Max Weber-Gesamtausgabe, Band I/15: Zur Politik im Weltkrieg: Schriften und Reden 1914-1918 3168447528, 9783168447528

Der Band prasentiert erstmalig zusammenhangend Max Webers Aufsatze und Redebeitrage wahrend des Ersten Weltkriegs. Ausge

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German Pages 864 [893] Year 1984

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Table of contents :
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Siglen, Zeichen, Abkürzungen
Einleitung
I. Schriften
[Erfahrungsberichte über Lazarettverwaltung]
[Zur Frage des Friedenschließens]
Bismarcks Außenpolitik und die Gegenwart
[Zwischen zwei Gesetzen]
Der verschärfte U-Boot-Krieg
Protokoll der dritten Sitzung des Arbeitsausschusses für Mitteleuropa
Der Berliner Professoren-Aufruf
Die wirtschaftliche Annäherung zwischen dem Deutschen Reiche und seinen Verbündeten
Deutschland unter den europäischen Weltmächten
Deutschlands äußere und Preußens innere Politik I. Die Polenpolitik
Deutschlands äußere und Preußens innere Politik II. Die Nobilitierung der Kriegsgewinne
Ein Wahlrechtsnotgesetz des Reichs
Das preußische Wahlrecht
Rußlands Übergang zur Scheindemokratie
[Vorschläge zur Reform der Verfassung des Deutschen Reiches]
Die russische Revolution und der Friede
Die Lehren der deutschen Kanzlerkrisis
Die Abänderung des Artikels 9 der Reichsverfassung
Die siebente deutsche Kriegsanleihe
Vaterland und Vaterlandspartei
Bayern und die Parlamentarisierung im Reich
„Bismarcks Erbe in der Reichsverfassung“
Wahlrecht und Demokratie in Deutschland
Schwert und Parteikampf
Innere Lage und Außenpolitik
Parlament und Regierung im neugeordneten Deutschland
Der Sozialismus
Die nächste innerpolitische Aufgabe
Waffenstillstand und Frieden
II. Berichte über Reden und Diskussionsbeiträge
[Zur Polenfrage]
An der Schwelle des dritten Kriegsjahres
Deutschlands weltpolitische Lage
[Vorträge während der Lauensteiner Kulturtagungen]
Was erwartet das deutsche Volk vom Verfassungs-Ausschuß des deutschen Reichstages?
Gegen die alldeutsche Gefahr
Aristokratie und Demokratisierung in Deutschland
Demokratie und Aristokratie im amerikanischen Leben
[Die politische Lage Ende 1918]
Anhang I: Mitunterzeichnete Eingaben und Aufrufe
Aufruf [des Deutschen Vereins für Sanitätshunde]
[Gegenadresse zur sogenannten „Seeberg-Adresse“]
Kundgebung [Heidelberger Bürger]
Gegen die „Vaterlandspartei“
Aufruf [des Volksbundes für Freiheit und Vaterland]
Anhang II: Nachgewiesene, aber nicht überlieferte Schriften und Reden
Demokratie im amerikanischen Leben
[Artikel anti-alldeutschen Inhalts]
[Artikel über die Verantwortlichkeit des Reichskanzlers]
[Diskussionsbeitrag in einer Versammlung der Fortschrittlichen Volkspartei am 1. Dezember 1917]
Das abendländische Bürgertum
[Denkschrift zur Frage des Friedenschließens aus Anlaß des Rüstungsarbeiterstreiks]
[Artikel politischen Inhalts vom März/April 1918]
[Artikel über General Ludendorff]
Register und Verzeichnisse
Personenverzeichnis
Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur
Verzeichnis der als Varianten zum Edierten Text berücksichtigten Textfassungen
Personenregister
Sachregister
Seitenkonkordanzen
Aufbau und Editionsregeln der Max Weber-Gesamtausgabe, Abteilung I: Schriften und Reden
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Max Weber-Gesamtausgabe, Band I/15: Zur Politik im Weltkrieg: Schriften und Reden 1914-1918
 3168447528, 9783168447528

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Max Weber Gesamtausgabe Im Auftrag der Kommission für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Herausgegeben von

Horst Baier, M. Rainer Lepsius, Wolfgang J. Mommsen, Wolfgang Schluchter, Johannes Winckelmann

Abteilung I : Schriften und Reden Band 15

J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen

Max Weber Zur Politik im Weltkrieg Schriften und Reden 1914-1918

Herausgegeben von

Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit

Gangolf Hübinger

J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen

Redaktion: Karl-Ludwig Ay - Gangolf Hübinger Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Werner-ReimersStiftung.

CIP-Kurztitelaufnahme

der Deutschen

Bibliothek

Weber, Max: Gesamtausgabe / Max Weber. Im Auftr. d. K o m m , für Sozial- u. Wirtschaftsgeschichte d. Bayer. Akad. d. Wiss. hrsg. von Horst Baier ... - Tübingen: M o h r , 1984. N E : Baier, Horst [Hrsg.]; Weber, Max: [Sammlung] Abt. 1, Schriften und Reden. Bd. 15. Zur Politik im Weltkrieg: Schriften u. Reden 1914-1918 / hrsg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Gangolf Hübinger. - 1984 ISBN 3-16-844752-8 (Leinen) ISBN 3-16-844838-9 (Halbleder) N E : Mommsen, Wolfgang J. [Hrsg.] 978-3-16-158126-7 Unveränderte eBook-Ausgabe 2019

© J.C.B. M o h r (Paul Siebeck) Tübingen 1984. Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlags ist es auch nicht gestattet, das Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen. Printed in Germany. Satz und D r u c k : Gneiting G m b H Filmsatz + Druck, Tübingen. Papier: 8 0 g säurefreies Werkdruckpapier von Scheufeien, Lenningen. Einband: Großbuchbinderei Heinr. Koch, Tübingen.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

XI

Siglen, Zeichen, Abkürzungen Einleitung

XV l

I. Schriften Erfahrungsberichte über Lazarettverwaltung Editorischer Bericht Texte 1. Bericht über Disziplinarfragen 2. Eingabe betreffend die Erhaltung der Disziplin in Militärlazaretten, nebst Anlagen 3. Bericht über Disziplinarangelegenheiten in den Lazaretten der ReserveLazarettkommission in Nordbaden 4. Abschließender Erfahrungsbericht über die Lazarettverwaltung . . I. Allgemeines II. Die Disziplin in den Lazaretten

23 26 26 27 30 32 32 43

Zur Frage des Friedenschließens Editorischer Bericht Text

49 54

Bismarcks Außenpolitik und die Gegenwart Editorischer Bericht Text I. Dreibund und Westmächte II. Dreibund und Rußland

68 71 71 83

Zwischen zwei Gesetzen Editorischer Bericht Text

93 95

Der verschärfte U-Boot-Krieg Unter Mitarbeit von Felix Somary Editorischer Bericht Text

99 115

VI

Inhaltsverzeichnis

Protokoll der dritten Sitzung des Arbeitsausschusses für Mitteleuropa Editorischer Bericht Text

126 128

Der Berliner Professoren-Aufruf Editorischer Bericht Text

131 133

Die wirtschaftliche Annäherung zwischen dem Deutschen Reiche und seinen Verbündeten Editorischer Bericht Texte 1. Über Mitteleuropa und die polnische Frage 2. Zum agrarischen Aspekt eines deutsch-österreichischen Zollbündnisses 3. Ungarn und die Wünschbarkeit eines deutsch-österreichischen Zollbündnisses

134 140 140 150 150

Deutschland unter den europäischen Weltmächten Editorischer Bericht Texte 1. Deutschlands weltpolitische Lage 2. Deutschland unter den europäischen Weltmächten

153 157 157 161

Deutschlands äußere und Preußens innere Politik I. Die Polenpolitik Editorischer Bericht Text

195 197

Deutschlands äußere und Preußens innere Politik II. Die Nobilitierung der Kriegsgewinne Editorischer Bericht Text

204 206

Ein Wahlrechtsnotgesetz des Reichs Das Recht der heimkehrenden Krieger Editorischer Bericht Text

215 217

Das preußische Wahlrecht Editorischer Bericht Text

222 224

Rußlands Übergang zur Scheindemokratie Editorischer Bericht Text

236 238

Inhaltsverzeichnis

VII

Vorschläge zur Reform der Verfassung des Deutschen Reiches Editorischer Bericht Texte 1. Entwürfe von Gesetzen betr.: die Einführung des Rechts des Reichstages, durch besondere Kommissionen oder A u f t r a g an bestehende Kommissionen Erhebungen zu veranstalten 2. Entwürfe von Gesetzen zur Aufhebung der Inkompatibilität der Mitgliedschaft im Reichstag und im Bundesrat, zur Verbindung des Reichskanzleramtes mit der Mitgliedschaft im preußischen Staatsministerium, zur Errichtung eines Reichskronrats sowie zur Strafbarkeit unbefugter Veröffentlichung von Äußerungen der Bundesfürsten

261 268

268

278

Die russische Revolution und der Friede Editorischer Bericht Text

289 291

Die Lehren der deutschen Kanzlerkrisis Editorischer Bericht Text

298 301

Die Abänderung des Artikels 9 der Reichsverfassung Editorischer Bericht Text

307 310

Die siebente deutsche Kriegsanleihe Editorischer Bericht Text

314 316

Vaterland und Vaterlandspartei Editorischer Bericht Text

320 322

Bayern und die Parlamentarisierung im Reich Editorischer Bericht Text

327 330

„Bismarcks Erbe in der Reichsverfassung" Editorischer Bericht Text

339 340

Wahlrecht und Demokratie in Deutschland Editorischer Bericht Text

344 347

Schwert und Parteikampf Editorischer Bericht Text

397 399

Innere Lage und Außenpolitik Editorischer Bericht Text

401 404

VIII

Inhalts verzeichn is

Parlament und Regierung im neugeordneten Deutschland Zur politischen Kritik des Beamtentums und Parteiwesens Editorischer Bericht Text

421 432

Vorbemerkung Inhaltsübersicht I. Die Erbschaft Bismarcks II. Beamtenherrschaft und politisches Führertum III. Verwaltungsöffentlichkeit und Auslese der politischen Führer IV. Die Beamtenherrschaft in der auswärtigen Politik V. Parlamentarisierung und Demokratisierung VI. Parlamentarisierung und Föderalismus

432 437 437 450 486 507 526 553

.

.

Der Sozialismus Editorischer Bericht Text

597 599

Die nächste innerpolitische Aufgabe Editorischer Bericht Text

634 636

Waffenstillstand und Frieden Editorischer Bericht Text

640 642

II. Berichte über Reden und Diskussionsbeiträge Zur Polenfrage Diskussionsbeitrag in der ersten Sitzung des Arbeitsausschusses für Mitteleuropa am 22. Februar 1916 Editorischer Bericht Aufzeichnung Arndt von Holtzendorffs

645 647

An der Schwelle des dritten Kriegsjahres Rede am 1. August 1916 in Nürnberg Editorischer Bericht

648

Bericht des Fränkischen Kuriers Bericht der Fränkischen Tagespost Bericht der Nürnberger Zeitung Amtlicher Kurzbericht der Reichskanzlei

656 656 657 657

Deutschlands weltpolitische Lage Rede am 27. Oktober 1916 in München Editorischer Bericht

690

Bericht der Münchner Neuesten Nachrichten Bericht der Münchener Zeitung

692 699

Inhaltsverzeichnis

IX

Vorträge während der Lauensteiner Kulturtagungen 30. Mai und 29. Oktober 1917 Editorischer Bericht 1. Geistesaristokratie und Parlamentarismus. Entgegnung auf Max Maurenbrecher Aufzeichnung Wolfgang Schumanns 2. Die Lebensordnungen und die Persönlichkeit Notizen Ferdinand Tönnies'

701

706 707

Was erwartet das deutsche Volk vom Verfassungs-Ausschuß des deutschen Reichstages? Rede am 8. Juni 1917 in München Editorischer Bericht Bericht der Münchner Neuesten Nachrichten Bericht der München-Augsburger Abendzeitung Bericht der Münchener Zeitung

708 710 714 717

Gegen die alldeutsche Gefahr Rede am 5. November 1917 in München Editorischer Bericht Bericht der Münchner Neuesten Nachrichten Bericht der München-Augsburger Abendzeitung Bericht der Münchener Post Bericht des Bayerischen Kuriers

720 724 728 730 732

Aristokratie und Demokratisierung in Deutschland Vortrag am 15. Januar 1918 in Berlin Editorischer Bericht Bericht des Berliner Tageblatts

733 735

Demokratie und Aristokratie im amerikanischen Leben Vortrag am 23. März 1918 in Heidelberg Editorischer Bericht Bericht der Heidelberger Neuesten Nachrichten Bericht des Heidelberger Tageblatts Bericht der Heidelberger Zeitung

739 742 745 747

Die politische Lage Ende 1918 Vortrag im Oktober 1918 in Frankfurt Editorischer Bericht Aufzeichnung Ernst Fraenkels

750 751

Anhang I: Mitunterzeichnete Eingaben und Aufrufe Aufruf des Deutschen Vereins für Sanitätshunde Editorischer Bericht Text

757 758

X

Inhaltsverzeichnis

Gegenadresse zur sogenannten Seeberg-Adresse Editorischer Bericht Text

759 762

Kundgebung Heidelberger Bürger Editorischer Bericht Text

764 766

Gegen die „Vaterlandspartei" Editorischer Bericht Text

767 769

Aufruf des Volksbundes für Freiheit und Vaterland Editorischer Bericht Text

770 772

Anhang II: Nachgewiesene, aber nicht überlieferte Schriften und Reden Demokratie im amerikanischen Leben Artikel anti-alldeutschen Inhalts Artikel über die Verantwortlichkeit des Reichskanzlers . . . Diskussionsbeitrag in einer Versammlung der Fortschrittlichen Volkspartei am 1. Dezember 1917 Das abendländische Bürgertum Denkschrift zur Frage des Friedenschließens aus Anlaß des Rüstungsarbeiterstreiks Artikel politischen Inhalts vom März/April 1918 Artikel über General Ludendorff

777 778 779

Personenverzeichnis Verzeichnis der von Max Weber zitierten Literatur Verzeichnis der als Varianten zum Edierten Text berücksichtigten Textfassungen Personenregister Sachregister Seitenkonkordanzen

785 801 803 805 811 843

Aufbau und Editionsregeln der Max Weber-Gesamtausgabe, Abteilung I: Schriften und Reden

857

780 781 781 782 782

Vorwort

Das politische Werk Max Webers war der Öffentlichkeit bisher im wesentlichen d u r c h die „Gesammelten Polltischen Schriften" bekannt, die 1921 v o n M a r i a n n e Weber h e r a u s g e g e b e n u n d späterhin von J o h a n n e s F. W i n c k e l m a n n In mehreren N e u a u f l a g e n schrittweise ergänzt w o r d e n sind. In der Max W e b e r - G e s a m t a u s g a b e w u r d e aus systematischen G r ü n d e n d a r a u f verzichtet, an einer in sich geschlossenen A u s g a b e der polltischen Schriften u n d Reden festzuhalten. Namentlich die frühen Schriften polltischen Inhalts der Zelt bis 1899 stehen in einem e n g e n Z u s a m m e n h a n g mit den gleichzeitigen agrarsoziologischen Arbeiten; sie werden in einem ebenfalls v o m Unterzeichneten in Z u s a m m e n a r b e i t mit Rita Aldenhoff h e r a u s g e g e b e n e n B a n d 4 „ L a n d a r b e i t e r f r a g e , Nationalstaat und Volkswirtschaftspolitik. Schriften und Reden 1892-1899" veröffentlicht werden. Gleiches gilt für die zahlreichen, zumeist verstreuten Artikel, S t e l l u n g n a h m e n u n d Reden polltischen Inhalts der Vorkrlegsjahre, die häufig In V e r b i n d u n g mit gleichzeitigen sozialwissenschaftlichen Arbeiten e n t s t a n d e n sind, wie etwa den Unters u c h u n g e n über die Fideikommißfrage in Preußen; diese werden in dem v o n W o l f g a n g Schluchter h e r a u s g e g e b e n e n B a n d 8 „Wirtschaft, Staat, Sozialpolitik. Schriften u n d Reden 1 9 0 0 - 1 9 1 2 " Aufn a h m e finden. Die großen A b h a n d l u n g e n zur Russischen Revolution von 1905 im Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, die nicht nur eine heute n o c h faszinierende Detailanalyse der A b l ä u f e w ä h r e n d der Revolution von 1905 bringen, s o n d e r n a u c h zahlreiche Reflexionen über das bestehende politische System in D e u t s c h l a n d enthalten, werden In einem eigenständigen B a n d 10 „Zur Russischen Revolution von 1905. Schriften 1 9 0 6 - 1 9 1 2 " veröffentlicht werden, der von d e m Unterzeichneten In Z u s a m m e n arbeit mit Dittmar D a h l m a n n h e r a u s g e g e b e n wird. In dem hier vorgelegten B a n d 15 „ Z u r Politik im Weltkrieg. Schriften u n d Reden 1914-1918" werden die politischen Schriften und Reden Max Webers a u s der Zeit des Ersten Weltkriegs erstmals geschlossen dokumentiert. Die Beiträge Max Webers zur Tagespolitik der Jahre 1918-1920, einschließlich seiner Wahlreden für die Deutsche Demokratische Partei, w e r d e n im n a c h f o l g e n d e n Band 16 „ Z u r Neuordn u n g Deutschlands. Schriften und Reden 1 9 1 8 - 1 9 2 0 " veröffentlicht werden; er wird v o m Unterzeichneten in Z u s a m m e n a r b e i t mit Wolf-

XII

Vorwort

g a n g Schwentker herausgegeben. Die berühmte Rede „Politik als Beruf" wird z u s a m m e n mit der Rede „Wissenschaft als Beruf" in Band 17 von W o l f g a n g Schluchter ediert werden. Einen Überblick über die B ä n d e der Max W e b e r - G e s a m t a u s g a b e und eine Z u s a m m e n f a s s u n g der Editionsregeln findet der Leser a m Ende dieses Bandes. Der hier vorgelegten A u s g a b e der Politischen Schriften u n d Reden Max Webers w ä h r e n d der Jahre des Ersten Weltkrieges sind umfängliche, äußerst a r b e i t s a u f w e n d i g e N a c h f o r s c h u n g e n vorausg e g a n g e n , die nur in einem bescheidenen Maße in dem hier vorgelegten B a n d e für den Leser direkt e r k e n n b a r sind. Nur jene Recherchen, die konkrete Funde oder Hinweise erbrachten, treten im N a c h f o l g e n d e n unmittelbar zutage, nicht aber die vielen anderen, die a m Ende zu einer Fehlanzeige führten. Denn im g a n z e n stand die N a c h s u c h e n a c h bisher u n b e k a n n t e n Schriften und Reden Max Webers unter dem Gesetz des rückläufigen Ertrages, n a c h d e m der Unterzeichnete s c h o n in seinem Buche über „ M a x Weber u n d die Deutsche Politik 1 8 9 0 - 1 9 2 0 " einige bisher unbekannte Texte hatte verwerten können. In einer Reihe von Fällen ließen sich dem Briefwerk konkrete Hinweise auf Texte oder Reden Max Webers entnehmen, denen d a n n systematisch n a c h g e g a n g e n werden konnte. Dabei w a r e n freilich nicht selten Unsicherheiten hinsichtlich der Datierung einzelner Briefe ein zusätzliches Erschwernis. In der Regel verfügten die Herausgeber j e d o c h über keinerlei konkrete Hinweise dieser Art, zumal angesichts des f r a g m e n tarischen Charakters des Briefwerks und des Nachlasses Max Webers. Bei den Recherchen in zahlreichen Archiven und Nachlässen und der Durchsicht u m f ä n g l i c h e r Z e i t u n g s b e s t ä n d e mußte d e m g e m ä ß ein weites Feld a b g e d e c k t werden. Es wird hier d a r a u f verzichtet, die Archive, Bibliotheken und Forschungsstätten, die im Z u g e der Sucharbeiten in A n s p r u c h g e n o m men w o r d e n sind, vollständig aufzuführen. D o c h sei ihnen allen dafür gedankt, daß sie ihre Bestände nicht nur bereitwillig zur Durchsicht u n d gegebenenfalls zur Veröffentlichung freigegeben, s o n d e r n d a r ü b e r hinaus geduldig zahlreiche A n f r a g e n beantwortet haben. A u s d r ü c k l i c h g e n a n n t zu werden verdienen insbesondere d a s Zentrale Staatsarchiv der DDR mit seinen Dienststellen Potsd a m u n d Merseburg, die Deutsche Staatsbibliothek Berlin, die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin, das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, d a s Politische Archiv des Auswärtigen Amtes Bonn, d a s Bundesarchiv Koblenz, das Generallandesarchiv Karlsruhe, das Bayerische Hauptstaatsarchiv

Vorwort

XIII

M ü n c h e n , Abt. K r i e g s a r c h i v , d a s H a u p t s t a a t s a r c h i v Stuttgart, d a s H a u s - , Hof- u n d S t a a t s a r c h i v Wien, d a s K r i e g s a r c h i v Wien, die B a y e r i s c h e S t a a t s b i b l i o t h e k M ü n c h e n , die U n i v e r s i t ä t s b i b l i o t h e k H e i d e l b e r g , die S c h l e s w i g - H o l s t e i n i s c h e L a n d e s b i b l i o t h e k Kiel, die B i b l i o t h e k der L o n d o n S c h o o l of E c o n o m i c s s o w i e die Y a l e University Library, N e w H ä v e n , C o n n . D a n e b e n sei nicht zuletzt der Arbeitsstelle u n d d e m A r c h i v der M a x W e b e r - G e s a m t a u s g a b e der K o m m i s s i o n für S o z i a l - u n d W i r t s c h a f t s g e s c h i c h t e der B a y e r i s c h e n A k a d e m i e der W i s s e n s c h a f t e n , M ü n c h e n , unter L e i t u n g v o n KarlLudwig Ay gedankt. E b e n s o sei d e n E i g e n t ü m e r n bzw. d e n V e r w a l t e r n z a h l r e i c h e r in privater H a n d b e f i n d l i c h e r N a c h l ä s s e , die d e m H e r a u s g e b e r u n d s e i n e n M i t a r b e i t e r n bereitwillig Z u g a n g z u ihren M a t e r i a l i e n g e w ä h r t h a b e n , d a f ü r g e d a n k t . Die Texte u n d die Hinweise, die d a d u r c h e r s c h l o s s e n w e r d e n k o n n t e n , s i n d nicht nur d e m hier v o r g e l e g t e n B a n d , s o n d e r n der G e s a m t a u s g a b e als s o l c h e r z u g u t e g e k o m m e n . Die N a c h l ä s s e u n d ihre E i g e n t ü m e r hier im e i n z e l n e n a n z u f ü h r e n , w ü r d e z u weit führen. U n s e r b e s o n d e r e r D a n k gilt M a x W e b e r S c h ä f e r , K o n s t a n z , u n d E d u a r d B a u m g a r t e n (f), E b n e t i.B., d e m es b e d a u e r l i c h e r w e i s e nicht m e h r v e r g ö n n t war, d a s E r s c h e i n e n d i e s e s B a n d e s z u e r l e b e n ; sie h a b e n w e s e n t l i c h e Teile d e s N a c h l a s ses v o n M a x W e b e r für die N a c h w e l t v e r w a h r t u n d der M a x W e b e r G e s a m t a u s g a b e z u g ä n g l i c h g e m a c h t . G e n a n n t seien ferner die Verlage J.C.B. M o h r (Paul Siebeck), Tübingen, D u n c k e r & H u m b l o t , Berlin, u n d E u g e n D i e d e r i c h s , Köln, die u n s bereitwillig E i n s i c h t in ihre A r c h i v e g e w ä h r t h a b e n . G e d a n k t sei ferner G r e g o r S c h ö l l g e n , Münster, für H i n w e i s e bez ü g l i c h der „ V o r s c h l ä g e z u r R e f o r m d e r R e i c h s v e r f a s s u n g " v o m M a i 1917, v o n d e n e n s i c h A b s c h r i f t e n in der Y a l e University L i b r a r y f a n d e n , w ä h r e n d die O r i g i n a l e trotz intensiver N a c h s u c h e nicht m e h r im N a c h l a ß C o n r a d H a u ß m a n n a u f g e s p ü r t w e r d e n k o n n t e n . W e i t e r h i n v e r d a n k e n wir M. R a i n e r L e p s i u s , H e i d e l b e r g , u n d Martin R i e s e b r o d t , M ü n c h e n , H i n w e i s e auf a n a b g e l e g e n e r Stelle veröffentlichte Texte. S c h l i e ß l i c h g e b ü h r t D a n k a u c h W o l f g a n g S o m a r y , Z ü r i c h , der d e m H e r a u s g e b e r M a n u s k r i p t p a s s a g e n der L e b e n s e r i n n e r u n g e n v o n Felix S o m a r y z u r V e r f ü g u n g stellte. V o r allem a b e r sei allen j e n e n D a n k g e s a g t , o h n e d e r e n Unters t ü t z u n g der v o r l i e g e n d e B a n d , d e s s e n Erstellung i n s g e s a m t m e h r als s e c h s J a h r e intensiver Arbeit erfordert hat, nicht hätte z u s t a n d e k o m m e n k ö n n e n . A l l e n v o r a n m ü s s e n hier g e n a n n t w e r d e n die D e u t s c h e F o r s c h u n g s g e m e i n s c h a f t , die die D u r c h f ü h r u n g der A r b e i t e n d u r c h g r o ß z ü g i g e f i n a n z i e l l e F ö r d e r u n g allererst e r m ö g -

XIV

Vorwort

licht hat, die Werner-Reimers-Stiftung, Bad H o m b u r g , welche die zahlreichen B e s p r e c h u n g e n des Herausgeberkreises ermöglichte, u n d die Kommission für Sozial- u n d Wirtschaftsgeschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften unter dem Vorsitz von Knut Borchardt, die die Schirmherrschaft der Max Weber-Gesamta u s g a b e ü b e r n o m m e n hat. Wesentliche Unterstützung erhielt der Herausgeber ferner von der Universität Düsseldorf, die der Arbeitsstelle der Max W e b e r - A u s g a b e in Düsseldorf mit R ä u m e n und Sachmitteln half, u n d dem Deutschen Historischen Institut L o n d o n . Nicht zuletzt g e b ü h r t D a n k a u c h den Mitarbeitern der Arbeitsstelle der Max W e b e r - G e s a m t a u s g a b e in Düsseldorf, namentlich Manfred Schön, der a u f g r u n d seiner h e r v o r r a g e n d e n Kenntnis der Korres p o n d e n z Max Webers zahlreiche wichtige Hinweise geben konnte. Birgitt M o r g e n b r o d sei g e d a n k t für wesentliche Hilfe insbesondere bei der Erstellung der Verzeichnisse u n d der Herstellung der Seitenkonkordanzen. L o n d o n , im Februar 1984

W o l f g a n g J. M o m m s e n

Siglen, Zeichen, Abkürzungen

I t ] 1, 2, 3 A, B, C A-,, A 2 , B l B 2 A(1),A(2), A(3) a, b, c a . . . a, b... Ii> aa, ab, ac

AA Abg. a.D. Ab.BI. Abs. AfSS AG Anm. Art. BA BayHStA BD

Bd. betr. bezw., bzw. Bismarck, GW

Bl. D. DDF

DDP d.h. DStB DVP ebd. eod.

Seitenwechsel Hinzufügung des Editors Indices bei Anmerkungen Max Webers Indices bei Anmerkungen des Editors Siglen für Webers Textfassungen in chronologischer Folge Siglen für Schichten derselben Textfassung Siglen für parallel überlieferte Berichte von Reden oder Diskussionsbeiträgen Indices für Varlanten oder textkritische Anmerkungen Beginn und Ende von Varianten oder Texteingriffen Indices für Varianten oder Texteingriffe zu Textstellen Im textkritischen Apparat Auswärtiges Amt Abgeordneter außer Dienst Abendblatt, A b e n d a u s g a b e Absatz Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik Aktiengesellschaft Anmerkung Artikel Bundesarchiv Bayerisches Hauptstaatsarchiv British Documents on the Origins of the War 1898-1914. Hg. von George P. G o o c h and Harold Temperley. Vol. 1-11. - L o n d o n : His Majesty's Stationary Office 1926-1936. Band betreffend beziehungsweise Bismarck, Otto Fürst von, Die gesammelten Werke. Bd. 1 - 1 5 (Friedrichsruher Ausgabe). - Berlin: Deutsche Verlagsgesellschaft 1924-1935 1 . Blatt Doktor der evangelischen Theologie Documents Diplomatiques Français 1871-1914. Hg. vom Ministère des Affaires Etrangères. Commission de publication des d o c u ments relatifs aux origines de la guerre de 1914. Série 1-3. Paris: Imprimerie Nationale 1929-1959. Deutsche Demokratische Partei das heißt Deutsche Staatsbibliothek Deutsche Volkspartei ebenda eodem

Siglen, Zeichen, Abkürzungen

XVI

evtl. Expl.

eventuell Exemplar

F.A.St. Frhr. FZ

Feindespropaganda-Abwehrstelle Freiherr Frankfurter Zeitung

gefl. Geh.

GW

gefällig Geheimer gegebenenfalls Generallandesarchiv Die Große Politik der europäischen Kabinette 1871-1914. Sammlung der Diplomatischen Akten des Auswärtigen Amtes. Im Auftrage des Auswärtigen Amtes hg. von Johannes Lepslus, Albrecht Mendelssohn-Bartholdy, Friedrich Thimme. Bd. 1-40. - Berlin: Deutsche Verlagsgesellschaft für Politik und Geschichte 1922-1927. Weber, Max, Gesammelte Polltische Schriften, hg. von Marlanne Weber. - München: Drei Masken Verlag 1921 1 . Weber, Max, Gesammelte Politische Schriften, hg. von Johannes Winckelmann. - Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1958 2 , 1971 3 , 1980 4 . Gesammelte Werke

H. Hg. HStA

Heft Herausgeber Hauptstaatsarchiv

ggf. GLA GP

GPS' G

P

S

2.3,4

i.A.

im Auftrag

JgKA Kap. Kgl., königl. Kons. k.u.k.

Jahrgang

Leg. Per. Litt.

Legislaturperiode Litera, Literae

masch. MdL MdR Mdpr.AH Mdpr.HH Mk. MNN Mo.BI. Mommsen, Max Weber 2 MWG Nat.Lib. NB Nl.

maschinenschriftlich Mitglied des Landtags Mitglied des Reichstags Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses Mitglied des preußischen Herrenhauses Mark Münchner Neueste Nachrichten Morgenblatt, Morgenausgabe Mommsen, Wolfgang J., Max Weber und die deutsche Politik 1890-1920. - Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 19742. Max Weber-Gesamtausgabe

Kriegsarchiv Kapitel Königlich Konservativ(e) kaiserlich und königlich

No, N°, Nr.

Nationalliberale Notabene Nachlaß Nummer

OHL

Oberste Heeresleitung

Siglen, Zeichen, o.J. o. Prof. PA AA pr.AH Pr.Jbb. pr.HH Pst. Rep. resp. RGBl RK RV, R.V. RVerf. S. Schulthess

Sess. sog., sogen. Sp. stellv. Sten.Ber.

Sten.Ber. pr.AH

Sten.Ber. pr.HH

s. Zt. Tl. u. a. u.dergl., u.dgl. u.E. undat. Univ.-Prof. USPD v v. VA VfSP vgl.

Abkürzungen

XVII

ohne Jahr ordentlicher Professor Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes preußisches Abgeordnetenhaus Preußische Jahrbücher preußisches Herrenhaus Poststempel Repertorium respektive Reichsgesetzblatt Reichskanzlei Reichsverfassung Seite Europäischer Geschichtskalender, hg. von Heinrich Schultheß, Jg. 1, 1860, - Jg. 25, 1884. - Nördlingen: C.H. Beck 1861-1885. Fortgesetzt unter dem Titel: Schulthess' Europäischer Geschichtskalender, hg. von Hans Delbrück u.a., Jg. 2 6 , 1 8 8 5 , - J g . 59,1918.Nördlingen (ab Jg.30, 1890, München): C.H. Beck 1886-1922. Session sogenannt Spalte stellvertretend Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Reichtages des Norddeutschen Bundes, Bd. 1-15, 1867-1870; Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Deutschen Zollparlaments, Bd. 16-18, 1868-1870; Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Deutschen Reichstages, Bd. 19-325, 1871-1918. - Berlin: Julius Sittenfeld, 1867-1918. Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Preußischen Hauses der Abgeordneten 1871-1918. - Berlin: W. Moeser 1871-1919. Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Preußischen Herrenhauses 1871-1918. - Berlin: Verlag der Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei 1871-1919. seiner Zeit Transliteration unter anderem und dergleichen unseres Erachtens undatiert Universitätsprofessor Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands verso von Verlagsarchiv Verein für Sozialpolitik vergleiche

Weber, Marianne, Weber, Marianne, Max Weber. Ein Lebensbild. - Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 19261. Lebensbild' Weber, Marianne, Weber, Marianne, Max Weber. Ein Lebensbild. - Heidelberg: Lebensbild 2 L.Schneider 19502.

XVIII WUA

WuG5

Z. zit. n. ZStA

Siglen, Zeichen,

Abkürzungen

Das W e r k des U n t e r s u c h u n g s a u s s c h u s s e s der V e r f a s s u n g s g e b e n d e n D e u t s c h e n N a t i o n a l v e r s a m m l u n g u n d d e s D e u t s c h e n Reichst a g e s 1919-1930. V e r h a n d l u n g e n , G u t a c h t e n , U r k u n d e n . Im A u f t r a g e des R e i c h s t a g e s unter M i t w i r k u n g v o n E u g e n Fischer u.a. hg. v o n W a l t h e r S c h ü c k i n g u.a., Reihe 1 - 4 . - Berlin: D e u t s c h e V e r l a g s g e s e l l s c h a f t für Politik u n d G e s c h i c h t e 1919-1930. W e b e r , Max, W i r t s c h a f t u n d Gesellschaft. G r u n d r i ß der v e r s t e h e n d e n Soziologie. 5. revidierte A u f l a g e , mit textkritischen E r l ä u t e r u n g e n hg. v o n J o h a n n e s W l n c k e l m a n n , 2 H a l b b ä n d e u n d Erläuter u n g s b a n d . - T ü b i n g e n : J.C.B. M o h r ( P a u l Siebeck) 1976. Zeile zitiert n a c h Z e n t r a l e s S t a a t s a r c h i v der DDR

Einleitung

I. Der Politiker u n d Publizist Es ist nicht einfach, den Stellenwert der politischen Schriften und Reden Max Webers im Rahmen seines Gesamtwerks zuverlässig zu bestimmen. In seinem Selbstverständnis war Max Weber zeitlebens Wissenschaftler, und als solcher s t a n d er in innerer Distanz zum politischen Tagesgeschäft. Als Soziologe hat er den Charakter des politischen Betriebs in m o d e r n e n Großstaaten mit souveräner Meisterschaft beschrieben u n d dabei selbst immer wieder hervorg e h o b e n , daß der erfolgreiche Politiker gerade a u c h unter parlamentarischen Verhältnissen stets zu taktischen Verhaltensweisen greifen u n d zu Kompromissen bereit sein muß, um sich d u r c h z u setzen u n d konkrete Erfolge zu erzielen; und Erfolg ist ein wesentliches Element politischen Handelns schlechthin. In gewissem Sinne enthält a u c h Webers Lehre von der „Verantwortungsethik", die stets a u c h die Folgen des eigenen Tuns in die E n t s c h e i d u n g s f i n d u n g einzubeziehen hat, als der spezifischen Ethik des Politikers, eine sublime Rechtfertigung dieses Sachverhalts. Aber als Denker und kritischer Wissenschaftler neigte Max Weber eher zu einer entgegengesetzten H a l t u n g ; er sah seine A u f g a b e in der u n b e d i n g t e n , bis zu den Grenzen des jeweils D e n k m ö g l i c h e n vorstoßenden Analyse, die keinesfalls an gleichviel welchen, d u r c h politische U m s t ä n d e oder taktische Rücksichten g e b o t e n e n Haltepunkten stehenbleiben darf, w ä h r e n d dies für den Politiker fast immer unvermeidlich ist.1 Im April 1920, kurz vor seinem Tode, hat Max Weber einmal e m p h a t i s c h erklärt, in Abwehr des Ansinnens, für die Deutsche Demokratische Partei in der Zweiten Sozialisierungskommission tätig zu w e r d e n : „Der Politiker soll u n d muß Kompromisse schließen. Aber ich bin von Beruf: Gelehrter"2. Gleichwohl hat sich mehrmals in seinem Leben die C h a n c e aufgetan, in die aktive Politik hinüberzuwechseln. Daß es d a n n d o c h nicht d a z u g e k o m m e n ist, ist gewiß v o r n e h m l i c h auf die jeweiligen äußeren U m s t ä n d e zurückz u f ü h r e n ; aber letzten Endes scheute Max Weber selbst davor

1 Vgl. dazu Mommsen, Wolfgang J., Die antinomische Struktur des politischen Denkens Max Webers, in: Historische Zeitschrift, Bd. 233, 1981, S. 35-64. 2 Brief vom 14. Apr. [1920] an Carl Petersen, HStA Hamburg, Nl. Petersen.

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Einleitung

zurück, diesen folgenreichen Schritt mit voller Konsequenz zu vollziehen. 3 D e n n o c h war Max Weber zeitlebens eine politisch tief engagierte Persönlichkeit, und w e n n er in seinem theoretischen Werk seit 1909 eine rigorose Trennungslinie zwischen Wissenschaft und Politik zog, so g e s c h a h dies a u c h aus dem Bedürfnis heraus, eine Art intellektueller Barriere g e g e n ü b e r den immer wieder an ihn persönlich herantretenden V e r s u c h u n g e n der Politik zu errichten. D e n n o c h hat er sich, w e n n in kritischen politischen Situationen eine persönliche S t e l l u n g n a h m e geboten erschien, den F o r d e r u n g e n der Tagespolitik nicht entzogen. Ebenso läßt sich sein weitgespanntes wissenschaftliches Werk keinesfalls rein von seinem politischen Werk trennen. O b s c h o n Weber in äußerster intellektueller Redlichkeit stets d a n a c h getrachtet hat, beide Sphären seines Wirkens a u s e i n a n d e r zuhalten, sind von der Politik, u n d teilweise a u c h von seinen persönlichen politischen W e r t h a l t u n g e n her, Impulse a u c h auf sein wissenschaftliches Werk a u s g e g a n g e n , die dieses in vieler Hinsicht f u n d a m e n t a l g e p r ä g t haben. In diesem Punkt ist Karl Jaspers' Wort zu beachten, der Max Weber aus nächster Nähe erlebt hat: „Sein Denken war die Wirklichkeit eines in jeder Faser politischen Menschen, w a r ein dem geschichtlichen A u g e n b l i c k dienender politischer Wirkungswille 4 ." S c h o n Webers frühe wissenschaftliche Arbeiten, insbesondere seine große U n t e r s u c h u n g über „Die Lage der Landarbeiter im ostelbischen D e u t s c h l a n d " aus dem Jahre 1892, die in B a n d 3 der Max W e b e r - G e s a m t a u s g a b e erneut zur Veröffentlichung gelangt, w a r e n in nicht unerheblichem Maße politisch motiviert. N o c h stärker gilt dies von seiner Freiburger a k a d e m i s c h e n Antrittsrede „Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik" aus dem Jahre 1895 u n d seiner S t e l l u n g n a h m e zur Flottenvorlage von 1898. Gerade in den 90er Jahren finden wir in seinem Werk eine enge V e r z a h n u n g von Politik und Wissenschaft. Aber die Schwelle, die ihn v o m aktiven Politiker trennte, hat Max Weber nie überschritten. In aller Regel hat er in den zweieinhalb J a h r z e h n t e n vor dem Ersten Weltkrieg nicht direkt in die Tagespolitik eingegriffen. W e n n er mit politischen S t e l l u n g n a h m e n hervortrat, so g e s c h a h dies meist in einem d u r c h wissenschaftliche Veranstaltungen, T a g u n g e n oder amtliche oder 3 Auf die kontroverse Frage, ob Max Weber zum politischen Führer berufen und nur wegen des Unverständnisses der Politiker nicht zum Zuge gekommen sei, wie dies insbesondere von Weber, Marianne, Lebensbild 1 , vertreten worden ist, soll hier nicht näher eingegangen werden. Vgl. dazu Mommsen, Max Weber 2 , S. 330f. 4 Jaspers, Karl, Max Weber. Politiker, Forscher, Philosoph. - München: Piper 1958, S. 14.

Einleitung

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private Enqueten gesetzten Rahmen, wie etwa seinen Stellungnahmen zur Novellierung des Börsengesetzes von 1896 oder den zahlreichen, zuweilen hochpolitischen Diskussionsbeiträgen auf den T a g u n g e n des Vereins für Sozialpolitik. Nur in beschränktem Umf a n g hat Max Weber d a n e b e n die Rolle eines politischen Beraters Friedrich N a u m a n n s u n d späterhin der Fortschrittlichen Volkspartei gespielt, der er sich politisch z u n e h m e n d näherte, o h n e d o c h eine aktive Parteimitgliedschaft zu erwägen. Nur in wenigen Fällen hat er sich seit der J a h r h u n d e r t w e n d e in publizistischer Form zu den politischen Ereignissen des Tages zu Wort gemeldet, o b s c h o n ihm in der „Frankfurter Z e i t u n g " s c h o n d a m a l s ein einflußreiches Forum zur V e r f ü g u n g stand. Dies änderte sich n a c h dem A u s b r u c h des Ersten Weltkrieges in g r u n d l e g e n d e r Weise. O b s c h o n Max Weber über die politischen Umstände, unter denen es zum Kriege g e k o m m e n war, höchst beunruhigt w a r u n d bitter über die „entsetzliche Unfähigkeit unserer Diplomatie" klagte, teilte er d o c h die nationale A u f b r u c h s t i m m u n g der ersten Kriegsmonate. 5 Er fühlte sich verpflichtet, seinerseits zu den K r i e g s a n s t r e n g u n g e n der Nation beizutragen. D e m g e m ä ß meldete er sich unmittelbar n a c h K r i e g s a u s b r u c h freiwillig zum Militärdienst, w e n n er a u c h wegen beschränkter Tauglichkeit nur als Reserveoffizier im Heimatdienst eine V e r w e n d u n g finden konnte. Persönlich e m p f a n d er es als „ein elendes Gefühl, nicht dabei zu sein", d.h. nicht an der Front sein zu können. 6 Seine Tätigkeit als Militärisches Mitglied der Reserve-Lazarettkommission Heidelberg, aus der die in diesem B a n d erstmals, soweit überliefert, vollständig veröffentlichten „ E r f a h r u n g s b e r i c h t e " 7 hervorgingen, erwies sich freilich s c h o n bald als ziemlich unbefriedigend und w a r seinen Fähigkeiten u n d Kenntnissen in der Tat in keiner Weise angemessen. Bis zum 30. September 1915 hat Max Weber gleichwohl bei der Reserve-Lazarettkommission ausgeharrt, bei der er u.a. für die A u f r e c h t e r h a l t u n g der Disziplin unter den Verwundeten zuständig war. Anschließend hat er m o n a t e l a n g n a c h einer amtlichen Verwend u n g gesucht, in der er seine wissenschaftlichen Kenntnisse z u g u n sten der deutschen K r i e g s a n s t r e n g u n g e n einsetzen könne. D o c h mußte er schließlich Ende 1915 resigniert feststellen, daß eine geeignete Stellung nirgends zu finden war. So blieb eigentlich nur die 5 Vgl. Mommsen, Max Weber 2 , S. 206f. Zitat aus einem Brief an Ferdinand Tönnies vom 15. Okt. 1914, veröffentlicht in GPS', S. 458. 6 Brief an Mina Tobler vom 7. Aug. [1915], Bestand Eduard Baumgarten, Privatbesitz. 7 Vgl. unten S. 26ff.

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Einleitung

M ö g l i c h k e i t , als freier, politisch u n g e b u n d e n e r W i s s e n s c h a f t l e r v o n Fall zu Fall seine Expertise in F o r m der w i s s e n s c h a f t l i c h e n B e r a t u n g v o n ihm n a h e s t e h e n d e n Politikern e i n z u b r i n g e n . In diesem Z u s a m m e n h a n g ist i n s b e s o n d e r e seine M i t w i r k u n g a n Friedrich N a u m a n n s „ A r b e i t s a u s s c h u ß für M i t t e l e u r o p a " zu n e n n e n . D a n e b e n a b e r e r ö f f n e t e sich M a x W e b e r die C h a n c e zu p u b l i z i s t i s c h e m Wirken, d a ihm die „ F r a n k f u r t e r Z e i t u n g " , v e r m u t l i c h d u r c h V e r m i t t l u n g ihres leitenden R e d a k t e u r s , H e i n r i c h Simon, bereitwillig ihre S p a l t e n öffnete. Seit Ende D e z e m b e r 1915 h a t Max W e b e r d a n n in der „ F r a n k f u r t e r Z e i t u n g " immer wieder zu z e n t r a l e n F r a g e n der d e u t s c h e n Politik w ä h r e n d des Ersten W e l t k r i e g s Stellung g e n o m m e n . S c h o n b a l d e r g a b sich d a n e b e n die M ö g l i c h k e i t , a u c h a n a n d e r e r Stelle zu W o r t e zu k o m m e n , so n a m e n t l i c h in Friedrich N a u m a n n s W o c h e n s c h r i f t „ D i e Hilfe", u n d in d e n der F o r t s c h r i t t l i c h e n Volkspartei n a h e s t e h e n d e n „ M ü n c h n e r N e u e s t e n N a c h r i c h t e n " . D a r ü b e r h i n a u s h a t sich Max W e b e r seit 1916 bei d e n verschied e n s t e n A n l ä s s e n ö f f e n t l i c h zu p o l i t i s c h e n T a g e s f r a g e n g e ä u ß e r t . Eine S o n d e r s t e l l u n g n i m m t d a b e i die Rede „ A n der Schwelle des Dritten K r i e g s j a h r e s " ein, die Max W e b e r im A u f t r a g des „ D e u t s c h e n N a t i o n a l - A u s s c h u s s e s für einen e h r e n v o l l e n F r i e d e n " g e h a l t e n hat, einer v o n a m t l i c h e r Seite ins L e b e n g e r u f e n e n , j e d o c h der F o r m n a c h p r i v a t e n O r g a n i s a t i o n , die der v e r g l e i c h s w e i s e g e m ä ß i g t e n Kriegszielpolitik der R e g i e r u n g B e t h m a n n H o l l w e g im Z u g e der Freig a b e der ö f f e n t l i c h e n K r i e g s z i e l e r ö r t e r u n g e n F l a n k e n s c h u t z gew ä h r e n sollte. 8 Inhaltlich a m b e d e u t s a m s t e n w a r e n eine Rede für die F o r t s c h r i t t l i c h e V o l k s p a r t e i in M ü n c h e n a m 27. O k t o b e r 1916 über „ D e u t s c h l a n d s w e l t p o l i t i s c h e L a g e " , a u s w e l c h e r die A b h a n d l u n g „ D e u t s c h l a n d u n t e r d e n e u r o p ä i s c h e n W e l t m ä c h t e n " hervorg e g a n g e n ist 9 , sowie ein V o r t r a g über „ S o z i a l i s m u s " vor österr e i c h i s c h e n Offizieren in Wien a m 13. J u n i 1918, im A u f t r a g der F e i n d e s p r o p a g a n d a - A b w e h r s t e l l e des A r m e e o b e r k o m m a n d o s der ö s t e r r e i c h i s c h - u n g a r i s c h e n Armee. Letzterer V o r t r a g ist d a n n n a c h einer s t e n o g r a p h i s c h e n Mitschrift als s e l b s t ä n d i g e B r o s c h ü r e veröffentlicht w o r d e n 1 0 . D a r ü b e r h i n a u s beteiligte sich M a x W e b e r w i e d e r h o l t a n ö f f e n t lichen A u f r u f e n zu p o l i t i s c h e n T a g e s f r a g e n , wie i n s b e s o n d e r e a n der G e g e n a d r e s s e einer g r ö ß e r e n Z a h l v o n A k a d e m i k e r n zur sog. „ S e e b e r g - A d r e s s e " v o m Juli 1915, die für w e i t r e i c h e n d e Kriegsziele e i n g e t r e t e n war 1 1 . Schließlich hat Max W e b e r v e r s c h i e d e n t l i c h in 8 G e n a u e r e r N a c h w e i s u n t e n S. 648ff. 9 Vgl. u n t e n S. 153ff. 10 Vgl. u n t e n S. 597ff. 11 Vgl. u n t e n S. 759ff.

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kritischen A u g e n b l i c k e n a u c h unmittelbar auf die politischen Ents c h e i d u n g e n einzuwirken versucht, teilweise unter A u s n u t z u n g seiner V e r b i n d u n g e n zu f ü h r e n d e n Politikern der Fortschrittlichen Volkspartei. In diesem Z u s a m m e n h a n g ist insbesondere die große Denkschrift „Der verschärfte U - B o o t - K r i e g " zu nennen, die Max Weber unter Mitarbeit von Felix Somary in der zweiten M ä r z w o c h e 1916 verfaßte, als die Frage eines Ü b e r g a n g s zum u n b e s c h r ä n k t e n U-Boot-Krieg erstmals auf des Messers Schneide stand 1 2 . Desgleic h e n hat Max Weber anläßlich der Einsetzung eines Verfassungsausschusses des Reichstages, der Vorschläge für eine Reform der Reichsverfassung mit dem Ziel der S t ä r k u n g des Einflusses der Volksvertretung auf die Reichsleitung ausarbeiten sollte, C o n r a d H a u ß m a n n A n f a n g Mai 1917 eine Reihe von Entwürfen zur Ä n d e rung der Verfassung des Deutschen Reiches nebst ausführlichen B e g r ü n d u n g e n zugeleitet, die als G r u n d l a g e entsprechender Vorstöße der Vertreter der Fortschrittlichen Volkspartei im Verfassungsa u s s c h u ß dienen sollten. Diese Texte, die bislang als verschollen galten, von denen aber jüngst Abschriften im Nachlaß Hajo H o l b o r n a u f g e f u n d e n w e r d e n konnten, werden hier erstmals in vollem Wortlaut veröffentlicht 1 3 . A n d e r e Denkschriften vergleichbarer Art, so insbesondere die sog. Denkschrift „ Z u r Frage des Friedenschließens" v o m 4. Februar 1918, sind hingegen, wie es scheint, unwiederbringlich verloren. Im großen und g a n z e n war die unmittelbare W i r k u n g dieser Versuche, auf die politischen Entscheidungsprozesse Einfluß zu nehmen, relativ gering. Dies k a n n hingegen keinesfalls von Max Webers zahlreichen publizistischen Ä u ß e r u n g e n , so namentlich der großen Artikelserie in der „Frankfurter Z e i t u n g " von Mai bis Juni 1917 über „ P a r l a m e n t u n d Regierung im n e u g e o r d n e t e n D e u t s c h l a n d " , gesagt werden. Ihre W i r k u n g war außerordentlich, wie sich nicht zuletzt aus der Tatsache ergibt, daß die „Frankfurter Z e i t u n g " wegen des besonders scharfen Artikels vom 24. Juni 1917 zeitweilig unter Präventivzensur gestellt w u r d e ; diese w u r d e erst n a c h einer parlamentarischen A n f r a g e seitens der Fortschrittlichen Volkspartei im Reichstag und im H a u s h a l t s a u s s c h u ß des Reichstages wieder aufgehoben. 1 4 Allerdings w a r e n Webers Vorschläge vielfach zu eigenwillig u n d vor allem nicht selten so weitgehend, daß keine der Parteien, a u c h nicht die Fortschrittliche Volkspartei, sie uneing e s c h r ä n k t zur Basis ihrer eigenen Politik hat m a c h e n wollen. Insgesamt wird m a n festhalten müssen, daß die politische Publi12 Vgl. u n t e n S. 9 9 f f . 13 Vgl. u n t e n S. 261 ff. 14 Vgl. M o m m s e n , M a x W e b e r 2 , S. 1 7 1 - 1 7 3 .

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zistik Max Webers w ä h r e n d des Weltkrieges vor allem langfristige W i r k u n g e n g e h a b t hat, o b s c h o n seine Artikel fast stets „heiße Eisen" a n r ü h r t e n u n d überdies fast immer den Nagel auf den Kopf trafen. Sie g e h ö r e n ebenso sehr in die geistige Vorgeschichte der Entstehung der d e m o k r a t i s c h e n Republik von Weimar wie in die Geschichte der deutschen Innenpolitik w ä h r e n d des Ersten Weltkrieges. Weber verstand es, die politischen Probleme unter g r u n d sätzlichen Gesichtspunkten und in einer über den A u g e n b l i c k weit h i n a u s r e i c h e n d e n B e d e u t u n g zu beleuchten. Darin liegt ihre Bedeut u n g bis in unsere G e g e n w a r t hinein. J e d o c h muß man sie gleichw o h l als Texte lesen, die ganz bewußt auf die politischen Kämpfe u n d A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n des Tages gemünzt w a r e n und demgemäß nicht selten taktisch a r g u m e n t i e r t e n ; sonst würde man ihnen nicht gerecht werden können. Im übrigen w a r Max Webers publizistische Tätigkeit keineswegs kontinuierlicher Natur. Ganz im Gegenteil, angesichts der U n m ö g lichkeit, auf politischem Gebiet - von publizistischen Stellungnahmen abgesehen - etwas Vernünftiges tun zu können, vergrub sich Weber immer wieder über lange M o n a t e hinweg in harte wissenschaftliche Arbeit. Er tat dies nicht zuletzt auch, um der ihn b e d r ü k kenden politischen Wirklichkeit zeitweise zu entfliehen. Namentlich die Aufsätze zur Soziologie der Weltreligionen u n d wesentliche Teile v o n „Wirtschaft und Gesellschaft" sind w ä h r e n d der späteren Kriegsjahre entstanden, vornehmlich 1916/17, u n d a u c h der große Vortrag „Wissenschaft als Beruf" ist am 7. November 1917 gehalten worden 1 5 . Mit der Ü b e r n a h m e eines Lehrstuhls an der Universität Wien für d a s Sommersemester 1918 sowie der Übersiedlung dorthin im April 1918 versiegte Webers publizistische Aktivität für einige Monate nahezu vollständig. Er sah diesen Schritt mit der Notwendigkeit des Ausscheidens aus aller aktiven Teilnahme an der Politik verknüpft. Erst n a c h seiner Rückkehr aus Wien im Juli 1918, als sich die Niederlage bereits abzeichnete, trat er l a n g s a m wieder aus seiner Reserve heraus, o h n e d o c h sogleich wieder jene Resonanz u n d jene W i r k u n g s m ö g l i c h k e i t e n zu finden, über die er insbesondere im Sommer 1917 verfügt hatte. Mit dem Z u s a m m e n b r u c h und der Revolution beginnt d a n n eine neue Periode fieberhafter politischer Aktivität, die nicht nur in zahlreichen Artikeln insbesondere in der „Frankfurter Zeitung", s o n d e r n a u c h in einer großen Z a h l von W a h l r e d e n für die Deutsche Demokratische Partei ihren Niederschlag g e f u n d e n hat. Dies ist allerdings 15 Definitiver Nachweis jetzt bei Schluchter, Wolfgang, Rationallsmus der Weltbeherrschung. Studien zu Max Weber. - Frankfurt: Suhrkamp 1980, S. 236-240.

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bereits G e g e n s t a n d des n a c h f o l g e n d e n B a n d e s 16 der M a x W e b e r Gesamtausgabe: „Zur Neuordnung Deutschlands". II. Der z e i t g e s c h i c h t l i c h e K o n t e x t M a x W e b e r s w e i t g e s p a n n t e publizistische u n d p o l i t i s c h e T ä t i g k e i t w ä h r e n d des Ersten Weltkrieges s t a n d unter d e m s e l b s t g e w ä h l t e n Primat des d e u t s c h e n n a t i o n a l e n Interesses. Mit rlgoristischer K o n s e q u e n z setzte er d a s Ideal des n a t i o n a l e n M a c h t s t a a t s allen k o n k u r r i e r e n d e n Idealen v o r a n , die W e r t k o n f l i k t e , die dies mit sich b r i n g e n mußte, nicht s c h e u e n d . 1 6 Wie kritisch er a u c h über die U r s a c h e n des Krieges d a c h t e , n u n k a m n a c h seiner M e i n u n g alles d a r a u f an, alle Inneren Kräfte der N a t i o n zu s a m m e l n , u m diesen Krieg, auf d e n es die d e u t s c h e Politik letzten Endes h a b e a n k o m men lassen müssen, siegreich zu bestehen. V o n A n b e g i n n w a r Max W e b e r freilich b e u n r u h i g t über die Hybris u n d d e n M a n g e l a n A u g e n m a ß , mit d e m die F r a g e n der p o l i t i s c h e n Z u k u n f t D e u t s c h l a n d s In der Ö f f e n t l i c h k e i t u n d in k a u m g e r i n g e r e m M a ß e in d e n r e g i e r e n d e n Kreisen b e h a n d e l t w u r d e n . Es ist die s t e i g e n d e Flut der a n n e x i o n i s t i s c h e n A g i t a t i o n der R e c h t e n g e w e s e n , die n a c h seiner e i g e n e n A u s s a g e d e n A n s t o ß d a z u g e g e b e n hat, d a ß er die Stille der G e l e h r t e n s t u b e verließ u n d w o r t g e w a l t i g in d e n Streit der M e i n u n g e n eingriff. 1 7 Er w a r d a b e i d u r c h g ä n g i g erfüllt v o n der Sorge, d a ß die für eine realistische, z u g l e i c h w e i t s i c h t i g e d e u t s c h e M a c h t p o l i t i k g e g e b e n e n M ö g l i c h k e i t e n d u r c h die V e r f o l g u n g uferloser Kriegsziele verspielt w e r d e n k ö n n t e n . Z u g l e i c h a b e r b e f ü r c h tete er, d a ß d u r c h die r ü c k s i c h t s l o s e A g i t a t i o n der Rechten u n d ihrer S y m p a t h i s a n t e n u n d Helfer vor allem In militärischen Kreisen die i n n e n p o l i t i s c h e A t m o s p h ä r e vergiftet w ü r d e u n d d a r o b die Einigkeit aller S c h i c h t e n der N a t i o n im Z e i c h e n des „ B u r g f r i e d e n s " u n d des g e m e i n s a m e n A b w e h r k a m p f e s g e g e n d e n ä u ß e r e n Feind zerb r e c h e n k ö n n t e . Z u n e h m e n d s a h sich Max W e b e r d a r ü b e r h i n a u s In seiner Ü b e r z e u g u n g bestätigt, d a ß nur d u r c h eine P a r l a m e n t a r i s i e r u n g der V e r f a s s u n g des D e u t s c h e n Reiches, die d e m R e i c h s t a g w i r k l i c h e M a c h t g e b e u n d d e n F ü h r e r n der g r o ß e n Parteien des Reiches d e n A u f s t i e g in leitende S t e l l u n g e n eröffne, der Misere des b e s t e h e n d e n p s e u d o k o n s t i t u t i o n e l l e n R e g i m e n t s w i r k l i c h ein Ende 16 Diese und die folgenden Ausführungen stützen sich auf die einschlägigen Arbelten des Herausgebers, insbesondere Max Weber2; Max Weber. Gesellschaft, Politik und Geschichte. - Frankfurt: Suhrkamp 1974; The Age of Bureaucracy. Perspectives on the Political Sociology of Max Weber. - Oxford: Basll Blackwell 1974. 17 Vgl. Schreiben Max Webers an die Frankfurter Zeitung vom 27. Juli 1916, ZStA Merseburg, Rep.92, Nl. Max Weber, Nr. 30/10, unten S. 132 zitiert.

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bereitet w e r d e n könne. Sein Plädoyer für eine parlamentarische Auslese der leitenden Politiker, welche allein eine kraftvolle F ü h r u n g des Reiches sicherzustellen vermöge, f a n d starken Widerhall und weithin Z u s t i m m u n g ; es war dies (unter den g e g e b e n e n Umständen) das stärkste A r g u m e n t überhaupt, mit dem sich ein Ü b e r g a n g zur parlamentarischen Demokratie rechtfertigen ließ. D e m g e m ä ß standen in jenen Jahren vor allem fünf G e g e n s t a n d s b e r e i c h e im Mittelpunkt der politischen E r w ä g u n g e n Max Webers: 1. Die Frage der Kriegsziele u n d der Zielsetzungen einer realistischen deutschen Außenpolitik, 2. damit unmittelbar z u s a m m e n h ä n g e n d die Frage des „verschärft e n " bzw. des „ u n b e s c h r ä n k t e n " U-Boot-Krieges, 3. die Reform des preußischen Dreiklassenwahlrechts sowie schließlich, alles andere überragend, 4. die Reform der Reichsverfassung, zwecks D u r c h s e t z u n g der Parlamentarisierung in einem weiterhin föderalistisch verfaßten System und, damit u n t r e n n b a r verbunden, 5. die Beseitigung des sog. „ p e r s ö n l i c h e n Regiments" Wilhelms II. Hinzu trat seit d e m A u s b r u c h der russischen Februarrevolution 1917 die Analyse der revolutionären Entwicklungen in Rußland, freilich ebenfalls überwiegend unter dem Gesichtspunkt, welche Ausw i r k u n g e n diese auf die o h n e h i n kriegsmüden Massen der Bevölker u n g In den Mittelmächten h a b e n könnten. Gerade die RußlandAufsätze der Kriegszeit w a r e n in h o h e m Maße taktisch bedingt. Sie zielten In erster Linie darauf ab, der russischen Friedenspropag a n d a , die sich insbesondere an die Adresse der Arbeiterschaft richtete, entgegenzutreten. Bei allem muß berücksichtigt werden, daß unter den B e d i n g u n g e n des „ B u r g f r i e d e n s " und der Pressezensur seitens der Stellvertretenden G e n e r a l k o m m a n d o s , die b e k a n n t lich ziemlich einseitig z u g u n s t e n der Rechten g e h a n d h a b t wurde, eine wirklich offene Diskussion der zentralen politischen Probleme nicht m ö g l i c h war. Für Max Weber war es d a r ü b e r hinaus ebenfalls ein wichtiger Leitgedanke, daß d u r c h die Art der Erörterung politischer Probleme bei den Entente-Mächten keinesfalls der Eindruck der S c h w ä c h e erweckt u n d diesen dergestalt in die H ä n d e gearbeitet werden dürfe. Dieser U m s t a n d muß bei der Lektüre der n a c h stehenden Texte d u r c h g ä n g i g beachtet werden. Dies gilt insbesondere für jene Texte, die sich mit Fragen der Kriegsziele des Deutschen Reiches bzw. den Möglichkeiten einer weitsichtigen Bündnispolitik a u c h n a c h dem Kriege beschäftigen. Bis zum November 1916 war die öffentliche Erörterung der Kriegsziele verboten, u n d a u c h die innenpolitischen Fragen durften nur in so

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allgemeiner Weise behandelt werden, daß d a d u r c h der „Burgfried e n " nicht gefährdet wurde. O b s c h o n diese Verbote teilweise nur auf dem Papier standen u n d namentlich von Seiten der extremen Annexionisten mit mehr oder minder offener Billigung der Militärb e h ö r d e n immer wieder in vielfältiger Weise u m g a n g e n wurden, bedingten sie d o c h sowohl die T h e m e n w a h l wie die Art der Präsentation der Probleme in einer im einzelnen schwer zu rekonstruierenden Weise. Max Weber selbst hielt sich prinzipiell an die B e d i n g u n g e n des „Burgfriedens", o b s c h o n diese z u n e h m e n d mehr zu einer Farce wurden. Namentlich die A b h a n d l u n g über „Bismarcks Außenpolitik und die G e g e n w a r t " dürfte ihre äußere Form nicht zuletzt dem Umstand verdanken, daß sich die aktuellen Probleme der deutschen Kriegspolitik am unverfänglichsten vor der historischen Folie der Außenpolitik des ersten Reichskanzlers darstellen ließen. D a n e b e n dürfte freilich eine Rolle gespielt haben, daß es taktisch höchst wirksam war, der Rechten g e g e n ü b e r das Prestige des Reichsgründers für die eigenen Vorschläge in A n s p r u c h zu nehmen. Im übrigen hat Max Weber nur sehr z u r ü c k h a l t e n d auf die Denkschriftenflut reagiert, die seit A n f a n g des Krieges immer mehr anschwoll und d u r c h „vertrauliche" Versendung von Kriegszielmemoranden verschiedenster Art an zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens das Verbot der Diskussion der Kriegsziele weitgehend zu unterlaufen verstand. Max Weber w a r keineswegs ein prinzipieller Gegner von Annexionen; j e d o c h wirkte er seit Kriegsbeginn gegen die maßlosen Kriegszielprogramme der Rechten. Insbesondere w a n d t e er sich gegen die Bestrebungen zur Annexion Belgiens, weil er überzeugt war, daß dies zum einen den Krieg ins U n a b s e h b a r e verlängern u n d zum a n d e r e n außenpolitische Eckdaten schaffen würde, die eine jede realistische deutsche Bündnispolitik auf a b s e h b a r e Z u k u n f t zu einer Unmöglichkeit m a c h e n würden. Hinsichtlich des Ostens bezog er eine elastischere Position indirekter Herrschaft. In vergleichsweise gemäßigter Form vollzog a u c h Weber die S c h w e n k u n g der „liberalen Imperialisten", denen er zugerechnet werden muß, hin zu einer vorwiegend auf Ostmitteleuropa ausgerichteten kontinentalen Hegemonialpolitik. 1 8 Seine Beiträge zur preußischen u n d 18 Zum „Liberalen Imperialismus" und seiner Wendung in Richtung Osten nach Kriegsausbruch vgl. Dehio, Ludwig, Deutschland und die Weltpolitik im 20. Jahrhundert. - Frankfurt: Fischer 1961, S. 73-92; ferner Mommsen, Wolfgang J., Wandlungen der liberalen Idee im Zeitalter des Imperialismus, in: Ders., Der europäische Imperialismus. Aufsätze und Abhandlungen. - Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1979, S. 183, 197-202.

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d e u t s c h e n P o l e n p o l i t i k w ä h r e n d des Krieges sollten eine s o l c h e „ l i b e r a l e " H e g e m o n i a l p o l i t i k v o r b e r e i t e n helfen, die die neu zu beg r ü n d e n d e n ostmitteleuropäischen Staaten zwar außenpolitisch fest a n die M i t t e l m ä c h t e b i n d e n , a b e r i h n e n a n s o n s t e n volle Freiheit g e w ä h r e n wollte. Friedrich N a u m a n n s b e k a n n t e n M i t t e l e u r o p a p l ä n e n , die sich mit T e n d e n z e n i n n e r h a l b der R e i c h s l e i t u n g b e r ü h r ten, d a s B ü n d n i s z w i s c h e n d e m D e u t s c h e n Reich u n d Ö s t e r r e i c h U n g a r n a u f D a u e r zu stellen u n d zur Basis eines n a c h S ü d o s t e u r o p a gerichteten kontinentalen Hegemonial-Systems auszub a u e n , v e r m o c h t e W e b e r a l l e r d i n g s nicht viel G e s c h m a c k a b z u g e w i n n e n . Vor allem a u f g r u n d t a k t i s c h e r E r w ä g u n g e n beteiligte er sich g l e i c h w o h l a n e n t s p r e c h e n d e n B e r a t u n g e n des Ende 1915 v o n Friedrich N a u m a n n b e g r ü n d e t e n „ A r b e i t s a u s s c h u s s e s für Mittele u r o p a " u n d des „Vereins für S o z i a l p o l i t i k " . Die F r a g e des u n b e s c h r ä n k t e n U - B o o t - K r i e g e s w a r mit d e n Kriegszielfragen insofern u n m i t t e l b a r v e r k n ü p f t , als die Vertreter w e i t r e i c h e n d e r Kriegsziele seit A n f a n g 1916, als d e u t l i c h g e w o r d e n war, d a ß eine b a l d i g e milit ä r i s c h e E n t s c h e i d u n g zu L a n d e mit einiger Sicherheit n i c h t m e h r zu e r w a r t e n s t a n d , die Karte des r ü c k s i c h t s l o s e n Einsatzes der U - B o o t - W a f f e a u s s p i e l e n wollten, u m auf diese Weise d o c h n o c h d e n e r s e h n t e n Siegfrieden e r l a n g e n zu k ö n n e n . Max W e b e r g e h ö r t e zu jenen, die sich nicht v o n i l l u s i o n ä r e n E r w a r t u n g e n h i n s i c h t l i c h der L e i s t u n g s f ä h i g k e i t der U - B o o t - W a f f e hinreißen ließen, s o n d e r n n ü c h t e r n die Vor- u n d Nachteile eines s o l c h e n Schrittes a b w o g e n . Er hatte in dieser Hinsicht keinerlei Zweifel; der Kriegseintritt der USA müsse unter allen U m s t ä n d e n v e r h ü t e t w e r d e n . Im F e b r u a r 1916 b e s c h l o ß die Reichsleitung, z u m „ v e r s c h ä r f t e n " U - B o o t - K r i e g z u r ü c k z u k e h r e n . Da d a r ü b e r h i n a u s der Ü b e r g a n g z u m u n b e s c h r ä n k t e n U - B o o t - K r i e g in den h ö c h s t e n F ü h r u n g s g r e m i e n des Reiches, u n g e a c h t e t der a m e r i k a n i s c h e n Proteste, zur Entscheid u n g a n s t a n d , arbeitete M a x W e b e r v e r m u t l i c h in Z u s a m m e n a r b e i t mit Felix S o m a r y eine a u s f ü h r l i c h e D e n k s c h r i f t über d e n „ v e r s c h ä r f t e n " U - B o o t - K r i e g aus, die vor allem d a z u d i e n e n sollte, der A g i t a t i o n in der Ö f f e n t l i c h k e i t für eine r ü c k s i c h t s l o s e K r i e g f ü h r u n g mit U - B o o t e n e n t g e g e n z u w i r k e n u n d d a m i t der g e m ä ß i g t e n Linie Bethm a n n H o l l w e g s die B a h n f r e i z u m a c h e n . Seit d e m F r ü h j a h r 1917 trat die F r a g e der R e f o r m des preußis c h e n D r e i k l a s s e n w a h l r e c h t s in ein n e u e s S t a d i u m . Die u r s p r ü n g liche A b s i c h t der R e g i e r u n g B e t h m a n n Hollweg, diese F r a g e w ä h r e n d des Krieges g ä n z l i c h r u h e n zu lassen u n d eine Reform allenfalls n a c h K r i e g s e n d e in A n g r i f f zu n e h m e n , ließ sich nicht l ä n g e r a u f r e c h t e r h a l t e n . Die S o z i a l d e m o k r a t i e u n d die Fortschrittliche V o l k s p a r t e i d r ä n g t e n immer stärker d a r a u f , d a ß die R e g i e r u n g

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k o n k r e t e Schritte in diese R i c h t u n g u n t e r n e h m e , statt die P a r t e i e n der L i n k e n w e i t e r h i n mit b l o ß e n v a g e n V e r s p r e c h u n g e n a u f Reform e n n a c h K r i e g s e n d e a b z u s p e i s e n . Die S o z i a l d e m o k r a t e n d r o h t e n s c h l i e ß l i c h o f f e n d a m i t , ihrerseits d e n „ B u r g f r i e d e n " a u f z u k ü n d i g e n u n d der R e g i e r u n g ihre b i s h e r i g e s t i l l s c h w e i g e n d e U n t e r s t ü t z u n g zu e n t z i e h e n . U m g e k e h r t leisteten die p r e u ß i s c h e n K o n s e r v a t i v e n , e i n s c h l i e ß l i c h d e s p r e u ß i s c h e n S t a a t s m i n i s t e r i u m s selbst, erbitterten W i d e r s t a n d g e g e n j e d w e d e w i r k l i c h e Reform. Die a n e n t s c h e i d e n d e r Stelle z w e i d e u t i g e „ O s t e r b o t s c h a f t " des Kaisers v o m 7. April 1917, in der eine R e f o r m des p r e u ß i s c h e n W a h l r e c h t s n a c h K r i e g s e n d e in A u s s i c h t gestellt w u r d e , v e r m o c h t e die i n n e n p o l i t i s c h e n A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n n i c h t zu b e s c h w i c h t i g e n . Die F r a g e der R e f o r m des p r e u ß i s c h e n D r e i k l a s s e n w a h l r e c h t s w u r d e d e m g e m ä ß i m m e r m e h r zu e i n e m S t r e i t p u n k t , a n d e m die i n n e r e G e s c h l o s s e n h e i t der Parteien u n d d e s V o l k e s zu zerfallen d r o h t e . W e s e n t l i c h u n t e r d e m G e s i c h t s p u n k t , e i n e s o l c h e E n t w i c k l u n g mit ihren w e i t r e i c h e n d e n F o l g e n für die d e u t s c h e K r i e g s f ü h r u n g v e r m e i d e n zu helfen, trat M a x W e b e r mit g r o ß e m N a c h d r u c k seit M ä r z 1917 in einer g a n z e n Reihe v o n A r t i k e l n für eine u n v e r z ü g l i c h e B e s e i t i g u n g dieses, die breiten S c h i c h t e n der p r e u ß i s c h e n B e v ö l k e r u n g b e n a c h t e i l i g e n d e n , W a h l r e c h t s ein. M a x W e b e r v e r l a n g t e eine s c h l e u n i g e Ä n d e r u n g dieser V e r h ä l t nisse a u c h d e s h a l b , weil er die p r e u ß i s c h e W a h l r e c h t s f r a g e mit d e m P r o b l e m einer R e f o r m der R e i c h s v e r f a s s u n g , die eine u n b e d i n g t n o t w e n d i g e S t ä r k u n g des Einflusses der P a r t e i e n auf die R e i c h s l e i t u n g b r i n g e n sollte, u n m i t t e l b a r v e r k n ü p f t sah. Er w i e s n a c h d r ü c k l i c h d a r a u f hin, d a ß v e r f a s s u n g s r e c h t l i c h der B u n d e s r a t , d a s V e r t r e t u n g s g r e m i u m der „ V e r b ü n d e t e n R e g i e r u n g e n " , i n n e r h a l b des k o m p l i z i e r t e n V e r f a s s u n g s g e b ä u d e s des D e u t s c h e n Reic h e s e i n e S c h l ü s s e l s t e l l u n g e i n n a h m ; e i n e P a r l a m e n t a r i s i e r u n g des V e r f a s s u n g s s y s t e m s des Reiches, u n t e r g l e i c h z e i t i g e r E r h a l t u n g seines f ö d e r a t i v e n C h a r a k t e r s , w a r d a h e r n a c h seiner Ü b e r z e u g u n g n u r z u e r r e i c h e n , w e n n m a n d e n F ü h r e r n der Parteien nicht n u r die M ö g l i c h k e i t z u r Ü b e r n a h m e der Ä m t e r v o n R e i c h s s t a a t s s e k r e t ä ren e i n r ä u m t e , s o n d e r n a u c h d e n Z u g a n g z u m B u n d e s r a t öffnete. D e s h a l b w a r für ihn die A u f h e b u n g der U n v e r e i n b a r k e i t der Mitg l i e d s c h a f t im R e i c h s t a g u n d im B u n d e s r a t der Eckstein der l ä n g s t ü b e r f ä l l i g e n R e f o r m der R e i c h s v e r f a s s u n g . D a n e b e n s t a n d die Einf ü h r u n g des a l l g e m e i n e n , g l e i c h e n u n d d i r e k t e n W a h l r e c h t s a u c h in allen B u n d e s s t a a t e n g e r a d e a u c h d e s h a l b , weil diese ü b e r d e n B u n d e s r a t e i n e n d i r e k t e n Anteil a n der Politik des R e i c h e s b e s a ß e n . G a n z u n a b h ä n g i g d a v o n w a r M a x W e b e r l ä n g s t zu der A u f f a s s u n g g e l a n g t , d a ß n u r ein m a c h t v o l l e s P a r l a m e n t in e i n e m p a r l a m e n t a -

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rischen System a u c h starke, v e r a n t w o r t u n g s b e w u ß t e Führernaturen hervorzubringen in der Lage sei, wie sie die deutsche Nation in ihrer b e d r ä n g t e n Lage so dringlich brauchte. O b s c h o n Max Weber sich alle Mühe gab, in Artikeln in der „Frankfurter Z e i t u n g " u n d in der „Hilfe" d a z u beizutragen, die Ers c h ü t t e r u n g e n a b z u f a n g e n , die von der russischen Februarrevolution a u c h auf die politischen Verhältnisse innerhalb der Mittelm ä c h t e ausgingen, war d o c h a u c h für ihn unzweifelhaft, daß mit d e m Sturz der zaristischen Autokratie eine Demokratisierung des politischen Systems des Kaiserreiches u n a b w e i s b a r g e w o r d e n war. Im März u n d April 1917 w u r d e der Ruf n a c h Verfassungsreformen in der Öffentlichkeit immer lauter. Ende März 1917 beschloß eine Reichstagsmehrheit, bestehend aus Sozialdemokratie, Fortschrittlicher Volkspartei, Z e n t r u m und Nationalliberalen, die Einsetzung eines Verfassungsausschusses, um d e m Verlangen n a c h einer Steig e r u n g des Einflusses des Reichstages auf die politischen Entscheid u n g e n n u n m e h r konkrete verfassungsrechtliche Gestalt zu geben. Dies bildete den Auftakt für eine Periode intensiver innenpolitischer Auseinandersetzungen, in deren Verlauf das bestehende h a l b k o n stitutionelle Regierungssystem immer stärker unter Beschuß geriet. Aus jenen W o c h e n datiert Max Webers große Artikelserie zum T h e m a „Deutscher Parlamentarismus in Vergangenheit u n d Zuk u n f t " sowie eine g a n z e Reihe begleitender Artikel und öffentlicher Reden zu Einzelfragen der Reform der Reichsverfassung; sie h a b e n wesentlich mit d a z u beigetragen, jener B e w e g u n g zugunsten einer Parlamentarisierung des Reiches eine starke R ü c k e n d e c k u n g in der Öffentlichkeit zu verschaffen, die d a n n im Juli 1917 in dem Vorstoß der Reichstagsparteien in der Friedensfrage ihren ersten großen Niederschlag fand. Die Artikelserie „ D e u t s c h e r Parlamentarismus in Vergangenheit u n d Z u k u n f t " erschien nur wenig später in überarbeiteter u n d erweiterter Form als selbständige Broschüre unter d e m Titel „ P a r l a m e n t u n d Regierung im n e u g e o r d n e t e n Deutschland. Zur politischen Kritik des Beamtentums u n d Parteiwesens". O b s c h o n Max Weber diese Schrift a u s d r ü c k l i c h als „politische Streitschrift" bezeichnete u n d a u c h so verstanden sehen wollte, 19 enthält sie nahezu alle entscheidenden Elemente seiner Parteienu n d Staatssoziologie. In der Situation des Spätsommers 1917 blieb Webers leidenschaftlichem Plädoyer für weitreichende Verfassungsreformen jed o c h z u n ä c h s t jeder konkrete Erfolg versagt. N a c h dem Rücktritt 19 S c h r e i b e n a n S i g m u n d H e l l m a n n v o m 21. Juli [1917], ZStA M e r s e b u r g , Rep.92, Nl. Max Weber, Nr. 30/10, u n t e n S . 4 2 5 f . zitiert.

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B e t h m a n n Hollwegs am 13. Juli 1917, der gleichsam in schiefer F r o n t o r d n u n g , nämlich im Zusammenspiel der Mehrheitsparteien des Reichstags mit der Obersten Heeresleitung, erfolgte, versandete die B e w e g u n g z u g u n s t e n einer Parlamentarisierung der Reichsverf a s s u n g z u n ä c h s t weitgehend. Allerdings w u r d e d a m a l s in Form des „Interfraktionellen Ausschusses" der G r u n d für die zukünftige Z u s a m m e n a r b e i t der Parteien der späteren „Weimarer Koalition" gelegt. Die Verhältnisse w u r d e n vorerst d u r c h die informelle Diktatur der O H L unter H i n d e n b u r g u n d L u d e n d o r f f bestimmt, der gegenüber sich weder der neue Reichskanzler Michaelis n o c h sein Nachfolger Graf Hertling durchzusetzen v e r m o c h t e n ; die A u f n a h m e einer Reihe von Parlamentariern in die Reichsleitung als Minister o h n e Portefeuille kam d a h e r einem Pyrrhussieg der Parteien gleich. S c h o n bald sollte sich herausstellen, daß weder die neue, b e h u t s a m mit Vertretern der Parteien angereicherte, „zivile" Reichsleitung n o c h die Mehrheitsparteien gegen die mit den Rechtsparteien verbündete O H L a n z u k o m m e n vermochten. Max Weber war angesichts dieser Entwicklung einigermaßen entmutigt, nicht zuletzt deshalb, weil n a c h seiner M e i n u n g die Frage der Parlamentarisierung namentlich d u r c h Matthias Erzberger in höchst u n g l ü c k l i c h e r Weise mit der H o f f n u n g auf einen baldigen V e r h a n d l u n g s f r i e d e n verknüpft w o r d e n war. So hatte er sein Eintreten für weitreichende Verfassungsreformen nicht verstanden wissen wollen; höchst erbittert meinte er, daß, w e n n n u n der Frieden d o c h nicht komme, d a n n a u c h die Idee der Parlamentarisierung der Diskreditierung ausgesetzt sein werde. Ganz abgesehen d a v o n glaubte Weber feststellen zu müssen, d a ß d u r c h die verworrenen V o r g ä n g e im Juli 1917 die Siegeszuversicht der Gegner gestärkt w o r d e n sei. 20 D e m g e m ä ß setzte er seine publizistische K a m p a g n e für die Parlamentarisierung z u n ä c h s t nur mit einigem Z ö g e r n fort. Um so energischer machte Weber gegen die am 2. September 1917 g e g r ü n d e t e „Vaterlandspartei" Front, die, als eine S a m m l u n g s p a r t e i der Rechten, außenpolitisch ein P r o g r a m m extremer Kriegsziele vertrat u n d im Innern einer autoritären Rückwärtsrevidierung der Verfassungso r d n u n g das Wort redete. Aus seiner Sicht war diese Agitation gänzlich unverantwortlich, d a sie die Gefahr in sich schloß, den vollständigen Z u s a m m e n b r u c h der inneren Einheitsfront herbeizuführen, die angesichts der wirtschaftlichen Not und der Ausstrahlungen der russischen Oktoberrevolution o h n e h i n immer stärkeren Belastungen ausgesetzt war. Wenig später erschien seine A b h a n d lung „Wahlrecht und Demokratie in D e u t s c h l a n d " , ein politisches 20 Vgl. Mommsen, Max Weber 2 , S. 279-281.

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Traktat von h o h e m Rang, das seine A r g u m e n t e für eine konsequente Demokratisierung der Staatsverfassung Preußens und des Deutschen Reiches in geballter W u c h t zusammenfaßte. D o c h im A u g e n b l i c k bestand keine C h a n c e dafür, mit dergleichen Auffass u n g e n d u r c h z u d r i n g e n ; der Z u s a m m e n b r u c h Rußlands g a b den Verfechtern eines extremen Gewaltfriedens n o c h m a l s ein Übergewicht in der öffentlichen M e i n u n g u n d in den regierenden Kreisen. Erst unmittelbar vor dem Z u s a m m e n b r u c h des kaiserlichen Deutschlands, als die Frage der Parlamentarisierung ü b e r r a s c h e n d wieder a k u t g e w o r d e n war, als innenpolitisches Pendant eines Waffenstillstandsgesuchs an den amerikanischen Präsidenten W o o d row Wilson, hat Weber d a n n erneut, wortgewaltig wie stets, öffentlich zu den Verfassungsfragen Stellung g e n o m m e n .

III. Zur F o r s c h u n g s l a g e und Textüberlieferung S c h o n 1921 veröffentlichte Marianne Weber aus dem Nachlaß einen stattlichen B a n d „Gesammelte Politische Schriften" Max Webers, unter W i e d e r a b d r u c k a u c h der n o c h von Max Weber selbst in Buchform zum Druck g e b r a c h t e n A b h a n d l u n g „Parlament u n d Regierung im n e u g e o r d n e t e n D e u t s c h l a n d " . D o c h verwandte sie wenig Sorgfalt auf die Frage des Status dieser Texte, und ebensowenig widmete sie der Tatsache ihr A u g e n m e r k , d a ß zahlreiche dieser Texte in verschiedenen Fassungen überliefert sind, die sich zuweilen erheblich v o n e i n a n d e r unterscheiden. N a c h u n d n a c h k o n n t e n die von Marianne Weber gesammelten Beiträge, d a n k der B e m ü h u n g e n J o h a n n e s W i n c k e l m a n n s und des Herausgebers dieses Bandes, 21 d u r c h bisher nicht b e k a n n t e oder nicht beachtete Texte ergänzt werden. D o c h e r g a b eine erneute, systematische N a c h s u c h e , daß a u c h die gegenwärtig letzte, 4. Auflage der „Gesammelten Politischen S c h r i f t e n " 2 2 bei weitem nicht alle uns überlieferten Texte berücksichtigt; d a r ü b e r h i n a u s ist a u c h sie nicht frei von Textveränd e r u n g e n und Auslassungen. In der Regel handelt es sich dabei um die Beseitigung syntaktischer Unebenheiten oder die A n p a s 21 Vgl. die 2., 3. und 4. Aufl. der GPS von Johannes Winckelmann, Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1958, 1971 bzw. 1980; sowie Mommsen, Max Weber und die deutsche Politik, 1890-1920, Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1959 1 , S.420-427 (Erstwiederabdruck der Stellungnahme zur Flottenumfrage der Münchener Allgemeinen Zeltung, sowie der folgenden Artikel: Deutschlands weltpolitische Lage; Die A b ä n d e r u n g des Artikels 9 der Reichsverfassung; Bemerkung am 19.1. 1920 zum Fall Arco). 22 Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1980.

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sung von O r t h o g r a p h i e u n d Interpunktion; in m a n c h e n Fällen w u r d e n j e d o c h a u c h inhaltliche Ä n d e r u n g e n v o r g e n o m m e n , einzelne Passagen ausgelassen u n d ggf. die W o r t w a h l s i n n v e r ä n d e r n d korrigiert. Dies gilt namentlich für einige Passagen in d e m Artikel „Die siebente deutsche Kriegsanleihe". Keine dieser A u s g a b e n b e a n s p r u c h t e j e d o c h Vollständigkeit, n o c h wollte sie historischkritischen M a ß s t ä b e n g e n ü g e n . Die Max W e b e r - G e s a m t a u s g a b e ist h i n g e g e n bestrebt, die Schriften und Briefe Max Webers in einer historisch-kritischen Maßstäben e n t s p r e c h e n d e n Form der Öffentlichkeit z u g ä n g l i c h zu machen, v e r b u n d e n mit einem S a c h k o m m e n tar, der dem neuesten F o r s c h u n g s s t a n d entspricht und dem Leser die für das Verständnis der Texte erforderlichen Informationen bereitstellt. Zugleich vermittelt sie dem Leser ein präzises Bild der Entstehung u n d Entwicklung der Texte, unter D o k u m e n t i e r u n g aller ihrer Varianten und deren A b h ä n g i g k e i t e n voneinander. In diesem B a n d wird erstmals eine, soweit irgend möglich, vollständige Präsentation der Schriften, Reden und sonstigen Stell u n g n a h m e n Max Webers zu politischen Fragen von Kriegsbeginn bis z u m Oktober 1918 vorgelegt; der n a c h f o l g e n d e B a n d 16: „ Z u r N e u o r d n u n g Deutschlands", wird gleiches für die Jahre der Revolution und die G r ü n d u n g s p h a s e der Weimarer Republik zu leisten haben. Darüber hinaus k o m m e n hier erstmals a u c h alle uns indirekt überlieferten Ä u ß e r u n g e n Max Webers zu politischen Fragen zum A b d r u c k , unter Einbeziehung einer g a n z e n Reihe von bisher unbek a n n t e n oder an g a n z abgelegener Stelle veröffentlichten Texten. Es handelt sich dabei zumeist um Reden u n d Diskussionsbeiträge unterschiedlichster Art, die als wesentlicher Bestandteil des politischen Werks Max Webers zu gelten haben. Berücksichtigt werden schließlich a u c h Aufrufe und sonstige Erklärungen, die Weber zwar nicht verfaßt, mit denen er sich aber d u r c h seine U n t e r z e i c h n u n g identifiziert hat. Die vollständige Erfassung aller einschlägigen Schriften, Reden u n d Diskussionsbeiträge stellte die B a n d e d i t o r e n angesichts der Überlieferungslage vor große Probleme. Die in vielfacher Weise gestörte Überlieferung z w a n g dazu, mit vergleichsweise g r o ß e m A u f w a n d a u c h den geringfügigsten A n h a l t s p u n k t e n n a c h z u g e h e n , die Hinweise auf möglicherweise u n b e k a n n t e Texte versprachen. Einen Nachlaß Max Weber im eigentlichen Sinne gibt es nicht, sondern nur eine Reihe von Teilnachlässen, die sich teils im Zentralen Staatsarchiv der Deutschen D e m o k r a t i s c h e n Republik, Dienststelle Merseburg, teils im Besitz v o n Max Weber-Schäfer und E d u a r d B a u m g a r t e n befinden. Insgesamt sind uns n o c h nicht einmal jene Materialien vollständig überliefert, die M a r i a n n e Weber n o c h im

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J a h r e 1926 bei der A b f a s s u n g des „ L e b e n s b i l d e s " 2 3 z u g ä n g l i c h g e w e s e n sind. O b im N a c h l a ß Alfred Webers, der bis 1985 gesperrt ist, weitere Materialien e n t h a l t e n sind, ist u n b e k a n n t ; es ist dies nicht w a h r s c h e i n l i c h . Die g e n a n n t e n T e i l n a c h l ä s s e sind teilweise erst d u r c h die S a m m e l t ä t i g k e i t ihrer Besitzer e n t s t a n d e n u n d a u ß e r d e m s ä m t l i c h selbst der S i c h t u n g u n d S e l e k t i e r u n g unter b e s t i m m ten G e s i c h t s p u n k t e n u n t e r l e g e n g e w e s e n . Dies bedeutet, d a ß u n s die B e s t ä n d e In aller Regel nicht m e h r in d e r O r d n u n g überliefert sind, in der sie sich beim Tode M a x W e b e r s b e f u n d e n h a b e n . Nur In A u s n a h m e f ä l l e n sind u n s In diesen T e i l n a c h l ä s s e n M a n u s k r i p t e o d e r D r u c k v o r l a g e n überliefert. In aller Regel m u ß t e d a h e r a u f die ursprünglichen Druckfassungen zurückgegriffen werden. A n g e s i c h t s ihres f r a g m e n t a r i s c h e n C h a r a k t e r s lassen die gen a n n t e n T e i l n a c h l ä s s e für sich g e n o m m e n eine a u c h n u r a n n ä h e r u n g s w e i s e v o l l s t ä n d i g e E r m i t t l u n g aller e i n s c h l ä g i g e n Texte e b e n s o w e n i g zu wie eine d u r c h g ä n g i g gesicherte R e c h e r c h i e r u n g der E n t s t e h u n g s g e s c h i c h t e der hier z u m A b d r u c k k o m m e n d e n Texte. D a h e r m u ß t e n hier d u r c h w e g a n d e r e , Indirekte W e g e g e g a n g e n w e r d e n . Die S i c h t u n g u n d A u s w e r t u n g der u m f a n g r e i c h e n Korres p o n d e n z e n M a x Webers, die a n a n d e r e r Stelle der M W G v e r ö f f e n t licht w e r d e n , e r g a b z a h l r e i c h e , bisher u n b e r ü c k s i c h t i g t g e b l i e b e n e Hinweise a u f Z e l t u n g s a r t i k e l o d e r a u f politische Reden o d e r Vort r ä g e M a x Webers. A m b e d e u t s a m s t e n erwies sich die systematische N a c h s u c h e n a c h Artikeln M a x W e b e r s In d e n e i n s c h l ä g i g e n P u b l i k a t i o n s o r g a n e n , I n s b e s o n d e r e d e n g r o ß e n liberalen ü b e r r e g i o n a l e n o d e r a u c h d e n r e g i o n a l e n b a d i s c h e n Z e i t u n g e n , zu d e n e n dieser Z u g a n g hatte. D a z u z ä h l e n n a m e n t l i c h die „ F r a n k f u r ter Z e l t u n g " , die „ M ü n c h n e r Neuesten N a c h r i c h t e n " , d a s „Berliner T a g e b l a t t " , Friedrich N a u m a n n s W o c h e n s c h r i f t „Die Hilfe" u n d E d g a r Jaffes „ E u r o p ä i s c h e Staats- u n d W i r t s c h a f t s z e i t u n g " . Dag e g e n f ü h r t e n intensive B e m ü h u n g e n , die e n t s p r e c h e n d e n Verlagsa r c h i v e a u f z u f i n d e n u n d d o r t die n ä h e r e n U m s t ä n d e der D r u c k l e g u n g sowie Hinwelse a u f evtl. a n o n y m e o d e r nicht z u m D r u c k g e l a n g t e B e i t r ä g e M a x W e b e r s zu ermitteln, n a h e z u n i r g e n d s z u m Erfolg; In fast allen Fällen sind die f r a g l i c h e n A r c h i v a l l e n nicht, o d e r allenfalls h ö c h s t u n v o l l s t ä n d i g , erhalten. Dies gilt i n s b e s o n d e r e für die „ F r a n k f u r t e r Z e i t u n g " , für die Max W e b e r s c h o n seit 1904 g e l e g e n t l i c h g e s c h r i e b e n hat u n d die d a n n 23 Weber, Marianne, Lebensbild 1 , eine leicht gekürzte, mit einem Personenregister versehene, 2. Auflage erschien in Heidelberg: L. Schneider 1950. Neuerdings liegt auch eine englischsprachige Ausgabe vor; Weber, Marianne, Max Weber: A Biography, hg. von Harry Zohn. - New York: John Wlley & Sons 1975.

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seit K r i e g s b e g i n n , vermittelt über H e i n r i c h S i m o n , der i n n e r h a l b der R e d a k t i o n für P e r s o n a l p o l i t i k , für die E r g ä n z u n g des R e d a k t i o n s stabes u n d für die G e w i n n u n g freier Mitarbeiter z u s t ä n d i g w a r u n d im März 1916 d a n n in die G e s c h ä f t s f ü h r u n g eintrat, W e b e r immer w i e d e r p r o m i n e n t zu W o r t k o m m e n ließ, zumeist unter seinem N a m e n , g e l e g e n t l i c h a u c h unter Chiffre o d e r in F o r m a n o n y m e r Z u s c h r i f t e n „ v o n dritter Seite". Es w a r b e d a u e r l i c h e r w e i s e nicht m e h r m ö g l i c h , wie m a n a n sich e r w a r t e n sollte, vermittels der Verl a g s k o r r e s p o n d e n z , der R e g i s t r a t u r e n o d e r der H o n o r a r a b r e c h n u n g e n die v o l l s t ä n d i g e E r f a s s u n g aller v o n M a x W e b e r s t a m m e n d e n Artikel in der „ F r a n k f u r t e r Z e i t u n g " sicherzustellen. A u f A n f r a g e M a r i a n n e W e b e r s hatte J a k o b M a r s c h a k v o n der R e d a k t i o n der „ F r a n k f u r t e r Z e i t u n g " dieser s c h o n 1925 h i n s i c h t l i c h der H o n o r a r b ü c h e r mitgeteilt, d a ß „die B ü c h e r z u m g r o ß e n Teil v e r s c h w u n d e n o d e r v e r n i c h t e t s i n d " , u n d d a ß n a c h D u r c h s i c h t der g e s a m t e n Registratur keine weiteren als die ihr s c h o n b e k a n n t e n Artikel h ä t t e n identifiziert w e r d e n k ö n n e n . 2 4 S ä m t l i c h e A r c h i v m a t e r i a l i e n der F r a n k f u r t e r S o c i e t ä t s - D r u c k e r e i , des Verlages der „ F r a n k f u r t e r Zeit u n g " , die vielleicht h ä t t e n w e i t e r f ü h r e n k ö n n e n , sind Ende des Zweiten W e l t k r i e g e s v e r b r a n n t . E b e n s o w e n i g k o n n t e ein Privatn a c h l a ß Heinrich S i m o n s a u f g e f u n d e n w e r d e n . Eine ä h n l i c h e L a g e ergibt sich im H i n b l i c k auf die „ M ü n c h n e r N e u e s t e n N a c h r i c h t e n " , der liberalen b a y e r i s c h e n Z e i t u n g , zu der M a x W e b e r ü b e r G e o r g H o h m a n n im S o m m e r 1917 e n g e r e n K o n t a k t g e k n ü p f t hatte u n d für die er v o r n e h m l i c h w ä h r e n d seiner M ü n c h n e r A u f e n t h a l t e Artikel verfaßte. Die Identifizierung evtl. a n o n y m e r Beiträge a u f g r u n d der V e r l a g s r e g i s t r a t u r e n w a r a u c h in diesem Falle nicht m ö g l i c h , d a d o r t e b e n f a l l s keine, d e n Z e i t r a u m b e t r e f f e n d e n , A r c h i v m a t e r i a l i e n m e h r v o r h a n d e n sind. Über die v o n E d g a r Jaffe h e r a u s g e g e b e n e „ E u r o p ä i s c h e Staats- u n d W i r t s c h a f t s z e i t u n g " ist n o c h u n g l e i c h w e n i g e r b e k a n n t . D a r i n ist v o n W e b e r a l l e r d i n g s n u r der Artikel ü b e r „ D a s p r e u ß i s c h e W a h l r e c h t " e r s c h i e n e n . A u c h im Falle der W o c h e n s c h r i f t „Die Hilfe" ist kein V e r l a g s a r c h i v m e h r v o r h a n d e n , u n d der N a c h l a ß Friedrich N a u m a n n s im Z e n t r a l e n S t a a t s a r c h i v der D e u t s c h e n D e m o k r a t i s c h e n Republik, Dienststelle P o t s d a m , half e b e n f a l l s nicht weiter. O h n e positives E r g e b n i s sind d a r ü b e r h i n a u s die K r i e g s j a h r g ä n g e z a h l r e i c h e r Zeitschriften, mit d e r e n H e r a u s g e b e r n o d e r leitenden R e d a k t e u r e n W e b e r in n ä h e r e m p o l i t i s c h e m K o n t a k t s t a n d , u.a. „ D a s g r ö ß e r e D e u t s c h l a n d " bzw. die „ D e u t s c h e Politik", hg. v o n Ernst J ä c k h u n d Paul R o h r b a c h , letztere z u s ä t z l i c h

24 Brief Jakob Marschak an Marianne Weber vom 5. Jan. 1925, ZStA Merseburg, Rep.92, Nl. Max Weber, Nr. 30/9.

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v o n P h i l i p p Stein, u n d „ D i e Tat", hg. v o n E u g e n D i e d e r i c h s , a b e r a u c h die s ü d - u n d s ü d w e s t d e u t s c h e n l i b e r a l e n W o c h e n - u n d M o n a t s b l ä t t e r , auf B e i t r ä g e M a x W e b e r s hin d u r c h g e s e h e n w o r d e n . Insgesamt dürfte d e m g e m ä ß das publizistische Werk Max Webers a u s der Zeit d e s Ersten W e l t k r i e g e s g l e i c h w o h l a n n ä h e r n d v o l l s t ä n d i g erfaßt sein. Es versteht sich, d a ß in d i e s e m B a n d n i c h t nur alle n a m e n t l i c h g e k e n n z e i c h n e t e n Artikel W e b e r s , s o n d e r n a u c h alle a n o n y m e r s c h i e n e n e n , a b e r a u f g r u n d v o n H i n w e i s e n in der K o r r e s p o n d e n z n a c h w e i s l i c h v o n W e b e r h e r r ü h r e n d e n Artikel a u f g e n o m m e n w u r d e n . I n s g e s a m t k o n n t e u n s e r e K e n n t n i s d e s politis c h e n Œ u v r e s M a x W e b e r s w e s e n t l i c h erweitert w e r d e n .

IV. Z u r A n o r d n u n g u n d E d i t i o n d e r Texte Wie bereits e r w ä h n t , w e r d e n in dieser A u s g a b e n i c h t n u r die v o n M a x W e b e r selbst h e r r ü h r e n d e n Texte z u m A b d r u c k g e b r a c h t , s o n d e r n a u c h alle indirekt ü b e r l i e f e r t e n Texte. D a b e i h a n d e l t es sich in erster Linie u m N a c h s c h r i f t e n o d e r Z e i t u n g s b e r i c h t e v o n politis c h e n R e d e n o d e r V o r t r ä g e n , v o n d e n e n u n s im Regelfall w e d e r ein M a n u s k r i p t n o c h e i n e a u t o r i s i e r t e s t e n o g r a p h i s c h e N i e d e r s c h r i f t o d e r e i n e a u t o r i s i e r t e N a c h s c h r i f t überliefert sind. In d e n meisten Fällen d ü r f t e es eine N i e d e r s c h r i f t v o n der H a n d M a x W e b e r s a u c h nie g e g e b e n h a b e n , s o n d e r n a l l e n f a l l s s t i c h w o r t a r t i g e Notizen. N u r in e i n e m e i n z i g e n Fall s i n d u n s a u s der Zeit d e s Ersten W e l t k r i e g e s s o l c h e N o t i z e n überliefert, n ä m l i c h für die Rede ü b e r „ D e u t s c h l a n d s w e l t p o l i t i s c h e L a g e " . D a r ü b e r h i n a u s w e r d e n hier alle j e n e Texte v e r ö f f e n t l i c h t , die M a x W e b e r n e b e n a n d e r e n u n t e r z e i c h n e t u n d d e m g e m ä ß m i t v e r a n t w o r t e t hat, o b s c h o n diese z u m e i s t v o n dritter Seite a u s g e g a n g e n sind u n d er in aller Regel a u f d e r e n F o r m u l i e r u n g k e i n e n d i r e k t e n Einfluß g e n o m m e n hat. Es h a n d e l t s i c h d a b e i zumeist um öffentliche Aufrufe und programmatische Erklärungen p o l i t i s c h e n Inhalts. U m d e m u n t e r s c h i e d l i c h e n S t a t u s dieser Texte a u c h ä u ß e r l i c h R e c h n u n g z u t r a g e n , ist der B a n d in zwei Teile n e b s t zwei A n h ä n g e n gegliedert. In ersten Teil: Schriften w e r d e n die M a n u s k r i p t e bzw., falls u n s s o l c h e n i c h t m e h r zur V e r f ü g u n g stehen, die v o n M a x W e b e r selbst a u t o r i s i e r t e n D r u c k f a s s u n g e n v o n Artikeln, A b h a n d l u n g e n u n d s o n stigen S t e l l u n g n a h m e n z u p o l i t i s c h e n F r a g e n z u m A b d r u c k g e bracht. Dazu gehören insbesondere zahlreiche Zeitungsartikel. A l l e r d i n g s b e s t e h e n hier prinzipiell g e w i s s e P r o b l e m e , d a e i n e f ö r m liche A u t o r i s i e r u n g der Texte d u r c h M a x W e b e r in aller Regel n i c h t

Einleitung

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n a c h w e i s b a r ist u n d häufig a u c h gar nicht erfolgt sein dürfte. Zuweilen dürften an diesen Texten aus Rücksicht auf die Zensur oder aus sonstigen G r ü n d e n redaktionelle Eingriffe v o r g e n o m m e n w o r d e n sein, o h n e daß Maß u n d Charakter derselben heute n o c h ermittelt werden könnten. In einigen Fällen hat Max Weber die betreffenden Redaktionen a u s d r ü c k l i c h zu redaktionellen Ä n d e r u n gen, die zumeist K ü r z u n g e n des Textes betrafen, ermächtigt. 2 5 Im zweiten Teil: Berichte über Reden und Diskussionsbeiträge werden die politischen Reden Max Webers, soweit sie sich aus den einschlägigen überregionalen, regionalen u n d lokalen Zeitungen und privater K o r r e s p o n d e n z h a b e n erschließen lassen, vollständig präsentiert. Dabei ist, w o immer möglich, auf alle erhaltenen Parallelüberlieferungen zurückgegriffen worden. In der Regel handelt es sich dabei um Zeitungsberichte, in einigen Fällen um Protokolle oder A u f z e i c h n u n g e n Dritter. In Anhang!: Mitunterzeichnete Eingaben und Aufrufe werden alle öffentlichen Aufrufe u n d p r o g r a m m a t i s c h e n Erklärungen zum Abd r u c k gebracht, die Max Weber neben a n d e r e n unterzeichnet u n d mit d e n e n er sich d e m g e m ä ß identifiziert hat, o b s c h o n er auf deren Formulierungen keinen oder nur geringen Einfluß g e n o m m e n hat. Schließlich sind im Anhang II: Nachgewiesene, aber nicht überlieferte Schriften und Reden alle uns überlieferten Informationen über solche Schriften u n d Reden politischen Inhalts z u s a m m e n g e t r a g e n , von denen weder die Texte selbst n o c h Indirekte Z e u g e n b e r i c h t e überliefert sind, deren Existenz wir j e d o c h nachweisen können. Dabei ist allen uns erreichbaren Hinweisen n a c h g e g a n g e n worden. 2 6 In m a n c h e n Fällen, wie etwa dem Artikel über General L u d e n d o r f f vom Oktober 1918, darf a n g e n o m m e n werden, daß sie nicht zum Druck g e k o m m e n u n d d a n n v e r l o r e n g e g a n g e n bzw. v o n Max Weber selbst vernichtet w o r d e n sind. 25 Vgl. Briefe a n die R e d a k t i o n der FZ v o m 31. Jan. 1918, ZStA M e r s e b u r g , Rep.92, Nl. M a x Weber, Nr. 30/10, zitiert auf S. 402, u n d a n G e o r g H o h m a n n , u n d a t . [Anf. Sept. 1917], ZStA M e r s e b u r g , Rep.92, Nl. M a x Weber, Nr. 30/5, zitiert auf S.328. 26 So k o m m t es g e l e g e n t l i c h z u m N a c h w e i s v o n Reden, die a b e r t a t s ä c h l i c h nicht g e h a l t e n w o r d e n sind. Beispielsweise w i r d in der P r i v a t k o r r e s p o n d e n z m e h r f a c h ein V o r t r a g ü b e r „ S t a a t u n d V e r f a s s u n g " g e n a n n t , d e n W e b e r a m 18. S e p t e m b e r 1917 in H e p p e n h e i m h a l t e n sollte. (Briefe M a x W e b e r s a n M i n a Tobler v o m 28. A u g . [1917] u n d 8. Sept. [1917], Privatbesitz; Brief M a r i a n n e s a n Helene Weber, „ D o n n e r s t a g n a c h m i t t a g " , undat., [Sept. 1917], Privatbesitz.) Dieser V o r t r a g w a r im R a h m e n der v o m „ R h e i n - M a i n i s c h e n V e r b a n d für V o l k s b i l d u n g " v o m 16. bis 24. S e p t e m b e r v e r a n stalteten „ K r i e g s - V o l k s a k a d e m i e H e p p e n h e i m " g e p l a n t . D o c h e r g a b sich schließlich, d a ß W e b e r v e r m u t l i c h ä u ß e r s t kurzfristig d u r c h d e n S t r a ß b u r g e r Historiker M a r t i n S p a h n ersetzt w u r d e . ( D a s „ V e r o r d n u n g s - u n d A n z e i g e b l a t t für die S t a d t H e p p e n heim u n d d e n Kreis H e p p e n h e i m " informierte erst a m Tag des V o r t r a g s selbst, in der Nr. 144 v o m D i e n s t a g , d e m 18. Sept. 1917, ü b e r die P r o g r a m m ä n d e r u n g . )

20

Einleitung

In einzelnen Fällen war es notwendig, Texten, deren Titel uns nicht überliefert sind oder die ihrer Natur n a c h nicht eigentlich einen Titel g e h a b t haben, der besseren Übersichtlichkeit halber sinnents p r e c h e n d e Überschriften bzw. Zwischenüberschriften zu geben, namentlich Im Falle von Diskussionsbeiträgen. Diese sind selbstverständlich jeweils als Herausgeberrede kenntlich gemacht. Es werden, soweit mehrere Fassungen eines Textes überliefert sind, d u r c h w e g die Texte „letzter H a n d " , also jene Texte, d e n e n Max Weber selbst n o c h die aus seiner Sicht endgültige Gestaltung g e g e b e n hat, d e m Druck z u g r u n d e gelegt. Die A b f o l g e der Texte innerhalb der einzelnen Teile sowie der A n h ä n g e Ist c h r o n o l o g i s c h ; sie hält sich dabei als S t i c h d a t u m bei veröffentlichten Texten an den Zeitpunkt der Veröffentlichung des Textes „letzter H a n d " , bei Protokollen u n d indirekt überlieferten Reden und Texten an das D a t u m der jeweiligen Veranstaltung, der diese Texte entstammen, u n d bei u n g e d r u c k t e n Texten an den Zeltpunkt der Entstehung. Grundsätzlich wird jeder In diesem B a n d z u m Druck g e b r a c h t e Text Max Webers als eigenständige Einheit behandelt, u n b e s c h a d e t der natürlich bestehenden zahllosen Q u e r v e r b i n d u n g e n und Bezüge dieser Texte untereinander. A u c h w e n n dies m a n c h m a l zu Ü b e r s c h n e i d u n g e n und W i e d e r h o l u n g e n führt, scheint es Im Interesse des Benutzers angemessen, alle Informationen, die einen bestimmten Text, dessen Entstehungsgeschichte u n d politischen Kontext betreffen, an Ort und Stelle geschlossen zusammenzustellen.

I. Schriften

[Erfahrungsberichte über Lazarettverwaltung]

Editorischer Bericht Zur

Entstehung

Am 2. A u g u s t 1914, einen T a g n a c h A u s b r u c h des Ersten Weltkrieges, meldete sich Weber als Premier-Lieutenant der Reserve freiwillig beim G a r n i s o n s k o m m a n d o in Heidelberg und w u r d e als Militärisches Mitglied in der Heidelberger Reserve-Lazarettkommission eingesetzt 1 . Die Kommission unterstand dem Stellvertretendes Gen e r a l k o m m a n d o des XIV. preußischen Armeekorps in Karlsruhe, welches zugleich mit der Zivilverwaltung betraut war. Die L a z a r e t t o r g a n i s a t i o n im Heimatgebiet w ä h r e n d des Krieges bestand vor allem aus den Reservelazaretten, d. h., den bisherigen Standortlazaretten sowie neu eingerichteten Anstalten, und aus den Vereinslazaretten, das sind Einrichtungen freiwilliger Krankenpflege von Seiten privater Vereine u n d Genossenschaften, die sich im Kriegsfall den Regelungen der Militärbehörden unterwerfen mußten 2 . Weber war für die Einrichtung und den A u f b a u einer ordn u n g s g e m ä ß e n Verwaltung der Reservelazarette im Amtsbezirk Heidelberg zuständig. Darüber h i n a u s übertrug ihm das Heidelberger G a r n i s o n s k o m m a n d o den Posten des Disziplinoffiziers 3 . Von Webers Tätigkeit sind uns einige wenige Berichte und Eing a b e n aus dem dienstlichen Schriftverkehr mit den vorgesetzten militärischen Behörden überliefert. Es handelt sich dabei um einen Bericht über Disziplinarfragen vom 11. November 1914 (1), eine Eing a b e betreffend die Erhaltung der Disziplin in Militärlazaretten vom 28. November 1914, nebst A n l a g e n (2), sowie einen Bericht über Disziplinarangelegenheiten in den Lazaretten der Reservelazarettkommission in N o r d b a d e n vom 6. J a n u a r 1915 (3). Diese k o m m e n im folgenden zum A b d r u c k 4 . Da der größte Teil des A k t e n b e s t a n d e s 1 Kgl. Bezirkskommando Heidelberg, Personal-Akte Max Weber, GLA Karlsruhe, 456 No 13719. Weber wurde am 27. Januar 1915 zum Hauptmann der Landwehr befördert. 2 Vgl. im übrigen Wilmanns, Karl, Die badischen Lazarette während des Krieges. - Berlin: Offene Worte 1932. 3 Vgl. Weber, Marianne, Lebensbild 1 , S. 527. 4 Zwei handschriftliche Bemerkungen Webers auf Briefen, In denen um Auskunft

24

Erfahrungsberichte

über

Lazarettverwaltung

des preußischen XIV. A r m e e k o r p s und seiner Sanitätseinrichtungen vernichtet ist, ist weder über die U m s t ä n d e u n d Anlässe der Abfass u n g dieser Texte n o c h über die darin a n g e s p r o c h e n e n V o r g ä n g e , Bezüge u n d Personen Näheres bekannt. Max Weber beschreibt sein A u f g a b e n g e b i e t und seine dienstliche Tätigkeit detailliert in d e m abschließenden Erfahrungsbericht über seine Heidelberger Lazarettätigkeit (4), der zwar für das stellvertretende G e n e r a l k o m m a n d o bestimmt war, jedoch, wie M a r i a n n e Weber berichtet, unvollendet blieb u n d nicht a b g e s a n d t wurde 5 . Weber hatte in seinem Bezirk 9 Lazarette neu einzurichten u n d insgesamt 42 zu verwalten und disziplinarisch zu beaufsichtigen 6 ; sein Abschlußbericht stellt die Problemlage im Z u s a m m e n h a n g dar, insbesondere die Schwierigkeiten beim A u f b a u der Verwaltung und im f o l g e n d e n den Ü b e r g a n g von einer „ D i l e t t a n t e n - V e r w a l t u n g " 7 zu einer g e o r d n e t e n Beamtenverwaltung, sowie schließlich die K o m p e t e n z r e g e l u n g e n zwischen Zivilpersonal, Reserveoffizieren als militärischen Mitgliedern der Lazarettkommission und den Berufsoffizieren der vorgesetzten bzw. kooperierenden militärischen Dienststellen. Da militärische und zivile Stellen bei der Verwaltung des Sanitätswesens konkurrierten, besaß diese keine klaren Strukturen. Dies führte zur A u f l ö s u n g der Reservelazarettkommission a m 30. September 1915. Zwar suchte das stellvertretende G e n e r a l k o m m a n d o n a c h einer Weiterverwendung für Weber, aber diser stellte d e n n o c h ein Gesuch auf Entlassung aus d e m militärischen Dienst 8 . W o h l im Oktober, unmittelbar n a c h seinem Ausscheiden, dürfte Weber d a n n den abschließenden Erfahrungsbericht (4) verfaßt haben.

Zur Überlieferung

und

Edition

Angesichts Ihres inneren Z u s a m m e n h a n g e s k o m m e n die Texte im f o l g e n d e n g e m e i n s a m z u m A b d r u c k . Die Texte 1 bis 3 bilden den Rest eines ursprünglich weit u m f a n g r e i c h e r e n Schriftverkehrs mit dem Kgl. stellv. G e n e r a l k o m m a n d o , speziell dem stellv. Sanitätsamt ü b e r e i n z e l n e d i s z i p l i n a r i s c h e R e g e l u n g e n g e b e t e n w u r d e ( G L A K a r l s r u h e 956 E.V. 113: 103, 5.1. v o m 19. J a n . u n d 10. M a i 1915), g e l t e n n i c h t als e i g e n s t ä n d i g e Texte. Sie w e r d e n hier v e r n a c h l ä s s i g t . 5 „ D a s s c h w e r leserliche, eilig v e r f a ß t e K o n z e p t b l i e b j e d o c h im S c h r e i b t i s c h l i e g e n . " Weber, M a r i a n n e , L e b e n s b i l d 1 , S . 5 4 5 . 6 Weber, M a r i a n n e , L e b e n s b i l d 1 , S.543. 7 U n t e n S . 3 2 u. S.35. 8 Vgl. Weber, M a r i a n n e , L e b e n s b i l d 1 , S. 544.

Editorischer

Bericht

25

des XIV. Armeekorps in Karlsruhe. Sie fanden sich in einem Aktenkonvolut im GLA Karlsruhe, Abt. 456 E.V. 113: 103, 5,1, betreffend „Disziplin, Tatberichte, Strafbücher ,spez"'. Dort sind die drei folgenden Berichte und Eingaben nebst Anlagen und Anschreiben überliefert; die Überschriften sind der Übersichtlichkeit halber vom Herausgeber hinzugefügt worden: 1. Der [Bericht über Disziplinarfragen], Dieser Bericht ist von fremder Hand, vermutlich als Diktat Webers, ausgeführt und von Weber eigenhändig unterschrieben. 2. Die [Eingabe betreffend die Erhaltung der Disziplin in Militärlazaretten, nebst Anlagen], Die Eingabe und die Anlagen sind von fremder Hand ausgeführt, jedoch trägt erstere die Unterschrift Max Webers, während die Anlagen nicht gesondert unterzeichnet sind. Im folgenden wird die Eingabe nebst den Anlagen 1 und 2 veröffentlicht. Die der Eingabe nachrichtlich beigefügte Anlage 3 geht nicht auf Weber zurück und kann daher hier vernachlässigt werden. 3. Der [Bericht über Disziplinarangelegenheiten in den Lazaretten der Reserve-Lazarettkommission in Nordbaden]. Dieser Bericht ist von fremder Hand ausgeführt und trägt die eigenhändige Unterzeichnung „Max Weber Militärisches Mitglied". 4. Der [Abschließende Erfahrungsbericht über die Lazarettverwaltung] ist uns nur posthum durch Marianne Weber, und zwar in einer unvollständigen Fassung, überliefert, die 1926 in der I . A u f lage des „Lebensbildes" 1 veröffentlicht worden ist. In der 2. Auflage des „Lebensbildes" wurde der Text stark gekürzt 2 . Der Abdruck folgt der Fassung der 1. Auflage. Es muß davon ausgegangen werden, daß Marianne Weber bei der Drucklegung zahlreiche kleinere Eingriffe in den Wortlaut vorgenommen hat; insbesondere sind die Namen, wie in anderen Fällen, von ihr abgekürzt und vermutlich die Initialen verändert worden, gemäß den Usancen, an die sie sich bei der Abfassung des „Lebensbildes" auch sonst hielt. Marianne Weber vermerkt am Schluß des von ihr veröffentlichten Textteils: „Es folgen noch detaillierte Ausführungen über die Urlaubsgewährung und ein Abschnitt über die Beziehungen der Militärbehörden zum Roten Kreuz, die aber nicht zu Ende gebrächt sind". 3 Dieser Schlußteil muß als verloren gelten. Alle 4 Texte sind mit A sigliert.

1 Weber, Marianne, Lebensbild 1 , S. 545-560. 2 Weber, Marianne, Lebensbild 2 , S. 589-593. 3 Weber, Marianne, Lebensbild 1 , S.560.

1.

[Bericht über Disziplinarfragen]

Heidelberg, den 11. Nov. [19] 14 An das stellv. Sanitätsamt XIV. Armeekorps, Karlsruhe i[nj/B|adenj

Zunehmend werden wir darüber unterrichtet, wie schwierig sich die Erhaltung der Disciplin dann gestaltet, wenn Lazarettinsassen vorwiegend aus dem gleichen Ort oder aus der nächsten Umgebung des Orts stammen, in welchem das Lazarett gelegen ist. Einerseits scheint der Umstand, daß sie zwar in steter Berührung mit ihrer Familie, dennoch aber im Lazarett festgehalten sind, die Haltung solcher Leute nachteilig zu beeinflussen. Andererseits finden sie bei jeder Art von Auflehnung gegen die Lazarettdisciplin speziell gegen die Unteroffiziere besonders leicht die Sympathien und Unterstützungen der Ortsbevölkerung. Durch die massenhaften Überweisungen in Heimatlazarette mehrt sich die Zahl dieser Leute fortwährend. Wir haben daher neuerdings den Vereinslazaretten anempfohlen, nur nach vorheriger Feststellung, ob die Führung des Mannes besonders gut gewesen sei und die Familie Garantien biete, ihre Bereitwilligkeit zur Aufnahme eines überwiesenen Ortsangehörigen auszusprechen, sind aber jetzt, anläßlich eines Einzelfalles und auf eine direkte Anregung eines höheren Beamten 1 sowie der Vorstände von Vereinslazaretten hin sogar veranlaßt gewesen, eine massenhafte Fortverlegung von transportfähigen ortsansässigen Kranken in andere Lazarette anzuordnen. In der Voraussicht, daß über solche Maßregeln an zuständigen (und vielleicht auch an unzuständigen) Stellen Klagen einlaufen und dann vielleicht an das Stellv. Sanitätsamt weitergeleitet werden 1 Die hier a n g e s p r o c h e n e n V o r g ä n g e s o w i e die P e r s o n d e s B e a m t e n k o n n t e n nicht ermittelt w e r d e n .

Erhaltung

der Disziplin in

Militärlazaretten

27

könnten, haben wir nicht verfehlen wollen, über die Gründe schon jetzt Mitteilung zu machen. Reserve Lazarett Commission i.A. Max Weber

2.

[Eingabe betreffend die Erhaltung der Disziplin in Militärlazaretten, nebst Anlagen] Heidelberg, den 28. November 1914 Dem Kgl. stellv. Generalkommando XIV. A[rmee] K[orps] Karlsruhe i[nl/B|adenl

überreichen 3 wir: 1) den Entwurf einer für die Lazarette des Bezirks außerhalb Heidelberg bestimmten Verfügung 1 nebst 2) Entwurf eines Anschreibens, durch welches wir dieselbe eventuell den Großh[erzoglichen] Bezirksämtern mitteilen werden 2 , ferner 3) Abschrift des vom Kgl. Garnisonkommando, hier für den Stadtbezirk Heidelberg ^ erlassenen Befehls 3 . Wir beantragen: uns zum Erlaß der Verfügung zu 1) und zur Versendung des Schreibens zu 2) ermächtigen zu wollen. Zur Begründung berichten wir: a Z w i s c h e n d e m K o p f u n d d i e s e m W o r t findet s i c h in A der V e r m e r k : 3 A n l a g e n 1 Entwurf [einer V e r f ü g u n g betr. d e n A l k o h o l g e n u ß ] , a b g e d r u c k t S. 29. 2 Entwurf [des A n s c h r e i b e n s z u r V e r f ü g u n g betr. d e n A l k o h o l g e n u ß ] , a b g e d r u c k t S.29f. 3 D i e s e r a m 25. N o v e m b e r 1914 e r l a s s e n e G a r n i s o n b e f e h l v e r b o t für alle V e r w u n d e t e n d e n B e s u c h v o n W i r t s c h a f t e n , es sei d e n n , die m i l i t ä r i s c h e n M i t g l i e d e r d e r R e s e r v e l a z a r e t t k o m m i s s i o n e n hätten i h n e n e i n e n E r l a u b n i s s c h e i n a u s g e s t e l l t . D a nicht v o n W e b e r h e r r ü h r e n d , k o m m t der B e f e h l hier nicht z u m A b d r u c k .

28

Erfahrungsberichte

über

Lazarettverwaltung

Angesichts der schweren Übelstände, welche der Alkoholgenuß für die Disciplin der in ihrer Widerstandskraft gegen Alkoholwirkung geschwächten Verwundeten mit sich bringt, scheint uns die Maßregel unaufschiebbar und auch als Ergänzung des vom Kgl. Garnisonkommando hier schon erlassenen Verbotes 4 ein Interesse der Gleichmäßigkeit der Behandlung in Stadt und Land notwendig. Für das platte Land und die kleineren Städte aber müßte sie u. E. auch auf Entgegennahme von Alkoholspenden von /V/vaipersonen ausgedehnt werden, da hier gerade diese letzteren bei der unglaublichen Unvernunft des Publikums ganz besonders gefährlich und gerade auf dem platten Land und in den kleinen Städten überaus verbreitet sind. In Übereinstimmung mit erfahrenen Beurteilern, insbesondere Oberamtmännern auf dem platten Lande, würden wir es für gefährlich halten, das Verbot des Alkoholgenusses zu überspannen und damit in seiner Durchführung zu gefährden. Wir glauben daher, die unter N° 3 des Entwurfs 5 vorgeschlagene Einschränkung beifügen zu sollen, dagegen würden wir es für dringend erwünscht halten, wenn für unseren Bezirk durch das Kgl. Generalkommando den Wirten ebenso wie Privatpersonen, unter Strafandrohung untersagt würde, ohne spezielle schriftliche Erlaubnis des Arztes für den Einzelfall, den Verwundeten irgend welchen Alkohol zu verabfolgen. Die Bezirksämter erklären sich zum Erlaß einer derartigen Polizeiverordnung für nicht kompetent; nur in Wertheim scheint b eine solche 0 erlassen worden zu sein; doch ist zu befürchten, daß im Fall der Anfechtung von Strafbefehlen das Schöffengericht die Gültigkeit nicht anerkennen würde. Dagegen würden die Bezirksämter eine entsprechende Anordnung des Generalkommandos zu vollstrekken verpflichtet sein. Dies wäre dringend erwünscht, weil eine wirksame Kontrolle des Wirtshausbesuches durch die Polizeiunteroffiziere ganz unmöglich ist. Reserve Lazarett Commission i.A. Max Weber

b A: ein solcher 4 S i e h e A n m . 3. 5 G e m e i n t ist der Entwurf [einer V e r f ü g u n g betr. d e n A l k o h o l g e n u ß ] S. 29.

Erhaltung der Disziplin in

Militärlazaretten

29

Entwurf [einer Verfügung betr. den Alkoholgenuß] Mit Genehmigung des Königl. stellv. Generalkommandos XIV. A[rmee] K[orps] wird bestimmt: 1) Das Betreten von Wirtschaften, welche alkoholische Getränke irgend welcher Art führen, ist sämtlichen verwundeten Mannschaften und Unteroffizieren aller Grade verboten ^ einerlei ob es zum Zwecke des Genusses von Alkohol erfolgt oder nicht. Wirte, welche irgend welche alkoholischen Getränke führen, dennoch aber Verwundeten den Besuch ihrer Lokale gestatten, sind alsbald hierher zu melden. 2) Jeder Verkehr mit Personen, auch Verwandten, welche von nun an den verwundeten Mannschaften und Unteroffizieren alkoholische Getränke entgeltlich oder unentgeltlich anbieten, ist diesen untersagt und wird bestraft. Noch so geringe Quantitäten Alkohol dürfen von Seiten der Verwundeten nur auf Grund ausdrücklicher Anordnung oder Zulassung des Lazarettarztes entgegengenommen werden. 3) Ausschließlich dem leitenden Lazarettarzt steht es zu, durch besondere schriftliche, an die Polizeiunteroffiziere gerichtete Anordnungen für bestimmte einzelne Gelegenheiten, oder für nicht mehr als zwei Wochentage einen die übliche Krankenration übersteigenden, von ihm dem M a ß nach zu bestimmenden gemeinsamen Alkoholgenuß im Lazarett oder einem sonst zur Verfügung stehenden R a u m zu gestatten, oder einzelnen Leuten für einzelne Gelegenheiten Alkoholgenuß gegen Vorzeigung einer von ihm auszustellenden schriftlichen, die Person und den Tag bezeichnenden Erlaubnis, jedoch nur außerhalb von Wirtschaften zu erlauben. Leute schlechter Führung sind davon auszuschließen. Reserve Lazarett Commission Entwurf [des Anschreibens zur Verfügung betr. den Alkoholgenuß] An die Großh[erzoglichen] Bezirksämter: Heidelberg, Wiesloch, Weinheim, Eberbach, Sinsheim, Mosbach, Buchen, Hardheim, Adelsheim, Boxberg, Tauberbischofsheim, Wertheim.

30

Erfahrungsberichte

über

Lazarettverwaltung

Großh[erzoglichem] Bezirksamt übersenden wir in der Anlage 6 ergebenst eine von uns mit Genehmigung des Kgl. stellv. Generalk[omman]dos XIV. A[rmee] Kforps] an die uns unterstellten Lazarette außerhalb des Stadtbezirkes Heidelberg erlassene 0 Verfügung betreffend den Wirtshausbesuch und das Verabfolgen von Alkohol an Verwundete zur gefl. Kenntnisnahme. Für die Stadt Heidelberg hat das Kgl. Garnisonkommando hier ein Wirtshausverbot erlassen und allen hiesigen Lazaretten, Privatpflegestätten und Genesungsheimen zustellen lassen. Inwieweit das Großhjerzogliche] Bezirksamt sich in der Lage befindet, uns in der Durchführung dieser dringend erforderlichen Maßregel durch geeignete Mittel zu unterstützen, müssen wir dortiger Erwägung anheimstellen. Wir würden darauf natürlich das größte Gewicht legen.

3.

[Bericht über Disziplinarangelegenheiten in den Lazaretten der Reserve-Lazarettkommission in Nordbaden] Heidelberg, den 6. Januar 1915 An das Königl. stellv. Generalkommando XIV. Armeekorps Karlsruhe

berichten wir in Gemäßheit der Auflage in der Verfügung vom 7.XII.[19]14, Abt. IV N° 32804 1 : Im Ganzen hat sich die Verteilung der Disziplinarsachen derart, daß Herr Oberleutnant Freiherr von Eynatten dieselben für die hiesigen Fera>«lazarette bearbeitet 2 , vom diesseitigen Standpunkt aus bewährt. Einige zunächst bestehende Zweifel über die Art der Verc A: erlassenen 6 Es handelt sich um den vorstehend abgedruckten Entwurf [einer Verfügung betr. den Alkoholgenuß]. 1 Die Verfügung ist nicht nachgewiesen. 2 Der Vorgang konnte nicht ermittelt werden.

Disziplinarangelegenheiten

31

teilung der Zuständigkeit sind durch persönliches Eingreifen des Herrn Garnisonältesten stets leicht gelöst worden: Diesseits wurde von der irrigen Annahme ausgegangen: daß durch die Kommandierung eine zweite selbständige Unterinstanz unter dem Königl. Garnisonkommando geschaffen sei. Das Königl. Garnisonkommando steht jedoch mit Recht auf dem Standpunkt, daß Herr Oberleutnant Freiherr von Eynatten dem Herrn Garnisonältesten als dessen Organ zugeteilt sei und die Disciplinarsachen lediglich auf dessen Befehle, nach Vortrag der Sache, vollziehe. Dankenswerter Weise hat aber das Königl. Garnisonkommando unsere Bürobeamten von den betreffenden Schreibarbeiten entlastet, indem es auch die Veranlassung der Vollstreckung der von dem Disciplinaroffizier ,,a[uf] B[efehl]" des Garnisonkommandos verhängten Strafen auf seine eigene Verwaltung übernahm. Die Verfügung und die Disciplin über die Polizeiunteroffiziere und alles, was damit oder mit solchen Angelegenheiten, welche die Stellung des Herrn Reservelazarettdirektors oder unsere Kassenverwaltung berühren können, zusammenhängt, mußte den diesseitigen Stellen verbleiben. Es hat sich ein im Ganzen zweckmäßig verlaufendes Untereinanderwirken entwickelt, welches durch in Anregung gebrachte öftere Rücksprache weiter entwickelt werden wird. Eine gewisse Besserung der hiesigen disciplinaren Verhältnisse war allerdings schon vor der Kommandierung des Herrn Oberleutnant Freiherrn von Eynatten, wie s. Zt. 3 berichtet, eingetreten. Dieselben haben sich aber seitdem unzweifelhaft weiter verbessert. Schwierig bleiben sie nach wie vor, teils aus den in mehreren anderweiten Berichten unsererseits schon hervorgehobenen allgemeinen Gründen, teils aber auch infolge der Einrichtung der orthopädischen und der Beobachtungsstationen (innere, chirurgische und psychiatrische) hierselbst. Denn es sind nicht nur an sich sehr oft schwierige, zur Simulation neigende oder abnorm veranlagte Elemente, welche in diese Stationen eingewiesen werden und unsere Lazarette füllen. Sondern die auswärtigen Lazarette neigen auch unwillkürlich dazu, uns Leute, die ihnen disciplinäre Schwierigkeiten machen^ als besonders geeignete Objekte, sei es der „Beobachtung" sei es der „medico-mechanischen Behandlung" zuzuweisen, wie sich aus entsprechenden Bemerkungen in den Papieren 3 Dieser Bericht ist n i c h t n a c h g e w i e s e n .

32

Erfahrungsberichte

über

Lazarettverwaltung

gelegentlich ganz zweifelsfrei ergab. Naturgemäß und in Übereinstimmung mit den darüber bestehenden Bestimmungen belasten sie vor allem die Reservelazarette, von denen einzelne dadurch in die Gefahr geraten, geradezu zu Strafkolonien zu werden, welche auch die oft noch sehr jugendlichen und ungefestigten besseren Elemente in Mitleidenschaft ziehen. Bei der totalen und unverbesserlichen Unbrauchbarkeit eines Teils der Krankenwärter, namentlich der ungedienten, wird dadurch die Aufrechterhaltung der Ordnung dauernd eine nicht ganz einfache Aufgabe bleiben. Die Übertragung der Disciplin in den Vereinslazaretten an den besonders dafür bestimmten Offizier, welcher vom Königl. Garnisonkommando zugleich mit der Aufsicht über die Privatpflegestätten, Genesungsheime und die militärische Ordnung überhaupt betraut ist, bleibt uns daher sehr willkommen, während wir andererseits auch jetzt der Ansicht bleiben, daß die Disciplin innerhalb der Reservelazarette von der Verwaltung nicht ohne Schaden abzutrennen wäre und daher, entsprechend der genehmigten Ordnung, besser mit dieser bei uns verbleibt. Reserve Lazarett Commission i.A. Max Weber Militärisches Mitglied

4.

[Abschließender Erfahrungsbericht über die Lazarettverwaltung] I.

Allgemeines

Die hiesige Lazarettverwaltung begann als eine nahezu reine Dilettanten-Verwaltung. Diesen Charakter hat sie endgültig erst abgestreift, nachdem die bisherige Reservelazarett-Kommission, welche zuletzt aus zwei Nicht-Berufs-Militärs bestand, durch Ernennung eines militärischen Chefarztes ersetzt ist. Die Darstellung der Entwicklung der Lazarette ist daher eine Darstellung des Übergangs von einer rein dilettantischen freien zu der geordneten bürokratischen Verwaltung.

Abschließender

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Erfahrungsbericht

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Bei Meldung des Unterzeichneten auf dem Büro des Garnisonlazaretts waren an gedienten Militärs dort außer dem ärztlichen Mitglied nur: Sergeant L., welcher acht Tage vorher hierher versetzt war. Er sollte zugleich als Chef des Büros, Schreibkraft und Inspektor des Garnisonlazaretts dienen. Denn Schreibkräfte waren nicht vorhanden. Ordonnanzen fehlten. Als ökonomisches Mitglied der Kommission war Herr Oberinspektor H. 1 bestimmt. Er erschien auch tatsächlich nach einigen Tagen. | Allein nicht nur war er damals A 546 gesundheitlich nur mit der allergrößten Anstrengung imstande, Arbeit zu leisten. Sondern vor allem war er in erster Linie von der Garnisonverwaltung derart in Anspruch genommen, daß er für uns zunächst nur stundenweise verfügbar war. Die als Inspektoren der einzurichtenden Lazarette eingezogenen Herren trafen ein, als die planmäßig am 10. Mobilmachungstag zu eröffnenden Lazarette längst in voller Einrichtung waren. Noch viel länger dauerte es natürlich, bis diese Herren auch nur notdürftig in die Geschäfte eines Lazarettbetriebes wie des hiesigen eingearbeitet waren. Eigentlich erst mit der endgültigen Organisation des Büros der Zentralverwaltung und der Verteilung der Lazarette auf die Beamten als Inspektoren, welche etwa sechs Wochen nach Kriegsbeginn vorgenommen wurde, konnte ihre Kraft nutzbar gemacht und ein einigermaßen normaler Betrieb begonnen werden. Auch diese Kräfte aber waren im Zivilleben Beamte, Verwaltungsbeamte, Fabrikanten usw., jedenfalls aber mit Militärverwaltungsgeschäften nicht befaßt gewesen. Mit welchen Körpern ist der Betrieb und vor allem die Einrichtung der Lazarette bis dahin in Szene gesetzt worden? 1. Als Schreibkräfte hatten, neben dem kalligraphisch gänzlich minderwertigen Unterzeichneten 2 , die Beamten, nachdem sie da waren, und bis dahin der Rechnungsführer Sergeant L. zu dienen. Alle Bestellbriefe und die ganze Korrespondenz mit den zahlreichen Unternehmern ohne Ausnahme wurden von dem Unterzeichneten erledigt und liefen durch kein Journal. Alle wichtigen Zuschriften der Unternehmer sind, nach Firmen geordnet, vom Unterzeichneten gesammelt und gesichtet, also vorhanden. Alles andere wurde durch Bleistiftnotizen des Unterzeichneten soweit nötig festgehalten. Ein 1 Die Namen sind nicht bekannt, die Initialen unsicher. 2 Mit dem „Unterzeichneten" ist Weber selbst gemeint, der sich hier auf die für seine Mitarbeiter schwer lesbare Handschrift bezieht.

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andrer Modus war undenkbar, denn es ist unerfindlich, wer diese Briefe hätte schreiben und allenfalls journalisieren sollen. 2. Alle Ordonnanzdienste, namentlich die Stadtbriefbestellung, für welche damals keine Portofreiheit bestand, wurden durch Schulkinder freiwillig getan, teils zu Rad, teils durch die Elektrische Bahn, auf welcher damals jeder, der einen Ausweis hatte, Freifahrt erhielt. Später hat die betreffende Gesellschaft zwar, in der für Heidelberg charakteristischen Popularitätshascherei, den Verwundeten Tausende von Freifahrtkarten gespendet, mit denen diese nutzlos in der Stadt und Umgegend | umherfuhren, unsern Beamten und Ordonnanzen aber, die schwer zu arbeiten hatten, sie zuerst gänzlich verweigert, dann auf einige Dutzend beschränkt. - Die Bestellung der Briefe auf jenem Wege hat natürlich dazu geführt, daß ein Postbuch oder Briefquittungsbuch für die derart bestellten Sendungen nicht existierte und auch manche Briefe nicht richtig ankamen. Nach Wiederbeginn der Schule blieben die Schüler aus, und es mußten nun Krankenwärter als Ordonnanzen verwendet werden, bis das Bezirkskommando in der Lage war, solche (jedoch in sehr bescheidenem, absolut unzulänglichem Umfang) zu stellen. Gerade in der allerersten Zeit aber darf die Zahl der täglich wachsenden kurzen Zuschriften wohl auf etwa 500 pro Tag geschätzt werden. Im übrigen hat der Unterzeichnete die Wege zu den Lieferanten und Lazaretten persönlich gemacht, soweit er die ersteren nicht - was infolge des gewaltigen Dranges der Geschäfte nur ganz ausnahmsweise der Fall war - in das Lazarett bestellen konnte. Fuhrwerke waren in den ersten Tagen gar nicht, nachher zunächst nur höchst unsicher erhältlich, bis Herr R. Sch. 3 der Kommission sein Automobil zur Verfügung stellte. 3. Die Einrichtung der Lazarette, die je 3 Kilometer auseinanderlagen, konnte unmöglich anders als mit Zuziehung freiwilliger Kräfte erfolgen, da die Beamten teils noch nicht da waren, teils erst die Geschäfte kennen lernen mußten. Infolgedessen wurde in jedem Lazarett ein freiwilliger „Zivilinspektor" 4 bestellt. Diese Herren, vorwiegend Professoren, in Gemeinschaft mit dem Unterzeichneten, mit Schulkindern, andern freiwilligen Helfern, dann mit den allmählich eintreffenden Krankenwärtern und Polizeiunteroffizieren, schließlich den Beamten, nahmen die Lieferungen in Emp3 Name nicht bekannt, Initial unsicher. 4 Über den betreffenden Personenkreis konnte nicht mehr ermittelt werden.

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fang und disponierten provisorisch, soweit der Unterzeichnete nicht anwesend sein konnte, nach eignem Ermessen, sonst nach den vom Unterzeichneten gemachten Einzeichnungen, über die Aufstellung der Betten und Geräte. Sie halfen, da die ersten Verwundetenzüge bei kaum vollendeter Fertigstellung der Lazarette eintrafen, den Ärzten bei der Unterbringung und sorgten ferner durch Sammlung von Liebesgaben aller Art für die Beschaffung aller denkbaren Bedürfnisse. In der ersten Zeit hatten diese unoffiziellen freiwilligen „Zivilinspektoren" die tatsächliche Autorität in der Hand; das Personal fügte sich ihnen, weil zunächst eine andere Gewalt einfach nicht da war, und weil der Unterzeichnete als Autorität hinter ihnen stand. Formell | wurden sie nur insoweit legitimiert, als praktisch A548 unvermeidlich: es wurde ihnen die Vollmacht zur Quittung über abzugebende Lieferungen erteilt. Dies war schlechthin bestimmungswidrig. Aber, wenn die Lazarette fertig werden sollten, unvermeidlich. Jedoch es hat den großen Nachteil gehabt, daß über die Ablieferungen zum großen Teil keinerlei korrekte Liste geführt wurde, und daß, da schon während der, in Ermangelung von Rohstoffen und Arbeitern durchweg sich verzögernden^ Einlieferung Verwundete eintrafen, telephonische Umdispositionen an der Tagesordnung waren. - Sie wurden dann schleunigst durch allerhand freiwillige Hilfskräfte (Schulkinder) erledigt, daher war auf keinerlei Art mehr Ordnung in unsre Wäschelisten zu bringen. Der Unterzeichnete, welcher als Dilettant in diese Stellung berufen wurde, übernimmt die volle und ausschließliche Verantwortung für diese nachher nie wieder, trotz aller Bemühung, auszugleichen gewesenen Unstimmigkeiten der Liste. Verwahrung ist insbesondere dagegen einzulegen, daß etwa die Beamten dafür verantwortlich gemacht werden könnten. Sie waren zur Zeit der ersten Ablieferungen noch gar nicht da, waren später zunächst nicht in der Lage, die Abnahme zu kontrollieren und fanden auch nachher nicht die Möglichkeit, bei den täglich sich hetzenden Umdispositionen bezüglich der Wäsche, überhaupt deren Verbleib wirksam zu kontrollieren. Allmählich wurde dann diese unoffizielle und unverantwortliche Verwaltung durch die bestimmungsgemäß geordnete Beamtenverwaltung ersetzt. Es hat aber bis etwa in den November gedauert, bis dies wirklich in allen Zweigen geschehen war. Seitdem waren die bis dahin fungierenden „Zivilinspektoren" mit ihren Hilfskräf-

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ten entweder zugleich ausgeschieden, oder aber sie hatten sich in „Liebesgabenverwalter" verwandelt, denen von uns lediglich 1. ein bescheidener Raum eingeräumt, 2. das ausschließliche Recht verliehen wurde, Liebesgaben anzunehmen und darüber nach vorgeschriebenem Muster zu quittieren. Denn es führt zu den schwersten Mißständen, wenn Liebesgaben vom Publikum beliebig in den Lazaretten an irgendwelche unlegitimierten, nachher nicht nachweisbaren Personen abgeliefert werden, wie es zunächst geschah. Es schien unbedingt geraten, die amtliche Verwaltung der Lazarette nicht mit diesen Geld- und | Naturalgaben zu befassen und ihr dadurch die Verantwortung aufzubürden, welche sie gar nicht tragen konnte. Diese Liebesgabenverwaltungen haben für die Lazarette ganz Unersetzliches geleistet, was durch die offizielle Verwaltung nach der Natur anderer Aufgaben niemals geboten werden konnte. Einerseits rein menschlich, durch persönlichen Zuspruch, Beschaffung von Lektüre, Beschäftigungsgelegenheit, private Berufsvermittlung für die Verwundeten. Die praktische Bedeutung tritt in dieser Hinsicht darin hervor, daß die Zahl der Arreststrafen in ganz offensichtlichem Abhängigkeitsverhältnis zu dem Fehlen einer solchen Liebesgabenverwaltung stand und dort am stärksten war, wo sie fehlte, und die Leute auf die Öde und den Müßiggang des Lazaretts angewiesen waren. Andererseits an dem Zusammenbringen von Mitteln für Bedürfnisse, welche teils gar nicht, teils nicht in dieser Qualität oder Quantität von der Lazarettverwaltung gedeckt werden konnten. Die Mittel, welche durch diese „freiwilligen Lazarettverwaltungen" (Liebesgabenverwaltungen) aufgebracht wurden, sind, gemessen an den Aufwendungen des Militärfiskus und den Mitteln des Roten Kreuzes, bescheiden. Allein die im ganzen über 20 000Mk., welche im Lauf eines Jahres unter der Hand, vornehmlich von Mitgliedern des Lehrkörpers der Universität, aber auch von hiesigen Privaten den Liebesgabenverwaltungen der verschiedenen Lazarette zur Verfügung gestellt wurden, wiegen insofern weit schwerer als etwa die Mittel des Roten Kreuzes, weil jegliche denkbare Chance der Befriedigung persönlicher Eitelkeit, an welche das Rote Kreuz zur Erlangung seiner Mittel anzuknüpfen vielfach direkt gezwungen ist, dabei vollständig fehlt 3 . Denn von der Persönlichkeit dieser a A: fehlen

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Spender, welche in keiner A r t hervortreten k a n n , wurde niemandem als den betreffenden C h e f s der Liebesgabenverwaltung etwas bekannt. Es sind aus diesen Mitteln, welche übrigens durch sehr reichliche, in ihrem W e r t g a n z unabschätzbare N a t u r a l g a b e n ergänzt wurden, nicht nur Zigarren, einfache Genußmittel, Spiele, Unterhaltungsmittel, R o h s t o f f e für Flechtarbeiten, Mittel, die Z i m m e r durch D e k o r a t i o n e n wohnlicher zu gestalten, Bücher, K r ä f t i g u n g s mittel aller A r t , bessere Weine für G e s c h w ä c h t e beschafft, und die sachlichen K o s t e n v o n Unterricht und V o r t r ä g e n bezahlt worden, sondern auch z . B . Liegehallen und Liegestühle, E r g ä n z u n g e n der ärztlichen Instrumentarien, therapeutische Mittel, nicht etatsmäßige | W ä s c h e und Gebrauchsartikel aller A r t , welche zu bewilligen die A550 K g l . Intendantur n a c h der üblichen Praxis gar nicht oder nur schwer in der L a g e gewesen wäre. Es ist ferner m ö g l i c h gewesen, schöne Weihnachtsfeiern und Weihnachtsbescherungen in den Lazaretten zu veranstalten, ohne d a f ü r irgendwie bei dem R o t e n K r e u z in K o s t zu gehen. Eine pekuniäre A b h ä n g i g k e i t der Reservelazarette v o n dessen reichen Mitteln - die herzugeben es übrigens nicht gezögert hat - wäre uns als nicht recht passend erschienen, so d a ß wir nach M ö g l i c h k e i t vermieden haben, mehr als unvermeidlich und nötig, uns an diese Quelle zu wenden. Es ist dies in erheblichem M a ß erst in den letzten M o n a t e n der V e r w a l t u n g des Unterzeichneten, und dann für Naturalien, nicht für G e l d , durch einige Lazarette geschehen.

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D i e Liebesgabenverwaltungen haben sich ferner in starkem M a ß an der Organisation v o n Unterricht für die V e r w u n d e t e n beteiligt. D i e Heranziehung der V e r w u n d e t e n z u m Unterricht im K o r b f l e c h ten, das Ausschneiden und K l e b e n aus P a p p b o g e n , die K n ü p f e r e i , die in möglichst weitem U m f a n g ins W e r k gesetzte, stundenweise 30 Beschäftigung der Leute bei Innungsmeistern, deren Qualität und Bedingungen vorher geprüft wurden, die höchst verdienstvollen Versuche des R o t e n Kreuzes, Beschäftigung für V e r w u n d e t e in Werkstätten zu finden, die bloßen Unterhaltungsveranstaltungen aller A r t , - all dies hat, dem W e r t nach, d o c h nur eine bescheidene 35 Bedeutung erlangt. N a m e n t l i c h v o n der Arbeitsgelegenheit, selbst bei gutem L o h n , haben nur g a n z wenige Leute G e b r a u c h gemacht. W ä h r e n d ein erheblicher Teil v o n ihnen jeglichem Interesse geistiger A r t fremd blieb und nur nach K o l p o r t a g e l e k t ü r e Bedarf an den T a g legte, g a b es eine zahlenmäßig immerhin sehr beträchtliche

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und vor allem wertvolle Minderheit, welche den erzwungenen Müßiggang in den Lazaretten nicht ertrug und einerseits empfänglich für Anregung und geistige Beschäftigung, andrerseits beim Ausbleiben solcher der Gefahr disziplinärer Ausschreitungen ausgesetzt war. U m ihretwillen wurde der Unterricht organisiert. In einigen 5 Lazaretten lag er ganz in der Hand der Chefs der Liebesgabenverwaltungen. Der Unterricht war teils Fachunterricht (Stenographie, Französisch, Buchführung), teils allgemein bildend (Geschichte, A551 Kriegsgeographie, Wirt | schaftsverhältnisse). Dieser letztere Unterricht wurde aus Gründen der Disziplin als militärische Instruktion 10 obligatorisch, zu festen Stunden, unter Einführung und Kontrolle durch Unteroffiziere in den Unterrichtslokalen eingerichtet. Es beteiligten sich wesentlich eine große Anzahl von Herren, namentlich Mitglieder des akademischen Lehrkörpers und Volksschullehrer, gelegentlich und helfend auch die Mitglieder der Reservelazarett- 15 kommission, und zuweilen geeignete und dazu geneigte Lazarettkranke. Die Aufmerksamkeit der Leute in den Wintermonaten mit ihren langen Abenden war im ganzen anerkennenswert, für den Sommer schlugen die Lazarette vor, den Unterricht zu unterbrechen, weil das gute Wetter der Sommerabende ein zu übermächtiger 20 Konkurrent war, und die Lehrer die fühlbare Unlust der Teilnehmer zu unangenehm empfanden. Der fakultative Unterricht fand meist nachmittags statt. Die obligatorischen Unterrichtsstunden betrugen zwischen 4 und 6 '/2 wöchentlich und lagen in den Abendstunden, meist nach dem Abendessen, um die ärztlichen Visiten und den 25 hygienisch notwendigen Ausgang nicht zu stören. Disziplinär hat der Unterricht - wie die Abnahme der im Herbst stark angeschwollenen Arreststrafen während des Winters zeigte - sehr gut gewirkt, und nur auf diese Wirkung war es abgesehen. Es konnte nicht ausbleiben, daß mit der zunehmenden Ein- 30 Schulung der eingezogenen Beamten [,] der zunehmenden Versorgung mit militärischem Personal und dem allmählichen Übergang des Lazarettbetriebs aus dem improvisierenden Übergangszustand der ersten Monate in den normalen Dauerbetrieb, die amtlich geordneten Instanzen, vor allem die Lazarettinspektoren, zunehmend 35 ihre Rechte in Anspruch nahmen und den freiwilligen Helfer und seinen Einfluß als lästige Konkurrenz empfanden. Es hat an Reibungen nicht gefehlt; im ganzen hat jedoch der Takt von beiden Seiten das langsame Zurücktreten der freiwilligen Helfer, aus ihrer

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anfänglich zuweilen fast den ganzen Betrieb beherrschenden, in diejenige nur aushelfende Tätigkeit, welche die ,,Liebesgabenverwaltungen" entwickelten, sich glatt vollziehen lassen. Mit zunehmender Monotonie des Betriebs verschwand eine ,,un5 offizielle" Figur nach der andern, bis schließlich der Unterzeichnete, der persönlich so wenig wie irgend möglich zur Wirtschaftlichkeit und Ordnung qualifiziert, in seinem Zivilleben an die | Studierstube A552 gefesselt ist, als letzter Rest der anfänglichen fast reinen Dilettantenwirtschaft übrig blieb. 10 Auf Dilettantenarbeit war zunächst auch ein erheblicher Teil der Krankenpflege gegründet. Bei Beginn des Kriegs herrschte hier die Vorstellung, daß Krankenschwestern nicht zuständig seien. Daher wurden Berufsschwestern hier zunächst nicht angestellt, sondern den Ärzten, welche nachdrücklich erklärten, einen Verletzten und 15 Leidenden keinesfalls den ungeübten Händen eines beliebigen Wärters anvertrauen zu können, anheim gestellt, sich nach bestem Vermögen selbst zu helfen. Dies geschah, soweit die Ärzte davon Gebrauch machten, durch Gewinnung freiwilliger Hilfen aus Bürgerkreisen der Stadt. Die Zahl war in den einzelnen Lazaretten ver20 schieden. Nachdem dann die Agitation der Berufsschwestern den Erfolg hatte, daß die Mindestzahl von 6-8 Schwestern auf 100 Betten vorgeschrieben und die Anstellung von ausgebildeten, tunlichst staatlich anerkannten Berufsschwestern eingeführt wurde, wendete sich der Unterzeichnete an die einzelnen Organisationen mit der 25 Bitte um Stellung von solchen. Es zeigte sich, daß diesem Verlangen, der Zahl und Qualität nach, nicht genügt werden konnte. Die brauchbaren Kräfte waren fast alle bereits anderweit, insbesondere im Operations- und Etappengebiet, verwendet. Dem offiziell festgestellten Mindestbedarf (bei 1500 Betten 90-120 Schwestern) ent30 sprach die Zahl der gestellten Kräfte in keiner Weise. Deshalb begnügte man sich vielfach mit Dilettantenschwestern. Namentlich im Reservelazarett II konnten umfassende Erfahrungen mit ihnen gemacht werden, sie waren dort 7 Monate lang völlig unentgeltlich und erst nach Ablegung des staatlichen Notexamens im Frühjahr 35 gegen volle Schwesterngebührnisse tätig. Im wesentlichen läßt sich folgendes darüber sagen: Unzweifelhaft bedeutet die Zugehörigkeit zu einer festen, auch im Frieden weiterbestehenden Organisation und die Ausübung der Krankenpflege als dauernden Beruf eine gewisse Garantie der Tüch-

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tigkeit und auch eine solche für ein passendes Verhalten der Schwestern. Bei Verstößen gegen Takt und Lässigkeit in der Pflichterfüllung schreitet der Verband im Interesse seines Renommées ein, und die einzelne Schwester ist schon in ihrem materiellen Interesse darauf hingewiesen, einen Konflikt mit ihrer Organisation zu vermei- 5 den. Dem hat die typische Dilettantenschwester, welche erst unter A 553 dem Eindruck des Krieges sich der Kranken | pflege zuwendet, zunächst nur ihren persönlichen Idealismus und ihre im Durchschnitt stärkere Schulung durch eine bessere Kinderstube und bessere Allgemeinbildung gegenüberzustellen. Denn es versteht sich, daß in 10 erster Linie (wenn auch keineswegs ausnahmslos) nur Mädchen von einem erheblichen Bildungsniveau die Chance hatten, bei der Auslese des freien Schwesternpersonals mit den Berufsschwestern gleichgewertet zu werden. Im allgemeinen ist nichts sicherer, als daß auf die Dauer hier wie überall der bloße ideale Schwung der 15 Hingabe an die Schwesterntätigkeit nicht genügt, um die berufliche Einschulung in nüchterne sachliche Berufsarbeit zu ersetzen. Als praktisch sehr wichtiges Gegenmoment steht dem gegenüber: daß es wesentlich leichter ist, eine untüchtige freie Einzelschwester zu maßregeln als eine Berufsschwester, da dabei leicht ein Konflikt 20 mit dem Verband eintreten kann (dies gilt namentlich für die Orden und andre Verbände mit hochgestellten Protektoren). Dieser Vorzug konnte im Einzelfall wieder dadurch abgeschwächt werden, daß Ärzte sich scheuten, mit Dilettantenschwestern ebenso rein sachlich und rücksichtslos zu verfahren wie mit Berufsschwestern. Allgemein 25 gesprochen, ist diese Gefahr freilich nicht sehr ins Gewicht fallend, da die deutschen Ärzte, verglichen mit denen anderer Länder, ein sehr erhebliches Gewicht auf die, auch formelle, Betonung ihrer Autorität legen. Unter den Reflektantinnen auf dilettantische Schwesterntätigkeit 30 ließen sich zwei Arten von Persönlichkeiten ziemlich deutlich unterscheiden. Einerseits das typische deutsche „junge Mädchen" mit seiner meist sehr ehrlichen Begeisterung, seiner Sentimentalität und seinem unbewußten Sensationsbedürfnis. Dieser Typus ist für Lazarettpflege ungeeignet, ist stets der Neigung zur Verweichlichung der 35 Lazarettkranken und nicht selten der Gefahr erheblicher Entgleisungen ausgesetzt. A u f der andern Seite die entweder intellektuell oder durch berufliche Arbeit geschulten Mädchen und Frauen. Sie sind im Durchschnitt in hohem Grade geeignet, überaus oft im

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gleichen und nicht selten in höherem als der Durchschnitt der im Kriegsfall im Inland verbleibenden Berufsschwestern. Und zwar kommt anscheinend sehr wenig darauf an, in welchen Berufen oder durch welche Mittel sie sich jene Gewöhnung an Sachlichkeit in der Auffassung solcher Aufgaben angeeignet haben, an welcher allein alles hängt. Die denkbar günstigsten Erfahrungen wurden | sowohl, was die reine Leistung als die Sicherheit im Verkehr mit den Kranken anlangt, unzweifelhaft mit reiferen, d.h. etwa 25-35 Jahre alten, fein gebildeten Mädchen gemacht, die in ganz heterogenen Berufen (z.B. als Violinistin oder Schriftstellerin) tätig gewesen waren, oder streng fachliche Schulung irgend welcher Art (hygienisches Turnen, Massage) möglichst mit eigner Berufsausübung, oder ernste Lebensschicksale und entschlossenen Kampf mit schwierigen Verhältnissen hinter sich hatten. Was derartige Persönlichkeiten an ununterbrochener Arbeit während einer ^ j ä h r i g e n Kriegszeit zu arbeiten vermochten^ war durchaus unerwartet und stand nach Überwindung der Anfangsschwierigkeiten sicherlich mindestens auf gleicher Höhe wie die Leistung einer besonders gut geschulten Berufsschwester, übertraf aber den Durchschnitt der Leistungen einer solchen durch die meist weit weniger schematische, individuell auf die Kranken eingehende Art, deren nicht nur hygienische und physische, sondern auch rein menschliche und geistige Interessen zu befriedigen, ohne daß die erforderliche Distanz verloren ging. Dies setzt einen ziemlich erheblichen Bildungsgrad, Überlegung und Verantwortlichkeitsgefühl voraus. Wenn die Leistungen der freien Schwestern im allgemeinen recht befriedigend waren, so in fast ausnahmsloser Regel auch ihr persönliches Verhalten. Es sind in bezug auf die, von den Ärzten als Helferinnen gewonnenen, freien Schwestern nur zwei wirklich unzweifelhafte Mißgriffe vorgekommen, die in geeigneter Form repariert wurden, und übrigens hat es, wie begreiflich, auch an Berufsschwestern nicht gefehlt, deren Verhalten zu beanstanden war. Besonders beachtenswert erschien die außerordentliche Beharrlichkeit der freien Schwestern. Nur ein sehr kleiner Bruchteil von ihnen^ und dieser durchweg infolge zwingender anderweitiger Pflichten, ist im Laufe der 14 Monate dauernden Beobachtungszeit ausgeschieden. Die Lust und Liebe zur Sache, welche sich darin ausspricht, wäre in gleichem Maße sicherlich nicht vorhanden gewesen, wenn die freien Schwestern nur als subalterne Helferinnen von Berufsschwe-

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Stern, denen sie ja an Bildung durchschnittlich überlegen waren, verwendet worden wären, wie dies bei wörtlicher Auslegung der Bestimmungen hätte geschehen müssen. Es sei schließlich nicht unerwähnt gelassen, daß die Beschäftigung dieser Pflegerinnen eine immerhin erhebliche Ersparnis bedeutete. 5 A555 Zunächst, bis zu ihrer staatlichen Anstellung, an Geld | lohn für jede, dadurch unnötig werdende, besoldete Vollschwester 100 Mk. pro Quartal, in den 9 Monaten dieses Zustandes bei 25-26 dadurch ersparten Schwestern also 7500 Mk. Dazu - da ein Schlafen aller etatsmäßigen Schwestern im Lazarett, wie es bei Berufsschwestern 10 stattfindet, für die Pflege unnötig ist, - dauernd 20 Betten mit Zubehör = ca. 1500 Mk. bei Einrechnung der Bettwäsche. Ferner das Essen und das entsprechende Geschirr: in 9 Monaten rund 8000 Mk. (die Beköstigung zu Mk. 1.40 Selbstkosten berechnet). Im ganzen also bis zum Termin des Examens (1. Mai 1915) ca. 15 16000 Mk. Die ersparten Betten konnten als Krankenbetten verwendet, die vorhandenen Räume vollständiger ausgenutzt werden. Nach der Anstellung als staatlich geprüfte Vollschwestern blieb die Ersparnis an Betten und Bettwäsche weiter bestehen, während nunmehr ein erheblich größerer Bruchteil der Schwestern Kost in An- 20 spruch nahm, so daß die Gesamtersparnis bis 1. Oktober 1915 auf etwa 18 000 Mk. zu veranschlagen ist, ohne Einrechnung der besseren Ausnutzung der Lazaretträume. Hierzu ist indessen zu bemerken: daß es nach aller Erfahrung dienstlich im höchsten Grade wünschenswert erscheinen muß, bewährten Helferinnen künftig 25 durchweg, wenigstens die während des Arbeitstages fällig werdende Kost zu gewähren. Also für alle: der Anspruch auf Mittagskost und Nachmittagskaffee, für die jeweilig wachthabenden aber die volle Kost. Es ist zu hoffen, daß die bestehenden Bestimmungen entsprechend geändert werden. 30 Die Entwicklung innerhalb unsrer Lazarette schob naturgemäß die freiwilligen Dilettantenschwestern, die anfänglich ausschließlich vorhanden waren, der relativen Zahl nach, zunehmend in den Hintergrund. Einerseits in Ausführung der darüber höheren Orts gegebenen Bestimmungen, dann weil viele Ärzte das Arbeiten mit Ober- 35 schwestern und Berufsschwestern bequemer fanden und vor allem zum Anlernen von freien Hilfskräften keine Zeit und Kraft hatten, endlich auch weil das Angebot solcher Kräfte aus der bürgerlichen Bevölkerung allmählich nachließ.

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Diese Dilettantenwirtschaft hat gewiß auch sonst einige Vorzüge gehabt. Sie hat die Individualität der hiesigen Lazarette wenigstens mitbestimmt, und namentlich die Liebesgabenverwaltungen taten dies sehr zu deren Vorteil. Ihre Schwächen lagen wesentlich auf 5 dem Gebiet der nicht unwichtigen ökonomischen Ordnung. Keiner der Beteiligten, am wenigsten der Unterzeichnete, kannte die maßgebenden Bestimmungen oder hatte, bei der sehr starken | Arbeits- A556 Überhäufung, die Zeit und Kraft, sich ihren Inhalt abends, nach der Arbeit, welche Wochentags und Sonntags durchging, zu eigen 10 zu machen. Keiner hatte vor allem die geringste Vorstellung von der Art der Listenführung, Meldungen usw. Die Vorschriften über diese Dinge, so unvollkommen und veraltet sie hie und da sein mögen, haben aber ihren guten Sinn. Sie sind Niederschlag langer Erfahrung und werden nicht ungestraft vernachlässigt.

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II.b Die Disziplin in den Lazaretten

1. Strafdisziplinc. Die Straffälligkeit, als dienstliches äußerliches Merkmal der soldatischen Qualität der Lazarettkranken, war im allgemeinen recht hoch. Es gab Zeiten, wo wochenlang an jedem Tag durchschnittlich eine Arreststrafe verhängt wurde, eine Zahl, 20 die bei einer aktiven Truppe (bei 3-4000 Mann) unerhört wäre. Die Zahl hat charakteristische Schwankungen durchgemacht. Die Disziplin etwa der ersten 2 Monate war durchweg gut. Es hat geraume Zeit gedauert, bis überhaupt erstmalig zu Arreststrafen gegriffen werden mußte. Dann, im Spätherbst 1914, steigerte sich 25 die Straffälligkeit. In der zweiten Hälfte des Winters nahm sie merklich ab, schwoll im Frühjahr 1915 wieder an, nahm während des Sommers wieder etwas ab, um sich mit Eintritt des Herbstes wieder zu steigern. Die Gründe für diese Schwankungen lagen in folgenden Umständen: 30 1. Zunächst verschlechterte sich die Disziplin durch die fortschreitende Gesundung der Leute an sich, welche die Leute mit wiedererwachendem Kraftgefühl zu Ausschreitungen befähigter b Ziffer fehlt in A c In A sind keine weiteren e n t s p r e c h e n d e n Z w i s c h e n t i t e l mit G l i e d e r u n g s z i f f e r n e n t h a l t e n . M ö g l i c h e r w e i s e t r u g der u n s nicht überlieferte, v o n M a r l a n n e W e b e r e r w ä h n t e A b s c h n i t t ü b e r die B e z i e h u n g e n der M i l i t ä r b e h ö r d e n z u m Roten Kreuz die Ziffer 2; vgl. d e n E d l t o r i s c h e n Bericht S. 25.

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und geneigter machte und sie die Festhaltung im Lazarett und seiner Ode zunehmend widerstrebend empfinden ließ. Das nächst dem hygienischen zentralste Problem aller Lazarettfürsorge ist ohne Zweifel der Schutz der Lazarettkranken gegen die psychischen Folgen des erzwungenen Müßigganges der Rekonvaleszenten im Lazarett. Er gefährdet die militärische Disziplin und ebenso die künftige Berufsbrauchbarkeit auf das schwerste. Viele der endlosen, 5-6 Monate dauernden orthopädischen Kuren von Leuten, die sich fast gesund fühlen, aber im Lazarett gefüttert werden, um am Tage im ganzen einige halbe Stunden an Apparaten zu turnen, schaden sicherlich der psychischen Berufsqualifikation mindestens ebensoviel, wie sie die physische - möglicherweise! heraufsetzen. Allen Bemühungen ungeachtet ist es hier nicht gelungen, wirklich wirksame Abhilfe zu | gewähren. Die ärztliche Tageseinteilung setzt der Verwendung der Lazarettkranken außerhalb des Lazaretts, die ja auch disziplinär nicht ganz einfache Probleme stellt, große Schwierigkeiten entgegen; auch ist die gewerbliche Entwicklung hier nicht kräftig genug, um reichliche Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen. Die Bemühungen, Arbeit innerhalb der Lazarette zu schaffen, scheiterten an der Schwierigkeit wirklicher Arbeitskontrolle, die unentbehrlich ist, wenn die Unternehmer Materialien zur Verarbeitung in die Lazarette geben sollen, außerdem an räumlichen Schwierigkeiten. Das Problem der Beschäftigung in den Lazaretten ist einer voll befriedigenden Lösung schwerlich fähig. Immerhin könnte eines geschehen: Die weit ausgedehntere Uberweisung von Rekonvaleszenten in Genesenenkompagnien der Ersatztruppenteile. Jeder Truppenteil hat eignen Arbeitsbedarf, während im Lazarett jede Arbeit unter dem unvermeidlichen Odium steht: nur um der Beschäftigung willen, ohne sachliche Nötigung gefordert zu werden. Der Truppenteil hat ferner die Kräfte für die militärische Beaufsichtigung der Arbeit, welche den Lazaretten völlig fehlen. Sobald eine tägliche lazarettärztliche Behandlung nicht mehr erforderlich ist, ist der Lazarettaufenthalt unbedingt vom Übel und sollte, wo irgend möglich, abgekürzt werden. Denn der Versuch, innerhalb der Lazarette etwas dem Exerzieren entsprechendes einzuführen, ist schwerlich durchführbar. Selbst eine eigentlich militärische Instruktion setzt einen Vorgesetzten voraus, der dafür Zeit hat. Ein lazarettkranker Unteroffizier ersetzt das nicht.

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2. Zu der Wirkung des Müßiggangs als solchem trat das törichte Verhalten des hiesigen Publikums. Das natürliche Gefühl der Dankbarkeit verband sich mit dem Sensationsbedürfnis und dem Wunsch, dieses und zugleich den eignen „Pseudo-Patriotismus" auf billige Art zu betätigen. Die Leute wurden in die Familien eingeladen, dort und in den Wirtshäusern mit Speise und Trank regaliert, insbesondere zum Alkoholgenuß, dem sie entwöhnt und nicht gewachsen waren, verleitet, zum Schwatzen und Renommieren provoziert, ihre bedauernswerte Lage in den Lazaretten kritisiert und dadurch ihre Unzufriedenheit und Renitenz erweckt. Während in der ersten Zeit die Kranken des Lobes über die Lazarettbeköstigung voll waren, begann nun ein ewiges Schelten darüber, anonyme Briefe und Klagen aller Art häuften sich, ohne daß - wie zweifelsfrei festgestellt | werden konnte - die Qualität des Gebotenen sich irgend A558 geändert hatte. Es ist, da über die Zuständigkeit, wie sich zeigte, beim Kgl. Generalkommando sowohl wie bei der Zivilbehörde 5 Zweifel obwalten, dringend zu wünschen, daß für die Zeit des Kriegszustands und des Übergangs der vollziehenden Gewalt auf die Militärgewalt deren Befugnis, den Wirten sowohl als auch (was ebenso wichtig ist) Privatpersonen, die Verabfolgung von Alkohol und andern Genußmitteln bei Strafe zu verbieten, durch Gesetz zweifelsfrei festgestellt wird. Einem entsprechenden Antrag des Unterzeichneten konnte wegen jener Zweifel nicht Folge gegeben werden 6 . Das vom Garnisonskommando Heidelberg und für die auswärtigen Reservelazarette an die Verwundeten erlassene Wirtshausverbot genügte nicht, wie die Erfahrung zeigte.

3. In der ersten Zeit waren fast nur Norddeutsche und Bayern in den Lazaretten, also nicht hier beheimatete Leute. Das änderte sich teils durch zahlreiche Überweisungen in Heimatlazarette, teils 30 durch zunehmende Zuweisung badischer Verwundeter in badische Lazarette. Parallel damit ging eine rapide Verschlechterung der Disziplin. Ganz erklärlicherweise: der landesfremde Lazarettkranke fühlte sich hier nicht zur Landesbevölkerung, sondern zum Verband 5 Gemeint sind d a s Königlich-preußische

stellvertretende G e n e r a l k o m m a n d o

XIV. A r m e e k o r p s , in d e s s e n Z u s t ä n d i g k e i t d i e H e i d e l b e r g e r

des

Reserve-Lazarettkommis-

s i o n fiel, s o w i e v o n ziviler Seite d a s B e z i r k s a m t H e i d e l b e r g . 6 D i e s e r A n t r a g ist o b e n a b g e d r u c k t : 2. [ E i n g a b e b e t r e f f e n d d i e E r h a l t u n g d e r Diszip l i n in M i l i t ä r l a z a r e t t e n ] , Alkoholgenuß].

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Lazarettverwaltung

des Heeres gehörig, ähnlich wie im Felde und verhielt sich entsprechend. Das Landeskind fühlte sich als ein verdienstvoller und daher anspruchsberechtigter Bestandteil der einheimischen Bevölkerung, deren Neigung zur Verhätschelung sich ihm naturgemäß besonders stark zuwendete. Es ist nicht zu verkennen, daß diese schweren Nachteile für die Militärdisziplin andern Gesichtspunkten unversöhnbar entgegenstehen können. Der Lazarettkranke befriedigt, selbst wenn er keine eigne Familie hat, seine sexuellen Bedürfnisse in der Heimat im Durchschnitt in menschlicherer, weniger verrohender und im ganzen auch hygienisch unbedenklicherer Art als in fremden Orten, wo er auf die Prostitution angewiesen ist. Er ist in der Lage, seiner Familie mindestens durch Beratung, eventuell auch durch ein gewisses Maß von Mitarbeit ökonomisch zu helfen. Er kann, wenn er voraussichtlich dauernd untauglich bleibt, die nötigen Schritte zum Übergang in einen geeigneten Beruf leichter tun. Indessen die militärische Disziplin und solche Gesichtspunkte bürgerlicher Moral und Fürsorge stehen sich hier prinzipiell unvereinbar gegenüber. Daß der Leichtverletzte, voraussichtlich bald wieder Dienstfähige^ möglichst dicht hinter der Front belassen und nur eventuell | vor der Wiedereinstellung kurz nach Hause beurlaubt und alle voraussichtlich dauernd Dienstuntauglichen so bald als möglich der Heimat und Familie zugeführt werden sollten, ist wohl jetzt allgemein anerkannt. Für die dazwischen liegenden Fälle ist eine eindeutige Antwort nicht möglich. Zwei Kategorien machten disziplinär besondere Schwierigkeiten und erklärten das Wiederanschwellen der Straffälligkeit im Frühjahr 1915: die Geschlechtskranken, welche aus hygienischen Gründen gänzlich in Klausur genommen werden mußten (gut 200), und die orthopädisch Behandelten (rund 4-500). Beide Kategorien umfaßten objektiv kräftige und subjektiv sich kräftig fühlende junge Leute von disziplinär überaus schwierigen Qualitäten. Über die orthopädisch Behandelten insbesondere scheinen einige Bemerkungen am Platze. Bekanntlich hängt das außerordentliche Prestige der Orthopädie eng zusammen mit der zunehmenden Bedeutung der Renten, infolge vor allem unsrer sozialpolitischen Gesetzgebung. Selbst sehr bedeutende Aufwendungen für Orthopädie rentieren sich für die rentenpflichtigen Verbände glänzend, wenn dadurch eine allgemeine Herabdrückung der massenhaften Renten um 10-15% erzielt wird. Der

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Erfahrungsbericht

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mit maschinellen Hilfsmitteln arbeitende Orthopäde leistet diesen Dienst und ist kraft der Position, welche er dadurch erlangt, in die Lage versetzt, zunehmend Operationen, zunächst Nervennähte und andre seinem Fach naheliegende, dann aber auch andre und schließlich fast die ganze Extremitätenchirurgie in den Bereich seiner Tätigkeit zu ziehen. Nicht nur ökonomische, sondern auch ideelle Interessen legen ihm dies nahe: die bloße Kontrolle der mechanischen orthopädischen Apparate und des Hantierens der Kranken an ihnen, ist ziemlich geisttötend und befriedigt ihn erfahrungsgemäß selten. Auch hier am Ort lag daher die tatsächliche Kontrolle und Leitung der orthopädischen Übungen in den Händen orthopädisch nicht geschulter jüngerer Ärzte oder des Personals. Schon die große Zahl der orthopädischen Betten, außerdem die Reisen, die Prothesenfragen und daneben die allgemeinen Interessen der Orthopädie als Fach schloß eine intensive persönliche Durcharbeitung des Krankenmaterials für den anfänglich leitenden Orthopäden aus. Es war die einstimmige Klage aller dem Unterzeichneten persönlich bekannten, gebildeten, orthopädisch Behandelten, daß sie an den Apparaten im wesentlichen sich selbst | überlassen seien A560 und im Gegensatz zu der Massagebehandlung keinen rechten Fortschritt verspürten. Die Einsichtnahme in die Hauptkrankenbücher bestätigte die Wahrnehmung, daß die Behandlung sich oft endlos ausdehnte und Leute festhielt, welche zum mindesten zur Garnisondienstleistung längst befähigt gewesen wären. Ob es nicht künftig zweckmäßiger wäre, einen großen Teil solcher Leute Truppenteilen am Ort zuzuweisen und neben dem Dienst orthopädisch üben zu lassen, und ob nicht in vielen anderen Fällen der Übergang zu einer körperlichen Berufsarbeit zweckmäßiger wäre, ist vielleicht der Erwägung wert. Jedenfalls waren diese Leute nicht Lazarettkranke im gewöhnlichen Sinn, konnten sich auch nicht als solche fühlen, sondern gewissermaßen als in Pension eingelagert, und machten disziplinär, wenn man sie an die Lazarettordnung binden wollte, die größten Schwierigkeiten. Mit Zunahme der orthopädischen Betten stieg daher die Straffälligkeit. 4. Die Abnahme der Strafen im Winter steht wohl mit der damals ermöglichten Durchführung des Unterrichts im Zusammenhang, die Zunahme im Frühjahr außer mit den schon erwähnten Umständen mit der gesteigerten emotionellen (sexuellen) Erregung und der notgedrungenen Einstellung des Unterrichts.

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Erfahrungsberichte

über

Lazarettverwaltung

5. Die Erhöhung der Krankenlöhnung im Herbst 1915 hat die Disziplin verschlechtert. Die Leute benutzten das Geld vielfach nur, um sich Alkohol zu verschaffen. Vom disziplinären Standpunkt aus erscheint fraglich, ob diese Erhöhung der individuellen Geldbezüge, welche bei 3000 Kranken im Jahr rund 200000 Mk. baren Mehr- 5 aufwand bedeutete, nicht zweckmäßiger durch Bereitstellung dieser Mittel als Fonds für Kollektivzwecke (materiell: Verbesserung der Abendkost, ideell: Schaffung von geeigneter Beschäftigung) verwendet worden wäre. 6. Steigende Schwierigkeit der Disziplin bedingte endlich auch 10 die immer erneute Nachmusterung der Polizeiunteroffiziere, welche schließlich fast alle körperlich kräftigen und energischen Persönlichkeiten den Lazaretten entzog, zusammen mit der maßlosen Überlastung der Unteroffiziere durch Listenführungen aller Art.

[Zur Frage des Friedenschließens]

Editorischer Bericht Zur

Entstehung

Seit Beginn des Krieges war jegliche Erörterung der Kriegsziele in der Öffentlichkeit untersagt, desgleichen die kontroverse B e h a n d lung innenpolitischer Fragen, sofern diese den „ B u r g f r i e d e n " gef ä h r d e n könnten. Die von den Stellvertretenden G e n e r a l k o m m a n d o s g e h a n d h a b t e Zensur ließ zwar hin u n d wieder publizistische Ä u ß e r u n g e n zu Kriegszielfragen, namentlich solche betont nationaler Ausrichtung, passieren, aber im g a n z e n w u r d e bis z u m Herbst 1916, w e n n a u c h mit nachlassender Intensität und bei z u n e h m e n der B e g ü n s t i g u n g der Rechten, die Erörterung von Kriegszielfragen in der Presse effektiv unterdrückt. D e n n o c h war s c h o n bald n a c h K r i e g s a u s b r u c h eine massive K a m p a g n e z u g u n s t e n weitreichender A n n e x i o n e n in G a n g g e k o m m e n , die sich vornehmlich des Mittels der „vertraulichen" Versendung von Denkschriften an zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens bzw. an die Reichsbehörden bediente. N a c h d e m im Frühjahr 1915, mit dem Kriegseintritt Italiens u n d Rumäniens an der Seite der Alliierten, die Kriegszielagitation zeitweise etwas nachgelassen hatte, flammte sie in der zweiten Hälfte des Jahres erneut auf. Im Mittelpunkt der Auseina n d e r s e t z u n g e n stand die Frage der Z u k u n f t Belgiens, für dessen A n n e x i o n breite G r u p p e n nicht nur der Rechten, s o n d e r n a u c h der bürgerlichen Parteien eintraten. Seit dem Spätherbst 1915, n a c h den großen militärischen Erfolgen im Osten, die zur Z u r ü c k d r ä n g u n g der russischen Streitkräfte aus Polen geführt hatten, f a n d d a n n a u c h die Frage der künftigen Gestaltung der Verhältnisse im Osten z u n e h m e n d B e a c h t u n g in der deutschen Öffentlichkeit. Trotz der vergleichsweise günstigen militärischen Lage der Mittelm ä c h t e war aber eine Kriegsentscheidung, gleichviel o b diese mit militärischen oder mit diplomatischen Mitteln herbeigeführt würde, nirgends in Sicht. Die A b h a n d l u n g „ Z u r Frage des Friedenschließens" ist vor diesem politischen Hintergrund entstanden. Max Weber hatte s c h o n zuvor d a r a u f hinzuwirken gesucht, den weitg e s p a n n t e n Expansionsbestrebungen, wie sie in der Öffentlichkeit, aber a u c h seitens der offiziellen Politik, vertreten wurden, im Rah-

Zur Frage des

50

Friedenschließens

men seiner Möglichkeiten entgegenzuwirken 1 . Der n a c h s t e h e n d e Text k a n n als H ö h e p u n k t dieser B e m ü h u n g e n gelten. M a r l a n n e Weber g a b der Erstveröffentlichung In den Gesammelten Politischen Schriften die f o l g e n d e B e m e r k u n g bei: „Diese Im Nachlaß des Verfassers vorgefundene, offenbar als Denkschrift an Parlamentarier und Regierung g e d a c h t e A b h a n d l u n g muß, wie der Hinwels auf die Höhe der Kriegsanleihezinsen ergibt (...) 2 , n a c h der dritten Anleihe, also Ende 1915 oder in den ersten M o n a t e n des Jahres 1916, geschrieben sein zu einer Zeit, als D e u t s c h l a n d jedenfalls im Osten n o c h auf der Höhe seiner militärischen Erfolge stand. Die öffentliche Erörterung der Kriegsziele war d a m a l s n o c h verboten, um so heftiger agitierten große Interessentengruppen in Denkschriften und heimlichen K u n d g e b u n g e n für Annexionen im Westen und Osten." 3 J e d o c h Ist es zweifelhaft, ob es sich wirklich um eine Denkschrift g e h a n d e l t hat. Über den Zeitpunkt u n d die U m s t ä n d e der Niederschrift Ist uns nichts Näheres bekannt. D o c h ergibt sich aus textimmanenten Gesichtspunkten, daß die A b h a n d l u n g , wie dies anläßlich des Ersta b d r u c k s s c h o n von M a r i a n n e Weber angedeutet wurde, n a c h dem Abschluß der Z e i c h n u n g der 3. Kriegsanleihe am 22. September 1915, In jedem Falle aber n o c h bevor die Frage des sog. „verschärften U-Boot-Krieges" Im Februar 1916 In den V o r d e r g r u n d der öffentlichen Diskussion über die deutsche Kriegspolitik und die deutschen Kriegsziele trat, niedergeschrieben w o r d e n sein muß. Ihre sachliche und stilistische Nähe zu dem Artikel über „ B i s m a r c k s Außenpolitik und die G e g e n w a r t " 4 , der am 25. Dezember 1915 In der Frankfurter Zeitung erschienen Ist, läßt eine Entstehung in unmittelbarem Z u s a m m e n h a n g mit diesem vermuten. Weber hielt sich vom 17. November bis zum 18./19. Dezember in Berlin auf 5 , um sich dort n a c h einer politischen Tätigkeit umzusehen 6 . Vieles spricht dafür, daß die A b h a n d l u n g „Zur Frage des 1 Vgl. M o m m s e n , M a x W e b e r 2 , S. 2 1 7 f . 2 Die A u s l a s s u n g

b e z i e h t s i c h a u f d e n S e i t e n v e r w e i s „ ( S e i t e 5 8 ) " In d e n

GPS1;

hier S. 66.

3 G P S 1 , S. 48, A n m . 1. 4 In d i e s e m B a n d a b g e d r u c k t S. 71 ff. 5 D a s D a t u m d e r A n r e i s e e r g i b t s i c h a u s e i n e m Brief a n F r i e d a G r o ß v o m 16. N o v . [ 1 9 1 5 ] , B e s t a n d E d u a r d B a u m g a r t e n , P r i v a t b e s i t z ; d o r t h e i ß t es: „ I c h k a n n ( v o r l ä u f i g ) s o b a l d ich, In w e n i g e n W o c h e n , v o n Berlin i c h m o r g e n f a h r e , z u r ü c k b i n , jederzeit

( C h a r l o t t e n b u r g , M a r c h - S t r a ß e 7F) w o h i n

k o m m e n . " Seine R ü c k k e h r n a c h

Heidelberg

k ü n d i g t e W e b e r in e i n e m Brief a n H e i n r i c h R l c k e r t v o m 15. Dez. [ 1 9 1 5 ] ,

Bestand

Dietrich Rlckert, Privatbesitz, a n : „Ich k o m m e S o n n t a g n a c h H [ e i d e l ] b [ e r ] g z u r ü c k . " D i e s e r S o n n t a g w a r d e r 19. D e z e m b e r . 6 Vgl. M o m m s e n , M a x W e b e r 2 , S . 2 2 9 f f .

Editorischer

Bericht

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Friedenschließens" unmittelbar vor dieser Reise oder w ä h r e n d des Berliner Aufenthalts verfaßt w o r d e n ist. Darauf deutet besonders ein Brief an Friedrich N a u m a n n vom 2. November 1915 hin, in dem Weber auf das Problem eines künftigen Friedensschlusses hinwies: „ Z u r Zeit ist die Frage: wie es d e n n ü b e r h a u p t möglich sein soll, jemals einen .Frieden' zu schließen, das Wichtigste." 7 Ä h n l i c h heißt es in einem Schreiben an Frieda Groß vom 16. November 1915: „ H o f f e n t l i c h ist d a n n [d.h. im Frühjahr] ein Ende des Krieges abzusehen, was bis jetzt nicht der Fall ist." 8 Einen M o n a t später schrieb Weber an Rickert: „ K ö n n t e man nur den Frieden absehen und einen S t a a t s m a n n finden, der ihn zu schließen verstände." 9 Dies ist der Leitgedanke a u c h der n a c h s t e h e n d e n A b h a n d l u n g . Daß sich Weber in diesen W o c h e n mit den Kriegszielfragen intensiv beschäftigte, geht a u c h aus dem bereits zitierten Schreiben an N a u m a n n hervor, dessen D a r l e g u n g e n sich eng mit den S c h l u ß p a s s a g e n des n a c h s t e h e n d e n Textes b e r ü h r e n : „ D e n n dieses H i n s c h l e p p e n des Krieges bedeutet: 1) V e r m e h r u n g d e s Rentnertums'. 4 0 - 5 0 M i l l i a r d e n mehr a n g e l e g t e s V e r m ö g e n in D e u t s c h l a n d !

in festen

Renten

2) F e h l e n des K a p i t a l s z u r ' N u t z u n g e t w a a n g e g l i e d e r t e r Gebiete. 3) E n t w ö h n u n g der N a t i o n v o n d e r A n p a s s u n g a n die Arbeit. 4) Ü b e r g a n g d e r ö k o n o m i s c h e n S u p r e m a t i e a u f A m e r i k a . - U n d d a n n : M a n d a r f s i c h n i c h t t ä u s c h e n : im Kriege s i n d F r a n k r e i c h u n d E n g l a n d f i n a n z i e l l relativ g e g e n ü b e r u n s im N a c h t e i l . Nach dem Frieden wird m a n - je l ä n g e r d e r Krieg d a u e r t , d e s t o m e h r - d a s G e g e n t e i l e r l e b e n , die gleiche Ü b e r r a s c h u n g wie n a c h 1870/71."10

Es ist j e d o c h wenig wahrscheinlich, daß es sich, wie es M a r i a n n e Weber in der zitierten B e m e r k u n g a n n a h m , um eine „Denkschrift an Parlamentarier und Regierung" g e h a n d e l t hat, o b s c h o n die Z e n s u r b e s t i m m u n g e n eine solche A n n a h m e nahelegen. Vielmehr spricht viel dafür, daß die A b h a n d l u n g für eine Veröffentlichung in der Frankfurter Zeitung vorgesehen war. Auf letzteres deutet ein undatiertes, von M a r i a n n e Weber auf Ende 1915 datiertes Schreiben Webers an die Redaktion der Frankfurter Zeitung hin 11 . In diesem Schreiben wird e i n g a n g s ein „ B e r i c h t " e r w ä h n t - die Bezeichnung bzw. der Titel desselben Ist von M a r i a n n e Weber beim A b d r u c k 7 Brief an Friedrich Naumann, undat. [2. Nov. 1915], ZStA Merseburg, Rep.92, Nl. Max Weber Nr. 30/8. 8 Siehe Anm. 5. 9 Siehe Anm. 5. 10 Siehe Anm.7; vgl. dazu die ähnlich lautenden Textpassagen, unten S.65f. 11 Von Marianne Weber unvollständig abgedruckt in GPS1, S. 459. Das Original oder eine vollständige Abschrift sind nicht überliefert.

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Zur Frage des

Friedenschließens

w e g g e l a s s e n w o r d e n - , in d e m v o n W e b e r s S t e l l u n g zu d e n d e u t s c h e n Kriegszielen die Rede g e w e s e n sein muß. Es Ist d e n k b a r , d a ß es sich bei d i e s e m „ B e r i c h t " u m eine S t e l l u n g n a h m e zu W e b e r s n a c h s t e h e n d e m Text g e h a n d e l t h a b e n k ö n n t e , die v o n der F r a n k furter Z e i t u n g v o n dritter Seite e i n g e h o l t w u r d e , u m feststellen zu lassen, o b der Text für eine V e r ö f f e n t l i c h u n g in F r a g e k o m m e u n d gegebenenfalls von den Zensurbehörden durchgelassen würde. J e d e n f a l l s b e m e r k t e W e b e r zu diesem, u n s u n b e k a n n t e n „ B e r i c h t " in s e i n e m S c h r e i b e n a n die R e d a k t i o n : „ I c h bin n o c h zu f r e u n d l i c h v o n i h m a n g e s e h e n . D e n n ich bin g e g e n jede ( e u r o p ä i s c h e ) A n n e xion, a u c h im O s t e n " , u n d er u m r i ß im f o l g e n d e n kurz u n d p r ä g n a n t seine Position, in s a c h l i c h e r Ü b e r e i n s t i m m u n g mit d e n A u s f ü h r u n g e n der A b h a n d l u n g „ Z u r F r a g e des F r i e d e n s c h l i e ß e n s " , a b e r w e s e n t l i c h p o i n t i e r t e r : „ A l s o n u r d a s militärisch Unentbehrliche, keinerlei . A n n e x i o n e n ' . " M ö g l i c h e r w e i s e hat d e r - v o n W e b e r s defensiver R e a k t i o n her zu s c h l i e ß e n d e - a b l e h n e n d e T e n o r des „ B e r i c h t s " die R e d a k t i o n b e w o g e n , v o n einer V e r ö f f e n t l i c h u n g der A b h a n d l u n g „Zur Frage des Friedenschließens" abzusehen. Weber s c h l o ß s e i n e n Brief a n die R e d a k t i o n mit der resigniert k l i n g e n d e n B e m e r k u n g : „ D e r E i n d r u c k , d e n ich in Berlin g e w a n n u n d sehr einf a c h e p o l i t i s c h e E r w ä g u n g e n b e s t i m m e n m i c h d a z u . A b e r ich g e b e es völlig auf, g e g e n a b w e i c h e n d e A n s i c h t e n - die Ihrige k e n n e ich n i c h t - z u p o l e m i s i e r e n . " W e b e r d ü r f t e dieses S c h r e i b e n , wie a u s der zitierten S c h l u ß b e m e r k u n g h e r v o r g e h t , u n m i t t e l b a r n a c h seiner R ü c k k e h r a u s Berlin a m 19. D e z e m b e r verfaßt h a b e n . Aller W a h r s c h e i n l i c h k e i t n a c h ist es d e m S c h r e i b e n a n d e n R e d a k t e u r der F r a n k f u r t e r Z e i t u n g , H e i n r i c h S i m o n , v o m 25. D e z e m b e r 1 2 v o r a n g e g a n g e n . Letzteres S c h r e i b e n stellt e i n e A n t w o r t a u f ein u n s n i c h t überliefertes S c h r e i b e n S i m o n s dar, w e l c h e s dieser w o h l In K e n n t nis des a m 25. D e z e m b e r e r s c h i e n e n e n Artikels ü b e r „ B i s m a r c k s A u ß e n p o l i t i k u n d die G e g e n w a r t " v e r f a ß t h a b e n dürfte, w o r a u f b e s t i m m t e i n h a l t l i c h e P a r a l l e l e n s c h l i e ß e n lassen 1 3 . Für die A n n a h m e , d a ß die A b h a n d l u n g „ Z u r F r a g e des F r i e d e n s c h l i e ß e n s " für eine V e r ö f f e n t l i c h u n g In der F r a n k f u r t e r Z e i t u n g bes t i m m t g e w e s e n , d a n n a b e r , h ö c h s t w a h r s c h e i n l i c h w e g e n der bes t e h e n d e n Z e n s u r b e s t i m m u n g e n , u n t e r b l i e b e n ist, s p r i c h t schließlich a u c h die stilistische N ä h e zu d e m Artikel ü b e r „ B i s m a r c k s A u ß e n p o l i t i k u n d die G e g e n w a r t " . 12 U n v o l l s t ä n d i g a b g e d r u c k t in GPS 1 , S . 4 5 9 f . ; d a s O r i g i n a l o d e r eine v o l l s t ä n d i g e A b s c h r i f t sind nicht überliefert. 13 Siehe d e n E d i t o r i s c h e n Bericht zu „ B i s m a r c k s A u ß e n p o l i t i k u n d die G e g e n w a r t " , unten S.68f.

Editorischer

Bericht

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Über eine nichtöffentliche V e r w e n d u n g der A b h a n d l u n g , gegebenenfalls d u r c h Versendung an Vertreter der öffentlichen Meinung, Politiker und Staatsmänner an verantwortlicher Stelle, ist uns nichts bekannt. Weder in den einschlägigen Nachlässen möglicher Adressaten n o c h in den Akten der Reichskanzlei, die hunderte von Denkschriften ähnlicher Art enthalten, läßt sich dieser Text nachweisen. Der Titel „Zur Frage des Friedenschließens" hilft in dieser Bezieh u n g nicht weiter; es ist unwahrscheinlich, daß dieser auf Max Weber selbst z u r ü c k g e h t ; er dürfte von M a r l a n n e Weber anläßlich der Veröffentlichung eingeführt w o r d e n sein. D e m n a c h muß die A b h a n d l u n g „ Z u r Frage des Friedenschließens" auf November bzw. die erste Hälfte Dezember 1915 datiert werden, n o c h vor Webers Rückkehr aus Berlin und n o c h vor der A b f a s s u n g des Bismarck-Artikels. Dafür spricht a u c h die Mitteilung M a r i a n n e Webers im „ L e b e n s b i l d " , daß sich Weber „seit W e i h n a c h ten einige W o c h e n zu Hause in seine gelehrte Arbeit vertieft" habe, sich also In dieser Zeit von den politischen T a g e s f r a g e n zurückgezogen h a b e n dürfte 1 4 . D o c h läßt sich Endgültiges a u f g r u n d der b r u c h s t ü c k h a f t e n Überlieferung nicht mit Sicherheit sagen.

Zur Überlieferung

und

Edition

Ein Manuskript Ist nicht überliefert. Der A b d r u c k folgt d e m Text, der erstmals von M a r l a n n e Weber in der 1. Auflage der GPS, S. 48-59, veröffentlicht w u r d e (A).

14 W e b e r , M a r i a n n e , L e b e n s b i l d ' , S.570.

[Zur Frage des Friedenschließens]

Der Friedensschluß einer europäischen Macht in unserer geographischen Lage, welche auch künftig „Weltpolitik" zu treiben beabsichtigt, hat von der Tatsache auszugehen, daß außer uns noch sechs andere Mächte vorhanden sind, welche das gleiche zu tun willens sind und von denen einige der stärksten an unseren Grenzen auch die Macht dazu haben. Daraus folgt, daß trotz eines noch so vollständigen Sieges jene Absicht für uns unausführbar ist. Weltpolitik ist für uns nicht zu führen, wenn wir die Chance haben, bei jedem Schritt auch in Zukunft stets erneut auf die gleiche Koalition zu stoßen, wie sie diesmal gegen uns sich zusammengefunden hat. Es muß die Möglichkeit für uns offen gehalten werden^ mit einer der stärksten von ihnen eine feste Verständigung auf lange Sicht hinaus zu erzielen. Dies muß keineswegs sofort geschehen, wohl aber dürfen die Friedensbedingungen nicht so gestaltet werden, daß sie jene Möglichkeiten dauernd ausschließen. Dies wäre der Fall, wenn Annexionen nach beiden Fronten, auf jeder von ihnen uns Gegner schaffen würden, welche durch die Interessen ihrer eigenen Sicherheit genötigt wären, jedem Feind, der gegen uns in die Schranken tritt, die Hand zu reichen. - So aber wäre die Lage Englands und Frankreichs, wenn Belgien durch Deutschland ganz oder überwiegend annektiert oder in einer Art dauernd „angegliedert" 1 würde, welche einer Verwandlung der belgischen Seeküste in eine maritime Operationsbasis gegen England, der belgischen Südgrenze in eine territoriale Operationsbasis gegen Frankreich gleichkäme. Die Annexion Elsaß-Lothringens hat jeder Macht, welche in Gegen |satz zu unseren weltpolitischen Interessen geriet, gestattet, bedingungslos und ohne alle Gegenleistung auf die Hilfe Frankreichs gegen uns zu zählen, ohne daß die geringste Chance für uns 1 W e b e r b e z i e h t s i c h v e r m u t l i c h auf die B e s t r e b u n g e n d e s G e n e r a l g o u v e r n e u r s in Belgien, G e n e r a l M o r i t z v o n B i s s i n g , der bereits im A p r i l 1915 in einer D e n k s c h r i f t d i e . . A n g l i e d e r u n g " B e l g i e n s a n d a s D e u t s c h e R e i c h p r o p a g i e r t hatte. D u r c h H e i n r i c h S i m o n , z u d i e s e m Z e i t p u n k t K o r r e s p o n d e n t der F r a n k f u r t e r Z e i t u n g in B r ü s s e l , hatte W e b e r im A p r i l dort K o n t a k t z u v o n B i s s i n g b e k o m m e n u n d w a r ü b e r d e s s e n P l ä n e informiert.

Zur Frage des Friedenschließens

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bestand, durch Verständigung mit Frankreich diese Lage zu ändern, weil die Ehre den Franzosen verbot, die Annexion als definitiv anzuerkennen, solange die Elsässer selbst dies zu tun zum erheblichen Teil abgeneigt waren, und solange die politische Lage des Elsaß den Stempel des Provisoriums an sich trug. 2 Wir sind dadurch weltpolitisch vollkommen gelähmt und sowohl Rußland wie England gegenüber zur Ohnmacht verurteilt worden. Eine Annexion oder dauernde widerwillige „Angliederung" von Belgien an uns innerlich anzuerkennen, verbietet Frankreich und England nicht nur die Ehre, sondern die elementarste Rücksicht auf die eigne Sicherheit ganz ebenso, wie unsere Sicherheitsinteressen uns verbieten würden, die Angliederung Belgiens an eine jener beiden Mächte zu dulden. An ein innerliches Sichabfinden mit der deutschen Herrschaft von Seiten der Belgier selbst ist vollends unter gar keinen wie immer gearteten Verhältnissen jeweils zu denken. Alle gegenteiligen Vorstellungen sind auch hinsichtlich der Flamen - große Selbsttäuschungen. Aber auch abgesehen davon steht fest: jede Macht, die uns künftig bedrohen könnte, insbesondere also Rußland, würde im Fall der Annexion nunmehr die vollkommene Sicherheit haben, nicht nur wie jetzt: Frankreich, sondern: Frankreich und England auf seiner Seite zu haben. Und nicht nur diese Militärmächte allein, sondern alle jene ideellen Mächte in der ganzen Welt, welche nun einmal durch das Schauspiel der dauernden Vergewaltigung und Unterjochung eines Volkes mit (formell) erstklassiger Zivilisation in Bewegung gesetzt würden. Die Stimmung, welche diesmal in Amerika und Italien von Kriegsbeginn an gegen uns bestand, und deren Folgen politisch und auch militärisch nicht gleichgültig gewesen sind, bestände dann dauernd auch im Frieden. Denn so hoch man die ältere und technisch weit überlegene englische Nachrichtenorganisation und vor allem die Angst dieser Länder vor der überlegenen englischen Seemacht als Gründe ihrer feindlichen Stellungnahme gegen uns einschätzen mag, so kann über die gewaltige Bedeutung des Eindrucks unseres Einmarsches in Belgien dafür doch 2 N a c h der Angliederung a n das Deutsche Reich 1871 hatte Elsaß-Lothringen nicht den Status eines Bundesstaates erhalten, sondern nur den eines Reichslandes, d a s unmittelbar dem Kaiser unterstellt war, ohne endgültige Regelung der Vertretung der elsaß-lothringischen Regierung im Bundesrat. Durch die V e r f a s s u n g s ä n d e r u n g von 1911 erhielt es einen eigenen L a n d t a g und 3 Stimmen im Bundesrat, blieb aber weiterhin unmittelbar einem kaiserlichen Statthalter unterstellt.

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kein Zweifel bestehen. Die urwüchsige Solidaritätsempfindung der lateinischen ebenso wie der angelsächsischen Bevölkerung der Erde ist an sich in ihrer Bedeutung für die Stellungnahme Italiens und Amerikas von uns zu niedrig eingeschätzt worden. An ihrer Erwekkung ist der Eindruck | von deutschen Eroberungs- und Invasionsplänen in Belgien und auf dem Weg über Belgien ganz wesentlich beteiligt. Haben wir mit einer dauernden und wachsenden Gefährdung unserer nationalen Unabhängigkeit durch Rußland in Zukunft zu rechnen, so gebieten uns zwingende Gründe weltpolitischer Art, nicht an unserer Westgrenze einen Zustand zu schaffen, welcher für alle Zukunft die Feindschaft eines großen und - mögen wir annektieren was wir wollen - sehr mächtig bleibenden Teils der Welt zur Folge haben muß. Daß wir mit jener Bedrohung durch Rußland zu rechnen haben werden, unterliegt nicht dem geringsten Zweifel. England kann unseren Handel abschneiden und uns Kolonien abnehmen - auf Kosten eigener materieller Interessen, wie selbst dieser Krieg gezeigt hat, Frankreich könnte uns im Fall eines Sieges eine Provinz abnehmen. Keine 3 der beiden Mächte und auch nicht beide zusammen könnten jemals unsere Existenz als Nation und Großmacht wirklich dauernd vernichten. Die einzige Macht, von welcher uns etwas Derartiges drohen kann, ist aus geographischen und nationalpolitischen Gründen Rußland, und zwar bis zum Eintritt eines (relativen) populationistischen Sättigungsgrades, der noch in weiter Ferne liegt, in steigendem Maße. Rußland wird auch, wenn wir die gegenwärtige Linie unserer Orientpolitik fortsetzen, unbedingt dazu genötigt sein, mit allen Mitteln nach der Vernichtung unserer Machtstellung zu trachten. Nicht nur der durch ökonomische und soziale Motive bedingte Expansionsdrang der russischen Bauernschaft, sondern die Abschneidung vom offenen Meer und von den historisch und kulturlich bedingten nationalen Aspirationen aller Jahrhunderte zwingt jede russische Regierung in Zukunft zu einer vor allem darauf gerichteten Politik. Es scheint nicht klug, dieser Politik in Gestalt der Heere und der ökonomischen Mittel von Frankreich und England Helfer zu verschaffen, welche durch ihr eigenes Interesse genötigt sind, ihr bedingungslos dauernd zur Verfügung zu stehen. a A: Keiner

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Die durch den ungeheueren Lärm, mit welchem wir unsere wahrlich bescheidene Übersee-Expansion in Szene setzten, verursachte Vorstellung, daß wir das ebenso aussichtslose wie nach geographischen Bedingungen sinnlose Ziel verfolgten: 1. eine deutsche Expansion in Westeuropa vor Englands Toren, 2. die Eroberung des indischen und ägyptischen Kolonialreichs und 3. die Vernichtung des national-britischen Weltreichs durchzusetzen, hat der russischen Politik schon bisher diesen Dienst geleistet. Die beginnende Umsetzung des zuerst genannten Ziels (Expansion in Westeuropa) in die Tat würde für die russische Politik die gleichen Chancen für alle Zukunft verewigen. Die beiden anderen Ziele würden aber beim Versuch der Umsetzung in die Tat alsbald als Utopien erkannt werden - im Gegensatz zu der äußerlich möglichen Annexion Belgiens. Daß der Gedanke^] ein auf nationaler Grundlage ruhendes Weltreich wie England mit Kanada, Australien und jetzt auch Kapland zu zersprengen^ für uns Unsinn ist und durch keine Niederlage Englands in die Tat umzusetzen wäre, hat der Krieg wohl erwiesen. Nur innere ökonomische und soziale Zersetzung könnte es zerfallen lassen. Gegen den Versuch, eine deutsche Herrschaft an die Stelle der englischen zu setzen, fände es sich sofort wieder zusammen, genau so wie jetzt die Anglo-Amerikaner zum alten Mutterland halten. Über den Ungedanken einer deutschen Herrschaft in Indien ist wohl kein Wort zu verlieren. Eine etwaige Überspannung des direkten Aktionsradius der deutschen Orientpolitik bis nach Syrien und Ägypten bedeutete die dauernde solidarische Feindschaft Frankreichs und Italiens mit England gegen uns und ist aus geographischen Gründen für uns militärisch nicht durchführbar. Es wird politisch durchaus nützlich sein, wenn der Verlauf des Kriegs in England den Eindruck hinterläßt, daß wir über Mittel verfügen, die naturgegebenen und unvermeidlichen Orientinteressen dieses Landes ernstlich zu schädigen, wenn Englands Politik unseren eigenen Kolonialinteressen so wie bisher ohne Notwendigkeit schikanös in den Weg tritt. Sicher aber ist, daß der Krieg, einerlei wie er im übrigen ausgeht, bei uns wie in England den Beweis liefern wird, daß eine Verdrängung der englischen Macht speziell in Ägypten zu unseren eigenen Gunsten politisch nicht in Betracht kommt, und daß es also notwendig und auch sehr wohl möglich ist, mit England über die beiderseitigen nordafrikanischen und Orientinteressen zu einem beide Teile befriedigenden Abkommen zu gelangen.

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Eine politische Mittelmeermacht können wir nun einmal aus geographischen Gründen nicht werden. Wenn so diese utopischen Ziele, welche der Zorn gegen England und die Phantastik politischer Publizisten anläßlich der Siege unserer Heere hie und da auftauchen ließ, sich von selbst durch die Gewalt der Tatsachen erledigen werden, so steht es infolge der militärischen Okkupation Belgiens und Nordfrankreichs anders mit dem Ziel der westeuropäischen Expansion. Der Gedanke einer solchen hat vor dem Krieg wohl auch dem verantwortungslosesten Bierstubenpolitiker ganz ferngelegen. Unser militärischer Aktionsradius, der im Orient selbst bei den überschwenglichsten | Siegen seine festen Grenzen haben wird, reicht, wie sich zeigt, selbst in der jetzigen unerhörten Lage dieser Koalition gegenüber weit genug, um - wenn nichts zur Zeit Unvorhergesehenes geschieht - Belgien und Nordfrankreich wenigstens äußerlich militärisch in der Gewalt zu behalten. Die Frage ist: ob wir es sollen. Was haben wir uns von diesem Besitz zu versprechen? Zunächst 1. keine „deutsche Rheinmündung", ein Kanal nach Antwerpen ist nur durch holländisches Gebiet möglich, ebensowenig 2. selbst im Fall des Hinzunehmens von Dünkirchen, Calais und Boulogne einen Kriegshafen für Schlachtschiffe. Dafür müßte schon Cherbourg mitannektiert werden, und dann wäre die deutsche Hochseeflotte, falls England in der Themsemündung einen Flottenstützpunkt schafft, in zwei strategisch getrennte Hälften zerschnitten. Also nur 3. einen Stützpunkt für Unterseeboote und also die Möglichkeit einer Sperrung der Themsemündung, wenn dieses Kampfmittel genügend weiterentwickelt wird und wir es rücksichtslos insbesondere ohne Rücksicht auf die Neutralen gebrauchen. Aber die Ungunst unserer militär-geographischen Lage zur See wäre damit nur wenig gebessert, denn diese beruht darauf, daß die quer vorgelagerten britischen Inseln die fast vollständige Sperrung aller Nordseeund Kanalhäfen für England sehr leicht machen, während die Sperrung Liverpools, auf die alles ankäme, dann ebensowenig wirklich durchführbar wäre, wie sie es jetzt gewesen ist. Dem freien Ozean wären wir in einem praktisch wirklich entscheidenden Grade nur dann näher gerückt, wenn wir auch die Häfen der Bretagne besäßen; ohne diese wird eine wirkliche Hinderung von Truppentransporten von England nicht möglich, und sie wird auch dann nur in unerheblichem Grade möglicher werden als diesmal, wo sie trotz des Besitzes

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von Zeebrügge und Ostende nicht gelang. Die Flankenlage der Häfen der britischen Seeküste bliebe bestehen. Die (in dem diesmaligen Kriege) völlig utopische Invasion nach England hinein wäre auch in Zukunft nur im Fall des Besitzes von Calais und der Nachbarhäfen eine ernsthafte Möglichkeit. Eben deshalb aber wäre die dauernde Besetzung benachbarter belgischer Küstenstriche durch uns nur das Mittel, England und Frankreich zu einem dauernden Schutz- und Trutzbündnis gegen uns direkt zu zwingen, also der russischen Politik in die Hände zu arbeiten. So wehrlos wie diesmal gegenüber einer wirklich gelungenen Invasion werden wir England künftig nicht wieder finden. Die Notwendigkeit ständiger Munitions- und Proviantnachschübe macht übrigens auch jede | gelungene Truppenlandung, wenn nicht die feindliche Torpedo- und Unterseebootsflotte in jeder Hinsicht absolut unterlegen ist, zu einem reinen Abenteuer. Ob endlich unserer eigenen Unterseebootmacht für die Schädigung des englischen Handels und der englischen Truppentransporte künftig etwas mehr als die diesmalige, weitmehr durch den in dieser Art nicht leicht wiederholbaren, moralischen Eindruck als in wirklich militärisch wichtigen Erfolgen sich äußernde b Bedeutung beschieden sein wird, hängt von der heute nicht übersehbaren Frage ab, ob nicht vielleicht zunehmend wirksamere technische Mittel zur Unschädlichmachung der Unterseeboote geschaffen werden. Andererseits auch davon, wie sich der Aktionsradius und das Aktionstempo der Unterseeboote selbst entwickelt. Diese letzteren Umstände werden auch darüber entscheiden, wieviel oder wie wenig der Unterschied des Besitzes von Kanalstützpunkten gegenüber den Nordseehäfen für die Verwertung der Unterseeboote gegen England künftig bedeuten wird. Daß die Chance, dem englischen friedlichen und militärischen Schiffsverkehr im Kriegsfall Verlegenheiten zu bereiten, mit dem Besitz von Kanalhäfen steigt, soll mit alledem natürlich nicht bestritten werden. Ganz unsicher sind nur alle Faktoren für die Berechnung, wie stark diese Steigerung künftig militärisch ins Gewicht fallt. Politisch wird die ideelle Bedrohung: das gewaltig gesteigerte subjektive Bedrohtheitsgefühl der englischen Bevölkerung uns gegenüber, das einzig sichere Ergebnis sein. Es scheint, daß manche Politiker sich eben davon günstige Wirkungen versprechen. Gerade dies aber geschieht mit b A: äußernden

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dem denkbar zweifelhaftesten Recht. Gelänge es jetzt etwa Calais zu besetzen und zu behaupten, so wäre ein guter Friede mit England gewiß wahrscheinlich, - dann nämlich, wenn England dabei gegen andere Konzessionen die Beseitigung dieser (wesentlich ideellen) Bedrohung, also unseren Verzicht auf die Kanalküste eintauschte. Würde man aber darauf bestehen, im Frieden Kanalhäfen oder auch nur dem Kanal naheliegende Gebiete zu behalten, dann wäre die einzige politisch denkbare Wirkung: dauernde Todfeindschaft zwischen England (und Frankreich) einerseits und andererseits die Verewigung der jetzigen Koalition mit Rußland ausdrücklich oder stillschweigend, also: die günstigsten Zukunftschancen für Rußland gegen uns. Gewiß ist es ein nationales Unglück, daß unsere mittelalterliche Geschichte und dann das 16. Jahrhundert die Mündungsgebiete des Rheins von uns trennte. Aber selbst wenn es möglich wäre[,] die Fehler von | acht Jahrhunderten durch Annexionen wieder zu reparieren, so liegt doch eins auf der flachen Hand: nicht Belgien, welches an uns mit rein französischen Landesteilen grenzt, sondern - wie schon angedeutet - Holland müßte dann das Objekt unseres westeuropäischen Expansionsstrebens sein. Jede Karte zeigt und jeder ehrliche Politiker sollte zugeben, daß hier die politisch-geographische Verstümmelung Deutschlands liegt, welche durch jenes geschichtliche Verhängnis herbeigeführt wurde. Nun gibt es freilich hie und da Politiker, welche meinen, wenn wir Belgien uns zwangsweise „angliedern", so wird Holland sich uns „freiwillig erschließen". Es gehört ein unglaubliches Maß von Unkenntnis der holländischen Eigenart und Interessenlage dazu, um das zu glauben. Nur durch militärische Gewalt oder durch Vergewaltigung (gleichviel mit welchen Mitteln) könnte jetzt und künftig Holland zu irgend etwas, was einer Aufgabe seiner Selbständigkeit ähnlich sieht, veranlaßt werden. Es bleibe dahingestellt, ob eine indirekte, etwa durch ökonomische Mittel, ins Werk zu setzende Vergewaltigung leicht durchführbar wäre. Die Erfolge der österreichischen ökonomischen Zwangspolitik gegen Serbien 3 sind nicht ermutigend. Jedenfalls wäre die Chance sehr groß, daß Holland alle Mittel dagegen in den Kauf nehmen würde, auch das: sich seinerseits zum Einfallstor 3 Gemeint sind die handelspolitischen Repressalien Österreich-Ungarns gegenüber Serbien, die im sog. „Serbischen Schweinekrieg" von 1906 kulminierten.

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Englands gegen uns und schlimmstenfalls selbst zu einem „Bündnis" nach Art Portugals 4 herzugeben. In jedem Fall aber würde ein schwerer, auch für den Kriegsfall immerhin nicht gleichgültiger Haß der - seit der Annexion Hannovers - ohnehin tief mißtrauisch gewordenen holländischen Bevölkerung5 gegen Deutschland die Folge jeder als solcher fühlbaren Vergewaltigung der Selbständigkeit des Landes sein. Eine etwaige militärische Besetzung aber, die nicht so einfach ist wie die Landkarte dem Landesunkundigen vortäuscht, würde England lediglich Anlaß geben, die holländischen Kolonien in „Verwahrung" zu nehmen, ohne daß wir dies hindern könnten. Es ist eine ganz andere Frage, ob es etwa auf dem Gebiet unserer Verkehrspolitik Mittel gibt, den Holländern einzelne bestimmte, auf gegenseitigen Konzessionen ruhende Abmachungen vorteilhaft erscheinen zu lassen, welche dann zu intimeren Beziehungen der beiden Länder und Völker führen können, als sie bisher bestanden. Je sorgsamer dabei die unbedingte Selbständigkeit des Landes unsererseits geschont wird, desto möglicher kann dies erscheinen, und desto mehr wird auch politisch das Interesse Hollands, so wie bisher gegen jedermann, auch gegen England seine Selbständigkeit zu wahren, zugunsten einer engeren | Freundschaft mit uns ausschlagen. Die „Angliederung" Belgiens aber und ein fühlbarer Druck unsererseits auf Holland würde das vorhandene Mißtrauen nur steigern. Jegliche Annexions- und Vergewaltigungspolitik an der Westgrenze führt uns in eine Verwicklung von Todfeindschaften, welche unsere Macht für die Lösung der Probleme des Ostens dauernd lähmen. Glauben wir trotzdem, aus welchen Gründen immer, über das hinausgehen zu müssen, was das absolute Minimum an Siche4 Weber bezieht sich hier offensichtlich auf den „Windsor-Vertrag" zwischen Großbritannien und Portugal vom 14. Oktober 1899, welcher die Bündnisse beider Länder aus den Jahren 1642 und 1661, im wesentlichen die Bestätigung der portugiesischen Kolonialbesitzungen, erneuerte. Dies kam einer Annullierung des im Vorjahr zwischen England und Deutschland geschlossenen Vertrages gleich, der, für den Fall einer portugiesischen Finanzkrise, die Aufteilung seines Kolonialbesitzes unter beide Länder vorsah. Obwohl Portugal zu Beginn des Ersten Weltkrieges seine Neutralität erklärt hatte, erwartete England unter Berufung auf die vertraglichen Bindungen von 1899 entsprechende Hilfeleistungen. 5 Nach der Annexion Hannovers Anfang Oktober 1866 herrschte in der öffentlichen Meinung Hollands die Furcht, Preußen könne auch holländisches Territorium, etwa die umstrittenen Provinzen Limburg und Luxemburg, annektieren wollen. Vgl. Vandenbosch, Amry, Dutch Foreign Policy Since 1815. - The Hague: Nijhoff 1959, S. 273.

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rung der Grenzen unserer Rheinprovinz erfordert, nämlich 1. Herstellung des Zustands von vor 1867 in Luxemburg 6 und 2. eine Behandlung des belgischen Problems, welche eine zukünftige Versöhnung mit dem belgischen Volke nicht ausschließt und welche uns lediglich die ohne Annexionen oder annexionsartige „Angliederung" erreichbaren relativ optimalen Garantien gegen plötzliche Überfälle auf unser westliches Industriegebiet gibt - wollen wir also Expansions- und nicht bloße Sicherungspolitik im Westen treiben - , dann wäre eine vorbehaltlose Verständigung und d.h. ein festes Bündnis mit Rußland absolute Voraussetzung. Anderenfalls gibt es durchaus keine Mittel, den Fortbestand der jetzigen Koalition und die Erneuerung des gleichen Krieges in einem dem Gegner gelegeneren Zeitpunkt zu vermeiden, weil beides absoluten Lebensinteressen der Westmächte entspricht. Wir würden dann unsere Gegner in West und Ost geradezu nötigen, auf nichts anderes als die Vorbereitung dieses Zukunftskrieges hinzuarbeiten, selbst unter Preisgabe von anderen wichtigen (asiatischen und anderen außereuropäischen) Interessen, die sie schon im Lauf der letzten beiden Jahrzehnte lediglich aus Angst vor uns in auffallendem Maße zurückgestellt haben. Es steht aber dann auch bei noch so ausschließlicher Berücksichtigung rein militärischer Gesichtspunkte bei einem siegreichen Friedensschluß keineswegs fest, ob nicht die innerösterreichische und die Balkansituation sich bis dahin so verschoben und ob nicht die Entwicklung der englischen und russischen Wehrkraft und die technische Vervollkommnung der Gegner bis dahin solche Fortschritte gemacht haben, daß die Lage dennoch für uns weit schwieriger wäre als diesmal. Abgesehen von diesen Zukunftschancen aber wird ein direkt greifbarer Effekt jeder, eine aufrichtige Verständigung mit den Westmächten doch für die Zukunft ausschließenden Annexionspolitik im Westen unvermeidlich der sein: den jetzigen Krieg ins Unabsehbare zu verlängern, gleichviel welche äußeren militärischen Erfolge wir erzielen. | Unsere Gegner können aus finanziellen Gründen in absehbarer Zukunft einen Krieg gegen uns nur wagen, wenn Eng6 Bis 1867 w a r d a s G r o ß h e r z o g t u m L u x e m b u r g , o b s c h o n in P e r s o n a l u n i o n mit H o l l a n d v e r b u n d e n , ein Teil d e s D e u t s c h e n B u n d e s , u n d P r e u ß e n b e s a ß a u f g r u n d d e r S c h l u ß a k t e d e s W i e n e r K o n g r e s s e s v o n 1815 d a s v e r t r a g l i c h e Recht, d o r t e i n e B u n d e s f e s t u n g mit p r e u ß i s c h e r B e s a t z u n g z u h a l t e n . Dieses R e c h t g a b P r e u ß e n 1867 a n g e s i c h t s d e r I n t e r v e n t i o n s d r o h u n g N a p o l e o n s III. auf.

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land will. Sie können den jetzigen Krieg nur solange fortführen, wie England will. England muß den Krieg gleichviel um wie viele sonstige Opfer fortsetzen, und wenn das Versagen eines Bundesgenossen etwa den Frieden erzwingt, die künftige Erneuerung der Koalition wollen, solange nicht feststeht, daß unsere Politik im Westen den Standpunkt der reinen Sicherungspolitik (im obigen Sinn) festhält. Das Fortbestehen und stete Wiedererstehen der gleichen Koalition in der Zukunft würde unsere Weltpolitik dauernd lähmen. Wir werden, wenn wir mit keiner der jetzt gegen uns verbündeten Mächte zu einem wirklichen Vertrauensverhältnis gelangen, auch künftig auf Schritt und Tritt, in Afrika, im Orient und wo es sei, auf ihre gemeinsame Gegnerschaft stoßen. Und es wäre ein ganz gewaltiger Irrtum zu glauben, daß uns dann immer erneut das Mittel des Krieges zur Verfügung stände, um sie zu beseitigen. Es wäre ferner ein schwerer Irrtum zu meinen, daß die Nation seinerzeit etwa in einen Krieg wegen Marokko 7 ebenso hineingegangen wäre wie in den jetzigen. Ein noch schwererer Irrtum, daß wir bei solchen Kriegen um kolonialpolitische Objekte der Mithilfe Österreich-Ungarns schlechthin sicher wären, mögen wir mit dieser Monarchie Verträge schließen, welche immer. Wir haben die Wahl: Weltpolitik oder eine sämtliche Weltmächte gegen uns zusammenschließende europäische, insbesondere - da die Gegnerschaft Rußlands naturgegeben ist - westeuropäische Expansionspolitik zu treiben. Die unabsehbare Verlängerung des Kriegs aber hat noch andere Folgen. Zunächst lohnt es freilich nach ihren Gründen zu fragen. Daß unterderhand Verhandlungen aller Art stattgefunden haben, auch abgesehen von den bekannten fehlgeschlagenen Versuchen im Haag 8 , dürfte kaum zweifelhaft sein. Indessen ist davon nichts bekannt. Sicher scheint nur, daß jeder Versuch einer eigentlichen 7 Weber bezieht sich auf die zweite Marokkokrise von 1911, in der zeitweilig die Gefahr eines Krieges mit Frankreich und Großbritannien akut gewesen war, und in der sich in der Öffentlichkeit starke Strömungen zugunsten einer agressiven Politik geltend gemacht hatten. 8 Vermutlich sind die vom Anti-Oorlog-Raad vom 7. bis 10. April 1915 angeregten Gespräche und Verhandlungen der Neutralen sowie pazifistischer Politiker der kriegsführenden Staaten gemeint. Vgl. Quidde, Ludwig, Der deutsche Pazifismus während des Weltkrieges 1914-1918. Aus dem Nachlaß Ludwig Quiddes hg. von Karl Holl unter Mitwirkung von Helmut Donat. - Boppard: Harald Boldt 1979, S . 4 8 50.

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„Vermittlung" von neutralen Staaten auf unabsehbare Zeit als aussichtslos unterlassen wird, gleichviel was sich im Felde ereignen möge.9 Es fragt sich: warum dies aussichtslos erscheint. Bei unseren Gegnern zunächst und vor allem: weil sie trotz allem an eine Wendung des Kriegsglücks glauben und an diesem Glauben solange festhalten werden, bis 1. auch der letzte der noch in Betracht kommenden Staaten seine Macht in die Wagschale geworfen haben und 2. sich gezeigt haben wird, ob nicht doch Rohstoffmangel und erlahmende Finanzkraft einen unabweisbaren Druck auf | uns ausüben. Aber daneben wird aus anderen innerpolitischen Gründen, auch im Fall größter Unwahrscheinlichkeit einer Änderung der Lage, an der Fortsetzung festgehalten aus dem Grunde, weil der Entschluß zum Frieden nicht gefunden wird. Innerpolitische Befürchtungen spielen dabei in Rußland, Frankreich, Italien unzweifelhaft die entscheidende Rolle, weniger in England. In allen gegnerischen Ländern sind von Seiten der für den Krieg verantwortlichen Leiter maßlose Versprechungen gemacht worden. Die Enttäuschung und der Zorn nach einem Frieden, der diese Hoffnungen unerfüllt läßt, bedroht die russische und italienische Dynastie und die französischen führenden Staatsmänner zu sehr. Wie steht es damit bei uns? Bei uns ist wenig versprochen worden, es ist aber dennoch eine ähnliche Situation entstanden. Es sind bei uns der „Burgfriede" und das Verbot der Erörterung der „Kriegsziele" der Sache nach so gehandhabt, daß alldeutschen Phantasten und den Kriegslieferanteninteressen einseitig die Freiheit des Wortes zugestanden, allen anderen aber unterbunden wurde. 10 Es ist ferner unterlassen worden^ von Anfang an und stets erneut zu erklären: daß das okkupierte belgische und französische Gebiet für uns lediglich die Bedeutung eines Pfandes habe, daß wir es also bei anderweitigen 9 Anspielung auf den erneuten Versuch der USA zwischen Februar und Juni 1915, durch Colonel House London, Paris und Berlin zur Aufnahme von Friedensverhandlungen zu bewegen. Bei beiden Mächtegruppen stieß er jedoch auf Ablehnung. Vgl. Seymour, Charles (Hg.), The intlmate papers of Colonel House, Vol. I. - L o n d o n : Ernest Benn 1926, S. 365-471. 10 Seit Kriegsbeginn unterlag die gesamte Presse der Zensur. Diese wurde von den Stellvertretenden Generalkommandos ausgeübt. Allerdings neigten die Militärbehörden dazu, die Auffassungen der Rechten eher zu tolerieren als die der Linken. Zu den Ausführungsbestimmungen und zur unterschiedlichen H a n d h a b u n g vgl.: Militär und Innenpolitik im Weltkrieg 1914-1918, bearbeitet von Wilhelm Deist. Düsseldorf: Droste 1970, bes. Bd. 1/1, Kap. II „ A u f b a u und Entwicklung des Zensurwesens August 1 9 1 4 - Oktober 1918", S. 61-182.

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Garantien für das Aufhören der Kriegsbedrohung von Westen her und gegen geeignete Abgrenzung unserer Kolonial- und weltwirtschaftlichen Interessensphäre jederzeit herausgeben würden. Die Folge ist, daß, wenn jetzt oder künftig ein Frieden auf Grundlage einer solchen Herausgabe zustande kommt, im Ausland und Inland der Anschein entstehen kann, als ob wir diese Gebiete wieder hergeben, nicht weil wir wollen, sondern weil wir müssen. Die weitere Folge ist: daß in breiten Schichten der Bevölkerung und des Heeres die Vorstellung entstanden ist: nur die Annexion dieser Gebiete sei ein würdiges Kriegsziel, jede Form der Herausgabe aber ein nach unseren Siegen ganz unbegründetes Eingeständnis von Feigheit oder Schwäche. Die Fortsetzung des Krieges ist auch bei uns höchst wesentlich nicht durch sachlich-politische Erwägungen, sondern durch die Angst vor dem Frieden bedingt. Man fürchtet einerseits die außenpolitischen Wirkungen jedes Anscheins von Schwäche und Nötigung Frieden schließen zu müssen. Noch weit mehr aber fürchtet man die innerpolitischen Wirkungen jener Enttäuschungen, welche angesichts der törichten Erwartungen, die nunmehr ins Kraut geschossen sind, in jedem Fall eintreten müssen. Irgendwelche schwere Enttäuschungen nun werden unvermeidlich eintreten. Sie und ihre Folgen werden aber wesentlich akuten Charakters und zugleich (relativ) vorübergehende sein, wenn sie nur darauf beruhen, daß die politischen Friedensbedingungen, insbesondere die „Angliederungen" hinter den Forderungen der annexionistischen Presse zurückbleiben. Sie werden dagegen chronische und schwere Folgen nach sich ziehen - selbst bei den ausgiebigsten Annexionen - , wenn der Güterverbrauch des Krieges rein als solcher die Steigerung der Schuldzinsen und die Festlegung der Vermögen in Rentenpapieren die Anlage suchenden Kapitalien derart dezimiert haben wird, daß die Masse der heimkehrenden Krieger keine oder doch keine ihren Ansprüchen und Selbstgefühl ökonomisch und sozial entsprechende Arbeitsgelegenheit findet. Diese Folgen werden mit zunehmender Länge des Krieges rein an sich immer unvermeidlicher und schwerer. Sie sind durch keinerlei Annexionen zu kompensieren, und es steht auch rein ökonomisch völlig fest, daß eine Kriegsentschädigung so phantastischen Umfangs, um dagegen überhaupt ins Gewicht zu fallen, niemals von irgendeinem Gegner zu erlangen sein würde. Die bloße Verlängerung des europäischen Krieges bis zur Ermat-

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tung aller Beteiligten bringt rein an sich die Folge mit sich, daß die außereuropäischen Nationen, insbesondere Nordamerika, die industrielle Suprematie an sich reißen und uns für alle Zeit ins Hintertreffen drängen. Dies ist die unvermeidliche Folge einerseits eines Hineingleitens in Papierwirtschaft 11 mit ihren bekannten Folgen, andererseits der Aufzehrung der Inlandskapitalien durch die zunehmende Anlage in fest verzinslichen öffentlichen Anleihen. Diese letztere bedeutet zunächst Minderung der für die Industrieanlagen verfügbaren Mittel, also erstens Stillstand der Inlandsentwicklung der Industrie und zweitens Fehlen der für die Erschließung der uns etwa beim Frieden zufallenden Interessensphäre erforderlichen Kapitalien. Was das erste für unsere Zukunftskaufkraft 0 bedeuten kann, ist an sich klar. Das zweite aber kann die Folge haben, daß in den uns zufallenden Interessensphären fremde Kapitalisten die ökonomische Herrschaft gewinnen, weil wir nicht mehr die Mittel haben, sie uns zu sichern. Abgesehen aber hiervon bedeutet jede Zunahme der Anleihewirtschaft rein an sich eine gewaltige Steigerung des Rentnertums - es sind schon jetzt jährlich eine Milliarde Kriegsanleihezinsen an Rentner zu zahlen 12 - und vor allem die Züchtung der Rentmrgesinnung, welche ökonomische „Sekurität" sucht. Deutschland verliert dann mit dem ökonomischen Wagemut auch die ökonomische Expansionskraft zugunsten in erster Linie der Amerikaner. | Es dürfte ein sehr bescheidener Trost für uns sein, daß auch England und Frankreich ein ähnliches Schicksal gegenüber Amerika droht. Aber selbst dieser Trost ruht auf nicht ganz sicherer Grundlage. Es ist richtig, daß im Krieg, wenigstens diesmal und vorerst, die finanzielle Lage Englands und Frankreichs im Verhältnis zu uns relativ schwächer war, als man nach der Weltstellung ihrer Börsen in Friedenszeiten vielleicht erwartet hat. Aber es wird c A: Zukunftskampfkraft 11 Gemeint ist die Finanzpolitik des Reiches in der ersten Kriegsphase, die sich bemühte, d u r c h erhöhte Staatsverschuldung und gleichzeitige Geldmengenvermehrung den kriegswirtschaftlich bedingten steigenden Haushalt zu konsolidieren. Vgl. Roesler, Konrad, Die Finanzpolitik des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg. Berlin: Duncker & Humblot 1967, S.82-84 und S.90f. 1 2 Die Z e i c h n u n g der Dritten Kriegsanleihe wurde am 22. September 1915 geschlossen. Zur Datierung und zur Höhe der Anleihen siehe Roesler, Finanzpolitik, bes. Tabelle S. 206.

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sich zeigen, daß im Frieden das Land des Zweikindersystems und das Mutterland der angelsächsischen Handelssprache, Handelstechnik und Handelsbeziehungen erheblich schneller als jetzt angenommen wird, und weit schneller als wir es für uns - der Krieg möge 5 ausgehen wie immer er wolle - erwarten können, wieder in die Reihe der Geldgeber der Welt werden eintreten können, und daß dies künftig ebenso wie bisher die bekannten politischen Folgen haben wird.

Bismarcks Außenpolitik und die Gegenwart

Editorischer Bericht Zur

Entstehung

Der am 1. W e i h n a c h t s t a g 1915 erschienene Artikel „ B i s m a r c k s Außenpolitik u n d die G e g e n w a r t " steht in engstem zeitlichen u n d sachlichen Z u s a m m e n h a n g mit der A b h a n d l u n g „ Z u r Frage des Friedenschließens". Dort hatte Weber in sehr entschiedener Form g e g e n extreme A n n e x i o n s b e s t r e b u n g e n Stellung bezogen; w o h l h a u p t s ä c h l i c h , weil die Erörterung der Kriegsziele und die kontroverse B e h a n d l u n g innenpolitischer Fragen, sofern sie den „ B u r g frieden" hätten g e f ä h r d e n können, untersagt war, war eine Verö f f e n t l i c h u n g dieser A b h a n d l u n g unterblieben 1 . Mit seinem Bismarck-Artikel, den er einem Brief M a r i a n n e s an Helene Weber zufolge am 20. Dezember, unmittelbar n a c h seiner Rückkehr aus Berlin, diktiert hat 2 , wählte Max Weber d a r a u f h i n einen unverfänglichen Ausweg. Er konfrontierte die A u ß e n - u n d insbesondere die Kriegszielpolitik der deutschen Regierung, vor allem aber die Kriegszielvorstellungen der rechten Gruppen, mit den Maximen der Bismarckschen Außenpolitik. Diese Methode erlaubte es, die Z e n s u r b e s t i m m u n g e n zu u m g e h e n und zugleich die Autorität Bismarcks g e g e n die von ihm b e k ä m p f t e n Positionen ins Feld zu führen. Gleichwohl n a h m er an, seine gemäßigte H a l t u n g in den Kriegszielfragen a u c h auf solche Weise dezidiert g e n u g herausgestellt zu haben. In einem Brief an Heinrich Simon vom 25. Dezember, der offensichtlich eine A n t w o r t auf ein uns nicht überliefertes Schreiben Simons darstellt, das auf den am gleichen T a g erschienenen Artikel „ B i s m a r c k s Außenpolitik u n d die G e g e n w a r t " Bezug g e n o m men h a b e n dürfte, betonte Weber n o c h einmal a u s d r ü c k l i c h seine a b l e h n e n d e H a l t u n g g e g e n ü b e r direkten A n n e x i o n e n und kam abschließend auf die Funktion, die seine publizistische S t e l l u n g n a h m e in der Kriegszieldebatte h a b e n solle, zu sprechen: 1 Vgl. dazu den Editorischen Bericht, oben S.49ff. 2 Brief Mariannes an Helene Weber, undat. [20. Dez. 1915], Bestand Max WeberSchäfer, Privatbesitz. Zwar ist dort nur von „einem Artikel" die Rede, doch kann es sich nur um „Bismarcks Außenpolitik und die Gegenwart" gehandelt haben.

Editorischer Bericht

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„Vor allem aber gilt es, die .Erwartungen' und den .Appetit' bei uns herunterzuschrauben. Der Friede darf nicht - nicht zu stark wenigstens - hinter den erregten Erwartungen zurückbleiben. Und das ist der Erfolg der bisherigen Haltung der Regierung. (Ich habe schon im September 1914 verlangt, daß man den Ausdruck .Faustpfand' gebrauchen solle.) Die Redaktion der Frankfurter Zeitung dagegen darf m.E. dem Ausland gegenüber die Forderungen nicht zu weit und zu zweifellos einschränken. Das schwächt die Position der Regierung. Ein Privatmann wie ich steht da anders." 3 Im V o r d e r g r u n d der i n n e n p o l i t i s c h e n A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n u m die Kriegsziele s t a n d die b e l g i s c h e Frage. W e b e r h a t t e eine A n n e x i o n Belgiens v o n K r i e g s b e g i n n a n k o n s e q u e n t a b g e l e h n t . A n g e sichts der g r o ß e n m i l i t ä r i s c h e n Erfolge im O s t e n v o m Herbst 1915, die zur V e r d r ä n g u n g der r u s s i s c h e n Streitkräfte a u s g a n z K o n g r e ß p o l e n g e f ü h r t h a t t e n , w a r d a r ü b e r h i n a u s n u n a u c h die Frage der Z u k u n f t P o l e n s a k u t g e w o r d e n . Die E n t s c h e i d u n g e n b e t r e f f e n d Polen a b e r w a r e n n a c h M a x W e b e r s Ü b e r z e u g u n g geeignet, die k ü n f t i g e d e u t s c h e Politik, vor allem a b e r die C h a n c e n für e i n e n V e r h a n d l u n g s f r i e d e n , auf l a n g e Zeit h i n a u s n e g a t i v zu p r ä j u d i zieren. W e b e r g i n g v o n der - ü b r i g e n s u n z u t r e f f e n d e n - A n n a h m e aus, d a ß die A b s i c h t einer A n g l i e d e r u n g K o n g r e ß p o l e n s a n Ö s t e r r e i c h U n g a r n bestehe u n d die a u s t r o - p o l n i s c h e n Pläne der Reichsregier u n g bereits in ein k o n k r e t e s S t a d i u m e i n g e t r e t e n seien. W e s e n t l i c h d e s h a l b s c h w e n k t e er auf die Linie eines M i t t e l e u r o p a - P r o g r a m m s ein, d a s einen e n g e r e n w i r t s c h a f t l i c h e n u n d z o l l p o l i t i s c h e n Z u s a m m e n s c h l u ß z w i s c h e n d e m D e u t s c h e n Reich u n d Ö s t e r r e i c h - U n g a r n v o r s a h . Nur unter s o l c h e n B e d i n g u n g e n hielt er es für vertretbar, K o n g r e ß p o l e n zu e i n e m g e m e i n s a m e n „ S c h u t z s t a a t " beider M ä c h t e zu m a c h e n . W e b e r s t a n d d a b e i nicht zuletzt unter d e m Einfluß v o n Friedrich N a u m a n n s im O k t o b e r 1915 e r s c h i e n e n e m B u c h „Mittele u r o p a " 4 . O b w o h l W e b e r im Prinzip g e g e n ü b e r der Idee eines m i t t e l e u r o p ä i s c h e n W i r t s c h a f t s v e r b a n d e s eher s k e p t i s c h eingestellt war, teilte er d o c h in e i n e m P u n k t die B e m ü h u n g e n N a u m a n n s u n d des g e m ä ß i g t e n Flügels im R e g i e r u n g s l a g e r , n ä m l i c h a n Stelle offener, w e i t r e i c h e n d e r A n n e x i o n e n eine informelle V o r h e r r s c h a f t des D e u t s c h e n Reiches auf d e m e u r o p ä i s c h e n K o n t i n e n t v o r n e h m lich mit indirekten, speziell w i r t s c h a f t l i c h e n Mitteln zu erreichen. Dies b e s t i m m t e a u c h W e b e r s A u s f ü h r u n g e n in der F r a g e der d e u t s c h e n Kriegsziele im Westen. 3 Brief a n H e i n r i c h S i m o n v o m 25. Dez. 1915, u n v o l l s t ä n d i g a b g e d r u c k t in G P S 1 , S . 4 5 9 f . D a s O r i g i n a l o d e r eine v o l l s t ä n d i g e A b s c h r i f t s i n d nicht überliefert. 4 N a u m a n n , Friedrich, M i t t e l e u r o p a . - Berlin: Reimer 1915.

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Bismarcks Außenpolitik und die Gegenwart

Zur Überlieferung

und

Edition

Ein M a n u s k r i p t ist n i c h t überliefert. Der A b d r u c k folgt d e m Text, der unter der Ü b e r s c h r i f t „ B i s m a r c k s A u ß e n p o l i t i k u n d die G e g e n w a r t " u n d mit d e n Z w i s c h e n t i t e l n „I. D r e i b u n d u n d W e s t m ä c h t e " s o w i e „II. D r e i b u n d u n d R u ß l a n d " In der F r a n k f u r t e r Z e l t u n g , Nr. 357 v o m 25. D e z e m b e r 1915, 3. Mo. Bl., S. 1 f., e r s c h i e n e n Ist (A).

Bismarcks Außenpolitik und die Gegenwart

I. Dreibund und Westmächte Äußerlich angesehen war Bismarcks Außenpolitik: Dreibundpolitik. Aber die innerliche Lockerung, welche er selbst durch den Rückversicherungsvertrag mit Rußland hineintrug, beweist, daß er sogar dem bedingten Bund mit Österreich-Ungarn schon während seiner Amtsführung nur den gleichen historisch bedingten Wert beimaß, wie in den „Gedanken und Erinnerungen" 1 . Vollends über Italien dachte er wohl sehr skeptisch. Die italienische Angst vor der englischen Seemacht freilich, welche Italien veranlaßte, nach Gründen zu suchen, sich der aktiven Teilnahme im Bündnisfalle zu entziehen, konnte Bismarck unmöglich in seine Rechnung einstellen. Aber das Bündnis mit Italien hatte noch andere schwache Punkte. Bismarck hatte gleich zu Beginn die Forderung eines Verzichts auf die „Irredenta" gestellt2, den er selbst doch schwerlich als dauernd einschätzen konnte. Rein sachlich wäre eine rechtzeitige Verständigung darüber, wie die Wiener Angebote dieses Frühjahrs 3 zeigten, nicht so schwer gewesen, wie sie jetzt geworden ist. Der schwierigste Punkt: Triest, hatte vor dem Kriege langsam an Bedeutung für Italien verloren. Aber nachdem die Unterschätzung der Kraft und des Zusammenhalts der Doppelmonarchie und das bei dem eigenen Verhalten Italiens ja leider subjektiv recht begreifliche, eben deshalb aber für den Gegenpart höchst verdächtige und 1 Siehe dazu die entsprechenden Ausführungen in: Bismarck, Gedanken und Erinnerungen, Bd. 2, S. 257. Bismarck deutete darin an, daß eine Auflösung des Bündnisses mit Österreich unter bestimmten Umständen in deutschem Interesse liegen könne. 2 Das Bündnis Preußens mit Italien wurde am 8. April 1866 geschlossen. In seinen Instruktionen für die Verhandlungsführung hatte Bismarck darauf bestanden, daß Italien seine irredentistischen Forderungen, namentlich auf Tirol und Triest, fallen lasse; Bismarck, GW 5, S. 398. 3 Nach langwierigen Verhandlungen bot Österreich-Ungarn Italien am 10. Mai 1915 auf deutschen diplomatischen Druck hin, als äußerstes Zugeständnis, die Abtretung des Trentino, des Isonzogebietes, den Verzicht auf die Vorherrschaft in Albanien, die volle städtische Selbstverwaltung sowie eine italienische Universität in Triest an, um einen Kriegseintritt Italiens an der Seite der Alliierten abzuwenden. Mit dem Kriegseintritt Italiens am 23. Mai 1915 wurde dieses Angebot gegenstandslos.

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verletzende Mißtrauen in die Loyalität Österreich-Ungarns die Verhandlungen zerschlagen hatte, ist jetzt ein Bund gebrochen und Blut geflossen und sind die auf keinerlei nationales Interesse Italiens mehr zu gründenden Forderungen italienischer Straßenpolitiker öffentlich erhoben worden4. Das alles ist jetzt erschwerend hinzugetreten. Daß ein Entgegenkommen von Anfang des Bündnisses an nur aus Österreich-Ungarns alleiniger Initiative und nur bei stärkeren und dauerhafteren Garantien möglich war, als sie die stets aus Gründen der Entstehungsart des modernen Italien gegenüber der Macht der Straße unsicher im Sattel sitzende italienische Dynastie und Regierung bieten zu können schien, war klar. Vor allem aber war etwas Derartiges nur gelegentlich einer Ausdehnung der österreichisch-ungarischen Machtsphäre nach anderen Richtungen hin überhaupt möglich. Und da lag nun die Schwäche des Dreibundes in dem, was vom Standpunkt der Erhaltung des Friedens sein Vorzug war: in seinem reinen Defensivcharakter. Aus einem solchen Bund entsprangen keine Chancen für ein politisches Ausdehnungsbedürfnis Italiens. Auch die allgemeine Zusage eventueller Kompensationen im Falle der Ausdehnung des Nachbars ist erst nachträglich, und zwar in gleichem Schritt mit einer Lockerung der italienischen Verpflichtungen, mithin als ein Bestandteil dieser Lockerung, nicht aber als einer der positiven Zwecke des Bundes in den Vertrag aufgenommen worden5. Diese Eigenart des Dreibundes folgte aus allgemeinen Eigentümlichkeiten der in jedem Sinn „konservativen" Bismarckschen Politik. Sie war in keinem Sinn eine Politik eines „größeren Deutschlands". Der Erwerb von Siedelungsland zur Erweiterung der Gebietsgrundlage unseres Volkstums wäre angesichts der Auswanderungsziffern in den 70er Jahren naheliegend gewesen. Nachdem wir jetzt längst ohne eine Millionenziffer fremder Arbeitskräfte im Lande 4 In heftigen Straßendemonstrationen wurde Mitte Mai 1915 der Kriegseintritt Italiens an der Seite der Entente gefordert. Die Frankfurter Zeitung berichtete darüber besonders in ihren Ausgaben zwischen dem 14. und 21. Mai 1915. 5 Bei Erneuerung des Dreibundes am 6. Mai 1891 wurde, dem österreichisch-italienischen Separatvertrag vom 20. Februar 1887 entsprechend, ein Artikel (Art. VII) neu aufgenommen, der beiden Mächten im Falle territorialer Veränderungen auf dem Balkan, an der Adria oder im Mittelmeer das Recht zusicherte, angemessene Kompensationen territorialer oder anderer Art zu erhalten. Vgl. GP Bd. 7, Nr. 1426, S. 101.

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Westmächte

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nicht mehr auskommen, ist er nach meiner Ansicht überholt. Die Hinzufügung neuer, mit dem geschlossenen Körper des Deutschtums nicht zusammenhängender Fetzen deutschen Bauernlandes im Osten würde angesichts der dortigen, ohnehin ungünstigen Gestaltung unseres Siedelungs- und Sprachgebiets Bismarck in keinem Fall in Betracht gezogen haben, auch wenn er mit der jetzigen Lage jemals zu rechnen gehabt hätte. Auch dem Gedanken überseeischer Erwerbungen stand er bekanntlich innerlich fremd gegenüber. In dieser Frage schob der Verächter der öffentlichen Meinung dieser die Initiative zu6. Für eine solche mangelte damals jegliche kapitalistische Interessengrundlage. Zufällige geschäftliche Einzelunternehmungen in West-Afrika, zufällige Pioniertaten einzelner in Ost-Afrika bestimmten dann die Richtungen überseeischen Erwerbs dort. Unsere sonstige koloniale Ausdehnung kam vollends verspätet und blieb nach Art und Umfang dürftig. Man braucht die großen Kolonialgebiete, welche andere Staaten: Rußland, England, Frankreich, Belgien, im letzten Menschenalter neu annektierten, nur mit unseren eigenen Erwerbungen zu vergleichen, um zu sehen, daß diese Kolonialpolitik rein sachlich niemandes Eifersucht zu erregen geeignet war. Weil historische wirtschaftliche Interessensphären für uns fehlten, vollzog sich unsere Überseeausdehnung als ein Streuerwerb in aller Welt, der nur für einen künftigen Austausch gegen möglichst geschlossene Interessengebiete Sinn haben konnte. Inzwischen aber hatte dieser Streuerwerb den Nachteil, uns angesichts des Geräusches, welches er erregte, in Reibung mit aller Welt zu bringen und unser Wollen, beim Fehlen historischer Interessensphären, als unsachlichen Ehrgeiz erscheinen zu lassen. Er engagierte uns auch an Punkten, wohin unsere Machtmittel nicht reichten. Ostasiatischen Besitz hätten wir in keinem Fall eines Krieges mit einer dortigen Großmacht wirksam verteidigen können. Einen Grund zum ernstlichen Konflikt mit England hat dieser Überseeerwerb nicht gebildet. Im Gegenteil: in gewissem Maße hatte jeder deutsche Kolonialbesitz für England den Wert eines „Pfandes". Denn selbst bei gleicher Flottenmacht wäre für uns die geographische Lage Englands als eines Riegels vor der Nordsee und die Lage von Liverpool durch nichts auszugleichen (selbst nicht 6 Siehe dazu Bismarcks kolonialpolitische Reden im Reichstag vom 2. und 13. März 1885. Sten. Ber. Bd. 81, S. 1501-1504 und 1798-1803.

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durch die Eroberung aller Kanalhäfen!). Allein dieser Umstand hat Bismarck offenbar nicht davon abgeschreckt, schließlich doch Kolonien zu erwerben. Mit Recht. Objektiv auch für heute mit Recht deshalb, weil wir andererseits Machtmittel auch gegen England besitzen, welche nach den Erfahrungen dieses Krieges, den England mit der stärksten überhaupt möglichen Koalition gegen uns führt, für künftig steigend ins Gewicht fallen werden. Und nach jetzt 1V2 Jahren sind die wichtigsten deutschen Besitzungen noch immer nicht ganz erobert 7 . Andererseits ist das Ideal eines möglichst sich selbst genügenden Reichs für uns eine offenbare Utopie. Alle Textilstoffe und wichtige Metalle werden dauernd vom Ausland bezogen, also durch Außenhandel verdient werden müssen. Ob aber Kolonien oder Handelsschiffe und Handelsverbindungen das „Pfand" bilden, ist gleichgültig. Zu Bismarcks Zeit konnte nicht als wahrscheinlich gelten, daß die englische Politik jemals das Interesse haben würde, sich, wie sie zu tun im Begriff steht, ohne Not in uns einen Todfeind für alle Zukunft zu schaffen. Auch nicht, daß es erst eines Krieges mit uns bedürfen würde, um englischen Politikern zu zeigen, was ein Konflikt mit uns auch für England bedeute. Auch nicht, daß in England Theorien entstehen würden, wonach „jeder Engländer reicher sein würde", wenn Deutschland aufhörte zu existieren8. Wie diese Rechnung steht, weiß jeder ökonomisch Gebildete. Gesetzt aber, sie wäre richtig, so würde das, was sich England auf unsere Kosten an Seehandelsprofit (zu 10 Prozent des Umsatzes) günstigenfalls aneignen könnte, nicht ganz ein Drittel dessen ausmachen, was von ihm an Schuldzinsen und Mehrausgaben für das Heer zur Durchführung einer Politik blinden Neides jährlich mehr aufzuwenden wäre. Es ist rein sachlich ein Irrtum anzunehmen, daß eine dauernde Verständigung und selbst ein festes Bündnis beider Mächte aus diesen Gründen unmöglich gewesen wäre. Ein Bündnis kam aber für Bismarck nicht in Frage, weil die damalige Tradition der englischen Politik feste Bündnisse ablehnte, teils weil es als unzulässig für eine Parteiregierung galt, die künftige Regierung der Gegenpartei zu binden, teils aus der überlieferten Politik der freien 7 Im Dezember 1915 waren Kamerun und Deutsch-Ostafrika noch nicht erobert; vgl. Louis, William Roger, Great Britain and Germany's lost colonies 1914-1919. - Oxford University Press 1967, S.36ff. 8 "If Germany were extinguished to-morrow, the day after to-morrow there is not an Englishman in the world who would not be the richer." The Saturday Review, Vol. 84, 11. Sept. 1897, "England and Germany", S. 278.

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Hand heraus, welche damals als dem Interesse an dem berüchtigten „Gleichgewicht der Kräfte" allein entsprechend galt. Wäre es aber in Frage gekommen, so würden teils innerpolitische Antipathien, teils und entscheidend aber die überlieferten Beziehungen zu Rußland es für Bismarck ausgeschlossen haben. Als später die englische Politik bündnisreif wurde, geschah dies aus Angst vor uns und um sich gegen uns zu wenden. Dafür gab aber nicht unser dürftiger Kolonialbesitz und auch nicht in erster Linie unser gelegentlich lästiger Handelsaufschwung den Ausschlag, sondern: die vermeintliche Bedrohung in der Nordsee. An die Tatsache einer relativ steigenden Seemacht aller anderen Mächte wird sich England schon infolge der bevorstehenden Entstehung einer amerikanischen Flotte ersten Ranges endgültig gewöhnen müssen. Für den Umfang unserer eigenen Rüstung aber haben eine Reihe unsachlicher und deshalb unkluger Rücksichtslosigkeiten der englischen Politik den Ausschlag gegeben. Sie behandelte im Ärger über unseren Flottenbau auch unsere kolonialpolitischen Interessen in allzu augenfälliger Art unfreundlicher als diejenigen Frankreichs mit seiner damals weit größeren Flotte. Wir gewannen dadurch den Eindruck, daß England bei allen überseeischen Chancen Deutschlands, auch wo wichtige englische Interessen gar nicht bedroht wurden, dennoch stets gegen uns Partei nehmen würde. Bei diesem sachlich nicht gebotenen Verhalten war die Angst vor uns ein schlechter Berater. Es liegt vor Augen, welche Zukunftsinteressen die englische Politik mit ihrer Wendung gegen uns und Österreich-Ungarn diesem Gespenst geopfert hat und, wenn sie sich nicht ändert, noch wird opfern müssen. Die Bismarcksche Politik konnte diese Entwicklung nicht voraussehen und ging von der Annahme aus, daß wir auf Englands Neutralität mindestens für den Fall eines Zusammenstoßes mit Rußland sicher rechnen dürften. Allerdings hatte Bismarck auch keine ganz zutreffende Vorstellung von den militärischen Verhältnissen, welche im Fall einer doch immerhin möglichen Feindseligkeit Englands gegen uns eintreten könnten. „Die Engländer jagen wir mit ein paar Landwehrregimentern in die Nordsee", lautete seine Antwort an die Staatsmänner 9 , welche ihn in Friedrichsruhe aufsuchten, um 9 Als Zitat nicht nachgewiesen. Im August 1897 fand ein Besuch Alfred von Tirpitz 1 in Friedrichsruh statt, um „bei dem alten Fürsten den Kugelsegen für das Flottengesetz zu holen". Bismarck hat darauf sehr abwehrend reagiert. Hinsichtlich Eng-

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Gegenwart

(vergeblich) seine Sympathie für den Flottenbau zu gewinnen. Es ist heute jedermann klar, welche Tragweite für die Möglichkeit, zur See überhaupt einer Großmacht würdig aufzutreten, der Besitz von Helgoland hat. Damit vergleiche man die darauf bezüglichen Bemerkungen der „Gedanken und Erinnerungen" 10 . Nüchtern zog Bismarck es vor, dies für unser heutiges Empfinden verletzende deutsche Gibraltar lieber in - wie er annahm - neutraler Obhut bestehen zu lassen, als die Verpflichtung zu übernehmen, diesen „Steinfelsen" 11 künftig unsererseits gegen die französische Flotte (die er allein in Betracht zog) verteidigen zu müssen. Die geringfügigen Leistungen der Franzosen zur See 1870 ermöglichten es ihm, die Marine als subaltern zu behandeln. In den 70er Jahren wäre der Bau einer ausreichenden deutschen Flotte schwerlich als Bedrohung Englands empfunden worden, sondern als eine selbstverständliche Ehrenpflicht, unsere einer Großmacht nicht würdige Ohnmacht zur See gegenüber Frankreich auszugleichen. In starkem Maße innerpolitische Antipathien bestimmten Bismarcks verhängnisvolle ablehnende Stellung zur Flotte, für welche, wie er sagte, „sogar der Abgeordnete Rickert" Sympathie habe 12 . Das damals Unterlassene wurde später schwer und daher mit einem Geräusch nachgeholt, welches Mißtrauen erwecken konnte. Was an der heutigen Praxis der englischen Seeherrschaft das für uns Unerträgliche ist, weiß jedermann. Dem allein durch England gestützten Seebeuterecht hat die Initiative Englands heute ein noch weit gehässigeres Landbeuterecht zur Seite gestellt. Die Willkür der Konterbandebegrenzung bekommt jeder neutrale Staat zu fühlen 13 . l a n d s b e r i c h t e t Tirpitz die f o l g e n d e E i n s c h ä t z u n g B i s m a r c k s : „ W e n n sie k ä m e n , w ü r d e n wir sie mit L a n d w e h r k o l b e n t o t s c h l a g e n " . Tirpitz, A l f r e d v o n , E r i n n e r u n g e n . - L e i p z i g : K o e h l e r 1919, S . 8 8 u n d 90. Vgl. a u c h H a n k , M a n f r e d , K a n z l e r o h n e A m t . - M ü n c h e n : T u d u v 1980 2 , S . 5 4 0 . 10 B i s m a r c k , G e d a n k e n u n d E r i n n e r u n g e n , Bd. 2, S. 31. 11 Ebd.: „ J e t z t h a b e n wir d e n Felsen mit e i g n e r K r a f t zu v e r t e i d i g e n , w e n n wir v e r h i n d e r n w o l l e n , d a ß d i e F r a n z o s e n im Falle d e s K r i e g e s s i c h d a s e l b s t f e s t s e t z e n " . 12 In dieser F o r m als Z i t a t n i c h t n a c h g e w i e s e n . In d e r R e i c h s t a g s r e d e a m 26. J u n i 1884, in d e r s i c h B i s m a r c k mit d e r F l o t t e n p o l i t i k d e r F r e i s i n n i g e n a u s e i n a n d e r s e t z t e , heißt es: „ N a m e n t l i c h ist d e r Herr A b g e o r d n e t e Rickert d i e w e s e n t l i c h e Stütze d e s H e r r n M i n i s t e r s v o n S t o s c h [ C h e f d e s G e n e r a l s t a b s ] g e w e s e n " . Sten. Ber. Bd. 76, S. 1077. 13 D u r c h e i n e O r d e r in C o u n c i l v o m 25. A u g u s t 1914 w u r d e n die in der, a l l e r d i n g s v o n keiner d e r S i g n a t a r m ä c h t e ratifizierten, S e e r e c h t s d e k l a r a t i o n v o m 26. F e b r u a r 1909 f e s t g e l e g t e n B a n n g u t b e s t i m m u n g e n v o n G r o ß b r i t a n n i e n e r h e b l i c h erweitert. D a m i t w u r d e die M ö g l i c h k e i t u m f a n g r e i c h e r B e s c h l a g n a h m u n g e n v o n f ü r D e u t s c h -

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Wir unsererseits würden in jedem Kriege Englands gegen den Versuch einer solchen Kontrolle und Vergewaltigung, wie sie gegenüber anderen Mächten, auch Großmächten, jetzt geübt worden ist, um unserer Ehre willen Gewalt haben anwenden müssen. Die englische Politik wird über die wirkliche Wirkung ihres Verhaltens auf die Stimmung der Welt erst nach dem Kriege ihre Erfahrungen zu machen haben, wenn die Augenblickskonstellation der Interessen sie nicht mehr verschleiert. Entscheidend wird dann wohl die Erfahrung wirken, daß alle diese Vergewaltigungen und die sittenlose Gehässigkeit eines krämerhaften Wirtschaftskriegs gegen uns nutzlos gewesen sind. Aber nur, wenn die Schlüsse daraus von England schon im Friedensvertrag voll gezogen werden, kann dieser die Pforte zu einer Verständigung werden. Die Racheabsicht der Franzosen hat Bismarck nach 1870 als etwas für alle Zukunft in unsere Rechnung Einzustellendes angesehen. Welche Momente bei einer solchen Auffassung ihn eigentlich zur Herausgabe von Beifort veranlaßten, wissen wir heute ebensowenig14, wie wir die Stellung der damaligen militärischen Autoritäten zu diesem Schritt kennen. Bismarck begann dann in Ermangelung anderer Möglichkeiten eine Politik der Isolierung Frankreichs, welche von ihm selbst unmöglich auf unbegrenzte Zeit berechnet sein konnte. Gleichzeitig machte er seine bekannten Versuche der Ablenkung der Franzosen auf koloniale Erwerbungen in der Erwartung, sie würden, auf diesem Gebiet von uns unbehelligt und loyal gefördert, die kontinentalen Gegensätze schließlich vergessen. Zunächst enttäuschte der Sturz Ferrys 15 diese Politik, die aber dennoch fortgesetzt wurde. Sie war kontinentalpolitisch völlig verständlich. Weltpolitisch aber hat sie auch einige bedenkliche Folgen gehabt. Worüber wir uns in letzter Zeit mit Grund beschwerten, war bekanntlich: daß Frankreich und andere Mächte unsere Existenz bei Fragen der Verteilung von Interessensphären einfach ignorierten. land bestimmten Gütern geschaffen, auch wenn sie nur bedingt kriegswichtig waren. Strupp, Karl und Schlochauer, Hans-Jürgen (Hg.), Wörterbuch des Völkerrechts, Bd. 2. - Berlin: de Gruyter 1961, S.429f. 14 Die französische Festung Beifort wurde entgegen den ursprünglichen deutschen Kriegszielen, die Annexionen bis zur Marne vorsahen, im Vorfrieden von Versailles (26. Febr. 1871) bei Frankreich belassen. 15 Der französische Ministerpräsident Jules Ferry wurde am 30. März 1885 von Clemenceau mit der B e g r ü n d u n g zum Rücktritt gezwungen, daß die von Bismarck gewünschte französische Kolonialpolitik unter Ferrys Kabinett von Frankreichs kontinentalen Zielen ablenke.

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So England bei seiner südafrikanischen, Frankreich bei seiner nordafrikanischen Politik. Keine Großmacht darf sich ungestraft immer wieder vor vollzogene Tatsachen stellen und über sich zur Tagesordnung übergehen lassen. Eben jene Haltung der Bismarckschen Politik hatte aber Frankreich und die Welt daran gewöhnt, die Vorgänge in Überseegebieten als Dinge anzusehen, bei denen eigentlich Deutschland nur aus Anmaßung mitzureden beanspruche. Der nüchterne Standpunkt des „do ut des" war ausgeschaltet. Als er von unserer Seite aufgenommen wurde, stand das entstehende Geräusch zu unseren wahrlich bescheidenen Ansprüchen außer allem Verhältnis, und wir gerieten dadurch in eine auch innerlich ungünstige Position. Denn es ist klar, daß ein Krieg mit Frankreich wegen „kapitalistischer" Interessen in Marokko nicht jener unbedingten innerlichen Hingabe des deutschen Volkes sicher gewesen wäre, welche selbstverständlich war, als Frankreich, von uns unbedroht, als russischer Vasall uns angriff. Eine frühzeitigere und stärkere kolonialpolitische Betätigung Deutschlands hätte jedenfalls die Kriegsgefahr Frankreich gegenüber nicht gesteigert. Für diese blieb allein entscheidend die französische Vorstellung, daß die Zugehörigkeit des Elsaß zu uns ein Provisorium sei. Diese Ansicht erhielt freilich durch das Provisorium seiner staatsrechtlichen Stellung im Reich stets neue Nahrung 16 . Es gab daher in Frankreich eine nicht ganz unerhebliche Strömung für ein schweigendes Nebeneinander, aber keine für eine offene Verständigung mit uns. Eine Politik des Ignorierens ist aber gegenüber einer Großmacht friedlich nicht durchführbar. Darüber war auch die französische Politik nicht im Zweifel. Sie konnte aber den Entschluß zu etwas anderem nicht finden. Und seitdem sie den gebildeten Klassen des Landes auf Verlangen Rußlands die dreijährige Dienstzeit 17 zugemutet hatte, mußte sie positiv entschlossen sein, den Krieg gegen uns baldmöglichst zu führen. „Wir werden Barbaren, wenn wir drei Jahre in 1 6 E l s a ß - L o t h r i n g e n w u r d e n a c h d e m J a h r 1871 in die u n m i t t e l b a r e A d m i n i s t r a t i o n d e s R e i c h e s ü b e r n o m m e n u n d v o n e i n e m d e m K a i s e r direkt unterstellten S t a t t h a l t e r verwaltet; im U n t e r s c h i e d z u d e n B u n d e s s t a a t e n w u r d e es d e m g e m ä ß , bis z u m E r l a ß der V e r f a s s u n g v o n 1911, o b r i g k e i t l i c h verwaltet, g l e i c h s a m a l s m i l i t ä r i s c h e s G l a c i s . A l s s o l c h e s bildete es kein g l e i c h b e r e c h t i g t e s T e r r i t o r i u m im V e r b a n d d e s D e u t s c h e n Reiches. 1 7 N a c h j a h r e l a n g e n erbitterten A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n w u r d e d a s G e s e t z ü b e r d i e d r e i j ä h r i g e D i e n s t p f l i c h t unter d e m K a b i n e t t B a r t h o u a m 7. A u g u s t 1913 a n g e n o m men.

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der Kaserne liegen müssen; entweder wir vernichten Deutschland und brauchen das dann nicht mehr, oder es lohnt nicht mehr" 1 8 , war das entscheidende Argument, welches man von gebildeten Franzosen zu hören bekam. Nachdem entgegen der Annahme vieler von uns, welche unser eigenes Heer noch mit der dritten Jahresklasse kannten, die zweijährige Dienstzeit sich bei uns so glänzend bewährt hat, wird auch in Frankreich künftig jenes Argument an Gewicht verlieren. Die Erfahrung, daß auch diese Koalition ElsaßLothringen nicht wieder bringt, und die zu erwartende endgültige Regelung von dessen Stellung in Deutschland 1 9 kann manches ändern. Wie schnell und viel, wissen wir nicht. Für den Augenblick liegt zwischen uns und den beiden Gegnern im Westen vor allem das belgische Problem. Der deutsche Standpunkt zu Belgien ist nicht unbekannt, aber nicht immer zutreffend formuliert. Belgiens Selbständigkeit war von Frankreich bedroht, von Bismarck gestützt. Den Kongostaat hat Bismarcks Politik dem König der Belgier schaffen helfen 20 . England hat diesen Besitz so lange bedroht, bis Belgien sich ihm politisch und militärisch willfahrig zeigte. In den Irrsinn, dieses von jeher in seinen beiden Nationalitäten gleich stark an seiner Unabhängigkeit hängende Volkstum aus gleichviel welchen Gründen uns jemals zwangsweise angliedern zu wollen, sind vor dem Kriege weder kluge noch törichte deutsche Politiker je verfallen. Was konnte es uns auch nützen, wenn dadurch das uns stammverwandte Holland dazu getrieben würde, „Einfallspforte" der Gegner zu werden? Nicht daß Belgien, wohl aber daß das holländische Volkstum und mit ihm das Rheinmündungsgebiet sich national von uns geschieden hat, ist beklagenswert. Aber die Versäumnisse unseres Mittelalters sind heute nicht mehr rückgängig zu machen, und es ist bedauerlich genug, daß Hannovers Verhalten 1866 zur Einverleibung in Preußen zwang und durch diesen Eindruck das historische Vertrauensverhältnis Hollands zu uns getrübt 18 Als Zitat n i c h t n a c h g e w i e s e n . 19 A n s p i e l u n g a u f P l ä n e , E l s a ß - L o t h r i n g e n e n t w e d e r auf m e h r e r e d e u t s c h e B u n d e s s t a a t e n a u f z u t e i l e n , es P r e u ß e n o d e r B a y e r n z u z u s c h l a g e n , o d e r ihm d e n S t a t u s eines s e l b s t ä n d i g e n B u n d e s s t a a t e s zu g e b e n ; vgl. J a n s s e n , K a r l - H e i n z , M a c h t u n d Verblendung. Kriegszielpolitik der d e u t s c h e n B u n d e s s t a a t e n 1914-18. - G ö t t i n g e n : M u s t e r s c h m i d t 1963, S. 21 ff. 20 W e b e r b e z i e h t s i c h hier auf B i s m a r c k s f ü h r e n d e Rolle in d e r „ K o n g o - K o n f e r e n z " 1884/85, d i e zur G r ü n d u n g d e s s e l b s t ä n d i g e n K o n g o s t a a t e s L e o p o l d s II. g e f ü h r t hat.

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ward 21 . Dies zu verschärfen bestand und besteht kein Grund. Die Schwierigkeiten in den Beziehungen zu Belgien waren und sind rein militärischer Art. Ein Mittelstaat, welcher lediglich die gegen Deutschland gerichtete Grenze wirklich befestigte, seine Seegrenze gegen England und seine Landgrenze gegen Frankreich aber in völlig verteidigungsunfähigem Zustand ließ, welcher ein zur Abwehr eines Durchmarsches unzulängliches Heer hielt und sein Verteidigungssystem letztlich auf die Behauptung einer von jenen beiden verteidigungslosen Grenzen möglichst entfernt liegenden Festung zuschnitt, - ein solcher Staat konnte, militärisch und politisch betrachtet, unmöglich als effektiv neutral gelten. Seine Neutralität war in der Tat „Papier" 2 2 . Vollends nachdem jahrelang in seinen führenden Blättern und in spontanen Kundgebungen seines Parlaments immer wieder, und zwar ohne jeglichen Anlaß unsererseits, die Parteinahme für unsere Gegner zum Ausdruck gebracht worden war. Wirtschaftliche Momente: die Stellung des französischen Kapitals in sehr vielen unter belgischer Flagge gehenden Unternehmungen, begünstigt durch die fast absolute rechtliche Freiheit des Börsenverkehrs und der Aktiengründungen in diesem Eldorado der Bourgeoisie, sprachen bei dieser sonst ganz unverständlichen Haltung entscheidend mit. Auch nicht die allergeringste Gewähr bestand daher dafür, daß dieser Staat nicht im Ernstfall seine Neutralität genau so betätigen würde, wie Griechenland jetzt unter dem Zwang unserer Gegner hat tun müssen, d. h. also: unter formalem Protest den Durchmarsch unserer Feinde geschehen lassen würde 23 . Zum Überfluß war erinnerlich, daß Eng21 H a n n o v e r h a t t e auf ö s t e r r e i c h i s c h e r Seite a m „ D e u t s c h e n K r i e g " v o n 1866 teilg e n o m m e n u n d d a d u r c h P r e u ß e n die H a n d h a b e z u r A n n e x i o n im O k t o b e r d e s s e l b e n J a h r e s g e b o t e n . A u f g r u n d d e s p r e u ß i s c h e n V o r g e h e n s h e r r s c h t e in der ö f f e n t l i c h e n M e i n u n g Hollands die Furcht, Preußen k ö n n e a u c h holländisches Territorium, etwa die u m s t r i t t e n e n G e b i e t e L i m b u r g u n d L u x e m b u r g , a n n e k t i e r e n w o l l e n . 22 A n s p i e l u n g auf d a s A r g u m e n t , die b e l g i s c h e N e u t r a l i t ä t sei ein b l o ß e s S t ü c k P a p i e r g e w e s e n , mit d e m B e t h m a n n H o l l w e g In d e r U n t e r r e d u n g mit d e m b r i t i s c h e n B o t s c h a f t e r Sir E d w a r d G o s c h e n a m 4. A u g u s t 1914 die V e r l e t z u n g d e r b e l g i s c h e n N e u t r a l i t ä t d u r c h d a s D e u t s c h e Reich zu r e c h t f e r t i g e n g e s u c h t hatte. Siehe d e n B e r i c h t G o s c h e n s a n Grey, B D XI, Dok. 671, S. 3 5 0 - 3 5 4 . 23 G r i e c h e n l a n d h a t t e z u K r i e g s b e g i n n z w a r e i n e n B ü n d n i s v e r t r a g mit S e r b i e n a b g e s c h l o s s e n , g e g e n ü b e r a l l e n k r i e g f ü h r e n d e n G r o ß m ä c h t e n a b e r seine N e u t r a l i t ä t b e h a u p t e t . Im V e r t r a u e n a u f e i n e G a r a n t i e D e u t s c h l a n d s b l i e b G r i e c h e n l a n d a u c h im S o m m e r 1915 n a c h e i n e m A n g r i f f d e r T ü r k e i u n d B u l g a r i e n s a u f S e r b i e n e n t g e g e n seiner B ü n d n i s v e r p f l i c h t u n g f o r m e l l n e u t r a l , k o n n t e a b e r n i c h t v e r h i n d e r n , d a ß e i n e e n g l i s c h - f r a n z ö s i s c h e A r m e e d a r a u f h i n in g r i e c h i s c h e s G e b i e t e i n m a r s c h i e r t e u n d trotz d e r P r o t e s t e d e s g r i e c h i s c h e n K ö n i g s K o n s t a n t i n bei S a l o n i k i S t e l l u n g b e z o g .

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land die Versetzung der holländischen Seeküste in verteidigungsfähigen Zustand fast wie einen Akt der Feindseligkeit gegen sich behandelt und zu hintertreiben gesucht hatte, um den Einbruch durch holländisches Gebiet nach Deutschland offen zu halten. Hollands Neutralität wurde von uns ebenso peinlich respektiert wie die der Schweiz. Das gleiche wäre selbstverständlich im gleichen Fall Belgien gegenüber geschehen. Wie man in Deutschland darüber dachte, war denen, die es anging, nicht verborgen. Belgien aber versagte uns jene Flankendeckung gegen Überfälle über sein Gebiet, welche die Schweiz durch ihre effektive Neutralität ebenso uns wie unseren Gegnern gewährte. Dabei war die deutsche Westgrenze bereits durch die Änderung des bis 1867 zu beiderseitiger Zufriedenheit in Luxemburg bestehenden Zustandes höchst ungünstig beeinflußt. Bismarck hatte das Besatzungsrecht ausschließlich um des Friedens willen Napoleon gegenüber aufgegeben 24 . Der Krieg von 1870 blieb uns aber dennoch nicht erspart. Das nur aus unbeglaubigten Gerüchten bekannte angebliche Projekt des jetzigen Königs der Belgier, einen Bund der neutralen Mittelstaaten zusammenzubringen, hätte die Lage vielleicht verschieben können. Freilich: nur in dem leider äußerst unwahrscheinlichen Fall, wenn dabei etwa in erster Linie an eine feste militärische Verbindung Belgiens mit Holland zum Zweck der gemeinsamen Verteidigung ihrer Neutralität gegen jede Antastung, also vor allem auch: zur Herstellung eines verteidigungsfähigen Zustandes der Süd- und Seegrenzen Belgiens, gedacht gewesen wäre. Mit solchen effektiven Neutralitätsgarantien hätte Deutschland sich zufrieden geben können, und es wäre uns dann der trotz aller zwingenden Gründe für das Empfinden jedes Deutschen peinliche präventive Durchmarsch durch Belgien erspart geblieben, den vermeiden zu können auch Bismarck sicher mit allen Mitteln angestrebt hätte. Ob etwa jene vagen Möglichkeiten künftig jemals praktische Bedeutung gewinnen könnten, ist bei der Stellung der beteiligten Nationalitäten zueinander durchaus problematisch und hängt jedenfalls nicht von uns ab. Nachdem das Geschehene einmal geschehen mußte und nachdem inzwischen die Emigrantenregierung in Havre ausdrücklich die 24 Im Londoner Vertrag vom 11. Mai 1867 verzichtete Preußen auf das Besatzungsrecht in dem bis dahin in Personalunion mit Holland verbundenen Großherzogtum Luxemburg, das ihm gemäß der Schlußakte des Wiener Kongresses zustand. Damit wurde die preußisch-französische Krise vom Frühjahr 1867 beigelegt.

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Forderung von Gebietserweiterungen Belgiens angemeldet hat 25 , ist die Lage stark verändert. Greifbare Garantien sind geboten. Daß diese jeder gewissenhafte deutsche Politiker nach Art und Zeitdauer gern auf das unentbehrliche Mindestmaß beschränken möchte, weiß jedermann. Denn es besteht keinerlei Interesse Deutschlands daran, sich Todfeinde zugleich jenseits der Grenze und im eigenen Land zu schaffen und seine Politik auf lange Zeit gänzlich gegen die Westmächte festzulegen. Klar ist aber, daß die Art jener Garantien von der politischen „Gesinnung" abhängen muß, deren wir uns von unseren Nachbarn im Westen und jenseits der Nordsee künftig zu versehen haben werden, dann nämlich, wenn die Leidenschaften des Kriegs verflogen sind. Über „Gesinnungen" überhaupt und vollends über Zukunftsgesinnungen ist durch Friedensverträge nichts auszumachen. Die Garantien, wie immer sie aussehen mögen, müssen also mindestens für a so lange 3 Zeit gelten, bis sich voraussichtlich klar übersehen läßt, woran Deutschland mit jenen Nachbarn sein wird. Zurzeit sind leider ihre Gesinnungen die denkbar ungünstigsten für die Erwartung: daß wir künftig dort Ruhe haben werden. Wenn selbst jetzt noch Minister der Westmächte (auch Englands!) von Abtrennungen deutschen Gebiets reden, über die Deutschland, wie sie wissen, auch dann nicht verhandeln würde, wenn bei Köln und Heidelberg statt bei Arras und Reims gekämpft würde, so kann allerdings von ernsthaften Friedenserörterungen keine Rede sein. Angesichts dessen werden vielmehr diejenigen deutschen Politiker sich im Recht fühlen, welche die Ansicht vertreten, daß bei der Gesinnung unserer Gegner ein Friede in jedem Falle nur ein Waffenstillstand, und daß es also militärisch unklug sein werde, irgend ein Stück besetztes Land herauszugeben. Müßte man diesen Eindruck gewinnen, dann freilich bliebe nichts übrig, als das Faustpfand festzuhalten und die Gegner einfach so lange gegen die deutschen Linien anrennen zu lassen, als sie wollen und abzuwarten, bis sie für diesmal aufhören müssen. Das deutsche Heer a A: solange 2 5 N a c h d e m die belgische Regierung Mitte O k t o b e r 1914 ihren Sitz n a c h Le Havre verlegt hatte, bildete sich i n n e r h a l b des R e g i e r u n g s l a g e r s eine G r u p p i e r u n g aus, die sog. „ B e w e g u n g s p a r t e i " , die die A u f g a b e der Neutralität u n d den A n s c h l u ß a n die Alliierten w ü n s c h t e , um n a c h Kriegsende G e b i e t s f o r d e r u n g e n stellen zu k ö n nen. G e d a c h t w a r a n d a s linke Scheideufer u n d a n Maastricht, Gebiete, die n a c h vertraglicher Regelung 1839 a n H o l l a n d gefallen waren.

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kann das. Das Schicksal möge die europäische Kulturwelt, uns selbst eingeschlossen, davor bewahren, daß es geschehen müßte. Dies hängt jedoch nicht von uns ab, und die bekannten Worte des Reichskanzlers26 gaben dieser Lage den zutreffenden Ausdruck.

II. Dreibund und Rußland Durch die Ereignisse überholt ist die Bismarcksche Politik im Osten. Infolge unserer eigentümlichen Lage dort war sie nicht ganz frei von widersprechenden Möglichkeiten. Man konnte innerlich nicht wohl gleichzeitig ein dauerndes Verfassungsbündnis mit ÖsterreichUngarn für wünschenswert halten und den Rückversicherungsvertrag mit Rußland abschließen. Letzten Endes war aber auch schon nicht recht abzusehen, was Deutschland für ein Interesse daran hatte, den Berliner Kongreß zu arrangieren und den unvermeidlichen Haß enttäuschter Hoffnungen auf sich zu nehmen, wenn diese Probleme uns wirklich „Hekuba" waren. Eine Festsetzung der Russen in Konstantinopel hätte nach Bismarcks späteren Erklärungen ihm nicht nur für die deutschen, sondern auch für die österreichischungarischen Interessen unter gewissen Bedingungen als unschädlich und direkt nützlich gegolten. War dies wirklich seine letzte Meinung, dann freilich war nicht recht ersichtlich, aus welchem Grund gerade wir der damaligen englischen Politik zu Hilfe kamen27. Es kann, solange nicht triftige Gründe dagegen vorliegen, nicht als unwahrscheinlich gelten, daß auch später eine langfristige Verständigung unserer beiden östlichen Nachbarn über die Zerlegung des Balkangebietes in Interessensphären durch Vermittlung des Kanzlers möglich gewesen wäre, wie sie der damaligen, inzwischen gründ26 Vgl. die R e i c h s t a g s r e d e B e t h m a n n H o l l w e g s a m 9. D e z e m b e r 1915, in der dieser B e l g i e n als ein d e u t s c h e s „ F a u s t p f a n d " bezeichnete. Sten. Ber. Bd. 306, S.436. 27 B i s m a r c k hat sich in seinen E r i n n e r u n g e n zu R u ß l a n d in diesem Z u s a m m e n h a n g wie folgt g e ä u ß e r t : „ I c h g l a u b e , d a ß es für D e u t s c h l a n d nützlich sein w ü r d e , w e n n die R u s s e n a u f d e m e i n e n o d e r a n d e r e n W e g e , p h y s i s c h o d e r d i p l o m a t i s c h , sich in C o n s t a n t i n o p e l festgesetzt u n d dieses zu v e r t h e i d i g e n h ä t t e n . " B i s m a r c k , G e d a n ken u n d E r i n n e r u n g e n , Bd. 2, S.263. Gleiches gelte für die ö s t e r r e i c h i s c h e Politik; e b d . S . 2 6 3 f . A n d e r e r s e i t s hat B i s m a r c k d e n v o n E n g l a n d , Italien u n d ÖsterreichU n g a r n 1887 g e b i l d e t e n M i t t e l m e e r d r e i b u n d g e f ö r d e r t , d u r c h w e l c h e n der r u s s i s c h e n F e s t s e t z u n g in K o n s t a n t i n o p e l der W e g verlegt w e r d e n sollte. Text dieses A b k o m m e n s in: G P Bd. 4, Nr.940, S . 3 9 3 f . ; zu B i s m a r c k s H a l t u n g g e g e n ü b e r E n g l a n d vgl. e b d . Nr. 930, S. 3 7 6 - 3 8 0 .

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lieh veränderten Lage entsprach. Das Desinteressement Rußlands an den Gebieten zwischen der Adria und der bulgarischen Grenze war noch bis in weit spätere Zeit alles, was Österreich im Interesse seiner Existenz verlangen mußte. Darauf einzugehen, hat sich Rußland erst später durch sein Engagement in Serbien außerstande gesetzt. Sich aus gefühlspolitischen Motiven an Punkten zu engagieren, bis zu welchen aus politisch-geographischen Gründen die eigenen Machtmittel nicht mit Sicherheit reichen, führt sehr leicht zu solchen für das Prestige bedenklichen Fehlschlägen, wie wir sie bei unserer Burenpolitik erfuhren und wie sie den Russen für ihre Serbenpolitik jetzt im größten Maßstab zuteil werden. Nicht nur und letztlich nicht einmal vornehmlich die Entstehung starker wirtschaftlicher Interessen Deutschlands in Kleinasien und Mesopotamien, sondern sehr wesentlich dies rein politische Hinausdrängen Rußlands über seinen natürlichen Aktionsradius hat Gegenaktionen Deutschlands im Orient und jetzt die für Rußland so peinliche Kampfgemeinschaft mit der Türkei und Bulgarien ins Leben gerufen. Über die rein wirtschaftlichen Interessen wäre eine Verständigung gerade mit Rußland nicht schwer gewesen. Das starke politische Engagement, welches jetzt das aus politischen Motiven entstandene Bündnis für uns mit sich bringt, hat alle Voraussetzungen der Bismarckschen Politik endgültig verschoben. Diese und ihre scheinbaren Widersprüche beruhten auf der Annahme, daß 1. wirkliche Interessengegensätze zwischen uns und Rußland nicht vorliegen, daß vielmehr 2. Interessengemeinschaft zwischen Rußland und uns infolge der Teilung Polens bestehe und immer bestehen werde. Das polnische Problem war einer der Angelpunkte seiner Politik. Es beherrschte seine Außenpolitik gegen Osten durchweg und seine innere Politik im Kulturkampf und auch sonst in sehr entscheidender Art. Die Polen waren ihm die Landesverräter schlechthin kraft unausrottbarer Eigenart, wie sie es für die Russen seit Nikolaus I. gewesen waren. Auch wer dieser Ansicht absolut fern stand und die von Anfang an ganz verfehlte antipolnische Sprachenpolitik in Preußen ablehnte28, konnte unter den früheren Verhältnissen schwer 28 Weber bezieht sich hier auf seine eigene schon früher, so in einem Brief an Friedrich Naumann aus dem Jahre 1908 geäußerte Kritik über die preußische Sprachenpolitik und die Enteignungspolitik von 1907/08. Brief an Friedrich Naumann vom 26. Apr. 1908, ZStA Potsdam, Nl. Friedrich Naumann Nr. 106; vgl. auch Mommsen, Max Weber2, S. 63.

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umhin, für die preußische Siedelungspolitik im Osten und gegen die Zulassung der polnischen Arbeiter in Deutschland einzutreten. Die unvermeidliche Konkurrenz der Nationalitäten und nationalen Kulturen im Osten wollte man nicht dem Prinzip der billigsten Hand im Kampf um Bodenbesitz und Arbeitsmarkt unterstellt sehen. Das Verschwinden des loyal preußischen Beamtentums polnischer Herkunft war eine unangenehme Begleiterscheinung der Art, wie seit Bismarck der Kampf geführt wurde. Diese Lage ist völlig verändert. Zunächst durch eine Entwicklung im deutschen Polentum, welche es nicht mehr zuläßt, nur von der „billigeren Hand" zu reden. Dann durch die jetzt entstandene politische Lage Deutschlands gegenüber den Polen29. Nicht nur darf eine deutsche Regierung unter gar keinen Umständen öffentliche Versprechungen gemacht haben, die nicht zur Wahrheit werden, wie dies in Rußland nach dessen Eigenart immer wieder unvermeidlich geschehen wird. Sondern vor allem weist die Gewalt der Tatsachen beide Nationen für die Zukunft aufeinander hin. Während England unseren Handel und Überseebesitz, Frankreich die Integrität unseres Landbesitzes bedrohen kann, ist Rußland die einzige Macht, welche im Fall des Sieges, wie die polnische, so auch die deutsche Nationalität und politische Selbständigkeit in ihrem ganzen Bestände zu bedrohen in der Lage wäre. Das wird in Zukunft vermutlich in steigendem Maße der Fall sein. Die Frage, wie die Verständigung mit den Deutsch-Polen in den bisherigen Streitpunkten gestaltet werden kann (z.B. etwa: Abgrenzung von lokalen Siedelungsgebieten für jede Nationalität), kann jetzt und hier nicht behandelt werden. Sicher ist nur, daß die Aufgabe vor uns steht. Erst recht nicht könnte die künftige Politik den außerdeutschen Polen gegenüber hier erörtert werden. Sicher ist nur, daß dies die 29 Die überaus erfolgreiche Offensive Falkenhayns vom Herbst 1915 hatte zur Zurückdrängung der russischen Streitkräfte aus den ehemals russisch-polnischen Gebieten geführt. Damit war die Frage der politischen Zukunft Polens aufgeworfen. In Kreisen der Reichsleitung, ebenso wie in Österreich-Ungarn, wurde damals der Plan erwogen, Kongreßpolen mit den polnischen Territorien Österreich-Ungarns zu vereinigen und dem österreichisch-ungarischen Kaiserstaat als eigenständigen Reichsteil einzuverleiben. Größere Chancen besaß allerdings, was Weber unbekannt war, die alternative Lösung der Schaffung eines innenpolitisch autonomen, aber außenpolitisch und militärisch vom Deutschen Reich abhängigen polnischen Staates. Max Weber war damals außerordentlich besorgt, daß es zu einer sog. „austropolnischen Lösung" kommen könne. Vgl. auch seine Äußerungen gegenüber Heinrich Simon im Brief vom 25. Dez. 1915; GPS 1 , S. 459f.

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wichtigste aller zwischen uns und Österreich-Ungarn zu regelnden13 Fragen ist, und daß darüber vor Eintritt in die Friedensverhandlungen Einigkeit erzielt sein muß 30 . Die Bismarck'sche Staatskunst würde sicherlich Nachdruck darauf gelegt haben, 1. daß eine Umgebung Schlesiens durch das Gebiet eines einheitlichen, sei es auch noch so fest befreundeten Staatswesens wirtschaftlich und politischgeographisch nicht annehmbar sei, außer bei Herstellung solcher Beziehungen, welche jegliche Zwiespältigkeit der beiderseitigen Wirtschafts- und Gesamtpolitik dauernd ausschließen würden, 2. daß wenigstens im Nordosten die technisch-militärische Sicherung einer etwaigen neuen Grenze Mitteleuropas gegen Rußland durch Garnisonen und strategische Verkehrsmittel nur in unserer eigenen Hand liegen könne. Anderenfalls würde sie es abgelehnt haben, die Feindschaft des russischen Nachbars von dessen anderen Gegnern ab- und auf uns allein zu ziehen, wie es jetzt geschieht. Welche Formen Bismarck etwa hätte vorschlagen können, um die von ihm in allgemeinen Wendungen befürwortete Umwandlung des Bündnisvertrages in eine verfassungsmäßige Verbrüderung durchzuführen, kann man nicht wissen. Den bloßen formalen Akt einer Genehmigung durch die Parlamente kann der Verächter des Parlamentarismus schwerlich im Auge gehabt haben, obwohl er nur davon spricht. Das Bündnis als solches steht auch ohne einen solchen Formalakt fest genug. Denn eine Bedrohung der Großmachtstellung Österreich-Ungarns wird auch in Zukunft uns veranlassen, das Schwert zu ziehen. Es sei denn, daß dessen eigene Politik uns jemals das Gegenteil direkt aufzwingen sollte. Ein solcher Selbstmord ist nicht zu gewärtigen. Das Interesse unseres Bundesgenossen an der Erhaltung unserer Machtstellung bleibt jedenfalls dauernd ebenso stark, wie das entsprechende Interesse bei uns. Die Stellung der Deutschen und der westslawischen Kulturvölker zueinander wird durch die politischen Folgen des Krieges von Grund aus umgestaltet werden müssen und einer solchen Umgestaltung auch fähig sein. Erstmalig ist erst jetzt diesen Völkern bewiesen b A: regelnde 3 0 Weber ging d a v o n aus, d a ß bei einer „austro-polnischen Lösung", derzufolge K o n g r e ß p o l e n und Galizien unter österreichischer F ü h r u n g zusammengefaßt würden, die deutsche Südostgrenze ernsthaft gefährdet sein würde, zumal vor allem Schlesien völlig umklammert wäre. Vgl. Brief an Heinrich Simon vom 25. Dez. 1915; G P S 1 , S. 459f.

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worden, daß es gegenüber der ihnen allen drohenden Verwandlung in russische Fremdvölker überhaupt eine Macht gibt, die im Verein mit ihnen selbst ihre nationale Selbständigkeit gegen Rußland zu garantieren in der Lage ist. Eine der Grundlagen ihres bisherigen Verhaltens war der fatalistische Glaube an die Unvermeidlichkeit einer Entfaltung der russischen Macht ins Grenzenlose. Es wird nun darauf ankommen, ihnen auch die Sicherheit beizubringen, daß sie statt der russischen keine deutsche Vergewaltigung zu befürchten haben. Unser Interesse gestattet und fordert ihre unbedingte Kulturselbständigkeit auf dem Boden zweckmäßiger Abgrenzung nationaler Wirkungsgebiete nach rein sachlichen politischen Gesichtspunkten und das heißt: unter Ausschaltung nationaler Eitelkeit unsererseits. Soweit dabei andere Nationalitätenfragen 0 als die polnischen in Betracht kommen, sind diese formell eine innere Angelegenheit unserer Verbündeten. Ihre möglichst schleunige Lösung ist allerdings auch für unsere weitere Politik von entscheidender Wichtigkeit, ohne daß wir ihnen doch irgendwie hineinzureden hätten. Eine Annexion polnischer oder anderer slawischer Gebietsteile durch uns hätte Bismarck sicherlich abgelehnt. Was Rußland selbst anlangt, so weiß jeder: daß die vorläufig kaum überbrückbare Gegnerschaft, in welche wir zu diesem Land geraten sind, von unserer Seite durchaus unfreiwillig war. Es ist Bismarcks Lebensarbeit trotz aller Anstrengungen nicht gelungen, ihr Entstehen zu hindern. Auch nicht durch den Rückversicherungsvertrag, der zwar den formellen Abschluß der Allianz mit Frankreich 31 hinausschob, nicht aber die politische Haltung Rußlands uns gegenüber in ihren Grundlagen änderte. Bismarck rechnete stets nur mit der Regierung des Zaren selbst. Innerhalb weiter Grenzen natürlich mit vollem Recht. Aber die polizeilichen Gefälligkeiten, welche der russischen Regierung im Kampf gegen ihre inneren Gegner von uns dargeboten wurden 32 , entsprangen nicht einem eigenen c A: Nationalitätfragen 31 G e m e i n t ist die r u s s i s c h - f r a n z ö s i s c h e M i l i t ä r k o n v e n i i o n v o m 17. A u g u s t 1892. D D F 1ère Série, Bd. IX, Nr. 444, S . 6 4 3 f . 32 A n s p i e l u n g u.a. a u f d i e A l v e n s l e b e n s c h e K o n v e n t i o n v o m F e b r u a r 1863: Die H i l f e l e i s t u n g e n d e r p r e u ß i s c h e n Polizei bei d e r U n t e r d r ü c k u n g p o l n i s c h e r A u f s t a n d s b e w e g u n g e n , u.a. d u r c h A u s l i e f e r u n g f l ü c h t i g e r P o l e n a n die r u s s i s c h e n B e h ö r d e n . F e r n e r s c h l o ß 1885 P r e u ß e n wie a u c h B a y e r n mit R u ß l a n d ein A b k o m m e n zur A u s lieferung russischer Staatsangehöriger an die dortigen Behörden.

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sachlichen Interesse unseres Staates und waren kein Mittel, auch nur den Respekt der russischen Machthaber uns zu erhalten. Deshalb waren sie unklug. Bei den Reformpolitikern stärkten sie den Glauben: Deutschland sei der eigentliche Feind einer freiheitlichen Entwicklung Rußlands, ja sogar: es würde gegebenenfalls gegen eine solche intervenieren, zu einem ebenso unsinnigen wie schwer ausrottbaren Dogma. Zu schwach, im eigenen Hause auch nur ihre elementarsten Forderungen nach einer festen Rechtsordnung und garantierten Freiheitssphäre durchzusetzen, geriet die enttäuschte russische Intelligenz im Suchen nach einem Halt für ihr gebrochenes Selbstgefühl in den Dienst einer phrasenverhüllten, nackten Expansionspolitik. Die von ihr verabscheute, dem Sinne nach westeuropäische Agrarreform der Regierung suchte die Bauernschaft von den altnationalen Bauernidealen abzulenken und ihren Landhunger für die gleiche Politik einzuspannen. Einmal in den Krieg hineingetrieben, glaubte die Regierung des Zaren, aus Angst vor Prestigeverlust und, in dessen Gefolge, einer neuen Revolution es nicht wagen zu können, rechtzeitig mit uns einen ehrenvollen Frieden zu schließen, der sehr wohl möglich gewesen wäre. Denn wir hatten keinerlei Interesse daran, russischen Bedürfnissen da in den Weg zu treten, wo sie nicht Lebensinteressen von uns oder unseren Verbündeten : Österreich-Ungarns, der Türkei und jetzt Bulgariens bedrohten. Bei rein sachlicher Behandlung war ein Ausgleich durchaus nicht ausgeschlossen. Jetzt kann nur die Zukunft lehren, wie sich die russische Politik weiter gestalten wird. Ihr Ausdehnungsehrgeiz und der Eifer der Intelligenz für die Beglückung fremder Nationen stand und steht mit den ungelösten Kulturaufgaben im eigenen Lande in schreiendem Kontrast. Und in diesem Fall hat sich das einmal gerächt. Eine der wichtigsten Erfahrungen dieses Krieges ist es bisher gewesen: daß die bloße Masse und Zahl, so wenig sie militärisch gleichgültig ist, doch nicht entscheidet. Entgegen den Annahmen, die bei uns verbreitet waren, haben sich die zivilisierten Heere den Barbaren- und Analphabetenheeren qualitativ stark überlegen gezeigt. Bei Fortsetzung der bisherigen Politik würde Rußland wirtschaftlich dauernd außerstande bleiben, durch Zivilisierung seiner Bauernmassen die Voraussetzungen für ein Qualitätsheer zu schaffen. An einer großen Zukunft der russischen Nation zu zweifeln hat niemand, der sich mit ihrer Eigenart beschäftigt hat, Grund. Aber in der Gegenwart führt ihr Weg nicht in dieser

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Richtung. Die russische Intelligenz hat ihre alten Ideale über Bord geworfen. Sollte der Deutschenhaß, den der Krieg bei ihr nicht erst erzeugte, aber ins Unsinnige steigerte, dauernd fortbestehen, - und dies ist nach ihrer Haltung nicht unwahrscheinlich, - dann allerdings bleibt d uns nichts übrig, als die einfache praktische Konsequenz: Suchen wir diesen Haß, im Gegensatz zu unserer bisherigen offenbar ganz nutzlosen Deferenz, wenigstens wirklich zu verdienen. Er wird in den Friedensbedingungen hoffentlich zum Anlaß genommen werden, allen russischen Deutschen das Abwanderungsrecht mit vollem Entschädigungsanspruch zu sichern. Wenn so in zahlreichen Einzelpunkten und in der äußeren Gesamtlage die meisten Voraussetzungen der Bismarckschen Politik sehr stark verschoben sind, so können manche ihrer allgemeinen Maximen voraussichtlich für jede sachliche deutsche Politik als dauernd maßgebend gelten. Zunächst solche formeller Art. Bismarck hat stets daran festgehalten, daß die Armee den Krieg führt, und zwar nur nach strategischen Rücksichten, daß aber den Frieden der Staatsmann macht. Unter gebührender Berücksichtigung der militärischen Erfordernisse, aber auch im Bewußtsein, daß die Interessen des Landes nach dem Kriege für vielleicht (hoffentlich!) sehr lange Zeit nur durch die friedlichen Mittel der Politik wahrgenommen werden können und sollen. Es ist unmöglich, bei jedem der zahlreichen je für sich allein nicht lebenswichtigen Interessengegensätze, die auftauchen, erneut und ausschließlich an die Waffen zu appellieren. Eine Politik, die lediglich über dieses Mittel verfügte, wäre praktisch so gut wie mattgesetzt. Für die nächste Zukunft ist nach der Erbitterung des Krieges die Fortdauer naher Beziehungen zwischen unseren Gegnern das wahrscheinlichste, so radikal entgegengesetzt ihre Lebensinteressen in vielen Punkten sind. Aber infolge dieser Gegensätze wird auch diese höchst unnatürliche Koalition das Schicksal aller ihrer Vorgänger teilen. Jede künftige Außenpolitik setzt dann ein gewisses Minimum von Bewegungsspielraum der Zentralmächte in der Wahl ihrer künftigen Stellungnahme zu den verschiedenen jetzigen Gegnern voraus. Die rein militärisch wünschbarste Lösung einer Frage ist daher nicht immer auch die politisch klügste. Aus manchen Äußerungen Bismarcks aus den Jahren 1870/71 ist zu d A: bleibe

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und die

Gegenwart

schließen, daß er nicht immer richtig über das militärisch Zulässige und Mögliche informiert war. Er selbst hat damals ebenso wie schon 1866 seine Stellung zu den militärischen Autoritäten als einen fast beständigen unvermeidlichen Kampf aufgefaßt. Dies wird sich zweifellos nicht wiederholen. Wenn etwas die sachlichen Ziele der Bismarck'schen Politik auszeichnete, so war es das Augenmaß für das Mögliche und politisch dauernd Wünschbare, gerade auf den höchsten Höhen berauschender militärischer Erfolge. Sein Verhalten im Jahre 1866 freilich könnte nur in schiefer Art als unmittelbar übertragbar auf die ganz andersartigen Beziehungen zu unseren jetzigen Gegnern angewendet werden, zu welchen e uns die Bande der Nationalität und Tradition fehlen. Dauernd anwendbar ist aber das Prinzip. Es widerstreitet auch heute den deutschen Interessen, einen Frieden zu erzwingen, dessen hauptsächliches Ergebnis wäre f : daß Deutschlands Stiefel in Europa auf jedermanns Fußzehen ständen. Das wäre das Ende einer sachlichen deutschen Außenpolitik sowohl innerhalb wie außerhalb Europas. Und bleibende Wahrheiten stecken vor allem auch in jenen Ausführungen der „Gedanken und Erinnerungen", welche vor dem Außerachtlassen der, in Bismarcks Redeweise: „von der Vorsehung", in der unsrigen: durch historische Schicksale, dem heutigen Deutschland mit auf den Weg gegebenen politisch-geographischen Bedingungen und Schranken und vor einer unsachlichen Politik der nationalen Eitelkeit warnen 33 . Deutschlands Ehre an Punkten zu engagieren, zu denen unsere Machtmittel entweder gar nicht oder nur bei gutem Willen allzuvieler Anderer hinreichen, kann im Großen zu politisch ähnlichen Situationen führen, wie Preußen sie im Kleinen beim Abfall Neufchatels 34 erlebte. Es bestehen unzweifelhaft starke deutsche Interessen im Orient und noch stärkere werden entstehen. Unseren jetzigen und, wie bestimmt zu erwarten ist, bleibenden Verbündeten dort wird an materiellen, technischen, geistigen Hilfsmitteln, über welche Deutschland vere A: welchem

f A: wär

3 3 Weber bezieht sich hier auf Bismarck, Gedanken und Erinnerungen, Bd. 2, S. 265f. 3 4 Neufchätel, heutige Schreibweise Neuchätel, gehörte seit 1814 sowohl als souveräner Kanton zur Schweiz als auch in Personalunion zum Königreich Preußen. 1848 erklärte es sich zur Republik. Im September 1856 kam es zu einem royalistischen Putsch, der aber niedergeschlagen wurde. Daraufhin mußte Preußen endgültig auf seine Souveränitätsansprüche in Neuchätel verzichten.

Dreibund und Rußland

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fügt, alles das zu Gebote stehen, was sie selbst für sich für brauchbar halten. Eine Politik des Aplombs aber, der Aufdringlichkeit und Eitelkeit[,] wird deutscherseits zweifellos streng vermieden werden. Die deutsche Unterschätzung der Form erstreckte sich bei uns gelegentlich, und dann stets zum Nachteil, auch auf das Gebiet der Politik. Auch dort aber ist in hohem Maße wichtig nicht nur was geschieht, sondern auch wie es geschieht. Bismarcks Politik hatte nicht seinen Worten, aber seinen Taten nach das Ideal des deutschen Nationalstaats zur Voraussetzung. Seine Polenpolitik war der Ausdruck dessen. Wenn unter dem Eindruck unserer neuen Aufgaben die Vorstellung aufgetaucht ist: die „Nationalität" sei nun in ihrer Kulturbedeutung durch den „Staatsgedanken" abgelöst oder ablösbar, so ist das ein Mißverständnis. Alle Kultur ist und bleibt heute durchaus national gebunden, und zwar nur immer um so mehr, je „demokratischer" die äußeren Kulturmittel nach Verbreitung und Art werden. Aber der Staat muß nicht notwendig ein „Nationalstaat" in dem Sinn sein, daß er sein Interesse ausschließlich an den Interessen einer einzelnen, in ihm vorwiegenden, Nationalität orientierte. Er kann den Kulturinteressen mehrerer Nationalitäten dienen, auch im eigenen wohlverstandenen Interesse der in ihm vorwiegenden Nationalität. Gemäß den veränderten Aufgaben ist heute auch im Kulturinteresse der deutschen Nationalität zu fordern, daß unser Staat sich dieser Aufgabe steigend zuwende. Wenn dann der russische Staat durch unser Verhalten veranlaßt werden sollte, den in seinem Verbände bleibenden Fremdvölkern um der „Konkurrenz" willen dasjenige Maß von „Kulturselbständigkeit" zu gewähren, welches Dragomanow 3 5 und ähnlich gerichtete Politiker vor 50 Jahren an die Spitze ihrer Reformprogramme stellten, so wird dadurch Rußlands Macht gewiß nicht sinken, vielleicht aber sein von der Bürokratie und der einseitig großrussischen Legende getragener Expansionsdrang sich abschwächen. Denn die ukrainischen und lettischen Bauern werden, je mehr sie national erwachen, desto weniger die Verwendung ihres Landes zur Befriedigung des Landhungers großrussischer Bauern ertragen, und die nationalen Intellektuellen35 Vgl. W e b e r , D e m o k r a t i e in R u ß l a n d , S.267ff.; d o r t hat er a u s f ü h r l i c h D r a g o m a n o v s Eintreten für eine V e r s ö h n u n g der „Einheit der a l l r u s s i s c h e n Kultur mit d e m Ideal der K u l t u r s e l b s t ä n d i g k e i t der E i n z e l v ö l k e r s c h a f t e n auf d e m o k r a t i s c h e r B a s i s " b e s c h r i e b e n (Zitat ebd., S. 267).

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Bismarcks Außenpolitik und die Gegenwart

schichten dieser Völker des russischen Westgebiets werden nicht an uferlosen nackten Machtidealen hängen, welche ja nur dem Herrenkitzel der Petersburger und Moskauer Beamten zu Gute kämen. Deutlicher als jetzt wird die Welt dann erkennen können: bei 5 wem die „Interessen der kleinen Nationalitäten", die unsre Gegner, nachdem sie Indien, Ägypten, Nordafrika, Persien, die Kaukasusvölker, die Polen, Kleinrussen, Letten, Finnen, Gibraltar, Malta, den9 Dodekanes usw. geknebelt haben, im Munde führen, Rücksicht und Förderung finden. 10

g A: der

[Zwischen zwei Gesetzen]

Editorischer Bericht Zur

Entstehung

Mit diesem Text, einer Briefzuschrift an Gertrud Bäumer, die er seit langem persönlich kannte, griff Max Weber in eine A u s e i n a n d e r setzung in der Zeitschrift „Die F r a u " ein. Im Oktoberheft 1915 hatte Gertrud Bäumer einen Aufsatz unter dem Titel „ Z w i s c h e n zwei Gesetzen" veröffentlicht. 1 Darin analysierte sie das Verhältnis der Gesetze des Christentums und der des „Vaterlandes". U n b e s c h a d e t der Widersprüchlichkeit beider Normensysteme rechtfertigte Gertrud Bäumer Kriege allgemein u n d insbesondere die Kriegsführung des Deutschen Reiches als unvermeidliche K o n f l i k t e n t l a d u n g e n im Z u s a m m e n h a n g des Bestrebens der Nationen, ihre geschichtlich b e g r ü n d e t e n und für n o t w e n d i g erachteten Machtinteressen zu verfolgen. In einer Replik im J a n u a r h e f t 1916 w u r d e Gertrud Bäumer d a r a u f hin von der Schweizerin Gesine N o r d b e c k aus christlich-pazifistischer Perspektive heftig widersprochen. Gesine N o r d b e c k bestritt, daß die Alternativen von christlichem Gesetz und Vaterlandspflicht gleichermaßen Berechtigung besäßen. Ein Christ erfahre den Befehl zum Kriegseinsatz für sein L a n d als einen „ Z w a n g von a u ß e n " , d e n n er habe „ d e n Willen zum Frieden statt des Willens zur M a c h t " 2 . Max Weber sah Anlaß, der Position Gertrud Bäumers zu Hilfe zu kommen. Er tat dies in Form eines Offenen Briefes, dem die Redaktion der „ F r a u " die f o l g e n d e V o r b e m e r k u n g voranstellte: „ Z u d i e s e m T h e m a teilen w i r u n s e r e n L e s e r n d i e f o l g e n d e n A u s f ü h r u n g e n a u s e i n e m Brief v o n P r o f e s s o r M a x W e b e r , H e i d e l b e r g a n Dr. G e r t r u d B ä u m e r mit, weil sie u n s als e i n e s e h r w e r t v o l l e E r g ä n z u n g d e r E r ö r t e r u n g erscheinen."

Dem Offenen Brief Webers schloß sich eine abschließende Bem e r k u n g der Herausgeberin Helene L a n g e an, in der sie betonte, 1 „Die Frau", Monatsschrift für das gesamte Frauenleben unserer Zeit, hg. von Helene Lange, 23. Jg., 1915-1916, H. 1, S. 37-42. 2 Ebd., H. 4, S. 216-221, die Zitate S.219 und 221.

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Zwischen

zwei Gesetzen

d a ß der E i n z e l m e n s c h a u c h als Christ der S t a a t s n o t w e n d i g k e i t Opfer zu b r i n g e n habe, d a der Staat A u f g a b e n „ a l s irdische S c h u t z w e h r für geistige D i n g e " w a h r n e h m e . 3 Es ist u n w a h r s c h e i n l i c h , d a ß die Überschrift des Textes v o n M a x W e b e r s t a m m t . V e r m u t l i c h hat die R e d a k t i o n diesen Titel g e w ä h l t , u m d e n Z u s a m m e n h a n g mit der v o r a u s g e g a n g e n e n A u s e i n a n d e r s e t z u n g für d e n Leser d e u t l i c h zu m a c h e n . Zur Überlieferung

und

Edition

Der Brief ist nicht im O r i g i n a l überliefert. Der A b d r u c k folgt d e m Text, der unter der Überschrift „ Z w i s c h e n zwei G e s e t z e n " In: „ D i e F r a u " , M o n a t s s c h r i f t für d a s g e s a m t e F r a u e n l e b e n unserer Zeit, hg. v o n Helene L a n g e , 23. Jg., H.5, F e b r u a r 1916, S. 2 7 7 - 2 7 9 , ers c h i e n e n ist (A).

3 Ebd., H.5, S.279f.

[Zwischen zwei Gesetzen]

Die Diskussion über den Sinn unseres Krieges (in der „Frau") wäre vielleicht durch stärkere Betonung eines Gesichtspunktes zu ergänzen, den gerade Sie sicher würdigen: unserer Verantwortung vor der Geschichte - ich finde nur diesen etwas pathetischen Ausdruck. Der Sachverhalt selbst ist schlicht: Ein an Zahl „größeres", machtstaatlich organisiertes Volk findet sich durch die bloße Tatsache, daß es nun einmal ein solches ist, vor gänzlich andere Aufgaben gestellt, als sie Völkern wie den Schweizern, Dänen, Holländern, Norwegern obliegen. Weltenfern liegt dabei, natürlich, die Ansicht: ein an Zahl und Macht „kleines" Volk sei deshalb weniger „wertvoll" oder vor dem Forum der Geschichte weniger „wichtig". Es hat nur einfach als solches andere Pflichten und eben deshalb auch andere Kulturmöglichkeiten. Sie kennen Jakob Burckhardts oft bestaunte Ausführungen über den diabolischen Charakter der Macht. 1 Nun, dies ist ganz konsequent gewertet vom Standpunkt derjenigen Kulturgüter aus, welche in der Obhut eines Volkes, wie z.B. der Schweizer, stehen, die den Panzer großer Militärstaaten nicht tragen können (und also auch nicht zu tragen historisch verpflichtet sind). Auch wir haben allen Anlaß, dem Schicksal zu danken, daß es ein Deutschtum außerhalb des nationalen Machtstaates gibt. Nicht nur die schlichten Bürgertugenden und die echte, in keinem großen Machtstaat jemals noch verwirklichte Demokratie, sondern weit intimere, und doch ewige, Werte können nur auf dem Boden von Gemeinwesen erblühen, die auf politische Macht verzichten. Selbst solche künstlerischer Art: ein so echter Deutscher, wie Gottfried Keller, wäre nie dies ganz besondere, Einzigartige, geworden inmitten eines Heerlagers, wie unser Staat es sein muß. Die Anforderungen umgekehrt, welche an ein machtstaatlich organisiertes Volk ergehen, sind unentrinnbar. Nicht die Dänen, Schweizer, Holländer, Norweger würden künftige Geschlechter, 1 B u r c k h a r d t , W e l t g e s c h i c h t l i c h e B e t r a c h t u n g e n . S i e h e bes. d a s K a p i t e l „ D i e K u l t u r in ihrer B e d i n g t h e i t d u r c h d e n S t a a t " , S . 8 3 - 9 6 , dort S . 9 6 : „ U n d n u n ist die M a c h t a n s i c h B ö s e [...]".

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Zwischen zwei

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unsere eigenen Nachfahren zumal, verantwortlich machen, wenn kampflos die Weltmacht - und das heißt letztlich: die Verfügung über die Eigenart der Kultur der Zukunft - , zwischen den Reglements russischer Beamten einerseits und den Konventionen der angelsächsischen „society" andererseits, vielleicht mit einem Einschlag von lateinischer „raison", aufgeteilt würde. Sondern uns. U n d mit Recht. Weil wir ein Machtstaat sind, und weil wir also, im Gegensatz zu jenen „kleinen" Völkern, unser Gewicht in dieser Frage der Geschichte in die Wagschale werfen können, - deshalb A 278 eben liegt auf uns, und nicht | auf jenen, die verdammte Pflicht und Schuldigkeit vor der Geschichte, das heißt: vor der Nachwelt, uns der Überschwemmung der ganzen Welt durch jene beiden Mächte entgegenzuwerfen. Lehnten wir diese Pflicht ab, - dann wäre das Deutsche Reich ein kostspieliger eitler Luxus kulturschädlicher Art, den wir uns nicht hätten leisten sollen und den wir so schnell wie möglich zugunsten einer „Verschweizerung" unseres Staatswesens: einer Auflösung in kleine, politisch ohnmächtige Kantone, etwa mit kunstfreundlichen Höfen, wieder beseitigen sollten, - abwartend, wie lange unsere Nachbarn uns diese beschauliche Pflege der Kleinvolk-Kulturwerte, die dann für immer der Sinn unseres Daseins hätten bleiben sollen, gestatten würden. Ein schwerer Irrtum aber wäre es, zu meinen, ein politisches Gebilde wie das Deutsche Reich es ist, könne durch freiwilligen Entschluß sich einer pazifistischen Politik in dem Sinne zuwenden, wie sie etwa die Schweiz pflegt, also: sich darauf beschränken, einer Verletzung seiner Grenzen durch eine tüchtige Miliz entgegenzutreten. Ein politisches Gebilde wie die Schweiz - obwohl auch sie, falls wir unterlägen, sofort italienischen Annexionsgelüsten ausgesetzt wäre ist, wenigstens im Prinzip, niemandes politischen Machtplänen im Wege. Nicht nur ihrer Machtlosigkeit, sondern auch ihrer geographischen Lage wegen. A b e r die bloße Existenz einer Großmacht, wie wir es nun einmal sind, ist ein Hindernis auf dem Wege anderer Machtstaaten, vor allem: des durch Kulturmangel bedingten Landhungers der russischen Bauern und der Machtinteressen der russischen Staatskirche und Bureaukratie. Es ist absolut kein Mittel abzusehen, wie das hätte geändert werden können. Österreich war der von Expansionslust sicher freieste aller Großstaaten, und eben deshalb - was leicht übersehen wird - der gefährdetste. Wir hatten nur die Wahl, im letzten möglichen Augenblick vor seiner Zer-

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Störung dem Rad in die Speichen zu fallen oder ihr zuzusehen und es nach einigen Jahren über uns selbst hinweggehen zu lassen. Gelingt es nicht, den russischen Expansionsdrang wieder anderswohin abzulenken, so bleibt es auch künftig dabei. Das ist Schicksal, an dem alles pazifistische Gerede nichts ändert. Und ebenso klar ist es: daß wir ohne Schande der Wahl, die wir einmal getroffen hatten damals, als wir das Reich schufen , und den Pflichten, die wir dadurch auf uns nahmen, uns nie mehr entziehen konnten und können, auch wenn wir wollten. Der Pazifismus amerikanischer ,,Damen" (beiderlei Geschlechts!) ist wahrlich der fatalste „cant", der - ganz gutgläubig! - jemals, vom Niveau eines Teetisches aus, verkündet und vertreten worden ist, mit dem Pharisäismus des Schmarotzers, der die guten Lieferungsgeschäfte macht, gegenüber den Barbaren der Schützengräben. In der antimilitaristischen „Neutralität" der Schweizer und ihrer Ablehnung des Machtstaats liegt gelegentlich ebenfalls ein gut Teil recht pharisäischer Verständnislosigkeit für die Tragik der historischen Pflichten eines nun einmal als Machtstaat organisierten Volks. Indessen wir bleiben trotzdem objektiv genug, zu sehen, daß dahinter ein durchaus echter Kern steckt, der nur, nach Lage unseres Schicksals, für uns Reichsdeutsche nicht übernommen werden kann.-

Das Evangelium aber möge man aus diesen Erörterungen draußen lassen - oder: Ernst machen. Und da gibt es nur die Konsequenz 25 Tolstois 2 , sonst nichts. Wer auch nur einen Pfennig Renten bezieht, die andere - direkt oder indirekt - zahlen müssen, wer irgendein Gebrauchsgut besitzt oder ein Verzehrsgut verbraucht, an dem der Schweiß fremder, nicht eigener, Arbeit klebt, der speist seine Existenz | aus dem Getriebe jenes liebeleeren und erbarmungsfremden A 279 30 ökonomischen Kampfs ums Dasein, den die bürgerliche Phraseologie als „friedliche Kulturarbeit" bezeichnet: eine andere Form des Kampfes des Menschen mit dem Menschen, bei der nicht Millionen, sondern Hunderte von Millionen jahraus, jahrein an Leib und Seele verkümmern, versinken oder doch ein Dasein führen, dem irgendein 35 erkennbarer „Sinn" wahrhaftig unendlich fremder ist als dem Einstehen aller (auch der Frauen - denn auch sie „führen" den Krieg, wenn sie ihre Pflicht tun) für die Ehre, und das heißt einfach: für 2 Tolstoi g a l t W e b e r als L e i t f i g u r f ü r „ e i n e a s k e t i s c h e o d e r a k o s m i s t i s c h e p e r s ö n l i c h e L e b e n s f ü h r u n g " ; W u G 5 , S.314.

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Gesetzen

vom Schicksal verhängte geschichtliche Pflichten des eigenen Volkes. Die Stellung der Evangelien dazu ist in den entscheidenden Punkten von absoluter Eindeutigkeit. Sie stehen im Gegensatz nicht etwa gerade nur zum Krieg - den sie gar nicht besonders erwähnen - , sondern letztlich zu allen und jeden Gesetzlichkeiten der sozialen Welt, wenn diese eine Welt der diesseitigen „Kultur", also der Schönheit, Würde, Ehre und Größe der „Kreatur" sein will. Wer die Konsequenzen nicht zieht - und das hat Tolstoi selbst erst getan, als es ans Sterben ging der möge wissen, daß er an die Gesetzlichkeiten der diesseitigen Welt gebunden ist, die auf unabsehbare Zeit die Möglichkeit und Unvermeidlichkeit des Machtkrieges einschließen, und daß er nur innerhalb dieser Gesetzlichkeiten der jeweiligen „Forderung des Tages" genügen kann. Diese Forderung lautete und lautet aber für die Deutschen Deutschlands anders als etwa für die Deutschen der Schweiz. Dabei wird es bleiben. Denn alles, was an den Gütern des Machtstaates teilnimmt, ist verstrickt in die Gesetzlichkeit des „Macht-Pragma", das alle politische Geschichte beherrscht. Der alte nüchterne Empiriker John Stuart Mill hat gesagt: rein vom Boden der Erfahrung aus gelange man nicht zu einem Gott, 3 - mir scheint: am wenigsten zu einem Gott der Güte sondern zum Polytheismus. In der Tat: wer in der „Welt" (im christlichen Sinne) steht, kann an sich nichts anderes erfahren, als den Kampf zwischen einer Mehrheit von Wertreihen, von denen eine jede, für sich betrachtet, verpflichtend erscheint. Er hat zu wählen, welchem dieser Götter, oder wann er dem einen und wann dem anderen dienen will und soll. Immer aber wird er sich dann im Kampf gegen einen oder einige der anderen Götter dieser Welt und vor allem immer fern von dem Gott des Christentums finden - , von dem wenigstens, der in der Bergpredigt verkündet wurde.

3 Vgl. Weber, Max, Wissenschaft als Beruf. - München und Leipzig: Duncker&Humblot 1919', S.27: „Der alte Mill, dessen Philosophie ich sonst nicht loben will, aber in diesem Punkt hat er recht, sagt einmal: wenn man von der reinen Erfahrung ausgehe, komme man zum Polytheismus." (MWG 1/17). Über Polytheismus, menschliche Erfahrung und die problematische A n n a h m e einer Gottheit als erster Ursache äußert sich Mill zusammenhängend in: Über Religion. Natur. Die Nützlichkeit der Religion. Theismus. Drei nachgelassene Essays. - Berlin: Duncker 1875, S. 111-129.

Der verschärfte U-Boot-Krieg [Unter Mitarbeit von Felix Somary]

Editorischer Bericht Zur

Entstehung

Seit Kriegsbeginn war der Handelskrieg mit U - B o o t e n z u n ä c h s t in der Form des „Kreuzerkrieges" gemäß der internationalen Priseno r d n u n g geführt w o r d e n . Unter dem Eindruck der englischen Blokk a d e m a ß n a h m e n g i n g das Deutsche Reich u n g e a c h t e t scharfer Proteste der neutralen Staaten A n f a n g 1915 zum s o g e n a n n t e n „verschärften U - B o o t - K r i e g " über, der die w a r n u n g s l o s e Versenkung bewaffneter Handelsschiffe vorsah. Die Versenkung der „ L u s i t a n i a " am 7. Mai 1915 führte j e d o c h zu einer schweren Krise im Verhältnis zu den Vereinigten Staaten von Amerika. Unter dem massiven diplomatischen Druck der amerikanischen Regierung sah sich die Reichsleitung g e z w u n g e n , trotz des erbitterten Widerstandes des Staatssekretärs des Reichsmarineamtes und der Seekriegsleitung, diese verschärfte Form der Kriegführung mit U - B o o t e n wieder weitg e h e n d aufzugeben. Doch verstummten sowohl innerhalb wie a u c h a u ß e r h a l b der Regierung die Stimmen nicht, die, u n g e a c h t e t eines möglichen Konflikts mit den Vereinigten Staaten, eine unverzügliche W i e d e r e r ö f f n u n g des „verschärften U-Boot-Krieges", ja dessen u n e i n g e s c h r ä n k t e F ü h r u n g forderten, um so mehr, n a c h d e m intensive d i p l o m a t i s c h e V e r h a n d l u n g e n mit Präsident Wilson zu keinem konkreten Ergebnis geführt hatten. A n f a n g Februar 1916 verstärkte sich der Druck der Befürworter des u n e i n g e s c h r ä n k t e n U-Boot-Krieges, zu denen seit Dezember 1915 a u c h der Generalstabschef v o n Falkenhayn ü b e r g e g a n g e n war, so sehr, d a ß die Reichsleitung sich am 11. Februar entschloß, nun mit W i r k u n g v o m 1. März gleichwohl die W i e d e r a u f n a h m e des „verschärften U-Boot-Krieges", w e n n a u c h in g e r i n g f ü g i g abgemilderten Formen, a n z u k ü n d i g e n 1 . Erneute heftige amerikanische Proteste, v e r b u n d e n mit der D r o h u n g eines Kriegseintritts an der Seite der Alliierten, ließen ein weiteres Finassieren nicht länger zu. W ä h r e n d das Reichsmarineamt, die

1 Siehe Spindler, Arno, Der Handelskrieg mit U-Booten, Bd.3. - Berlin: Ritter 1934, S. 87.

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Der verschärfte

U-Boot-Krieg

Seekriegsleitung und der Generalstab n u n statt einer erneuten Aufg a b e oder d o c h B e s c h r ä n k u n g des „verschärften U-Boot-Krieges" die u n e i n g e s c h r ä n k t e A n w e n d u n g der U - B o o t - W a f f e verlangten, widersetzte sich der Reichskanzler einem solchen Schritt mit aller Kraft. A u c h die Parteien der Rechten, von der extremen Rechten g a n z zu schweigen, d r ä n g t e n auf einen rücksichtslosen Einsatz der U - B o o t e 2 . A n f a n g März 1916 spitzten sich die A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n über diese Frage erneut zu. Auf einer Kronratssitzung vom 4. März 1916 g e l a n g es dem Reichskanzler von B e t h m a n n Hollweg jedoch, eine Entscheidung des Kaisers z u g u n s t e n des „ u n e i n g e s c h r ä n k t e n U-Boot-Kriegs", wie ihn die Seekriegsleitung und der Generalstab n u n m e h r u n b e s c h a d e t der amerikanischen H a l t u n g forderten, zu verhindern u n d zu erreichen, daß a u c h der „verschärfte U - B o o t Krieg" weitgehend e i n g e s c h r ä n k t w u r d e 3 . Zugleich erzwang Bethm a n n Hollweg den Rücktritt des Staatssekretärs des Reichsmarineamtes Alfred von Tirpitz w e g e n dessen Presseagitation z u g u n s t e n einer rücksichtslosen U - B o o t - K r i e g f ü h r u n g . Nicht der Form, aber der Sache n a c h bedeutete dies eine definitive Entscheidung gegen den Einsatz der U-Boot-Waffe, d a d a n n ein Kriegseintritt der Vereinigten Staaten mit Sicherheit zu erwarten war. D e n n o c h kam die U - B o o t - F r a g e a u c h in den f o l g e n d e n W o c h e n nicht zur Ruhe. Im Gegenteil, die d u r c h eine Denkschriftenflut f ü h r e n d e r Politiker, Militärs u n d Professoren angeheizte halböffentliche K a m p a g n e z u g u n sten des „ u n e i n g e s c h r ä n k t e n U-Boot-Krieges" erreichte in diesen W o c h e n einen erneuten H ö h e p u n k t . Überall, unter den Parteien des preußischen A b g e o r d n e t e n h a u s e s und des Reichstages wie in der Öffentlichkeit, e r h o b sich erneut die Forderung n a c h sofortiger E r ö f f n u n g des u n e i n g e s c h r ä n k t e n U-Boot-Krieges. Die Befürworter beriefen sich unter a n d e r e m auf d a s v o m Reichsmarineamt vorgetragene und der Öffentlichkeit zugespielte A r g u m e n t , G r o ß b r i t a n nien könne d a n n spätestens binnen sechs M o n a t e n zur Kapitulation g e z w u n g e n werden. Max Weber verfolgte diese Entwicklungen bereits seit einiger Zeit mit großer Sorge. Er hielt sich seit Februar wegen der B e r a t u n g e n 2 Vgl. für die Agitation für den unbeschränkten U-Boot-Krieg in jenen Wochen und deren politische Hintergründe Mommsen, Wolfgang J., Bethmann Hollweg und die öffentliche Meinung 1914-1917. In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, 17. Jg. 1969, S. 143-145. 3 Vgl. den Bericht Bethmann Hollwegs über die Kronratssitzung vom 4. März in seinem Schreiben an Staatssekretär von Jagow vom 5. März 1916, abgedruckt bei Tirpitz, Alfred von, Politische Dokumente. Deutsche Ohnmachtspolitik im Weltkriege, Bd. 2. - H a m b u r g - B e r l i n : Hanseatische Verlagsanstalt 1926, S.499ff.

Editorischer

Bericht

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des „Arbeitsausschusses für Mitteleuropa" wieder in Berlin auf u n d dürfte dort einiges über die Hintergründe der U - B o o t - A g i t a t i o n in Erf a h r u n g g e b r a c h t haben. Zahlreiche briefliche Ä u ß e r u n g e n belegen seine Befürchtung, daß die U - B o o t - F r a g e zum Bruch mit den Vereinigten Staaten führen und d a ß dies verhängnisvolle A u s w i r k u n gen h a b e n werde 4 . Weber g i n g dabei a u c h auf das in der Öffentlichkeit vielfach g e b r a u c h t e A r g u m e n t ein, daß die B e w a f f n u n g von Handelsschiffen mit dem G r u n d s a t z der Neutralität unvereinbar sei: „ D i e B e w a f f n u n g v o n H a n d e l s s c h i f f e n ist ,zur V e r t e i d i g u n g ' e r l a u b t , d a r a n ist n i c h t s z u ä n d e r n , u n d d a ß w i r stets e r n e u t g e g e n dies d e n A m e r i k a n e r n .Heilige V ö l k e r r e c h t ' h a n d e l n , w ä r e n u r im Fall d e r Sicherheit des Erfolgs verzeihlich."5

D o c h stellte er fest, daß die Frage des U-Boot-Krieges n i r g e n d w o mit der kühlen Sachlichkeit u n d Nüchternheit erörtert wurde, die ihm angesichts der Tragweite derselben g e b o t e n schien. Am 3. März schrieb er an seine Frau: „Unglaublich d e r O p t i m i s m u s d e r Militärs u n d Politiker b e z ü g l i c h e i n e s Kriegs mit A m e r i k a . " 6 4 Siehe für die Korrespondenz Max Webers in diesen Wochen Mommsen, Max Weber 2 , S. 246ff. So heißt es beispielsweise in einem Schreiben an Marianne Weber, undat. [23. Febr. 1916], Bestand Eduard Baumgarten, Privatbesitz: „Wenn nur die verrückten Alldeutschen und Reichsmarine-Leute mit Amerika uns nichts einbrocken. Die Folge ist: 1) daß unsere halbe Handelsflotte - 1/4 in amerikanischen, 1/4 in italienischen Häfen! - konfisziert und gegen uns verwendet wird, so daß also zunächst eine Vermehrung der englischen Schiffszahl eintritt - was diese Esel nicht berechnen, - 2) daß wir 500000 amerikanische Sportsmen als Freiwillige, glänzend gerüstet, gegen unsere müden Truppen bekommen, - was diese Esel nicht glauben, - 3) 40 Milliarden Mark bares Geld für die Gegner, - 4) noch 3 Jahre Krieg, also sicherer Ruin, - 5) Rumänien, Griechenland etc. gegen uns. Und Alles: damit Herr Tirpitz .zeigen kann, was er kann'. Etwas Blöderes ist nie erdacht worden." Und vier Tage später schreibt Weber: „Nun steht wirklich die Sache mit Amerika vor dem Bruch! Ganz wie ich gesagt hatte. Und immer, weil sachliche Fragen in öffentlichen Kundgebungen auf den ,point d'honneur' gestellt werden, von .Demütigung' und so was geredet wird und es dann keinen Weg zurück mehr giebt." Brief an Marianne Weber von „Sonntag" [27. Febr. 1916], Bestand Eduard Baumgarten, Privatbesitz. 5 Brief an Marianne Weber vom 27. Febr. 1916, vgl. Anm. 4. 6 Brief an Marianne Weber von „Freitag" [3. März 1916], Bestand Max WeberSchäfer, Privatbesitz; von Marianne Weber selbst fälschlich datiert auf den 7. März 1916 (vgl. Weber, Marianne, Lebensbild 1 , S.572). Die Datierung ergibt sich aufgrund folgender Gesichtspunkte: 1. handelte es sich um einen Freitag, also kommen nur der 3. oder 10. März in Frage. 2. wird hier berichtet von Verhandlungen betreffend Polen. Aus dem Schreiben an Franz Eulenburg vom 9. März 1916, Abschrift Marianne Weber (masch.), ZStA Merseburg, Rep. 92, Nl. Max Weber Nr. 30/9, ergibt sich, daß die Regierung Weber am 8. März wissen ließ, daß man an Verhandlungen über Polen nicht interessiert sei, und daß demgemäß der Arbeitsausschuß für Mitteleuropa die Untersuchung dieser Frage fallen ließ. Dies bedeutet, daß der Brief vor dem 10. März geschrieben sein muß.

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Der verschärfte

U-Boot-Krieg

Um so beunruhigter war er über die ständige Z u n a h m e der halböffentlichen Agitation, wie er sie um sich herum b e o b a c h t e n konnte. Am 6. März stand n a c h seinen B e o b a c h t u n g e n „die Gefahr mit Amerika auf dem H ö h e p u n k t " 7 . Allerdings hat Heinrich Simon, mit dem Weber am selben Tag diese Frage telefonisch b e s p r o c h e n hatte u n d mit dem er vermutlich am gleichen A b e n d z u s a m m e n g e t r o f f e n war, ihn zeitweilig wieder etwas beruhigt: „ H e i n r i c h Simon telefoniert: es stände zur Zeit etwas besser." 8 Vermutlich hatte dieser in Umrissen von dem Ergebnis des Kronrats am 4. März erfahren. D e n n o c h sah Weber den steigenden Druck auf die Regierung für so gefährlich an, d a ß er sich in eben diesen Tagen, offenbar ziemlich rasch, d a z u entschloß, seine Bedenken in einer Denkschrift niederzulegen und dergestalt seinerseits den Versuch zu machen, auf den G a n g der Dinge Einfluß zu nehmen. M a r i a n n e Weber hat der erstmaligen Veröffentlichung der Denkschrift die f o l g e n d e n A n m e r k u n g e n über die Entstehungsgeschichte derselben beigegeben: „ D e r V e r f a s s e r h a t d i e s e b i s h e r u n v e r ö f f e n t l i c h t e D e n k s c h r i f t , a n d e r Herr Dr. Felix S o m a r y m i t g e a r b e i t e t hat, in d e r e r s t e n M ä r z h ä l f t e 1916 d e n P a r t e i führern und bekannten Abgeordneten und dem Auswärtigen Amt zugestellt. V o n letzterem ist sie a u c h d e m R e i c h s k a n z l e r ü b e r m i t t e l t . D a m a l s , n a c h d e r T o r p e d i e r u n g d e r . L u s i t a n i a ' s t a n d die G e f a h r des K r i e g s mit A m e r i k a auf d e m H ö h e p u n k t . U n d e b e n s o die A g i t a t i o n der konservativen u n d a l l d e u t s c h e n Kreise für d e n v e r s c h ä r f t e n U - B o o t k r i e g . In e i n e m im M ä r z a u s Berlin g e s c h r i e b e n e n Briefe d e s V e r f a s s e r s heißt es: . I n z w i s c h e n ist d i e G e f a h r mit A m e r i k a a u f d e m H ö h e p u n k t . U n d mir ist, als o b eine H o r d e I r r s i n n i g e r u n s regierte. Alle L e u t e , d i e vor v i e r z e h n T a g e n m e i n e r A n s i c h t w a r e n , s i n d u m g e f a l l e n . Die v o r v i e r z e h n T a g e n s a g t e n : ,Ach, d i e A m e r i k a n e r s c h l a g e n j a nie los' - s a g e n jetzt: ,Ach, die A m e r i k a n e r w o l l e n j a d e n Krieg a u f j e d e n Fall 1 - g a n z w i e d a m a l s bei I t a l i e n . " 9

Die Zitierung dieses von M a r i a n n e Weber auf den 5. März datierten Briefes 1 0 läßt den Schluß zu, daß M a r i a n n e Weber seinerzeit eine Entstehung um bzw. n a c h dem 5. März für möglich gehalten hat. Im Lebensbild heißt es, daß die Denkschrift „ a n f a n g s [sie!] März dem A u s w ä r t i g e n Amt unterbreitet u n d etwa am 10. d[esj M [ o n a ] t s den Parteiführern zugestellt" w o r d e n sei 11 . 7 Brief an Marianne Weber, undat. [6. März 1916], Bestand Eduard Baumgarten, Privatbesitz. Aus der Bemerkung „übermorgen: Reichsamt des Innern" läßt sich das Datum ableiten, da diese Sitzung laut Schreiben an Eulenburg vom 9. März 1916 (vgl. Anm. 6) am 8. März 1916 stattgefunden hat. 8 Ebd. 9 GPS 1 , S. 64, Anm. 1. 10 Für die korrekte Datierung des hier zitierten Briefes vgl. Anm. 7. 11 Weber, Marianne, Lebensbild 1 , S. 573.

Editorischer

Bericht

103

Der Zeitpunkt der A u s a r b e i t u n g der Denkschrift läßt sich a n h a n d der uns überlieferten K o r r e s p o n d e n z Max Webers näher bestimmen. In dem Schreiben an M a r i a n n e Weber vom 6. März ist von einer Denkschrift n o c h nicht die Rede, o b w o h l er in diesem Brief ebenso wie in v o r a u s g e g a n g e n e n Briefen ausführlich auf die Folgen des „verschärften U-Boot-Krieges" und die Gefahr eines Kriegseintritts der Vereinigten Staaten von Amerika eingeht. Am 10. März 1916 übersandte Weber d a n n die Denkschrift dem Auswärtigen Amt, mit einem vermutlich an den Staatssekretär des Äußeren von J a g o w (im Anschreiben wird kein Name genannt), möglicherweise aber a u c h nur an den Unterstaatssekretär Z i m m e r m a n n gerichteten ausführlichen Anschreiben, in dem er es als Zweck derselben bezeichnete, „lediglich und g a n z allein: dem Druck der teilweise geradezu hysterisch erregten s o g e n a n n t e n .öffentlichen M e i n u n g ' (eines Teils der Parlamentarier und anderer Kreise) e n t g e g e n zu w i r k e n " 1 2 . Demn a c h dürfte die Denkschrift zwischen dem 8. und dem 10. März 1916 niedergeschrieben w o r d e n sein. In seinen allerdings erst in den späten fünfziger Jahren entstandenen u n d p o s t h u m erschienenen Lebenserinnerungen gibt Felix Somary einen in einigen Punkten a b w e i c h e n d e n Bericht über die Entstehung und die W i r k u n g e n der Denkschrift 1 3 . Felix Somary arbeitete d a m a l s mit Max Weber im „ A r b e i t s a u s s c h u ß für Mittele u r o p a " z u s a m m e n und war speziell für Kartellprobleme innerhalb des künftigen mitteleuropäischen Wirtschaftsraums zuständig. Laut dem O r i g i n a l m a n u s k r i p t seiner Lebenserinnerungen, das nur in erheblich gekürzter Form zum Druck gelangt ist, hat Somary „unter dem Eindruck der U n z u l ä n g l i c h k e i t " der Denkschrift Helfferichs zum U-Boot-Krieg (die mit der amtlichen Denkschrift des Reichskanzlers vom 29. Februar 1916 identisch ist) „mit Max Weber im Arbeitsausschuß über die Notwendigkeit eines sofortigen M e m o r a n d u m s " gesprochen, „ d a s mit H a m m e r s c h l ä g e n auf die G e f a h r e n p u n k t e e i n z u h a u e n hatte, die ein U-Boot-Krieg zur Folge h a b e n müßte" 1 4 . 12 S c h r e i b e n a n v o n J a g o w o d e r Z i m m e r m a n n v o m 10. März 1916, PA A A B o n n , W e l t k r i e g Nr. 18, g e h e i m , Bd. 9, Bl. 3—4. Vgl. a u c h M o m m s e n , Max W e b e r 2 , S. 2 4 8 - 2 5 0 . 13 S o m a r y , Felix, E r i n n e r u n g e n a u s m e i n e m L e b e n . - Z ü r i c h : M a n e s s e o. J. [1959], S. 150. 14 In S o m a r y s u r s p r ü n g l i c h e r M a n u s k r i p t f a s s u n g ist ein s p ä t e r g e s t r i c h e n e r A b s c h n i t t e n t h a l t e n , in d e m es heißt, d a ß die D e n k s c h r i f t als direkte R e a k t i o n a u f die D e n k s c h r i f t d e s V i z e k a n z l e r s Karl Helfferich e n t s t a n d e n sei. „ D i e S i t u a t i o n w u r d e t ä g l i c h g e f ä h r l i c h e r . Der Kanzler b e t r a u t e seinen Stellvertreter Helfferich mit einer Z u s a m m e n f a s s u n g d e r G r ü n d e g e g e n d e n U - B o o t k r i e g , u n d dieser g a b d e n A u f t r a g a n s e i n e n Mitarbeiter Dr. Erwin Steinitzer weiter, e i n e n j u n g e n Österreicher, S o h n eines R e d a k t e u r s der . N e u e n Presse'. Steinitzer k a m t a g e l a n g zu mir, u n d ich b e e i n f l u ß t e e n t s c h e i d e n d seine D e n k s c h r i f t , die d a n n unter H e l f f e r i c h s S i g n a t u r

Der verschärfte

104

U-Boot-Krieg

Es m ü ß t e d i e s , s o f e r n w i r S o m a r y f o l g e n , e n t w e d e r der

konstituierenden

angelegentlich

Sitzung des „Arbeitsausschusses

für

Mittel-

e u r o p a " a m 22. F e b r u a r 1 9 1 6 o d e r w a h r s c h e i n l i c h e r a n l ä ß l i c h

der

2. S i t z u n g d e s s e l b e n a m 28. F e b r u a r g e s c h e h e n s e i n . S o m a r y f ü h r t das folgende aus: „ M a x Weber, v o n der g l e i c h e n tiefen S o r g e erfaßt, w a r d a z u sofort bereit, u n d a m N a c h m i t t a g des g l e i c h e n Tages u n d in der f o l g e n d e n N a c h t w u r d e in meiner W o h n u n g d a s im A n h a n g e n t h a l t e n e M e m o r a n d u m verfaßt u n d a m f o l g e n d e n Tage d u r c h Ballin dem Kaiser ü b e r g e b e n . Er erhielt es n o c h vor der E n t s c h e i d u n g des 4. März, die sich g e g e n d e n u n e i n g e s c h r ä n k t e n U - B o o t k r i e g richtete u n d zur sofortigen E n t l a s s u n g v o n Tirpitz führte. O b es zu dieser E n t s c h l i e ß u n g b e i g e t r a g e n o d e r sie veranlaßt hat, v e r m a g ich nicht zu sagen. Das M e m o r a n d u m w u r d e - wie M a r i a n n e Weber in ihrer s c h ö n e n B i o g r a p h i e ihres M a n n e s richtig bemerkt - auf V e r a n l a s s u n g des Unterstaatsekretärs Z i m m e r m a n n v o m A u s w ä r t i g e n A m t erst unmittelbar n a c h dem 4. März a n die Parteiführer versendet, aber der Kaiser hatte sie v o r h e r gelesen. Ihn hatte - wie d a s b e a b s i c h t i g t w a r - der Schluß aufgerüttelt, der klar a n d e u t e t e , eine F e h l e n t s c h e i d u n g müßte Verlust des Krieges u n d Sturz des Kaisertums bedeuten. (Er rief beim Lesen dieses S c h l u ß p a s s u s - laut Ballin - m e h r f a c h .Frechheit!' Da er d a s G u t a c h t e n des Heidelberger Levy k a n n t e , vermutete er bei Weber Professoren-Eifersucht, bei mir österreichische Motive. Aber als ihm Ballin sagte, wer wir seien, w u r d e er sehr betroffen u n d n a c h d e n k l i c h ) . " 1 5 W e i t e r b e r i c h t e t e S o m a r y , d a ß er a u c h d e m u n g a r i s c h e n M i n i s t e r p r ä s i d e n t e n Graf S t e p h a n Tisza ein Exemplar der Denkschrift übersandt

und

daß

dieser

ihm darauf

eine persönliche Audienz

Kaiser Franz J o s e p h vermittelt habe, über deren

bei

Zustandekommen

f r e i l i c h s t r e n g s t e s S t i l l s c h w e i g e n g e w a h r t w o r d e n sei. Dieser

Version

der

Entstehung

und

Wirkungsgeschichte

der

D e n k s c h r i f t z u f o l g e m ü ß t e sie b e r e i t s a m 2 8 . / 2 9 . F e b r u a r 1 9 1 6 v e r faßt w o r d e n sein, u n d w ä r e d a n n , v o n d e m über Ballin d e m Kaiser zugeleiteten Exemplar a b g e s e h e n , über eine W o c h e liegen

geblie-

b e n , b e v o r sie d a n n a m 10. M ä r z z u n ä c h s t d e m A u s w ä r t i g e n u n d a m f o l g e n d e n Tage einer g r ö ß e r e n Z a h l v o n

Amt

Parlamentariern

z u g e s a n d t wurde. D o c h e r h e b e n sich Zweifel a n der Zuverlässigkeit erschien und die Grundlage für die Regierungserklärungen der nächsten Monate bildete. Die Denkschrift war ökonomisch sehr gut, aber politisch schwach, denn einige der stärksten Stellen waren von Helfferich eliminiert worden. Sie wurde am 29. Februar 1916 dem Kaiser übergeben. Unter dem Eindruck der Unzulänglichkeit von Steinitzers Denkschrift sprach ich mit Max Weber im Arbeitsausschuß über die Notwendigkeit eines sofortigen Memorandums". Manuskriptfassung (masch.), BI.136, Bestand Felix Somary, Privatbesitz. 15 Ebd., Bl. 136-137. Die in runden Klammern stehende Passage ist im Manuskript gestrichen.

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Bericht

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dieser Schilderung. Z u m einen dürfte zumindest Max Weber d a m a l s keine e r s c h ö p f e n d e Kenntnis der amtlichen Denkschrift des Reichskanzlers zur U - B o o t - F r a g e 1 6 g e h a b t haben. Webers Denkschrift über den „verschärften U - B o o t - K r i e g " geht n o c h d a v o n aus, daß es sich um die F o r t f ü h r u n g des „verschärften U-Boot-Krieges" handele, w ä h r e n d die amtliche Denkschrift bereits von der Möglichkeit einer „rücksichtslosen F ü h r u n g " des U-Boot-Krieges spricht. Schwerer wiegt, daß Ballin den Kaiser in den fraglichen Tagen zwischen dem 28. Februar u n d dem 4. März gar nicht gesehen h a b e n kann, u n d daß Somary d a r ü b e r h i n a u s mit Ballin, w e n n ü b e r h a u p t in jenen Tagen, d a n n erst n a c h dem 5. März z u s a m m e n getroffen sein dürfte 1 7 . Nachgewiesen ist eine U n t e r r e d u n g Somarys mit Ballin erst am 22. März 1916, u n d in dieser war von der U - B o o t Frage ü b e r h a u p t nicht die Rede 1 8 . A u c h für die Audienz Somarys bei Kaiser Franz Joseph finden sich in den Akten des Haus-, Hofu n d Staatsarchivs keine Hinweise. 1 9 Somarys A n g a b e n lassen sich mit den sonst b e k a n n t e n Quellen nicht vereinbaren. Dies gilt nicht allein hinsichtlich des zeitlichen Ablaufs, s o n d e r n a u c h hinsichtlich der Ü b e r g a b e der Denkschrift an den Kaiser. Sie ist unter den g e g e b e n e n U m s t ä n d e n wenig w a h r scheinlich. Wenn, wie Somary berichtet, Wilhelm II. die Denkschrift vor dem 4. März, oder wie dies allenfalls möglich wäre, zu einem

16 Die von Somary als „Steinitzers Denkschrift" bezeichnete Denkschrift Bethmann Hollwegs ist abgedruckt bei: Bethmann Hollweg, Theobald von, Betrachtungen zum Weltkriege, 2.Teil. - Berlin: Hobbing 1921, S. 260-273. 17 Aus den detaillierten Berichten des Direktors der HAPAG, Arndt von Holtzendorff, für Ballin, BA Koblenz, Nl. Ballin, R1, lassen sich das Itinerar und die Termine Ballins entnehmen. Danach weilte Ballin während der fraglichen Zeit in Hamburg und kam erst am 5. März nach Berlin (Berichte Nr.363 vom 29. Februar und 366 vom 3. März); der Kaiser befand sich in jenen Tagen in Charleville im Gr. Hauptquartier und reiste, wie Holtzendorff berichtet, nach der Kronratssitzung vom 4. März an die Front. 18 Arndt von Holtzendorff berichtet unter dem 3. März von einem Besuch Somarys bei ihm, in dem über Mitteleuropaprobleme gesprochen wurde, während die U-BootFrage nicht berührt wurde, und empfiehlt Ballin, während seines bevorstehenden Berlinaufenthalts Somary einmal „kommen zu lassen" (BA Koblenz, Nl. Ballin, R1, Bericht Nr. 366 vom 3. März 1916). Es ist möglich, daß Somary Ballin zwischen dem 5. und 10. März gesehen hat, worauf eine Bemerkung Holtzendorffs in den Notizen vom 10. März hindeutet. Über die Unterredung vom 22. März informiert eine Notiz Holtzendorffs vom 22. März, ebd. 19 Schriftliche Auskunft von Frau Christiane Thomas vom Österreichischen Staatsarchiv, Abt.: Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien. Demnach ist weder im Tagebuch (Journal) 61 und 62 des Flügeladjudanten oder in den Audienzlisten der Kabinettskanzlei und deren Korrespondenzakten noch in Rubrik2 (Audienzen) des Oberstkämmereramtes (Karton 899) oder den Neueren Zeremonialakten (Rubrik XIV, Karton 312) ein Eintrag zu Somary verzeichnet.

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Der verschärfte

U-Boot-Krieg

späteren Zeitpunkt z u g e g a n g e n sein sollte, so müßte dies o h n e Wissen Max Webers erfolgt sein. Denn dies wäre schwer mit der Tatsache zu vereinen, d a ß dieser als Zielgruppe der Denkschrift ausschließlich die „ s o g e n a n n t e öffentliche M e i n u n g " b e n a n n t e und im übrigen a u s d r ü c k l i c h um Erlaubnis bat, diese u n g e a c h t e t der Bestimmungen des Burgfriedens an eine begrenzte Zahl von Parlamentariern versenden zu d ü r f e n 2 0 Denkbar Ist Immerhin, daß Somary auf einer der beiden Ausschußsitzungen bereits mit Weber über die U - B o o t - F r a g e gesproc h e n hat; nichts deutet j e d o c h auf die gemeinsame A b f a s s u n g einer Denkschrift zu diesem Zeitpunkt hin. Angesichts dieser S a c h l a g e wird man weiterhin d a v o n a u s g e h e n müssen, daß die Denkschrift zwischen dem 8. und 10. März verfaßt w o r d e n ist. Sie Ist mit derselben Schreibmaschine geschrieben wie der Begleitbrief an das Auswärtige Amt vom 10. März. Der Brief trägt Im Kopf die Anschrift „ C h a r l o t t e n b u r g , Marchstraße 7 F " ; dies war Helene Webers W o h nung, und die Denkschrift dürfte d e m n a c h dort und nicht in Somarys W o h n u n g verfaßt w o r d e n sein. Es Ist allerdings möglich, daß Somary mit Weber über die U - B o o t - F r a g e nicht w ä h r e n d der 2. Sitzung des „Arbeltsausschusses für Mitteleuropa" am 28. Februar, sondern angelegentlich einer die Mitteleuropafrage betreffenden B e s p r e c h u n g im Reichsamt des Innern, die am 8. März stattfand, g e s p r o c h e n und sich anschließend an der A b f a s s u n g der Denkschrift beteiligt h a b e n könnte 2 1 . Dazu w ü r d e a u c h der Hinwels M a r l a n n e Webers in ihren 1948 verfaßten „ L e b e n s e r i n n e r u n g e n " passen, daß die Denkschrift „in einer erregten Nacht e n t s t a n d e n " sei 22 . D o c h müssen dies V e r m u t u n g e n bleiben. Über Felix Somarys Anteil an der A b f a s s u n g der Denkschrift läßt sich bei Lage der Dinge nichts Sicheres aussagen. Max Weber selbst erwähnt In der uns erhaltenen, ziemlich dicht überlieferten K o r r e s p o n d e n z jener W o c h e n die Mitarbeit Somarys mit keinem Wort, u n d a u c h sonst findet diese In den zeitgenössischen Quellen keinerlei E r w ä h n u n g . Im G r u n d e beruht unser Wissen über die Mitautorschaft Somarys ausschließlich auf den p o s t h u m erfolgten A n g a b e n M a r l a n n e Webers u n d Felix Somarys selbst, und es Ist d u r c h a u s möglich, daß erstere ihrerseits auf n a c h t r ä g l i c h e Informationen Somarys z u r ü c k g e h e n . A u c h die Textüberlieferung hilft hier nicht weiter. Die In Somarys L e b e n s e r i n n e r u n g e n zum A b d r u c k g e b r a c h t e Fassung der U - B o o t - D e n k s c h r i f t Ist vor dem Druck redaktionell überarbeitet 20 Vgl. Anm. 12. 21 Zeitpunkt und Tenor dieser Besprechung ergeben sich aus dem Schreiben an Franz Eulenburg vom 9. März 1916. Vgl. Anm. 6. 22 Weber, Marianne, Lebenserinnerungen. - Bremen: Storm 1948, S. 162.

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und in der Schreibweise modernisiert w o r d e n 2 3 ; ob Somary dabei ein Exemplar der ursprünglichen Denkschrift oder den A b d r u c k von Marianne Weber in den GPS 1 , auf den ausdrücklich Bezug genommen wird, zugrundegelegt hat, läßt sich a n h a n d der spärlichen Textvarianten nicht mehr zuverlässig a u s m a c h e n ; d o c h ist letzteres anzunehmen. Somary hat einige Passagen der Denkschrift als von ihm herrührend besonders bezeichnet. Eine Überprüfung dieses Tatbestands ist nicht mehr möglich, d a uns die entsprechenden Teile des Manuskripts bzw. das als Druckvorlage benutzte Exemplar der Denkschrift im Nachlaß Somary nicht überliefert sind 2 4 . Angesichts der letztlich nicht vollends zu klärenden Überlieferungslage muß demgemäß, wenn auch mit erheblichen Vorbehalten, von einer Mitautorschaft Somarys ausgegangen werden. Über die Versendung der U-Boot-Denkschrift liegen uns hingegen präzise A n g a b e n vor. Diese wurde, wie bereits erwähnt, am 10. März dem Auswärtigen Amt in einer Fassung zugeleitet, die deutlich die Spuren einer äußerst eiligen Herstellung trug. Das in den Akten des PA AA überlieferte Exemplar ist maschinengeschrieben, weist jedoch eine größere Zahl von Korrekturen von Webers Hand auf und trägt die von ihm handschriftlich hinzugefügte Überschrift „Der verschärfte U-Boot-Krieg". Dieses Exemplar der Denkschrift (A) ist am 11. März von Unterstaatssekretär Zimmermann bearbeitet und noch am gleichen Tage Staatssekretär von J a g o w mit dem folgenden Aktenvermerk vorgelegt worden: „Die Denkschrift ist sehr lesenswert. Ich habe H[err]n Weber empfohlen, sie möglichst vielen S c h a r f m a c h e r n aus dem Reichstag und vor allem a u c h dem Professor Ed[uard] Meyer mitzuteilen, der die ö f f e n t l i c h e ] M e i n u n g in weitem U m f a n g gegen unseren S t a n d p u n k t zu beeinflussen sucht."

Die Denkschrift trägt die Paraphe Jagows vom gleichen Tage, sie wurde darüber hinaus am Montag, dem 13. März, dem Reichskanzler Bethmann Hollweg vorgelegt und am folgenden Tag von Graf Montgelas zu den Akten verfügt, wie aus deren Paraphen hervorgeht 2 5 . 23 Die Fassung Somarys steht ersichtlich der von Marianne Weber in den GPS 1 wiedergegebenen Fassung näher als der am 13. März versandten Fassung. 24 Zwar glaubt sich Wolfgang Somary, in dessen Besitz sich der Nachlaß Felix Somary befindet, noch an ein Exemplar der ursprünglichen Denkschrift erinnern zu können, „deren wörtliche Wiedergabe" man in den Lebenserinnerungen vorfinde (Schreiben vom 5. Oktober 1980 an Gangolf Hübinger). Letzteres spricht jedoch nicht dafür, daß es sich dabei tatsächlich um ein Exemplar der ursprünglichen Fassung gehandelt hat. Doch ließ sich ein solches Exemplar der Denkschrift im Nachlaß Somary nicht auffinden. 25 PA AA Bonn, Weltkrieg Nr. 18, geheim, Bd. 9, Bl. 5—18; das Begleitschreiben Webers mit den Paraphen ebd. BI.3.

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Der verschärfte

U-Boot-Krieg

N o c h am 11. März ließ Z i m m e r m a n n Max Weber d u r c h Boten ein Schreiben z u k o m m e n , in dem er die Versendung der Denkschrift begrüßte u n d insgesamt 17 Parlamentarier sowie den Grafen Hertling, der d a m a l s bayerischer Ministerpräsident, zugleich aber einer der bedeutendsten Zentrumsführer war, als Adressaten benannte. Dieses Schreiben ist uns nicht überliefert, d o c h läßt sich sein Inhalt aus dem zitierten Aktenvermerk, aus zwei Briefen an M a r i a n n e Weber v o m 11. März 1916 2 6 und v o n „ M o n t a g " , dem 13. März 1916 2 7 sowie einem an Z i m m e r m a n n gerichteten Antwortschreiben Max Webers v o m 11. März erschließen, in dem es heißt: „Euer Excellenz d a n k e ich verbindlichst für Ihre f r e u n d l i c h e n Zeilen. Den mitgeteilten Herren wollte ich d a s Schriftstück ohnehin z u g ä n g l i c h m a c h e n , so d a ß also - d a ich die e n t s p r e c h e n d e n A n w e i s u n g e n s c h o n g e g e b e n habemit voller A u f r i c h t i g k e i t erklärt w e r d e n k a n n : d a ß die Z u s e n d u n g a n jene Herren ohne alle E i n w i r k u n g des A u s w ä r t i g e n Amtes, a u s meiner alleinigen Initiative, erfolgt ist. Dies ist vielleicht für die L a g e des A u s w ä r t i g e n ] Amtes a n g e n e h m . Mit v o r z ü g l i c h e r H o c h a c h t u n g Ew Excellenz ergebenst Prof. Max W e b e r . " 2 8

Z i m m e r m a n n vermerkte am 11. März auf diesem Schreiben: „ I c h hatte H [ e r r ] n Prof. Weber eine A n z a h l v o n A b g e o r d n e t e n (17) g e n a n n t , die für seine Denkschrift in Frage k o m m e n . Dies ist die A n t w o r t "

u n d verfügte „ z u den A k t e n " 2 9 . Max Weber hatte d e m n a c h s c h o n vor Erhalt dieser Nachricht die Herstellung einer größeren Zahl von Exemplaren der Denkschrift mit Hilfe eines Hektographiergerätes in die Wege geleitet. Seiner Frau schrieb er n o c h am gleichen Tage, daß er „ m o r g e n eine Denkschrift an die P a r t e i h ä u p t e r " schicken werde 3 0 . Als Vorlage für die Herstellung dieser Exemplare diente eine Abschrift des dem A u s w ä r t i g e n Amt am 10. März ü b e r s a n d t e n Exemplars, die o f f e n b a r recht eilig v o r g e n o m m e n w u r d e u n d eine g a n z e Reihe v o n Abschreibfehlern und A u s l a s s u n g e n enthält, die nur zum Teil korrigiert w o r d e n sind. Sie trägt n u n m e h r die diesmal m a s c h i n e n g e s c h r i e b e n e Überschrift 26 Brief an Marianne Weber vom 11. März 1916, Abschrift Marianne Weber (masch.), ZStA Merseburg, Rep. 92, Nl. Max Weber Nr. 30/2. 27 Brief an Marianne Weber von „Montag" [13. März 1916], Bestand Max WeberSchäfer, Privatbesitz. Von Marianne Weber fälschlich auf den 10. März 1916 datiert. Hier heißt es: „Anbei die .Denkschrift', deren Versendung an alle die konservativen Heißsporne nun wohl ein ungeheures Maß von Wut auf mich zusammenhäufen wird. Nutzen tut es nicht - obwohl das Auswärtige] Amt Versendung an den bayerischen Ministerpräsidenten, und an alle möglichen hohen Tiere erbittet [...]." 28 PA AA Bonn, Weltkrieg Nr. 18, geheim, Bd. 9, Bl. 19. 29 Ebd. 30 Brief an Marianne Weber vom 11. März 1916, vgl. Anm. 26.

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Bericht

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„Der verschärfte U - B o o t - K r i e g " (B). Diese Vorlage ist uns als solche nicht überliefert, d a g e g e n insgesamt 5 hektographierte Exemplare (BT bis B 5 ). Eines von diesen letzteren Exemplaren übersandte Max Weber mit einem ausführlichen Anschreiben an Unterstaatssekretär Z i m m e r m a n n . Letzteres ist undatiert, dürfte aber am 13. März verfaßt w o r d e n sein; es trägt den Eingangsvermerk u n d den Präsentationsstempel des Auswärtigen Amtes v o m 13. März. Es hat folgenden W o r t l a u t : „ E w Excellenz b e e h r e ich m i c h a n b e i ein Expl. d e r R e i n s c h r i f t d e r D e n k s c h r i f t ü b e r d e n U - B o o t - K r i e g s e h r e r g e b e n s t z u ü b e r r e i c h e n . Auf d e n versendeten Exemplaren, welche gestern a b g i n g e n u n d hoffentlich die A b g e o r d n e t e n rechtzeitig, d . h . heute, e r r e i c h e n , w u r d e , a u ß e r d e r N u m e r i e r u n g , v e r m e r k t : d a ß ,18 Expl. a n H e r r e n der P a r l a m e n t e , 1 Expl. g l e i c h zeitig H e r r e n U n t e r s t a a t s s e k r e t ä r Z i m m e r m a n n ! ' ] v e r s a n d t w o r d e n s e i [ e n ] . W e n n irgend w e l c h e n Effekt a u f vielleicht e i n i g e H e r r e n , so k a n n d i e s e n die k l e i n e . D e n k s c h r i f t ' n u r a l l e n f a l l s d a d u r c h m a c h e n , d a ß feststeht, daß sie ohne j e d e A n r e g u n g d e s A u s w ä r t i g e n ] A m t s e n t s t a n d e n ist. A u c h a u s d i e s e m G r u n d h a t t e ich mir n i c h t die Ehre g e g e b e n , v o r h e r Ew. Exzellenz s c h w e r b e l a s t e t e Zeit d u r c h e i n e n B e s u c h in A n s p r u c h z u n e h m e n , a u f d i e G e f a h r hin, im E i n z e l n e n hie u n d d a B e m e r k u n g e n zu m a c h e n , d i e d e r S a c h l a g e n i c h t u n b e d i n g t e n t s p r e c h e n . Mit v o r z ü g l i c h e r H o c h a c h t u n g Ew Exzellenz sehr e r g e b e n s t e r M a x W e b e r . " 3 1

Offenbar am v o r a n g e h e n d e n Tage, S o n n t a g , den 12. März 1916, hatte Max Weber die Denkschrift insgesamt 18 f ü h r e n d e n Parlamentariern zugesandt. Damit sollte vermutlich einem seitens der Konservativen, der Nationalliberalen u n d eines Teils des Zentrums verabredeten gemeinsamen Vorstoß z u g u n s t e n des „ u n e i n g e s c h r ä n k t e n U-Boot-Krieges" anläßlich der am 15. März bevorsteh e n d e n E r ö f f n u n g des Reichstages entgegengewirkt u n d die d u r c h den am 12. März erfolgten Rücktritt des Staatssekretärs des Reichsmarineamts von Tirpitz in der Öffentlichkeit g e s c h w ä c h t e Stellung des Reichskanzlers gestützt werden. Am 14. März f a n d eine Parteiführerbesprechung in der Reichskanzlei statt, die B e t h m a n n Hollweg zum Anlaß nahm, um die Führer der Reichstagsparteien v o n einer öffentlichen Initiative für den u n b e s c h r ä n k t e n U - B o o t Krieg a b z u h a l t e n 3 2 . Es ist zu vermuten, d a ß Weber mit der Versend u n g der Denkschrift diese B e m ü h u n g e n seinerseits hat unterstüt31 PA AA Bonn, Weltkrieg Nr. 18, geheim, Bd. 9, BI.45. 32 Protokoll der Parteiführerbesprechung, ZStA Potsdam, RK, Reichstag 8 Bd. 1, Nr. 1843, Bl. 30-52, vgl. Mommsen, Bethmann Hollweg und die öffentliche Meinung 1914-1917, S. 143 und Kurt Riezler. Tagebücher, Aufsätze, Dokumente, eingeleitet und hg. von Karl Dietrich Erdmann. - Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1972, S. 341 f.

110

Der verschärfte

U-Boot-Krieg

zen wollen. Dafür spricht einerseits, daß im Schreiben an Zimmerm a n n vom 13. März d a v o n die Rede Ist, daß die Exemplare „die A b g e o r d n e t e n rechtzeitig, d.h. heute, erreichen" werden, u n d zum anderen, daß die Denkschrift an einer Stelle unmittelbar an die Parteiführer appelliert 3 3 . Von diesen Exemplaren sind - von dem Exemplar für Z i m m e r m a n n (B-,) a b g e s e h e n - das Exemplar für Matthlas Erzberger (B 2 ) 3 4 , das Exemplar für Friedrich Payer (B 3 ) 3 5 , das Exemplar für Eugen Schiffer (B 4 ) 3 6 erhalten, a u ß e r d e m ein weiteres, d a s o f f e n b a r erst etwas später außer der Reihe mit dem zusätzlichen Vermerk ,,Streng vertraulich" an Ignaz Jastrow (B 5 ) 3 7 übersandt w o r d e n ist. Den im wesentlichen gleichlautenden Vermerken auf den versandten, sorgfältig numerierten Exemplaren zufolge hatte Weber 18 Exemplare an die Parteiführer u n d Herren der Parlamente sowie eines an Z i m m e r m a n n versandt und die Gesamtzahl der Ausfertigungen mit 20 a n g e g e b e n . D o c h sind, d a das Exemplar an Jastrow die Nummer 24 trägt, mindestens 24 Exemplare in Umlauf g e k o m m e n . Das M a r l a n n e Weber übersandte Exemplar 3 8 Ist uns nicht überliefert, dürfte aber der Veröffentlichung In den GPS 1 z u g r u n d e gelegt w o r d e n sein. Mit einiger Sicherheit dürften Graf Hertling, Gottfried Traub, Gustav Stresemann u n d vermutlich a u c h Eduard Meyer ein Exemplar erhalten h a b e n 3 9 . O b s c h o n Somary 33 Siehe die entsprechende Passage, „Es dürfte nach alledem Pflicht der Parteiführer sein [...]", S. 124, Z.5ff. 34 BA Koblenz, Nl. Matthias Erzberger Nr. 44. Dieses trägt auf der ersten Seite links oben den eigenhändigen Vermerk Webers ,,N°6(.] 20 Expl. 18 an Herren d[er] Parlamente, 1 gleichzeitig an U[nter]St[aats]S[ekretär] Zimmermann." 35 BA Koblenz, Nl. Friedrich Payer Nr. 10, Bl. 165-180. Dieses trägt auf der ersten Seite links oben den eigenhändigen Vermerk Webers ,,N° 12[.j 20 Expl. 18 an Herren d[er] Parlamente, 1 gleichzeitig an U[nter]St[aats]S[ekretär] Zimmermann." 36 BA Koblenz, Nl. Eugen Schiffer Nr. 25, Bl. 68-83 (167-182). Dieses trägt auf der ersten Seite links oben den eigenhändigen Vermerk Webers ,,N°11[.] 20 Expl. 18 an Herren d[er] Parlamente, 1 gleichzeitig an U[nter]St[aats]S[ekretär] Zimmermann." 37 British Library of Political and Economic Science, London School of Economics, Nl. Ignaz Jastrow. Dabei findet sich ein undatiertes Schreiben Max Webers, in dem es heißt: „Verzeihen Sie diese Verzögerung! Nur meine Vergeßlichkeit - ich hatte bei Empfang Ihrer Karte zufällig kein Kouvert da - ist daran schuld." Die Denkschrift trägt links oben auf der ersten Seite den eigenhändigen Vermerk Webers „N°24 (18 Expl. an Parteiführer. 1 an U[nter]St[aats]S[ekretär] Zimmermann.!)]" Zur Nummer dieses Exemplars vgl. aber Anm. 34-36. 38 Vgl. Anm. 23. 39 Diese Vermutung stützt sich für Hertling auf den Brief an Marianne Weber von „Montag" [13. März 1916], für Traub auf den Brief an Marianne Weber von „Donnerstag" [23. März 1916], beide Bestand Max Weber-Schäfer, Privatbesitz; für Stresemann auf dessen Denkschrift, PA AA Bonn, Nl. Gustav Stresemann, Bd. 155, H. 129, Bl. 515526, veröffentlicht bei Mommsen, Max Weber 2 , S. 515-520, für Eduard Meyer auf die Aktennotiz Zimmermanns vom 11. März 1916.

Editorischer

Bericht

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bei den z u n ä c h s t g e n a n n t e n 20 Exemplaren nicht berücksichtigt war, wird er selbst a u c h ein Exemplar erhalten haben. Sofern Somarys Bericht zutreffend sein sollte, h a b e n a u c h Ballin für Wilhelm II. und Graf Tisza Exemplare erhalten, d o c h dürfte Weber jedenfalls zum Zeitpunkt der Versendung der 20 Exemplare d a v o n keine Kenntnis g e h a b t haben, so daß diese als zusätzliche Exemplare zu gelten hätten. Allerdings h a b e n sich weder im N a c h l a ß Somary n o c h in den Nachlässen Ballin oder Tisza Exemplare der Denkschrift nachweisen lassen 4 0 . Max Weber schrieb der Denkschrift nur b e s c h r ä n k t e W i r k u n g e n zu, wie wir einem Brief an seine Frau vom 19. März 1916 e n t n e h m e n können: „ D e r Regierung h a b e ich s i c h e r n i c h t s N e u e s g e s a g t , s o n d e r n ihr n u r e i n e n D i e n s t e r w i e s e n . Die S a c h e g i n g a n d i e A b g e o r d n e t e n . Vielleicht hat sie d e n A b g e o r d n e t e n ] S c h i f f e r u n d e i n i g e w e n i g e a n d e r e b e e i n f l u ß t , vielleicht a u c h e f w a s d i e C e n t r u m s l e u t e , d i e a b e r a u c h a n s i c h k l u g u n d bei d e r R e g i e r u n g No. 1 s i n d . A b e r w i r k l i c h e n Effekt h a t sie n u r in sehr g e r i n g e m M a ß e g e ü b t , w e n n ü b e r h a u p t i r g e n d w e l c h e n . Die S a c h e bei d e r R e g i e r u n g war s c h o n e n t s c h i e d e n . " 4 1

Immerhin hatte er die G e n u g t u u n g , daß der Vorstoß der Rechtsparteien im Reichstag z u g u n s t e n des u n b e s c h r ä n k t e n U - B o o t Krieges, der die Entscheidung v o m 4. März n o c h einmal hätte ins W a n k e n bringen können, schließlich erfolgreich a b g e f a n g e n w u r d e d u r c h A n n a h m e einer farblosen Erklärung, die freilich alles weiterhin in der Schwebe ließ 42 . Über das Maß des eigenen Beitrages zu diesem A u s g a n g der Dinge d a c h t e Weber gleichwohl äußerst bescheiden: 40 Recherchen im Nachlaß Ballin im BA Koblenz und im Nachlaß von Graf Stephan Tisza im Archiv der Reformierten Kirche, Budapest, sowie in den einschlägigen ungarischen Akten nach Exemplaren der Denkschrift oder sonstigen Hinweisen blieben ebenfalls ergebnislos. Auch in den im ZStA Merseburg befindlichen Akten des Königlich-Preußischen Zivilkabinetts, in dem zahlreiche an Wilhelm II. gelangte Denkschriften archiviert sind, fand sich kein Exemplar derselben. Ballin hat im übrigen am 10. März zusammen mit Arndt von Holtzendorff eine Unterredung mit Unterstaatssekretär Zimmermann über die U-Boot-Frage geführt, die für die HAPAG wegen der voraussichtlichen Auswirkungen eines unbeschränkten U-Boot-Krieges auf ihre in neutralen Häfen liegenden Schiffe von vitaler Bedeutung war, doch ist von einer Denkschrift Webers bzw. Webers und Somarys hier wie auch sonst nicht die Rede. BA Koblenz, Nl. A. Ballin, R1, Notiz Holtzendorffs vom 10. März 1916. 41 Brief an Marianne Weber von „Sonntag" [19. März 1916], Bestand Max WeberSchäfer, Privatbesitz. 42 Vgl. die Initiativanträge der Parteien in der Kommission für den Reichshaushaltsetat vom 31. März 1916, Sten. Ber. Bd. 317, Nr. 255, S. 375-380 und die vom Reichstag am 6. April angenommene Resolution, Sten. Ber. Bd. 307, S.896f.

112

Der verschärfte U-Boot-Krieg

„Selbst unter den Freisinnigen gab es U-Boot-Wüteriche (Traub). Nun, da wenigstens habe ich wohl gewirkt. Sonst - schwerlich! (2-3 Nationalliberale allenfalls)." 43

Zur Überlieferung

und

Edition

Wir h a b e n es im v o r l i e g e n d e n Fall mit einer relativ k o m p l e x e n Ü b e r l i e f e r u n g s l a g e zu tun. Insgesamt liegen uns drei v e r s c h i e d e n e G r u p pen v o n Texten vor, die s o w o h l u n t e r e i n a n d e r als a u c h in ihrer jeweiligen G e s a m t h e i t m e h r o d e r m i n d e r v o n e i n a n d e r a b w e i c h e n , nämlich 1. das dem Auswärtigen Amt am 10. März übersandte maschinenschriftliche Exemplar, PAAA Bonn, Weltkrieg Nr. 18, geheim, Bd. 9, Bl.5—18 (A). 2. 5 Exemplare der hektographierten „Reinschrift", S. 1-16 (B.,-B5). 3. Die Druckfassung in der I.Auflage der GPS S.64-72, die vermutlich auf ein Marianne Weber vorliegendes Exemplar der Gruppe B zurückgeht (Ci), sowie die von Felix Somary in seinen „Erinnerungen aus meinem Leben". - Zürich: Manesse-Verlag o. J. [1959], S.367-377, unter dem Titel „Warnung an Deutschland vor dem U-Boot-Krieg und seinen Folgen für Reich und Dynastie" veröffentlichte Fassung (C2), in der er die als von ihm selbst herrührend bezeichneten Passagen gesondert ausgewiesen hat. Aus diesen Gründen werden die beiden Drucke als Variante Fassungen behandelt. Der v o n M a x W e b e r in seinem S c h r e i b e n a n Z i m m e r m a n n v o m 13. März 1916 a u s d r ü c k l i c h als Exemplar der „ R e i n s c h r i f t " bez e i c h n e t e Text ist eine o f f e n b a r v o n f r e m d e r H a n d a n g e f e r t i g t e m a s c h i n e n s c h r i f t l i c h e A b s c h r i f t des Exemplars A, in der g e g e n ü b e r A eine g a n z e Reihe v o n K o r r e k t u r e n v o r g e n o m m e n w o r d e n sind, in die a b e r a n d e r e r s e i t s neue S c h r e i b f e h l e r u n d A u s l a s s u n g e n h i n e i n g e k o m m e n sind, w e l c h e n u r teilweise bereits v o r der Vervielf ä l t i g u n g verbessert w u r d e n . I n f o l g e d e s s e n m u ß t e n die h e k t o g r a phierten Exemplare jedes für sich n o c h e i n m a l n a c h t r ä g l i c h d u r c h korrigiert w e r d e n , u n d z w a r teils v o n einer uns u n b e k a n n t e n dritten H a n d , teils e i g e n h ä n d i g v o n M a x Weber. Diese K o r r e k t u r e n w e i c h e n in d e n u n s überlieferten E x e m p l a r e n g e r i n g f ü g i g v o n e i n a n d e r ab. Wir h a b e n es also hier mit einer g r ö ß e r e n Z a h l v o n Varianten Vers i o n e n dieser s o g e n a n n t e n „ R e i n s c h r i f t " zu t u n , die prinzipiell s ä m t lich g l e i c h b e r e c h t i g t sind. D a v o n sind u n s die f o l g e n d e n überliefert:

43 Brief an Marianne Weber von „Donnerstag" [23. März 1916], Bestand Max WeberSchäfer, Privatbesitz.

Editorischer

Bericht

113

B, d a s E x e m p l a r f ü r Z i m m e r m a n n , ü b e r s a n d t a m 13. M ä r z 1916, PA A A B o n n , W e l t k r i e g Nr. 18, g e h e i m , Bd. 9, Bl. 4 6 - 6 1 . Es t r ä g t d e n e i g e n h ä n d i g e n V e r m e r k W e b e r s : „ 2 0 Expl. 18 Expl. a n H e r r e n d e s P a r l a m e n t s 1 Expl. a n H e r r n U n t e r s t a a t s s e k r [ e t ä r ] Z i m m e r m a n n E x c [ e l l e n z ] . " B 2 d a s E x e m p l a r f ü r M a t t h i a s E r z b e r g e r , BA K o b l e n z , Nl. M a t t h i a s E r z b e r g e r Nr.44. Es t r ä g t d e n e i g e n h ä n d i g e n V e r m e r k W e b e r s : , , N ° 6 [ . ] 2 0 Expl. 18 an Herren d[er] Parlamente, 1 gleichzeitig an U[nter]Staats]S[ekretär] Zimmermann." B 3 d a s E x e m p l a r f ü r F r i e d r i c h Payer, BA K o b l e n z , Nl. F r i e d r i c h P a y e r Nr. 10, Bl. 1 6 5 - 1 8 0 . Es t r ä g t d e n e i g e n h ä n d i g e n V e r m e r k W e b e r s : „ N ° 1 2 [ . ] 2 0 Expl. 18 a n H e r r e n d [ e r ] P a r l a m e n t e , 1 g l e i c h z e i t i g a n U [ n t e r ] S t [ a a t s - ] S[ekretär] Zimmermann." B 4 d a s E x e m p l a r f ü r E u g e n S c h i f f e r , BA K o b l e n z , Nl. E u g e n S c h i f f e r Nr. 25, Bl. 6 8 - 8 3 ( 1 6 7 - 1 8 2 ) . Es t r ä g t d e n e i g e n h ä n d i g e n V e r m e r k W e b e r s : „ N ° 11 [.]20 Expl. 18 a n H e r r e n d [ e r ] P a r l a m e n t e , 1 g l e i c h z e i t i g a n U f n t e r ] St[aats]S[ekretär] Zimmermann." B 5 d a s E x e m p l a r f ü r I g n a z J a s t r o w , British L i b r a r y of P o l i t i c a l a n d E c o n o m i c S c i e n c e , L o n d o n S c h o o l of E c o n o m i c s , L o n d o n , Nl. I g n a z J a s t r o w . Es t r ä g t d i e e i g e n h ä n d i g e n V e r m e r k e W e b e r s : , , N ° 2 4 (18 Expl. a n Parteif ü h r e r . 1 a n U [ n t e r ] S t [ a a t s ] S [ e k r e t ä r ] Z i m m e r m a n n " ! ) ] u n d „Streng vertraulich!"

Trotz des Umstands, daß uns die „Reinschrift" in nicht weniger als fünf g e r i n g f ü g i g v o n e i n a n d e r a b w e i c h e n d e n und n o c h d a z u an einigen Stellen gegenüber A verschlechterten Versionen überliefert ist, muß dieser vor allen a n d e r e n Texten der Vorzug gegeben werden. Denn sie hat g e g e n ü b e r dem Exemplar A als Fassung „letzter H a n d " zu gelten. Überdies ist es diese Fassung, die Weber ausd r ü c k l i c h zur Versendung bestimmt hat, und in dieser ist die Denkschrift den Zeitgenossen b e k a n n t geworden. Demgemäß wird hier das an Z i m m e r m a n n übersandte Exemplar (B-,), auf dessen Korrektur vermutlich am meisten Aufmerksamkeit v e r w a n d t w o r d e n ist, dem A b d r u c k zugrundegelegt. Die A b w e i c h u n g e n der anderen Exemplare der G r u p p e B 2 - B 5 werden ebenso als Varianten angemerkt wie A b w e i c h u n g e n von B-, g e g e n ü b e r dem Exemplar A. Um die sachlich relevanten Unterschiede zwischen den einzelnen Texten nicht in einer Flut von offensichtlichen Fehlschreibungen bzw. mehr oder minder unterschiedlich v o r g e n o m m e n e n Korrekturen von Tippfehlern untergehen zu lassen, werden dabei reine Vers c h r e i b u n g e n u n d offensichtliche Tippfehler stillschweigend korrigiert. Korrekturen von der H a n d Max Webers werden nur d a n n eigens angemerkt, w e n n sie eine Variante konstituieren. Die Korrekturen, die in den Fassungen B-i-BsVon dritter H a n d v o r g e n o m m e n wurden, sind, mit einer g e r i n g f ü g i g e n A u s n a h m e , nämlich der Unterstreichung des Wortes „Rechnungs ..." auf S. 15 des M a n u -

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Der verschärfte U-Boot-Krieg

skripts v o n E^-Bs, g l e i c h m ä ß i g erfolgt u n d k ö n n e n d a h e r , z u m a l sie keine V a r i a n t e k o n s t i t u i e r e n , v e r n a c h l ä s s i g t w e r d e n . A u f die Wiedergabe von Anstreichungen von bestimmten Textpassagen am Rand, die v e r m u t l i c h v o n d e n A d r e s s a t e n der e i n z e l n e n E x e m p l a r e s t a m m e n (im Falle B 2 s i n d diese a l l e r d i n g s in u n t e r s c h i e d l i c h e m D u k t u s v o r g e n o m m e n w o r d e n , w a s auf v e r s c h i e d e n e U r h e b e r s c h l i e ß e n läßt), w u r d e g l e i c h f a l l s verzichtet. Schließlich w u r d e n K o r r e k t u r e n , die e r s i c h t l i c h e r m a ß e n v o n d e n A d r e s s a t e n v o r g e n o m m e n w o r d e n sind, a u ß e r A c h t gelassen. D a r ü b e r h i n a u s w e r d e n alle A b w e i c h u n g e n der D r u c k f a s s u n g e n Ci und C2 g e g e n ü b e r B1 annotiert, d a d a v o n a u s g e g a n g e n werden muß, d a ß diese in b e i d e n Fällen auf uns nicht mehr überlieferte E x e m p l a r e der G r u p p e B, im Falle S o m a r y s eventuell a u c h a u f A zurückgehen. Im ü b r i g e n w e r d e n alle jene P a s s a g e n , auf d e r e n U r h e b e r s c h a f t S o m a r y A n s p r u c h erhebt, u n d die er in der v o n ihm v e r ö f f e n t l i c h t e n F a s s u n g h e r v o r g e h o b e n hat, im textkritischen A p p a r a t mit Hilfe des f o l g e n d e n V e r m e r k s a u s g e w i e s e n : ,,C 2 : U r h e b e r s c h a f t S o m a r y " .

Der verschärfte U-Boot-Krieg. 3

Einen „Weg zum Frieden", d.h. b zu einem Frieden an einem früheren als dem sonst dafür zu erwartenden c Zeitpunkt, bietet 0 der verschärfte U-Boot-Krieg d nur unter der Voraussetzung, daß 5 entweder ein Eingreifen Amerikas aus diesem Anlaß nicht e zu erwarten ist, oder daß, wenn es stattfindet, es keine stark ins Gewicht fallende Belastung unserer eigenen Lage bedeutet, oder endlich:' daß diese Belastung sich bestimmt erst so spät fühl10 bar macht, daß vorher England zur Kapitulation gezwungen worden ist. Zu diesen Voraussetzungen nun 9 ist zu bemerken: 1.h 'Es steht leider fest, daß Amerika bei einem Eingreifen so gut wie nichts riskiert und den Krieg zeitlich unbeschränkt führen kann.' 15 Im Bunde mit England 'geführt, wäre' er die denkbar beste Versicherung gegen die japanische Gefahr. 2.k Jeder Kenner Amerikas muß als wahrscheinlich ansehen, daß ein Krieg von ihm mit mindestens der gleichen Hartnäckigkeit geführt 'würde, wie' bisher von m England, und" 1 daß im Falle" unserer 20 Unfähigkeit, ihn durchzuhalten, wir überaus schmähliche Bedingungen annehmen | müßten 0 . B2 A6 3. Falls nicht eine überaus schnelle Kapitulation Englands erzwungen wird, eine Chance, von der noch zu sprechen ist - p c2368 bedeutet | das Eingreifen Amerikas eine Verlängerung des Krieges c, 65 25 um mehrere Jahre. q

Es soll hier nicht allgemein erörtert werden, wie eine derartige Verlängerung von uns auszuhalten wäre: q a Überschrift in C,: Der verschärfte U-Bootkrieg in C 2 : Warnung an Deutschland vor dem U-Boot-Krieg und seinen Folgen für Reich und Dynastie b C 2 : das heißt c A: Zeitpunkt bietet d A, C,: U-Bootkrieg e In A hervorgehoben f C,, C 2 : endlich, g Fehlt in C 2 h B-,—B5: 1) l-l C 2 : Urheberschaft Somary j A: geführt wäre k B , - B 5 2) I C , , C 2 : würde wie m A, C 2 : England und n A: Fall o A: müssen ö C,, C 2 : wird p C 2 : ist - , q-• Siebenerausschuß freiheitliche Ordnung 551 Freikonservative Partei 200, 386, 531 Freisinnige 76, 112, 439, 588 - • auch : Deutsche Freisinnige Partei „Freisinnige Zeitung" (Berlin) 408 Fremdbrüderlichkeit 593 Fremdherrschaft 390 Fremdvölker 178, 189, 672 Friede 115, 122, 140, 157, 259, 302, 351, 395, 407, 415f., 435, 524, 630, 632f„ 638, 640/., 642, 656 f., 660, 754, 772 - • a u c h : Friedenschließen, Frage des; Siegfriede; Verhandlungsfriede; Verständigungsfriede - , ohne Annexionen und Kontributionen 289, 401 - , sachlicher 317, 496 - , und Russische Revolution 289/., 291-297 Friedensangebot 672 - , deutsches von 1916 638 - , Wilsons vom Januar 1917 751 f. Friedensbedingungen 117 f. Friedensbereitschaft, deutsche 316 Friedenschließen, Frage des 49-53, 5467, 158, 188, 404, 433f., 558, 737, 762 Friedensformeln des Auslands 301 Friedensordnung, normale 550 Friedenspolitik 163 Friedensresolution des Reichstags vom 19. Juli 1917 298, 301, 316f„ 318, 320, 322-324, 497, 589, 720, 725-727, 730 Friedensverhandlungen 86, 222, 145, 255, 259, 408 Friedensverträge 82, 188 Friedensziele 182 Friedrichsruhe 75 Fronde -> Kanzlerfronde Fronhofverfassung 611,618 Fronstaaten 465 Führer, politische(r) 303, 392, 457, 480, 492f., 497, 499, 502, 547, 549, 574, 592, 626, 706, 711, 714f.

Sachregister

- • a u c h : Auslese der politischen Führer; Leiter, politische(r); Parlament, Führerverantwortung; Parteiführer - , Leitung der Reichspolitik 506 - , parlamentarische Verantwortlichkeit 304, 473, 477, 4 8 3 ^ 8 6 , 492, 497 - , radikal-sozialdemokratische 632 - , Wille zur Macht 477, 485 Führernaturen 341 Führerproblem 703, 707 Führerqualitäten 483 Führerwahl, plebiszitäre 539 Fürsten, militärische Erziehung und Ausbildung 590 Fürstenhöfe 376, 590 fürstliche Menage 608 Galizien 186, 243, 680 Garantien, militärische und politische 64, 82, 131, 178, 674, 678-680, 696 - • auch: Sicherungspolitik im Osten, dauernde 159, 180-183, 187, 291-295f„ 697 - , im Westen, temporäre 159, 179, 182 f. Garnisonskommando Heidelberg 23, 27f., 45 Garnisonslazarett Heidelberg 33 Gefolgschaft(en) 234, 305, 482, 492, 547, 549 einer Partei 305, 574 - , Streben nach Ämtern 485 Gefühlspolitik 143, 160, 164, 182, 549, 694, 699 - • a u c h : Eitelkeitspolitik Gehäuse bürokratischer Bevormundung 593 Gehäuse, ehernes 356 Gehäuse der Hörigkeit der Zukunft 464 Gehäuse moderner Arbeit, stählernes 464 Geheimrat, spezialistisch eingeschulter 490 - • a u c h : Beamte; Beamtentum Gelehrte(r) 230, 525, 594 Gelehrter und Politiker 1 Gemeinde 358, 459f. Gemeindeverwaltung 451, 460, 475 Gemeinwirtschaft 356f., 371, 464, 613 Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands 770 Generalstreik 627 f. Genossenschaften 528

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Genossenschaftsbeamtentum 380 Genossenschaftswirtschaft 356, 462 Gentleman-Ideal 383, 387, 463 Genua, Republik 610 geographische Bedingungen deutscher Politik 54, 58, 157, 163f., 167, 693f., 699 Georgier 190 „Germania" (Berlin) 442 germanische Staaten und Völker 537, 591 f. Germanisierung der Polen 195, 200 geronnener Geist und Maschine 464 Gesamtverband der christlichen Gewerkschaften 770 Geschäftsethik 356 Geschichte 96, 98, 191 - , universelle Entwicklungstendenzen 595 f. - , Verantwortung vor der 95, 192, 194, 684-686, 697 f. Geschmackskultur 354 f., 375 Gesellschaft, moderne 370 gesellschaftliche Formwerte 386-390 Gesetzgebung 542, 544, 565 Gewaltfriede 14 - • auch : Siegfriede Gewerbeschulen 461, 623 gewerbliche Produktion 361, 611, 619, 668 Gewerkschaften 361, 366, 420, 447f., 455, 528, 550, 601, 621-624, 625-628, 706, 770 - , Einschätzung durch das Militär 601 f. - , englische 621 - , Streik im Januar 1918 401 - , Zwangsgewerkschaften 542 Gewerkschaftler 469 Gewerkschaftsbeamte 601 Gewerkschaftsbund 628 Gewerkschaftsführer 351, 392 Gewissenskonflikte der Abgeordneten 571 f. Gibraltar 76, 92, 189, 672 Gilden 358 Glarus 602 Gleichheit 369, 372 Gott 98 Götter, Kampf der 98 Göttinger Sieben 343 „Göttinger Tageblatt" 532, 734 Grenzabsteckung, politische 189

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Sachregister

Grenzvölker im Nordosten 417 Griechenland 80, 101, 159, 177, 696 Großbritannien - • England Großgrundbesitz 205, 583 - , billige Arbeitskräfte 187, 198, 209 - , patriarchaler 528 Großgrundbesitzer 209, 563, 632, 688, 692 Großherzogtümer im Deutschen Reich 555, 572 Großmachtpolitik 406 Großpreußentum 335, 338, 566f„ 579f. Großstaatdemokratie 606 Großstaaten, Großmächte 157, 193, 517, 519, 543, 546, 773 - • a u c h : Massenstaaten Grundherrschaft 358, 378 „Gruppe Internationale" 551 Gurkhas 259, 433, 666 Gütererzeugung 542 Haager Friedensbemühungen 63 Habsburg 754 Hamburg 166, 375, 550 „Der Hammer" (Leipzig) 653 Handel 74, 688, 772 Handelsbilanz 149 Handelsflotte, Handelsschiffe 74 - , Bewaffnung 101 - , deutsche 119-121 Handelshochschulen 383, 461, 623 Handelskammern 361, 364, 456 Handelskrieg 137 Handelspatriziat der Stadtrepubliken 377 Handelspolitik 554 Händler 359, 361 Handwerk im Mittelalter 609 Handwerker 359, 452, 607, 621, 630 Handwerkskammern 361 Hannover 210 - , Annexion durch Preußen 61, 79 f. - , Weifenfonds 532 „Hannoverscher Courier" 653 Hansestädte 389, 555, 567 Hardheim (badisches Bezirksamt) 29 Hauptausschuß -» Reichstag, Hauptausschuß Häuptling 451 Haushaltsausschuß -» Reichstag, Hauptausschuß

Hausindustrieller 452 Le Havre 81 f., 679 Heer 89f., 316f., 319, 322, 325, 433, 461, 482, 520, 539,556, 584, 589, 694 - • a u c h : heimkehrende Krieger; Militär und Politik; Oberste Heeresleitung Bürokratie 451 Ehre 662 - , Friedenspräsenzstärke 444 - , Kaiser-Heer oder Parlaments-Heer 423, 445 Kriegsziele 65 - , modernes 451, 608 - , Neuaufbau des Reichs 718 Heeresdisziplin 245, 609 Heeresorganisation 627 Heeresverfassung, antike und mittelalterliche 608 Heerführer 436, 466, 585, 591, 782 Heerführer und Politiker 500 Hegemonialpolitik 9f. Hegemonie Preußens -»Preußen, Hegemonie Heidelberg 3, 23, 27, 29-32, 34, 45, 50, 82, 263, 398, 399, 649, 734, 739, 767769, 777, 780 - , Bürgerschaft 399 - , Honoratioren 757, 764, 766 pazifistischer Studentenverein 737 - , Universitätsprofessoren 36, 38, 131, 767f., 769 „Heidelberger Neueste Nachrichten" 741, 768 „Heidelberger Tageblatt" 397f., 740f„ 768, 771, 780 Heidelberger Universität, Ehrendoktortitel für Rudolf Mosse 737 „Heidelberger Zeitung" 741, 757, 765, 780 heimkehrende Krieger, Wahlrecht und Neuaufbau des Reichs 65, 227, 215/., 217-221, 319, 325, 349f„ 372f„ 434, 552f„ 714, 718, 746 Helgoland 76, 728 Hennegau 606 Heppenheim 19 Herrenvolk, Herrenvölker 387, 396, 525f„ 594f., 709, 713, 716, 719, 727, 731 Herrschaft 450-452, 502 -+ auch: Beamtenherrschaft; Bürokratie, Herrschaft der; Parteiherrschaft

Sachregister - , autoritative 434 - , der Straße 391, 550 - , durch Verwaltung 450 - , Zustimmung 473 Herrschaftsformen, aristokratische und demokratische 374 Herrschaftsverbände, bürokratische Organisation 461 Hessen - , Bundesvertrag 1870 554 - , Militärkonvention mit Preußen 556 „Die Hilfe" 4, 16f„ 154-156, 237, 344, 346, 435, 690/., 771 Hilfsdienstgesetz 601 Hochfinanz, französische 528 Hochschulen, Hochschulsystem 350f., 462 f. Hofchargen 519 Hohenzollern 259 Holland 58, 61, 79, 121, 394, 698 - , Annexion durch Deutschland 60 - , Neutralität 81, 177, 676, 696 - , Rheinmündung 58, 60, 79, 286 - , Seeküste 81 Holländer 95, 190, 192, 684 homerischer Held 451 Honoratioren 362, 451, 460, 463, 526, 528, 539 Honoratiorenparteien 531 Hungerfriede 517, 725f., 728, 739 Hunnenrede Wilhelms II. 513 Ideen von 1914 462, 594, 660, 777 Ideologen 505 f. - • a u c h : Literaten imperatives Mandat 467, 494, 562, 568 Imperialismus 706 f. - , liberaler 10 Individualismus 465 - , deutscher 386 Indochina 189 Industrie 66, 119, 130, 135, 137, 147149, 573, 622, 666-669, 688,711 -> auch : Wirtschaft - , Kriegführung 666 f. Industrie und Staat 614f. Industrielle 147, 155 industrielle Reservearmee 618 Industriestaat 528 Inkompatibilität gleichzeitiger Mitgliedschaft in Bundesrat und Reichstag -> Reichsverfassung, Art. 9 Satz 2

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Innenpolitik, Probleme der deutschen 6, 163, 401-403, 404—420, 421, 424, 433, 437, 500, 634f., 636-639, 693, 701 - , Einigung, innere 162f., 699 - , Zukunftsgestaltung des Reichs 533 Innungen, Zwangsinnungen 542 Intellektuelle 391 - • a u c h : Literaten - , Romantiker 628 - , syndikalistische 628 Intelligenz, staatspolitische 363 f. Interessengemeinschaft deutscher Beamtenverbände 770 Interessenkämpfe, wirtschaftliche 360, 368, 481 Interessenten 220, 343, 358, 362, 370f., 378, 415, 440, 455-457, 501, 504, 516, 534f„ 550 Interessenten verbände 167, 360f., 364f., 368, 370, 534, 541 - , freie Werbung der Anhänger 364 Interessenvertreter und Politiker 502 Interfraktioneller Ausschuß 13, 298, 301, 324, 339, 497, 588 internationale Verträge 558 Iren, Rolle im englischen Parlament 527 Irland 189, 672 Islam 284 f. Islamkultur 514 Isonzogebiet 71, 323 Italien 55f„ 64, 71f„ 83, 102, 158, 171, 192, 656, 664, 695, 726 - , demokratischer Parvenüstaat 375 - , Dreibund 71f., 158,511 - , Irredenta 71 - , Kriegseintritt 49, 71 f., 122f„ 170, 658 Kriegsziele 96, 672, 684 - , Malta, Ansprüche auf 672 - , Menschentyp der Unterschichten 376 - , Offizierkorps 382 - , Parteistruktur 548 - , Straßenpolitiker 72 - , syndikalistische Bewegung 628 - , Tessin, Ansprüche auf den 684 - , Wahlrecht 392 Italien und Preußen, Bündnis vom 8. April 1866 71 Italiener 660f., 666 Jameson-Raid 284, 507, 511 Japan 115, 256, 512 Japan und Amerika 296

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Sachregister

Japan und Rußland 296 Journalistenschulen 461 journalistische Arbeit 231 Jugend 550 Jugendbewegung 703f. Jugendorganisationen der Parteien 528 Julikrise 1917 301-306, 327f„ 330, 345, 423, 497, 531, 720 Junker 381 f. - , landwirtschaftliche Unternehmer 735 Juristenherrschaft 502 Justiz 453 Kadijustiz 453 Kaffeehausintellektuelle 391 Kaffeehauszivilisation 391 Kaiser, deutscher 278, 589 - • a u c h : Krone; Monarch(en) - , zugleich König von Preußen 584 - , Machtbefugnisse und Rechte 521, 553, 557-559 - , Reichsbeamte, Ernennung 332 - , Reichskanzler, Ernennung 506, 638 Kaiserliche Kommandogewalt 423, 566 Kaisertum 104 - • a u c h : Dynastie(n); Monarchie(n) Kalkulation 453, 628 Kampf, Wesen der Politik 471, 482, 537, 596 - • auch : Parteikampf - , wirtschaftlicher 360, 368, 481, 550 Kampfplatz der Gesellschaftsordnung 457 Kanada 57 Kanalhäfen 58-60, 74, 166 Kanalküste 60 Kanalvorlage 311 f. Kantonalverband, lokaler 484 Kantone, Schweizer 191, 394f., 451, 494, 544, 602 Kanzlerfronde 164, 524, 663 Kapital -> Finanzkapital Kapitalismus 212, 353, 355-361, 365, 393, 448, 451, 453f., 463f., 505, 706 - , Organisation der Gesellschaft 616f. - , vorrationalistischer 453 Kapitalismus und Bürokratie 454 Kapitalismus und Kunst 375 Kapitalisten, Groß- und Kleinkapitalisten 541, 620 kapitalistische Entwicklung 453 f.

kapitalistische Gesellschaft 503 kapitalistische Mechanisierung 702, 706 kapitalistische Ordnung 621 kapitalistische Privatwirtschaft 452f., 503 -> auch : Wirtschaft Kapitalbeschaffung für Industrie und Gewerbe 668 f. Kapland 57 Kaplanokratie 451, 459 Kapstadt 284 Karlsruhe 23, 25, 27, 30 - , Stellvertretender Kommandierender General 414 - , preußische Militärverwaltung 556 Karolinen 169 Karpathen 658 f. Kartelle 129, 148-150, 370f., 459f., 481, 614f„ 619, 623f. - , Preisbildung 171 - , Zwangskartelle 542, 614 Kartellierung 542, 620 Kartellierungsgemeinschaft 615 Kartellpolitik 136 Kastenkonventionen 388 Katastrophentheorie, sozialistische 623 f. Katholizismus 504, 528 Kaufleute 525, 594 kaufmännische Fähigkeiten 619 kaufmännische Leiter 352 Kaukasusvölker 92, 189, 672 Kirche 451, 459 f. Kirchenpolitik 504, 530 Kirchenstaat 375 Klasse(n) 465, 602 Klasse der Besitzenden 622 Klassenantagonismus 233 Klasseninteressen 378 f. Klassenlage 360 Klassenstaat 375, 614 Kleber am Amt 313, 468, 510, 522, 572, 736 Kleinasien 84 Kleinproduzenten 541 Kleinrussen 92, 672 Kleinstaaten 193, 305, 394 - , Industrie 714 Kleinstaaten und Preußen 573, 714 Kleinstaatparlament 231 Kleinvolk-Kulturwerte 96 - • a u c h : Nationen, kleine

Sachregister Klerus 504, 530 Koalitionsregierungen 528 kollegiales Reichsministerium 282, 332, 577, 586f„ 711 Köln 82 Kolonialpolitik, deutsche 56f., 63, 65, 73-75, 78, 165, 190 -> auch : Überseepolitik und -expansion, deutsche Kommendatar 452 Kommis 383, 452f. Kommunalbetriebe 621 Kommunistisches Manifest 616-618, 620f., 623-625 Kompromiß 189, 313, 364, 367f., 395, 457, 467, 544, 546, 562, 565, 577, 582 Kondottiere -> Condottiere Konfessionsverhältnisse in Deutschland 528 Kongo-Konferenz 1884-1885 79 Kongostaat 79 Kongreßpolen 69, 127, 135, 141, 185f„ 213, 646 König von Preußen Preußen, König Königreiche im Deutschen Reich 555, 572 Konservative 109, 164, 200, 219, 230, 308, 337, 438f., 480, 493, 524, 564, 759 -> auch : Preußen, Konservative - , Pseudomonarchismus 516, 524 f. - , Sympathien für Rußland 158 - , U-Boot-Krieg 102 - , Wahlrecht 406 ->auch: Wahlrecht, Wahlrechtsfrage konservative Partei 369, 459, 516, 562 Konstantinopel 83, 172, 241, 695 Konstituante 241 Konstitutionalismus 308 konstitutionelle Monarchie 469 konstitutionelle Partei 444 konstitutioneller Staat 368, 469 Konsumentenorganisationen 615 Konsumgenossenschaften 542 Konsumvereine 528, 542 Kontinentalbund 416 Kontingentsheer 556 Kontor 452 Konvention - , angelsächsische 386-388, 698, 700

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- , deutsche 386-391 - , romanische 386-388 Kopenhagen 255 Korporäle, Diktatur der 405 Krankenkassenverwaltung 475 „Kreuzzeitung" („Neue Preußische Zeitung") 162, 242, 310f„ 408, 411, 416, 435, 478 Krieg, gegen Angelsachsentum verloren 751 gegen Rußland gewonnen 751 - , wirtschaftliche Interessen 662-666 Kriegsanleihen 50, 66, 117, 212, 314f„ 316-319, 668 Kriegsbetriebsmittel 608 Kriegsentschädigung 65 Kriegserklärungen 558 Kriegsfinanzierung 314 Kriegsgemeinwirtschaft 357 Kriegsgewinne 148, 204f., 206-214, 220, 356, 529, 559, 664 Kriegsgewinnmacher 218, 319, 325, 738 Kriegsgewinnplutokratie 547 Kriegsgrund, Kriegsgründe 171-183 - , Bundestreue zu Österreich-Ungarn 664 f. - , deutsche Existenz als 664-666, 682, 684 Kriegskabinett 636 Kriegslieferanten 64 Kriegsparvenüparlament, preußisches 220 Kriegspresseamt 236, 409, 500 Kriegs-Volksakademie Heppenheim 19 Kriegswirtschaft 357, 370, 611 -> auch: Lebensbedarfzufuhren Kriegsziele 8-10, 13, 51f . , 65, 68f., 77, 153, 157, 166f., 295, 297, 301, 320, 414, 416, 419, 433, 648/., 690, 720/., 739, 759, 762 - • a u c h : Belgien; Elsaß-Lothringen; Garantien, militärische und politische; Nordfrankreich; Polen Kriegszielerörterung, Verbot der 49/., 64, 649, 656 Krimkrieg 696 Krisen der Wirtschaftsordnung 620, 624 Kroaten 257 Krone, Macht und Autorität der 125, 233, 260, 474, 528, 561-563, 582 -»auch: Kaiser, deutscher; Monarchien)

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Sachregister

Kronrat, preußischer 283, 523, 558 - • a u c h : Reichskronrat Krüger-Telegramm Wilhelms II. 284, 507f., 511, 712 Krupp-Werke 206, 356, 481 Kühlmann-Krise im Januar 1918 401f., 485, 736 Kultur 91, 98, 181, 436, 590f„ 700, 722, 754 - , Aufgaben, deutsche 181 - , Bedrohung durch Rußland 180 - , Bedürfnisse an 352 Demokratisierung der 193 - , nationale 349 -> auch: Kulturgemeinschaft, nationale Kultur und Macht 684 Kulturarbeit, friedliche 97 Kulturgemeinschaft, nationale 161, 181, 189 Kulturkampf 84, 447f., 504 Kulturstaaten 773 Kulturwelt, europäische 83, 180f. Kunst und Kapitalismus 375 Kurland 212,417, 754 - , deutsche Kolonisten 182 Ladeninhaber 359 Ladentischexistenz 354 Landammann 603 Landarbeiter 161, 686, 692 -> auch: Wanderarbeiter Landbeuterecht 76 Landbevölkerung 413 Landesverrat 409 Landräte -> Preußen, Landräte Landwirtschaft 150, 171, 378, 381, 619, 695 ->auch: Bauern; Großgrundbesitz; Großgrundbesitzer Landwirtschaftskammern 361, 456 lateinische raison 96 Lauensteiner Kulturtagungen 701-705, 706 f. Lazarettverwaltung 23-25, 26-48, 556 - , als Beamtenverwaltung, bürokratische Verwaltung 24, 32, 35 - , Berufsschwestern und Dilettantenschwestern 39-42 - , Dilettantenverwaltung 24, 32, 35, 39, 43

Lebensbedarfzufuhren 121, 316, 413 auch : Nahrungsgarantien Lebensordnung, moderne rationale 462 Lebensordnungen 593 , 703, 707 Legitimismus 539 Legitimität des Monarchen 482 Lehensgerichtsbarkeit und -Verwaltung 608 Lehrer, deutsche 666 Leiter, politische(r) 313, 472, 478-480, 486-489, 507, 509f„ 518, 520 Leiter in Politik und Wirtschaft 466-468 Leiter des Wirtschaftssystems 358 Leiturgiestaat, antiker 541 leiturgische Bedarfsdeckung 465 Lemberg 187 Letten 92, 189, 678 levée en masse 642 Levellers 527 lex Huene 447 Liberale 230, 347 - , Sympathien für den Westen 158 liberale Parteien 446 liberaler Imperialismus 10 Liberalismus, wirtschaftlicher 706 Liebknecht-Gruppe 247, 551 Limburg, holländische Provinz 61,80 Linke, politische 230, 324, 563 - , äußerste 437, 516 linke Parteien 435, 601 - , Parteibeamtentum 534 - , Parteifinanzierung 531 Linksliberale 200, 216 Lippe, Fürstentum 573 - , Erbfolgestreit 568 Litauer 189f., 678, 696 Literaten, Literatenvorstellungen 212, 229, 232, 234, 245, 253, 303, 351-356, 358f., 364f., 369f., 373f„ 389f„ 393, 432f., 435, 437f., 441, 450, 455, 457, 463^165, 472,477, 480-484, 490, 496, 505, 511, 521, 542, 563, 596 - , akademische, Ressentiment gegen Nicht-Examinierte 592f. - , amerikanische 749 - , Geschichtsspekulation 468 f. - , konservative 330, 595 - , gegen Parlamentarisierung 567 - , Petersburger 405 - , radikal-sozialdemokratische 688 - , Sozialismus der Zukunft 462 - , Zukunftsstaat 485

Sachregister Literaten-Republik, russische 469 f. Liverpool 58, 73, 166 Livland 754 Lohnsklaven 622 Lohnsklaverei 607 London 116, 511 Ludwigsstadt (Oberfranken) 701 Lusitania 99, 102 Luxburg-Affäre 735 Luxemburg 61, 62, 80, 81, 754 Maas 753 Maastricht 82, 676 Macht, diabolischer Charakter 95, 191 - , K a m p f um die 360, 468, 471, 474f„ 481-483 - , politisch verantwortliche 547, 574 - , Wille zur 595 Mächtegruppen des Reichs 578 - • a u c h : Bundesfürsten; Monarch(en); Reichsregierung; Reichstag Machtkrieg 98 Macht-Pragma 98 Machtstaat 7, 95-97, 163, 173, 189-192, 684, 693, 697 - , deutscher Kriegsgrund 682 - , russische Bedrohung des deutschen 180 magyarische Unterschichten 151 Malta 92, 189, 672 Manchesterlehre 462 Mandarin, chinesischer 463 Maonen 610 Marine 76, 554 Markt, freier Wettbewerb des 230 M a r o k k o 63, 78, 189, 285, 507f., 514,517 Marxismus 252, 625, 633 Maschine 621 f. - , lebende und tote 464 maschinelle Automatisierung 618 maschinelle Produktion 611 Massen 193, 347, 379f„ 396, 407, 410f., 518, 535, 537-539, 542, 545-550, 596, 617, 624, 627, 632 - , Nationalismus 349 Massendemagogie 395, 549 Massendemokratie 538, 540, 549 Massendisziplin 420, 550 Massenheer, modernes 451 Massenparteien 455 - , sozialistische 616 f. Massenpropaganda 528

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Massenschriftstellerei 193 Massenstaat(en) 191, 394-396, 435, 451, 483f„ 494, 544f., 603 - • a u c h : Großstaaten Massenverbände 460 Massenwahlen 532f. Materialismus 706 Mauren, Ansprüche auf M a r o k k o 672 Mäzenatentum 378 Mechanisierung, durch Bürokratie und Kapitalismus 702, 706 Mecklenburg 583 Mecklenburg-Strelitz 578 mecklenburgisches Domanium 210 Mediatisierung Preußens 553, 580 Menschenrechte 241, 466 Menschentum, modernes europäisches 356 Menschewiki 631 Merseburg 16 Mesopotamien 84 Mexiko 686 Mexiko-Telegramm 725 Militär und Januarstreik 1918 414 f. Militär und Politik 325, 399, 401f„ 415, 552, 584, 600, 638, 727, 731, 737, 753 ->auch: Heer; Oberste Heeresleitung Militärakademien 461 Militärbudget 557, 564 Militärdiktator 539 Militärdiktatur 395 Militärfiskus 36 Militärinspekteur 590 militärische Autorität 600f., 633 militärische Disziplin 245, 609 militärische Leistungen 596 Militarismus 190-192, 405, 684 Militärmächte, Militärstaaten 95, 197, 356, 642, 694, 699 Militärvorlagen 444—446 Militärwesen 554 Millerandismus 626 Minderheitsrecht 715 - • a u c h : Enqueterecht, Minderheitsrecht Minister, konservative und konzessionsliberale 563 Minister, leitender 466 f. Ministeranklage 489, 522 Ministerien des Innern in den Einzelstaaten, Beherrschung des Beamtenapparats 565

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Sachregister

Ministerverantwortlichkeit 710, 717 Mißtrauensvotum gegen das Ministerium 489, 714 Mittelalter 60, 79, 358, 451, 460, 607610 Mitteleuropa 10, 69, 86, 103, 106, 126f., 128-130, 134-139, 140-152, 160, 222, 385, 680f. - • auch : Arbeitsausschuß für Mitteleuropa Mittelmächte 10,12,195, 289, 630, 720 - • a u c h : Bundesgenossen Deutschlands im Weltkrieg; Vierbund; Zentralmächte Mittelmeerdreibund 83 Mittelstaaten 305, 335, 337, 342, 493, 522, 590 - • a u c h : Bundesstaaten bzw. Einzelstaaten Mittelstand 209, 218f., 233, 282, 382 Mittelstandswahlrecht 351 moderne Gesellschaft 370 moderner Staat -> Staat, moderner modernes europäisches Menschentum 356 Modernisierung des Staates und der Wirtschaft 451 Mohammedaner 508 Monarch(en) 303, 450, 523, 710, 717f„ 736 - • a u c h : Bundesfürsten; Kaiser, deutscher; Krone - , Beamtentum, Chef des 394 - , Dilettant 394 - , Fachmann, militärischer 711 - , Funktion des modernen 374f., 469-474 - , öffentliche außenpolitische Äußerungen 246, 283-288, 306, 307, 380, 423, 507-523, 589f„ 638f„ 712, 715, 718 - , politische Begabung 244-246 Monarchenzusammenkünfte 569 Monarchie(n) 395, 408, 536, 567 - , englischer Art 517 - , Erblegitimismus 539 - , Erbmonarchien 543, 546 - , Erbmonarchien, demokratisierte 540 - , moderne 537f., 549 - , Parlament, Stellung zum 712 - , parlamentarische 469, 472, 584 - , Zukunft der 524 f. monarchische Gesinnung 355

monarchische Institutionen in Großstaaten 508 monarchische Regierung 353, 449, 474, 481 f., 485, 500, 541,692, 699 monarchische Staatsform 197, 203, 451, 541 Monarchismus 715 Mongolen 284, 517 Mongolenzeit 318 Moralismus 383 Mosbach (badisches Bezirksamt) 29 Moskau 92 Mukden 508 München 4, 17, 154f., 314, 424, 690, 708f., 710, 720 „München-Augsburger Abendzeitung" 708f., 721, 723 „Münchener Post" 721-723 „Münchener Zeitung" 154, 691, 708f., 721 „Münchner Neueste Nachrichten" 4, 16f., 154f., 161, 320f., 327-329, 435, 690f., 708f., 721-723, 779 Münster, Stellvertretender Kommandierender General 414 Nachtwächterstaat 472 Nahrungsgarantien 296, 542 - • a u c h : Lebensbedarfzufuhren Nation 449, 593 Lebensinteressen 435 - , politische Urteilsfähigkeit 449, 492, 594-596 - , Sprach-, Kultur- und Literaturgemeinschaft 161, 181, 189, 670 - , Weltstellung 354 - , Zukunft 670 f. Nation und Staat 432, 591, 670-672 nationalpolitische Interessen 133, 159 nationale Politik 170, 693, 699 nationaler Politiker 406f., 595 Nationalismus 349 - , großrussischer 242 - • a u c h : Rußland, Nationalitätenfrage Nationalitätenproblem 87, 91, 187-190, 197f., 202, 242, 256f„ 583, 669-671, 754 Nationalliberale Partei 12, 109, 112, 164, 184, 200, 214, 261, 264, 298, 310, 324, 344, 369, 406, 421f., 442-^46, 480, 524, 563, 575, 583, 588, 634, 768

Sachregister - , Ämterpatronage 505 - , bayerische 320 - , Führer zur Zeit Bismarcks 440f. - , Parteifinanzierung 531 Nationalsozialer Verein 320 Nationalstaat 91, 762 Nationen, kleine 92, 95f., 188, 190, 192f., 672, 683f., 698, 700 Nebenregierungen 727, 729, 732 Neger 259, 433, 742, 747 Neuchätel 90 Neuaufbau, Neuordnung des Reichs; Neuorientierung, innere 204, 215, 217, 219, 221, 227f., 234, 261, 301 f., 316, 319, 320, 325f„ 327, 344, 388, 392, 422-424, 435, 524, 552, 591, 595f„ 722, 767, 772, 780 „Neue Presse" (Wien) 103 „Neue Preußische Zeitung" -»„Kreuzzeitung" Neumexiko 725 Neutrale 58, 63, 64, 76, 81, 99, 121 f., 175, 224, 254, 285, 684, 688, 752 Neutrale und England 684 Neutralisierungspolitik im Osten 416, 418 New York 117 Nibelungentreue 285 Njemenlinie, litauische 417 f. Nordafrika 92, 517 Nordafrikapolitik, französische 78 Nordbaden 23, 25, 30 „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" 516, 521 Norddeutscher Bund 185, 277, 554, 561 Nordfrankreich, Annexion 167, 695 Nordfrankreich, Okkupation 58 Nordsee 73f., 82, 695 Nordseehäfen 58 f. Norweger 95, 190, 192 „Nowoje Wremja" 225 Nürnberg 190, 648-650, 652, 654 „Nürnberger Zeitung" 653f. Oberhaus, Oberhäuser 361-363 - , berufsständisch zusammengesetzt 361 f., 365 Oberste Heeresleitung 13, 157, 195, 298, 316, 413, 416, 423, 500, 538, 559, 634, 637, 732, 733 -»auch: Militär und Politik obrigkeitliche Beamtenmacht 541

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Obrigkeitsstaat 396, 474, 482, 484f„ 491, 504 Odessa 172 Oerlinghausen 299 Oeynhausen 411, 515 öffentliche Meinung 103, 106f., 331 Öffentlichkeit 123, 133, 494, 507, 509f„ 523, 764 Offizier(e) 229, 350, 451, 453, 466, 520, 599-601, 629 - , Sonderform des Beamten 451 Offizierkorps 379, 382, 387, 536, 584f. ökonomische Expansionskraft 66 ökonomische Interessen 481 ökonomische Interessengemeinschaft 189 ökonomische Schichten, moderne 528 ökonomisches Rationalisierungsinteresse 542 Oktoberrevolution, russische von 1917 -» Rußland, Oktoberrevolution Oldenburg 758 Olmützer Punktation 162 Opfer des Intellekts 442 Organisation(en) 365f., 370f., 457, 461 Organisationsformen, künftige politische 465 f. organische Gliederung von Staat und Gesellschaft 359, 465 Orient 58, 63, 90, 171, 207, 453, 511 orientalisch-ägyptische Gesellschaftsgliederung 465 Orientmärkte 138 Orientpolitik, deutsche 56f., 84, 90 Ostafrika 73 Ostasien, deutsche Interessen 513 - , deutscher Kolonialbesitz 73 ostelbischer Rittergutsbesitz 381 Osten, politische Gestaltung 49, 158, 188 - , Bundesgenossen 179 - , innerdeutscher 417 - , Kulturaufgaben 160, 181 f. - , Siedlungspolitik 72f., 85, 349 Ostende 59 Osterbotschaft Wilhelms II. 11, 223, 392, 422, 561, 780 Österreich-Ungarn 62f., 72, 75, 84, 88, 96, 122, 158, 259, 416, 497, 720 - , Armee 4, 599, 670f. - , Armeeoberkommando 597f. - , Balkankrieg 242

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Sachregister

- , Dualismus 584 - , Feindespropaganda-Abwehrstelle der k.u.k. Armee 597f. - , Italien, Angebote an 71 Kartelle 129 f. Kriegsziele 169, 301, 322 f. Mittelstandspolitik 354f. - , Nationalitätenproblem 189, 257, 669-671 - , Polen, Angliederung 197 -» auch: austro-polnische Lösung - , Reichsrat 232 russische Februarrevolution 236 Separatfriede 726, 730, 754 - , Serbien, Krieg gegen 60 Thronfolger, militärisch begabter 591 - , vaterländische Bildungsarbeit in der k.u.k. Armee 597 Wahlrecht 348, 359 f. - , Währung 118 Österreich-Ungarn und Deutschland 86 Brest-Litovsk 401 f . Bündnistreue 10, 71, 183-186, 285, 680f., 697 - , Militärbündnis 184, 186, 697 - , Polenfrage 199 -» auch: austro-polnische Lösung - , Verfassungsbündnis 83 - , Wirtschafts- und Zollbündnis 126, 134-139, 140-152, 183 f., 186,(545/., 647 Österreich-Ungarn und Italien 71 f., 165, 323 Österreich-Ungarn und Rußland 238 Ostgrenze, deutsche 142, 678-680 - » a u c h : Garantien, militärische und politische Ostindische Kompagnie 610 Ostmitteleuropa 9 f . Ostpreußen 418, 658, 680 Ostseedeutsche, Ansprüche auf russische Provinzen 672 Ostseefrage 179, 696 Ostseevertrag von 1908 696 „Osvobozdenie" 241 Pairsschub 362 Panslawismus 293, 696 Panther-Episode in M a r o k k o 514 -»auch: Marokko päpstliche Friedensnote vom 1.8.1917 305, 492, 727

Paris 391 f. Pariser K o m m u n e 633 Parlament 234f., 245, 304 306. 371, 428, 432, 435, 442, 444f., 469, 472486, 490-507, 549, 614, 706, 712, 715 - • a u c h : Reichstag; Volksparlament; Volksvertretung - , Advokatenherrschaft 377 - , Arbeitsweise 231, 479 f. - , Auslesestätte politischer Führer 370, 478, 490, 502, 524, 549, 574, 711, 714f., 718 - , Beamtenkontrolle 519, 711, 714, 718 - » a u c h : Beamtenherrschaft, K o n trolle der - , Etatrecht 473, 556 - » a u c h : Budgetrecht - , Führerverantwortung 497-499, 502 - , Gesetzgebung 395 Macht des 245, 341, 434, 501 Machtlosigkeit des 450, 471, 474, 481, 594, 711, 715, 718 - , Minderheitenschutz 274-277 negative Politik 473f., 483, 486, 494, 497-499, 504, 592 Niveau 450, 533 Niveauverlust 440, 525 - , Patronage 505 - , redendes und arbeitendes 486 - » a u c h : Arbeitsparlament; Redeparlament - , Spezialausschüsse 493f., 523 - , Strukturprinzip des modernen 368,503 - , Verwaltungskontrolle 272-274, 305, 473, 486, 491,495-500, 524 - » a u c h : Verwaltung, Kontrolle Parlament und Bürokratie 472-474 Parlament und Regierung - • Regierung und Parlament Parlamentarier 103, 106, 108f„ I I I , 394, 493 parlamentarische Monarchie 469, 472, 584 parlamentarische Regierung 280, 495 parlamentarische Republik 395 parlamentarische Staaten, Kabinettchefs 586 parlamentarisches System 11f . , 310, 363, 375, 473, 476, 639, 712, 716, 733 Parlamentarisierung 262-265, 302, 342f., 429, 506f., 510, 526-552, 570596, 720, 736f„ 744, 746

Sachregister - , durch demokratisches Wahlrecht 526-533 Parlamentarisierung der Reichsverfassung 7, 11, 13, 327330-338, 339, 634,

708

- • a u c h : Reichsverfassung, Reform der Parlamentarisierung des Bundesrats 336f., 575-580, 587, 589 Parlamentarisierung des Regierungsbetriebes 493 Parlamentarisierung und Demokratisierung 393-396, 520, 526, 538-552 Parlamentarisierung und Föderalismus 570, 572-580, 587, 590 Parlamentarismus 162, 279, 304, 308, 353, 368, 390, 433, 441, 477, 499, 510, 519, 702, 706f., 732 - , in der deutschen Geschichte 435 Parlamentsausschüsse 490, 493 f., 523 -> auch: Reichstag, Enquetekommissionen - , Beschaffung von Fach- und Dienstwissen 495 - , Kreuzverhör von Sachverständigen 488 - , Publizität oder Vertraulichkeit der Beratungen 492, 496 Parlamentsführer 234, 332, 337 f. Parlamentshonoratioren 486 Parlamentsparteien, verantwortliche 549 Partei(en), 11, 229, 303-305, 307, 364, 366, 368, 442, 454-461, 475-486, 526-537, 547-552, 583f„ 587-589, 593, 601 - , Amtspatronage 457f., 475f., 504f., 548 bürgerliche 348, 529 f. - , Bürokratisierung 458f„ 527, 531, 547, 549, 736 - , demokratische 349 - , Führerschaft, Führervollmacht 494, 528-537, 547-550 - • a u c h : Parteiführer - , G r ü n d u n g von 547 - , hoffähige 494 - , Honoratiorenverwaltung 460 f. - , imperatives M a n d a t 494 - , Jugendorganisationen 528 - , liberale 446 - , Machtstreben 360, 475, 547, 549 - , nationale Haltung 373, 501

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- , negative Politik 503, 571 - , Parlamentarisierung und Berufsparlamentariertum 502 - , plutokratische Leitung 380 - , Presse 531 - , Reform 595 - , Regierungsbildung 498 - , sozialdemokratische 616 - , sozialistische 373, 602, 616 - , Struktur 454-461, 529-531, 580, 594 - , verantwortliche Politik 499, 503 - , Wahlkampf 361 - , Weltanschauungsparteien 458, 504 - , Zersplitterung 591 - , zunftartige Gebilde 305, 483, 492, 497, 499, 548 Partei der Geistigen 702, 706 Parteiapparat 528f., 532 Parteibeamtentum 380, 459, 502, 530, 533-535, 601 Parteibetrieb, Demokratisierung des 552 Parteibudgets 528 f. Parteidemagogie 536 Parteiensoziologie 12 Parteiführer 7, 102, 104, 108-110, 124, 167, 303, 310, 373, 375, 473, 480, 491, 495, 498,536, 544, 571,587f. - , Bundesrat, Sitz im 589 - , Gefolgschaft, freie Werbung 366 - , der Rechten 187, 282 - , Staatssekretäre, Ernennung 636 Parteifusionen 459 Parteiherrschaft 363, 550, 563, 736f. - , parlamentarische 484 Parteikampf 360, 394, 449, 455, 470f., 494, 531-533, 591 Parteikoalitionen 475, 503 Parteiliteratur 528 Parteimäzenatentum 455, 530f. Parteipolitik, Rationalisierung und Spezialisierung 533 Parteiregierung, verantwortliche 580 Parteiwesen, deutsches 503-506 partikularisierende Parlamentarisierung 586 Partikularismus 555 Parvenü(s) 207f., 210, 213, 219-221, 382, 385, 389 Parvenüadel 211 Parvenüstaaten, demokratische 375 patriarchale Verwaltung 453 Patrimonialbürokratien 463

832

Sachregister

patrimonialer Herrschaftsverband Asiens 453 Patriziat 376 f. Patronage-System 442, 457 Paulskirche 343, 441 „paupers" 618 Pazifismus 93, 96f., 418, 551 f., 632, 736 Pazifismus der sozialen Ohnmacht 465 Pazifisten 63, 163, 291. 726, 728 Peloponnesischer Krieg 413 Pennalismus 382-384 Persien 92, 323 Persönlichkeit 703, 707 Petersburg 92, 225, 255, 405 Pfalz 330 Pflichtgefühl, deutsches 660-663 Pfründe(n) 230, 341, 351, 382, 485 Pfründnerschicht(en) 231, 351, 354 Pittsburg 686 Plebejer, plebeische Schichten 374, 381, 384-388, 438 Plebiszit 539 f., 544 plebiszitäre Demokratie 545 plebiszitäre Führerwahl 539 plebiszitäre Völker 550 Pluralwahlrecht 231 f., 345, 350 Plutokratie, 203, 206-209, 213, 219221, 229, 234, 245, 251, 259, 295, 297, 349, 378, 388, 484f„ 525, 553, 563 Polen, polnische Frage 69, 92, 101, 129, 137, 140-150, 160, 179f„ 185f„ 189, 195f„ 197-203, 204, 231, 243, 558, 645f., 647, 659, 674, 678-680, 696f„ 700, 731, 754 -»auch: austro-polnische Lösung; Kongreßpolen - , Angliederung, Annexion 137, 141, 752 - , Arbeiter 198 - , Autonomie 142, 186f„ 678, 696, 700 - , Autonomieforderungen von 1905 680 - , Bauern 198 - , Besiedlung 417 - , Genossenschaften 202 - , Handelspolitik 129 Industriezentren 647 - , Kondominium 142 - , Königreich, Proklamation vom 5.11.1916 197, 200, 203, 416, 559, 585 Kultur 198 - , Landarbeiter 161

- , militärische Präjudizierungen 584f. Schulpolitik 198 - , „Schwartenprojekt" 416 - , Sprachenpolitik, preußische 187, 198 - , Teilung 84 Valutaverhältnisse 129, 140, 147 Wanderarbeiter 85, 198, 209, 686 - , Zollpolitik 143 „Polen" (Wiener Wochenschrift) 196 Polen und Deutschland 85, 678-681 - , Nationalitätenkampf 198, 202, 583 -»auch: Germanisierung der Polen Schaffung eines polnischen Heeres 585 - , Verständigung 188 - , wirtschaftliche Zusammengehörigkeit 198 - • a u c h : Mitteleuropa Polen und Rußland 256, 257 Polentum, außerdeutsches 85 Polentum, deutsches 85, 186 Politik 394, 488, 540, 549 - , defensive 596 - , von einzelnen gemacht 245, 540 - , Interessentenbetrieb 547 auch: Interessenten - , Kampf, dem Wesen nach 482, 537 - , militärische Einflüsse 584f. -> auch: Militär und Politik Politik und Berufspolitiker 501 f. Politik und Charakter 707 Politik und Ethik 350 Politik des Hasses 164 Politik der Straße 72, 123, 391 f., 550 Politik und Verwaltung 393 f. Politik und Wissenschaft 2 Politiker 230, 520 - , Kampf um Gegenwartsprobleme 596 - , Kampf um die Macht 471 - , leitender -»Leiter, politische(r) - , moderner 482 f. - , nationaler 406f„ 595 - , parlamentarischer 234 - , Qualifikation 235 Politiker und Beamter 487, 710, 715, 728, 736 Politiker und Gelehrter 1 Polytheismus 98 Port Arthur 512 Portugal 61, 256 Kolonialbesitz 61 Neutralität 61

Sachregister Posen 201, 599 Präsidialstimme -> Bundesrat, Präsidialstimme „Prawda" 410 Presse 121, 123,164, 177, 204, 265, 287f„ 306, 401, 408, 416, 425, 492, 500, 530, 536, 538, 547, 637, 693f., 736 - , alldeutsch orientierte 170, 532 - , annexionistische 65 - , bayerische 330, 572 - , Berliner 553 - , Bismarcksche 532 - , bürgerliche 531 - , rechte 310, 410f., 516f. - , von der Schwerindustrie gekaufte 532 Pressedemagogie 409, 420, 587 Preußen 583, 637, 680f. - , Abgeordnetenhaus -•Preußen, Landtag - , Ämtermonopol der Konservativen 495 - , Beamtenapparat als Wahlapparat der Konservativen 524 ->auch: Preußen, Landräte - , Beamtentum 334 - , Bundesratsbevollmächtigte 311 - , Bürokratie 568 - , Dreiklassenparlament 234, 295, 334 - , Dreiklassenwahlrecht -» Preußen, Wahlrecht - , Dynastie 656 - , Einkommensteuer, Miquelsche 563 - , Fachministerien, Parlamentarisierung der 575 - , Fideikommißfrage 204f., 206-214, 217, 220, 349, 423 - , Hannover, Annexion 61, 79 f. - , Hegemonie, Hegemoniestaat 228, 334f„ 338, 372, 391, 507, 552, 554573, 579-593 - • auch : Großpreußentum - , Herrenhaus 204, 215f„ 219, 232f„ 362f„ 392, 407, 561, 583, 738 - , innere Politik 195f„ 197-203, 204f„ 206-214 - , Klassenparlament 392 - , König 221, 229, 440, 553, 556 - , Konservative 11, 195, 204, 215, 250, 345, 422, 439, 554, 564, 592 - , Kriegsminister 556, 564, 566 - , Kronrat 283, 523, 558

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- , Landräte, Landratspolitik 311, 387f., 440, 459, 478, 500, 571 - , Landtag 204, 215f„ 219f., 229, 233, 282, 310f., 333-335, 349, 406f„ 553596, 738 - , Luxemburg, Besatzungsrecht 62, 81 Mediatisierung 553, 580 - , Ministerpräsident 332, 586 - , Mittelparteien 583 - , Neuchätels Abfall 90 - , Polenpolitik 188, 195f., 197-203 -»auch: Preußen und Polen - , Präsidialgewalt im Reich 333, 711, 714 -»auch: Bundesrat, Präsidialstimme - , privilegierte Kasten 560-562 - , Regierung 562, 580 - , Siedlungspolitik im Osten 72f., 85, 200, 349 - , Staatshaushaltsrecht 407 - , Staatsminister 219, 229, 278, 553f., 566, 637 - , Verfassungsreformen 344 - , Wahlrecht, Wahlreform 8, 10, 204, 215f„ 217-235, 282, 301, 333, 344346, 347-396, 401, 406f., 421-423, 553, 560-562, 566-570, 580-593 auch: Wahlrecht - , Wahlrecht, konservative Scheinreform 250 - , Wahlrechtsplutokratie 214, 562-564 - , Wahlrechtsprivilegien 440, 524 - • a u c h : Wahlprivilegien Preußen und Bayern 335 Preußen und Einzelstaaten 342, 567-570 - , Eisenbahnpolitik 464, 555, 714 - , Militärkonventionen 229, 556, 560 Preußen und Italien, Bündnis vom 8.4.1866 71 Preußen und Polen 201 f. - , Ansiedlungspolitik 198-200 - , Enteignungsgesetz 199 - , Nationalitätenkampf 202 - , Sprachenpolitik 84, 198-200 Preußen und Reich 195f„ 197-203, 204f., 206-214, 234, 282f„ 333, 391 f., 553-596 Preußen und Rußland, Auslieferungsabkommen 87 „Preußische Jahrbücher" 760f. Preußische Reformen 343, 386 preußischer Geist 385 f.

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Sachregister

Prinzen, militärisch begabte 591 Produktion, wirtschaftliche 612f., 621, 623, 627 f. -»auch: Wirtschaft Produktion und Profit 615 Produktionsmittel 452 - • a u c h : Betriebsmittel - , Privateigentum an 625 Produktionsverhältnisse 130 Professoren, Berliner 13lf. 133 - , Heidelberger 131, 767f., 769 Professorenwürde und politische Qualifikation 593 Profitinteresse 542, 615 progressive Einkommensteuer 544 Proletariat 231, 347, 350, 391, 405, 528, 616-620, 623 proletarische Herrschaft 633 Proportionalwahlrecht -> Verhältniswahlrecht Publizität der Parlamentsausschüsse 492, 496 Publizität vertraulicher außenpolitischer Vorgänge 519 Publizität der Verwaltung -> Verwaltung, Publizität Puritanertum 742 Putsch(e) 551 Radikalismus 524, 550, 626 Rasse 387 Rassenpolitik in Asien 284 Rassenprobleme, Behandlung in der internationalen Politik 512 rationale Finanzwirtschaft als Erscheinung der Demokratisierung 531 rationale Führung 707 rationaler Betrieb 356 Rationalisierung, wirtschaftliche 351354, 542 Rationalisierung des Parteibetriebs 528 Raubkapitalismus 356, 453 Realismus in der Politik 706 Realpolitik 181 f., 200, 386, 697, 773 „Ree" -> „Rjetsch" Recht, rational gesatztes 453 Rechte, Rechtsparteien 9, 49, 111, 153155, 187, 201, 203, 219, 276, 304, 323, 439, 516f„ 520, 531 Redeparlament 486, 706, 711, 715, 718 Reeder 177

Referendum 395f., 544f. - • a u c h : Plebiszit; Volksabstimmung Reformen, preußische 1807-1813 343, 386 Regierung 503, 707 -»auch: Reichsregierung Regierung und Parlament 303, 478, 497-499, 574, 727 Reich, Deutsches 268, 526, 584 - , Bundescharakter 304, 506 - , innere Struktur 566f., 584 - , nationale Einheit 656, 762 politisches System 519f. - , Sozialgesetzgebung unter Bismarck 447 f. - , Zukunft, politische 552 Reich und Einzelstaaten 220, 372 Reich und Preußen 195f., 197-203, 204f., 206-214, 234, 282f„ 391 f., 553-596 - , großpreußische Leitung 566 f. Reichsamt des Innern 102, 106, 129, 146, 565, 571 Reichsämter 558 Reichsbank 443 Reichsbeamte, vom Kaiser ernannt und entlassen 332 Reichsbehörden 279 Reichsbürokratie 565 Reichsdeutsche 97 Reichsgesetzgebung 557f. Reichsgründung 193, 348, 446, 567, 762 Reichskanzler 133, 221, 228f., 309, 312, 332f., 342f., 521, 572, 662f„ 648-650, 654 Instruktion der Präsidialstimme als preußischer Bevollmächtigter im Bundesrat 278, 310f., 333, 336, 557, 570 Kontrolle monarchischer und militärischer Äußerungen 279f., 286f.,638f. -> auch: Monarch(en), öffentliche außenpolitische Äußerungen Kanzlerkrise 298-300, 301-306 parlamentarisches Vertrauen 331 - , politische Stellung und Verantwortlichkeit 228, 281-283, 305, 307, 337, 422, 443, 507, 523, 553f„ 557, 564, 576f., 581 f., 584-587, 636, 708, 711, 714, 718, 779f. preußischer Außenminister 263, 307, 423f., 479, 557

Sachregister preußischer Minister 283 preußischer Ministerpräsident 333 Reichskronrat 263, 278f., 286f., 307, 423, 523, 589, 712, 716, 719 Reichsleitung -> Reichsregierung Reichsmarineamt 99-101, 409, 538, 662 Reichspolitik 442, 446, 555f„ 560, 562564, 571,582, 637 - , Führung der 331 - , Mitsprache der Einzelparlamente 335 Reichsregierung 11, 125, 303-305, 559, 578, 637, 658 Reichsregierung und Bundesrat 637 Reichsschatzamt 571 Reichsstaatssekretäre 11f . , 309, 312, 336, 636 - , parlamentarisches Vertrauen 331-333 - , politische Stellung und Verantwortlichkeit 422, 576f., 586 - , preußische Bundesratsbevollmächtigte 566, 570 f. - , preußische Minister ohne Portefeuille 565 Reichstag 229, 279f„ 310f„ 446, 486, 498, 506f., 524, 526, 578 - • a u c h : Parlament; Volksvertretung - , Auflösung 558 - , Budgetkommission -> Reichstag, Hauptausschuß - , Budgetrecht 564 - , Einnahmebewilligungsrecht 446 - , Enquetekommissionen 268-277, 338 - • a u c h : Enqueterecht; Publizität der Parlamentsausschüsse - , Geschäftsordnung 275, 495, 501 - , Hauptausschuß, Haushaltsausschuß 5, 276, 298, 305, 308, 327, 492f„ 588, 692, 715, 718, 764 Kompetenzerweiterung 421 - , Militärbudget 557 - , Verfassungsausschuß 5, 12, 261-265, 281, 307f., 337, 340, 345, 422f„ 571, 708f„ 710-719 Reichstag und Bundesrat 281, 477 f. Reichstag und preußischer Landtag 582 f. Reichstagsparteien 217, 304, 332 Druck auf die Reichsregierung 576 f. Reichstagspolitiker, Berufung zu Staatssekretären 576 Reichstagspräsident 272, 280

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Reichstagsvertretung, preußische 335 Reichstags Wahlrecht -•Preußen, Wahlrecht; Wahlrecht Reichsverfassung 302, 507, 582 - , Art. 9 Satz 2, Änderung 11, 263-265, 278, 307-309, 310-313, 332f„ 336, 338, 340-343, 345, 423, 476, 478, 494, 499f., 507, 570-583, 586, 588, 590, 634, 708, 711 - , Reform der 5, 11, 261-267, 268-288, 307f., 339, 340-443, 344, 421-424, 639, 710-719 - • a u c h : Parlamentarisierung der Reichsverfassung - , Stellvertretungsgesetz 332f. Reims 82 Renaissancezeit, italienische 610 Rente, Rentenvermögen 209f., 218, 352 Rentenpapiere 65, 380, 454, 668 Rentner, Rentnertum 51, 66, 212, 218f., 232, 351-353, 378, 381, 502 Rentnergesinnung 66, 212, 232, 352f. Reserve-Lazarettkommission Heidelberg 3, 23-25, 27-32, 599, 757 Reserveoffizierqualität 383, 389, 623 Residenzen, kleine 590 Revisionismus 624 Revolution 224, 525, 618, 626, 628, 630-633 - , deutsche von 1918/19 6 Revolution und Evolution 625, 630-633 Revolutionsstimmung 620 Revolutionäre Obleute 404 Reuß, Fürstentum 573 Reuß, jüngere Linie 578 Rheinbundstaaten 193 Rheinland 209 Rhein-Mainischer Verband für Volksbildung 19 Rheinmündung 58, 60, 79, 286 Rheinprovinz 62 Richter 377, 453 f. Riesenbetriebe 481, 615, 706 Riga und Rußland 417 Rigaischer Meerbusen 417 Ritter, mittelalterliche 451 f., 608 Rittergutsbesitz 207f., 381 Ritterheere, mittelalterliche 608 „Rjetsch" 224, 238, 259, 293 Rohstoffversorgung 64, 116, 119, 121, 149, 772 Rom 375, 391 f., 610

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Sachregister

romanische Kaffeehauskultur 550 romanisches Salonmenschentum 386 romanische städtische Lebensform 391 Romantik der Macht 246 Romantik des Generalstreiks 628 Romantik revolutionärer H o f f n u n g 628 Romantiker 706 römischer Senatsadel 381 römisches Recht 454 Römisches Reich 463 Rotes Kreuz 25, 36 f. Rückversicherungsvertrag, deutschrussischer 71, 83, 87 Rumänien 101, 158, 171, 243, 247, 256, 695, 726 - , Getreideland 296 - , König 779 - , Kriegseintritt 49, 690 - , Produktivkräfte 316 russisch-japanischer Krieg 225, 508 Rußland 55-60, 63f„ 75, 169, 171, 192194, 215, 390, 521, 586, 657-661, 666, 686 - , Agrarkommunismus 239, 629, 631 - , Agrarreform 88, 239 - , amerikanische Kredite 249, 254 - > a u c h : Rußland, Kreditfähigkeit - , Anleihen 248, 250f., 297 - , Aprilkrise 1917 289 - , Arbeiter 252-254, 259, 294 Arbeiter- und Soldatenrat, Petersburger 225, 236f., 254, 259, 289, 292-297 - , Autokratie 243 - , Bauern 91, 224, 226, 239f., 249-254, 258f„ 296f„ 629, 631, 664f. - , Bauern, Landhunger 56, 88, 92, 96, 173 - , Bauern, Volksimperialismus 160, 173 - , Beamte 92, 96, 248, 251, 257, 293 - , Befreiungsbund 241 - , Befreiung der Völker 241 - , Bolschewiki, Bolschewismus 4 0 4 406, 418, 629, 633 - , Bund des 17. Oktober 293 - , Bürgerkönigtum 247, 293 - , bürgerliche Politik 417 - , Bürgertum 240-242, 246-248, 253, 257, 291, 293f., 296 - , Bürokratie 96, 179, 192, 241, 243, 257 - , Demokratie 224f„ 233, 251, 257, 259, 293-296, 380

- , Demokratie, föderalistische 291 D o r f k o m m u n i s m u s 239 - , D u m a 242f., 245f„ 248, 255, 257, 259, 290, 292, 294, 296 - , Expansionsdrang 91, 241 - , Februarrevolution 1917 8, 12, 223, 224-227, 236f., 238-260, 289f., 291297, 422 - , Föderalismus 242, 291, 293 f. - , Föderativrepubliken, pazifistische 405 f. - , Fortschrittlicher Block 244 - , Fremdvölker 87, 91, 293, 672f. - , Frieden ohne Annexionen und Kontributionen 289, 292-297 - , Großfürstenpartei 696 - , Großfürstenschaft 179 - , Großgrundbesitz 250, 293, 296 - , Großkapital 248f„ 257 - , Handwerker 254 Imperialismus, Imperialisten 160, 224, 243, 294f., 302, 405f. - , Intellektuelle, Intelligenz 88f., 239, 294f., 405, 629 Kadetten 224, 237, 242f., 293f., 406 - , kapitalistische Expansion 226 - , Kerenskij-Offensive 470 - , Kolonien 73 - , Konstituante 241, 252f„ 297, 405 Kreditfähigkeit 240, 248-260, 470 - , Kriegsgründe 696 - , Kriegsziele 258f., 664f. - , Menschenrechte 241 - , Menschewiki 631 - , Militärdiktatur 247, 395 - , Militärdiktatur der Korporäle 405, 629 - , militärischer Zusammenbruch 720 - , Nationalitätenfrage 190, 242, 256 - , Nationalstaat 670 f. - , Offizierkorps 241, 257, 293, 629 - , Oktobermanifest von 1905 227 - , Oktoberrevolution 1917 13, 597 - , Panslawismus 293, 696 - , parlamentarische Monarchie 469 - , Parlamentarismus 246 - , Produktion, wirtschaftliche 628 f. - , Proletariat 224, 237, 240, 247 f. - , Provisorische Regierung 248, 249, 254, 256f., 289, 291-298 - , Revolution von 1905 237, 239-242, 353

Sachregister Schwarze Hundertschaften 246, 248, 257 Schwerindustrie 241 - , Semstwos 239-241, 247, 250 - , Soldaten 452, 608 Soldatenproletariat 405 - , Sowjet 254 Sozialdemokraten 252 f. Sozialisten 257, 259 f. - , Staatskirche 96 Unternehmer 629 - , Volksimperialismus 160, 173 - , Volkszunahme 180 Wahlrecht 227, 233, 260, 359 f. Weltkultur, Bedrohung durch 180 - , wirtschaftliche Versorgung 247 - , Wirtschaftsinteressen 172 f. - , Zar 87f., 224f., 243-245, 247, 293, 295, 471 Zemstvos -> Rußland, Semstwos Rußland und Deutschland 158, 165, 172, 178-182, 258f., 416, 514, 629f., 682, 693, 695-697, 700, 724f„ 751 -»auch: Brest-Litovsk - , Bündnis 62 - , Beherrschung Polens 197 - , Friedensbemühungen 291-298 - , Landwirtschaftspolitik 695 - , Rück Versicherungsvertrag 71, 83, 87 Separatfriede 225, 226, 647 - , Verständigung 176, 238 f. - , Zollkrieg 145 - , Zukunftsgefahr für Deutschland 159 Rußland und Dreibund 83-92 Rußland und Entente 289, 291-298, 470 Rußland und Frankreich, Allianz 87 Rußland und Polen 186f„ 241, 256, 257 Rußland und Serbien 256 Rußlanddeutsche 89 Rüstungsarbeiterstreik, Januar 1918 781f . - • a u c h : Streik Ruthenen 696 Saar-Kohlegruben 614 Sabotage 551 sachliche Politik 87, 164f„ 169, 179, 183, 234, 319, 349, 413, 419, 434, 506, 560 Sachsen 278, 279, 334, 579, 583 Saloniki 80

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Samoa 169 Sanitätshunde 757, 758 Sansibar 728, 732 San Stefano, Friede von 322 Satisfaktionsfähigkeit 387f., 623, 736 Schären 335 Schattenmonarchen 510, 715, 718 Scheindemokratie(n) 238-260, 525 Scheinkonstitutionalismus 245, 248 Scheinparlamentarismus 396, 500 f. Scheide 82 Schlesien 86, 141, 185, 209f., 680 Schulsystem 350 Schwarzburg-Rudolstadt, Fürstentum 312, 558 Schweden 179, 190, 192, 285, 696 Schweiz 90, 95, 190, 192, 640, 684, 698 -»auch: Kantone, Schweizer - , Demokratie 602 - , Deutsch-Schweizer 98 - , Neutralität 81, 97, 177, 676 - , pazifistische Politik 96 - , Volksabstimmungen 546 Schwerindustrie, Schwerindustrielle 425, 477, 485, 531, 532, 583 , 733 Schwyz 602 Seeberg-Adresse 4, 759, 762 Seehandel 180 Seekriegsrecht 76, 175 Sektenwesen, amerikanisches 742, 745, 1A1 Selbstbestimmung der Völker 418, 630 selfgovemment 387, 463 Septennat 445 f. Serbien 60, 80, 84, 160, 171, 180, 185f., 197, 256, 664f., 680, 695, 697, 700 Serbien und Rußland 84, 256 Sexualmoral, deutsche 741, 778 sexuelle Frage 704 Sezessionisten 441 Sicherungspolitik 62f., 160, 189, 198 -»auch: Garantien, militärische und politische Siebenerausschuß 305, 336, 492f„ 498, 588 f., 727 Siebenjähriger Krieg 682 f. Siedlungsland im Osten 72f., 85, 200 Siegfriede 10, 131, 153 -»auch: Friede; Gewaltfriede; Verhandlungsfriede; Verständigungsfriede Sinsheim (badisches Bezirksamt) 29

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Sachregister

Sippe 358 Skagerrak 166 Skandinavier 192 skandinavische Staaten 696 Sklavenbetrieb der Antike 612 Sklavenplantage 611 Sklaverei 618 Slawen 151, 187, 179 auch: Westslawen Slowenen 257 Solidaritätsethik, wirtschaftliche 357 Solidaritätsgenossenschaft 485 Solidaritätswirtschaft 356 Somme 167 Sozialdemokratie 10-12, 200, 216, 217, 261, 298, 307, 344, 379, 405, 411, 419, 421f., 439, 458f., 475, 480, 527, 550, 583, 588, 601, 614, 618, 632, 634, 706, 722, 753, 770 - , Berufspolitiker 533 f. - , Brüderlichkeitsethik oder Wille zur Macht 504 - , evolutionistische Theorien 503 - , Ghettoexistenz 503 - , Koalition mit bürgerlichen Parteien 624 - , Organisation 530, 625 - , Parteibeamte 469, 534 Redakteure 625 f. - , Revisionisten 469 - , russische Februarrevolution, Haltung zur 236f„ 255, 258f. - , Sozialistengesetz 447 - , Streik, Januar 1918 401, 404, 410 sozialdemokratische Parteien 412, 616 Sozialdemokratischer Verein, München 721 soziale Auslese 707 soziale Demokratie 448 soziale Demokratisierung 526 soziale Fragen 701 soziale Ohnmacht 465 Sozialisierung und Bürokratisierung 453 Sozialisierungskommission, zweite 1 Sozialismus 497f., 528, 542, 599-633, 736 - , amerikanischer 743 - , parlamentsloser 541 - , wahrer 595 Sozialismus der Zukunft 462 Sozialismus und Friede 632 Sozialismus und Revolution 628-632

Sozialisten 541, 544, 602, 613 Sozialistengesetz 347, 439, 444, 446f. sozialistische Gesellschaft 631 sozialistische Parteien 373, 602, 616 sozialpolitische Gesetzgebung 46 soziologische Abc-Schule 358 Spanien 207, 686 - , Gibraltar, Ansprüche 672 - , Zweiparteiensystem 527 Sparta 413 Spartakusbund 404, 551 Sprachgemeinschaft 181, 193, 349 Sprachgrenze und politische Grenze 670-675 Staat 94, 451, 453f., 461 f., 629 - • a u c h : absolutistische Staaten; Demokratie; konstitutioneller Staat; monarchische Staatsform - , bürokratische Struktur 303, 541 - , Demokratisierung 627 - , Machtorganisation, höchste 668 f. - , materieller Neuaufbau 374 moderner 233, 367-375, 390f„ 450f., 608, 710 - , Zwangsverband 365 Staat und Nation 432, 591, 670-672 Staatsbürger 233, 369, 372, 454, 545 Staatsgerichtshof 422 Staatsgewalt im Ständestaat 367 Staatsgläubiger 316 Staatsmann 312, 332, 510f„ 517, 568, 588 Staatsmechanismus, moderner 503 f., 584 Staatsordnung der Zukunft 501 Staatsorganisation und Wirtschaftsorganisation 365, 370f., 452, 614f„ 621 Staatspfründen 208, 593 Staatsrat 363, 589f. Staatssekretär des Auswärtigen 586 Staatssekretäre Reichstaatssekretäre Staatssozialismus 447, 614 Staatssoziologie 12 Staatstradition, altpreußische 702 Staatsverneinung 524, 551 Stadt 375, 377 f. - , in Antike und Mittelalter 610 stählernes Gehäuse -»• Gehäuse, stählernes Stände 350, 407

Sachregister Ständeeinungen, mittelalterliche 358 Ständerechte 473 Standesherr, Standesherrschaft 210, 359, 378, 380f. Ständestaat 362, 366f. - , Wirtschaftsformen 367 Ständeversammlungen 367 ständische Berufsgliederung 368 ständische Gemeinschaften 366 Standrecht 407, 551, 633 Statistisches Büro, Königlich Preußisches 220, 369 Stellvertretendes Generalkommando 8, 426 Karlsruhe 23f., 27-30, 45, 421f. Stellvertreter des Reichskanzlers 577 Steuerfragen 701 Steuergesetze 544 St. Louis 605, 741 Straßburg 509, 599 Straßenherrschaft 391, 550 Straßenpolitik 123, 391, 420 Straßenpolitiker 72 Streik 401-403, 404-^20, 515, 602, 614, 621, 781f. - • a u c h : Generalstreik Streikleitung, Berliner 408 Stubengelehrte 485 Subalternpatronage 458, 475 Südafrika 517 - , Parlament 284, 512 Südafrikapolitik, englische 78 Süddeutsche Staaten 583 Südosteuropa 10 Suezkanal 694 Sykophantentum 587 Syndikalismus 504, 626-628 syndikalistische Putschversuche 550f. Syndikat(e) 542, 613f., 626 Syndikats-Selbstverwaltung 541 Syrien 57 Tagespolitik 2 Tangerrede Wilhelms II. 285, 508, 514, 516 Tanks 753 „Die Tat" (Jena) 18, 702-704 Tauberbischofsheim (badisches Bezirksamt) 29 Tauchboot-Krieg ->• U-Boot-Krieg Techniker 230, 352, 452, 525, 594

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technische Fachschule(n) 461, 623 Terror 627 terza Roma 375 Tessin 192 Texas 725 Themsemündung 58 theokratischer Herrschaftsverband Asiens 453 Thronrechte 526 Tirol 71 Tod im Felde 658-661 Trade Unions 622 Tradition 374, 376 traditionale Führung 707 Trentino 71, 323 Triest 71, 323 Tripolis 672 tripolitanischer Krieg 172 Trustorganisationen 619, 623 Tschechen 257 Tunis 189 Türkei 80, 84, 88, 118,146, 172f., 179, 207, 242, 259, 417, 514, 695f„ 730 - , Armenienpolitik 180 - , Kriegsziele 322f., 672 - , Separatfriede 116 Übergangswirtschaft 319, 354 Überproduktion 620 Überseehandel 171 Überseepolitik und -expansión, deutsche 57, 85,514 - • a u c h : Kolonialpolitik, deutsche U-Boote, U-Boot-Flotte 58f„ 299, 753 U-Boot-Krieg 153-155, 161, 163, 170, 318, 325, 492, 497, 662, 690-693, 699, 725, 751 f., 754 - , Kreuzerkrieg 99 - , unbeschränkter 5, 8, 10, 99f„ 109, 153, 298, 409, 421, 538, 764, 777 - , verschärfter 8, 10, 50, 99-114, 115125 Ukraine 160, 189f., 256, 405 - , Autonomisten 293 f. - , Nationalitätenfrage 241 Unabhängige Sozialdemokratische Partei 307, 551 Unabhängige Sozialisten 493 Unabhängiger Ausschuß für einen deutschen Frieden 419, 525, 699 Unentrinnbarkeit der Bürokratie 462 Unfehlbarkeitsdogma 451

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Sachregister

Ungarn 417 Agrarverfassung 152 Industrialisierung 151 Wahlrecht 348 Wirtschafts- und Zollbündnis mit Deutschland 134-139, 140, 150-152 Unitarismus 584, 590 Universalepiskopat 451 Universitäten 461 - , Arbeitsorganisation und Betriebsmittel 607 f. Unreife, politische 593 Unternehmer 177, 231, 351, 353f., 358, 377 f., 381, 466-468, 502, 541, 601, 607, 609f., 612, 615, 623, 627, 629, 668 f. - » a u c h : Fabrikant Konkurrenz der 618-620, 624 - , Unabkömmlichkeit für die Politik 535 Unternehmerorganisationen 456 Unternehmer-Sozialismus 615 Unternehmervermögen 218 Unterschichten, Entrechtung durch Wahlrecht 583 Unterwaiden 602 Uri 602 USA -> Amerika, Vereinigte Staaten von valutarische Lähmung Deutschlands 118 -» auch: Währungsfrage Vasall(en) 452, 608 Vaterländische Gesellschaft für Thüringen 1914 701 f . Vaterlandspartei -»Deutsche Vaterlandspartei Venedig 169, 301, 323 Verantwortungsethik 1 Verband deutscher Eisenbahn-Handwerker und -Arbeiter 770 Verband deutscher Handlungsgehilfen 770 Verband der Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine 770 Verbraucherinteressen 542 Verbrauchssteuern 554 Verbündete Deutschlands -»• Bundesgenossen Verein Berliner Kaufleute und Industrieller 733, 735

Verein deutscher Kaufleute 770 Verein für Sozialpolitik 3, 10,126, 128, 134-139, 140, 143 Verelendungstheorie 618 Verfassungsausschuß ->Reichstag, Verfassungsausschuß Verfassungsleben, Modernisierung 711 Verhältniswahlrecht 307, 349, 534, 710, 717 Verhandlungsfriede 13 - > a u c h : Verständigungsfriede Vermögenskonfiskationen 544 Verösterreicherung Deutschlands 354 Versailles 554 Verschweizerung Deutschlands 96 Verstaatlichung(en) 353, 541, 544 Verständigungsfriede 298, 314, 320, 497, 720-722, 726f., 754, 767 - • a u c h : Siegfriede Verständigungspolitik 54, 171 Vertrauensmänner der Parteien 492 Verwaltung 245, 272-277, 450-460, 464, 470, 473, 486, 490-500, 543, 596 -> auch: Beamtentum; Bürokratie - , einzelstaatliche 567 - , Kontrolle 524, 545f„ 588, 594, 727, 729, 731 - > a u c h : Beamtenherrschaft, K o n trolle der; Parlament, Verwaltungskontrolle - , Pfründenverteilung 495 Publizität 273f., 489-491, 495f„ 542, 545, 711, 714, 718 Verwaltungsbetriebsmittel 608 Verzichtfriede 739 Verzweiflungspolitik 122 Vierbund 416 - • a u c h : Bulgarien; Bundesgenossen Deutschlands im Weltkrieg; Bündnispolitik; Mittelmächte; ÖsterreichU n g a r n ; Türkei Vlamen Flamen Vlissingen 676 Volk, politisch reifes 594f. - » a u c h : Nation Völker, kleine -»Nationen, kleine Völkerfrühling 446 Völkerrecht 741, 778 Volksabstimmung(en) 322, 395, 543-546 - » a u c h : Plebiszit; Referendum

Sachregister Volksausschuß für die rasche Niederkämpfung Englands 699 Volksbund für Freiheit und Vaterland 739, 741, 770f., 772f. Volksimperialismus, russischer 160, 173 Volkskönigtum 780 Volksparlament 232f. Volksschulbildung 666 Volkssprachen 193 Volksstaat 343, 363, 474 Volkstumsfrage 704 Volksvermögen 219 Volksvertretung 358, 362f., 432 - • a u c h : Parlament; Reichstag Volkswahlen 539, 545, 548 -»auch: Beamte, Volkswahl der Volkswirtschaft 370 organischer Aufbau 355 voluntaristische Organisationen 364 f. „Vossische Zeitung" 131, 416, 650 Waffenstillstandsersuchen 14, 634, 640f., 642, 750, 753f. Wahldemagogie 538 Wahldemokratien 546 Wahlen 530 Wahlfreiheit, politische 169, 695, 700 Wahlprivilegien, gemäß Besitz 232 - , gemäß Bildung 229-231, 350 f. - , gemäß Familienstand 231, 350 gemäß militärischer Leistung 232 Wahlrecht, Wahlrechtsfrage, Wahlrechtsreform 11, 204, 215f„ 217-221, 222f., 224-235, 299, 344-346, 347396, 421-423, 426, 428, 434, 455f., 515, 539, 552f„ 560-563, 566-570, 580-593 , 706, 717, 725, 740, 744, 746 - • a u c h : Plural Wahlrecht; Preußen, Wahlrecht; Verhältniswahlrecht berufsständisches 232, 355, 359, 456f. - , Mittelstandswahlrecht 351 - , organische Gliederungen 359 - , Parlamentarisierung 526-533 - , Ständevertretung 407 Wahlrechtsdemokratie 527 Wahlrechtskämpfe 234 Wahlrechtsnotgesetz 407 f. Währungsfrage 136, 317 Waldeck, Fürstentum 555 Wanderarbeiter 85, 187, 198, 209, 686 - • a u c h : Landarbeiter Warenkunde 628

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Warschau, Großherzogtum 256 Warschauer statistisches Komitee 129 Weimar 710 Weimarer Koalition 13 Weimarer Reichsverfassung 266 Weimarer Republik 6, 15 Weinheim (badisches Bezirksamt) 29 Weifenfonds 532 Weltanschauungspartei(en) 458, 504 Weltgeschichte 180, 194, 472, 731 Welthandel und Krieg 605 f. Welthandelsstellung, deutsche 149 Weltmächte 145, 153-156, 157-194, 552, 690f„ 692-700 Weltmißernte 296 Weltpolitik 54, 63, 169, 396, 508, 525, 552, 595f., 712f„ 716, 727, 729 Weltwirtschaft 65, 605 Werkmeister 453, 622 Werkstattdisziplin 609 Wertheim (badisches Bezirksamt) 28 f. Wertreihen, Kampf zwischen mehreren 98 „Weserzeitung" (Bremen) 384 Westafrika 73 Westen 62, 160, 180 f. - • a u c h : Garantien, militärische und politische - , keine Bundesgenossen im 179 - , Sympathien der Liberalen für den 158 Verständigung mit dem 62, 158 Westeuropa 434, 700 - , demokratischer Individualismus 702 Entwicklungsstufen 633 Expansionspolitik 63 westeuropäische und deutsche Staatsidee 434 Westmächte und Deutschland 62, 700 - , Orientfrage 172 f. Westmächte und Dreibund 71-83 Westslawen 86, 182, 188, 697 Wien 409, 410, 500, 597, 629, 704, 720, 740, 778 Wiesloch (badisches Bezirksamt) 29 Wilhelmshaven 513 Wille zur Macht 595 Wille zur Ohnmacht 595 Wirtschaft 231, 357, 607, 609-611, 621, 625, 629, 754 -* auch: Produktion, wirtschaftliche - , berufsgenossenschaftliche Regulierung 370, 613

842

Sachregister

- , Bürokratisierung 545, 624f. - , Interessenkampf 360, 368, 481, 550 - , moderne rationale 351-354, 358f., 365f., 451,461,541,607 regulierte 370, 624f. ständisch gebundene 358 f. stationäre 66, 212, 352f., 542 syndizierte 542, 628 Wirtschaft und Staat 370f„ 452-454 wirtschaftliche Bedarfsdeckung 542, 612 wirtschaftliche Kriegsgründe 77, 662666, 695, 700 wirtschaftliche Niederlage im Falle eines amerikanischen Kriegseintritts 124 - • a u c h : Amerika, Kriegseintritt wirtschaftlicher Liberalismus 706 Wirtschaftsethik 3 56 f. Wirtschaftsgesinnung 356 Wirtschaftsinteresse, nationales 177 Wirtschaftsordnung 352, 595 - , Krisen 620 Wirtschaftspolitik 143, 197 Wirtschaftsverbände 136 - • a u c h : Unternehmerorganisationen - , Denkschrift vom 20.5.1915 167 Wirtschafts- und Zollbündnis, mitteleuropäisches 126, 128-130, 134-139, 140-152, 645f., 647, 680 Wissenschaft 230, 432, 590 Wissenschaft und Politik 2 Wittelsbacher 710 Wohlfahrtseinrichtungen 465 Wolffsches Telegraphen-Büro 653 Württemberg 278, 279, 394 - , Militärkonvention mit Preußen 556 Yangtsegebiet 284 Zansibar - • Sansibar Zarismus 627, 751 - • a u c h : Rußland, Zar Zeebrügge 59 Zensur 8, 19, 49, 51f . , 68, 153f., 409, 411, 420, 422, 426, 428f„ 648, 656, 693, 759f„ 780

Zentralismus 330, 572f., 590 - , großpreußischer 334f., 338 parlamentarischer 342 der Zentrumspartei 530 Zentralmächte 89, 238, 255, 257-259 - • a u c h : Bundesgenossen Deutschlands im Weltkrieg; Mittelmächte; Vierbund Zentrumspartei 12, 109, I I I , 211, 298, 324, 341, 369, 386, 421, 437f„ 439, 442, 446, 458f., 480, 499, 501, 527f., 563, 565, 579, 588, 634, 727, 729, 731 f., 770 - , Ämterpatronage 475, 504f. - , autoritäre Struktur 504, 530 - , Klerus und kirchlicher Apparat 504, 528 - , Minderheitspartei 504 - , Organisation 530 - , Schwerindustrie, Nähe zur 530f., 583 - , Weltanschauungspartei 504 - , Zentralismus 530 Zivilkabinett, preußisches 411, 519, 638 Zollgemeinschaft der deutschen Bundesstaaten 330, 342, 444, 554, 572 Zollverband, mitteleuropäischer -»Wirtschafts- und Zollbündnis, mitteleuropäisches Zuchthausrede Wilhelms II. 411, 515, 589 Zuchthausvorlage 411 Zünfte 358, 492, 609 f. Zürich 375 Zwangsorganisationen 542 Zwangsverband, staatlicher 365 Zweckverbände 621 Zweckverbandsbildung(en), rationale 357-359, 451 zweijährige Dienstzeit 79 Zweikindersystem 67, 353 Zweiparteiensystem 503, 526-528 - , englisches 526-528 - , spanisches 527 Zwergstaaten, deutsche 333, 555, 568, 570, 576, 578, 637 Zypern 610

Seitenkonkordanzen

Die Seitenkonkordanzen beziehen sich auf die bisher gebräuchlichen Voreditionen. Es handelt sich für die Texte in diesem Band um: GPS 1

Weber, Max, Gesammelte Politische Schriften, hg. von Marianne Weber, I . A u f l a g e . - München: Drei Masken Verlag 1921.

GPS 2

Weber, Max, Gesammelte Politische Schriften, hg. von Johannes Winckelmann, 2. erweiterte Auflage. - Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1958.

GPS 3 /GPS 4

Weber, Max, Gesammelte Politische Schriften, hg. von Johannes Winckelmann, 3. erneut vermehrte Auflage. - Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1971; 4. unveränderte Auflage 1980.

GASS

Weber, Max, Gesammelte Aufsätze zur Soziologie und Sozialpolitik, hg. von Marianne Weber. - Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1924.

Mommsen, Max Weber 2

Mommsen, Wolfgang J., Max Weber und die deutsche Politik 1890-1920, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. - Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1974.

Die Paginierung der Textzeugen, die der Edition zugrundeliegen, wurde dem Edierten Text marginal beigefügt.

MWGI/15

GPS 4 /GPS 3

GPS 2

GPS 1

Sonstige Editionen

Erfahrungsberichte über Lazarettverwaltung 26-48

-

Zur Frage des Friedenschließens 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67

130/131 131 131/132 132/133 133/134 134/135 135/136 136/137 137/138 138 138/139 139/140 140/141 141

127/128 128 128/129 129/130 130/131 131/132 132/133 133/134 134/135 135 135/136 136/137 137/138 138

48/49 49 49/50 50/51 51/52 52/53 53/54 54/55 55/56 56 56/57 57/58 58/59 59

-

-

-

-

844 MWGI/15

Seitenkonkordanzen

GPS 4 /GPS 3

GPS 2

GPS 1

. Sonstige Editionen

Bismarcks Außenpolitik und die Gegenwart 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92

112 112/113 113/114 114/115 115/116 116 116/117 117/118 118/119 119 119/120 120/121 121/122 122/123 123 123/124 124/125 125/126 126/127 127/128 128/129 129

109 109/110 110/111 111/112 112/113 113 113/114 114/115 115/116 116 116/117 117/118 118/119 119/120 120 120/121 121/122 122/123 123/124 124/125 125/126 126

31 31/32 32/33 33/34 34/35 35 35/36 36/37 37/38 38 38/39 39/40 40/41 41 41/42 42/43 43/44 44/45 45/46 46 46/47 47

139/140 140/141 141/142 142

60/61 61 61/62 62/63

_ -

Zwischen zwei Gesetzen 95 96 97 98

142/143 143/144 144/145 145

Der verschärfte U-Boot-Krieg 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125

146/147 147/148 148 148/149 149/150 150/151 151/152 152 152/153 153/154 154

143/144 144/145 145 145/146 146/147 147/148 148/149 149 149/150 150/151 151

64/65 65 65/66 66/67 67/68 68/69 69 69/70 70/71 71/72 72

-

845

Seitenkonkordanzen

MWGI/15

GPS 4 /GPS 3

GPS 2

GPS 1

Sonstige Editionen

Protokoll der dritten Sitzung des Arbeltsausschusses für Mitteleuropa 128-130

-

Der Berliner Professoren-Aufruf 133

155/156

Die wirtschaftliche Annäherung zwischen dem Deutschen Reiche und seinen Verbündeten 140-152

-

Deutschland unter den europäischen Weltmächten 1. Deutschlands weltpolitische Lage 158 159 160

-

-

Mommsen, Max Weber2 -

512/513 513 513/514

2. Deutschland unter den europäischen Weltmächten 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181

157 157/158 158 158/159 159/160 160 160/161 161 161/162 162/163 163 163/164 164/165 165 165/166 166/167 167 167/168 168 168/169 169/170

152 152/153 153 153/154 154/155 155 155/156 156 156/157 157/158 158 158/159 159/160 160 160/161 161/162 162 162/163 163 163/164 164/165

73 73 73/74 74/75 75 75/76 76/77 77 77/78 78 78/79 79/80 80 80/81 81/82 82 82/83 83 83/84 84/85 85

-

846

Seitenkonkordanzen

MWGI/15

GPS 4 /GPS 3

182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194

170 170/171 171/172 172 172/173 173/174 174 174/175 175 175/176 176 176/177 177

GPS 2 165 165/166 166/167 167 167/168 168/169 169 169/170 170 170/171 171 171/172 172

GPS 1 85/86 86/87 87 87/88 88 88/89 89/90 90 90/91 91 91/92 92/93 93

Sonstige Editionen -

Deutschlands äußere und Preußens innere Politik I. Die Polenpolitik 197 198 199 200 201 202 203

178 178/179 179/180 180/181 181/182 182 182/183

173 173/174 174/175 175/176 176/177 177 177/178

94 94/95 95/96 96/97 97 97/98 98/99

-

Deutschlands äußere und Preußens innere Politik II. Die Nobilitierung der Kriegsgewinne 206 207 208 209 210 211 212 213 214

183 183/184 184/185 185/186 186/187 187/188 188/189 189/190 190/191

178 178/179 179/180 180/181 181/182 182/183 183/184 184/185 185/186

Ein Wahlrechtsnotgesetz des Reichs 217 218 219 220 221

192 192/193 193/194 194/195 195/196

187 187/188 188/189 189/190 190/191

99 99/100 100/101 101/102 102/103 103/104 104/105 105/106 106

-

847

Seitenkonkordanzen

MWGI/15

GPS 4 /GPS 3

GPS 2

GPS 1





Sonstige Editionen

Das preußische Wahlrecht 224-235



-

Rußlands Übergang zur Scheindemokratie 238 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254 255 256 257 258 259 260

197 197/198 198/199 199/200 200/201 201/202 202 202/203 203/204 204/205 205/206 206/207 207/208 208/209 209 209/210 210/211 211/212 212/213 213 213/214 214/215 215

192 192/193 193/194 194/195 195/196 196/197 197 197/198 198/199 199/200 200/201 201/202 202/203 203/204 204 204/205 205/206 206/207 207/208 208 208/209 209/210 210

107 107/108 108/109 109/110 110/111 111 111/112 112/113 113/114 114/115 115/116 116 116/117 117/118 118/119 119/120 120/121 121/122 122 122/123 123/124 124/125 125



Vorschläge zur Reform der Verfassung des Deutschen Reiches 268-288

-

-

-

-

-

-

Die russische Revolution und der Friede 291-297

-

-

Die Lehren der deutschen Kanzlerkrisis 301 302 303 304 305 306

216/217 217 217/218 218/219 219/220 220/221

211/212 212 212/213 213/214 214/215 215/216

261 261/262 262/263 263/264 264/265 265



-

848 MWGI/15

Seitenkonkordanzen

GPS 4 /GPS 3

GPS2

GPS1

Sonstige Editionen

Die Abänderung des Artikels 9 der Reichsverfassung 310 311 312 313

222/223 223 223/224 224/225

Die siebente deutsche Kriegsanleihe 316 317 318 319

226 226/227 227 227/228

Vaterland und Vaterlandspartei 322 323 324 325 326

229 229/230 230/231 231/232 232

217 217/218 218/219 219/220 220

266 266/267 267/268 268/269 269

Bayern und die Parlamentarisierung im Reich 330 331 332 333 334 335 336 337 338

233 233/234 234/235 235/236 236/237 237/238 238/239 239 239/240

221 221/222 222/223 223/224 224/225 225/226 226/227 227 227/228

270 270/271 271/272 272/273 273/274 274/275 275 275/276 276

„Bismarcks Erbe in der Reichsverfassung" 340 341 342 343

241/242 242 242/243 243/244

229/230 230 230/231 231/232

Wahlrecht und Demokratie in Deutschland 347 348

245 245/246

233 233/234

277 277/278

-

Seitenkonkordanzen

849

MWGI/15

GPS 4 /GPS 3

GPS 2

GPS 1

349 350 351 352 353 354 355 356 357 358 359 360 361 362 363 364 365 366 367 368 369 370 371 372 373 374 375 376 377 378 379 380 381 382 383 384 385 386 387 388 389 390 391 392 393 394 395 396

246/247 247/248 248/249 249/250 250/251 251/252 252/253 253/254 254/255 255/256 256/257 257 258 258/259 259/260 260/261 261/262 262/263 263/264 264/265 265/266 266/267 267/268 268/269 269/270 270/271 271/272 272/273 273/274 274/275 275 275/276 276/277 277/278 278/279 279/280 280/281 281/282 282/283 283/284 284/285 285/286 286/287 287/288 288/289 289/290 290/291 291

234/235 235/236 236/237 237/238 238/239 239/240 240/241 241/242 242/243 243/244 244/245 245 246 246/247 247/248 248/249 249/250 250/251 251/252 252/253 253/254 254/255 255/256 256/257 257/258 258/259 259/260 260/261 261/262 262/263 263 263/264 264/265 265/266 266/267 267/268 268/269 269/270 270/271 271/272 272/273 273/274 274/275 275/276 276/277 277/278 278/279 279

278/279 279/280 280/281 281/282 282 282/283 283/284 284/285 285/286 286/287 287/288 288/289 289/290 290/291 291/292 292/293 293 293/294 294/295 295/296 296/297 297/298 298/299 299/300 300/301 301/302 302/303 303 303/304 304/305 305/306 306/307 307/308 308/309 309/310 310/311 311/312 312/313 313/314 314/315 315/316 316/317 317/318 318/319 319 319/320 320/321 321/322

Sonstige Editionen

-

-

850

MWGI/15

Seitenkonkordanzen

GPS 4 /GPS 3

GPS 2

GPS1

Sonstige Editionen

Schwert und Parteikampf 399-400







280 280/281 281/282 282/283 283/284 284 284/285 285/286 286/287 287/288 288 288/289 389/290 290/291 291/292 292 292/293

323 323/324 324/325 325/326 326/327 327 327/328 328/329 329/330 330 331 331/332 332/333 333/334 334 334/335 335/336



Innere Lage und Außenpolitik 404 405 406 407 408 409 410 411 412 413 414 415 416 417 418 419 420

292 292/293 293/294 294/295 295/296 296 296/297 297/298 298/299 299/300 300 300/301 301/302 302/303 303/304 304 304/305

_ —

Parlament und Regierung im neugeordneten Deutschland 432 433 434 435 436 437 438 439 440 441 442 443 444 445 446 447 448 449 450 451 452

306/307 307/308 308 308/309 309/310 311 311/312 312 312/313 313/314 314/315 315 315/316 316 316/317 317/318 318/319 319 319/320 320/321 321/322

294/295 295/296 296 296/297 297/298 299 299/300 300 300/301 301/302 302/303 303 303/304 304 304/305 305/306 306/307 307 307/308 308/309 309/310

126 126/127 127/128 128/129 129/130 130 130/131 131/132 132 132/133 133/134 134/135 135 135/136 136/137 137 137/138 138/139 139/140 140 140/141

-

851

Seitenkonkordanzen

MWGI/15 453 454 455 456 457 458 459 460 461 462 463 464 465 466 467 468 469 470 471 472 473 474 475 476 477 478 479 480 481 482 483 484 485 486 487 488 489 490 491 492 493 494 495 496 497 498 499 500

GPS4/GPS3 322/323 323/324 324/325 325/326 326/327 327/328 328 328/329 329/330 330 330/331 331/332 332/333 333/334 334/335 335/336 336 336/337 337/338 338/339 339/340 340/341 341/342 342/343 343 343/344 344/345 345/346 346/347 347 347/348 348/349 349/350 .350/351 351/352 352/353 353/354 354 354/355 355/356 356/357 357/358 358/359 359 359/360 360/361 361/362 362/363

GPS2

GPS1

310/311 311/312 312/313 313/314 314/315 315/316 316 316/317 317/318 318 318/319 319/320 320/321 321/322 322/323 323/324 324 324/325 325/326 326/327 327/328 328/329 329/330 330/331 331 331/332 332/333 333/334 334/335 335 335/336 336/337 337/338 338/339 339/340 340/341 341/342 342 342/343 343/344 344/345 345/346 346/347 347 347/348 348/349 349/350 350/351

141/142 142/143 143/144 144/145 145/146 146/147 147 147/148 148/149 149/150 150/151 151 151/152 152/153 153/154 154/155 155/156 156 156/157 157/158 158/159 159/160 160/161 161/162 162 162/163 163/164 164/165 165 165/166 166/167 167/168 168/169 169/170 170/171 171/172 172 172/173 173/174 174/175 175/176 176/177 177 177/178 178/179 179/180 180/181 181

Sonstige Editionen

-

-

-

-

852

Seitenkonkordanzen

MWGI/15

GPS4/GPS3

GPS2

GPS1

501 502 503 504 505 506 507 508 509 510 511 512 513 514 515 516 517 518 519 520 521 522 523 524 525 526 527 528 529 530 531 532 533 534 535 536 537 538 539 540 541 542 543 544 545 546 547 548

363/364 364/365 365/366 366/367 367/368 368 368/369 369/370 370/371 371 371/372 372/373 373/374 374/375 375 375/376 376/377 377/378 378/379 379 379/380 380/381 381/382 382

351/352 352/353 353/354 354/355 355/356 356 356/357 357/358 358/359 359 359/360 360/361 361/362 362/363 363 363/364 364/365 365/366 366/367 367 367/368 368/369 369/370 370

181/182 182/183 183/184 184/185 185/186 186/187 187/188 188 188/189 189/190 190/191 191 191/192 192/193 193/194 194 194/195 195/196 196/197 197/198 198 198/199 199/200 200/201

-

-

-

382/383 383/384 384/385 385/386 386 386/387 387/388 388/389 389/390 390/391 391/392 392/393 393 393/394 394/395 395/396 396/397 397/398 398/399 399/400 400/401 401/402 402/403

370/371 371/372 372/373 373/374 374 374/375 375/376 376/377 377/378 378/379 379/380 380/381 381 381/382 382/383 383/384 384/385 385/386 386/387 387/388 388/389 389/390 390/391

201 201/202 202/203 203/204 204/205 205/206 206 206/207 207/208 208/209 209/210 210/211 211 211/212 212/213 213/214 214/215 215/216 216/217 217/218 218/219 219/220 220/221

Sonstige Editionen

-

853

Seitenkonkordanzen

MWGI/15

549 550 551 552 553 554 555 556 557 558 559 560 561 562 563 564 565 566 567 568 569 570 571 572 573 574 575 576 577 578 579 580 581 582 583 584 585 586 587 588 589 590 591 592 593 594 595 596

GPS 4 /GPS 3

403/404 404/405 405/406 406 406/407 407/408 408 408/409 409/410 410/411 411 411/412 412 412/413 413/414 414/415 415/416 416/417 417/418 418/419 419/420 420/421 421 421/422 422/423 423/424 424/425 425/426 426/427 427/428 428/429 429/430 430/431 431/432 432/433 433/434 434 434/435 435/436 436/437 437/438 438/439 439 439/440 440/441 441/442 442/443 443

GPS 2

GPS 1

391/392 392/393 393/394 394 394/395 395/396 396 396/397 397/398 398/399 399 399/400 400 400/401 401/402 402/403 403/404 404/405 405/406 406/407 407/408 408/409 409 409/410 410/411 411/412 412/413 413/414 414/415 415/416 416/417 417/418 418/419 419/420 420/421 421/422 422 422/423 423/424 424/425 425/426 426/427 427 427/428 428/429 429/430 430/431 431

221/222 222/223 223 223/224 224/225 225/226 226 226/227 227/228 228 228/229 229/230 230 230/231 231/232 232/233 233/234 234 234/235 235/236 236/237 237/238 238/239 239/240 240/241 241/242 242 242/243 243/244 244/245 245/246 246/247 247/248 248/249 249/250 250/251 251 251/252 252/253 253/254 254/255 255/256 256 256/257 257/258 258/259 259/260 260

Sonstige Editionen

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

854

MWGI/15

Seitenkonkordanzen

GPS4/GPS3

GPS2

GPS1

Sonstige Editionen

Der Sozialismus GASS 599 600 601 602 603 604 605 606 607 608 609 610 611 612 613 614 615 616 617 618 619 620 621 622 623 624 625 626 627 628 629 630 631 632 633

-

-

-

-

-

Die nächste innerpolitische Aufgabe 636 637 638 639

444 444/445 445/446 446

432 432/433 433/434 434

337 337/338 338/339 339

435

340

Waffenstillstand und Frieden 642

447

492 492/493 493/494 494/495 495 495/496 496/497 497/498 498 498/499 499/500 500/501 501 501/502 502/503 503 503/504 504/505 505 506 506/507 507/508 508 508/509 509/510 510/511 511/512 512 512/513 513/514 514/515 515 515/516 516/517 517/518

855

Seitenkonkordanzen

GPS 4 /GPS 3

MWGI/15

GPS 2

GPS 1

Sonstige Editionen

Zur Polenfrage

647

-

An der Schwelle des dritten Kriegsjahres

656 658 660 662 664 666 668 670 672 674 676 678 680 682 684 686 688

-

-

Mommsen, Max Weber 2 -

4861 486/488 488/490 490 490/492 492/494 494/496 496/498 498/500 500 500/502 502/504 504/506 506/508 508 508/510 510

Deutschlands weltpolitische Lage Bericht der Münchner Neuesten Nachrichten

692 693 694 695 696 697 698

5632 563/564 -

-

-

-

-

Bericht der Münchener Zeitung

699-700

-

-

-

-

1 Die Seitenkonkordanz bezieht sich nur auf einen der vier synoptisch gedruckten Berichte (Fränkischer Kurier). 2 Auszugsweiser Abdruck.

856

MWGI/15

Seitenkonkordanzen

GPS4/GPS3

GPS2

GPS1

Sonstige Editionen

Vorträge während der Lauensteiner Kulturtagungen 706-707

-

Was erwartet das deutsche Volk vom Verfassungs-Ausschuß des deutschen Reichstages? 710-719

-

Gegen die alldeutsche Gefahr Bericht der Münchner Neuesten Nachrichten Mommsen, Max Weber2 521/522 522 522/523 523

724 725 726 727

Berichte der München-Augsburger Bayerischen Kuriers 728-732

Abendzeitung, der Münchener

Post, des

-

Aristokratie und Demokratisierung in Deutschland 735 736 737 738

Demokratie und Aristokratie im amerikanischen Leben 742-749

Die politische Lage Ende 1918 751-754

Mommsen, Max Weber2 524 524/525 525/526 526

Aufbau und Editionsregeln der Max Weber-Gesamtausgabe, Abteilung I: Schriften und Reden

1. Aufbau

der

Gesamtausgabe

In der Max Weber-Gesamtausgabe werden die veröffentlichten und die nachgelassenen Texte Max Webers mit A u s n a h m e seiner Exzerpte, Marginalien, Anstreichungen oder redaktionellen Eingriffe in die Texte anderer wiedergegeben. Berichte anderer über Webers Reden, Diskussionsbeiträge und Vorlesungen werden nur d a n n wiedergegeben, wenn ein autoreigener Zeuge nicht überliefert ist. Liegen mehrere Fassungen eines Textes vor, so werden alle mitgeteilt. Editionen der Texte Webers, die er nicht selbst zum Druck gegeben hat, werden nur d a n n berücksichtigt, wenn dem betreffenden Herausgeber Manuskripte vorlagen, die uns nicht mehr überliefert sind. Jedem Band ist eine Konkordanz mit den bisher gebräuchlichen Ausgaben beigegeben. Die Max Weber-Gesamtausgabe gliedert sich in drei Abteilungen: Abteilung I: Abteilung II: Abteilung III: 2. Aufbau

Schriften und Reden Briefe Vorlesungen

der Abteilung

I: Schriften

und

Reden

Die Abteilung I umfaßt Max Webers veröffentlichte und nachgelassene Schriften und Reden, unter Einschluß seiner Diskussionsbeiträge und Stellungnahmen. Ebenso werden Paralipomena, Entwürfe und andere Vorarbeiten mitgeteilt. Einzelne Äußerungen sind uns nur durch Zeitungsberichte, Sitzungsprotokolle, Kongreßprotokolle und ähnliches überliefert. Solche Ersatzzeugen werden d a n n in die Ausgabe aufgenommen, wenn sie in unmittelbarem zeitlichen Z u s a m m e n h a n g mit der betreffenden Rede oder Stellungnahme Webers entstanden. Außerdem sind Texte wiedergegeben, die er zusammen mit anderen Personen verfaßte oder unterzeichnete. Für die Verteilung der Texte auf die Bände werden zwei Kriterien verwendet: der Sachzusammenhang und die Chronologie. Dadurch werden thematisch und zeitlich nahestehende Texte zu Bänden vereinigt und die Schwerpunkte des Werkes in ihrer zeitlichen Folge und ihrem Nebeneinander sichtbar gemacht. Jeder Bandtitel enthält deshalb eine thematische und eine zeitliche Angabe. Für die thematische A n g a b e wird entweder ein Titel von Weber verwendet oder, w o dies wegen der Vielfalt der Texte nicht möglich ist, ein seinem Wort-

858

MWG Abteilung I • Außau und Editionsregeln

gebrauch nahestehender Titel neu gebildet. Jedem Bandtitel ist ferner eine Zeitangabe zugeordnet. Dabei bezieht sich die erste Jahreszahl auf das Datum der Veröffentlichung des ersten, die zweite auf das Datum der Veröffentlichung des letzten in den Band aufgenommenen Textes. Bei Texten aus dem Nachlaß ist das Entstehungsjahr maßgebend. Dies gilt sowohl für Texte, die uns im Original vorliegen, wie auch für solche, von denen wir nur noch eine Edition aus dem Nachlaß besitzen, weil das Original inzwischen verloren ist. Wo das Datum der Entstehung auch nicht annähernd ermittelt werden kann, wird der Text am Ende des Bandes eingeordnet, dem er thematisch nahesteht. Bände mit einem oder mehreren nachgelassenen Texten tragen als zweite Jahreszahl 1920, Webers Todesjahr, wenn wir Hinweise haben, daß er an diesen Texten bis zu seinem Tode arbeitete. Für die Bandfolge ist das Chronologieprinzip maßgebend. Über die Stellung eines Bandes in der Bandfolge entscheidet das Datum des ersten darin abgedruckten Textes. Abweichend davon sind die „Gesammelten Aufsätze zur Religionssoziologie" und das Textkonvolut „Wirtschaft und Gesellschaft" an das Ende der Abteilung gestellt. Dies ergibt sich aus der besonderen Überlieferungslage. Die Abteilung I hat folgenden Aufbau: Band 1: Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter Schriften 1889-1894 Band 2: Die römische Agrargeschichte in ihrer Bedeutung für das Staatsund Privatrecht 1891 Band 3: Die Lage der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland 1892 Band 4: Landarbeiterfrage, Nationalstaat und Volkswirtschaftspolitik Schriften und Reden 1892-1899 Band 5: Börsenwesen Schriften und Reden 1894-1897 Band 6: Zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Altertums Schriften 1896-1909 Band 7: Zur Logik und Methodologie der Kultur- und Sozialwissenschaften Schriften 1900-1907 Band 8: Wirtschaft, Staat und Sozialpolitik Schriften und Reden 1900-1912 Band 9: Asketischer Protestantismus und Kapitalismus Schriften und Reden 1904-1911

MWG Abteilung I • Aufbau und Editionsregeln

859

Band 10: Zur Russischen Revolution von 1905 Schriften 1906-1912 Band 11: Zur Psychophysik der industriellen Arbeit Schriften und Reden 1908-1912 Band 12: Verstehende Soziologie und Werturteilsfreiheit Schriften und Reden 1908-1920 Band 13: Hochschulwesen und Wissenschaftspolitik Schriften und Reden 1908-1920 Band 14: Die rationalen und sozialen Grundlagen der Musik 1910-1920 Band 15: Zur Politik im Weltkrieg Schriften und Reden 1914-1918 Band 16: Zur Neuordnung Deutschlands Schriften und Reden 1918-1920 Band 17: Wissenschaft als Beruf/Politik als Beruf 1919 Band 18: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus/ Die protestantischen Sekten und der Geist des Kapitalismus Schriften 1904-1920 Band 19: Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Konfuzianismus und Taoismus Schriften 1915-1920 Band 20: Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Hinduismus und Buddhismus 1916-1920 Band 21: Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Das antike Judentum Schriften und Reden 1917-1920 Band 22: Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte (in Teilbänden) Schriften 1909-1920

3. Aufbau der

Bände

Jeder Band enthält eine Einleitung des Herausgebers, die historisch-kritisch bearbeiteten Texte Webers, denen jeweils ein Editorischer Bericht vorangestellt ist, Verzeichnisse und Register.

860

MWG Abteilung I • Außau

und

Editionsregeln

Innerhalb der Bände sind die Edierten Texte chronologisch geordnet. Bei von Weber veröffentlichten Texten ist das Datum der Veröffentlichung, bei nachgelassenen Texten das Datum der Entstehung maßgebend. Äußerungen Webers, über die wir nur Ersatzzeugen besitzen, werden im zweiten Teil eines Bandes zusammengefaßt und nach dem Datum der Äußerung wiederum chronologisch angeordnet. Einzelnen Bänden sind A n h ä n g e beigegeben. Darin finden sich zunächst Texte, die Weber mit anderen Personen zusammen verfaßte oder unterzeichnete, gegebenenfalls Hinweise auf verlorene Texte sowie auf Dokumente.

4.

Bandeinleitung

Die Einleitung des Herausgebers informiert über die Anordnung, die thematischen Schwerpunkte und über den wissenschaftsgeschichtlichen und zeitgeschichtlichen Hintergrund der Texte. Enthält ein Band mehrere Texte, geht die Einleitung außerdem auf deren Z u s a m m e n h a n g ein. Die Rezeptions- und Wirkungsgeschichte sowie die Geschichte von Nacheditionen dagegen bleiben in der Regel außer Betracht. Die Einleitung berichtet ferner über bandspezifische Editionsfragen, z.B. über sprachliche Eigentümlichkeiten Webers und deren editorische Behandlung. Alle textspezifischen Informationen geben die Editorischen Berichte.

5. Editorische

Berichte

Jedem Text ist ein Editorischer Bericht vorangestellt, der über dessen Entstehung, Entwicklung und Überlieferung sowie über editorische Entscheidungen informiert. Er ist in die Abschnitte „Zur Entstehung" und „Zur Überlieferung und Edition" gegliedert. 5.1 „Zur

Entstehung"

Dieser Abschnitt skizziert die historisch-politischen, wissenschaftlichen und biographischen Zusammenhänge, in denen ein Text steht. Er stellt ferner seine Entstehung und Entwicklung dar. Sofern mehrere Fassungen eines Textes vorliegen, wird deren Verhältnis zueinander beschrieben. 5.2 „Zur Überlieferung

und

Edition"

Dieser Abschnitt informiert über Textbefund und Überlieferungslage. Liegen mehrere Fassungen eines Textes vor, wird dargelegt, welche der Fassungen Edierter Text und welche Variante ist. Ferner werden alle weiteren editorischen Entscheidungen begründet. Dazu gehört unter anderem a u c h die Behandlung textspezifischer Eigentümlichkeiten.

MWG Abteilung I • Aufbau und Editionsregeln

861

6. Texte Bearbeitung und Präsentation der Texte folgen der historisch-kritischen Methode. Dies geschieht mit Hilfe von drei Apparaten: dem Korrekturen- und dem Variantenapparat, die zum textkritischen Apparat zusammengefaßt sind, und dem Erläuterungsapparat. 6.1 Textkritischer

Apparat

Der textkritische Apparat hat in erster Linie zwei Aufgaben: Aufweis der Textentwicklung und Nachweis der Texteingriffe. 6.1.1

Textentwicklung

Liegt ein Text in mehreren autorisierten Fassungen vor, ist eine Fassung zum Edierten Text bestimmt. Dies ist in der Regel die Fassung letzter Hand. Jede zur Variante bestimmte Fassung wird im textkritischen Apparat mitgeteilt, in der Regel mit Hilfe eines negativen Apparats. Wo es die Sachlage erfordert, insbesondere bei umfangreichen Varianten, ist der positive Apparat oder die synoptische Darstellung gewählt. Die früheste oder einzige Fassung eines Textes trägt die Sigle A. Spätere Fassungen sind in chronologischer Folge mit B, C usw. bezeichnet. 6.1.2

Texteingriffe

Texteingriffe sind auf ein Minimum beschränkt. Sie werden bei Textverderbnissen vorgenommen. Als verderbt gelten Textstellen, die den Sinnzusammenh a n g zerstören. Der Eingriff wird dadurch nachgewiesen, daß die verderbte Stelle im textkritischen Apparat mitgeteilt wird. Läßt sich eine unklare Stelle nicht eindeutig als verderbt erkennen, so wird sie unverändert gelassen. Je nach Sachlage bietet der Apparat d a n n Lesarten in Voreditionen oder andere Verständnishilfen an. Nicht als Textverderbnis gelten Spracheigentümlichkeiten, einschließlich regelwidriger, aber nicht sinnentstellender grammatischer Konstruktionen, nicht mehr gebräuchlicher Lautstand, veraltete Orthographie und Interpunktion. In folgenden Fällen werden Texteingriffe ohne Nachweis im textkritischen Apparat vorgenommen: a) Bei der Gestaltung von Überschriften, Zwischentiteln, anderen Gliederungsmerkmalen (z.B. Paragraphen) sowie Hervorhebungen: Sie werden typographisch vereinheitlicht. b) Bei Umlauten: Sie werden - soweit sie Folge der zu Webers Zeit üblichen Drucktechnik sind - der heutigen Schreibweise angeglichen (Ä statt Ae). Die Schreibweise ss für ß wird zu ß vereinheitlicht. c) Bei Abkürzungen: Sie werden, sofern sie schwer verständlich und heute nicht mehr üblich sind, in eckigen Klammern ausgeschrieben. d) Bei offensichtlichen Druckfehlern: Sie werden korrigiert (z.B. „Erleicherung", „aucht").

862

MWG Abteilung I • Aufbau und Editionsregeln

e) Bei Interpunktionsfehlern: Sie werden bei der Reihung von Hauptsätzen, Aufzählungen, Relativsätzen und „daß"-Sätzen korrigiert. In allen anderen Fällen werden eingefügte Satzzeichen durch eckige Klammern kenntlich gemacht. f) Bei der Numerierung von Anmerkungen: Sie werden text- oder kapitelweise durchgezählt. Entsteht d a d u r c h eine Abweichung gegenüber Webers Zählung, so wird dies im Editorischen Bericht vermerkt. g) Bei der Einfügung von Titeln und Zwischenüberschriften: Sie werden in eckige Klammern gesetzt und im Editorischen Bericht begründet. 6.2

Erläuterungsapparat

Der Erläuterungsapparat dient dem Nachweis, der Ergänzung oder der Korrektur der Zitate und der Literaturangaben sowie der Sacherläuterung. 6.2.1

Zitate

Webers Zitate werden überprüft. Sind sie indirekt, unvollständig oder fehlerhaft, gibt der Apparat den richtigen Wortlaut wieder. Hat Weber ein Zitat nicht belegt, wird es im Apparat nachgewiesen. Ist uns der Nachweis nicht möglich, so lautet die Anmerkung: „Als Zitat nicht nachgewiesen". 6.2.2

Literaturangaben

Webers Literaturangaben werden überprüft. Sind sie nicht eindeutig oder fehlerhaft, werden sie ergänzt oder berichtigt, wenn möglich, unter Verwendung der von Weber benutzten Ausgabe. Es wird dafür ein Kurztitel verwendet. Die vollständigen bibliographischen A n g a b e n finden sich im Verzeichnis der von Weber zitierten Literatur. Verweist Weber ohne nähere A n g a b e n auf Literatur, so ist sie, wenn möglich, im Apparat nachgewiesen. Literaturangaben des Herausgebers werden beim ersten Auftreten vollständig aufgeführt, bei Wiederholungen wird ein Kurztitel verwendet. 6.2.3

Sacherläuterung

Erläutert werden Ereignisse und Begriffe, deren Kenntnis für das Verständnis des Textes unerläßlich erscheint. Informationen über Personen finden sich im Personenverzeichnis am Ende des Bandes. Erfordert eine Textstelle darüber hinausgehende Informationen über eine Person, so bietet sie der Apparat. Sachliche Fehler Webers werden im Apparat berichtigt. Für Wörter aus fremden Schriftsystemen verwendet der Editor in seinen Erläuterungen die Transliteration nach den heute gültigen Richtlinien. 6.3

Präsentation

Um die Benutzung der Ausgabe zu erleichtern, erscheinen Webers Text und die dazugehörigen Apparate in der Regel auf derselben Seite.

MWG Abteilung I • Aufliau und Editionsregeln

863

Edierter Text und Varianten sind gleichwertig. Die Varianten werden so präsentiert, daß der Leser die Textentwicklung erkennen kann. Kleine lateinische Buchstaben verbinden den Edierten Text mit dem textkritischen Apparat. Sie stehen hinter dem Varianten oder emendierten Wort. Bezieht sich die textkritische Anmerkung auf mehr als ein Wort, so markiert ein gerade gesetzter Index den Anfang und ein kursiv gesetzter Index das Ende der fraglichen Wortfolge ( a damit Amerika 3 ). Die Ersatzzeugen von Webers Äußerungen, auf die wir zurückgreifen müssen, stimmen nicht immer überein. In solchen Fällen sind sie alle ohne Wertung aufeinanderfolgend oder synoptisch wiedergegeben. Zeitungsberichte enthalten in der Regel einen redaktionellen Vorspann, Zwischentexte oder Nachbemerkungen; Sitzungs- und Kongreßprotokolle geben auch Beiträge anderer Redner wieder. Wenn diese Texte in unmittelbarem sachlichen Z u s a m m e n h a n g mit Webers Äußerungen stehen, werden sie entweder in Form eines Regests, wörtlich in kleinerer Drucktype oder im textkritischen Apparat mitgeteilt. Die historisch-kritisch bearbeiteten Texte Webers und die Erläuterungen des Herausgebers sind durch arabische Ziffern ohne Klammern miteinander verbunden. Um die Herausgeberrede von Webers Text abzuheben, ist sie in anderer Schrifttype gesetzt. 7. Verzeichnisse

und

Register

Dem Band sind folgende Verzeichnisse und Register beigefügt: 1. Ein Inhaltsverzeichnis. 2. Ein Verzeichnis der Siglen, Zeichen und Abkürzungen. 3. Ein Literaturverzeichnis: Es enthält die von Weber zitierte Literatur vollständig bibliographisch erfaßt. Auf den Titel folgt in Klammern der vom Editor in seinen Erläuterungen gebrauchte Kurztitel. 4. Ein Personenverzeichnis: Aufgenommen sind alle Personen, die Weber erwähnt, mit Ausnahme allgemein bekannter (z.B. Bismarck, Wilhelm II.) und in Literaturangaben genannter Personen. Es liefert die wichtigsten Lebensdaten, gibt die berufliche oder politische Stellung an und führt ggf. die verwandtschaftlichen oder persönlichen Beziehungen zu Weber auf. Das Personenverzeichnis hat den Zweck, den Erläuterungsapparat zu entlasten. 5. Ein Personenregister: Es verzeichnet sämtliche von Weber und vom Editor erwähnten Personen einschließlich der Autoren der von Weber und vom Editor zitierten Literatur. 6. Ein Sachregister: Es enthält alle wichtigen Begriffe und Sachbezeichnungen. Ist ein Begriff für einen Text thematisch, werden nur zentrale Stellen und besondere Bedeutungen verzeichnet. Es verzeichnet ferner alle geographischen Namen, mit Ausnahme der Verlagsorte in Literaturangaben und der Archivorte. Es werden die Namen benutzt, die im deutschen Sprachraum vor 1920 üblich waren oder amtlich

864

MWG Abteilung I • Aufbau und

Editionsregeln

gebraucht wurden. Kann ein Ort nicht als bekannt vorausgesetzt werden, wird zur Erläuterung die Verwaltungseinheit nach dem Gebietsstand von 1920 (z.B. Kreis, Regierungsbezirk) und ggf. auch der heute amtliche Name beigefügt. Personen- und Sachregister erfassen Webers Texte und die Herausgeberrede. Gerade gesetzte Zahlen verweisen auf Webers Text, kursiv gesetzte Zahlen auf die Herausgeberrede. Einem Band können weitere Verzeichnisse, wie z.B. Glossare, Konkordanzen, Maß- und Gewichtstabellen sowie Karten beigefügt sein. 8. Indices und

Zeichen

Folgende Indices werden verwendet: a) Arabische Ziffern mit runder Schlußklammer ('), 2), 3 )...) kennzeichnen Webers eigene Anmerkungen. b) Arabische Ziffern ohne Klammern (1, 2, 3 ...) und in von a) abweichender Schrift markieren die Erläuterungen des Editors. c) Kleine lateinische Buchstaben (a, b, c ...) kennzeichnen eine textkritische Anmerkung. Folgende Zeichen werden verwendet: d) Das Zeichen | gibt die Stelle des Seitenwechsels nach der ursprünglichen Paginierung einer Textfassung wieder. e) Das Zeichen [ ] markiert Hinzufügungen zum Text durch den Editor.