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German Pages 26 [36] Year 1983
KLEINE TEXTE FÜR VORLESUNGEN UND ÜBUNGEN BEGRÜNDET VON HANS LIETZMANN HERAUSGEGEBEN VON KURT ALAND
142
MARTIN LUTHERS 95 T H E S E N nebst
dem
SERMON VON ABLASS UND G N A D E W Sonderdruck aus d e r L U T H F . R A U S G A B F. V O N
Herausgegeben K U R T
O.
CLF.MF.N
von
A L A N D
3. v e r b e s s e r t e
Auflage
w DE
_G VERLAG
WALTER
DE
GRUYTER
&
CO.
VORM. G. J. GOSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG • J . GUTTENTAG, VERLAGSBUCHHANDLUNG • GEORG REIMER • KARL J. TRl'BNER • VEIT ic COMP.
BERLIN
1983
CIP-Kurztitelaufnahme
der Deutschen
Bibliothek
Luther, Martin: [Fünfundneunzig Thesen] Martin Luthers 95 Thesen. Nebst d. Sermon von Ablass und Gnade. Sonderdr. aus d. Lutherausg. von O. Clemen / hrsg. von Kurt Aland. - 3., verb. Aufl. - Berlin : de Gruyter, 1983. (Kleine Texte für Vorlesungen und Übungen ; 142) Einheitssacht.: Disputatio pro declaratione virtutis indulgentiarum ISBN 3-11-009801-6 NE: Luther, Martin [Sammlung]; Aland, Kurt [Hrsg.]; GT
© 1983 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung • J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung • Georg Reimer • Karl J. Trübner • Veit & Comp., Berlin 30 Printed in Germany Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen. Druck und Bindearbeit: Werner Hildebrand, Berlin
Disputatio
pro
declaratione
gentiarum.
virtutis
indul-
1517.
Zur einleitung vgl. K . K . i , 152 ff., auch Pastor, Gesch. der P ä p s t e I V , i , 5 . - 7 . Aufl., s. 240 ff. Zum dogmengeschichtl. Verständnis unent5 behrlich ist die kenntnis der Instructio summaria Albrechts von Mainz, vgl. W . K ö h l e r , L . und die Kirchengesch. I, Erlangen 1900, s. 7 ff., abgedruckt bei dems., D o k u m e n t e zum Ablaßstreit von 1517, Tübingen 2 1902, '934 s. 104 f f . ; s. 1 ff. Literaturverzeichnis. Vgl. ferner ders., L.s 95 T h e s e n samt seinen Resolutionen sowie den Gegenschriften 10 von W i m p i n a - T a t z e l , E c k u n d Prierias, Leipzig 1903. N u r folgende fragen sind genauer zu b e a n t w o r t e n : H a t L . die 95 thesen selbst in druck gegeben? V o r oder erst nach dem 31. okt. 1517? [ D a m i t zus a m m e n h a n g e n d : ] H a t er sie gedruckt oder geschrieben angeschlagen u n d an Albrecht von Mainz geschickt? — Folgende quellenstellen sind >5 zu beachten: 1. D i e Überschrift auf dem ersten plakatdruck (s. u.): , . . . hec subscripta disputabuntur W i t t e n b e r g e . . . Quare petit, vt, qui non possunt verbis presentes nobiscum disceptare, agant id literis absentes . . . ' 2. Dazu stimmt in dem briefe L.s an seinen Ordinarius, den bischof ' o von Brandenburg, vom I 3 . f e b r . 1 5 1 8 ' : ,Itaque emisi disputationem, invitans et rogans publice omnes, privatim vero, u t no st i , q u o s q u e doctissimos, u t vel per literas suam sententiam aperirent' ( W A B r i , 1 3 8 , i 7 f f . ) . 3. Auf jene Überschrift b e r u f t sich L . auch papst L e o X . gegenüber am 30. mai 1 5 1 8 * : I t a q u e schedulam disputatoriam edidi, invitans 'S tantum doctiores, s i q u i vellent mecum disceptare, sicut manifestum esse etiam adversariis oportet ex praefatione eiusdem disceptationis' ( W A I.c;28,24ff-)4. Sehr lehrreich ist L.s brief an Christoph Scheurl in N ü r n b e r g vom 5. märz 1518: ,non fuit consilium neque votum eas [positiones] evulgari, 30 sed cum paucis a p u d et d r c u m nos habitantibus primum super ipsis conferri, u t sie multorum iudicio vel damnatae abolerentur vel probatae ederentur. A t nunc longe ultra spem toties exeuduntur et transferuntur, u t m e poeniteat huius foeturae, non quod veritatem non faveam cognitam fieri vulgo, imo id unice quaerebam, sed quod ille modus non est idoneus, 35 q u o vulgus erudiatur. Sunt enim nonnulla mihi ipsi dubia, longeque aliter et certius qnaedam asseruissem vel omisissem, si id futurum sperassem' ( W A B n . 1 5 2 , 7 ff.). 5. Dazu stimmt wieder in dem briefe L . s an Jodocus Trutfetter in E r f u r t vom 9. mai 1518: ,De aliis autem Positionibus indulgentiarum 4" prius tibi s c r i p s i ' , mihi non placere earum tarn vastam invulgationem. N u s q u a m enim id auditum est fieri.nec potui sperare futurum, quod in istis solis contigit; alioqui clarius eas posuissem' l W A B r i , 1 7 0 , 4 1 ff.). 1) Z u r d a t i e r u n g vgl. Clemen W A B r i , 1 3 5 f f . 2) Ueber d a s Verhältnis dieser dedikationsepistel zu den resolutionen s. WABri,136ff. 3) d. h. in einem verloren gegangenen briefe, den L. Spalatin gegenüber a m 22. febr. 1518 e r w ä h n t ( W A B r i , 1 5 0 , 2 1 ) .
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Disputatio pro declaratione
6. V g l . endlich auch Asterisci Lutheri adversus obeliscos E c k i i (spätestens am 19. mai 1518 vollendet: Z K G . 27, 1 0 0 f f . ) : , N a m cum ego non lingua vulgari aediderim nec latius quam circum nos emiserim, a d d e , s o l n m doct [i]oribus obtulerim et a m i ä s eruditioribus. . ' ( W . A . 1, 3 1 1 , z. I 9 f ;9.778>. 5 H i e m a c h hat L . selbst die thesen gleichzeitig auf doppelte weise (unterschieden in 1. 2) veröffentlicht (emittere = edere): 1. durch anschlag für die disputation an Allerheiligen, 2. durch mitteilung an einige gelehrte freunde in und um W i t t e n b e r g (4—6). B e i d e male wandte er sich nur an fachgenossen (3). V o n ihrem urteile wollte er es abhängig 10 raachen, ob die thesen dann wieder verschwinden oder eventuell verbessert in weitere kreise ausgehen sollten (4). Ganz wider erwarten (4. 5) fanden nun aber die thesen in dieser ihrer ersten form schnell weitere Verbreitung auch in laienkreisen *, und sie wurden so oft im lateinischen urtext und in deutscher Übersetzung gedruckt [nachge- 15 druckt! s. u.], dass L . sein hinaustreten in die öffentlichkeit bereute (4). Vorstellen kann man sich diese entwicklung der dinge nur, w e n n man annimmt, dass L . vor dem arisch lag die thesen durch den druck vervielfältigen Hess, zunächst alle exemplare zu seiner Verfügung b e h i e l t ' und nur einige wenige ausgab 3 , diese aber in kreise drangen, für die ao sie nicht bestimmt waren, so dass die thesen durch (abschritt und) nachdruck immer weiter verbreitet werden konnten. Dann hat aber L . auch gewiss ein druckexemplar der thesen angeschlagen 4 und ein druckexemplar an demselben 31. okt. 1517 an Albrecht von Mainz g e s c h i c k t ' . Der von L . autorisierte plakatdruck wurde höchst wahrscheinlich 25 von Joh. Grunenberg in W i t t e n b e r g hergestellt (F. F a l k , K a t h o l i k 1891 I , 482). E s ist jedoch kein exemplar davon nachweisbar. Dagegen sind zwei andere Folioeinblattdrucke belegt: der eine ( = W . A . I, 230 A ) , der nach Praetor® aus der Presse Hieronymus Hölzeis in N ü r n b e r g ' her-
1) W e n n L . später (1541) in „ W i d e r H a n s W o r s t " schreibt, die ganz Deutschland" thesen „liefen schier in vierzehn tagen durch ( W A 5 1 , 5 4 0 ) ^ 0 ist das natürlich ebenso rhetorische Übertreibung, wie die bekannte stelle bei Friedrich Myconius ( K . K . 1, 162) oder die bei Henricus Phoeniceus ( = TJrbanus Rhegius ?), L . s „disputatz z e d e l " sei „in alle land gefiret" worden (Beitr. z. bayer. K G . 9, 74). 2) S o hat er es z. b. auch mit den asterisci gemacht ( Z K G . 27, 104). 3) A m I I . nov. 1517 schickte er eines seiner privatexemplare an Joh. L a n g in E r f u r t : ,Ecce alia denuo Paradoxa m i t t o ' ( W A B r i , i 2 i , 4 ) . 4) D i e stelle aus Scheurls „Geschichtbuch der Christenheit" ( 1 5 1 1 bis 1 5 2 3 ; zitiert W . A . 1, 229), L . habe die thesen aufgestellt, „gewisslich nit in Meinung, dass die weiter gelangen sollten, denn sie b 1 o s s 1 i c h g e s c h r i e b e n w a r e n " , ist wiedergäbe und folgerung aus dem oben unter 4 angeführten briefe L . s an ihn, den Scheurl sorgsam aufbewahrt hat ( W A B r i , i 5 i ) . a l s o sekundär und unbeachtlich. 5) Zu diesem briefe W A B r i , N r 4 8 vgl. besonders auch F . F a l k , K a t h o l i k 1891 I , 483 ff. 6 ) A n Index to the Early Printed B o o k s in the British Museum. P a r t TI Seclion I. Germany. London 1903. S . 98 N r . 1 1 0 1 7 . z u H . v g l . J . P e n z i n g , B u c h d r i i c k e r l e x i k o n d e s 16. J l u l t s . , 1 9 5 2 S. 1 - 2 9 N r . 5 . ' ) v g l . d a z u Y n l z S . 128 ff. A n m . 207
virtutis indulgentiarum. 1517.
5
vorgegangen ist, durch Exemplare in der Preuß. Staatsbibl. und im Britischen Museum, der andere ( = B), von Jakob Thanner in Leipzig hergestellt 1 , im Geh. Staatsarchiv zu Berlin (verloren), in der Michaelis kirchenbibl. Zeitz und in der Gymnasialbibl. zu Brieg 2 . Außerdem gibt 5 es einen gar nicht so seltenen nachdruck in B u c h f o r m ( = C ) , 4 Quartblätter umfassend, der bei A d a m Petri in Basel erschienen ist, vgl. Bcnzing S.23 Nr. 8. In dem folgenden abdruck sind die druckfehler verbessert, die abbreviaturen aufgelöst und ist die interpunktion moder10 nisiert; unterm strich sind die wichtigeren Varianten aus B und C (nach W . A.) angegeben. Soweit die Vorrede O. Clemens in einer Revision ihrer Gestalt in der 5. Auflage der Clemenschen Lutherausgabe von 1959. Seitdem haben die 95 Thesen jedoch eine umfangreiche Diskussion gefunden. Zunächst stand die Behauptung von H. Volz zur Debatte, die Thesen seien von Luther nicht am 31. Oktober, sondern am 1. November 1 5 1 7 angeschlagen worden. Dann erklärte E. Iserloh, der Thesenanschlag habe überhaupt nicht stattgefunden, sondern die 95 Thesen hätten den Charakter einer Eingabe an die zuständigen Bischöfe besessen. Schließlich trug K. Honselmann vor, die 95 Thesen hätten ihre endgültige Gestalt erst im Dezember 1 5 1 7 erhalten. Was Albrecht von Mainz am 31. Oktober zugesandt wurde, war nur eine Vorform, in der zweiten Hälfte des Dezember erst habe Luther durch Zufügung des Disputationsaufrufes sowie der Thesen 92 und 93 und einer Reihe stilistischer Änderungen die 95 Thesen endgültig formuliert und an Freunde versandt, von den Empfängern seien sie dann zum Druck besorgt worden. Eine Auseinandersetzung damit kann hier verständlicherweise nicht stattfinden, dafür sei auf K. Aland, Die 95 Thesen und die Anfänge der Reformation, Gütersloh 1983, verwiesen. Hier sind auch alle für die Diskussion in Betracht kommenden Texte in Übersetzung wiedergegeben, die wichtigsten sind nachstehend im Originaltext, und zwar in einer gegenüber der vorigen Auflage veränderten Form, zusammengestellt. Der Text der 95 Thesen selbst ist noch einmal nach einem Faksimile von A (vgl. die Beigabe, ein Original jetzt auch Sammlung Bodmer, Cologny/ Genf) durchgesehen und der Apparat dazu neu gestaltet worden. B und C (für C vgl. die Besitznachweise bei Benzing Nr. 89) werden nicht mehr nach dem Apparat der W A wiedergegeben, sondern sind (nach Fotos bzw. Faksimilia) neu kollationiert. Hinzugefügt worden sind die Abweichungen von D (dem Thesentext in Luthers Resolutionen von 1518, nach Clemen 1, 1 6 - 1 4 7 ) , E (der Sammelausgabe der Disputationen Luthers mit der Vorrede Melanchthons 1530), F (der Ausgabe von 1538 mit der Vorrede Luthers) und P (dem Dialogus des Prierias von 1518), jeweils wieder nach Fotos bzw. Faksimilia. Das erschien nach dem gegenwärtigen Diskussionsstand über den Text der 95 Thesen zweckmäßig, ja notwendig. Unberücksichtigt geblieben sind dabei die Orthographica wie die verschiedene Art der Zählung der Thesen, verzeichnet ist dagegen, wenn sie anders zusammengefaßt bzw. getrennt werden. Als Sigla werden dabei verwendet: Z u f ü g u n g + , A u s l a s s u n g - , U m s t e l l u n g b e i längeren Umstellungen wird die neue Wortfolge durch Zahlen angegeben. K. A. !)
ebd. S. 127 f. Anm. 206; vgl. Benzing S. 103 Xr. 5. *) jetzt in der l.'niv.bibl. Breslau
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Disputatio pro declarationc 2 a. Fortsetzung WA Br 1, 139, 46—54:
Igitur cum in hanc arenam vocarem omnes, veniret vero nullus, deinde viderem disputationes meas lacius vagari quam volueram atque passim non ut disputabilia, sed asserta acciperentur, coactus sum praeter spem et votum meam infanciam et ignorantiam in vulgus mittere et declarationes ac probationes earum publicitus edere, satius ratus me facere, si Imperitie mee infamiam incurrerem, quam illos errare sinerem, qui forte putant omnia esse asserta, Inter quae sunt, quae dubito, Nonnulla ignoro, aliqua et nego, Nulla vero pertinaciter assero. Tamen omnia Ecclesiae sanctae suoque iudicio submitto. 3a. Vorangehend WA 1, 528, 2 0 - 2 4 :
Proinde monui privatim aliquot Magnates Ecclesiarum. Hic ab aliis acceptabar, aliis ridiculum, aliis aliud videbar: praevalebat enim nominis tui terror et censurarum intentatio. Tandem, cum nihil possem aliud, visum est saltern leniuscule illis reluctari, id est eorum dogmata in dubium et disputationem vocare. 7. Brief Luthers an Albrecht von Mainz vom 31. Oktober 1517 (WA Br 1, 110—112, vgl. S. 113 die Zusammenstellung der Nachrichten über den gleichzeitigen Brief an den Bischof von Brandenburg; wenn Clemen übrigens S. 114 meint, „daß die beiden Briefe gleich lauteten" und Luther deshalb von dem an den Brandenburger Bischof keine Abschrift bzw. Vorlage besaß, so kann das nicht buchstäblich gemeint sein,denn einige Stellen müssen in dem Brief an Hieronymus Schulz doch wohl anders gelautet haben. Verwunderlich bleibt in jedem Fall die Einleitung von Luthers Brief an Schulz vom 13. Februar 1518, WA Br 1,138f.).
Rndissimo in Christo patri, illustrissimo domino, d [omino] Alberto Magdeburgensis ac Moguntinensis Ecclesiarum Archiepiscopo Primati, Marchioni Brandenburgensi etc. domino suo & pastori in Christo venerabiliter metuendo ac gratiosissimo. Ihesus. Gratiam & misericordiam dei & quiequid potest & est. parce mihi, Rme in Christo pater prineeps illustrissime,
virtutis indulgentiarum. 1517.
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Quod ego fex hominum tantum habeo temeritatis, vt ad Culmen tue sublimitatis ausus fuerim cogitare Epistolam. Testis est mihi dominus Ihesus, Quod mee paruitatis &turpitudinis mihi conscius diu iam distuli, quod nunc perfricata fronte perfido, motus quam maxime officio fidelitatis mee, quam tue R p[aternitati] in Christo debere me agnosco. Dignetur itaque tua interim celsitudo oculum ad puluerem vnum intendere & votum meum pro tua & pontificali dementia intelligere. Circumferantur Indulgentie papales sub tuo praeclarissimo titulo ad fabricam S petri, In quibus non adeo accuso praedicatorum exclamaciones, quas non audiui, Sed doleo falsissimas intelligentias populi ex illis conceptas, quas vulgo vndique iactant. Videlicet, Quod credunt infelices anime, si literas indulgentiarum redemerint, securi sint de salute sua, Item, Quod anime de purgatorio statim euolent, vbi contributionem in cistam coniecerint. Deinde tantas esse has gratias, vt nullum sit adeo magnum peccatum, etiam (vt aiunt) si per impossibile quis Matrem dei violasset, quin possit solui. Item, Quod homo per istas Indulgentias líber sit ab omni pena & culpa. O deus optime, Sic erudiuntur anime tuis curis, optime pater, commisse ad mortem! Et fit atque crescit durissima ratio tibi reddenda super omnibus istis. idcirco tacere hec amplius non potui. Non enim fit homo per vllum munus Episcopi securas de salute, cum nec per gratiam infusam dei fiat securas, Sed semper in timore & tremore iubet nos operari salutem nostram Apostolus. Et Iustus vix saluabitur. Denique tam arta est via, que ducit ad vitam, vt dominus per prophetas Amos & Zachariam saluandos appellet torres raptos de incendio. Et vbique dominus difficultatem salutis denunciai. Quomodo ergo per illas falsas veniarum fabulas & promissiones faciunt populum securum & sine timore? Cum indulgentie prorsus nihil boni conferant animabus ad salutem aut sanctitatem. Sed tantummodo penam extemam olim canonice imponi solitam auferant. Denique opera pietatis & charitatis sunt in infinitum meliora indulgentiis. Et tamen hec non tanta pompa nec tanto studio praedicant, immo propter venias praedicandas illa tacent, cum tamen omnium Episcoporum hoc sit officium primum & solum, vt populus Euangelium discat &
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Disputatici pro declaratione
Charitatem Christi. Nusquam enim Christus praecepit Indulgentias praedicari, Sed Euangelium vehementer praecepit praedicari. Quantus ergo horror est, quantum periculum Episcopi, Si tacito Euangelio non nisi strepitus Indulgentiarum permittat in populum suum E t has plus curet quam Euangelium ! Nonne dicet illis Christus : Colantes culicem et glutientes camelum ? Accedit ad hoc, Rme pater in domino, Quod in instructione ilia commissariorum sub tue p[aternitatis] nomine edita dicitur (Vtique sine tue p[aternitatis] R & scientia & consensu) Vnam principalium gratiarum esse donum illud dei inestimabile, quo reconciliatur homo deo et omnes pene delentur purgatorii. Item Quod non sit necessaria contritio iis, qui animas vel confessionalia redimunt. Sed quid faciam? optime praesul & illustriss[ime] princeps, Nisi quod per dominum Ihesum Christum t[uam] Rmam p[aternitatem] orem, quatinus oculum paterne cure dignetur aduertere & eundem libellum penitus tollere & praedicatoribus veniarum imponere aliam praedicandi formam, Ne forte aliquis tandem exurgat, qui editis libellis & illos et libellum ilium confutet, ad vituperium summum illustrissime tue sublimitatis, quod ego vehementer quidem fieri abhorreo & tarnen futurum timeo, nisi cito succurratur. Hec mee paruitatis fidelia officia rogo tua illustrissima] gratia dignetur accipere modo principali & Episcopali, idest clementissimo, sicut ego ea exhibeo corde fidelissimo & t[uae] p[aternitati] R deditissimo. Sum enim & ego pars ouilis tui. dominus Ihesus custodiat t[uam] R p[aternitatem] ineternum. Amen. E x Vittenberga 1517; Vigilia omnium Sanctorum. Si t[uae] R p[aternitati] placet, poterit has meas disputationes videre, vt intelligat, quam dubia res sit Indulgentiarum opinio, quam illi vt certissimam seminant.
Indignus filius
Martinus Luther Aug. Doctor S Theologie vocatus.
virtutis indulgentiarum. 1 5 1 7 .
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8. Rückblick Luthers in der autobiographischen Vorrede zu Bd. I der Opera Latina der Wittenberger Ausgabe 1545 (WA 54, 180; Clemen 4, 4 2 2 ) :
Igitur cum anno MDXVII. indulgentiae in his regionibus venderentor (promulgarentur volui dicere) turpissimo quaestu, ego tum eram concionator, iuvenis (ut dicitur) Doctor Theologiae, et coepi dissuadere popuÜB, et eos dehortari, ne indulgentiariorum clamoribus aurem praeberent, habere eos meliora quae facerent, et in iis certus mihi videbar, me habiturum patronum papam, cuius fiducia tunc fortiter nitebar, qui in suis decretis clarissime damnat quaestorum (ita vocat indulgentiarios praedicatores) immodesti am. Mox scripsi epistolas duas, alteram ad Moguntinensem archiepiscopum Albertum, qui dimidium pecuniae ex indulgcntiis habebat, alteram dimidium papa, id quod tunc nesciebam, alteram ad ordina'rium (ut vocant) loci, episcopum Brandenburgensem Hieronymum, rogans, ut compescerent quaestorum impudentiam et blasphemiam, sed pauperculus frater contemnebatur. Ego contemptus edidi Disputationis scedulam simul et germanicam concionem de indulgentiis, paulo post etiam Resolutiones, in quibus pro honore papae hoc agebam, ut indulgentiae non damnarentur quidem, sed bona opera caritatis illis praeferrentur.
9. Rückblick Luthers in: Wider Hans Worst 1541 (WA 51, 540; Clemen 4 , 3 6 0 ) :
D« fditeib id) (inen brieff mit ben Dropofftionibué / an ben ®iffurig / 1 boj bit funb fdjulbig ^utfmn / abber auffgefe&t / banñ 6o er / bit felben roercf folt aU Ijpn njjemen / blieb nidjté guteé mefjz ba / baé wir tljun modjfen. f Sum gunfften. 3 d M »i'len geteert ei)n groge / oft nod) en» s btfd)logene optnt) / ab ber ablaé aud) etroaé mef» (ion nefjme / bá fuldje auffgelegte guíe roercf / nemlid) / ab er aud) bie pepne / bie gottlid) ge» red)tidrt)t / oor bie funbe / furbert / abnefjme. f 3um 6ed)(len / 2afi id) pljie opino onuowoifen auff baé maB / ® a é f«g id) / baé m« aufj fepner fdjíifff beroeren íanñ / baé gottlid) ge» 1 0 sE red)tirfept etroaé pepnn / 1 abber gnugí&uñg begere / aber foíbere / pon bem funber / bañ alleptt / fepne fcer^lidje oñ toare rere / aber beíerung / mit Boifaí) / (jmtfurber / baé Sreuti Sbiifti tragentt / onb bie obgenanten roewf (aud) »Ott niemant auffgefe^t) 0u oben / bañ éo fpíidit er burd) @jed)ie: ©anti fid) ber funber befeert / onb tljut red)f / 0o rotU id) fepner funb nit me&í gebenden. 3tem algo &atf er felbé aU bie abfoluirt SRaria 9)tag: ben gid)tpmd)tigen / bie eeb:ed)en>nne íc. 9Snb mód)t rooU gente ft6;en / reer baé anberé bereeren fotl / onangefefjn baéé ettlid) boetozeé §o baud)t fiaft. 3um @iebenbe / T)ai finbet man rooll / baé gott eflid) nod) 2 0 fepner gered)titfept ftraffet / ab' burd) pepne / bíingt ju ber rere / toie t>m 88. pé. @jo fepn fpnbere toerben funbigen / reiU id) mit ber rutfjen / Dfcie funbe fjepmfudjen / aber bod) met)n barmfwtsicfeot / nit oon ofmn roenben. Qlber bifce peone / fteet t)nn niemanbé geroalt nad)$ula(jen / bañ allepn goítié / ia er roill fíe nit late / funber ooífpjicfjt / er rooU fíe 25 A >)'aufflegen. 1 f 3um Qld)ten / Derriben / §o fanñ man berfelben gebuneften pepn / teonen namen gebenn / roeot aud) niemät / reaé fíe ift / §0 fíe / btfje fhaff nit ift / aud) bit guten obgenanten retrrf nit ift. 1f 3um 9ítunbtn. @ag id) / ob bie @f)íiílelid)f tird) nod) t)eut 30 befd>(u§ / onnb aufi trcleref / ba¿< ber 2lbla§ rnefjr / baii bie roercí ber gnugtímñg hnn neme / 60 teere ti bennod)t taufentmall beffer / baé fein S k i f f e menfd) ben ablaé logett / abber begeret / funbemñ baéé fie lieber bie roerá í(jeten / onb bit peón litttn / banñ ber ablaí / nit anberft ift / nad) mag roerben / banñ nad)(a§ung guter roerct / oñ bet)lf«mer petjn / bie 35 man billiditr folt trrotltn bañ ooilagtn / rote roole ettlicf) ber neroen M5W pbiger jroeoerlet) pepn erfunben / 9Kebt'(atiuaé / ©atiffactoúaé / baé ift ett» lid) pepn t>ur gnugtfeuung / ettlid) Rur befferung. Qlber roir f)«í>en mefir 6E freo^ept ?uuo!ad)ten (gott lob) fu(d)é / oft beé glepdjen pleuberep / ban 1 fíe (»aben / ftu ertiditen / banñ alie petjnñ / ia alé roaé gott aufflegt / ift beffer« 40 lid) / on jutreglid) ben Sfjiiften. 15 Ez. 18, 2if. 33, 14—ib
22 Ps. 89, 31—34
27 eingebildeten
und Gnade. 1518.
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ift nirfjttf gereb / bai ber pepn »tinb werrf 1 Bum (jefjenben / $11 oitl fepnn / b a i i bet menfd) fie nit mag oolnbitnge / 6er fur^fjalbeu fepni lebeni / barumb pf)m nott fep ber 5IbIai. 9lntwo:t ich I bai bai fepn grunb f>ab / oft epn l a u t « geti(f)t i(l / bati got oft bie heilige fird)e / 5 legt niemab nief» auff / ban pl>m ju tragt müglid) i(l / aUi aud). © . 'Paul fagt / 2>ai got npt legt ooifudjt »erben pemanb / meljt baii et mag tragen / oft ei langet nit wenig $u ber ßfmflenf>tpi fd)mad) / b a i i man ehr fd)ulb gibt / fie lege auff met» / bau wir tragen tunnen. IT 3um ©Ifften. © a n glepd) bie pu§ pnn gepftlid)e red)f gefegt / «o i$f nod) gingen / b a i i »ot epn iglid) tobfunb / ftebenii iar pu§ auffgelegt / » e r e / §0 muft bod) bie @hMft«nhept / bie felben gefegt lagen / pnnb nit »epter 1 auflegen / ban fte epnem iglidjen fcu tragen roeren. 93iü weniger / AUj nu fie i^t nidjt fepn / fall mä ad)fen / bai mefjr auffgelegt werbe ban pberman woll tragen fan. •5 f 3um twelfften / SKan fagt woll / bai ber funber mit ber obiigen pepn / ingfegfewr / abber fcum ablag gewepget fall »erbenfi / aber ei wirt »oU nufji bingctn:t>c fu 10 pecuui|6 Dare illio:a quo:um pluri^ mie quftla cócionato'.ce venia?, pccuruam e Iiciunt. f f Uana eft fiducia falutie g Irae venia?.etia fi CCómifTarius:immo pa ipfe fui aiam p Ulie impignerarct. ^ftepftco cl?h et ffcape funt i "Pape meno no cftredemptione ventai vi la et parte cóparandá elTeopibus inifcricoidic. ^ D o c e n d i funr cl?jiftiant.qp Dano paugt:aut mutuane egenti:meli' fa/ cu:(i n venias redimerci. «] itJuia p opus cl?antatis crcfcit cljantas:: nt l?o melioj.fcd g venias nó ftt meliorfcd tmmodo apena liberio:. «r ©ocendi funt cl?f laiu.cp qui videt cgcnu;et negiccto eo.bat # veni)« nó mdulgctus ^>apc:fed indignartene Dei fibi vendicar, m Docendi funt ct?rlani^ nifi fupfluis abun Jcnt:necefTaria tenent t>o> muí fue retmcrc:et tuquacé .ppter venias effondere. € [ © o c e i d funtd?niliam.q> reJemptio veniaru efrliberatnopjecepta. ¡ [ © o c c d l unt ctjnani.q 1 £>apa ficut magio egef ita magis optat in ve nije oandio s> fc ocuo tam outionem: cp w n pccunwm.
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^f ©icut-fcapa iurte fulminai sos:qui in fraudem negocíj veniarü qua* cuncp arte mac&tnantur. ffZDultomagia fulminare mtendit eoe:qui g vemaru picteytú in frau* dem Peté chantaría et ventane machinan?. ^f(0pinart veniae papalea titas effe: vt foluere poflinf l?oícj.cná fi 4 » p imponibile Dei genitrice violaflct.lÉft infantre. ^[lHjcimue contra.Q' vente papales:ncc minimú venialium petóp tolte repoiTintquo ad cttlpam. ef .nec fi.f.t^etrue modo ^ a p a efiet: maioiee grae t»onare polTj efl blafpbemia m fetm £>ctrum et -£apam. 4T&icimu0 contra.tp etu irte et quilibet papa maioiee l?j.fc3 (Euangc* lium:virtutc0:gfa0curationfl.7c.vt.i.íCo.jclj. ^f Dicere.íCrucé armie papaiibus infignitcr erectá:cruci ct?nfti equiua* lere:blafpl?emiaeft. ffECanoné reddent (£pi:£urati:ct iD?eologi.eÉlm talea fermo ce in po pulum licere finunt. ^T f a c i t t?et Ucenofa venia?, pdfeatio. vt nec reucrentiá^ape facile Hts ená eocne viri redimere a calúnije aut certe arguti qftioib' laicop. 4T$c;.dur-^apa nó cuacuatpurgatozt&jptcrfcttiTimId?artratc3 et fammaaíarúnccefTitatc:vtcámotm mftiflimá.Si mfinitao aiac rc¿ dimit rpi pecunia funeíhffimá ad ftructuráSSafilice: vt cá5 leutflimi f ^ t é . C u r gmanét esequie et anmuerfana ocfunctop: et nó reddit aut rectpi pmittit bñficia fi illie inftìtuta.cù iá fit iniuna predept? oiarc ^ [ $ t c . f a u e illa noua pictae D o cfp>ape.gnmpio etmtmico fljtcrpc* cuma ?cedüt:aíam piá et amica Dei redimere.f£t tñ .ppter neceflitaté, ipfiuo njet pie et otlecte anie nó rcdimunt c i gratuita c l a m a t e . fr3té.íCur¿anoneepñi3leoreipaetnóvfu:iáwutnfemet abrogati« moitui:acll?uc tñpecuntio redtmunf perpceflioné tndulgénas tanqfr vtuaafliml. • [ Bté.'4ur •fcapa cui' opeotyodiefunt opuletifltmie craffie craflioiee : nó oe futo pccumie magi paupm ftdeliú flruit vnl tmmó Bafilica fancn^etn. „ ^[jtem.iÜuid remittit aut participat f>apa iie-.qui p ptntione efeeta j tue i?abet plenane remilTionte et parnctpattonie. €f5tem.(fluidadderei ecctteboni maioite.Sifbapaficutfemel facit: ita cétlee in Die euiltb5 fidelm l?as remiflióce i prictpanóep tribodt. frjgj: quo -feapa faluté quertt a í a ^ p venias magi cp pecunias.iCur fui fpendit Ir ae et vemae lam ohm ?ceffae:cú fint eque efficacce. tTIbec fcrupulofiíTima laicopargumcta:fola ptáte ppeíccre:nec reddid ta ratione Ditaere. eccfiam i "fcapá l?ofhb' rtdendoe exonere et infelices cl?itfhanoefacere. _ f [ S i ergo venie Pm fptntu et mente-feape $dicaretur.facile illa omta foluerenf :tmmo nó eflent. f Ualcát itacp oés tilt &icut ppfo E&ft.fcajc pajt.et no eft pap f [ B ñ agátoéo tilt ¿})6e:q Dicfit ppro lO?n. iCruit cnjjc. et non eft cnijt f[ierl?oitandi fúnt ¿l?iiftiani:vt caput íuúct?rm per pcnae:moitce:ftv. fcmofqj fcqui fhidcant. q B c fi magie g multao mbulattóc« intrare celQ:^ g fccuritatc pacw confidant. .
Luthers Werke Die wichtigsten Schriften Martin Luthers im ungekürzten Originaltext herausgegeben von Otto Clemen Studienausgabe Unveränderter photomechanischer Abdruck des Textes von Martin Luther, Werke in Auswahl. 6., durchgesehene Auflage 1966/67, Bände 1—4 Kassette. 4 Bände. 1920 Seiten, 1 Faksimile. Kartoniert D M 9 8 , ISBN 3 1 1 0 0 8 9 4 2 4 Band Band Band Band
1: 2: 3: 4:
Schriften Schriften Schriften Schriften
von von von von
1517 1520 1524 1529
bis bis bis bis
1520 1524 1528 1545
Martin Luther • Werke in Auswahl Unter Mitwirkung von Albert Leitzmann herausgegeben von Otto Clemen 8 Bände. Oktav. Ganzleinen zusammen D M 2 8 0 , -
ISBN 3 11 0 0 2 8 9 7 2
(Die Bände sind auch einzeln lieferbar)
Franz Lau
Luther 2., verbesserte Auflage. Klein-Oktav. 153 Seiten. 1966. Kartoniert D M 14,80 ISBN 3 11 0 0 6 2 7 4 7 (Sammlung Göschen, Band 1187)
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Walter de Gruyter
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Carl Hinrichs
Luther und Müntzer Ihre Auseinandersetzung über Obrigkeit und Widerstandsrecht 2., unveränderte Auflage. Oktav. VIII, 187Seiten. 1971. Kartoniert D M 3 3 , ISBN 3 11 0 0 1 2 3 3 2 (Arbeiten zur Kirchengeschichte, Band 29)
Reinhard Schwarz
Fides, spes und Caritas beim jungen Luther unter besonderer Berücksichtigung der mittelalterlichen Tradition Oktav. VIII, 4 4 4 Seiten. 1962. Kartoniert D M 7 6 , ISBN 3 11 0 0 1 2 3 2 4 (Arbeiten zur Kirchengeschichte, Band 34)
Karin Bornkamm
Luthers Auslegungen des Galaterbriefs von 1519 und 1531 Ein Vergleich Oktav. XVI, 4 0 4 Seiten. 1963. Kartoniert D M 8 7 , ISBN 3 11 0 0 1 2 3 4 0 (Arbeiten zur Kirchengeschichte, Band 35)
Christa Tecklenburg Johns
Luthers Konzilsidee in ihrer historischen Bedingtheit und ihrem reformatorischen Neuansatz Oktav. 214 Seiten. 1966. Ganzleinen D M 4 2 , 5 0 ISBN 3 11 0 0 5 2 2 2 9 (Theologische Bibliothek Töpelmann, Band 10)
Preis ander ungen vorbehalten
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