918. Vgl. ferner Jellinek, Walther, Revolution und Reichsverfassung. Bericht über die Zeit vom 9. November 1918 bis 31. Dezember 1919, in: Jahrbuch des öffentlichen Rechts, Bd. 9,1920, S. 1-128. 23 Vgl. Jellinek, Revolution und Reichsverfassung, S. 124. 24 Vgl. in diesem Band, unten S. 103.
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tragten hatten, was gemeinhin übersehen wird, am 14. November 1918 dekretiert, daß der Bundesrat ermächtigt sei, „die ihm nach Gesetzen und Verordnungen des Reichs zustehenden Verwaltungsbefugnisse auch fernerhin auszuüben", als ob die Revolution die „Verbündeten Regierungen" gar nicht durch revolutionäre Volksregierungen ersetzt hätte. 25 Andererseits wird man mit einigem Recht sagen können, daß Max Weberin der Betonung der Notwendigkeit einer föderativen Verfassungsgestaltung um einiges zu weit gegangen ist. 26 Insgesamt entfalteten die Aufsätze über „Die Staatsform Deutschlands" die Probleme, die sich im Zuge der Verfassungsgebung stellen würden, in umfassender Weise. Obschon sich Weber hier bewußt nicht auf ein bestimmtes Modell festlegte, waren seine persönlichen Präferenzen klar zu erkennen. Er wünschte eine weitgehend föderalistische Lösung, gleichviel ob am Bundesratssystem Bismarckscher Provenienz festgehalten oder einer Staatenhauslösung der Vorzug gegeben werden sollte. Jedoch schlug er vor, das föderalistische Element des Bundesrats bzw. Staatenhauses zu kombinieren mit einer plebiszitär gestalteten Reichsspitze und gegebenenfalls der Möglichkeit eines Referendums - beides ausgeprägt in eine unitarische Richtung weisende Verfassungsinstrumente. Wenn an die Spitze des Reichs ein volksgewählter Reichspräsident mit weitreichenden, in eigener Verantwortung auszuübenden Befugnissen trete, sei ein vergleichsweise hohes Maß an Föderalismus durchaus vertretbar. Zu diesem Zeitpunkt war es freilich noch keineswegs ausgemacht, ob es wirklich zur Einberufung einer verfassunggebenden Nationalversammlung kommen würde oder ob die Revolution zunächst weiter fortschreiten werde. Die radikale Linke wollte die revolutionäre,Entwicklung bis zur Schaffung eines Rätesystems, als einer spezifisch antibürgerlichen Form der Repräsentation des Volkes, vorantreiben. Aber auch die Mehrheit der Unabhängigen Sozialdemokraten, die prinzipiell auf dem Boden der parlamentarischen Demokratie standen, bezweifelte, ob der Zeitpunkt für die Ausschreibung von Wahlen für eine demokratische Konstituante schon gekommen sei. Darüber hinaus beanspruchte der Zentralrat der Berliner Arbeiter- und Soldatenräte ein gewichtiges Mitspracherecht an der Entscheidung über die Ausschreibung von allgemeinen Wahlen für eine konstituierende Nationalversammlung. Demgemäß bedeutete es einen gewaltigen Schritt vorwärts, daß die USPD der Mehrheitssozialdemokratie bereits am 23. November 1918 zugestand, daß nunmehr mit den Vorbereitungen für die Schaffung eines „neuen Staatsrechts" begonnen werden sollte. Dieser Beschluß wurde anschließend von einer Reichskonferenz der Regierungen der Länder, die am 25. November 1918 in Berlin zusammentrat, grundsätzlich gebilligt. Aber die Entscheidung, eine konstituierende Nationalversammlung einzuberufen und demgemäß allgemeine Wahlen anzuberaumen, blieb gleichwohl bis zu den Beschlüssen des Kongresses der
25 Verordnung vom 14. Nov. 1918, RGBl 1918, Nr. 154, S. 1311, zit. bei Jellinek, Revolution und Reichsverfassung, S. 17. 26 Vgl. zu diesem Problem ausführlich Mommsen, Max Weber 2 , S. 360ff.
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Arbeiter- und Soldatenräte Deutschlands am 19. Dezember 1918 in der Schwebe und in der Folge weiterhin umkämpft. Unter diesen Umständen stellte die Einberufung eines informellen „Beirats" zwecks Beratung der Grundzüge der künftig zu erstellenden Reichsverfassung durch das Reichsamt des Innern ein Politikum erster Ordnung dar. Dieses späterhin als sog. Preußscher Verfassungsausschuß bekanntgewordene Gremium tagte vom 9. bis 12. Dezember 1918 in Berlin; die Sitzungen fanden unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. Max Weber war der einzige Teilnehmer ohne amtliche Funktion. 27 Aus diesen Beratungen ging dann ein erster Entwurf einer künftigen Reichsverfassung hervor, der zur Grundlage aller künftigen Verfassungsentwürfe geworden ist. Max Weber bot sich auf diese Weise eine Chance, auf die Gestaltung der künftigen Reichsverfassung in nicht unerheblichem Maße einzuwirken. Bei den Verhandlungen betonte er erneut die Notwendigkeit eines grundsätzlich föderalistischen Reichsaufbaus. In diesem Punkte unterschied er sich von Preuß und den stark auf eine unitarische Lösung drängenden Vertretern der SPD und USPD. Desgleichen distanzierte er sich von Preuß' Plan einer Zerschlagung Preußens in eine Mehrzahl von Einzelstaaten, obschon er Preuß in der Folge bei der Eröffnung der Möglichkeiten, die Länderkarte Deutschlands auf dem Wege demokratischer Selbstbestimmung zu ändern, mit konkreten Vorschlägen assistierte. Seine - hier nicht in allen Einzelheiten zu erörternde Strategie läßt sich in dervon ihm selbst verwendeten Formel zusammenfassen, daß „soviel Unitarismus als möglich in eine föderalistische Verfassung aufgenommen" werden müsse. 28 Mit diesen Auffassungen geriet Weber in politische Nachbarschaft zu den Vertretern der süddeutschen Staaten, die eine weitgehende Beschneidung der historischen Rechte der Länder auch unter den neuen Verhältnissen ablehnten; allerdings gingen ihre Forderungen im einzelnen erheblich weiter in Richtung auf einen Ausbau der Rechte der Einzelstaaten. Mit besonderem Nachdruck verfocht Weber in den Beratungen den Gedanken eines volksgewählten Reichspräsidenten; dieser sollte als Gegengewicht sowohl gegen das Parlament, wie auch gegenüber den partikularen Tendenzen der Einzelstaaten dienen. Ebenso konnte er in einer Reihe anderer verfassungstechnischer Fragen wertvolle Ratschläge geben, zum Teil in Form nachträglicher Formulierungsvorschläge für einzelne Probleme, wie der Frage der Neubildung von Ländern (§11) und der Festlegung verfassungspolitischer Mindestanforderungen für die Länderverfassungen und für die Verfassungsstruktur der kommunalen Selbstverwaltungsorgane von Reichs wegen (§ 12). 29 Die diesbezüglichen Vorschläge Max Webers sind ungeachtet zahlreicher späterer Änderungen direkt in die Verfassung eingegangen. 30 Dies gilt im 27 Vgl. das Protokoll der Beratungen unter Hervorhebung der Beiträge Max Webers, in diesem Band, unten S. 56-90. 28 Ebd., S. 57. 29 Vgl. in diesem Band, unten S. 150t. 30 Es handelt sich um die §§ 17 und 18 der Weimarer Reichsverfassung.
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übrigen auch für das Enqueterecht, das damals freilich keineswegs nur von Weber gefordert worden ist. Die sonstigen verfassungspolitischen Vorschläge Max Webers, einschließlich seiner Forderung eines volksgewählten Reichspräsidenten, sind hingegen in die späteren Entwürfe nur in gebrochener Form übernommen worden, von den Veränderungen der ursprünglichen Vorlage Hugo Preuß' in den Verhandlungen mit den Ländern und der Nationalversammlung ganz abgesehen. Es ist hier unmöglich, deren Schicksal im Zuge der weiteren Verfassungsgesetzgebung, die zahlreiche Stadien durchlaufen hat, im einzelnen nachzuzeichnen. 31 Es sollte im übrigen beachtet werden, daß Max Weber mit seinen Vorschlägen, einschließlich jenem eines volksgewählten Reichspräsidenten, keineswegs alleine stand, auch wenn seine Begründungen oft konsequenter und vielfach durchschlagender waren als jene von anderer Seite. In den Grundzügen lassen sich diese Ideen Max Webers den verfassungspolitischen Vorstellungen des demokratischen Liberalismus zuordnen, der ein System eines reinen Reichsparlamentarismus ablehnte und ein hohes Maß an Gewaltenteilung als Gegengewicht gegen die Volksvertretung wünschte. Webers Vorschläge hinsichtlich der plebiszitären Gestaltung der Reichsspitze gingen jedoch über die Linie der Vorstellungen der DDP hinaus, zumindest wenn man die grundlegende Zielsetzung berücksichtigt, die er damit verfolgte, nämlich die Gewährleistung der Möglichkeit echter plebiszitärer Führerherrschaft, und soweit dies der Fall war, haben sich diese dann auch nicht durchgesetzt. Max Weber war an den späteren Stadien der Verfassungsgesetzgebung nicht mehr beteiligt. Nur in begrenztem Umfang eröffnete sich ihm die Chance, auf publizistischem Wege auf diese einzuwirken. Bereits der erste amtliche Regierungsentwurf vom 20. Januar - der der 2. Fassung des Preußschen Verfassungsentwurfs entspricht - wies gegenüber dem auf der Grundlage der Beratungen in Berlin vom 9. bis 12. Dezember 1918 erstellten. Urentwurf zahlreiche einschneidende Änderungen auf. Obwohl dieser auf der Reichskonferenz vom 25. Januar 1919 bereits in föderalistischer Richtung abgeändert worden war, wurde er von den Vertretern der Länder gleichwohl äußerst scharfer Kritik unterzogen. Der vierte Preußsche Entwurf, der der Nationalversammlung zwei Wochen nach ihrem Zusammentritt am 21. Februar 1919 vorgelegt wurde, kam demgemäß den föderalistischen Vorstellungen der Länderregierungen weit entgegen, namentlich in der Frage des Verhältnisses von Reich und Ländern. In gewissem Sinne schien Webers gegenüber Preuß geäußerte Meinung wahr geworden zu sein, daß „der Bundesrat-so oder s o unbedingt wiederkommt, Sie selbst sich dazu bekehren werden". 3 2 Am 28. Februar begann dann die Nationalversammlung mit der 1. Lesung des endgültigen Regierungsentwurfs.
31 Vgl. dazu ausführlich Mommsen, Max Weber2, S. 396ff. 32 Brief Max Webers an Hugo Preuß vom 25. Dez. [1918], ZStA Potsdam, Reichsamt des Innern, Nr. 16807, Bl.262f.
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Max Weber hat diesen Zeitpunkt gewählt, um mit einem Artikel „ Der Reichspräsident", der am 25. Februar 1919 in der Berliner Börsenzeitung erschien und dann mehrfach nachgedruckt wurde, auf publizistischem Wege auf die Beratungen des Verfassungsausschusses einzuwirken. 33 Er hoffte, daß er auf diese Weise zumindest seinen Vorstellungen über eine plebiszitäre Reichsspitze doch noch zur Verwirklichung verhelfen könne. Darüber hinaus dürfte er von der Sorge geleitet worden sein, daß durch die Wahl Eberts zum vorläufigen Reichspräsidenten am 11. Februar 1919 durch die Nationalversammlung die verfassungsrechtliche Konstruktion der Reichsspitze in einem von ihm durchaus unerwünschten Sinne präjudiziell werden könnte. In dem Artikel „Der Reichspräsident" plädierte er wortgewaltig für die plebiszitäre Wahl des Reichspräsidenten als eines Ventils der „Führerauslese" 34 ; freilich bemühte er sich gleichzeitig darum, die Bedenken der Linken gegen eine allzu große Machtfülle des Reichspräsidenten zu beschwichtigen. Er hat dann diesen Artikel am 15. März 1919 zu Beginn der Beratungen des Verfassungsausschusses in der Königsberger Hartungschen Zeitung ein weiteres Mal veröffentlichen lassen. 35 Wenig später hat er dann in einem Artikel über „Unitarismus, Partikularismus und Föderalismus in der Reichsverfassung", der in der Forschung bisher unbeachtet geblieben ist, erneut zu dem umstrittenen Thema der föderativen Struktur der Reichsverfassung öffentlich Stellung genommen, nunmehr seine Position behutsam zugunsten einer unitarischen Lösung modifizierend. 36 Die hier vorgelegten, zum Teil erstmals, zum Teil in zuverlässigen Fassungen letzter Hand veröffentlichten verfassungspolitischen Abhandlungen erlauben es, den Anteil Max Webers an den verfassungspolitischen Entscheidungen 1918/19 präzis zu erfassen. Die Bestimmungen der Weimarer Verfassung blieben schließlich in der Ausgestaltung der Rechte des Reichspräsidenten erheblich hinter seinen Vorschlägen zurück, und ebenso fiel die Verfassung am Ende unitarischer aus, als er dies noch im Januar 1919 für möglich gehalten hatte. Aber sein Wirken hat dennoch deutliche Spuren hinterlassen; zumindest auf diesem Gebiete ist es ihm gelungen, wenn auch nur indirekt und aus dem zweiten Glied heraus, die politischen Entscheidungen des Tages in nicht unwesentlichem Maße zu beeinflussen. Es würde mit Sicherheit zu weit gehen, wenn man die dualistische Gestaltung der Exekutive in der Weimarer Reichsverfassung, mit einem volksgewählten Präsidenten und einem dem Parlament unmittelbar verantwortlichen Reichskanzler, allein auf Max Webers Einfluß zurückführen wollte. Aber seine Argumente haben erheblich dazu beigetragen, dieser Lösung, entgegen den auf ein reines parlamentarisches System abzielenden Vorstellungen der Sozialdemokratie, zum Durchbruch zu verhelfen. 37 33 Vgl. in diesem Band, unten S. 214ff. 34 Vgl. in diesem Band, unten S. 221 f. 35 Vgl. in diesem Band, unten S. 220-224. 36 Vgl. in diesem Band, unten S. 246-253. 37 Für eine ausführliche Erörterung dieser Frage siehe Mommsen, Max Weber 2 , S. 396ff., und Schulz, Gerhard, Zwischen Demokratie und Diktatur. Verfassungspolltlk und Reichsreform In der Weimarer Republik, Bd. 1. - Berlin: de Gruyter 1963, S. 114ff.
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III. Max Webers Tätigkeit für die Deutsche Demokratische Partei Die revolutionären Ereignisse vom November 1918 führten zu einer schweren Erschütterung des deutschen Parteiensystems. Mit Ausnahme der beiden sozialistischen Parteien, der Mehrheitssozialdemokratie und der Unabhängigen Sozialdemokratie, die sich 1917 von ersterer gelöst hatte, erschienen die alten Parteien sämtlich mehr oder minder diskreditiert. In den ersten Wochen der Revolution fiel demgemäß den beiden sozialistischen Parteien nahezu ohne deren eigenes Zutun die Initiative zu; die in Bewegung geratenen Volksmassen erwarteten, daß beide Richtungen der Sozialdemokratie dazu berufen seien, gemeinsam und unter Zurückstellung ihrer ideologischen Gegensätze die Führung der revolutionären Bewegung zu übernehmen. Ausdruck dieser Lage war die Bildung des Rates der Volksbeauftragten aus Vertretern beider Parteien am 10. November 1918. Die bürgerlichen Parteien waren zunächst politisch völlig gelähmt; ein Versuch des Reichstagspräsidenten Konstantin Fehrenbach, den alten kaiserlichen Reichstag einberufen zu lassen und damit die vorrevolutionäre Parteienkonstellation wieder zu beleben, verfiel allseits der Ablehnung. Insbesondere im Lager des entschiedenen Liberalismus war die Auffassung weit verbreitet, daß die alten Parteien viel zu sehr in die Politik des kaiserlichen Deutschland verstrickt gewesen seien, um für die politische Neuordnung Deutschlands auf demokratischer Grundlage noch tauglich zu sein. Die bürgerlichen Schichten befanden sich anfänglich in einem politischen Trauma. Die Welle der Revolution ging, so schien es, über sie hinweg, ohne daß man viel dagegen tun konnte. Max Weber gehörte zu jenen Männern, die von der ersten Stunde an nicht bereit waren, sich mit einer solchen Situation abzufinden. Vielmehr war er mehr denn je überzeugt, daß nunmehr alles darauf ankomme, die bürgerlichen Schichten aus ihrer politischen Lethargie herauszureißen und sie dazu zu bringen, ihr Gewicht in die politische Waagschale zu werfen, statt den sozialistischen Parteien das Feld allein zu überlassen. Bereits am 17. November trat er in Heidelberg in einer, wie es heißt, „überfüllten" Mitgliederversammlung der Fortschrittlichen Volkspartei mit einem Vortrag über „Die zukünftige Staatsform Deutschlands" hervor. Darin stellte er in Umrissen das politische Programm eines fortschrittlichen Liberalismus vor, der dazu berufen sei, in Zusammenarbeit mit der Mehrheitssozialdemokratie die Grundlagen für eine neue demokratische Ordnung zu legen. Zugleich gab er der Hoffnung Ausdruck, daß „die viel beklagte .Feigheit' breiter Schichten des Bürgertums, die Schüchternheit gegenüber jedem neuen Gedanken, die Sorge um die .Sicherheit' der eigenen Lage einer kraftvollen, sich auf die eigenen Füße stellenden Haltung Platz machen" werde. 38 Wenige Tage später ging Max Weber dann, vermutlich auf Einladung des leitenden Redakteurs der Frankfurter Zeitung, Heinrich Simon, nach Frankfurt, um dort in der Redaktion der Frankfurter Zeitung mitzuarbeiten und seine Auffassungen über die Gestaltung der künftigen Reichsverfassung der öffent38 Vgl. in diesem Band, unten S. 373.
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lichkeit in einer großen Artikelserie vorzustellen. Hier kam Max Weber in unmittelbare Berührung mit liberalen Politikern, die sich gleichermaßen um eine Reaktivierung des demokratischen Liberalismus bemühten. Darüber hinaus unterhielt er seit langem enge Beziehungen zu Friedrich Naumann, Conrad Haußmann und anderen führenden liberalen Politikern. An den B e m ü h u n g e n Theodor Wolfis in Berlin, eine neue demokratische Partei ins Leben zu rufen, die, von den innenpolitischen Querelen und den Kriegszielauseinandersetzungen der Kriegsjahre unbelastet, das fortschrittlich gesinnte Bürgertum politisch mobilisieren sollte, war Max Weber jedoch nicht beteiligt. Noch befand sich Berlin ganz im Bann der revolutionären Ereignisse und war von den Entwicklungen im Lande teilweise abgekoppelt. Max Webers anfängliche Zurückhaltung dürfte auch andere Gründe gehabt haben, so u. a. die Tatsache, daß in der neuen Partei sein Bruder Alfred eine wichtige Rolle spielte. Max Weber hatte darüber hinaus anfänglich einen Zusammenschluß des bürgerlichen Liberalismus auf breiterer Grundlage für politisch wirkungsvoller gehalten. 3 9 Auch dürfte er die Festlegung der neuen demokratischen Partei auf eine republikanische Staatsverfassung, wie sie Theodor Wolff bereits in dem Gründungsaufruf der späteren DDP am 16. November 1918 v o r g e n o m m e n hatte, für ein wenig voreilig betrachtet haben. Aber er stellte diese Bedenken dann sehr bald zurück und trat der neuen Partei bei. Anfang Dezember 1918 wurde er z u m Mitglied des einstweilig noch provisorischen Parteivorstands der Deutschen Demokratischen Partei bestellt; Conrad Haußmann gedachte ihm innerhalb des Vorstandes sogar eine eigenständige propagandistische Funktion zuzuweisen. Max Weber gehörte zu den Unterzeichnern des Wahlaufrufs, mit dem die DDP Anfang Dezember 1918 den Wahlkampf für die auf den 19. Januar angesetzten Wahlen zur Nationalversammlung eröffnete, sowie nur wenig später eines Aufrufs der demokratischen Partei an Österreich, der noch davon ausging, daß Deutsch-Österreich ein Teil der neu entstehenden demokratischen Republik sein werde. Er bemühte sich in diesen Wochen von Frankfurt aus um eine Reaktivierung der liberalen Bewegung. A m 1. Dezember 1918 hielt er für den eben ins Leben gerufenen Frankfurter „Demokratischen Verein" eine Rede über „Das neue Deutschland", die weithin Beachtung fand. Darin plädierte Max Weber erneut dafür, daß das demokratisch gesinnte Bürgertum „einen paritätischen Anteil an der politischen Gewalt" zu beanspruchen das Recht und die Verpflichtung habe, freilich gleichzeitig hinzufügend, „daß die Wege der ehrlichen, rückhaltlos friedlichen und rückhaltlos radikalen bürgerlichen und der sozialistischen Demokratie jahrzehntelang gemeinsam und .Schulter an Schulter' verlaufen könnten, ehe sie sich vielleicht einmal trennten."40
39 Vgl. Brief an Else Jaffe, undat. [Dez. 1918], Bestand Eduard Baumgarten, Privatbesitz, in dem berichtet wird, daß er mit dem Parteibeitritt zögere: „Der Grund ist, daß hier und anderwärts der Versuch einer Einigung mit breiteren bürgerlichen Schichten gemacht wird, dessen Resultat noch nicht feststeht." 40 Siehe unten, S. 382.
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Im Anschluß an diese Rede wurde In der Versammlung der Vorschlag gemacht und sogleich zum Beschluß erhoben, Max Weber auf den ersten Platz der Kandidatenliste der DDP im 19. Wahlkreis Hessen-Nassau zu setzen. Obschon dieser Vorschlag seitens der Parteileitung in Berlin ausdrücklich begrüßt wurde, scheiterte Webers Kandidatur, die dieser irrtümlicherweise bereits für gesichert hielt, am Ende am Widerstand der regionalen Parteifunktionäre. Dabei hat eine Rolle gespielt, daß Max Weber angesichts seines konsequenten Eintretens für eine politische Zusammenarbeit mit der Sozialdemokratie unter Inkaufnahme eines begrenzten Maßes von Sozialisierungsmaßnahmen in den Ruf geraten war, sozialistischen Auffassungen nahezustehen. Hinzu kam, daß er selbst nichts tat, die zunächst nur provisorische Nominierung durch eine Mitgliederversammlung der Frankfurter DDP zu einer endgültigen zu machen. Er kämpfte nicht um ein Mandat in der Nationalversammlung; er wollte ohne eigenes Zutun gerufen werden! Ein wenig kam freilich hinzu, daß Weber mit dringlichen Geschäften befaßt war, die ihn gar nicht dazu kommen ließen, den Verlauf der Dinge hinsichtlich seiner Kandidatur im einzelnen zu verfolgen. Vom 9. bis 12. Dezember 1918 nahm er, wie bereits erwähnt, an den Verfassungsberatungen in Berlin teil. Anschließend machte er sich dort an die Überarbeitung seiner Artikel über „ Die Staatsform Deutschlands". Nach seiner Rückkehr nach Heidelberg übersandte er Hugo Preuß überdies noch zwei Entwürfe für die §§ 11 und 12 der künftigen Reichsverfassung. Ende Dezember 1918 erfuhr er dann, daß er von der Delegiertenversammlung des Wahlkreises Hessen-Nassau auf nachrangiger, aussichtsloser Stelle der Liste plaziert worden war. Die Enttäuschung Max Webers, der sich schon darauf eingestellt hatte, in der Nationalversammlung an maßgebender Stelle konkret auf die Gestaltung der Reichsverfassung Einfluß zu nehmen, war riesengroß, und gewiß mehr noch jene seiner unmittelbaren Umgebung, die sich eine nationale politische Führerrolle für ihn erträumt hatte. Dies hat Weber freilich nicht veranlaßt, wie man wohl hätte erwarten können, seine Zusage, im anlaufenden Wahlkampf für die Wahlen zur Nationalversammlung vielerorts als Redner für die DDP aufzutreten, wieder zurückzunehmen. Vielmehr setzte er sich im Dezember 1918 und in den ersten beiden Januarwochen bis zur Grenze seiner physischen und psychischen Leistungsfähigkeit als Wahlredner für die DDP ein. In nicht weniger als 11 Wahlveranstaltungen in zahlreichen Orten zumeist Süddeutschlands trat er als Hauptredner auf; eine Reihe anderer Wahlveranstaltungen war vorgesehen, doch kamen diese aus uns im einzelnen nicht bekannten Gründen dann nicht zustande. Der Umfang der Wahlkampftätigkeit Max Webers für die DDP in jenen Wochen war groß; er ist in der Forschung, auch von dem Herausgeber selbst, 41 bisher nicht zureichend gewürdigt worden. Nur von einer einzigen seiner Reden besitzen wir ein Stichwortmanuskript; 42 ansonsten sind wir, wie schon Marianne Weber für die bereits erwähnte Rede vom 1. Dezember 1918, auf 41 Vgl. Mommsen, Max Weber 2 , S. 327f. 42 Es handelt sich um die Rede „Derfreie Volksstaat". Das Stichwortmanuskript ist in diesem Band, unten S. 161-173, zusammen mit einem Faksimile, abgedruckt.
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Berichte angewiesen. Angesichts der Bedeutung dieser Reden für die politische Rolle Max Webers in jenen Monaten werden im folgenden alle uns überlieferten Berichte über diese Reden zum Abdruck gebracht, obschon sich dabei naturgemäß vielerlei Wiederholungen ergeben, von den thematischen Überschneidungen der Reden untereinander ganz abgesehen. Nur auf diese Weise war es möglich, diese Dimension des politischen Werks Max Webers in einer objektiven, für den Leser kritisch nachvollziehbaren Form zu dokumentieren. Schon hier sei freilich davor gewarnt, die Wiedergabe der Ausführungen Webers in diesen Berichten unmittelbar für bare Münze zu nehmen; nur im kritischen Vergleich der indirekten Textzeugen miteinander und ebenso mit sonstigen Äußerungen Webers läßt sich jeweils erschließen, was er tatsächlich gesagt hat. Jedoch ist die Dichte der Überlieferung immerhin so groß, daß ein klares und lebendiges Bild seiner Tätigkeit als Wahlredner entsteht. Manches wird von den uns überlieferten Berichten ohnehin unzureichend überliefert; so berichtet Marianne Weber, daß Max Weber, wenn es sich um Politik handele, „im Volksversammlungston" spreche, „ u n d mit entsprechenden plastischen Geberden ( s i e ) " 4 3 Die Thematik der Wahlreden war weit gespannt. Sie variierte je nach den örtlichen Gegebenheiten; darüber hinaus nahm Weber immer wieder aktuelle Ereignisse zum Ausgangspunkt grundsätzlicher Betrachtungen. Die Reden begannen fast stets mit einer scharfen Abrechnung mit dem alten Regime und insbesondere dessen Versäumnissen in der auswärtigen Politik. Jedoch wandte er sich gegen jegliches Wühlen in Schuldbekenntnissen und gegen alle Anbiederungen an die Alliierten. Insbesondere distanzierte er sich von der Revolution, deren Errungenschaften, wie er meinte, im wesentlichen negativer Natur gewesen seien, freilich die Mehrheitssozialdemokraten von diesem Verdikt zumeist ausdrücklich ausnehmend. Hatte er anfänglich aus taktischen Gründen Konzessionen an den Gedanken der Sozialisierung von bestimmten Industriezweigen gemacht, so wandte er sich seit Januar 1919 mit zunehmender Schärfe gegen jegliche sozialistische Experimente. Dadurch würde nur den Alliierten in die Hände gearbeitet, denn diese brauchten dann nur ihre Hand auf sozialisierte Industriezweige zu legen, um Reparationen einzutreiben. Vor allem würden durch eine Sozialisierungspolitik die Chancen für einen raschen wirtschaftlichen Wiederaufstieg Deutschlands zunichte gemacht. Gerade jetzt bedürfe Deutschland der Unternehmer und vor allem des ausländischen Kredits; eine Sozialisierung der Wirtschaft oder auch nur von Teilen derselben würde jedoch die Kreditwürdigkeit Deutschlands restlos zerstören. Einen zentralen Platz nahm in der Regel die Erörterung der verfassungspolitischen Fragen ein. Die Schaffung einer demokratischen Republik mit starker Führung bezeichnete Weber als unabdingbare Voraussetzung für den Wiederaufstieg Deutschlands. Demgemäß plädierte er immer wieder für eine föderalistische Struktur der Verfassung, durch welche eine maßvolle Beteiligung der Einzelstaaten an den Entscheidungsprozessen und auch der Verwaltung ermöglicht 43 Brief Marianne Webers an Helene Weber vom 29. Dez. 1918, Bestand Max WeberSchäfer, Privatbesitz.
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w e r d e . Im übrigen e n t b e h r t e n die Reden nicht eines kräftigen nationalistischen Einschlags, der sich bisweilen z u m C r e s c e n d o der B e s c h w ö r u n g eines nationalen Irredentismus in den von Polen b e a n s p r u c h t e n d e u t s c h e n O s t g e b i e t e n steigerte. Die Wahlen zur konstituierenden Nationalversammlung am 19. Januar 1919 setzten der Wahlkampftätigkeit Max W e b e r s ein Ende. Sie brachten für die D D P nicht ganz das erhoffte Ergebnis; mit 1 8 , 6 % der S t i m m e n ging sie als drittstärkste Partei aus den Wahlen hervor. Die DDP trat in eine Koalition mit der Mehrheitssozialdemokratie und der Z e n t r u m s p a r t e i ein und half so, j e n e gem e i n s a m e Front der Sozialdemokratie und der fortschrittlichen Elemente des B ü r g e r t u m s zu formieren, für die Max W e b e r mit so großer Energie eingetreten war, freilich auf einer wesentlich s c h w ä c h e r e n Basis in der Wählerschaft, als auch e r s i e h dies ursprünglich erhofft haben dürfte. In j e n e n W o c h e n hat Max W e b e r in M ü n c h e n vor d e m Freistudentischen B u n d seine b e r ü h m t e Rede über „Politik als B e r u f " gehalten, die eine S u m m e seines t h e o r e t i s c h e n Reflektierens über Politik und seiner praktischen Erfahrungen mit der d e u t s c h e n Politik der Kriegs- und Nachkriegszeit z o g . 4 4 Vor d e m Hintergrund einer v e r g l e i c h e n d e n Analyse der Formen parlamentarischer Regierung und der Parteiensysteme in Europa und den Vereinigten Staaten ging er mit den „Berufspolitikern o h n e B e r u f " , wie sie nach seiner A n s i c h t in Deutschland weiterhin das Heft in der Hand hielten, hart ins Gericht und plädierte erneut für e i n e n plebiszitär, nicht parlamentarisch gewählten Reichspräsidenten, w e l c h e r bei Lage der Dinge das „einzige Ventil für das Bedürfnis nach F ü h r e r t u m " w e r d e n könne. In g l e i c h e m A t e m z u g klagte er über „die d u r c h a u s kleinbürgerliche Führerfeindschaft aller Parteien, mit Einschluß vor allem der S o z i a l d e m o k r a t i e " . 4 5 Seine A u s f ü h r u n g e n steigerten sich zu einer Philippika g e g e n die in Kreisen der Intellektuellen damals verbreitete A b l e h nung jeglicher Machtpolitik überhaupt. In bewußter H e r a u s f o r d e r u n g seiner meist j u g e n d l i c h e n Z u h ö r e r bekannte er sich ausdrücklich zu „Macht, hinter der Gewaltsamkeit s t e h t " , als d e m spezifischen Mittel des Politikers. Statt einer oberflächlichen Moralisierung des politischen Betriebs das Wort zu reden, gelte es, d e n unaufhebbaren Konflikt z w i s c h e n den G e s e t z e n einer absoluten Ethik und den G e s e t z e n „ v e r a n t w o r t u n g s e t h i s c h " geführter Politik n ü c h t e r n und illusionslos a n z u e r k e n n e n . Die Rede klang aus mit einer u n g e m e i n pessimistischen Note. W e b e r prognostizierte, daß in zehn Jahren „die Zeit der Reaktion längst h e r e i n g e b r o c h e n s e i n " w e r d e . „Nicht das Blühen des S o m m e r s liegt vor uns, s o n d e r n zunächst eine Polarnacht von eisiger Finsternis und Härte, mag äußerlich jetzt siegen w e l c h e G r u p p e auch i m m e r . " 4 6 In „Politik als B e r u f " kam Max W e b e r s Erbitterung und Enttäuschung über den parteipolitischen Betrieb seiner Tage, innerhalb d e s s e n wirkliche Politiker keine C h a n c e n hätten, sich mit ihren politischen Z i e l s e t z u n g e n d u r c h z u s e t z e n , 44 Die Rede „Politik als Beruf" wird in Bd. 1/17 der MWG, hg. von Wolfgang Schluchter, ediert. 45 Weber, Max, Politik als Beruf. - München: Duncker & Humblot 1919, S. 48. 46 Ebd., S. 66.
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mit großer Schärfe z u m A u s d r u c k . Sie signalisierte seine einstweilige A b w e n d u n g von der Tagespolitik, einerseits weil er unter den b e s t e h e n d e n Verhältnissen keine C h a n c e zu f r u c h t b a r e m politischen Wirken v o n einflußreicher Stelle aus sah, und z u m anderen, weil o h n e h i n eine Zeit der „ F i n s t e r n i s " a n g e b r o c h e n war, in der die Möglichkeiten für eine j e d e konstruktive Politik äußerst beschränkt sein w ü r d e n . Max W e b e r hat danach nur noch eine einzige im e n g e r e n Sinne politische Rede gehalten, in einer V e r s a m m l u n g d e s Ortsvereins Heidelberg der D D P am 15. Februar 1919. Diese Rede spiegelte den tiefen P e s s i m i s m u s wider, mit d e m er den Gang der Dinge in D e u t s c h l a n d betrachtete. Er w i d m e t e sich, in A b w e i c h u n g v o n d e m ihm g e s e t z t e n Thema, vor allem einer d ü s t e r e n Schilderung der labilen Wirtschaftslage d e s Deuts c h e n Reiches, die eine Folge der revolutionären Ereignisse sei. Die b e v o r s t e h e n d e Inflation und das „vollständige V e r s c h w i n d e n der Arbeitsdisziplin" in breiten Schichten der Arbeiterschaft d r o h t e n Deutschland für u n a b s e h b a r e Zeit wirtschaftlich zu lähmen. A n g e s i c h t s dieser Perspektive e r s c h i e n e n die tagespolitischen Probleme zweitrangiger Natur zu s e i n . 4 7 Max W e b e r s A u s f ü h r u n g e n in Heidelberg waren zugleich ein Reflex äußerster Frustration und Desillusionierung über den Parteienbetrieb. Er schrieb in diesen Tagen an Else Jaffe: „ Das viele W a h l r e d e n und Reden überhaupt habe ich satt, und d o c h mußte es bis jetzt sein. A b e r nun: Schluß, ich sage alles ab, außer den beiden Vorträgen in M ü n c h e n . " 4 8 Dabei handelt es sich um einen Vortrag über „ A b e n d l ä n d i s c h e s B ü r g e r t u m " , den W e b e r a m 12. März 1 9 1 9 im Sozialwissenschaftlichen Verein der Universität M ü n c h e n gehalten hat, 4 9 sowie u m den Vortrag „ S t u d e n t und Politik", der am f o l g e n d e n Tag in M ü n c h e n v o r d e m „Politischen Bund d e u t s c h e r S t u d e n t e n " stattfand; letzterer ist uns in e i n e m Bericht der M ü n c h e n - A u g s b u r g e r A b e n d z e i t u n g überliefert, der in dies e m Bande erstmals veröffentlicht w i r d . 5 0 In beiden Fällen handelte es sich u m Vorträge, die keine parteipolitischen Z i e l s e t z u n g e n verfolgten. D a n e b e n beteiligte sich W e b e r an einer P r o t e s t v e r s a m m l u n g der Universität Heidelberg am 1. März 1919, die sich g e g e n die A b s i c h t e n Frankreichs richtete, das Saargebiet in irgendeiner Form politisch v o m Reich a b z u t r e n n e n . 5 1 Einer derartigen nationalpolitischen A u f g a b e v e r m o c h t e Max W e b e r sich nicht zu e n t z i e h e n . A b e r von aktiver Parteipolitik zog er sich nun zurück, o b w o h l er weiterhin Mitglied des Parteivorstands der DDP blieb. G l e i c h w o h l hat Max W e b e r auch in den k o m m e n d e n W o c h e n und Monaten leidenschaftlichen Anteil a m politis c h e n G e s c h e h e n g e n o m m e n . Er sah sich freilich w e i t g e h e n d z u r ü c k g e w o r f e n auf die Situation eines Außenseiters, der v o n der Warte der Wissenschaft aus auf die politischen Entwicklungen i n s b e s o n d e r e auf publizistischem W e g e Einfluß zu n e h m e n suchte. So hat er, wie bereits dargelegt w u r d e , mit seinen 47 Siehe in diesem Band, unten S. 480f. 48 Brief an Else Jaffe vom 2. Febr. 1919, Bestand Eduard Baumgarten, Privatbesitz. 49 Siehe in diesem Band, unten S. 557f.; vgl. Roth, Günther und Schluchter, Wolfgang, Max Weber's Vision of History. Ethics and Methods. - Berkeley: University of California Press 1979, S. 114. 50 Siehe in diesem Band, unten S. 484. 51 Siehe in diesem Band, unten S. 233-242.
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Artikeln „Der Reichspräsident" und „Unitarismus, Partikularismus und Föderalismus in der Reichsverfassung" auf den weiteren Gang der Verfassungsgesetzgebung einzuwirken gesucht. Max Webers Abwendung von parteipolitischer Tätigkeit wurde bestärkt durch berufliche Umstände. Rufe an die Universitäten München und Bonn eröffneten ihm die Möglichkeit, seinem Leben eine neue Richtung zu geben. Die Annahme eines Lehrstuhls in München nach langen Jahren der Existenz als Honorarprofessor in Heidelberg ohne jegliche Lehrverpflichtungen war aus seiner Sicht zwangsläufig mit einem Abschied von aktiver Teilnahme an der Tagespolitik verbunden; zu dieser Auffassung hat er sich wiederholt auch öffentlich bekannt. Im März 1919 erklärte er vor Münchener Studenten, „daß er in dem Moment, in dem er beabsichtige, in den Lehrkörper der Universität München einzutreten, von der Politik Abschied nehme. Beides ist zu schwer, Politik zu treiben und nützliche Tatsachen und Kenntnisse der Wissenschaft zu vermitteln". 5 2 Dies warfreilich leichter gesagt als getan. Im Grundeist Max Weber von der Politik, die, wie er einmal Mina Tobler geschrieben hat, seine„Heimliche Liebe" sei, 5 3 niemals wirklich losgekommen. Vorderhand wurde er jedenfalls in die Auseinandersetzungen über die Kriegsschuldfrage, die angesichts der bevorstehenden Friedensverhandlungen in Versailles eine hochpolitische Bedeutung angenommen hatte, hineingezogen.
IV. Max Weber und der Friedensvertrag von Versailles Die innenpolitischen Auseinandersetzungen der Revolutionsmonate wurden überschattet von Besorgnissen hinsichtlich der zu erwartenden Friedensbedingungen. Die anfänglichen Hoffnungen, auf der Grundlage der 14 Punkte Wilsons doch noch zu einem Verhandlungsfrieden zu kommen, durch den das Schlimmste werde abgewandt werden können, erwiesen sich als illusorisch. Immer klarer zeichnete es sich ab, daß die Alliierten und Assoziierten Mächte die Absicht hatten, dem Deutschen Reich äußerst harte Friedensbedingungen aufzuerlegen. Daß die Bedingungen des Waffenstillstands bei jeder Verlängerung desselben immer härter gestaltet wurden, ließ nichts Gutes erwarten. Es deutete sich an, daß die Alliierten das Deutsche Reich für den Ausbruch des Krieges verantwortlich machten und beabsichtigten, diesen Tatbestand zur Rechtfertigung eines drückenden Friedens zu nutzen. Der bayerische Ministerpräsident Kurt Eisner und mit ihm pazifistische Kreise gingen angesichts dieser Lage davon aus, daß nur ein rückhaltloses Schuldbekenntnis, unter gleichzeitiger radikaler Distanzierung von der Politik der kaiserlichen Regierungen, die Alliierten und Assoziierten Mächte zu einer 5 2 M ü n c h e n e r Zeitung, Nr. 67 v o m 14. März 1919. Siehe ferner W e b e r s Ä u ß e r u n g zu Else Jaffe: „ A l l e Politik ist jetzt zu E n d e . " Brief an Else Jaffe v o m 18. März 1919, Bestand Eduard Baumgarten, Privatbesitz. 5 3 „ [ . . . ] das Politische [ . . .]. Es ist m e i n e alte .Heimliche Liebe' - und diese M e n s c h e n v e r d e r b e n alles, was e i n e m teuer war." Brief an Mina Tobler v o m [17. Jan. 1919], Bestand Eduard Baumgarten, Privatbesitz.
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e n t g e g e n k o m m e n d e n Haltung zu b e s t i m m e n v e r m ö g e . Sie k o n n t e n sich für diese A u f f a s s u n g auf vereinzelte S t i m m e n aus alliierten und neutralen Kreisen berufen. Für die große Mehrheit der D e u t s c h e n , die noch ganz unter d e m Einfluß der d e u t s c h e n Propaganda zu A n f a n g und w ä h r e n d des Krieges stand, war dergleichen völlig unakzeptabel; ein Eingeständnis der Schuld D e u t s c h lands am Kriege erschien ihnen nicht n u r z u t i e f s t unwahr, s o n d e r n auch w ü r d e los. Vor allem aber w u r d e dadurch, so schien es, die d e u t s c h e Rechtsposition in den b e v o r s t e h e n d e n F r i e d e n s v e r h a n d l u n g e n untergraben; diese ging davon aus, daß das D e u t s c h e Reich nur aufgrund der völkerrechtlich verbindlichen Zusage, daß der Frieden auf der Grundlage der 14 Punkte g e s c h l o s s e n w e r d e n solle, die Waffen niedergelegt habe. A n g e s i c h t s der revolutionären Ereignisse war an eine W i e d e r a u f n a h m e des militärischen K a m p f e s keinesfalls zu d e n k e n . Die B e f ü r c h t u n g der Massen, daß die militärischen Führungsinstanzen d e n Krieg gegebenenfalls w e i t e r f ü h ren könnten, hatte ja gerade den a u s l ö s e n d e n Funken für die Revolution a b g e g e b e n . U m g e k e h r t w a r e n große Teile des B ü r g e r t u m s der A u f f a s s u n g , daß nur die Revolution es verhindert habe, doch noch einen einigermaßen erträglichen Frieden zu erlangen. In ihren A u g e n hatte die Revolution die A u s g a n g s p o s i t i o n Deutschlands bei den b e v o r s t e h e n d e n Friedensverhandlungen in s c h w e r w i e g e n d e r W e i s e g e s c h w ä c h t . Ein öffentliches S c h u l d b e kenntnis w ü r d e , so glaubten sie, diese Position noch weiter v e r s c h l e c h t e r n . Unter solchen U m s t ä n d e n hatte die Frage der Schuld am Krieg v o n A n f a n g an nicht nur eine außenpolitische, s o n d e r n auch eine innenpolitische D i m e n sion. Ihre B e d e u t u n g für die künftigen F r i e d e n s v e r h a n d l u n g e n war u n ü b e r s e h bar. Der Rat der Volksbeauftragten beschloß bereits am 18. N o v e m b e r , eine U n t e r s u c h u n g der Ursachen des Weltkriegs in die W e g e zu leiten. Mit dieser A u f g a b e w u r d e Karl Kautsky betraut, der B e i g e o r d n e t e r im A u s w ä r t i g e n A m t f ü r d i e U S P D war. Die U n t e r s u c h u n g der Schuldfrage w u r d e j e d o c h nur w e n i g e Tage später präjudiziert durch die Veröffentlichung v o n A u s z ü g e n aus den bayerischen Gesandtschaftsberichten aus Berlin v o m Juli und A u g u s t 1914 durch den bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner. 5 4 A u s diesen D o k u m e n t e n schien die Schuld der d e u t s c h e n Regierung am A u s b r u c h des Krieges ziemlich u n z w e i d e u t i g h e r v o r z u g e h e n . Die Publikation hatte Kurt Eisner persönlich veranlaßt, in der A n n a h m e , daß ein freimütiges Bekenntnis zur S c h u l d Deutschlands am Kriege die Alliierten zu einer w o h l w o l l e n d e n B e h a n d l u n g Deutschlands veranlassen w e r d e . Damit verband sich das Ziel, eine klare Distanzierung des Rats der Volksbeauftragten v o n der Politik der f r ü h e r e n kaiserlichen R e g i e r u n g e n zu e r z w i n g e n . Dazu aber waren in der g e g e b e n e n Situation selbst die M e h r h e i t s s o z i a l d e m o k r a t e n eigentlich nicht bereit; sie e n t s c h l o s s e n sich vielmehr, in dieser S t u n d e äußerster G e f ä h r d u n g des Reiches an der g e m e i n s a m e n nationalen Einheitsfront g e g e n ü b e r d e n Siegermächten, die sich in den Kriegsjahren gebildet hatte, festzuhalten. Als die Alliierten dann gar auf diese D o k u m e n t e B e z u g nahmen, u m ihre A n s i c h t v o n
54 Siehe dazu die quellenkritische Ausgabe: Bayerische Dokumente zum Kriegsausbruch und zum Versailler Schuldspruch, hg. von Pius Dirr. - München: Oldenbourg 1922, S. 1-16.
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der alleinigen K r i e g s s c h u l d des D e u t s c h e n Reiches zu erhärten, war die Erbitterung in der d e u t s c h e n Öffentlichkeit über Eisners Alleingang g r e n z e n l o s . Diese Konstellation macht die u n g e h e u r e Schärfe verständlich, mit der die A u s e i n a n d e r s e t z u n g über die Frage der Schuld am Kriege v o n A n f a n g an geführt w u r d e . Die U S P D und mit ihr die äußerste U n k e w a r e n v o n der deuts c h e n Kriegsschuld zutiefst ü b e r z e u g t und sahen darin eine zusätzliche Beg r ü n d u n g für die N o t w e n d i g k e i t eines radikalen Bruchs mit der V e r g a n g e n h e i t und für ein Weitertreiben der Revolution. Die bürgerlichen Schichten h i n g e g e n n a h m e n an, daß mit d e u t s c h e n S c h u l d b e k e n n t n i s s e n nur den Alliierten in die Hände gearbeitet w ü r d e , zumal a b z u s e h e n war, daß sie e i n s c h n e i d e n d e Fried e n s b e d i n g u n g e n unter B e r u f u n g auf die d e u t s c h e Schuld am Kriege zu rechtfertigen suchten. Unter s o l c h e n U m s t ä n d e n war eine wirklich n ü c h t e r n e Ü b e r p r ü f u n g der d e u t s c h e n Politik bei Kriegsausbruch ein Ding der U n m ö g lichkeit. Die große Mehrheit der D e u t s c h e n sah sich außerstande, den W e g einer rückhaltlosen Distanzierung v o n der Politik der früheren kaiserlichen Regierungen, wie er an sich n a h e g e l e g e n hätte, zu beschreiten. Selbst in Regierungskreisen tauchten vereinzelt d u r c h a u s Zweifel an der Richtigkeit der w ä h r e n d der Kriegsjahre der Öffentlichkeit e i n g e h ä m m e r t e n T h e s e auf, w o nach der Krieg d e m D e u t s c h e n Reich von den alliierten Mächten und i n s b e s o n dere von d e m zaristischen Rußland a u f g e z w u n g e n w o r d e n sei. A u c h Max W e b e r hegte die Besorgnis, daß die von Karl Kautsky für eine Publikation vorbereiteten A k t e n allerhand Unerfreuliches zutage fördern k ö n n t e n . 5 5 A b e r angesichts der Haltung des Auslands, das fast einhellig von der d e u t s c h e n Schuld a m Kriege ü b e r z e u g t war, erschien die O f f e n l e g u n g der d e u t s c h e n Akten und die U n t e r s u c h u n g der Schuldfrage durch eine neutrale K o m m i s s i o n , wie sie der Rat der Volksbeauftragten s c h o n am 28. N o v e m b e r den Alliierten und A s s o z i i e r t e n Mächten freilich erfolglos unterbreitet hatte, der einzige W e g zu sein, u m d e m einseitigen S c h u l d v o r w u r f an die A d r e s s e Deutschlands erfolgreich e n t g e g e n z u t r e t e n , u m s o mehr, als d e s s e n K o n s e q u e n z e n für die Gestaltung des künftigen Friedens als äußerst b e d e u t s a m a n g e s e h e n w u r d e n . Max W e b e r hielt öffentliche S c h u l d b e k e n n t n i s s e für schlechthin w ü r d e l o s und politisch verhängnisvoll. Er gab dieser A u f f a s s u n g in e i n e m ätzend scharfen Artikel „ Z u m T h e m a der . K r i e g s s c h u l d ' " A u s d r u c k , der am V o r a b e n d der feierlichen Eröffnung der Pariser Friedenskonferenz in der Frankfurter Z e i t u n g e r s c h i e n . 5 6 O h n e die Aktenpublikation Eisners ausdrücklich zu e r w ä h n e n , wandte sich W e b e r mit größtem Nachdruck g e g e n die in der U m g e b u n g Eisners und in pazifistischen Kreisen allgemein verbreitete Auffassung, daß man die Verhandlungsposition des D e u t s c h e n Reiches in den b e v o r s t e h e n d e n F r i e d e n s v e r h a n d l u n g e n durch ein einseitiges S c h u l d b e k e n n t n i s d u r c h g r e i fend v e r b e s s e r n könne. Mehr noch, e r f a n d eine solche Einstellung d e m Ernst der Situation in keiner Weise a n g e m e s s e n . Er gab der Befürchtung A u s d r u c k , daß ein „ G e w a l t f r i e d e n " früher oder später zu einer W i e d e r g e b u r t eines radikalen C h a u v i n i s m u s oder gar einer nationalrevolutionären B e w e g u n g in 55 Vgl. Mommsen, Max Weber2, S. 339f. 56 Vgl. den Editorischen Bericht zu diesem Text, unten S. 177f.
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Deutschland f ü h r e n w e r d e . Im übrigen betonte er, daß sich die V e r a n t w o r t u n g für die Entstehung d e s Krieges niemals aus d e n diplomatischen V o r g ä n g e n als s o l c h e n w e r d e ableiten lassen, s o n d e r n allein aus d e m politischen G e s a m t v e r halten der G r o ß m ä c h t e w ä h r e n d der letzten J a h r z e h n t e e r s c h l o s s e n w e r d e n könne. A u s seiner Sicht erschien es unzweifelhaft, daß das zaristische Rußland die Hauptschuld am Ersten Weltkrieg trug. Dies entsprach einer in Deutschland damals weitverbreiteten A u f f a s s u n g . Der Artikel „ Z u m T h e m a der . K r i e g s s c h u l d ' " hatte sich in erster Linie an die D e u t s c h e n selbst gerichtet. W e b e r hielt es für unumgänglich, gerade im A u g e n b l i c k t i e f s t e r Erniedrigung „ W ü r d e " zu zeigen; der f o r t s c h r e i t e n d e n Z e r s t ö rung d e s „ d e u t s c h e n Antlitzes" wollte er Einhalt g e b o t e n sehen. Seit A n f a n g Februar 1919 verlagerte sich seine Aktivität in dieser Frage dann in den Bereich der auswärtigen Politik. Nur v o n einer Seite, die politisch nicht durch f o r s c h e Kriegszielpropaganda kompromittiert war, ließ sich in der Kriegsschuldfrage allenfalls n o c h etwas b e w e g e n . D e m g e m ä ß beteiligte sich Max W e b e r an der G r ü n d u n g der „ A r b e i t s g e m e i n s c h a f t für Politik des Rechts (Heidelberger Vere i n i g u n g ) " , die es sich z u m Ziel gesetzt hatte, der „ K r i e g s s c h u l d l e g e n d e " im In- und A u s l a n d mit publizistischen und gegebenenfalls auch mit w i s s e n s c h a f t lichen Mitteln e n t g e g e n z u t r e t e n . Die A n r e g u n g für die G r ü n d u n g einer s o l c h e n Vereinigung politisch unabhängiger Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Diplomatie und Politik s t a m m t e aus der U m g e b u n g des Prinzen Max v o n Baden; dabei hat Kurt Hahn, der langjährige persönliche Berater des Prinzen und Freund Brockdorff-Rantzaus, eine f ü h r e n d e Rolle gespielt. Max W e b e r übernahm den Vorsitz in der G r ü n d u n g s v e r s a m m l u n g der „ A r b e i t s g e m e i n s c h a f t für Politik des R e c h t s " , die am 3. und 4. Februar 1919 in s e i n e m Haus stattfand, und beteiligte sich aktiv an den B e r a t u n g e n . 5 7 Dieser lag eine v o m Prinzen verfaßte und mündlich v o r g e t r a g e n e „ D e n k s c h r i f t " z u g r u n d e , in der statt des den D e u t s c h e n b e v o r s t e h e n d e n „ G e w a l t f r i e d e n s " ein „Friede des R e c h t s " gefordert w u r d e . 5 8 Es war beabsichtigt, mit dieser Initiative vor allem die öffentliche M e i n u n g in den neutralen Staaten und die „ F r i e d e n s p a r t e i e n " in den angelsächsischen Ländern a n z u s p r e c h e n und dazu beizutragen, einen allmählichen U m s c h w u n g der S t i m m u n g z u g u n s t e n des D e u t s c h e n Reiches herbeizuführen, In einer öffentlichen Z u s t i m m u n g s e r k l ä r u n g zu den A u s f ü h r u n g e n Prinz Max v o n B a d e n s auf der G r ü n d u n g s v e r s a m m l u n g , die Max W e b e r mitunterzeichnet hat, forderte die „ H e i d e l b e r g e r V e r e i n i g u n g " am 7. Februar 1919 die U n t e r s u c h u n g der Schuldfrage durch eine „unparteiische neutrale Unters u c h u n g s k o m m i s s i o n " und trat für einen Friedensschluß ein, der „ d e m Geist der W i l s o n s c h e n G r u n d s ä t z e g e r e c h t " w e r d e ; nur so k ö n n t e n einer „Politik 57 Siehe Max Webers Äußerungen auf der Gründungsversammlung der „Heidelberger Vereinigung", unten S. 202ff. Zur Entstehung der „Heidelberger Vereinigung" vgl. ferner Albertin, Lothar, Liberalismus und Demokratie am Anfang der Weimarer Republik. - Düsseldorf: Droste 1972, S. 212-215, und Luckau, Alma, The German Delegation at the Paris Peace Conference [Nachdruck der Ausgabe von 1941],-New York: Fertig 1971, S. 49. 58 Vgl. das Protokoll der Gründungsversammlung, auf dessen Existenz uns freundlicherweise Herr Dr. Knoll aufmerksam machte, und die „Rede" des Prinzen Max, abgedruckt In: Pr. Jbb., Bd. 175,1919, S. 295-318.
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des R e c h t s " für die Z u k u n f t die W e g e g e b a h n t w e r d e n , w ä h r e n d anderenfalls die Verwirklichung der Idee eines „ V ö l k e r b u n d s " v o n vornherein z u m S c h e i tern verurteilt sein w ü r d e . 5 9 Die „ Heidelberger V e r e i n i g u n g " legte b e s o n d e r e n Wert auf die Feststellung, daß sie g e g e n ü b e r den Regierungen und Parteien völlig unabhängig sei. In der Hauptsache g e h ö r t e n ihr, n e b e n zahlreichen Wissenschaftlern, Diplomaten, Militärs und Politiker an, die aus d e m aktiven Staatsdienst a u s g e s c h i e d e n waren. A b e r es fehlte gleichwohl nicht an V e r b i n d u n g e n zu amtlichen Stellen, beispielsweise d u r c h die A b g e o r d n e t e n Konstantin Fehrenbach oder C o n r a d Haußmann. Z u w e i l e n waren delikate Manöver notwendig, u m die „ H e i d e l b e r ger V e r e i n i g u n g " als v o n j e d w e d e r V e r b i n d u n g mit amtlichen Instanzen vollk o m m e n frei e r s c h e i n e n zu lassen; so w u r d e n verschiedentlich politisch aus unterschiedlichen G r ü n d e n kompromittierte oder an L ä n d e r r e g i e r u n g e n beteiligte Persönlichkeiten ersucht, im Hintergrund zu bleiben. Die „ H e i d e l b e r g e r V e r e i n i g u n g " verfügte namentlich durch Max Graf Montgelas über sehr gute B e z i e h u n g e n z u m A u s w ä r t i g e n A m t ; im nationalen Interesse ließ sie sich verschiedentlich bereitwillig auf ein Z u s a m m e n s p i e l mit d i e s e m ein. 6 0 Insbes o n d e r e der von Max W e b e r für die „ H e i d e l b e r g e r V e r e i n i g u n g " g e z e i c h n e t e Aufruf v o m 20. März 1919, in d e m erneut eine U n t e r s u c h u n g der Schuldfrage durch eine internationale neutrale K o m m i s s i o n und die Publikation der diplomatischen A k t e n z u m Kriegsausbruch gefordert w u r d e , ging auf ein s o l c h e s Zusammenspiel zurück.61 W e b e r s Hervortreten im R a h m e n der „ H e i d e l b e r g e r V e r e i n i g u n g " stand in h o h e m Maße unter B e d i n g u n g e n , die direkt oder indirekt durch die amtliche Politik in der Kriegsschuldfrage gesetzt w u r d e n . Gelegentlich war seine A u t o r schaft nur formaler, nicht materialer Natur; er sprach nicht in erster Linie für sich selbst, s o n d e r n v o r n e h m l i c h für andere, innerhalb eines B e z u g s s y s t e m s , das er selbst w e d e r zu verantworten hatte noch n e n n e n s w e r t zu beeinflussen v e r m o c h t e . Dies gilt in noch ungleich h ö h e r e m Maße für seine Rolle als Mitglied der d e u t s c h e n Friedensdelegation in Versailles und als Mitautor der sog. „ P r o f e s s o r e n d e n k s c h r i f t " über die Schuld am Kriege, den „ B e m e r k u n g e n z u m Bericht der K o m m i s s i o n der alliierten und assoziierten R e g i e r u n g e n über die Verantwortlichkeiten der Urheber des K r i e g e s " v o m Mai 1919. W e g e n ihres, durch diese U m s t ä n d e bedingten, v e r g l e i c h s w e i s e g e r i n g e n Authentizitätsgrades w e r d e n die d i e s b e z ü g l i c h e n Texte getrennt v o n seinen sonstigen politis c h e n Schriften und Reden aus j e n e n Jahren veröffentlicht. In d i e s e m Bande wird, über die U n t e r s u c h u n g e n von Fritz Dickmann, U d o Wengst, Walter S c h w e n g l e r und Ulrich H e i n e m a n n h i n a u s g e h e n d , 6 2 erstmals 59 Siehe in diesem Band, unten S. 523ff. 60 Vgl. Albertin, Liberalismus und Demokratie, S. 214. 61 Vgl. den Editorischen Bericht zu diesem Aufruf, unten S. 225-229. 62 Dickmann, Fritz, Die Kriegsschuldfrage auf der Friedenskonferenz von Paris 1919, in: HZ, Bd. 197, 1963, S. 75ff.; Wengst, Udo, Graf Brockdorff-Rantzau und die außenpolitischen Anfänge der Weimarer Republik. - Bern: Lang 1973; Schwengler, Walter, Völkerrecht, Versailler Vertrag und Auslieferungsfrage. - Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1982; Heinemann, Ulrich, Die verdrängte Niederlage.-Göttingen: Vandenhoeck& Ruprecht 1983.
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die äußerst komplizierte G e s c h i c h t e der Entstehung der P r o f e s s o r e n d e n k schrift e i n g e h e n d dargestellt, soweit sich diese angesichts der an e n t s c h e i d e n den Punkten lückenhaften Überlieferung heute noch rekonstruieren läßt. Max W e b e r und seine Kollegen Hans Delbrück, Albrecht M e n d e l s s o h n Bartholdy und Max Graf Montgelas gerieten von A n b e g i n n in den Strudel der heftigen A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n z w i s c h e n der Reichsregierung, die sich ausdrücklich d a g e g e n verwahrt hatte, sich anläßlich der V e r h a n d l u n g e n über den Friedensvertrag auf eine Erörterung der Schuldfrage einzulassen, und d e m A u ß e n m i n i ster und d e u t s c h e n V e r h a n d l u n g s f ü h r e r in Versailles, Graf Brockdorff-Rantzau, der ganz im Gegenteil zutiefst davon ü b e r z e u g t war, daß erträgliche Friedensb e d i n g u n g e n nur dann erreichbar sein w ü r d e n , w e n n die alliierte T h e s e v o n der alleinigen Kriegsschuld Deutschlands z u v o r gründlich widerlegt w o r d e n sei. O h n e es zu w i s s e n , waren W e b e r und seine Kollegen von A n f a n g an dazu a u s e r s e h e n , kraft ihres A n s e h e n s der Position der d e u t s c h e n Friedensdelegation in Versailles zu größerer Respektabilität zu verhelfen. D a g e g e n war nicht beabsichtigt, ihnen maßgeblichen Einfluß auf die B e h a n d l u n g der Kriegsschuldfrage e i n z u r ä u m e n . S c h o n anläßlich der A n o r d n u n g der Einladung Max W e b e r s und der anderen S a c h v e r s t ä n d i g e n hat Brockdorff-Rantzau dies b e m e r k e n s w e r t offen z u m A u s d r u c k gebracht: „ D a s Material ist hier, die Erwiderung (auf den K o m m i s sionsbericht der Alliierten und Assoziierten Mächte zur Schuldfrage - d. Hg.) nahezu fertiggestellt. Es k o m m t darauf an, den Wert u n s e r e s Materials durch die Autorität dieser Herren zu e r h ö h e n [. . .]" , 6 3 Tatsächlich spielte das e i g e n s z u m Z w e c k der B e k ä m p f u n g d e s K r i e g s s c h u l d v o r w u r f s eingerichtete Spezialbüro für die U n t e r s u c h u n g der Schuldfrage unter der Leitung von Bernhard Wilhelm v o n B ü l o w kein sehr faires Spiel. Max W e b e r und die anderen S a c h verständigen w u r d e n über die politische Konstellation und i n s b e s o n d e r e über die beständigen A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n der Friedensdelegation mit d e m Reichskabinett hinsichtlich der e i n z u s c h l a g e n d e n Strategie in der Frage der Kriegsschuld niemals in Kenntnis gesetzt; man gab ihnen nur w e n i g e Tage Zeit, sich in die a n s t e h e n d e n Fragen einzuarbeiten, und zog es vor, ihnen die der Reichsregierung jüngst zugänglich g e w o r d e n e n A u s z ü g e aus den österreic h i s c h - u n g a r i s c h e n Akten in der Julikrise 1 9 1 4 nicht zur Kenntnis zu bringen. S c h o n w ä h r e n d der v o r b e r e i t e n d e n B e s p r e c h u n g e n in Berlin v o m 29. März bis 2. April 1919 w a r e n Max W e b e r ernste Zweifel d a r ü b e r g e k o m m e n , ob d e n n seine Teilnahme an den b e v o r s t e h e n d e n Friedensverhandlungen überhaupt sinnvoll sei, w e n n s c h o n die v o r b e r e i t e n d e n Beratungen in Berlin in seinen A u g e n auf w e n i g m e h r als eine bloße Beschäftigungstherapie für die S a c h v e r ständigen hinausliefen. Nur aufgrund eines persönlichen G e s p r ä c h s mit Graf Bernstorff, d e m Leiter der „Geschäftsstelle für die F r i e d e n s v e r h a n d l u n g e n " , hatte er sich a m Ende wieder u m s t i m m e n lassen und dazu b e r e i t g e f u n d e n ,
63 Für einen genauen Nachweis dieser Äußerung siehe den Editorischen Bericht zu den „Bemerkungen zum Bericht der Kommission der alliierten und assoziierten Regierungen über die Verantwortlichkeiten der Urheber des Krieges", unten S. 305. Ebenso schon Dickmann, Kriegsschuldfrage, S. 87, Anm. 1.
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weiterhin mitzutun. A u c h bei dieser G e l e g e n h e i t w u r d e W e b e r hinsichtlich der k o n k r e t e n Rolle, die er ü b e r n e h m e n sollte, w e i t g e h e n d im unklaren gelassen. W e b e r e n t n a h m d e n Darlegungen Bernstorffs, daß die fünf Professoren unter den zahlreichen Sachverständigen, über deren m a n g e l n d e Repräsentativität er zuvor mehrfach Klage geführt hatte, a u s e r s e h e n seien „als die Instanz, w e l c h e gutachtlich über die v o n der Nationalversammlung zu e n t s c h e i d e n d e Frage zu hören sind: . A n n a h m e oder A b l e h n e n ' ! " 6 4 Das klang nun d o c h attraktiv, zumal W e b e r s c h o n damals fest davon ü b e r z e u g t war, daß m a n - s o f e r n nicht w e s e n t liche Z u g e s t ä n d n i s s e v o n seiten der Alliierten erreicht w e r d e n w ü r d e n - „auf j e d e n Fall" a b l e h n e n m ü s s e . Im übrigen w u r d e ihm zugesichert, daß der Aufenthalt in Versailles auf ein bis zwei W o c h e n begrenzt sein w ü r d e . „ U n t e r diesen U m s t ä n d e n " sagte er zu „ m i t z u g e h e n " , zumal sich darüber hinaus Max v o n Baden beim A u s w ä r t i g e n A m t mit g r o ß e m N a c h d r u c k für eine Beteiligung W e b e r s eingesetzt hatte. Max W e b e r sei „ b e s o n d e r s g e e i g n e t " , schrieb Prinz Max d e m Leiter der „Geschäftsstelle für die F r i e d e n s v e r h a n d l u n g e n " , „später die in Paris gefaßten Entschlüsse mit seiner g r o ß e n rednerischen und publizistischen Kraft vor d e m d e u t s c h e n Volk zu v e r t r e t e n . " 6 5 Als ihn dann A n f a n g Mai die definitive Einladung des Grafen Bernstorff zur Teilnahme an der Versailler Friedensdelegation erreichte, war W e b e r w i e d e r um zunächst geneigt, doch noch abzusagen. Er fühlte instinktiv, daß er für die Rolle, die man ihm z u g e d a c h t hatte, nicht der richtige Mann sei; die zahllosen Korrekturen und Einschübe in d e m uns überlieferten Konzept seines A n t w o r t s c h r e i b e n s an den Grafen Bernstorff w e i s e n s c h o n äußerlich darauf hin, daß er sich nicht sicher war, wie er d e n n reagieren solle. 6 6 W e b e r tendierte zur A b l e h n u n g . A b e r er sah es als schwierig an, dies in einer Weise zu tun, die nicht mißverstanden w e r d e n könne. E r f r a g t e skeptisch, „ o b d e n n irgend ein sachlicher Anlaß dazu wirklich b e s t e h t " , und fügte hinzu, daß er dies nur beurteilen könnte, w e n n ihm zur Kenntnis gebracht w ü r d e „ - gleichviel w e l c h e - k o n k r e ten Leistungen politischer oder sachlicher A r t " ihm abverlangt w e r d e n w ü r d e n . Erst bei dieser G e l e g e n h e i t dürfte man ihm - in sehr vager Form - eröffnet haben, daß vor allem seine Mitwirkung im R a h m e n einer S t e l l u n g n a h m e der Friedensdelegation zur Kriegsschuldfrage erwartet w e r d e . 6 7 A m Ende ließ er sich erneut dazu ü b e r r e d e n mitzutun, d o c h tat er dies nur mit großer Zurückhaltung und e r h e b l i c h e n Zweifeln. Er hatte sich nicht v o n sich aus dazu gedrängt, im Gegenteil, er wollte nichts zu schaffen haben mit „ d e r allgemeinen eitlen und vielgeschäftigen Neigung, überall mit dabei sein zu m ü s s e n [. . .]" , 6 8
64 Brief Max Webers an Mina Tobler von „Montag" [Mitte April 1919], Bestand Eduard Baumgarten, Privatbesitz. Um wen es sich außer den Professoren, die dann das „Professorengutachten" erstellen sollten, gehandelt hat, war nicht zu ermitteln. 65 PA AA Bonn, Geschäftsstelle für die Friedensverhandlungen, Bd. 10. 66 Konzept eines Schreibens an Graf Bernstorff, undat. [Mai 1919], ZStA Merseburg, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 28. Der an Bernstorff abgegangene Brief datiert vom 1. Mai 1919, PA AA Bonn, Geschäftsstelle für die Friedensverhandlungen, Bd. 10. 67 Vgl. den Brief Max Webers an Friedrich Naumann vom 10. Mai 1919, ZStA Merseburg, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30/8. 68 Vgl. den Brief an Bernstorff, wie Anm. 66.
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A m 8. oder 9. Mai 1919 reiste Max W e b e r zunächst nach Berlin. W e n i g e Tage zuvor hatte ihn eine Einladung des preußischen Ministeriums des Innern erreicht, in der er g e b e t e n w u r d e , die im Friedensvertragsentwurf der Siegermächte enthaltenen Forderungen bezüglich der A b t r e t u n g d e u t s c h e r G e b i e t e im O s t e n z u s a m m m e n mit einer G r u p p e von Sachverständigen einer e i n g e h e n d e n Prüfung zu unterziehen. Das Ministerium hatte zu d i e s e m Z w e c k eine „ K o m m i s s i o n zur Beratung der militärisch-politischen B e s t i m m u n g e n , G r u p p e Ostfragen I D P o l e n / W e s t p r e u ß e n " eingerichtet, in die n e b e n Max W e b e r u.a. auch Otto H o e t z s c h und sein ehemaliger Schüler Leo W e g e n e r berufen w u r d e . 6 9 A n der ersten Sitzung der A r b e i t s g r u p p e für Ostfragen, die am 13. Mai in Berlin stattfand, hat Max W e b e r t e i l g e n o m m e n . 7 0 Diese U n t e r k o m m i s s i o n arbeitete eine ausführliche und relativ detaillierte S t e l l u n g n a h m e zu den territorialen A b t r e t u n g s f o r d e r u n g e n des Friedensvertragsentwurfs der Alliierten und Assoziierten Mächte aus, die in Form e i n e r v o n amtlicher Seite gefertigten Z u s a m m e n s t e l l u n g in die „ Ä u ß e r u n g e n der zur Prüfung der F r i e d e n s b e d i n g u n g e n in Berlin e i n g e s e t z t e n A r b e i t s k o m m i s s i o n e n " e i n g e g a n g e n ist. Diese sind dann der d e u t s c h e n Friedensdelegation als Material zugeleitet w o r d e n . 7 1 Die d i e s b e z ü g l i c h e n D a r l e g u n g e n sind j e d o c h so allgemein gehalten, daß daraus nichts über Max W e b e r s e i g e n e Stellungnahm e n und s e i n e Rolle in den Beratungen der K o m m i s s i o n e n t n o m m e n w e r d e n kann; v o n einer B e r ü c k s i c h t i g u n g der Z u s a m m e n s t e l l u n g in d i e s e m Bande wird daher a b g e s e h e n . 7 2 A u ß e r d e m arbeitete die U n t e r k o m m i s s i o n „Leitsätz e " zur Beratung der militärisch-politischen Fragen des Friedensvertrages hinsichtlich der O s t m a r k e n aus, in d e n e n sie die „ A b t r e t u n g von O b e r s c h l e sien, Posen, W e s t p r e u ß e n s o w i e v o n Teilen Ostpreußens, P o m m e r n s u n d Mittelschlesiens" als mit den G r u n d s ä t z e n W o o d r o w Wilsons unvereinbar erklärte und im übrigen auf die Modalitäten einer eventuellen V o l k s a b s t i m m u n g in Posen e i n g i n g . 7 3 A n der zweiten Sitzung dieser U n t e r k o m m i s s i o n im Juni 1919 war Max W e b e r nicht m e h r beteiligt.
69 ZStA Merseburg, Rep. 77, Ministerium des Innern, Tit 856, Nr. 41. 70 Über den Aufenthalt Max Webers in Berlin vgl. die Briefe an MlnaToblervom [12. oder 14.] Mal 1919, Bestand Eduard Baumgarten, Privatbesitz. Den „Äußerungen der zur Prüfung der Friedensbedingungen in Berlin eingesetzten Arbeitskommissionen" In den Handakten Walter Simons Im PAAA Bonn, Nr. 6, läßt sich entnehmen, daß Max Weber an den Beratungen beteiligt war. Sein Name taucht jedoch nur in der Liste der Sachverständigen auf. 71 Ein Exemplar der In der Reichsdruckerei hergesteilen umfangreichen „Äußerungen der zur Prüfung der Friedensbedingungen In Berlin eingesetzten Arbeitskommissionen", an denen über 150 Personen beteiligt gewesen waren, findet sich In den Handakten von Walter Simons; sie enthält auf den S. 37-51 die entsprechenden Ausführungen über „Polen, Ostund Westpreußen". PAAA Bonn, Handakten Walter Simons, Akten betr. Friedensverhandlungen, Nr. 6. 72 Vgl. unten, S. 287. 73 Die Leitsätze sind unten, S. 289ff., abgedruckt. Darauf dürfte sich die Angabe bei Gerd Voigt, Otto Hoetzsch. Wissenschaft und Politik im Leben eines deutschen Historikers. Berlin: Akademie Verlag 1978, S. 130, beziehen, daß Max Weber an der Erstellung eines Gutachtens mitgewirkt habe.
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Noch in Berlin dürfte Max Weber am 14. Mai 1919 über die deutsche Gesandtschaft in Bern ein Telegramm erreicht haben, in dem mitgeteilt wurde, „daß Graf Brockdorff-Rantzau größten Wert darauf" lege, daß er „bald nach Versailles" kommen möge. 74 Daraufhin reiste Max Weber am folgenden Tage unverzüglich nach Versailles ab. Am 16. Mai früh dort eingetroffen, wurde er allerdings keineswegs sofort mit der Kriegsschuldproblematik befaßt, wie man eigentlich hätte annehmen sollen, offenbar auch deshalb, weil sich die Friedensdelegation noch nicht darüber im klaren war, wie in dieser Frage vorgegangen werden solle. 75 Stattdessen wurde er unverzüglich zu den Verhandlungen der Friedensdelegation über die territorialen Fragen im Osten hinzugezogen. Dabei mag es eine Rolle gespielt haben, daß er über die Ergebnisse der Beratungen der Untergruppe ID der Berliner Arbeitskommission über die Polen sowie Ost- und Westpreußen betreffenden territorialen Abtretungsforderungen aus erster Hand berichten konnte. Außerdem wareraufgrund seiner Arbeiten zur Landarbeiterfrage im ostelbischen Deutschland mit den ethnischen und sozialen Verhältnissen in den deutschen Ostgebieten gut vertraut. Bereits am 13. Mai 1919 hatte die deutsche Friedensdelegation grundsätzlich Protest gegen die im Entwurf des Friedensvertrages vorgesehenen umfangreichen Gebietsabtretungen eingelegt und darüber hinaus eine besondere Note in Aussicht gestellt, in der im einzelnen zu den territorialen Forderungen Stellung genommen werden sollte. 76 Gleichzeitig bereitete die deutsche Friedensdelegation in fieberhafter Eile eine umfassende Stellungnahme zu den „Ostfragen" vor, die, gestützt auf rechtliche, ökonomische und insbesondere bevölkerungsstatistische Argumente, für die die Unterlagen vielfach noch in mühsamer Kleinarbeit aus Berlin beschafft werden mußten, die Abtretungsforderungen abzuweisen oder doch auf ein Mindestmaß zurückzuschneiden suchte. In der Sitzung der deutschen Friedensdelegation vom 15. Mai 1919 befand Walther Schücking, dem als einem der Delegierten die Aufgabe übertragen worden war, den Entwurf der deutschen Gegenvorstellungen zu redigieren, daß die zu diesem Zeitpunkt ausgearbeitete Note über die „Ostfragen" unzureichend und vor allem nicht wirkungsvoll genug formuliert sei, um sie den Alliierten und Assoziierten Mächten zu über'geben, wie dies ursprünglich beab74 In den „Handakten seiner Excellenz des deutschen Außenministers", Akten der Deutschen Frledensdelegatlon Versailles, Pol. 1, PAAA Bonn, findet sich das von BrockdorffRantzau abgezeichnete Konzept eines Telegramms von Bernstorff mit der Bitte, umgehend eine telegraphische Bitte um baldige Anreise an Max Graf Montgelas und desgleichen an Hans Delbrück und Max Weber zu richten. Das entsprechende Telegramm ist dann am folgenden Tage herausgegangen. Indem Konzept heißt es höchst charakteristisch: „Empfehle diese Bitte durch Appell an Patriotismus so dringend zu machen, daß Graf Montgelas [respektive Max Weber, d. Hg.] nicht absagen kann". 75 In der Sitzung der Friedensdelegation vom 16. Mal wurde noch kontrovers erörtert, ob die Schuldfrage überhaupt im Zusammenhang der Entschädigungsproblematik angesprochen werden solle. Vgl. PAAA Bonn, Deutsche Frledensdeiegation Versailles, Protokolle der Friedensdelegation, Pol. 2a. 76 PAAA Bonn, Deutsche Frledensdeiegation Versailles, Protokolle der Deutschen Friedensdelegation, Pol. 2a.
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sichtigt war. Demgemäß beschloß die Friedensdelegation, die Note einer erneuten Umarbeitung zu unterziehen. Vermutlich in diesem Zusammenhang wurde Max Weber bereits unmittelbar nach seiner Ankunft in Versailles am 16. Mai 1919 zu den Beratungen über die „Ostfragen" hinzugezogen. In einem Telegramm Brockdorff-Rantzaus an die „Geschäftsstelle für die Friedensverhandlungen " vom gleichen Tage heißt es ausdrücklich: „Territorialfragen deutschen Ostens sind heute in vielstündigen Verhandlungen mit allen Kommissaren und Sachverständigen unterZuziehung Professor Webers besprochen". 7 7 Nach eigenem Bekunden hat Max Weber „einige Verbesserungsvorschläge zur Osi-Note gemacht, hoffentlich mit Erfolg", wie er am 19. Mai 1919 an seine Frau schrieb. 78 Darüber hinaus dürfte er auch maßgeblich an der Formulierung der deutschen Gegenvorstellungen zu den Abtretungsforderungen im Osten mitgewirkt haben. 79 Von konkreter Arbeit an der Kriegsschulddenkschrift war dagegen vorderhand nicht die Rede. Noch am 19. Mai schrieb Weber an seine Frau: „ Morgen kommt H[ans] Delbrück, übermorgen Montgelas, dann soll die ,Schuld'-Note redigiert werden, deretwegen man mich hergeholt hat. Jedenfalls mache ich bei der Schuld-Note nicht mit, wenn da Würdelosigkeiten beabsichtigt oder zugelassen w e r d e n " 8 0 Die Verzögerung dürfte freilich nicht nur durch die spätere Anreise Delbrücks und Montgelas' bedingt gewesen sein, sondern vor allem durch die angesichts des fortdauernden Dissenses zwischen BrockdorffRantzau und dem Reichskabinett bestehende Unsicherheit über die Strategie, die in der Kriegsschuldfrage eingeschlagen werden sollte. In der Tat bestand in dieser Frage eine äußerst verworrene Situation. Die Reichsregierung hatte in den „Richtlinien für die Friedensunterhändler" ausdrücklich die Weisung gegeben, die Frage der Kriegsschuld nicht zu einem 77 PAAA Bonn, Deutsche Friedensdelegation Versailles, Pol. 13, Bd. 2. 78 Brief an Marianne Weber vom [19. Mai 1919], Bestand Max Weber-Schäfer, Privatbesitz. Leider sind die Vorentwürfe zur Ostnote und damit auch Webers diesbezügliche Vorschläge nicht überliefert. Siehe unten, S. 559ff. 79 In den Akten der deutschen Friedensdelegation Im PAAA Bonn, Pol. 13, Bd. 3a, befindet sich eine In Maschinenschrift gehaltene frühe Fassung der deutschen Gegenvorschläge zu den Frledensbedingungen, die zwischen dem 14. und 17. Mal 1919 entstanden sein dürfte. Die Abschnitte „I. Polen, II. Ostpreußen und Westpreußen, III. Danzig, IV. Memel" auf S. 29-36 dieses umfangreichen Textes weisen eine ganze Reihe von mit Bleistift vorgenommenen handschriftlichen Korrekturen von der Hand Max Webers auf, die sich allerdings nicht klar von Zusätzen und Korrekturen von einer anderen Hand unterscheiden lassen und deshalb in diesem Band nicht wiedergegeben werden können. Zum Teil handelt es sich um die Korrektur von statistischen Angaben über die nationale Zusammensetzung der im Friedensvertrag für eine Abtretung vorgesehenen Gebiete Im Osten, die Weber möglicherweise den bei den Beratungen in Berlin vorgelegten Unterlagen entnommen haben könnte. Doch läßt sich dies nicht mit Sicherheit sagen. Der betreffende Abschnitt ist anschließend von verschiedenen, uns im einzelnen nicht bekannten Bearbeitern noch mehrfach umgestaltet worden und schließlich In einer stark veränderten und erweiterten Form unter dem Titel „Ostfragen" in die „Zusammenfassende Stellungnahme der Deutschen Friedensdelegation zu den Friedensbedingungen " eingegangen, die am 29. Mal dem Präsidenten der Friedenskonferenz übermittelt worden ist. 80 Brief an Marlanne Weber vom [19. Mai 1919], Bestand Max Weber-Schäfer, Privatbesitz.
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Verhandlungsgegenstand zu machen und gegebenenfalls gegenüber den Alliierten zu erklären, daß die Frage der Kriegsschuld beim gegenwärtigen Stand der Prüfung der Akten noch nicht spruchreif sei. Angesichts der unerwartet scharfen Erklärung Clemenceaus bei der Übergabe des Entwurfs des Friedensvertrags vom 7. Mai 1919 hatte sich Brockdorff-Rantzau gleichwohl dazu entschlossen, nun die vorsorglich bereits vorbereitete Alternativstrategie eines Frontalangriffs auf die Position der Alliierten in der Kriegsschuldfrage einzuschlagen. 81 Er hielt dies für geboten, da, wie er meinte, die Alliierten und Assoziierten Mächte die materiellen Bedingungen des Friedensvertrages damit zu begründen im Begriff seien, daß das Deutsche Reich die Verantwortung für den Ausbruch des Weltkrieges trage. Dies kam aus seiner Sicht einem Versuch gleich, das bei Annahme des deutschen Friedensersuchens auf der Grundlage der Vierzehn Punkte geschlossene pactum de contrahendo zu umgehen. Hinzu kam nicht zuletzt ein erheblicher Schuß von Prestigedenken und verletztem Nationalstolz. 82 Demgemäß wurde in Versailles nunmehr beschlossen, die von dem „Spezialbüro" für Schuldfragen unter Federführung von Bernhard Wilhelm von Bülow bereits vorbereitete Denkschrift zur Kriegsschuldfrage nebst einem umfänglichen Dokumentenanhang nun doch den Alliierten zu übergeben, um damit dem von diesen erhobenen Vorwurf der alleinigen Kriegsschuld des Deutschen Reiches entgegenzutreten. Als Ausgangspunkt diente dafür eine von einer internen Kommission der Friedenskonferenz erarbeitete Denkschrift zur Frage der Verursachung des Ersten Weltkrieges, der sog. Rapport présenté à la Conférence des Préliminaires de Paix par la Commission des Responsabilités des auteurs de la Guerre et sanctions vom 29. März 1919, der der deutschen Regierung über die deutsche Gesandtschaft in Den Haag zugespielt worden war. Hans Delbrück, Max Graf Montgelas, Max Weber und Albrecht Mendelssohn Bartholdy wurden demgemäß unvermittelt und völlig unvorbereitet mit dem Ansinnen konfrontiert, sich die bereits erstellte Denkschrift des Auswärtigen Amtes zur Kriegsschuldfrage nebst ihres umfangreichen Dokumentenanhangs zu eigen zu machen und mit ihrem Namen zu decken; soweit wir sehen, war ursprünglich bestenfalls eine redaktionelle Überarbeitung des Textes der Denkschrift seitens der „Professorenkommission" ins Auge gefaßt, keineswegs die Abfassung einer eigenständigen Stellungnahme. Dazu hätte angesichts der äußerst kurzen Frist, die dafür zur Verfügung stand, allerdings auch gar keine Möglichkeit bestanden. Erst am 21. Mai war die „Professorenkommission" vollständig versammelt. Hinzu kam, daß sich sofort tiefgreifende 81 Für seine bekannte große Rede vom 7. Mai 1919 benutzte Brockdorff-Rantzau, wie jüngst Michael Knoll gezeigt hat, einen Entwurf Kurt Hahns, der seinerseits auf die Ausführungen des Prinzen Max von Baden vom 3. Februar 1919 auf der Gründungsversammlung der „Heidelberger Vereinigung" zurückgegriffen hatte. Für einen Nachweis der wörtlichen Übereinstimmungen mit der Rede des Prinzen Max siehe Knoll, Michael, Anmerkungen zu BrockdorffRantzaus Rede in Versailles, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, Bd. 38,1987, S. 108-111. 82 Vgl. Dickmann, Kriegsschuldfrage, S. 78f.
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Meinungsverschiedenheiten über den Tenor der Denkschrift ergaben, für die Delbrück einen Alternativentwurf mitgebracht hatte, der sich im Argumentationsstil und in der Zuweisung der Verantwortlichkeiten wesentlich von dem amtlichen Entwurf unterschied. Auf den Dokumentenanhang haben die Sachverständigen, obschon auch dieser den Alliierten und Assoziierten Mächten und dann auch der Öffentlichkeit unter ihrem Namen übergeben wurde, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinerlei Einfluß nehmen können. Dazu fehlte die Zeit und auch die erforderliche Kenntnis der tatsächlichen Aktenlage. Nur Hans Delbrück brachte in dieser Hinsicht einige Vorkenntnisse mit, die in der Umgebung Eberts die Sorge hatten wach werden lassen, daß dieser womöglich zu stark auf „Präventivkriegsabsichten" der Reichsleitung abheben könnte. Als weiterer Faktor kam hinzu, daß Max Weber ohnehin nicht damit einverstanden war, daß die Frage der Verantwortlichkeit am Kriege nahezu ausschließlich auf der Ebene der diplomatischen Aktionen der Großmächte in den letzten Wochen und Monaten vor Kriegsausbruch behandelt werden sollte, wie dies in dem amtlichen Entwurf vorgezeichnet war. Davon abgesehen, wurden die Arbeiten an der Denkschrift überschattet von den Auseinandersetzungen zwischen der Friedensdelegation und dem Reichskabinett über die Frage, ob die Kriegsschuldfrage dilatorisch behandelt oder, wie Brockdorff-Rantzau dies wollte, in offensiver Form angegangen werden sollte. Dies führte zu Schwankungen in der Haltung der Friedensdelegation zwischen einem harten und einem konzilianteren Kurs. Der Sache nach war der Spielraum, der Max Weber und seinen Kollegen für die Entwicklung eigener Vorstellungen in der Schuldfrage gegeben wurde, demnach denkbar gering. Ursprünglich hatten sie ja, wie bereits dargelegt, der bereits vorliegenden Ausarbeitung nur ihr Placet geben und diese mit ihrer wissenschaftlichen Autorität versehen sollen. Unter solchen Umständen wird man den persönlichen Anteil Max Webers an den „Bemerkungen zum Bericht der Kommission der alliierten und assoziierten Regierungen über die Verantwortlichkeiten der Urheber des Krieges" - so lautete der offizielle Titel der Denkschrift der „ Professorenkommission" - nicht allzu hoch ansetzen dürfen, wie in dem Editorischen Bericht unter Heranziehung aller uns bekannten Materialien und Gesichtspunkte im einzelnen dargelegt wird. 83 Nur die „Rückblickenden Betrachtungen" dürften in größerem Maße auf Max Weber selbst zurückgehen. Am 28. Mai 1919 wurde die Denkschrift dann dem Präsidenten der Friedenskonferenz, George Clemenceau, mit einer Mantelnote des Grafen Brockdorff-Rantzau übergeben. Weber selbst war nichts weniger als glücklich über den Ausgang der Dinge; er fand „das entstandene Dokument sehr mäßig"; nur „sehr ungern" hatte er seinen Namen dafür hergegeben, was übrigens für Hans Delbrück gleichermaßen gilt. 84 Es läßt sich nicht übersehen, daß Max Weber und seine Kollegen von Brockdorff-Rantzau für seine persönliche Strategie in der Behandlung der 83 Siehe unten, S. 312ff. 84 Siehe unten, S. 315ff.
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Kriegsschuldfrage e i n g e s p a n n t w o r d e n waren, o h n e ihnen j e n e s Maß an Eigenständigkeit z u z u g e s t e h e n , das ihnen eine wirklich unabhängige Stellungn a h m e zur Frage der S c h u l d am Kriege ermöglicht haben w ü r d e . Dies trat auch in der w e i t e r e n B e h a n d l u n g der „ P r o f e s s o r e n d e n k s c h r i f t " d u r c h die „ G e schäftsstelle für die F r i e d e n s v e r h a n d l u n g e n " hervor. A m 29. Mai 1919, einen Tag nach Ü b e r g a b e der Denkschrift, w u r d e sie von Bernhard Wilhelm v o n Bülow a n g e w i e s e n , g e g e n ü b e r etwaigen neuerlichen V o r s c h l ä g e n Max W e bers Z u r ü c k h a l t u n g an d e n Tag zu legen. Das A u s w ä r t i g e A m t war zwar daran interessiert, das internationale A n s e h e n Max W e b e r s für die Förderung der d e u t s c h e n Außenpolitik zu nutzen, aber k e i n e s w e g s bereit, d e s s e n sachliche Vorschläge und A n r e g u n g e n zur Kenntnis zu n e h m e n , g e s c h w e i g e d e n n sich diese zu e i g e n zu machen. Max W e b e r selbst ist sich dieser Tatsache d u r c h a u s bewußt g e w e s e n , als er am 28. Mai 1919 mit d e m Empfinden tiefer Frustration aus Versailles abreiste. Er hat sich späterhin zwar noch an der Erklärung der „ V i e r e r k o m m i s s i o n " zu d e m „ v e r s t ü m m e l t e n " Gesandtschaftsbericht des bayerischen Geschäftsträgers v o n S c h o e n v o m 18. Juli 1914 u n d an m e h r e r e n A u f r u f e n der „ Heidelberger V e r e i n i g u n g " beteiligt, aber nicht m e h r aktiv in die A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n über die Frage der Verantwortlichkeit am Kriege e i n g e griffen. 8 5 Dabei dürfte eine Rolle gespielt haben, daß ihm z u n e h m e n d Zweifel kamen, ob d e n n die d e u t s c h e Politik im Juli 1914 wirklich in d e m U m f a n g v o n einer S c h u l d am Kriegsausbruch f r e i g e s p r o c h e n w e r d e n könne, wie er dies bisher selbst öffentlich vertreten hatte. 8 6 Darüber hinaus w u r d e Max W e b e r , o b s c h o n er primär für die B e h a n d l u n g der Kriegsschuldfrage nach Versailles eingeladen w o r d e n war, auch weiterhin zu den Beratungen der d e u t s c h e n Friedensdelegation über die Ostfragen hinzug e z o g e n . A m 22. Mai unterzeichnete er g e m e i n s a m mit den S a c h v e r s t ä n d i g e n für die Ostfragen eine an das Kabinett gerichtete W a r n u n g vor Volksabstimm u n g e n im O s t e n . 8 7 A u ß e r d e m w u r d e er offenbar an den Beratungen über wirtschaftliche und politische Fragen beteiligt. Anfänglich hatte BrockdorffRantzau beabsichtigt, die einzelnen T e i l k o m p l e x e der F r i e d e n s b e d i n g u n g e n jeweils in b e s o n d e r e n Noten z u m G e g e n s t a n d v o n V e r h a n d l u n g e n zu m a c h e n und d e m g e m ä ß den Alliierten und Assoziierten Mächten s t ü c k w e i s e K o n z e s s i o n e n abzuringen. Gleichzeitig sollte in einer ausführlichen Denkschrift „ g e gen d e n Geist d e s g a n z e n Instruments V e r w a h r u n g e i n g e l e g t " und in einzelnen Kapiteln die „ U n m ö g l i c h k e i t der Erfüllung der v e r s c h i e d e n e n Forderungen
85 Siehe unten, S. 355 und S. 523. 86 Gegenüber Hans Delbrück äußerte Max Weber im Oktober 1919 privat einige Zweifel, ob der Bericht von Schoens über die deutsche Politik in der Julikrise wirklich so einfach beiseite geschoben werden könne, wie es die von ihm mitverantwortete „Erklärung der Viererkommission" getan hatte: „Beiläufig: der Schönsche Bericht bleibt sehr unerfreulich. Schön hat irgendwie jene Eindrücke gehabt, sonst hätte er nicht V2 Jahr geschwiegen - s o unentschuldbar trotzdem Eisners Verhalten bleibt, ich glaube, das muß man zugeben. Mir graut etwas vor unseren Akten. Mehr noch freilich vor der Vervielfältigung dieser .Erinnerungen' ä la Ludendorff, Tlrpitz p.p." Brief an Hans Delbrück vom 8. Okt. 1919, DStB Berlin/DDR, Nl. Hans Delbrück, Nr. 15. 87 Vgl. unten, S. 297.
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und ihr Widerspruch mit den konkreten Zusicherungen früherer Vereinbarungen" - v o r allem der sog. Vierzehn P u n k t e - d a r g e l e g t werden. Angesichts der extrem kurz bemessenen Frist, die von der Friedenskonferenz für die Vorlage deutscher Gegenvorstellungen eingeräumt war, bemühte sich die Friedensdelegation in hektischer Aktivität um die Ausarbeitung nicht nur von völkerrechtlichen Einwänden gegen das Vertragswerk, sondern auch von konkreten politischen und wirtschaftlichen Gegenvorstellungen, die dann in der besagten Denkschrift zusammengefaßt werden sollten. Im Zuge der Arbeiten kam es freilich zu erheblichen Differenzen zwischen der Friedensdelegation und der Reichsregierung nicht allein in der Frage der Behandlung des Kriegsschuldkomplexes, sondern auch der Art und Reichweite der Konzessionen, die den Alliierten allenfalls gemacht werden könnten. Diese konnten auch in einer gemeinsamen Besprechung Brockdorff-Rantzaus mit Vertretern des Reichskabinetts in Spa am 18. Mai 1919 nicht völlig ausgeräumt werden. Während die Friedensdelegation für ein substantielles Entgegenkommen in wirtschaftlichen und finanziellen Fragen eintrat, um überhaupt zu ernsthaften Verhandlungen mit den Alliierten und Assoziierten Mächten zu kommen, bestand die Regierung auf einer ungleich unnachgiebigeren Linie. Daraufhin verlangten die Delegierten am 19. Mai in einer kollektiven Stellungnahme, die dem Reichskabinett telegraphisch übermittelt wurde, daß sie dazu ermächtigt werden sollten, den Forderungen der Alliierten zumindest in zwei Punkten weitgehend entgegenzukommen, der Anerkennung einer, freilich zeitlich gestaffelten, Reparationsschuld von 100 Milliarden Goldmark und der Beschränkung der Reichswehr auf 1 0 0 0 0 0 Mann, nach einer angemessenen Übergangsfrist. Mit dieser flexibleren Strategie setzte sie sich am Ende weitgehend, wenn auch mit einiger Mühe, durch. Max Weber nahm in diesen Fragen eine vergleichsweise unnachgiebige Haltung ein, die ihn in Versailles zu einem Außenseiter machte. Er sah namentlich die wirtschaftlichen Friedensbedingungen als so niederschmetternd an, daß er eine auch nur begrenzte Annahme derselben für schlechterdings unverantwortlich erachtete. „Die wirtschaftlichen Bedingungen sind", so schrieb er am 19. Mai an seine Frau, „je näher man sie ansieht, desto m e h r ^ so furchtbar und so raffiniert, d a ß ^ wenn sie auch nur zu Vz angenommen werden, man in der Tat nur ein finsteres Loch sieht ohne allen noch so fernen Lichtblick". 8 8 Als ihm die Stellungnahme der Delegierten gegenüber dem Reichskabinett nachträglich zur Kenntnis gebracht wurde, erhob er dagegen in einem formellen Schreiben an die Friedensdelegation „entschiedenen Einspruch, um nicht indirekt mit verantwortlich zu sein" , 8 9 Er hielt sowohl die in Aussicht g e n o m m e ne Reparationssumme von 100 Milliarden als auch das Zugeständnis eines 100000-Mann-Heeres für völlig inakzeptabel. Mit diesem Schritt manövrierte 88 Brief an Marianne Weber, Montag, [19. Mai 1919], Bestand Max Weber-Schäfer, Privatbesitz. 89 Brief vom 21. Mai 1919 an die deutsche Friedensdelegation, PAAA Bonn, Deutsche Friedensdelegation Versailles, Pol. 13, Bd. 3. Vgl. den Wortlaut dieses Schreibens, unten S. 565.
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er sich im Kreise der S a c h v e r s t ä n d i g e n in eine Außenseiterposition, was die Möglichkeiten einer k o n k r e t e n Einflußnahme auf den w e i t e r e n G a n g der D i n g e beeinträchtigt haben dürfte. D e s u n g e a c h t e t w u r d e Max W e b e r am 22. Mai dann d o c h noch an den Beratungen einer K o m m i s s i o n beteiligt, die zu d e m Z w e c k e eingesetzt w u r d e , eine p u b l i k u m s w i r k s a m e Einleitung - eine sog. Mantelnote - zu formulieren, die den i n z w i s c h e n im w e s e n t l i c h e n fertiggestellten d e u t s c h e n G e g e n v o r schlägen vorangestellt w e r d e n sollte. Dieser unter Leitung Walther S c h ü c k i n g s s t e h e n d e n K o m m i s s i o n g e h ö r t e n n e b e n Max W e b e r Hans Delbrück, A l b r e c h t M e n d e l s o h n Bartholdy, Moritz Julius Bonn, Ernst Jäckh und Kurt Hahn an. Max W e b e r und Moritz Julius Bonn w u r d e n jeweils mit der Erstellung eines e i g e n e n Entwurfs beauftragt, die nach d e m Bericht S c h ü c k i n g s in einer viereinhalbstündigen Sitzung z u s t a n d e k a m e n . 9 0 W e b e r hat diese A u f g a b e ersichtlich nur unter großen inneren Qualen ü b e r n o m m e n , g i n g e n ihm d o c h die K o n z e s s i o nen der d e u t s c h e n Friedensdelegation in e n t s c h e i d e n d e n Punkten viel zu weit. Dies geht aus einer Mitteilung an seine Frau unmittelbar nach seiner A b r e i s e aus Versailles mit aller w ü n s c h e n s w e r t e n Deutlichkeit hervor: „ O h es war scheußlich in Versailles. Um nichts hat man mich gefragt (d.h. maßgeblich gefragt) und zuletzt stellte man dann doch die Z u m u t u n g : jetzt s c h r e i b e n Sie die Einleitung zu diesem Entwurf. Ich habe das so gethan, daß ich wußte: das n e h m e n sie nicht. D e n n wie kann man, w e n n man nicht weiß, w i e diese z.T. unglaublichen A n e r b i e t u n g e n (100 Milliarden! H e e r e s - A u f l ö s u n g ! ) entstanden sind und — 3 S t u n d e n Frist e r h ä l t ? ? " 9 1 Der Entwurf Max W e b e r s , der uns leider nicht überliefert ist, 9 2 ist d e n n auch v o n Brockdorff-Rantzau v e r w o r f e n w o r d e n , allerdings ebenfalls jener von Moritz Julius B o n n . 9 3 Die Mantelnote ist dann schließlich in erster Linie v o n S c h ü c k i n g verfaßt w o r d e n , in einer in vieler Hinsicht nicht u n g e s c h i c k t und konziliant a r g u m e n t i e r e n d e n F o r m . 9 4 Max W e ber vertrat ersichtlichermaßen einen weit u n n a c h g i e b i g e r e n S t a n d p u n k t und dürfte s c h o n damals e i n e m A b b r u c h der V e r h a n d l u n g e n und einer A b l e h n u n g der U n t e r z e i c h n u n g des Vertrages den V o r z u g vor einer V e r h a n d l u n g s l ö s u n g g e g e b e n haben, die nur um d e n Preis w e i t g e h e n d e r K o n z e s s i o n e n zu erreichen war.
90 Schreiben Walther Schückings an seine Frau vom 31. Mai 1919, Nachlaß Schücking, HStA Münster. 91 Brief an Marianne Weber vom [30. Mai 1919], Bestand Max Weber-Schäfer, Privatbesitz. 92 Vgl. unten, S. 562ff. 93 Vgl. Schreiben Walther Schückings vom 31. Mai 1919, wie Anm. 90. Die verschiedenen Fassungen des Entwurfs von Bonn im BA Koblenz, NI. Moritz Julius Bonn. 94 Vgl. den endgültigen Wortlaut In: Urkunden zum Friedensvertrag von Versailles, hg. von Herbert Kraus und Gustav Rödiger, Bd. 1. - Berlin: Vahlen und Engelmann 1920, S. 433-437.
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V. Rückzug aus der Politik? Auf der Rückreise von Versailles benutzte Max Weber einen Zwischenaufenthalt in Berlin zu einem Besuch bei Ludendorff, um ihm seine Auffassung auch persönlich nahezubringen, daß angesichts des alliierten Auslieferungsverlangens „die Führer nun von sich aus den Kopf hinhalten" müßten, um die Ehre Deutschlands wiederherzustellen und die moralischen Grundlagen für den Wiederaufbau eines starken, international geachteten deutschen Staates zu legen. Die Unterredung zwischen beiden Männern, die uns in zeitgenössischen Aufzeichnungen von Berichten Max Webers sowie einer Notiz in Ludendorffs Erinnerungen überliefert i s t - s i e sind diesem Bande in einem Anhang beigegeben - , verlief aus Webers Sicht vollständig negativ. Ludendorff zeigte keinerlei Verständnis für seine Argumente und lehnte das Ansinnen, sich den Alliierten von sich aus zu stellen, brüsk ab. Weber war bitter enttäuscht, zumal er angenommen hatte, daß die anderen in Frage stehenden Persönlichkeiten, namentlich Tirpitz, Falkenhayn, Hoffmann, von Capelle, aber auch Bethmann Hollweg, d e m Beispiel Ludendorffs gefolgt wären. Er „fand nachträglich, daß Ludendorff es nicht wert gewesen war, ihn gegen die Stimmung der deutschen Öffentlichkeit zu verteidigen". 9 5 Wie Marianne Weber berichtet, hielt er es nunmehr für besser, daß dieser sich nicht ausliefere, weil die Art seines Auftretens im Lager der Alliierten das Gegenteil des von ihm erhofften Eindrucks hervorrufen würde: „Ich verstehe jetzt, wenn die Welt sich dagegen wehrt, daß Menschen wie er ihr den Stiefel auf den Nacken setzen" 9 6 Die Erfahrung, daß die Repräsentanten des alten Regimes weder innerlich fähig noch dazu bereit waren, für ihre Handlungen uneingeschränkt einzustehen, bestärkte Max Weber in seinem in Versailles gefaßten Beschluß, nunmehr unwiderruflich mit der aktiven Politik „Schluß zu m a c h e n " 9 7 Er sah unter den obwaltenden Umständen keine Möglichkeit für ein konstruktives Einwirken auf die politischen Entwicklungen. Seine Einschätzung der Lage Deutschlands war zutiefst pessimistisch; die Friedensbedingungen schienen ihm die Zukunft der Nation für lange Zeit aufs schwerste zu belasten. Er hoffte, daß die Verantwortlichen den Mut finden würden, die Unterzeichnung des Friedensvertrages zu verweigern, obschon dies, wie er fest annahm, den Einmarsch alliierter Truppen und die Besetzung des Reichs zur Folge haben würde. Aber er glaubte nicht recht daran, daß es so kommen werde; am Ende, so meinte er, werde man dann doch unterzeichnen. Auch dann werde Deutschland wieder in die Höhe kommen, aber das würde ein langer Prozeß sein; er selbst würde dies jedenfalls nicht mehr erleben. 9 8
95 M o m m s e n , Max W e b e r 2 , S. 350. 96 Siehe Weber, Marianne, Lebensbild 1 , S. 665, s o w i e für einen genauen N a c h w e i s des Sachverhalts d e n Editorischen Bericht, unten S. 5 4 5 f f . 97 „ M i t der .Politik' ist jetzt .Schluß'." Vgl. Brief an Marianne W e b e r v o m 30. Mai 1919, Bestand Max Weber-Schäfer, Privatbesitz. 98 Vgl. u.a. d e n Brief Max W e b e r s an Mina Tobler v o m I . J u l i 1919, Bestand Eduard Baumgarten, Privatbesitz.
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A u c h G e s i c h t s p u n k t e persönlicher Art k a m e n hinzu. Max W e b e r v e r b a n d die Ü b e r n a h m e des Lehrstuhls v o n Lujo Brentano in M ü n c h e n z u m b e v o r s t e h e n den S e m e s t e r mit den größten Erwartungen; endlich bot sich ihm, nach z w e i J a h r z e h n t e n der Existenz als Privatgelehrter und Honorarprofessor am Rande des a k a d e m i s c h e n Betriebs, w i e d e r die Möglichkeit zu regulärer a k a d e m i s c h e r Lehre. Darüber hinaus bestärkte die Aussicht, nun regelmäßiger als zuvor mit Else Jaffé Z u s a m m e n s e i n zu k ö n n e n , seine H o f f n u n g e n auf eine n e u e fruchtbare Phase w i s s e n s c h a f t l i c h e n W i r k e n s . " Er ging davon aus, daß die Ü b e r n a h m e des M ü n c h e n e r Lehrstuhls das A u s s c h e i d e n aus allen aktiven politischen E n g a g e m e n t s bedinge. A b e r ganz a b g e s e h e n davon belastete ihn alles Politis c h e p s y c h i s c h in so h o h e m Maße, daß die A b w e n d u n g von der Tagespolitik für ihn einen Akt des S e l b s t s c h u t z e s darstellte. Vieles spricht dafür, daß sich Max W e b e r angesichts seiner äußersten Verzweiflung über die politische Lage Deutschlands und die V e r w o r r e n h e i t der politischen Z u s t ä n d e im Innern nunm e h r i n intensive wissenschaftliche Arbeit flüchtete, wie e r d i e s 1 9 1 5 / 1 6 s c h o n einmal getan hatte. Sein „ R ü c k z u g aus der Politik" war d e m g e m ä ß auch politisch bedingt und kann infolgedessen, auch aus seiner e i g e n e n Sicht der Dinge, kaum als wirklich definitiv a n g e s e h e n w e r d e n . In der zweiten J u n i w o c h e 1919 siedelte Max W e b e r zur Ü b e r n a h m e s e i n e s Lehramts nach M ü n c h e n über. Er stürzte sich unverzüglich in die w i s s e n s c h a f t liche Arbeit. Die Vorbereitung der Vorlesung über „ Die a l l g e m e i n s t e n Kategorien der G e s e l l s c h a f t s w i s s e n s c h a f t " nahm s e i n e Zeit und seine intellektuellen Kräfte voll in A n s p r u c h ; d a n e b e n b e g a n n er mit der Überarbeitung der Aufsätze über die „ p r o t e s t a n t i s c h e Ethik" s o w i e mit der Erstellung e i n e s druckreifen Manuskriptes der beiden Vorträge „ W i s s e n s c h a f t als B e r u f " und „Politik als B e r u f " . Späterhin folgten die Überarbeitung der A b h a n d l u n g e n zur „ W i r t schaftsethik der W e l t r e l i g i o n e n " und vor allem eine völlig n e u e Niederschrift des 1. Teils von „Wirtschaft und G e s e l l s c h a f t " . Für politische Verpflichtungen fehlte W e b e r die innere Bereitschaft; er s u c h t e statt d e s s e n Zuflucht in rastloser wissenschaftlicher Arbeit. A n f a n g A u g u s t heißt es b e i s p i e l s w e i s e einmal: „ V o n Politik mag ich nichts schreiben. Ich habe alle A u f f o r d e r u n g e n , mitzutun, a b g e l e h n t . " 1 0 0 Selbst das Ersuchen, die G e d ä c h t n i s r e d e für s e i n e n Freund und langjährigen W e g g e n o s s e n Friedrich N a u m a n n zu ü b e r n e h m e n , der am 24. A u g u s t 1919 v e r s t o r b e n war, nahm er mit g e m i s c h t e n G e f ü h l e n auf und lehnte es am Ende unter g r o ß e n inneren Qualen ab: „ I c h sähe so arg gern nur Berufsarbeit vor mir, w i e d e r eine politische Rede - und das w i r d ' s d o c h - läßt nur das sterile Gefühl unseres Elends und der e i g e n e n O h n m a c h t zu helfen h o c h k o m m e n . " 1 0 1 Stattdessen w a n d t e er sich mit großer Energie und u n g e heurer Arbeitsintensität s e i n e n w i s s e n s c h a f t l i c h e n Arbeiten zu. Im Nachhinein scheint es fast so, als habe er geahnt, daß ihm für die V o l l e n d u n g s e i n e s w i s s e n s c h a f t l i c h e n Œ u v r e s , das sich ihm selbst einstweilen bloß als ein Torso,
99 Siehe dazu M. Rainer Lepsius, Max Weber in München, in: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 6, 1977, S. 104ff. 100 Brief an Mina Tobler vom 3. Aug. 1919, Bestand Eduard Baumgarten, Privatbesitz. 101 Brief an Else Jaffé, undat. [Okt. 1919], Bestand Eduard Baumgarten, Privatbesitz.
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noch dazu von durchaus unbefriedigender Form, darstellte, nur noch weniger als ein Jahr verbleiben würde. Dennoch ließ ihn die Politik nicht los. Seine Übersiedlung nach München führte ihn in ein „politisches Tollhaus". Der Räterepublik folgte eine Periode „weißen" Gegenterrors und rechtsextremistischer Politik. Weber sah sich sogleich indirekt verstrickt in die politischen Wirrungen nach dem Zusammenbruch der Zweiten Räterepublik. Schon seine Reise nach München Anfang Juni 1919 hatte unter anderem dem Zweck gegolten, dem ihm persönlich nahestehenden Nationalökonomen Arthur Salz, der wegen illegaler Beherbergung Eugen Levines verhaftet worden war, zu Hilfe zu kommen. Im Juli sah Weber sich verpflichtet, für Ernst Toller und Otto Neurath, die eine führende Rolle in der zweiten Räteregierung gespielt hatten und nun des Hochverrats angeklagt waren, als Zeuge vor dem Standgericht aufzutreten. 102 Späterhin, im November 1919, verwandte er sich bei der ungarischen Regierung zugunsten von Georg Lukäcs, der sich an der ungarischen Räterepublik als Minister beteiligt hatte. 103 Weber war über die rechtsextremistischen Tendenzen, die nach dem Ende der Räteherrschaft in Bayern die Oberhand gewonnen hatten, äußerst besorgt. Diese gefährdeten in seinen Augen zunehmend den Bestand der demokratischen Neuordnung von Weimar. Jedoch schaltete er sich in aktuelle politische Auseinandersetzungen nur dann noch direkt ein, wenn ihm die Standards persönlicher Würde und Ehrenhaftigkeit gröblich verletzt schienen. Dies war insbesondere gegeben im Fall der Auseinandersetzungen innerhalb der Studentenschaft an der Universität München über die Frage einer eventuellen Begnadigung des Grafen Arco, der im Januar 1920 wegen des Mordes an Kurt Eisner zum Tode verurteilt worden war. Webers Intervention zugunsten eines sozialistischen Studenten, der von Anhängern Arcos in beleidigender Form angegriffen worden war, führte zu tumultartigen Störungen seiner Vorlesung und zu heftigen Auseinandersetzungen in der Universität, die dann auch den Akademischen Senat beschäftigten. 104 Max Weber sah sich veranlaßt, in bewußter Abweichung von seiner Überzeugung, daß Politik auf dem Katheder nichts zu suchen habe, am 19. Januar 1920 seine persönliche Einstellung zum „ Fall Arco" vor Beginn seiner Vorlesung öffentlich darzulegen. Es ist dies seine letzte substantielle Stellungnahme zu den Fragen der deutschen Politik. Er rechtfertigte darin seinen Rückzug von der Tagespolitik mit folgenden Worten: „Daß ich, wie Sie wissen, keinerlei Politik mehr treibe, hat seinen Grund vor allem darin, daß eine deutsche Politik zu machen so lange eine Unmöglichkeit
102 Siehe unten, S. 485ff. 103 Allerdings lehnte er es ab, sich an einem öffentlichen Aufruf zugunsten von Lukäcs zu beteiligen. Siehe Kutzbach, Karl August, Paul Ernst und Georg Lukäcs. Dokumente einer Freundschaft (Sonderband von „Der Wille zur Form"; Jahresgabe 1973/74 für die Mitglieder und Freunde der Paul-Ernst-Gesellschaft e.V. Düsseldorf). - Emsdetten: Lechte 1974, S. 153-157. 104 Diese Vorgänge werden in dem von M. Rainer Lepsius hg. Band 1/13 der MWG: „Hochschulwesen und Wissenschaftspolitik" eingehend dokumentiert werden.
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ist, als - von links und rechts - Irrsinnige in der Politik ihr Wesen treiben können." 1 0 5 Max Webers Position war freilich nicht ganz so konsistent, wie er dies selbst annahm. Denn es war nicht so ohne weiteres möglich, sich „so lange" aus dem politischen Tageskampf zurückzuziehen, bis wieder bessere Vorbedingungen für eine konstruktive „deutsche Politik" gegeben sein würden. Dies wurde schlagartig deutlich, als Max Weber Anfang April 1920 von Karl Kautsky und zugleich von der Führung der DDP aufgefordert wurde, als Vertreter der DDP an der sog. Zweiten Sozialisierungskommission mitzuwirken. Die Sozialisierungskommission sollte, unter dem Einfluß der wieder aufgeflammten Unruhen in der Arbeiterschaft, konstruktive Vorschläge für die Sozialisierung der dazu reifen Sektoren der deutschen Wirtschaft ausarbeiten. Max Weber sah sich in einem doppelten Dilemma. Zum ersten war er mit der schroffen Ablehnung jeglicher Form von Sozialisierung in Widerspruch zu seinen eigenen öffentlichen Äußerungen zu dieser Frage im Dezember 1918 und im Frühjahr 1919 geraten. Damals hatte er ein gewisses Maß von Sozialisierung im Interesse des Bündnisses mit der Mehrheitssozialdemokratie für durchaus vertretbar erachtet oder zumindest den Eindruck erweckt, daß dem so sei. Jetzt aber erschien ihm jegliches Entgegenkommen in der Sozialisierungsfrage gänzlich ausgeschlossen. Zum zweiten wurde ihm klar, daß eine Ablehnung der Mitwirkung an der Zweiten Sozialisierungskommission mit der Tatsache unvereinbar war, daß er nach wie vor dem Geschäftsführenden Ausschuß der Partei angehörte und diese von ihm loyale Mitarbeit erwarten konnte. Diese Frage weitete sich für ihn zu einem Grundsatzproblem aus. Es war eben nicht möglich, sich bis auf weiteres aus der Tagespolitik herauszuhalten, bis sich die politischen Verhältnisse wieder gebessert haben würden. Demgemäß trat Max Weber nunmehr aus dem Parteiausschuß der DDP aus und legte wenig später dann auch seine Parteimitgliedschaft nieder. Seiner Schwester Clara gegenüber rechtfertigte er diesen Schritt mit den Worten: „Der Politiker muß Kompromisse m a c h e n - d e r Gelehrte darf sie nicht decken." 1 0 6 Weber entschied sich an dieser Wegmarke seines Lebens ostentativ für die Rolle des Gelehrten. Ob diese Entscheidung allerdings auf Dauer Bestand gehabt haben würde, mag man füglich bezweifeln, Nur wenige Tage später suchte er, aufgebracht über eine Äußerung des bayerischen Ministerpräsidenten von Kahr, aus der dessen Bereitschaft zur Abwendung Bayerns vom Reiche hervorzugehen schien, durch eine scharfe öffentliche Erklärung eine gerichtliche Klärung dieses Sachverhalts zu erzwingen. 107 Desgleichen beteiligte er sich im Mai 1920 an einer „Kundgebung deutscher Hochschullehrer" zugunsten der demokratischen Republik von Weimar. 108 Ansonsten hielt er sich vom tagespolitischen Geschehen fern. 105 Siehe den Abdruck der Erklärungen zum Fall Arco in diesem Band, unten S. 273 und S. 277f. 106 Brief an Clara Mommsen vom 4. Mal [1920], ZStA Merseburg, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 23. Vgl. auch das Schreiben an Carl Petersen, den Vorsitzenden der DDP, vom 14. April [1920], HStA Hamburg, Nl. Carl Petersen, Nr. 53. 107 Vgl. unten, S. 282. 108 Vgl. unten, S. 539ff.
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Max W e b e r stand zeitlebens auf der S c h w e l l e z w i s c h e n Politik und W i s s e n schaft und war bestrebt, b e i d e n gleichzeitig zu dienen. I m m e r w i e d e r hat er Anstalten u n t e r n o m m e n , den Schritt hinüber in das Feld der aktiven Politik zu tun und sich um eine f ü h r e n d e politische Position zu b e m ü h e n . Es waren j e d o c h nicht nur widrige politische U m s t ä n d e und das Unverständnis der „Politiker o h n e B e r u f " , die es nicht dazu k o m m e n ließen, s o n d e r n auch W e bers e i g e n e Einstellung. Er war z u m Mahner, nicht eigentlich z u m Führer berufen. Als solcher aber hat er, namentlich in den Jahren d e s U m b r u c h s v o m Kaiserreich zur Weimarer Republik, große und b l e i b e n d e Leistungen vollbracht, gleichviel w i e man über die Gültigkeit seiner e i g e n e n letzten politischen Ideale - damals wie heute - urteilen mag.
VI. Zur Forschungslage und Textüberlieferung Die v o n Marianne W e b e r im Jahre 1921 herausgebrachten „ G e s a m m e l t e n Politischen S c h r i f t e n " enthielten für den Zeitraum v o m N o v e m b e r 1 9 1 8 bis 1920 n e b e n „Politik als B e r u f " vier A b h a n d l u n g e n bzw. Zeitungsartikel Max W e b e r s zu aktuellen politischen Problemen, ferner den Bericht der Frankfurter Z e i t u n g über W e b e r s Rede vor d e m „ D e m o k r a t i s c h e n V e r e i n " in Frankfurt v o m 1. D e z e m b e r 1918. A u c h in den späteren, v o n J o h a n n e s W i n c k e l m a n n besorgten Auflagen der „ G e s a m m e l t e n Politischen S c h r i f t e n " w u r d e an dieser Z u s a m m e n s t e l l u n g im Prinzip nichts geändert. Der dritten Auflage v o n 1971 w u r d e im A n h a n g ein A u s z u g aus W e b e r s Rede über „ D i e wirtschaftliche Z u g e h ö r i g k e i t des Saargebiets zu D e u t s c h l a n d " aus d e m März 1919 b e i g e g e b e n ; dabei w u r d e d e m A b d r u c k eine Fassung z u g r u n d e g e l e g t , die aller Wahrscheinlichkeit nach o h n e Max W e b e r s Z u t u n gekürzt w o r d e n ist. A u ß e r d e m w u r d e n die „ B e m e r k u n g e n z u m Bericht der K o m m i s s i o n der alliierten und assoziierten R e g i e r u n g e n über die Verantwortlichkeiten der Urheber des Krieg e s " in den A n h a n g a u f g e n o m m e n . Was diesen Text angeht, so schrieb W i n c k e l m a n n Max W e b e r die Autorschaft d e s s e l b e n in seiner G e s a m t h e i t z u . 1 0 9 O h n e die Verdienste v o n Marianne W e b e r und späterhin i n s b e s o n d e r e v o n J o h a n n e s W i n c k e l m a n n um die S a m m l u n g und Veröffentlichung v o n W e bers Texten zu politischen Fragen zu schmälern, läßt sich nicht ü b e r s e h e n , daß diese A u s g a b e n w i s s e n s c h a f t l i c h e n Kriterien in m e h r f a c h e r Hinsicht nicht g e n ü g e n . Nicht allein sind sie unvollständig; auch die Zuverlässigkeit der präsentierten Texte läßt verschiedentlich zu w ü n s c h e n übrig. Davon a b g e s e hen wird der Leser über den Grad der Authentizität dieser Texte nicht hinreic h e n d informiert. Die hier v o r g e l e g t e A u s g a b e der politischen Schriften, Reden u n d A u f r u f e Max W e b e r s aus den Jahren 1918 bis 1 9 2 0 umfaßt d e m g e g e n ü b e r insgesamt v i e r z e h n politische A b h a n d l u n g e n und Artikel, s o w i e m e h r e r e in a m t l i c h e m Auftrag bzw. amtlicher Funktion erstellte Texte zur Frage der V e r u r s a c h u n g des Ersten Weltkrieges und zu Fragen der d e u t s c h e n V e r h a n d l u n g s f ü h r u n g in 1 0 9 Vgl. G P S 4 , S. 571, A n m .
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Versailles, nicht aber die Rede „Politik als Beruf" (die an anderer Stelle der MWG herausgegeben wird). Hinzu kommen Beiträge Max Webers zur Verfassungsgesetzgebung, zur Gründung der „Arbeitsgemeinschaft für Politik des Rechts" und zu den Beratungen zur Vorbereitung der Friedensverhandlungen Ende März/Anfang April 1919. Weiterhin werden, auf dem von Marianne Weber seinerzeit mit der Aufnahme des Berichts über die Rede in Frankfurt vom 1. Dezember 1918 beschrittenen Wege konsequent fortschreitend, vierzehn politische Reden bzw. Diskussionsbeiträge in politischen Versammlungen unterschiedlichster Art, von denen uns keine autorisierten Fassungen erhalten sind und die es vermutlich auch nie gegeben haben dürfte, eingehend dokumentiert, unter Mitteilung aller uns bekannten indirekten Überlieferungen. Die Textgrundlage für die Kenntnis der politischen Tätigkeit Max Webers in der unmittelbaren Nachkriegszeit konnte damit wesentlich erweitert werden. Die Texte weisen ihn nicht allein als einen über Politik reflektierenden Wissenschaftler und Denker aus, sondern auch als einen leidenschaftlichen, auf Kampf und auf Sammlung von Anhängern bedachten Politiker, der notwendigenfalls die Mittel der Demagogie und des taktischen Kalküls nicht scheute. In diesem Zusammenhang finden auch die nicht eben wenigen Aufrufe und Erklärungen zu politischen Fragen Berücksichtigung, die Weber zwar nur zu einem geringen Teil beeinflußt, in jedem Fall aber mitverantwortet hat. Die möglichst vollständige Erfassung aller einschlägigen Schriften, Reden, Diskussionsbeiträge und Aufrufe stellte die Bandeditoren - ebenso wie schon in dem vorangegangenen Band 1/15 der MWG: „Zur Politik im Weltkrieg" - vor schwierige Probleme. Denn ein echter Nachlaß Max Webers ist, wie schon in der Einleitung zu Band 1/15 ausgeführt wurde, 110 nicht erhalten, sondern nur eine Vielzahl von Teilnachlässen, die ihre Entstehung teilweise erst der Sammeltätigkeit ihrer Besitzer verdanken, wie insbesondere die Bestände im Zentralen Staatsarchiv der DDR in Merseburg, die auf ein Depositum Marianne Webers zurückgehen, die Teilnachlaßbestände im Besitz von Eduard Baumgarten oder die Nachlaßbestände im Besitz von Max Weber-Schäfer in Konstanz. Sie alle sind uns nicht mehr, oder allenfalls zu einem sehr geringen Teil, in der Anordnung überliefert, in der sie sich bei Max Webers Ableben befunden haben. Ganz abgesehen davon sind diese Teilnachlässe höchst lückenhaft; es handelt sich um einzelne Fragmente einer ursprünglich weit umfangreicheren Hinterlassenschaft. An manchen Stellen konnte Marianne Webers „Lebensbild " weiterhelfen, hat diese doch schon in den frühen 20er Jahren zahlreiche Materialien und Dokumente über das politische Wirken ihres Mannes gesammelt; allerdings halten Ihre Angaben nicht immer einer kritischen Prüfung stand. Demnach bestand nur in sehr beschränktem Umfang die Möglichkeit, vom Nachlaß ausgehend die diversen Artikel, Reden und sonstigen Äußerungen Max Webers aus jenen Jahren, über den uns bekannten Bestand hinaus, aufzuspüren. Vielmehr war es auch hier, wie schon bei Band 1/15, notwendig, die gesamte Korrespondenz auf Hinweise zu sichten, die zur Auffindung bisher unbekannter bzw. von der Forschung unbeachteter Texte führen könnten. 110 Siehe MWG 1/15, S. 15f.
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Gleichzeitig galt es, allen Informationen n a c h z u g e h e n , die über die Entsteh u n g s g e s c h i c h t e der Texte, v o n d e n e n uns nur in A u s n a h m e f ä l l e n noch die Manuskripte überliefert sind, A u s k u n f t g e b e n . Die S a m m l u n g des politischen u n d privaten Briefwerks, die v o n M. Rainer Lepsius und d e m H e r a u s g e b e r seit einigen Jahren betrieben wird, erwies sich auch hier als u n e n t b e h r l i c h e Stütze für die Edition. Dies konnte freilich nicht g e n ü g e n . V i e l m e h r war es erforderlich, in e i n e m breit a n g e l e g t e n V o r g e h e n die einschlägigen A r c h i v e und Privatnachlässe und darüber hinaus die Presse jener Jahre sorgfältig nach Texten oder Ä u ß e r u n g e n Max W e b e r s zu d u r c h f o r s c h e n , oft o h n e konkrete H i n w e i s e oder auch nur Indizien zu haben, mit d e r e n Hilfe das U n t e r s u c h u n g s f e l d hätte e i n g e g r e n z t w e r d e n können. Die zuverlässige Erfassung und D o k u m e n t i e r u n g der verfass u n g s p o l i t i s c h e n Aktivitäten Max W e b e r s erforderte i n s b e s o n d e r e die Sicht u n g der u m f a n g r e i c h e n A k t e n b e s t ä n d e des Reichsamts d e s Innern und der überregionalen d e u t s c h e n Z e i t u n g e n . Nur so war es b e i s p i e l s w e i s e möglich, m e h r e r e F a s s u n g e n des b e k a n n t e n Artikels „ D e r R e i c h s p r ä s i d e n t " zu ermitteln, darunter die in der K ö n i g s b e r g e r H a r t u n g s c h e n Z e i t u n g veröffentlichte Fassung letzter Hand, die g e g e n ü b e r d e m bisher bekannten Text einige wichtige Modifikationen aufweist; sie k o m m t hier erstmals z u m A b d r u c k . In nahezu allen Fällen konnte nicht m e h r auf Archive der Z e i t u n g s v e r l a g e z u r ü c k g e g r i f f e n w e r d e n . Dies ist b e s o n d e r s bedauerlich im Falle der Frankfurter Zeitung, in der W e b e r die große Mehrzahl seiner politischen Aufsätze u n d A b h a n d l u n g e n zu politischen Fragen veröffentlicht hat; wie s c h o n in Band 1/15 ausgeführt w o r d e n ist, sind sämtliche Archivmaterialien der Frankfurter Societäts-Druckerei, des Verlages der Frankfurter Zeitung, Ende des Z w e i t e n W e l t k r i e g e s v e r b r a n n t . 1 1 1 Die R e c h e r c h e n bezüglich der Rolle Max W e b e r s in d e n z e i t g e n ö s s i s c h e n A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n über die Kriegsschuldfrage und als Sachverständiger der d e u t s c h e n Friedensdelegation in Versailles e r w i e s e n sich als noch ungleich schwieriger. U m den Anteil Max W e b e r s an der sog. „ P r o f e s s o r e n d e n k schrift" zu ermitteln, war eine u m f a s s e n d e Rekonstruktion der E n t s t e h u n g s g e schichte d i e s e s Textes erforderlich, die mit der k o m p l e x e n G e s c h i c h t e der amtlichen d e u t s c h e n Politik in der Kriegsschuldfrage eng v e r k n ü p f t ist. N e b e n den A k t e n d e s Politischen A r c h i v s des A u s w ä r t i g e n A m t s über die Versailler Friedenskonferenz, die leider k e i n e s w e g s vollständig überliefert sind, w u r d e n zahlreiche Nachlässe gesichtet, so u.a. die Nachlässe v o n Graf Ulrich v o n Brockdorff-Rantzau und Bernhard Wilhelm v o n Bülow im Politischen Archiv des A u s w ä r t i g e n A m t s , der Nachlaß von Hans Delbrück in der Staatsbibliothek der DDR in Berlin, der Nachlaß Albrecht M e n d e l s s o h n Bartholdy in der Staatsbibliothek Stiftung Preußischer Kulturbesitz u . v . a . Die Quellen über die „ H e i delberger V e r e i n i g u n g " fließen b e s o n d e r s spärlich. D o c h f a n d e n sich wichtige H i n w e i s e im Nachlaß Friedrich S i e g m u n d - S c h u l t z e im Evangelischen Zentralarchiv Berlin, im Nachlaß J o h a n n e s Lepsius, im Besitz von Frau Viola A s c h k e Lepsius, und in einer Reihe v o n Gelehrtennachlässen. B e s o n d e r e B e d e u t u n g
111 Vgl. M W G 1/15, S. 16f.
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kam darüber hinaus den Nachlässen Max von Baden (Salem) und Max M. Warburg (Hamburg) zu, die sich in privater Hand befinden. Als besonders arbeitsaufwendig erwies sich die Nachweisung der Tätigkeit Max Webers als Wahlredner für die DDP im Dezember 1918 und Januar 1919. Die uns erhaltenen Aktenbestände der DDP im Bundesarchiv Koblenz sind, wie die meisten der Parteiarchive, notorisch bruchstückhaft; hier konnte nur die Durchsicht zahlreicher Privatnachlässe von führenden Politikern der DDP weiterhelfen. Der Nachlaß von Georg Hohmann, der besonders reiche Hinweise auf Max Weber enthalten haben dürfte, ist im Jahre 1944 durch Kriegseinwirkung vernichtet worden, und auch viele andere Nachlaßbestände, wie jener Friedrich Naumanns, weisen in Folge von Kriegseinwirkungen oder aus anderen Gründen arge Lücken auf. So wurde, womit der Herausgeber schon seinerzeit in seinem Buch „ Max Weber und die deutsche Politik 1 8 9 0 - 1 9 2 0 " begonnen hatte, 1 1 2 eine systematische Sichtung der Lokalpresse im gesamten süd- und südwestdeutschen Raum, namentlich natürlich der Heidelberger und MünchenerZeitungen, vorgenommen. Auch hier gab es keinerlei Zeitungsverlagsarchive, auf die man bei den Recherchen hätte zurückgreifen können. Als Ergebnis dieser Sucharbeit wird hier die Aktivität Max Webers im Wahlkampf für die Wahlen der Nationalversammlung erstmals umfassend dokumentiert, wenn auch ganz überwiegend auf der Grundlage von indirekten Textzeugen. Die Berücksichtigung solcher indirekter Textzeugen im Rahmen einer historisch-kritischen Edition ist ungewöhnlich, denn es handelt sich um Berichte von Journalisten oder anderen Zeitzeugen, die oft nicht unbedingt in der Absicht objektiver Wiedergabe der Ausführungen Webers abgefaßt worden sind. Die Zuverlässigkeit dieser Berichte variiert je nach den Umständen außerordentlich; nicht selten enthalten sie erhebliche Mißverständnisse oder gar krasse Fehler. Diesen Fehlerquellen suchte der Herausgeber soweit wie möglich zu begegnen, indem alle Parallelüberlieferungen berücksichtigt wurden; der an sich denkbare Weg, die „ g u t e n " Texte auszuwählen, erschien demgegenüber willkürlich und wenig befriedigend. Nur „zur gesamten Hand" sind diese indirekten Überlieferungen mehr oder minder tauglich, um die tatsächlichen Ausführungen Max Webers rekonstruieren zu können. In jedem Falle sollten sie nur mit Vorsicht und unter Vorbehalt als Belege für Webers jeweilige Ansichten herangezogen werden. Gleichwohl vermitteln sie ein eindrucksvolles Bild seiner Wahlkampftätigkeit für die DDP. Bereits die Voreditionen haben den Weg beschritten, den „Gesammelten Politischen Schriften" indirekt überlieferte Berichte über politische Reden Max Webers beizugeben. Wie bereits erwähnt, gilt dies insbesondere für die inzwischen zu einem klassischen Text gewordene Rede „Das neue Deutschland" vom 1. Dezember 1 9 1 8 , 1 1 3 a b e r auch f ü r d e n Bericht der Münchner Neuesten Nachrichten vom 28. Oktober 1916 über „Deutschlands weltpolitische Lage", der über jene Teile seiner Ausführungen informiert, die Weber seinerzeit wegen der Zensur nicht in die Druckfassung seiner Rede hat aufnehmen 112 Vgl. Mommsen, Max Weber 2 , S. 327f. 113 Vgl. GPS 1 , S. 3 7 7 - 3 8 9 .
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können. 114 Es wäre gewiß von den Lesern nicht verstanden worden, wenn die MWG in einer allzu rigiden Auslegung der Grundsätze eines historisch-kritischen Editionsverfahrens hinter die Voreditionen zurückgegangen wäre. Die hier vorgelegte Sammlung von Webers Abhandlungen, Artikeln, Reden und sonstigen Beiträgen zu politischen Fragen aus den Jahren 1918-1920 darf auch insofern als Fortschritt gelten, als hier alle einschlägigen Texte in sämtlichen Varianten zum Abdruck gebracht werden, unter Nachweis ihrer Abhängigkeit voneinander. 115 Sie bietet zugleich erstmals eine wirklich gesicherte Textgrundlage, während sich in den Voreditionen zuweilen ungerechtfertigte Texteingriffe seitens der Herausgeber finden. Ein besonders auffälliges Beispiel sei hier genannt. In „Das neue Deutschland" hat Marianne Weberseinerzeit nicht nur die einleitenden Ausführungen weggelassen, was allenfalls vertretbar wäre, sondern auch Webers Bekenntnis über sein Verhältnis zur Sozialdemokratie eingangs seiner Ausführungen in massiverWeise abgeschwächt. Die entsprechende Passage lautet: „Der Redner erklärte, in seinen Überzeugungen den zahlreichen, ökonomisch geschulten Mitgliedern der Sozialdemokratie, ohne Unterschied ob Mehrheits- oder unabhängige Sozialisten, bis zur UnUnterscheidbarkeit nahezustehen." 1 1 6 Marianne Weber fand es, im Lichte von Max Webers späterer Einstellung, ratsam, die Insertion „ohne Unterschied ob Mehrheits- oder unabhängige Sozialisten" zu eliminieren! 117 Die späteren, von Johannes Winckelmann bearbeiteten Ausgaben sind ihr hierin gefolgt. Gegenüber allen derartigen Modifikationen an den uns überlieferten Texten aufgrund inhaltlicher Gesichtspunkte greift die hier vorgelegte Edition grundsätzlich auf die von Max Weber selbst autorisierten oder indirekt überlieferten Texte zurück.
VII. Zur Anordnung und Edition der Texte Wie bereits ausgeführt wurde, werden in der MWG nicht nur die von Max Weber selbst herrührenden Texte zum Abdruck gebracht, sondern auch alle indirekt überlieferten Texte. Dabei handelt es sich in der Regel um Nachschriften oder Berichte von politischen Reden, Vorträgen und Diskussionsbeiträgen, von denen uns, von einer einzigen Ausnahme abgesehen, weder ein Manuskript noch eine autorisierte stenographische Mitschrift noch eine autorisierte Nachschrift überliefert sind. In den meisten Fällen dürfte es solche Manuskripte auch niemals gegeben haben. Hingegen ist uns ein Stichwortmanuskript Max Webers mit einer Teilvariante überliefert, das ihm für einige seiner Wahlreden für
114 Auszugsweise abgedruckt in GPS 4 , S. 563f.; die vollständige Fassung In MWG 1/15, S. 692-698. 115 Allerdings wurden bei Texten, die In Tageszeitungen erschienen und uns nur als solche überliefert sind, gelegentlich In unterschiedlichen Teilauflagen auftretende geringfügige Abweichungen der Schreibweise vernachlässigt. 116 Vgl. den Abdruck In diesem Band, unten S. 379. 117 Vgl. GPS 1 , S. 377.
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die DDP im Januar 1919 als Vorlage gedient haben d ü r f t e . 1 1 8 Dieses sollte bei der A u s w e r t u n g der Reden h i n z u g e z o g e n w e r d e n , da es die Zuverlässigkeit der indirekten T e x t z e u g e n näher beleuchtet. Weiterhin w e r d e n hier w i e d e r u m öffentliche Aufrufe u n d p r o g r a m m a t i s c h e Erklärungen politischen Inhalts z u m A b d r u c k gebracht, an d e n e n sich Max W e b e r beteiligt u n d sich mit d i e s e n durch seine Unterschrift identifiziert hat, z u m e i s t o h n e Einfluß auf die Formulierung d e s jeweiligen Textes g e n o m m e n zu haben. Diese hinsichtlich ihres Q u e l l e n w e r t s sehr unterschiedlichen T e x t g a t t u n g e n w e r d e n im f o l g e n d e n v o n e i n a n d e r getrennt präsentiert. D e m entspricht die A n o r d n u n g des Bandes. In Teil I: Schriften f i n d e n sich alle A b h a n d l u n g e n , Artikel oder sonstige S t e l l u n g n a h m e n zu politischen Fragen, die v o n Max W e b e r selbst verfaßt w o r d e n sind. Dazu g e h ö r e n eine große Zahl v o n Zeitungsartikeln. Bei letzteren ist allerdings eine förmliche A u t o r i s i e r u n g v o n seiten W e b e r s in aller Regel nicht nachweisbar und dürfte meist auch gar nicht erfolgt sein. Da uns die Manuskripte nicht m e h r zur V e r f ü g u n g stehen, kann nicht i m m e r a u s g e s c h l o s s e n w e r d e n , daß an d i e s e n Texten seitens der Redaktionen kleine Modifikationen e i g e n m ä c h t i g v o r g e n o m m e n w o r d e n sind. A n d e rerseits ist uns kein Fall bekannt, in d e m sich Max W e b e r nachträglich v o n e i n e m aus seiner Sicht u n b e f r i e d i g e n d e n A b d r u c k eines Artikels oder einer Erklärung förmlich distanziert hätte. Weiterhin k o m m e n hier Diskussionsbeiträge z u m A b d r u c k , d e r e n Inhalt in Protokollen festgehalten w o r d e n ist, die Max W e b e r passiv autorisiert haben dürfte. Innerhalb dieses T e x t b e s t a n d e s k o m m t den Texten, die im Z u s a m m e n h a n g der Tätigkeit Max W e b e r s als Mitglied der Versailler Friedensdelegation entstanden sind, ein b e s o n d e r e r Status zu. O b s c h o n Max W e b e r auf die Gestaltung dieser Texte teilweise direkt eingewirkt hat, k ö n n e n diese s c h w e r l i c h als Produkte unabhängiger Autorentätigkeit gelten, ganz a b g e s e h e n davon, daß an ihnen eine Vielzahl v o n A u t o r e n direkt oder indirekt mitgewirkt hat u n d sich der Anteil Max W e b e r s z u m e i s t nicht oder nur n ä h e r u n g s w e i s e b e s t i m m e n läßt. Darüber hinaus w u r d e W e b e r s Autorschaft bzw. Mitautorschaft w e i t g e hend v o n den R a h m e n b e d i n g u n g e n determiniert, die durch die amtliche Politik gesetzt w u r d e n . Diese Texte sind, mit anderen Worten, in u n g e w ö h n l i c h hohem Maße f r e m d b e s t i m m t g e w e s e n . Darüber hinaus stellen sich hier große P r o b l e m e der A b g r e n z u n g d e s Anteils Max W e b e r s von j e n e m der anderen Mitautoren bzw. Mitbeteiligten. Dies gilt auch für die sog. „ P r o f e s s o r e n d e n k s c h r i f t " , die
„Bemerkungen
z u m Bericht der K o m m i s s i o n der alliierten und assoziierten R e g i e r u n g e n über die Verantwortlichkeiten der Urheber des K r i e g e s " . 1 1 9 Politische G r ü n d e gaben Anlaß dazu, Max W e b e r s Mitautorschaft an der Denkschrift als „ u n a b h ä n giger S a c h v e r s t ä n d i g e r " bzw. als „ u n a b h ä n g i g e " Persönlichkeit des öffentlic h e n L e b e n s b e s o n d e r s zu akzentuieren, aber der Sache nach war dies teilweise nur vorgespielt. D e n n tatsächlich f a n d e n Max W e b e r und seine Köllen s Vgl. unten, S. 161-173. 119 Vgl. unten, S. 3 2 4 - 3 5 1 , ferner den detaillierten Nachweis im Editorischen Bericht, unten S. 3 0 6 - 3 1 6 .
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gen in Versailles ein bereits fertiggestelltes umfängliches Manuskript vor, das sie nur in beschränktem Umfang ihrerseits zu verändern in der Lage waren. Vergleichbares gilt für die Erklärung der deutschen Viererkommission „ D e r verstümmelte Bericht des Herrn von S c h o e n " , auf deren inhaltliche Gestaltung Max Weber vermutlich keinerlei Einfluß g e n o m m e n hat. Wie oben bereits dargelegt wurde, hat er, obschon er diese Erklärung öffentlich mitverantwortete, schon zum Zeitpunkt seines Entstehens privatim manche der dort vorgetragenen Schlußfolgerungen in Frage gestellt. 1 2 0 Angesichts dieser Sachlage wäre es unangemessen, ja es würde den Leser irreführen, wenn diese Texte den von Max Weber selbst verfaßten und autorisierten Texten gleichgestellt und in Teil I: Schriften eingeordnet würden. Daher werden sie, ihrem Sonderstatus als Texte minderer bzw. stark eingeschränkter Authentizität Rechnung tragend, in einem besonderen Teil la: Beiträge zur amtlichen Politik in den Friedensverhandlungen von Versailles zusammengefaßt. In Teil II: Berichte über Reden und Diskussionsbeiträge werden alle indirekten Zeugen über Webers Reden für die DDP und sonstige öffentliche Reden politischen Charakters z u m Abdruck gebracht. Hier werden ferner Max Webers Aussagen als Zeuge in den Prozessen gegen Ernst Toller und Otto Neurath, soweit sie der Presse mitgeteilt wurden, wiedergegeben. In Anhang I: Mitunterzeichnete Aufrufe und öffentliche Erklärungen werden solche Texte mitgeteilt, die Max Weber neben anderen unterzeichnet und mit denen er sich demgemäß identifiziert hat, obschon er, wie bereits erwähnt, in der großen Mehrzahl der Fälle auf deren Formulierung keinen Einfluß genommen hat. Anhang II: Aufzeichnungen über eine Unterredung mit Erich Ludendorff dokumentiert Webers denkwürdiges Gespräch mit Ludendorff am 30. Mai 1919. Berichte über Gespräche gehören nicht zu den Texten, die im Rahmen der MWG zur Veröffentlichung vorgesehen sind; jedoch hat die Auseinandersetzung mit Ludendorff, die schon Marianne Weber sorgfältig zu dokumentieren bemüht war, inzwischen einen festen Platz in der Forschungsdiskussion über Max Webers politisches Denken gewonnen. Demgemäß wäre es nicht vertretbar gewesen, diese Texte hier unberücksichtigt zu lassen. In einem Anhang III: Nachgewiesene, aber nicht überlieferte Schriften und Reden werden schließlich alle Informationen über Schriften und Reden politischen Inhalts mitgeteilt, von denen weder die Texte selbst noch indirekte Textzeugen erhalten sind, die sich aber nachweisen lassen. In einzelnen Fällen wurden Texte, deren Titel uns nicht überliefert sind oder die ihrer Natur nach keinen Titel gehabt haben, der besseren Übersichtlichkeit halber mit sinnentsprechenden Überschriften versehen bzw. Zwischenüberschriften eingefügt. Diese sind ebenso wie von dritter Seite stammende Überschriften jeweils in eckige Klammern gesetzt und dergestalt als nicht von Max Weber herrührend ausgewiesen.
120 Vgl. oben, S. 31, Anm. 86.
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Soweit mehrere Fassungen eines Textes überliefert sind, wird durchweg die Fassung letzter Hand, also jener Text, dem Max Weber selbst noch die aus seiner Sicht endgültige Gestaltung gegeben hat, dem Druck zugrundegelegt, während die anderen Fassungen im Apparat wiedergegeben werden, unter Vernachlässigung aller Varianten, die auf Druckfehler oder orthographische Unkorrektheiten zurückgehen. Innerhalb der einzelnen Teile bzw. Anhänge sind die Texte jeweils chronologisch angeordnet; als Stichdatum gilt bei veröffentlichten Texten in der Regel der Zeitpunkt der Veröffentlichung der Fassung letzter Hand, bei Protokollen und Berichten über Reden und vergleichbaren Texten das Datum der Veranstaltung, in deren Zusammenhang diese Texte entstanden sind bzw. von der diese Texte berichten. Bei Texten aus dem Nachlaß ist der Zeitpunkt der Entstehung als Kriterium der Anordnung gewählt. Diese Regelung hat zuweilen zur Folge, daß die Chronologie, in der die Texte zum Abdruck kommen, die Sequenz der Entstehung der Erstfassungen nur unzureichend widerspiegelt, doch steht diesem Nachteil der Vorteil gegenüber, daß die Entstehungsgeschichte der in der Fassung letzter Hand vorgelegten Texte für den Leser anhand des Variantenapparates präzis nachvollziehbar ist. Schließlich sei noch darauf hingewiesen, daß jeder in diesem Band veröffentlichte Text grundsätzlich als eine eigenständige Einheit behandelt wird, unbeschadet der zahllosen Querverbindungen, diezwischen einzelnen Texten bzw. Textgruppen bestehen. In den Editorischen Berichten wird die Entstehung der Texte im jeweiligen zeitgeschichtlichen Kontext dargelegt. Darüber hinaus werden hier die jeweiligen editorischen Entscheidungen begründet. Der Erläuterungsapparat ist grundsätzlich für jeden Text eigenständig angelegt worden, um die Benutzbarkeit zu erleichtern. Auch wenn dabei vielfach Überschneidungen oder gar Wiederholungen in Kauf genommen werden mußten, erschien es zweckmäßig, dem Leser alle Informationen, die die Entstehung, den zeitgeschichtlichen Kontext und das Verständnis des jeweiligen Textes betreffen, an Ort und Stelle bereitzustellen.
I. Schriften
[Beiträge zur Verfassungsfrage anläßlich der Verhandlungen im Reichsamt des Innern vom 9. bis 12. Dezember 1918]
Editorischer Bericht
Zur Entstehung Die revolutionäre Umwälzung in Berlin wie in den Einzelstaaten und der Sturz der Monarchie im November 1918 schufen die Voraussetzungen für eine Neugestaltung der Verfassung des Deutschen Reiches. Der Rat der Volksbeauftragten, der sich paritätisch aus je drei Mitgliedern der Mehrheitssozialdemokratie und der Unabhängigen Sozialdemokratie zusammensetzte, war sich im Prinzip darüber einig, daß der Aufbau eines demokratischen Staates sein wichtigstes Ziel sein müsse. Die Übernahme der Macht angesichts des Zusammenbruchs des Kaisertums und die Proklamation der republikanischen Staatsform sollten durch eine auf der Basis eines demokratischen Wahlrechts gewählte konstituierende Nationalversammlung ihre Legitimierung und Stabilisierung finden. Am 12. November 1918 kündigte der Rat der Volksbeauftragten dementsprechend die alsbaldige Berufung einer „Konstituierenden Versammlung" auf der Grundlage des Proportionalwahlrechts an.1 Allerdings gab es innerhalb des Rats der Volksbeauftragten Meinungsverschiedenheiten darüber, ob man die Wahlen zur Konstituante möglichst bald stattfinden lassen solle, wie die MSPD und die überwältigende Mehrheit der Arbeiter- und Soldatenräte es wünschten, oder ob die Revolution zunächst noch weitergetrieben werden solle und demgemäß der Wahltermin hinauszuschieben sei. Gleichwohl wurden unverzüglich erste vorbereitende Maßnahmen für die Ausarbeitung einer neuen Verfassung des Deutschen Reiches eingeleitet. Ungeachtet seiner revolutionären Legitimation bediente sich der Rat der Volksbeauftragten dazu des bisherigen Regierungsapparats des Reiches. Letzteres wurde durch den Umstand begünstigt, daß Friedrich Ebert die Regierungsgeschäfte noch von dem letzten kaiserlichen Reichskanzler Prinz Max von Baden in quasi legaler Weise übergeben worden waren, was es der hohen Beamtenschaft erleichterte, sich der Revolutionsregierung zur 1 Vgl. den „Aufruf des Rates der Volksbeauftragten an das deutsche Volk. Vom 12. November 1918." Abgedruckt bei Miller, Regierung der Volksbeauftragten, Bd. 1, S. 37f.
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Beiträge zur
Verfassungsfrage
Verfügung zu stellen. Wesentlich mangels eigener Fachleute berief der Rat der Volksbeauftragten bürgerliche Politiker in die verschiedenen Reichsämter, denen allerdings Beigeordnete aus den beiden sozialistischen Parteien zur Seite gestellt wurden, die deren Amtsführung überwachen sollten. Am 15. November trug Ebertim Namen des Rates der Volksbeauftragten, nachdem zunächst eine Berufung Max Webers erwogen worden war, 2 dem liberalen Staatsrechtler Hugo Preuß das Amt des Staatssekretärs des Innern an, welcher in erster Linie für die Verfassungsfragen zuständig war. Hugo Preuß hatte sich am 14. November mit einem aufsehenerregenden Artikel im Berliner Tageblatt für eine „auf der Gleichberechtigung aller Volksgenossen ruhende politisch-demokratische Organisation" eingesetzt und sich damit für ein Zusammengehen der sozialistischen und der bürgerlichen Kräfte ausgesprochen, während er gleichzeitig dem Klassenkampfkonzept der radikalen Linken eine Absage erteilt hatte. 3 Unter der Bedingung, daß die Nationalversammlung möglichst rasch gewählt werde, erklärte sich Preuß zur Übernahme des Amtes des Staatssekretärs des Innern bereit. Obschon der Zeitpunkt der Wahl zur Nationalversammlung zwischen Mehrheitssozialdemokratie und Unabhängiger Sozialdemokratie nach wie vor umstritten war, wurde Preuß von Friedrich Ebert noch am gleichen Tage ernannt und mit der Ausarbeitung des Entwurfs einer Verfassung des Deutschen Reiches beauftragt. 4 Im Reichsamt des Innern wurde unverzüglich mit den Arbeiten zur Vorbereitung eines Verfassungsentwurfs begonnen. Hugo Preuß hatte sich schon 1917 mit der Frage einer grundlegenden Reform der Reichsverfassung befaßt 5 und schien daher für diese Aufgabe prädestiniert zu sein. Doch stieß die Vorbereitung eines Entwurfs für eine neue Reichsverfassung, der der konstituierenden Nationalversammlung zur weiteren Beratung vorgelegt werden sollte, von vornherein auf große Widerstände. In den Einzelstaaten, 2 Vgl. das Protokoll der Kabinettssitzung vom 15. Nov. 1918, vorm., abgedruckt bei Miller, Regierung der Volksbeauftragten, Bd. 1, S. 41. Preuß hat, einem Tagebucheintrag Theodor Wolfis vom gleichen Tage zufolge, daraufhin zeitweilig erwogen, Max Weber nunmehr als Unterstaatssekretär des Reichsamts des Innern in Vorschlag zu bringen. Doch ist Näheres darüber nicht bekannt. Offenbar hat Preuß dabei anfänglich Max und Alfred Weber verwechselt, aber Max Weber gemeint. Siehe Theodor Wolff, Tagebücher 19141919, hg. von Bernd Sösemann.- Boppard: Boidt 1984, S. 654. 3 „Volksstaat oder verkehrter Obrigkeitsstaat", Berliner Tageblatt, Nr. 583 vom 14. Nov. 1918, Mo.BI. Abgedruckt in: Preuß, Hugo, Staat, Recht und Freiheit. Aus 40 Jahren deutscher Politik und Geschichte. - Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1926 [Neudruck.-Hildesheim: Olms 1964], S. 365-368. 4 Gillessen, Günther, Hugo Preuß. Studien zur Ideen- und Verfassungsgeschichte der Weimarer Republik.-Freiburg i.Br. [Diss. Phil. Masch.] 1955, S. 116f. 5 Vgl. seine als Manuskript gedruckten „Vorschläge zur Abänderung der Reichsverfassung und der Preußischen Verfassung, nebst Begründung", abgedruckt in: Preuß, Staat, S. 290-335.
Editorischer
Bericht
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namentlich in Bayern, Baden und Württemberg, hatten sich die Revolutionsregierungen wesentlich früher konsolidiert als im Reich selbst. Diese waren keineswegs bereit, dem Rat der Volksbeauftragten bzw. dem Reichsamt des Innern in den Fragen der künftigen Verfassung ohne weiteres die Initiative allein zu überlassen. Am 25. November 1918 trat in Berlin eine Reichskonferenz der Regierungen der Länder zusammen. Sie erklärte sich mit der Berufung einer konstituierenden Nationalversammlung einverstanden und billigte die Absicht des Rats der Volksbeauftragten, unverzüglich mit den Vorbereitungen für die Wahlen zur Nationalversammlung zu beginnen, drängte aber andererseits energisch darauf, daß den Einzelstaaten das Recht zur Mitwirkung an allen großen politischen Entscheidungen zugestanden werde. Dies galt insbesondere für die Frage der Neugestaltung der Reichsverfassung, die ihre eigene Existenz tangierte. Der Spielraum des Reichsamts des Innern hinsichtlich der Vorbereitung einer neuen Verfassung des Deutschen Reiches wurde demgemäß von vornherein von zwei Seiten her eingeschränkt. Einerseits waren die Unabhängigen Sozialdemokraten im Rat der Volksbeauftragten nicht willens, unmittelbar und ohne Zeitverzug auf die Wahl einer Konstituante zuzugehen, andererseits erhoben die Einzelstaaten Anspruch auf eine angemessene Beteiligung an den politischen Entscheidungen und auf die Beibehaltung des Bundesrates als des Gremiums, das ihnen bisher ein erhebliches politisches Mitspracherecht in allen Fragen der Reichspolitik gewährleistet hatte. Am 3. Dezember 1918 schlug Hugo Preuß dem Rat der Volksbeauftragten die Bildung eines „Beirats" zur Beratung des im Reichsamt des Innern auszuarbeitenden Verfassungsentwurfs vor. 6 Diese Kommission sollte nach Preuß' Vorstellungen einen lediglich informellen Charakter tragen und vertraulich verhandeln, also keinen offiziösen Status erhalten. Als Mitglieder nominierte Hugo Preuß die beiden Beigeordneten im Reichsamt des Innern, Max Quarck (MSPD) und Joseph Herzfeld (USPD), femer den Staatsrechtler Gerhard Anschütz, die Oberverwaltungsräte Heinrich Lindenau und Bruno Dammann, den Nationalökonomen Lujo Brentano, der mit den bayerischen Verhältnissen vertraut war, sowie Max Weber. Außerdem empfahl Preuß die Teilnahme der Volksbeauftragten Hugo Haase und Otto Landsberg. Ferner sollte je ein Vertreter Österreichs, Württembergs und der Hansestädte hinzugezogen werden. Noch in dergleichen Sitzung gab der Rat der Volksbeauftragten seine Zustimmung, eine derartige informelle Kommission einzuberufen. Bereits am folgenden Tage gingen Einladungen an die genannten Personen heraus. Max Weber erreichte die telegraphische Aufforderung, an den Beratungen der Kommission mitzuwirken, in
6 Vgl. das Protokoll der Kabinettssitzung vom 3. Dez. 1918, vorm.; abgedruckt bei Miller, Regierung der Volksbeauftragten, Bd. 1, S. 251 f.
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Beiträge zur Verfassungsfrage
Frankfurt, 7 w o er in diesen W o c h e n in der Redaktion der Frankfurter Z e i t u n g an der Artikelserie „ D i e Staatsform D e u t s c h l a n d s " arbeitete. 8 Er sagte u m g e h e n d z u 9 und fuhr am 7. D e z e m b e r nach Berlin. 1 0 Die Beratungen der K o m m i s s i o n b e g a n n e n am 9. D e z e m b e r 1918. Gerhard A n s c h ü t z , der e h e m a l i g e preußische Innenminister A r n o l d Bill Drews, Friedrich v o n Payer, v o r m a l s einer der Führer der Fortschrittlichen Volkspartei, s o w i e die Volksbeauftragten Otto Landsberg und Hugo Haase, die ursprünglich geladen waren, hatten abgesagt. A n den Beratungen der K o m mission, der H u g o Preuß in seiner Eigenschaft als Staatssekretär des Innern vorsaß, n a h m e n gemäß der offiziellen A n w e s e n h e i t s l i s t e teil: der Unterstaatssekretär im Reichsamt des Innern, T h e o d o r Lewald, der G e h e i m e Oberregierungsrat Robert Alfred Schulze, Regierungsrat Karl v o n Zahn, ferner die B e i g e o r d n e t e n Max Quarck und J o s e p h Herzfeld für das Reichsamt des Innern, Staatssekretär Paul v o n Krause für das Reichsjustizamt, Ministerialdirektor Walter S i m o n s und Legationsrat Kurt Riezler für das A u s w ä r t i g e Amt, ferner Carl Petersen, Senator der Hansestadt H a m b u r g , Max W e b e r in nichtamtlicher Funktion s o w i e Ludo Moritz Hartmann und Alfred v o n Verdross für die Gesandtschaft D e u t s c h - Ö s t e r r e i c h s in Berlin. Die K o m m i s s i o n tagte bis z u m 12. D e z e m b e r und beriet im einzelnen die G r u n d z ü g e eines Entwurfs der künftigen Reichsverfassung. Dabei standen, wie Preuß zu Beginn der Beratungen deutlich machte, die f o l g e n d e n Fragen im Mittelpunkt der Erörterung: erstens das Verhältnis des Reichs zu den Einzelstaaten und die damit v e r k n ü p f t e Frage, ob die künftige Verfassung einen unitarischen oder einen föderativen Charakter erhalten solle; z w e i t e n s das Verhältnis Preußens zu den anderen Bundesstaaten; u n d drittens, ob es eine v o m Reichstag unabhängige, plebiszitäre Reichsspitze in Form eines Reichspräsidenten g e b e n solle oder nicht. Max W e b e r hat bei den Beratungen zahlreiche Vorschläge s o w o h l zu grundsätzlichen wie auch zu Einzelfragen gemacht, wie das n a c h s t e h e n d veröffentlichte Protokoll ausweist. In einer Reihe v o n wichtigen Punkten s t i m m t e er, wie wir aus Briefen an Marianne W e b e r w ä h r e n d und unmittelbar
7 Telegramm Hugo Preuß' an Max Weber vom 4. Dez. 1918, ZStA Potsdam, Reichsamt des Innern, Nr. 16807, Bl. 2. 8 Da Weber die Artikelserle über „ Die Staatsform Deutschlands" erst nach dem Abschluß der Beratungen im Reichsamt des Innern zu einer Broschüre umgearbeitet hat, obschon jene in ihrer Erstfassung zu diesem Zeitpunkt bereits erschienen war, kommt diese gemäß dem Prinzip der letzten Hand hier nach dem vorliegenden Text zu stehen. Siehe den Abdruck in diesem Band, S. 98-146. 9 Telegramm an das Reichsamt des Innern vom 5. Dez. 1918, ZStA Potsdam, Reichsamt des Innern, Nr. 16807, Bl. 26. 10 Siehe den Brief an Marianne Weber von „Freitag" [6. Dez. 1918], Bestand Max Weber-Schäfer, Privatbesitz.
Editorischer
Bericht
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nach Abschluß der Beratungen wissen, der Verhandlungsführung v o n H u g o P r e u ß a u s d r ü c k l i c h z u . S o s c h r i e b er a m 11. D e z e m b e r 1 9 1 8 an s e i n e Frau: „ D e r dicke Preuß macht seine Sache sehr gut, ist eben doch ein sehr gescheidter Kerl. [ . . . ] Es soll morgen schon Alles fertig sein - so schnell ist wohl noch nie eine .Verfassung' gemacht worden. N u n - d a s .Gespenstische' der Lage liegt eben darin, daß Alles doch vielleicht .Makulatur' wird, wahrscheinlich sogar, denn das Rad geht über die Dinge und uns Alle hinweg. Es sei denn, daß jetzt, was möglich ist, eine Diktatur Ebert's kommt. " 1 1 U n d z w e i T a g e s p ä t e r urteilte e r : „So, die Reichsverfassung i s t - im P r i n z i p - f e r t i g , sehr ähnlich meinen Vorschlägen. Aber es ging den ganzen Tag mitse/irgescheidten Leuten heiß her, es war kein Vergnügen, Montag-Donnerstag A b e n d . " 1 2 Nach
Heidelberg
zurückgekehrt,
s p r a c h er a m 2 5 . D e z e m b e r
Hugo
Preuß s e i n e n Dank aus: „Nicht nur für die Gelegenheit, die Sie mir zur Teilnahme an den Verhandlungen gaben, sondern mehr noch für die Art, wie Sie diese Verhandlungen geführt haben. Ohne .Vaterfreude' - wie Sie sich a u s d r ü c k t e n - a n eignen Gedanken, jeder noch so heterogenen Anregung offen, und m i t - i c h darf das sagen, ohne in den Verdacht der .Komplimente'zu k o m m e n - m i t glänzender Präzision und Sachlichkeit. Das Resultat ist allerdings - wie bei .Kommissionen' meist - ein Kompromißprodukt zwischen parlamentarischer und plebiszitärer, bundesrätlicher und staatenhausmäßiger Konstruktion. Ich bin völlig sicher, daß es Sie nicht endgültig befriedigen w i r d . " 1 3 Das Protokoll w u r d e nach Abschluß der Konferenz unter Federführung d e s f ü r V e r f a s s u n g s f r a g e n z u s t ä n d i g e n R e f e r e n t e n i m R e i c h s a m t d e s Inn e r n , R o b e r t A l f r e d S c h u l z e , a u s g e a r b e i t e t . Da ü b e r d i e V e r h a n d l u n g e n strenge Geheimhaltung gewahrt wurde und die Anwesenheitsliste
auch
k e i n e n f ü r d i e P r o t o k o l l f ü h r u n g v e r a n t w o r t l i c h e n B e a m t e n a u s w e i s t , ist z u v e r m u t e n , d a ß e i n an d e n V e r h a n d l u n g e n b e t e i l i g t e s M i t g l i e d d e s R e i c h s a m t s d e s I n n e r n d e n V e r l a u f d e r D i s k u s s i o n p r o t o k o l l i e r t hat. A m 18. D e z e m b e r 1 9 1 8 w u r d e n H e k t o g r a p h i e n d e s f e r t i g e n P r o t o k o l l s an d i e T e i l n e h -
11 Brief an Marianne Weber, undat. [11. Dez. 1918], Bestand Max Weber-Schäfer, Privatbesitz. 12 Brief an Marianne Weber, undat. [13. Dez. 1918], Bestand Max Weber-Schäfer, Privatbesitz. 13 Brief an Hugo Preuß vom 25. Dez. [1918], ZStA Potsdam, Reichsamt des Innern, Nr. 16807, Bl. 262-263. Der Brief sowie die dem Protokoll vorangestellte Anwesenheitsliste, in der nur Preuß als Vorsitzender aufgeführt wird, bringen für die Behauptung Gillessens, Hugo Preuß, S. 125, Max Weber sei „zusammen mit Hugo Preuß die Führung der Konferenz zugefallen", keinen Beleg.
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Beiträge zur Verfassungsfrage
mer u n d - w i e im Falle Friedrich von P a y e r s 1 4 - a u c h an die geladenen, aber an der T e i l n a h m e v e r h i n d e r t e n Personen versandt. Allerdings ist uns kein Exemplar aus d e m Nachlaß Max W e b e r s überliefert. Eine redaktionelle Einflußnahme der T e i l n e h m e r auf d e n Wortlaut d e s Protokolls ließ sich nicht nachweisen. Es liegen j e d o c h auch keine A n h a l t s p u n k t e dafür vor, daß die T e i l n e h m e r e i n z e l n e n Passagen des Protokolls ihre Z u s t i m m u n g versagt haben könnten. Alle an d e n V e r h a n d l u n g e n Beteiligten - und so auch Max Weber - haben die Niederschrift d e m n a c h passiv autorisiert. Nach V e r s e n den des Protokolls w u r d e das im Reichsamt des Innern v e r b l i e b e n e „ A k t e n e x e m p l a r " noch einmal auf Sachirrtümer hin d u r c h g e s e h e n und an w e n i g e n Stellen stilistisch geglättet. Das Protokoll diente H u g o Preuß als Grundlage für die Erstellung eines ersten Entwurfs der Verfassung des D e u t s c h e n Reiches s o w i e einer begleit e n d e n Denkschrift, die für den Rat der Volksbeauftragten b e s t i m m t war. Dieser Entwurf der Reichsverfassung w u r d e d e m Rat der Volksbeauftragten z u s a m m e n mit der begleitenden Denkschrift und d e m Protokoll der Berat u n g e n im Reichsamt des Innern am 3. Januar 1919 zugeleitet. 1 5 Dieser erste V e r f a s s u n g s e n t w u r f , - „ n u r in w e n i g e n als vertraulich b e z e i c h n e t e n Exemplaren für den inneren G e b r a u c h bei den K o n f e r e n z e n mit den Volksbeauftragten und den beteiligten Ressortchefs g e d r u c k t " 1 6 - w a r dann am 14. Januar 1919 G e g e n s t a n d der Beratungen des Kabinetts. 1 7
Zur Überlieferung und Edition Die Beiträge Max W e b e r s zu den Beratungen der K o m m i s s i o n im Reichsamt des Innern v o m 9. bis 12. D e z e m b e r 1918 lassen sich nicht isoliert veröffentlichen, da sie nur innerhalb des Kontextes der Beratungen voll verständlich sind. Das Protokoll k o m m t d e s h a l b - m i t A u s n a h m e der A n w e s e n h e i t s l i ste - vollständig z u m A b d r u c k . Um die Beiträge W e b e r s zur Diskussion deutlicher h e r v o r z u h e b e n und v o n den Ä u ß e r u n g e n der anderen Teilnehmer zu unterscheiden, w e r d e n letztere in einer kleineren Type w i e d e r g e geben. 14 Vgl. den Brief Hugo Preuß'an Friedrich von Payervom 18. Dez. 1918, BA Koblenz, Nl. Friedrich von Payer, Nr. 11. 15 Vgl. Gillessen, Hugo Preuß, S. 221, Anm. 22. Der erste Entwurf ist abgedruckt bei Triepel, Heinrich, Quellensammlung zum Deutschen Reichsstaatsrecht, 3. Aufl. - Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1922, S. 7 - 9 ; die begleitende Denkschrift in: Preuß, Staat, S. 368-394. 16 Preuß, Hugo, Artikel 18 der Reichsverfassung. Seine Entstehung und Bedeutung. Berlin: Heymanns 1922, S. 7. 17 Vgl. das Protokoll der Kabinettssitzung vom 14. Dez. 1918, abends; abgedruckt bei Miller, Regierung der Volksbeauftragten, Bd. 2, S. 237ff.
Editorischer
Bericht
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Das durchpaginierte, 38 Seiten umfassende maschinenschriftliche Protokoll trägt die Überschrift: „Aufzeichnung über die Verhandlungen im Reichsamt des Innern über die Grundzüge des der verfassunggebenden deutschen Nationalversammlung vorzulegenden Verfassungsentwurfs, vom 9. bis 12. Dezember 1918." Von dieser „Aufzeichnung" sind zwei voneinander abweichende Fassungen überliefert. Von der ursprünglichen Fassung (A) sind zahlreiche typenidentische Exemplare angefertigt worden, von denen je eines den Teilnehmern an den Verfassungsberatungen, aber auch den geladenen, jedoch nicht erschienenen Personen nachträglich zugesandt worden ist. Eines von diesen befindet sich im Bundesarchiv Koblenz, Nl. Friedrich von Payer, Nr. 11. Es ist davon auszugehen, daß auch Max Weber ein Exemplar dieser Fassung erhalten hat, obwohl uns dies nicht überliefert ist. Ein weiteres Exemplar dieser Fassung findet sich in dem Aktenfaszikel Reichsamt des Innern, Nr. 16807 „Die Verfassung des Deutschen Reiches", Bl. 31-49, im ZStA Potsdam. Es trägt links oben die Geschäftsnummer I A 15607 und, mit Ausnahme der Seiten 5 und 12, Kustoden. In ihm sind seitens eines nicht mehr zu identifizierenden Sachbearbeiters im Reichsamt des Innern zahlreiche, wenn auch meist kleinere handschriftliche Korrekturen vorgenommen worden. Dieses Exemplar (B) trägt auf der ersten Seite, neben nicht zu entziffernden Paraphen verschiedener Sachbearbeiter, die Paraphen von Hugo Preuß (mit grünem Stift) und dem Fachreferenten für Verfassungsfragen, Robert Alfred Schulze. Auf die Erstellung dieser zweiten Fassung B hat Max Weber mit Sicherheit keinen Einfluß genommen. Dementsprechend wurde hier die ihm näher stehende Fassung A dem Abdruck zugrunde gelegt. Da die Fassung B jedoch im weiteren Verfassungsgesetzgebungsverfahren wirksam geworden ist, werden die - wenn auch überwiegend geringfügigen - Abweichungen gegenüber A annotiert.
Aufzeichnung über die Verhandlungen im Reichsamt des Innern über die Grundzüge des der verfassunggebenden deutschen Nationalversammlung vorzulegenden Verfassungsentwurfs, vom 9. bis 12. Dezember 1918
A. Grundfragen. Nachdem der Herr Vorsitzende die Anwesenden, insbesondere den Vertreter Österreichs, begrüßt und die Gründe des Nichterscheinens der gleichfalls geladenen Herren Prof. Anschütz, Minister 3 des Innern a.D. Drews, A,B 2 Exzellenz Payer, der | Volksbeauftragten13 Haase und Landsberg mitgeteilt hat, führt er aus, daß die Verhandlungen nur dem Zwecke einer vertraulichen Aussprache dienen, daß Abstimmungen nicht stattfinden, und die Einzelstaaten als solche dabei nicht vertreten seien. Er bemerkt weiter, daß es nötig sein werde, der Nationalversammlung, deren Wahl vor dem gesetzlich festgelegten Termin (16. Februar 1919)1 immerhin möglich sei, die Materialien zu der künftigen Reichsverfassung vorzulegen. Eine wesentliche Frage, nämlich die, ob das Deutsche Reich Republik sein solle oder nicht, sei durch die Ereignisse im letzteren Sinne entschieden. Die zweite Frage sei, ob es Einheitsstaat oder Föderativstaat sein solle; der Gegensatz dieser Lösungsmöglichkeiten sei theoretisch größer als praktisch, da auch, wenn man zum Einheitsstaat gelangen wolle, eine starke Dezentralisation notwendig sei. Mit der zweiten Frage hänge aufs engste die Unterfrage zusammen, welche Stellung Preußen im künftigen Reiche einnehmen werde. Gegen diese Fragen trete die dritte nach der Kompetenzenabgrenzung zwischen Reich und Einzelstaaten an Bedeutung etwas zurück. Dr. Herzfeld fragt, wo im künftigen Reich die Quelle der Staatsgewalt liegen solle. Die provisorische Gewalt des jetzigen Kabinetts werde mit dem Zusammentritt der Nationalversammlung dahinfallen. Der Herr Vorsitzende scheine davon auszugehen, daß die Gewalt der Arbeiter- und Soldatenräte nach der Verfassung wegfallen werde. a A, B: Ministers
b A, B (S. 1/2): Kustode verderbt.
1 Der § 24 der „Verordnung über die Wahlen zur verfassunggebenden deutschen Nationalversammlung (Reichswahlgesetz). Vom 30. November 1918", abgedruckt in RGBl 1918, Nr. 167, S. 1349, setzte als Wahltermin den 16. Februar 1919 fest. Die endgültige Entscheidung sollte aber dem allgemeinen Rätekongreß überlassen werden, der sich am 19. Dezember 1918 für den 19. Januar 1919 als Wahltag aussprach.
Beiträge zur
Verfassungsfrage
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Der Herr Vorsitzende: Die letzte Frage hänge mit derjenigen einer provisorischen Zentralgewalt aufs engste zusammen. Im übrigen sei es selbstverständlich, daß die Quelle aller Gewalt beim souveränen Volke liege. Die Arbeiter- und Soldatenräte seien bisher immer als ein vorübergehender Machtfaktor betrachtet worden. | Professor Weber: D e r Aufbau der neuen Verfassung müsse mög- A,B liehst wenig von juristischen, um so mehr von praktischen Erwägungen ausgehen. Deutschland stehe zur Zeit unter Fremdherrschaft. Ebenso wie die Monarchie sei ein zu großer Radikalismus infolgedessen ausgeschlossen. Ein weitgehender Föderalismus werde durch die Tatsachen gefordert, so sehr an sich der Unitarismus vorzuziehen sei. Fraglich sei dabei, ob man sich mehr an die Gedanken der 49 er oder der 67 er Verfassung halten wolle. 2 Er sei mehr für die 49 er Verfassung. Preußen mit seinen 40 Millionen Einwohnern werde im Reich zu mächtig sein, wenn seine Befugnisse nach der Zahl der Einwohner abgemessen würden. A n den Zerfall Preußens in mehrere Staaten glaube er nicht. Er meine also: Es muß soviel Unitarismus als möglich in eine föderalistische Verfassung aufgenommen werden. Dr. Riezler: Als Bayer könne er dem nur beitreten. Bayern werde niemals freiwillig in einen Einheitsstaat eintreten. Exzellenz von Krause: Auch er halte den Einheitsstaat für undenkbar. Anderseits könne aber auch der jetzige Zustand nicht erhalten bleiben; die sämtlichen kleinen Staaten könnten so nicht beibehalten werden. Dasselbe gelte von Preußens Vormachtstellung. Der Verfassungsentwurf werde diese Frage nicht unentschieden lassen können; bezüglich Preußens werde er zunächst voraussetzen müssen, daß dieser Staat als regionale Einheit bestehen bleibe.
2 Die Verfassung der Paulskirche vom 28. März 1849 räumte dem Reichsrecht den Vorrang vor dem Landesrecht ein (§ 66). Darüber hinaus beschränkte sie die Verfassungsautonomie der Länder und band die Ausübung grundlegender Länderkompetenzen, wie die auswärtige Politik und die militärische Gewalt, die Wahrung des inneren Friedens, wichtige Bereiche der Legislative, die oberste Gerichtsbarkeit und Teile der Verwaltung an die Zustimmung des Trägers der Reichsgewalt. Die Interessen der Länder wurden nach der Frankfurter Reichsverfassung durch ein Staatenhaus vertreten, dessen Mitglieder je zur Hälfte von der Regierung und der Volksvertretung der betreffenden Einzelstaaten ernannt werden sollten. Demgegenüber sah die Verfassung des Norddeutschen Bundes vom 1. Juli 1867 ein Verfassungsorgan zur Vertretung der Länder vor, das unter dem Vorsitz des Bundespräsidiums an der Gesetzgebung und der Exekutierung der Bundesbeschlüsse mitwirken sollte. Im Unterschied zur Paulskirchenverfassung nahm hier das Organ der Ländervertretung an der Wahrnehmung der Hoheitsrechte teil.
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Beiträge zur
Verfassungsfrage
Dr. Quarck: Der Gedanke des Unitarismus dürfe nicht ohne weiteres ausgeschaltet werden. Ohne ihn sei der Sozialismus in Deutschland undurchführbar, nur er gebe uns die Hoffnung, unsere politische Weltstellung A,B 4 wieder zu gewinnen. Deutschland bedürfe nach vielen Richtungen hin dringend der Vereinheitlichung (z. B. Eisenbahnen). Bayern könne mit etlichen Sonderberechtigungen abgefunden werden. Eine Gleichberechtigung des Unitarismus und des Föderalismus sei das Gegebene. Exzellenz Lewald: Eine Reihe deutscher Einzelstaaten habe bereits eine konstituierende Landesversammlung einberufen. 3 Es sei ausgeschlossen, daß dort nicht dieselben Fragen zur Entscheidung kämen, die hier erwogen würden. Damit werde mehreren Staaten ihre Stellungnahme zu diesen Fragen jetzt vorgeschrieben sein. An den Zerfall Preußens glaube er nicht. Daraus folge aber ohne weiteres, daß der Föderalismus für das Deutsche Reich das Gegebene sei. Dies werde noch deutlicher hervortreten, wenn Österreich sich dem Reiche anschließe. Dr. Hartmann: Österreich werde schwerlich daran Anstoß nehmen, wenn Deutschland sich zum unitarischen, aber dezentralisierten Staate entwickle. Die Österreicher seien an ein großes Maß von Unitarismus gewöhnt. Auch trete Österreich nicht als ein staatliches Ganzes zum Reiche hinzu; es sei eine Gruppe von Ländern und Länderstücken. Wenn etwa gewisse Widerstände auftreten sollten, so hätten sie ihre Wurzel in der Abneigung mehr gegen Preußen als gegen den Einheitsgedanken. Für Österreich seien die wirtschaftlichen Fragen 0 ausschlaggebend. Dr. Petersen: Auch er glaube, daß man die Gefühle der Einzelstaaten schonen solle. Durch Mehrheitsbeschlüsse lasse sich ein einheitliches Deutschland nicht schaffen. Ganz ohne vertragliche Grundlagen werde auch das neue Deutschland nicht zustande kommen. Soweit d sei ein föderatives System mit stark unitarischem Einschlag für die Verfassung zu empfehlen. A,B 5 Von mehreren Seiten wird der Vertragsgedanke bekämpft. | Dr. Herzfeld fügt noch hinzu, daß nur eine kleine Minderheit in Deutschland sich ernstlich vom Reichsgedanken losgelöst habe; ausschlaggebend seien für die Mehrheit wirtschaftliche Ziele. Auch in Süddeutschland wolle die Mehrheit der Besitzenden den Einheitsstaat, freilich in dem Sinne, wie die Sozialdemokratie das Wort verstehe. Es werde nicht verstanden werden und Enttäuschung erregen, wenn der Verfassungsentwurf vom Föderativgedanken ausgehe. C A, B: Frage
d B: Somit
3 Bei Beginn der V e r h a n d l u n g e n hatten einige Staaten bereits Wahlen zu d e n verfass u n g g e b e n d e n L a n d e s v e r s a m m l u n g e n anberaumt. In Mecklenburg-Strelitz w u r d e n die Wahlen bereits am 15. D e z e m b e r , in Braunschweig am 22. D e z e m b e r 1918 durchgeführt.
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Exzellenz von Krause warnt davor, die Verfassung nach Maßgabe von Mehrheitsbeschlüssen aufbauen zu wollen. Er schlage folgende Grundlagen der Verfassung vor: Das Reich ist ein e Gesamtstaat. Die Einzelstaaten behalten ihre Selbständigkeit, soweit das Reich nicht für zuständig erklärt ist. Jede Neubildung von Staaten bedarf der Zustimmung des Reichs.
B. Abgrenzung der Zuständigkeit des Reiches und der Einzelstaaten. Dr. Quarck schlägt vor, zunächst die Gebiete der Reichszuständigkeit abzugrenzen. Es wird beschlossen, demgemäß zu verfahren. Die Besprechung ergibt im Einzelnen:
I. Finanzen 1. Zölle. Die' Ausführung des Herrn Vorsitzenden, daß die Zollgesetzgebung nach wie vor ausschließlich dem Reiche zustehen müsse, findet allgemeine Zustimmung. Exzellenz Lewald: Auch die Zollverwaltung sollte],] wenn möglich, allein in den Händen des Reichs liegen. Das schließe nicht aus, daß bei der Ernennung der Beamten usw. die Landeskinder bevorzugt würden. Die Versammlung ist darüber einverstanden, daß dieser Grundsatz nach Möglichkeit durchgeführt werden soll, ebenso, auf Vorschlag von Dr. Petersen, daß die Freihafengebiete in der Verfassung zu erwähnen sind (vgl. Art. 34 R. V.). 4 |
e A, B: eine
f A, B: Der
4 Art. 3 4 RV (1871) lautet: „ Die Hansestädte B r e m e n und Hamburg mit e i n e m d e m Z w e c k e n t s p r e c h e n d e n Bezirke ihres oder des u m l i e g e n d e n Gebietes bleiben als Freihäfen außerhalb der gemeinschaftlichen Zollgrenze, bis sie ihren Einschluß in dieselbe beantrag e n . " Auf den Antrag der Hansestädte hin erfolgte am 15. Oktober 1888 d e r e n Einbeziehung in das Zollgebiet des Reiches, allerdings unter Beibehaltung b e s o n d e r e r Freihafenbezirke.
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Beiträge zur
A,B 6
Verfassungsfrage
2. I n d i r e k t e S t e u e r n . M a n ist ü b e r f o l g e n d e s e i n v e r s t a n d e n 0 : D i e großen
indirekten Steuern m ü s s e n einheitlich sein; eine b e s t i m m t e
G r e n z e z w i s c h e n d i e s e n u n d d e n w e n i g e r b e d e u t e n d e n läßt sich nicht ziehen. D e n Einzelstaaten und K o m m u n e n können Zuschläge zu einzelnen
5
Steuern gewährt werden. D e r Grundsatz, d a ß die indirekten Steuern d e m R e i c h v o r b e h a l t e n s i n d , m u ß f a l l e n . B e z ü g l i c h d e r V e r w a l t u n g gilt d a s s e l b e , wie bezüglich der Verwaltung der Zölle. Dr.
Hartmann
m a c h t d a r a u f a u f m e r k s a m , d a ß in Ö s t e r r e i c h v i e l f a c h d a s
System der Zuschläge zur Folge gehabt h a b e , d a ß die Steuern nicht hätten
10
erhöht werden können.
3. M o n o p o l e . Man kommt über folgendes
überein:
A u c h bezüglich der M o n o p o l e m u ß der Grundsatz gelten, daß das Reich d e n Vortritt v o r d e n E i n z e l s t a a t e n h a t . I m e i n z e l n e n läßt sich die F r a g e z u r Z e i t nicht entscheiden. E s empfiehlt sich, mit d e r
15
Sozialisierungskommis-
s i o n 5 in V e r b i n d u n g zu t r e t e n .
II.
Verkehrswesen.
1. E i s e n b a h n e n . 20
M a n ist ü b e r f o l g e n d e s einverstanden: Die Eisenbahnen müssen Reichseisenbahnen werden. Das Reich
muß
mit den A k t i v e n auch die Passiven ü b e r n e h m e n . H i e r ü b e r wird mit den Eisenbahnministerien usw. der Einzelstaaten zu verhandeln sein, die im Besitze von Staatsbahnen sind.
g
In B hervorgehoben.
5 Am 18. November 1918 beschloß der Rat der Volksbeauftragten die Einsetzung einer Sachverständigenkommission, die prüfen sollte, welche Wirtschaftszweige zur Zeit sozialisierbar seien und in welchen Formen eine Sozialisierung vorgenommen werden könne. Diese sog. erste Sozialisierungskommlssion nahm am 4. Dezember 1918 ihre Arbeit auf.
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Verfassungsfrage
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2. Binnenschiffahrt. Man kommt über folgendes überein: Für die großen Wasserstraßen muß das Reich Gesetzgebungs|kompetenz A,B 7 haben. Auch hier ist ihm der Vortritt vor h den Einzelstaaten vorzubehalten. Wasserstraßen von lokaler Bedeutung können den Einzelstaaten überlassen bleiben. Exzellenz Lewald regt an, bei der Abfassung der betreffenden Bestimmung den Art. 41 der Reichsverfassung, 6 Dr. Quarck, die Artikel 24 ff. der Schweizerischen Verfassung7 zu Grunde zu legen.
3. Seeverkehr. Man ist über folgendes einverstanden: Im allgemeinen 'kann man es bei der bestehenden Zuständigkeitsverteilung bewenden lassen'; eine Verstaatlichung der Seeschiffahrt ist nicht ins Auge zu fassen.
h A, B: von
i A, B: kann es bei der zuständigen Zuständigkeitsverteilung bewenden
6 Art. 41 RV (1871) legt die gesetzliche Ordnung des Eisenbahnwesens fest: „ Eisenbahnen, welche im Interesse der Verteidigung Deutschlands oder Im Interesse des gemeinsamen Verkehrs für nothwendlg erachtet werden, können kraft eines Reichsgesetzes auch gegen den Widerspruch der Bundesglieder, deren Gebiet die Elsenbahnen durchschneiden, unbeschadet der Landeshoheitsrechte, für Rechnung des Reichs angelegt oder an Privatunternehmer zur Ausführung konzesslonirt und mit dem Expropriationsrechte ausgestattet werden. - Jede bestehende Eisenbahnverwaltung ist verpflichtet, sich den Anschluß neu angelegter Elsenbahnen auf Kosten der letzteren gefallen zu lassen. Die gesetzlichen Bestimmungen, welche bestehenden Eisenbahn-Unternehmungen ein Widerspruchsrecht gegen die Anlegung von Parallel- oder Konkurrenzbahnen einräumen, werden, unbeschadet bereits erworbener Rechte, für das ganze Reich hierdurch aufgehoben. Ein solches Widerspruchsrecht kann auch In den künftig zu erthellenden Konzessionen nicht welter verliehen werden." Diese Bestimmungen sollten sinngemäß den Regelungen für die Binnenschiffahrt angepaßt werden. 7 Art. 24 der „Bundesverfassung der schweizerischen Eidgenossenschaft" vom 29. Mai 1874 gestand dem Bund das Recht der Oberaufsicht über die Wasserbau- und Forstpolizei im Hochgebirge zu und verpflichtete ihn zur Unterstützung bei der Korrektion und Verbauung von Wildwassern. Art. 25 gab dem Bund die Befugnis, Wildschutzmaßnahmen zu treffen. Art. 26 erklärte, daß die Gesetzgebung über den Bau und Betrieb der Elsenbahnen Bundessache sei. Vgl. Altmann, Wilhelm (Hg.), Ausgewählte Urkunden zur außerdeutschen Verfassungsgeschichte seit 1776, 2. Aufl. — Berlin: Weldmannsche Buchhandlung 1913, S. 272.
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Beiträge
zur
Verfassungsfrage
4. Wegebau (Automobile); 5. Luftverkehr. Man kommt über folgendes überein: Bezüglich der für den Verkehr mit Kraftwagen wichtigen Straßen und bezüglich des Luftverkehrs ist Reichszuständigkeit notwendig.
6. Post, Telegraphie. Man ist über folgendes einverstanden: Es ist zu erstreben, daß Bayern und Württemberg ihre Reservatrechte bezüglich der Post 8 verlieren. Das Reich sollte auch hinsichtlich der unteren Post- und Telegraphenbeamten das Ernennungsrecht haben, es aber nur unter weitgehender Berücksichtigung der Landeskinder ausüben. Es muß in der Verfassung unzweideutig ausgesprochen werden, daß das Funkerwesen unter das Telegraphenwesen fällt.
III. Wirtschaft. 1. Handel, Banken, Börsen. Man ist über folgendes einverstanden: Das Reich hat ausschließliches Gesetzgebungsrecht, unbeschadet des Selbstverwaltungsrechts der Einzelstaaten. |
8
2. Bergbau. Man kommt über folgendes überein: Das Gesetzgebungsrecht muß dem Reiche zustehen. Bezüglich der Ausnutzung der Bergwerke gilt das über die Monopole Gesagte (I 3). Es wird mit dem Handelsminister in Verbindung zu treten sein. Dr. Quarck macht auf die Notwendigkeit einer Reichsgewerbeinspektion aufmerksam.
8 Vgl. Art. 52 RV (1871), der Bayern und Württemberg von der in den Art. 48-51 beschriebenen Reichshoheit im Post- und Telegraphenwesen ausnahm und ihnen, vor allem im Verkehr mit seinen dem übrigen Reiche nicht angehörenden Nachbarstaaten, Sonderrechte zugestand.
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zur
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3. Land- und Forstwirtschaft. Nachdem Dr. Quarck k sich für die größtmögliche Schonung der Einzelstaatszuständigkeit ausgesprochen hat, wird Übereinstimmung über folgendes erzielt: Den Einzelstaaten bleibt in Landeskultursachen ihre Autonomie. Dem Reiche muß jedoch ein großzügiges Enteignungsrecht neben demjenigen der Einzelstaaten oder Kommunen gewährt werden. Das Einführungsgesetz zum Bürgerlichen] G[esetz] B[uch]9 muß dahin geprüft werden, ob nicht gewisse Kompetenzen (z.B. Jagd-, Fischereirecht) besser dem Reiche zu übertragen sind. Die Frage der Fideikommisse ist jedenfalls durch die Reichsverfassung zu regeln.
4. Gewerbe. Man ist über folgendes einverstanden: Die Vorbehalte des § 6 G[ewerbe] Ordnung] 1 0 müssen fallen. Wegen der Reichsgewerbeinspektion ist mit dem Reichsarbeitsamt in Verbindung zu treten.
5. Versicherungswesen. Nachdem Dr. Quarck darauf hingewiesen hat, daß die Verstaatlichung des Versicherungswesens nur dann Zweck habe, wenn der Versicherungszwang bei Feuer- und Lebensversicherung eingeführt werde, kommt man über folgendes überein:
k
In B hervorgehoben.
9 Vgl. das „Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuche. Vom 18. August 1896", in : RGBl 1896, Nr. 21, S. 604-650. 10 Um in die gewerberechtliche Landesgesetzgebung nicht partiell durch übergeordnetes Reichsrecht einzugreifen, fand die Gewerbeordnung gemäß ihres § 6 „keine Anwendung auf die Fischerei, die Errichtung und Verlegung von Apotheken, die Erziehung von Kindern gegen Entgelt, das Unterrichtswesen, die advokatorische und Notariats-Praxis, den Gewerbebetrieb der Auswanderungsunternehmer und Auswanderungsagenten, der Versicherungsunternehmer und der Eisenbahnunternehmungen, die Befugniß zum Halten öffentlicher Fähren und die Rechtsverhältnisse der Schiffsmannschaft auf Seeschiffen". Vgl. die „Gewerbeordnung für das Deutsche Reich" vom 26. Juli 1900, In: RGBl 1900, Nr. 47, S. 872.
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Verfassungsfrage
Die schon bestehende Reichszuständigkeit muß erhalten bleiben und möglichst von den letzten Beschränkungen befreit werden.
IV. Auswärtige
A,B 9
Angelegenheiten.
Man ist über folgendes einverstanden: Das Gesandtschaftsrecht der Einzelstaaten sowohl hinsieht | lieh des Auslands als des Inlands sowie das Recht, in Deutschland Landeskonsulate zu haben, ist zu beseitigen. Dies ist mit aller Deutlichkeit in der Verfassung auszusprechen. Das Recht der Einzelstaaten, mittels Agenten mit ihresgleichen und dem Reich zu verkehren, bleibt unberührt.
V. Heer und Flotte.
5
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Nachdem Direktor Simons darauf hingewiesen hat, daß ein Bekenntnis zur allgemeinen Wehrpflicht oder zum Milizsystem aus Gründen des Friedensschlusses wenigstens zur Zeit besser nicht in die Verfassung aufzunehmen sein werde, kommt man über folgendes überein: 15 In der Verfassung soll nur gesagt werden, daß ein Reichsgesetz einheitlich die künftige Wehrverfassung des Reichs regeln werde. Als Übergangsbestimmung kann hinzugefügt werden, daß' bis zum Inkrafttreten dieses Gesetzes"1 die alten Bestimmungen über die Wehrpflicht 11 fortgelten. |
A,B 10
VI. Innere Verwaltung. Der Herr Vorsitzende: Mit seinem Aufsichtsrecht habe bisher das Reich nirgends etwas ausgerichtet. Es sei zu wünschen, daß dies anders werde. Anderseits sei der Partikularismus in diesem Punkte am empfindlichsten, und es sei auch nicht zu bezweifeln, daß die Verwaltungsbehörden bodenI A, B: das
m
A, B: Gesetztes
I I Vgl. Art. 57 und 59 RV (1871); Gesetzesänderungen zu Art. 59 gab es am 11. Februar 1888 (RGBl 1888, Nr. 3, S. 11-21) und am 15. April 1905 (RGBl 1905, Nr. 16, S. 249f.). Nach diesen Bestimmungen war jeder Deutsche wehrpflichtig (Art. 57). In Art. 59 der letzten Fassung heißt es: „Jeder wehrfähige Deutsche gehört sieben Jahre lang, in der Regel vom vollendeten zwanzigsten bis zum beginnenden achtundzwanzigsten Lebensjahre, dem stehenden Heere, die folgenden fünf Lebensjahre der ersten Landwehr ersten Aufgebots und sodann bis zum 31. März des Kalenderjahrs, in welchem das neununddreißigste Lebensjahr vollendet wird, der Landwehr zweiten Aufgebots an."
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ständig bleiben müßten. Ein großer Teil der Fragen werde sich erledigen, wenn man die Selbstverwaltung der Kommunen kräftige, die sowieso meist mit bodenständigen Beamten arbeite. Im übrigen sei, wenn man die einzelstaatlichen Verwaltungsbeamten beibehalten wolle, die Frage so zu stellen: Was kann geschehen, die früher hervorgetretenen Mißstände zu beseitigen? Das Mindeste, was hier geschehen müsse, sei die Aufnahme von Bestimmungen folgenden Inhalts: Innerhalb der Zuständigkeit des Reichs sind die einzelstaatlichen Behörden verpflichtet, den Anweisungen der Reichszentralbehörden Folge zu leisten. Entgegenstehende Gesetze oder Dienstvorschriften der Einzelstaaten sind ungültig. Wenn einzelstaatliche Behörden innerhalb der Zuständigkeit des Reichs rechtmäßige Anweisungen der Reichszentralbehörden nicht beachten, so kann gegen sie in der gleichen Art vorgegangen werden, wie gegen die Reichsbeamten. Exzellenz Lewald: Klagen wegen Willkürlichkeiten der inneren Verwaltung seien in den letzten 20 Jahren fast nur gegen Preußen und Sachsen, als besonders rückständige Staaten, laut geworden. Die Beschwerden würden vermutlich unter der Herrschaft des gleichen Wahlrechts verstummen. Eine Notwendigkeit, die Reichsaufsicht stark anzuspannen, werde kaum anzuerkennen sein. Selbstverständlich seien aber ein Reichsverwaltungsgericht und eine Änderung der bisherigen Kompetenzen der Oberlandesgerichte nötig. Dies werde aber auch genügen. Wieweit das englische Verwaltungssystem einzuführen sein werde, müsse noch näher geprüft werden. Die Ausweitung" der Selbstverwaltung, die in großen Städten wohl angebracht sei, sei in kleinen Städten | weniger, auf dem Lande garnicht angezeigt. In der Verfassung A,B 11 selbst werde nur das Oberverwaltungsgericht 0 zu erwähnen sein, das Übrige sei durch Einzelgesetze zu regeln. Dr. Quarck: Die Polizei müsse Sache der Selbstverwaltungskörper sein. Nur diese kennten ihre Bedürfnisse genau. Selbstverständlich sei nicht nur an Gemeinden, sondern auch an Kreise als Selbstverwaltungskörper zu denken. Die bisherigen Kreisgendarmen müßten aber verschwinden. Die Normen über die innere Verwaltung habe das Reich zu geben. Ihre Durchführung werde durch das Reichsverwaltungsgericht und vielleicht durch die Zulassung einer Popularklage gegen die Beamten ausreichend gesichert sein. Direktor Simons: Die Zahl der Verwaltungsbeamten müsse in Zukunft herabgesetzt werden. Schon aus diesem Grunde sei es bedenklich, zwei Kategorien von Beamten der inneren Verwaltung, nämlich unmittelbare n A: Ausweisung
o B: Reichsverwaltungsgericht
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Reichsbeamte und Einzelstaatsbeamte nebeneinander vorzusehen. Er trete den Mindestvorschlägen des Herrn Vorsitzenden bei. Dieselben Grundsätze vertrete auch der Staatssekretär des Demobilmachungsamts. 12 Geheimer Ober-Regierungsrat Dr. Schulze: Schaffe man die zwei Beamtenkategorien, so belaste man diejenigen Einzelstaaten finanziell auf das Schwerste, die ihre Beamten schlechter besoldeten, als das Reich dies tue. Denn auf die Dauer sei eine verschiedene Behandlung beider Kategorien nicht möglich. Exzellenz Lewald: Bezüglich der Gesetzgebung empfehle es sich, das Reich allgemein für zuständig zu erklären. Damit falle der Grundsatz der bisherigen Verfassung fort, daß die Einzelstaaten in ihren inneren Angelegenheiten unbedingt autonom seien. Weiter müsse aber auch das Reich das Recht unmittelbarer Anweisungen an die inneren Landesbehörden auf solchen Gebieten haben, auf denen es zur Normengebung zuständig sei. In früheren Stadien der Reichsgesetzgebung sei man hierin keineswegs so übermäßig schonend vorgegangen, wie dies später Gebrauch gewesen sei. | 12 Exzellenz von Krause: Hierin sehe er einen starken Schritt zur Zentralisierung und gewärtige einen lebhaften Widerstand dagegen. Vielleicht könne man die Vorschriften auf „politische Beamte" beschränken. Die Durchführung einer allgemeinen Reichsaufsicht halte er für unmöglich. Eine wichtige Frage sei, ob das Reich in Landesdisziplinarsachen eingreifen dürfe. Direktor Simons: Diese Frage könne jetzt schwerlich gelöst werden. Es genüge in der Verfassung den Grundsatz auszusprechen, daß die Landesverwaltungsbeamten sich auf den Gebieten der Reichszuständigkeit den Anweisungen der Reichsbehörden zu fügen hätten. Dr. Quarck: Das Aussprechen des Grundsatzes allein helfe zu nichts. Auch ein Staatsgerichtshof sei nicht das rechte Mittel zum Ziel. Grundsätzlich sei der Disziplinarrechtsweg das richtige. Zuzugeben sei allerdings, daß dieser Weg nicht ohne Widerstände gangbar sei. Der Herr Vorsitzende stellt fest, daß die überwiegende Meinung dahin gehe, daß die Behörden der inneren Verwaltung Landesbeamte bleiben sollen. Es erhebe sich die weitere Frage, ob in der Verfassung einige Normativbestimmungen über die innere Verwaltung der Einzelstaaten gegeben werden sollen oder ob nur in der Verfassung vorgeschrieben werden solle, daß die einzelstaatlichen Verfassungen die Grundsätze über die innere Verwaltung enthalten müssen.
12 Gemeint ist Joseph Koeth, während des Krieges Leiter der Kriegsrohstoffabteilung im preußischen Kriegsministerium, seit Gründung des Reichsamts für wirtschaftliche Demobilmachung am 12. November 1918 bis zum 1. Mai 1919 dort Staatssekretär. Ob die Auffassungen Koeths in dieser Sache einen schriftlichen Niederschlag gefunden haben, konnte nicht ermittelt werden.
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Dr. Quarck spricht sich für die Aufnahme von Normativbestimmungen aus. Insbesondere sei auszusprechen13, daß die Trennung von Stadt und Land beseitigt sei, daß auch in den Selbstverwaltungskörpern das allgemeine, gleiche Wahlrecht gelten müsse, daß das Zweikammersystem überall aufgehoben sei usw. Professor Weber erklärt sich gegen die Festlegung des Grundsatzes der Aufhebung der Trennung von Stadt und Land. In Amerika bestehe diese Trennung. 13 Geheimer Ober-Regierungsrat Dr. Schulze betont die Gefahren einer zu weitgehenden Festlegung der Grundlinien. | Der Herr Vorsitzende: Den Einzelstaaten müsse ein gewisser Spielraum A,B 13 gewährt werden, aber kein unbeschränkter. Da, wo das Reichsinteresse stark beteiligt sei, müsse das Reich mitzuwirken haben. Er sei für Autonomie der Einzelstaaten, aber mit der Maßgabe, daß die Einzelstaaten Bestimmungen über die innere Verwaltung aufstellen und dem Reich vorlegen müßten. Direktor Simons: Die Freiheit der Gemeinden in der Aufstellung ihrer Verfassungsbestimmungen dürfe keinesfalls aufgehoben werden. Exzellenz von Krause: Über nichts sei von den Gemeinden mehr geklagt worden, als über die einzelstaatlichen Eingriffe in ihre Freiheit. Er sei für die Aufstellung von reichsrechtlichen Normativbestimmungen. Dr. Herzfeld: Der Unterbau der gesamten inneren Verwaltung seien nach gegenwärtigem Staatsrecht die Arbeiter- und Soldatenräte. Es sei nicht daran zu denken, daß sie sich ausschalten ließen. Die Verfassung müsse von unten nach oben aufgebaut werden, nicht umgekehrt. Geheimer Ober-Regierungsrat Dr. Schulze: Das Reich sei an der inneren Verwaltung der Einzelstaaten doch nur mittelbar beteiligt. Könne man nicht einen Mittelweg gehen, indem man anordne, daß die Einzelstaatsverfassungen die maßgebenden Bestimmungen über die Gemeindeverfassungen enthalten, und daß die Gemeindeverfassungen von den Einzelstaaten gewährleistet werden müßten.
p A, B: anszusprechen
13 Weber spielt hier auf die Unterschiede zwischen den Formen der ländlichen Lokalverwaltung und der Selbstverwaltung in den großen Städten der USA an. Beide sind von Bundesstaat zu Bundesstaat verschieden und auch innerhalb dieser nach Regionen differenziert. Vgl. Bryce, James, The American Commonwealth. Vol. 2 . - London: MacMiilan 1888 (Neudruck 1973), S. 220f.
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Professor Weber: Die Aufnahme einiger Normativbestimmungen in die Reichsverfassung sei wünschenswert. Die Kontrollstelle für ihre Durchführung müsse das Reichsverwaltungsgericht sein. Direktor Simons stimmt d e m zu.
Der Herr Vorsitzende: Die überwiegende Meinung gehe dahin, daß in die 5 Reichsverfassung Normativbestimmungen über die Gemeindeverfassungen aufzunehmen seien. Er bitte die Herren, die dies befürworteten, mit größtmöglicher Beschleunigung Entwürfe dieser Normativbestimmungen an ihn gelangen zu lassen. |
A, B 14
VII.
Rechtspflege.
Die Aussprache ergibt Übereinstimmung darüber, daß die bisherige Kom- 10 petenzabgrenzung bestehen bleiben und daß erwogen werden soll, ob das Recht der Reichsaufsicht über die einzelstaatliche Rechtspflege in der Verfassung aufzuführen ist. Ferner ist man darüber einig, daß eine dem § 1761) Abs. 2 der 49er Reichsverfassung entsprechende Bestimmung über die Militärjustiz aufzunehmen und daß deswegen mit dem Kriegsministerium in 15 Verbindung zu treten ist. Bei der Besprechung ist noch die Aufnahme folgender Bestimmungen angeregt worden: A u f h e b u n g der Bevorzugung der Staatsanwälte beim Avancement q in die höheren Gerichte (Professor Weber), Vorschlagsrecht der 20 Richter der höheren Gerichte einschließlich der Rechtsanwälte (Vorsitzender), Wahl der Richter durch das Volk (Dr. Herzfeld), Wahl der Präsidenten der höheren Gerichte durch die Richter der betreffenden Gerichte einschließlich der Rechtsanwälte (Dr. Petersen) und richterliches Prüfungsrecht hinsichtlich der Verbindlichkeit der Gesetze (Vorsitzender). 25 Man kommt jedoch hinsichtlich all dieser Gegenstände überein, daß sie in einem neuen Gerichtsverfassungsgesetz zu regeln sein werden. § 176 Abs. 2 der 49er Verfassung lautet: Die Militärgerichtsbarkeit ist auf die Aburteilung militärischer Verbrechen und Vergehen sowie der Militär-Disziplinarvergehen beschränkt, vorbehaltlich der Bestimmungen für den Kriegsstand. |
q A, B: Avencement
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VIII. Kirchen. Einverständnis herrscht darüber, daß nur einige H[aup]tfragenr betreffs der Auseinandersetzung von Staat und Kirche in der Verfassung zu regeln sind und daß das Übrige den Einzelstaaten zu überlassen ist. Ebenso ist man darüber einig, daß die Bestimmung des § 144 Abs. 2 der 49er Reichsverfassung: „Niemand ist verpflichtet, seine religiöse Überzeugung zu offenbaren" Aufnahme zu finden hat, desgleichen, daß die in Artikel 12 der Preußischen Verfassung 14 und in dem Reichsgesetz vom 3. Juli 1869151 ausgesprochenen A, B 15 Grundsätze auch in der neuen Verfassung wiederkehren müssen. Es wird zu erwägen sein, wieweit die Bestimmungen der Artikel 49 und 50 der Schweizerischen Verfassung 16 zur Übernahme geeignet sind. r In A und B teilweise unleserlich. 14 Der Art. 12 der preußischen Verfassung garantierte die Freiheit des religiösen Bekenntnisses, der Vereinigung zu Religionsgesellschaften und der gemeinsamen häuslichen und öffentlichen Religionsausübung. Er gewährleistete ferner die Unabhängigkeit der Wahrnehmung der bürgerlichen und staatsbürgerlichen Rechte vom religiösen Bekenntnis, wies aber darauf hin, daß den bürgerlichen und staatsbürgerlichen Pflichten „durch die Ausübung der Religionsfreiheit kein Abbruch entstehen" dürfe. Vgl. die „Verfassungs-Urkunde für den Preußischen Staat. Vom 31. Januar 1850", in: Preußische Gesetzsammlung 1850, Nr. 3, S. 18. 15 Das vom Norddeutschen Bund verabschiedete „Gesetz betreffend die Gleichberechtigung der Konfessionen in bürgerlicher und staatsbürgerlicher Beziehung" vom 3. Juli 1869 legte fest: „Alle noch bestehenden, aus der Verschiedenheit des religiösen Bekenntnisses hergeleiteten Beschränkungen der bürgerlichen und staatsbürgerlichen Rechte werden hierdurch aufgehoben. Insbesondere soll die Befähigung zurTheilnahme an der Gemeinde- und Landesvertretung und zur Bekleidung öffentlicher Ämter vom religiösen Bekenntniß unabhängig sein." BGBl 1869, Nr. 28, S. 292. 16 Art. 49 der Schweizerischen Verfassung lautet: „Die Glaubens- und Gewissensfreiheit ist unverletzlich. Niemand darf zur Teilnahme an einer Religionsgenossenschaft oder an einem religiösen Unterricht oder zur Vornahme einer religiösen Handlung gezwungen oder wegen Glaubensansichten mit Strafen irgendwelcher Art belegt werden. - Über die religiöse Erziehung der Kinder bis zum erfüllten 16. Altersjahr verfügt Im Sinne vorstehender Grundsätze der Inhaber der väterlichen oder vormundschaftlichen Gewalt. - Die Ausübung bürgerlicher oder politischer Rechte darf durch keinerlei Vorschriften oder Bedingungen kirchlicher oder religiöser Natur beschränkt werden. - Die Glaubensansichten entbinden nicht von der Erfüllung der bürgerlichen Pflichten. - Niemand ist gehalten, Steuern zu bezahlen, welche speziell für eigentliche Kultuszwecke einer Religionsgenossenschaft, der er nicht angehört, auferlegt werden. Die nähere Ausführung dieses Grundsatzes ist der Bundesgesetzgebung vorbehalten." - Art. 50 lautet: „Die freie Ausübung gottesdienstlicher Handlungen ist innerhalb der Schranken der Sittlichkeit und der öffentlichen Ordnung gewährleistet. - Den Kantonen, sowie dem Bunde bleibt vorbehalten, zur Handhabung der Ordnung und des öffentlichen Friedens unter den Angehörigen der verschiedenen Religionsgenossenschaften, sowie gegen Eingriffe kirchlicher Behörden in die Rechte der Bürger und des Staates die geeigneten Maßnahmen zu treffen. -
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Dr. Quarck regt unter der Zustimmung von Dr. Herzfeld an, ausdrücklich zu bestimmen, daß die Dotierung der Kirchen durch die Einzelstaaten für die Zukunft nicht gestattet sei. Hiergegen macht der Herr Vorsitzende geltend, daß damit das gesamte Staatskirchenrecht in die Verfassung gezogen sei, Geheimer Rat Riezler, daß die Aufnahme einer solchen Bestimmung unter den augenblicklichen politischen Verhältnissen verhängnisvoll werden könne; er weist auf die Folgen des Vorgehens des Preußischen Unterrichtsministeriums hin. 17 Direktor Simons schlägt vor, die Dotierungsfrage einem künftigen Reichsgesetz zu überlassen. Dem schließt sich die Mehrheit der Versammlung an. Professor Weber fügt noch hinzu, daß es den Bayern die A n n a h m e der Verfassung erleichtern würde, wenn ausgesprochen würde, d a ß die Trennung von Staat und Kirche nur bei ausreichender Dotierung zulässig sei.
IX. Schulen. Die Aussprache ergibt Einverständnis darüber, daß in die Verfassung eine Bestimmung folgenden Inhalts aufzunehmen ist: Das Reich regelt durch Normativbestimmungen das Schulwesen unter Beteiligung von Einzelstaaten und Gemeinden mit der Maßgabe, daß ein einheitlicher, unentgeltlicher Elementarunterricht bei Schulzwang vorgesehen wird. Die Frage der Konfessionalität der Volksschule soll in der Verfassung nicht entschieden werden. Zweifelhaft bleibt, ob Bestimmungen über die Einheitlichkeit der Vorbildung der Lehrer zu geben sein werden. Anstände aus dem öffentlichen oder Privatrechte, welche über die Bildung oder Trennung von Religionsgenossenschaften entstehen, können auf dem Wege der Beschwerdeführung der Entscheidung der zuständigen Bundesbehörden unterstellt w e r d e n . - D i e Errichtung von Bistümern auf schweizerischem Gebiete unterliegt der Genehmigung des Bundes." Vgl. Altmann, Urkunden, S. 277. 17 Auf einer Konferenz der geistlichen Abteilung des Ministeriums für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung am 16. November 1918 hatte der preußische Kultusminister Adolph Hoffmann die baldige Trennung von Staat und Kirche und damit den Wegfall der den Kirchen bislang gewährten Staatszuschüsse bis spätestens zum 1. April 1919 angekündigt. Diese Pläne, mit denen die preußische Regierung die bislang geltenden Rechtsgrundsätze über die Beziehungen von Kirche und Staat antastete, haftenden nachdrücklichen Protest beider Kirchen herausgefordert. Vgl. Motschmann, Claus, Evangelische Kirche und preußischer Staat in den Anfängen der Weimarer Republik. - Lübeck: Matthlesen 1969, S. 28-36.
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C. Grundrechte. Sodann wendet sich die Verhandlung den Grundrechten zu. | Der Herr Vorsitzende: Das Verfassungswerk der Paulskirche sei großen- A,B 16 teils infolge der Endlosigkeit der Verhandlungen über die Grundrechte gescheitert. Hierin liege eine Warnung. Anderseits werde aber die Aufnahme einzelner grundrechtlicher Bestimmungen kaum zu vermeiden sein. Dies findet allgemeine Zustimmung. Man ist darüber einverstanden, daß zu prüfen sein wird, ob das Staatsbürgerrecht und die Aufhebung der Fideikommisse in diesem Zusammenhang zu behandeln ist. Der Herr Vorsitzende regt die Aufnahme folgender Bestimmung hinsichtlich der in Deutschland wohnenden fremden Nationalitäten an: „Die fremdsprachlichen Volksteile innerhalb des Reichs dürfen durch Gesetzgebung und Verwaltung in der ihnen eigenen volkstümlichen Entwicklung nicht beeinträchtigt werden; namentlich nicht beim Gebrauch ihrer Muttersprache im Unterricht, bei der inneren Verwaltung und Rechtspflege innerhalb der von ihnen bewohnten Landesteile." Exzellenz Lewald befürwortet die Hinzufügung der Worte: „unter Voraussetzung der Gegenseitigkeit". Dem wird entgegengehalten, daß es sich um deutsche, nicht um ausländische Staatsangehörige handle. Man ist jedoch darüber einverstanden, daß die Regelung einiger einschlagender Fragen durch Vereinbarungen mit fremden Staaten notwendig sein wird, soweit nicht das Völkerrecht eingreift. Die Fassung der Bestimmung bleibt vorbehalten. Bezüglich des Adels geht die überwiegende Meinung dahin, daß seine Verleihung für die Zukunft zu verbieten, das Führen von Adelsprädikaten aber nicht zu untersagen sei, daß aber jeder amtliche Schutz dieser Adelsprädikate aufzuhören habe. Hinsichtlich der Orden und Titel weist Exzellenz Lewald auf die große politische Bedeutung hin, die der Orden der Ehrenlegion für Frankreich gehabt habe und noch habe. Geheimer Rat Riezler befürwortet, allen Deutschen das Annehmen fremder Orden | zu verbieten, unsere Orden aber an A,B 17 Ausländer weiter zu verleihen. Dieser Vorschlag begegnet allseitigem Widerspruch. Auf Vorschlag des Herrn Vorsitzenden kommt man dahin überein, daß alle Orden und alle nicht mit einem Amt verbundenen Titel für abgeschafft erklärt werden sollen.
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D. Vertretung der Einzelstaaten durch ein Reichsorgan und Stellung Preußens im Reiche. Die Erörterung wendet sich der Frage zu, ob und durch welches Organ die Einzelstaaten verfassungsgemäß vertreten sein sollen, sowie welche Stellung Preußen im Reiche einnehmen soll. Professor Weber: Nach dem Vorbild der amerikanischen Verfassung könne ausgesprochen werden, daß alle solche Staaten als Mitglieder aufgenommen werden, die gewisse, noch näher festzustellende Bedingungen erfüllen. 18 Zunächst würden alle bisherigen Bundesstaaten als Mitglieder anzusehen sein, aber mit der Maßgabe, daß sich von ihnen auch neue selbständige Staaten abzweigen könnten, wenn sie sich mit dem Reste des bisherigen Staates wegen des Vermögens auseinandersetzten. In der Verfassung werde zu sagen sein, daß das Reich aus dem bisherigen Reichsgebiet abzüglich vielleicht Elsaß-Lothringens, aber zuzüglich Deutsch-Österreichs bestehe. Dr. Petersen schließt sich dem an. Die Anerkennung der neuen Staaten durch die Zentralgewalt sei s jedoch vorzubehalten. Dr. Hartmann erklärt sich hiermit einverstanden. Direktor Simons: Der Neubildung von Staaten, soweit sie auf dem 3 Willen und den Bedürfnissen der Bevölkerung beruhe, dürfe kein Hindernis in den Weg gelegt werden. So sei z. B. ein staatlicher Zusammenschluß Thüringens dringend zu wünschen. Einen Eingriff der Nationalversammlung halte er nicht für angängig. Gegen den Grundsatz einer freien Staatenbildung würden auch unsere Feinde schwerlich etwas einwenden können. Geheimer Rat Riezler: Die Neubildung der Staaten dürfe nicht ohne A,B 18 Beteiligung des Reichs vor sich gehen. Die National|Versammlung müsse das Recht haben, in geeigneten Fällen hindernd einzugreifen. Die Reichsleitung müsse nach einem bestimmten Plane vorgehen. Sonst komme man zu einem Chaos. S A: sie
a A, B: den
18 Nach Maßgabe des Art. IV, Sect. 3 der amerikanischen Verfassung von 1787 konnten Staaten entweder durch Gebietsabspaltungen von bestehenden Staaten neu entstehen, oder sie existierten zunächst als Territorien und suchten dann um Zulassung als Bundesstaat nach. Im letzteren Falle mußten diese Staaten, vom Kongreß durch den „enabling act" dazu aufgefordert, eine Verfassung beschließen und sie dem Kongreß zur Genehmigung einreichen. Eine Entscheidung des Kongresses verfügte dann die Zulassung als Staat. Vgl. Loewenstein, Karl, Verfassungsrecht und Verfassungspraxis der Vereinigten Staaten. - Berlin: Springer 1959, S. 46f.
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Exzellenz von Krause: Das Selbstbestimmungsrecht der Bevölkerung sei jetzt in Deutschland anerkannt. Das Reich könne hier keine Vorschriften machen. Das schließe aber nicht aus, daß das Reich sich die Bestätigung der neuen Staaten vorbehalte, vielleicht auch einen mittelbaren Druck in der Richtung auf wünschenswerte Zusammenschlüsse oder Spaltungen ausübe. Geheimer Ober-Regierungsrat Dr. Schulze: Gehe man von dem gegebenen Zustand aus, so sei nicht zweifelhaft, daß ein Staat (Preußen) zu groß, viele Staaten zu klein seien. Von den 26 Bundesstaaten umfaßten nur 7 mehr als 1% der Reichsbevölkerung. Man könne nun zur Erreichung des erwünschten Zieles durch die Verfassung einen mittelbaren Zwang auf die zu großen und zu kleinen Staaten ausüben, indem man bestimme, daß in dem Staatenhause oder in dem Reichsrat nur solche Staaten Individualvertretung hätten, die mindestens einen bestimmten Bruchteil der Reichsbevölkerung umfaßten, daß aber anderseits ein einzelner Staat nicht mehr als (beispielsweise) 20% der Stimmen führen könne. Dann werde für Preußen die Frage gestellt sein, ob es hieran genug habe. Dr. Herzfeld stimmt dem Vorschlag Dr. Schulzes zu, unter der Voraussetzung, daß eine Vertretung der Einzelstaaten überhaupt zugelassen werden müsse. Dies sei aber nicht der Fall. Nach seiner Meinung seien die Bundesstaaten in Verwaltungskörperschaften umzuwandeln. Er bitte, dem Entwurf kein föderatives System zu Grunde zu legen. Dr. Quarck: Über die Neubildungen könnten allein die wirtschaftlichen Zusammenhänge entscheiden. Die alten Grenzen dürften nicht maßgebend sein. Die Gründe dagegen, daß das Reich die Neueinteilung vornehme, seien nicht durchschlagend. Es werde etwa Bayern ohne die Pfalz als Einheit fortbestehen können, Württemberg und Baden zusammen als ein neues Gebilde, ebenso Thüringen nebst den eingesprengten preußischen Gebietsteilen usw. b | Hiergegen wird von mehreren Seiten eingewendet, daß dies den beteilig- A,B ten Bevölkerungen überlassen bleiben müsse. Dr. Petersen befürwortet, von den freien Städten mindestens Hamburg bestehen zu lassen. Dieses könne gegebenenfalls mit Lübeck vereinigt werden. Geheimer Ober-Regierungsrat Dr. Schulze hält auch den Fortbestand Bremens für unbedenklich. Man ist darüber einverstanden, daß die Erhaltung der Hansestädte ermöglicht werden soll. Weiter kommt man - unter Widerspruch von Dr. Herzfeld - dahin überein, daß die Bezeichnung „Reich" nebst Zusammensetzungen (Reichstag, Reichskanzler usw.) beibehalten werden soll. Der Einzelstaat soll als „Freib A, B: us.
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Staat" bezeichnet werden. Das Wort „Bund" soll aber beseitigt werden; also: Reichsgebiet usw. Der Herr Vorsitzende: Der Vorschlag von Dr. Schulze scheine ihm annehmbar. Er schlage aber zu seiner Ergänzung und Verdeutlichung vor, daß eine Übersicht der Einteilung Deutschlands in die Verfassung aufgenommen 0 werde, worin die für nötig befundenen Vereinigungen (z.B. Thüringen) mit ihren Stimmen aufzuführen wären. Die süddeutschen Staaten würden dann unverändert bleiben, von Preußen würden dagegen die Provinzen aufgenommen werden. Daneben sei auszusprechen, daß Änderungen durch die beteiligten Staaten unter Zustimmung des Reichs zulässig seien. Geheimer Ober-Regierungsrat Dr. Schulze hält zwar die Aufnahme einer Übersicht für notwendig, äußert aber Bedenken wegen der Aufführung der preußischen Provinzen. Exzellenz von Krause bittet jedenfalls von einem unmittelbaren Zwang abzusehen. Man ist darüber einverstanden, daß die Frage der weiteren Nachprüfung bedarf. Die Verhandlung wendet sich der Frage zu, ob das zu schaffende Organ als ein Reichsrat (im Sinne von Staatsrat)^] als eine parlamentarische Kammer (Staatenhaus) oder als ein Gebilde in der Art des bisherigen Bundesrats auszugestalten sei. | 20
Professor Weber spricht sich d für das Staatenhaus aus. Dies sei das Mindeste, was den Einzelstaaten geboten werden müsse^ und das kleinere Übel gegenüber dem Bundesrat. Überspanne man den Bogen, so würden sich die süddeutschen Staaten^] insbesonders Bayern, völlig dem Partikularismus zuwenden. Gegen eine allzugroße Macht des Staatenhauses schütze die Einführung des Referendums. Dr. Petersen ist derselben Ansicht. Dr. Herzfeld unterschätze die Stärke des Partikularismus. Wer die Lehren der Geschichte beherzige, werde sich stets an Gewordenes anschließen wollen. Das Reich sei schon nach den in der bisherigen Verhandlung festgelegten Grundzügen der Kompetenzenteilung reichlich unitarisch. Das Staatenhaus sähe er am liebsten von den Volksvertretungen der Einzelstaaten berufen; auf diese Weise würden fähige Personen ins Staatenhaus gelangen. Exzellenz Lewald: Ohne ein besonderes Organ zur Vertretung der Einzelstaaten sei nicht auszukommen. Andernfalls würde das Reichsministerium zu groß werden, da die Einzelstaaten dann die Aufnahme von LandsmannC A, B: vorgenommen
d A, B: sieht
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ministem 19 verlangen würden. Der Partikularismus müsse ein legales Betätigungsfeld behalten. Die Mitglieder würden am besten die Regierungen ernennen. Vor der Ähnlichkeit mit dem Bundesrat schrecke er nicht zurück. Dr. Quarck: Über die Stärke des Partikularismus werde man schwerlich einig werden. Die Bedeutung Bayerns werde allgemein überschätzt. Der größere Grundbesitz und die Gewerkschaften dächten nicht partikularistisch. Für den Partikularismus bleibe das Selbstverwaltungsgebiet. Unter den höchsten Reichsorganen brauche kein Organ der Einzelstaaten zu sein. Es genüge, wenn eine Delegation der Einzelstaaten vorhanden sei, die vor Einbringung jedes Gesetzentwurfs befragt werde. Allenfalls könne er sich mit einem Reichsrat mit beratender Stimme einverstanden erklären. Der Herr Vorsitzende: Daß ein Organ zur Vertretung der Einzelstaaten da sein müsse, sei unzweifelhaft, ebenso, daß es in Schranken gehalten werden müsse und nicht an den Bundesrat | erinnern dürfe. Es dürfe nicht durch A,B 21 Volkswahl, sondern müsse durch die Einzelstaaten bestellt werden. Dann stehe es als ein indirekt bestelltes Organ neben zwei durch Volkswahl berufenen Organen. Werde das Organ als Staatenhaus ausgestaltet, so könne es nicht durch die Ernennung der Regierungen bestellt werden. Dem widerstrebe der Zug der Zeit. Auch habe Wilson sich für eine Umgestaltung des Bundesrats ausgesprochen. 20 Somit bleibe die Wahl durch die Einzellandtage. Die Reichsverwaltung stehe dann grundsätzlich allein der Reichsregierung zu, was aber nicht ausschließe, daß einzelne Verwaltungsbefugnisse dem Staatenhaus überwiesen würden. Gestalte man das Organ anders, so könne es nur an der Verwaltung, nicht an der Gesetzgebung Teil haben, weil sonst sein Übergewicht zu groß sei. Zur Begutachtung könnten ihm aber die Gesetzentwürfe der Reichsregierung vorgelegt werden],] und bei Verfassungsänderungen und zwischenstaatlichen Verträgen könne es eine mitentscheidende Stimme haben. Ein allgemeines Verordnungsrecht könne ihm nicht anvertraut werden, ohne es dem Bundesrat allzu ähnlich zu machen. Wende man hiergegen ein, daß auch die Regierungen einen Anteil an der Reichsleitung haben müßten, so könne erwogen werden, das Organ aus den Häuptern der Einzelstaatsregierungen zusammenzusetzen. Eine Abstim19 In Österreich inoffizielle Bezeichnung für Minister ohne Portefeuille, die zwar für einen Geschäftsbereich verantwortlich zeichneten, der aber nicht exekutiver, sondern politischer Natur war und in der Regel der Vertretung der Interessen nationaler Minderheiten galt. 2 0 Hier wird vermutlich auf die zweite und dritte Wilson-Note Bezug genommen, die die Aufnahme von Friedensverhandlungen von der Ausschaltung der bisher herrschenden Kräfte in Deutschland abhängig machten. Vgl. den Abdruck der Noten In: Marhefka, Edmund (Hg.), Der Waffenstillstand 1918-1919, Bd. 1 . - B e r l i n : Deutsche Verlagsanstalt für Politik und Geschichte 1928, S. 13f. und S. 16f.
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mung nach Instruktionen sei ausgeschlossen und auch nicht nötig, sei es, daß die Häupter der Regierungen darin säßen, sei es, daß das Organ von den Einzelparlamenten bestellt werde. An das Referendum trete er nicht ohne Bedenken heran. Es wirke nach den in der Schweiz damit gemachten Erfahrungen mindestens in sozialer Beziehung eher reaktionär als fortschrittlich. Der Apparat sei, bei einem Siebzigmillionenvolk[,] sehr groß. Exzellenz Lewald: Die Ernennung der Mitglieder durch die Parlamente sei bedenklich. Die Mehrheiten darin könnten jederzeit wechseln. Damit wechselten dann aber auch die Mitglieder des Staatenorgans nicht ohne weiteres. | 22 Was den Gedanken betreffe, das Organ aus den Häuptern der Einzelstaatsregierungen zusammenzusetzen, so sei bekannt, daß Bismarck bei Schaffung des Bundesrats ein solcher Gedanke vorgeschwebt habe. 21 Die Geschichte des Bundesrats zeige aber, daß dies notwendig zur Spezialisierung, zur Absendung von fachlichen Sondervertretern, führe. Gegen eine solche Entwicklung sei nichts zu machen, da sie in der Natur der Dinge liege. Geheimer Ober-Regierungsrat Dr. Schulze: Das Organ dürfe nicht auf eine beratende Stimme beschränkt sein, sondern müsse einen maßgeblichen Einfluß haben. Nur so sei es zu erreichen, daß gewichtige Persönlichkeiten darin säßen. Er denke sich das Organ so: Es werde von den Regierungen berufen, jedes Mitglied stimme ohne Instruktion in öffentlicher Verhandlung ab, sei aber seinem Parlament für die Abstimmung unmittelbar verantwortlich. Dr. Herzfeld: Eine Beeinflussung der Reichsgesetzgebung durch die Einzelstaaten (Verwaltungskörperschaften) halte auch er für wünschenswert. Er nehme an, daß die Zentralausschüsse dieser Körperschaften sich in Fachausschüsse gliedern würden, und ihre Vertreter, zu einem Organ vereinigt, würden maßgeblich bei der Schaffung von Reichsgesetzen beteiligt werden können. So werde erreicht, daß auch dieses Organ von unten herauf aufgebaut sei und auf Volkswahl beruhe. 21 Bismarck hatte den Bundesrat im Unterschied zu einer bloßen Vertretung der Bundesstaaten - aber auch zu einem Fürstenhaus-als das gemeinsame Organ der Regierungen aller Bundesstaaten konzipiert, das formell der Träger der Souveränität des Reiches sein sollte. Im sog. Putbuser Diktat vom 30. Oktober 1866 vertrat Bismarck die Auffassung: „Man wird sich in der Form mehr an den Staatenbund halten müssen, diesem aber praktisch die Natur des Bundesstaates geben mit elastischen, unscheinbaren, aber weltgreifenden Ausdrücken. Als Zentralbehörde wird daher nicht ein Ministerium, sondern ein Bundestag fungieren, bei dem wir, wie Ich glaube, gute Geschäfte machen, wenn wir uns zunächst an das Kuriensystem des alten Bundes anlehnen." Siehe das Putbuser Diktat vom 30. Oktober 1866, In: Bismarck, GW 6, S. 167. Faktisch entwickelte sich der Bundesrat zu einem Gremium von Experten, die je nach den zu behandelnden Gegenständen jeweils neu bestellt wurden.
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Geheimer Rat Dr. Riezler: Wenn man den Einzelstaaten fast alle ihre Kompetenzen nehme, sei es um so nötiger, ihnen das Gefühl zu lassen, daß sie bei der Reichsleitung mitschaffen. Ein Reichsrat mit beratender Stimme sei zu wenig. Ob der Partikularismus dauernd große Stärke habe, könne dahingestellt bleiben; sicher sei, daß er zur Zeit eine gewaltige Macht darstellt e , weil augenblicklich mächtige politische Strebungen mit den partikularistischen verbündet seien. Trage man dem keine Rechnung, so führe das zu einer Reaktion mit zentrifugalen Zielen. | Auf die Dauer sei der reine Parlamentarismus mit dem Gedanken des A,B 23 Bundesstaats nicht zu vereinen. Dr. Hartmann: Der Anschluß von Deutsch-Österreich hänge seiner Ansicht nach von der Gestaltung der deutschen Verfassung nicht ab. In Österreich habe man wohl alle Phasen von Zentralisation und Dezentralisation durchlaufen. Vor den Landsmannministern könne er nur dringend warnen. Ein Staatsrat mit beratender Stimme, der aber zugleich als Verwaltungsgerichtshof wirke, erscheine ihm als die glücklichste Lösung. Professor Weber: Fast in allen Staaten mit Staatsräten seien diese machtlos. Eine solche Behörde könne nur bürokratisch und technisch sein und stelle keine wirksame Anteilnahme der Einzelstaaten an der Zentralgewalt dar. Was den Vorschlag des Herrn Dr. Herzfeld anlange, so sei dessen genauere Skizzierung wünschenswert. Die Gedanken: Bundesstaat und Parlamentarismus könne er nicht für unvereinbar halten. Dr. Petersen glaubt, daß das zu schaffende Organ nur dann klar umschriebene Kompetenzen haben werde, wenn es als 1. Kammer ausgestaltet werde. Er betont, daß sein Vorschlag der unitarischste von allen sei. Der Herr Vorsitzende teilt mit, daß einer der zur Besprechung geladenen Herren, der am Erscheinen verhindert gewesen sei, schriftlich folgenden Vorschlag gemacht habe: Kein Staatenhaus, sondern nur Reichstag. Die Staaten haben Bevollmächtigte beim Reiche, die die Wünsche der Einzelstaaten vortragen usw. Aus ihnen wird ein Kollegium gebildet, etwa in dem Verhältnis: 1 Bevollmächtigter auf 1 Million Einwohner. Dieses Kollegium hat keine gesetzgeberischen' Befugnisse, wohl aber solche der Exekutive. 22
e B: darstelle
f A, B: gesetzgeberische
2 2 Von wem dieser Vorschlag stammt, ist nicht nachgewiesen.
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Er trete Herrn Dr. Petersen darin bei, daß das Staatenhaus die glatteste Lösung der Frage biete. Selbstverständlich würde die politische Führung A,B 24 beim Volkshaus liegen. Das Vorbild sei Eng|land. Wer ein Anhänger des Parlamentarismus sei, müsse sich für diese Lösung entscheiden. Dagegen spreche 5 1. die Abneigung der Sozialdemokratie. Aber wenn man dem Organ nur Verwaltungsbefugnisse gebe, sei es gefährlicher als ein Staatenhaus. Vor dieser Erwägung könne wohl die Abneigung vor dem Zweikammersystem zurücktreten. Auch biete das Referendum oder die Einführung eines nur suspensiven Vetos des Staa- 10 tenhauses Sicherung. Dazu komme, daß die internationale öffentliche Meinung die Beibehaltung des Parlamentarismus wünsche. Zu erwägen sei auch, daß alle außerdeutschen Bundesstaaten ohne Ausnahme das Zweikammersystem hätten. 2. Die Gefahr, daß der deutsche Partikularismus sich mit einem Staaten- 15 haus nicht zufrieden geben werde. Es sei aber auch möglich, daß er darin ein nicht unbedeutendes Entgegenkommen erblicken werde. Einige Befugnisse der Exekutive könne man ja auch einem Staatenhaus geben. (Vorschläge zu Stellenbesetzungen und dergleichen). Auch könnten die Einzelstaaten Agenten beim Reichsmi- 20 nisterium halten, wogegen das Reich zur Entsendung von Kommissaren in die Einzelstaaten berechtigt sein würde. Exzellenz Lewald und Exzellenz von Krause treten für ein sachverständiges Organ mit Verwaltungsbefugnissen ein. Besonders bezüglich Österreichs könne man einen solchen Beirat schwer entbehren. 25 Der Herr Vorsitzende stellt fest, daß eine geschlossene Mehrheit für das Staatenhaus sich nicht herausgestellt habe, daß er aber diese Lösung für das kleinere Übel gegenüber den sonstigen vorgeschlagenen Lösungen halten müsse.
E. Das Volkshaus. A,B 25
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Die Erörterung wendet sich der Einrichtung des Volkshauses zu. | Der Herr Vorsitzende: Die Einrichtung des Volkshauses biete kaum besondere Schwierigkeiten, es werde genügen, wenn die Verfassung ausspreche, daß ein besonderes Reichsgesetz die Wahlen zum Völkshaus auf Grund des allgemeinen, geheimen und gleichen Verhältniswahlrechts für Männer 35 und Frauen regle. Das Wahlgesetz werde die Nationalversammlung schaffen müssen; seine Hauptaufgabe werde die Verfeinerung des Verhältniswahlrechts nach Maßgabe der Erfahrungen bei der jetzigen Wahl sein müssen. Bezüglich der Dauer der Legislaturperiode halte er das amerikanische
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System (2jährige Legislaturperiode) nicht für empfehlenswert. Er halte es für richtig, bei der jetzigen fünfjährigen Legislaturperiode zu bleiben. Zu viele Wahlen führten Wahlmüdigkeit der Wähler herbei. Dr. Herzfeld: Eine fünfjährige Legislaturperiode sei unmöglich. Das Gesetz vom 19. März 188823 sei eine Schöpfung der Reaktion. Professor kommen.
Weber: Der Reichstag müsse ein Enquête-Recht be-
Der Herr Vorsitzende: Er habe in seinem vor der Revolution verfaßten Verfassungsreform-Entwurf folgende Bestimmungen hierüber vorgeschlagen: Reichstag wie Reichsrat haben die Befugnis, Kommissionen zur Untersuchung von Tatsachen zu ernennen mit dem Rechte, unter Mitwirkung richterlicher Beamter 9 Zeugen eidlich zu vernehmen, die Reichs- und Staatsbehörden zu requirieren, deren Akten einzusehen; auch öffentlich kontradiktorisch zu verhandeln. Solche Kommissionen können auch gemeinschaftlich von Reichsrat und Reichstag eingesetzt werden. 24 Professor Weber: Eine wichtige Frage sei, ob diese Bestimmung, soweit sie sich auf das Volkshaus bezieht11, in die Geschäftsordnung des Volkshauses oder in ein Reichsgesetz aufgenommen werde. Im ersten Falle werde die Mehrheit des Volkshauses die Minderheit überstimmen. Das könne auf diesem Gebiete nicht zugelassen werden. Auch die Minderheit müsse das Recht der | Enquête haben. ' a,b Man kommt dahin überein, daß dem Volkshaus das Enquête-Recht verfassungsmäßig gesichert werden müsse, sowie daß das Verfahren durch ein Reichsgesetz zu regeln sei. Dr. Herzfeld regt an, eine Bestimmung aufzunehmen, wonach der Präsident dem Volkshaus von Zeit zu Zeit nach amerikanischem Muster über den Zustand des Staates Bericht zu erstatten habe. g A, B: Beamten Absatz.
h B: beziehe
i Kein Absatz in A; in B folgt Korrekturzeichen für
2 3 Vgl. das „Gesetz, betreffend die Abänderung des Artikels 24 der Reichsverfassung. Vom 19. März 1888", das eine Verlängerung der Legislaturperiode von drei auf fünf Jahre brachte. In der Neufassung lautete Art. 24: „ Die Legislaturperiode des Reichstags dauert fünf Jahre. Zur Auflösung des Reichstags während derselben ist ein Beschluß des Bundesraths unter Zustimmung des Kaisers erforderlich." RGBl 1888, Nr. 13, S. 110. 2 4 Preuß bezieht sich hier auf den Artikel 27a seiner „Vorschläge zur Abänderung der Reichsverfassung und der preußischen Verfassung nebst Begründung" vom Juli 1917, abgedruckt in: Preuß, Hugo, Staat, Recht und Freiheit. Aus 40 Jahren deutscher Politik und Geschichte. - Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1926 [Neudruck. - Hildesheim: Olms 1964], S. 320.
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Die Anregung wird nicht weiter verfolgt, nachdem der Herr Vorsitzende darauf hingewiesen hat, daß eine solche Berichterstattung besser durch Parlamentsbrauch als durch eine Verfassungsbestimmung eingeführt werde. Der Herr Vorsitzende wirft sodann die Frage der Wahlprüfung durch ein besonderes Organ auf. Es sei ihm nicht zweifelhaft, daß die Wahlprüfung vor ein möglichst unparteiisches Gericht gehöre. Das bisherige Wahlprüfungsverfahren sei zum Zerrbild geworden. Die Parteien des Völkshauses seien nicht in der Lage, unparteiisch zu entscheiden. In England habe die Entwicklung ebenfalls zur Einsetzung eines besonderen Gerichts geführt. 25 Dr. Herzfeld: Ein solcher Vorschlag habe nicht die geringste Aussicht, von der Nationalversammlung angenommen zu werden. Wenn früher über die Langsamkeit der Wahlprüfungen mit Recht Beschwerde geführt worden sei, so habe es keine Schwierigkeit anzuordnen, daß die Wahlprüfung innerhalb einer bestimmten Frist erledigt werden müsse. Sicher werde auch viel Zeit dadurch erspart werden können, daß der Wahlprüfungsausschuß des Volkshauses das Recht erhalte, unmittelbar Beweise zu erheben. Jedes Wahlprüfungsgericht werde nicht weniger politisch urteilen als das Volkshaus, es sei auch keineswegs unerträglich, daß im letzten Grunde bei Wahlprüfungen die Mehrheit entscheide. Er sei auch unbedingt gegen einen gemischten Gerichtshof. Dr. Hartmann: In Österreich sei die Stimmung entschieden für ein Wahlprüfungsgericht. Der Herr Vorsitzende: Ein Gericht werde, selbst wenn es nicht frei von politischen Stimmungen bliebe, vielleicht unbewußt, nicht aber bewußt nur A,B 27 nach politischen Gesichtspunkten | entscheiden. Das Ansehen des Volkshauses werde ohne Zweifel gehoben, wenn ein Gericht die Wahlprüfungen vornehme. Geheimer Ober-Regierungsrat Dr. Schulze: Im Reichsamt des Innern sei schon vor längerer Zeit ein Entwurf für ein Wahlprüfungsgesetz ausgearbeitet worden. 26 Dieser sehe richterliche Entscheidung vor und sorge für beschleunigte Erledigung. Der Entwurf sei sich vollkommen bewußt, daß eine Wahlprüfungsentscheidung schwerlich jemals ganz frei von politischen Erwägungen getroffen werde^j und habe deshalb den Gedanken eines gemischten Gerichts - teils Richter, teils Parlamentarier - aufgenommen. Exzellenz von Krause glaubt nicht, daß ein solches Gesetz ideale Zustände schaffen werde, hält es aber für das kleinere Übel gegenüber der Wahlprüfung durch das Volkshaus selbst. 2 5 Bei Wahlstreitigkeiten setzte der „Parliamentary Eiections Act" von 1868 an die Stelle einer parlamentarisch-politischen die richterliche Entscheidung. Vgl. hierzu Loewenstein, Karl, Staatsrecht und Staatspraxis von Großbritannien, Bd. 1: Parlament, Regierung, Parteien.-Berlin: Springer 1967, S. 120. 26 Ein derartiger Entwurf ist nicht nachgewiesen.
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Der Herr Vorsitzende stellt fest, daß die überwiegende Meinung dahin gehe, daß ein besonderes Organ zu bestellen sei. Die Frage soll weiter geprüft werden. Der Herr Vorsitzende regt sodann an, die parlamentarische Immunität 5 dahin auszubauen, daß den Mitgliedern des Volkshauses das lange begehrte Zeugnisverweigerungsrecht bezüglich derjenigen Angelegenheiten gegeben werde, die sie in ihrer Eigenschaft als Abgeordnete erfahren hätten. Professor Weber: Für die Enquête der Minderheiten sei es eine ausschlaggebende Frage, ob dadurch der parlamentarischen Ver10 derbnis zu Leibe gegangen werden könne oder nicht. Das letzte sei aber der Fall, wenn die Mitglieder des Volkshauses ein unbedingtes Zeugnisverweigerungsrecht auch bezüglich der Wahlmachenschaften besäßen, an denen sie selbst beteiligt seien. 15
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Der Herr Vorsitzende: Er denke sich die Regelung durchaus im Sinne des englischen Rechts, wonach derjenige, der der Vorladung des Hauses oder seines Ausschusses nicht folge, wegen Privilegienbruchs (breach of Privileges) bestraft werde. Dr. Herzfeld wünscht, daß die Immunität der Abgeordneten auch' gegen die Anordnung von Beschlagnahmen und Durchsuchungen erstreckt werde, sowie, daß die Abgeordneten auch von der Ver|büßung früher rechts- A,B 28 kräftig erkannter Strafen verschont bleiben müßten. Die Vollziehung dieser Urteile geschehe meist aus politischen Gründen, um den Abgeordneten seiner Tätigkeit zu entziehen. Exzellenz von Krause tritt dem letzten Vorschlag entgegen. Für die Gesamtheit des Volkes sei es von größter Wichtigkeit, daß rechtskräftige Urteile an jedermann ohne Ansehen der Person vollzogen würden. Bezüglich der Diäten weist Exzellenz Lewald auf die großen Vorteile des bisherigen Rechtszustandes hin. Dieser habe es ermöglicht, daß der früher dauernd beschlußunfähige Reichstag in den letzten Jahren fast immer in beschlußfähiger Besetzung versammelt gewesen sei. Dr. Quarck spricht sich demgegenüber für das französische System (Gewährung einer festen Entschädigung) aus. Exzellenz Preuß meint, daß die Entscheidung über diese Einzelfragen am besten der Nationalversammlung zu überlassen sei. In der Verfassung werde nur auszusprechen sein, daß ein Reichsgesetz die Höhe der Entschädigungen bestimme und daß die Mitglieder des Volkshauses das Recht der Freifahrt auf den Eisenbahnen während der Legislaturperiode haben sollen. Bezüglich des im Artikel 29 der Reichsverfassung ausgesprochenen Grundsatzes, daß die Mitglieder des Reichstags Vertreter des gesamten j In B folgt: a u f d e n S c h u t z
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Volkes und an Aufträge und Instruktionen nicht gebunden seien, geht die übereinstimmende Ansicht dahin, daß er in die neue Verfassung hinüber genommen werden solle. Dr. Petersen weist darauf hin, daß es für die Abgeordneten selbst nützlich sei, wenn sie sich auf den Grundsatz ihren Wählern gegenüber berufen könnten. Hinsichtlich der Inkompatibilität führt der Herr Vorsitzende aus, daß, wenn ein Staatenhaus und ein Volkshaus nebeneinander bestünden, die gleichzeitige Mitgliedschaft in beiden Häusern verboten werden müsse. Dies begegnet keinem Widerspruch. Einverständnis herrscht ferner darA,B 29 über, daß die Bestimmungen des | Artikels 21 Abs. 2 R. V. 27 aufgehoben bleiben sollen.
F. Das Reichs-Oberhaupt. Die Erörterung wendet sich der Frage des Reichs-Oberhauptes zu. Professor Weber: Ein Präsident sei deshalb notwendig, damit ein durch Volkswahl bestellter Chef an der Spitze der Verwaltung stehe. Die Beamtenschaft und die Offiziere müßten ihre Spitze im Präsidenten haben. Eine Sozialisierung Deutschlands werde ohne ein gelegentliches persönliches Eingreifen des Reichs-Oberhauptes unmöglich sein. Der Herr Vorsitzende: Wenn man ein Direktorium als Reichs-Oberhaupt bestelle, so sei es unmöglich, es durch Volkswahl berufen zu lassen. Sei dies schon unerfreulich, so werde der Gedanke eines Direktoriums noch mehr dadurch unmöglich gemacht, daß jede größere deutsche Landschaft in dem Direktorium ihren Sitz beanspruchen und diesen Anspruch vermutlich auch durchsetzen werde. Die Beschlußfassung durch Kollegien mindere ferner für jeden einzelnen Beteiligten das Verantwortlichkeitsgefühl und wirke dadurch schädigend. Es sei auch zu beachten, daß in der Schweiz mit seiner Direktorialverfassung sich immer mehr eine persönliche Stellung des Bundesratspräsidenten herausgearbeitet habe. Geheimer Rat Dr. Riezler: Die Führung einer erfolgreichen auswärtigen Politik sei ohne eine einheitliche, nicht mit dem Reichsministerium zusam27 In Art. 21, Abs. 2 RV (1871) hieß es: „Wenn ein Mitglied des Reichstages ein besoldetes Reichsamt oder in einem Bundesstaat ein besoldetes Staatsamt annimmt oder im Reichs- oder Staatsdienste in ein Amt eintritt, mit welchem ein höherer Rang oder ein höheres Gehalt verbunden ist, so verliert er Sitz und Stimme In dem Reichstag und kann seine Stelle In demselben nur durch neue Wahl wiedererlangen." Am 28. Oktober 1918 wurde diese Bestimmung aufgehoben.
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menfallende und daher mit ihm wechselnde^] einheitliche Spitze nicht denkbar. Diese Spitze könne nur eine Person sein. Die kollegiale Geschäftsbehandlung passe am wenigsten für die auswärtigen Angelegenheiten. Schon die Völkerrechtsvertretung nach außen verlange nach einer einheitlichen Spitze. Die Schweizer Verhältnisse könnten für das viel größere Deutschland keinesfalls maßgebend sein. Dr. Herzfeld regt an, daß das Reichsministerium zur obersten Spitze bestellt werde. | Dr. Quarck: Die Erfahrungen, die Deutschland mit seinem Kaisertum, A,B 30 aber auch Frankreich mit seinem letzten Präsidenten 28 gemacht habe, könnten zu einem Versuch mit der Präsidentschaft wenig ermutigen. Der Zug der Zeit gehe nach kollegialer Geschäftsbehandlung. Anderseits könne man nicht verkennen, daß es für die jetzigen Waffenstillstandsverhandlungen vorteilhaft gewesen sein würde, wenn eine einzelne Person dem Reiche vorgestanden hätte. Auch sei die Sozialisierung Deutschlands für eine einzelne Person leichter durchzusetzen als für ein Kollegium. Da die Gründe für und wider sich die Waage zu halten schienen, befürworte er einen Parallelvorschlag in der Verfassung. Der Herr Vorsitzende hält die Ausarbeitung eines Parallelentwurfs für unmöglich. Der Entwurf müsse bezüglich diesesk wesentlichen Punktes einen bestimmten Vorschlag enthalten. Die Abneigung gegen eine Direktorialversammlung gehe in Deutschland sehr viel weiter],] als Herr Dr. Quarck meine. Dies sei auch durch die Gestaltung jedes Direktoriums gerechtfertigt. Er halte es nicht für richtig, wenn das Direktorium mit dem Ministerium zusammen falle. Es müsse ein Organ vorhanden sein, das das Ministerium ernenne. Schließlich bewiesen die Erfahrungen der Geschichte, daß das Bestehen eines Direktoriums für starke Persönlichkeiten geradezu einen Anreiz enthalte, es zu sprengen. 29 Direktor Simons: Ein Ministerium könne unmöglich die Spitze der Reichsregierung sein. Ein solcher Versuch sei unter dem Reichskanzler Max von Baden gemacht worden und völlig gescheitert. 30 In Deutschland sei die k A: seines gemäß B emendiert: dieses 28 Gemeint ist Raymond Poincaré (1860-1934), von 1913 bis 1920 Präsident der Dritten Republik. Ihm wurde vorgeworfen, sich 1914 unter Nichtbeachtung der konstitutionellen Grenzen des Präsidentenamtes in die Führung der französischen Außenpolitik eingemischt zu haben. 2 9 Anspielung auf den Staatsstreich Napoleon Bonapartes vom 18. und 19. Brumaire (9. und 10. November 1799). 3 0 Dem Kabinett Max von Baden gehörten parlamentarische Staatssekretäre ohne Geschäftsbereich an, die Repräsentanten der Mehrheitsparteien waren. Diese zogen faktisch die Geschäfte weitgehend an sich, während die Leiter der Fachressorts zurückgedrängt wurden. Ungeachtet des formellen Fortbestands des Kanzlersystems kam es zu einem schleichenden Übergang zum Kollegialsystem.
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Parteizersplitterung zu groß für eine solche Regierungsweise. Aber auch die Erfahrungen, die mit dem jetzigen Kabinett gemacht worden seien, könnten nicht ermutigen, auf diesem Wege fortzuschreiten. Eine große Menge Zeit und Kraft werde durch die Reibungen im Kabinett zweifellos vertan. Demnach bliebe nur die Präsidentschaft übrig. Der Präsident müsse auch starke Machtbefugnisse haben. Die Gefahr, daß er sie mißbrauche, sei bei A,B 31 einer Volkswahl des Präsidenten | nicht sehr groß. In Amerika sei auch der Präsident oft ein besserer Vertreter der wahren Volksmeinung gewesen als das Parlament. Vielleicht könne über diese Frage das Gutachten eines amerikanischen Sachverständigen beigezogen werden. Der Herr Vorsitzende widerspricht diesem Vorschlag mit der Begründung, daß man sich mit einem Gutachten nicht werde begnügen können. Professor Weber betont die Gefahr jeder kollegialen Beschließung. Sie führe zu einer schädlichen Teilung und damit zur Aufhebung aller Verantwortlichkeit. Exzellenz Lewald: Wer das Reich möglichst unitarisch gestalten wolle, könne nicht umhin, sich für die Präsidentschaft zu erklären. Der Herr Vorsitzende stellt fest, daß die überwiegende Meinung für die Präsidentschaft sei. Bezüglich der Präsidentenwahl käme das amerikanische (Wahl durch das Volk) und das französische System (Wahl durch das Parlament) in Frage. Das letzte System sei ein unechtes parlamentarisches System31 ; es sei nicht folgerichtig, daß der Präsident aus der Wahl des Parlaments hervorgehe. Aber auch das amerikanische System sei in sich widerspruchsvoll. In Deutschland müsse eine mittlere Linie gewählt werden, der Präsident müsse aus Volkswahlen hervorgehen. Das Volk müsse zwei Organe schaffen, den Präsidenten und das Volkshaus. Das Bindeglied zwischen beiden' stelle die parlamentarische Regierung dar. Bei der Wahl wünsche er kein Elektorensystem, wie es in Amerika gelte. Vielmehr müsse das Volk in unmittelbarer und geheimer Wahl mit relativer, nicht mit absoluter Mehrheit den Präsidenten wählen. Eine Stichwahl verursache bedeutende Kosten und führe die Gefahr unlauterer Machenschaften mit sich. Der Präsident müsse das Ministerium ernennen^] und dieses wiederum müsse vom Völkshaus abhängen. Ein Minister, der des Vertrauens des Völkshauses ermangeI A, B: beide
31 Die Ansicht, daß das französische Regierungssystem ein „unechtes parlamentarisches Regime" sei, geht auf Robert Redslob, Die parlamentarische Regierung in ihrer wahren und in ihrer unechten Form. - Tübingen: J . C . B . Mohr (Paul Siebeck) 1918, S. 104ff. und S. 180, zurück, dessen Thesen auf die Urheber der Weimarer Verfassung eine beträchtliche Wirkung ausgeübt haben. Vgl. dazu Mommsen, Max Weber 2 , S. 373ff.
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le, müsse abtreten. Eine Bestimmung, daß jeder Minister dem Parlament angehören müsse, halte er nicht für notwendig. Sie sei auch in den wenigsten | Verfassungen anzutreffen. Mit diesem System gelange man zu einer starken A,B 32 demokratischen Exekutive^] aber ohne schädigenden Dualismus. Dr. Petersen erklärt sich mit diesen Vorschlägen durchaus einverstanden. Es sei wünschenswert, daß unsere Parteien geschult würden. Dies geschehe am besten durch die Präsidentenwahl mit relativer Mehrheit. Direktor Simons und Exzellenz von Krause sprechen sich gegen die relative Mehrheit aus. Dr. Hartmann befürwortet eine eventuelle Stimmabgabe für den Fall, daß der erstgenannte Bewerber unterliegt. Dr. Quarck: Das Bedürfnis nach einer starken Spitze der Reichsverwaltung scheine ihm durch die bisherige Aussprache nicht dargetan zu sein. Ihm scheine ein Präsident nach Schweizer Muster auch für die Vertretung des Staates nach außen zu genügen. Er wünsche einen Präsidenten, der organisch aus dem Parlament und dem Ministerium hervorgehe. Professor Weber: Aller Wahrscheinlichkeit nach werde Deutschland in Zukunft 4 größere Parteien haben. Es werde vermutlich nach Dr. Quarcks Vorschlag ein Kompromißbewerber mit starker parlamentarischer Routine gewählt werden. Es sei sehr zweifelhaft, ob dann dieser Präsident herrschen werde oder seine Untergebenen. Er wünsche aber auch ferner nicht, daß ausschließlich die Parlamentarier in Deutschland Aussicht hätten^ an der Herrschaft teilzunehmen. Wenn auch die Teilung der Gewalten nicht vollständig durchführbar sei, so halte er es doch für nützlich, einen Teil davon in der Verfassung beizubehalten. Auch die Parlamente seien heute in schweren Mißkredit gekommen. Ihnen alle Gewalt anzuvertrauen sei bedenklich. Er wünsche ein Gegengewicht gegen das Parlament, wie es in dem vom Volke bestellten Präsidenten zu finden sei. Dr. Herzfeld: Professor Weber scheine sich die Organisierung der Reichsgewalt so zu denken, daß sie vom Volkswillen tatsächlich unabhängig sei. Es bestehe die Gefahr, daß die Volkswahl, | so nützlich und notwendig sie sein A,B 33 möge, dem Präsidenten das Übergewicht über das Parlament verleihe. Es sei ein großer Unterschied, ob das Volk einen Mann oder verschiedene Männer in die Regierung wähle. Er neige deshalb zum Schweizer System. 32 3 2 Die sieben Mitglieder des Bundesrates, der obersten vollziehenden und leitenden Behörde der Eidgenossenschaft, wurden von der Bundesversammlung, die sich aus dem Nationalrat und dem Ständerat zusammensetzte, gewählt. Dieses Gremium bestimmte aus seiner Mitte einen Bundespräsidenten, der den Vorsitz im Bundesrat für die Dauer eines Jahres führte. Vgl. Art. 95ff. der Schweizer Verfassung.
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Bei der Präsidentschaft bestehe stets die Gefahr, daß sie der alten Monarchie zu ähnlich werde. Dies gelte umsomehr, auf je längere Zeit der Präsident gewählt werde. Der Herr Vorsitzende: Eine zu große Machtfülle des Präsidenten sei nicht zu befürchten, wenn seine Stellung derjenigen eines beschränkten parlamentarischen m Monarchen ähnlich gemacht werde. Der Hauptgrund, warum er für die Präsidentschaft eintrete, liege darin, daß jeder andere Weg ungangbar erscheine. Er halte es für ausgeschlossen, daß der Reichstag mittelbar oder unmittelbar das oberste Organ des Reichs bestimme. Das sei gerade vom demokratischen Standpunkt aus verwerflich. Viel eher könnten sich die bürgerlichen Parteien hiermit abfinden, als die streng demokratischen. Geheimer Rat Dr. Riezler betont nochmals die Notwendigkeit einer starken Stellung des Präsidenten nach außen. Die vielen Mißstimmigkeiten, die schon heute bei unseren Feinden hervorträten, könnten sich weiter zuspitzen^] und dann werde eine einheitlich geleitete Reichsspitze weit mehr Aussicht haben[,] das Deutsche Reich wieder zur politischen Geltung zu bringen[,] als eine kollegiale. Dem Volke könne man die Entscheidung über diese schwierige politische Frage jedenfalls jetzt noch nicht in die Hand geben. In England stehe die politische Bildung des Volkes weit höher als in Deutschland. Die weitere Aussprache ergibt eine Mehrheit für den Gedanken, daß der Präsident mit absoluter Stimmenmehrheit gewählt werden müsse. Die Frage soll noch erwogen werden. Bezüglich der Dauer der Präsidentschaft schlägt der Herr Vorsitzende 10 Jahre vor. Dem widerspricht Herr Dr. Herzfeld. Die Mehrheit ist dafür. | 34 Bezüglich der Amtsbezeichnung des Präsidenten wird vorgeschlagen: Reichskanzler, Reichsammann und Reichspräsident. Die letzte Bezeichnung hat die Mehrheit für sich. Bezüglich des Vizepräsidenten kommt man dahin überein, daß der Präsident des Staatenhauses, der von diesem gewählt werden soll, zugleich stellvertretender Reichspräsident sein soll. Geheimer Ober-Regierungsrat Dr. Schulze bezweifelt", daß eine neue Wahl des Präsidenten deshalb schnell vor sich gehen könne, weil permanente Wählerlisten in Deutschland würden eingeführt werden müssen. Bezüglich der Zuständigkeit des Präsidenten ist die Mehrheit, die ihn für notwendig hält, einverstanden, daß seine Stellung ähnlich zu gestalten sei wie diejenige eines Monarchen in einem parlamentarisch regierten Staate. Einigkeit herrscht darüber, daß Krieg und Friede nur auf Grund eines Parlamentsbeschlusses erklärt und geschlossen werden 0 können. m A, B: Parlamentarischen O A, B: werden werden
n Fehlt in A, B; bezweifelt sinngemäß ergänzt.
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Bezüglich der internationalen Verträge schlägt Dr. Petersen vor, daß ihre Gültigkeit dann von der Zustimmung des Parlaments abhängen solle, wenn sie mit Staaten abgeschlossen werden, bei denen entsprechendes Recht verfassungsmäßig gilt. Der Vorschlag findet fast allgemeine Zustimmung, nur Herr Dr. Herzfeld wünscht die unbedingte Geltung des Grundsatzes. Er erblickt darin das beste Mittel],] auch andere Völker zu gleichen Verfassungsbestimmungen zu zwingen. Exzellenz Lewald und Geheimer Rat Dr. Riezler dagegen sehen voraus, daß eine solche Bestimmung Deutschland bündnisunfähig machen werde. Bezüglich des Rechts des Präsidenten, den Reichstag zu berufen, kommt man auf Vorschlag von Direktor Simons dahin überein, daß er nur beim ersten Zusammentritt des Volkshauses in jeder Legislaturperiode zu seiner Ausübung befugt sein soll. In der Verfassung ist demnach zu bestimmen, daß der Präsident den Wahltag festsetzt und das Volkshaus innerhalb einer festen Frist | einberuft, daß es dagegen Sache des Volkshauses ist, sich zu A,B 35 vertagen oder die Sitzungen zu schließen. Dagegen, daß die Wahl des Volkshauspräsidenten nur durch die Geschäftsordnung zu regeln ist, wird kein Widerspruch erhoben. Die Frage, ob das Staatenhaus ohne das Volkshaus tagen darf, bedarf der näheren Prüfung. Es wird sodann erörtert, ob der Präsident Anteil an der Gesetzgebung haben soll. Professor Weber: Bisher habe Preußen, wenn auch nicht rechtlich, so doch tatsächlich jedes ihm mißfällige Gesetz verhindern können, das komme jetzt in Wegfall. Man dürfe aber nun nicht soweit gehen, dem Präsidenten jeden Einfluß auf die Gesetzgebung zu nehmen. Das sei eine falsche Auffassung von der Demokratie. Die richtig verstandene Demokratie könne nichts dagegen haben, daß der Präsident, als der Erwählte des Volkes, p von dem Parlament" an das Volk appellieren könne, dies geschehe am besten mittels des Referendums. Seine diesbezügliche Anordnung müsse von dem Zwang der ministeriellen Gegenzeichnung befreit sein. Die Volksinitiative zum Referendum, so notwendig sie zugelassen werden müsse, verursache hohe Kosten, da sie an das Verlangen einer großen Anzahl von Staatsbürgern gebunden sein müsse. Dr. Herzfeld: Als Demokrat könne er keine Einwendung dagegen erheben, daß der Präsident sich an das Volk wenden könne. Wohl aber halte er es
p Diese Passage ist mißverständlich. Gemeint ist die Möglichkeit, gegen Beschlüsse des Parlaments an das Volk zu appellieren.
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für höchst bedenklich, dem Präsidenten das Recht zur Auflösung des Parlaments anzuvertrauen. Das q sei undemokratisch. Was die Regierungsvorlagen betreffe, so habe der Präsident damit nicht das geringste zu tun. Ihre Ausarbeitung sei Sache des Ministeriums. Gegen diese letzte Ansicht wird kein Widerspruch erhoben. Exzellenz Lewald spricht sich für das Auflösungsrecht, vielleicht unter Zustimmung des Staatenhauses, aus. | A,B 36 Geheimer' Ober-Regierungsrat Dr. Schulze befürwortet, dem Präsidenten beide Rechte zu geben. Seit der Einführung der Verhältniswahl bedeute die Auflösung des Parlaments nicht mehr dasselbe wie früher. Die vom s Geheimen Ober-Regierungsrat Dr. Schulze aufgeworfene Frage, wie es bei Etatsablehnungen zu halten sei, findet keine endgültige Beantwortung. Der Herr Vorsitzende stellt fest, daß die einhellige Ansicht dahin gehe, daß der Präsident die Initiative zum Referendum haben solle, und daß die Mehrheit ihm auch das Recht zur Parlamentsauflösung einräumen wolle. Er bringt sodann die verfassungsändernden Gesetze zur Sprache. Bisher sei die Tendenz im Reiche, wie in jedem zum Absolutismus neigenden Staate, dahin gegangen, Verfassungsänderungen sehr zu erleichtern. In allen Staaten, die auf ihre Verfassung hielten, sei das anders. Er halte eine Erschwerung der Verfassungsänderungen für wünschenswert. Die Anregung begegnet keinem grundsätzlichen Widerspruch. Man ist jedoch darüber einverstanden, daß die Frage weiterer Erwägung bedarf. Bezüglich des Beamtenernennungsrechts herrscht Einverständnis, daß der Präsident alle Beamten zu ernennen habe, soweit das Gesetz nicht etwas anderes bestimme. Hinsichtlich des Begnadigungsrechts kommt man dahin überein, daß es der Präsident auf Antrag des Gesamtministeriums ausüben soll. Einverständnis herrscht auch darüber, daß Amnestien nur durch Gesetz ausgesprochen werden dürfen. Zur Verantwortlichkeitsfrage bemerkt Professor Weber, daß eine Absetzung des Reichs-Präsidenten durch Volksinitiative (etwa Mo der Wähler) und Referendum ohne jede Angabe von Gründen ermöglicht werden müsse. Geheimer Ober-Regierungsrat Dr. Schulze bemerkt dagegen, daß es sich angesichts der Bedenken gegen eine Völksinitiative empfehle, die Anregung zur Absetzung des Reichs-Präsidenten dem | Parlament dergestalt zu A,B 37 überlassen, daß auf Grund einer 2/3-Mehrheit beide Häuser die Initiative ergreifen4. q A: Da
r A, B: Kustode (S. 35/36) verderbt.
s A , B:von
t A: ergreife
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G . Minister und Verantwortlichkeit der obersten Reichsbehörden. Der Herr Vorsitzende äußert sich allgemein zur Verantwortlichkeit der obersten Reichsbehörden. Man habe - im Gegensatz zu manchen Ministerverantwortlichkeitsgesetzen - zwischen der politischen und der juristischen Verantwortlichkeit zu unterscheiden. Die politische erschöpfe sich darin, daß jeder Minister, der das Vertrauen des Volkshauses (Gegensatz: Staatenhauses) nicht besitze, abtreten müsse. Dagegen müsse für die Geltendmachung der juristischen Verantwortlichkeit ein Staatsgerichtshof vorhanden sein. Ob er jemals in Wirksamkeit trete, sei nicht entscheidend. Als Ankläger hätten beide Häuser aufzutreten. Die Verhandlung müsse öffentlich und kontradiktorisch sein. Alle diese Bestimmungen könnten auch hinsichtlich des Präsidenten gelten. Geheimer Ober-Regierungsrat Dr. Schulze regt an, die Anklageerhebung an einen mit 2/3-Mehrheit jedes Hauses zu fassenden Beschluß zu binden, dies findet allgemeine Zustimmung. Hinsichtlich der Ernennung der Minister schlägt der Herr Vorsitzende ohne Widerspruch vor, daß der Präsident den Ministerpräsidenten, der den Titel Reichskanzler führe, und auf dessen Vorschlag die Reichsminister ernenne. Der Reichskanzler habe die Stellung eines englischen PremierMinisters. Geheimer Ober-Regierungsrat Dr. Schulze: Über die Zahl der Ressorts sei in der Verfassung besser nichts zu bestimmen, vielmehr sei diese Frage den Etatsverhandlungen zu überlassen. Ob alle heutigen Reichsämter fortbestehen bleiben, müsse der Entwicklung überlassen werden. Aber auch bezüglich der Kollegialität der Minister sei in der Verfassung am besten nichts zu sagen. Die nähere Gestaltung sei Zweckmäßigkeitsfrage. Daß das Stellvertretungsgesetz 33 wegfalle, sei auch so nicht zweifelhaft. | Direktor Simons schlägt folgende Fassung vor: „Jeder Reichsminister ist A,B 38 für seinen Geschäftsbereich dem Reichstag selbständig verantwortlich." Mehr brauche nicht gesagt zu werden. Dies findet allgemeine Zustimmung.
H . Reichsgebiet. Sodann wird die Frage des Reichsgebiets erledigt.
3 3 Art. 15, Abs. 2 RV (1871) besagt, daß der „ Reichskanzler [. . .] sich durch jedes andere Mitglied des Bundesrathes vermöge schriftlicher Substitution vertreten lassen" könne.
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Professor Weber schlägt vor zu sagen: „Das Reichsgebiet besteht aus dem Gebiet der ehemaligen deutschen Bundesstaaten zuzüglich derjenigen Gebiete, die kraft des Selbständigkeitsrechts" ihren Anschluß erklären." Man kommt dahin überein, daß der Satz in Fühlung mit Direktor Simons zu förmeln ist.
J. Reichs- und Staatsangehörigkeit. Hinsichtlich der Reichs- und Staatsangehörigkeit ist man darüber einverstanden, daß Artikel 3 der Reichsverfassung34 in der jetzigen Gestalt unhaltbar ist, daß er aber möglicherweise durch eine neue Bestimmung ersetzt werden muß. Die Frage ist im Einvernehmen mit Direktor Dammann 35 weiter zu prüfen.
K. Reichshauptstadt. Betreffs der künftigen Hauptstadt des Reichs kommt man überein, daß der Entwurf hierüber nichts enthalten soll.
L. Reichsflagge. Ebenso soll die Frage der Reichsflagge nicht entschieden werden.
u B: Selbstbestimmungsrechts
34 Die entsprechenden Passagen des Art. 3 RV (1871) lauten: „Für ganz Deutschland besteht ein gemeinsames Indigenat mit der Wirkung, daß der Angehörige (Unterthan, Staatsbürger) eines jeden Bundesstaates in jedem anderen Bundesstaate als Inländer zu behandeln [ . . . ] ist." Genaugenommen kannte die Reichsverfassung eine deutsche Staatsbürgerschaft noch nicht. 35 Gemeint ist Bruno Damman. Er war seit 1905 Vortragender Rat im Reichsamt des Innern, seit 1908 Geheimer Oberregierungsrat, dann Leiter der Abteilung II (Volksgesundheit, Wohlfahrt und Deutschtum) im Reichsamt des Innern. 1917-1918 Ministerialdirektor im preußischen Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, späterhin Leiter der Ostpreußenstelle im Reichsamt des Innern.
Deutschlands künftige Staatsform
Editorischer Bericht
Zur Entstehung Max Weber hatte sich noch Anfang November 1918 in München anläßlich einer öffentlichen Versammlung der Fortschrittlichen Volkspartei den revolutionären tendenzen entgegengestellt und das monarchisch verfaßte Regierungssystem prinzipiell verteidigt, 1 obschon er bereits im Oktober in Briefen an politische Freunde nachdrücklich für den Rücktritt Wilhelms II. eingetreten war. 2 Der Umstand, daß Wilhelm II. ungeachtet der diesbezüglichen Forderungen des amerikanischen Präsidenten Wilson den Gedanken eines Rücktritts von sich wies und sich stattdessen zur Obersten Heeresleitung begab, ließ Weber jedoch am Weiterbestand der Monarchie zweifeln. Der Ausbruch der Revolution kam für ihn nach allem nicht überraschend. Wenn er auch die Novemberereignisse als „blutigen Karneval, der den ehrenvollen Namen einer Revolution nicht verdient", kennzeichnete, 3 so stellte er sich doch sehr bald auf den Boden der Tatsachen. In einer Parteiversammlung der Fortschrittlichen Volkspartei vom 17. November 1918 in Heidelberg machte er Änderungen an der Verfassung des Deutschen Reiches, die nunmehr unabweisbar geworden waren, zum Leitthema eines öffentlichen Vortrags.4 Er trat nachdrücklich für die Republik ein und fand sich sogar dazu bereit, als Delegierter der Fortschrittlichen Volkspartei in den Heidelberger Arbeiter- und Soldatenrat einzutreten. 5 1 Vgl. hierzu den Bericht über die Rede „Deutschlands politische Neuordnung", in diesem Band abgedruckt, S. 363-369. 2 Vgl. z.B. den Brief an Friedrich Naumann vom 12. Okt. [1918], ZStA Potsdam, Nl. Friedrich Naumann, Nr. 106. Siehe auch GPS1, S. 477f.: „[...], giebtes keinen Anhänger monarchischer Institutionen, der dem Monarchen deutlich macht, was die Stunde von ihm fordert?" 3 Weber, Marianne, Lebensbild1, S. 642. 4 Vgl. hierzu den Bericht über die Rede „[Die zukünftige Staatsform Deutschlands]", in diesem Band abgedruckt, S. 372-375. 5 In den Aufzeichnungen des Vorsitzenden des Heidelberger Arbeiter- und Soldatenrates, Christian Stock, heißt es: „Alle Körperschaften und Parteien, die sich auf den Boden der neu zu ordnenden Staatsverhältnisse in demokratisch-republikanischem Sinne stellten, konnten Mitglied werden. So befanden sich im Arbeiter- und Soldatenrat eine Reihe politisch anders als sozialistisch Orientierte, u.a. auch aus dem Kreis der Intellektuellen wie Prof. Max Weber", in: Heidelberger Tageblatt, Nr. 263 vom 9. Nov. 1928.
Deutschlands künftige Staatsform
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In e b e n d i e s e n Tagen erreichte W e b e r eine Einladung der Frankfurter Z e i t u n g , 6 als freier Mitarbeiter in die Redaktion einzutreten und s e i n e A n sichten zur staatsrechtlichen N e u o r d n u n g Deutschlands in einer breit angelegten Artikelserie öffentlich darzulegen. W e b e r griff diesen Vorschlag auf; er schrieb am 18. N o v e m b e r an seine Mutter: „ Ich gehe für ein paar Wochen nach Frankfurt (Baseler Hof) in die Zeitung, um da zu helfen. Es ist politisch nützlich und Andres bietet sich jetzt nicht." 7
A m 21. N o v e m b e r 1918® nahm er in der Redaktion der Frankfurter Zeit u n g die Arbeit auf. Darüber berichtete er d e m Heidelberger Altphilologen Friedrich C r u s i u s : „Inzwischen versuche ich ja die Erörterung mehr formaler Fragen in d e r , Frankf [urter] Zeitung'. So lange so massive technische und ökonomische Probleme den Kopf gefangen nehmen, wie dies jetzt der Fall ist und sein wird - es handelt sich um die nackte Existenz der Massen - kommt man zu den .Kultur'-Problemen innerlich nicht recht."9
Der erste Beitrag der Artikelserie erschien in der Frankfurter Z e i t u n g am 22. N o v e m b e r unter d e m Titel „ D i e Staatsform Deutschlands. I." Er stellte eine s y s t e m a t i s c h e A u s a r b e i t u n g der T h e s e n dar, w e l c h e W e b e r w e n i g e Tage zuvor in einer Rede für die FVP in Heidelberg v o r g e t r a g e n hatte. Marianne W e b e r k o m m e n t i e r t e diesen Artikel f o l g e n d e r m a ß e n : „ Dein 1. Aufsatz über Deutschlands Staatsform ist ausgezeichnet, auch im Styl so durchsichtig und ohne Geschachtel wie selten s o n s t - d a s kommt gewiß davon, daß Du den Stoff vorher mündlich traktiert hast und ihn nun in voller Durchsichtigkeit beherrschest."10
A u c h im Kreis seiner politischen Freunde fand der Artikel, der die staatsrechtliche Alternative, parlamentarische Monarchie oder Republik, v o r d e m Hintergrund einer Kritik d e s m o n a r c h i s c h e n S y s t e m s erörterte, A n e r k e n nung. Conrad H a u ß m a n n lobte den Aufsatz w e g e n „ s e i n e r klaren W u c h t " u n d bat W e b e r um G e n e h m i g u n g z u m A b d r u c k in einer F l u g s c h r i f t e n s a m m lung, die unter d e m Titel „ A u f b a u " Beiträge namhafter Gelehrter z u s a m -
6 Vgl. Weber, Marianne, Lebensbild 1 , S. 645. Die Einladung an Weber ist nicht überliefert. 7 Brief an Helene Weber vom 18. Nov. [1918, handschriftl. Datierung Marianne Webers], ZStA Merseburg, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 3. 8 Brief an Marianne Weber, Freitagabend [22. Nov. 1918], Bestand Max Weber-Schäfer, Privatbesitz: „In der Zeitung war ich gestern Nachmittag [. . .]". 9 Brief an Friedrich Crusius vom 24. Nov. [1918], ZStA Merseburg, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 9. 10 Brief Marianne Webers an Max Weber vom 23. [Nov.] 1918, Bestand Max WeberSchäfer, Privatbesitz.
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menstellen und diese in Massenauflage verbreiten wollte. 11 Da die Frankfurter Zeitung jedoch plante, die Artikelserie selbst als Broschüre herauszubringen, lehnte Weber ab. 12 Auch ein weiterer Versuch Haußmanns, der Weber zu bedenken gab, er könne bei der Herausgabe in der „Aufbau"Sammlung auf eine „popularisierende Umarbeitung" verzichten, 13 hatte keinen Erfolg. Ein zweiter Artikel erschien am 24. November unter der Überschrift „Die Staatsform Deutschlands. IL"; drei weitere Artikel folgten am 28., 30. November und 5. Dezember 1918, nunmehr unter dem Titel „Die deutsche Staatsform. III." bzw. „IV." und „V." Der Artikel vom 5. Dezember 1918 trug darüber hinaus den Untertitel: „(Schluß.) 4. Reich und Einzelstaaten." Worauf sich die Zählung im Untertitel bezieht, ist unklar; möglicherweise setzt sie die inhaltlichen Gliederungsziffern auf den Seiten 120,127 und 134 fort, doch ist sie in der späteren Fassung entfallen. Die Frankfurter Zeitung brachte die Artikel jeweils als Leitartikel auf der ersten Seite ihres 1. Morgenblatts. Seine Arbeit kommentierte Weber am 22. November in einem Brief an seine Frau: „ [ . . . ] heut in der Redaktionsversammlung, von morgen ab werde ich den Tag über dort arbeiten, Artikel und Entrefilets machen und mit den z.T. recftigescheidten und angenehmen Leuten diskutieren." 1 4
An seine journalistische Tätigkeit war Weber wohl mit hohen Erwartungen hinsichtlich der Chancen zur Beeinflussung der Redaktion der Frankfurter Zeitung herangegangen, doch stellte sich bald heraus, daß dieser enge Grenzen gezogen waren. So schrieb er am 29. November: „.Beeinflussen' läßt sich sonst das Redaktions-Federreich nicht sehr, da sind sie schon eifersüchtig auf ihren eignen Kohl, leider, denn der ist verschieden g u t . " 1 5
11 Vgl. den Brief Conrad Haußmanns an Max Weber vom 24. Nov. 1918, HStA Stuttgart, Nl. Conrad Haußmann, Q 1/2, Bd. 145. 12 Brief an Conrad Haußmann vom 26. Nov. [1918], ebd. 13 Vgl. den Brief Conrad Haußmanns an Max Weber vom 28. Nov. 1918, ebd. Anscheinend hatte sich auch der Verlag Duncker & Humblot, Berlin, um die Rechte für einen Separatabdruck bemüht. Weberteilte jedenfalls dem Verlag mit, daß sich die Frankfurter Zeitung der Sache selbst annehmen wolle. Vgl. den Brief Max Webers an den Verlag Duncker & Humblot vom 12. Dez. [1918], Verlagsarchiv Duncker & Humblot, Berlin. 14 Brief an Marianne Weber von „Freitagabend" [22. Nov. 1918], Bestand Max WeberSchäfer, Privatbesitz. 15 Brief an Marianne Weber von „Freitag" [29. Nov. 1918], Bestand Max Weber-Schäfer, Privatbesitz. Vgl. auch Brief an Lili Schäfer, undat. [1918, handschriftl. Datierung Marianne Webers], ZStA Merseburg, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 26: „Sehr Erhebliches kann ich hier nicht thun. Eineso vielköpfige Redaktion entzieht sich der .Beeinflussung', besonders von einem .Outsider'. Ich schreibe also nur Artikel, rede, spreche mit den Leuten und sitze im Hotel."
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Staatsform
Vor der Drucklegung wurden die Aufsätze auf den Redaktionskonferenzen erörtert, wo sie nicht nur Zustimmung fanden. So berichtete Weber am 4. Dezember an MinaTobier: „Mein scharfes [Endkapitel] gegen den Bundesrat hat der (Schweizer) Fachredakteur hier obstruiert. Überhaupt ist .Beeinflussung' sehr schwierig." 1 6
Die Artikel Max Webers entstanden vor dem Hintergrund einer innenpolitisch äußerst labilen Lage. Nachdem mit der am 28. November schließlich erfolgten Abdankung Wilhelms II. auch als König von Preußen der Weg zur staatsrechtlichen Neuordnung von Seiten der alten Gewalten frei gemacht worden war, beherrschten jetzt die Auseinandersetzungen zwischen den Mehrheitssozialdemokraten und den Unabhängigen Sozialdemokraten über die Frage, wann die Wahlen zur verfassunggebenden deutschen Nationalversammlung abgehalten werden sollten, die politische Szenerie. Während sich die Unabhängigen Sozialdemokraten im Rat der Volksbeauftragten für eine dilatorische Behandlung dieser Frage ausgesprochen hatten, um die Revolution einstweilen noch weiterzutreiben, war Ebert auf der Reichskonferenz der Regierungen der Einzelstaaten am 25. November ein Durchbruch gelungen. Die Einzelstaaten, die in massiver Form auf ihr Mitspracherecht bei den politischen Entscheidungen pochten, optierten ganz im Sinne der MSPD - für einen baldigen Zusammentritt der Nationalversammlung und stärkten damit die Position der Mehrheitssozialdemokraten im Rat der Volksbeauftragten. 17 Mit der Berufung des liberalen Staatsrechtlers Hugo Preuß zum Staatssekretär des Innern, der mit der Vorbereitung eines Verfassungsentwurfs betraut wurde, war zudem von Seiten des Kabinetts eine Vorentscheidung zugunsten einer Neuordnung im Sinne der parlamentarischen Demokratie getroffen worden. Anfang Dezember wurde Max Weber als Sachverständiger zur Teilnahme an den Beratungen des Verfassungsausschusses über den Entwurf einer Verfassung nach Berlin eingeladen. Hier bot sich für Weber die Möglichkeit, seine Auffassungen in einem Kreis von Experten vorzutragen und in den Gesetzgebungsprozeß einzubringen. 18 Die Teilnahme an den Verfassungsberatungen ermöglichte ihm, ein klareres Bild über die Tendenzen zu gewinnen, die sich hinsichtlich der künftigen Gestaltung der Reichsverfassung abzeichneten. Am 12./13. Dezember, also unmittelbar nach dem
16 Brief an MinaTobier, undat. [4. Dez. 1918], Bestand Eduard Baumgarten, Privatbesitz. 17 Vgl. Huber, Ernst Rudolf, Deutsche Verfassungsgeschichte, Bd. 5. - Stuttgart: Kohlhammer 1978, S. 790. 18 Vgl. seine „ [Beiträge zur Verfassungsfrage anläßlich der Verhandlungen im Reichsamt des Innern vom 9. bis 12. Dezember 1918]", in diesem Band, S. 57ff.
Editorischer
Bericht
95
Abschluß der Verfassungsberatungen im Reichsamt des Innern, begann Max Weber mit der Überarbeitung seiner Artikelserie zwecks Veröffentlichung in Form einer eigenständigen Broschüre; die Überarbeitung w a r wie aus dem Datum der dem überarbeiteten Text vorangestellten Vorbemerkung hervorgeht-spätestens am 15. Dezember abgeschlossen. Dabei hat er Anregungen von Seiten des Vorsitzenden Hugo Preuß und von Ludo Moritz Hartmann, Max Quarck und Joseph Herzfeld, die den unitarischen Charakter der Verfassung stärker akzentuierten, aufgegriffen und in den überarbeiteten Text aufgenommen. 19 Die Überarbeitung ging demgemäß über eine stilistische Glättung, von der in der „Vorbemerkung" die Rede ist, hinaus und brachte - vor allem was die Pläne zur Zerschlagung des preußischen Staates betraf 20 - durchaus bedeutsame Modifikationen in der Sache. Lediglich der letzte Artikel der Serie, der das Verhältnis von Reich und Einzelstaaten behandelt, wurde weitgehend unverändert in das Kapitel V übernommen.
Zur Überlieferung und Edition
Manuskripte sind nicht überliefert. Die Edition folgt dem Sonderabdruck aus der Frankfurter Zeitung: Deutschlands künftige Staatsform (Zur deutschen Revolution, Flugschriften der Frankfurter Zeitung, Heft 2). - Frankfurt a. M.: Verlag der Frankfurter Societäts-Druckerei 1919. Erschienen ist die Broschüre laut Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, Nr. 10, S. 294, am 14. Januar1919. Dieser Text „letzter Hand" (B), den Weber spätestens am 15. Dezember 1918 abschloß, ist, wie bereits dargelegt wurde, aus einer fünfteiligen Artikelserie (A) hervorgegangen, die im November/Dezember 1918 in der Frankfurter Zeitung erschienen ist. Deren Varianten sind im Apparat wiedergegeben. Die fünf Kapitel von B beziehen sich in ihrer umgearbeiteten und erweiterten Form auf A wie folgt:
19 Siehe hierzu vor allem Webers Anmerkung zum Problem der Zusammenführung oder Zerlegung von Einzelstaaten im künftigen Reichsgebiet in Kap. III, unten S. 118. 2 0 Weber hat von diesen Plänen gewußt. Hugo Preuß ist mit ihnen erst am 9. Dezember 1918 vor die Presse getreten. Siehe den Bericht der Kölnischen Zeitung, Nr. 115 vom 10. Dez. 1918, Mit.BI., unter der Überschrift: „Die Neuordnung im Reich."
96
Deutschlands
künftige
Staatsform
A
Die Staatsform Deutschlands, I.
B
MWG
Vorbemerkung
S.
98
I.
S.
99-107
S. 3 - 9
In: Frankfurter Zeitung, Nr. 3 2 4 v o m 22. N o v e m b e r 1 9 1 8 , 1 . Mo. B l „ S. Die Staatsform Deutschlands, II
II.
S. 1 0 - 1 6
S. 1 0 8 - 1 1 6
III.
S. 1 7 - 2 4
S. 1 1 6 - 1 2 7
IV.
S.25-32
S. 1 2 7 - 1 3 6
V.
S. 3 3 - 4 0
S. 1 3 6 - 1 4 6
In: Frankfurter Zeitung, Nr. 3 2 6 v o m 24. N o v e m b e r 1 9 1 8 , 1 . Mo. B l „ S. Die d e u t s c h e Staatsform, III. In: Frankfurter Zeitung, Nr. 3 3 0 v o m 28. N o v e m b e r 1 9 1 8 , 1 . Mo. B l „ S. Die d e u t s c h e Staatsform, IV. In: Frankfurter Zeitung, Nr. 3 3 2 v o m 30. N o v e m b e r 1 9 1 8 , 1 . Mo. B l „ S. 1. Die d e u t s c h e Staatsform, V. (Schluß.) In: Frankfurter Zeitung, Nr. 3 3 7 v o m 5. D e z e m b e r 1 9 1 8 , 1 . Mo. Bl., S. 1.
In A v e r w e i s e n ab „ D i e d e u t s c h e Staatsform. III." redaktionelle Fußnoten auf die jeweils z u r ü c k l i e g e n d e n Artikel. Auf den W i e d e r a b d r u c k dieser redaktionellen V e r w e i s e wird hier verzichtet. W e b e r s Fußnoten in B binden mit S t e r n c h e n an. Diese w u r d e n durch die s o n s t bei W e b e r übliche Indizierung - in offene K l a m m e r gesetzte Ziffern ersetzt und kapitelweise durchgezählt.
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bttgraxtkfiivfcv a u c h : K o n s e r v a t i v e - , r e g i o n a l e 222 - , sozialistische —» sozialistische P a r t e i e n - , s t r e n g d e m o k r a t i s c h e 86 - , verfassungspolitische Grundpositionen 216 - , V e r t r a u e n s m ä n n e r d e r einzelstaatlic h e n 130 - , W e l t a n s c h a u u n g s p a r t e i e n 128 P a r t e i e n b e t r i e b 18 P a r t e i f u n k t i o n ä r e 15,154 P a r t e i f ü h r e r 470 P a r t e i h e r r s c h a f t 134 f. Parteihonoratioren 109,156 P a r t e i p o l i t i k 484 P a r t e i p o l i t i k e r 129 P a r t e i s e k r e t ä r e 392 P a r t e i s o z i a l d e m o k r a t i e 515 P a r t e i v e r t r a u e n s m ä n n e r 123 P a r t i k u l a r i s m u s 6 4 , 74, 75, 77/., 2 2 2 , 2 4 6 , 250 - , o s t e l b i s c h e r 118 P a r v e n ü s 210 P a r v e n ü s y s t e m 457 P a t e n t a m t s p r ä s i d e n t 143 pazifistische K r e i s e 19 pazifistische S c h w ä r m e r u n d R o m a n t i k e r 163 —* a u c h : L i t e r a t e n persönliches Regiment 101,365 P e t e r s b u r g 1 8 4 , 3 7 5 , 3 3 0 f . , 336f., 3 4 0 , 3 4 7 , 415 Pfaffen 165,174f.
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P f a l z 73, 2 3 8 - , A n n e x i o n 2 3 3 f . , 235 P f a n d b e s i t z 181 f. P l e b e j e r 190 Plebiszit 1 0 7 , 1 4 9 , 221, 373, 3 9 1 , 4 4 9 , 4 7 9 —» a u c h : R e f e r e n d u m ; V o l k s i n i t i a t i v e ; Volkswahl p l e b i s z i t ä r e F ü h r e r h e r r s c h a f t 11 p l e b i s z i t ä r e s S y s t e m 426 P ö b e l 163 P o l e n 17, 9 9 , 1 0 0 , 1 6 7 , 2 0 3 , 2 5 6 , 2 6 2 , 2 6 4 , 2 6 7 , 2 7 6 , 2 8 5 f . , 2 8 9 - 2 9 2 , 2 9 3 f . , 297, 419,441,443,446,462,470,501,519f., 559f., 570 - , A r b e i t e r 263 - , B e a m t e 412 - , E i n f a l l in O b e r s c h l e s i e n 431 - , in d e n d e u t s c h e n O s t g e b i e t e n 3 , 190, 289 f . , - , N a t i o n a l b e w e g u n g 99 - , N a t i o n a l k o m i t e e 419 N a t i o n a l s t o l z 262, 263 - , S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t 290 - , T r u p p e n 289 Politik, d e u t s c h e 273 - , sittliche T o d s ü n d e n d e r 242 P o l i t i k e r , p a r l a m e n t a r i s c h e 129 politische Leitung - , kollegiale S p i t z e 221 - , p a r l a m e n t s g e w ä h l t e S p i t z e 221 Politischer B u n d d e u t s c h e r S t u d e n t e n 18, 482f., 557 P o l i t i s i e r u n g d e r d e u t s c h e n J u g e n d 366, 368 P o l i t i s i e r u n g d e s H e e r e s 365, 367 —> a u c h : V a t e r l ä n d i s c h e r U n t e r r i c h t Polizei 65 P o l o n i s i e r u n g d e s d e u t s c h e n O s t e n s 263 P o m m e r n 256, 2 8 9 , 5 5 9 P o s e n 155,256,262f., 285f., 2 8 9 , 2 9 4 , 297, 463, 501, 559, 562 - , B e a m t e n b u n d 290 P o s t , T e l e g r a p h i e 62, 249 P r ä l i m i n a r f r i e d e n 204 P r ä m e d i t i e r u n g e i n e s K r i e g e s 341 P r ä s i d e n t 391 P r ä s i d e n t e n w a h l 366 P r ä v e n t i v k r i e g 308 P r a w d a 337 P r e u ß e n 1, 65, 76,122-124,126,133, 142, 210,252 f., 2 9 0 , 4 0 9 , 4 2 2 , 4 2 6 , 4 3 8 , 4 5 7 , 463
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Sachregister
Abtretung von Provinzen 559f. Ansiedlungskommission 263 Behörden 251,289 Dynastie 102, 373 Einigung Kleindeutschlands 183 Eisenbahnen 137 Fideikommisse 212 Finanzübermacht 119 hegemoniale Vorrechte im Bundesrat 98,117,119,417,423,426 Kammer 464 König 253 Kommandogewalt 119 Konservative 175 Kriegsgewinne 209 Landtag 253 Ministerium des Innern 286 Obstruktion gegen das Reich 251 Partikularismus 456 Regierung 285, 293, 467 Restauration der Dynastie 372 Schwäche des Reichs gegenüber 251 Staatsoberhaupt 122,223 Staatsspitze 251, 422 Stellung im Reich 5, 7,52,56, 57, 72-74, 87,393,421 Stellung im Staatenhaus nach der Verfassung von 1849 120 Übermacht in Berlin 223, 393 Unterrichtsministerium 70 Verfassung vom 31. Jan. 1850 69 Verfassungskonflikt 103 Verwaltung 253 Verwaltungsapparat 118 Volk 104, 363,367 Wahlrecht, Wahlrechtsreform 175, 464, 470 —* auch: Dreiklassenwahlrecht - , Zerschlagung in Teilstaaten 7,10, 57, 58, 95, UM., 147-149, 150,456 Preußische Jahrbücher22,118,199,201f., 206, 519, 521f. Preußisches System 525 Primat der Politik 416 Princeton 364 Privateigentum 502,522 Privatgrundbesitz205/., 210 - 213 Privatwirtschaft 114,397 Produktionsinteressen 264 Produktionsmittel 240, 380 Produktionssteuern 112
Professorendenkschrift 23 -33, 40, 43, 304-312, 353, 355 Professorenkommission 24/., 28—31,304, 306-315, 318, 320 Proletariat 364, 382f., 394, 433,435, 468 - , Diktatur des 163, 385 Proletarierpolitik 424 Proporz 134 - , radikales Gegenteil jeder Dikatur 134 Proportionalwahlrecht - » Verhältniswahlrecht Provinzialstände 121 Provisorischer Revolutionärer Zentralrat (Bayern) 486, 492f. Pseudopartikularismus 251 Rätebewegung 411 Rätekongreß —» Allgemeiner Deutscher Rätekongreß Räterepublik - , bayerische36, 486, 492f., 529f. - , ungarische 36 Rätesystem 402 - , betriebsbezogenes 458 Rat der Volksbeauftragten J, 4,8,13,20f., 49-51,54,56, 94,129,132,147,153, 174,177,196,214,254,298,370, 381, 382, 392,401f., 405,406, 410f., 431, 443,447, 457, 460, 462,486, 499, 505 Reaktion 77, 79, 364,369,384,441,443, 446,469,501,539 - , an den Hochschulen 537 - , rechtsradikale nationalistische 569 —> auch: Konservative Rechtsfrieden 197, 430, 523 Rechtskontrolle der höchsten Reichsinstanzen 141 Rechtsprechung 68 rechtsrheinische Gebiete 233f., 259 Referendum 9, 74, 76, 78, 87,88,, 134-136,145,391,445 —» auch: Plebiszit; Volksinitiative; Volkswahl Regierung 182,198,203,205, 242,396, 436, 473,479, 525,533f. - , bürgerlich-sozialistische 145 - , proletarische 374,392,394,400,406, 426, 466 f. - , rein proletarische 399 - , sozialistische 105,411,417,423,426, 442,453
Sachregister Regierung der Volksbeauftragten —> Rat der Volksbeauftragten Regierungskollegium 132 f. Regierungsmaschinerie 133 Regime sozialistisches 394 - , verfassungswidriges 161 Reich, Deutsches2i, 259,286,304,316, 319, 325,331 f., 335,338,340,345 f., 350,352, 379,508,536,541 - , Ansehen im Ausland 479 - , Außenpolitik 99,187 - , Befehlsgewalt 246 f. - , Budget 137 - , Diplomatie 188 - , Disziplinargewalt 246f. - , Eigenverwaltung 143 - , Einheit des 220 Einnahmequellen des 144 - , föderalistischer Charakter 479 - , Gleichberechtigung aller Stämme 453 - , hegemoniale großpreußische Struktur llOf. —» auch: Preußen, Stellung im Reich - , Konflikt mit den Bundesstaaten 394 - , Kriegsmethoden 189,234 - , militärische Macht 350 - , militärische Niederlage 1, 187,191 Neugliederung 147f., 149,150 Ostgrenzen 204, 290 - , Parlamentarisierung der Verfassung 370 - , Regierungssystem 189 - , Republik 56 - , Schulden des 143,171,291 - , Staatsrecht 99 - , Stärkung der militärischen Eigenmittel 204 - , Verhältnis zu den Einzelstaaten 136, 148 - , Verwaltung 139,220 - , Verwaltungsordnungen 247 Reich, Deutsches und England 314,329, 348,350 —* auch: Deutschland und England Reich und Einzelstaaten 127, 394 - , finanzielle Beziehungen 143 Reichenberg 181 Reichs- und Staatsangehörigkeit 90 Reichsämter, hohe 252 Reichsammann 86 Reichsamt des Innernü, 4, 8,10, 40,
617
50-52,53-55, 80,147,148,149,214, 215, 401, 447, 506 Reichsamt für wirtschaftliche Demobilmachung 66 Reichsanwaltschaft 143 Reichsarbeitsamt 397 Reichsaufsicht 65 Reichsbankdirektorium 143 Reichsbeamtenstab 251 Reichsbehörden 89, 246 Reichsdisziplinarrecht 249 f. Reichseinheit 281, 360, 376 - , partikularische Tendenzen 363,367,369 Reichseinheitsgedanke 222 Reichseinnahmen 137 Reichseisenbahnamt 143 Reicheisenbahnen 249 Reichsexekutive —Reichsregierung Reichsfinanzen 440 Reichsflagge 90 Reichsgebiet 89 f . Reichsgedanke 253 Reichsgericht 143 Reichsgesetze 248,250 Reichsgewalt 252 Reichsgewerbeinspektion 62 f . Reichshauptstadt 90 Reichskabinett —» Reichsregierung Reichsjustizamt 52 Reichskanzlei 321 Reichskanzler 5,12, 86,89,119,123, 222, 248,321 Reichskörperschaften 127 Reichskonferenz vom 25. Dez. 1918 9,11, 94,113,177, 231, 401 Reichskrisen 251 Reichsleitung305,308, 325,328,331, 333 f., 338 f., 344,348,353, 355 Reichsmarineamt 388,390, 408 Reichsmaschine 223 Reichsminister 248,252 Reichsministerium —> Reichsregierung Reichsoberhaupt 122 Reichsorgane 247 Reichsparlamentarismus 11, 145 Reichspräsident 130,140,149,150f., 169, 214-219, 220-224, 375, 423,459, 466 - , Absetzung 88,129 - , als preußischer Staatspräsident 253 - , Amtspatronage 249 - , Amtszeit 215
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Sachregister
- , Auflösungsrecht 128 Beamtenernennungsrecht SS, 224,394, 426 - , Begnadigungsrecht SS - , Berufung von Beamtenministerien 223 - , Diktaturgewalt 214—216 - , Einfluß auf die Gesetzgebung 87 - , Haupt der Exekutive 128,145,215,218, 224 - , militärische Obergewalt 215, 218, 251 - , persönliche Verantwortlichkeit 457 - , plebiszitäre Wahl 12,17,84,128 f., 131 f., 134,136,145,214,216, 220,417, 444,447, 449,456f., 466,474,476, 479, 481 - , politische Stellung 9-11,12,52, 79, 82, 83, 84f., 86, 87 - , politische Verantwortlichkeit 84 - , Recht der Volksbefragung 127,224 - , Recht zur Auflösung des Parlaments 215, 224 - , Recht zur Berufung und Entlassung der Reichsregierung 215 - , Referendum 128,223,394 - , revolutionäre Legitimität 127 - , Stellung in der Verwaltung 131 - , Stellvertreter des 86 - , suspensives Veto 127,145,215, 223,394 - , vom Parlament gewählter 132 - , Wahl vom 11. Febr. 191972,215,217, 220 Reichsräte 248 Reichsrat 73, 75, 77, 79, 250,253 - , Vetorecht des 252 Reichsregierung29, 72, 87,119,127,222, 225f., 227, 248,250,253,260,265, 279-281,285f., 294,298,309-311,316, 355,360, 363,506, 528,529,560f., 562-564 —» auch: Reichsleitung; Rat der Volksbeauftragten Aufsichtsrecht 249 - , Auskunftsrecht gegenüber den Einzelstaaten 250 - , Stellung in der Verfassung 75, 83f., 88 - , Verhältnis zu den Einzelstaaten 124 Reichsschatzamt 397 Reichsspitze - , föderalistische 127 - , parlamentarische 127 - , plebiszitäre 127
- , Trennung von der preußischen Spitze 422,426 Reichstag52, 77,88,102,104f., 119-121, 130,133 f., 146,247 f., 326,332,340, 373f., 382, 391, 393,404, 423,465 auch: Parlament; Volkshaus - , Berufung durch den Reichspräsidenten 87 Budgetrecht 122,130 Dauer der Legislaturperiode 78f. Enqueterecht 130, 365, 367 Friedensresolution des 373 Geschäftsordnung 79 Hauptausschuß 175, 332,388, 465 Interpellation 130 Mitglieder 81 Präsident des 87 Recht der Zeugenvernehmung 365, 367 Stellung in der Verfassung 78—82,84, 86f., 89 Untersuchungskommissionen 79 Verfassungsausschuß 5 Verwaltungskontrolle 130 Zwangsvereinigungsrecht der Mitglieder 81 Reichsverfassung (1849) 57, 68f., 120 Reichsverfassung (1871)5, 57,61, 79,81f., 89 f., 101,106,120,123, 141 f., 247 - , Änderung der 136 - , Art. 9 Satz 2 7, 82 - , Befugnisse des Kaisers 128 - , großpreußische Struktur 117,125, 374 - , Parlamentarisierung der 2, 4—6 auch: Bundesrat, Parlamentarisierung des - , Vorrechte Preußens 111 Reichsverfassung (1919), 220,223,224, 406,409,413, 426,444,479,537, 539-541 - , Enqueterecht 11, 79, 81,149 - , Entwurf vom 3. Jan. 191911,54,148, 217, 247f., 426,447, 456 - , Entwurf vom 20. Jan. 191911,21,148, 149, 211,247-250 - , Entwurf vom 17. Febr. 191911,215 - , Entwurf vom 21. Febr. 1919 2i5,217, 243, 249-252 - , Neugestaltung der 4f., 39 - , Neugründung von Einzelstaaten 118, 148 - , Paragraph 1710 - , Paragraph 1810
Sachregister -, -, -, -,
parlamentarische Struktur 119 plebiszitäre Struktur 119 Reichsgarantien 148f., 150 vorbereitende Beratungen 4,15, 49-55,134,147, 216, 401, 447, 506 Reichsversicherungsamt 143 Reichsverwaltung 137, 2 4 6 , 2 5 1 - 2 5 3 Reichsverwaltungsgericht 65, 68 Reichsverwaltungsgerichtshof 253 Reichswehr 268,271,273, 278,279, 450, 530 Reichswehrgruppenkommando (München) 491 Reichswirtschaftsamt 397, 426 Reichszuständigkeiten244, 246,250f. Religionsausübung 502 Religionsgemeinschaften 515 Religionsunterricht 171,440,443,445, 466 f. Rentenvermögen, Besteuerung des 394 Reparationen 16,137,233,255f., 261,303, 397, 563-566 Repartierung 134 Repartitions-Föderalismus 121,125,129 Repartitionsprinzip 126,144 Repräsentantenprinzip 121 Repräsentantenverfassung 119 f. Repräsentationsprinzip 123 Repräsentativkörperschaften 121 R e p u b l i k « / . , 99,104,173,276, 373,409, 416 f., 421 f., 425,439,444,455,501, 504,568 - , Bekenntnis zur 106 - , demokratische 376, 391, 393 - , föderalistische 406,417 —» auch: Föderalismus - , unitarische 122, 393, 406,439,442 —» auch: Unitarismus Republikaner 419 republikanischer Föderativstaat 116 Republiken 366 Reservatrechte 244, 247,251 f. Reserveoffiziere 140 Restauration 221 Retablierungskredit 113 Reuß 423 Revolution, deutsche 1918/191,3,16, 102, 105,165,167,169,303, 364,373,379, 385, 391,402, 405,424,433,435,440f., 441,445,450, 458, 460, 461,463,469, 473,501 - , Anlässe 470
619
- , Ausbruch der 91, 370 - , Auswirkungen auf die Friedensverhandlungen 20 - , als Faschingsrevolution 271 - , Folgen 258, 379, 470,539 - , Helden der 409 - , innenpolitische Leistungen der 392, 394, 405 - , Möglichkeiten der 146 - , negative Errungenschaften 379, 384 Revolution, proletarische 389 Revolution, russische von 1905 412 - , von 1917 100 revolutionäre Diktatur 103 Revolutionäre Obleute 174 revolutionäre Regierungen, Beziehungen zueinander 126 Revolutionen 241 r , von Minderheiten in die Wege geleitet 103 Revolutionsinteressen 382 Revolutionskarneval 270,382, 384 Revolutionskomitees 105 Revolutionskreislauf 379 Revolutionsregierung —> Rat der Volksbeauftragten Rhein 238,259,549 Rheinbundstaaten 425 rheinisch-westfälische Republik 501 Rheinland 376 Rheinland-Westfalen, Industriegebiet 478 Rheinschiffahrtsakte 292 Rheinstaat 234 R o h s t o f f e 2 5 5 f . , 380f., 478 Rohstoffeinfuhr 266 Rohstoffversorgung 142 Rom 467 Romantiker 461, 468 Rote Garde 105,163 Rotes Kreuz 526, 528 Rückversicherungsvertrag 415 Ruhrgebiet 279, 405, 450, 458 - , militärische Besetzung 234 Rumänien 332 R u ß l a n d / , 21 f . , 99,110,161,163,275, 190, 206,313-316,325,326,329, 329-332, 334, 335 - 340,343, 346, 421,468,508 —» auch: Zarismus - , Armee 337 - , Despotismus 174 - , Flotte 337 - , grundbesitzender Adel 183
620 -, -, -, -, -, -, -, -, -, -, -,
Sachregister
H o c h a r i s t o k r a t i e 183 Industrie 265 K a d e t t e n 183 Kriegsabsichten 329 Kriegsbereitschaft 1 8 4 , 3 1 9 Kriegsschuld 178 L i t e r a t e n 184 M o b i l m a c h u n g 184 Nationalisten 183 O k t o b r i s t e n 183 R e g i e r u n g 330, 3 4 0 , 3 4 4 , 347, 374 V e r a n t w o r t u n g f ü r d e n Weltkrieg 307, 309, 313 Volk 534, 536
S a a r b e c k e n 258 S a a r b e v ö l k e r u n g 258 Saarbrücken 181,241 Saargebiet 18,223-225, 236-242,267,562 - , A n n e x i o n d e s 2 3 3 f . , 235, 2 3 9 , 2 4 0 , 2 4 2 - , B e z i e h u n g e n zu P r e u ß e n 234, 241 historische Z u g e h ö r i g k e i t zu F r a n k reich 233 - , Industrie 237f. S a a r p r e u ß e n 239 Sachsen 65, 252, 4 1 5 , 4 3 9 , 4 4 2 - , R e s e r v a t r e c h t e 117 S ä b e l h e r r s c h a f t 405 Saisonarbeiter 262 Sarajewo 182,427,353 Sardinien-Piemont 182 f. Satisfaktionsfähigkeit 484 S c h a u m b u r g 153 Schicksal 345, 388, 390, 4 1 8 f . , 428 Schiffahrt 504 - , B i n n e n s c h i f f a h r t 60 - , Seeschiffahrt 60 Schiffsverkehr 255 Schlesien 255, 463, 559 Schlesier 508 Schleswig 182 S c h m a l k a l d e n 153 Schuld 4 0 5 , 4 3 9 Schulden 3 9 1 , 3 9 4 Schulen, verfassungsrechtliche Bestimm u n g e n 70, 516 Schweden 539, 545 Schweiz 1 2 6 , 1 3 5 , 1 8 6 , 4 5 5 - , B u n d e s p r ä s i d e n t 82, 85, 127 - , B u n d e s r a t 127 - , D i r e k t o r i a l v e r f a s s u n g 82f. K a n t o n e 134
- , R e i c h s p a r l a m e n t 127,133 - , S t ä n d e r a t 120 - , Verfassung 61, 69, 76, 81-85,120, 125f., 127, 1 3 2 , 1 3 8 , 3 9 0 , 4 5 6 , 481 Schweizer M a n ö v e r 186 Schwerindustrie 115,185 Seerecht 349 Selbstbestimmung 3 7 9 , 3 8 4 Selbstbestimmungsrecht204,234, 240f., 3 9 3 , 5 0 4 , 5 0 8 , 5 1 9 , 522 —> auch: I r r e d e n t a Selbstverwaltung - , der K o m m u n e n 65 der Kreise 65 S e p a r a t f r i e d e n 360, 464 Separatismus 117, 415 Serbien 1 8 1 , 1 8 3 , 2 9 9 , 3 0 7 , 3 1 5 , 3 2 6 , 328, 329, 3 3 0 , 3 3 2 , 3 3 3 / . , 3 3 9 , 3 4 3 f . , 347, 353, 355 - , großserbische B e s t r e b u n g e n 183,325, 338 - , R e g i e r u n g 352 - , U l t i m a t u m an 182f., 352/. Sinsheim 157 Soldaten, d e u t s c h e 147, 379 —» auch: A r m e e ; H e e r S o l d a t e n r ä t e 463 —* auch: A r b e i t e r - u n d S o l d a t e n r ä t e S o l d a t e n r ä t e , G e w a l t h e r r s c h a f t der 103 S o l d a t e n r a t in F r a n k f u r t 385 S o n d e r e h r e 195 Sozialdemokratie4,15, 42,129,165,171, 205,208,216f., 220 f., 226, 3 5 0 , 3 7 6 , 3 7 9 , 3 8 4 , 3 9 2 , 3 9 4 , 4 2 9 , 430, 4 3 1 , 4 3 3 f . , 4 4 0 . 4 4 5 . 4 5 0 , 457,463 -465, 466,472, 503 —» auch: M e h r h e i t s s o z i a l d e m o k r a t i e ; U n abhängige Sozialdemokratie - , Bewilligung der Kriegskredite 184 - , Ortsverein H e i d e l b e r g 157 - , P a r t e i g r ö ß e n der 457 - , R e i c h s t a g s f r a k t i o n 174 - , verfassungsrechtliche Vorstellungen 12, 58 Sozialisierung5,15,16,37, 82,83,115, 125 f., 128f., 1 3 2 - 1 3 4 , 1 3 6 f., 139,143, 154,171,181,220,247,250,258 f., 265, 374,376, 3 7 9 , 3 8 1 , 3 9 1 , 3 9 7 , 406,409, 411, 418,423, 4 2 6 , 4 3 0 , 4 3 2 f . , 435,440, 442.445.451, 454,457,461,466,468, 474, 478, 492f.
Sachregister —»auch: Vergesellschaftung; Verstaatlichung der landwirtschaftlichen Großbetriebe 142 finanzpolitische Folgen 144 - , Grenzen der 426 liberale Gegner 129 - , Separatismus auf dem Gebiet der 142 - , universale 394 Sozialisierungskommission, Erste 60 Sozialisierungskommission, Zweite 37 Sozialismus 58, 145,379,418,423,454,489 - , als angewandte Wissenschaft 429 - , Chancen des 104 - , deutscher 105 - , Diskreditierung des 406 - , Strömungen des 384 - , Weg zum 430 Sozialisten268, 346,374,432,466,470,529 - , wissenschaftlich gebildete 457 - , Zimmerwalder431 sozialistische Gesellschaft 113 sozialistische Parteien 13,50,360, 384,433, 435 sozialistische Wirtschaft 366, 368 Sozialistischer Studentenverband 268,271, 274 Sozialpolitik 125, 382 Spa 372, 560, 563f. Spartakisten 281 Spartakus-Aufstand 450, 458 Spartakus-Bund 110,370, 411, 443,461, 468,473,499, 501 Staat und Kirche 445,474, 515 - , Trennung von 70,171,774, 440,443, 447, 449,467,471,502 Staaten, Verhalten bei Kriegsausbruch 184 f. Staatenausschuß 215, 243 Staatenhaus 9, 73, 74,75, 77f., 82, 87,121, 123 f., 126f., 130,133 f., 136,143,145, 248,374,391,393,422 - , Ämterpatronage 122 - , Beamtenanklage 122 - , Enquete 122 Kontrolle der Diplomatie 122 - , Kontrolle der Verträge 122 - , Präsident 56 - , qualitative Sonderleistungen 122 - , Ratifikation wichtiger Ausführungsverordnungen 122 - , Verfassung 126
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- , Verteilung der Mandate 122 - , Verwaltungskontrolle 122 Staatenrat 479 —» auch: Reichsrat Staatsautorität 269 Staatsbankrott 423, 440 Staatsbeamte 539 Staatsbewirtschaftung 212 Staatsbürgerstolz 106 Staatsform 98,371, 415, 421,425, 442 —> auch: Monarchie republikanische 152,372,439 —» auch: Republik Staatsgerichtshof 66,89, 151,231,244, 250 f., 465 Staatsgewalt, Quelle der 65f. Staatskirchen 515 Staatsmacht 171 Staatsmänner, deutsche 232 Staatsmaschine 415 Staatsoberhäupter, Ernennung durch die Zentralgewalt 124 Staatsrat 77 Staatsrechtslehre, deutsche 5 Staatssekretäre, politische Stellung 119 Staatssozialismus 113 f. Staatsstreich 102,373 Staatswirtschaft 406 Stämme 126 Stahlwerke 454 Stammgüter 210 Stand 502 Standesdünkel 407 Standesherren 212 Standesvorrechte 502 Standgericht36, 104,486/., 492/. Standrecht 104,492, 529-531, 532 Stellvertretungsgesetz 89 Sternenglaube 422,425 Stettin 291 Steuern 251 - , indirekte 60 Steuerpolitik 480,502 Stimmkörperschaften - , Teilnahme der Bevölkerung 123 - , Zusammensetzung der 136 Stimmungsmache 161, 408,417,422 Stinnes-Legien-Abkommen —> Zentralarbeitsgemeinschaft Straßburg 239 Straßenbau, Wegebau 62
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Sachregister
Streiks 165,174, 410, 469, 475, 501 - , der Bergarbeiter 450, 458 Studenten 110, 409,428 —» auch: Couleurstudenten - , Couleurwesen 412, 466 - , Ehre der 412 - , nationalistisch gesinnte 271 Studentenschaft 412, 407,429, 484 - , Berlin 401 - , Heidelberg 447 - , München 268-271, 274 Studententag 1920557 Stuttgart 279f. Sudetenländer 508 süddeutsche Staaten 10, 74,133,244,280, 454, 456 - , territoriale Expansion 100 auch: Kriegsziele Süddeutschland 15, 58,198, 237 Südtirol 508 suspensives Veto 78, 250 Syndikate 137 System, altes 380,392,411, 416,421 f., 425, 438,442, 444,455 Tauchbootkrieg —» U-Boot-Krieg Telegraphie 249 Territorialfragen 110,255 Texas 175, 464 Thronverzicht 373 Thüringen 72-74, 118f., 157 The Times 304, 336,348 Todesstrafe 268 Trennung von Stadt und Land 67 Trias 133 Tschechen 99, 190 Tschechoslowakei 291 U-Boot-Krieg 108,109,167,169,175,187, 422,425, 431,464, 470f., 473, 551 - , unbeschränkter/uneingeschränkter2, 367, 390, 408,409 - , verschärfter 388,419,455 Ukraine 389 Umsturz 539 Unabhängige Sozialdemokratie 3, 9f., 13, 20f., 42, 49-51, 94, 104f., 129, 163,174, 216f., 225-227,298f., 360,361,364, 370, 379f., 402, 410, 436, 443,450, 459, 461,468,473,485, 486, 499, 529, 568 —» auch: Sozialdemokratie Ungarn 99
Unitarismus52,57,58, 84,111,116,136f., 145,147, 246,391 Universität - , Bonn 79, - , Heidelberg 18, 410-412, 447, 490 - , München 18f., 35f., 268-278,302, 482f. - , akademischer Senatiö, 269,271,276 - , Professorenschaft 269 - , Sozialwissenschaftlicher Verein 18, 482, 557 - , Studentenausschuß^, 268,269, 274, 277 f. Universitäten 278,378, 537, 539f. Unsachlichkeit 242 Unternehmer 16, 112,114f., 251,392,394, 400, 406, 423,426f., 435,454, 502 - , amerikanische 445 - , bürgerliche 374, 381,440,466 - , englische 445 - , französische 445 - , organisatorische Leistungen des 399 - , private 418 - , selbständige 443 Unternehmertum 440,445,480 - , inländisches 380,384 Unternehmungsgeist 454 Untersuchungskommission 334 —» auch: Kriegsschuldfrage - , neutrale 177,196,204,225f., 230, 299-301, 306, 324, 523 - , unabhängige deutsche 228 - , parlamentarische 151,225 Ursachen des Weltkrieges 300, 306, 345 USA —> Amerika, Vereinigte Staaten von Utopie 495 Valuta 480 Vaterländischer Unterricht 101,373,417, 422 Vaterland 107, 514 Vaterlandspartei 373, 417 Venetien 182 Verantwortlichkeit 133,305, 313, 343, 457 - , juristische 89 - , politische 89 - , völkerrechtliche 187 Verantwortung 242, 338 Verantwortungsethik 17 Verantwortungsgefühl 490 Verantwortungslosigkeit 242,484 Verbindungen, studentische —» auch: Alle-
Sachregister mannia (Burschenschaft) ; Couleurwesen; Studenten - , Corps 191 - , Frankonia, Burschenschaft (Heidelberg) 194 - , Guestphalia, Corps (Heidelberg) 194 - , Reorganisation nach dem Krieg 191 Verein badischer Grundherren 210 Verein für das Deutschtum im Ausland 526 Verein für Sozialpolitik 505 Verein zur Abwehr des Antisemitismus 510 Vereinsgesetz, preußisches 247 Verfassung des Norddeutschen Bundes 57 Vergesellschaftung 399, 427,503 —» auch: Sozialisierung; Verstaatlichung Verhältnis von Reich und Ländern 7,11, 52,56, 59- 70 Verhältniswahl 455 Verhältniswahlrecht 78,88,153, 156,222, 447, 449, 455 Verkehrsbetriebe 142 Verkehrswesen 60 Vermögensabgabe 394, 423 Vermögensentwertung 480 Vermögenssteuer 391,394 Versailler Vertrag 279, 536 —> auch: Friedenskonferenz, Pariser Versailles 19,23 -33,254, 262,265,287, 293,297,311,316,321, 351,353, 545f., 549, 559, 562, 566 Verstaatlichung 418,427 —* auch: Sozialisierung; Vergesellschaftung - , der Aktiengesellschaften 113 - , der Banken 113 - , des Bergbaus 114,418,423, 426,432, 450, 454,458, 466 - , der Fertigindustrien 114 - , der Landwirtschaft 503 - , der Stahlwerke 454 - , der Versicherungen 114 Verständigungsfrieden 465 Verteidigungskrieg 350 Vertrauensleute der Nation 539 Vertrauensmänner, politische 139 Vertretungskörperschaften 137 Verwaltung 128,132,135f., 220f. —> auch: Beamte - , Anteilnahme von Regierungsvertretern 123 - , Berufsbeamtenverwaltung 139 - , höchste Leiter 143, 150
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- , innere 64—68 - , technische Güte der 106 Verwaltungsbehörden, politische 137,150 Verwaltungssystem, künftiges 126f. Vetorecht, suspensives 391 Viererkommission —* Professorenkommission Viererrat 533 Vierzehn Punkt 79/., 29,197,203,226, 285f., 289, 291, 297,390, 456, 524 Völkerbund 108 - 1 1 0 , 1 8 4 f., 205,226, 238, 240f., 292, 328,376, 409, 504, 519, 525 - , Kriegsvölkerrecht 184-187 Völkerbundskonferenz, internationale 226, 228 Völkerrechtsvertretungen 199, 203f. Völkerversöhnung 242 Volk, deutsches 242,342,350,425,446, 456,470,508,551,553 —»auch: Deutschland; Nation, deutsche; Reich, Deutsches Volk, souveränes 501 Volksabstimmung 150,256/., 289, 293 -295, 297, 394,457,560f. Volksgenossen 365 Volkshaus 78,124,127,132 - » auch: Parlament; Reichstag Volksheer 532 Volksinitiative 87 f .,149 Volksregierung, vorrevolutionäre 132 Volksstaat, freier 157-173, 458-474, 501 Volksvertretung 11 Volkswahl 121,123,222 —» auch: Plebiszit; Referendum; Volksinitiative - , landschaftliche 123 Volkswehr 522, 525 Volkswirtschaft 380 - , Organisation der 374 - , Wiederaufbau der 397 —» auch: Wirtschaft Vollzugsausschuß der bayerischen Arbeiter, Bauern- und Soldatenräte 489 Vollzugsausschuß der Münchener Arbeiter, Bauern- und Soldatenräte 485 Vollzugsrat der Berliner Arbeiter- und Soldatenräte 3, 370, 401f. Vorfriedenskonferenz 352 Vossische Zeitung 320,360,396,398, 400, 402f., 405, 537f. Wählermassen 222
624
Sachregister
Währung 112 Waffen 479 Waffenstillstand 286, 359, 533, 562, - , als Fortsetzung des Krieges 524 Waffenstillstandsangebot 465 Waffenstillstandsbedingungen 196,233, 364,456 Waffenstillstandsverhandlungen 83,304, 364 Waffenstillstandsvertrag von Compiegne 202f., 240, 242,372, 526 Waffenstillstandsvertrag von Padua 508 Wahl - , indirekte 220 - , unfreie 382 Wahlkammern 124 Wahlkampf 178, 410 Wahlkollegien-Systeme 133 Wahlmüdigkeit 79 Wahlprüfung 80 Wahlrecht 153, 167,393,539 - , allgemeines 464 - , allgemeines, gleiches, geheimes und direktes 151 - , demokratisches 149 - , zu den Selbstverwaltungskörperschaften 67 Wahlrechtspolitik 473 Waldeck 153, 154 Wanderarbeiter 256f. Washington 254 Weekly Dispatch 348 Wehrmacht 261 Wehrpflicht, allgemeine 64 Weichselschiffahrt 292 Weimar 255, 439,442 Weimarer Koalition 475 Weimarer Republik 279, 537 Weißbuch, deutsches 231,315, 317f., 355 Weltanschauung 171 Weltanschauungen der sozialistischen Parteien 431,433,435 Weltboykott gegen das Deutschtum 240 Weltfremdheit 489 f. Weltfrieden 316, 330 Weltgeschichte 388 Welthandel 314 Weltherrscher 364 Weltkenntnis 490 Weltordnung 179 Weltrevolution 206,259
Weltwirtschaft, imperialistische Spannungen der 523 Westmächte, Komplizität mit Rußland 320 —* auch: Alliierte und Assoziierte Mächte Westminister Gazette 331 Westpreußen285f., 289,291,294, 463, 559f., 563 Westslawentum 184,315 Wettrüsten 325 Wetzlar (Kreis) 153 Wetzlar 154 Wien 111,206,306, 325 f., 329, 330- 332, 336-340,343,553, 375,405,465,505, 508,509 Wiesbaden 157, 386 Wiesbadener Tageblatt 386f., 388 Wiesbadener Zeitung 386, 392 Wirtschaft37, 62 64,163,167,181,236, 374,382,394,396, 418, 461,480f. —» auch: Volkswirtschaft; Allgemeines Wirtschaftsparlament - , Auflösung der 104,423,441,446,462 f., 469f., 473,565 - , bürgerliche Struktur 112 - , Eigenverantwortung der 381 f. - , freie 116 - , Freiheit der 399 - , Lage der deutschen 256f. - , Organisation der 247,251 - , Retablierung der 137,399 - , sozialistische Organisation der 399 f. - , Umformung der 220 - , Wiederaufbau der 221,417,423,426, 442, 454, 466 - , Zukunft der 140, 221 Wirtschaftsgeschichte, antike 495 Wirtschaftsgeschichte, deutsche 399f. Wirtschaftskongreß, allgemeiner deutscher 396-398, 401, 506 Wirtschaftskrise 502 Wirtschaftsorganisation - , privatwirtschaftlich selbständige 112 - , sozialistische 111 Wirtschaftspolitik 236, 394 Wirtschaftsverbände 267 Wirtschaftsverfassung 259 - , sozialistische 430 Wissenschaft, als Instrument der Politik 451 Würde 22,185,391,405,409,419,424,428, 433,435,441,443, 471,474,502, 514
Sachregister - , der Leistung 171 - , ständische 171 Würdegefühl 188,314 Würdelosigkeit 161,380, 393, 409,427 Württemberg 51, 73,138,142,247,252, 363,376, 415,421,438, 439,453 - , Reservatrechte 117 - , Steuerprivileg 144 Würzburg 240, 355 Zarismus 183,314f., 338,343,345 f., 349 f., 365,367,388,427 Krieg gegen den 388 Vernichtung des 379, 418 Verwaltungssystem 315 Zensur 41, 408 Zentralarbeitsgemeinschaft 382,396,399, 418, 423,440, 445 Zentralgewalt 406 Zentralrat der Berliner Arbeiter- und Soldatenräte 9 Zentralrat, revolutionärer 529 Zentralregierung 125 Zentralwirtschaftsamt 492f. Zentrum 103,173,208,216, 222,279, 465, 466f., 471,475
625
- , badisches 440 Zimmerwald 431 Zivilbevölkerung 197 Zivilgewalt 425 Zivilisation, europäische 524 Zivillisten 441, 443,445 Zollgesetzgebung 59 Zollgrenzen 259, 363, 367 Zollverein 252, 453 Zukunft 98,126,182,242,259,406,422, 419,425,428,438,443,469,472,484, 514 Zukunftsbedürfnisse 125 Zukunftsorganisation, wirtschaftliche 111 Zukunftspolitik 240 Zukunftsstaat, sozialistischer 364, 369 Zusammenbruch, geistiger 417 Zwangsfriede 407 Zwangsgewalt 338 Zwangssyndikate 374, 394 Zweifrontenkrieg 337 Zweikammersystem 67, 78 Zwergstaaten, deutsche 118 f., 120, 123, 374, 391,423, 456
Seitenkonkordanzen
Die Seitenkonkordanzen beziehen sich auf die bisher gebräuchlichen Voreditionen. Es handelt sich für die Texte in diesem Band um: GPS 1
Weber, Max, Gesammelte Polltische Schriften, hg. von Marianne Weber, 1. Auflage. - München: Drei Masken Verlag 1921. Weber, Max, Gesammelte Politische Schriften, hg. von Johannes Winckelmann, 2. erweiterte Auflage. - Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Slebeck) 1958.
GPS 2
GPS 3 /GPS 4
Weber, Max, Gesammelte Politische Schriften, hg. von Johannes Winckelmann, 3. erneut vermehrte Auflage.-Tübingen. J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1971; 4. unveränderte Auflage 1980. Mommsen, Wolfgang J., Max Weber und die deutsche Politik 1890-1920, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. - Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1974.
Mommsen, Max Weber 2 Weber, Marianne, Lebensbild 1
Weber, Marianne, Max Weber. Ein Lebensbild. 1. Auflage. - Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1926 (Nachdruck = 3. Auflage. Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1984). Die Paginierung derTextzeugen, die der Edition zugrundeliegen, wurde dem edierten Text marginal beigefügt.
MWGI/16
GPS 4 /GPS 3
GPS 2
GPS 1
Sonstige Editionen
Beiträge zur Verfassungsfrage anläßlich der Verhandlungen im Reichsamt des Innern vom 9. bis 12. Dezember 1918 56-90
Deutschlands künftige Staatsform 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111
448 449 449/450 450 450/451 451 451/452 452/453 453/454 454/455 455 455/456 456 456/457
436 437 437/438 438 438/439 439 439/440 440/441 441/442 442/443 443 443/444 444 444/445
341 342 342/343 343 343 343/344 344/345 345/346 346/347 347 348 348/349 349 349/350
-
-
-
627
Seitenkonkordanzen
M W G 1/16
GPS4/GPS3
GPS2
GPS1
112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146
457/458 458/459 459/460 460 460/461 461 /462 462 462/463 463/464 464/465 465 456/466 466/467 467 467/468 468/469 469/470 470 470/471 471/472 472/473 473/474 474 474/475 475/476 476/477 477 477/478 478/479 479 479/480 480 481 481/482 482/483
445/446 446/447 447/448 448 448/449 449/450 450 450/451 451/452 452/453 453 453/454 454/455 455 455/456 456/457 457 458 458/459 459/460 460/461 461/462 462 462/463 463/464 464/465 465 465/466 466/467 467 467/468 468 469 469/470 470/471
350/351 351/352 352/353 353 353/354 354/355 355/356 356 356/357 357 357/358 358/359 359/360 360 360/361 361/362 362/363 363 363/364 364/365 365/366 366 366/367 367/368 368/369 369/370 370 370/371 371 371/372 372 372/373 373/374 374/375 375/376
S o n s t i g e Editionen
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-
Entwürfe für die Paragraphen 11 und 12 einer Verfassung des Deutschen Reiches 1. Zum Reichsverfassungsgesetz-Entwurf betreffend: Rezeption von neu sich bildenden Staaten („Teilung Preußens") Mommsen, Max Weber 2 150
-
-
-
384
628 MWGI/16
Seitenkonkordanzen
GPS 4 /GPS 3
GPS 2
GPS 1
Sonstige Editionen
2. Zum Reichsverfassungsgesetz-Entwurf betreffend: Garantien der Verfassungen der Freistaaten und Gemeinden Mommsen, Max Weber 2 150-151
-
386
Erklärung zum Scheitern der Kandidatur für die Wahlen zur Nationalversammlung im Wahlkreis 19 (Hessen-Nassau) 156
-
Der freie Volksstaat Mommsen, Max Weber 2 161-173
-
528-535
Zum Thema der „Kriegsschuld" 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190
488/489 489 489/490 490/491 491 491/492 492/493 493/494 494 494/495 495/496 496/497
476/477 477 477/478 478/479 479 479/480 480/481 481/482 482 482/483 483/484 484/485
381 381/382 382/383 383 383/384 384/385 385/386 386 386/387 387/388 388/389 389
-
-
Zu einer Erklärung der Heidelberger Couleurstudenten 194-195
-
Diskussionsbeiträge anläßlich der Gründungssitzung der „Arbeitsgemeinschaft für Politik des Rechts (Heidelberger Vereinigung)" 1. Zur Gründung der Heidelberger Vereinigung 202
Seitenkonkordanzen
MWGI/16
GPS 4 /GPS 3
GPS2
629 GPS1
Sonstige Editionen
2.Zur Denkschrift Prinz Max von Badens 202-206
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3. Zur A b w e h r d e r „Greuel-Propaganda" der Alliierten 207
Der gebundene Privatgrundbesitz in der badischen Verfassung 210-213
-
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486 486/487 487/488 488/489 489
390 390/391 391/392 392/393 393
491 491/492 492
394 394/395 395
Der Reichspräsident 220 221 222 223 224
498 498/499 499/500 500/501 501
Die Untersuchung der Schuldfrage 230 231 232
503 503/504 504
Die wirtschaftliche Zugehörigkeit des Saargebiets zu Deutschland 236 237 238 239 240 241 242
565/566 566/567 567/568 568 568/569 569/570 -
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Unitarismus, Partikularismus und Föderalismus in der Reichsverfassung 246-253
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Seitenkonkordanzen
630
MWGI/16
GPS 4 /GPS 3
GPS2
GPS1
Sonstige Editionen
Diskussionsbeiträge anläßlich der Beratungen im Auswärtigen A m t zur Vorbereitung der F r i e d e n s v e r h a n d l u n g e n , 29. März und 2. April 1919 1. Wirtschaftliche Lage und F r i e d e n s v e r h a n d l u n g e n , Sitzung v o m 29. März 1919, vormittags 258-261 2. Zur Frage der G r e n z s p e r r e für polnische Arbeiter, Sitzung v o m 29. März 1919, nachmittags 262-265
-
3. Für eine „ D r i n g l i c h k e i t s l i s t e " wirtschaftlicher und politischer Forderungen, Sitzung v o m 2. April 1919, nachmittags 266-267
-
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Sachliche (angeblich: „ p o l i t i s c h e " ) B e m e r k u n g e n am 1 9 . 1 . 1 9 2 0 z u m Fall Arco
Mommsen, Max W e b e r 2 273
-
-
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536 Weber, Marianne, Lebensbild 1 684 f.
Erklärung z u m Fall A r c o am 23. Januar 1920 277-278
-
S t e l l u n g n a h m e zu Ä u ß e r u n g e n d e s bayerischen Ministerpräsidenten v o n Kahr
282
G e g e n die A b t r e t u n g d e u t s c h e r G e b i e t e im Osten 289-292
-
-
-
Zur Frage v o n V o l k s a b s t i m m u n g e n im Osten
297
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631
Seitenkonkordanzen
MWGI/16
GPS 4 /GPS 3
GPS 2
GPS 1
Sonstige Editionen
Bemerkungen zum Bericht der Kommission der alliierten und assoziierten Regierungen über die Verantwortlichkeiten der Urheber des Krieges 324 325 326 327 328 329 330 331 332 333 334 335 336 337 338 339 340 341 342 343 344 345 346 347 348 349 350 351
571/572 572 572/573 573 573 573/574 574 574/575 575 575/576 576 576/577 577/578 578 578/579 579 579/580 580/581 581/582 582 582/583 583 583/584 584 584/585 585 585/586 586
551/552 552 552/553 553 553 553/554 554 554/555 555 555/556 556 556/557 557/558 558 558/559 559 559/560 560/561 561/562 562 562/563 563 563/564 564 564/565 565 565/566 566
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Der verstümmelte Bericht des Herrn von Schoen. Eine Erklärung der deutschen Viererkommission 355
Deutschlands politische Neuordnung Bericht der Münchner Neuesten Nachrichten 363-366 Bericht der München-Augsburger Abendzeitung 367-368
632
MWGI/16
Seitenkonkordanzen
GPS4/GPS3
GPS2
GPS1
Bericht der Münchener Post 369
Die zukünftige Staatsform Deutschlands Bericht des Heidelberger Tageblatts 372-375
Das neue Deutschland Erster Bericht der Frankfurter Zeitung 379 380 381 382 383
484 484/485 485/486 486/487 487
472 472/473 473/474 474/475 475
Zweiter Bericht der Frankfurter Zeitung 384 385
Das neue Deutschland Bericht des Wiesbadener Tagblatts 388-392 Bericht der Wiesbadener Zeitung 393-395
Der Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft Bericht der Frankfurter Zeitung 399 Bericht der Vossischen Zeitung 400
Deutschlands Lage Bericht der Vossischen Zeitung 405-407
377 377/378 378/379 379/380 380
S o n s t i g e Editionen
Seitenkonkordanzen
MWGI/16
GPS 4 /GPS 3
GPS 2
GPS 1
633
Sonstige Editionen
Bericht des Berliner Tageblatts 408-409
-
Deutschlands Wiederaufrichtung Bericht der Heidelberger Neuesten Nachrichten 415-420
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Bericht der Heidelberger Zeitung 421-424
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Bericht des Heidelberger Tageblatts 425-428
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Diskussionsbeitrag zur Rede des badischen Justizministers Ludwig Marum über „Das neue Deutschland und seine Zukunft" am 3. Januar 1919 in Heidelberg Bericht des Heidelberger Tageblatts 431-432
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Bericht der Heidelberger Neuesten Nachrichten -
433-434
Bericht der Heidelberger Zeitung 435
Deutschlands Vergangenheit und Zukunft Bericht des Karlsruher Tagblatts 438-441
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Bericht der Badischen Presse 442-443
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Bericht der Badischen Landeszeitung 444-446
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634
MWGI/16
Seitenkonkordanzen
GPS4/GPS3
GPS2
GPS 1
Die kommende Reichsverfassung Bericht der Heidelberger Zeitung 449
Probleme der Neuordnung Bericht der Fürther Zeitung 453-456
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Bericht der Nordbayerischen Zeitung 457
Der freie Volksstaat Bericht des DDP-Ortsvereins/Heidelberg 461-467
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Bericht der Heidelberger Zeitung 468-472
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Bericht der Heidelberger Neuesten Nachrichten 473-474
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Die gegenwärtige Lage der Deutschen Demokratischen Partei Bericht der Heidelberger Neuesten Nachrichten 478-479
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Bericht des Heidelberger Tageblatts 480-481
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Student und Politik Bericht der München-Augsburger Abendzeitung 484
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S o n s t i g e Editionen
Seitenkonkordanzen
MWGI/16
GPS4/GPS3
GPS2
635
GPS1
S o n s t i g e Editionen
Zeugenaussage im Prozeß gegen Ernst Toller Bericht der Münchner Neuesten Nachrichten 489 Bericht der Frankfurter Zeitung 490 Bericht der München-Augsburger Abendzeitung 490 Bericht der Nachrichtenabteilung des Reichswehrgruppenkommandos, München 491
Zeugenaussage Im Prozeß gegen Otto Neurath Bericht der Münchner Neuesten Nachrichten 495
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A u f b a u und Editionsregeln der Max Weber-Gesamtausgabe, Abteilung I: Schriften und Reden
1. Aufbau
der
Gesamtausgabe
In der Max Weber-Gesamtausgabe werden die veröffentlichten und die nachgelassenen Texte Max Webers mit A u s n a h m e seiner Exzerpte, Marginalien, Anstreichungen oder redaktionellen Eingriffe in die Texte anderer wiedergegeben. Berichte anderer über Webers Reden, Diskussionsbeiträge und Vorlesungen werden nur d a n n wiedergegeben, wenn ein autoreigener Zeuge nicht überliefert ist. Liegen mehrere Fassungen eines Textes vor, so werden alle mitgeteilt. Editionen der Texte Webers, die er nicht selbst zum Druck gegeben hat, werden nur d a n n berücksichtigt, wenn dem betreffenden Herausgeber Manuskripte vorlagen, die uns nicht mehr überliefert sind. Jedem B a n d ist eine Konkordanz mit den bisher gebräuchlichen Ausgaben beigegeben. Die Max Weber-Gesamtausgabe gliedert sich in drei Abteilungen: Abteilung I: Abteilung II: Abteilung III: 2. Aufbau
Schriften und Reden Briefe Vorlesungen
der Abteilung
I: Schriften
und
Reden
Die Abteilung I umfaßt Max Webers veröffentlichte und nachgelassene Schriften und Reden, unter Einschluß seiner Diskussionsbeiträge und Stellungnahmen. Ebenso werden Paralipomena, Entwürfe und andere Vorarbeiten mitgeteilt. Einzelne Äußerungen sind uns nur durch Zeitungsberichte, Sitzungsprotokolle, Kongreßprotokolle und ähnliches überliefert. Solche Ersatzzeugen werden d a n n in die Ausgabe aufgenommen, wenn sie in unmittelbarem zeitlichen Z u s a m m e n h a n g mit der betreffenden Rede oder Stellungnahme Webers entstanden. Außerdem sind Texte wiedergegeben, die er zusammen mit anderen Personen verfaßte oder unterzeichnete. Für die Verteilung der Texte auf die Bände werden zwei Kriterien verwendet: der S a c h z u s a m m e n h a n g und die Chronologie. Dadurch werden thematisch und zeitlich nahestehende Texte zu Bänden vereinigt und die Schwerpunkte des Werkes in ihrer zeitlichen Folge und ihrem Nebeneinander sichtbar gemacht. Jeder Bandtitel enthält deshalb eine thematische und eine zeitliche Angabe. Für die thematische A n g a b e wird entweder ein Titel von Weber verwendet oder, w o dies wegen der Vielfalt der Texte nicht möglich ist, ein seinem Wort-
MWG AbteilungI
• Aufbau und Editionsregeln
637
gebrauch nahestehender Titel neu gebildet. Jedem Bandtitel ist ferner eine Zeitangabe zugeordnet. Dabei bezieht sich die erste Jahreszahl auf das Datum der Veröffentlichung des ersten, die zweite auf das Datum der Veröffentlichung des letzten in den Band aufgenommenen Textes. Bei Texten aus dem Nachlaß ist das Entstehungsjahr maßgebend. Dies gilt sowohl für Texte, die uns im Original vorliegen, wie a u c h für solche, von denen wir nur noch eine Edition aus dem Nachlaß besitzen, weil das Original inzwischen verloren ist. Wo das Datum der Entstehung auch nicht a n n ä h e r n d ermittelt werden kann, wird der Text am Ende des Bandes eingeordnet, dem er thematisch nahesteht. Bände mit einem oder mehreren nachgelassenen Texten tragen als zweite Jahreszahl 1920, Webers Todesjahr, wenn wir Hinweise haben, daß er an diesen Texten bis zu seinem Tode arbeitete. Für die Bandfolge ist das Chronologieprinzip maßgebend. Über die Stellung eines Bandes in der Bandfolge entscheidet das Datum des ersten darin abgedruckten Textes. Abweichend davon sind die „Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie" und das Textkonvolut „Wirtschaft und Gesellschaft" an das Ende der Abteilung gestellt. Dies ergibt sich aus der besonderen Überlieferungslage. Die Abteilung I hat folgenden A u f b a u : Band 1: Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter Schriften 1889-1894 Band 2: Die römische Agrargeschichte in ihrer Bedeutung für das Staatsund Privatrecht 1891 B a n d 3: Die Lage der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland 1892 Band 4: Landarbeiterfrage, Nationalstaat und Volkswirtschaftspolitik Schriften und Reden 1892-1899 Band 5: Börsenwesen Schriften und Reden 1894-1897 B a n d 6: Zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Altertums Schriften 1896-1909 B a n d 7: Zur Logik und Methodologie der Kultur- und Sozialwissenschaften Schriften 1900-1907 Band 8: Wirtschaft, Staat und Sozialpolitik Schriften und Reden 1900-1912 Band 9: Asketischer Protestantismus und Kapitalismus Schriften und Reden 1904-1911
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MWG Abteilung I • Aufbau und Editionsregeln
B a n d 10: Zur Russischen Revolution von 1905 Schriften 1905-1912 Band 11: Zur Psychophysik der industriellen Arbeit Schriften und Reden 1908-1912 B a n d 12: Verstehende Soziologie und Werturteilsfreiheit Schriften und Reden 1908-1920 B a n d 13: Hochschulwesen und Wissenschaftspolitik Schriften und Reden 1908-1920 B a n d 14: Die rationalen und sozialen Grundlagen der Musik 1910-1920 B a n d 15: Zur Politik im Weltkrieg Schriften und Reden 1914-1918 B a n d 16: Zur Neuordnung Deutschlands Schriften und Reden 1918-1920 B a n d 17: Wissenschaft als Beruf/Politik als Beruf 1919 Band 18: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus/ Die protestantischen Sekten und der Geist des Kapitalismus Schriften 1904-1920 B a n d 19: Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Konfuzianismus und Taoismus Schriften 1915-1920 B a n d 20: Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Hinduismus und Buddhismus 1916-1920 B a n d 21: Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Das antike Judentum Schriften und Reden 1917-1920 Band 22: Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen O r d n u n g e n und Mächte (in Teilbänden) Schriften 1909-1920
3. Aufbau
der
Bände
Jeder B a n d enthält eine Einleitung des Herausgebers, die historisch-kritisch bearbeiteten Texte Webers, denen jeweils ein Editorischer Bericht vorangestellt ist, Verzeichnisse und Register.
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Innerhalb der Bände sind die Edierten Texte chronologisch geordnet. Bei von Weber veröffentlichten Texten ist das Datum der Veröffentlichung, bei nachgelassenen Texten das Datum der Entstehung maßgebend. Äußerungen Webers, über die wir nur Ersatzzeugen besitzen, werden im zweiten Teil eines Bandes zusammengefaßt und nach dem Datum der Äußerung wiederum chronologisch angeordnet. Einzelnen Bänden sind A n h ä n g e beigegeben. Darin finden sich zunächst Texte, die Weber mit anderen Personen zusammen verfaßte oder unterzeichnete, gegebenenfalls Hinweise auf verlorene Texte sowie auf Dokumente.
4.
Bandeinleitung
Die Einleitung des Herausgebers informiert über die Anordnung, die thematischen Schwerpunkte und über den wissenschaftsgeschichtlichen und zeitgeschichtlichen Hintergrund der Texte. Enthält ein Band mehrere Texte, geht die Einleitung außerdem auf deren Z u s a m m e n h a n g ein. Die Rezeptions- und Wirkungsgeschichte sowie die Geschichte von Nacheditionen dagegen bleiben in der Regel außer Betracht. Die Einleitung berichtet ferner über bandspezifische Editionsfragen, z.B. über sprachliche Eigentümlichkeiten Webers und deren editorische Behandlung. Alle textspezifischen Informationen geben die Editorischen Berichte.
5. Editorische
Berichte
Jedem Text ist ein Editorischer Bericht vorangestellt, der über dessen Entstehung, Entwicklung und Überlieferung sowie über editorische Entscheidungen informiert. Er ist in die Abschnitte „Zur Entstehung" und „Zur Überlieferung und Edition" gegliedert. 5.1 „Zur
Entstehung"
Dieser Abschnitt skizziert die historisch-politischen, wissenschaftlichen und biographischen Zusammenhänge, in denen ein Text steht. Er stellt ferner seine Entstehung und Entwicklung dar. Sofern mehrere Fassungen eines Textes vorliegen, wird deren Verhältnis zueinander beschrieben. 5.2 „Zur Überlieferung
und
Edition"
Dieser Abschnitt informiert über Textbefund u n d Überlieferungslage. Liegen mehrere Fassungen eines Textes vor, wird dargelegt, welche der Fassungen Edierter Text und welche Variante ist. Ferner werden alle weiteren editorischen Entscheidungen begründet. Dazu gehört unter anderem a u c h die Behandlung textspezifischer Eigentümlichkeiten.
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6. Texte Bearbeitung und Präsentation der Texte folgen der historisch-kritischen Methode. Dies geschieht mit Hilfe von drei Apparaten: dem Korrekturen- und dem Variantenapparat, die zum textkritischen Apparat zusammengefaßt sind, und dem Erläuterungsapparat. 6.1 Textkritischer
Apparat
Der textkritische Apparat hat in erster Linie zwei Aufgaben: Aufweis der Textentwicklung und Nachweis der Texteingriffe. 6.1.1
Textentwicklung
Liegt ein Text in mehreren autorisierten Fassungen vor, ist eine Fassung zum Edierten Text bestimmt. Dies ist in der Regel die Fassung letzter Hand. Jede zur Variante bestimmte Fassung wird im textkritischen Apparat mitgeteilt, in der Regel mit Hilfe eines negativen Apparats. W o es die Sachlage erfordert, insbesondere bei umfangreichen Varianten, ist der positive Apparat oder die synoptische Darstellung gewählt. Die früheste oder einzige Fassung eines Textes trägt die Sigle A. Spätere Fassungen sind in chronologischer Folge mit B, C usw. bezeichnet. 6.1.2
Texteingriffe
Texteingriffe sind auf ein Minimum beschränkt. Sie werden bei Textverderbnissen vorgenommen. Als verderbt gelten Textstellen, die den Sinnzusammenh a n g zerstören. Der Eingriff wird d a d u r c h nachgewiesen, daß die verderbte Stelle im textkritischen Apparat mitgeteilt wird. Läßt sich eine unklare Stelle nicht eindeutig als verderbt erkennen, so wird sie unverändert gelassen. Je nach Sachlage bietet der Apparat d a n n Lesarten in Voreditionen oder andere Verständnishilfen an. Nicht als Textverderbnis gelten Spracheigentümlichkeiten, einschließlich regelwidriger, aber nicht sinnentstellender grammatischer Konstruktionen, nicht mehr gebräuchlicher Lautstand, veraltete Orthographie und Interpunktion. In folgenden Fällen werden Texteingriffe ohne Nachweis im textkritischen A p p a rat vorgenommen: a) Bei der Gestaltung von Überschriften, Zwischentiteln, anderen Gliederungsmerkmalen (z.B. Paragraphen) sowie Hervorhebungen: Sie werden typographisch vereinheitlicht. b) Bei Umlauten: Sie werden - soweit sie Folge der zu Webers Zeit üblichen Drucktechnik sind - der heutigen Schreibweise angeglichen (Ä statt Ae). Die Schreibweise ss für ß wird zu ß vereinheitlicht. c) Bei Abkürzungen: Sie werden, sofern sie schwer verständlich und heute nicht mehr üblich sind, in eckigen Klammern ausgeschrieben. d) Bei offensichtlichen Druckfehlern: Sie werden korrigiert (z.B. „Erleicherung", „aucht").
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e) Bei Interpunktionsfehlern: Sie werden bei der Reihung von Hauptsätzen, Aufzählungen, Relativsätzen und „daß"-Sätzen korrigiert. In allen anderen Fällen werden eingefügte Satzzeichen durch eckige Klammern kenntlich gemacht. f) Bei der Numerierung von Anmerkungen: Sie werden text- oder kapitelweise durchgezählt. Entsteht d a d u r c h eine Abweichung gegenüber Webers Zählung, so wird dies im Editorischen Bericht vermerkt. g) Bei der Einfügung von Titeln und Zwischenüberschriften: Sie werden in eckige Klammern gesetzt und im Editorischen Bericht begründet. 6.2
Erläuterungsapparat
Der Erläuterungsapparat dient dem Nachweis, der Ergänzung oder der Korrektur der Zitate und der Literaturangaben sowie der Sacherläuterung. 6.2.1
Zitate
Webers Zitate werden überprüft. Sind sie indirekt, unvollständig oder fehlerhaft, gibt der Apparat den richtigen Wortlaut wieder. Hat Weber ein Zitat nicht belegt, wird es im Apparat nachgewiesen. Ist uns der Nachweis nicht möglich, so lautet die Anmerkung: „Als Zitat nicht nachgewiesen". 6.2.2
Literaturangaben
Webers Literaturangaben werden überprüft. Sind sie nicht eindeutig oder fehlerhaft, werden sie ergänzt oder berichtigt, wenn möglich, unter Verwendung der von Weber benutzten Ausgabe. Es wird dafür ein Kurztitel verwendet. Die vollständigen bibliographischen A n g a b e n finden sich im Verzeichnis der von Weber zitierten Literatur. Verweist Weber ohne nähere A n g a b e n auf Literatur, so ist sie, w e n n möglich, im Apparat nachgewiesen. Literaturangaben des Herausgebers werden beim ersten Auftreten vollständig aufgeführt, bei Wiederholungen wird ein Kurztitel verwendet. 6.2.3
Sacherläuterung
Erläutert werden Ereignisse und Begriffe, deren Kenntnis für das Verständnis des Textes unerläßlich erscheint. Informationen über Personen finden sich im Personenverzeichnis am Ende des Bandes. Erfordert eine Textstelle darüber hinausgehende Informationen über eine Person, so bietet sie der Apparat. Sachliche Fehler Webers werden im Apparat berichtigt. Für Wörter äus fremden Schriftsystemen verwendet der Editor in seinen Erläuterungen die Transliteration nach den heute gültigen Richtlinien. 6.3
Präsentation
Um die Benutzung der Ausgabe zu erleichtern, erscheinen Webers Text und die dazugehörigen Apparate in der Regel auf derselben Seite.
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Edierter Text u n d Varianten sind gleichwertig. Die Varianten werden so präsentiert, daß der Leser die Textentwicklung erkennen kann. Kleine lateinische Buchstaben verbinden den Edierten Text mit dem textkritischen Apparat. Sie stehen hinter dem Varianten oder emendierten Wort. Bezieht sich die textkritische Anmerkung auf mehr als ein Wort, so markiert ein gerade gesetzter Index den A n f a n g und ein kursiv gesetzter Index das Ende der fraglichen Wortfolge ( a damit Amerika 3 ). Die Ersatzzeugen von Webers Äußerungen, auf die wir zurückgreifen müssen, stimmen nicht immer überein. In solchen Fällen sind sie alle ohne Wertung aufeinanderfolgend oder synoptisch wiedergegeben. Zeitungsberichte enthalten in der Regel einen redaktionellen Vorspann, Zwischentexte oder Nachbemerkungen; Sitzungs- und Kongreßprotokolle geben auch Beiträge anderer Redner wieder. Wenn diese Texte in unmittelbarem sachlichen Z u s a m m e n h a n g mit Webers Äußerungen stehen, werden sie entweder in Form eines Regests, wörtlich in kleinerer Drucktype oder im textkritischen Apparat mitgeteilt. Die historisch-kritisch bearbeiteten Texte Webers und die Erläuterungen des Herausgebers sind durch arabische Ziffern ohne Klammern miteinander verbunden. Um die Herausgeberrede von Webers Text abzuheben, ist sie in anderer Schrifttype gesetzt. 7. Verzeichnisse
und
Register
Dem Band sind folgende Verzeichnisse und Register beigefügt: 1. Ein Inhaltsverzeichnis. 2. Ein Verzeichnis der Siglen, Zeichen und Abkürzungen. 3. Ein Literaturverzeichnis: Es enthält die von Weber zitierte Literatur vollständig bibliographisch erfaßt. Auf den Titel folgt in Klammern der vom Editor in seinen Erläuterungen gebrauchte Kurztitel. 4. Ein Personenverzeichnis: A u f g e n o m m e n sind alle Personen, die Weber erwähnt, mit A u s n a h m e allgemein bekannter (z.B. Bismarck, Wilhelm II.) und in Literaturangaben genannter Personen. Es liefert die wichtigsten Lebensdaten, gibt die berufliche oder politische Stellung an und führt ggf. die verwandtschaftlichen oder persönlichen Beziehungen zu Weber auf. Das Personenverzeichnis hat den Zweck, den Erläuterungsapparat zu entlasten. 5. Ein Personenregister: Es verzeichnet sämtliche von Weber und vom Editor erwähnten Personen einschließlich der Autoren der von Weber und vom Editor zitierten Literatur. 6. Ein Sachregister: Es enthält alle wichtigen Begriffe und Sachbezeichnungen. Ist ein Begriff für einen Text thematisch, werden nur zentrale Stellen u n d besondere Bedeutungen verzeichnet. Es verzeichnet ferner alle geographischen Namen, mit Ausnahme der Verlagsorte in Literaturangaben und der Archivorte. Es werden die Namen benutzt, die im deutschen Sprachraum vor 1920 üblich waren oder amtlich
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gebraucht wurden. Kann ein Ort nicht als bekannt vorausgesetzt werden, wird zur Erläuterung die Verwaltungseinheit nach dem Gebietsstand von 1920 (z.B. Kreis, Regierungsbezirk) und ggf. auch der heute amtliche Name beigefügt. Personen- und Sachregister erfassen Webers Texte und die Herausgeberrede. Gerade gesetzte Zahlen verweisen auf Webers Text, kursiv gesetzte Zahlen auf die Herausgeberrede. Einem Band können weitere Verzeichnisse, wie z.B. Glossare, Konkordanzen, Maß- und Gewichtstabellen sowie Karten beigefügt sein.
8. Indices und
Zeichen
Folgende Indices werden verwendet: a) Arabische Ziffern mit runder Schlußklammer ('), 2), 3 )...) kennzeichnen Webers eigene Anmerkungen. b) Arabische Ziffern ohne Klammern (1, 2, 3 ...) und in von a) abweichender Schrift markieren die Erläuterungen des Editors. c) Kleine lateinische Buchstaben (a, b, c ...) kennzeichnen eine textkritische Anmerkung. Folgende Zeichen werden verwendet: d) Das Zeichen | gibt die Stelle des Seitenwechsels nach der ursprünglichen Paginierung einer Textfassung wieder. e) Das Zeichen [ ] markiert Hinzufügungen zum Text durch den Editor.