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German Pages [372] Year 2010
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Mapping Contemporary History II Exemplary fields of research in 25 years of Contemporary History Studies at Graz University | Exemplarische Forschungsfelder aus 25 Jahren Zeitgeschichte an der Universität Graz Editors | Herausgeber Helmut Konrad & Stefan Benedik
Böhlau Verlag Wien · Köln · Weimar
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Gedruckt mit Unterstützung durch die Steiermärkische Landesregierung – A3 Wissenschaft und Forschung die Universität Graz und den Alfred Schachner Gedächtnisfonds Umschlaggestaltung: Michael Haderer Lektorat: Stefan Benedik, Nadine Blumer Bibliografische Information der deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie, detallierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 978-3-205-78518-7 Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege, der Wiedergabe im Internet und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. © 2010 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H. und Co.KG, Wien · Köln · Weimar http ://www.boehlau.at http ://www.boehlau.de Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlor- und säurefreiem Papier. Druck : Impress, SI-Ivančna Gorica
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Contents | Inhalt
Helmut Konrad Die „Grazer Zeitgeschichte“. Eine sehr persönliche Annäherung
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Labor History | Geschichte der Arbeit Marcel van der Linden ArbeiterInnengeschichte unter veränderten Rahmenbedingungen
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Wolfgang Maderthaner Zur Positionierung von Arbeitergeschichte als Sozial- und Kulturwissenschaft
37
History beyond Europe | Außereuropäische Zeitgeschichte Margit Franz/Andreas J. Obrecht Looking beyond your backyard: The synthesis between contemporary history and global studies
47
Margit Franz German-speaking medical exile to British India 1933–1945 Andreas J. Obrecht Impacts of recent rural electrification in the kingdom of Bhutan – A case study in international development studies
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Borders and Regions | Grenzen und Regionen Eduard G. Staudinger Aspekte zum Thema „Grenzen – Grenzziehungen“ aus regionalgeschichtlicher Perspektive
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Hellwig Valentin „Wo man mit Blut die Grenze schrieb …“ Kärnten als Teil des Alpen-Adria-Raumes
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Migrations | Migrationen Leo Lucassen Southeast Europe and the need for a comparative history of migration and membership
123
Andrea Strutz Focuses on migrations in contemporary history studies at the University of Graz
145
Stefan Benedik Define the migrant, imagine the menace: Remarks on narratives of recent romani migrations to Graz
159
Gender History | Geschlechtergeschichte Elizabeth Harvey Chronicles of disconnection: gendered narratives and the aftermath of the Second World War
179
Heidrun Zettelbauer Anti-Semitism and strategies of homogenisation: German-nationalist women’s associations in Styria and Graz
193
Karin M. Schmidlechner 25 Jahre zeitgeschichtliche Frauen- und Geschlechtergeschichte. Eine Bestandsaufnahme
211
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World War One | Erster Weltkrieg Jay Winter Approaching the history of the Great War: A user’s guide
221
Monika Stromberger Analysis of the Great War – World War One research in Graz in the mirror of international Approaches
239
Jewish Studies | Jüdische Studien Steven Beller A field in search of a subject: What is (or should be) Jewish about Jewish Studies?
257
Klaus Hödl Jews and non-Jews in Jewish Studies
267
Gerald Lamprecht Jüdische Studien in Graz und Österreich seit 1945. Wiederentdeckung jüdischer Geschichte?
285
National Socialism | Nationalsozialismus Frank Bajohr Neuere Forschungen zur Geschichte des „Dritten Reiches“. Eine Zwischenbilanz
301
Ursula Mindler “… In spite of not making any concessions and the fact that my pan-German views are well known among colleagues in the field …” Notes to Karl Haiding (1906–1985)
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Memory and Remembrance | Gedächtnis und Erinnerung Oto Luthar/Ljiljana Radonic Demokratisierung oder erneute Monopolisierung? Geschichte und Erinnerungspolitik im post-sozialistischen Slowenien und Kroatien
341
Werner Suppanz Gedächtnis/Erinnerung. Kulturwissenschaftliches Paradigma und empirisches Forschungsfeld der Zeitgeschichte
359
Final Remarks | Schlusswort Heidemarie Uhl Gibt es eine Grazer Zeitgeschichte?
379
Authors | Autorinnen und Autoren
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Die „Grazer Zeitgeschichte“. Eine sehr persönliche Annäherung Helmut Konrad
Im Sammelband Mapping Contemporary History, den mir meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Jänner 2008 aus Anlass meines 60. Geburtstags gewidmet haben, zeigten die Beiträge – allesamt von Personen, die entweder an der Zeitgeschichte Graz arbeiten oder aber hier studiert und anschließend in Projekten geforscht haben – die ganze Bandbreite unserer jungen akademischen Disziplin. Ein gutes Jahr später konnte diese „Abteilung Zeitgeschichte“ die 25 Jahre ihres Bestehens im Rahmen einer Konferenz wissenschaftlich zelebrieren. Dabei bot sich die Gelegenheit, noch einmal – und zwar stärker als im genannten Sammelband, der ja vor allem durch die persönliche Verbundenheit mit dem Jubilar gekennzeichnet war – strukturiert über die Entwicklung im Fach nachzudenken und diese mit den Besonderheiten der Grazer Situation in Beziehung zu setzen. Ausgangspunkt unserer Überlegungen war dabei der Versuch, die Arbeit des Teams über Themengebiete und Schwerpunkte zu definieren. Das Resultat dieser Überlegungen gab den Aufbau der Tagung und auch die Gliederung dieses nunmehr hier vorgestellten Sammelbandes vor. Dabei ist auffallend, wie Entwicklungen, die ihren Ursprung oft dem Zufall verdankten, sich mit den Jahren zu einem Ganzen fügen. Manche Schwerpunkte standen von Anfang an fest: Sie wurden entweder von der Zuweisung des Lehrstuhls vordefiniert oder sie entsprachen den eigenen Forschungsinteressen des Kernteams. Andere aber entstanden aus Dissertationen oder aus Anträgen für Forschungsprojekte, bei denen die Schaffung einer ökonomischen Basis für die Antragstellerin oder den Antragsteller zumindest auch ein Ziel war. Weitere wiederum ergaben sich durch Angebote zur Kooperation mit internen oder externen Partnerinnen und Partnern, auch weit über die Grenzen Österreichs hinaus. Trotz dieser unterschiedlichen Startbedingungen entstand aus den Teilen dennoch ein eigenständiges Profil der Abteilung, die sich deutlich von den anderen akademischen Einrichtungen zur Zeitgeschichtsforschung an den Universitäten in Österreich unterscheidet. Aber blenden wir zu Beginn zurück in die Jahre vor der Gründung der Abteilung, also in die Zeit, in der sich „Zeitgeschichte“ in Österreich als Fach etablierte.
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Helmut Konrad
Institutionalisierter Tabubruch? – Der Beginn der österreichischen Zeitgeschichte
Bedingt durch die politischen Bruchlinien und durch die staatspolitische Notwendigkeit der Tabuisierung von Fragestellungen zur jüngsten Geschichte des eigenen Landes – ein Umstand, der die große Koalition in der zweiten Republik überhaupt erst möglich gemacht hatte – konnte die „Zeitgeschichte“ als akademische Disziplin in Österreich erst spät Fuß fassen. Erst als der Kitt, mit dem die politischen Eliten und die Sozialpartner die Republik stabilisierten, sich verfestigt hatte und man die internationalen wissenschaftlichen Entwicklungen nicht länger ignorieren konnte, entstanden auch an Österreichs Universitäten die ersten Lehrstühle für dieses politisch sensible Fach. Zeithistorische Fragestellungen konnten – zumindest bis zur Waldheim-Diskussion – das innenpolitische Klima nicht mehr ernsthaft gefährden, sie reichten aber aus, um Irritationen hervorzurufen, war nationale Zeitgeschichte doch weitgehend den Traditionen der „Lagergeschichtsschreibung“ verpflichtet, also der genauen Zuordnung von Autor oder Autorin und Inhalt zu einer der großen politischen Gruppierungen in Österreich. Wien machte mit einem Lehrstuhl zur Zeitgeschichte den Anfang, Salzburg und Linz folgten. In dieser Anlaufphase ging es ganz deutlich darum, im Sinn der Großen Koalition die Jahre des Nationalsozialismus in Österreich zu beleuchten. Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes war der erste Ort, an dem sich seit 1963 vor allem junge Forscherinnen und Forscher sammelten, die mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen überwiegend aus dem linksgerichteten Widerstand jene Fragen bearbeiteten und diskutierten, denen sich die Elterngeneration grosso modo nicht stellen wollte. An den Universitäten war daher die Zeitgeschichte in ihren ersten Ausprägungen Geschichte des österreichischen Widerstandes. Ludwig Jedlicka mit seiner ambivalenten Biographie in Wien, Erika Weinzierl, das katholische Lager repräsentierend, in Salzburg und der nach drei Jahrzehnten aus dem britischen Exil zurückgekehrte Karl R. Stadler in Linz mit den prononciert sozialdemokratischen Fragestellungen und Positionen – sie bildeten das Gründungstrio. Das war die Situation der späten sechziger Jahre. Neben diesen drei universitären Einrichtungen der Zeitgeschichte gab es natürlich aber auch noch andere Institute, an denen Zeitgeschichte geforscht und gelehrt wurde. Die Osteuropäische Geschichte in Wien (wo ich meine Dissertation zum Widerstand der Kommunistinnen und Kommunisten im Protektorat Böhmen und Mähren sowie in der „Ostmark“ zur Zeit des Hitler-Stalin-Paktes verfasste) sowie in ganz Österreich die Wirtschafts- und Sozialgeschichte, einzelne Lehrkanzeln zur Geschichte der Neuzeit oder zur Österreichischen Geschichte, all diese Einrichtungen erlaubten zumindest auch zeitgeschichtliche Dissertationen oder behandelten das 20. Jahrhundert in der Lehre mit.
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Am spannendsten für uns von der damals jüngeren HistorikerInnengeneration war Linz, da am Lehrstuhl von Karl R. Stadler auch ein außeruniversitäres Forschungsinstitut der Ludwig Boltzmann Gesellschaft andockte, das sich der Geschichte der Arbeiterbewegung widmete und über das zusätzliche Forschungsmittel, vor allem aber auch Publikationsmöglichkeiten erschlossen werden konnten. Darüber hinaus zog dieses Institut – da es aufgrund der fehlenden Studienrichtung Geschichte keine eigenen Absolventinnen bzw. Absolventen in Geschichte hatte – kritische junge Leute von außen an. Gerhard Botz, Hans Hautmann, Josef Weidenholzer, Reinhard Kannonier, Gabriella Hauch, Ingrid Bauer, Helene Maimann, Raimund Löw, Rudolf Ardelt und ich selbst konnten in diesem wissenschaftlichen Biotop arbeiten, aus dem immerhin drei Rektoren an drei verschiedenen Universitäten hervorgingen. In den 70er-Jahren erfuhr das Fach Zeitgeschichte nicht nur in der Spezialisierung auf Geschichte der Arbeiterbewegung massive Förderung durch die Politik, ganz besonders durch das 1970 neu geschaffene Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung und dessen Ressortleiterin Hertha Firnberg. Ihr war Zeitgeschichte ein Anliegen, zumal sie selbst als Historikerin studiert, geforscht und publiziert hatte und da sie berechtigtermaßen von einem hohen politischen Interesse der jüngeren Generation an der Geschichte des 20. Jahrhunderts ausging. Hertha Firnberg veranlasste die Institutionalisierung des Fachs an jenen Universitäten, die zwar Historische Institute, aber keine Zeitgeschichte hatten, und an der neugegründeten Universität in Klagenfurt. Zu Beginn der Achtzigerjahre taten sich daher für Zeithistoriker etliche Berufungsmöglichkeiten auf. Erika Weinzierl war Ludwig Jedlicka in Wien nachgefolgt und in Klagenfurt war Norbert Schausberger berufen worden. Daher waren es die Lehrstühle in Salzburg, Innsbruck und Graz, die zur Disposition standen. In Salzburg erhielt Gerhard Botz den Ruf. Innsbruck war lange unbesetzt (ich selbst habe zwei Semester den Lehrstuhl vertreten), ehe Rolf Steininger ernannt wurde. In Graz schließlich erging Ende 1983 der Ruf an mich. In Linz folgte Rudolf Ardelt auf Karl R. Stadler. Die „Stadler-Boys“ sahen sich damit plötzlich an den Schaltstellen im Fach, was später durch den Ruf von Gerhard Botz nach Wien noch verstärkt wurde. Die Zeitgeschichte an Österreichs Universitäten konnte sich also bis zum Ende der sozialdemokratischen Alleinregierung voll etablieren und gleichzeitig auch ihre Grundstruktur definieren. Programmatisch galt sie als politisch dominant links der Mitte angesiedelt und vor allem als Mitträgerin des antifaschistischen Grundkonsenses der Zweiten Republik. Über diese Gemeinsamkeiten hinaus gab es allerdings rasch eine Differenzierung in inhaltlichen und auch in organisatorischen Fragen. Wien und Salzburg waren die Zentren
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der auf die Zeit des Nationalsozialismus konzentrierten Forschung. Klagenfurt stellte stark die Vermittlungsaspekte in den Vordergrund. Linz blieb dem sozialgeschichtlichen Ansatz verpflichtet. Innsbruck legte den Schwerpunkt auf die neueste Zeit und auf eine europäische Perspektive. Graz hingegen hatte einerseits die in der Lehrstuhlbezeichnung benannte Außereuropäische Geschichte zu berücksichtigen, anderseits das „Linzer Erbe“ mit zu bewahren, da ja ein Teil des Boltzmann Instituts nach Graz mitgekommen war. Und die besondere Situation der steirischen bzw. Grazer Geschichte verlangte nach einer Auseinandersetzung. Organisatorisch bestand Wien auf einem eigenständigen Institut für Zeitgeschichte, was durch die Größe auch angemessen schien. Linz und Klagenfurt waren von Beginn an als eigene Institute konzipiert. Innsbruck folgte diesem Beispiel. Salzburg hatte überhaupt keine eigenständige Organisationsform. In Graz war die Entscheidung offen und musste strategisch überlegt werden.
Integriertes Fach der Geisteswissenschaften – Zeitgeschichte als Abteilung in Graz
Mit meinem Dienstantritt an der Universität Graz stand also eine wichtige Richtungsentscheidung an. Gegen den Willen der Mehrheit der Professorinnen und Professoren, aber stark getragen vom Votum (und den Erwartungshaltungen) der Studierenden wurde mir die Chance geboten, keinerlei gewachsene Struktur übernehmen zu müssen, sondern konzeptionell eine grundlegende Positionierung vornehmen zu können. Die Kollegen der anderen Universitätsstädte rieten zur Errichtung eines eigenen Instituts, ich selbst aber entschloss mich zu einer weitgehenden Integration in das Gesamtfach Geschichte und zu einem starken Engagement für die gesamten Geistes- und Kulturwissenschaften. Das schien ratsam, da mir der Beginn nicht leicht gemacht wurde. Es gab keinen einzigen Raum, keinen Schreibtisch. Nur eine junge Assistentin des Fachs Neuzeit gestattete mir die Mitbenutzung ihrer Infrastruktur. Die ersten Sprechstunden fanden im Treppenhaus des Institutsgebäudes in der Heinrichstraße statt. Erst nach Monaten wurde eine kleine Wohnung weitab vom Campus angemietet, die erste unserer sechs Adressen in den zweieinhalb Jahrzehnten, die für die jeweils größer werdende Akzeptanz und die Annäherung an das Zentrum der Universität stehen. Mir schien daher eine Politik, die keine neuen Zäune errichtet, wichtig und die Entscheidung fiel zugunsten einer Mitgliedschaft im Ins titut für Geschichte in der Organisationsform einer Abteilung. Inhaltlich gab es anfänglich drei vorgegebene Schwerpunkte, die auf jeweils eigene Art das Vierteljahrhundert überdauerten. Durch die Auswahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden diese noch verstärkt. Das Sekretariat lag von Beginn an in den Händen
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von Edith Wirthler, die bis heute souverän den ruhenden Pol im hektischen Umfeld bildet. Die wissenschaftlichen Positionen besetzten Karin Maria Schmidlechner und Eduard Staudinger, die sich beide über die Untersuchungsfelder Geschichte der Arbeit und Widerstandsforschung profiliert hatten und somit meine eigenen Forschungsschwerpunkte verstärkten. Die geforderte außereuropäische Zeitgeschichte deckten wir, zumindest in der Lehre, anfänglich mit der Unterstützung des Wiener Sozialhistorikers Peter Feldbauer ab, ehe wir eigene Kapazitäten über Margit Franz und Andreas Obrecht entwickeln konnten. Schmidlechner und Staudinger brachten aber sehr bald neue Interessen und Fragestellungen in Lehre und Forschung ein. Schmidlechner war im Bemühen, die Kategorie Geschlecht in die Forschung einzubringen, unter den Pionierinnen in Österreich. Gender History wurde ihr zentrales Arbeitsgebiet, aus dem letztlich auch ihre Habilitationsschrift stammen sollte. Und Staudinger, der akribische Forscher, blickte immer genauer in die Region, um schließlich die Grenze zu den südlichen Nachbarinnen und Nachbarn zum eigenen Schwerpunkt zu entwickeln. Beide behielten aber auch die außereuropäischen Fragestellungen mit im Auge. Die Bereitschaft zur Integration in das Gesamtfach und in die Fakultät half mit, die anfängliche Distanz der Kolleginnen und Kollegen zur Zeitgeschichte in fachlicher und persönlicher Hinsicht zu überwinden. Das ging sogar sehr rasch, denn zwei Jahre nach Dienstantritt sah ich mich zum Dekan der Geisteswissenschaftlichen Fakultät gewählt und damit vor die Aufgabe gestellt, integrierend ein breites Fachspektrum von der Philosophie bis zum Sport und von der Altphilologie bis zur Kunstgeschichte als Einheit zu vertreten. In der Lehre versuchten wir, Fächer zu kombinieren. Mit Freude erinnere ich mich an die Längsschnittvorlesungen zu Armut in der Geschichte oder zu sozialen Randgruppen, die ich mit dem Althistoriker Ingomar Weiler und mit dem Mediävisten Herwig Ebner vor übervollen Sitzreihen im großen Hörsaal A halten konnte, ein Experiment, das in Lehrveranstaltungen zu Utopien, zu Mobilität oder zum Alter weiterverfolgt wurde. Mein Freisemester nach dem Dekanat konnte ich auf Einladung von Alice Cook an der Cornell University im Staat New York verbringen, am Department for Industrial and Labor Relations, eine Erfahrung, die mir deutlich machte, wie weit man in den USA in der Betrachtung der Geisteswissenschaften als Kulturwissenschaften bereits vorangeschritten war und den Fächern somit ein neues und breiteres theoretisches Fundament schuf. Für die Weiterentwicklung in Graz war das ein ganz wichtiger Impuls. Nach wenigen Jahren hatten sich also an der Grazer Zeitgeschichte folgende Schwerpunkte herausgebildet: Arbeitergeschichte: Darin bestand das ursprüngliche Forschungsgebiet der Stammteams, verstärkt durch meine Funktionen als Präsident der Internationalen Tagung der
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Historiker der Arbeiterbewegung (ITH) in Linz und als Vizepräsident des Vereins für Geschichte der Arbeiterbewegung in Wien, dem zentralen Archiv für die einschlägigen Fragestellungen. Wolfgang Maderthaner, der Geschäftsführer des Vereins für Geschichte der Arbeiterbewegung in Wien, habilitierte sich schließlich in unserem Fach an der Universität Graz. Außerdem stand anfänglich auch unser Ludwig Boltzmann Institut für die Geschichte der Arbeiterbewegung. Widerstand und Verfolgung: Auch das war ein Arbeitsfeld des Stammteams, das vor allem durch die Aktion, Zeitzeuginnen und Zeitzeugen an die Schulen zu bringen, an Dynamik gewann. Diese Aktion führte zu Begegnungen mit beeindruckenden Persönlichkeiten (wie Maria Caesar) und führte schließlich auch Heimo Halbrainer an unser Team heran, das seither mit Clio, dem privat organisierten Verein zur Vermittlung von Geschichte, eng verbunden ist. Mit Ursula Mindler brachte sich später eine Hoffnung der nächsten Generation in dieses Arbeitsfeld ein. Gender: Als Arbeitsgebiet von Karin Schmidlechner wurde dieses Gebiet rasch zu einer Querschnittmaterie in der Fakultät und darüber hinaus. Zahlreiche junge Forscherinnen, darunter Heidrun Zettelbauer, konnten sich hier profilieren. Das Gebiet wurde aber durchaus auch von Männern bearbeitet, so jüngst von Stefan Benedik. Regionalgeschichte: Nicht nur im Sinn einer steirischen Zeitgeschichte entstanden Projekte mit dem Nachbarland Slowenien. Neben den Arbeiten von Eduard Staudinger kamen aber auch andere Bundesländer ins Blickfeld, so Kärnten mit der Habilitationsschrift von Hellwig Valentin. Außereuropa: Galt hier vorerst die Aufmerksamkeit notwendigerweise der Lehre, die erst Peter Feldbauer und später Andreas Obrecht abdeckte, so konnte bald auch die Forschung Fuß fassen und hat seither in den Projekten von Margit Franz zu Indien erkennbar Profil gewonnen. Das Kernteam beachtete Außereuropa aber durchgängig in der Lehre.
Universitäre Zeitgeschichte unter veränderten Rahmenbedingungen
Die frühen Neunzigerjahre waren durch Einschnitte in der Fachentwicklung bestimmt. Das drückte sich in drei ganz unterschiedlichen Feldern aus. So war nach dem Zusammenbruch des staatlich-institutionalisierten Kommunismus weltweit die Geschichte der Arbeit, bei der bis dahin – vor allem auf der ITH in Linz – der ideologische Streit, aber durchaus auch der Brückenschlag angesagt war, einem Verlust an Attraktivität ausgesetzt. Das Ludwig Boltzmann Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung änderte seinen Namen in LBI für Gesellschafts- und Kulturgeschichte und verschob seine Forschungs-
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interessen. Manfred Lechner und Andrea Strutz, die wichtigsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, hatten zudem ein großes Interesse an neuen Vermittlungsformen. So wurde Video History ein Lehrfach, und die Genannten setzten sich in einem Film mit der österreichischen Emigration nach New York auseinander. So rückte das Forschungsfeld Migration ins Zentrum, ein Thema, an das viele andocken konnten, von der Gender History bis zum Widerstand oder zur Außereuropäischen Geschichte. Ganz nah an diesem Forschungsbereich siedelte Klaus Hödl seine Arbeiten zur jüdischen Geschichte und Identität an. Seine Bücher waren richtungsweisend und seine Habilitation etablierte bei uns dieses Forschungsfeld. Es entstand das Centrum für Jüdische Studien, das heute stabil und fakultätsübergreifend an der Universität etabliert ist und an dem Petra Ernst und Gerald Lamprecht für eine hohe Sichtbarkeit in der wissenschaftlichen Öffentlichkeit sorgen, nicht zuletzt durch die Publikationsreihen. Das Centrum erfüllt bis heute eine wichtige gesellschaftspolitische Funktion in der historisch so belasteten Stadt Graz. Prägend für mehr als ein Jahrzehnt sollte jedoch der Umstand werden, dass nicht nur unsere Abteilung ihr Interesse an einer Kulturgeschichte artikulierte. Gemeinsam mit Reinhard Kannonier, derzeit Rektor der Kunstuniversität Linz, meinem ehemaligen Kollegen am Linzer Institut und zu dieser Zeit Fellow am European University Institute in Florenz, startete ich den Versuch, über die kulturelle Identität von mittelgroßen europäischen Städten nachzudenken. Um uns herum entstand ein Team, aus dem vor allem Heidemarie Uhl, die sich einschlägig habilitierte und nun an der Akademie der Wissenschaften in Wien arbeitet, Werner Suppanz und Monika Stromberger bis heute die Abteilung mit prägen. Dazu kamen junge Forscherinnen und Forscher aus anderen Ländern, von denen etwa Axel Körner heute Professor am University College in London ist. Zwischen Graz und Florenz, wo ich Jahre später Visiting Fellow sein konnte, entwickelten sich die Grundlagen, mit denen wir innerhalb unserer Fakultät die Vorarbeiten zu einem Spezialforschungsbereich mit dem Titel Moderne. Wien und Zentraleuropa um 1900 begannen. Angeregt von Moritz Csáky, dem Lehrstuhlinhaber für Österreichische Geschichte und damaligen Vizepräsidenten des Forschungsförderungsfonds, wurden die Fächer Österreichische Geschichte, Zeitgeschichte, Philosophie (Rudolf Haller), Musikwissenschaft (Rudolf Flotzinger), Kunstgeschichte (Götz Pochat) und Germanistik (Dietmar Goltschnigg) zusammengeführt, später stieß noch die Soziologie (Karl Acham) dazu. Nach langen und durchaus heftigen, aber bereichernden Diskussionen reichten wir ein und erhielten den Zuschlag, als zweites Team überhaupt und als erstes (und lange einziges) in den Geistes- und Kulturwissenschaften. Über ein Jahrzehnt, von 1993 bis 2005, konnten gut 30 Nachwuchsforscherinnen und Nachwuchsforscher innerhalb dieses hervorragend dotierten Großprojektes arbeiten.
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Ich selbst war 1993 der Gründungssprecher des SFB, musste diese Funktion aber abtreten (an Rudolf Haller), da ich im selben Jahr erstmals zum Rektor der Karl-Franzens-Universität Graz gewählt worden war. Nach neun Jahren war also die Integration vollständig vollzogen: im wissenschaftlichen Netzwerk und in der Leitung der Institution. Damit war das Fach endgültig positioniert. Zu den bereits genannten fünf Arbeitsfeldern waren die Migrationsforschung, die Kulturgeschichte und die Jewish Studies hinzugetreten. Damit spiegelte sich schon 1993 das Spektrum, das das Fach Zeitgeschichte in Graz auch 16 Jahre später noch prägt. Jede und jeder aus dem Team prägt diese Vielfalt mit. Mehr noch: in all den bisher genannten Teilbereichen waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr erfolgreich im Einwerben eigener Projekte, in der Heranführung von Studierenden an Themen und somit in der Herausbildung eigener „Schulen“. Die GenderThematik wurde über die Lehre ein Massenfach und konnte Hunderte junge Menschen nicht nur im Wissen, sondern auch im Sozialverhalten formen. Die jüdischen Studien wirkten in die Gesamtuniversität und in die Öffentlichkeit, sodass es hier derzeit eine ständig wechselnde Gastprofessur gibt und ein Netzwerk, das über die Fakultäten ausgreift. Das Ludwig Boltzmann Institut verlor zwar Manfred Lechner, der als Vizerektor nach Linz ging, konnte aber mit Andrea Strutz die Video History in der universitären Ausbildung verankern und die Migrationsforschung international sichtbar machen. Die Arbeiten zu Grenzen und Minoritäten mündeten in etliche größere Projekte. Und der Bereich Nationalsozialismus und Widerstand trat, manchmal gemeinsam mit den jüdischen Studien, durch Ausstellungen und durch eine Reihe von fundierten Veröffentlichungen in Erscheinung. Außereuropa war erfolgreich im Einwerben mehrerer Projekte zu Indien, die auch an die Themen Migration und Vertreibung anknüpften. Prägend für das Folgejahrzehnt war allerdings ohne Zweifel der Spezialforschungsbereich Moderne. Schon allein durch die große Zahl an Forscherinnen und Forschern, mehr noch aber durch die geforderte Transdisziplinarität entstand eine ganz eigene Dynamik, die in der Folge neue Schwerpunkte möglich machte. So entwickelte sich als eine der Querschnittsmaterien die Gedächtnis- und Erinnerungsforschung, die unsere Abteilung in neue, spannende Bereiche führte und an der neben Heidemarie Uhl auch Monika Stromberger, Werner Suppanz, Eduard Staudinger und andere intensiv mitwirkten. Das Thema Judentum, zentral im Spezialforschungsbereich, führte uns die Literatur als Schwerpunkt zu, der sich um Petra Ernst gruppierte. Die Geschlechtergeschichte im Bereich der Moderne war das Arbeitsgebiet von Heidrun Zettelbauer. Aber auch andere Themen, wie etwa Medizin und Erster Weltkrieg, wuchsen aus dem Spezialforschungsbereich heraus und hatten mit Georg Hofer einen Gestalter, der in Freiburg und Bonn wissenschaftliche Karriere machte. Bis nach Japan strahlte der Spezialforschungsbereich aus: Un-
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ter den zahlreichen japanischen Regierungsstipendiaten, die an der Abteilung studierten, haben vor allem Hiroaki Ozawa, heute Professor in Chiba, mit seinen Forschungen zur österreichischen Arbeitergeschichte, und Hiroko Mizuno, heute Professorin in Osaka, mit ihren Arbeiten zur Vergangenheitsbewältigung und zum österreichischen historischen Gedächtnis in Japan Karriere gemacht. Die sieben Jahre, die ich im Rektorat verbrachte, waren zwar für mich wichtig und durchaus befriedigend, das Team musste aber zumindest die reale Forschungsarbeit weitgehend allein erledigen. Wohl fungierte ich als Schatzmeister im Spezialforschungsbereich und brachte mich in Diskussionen ein, die beachtlichen Forschungsresultate entstanden aber weitgehend ohne mein Zutun. Das Rektorat erlaubt vor allem keine Interventionen in eigener Sache. So rückten wir als Abteilung wieder einmal in schlechtere Räume nach, um größere Raumlösungen in der Universität zu ermöglichen. Und kein einziger Euro (oder damals noch Schilling) floss vom Rektorat in die Forschungsanliegen der Zeitgeschichte. Das Freijahr nach den Rektoratsperioden sollte mich zurück in die Lehre (via University of Waterloo, Kanada) und Forschung (via European University Institute Florenz, Italien) führen, aber das war nicht einfach zu realisieren. Vielmehr holten mich internationale und nationale Verpflichtungen ein. Sechs Jahre war ich Präsident des Österreichischen Akkreditierungsrats, acht Jahre das einzige ausländische Mitglied im deutschen Akkreditierungsrat und half beratend bei der (Weiter-)Entwicklung von Universitätssystemen von Lissabon bis Damaskus mit einem Schwerpunkt am Balkan, unter anderem im Kosovo. Aber es kam auch die Position eines Vorsitzenden am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) in Wien auf mich zu, eine Tätigkeit, die mich über die neuesten Entwicklungen im Fach auf dem Laufenden hielt. Der Vorsitz im Wissenschafts- und Forschungsrat von Salzburg hielt mich forschungsnahe, die Leitung des Aufsichtsrats im Universalmuseum Joanneum konnte hingegen als umsetzungsnahe gelten, arbeiten dort doch viele unserer Absolventinnen und Absolventen in der Museums- und Ausstellungsgestaltung. Dennoch ist es zweifelsfrei so, dass die Wissenschaftsorganisation die Forschertätigkeit zurückgedrängt hatte. Erst als der Spezialforschungsbereich Moderne ausgelaufen war und die abschließenden sehr positiven Bewertungen ein Defizit in den Forschungen zum Ersten Weltkrieg konstatierten, ging ich mit Teilen meines Teams wieder daran, ein Großprojekt für zehn Jahre ins Auge zu fassen. Nicht zuletzt in Erwartung des Jahres 2014, also dem 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs, schien ein neuer Spezialforschungsbereich möglich, der breiter aussehen sollte als die „Moderne“ und der Theologie und Sozialwissenschaften mit Geschichte und Literatur verknüpfen sollte. Nach sehr guten ersten Begutachtungsrunden scheiterten wir allerdings im letzten Schritt, und auch
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dem aus dem Antrag entwickelten Nationalen Forschungsnetzwerk zum Ersten Weltkrieg war kein Erfolg beschieden. So gibt es derzeit zu dieser Thematik nur Einzelforschungsvorhaben von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Team.
Bestandsaufnahme auf der 25-Jahre-Tagung
Nach 25 Jahren mit Höhen und Tiefen ist die Grazer Zeitgeschichte heute eine breit aufgestellte und weit ausdifferenzierte Forschungs- und Lehreinrichtung, sicher einer der Leuchttürme in der Geisteswissenschaftlichen Fakultät. Dies sollte die Tagung in progress | in arbeit zum Ausdruck bringen. Die Veranstaltung selbst fand am 2. und 3. April 2009 im Grazer Meerscheinschloss statt. Sie war so konzipiert, dass jeweils zwei Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeiter einen der neun Bereiche, die wir als die Arbeitsbereiche der Abteilung definiert hatten, gemeinsam zu verantworten hatten. Ihre Aufgabe war es, jeweils für ihren Bereich eine prominente Persönlichkeit für den Hauptvortrag zu gewinnen und die Funktion des Vorsitzes bzw. einer Ko-Referentin oder eines Ko-Referenten zu übernehmen. Diese Statements sollten die Entwicklung des Fachs in Österreich und besonders an unserer Abteilung in Graz darstellen und dessen internationale Vernetzung dokumentieren. Zudem gab es einen Veranstaltungsteil mit Absolventinnen und Absolventen der Abteilung. Für das einleitende Panel zur „ArbeiterInnen- und Sozialgeschichte“ hatte ich selbst die Verantwortung übernommen. Wolfgang Maderthaner gab dem Fach die österreichische Perspektive und als Keynote-Speaker konnten wir Marcel van der Linden gewinnen, den Forschungsdirektor des Internationalen Instituts für Sozialgeschichte, Amsterdam und Professor für die Geschichte sozialer Bewegungen an der Universität Amsterdam. Damit waren die weltweit wichtigste Institution und mit dem Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung auch Österreichs zentrale Forschungseinrichtung eingebunden. Mitja Ferenc von der Universität Ljubljana, der zu „Grenzen und Regionen“ hätte sprechen sollen, war aus aktuellen geschichtspolitischen Ereignissen in seinem Heimatland am Kommen gehindert. Das Umfeld dieser Ereignisse kommt allerdings in dem Beitrag von Ljiljana Radonic und Oto Luthar in diesem Band zur Sprache. Hellwig Valentin und Eduard Staudinger, die beiden Verantwortlichen, konnten aber die dadurch entstandene Lücke spontan schließen und lieferten zwei Vorträge ab, die das Feld theoretisch und exemplarisch auch empirisch abdeckten. Außereuropa, das breite Feld, wurde durch die Zuspitzung auf Fragen der Globalisierung eingefangen. Margit Franz und Andreas Obrecht hatten die Verantwortung über-
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nommen und mit Wolfgang Sachs aus Wuppertal (Professor am Institut für Klima, Umwelt und Energie und Mitglied des Club of Rome) eine der öffentlichkeitswirksamsten Persönlichkeiten in dieser Frage gewonnen. Damit erhielt die Tagung einen starken aktuellen Bezug, ja sogar auf Zukunftsszenarien konnte ein Blick geworfen werden. Migration, das zentrale Thema des Ludwig Boltzmann Instituts, gestaltete Andrea Strutz gemeinsam mit Stefan Benedik, der die Funktion des Chairs übernommen hatte. Andrea Strutz konnte österreichische und Grazer Debatten zu Migration nachzeichnen, während Leo Lucassen, Professor für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Leiden, breit ausholen konnte und die gegenwärtigen Migrationsströme in einen umfassenden historischen Kontext stellte. Der Erste Weltkrieg, also jenes Forschungsgebiet, auf dem wir derzeit ohne allzu großen organisatorischen Erfolg, dafür aber doch mit bester nationaler und internationaler Vernetzung unterwegs sind, lag bei der Tagung in den Händen von Monika Stromberger und Petra Ernst. Petra Ernst führte den Vorsitz, Monika Stromberger vermittelte unsere Forschungsansätze. Die Keynote kam von Jay Winter, Professor an der Yale University und zentrale Persönlichkeit der internationalen Forschungslandschaft zum Ersten Weltkrieg. Bei den Jewish Studies stand Klaus Hödl durch Vortragstätigkeit in den USA vonseiten der Abteilung nicht zur Verfügung. So übernahm Petra Ernst auch diesen Vorsitz, während Gerald Lamprecht die heimischen Forschungsansätze und die Resultate präsentierte. Steven Beller, der institutionenungebundene amerikanische Forscher zur Österreichischen und zur Jüdischen Geschichte, konnte für den Hauptvortrag gewonnen werden. Gender History, die Querschnittmaterie, betreuten Karin M. Schmidlechner und Heid run Zettelbauer, Schmidlechner im Vorsitz und Zettelbauer in Verantwortung für das Statement zur regionalen Fachentwicklung. Elisabeth Harvey, Professorin an der Universität Nottingham, mit einem Forschungsschwerpunkt zu Gender und Nationalsozialismus, wurde um den Hauptvortrag gebeten. Das Panel Nationalsozialismus und Widerstand organisierten Heimo Halbrainer und Ursula Mindler. Mindler war Chair und Halbrainer stellte die Grazer Fachentwicklung dar. Für die Keynote war Frank Bajohr von der Forschungsstelle für Zeitgeschichte aus Hamburg gekommen. Gedächtnis und Erinnerung war der Titel des letzten Panels, gestaltet wurde dieses von Heidemarie Uhl und Werner Suppanz, Uhl übernahm die Funktion des Chairs und Suppanz die Darstellung der nationalen Entwicklung im Fach. Den Hauptvortrag hielt Oto Luthar, Direktor des Forschungszentrums ZRC der slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste.
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Helmut Konrad
Am Abend des ersten Tages organisierten wir ein Panel mit Absolventinnen und Absolventen unseres Fachs, die abseits des engen Bereichs der Zeitgeschichte ihre beruflichen Wege gefunden hatten. Gemeinsamer Tenor dieser Gruppe war, dass die vermittelten umfassenden Kompetenzen, besonders das Berücksichtigen von größeren Zusammenhängen, und die Fähigkeit, auch scheinbar klare Sachverhalte zu hinterfragen, die größte Prägung hinterlassen hatten und dass alle wiederum in ihrer Studienentscheidung das Fach Zeitgeschichte bevorzugen würden.
Ausblick
Mit der Ausnahme dieser Diskussionsrunde spiegelt sich die gesamte Konferenz in unserem Sammelband, der somit als durchaus repräsentativ für die Positionierung des Fachs Zeitgeschichte in Graz angesehen werden kann. Diese ist durch die Ermöglichung von Vielfalt gekennzeichnet, durch keine Verengung auf eine „Grazer Schule der Zeitgeschichte“ und durch keine Verpflichtung auf die Interessengebiete des Leiters. Vielmehr galt das Bemühen stets der Aufrechterhaltung eines Gesprächsklimas, das für unterschiedliche Interessenlagen und Zugänge eine institutionelle Basis garantieren konnte. Das ist aber auch die erkennbare Problematik. Seit 1984 gab es keinen neu geschaffenen wissenschaftlichen Dienstposten, zumindest bis zur Organisation der Konferenz. Die Positionen an der Abteilung Zeitgeschichte sind seit nunmehr über 25 Jahren von mir, von Karin Schmidlechner, Eduard Staudinger und Edith Wirthler besetzt. Und es wird, nach dem Zuwachs im Jahr 2009, voraussichtlich etliche Jahre keine Änderung eintreten. Dabei ist unsere Situation, verglichen mit der anderer Fachbereiche am Institut, durchaus noch leicht. Nur das Ludwig Boltzmann Institut mit einer Position für Andrea Strutz und das Centrum für Jüdische Studien mit zwei halbtägigen Verwaltungspositionen für Petra Ernst und Gerald Lamprecht können bescheidene Sicherheit geben. Heidemarie Uhl hat an der Akademie der Wissenschaften ihren Weg gemacht, Manfred Lechner an der Kunstuniversität in Linz. Heidrun Zettelbauer ist in Graz derzeit bei der Österreichischen Geschichte gelandet. Und ein Akt der Anerkennung unserer Arbeit durch den Rektor hat nunmehr Werner Suppanz eine mittelfristige Perspektive gegeben. Alle anderen, darunter Habilitierte, aber auch die nächste heranwachsende Generation mit Ute Sonnleitner, die mit Stefan Benedik die Konferenz administriert hat, mit einigen herausragenden Dissertantinnen und Dissertanten, müssen auf Kurzzeitbeschäftigung in Projekten hoffen, was manchmal gelingt, öfter aber auch scheitern kann. Da gibt es einige, die seit zwei Jahrzehnten for-
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schen, publizieren, auf internationalen Konferenzen referieren etc., aber mit ökonomischen Perspektiven arbeiten, die oft nur über drei Monate reichen. Hier ist die Situation dramatisch, denn der Kreis der Menschen, die in die zeitgeschichtliche Forschung drängen, wird immer größer und die offenen akademischen Wege werden wohl immer seltener. Ein sechzigster Geburtstag und ein Jubiläum zum fünfundzwanzigjährigen Bestand einer universitären Einrichtung zwingen allerdings auch dazu, ein wenig darüber zu sagen, wie es weitergehen soll und in welcher Form die mühsam erreichten Positionen gesichert oder ausgebaut werden können und sollen. Der große Schnitt in der Abteilung ist um 2016 zu erwarten, wenn das Kernteam aus dem wissenschaftlichen Teil der Abteilung das Ausscheiden zumindest ins Auge fassen muss, wenn auch über ein paar Jahre verteilt. Es ist zu hoffen, dass die Universität dann in der Lage sein wird, zügig nachzubesetzen, um ein zentrales Fach möglichst ohne Wartezeit weiterzuführen. Eine neue Leitung wird neue Ideen und Schwerpunkte bringen, auf die dann ohnehin auch strukturell reagiert werden muss. Das ist im akademischen Ablauf unvermeidlich. Bis dahin sollte es aber unser Anliegen sein, die Grazer Zeitgeschichte zu fokussieren, ein paar der neun Arbeitsfelder zentral zu stellen und andere vielleicht etwas auszudünnen. Der Gesamtbefund am Ende der ersten 25 Jahre kann nur sein, dass es auf der einen Seite gelungen ist, die Zeitgeschichte ganz breit aufzustellen und ihr einen unverzichtbaren Platz im Erscheinungsbild der Universität zu erarbeiten. In der nationalen und der internationalen Forschungslandschaft ist aber eine Profilschärfung unumgänglich, um nicht in einer Beliebigkeit der Themenbereiche, die sich derzeit noch als spannendes Miteinander darstellen, zu enden. Es wird im Wesentlichen Aufgabe der jüngeren MitarbeiterInnen sein, über diese Fokussierung nachzudenken und zu entscheiden, denn damit werden ihre Arbeitsmöglichkeiten in den kommenden Jahrzehnten definiert. Denn nur so wird in wenigen Jahren eine zielgerichtete Lösung zur produktiven Weiterführung dieser Institution zu finden sein. Und dass sie weitergeführt wird, dass sie ihren Biotopcharakter, der durch ein kollegiales, ja freundschaftliches Miteinander gekennzeichnet ist, bewahren kann, das ist im Interesse der nachkommenden Generationen von Studierenden, Forschenden und Lehrenden im Fach zu wünschen. Abschließend sei zu den Beiträgen im Band noch redaktionell angemerkt, dass die Autorinnen und Autoren gebeten wurden, ihre Texte in einer geschlechtergerechten Sprache abzufassen. Die Umsetzung dieses Prinzips lag jedoch – wie die Gestaltung der Texte überhaupt – wie üblich in der Verantwortung der Beiträgerinnen und Beiträger selbst.
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Das Verhältnis von ArbeiterInnengeschichte und Sozialgeschichte ist kompliziert. In den 1930er-Jahren, als das Amsterdamer Institut für Sozialgeschichte gegründet wurde, meinten viele, dass beide Begriffe fast identisch seien. Das Archiv dieses Instituts sammelte deshalb vor allem Materialien über ArbeiterführerInnen und ArbeiterInnenorganisationen. Allmählich haben sich aber sowohl die ArbeiterInnengeschichte und die Sozialgeschichte erheblich erweitert. In den 1960er-Jahren fingen SozialhistorikerInnen an, ein breites thematisches Feld zu bearbeiten, das oft nur sehr locker oder überhaupt nicht mit der ArbeiterInnengeschichte verbunden war. Eine erstaunliche Vielfalt an Untersuchungsgegenständen ist in diesen vierzig Jahren studiert worden, von illegaler Abtreibung, häuslicher Gewalt und geistigen Depressionen bis hin zu Maskulinität, Industriemüll, Tigerjagd und französischer Kochkunst. Gleichzeitig mit der Sozialgeschichte hat sich aber auch die ArbeiterInnengeschichte neu erfunden, aber um dies zu erläutern, muss ich etwas weiter ausholen. Die Geschichtsschreibung der ArbeiterInnenklassen und ArbeiterInnenbewegungen – im Englischen kurz und bequem labo(u)r history genannt – hatte ihre Anfänge im 19. Jahrhundert. Es waren vor allem Mitglieder und FührerInnen von einschlägigen Organisationen, die Beiträge lieferten, obwohl es auch schon früh Ausnahmen gab wie z.B. den Ökonomen Lujo von Brentano.1 Zwischen dieser Historiographie und der Historiographie an den Universitäten gab es eine tiefe Kluft. Die „professionellen“ Historiker interessierten sich vor allem für „große“ Themen wie Kriege, Staatsmänner, diplomatische Verhandlungen und dergleichen. Plebejer, Unterschichten oder „die Roten“ passten nicht zu dieser Selbstdefinition des historischen Fachs. Wie groß die Distanz lange Zeit war, mag das folgende Zitat über Dänemark in den 1930er-Jahren verdeutlichen:
1
Vgl. Lujo von Brentano, On the History and Development of Gilds, and the Origin of Tradeunions, London 1870; Zu Brentano (1844–1931) vgl. James J. Sheehan, The Career of Lujo Brentano. A Study of Liberalism and Reform in Imperial Germany, Chicago et al. 1966; E.P. Hennock, Lessons from England. Lujo Brentano on British Trade Unionism, in: German History 11/2 (1993), 141–160.
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„Zwei Historiker, Henry Bruun und Georg Nørregaard, lieferten rein empirische Beiträge, gestützt auf eine große Anzahl von Primärquellen. Diese grundlegende Forschung hatte jedoch keinerlei positiven Effekt auf das akademische Studium der Geschichte der Arbeiterklasse. Bruun versuchte seine Arbeit als Dissertation von der Universität von Kopenhagen akzeptiert zu bekommen, aber wurde abgewiesen. Nørregaard hat es deshalb nicht einmal mehr versucht. […] Es ist schwer zu verstehen weshalb Bruuns Doktorarbeit abgelehnt wurde. Aber auf jeden Fall führte dies dazu, dass das Thema keine Forscher oder Forschung anziehen konnte, weil [die ArbeiterInnengeschichte] als ein Feld galt, das keinen Verdienst oder wissenschaftliche Reputation einbringen kann.“2
Die Entstehung eines Fachs – Labour History als verankerte Disziplin
Erst in der zweiten Hälfte der 1950er- und in den frühen 1960er-Jahren wurde labour history zu einer echten wissenschaftlichen Disziplin. Eine wissenschaftliche Disziplin ist bekanntlich ja an fünf wesentlichen Merkmalen erkennbar: 1) an einer Anzahl anerkannter Fachleute, die miteinander kommunizieren; 2) an einer Anzahl von zentralen Fragen, die die Forschungsaktivitäten der Fachleute leitet; 3) an einem Bestand von Materialien (Fakten, Informationen), der von den Fachleuten als Studienobjekt betrachtet wird; 4) an anerkannten Methoden, um diese Materialien zur Beantwortung der zentralen Fragen zu verwenden; und 5) an einer institutionellen Struktur (Zeitschriften, Tagungen, Interessenorganisationen).3 Genau diese Entwicklungen sehen wir ab Mitte des vorigen Jahrhunderts in Teilen Europas und Nordamerikas für die hier diskutierte Disziplin. Es werden wichtige Zeitschriften gegründet, wie die International Review of Social History (ab 1956), die US-Zeitschrift Labor History (ab 1960), Le Mouvement Social (ab 1960), das Archiv für Sozialgeschichte (ab 1961) oder auch die IWK (Internationale Wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, ab 1965). Es entstehen Vereine und Studienkreise, wie der deutsche Arbeitskreis Sozialgeschichte von Werner Conze und Theodor Schieder (ab 1957), der Verein für die Geschichte der Arbeiterbewegung (VGA) in Österreich (ab 1959), die Society for the Study of Labour History in Großbritannien (ab 1960) oder auch die Linzer 2 Claus Møller Jørgensen, Patterns of Professionalization and Institutionalization in Denmark from 1848 to the Present, in: Frank Meyer und Jan Eivind Myhre (Hg.) Nordic Historiography in the Twentieth Century, Oslo 2000, 122–123. 3 Vgl. Charles Tilly, Explaining Social Processes, Boulder und London 2008, 109.
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Internationale Tagung der Historiker der Arbeiterbewegung (ITH), ab 1965. Allmählich konnte die ArbeiterInnengeschichte sich auch an den Universitäten etablieren, wohl zuerst in Frankreich und dann in den 1960er-Jahren ebenfalls in anderen Ländern. Auch die ersten Dissertationen erschienen jetzt in diesem Bereich. ArbeiterInnengeschichte als akademische Disziplin ist also ungefähr fünfzig Jahre alt. Was beim Rückblick auffällt, ist die Rolle, die ÖsterreicherInnen bei der Vorgeschichte und Etablierung des Faches gespielt haben. Der Wirtschafts- und Sozialhistoriker Carl Grünberg gründete die erste Zeitschrift für labour history – das Archiv für die Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung, das von 1911 bis 1930 erschienen ist. Der VGA war weltweit die erste Organisation für ArbeiterInnengeschichte und die ITH war bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion das wichtige Mittel zur Verständigung zwischen ArbeiterhistorikerInnen in Ost und West. Der aus dem Exil zurückgekehrte Karl Stadler hat dem Fach in diesem Lande seit 1968 mit seinem Ludwig Boltzmann Institut für Gesellschafts- und Kulturgeschichte in Linz einen besonders wichtigen Impuls gegeben, der noch viele Jahre nachgewirkt hat.4 Das Jahr 1984, in dem in Graz ein Lehrstuhl für Zeitgeschichte eingerichtet wurde, befindet sich auf halbem Wege zwischen diesem Anfang und der Jetztzeit. 1984 war ein gutes Jahr für die ArbeiterInnen- und Sozialgeschichte. Zu den vielen Büchern, die damals erschienen, gehören unter anderem Eric Hobsbawms Worlds of Labour, Luisa Passerinis mündliche Geschichte des Faschismus in Turin, David Mandels detaillierte Studie über Petrograd 1917–18 und natürlich auch die drei von Helmut Konrad und Wolfgang Maderthaner anlässlich des fünfundzwanzigjährigen Jubiläums des VGA herausgegebenen Neueren Studien zur Arbeitergeschichte.5 4 Vgl. Karl R. Stadler (Hg.) Rückblick und Ausschau. Zehn Jahre Ludwig-Boltzmann-Institut für Geschichte der Arbeiterbewegung, Wien 1978; Gerhard Botz et al. (Hg.) Geschichte als demokratischer Auftrag: Karl R. Stadler zum 70. Geburtstag, Wien 1983; Karl R. Stadler, Arbeitergeschichte und Geschichte der Arbeiterbewegungen in Österreich, in: Gerhard Botz (Hg.) Bewegung und Klasse. Studien zur österreichischen Arbeitergeschichte, Wien 1978; zu Karl Stadler (1913–87) und sein Ludwig-Boltzmann-Institut vgl. Helmut Konrad, Nachruf auf Karl R. Stadler, in: Rudolf G. Ardelt und Hans Hautmann (Hg.) Arbeiterschaft und Nationalsozialismus in Österreich. In memoriam Karl R. Stadler, Wien et al. 1990, 11–26; Gerhard Botz et al. (Hg.) Geschichte und Gesellschaft. Festschrift für Karl R. Stadler zum 60. Geburtstag, Wien 1974, 567–571. 5 Vgl. Eric J. Hobsbawm, Worlds of Labour. Further Studies in the History of Labour, London 1984; Luisa Passerini, Torino operaia e fascismo. Una storia orale, Bari 1984; David Mandel, The Petrograd Workers and the Soviet Seizure of Power. From the July Days 1917 to July 1918, London und Basingstoke 1984; Helmut Konrad und Wolfgang Maderthaner (Hg.) Neuere Studien zur Arbeitergeschichte. Zum fünfundzwanzigjährigen Bestehen des Vereins für Geschichte der Arbeiterbewegung, Wien 1984.
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New labour history – Neue Paradigmen und traditionelle Prämissen
In gewissem Sinne markiert 1984 eine Trendwende in der ArbeiterInnengeschichte. Während der ersten Periode seit den 1960er-Jahren war die labour history gekennzeichnet durch folgende Entwicklungen: Erstens wurde zum Teil die sogenannte „alte“ ArbeiterInnengeschichte, das heißt die an Institutionen orientierte Geschichtsschreibung, weiter verfolgt, die sich auf die Beschreibung der Entwicklung von Organisationen, politischen Debatten, FührerInnen und Streiks konzentrierte. Diese traditionelle Herangehensweise hat viele wichtige Studien zur Gewerkschaftsgeschichte und dergleichen mehr hervorgebracht, blieb aber meist sehr narrativ und versuchte nicht, Prozesse oder Ereignisse kausal zu erklären. Zweitens entwickelte sich eine andere Forschungsperspektive, die oft als New Labour History umrissen wird.6 Die Neue Geschichte der Arbeit versuchte, ArbeiterInnenkämpfe zu kontextualisieren. Wie Eric Hobsbawm dies 1964 (in Labouring Men) ausdrückte: Sie betonte „die Arbeiterklassen an sich [...und] die ökonomischen und technischen Bedingungen, die es Arbeiterbewegungen ermöglichten, wirksam zu sein – oder sie daran hinderten.“7 Die dafür paradigmatische Studie war E.P. Thompsons The Making of the English Working Class von 1963.8 Die Unterschiede zwischen Alter und Neuer Geschichte der Arbeit werden häufig übertrieben, da auch die Alte Geschichte der Arbeit nicht selten ihre Aufmerksamkeit der „Arbeiterklasse an sich“ schenkte, wie etwa in der großartigen Trilogie „The Village Labourer“ (1912), „The Town Labourer“ (1917) und „The Skilled Labourer“ (1920) von John und Barbara Hammond, die ungefähr die gleiche Periode abdeckte wie Thompsons Making of the English Working Class. Gleichwohl ist nicht zu leugnen, dass die Neue Geschichte der Arbeit der 70er- und 80er-Jahre des 20. Jahrhunderts eine drastische Innovation der Disziplin herbeiführte. Nicht nur Arbeitsprozesse und Alltagskultur, sondern auch Geschlecht, Ethnizität, Rasse und Alter erhielten endlich die Aufmerksamkeit, 6 Die Begriffe Old und New Labor History scheinen um 1970 in den USA aufgekommen zu sein. Vgl. Thomas A. Krueger, American Labor Historiography, Old and New. A Review Essay, in: Journal of Social History, 4/3 (1971), 277–285. Für eine Art Kodifizierung des Unterschiedes vgl. David Brody, The Old Labor History and the New. In Search of an American Working Class, in: Labor History, 20/Winter (1979), 111–126. 7 Eric J. Hobsbawm, Labouring Men. Studies in the History of Labour, London 1964, vii. 8 Vgl. E.P. Thompson, The Making of the English Working Class, London 1963; deutsch: E.P. Thompson, Die Entstehung der englischen Arbeiterklasse, Frankfurt am Main 1987; Zur Rezeptionsgeschichte des Buches vgl. Luciana Allegra, Un indebito successo meritato, in: Contemporanea. Rivista di storia dell’800 e del’900, 11/4 (2008), 739–748.
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die sie verdienten – gleichzeitig mit Haushaltstrukturen, Sexualität und informeller Politik. Die Neue Geschichte der Arbeit bedeutete insofern eine veritable intellektuelle Revolution. Allmählich wurden ArbeiterhistorikerInnen sich der Tatsache bewusst, dass Arbeiter und Arbeiterinnen keine isolierten Individuen sind, sondern in soziale Netzwerke und Familien integriert sind, dass Haushalte oft Einkommen aus verschiedenen Quellen kombinieren, dass diese Haushalte im Allgemeinen patriarchalisch strukturiert und Arbeitsmärkte geschlechtsspezifisch geteilt sind. Drittens ist spätestens seit den frühen 1970er-Jahren ein wachsendes Interesse für international-vergleichende Studien erkennbar. Solche Studien hatte es natürlich auch schon viel früher gegeben (ich erinnere nur an Werner Sombarts implizit-komparative Arbeit zur Frage Warum gibt es in den Vereinigten Staaten keinen Sozialismus? aus 1906), aber von nun an nahm die Anzahl solcher Studien sehr schnell zu.9 Dabei konzentrierten sich die Vergleiche vor allem auf die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Schweden. Viertens wurde diesen neuen Forschungsperspektiven mit neuen Methoden begegnet. Die ersten Computer erlaubten bereits seit den 1960er-Jahren den Aufbau von Datenbeständen für quantitative Forschungsprojekte, und auch die Prosopographie (Erforschung kollektiver Biografien) wie die Oral History gewannen an Einfluss. Fünftens muss ich hinzufügen, dass das akademische Interesse an den Themen der ArbeiterInnengeschichte unter dem Einfluss der Jugendrevolten der späten 1960er- und frühen 1970er-Jahre außergewöhnlich umfangreich war. Nie mehr wird es wohl wieder so viele Doktorarbeiten, Aufsätze und Bücher zur Thematik geben wie in den 1970er- und frühen 1980erJahren. Diese Tendenz war am stärksten in Westeuropa, Nordamerika und Australien.
Erweiterung der Perspektiven einer labour history
In der zweiten Phase, seit Mitte der 1980er-Jahre, werden viele dieser Trends fortgesetzt, aber gleichzeitig ändert sich ihr Kontext stark. Erstens verringert sich das Interesse für ArbeiterInnengeschichte in Europa und Nordamerika ganz allgemein, was wohl mit den Niederlagen der 68er-Bewegungen zusammenhängt. Allmählich tut sich in vielen Ländern eine Kluft auf. DozentInnen und Professo9 Vgl. Marcel van der Linden, Bibliography of Comparative Labour History, in: Jim Hagan und Andrew Wells (Hg.) Australian Labour and Regional Change. Essays in Honour of R.A. Gollan, Rushcutters Bay 1998, 117–145.
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rInnen interessieren sich oft noch für die Thematik, aber die StudentInnen immer weniger. Gleichzeitig werden jedoch arbeits- und sozialhistorische Fragestellungen in Nachbardisziplinen (z.B. in der Frauen- oder Umweltgeschichte) intensiver bearbeitet. Trotzdem ging es der labour history in den Ländern des globalen Nordens während der letzten zwanzig Jahre nicht besonders gut. Man sieht dies auch daran, dass z.B. das Archiv für Sozialgeschichte und ähnliche Periodika sich immer mehr von der ArbeiterInnengeschichte wegbewegt haben und sich allgemeineren sozialhistorischen Themen widmen. Vielsagend ist auch, dass die italienische Zeitschrift Movimento operaio e socialista (Arbeiter- und sozialistische Bewegung) 1991 ihren Namen in Ventesimo secolo (Zwanzigstes Jahrhundert) änderte. Zweitens breitet sich ArbeiterInnengeschichte auf andere Teile der Welt aus, während sie so in bestimmten Regionen immer schwächer wurde. Seit den 1990er-Jahren entwickelt sich das Fach zu einem wahrhaft globalen Projekt. Natürlich wurden bereits weitaus früher Studien über die Geschichte der Proletarisierung und der ArbeiterInnenbewegungen im globalen Süden veröffentlicht. Ich könnte als ein leuchtendes Beispiel Rajani Kanta Das nennen, der 1923 (!) nicht weniger als drei Bände über Arbeit in Südasien publizierte. 10 Aber der eigentliche Durchbruch (in Form von Konferenzen, Vereinen usw.) gelang erst in sehr junger Zeit. Er begann 1995 mit der Gründung der Association of Indian Labour Historians, einer dynamischen Organisation, die nicht nur alle zwei Jahre Konferenzen ausrichtet, sondern sich in vielen weiteren Bereichen engagiert. Bald darauf wurde Mundos do Trabalho (Welten der Arbeit) eingerichtet, ein Netzwerk für Geschichte der Arbeit innerhalb des brasilianischen Historikerverbands ANPUH. Die ersten Konferenzen dieser Vereinigung fanden in Karachi (1999), Seoul (2001), Yogyakarta (2005) und Johannesburg (2006) statt.11 Inzwischen ist auch die institutionelle Vernetzung von HistorikerInnen aus den verschiedenen Weltteilen, insbesondere den KollegInnen aus Brasilien, Südafrika und Indien, untereinander gelungen.12 Als Resultat dieser Tendenz verschiebt sich der Schwerpunkt des Fachs von den Norden in den Süden. 10 Vgl. Rajani Kanta Das, Factory Labor in India, Berlin und Leipzig 1923; ders., Factory Legislation in India. Berlin und Leipzig 1923; ders., The Labor Movement in India, Berlin und Leizig 1923. 11 In Johannesburg wurde bereits 1977 ein „History Workshop“ über Geschichte der Arbeit organisiert. Diese Konferenz hat aber nicht zu einer Organisierung von HistorikerInnen in diesem Themenbereich geführt. 12 Ich erwähne nur die Konferenz „Labour Crossings“ (University of the Witwatersrand, Johannesburg 2008), mit TeilnehmerInnen aus Asien und Lateinamerika; die Vorbereitung eines Sammelbandes in portugiesischer Sprache mit Beiträgen indischer labour historians durch KollegInnen in Campinas (Brasilien) oder auch die Teilnahme brasilianischer und südafrikanischer HistorikerInnen an den Konferenzen der Association of Indian Labour Historians.
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Drittens entstehen damit neue Herausforderungen. Denn die wesentlich intensivierten Kontakte zwischen HistorikerInnen der verschiedenen Länder und Kontinente und die inhaltlichen Beiträge aus dem globalen Süden bedeuten nicht nur eine wichtige quantitative Bereicherung der Disziplin, sie zwingen uns auch zur Reflexion der Prämissen der traditionellen Geschichte der Arbeit. Wir befinden uns seit einigen Jahren in einer spannenden Übergangssituation, in der sich das Fach von Grund auf neu ausrichtet. Die Neue Geschichte der Arbeit hat begonnen, einer Globalen Geschichte der Arbeit (Global Labor History) das Feld zu räumen. Das größte Hindernis, das wir bei diesem Übergang zu überwinden haben, sind wir ArbeitshistorikerInnen selbst – angesichts des von uns mitgebrachten Ballasts an traditionellen Theorien und Interpretationen. Die beiden auffallendsten Stolpersteine, die sich vor diesem Hintergrund ergeben, sind der methodologische Nationalismus und der Eurozentrismus. Methodologische NationalistInnen fallen zwei grundlegenden intellektuellen Irrtümern zum Opfer. Zum einen erklären sie den Nationalstaat für etwas Natürliches. Damit meine ich, dass sie die analytische Basiseinheit Nationalstaat unhinterfragt als gegeben annehmen. Obwohl sie anerkennen, dass die Nationalstaaten erst im 19. und 20. Jahrhundert entstanden sind, interpretieren sie die ältere Geschichte weiterhin als Vorgeschichte der späteren Nation und betrachten grenzüberschreitende und transnationale Prozesse als Abweichungen vom behaupteten Standard. Hier liegen also teleologische Denkmuster in den Prämissen vor, die wir vollständig ablegen sollten. Aus einer globalen Perspektive betrachtet bleibt die Existenz von Nationalstaaten ein wesentlicher Aspekt globaler Zusammenhänge, aber ein Aspekt, der unter Verknüpfung mit subnationalen, supranationalen und transnationalen Gegebenheiten gründlich historisiert werden muss. Zweitens verschmelzen methodologische NationalistInnen in ihren Darstellungen die Gesellschaft mit einem Staat und einem nationalen Territorium.13 Das heißt, sie denken, dass der geographische Raum, den bestimmte Gesellschaften für sich beanspruchen, identisch ist mit bestimmten Nationalstaaten. Demnach haben die Vereinigten Staaten ihre Gesellschaft, ebenso Mexiko, China und so weiter. Auch in diesem Fall ist vermutlich eine völlig neue Herangehensweise erforderlich. Möglicherweise wäre es sinnvoll, eingehender über Michael Manns Vorschlag nachzudenken und Gesellschaften als „sich vielfältig überlappende und durchdringende sozialräumliche Netzwerke von [ideologischer, ökonomischer, militärischer und politischer] Macht“ zu sehen. Dies impliziert die folgenden Grundannahmen: 13 Das bedeutet nicht, dass sie miteinander gleichgesetzt werden. Eher werden sie nicht selten als Gegenpole verwendet, etwa in Deutschland um 1848, als das Konzept „Gesellschaft“ dem Staat gegenübergestellt wurde.
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„Gesellschaften sind nicht einheitlich. Sie sind keine (geschlossenen oder offenen) sozialen Systeme; sie sind keine Totalitäten. Wir werden im geographischen oder sozialen Raum niemals eine einzige abgeschlossene Gesellschaft finden.“14
Labour history unter den Vorzeichen des Eurozentrismus
Eurozentrismus ist die Ordnung der Welt aus dem Blickwinkel der nordatlantischen Regionen: In dieser Sichtweise beginnt die „Moderne“ in Europa und Nordamerika und weitet sich Schritt für Schritt auf den Rest der Welt aus. Die Temporalität dieser „Kernregion“ bestimmt die Periodisierung von Entwicklungen in den übrigen Regionen der Erde. Es gibt verschiedene Varianten, von Eurozentrismus. Eine ist die schlichte Missachtung anderer Weltgegenden, wobei die Aufmerksamkeit sich nur auf einen Teil der Welt richtet, und die WissenschafterInnen davon ausgehen, dass die Geschichte „ihres“ Teils geschrieben werden kann, ohne auch nur die bloße Existenz der restlichen Welt in Betracht zu ziehen. Eine zweite Variante findet ihren Ausdruck im Vorurteil von ForscherInnen, die zwar globale Verbindungslinien berücksichtigen, gleichwohl aber davon ausgehen, dass Großeuropa (einschließlich Nordamerika und Australasien) „den Weg weist“. Dieser Eurozentrismus findet sich vor allem bei ModernisierungstheoretikerInnen. Die dritte Variante findet ihren Ausdruck in bestimmten empirischen Vorannahmen. Diese Variante ist am schwierigsten zu erkennen und auszuhebeln. Wir haben es hier mit wissenschaftlich erarbeiteten Ansichten zu tun, die vermeintlich immer wieder durch die Forschung bestätigt werden. WissenschafterInnen, denen empirischer Eurozentrismus angelastet werden könnte, machen Aussagen, die sie für Fakten halten. Sie setzen beispielsweise voraus, dass Gewerkschaften immer dann am erfolgreichsten sind, wenn diese sich auf kollektive Tarifverträge konzentrieren, da dies nach Ansicht dieser ForscherInnen mehrfach bewiesen worden sei. HistorikerInnen, die eine solche Sichtweise vertreten, würden leidenschaftlich verneinen, dass sie irgendwelche eurozentristischen Vorannahmen verfolgen würden, und tatsächlich ist dies auch bei den wenigsten der Fall. Der verstorbene Jim Blaut hielt dazu fest: „Eurozentrismus [...] ist eine sehr komplexe Sache. Wir können jede wertende Bedeutung des Wortes verbannen, alle Vorurteile, und haben immer noch Eurozentrismus als eine Reihe empirischer Annahmen.“15 Es bereitet keine Schwierigkeiten, die ersten beiden Varianten (Missachtung und Vorurteil) anzugreifen. Die dritte Variante jedoch stellt ein 14 Michael Mann, The Sources of Social Power, Bd. 1, Cambridge 1986, 1f. 15 James Blaut, The Colonizer’s Model of the World, New York 1993, 9.
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größeres Hindernis dar. Lucien Febvre formulierte das Problem bereits vor einem halben Jahrhundert so: „Jede intellektuelle Kategorie, die wir in den Werkstätten des Geistes schmieden, ist in der Lage, sich mit der gleichen Gewalt und der gleichen Tyrannei aufzudrängen – und klammert sich unbeugsamer an seine Existenz als die Maschinen, die in unseren Fabriken hergestellt werden.“16 Alle zentralen Begriffe und Prämissen der traditionellen Geschichte der Arbeit bauen im Wesentlichen auf Untersuchungen in den nordatlantischen Regionen auf und sollten daher kritisch überprüft werden. Dies beginnt bereits beim Wort „Arbeit“ selbst. In den meisten europäischen Sprachen wird eine Unterscheidung zwischen „Arbeit“ und „Aktivität“ vorgenommen, wobei „Arbeit“ auf Mühe und Anstrengung verweist (wie in „Frauenarbeit“), während „Aktivität“ Handlungen in einem kreativeren Sinn meint. Diese binäre Bedeutungszuweisung, aus der eine Philosophin wie Hannah Arendt weitreichende analytische Konsequenzen ableitete,17 ist in vielen anderen Sprachen gar nicht vorhanden, in manchen Fällen existiert überhaupt weder ein Wort für „Arbeit“ noch für „Aktivität“, wenn die konkretisierenden Bezeichnungen einzelner Arbeitsprozesse, nicht die abstrahierten Überbegriffe verwendet werden. Wir sollten daher sorgfältig prüfen, in welchem Maße Begriffe wie „Arbeit“ und „Aktivität“ transkulturell verwendbar sind; zumindest sollten wir die Inhalte, auf die sie verweisen, genauer definieren, als wir dies für gewöhnlich tun. Was ist schon „Arbeit“ und was nicht mehr? Wie wird die Grenze zwischen „Arbeit“ und „Aktivität“ genau gezogen, oder sind diese Trennungen weniger bestimmend und sinnvoll, als häufig angenommen wird? Auch das Konzept der „Arbeiterklasse“ bedarf einer kritischen Überprüfung. Es scheint, dass dieser Begriff im 19. Jahrhundert eingeführt wurde, um eine Gruppe sogenannter „respektierlicher“ ArbeiterInnen von SklavInnen und anderen unfreien Arbeitenden, Selbstständigen (den „Kleinbürgern“) und armen AußenseiterInnen, dem „Lumpenproletariat“, abzugrenzen. Aus vielen Gründen, die an dieser Stelle nicht diskutiert werden können, ist eine solche Kategorisierung für den globalen Süden schlichtweg unangemessen. Diejenigen sozialen Gruppen, die im Blick der Alten und der Neuen Geschichte der Arbeit quantitativ unbedeutend sind und die als Ausnahmen, die die Regel bestätigen würden, interpretiert werden, sind in weiten Teilen Asiens, Afrikas und Lateinamerikas die Regel. Wir werden eine neue Konzeptualisierung vorzunehmen haben, die weniger auf die Exklusion als vielmehr auf eine Inklusion verschiedener abhängiger oder marginalisierter Gruppen 16 Lucien Febvre, How Jules Michelet Invented the Renaissance, in: Peter Burke (Hg.) A New Kind of History. From the Writings of Febvre, London 1973, 258. 17 Vgl. Hannah Arendt, Vita activa oder Vom tätigen Leben, Stuttgart 1960.
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von Arbeitenden abzielt. Wir müssen einsehen, dass die „traditionellen“ LohnarbeiterInnen, die als freie Individuen über ihre Arbeitskraft als Ware verfügen und keine andere Ware zu verkaufen haben,18 nur eine Erscheinungsform der kapitalistischen Verwandlung von Arbeitskraft in Handelsgut sind. Es gibt zahlreiche weitere Formen, die die gleiche Aufmerksamkeit verdienen, wie etwa SklavInnen, KontraktarbeiterInnen, FarmpächterInnen usw. Die Notwendigkeit, unsere theoretischen und methodologischen Annahmen zu überdenken, muss uns selbstverständlich nicht davon abhalten, in diese Theoriearbeit empirische Forschung einzubetten. Es ist anzunehmen, dass gerade das Ineinandergreifen von konzeptueller Erneuerung und entdeckender Forschung die Entwicklung einer globalen Geschichte der Arbeit erheblich fördern wird.
Globale Geschichte der Arbeit als prototypische Neue Geschichte?
Die Aufgaben, die die globalgeschichtliche Perspektive mit sich bringt, sind enorm. Schon jetzt ist die ArbeiterInnengeschichte durch die Ausdifferenzierung der letzten fünfzig Jahren fast unüberblickbar geworden. Gleichzeitig sind die alten „großen Erzählungen“, die sich ja alle auf ein unilineares Fortschrittsdenken stützten, obsolet geworden. Unsere Disziplin scheint aus vielen stark spezialisierten Fragmenten zu bestehen, die nur mit großer Toleranz dem gleichen theoretischen Rahmen zugeordnet werden können. Tatsächlich ist ArbeiterInnengeschichte genau wie die Sozialgeschichte im breiten Sinn des Wortes in erster Linie „eine Ansammlung von Themen und analytischen Zugängen“.19 Das Paradoxon ist, dass Akkumulation und Zersplitterung in der Fachentwicklung Hand in Hand gehen. In den Schlüsselbereichen Methoden und Quellen hat ein Vorgang von Wissensakkumulation stattgefunden. Aufgrund dessen verstehen wir heute viele Prozesse der Vergangenheit viel besser als noch vor fünfzig oder fünfundzwanzig Jahren. Nicht nur unsere Wahrnehmungen dieser Strukturen sind komplexer und subtiler geworden, auch unser Einblick in kausale Mechanismen hat sich vertieft – und nach Paul Veyne und anderen machen gerade diese Erweiterungen Geschichtswissenschaft aus. Gleichzeitig hat sich vieles von dem, was einst unerschütterlich erschien, unwiederbringlich aufgelöst. Diese Verunsicherungen haben zwar wichtige neue Einsichten hervorgebracht, haben aber ebenso zu einer Fragmentierung unserer Vorstellungen von der Vergangenheit geführt. Zu be18 Vgl. Karl Marx, Das Kapital, Bd. 1, Berlin 1973, 280. 19 Peter N. Stearns, Social History, in: ders. (Hg.) Encyclopedia of Social History, New York 1994, 683.
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ArbeiterInnengeschichte unter veränderten Bedingungen
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fürchten ist nun, dass die Zusammenhänge zwischen verschiedenen historischen Prozessen verwischt werden könnten. Meines Erachtens sollten wir diese widersprüchliche Lage nicht als etwas Dauerhaftes akzeptieren. In einem konservativen Reflex könnten wir nach einer neuen großen Synthese suchen, die es uns vermeintlich ermöglicht, das ganze Feld mit einem Blick zu erfassen, doch ein solcher großer Entwurf ist höchstwahrscheinlich nicht mehr als eine Illusion. Einer Gesamtbetrachtung stehen fundamentale methodologische Schwierigkeiten entgegen, die in den klassischen Synthesen gar nicht – oder nicht hinreichend – erkannt wurden. Wir könnten diese Schwierigkeiten als Problem der Unschärferelation bezeichnen, analog zu den physikalischen Unschärferelationen, nach welchen manche Eigenschaften von Elementarteilchen dann schwieriger zu messen sind, wenn andere zum selben Zeitpunkt möglichst genau untersucht werden. Es gibt zwei solcher sozialhistorischer Unschärferelationen. Die erste betrifft das Verhältnis zwischen Strukturen und Handlungen. Je mehr sich HistorikerInnen auf einzelne Individuen konzentrieren, desto stärker rücken übergeordnete Prozesse und Strukturen in den Hintergrund; umgekehrt verblassen individuell Handelnde mit ihren persönlichen Geschichten desto mehr, je intensiver sich HistorikerInnen mit übergeordneten Strukturen und Prozessen beschäftigen. Es scheint keine Lösung für dieses Dilemma zu geben, jeder Ansatz hat seinen Preis. Das zweite Problem betrifft das Verhältnis zwischen Klasse, Gender, Ethnizität, Religion und anderen Aspekten der historischen Analyse. Die aus tralische feministische Historikerin Ann Curthoys hat darauf hingewiesen, wie schwierig es ist, gleichzeitig mit Konzepten wie Geschlecht, Ethnizität und Klasse zu arbeiten: „Es erweist sich als sehr schwierig, auch nur zwei dieser Konzepte im Spiel zu halten. […] Aber wenn es schon schwer genug ist, zwei solcher Konzepte im Spiel zu halten, resultiert der Versuch, das dritte Konzept, sei es nun Ethnizität, Klasse oder Geschlecht, ins Spiel zu bringen darin, dass das System, die Analyse, so komplex wird, dass man nicht mehr mit ihm umgehen kann.“20 Beide Probleme der sozialhistorischen Unschärferelation machen eine verzerrte Perspektive unvermeidbar. „Große Erzählungen“ bleiben aber trotzdem möglich und nötig, nur muss uns die Tatsache bewusst sein, dass eine einzelne Erzählung nie die ganze Geschichte erfassen kann. Wie Scheinwerfer erzeugen Erzählungen mit umfassendem Anspruch viel Licht und lassen dennoch immer etwas im Schatten, sie können die BetrachterInnen sogar blenden. Darüber hinaus ist es keinesfalls von vornherein sicher, ob diese unterschiedlichen großen Erzählungen friedlich koexistieren werden. Ihr Verhältnis zueinander muss aber 20 Ann Curthoys, The Three Body Problem: Feminism and Chaos Theory, in: Hecate 17/1 (1991), 15.
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nicht notwendigerweise auf das Nebeneinander einer Vielzahl hinauslaufen, sind doch auch Einigung oder Konflikt möglich.21 Zuletzt möchte ich noch festhalten, dass wir eine neue Konzeption von Narration und Narrativität brauchen. Die klassische Vorstellung von der Erzählung geht von einer diskursiven und beschreibenden Repräsentation aus. Es gibt allerdings auch eine andere Konzeption von Narrativität. Nach dieser Vorstellung besteht die Rekonstruktion der sozialen Vergangenheit aus der Verbindung (in Raum, Zeit und Abfolge) von Aspekten eines historischen Prozesses auf Basis der kausalen Einbettung der Handlung. Dieser Zugang nimmt das „Scheinwerfer“ -Konzept auf, da jede Handlung thematisch eingeschränkt werden kann und die/den ErzählerIn dazu zwingt, eine selektive Zuordnung der Vergangenheit vorzunehmen.22 Sowohl die analytischen als auch die synthetischen Ebenen müssen berücksichtigt werden, um solche eingebetteten Erzählungen zu erstellen. In diesen können daher unterschiedliche formalisierte Methoden der Sozialwissenschaften angewendet werden, obwohl sie dennoch Raum lassen für das komplexe Verknüpfen von Ideen, Emotionen, Machtverhältnissen und allen anderen Einflüssen, die in der Vermittlung von historischen Ergebnissen eine Rolle spielen.
21 Vgl. Carlo Ginzburg, Distance and Perspective. Reflections on Two Metaphors, in: Joep Leerssen und Ann Rigney (Hg.) Historians and Social Values, Amsterdam 2000, 19–31. 22 Vgl. Margaret R. Somers, Narrativity, Narrative Identity, and Social Action. Rethinking English Work ing-Class Formation, in: Social Science History, 16/4 (1992), 602.
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Zur Positionierung von Arbeitergeschichte als Sozial- und Kulturwissenschaft Wolfgang Maderthaner
Marcel van der Linden hat in seinem ebenso anregenden wie präzisen Abriss eine scheinbar lapidare und doch ganz entscheidende Bemerkung gemacht: Er hat auf eine bereits seit Längerem virulent gewordene, veritable Krise der labour history in den „entwickelten Ländern“ der nördlichen Hemisphäre hingewiesen. Der entsprechende Wortlaut war ungefähr: „Es ging der labour history in den ‚reichen‘ Ländern während der letzten zwanzig Jahre nicht besonders gut.“ Damit aber ist auf einen Prozess verwiesen, der nunmehr seit gut einem Vierteljahrhundert abgelaufen ist: ein Prozess, der einen Paradigmenwechsel großen Stils einleitete, alte Gewissheiten radikal suspendierte und für den Labels wie Postmaterialismus und Kulturalismus einigermaßen treffend gewählt scheinen.
Paradigmenwechsel
Im Laufe dieses Prozesses hat die Sozial- und Gesellschaftsgeschichte ihre in den 1970erJahren errungene dominante Position unter den historischen Disziplinen eingebüßt. Gleichzeitig damit hat sie ihren Status als nahezu exklusiver Kristallisationspunkt innovativen intellektuellen Potenzials weitgehend verloren – an ihre Stelle ist die neue Kulturgeschichte getreten. 1980 hat Charles Tilly einen sozialgeschichtlichen Forschungskatalog formuliert, der auf kollektive Biographien, auf Quantifizierung und auf Analysen des Alltagslebens mit den Methoden und Mitteln der historischen Sozialwissenschaft abzielte. Im Verlauf von nur zwei Jahrzehnten hat dieses Programm dramatisch an Relevanz verloren. Es war ein langer und komplexer Weg, den die Geschichts- und Geisteswissenschaften in dieser Zeit zurückgelegt haben. Er führt von einem axiomatischen Materialismus zu einem Punkt, an dem die Grundannahmen dieses Materialismus profund in Zweifel gezogen, ja letztlich entsorgt sind. Natürlich war auch die klassische Sozialgeschichte niemals ein einheitliches Projekt, gewisse Prämissen waren allerdings allemal verbindlich gewesen – wie etwa eine mit Perspektive auf die Basis des materiellen Lebens konzeptualisierte Determinationsgewalt des Sozialen und der Ökonomie. Die radikale Hinterfragung dieser Grundannahmen bei gleichzeitiger, der kulturellen Logik der Postmoderne entsprechen-
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den Betonung von Differenz, Mehrdeutigkeit und Kontingenz hat sich indes ihrerseits als durchaus nicht unproblematisch erwiesen. Sowohl den Cultural Studies im Allgemeinen als auch der New Cultural History im Besonderen scheinen unter diesen Aspekten Kategorien wie Soziales, Gesellschaft, Ökonomie, Politik etc. zusehends abhandengekommen zu sein. „Kultur“, wie immer vage und weitläufig definiert, wurde als kleinster gemeinsamer Nenner für all das gesetzt, was ehedem ausdifferenzierter Gegenstand einer überwiegend von neomarxistischen Zugängen bestimmten Sozialwissenschaft gewesen ist. Jean Baudrillard, dieser apokalyptische und wortgewaltige Künder der Postmoderne, sieht im Sozialen wie auch in der Ökonomie denn auch nichts anderes mehr als bloße Fiktion, die Manifestation symbolischer Codes, Systeme von zirkulierenden Zeichen und der Formation von divergenten Konsumidentitäten. Der daran anknüpfenden Entwicklung ist ein besonderes Moment eigen: In dem Ausmaß, in dem Methoden und Theoriebildung des postmodernen, kulturalistischen Zugangs erfolgreich verallgemeinert und letztlich dominant wurden, verfiel deren ursprünglicher kritischer Gestus zunehmend in Richtung vereinfachender, Komplexität reduzierender Essenzialisierungen, nicht zuletzt auch in Bezug auf Geschlecht oder ethnischkulturelle Identität. Den Metaerzählungen von gestern wurde häufig nichts anderes gegenübergestellt als rasch wechselnde fashionable Theorien – Inhalte verloren sukzessive an Bedeutung, angesagt waren vielmehr keywords. Adornos düstere, vor mehr als einem halben Jahrhundert geäußerte Prophezeiung von der permanenten Repetition designierter Wörter scheint dieserart wissenschaftliche Realität geworden zu sein. Lassen Sie mich dies im Folgenden etwas näher explizieren. 1983 erschien Gareth Stedman Jones’ bahnbrechende Studie des englischen Chartismus, Languages of Class.1 Wie kein zweites Werk formulierte es die Basis für eine Abkehr von einem „kulturellen Materialismus“, wie er sich in der englischen Historiographie im Gefolge E.P. Thompsons und des History Workshop etabliert hatte. Gegenüber den Annahmen einer Repräsentation gesellschaftlichen Bewusstseins über und durch Sprache insistierte Stedman Jones auf deren konstitutive Funktion im Prozess der Bewusstseinsbildung, im Prozess der Herstellung von Ordnungskriterien zur Wahrnehmung der sozialen Welt. Nun war es seit den Arbeiten Thompsons ohnedies zunehmend schwieriger geworden, den Klassenkonstituierungsprozess simpel als eine logische Folge ökonomischer Abläufe und deren direkter Auswirkungen auf die Ebenen der Identitätsbildung, der sozialen Formation und gesellschaftlichen Organisation darzustellen. In Languages of Class geht Stedman Jones allerdings einen entscheidenden Schritt weiter, indem er die soziale Kategorie Klasse 1 Gareth Stedman Jones, Languages of Class. Studies in English Working Class History, Cambridge/New York 1983.
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als politisches und kulturelles Postulat konzeptualisiert und somit letztlich als diskursive Formation begreift. Stedman Jones’ Anfang der 80er-Jahre vorgenommene linguistische Akzentverschiebung wurde spektakulär rezipiert, umso mehr, als er bis dahin zu den wohl prononciertesten Vertretern einer historisch-materialistischen Sozial- und ArbeiterInnengeschichtsschreibung gegolten hatte. Languages of Class und die darin vorgenommene Reformulierung des Bestimmungs- und Bezugsverhältnisses von Bewusstsein und Sprache bezeichnete einen markanten Bruch mit dieser Tradition und wirkte sich deutlich auf die Prioritätensetzung historischer Forschung aus. Doch dies war, wie in der Folge rasch klar werden sollte, nicht mehr als ein Anfang. Es war ein langer, ein vielfach verzweigter Weg, den die Geschichts- und Geisteswissenschaften im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts zurückgelegt haben. Er führt von den deterministischen Kausalitäten eines axiomatischen Materialismus zu einem Punkt, an dem die Grundannahmen dieses Materialismus profund in Zweifel gezogen, ja letztlich entsorgt sind. In dieser stufenweisen Reflexion war zunächst das Basis-Überbau-Modell mit seiner Betonung des Ökonomischen hinterfragt und von sogenannten „antireduktionistischen“, von den Arbeiten Althussers und Poulantzas2 wesentlich angeleiteten theoretischen Zugängen abgelöst worden. Dabei handelt es sich um Perspektiven, die folglich die „relative Autonomie“ nicht- oder außerökonomischer Bereiche unterstrichen. Mit einem Schlag (und, wie man sagen muss: erneut) hatten sich Literatur und Religion, die schönen Künste und das Geistesleben, Wissenschaftstheorie und Sexualität, Popularkultur und Sport, Freizeit und Konsum und dergleichen mehr, kurz, der gesamte Bereich der „Kultur“ als neue Analysefelder eröffnet. Die umfassende Auseinandersetzung mit Kultur – also dem, was ein dissidenter britischer, akademischer Marxismus als „politics of subjectivity“3 ansprach – deutete zugleich einen tendenziellen Bedeutungsverlust jener strukturalistischen Dominanz an, die von Levi-Strauss bis Lacan Subjektivität und das autonome Subjekt schlicht aus dem historischen Handlungs- und Gestaltungsprozess auszuschließen bemüht gewesen war. In die Welt der Strukturen ohne AkteurInnen, so Alain Lipietz, wurde erneut das Ferment der Instabilität und der Veränderung eingeführt, ohne jedoch „in eine Welt von ‚Akteuren ohne Struktur‘ zu fallen“.4 Die weitere 2 Allgemein siehe Wolfgang Maderthaner, Anmerkungen zur Genese einer historischen Kulturwissenschaft, in: ders., Kultur Macht Geschichte. Studien zur Wiener Stadtkultur im 19. und 20. Jahrhundert, Wien/Münster 2005, 5–25. 3 Vgl. Nicholas B. Dirks/Geoff Eley/Sherry B. Ortner, Culture/Power/History. A Reader in Contemporary Social Theory, Princeton 1994, 67 ff. 4 Alain Lipietz, Nach dem Ende des „Goldenen Zeitalters“. Regulation und Transformation kapitalis tischer Gesellschaften. Hamburg 1998, 77.
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Entwicklung der antireduktionistischen Logik in den 1990er-Jahren sollte auch darüber hinaus führen. Immer avanciertere Lese- und Adaptionsweisen Gramscis, Voloshinovs, Bachtins, Foucaults, des französischen Poststrukturalismus, der sich zur eigenständigen transdisziplinären Forschungsrichtung formierenden Cultural Studies, einer sich immer weiter ausdifferenzierenden feministischen Theoriebildung – all dies führte dazu, dass die ehedem unhinterfragte Konzeption von Gesellschaft als einer sozialen Entität schlicht zerfiel. Auf grundlegende, etwa aus dem Ökonomischen hergeleitete Strukturen oder leitende Ordnungsprinzipien wurde nicht mehr zurückgegriffen, Kontingenz, Dekonstruktion, Textualität waren die Parolen der Stunde. Doch all diese Turns, Akzentverschiebungen, Paradigmenwechsel vollziehen sich keineswegs im luftleeren Raum abgehobener, selbstbezüglicher, „reiner“ Intellektualität. Sie sind vielmehr integraler, unlösbarer Bestandteil eines fundamentalen Transformations- und Transgressionsprozesses, der sie ihrem Wesen nach bestimmt, wie er zugleich Objekt ihrer kulturtheoretischen Analyse ist. Es ist ein dramatischer Wandel, der Technologie, Produktionsweisen und Produktionsorganisation ebenso nachhaltig erfasst wie unsere Lebens- und Wahrnehmungswelten. Er reicht in seinen Anfängen zurück in die Stagnationsphasen des internationalen Kapitalismus Mitte der 1960er-Jahre, beschleunigte sich merklich in Reaktion auf die Energie- und Finanzkrisen der Siebziger und nahm in den letzten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts tendenziell globale Züge an. Die Krise des Keynesianismus und des Wohlfahrtsstaates, die ökologische Krise, der ökonomische, politische und moralische Zusammenbruch der „realsozialistischen“ Länder, der (quantitative) Rückgang der historischen ArbeiterInnenklasse und die (qualitative) Auflösung ihres politisch-kulturellen Milieus sind nur einige, wenn auch spektakuläre Wegmarken in diesem Prozess. Er wird im Allgemeinen als ein Übergang von einem fordistischen Akkumulationsregime zu einem Regime der flexiblen Akkumulation beschrieben und bezeichnet.
Die postfordistische Transformation
Die Transformation in der Zusammensetzung, in den Funktionsweisen spätmoderner Ökonomien korrespondiert also mit einem ebensolchen fundamentalen Werte- und Normenwandel. Ein weitgehender Zusammenbruch der sozialen Solidarität und des gesellschaftlichen Zusammenhalts läuft parallel zum Aufschwung einer individualisierten, fragmentierten Welt der unterschiedlichsten Geschmackskulturen und konsumbestimmten Lebensstile. Gegenüber dem stabilen Wertekanon der fordistischen Moderne (mithin der 1950er- bis 1970er-Jahre) tritt das Flüchtige, Kurzlebige, Fließende spätmodernen
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Lebens in den Vordergrund, mit seinen multiplen Identitäten und konkurrenzgeleiteten Vorstellungen von Individualität. Der angesprochene grundlegende Werte- und Normenwandel im Zusammenhang mit der postfordistischen Transformation hat unsere Sichtund Wahrnehmungsweisen der Welt und damit – in logischer Konsequenz – auch unsere Sicht auf das Vergangene, unser Verständnis von Geschichte, radikal verändert. Die großen Ideen und Ideale, die es erlaubt haben, den Entwicklungsgang der Geschichte linear in Richtung Fortschritt und Emanzipation zu lesen, haben ihre Signifikanz und ihr Inte grationspotenzial wohl endgültig eingebüßt. Das Momentum der Postmoderne setzt mit dem Verlust dieser großen Erzählungen ein. In seinem 1998 publizierten Essay Der flexible Mensch argumentiert Richard Sennett, es sei ein wesentliches Merkmal des Fordismus gewesen, die Menschen in ein klar definiertes Gehäuse bürokratischer Strukturen, das die Gebrauchsweisen der Zeit regulierte, eingebunden zu haben. Innerhalb dieser Strukturen sammelten sich, materiell wie psychisch, die Erfahrungen der Menschen, formten sich klare Lebensgeschichten, wurde das Leben als lineare, kumulative Erzählung verständlich. Die Menschen hatten das Gefühl, AutorInnen ihres Lebens zu sein und konnten daraus ein hohes Maß an Selbstwert und Identifizierungsmöglichkeiten ableiten. In einer von Kurzfristigkeit, Flexibilität und ständigem Fluss gekennzeichneten „neuen“ Welt hingegen sind genau diese Erzählungen verloren gegangen – ein Verlust, der seine Entsprechung nicht zuletzt in den hier skizzierten Paradigmenwechseln der Geistes- und Geschichtswissenschaften findet.5 Über all dem sollte allerdings nicht vergessen werden, dass die Geschichtsschreibung nach wie vor, und neuerdings wieder verstärkt, ein Terrain der Kontroverse, der Auseinandersetzung zwischen Aufklärung und Gegenaufklärung ist, ein Terrain, auf dem die symbolischen Manifestationen von Machtverhältnissen, letztlich also Fragen gesellschaftlicher Hegemonie verhandelt werden. Wenn gerade die entwickeltsten Positionen der New Cultural History, die zentralen Kategorien von Macht und Ohnmacht, von Dominanz und Unterordnung zunehmend aus den Augen verlieren, wenn Politik und Ökonomie als kons tituierende Merkmale von Gesellschaft einfach nicht mehr wahrgenommen werden, so verweist dies auf durchaus problematische Entwicklungen der aktuellen Forschungspraxis der Cultural Studies insgesamt. Nun haben sich diese Perspektiven und Positionierungen unzweifelhaft als eine wohl notwendige Reaktion auf die eher traumatischen Erfahrungen mit einem einseitig deterministischen und reduktionistischen „Ökonomismus“ (insbesondere in dessen Ausprägung als vulgärer „Ableitungsmarxismus“) etabliert. Die nunmehr vollzogene Distanzierung und Abgrenzung allerdings resultierte in einer massiven Fokus5 Geoff Eley, A Crooked Line. From Cultural History to the History of Society, Ann Arbor 2008, 183 ff.
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sierung etwa auf das Feld der Konsumation, der Rezeption und der Interpretation gegenüber beispielsweise den Feldern der Produktion und der Arbeit. Kultur wurde zunehmend als ein gegenüber Fremdbezügen autonomes, selbstbezügliches Verfahren der Zeichensetzung verstanden, und eine auf das Symbolische abzielende Betrachtungsweise schien nur noch danach zu fragen, wie Repräsentationen miteinander korrespondieren bzw. einander Bedeutungen einschreiben. Nun wird man diese und ähnliche, in ihrer konsequenten Abstraktion ebenso originell wie zeitgeistig gebunden anmutenden Positionen keinesfalls teilen müssen, um einen offensichtlichen und naheliegenden Sachverhalt konstatieren zu können: Das gegenseitige Bestimmungsverhältnis von Kultur und Ökonomie (mithin, wenn man so will, das alte, ungelöste Basis-Überbau-Problem) ist in einem hohen Ausmaß komplex und wird von den unterschiedlichen geistes- wie auch wirtschaftswissenschaftlichen Disziplinen und Denkrichtungen in höchst kontroverser Weise abgehandelt. Aber: es gibt dieses Bestimmungsverhältnis. Kulturelle Praktiken (und ihre politischen Effekte) – also die Art und Weise, wie Menschen ihrem Leben Sinn geben und wie sie unter diesen Vorzeichen konkret agieren – können demzufolge schlüssig analytisch nur erfasst werden, wenn danach gefragt wird, was sowohl die materiellen wie auch die symbolischen Ressourcen dieser Praktiken sind. Ohne Analyse ihrer politisch-ökonomischen Fundierungen und ihres materiellen Kontextes können sie weder verstanden noch erklärt werden. Kultur ist dann allerdings mehr als ein eigenlogisches und den Bedingungen wie Prozessen seiner materiellen Produktion enthobenes Sinn- und Bedeutungssystem – es ist ein System von Werten, Normen und Verhaltensweisen, das seinerseits ökonomisches und politisches Handeln entscheidend mitbestimmt und prägt.
Die Kulturen der Massen
Es war ein in diesem Sinne konzipiertes Bündel an forschungsleitenden Fragestellungen, das am Beginn eines historisch-kulturwissenschaftlichen Projektes mit dem Titel Wiener Beiträge zur Moderne stand. Das Wiener Moderneprojekt stand in engem inhaltlichen und zeitlichen Konnex zu dem von Helmut Konrad und Reinhard Kannonier lancierten Vorhaben Urbane Leitkulturen, das Leipzig, Ljubljana, Linz und Bologna zu seinem Thema machte, und es eröffneten sich natürlich überaus starke Bezüge zum Spezialforschungsbereich Moderne – Wien und Zentraleuropa um 1900 der Universität Graz. Am Ende dieses Beitrages möchte ich kurz auf das Wiener Projekt, mit dessen wissenschaftlicher Leitung ich für gut sieben Jahre betraut war, eingehen. Es hatte sich seit Mitte der 1990er-Jahre
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im Umfeld des Vereins für Geschichte der Arbeiterbewegung formiert und richtete sich von Anbeginn an gegen eine ganz bestimmte Praxis kulturwissenschaftlicher Debatten, die das Wiener Fin de Siècle als die Summe seiner künstlerischen und intellektuellen Hervorbringungen ontologisierten und so zunehmend zu einem Fundus hochkultureller Preziosen stilisiert hatten. Demgegenüber sollte es um Differenz und Spannungen gehen – um die Spannungen zwischen repräsentativer und popularer Kultur, zwischen Hegemonie und Devianz, zwischen dominanten Identitätsnarrativen der „Massen“ einerseits und deren sozialen wie kulturellen Widersetzlichkeiten andererseits. Die Transformation einer urbanen Volkskultur zur modernen Massen- und Metropolenkultur waren ebenso Forschungsgegenstand wie die lebensweltliche Ausbreitung von Modernisierung in die Sphären des Alltags. Somit standen die Alltagskulturen der Vorstädte, die Welten der ZuwanderInnen, ProletarierInnen und städtischen Parias ebenso zur Debatte wie auch jene egalitären, auf soziale Gleichheit gerichteten Utopien, die sich um die Jahrhundertwende in den vorstädtischen ArbeiterInnenmassen zu formieren begannen. Es waren die Kulturen dieser Massen, die thematisiert wurden, ihre projektive Erschließung durch das Zentrum, ihre eigensinnige, über ökonomische Integration bei gleichzeitiger sozialer und kultureller Exklusion hergestellte Verschränkung mit dem Zentrum. Lutz Musner und ich haben wesentliche Ergebnisse des Projekts in einer Studie mit dem Titel Die Anarchie der Vorstadt. Das andere Wien um 19006 zusammengefasst. 2008 ist diese Studie als Unruly Masses. The Other Side of Fin de Siècle Vienna7 in der von Marcel van der Linden herausgegebenen Reihe International Studies in Social History herausgekommen. Es war, um es auf den kürzest möglichen Nenner zu bringen, der Versuch – und hier schließt sich der Kreis mit dem Projekt Urbane Leitkulturen –, die Stadt als einen Text des Sozialen wie des Kulturellen zu lesen. Vielleicht eröffnet sich damit auch eine sinnvolle Perspektive, um die von Marcel van der Linden eingeforderte neue Konzeption von Erzählung und Narrativität zumindest in Ansätzen einlösen zu können.
6 Wolfgang Maderthaner/Lutz Musner, Die Anarchie der Vorstadt. Das andere Wien um 1900, Frankfurt am Main/New York 2000. 7 Wolfgang Maderthaner/Lutz Musner, Unruly Masses. The Other Side of Fin de Siècle Vienna, New York/Oxford 2008.
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Looking beyond your backyard: The synthesis between contemporary history and global studies Margit Franz and Andreas J. Obrecht
From international development studies to global studies
Margit Franz I am writing the introduction of this essay in the grass savannas of South Kordofan, at the fusion of Arab and African cultures, on the border between South and North Sudan. Sudan has been ravaged by 30 years of civil war, unequal development and the marginalization of its indigenous peoples, such as the Nuba tribes. I am doing field research on the relationship between development and peace building. Taking place now is the monthly meeting of the project-implementation team of the Austrian Red Cross (ARC) and the SRCS (Sudanese Red Crescent Society) with the village elders and the development committees. Also present are the water and health committees for a discussion of the recent progress and the problems the community is facing. The villages have been receiving waterhand-pumps, grain and vegetable seeds (for both the dry and wet seasons) and veterinary, health and sanitation training. The aim is to rebuild the community after 30 years of war, people living in Diaspora, youth abduction carried out by the military forces and the loss of many lives as a result of exile, direct combat, bombardment or a lack of infrastructure to meet basic needs. Violent conflict has hit this region harder than any other in Sudan and left it completely disconnected to the outside world for years. The survivors who were able to flee or join the military forces – some have voluntarily joined the SPLA (Sudanese Peoples’ Liberation Army) rebel army – have gradually been returning. They have been making their way back for some months to grow sorghum, sesame, cowbeans, and groundnuts during the rainy season. The ones who were unable to leave the mountains and plains of the Nuba Mountains survived years of war without so much as the taste of salt or having clothes on their backs. Due to the fact that they were closed off from the rest of the world they were unable to acquire clothes or essential food supplies. After the ceasefire agreement in the Nuba Mountains in 2002 and the Comprehensive Peace Agreement (CPA) in 2005 people
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Margit Franz and Andreas J. Obrecht
began to return, some permanently and others only temporarily in order to work seasonal jobs in Khartoum that provided fluctuating sources of income. The area still lacks job opportunities. Facilitated by the Austrian Red Cross Society (ARC) department of international development cooperation, Margit Franz and Andreas J. Obrecht, in collaboration with Kathrin Manninger, are researching the relationship between basic needs strategies and conflict transformation in a comparative study of Sudan and East Timor.1 The aim of our current research is to evaluate the contributions of participating development projects, with a focus on poverty reduction and to the regions long-term stability. Research on the development initiatives of the ARC will provide scientifically and internationally applicable results on connections between poverty reduction and peace. Another aim of the research is to support the promotion of conflict-sensitive factors within international development cooperation proposals and to carefully examine their active impact on different levels of implementation. This research approach is the latest initiative in a line of projects and excursions carried out by the lecturers and staff members of the international development studies department since its establishment at our university some 25 years back. Following the dilemma of the first UN-development projects that took place decades after the political decolonization of many parts of Africa and Asia, the academy approaches used in the 1980s in order to find solutions and explanations for the economic decolonization of former “Third World countries” were based on dependency theory. Researchers investigated the development in countries affected by the East-West conflict from an historical perspective, focussing specifically on the economic dependency of various sectors of society, farmers, labour unions, women and liberation movements and land right movements. Eduardo Galeano’s “Open Veins of Latin America”, which combined fiction, journalism, political analysis and history, became an important eye-opener toward the creation of a new trans-disciplinary viewpoint. The politicisation of and contribution to a growing international solidarity movement with Latin America and Africa motivated several students to analyze revolutionary or resistance movements, investigating their historical causes, circumstances and roots in their master’s theses. 1989 was a turning point in world history as well as in international development studies from a political perspective. Despite large economic and cultural shifts, accelerated technology, communication and traffic generated “One World”. At least economically, a 1 The research programme “Basic Need Strategies and Conflict Transformation – an International Comparison (Sudan – East Timor)” is funded by the Austrian National Bank and co-financed by the Austrian Red Cross Society.
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Looking beyond your backyard
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globalization-euphoria attempted to break down national borders. In the early 1990s critical globalization discourses also began to take shape throughout the United Kingdom. The social and cultural components and consequences of globalization, the universalization of religious symbols, secularization, the “digital third world” as a consequence of an uneven spread of technology and virtual representation as well as critical processes of globalization like urbanization and the emergence of mega-citizens all became part of the curricula of development studies in the 1990s. The contemporary history department at Graz was supported by Professor Peter Feldbauer from the department of history at Vienna University. Soon afterwards Professor Andreas J. Obrecht joined the department as a guest-professor and later became an associate lecturer, which he remains to this day. Aside from these specialists the non-western studies program in our department was integrated into different phases of the curricula and is present in different kind of courses: Pre-Seminars (introductory seminars) dealing with the Middle East, the oil factor, decolonization, and several other topics regarding globalization. In order to strengthen the trans-disciplinary approaches and perspectives of this program it also offers historical “Ringvorlesungen,” a series of lectures with a focus on one topic, for example the worldwide phenomenon of tourism, urbanization or the transformation of rural societies. The department has also been examining the worldwide implications of (forced) migration in depth. Aside from regular lectures, the department was also able to organize excursions in combination with preparation lectures and workshops: Cuba (2000), Vietnam (2005), and South Africa (2007). The historical developments in these countries were introduced to students in the form of critical site visits in order to provide students with a more holistic way of learning. The dynamics of learning in a growing global environment were the subject of two higher education research studies in the 1990s. We studied comparatively opportunities for exchange, the elaboration of collaboration-forums, the possibility of “invitu” learning experiences as well as engagement in raising awareness within the framework of international development studies and intercultural exchange with non-western countries in the mid 1990s to explore the facilities at Austrian universities. Collaboration-models, curricula and post-graduate courses from Germany, the Netherlands, the UK and Switzerland served as positive examples in recommending to the ministry of science and education that such a study be implemented into the Austrian university system.2 At the turn of the century, 2 Margit Franz et al., Entwicklungspolitische Bildungsarbeit an Österreichs Universitäten I, Graz 1995; Margit Franz and Helmut Konrad, Entwicklungspolitische Bildungsarbeit an Österreichs Universitäten
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contributions to the development of new curricula in the face of the world’s new challenges resulted in the establishment of a “global studies” unit at Graz University, as a counter-part to the University’s South East Europe regional focus. It has been predicted that the new millennium will belong to Asia. China and India have become regional super-powers and are gaining constant geo-economic influence. My research has focused on the Indian subcontinent for the last 11 years. As India entails many different cultures, my work has been of a diverse nature: recent economic and law developments following the opening of India’s economy, which resulted in clashes of knowledge and cultural systems; tourism as a means of development; history of Indio-Austrian relationships; and different aspects of exile in British India (see article on Medical Exile to British India in this book). The revitalization of UN-development programs after the “lost 1980s” and a decade of neo-liberalism in the 1990s resulted in the adoption of the Millennium Development Goals (MDGs). The United Nations agreed at the start of the new millennium to reduce absolute poverty in the world (people living off less than $1 per day) by at least fifty per cent by 2015. Now only several years before the allotted time is up, we are still far from meeting the goal of an equal distribution of nutrition across the globe. Recent international development cooperation activities aim to support geo-political stability, peace and democracy by combating poverty efficiently and supporting basic needs strategies, especially in Least Developed Countries (LDCs). Our recent research on Sudan will contribute to a deeper understanding of these processes. This introduction aims to create a historical contextualization of the development of approaches, topics and focal points within a broader and trans-disciplinary approach at the department of contemporary history. I would like now to invite my colleague Andreas J. Obrecht who has been the primary professor of non-western studies (“Außereuropa”) in our department for the last eleven years to reflect on his approaches, methodologies, theoretical and empirical foundations and the vision for his work with the students.
II, Graz 1997; Margit Franz, Models of Good-Practice of International Co-operation – Austria, in: Pablo Beneitone et al., eds., University Development. Co-operation. Models of Good Practice. Bilbao 2003, 17–33.
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Non-Western history: methodological approach
Andreas J. Obrecht As a sociologist, I have lectured for nine years on “non-western history” at the Karl Franzens University in Graz, where I have attempted to analyze philosophical, cultural-historical and socio-epistemological issues surrounding non-western cultures and societies. Over the past twenty years I have carried out studies and projects, mainly focused on research for development. In these times, it has been more important than ever to look beyond one’s “own backyard.” However, doing this requires a sound understanding of one’s own neighborhood in order to allow a reasonable and unbiased interpretation of the reflected images and events from the outside neighborhood. Apart from imparting historical knowledge about the socio-political and socio-economic environments of non-western countries, in particular sub-Saharan Africa, the South-Eastern Caribbean, the Himalayan region, Southeast Asia and the South Pacific’s, I have also placed an emphasis on discourse analysis and the ideological critiques that follow, which has formed a significant part of my teaching. “Foreign” realities represent a good example of the fact that “reality” is a reconstruction of our present experiences and perceptions; the “objective” reality that sociology and the historical sciences often consider themselves responsible for, do not in fact exist. Despite the relativistic nature of diverging “realities” but also beyond these culturally relativistic discussions “structures of relevance” that make evaluation and action possible do exist. This criterion is often easier to understand than academic discourse would lead us to believe: Nowhere in the world do people want to suffer; life means the same thing in every culture, regardless of the time period: prevention of suffering, production and reproduction as a sufficient basis of existence. Objectives that stem from this definition also cross physical borders: developing strategies to prevent suffering, to ensure basic needs and reproduction, to make the future possible for the current and future generations by virtue of establishing sound activities in the present. According to this ideal classification the number of harmful political and social developments seem to be equal to those that are life enhancing. There can be no “freedom of values” on the basis of a “reality” that science not only analyzes but also creates. Every science’s action is relevant, as every action shapes not only the present but also the future. ‘No objective space exists’ in the sense that with every analysis the individual’s own “subject” is inherently taken into consideration as we are breathing, creating and often, suffering human beings. In addition to empirical research and theory, I also frequently attempt to engage students with an “unprejudiced” and “undefined” space, which enables them to go beyond
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the academic mainstream. I attempt to embed an historical genesis of human society and political systems and use trans-disciplinary borders to define sociological, ethnological, cultural sciences, economics, and political perceptions and concepts. By using this methodological approach knowledge-hungry and reflective students are able to develop beyond the constraints of the normal learning environment. The central point in the debates surrounding purpose and scientific approach are presented by the students and the researchers themselves. The world – as imaginable, as recognizable – is the one we find mirrored inside of ourselves. The purpose of this methodology is to expand on self-reflection through moment-tomoment awareness of that which is going on in the world around us. Cognitive and emotional processes are not to be excluded from science as they often reflect the more sterile positivistic and empirical scientific ideologies. Human beings are the object of research in history and the social sciences, more specifically their diverse actions and “failures“ throughout the ages. Students and researchers are themselves sentient, breathing and thinking individuals in the larger system of historical processes and the goal in this methodology is to allow this consideration to guide their analysis. In order to avoid subjectivist arbitrariness or the threat of letting each prevailing thought slip out of control without criticism, it is important to work in an unprejudiced space that will allow for abstract and epistemological distance – but without distancing oneself from the purpose and subject of scientific research.
Scientific object and commitment
But what is the objective of scientific thinking? And how is scientific quality regarding the objective of scientific thinking defined? The values debate in the sciences has filled libraries across the world for centuries. This debate reached a level of extreme importance in the middle of the last century as a result of science’s recognition of the human potential for destruction. Images, theories and methodological procedures about the world and its people generated by science, especially the manmade social, symbolical and technological systems are described in accordance with epistemological beliefs that are bound within a certain time frame. Science not only describes but also creates social, economic, technological, symbolical and as of recently, genetic and biological realities. This is a cause and consequence of historical practices of human perception, production and reproduction. Science not only analyzes on the basis of the knowledge available, which is often considered to be the case but it also creates that which it itself is analyzing. But science and research
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are in no way a self-centred, auto-perpetuating system, contrary to much science-skeptic argumentation. Sciences such as physics and astronomy, which apply the most stringent, restrictive and thereby also the most “specific” criteria for standards of empirical research, have made decisive contributions to the fundamentals of the epistemological paradigm shifts which have taken place within the last century. The historical and social sciences pose questions about humankind and their political, economic, social and cultural representations. In this scientific realm we question people from the very distant past. This is made possible as a result of a fundamental cultural technique, which unleashes knowledge and productive forces in a very small time frame, in terms of the evolutionary process of 5000 years. Writing, and with it the numerical system, is a prerequisite for a chronological analysis of societal processes. The written language enables past thoughts to be systematically linked with the present and therefore, also the future. Not only is the ability to write a prerequisite for a complex systems of rule, a monetary economy, diversified provisioning, astronomy, standing armies, codification of the legal system, religious order, etc., but writing also imparts the genesis of mankind on a second symbolical, metaphorical and temporal level. Writing is localized on thoughts, actions, decisions, ideologies and even “divine revelations” and it is in principle readily accessible in the archives. This is of course independent of whether or not its content can be understood. As manifold as the growing genetic diagram of our bio-physiological existence is, which has been taking place for millions of years, so too are the archives of written human thought that nowadays present the evolution of the scientific search for knowledge. The digital-age knowledge explosion builds its glass houses upon the ability to archive human thought. Although it sometimes appears that modern digital-age researches neglect to ask what the purpose of their scientific knowledge actually is. There is one provision that is of course not placed on God or on evolutionary principles or even on a mechanical dialectic of knowledge, but instead takes responsibility for human activity as being a conscious decision of the human being. Scientific knowledge, in any area, must ultimately be valued in terms of the life-enhancing or inhospitable effects of the coexistence of human beings. The fact that scientists often seem to have neglected ethical limitations does not mean that ethical principles are not inherent within the borders of science. There are, of course, borders, that while often being blurry, do exist between a science that places its expertise in the survival and wellbeing of present and future human beings and a science that justifies the “borderless” exploitation of natural resources and human capital, which invokes a more “value-neutral” objectivity in order to turn a blind eye to the knowledge created and its consequences in reality. The latter is often the result of onesided business interests and the effects of their methods. Simply stated it is about using all
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existing knowledge and research resources to protect, promote and keep from destroying the world’s human habitat and its inhabitants. The line of thought that results is that there needs to be equal protection from ecological exploitation as there is from social exploitation! The intention of modern science is to confront problems of preservation. More specifically, the reestablishment of adequate human life and knowledge spaces on the basis of human coexistence over the next thousand years, a small frame of time when considered in the context of human existence.
Communication and heterogeneity
My teaching activity in the contemporary history department has been based upon an engaged, open, cosmopolitan climate for the past nine years, which has in turn also been fostered by the trans-disciplinary perspective promoted by its director. Helmut Konrad has created an academic biotope at the university, in that scientists and students are able to creatively develop through a variety of approaches, perspectives and tendencies. The focus on non-western studies within the contemporary history department has opened up many new possibilities, in terms of my research and teaching. The contemporary perspective on the fundamental transformation processes is heavily affected by various aspects of the modernization of society. The focus on transformation processes in former “traditional” or “indigenous” societies, including their “post-colonial” political and economic structures has expanded the ethnographic, socio-ethnologic and development sociological framework anew. This inspired a fundamental cultural, historical and sociological comparison, which expounded upon the problematic aspects of geopolitics and the sociology of domination within the context of historical developments since the beginning of European colonial expansion. The new shift also contributed to a number of publications, which were regularly enhanced through discussions with engaged colleagues and students. 3 Communication crosses the boundaries between disciplines and is the basis of transdisciplinary scientific work. Moreover, for a lecturer it is a source of enrichment to support students coming from different disciplines: historians, educators, sociologists, economists, European ethnologists, political scientists, theologians, etc. Various perspectives and “cul3 Among others: Andreas J. Obrecht, Zeitreichtum – Zeitarmut. Von der Ordnung der Sterblichkeit zum Mythos der Machbarkeit, Frankfurt 2003; Andreas J. Obrecht, Ed., Wozu forschen? Wozu entwickeln? Möglichkeiten und Grenzen der soziologischen Forschung für eine partizipative Entwicklungszusammenarbeit, Frankfurt 2004.
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tural realities” are brought together not only in the curriculum but also in the social microcosm of the classroom. Often while wrestling to find common ground, students find that their respective areas of interests rest upon two shared foundations. First, that the world, and with it the scope of our thought, does not end at the borders of Europe but that beyond the historical shaping of the non-western world from a European vantage point there exists much more. The views on multifarious traces of important similarities and differences between Papua New Guinea, the Melanesian Islands or Tanzania, the Guyana region and the Southeastern Caribbean, Nepal at the foot of the Himalayas, India or the Republic of South Africa, the Buddhist Kingdom of Bhutan or Senegal, Sri Lanka, Gambia or Zimbabwe4 are all also a reflection of our own existential questions und therefore a reflection of our philosophy of knowledge in which our academic research can be understood. The second common foundation, which results from communication, is access to genuine socio-genetics within the processes of knowledge. Historical perspectives do not end in the present or in the recent past but they are instead an integral part in understanding individual, societal and scientific activity in the future. Communication can be seen as the basis for acquiring an open-mind and an understanding of the world. However, communication requires heterogeneity. Researchers who engage in discussions with only their peers, in their search for what is “real,” “right,” “desirable,” or “wrong” will come to realize but a very modest part of what there is to discover about the tangible world. Trans-cultural communication puts reality into perspective. Those who visit the far corners of this world with an open mind, divulging themselves in its diverse cultures, will have extremely heterogeneous experiences of reality, and in terms of meta-systems will be led discover joint principles. These joint principles include the fact that “needs” of people, regardless of their culture or the time period they lived in, appear to be closely related. Whereas, the way in which these “needs” are “met,” by the family, through religious rituals, according to gender, through institutions, politics or economics, often appear to be heterogeneous. To this effect the universalistic concept of “cultural globalization” is incorrect. Thousands of cultures and languages still exist and thereby, thousands of realities on our planet, that do not revolve around the globalizing ideology of Common Sense promulgated by the societies of the global powers. Non-western societies, their lives, their perception of time, and their world views are driven by a fundamental “Eigen-Sein,” which they refuse to let be overrun by Western economic, national, modernizing interests and practical constraints. The diversity of human expression and culture go beyond simplistic models of world interpretation. 4 The above mentioned countries describe the regional focus of my lectures.
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Science should no longer aim towards the convergence of cultural standards and the epistemological standardization of human beings on this planet but should become focused on accepting cultural heterogeneity and its potential for a rich source of knowledge. The “European” archive of knowledge, mentioned briefly in the article’s introduction, has of yet been only partially enriched by cultural treasures and the knowledge each region has to offer, in comparison to the enormous number of regions still to be discovered. These discoveries run in the face of the idea that the world is being reduced to a “global village,” as non-western societies continue to be based upon the idea of self-determination and have culturally specific solutions to meet individual, social political and economic “needs”. This evidence is still often not taken seriously by the “West” for a variety of reasons.
Knowledge and language
The “ignorance of the West” regarding non-European cultures is based on the one hand on its dominating role as “leading global players,” a role that is being increasingly questioned as a result of the economic rise of China, India and the former South-East Asian emerging markets. But on the other hand this ignorance stems from a fundamental epistemological disregard for other cultural “realities” that can be easily reconstructed - historically, socially and philosophically. A significant portion of this disregard is a result of literate cultures’ dominance over illiterate cultures and societies. The history of non-European cultures, which were at one time overwhelmingly illiterate, was written in the language of the respective governing colonialists of the period. The written language made it possible to finitely fix western ideologies and dominant undertones into the written chronology of the society. The process of decolonization in the last century, however, marked the beginning of a new interpretation of the historical genesis in all affected societies, and led to new contemporary perspectives, which were based on this “re-writing of history.” However the deep-seated mistrust stemming from the indigenization of historical knowledge still remains present in “western” thought today. There exists a danger that further interpretation of these societies will disappear as analysis lingers and discussions and debates on non-European historiography, non-European literature and non-European propaedeutics are placed under the status of “exotic subjects,” instead of generating a new and current understanding of non-European societies. Every spoken language implies the existence of a living, cultural and social reality, even if it is limited to only a thousand people, as is the case in the Highlands of Papua New Guin-
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ea.5 With every language that goes extinct, we are faced not only with the disappearance of a cultural reality but also the loss of a fundamental epistemology. This is the death of a worldview that has guided human beings for centuries and contextualized their social environment. Even if non-written languages were to be put onto paper, the fact that nobody else who speaks this language was living, thinking or acting implies that its underlying culture and Weltanschauung have disappeared.6 It is possible to record an infinite number of dead languages in the archives of “our” knowledge however the past understanding of these languages will no longer exist. The word that is not living is lost forever. A particular challenge for those sceptical about the ability of non-western cultures to override current theories of “knowledge dominance” is marked by the debate on oral tradition, narrative and the interpretation of history. “Narrated History’s” in oral cultures, even when the “chronological markers”7 are not coordinated linearly, still impart a wealth of knowledge and information about every-day life, social history, gender relations, religious order, economic relations, attributions of power and powerlessness, and lastly worldview and epistemology. This creates vivid scenarios, that itself define the limits of their interpretability. Those who listen closely to the “narrative history” will quickly discover what the structures of relevance are that underlie these narratives. This also serves a purpose for those who listen to the stories carefully as they will discover what is important and what is in need of further explanation, what is problematic or trivial, and what is unsettling or liberating.8 If the people themselves who have not written down their “history” are taken seriously, they are granted the authority of interpretation and thereby another door is opened. As a result researchers no longer search for the already-defined eurocentric theoretical structures and empirical evidence, which may have falsified or verified their own ideas about social genesis and socio-ethnological reality. The result of this sensitive approach 5 In the Highlands of Papua New Guinea more than 800 languages completely different from each other still exist. 150 out of them are already analyzed and phonetically transformed into “written languages”. 6 Linguists expect that in the coming decades the majority of the languages in Papua New Guinea will disappear due to urban migration and other modernization and social transformation processes. 7 Of course, there are many “chronological markers” in illiterate societies – biographic benchmarks (initiation), hunting-, harvest-, season-cycles, important and extraordinary incidents such as war and peace making, natural catastrophes, migration movements etc. But these “chronological markers” do not follow a linear structure of chronological history but a qualitative structure of individual and societal narration. 8 I have tried to share the “structures of narration” and therefore the “structures of individual and societal relevance” with many narrators in illiterate societies by recording every-day-stories in 15 indigenous languages over a period of 15 years and by publishing a book based on this ethnographic material. See Andreas J. Obrecht, Geschichten aus anderen Welten. Eine Reise nach Neuguinea und Inselmelanesien, Ostafrika, Nepal und in die Karibik. Wien and Weimar 2006.
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is that in the case of the “narrative history” a new area of description is made available, a proverbial “new world,” that follows its own laws and structural principles without looking to any pre-defined methodologies or ideologies. The rigid use of the European perception has only grazed the surface of the knowledge and understanding hiding amongst the vast number of illiterate cultures and societies. The lack of written language in non-western societies also has direct socio-political consequences. Those who cannot write, calculate or thoughtfully present and analyze their situations using universal concepts are still not integrated into the definition of reality that is realized around the world, an idea that runs in the face of the notion of a “global village”. As a result these societies are to a large extent excluded from political decision-making and from being active players in the making of their “own history.” At least one-fifth of people living today, including the so-called “functionally illiterate,” describe and interpret their genesis, their present and future in a-chronological categories. They are principally suspected of having a determined subjective “narrative” instead of a written “objective” dominating knowledge and are thereby recognized as being against the definitive setting of valid political, social, and economic reality. Social power and powerlessness are dependent upon the availability of those factual and symbolic techniques, the centralization, accumulation, and thereby the creation of dependencies and per se the promotion of subordination. The contemporary and sociologically inspired view of the relationship between former European areas of colonial domination in non-western regions and the current social reality of the former indigenous societies must be made aware of the immanent “contradictions” inherent in the solutions to the challenges before them. The opening up of “new worlds” implies that the acceptance of borders has led to a new orientation of historical and sociological perspectives around a bottom-up knowledge process based on relevance structures and needs of those who had previously been kept from being heard because of being illiterate.
Deterritorialization and reterritorialization: The new practice of knowledge
The “global village” will first become nameable and accessible when the “economy,” the “policy,” and the “transnational networks” acknowledge the de-territorialized and de-temporal dissolution of the boundaries created by intervention. The “global village” will first make worldwide peaceful coexistence possible when military, economic, and political powers stop being against “other worlds” – in the sense that different logics of action, production and reproduction are dominant – which thereby foster marginalization, widespread hunger and poverty. The “global village” will appear as conceivable and thereby as an alter-
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native course of action when transnational solution competences for social and ecological problems receive decisively more weight than the hegemonic interests and individualistic nature of the current economic system. There is still a significant gap between “world rhetoric” and global political practices. This gap will only be bridged when the planets economic, social, political and ecological transformations are met with new practices of knowledge. Knowledge cannot be realized through further exponential growth, as a result of a constant increase of individuals and social metabolic rates. In this sense it is becoming ever more pertinent to consider not only the safeguarding and improvement of the quality of life, but also the maintenance of earth’s habitat for future generations. This includes respect and sharing of indigenous bodies of knowledge that have long been ignored by western thought, that have gone so far as to systematically devalue non-western ideologies. Additionally the new practice of knowledge, in aiming to add to a fundamental preservation strategy and promotion of life, must address the current state of science and the economic, political, social and individual actions underlying our perception of time. The deterritorialization and reterritorialization resulting from the acceleration of production and consumption from exponential growth presuppose the irrationality of the destruction of time. We invest our future in the selfindulgent present, which blocks our ability to perceive what is happening around us: eighty per cent of people in industrialized countries have the subjective feeling that they have too little time, that they are rushed, that they can no longer take time for themselves, and as a result they are in a state of feeling they might be left behind at any moment. The present has become an intermediate phase on the path to attaining future objectives. Upon reaching these goals it becomes apparent that they have lost a very large portion of their present. Despite the fact that life in wealthy nations is “safer” and longer than it has ever been before, it seems there is no possible future that can be described, defined or even expected to be relatively reliable. This worldwide social and philosophical dilemma corresponds to the limits of growth. Even though we no longer have any time to waste, it takes somewhat longer for these limitations to be realized worldwide and also for their political urgency to be recognized, which is currently the case with human-induced global warming. We cannot go “back” but we can organize the thinking of the future differently “ahead of time”. The new practice of knowledge realizes other temporal structures, not those that are constantly exponentially accelerating in a “linear fashion” but those that are “cyclical.” The linear time patterns were used to adopt the Western world’s dramatic “omnipotence” complex in order to comprehensively “conquer the world.” Only within a “cyclical concept of time” that also allows limitation and repetition can concepts of sustainable development be put into practice, in
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the ecological, social or interpersonal areas. In the “global village” – as a prerequisite for the long-term preservation of our habitat – people will be made aware of the interdependence between poverty and wealth, between exponential growth and the dangers of our habitat, between temporal structures and social behavior, between the historical genesis of deterritorialization and the political and ethical urgency to reterritorialize, resulting from the compression of production and reproduction areas of our smaller worlds. The “global village” strategy should look beyond the preconception that only one ideology could exist and instead design its priorities to reflect the opportunities of the generations to come. As our current research in Sudan attempts to combine poverty reduction and peace building in conflict and post-conflict areas, we include this as an example of our hope for change and as an actual attempt to engage with change in our teaching and future research areas. We hope to contribute to positive change for marginalized populations in order to foster their empowerment and participation in transformative processes in the future – globally and locally.
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German-speaking medical exile to British India 1933–1945 Margit Franz
India was well perceived in the 1920s and 1930s within Central European intellectual and artistic circles. A widespread enthusiasm for The Orient existed because India, as an ancient civilisation and as the birthplace of important philosophical schools and religious beliefs, was linked with a growing awareness of the independence struggle on the Indian subcontinent. Rabindranath Tagore, writer, artist, and intellectual with a strong voice for the Indian decolonisation was awarded the Nobel Prize for Literature in 1913. After the war he toured through Europe, his books were found in every modern private and public library, and his plays were performed in theatres and school halls. If Tagore was the catalyst for a newfound interest of Indian literature in Europe, then the dancer and choreographer Uday Shankar was the one to bring Indian music and dance to European stages. His company’s performance revived the Indian gods Shiva, Parvati, Radha and Krishna in Vienna’s Konzerthaus-Saal. Maharajas, princes and princesses toured the cultural capitals of Europe regularly for amusement and distraction. Many Parsees, a particularly westernised, liberal, well-educated, influential and financial potential minority group settled around Bombay, and other wealthy Indians visited Vienna regularly – home to a rich cultural scene – to escape the summer heat and rain in their home-country. Many of them also came for medical treatment, and some even sent their sons to Vienna to attend medical school. Vienna’s medical reputation had even attracted members of the Indian freedom movement. Subhas Chandra Bose, for example, sought a cure for his typhoid and underwent surgery there. Kamala Nehru, the wife of one of the prime freedom fighters and later first prime minister of India, Jawaharlal Nehru, consulted Viennese doctors before proceeding to Germany and Switzerland. Some went there simply to gather strength or for convalescence in one of Austria’s summer or winter resorts. Peace-activists and socialist and communist groups had invited Sarojini Naidu, Vitthalbai Patel, Rajendra Prasad, and other exiled members of the Indian freedom movement to Central Europe to disseminate their political message. Once back home, Central European (photo-)journalists who had travelled to India presented their photographs and general impressions via newspaper-articles, books, talks and slide shows to a broader audience.
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fig. 1: Josef Tauber was born August 8, 1895 in Vienna. He completed his medical studies in 1921 and became a surgeon for the Wiener Gebietskrankenkasse. The photo shows Dr. Tauber in the year 1934.1
The European Convention of the Theosophical Society was held in 1923 in Vienna with a famous guest from India, the then prophesied World Teacher Jiddu Krishnamurti. Other philosophical and religious groups from the Indian subcontinent, such as Buddhist and Hindu societies, attracted Central European audiences in the interwar period. Alternative pedagogical approaches like the Montessori movement received enthusiastic response from progressive Indian educators; Austrians started teaching in India and supported the establishment of experimental schools there. In addition to all of these cultural, political and medical exchanges, commercial relations were also re-established after World War I. The wish to strengthen these links led, in 1934, to the foundation of the Austrian Indian Society situated in the same building in Vienna as the Indian Institute of Science and Commerce. One year before, in 1933, two famous intel1 Illustrations: Stephen J. Tauber, family documents and photographs. Information: cf. Stephen J. Tauber, Recollections of my Parents, in: Katherine. Andersen et al., eds., 120 HIAS Stories. Hebrew Immigrant Aid Society, New York 2002, 142–143. Online: http://www.hias.org/files/u1/120stories/120stories_complete.pdf ( June 8, 2010); Günter Kodek, Unsere Bausteine sind die Menschen. Die Mitglieder der Wiener Freimaurer-Logen 1869–1938, Wien 2009, 354. Email correspondence with Stephen J. Tauber and Renate Feikes.
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German-speaking medical exile to British India 1933–1945
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lectuals and political agitators for the Indian movement for independence, Vitthalbai Patel and Subhas Chandra Bose, had founded the Hindustan Academic Association, housed initially in the Hotel de France on Vienna’s Schottenring, but later moved to a house of its own near the Vienna General Hospital. About ninety percent of the association’s Indian members were doctors, students or patients who had been drawn to Vienna by the high reputation of the Viennese clinics.2 In the wake of Fascism’s rise in Europe, Hitler’s annexation of Austria and the subsequent violent persecution of Jewish citizens, most indophile Central Europeans did not in fact consider British India as a plausible or desired destination for exile. Instead, the majority applied for visas to England, the USA, France or Switzerland. Strict regulations and rigid quotas regulated the exodus of Central European refugees; while the new international visa policies prevented many from finding a timely escape from persecution, concentration camps and ultimately, death. After several unsuccessful attempts at trying to attain a visa at a prominent foreign consulate, some did in fact start to consider migration to British India – an exotic and far-off destination across the Arabian Sea, but a potential haven for survival. The situation for the refugees to British India was not only difficult because of the experience of exile as such – having to deal with a strange and unfamiliar new environment, dependence on others for survival, psychological and emotional stress linked to leaving one’s home and loved ones behind, a decline of social-status and the difficulties of finding a source of income – but also because British India was itself a “hardship-exile”. Refugees were confronted with harsh climates, new diseases, a volatile political and economic situation, as well as a rigid social and cultural hierarchy. Besides heat and dust in the summer, heavy rains and high humidity during the monsoon season, people from the West living in British India were confronted with a number of other hardships. This included, for example, limited access to clean water and electricity, and a lack of hygiene and sanitation infrastructure, which forced special, time-consuming precautions like boiling water for drinking, cooking or teeth-brushing. Also uncommon for newcomers was the lack of public transport in most of the towns and cities, commonly substituted by horses, or bullock carts, carriages and human-pulled rickshaws. Aggressive monkeys had to be kept away from settlements as well as other wild animals and snakes. All kind of insects and bugs, termites, horse-flies, ticks, cockroaches, and mosquitoes transmitting perilous diseases like malaria, which were treated by drinking liquid quinine with unplesant side-effects, were common in the plains. Dengue fever was aptly called “break bone fever”. Cholera, typhoid, diphtheria 2 Cf. Swami Agehananda Bharati,The Ochre Robe, London 1961, 35.
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and viral pneumonia were widespread as were internal infections due to bad water like hookworm or amoeba’s infections affecting intestines, lungs and the brain. Furthermore British India was a colonised territory. The British had ruled and governed, shaped and transformed it such that it would become its “jewel of the crown”: administration, education, transportation, and communication were formed by the British alongside its direct rule of politics, the economy and the military. Britain controlled access to the whole subcontinent, to its directly ruled provinces – such as Bengal, Punjab, Bombay, Madras, Central Provinces, United Provinces etc. – as well as to the Princely States, more than 600 formally independent states, which were ruled by Hindu or Sikh maharajas or Muslim nawabs. Each state had its own laws, language, holidays and chamber of ministers, but each was under British protection and therefore actually a feudal state of the British monarch. In addition, all harbours of the Indian subcontinent were under direct British rule. Reaching any remote Princely State made a passage through British territory necessary, which made a British visa obligatory for anyone wishing to travel there.3
Visa politics & qualifications
As a reaction to the quickly increasing number of refugees, Britain decided to repeal the visa-abolition agreement it previously had with Germany and Austria, which had ceased to be a sovereign nation in the night from 11 to 12 March 1938. Following this, neither the India Office in London nor the Government of India in New Delhi, offered active assistance to the refugees. Another upshot was that official British India did not participate in the Whitehall conference about refugees in the summer of 1938. Nevertheless, many 3 This article is based on a research project “Erforschung des österreichischen Exils in Indien 1934 bis 1945“ which was financed by the Jubiläumsfonds of Austrian Nationalbank between 2002 and 2004. In-dept research regarding medical exile was undertaken in 2007, 2008 and 2009 doing archival research in Bikaner, Jaipur, Vienna, Graz, Brighton, London, and Oxford as well as literature studies. In collaboration with Dr. Ken Robbins (Washington D.C.) three articles were produced for the book Jewish Refugees in India. Holocaust Haven in Hodu edited by Kenneth X. Robbins and Marvin Tokayer (forthcoming 2011): Jewish Refugee Doctors in India; Maharaja Ganga Singh of Bikaner and his Principal Medical Officer Dr. Richard Jizchak Weingarten; Dr. Robert Heilig (1897–1989). Legendary physician of Jaipur and ‘World Citizen’. General information regarding exile to British India: cf. Anil Bhatti and Johannes H. Voigt, eds., Jewish Exile to India. 1933–45, Delhi 1999; Margit Franz, “Passage to India”. Österreichisches Exil in Britisch–Indien 1938–45, in: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, ed., Jahrbuch 2007, Münster 2007, 196–224; Johannes H. Voigt, Indien, in: Claus-Dieter Krohn et al., eds, Handbuch der deutschsprachigen Emigration 1933 – 1945, Darmstadt 1998, 270–275.
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political leaders in India expressed humanitarian sentiments regarding the Jewish exodus and their firm opposition to Nazism. Jawaharlal Nehru had been directly exposed to the misery of Jewish refugees during his visit to continental Europe in the summer of 1938. In London he approached the coordination-committee for refugees with the suggestion to allow the passage of highly qualified people in the field of medicine and engineering to India.4 His personal as well as his party’s efforts played a crucial role in getting the Government of India to allow highly-qualified people to emigrate. Additionally, he succeeded in persuading the reluctant Indian Medical Council to recognise Continental European medical qualifications so that the large number of highly skilled refugee doctors could continue to practice medicine upon arrival in India.5 Prior to 1941, however, Britain only recognised Italian medical qualifications as equivalent to British ones, thereby excluding the possibility of recognising Austrian or German medical qualifications. The education systems differed considerably across European countries, i.e. British and German dentistry education was a “completely specialised course” whereas it was a “postgraduate medical speciality”6 in Austria. Therefore medical refugees in the UK (except Italians) had to be admitted for requalification, a system which was even more limited after the outbreak of the war. So many refugees tried to find another refuge offering professional opportunities. That is one of the main reasons for the relatively high number of medical doctors, dentists and dental surgeons as part of the exodus of German-speaking refugees to British India. Medical practitioners and technical personnel, due to their potential positive impact on Indian development for modernisation and “progress,” were the most represented of professional groups who found refuge in British India during World War II. Regardless of professional background, all of these refugees had to reassure both the British in London and the British Indian government in New Delhi of two essential components of their stay in British India: first, they had to prove that they would not be a security risk; and second, that they would not be a financial burden on the state. The new rules for visas indicated that the applicant had to be in possession of a valid national passport 4 Cf. Joachim Oesterheld, Zum Spektrum der indischen Präsenz in Deutschland am Beginn bis Mitte des 20. Jahrhunderts, in: Gerhard Höpp, ed., Fremde Erfahrungen. Asiaten und Afrikaner in Deutschland, Österreich und in der Schweiz bis 1945, Berlin 1996, 342; Cf. Joachim Osterheld, British Policy towards German-speaking Emigrants in India 1939–1945, in: Bhatti and Voigt, eds., Exile, 25–44. 5 Cf. Tilak Raj Sareen, Indian Responses to the Holocaust, in: Bhatti and Voigt, eds., Exile, 57. 6 Paul Weindling, Austrian Medical Refugees in Great Britain. From Marginal Aliens to Established Professionals, in: Wiener Klinische Wochenschrift, vol. 110, no. 4–5 (1998), 158. Cf. Karin Decker, Divisions and Diversity. The Complexities of Medical Refuge in Britain, 1933–1948, in: Bulletin of the History of Medicine, vol. 77, no. 4 (2003), 850–73.
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bearing a visa for British India by a British passport or consular authority and a returnticket – even so, they had been restricted in any possibility of return by Nazi-Germany. Two affidavits signed and verified by British Indian or British citizens guaranteeing the refugee’s maintenance in India or a possible repatriation was the third component of a possible escape but difficult to get as the number of sponsorships a British or British-Indian person could offer to refugees was limited. An employment guarantee was very helpful and in some cases essential. After intense negotiations the Jewish Relief Association was able to sign for refugees´ maintenance and to overtake these sponsorships starting at the beginning of 1939. Jewish families like the Ezras in Calcutta or the Sasoons in Bombay also contributed massively to the Relief Association by acting as financially potential guarantors.7 The situation changed dramatically in September 1939 because all previously granted visas became invalid with the outbreak of the war, making re-approval compulsory for all visas. The Austrian gynaecologist Dr. Josef Moldauer had booked a passage for 23 September 1939 from London to India, but the war forced him to postpone this voyage. On 20 December his appearance before the Metropolitan Aliens Tribunal exempted him and his family from all restrictions relating to aliens, and he was able to renew his family’s visas on 6 April 1940, more than half a year after the original date planned for his journey. In the end, however, due to security reasons and torpedo attacks, the ship connection between India and the UK was cancelled and Moldauer’s family never made it to British India.8 Another potential hindrance was that a granted visa did not always guarantee the ability to migrate. The Austrian physician Dr. Ernst Ritter, for example, was able to obtain a visa to India through the Austro-Indian Society in Vienna, based on the fact that he had been offered a position as an assistant in a private hospital in Bombay. Ritter left together with his wife for India via Denmark in April 1939. But the British immigration office in Singapore believed them to be German spies and thus revoked their visas for India. They were forced to take refuge in Shanghai, the only open harbour in Asia, before proceeding to Venezuela to join Ritter’s brother in 1940.9
7 Cf. Shalva Weil, From Persecution to Freedom. Central European Jewish Refugees and their Jewish Host Communities in India, in: Bhatti and Voigt, eds., Exile, 64–84. 8 Cf. India Office Records, British Library, London (IOR), L/PJ/7/2534. 9 Cf. Ernst Ritter, So habe ich es erlebt. Memoirs, 1939–1958, in: Leo Baeck Institute, New York (LBI), Memoir Collection ME 1264.
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fig. 2: In the 1920s Dr. Tauber was employed at Franz-Josef-Spital in Vienna; he lost this position due to the occupation of Austria by Nazi Germany in 1938. The personnel of Franz-Josef-Spital: Dr. Tauber is seen in the first row as the third from the right.
Restrictions: competition & resistance
Restrictions grew with the change of political situation in Europe during the 1930s. Dr. Paul Kronenberger describes how he experienced no bureaucratic or political obstacles when attempting to immigrate to India in the year 1935. With an invitation to work in Bombay with Dr. Oscar Gans, former head of the dermatological university-hospital in Frankfurt/Main, he was able to obtain a visa of unlimited duration within few hours. And until March 1938, foreigners from Central Europe were not required to register with the police upon arrival in India.10
10 Cf. Paul H. Kronenberger, Begegnungen und Wandlungen, in: Walter Leifer, ed., Bombay and the Germans, Bombay 1975, 215.
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Between the years 1933 and 1938, there were three waves of forced emigration to British India. The first started in the year 1933 with German doctors. Included among these “early birds” were the internists Dr. Richard Jichzak Weingarten and Dr. Friedrich Wilhelm Berger who worked as a medical unit in Bombay and assisted Dr. Arthur Stern from Frankfurt.11 The surgeon Dr. Herbert Wendriner from Berlin, the gynaecologist Dr. Erich Albert Kahn from Wiesbaden or the Bavarian ear, nose and throat specialist Dr. Hermann David Laemmle were amongst the first able to apply for British citizenship after five years of residence in India in 1938–1939, that is, before the outbreak of the war, what ultimately saved them from internment and enemy alien status. A second wave started with Jewish refugees coming from Italy where many physicians had found exile due to Mussolini previously disclaiming anti-Semitic tendencies. After the Abyssinian War and due to the emergent “Axis”-friendship between Italy and Germany, the social and economic situation for foreign Jews in Italy began to deteriorate. Among those affected were Dr. Klaus Moritz Amson from Wiesbaden who had worked in Rome for some years, Dr. Ashkanasy of Königsberg arriving from Florence, the Hungarian pathologist Dr. Haidy and the Hungarian physician Dr. Stefan Sas(s).12 Also worth mentioning are the newlywed couple Dr. Hermann Marcus and Dr. Kate Selzer who had completed their internships in Rome, but had difficulties finding a secure job, so they decided to try their luck in far-away British India. After brief stays in Palestine and Bombay, the couple eventually settled in Lahore.13 The Austrian exodus after the German occupation in March 1938 formed the third wave of medical refugees coming to British India, at which point Czech and Hungarian Jewish medical refugees started joining the population of refugees. Jewish refugees like the radiologist Dr. Georg Politzer and the internist Dr. Robert Heilig, who until 1938 had been head surgeon of the Krankenhaus für Kaufmännische Angestellte (hospital for business employees), arrived from Vienna. But also refugees of the Austrian Austro-Fascist regime like Dr. Victor Gorlitzer, former head of the hospital in Knittelfeld in Upper Styria, found their way to British India in the aftermath of Hitler taking over their government.14 Those who arrived to India in the early years had the privilege of settling in the financial, political and cultural centres of the country, such as Calcutta, Bombay and Madras without any restrictions. This also translated to easier access to setting up of medical practices and 11 12 13 14
Cf. ibid., 219. Cf. ibid., 220. Cf. Marcus Hermann Selzer Collection, in: LBI. Cf. IOR, L/PJ/7/1966.
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forming professional networks as compared to refugees arriving in later years. When the Austrians started arriving, some of the Germans had already qualified for British nationality, like Dr. Rudolf Treu from Cologne15; or Dr. Richard Appel16. The fear of economic competition arose in the process however, between Indian and European refugee doctors as well as within the circle of refugee medical practitioners. Such sentiments led the Bombay legislation to pass a new act in the fall of 1939 which would limit the authority held by doctors who had taken up practice after 10th March 1938, a date correlating with the occupation of Austria and the beginning of the big refugees´ exodus. The provincial governments were concerned that the central government was accorded permission to practice in British India.17 Professional jealousy of and rivalry with local practitioners also raised some objection to the influx of German-speaking doctors during the war years. In cosmopolitan Bombay, as well as in other centres, it was fashionable for example for the high society of the 1920s and 1930s to seek medical advice from physicians with a European education. When the Central European doctors started arriving, they were thus very much sought after, leading to a trend amongst local practitioners of losing patients if not their practices altogether. Dr. Hanns Anatol Friedländer (later Friedlander), former physician of Perchtoldsdorfer Waldsanatorium in Semmering, joined a group practice in New Delhi after former fellow medical students from India had contacted him and offered to provide him with affidavits for his visa application in Vienna.18 It was through this kind of “sponsorship” that Indian doctors tried to elevate their reputation and join the market of foreign doctors. Even though the British themselves were not so keen on foreign physicians, the governments in some Princely States and the British administration placed German-speaking physicians in high positions, and facilitated their naturalisation into British citizens. Such decisions did not, however, go unchallenged: “The head of the state medical dept. at Indore is a German – an unpopular appointment.”19 Lt. Coll. Richard Samson was responsible for the medical affairs of Holkar State from 1938 onwards. The German internist Dr. Albert T.W. Simeons served as the head of the state medical department of the princedom Kolap(h)ur during the entire
15 Cf. National Archives of India, New Delhi (NAI), 10/92/38 Public. 16 Cf. NAI, 10/112/38 Public. 17 Cf. Robert Heilig, Als Emigrant und Arzt 35 Jahre in Indien, in: Friedrich Stadler, ed., Vertriebene Vernunft 2. Emigration und Exil österreichischer Wissenschaft. Internationales Symposium 19. bis 23. Oktober 1987 in Wien, Vienna and Munich 1988, 803–804. 18 Cf. Margit Franz, Interview with Dr. Jean Friedlander, Hingham (UK) 2003. 19 IOR, L/PJ/7/1966.
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war.20 Dr. Richard Jizchak Weingarten from Berlin was appointed Principal Medical Officer (P.M.O.) of the Medical Department of Bikaner State Services on 26 October 1938 as well as the head of the Bikaner State Hospital.21 Dr. Georg Politzer was appointed P.M.O. of Patiala state.22 The Viennese Dr. Robert Heilig was appointed Consulting Physician to the Maharaja of Mysore, Professor for internal medicine at the Medical College and Chief Physician of the university hospital in Mysore in 1940.23 All these appointments were high profile positions that typically triggered jealousy and feelings of rivalry among local practitioners, British doctors and refugee colleagues.
Networks
After a voyage by ship refugees from Central Europe arrived at the major harbours of Bombay, Madras and Calcutta, where the Jewish Relief Association had been established to assist them – as early as 1934 in Bombay, and later branches were founded in Calcutta and Madras.24 The same networks that had supported departures from the home-countries were also active and supportive in the country of exile. Dr. Robert Heilig writes: „I had received two invitations: one by friends to Baltimore, the other by Indian patients to Bombay. The Indian one arrived by cable immediately after Hitler’s invasion in Vienna and said: ‘Come at once and stay with us till everything in Vienna has settled down again’, an unforgettable, life-saving sentence. This invitation and a letter of recommendation by an English general, who was a former patient of mine, to the local consul enabled our visa to India. [...] we arrived on the 31st of October aboard the ‘Victoria’ of Lloyd Triestino in Bombay. At the harbour we were received by our Parseehosts and brought to a Parsee boarding house, where we were accommodated at their expense as we had arrived without a penny to our names. After few days a malaria-like fever, which was treated with quinine, confined me to bed. After one month I could consider working again and began to practice in a bank building, where my hosts had rented two rooms for me. On the recommendation of my hosts and of a Parsee-physician who knew 20 Cf. Kronenberger, Begegnungen, 218. 21 Cf. Maharaja Ganga Singhji Trust, Bikaner (MGS Trust), 161/7208/1938, Dr. R.J. Weingarten, paper 32. 22 Cf. Susanne Blumesberger et al., eds., Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert, vol. 2., Munich 2002, 1052 (Eintrag 8050); Cf. Edward Birkbeck Wakefield, Past Imperative. My Life in India, 1927–1947, London 1966, 166. 23 Cf. Heilig, Emigrant, 804. 24 Cf. Weil, Persecution, 71.
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me from Vienna, my practice over the roofs of Bombay developed quite satisfyingly; this was also due in particular to the success that had been reached by some members of a leading Parsee-family, who was rather influential within the community.”25 The main sources of relief for the refugee newcomers came mainly in the form of letters of recommendation, sponsorship, shelter, financial support, and integration into existing social networks. Dr. Georg Politzer, radiologist and former director of the Institute of Embryology in Vienna, described his reasons for departure with the following words: “Accepting a one year’s call from the Maharaja of Patiala to start his new X-ray Institute on modern lines. Invasion of Austria before the end of the year made return impossible.”26 In 1937 he had started a training course on the new X-ray-machine for the doctors in Patiala. Political intervention was another important instrument of support, both in the UK and in British India. Former Colleagues and medical networks in British India and in Britain as in the case of Dr. Felix (former Feiwel) Mahler, private physician at Viennese Gumpendorferstrasse, initiated a parliamentary inquiry in the House of Commons to the State Home Department in March 1939 and succeeded at getting Mahler’s family into British India.27 In Bombay Dr. Mahler found refuge in Dr. Bhatia’s network. Informal (medical) networks were also taking in refugees. The Austrian dancer and medical masseuse Hilde Holger, for example, who had attended massage courses in Vienna for future income-generation opportunities in exile, found shelter in a medical practice in
25 “Ich hatte zwei Einladungen erhalten: eine von Freunden nach Baltimore, die andere von indischen Patienten nach Bombay. Die indische kam telegraphisch sofort nach Hitlers Einmarsch in Wien und lautete: ‘Come at once and stay with us till everything in Vienna has settled down again’, ein unvergesslicher, lebensrettender Satz. Diese Einladung und ein ohne unser Wissen von einem englischen General, der einmal mein Patient gewesen war, an den hiesigen englischen General-Konsul gesandter Empfehlungsbrief ermöglichten es uns, eine Einreisebewilligung nach Indien zu bekommen. [...] Und kamen am 31. Oktober an Bord der ‘Victoria’ des Lloyd Triestino in Bombay an. Am Hafen erwarteten uns unsere Parsee-Gastgeber und brachten uns in ein Parsee Board House, wo wir auf ihre Kosten einquartiert wurden, da wir vollkommen mittellos eingereist waren. Nach wenigen Tagen zwang mich ein malariaartiges, auf Chinin reagierendes Fieber zu Bett. Nach einem Monat konnte ich wieder an Arbeit denken und begann in einem Bankgebäude, wo mir meine Gastgeber zwei Zimmer gemietet hatten, zu praktizieren. Auf deren Empfehlung und die eines Parsee-Arztes, der mich von Wien her kannte, entfaltete sich meine Praxis über den Dächern von Bombay ganz zufriedenstellend, besonders auch aufgrund von Erfolgen, die sich bei Mitgliedern einer führenden Parsee-Familie einstellten, auf die die ganze Gemeinschaft hörte.“ Heilig, Emigrant, 803. Translation of German quote by the author. 26 IOR, L/JP/8/39, paper 101. 27 IOR, L/PJ/7/15789, paper 1168.
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Bombay, sleeping on the treatment-table of her guarantor Dr. Trivik Ram.28 Having an affiliation with associations of inter-cultural understanding between Germany, Austria or Czechoslovakia and India was also helpful for newcomer refugees. This provided newcomers with contacts and networks as well as potential guarantors. Having membership in the Austrian-Indian society facilitated acquisition of a visa for Dr. Max Gunther Mayer29 in Vienna, and the biography of Dr. Ernst Ritter also confirms that such links facilitated the physician’s admission to British India. Associations like the Academic Assistance Society (later the Society for the Protection of Science and Learning (SPSL)) were founded in 1933 in London and became a key agency in the international effort to rescue refugee scholars.30 Dr. Robert Heilig writes: “You might remember that in May 1939 the S.P.S.L. recommended me as cardiologist for a researcher scheme contemplated by the Govt. of India. On the strength of this recommendation I would have got this appointment if the schema had materialised. Because of the war and for other reasons it was shelved ‘for the duration’ and after. However, your report helped me a good deal and in June 1940, I was appointed Professor of Medicine, Medical College, University of Mysore. In September 1943, I joined service in Jaipur [...] as Chief Physician, a post I am holding still.”31 28 Cf. Denny Hirschbach and Rick Takvorian, eds., Die Kraft des Tanzes. Hilde Holger, Wien Bombay London, Bremen 1990, 36; Archive Hilde Holger, Primavera Boman-Behram, London. 29 Cf. Alisa Douer, Interview with Eva Wagner, no place, no year. Hand-written notes generously shared by Alisa Douer. 30 Cf. Zimmerman David, The Society for the Protection of Science and Learning and the Politicization of British Science in the 1930s, in: Minerva, vol. 44, issue 1 (March 2006), 25–45. 31 Society for the Protection of Science and Learning, Bodleian Library, Oxford (SPSL), file on Dr. Heilig, 329/9, paper 353. Information and resources on the medical exodus from Vienna were also provided by Mag. Dr Renate Feikes (Korneuburg), Dr. Paul Weindling (Oxford), and Univ.-Prof. Dr. Dr. med. Michael Hubenstorf (Vienna). Databases by Feikes, Hubenstorf, Weindling, Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur/Handschriftenabteilung (Literaturhaus Wien), Van Swieten Blog: Informationen der Universitätsbibliothek der Med Uni Wien, Nr. 1197, online: http://ub.meduniwien. ac.at/blog/?p=1197 (May 5, 2010) as well as by the author were consulted. Also cf. Renate Feikes, Exil der Wiener Medizin ab 1938, in: Sandra Wiesinger-Stock et al., eds. Vom Weggehen. Zum Exil von Kunst und Wissenschaft, Vienna 2006, 232–243; Michael Hubenstorf, Österreichische Ärzteemigration 1934– 45. Zwischen neuen Tätigkeitsgebiet und organisierten Rückkehrplänen, in: Berichte Wissenschaftsgeschichte, vol. 7, issue 2 (1984), 85–107; Michael Hubenstorf, Vertriebene Medizin. Finale des Niedergangs der Wiener Medizinischen Schule?, in: Stadler, ed., Vernunft, 766–793; Judith Bauer-Merinsky, Die Auswirkungen der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich auf die medizinische Fakultät der Universität Wien im Jahre 1938. Biographien entlassener Professoren und Dozenten, phil. Diss, University of Vienna, 1980. Following publications provide name registers of medical specialists: Sven Eppinger,
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Jewish organizations like the Israelitische Kultusgemeinde in Vienna and Jewish Relief Associations in India also worked hard in order to provide Jews with refuge. The Council of German Jewry in London sent names and qualifications to Jewish committees, potential employers and hosts in India. In 1938 the senior palace chief surgeon of Maharaja Ganga Singh and his colleagues in Bikaner had successfully arranged the employment and escape from the Nazi regime of the Viennese doctors Friedrich (called Fritz) Donath, Josef Tauber (see line of illustrations in this article), and Max Scheck via the Israelitische Kultusgemeinde in Vienna. Jawaharhal Nehru had also forwarded to provincial governments in India a large number of applicants´ names seeking employment which he had received while visiting Vienna. Whereas political contacts to socialist and communist movements and in particular to the independence movement in British India were not appreciated by the British colonizing authorities, contacts to Christian religious and conservative networks were most helpful; archbishops and other dignitaries as well as conservative political circles used their intercontinental networks for helping refugees get to India. A semi-official letter dated 1 July 1938 from the Prefect Apostolic of Indore to the Under Secretary to the Resident of Central India spoke in favour of Dr. Gorlitzer, who lived in London at the time: “In receipt of your communication above referred to I beg to say that Dr. Victor Gorlitzer is well known to me. I strongly recommend that he be admitted into the country, and I shall gladly assume responsibility for him as to his maintenance.”32 These contacts facilitated admission to British India and resulted in affilliation by missions of the Christian (Catholic, Protestant, and Anglican) Church, which were widespread all over rural India and, in addition to missionary efforts, focused on the containment of tropical diseases like leprosy. Some of “medical visa” applicants to British India had tried to seek re-qualification by attending the tropical medicine course at Edinburgh University (e.g. Gorlitzer and Mahler).
Das Schicksal der jüdischen Dermatologen Deutschlands in der Zeit des Nationalsozialismus, Frankfurt/Main 2001; Jens Martin Rohrbach, Augenheilkunde im Nationalsozialismus, Stuttgart et al. 2007; Eduard Seidler, Jüdische Kinderärzte 1933–1945. Entrechtet – geflohen – ermordet, Freiburg/Breisgau 2007; Vereinigung Demokratische Zahnärzte e.V. (VDZV), Opfer nationalsozialistischer Verfolgung in zahnmedizinischen Berufen – eine vorläufige Namensliste. http://www.vdzm.de/opferliste.htm (Nov. 7, 2009); Wolfgang Weyers, Death of Medicine in Nazi Germany. Dermatology and Dermatopathology under the Swastika, Philadelphia, Pa. et al. 1998. Ken Robbins M.D. (Washington) shared generously all his resources and international networks, especially with families of refugee doctors. 32 IOR, L/PJ/7/1966.
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Settlements: centres of modernity
Refugee medical doctors settled mainly in the centres of British India: the cosmopolitan cities of Bombay and Calcutta as the main financial centres, the city of New Delhi as the centre of administration and political capital and some regional capitals like Madras, Poona, Karachi or Lahore. These places offered an infrastructure of assistance, opportunities for income generation and employment, communication networks and a Westernised life-style. In the hot and rainy summer-months hill-stations assumed some of these functions as well. In Bombay alone there were apparently more than 40 German-speaking medical practitioners during the war.33 Another geographical centre was located at the courts of Westernised Hindu (maharaja), Muslim (nawab) and Sikh regional rulers – tradition and modernity were generating a hybrid cultural atmosphere between centuries-old hierarchies and customs, and modern technology and medical infrastructure. Dr. Robert Heilig’s fate was considerably influenced as a result of these structures. He had been introduced to Sir Mirza Muhammad Ismail, Diwan (Premier) of Mysore, at that time the most modern statesman of India, and was appointed Consulting Physician to the Maharaja of Mysore: “Due to my appointment as consulting physician of the maharaja, his medical findings were handed over to me. I learned from the electrocardiogram (ECG) that this very active, and regular horsebackrider in his late fifties had suffered a heart attack approximately two years earlier. Now I expected the call for the first examination, which was postponed for so long that it became an urgent call to the acutely ill maharaja. My diagnosis: acute heart attack. Medical care was hindered by religious regulations, which were strictly complied by the highly religious maharaja. One of the most dangerous was certainly the strict prohibition to defecate in bed. This order eliminated the compliance with regulations of absolute bed rest after an attack. After approximately one week the ruler prescribed a bath to himself, and two weeks after the attack he was dead.”34 33 Cf. Weil, Persecution, 79. 34 „Wegen meiner Bestellung zum Konsular-Arzt des Maharaja (sic!) wurden mir seine medizinischen Befunde übergeben. Aus dem Elektrokardiogramm (EKG) ersah ich, dass der sehr aktive, regelmäßig reitende höhere Fünfziger vor ca. zwei Jahren einen Herzinfarkt erlitten hatte. Nun wartete ich auf den Ruf zur ersten Untersuchung, die aber so lange verschoben wurde, bis es ein dringender Ruf zum akut erkrankten Maharaja (sic!) wurde. Meine Diagnose: akuter Herzinfarkt. Die Betreuung war sehr erschwert durch religiöse Vorschriften, die der sehr gläubige Maharaja (sic!) streng befolgte. Eine der gefährlichsten war zweifellos das strenge Verbot, Notdurft im Bett zu verrichten. Das machte eine Einhaltung des absoluten Ruhegebotes nach dem Infarkt unmöglich. Nach ca. einer Woche verordnete sich der
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Dr. Robert Heilig eventually lost his position, upon appointment of a new maharaja, but he was able to remain professor and chief physician, and after one year he was transferred to Bangalore. In 1942 Sir Mirza, Heilig’s patron was appointed Chief Minister of Jaipur, an old and rich Rajput-state with a westernized and modern ruler, Maharaja Sawai Man Singh II (1912–1970). Immediately Sir Mirza began inviting some of his former colleagues from Mysore to join him in the desert-state, including Dr. Heilig. In 1943 Dr. Robert Heilig and his wife Annie moved their household over 2000 kilometres to the north and settled in the capital of Rajasthan until 1973. Heilig was appointed Consulting Physician to the Majahara of Jaipur, Chief Medical Officer and Chief Physician. Later he founded the Medical College Library and devoted 23 years to its development. In 1976 it was renamed the “Dr. Ro bert Heilig Library” and is today the biggest medical library in Rajasthan.35 Dr. Heilig also joined the Sawai Man Singh Medical College as its first professor of medicine in 1949 and served the college for over two decades. He published numerous research papers in scientific journals and founded the Rajasthan Medical Journal in 1961. In 1948 he was elected to the National Institute of Sciences of India (F.N.I.), the highest academic board in India, and in 1961 he became Fellow of the Academy of Medical Sciences in India (F.A.M.S.).36 About 350 kilometres northwest another Rajputana state accommodated several medical refugees from Central Europe. In 1938 Dr. Richard Weingarten from Berlin was made the P.M.O. of the Medical Department of Bikaner State Services as well as head of the Bikaner State Hospital. Dr. Alfred Hollositz from Vienna joined the Bikaner State Hospital as dental surgeon in October 1938. The group also included the radiologist Dr. Fritz Donath, the surgeon Dr. Josef Tauber, and the orthopaedic surgeon Dr. Max Scheck from Graz.37 Maharaja Ganga Singh (1880–1943) of Bikaner was a ruler with a modern and reformist vision of the princely state. He embarked on a program of modernization (agriculture, railways, electrification, irrigation, health care, and democratization) upon his ascension.38 P.M.O. Dr. Weingarten described in 1945 the modernization efforts of the previous years with the following statement/overview:
35 36
37 38
Fürst das erste Bad, und zwei Wochen nach dem Infarkt war er tot.“ Heilig, Emigrant, 804. Translation of German quote by the author. Archive of Dr. Robert Heilig Library, Jaipur, India. Cf. No author, A Citizen of the World, in: Rajasthan Medical Journal, vol. 5, issue 3–4 (1965), VII–IX; Also: Teilnachlass Dr. Heilig, Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur/Handschriftenabteilung, Literaturhaus, Vienna. Cf. Government of Bikaner Civil & Military List. Bikaner 1936–1945; Government of Bikaner Civil List. Bikaner 1946–1949. Cf. L. S. Rathore, The Regal Patriot. Maharaja Ganga Singh of Bikaner, New Delhi 2002.
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“The General Men’s Hospital in the capital was thoroughly reorganised by division into specialised departments which now consist of medicine, surgery, eye, ear, nose & throat, radiology, pathology, dentistry and tuberculosis. Except for a few teaching hospitals in the Country, no other State Hospital has modernised its work to this extent. As a result, the Hospitals in the capital attract large numbers of patients from all Northern India, particularly the Punjab, Delhi Province and U.P. [= United Provinces]. A new T.B. [= tuberculosis] Hospital was opened early in 1940 having the largest number of beds in proportion to the population compared with all British Indian Provinces and Indian States. This Hospital has always been crowned from its start and employs all modern methods on a large scale. A new system of rotation of doctors, between districts and capital, was introduced according to which every doctor gets a refresher course after three years’ service in the districts. A new Central Laboratory with a Library was opened in 1943. Here all pathological examinations are being done, and the library possesses already a large number of books and also subscribes to the most important British & American Journals. The X-ray and Radium Institute has been brought and kept up to date and electro-cardiography, for which formerly there was no facilities, is being done as a routine. The training of male nurses was put on an up to date basis and we now possess a large staff of reliable compounders and nurses. A new large City Dispensary is under construction and two more are only awaiting an improvement in the supply position to be taken in hand. In the Districts two first class hospitals have been built and equipped whilst more of the others were enlarged and not only their equipment improved but their grants also enhanced so that even in the districts any type of treatment is available to all. Two district hospitals have been equipped with diagnostic x-ray apparatus. […] A Public Health Department is now functioning with great success and its anti-malarial branch, whose personnel were locally trained, has extended its activities to the districts as well. The Vaccination Department has been reorganised. […]. A Child Welfare and Maternity Service is now opening […]. Plans for extensive reconstruction of urban and rural medical services had been worked out and are ready to be put into operation as soon as circumstances permit. It has been the general policy of the Department to employ most recent diagnostic and therapeutic measures however expensive with the result that we now enjoy the confidence of the public to a very great extent.”39 The papers in Bikaner show a clear indication of favouring Western medical approaches over practices of indigenous medicine.
39 MGS Trust, 161/7208/1938, Dr. R. J. Weingarten, paper 190: Letter Weingarten to Menon, 6.8.1945.
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fig. 3: The personal physician to the Maharaja of Bikaner had arranged with the Israelite Community in Vienna to hire Jewish doctors to rescue them from Nazi oppression and to modernize the health system in Bikaner. The refugee men needed certificates stating their racial status as ‘Volljude’ (100 % Jew or full-blooded Jew) to prove that they were not eligible for military service. The stamp in the lower left with the Nazi swastika symbol approved the departure of Dr. Tauber.
As the maharajas and nawabs lost real power during the British Raj (rulership), they became increasingly attracted to high-society values from the West. Major western purveyors of luxury goods from Cartier and Louis Vuitton to Rolls Royce became their personal catalogue showrooms. Shopping sprees to London, Paris, Rome and Vienna were now mandatory40, while visits to entertainment and re-creation centres in the West became a regular activity. During the war, when ship-communication between Europe and India was closed due to torpedo-attacks, the courts of these local rulers attracted Westerners, among them also several medical refugees. The maharajas of Patiala were rich, drawing their revenue from the fertile agricultural in the granary of Punjab. Maharaja Bhupinder Singh (1891–1938) of Patiala was one of 40 Cf. Amin Jaffer, Made for Maharajas. A Design Diary of Princely India, New Delhi 2007.
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the greatest patrons of western culture and technology.41 He had set up a new X-Ray centre and assigned the Austrian radiologist Dr. Georg Politzer to train his doctors. Politzer stayed with the young maharajah Yadavindra Singh (1913–1974) throughout the entire war and succeeded at getting some of his family members and friends to Patiala.42 In the early 1940s he became the P.M.O. of Patiala state and was influential in building a modern health-care system in Patiala.43 After a stay in Lucknow, the Viennese Dr. Emil Bondy44 and his wife, the anthropologist Dr. Emilie Bondy-Horowitz45 also found employment at the court of the maharajah of Patiala, who also sheltered the Viennese violinist Max Geiger’s entire family. Geiger founded and conducted a symphonic orchestra for the maharaja of Patiala during the entire duration of the war.46 Hill stations, the inner-continental escape from heat and dust, rain and humidity, attracted several refugees due to their more pleasant climate. During the hot season they were outposts of Western life in British India: Indian royal and wealthy families as well as the elite of British administration built their cottages and summer-houses on the slopes of hill-stations and maintained an active social life. Dr. Felix Mahler worked in the Landour Community Hospital in the hill-station up from Mussoorie in the United Provinces. 47 Dr. Otto Wolfgang Lederer, former district Medical Officer of Lower Austria, settled in Nainital in the Kumaon foothills of the outer Himalayas.48 The overwhelming majority of foreign medical practitioners held civilian posts, including employment in the Royal Army Medical Corps (R.A.M.C.). In May 1942 Aufbau reported from Bombay that European physicians who had found refuge in India were engaged in military hospitals for the first time.49 In September E.I. Kiewe wrote: “It may be interesting for you to learn that more refugees from Germany got government jobs, as engineers, opticians, and one fellow joined the army (Military Academy). Most of us 41 Cf. Natwar K. Singh, The Magnificent Maharaja. The Life and Times of Bhupinder Singh of Patiala, 1891–1938, New Delhi 2005. 42 Cf. IOR, L/JP/8/39, paper 101. 43 Blumesberger et al., eds., Handbuch, 1052. 44 Cf. IOR, L/PJ/7/28; Interview Friedlander. 45 Cf. Brigitte Fuchs, Bondy-Horowitz, geb. Horowitz, Emilie (1897–1938/40 ?), in: Brigitta Keintzel and Irene Korotin, eds., Wissenschaftlerinnen in und aus Österreich. Leben-Werk-Wirken, Vienna et al. 2002, 89–90. 46 Cf. Orpheus Trust (Vienna), Max Geiger. In: http://www.orpheustrust.at/musikereinzeln.php?l= g&muid=20000828174157 (May 5, 2010). 47 Cf. IOR, L/PJ/7/15789, Nr. 1168. 48 Cf. IOR, L/PJ/8/39. 49 Aufbau, 15.5.1942, 13.
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are in ARP [= Air Raid Precautions] now as wardens, doctors, nurses, etc ...”50 In 1943, already twenty-nine Jewish refugee doctors were serving in the Royal Army Medical Corps along side eleven civilian physicians working in military hospitals. 51 Major M. Lenczer, served in the Burma campaign, and was later in Mhow, Lahore, and Bombay.52 Dr. Walter Ernst Petzal worked as an otologist in a military hospital.53 Later Dr. Emil Bondy was also employed with the R.A.M.C., as was Dr. Hanns Anatol Friedländer after being released from one and a half years of internment after he had lost all of his medical belongings. Dr. Friedländer served first as a civilian, and was then elevated to the rank of Major and worked in the combined military hospital of Agra, after posts in Quetta and Lahore.54 Already in April 1942 Dr. Fritz Donath joined the R.A.M.C. after one year of internment and a private practise in Karachi,55 where Dr. Eva Mayer worked as a physiotherapist in the British army.56
Ambiguities of assimilation
There are various cultural layers to discern in the German-speaking exile community of British India during the war years: first, the colonised and the colonisers; second, the hierarchical structure of Indian society and the hierarchies within the British colonial system; third, the patriarchal structure of the British colonial society in India and the Indian society; and fourth, the hierarchies within the refugee community (especially between Germans who arrived soon after 1933 and quickly established themselves, and Austrians who only arrived as of 1938 ). The research study Austrian Exile in India 1938–4557 shows a clear indication of acculturations and assimilation processes towards the British ruling society and its stakeholders in British India due to economic and cultural reasons. Fol50 51 52 53 54 55 56
Aufbau, 11.9.1942, 35. Weil, Persecution, 72. The Onlooker, July 1946. Kronenberger, Begegnungen, 220. Cf. Interview Friedlander.
Cf. Kodek, Unsere Bausteine, 69. Cf. Eva Wagner and colleagues, The Musical Contribution, in: Karl Bittman, ed., Strauss to Matilda. Viennese in Australia 1938–1988, Sydney 1988, 44. Eva Mayer became Eva Wagner in her second marriage. 57 The ongoing research started 2002 as a project financed by the Jubiläumsfonds of the Austrian Nationalbank (2002–2004), an interim summary was published in 2007. Cf. Franz, Passage.
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fig. 4: Family Tauber left Vienna on September 8, 1938, on a German passport with the red “J”. On board the steamer Conte Biancamano on the way from Genoa to Bombay: (from left to right) unidentified lady, Alice & Dr. Josef Tauber with their son Walter between them, radiologist Dr. Fritz Donath, and his wife Elli.
lowing Yinger’s model, we can distinguish between cultural assimilation (acculturation), structural assimilation (integration), psychological assimilation (identification) and biological assimilation (amalgamation).58 In the context of British-India after 1933, processes of acculturation were particularly evident in the way that newcomers adapted to the dressand behaviour-code of the British elite. They used dinner, cocktails-and bridge-parties as a means of communication within the exile-community due to the lack of an official communication board. Integration strategies included membership in organisations and groups 58 Cf. Christhard Hoffmann, Zum Begriff der Akkulturation, in: Claus-Dieter Krohn et al., eds., Handbuch der deutschsprachigen Emigration 1933–1945, Darmstadt 1998, 120.
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like the British Red Cross or Royal Army Medical Corps usually generating various levels of identification. Intercultural marriages took place mainly between foreign women and British/British-Indian men; marriage between male refugees and British/British-Indian women would lead to the loss of citizenship for the women according to the law of the time and could even lead to internment of the former British subject according to enemyalien law. Therefore the British authorities named Mrs. Alice Lederer, nee Kramrisch in Liverpool, married to Dr. Otto W. Lederer from Vienna, “an Austrian subject by marriage” and rejected her application for the resumption of British nationality, “which she lost by virtue of her marriage to an Austrian.”59 When the British anaesthetist Dr. Jean Loveday Broughton married the Austrian physician Dr. Hanns Anatol Friedländer in 1946, she lost her British citizenship even though both were employed with the R.A.M.C.; she regained her British nationality when Britain changed the law one year later.60 Still, there are also cases of failed assimilation as the living conditions were very different for each refugee depending on employment, income, social status, residence, and support network. Some cases of suicide have been documented, such as Dr. Jakobowitz who took his life in 1936 after a short stay in Bombay.61 The hardship of Indian conditions forced some to seek a quick route to more Westernised and climatically favourable destinations. Dr. Max Scheck, orthopaedic surgeon at Bikaner state hospital, described his urge to leave for the USA because in Bikaner the “conditions [were] extremely hard & I felt I could not go on anymore.”62
Internment
With the beginning of the Second World War in September 1939 all foreigners were declared enemy aliens, and all male refugees aged 16 or older were interned in different military camps. Telephones, radios and cameras were confiscated from the remaining family members. After several weeks and in response to widespread critique against placing German and the Jewish refugees in the same camps, the British authorities installed the Sir Darling Commission in order to help clarify the internees’ political backgrounds. Most of the Jewish refugees were eventually released, but only until late spring of 1940. Following the invasion of France at this time and the growing threat of invasion for the Indian sub59 NAI, 10/151/38 Public. 60 Cf. Interview Friedlander. 61 Cf. Kronenberger, Begegnungen, 219. 62 Max Scheck Questionnaire. In: LBI, The Austrian Heritage Collection.
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continent, resentments grew against the refugees, even amongst Parses who had previously been very sympathetic to their plight. A second wave of internment took place in early summer of 1940 at which point whole families were interned.63 Special internment camps, know as “parole settlements”64 were established in several parts of British India. They had no barbed wire and allowed for the joint internment of men, women and children, in comparison to the majority of existing camps intended for men alone. In September 1940 seven “parole settlements” were put up in India – all in hill-stations or in locations with favourable climates, usually at high altitudes65: Katapahar (Darjeeling district), Shillong (Assam), Nainital (the Himalayas), Purandhar (near Poona), Satara (near Poona), Kodaikanal (Tamil Nadu), and Yercaud (Tamil Nadu). After 1943 special efforts were made to improve conditions in the wake of family reunions. This included the establishment of schools, kindergarten, hospitals, and various kinds of educational facilities in the proximity to these settlements as families tried to live a “normal life” despite the isolation of these remote locations. Internees relentlessly tried to obtain release from these settlements but many were confined to the camps until the summer of 1946. The Austrian gynaecologist Dr. Fritz Hahndel was interned in May 1940 in the parole settlement in Katapahar. He served in the women’s wing of the hospital of the parole settlement during the entire war.66 The Czech Dr. Vladimir Heger and his wife Anne Marie were interned in the parole settlement in Satara, as were the Viennese dentist and dental surgeon Dr. Jakob Presser together with his wife Ruth and daughter Valerie, and the dentist Dr. Albert Huth.67 Marie Anne Mandl, a nurse from Vienna, and her husband Stefan 63 Cf. Osterheld, British Policy; Voigt, Indien. 64 The term “parole settlement” was first mentioned in 1648 as a word of honour or parole d’honneur for British soldiers promising not to make any attempts at escape. In the seventeenth century, detainees were allowed to move freely in the area, take up employment and settle down freely. In the twentieth century, however, similar regulations were employed but for economic reasons, because it was in fact cheaper to keep prisoners in a kind of “mental custody” without having to rely on physical infrastructure to guarantee internment. Cf. George Sheppard, Parole, in: Jonathan Franklin William Vance, ed., Encyclopedia of Prisoners of War and Internment, Santa Fe 2000, 215–217. 65 Cf. IOR, L/PJ/8/70, Coll.101/14A. The author was able to find and document the parole settlement of Kodaikanal in Tamil Nadu. It was reopened as a holiday camp after the war and consists of grey wooden military-like barracks. The living barracks are split in several independent units which allowed some privacy for each individual family. Common facilities barracks housed a common kitchen and eating facilities. At the entrance a registration point with a big panoptical window was situated to overlook the whole complex. 66 Cf. IOR, L/PJ/8/32, paper 163; IOR, L/PJ/7/3385; Interview K. Hahndel, London, 2006. 67 Cf. IOR, L/PJ/8/31, paper 101.
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fig. 5: October 8, 1938 Dr. Tauber took up employment as First Surgeon of the Prince Bijey Singhji Memorial General Hospital for Men in Bikaner. The photo shows the employees of the hospital: In the middle, seated in chairs: Dr. Josef Tauber (marked with 1), Dr. Richard Weingarten (2), and Dr. Fritz Donath (3). During the summer of 1940 the British interned family Tauber in Purandhar as “enemy aliens”; thus Dr. Tauber lost his position in Bikaner. By 1941 they were able to obtain a visa for the United States of America and arrived June 3, 1941 in New York harbour.
Mandl were kept in a Purandhar camp.68 The Selzer family of four was sent to a parole settlement in the South until June 1946, as were Dr. Max Mayer and his wife Eva, who wrote: “We were interned as enemy aliens soon after the outbreak of World War II, though not behind barbed wire. My husband was able to run a flourishing practice among the very poor and numerous Indians in the surrounding area, naturally free of charge.”69 Most of the internees remained in captivity even once the war had ended because British authorities were suddenly occupied with discussions of decolonisation, which started immediately upon victory. At this point, Britain started its demobilisation from the Indian subcontinent, 68 Cf. IOR/L/PJ/8/32, paper 167; IOR, L/PJ/8/31, paper 125ff. 69 Wagner, The Musical Contribution, 44.
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which required mass use of all ships such that they were all overbooked until 1947. The administration, as well as political and financial infrastructure were also in transformation as British India gained independence in August 1947 and was split into India and Pakistan.
Repatriation & continuation of route
In 1946 it was decided that all refugees who could not prove to have employment or other means of financial sustenance in India would have to be repatriated to their original home countries, causing an outcry amongst Central European Jews who had sought refuge in British India from Nazi terror. As a result of these protests people of Jewish faith were allowed to migrate to a country of their choice if they were able to obtain visas. Most of the refugees in British India – Jews and non-Jews – intended to leave the subcontinent, not for Germany or Austria, but rather for the USA, Britain, Australia or later, Israel. The decolonization process on the Indian sub-continent also generated an atmosphere of uncertainty and anxiety among the Central-European refugees, revealing the widespread trauma caused by the Nazi regime. The Kashmir conflict caused turmoil in the whole region as ethnic riots between Hindus and Muslims generated a flow of hundreds of thousands of refugees in the future independent nations of India and Pakistan. A lack of rice and wheat caused famine and the death of many thousands of people, while postwar Central Europe was experiencing its own state of chaos and readjustment. The Allied Forces had divided Central Europe into different zones which ultimately led to political insecurities across the continent. The destruction caused by war had resulted in widespread economic instabilities and the need to rebuild industries, and there was a general lack of services and food supplies. As a result, there was a marked unwillingness to invite Central European refugees on the Indian subcontinent back to their countries of origin. Most of them ended up continuing their search for safe havens in new and uncertain destinations. A small group of refugees did stay in post-colonial India however: Dr. Heilig in Jaipur, Dr. Kronenberger and Dr. Weingarten in Bombay, and Dr. Ronald (former Rosenblüth)70 70 Hubenstorf ’s database confirms that the Viennese paediatrician Dr. Alexander Ronald remained in Calcutta, where he died 1970. There are unverified indications that also his brother, the cardiologist Dr. Edmund Ronald (former Rosenblüth), settled in Calcutta and became the personal physician to King Tribhuhvan Bir Bikram Shah of Nepal (1906–1955). Cf. Michel Peissel, Tiger for Breakfast. The Story of Boris of Kathmandu, London 1966; Christian Reder, In der Fremde, in: Falter, Wien, no. 21 (1984). Online: http://www.christianreder.net/archiv/p_84_21_2_falt.html ( June 12, 2010). Present research can not verify if he settled in India before the war or after. Cf. IOR, L/PJ/7/2017; NAI, 22/102/46 – Poll (E).
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in Calcutta. Fewer people chose Pakistan; ongoing research indicates that just Dr. Käthe (Kate) and Dr. Hermann Marcus Selzer, who settled in Karachi for some time, were the only Central European medical specialists to move to Pakistan following the war. There were however those few ones who chose to apply to return to the uncertain environment of Central Europe. The post-war Austrian government had published an appeal in Britsh Indian newspapers in August 1946 inviting refugees to return. Dr. Otto Wolfgang Lederer reacted immediately: “Re the press note in today’s papers I beg to state that I am a refugee from Austria and anxious to return to that country. My wife and I arrived in India in September 1938 from Vienna after my release from a Nazi-Concentration camp. We have no children in India. I am an M.D. in Vienna, and was District Medical Officer in service with the Government of Lower Austria, last stationed in Neunkirchen. My last address in Austria was: Hamerlinggasse 13, Neunkirchen, Lower Austria. I intend to resume medical practice in Austria.”71 Dr. Lederer was one of very few Central-European refugees who dared return to a country which had previously expelled them in a most brutal and inhuman manner. Dr. Donath, Dr. Gorlitzer, Dr. Politzer, Dr. Gans also chose to repatriate. All of them had something in common; they were already older men and/or had held high-profile positions before the rise of the Nazi regime. By contrast, the younger und less established (in Central-Europe or in Britsh India) refugees were more likely to embark on a new life seeking refuge once again in the unknown.
Conclusion
In 1943, 127 of the 1080 Jewish refugees in India, tracked by the Jewish Relief Association in Bombay, were doctors or dentists, while 40 of them were working in military settings. Shalva Weil estimates the number of Central European Jews who reached India in excess of 2000, but recent research shows even higher numbers.72 The largest number resided in Bombay while smaller populations of refugees lived on “small islands of modernization” – the courts of Westernised local rulers –, and the rest were scattered across other parts of British India. Due to the lack of systematic international research this paper has provided a first attempt at biographical, regional and institutional mapping. It also provided an introduction to the general conditions of exile to British India 1933 till 1945, with a particular focus on the medical exile. 71 IOR, L/PJ/8/39. 72 Weil, Persecution, 72.
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Regarding work and postings, many refugee doctors were following the unwritten master-plan of modernization unfolded by Jawarharlal Nehru in postcolonial India: mechanization of organization, structure, education, diagnosis, and treatment; application of Western scientific methods, treatments, classifications, and values; the emphasis on introduction of modern machines (e.g. X-ray), and treatments (e.g. vaccinations); and the promotion of hospitals as places of treatment, education, and centres of reorganization of medical services. The dam became the symbol for Nehru’s postcolonial politics following an agenda of modernization and mechanisation.73 In 1938 Nehru committed himself to supporting refugees, in particular those with technical and medical professional skills. Central-European refugee doctors “supplied” pre-independence India with a large number of non-British Western-educated medical practitioners. This provided rich and privileged Indian people access to Western medicine without forcing them to leave their country. These Western medical practitioners also offered their services in public hospitals thereby reaching the less affluent Indian population and thus, democratising access to Western medical services which had previously been restricted primarily to those with money or affiliation to British services. Even the British started recruitment within the medical exile community for the R.A.M.C. in 1942 when the war intensified in Europe and their personnel was needed at the European battlefields. Central-European medical refugees in British-India were thus individual out-posts of modernization based on their education, experiences, values, and life-style.
73 Cf. Sunil Khilnani, The Idea of India, London et al. 1998.
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Impacts of recent rural electrification in the kingdom of Bhutan – A case study in international development studies Andreas J. Obrecht1
The Royal Government of Bhutan follows the development philosophy of Gross National Happiness (GNH), introduced by the former king, His Majesty Jigme Singye Wangchuk. This philosophy is defined by a holistic approach encompassing economic growth and material progress, as well as the emotional security and spiritual progress of the individual. The concept of GNH seeks to balance economic progress with the maintenance of Bhutan’s traditional cultural and spiritual values, the improvement of social well-being, preservation of the environment, and the promotion of good governance. Guided by this development philosophy, the Royal Government of Bhutan puts great emphasis on providing electricity to all residents by 2020 and on financing social programmes through revenues from exports of electricity to India. The ninth Five-Year Plan (2002–2007) refers to the energy sector as one of the main sectors in the national economy. Estimated revenue from hydropower energy exports is to be around at least thirty per cent of the total state revenue; and major institutional restructuring in the electricity industry and legal framework is underway. In the past, the emphasis was on power generation and grid extension. Today, the power sector programme for rural electrification is gaining momentum. It is geared to meet the aspirations of the rural communities and the Royal Government through electrification by locally generated hydropower and grid-supply extension. Under the ninth Five-Year Plan the Government aims to electrify 15,000 rural households, covering all 20 districts (dzongkhags) in the country. The vision is full electrification of the country by the year 2020. Major relevant national sector institutions are the Planning Commission, the several Departments at various ministries and the Royal Civil Service Commission. The research project described below originated in the context of the ninth Five-Year Plan of the Royal Government of Bhutan, and the aims and objectives as elaborated in the Austrian-Bhutanese Energy Sector Programme 2002-2004. The ninth Five-Year Plan identifies rural electrification as a vital tool for improving the quality of life and addressing poverty alleviation. However, such an assumption needs to be backed up by facts. In ad1 This contribution is based on Andreas J. Obrecht, ed., Sanfte Transformation im Königreich Bhutan. Sozio-kulturelle und technologische Perspektiven, Vienna et. al. 2010.
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dition to a comprehensive assessment on the impact of Rural Electrification on the rural population conducted by the Asian Development Bank, it was deemed necessary to have an Impact Study to complement and corroborate those findings. The Impact Study was carried out by the Interdisciplinary Research Institute for Development Co-operation (IEZ) of the Johannes Kepler University/Linz under the guidance of the author. The special aspect of the study is that researchers observed over a period of more than 2 years precisely the same villages, and largely the same households and same individuals. Between 2004 and 2005 the Austrian Development Cooperation supported electrification in four dzongkhags or districts (Zhemgang, Samtse, Trashigang and Pema Gatshel). The aim was to connect 262 users (units, households) to the national grid. As reported by Bhutan Power Cooperation and as evaluated by the Impact Study, in fact 266 households (units) were receiving electricity within this project. The Baseline Study was conducted in September/October 2003 and the second phase of the research in March/April 2006. We monitored and documented long-term and short-term impacts of rural electrification in order to give a comprehensive picture of socio-economic changes as well as changes in the daily lives of the local people. In 2007 I gave a lecture on the Development Strategies and Socio-cultural Transformations in the Kingdom of Bhutan at the Department for Contemporary History (Institute of History, University of Graz) to discuss the current societal changes in the Himalaya-State as well as the theoretical, methodological approaches and the main results of the survey with the students. According to the World Energy Council (2008) some two billion people in rural areas of developing countries do not have adequate energy sources to allow fulfilment of the basic human needs of nutrition, warmth and light – let alone the possibility of harnessing energy for productive uses that might allow them to escape the cycle of poverty. The main objective of this study therefore was to verify the assumption that rural electrification is an especially appropriate tool for improving the quality of life of the rural population in Bhutan. The main research question was: What changes have come about with the introduction of electricity to individual households and to villages, two and a half years after being connected to the grid?
Main results
The main results of the comprehensive research can be summarised on two different levels or dimensions: The individual approach shows dramatic changes in the daily life of everyone who has experienced the transformation from the ‘dark’ to the ‘light’ – not only
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in terms of practical changes like cooking and heating habits, hygiene and health, spare time, new education facilities etc., but also in terms of changes within the epistemological dimension of thinking about life, anticipating the future, being connected to the outside world (through new media), etc. For the vast majority of those interviewed, electrification has meant a tremendous change in their personal lives and lifestyles. Living in poor rural societies, some had felt ‘neglected’ before electrification, especially those who had had previous exposure to the ‘outside world’ (as labour migrants or as visitors to the national capital). In most cases, this feeling of ‘forgotten remoteness’ has now been replaced by a positive identification with the new conditions of village life after getting connected to the grid. The societal approach involves two different areas of data interpretation. The socio-cultural impact on the societal level is also tremendous – village life has changed not only individually but also collectively. Electricity empowers communities, resulting in more community activities and strengthening solidarity among members of the community. On the other hand, the socio-economic impact – interpreted from the macro-economic level – is less evident. In the current situation, community economies are too weak to permit investment in new machinery or equipment that could raise agricultural productivity. Very few farmers can afford to buy new electrically powered rice-mills, for instance. To date, we can only measure the impact of rural electrification on the local economies indirectly by considering results such as higher family incomes through the use of new techniques, or greater agricultural productivity. Having more spare time enables the villagers to engage in additional income activities like weaving, kitchen gardening, small services, etc. But here it must be kept in mind that electricity is a prerequisite for further investments in the agricultural sector, and that only two years at most had passed since electricity was introduced in these villages. Once the density of monetarisation (the actual amount of money circulating in local rural economies) increases, there will be more investments in new machines and technologies to strengthen local agricultural productivity.
Main results on the individual dimension
Health Providing poor households with electricity in partial replacement of traditional fuels like firewood, kerosene, dung and agricultural residue reduces indoor pollution and consequent health hazards associated with combustion and traditional fuels. Before getting connected to the grid and before the installation of improved stoves (with chimnies), some households had to deal with the thick smoke all day long since there was no outlet for it, thereby
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creating an extremely unhealthy environment. Eye diseases, skin infections, diarrhoea and respiratory problems and (in the south) malaria were very common. With the households connected to the grid and the widespread use of electric kitchen appliances like rice-cookers and electric kettles, this situation has changed dramatically. In 2006, 62.2% of the men surveyed (as against 16.4% in 2003), 54.9% of the women (10.0% in 2003), 81.6% of the young males (29.0% in 2003) and 76.5% of the young females (15.8% in 2003) said that they had had ‘no illness within the last 6 months’. The most vulnerable population consists of women – of all ages – and they were the ones to suffer the most from various health problems before electrification. Since women do most of the kitchen and food-preparation work, they are the first to benefit from the drastic hygiene and santitation improvements in the home.
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Time availability Household members are also spared from the drudgery and inconvenience of having to collect firewood for cooking and (partially) heating, leaving more time for more productive activities that can generate additional sources of income, or for spending more leisure time with the family. The most visible and significant effect of electrification on individual time availability is the reduction in hours spent every day on farm chores and collecting fuelwood: On average, men now spend 1 hour 56 minutes less and women 1 hour and 18 minutes less per day on ‘farm chores’ and ‘collection of fuel-wood’ than before their households got connected to the grid. For girls, the workload has been also reduced significantly since electrification – from an average of 6 hours and 36 minutes to 5 hours a day.
Education/Media Electricity brings new possibilities for education and media use. With the advent of electricity, people have become more exposed to change and new ideas. As described below, the means of communication are changing, with a ‘bigger window’ to the outside world – and this is a challenging new situation for the whole of Bhutan society. Young people read more and also use audio and video media more than the older generation. Among the youth
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population, there is a significant gender difference: boys watch significantly more TV than girls. Within the adult population, no gender differences were found in TV use. Interestingly, the new media consumption patterns do not create new ‘classes’ – access to media and the actual use of them do not depend on cash income or business activities. All those surveyed – adults and youth, women and men – say they get “the best news about their country” through the radio. In 2003, TV ranked last (only nine mentions), but had come up to rank 4 (55 mentions) out of 8 positions in 2006 – behind “radio”, “local authorities” and “neighbours”. The importance of TV as a source of information is likely to continue to grow. The Bhutanese philosophy of “Gross National Happiness” and the high awareness of the nation’s rich cultural heritage provide a sustainable background for appreciating the knowledge and the wisdom of older people, even though their societal role has already changed. Very interestingly, we see that young people below the age of 18 now prefer a ‘mixed concept’ of education (not only books and formal school learning), although a significantly higher percentage of girls than boys think that by learning from ‘old people’ they would get better knowledge. Furthermore there seems to be a distinct tendency for young people between 14 and 18 years of age to prefer to establish smaller families than those in which they themselves grew up.
Main results on the societal dimension (socio-cultural and socio-economic changes)
Sources of energy In 2003 in all households except one, wood was the main source of energy for cooking and heating, for light, kerosene open-wick lamps were used in 75 households (HH); candles (21 HH) and lanterns (19 HH) were also in common use. In 2006 most of the daily cooking – and especially the previously time-consuming activity of cooking of rice – was done by electric rice-cookers (69HH), electric cookers (4 HH) and LPG gas cookers (22 HH). The number of LPG gas cookers has increased significantly – and the costs of purchase are lower than for an electric cooker. The traditional stove is still used for heating purposes – when needed – and for cooking animal fodder and making local ara (liquor). In 2003, average monthly expenses for fuel-wood were NU 55� per household in winter and NU 36 per household during the summer months, yielding a monthly average of NU 42.3 for the entire year. The use of electricity has reduced the expenses for fuel-wood significantly. In 2006, doing much food preparation and cooking with electrical devices, households spend an average of NU 11.12 in the summer and NU 16.96 in the winter for
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fuel-wood, which means a monthly average of 13.0%. With an average monthly e-bill of NU 77 and a minimum of NU 35, electrification has not meant a financial burden for most households. This is also the reason why the vast majority of the respondents say that in general their household costs have not increased since getting connected to the grid, whereas the standard of living has increased greatly. Socio-economic aspects Annual cash income as such has increased slightly. In 2003, average cash income of household (n = 76) in the target areas was NU 18,317.82; by 2006 this had risen to 19,856.53 (n = 94) – however, this was not above the estimated annual rate of inflation. That means that in 2006, households did not have more cash for daily living than in 2003. A macro-economic take-off – in terms of more cash on hand – cannot be observed since the introduction of electrification in the areas under study. Electrical appliances Adults say they want to buy more electrical items, whereas young people still seem more interested in buying clothes and shoes. Girls are significantly more interested in buying books, novels and educational materials than the rest of the sample. Rice-cookers, currycookers and electric kettles (“water-boilers”) are the most desired electrical appliances. Village infrastructure Satisfaction with the local village infrastructure has increased greatly in all areas studied and in all sub-samples. Most respondents also say that the situation in farming (80.8%) and livestock (70.4%) has become better due to electrification. Asked if the improvement in living conditions is due mainly to electrification, 100% of the youth, 98.9% of the male adults and 89% of the female adults surveyed agreed. Business/Investments Whereas the high degree of satisfaction has remained and even increased in the health sector, in the infrastructure of the villages and the farming and livestock situation, we have observed some disappointment observed among the sampled population concerning business opportunities. These definitely have not improved through electrification – due to the lack of funding for business investments. If people had more money, most of them would build a new house. Investments in agriculture (buying land, tractors, machineries, mills etc.) have become more important than before electrification: 19.0% in average (as against only 7.0% in 2003).
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Preferences for village life/Improvement of living standard One of the most impressive results of the survey is the finding that attitudes to village life have changed completely among the young people. In 2003, 71% of the youth surveyed said they would prefer to live in the town, with only occasional visits to the village: by contrast, in 2006, 66.4% wanted to stay in the village, with occasional visits to town. The vast majority – 87.15% – of those who would opt for life in the village said that electrification is an important reason for their preference. These findings demonstrate how rural electrification could be a highly efficient strategy for preventing massive migration to towns – especially among the young people. More than half of those who say they would prefer to live in the town belong to households that are clearly better off than the average in our sample. Thus, migration wishes and preferences for village or town life do not depend on the socioeconomic status of the individual household, but on satisfaction with one’s socio-economic situation. A full 73.1% of the respondents said that the standard and the quality of living have increased ‘very much’ since electrification. Slightly more than half of those who said that the standard ‘has not increased’ or only ‘a little bit’ live in households with annual cash incomes above the average. In other words, those who have higher incomes are not automatically more satisfied with the current standard of living. Especially for the poorer people, we find that electrification has had a major impact on improving their standard of living.
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Further suggestions
The results of the study verify impressively the assumption that rural electrification is an especially appropriate tool for improving the quality of life of the rural population in Bhutan. Many changes have come about with the introduction of electricity to the households under study – on the individual, socio-cultural and socio-economic levels. The tremendous improvement in public health; in time-savings, allowing additional economic and social activities; greater awareness of the importance of investments in agriculture; greater understanding of the ‘world outside’ brought by new and more intensive media-consumption patterns – all this has made rural life more attractive, especially to young people. The impact of electrification on the quality and the standard of living in the rural societies surveyed is quite high, so we can say that rural electrification is indeed an efficient tool for poverty alleviation. As yet, direct economic impacts – in terms of higher cash income and higher macro-economic productivity – are not visible. It will take time and more monetary investment possibilities before a statistically significant increase in economic productivity can be observed in the agriculture-based communities of rural Bhutan. But for such economic improvements, electricity is and will remain the first and the most important precondition. The remarkable results of this comprehensive study should provide the basis for further scientific and scholarly guidance and for evaluations of the impact of electrification on rural societies in Bhutan. It will be important to observe how economic and sociocultural patterns change after another five, eight or even ten years.
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Aspekte zum Thema „Grenzen – Grenzziehungen“ aus regionalgeschichtlicher Perspektive Eduard G. Staudinger
Das Thema „Grenzen“ hat auch in der Geschichtswissenschaft europaweit wie global gesehen Tradition und Aktualität zugleich – und das in vielfacher Hinsicht.1 Allein auf HSOZ-U-KULT finden sich regelmäßig zahlreiche Einträge zu Calls, Konferenzen, Forschungsprojekten und Rezensionen von Publikationen, die sich mit Grenzgebieten bzw. -räumen, mit zu Grenzen gemachten Flüssen, mit Menschen und ihrem Leben mit und an einer Grenze beschäftigen. Zu dieser Konjunktur trug nicht zuletzt der Fall des „Eisernen Vorhangs“ wesentlich bei, wobei der Begriff „Eiserner Vorhang“ als eine markante Metapher für eine konkrete historische Ausprägung einer Grenze gelten kann, die Phänomene wie „Grenze“, „Leben mit und an einer Grenze“, „Grenzerfahrungen“ etc. sogar zu einer spezifischen „Erkenntnisweise“ ausformte.2 Auch im engeren regionalen Kontext der steirischen Landesgeschichte kommt der „Grenz“-Thematik allgemein ein zentraler Stellenwert zu. Das belegen beispielhaft Bücher wie Land an der Grenze von Ferdinand Tremel, Flammende Grenze von Fritz Posch oder die Landesausstellung des Jahres 1986 auf Schloss Herberstein, die die Steiermark als Brücke und Bollwerk präsentierte.3 Durch diese landesgeschichtliche Tradition wurde eine verbreitete Entwicklung sehr stark getragen und gefördert – wenn nicht sogar initiiert –, durch die Elemente wie „Grenze“, „Grenzland sein“ und „Leben mit und an einer Grenze“ konstitutiv für individuelle und kollektive, private und öffentliche Lebensgestaltungen und Konstruktionen von Identitäten mit ihren Vielschichtigkeiten und Strategien des Managements wurden, so dass auch hier von „Grenze“ als einer spezifischen historischen wie 1
Auf die zahlreichen Semantiken zu Begriffen wie „Raum“ und „Grenzen“, wie sie im Zuge des „Spatial Turn“ in den KuIturwissenschaften diskutiert werden, soll hier nicht näher eingegangen werden. Siehe dazu u.a. Doris Bachmann-Medick, Cultural Turns. Neuorientierungen in den Kulturwissenschaften, Hamburg 2006, 284–328. 2 Zur Begriffsbildung „Grenze als Erkenntnisweise“ vgl. Andrea Komlosy, Grenze und ungleiche regionale Entwicklung. Binnenmarkt und Migration in der Habsburgermonarchie, Wien 2003, 14–16. 3 Ferdinand Tremel, Land an der Grenze. Eine Geschichte der Steiermark, Graz 1966; Fritz Posch, Flammende Grenze. Die Steiermark in den Kuruzzenstürmen, Graz 1968; Die Steiermark. Brücke und Bollwerk. Katalog zur Landesausstellung, Graz 1986.
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auch aktuell öffentlichen „Erkenntnisweise“ gesprochen werden kann. Weitestgehend ausgeblendet bleiben in diesem Zusammenhang allerdings Fragmentierungen nach innen und damit verbundene Binnengrenzen, die sich speziell auch in der steirischen Zeitgeschichte aufzeigen ließen. Mit dieser Tradition vor Augen und eingebunden in diesen historisch geformten Kontext stellt es eine gewisse Herausforderung dar, sich mit der Thematik „Grenzen – Grenzziehungen“ näher zu befassen, besonders wenn dabei weiterführende Perspektiven entwickelt werden. Im Wesentlichen stelle ich drei solche Zugänge zur Diskussion: erstens die Perspektive der Vieldeutigkeiten von „Grenze“ und des Verständnisses von „Leben mit und an Grenzen“, zweitens die Perspektive der historischen und aktuellen Veränderungen bzw. der Veränderbarkeit von „Grenzen“, vor allem im Sinne von ausverhandelten und vertraglich festgelegten Grenzen zwischen Staaten, und drittens die Perspektive einer möglichen Typologisierung von „Grenzen“ und der durch sie geschaffenen „Grenzräume bzw. -gebiete“.
Zur Perspektive der Vieldeutigkeiten
Das Sprechen über, das Umgehen mit und auch das Erinnern an „Grenzen“ ist geprägt von Vieldeutigkeiten und einem Wechselspiel zwischen verschiedenen Vorstellungen von „Grenzen“. So wird „Grenze“ als zeitlich und territorial festgelegte Linie im Sinne einer politisch-administrativen Grenze im Raum entworfen, die staatliche Territorien mit jeweiligen Souveränitäts- und Rechtsansprüchen begrenzt bzw. voneinander abgrenzt. Zusätzlich enthält „Grenze“ aber auch die Konnotation eines allerdings nicht eindeutig „eingrenzbaren“ Raumes, in dem beiderseits einer politisch-administrativen Grenzlinie unterschiedlicher Überschreitbarkeit und Sichtbarkeit Menschen leben, deren alltägliche Lebenspraktiken und Interaktionen sich in hohem Maße an einem „Leben mit und an einer Grenze“ zu orientieren haben und durch ein solches geprägt sind. Eine derart vorgenommene Personalisierung des Themas lässt „Eigenwelten“ erkennen, die Menschen eines Grenzgebietes aufbauen, verändern und tradieren. „Grenze“ ist aber auch immer beides zugleich: eine konkret markierte, unterschiedlich sichtbar gemachte, bewachte und passierbare Linie, deren politisch-administrativer Charakter verändert werden kann, und eine räumlich gebundene Lebens- und Interaktionswelt. Schon daraus ist ersichtlich, dass „Grenzen“ selbst im politisch-administrativen Verständnis kein homogenes Phänomen darstellen. Mehr noch geben sie einerseits Anlass zur und sind Ausgangspunkt für die Ausformung von Identitäts- und Gegenidentitätskonst-
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ruktionen mit ihrem Wechselspiel, wofür Formulierungen wie „Wir und die anderen“ oder „Wir hier und die da drüben“ Ausdruck sind. Verschränkungen und Überschneidungen, die Existenz von „Minderheiten“, Bi- und Multilingualitäten – nicht nur in einem Gebiet, sondern von Menschen selbst – werden zwar von wissenschaftlicher Seite thematisiert und beforscht, sie sind auch durchaus bekannt, werden aber in der Alltagspraxis häufig ausgeblendet, tabuisiert und beschwiegen.4 Anderseits können fixierte Grenzlinien gemeinsam mit anderen Komponenten aber auch zu Folgen solcher Konstruktionen von Identitäten und Gegenidentitäten werden. Pieter Judson zeigt diesen Aspekt u.a. in seiner Analyse der Tätigkeit des deutschen Schulvereins „Südmark“ und der nationalen Diskurse im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert auf, als die „Sprachgrenze“ gesucht, „entdeckt“ und festgeschrieben werden sollte und auch wurde.5 Durch Grenzen erfolgen Festlegungen von Peripherien und Zentren, ihrer gegenseitigen Verschiebungen und ihrer Beziehungen zueinander. Grenzgebiete werden dabei oft als Randzonen gesehen oder durch die politischen, ökonomischen und kulturellen Machtzentren zu solchen gemacht. Sie werden als Peripherie, als marginalisierte Zonen verstanden und charakterisiert, die aus dem Blickfeld geraten, dementsprechend an Partizipationsmöglichkeiten, Aufmerksamkeit und Zuwendung verlieren. Ökonomische Rückständigkeit, Abwanderung junger Menschen und andere negative Marker prägen die Wahrnehmungen. Diese Sichtweise von Grenzgebieten als „Räume der Entleerung“ setzt bei der Frage nach der Integration von Grenzgebieten in den Gesamtstaat und der Relation zu dessen Machtzentren an.6 Die automatistische Annahme, dass grenznahe Gebiete Randzonen per se sind, trifft allerdings nicht zu. Grenzgebiete stehen immer wieder im Zentrum des Geschehens. Sie werden u.a. auch im Kontext von Tourismuskonzepten bewusst in den Vordergrund gerückt und vermarktet. „Grenzgebiet sein“ bedeutet hier vorwiegend eine ökonomische Ressource, indem „Leben an der Grenze“ einen lukrativen Anreiz darstellen und damit eine spezielle Kompetenz vermitteln soll. Dieser Aspekt von „Grenzgebiet als ökonomische Ressource“ hat viele Facetten. Zu diesen gehört, dass Grenzgebiete und -orte, wie z.B. Spielfeld und Bad Radkersburg in der südlichen Steiermark, jahrzehntelang Standorte von behördlichen Einrichtungen wie Zoll und Grenzpolizei waren. In Spielfeld spielte der Bahnhof eine wesentliche Rolle, zumal hier und nicht im slowenischen Šentilj auch 4 Elisabeth Schober, Hinüberschauen und wegsehen, Graz 2006. 5 Pieter M. Judson, Guardians of the Nation. Activists on the Language Frontiers of Imperial Austria, Cambridge, London 2006. 6 Stein Rokkan u.a., Economy Territory Identity. Politics of West European Peripheries, London u.a. 1983.
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die jugoslawischen und ab 1991 die slowenischen Grenzorgane ihre Büros hatten. In Bad Radkersburg bestand kein Grenzbahnhof, wohl aber eine Kaserne des Österreichischen Bundesheeres. Diese Einrichtungen waren für das lokale Selbstbild ebenso von Bedeutung wie die Kaufkraft ihres Personals für die lokale Wirtschaft. Dies änderte sich, als im Zuge des Prozesses der europäischen Integration Österreich 1995 und Slowenien 2004 Mitglieder der Europäischen Union wurden. Seit Dezember 2007 gehört Slowenien, wie schon zuvor Österreich, dem Schengen-Raum an. Durch diese Entwicklung wurde der politisch-administrative Charakter der österreichisch-slowenischen Grenze grundlegend verändert. Heute ist der Bahnhof in Spielfeld kaum mehr besetzt. Lediglich die Lokomotiven und das Zugspersonal werden bei der „Grenzübergabe“, wie es in Durchsagen heißt, gewechselt. Die Grenzstationen an der Autobahn und der alten Straße sind unbesetzt, die Schranken sind nicht mehr vorhanden bzw. stehen offen. Gleiches gilt für die Grenzstation an der Murbrücke in Bad Radkersburg. Hier hatten zuvor schon seit einigen Jahren die österreichischen und slowenischen Grenzorgane nebeneinander in der österreichischen Grenzstation ihren Dienst versehen. Zuletzt wurden alte Halte- und Verweilpunkte zu Durchgangsstationen. Im Jahr 2009 wurde die Kaserne in Bad Radkersburg geschlossen. „Wir waren immer Grenzgebiet. Was ist heute?“, meinte Anfang 2009 ein etwa 40-jähriger Mann in einem Spielfelder Gasthaus im Gespräch. Er brachte damit wohl auch eine gewisse „Verlusterfahrung“ und Verunsicherung zum Ausdruck. Jedenfalls fand er die Zustimmung seiner Zuhörer. Wie schon erwähnt können Grenzgebiete Kristallisationsräume für die Ausformung von spezifischen „Eigenwelten“ oder „Grenzgesellschaften“ sein, in denen Selbstverständnisse, Alltagspraktiken und Lebensorientierungen vom „Leben mit und an einer Grenze geprägt“ sind.7 Grenzen im politisch-administrativen Verständnis entstehen in konkreten politischgesellschaftlichen Auseinandersetzungen, zumeist Kriegen, in denen um deren Verläufe erbittert gekämpft und gestritten wird und Kriterien von Zu- und Nichtzugehörigkeiten von Ein- und Ausschlüssen festgelegt werden. Jeder „Streit um Grenzen“ trägt so wesentlich dazu bei, dass schließlich gezogene Grenzen von den verschieden aktiv und passiv Beteiligten, ob individuell und/oder als Gruppe, unterschiedlich intensiv akzeptierend oder ablehnend wahrgenommen und erlebt werden: als Recht oder Unrecht, als Gewinn oder Verlust. Grenzen weisen demnach auch – nicht nur aus Gründen, die im jeweiligen politisch-administrativen Grenzregime gelegen sind – unterschiedliche Formen von Überschreitbarkeiten und Durchlässigkeiten auf. Jedes „Leben mit und an Grenzen“ kennt eine Vielzahl von Regeln und Praktiken, durch die die Modalitäten der Grenzüberque7 Franz Josef Schober, Vom Leben an der Grenze/O Življenju ob meji, Graz 2009.
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rungen bzw. -überschreitungen über die offiziellen Normierungen hinaus gestaltet und umgesetzt werden. Grenzen können schützen, sie können aber auch einsperren. „Über die Grenze kommen“ heißt dann womöglich entkommen und sich retten können. Wohl jedes Grenzgebiet hat seine Geschichten von Schmuggelaktivitäten, aber auch von spontanen grenzübergreifenden Kooperationen, die nach den bestehenden bürokratischen Richtlinien nicht oder nur sehr schwer möglich gewesen wären. In allen diesen Zusammenhängen spielt das diffizile Verhältnis zwischen den offiziellen Grenzorganen beiderseits der Grenze, ihre Herkunft und Verweildauer im „Dienst an der Grenze“ sowie der Grad ihrer Integration bzw. Nicht-Integration in die „Grenzbevölkerung“ eine zentrale Rolle. Grenzgebiete sind nicht zuletzt markante „Merkräume“ in individuellen und kollektiven Gedächtnissen,8 die mit emotional aufgeladenen Erinnerungen und Bildern befüllt sind und durch entsprechende Denkmäler im öffentlichen Raum, Inschriften auf Grabsteinen und Gebäuden, Liedtexte, weitererzählte Erfahrungen etc. gefestigt werden bzw. bleiben.9 Diese Inhalte können derart nachhaltig eingeschrieben sein und wach gehalten werden, dass in Grenzgebieten soziale Distanzen bestehen bleiben, auch wenn Grenzlinien hinsichtlich ihres politisch-administrativen Charakters weitestgehend durchlässig und unsichtbar geworden sind.
Zur Perspektive der historischen und aktuellen Veränderungen bzw. der Veränderbarkeit von Grenzen
Die Perspektive der historischen und aktuellen Veränderungen bzw. der Veränderbarkeit von Grenzen zu verfolgen liegt aus mehreren Gründen nahe. Im Zuge des Prozesses der europäischen Integration und bedingt durch den Fall des Eisernen Vorhanges vollzog und vollzieht sich auch ein grundlegender Wandel der Binnen- und Außengrenzen von EUEuropa. Vor allem die Grenzen entlang der Nord-Süd-Achse von der Ostsee bis zur Adria und zum Schwarzen Meer änderten sich nachhaltig in ihrem politisch-administrativen Charakter, allerdings nicht in gleicher Weise in ökonomischer und sozialer Hinsicht. Das größer gewordene EU-Europa weist nach wie vor erhebliche ökonomische und soziale Asymmetrien auf und stellt auch einen Konkurrenzraum dar, wenn große Konzerne mit Sitz in einem EU-Land ihre Produktionsstätten aus Kostengründen innerhalb der EU etwa von Deutschland nach Rumänien verlagern. Grenzen im politisch-administrativen 8 Vgl. dazu Markus Bauer, Thomas Rahn (Hg.) Die Grenze. Begriff und Inszenierung, Berlin 1997, 8. 9 Schober, Hinüberschauen; Schober , Leben.
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Sinn scheinen an Bedeutung zu verlieren. Grenzüberschreitende (Verwaltungs-)Zusammenarbeit findet, wie Simon Lang schreibt, heute in rund 150 Grenzregionen innerhalb der EU in mehr oder weniger institutionalisierten Formen zwischen Gebietskörperschaften beiderseits der Grenzen statt. Das deutsch-französisch-schweizerische Grenzgebiet entlang des Oberrheins gilt dabei vielfach als modellhaftes Beispiel.10 Im Jahr 1990 verschwand die Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten als Staatsgrenze überhaupt von der Landkarte. Gleichzeitig mit diesen grenzübergreifenden Prozessen in Politik, Wirtschaft, Kommunikation (Handy-Netze ausgenommen) und Denken entstanden in den letzten beiden Jahrzehnten in Europa zahlreiche neue „Nationalstaaten“ unterschiedlicher Größe, womit auch Grenzziehungen, Grenzadministration und -management wieder und verstärkt ins Zentrum politisch-gesellschaftlicher Auseinandersetzungen rückten. Damit stehen erhebliche, historisch aber durchaus vertraute Konfliktpotenziale in Verbindung. Dies gilt hinsichtlich der Fixierung von konkreten Grenzverläufen und ihrer Sichtbarmachung ebenso wie für verschobene Mehrheits- und Minderheitsverhältnisse. Aus Mehrheiten wurden Minderheiten, aus privilegierten Gruppen minderprivilegierte und jeweils umgekehrt. Das Erfahren und Empfinden solcher neuer Konstellationen evoziert Diskurse zu Identitäten, Nichtzugehörigkeiten bzw. Zugehörigkeiten, Anerkennung und Akzeptanz bzw. Ausgrenzung und Marginalisierung, zu Gleichberechtigung und Benachteiligung etc., oft gebündelt verhandelt in der Problematik der StaatsbürgerInnenschaften.11 Die historische Reflexion zeigt, dass die soeben kurz skizzierten Phänomene der Gegenwartsgeschichte zu den zentralen Themen auch der Geschichte des gesamten 20. Jahrhunderts zählen, um nur die zeit- und nicht auch die universalgeschichtliche Dimension in den Blick zu nehmen; wenngleich Rahmenbedingen und Abläufe weit dramatischer waren. Schon allein die weniger als 100 km lange Grenze zwischen der Steiermark und Slowenien hat seit ihrer umkämpften Entstehung zwischen 1918 und 1922 im Laufe des 20. und am Beginn des 21. Jahrhunderts mehrfach grundlegende Veränderungen hinsichtlich ihres Charakters und ihrer Bedeutung als politisch-administrative Grenze erfahren. Sie war zunächst Teil der Staatsgrenze zwischen der Republik Österreich und dem Königreich Jugoslawien; mit dem „Anschluss“ im März 1938 dann Teil der Staatsgrenze zwischen NSDeutschland und dem Königreich Jugoslawien. Nach der Zerschlagung Jugoslawiens und 10 Simon Lang, Der Oberrhein. Ein Fluss, zwei Sprachen, drei Staaten ... und viele Grenzen, in: politicum 109, Graz 2009, 37. 11 Ulrike H. Meinhof (Hg.) Living (with) Borders. Identity discourses on East-West borders in Europe, Aldershot 2002, lf.
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der Aufteilung Sloweniens auf die Besatzungsmächte Deutschland, Italien und Ungarn im Frühjahr 1941 wurde diese Grenze insofern zu einer nicht klar bestimmbaren „Binnengrenze“ im Deutschen Reich, als der von Deutschland okkupierte Teil Sloweniens formal nicht in den Gau Steiermark integriert wurde. Mit der militärischen Niederlage von NSDeutschland, dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Wiedererrichtung Österreichs und Jugoslawiens wurde dieser Grenzabschnitt erneut Staatsgrenze, allerdings mit neuen Kennzeichnungen. Die südliche Steiermark war nach dem 8./9. Mai 1945 zunächst dreifach besetzt, nämlich von sowjetischen, bulgarischen und jugoslawischen Verbänden, ehe am 24./25. Juli die Briten die Besatzung übernahmen und entlang der Grenze eine sogenannte Prohibited Zone einrichteten, die nur mit speziellen Legitimationen betreten und verlassen werden durfte. In Jugoslawien wiederum übernahmen Tito und die KommunistInnen die Macht und bauten Staat, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur nach ihren Prinzipien und unter Verfolgung bzw. Ausschaltung oppositioneller Kräfte um. Die Grenze war nun nicht nur eine Grenze zwischen zwei Staaten, sondern auch eine solche zwischen zwei ideologisch unterschiedlichen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Systemen: ein Teil der Grenzlinie im frühen Kalten Krieg belastet mit Erfahrungen aus der Endphase des Zweiten Weltkrieges, im Raum stehenden Gebietsforderungen vonseiten Jugoslawiens und vielfachen Unsicherheiten. Immer wieder hielten sich im Grenzbereich bewaffnete Gruppen auf, die in Slowenien gegen die Errichtung der kommunistischen Herrschaft aktiv waren. Sie begaben sich wiederholt über die Grenze auf österreichisches Gebiet, um sich so der Verfolgung zu entziehen, aber auch um sich neu zu versorgen. Bis in den Sommer 1947 blieben einzelne Grenzabschnitte Schauplätze bewaffneter Auseinandersetzungen mit mehreren Toten. Dementsprechend geschlossen wurde die Grenze (gekoppelt mit strenger Bewachung) administriert. Dies änderte sich nach dem Bruch zwischen Tito und Stalin im Jahr 1948. Die Wiedereröffnung der Murbrücke in (Bad) Radkersburg und vor allem das folgende Abkommen von (Bad) Gleichenberg zwischen Österreich und Jugoslawien im Jahr 1953 erleichterten Grenzüberschreitungen insbesondere für die sogenannten DoppelbesitzerInnen und den kleinen Grenzverkehr. Gefördert durch den Staatsvertrag und Österreichs Neutralität ab 1955 wurde die Grenze in den folgenden Jahren offener. Das Projekt einer „neutralen Straße“ wurde am Kamm des steirisch-slowenischen Hügellandes, dem entlang die Staatsgrenze verlief, verwirklicht. Vom Status der Staatsgrenze Österreichs zu Ungarn oder gar zur Tschechoslowakei unterschied sich dieser südliche Grenzabschnitt erheblich. Ein historisch vielfach geprägter und belasteter „Merk- und Erinnerungsraum“ blieb er aber dennoch. Bis 1991 behielt die Grenze den Status einer Staatsgrenze zwischen der Republik Österreich und der Föderativen Sozialistischen Republik Jugoslawien. Dies
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änderte sich mit der Proklamation der unabhängigen Republik Slowenien 1991. Für wenige Tage rückten kriegerische Kampfhandlungen Ende Juni/Anfang Juli 1991 an den Grenzabschnitt heran. Seither verläuft die Staatsgrenze zwischen den demokratisch verfassten Republiken Österreich und Slowenien. Im Zuge des Prozesses der europäischen Integration veränderte sich allerdings die Charakteristik der Grenze grundlegend. Sie wurde von einer EU-Außengrenze (1995) zu einer EU-Binnengrenze (2004), blieb aber Schengen-Außengrenze. Mit dem Beitritt Sloweniens zum Schengen-Abkommen im Dezember 2007 „verlor“ sie auch diese Funktion. Heute ist diese Grenze gemessen an ihrer Überschreitbarkeit und Sichtbarkeit weitestgehend abgebaut. Einzelne alte Grenzsteine, die noch die Aufschrift „10. September 1919 St. Germain“ tragen, leer stehend Patina und Rost ansetzende Grenzstationen, Bezeichnungen auf steirischer Seite wie „Grenzlandchor“, „Grenzlandhalle“, „Grenzlandraststätte“ , „Grenzland-Radweg“, „Wasserversorgung Grenzregion Südost“ verweisen auf die frühere Präsenz dieser Grenze in alltäglichen Lebenszusammenhängen und -orientierungen. Trotz dieses „Verschwindens“ ist die Grenze auch im Sprachgebrauch („Ich war noch nie drüben seither“) in Erinnerungen, in Mentalitäten, in sozialen Kontakten vielfach ein bestimmendes Element geblieben. Mitunter werden von behördlicher Seite sogar Initiativen gesetzt, die alte Grenze zumindest symbolisch wieder sichtbarer zu machen. Aus Anlass des österreichischen Nationalfeiertages 2009 wollten südsteirische Bezirkshauptleute auch die alten Grenzstationen wieder beflaggen lassen. Von den „Grenzen in den Köpfen“ wird in diesen Zusammenhängen gerne gesprochen.12
Zur Perspektive einer möglichen Typologisierung von „Grenzen und Grenzgebieten“
Der Versuch, „Grenzen und Grenzgebiete“ zu typologisieren, geht nicht von ihrem Verhältnis zu den Zentren aus, sondern von einer Berücksichtigung der beiderseits der Grenze und über die Grenze hinweg stattfindenden Handlungen. „Grenzgebiet“ wird damit als ein Raum mit unterschiedlichen Interaktionsmöglichkeiten verstanden. Weiters ist eine solche Typologisierung keine Beschreibung der Entwicklung dieser Räume, sondern eine Charakterisierung von möglichen Lebens-, Arbeits-, Interaktions- und Kommunikationssituationen an „Grenzen“ und in „Grenzgebieten“. Wenn in der Folge sechs solche Typen skizziert werden, dann ist die Reihenfolge ihrer Nennung also nicht als ein linear verlaufendes Entwicklungs- und Stufenmodell von „Grenzgebieten“ zu interpretieren, sondern 12 Vgl. u.a. Peter Haslinger (Hg.) Grenze im Kopf. Beiträge zur Geschichte der Grenze in Ostmitteleuropa, Frankfurt a. Main 1999.
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als Versuch einer Typenbildung von „Grenzgebieten“ zu werten, wobei sich einzelne Typen durchaus überschneiden und ineinanderschieben können.13 Einen ersten Typus möchte ich als die „faktisch geschlossene Grenze“ bezeichnen, die ein Grenzgebiet schafft, in dem grenzübergreifende Interaktionen nur sehr schwer – wenn überhaupt – möglich sind. Die beiderseits der Grenzlinie lebenden Menschen nehmen sich nicht nur als die jeweils „anderen“ wahr, sondern sogar als FeindInnen oder sie werden als solche durch publizistische Kampagnen und politische Propaganda dargestellt. Verbunden damit entstehen tief greifende und nachhaltige Dynamiken von Misstrauen und Entfremdung. Etwaige „Minderheiten“ verstecken sich, praktizieren Methoden der Mimikry und wollen so nicht „als den anderen zugehörig“ wahrgenommen werden. Völlig undurchlässig und hermetisch abgeschlossen sind solche Grenzen allerdings nie. Neben den sehr restriktiv gehaltenen legalen Überschreitungsmöglichkeiten spielen Schmuggel, Fluchtversuche, aber auch Bemühungen sozialer Kontaktaufnahme eine wesentliche Rolle. Ein zweiter Typus kann mit dem Schlüsselwort „Koexistenz“ gekennzeichnet werden. In den grenzüberschreitenden bzw. -übergreifenden Beziehungen werden auf offizieller Ebene Erleichterungen ausverhandelt und es tritt eine gewisse Stabilisierung ein. Davon ausgehend entwickeln die Menschen im „Grenzgebiet“ in den Praktiken des Alltags mehr Austausch, Kommunikation und Kooperation über die Grenzlinie hinweg, wenn auch unter Umständen vorwiegend aus pragmatischen Gründen. Für den steirisch-slowenischen „Grenzraum“ kann dafür das (Bad) Gleichenberger Abkommen von 1953 mit seinen Auswirkungen als signifikant bezeichnet werden. Eine dritte Charakterisierung geht vom Begriff Interdependenz aus. Wirtschaftliche, soziale und kulturelle Komplementaritäten werden genutzt und führen zu verstärkten grenzüberschreitenden Interaktionen etwa in Form von Arbeitsmigration und der Durchführung von Arbeitsaufträgen, im Konsumverhalten, bei Investitionen und Kapitalanlagen, in Kooperationen von Vereinen, Schulen und anderen Einrichtungen. Bemerkenswert erscheint darüber hinaus, dass über bürokratisch-administrative Regelungen, die normieren, was erlaubt ist und was nicht, hinweg etwa bei den Feuerwehren, bei der Rettung, im landwirtschaftlichen Bereich situativ bedingt Kooperationen und Interaktionen durchgeführt werden. Solche Interaktionen sind wohl Indikatoren dafür, dass „Grenzlinien“ zwar als „Trennlinien“ erlebt, aber als solche nicht vorbehaltlos hingenommen und akzeptiert werden. 13 Vgl. Hans Knippenberg, Jan Markusse, 19th and 20th Century Borders and Border Regions in Europe. Some Reflections, in: Hans Kippenberg, Jan Markusse (Hg.) Nationalising and Denationalising European-Border Regions, 1800–2000. Views from Geography and History, Dordrecht 1999, 12f.
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Der Begriff der „Integration“ steht im Mittelpunkt einer vierten Charakterisierung von „Grenzgebieten“. Die formelle zwischenstaatliche Grenze, deren Verlauf in der Vergangenheit immer wieder strittig gewesen sein konnte, ist kein Thema mehr. Freier Personen-, Waren- und Dienstleistungsverkehr, intensive Kooperationen im institutionell-bürokratischen und rechtlichen Bereich etc. lassen das Vorhandensein von „Grenzen“ in der alltäglichen Mobilität und Kommunikation nicht mehr erkennen. Die bereits erwähnte Region am Oberrhein mag für diesen Typus als ein mögliches aktuelles Beispiel dienen. Daran schließt sich ein möglicher fünfter Typus an, der als ein „pseudo-integriertes Grenzgebiet“ bezeichnet werden kann. Ein solches „Grenzgebiet“ weist hinsichtlich der grenzübergreifenden politisch-institutionellen Kooperationen und Einrichtungen, der rechtlich unbehinderten Mobilität und Arbeitsmöglichkeiten, der Kommunikation etc. alle Kennzeichen einer „integrierten Grenzregion“ auf. Dennoch zeigen sich in den Praktiken und Begegnungen des Alltags wie auch in den Ritualen der institutionalisierten Zusammenarbeit Barrieren und Distanzen. Damit sind nicht andere Handy-Netze gemeint, die sofort nachhaltig bemerken lassen, dass trotz aller Unsichtbarkeit eine „Grenze“ passiert wurde. Es geht vielmehr um Manifestationen im Sprechen über „Grenzen“ und Begrenzungen, um Handlungs-, Erinnerungs-, Denk- und Argumentationsmuster, die aus historischen Situationen stammen, in denen die Grenzen in einer Region noch einen trennenden, wenig durchlässigen und kaum passierbaren Charakter hatten und für die Definition des „Eigenen“ und des „Anderen“ von erheblicher Relevanz waren. Der Terminus „Integration“ ist im öffentlichen Sprachgebrauch aber entschieden positiver besetzt als jener der „Grenze“. Bloß zahlreiche Texte von Hymnen betonen – oft auf drastische Weise – „Grenzen“ als konstitutiv für die jeweiligen Identitäten. Ein abschließender sechster Typus schließlich bezieht sich auf Grenzen und Grenzerfahrungen, die in das Innere umgrenzter Territorien verlagert werden. Ich denke dabei in erster Linie an internationale Flughäfen. Zum einen bestehen bereits grenzübergreifend gemeinsame Nutzungen von Flughäfen wie Basel und Mulhouse bzw. Aachen und Maastricht oder es stehen solche in Planung wie im Fall von Wien und Bratislava. Zum anderen sind Flughäfen konkrete Orte, wo in engen Räumen und Gängen mit vielen Türen und Schaltern sehr unmittelbare Wahrnehmungen und Erfahrungen von Grenzen, Abgrenzungen, Zugehörigkeiten und Nicht-Zugehörigkeiten gemacht werden. Im Flugzeug saß man noch nebeneinander. In der Schlange vor der Passkontrolle trennen sich die Wege.
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„Wo man mit Blut die Grenze schrieb …“ Kärnten als Teil des Alpen-Adria-Raumes Hellwig Valentin
Wenn wir von Grenzen sprechen, so denken wir vor allem an die Berührungslinien politisch-administrativer Einheiten. Vielfach sind es geographische Barrieren wie Flüsse, Gebirgszüge usw., die zu Grenzen zwischen Staaten, Ländern, Regionen usw. geworden sind. Die Versuche, durch Grenzziehungen einheitlich gedachte sprachlich-kulturelle Gebilde zu schaffen, hatten vielfach neue Probleme im Gefolge. Denn innerhalb dieser nationalstaatlichen Grenzen lebten „ethnische“ Minderheiten, die seitens der Mehrheitsbevölkerung oft Zurücksetzungen erfuhren. Lange Zeit waren viele Grenzen in Europa auch eine Barriere zwischen den politisch-ideologischen Systemen, die markant als „Eiserner Vorhang“ bezeichnet wurde. In den USA existieren wiederum die „Reißbrettgrenzen“, die sich an bestimmten Längen- und Breitengraden orientieren. Zuletzt seien noch die willkürlichen Grenzziehungen durch die Kolonialmächte in Afrika und Asien genannt, unter denen die betroffenen Staaten noch immer zu leiden haben. Der Raum Alpen-Adria ist dadurch gekennzeichnet, dass ein Gebiet, das jahrhundertelang ein zentraler Bereich der Donaumonarchie gewesen war, durch die Grenzziehungen nach dem Ersten Weltkrieg auf mehrere Nationalstaaten aufgeteilt wurde. Diese Staaten enthielten durchwegs „ethnische“ Minderheiten, für die sich der jeweilige Nachbarstaat als „Schutzmacht“ fühlte. Das mitunter bis zur Überlegenheitsgeste gesteigerte „Nationalgefühl“ in den einzelnen Staaten, Ländern und Regionen und die Emanzipationsbestrebungen der „ethnischen“ Minderheiten nähren ein Spannungsfeld, das sich am Beispiel Kärnten bis in die Gegenwart gut nachvollziehen lässt. Da in diesem Kapitel nicht nur von Grenzen, sondern auch von Regionen die Rede ist, dürfen einige Bemerkungen zu dieser Kategorie nicht fehlen. Der Regionsbegriff ist vielschichtig und kann auf eine Deckungsgleichheit mit politischen Administrationseinheiten hinauslaufen, er muss es jedoch nicht. Eine Region kann ebenso freier und weniger scharf eingegrenzt definiert werden, sie liegt einmal innerhalb einer bestimmten Grenze, ein anderes Mal geht sie über diese hinaus.1 Man spricht zum Beispiel von den AlpenAdria-Regionen und meint die einzelnen Länder wie Venetien, Slowenien oder Kärnten. 1 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Region (3.10.2009)
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Darüber hinaus gibt es den Begriff der Alpen-Adria-Region als Synonym für einen mehrere Länder umfassenden, historisch gewachsenen Raum mit gemeinsamen kulturellen Identitäten wie das Gebiet der Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria, das etwa von Milano/ Mailand bis Pecs und von Dubrovnik bis Linz reicht – ein Lebensraum von rund 26 Millionen Menschen.2 Selbst wenn Grenzen aus historischen Prozessen hervorgehen, sind sie oft „Narben der Geschichte“, die von den Menschen in den grenznahen Gebieten oft lange Zeit als schmerzlich empfunden werden. So ist die – wie Helmut Konrad in einem Zeitungsinterview formulierte – „straffe Grenze zum Nichtdeutschen“ in Kärnten auf geschichtliche Vorgänge nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg zurückzuführen.3 In dieser „Waschschüssel mit dem harten Rand Karawanken“, so Konrad weiter, haben sich bis heute heroisierende Vorstellungen über die Grenzziehungen erhalten. Man denke etwa an die vierte Strophe des Kärntner Heimatliedes, in der es symbolisch in Hinblick auf den Kärntner Abwehrkampf heißt: „Wo man mit Blut die Grenze schrieb …“ – eine Textzeile, die zumeist mit gehobener Stimme gesungen wird. Diese vierte Strophe des Kärntner Heimatliedes, das seit dem Jahre 1911 als inoffizielle und ab 1966 als offizielle Landeshymne gilt, wurde übrigens erst im Jahre 1930 den ersten drei Strophen hinzugefügt.4 Man kann sich gut vorstellen, welche Bilder in der naiven Vorstellungswelt von Schulkindern beim Singen oder Hören der Textzeile „Wo man mit Blut die Grenze schrieb…“ entstehen. Dabei könnten oft auch konkretisierende Assoziationen, wie die eines riesenhaften Mannes, der in einer unbestimmten archaischen Vorzeit mit großem Kübel voller Blut und großem Pinsel in den Händen die Karawanken entlang schreitet, um die Grenze zu bezeichnen, nicht weit sein. Selbst wenn die meisten Menschen später mit den historischen Entwicklungen näher vertraut werden, bleiben derart einprägsame Vorstellungen haften und nähren Misstrauen und Vorurteile.
2 Vgl. www.alpeadria.org (3.9.2010). 3 Kleine Zeitung/Kärnten, 1. 3. 2009, 9. 4 Vgl. Wilhelm Deuer, Der Wettbewerb zur vierten Strophe des Kärntner Heimatliedes 1930, in: Die Kärntner Landsmannschaft, 10 (Oktober 1985), 92–94. Die ersten drei Strophen des Kärntner Heimatliedes wurden erstmals im Jahre 1922 in Gedichtform veröffentlicht.
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Tatsachen und Legenden
Der Passus des Kärntner Heimatliedes über den Grenzstreit zwischen Österreich und Südslawien nach dem Ersten Weltkrieg geht nicht nur in der Suggestion martialischer Bilder fehl. Der Text widerspricht auch im Kern den historischen Tatsachen: Die Grenze wurde bekanntlich nicht „mit Blut“, also gewaltsam erstritten, sondern durch das Ergebnis der Volksabstimmung von 1920 festgelegt – wenngleich davon ausgegangen werden kann, dass die militärischen Auseinandersetzungen 1918/19 in Kärnten, die Hunderte Tote auf beiden Seiten forderten, mit dazu beigetragen haben, die Siegermächte des Weltkrieges davon zu überzeugen, dass die Frage der staatlichen Zugehörigkeit der südlichen Landesteile Kärntens durch eine Volksabstimmung entschieden werden müsste.5 An der Relevanz des genannten Verses des „Heimatliedes“ zeigt sich, was man speziell in Kärnten oft beobachten kann: Wenn die Menschen die Wahl haben zwischen dem Mythos und den Tatsachen, dann wird häufig dem Mythos der Vorzug gegeben – auch wenn die historische Forschung längst die Fakten unbestritten dargelegt hat. Ein gutes Beispiel dafür ist die bis heute kolportierte Mär, Kärnten sei in der Zeit des Abwehrkampfes und der Volksabstimmung von der Wiener Regierung im Stich gelassen worden. Ebenso wenig zutreffend ist die Ansicht, dass die Volksabstimmung von 1920 ein Sieg des „Deutschtums“ über das „slawische Element“ gewesen sei. Dabei wird die Tatsache ignoriert, dass jede zweite Stimme für den Verbleib bei Österreich von einer Kärntnerin und einem Kärntner mit slowenischer Muttersprache abgegeben wurde.6 Entgegen den Annahmen hatte die Grenzfestlegung aufgrund des Plebiszits keine Beruhigung in der „nationalen Frage“ zur Folge. Jene Kärntner Sloweninnen und Slowenen, die sich offen als Angehörige der Minderheit bekannten, mussten weiterhin mit dem Vorwurf leben, „über die Grenzen zu schielen“ und irredentistischen Gedanken anzuhängen. Grenzüberschreitende Beziehungen im modernen Wortsinn gab es in der Zwischenkriegszeit kaum. Wohl gab es in geringem Ausmaß Kontakte auf dem Gebiet der Wirtschaft, des Tourismus und der Kultur, jedoch durchwegs auf private Initiativen hin. Auf politischer Ebene bestanden so gut wie keine Beziehungen, zu stark war das Misstrauen aus der Zeit des Abwehrkampfes und der Volksabstimmung. Wie sehr die NSDAP bereit war, die 5 Vgl. Hellwig Valentin, Der Sonderfall. Kärntner Zeitgeschichte 1918–2004/08, Klagenfurt/Celo vec,Ljubljana/Laibach, Wien/Dunaj 2009, 30 ff.; Ders., Die Entwicklung der nationalen Frage in Kärnten 1918–1945/Razvoj nacionalnega vprašanja na Koroškem 1918–1945, in: Hellwig Valentin et al. (Hg.) Der Staatsvertrag von Wien 1955–2005. Die Kärntner Perspektiven. Klagenfurt 2006, 31ff., 62ff. 6 Vgl. Valentin, Sonderfall, 29 ff. Auf Legendenbildung aus neuerer Zeit wird weiter unten eingegangen.
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Grenzfrage ihren Machtüberlegungen unterzuordnen, veranschaulicht eine Episode aus dem Jahr 1933: Die behördlich verbotene Hitler-Partei, der die Aberkennung der Mandate im Kärntner Landtag drohte, bot den Kärntner Sloweninnen und Slowenen – freilich ohne Erfolg – an, bei entsprechender Unterstützung nach vollzogenem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich für eine Abtretung Südkärntens an Jugoslawien zu sorgen.7 Tatsächlich hat das NS-Regime nach dem Überfall auf Jugoslawien im Jahre 1941 die Karawankengrenze nach Süden verschoben und das Gebiet bis vor Ljubljana/Laibach dem Gau Kärnten einverleibt. Der bald darauf einsetzende Kampf der Partisaninnen und Partisanen in Kärnten hatte sich zwar das Fernziel gesetzt, die künftigen Grenzen weiter nach Norden zu verschieben und die von Sloweninnen und Slowenen bewohnten Kärntner Landesteile einem sozialistisch-kommunistischen „Großjugoslawien“ zuzuordnen. Noch vor diesen territorialen und politischen Intentionen verfolgte dieser einzige bewaffnete und gleichermaßen kontinuierlich operierende wie organisierte Widerstand gegen den Nationalsozialismus auf dem Boden des heutigen Österreich eine militärische Absicht: die Schwächung und Überwindung der NS-Gewaltherrschaft.8 Es greift also zu kurz, diesen Kampf der Partisaninnen und Partisanen vorwiegend aus der Sicht der Grenzproblematik zu bewerten, wie dies oft geschieht. Eine Artikelserie der Kärntner „Kleinen Zeitung“, in der im Jahre 1953 in zuspitzender Form über diese Thematik berichtet wurde, trug bezeichnenderweise den Titel: „Die blutige Grenze“.9 Nach Kriegsende 1945 und der Errichtung Tito-Jugoslawiens trat die Frage der Grenzziehung deutlich in den Vordergrund. Die Gebietsansprüche Jugoslawiens gegenüber Österreich erinnerten dabei an den Streit um die Staatsgrenze nach dem Ersten Weltkrieg. Auch die Argumente, mit denen von beiden Seiten für die jeweiligen Standpunkte geworben wurde, waren der Volksabstimmungspropaganda von einst nicht unähnlich.10
7 Vgl. Geschichte der Kärntner Slowenen von 1918 bis zur Gegenwart unter Berücksichtigung der gesamtslowenischen Geschichte. Vorbereitet von einer Historikerkommission unter dem Vorsitz von Valentin Inzko, Klagenfurt/Celovec und Wien/Dunaj 1988, 96 f. 8 Vgl. Valentin, Sonderfall, 131 ff. 9 Vgl. Andrej Leben, Erwin Köstler, Literatura in odpor, odpor v literaturi, in: Jezik in slovstvo 50/5 (2005), 110. 10 Vgl. Valentin, Sonderfall, 175 ff.
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Eine belastete Grenze
Nach Jahren der Unsicherheit beendete der Abschluss des österreichischen Staatsvertrages im Jahre 1955 die internationale Diskussion um den definitiven Grenzverlauf. Österreich wurde im Außmaß der Gebiete von 1937 wiederhergestellt und von den Siegermächten des Zweiten Weltkrieges sowie zahlreichen assoziierten Staaten – darunter auch Jugoslawien – anerkannt. Die Grenze zwischen Kärnten und Jugoslawien blieb indessen eine „belastete Grenze“, die Reminiszenzen aus der Vergangenheit sorgten weiterhin für Misstrauen. Als 1972 zweisprachige Ortstafeln in Südkärnten aufgestellt wurden, die der Artikel sieben des Staatsvertrages der Republik Österreich zur Pflicht gemacht hatte, nährte das offenbar bei vielen Landesbewohnerinnen und Landesbewohnern Gerüchte einer erneut bevorstehenden territorialen Abtretung südlicher Landesteile. Der darauf folgende sogenannte „Ortstafelsturm“, bei dem Aktivistinnen und Aktivisten aus der Mehrheitsbevölkerung die deutsch-slowenischen Ortsschilder gewaltsam beseitigten, vermittelte den Eindruck, als ginge es um einen neuen „Abwehrkampf“ gegen den Versuch einer „topographischen“ Markierung, der es dem südlichen Nachbarland erleichtern würde, künftige Grenzverschiebungen zu rechtfertigen.11 Eine als „Sprachenerhebung“ getarnte Minderheitenfeststellung im Jahre 1976, der Streit um die Minderheitenschule in den 1980er-Jahren und das nach der Jahrtausendwende beobachtbare erneute Aufflammen der „Ortstafelfrage“ ließen die Volksgruppenthematik in Kärnten nicht zur Ruhe kommen. Im Jahre 2004 forderte die Kärntner FPÖ, die zu dieser Zeit den Landeshauptmann stellte, die Karawankengrenze in der Landesverfassung festzuschreiben, um die Grenzziehung auf diese Weise abzusichern.12 Wie sehr der Mythos von einer unsicheren Grenze in Kärnten bis in die Gegenwart wachgehalten wird, dokumentierten im Jahre 2007 ganzseitige Zeitungsinserate, in denen die zweisprachigen Ortstafeln als „Marksteine der Grenzziehung“ bezeichnet wurden. Im Text des Inserats, das der Kärntner Abwehrkämpferbund in Auftrag gegeben hatte, wurde suggeriert, dass durch Aufstellung deutsch-slowenischer Ortsschilder ganz Südkärnten „slowenisches Territorium“ zu werden drohe.13
11 Vgl. Valentin, Sonderfall, 171ff., 201ff. – Ders., Eine schwierige Nachbarschaft. Die Beziehungen zwischen Kärnten und Slowenien mit besonderer Berücksichtigung der Jahre 1965 bis 1995, in: Kärntner Jahrbuch für Politik 4. (1997), 303 ff. 12 Vgl. Valentin, Sonderfall, 267 f. 13 Klagenfurter/Kärntner Regional Medien 13 (2007).
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Daß die Neigung zur Mythisierung der Vergangenheit zu tagespolitischen Zwecken bis in die Gegenwart anhält, zeigen die Legendenbildungen rund um den Tod des damaligen Landeshauptmannes Jörg Haider im Oktober 2008. Obwohl zweifelsfrei festgestellt wurde, dass Haider alkoholisiert und viel zu schnell unterwegs war und den Autounfall mit letalen Folgen selbst verschuldet hatte, ranken sich bis heute bizarre Mutmaßungen um das Geschehen – vom Attentat bis zum Mordanschlag.14 Auch die oft kolportierte Behauptung von der heroischen „Selbstbefreiung“ Kärntens im Mai 1945 – Vertreter der früheren Parteien „überredeten“ den NS-Gauleiter zum Rücktritt – erweist sich bei näherer Betrachtung als Mythos, der davon ablenkt, dass Kärnten bis zuletzt eine unerschütterliche Hochburg des Nationalsozialismus gewesen ist. Kärnten ist eines der wenigen Gebiete des „Dritten Reiches“, in dem die Regierungsmacht noch vor Eintreffen der alliierten Truppen an die Repräsentanten der „alten“ und zugleich neuen demokratischen Parteien übergegangen war. Wenngleich dadurch Kärnten ein Endkampf mit sinnlosen Blutopfern erspart blieb, wurde der Elite des NS-Gaues die Flucht ermöglicht, die freilich nach einigen Wochen mit der Festnahme des Ex-Gauleiters und seiner Gefolgschaft in einem Almversteck ihr Ende fand. 15
Kooperation statt Konfrontation
Als ginge es darum, der Beeinträchtigung der Zukunftsperspektiven durch die symbolische Aufladung der Grenze in der Kärntner Geschichtsüberlieferung entgegenzuwirken, gingen die ersten Schritte zur überregionalen Zusammenarbeit in dem Raum, der später unter dem Überbegriff Alpen-Adria bekannt wurde, von Kärnten aus. Nach den Erfahrungen der Weltkriege wollte sich die Bevölkerung der Grenzregion nicht mehr der „hohen Politik“ anvertrauen, man suchte vielmehr das direkte Gespräch mit den unmittelbaren Nachbarinnen und Nachbarn, unter denen vielfach nicht nur Bekanntschaft, sondern auch ehrliches Vertrauen herrschte. So waren zwischen Kärnten, der Steiermark und Slowenien bereits zu einem Zeitpunkt Kulturkontakte hergestellt, als noch keine diplomatischen Beziehungen zwischen Wien und Belgrad bestanden. Die Gastspiele der Oper von Ljubljana/Laibach in Klagenfurt und Graz im Jahre 1950 waren beispielsweise zugleich die ersten Aktivitäten auf dem Gebiet des Austausches zwischen Österreich und Jugo slawien nach 1945 überhaupt. Die Verständigung auf regionaler Ebene eilte der staatlichen 14 Vgl. Gerhard Wisnewski, Jörg Haider: Unfall, Mord oder Attentat?, Rottenburg 2009. 15 Vgl. Valentin, Sonderfall, 145 ff.
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Diplomatie also voraus.16 Später weitete sich die Zusammenarbeit aus und erfasste neben der Kultur auch die Politik, die Wirtschaft, den Sport usw. Im Jahre 1967 stellten die Nachbarländer Friaul-Julisch Venetien, Kärnten und Slowenien die grenzüberschreitende Kooperation in ihrem Raum unter den Überbegriff „Alpen-Adria“. Wegen des Erfolgs dieser überregionalen Zusammenarbeit der drei Nachbarn wurde in den späten 1970er-Jahren der Entschluss gefasst, diese Form der Kooperation auf den gesamten Ostalpenraum auszudehnen, wobei als Vorbild die im Jahre 1972 in Mösern in Tirol gegründete Arbeitsgemeinschaft der westlichen Alpenländer („Arge Alp“) diente. Im Jahre 1978 wurde in Venedig die Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria aus der Taufe gehoben, der im Laufe der Zeit bis zu 19 Mitgliedsregionen in Italien, der Schweiz, Deutschland, dem damaligen Jugoslawien, Österreich und Ungarn angehörten.17 In den mehr als 30 Jahren ihres Bestehens wurden in der Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria, die zurzeit 12 Regionen, Bundesländer, Repu bliken und Komitate des Ostalpenraums umfasst,18 mehr als 600 gemeinsame Projekte zu verschiedensten Themen durchgeführt. Jedes Jahr kommen etwa 20 bis 25 neue Vorhaben hinzu, die freilich nicht nur praktisch-materiellen Zielen dienen, sondern auch politischpädagogisch wirksam sein sollen. Auf der Agenda stehen vorbeugende Friedensarbeit, Konfliktvermeidung, Abbau von Vorurteilen, Förderung freundschaftlicher Beziehungen zwischen den Nachbarregionen und nationaler Gleichberechtigung – es geht also um die Erhaltung der sprachlich-kulturellen Vielfalt in einem Europa der Regionen. Die Devise dieser grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Raum Alpen-Adria lautet: „Kooperation statt Konfrontation“.19 Im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria kamen sich die Nachbarländer Kärnten und Slowenien, die zu den Gründungsmitgliedern dieser grenzüberschreitenden Kooperative zählten, schrittweise näher. Dies war Landeshauptmann Haider, in dessen Amtszeit die Beziehungen zwischen Klagenfurt und Ljubljana/ 16 Vgl. Hellwig Valentin, Kärntens Rolle im Raum Alpen-Adria. Gelebte und erlebte Nachbarschaft im Herzen Europas (1965–1995), Klagenfurt 1998, 19 ff. Zur Geschichte des Alpen-Adria-Raumes siehe: Andreas Moritsch (Hg.) Alpen-Adria. Zur Geschichte einer Region, Klagenfurt/Celovec, Ljubljana/ Laibach, Wien/Dunaj 2001. 17 Vgl. Valentin, Kärntens Rolle, 35 ff. 18 Im Jahre 2010 zählte die Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria elf Mitgliedsländer auf einem geografischen Raum von der Lombardei bis Westungarn und von Kroatien bis Oberösterreich. 19 Hellwig Valentin, Grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Raum Alpen-Adria. Entwicklungen, Leistungen, Perspektiven, in: Wolfgang Bulfon (Hg.) Structural funds promoting territorial cooperation. The Alps-Adriatic-Region in the European Parliament, Klagenfurt 2009, 16ff. – Ders., Strategies and Perspectives of the Alps-Adriatic Working Community, in: Josef Langer (Hg.) Euroregions.The AlpsAdriatic Context, Frankfurt am Main 2007, 113ff.
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Laibach stagnierten, offenbar ein Dorn im Auge. Im Jahre 2008 verlangte er öffentlich die Auflösung der Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria, ohne damit Gehör zu finden.20 Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit will nach dem aktuellen „Leitbild“ der Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria21 dazu beitragen, den Lebensstandard der Menschen in den Grenzregionen so weit wie möglich anzugleichen – und schreibt sich besonders ein Motto auf die Fahnen: Niemals wieder soll der Alpen-Adria-Raum Schauplatz eines Krieges werden! Der weitgehende Abbau der Staatsgrenzen infolge des Schengener Abkommens der EU hat diese „interregionale Außenpolitik“ nicht überflüssig gemacht, vielmehr erleichtert dieser das Näherkommen. Mehr noch: Die Kooperation auf regionaler Ebene trägt wesentlich zum integrativen Zusammenwachsen des neuen Europa bei. Der Raum Alpen-Adria, dieser neuralgische Bereich des Kontinents, in dem wichtige europäische Sprachgruppen zusammenkommen, kann geradezu als Kristallisationspunkt der europäischen Integration verstanden werden. Der Erfolg der grenzüberschreitenden Kooperation könnte freilich auch damit in Zusammenhang gebracht werden, dass die meisten Mitgliedsländer der Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria lange Zeit der Donaumonarchie angehört haben. Das Zusammenleben in einem multinationalen Staat hat die Entstehung vielschichtiger kultureller Identitäten begünstigt, die im Alpen-Adria-Raum bis heute nachwirken. Ohne in Habsburgnostalgie zu verfallen, darf doch nicht übersehen werden, dass dieses historisch begründete Gefühl der Zusammengehörigkeit die grenzüberschreitende Kooperation im Raum Alpen-Adria positiv beeinflusst.22
Vielfalt statt Einfalt
Im Sinne des Bekenntnisses zur Vielfalt werden in der Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria konsequent fünf Arbeitssprachen verwendet: Deutsch, Italienisch, Kroatisch, Slowenisch und Ungarisch. Selbst wenn alle Beteiligten sich etwa auf Englisch verständigen könnten, wird bei offiziellen Veranstaltungen Fünfsprachigkeit praktiziert. Die dabei entstehenden hohen Übersetzungs- und Dolmetschkosten werden durch den politisch-pädagogischen Wert der Vielsprachigkeit aufgewogen. Schließlich haben Sprachen ja bei Weitem nicht nur eine praktische Funktion als vermeintlich neutrales Verständigungsmittel, sondern 20 Kärntner Kronen-Zeitung, 14. 6. 2008, 20. 21 www.alpeadria.org/Was ist Alpen-Adria?/Leitbild (2002). 22 Vgl. Hellwig Valentin, Kärnten und der Raum Alpen-Adria, in: Wolfgang Platzer und Lojze Wieser (Hg.) Europa Erlesen. Alpen Adria, Klagenfurt/Celovec 2008, 19ff.
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dienen als zentrales Medium zum Ausdruck von Kultur, Tradition etc. Bestrebungen zur sprachlichen Vereinheitlichung stellen daher die kulturelle Vielfalt infrage und gefährden den europäischen Einigungsprozess. Das gilt freilich auch innerhalb der staatlichen und regionalen Grenzen. Aus diesen Gründen handelte es sich bei den im Sommer 2006 in Kärnten auf Veranlassung des Landeshauptmannes affichierten Plakaten mit der Aufschrift „Kärnten wird einsprachig“ um ein höchst irritierendes Signal, das sich nicht nur gegen die slowenische Volksgruppe in Kärnten und das europäische Grundprinzip der Pluralität richtete, sondern auch der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit Slowenien ein weiteres Hindernis bescherte. Der damalige österreichische Botschafter in Ljubljana/Laibach, Valentin Inzko, ein Kärntner Slowene, sah sich daraufhin veranlasst, Landeshauptmann Haider öffentlich das Du-Wort zu entziehen.23 Andererseits muß die Weigerung Österreichs, mit Rücksicht auf Kärntner Animositäten der Republik Slowenien den Anspruch auf die Rechtsnachfolge Jugoslawiens in Hinblick auf den Staatsvertrag von 1955 zuzuerkennen, als Kurzsichtigkeit bewertet werden.24 Die Relevanz dieser Frage basiert vor allem auf dem Umstand, dass der Staatsvertrag nicht nur die Minderheitenschutzbestimmungen des Artikels sieben beinhaltet, sondern auch die Grenzen Österreichs zu seinen Nachbarstaaten garantiert.
Volksgruppen – Stolperstein oder Brücke?
Eine besondere Rolle in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im regionalen Rahmen kommt den Volksgruppen zu. Sie können als wichtige Brücke zwischen den Regionen auftreten – freilich nur dann, wenn es im eigenen Land ein entspanntes, gleichberechtigtes Zusammenleben mit der Mehrheitsbevölkerung gibt. Ist das nicht der Fall, dann wirken ethnisch definierte Minderheiten – ohne ihr Zutun – vielfach als ein Stolperstein in den Nachbarschaftskontakten. Als Brückenbauerinnen und Brückenbauer können Volksgruppenangehörige nur dann wirken, wenn ihnen im eigenen Land jene Rechte zuerkannt werden, die ihnen zustehen. Wie im Alltag beginnt auch in den grenzüberschreitenden Beziehungen der Friede mit den Nachbarinnen und Nachbarn im eigenen Haus. Wird im Nachbarhaus gestritten, geht man nicht gern auf Besuch. Aus dieser Perspektive wird die Wechselwirkung zwischen dem Stand der Beziehungen zwischen Grenznach23 Vgl. http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/politik/211773/index.do (4. 10. 2009) 24 Vgl. http://www.kleinezeitung.at/kaernten/2112111/scharfe-reaktionen-slowenien-nach-faymann-besuch (5. 10. 2009).
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barinnen und Grenznachbarn und dem Verhältnis zwischen Mehrheit und Minderheit im eigenen Land nachvollziehbar. Maßnahmen zugunsten einer Minderheit werden oft nicht zuletzt deshalb in Angriff genommen, um zur Verbesserung der Kontakte mit dem Nachbarland beizutragen, das die Funktion einer „Schutzmacht“ der im Ausland lebenden Volksgruppe übernommen hat. Die österreichischen Initiativen zur Aufstellung zweisprachiger Ortstafeln in Kärnten im Jahre 1972 entsprangen im Besonderen dieser Überlegung. Das Scheitern dieses Lösungsversuchs bedeutete konsequenterweise einen Rückschlag für die Beziehungen zwischen Österreich und Jugoslawien und vor allem zwischen Kärnten und Slowenien.25 Auch die empfindlichen Beeinträchtigungen der Beziehungen zwischen Kärnten und den Nachbarländern im Jahre 1977 sind auf die Volksgruppenfrage zurückzuführen. Das Angebot Kärntens, im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft der östlichen Alpenländer verstärkt zusammenzuarbeiten, beantwortete Slowenien mit einer harschen Absage. Ljubljana/Laibach verwies auf die Mitverantwortung des Landes Kärnten an der österreichischen Politik gegenüber der slowenischen Volksgruppe. Eine nachhaltige Verstimmung zwischen Slowenien und Kärnten war die Folge, die erst allmählich abklang. Aufgrund der reservierten Haltung Sloweniens gegenüber dem nördlichen Nachbarn stellte nicht Kärnten, sondern die Steiermark den ersten Präsidenten der Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria. Nicht ohne Schadenfreude registrierten die Kärntner Vertreterinnen und Vertreter bei der Konstituierung im November 1978 in Venedig, dass der per Flugzeug angereiste steirische Landeshauptmann und Gründungspräsident Friedrich Niederl wegen Nebels nicht landen konnte und dem feierlichen Akt fernbleiben musste.26
Zwischen Abgrenzung und Respekt
Man sollte freilich nicht übersehen, dass Grenzen nicht nur als Zeichen der Abschottung verstanden werden müssen. Grenzen können auch Respekt und Wertschätzung signalisieren, indem sie klarmachen, dass in Akzeptanz und Übereinstimmung bestimmte Gebiete bestimmten Gruppen zugewiesen werden. Wenn Engländerinnen und Engländer zu ih25 Hellwig Valentin, Stolperstein oder Brücke? Die Rolle der Volksgruppen im Rahmen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit Kärnten-Slowenien (1918–2001), in: Kärntner Jahrbuch für Politik 9 (2002), 253ff. – Ders., Die Kultur als Wegbereiter der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und die Rolle der Volksgruppen, in: Kärnten Dokumentation 23 (2007), 118 ff. 26 Valentin, Kärntens Rolle, 26f., 41ff.
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rem Gegenüber sagen: „Keep your distance!“, so ist das nicht Ausdruck einer Zurückweisung, sondern der Versuch, einen Respektabstand zu wahren. Das bedeutet freilich, dass die Schattenseiten dieser Barrieren möglichst beseitigt werden sollten. Der nächste Schritt in der Entwicklung der Beziehungen zwischen den Alpen-Adria-Regionen sollte daher der folgenden Überlegung gewidmet sein: Was können wir gemeinsam tun, um die Grenzen so weit wie möglich abzubauen und die negativen Auswirkungen zu minimieren, die für die an ihnen lebenden Menschen entstehen? So gesehen sind Grenzen für die Bevölkerung von Grenzregionen eine ständige, kreative Herausforderung, durch die Toleranz, Verständigungsbereitschaft und ein vorurteilsfreier Umgang mit dem anderen eingeübt werden können. Andererseits ist nicht zu übersehen, dass in Kärnten der Begriff des „Grenzlandes“ nach wie vor im Bewusstsein vieler Menschen fest verankert ist. Beispielsweise steht in Bleiburg ein „Grenzlandheim“ als „deutscher Vorposten“, der „Grenzlandchor Arnoldstein“ pflegt das populäre Kärntner Lied. Es lässt sich immer wieder feststellen, dass die Grenzen zum südlichen Nachbarland als eine durchaus gewollte Barriere empfunden werden, weshalb jeder Schritt zur Aufweichung abgelehnt, mitunter sogar als bedrohlich empfunden wird. So wird die Kärntner „Konsensgruppe“, in der sich Vertreter von Mehrheit und Minderheit seit Jahren um eine Verständigung im Lande und auch zwischen Kärnten und Slowenien bemühen, von den dominierenden Kräften der Landespolitik systematisch ausgegrenzt. Als Ende 2007 die Grenzkontrollen zwischen Österreich und Slowenien im Zuge der Erweiterung des Schengenraums abgeschafft wurden, fiel der Kärntner Landeshauptmann Haider bei der feierlichen Grenzöffnung am Übergang Arnoldstein durch Abwesenheit auf. Die Regelung der EU, die das Hissen von Staatsfahnen an den offenen Grenzen verbietet, veranlasste dessen Amtsnachfolger Gerhard Dörfler Anfang September 2009 zu der Ankündigung, an den Grenzübergängen Kärntentafeln mit Fahne und Landeswappen aufzustellen.27 Als Bundespräsident Rudolf Kirchschläger, der für seine minderheitenfreundliche Gesinnung bekannt war, Ende der 1970er-Jahre zu einem Kärntenbesuch eintraf, schallte ihm zur Begrüßung das Lied „Vom Tal bis an die Gletscherwand, klingt deutsches Lied im Kärntnerland…“ entgegen. Hoch gingen die Wogen der Empörung in Kärnten im Jahre 1983 nach der Ausstrahlung des ORFFernsehfilms „Das Dorf an der Grenze“, hoch, in dem das Zusammenleben im Kärntner Grenzgebiet bis in die Nachkriegszeit dargestellt wurde – unter Berücksichtigung der Leidensgeschichte der Kärntner Sloweninnen und Slowenen, mit deren Deportation das
27 Vgl. http://www.ktn.gv.at144284_DE (3.10.2009) Kleine Zeitung/Kärnten, 4. 9. 2009, 12.
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NS-Regime im Jahre 1943 begonnen hatte.28 Der Kärntner Landtag beschloss gar eine Protestresolution.29 Die deutsch-slowenische Begegnung durchzieht alle Lebensbereiche in Kärnten, sie prägt Musik/Gesang, Literatur, Alltagssituationen usw. Es wäre wohl nicht zu hoch gegriffen, würde man festhalten, dass genau dieses Element das Besondere ausmacht, um das die Kärntnerinnen und Kärntner anderswo zu Recht beneidet werden. Dennoch ignorieren viele gerade diesen kulturellen Wert und versuchen, die slowenischen Anteile zu negieren oder loszuwerden. Dies erweist sich freilich als unmöglich. Mehr noch: Die vergeblichen Versuche, die kulturelle Vielfalt im Lande und in sich selbst zu ignorieren, erzeugt Unzufriedenheit. Deren Folge ist eine gewisse Aggressivität, die gegen das vermeintlich Fremde gerichtet ist, tatsächlich aber einen Teil der eigenen Persönlichkeit betrifft.30 Solange Menschen in sich selbst Grenzen errichten, wird es freilich schwer sein, die Grenzen zwischen den Staaten und Regionen zu überwinden. „Kärnten war doch einmal ein europäisches Herzland. Durch ,nationale‘ Propaganda degenerierte es eh schon zum ,Grenzland‘“, sinniert der Kärntner Kulturpublizist Bertram Karl Steiner und fährt fort: „Für Grenze gibt es übrigens das englische Vokabel ,border‘. Sehen wir zu, dass Kärnten nicht noch zum Borderline-Land in Europa wird! Passen wir auf unser, nicht auf ,sein‘ Kärnten auf !“31
28 Vgl. Hellwig Valentin, Die Berichterstattung über Kärnten in den Wiener Medien 1918–2001, in: Claudia Fräss-Ehrfeld und Helmut Rumpler (Hg.) Kärnten und Wien. Zwischen Staatsidee und Landesbewusstsein, Klagenfurt/Celovec-Ljubljana/Laibach-Wien/Dunaj 2005, 180. 29 Vgl. Dringlichkeitsantrag der Abgeordneten Schumi, Uster, Paska, Manessinger, Freunschlag und Trattnig, betreffend Proteste gegen den Fernsehfilm „Das Dorf an der Grenze“ vom 9. 6. 1983; Archiv des Autors. 30 Siehe dazu: Mario Erdheim, Das Eigene und das Fremde. Über ethnische Identität, in: Andrea Wolf (Hg.) Neue Grenzen. Rassismus am Ende des 20. Jahrhunderts, Wien 1997, 99–124; Julia Kristeva, Fremde sind wir uns selbst, Frankfurt am Main 1990; Birgit Rommelspacher, Das Fremde in uns? Psychologische Erklärungsmuster zum Rassismus, in Wolf (Hg.) Grenzen, 127–132. 31 Kärntner Tageszeitung, 27. 9. 2009, 44. Der Schlusspassus bezieht sich offenbar auf Landeshauptmann Haider, der nach seinem – aufgrund einer lobenden Bemerkung zur NS-Beschäftigungspolitik erzwungenen – Rücktritt im Jahre 1991 die Abgeordneten im Kärntner ersucht hatte, auf „sein“ Kärnten aufzupassen (Vgl. zu diesem Ereignis: Valentin, Sonderfall, 248).
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Southeast Europe and the need for a comparative history of migration and membership Leo Lucassen
For migration historians Southeast Europe presents a fascinating puzzle. Fascinating, because the area has been bustling with movement of the most varying types for centuries.1 This has included people captured as slaves and sent to work elsewhere to those who converted to Islam in order to reach high positions within areas of the Ottoman Empire, often far from where they were born. At the same time the constant warfare between the Habsburg and Ottoman Empires, with the Venetians at times involved as well, led to various forms of colonisations along both sides of the military border that separated the two empires. In the nineteenth and twentieth centuries large-scale migrations were triggered by socioeconomic and political developments. Most recent examples are the forced movement of millions of refugees during the Yugoslavian civil war in the 1990s, the emigration of tens of thousands of Albanian citizens to Italy and other destinations since the late 1980s, and the immigration of illegal migrants from Asia and Africa since the 1990s. These widely different forms of migration, and the accompanying processes of identity formation which they engender are however not well understood and only partially studied. Moreover, most of the available studies on the subject tend to be rather isolated and lack a coherent analytical framework. This is not only true for the process of migration itself, but also for the settlement process and group formation patterns that take place in the wake of migration. For the most part, much knowledge on these topics remains hidden in numerous subfields, all of which have their own questions, paradigms, and methodologies: military history, urban studies, Ottoman history, Jewish history, refugee studies, nationalism studies and so on. In this article I will first discuss various typologies and definitions in migration research, then suggest a solution to the fragmented migration field and apply this to the history of Southeast Europe. In the second part of this paper I will shift focus to the consequences of migration on patterns of group formation in this part of Europe. I will conclude by proposing a heuristic model that enables comparisons between seemingly very different forms of settlement processes of migrants and their descendants. 1 Klaus Bade, et al., eds., Enzyklopädie Migration in Europa Vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Paderborn and München 2007.
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Leo Lucassen
The need for a comparative migration history
In order to make these various subfields compatible and ‘legible’, to use James Scott’s term,2 we need a more systematic approach that enables rigorous comparisons between different cases, both in time and in space. If we turn to the field of migration history, it becomes immediately clear that this problem of scattered knowledge cannot be solved easily. First of all, like the landscape in Southeast Europe, the scholarly terrain that deals with migration and group formation is characterized by massive mountain ranges, separated by fast running rivers, which renders comparisons an ambiguous task. Particularly unfruitful are the many typologies that are often solidified as mutually exclusive dichotomies.3 The most important of these are the distinctions between voluntary and involuntary migrations, and between labour migration and asylum seeking. Although there are important differences between these forms of resettlement, pertaining both to the causes and circumstances, it is too easily forgotten that processes of resettlement/migration should be regarded as part of a continuum, with many different positions between the extreme Weberian ideal types. Moreover, there are shared characteristics even between the extreme points on the continuum, such as an experience of geographic mobility and the unexpected similarities of the impact of these movements on receiving societies. For the functioning of labour markets, for example, it does not really matter whether people are taken against their will or whether they migrate freely. Others, like the Ottoman Janissaries, may have been forced to migrate, but at the same time they, or their parents, fully realized that the Ottoman army offered interesting career possibilities as a result. In this case, we can discern many commonalities with what is known as career migration and usually defined and perceived as a free form of migration. Although we should have a keen eye for different expressions describing the multifaceted migration phenomenon, a comprehensive interpretative framework is most useful, if only to identify similarities and differences.
2 James C. Scott, Seeing like a state. How certain schemes to improve the human condition have failed, New Haven 1998. 3 Lucassen, Jan and Leo Lucassen, Introduction, in: Jan Lucassen and Leo Lucassen, eds., Migration his tory, history. Old paradigms and new perspectives, Bern 1997, 1–38.
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Definitions
A second problem that stands in the way of structural comparisons is the lack of theoretical and conceptual clarity about what exactly constitutes ‘migration’. As Leslie Page Moch once aptly remarked, of all demographic phenomena migration is the most unruly, the messiest of its kind.4 Unlike birth, marriage and death, which are fairly unambiguous, migration has many manifestations and which tend to escape rigorous conceptual delineation. In the historiography of migration studies, we can distinguish at least three dominant approaches: political, socio-economic and cultural. The political approach uses the nation state as a point of departure and defines migrants as those who cross national boundaries, often with the aim to settle for an extended period of time, thus excluding tourists, visitors and transmigrants. This perspective is very dominant, not in the least because the structure of the nation state since the nineteenth century has engendered/allowed for ample statistical analyses which make all kind of social facts visible, including geographical mobility.5 Given the interest of states in defining those whom they consider as their citizens and those who are members of other states, people who cross national borders are more a cause for concern, and more likely to be subject to scrutiny than citizens who move within the territory of the state. The role of the state became more dominant in the twentieth century, especially after World War I, as it increasingly offered more services to its citizens, such as welfare. In return, the state also made increasing demands on its citizens, expecting tax payments, military service, loyalty, administrative and linguistic unity, and behaviour that complied with a prescribed moral code. This mix of economic, social, political and cultural ties between the nation state and its citizens had a homogenizing effect that highlighted the difference of citizens in other states. Thus, when individuals crossed over into other national borders they immediately became the object of state scrutiny and were sometimes subject to restrictive and exclusionary practices as a result.6 However logical such an obsession with national boundaries may be from the perspective of the nation state, such a paradigm is rather myopic and unsatisfying for the study of migration, as it focuses on only one dimension of the otherwise mul4 Leslie Page Moch, Moving Europeans. Migration in Western Europe since 1650, Bloomington 1992. 5 Theodore M. Porter, The rise of statistical thinking, 1820–1900, Princeton 1986; and James C. Scott, The art of not being governed. An anarchist history of upland South-east Asia, New Haven 2009.
6 John Torpey, The invention of the passport. Surveillance, citizenship and the state, Cambridge 2000; Leo Lu-
cassen, The Great War and the origins of migration control in Western Europe and the United States (1880– 1920), in: Anita Böcker et al., eds., Regulation of migration. International experiences, Amsterdam 1998, 45–72; and Andreas Fahrmeir, Citizenship. The rise and fall of a modern concept, New Haven 2007.
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tifaceted and complex migration process. Moreover this bounded definition of migration is very arbitrary and can lead to nonsensical outcomes. For example within the statist definition of migrants (as people who cross international borders with the intention to settle elsewhere), those who move over very short distances, but who nonetheless cross a national border, such as Belgians who settled in the textile area of Northern France around Lille, Valenciennes and Roubaix around 1900, immediately pop up on the radar screen. Russians and Chinese who travel for thousands of miles, however, are not included in most migration statistics, because these are limited to international moves and thus internal migrants remain invisible.7 For researchers who are primarily interested in state attitudes and policies versus aliens (members of other states), this may not constitute a problem. But for those who want to understand the relation between mobility and labour markets for example, or who are primarily interested in the period before the rise of the nation state, not much information can be discerned. In other words the political approach is of limited value for those interested in/concerned with human history.8 Even more myopic and arbitrary is the definition of migration that is based on intercontinental moves that involve the crossing of seas and oceans. This definition of and attitude toward migration became dominant from the 1860s onwards when millions of Europeans left the continent to settle in the Americas and in the so-called white settler colonies. Enabled by the transportation revolution, these mass migrations were regarded as so spectacular that for many observers intercontinental moves became the ultimate expression of migration; intra continental movement/resettlement was in turn relegated to the shadows of migration research. An apt example is the history of Italian emigration since the end of the nineteenth century, when millions left for overseas destinations, toward North and South America as well as Australia. At least fifty percent of migrating Italian population, however, remained in Europe, settling mainly in France, Germany, and throughout the AustrianHungarian empire.9 Migration historians have nevertheless paid an overwhelmingly large amount of attention to the overseas migrations of Italians, thereby reinforcing/reflecting this – often implicit – hierarchy in the definition of the migration process/experience.
7 Fundamentally criticized by Adam McKeown, Global migration 1846–1940, in: Journal of World History vol. 15, issue 2 (2004), 155–89. 8 See for recent overviews: Patrick Manning, Migration in world history, New York and London 2005; and Dirk Hoerder, Cultures in contact. World migrations in the second millennium, Durham and London 2002. 9 Donna R. Gabaccia, Italy‘s many diasporas, London 2000.
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Partly in reaction to this political approach which is limited to the borders of the nation-state, social and economic historians have developed alternative approaches, of which the household perspective is the most dominant. Here the focus is not on the relation between state and citizen but rather on micro-level analysis of households and its members. The logic underpinning of this approach is based on the idea that decisions to migrate are often made within households and stem from the need to pool the incomes of its members by looking for work elsewhere and often perceived in temporary terms. How this works out for the various household members very much depends on (gendered) institutional arrangements that are intertwined with both family systems and labour market institutions. In North-west Europe, the nuclear family had already become dominant in the Middle Ages as the relatively free labour market of the time offered employment for both men and women.10 This development was closely related to early forms of proletarianisation and urbanization that stimulated migration to centres of ‘capital’, be it commercial farming areas (including plantations), mines or cities. Migration as a means/form of survival and income pooling strategy within households can be observed across both short and long distances. Men who worked as seasonal labourers part of the year, before returning to their wives and children, for example, travelled hundreds of kilometres, often crossing state boundaries in the process.11 The emergence of the household perspective has played a key role in the realization that early modern European societies were much more mobile than is often assumed in the migration literature. This led the American historian and sociologist Charles Tilly to propose a typology of migration that went beyond the nation state. Struck by early manifestations of proletarianisation in Western Europe, he realized that this process had far-reaching consequences for the mobility of Europeans at least since the sixteenth century, forcing people to migrate to places with a (high) demand for labour. In response, Tilly developed a socioeconomic typology that puts labour markets at the centre of analysis and defines migration as any form of movement across municipal borders. This enables us to compare local and regional migration with international and even intercontinental migrations.12 The great advantage of Tilly’s socio-economic typology over the nation state approach is that is can be applied to processes/phenomena that take place across much longer time periods; its focus on the household also enables meaningful and often surprising comparisons 10 For family systems see Jan Kok, The family factor in migration decisions, in: Jan Lucassen, et al., eds., Migration history in world history. Multidisciplinary approaches, Leiden and Boston 2010, 215–250. 11 Jan Lucassen, Migrant labour in Europe. The drift to the North Sea, London 1987. 12 Tilly, Migration.
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across time and space. Young men who nowadays leave their families and villages in Western Africa, for example, and who risk their lives travelling in small and often ramshackle boats, hoping to find illegal work in Spain or Italy, are defined /classified by the nation state approach as functioning in a totally different league than local migrants in Europe’s past. When we use the household perspective, however, systemic similarities become more evident. Men and women in the past millennium who left their families to work as farmhands or domestics in a neighbouring village or town, may not have run the risk of drowning or being deported upon arrival, but their motives and the function of their migrations were quite similar to that of today’s ‘boat refugees’. In both cases the aim is to earn as much money as possible, send this back home and thus contribute to the household economy. That the conditions may be different, marked by different risks, the employment opportunities or turning one’s back to the household, are immaterial. The comparative power of Tilly’s typology is also evident in the context of seasonal labour. If one would use a nation state definition of migration, most early modern seasonal migrants would not classify as migrants, in contrast to Italians who left for Argentina to do the harvest, enabled by fast and cheap transport from the 1860s onwards, to subsequently return to their own peasant farms. In the household perspective, however, distance is irrelevant and both internal Italian and transcontinental seasonal migration can be studied, understood and explained within the same conceptual framework. Finally it is needless to say that the other three forms of migration in Tilly’s typology– chain migration, career migration, colonial – which has been very fruitfully applied to the history of Western Europe in Leslie Page Moch seminal book Moving Europeans, also lend themselves to comparisons across time and space. Ukranian women who since the 1990s can be found in many Greek villages earning money by taking care of the elderly, as well as Albanians currently working in Italy migrate in similar ways and for many of the same reasons as local migrants once did in Europe’s past, way into the 20th century. Those who are interested in the cultural impact of migrants on both sending and receiving societies may have some difficulties with both the political (nation state) as well as the socio-economic (household) approach. Although the former at least implicitly acknowledges cultural difference, it ignores all expressions that escape the gaze of the state, be they religious, regional or linguistic. The socio-economic perspective on the other hand does not use culture as a criterion and includes all migrations irrespective of cultural distance between migrants and natives. A typology that combines social, economic, political and cultural perspectives and enables broad comparisons in time and place is the approach proposed by Patrick Manning
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in his recent book Migration in world history.13 He stresses the importance of migration as a means of establishing connections and exchange between various parts of the world ever since homo sapiens left Africa some 60,000 years ago. Manning argues that while migration – that is, resettlement, movement – is not limited to humans (think of birds, whales etc.), only humans can cross cultural boundaries. The unique development of fully inflected languages among homo sapiens played a key role. As humans started to migrate, first within Africa, in isolation they not only developed different solutions to ecological challenges, they also developed different languages which enabled them to communicate ideas, values, world views and technologies among one another. Thus unlike other species, human language communities created unique cultures in the process of resettlement/migration. This diversification was further stimulated by encounters with often very different ecological circumstances, especially when humans moved to colder climate zones, which required new solutions for basic survival. In contrast to other species the spread of humans over the entire globe between (roughly) 60, 000 and 30, 000 years before the current era therefore produced not only differences in phenotype but also in cultures. Migration between culturally distinct language communities therefore often led to confrontation with new ideas and practices. According to Manning, this constant fusion is best understood as the engine of human development. These cross community migrations, with people from one (language) community moving to another, has different expressions of which the following four are the most important: 1. Settlers (joining an new community with the aim to stay for good) 2. Sojourners (joining a new community with the aim to return) 3. Itinerants (moving between different communities without a community of their own to return to) 4. Invaders (moving to another community and taking control)
Applying the cultural migration typology to European history
If we want to identify (and quantify) cross-community migrations in European history of the last half millennium, and more specifically within Southeast Europe, we need to ‘translate’ Manning’s typology into categories that cover the relatively recent European ex-
13 Manning, Migration. See also Lucassen, et al., eds., Migration History.
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perience.14 These categories should only have minimal overlap with one another and should cover the entire spectrum of cross-community migrations. The following list maps out the ensuing six forms of cross community migration: 1. People leaving Europe (emigration) 2. People entering Europe (immigration) 3. People settling in rural areas (colonisation) 4. People moving from rural to urban areas (migration to cities) 5. People moving on a seasonal basis (migratory labour) 6. Soldiers and sailors (multi-annual migration) This typology differs from conventional classifications which distinguish for example between refugees and labour migrants, or voluntary and involuntary migrants. Both divisions are incorporated into the six-fold typology, however. Refugees for example show up in various categories, as the example of the Huguenots shows. With the revocation of the Edict of Nantes in 1685 almost a million French Protestants were forced to convert to Catholicism. While most of them indeed converted, some 150, 000, however, chose instead to leave France illegally and settle in countries where they could practice their religion.15 Most of them moved to cities like Geneva, Amsterdam and Berlin, others settled in rural areas (colonisation), whereas a number of families ended up in North America and South Africa (emigration). Some of them finally became soldiers, thus carrying out their profession similarly to how they had previously done in the French army of Louis XIV. Involuntary migrants also show up in most of the six categories. Thus, from the fifteenth century onwards millions of people in what is now Poland, the Baltic States and Russia were captured by Caucasian and Circassian slave raiders and taken to Central Asian slave markets (emigration).16 Others, like hundreds of thousands West African slaves were taken to Spain and Portugal, making up ten percent of the population of Lisbon and Valencia in the sixteenth century.17 Other forms of involuntary migration have been studied by military 14 This paragraph is based on Jan Lucassen and Leo Lucassen, The mobility transition revisited, 1500–1900: what the case of Europe can offer to global history, The Journal of Global History vol. 4, issue 4 (2009), 347–377. 15 Mathias Asche, Hugenotten in Europa seit dem 16. Jahrhundert, in: Bade et al., eds., Enzyklopädie Migration in Europa. Paderborn and München 2007, 635. 16 Alan Fisher, Muscovy and the Black Sea trade, Canadian-American Slavic Studies vol. 6, issue 4 (1972), 582–93. 17 A.C. Saunders, A social history of black slaves and freedmen in Portugal, 1441–1555, Cambridge 1982; William D. Phillips, Afrikanische Sklaven auf der Iberischen Halbinsel in der Frühen Neuzeit, in: Bade et al., eds., Enzyklopädie, 364–366.
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and maritime historians.18 When we apply this typology to the history of Europe in the period 1500-1900, for which we have enough uniform data, it becomes clear that the assumption that Europeans only became mobile during the era of industrialisation, urbanisation and large-scale overseas emigration in the nineteenth century cannot be uphold.19 A recent quantitative reconstruction of cross-community migrations in Europe between 1500 and 1900 suggests that Europe was already highly mobile long before 1800.20 An important role was played by the cross cultural migration of soldiers and sailors, people moving to cities, and to a lesser degree, people leaving Europe for seasonal work, followed by colonists and immigrants from other continents (figure 1). Figure 1: The share of migration types in the total migration rate 1500–1900 (%)
Source: Lucassen and Lucassen, The mobility transition revisited.
Most migration scholars have overlooked the migration of soldiers and sailors although most soldiers in Europe could be considered long-distance migrants, especially prior to the introduction of general military conscription.
18 Robert Davis, The geography of slaving in the Early Modern Mediterranean, 1500–1800, Journal of Medieval
and Early Modern Studies vol. 37, issue 1 (2007) 57–74. Sally McKee, Domestic slavery in Renaissance Italy, Slavery and Abolition vol. 29, issue 3 (2008), 305–326. 19 Moch, Europeans; Steven Hochstadt, Mobility and modernity. Migration in Germany, 1820–1989, Ann Arbor 1999; Hoerder, Cultures.
20 Lucassen and Lucassen, The mobility transition revisited.
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The large share of soldiers (and to a lesser extent sailors) reflects the more general history of Europe, which is characterised by a constant interstate competition, which has led Charles Tilly to conclude that the history of European state formation in the last millennium is one in which ‘war makes states and states make war’.21 This insight reminds us of the fact that migration history should be regarded as an integral part of European (and world) history,22 as is illustrated by the next figure in which the six types of cross-community migration are linked to the major historical processes since 1500: Figure 2: The relationship between major historical processes and migration in European history since 1500 Historical Process Commercialisation and proletarianisation State Formation Globalisation23
Cross-community migration types Migration to cities Seasonal migration Soldiers Colonisation (both in Russia and the Balkans) Sailors Emigration Immigration (from Africa to Italy and the Iberian Peninsula since 1400)24
Similar estimates for the twentieth century have not yet been made, but it is clear that most categories remain relevant and that the migration to Europe from other continents, especially after World War II, has increased dramatically. Seasonal and colonization migrations on the other hand have decreased and through the homogenization of national cultures most internal migrants who move to cities do not really cross a cultural boundary anymore 21 Charles Tilly, Capital and European states. Ad 990–1992, Cambridge 1990. 22 Lucassen and Lucassen, Introduction; Lucassen and Lucassen, Alte Paradigmen und neue Perspektiven in der Migrationsgeschichte, in: Mathias Beer and Dittmar Dahlmann, eds., Über die trockene Grenze und über das offene Meer. Binneneuropäische und Transatlantische Migrationen im 18. und 19. Jahrhundert, Essen 2004, 17–44. 23 Including the phase of ‘thin globalisation’ starting with discovery of the Americas by Columbus at the end of the 15th century: Dennis O. Flynn and Arturo Giráldez, Path dependence, time lags and the birth of globalisation. A critique of O’Rourke and Williamson, European Review of Economic History vol. 8, issue 1 (2004), 81–108. See also Manning, Migration. 24 Davis, geography; McKee, slavery.
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and should therefore no longer be counted as cross-cultural migrants. Soldiers, however, remain important, given the effects of the two world wars. But also the ensuing Cold War lead to protracted stationing of both American and Russian soldiers in the East and the West until the 1990s.
Cross-community migrations in Southeast Europe
As Holm Sundhaussen has argued recently, Southeast Europe from the early modern period onwards, and probably also before, has been an extremely mobile part of Europe.25 So far, however, this history is hardly known and only cursorily studied. Most studies concentrate on the twentieth century, starting with the demise of the Ottoman Empire, the Balkan wars of 1912–1913, and the population exchange between Turkey and Russia in the beginning of the 1920s, and ending with the downfall of the communist regimes and the tragic Yugoslavian civil wars at the end of the twentieth century. Others, who go further back in time, also tend to view migration primarily as the result of political disruption and war. Although war, or state formation more generally, indeed had a grave impact on cross community migration patterns in Southeast Europe, it does not cover the whole migration story. In the remainder of this article I will take stock, with no claim of being exhaustive, of the manifold manifestations of cross community migrations by applying the six-fold migration categorisation presented above to South east Europe since the end of the Middle Ages. Emigration In the period before 1800 we can distinguish various forms of emigration, that is people leaving the Southeast region for non-European destinations. This involved mainly men who were either drafted into the Ottoman army as a result of institutional arrangements, such as the levy of young boys. This devşirme has been a well-known phenomenon since the fourteenth century, although seldom analysed within a migration framework. To understand this phenomenon, we have to realise that the Ottomans, like other states in the Mediterranean, used slave labour for all kind of tasks, including the army. As Muslims could no be enslaved, the Ottomans depended on Christians and Jews. In the Balkans the Ottomans aimed especially at the Christian Slavic population (few Greeks and Armenians were taken) and when the need for new soldiers arose the Ottomans would collect boys 25 Holm and Sundhaussen, Südosteuropa, in: Bade et al., eds., Enzyklopädie, 285–313.
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and young men, ranging in age from seven to twenty, coming from Christian parents (in principle one fifth of the Christian boys), and who showed little resistance. The soldiers became part of the Sultan’s new army (‘yeni eri’), the Janissaries, with an average strength of 70,000 men.26 In the period 1400–1650 some 200, 000 Balkan youths were recruited through the devşirme system.27 In the nineteenth and twentieth century many joined the wave of emigration to the Americas, with a considerable number of return migrants. Immigration People not only left Southeast Europe, and notwithstanding the conflicts between the Habsburg and Ottoman empires from the fifteenth to the seventeenth century, many migrants from non-European regions also found it an attractive region in which to settle or work for a period of time. As for the Balkans, most entered from the East. From the mid 14th century onwards some 50, 000 nomadic Turcoman migrants from Anatolia settled in Macedonia and Thrace, most of whom had become sedentary by the mid-sixteenth century.28 By that time the population belonging to this group of (former) immigrants is estimated at some 160, 000.29 Others were taken by force as slaves and impressed soldiers who were omnipresent both in the European and Asian part of their empire.30 In the modern period immigration remained limited and only picked up in the last decades when illegal migrants started entering Greece and Eastern European countries, either to stay or in transit to Western Europe. Colonization Migrants who moved to ‘empty’ rural areas within Southeast Europe are noted, but not easy to quantify. We know that tens of thousands of first, non-Muslims, such as Serbs, 26 Jan Lucassen and Erik Jan Zürcher, Introduction: conscription and resistance. The historical context, in: E.J. Zürcher, Arming the state. Military conscription in the Middle East and Central Asia 1775–1925, London and New York 1999. 27 William Clarence-Smith, Islam and the abolition of slavery, London 2006, 13. 28 Halil Inalcik, The Ottoman state: economy and society, 1300–1600, in: Halil Inalcik and Donald Quataert, eds., An economic and social history of the Ottoman Empire, 1300–1914, Cambridge 1994, 9–380, there 34–37. See also Nikolai Todorov, The Balkan city 1400–1900, Seattle and London 1983, 47–49. 29 Antonia Zhelyazkova, Islamization in the Balkans as a historiographical problem. The South-east-European perspective, in: Fikret Adanir and Suraiya Faroqhi, eds., The Ottomans and the Balkans. A discussion of historiography, Leiden 2002, 223–266, there 232. 30 Robert Davis, Christian slaves, Muslim masters. White slavery in the Mediterranean, the Barbary coast, and Italy 1500–1800, New York 2003; Clarence-Smith, Islam.
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moved because of the shifting (military) borders between the two major empires, and then from the seventeenth century onwards, Christian migrants went to the South, in the wake of the slow retreat of the Ottoman empire. A special case is the so-called ‘Militärgrenze’ (Confinium Militare), which was created in 1553 under direct authority of Vienna.31 In this shifting buffer zone between the two empires of some 20, 000 square kilometres, colonists were offered land in exchange for farming and fighting. In the first half of the eighteenth century this involved at least some 350,000 people.32 The most well known colonists, however, are migrants coming from an array of Southern German states (Hesse, Bavaria, Baden, Palatinate, Swabia), soon lumped together under the heading of Schwaben (Hungarian Sváb). They were invited by the Habsburg authorities to settle in Southeast Europe, in the mercantilist hope that through their qualities as farmers they would develop the economy and stimulate agriculture and industry.33 In the first half of the eighteenth century it has been estimated that 350, 000–400, 000 Germans were present in Southeast Europe, which in 1773 had increased to 637,000, and to over a million by 1840.34 During the Nazi era the German occupier tried to ‘empty’ parts of Eastern and Southeast Europe to create ‘Lebensraum’ for its own citizens, but this experiment did not last long and produced millions of refugees both during and immediately after 1945. To cities Southeast Europe was not an urban area, with the exception of Istanbul, which in the mid sixteenth century already boasted half a million inhabitants.35 Until the nineteenth century five percent of the population lived in cities larger than 10, 000 inhabitants. Until 1550 only Edirne, Saloniki and Sarajevo reached this threshold, with Athens, Vidin, Nikopol and maybe Sofia joining in the second half of the sixteenth century.36 Only in the nineteenth century did the share of the urban population increase, albeit modestly. Given the high mortality rates in cities until 1800 we may assume that urban growth was only pos31 Karl Kaser, Siedler an der Habsburgischen Militärgrenze seit der Frühen Neuzeit, in: Bade et al., eds., Enzyklopädie, 985–990; Sundhaussen, Südosteuropa. 32 Hoerder, Cultures in contact, 285. 33 Márta Fata, ‚Donauschwaben‘ in Südosteuropa seit der Frühen Neuzeit, in: Bade et al., eds., Enzyklopädie, 535–540. 34 Ibid. 35 Cem Behar, Osmanlı imperatorluğu‘nun ve Türkiye‘nin nüfusu, 1500–1927 [= the population of the Ottoman Empire and Turkey], Ankara 1996, 5. In the 1520s the number of 400,000 inhabitants is mentioned which increased to 700,000 in the 1570s. 36 Todorov, city, chapter 2.
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sible through immigration and moreover that migrants were also needed to make up for negative growth.37 Most of them came from the surrounding countryside, but others like Sephardic Jews and part of the German immigrant population – including Christian renegades from German states who converted to ‘the light of Islam’ –38 came from other parts of Europe. Taken together, cities in this part of Europe did not ‘produce’ a large number of migrants, especially when compared to the highly urbanised North-western part of Europe, where an absolute peak was reached in the Western part of the Dutch Republic (fifty percent of the population lived in cities around 1700).39 Soldiers and sailors40 Earlier in the chapter I briefly mentioned the ‘emigration’ of young boys and men to the Asian part of the Ottoman Empire as a consequence of the forced levy for the army. This phenomenon also fits into the last migration category proposed in this chapter, namely multi-annual labour migrants who are recruited for the army or the (merchant) navy. Given the crucial importance of warfare between the Ottoman and Habsburg Empires in the Southeast of Europe, it is clear that both the army and the navy exerted a structural pull on the available manpower in this region. The demand for these kinds of labour migrants varied considerably over time and was linked to the intensity of warfare. Until the end of the nineteenth century the Ottomans deployed the largest army in the Balkans, including the important Janissaries.41 Whereas the recruitment of soldiers was organised in a more or less orderly and institutionalised fashion, albeit through means of coercion in many cases, finding enough men for the fleet was quite another matter. As in Western Europe this is explained by the high risks at sea, but in the case of the Mediterranean this was aggravated by the nature of warships that depended on oarsmen instead of sails. Most ships of the Ottoman, Genoese and Venetian, but also French forces were manned by a mix of free and slave labour. The Ottomans preferred free oarsmen to slaves (who were tied by chains to their benches) because they could also be used as soldiers for boarding actions. They used mercenaries from Greece 37 Jan de Vries, European Urbanization 1500–1800, London 1984. 38 Tijana Krstić, Illuminated by the light of Islam and the glory of the Ottoman sultanate. Self-narratives of conversion to Islam in the age of confessionalization, Comparative Studies in Society and History vol. 51, issue 1 (2009) , 35–63. 39 De Vries, Urbanization. 40 This paragraph is based on the elaborate reconstruction and account of Lucassen and Lucassen (The mobility transition revisisted) to be published on the website of the International Institute of Social History. 41 David Nicolle, The Janissaries, Oxford 1995.
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and the Balkans, but most also had a minority of Christian slaves.42 A more violent form of slave taking concerned the regular raids along the Balkan shores of what is now Greece, Albania and Croatia by both the Ottomans and their Christian enemies, who all looked for young men for their war galleys, or as merchandise for the French Mediterranean navy.43
Migration and membership
Notwithstanding the high population mobility in the Balkans during the early modern period, sketched only very roughly above, from the nineteenth century onwards most of its inhabitants increasingly viewed and defined themselves in static ethnic and nationalist terms. In contrast to Western Europe this ‘ethnicisation’ was not per se incompatible with collective memories of migration, as the nationalist interpretation of Serbian history testifies. The migration history of ‘Serbs’ is viewed through the lens of collective forced northbound migrations from the Kosovo heartland following the defeat against the Ottomans in 1389 at Kosovo Polje. The centuries of forced wanderings explained why only twenty percent of the Serbs in the post-Ottoman Serbian kingdom were native born, as the famous anthropologist and geographer Jovan Cvijić showed around 1900. At the same time, however, Cvijić used his scholarly work, which enjoyed an international reputation, to bolster Serbian nationalist claims.44 The idea of Serbs as a century old ethnic group is highly problematic, however, and is the product of an essentialist interpretation of collective identities that spread quickly in the nineteenth century. Before that time identities were much more layered, contextual, multiple, and less fixed than is often assumed, as Holm Sundhaussen has convincingly argued.45 Terms used in early modern sources, like ‘Greeks’, ‘Serbs’ or ‘Turks’ are far from straightforward and may have many meanings. Depending on the specific context, terms 42 Cathal J. Nolan, The age of wars of religion 1000–1650. An encyclopaedia of global warfare and civilization, Vol I, under ‘galley’, Westport 2006. 43 Paul W. Bamford, Fighting ships and prisons. The Mediterranean galleys of France in the age of Louis XIV, London 1973, 170–173. 44 Sundhaussen, Südosteuropa, 290–291; See also Karl Kaser, Anthropology and the Balkanization of the Balkans. Jovan Cvijic and Dinko Tomašic, in: Ethnologia Balkanica, no. 2 (1998) 89–99. 45 As argued by Sundhaussen, Südosteuropa. For Western Europe, see the exemplary study on France by Eugen Weber, Peasants into Frenchmen. The modernization of rural France, 1870–1914, Stanford 1976. For the global perspective see C.A. Bayly, The birth of the modern world 1780–1914, Oxford 2004; Manning, Migration in world history.
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could refer to ethno-linguistic, religious or occupational affiliations and seldom did these converge and solidify into stable ethnic markers.46 Moreover, Sundhaussen concludes that to date no real attempt has been made to systematize the migration history of Southeast Europe and as a result, manage to transcend national-historiographical interpretation schemes.47 To get a better understanding of how identities changed across time we need to combine and integrate new theoretical perspectives from both migration and religion studies which emphasize human agency at the micro and meso levels, without ignoring the influence of institutional arrangements. With respect to the most well known minority groups ( Jews and Gypsies, or Roma) their history is mostly written from a top down perspective with a central role given to state and religious institutions.48 Furthermore most scholars hardly ever theorise beyond their specific case study, with a few exceptions.49 A more bottom up approach is found in recent contributions in the field of early modern religious and toleration studies, in regards to Ottoman Europe as well. With a particular focus on conversions, processes of ‘passing’ and inter-group dynamics, especially at the local and individual level, this methodology is a welcome addition to our understanding of minority group formation.50 The concept of ‘passing’ is especially interesting because it defies essentialism and highlights how individuals can cross group boundaries while the group category itself remains intact. Crucial analytical tools have been developed by studies on inter-group relations, in the fields of migration, minority and religious studies, which emphasise the importance of day46 Sundhaussen, Südosteuropa, 292. 47 Ibid., 291. 48 For Roma see Zoltan Barany, The Roma in Macedonia. Ethnic politics and the marginal condition in a Balkan state, in: Ethnic and Racial Studies vol. 18, issue 3 (1995) 515–31; János Ladányi and Iván Szelényi, The ‘social Construction’ of Roma ethnicity in Bulgaria, Romania and Hungary during the period of transformation to a market society, in: Zeitgeschichte vol. 30, issue 3 (2003) 64–75; Viorel Achim, The Roma in Romanian history, Budapest 2004; David M. Crowe, A history of the Gypsies of Eastern Europe and Russia, Basingstoke 2007. 49 Dik van Arkel, The growth of the anti-Jewish stereotype. An attempt at a hypothetical-deductive method of historical research, in: International Review of Social History vol. 30, issue 3 (1985), 270–306. 50 Suraiya Faroqhi, The Ottoman empire and the world around it, London 2004; Anton Minkov, Conversion to Islam in the Balkans. Kisve Bahasi petitions and Ottoman social Life 1670–1730, Leiden and Boston, 2004; Charles H. Parker, Paying for the privilege. The management of public order and religious pluralism in two Early Modern societies, in: The Journal of World History vol. 17 (2006), 267–96; Benjamin Kaplan, Divided by faith. Religious conflict and the practice of toleration in Early Modern Europe, Cambridge, MA 2007; and Krstić, light.
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to-day contacts between people with different identities and group labels. Notwithstanding institutional barriers at the macro level, embodied by official rules of the prevailing membership regimes,51 these studies show that on the meso and micro levels, borders between groups were less rigid than one would assume. Even those migrants who to some extent developed parallel societies, as the Germans in Russia and in the Habsburg-Ottoman border region, at least partially adapted to the surrounding majority society.52 These meso and micro processes are in line with recent research on religious toleration in Early Modern Europe at the local level. Historians of the Balkans therefore should pay much more attention to the social and cultural implications of ordinary day-to-day interactions between various groups to determine to what extent institutional borders could be overcome in the shorter and longer terms, leading to processes of mutual adaptation. This applies both to the early modern and modern period. Relevant in this context are the ideas developed by the American sociologists Alba and Nee on the long term sociological process of assimilation of immigrants in the United States.53 Instead of crossing boundaries (for example by ‘passing’ and conversion), with individuals moving to another group while the boundary remains intact, boundaries can also blur, making the social distinction less clear and breaking down rigid categorisations. Ultimately, boundaries can even shift, transforming former outsiders into insiders, or producing new outsiders. In most research on migration and settlement, especially in Southeast Europe, the crossing, blurring and shifting of boundaries between groups are understudied or completely ignored, which greatly simplifies and distorts our understanding what really went on.
Applying the settlement model to Europe since 1500
Although most theorising about settlement processes, like that of Alba and Nee, is rooted in the nation-state experience of the last 200 years, with some caution it can be applied to early modern Europe as well. We should however avoid simplistic, linear and modernist (anachronistic) interpretations and realise that the outcome of settlement processes can 51 Seyla Benhabib, The rights of others. Aliens, residents and citizens, Cambridge 2004. 52 Detlev Brandes, Deutsche Siedler in Russland seit dem 18. Jahrhundert, in: Bade et al., eds., Enzyklopädie, 514–520; Parker, privilege. 53 Richard D. Alba and Victor Nee, Remaking the American mainstream: Assimilation and contemporary immigration. Cambridge, MA 2003, 60–61.
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differ widely, depending on the prevailing migration and membership regime. To systematise the manifold variations in time and place, a simple model which distinguishes between a structural (social position) and an identificational domain can be fruitful.54 The structural focuses on the social position of migrants and their descendants: the work they do, where they live, their patterns of social mobility. The identificational domain refers to the extent migrants and their descendants identify with the receiving (local/regional/national) society and how they are viewed by those already there. How the settlement process in these two domains develops over time and over generations depends not only on their own characteristics and preferences (including intra-group barriers), but also on the extent of ‘openness’ (or barriers) in the society in which they settle. The dimensions can be summarised in the following figure: Figure 3: Varieties of settlement in Europa since 1500
54 As applied in Leo Lucassen, The immigrant threat. The integration of old and new migrants in Western Europe since 1850. Urbana and Chicago 2005; Leo Lucassen et al., eds., Paths of integration. Migrants in Western Europe (1880–2004), Amsterdam 2006.
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This model is by no means static: groups can move to different positions over time, and even move back into previous positions, as happened with many assimilated Jews in the 1930s and 1940s. Although a certain position may be the end result after a long period has passed, it can also be an intermediary snapshot of their position. Huguenots, for example, who fled to Protestant countries found themselves initially in box 4, but, over time, moved to box 3. In many cases, ‘inclusion’ is reached over time, but there are examples of both ‘exclusion’ (Roma groups) and ‘partial minority formation’ (various Jewish migrants; many Germans in Eastern Europe) after three or more generations. Finally external shocks, like the Yugoslavian civil war in the 1990s, can revitalize essentialised categories and undo processes of boundary blurring and shifting.
Divergent membership regimes in Early Modern Europe55
Figure 3, however, does not include institutional barriers, be it in regards to migrants or the receiving society. In practice however such barriers played an important role. In order to understand the multifaceted historical processes of minority and identity formation we therefore have to identify such barriers and measure their effect, both at the macro and micro levels. In early modern Europe, legal stratifications which could thwart both structural and identificational assimilation were firmly in place. Full citizenship in early modern cities, for example, was limited to a minority of well-off male inhabitants (class) and other markers (gender and religion) often produced partial exclusion too.56 More importantly, membership regimes differed dramatically within Europe, with important consequences for forms of citizenship and migration movements, summarized in the next scheme:
55 Dirk Hoerder et al., Terminologien und Konzepte in der Migrationsforschung, in: Bade et al., eds., Enzyklopädie, 28–53. 56 Sylvia Hahn, Migration – Arbeit – Geschlecht: Arbeitsmigration in Mitteleuropa vom 17. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, Göttingen 2008.
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Figure 4: The relation between state formation, citizenship and migration in early modern Europe Region Type of state United Kingdom, France, Dynastic territorial German states, Spain, Italy, Scandinavia Netherlands, Venice Republic, City state
Policy Religious Homogeneous
Austria-Hungary and Russia
Empire
Ottoman empire
Empire
Religious homogeneous with islands of Christian minorities Tolerant to Jews and Christians
Tolerant to all other religions
Consequences Emigration and conversion through persecution Immigration of Jews, and second class citizenship for minorities Immigration and segregation through colonization Immigration of Jews, and second class citizenship for non Muslims
The convergence of membership regimes in Europe since the nineteenth century
With the rise of the nation state in the nineteenth century and the shrinking of the Ottoman territory in Southeast Europe, the nation state model gained ground and, with it, came increased emphasis on (alleged) origins.57 This was also the case within the Habsburg Empire, in which the romantic notion of a people with a common origin, language, territory – frequently cast in racial terms – began to gain ground and ultimately became an important divisive element. Thus, in this part of Europe, the national discourse furnished the ammunition for a number of conflicts and for the final disintegration of the multi-ethnic empires (Ottoman, Habsburg) that followed immediately before and during World War I.58 In the second half of the nineteenth century, the growing nationalist fervour culminated in World War One when (social, economic and political) citizenship rights became much more salient and, as a consequence, the line between citizens and immigrants was drawn 57 Rogers Brubaker, Nationalism reframed: nationhood and the national question in the new Europe. Cambridge 1996; Sundhaussen, Südosteuropa; Karen Barkey, Empire of difference: the Ottomans in comparative perspective, Cambridge 2009. 58 Karen Barkey and Mark von Hagen, eds., After empire. Multi-ethnic societies and nation-building. The Soviet Union and the Russian, Ottoman, and Habsburg empires, Boulder 1997.
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much more firmly.59 Not only was migration more regulated and monitored, but states also became more interested in the ‘assimilability’ of immigrants. As the many ethnic tensions and conflicts in Southeast Europe show, the legacy of this new membership regime is felt until this very day.
Conclusion
This article is a plea for more rigorous and systematic comparisons (in time and place) of both migration and settlement processes in Europe, notwithstanding sometimes very different membership regimes and barriers to full inclusion. What definitions or typologies are helpful in such an exercise of course depends on the research questions. The three approaches to migration discussed here (political, socioeconomic or cultural) all have their strong and weak sides and focus on different aspects of the migration process. What is most important in this regard is that migration scholars are much more explicit in their choice of approaches and theories. In principle these three approaches do not fundamentally distinguish between voluntary and involuntary or labour versus refugee migration. Unfortunately however, such dichotomies too easily lead to myopic and in the end unsatisfactory analyses. Without denying differences between forms and contexts of migration, such differences should first be charted and compared explicitly before reaching conclusions. More explicit theoretical reflection is also needed vis-à-vis the settlement process. Recent advances in the study of settlement processes and the refinement of theories of integration can also be of use for Southeast Europe, both in the modern and the early modern period. Notwithstanding differences in state and (broader) opportunity structures, settlement processes have a number of characteristics in common, although the end results may differ (figure 6). This article is therefore not a call for a simple application of modern (democratic) nation state models to other regions and periods; the main argument is that a nuanced and thoughtful application of models that distinguish between structural and identificational integration, in the broader institutional context, can be a very helpful and efficient tool for comparing apparently very different settlement processes.60 In using these 59 Fahrmeir, Citizenship; Clifford Rosenberg, Policing Paris. The origins of modern immigration control between the wars, Ithaca and Londen 2006; Lucassen, Great War. 60 In this respect Nancy Green’s distinction between divergent and convergent comparisons can be very helpful as well: Nancy Green, The comparative method and poststructural structuralism. New perspectives for migration studies, in: Lucassen and Lucassen, eds., Migration, 57–72.
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comparative techniques however, one should be aware of the specific ‘membership regimes’ in which such developments take place. Especially because such regimes define the rules of the game and thereby the nature of barriers that may stand in the way of (full) inclusion. Finally, it strikes me that insights in migration and area studies could and should be better integrated. Migration scholars can learn a lot from specialists on, for example, the Habsburg and Ottoman Empires, whereas vice versa theoretical insights from migration studies could be implemented much more systematically. As I hope to have made clear in this article, both areas have a lot to win by gaining more in-depth knowledge of each other’s expertise.
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Focuses on migrations in contemporary history studies at the University of Graz Andrea Strutz
The Department of Contemporary History is the youngest section at the History Institute at the University of Graz, which was established in 1984.1 My own collaboration with scholars at the department started in the spring of 1992, at which time I was working closely with Manfred Lechner until he took over a position at the Kunstuniversität Linz in 2003, and with Helmut Konrad, who has been head of the department since its establishment. Since the mid-1990s, I increasingly engaged in the field of migration history, starting with a focus on the subject of memory and migration in the context of Austrian Jewish refugees from the Nazi era. My contribution to this volume will trace the wide scope of activities in migration history in the department since the late 1980s. I will also identify major research achievements in Graz and locate them within the national as well international academic settings. I will also outline in detail the transatlantic migration from Austria to Canada after 1945, as an example of an ongoing research in migration history at the Department of Contemporary History in Graz.
A brief introduction to migration history
On differing scales, human migration has taken place throughout history. At all times, mobility and migratory movements of individuals, groups, or masses affected the socioeconomic development of certain regions and/or nation-states. Hence, migration has to be considered as an essential, persistent and significant factor of societal change. Motivations and causes for internal, international or transcontinental migrations – be they voluntary or forced, temporary, seasonal or permanent – are multifaceted and complex. Evident over the past centuries have been numerous reasons of varying relevance that have triggered various types of migration2 such as divergent religious beliefs, severe local and global eco1 For more details on the history of the department in Graz see Helmut Konrad’s contribution in this volume, Helmut Konrad, Die “Grazer Zeitgeschichte”. Eine sehr persönliche Annäherung. 2 Most migration typologies are based on factors such as distance, duration, direction, character of space,
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nomic crises, poverty, political upheavals, wars, disasters (e.g. ecological), and catastrophes. Particularly modernisation, industrialisation, urbanisation, the formation of nation-states and the breakdown of great European empires, the emergence of undemocratic ideologies and persecution on the grounds of race, religion, political opinion, nationality or social group as well as the two world wars and their consequences influenced both the quality as well as quantity of migratory movements in the nineteenth and twentieth centuries. One way or the other the various migration regimes3 of modern Europe have variously hampered, promoted, or enforced mobility. As a result, migration processes provoked by those regimes vigorously affected the socio-cultural development in both the countries of origin as well as in the receiving countries. Over the last decades, migrations as a form of global phenomena4 have garnered increasing attention from different academic disciplines, in particular the social sciences. In regards to historiography specifically, migratory movements have been a subject matter in temporally diverse fields, ranging from ancient all the way to contemporary history, and have also spanned the sub-disciplinary spectrum, from economic, social, cultural, and political history. Today, various studies in migration history aim to investigate migration processes and its related cultural implications on micro-, meso-, as well as macro-levels of analysis. These are frequently undertaken through an interdisciplinary approach. Reviewing the vast number of research activities in the field of migration one could recognize that migration history evolved as a multifarious and lively research field. Yet, the term “migration” is not an easy concept or idea to grasp since a wide spectrum of aspects, various definitions and typologies of migration as well as several theoretical approaches to migration history are bundled together under that term.5 and agency; cf. for example Christiane Harzig and Dirk Hoerder, What is Migration History?, Cambridge 2009, 66–69; Dirk Hoerder et al., Terminologien und Konzepte in der Migrationsforschung, in: Klaus J. Bade et al., eds., Enzyklopädie Migration in Europa, Munich 2007, 36–39; Lesger Clé et al., Is there Life outside the Migrant Network? German Immigrants in XIXth Century Netherlands and the Need for a more Balanced Migration Typology, in: Annales de Démographie Historique, issue 2 (2002), 29–50. 3 Cf. Bade et al., Enzyklopädie, 39–45. 4 Cf. for instance the work of Patrick Manning, Wanderung, Flucht, Vertreibung. Geschichte der Migration, Essen 2007; Albert Kraler et al., eds., Migrationen. Globale Entwicklungen seit 1850, Vienna 2007. 5 In his contribution to this volume, Leo Lucassen points out that the field of migration history still lacks a coherent analytical framework caused not least by its fragmentation. Although it will be quite difficult to solve the problem of scattered knowledge in the field of migration history, Lucassen claims the need for a more systematic approach that enables more rigorous comparisons, both in time and space. Cf. Leo Lucassen, South-eastern Europe and the Need for a Comparative History of Migration and Membership.
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Especially, theoretical approaches such as the push and pull model have dominated studies in migration history. In the 1960s and 1970s, neo-classical economists transformed the push and pull model into a “reductionist cost-benefit analyses”6, however, the neo-classical analysis method lacks full explanatory power since – to put it simply – it interprets migrations mainly as unidirectional movements caused by a higher wage level in the receiving society. As such the push and pull paradigm “tended to reduce immigrants to particles without any agency,”7 and migrant’s decision-making was reduced to the following formula: “less developed state economies push people out, those with higher wages and standards of living pull people in.”8 More accurate however is the contrary, as reasons and consequences of migration movements are multilayered and complex. Therefore the concepts immigration and emigration that label migration processes as “unidirectional and based on crossing of borders of territorial and national cultures”9 tend to fall short. Similarly problematic has been the tendency to study migration history from a nation-state perspective. This has not been without its critics however as in recent years alternative theoretical approaches have been developed to counter-balance the nation-state dominated historiography.10 Accordingly, other concepts have had to be deployed in order to define migration as a “multidirectional process with manifold moves and possible return”11 and to achieve all-embracing insight into cultural interaction in societies and regions where in- and/or out-migrations on different scales have taken place. In particular, a comprehensive theoretical-methodological frame is necessary to understand the complexity of political, economic, social, cultural, and emotional aspects of migration and settlement processes.12 These shortcomings of migration history also concern the hitherto dominating focus of the bulk of migration studies that primarily concentrated on economic, social, or cultural effects and changes in the receiving societies. Thereby these studies often neglected consequences of migration processes in the regions of departure. Nowadays, the impacts 6 Harzig and Hoerder, Migration, 62. 7 Lesger et al., Life, 29. 8 Harzig and Hoerder, Migration, 62. 9 Cf. Dirk Hoerder, Individuals and Systems. Agency in Nineteenth and Twentieth Century Labour Migrations, in: Annemarie Steidl et al., eds., European Mobility. Internal, International, and Transatlantic Moves in the 19th and Early 20th Centuries, Göttingen 2009, 53. 10 Cf. Annemarie Steidl, Introduction, in: ibid., 8. 11 Hoerder, Individuals, 53. 12 A valuable compilation of new approaches since the 1970s and more recently introduced concepts in migration history such as agency or transnational approaches can be found in Harzig and Hoerder, Migration, 72–86.
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of migration processes on societies of origin are also receiving increasing attention and reflection in scholarly work.13 Problematic as well is that migration research has previously overemphasized permanent migration over temporal and return migration.14 Temporal migration is a common pattern in labour migration that can occur for a limited period of time, can be seasonal or cyclic, and sometimes even turn into permanent migration for instance due to unexpected job opportunities that come up or marriage.15 These heretofore disregarded facets of migratory movements gained considerable awareness of scholars over the last decade and are increasingly under evaluation now. Another still challenging subject matter in migration history concerns the differentiation between voluntary, imposed, and forced migration. In order to carry out meaningful research, one must differentiate between voluntary and forced migration; consequently precise analytical instruments are necessary to distinguish between migratory situations and to evaluate migrants’ decision-making.16
Migrations as subject matter in contemporary history studies in Graz
Research activities at the Department of Contemporary History in Graz related to internal, international and transcontinental migrations belong by and large either to the tradition of the New Social History that emerged in the United States in the 1960s,17 or to the theoretical-methodological frame deriving from the Kulturwissenschaften,18 which started to boom as an academic discipline in German-speaking regions in the 1990s.
13 See for example Andreas Gestrich and Marita Krauss, eds., Zurückbleiben. Der vernachlässigte Teil der Migrationsgeschichte, Stuttgart 2007. 14 Hoerder et al., Terminologien, 38. 15 Cf. Jan Lucassen, Temporal Migration from a Historical Perspective, in: Thomas Geisen, ed., Arbeitsmigration. WanderarbeiterInnen auf dem Weltmarkt für Arbeitskraft, Frankfurt am Main and London 2005, 39. 16 Cf. Hoerder et al., Terminologien, 36; Harzig and Hoerder, Migration, 87–89; Jan Lucassen and Leo Lucassen, Migration, Migration History, History. Old Paradigms and New Perspectives, Bern et al. 1999 (especially part II, 87–222). 17 Cf. Martin Burke, Social History, U.S., in: New Dictionary of the History of Ideas, 2005, http://www. encyclopedia.com/doc/1G2-3424300733.html (4-02-2010). 18 The terms cultural studies and Kulturwissenschaft have different meanings and originated in different academic settings, wherefore the two expressions cannot be used as translations for each other, cf. Aleida Assmann, Einführung in die Kulturwissenschaft. Grundbegriffe, Themen, Fragestellungen, Berlin 2008, 20–30.
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Over the last twenty years, a variety of subject matters such as internal and international migration, immigration and settlement processes, and displacement as well as succeeding societal changes in respect to migration processes have been analysed. It should be stated ex ante that migration studies at the department are based mainly on case studies and focus on varying subjects. Migration per se has not been a core theme; rather research dealing with migration processes has typically provided more of a cross section on the subject. Most of the investigations in the department focus on the twentieth century since the department is mostly oriented toward modern history. To a lesser degree, the department has also been engaged with research on the late nineteenth century. The research interests of scholars at the department in Graz have primarily focused on international migration, exploring cultural, social, and political facets of European and transcontinental migrations above all in the receiving societies with special attention to acculturation, assimilation, integration, or discrimination. In the following sections, I outline the major research subjects investigated by the department over the last two decades: Transcontinental and internal Jewish migration around 1900 In the early 1990s, Klaus Hödl published a meso-level study that explored the transatlantic migration of Galician Jews to New York around 1900, a period with large-scale outmigration particularly from late imperial Austria to the United States. In particular, he analysed the integration process of Jewish immigrants from Galicia into US society against the background of socio-economic changes taking place in their former home country and the socio-cultural change of Galician Jewry in general.19 In his follow-up project, Als Bettler in die Leopoldstadt, Hödl focused on internal European migration, in particular on the Jewish migration movement from Galicia to Vienna in the late nineteenth century. He investigated the living conditions of the Shtetl as well as those circumstances favouring migration movements at that time. Additionally, he examined the confrontation of East European Jewish immigrants with bourgeois and cultural norms in the city of Vienna, and the pro cess of acculturation that Galician Jews underwent, from being a minority group before the First World War to becoming a significant component of the Viennese Jewish community in the First Republic of Austria.20
19 See Klaus Hödl, Vom Shtetl an die Lower East Side. Galizische Juden in New York, Vienna et al. 1991. 20 Ibid., Als Bettler in die Leopoldstadt. Galizische Juden auf dem Weg nach Wien, Vienna et al., 1994.
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Exile and forced migration during National-Socialism
A major field of study in the Contemporary History department at the University of Graz also concerned the period of National Socialism and the accompanying exiles and forced migrations from Austria following the Anschluss in 1938. In this context, studies have explored in particular political exile and Jewish displacement. In the early 1990s, the Documentation Centre of Austrian Resistance in Vienna (DÖW) issued a book series called Österreicher im Exil. Wolfgang Muchitsch, a young scholar at the Department of Contemporary History and a specialist on the Austrian Exile in Great Britain contributed to the book series,21 providing insight on the ways in which persecuted Austrian politicians and Jews sought to, and in some cases, managed to escape to Great Britain after the 1938 Anschluss. His study reflects on conditions of everyday life in Great Britain, the consequences for Austrian political and religious ( Jewish) refugees after the outbreak of the Second World War, and how the Austrian refugees turned into enemy aliens for the British government. Muchitsch’s study also looks at the political activities of exiled social democrats, communists, and conservative Austrian politicians,22 as well as the cultural activities engaged in by the refugees in British exile, processes of naturalization and the return migration of some Austrian refugees. Especially since the mid-1980s and closely linked to the Waldheim-debate (1986) there has been increased interest on behalf of Austrian scholars regarding Jewish life in prewar Austria, its destruction under Nazi rule, and the expulsion of approximately 130.000 Austrian Jews.23 As a co-production, Manfred Lechner and myself have contributed to the subject matter with the video history project entitled Emigration. Austria – New York. The goal of this audio-visual research project, carried out from 1995 to 1997 in documentary format and through interviews, was to amass and analyse individual memories and experiences of 21 Cf. Wolfgang Muchitsch, Österreicher im Exil. Großbritannien 1938–1945: Eine Dokumentation, Vienna 1992. 22 These aspects of Austrian Exile in Great Britain were deepened in his doctoral theses; see Wolfgang Muchitsch, Mit Spaten, Waffen und Worten. Die Einbindung österreichischer Flüchtlinge in die britischen Kriegsanstrengungen 1939–1945, Vienna and Zurich 1992. 23 Since then a vast number of books about Jewish life and its destructions as well as research concerning the subject of “Wiedergutmachung” were published in Austria. Especially during the 1990s a lot of research activities gathered oral histories from Jewish survivors; see e.g. Albert Lichtblau, Erfahrungen, Erinnerungen, Bewertungen. Österreichisch-jüdische Emigranten in den USA. Ergebnisse der Austrian Heritage Collection-Fragebogenaktion, eforum-zeitgeschichte.at, issue 2/3 (2002), http://www. eforumzeitgeschichte.at (18-01-2010).
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Austrian Jewish refugees who had fled in one way or another to New York.24 As is evident from these examples of past research projects, along with many others beyond the scope of this article, the great extent of research activities at the Department of Contemporary History have examined processes of migration through qualitative research methods. These have included, for example, oral history which has been favoured by the department since its early years.25 In the project Emigration. Austria – New York, for example, all conversations were recorded with a video camera thereby extending the research possibilities of oral history through visual techniques and also opened up new research perspectives.26 In another co-production with Manfred Lechner, we produced a follow-up project called Memories from Afar (2000–2002) that focused on the transformation of memories within families of Austrian Jewish refugees in the United States.27 Here, we were primarily interested in how Austrian Jewish refugees remembered their former home and culture, and which memories and narratives they passed on to their children and grandchildren, and which memories ultimately dominated the collective memories of individual families.28 As in our earlier documentary film, this research project was once again based on video interviews.29 24 The audio-visual result is the video documentation continental divide. geteilte leben (1997, 47 min, S-VHS); parts of the video are available at http://www-gewi.uni-graz.at/zg/cd/cd1.htm (15-03-2010); for one of the latest written results see Andrea Strutz, Split Lives. Memories and Narratives of Austrian Jewish Refugees, in: Günter Bischof et al., eds., New Perspectives on Austrians and World War II, Contemporary Austrian Studies vol. XVII, New Brunswick USA, London UK 2009, 182–199. 25 Cf. for this tradition Andrea Strutz et al., communicating history. Audiovisuelle Vermittlung von Zeitgeschichte durch Video, DVD-ROM und Audio-CD, in: Ingrid Bauer et al. eds., Kunst – Kommunikation – Macht. Sechster Österreichischer Zeitgeschichtetag 2003, Innsbruck 2004, 335–348. Additionally, both the history departments at the Universities of Graz and Salzburg offer courses in video history as a methodological training for students since the early 1990s. 26 Cf. Albert Lichtblau, Wie verändert sich mündliche Geschichte, wenn wir auch sehen, was wir hören? Überlegungen zur audiovisuellen Geschichte, in: Bios. Zeitschrift für Biographieforschung, Oral History und Lebensverlaufanalysen, special issue (2007), 66–74. 27 The project was part of the research project “Transformations of Society Recall: Interdisciplinary Research on the History of Austrian Memory in the Second Republic” funded by the Austrian Ministry of Science. 28 Cf. Andrea Strutz, Manfred Lechner, “Unfortunately the Apfelstrudel died with my father’s mother”. Fragmente generationsübergreifender Erinnerungen, in: Christian Gerbel et al., eds., Transformationen gesellschaftlicher Erinnerung. Studien zur „Gedächtnisgeschichte“ der Zweiten Republik, Vienna 2005, 218–244. 29 Andrea Strutz continues to research on the subject of Memory and migration in the case of Jewish refugees, cf. “Suddenly I was a Judenbua”. Erinnerungen eines gebürtigen Grazers an Kindheit, „Anschluss“ 1938 und Vertreibung, in: Historisches Jahrbuch der Stadt Graz 2009, vol. 38/39 (2009), 59–91.
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Also interested in the theme of migration history beyond Europe’s borders, has been Margit Franz from Graz who began her investigation on the Austrian Exile in India in 2002, a subject otherwise lacking in contemporary Austrian historiography. Franz researched the more than 250 Austrian citizens, mainly physicians, artists and scientists who took refuge in India after 1938,30 investigating in particular the internment of Austrian refugees after the outbreak of the war by reconstructing the biographies of expelled Austrians with the help of archival sources and interviews with survivors, or their descendents when necessary. Most refugees left India after 1945, but not many returned to Austria, as most opted instead to settle in Australia, Great Britain, or the United States. 31 Franz pursued her research on the Indian Exile with a biographical study on Walter Langhammer, an Austrian artist and refugee who had a strong influence on Indian modern art in the 1940s and 1950s.32
Gender and migration
The department has also engaged with migration research in the context of gender, integration, and interculturality. Karin M. Schmidlechner focuses, for example, on marriage migration, a topic that has otherwise received very little scholarly attention in Austria. In GI-War Brides in the post World War II period (1997–2003), Schmidlechner conducted an extensive oral history study of women from Austria, Germany, Italy, Great Britain and Australia who moved to the United States for reasons of “love” and marriage. Her research considered how the process of cultural adaption and integration evolved in the context of marriage, and how these processes dovetailed with broader sociological transformations in American life at the time.33 Her current research on Cross-Cultural Marriages looks at cross-cultural marriages between Austrians and foreign partners, that is, partners who do not share the same nationality, language, religion, ethnicity, or other cultural characteristics. 30 See Franz’s contribution to this volume, Margit Franz, German Speaking Medical Exile in India. 31 Cf. Margit Franz, „Passage to India“. Österreichisches Exil in Britisch-Indien 1938–45, in: Jahrbuch 2007, ed. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Vienna and Berlin 2007, 196–223. 32 Ibid. Transnationale und transkulturelle Ansätze in der Exilforschung am Beispiel der Erforschung einer kunstpolitischen Biographie von Walter Langhammer, in: Margit Franz et al., eds., Mapping Contemporary History, Vienna et al. 2008, 243–272. 33 Cf. Karin M. Schmidlechner, Die Liebe war stärker als das Heimweh. Heiratsmigration in die USA nach 1945, Graz 2004; ibid., Von Paris nach Little Rock, AR. Interkulturalität als Lebensprinzip am Beispiel einer französischen „War Bride“, in: Franz et al., eds., Mapping, 273–292.
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Schmidlechner continues to conduct oral histories in this current research project, and covers in particular cross-cultural marriages in the Province of Styria and the city of Graz over the last 40 years. Linking up gender and migration as well, Stefan Benedik’s recent work analyses discourses on Romani migrants within Central Europe. His approach systematically examines the ambiguous content and various functions of narrative structures as well as the historical development of the popular images which contribute to the formation of these narrative structures.34
Transatlantic (labour-)migration in the post-WWII period
In the last section of this paper, I would like to introduce my current research project that is dealing with transatlantic Austrian migration to Canada in the post-World War II period. Interestingly, this subject matter has not gained very much scholarly attention to date. From 1945 until about 1965, Austria was an emigration country, which changed when Western European economies’ demand for labour increased to their booming economies. Austria admitted a great number of so-called guest workers originating mainly in the former Yugoslavia as well as Turkey.35 As is evident from current societal and political debates on (more restrictive) regulations for (mostly unwanted) immigrants to Austria, a perception persists which frames Austria as a country of immigration. It would thus appear that Austria’s role as an emigration country sixty years ago has all but been forgotten and is most certainly not part of the country’s collective memory.
34 Cf. Benedik, Stefan, On the Streets and in the Bed. Gendered and Sexualised Narratives in Popular Perceptions of Romani Migrations within Central and Eastern Europe, in: Nando Sigona, ed., Romani Mobilities in Europe: Multidisciplinary Perspectives, Oxford 2010, 11–20. http://romanimobilities.files. wordpress.com/2010/01/conference-proceedings.pdf. (5-02-2010); on this topic see also Benedik’s contribution in this volume, Stefan Benedik, Define the Migrant, Imagine the Menace. Remarks on Narratives in Recent Romani Migrations to Graz. 35 Heinz Fassmann and Rainer Münz, eds., Einwanderungsland Österreich? Historische Migrationsmuster, aktuelle Trends und politische Maßnahmen, Vienna 1995; for more information on guest workers, concerned nation-states in Europe as well as changes in the political culture see e.g. Saskia Sassen, Guests and aliens, New York 1999; Christiane Harzig, Einwanderung und Politik. Historische Erinnerung und Politische Kultur als Gestaltungsressourcen in den Niederlanden, Schweden und Kanada, Göttingen 2004.
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In general, the mass of publications on this subject demonstrates relevance as well as intense interests of scholars in migration movements, but so far, historical migration research covers largely European internal migration as well as large-scale out-migration from Europe (especially to the United States) in the decades before World War One. 36 There are also many publications available on immigration processes in North America, which often are integrating diverse perspectives such as labour, gender, ethnicity, nation state and belonging, transnationalism, and multiculturalism; these publications also analyse socioeconomic and political consequences, and cultural interactions as a result of processes of migration.37 Nonetheless, there continues to be a marked absence of studies on post-1945 transatlantic migrations from Europe and its implications.38 The breadth of research dealing with transatlantic migration from Austria to Canada in the post-World War II period, for example, is easy to survey since the subject has been dealt with in a rather limited way.39 Therefore, the current research project on Austrian transatlantic migration to Canada aims to deepen the historical knowledge in this relatively under-research subject area in the Austrian historiography in a significant way. After 1945, Austria was an important transit country to transfer Displaced Persons (DPs) to other European or overseas destinations. Canada in particular experienced an unexpected economic upswing following World War II, and became a global economic player. 36 See recent publications such as Annemarie Steidl et al., eds., Relations among Internal Continental, and Transatlantic Migration in the 19th and at the Beginning of the 20th Century, Göttingen 2009; Bade, Enzyklopädie; Sylvia Hahn, Migration – Arbeit – Geschlecht. Arbeitsmigration in Mitteleuropa vom 17. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, Göttingen 2008. 37 Cf. Donna R. Gabaccia and Vicki L. Ruiz, eds., American Dreaming, Global Realities. Rethinking U.S. Immigration History, Urbana 2006; Donna R. Gabaccia, Immigration and American Diversity. A Social and Cultural History, Malden and London 2002; ibid. and Franca Iacovetta, eds., Women, Gender, and Transnational Lives. Italian Workers of the World, Toronto and Buffalo 2002; Dirk Hoerder, Creating Societies. Immigrant Lives in Canada, Montreal and Kingston 1999; Franca Iacovetta et al., eds., A nation of immigrants. Women, Workers and Communities in Canadian History 1840s-1960s, Toronto et al. 1998. 38 Some notable exceptions include: Franca Iacovetta, Such Hardworking People. Italian Immigrants in Postwar Toronto, Montreal et al. 1992; ibid., Gatekeepers. Reshaping Immigrant Lives in Cold War Canada, Toronto 2006; Alexander Freund, Aufbrüche nach dem Zusammenbruch. Die deutsche Nordamerika-Auswanderung nach dem Zweiten Weltkrieg, Göttingen 2004. 39 Certain features of Austrian post-war migration are discussed in: Franz A. J. Szabo, ed., Austrian Immigration to Canada. Selected Essays, Ottawa 1996; Frederick C. Engelmann et al., eds., A History of the Austrian Migration to Canada, Carlton 1996; Traude Horvath and Gerda Neyer, eds., Auswanderungen aus Österreich. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, Vienna et al. 1996.
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This was largely due to the collapse of German and Japanese export market on account of WW II and heavy investments in the Canadian infrastructure, such as the construction of huge hydro-electric plants alongside the St. Lorenz River and the world’s largest aluminum smelter in British Columbia. Additional labour forces were also required following the discovery of mineral resources in Western Canada and Labrador.40 To meet the needs of the Canadian labour market, demand grew for the immigration of European migrants, given that applicants fulfilled certain requirements constituting Canada’s restrictive immigration laws.41 Consequently, not only DPs but also Austrian citizens recognized transatlantic migration as a great opportunity for better economic living conditions and thus, emigrated – be it permanently or temporarily – from their home country.42 According to immigration statistics, Canadian authorities admitted roughly 33.600 Austrian citizens from 1951–1970; the number of displaced persons who left Europe in that period via Austria for Canada is significantly higher, approximately 65.000 persons.43 My research approach on the subject of transatlantic Austrian migration to Canada comprises two levels of investigation. Concerning the state/authority level, it is the aim to improve acquaintance on legal possibilities and the practice of transatlantic Austrian migration as well as the interaction of authorities of the nation states concerned against the historical background in post-war Europe (e.g. mass migration; the economy being in dire straits; transformation of Eastern and South-eastern European nation states). A central point at this level will be the discussion of the consequences triggered by the emigration of thousands of DP’s and Austrian citizens in the country of departure.44 Nevertheless, I will pay ample attention to the individual level by studying the experi40 Cf. Georg Michael Möst, Die Auswanderung aus Österreich nach Kanada 1945–1962, master thesis, Innsbruck 2007, 41–51. 41 Cf. Library and Archives Canada (LAC), RG 76, Immigration, I-B, Vol. 818, File 552-1-513 (Immigration from Austria). 42 For preliminary results see Andrea Strutz and Manfred Lechner, Auch in Kanada blüht österreichisches „Edelweiß“, in: Franz et al., eds., Mapping, 293–307. 43 Cf. Gertrud Neuwirth and John de Vries, Demographic Patterns of Austrian Canadians 1900–1991, in: Szabo, Immigration, 36–37; Adelheid Bauer-Fraiji and Abderrahim Fraiji, Auswanderungen von Österreichern und Österreicherinnen nach 1945, in: Horvath and Neyer, Auswanderungen, 320. 44 On the one hand, overseas migration offered a great possibility for the Austrian authorities to empty DPcamps. On the other hand, emigration from Austria to Canada also meant the loss of skilled Austrians labourers, who – from the perspective of the Austrian Ministry of Social Affairs – should have remained for the benefit of Austria’s economy. The intentions of the Austrian authorities become quite evident in the drafted contract from 1951 in regard to regulate the migration issues between Austria and Canada; cf. Library and Archives Canada (LAC), Ottawa, file: Immigration from Austria, RG 76, Vol. 818-552-1-513.
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ences of migrants and the effects of transnational migration on a biographical level. By focusing on the individual experiences of migrants, I seek to avoid imposing an interpretative frame of nation or nation state onto the migration rubric; instead, I understand migrants as “agents in their own lives.”45 Helpful for such a research undertaking is a cultural studies approach, which includes analysis of historical memory drawn from a methodology of oral history interviews. Relevant areas of investigation include analysis of the motivations for migration, individual experiences of migration, and cultural, social and emotional effects of migration processes. Most likely, the majority of Austrian migrants – men and women alike – belong to the category of labour migrants, although consisting of both permanent and temporal migrations. Migrations may also be motivated by reasons of “love” however (for instance war brides), or may simply emerge out of a spirit of adventure. In terms of the immigration process in the receiving society individual experiences and memories will be explored, and contextualised according to gender categories. A matter of specific interest will be the impact of the migration and settlement process on identity shaping factors for migrants in Canada as well as for their descendents. How have they changed or not changed through everyday interaction in the receiving society and/or with migrants from other nation-states and/or communities.46 Another subject matter concerns the significance of networks and cultural interaction. What impact did the numerous Austrian Clubs have on the social and cultural life of post-war migrants from Austria and, to what extent, if any, was there a transmission of the cultural heritage (e.g. language, literature, music, food, etc.) from the first generation of migrants to the second and third generation? Finally, special attention is drawn to experiences and memories of Austrian return migrants from Canada. Nowadays, temporal (labour)-migrations as well as return migrations gain more and more scholarly attention, which is a topic that had been overlooked for a long time in migration research.47 45 Cf. Hoerder, Individuals, 53–57. To overcome the connotations of heavily loaded words such as “home”, “nation of origin”, or “fatherland”, Hoerder suggests the term “social space”. According to him, such a concept encompasses working and family life, labour markets, regional cultures, belongings and identities, since social spaces are modifiable, because they can be negotiated, created, contested or destroyed. 46 The further investigation will show to what extend the ambiguous concept of transnationalism can be applied in this study; see the critical remarks on the concept of transnationalism by Barbara Lüthi, Transnationale Migration. Eine vielversprechende Perpektive? in: H-Soz-u-Kult, http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/forum/2005-04-003 (18-01-2010). 47 Cf. Lucassen, Migration, 37–49. Preliminary results (from oral sources) show that the term “temporal” comprises diverse time spans: some of the interviewees returned to Austria for different reasons after a short amount of time, while others moved back years later, only after having retired.
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Concluding remarks
In general, migration research at the Department of Contemporary History in Graz was and continues to be closely interwoven with traditional subject matters in the field of contemporary history. This has included migration research concerned mainly with the effects of National Socialism such as Jewish displacement, analyses of historical memory, gender as well as phenomena linked to processes of acculturation, integration and interculturality in receiving societies. Even though, migration studies in Graz have to be considered rather as a cross section subject than as a core theme. Nonetheless, there are certain dominant trends in the department’s research tradition visible such as projects examining migrations generally draw on qualitative methods (in particular the use of oral history). In addition, the favoured periods of investigation have shifted over time from National Socialism to the post-World War II and contemporary period.
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Define the migrant, imagine the menace: Remarks on narratives of recent romani migrations to Graz Stefan Benedik1
In 2010, the provincial capital city of Graz, Austria, confronted a 14-year history in which discussions of begging had been framed as one of the most important matters of local politics. In this time-span, certain media repeatedly referred to the city as the “European Capital of Begging” while local politicians frequently deliberated on new laws aimed at banning specific forms of begging. Although the first beggars appeared amidst the sociopolitical upheavals of 1989, the issue of begging only gained significant local attention after the summer of 1996. Following a discourse that became central within a few weeks, the city council passed a by-law on begging later this year, which explicitly prohibited “intrusive begging” and “begging by children”. From this moment on, the local knowledge on begging in Graz – as produced by discourse/action2 – differed considerably from the situation in other Central European cities. Differences included the intensity of reactions to begging (by the public, the media and politicians), the quantitative number of beggars present as well as certain qualitative aspects of begging (such as the enormous engagement and influence of local NGOs, the subsequent established transnational “charity” networks or the concentration on just one Slovakian village as the assumed hometown of the majority of beggars etc.). Nonetheless, there were certain shared features between Graz and other European regions regarding the phenomenon of begging and its representation. For example, 1
This article is partly based on results from a study conducted as part of the “Research Focus on Migration” project at the University of Graz (chaired by Sonja Pöllabauer and Heidrun Zettelbauer), generously funded by the federal-state-foundation “Zukunftsfonds Steiermark”. I’m very grateful for the huge effort from colleagues and friends that aided me in sharpening ideas and reworking this paper. In particular, I thank first and foremost Nadine Blumer as well as Barbara Tiefenbacher and Wolfgang Göderle. I especially want to thank Wolfgang Pucher, parish priest in Graz Eggenberg and Head of the Vinzigemeinschaft Eggenberg (the most important NGO engaged in Romani issues in Graz) who generously gave me access to his archives. 2 Discourse-action refers to knowledge produced by both spheres traditionally categorised as different: the “de facto” situation of beggars in the streets and the subsequent interaction in a social context which some would possibly refer to as “social practices” as well as the knowledge produced in written or spoken form which could be called “discourses” in the narrow sense of the word.
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the intensification of the “begging discussion” starting in 1996 went hand in hand with an ethnicisation of the topic. Since then, “beggars” and “Roma”, “begging” and “the East” have become strikingly entangled references. In this article, I will focus on the ways in which narrative linkages (beyond “BeggarsRoma” and “Begging-East”) are used in a wide range of stories – as told in novels, documentary film, political debates and in the press – aimed at recounting Romani migration. Therefore I will analyse narratives relevant for the local context, by looking at examples of migrations of Roma and Romnija3 within Central Europe4. My argument also reinforces the value of applying an historical approach to the study of recent phenomenon; in this way, I suggest an opening up in Contemporary History Studies for research and analysis of current issues.
Historical approaches challenging blurred images
Discussions about Romani migrants in Graz are not a thing of the past. As I write this article, journalists are reporting on the decision of the Styrian social democratic party to demand the establishment of a “sectorial” ban on begging in the city of Graz,5 a proposal initially brought up by extreme right parties earlier in 2010.6 Recent discussions of this kind – in both the media and politics – are often referenced without any mention of the long-standing conflicts which have otherwise defined this issue; thus, it is made to seem as if begging is a current or new point of interest, rendering prior controversies invisible. These circumstances reinforce the assumption that begging in Graz is a recent issue, conveyed by using a seemingly spontaneous repertoire of images. Many dimensions of the case become inexplicable as a result of these ahistorical approaches. This is most evident in the way that Roma and Romnija are usually linked up to the act of begging as if the 3 The fact that Roma refers to the collective of male Romani people only is often ignored. 4 I refer to Central Europe not as a concrete geographical or political area but rather as an incoherent and shifting region, which is here describing the space in which the migrants move and communicate. Cf. Peter Stachel, “… eine kleine Welt, in der die große ihre Probe hält.” Hypothetische Fragen zur zentraleuropäischen Moderne, in: Barbara Boisits and Peter Stachel, eds., Das Ende der Eindeutigkeit. Zur Frage des Pluralismus in der Moderne und Postmoderne, Vienna 2000, 17–27. 5 Cf. Steirischer SPÖ Landtagsklub schwenkt auf sektorales Bettelverbot ein, in: Kleine Zeitung Online, 3-2-2010. http://neu.kleinezeitung.at/steiermark/2283421/steirischer-spoe-landtagsklub-schwenkt-sektorales-bettelverbot-ein.story (3-2-2010). 6 Cf. Bettelverbot gefordert, in: Die Woche, 10-1-2010, 4.
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connection were a stable and thus, “natural” one. For example, in various 2010 Graz media publications, statements made by politicians about “organised mendicancy,” exploitation of the handicapped,” “the world’s poverty in the Herrengasse” or about “people who really do need help” and those who evidently don’t, often assumed a connection between a beggingban and Romani migration. This is seldom said, but almost always shown: The photograph included in the highest-selling regional newspaper to illustrate the recent “sectorial” ban on begging shows an anonymous Romani man, pictured from above.7 Immediately we see how the snapshot of a Rom necessarily refers to the “begging problem” thereby expressing the “ethnic” dimension of begging through the aesthetics of hierarchical structures (superiority/inferiority). This photo thus demonstrates how images – particularly those which are included in serial formats such as newspapers – connote and produce widespread and easyto-understand codes of interpretation. By using an historical approach, however, we are better equipped to analyse and contextualise this and other images or narrative connections and in turn, make visible the multiple dimensions of such representations. Furthermore it has been an academic rarity as well to link up Romani Studies and Migration Studies until very recently.8 The main reason for this oversight can be explained as a perceived lack of shared concepts between the two disciplines: Migration Studies are, to this day, largely shaped by teleological and homogenising assumptions, are subject to general and broad models and thus, limited in their explanatory and comparative power (e.g. push/pull, sending/receiving).9 Romani Studies, by contrast, focus predominantly on a rather incoherent array of case-studies which generally tend to avoid engagement with ample theoretical and methodical considerations. Additionally, the movement of Romani people is marginalized from “classical” as well as more recent theories of migration because of the enduring romantic and romanticised idea of nomadism as a kind of “place-less-ness”10 that in turn suggests – albeit falsely – that 7 Kleine Zeitung Online, 3-2-2010. Quotations are from Christoph Drexler, a conservative politician. The social democrat Walter Kröpfl, however, made statements about “organisations behind the beggars”. 8 Some major recent initiatives are changing this situation however. For instance the project Mapping Contemporary Roma Mobilities in the EU currently being conducted at the University of Oxford. 9 For critical approaches see e.g. María do Mar Castro Varela and Nikita Dhawan, Queer mobil? Heteronormativität und Migrationsforschung, in: Helma Lutz, ed, Gender Mobil? Geschlecht und Migration in transnationalen Räumen, Münster 2009, 102–121; Forschungsgruppe Transit Migration, eds., Turbulente Ränder. Neue Perspektiven auf Migration an den Grenzen Europas, Bielefeld 2007; Andrew Gorman-Murray, Rethinking queer migration through the body, in: Social & Cultural Geography, vol. 8, no.1 (2007), 105–121. 10 Cf. Claudia Breger, Ortlosigkeit des Fremden. „Zigeunerinnen“ und „Zigeuner“ in der deutschsprachigen Literatur um 1800, Cologne et al. 1998.
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Romani people simply do not “fit” into the nation-state paradigm which dominates much of the migration literature.11 As a consequence, most of the existing academic work on the migration of Romani people in Central Europe has been approached from within the Romani Studies framework, and can be placed in three main categories: legal and political questions such as the treatment of asylum-seeking12; the causes for and features of movements within the push/ pull model13 and reactions on migration (by “receiving societies”) – which is as an area of study surprisingly underrepresented in quantitative terms.14 Historical treatment of Romani migrations is rare15, and the idea of Roma and Romnija as “ethno-tourists”16 makes them invisible in “non-ethnic” migrations as well.17 In accordance with other responses to these longstanding and problematic gaps of research, the aim of this chapter is to bring closer together the fields of Romani Studies and Migration Studies, while being aware 11 See e.g. Thomas Acton, Theorising mobility. Migration, nomadism, and the social reconstruction of ethnicity, in: Nando Sigona, ed., Romani mobilities in Europe. Multidisciplinary Perspectives. Oxford 2010, 5–10. http://romanimobilities.files.wordpress.com/2010/01/conference-proceedings.pdf (25-1-2010). 12 See e.g. Claude Cahn and Peter Vermeersch, The Group Expulsion of Slovak Roma by the Belgian Government. A Case Study of the Treatment of Romani Refugees in Western Countries, in: Cambridge Review of International Affairs vol. 13, no. 2 (2000), 71–82. 13 Central European Romani Migrations gained interest especially in recent months, e.g. in the conference Romani mobilities in Europe: multidisciplinary perspectives at the University of Oxford. In the last years, while a relatively largely number of publications has started to present case studies on Central Europe, hardly any discuss Romani migrations between places within this region. See e.g. David M. Crowe, The International and Historical Dimensions of Romani Migration, in: Nationalities Papers vol. 31, no. 1 (2003), 81–94; Will Guy, Roma migration in Europe. Case studies, Hamburg 2004; Jíři Homoláč, Diskurz o migraci Romů na příkladu internetových diskusí (The discourse on the Migration of Roma on the Example of Internet Discussions), in: Sociologický časopis/Czech Sociological Review vol. 42, no. 2 (2006), 329–349; Zdeněk Uherek, Roma Migration from Slovakia in the Context of European Migration Trends, in: Sociologický časopis/Czech Sociological Review, vol. 43, no 4 (2007), 747–774. 14 As an exception see Nando Sigona, Locating “The Gypsy Problem”. The Roma in Italy, Stereotyping, Labelling and “Nomad Camps”, in: Journal of Ethnic and Migration Studies vol. 31, no. 4 (2005), 741–756. 15 There are however some notable exceptions. As a recent example, see Ilsen About, An Exclusion Process of Migrants. Control of Gypsies and Border Police in Western Europe, 1907–1914. http://cnrs.academia. edu/documents/0014/8946/About_2009_-_An_Exclusion_Process_of_Migrants.pdf (18-2-2010). 16 See Imrich Vašečka and Michal Vašečka, Recent Romani Migration from Slovakia to EU Member States. Romani Reaction to Discrimination or Romani Ethno-Tourism?, in: Nationalities Papers vol. 31, no. 1 (2003), 29–47. 17 For an example of Roma and Romnija in “non-ethnic” migrations see Dieter Halwachs, Roma and Romani in Austria, Graz 2004. http://romani.uni-graz.at/romani/download/files/ling_rom_at_e.pdf (12-42009).
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of some of the ways in which the perception of Romani migrations challenges “classical” conceptualisations of migration. It is typical for countries who define themselves as “receiving societies” to give undue attention to discussions on the legitimacy of a migration and the background of migrants.18 Such debates do not only involve the public negotiation of legal questions, but also questions about the character of the migration and the migrants, such as, first and foremost, questions about the group’s origin(s) and the living conditions in the “sending-country”, which generally highlight an (insurmountable) degree of “cultural differences”.19 Often, these draw on essentialist understandings which facilitate substituting terms such as “race” and “ethnicity” with “culture” and in doing so, re-produce core elements of the assumed “culture”, including categories of gender and sexuality.20 Specifically, “ethnicity” is always defined according to patriarchal and heterosexist norms, as “multiple axes of difference” are at work in processes of ethnicisation.21 This is also evident in recent discussions on Romani migrations in Graz, Austria, the subject of this chapter: Here, “ethnic” otherness is frequently marked as a form of deviance from gender norms (E.g. cross-dressing in Romani settlements, prostitution of Romani boys in Romanian cities,22 Romani women as the breadwinners23 and as the controlling powerful actor in domestic relationships24). These gendered narratives of deviance and otherness have dominated various forms of media representations of Roma and Romnija (e.g. in the press, novels, political debates and documentary films), all of which disseminate a similar set of images and contribute to a particularly “othered” perception of beggars in Graz. (Such representations were at an all-time-high in films and novels during the time span 2007–2008.) Generally, these narratives reflect the perception of a movement from “poor eastern” to “rich western” countries (Austria is assuming its membership in the latter group). As I will show throughout this 18 Cf. Ruth Wodak and Theo van Leeuwen, Politische, rechtliche und bürokratische Legitimation von Einwanderungskontrolle. Eine diskurs-historische Analyse, in: Brigitte Kossek, ed., Gegen-Rassismen, Konstruktionen, Interaktionen, Interventionen, Hamburg and Berlin 1999, 100–129. 19 Such discussions often result in controversial debates, such as the widely-discussed headscarf issue. See Sabine Berghahn and Petra Rostock, eds., Der Stoff aus dem Konflike sind. Debatten um das Kopftuch in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Bielefeld 2009. 20 Cf. Angelika Magiros, Biologie und Kultur. Foucaults Beitrag zur Analyse des „Rassismus ohne Rassen“, in: Kossek, ed., Gegen-Rassismen, 292–310. 21 Cf. Anne-Marie Fortier, Queer Diaspora, in: Diane Richardson and Steven Seidman, eds., Handbook of Lesbian and Gay Studies, London and New Delhi 2002, 183. 22 See Norbert Prettenthaler, Stefan Schmid, Bare Droma (DVD), Graz 2007. 23 See Ulrike Gladik, Natasha (DVD), Vienna 2008. 24 See Ludwig Laher, Und nehmen was kommt, Innsbruck 2007, 13; Gladik, Natasha.
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chapter, the stories on Romani migration frame migration from the “East” as a form of escape from miserable situations and inhuman living conditions toward inevitable improvement and betterment of life chances in the “West.” The Novel Und nehmen was kommt25, for example depicts migration as a teleological process rooted in suffering and pain but ultimately culminating in luck, success and happiness for the Romani protagonist who has migrated “westward”.
Solving questions of definition: The relevance of categories in popular imagination
Popular narratives rely on the formation of categories which then facilitate our ability to address and classify people, things and circumstances. This process also involves the introduction of names and the construction of narrative elements that are combined in the creation of stories. To outline some aspects of the repertoire used in narratives on Romani migrants in Austria and hence illustrate the structure of used language, in the next section I pose some questions regarding relevant categories. In the second part of this article, I then outline frequently applied narrative elements of stories about Roma and Romnija migrating within Central Europe. Who is a migrant, who is a Rom? Today, the perception of Romani migration in Graz is inseparably linked to the assumed “beggar-problem”. Prior to the emergence of these discussions on begging (which started in 1989 but remained marginal until 1996), Romani migrants were otherwise invisible in the media. This was however at a time where Romani men and women had already been migrating to Austria for several decades either as part of state organised labour migrations (especially in the third quarter of the century) or migrations of refugees fleeing war (especially in the beginning of the 1990s).26 The invisibility of Romani migration changed radically within a short period of time in 1996, when begging in streets became a massive issue especially in Graz (following a notable increase of the number of present beggars).27 This intertwined discussion of Romani migration and the assumed “beggar-problem” led to two major 25 See ibid. 26 For the Austrian example see Halwachs, Roma. 27 The discourses exploded within a few days following June, 18th 1996. See Steirerkrone, 18-06-1996; Neue Zeit, 20-06-1996; Kleine Zeitung, 20-6-1996.
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assumptions (neither of which matched the actual situation taking place in the streets): Firstly, Romani migrants have since the summer of 1996 been represented in the media as beggars only, irrespective of their actual occupation or the motivations behind their move to Graz. Secondly, media coverage has on the contrary claimed that all beggars must be Romani migrants.28 The situation has however not always been like this. Prior to 1996 the Graz press only sporadically and rather superficially covered the topic of begging. In this year, however, increasing media attention on begging started out by first distinguishing between beggars and other so-called “problematic” groups (e.g. dossers, punks). Once this language was established, a new and separate discussion formed that focused on migration and identified the population of beggars in Graz across the board as “foreigners.” A few months later, in late November 1996, a catholic priest well-known for his social engagement, wrote a series of letters to the editors of major Austrian newspapers in which he referred to the beggars in Graz as Roma.29 Although the priest had intended to generate sympathy for this population by drawing on this ethnicised narrative (with which he emphasised this people’s history of suffering, and in particular the Nazi genocide of the Roma and Romnija), the result was that it generated a direct link between the Romani migrants and the beggars in the street. Since then, it has been common practice in the Austrian press to depict even non-Romani beggars in Graz (i.e. “natives” to the city included) as migrants or “Roma”.30 Thus the identification of beggars as “foreigners” (specifically, as people from the “East”) is based on a narrative of “ethnicisation” rather than on a history of migration as such. Hence, this “othering” is not referring to movement at first place but to an “ethnic classification”. Histories of changing places are often not told in this context – migration, I would argue, is in fact more of a description of a state of being, and does not necessarily refer to actual movement. Why is gender relevant? As a result of the problematic treatment (or, oversight) of gender in Migration Studies, “there are still mainstream studies that fail to address the role of gender [… and if they do so] the manner in which it is analysed is often problematic.”31 Regarding the case of 28 See Footnote 30. 29 Cf. Wolfgang Pucher, Offener Brief an den Grazer Bürgermeister, in: Salzburger Nachrichten, 28-11-96; Wolfgang Pucher, Wir verkraften Bettlerkinder, in: Neue Zeit, 26-11-96. 30 Graz-natives who would pass as “ethnically white” in other circumstances, are labelled with the ethnicised term “organised beggars” as soon as they are part of the visible representation of mendicancy in Graz. Cf. picture and caption in Steirerkrone, 16-12-2006. 31 Betty de Hart, The Morality of Maria Toet. Gender, Citizenship and the Construction of the NationState, in: Journal of Ethnic and Migration Studies, vol. 32, no. 1 (2006), 51.
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Romani migrants in Graz under discussion here, I will argue that the systematic neglect of gender in mainstream Migration Studies as well as in mainstream Romani Studies32 is not so much ignoring some isolated components of research, but in fact contributing to extensive shortcomings and misleading analyses.33 In 1996, the Romani migrant – framed as a menace – became the topic of much public and political concern in the city of Graz, and the “problem” he/she caused was finally “solved” with a special “act on intrusive begging and begging with children”.34 The implementation of this act demonstrated which forms of begging were acceptable and which were not. Taking the preceding discussions about the mass media into account, the result was foreseeable: while begging performed by Roma (i.e. men) were deemed “appropriate”, that is, legal, the same activity, when performed by groups of Romnija (i.e. women) was defined as “intrusive” by police and other local authorities and consequently, these women were expelled from the city.35 I would argue that this distinction relies on general cultural – and necessarily gendered – subtexts, which are then assumed to be a core component of “own” (“Austrian”/“Styrian”) identity. For example, the collective presence of female Romani migrants was defined by local politicians as “violating the cultural feelings”36 of the local population. On the contrary, male beggars were allowed to stay in the streets and eventually, they even gained support from local catholic NGOs (housing, ID-cards, campaigning, and – most important – prevention of police operations). In order to appreciate the full significance of the role played by gender in such circumstances it is necessary to first acknowledge that gender works as a symbolical category. In the Graz case, the male beggars who were allowed to continuing begging in the street even once the new law had been passed were treated in a paradoxical way: On one hand they
32 For particularly notable exceptions, see Paloma Gay y Blasco, Gypsies in Madrid. Sex, Gender, and the Performance of Identity, Oxford 1999 and Shanon Woodcock, “The Ţigan is not a man”. The Ţigan other as catalyst for Romanian ethnonational identity, PhD-thesis, Sydney 2005. 33 Cf. do Mar Castro Varela and Dhawan, Queer, 102. 34 Which was passed on December 4th, 1996 by the City Parliament. See e.g. Helmut Griess, Fatales Signal, in: Neue Zeit, 7-12-1996; Erwin Zankel, Maßvoll, in: Kleine Zeitung, 1-12-1996; Walter Müller, Aufdringlichkeit kostet 3000 Schilling, in: Der Standard, 7/8-12-1996, 5. 35 Wolfgang Pucher, Karic Zineta und ihre Kinder, in: Kleine Zeitung, 7-12-1996, 26; Müller, Aufdringlichkeit; Walter Müller, „Man will die Roma nicht“, in: Der Standard, 10-12-1996, 5. 36 Werner Miedel, member of the Graz city council at the time, described the situation as follows: „Because it violates the cultural feelings of the Graz population, and also because women and children are being exploited“ (“Weil es das kulturelle Gefühl der Grazer verletzt und Frauen und Kinder ausgebeutet werden.”). Diese Bettler-Verordnung muß noch heuer kommen, in: Kleine Zeitung, 9-11-1996.
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were feminised37. That is to say that they were emasculated and thus, devaluated in the process.38 This was most evident in the “begging posture” which was one of the effects of the begging act’s implementation: in order to be allowed to beg (that is, without getting thrown out of the city), individuals were effectively forced to kneel down when performing this act. On the other hand, it is also possible to read an element of the masculine in the beggars’ presence generally if we consider that the masculinity of beggars has publically (e.g. in letters to the editor) been over-emphasised in fantasies about the collective male body of Romani beggars attacking the immaculate (female) body of the city (or the nation): The opposition of active, “well-fed young men”39 against the helpless and pure city ends up creating the perception of a serious threat in the public imagination: “Graz, the city of beggars. The multitude of beggars, present especially in the old-town, […] is increasingly responsible for much discontent. It simply mars the streetscape. In hardly any other city can one find so many beggars so close to each other.”40 Thus, according to press and political debates, Romani migrants were deemed a menace in that their presence contributed to a “disgusting picture”41 or a “defacement” of an otherwise “tidy” city.42 What exactly is transnational migration? There is no space and no need to elaborate on the concept of transnationalism, which has been shaping research on migration in the last 20 years.43 Still, the question whether “trans national social spaces”44 are really going beyond the nation is definitely legitimated, or, to modify Laurie Essigs remark: Transnational migrants perpetuate the concept of the nation
37 Cf. Christina Ho, Migration as Feminisation? Chinese Women’s Experiences of Work and Family in Australia, in: Journal of Ethnic and Migration Studies, vol. 32, no. 3 (2006), 497–514. 38 Cf. Rada Iveković, The Fiction of Gender Constructing the Fiction of Nation. On How Fictions Are Normative, and Norms Produce Exceptions, in: Anthropological Yearbook of European Cultures vol. 14 (2005), 19–38. 39 Heide Hoschek, Unerträgliche Bettelei, in: Kleine Zeitung, 13-7-2006. 40 „Graz, die Stadt der Bettler. Die Vielzahl der vor allem in der Innenstadt […] sitzenden […] Bettler sorgt zunehmend für Unmut. Es stört einfach das Straßenbild und in derart geballter Form findet man Bettler kaum in einer anderen Stadt.“ vojo [i.e. Vojo Radkovic?]: Graz hat ein Bettelverbot, in: Grazer im Bild, 14-4-2006. See also Karl Heinz Klammer: Bettlerunwesen, in: Steirerkrone, 22-1-2008. 41 Frau Jauernig, Bettler wollen kein Essen, in: Grazer Woche, 7-4-1999. 42 See e.g. Wolfgang Maget, Bettlerjagd. FP blieb mit ihrem Antrag allein, in: Neue Zeit, 17-4-98. 43 Cf. Christiane Harzig and Dirk Hoerder, What is Migration History, Malden 2009, 83–86. 44 Sabine Strasser, Bewegte Zugehörigkeiten. Nationale Spannungen, Transnationale Praktiken und transversale Politik, Vienna 2009, 20.
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state by transgressing it.45 When transnational migration is understood as a “term [that] signals the ways in which migrants keep ties both to country-of-origin and of settlement”46, the dichotomous understanding of resettlement – central in the classic literature on migration – as between two essentialised entities (from country-of-origin to country-of-reception) is not seriously challenged. Romani migrations and the ways in which they are represented challenge “traditional” frameworks in the migration literature in a more radical way then mainstream transnational literature can provide. It is crucial to recognize that migrating Roma and Romnija are not trapped in between two nation states (or other “natural” entities, e.g. regions). Some recent (especially artistic) narratives on them are taking this aspect in account. A telling example of this emergent approach is the documentary Bare Droma produced in 2004–2007 which follows Romanian Romani migrants from Graz back to their countries-of-origin. The film switches between scenes set in various places but without any seeming rationale or specificity of detail (geographic place names, for example, are never displayed). The effect of such a narrative technique is that nation/nationality is ultimately ignored or transcended, discredited as an organising principle. The following sentences, taken from an interview conducted by the documentary’s director (“Austrian background”) with a girl (“Romanian Romani Background”) highlight a similar theme: “Sí, me gusta mucho Graz. Es muy bello y quiero estar todo el tiempo en Graz. Me gusta como es la comida, me gusta todo, me gustan los amigos, me gusta la vida en Graz, me gusta todo. Sí. / ¿Y aquí? /Aquí en Romania no me gusta nada. Porque todo el mundo es malo y no lo sé por qué yo no quiero estar aquí, pero no quiero porque no me gusta nada. Yo quiero estar todo el tiempo con mi amiga...y esto. No me gusta nada aquí. / ¿Qué nada? / Nada me gusta...no. Yo no quiero estar aquí.”47 There is a notable shift to be discerned from this sudden switch to Spanish in the film, especially since this dialogue is concerned with passing judgement and contrasting two different places, with localising two places on an individual, emotional map (i.e. “source country” and “town of migration”): here, migration does not imply a terminal move between two clear (and safe) spaces but rather, it is a processes which transgresses the traditional conception of the nation state in ambiguous and multiple ways.
45 Cf. Laurie Essig, Queer in Russia. A Story of Sex, Self and the Other. London 1999, 122. 46 Inderpal Grewal, The Transnational in Feminist Research. Concept and Approaches, in: Heike Brabandt et al., eds., Mehrheit am Rand, Wiesbaden 2008, 189. 47 I have chosen to leave the dialogue untranslated because it is noteworthy in the context of my argument that these people are suddenly speaking a completely out-of-context-language without any explanation in the movie. Prettenthaler and Schmid, Bare Droma. Thanks to Birgit Steinkellner for the transcription.
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Telling thrilling stories: examples of discursive roles of Romani migrants
Despite the influence of certain master-narratives (e.g. Roma and “organised mendicancy”), less dominant stories with inconsistent/varying information tend to have more of an impact on the formation of mainstream perceptions of Romani migrants. Still, one may find some common and repeated elements or characters even when not dealing with master-narratives. In the following sections I present three examples typical in the media which are based on a depiction of Roma and Romnija performing specific (i.e. expected) roles. As in a theatre all of the characters are well known to the audience, but depending on the context and the aim of the actual “plot”, they are not necessarily always “on stage” or visible to the “audience.” Contradictions As in any narratives, those on Romani migrants in Austria are structured by incorporating superficial elements with ambiguous or even contradictory information. Romani women, as an example, are not only shown as individuals who are driven by irrational motivations, they are also depicted as determined and calculating. Irrationality is a typical characteristic used to depict Romani women in stories of love and sex (as in the 2007 novel Und nehmen was kommt)48 or the charity-stories of families often at the centre of NGO-campaigns49. This is because “genuine” emotions and psychological suffering are necessary for rendering narratives thrilling or touching to the audience. On the contrary, the core feature of Romani women in “begging-problem”-stories is their extreme rationality which in turn negates any form of emotional response, and shows but a resultant cold-heartedness. In these instances, the focus is turned to how they are capable of abusing of their own children and how they incessantly harass pedestrians. The depiction of “begging as menace” is dependent on this particular gendered narrative. In some stories, it might even be the case that the same person will play completely different – often contradictory – roles: A well-known handicapped Romani woman can play the role of the honest, suffering martyr in one narrative50 and of the evil cheater in another.51 48 See Laher, Nehmen. 49 „For which solution should a mother with 5 children wait, when she has nothing to eat?”. Wolfgang Pucher, intern mail to all members of Vinzi-Society, Archives Wolfgang Pucher, 20-8-2007; Bettlerinnen steigen in die Nudelproduktion ein, Kleine Zeitung, 1-12-2007; Pucher, Zineta. 50 See Gladik, Natasha. 51 See the media coverage on supposedly cheating handicapped beggars. E.g. Christoph Matzl, Bettler in Scharen nach Österreich!, in: Steirerkrone, 10-4-2000.
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Consequently it is important to recognise that all these roles are as multi-layered as their content is shifting. The same role can be used for very different purposes, as described in the following examples where I argue that narratively formed elements are transferable between various forms of media. So, none of the roles discussed below are typical for a specific form of media such as discussions in the press, political debates, novels or documentaries. Quite the contrary; they represent knowledge which is used by all of those (and other) forms of media. 1) Committed or aggressive mothers In the documentary Natasha by Uli Gladik, the protagonist – a handicapped Romani woman from Bulgaria – migrates to work as a beggar in Austria. In the process, she overcomes many obstacles, does not seem phased by her single status (which she chooses despite an abundance of potential lovers) or submissive to the poverty into which she was born. In fact, she even manages to fight against her leg disease and moves around relatively freely in her foreign surroundings. Equipped with a wheelchair, she takes control of her life and thus becomes a symbol for the overcoming of one’s “deficient nature”. Nevertheless these elements are not meant to highlight an egocentric character; rather the documentary focuses on Natasha in regards to her duty as a mother, the concern she has for her children’s futures. I refer to this role as “the committed mother”. Natasha is not the only recent documentary depicting women in a role that is both empowering and compassionate. The previously mentioned film, Bare Droma, also depicts this character-type in obviously positive terms. Similar to the discussions held among Romani women in Natasha, usually about how fed up they are with their relationships52, Bare Droma shows Romani girls as people who do not passively accept their fate (see the Spanish quotation above). In doing so, these documentaries succeed at transmitting a positive view of Romani women as people who do have choices.53 Such characterisations have been extensively depicted in stories on Romani migrants in Austria, although they were certainly not intended to encourage empowering perspectives. Hence, Romnija as “the committed mothers” appear in the press with different, that is, aggressive intentions. In contrast to the documentary film portrayals above, newspapers often appeal to readers by redefining the act of taking control of a situation or triumphing 52 See Gladik, Natasha. 53 By this means the films still introduce characteristics which could be interpreted as signs for a gender disorder. These elements could not only highlight the otherness of a “foreign culture”, but also be interpreted as aggressiveness and perversion.
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over various difficulties by featuring Romani women abusing their children or attacking/ betraying pedestrians: In the Graz press, for example, Romani women were often described with similar characteristics but in a demonized way as it was made clear that they were the ones sending their own children out into the street, forcing them to either beg or perform music.54 This fantasy in which parental power/care turns (perverted) into aggression while control/guidance is transformed into abuse was expressed frequently in press-coverage and had a huge impact on the public’s perception of the Romani “begging problem”. It led directly to the above-mentioned official ban of “intrusive begging and begging with children” in the city of Graz.55 According to press and politics, the list of what aggressive women are allegedly capable of is in fact quite impressive. Especially in letters to the editor, but also in the official discussion in city parliament, these women were described as having attacked pedestrians and spitting on them, refusing donated food, robbing people, and acting in generally aggressive ways towards passers-by. This stereotype of the Romani woman as an aggressive virago is also reflected outside of the mass media, such as in novels. Here it is common to read about men who are beaten up “mercilessly”56 by their wives and forced to hand over power to them.57 To sum up, the intention of the majority of stories about committed/aggressive mothers proves clear that this role is predominantly used to illustrate seemingly “problematic aspects” of “Romani culture”. In consequence it is promising to take a closer look on the subtext implied in the agitation generated in the press in depiction of the committed/aggressive mother type. The idea of a woman – especially a migrant, who must, after all, have backward ideas58 – being active in public, challenges what are otherwise accepted as basic social/cultural regulations. A mother who claims power over herself and who is capable of managing her surroundings independently is perceived as violating the gendered division of labour in particular and the gender order in general.59 On the whole, committed women 54 See e.g. Werner Miedl, Das Betteln der Kinder verbieten, in: Kleine Zeitung, 1-11-1996; Susanne Haydvogel, Rechtzeitig vor Weihnacht’ ein wirklich sauberes Graz, in: Kleine Zeitung, 5-12-1996, 31; Alfred Stingl, Die Antwort, in: Kleine Zeitung, 3-12-1996; Peter Gnam, Die SPÖ unter Druck, in: Steirerkrone, 5-12-1996. 55 With an “act against intrusive and children’s begging”, passed on December 5th 1996. 56 Cf. Laher, Nehmen, 13. 57 Cf. Karl Markus Gauß, Die Hundeesser von Svinia, Munich 2008, 39–40. 58 Cf. Nora Gresch and Leila Hadj-Abdou, Selige Musliminnen oder marginalisierte Migrantinnen? Das österreichische Paradox der geringen Teilhabe von Kopftuchträgerinnen bei „toleranter“ Kopftuchpolitik, in: Berghahn and Rostock, eds., Stoff, 73–100. 59 See for the general model Leonore Davidoff, Gender and the “Great Divide”. Public and Private in British Gender History, in: Journal of Women’s History vol. 15, no. 1 (2003), 11–27.
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(often assumed to be mothers), in refusing to be passive and by appearing in public, are deemed “intrusive” and pose an alleged threat to normatively gendered spheres and duties. 2) Sexy victims In newspaper- or magazine-coverage on Romani settlements in the “East” the following characters are most commonly depicted: passive, innocent individuals, especially women and children, stuck (physically and metaphorically) in the dirt.60 In order to attract attention, a narration of poverty necessarily needs images of powerlessness to accompany it. A typical example is Ludwig Laher’s novel Und nehmen was kommt (And take what comes).61 It chronologically recounts the life of a Romani woman named Monika who grew up in an “East-Slovakian” settlement and a Czech children’s home. While the narrator is seemingly neutral and heterodiegetic, it is evident that the male perspective on the female character, and her body in particular, is central to the story. Even the image on the book’s cover, a front-shot (voyeurism) of a half-naked Romni (desire) whose hands are full of scars (mercy), represents the combination of three motivating elements underpinning the narration.62 Not surprisingly, the female character is comprised of a blend of symbols, each connoting significant meanings: the central character Monika remains “essentially natural” in that she is irrational and acts uncontrollably. Additionally, her status as an inevitable victim (representing the mercy from the male perspective on her) and her sex appeal (corresponding to the desire in the male perspective) form her core-attributes. In the story Monika is only able to escape her desperate situation by turning to the help of a non-Romani male hero: “Shortly before that we had been visiting the primitive East-Slovakian Romani settlement that I hail from for an hour. Everything must have frightened him off. Still, there he was: Sitting just across from me, holding my hands, proposing marriage. It was simply incredible.”63 The hero liberates Monika from almost all of her problems (miserable living conditions, violent boyfriends, sexual exploitation, etc.) through a healing process that is both psychological and physical; the man’s impact on her life can even have a metaphysical dimension. 60 See for the photographical representation among many others Kurt Kaindl, Der Rand der Mitte, Salzburg 2006, 66–95. 61 See Laher, Nehmen. The displayed English translation of the title has been chosen by the publisher: http://www.haymonverlag.at/lizenz02.html#buch18 (23-01-2010). 62 The cover photograph was taken by Albert Grühbaum. Cf. Laher, Nehmen. 63 „Kurz vorher waren wir für […] eine Stunde in der primitiven ostslowakischen Romasiedlung, aus der ich ursprünglich komme, […] Das mußte ihn doch alles abschrecken. Aber nein, da saß er mir gegen über, hielt meine Hände und machte mir einen Heiratsantrag. Es war einfach umwerfend.“ Ibid., 192.
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In fact the hero’s power can be read on the Romani protagonist’s body; finally she is able to experience orgasms and even her relatives living in the “Eastern” settlement suddenly have a more prosperous future ahead of them due to his help.64 This story is clearly both teleological and presenting a simple concept of symbolical division in that a white man is responsible for the development and the improved quality of life and life chances of a dark-skinned woman, as he guides her, rather literally, from darkness into light. Monika remains uninvolved and passive throughout the story, both in regards to the misery she experiences at the beginning and in terms of her new life at the novel’s conclusion. As a prototypical victim, Monika bears almost any pain and hardly fights against anything. Such quiet suffering then links directly to the innocence which this character represents. Despite the various sexual encounters which take place in the story, she remains innocent as the author makes clear that she would never have chosen to engage in any of this sex voluntarily (except when it comes to sleeping with the hero). Strangely, Monika’s sex appeal is reinforced through both of these elements – innocence and victim-status. Laher’s novel is not the only story where voyeurism, desire and pity create this strange combination which results in attraction. For instance, the documentary film Bare Droma includes a brief discussion on boys in a Romanian city who prostitute themselves to “western” men. Similar to Monika’s character in Laher’s novel, these boys act irrationally and emotionally in the context of miserable life situations (mercy), while, for example, offering sex for a new haircut (desire). Nevertheless the narration provided by an interviewed older (apparently German) man suggests that life is lighter and simpler for these boys as they manage to make some money and gain success even if it means selling their bodies in order to do so. To strengthen his argument, the interviewee goes into detail with speculations about expectations that both “westerners” and Romani boys develop in these situations (voyeurism).65 These literary and cinematic examples underline the ambiguity inherent in the “sexy victim” role. Although an individual is depicted as innocent and pure, he/she is simultaneously also calculating and perverted. Monika’s character in Und nehmen was kommt frequently steals, while the child prostitutes in Bare Droma commonly engage in petty theft. Generally, sexualisation relies on both: purity/innocence (virginity) and deviance/misconduct (seduction): The Romani women and children depicted in these narratives are simultaneously the subjects of exploitation as well as agents of temptation.
64 See ibid. 65 See Schmid and Prettenthaler, Bare Droma.
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3) Breadwinners for the families Throughout this chapter I have pointed to the importance that the gendered division of labour has in the formation of stories on Romani migrations. In fact it seems to be impossible to talk about relationships between migrating Roma and Romnija without mentioning the “natural” roles and tasks of the family unit. The role of the breadwinner, for example, is a central figure in each of the stories discussed thus far (be they in newspapers, novels, or films), because it allows audiences to identify reasons behind the migration generally or explains specific activities “abroad” (begging, prostitution, “work prostitution” etc.). This is based on the classic narrative of the traditional family, where the father is responsible for providing all of the material necessities of life.66 In the stories often promoted by catholic NGOs67 as well as in media coverage that is tolerant of begging, the act of begging is generally deemed a legitimate means of survival in the absence of other forms of making an income. This, however, is an explanation limited entirely to fathers and their duty to act as the family breadwinner.68 The lack of opportunities seemingly excuses what is otherwise represented as an annoying and intrusive act, and proves the “genuine” poverty experienced by the family in question. Additionally catholic organisations propagate the idealised picture of a more intact world represented by healthy nuclear (Romani) families in order to stress the erosion of “traditional” family values in contemporary “civilised western” society. In other contexts breadwinners must not necessarily be representatives of a hale and robust, intact masculinity. Men who simply cannot cope with the fact that they have no chance to fulfil the duty of providing for their families are incorporated into the basic repertoire of the discussions on begging.69 A typical example of such stories is the writing of the essayist Karl-Markus Gauss. In his reports on Romani settlements, he describes only depressed, sick and broken fathers.70 Similar, albeit more complex, images appear in the documentary Bare Droma, where we are equally exposed to a series of desperate and broken-hearted fathers.71 66 Cf. Anja Weckwert, Geschlecht und Migration im Wohlfahrtsstaat, in: Brabandt et al., eds., Mehrheit, 145. 67 The most prominent of which are the Vinzenzgemeinschaft Eggenberg and Caritas Welthaus. See Privatarchiv Pucher. 68 In December 1995 this narrative appeared for the first time. See Kleine Zeitung, 10-12-1995. For the further development see Rainer Seebacher, Es ist der Hunger, der sie zu uns treibt, in: Kleine Zeitung, 16-3-1997. 69 See e.g. Gerhard Fetka, Gebettelt wird ums Überleben, in: Neue Zeit, 9-3-1997. 70 See Gauß, Hundeesser, 38–42. 71 See Schmid and Prettenthaler, Bare Droma.
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Even Natasha, the central character in the documentary film of the same name, could be seen as proof of the sickness of a family without a “proper” man: instead she is the female equivalent to the traditional breadwinner. Symbolically, her handicap refers to the handicap of the family for which she is now expected to provide. Still, this narration does not at all focus on how problematic this situation may be perceived as being: In interviews, Natasha is given extensive space to make her own perception of this situation intelligible. By referring frequently to her role as the family breadwinner, it becomes evident that she has in fact gained self-esteem as a result of it. Therefore, the audience can see her not as a typical handicapped poor Romani woman but as the person who is responsible for an entire family. As is often the case, this representation is still replete with contradictions: while the role of a female breadwinner reinforces the idea of a traditional nuclear family or even the seemingly traditional Romani tribe,72 this combination also challenges traditional role-models thereby making a strong statement against stereotypical representations of victimhood. Although this characterisation relies on concepts such as dependence (older and younger family members are totally dependent on the central character), the roles are reversed since it is a woman who proves that “traditional” familial roles are indeed open to redefinition. However, in the actual experience of Natasha’s migration to Graz such forms of dependence are transposed onto another level. There, the effect of symbolic categories (not only gender, but also “ethnicity”) becomes highly visible in the broader context: Sitting on the street, the active breadwinner becomes passive and dependent on pedestrians, customers, employers – “white” people, who are, in this setting, in power.
Conclusion
In this article I have set out to provide a few examples of the narrative structure of discussions on Romani migrations to Graz in the last twenty years. I began first by arguing that while the flexibility of migratory movements (i.e. challenging the unidirectional migration model) is already represented in popular stories of migrations, it is rarely considered in academic debates. Second, I have made the point that it is crucial to apply an historical analysis of migrations (and how they are perceived) in order to reveal the blurriness of images and concepts as well as the variety of contradictory meanings and connotations produced in the process of disseminating them in the public sphere.73 The Graz example proves that 72 On Shifting gender roles in seemingly „traditional“ contexts cf. Gay y Blasco, Gypsies. 73 At the same time it would be wrong to claim that images with ambiguous information or content are
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terms such as Rom/Migrant/Beggar are extremely multi-layered, and for this reason, are often used in various ways and for multiple purposes. Third, the narratives on the issues presented here are not limited to particular media forms, but are instead frequently shared between the press, film, literature and the spheres of politics and academia. I emphasised fourthly the importance of taking a gender-sensitive approach when studying migrationrelated issues. Considering sexualities and gender is a useful way for decoding symbolical orders and explaining social/cultural divisions. To take these dimensions into account contributes to a more precise and comprehensive analysis of reasons and contexts of hatred, racism and dynamics in “public opinion”. Finally, the arguments presented in this article seek to highlight the importance of desire/rejection in narration as well as in the scholarly explanation and illustration of (Romani) migration. Not surprisingly, alternatives to “western” heterosexist male perspectives on migration remain overwhelmingly marginalised in academic research. It is time to meaningfully challenge this.
mostly produced in “popular imagination” or limited to the verbal sphere. On the contrary those elements are omnipresent in politics, law, public policy and attitudes of authorities.
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Chronicles of disconnection: gendered narratives and the aftermath of the Second World War Elizabeth Harvey
Transitions from war to peace
Historians of gender like to revisit and recast familiar ‘turning points’ in history and to ask what difference it makes to re-read such moments from a perspective of gender. Within the field of contemporary history, with its longstanding focus on the history of ‘our own times’, defined in terms of statecraft, governments, parties and public opinion, gender history can offer a particularly fruitful way of re-casting established political narratives.1 Gender history also provides a set of comparative questions with which to interrogate the national narratives that have often dominated the practice of contemporary historians. For those historians working on the contemporary period who have interests in women’s and gender history, the end of the Second World War in Europe is an obvious site for such analysis. The war blurred in new ways the gendered distinctions between soldiers and civilians: through aerial warfare, brutal occupation, partisan warfare, violent liberation and mass expulsions, it reconfigured the divide between fighting front and home front. By analysing combat roles and home front roles across the continent and tracing how the transition to peacetime gender roles was negotiated under new regimes and within newly-drawn frontiers, historians can gain new insights into the war and into the longer-term evolution of gender roles in different parts of twentieth-century Europe. At the same time, such an approach warns us against seeing the cessation of hostilities as the straightforward beginning or end of any story. In exploring the period from war to peace, gender historians can, in turn, draw on the ‘cultural turn’ evident in recent studies of the Second World War and its aftermath and memories of the conflict.2 This work emphasises both cross-national comparisons and the 1
Cf. Elizabeth Harvey, Contemporary History, Gender History and Being a Historian of One’s Own Times. Some Perspectives from the UK, in: Zeitgeschichte vol. 32, issue 5 (2005), 287–300; Johanna Gehmacher, Am Rand der Geschichte. Zeitgeschichte und ihre Marginalisierungen, in: Zeitgeschichte vol 32, issue 5 (2005), 310–322. 2 Cf. Istvan Deak et al., eds., The Politics of Retribution in Europe. World War II and its Aftermath, Princeton 2000; Pieter Lagrou, The Legacy of Nazi Occupation. Patriotic Memory and National Recovery in Western Europe 1945–1965, Cambridge 2000; Alon Confino, Remembering the Second World War 1945–1965. Narratives of Victimhood and Genocide, in: Cultural Analysis vol. 4 (2005), 46–75.
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need to combine the study of memories and representations in the post-war period with an understanding of wartime experiences. This recent work may not explicitly concern itself with a perspective of gender, or adopt it as the major lens through which to understand the consequences and aftermath of the war.3 But gender, it seems, is seldom far from view, as for instance in the case of the collection The Politics of Retribution in Europe4 with its dramatic image of ‘shorn women’ on the cover. Images of women, it seems, have a particular power to evoke disturbing memories of wartime conflict, occupation and collaboration.5 The aftermath of liberation/victory/defeat in the wake of the Second World War in Europe is thus a theme that offers the opportunity for historians to explore social-historical questions about gendered norms of behaviour in the transition from war to peace, and to investigate how memories and representations of the conflict were shaped by particular ideas about gender. A body of work has been published over the last decade that provides a vital basis for understanding these questions. This includes the pathbreaking volume When the War Was Over, edited by Claire Duchen and Irene Bandhauer-Schöffmann and published in 2000: this includes contributions on countries ranging from Britain, France and Finland to Italy, Greece, Austria and Hungary.6 The central concern of the collection is to illuminate the gendered experiences of wartime and the ‘awkward space between war and peace’ and to analyse how wartime experiences were remembered and constructed, sometimes for particular political ends, by individuals and communities. Other work continues to deepen our knowledge of particular national contexts. Perry Willson has raised questions about continuities in patterns of political mobilization of Italian women between Fascism and post-Fascist society.7 Meanwhile, studies by Hanna Diamond, Karen Adler, Michael Kelly and others have examined the transition from pre- to post-Liberation France in terms of women’s expectations and constructions of masculinity.8 3 Cf. Lagrou, Legacy, 4. 4 Cf. Deak et al., eds., Retribution. 5 Cf. Deak et al., eds., Politics. 6 Cf. Claire Duchen and Irene Bandhauer-Schöffmann, eds., When the War Was Over. Women, War and Peace in Europe 1940–1956, Leicester 2000. 7 Cf. Perry Willson, Women, War and the Vote. Gender and Politics in Italy 1940–1946, in: Women’s History Review vol. 7, issue 1 (1998), 617–623; Perry Willson, Women in Twentieth-Century Italy, London 2010, 110-111, 129–135. 8 Cf. Hanna Diamond, Women and the Second World War in France 1939–1948, London 1999; Karen Adler, No Words to Say It? Women and the Expectation of Liberation, in: H.R.Kedward and Nancy Wood, eds., The Liberation of France. Image and Event, Oxford 1995, 77–89; Michael Kelly, The Reconstruction of Masculinity at the Liberation, in: ibid., 117–128.
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In post-war Germany and Austria, the impression of a sharp caesura between wartime experiences and life under Allied occupation underpinned, and in turn was reinforced by, the much-repeated trope of women seemingly emerging from nowhere into the urban moonscapes of half-cleared rubble, foraging for themselves and their families and setting about basic reconstruction tasks.9 Elizabeth Heineman has paid attention to the way in which German women came to be cast at the time and later as standing for the defeated but surviving nation, pictured as in some sense classless and timeless embodiments of conflict, women seemingly without a past – trekking westwards as refugees, living among ruins and tackling the challenges of everyday survival. Heineman and others have also examined the odd contradictions between the heroising image of the rubble-women and the demonisation of German and Austrian women who formed relationships with members of the occupation forces.10 Much has been done both to deconstruct these different strands of a narrative about the ‘hour of the women’ and to complement it with studies of the ‘remasculinisation’ of Germany in the 1950s.11 Deconstructing the spectacular icon of the rubble-woman and deciphering the discourse of the nation-as-victim are important ways of re-reading the aftermath of war in defeated Germany from a perspective of gender. Another fruitful approach is to explore the gendered continuities and discontinuities in the lives of individuals, groups and organizations in the transition from Nazi rule to Allied occupation.12 One theme of this research is 9 Cf. Sonja Hosseinzadeh, Nur Trümmerfrauen und Amiliebchen? Stuttgarterinnen in der Nachkriegszeit, Stuttgart 1996; Irene Bandhauer-Schöffmann, Women’s Fight for Food. A Gendered View of Hunger, Hoarding and Black Marketeering in Vienna after World War Two, in: Duchen and Bandhauer-Schöff mann, eds., War, 71–87. 10 Cf. Ingrid Bauer, ‘The GI Bride’. On the (De)Construction of an Austrian Post-War Stereotype, in: ibid., 222–232; Heide Fehrenbach, Of German Mothers and ‘Negermischlingskinder’. Race, Sex and the Postwar Nation, in: Hanna Schissler, ed., The Miracle Years. A Cultural History of West Germany 1949–1968, Princeton and Oxford 2001. 11 Cf. Elizabeth Heineman, What Difference Does a Husband Make? Women and Marital Status in Nazi and Postwar Germany, Berkeley 1999; Robert Moeller, The ‘Remasculinization’ of Germany in the 1950s. Introduction, in: Signs. Journal of Women in Culture and Society vol. 24, issue 1 (1998), 101–106; Robert Moeller, War Stories. The Search for a Usable Past in the Federal Republic of Germany, Berkeley 2001. 12 On veterans’ networks in post-war West Germany, see Thomas Kühne, Zwischen Vernichtungskrieg und Freizeitgesellschaft. Die Veteranenkultur der Bundesrepublik (1945–1995), in: Klaus Naumann, ed., Nachkrieg in Deutschland, Hamburg 2001; for a recent collection on women in post-war Austria, see Karin M. Schmidlechner and Heimo Halbrainer, eds., Aus dem Blickfeld. Eine biographische Annäherung an ambivalente Lebensszenarien steirischer Frauen in der Kriegs- und Nachkriegszeit 1939–1955, Graz 2008.
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the legacy of wartime experiences for women who were committed to the National Socialist regime. Studies of female activists and Nazi supporters have noted how women who were interned in Germany and in Austria on the basis of their careers as National Socialists maintained their networks during Allied internment.13 Surviving networks of former Nazi activists drew on a shared experience of a drastic reversal of fortune in the post-war world, a sense of embattlement and a desire to ‘set the record straight’ about the extent of their involvement in the regime and the nature of the regime itself.14 Among the much larger contingents of young women who, as adolescents and young adults, underwent the shared experience in National Socialist forms of collective education or compulsory ‘service’, the continuities and discontinuities between wartime and postwar attitudes and experiences are harder to pin down. Both Nori Möding and Dagmar Reese, looking at Germany, have asked how the experience of being socialised through the Bund Deutscher Mädel (BDM) and other Nazi organizations shaped the attitudes and behaviour of a post-war generation of women who grew up under Nazism. Dagmar Reese has identified the ambivalent legacy of National Socialist organizations for members of the ‘BDM generation’ as they entered the post-war world, having had their aspirations for self-reliance and responsibility encouraged but channelled into the service of the Nazi state. While these young women might have acquired a degree of confidence and resilience in the course of their wartime ‘tasks’ and ‘assignments’, argues Reese, they had not experienced self-determination. Such ambivalent experiences and memories left a generation of young women adrift in the post-war era, facing curtailed opportunities and rarely making their voices heard in public.15 Nori Möding likewise grapples with the contradictory legacy of young women’s experiences in the BDM, the Women’s Labour Service (Reichsarbeitsdienst für die weibliche Jugend) and the Auxiliary War Service (Kriegshilfsdienst), exploring through oral testimony how the values and ‘lessons learned’ in these organizations in wartime were transported into post-war biographies. Such ‘lessons’ included the gratifying experience of travelling beyond the boundaries of the Reich and enjoying the respect and privileges granted to ‘Reich Germans’ in the expanded spaces of the Nazi ‘New Order’, the 13 Cf. Johanna Gehmacher and Gabriella Hauch, Eine ‘deutsch fühlende Frau’. Die großdeutsche Politikerin Marie Schneider und der Nationalsozialismus in Österreich, in: Erika Thurner, ed., Frauenleben 1945. Kriegsende in Vienna, Vienna 1995, 115–132; Kathrin Meyer, Die Entnazifizierung von Frauen. Die Internierungslager der US-Zone Deutschlands 1945–1952, Berlin 2003. 14 Cf. Dagmar Reese, Einleitung, in: Dagmar Reese, ed., Die BDM-Generation. Weibliche Jugendliche in Deutschland und Österreich im Nationalsozialismus, Berlin 2007, 20. 15 Cf. Dagmar Reese, Eine weibliche Generation in Deutschland im Übergang von der Diktatur zur Demokratie, Berlin 1991; Reese, Einleitung, 9–33.
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capacity to improvise and manage with little, and the readiness to subordinate oneself to the demands of the collective. All these experiences contributed to forming women’s postwar strategies and choices.16 They could lead women, according to Möding, to search for new forms of collective communal and public engagement to succeed the enforced ‘community life’ of wartime Germany that they now missed. Others, by contrast, chose to focus their energies on the private sphere, applying within their own families a readiness to serve others and a capacity to turn their hand to anything. In indicating the diverse legacy for young women of the pressures and opportunities generated by a regime pursuing war, expansion and genocide, these studies offer intriguing hypotheses for further exploration. As an historian who has worked on the Second World War, the history of the Nazi occupation and colonization of Poland, I am interested in the way women remembered their involvement in the Nazi regime and its expansionist policies immediately after the war. In particular, I want to explore whether wartime assumptions about politics, the nation and ethnic identities persisted or were transformed after 1945, and how members of the ‘BDM generation’ viewed a world that seemed to offer less space and fewer opportunities as they entered the post-war period. In the rest of this essay I consider some of these issues by exploring the post-war private correspondence of a small group of young German women born in the 1920s. In keeping with the title of the conference on which the current volume is based, I am presenting findings from a project in progress. My focus is how this cohort dealt in practical terms with post-war material circumstances and constrained opportunities, but also – given that they also wrote about their views of the Nazi past, about contemporary political developments and the policies of the Allies – how they remembered their wartime experiences and how far they set out to examine their own attitudes in the wake of the collapse of Nazism.
Lost homelands and blocked opportunities? Young women’s letters from the post-war years
My work in progress involves exploring how a circle of young women reflected on the aftermath of war in fragments of diaries, chronicles written at the time and later, and in 16 Cf. Nori Möding, ‘Ich muß irgendwo engagiert sein – fragen Sie mich bloß nicht, warum’. Überlegungen zu Sozialisationserfahrungen von Mädchen in NS-Organisationen, in: Lutz Niethammer and Alexander von Plato, eds., ‘Wir kriegen jetzt andere Zeiten’. Auf der Suche nach der Erfahrung des Volkes in nachfaschistischen Ländern, Köln 1985.
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letters written to each other in the years after the war that are still in private hands. I embarked on this project thanks to meeting a ‘Baltic German’ woman brought up in Latvia whom I will call Frau W., now in her 80s, who has allowed me access to letters sent to her by friends and acquaintances in the post-war period. In this correspondence, Frau W. was something of a driving force. She wrote frequently, probed her correspondents about their attitudes to politics, and asked them directly about what they thought on various topics, as one can deduce from the letters she received responding to her questions: “what would you study if you had the money?” “what is your attitude to the Church?”, “what does Heimat mean to you?”. In the following I refer to Frau W.’s own diary from 1945 and letters to her from four of her friends and acquaintances, two like herself living in the Soviet zone of occupation, the other two living in the British zone. Through interviews I have also been able to gather information about Frau W.’s wartime engagement (following her family’s resettlement from Latvia in autumn 1939) as a leader in the Jungmädelbund in the so-called ‘Reichsgau Wartheland’ (or ‘Warthegau’), part of the annexed territories of occupied Poland, her experiences in the Arbeitsdienst in the Warthegau and in the Kriegshilfsdienst in the final months of the war on the outskirts of Berlin. These circumstances make it particularly intriguing to trace how she and her circle of wartime contacts and acquaintances experienced uprooting, defeat and occupation – and in what ways they adapted, or refused to adapt, to postwar circumstances. Reading the post-war correspondence suggested to me the theme of ‘disconnection’ as characteristic of these young women’s post-war experiences – or rather multiple disconnections, attempted and achieved, deliberate and accidental, sought-out and imposed. For young women who had lived or spent time in wartime Poland, defeat brought the abrupt disconnection from the status of privileged occupier to that of ‘occupied’. Other obvious disconnections included the dissolution of established networks and institutionalised forms of female community that collapsed along with the Nazi regime. But there were others: a sense of no longer being part of the ‘historic moment’ (“große Zeitenwende”)17 of wartime and the intense mass dramas of flight and displacement in the immediate transition from war to peace, and the feeling of being reduced instead to a ‘small world’ of circumscribed duties and routines, a world rendered even smaller by the difficulties of travel in occupied Germany. If wartime typically drew young women away from their families into various forms of ‘service’ that involved communal living in camps or other shared accommodation, post-war circumstances made the family loom large again in the lives of unmarried daughters. Some 17 Lore B. to Frau W., undated [c. 1947]. Private collection of letters [here and in following].
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of the correspondence between Frau W. and her slightly older Baltic German acquaintance Hedwig A. (born in 1922) concerns the pull between family obligations and the longing for an independent existence: “Ich kämpfe ja selbst, ob ich zuhause bleiben soll, oder ob ich etwas anfangen soll“, wrote Hedwig A. in response to comments from Frau W. about family tensions.18 Marriage, on the other hand, Hedwig wrote in May 1946, could be a trap for the unwary woman: “Die Ehe ist eine grosse Aufgabe. Da verdoppelt man seine Pflichten und halbiert seine Rechte. (…) Und was sind das schon für Männer? Vielleicht ein Schuster, Kneipenbesitzer, Bauer etc?“19 Marriage, it seemed, was either not on the correspondents’ minds, or not something they admitted to being concerned about. What they did voice – as middle-class young women, mostly with the Abitur – were worries about finding a fulfilling occupation or career. In the summer of 1945, three of the correspondents including Frau W. found work in the countryside as agricultural labourers: they moved on in 1945/6 respectively to factory work, employment as a Haustochter and as a domestic servant in a small-town hotel. With increasing urgency, Frau W.’s correspondents deliberated over possible careers in a climate they were convinced was hostile to women. Lore B. took the plunge in spring 1946 to embark on an apprenticeship in household economy (Hauswirtschaftslehre): as she explained to Frau W., “Leicht ist der Entschluss nicht, aber wir müssen uns in ‘Frauenberufe’ zurückziehen. Verstehst Du mich? Viele Berufe werden wieder nur für die Männer da sein, könntest du dich nicht zum Schwesternberuf entscheiden?”20 Hedwig A., desperate to restart the apprenticeship as a pharmacist that she had embarked on in Posen and abandoned when the Germans were evacuated from the Warthegau in January 1945, wrote in July 1946 that female trainees were being barred “by order”.21 Meanwhile, she considered training as a librarian and urged Frau W., who was still working in a chemical factory, to attempt the same. In April 1947, somewhat to her surprise, Hedwig did obtain an apprenticeship in a pharmacy, moved away from her family and began her training in a small town near the Elbe. Frau W., meanwhile, continued to ponder her options and only in 1948 embarked on training as a kindergarten teacher. 18 ‘I am struggling myself with the question of whether I should stay at home or embark on something.’ Hedwig A. to Frau W., 2-2-1947. 19 ‘Marriage is a serious matter. One doubles one’s obligations and halves one’s rights. [...] And what sort of men are they? Maybe a cobbler, a pub owner, a small farmer, etc?’ ibid. 20 ‘It is a difficult decision, but we will have to withdraw into “female occupations”. Do you see what I mean? Many occupations will be reserved for men, couldn’t you make up your mind to go into nursing?’ Lore B. to Frau W., 18-3-1946. 21 Hedwig A. to Frau W., 22-7-1946.
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Thanks no doubt to Frau W.’s probing, the letters reveal a range of responses to Allied occupation and more generally divergent degrees of reflection or engagement with the politics promoted in the different zones. “Wie mich dieses Wort Demokratie ärgert!” exclaimed Lore B. in December 1945, irritated by an article in a British zone newspaper.22 Surprised by Frau W.’s interest in politics, she responded that she found it hard to abandon her national instincts: “Weißt Du, was mir so schwer wird, das nationale aufzugeben” .23 In 1947, Lore B. was still thinking back bitterly to Germany’s defeat. She recalled that she had believed until the end in German victory on the grounds of Germany’s ‘moral superiority’ and its superior fighting capacity, qualities which, she now reflected, had existed only in the mind of the Propaganda Ministry.24 In the Soviet zone, meanwhile, Hedwig A. gave vent to resentment at what she saw as Soviet attacks on German culture. Books were being purged, she reported, not just ‘Nazi’ books but everything that was simply patriotic, while everything that had been banned in 1933 was being brought back regardless of its quality. She went on to complain about the insistent talk of German ‘guilt’: “Warum spricht man immer von ‘Schuld’, ‘Schuld des dtsch. Volkes’ usw. Ist es deine oder meine Schuld, dass es KZ gab? Was können wir dafür? Wie war es mit den 60 000 Volksdeutschen? Was war nach 1917 in Russland los? […] Die ‘Verbrecher’ - und der Bombenterror mit Phosphor über Köln, Hamburg – kein Verbrechen? Jede Zeit hat ihre Mängel und Fehler, aber auch ihre guten Seiten.”25 A year later, Frau W.’s attempts to engage Hedwig A. on political questions provoked a long diatribe from Hedwig against Marxism, ending with the advice: “Nimm nur nicht zuviel der Ideen in Dir auf. Du wirst mir womöglich noch rot.”26 Frau W., having already joined the Freie Deutsche Jugend (FDJ), was by this time disconnecting from her own past in order to embrace new affiliations in the Soviet zone. Hedwig A. and Karin von T., by 22 ‘How much that word “democracy” annoys me!’ Lore B. to Frau W., 20-12-1945. 23 ‘Do you know what would be so difficult for me? To give up the concept of the “national”. – Lore B. to Frau W., undated [c. 1947]. 24 Cf. ibid. 25 ‘Why do they keep talking about “guilt”, “the guilt of the German people” etc. Is it your fault or mine that there were concentration camps? What can we do about it? What about the 60 000 ethnic Germans? What was happening in 1917 in Russia? [...] The “criminals” – and the bombing terror on Cologne, on Hamburg – not a crime? Every age has its faults and weaknesses but also its good sides.’ Hedwig A. to Frau W., 21-4-1946. Her reference to ‘60 000 ethnic Germans’ reproduced the Nazi statistic used in atrocity propaganda about ethnic Germans killed by Poles in the first days of the German attack on Poland in September 1939. 26 ‘Don’t take in too many of these ideas. You could well end up becoming a red.’ Hedwig A. to Frau W., 13-5-1947.
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contrast, remained resolutely attached to their status and identity as Baltic Germans. In spring 1947, Hedwig A. moved to a small town near the Elbe to start her pharmacy apprenticeship, a place she found dreary, dispiriting and full of Russian ‘liberators’.27 Given her resentment of the Soviet occupiers, it is illuminating to read what Hedwig A. had written to Frau W. in March 1946, comparing notes on their experiences in wartime Poland: “1939 Umsiedlung. Der Winter 1940 in Wronke Kr. Samter verbracht. Im Frühjahr 1940 trat ich in die Oberschule für Jungen in Samter ein. Ein Jahr vor dem Abitur rückte ich ab, weil mein Vater eine Apotheke übernommen hatte und allein nicht fertig wurde. Das war eine Schwergeburt. Heraus aus der Schule und hinein in den Alltag. In der ehemaligen polnischen Apotheke ein Kunterbunt. Die polnischen Patienten, polnische Ärzte, ein Juden ghetto vor der Nase. Das glückliche Nest hiess Bornhag und befand sich im Kreise Kalisch. Mit den Adligen auf den Gütern verkehrten wir viel. Nach zwei Jahren bekamen wir eine Kraft. Ich ging nach Posen. Tags arbeitete ich in einer Apotheke, abends Kurse und nachts geochst. Mit einer Medizinstudentin bewohnte ich ein Zimmer in einer baltischen Pension. Im Herbst 1944 machte ich mein Abi. Posen war die schönste Zeit meines Lebens, die am 20. 1. 45 ein jähes Ende fand.”28 As an ‘occupier’ herself, Hedwig A. had found the Poles and Jews in Bornhag something of an annoyance, but enjoyed the company of aristocratic Germans on their estates, while the best times of all had been in Posen, living the privileged life of a German student in a Baltic German pension. It is speculation, but perhaps plausible, to suggest that these memories fuelled her resentment of the reversal of fortune that brought her in 1947 to a small town ‘full of Russians’ and made her afraid to go out on the streets at night. Hedwig A.’s sense of Baltic German distinctiveness was partly preserved by her reading of books by Vegesack and Dwinger that she seized on in anticipation of them being banned by the Soviet authorities, and partly by being labelled a ‘Latvian’ by her colleagues at the pharmacy. Her thoughts of her Baltic homeland were usually juxtaposed with nega27 Cf. ibid. 28 ‘1939 resettlement. Winter 1940 spent in Wronke in Kreis Samter. In spring 1940 I joined the senior school for boys in Samter. A year before the Abitur I left because my father had taken over a pharmacy and could not manage alone. It was a difficult birth. Straight out of school into the real world. In the former Polish pharmacy all sorts to be found. The Polish patients, Polish doctor, a Jewish ghetto in front of one’s nose. This lovely spot was called Bornhag and was in Kreis Kalisch. We spent a lot of time with the aristocratic families on their estates. After two years we got an assistant. I went to Posen. I worked by day in a pharmacy, attended courses in the evenings and studied at night. I shared a room in a Baltic pension with a medical student. I took my Abitur in autumn 1944. Posen was the best time of my life and it all ended abruptly on 20 January 1945.’ ibid.
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tive comments about ‘Reichsgermanen’: “Wenn ich mir die Reichsgermanen ansehe, dann denke ich, ohne eingebildet zu sein, wir sind doch etwas besseres,” she wrote in August 1946.29 Karin von T. echoed these sentiments of disillusion with the homeland they had idealised for so long: “Es tut mir oft leid, daß das schöne Bild, das wir von Deutschland gehabt hatten, so zerstört ist”, wrote Karin von T. to Frau W. in January 1948. “Ich meine damit den reichsdeutschen Menschen, er ist doch grundverschieden wie wir.”30 If it had been ‘Reich German’ arrogance that grated on the Baltic Germans in wartime Poland, it was now the alleged ‘Reich German’ abandonment of national dignity: “Jetzt staune ich schon lange nicht mehr, aber in der ersten Zeit war man doch ganz fassungslos über die deutschen Frauen”.31 Lore B., reporting the bitter disappointment of a Baltic German she had met in Schleswig-Holstein, went on to comment that many Baltic Germans were now living in Sweden and others were leaving for England, the Netherlands and elsewhere.32 Fantasies of emigration – above all emigration to Canada – appear and reappear in the correspondence. Having been uprooted twice already, the Baltic German correspondents were cautiously attracted by the prospect of Canada – but had reservations as well. In 1946, Hedwig A. tackled the question energetically, listing to Frau W. all her concerns: they would be emigrating without any qualifications, how would they manage as women, what would happen to their dependants. She allowed herself to get briefly excited by the prospect of building up an existence in a country that offered to incomers the prospect of generous living space: “vielleicht kann man sich drüben eine Existenz schaffen als hier im engen und kleinlichen Mitteldeutschland, wo einer dem anderen das bisschen Lebensluft wegschnappt“.33 But the ties of nationality in the end seemed to weigh more strongly: “Unsere Heimat haben wir verloren, sollen wir nun auch unser Vaterland verlieren? Sind wir nicht Deutsche und gehen wir im grossen Canada oder wo es sonst sei, dem Deutschtum verloren? Im Baltikum war es anders – das war geschichtlicher Boden auf dem wir lebten, das war Tradition an der wir uns klammerten, da war das Reich greifbar nahe und stärkte uns. Freilich, das Reich hat uns enttäuscht, unser leuchtendes Gemälde ‘Das Dritte Reich’ ‘Vaterland’ usw. ist weg und kaputt, aber sind wir nicht trotzdem Deutsche. Oder 29 ‘When I look at the “Reich Teutons” I think – without being arrogant – we are better than them’ ibid. 30 ‘I am often sorry that our wonderful image of Germany has been so destroyed. By that I mean the Reich Germans – they are so fundamentally different from us.’ Karin von T. to Frau W., 6 -1-1948. 31 ‘Now I’ve stopped being surprised, but at first one was completely taken aback by the German women.’ ibid. 32 Lore B. to Frau W., undated [c. 1947]. 33 ‘Perhaps one can build up an existence there rather than than here in this cramped and petty central Germany, where one person takes away another’s air to breathe.’ Hedwig A. to Frau W., 3-3-1946.
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sollen wir Enttäuschten allem was uns begeisterte, erhob, und das wie eine Seifenblase zerplatzt ist, den Rücken kehren?“34 Finally, she asked, probably comparing the prospect of emigrating to Canada with her experience of the mass population transfer of the Baltic Germans to wartime Poland, when SS teams had overseen the seizure of properties and businesses for the use of the ethnic German resettlers and had monitored the whole process of colonising the conquered territory: who, she asked, would help them, support them, how would they get started?35 The same fantasy of organised mass migration also appealed to Karin von T., writing to Frau W. in 1948: having no desire to return to her Baltic homeland, nor having any ties to her new home in Germany either, she dreamt of a concerted group migration to Canada that would preserve their German identity there: it would be lovely, she thought, if they could be settled somewhere together: “schön wäre es, wenn wir uns geschlossen irgendwo ansiedeln könnten.”36
Conclusion
The end of the war in Europe has been a key area for investigation by women’s and gender historians. A wealth of sources shed light on how liberation and defeat affected men and women and produced gendered narratives of complicity and resistance, victimhood and survival in different national contexts. It has been my aim in this paper to show through examining a selection of private letters from post-war Germany that it is useful to try and explore sources relating to the post-war period in the light of their various ‘prehistories’ and to open up more questions about the lasting impact of attitudes and mentalities formed by the war. Studying the aftermath of the war makes it clear that there are gaps in the record alongside the rich personal sources that have been preserved. The private written record was, it 34 ‘We have lost our homeland, are we to lose our fatherland now as well? Are we not Germans and will be lost to Germandom in the vast spaces of Canada or some other place? In the Baltic it was different – there was the historic terrain on which we lived, there was a tradition there that we clung to, there was also the Reich within tangible reach which strengthened us. It is true that the Reich has disappointed us, our glorious picture of ‘The Third Reich’ ‘Fatherland’ etc is vanished and broken, but don’t we still remain Germans nevertheless. Or should we who are disappointed just turn our backs on all the things that once enthused and edified us – things that are now burst like a soap bubble?’ ibid. 35 Cf. ibid. 36 Karin von T. to Frau W., 6-1-1948.
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seems, boosted in the final phase and immediate aftermath of the war in Germany by a widespread urge to create some personal record of what were experienced as overwhelming events, even if the compulsion to keep a diary sometimes only lasted a few weeks or months in the aftermath of the capitulation.37 That said, keeping and preserving a diary under post-war circumstances posed a challenge: if one sees the originals of such diaries and notebooks one is struck by how fragmentary these often are, written on tiny scraps of re-used or poor quality paper or squeezed into appointment diaries. As time went on and postal services were restored but travel remained difficult, particularly between different occupation zones, keeping in touch by letter flourished: letters had a particular importance at this time, not least in helping to overcome the sense of dislocation associated with random and systematic displacement in the wake of war.38 Alongside the use of contemporary written sources, oral history offers an important tool for investigating the individual responses of ordinary people to moments of crisis and upheaval. Gender historians working on this period of twentieth-century history can benefit, like all historians working on contemporary history, from talking to living witnesses of the times they are writing about. In investigating the trajectories of the young women I have talked about in this contribution, the interviews I have undertaken with Frau W. have been very important. At the same time, it has underlined to me the importance of the private documents dating from the time. Whatever oral history reveals about how people remember the past in different ways, and however much information it can yield about people’s everyday routines and experiences, I am convinced that interviews would not have yielded such vivid impressions of post-war attitudes and the lasting effects of Nazi ideology as these letters do. There are a number of contexts within which the letters I’ve looked at here could potentially be interpreted: the history of the post-war family as a refuge or as a trap, the ways in which educated women found vocational opportunities blocked or opened to them in the aftermath of war, or the history of overseas emigration from post-1945 Germany. Most centrally, they shed light on the continuities and discontinuities in the biographies of a cohort of young women whose wartime affiliations to the regime and home front activism led them to experience the end of the war unambiguously as a defeat. 37 Cf. Susanne zur Nieden, Alltag im Ausnahmezustand. Frauentagebücher im zerstörten Deutschland 1943 bis 1945, Berlin 1993, 70–98. 38 On a particular form of letter-writing, the ‘circular letter’, as a means of reconnecting a cohort of classmates scattered in the final phase of the war, cf. Juliane Braun, ed., Ein Teil der Heimat seid Ihr für mich. Rundbriefe einer Mädchenklasse 1944–2000, Berlin 2002, 8–9.
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Finally, I would suggest that more could be done to investigate these themes comparatively across different national contexts. Looking at the postwar legacy of women’s involvement in wartime Nazi or pro-Axis organizations in a transnational framework, for instance, would make all the more sense given that such involvement often entailed trajectories of group and individual mobility. My hope is that in seeking to build a bigger picture of gendered patterns of involvement in the Axis cause and what consequences these had in the post-war period, one can preserve the sense of individual reactions and mentalities that – to my mind – the study of personal sources such as diaries and private letters makes possible.
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Anti-Semitism and strategies of homogenisation: German-nationalist women’s associations in Styria and Graz Heidrun Zettelbauer
„In Styria [we have found] the admission of so many refugees is a
heavy burden on our crown land. This burden is felt all the more due to the lack of appreciation shown by a portion of the non-German
and foreign-raced refugees. [...] As a result of these refugees Styria’s food industry has been severely damaged and because of the pur-
chase of property by Galician Jews the German standard of living stands under great danger.“1
On 15 December 1917 Karoline Kreuter-Gallé delivered the keynote speech at the General Meeting of the Deutscher Frauen-Bund in Graz, reminding her listeners of their obligations as women and of their particular responsibilities to the nation. The anti-Semitic and racist rhetoric of her speech was most striking; it was equally apparent that her remarks mirrored the discourse of nationalist gender ideology characteristic of the time period. A rhetoric of anti-Semitism had become ‘socially acceptable’ in the German-nationalist milieu as early as the 1880s.2 It was for this reason that women such as Kreuter-Gallé (I will discuss her biography more detailed later in this chapter) were ideologically like-minded to men when it came to articulating racist and other rather inhuman rhetoric. One possible way to approach a gender-based anti-Semitism in the German Nationalist milieu3 is through an analysis of anti-Semitic discourse. The latter, for instance, relied on a 1
Gerade in der Steiermark [empfanden wir] die Aufnahme so vieler Flüchtlinge als eine schwere Belastung unseres Kronlandes, dies umsomehr, als ein Teil dieser fremdsprachigen und fremdrassigen Flüchtlinge für die ihnen gewährte Aufnahme wenig Dank empfunden haben. […] [G]erade durch diese Flüchtlinge hat der Lebensmittelverkehr unserer Steiermark eine starke Schädigung erlitten, und der Ankauf von Grund und Boden durch galizi[...]sche Juden bedeutet eine große Gefahr für unseren deutschen Besitzstand. Lina Kreuter-Gallé, Hauptrede gehalten auf der Frauenversammlung, einberufen vom Deutschen Frauen-Bund Steiermarks, Graz 1917, 3. 2 Cf. Peter G. Pulzer, Die Entstehung des politischen Antisemitismus in Deutschland und Österreich 1867–1914, Göttingen 2004, 23. 3 Concerning the term “German-Nationalist milieu” cf. Johanna Gehmacher, Völkische Frauenbewegung. Deutschnationale und nationalsozialistische Geschlechterpolitik in Österreich, Vienna 1998, 32–33.
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construction of Jewish women as antithetical to ‘German women’. Against the background of an anti-modern rhetoric Jewish women were defined as symbols of a restless, nervous and de-valued modernity, equally the German-nationalist discourse targeted Jewish men by feminising them in public imagination. Anti-Semitic ideology also relied heavily on an economics-based discourse, which mushroomed as of the 1880s when German nationalist communities started expressing fears – sometimes so incessantly, as if chanting a mantra – of competition with their Jewish co-citizens. These fears, evidently embedding themselves in the semantics of the period, had material implications as well, such as the implementation of restrictions that forbade ‘German women’ from purchasing goods from Jewish merchants. Viewed as the ‘carriers of culture’ and ‘national educators’ ‘German women’ were expected to ensure that no Jewish books or magazines entered the ‘German household’. Finally, ‘German women’, in accordance with their constructed role as ‘biological reproducers of the nation’ were forbidden from entering into ‘mixed marriages’ with Jews or men of any another nationality, in order to ensure the continued existence of the Volk.4 Based on these complex and mutual discursive imaginations, this paper seeks to investigate their impact on the social practices within German-nationalist Women’s associations in Styria and Graz in the period between the First World War and the 1930s. This will include for example analysis of the statutes and institutions they created as well as examining how anti-Semitic attitudes were incorporated into the daily practices of the associations. The other focus of this paper is to look at processes of homogenisation within the Germannationalist community during this period. Dealing with this picture of homogenisation from 1918–1938 reveals also its counter movement, a process of differentiation within the societies at the beginning of the formation phase of the German-nationalist community before 1918. The case studies that I will discuss throughout this paper refer to specific forms of women’s organisations connected to either the various nationalist associations or to the autonomous German-nationalist women’s associations. In the following section I will begin first with a theoretical discussion aimed at contextualising this chapter into the broader framework of this volume. Broadly conceived, I will emphasise the relationship between gender studies and contemporary history studies; more specifically, I will then focus on research on gender and nationalism respectively National Socialism.
4 Cf. Heidrun Zettelbauer, Die Liebe sei Euer Heldentum. Geschlecht und Nation in völkischen Vereinen der Habsburgermonarchie, Frankfurt am Main and New York 2005.
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Theoretical Contexts – Gender Studies and Contemporary History
The link between Gender Studies and contemporary history is best described with two opposing terms: convergence and divergence. On the one hand, we can state an efficient diversification of contemporary history in the wake of Feminist/Gender Theory in the last four decades. On the other hand, it is possible to detect considerable differences and ambivalences as to questions, approaches and methods applied to contemporary history when linked to Gender History. This is mainly because of the tendency in Gender History to shift research interests in the spirit of the cultural turn (albeit not a tendency adopted consistently throughout the field of contemporary history). Compared to developments in Anglo-American scholarship, in the German-speaking countries in general and in Austria in particular, Women’s History entered the academic scene rather late; moreover, in comparison with other disciplines, Gender History has typically undergone less institutionalisation. Looking back to research tendencies in early Women’s History of the 1980s (be it on a national or international level) the focus was predominantly on women in the public and political sphere. This included, for instance, focus on women within the labour movement and social democratic female politicians, female workers, employees, women as consumers and housekeepers, and female students and women at universities. Studies focused on women’s societies, associations and institutions as well as on the biographies of ‘extraordinary women’. What was obviously very stimulating for the development of gender studies in Austria was a general tendency in the national form of contemporary history, to define the discipline as a social science and to include corresponding theories and methods. Women’s history was influenced by the history of every day life, that is, history from below, Alltagsgeschichte, microhistory, the history of mentalities and local history workshops, and was therefore practised, especially early on, within the context of social history. These modifications of theoretical approaches highlight another development within gender research, namely a divergence of Gender Studies from other approaches to contemporary history. Undoubtedly, the orientation to social science approaches in contemporary history in the 1980s had a positive effect on the implementation and expansion of Gender Studies. However, early on gender specific analysis combined social science approaches with cultural studies and finally, shifted its research interests significantly by following the ‘cultural turn’.5 A closer look at the theories, which were reflected in gender specific studies in the last years, reveals that gender studies increasingly came to be influenced by post5 Cf. Oliver Marchart, Cultural Studies, Konstanz 2008, 29–49; Jürgen Kramer, British Cultural Studies, Munich 1997.
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structuralist theories. According to such approaches, the gender category is seen as a basic category of historical analysis, not as a biological or a psychological fact, but as a social category, which is dependent on cultural processes of classification. Relationships between men and women are thus not seen as the result of a stable, natural order, but are rather representations emerging from specific cultural regimes.6 Christoph Conrad and Martina Kessel have argued that current Gender Studies can be seen as a “prototypical concept of cultural studies, because the gender category does not exist beyond cultural contexts, but embodies the instable relations of discourse, acculturation, experience and performance.”7 Gender Studies in this sense focus predominantly on the cultural organisation of gender differences, precisely on social relationships between and among women and men. In short, they are concerned with the process of constructing, producing and interpreting gender meanings, discourses and identities.8 Following the ‘cultural turn’ Gender History did not, however, merge exclusively into a ‘history of discourse’. As to Joan W. Scott’s views, Gender History must also focus on the specific social functions of gender concepts – structures of power, hegemony or dominance and the struggle for disposability and distribution of social or cultural resources along the gender bias.9 Moreover Postcolonial Perspectives and approaches of Subaltern Studies10 have been integrated into Gender History, as have ‘theories of intersection’, which pay particular attention to the interrelationship between gender and other social categories such as race, class, religion, nation or ethnicity.11 In short, we see how a focus on social practises was (and still is) crucial for a gendered perspective on contemporary history: examining processes of integration and implementation of concepts of masculinity and femininity, 6 Cf. Renate Hof, Die Entwicklung der Gender Studies, in: Hadumod Bußmann and Renate Hof, eds., Genus. Zur Geschlechterdifferenz in den Kulturwissenschaften, Stuttgart 1995, 2–33, 16. 7 Christoph Conrad and Martina Kessel, Blickwechsel. Moderne, Kultur, Geschichte, in: Christoph Conrad and Martina Kessel, eds., Kultur & Geschichte. Neue Einblicke in eine alte Beziehung, Stuttgart 1998, 19. 8 Heidrun Zettelbauer, Geschlecht. Nation. Körper. Kulturwissenschaftliche Aspekte in der historischen Frauen- und Geschlechterforschung, in: Lutz Musner and Gotthart Wunberg, eds., Kulturwissenschaften. Forschung – Praxis – Positionen, Freiburg im Breisgau 2003, 259–265. 9 Cf. Joan W. Scott, Gender. A Useful Category in Historical Analysis, in: The American Historical Review vol. 5 (1991), 1053–1075. 10 Cf. Zettelbauer, Liebe, 51–57. 11 Barbara Hey et. al., eds., Krieg, Geschlecht und Gewalt, Graz 1999. – Heidrun Zettelbauer, Kulturelle Grenzwächterinnen der Nation. (‚Volks’-)Kultur als Austragungsort deutschnational-völkischer Geschlechterideologien, in: Erik Fischer, ed., Chorgesang als Medium von Interkulturalität. Formen, Kanäle, Diskurse, Stuttgart 2007, 321–354.
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analysing processes of ‘doing gender’, and of performing and daily practising gender differences. This also includes looking at the protagonists, the strategies of women and men, being able/unable to manage or negotiate socially constructed gender identities, or a look at different forms of acceptance, approval, rejection or subversion of gender concepts. Analysing gender in social groups, political contexts or families (on the level of collective identities) as well as on an individual level (the level of the subject), makes visible that gender identities are in fact fluid, fragile, ambivalent and often, deeply contradictory.12 As regards content and research topics, Gender History has undoubtedly created a space in contemporary history for cultural studies and entailed its diversification. Nevertheless, some fields of contemporary history were rather sceptical of the theoretical approaches being proposed within Gender Studies. This was particularly the case concerning research on classical issues of contemporary history such as nationalism and National Socialism. For a long time and when compared to national and international tendencies, gender specific research in Austrian Contemporary History did not attach so much importance to local forms of Women’s History in terms of National Socialism. What are possible reasons for this ‘blind spot’? As Gabriele Metzler points out, early contemporary history research in Germany was affected by a strong orientation to ‘classical’ political issues (analysing political ideas, politicians, political institutions, international relations). She traces this back firstly to the fact that contemporary history research had a marked political mandate in the 1950s, namely to review the knowledge of political structures of National Socialism and secondly to the fact, that political science shaped the early orientation of contemporary history.13 In fact political history has the tendency to prolong the exclusion of women from academic analysis of the political sphere. This is especially evident in the results coming from studies on gender and nationalism as well as on gender and National Socialism. Ingrid Bauer, a contemporary and gender historian in Salzburg reveals two aspects of Austrian Women’s and Gender History’s treatment of National Socialism: first, there has been a delay in contemporary history in dealing with the NS-regime as a central part of Austrian history; and second, there has been a problem of uncritically transferring research results about the NSregime in Germany to the Austrian situation. As recently as 2002, Bauer has expressed a marked absence of studies on the different conditions between NS-Austria and Germany. This has been the case in particular in research on the role of Austro-fascism and its specific 12 Cf. Zettelbauer, Liebe, 40. 13 Gabriele Metzler, Einführung in das Studium der Zeitgeschichte, Paderborn 2004, 23–24. Cf. Heidrun Zettelbauer, The Need for Reformulations. Gender, Politics, History. Lecture at “Aspects of Social Sciences X – The Role of Gender”, Dubrovnik 2006 (unpublished).
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gender images, the coincidence of war and the Nazi-regime in Austria and the particular impacts on gender images and gender politics emerging from this coincidence.14 Johanna Gehmacher, who along with Ingrid Bauer and Gabriella Hauch, is one of Austria’s foremost experts in NS-Gender history, has pointed out the ambivalence of Austrian NS-Gender History forming a ‘regional history of the NS-regime’ on the one hand and showing a specific development on the other hand. Already in the mid 1990s, Gehmacher specified central requirements necessary for the continued evolution of Austrian NS-Gender History, such as: the need for an organisational history of the NS-Frauenschaft in addition to research on its opponents and illegal phase until 1938; analysis of personal and organisational continuities, which includes links between the bourgeois women’s liberation movement and NSwomen’s organisations; research on Austrian women in SS units or the Wehrmacht; research on racist and eugenic gender discourse and its implementation in social practises; the role of Austrian women in countries occupied by the Nazis.15 No more than a few years ago, major studies were indeed published on these topics.16 Nevertheless, when considering the broad Austrian context, basic studies on gender and National Socialism are still lacking or, at best, are in a very preliminary phase of development. It seems, for example, that the above-listed required areas of research, so central for a gender perspective, have played a comparatively marginal role in most fields of NS-research. This refers in particular to research on every day life, the correlation/or the gap between gender discourse and social practises, processes of building identity and otherness, autobiographical constructions, spaces across ‘the political’ and ‘the private’, differences among women along the line of race and racist politics, or the need for an adequate differentiation of women in the NS-regime as victims, delinquents, sympathisers or profiteers.17 Recently such topics have increasingly become relevant in the broader scope of NS-history research. In the following section, I present a case study in which I will deal with the second of Gehmacher’s five points and attend to Anti-Semitism and strategies of homogenisation within völkish women’s societies in Styria and Graz. Analysis of this case study reveals continuities between German-nationalist and National Socialist female activists. 14 Ingrid Bauer, Eine frauen- und geschlechtergeschichtliche Perspektivierung des Nationalsozialismus, in: Emmerich Talos et. al., eds., NS-Herrschaft in Österreich. Ein Handbuch, Vienna 2000, 409–443, 419f. 15 Ibid. 16 Cf. exemplarily Johanna Gehmacher and Gabriella Hauch, eds., Frauen- und Geschlechtergeschichte des Nationalsozialismus. Fragestellungen, Perspektiven, neue Forschungen, Innsbruck et. al. 2007; Johanna Gehmacher et. al., eds., Zwischen Kriegen: Nationen, Nationalismen und Geschlechterverhältnisse in Mittel- und Osteuropa 1918–1939, Osnabrück 2004. 17 Cf. Bauer, Perspektivierung, 418.
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As is widely known, the emergence of modern anti-Semitism can be viewed in connection with the appearance of modern mass politics and as a direct reaction to the legal equality granted to Jews in Austria in 1867.18 In this context Helmut Berding points to the importance of fault lines, which separate modern from earlier forms of anti-Semitism.19 AntiSemitic discriminatory patterns are not an invention of modernity but can in fact be traced back to the Middle Ages. In the pre-modern age, economic motives were generally the primary cause for the exclusion of and discrimination against Jews.20 It was not until the burgeoning of nationalism throughout the nineteenth century that anti-Semitism became a pervasive component of mainstream society.21 Nationalist movements and discourse thus became the main drivers behind anti-Semitism.22 Klaus Holz dates the beginnings of ‘nationalist anti-Semitism’ back to the 1870s, making note of its specific semantic structure. In his opinion the image of ‘the Jew’ facilitated the formation of a national we-group wherein the nationalist self-image and the Jewish image might be thought of as two sides of the same coin: “Therefore, the image of ‘the Jew’ can only be analyzed as a counter-image […]. The modern anti-Semitic image of ‘the Jew’ goes along with the self-image of Volk/State/ Nation.”23 Holz identifies a structural pattern that was constitutive for nationalist discourses in dichotomous thinking.24 Said otherwise, nationalist discourses are always based 18 Cf. Helmut Berding, Antisemitismus in der modernen Gesellschaft: Kontinuität und Diskontinuität, in: Manfred Hettling and Paul Nolte, eds., Nation und Gesellschaft in Deutschland. Historische Essays, Munich 1996, 206, cited from Pulzer, Entstehung, 46–47. 19 Cf. ibid. 20 Cf. Heimo Halbrainer et. al., UnSichtbar. NS-Herrschaft, Verfolgung und Widerstand in der Steiermark, Graz 2008, 26. 21 Concerning the development of politically, culturally, nationally and ethnically arguing strategies and tendencies of self-assertion, phenomena of exclusion and xenophobia, forms of Anti-Semitism or AntiSlavism cf. Stephen Toulmin, Cosmopolis. The Hidden Agenda of Modernity, New York 1990.; Moritz Csáky, Die Wiener Moderne. Ein Beitrag zu einer Theorie der Moderne in Zentraleuropa, in: Rudolf Haller et al., eds., nach kakanien. Annäherungen an die Moderne, Vienna et. al. 1996, 77–78. 22 Cf. Pulzer, Entstehung, 31. 23 Klaus Holz, Nationaler Antisemitismus. Wissenssoziologie einer Weltanschauung, Hamburg 2001, 552, 540, cited from Pulzer Entstehung, 33. 24 Etela Farkašová and Zuzana Kiczková, Feministische Ansätze in der Diskussion über nationale Identität. Zur Grenzziehung in der ehemaligen Tschechoslowakei, in: Olga Uremovič and Gundula Oerter, eds., Frauen zwischen Grenzen. Rassismus und Nationalismus in der feministischen Diskussion, Frankfurt am Main and New York 1994, 143; Susanne Kappeler, “Als Frau habe ich kein Land”, aber einen deutschen Paß. Strukturen des Nationalismus in der deutschen Frauenbewegung, in: Uremovič and Oerter,
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upon structures of inclusion/exclusion, on images of the ‘self ’ and the ‘other’, whereby ones ‘own’ nation not only delimits one’s own ‘Volk’ vis-à-vis the external world but also reinforces the ‘internal enemies.’25 In Styria and even more so in Graz anti-Semitism shaped the political and cultural climate for the last third of the nineteenth century. In addition to the students who took the ‘lead’ in the formulation and implementation of anti-Semitic attitudes,26 it has been found that nationalist associations were in fact the ‘pioneers’ of nationalist anti-Semitism.27 Although it is beyond the scope of this chapter to provide detail of the development of each individual association, it is important to emphasise that the establishment of an extensive German national-völkish association community resulted from the inner process of change that had been taking place in the national-liberal milieu. After 1880 the main focus within the national-liberal political spectrum shifted to a radical, aggressive and populist German nationalism.28 ‘German identity’ was increasingly being defined in essentialist terms soon becoming the source of a propaganda discourse that framed it as an ethnically and linguistically defined community of descendents.29 The creation of political and economic ‘self-help’ and ‘protection organisations’30 (a term the founders coined themselves) served as an anchor for this newfound ‘Germanness.’ In fact these organisations were mainly intended to neutralise the potential for social conflict arising from modernity (the friction eds., Frauen, 93–94; Floya Anthias, Parameter kollektiver Identität. Ethnizität, Nationalismus, Rassismus, in: Rassismus und Migration in Europa, Hamburg and Berlin 1992, 97; Zettelbauer, Die Liebe, 177. 25 Cf. also George L. Mosse, Die Juden im Zeitalter des modernen Nationalismus, in: Peter Alter et al., eds., Die Konstruktion der Nation gegen die Juden, Munich 1999, 23, cited from Pulzer, Entstehung, 32. 26 Cf. Norbert Kampe, Studenten und “Judenfrage” im Deutschen Kaiserreich. Die Entstehung einer akademischen Trägerschicht des Antisemitismus, Göttingen 1988, 207, cited from Pulzer, Entstehung, 34. 27 Cf. Pulzer, Entstehung, 37. 28 Monika Streitmann, Der Deutsche Schulverein vor dem Hintergrund der österreichischen Innenpolitik 1880–1918, phil. Diss., Vienna 1984, 6f; Helmut Rumpler, 1804–1914. Eine Chance für Mitteleuropa. Bürgerliche Emanzipation und Staatsverfall in der Habsburgermonarchie, Vienna 1997, 403–485; Ernst Hanisch, 1890–1990. Der lange Schatten des Staates, Österreichische Gesellschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert, Vienna 1994, 121. 29 Cf. Pieter M. Judson, Inventing Germanness. Class, Ethnicity, and Colonial Fantasy at the Margins of the Habsburg Monarchy, in: Working Papers in Austrian Studies 2, Minneapolis 1993, 2–5; Holz, Antisemitismus, 552, 540, cited from Pulzer, Entstehung, 33. 30 Generally concerning German-Nationalist societies: Werner Drobesch, Der Deutsche Schulverein 1880–1914. Ideologie, Binnenstruktur und Tätigkeit einer (deutsch)nationalen Kulturorganisation unter besonderer Berücksichtigung Sloweniens, in: Feliks J. Bister and Peter Vodopivec, eds., Kulturelle Wechselseitigkeit in Mitteleuropa. Deutsche und slowenische Kultur im slowenischen Raum vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis zum Zweiten Weltkrieg, Ljubljana 1995, 130ff.
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between classes, the threatened loss of status or symbolic capital, economic fears of competition, etc.) while simultaneously guaranteeing the dissemination of bourgeois values.31 The German-nationalist associations’ members came for the most part from an educational and civil service background, from self-employed professions or from the disenchanted second generation of national liberals.32 Members agreed to restrict access to political power in the associations’ sphere of activities not only to Jewish people, but also to Czechs, Slovenes and Italians thus refusing their emancipation, participation and social equality. In other words the associations sought to fight for the persistence of existing cultural hegemonies.33 The first active nation-wide German-nationalist association claiming to represent the concerns of the German-speaking population in the Habsburg Monarchy was the Deutscher Schulverein (DSV), established in 1880.34 The DSV’s foundation marked the beginning of a wave of German Nationalist ‘protection associations’ throughout the 1880s and 1890s, which covered the German and mixed-language speaking areas of the Habsburg Monarchy by establishing a network of local groups, each one with a different regional focus: In 1885 the Deutsche Böhmerwaldbund was established, followed in 1886 by the Bund der Deutschen Nordmährens and in 1889 the Verein Südmark in Graz. Subsequently the Bund der Deutschen in Westböhmen in 1892, and the Verein Nordmark and the Bund der Deutschen in Böhmen in 1894 emerged.35 In this way the German-nationalist milieu of the Habsburg Monarchy consisted of many different nationalist associations, each one functioning alongside another; and all of which were in some way linked to one another. This trend could be characterised as a rather heterogeneous36 political movement, represented by a variety of
31 Cf. Judson, Germanness, 6; Heidemarie Uhl, “Bollwerk deutscher Kultur”. Kulturelle Repräsentationen nationaler Politik in Graz um 1900, in: Heidemarie Uhl, ed., Kultur – Urbanität – Moderne. Differenzierungen der Moderne in Zentraleuropa um 1900, Vienna 1999, 41–42 ; Pulzer, Entstehung, 38–41. 32 Cf. Pulzer, Entstehung, 17. 33 Cf. Eduard G. Staudinger, Die Südmark. Aspekte der Programmatik und Struktur eines deutschen Schutzvereines in der Steiermark bis 1914, in: Helmut Rumpler and Arnold Suppan, eds., Geschichte der Deutschen im Bereich des heutigen Slowenien 1848–1941, Vienna and Munich 1988, 131f.; Zettelbauer, Liebe, 125. 34 Drobesch, Schulverein, 131f. 35 Ibid; Staudinger, Südmark, 130. 36 Concerning the heterogeneity of German-Nationalist associations and parties cf. Hanisch, Schatten, 120–123. Concerning the differentiation of the terms “national” before respectively after 1918 as well as the question of “German” “national identities” in different political parties after 1918 cf. Gehmacher, Frauenbewegung. 15–16 ; Bruce Pauley, Eine Geschichte des österreichischen Antisemitismus. Von der Ausgrenzung zur Auslöschung, Vienna 1993, 322, 324, cited from Pulzer, Entstehung, 29.
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different parties and their interface organisations.37 In spite of immense efforts, the German-Nationalist milieu still did not succeed at creating a comprehensive party structure, in the way that the Social Democrats did, for example.38 However, after 1900 at the latest, it became evident that anti-Semitism was the common element capable of holding the whole milieu together.39 For all intents and purposes, the Jewish people came to be defined as the enemy of the ‘German Volk.’ The opposition between a ‘deutsche Volksgemeinschaft’ and a loosely defined ‘Jewish community of interests’ turned out to be the very foundation of the political milieu. After 1918, in fact, there was no longer any qualitative difference between the anti-Semitism of the National Socialist German Labour Party (NSDAP) and that of the association community. In both instances, the Jewish people were constructed as the ‘other’, thus giving credibility to the ‘deutsche Volksgemeinschaft.’40 In regards to the integration of women and girls in the German nationalist milieu, it is important to note that women’s associations were significantly involved in the activities of German-nationalist milieu from the very beginning. The loosely organised network of German-nationalist associations and the heterogeneity of the political milieu proved central for women’s political engagement. Women’s activities were situated in a space between open German-nationalist politics, bourgeois sociability, quasi-familial structures, a culture defined by ‘Germanness’ and a daily routine encoded by nationalism.41 At the same time this situation was marked by profound ambivalence. While on the one hand women and girls were very keen to integrate into the German nationalist milieu, on the other hand, it was implicitly understood that any attempt at integration would have to take place in a sphere of ‘non-political’ activity.42 Not only was the discursive integration of women contradictory, but the personal positions they took were also inconsistent. Even though women presented themselves as passive supporters, constructing their activities as related to the private sphere and ‘non-political’, participation in these associations nonetheless presented 37 Hanisch, Schatten, 120–123. 38 Concerning the development of German-National political parties cf. Streitmann, Schulverein, 7–19. 39 Dieter-Anton Binder, Antisemitismus und Judentum, in: Dieter A. Binder et al., Judentum in einer antisemitischen Umwelt. Am Beispiel der Stadt Graz 1918–1938, Graz 1988, 5. 40 Cf. Gehmacher, Völkische Frauenbewegung, 29; Cf. Halbrainer et. al., UnSichtbar, 48; Cf. Meinhard Brunner, Allgemeine politische und soziale Entwicklung von Graz 1850 bis 2003, in: Walter Brunner, ed., Geschichte der Stadt Graz 1. Lebensraum – Stadt – Verwaltung, Graz 2003, 253, 258. 41 Cf. Ute Planert, Vater Staat und Mutter Germania. Zur Politisierung des weiblichen Geschlechts im 19. und 20. Jhdt, in: Ute Planert, ed., Nation, Politik und Geschlecht. Frauenbewegungen und Nationalismus in der Moderne, Frankfurt am Main 2000, 15–65. 42 An die deutschen Frauen von Graz, in: Steirische Hausfrauenzeitung vol. 50, issue 272 (October 1893), 2.
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female German-nationalist activists with opportunities to transcend the established borders of ‘female activity,’ including even those borders they themselves had helped to create. Through activities in the associations, through publications of völkish educational and training literature and through the creation and establishment of institutional structures women and girls became involved in rather meaningful and important ways in the effort to transform German-nationalist politics into a social reality. As already mentioned, the German-national ‘protection associations’ movement articulated anti-Semitism on many different levels. This includes, for example, negotiations which took place over the concrete exclusion Jews from the nationalist associations, and is especially evident in the debates surrounding the ‘Aryan Paragraph,’ which excluded Jews from being admitted as members into the associations. With this in mind, the following part of this chapter focuses at a number of strategies, which helped shape the concrete actions of the German National Women’s Organisations.
Processes of Differentiation and Strategies of Homogenisation
New Foundations According to Werner Drobesch, the Deutscher Schulverein (DSV) did not represent an ‘extreme nationalism’ until 1900.43 This opinion may be challenged, as already shortly after its foundation an internal schism divided the DSV into a liberal and a nationalist section: anti-Semitism contributed significantly at creating these fault lines. In the beginning the associations administration refused to introduce the ‘Aryan Paragraph,’ which prohibited the admission of Jews into the local groups of the societies. However, after 1899 the Troppauer Abkommen permitted local groups to refuse to admit Jews into the associations. Concerning the entire organisation this paragraph was officially incorporated into the statutes not until 1921.44 The fact that the DSV was ‘late’ in declaring an ‘official’ commitment to anti-Semitism should not mask the fact that this was a virulent issue within the association from the beginning. Various incidents within the DSV in the mid-1880s highlight the extent to which female members of the associations supported anti-Semitic exclusion 43 Drobesch, Schulverein, S. 135. 44 Hofgartner, Heimo, “Den Brüdern im bedrohten Land, Warmfühlend Herz, hilfreiche Hand!” Der Alpenländische Kulturverband (Südmark) und seine Vereinszeitschrift in den Jahren 1952 bis 1968, phil. Master’s Thesis, Graz 1999, 19–20; Sigrid Kiyem, Der Deutsche Schulverein “Südmark” 1918 bis 1938, phil. Master’s Thesis, Vienna 1995, 41.
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policies. In 1885 for instance the executive board of the Wiener Frauenortsgruppe of the 9th District refused to admit a single Jewish woman. The general administration of the DSV brought the issue up at a meeting, which led to a tumultuous debate and ultimately to the local group’s dissolution. A short time later, members of an anti-Semitic women’s association attempted “to seize control” of the Wiener Frauenortsgruppe of the 4th District. This involved a massive influx of followers of the anti-Semite Georg von Schönerer into the local group, among who was Schönerer’s wife, Filippine. Because the new members were thwarted by the association’s liberal leaders, Schönerer, together with his wife, left the DSV in April 1886.45 These incidences reveal two things: First, the attitude towards antiSemitism was from the beginning a central borderline within the German-nationalist milieu and marks an important aspect of an inner differentiation, especially in the DSV where many prominent Jews were still active into the 1880s. Anti-Semitic groups attempted to force the exclusion of Jews mainly through majority vote or by taking over local groups, as it did not only occur in internal conflicts.46 Second, differences in the attitudes towards anti-Semitism often led to new foundations within the associations, especially in the beginning, and thereby to a differentiation of the milieu. The consequence of Schönerer’s exit was the establishment of the Schulverein für Deutsche in Graz in 1886. As a result of anti-Habsburg agitation,47 the government dissolved this association again in 1889. In spite of its short life the Schulverein für Deutsche, was the direct precursor of the Verein Südmark, in terms of its financial base and its approximately 20,000 members. Thus they were able to evolve into one of the most influential German-nationalist associations despite its radical anti-Semitic and racist position.48 From then on both associations, the DSV as well as the Verein Südmark, were largely present in the bigger cities and towns of the Habsburg Monarchy, wherever a German speaking population existed. Since the Verein Südmark had centred itself on a position of anti-Semitism from the beginning, the issue naturally played a large role in a member’s decision of which association to join.49 According to the associations own statements, the level of mobilisation of female 45 Concerning this occurrence cf. Streitmann, Schulverein, 159–161. 46 Cf. Walter Riehl, Eine deutsche Hausfrauenorganisation, in: Mitteilungen des Vereins Südmark vol. 11, issue 9–10 (1916), 103; Walter Riehl, Eine deutsche Hausfrauenorganisation, in: Mitteilungen des Vereins Südmark vol. 11, issue 7–8 (1916), 101–104; Gehmacher, Frauenbewegung, 50. 47 Hofgartner, Brüdern, 20–25. 48 Concerning the activities and organisational structures of the association cf. esp. Staudinger, Südmark, 130–155. 49 Cf. Hofgartner, Brüdern, 21–22. – Friedrich Pock, Grenzwacht im Südosten. Ein halbes Jahrhundert Südmark, Graz 1940, 6.
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members in the Verein Südmark in 1913 was around 15,000 active women and girls, which made up around twenty-five percent of the association’s total membership.50 Networks Attempts to unite the heterogeneous German-nationalist milieu had existed on the level of party politics even before the First World War began. Since the beginning of the War, but especially in the immediate postwar years, there were amplified efforts to force mergers within the German-nationalist association landscape. For example, in 1925 the Verein Südmark merged with the Deutscher Schulverein (DSV) and became the Deutscher Schulverein Südmark (DSS). The latter became “a motor of the Anschluss movement”51 as a result of its ability to promote illegal NS-activities in the phase of Austro-fascism.52 These tendencies towards homogenisation represent an attempt to sustain the political clout of the milieu. Not least this desire derived from the dissolution of many regional and local (women’s) branches in the domain of the former Monarchy as a result of the political boundaries created after the First World War and the loss of important (women’s) organisation such as Marburg a.d. Drau/Maribor or Laibach/Ljubljana. Above all, helpful for the outlined process of homogenisation within the German-nationalist community appeared to be the wide-reaching personal and individual networks within the nationalist milieu. This idea is prototypically evident in the complex history of development of the Deutscher Frauenbund Graz that was founded in 1906 as Verein der arbeitenden Frauen (VdaF) in Graz. The latter association was attached to the VdaF in Vienna under the same name but was managed in Graz, creating an interesting legal situation. While the Viennese VdaF offered in principle the possibility to establish local association branches (which it did in other Austrian towns), the VdaF in Graz was from the beginning an independent organisation. This meant that the VdaF statutes were adopted in Graz but that legally and financially the association remained independent – although in the public (for example in the associations’ newspaper) it was presented as a branch of the Viennese association. The primary purpose of the parent association was to represent the interests of employed women, for which branches existed in Czernowitz/Чернівці/Cernăuţi, Troppau/Opava, Salzburg and Innsbruck. It 50 Zettelbauer, Liebe, 141–143. 51 Kiyem, Südmark, 115; Hofgartner, Brüdern, 37. 52 Concerning the “Verein Südmark” from 1934 to 1938, 1938 to 1945 respectively around his re-startup in 1952 cf. Kiyem, Südmark, 120, 165; Stefan Karner, Die Steiermark im Dritten Reich 1938–1945. Aspekte ihrer politischen, wirtschaftlich-sozialen und kulturellen Entwicklung, Graz 1986, 39, 106, 189–205, esp. 194ff.; Hofgartner, Brüdern, 3, 37, 42ff, 99–101; Steiermärkisches Landesarchiv, LReg., Vereinsakten, (StLA) Ortsgruppen des Vereins Südmark.
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was a member of the Bund österreichischer Frauenvereine (BÖF) and was therefore part of the conservative branch of the women’s movement. At the start the VdaF Graz followed no political alignments and made no explicitly nationalist specifications apart from the fact that many long-time members of the executive board were personally völkish orientated (as was for example, Ludmilla Stopper, who had been active in the associations leadership from the beginning), but this did not come out into the open until a few years later. In 1912 the VdaF Graz proposed that the association go in an independent direction from Vienna and then gradually began to focus on German-nationalism. This new direction was evident in the reconstruction of the association’s statutes. In 1913, for instance, a unanimous decision was passed to change the name of the women’s association to Allgemeiner deutscher Frauenverein. The new name resulted in very little consequences as the purpose of the association and the deciding proponents remained the same. Furthermore, the BÖF remained the named beneficiary, in case of the break-up of the association. Nevertheless, an internal alignment towards German-nationalist orientation was being prepared, which was reflected in the 1915 passage of the statutes, which allowed the association to refuse membership applications without having to indicate a reason. Following up further changes in the coming years reveals the purpose of this amendment of the statutes in 1915: in 1919 the Allgemeiner Deutscher Frauenverband again changed its statutes with the new aim of “integration of all German women and girls”, even though representing still the interests of employed women. Finally, in 1922 the name of the association was changed to Deutscher Frauenbund Graz (DFG), and it now became a local branch of the Styrian umbrella organisation, which held the same name and therewith officially introduced the ‘Aryan Paragraph.’ With this new name came fundamental changes to the organisation’s very purpose.53 First, the focus on employed women was completely undermined and second, they attempted to unite all of the local German-nationalist women’s associations. Under the umbrella organisation, Deutscher Frauenbund Steiermark, it appears that the local branch in Graz played a central role in the aftermath of the change, as its proponents emerged as the main delegates on the Austrian level. There is little doubt that a majority of the association’s activists had, at the very least, an affinity towards National Socialism since the 1930s. This is for instance evident in the associations’ records of 1937 concerning the request to allow the establishment of youth groups from the authorities. As a security report of the Styrian government states, the head
53 StLA, Ansuchen um Genehmigung der Namens- und Satzungsänderung, 11.2.1922, § 2 der Satzungen, 206/fa 18/1937.
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of association along with her deputy54 were members of the NSDAP or were suspected of taking part in NS-operations. Although the association’s security authorities refused the establishment of youth groups, the regional authorities said there was no justification for dissolving the whole association as there was “from the standpoint of the state police no objection” against the continuation of its activities.55 This seems all the more surprising in light of the formation of the umbrella organisation, the Deutscher Frauenbund Steiermarks. Cooperation The Deutscher Frauenbund Steiermarks (DSS) was established in 1916 and had, in addition to Graz, other branches set up in Styria56 and in Marburg/Maribor. The Verein Südmark was an important backer of this new association at its inception57 and proudly announced already in 1916 that “all the national women’s associations”58 in Graz had been merged with the new organisation. This unification is not at all surprising seeing that two central proponents of the nationalist policy in Graz joined forces to strengthen the new association. First of all, the previously mentioned Lina Kreuter-Gallé who was active in at least 5 corresponding associations. She was for instance involved with the Deutscher Turnerbund and the DSV in Ljubljana. Since 1910 she lived in Graz and was the first woman in the executive board of the Verein Südmark since 1913. The second example is Ada Fizia, the wife of Adolf Fizia who ought to become Graz’s Mayor from 1918–1919. Ada was a long-standing board member of the Women of Graz in the DSV and was active in the HaushaltungsschulVerein. The DSS seems paradigmatic for the homogenisation tendencies present in the German-nationalist associations’ community because to a certain extent it had anticipated the fusion of DSV with the Verein Südmark (which took place in 1925) on the level of women’s organisations nine years earlier. This also marks an example of network formations in the milieu. The Deutscher Frauenbund was in close cooperation with many women’s associations active in Austria and associated with the GDVP or the NSDAP. Like many other völkish women’s associations, the DSS became a legal support structure for the NSDAP in the 1930s, after National Socialism was made illegal in June 1933. Johanna Gehmacher has pointed out for women’s associations in Vienna (which cooperated closely with those 54 Bericht der Bundespolizeidirektion, Staatspolizeiliches Büro Graz, 26.3.1937. StLA, 206/fa 18/1937. 55 Ibidem. 56 For instance in Judenburg or Radkersburg, in 1923 Übelbach followed, in 1928 Weiz. Cf. StLA, 206/fa 18/1937; StLA, LReg 206 We – 035/1936; StLA, SiDi We 78/1938; StLA, LReg 392 U-030/1941. 57 Cf. Mitteilungen des Vereins Südmark vol. 11, issue 3/4 1916, 33. 58 Cf. ibidem.
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located in Graz), that they established intense cooperation between the illegal NSDAP and the German-nationalist association milieu on the level of aid activities (as it was the case in the operation ‘Völkische Nothilfe’). This cooperation was thus deeply involved in securing a base for the mass organisation of National Socialism in Austria up to 1938.59 By all means the DSS had no reservations about cooperating with the illegal NSDAP. This becomes visible in an announcement of their activities and consultation-hours in the NS-gazette Die deutsche Frau in February 1934 or in particular articles introducing explicitly their association activities in the same newspaper in 1937. For Vienna, in any case, it is proven that cooperation between the women’s organisations of the DSS and the illegal NS-Frauenschaft far exceeded mere advertisements and journalistic work.60 The fine line between legality and illegality that the women’s organisations of the DSS in Styria walked is also documented in the security administration reports of the provincial government. For example, in 1935 on the occasion of a charitable campaign, two local women’s groups of the DSS were dissolved because its collectors were known-members of the NSDAP or the Hitlerjugend; some had already been previously convicted or had distributed flyers for the NSDAP and spread Anschluss-propaganda at the event. Two additional local women’s groups, also present at the charity-campaign, could on the other hand, successfully appeal against being dissolved. If we look at the expertise and verdicts of the security offices or the provincial education authority, it becomes apparent that the Styrian provincial authorities operated in uncoordinated and inconsequential ways, and in general showed very little consistency in their actions.61 In terms of network and cooperation strategies it can be said that in any case the integration of NS-activities into the German-nationalist women’s organisations during the phase of illegality proved to be extremely advantageous to them on a practical level. First, 59 Cf. Gehmacher, Frauenbewegung, 181–189. 60 In 1936, when courses of instruction within the illegal NS-organisations were forced, the DSV assumed similar services of defilade as the Deutsche Turnerbund or different Protestant institutions in the provinces. Cf. Gehmacher, Frauenbewegung, 206. 61 In different proceedings, the public authorities composed nearly identical reports referring to the articles of the women’s sections of the association by treating them as self-contained organisations. This was actually a paradox, because the local organisations had completely identical association articles. Moreover in surveys of the security authorities is reported, that the DSS in Graz tried to found women’s and girl’s societies with fictitious members as ‘apolitical organisations of defilade’. They quoted names of women who did not stay in Austria at that time or who were apparently not aware of the foundation of those women’s organisations. Cf. StLA, LReg, Vereinsakten des Deutschen Schulvereins Südmark, Frauenortsgruppen.
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this allowed most of the National Socialists’ illegal ventures to take place in a legal manner. Second, these strategies were immensely important for NS-women’s policy after 1938, as many female German-nationalist activists were well-versed in legal propaganda work, public relations and contact with government authorities. Finally, in regard to forming the NSDAP as a state-supporting organisation, female German-nationalist activists were therefore rehearsed conveniently and prepared better than many of their male counterparts in other NSDAP formations.62
Conclusion
The outlined case studies of women’s associations in Styria and Graz highlight, on the one hand, the structure of anti-Semitism and its function within the German-Nationalist associations milieu. On the other hand, they simultaneously indicate processes of differentiation within the German-nationalist associations’ landscape as well as tendencies of homogenisation (as a corresponding counter-movement). It is important to note that in the context of a ‘nationalist anti-Semitism’ Jews served the function of the ‘other’ within the construction of a ‘deutsche Volksgemeinschaft’ and thus, documented internal categories of difference within nationalist practices of inclusion and exclusion. The debates surrounding the ‘Aryan paragraph’ document how discursive-ideological strategies were implemented on the association’s formal-legal levels. Concrete practices of exclusion vis-à-vis potential Jewish members always went hand in hand with an attempt to retain power, and resembled a fight over resources for the envisioned ‘deutsche Volksgemeinschaft.’ Hence, the outlined strategies are only different versions of the quest to sustain a hegemonic social position from which women also profited and in which they were included. Besides, an explicit focus on the gender category shows the high level of integration and the strong presence of women or women-specific organisational patterns within the political milieu. Apart from a few exceptions, such a focus has rarely been incorporated into related research studies. Furthermore, by looking at semi-party-associations, within which women played a significant role, we reveal areas of engagement, which have otherwise gone largely unnoticed. Lastly, the nationalist women’s associations show a discursive field of tension: the activities of the female members of the associations which were in fact highly politicised were passed off as ‘non-political acting.’ This makes clear a deep ambivalence which prevailed the self-image of the völkish associations from the beginning and which 62 Gehmacher, Frauenbewegung, 208–212.
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proved especially important for the process of integrating women and girls in the Germannationalist milieu. In this way a discursive pattern was rehearsed, which could successfully be adopted after the prohibition of the NSDAP in June 1933, thereby accomplishing the support of illegal NS-activists on the basis of legally operating women-specific organisational structures of the German-nationalist milieu.
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25 Jahre zeitgeschichtliche Frauen- und Geschlechtergeschichte. Eine Bestandsaufnahme Karin M. Schmidlechner
Als im Jahre 1984 am Institut für Geschichte der Universität Graz die „Abteilung“ Zeitgeschichte eingerichtet wurde, stand bald fest, dass, soweit es formal möglich war, Frauengeschichte1 einen der Abteilungsschwerpunkte bilden sollte, und zwar nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Lehre2, was auch deshalb wichtig war, weil – bedingt durch die mangelnden Personalkapazitäten – die Rekrutierung des wissenschaftlichen Nachwuchses in den folgenden Jahren primär aus dem Kreis der Studierenden erfolgte.3 Aus diesem Grund müsste die Entwicklung der zeitgeschichtlichen Frauenforschung4 an dieser Abteilung eigentlich in einem engen Zusammenhang mit der diesbezüglichen Lehre gesehen werden, was in den folgenden Ausführungen jedoch nicht berücksichtigt werden kann. 1 Ende der 1970er-Jahre konnte sich – allerdings nach langem Zögern, Kontroversen und vielen Vorbehalten – die Frauengeschichte auch in Österreich etablieren. Siehe: Beatrix Bechtel (Hg.), Die ungeschriebene Geschichte. Historische Frauenforschung (Dokumentation des 5. Historikerinnentreffens in Wien, 16. bis 19. April 1984), Wien 1984. 2 Dies stand in einem engen Zusammenhang zu Aktivitäten von an der Universität beschäftigten Wissenschafterinnen, die 1985 eine Arbeitsgruppe initiierten, die sich zum Ziel gesetzt hatte, Frauenforschung auch in die Lehre der Universität zu integrieren. Erstes Ergebnis dieser Arbeitsgruppe war die Abhaltung einer überfakultären Ringvorlesung, die im Sommersemester 1986 durchgeführt wurde, ein großer Erfolg war und in weiterer Folge publiziert wurde: Beate Frakele/Elisabeth List/Gertrude Pauritsch (Hg.), Über Frauenleben, Männerwelt und Wissenschaft. Österreichische Texte zur Frauenforschung, Wien 1987. Siehe dazu: Karin M. Schmidlechner, Eine lange Geschichte. Gleichberechtigung an den Universitäten, in: WIST 1987–2007, Graz 2007, 79. 3 Aus einem im Jahre 1983 am Institut für Geschichte gegründeten Arbeitskreis zur Frauengeschichte, der auf großes Interesse der damals ausschließlich weiblichen Studierenden stieß – über dreißig hatten sich gemeldet, obwohl die Mitwirkung nicht mit dem Erhalt eines Zeugnisses verbunden war –, ging eine mehrere Jahre bestehende Aktionsgruppe zur Frauengeschichte, die formell an die 1984 neu errichtete Abteilung Zeitgeschichte des Instituts angeschlossen wurde, hervor. Etliche Aktivistinnen dieser Gruppe, die sich als feministische Historikerinnen verstanden, sind auch heute noch im Bereich der Frauenforschung aktiv und haben wichtige Beiträge zur Erforschung der Geschichte der Grazer Frauen geleistet. Siehe Anmerkung 15. 4 Karin Hausen/Heide Wunder, Einleitung, in: dieselben (Hg.), Frauengeschichte – Geschlechtergeschichte, Frankfurt am Main 1992, 11.
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Karin M. Schmidlechner
Hingewiesen werden soll zu Beginn auch noch darauf, dass Frauen- und Geschlechtergeschichte bis heute kein institutionalisierter Bestandteil des Faches Zeitgeschichte ist. Dass es sie gab und gibt, ist ausschließlich auf individuelles Engagement zurückzuführen. Von Beginn an lag einer der bestehenden thematischen Forschungsschwerpunkte in der Be- und Aufarbeitung der regionalen Frauengeschichte, wozu es auch einige bemerkenswerte Initiativen gab. Nach einer im Jahre 1984 erschienen Abhandlung über die Geschichte der Grazer Frauen um 1900, in welcher der Blick v. a. auf schichten- und klassenspezifische Unterschiede gelenkt wurde,5 gab es erst wieder ab den 1990er Jahren ausführlichere Studien. Dazu zählt die Erforschung der Situation von steirischen Frauen in der Nachkriegszeit6 ebenso wie ein Band über die Geschichte der Frauen an der Grazer Universität7, der eine erste Auseinandersetzung mit dieser Thematik darstellte und zu weiteren Arbeiten anregen sollte, die bisher aber leider nur teilweise durchgeführt wurden. Eine Ausnahme stellen Forschungen zu Studentinnen an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät8 und zu den Anfängen des Frauenstudiums in der Steiermark9 dar.10 Erwähnenswert sind auch studentische Abschlussarbeiten über Nahrungsmittel-Demonstrationen in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg11, sowie über die Anfänge von Frauenvereinen in der
5
Karin M. Schmidlechner, Frauen in Graz um 1900, in: Historisches Jahrbuch der Stadt Graz, Bd. 14, Graz 1984, 81–99. Siehe auch: Karin M. Schmidlechner, Frauen und Politik, Frauen in der Politik, in: Politicum 3/11, 1982, 25–28. Karin M. Schmidlechner, Frauen und Politik in der Geschichtsschreibung, in: Politicum 6/25, 1985. 6 Karin M.Schmidlechner, Frauen in der Steiermark 1945–1955, in: Siegfried Beer (Hg.), Die „britische“ Steiermark 1945–1955, Graz 1995. Karin M.Schmidlechner, Frauenleben in Männerwelten. Kriegsende und Nachkriegszeit in der Steiermark, Graz 1997. 7 Alois Kernbauer/Karin M.Schmidlechner (Hg.), Frauen an der Universität Graz, Graz 1996. 8 Heidrun Zettelbauer, „Lauter Weiber im Hörsaal ...“. Studentinnenalltag in Graz 1918 bis 1938, Graz 1998. 9 Elke Schuster, „Ihrer Inscription als außerordentliche Hörerin an unserer Universität steht nichts im Wege.“ Die Anfänge des Frauenstudiums an der Philosophischen Universität, in: Kernbauer/Schmidlechner, Frauen an der Universität Graz, 18–37. 10 Die thematisch dazu passende Studie zur Mädchenbildung um die Jahrhundertwende, die ebenfalls in dieser Zeit erarbeitet wurde, entstand zwar nicht an der Abteilung Zeitgeschichte, kann jedoch als Ausdruck der Kooperation von an der Frauenthematik interessierten Wissenschafterinnen gesehen werden. Siehe: Gertrud Simon, Hintertreppen zum Elfenbeinturm. Höhere Mädchenbildung in Österreich. Anfänge und Entwicklungen. Ein Beitrag zur Historiographie und Systematik der Erziehungswissenschaften, Wien 1993. 11 Petra Berger, Frauen in Hunger- und Brotkrawallen am Beispiel des Grazer „Kirschenrummel’s“, unveröffentlichte phil. Diplomarbeit, Universität Graz 1994.
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Steiermark.12 Erfreulicherweise ist die Geschichte der steirischen Frauenvereine nicht nur für die frühe Phase, sondern für das gesamte 20. Jahrhundert bereits relativ ausführlich dokumentiert, wodurch ein guter Überblick über grundsätzliche Rahmenbedingungen von Frauenaktivitäten in einem patriarchalen Gesellschaftssystem ermöglicht wird.13 Auch die Geschichte der neuen Frauenbewegung in der Steiermark ist mittlerweile recht gut aufgearbeitet.14 Dies ist v. a. auf die Initiativen feministischer Aktivistinnen, die Teil dieser Bewegung waren bzw. noch sind, zurückzuführen.15 Diesbezüglich kann generell festgestellt werden, dass die Aufarbeitung der Geschichte der steirischen Frauen16 besonders intensiv auf biographischer Ebene erfolgte.17 Auch bei einer nur kursorischen Analyse der Arbeiten fällt auf, dass sich ein Großteil davon mit aktiven, herausragenden, 12 Brigitte Konstantiniuk, „... der erste Schritt aus der Enge des Hauses“. Bürgerliche Frauenvereine in der Steiermark in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit besonderer Berücksichtigung der Landeshauptstadt Graz, unveröffentlichte phil. Diplomarbeit, Universität Graz 1996. 13 Karin M. Schmidlechner, Frauenorganisationen in der Steiermark. In: Common Win Organisations of Styria. Eine Studie zur Zukunft von Vereinen, Verbänden und Organisationen in der Steiermark, Graz 2001. 14 Siehe dazu: Eva Maria Gosch, Aktiv, initiativ, kreativ: Beiträge zur jüngeren Frauengeschichte in Graz, Graz 2003. 15 Ihre 1997 erschienene Publikation „Über den Dächern von Graz ist Liesl wahrhaftig“, in welcher unterschiedliche Aspekte der Geschichte von Frauen in Graz vom 17. Jahrhundert bis zu Gegenwart thematisiert sowie einzelne Frauen aus Politik, Kunst und Kultur porträtiert werden, stellt darüber hinaus einen ersten Versuch einer „Stadtgeschichte“ Grazer Frauen dar. Vgl. Carmen Unterholzer/Ilse Wieser (Hg.), Über den Dächern von Graz ist Liesl wahrhaftig. Eine Stadtgeschichte der Grazer Frauen, Wien 1996. Als weiteres Beispiel sei das Projekt „woment“ genannt, ein Gemeinschaftsprojekt feministischer Frauen und Frauengruppen anlässlich des Kulturhauptstadtjahres 2003. Siehe: Bettina Behr/Ilse Wieser (Hg.), Woment! Eine Würdigung der Grazer FrauenStadtGeschichte, Wien 2004. Siehe: Sandra Jauk, Die Geschichte des Frauendokumentations-, Forschungs- und Bildungszentrums Graz, Geisteswissenschaftliche Diplomarbeit, Graz 2003. Auch im Internet ist dieses Projekt – durch ein Lexikon - verankert. http://woment.mur.at/ 16 Dies gilt auch schon für die Zeit vor der Gründung der Abteilung Zeitgeschichte. Eine der frühen Annäherungen auf biographischer Ebene: Reinhold Aigner, Seraphine Puchleitner. Der erste weibliche Student und Doktor an der Universität Graz, in: Blätter für Heimatkunde 51/4 (1977), 119–122. 17 Neuere Beispiele dafür sind Arbeiten über die sozialdemokratische Politikerin Martha Tausk (vgl. Brigitte Dorfer, Die Lebensreise der Martha Tausk : Sozialdemokratie und Frauenrechte im Brennpunkt, Innsbruck – Wien 2008) und die bis dahin weithin unbekannte Grazerin Goldy Parin-Matthey (Ute Sonnleitner, Goldy Parin-Matthèy: 1911–1997, unveröffentlichte phil. Diplomarbeit, Universität Graz 2005). Dazu zählt auch eine im Jahre 2006 erschienene Biographie über Maria Cäsar.Vgl. Heimo Halbrainer, „Ich bin immer schon eine politische Frau gewesen“, Maria Cäsar – Widerstandskämpferin und Zeitzeugin, Graz 2006.
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bemerkenswerten Frauen und ihren Aktionen auseinandersetzt, womit sie erfolgreich zur Revision früher Theorien und Rollenstereotype – die mittlerweile längst an Relevanz verloren haben – über die Bedeutung von Frauen in der Geschichte beitragen, die davon ausgingen, dass Frauen nicht agiert, sondern reagiert hätten, ihre Grundhaltung nicht Aktivität, sondern Passivität gewesen sei. Studien über jene Steirerinnen, die sich nicht exponiert haben, deren Geschichte aber um nichts weniger bedeutend ist und selbstverständlich auch erforscht werden sollte, sind bedauerlicherweise noch in der Minderzahl.18 Diesbezüglich ist auf Forschungen über Widerstandskämpferinnen im Ständestaat und in der NS-Zeit, sowie über verfolgte Jüdinnen hinzuweisen.19 Sehr wenige Informationen gibt es bislang bedauerlicherweise auch zu jenen Steirerinnen in der NS-Zeit, die weder Verfolgungen ausgesetzt noch im Widerstand tätig waren, sondern das NS-System aktiv oder zumindest passiv unterstützt haben.20 Abgesehen von kleineren Oral-History-Arbeiten über einzelne Frauen21 und jüngsten Untersuchungen über NS-Denunziantinnen22 besteht hier ein großes Defizit, das dringend beseitigt werden sollte. Nicht wesentlich besser ist es um Arbeiten zum Ersten Weltkrieg bestellt. Während seine Bedeutung für die soziale, ökonomische und politische Positionierung von Männern und Frauen in den europäischen Nachkriegs18 Erfreulicherweise ist es mittlerweile gelungen, vom Land Steiermark die Mittel für ein auf drei Jahre anberaumtes interdisziplinäres Projekt unter der Leitung von Karin M. Schmidlechner, Anita ZiegerhoferPrettenthaler und Michaela Sohn-Kronthaler zur Aufarbeitung dieser Defizite zu erhalten. 19 Maria Cäsar/Heimo Halbrainer (Hg.), „Die im Dunkeln sieht man doch“ – Frauen im Widerstand – Verfolgung von Frauen in der Steiermark, Graz 2007. Heimo Halbrainer, „In der Gewissheit, dass Ihr den Kampf weiterführen werdet“. Briefe steirischer WiderstandskämpferInnen aus Todeszelle und KZ, Graz 2000. Heimo Halbrainer, Der Koffer der Adele Kurzweil. Auf den Spuren einer Grazer jüdischen Familie in der Emigration, Graz 2001 (gem. mit Christian Ehetreiber und Bettina Ramp). Halbrainer, der sich zwar selbst nicht als „Frauenforscher“ versteht, aber zweifellos vom diesbezüglichen Schwerpunkt an der Zeitgeschichte inspiriert wurde, ist auch Mitherausgeber des im letzten Jahr erschienen Band 11 der Grazer Gender Studies, dessen Intention es ist, zu einer Ergänzung bzw. Korrektur des Frauen- und Geschlechterbildes der Kriegs- und Nachkriegszeit in der Steiermark anzuregen bzw. beizutragen. Karin M. Schmidlechner/Heimo Halbrainer (Hg.), Aus dem Blickfeld. Eine Annäherung an ambivalente Lebensszenarien steirischer Frauen in der Kriegs- und Nachkriegszeit, Graz 2008. 20 Dass ihre Zahl nicht gering war, geht aus zeitgenössischen Berichten ausländischer BesucherInnen hervor, die die Begeisterung der steirischen Bevölkerung anlässlich der NS-Machtergreifung dokumentieren. Siegfried Beer, Kommunale Politik und Verwaltung in Graz im Jahre 1938, in: Historisches Jahrbuch der Stadt Graz, Bd 18/19, 1988. 21 Karin M. Schmidlechner, Feli K. Erinnerungen an die NS-Zeit, in: What’s up. Zeitschrift der Grünen Akademie, Oktober 1997. 22 Heimo Halbrainer, Denunziantinnen in der Steiermark, in: Schmidlechner/Halbrainer, Aus dem Blickfeld.
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gesellschaften bereits mehrere Generationen von HistorikerInnen beschäftigte23 und zumindest seit einigen Jahren verstärktes Interesse an geschlechterspezifischen Forschungen zum Ersten Weltkrieg festgestellt werden kann – wobei nicht mehr ausschließlich die politische Geschichte und ihre gesellschaftlichen Ursachen, sondern auch erfahrungs- und kulturgeschichtliche Themen bearbeitet werden24 – liegen bis jetzt in Graz weder auf die Steiermark noch auf andere Regionen bezogene geschlechterspezifische Untersuchungen zu diesem Thema vor. Ab Mitte der 1990er-Jahre kam es mit einer gewissen Verzögerung zur intensiveren Rezeption der Geschlechtergeschichte auch in der österreichischen Geschichtswissenschaft, ausgehend von der Erkenntnis, dass es nicht nur darum gehen konnte, Frauen als geschlechtsspezifische Gruppe isoliert zu untersuchen, weil „Frauen und Männer eingebunden in die jeweils gültigen kulturellen Ordnungen der bislang noch hierarchisch konstruierten Geschlechterverhältnisse, die alle gesellschaftlichen Bereiche durchdringen, leben..25 Dementsprechend haben es sich die VertreterInnen der Geschlechtergeschichte zur Aufgabe gemacht, Geschlechterbeziehungen in allen historischen Gesellschaften, „aber auch ‚geschlechtlich markierte‘ Herrschaftsverhältnisse und Hierarchien in jeder Epoche, an jedem denkbaren historischen Ort, in jedem historischen (Teil-)Gebiet“26 zu untersuchen.27 Mit einiger Verspätung konnte sich diese Entwicklung auch in Graz – in Lehre und Forschung – durchsetzen. Ein gutes Beispiel dafür stellt die Publikation „Krieg: Geschlecht 23 Siehe: Margaret Randolph Higonnet et al., (Hg), Behind the Lines: Gender and the Two World Wars, New Haven 1987. 24 Siehe: Maureen Healy, Vienna and the Fall of the Habsburg Empire. Total War and Everyday Life in World War I., Cambridge 2004. Maureen Healy, Becoming Austrian: Women, the State, and Citizenship in World War I., in: Central European History, 35, 1, 1–35. Ernst Hanisch, Männlichkeiten: eine andere Geschichte des 20. Jahrhunderts. Wien 2005. 25 Hausen/ Wunder, Einleitung, 11. 26 Claudia Opitz, Um-Ordnungen der Geschlechter. Einführung in die Geschlechtergeschichte, Tübingen 2005, 11. 27 Siehe: Kerstin Wolff, Frauen-, Männer-, Geschlechtergeschichte. Eine Spurensuche im Netz. Was ist Frauen- und Geschlechtergeschichte – eine Einleitung, in: http://www.clio-online.de. In ihrer weitesten Definition wird Geschlechtergeschichte nicht über einen bestimmten Gegenstandsbereich definiert, sondern meint eine Analyse der Geschichte, in der die Kategorie Geschlecht systematisch in die Erforschung der Vergangenheit einbezogen wird. Sie kann daher alle Bereiche der Geschichte betreffen, auch die, in denen es nicht vordergründig oder offenkundig um Männlichkeit oder Weiblichkeit geht. Siehe: Regina Wecker/Beatrice Ziegler, Zusammenfassung. Das allgemeine Geschlecht, zitiert nach: http:// www.chronos-verlag.ch/php/book_latest-new.php?book=978-3-905315-19-6&type=Zusammenfassung (8.2.2010).
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und Gewalt“28 dar, in der Wissenschafterinnen aus dem In- und Ausland die immer wieder zu beobachtenden Zusammenhänge von kriegerischer Gewalt und Geschlecht/Gender aus historischen, philosophischen, kulturanthropologischen, erziehungswissenschaftlichen und psychologischen Perspektiven thematisierten. Publiziert wurde dieser Band in der 1994 gegründeten Reihe „Grazer Gender Studies“,29 die sich explizit einem interdisziplinären Ansatz verpflichtet sieht und der die Förderung von NachwuchswissenschaftlerInnen ein besonderes Anliegen ist. Angeregt v. a. durch internationale Kontakte erfolgten ab der Mitte der 1990er-Jahre mehrere Erweiterungen des Themenspektrums, mit der Verlagerung des Schauplatzes u. a. in die USA auch in räumlicher Hinsicht. Neben dem Thema Jugendkultur(en) mit besonderer Berücksichtigung von Mädchenkulturen 30 wurden verstärkt Migrationsthemen31 bearbeitet. Der letztgenannte Aspekt wurde zu einem der Schwerpunkte am Fach Zeitgeschichte ganz prinzipiell,32 nicht nur unter geschlechterspezifischen Aspekten, was insoferne besonders erfreulich ist, als sich daran der Einfluss der Geschlechterforschung auf die Ausrichtung der „allgemeinen“ Forschung zeigt.33 Die Entwicklung von der Frauen- zur Geschlechterforschung führte aber nicht nur zu einer Beschäftigung mit neuen Themen, sondern wurde auch von neuen theoretischen Konzepten begleitet. Die bis dahin an der Grazer „Geschlechter-Zeitgeschichte“ vorherrschende sozialwissenschaftliche Ausrichtung wurde dabei durch die Etablierung eines 28 Barbara Hey, Cecile Huber, Karin M. Schmidlechner (Hg.), Krieg, Geschlecht und Gewalt (Grazer Gender Studies 5, Graz 1999). Ausgangspunkt dafür war die gleichnamige Ringvorlesung, die anlässlich der im Dezember 1997 in Graz gezeigten Ausstellung „Vernichtungskrieg Verbrechen der Wehrmacht 1941–1944“ im Wintersemester 1997/98 abgehalten wurde. Damit sollte – in einem durch heftige Kontroversen der Gegner und Befürworter der Ausstellung aufgeheizten gesellschaftlichen Klima – ein wissenschaftlich fundierter Beitrag zur Auseinandersetzung geleistet und die in den tagespolitischen Diskussionen völlig vernachlässigte Gender-Dimension in die Thematik eingebracht werden. 29 Grazer Gender Studies, hrsg. v. Karin M. Schmidlechner, Bd. 1–11. 30 Siehe: Karin M. Schmidlechner, The Emergence of the Modern Teenage Girl in Postwar Austria. in: Secret Gardens, Satanic Mills. Placing Girls in European History, 1750–1960, hrsg. v. Mary Jo Maynes et al, Bloomington et Indianapolis 2005. Siehe: Karin M. Schmidlechner, Austrian Youths in the 1950s, in: Power and the People: A History of Central European Politics, 1945–56, hrsg. v. Elenore Bruening, Jill Lewis and Gareth Pritchard, Palgrave 2005. 31 Siehe: Karin M. Schmidlechner/James W. Miller, Die Liebe war stärker als das Heimweh. Heiratsmigration in die USA nach 1945, Graz 2004. 32 Dies führte in weiterer Folge auch vermehrt zu studentischen Abschlussarbeiten. Siehe dazu: Edith Pöhacker, Zur Situation von Migrantinnen in Graz, unveröffentlichte phil. Diplomarbeit, Universität Graz 2003. 33 Siehe auch das Projekt „Migration – Geschlecht – Identität“ im Rahmen des Forschungsschwerpunktes Migration am Zentrum für Kulturwissenschaften, Karl-Franzens-Universität Graz.
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kulturwissenschaftlichen Ansatzes ergänzt. Die Anregung dazu kam v. a. aus dem Spezialforschungsbereich Moderne, der von 1997 bis 2007 die Forschungsaktivitäten auch an der Zeitgeschichte entscheidend inspirierte.34 Damit wurden sowohl theoretisch wie empirisch auch neue, von der Forschung bislang vernachlässigte Themen – etwa die Erforschung von „Prozessen nationaler Identitätsstiftung anhand der Kategorien Geschlecht und Nation“35 am exemplarischen Untersuchungsfeld der Formung, Ausgestaltung, Durchsetzung und Annahme deutschnationaler Geschlechteridentitäten – bearbeitet.36 Methodisch ist an der Grazer Frauen- und Geschlechtergeschichte neben der Verwendung von konventionellen Quellen seit den Gründungstagen eine starke Hinwendung zur qualitativen Sozialforschung festzustellen. Dabei wurde v. a. der Oral-History-Methode nicht ausschließlich, aber in einem doch sehr großen Ausmaß in der Erforschung von Frauen Platz eingeräumt. Das zeigen die zahlreichen Arbeiten der letzten 25 Jahre, die sich entweder ausschließlich oder in Kombination auf diese Methode stützen.37 Angeregt durch kulturwissenschaftliche Einflüsse wurde dieser Schwerpunkt in den letzten Jahren durch die Beschäftigung mit dem kollektiven Gedächtnis ergänzt bzw. weiter ausgebaut.38 Als kurze Bilanz sei abschließend vermerkt, dass sich der thematische und methodische Pluralismus für die Entwicklung der Grazer Frauen- und Geschlechtergeschichte als Vorteil erwiesen hat, u.a. auch, weil dem jeweiligen wissenschaftlichen „Nachwuchs“ dadurch die Möglichkeit gegeben wurde, eigene Wege zu suchen, zu gehen, und sich dabei zu profilieren, was großartig gelungen ist.
34 Studien zur Moderne, Band 1–21, Wien 1996–2008. 35 Gregor Hufenreuter über Zettelbauer, Heidrun: „Die Liebe sei Euer Heldentum“. Geschlecht und Nation in völkischen Vereinen der Habsburgermonarchie. Frankfurt/M./New York 2005. In: H-Soz-u-Kult, 09.03.2006. 36 Zettelbauer, Heidrun: „Die Liebe sei Euer Heldentum“. Geschlecht und Nation in völkischen Vereinen der Habsburgermonarchie. Frankfurt/M./New York: Campus Verlag 2005. Siehe auch: Stefan Benedik Karner, mutterlohn, ozdravění & les pas modernes. Versuch einer Fallstudie zu Gender und Nation im Prag der Zwischenkriegszeit am Beispiel des „Deutschen Vereins Frauenfortschritt“ und des „Klubs deutscher Künstlerinnen“, unveröffentlichte phil. Diplomarbeit, Universität Graz, 2007. 37 Karin M.Schmidlechner, Frauenleben in Männerwelten. Kriegsende und Nachkriegszeit in der Steiermark, Graz 1997. Siehe auch: Heidrun Zettelbauer, „Lauter Weiber im Hörsaal ...“. Studentinnenalltag in Graz 1918 bis 1938, Graz 1998. 38 Siehe: Karin M. Schmidlechner, Oral history: considerations on a never ending story. In: From “milieu de memoire” to “lieu de memoire”. The cultural memory of Istanbul in the 20th century, ed. By Ulrike Tischler, Graz 2006.
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Generell zu wünschen ist, dass in Zukunft Studien besonders zu Themen, die bis jetzt vernachlässigt wurden, und unter Berücksichtigung neuer Theorien und Methoden verfasst werden. Zusätzlich wäre es auch unbedingt notwendig, den thematischen Fokus im Sinne der anfänglichen Überlegungen zu Frauen- und Geschlechtergeschichte auf eine breitere Basis zu stellen, sich also nicht nur mit Frauen – wobei es dabei wichtig wäre, sie endlich auch in ihrer Zugehörigkeit zu Kategorien wie Klasse, ethnischer Zugehörigkeit, Alter, Religion zu untersuchen –, sondern auch mit Männern und dabei v. a. mit den Beziehungen zwischen den Geschlechtern auseinanderzusetzen.
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Approaching the history of the Great War: A user’s guide Jay Winter
Writing history is always a dialogue. When historians put pen to paper, they carry with them the accumulated interpretations their colleagues have developed over time. Frequently, it is against the grain of these interpretations, in opposition to them, in exasperation with them, that historians decide to write. To be sure, there are many occasions when historians concur with their colleagues, or draw their attention to previously untapped sources on matters of common interest. But most of the time, historians argue, make objections, and present through their writing a portrait of the past different from those available in print. This is true both within a generation of historians, and between generations. Today’s scholars engage with colleagues still at work, and they do so dialogically. But the dialogue is also with those historians in the past whose works still inspire reflection, confirmation, elaboration, and on occasion, refutation. We historians are part of a very long engagement with the Great War, an engagement which will continue long after we cease to practice our profession. The dialogic nature of historical practice therefore makes it necessary to place one generation’s thinking about the Great War alongside those of early generations. And we are now the fourth generation of historians who have approached the history of the war of 1914–18. Everyone writing today draws upon or reflects upon earlier publications in this field.
The ‘Great War’ generation
In a nutshell, there have been three earlier generations of writing to which current scholars refer, sometimes explicitly, most times, implicitly.1 The first was what I will term ‘the Great War generation’. These were scholars, former soldiers and public officials who had direct knowledge of the war either through their own military service or through alternative service to their country’s war effort. They wrote history from the top down, by and large through 1 For a fuller discussion, cf. Jay Winter and Antoine Prost, The Great War in History. Debates and controversies 1914 to the present, Cambridge 2005.
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direct experience of the events they described. The central actor portrayed in these books was the state, either in its dirigiste forms at home or at the front. The most voluminous of these projects was the 133-book effort to write the economic and social history of the war, sponsored by the Carnegie Endowment for International Peace. Most of these tomes were penned by men who helped run the war or who had to deal with its aftershocks. This first generation was also composed of men whose memoirs went over the ground again for evident purposes of self-justification. This took many forms, from books by generals and cabinet ministers about their contributions to victory, to exculpatory reminiscences about those trying to evade responsibility for defeat. There were also official histories, many of which were written by former soldiers for the benefit of the various national staff colleges, trying one at a time to frame ‘lessons’ for the future. These works were frequently highly technical and so detailed that they took decades to appear. The delay diminished their significance for planning the next war in more efficient ways.
Fifty Years On
The second generation may be termed the generation ‘50 years on’. This group of historians wrote in the late 1950s and 1960s, and wrote not only the history of politics and decisionmaking at the top, but also the history of society, defined as the history of social structures and social movements. Of course the two kinds of history, political and social, went together, but they were braided together in different ways than in the inter-war years. Many of these scholars had the benefit of sources unknown or unavailable before the Second World War. The ‘50 year rule’ enabling scholars to consult state papers meant that all kinds of documents could be exploited by those writing in the 1960s which threw new light on the history of the war. In the 1960s, there was much more use of film and visual evidence than in the first generation, though in the inter-war years battlefield guides and collections of photographs of devastation and weaponry were produced in abundance. After the Second World War, the age of television history began, and attracted an audience to historical narratives greater than ever before. This became evident in the size of the audience for new and powerful television documentaries of the war. In 1964 the BBC launched its second channel with the monumental twenty-six-part history of the war, exhaustively researched in film archives and vetted by an impressive group of military historians.2 2 Cf. Daniel Todman, The Great War. Myth and memory, London 2005.
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Many of the millions of people who saw this series had lived through the war. In 1964, the young men who have fought and survived were mostly between above the age of seventy, but what made the series a major cultural event was that the families of the survivors, and of those who did not come back, integrated these war stories into their own family narratives. The Great War thus escaped from the academy into the much more lucrative and populous field of public history, represented by museums, special exhibitions, films, and now television. By the 1960s, the Imperial War Museum in London had surpassed many other sites as the premier destination of visitors to London. It remains to this day a major attraction in the capital, as does the Australian War Memorial, an equally impressive museum and site of remembrance in the Australian capital, Canberra. There was more than a little nostalgia in the celebration by survivors of ‘50 years on’. By 1964, the European world that went to war in 1914 no longer existed. All the major imperial powers that joined the struggle had been radically transformed. The British Empire was a thing of the past; so was Algérie française, and the French mission civilisatrise in Africa and South Asia. The German empire was gone, and so were most of its eastern territories, ceded to Poland after 1945. Austria, Hungary, and Yugoslavia were small independent states. And while the Soviet Union resembled Czarist Russia in some respects, these continuities were dwarfed by the massive transformation of Soviet society since 1917. The nostalgia of 1964 was, therefore, for a world which had fallen apart in the Great War. For many people, the blemishes and ugliness of much of that world were hidden by a kind of sepia-toned reverence for the days before the conflict. “Never such innocence, / Never before or since” wrote Philip Larkin in a poem whose title referred not to 1914, but to the more archaic ”MCMXIV”. This poem was published in 1964. In much historical writing, as much as in historical documentaries, the dramatic tension derived from juxtaposing this set of pre-lapsarian images with the devastation and horror of the Western front, and with the sense of decline, a loss of greatness, which marked the post-1945 decades in Britain and beyond. Whatever was wrong with the world seemed to be linked to 1914, to the time when a multitude of decent men went off to fight one war, and wound up fighting a much more terrible one. Decencies were betrayed, some argued, by a blind elite prepared to sacrifice the lives of the masses for vapid generalizations like ‘glory’ or ‘honor’. This populist strain may be detected in much writing about the war in the 1960s, and in the study of social movements which arose out of it. The 50th anniversary of the Gallipoli landing provoked a surge of interest in the Great War in Australia and New Zealand, where the loss of the battle was eclipsed by the birth of these two nations. Similarly heroic were narratives of the Bolshevik
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revolution, celebrating its fiftieth anniversary in 1967. It is hardly surprising, therefore, that many scholars told us much more about the history of labour, of women, of ordinary people during the conflict than had scholars working in the inter-war years.
The ‘Vietnam’ generation
The third generation may be termed the ‘Vietnam generation’. Its practitioners started writing in the 1970s and 1980s, when a general reaction against military adventures like the war in Vietnam took place in Britain and Europe as well as in the United States. This was also the period in Europe when public opinion turned against the nuclear deterrent, and when the 1973 Middle Eastern war had dangerous effects on the economies of the developed world. The glow of the ‘just war’ of 1939–45 had faded, and a new generation was more open to a view that war was a catastrophe to both winners and losers alike. This was the environment in which darker histories of the Great War emerged. There were still scholars who insisted that the Great War was a noble cause, won by those who had right on their side. But there were others who came to portray the Great War as a futile exercise, a tragedy, a stupid, horrendous waste of lives, producing nothing of great value aside from the ordinary decencies and dignities thrown away by blind and arrogant leaders. The most influential works were written by three very different historians. Paul Fussell, a veteran of the Second World War wounded in combat, produced a classic literary study, The Great War and modern memory in 1975.3 He was a professor of literature, and fashioned an interpretation of how soldiers came to understand the war they found in 1914–18 as an ironic event, one in which anticipation and outcome were wildly different. It was a time when the old romantic language of battle seemed to lose its meaning. Writers twisted older forms to suit the new world of trench warfare, one in which mass death was dominant and where, under artillery and gas bombardment, soldiers lost any sense that war was a glorious thing. Fussell termed this style the ‘ironic’ style, and challenged us to see war writing throughout the twentieth century as having been built upon the foundations laid by the British soldier writers of the Great War. John (now Sir John) Keegan produced a book a year later which paralleled Fussell’s. An instructor in the Royal Military College at Sandhurst, but a man whose childhood infirmities ensured he would never go to war, Keegan asked the disarmingly simple question: “Is
3 Cf. Paul Fussell, The Great War and modern memory, New York 1975.
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battle possible?” The answer, published in The face of battle in 1976,4 was yes, long ago, but now in the twentieth century, battle presented men with insurmountable challenges The men who fought at the Battle of Agincourt in 1415 could run to the next hill to save their lives. Foot-soldiers converging on Waterloo four centuries later could arrive a day late. But in 1916, at the Battle of the Somme, there was no escape. Given the industrialization of warfare, the air above the trenches on the Somme was filled with lethal projectiles from which there was no way out. Mass death in that battle, and the other great conflict of 1916 at Verdun pushed soldiers beyond the limits of human endurance. Nothing like the set battles of the First World War followed in the 1939–45 war, though Stalingrad came close to replicating the horror of the Somme and Verdun. Here was a military historian’s book, but one whose starting point was humane and to a degree psychological. The soldiers’ breaking point was Keegan’s subject, and with power, subtlety, and technical authority, he opened a new chapter in the study of military history as a humane discipline. In 1979, Eric Leed, an historian steeped in the literature of anthropology, wrote a similarly path-breaking book. No man’s land: Combat and identity in World War I5 borrowed brilliantly from the work of the anthropologist Victor Turner. He had examined people in a liminal condition, no longer part of an older world from which they had come, and unable to escape from the mid-point, the no-man’s land, in which they found themselves. Here is the emotional landscape of the trench soldiers of the Great War. They were men who could never come home again, for whom war was their home, and who recreated it in the years following the Armistice. Here was the world of shell-shocked men, but also that of the Freikorps, militarized freebooters of the immediate post-war period, who prepared the ground for the Nazis. In all three cases, and by reference to very different sources, the subject at hand was the tragedy of the millions of men who went into the trenches and who came out, if at all, permanently marked by the experience. They bore what some observers of the survivors of Hiroshima termed the ‘death imprint’; the knowledge that their survival was a purely arbitrary accident. Here we may see some traces of the anti-nuclear movement, putting alongside each other Japanese civilians and Great War soldiers. The moral and political differences between the two cases are evident, but the wreckage of war, so these writers seemed to say, is at the heart of the civilization in which we live. It is probably not an exaggeration to say that these three books, alongside others of the time, helped create a tragic interpretation of the Great War, one in which victimhood and 4 Cf. John Keegan, The Face of battle, New York 1976. 5 Cf. Eric Leed, No man’s land. Combat and identity in World War I, Cambridge 1979.
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violence were braided together in such a way as to tell a fully European story of the war, one to which the founders of the European Union clearly reacted. From the 1970s on, European integration was an attempt to move away from the notion of the nation state as that institution which had the right to go to war, as Raymond Aron put it. The result has been a progressive diminution of the role of the military in the political and social life of most European countries. James Sheehan asked the question in a recent book Where have all the soldiers gone?6 The answer is, they have fled from the landscape of war so devastatingly presented in the works of Fussell, Keegan, Leed and others.
The trans-national generation
Now we are in a fourth generation of writing on the Great War. I would like to term it the ‘trans-national generation’. The term ‘global’ describes both the tendency to write about the war in more than European terms and the efforts many historians have made to go beyond the history of the war in Britain, or Germany, or France, or elsewhere, to the history of the war as trans-European, trans-Atlantic, and beyond. Here was the first global war among industrialized countries, reaching the Middle East and Africa, the Falkland Islands and China, drawing soldiers into the epicenter in Europe from Vancouver to Capetown to Bombay and to Adelaide. Here was a war which gave birth to the Turkey of Ataturk and to the Soviet Union of Lenin and Stalin. Decolonization arose from a war which had promised self-determination, and had produced very little of the kind. Economic troubles arose directly out of the war, and these were sufficiently serious to undermine the capacity of the older imperial powers to pay for their imperial and quasi-imperial footholds around the world. A word of two may be useful to distinguish the international approach from what I have termed the trans-national approach to the history of the Great War. For nearly a century, the Great War was framed in terms of a system of international relations in which the national and imperial levels of conflict and cooperation were taken as a given. Trans-national history takes multiple levels of historical experience as a given, levels which are both below and above the national level. Thus the history of mutiny is trans-national, in that it happened in different armies for different reasons, some of which are strikingly similar to the sources of protest and refusal in other armies. 6
Cf. James Sheehan, Where have all the soldiers gone? The transformation of modern Europe, Boston 2008.
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The history of commemoration, also happened on many levels, and the national is not the most significant, not the most enduring. The peace treaties following the Great War show the meaning of the trans-national in other ways. Now we can see that the war was both the apogee and the beginning of the end of imperial power, spanning and eroding national and imperial boundaries. Erez Manela’s work on ‘the Wilsonian moment’ is a case in point. He reconfigures the meaning of the Versailles settlement by exploring its unintended consequences in stimulating movements of national liberation in Egypt, India, Korea, and China. Instead of telling us about the interplay of Great Power politics, he shows how non-Europeans invented their own version of Wilson in their search for a kind of self-determination which he, alongside Lloyd George, Clemenceau and Orlando, was unprepared to offer to them. Who could have imagined that the decision these men took to award rights to Shandong Province, formerly held by Germany, not to China but to Japan would lead to major rioting and the formation of the Chinese communist party?7 Historians of the revolutionary moment in Europe itself between 1917 and 1921 have approached their subject more and more as a trans-national phenomenon. After all, both revolutionaries and the forces of order who worked to destroy them were well aware of what may be termed the cultural transfer of revolutionary strategy and tactics. In recent years, these exchanges have been analyzed at the urban and regional levels, helping us to see the complexity of a story somewhat obscured by treating it solely in national terms. Comparative urban history has established the striking parallels between the challenges urban populations faced in different warring states. Now we can answer in the affirmative the question as to whether there is a metropolitan history of warfare. In important respects, the residents of Paris, London and Berlin shared more with each other than they did with their respective rural compatriots. These experienced communities had a visceral reality somewhat lacking even in the imagined communities of the nation. Here we must be sensitive to the way contemporaries used the language of nation and empire to describe loyalties and affiliations of a much smaller level of aggregation. A journalist asking British troops on the Western front whether they were fighting for the Empire, got a ‘yes’ from one soldier. His mates asked him what he meant. The answer was that he was fighting for the Empire Music Hall in Hackney, a working-class district of London. This attachment to the local and the familiar was utterly trans-national.8 7 Cf. Erez Manela, The Wilsonian moment. Self-determination and the international origins of anti-colonial nationalism, New York 2007. 8 Cf. Jay Winter and Jean-Louis Robert, Capital cities at war. Paris, London, Berlin 1914–1919, Cambridge 2007.
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Another subject now understood more in trans-national than in international terms is the history of women in wartime. Even a cursory reading of the historical literature on this subject shows that patriarchy, family formation, and the persistence of gender inequality were trans-national realities in the period of the Great War.9 The access women had to skilled work and wages in wartime dried up in peacetime, when the men in uniform came home to take back their privileged positions. Women had to make these adjustments, and many more related to the painful and enduring work they performed in the care of men wounded in mind and body. This is not a national story but a universal one, arising out of the intersection of family history and military history between 1914 and 1918 all over the world. Furthermore, population movements during and after the war created widely separated families, who perforce had to live trans-national lives. Refugees, for example, in France, the Netherlands and Britain from the area occupied by the Western front numbered in the millions. So did those fleeing the fighting in the borderlands spanning the old German, Austro-Hungarian and Russian empires. One scholar has estimated that perhaps 20 percent of the population of Russia was on the move, heading for safety wherever it could be found during the Great War. And that population current turned into a torrent throughout Eastern Europe during the period of chaos surrounding the armistice. What made it worse was that the United States closed its gates to such immigrants, ending one of the most extraordinary periods of trans-Continental migration in history. Thus population transfer, forced or precipitated by war, transformed the ethnic character of many parts of Greece, Turkey, the Balkans, and the vast tract of land from the Baltic States to the Caucasus. Such movements antedated the war, but they grew exponentially after 1914. This is why it makes sense to see the Great War as having occasioned the emergence of that icon of trans-national history in the twentieth century, the refugee, with his or her pitiful belongings slung over shoulders or carts. 10 The photographic evidence of this phenomenon is immense. The potential imbedded in this trans-national approach is evident in one institution explicitly committed to escaping from the national confines of the history of the war: the Historial de la Grande Guerre at Péronne, France. The Historial is a museum of the war, designed by historians and written in three languages – English, French, and German – and located at the site of German headquarters during the Battle of the Somme, that vast 9 Cf. Jay Winter and Richard Wall, eds,, Family, work and welfare in Europe, 1914–1918, Cambridge 1988. 10 Cf. Peter Gatrell, A whole empire walking. Refugees in Russia during World War I, Bloomington 1999; Nick Baron and Peter Gatrell, eds., Homelands. War, population and statehood in Eastern Europe and Russia 1918–1924, London 2004.
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bloodletting in 1916 which the German writer Ernst Jünger termed the birthplace of the twentieth century.11 Together with four historians of the Great War from France and Germany – Jean-Jacques Becker, Gerd Krumeich, Stéphane Audoin-Rouzeau, and Annette Becker – I joined a team that reached out across national frontiers to create a new kind of museum, one which treated the Great War as a trans-national catastrophe.12 This blending of different national viewpoints and emphases suited the new Europe of the 1990s, when it became apparent that to understand the integration of Europe at the end of the twentieth century, you had to understand the disintegration of Europe at its beginning. It is this optic which guides the conversations currently under way among historians throughout the world. It is important to note, though, that these new initiatives in comparative history have built on the work of the three previous generations of scholars which preceded them. The history of the Great War which has emerged in recent years is additive, cumulative, and multi-faceted. No social or cultural historian of any standing ignores the history of the nation; to do so would be absurd. War is such a protean event that it touches every facet of human life. Earlier scholars pointed the way ahead; we do so too, in the hope of providing a place from which to move on for our students and successors. Today’s Great War history reflects a variety of interests and questions which historians ask today about that foundational moment of the twentieth century, the Great War. For that very reason, it is appropriate that now, nearly a century after the Great War, we take stock of the current state of knowledge in the field. Ours is a rapidly growing community of scholars, and the questions our students ask are unlikely to be precisely the same as the ones we pose. Still, there is a rough consensus that anyone who is seriously interested in the Great War has to confront the five central questions. The first is that of war origins. Here is a field of study which dates back to the very first days of the war, when each combatant country tried to present its case to the court of public opinion. Historians joined in the pamphlet war and claimed, in every country at war, that its leaders had gone to war reluctantly; that each was forced to fight a defensive war, provoked by adversaries; and that there was no alternative but to enter the conflict. Right at the end of the war, these assertions were repeated by the victorious powers, which inserted in the peace treaty of 1919 clause 231, known as ‘the war guilt clause’. This is unequivocal in its judgment: “The Allied and Associated Governments affirm and Ger11 Cf. Ernst Jünger, Storm of steel, New York 2004. 12 On the Historial project, cf. Jay Winter, Remembering war. The Great War between history and memory in the twentieth century , New Haven 2006, 222–237.
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many accepts the responsibility of Germany and her allies for causing all the loss and damage to which the Allied and Associated Governments and their nationals have been subjected as a consequence of the war imposed upon them by the aggression of Germany and her allies”. The German delegation at Versailles had no choice but to accept this clause and sign the document, but this verdict was contested at the time and remains controversial today. The first generation of historians who looked at this matter were parti-pris. That is, they by and large justified their country’s position on responsibility for the outbreak of the war. It was only in the 1960s that the full documentation emerged to enable alternative views to appear. In the most controversial case, the German historian Fritz Fischer, who was trained as a theologian, found what he considered shocking evidence of German direct responsibility for the outbreak of war, which they saw as a means to gain both European and world mastery. What made this argument so explosive was the implication that Hitler’s aggressiveness was not exceptional in German history, but rather a radicalized and more extreme version of what had happened before, during the Great War. One of the sticking points between Fischer and his critics was how to interpret the September programme of war aims, produced by the Chancellor Bethmann-Hollweg. Here was a plan, announced by the Chancellor on 9 September 1914 for the annexation of Belgium, the iron and coal provinces of northern France, and the Baltic States, as well as for the establishment of an economic union on the Continent under German. How do we read this document? For Niall Ferguson, this document followed the British declaration of war against Germany, and was a reaction against an entirely unnecessary British engagement in the conflict. Without Britain on the Allied side, the French would have been defeated. Imperial Germany would not have collapsed; hence there would have been no space on the political right for the Nazi movement, or on the left for the Communists. Perhaps what the European Union is today – a bloc with Germany at its political and economic heart – could have emerged much earlier, and without the tragedy of the Second World War and the Holocaust. Paul Kennedy’s views are different, and the framework in which he locates not only this document but German war policy follows his earlier work on the German-British antagonism and on British and German naval policy. Here is a debate that will go on and on. But what sets it apart from earlier discussions is the global reach of the historians who engage with these questions. Grand strategy is their subject, and no part of the world is beyond their reach in piecing together the difficult history of the outbreak of the Great War.
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Both Kennedy13 and Ferguson14 are British-born historians of empire. Both started research in German archives, moved to the broader German-British collision in the Great War, and have established pre-eminent positions as historians of empire, its rise, decline, and reconfiguration. Both command wide audiences for their books among the general public. It was said that Paul Kennedy’s Rise and Fall of the Great Powers was published in Japanese in two volumes, so that commuters would have an easier time reading it on their bullet trains home after work. Niall Ferguson is a major figure in history beyond the academy too. His works, like those of Paul Kennedy, are available in numerous translations. Ferguson has entered the field of television history too, narrating a very popular series on War of the World for Channel 4 in Britain. They are both leaders in the study of international history, and add to formidable scholarship the courage to tackle immense subjects and to write beautifully about them. In their hands the history of grand strategy is more than the history of great powers. It is a history of the intersection of state actors and non-state actors – academics, churchmen, scientists, journalists – in the genesis of the political decisions for war or peace. Military history written today describes the trans-national character of current writing on the Great War in another way. Consider the work of Holger Afflerbach,15 a Germanborn scholar who now has a chair at the University of Leeds. He is representative of the new generation of European historians who live in countries of the European Union in which they were neither born nor trained. British university life, and in particular the historical profession, has been enhanced significantly by integrating European-born scholars into its midst. The refugee generation in the Nazi era has been succeeded by a generation of young historians whose outlook is perforce trans-national. Welcoming them has been a British-born generation of historians of the Great War, one of whose leading members is Gary Sheffield,16 who holds a chair in War Studies at the University of Birmingham. 13 Among Paul Kennedy’s works are the following: The Rise and fall of British naval mastery, London 1978; The Rise of the Anglo-German antagonism 1860–1914, Boston 1980; Rise and fall of the great powers. Economic change and military conflict from 1500 to 2000, New York 1987. 14 Among Niall Ferguson’s works are the following: The Pity of war, London 1998; The War of the world. History’s age of hatred, London 2006); Empire. How Britain made the modern world, London 2003. 15 Among Holger Afflerbach’s works are the following: Falkenhayn. Politisches Denken und Handeln im Kaiserreich, Munich 1994; Kaiser Wilhelm II. als Oberster Kriegsherr im Ersten Weltkrieg. Quellen aus der militärischen Umgebung des Kaisers 1914–1918, Munich 2005; Holger Afflerbach and David Stevenson, eds., An improbable war. The outbreak of World War I and European political culture before 1914, New York 2007. 16 Among Gary Sheffield’s works are the following: The Somme, London 2003; Leadership in the trenches.
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Their field is the history of command and of the waging of war. Here the contrast in approach between the two touches on equally explosive issues surrounding the generalship of the Great War. Afflerbach, who has written about the authoritative life of the second commander of the Imperial General Staff in Berlin, Erich von Falkenhayn, has strong opinions about the catastrophic record of German command in the Great War. He even doubts the sanity of Falkenhayn’s successor Erich Ludendorff. In contrast, Sheffield, who is one of the leading authorities on General Sir Douglas Haig, offers tempered criticism of the British way of waging the war. He is neither an apologist for Haig, nor one of his many scathing detractors. His balanced view of British warfare leads him to conclude that there was a ‘learning curve’ during the conflict. The ultimate victory of 1918 was prepared through trial and error before it. There were wrong moves; Sheffield does not mince his words concerning the first day of the Battle of the Somme. But even though he admits that that day was not one of victory, he does not see it as an exercise in futility. The decisions taken by Ludendorff are subjected to much more acid analysis by Afflerbach, who detects a certain form of pathology among those who ran the German war effort. What is intriguing about their differences is the increasing complexity of the way historians of the Great War treat the question as to why one side won and the other side lost. Military history is a technical subject, and these two historians present the operational and tactical history of the war in a much different light than did earlier generations of scholars. Partly this is a reflection of the way the study of the Great War has brought military history closer into contact with other kinds of history, and the way in which a broader understanding of military culture has informed the treatment of high command and of the consequences of command decisions. Given the fact that this was an imperial war, the links between commanders and politicians – the South African statesman Jan Christiaan Smuts comes to mind – in both core and periphery make military history a very cosmopolitan field of study. A third field of Great War research is trans-national in yet other ways as well. Two of the finest practitioners of the history of the soldier’s war are John Horne and Leonard Smith. Horne17 was born in England, raised in Australia, and trained as an historian back in Britain. He holds a chair of modern European history in Trinity College, Dublin. Officer-man relations, morale and discipline in the British Army in the era of the First World War, Houndmills 2000; Gary Sheffield and John Bourne, eds., Douglas Haig. War diaries and letters 1914– 1918, London 2005. 17 Among John Horne’s works are the following: Labour at war. France and Britain 1914–1918, New York 1991; John Horne, ed., State, society, and mobilization in Europe during the First World War, Cambridge 1997; John Horne and Alan Kramer, German atrocities 1914. A history of denial, New Haven 2001.
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Smith18 is an American historian of France in the Great War. Both have written about the soldiers’ war in path-breaking ways. John Horne, in collaboration with his South-African born colleague in Dublin, Alan Kramer, has changed our understanding of the way the war was waged in 1914. ‘German atrocities’ in Belgium and France inspired headlines and hatred in the Allied camp. The propaganda was so widespread that in the inter-war years, these stories were discredited as cheap lies. Horne and Kramer have proved that the stories were true. There were atrocities committed by German soldiers in 1914 against civilians in Belgium and France. They emerged out of the mistaken belief that the German army was facing guerilla warfare waged by the civilian population against them. That was by and large not at all the case. What had happened was a collective illusion, a belief that what indeed had occurred when the Prussian army fought the French in 1870 was happening again. In their minds, German soldiers in 1914 were still fighting the last war, and the outcome was a record of brutality which all historians now acknowledge as based on indisputable and massive documentation. It is rare that historians change the furniture of the academic landscape so drastically, but Len Smith has done just about the same thing. He took one French infantry division and marched with it, so to speak, through the war. He showed that soldiers negotiated how far they would go in battle and at what cost with their officers. Orders were followed when possible, but reinterpreted when impossible. He terms this social contract between officers and men an exchange about proportionality. How much ground for how much blood. This kind of behavior was developed over two years before the outbreak of mutiny in the French army following the failed Nivelle offensive of April 1917. The Fifth Infantry Division was one of those who rebelled against the evidently failed policy of the French high command. They were not pacifists; they were not against winning the war; they were simply against the insane persistence of high command in forcing the issue of a battle in the Chemin des Dames that could not be won. What both Horne and Smith have done, therefore, is to enter the minds of the soldiers of 1914–18 in new and penetrating ways. They show that we have to bypass a sterile debate that has been going on in France for some time about whether soldiers fought and stayed the course in the Great War through coercion or through consent. Both Horne and Smith show us how we can go beyond such over-simplifications to see that soldiers were not automatons; they had minds of their own, and developed strategies of survival and of 18 Among Len Smith’s works are: Between mutiny and obedience. The case of the French Fifth Infantry Division during World War I, Princeton 1994; The embattled self. French soldiers’ testimony of the Great War, Ithaca 2007; Len Smith et al., France and the Great War 1914–1918, Cambridge 2003.
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negotiation which are essential elements now in our understanding of the soldiers’ war. Here too the similarities between soldiers’ strategies on both sides of the front require us to move beyond the limitations of the national case to see that the social history of combat transcends national boundaries. Diplomatic history has also taken the trans-national turn. Let me introduce this development with respect to the work of two historians. Margaret Macmillan19 is a Canadianborn scholar who knows the Great War through family history. Her great grandfather was David Lloyd George, British Prime Minister from 1916–22. She was educated in Toronto and at St Antony’s College, Oxford, to which she has recently returned as Warden. Like Ferguson and Kennedy, she has written on very broad subjects in international history, including the state visit of Richard Nixon to China in 1972. Her contribution to Great War scholarship is her distinguished history of the Paris peace conference of 1919, entitled Paris 1919: Six months that changed the world. Her view of the peacemakers is much more sympathetic than that of earlier writers. In this respect, she is aligned with John Milton Cooper,20 one of the leading scholars of the history of America in the early twentieth century. His studies of Teddy Roosevelt and Woodrow Wilson are foundational works, and his research on Woodrow Wilson informs his tragic interpretation of Wilson’s presidency and the Peace Treaty he helped construct. Like Horne and Smith, these two historians of how the war ended have gotten into the minds of the protagonists, and find them to be flawed but honorable men. As we have all come to see, getting out of war and creating a sustainable peace is an extremely difficult assignment. While perfectly aware of the differences and disputes between and among the peacemakers, these two scholars ask us to understand the daunting pressures under which they worked and to avoid a too hasty condemnation of their efforts. Cooper is more of an unrepentant Wilsonian than is Macmillan, or indeed other scholars in the field. He considers Wilson’s trans-national mission to deliver self-determination to the subject peoples of Europe and the wider would to have been noble and tragic. After all, he argues, Wilson’s principled realism at a time of international chaos meant accepting compromise in the effort to lift the world out of the morass of war and hatred. Yes, the 19 Among Margaret Macmillan’s works are the following: Paris 1919. Six months that changed the world, New York 2002; Nixon in China. The week that changed the world, Toronto 2006; The uses and abuses of history, Toronto 2008. 20 Among John Milton Cooper’s works are the following: Breaking the heart of the world. Woodrow Wilson and the fight for the League of Nations, Cambridge 2001; The warrior and the priest. Woodrow Wilson and Theodore Roosevelt, Cambridge 1983; Pivotal decades. The United States 1900–1920, New York 1990.
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imperial powers fortified their position, but the League of Nations, Wilson believed, had the capacity to transcend the limitations of the balance of power system which had brought about the war in the first place. Cooper’s Wilson set the course for the American century, in which regime change in the interest of promoting democracy became part and parcel of American national interest. The echoes of more recent events could be heard here, as they were in every one of this series of historians’ conversations about the Great War. When diplomats and statesmen had to deal with the centrifugal forces tearing empires apart, they faced the trans-national consequences of war in its starkest forms. Cultural history is and has always been trans-national. Let me put my own work in this field in perspective by placing it alongside another colleague, Robert Wohl.21 He holds a chair at the University of California at Los Angeles, and has written on the origins of French communism, as well as having provided us with the most profound history of aviation in the Western imagination. His essential contribution to Great War scholarship is his trans-national study of a generation – the generation of young men who went to war in 1914. There were dynamic, creative, iconoclastic figures in virtually every European country in the pre-war period, and it is their fate that Wohl surveys and mourns. He is less aligned with Paul Fussell’s view that ‘modern memory’ came out of the Great War than are other scholars. In Wohl’s view, while the war was a profoundly important event in European cultural history, it should not occlude the emergence of disturbing, challenging, and to a degree, revolutionary movements before 1914. Music, painting, sculpture, literature were all under radical review and reconfiguration by an avant-garde which crossed borders and boundaries with alacrity. James Joyce worked in Trieste, Rome and Zurich in the period surrounding the Great War. Picasso left Catalonia for Paris, and Kandinsky, left Russia for Munich in the pre-war decade. Freud was at work demolishing earlier notions of reason as the motive force of human action. It took the whole of the twentieth century to work out the implications of this pre-war revolution in ideas. How then can we share Paul Fussell’s Anglo-centric view of ‘modern memory’ as a product of the Great War? Some of my own work has been framed to find a way out of this conundrum.22 My view is that the overwhelming weight of mass bereavement left a cloud over inter-war European cultural life which, to a degree, never lifted. Where did those in mourning find the 21 Among Robert Wohl’s works are the following: French communism in the making 1914–1924, Stanford 1966; The Generation of 1914, Cambridge, 1979; A passion for wings. Aviation and the Western imagination 1908–1918, New Haven 1994. 22 Cf. Jay Winter, Sites of memory, sites of mourning. The Great War in European cultural history, Cambridge 1995.
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symbols and language to help them endure the loss of so many young men? My answer is in older languages in which people had found meaning for centuries. These languages may be grouped under the broad headings of classical, romantic, and religious notation and ritual. Thus the Great War was, in my view, a counter-revolutionary shift in both high and popular culture, a move back into the past to express the sadness and pain that the deaths of nine million men in the Great War had left in its wake. This view is by definition trans-national, and narrows the space between the consequences of war among the winners and among the losers. It is comparative history, like that written by Robert Wohl, and it suggests that the catastrophe of the Great War was indeed a defining moment in European cultural life, though not quite in the way Paul Fussell had suggested. Having taught first in Jerusalem and then in Cambridge for many years, and now in the autumn years of my scholarship, at Yale, I have tried to bring to this set of problems direct experience of societies in which the history of war is family history, the history of young lives truncated, of talent and potential unrealized or foreshortened. Both Wohl and I are part of a broad community of historians on both sides of the Atlantic who see in cultural history – the history of how people make sense of the world in which they live – evidence of the lasting significance of the Great War. This is as true in the international history written by Kennedy, Ferguson, Macmillan, and Cooper, as in the military history of Afflerbach and Sheffield, as in the blend of social and cultural history in the work of Horne and Smith. To study the 1914–18 conflict is to enter the field of transnational history, tout court. Our central premise is that anyone who wants to understand the world in which we live has to go back now nearly a century, and to take account of the foundational upheaval of the world order which Europeans came to call the Great War. It was ‘great’ not because of its size or its grandeur, but because of its revolutionary effects, on the economic, political, social, military, diplomatic, and cultural history of modern Europe and beyond. It is right and proper to present this very brief Baedeker guide to current historical writing on the Great War to Graz today. To be sure, I have left out many important facets of historical writing, concerning medical history, the history of social policy, the history of technology and science, the history of humanitarian rights and human rights, Jewish history, environmental history. All these are rich and growing fields of trans-national research, entailing an understanding of historical actors other than states: those within civil society, in non-governmental organizations, in trans-national associations – churches, trade unions, the Red Cross, for example – without which the history of the Great War will remain stylized and incomplete. To be sure, the history of the nation state is alive and well, and it is my
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view that it will prosper through contact with the work of scholars who study groups and events at both lower and higher orders of magnitude. The trans-national challenge applies to Graz as well, and in writing the history of the Great War that is still in the making, local scholars there will do something essential: they will help shift the centre of gravity of Great War scholarship to the east. All too long, we have had a Western front obsession. I plead guilty to the charge. But what about the war in Italy, the war on the Isonzo front, the war in Eastern Europe: the trans-national history of these wars has yet to be written. If any historical episode was trans-national, it was the Great War. And yet the 10 million soldiers who fought on the Eastern front are and remain the real Unknown Soldiers of that war. Now is the time to recognize them, to honor them, to breathe life into their history, to fill an enormous gap in our understanding of the trajectory of the 1914-18 conflict in that huge landscape where the people of southern and eastern Europe fought, suffered, died, and if fortunate, returned to their homes again, changed perhaps forever. It is in anticipation and hope of this future scholarship that I offer these remarks, as a sign of solidarity with Helmut Konrad and his staff in the department, to help mark 25 years of the practice of contemporary history at the University of Graz.
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Analysis of the Great War – World War One research in Graz in the mirror of international approaches Monika Stromberger
Introduction
This is neither an institutional history concerning the Department of Contemporary History in Graz nor is it an annotated bibliography of the results of World War One research conducted at the department, but rather something in-between. In this context, World War One research provides a space for asking some of the central questions and problems of the study of Contemporary History, and in particular Austrian history. Two questions always come to the fore – and are continually emphasised in peer-reviews: 1. Which beginning of the era of Contemporary History is adequate from the point of view of a new millennium: the history of World War One as starting point of the “short twentieth century” as Eric Hobsbawm indicated? More precisely: when Contemporary History is defined by the possibility to integrate contemporary voices (Oral history), how can the First World War constitute a part of this research? 2. What does Austrian history mean in this context? “Austria” in 1914 differs in every meaning from Austria in other eras since then – as any other construction of a holistic (that is to say a national) idea. Both of these questions, however, fail to come to terms with recent approaches to historical research. The periodisation and integration of World War One research in the research focussing on the era since 1900/1914/1917 in institutionalised contemporary history – is a constant site of controversy in national and international academic communities. And the German expression Zeitgeschichte does not lend any degree of clarity to the situation.1 Moreover, “Insgesamt zeigen solche Perzeptionsprobleme sowie die Periodisierung der Zeitgeschichte überhaupt: Wertorientierung, Konstitutierung der Weltpolitik im 20. Jahrhundert
1
Cf. for example Horst Möller, Udo Wengst, „Was ist Zeitgeschichte?“, in: Horst Möller and Udo Wengst, eds., Einführung in die Zeitgeschichte, Munich 2003, 13–51.
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und Gegenstandskonstitution der Zeitgeschichte korrespondieren einander.”2 So, there are not any binding general collective agreements on the beginning of contemporary history or its “essential” subjects and topics. If current tendencies in contemporary societies demand new focuses on World War One (for example by the approach of collective commemoration in 2014–2018) – World War One research might gain contemporary “relevance”. Another possibility to answer this problem is the change of terminology (and with it the concept). If the term and ideas of Modern history are used, the main research focus switches from “time” to “problem”, from “event” to ”process” – and this was the starting point of conducting research on Modernity and later on, World War One at the department of Contemporary History in Graz (see below).3 If the term “Cultural history” – and actually one of its most successful concepts, the Memory debate – is used, research focus switches to what Jay Winter, among others, calls “the history of how people make sense of the world in which they live” (see previous article). Questions of periodisation fade away behind analyses of the perceptions and beliefs of individuals and families. With these family memories in hand, researchers are again able to indirectly fulfil the most basic requirements of “classical” contemporary history: that is, to integrate memories of eye witnesses indirectly by collecting memories of their direct descendants, and subsequent generations, and (extended) families. Another good argument is provided by Paul Fussell’s satirical idea of the birth of modern memory in the First World War : “‘The culture of the past’ he [the literary critic Northrop Frye] says, ‘is not only the memory of mankind, but our own buried life.’ And ‘study of it leads to a recognition scene, a discovery in which we see, not our past lives, but the total cultural form of our present life.’”4 With this argument Fussell explicated his special approach to World War One. The question of an “Austrian” history of World War One is as useless as the question if there exists another “genuine” national history of the war (this does not apply to the question of the history of Austrian historiography on the War). As Winter wrote in his contribution to this volume, national history and trans-national perceptions of history are not contradictory ideas. This is because the deconstruction of the concept “Nation” is done (if not by the Great War itself ); thus, nationality or “national approaches” are meanwhile objects of analyses, not framework of research – at least in the pluralistic academic sphere of democratic societies. Accordingly, “Austria” is a mere heuristic term – as heuristic or useful 2 Ibid, 29. 3 Helmut Konrad, Zeitgeschichte und Moderne, in: Rudolf Haller, ed., Nach Kakanien. Annäherungen an die Moderne, Vienna et al. 1996, 24–25. 4 Paul Fussel, The Great War and Modern Memory, Oxford 2000, 335.
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as for example “British” (“British” in 1914 differs in every meaning from British in other eras since then – as any other construction of holistic ideas): to analyse specific or non-specific processes, structures, discourses, images in Austro-Hungary, to cope with comparisons to other contemporary states (and its constructions of a national history of the War), to get a coherent research programme. Which “national” or “regional” part of the Empire is analysed, as well as what kind of sources (in which language) are to be analysed, is defined by the chosen concrete research topic, the research problem, and its implications. So, the question about the “Austrianity” of World War One research in Austria is useless and senseless. It should not be part of concepts, evaluation or perception.
World War One Research Between Regional Approaches and International Academic Tendencies: The Graz Example
This chapter leads from the meaning of World War One research in Austria to the position of the department of Contemporary History in this context. As characterised by Austrian academic history of the 1980s (when the Department of Contemporary History in Graz was established), analyses of World War One were not the main focuses of research, at least in comparison to other European countries like England, France, or Germany.5 The War was more or less seen as either a part of the history of the Austro-Hungarian Empire or as a precondition for the installation of the First Austrian Republic or even for the Second World War, and thus, it was not analysed as being in and of itself a unique topic with its own measures, principles, and consequences. The analyses of the growing National-Socialist movement in Austria and the Second World War especially overshadowed war history in general, and thus this special period (World War One) was marginalised in the field of contemporary history. In spite of this, several studies were undertaken even at the University of Graz which provided a trickle of academic contributions to this crucial topic. The early years of Zeitgeschichte (Contemporary History) in Graz – as Helmut Konrad pointed out in 19936 – were characterised by a great diversity of research subjects with most 5 Cf. above all: Gerd Krumeich and Gerhard Hirschfeld, Die Geschichtsschreibung zum Ersten Weltkrieg, in: Gerhard Hirschfeld et al., eds., Enzyklopädie Erster Weltkrieg, Paderborn 2004, 304–315; Christoph Regulski, Bibliographie zum Ersten Weltkrieg, Marburg 2005. 6 Helmut Konrad, Zur Positionierung der Zeitgeschichte. Das Grazer Beispiel, in: Ingrid Böhler and Rolf Steininger, eds., Österreichischer Zeitgeschichtetag 1993, Innsbruck and Vienna 1995, 37–40.
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of the attention being paid to the cultural history of the working-class, Austrian Contemporary History (in general), and finally to the so-called “history beyond Europe”. In this framework, Word War One research was at first linked to either social or socio-economic topics dealing with working-class or revolutionary movements in Styria, Austria, and the Empire, and with everyday life as well as other aspects of living conditions (“Lebenswelt”). This is clearly illustrated in the article “Die andere Seite des Arbeiteralltags” written by Eduard Staudinger in 19847 or the Anthology “Revolutionäres Potential in Europa am Ende des Ersten Weltkriegs”, edited by Helmut Konrad and Karin Schmidlechner and published in 1991.8 In many cases, the publications dealt not with the War directly, but with its consequences for the First Republic of Austria. Here again, some examples shed light on the points I am making: “Die österreichische Delegation in Saint-Germain und das Reparationssystem”, published by Helmut Konrad in 19919 or “Der Beitritt der Steiermark zur Republik ‘Deutsch-Österreich’” written by Eduard Staudinger in 1994.10 It is also worth mentioning that there were a handful of contributions from Graz made to the study of the diplomatic history of Austria and Europe and to the questions of global imperialism connected with events in World War One.11 A great study on Woodrow Wilson’s ideas and their influence on Austria and Central Europe was unfortunately never finished. In the 1990s, researchers of women’s and gender history began to work on the period, first focussing on working-class women during the war and in post-war Styria, but later also on the general and widespread role of women in the War as evidenced by “Die Frauen um 1918” by Karin Schmidlechner, published in 1998.12 Referring back to Winter’s categories these approaches are mainly part of the second 7 Eduard Staudinger, Die andere Seite des Arbeiteralltags. Sozialdemokratisches Vereinswesen in der Steiermark 1918–1934, in: Für Freiheit, Arbeit und Recht. Die steirische Arbeiterbewegung zwischen Revolution und Faschismus 1918–1938, Graz 1984, 135–185. 8 Helmut Konrad and Karin Schmidlechner, eds., Revolutionäres Potential in Europa am Ende des Ersten Weltkriegs. Die Rolle von Strukturen, Konjunkturen und Massenbewegungen, Graz and Cologne 1991. 9 Helmut Konrad, Die österreichische Delegation in Saint-Germain und das Reparationssystem, in: Anton E. Rauter, ed., Ideen für Verbraucher, Vienna 1991, s.p. 10 Eduard Staudinger, Der Beitritt der Steiermark zur Republik „Deutsch-Österreich“, in: Gerhard Dienes and Markus Jaroschka, ed., 1918/19. Die Bundesländer und die Republik. Graz 1994, 80–88. 11 Cf. e.g.: Eduard Staudinger, Kolonialismus und Imperialismus aus der Perspektive der Kolonialvölker am Beispiel Schwarzafrikas, in: Joseph Marko and Kurt Salamun, eds., Bedingungen eines konstruktiven Friedensbegriffs, Ein interdisziplinäres Seminar, Graz 1983, 104–121. 12 Karin M. Schmidlechner, Frauen in der Zeit um 1918, in: Dr. Karl Renner-Symposium 1996: Karl Renner und Europa & Dr. Karl Renner-Symposium 1997: Ausgrenzungen und Vorurteile 1918 – Karl Renner und die Bruchlinien der Epoche, Vienna 1998, 77–90.
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generation of research on World War One and in transition to the third (as the relatively “late” founded department of Contemporary History in Graz caught up to international research trends and the corresponding paradigm). In the 1990s some new paradigms influenced research in Graz: 1. The so-called “Cultural turn” with questions relating to meanings, construction of identities and the definition of beliefs and values 2. The methodological requirement of trans- or interdisciplinary approaches to meet the challenge of analysing new global trends 3. Renewed perspectives on a region defined as Central Europe inspired by the political changes following 1989, discourses in literature and art, and the criticism of modernisation and globalisation 4. And – new structural conditions of research – an increasing requirement of third-party funding to maintain and integrate young scholars within the scientific community Set in this framework was an interdisciplinary research group – the Special Research Project “Modernity – Vienna and Central Europe around 1900” comprising philosophers, art historians, sociologists, musicologists, researchers on German studies, and historians.13 Within this research group there was a young researchers’ team lead by Helmut Konrad. Contemporary history at the department in Graz was defined as modern cultural history, now more emphasised and explicit than before. Analysing questions of modernity, identity construction, and nationalism versus pluralism, essentialism versus constructivism, collective memory or metaphors as allegories with scholars of other disciplines broadened historians’ minds. Following these guidelines, the research conducted on the history of World War One became interdisciplinary, and the researchers increasingly focused their efforts on not just Modernity in general (that is, the era 1880–1930), but on the War itself. Thus, the tendencies of Winter’s fourth generation idea (see Winter’s text in this anthology) were defining new approaches to the research of the War. In 2000, Konrad edited the anthology “Krieg, Medizin und Politik. Der Erste Weltkrieg und die österreichische Moderne”14 which emphasised the relevance of the War for the twentieth century and the duality of World War One, arguing that it was, on the one 13 http://www-gewi.kfunigraz.ac.at/moderne/index.html (10-01-2009); cf. also the series „Studien zur Moderne“ Vol. 1–23, Vienna 1996–2005; Moritz Csáky et al., eds., Kultur – Identität – Differenz. Wien und Zentraleuropa in der Moderne, Vienna, Munich, Bozen 2004. 14 Helmut Konrad, Krieg, Medizin und Politik. Der Erste Weltkrieg und die österreichische Moderne, Vienna 2000.
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hand, a great catalyst of modernisation, and on the other hand, a menace and barrier to the Project of Modernisation (Projekt Moderne). Regarding the Austrian academic discourses on the war, scholars began discussing new topics such as the role and perception of psychiatric consequences of fighting for soldiers (by Georg Hofer)15 or religious codification of the war via the Austro-Hungarian government under a cultural perspective (by Werner Suppanz)16. To further demonstrate the transnational perspectives, the book also collected studies such as an article about the Munich weekly journal “Simplicissimus” (by Petra Ernst)17 as well as an article dealing with Walter Rathenau’s economical considerations concerning the war (C. Alexandros Pappas)18. A further step was taken in 2001, when a research group consisting of Petra Ernst (from German studies), Sabine Haring (a Sociologist) and Werner Suppanz (a Historian) organised an international conference which resulted in the publication of the anthology “Krieg und Karthasis. Der Erste Weltkrieg im Diskurs der Moderne”19. The researchers analysed how the war and perception thereof were considered as either breaks or continuities within nineteenth century discourses – beyond the view that the war was simply a catastrophe, “the breakdown of the (western) civilisation of the nineteenth century”20 as well as beyond the idea of the war as a starting point for postmodernism. For example, leading issues highlighted were: The idea of the war as “purification” for traditional and pre-modern values; thus, an act of somehow ”relaunching” modernity; the war as a medium of cultural and ideological self-assurance, especially in the beginning, when enthusiastic nationalist movements were constructing images of national redefinition; the reception and interpretation of the war by politicians, political movements as well as publishers or artists; the war as a new experience for all involved and its impact on social transformation, modernisation, gender relations, mental constitution and so on; and the war as a collective and trans-national lieu de mémoire.
15 Georg Hofer, „Nervöse Zitterer“. Psychiatrie und Krieg, in: ibidem, 15–34. 16 Werner Suppanz, Mit Gott auf unserer Seite? Die religiöse Codierung des Ersten Weltkriegs in der österreichischen Politik, in: ibidem, 315–330. 17 Petra Ernst, Die Münchener illustrierte Wochenschrift Simplicissimus zur Zeit des Ersten Weltkriegs, in: ibidem, 331–350. 18 Charalambos Alexandros Pappas, Den Krieg lenken. Walter Rathenau zwischen Wirtschaft und Krieg, in: ibidem, 255–278. 19 Petra Ernst et al., eds., Agression und Katharsis. Der Erste Weltkrieg im Diskurs der Moderne, Vienna 2004. 20 Eric Hobsbawm, The Age of Extremes. The Short Twentieth Century 1914–1991, London 1995, 6.
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The variety of topics in this theoretical framework set by the researchers made for a collection of interesting essays and case studies. Some of these studies include Fritz Mauthner’s views on war and linguistic criticism (by Peter Stachel)21 and Aby Warburgs’ views on aesthetics (by Katharina Scherke)22, the mechanisation of the war (by Peter Wilding)23, war and gender in national discourses of Germans in the Empire (by Heidrun Zettelbauer)24, psychological and psychoanalytical approaches to the emotional theatre of war (by Bettina Rabelhofer or Georg Hofer)25, and finally, the role of music culture and composers (by Martina Nußbaumer or Dominik Schweiger)26.
Work in Progress: New Ideas, Concepts, and the Recent Directions
Reflecting the status quo of World War One research until 2007 in former chapters the paper turns now to recent approaches to the topic by presenting concepts and ideas not yet published – as work in progress. Studies on modernity, discourses on memory, reflections on essentialism and holistic perspectives were in the background for the Graz research group’s next and third step in the development of research – the so called “work in progress” in regard to World War One research. There existed still a multitude of desiderata in Austrian academic research on the war, and thus, the next step was the initialisation of a concept for an interdisciplinary platform first with researchers at the University of Graz, and later on with other scholars in Austria (Innsbruck and Vienna). Over the past few years, an interdisciplinary research
21 Peter Stachel, „Die nüchterne Erkenntniskritik hat vorläufig zu schweigen“. Frith Mauthern und der Erste Weltkrieg oder Die Geburt der Sprachkritik aus dem Geist des Nationalismus, in: Ernst et al., Aggression, 97–138. 22 Katharina Scherke, Aby M. Warburg und der Erste Weltkrieg, in: ibidem, 139–162. 23 Peter Wilding, Krieg – Technik – Moderne. Die Eskalation der Gewalt im „Ingenieur-Krieg“, Zur Technisierung des Ersten Weltkriegs, in: ibidem, 163–186. 24 Heidrun Zettelbauer, „Die Liebe sei euer Heldentum“. Krieg und Geschlecht im deutschnationalen Diskurs im Ersten Weltkrieg, in: ibidem, 187–218. 25 Bettina Rabelhofer, Aggression und Eros. Psychoanalytische und literarische Annäherungen an seelische Kriegsschauplätze, in: ibidem, 243–262; Hans-Georg Hofer, Effizienzsteigerung und Affektdisziplin. Zum Verhältnis von Kriegspsychiatrie, Medizin und Moderne, in: ibidem, 219–242. 26 Martina Nußbaumer, Musik im „Kulturkrieg“. Politische Funktionalisierung von Musikkultur in Österreich 1914–1918, in: ibidem, 299–318; Dominik Schweiger, Befreiung und Abwehrkampf. Leoš Janáček, Anton Webern und der Erste Weltkrieg, in: ibidem, 345–366.
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group in Graz27 has worked on a new theoretical framework for studying World War One, based around three core ideas: Expectation – Experience – Remembrance.28 This triad acts as a time-line for the War, with the first idea, Expectation, illustrating a “future-perspective” with regards to the war (that is to say, what those in Europe prior to the war, expected a war to be like). The next idea, that of Experience, highlights the experiences of those living during the war and together with Remembrance, further transforms the study of the war from one of expectancy to that of review and memory. While Memory and Experience are often used and well-known concepts in Cultural and Social studies, the category of Expectation creates an innovative new perspective in linking the past, present, and future of the War. It has received much attention in cultural research fields. Furthermore, “classical” categories in the framework of Memory discourses must be re-analysed and re-defined according to these new approaches. It is only from the “horizon of expectation” – a term used by Reinhard Kosseleck who creates a past-future-integration by connecting it with the idea of a Memory zone (“Erinnerungsraum”)29 – that the dimension of identity, which contributes to forming memories and forgetting, becomes comprehensible. From the Austrian perspective, this category plays an important role, since the expectations of people, politicians, scholars and artists were filled by the promises of a great and quick victory at the war’s onset. However, as the war went on, all of these expectations instead fuelled the later interpretation of the War as a collective defeat and individual tragedy and “magnified” the catastrophe. This triad, a heuristic model, analyses the social, political, cultural and even religious ambitions, fears and hopes in addition to concrete experiences of individuals and societies as well as their reconstruction by memory. In reintegrating the political history of ideas and social history in the broad field of Cultural Studies – the chance to address the politically formulated and socially differentiated concepts of the future – this model seeks to establish a deeper and more comprehensive analysis of the War and its influence, consequences, and implications. Theory-based concepts as well as emotional hopes for the future had to be subject to a difficult process of ad27 Petra Ernst, Sabine Haring, Werner Suppanz, Ulrich Tragatschnig, and the author of this article. 28 Austria and the First World War. Expectation – Experience – Memory, Proposal for an Special Research Program of the Austrian FWF (2007) and Habsburg Monarchy at War. Austria and the South-West Front. Expectation – Experience – Remembrance, Proposal for a Research Network of the FWF (2008) [both not published]; leading team: Gunda Barth-Scalmani, Christa Ehrmann-Hämmerle, Petra Ernst, Irmtraud Fischer, Andrea Fruhwirth, Sabine Haring, Harald Heppner, Karl Kaser, Helmut Konrad, Hermann Kuprian, Lutz Musner, Anita Prettenthaler-Ziegerhofer, Monika Stromberger, Peter Teibenbacher, Ulrich Tragatschnig. 29 Reinhard Kosseleck, Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, Frankfurt 1989.
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aptation along the way from the transformation of the multi-national Austro-Hungarian Empire, to the micro-state Austria following the defeat of the Central Powers in the First World War.30 Due to this diversity and plurality it is necessary to concentrate these comprehensive studies on War history in special regions. As Jay Winter points out, the trans-national history of the Eastern Front and the South-western front is still a neglected field of study. The Graz research group’s last step focused on the South-western front as its central research topic and set three research goals: 1. The signifying practices of people experiencing a new kind of war by analysing, for example, the life at the Isonzo/Soča front or in prisoners’ camps, demographical and supply aspects, literature and propaganda (“Life practice, culture and war”). 2. The transferred events and perceptions of war by the media (press, literature, etc.) in Italy and Austria by analysing official and unpublished war reports, censored or banned material, civilian evidence and documents, and literary texts (“Analysis of medial and aesthetical transformations in the perception of war”). 3. The constructions of meaning and justification in regional museums, exhibitions, places of remembrance, rituals, literature, memoirs, and political programmes (“Comparative analysis of national and regional cultures of remembrance”).31
An Example for Related Research topics: Approaching “Trieste at War”
Following Winter’s annotations to the Southwestern front mentioned above there is a great number of research desiderata in the framework of the triad. One example is the “Urban history of WWI” in regard to cities near the battlefields. Concerning this SouthWestern front cities like Trieste, Goricia or Pula (War harbour) might be interesting. This paper deals with Trieste and its position in this research program. Multinational, multiconfessional Trieste symbolises the enlarged “kakanian” Austria. The city at war provides a concrete object of analysis of a region which is not predominantly German-speaking. The triad of Expectation – Experience – Memory manifests itself here in terms of urban social communication, in competing constructs of (national, urban, hybrid) identity, and its affirmations. The central research hypotheses of this concrete concept are based on recent approaches in Urban Studies, in particular on the cultural 30 Cf. above all: Austria and the First World War. 31 Habsburg Monarchy at War.
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approaches to “City and War”. Its overall research goal is to write a history of relations between the city and war, which span the years 1914–1918. Before the First World War Trieste was a city that “all peoples of the Monarchy perceive in a certain sense as their own”32. The war years were “years of expectation” that made Trieste at last “another city”.33 Angelo Ara’s publications in particular take a close look at Trieste, although he focuses mainly on the era before World War One. In his analyses, he frequently discusses the rhetorical construction of a “Trieste of two cultures” – an idea which has its origin in Scipio Slapaters’s concept of a commercial/economic (Austrian) and an artistic-intellectual/cultural (Italian) Trieste34. Thereafter, many publications appeared on the social and economic histories of Trieste35, as well as on the cultural dimension of the city’s past and especially its literature.36 In many of these publications, World War One is, at best, treated as an inevitable period and neglected in favour of the eras before 1914 or after 1918. Whilst key research on Trieste during World War One before 1980 concentrated mainly on politics and war-related events, in more recent decades, research tendencies have shifted towards the social and cultural history of the war and are analogous to developments in World War research in Italy in general.37 A special volume of the journal “Qualestoria” documented these new trends.38 To name but a few examples: Lucio Fabi’s works about everyday life in Trieste during the war, experiences at the front line, and deviant behaviour in the military;39 Fabio Todero’s works about war volunteers;40 and the works of Cecotti et 32 Angelo Ara, 1918. La sorte di Trieste nella stampa dell’Austria, in: Trieste, rivista di politica e cultura 89, 1989, 14. 33 Claudio Magris and Angelo Ara, Triest. Eine literarische Hauptstadt in Mitteleuropa, Munich 2005, 136–150. 34 i.e. Angelo Ara, The “Culture Soul” and the “Merchant Soul”: Trieste between Italian and Austrian Identity, in: Ritchie Robertson and Edward Timms, eds., The Habsburg Legacy. National Identity in Historical Perspective, Edinburgh 1994, 58–66. 35 Ricardo Finzi and Giovanni Panjek, eds., Storia economica e sociale di Trieste, Trieste 2003. 36 Aside from Claudio Magris: Cf. Helmut Eisendle. Triest – die Stadt zwischen drei Welten, Munich 1994; Renate Lunzer, Triest. Eine italienisch-österreichische Dialektik, Klagenfurt 2002; Oliver Schneider, „Triest”. Eine Diskursanalyse, Würzburg 2003. 37 Giovanna Procacci, Die italienische Forschung über den Ersten Weltkrieg. Die ‚patriotische Deutung’ des Krieges und die Kontroversen über die Legitimations- und Delegitimierungsprozesse, in: Oswald Überegger, ed., Zwischen Nation und Region. Weltkriegsforschung im interregionalen Vergleich. Ergebnisse und Perspektiven, Innsbruck 2004, 33–62. 38 Qualestoria vol. 14 issue 1 and 2 (1986) . 39 i.e. Lucio Fabi, Trieste 1914–1918. Una città in guerra, Trieste 1996; Lucio Fabi, Uomini, armi e campi di battaglia della Grande Guerra, Milano 2005. 40 Fabio Todero, Morire per la patria. I volontari del “Litorale Austriaco” nella Grande Guerra, Udine 2005.
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al. on refugees, emigrants and internees.41 Central research areas on “Triestina” issues include the War years, too. The first such issue is the conflict between Italians and Slovenes in the Istrian region. Many recent publications critically examine the constructed antagonism between the liberal, Italian city (bourgeoisie) and the Slovenian, Catholic hinterland (proletarian/peasant).42 A second main “Triestina” topic is the Austro-Italian Social Democracy and its position within the Austro-Marxist discourse, with special regard to the debates on nationalism (or national affiliation) and the ideas of autonomy for Trieste.43 However, very little attention has been paid to the German-speaking minority in Trieste – in contrast to the attention paid to “German” literature of the region.44 A few comprehensive works have been published in the past few years about other minority populations in Trieste, including the Jewish community (which numbered around 6.000 in 1918)45 and the Czech population46. Concerning the debates on autonomy and Trieste’s European identity, Glenda Sluga published an essential book in 2001.47 However, the main focus of this and other similar works is not the history of the city during World War One. Trieste is an example of a multicultural, multiconfessional centre, which represents a “space of transfer” between modern Austrian and Italian “cultures”,48 as well as a vital place of confrontation between Italians and South Slavs.49 Finally, as a result of the conditions of war, the city became a space of cultural intersection between military and civil administra41 Franco Cecotti, ed., “Un esilio che non ha pari”. 1914–1918. Profughi, internati ed emigranti di Trieste, dell’Isontino e dell’Istria, Gorizia 2001. 42 Cf. e.g. Anna Millo, L’elite del potere a Trieste. Una biografia collectiva, Milano 1989; Boris M. Gombač, Trst/Trieste. Dve imeni, ena identiteta, Ljubljana and Trieste 1993; Marko Kravos et al., Narodni dom v Trstu 1904–1920, Trieste 1995. 43 Elio Apih, Il socialismo italiano in Austria (1888–1918), Udine 1991; Marina Cataruzza, Socialismo adriatico. La socialdemocrazia di lingua italiane nei territori costieri della monarchia asburgica 1888–1915, Manduria et al. 2001; Sabine Rutar, Kultur – Nation – Milieu. Sozialdemokratie in Triest vor dem Ersten Weltkrieg, Essen 2004. 44 Silvana deLugnani, La cultura tedesca a Trieste dalla fine del 1700 al tramonto dell’Impero asburgico, Trieste 1986. 45 Tullia Catalan, La comunità ebraica 1781–1914, Trieste 2000; Cristina Benussi, ed., Storia di ebrei fra gli asburgo e l’Italia, Udine 2005. 46 Borut Klabjan, Čehi v zalivu. Češka prisotnost v Trstu od leta 1848 do prve svetovne vojne, in: Zgodovinski Časopis, vol. 60 issue 1–2 (2006), 69–94. 47 Glenda Sluga, The Problem of Trieste and the Italo-Yugoslav Border. Difference, Identity and Sovereignity in Twientieth Century Europe, New York 2001. 48 Angelo Ara, Einleitung, in: Angelo Ara and Eberhard Kolb, eds., Grenzregionen im Zeitalter der Nationalismen. Elsaß-Lothringen/Trient-Triest, 1870–1914, Edinburgh 1998, 8–9. 49 Gombač, Trst/Trieste.
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tion. Its foundation emerged from the Central European concept of modernity, but the events of World War One caused a complete cultural, social, economic, and ethnic transformation, which key social actors (“Irredentisti”, “Austriacanti”, “Narodnjaki”) had neither foreseen nor entirely intended: “Ultimately, the course of the war, and not the arguments of these men, determined the context in which the Adriatic Question was resolved”.50 The severe consequences of this change were evident in the composition of the city’s population as the war came to a close. Trieste had around 240.000 inhabitants in 1913 and less than 152.000 in 1917. The percentage of German-speaking people decreased by around two thirds and that of South Slavs by about half. Furthermore, following the war in 1919–20, the new Italian military authorities pursued an extensive policy specifically aimed at the “Italianisation” of the city.51 After 1918 Trieste was cast as a symbol of the “Austrian” defeat in the First Republic’s memory landscape (i.e. through memory literature, such as “Denn Österreich lag einst am Meer” 52) and as a symbol of victory in Italian memory culture, but occasionally interrupted by nostalgic references to the Habsburg Monarchy53 or by the construction of the Triestinità54. Hence the war caused a change in the urban (national and social) structure, shaped popular perceptions of the city, defined the expectations of city residents towards local and central authorities and the military, and re-defined urban and national identity constructs (evident in regard to the “Triestinità” as a mental construct). Relevant in this context is Paul Fussel’s thesis of the origin of modern memory55 under the conditions of Central European multinationality and hybridity: This “city at war” provides an exemplary model of the “decline” of Austrian “culture” and the realignment of myths and stereotypes within the framework of the modern concept of cultural memory. The years leading up to 1914 are of particular significance, because “the discussion about the future of the city, and even about all of Europe, has never been as intense as it was in these years”.56 Questions about the expectations and experiences of the population of Trieste, as well as those regarding memory and consciousness in Trieste during World War One have thus 50 Sluga, Problem of Trieste, 31. 51 Purini Piero, Le metamorfosi etniche di Trieste nel periodo 1915–1919, in: Annales. Series historia et sociologia vol. 12 issue 2 (2002), 341–362. 52 Lothar Baumgartner, ed., Denn Österreich lag einst am Meer. Das Leben des Admirals Alfred von Koudelka, Graz 1987. 53 Schneider, „Triest“, 166–167. 54 Claudio Magris, Microcosmi, Milano 1997, 246. 55 Cf. also the Italian edition: Paul Fussel, La Grande Guerra e la memoria moderna, Bologna 1994, 12. 56 Ara , “Culture Soul”, 124.
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far served as the main focus of analyses of primarily political discourses and of depictions of historical events or have been discussed with regard to culture in a rather narrow sense (literature and art). In these studies Trieste represents above all a space of national attributions (“Italian,” “Slovene” or generally “Austrian”); marginally it also represents a space of debates on urban infrastructure, on the experiences of the people within this urban environment, and on the changes in different population groups’ perceptions and discussion topics concerning the war. To date, no researchers have considered a history of relations between the city and war with regard to the “gelebten und gedeuteten Stadt”57. It would thus be promising to undertake a combined analysis of the concept of expectations of the city’s population(s), their imminent war experiences and the communicative or cultural memory (manifested remembrance) in this environment. Such a cultural approach58 would offer a necessary enhancement of the social scientific approaches most typically found in research studies on the relationship between war and cities, such as “Capital Cities at War” or, directly related to Trieste, “Trieste 1914–1918” by Fabi,59 a book based on concepts of everyday life history and on memory literature. Moreover, this innovative concept of an “Urban history on cities near the front” includes the urban centres of the Monarchy that were important for Trieste during the war referring to a widespread communication zone60 around the city. This communication zone encompasses Vienna, Ljubljana, Graz, Pula and Trieste. The war and the communication of the military authorities, as well as the economically and geographically defined by the line from the Mediterranean (harbour) via the “Südbahn” route to the capital of the Monarchy constructed it. The symbol of this connection in the time of World War One (and a symbolic bridge to Sarajevo) is the funeral procession of the assassinated heirs to the throne following this line. In the context of the discourse on the War communication zone, special attention has heretofore been paid to the political activity of the administrative authorities (as representatives of Vienna), to the development of Austro-Marxists, and to the Catholic Church with regard to institutional processes (i.e. Episcopal nomination). The approach has to discuss such aspects with a dual emphasis on perceptions in the urban context and on cultural 57 Marcus Funck, Urbanisierte Gesellschaften, Krieg und Gewalt. Stand und Perspektiven der Forschung, in: Informationen zur Modernen Stadtgeschichte, issue 2 (2005), 75. 58 Michaela Wolf, Triest als “Dritter Ort” der Kulturen, in: Federico Celestini and Helga Mitterbauer, eds., Ver-rückte Kulturen. Zur Dynamik kulturellen Transfers, Tübingen 2003, 158. 59 Jay Winter and Jean-Louis Robert, eds., Capital Cities at War. Paris, London, Berlin 1914–1919, Cambridge 2007; Fabi, Trieste 1914–1918, 1996. 60 Regarding space theories cf. for example: Alexander Geppert et al., Einführung, in: ibidem, eds., Ortsgespräche. Raum und Kommunikation im 19. und 20. Jahrhundert, Bielefeld 2005, 18.
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transfer. The perception of authorities (especially the k.k. army in Vienna, Ljubljana and Graz) and the transfers of ideas and images in connection with national and confessional questions leads to a new approach to the discursive presence of the war in the “space” of Trieste and its memory. Three leading questions have to be answered in this framework: 1. In the context of Trieste as a “Space of expectations,” analysis is required of the interests and expectations of the Trieste population(s) in relation to pre-war and imminent war experiences, focusing in particular on both Austrian and Italian military authorities: How did external events (Italy entering the war; Battles of Isonzo/Soča, streams of refugees, disruption of rail traffic) affect people’s expectations and their fields of activity? What was the relationship between the population and the authorities of the k.k. army like, particularly before the war broke out? What sort of meaning did the partial withdrawal of the military authorities have for the political and military importance of the city? How did the presence of the Austrian/Italian military in the “cityscape” affect the city’s inhabitants, and how were the soldiers perceived by the urban civilians ? 2. In the context of Trieste as a “Space of experience,” of particular interest are the experiences of city dwellers vis-à-vis the military authorities, soldiers and the events of the war, as well as the role of political reference centres (Vienna, Ljubljana, and Rome): What was the relevance of the harbour and of the “Südbahn” – and in some cases, the loss of these – for the population of Trieste with regards to competing cities (such as Pula)? How did residents receive the idea of Trieste as a “free-port city” or as a regional autonomy? And how did they deal with the idea of Trieste as a “European” city in the aftermath of war – following Scipio Slapater’s remarks such as: “All of the problems of contemporary Europe are united in one place [Trieste]. Let us solve them together for a better Europe”61? What made this region unique and distinct within Europe and from a European perspective? What were the considerations regarding post-war order and the compatibility of “European” and “Austrian” concepts (such as within the framework of the social-democratic movement62)? Other related subjects of analysis are: the influence of the “cultural struggle” on these above-listed experiences; the relationship between the Italian and Slovene Catholics within the so-called “brotherhood in arms”63; the role 61 Scipio Slapater, Scritti politici, Milano 1953, 168. 62 See e.g. Marina Cataruzza, Socialismo adriatico. La socialdemocrazia di lingua italiane nei territori costieri della monarchia asburgica 1888–1915, Manduria et al. 2001. 63 Paolo Blasina, Die Kirche und die nationale Frage in den adriatischen Gebieten, in: Ara and Kolb, Grenzregionen, 198.
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of the Jewish community64; the images and pictures of the seaport and the “Südbahn” route during the war and the role of the dock workers and railway workers therein; the evolution of stereotypes and ideas and their roots; the metaphor of the “occupation” as a reflection of the events on the Balkan peninsula. 3. In the context of Trieste as a “Space of remembrance” and “projected memories,” it also important to analyse the presence of inclusive and exclusive identity constructs during the war in discussions about city culture. Also of special interest are the changes in the cultural topography during those years with regards to specific classical sites (such as memorials and historical reference points in the city) and to the conflicts about (national and social) dominance and the persistence of images, myths, and stereotypes with regards to Trieste as a lieu de mémoire. How were they considered in the context of the immediate post-war period and in regards to the centralism of “Italianisation-politics” and the simultaneous construction of autonomous memory politics in Trieste (e.g. the change of the memory culture in the area of conflict between “Italianità” and “Triestinità”)? Some examples of questions are: What was the meaning of the debate about the monument for the Battle of Lissa 1916? What was the relation between the “two cultures city” and “the city at war”? How did affect the Habsburg Myth and the Venice Myth (Region Venezia-Giulia) the post-war society? How to deal with the harbour as a symbol of transfer in War context? How did residents discuss about memory especially in the upheaval phase 1918–19?
Conclusion
This chapter is meant to elucidate an as of yet unpublished “concept in progress”. The progress of research, from completing single contributions to being a member of an interdisciplinary research team reflects the complexities and intricacies of the examination of a for a long time under-studied and relatively obscure point of study in Contemporary History. The period of time (1914–1918) under discussion in this chapter – conveniently located in the “grey-zone” between Contemporary and Modern History – may be partly to blame for the war’s treatment as either a “continuation” point or a “lead-in” rather than as a unique field of study. Thus, it is with a sense of urgency that research is now being completed and processed in this field, utilizes all resources (and methods available) and following an inno64 Cf. e.g. Carlo Milic, La presenza della “nazione ebraica” nella società triestina, in: Comunità religiose di Trieste. Contributo di conoscenza, Udine 1979, 41–42.
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vative path of development. The practicability is visible with regards to the comprehensive, integrative approaches under the triad of Expectation, Experience, and Remembrance with reference to the history of Trieste during World War One.
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A field in search of a subject: What is (or should be) Jewish about Jewish Studies? Steven Beller
I wonder if this is the right field for me to be commenting on. My first book, Vienna and the Jews, which I assume is the main reason I was asked to contribute on the subject of Jewish Studies in this volume, is really a work in the field of European cultural history.1 It investigated the impact of a small religious or ethnic minority on a central moment of innovation in modern culture. Although the Jewish component of the contribution of Vienna 1900 to modern culture and thought was very significant, the modern culture involved was European (or even international) modern culture, not something uniquely Jewish. As someone who began as an historian of modern Europe and European modern culture, I see what Jews in Vienna, and Central Europe more generally contributed to modern culture and thought as precisely that, a contribution to a larger whole of European modern culture, with Jewish experience and Jewish history as part of a larger European, Western or global whole. You could well say the same of the English contribution to European modern culture, or the Protestant (or Catholic) contribution to modern culture generally. Perhaps the nearest equivalent to the Jewish contribution in Vienna to modern culture around 1900 was what the Scottish Enlightenment gave the world in the eighteenth century (and not just the Scottish contribution to English, or even British culture). My goal in earlier publications/research has been to include Jewish history as a vital part of mainstream European history, with a significance far beyond the Jews’ quite modest demographic numbers. It has not been mainly about studying Jews on their own terms, as a separate group. While my book on Theodor Herzl was in fact a book about a ‘Jewish thinker’, and as such put Herzl’s Jewishness front and centre, that remains an exception in the body of my work.2 Vienna and the Jews, in contrast, is not really a work of Jewish history: in an ideal world it should have appeared in bookstores on the European History: Central 1 Cf. Steven Beller, Vienna and the Jews 1867–1938. A Cultural History, Cambridge 1989. 2 Cf. Steven Beller, Herzl, London 2004. It was also an exception that proves the rule, as it argued that Herzl’s Jewishness arose from being an heir to a Central European Jewish tradition that was, in effect, a Jewish interpretation of German Enlightenment and liberal thought.
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Steven Beller
Europe/ Germany and Austria shelf, not in the Judaica section as it usually did. What follows then are reflections of a historian of modern Europe on recent developments in the field of Jewish Studies, and what future developments ought to look like. It is not coming from the perspective of someone deeply located within Jewish Studies as such.
The Danger of Definitions
As my title indicates, I have some questions about what the actual subject of Jewish Studies is, and I am far from being alone in this. Such ambiguities about the identity of this subject are based on real dilemmas and are the focus of considerable thought among its academic practitioners. In the USA the main professional academic organization is the Association of Jewish Studies and most universities seem happy to accept this appellation. Others though, such as Georgetown, prefer a programme on Jewish ‘Civilization’ based on a desire to redefine the study of things Jewish so that it is not simply one more exercise in identity politics, or in minority or ethnic studies. ‘Civilization’ in this context connotes both an intellectual and cultural content that a simple minority status, especially one based on ethnic or racial criteria does not have. It also suggests an autonomy of meaning and herit age, that a ‘Studies’ programme would not necessarily confer. This is because in common parlance ‘civilizations’ are self-sufficient, coherent wholes that encompass a whole type of human consciousness, independent of other ‘civilizations’, or at least not reliant on those others for their inherent meaning. Hence the rubric of ‘Jewish Civilization’ makes a very large claim for its subject, putting Jewish thought, history and experience, one assumes, on a par with that of the other constitutive world civilizations, such as Hindu civilization, Western civilization, or indeed Christian or Islamic civilization. How one categorizes and understands such civilizations, and their relations, is potentially, I would argue, a point of huge controversy. Would ‘Jewish civilization’, for instance, be separate from, or a part of, ‘European civilization’ or ‘Western civilization’? I am not going to offer an answer to this extraordinarily complex question, at least not at this point in this essay; what should be recognized here is simply that how we describe our subject, whether as Jewish Civilization or Jewish Studies, can have profound consequences for how we then approach it. The consequences can often, however, be really quite trivial as most Jewish Studies programmes go far beyond the parameters of minority or ethnic studies and encompass a very large element of the ‘Jewish civilization’ agenda; most courses of ‘Jewish Civilization’ inevitably include the experience of Jews as a religious and ethnic minority, as understood according to the minority/ethnic studies approach. The appellations involved reflect more
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a matter of emphasis than principled distinction. It is also worth noting that these differences of emphasis can point to large variations in approach. That being said however, most academic programmes in Jewish Studies tend to follow the emporium model as they try to encompass as many orientations and approaches as possible (or rather, to the degree that available faculty members can handle). Let us consider how a fairly typical Jewish Studies programme defines itself. Below is the University of Virginia Jewish Studies Program mission statement as a first example: “Jewish Studies allows students to focus on the history, languages, and literature of the Jewish people; the beliefs and practices of Judaism; and the enduring contributions of Jewish wisdom to human civilization. These contributions range from Biblical monotheism and ethics; to Rabbinic traditions of text study and interpretation; to Jewish literary responses to marginality, oppression, and suffering in modern times; and to monuments of the twentieth-century Jewish experience, including the revival of Hebrew as a living language, the establishment of Israel as an independent political state, and the thriving of diverse forms of Jewish community throughout the world. Students can take courses in Biblical and Modern Hebrew, Yiddish, Bible, Rabbinic literature, Jewish ancient and modern history, Jewish literature and culture, Holocaust studies, Jewish theology, and Jewish communities and cultures worldwide.”3 Evident from this mission statement is just how broad “Jewish Studies” can be, especially since there seem to be, understandably so, several definitions of ‘Jewish’.There are, frankly, several ways in which we can define the Jewish subject of Jewish Studies. Most Europeans, I suspect, would define as Jewish primarily a religion and a religious community, along the lines of the Christian religion, or Islam, or perhaps various denominations within these groups. A Jew, by this definition, is someone who believes in and practices the Jewish religion. “Jewish” in this regard refers thus to a set of religious tenets and practices. There is also, however, a secular, non-religious definition which revolves around, as the UVA statement claims, the ‘Jewish people’. This is not in itself that clear, because there are at least three understandings of the term: the Jewish people as a nation, the Jewish people as an ethnic group, and the Jewish people as a set of individuals with a Jewish background. In addition to this is that other related, but somewhat different concept, discussed above, of a Jewish civilization or culture, which is not necessarily religious and, though created 3 http://records.ureg.virginia.edu/preview_entity.php?catoid=22&ent_oid=1391&bc=1
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within Jewish communities, need not necessarily be confined to the Jewish ‘people’. (Max Bruch, for instance, wrote a very moving setting of Kol nidrei, although Bruch himself was not Jewish, either by religion or descent.) There is a confusing and disparate range of definitions involved here, and it is unclear who and what exactly are included, for the range of inclusion and the nature of inclusion depends first and foremost on how the field is defined. It is understandable that academic program-makers might find this lack of certainty about definition unacceptable. After all, do we not need to know which turf we are standing on? My own instinct is to warn against such pressure to define the field. Instead I think an inclusive approach that accepts all these definitions, is preferable. There is a danger of focussing too much on the definition in any subject and narrowing unduly the sphere of activity . The danger of doing this is especially great in Jewish Studies because modern Jewish history is a history of blurred and complex identity and self-understanding, ambiguity and mutual influencing with the other non-Jewish members of society, without a clearly separate development. Definition sets limits and hence excludes, and such exclusion can give an inaccurate picture of the history of a group, a culture, a religion, that was developing in anything but isolation in modern Europe. A case in point is the attempt, understandable in many ways, of excluding from consideration as ‘Jewish’ those writers of Jewish descent in Vienna in 1900 who consciously rejected any Jewish identity. Is the active rejection of a part of your background, however, not in itself a significant phenomenon, which can in fact have significant influence on the character of the work produced? And how do we know when statements of rejection are really a form of repudiating an identity rather than something more subtle? Often it is at the margins, the interstices, in the arguments and rationales of (self-)inclusion and exclusion that the most interesting and even significant insights occurred in the history of Jewish participation in modern culture in Central Europe. Karl Kraus is a famous, if not notorious, instance of this.4 Creating exclusive definitions runs the danger of excising the memory of these interactions between Jewish and non-Jewish experience from the historical record.
4 On Kraus, cf. Edward Timms, Karl Kraus. Apocalyptic Satirist. Culture and Catastrophe in Habsburg Vienna, New Haven 1986; Paul Reitter, The Anti-Journalist. Karl Kraus and Jewish Sel-Fashioning in Fin-de-Siècle Europe, Chicago 2008.
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Core and Periphery
There is, however, a paradox to keep in mind, namely that Jewish Studies would never have developed as its own field had it not had some degree of definition and limitation of its parameters as a discipline/field of study. How else would one know what Jewish Studies is meant to encompass and refer to, for example? In the last quarter century there has been a rapid development of Jewish Studies, both in terms of expansion and professionalization. The number of Jewish Studies programmes at Western universities has vastly increased, as has the number of courses. More specialized training has developed to fill the increasing number of teaching slots created by this expansion, and this in turn has spurred calls for tighter qualifications and higher standards, including linguistic standards, to make Jewish Studies a properly academic, respectable and professional field It is hard to argue against this sort of heightening of ‘standards’, and I would be the first to support the need for rigour in research methodology, as well as originality in developing research theses. The question is however, which ‘standards’ are really necessary to ensure academic viability for the field, and which are unnecessarily exclusionary, creating conceptual blinkers, narrowing the perspectives of those in the field, and thus inhibiting truly innovative and dynamic academic research My own personal experience suggests that too often restrictive criteria within Jewish Studies have excluded perspectives that do not conform to a prescribed norm, and that this norm has been one which views the perspective from within Jewish Studies as the only relevant one. These developments have been good for the internal functioning of Jewish Studies. The expansion of knowledge of Hebrew – both classical and modern – has undoubtedly helped research in many subjects, and helped open up the world of Israeli scholarship to Western scholars. Research in fields of Jewish culture that had not previously been thoroughly explored, such as Yiddish theatre, have brought many interesting and thought-provoking discoveries in recent years. We also know much more about the internal functioning and politics of many Jewish communities. For instance, we now know about the internal politics of the official Viennese Jewish community, the Israelitische Kultusgemeinde (IKG), the ‘bones’ as it were of the wider community of Viennese Jews, in ways that were simply not available in 1984, when I wrote the first draft of my work on Jews in modern culture in Vienna.5
5 Cf. Harriet Pass Friedenreich, Jewish Politics in Vienna 1918–1938, Bloomington 1991; David Rechter, The Jews of Vienna and the First World War, London 2001.
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Yet the strengthening of the ‘core’ of Jewish Studies that we have witnessed of late comes at a cost – if the core alone is emphasised – because there are large realms of modern Jewish history and experience for which such developments at the core are only tangentially significant. If one is dealing with Jewish participation in mainstream modern culture and thought around 1900, then the knowledge, for instance, of Hebrew in any form, classical or modern, is actually of little relevance. Hardly any of the leading Jewish contributors to modern culture in Vienna knew much if any Hebrew. They wrote and spoke in German. Too rigid or exclusive a concept of a core Jewish culture, faith or tradition can also create havoc with our understanding of modern Jewish history, because modern Jewish experience was not as exclusively Jewish as such a model implies. Modern Jewish experience, but also to a perhaps surprising degree pre-modern Jewish experience, was one connected in a myriad of ways to the surrounding, non-Jewish societies, and is only really understandable within these larger, non-Jewish contexts. It is deceptive to study Jewish history with an exclusive inward-looking perspective, and without looking at the context in which Jewish society and thought was developing in a particular time period.
Contexts and Connections
The setting of Jewish history into larger, general contexts has recently produced many new and crucial insights. In Russian Jewish history, which was once viewed mainly in terms of a self-contained Jewish community, the work of scholars such as Steven Zipperstein has shown that the interaction of Jewish and non-Jewish society and culture was much more significant than once assumed.6 Similarly in Central European Jewish history, ostensibly ‘core’ Jewish fields of study/research, such as internal developments within Jewish religious thinking and organization, have been shown by scholars such as David Sorkin to be only properly understandable within wider contexts. The Jewish Enlightenment, or Haskalah, for instance, was once thought to be a modern importation of ‘non-Jewish’ thought into a purely Jewish religious tradition. Sorkin, however, has shown that it was much more complex than that, precisely because there was no ‘pure’ Jewish religious tradition, and the Maskilim (followers of the Haskalah) often relied on other Jewish religious traditions, most notably that of the Sephardim, as their sources of reform. On the other hand, Sorkin has also shown that all major religious groups in Western and Central Europe were responding 6 Cf. Steven Zipperstein, The Jews of Odessa. A Cultural History 1794–1881, Palo Alto 1985; Benjamin Nathans, Beyond the Pale. The Jewish Encounter with Late Imperial Russia, Berkeley 2004.
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– positively – to the promise of rationality within the Enlightenment, some more successfully than others. His scholarship now allows us to put into context far more accurately modern Jewish religious developments, and hence better understand them.7 Jews and non-Jews in modern times were connected in so many ways that it is really not helpful to try to quarantine off some hermetic Jewish culture or experience. And yet this does not at all mean that there was not an identifiable Jewish culture and community within the larger cultures and communities. Jews were both a distinct group within society, and intimately connected to that larger society. Sorkin has shown, for instance, that Jews clearly became Germans, but they became Germans in their own way. There was a similar situation in Austria – but perhaps here the better analogy would be that Jews became Viennese, but Viennese in their own way. What we are dealing with in the case of Jews is, after all, not a ‘normal’ national or religious group, but rather a classic, perhaps the classic example of a diasporic group, with all the complexities of diasporic sub-cultures that that entails. Hence it is as a sub-culture that Sorkin characterizes as nineteenth century German Jewry, that is, German and yet still Jewish (in a new, transformed way); but this subculture, being Jewish, was also linked to other Jewish sub-cultures outside German borders. Jewish history is thus about the dialectic between integration and difference, connection and separation, identification with the whole and yet retention of particular identity that makes Jews such an awkward, yet fascinating case within European history. Jews were not only a religious group, not only an ethnic group, not only their own civilization, but all those things in concert, and also intimately connected and caught up in the larger European world. One interesting development in Jewish Studies/History has been Yuri Slezkine’s book The Jewish Century.8Slezkine develops a perhaps overly schematic, certainly controversial, yet insightful typology, which sees human society in terms of two main, interdependent social forms: the Apollonian peoples, tied to the land, squarely based on an agrarian economy, and with value systems emphasizing military valour, physical strength and beauty; and the Mercurian peoples, who live among the Apollonians but have a quite different socioeconomic function. The Mercurians are the commercial, mediatory group, based on commerce and finance, and communication with value systems emphasizing education, literacy and intellect. As Slezkine shows, there have been many Mercurian peoples in world history, and many exist to this day all over the world – many 7 Cf. David Sorkin, The Transformation of German Jewry 1780–1840, Oxford 1987; ibid., Moses Mendelssohn and the Religious Enlightenment, Berkeley 1996; ibid., The Religious Enlightenment. Protestants, Jews and Catholics from London to Vienna, Princeton 2008. 8 Cf. Yuri Slezkine, The Jewish Century, Princeton 2004.
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societies seem to divide social functions ethnically along these lines. As such the Jews were not by any means the only Mercurians in world history, or even in European history, but for centuries they were the Mercurians of European society – the paradigmatic case. There is nothing eternal or essential about this typology. Jews, as Slezkine points out, were once just as ‘Apollonian’ as most other peoples, when they were in Ancient Judea. But the vast bulk of Jewish history is a history of a diasporic people. As such Jewish history (and Jewish Studies therefore?) is about a group of people who were involved in commercial and intellectual pursuits, who were always in between, mediating between other groups and centres. They were not themselves in the centre, but rather in the middle, mediating between centres. As such Jews cannot be understood as a typical religious or ethnic group, which usually has some form of subordination to a central hierarchy or power. Instead Jews always represented difference and a minority exception, they were always marginal – from the viewpoint of the Apollonians. (As such Jewish Studies shares some similarities with fields such as African-American Studies, while also quite different in other respects.) Jewish history is therefore a history centred on a dialectic between marginality and mediation, which are in effect the same phenomenon seen from different perspectives. It should therefore not come as a surprise that the most influential parts of Jewish history occurred at the interstices, the borders and the margins, those areas between Jewish society and non-Jewish societies where innovation and change of perspective happened most readily, and almost always out of necessity. Shulamit Volkov once pointed out that a large part of any explanation for the over-representation of Jews among German Nobel prizewinners had to do with the very fact that Jews were discriminated against in German academia and did not get the prestigious jobs at the centre of the various academic disciplines. This pushed those who were determined to succeed to work harder, but also to take jobs in less fashionable branches of research, where more discoveries were possible, and often to invent new academic disciplines in order to gain a foothold, which was even more fertile ground for innovation. It was in the interstices between the disciplines, in other words, that most innovation and discovery was possible, and that is where the Jewish scientists had been forced to by the anti-Semitic discrimination in society in late nineteenth and early twentieth century Germany.9 In Jewish history it has similarly been at the margin, in the interstices, where insight and innovation have occurred most readily between Jewish and non-Jewish culture and society.
9 Cf. Shulamit Volkov, Soziale Ursachen des jüdischen Erfolgs in der Wissenschaft, in: ibid., Jüdisches Leben und Antisemitismus im 19. und 20. Jahrhundert, Munich 1990, 146–165.
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Towards an Inclusive Jewish Studies
This is all missed if Jews are studied only for themselves rather than as part of a larger whole. One might say that it is a mistake to study Jews and Jewish culture as though they were an Apollonian culture (i.e. with a definite centre and a definite field) because then the Mercurian element is neglected, not only for Jews but for the non-Jewish society around them. For if Jews are defined in isolation, safely quarantined as their own subject, then the other ‘national’ histories can be safely treated without having to bother any more about any possible Jewish aspect to that ‘general’ history and culture. The ‘either/or’ principle so beloved of Apollonians and nationalists for its simplifying, rationalizing, and exclusory logic, then takes over, with Jewish aspects shunted off to Jewish Studies, and the other (Apollonian) aspects left again to their own, ‘harmonic’, uniform concerns. This is, if you will, the other side of the nationalizing of Jewish history through Zionism. Once Zionism’s goal of a Jewish nation-state was achieved in the form of modern Israel, then, in theory at least, the ideal of reestablishing a normal, Jewish national identity, as Israeli, was achieved, and there was no longer any need to retain what had been an effectively pluralist Jewish ideal, which had been based on the diasporic experience. The Jewish ‘fate’ of always being in-between, on the margin, was, for many thinkers such as Arthur Koestler, solved by Israel, so that those Jews who wanted to remain Jews should ‘go up’ to Israel, and those who wanted to stay should fully ‘dive under’ (assimilate) into their surrounding societies. This, however, as another Zionist, Isaiah Berlin, pointed out, would be both a disservice to Jews and to the Western liberal democracies in which most of them lived because it would be a negation of difference, and it is respect of difference on which liberal pluralism is based.10 It would, in conclusion, thus be almost un-Jewish to have Jewish Studies that concentrated only on internal Jewish matters. Clearly that has to be one of the fied’s tasks, but Jewish Studies can only really prosper when the connectedness of the Jewish experience to the rest of human experience is fully respected. Hence there is a crucial need in any Jewish Studies program to bear in mind the web of mutual influences in which the Jewish experience and Jewish communities developed in modern Europe, with Jewish identities and traditions transformed in response to modern European trends and developments, but nevertheless retaining a Jewish identity, and then in turn having a remarkable influence on the modern culture and thought in which Jews participated in such high numbers (on both 10 The short, but key, debate is in Douglas Villiers, ed., Next Year in Jerusalem. Jews in the Twentieth Century, London 1976, 98–106.
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sides of the Atlantic). That influence could take many fascinating forms, from the vitriol of Karl Kraus, the taboo-breaking insights of Freud, all the way to the apparently frivolous (but also taboo-breaking) world of operetta, and all to speak only of Vienna without going any farther afield (to New York for instance). Little or any of this centrally important cultural aspect to the ‘Jewish century’ of which Slezkine talks is explicable from within the ‘core’ of Jewish Studies alone. Yet for a Jewish Studies properly conceived--that embraces the margin, it should be central. Fortunately, from my experience of Jewish Studies at Graz, one of whose main journals is entitled Transversal, it is precisely this marginal/mediating world of interconnectedness that has been and remains the main focus of research here. Long may it continue to be so!
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Jewish Studies in Austria and Germany were mushrooming in the 1990s and into the early years of the third millennium. Numerous new institutions in Jewish and Judaic Studies were established in the two countries, strengthening a trend that also found expression in the creation of Jewish museums as well as the restoration of dilapidated or destroyed synagogues. Such developments behove us to ask what the reasons are for this heightened interest in all things Jewish, and how, in turn, this reflect the position of Jews in society at large. Before responding directly to this question, I will provide an overview of the historical development of Jewish Studies, from its early beginnings in the second decade of the nineteenth century to the present, while embedding it in its relevant societal context. This will also include discussion of several shortcomings in Jewish Studies, such as the failure to represent Jews as full-fledged members of society at large. The founders of the Centrum für Jüdische Studien at the Karl-Franzens-University Graz were well aware of these shortcomings however, and sought a particular a methodological approach that would allow for relevant solutions as they designed the program. One of these approaches is the performative approach, which I will discuss in more detail in the final part of this chapter in order toshow how its application may result in a new perspective on Jewish identity, and consequently may produce new narratives of Jewish history. The pursuit of a performative approach in Jewish history and culture is thus one way in which the Centrum shapes its profile and, at the same time, remains part of the scientific community of Jewish Studies in Germany and Austria.
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General overview
In the past few decades Jewish Studies1 have become solidly embedded in Austria and Germany’s academic landscapes. This development lagged behind a similar trend in the United States, but preceded a process currently underway in Eastern Europe.2 According to this comparative perspective, the founding and expansion of Jewish Studies in the German-speaking region is part of a wider development in the western world, and should therefore not be regarded as atypical. That the establishment – and burgeoning – of Jewish Studies in Austria and Germany took place only a few decades after these societies had steadfastly attempted to eradicate their Jewish populations, indeed distinguishes the institutionalizing process there from its American counterpart and makes for an intriguing case.3 The leading/commanding role played by both states in the Shoah and its consequences for each society clearly distinguishes Austria and Germany from other countries, such as
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Jewish Studies may be established either as a department or, what is more often the case, as an crossdisciplinary program. In Germany, the terms Jewish Studies and Judaic studies denote different approaches to the study of Jewish history, culture and religion. In the 1990s a fierce debate raged among the representatives of the respective fields. Most of the new institutions founded in these years called themselves Jewish – instead of Judaic – Studies, and scholars affiliated with the former claimed to pursue an innovative as well as more relevant research approach. In contrast to their own academic field, they asserted that Judaic Studies had little to say about Jewish life outside the realm of religion. The subject of Judaistik accept this criticism but did lash out against its new rival, Jüdische Studien. Its representatives held that the lack of Hebrew language skills among people working in the field of Jewish Studies restricts their access to sources necessary for research. Consequently, it was argued that they are bound to create images of the past that do not reflect reality. Cf. Peter Schäfer, Judaistik. Jüdische Wissenschaft in Deutschland heute, Historische Identität und Nationalität, in: Saeculum vol. 42 (1991).) On this controversy cf. Christoph Schulte, Judaistik or Jewish Studies? The New Construction of Jewish Studies at the Universities in the Former German Democratic Republic, in: Shofar vol. 15, issue 4 (1997), 32–40, and Niko Oswald, Judentum als Gegenstand von Wissenschaft. Eine Kritik des Faches Judaistik in Deutschland, in: Babylon vol. 8 (1991), 47. In addition: Liliane Weissberg, Reflecting on the Past, Envisioning the Future. Perspectives for German-Jewish Studies, in: GHI Bulletin vol. 35 (2004), 23. Notwithstanding all differences between Jewish and Judaic Studies, only the former term is used in this article 2 Cf., for example, Toralf Kleinsorge, Jüdische Studien in Polen und die Möglichkeiten deutsch-polnischer Wissenschaftskooperation, in: Klaus Hödl, ed.,Jüdische Studien. Reflexionen zu Theorie und Praxis eines wissenschaftlichen Feldes, Innsbruck 2003, 73–87. 3 The situation in Austria differs from that in Germany and is for this reason beyond the scope of this article.
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the US, where Jewish Studies are also given fertile ground in which to develop.4 In the American academic setting, for example, the founding of a Jewish/Judaic Studies program is frequently financed, sometimes even initiated, by Jewish donors, and it often serves the goal of strengthening Jewish identity broadly conceived.5 This can hardly be the case in Central Europe. Due to the small number of Jews in Austria and Germany, there are nei ther enough people willing to sponsor such university programs, nor is there a sufficient number of ( Jewish) students who would be receptive to the employment of Jewish Studies for ‘identity politics’.6 With these differences in mind, I will address a first set of questions in the following pages: What purpose other than promoting a Jewish consciousness do Jewish Studies serve in Austria? What does its institutionalisation reflect? How is it or should it be conceptualised? Jewish Studies were thriving in Germany from the 1980s onwards in particular. Presently, however, a slowing down, probably even reversal of this process can be discerned. 7 Jewish Studies seem to have reached and passed their climax.8 What is the reason for this change? What accounts for the new constellation? A tendentious answer to both set of questions links Jewish Studies to the reception by society at large of ‘all things Jewish’, such as Jewish cultural festivals and museums. It also challenges the commonly-held thesis that a growth of interest in Jewish history and culture, displayed above all by young (non-Jewish) Germans, is a result of this generation’s questioning of the historical narratives of their societies in which the place of Jews is largely obfuscated, if not thoroughly neglected. The conspicuous presence of non-Jews at Jewish cultural festivals brings Jews back into the historical discourse. It acknowledges the cultural life of their past, and thereby makes it part of contemporary society’s collective memory. Jewish cultural festivals help Jews and Jewish culture to become accepted by the 4 Cf. Zev Garber, Academic Approaches to Teaching Jewish Studies, Lanham 2000. 5 Cf. Michael Brenner, Jüdische Studien im internationalen Kontext, in: Michael Brenner and Stefan Rohrbacher, eds., Wissenschaft vom Judentum. Annäherungen nach dem Holocaust, Göttingen 2000, 48. 6 In some cases this might not be true. The Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg, for example, was founded for the sake of educating and training rabbis, cantors and teachers of religion in 1972. 7 Anita Shapira called attention to this trend in the U.S. as far back as in the mid-1990s. She tied it to the replacement of Ethnic Studies by Cultural Studies. Cf. Anita Shapira, Reflections on the Rise and Fall of Judaic Studies in the Final Quarter of the Twentieth Century, in: Jewish Studies Quarterly vol. 3 issue 2 (1996), 114. 8 As is frequently the case, Austria lags behind the new trend. Against the background of past experiences, however, it is safe to assume that it will soon catch up to the new development.
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larger population while also providing venues for Jews to merge into the societal/cultural mainstream. Such developments are not discernible in Jewish Studies, however, which may be one of the factors for their declining academic relevance in recent years.
The early beginnings of Jewish Studies
The first efforts to institutionalise Jewish Studies in the German academic world date back to the early nineteenth century, when several Jewish intellectuals banded together in Berlin in order to discuss contemporary scientific and cultural issues.9 Among these people were Leopold Zunz, Isaac Markus Jost, and Eduard Ganz, who were to become outstanding intellectual leaders and reformers of German Jewry in the years to come.10 Of all the topics debated in the Wissenschaftszirkel, as the group called itself, only one dealt with Judaism.11 This may be taken as evidence that the group strove to participate in the intellectual and cultural life of society at large rather than to restrict itself to matters exclusive to the Jewish world. The attitude of these modern Jews changed in the following years. The emergence of the Romantic movement12 and the concomitant erosion of the ideas of the Enlightenment, the birth of German nationalist thinking and its emphasis on folklore13 turned out to be major, if not insurmountable hindrances to the German-Jews’ goal of becoming full-fledged members of society. The upsurge of anti-Semitism in the years following the victory over Napoleon further obscured the vision of full Jewish participation in larger societal processes.14 Widely alienated from traditional Judaism, but painfully aware of the obstacles to becoming recognised as equals by the larger society, the members of the Wissenschaftszirkel 9 Siegfried Ucko, Geistesgeschichtliche Grundlagen der Wissenschaft des Judentums, in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland vol. 5 issue 1 (1935), 3–4. 10 Cf. Michael A. Meyer, Antwort auf die Moderne. Geschichte der Reformbewegung im Judentum, Vienna 2000. 11 Cf. Michael A. Meyer, Von Moses Mendelssohn zu Leopold Zunz. Jüdische Identität in Deutschland 1749–1824, Munich 1992, 189. 12 Cf. Rüdiger Safranski, Romantik. Eine deutsche Affäre, Munich 2007. 13 Cf. Wolfgang Jacobeit et al., eds., Völkische Wissenschaft. Gestalten und Tendenzen der deutschen und österreichischen Volkskunde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Vienna 1994, 18–21. 14 Cf. Rainer Erb and Werner Bergmann, Die Nachtseite der Judenemanzipation. Der Widerstand gegen die Integration der Juden in Deutschland 1780–1860, Berlin 1989, 41–46.
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now strove for a concept of Judaism that, on the one hand, they could identify with, and that, on the other, was in accordance with the tenets of modernity. For this reason they created the Verein für Kultur und Wissenschaft der Juden (1819–1824) which was intended as a forum for developing a new understanding of Judaism.15 The innovative element of the Verein was that it challenged the Christian monopoly of studying Judaism in a non-religious way.16 The Wissenschaft des Judentums thus evolved from these activities that sought to interpret Judaism according to a new Jewish perspective. It was conceived of as an interdisciplinary study of Judaism. According to the aforementioned Leopold Zunz, it comprised disciplines such as Theologie, Jurisprudenz, Ethik, Geographie, Mathematik, Astronomie, Medizin, Kunst, Sprache, Geschichte, among others.17 The Wissenschaft embarked on a critical interpretation of Jewish texts and history that transgressed limitations to analyse them imposed by religious authorities.18 The link between the Wissenschaft des Judentums and Jewish/Judaic Studies in contemporary Germany or Austria lies in the fact that the members of the Wissenschaft made the first efforts to establish the ‘scientific’ study of Judaism in a university setting. Leopold Zunz was the driving force behind these endeavours, and in 1843 as well as in 1848 he petitioned the Prussian Minister of Education to establish a professorship of Jewish literature and history at the University of Berlin. However, his request was declined on the grounds that this kind of chair would “strengthen Jewish existence in its particularity, and give spiritual support to its alienating laws and usages”19 In reaction to Zunz’ frustrated efforts, Jews founded their own institutions. In 1854 the Jüdisch-Theologische Seminar Fränklscher Stiftung was established in Breslau, and in 1872 the Hochschule für die Wissenschaft des Judentums was founded in Berlin.20 The clear separation of these Jewish institutions from public universities did not change before WWI. In the subsequent years, the study of Judaism was cau15 Cf. Klaus Hödl, Zwischen den Welten. Jüdische Studien und kulturelle Selbstreflexion, in: Hödl, ed., Studien, 173. 16 Cf. Ismar Schorsch, Das erste Jahrhundert der Wissenschaft des Judentums 1818–1919, in: Brenner and Rohrbacher, eds., Wissenschaft, 11. 17 Cf. Schäfer, Judaistik, 202. 18 The crucial element was the examination of Jewish writing by taking into account the historical context of its production. As a consequence, it could be pointed out that Judaism did not remain static but in fact changed over time. In this way, the Wissenschaft could criticise contemporary Jewish customs, regard them as old-fashioned, and demand their adaptation to new social circumstances. Some scholars claimed that “even the original Sinaic revelation was subject to evolution”. (Ismar Schorsch, From Text to Context. The Turn to History in Modern Judaism, Hanover 1994, 69. 19 Shaye J. D. Cohen, Gentiles and Jewish Studies, in: Jewish Studies Quarterly vol. 3, issue 2 (1996), 185. 20 Cf. Peter Schäfer, Jewish Studies in Germany Today, in: ibid., 149.
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tiously integrated into the existing academic world. At the University of Frankfurt/M., for instance, a position for Religion und jüdische Ethik was established, although it would never be possible to reach the status of full professor from within this position.21 After WWII, due to the desire of a few non-Jewish Austrians and Germans to achieve a better understanding of Judaism, the situation improved greatly.The awareness of the monstrous atrocities perpetrated by Austria and Germany during the Nazi-regime was a major reason for an emerging interest in Jewish history and culture in the immediate postwar years. Efforts to expand knowledge of Judaism and to divest Jews of their status as the ‘exotic other’ were made in various areas, the academic field being one of them. However, it was not until the 1960s that Jewish Studies became a legitimate part of the academic setting in Germany. The first chair for Judaistik was established at the Free University in Berlin in 1963/64. Other institutions were soon to follow, such as the MartinBuber-Institut für Judaistik at the University of Cologne in 1966 and the Seminar für Judaistik at the University of Frankfurt/Main in 1969. In Hamburg, the Institut für die Geschichte der deutschen Juden was established in 1963, and in Duisburg the Geschichte und Religion des Judentums in 1974, which in 1987 was to become the Solomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte. Chairs in Freiburg i. Br., belonging to the department of Orientalistik, in Munich22 and other universities, such as Aachen and Trier, must also be mentioned. In Heidelberg, the Hochschule für Jüdische Studien was established in 1978.23 The expansion of Jewish Studies found its continuation in former East Germany in the 1990s,24 which thus demonstrates its intimate connections with social and political developments of the larger society. In Austria, the situation was similar, but also displays some differences. The first efforts to give Jewish Studies an institutional framework were taking place as early as 1945 and 21 In the pre-WWII period the goal of establishing Jewish Studies in a university setting was only achieved at an international level: Professorships were established at Harvard and Columbia, and the Hebrew University was opened in Jerusalem. Cf. Brenner, Studien, 8. While these institutions flourished, the very modest beginnings in Germany came to an end with the rise of National Socialism. 22 Cf. Michael Tibudd, Der Erste seiner Art, in: Süddeutsche Zeitung 4-6-2007, 128. 23 Cf. Schäfer, Judaistik, 209. 24 Among these new centres of research affiliated with a university or institutions at a university are the Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur at the University of Leipzig, directed by Dan Diner, the chair of Judaic Studies at the University of Erfurt, which has been given to Andreas Gotzmann, the Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien at the University of Potsdam (MMZ), which is headed by Julius Schoeps and the chair of Jewish Studies at the University of HalleWittenberg, taken by Giuseppe Veltri. Cf. Schlüter, Judaistik, 91.
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coalesced in the Institut für Judaistik at the University of Vienna. It was granted a professorship in 1959. From 1966 until 1993 the chair was headed by Kurt Schubert, a Catholic.25 Even though the Viennese institution was the first of its kind in the German-speaking area, decades passed before other institutions sprung up in Austria. It was not before major societal upheavals, such as the Waldheim-affair, occurred and ensuing efforts were taken by politics and society at large to come to terms with the country’s past that new institutions dedicated to Jewish history and culture emerged. The first of these was the Institut für jüdische Geschichte Österreichs, organised in St. Pölten in 1988. Other institutions were soon to follow, such as the Centrum für Jüdische Studien in Graz and the Zentrum für jüdische Kulturgeschichte at the University of Salzburg at the beginning of the third millennium. The latter are all dedicated to Jewish – instead of Judaic – studies, and seek to integrate a cultural studies approach.
Jewish culture by and for non-Jews
The establishment and expansion of Jewish Studies at a university is the academic expression of a more general trend in German society, indicating a growing interest in Jewish (cultural) life. The introduction of relevant university programswent continued, but quickly came to be accompanied by other endeavours aimed at interweaving strands of the Jewish past with extant historical narratives. Among these activities were the founding of Jewish memorial sites and museums,26 the restoration of synagogues, efforts to preserve Jewish graveyards, and the organisation of Jewish cultural events. The intriguing aspect of this work lies in the fact that much of it was/has been initiated and organised by, and frequently for, non-Jews.27 In the non-academic sphere, Klezmer festivals have been the most conspicuous and popular Jewish-related activities. An overwhelming proportion of their audience, as well as many musicians, sometimes entire bands, are themselves not Jewish.28 These musicians play 25 Cf. Evelyn Adunka, Die vierte Gemeinde. Die Wiener Juden in der Zeit von 1945 bis heute, Vienna 2002, 169. 26 Cf. Jens Hoppe, Jüdische Geschichte und Kultur in Museen. Zur nichtjüdischen Museologie des Jüdischen in Deutschland, Münster 2002. 27 Cf. Ruth Ellen Gruber, Virtually Jewish. Reinventing Jewish Culture in Europe, Berkeley 2002. 28 This is not only true for Germany, but also for the probably most famous and important contemporary festivals that take place in Kazimiersz, the formerly Jewish district of Cracow. (Cf. A Polish-Jewish renaissance, in: The Jerusalem Post 26-6-2006, 24. Craig S. Smith, Reviving Jewish Culture. Without the Jews, in: New York Times selected for Der Standard, 23-7-2007), 3.
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and, as is always the case with cultural performing, reinterpret traditional Klezmer music. In interacting with the audience, non-Jewish musicians and onlookers generate an aspect of so-called Jewish culture. This ‘Goyish Klezmer’ must not be regarded as a distinct, nonauthentic version of Klezmer, but is rather an integral part of the overall Klezmer scene. To a notable degree Klezmer is thus played and shaped by non-Jews. Against this background it may be asked whether Klezmer can still be called ‘Jewish music’? In a lecture on the prospects of German-Jewish Studies delivered in fall 2003, the American scholar Liliane Weissberg draws attention to the performance of Jewish culture by non-Jews through Klezmer concerts, and thereby concludes that this “Klezmer scene … evokes haunting images of the Past”.29 – Of a past, it may be added, of which young Germans relishing in the revival of Yiddish music have no personal experiences. The craze for Klezmer music brings to life a fragment of a culture that was almost eradicated by the grandparents of the German audience and musicians. Its reawakening through festivals is undertaken less by the descendants of the Shoah victims than by the second or third generation of Nazi perpetrators. It is appropriated to the image of a Jewish milieu that is known only from books and other sources, that is, it is adjusted to a largely ‘invented’ cultural cosmos. By means of these cultural events, non-Jews display their openness towards aspects of Jewish cultural life, once destined to be obliterated by their progenitors. In addition, they take on the role of Jews who are no longer around. Through the performances, the musicians also act as Jews. Weissberg claims that “those young Germans performing in Berlin’s Hackesche Höfe or its former Scheunenviertel, a section of town that was populated by poor Eastern European immigrants before the war, are not just playing music. They are playing Jews. This role play has become very successful, and gives apparent satisfaction to actors and listeners alike, many of them tourists visiting the German capital, who encounter this phenomenon for the first time and wonder what it is that they encounter here.”30 Some decades after they were killed, Jews ‘become alive again’. This does not happen through commemoration, though, but through mimicry, through their presentation as entertaining figures.31 29 Weissberg, Past, 12. 30 Ibid. 31 This phenomenon is not new, but could also be observed in Eastern Europe as far back as the nineteenth century. Although it contradicts widely held assumptions, the conception that Klezmer was an authentic expression of Jewish music is wrong. Jews borrowed many elements from non-Jewish musical traditions, such as Gypsy music; even Klezmer musicians were themselves not always Jewish. It has been documented, for example, that entire Klezmer bands playing at a Jewish wedding could consist entirely of nonJewish members. Cf. Klaus Hödl, Anmerkungen zum Thema, in: transversal vol. 7, issue 1 (2006), 5.
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In this way, a certain aspect of assumedly authentic Jewish culture becomes part of and converges with a larger cultural stream. The reception of Klezmer paradigmatically reflects the contact of Germany and Austria’s younger generation with ‘all things Jewish’. It no longer shuns these, but makes them an integral component of their culture. The process of interweaving Klezmer with the current musical scene also finds expression in the fact that the former no longer tends to be played only at specific festivals, but in big city dance halls as well.32 And for musicians Klezmer has increasingly become one of various styles that they play.33 Through this development, Klezmer loses its specific relation to Eastern European Jewish life; instead it takes on a different flavour of the contemporary multifarious musical scene. This trend reflects the merging of Jews into larger society. Their culture becomes a vital part of larger cultural processes and can hardly be separated from these.
Non-Jews in Jewish Studies
The presence of non-Jews in the making of Jewish culture can also be observed in the field of Jewish Studies. To a large extent, Jewish history and culture are researched and taught by non-Jews for non-Jewish students, in Austria even more so than in Germany.34 This situation differs from the circumstances in the United States, where someone’s Jewishness may play an important role in their being granted a position in Jewish Studies. A case in point was the resignation of the director of the Jewish Studies program at New York’s Queens College in the 1990s. He gave in to pressure from Jewish donors who argued that he could not be a role model to Jewish students because he was not Jewish.35
32 Cf. Jonathan Scheiner, Der Ghettoblaster, in: Jüdische Allgemeine vol. 13 (2007), 9. 33 Cf. Joel Lewis, Heavy Shtetl, in: Moment (March/April 1995), 48. 34 A telling example of this constellation in Austria is the Institute of Judaic Studies at the University of Vienna. From the first efforts to establish the institute in 1945 until 1993 it was headed by Kurt Schubert, a devout Catholic. Cf. Adunka, Gemeinde, 169. His religious denomination was not considered to be a problem; rather it was regarded as an indication of growing reconciliation between Jews and non-Jews after the Shoah. 35 Cf. Frederick E. Greenspahn, Have We Arrived? The Case of Jewish Studies at U. S. Universities, in: Midstream (September 2006), 18. A scathing critique of the ouster is provided by Lawrence H. Schiffman, You Don’t Have to be Jewish, in: Long Island Jewish World 26-7-1996, http://www.h-net. org/~judaic/articles/queens.schiffman (1-5-2009)
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Even though German and Austrian universities differ from the United States in their policy of academic appointments, their Jewish Studies programs have not succeeded in bridging, perhaps never striving to bridge the gap between the Jewish and non-Jewish worlds. Jews are largely dealt with as a distinct minority, and (perhaps for this reason) other academic disciplines conceive of them in this way as well. This finds its paradigmatic expression in the second edition of the Historikerlexikon of 2002 that includes no renowned Jewish historian but lists historians who were active during the time of National Socialism.36 Concomitantly, the numerous publications on the history of the German middle class hardly deal with Jews, although the latter largely, and proportionally even more so than non-Jews, belong to the so-called Bürgertum.37 The ignorance about Jews, as is displayed in historiography, must not only be accounted for by the failure of Jewish Studies’ to convey an image of Jews as an integral part of the larger society to their academic colleagues. It may also result from the intellectual imperviousness of the latter to a more comprehensive view of society. But whatever the reasons are, the neglect of Jews indicates that in the academic world they have not yet been accepted in the same way as they have in the larger society’s culture. The line separating Jews and non-Jews still exists. The recognition of this constellation strongly influenced the methodological orientation of the Centrum für Jüdische Studien at Graz University. Against various endeavours from higher echelons of the university to establish a Judaic studies institute, some of its original founders, such as Helmut Konrad, the chair of contemporary history at the university, struggled to achieve the present-day outlook, that is, an institution that dedicates itself to a cultural studies agenda. As mentioned above, one of the prominent approaches pursued by the Centrum is performance. In the following section I outline the performative approach in Jewish Studies through which the boundaries between Jews and non-Jews may blur and overlap with one another. I will focus on the way in which the two societal entities participate in shaping culture. They are no longer to be regarded as distinct entities, but as two groups acting together in generating cultural meaning. Consequently, a description of society is no longer deemed to be feasible without taking both of them, Jews as well as non-Jews, into account. The pertinent methodological tool is performance. 36 Cf. Michael Brenner, Orchideenfach, Modeerscheinung oder ein ganz normales Thema? Zur Vermittlung von Jüdischer Geschichte und Kultur an deutschen Universitäten, in: Eli Bar-Chen and Anthony D. Kauders, eds., Jüdische Geschichte. Alte Herausforderungen, neue Ansätze, Munich 2003, 18. 37 Cf. Olaf Blaschke, Bürgertum und Bürgerlichkeit im Spannungsfeld des neuen Konfessionalismus von den 1830er bis zu den 1930er Jahren, in: Andreas Gotzmann et al., eds., Juden, Bürger, Deutsche. Zur Geschichte von Vielfalt und Differenz 1800–1933, Tübingen 2001, 34.
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Performance as a methodological instrument
A performative approach relies on the view that Jews must be regarded as integral members of the society in which they live. They do not unilaterally adapt to a given non-Jewish culture, but take part in its shaping. This conception of Jewish and non-Jewish relations, proposed by eminent scholars such as Till van Rahden and Steven Aschheim,38 challenges the narrative of acculturation prevalent in Jewish historiography from the 1980s onwards.39 Performance as a methodological instrument is to contribute to and expand the new perspective of Jewish history. In shifting the focus of research from the textual dimension of culture to practices, it would be possible, so the argument goes, to concretise the interdependency of Jews and non-Jews and illustrate the interactive constitution of culture. The purpose of applying a performative approach40 is to direct the focus of attention to actions in the presence of at least two participants.41 Their relations are seen as being largely symmetrical in the sense that both assume an active role. There is no division between an actor and a passive receiver; instead they interact.42 Cultural meaning generated by such practices is the outcome of negotiating processes between/among the two participants.43 This is in stark contrast to the significance of a textual product that can be produced by an individual in isolation and interpreted by another person some time later. Cultural meaning resulting from an interaction cannot be fixed.44 Since its constitution 38 Cf. Till van Rahden, Von der Eintracht zur Vielfalt. Juden in der Geschichte des deutschen Bürgertums, in: Gotzmann et al., eds., Juden, 9–31. Steven E. Aschheim, German History and German Jewry. Boundaries, Junctions and Interdependence, in: Leo Baeck Institute Year Book vol. 43 (1998), 315–322. 39 It must be stated that the terms assimilation or acculturation have occasionally come to be understood more extensively. Instead of a one-sided adaptation of Jews to the non-Jewish cultural realm, they sometimes designate processes of cultural exchange. Cf. for example Frank Stern, Dann bin ich um den Schlaf gebracht. Ein Jahrtausend jüdisch-deutsche Kulturgeschichte, Berlin 2002, 13. 40 Other meanings of performance, such as cultural expressions, speech act, etc. are beyond the scope of this article. 41 Cf. Erika Fischer-Lichte, Performance, Inszenierung, Ritual. Zur Klärung kulturwissenschaftlicher Schlüsselbegriffe, in: Jürgen Martschukat and Steffen Patzold, eds. Geschichtswissenschaft und „performative turn“. Ritual, Inszenierung und Performanz vom Mittelalter bis zur Neuzeit, Colone 2003, 39. 42 Cf. Erika Fischer-Lichte, Thoughts on the ‘Interdisciplinary’ Nature of Theatre Studies, in: Assaph vol. 12 (1996), 119–120. 43 Cf. Susan Stanford Friedman, Mappings. Feminism and the Cultural Geographies of Encounter, Princeton 1998, 134. 44 Cf. Martin Fuchs, Erkenntnispraxis und die Repräsentation von Differenz, in: Aleida Assmann and Heidrun Friese, eds., Identitäten, Frankfurt/Main 1999, 110.
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depends on both participants, on the time of the performance, on the place, etc. any change in these constituents modifies the meaning as well. Even in the same setting activities can never be repeated with perfect likeness. The outcome of an interaction is thus only of transient validity,45 and consequently makes it impossible to accurately designate the cultural units to which Jews might acculturate, or to define, that is, to take as a constant, a ( Jewish or non-Jewish) cultural context.46 A performative approach is based on a dynamic notion of culture and, intimately connected with it, identity.47 It erodes essentialised conceptions of being and belonging. Consistently, it is not possible to contrast Jews with non-Jews, to conceive of them as being positioned in a dichotomous relationship. Instead, they must be seen as permanently negotiating their relations with each other; there are cultural overlaps between the two groups, and at the same time many differences exist within each respective community. Rather than considering Jews as a fixed entity, it is necessary to regard them as an ‘imagined community’ that cannot clearly be defined, except in religious or racial terms. Jews are “a historical construct, always interactive with his or her contexts”.48 Conceiving of Jews as participants in the constitution and shaping of cultural processes is tantamount to rendering them an inextricable part of society’s collective identity and memory. Neither Jews, nor the society in which they live, can be viewed separately from the other. Therefore, the ignorance about Jews exemplified by the two references cited above reflects a very restricted, and concomitantly distorted, historical view.
Questions concerning the application of a performative approach
Performance represents only one among various methodological instruments of research. Not all cultural manifestations, it seems, can be examined by a performative approach. According to the delineation given above, it cannot be applied to a great part of Viennese culture of the fin-de-siècle period.49 Even though the pertinent cultural expressions, such 45 Cf. Fischer-Lichte, Performance, 35. 46 The terms ‘Jewish culture’ and ‘non-Jewish cultural context’ are occasionally mentioned in this text. They are understood as construed and referred to as heuristic concepts. 47 For the connection between culture and identity cf. John Fiske, Lesarten des Populären, in: Christina Lutter and Markus Reisenleitner, eds., Cultural Studies, Vienna 2003, 15. 48 Samuel Moyn, German Jewry and the Question of Identity. Historiography and Theory, in: Leo Baeck Institute Year Book 41 (1996), 295. 49 Cf. Steven Beller, Wien und die Juden 1867–1938, Vienna 1993.
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as the writings of Arthur Schnitzler, were frequently produced by Jews who constantly interacted with non-Jews, they are material objects, that is, their cultural significance is not relevant solely at the moment of their creation. In addition, the very act of bringing forth these – textual – cultural objects did not take place during an interactive encounter; at the very least, it was not a precondition for their production. The apparent impossibility of using performance for probing textual cultural manifestations renders it an analytical tool for a restricted realm of Jewish experiences. The major benefit of its employment in research emerges/stems from a shift of focus from texts to practices, which generate new findings that might complement the picture of Jewish life discussed thus far. Performance could be accorded a greater relevance, however, if we were to broaden its definition/meaning/our understanding of it. Only by dissolving its relation to ephemeral phenomena would it be operative for a more comprehensive section of ‘reality’. Performance as a methodological tool has various meanings, due to its multidisciplinary origin.50 It was conceptualised in theatre studies, anthropology, linguistics, and various other fields. In contrast to these disciplines, Jewish Studies or historiography have not proven to be fertile ground for notable theoretical writings on the concept of performance, and only a few original works on its application to research on the past have been published.51 Instead, scholars borrowed widely from other disciplines, examining in particular rituals and festivals,52 gender,53 and emotions54. In this way some basic questions about the use of performance in Jewish Studies, such as the problem of dealing with textual products, have been avoided. However, there is evidence that the concept of performance becomes liberated from its close connection with practices and is made applicable to textual products as well.55 50 Cf. Doris Bachmann-Medick, Cultural Turns. Neuorientierungen in den Kulturwissenschaften, Hamburg 2006, 109. 51 Cf. above all Martschukat and Patzold, eds., Geschichtswissenschaft; Heinz Durchardt and Gert Melville, eds., Im Spannungsfeld von Recht und Ritual. Soziale Kommunikation in Mittelalter und Früher Neuzeit, Colone 1997. 52 Cf. David M. Guss, The Festive State. Race, Ethnicity and Nationalism as Cultural Performance, Berkeley 2000. 53 Cf. T. Ditz, Shipwrecked; Or, Masculinity Imperilled. Representation of Failure and the Gendered Self in Eighteenth-Century Philadelphia, in: Journal of American History vol. 81, issue 3 (1994), 51–80. 54 Cf- Anna Wierzbicka, Emotions across Languages and Cultures. Diversity and Universals, Cambridge 1999. 55 Cf. André Bucher, Repräsentation als Performanz, Munich 2004, 15.
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Another aspect of performance that seems to direct the focus of research towards only a narrow part of ‘reality’ concerns exclusively Jewish performances, that is, practices in which only Jews participate. According to the understanding of performance outlined above, interactions between Jews and non-Jews can be taken as evidence of their joint participation in larger cultural processes. Inferentially, performative interactions whose actors are all Jewish and which, fopr the majority of Jews, compose the greater part of everyday activities, must be understood as proof of stark boundaries between Jews and non-Jews. Is it possible to show that Jewish practices attest not only to a Jewish cultural realm? This question can be addressed by various approaches, two of which I will elaborate on. The first refers to the membership categorisation practices by Harvey Sacks. According to Sacks, not all identities, that is, identification categories, of people engaged in a specific activity are operationally important.56 They differ in their relevance according to the roles that people play. For instance, a (male) Jewish person can act as a father, a teacher, and can find himself in many other positions in which his Jewishness is of little or no significance. At other times he may be involved in a practice for which his Jewish identity is of primary relevance. In this way, not all (exclusively) Jewish interactions unfold according to the actors’ Jewish identity being brought to bear. It is safe to assume that for the overwhelming part of Jewish everyday activities, Jewishness is not an important identification category. Concomitantly, a practice involving Jews and non-Jews does not always have to be affected by the formers’ Jewish identity either. Therefore, it is neither possible to consider all (exclusively) Jewish interactions as attesting to a distinct Jewish cultural world, nor all performative activities of Jews and non-Jews as evidence of their joint constitution of cultural meaning resulting from negotiating processes in which Jewish and non-Jewish cultural conceptions are involved. This does not allow a sharp contrast of exclusively Jewish performative acts and Jewish and non-Jewish interactions. The question of exclusively Jewish practices is also related to cultural processes of the larger society. How can they be connected with cultural processes at a societal level assumedly shaped by Jews and non-Jews? How can Jewish performances confirm the theory that Jews take part in the culture of the society to which they belong? This last question can be answered by connecting the performative approach with the concept of cultural transfer.57 The latter provides ample evidence of a steady exchange of cultural units between Jewish 56 On Sack’s theory cf. above all Harvey Sacks, Lectures on Conversation I, Oxford 1992. 57 Cf. Klaus Hödl, Zum Wandel des Selbstverständnisses zentraleuropäischer Juden durch Kulturtransfer, in: Wolfgang Schmale and Martina Steer, eds., Kulturtransfer in der jüdischen Geschichte, Frankfurt/ Main 2006, 57–82; Wolfgang Schmale, ed., Kulturtransfer, Vienna 2003.
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and non-Jewish cultural contexts, thus rendering it fundamentally impossible to talk about clearly separate – Jewish and non-Jewish – cultural realms. They must instead be seen as co-constitutive. Many Jewish practices can be viewed as being in line with and indicative of cultural processes of the respective society at large.58 This is not to say, however, that each Jewish interaction must be seen as an articulation of larger cultural trends, or that differences between Jews and non-Jews become negligible. Rather, the nexus between the concepts of performance and of cultural transfer enables the application of a performative approach to practices among Jews without considering them to be part of an exclusively Jewish milieu.
Concluding remarks
According to the hypothesis of this article, Jewish Studies are no longer met with as much resonance as they once enjoyed in the 1990s. A major reason for German students’ decreased interest in Jewish Studies may be found in their failure to regard Jews as constitutive of larger society, and consequently in the fact that they focus almost exclusively on Jews instead of drawing attention to the interactions of the latter with the non-Jewish social environment. Jewish Studies are thus widely preoccupied with only a small section of society and its cultural processes. If non-Jews are taken into consideration, they are overwhelmingly described merely as the background of Jewish history, and not as an inextricable part of it. Therefore, Jewish Studies frequently provide not only a confined historical perspective but, based on the view that Jews and non-Jews co-constituted each other’s cultural history, also a distorted one. The approach employed in Jewish Studies neither coincides with an understanding of culture, identity, and the notion of belonging as they are currently in use in the humanities,59 nor does it correspond with the attitude of many Germans born after WWII towards Jews. The former show a growing willingness to perceive Jews as being an integral part of society. This can paradigmatically be discerned by the opening of the (‘Jewish’) Café Leonar in Hamburg in February 2008, which was celebrated by a large crowd of people and a speech delivered by the city’s Senator of Culture, Karin von Welck.60 58 Cf. above all Simone Lässig, Jüdische Wege ins Bürgertum. Kulturelles Kapital und sozialer Aufstieg im 19. Jahrhundert, Göttingen 2004. 59 Cf. Ansgar Nünning and Vera Nünning, eds., Konzepte der Kulturwissenschaften. Theoretische Grundlagen – Ansätze – Perspektiven, Stuttgart 2003. 60 I am grateful to Stefanie Schüler-Springorum of the Institut für die Geschichte der deutschen Juden in Hamburg for this information.
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This younger generation of Germans strives to include the past of German Jews into the narratives of the larger society and its collective memory. This is not to say that differences between Jews and non-Jews are disregarded and the former are stripped of their sense of identity. Instead, the issue is the conception of cultural contexts and identities as fixed and distinct entities; they are replaced by a dynamic notion of culture. Differences between Jews and non-Jews are not seen as a given, but as being steadily negotiated between the two groups. In this article I have proposed that one way of crossing the boundaries between Jews and non-Jews in Jewish Studies would be by applying a performative approach. Its employment might entail a few problems, but these do not render performance an inadequate methodological instrument. Its understanding will have to be elaborated more thoroughly, however, and adjusted to the needs of research in Jewish Studies. I have argued that one of the reasons for the reluctance of Jewish Studies to frame Jews as caught up in intricate relations with non-Jews is because other academic disciplines, history most concretely, tend to conceive of Jews as non-Germans. Historians as well as other scholars are frequently indifferent to the implications of such a distinction. One way of rectifying their insensibility to categorisations may require the designation of Jewish Studies as a strictly interdisciplinary field, thereby involving other departments in its research and allowing them to benefit from it. The application of performance in Jewish Studies seems to point in this direction, since it represents a concept that can be and is employed in various academic fields.61 At present, however, developments hinting at a strengthening of disciplinary boundaries can also be observed. They render the use of a performative approach even more expedient. Among these indications is the establishment of the Society for Studies in European-Jewish Literature, so far a loosely bounded association of scholars in German-Jewish literary studies. The original motivation of its founding was the – admittedly correct – sense that Jewish Studies are overwhelmingly represented by historians. The major purpose of the Society is the promotion of literary studies within the realm of Jewish Studies.62 Even though the forging of ties with representatives of other disciplines is intended, the central goal of the Society tentatively undermines the interdisciplinary nature of Jewish Studies. Further proof of a trend that stresses disciplinary boundaries is provided by Mark Gelber of Ben Gurion University in Ber Sheva, Israel. According to him, German-Jewish (literary) studies have been flourishing, and they are different from Jewish Studies. He 61 Cf. Fischer-Lichte, Performance, 33. 62 Cf. http://www.jewishliterature.de (17-8-2008)
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maintains that “German-Jewish Studies should be considered not a subfield within the purview of Germanistik but rather a discipline in its own right. This discipline may be discerned between the boundaries of Germanistik on one side and Jewish Studies on the other …”63 Although Gelber sketches his assertion more as a theory than as a proposition based on well-elaborated criteria, his view clearly propounds further evidence to scholars of German-Jewish Studies who are becoming more self-confident and are showing the tendency to mark off their field of research from Jewish Studies. Whatever the reasons, and however the trend may be stopped or reverted, Jewish Studies in Austria and Germany seem to be losing their appeal. This article holds that the development towards particularism may be due to its being embedded in a widely non-Jewish environment. The Centrum für Jüdische Studien in Graz, however, strives to counteract this trend.
63 Mark H. Gelber, German-Jewish Literature and Culture and the Field of German-Jewish Studies, in: Jeremy
Cohen and Richard I. Cohen, eds., The Jewish Contribution to Civilization. Reassessing an Idea, Oxford 2008, 170.
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Jüdische Studien in Graz und Österreich seit 1945. Wiederentdeckung jüdischer Geschichte? Gerald Lamprecht
Seit den 1990er-Jahren ist bemerkbar, dass die geschichtswissenschaftliche Beschäftigung mit jüdischer Kultur und Geschichte in Europa und im Speziellen auch in Österreich zunimmt. Dies drückt sich nicht nur in einer zunehmenden Anzahl an Aufsätzen, Sammelwerken und Monographien, sondern auch in der institutionellen Verankerung Jüdischer Studien sowohl im universitären als auch im außeruniversitären Bereich aus. Parallel zum gesteigerten wissenschaftlichen Interesse kann beobachtet werden, dass immer mehr Ausstellungen entweder ausschließlich oder zum Teil jüdische Kultur und Geschichte thematisieren und diese Inhalte in den Museumsstrukturen seit den 1990er-Jahren immer stärker verankert wurden. Insgesamt lässt sich wahrscheinlich behaupten, dass im Jahr 2010 die institutionalisierte wie auch individuelle Beschäftigung mit Jüdinnen und Juden, mit dem Judentum bzw. mit jüdischen Kulturen wesentlich stärker und auffallender geworden ist, als dies vor dem „Anschluss“ 1938 der Fall war, als noch mehr als 200.000 Jüdinnen und Juden in Österreich lebten und sich jüdische Kulturen in unterschiedlichsten Formen und Bereichen öffentlich manifestierten. Anknüpfend an diesen Befund stellt sich die Frage, was denn die Ursachen für die vermehrte Hinwendung zum Judentum seitens der österreichischen Forschungs- und Museumslandschaft sind und welche Konzepte dabei verfolgt werden. Zudem bedarf es auch einer Analyse der institutionellen wie auch gesellschaftspolitischen Hintergründe, vor denen diese Entwicklungen erklärbar werden.
Warum Jüdische Studien in Graz?
Im Zuge des steirischen herbstes von 1983 erfolgte erstmals seit 1945 eine Thematisierung der Verfolgungs- und Vertreibungsgeschichte der Jüdinnen und Juden von Graz durch ein Kunstprojekt im öffentlichen Raum: Der Grazer Künstler Fedo Ertl entfernte in einer Installation mit dem Titel „Mahnzeichen 1938/83“1 an einer Mauer der Landesgaragen (an der Ecke Alberstraße/Maiffredygasse) einen Streifen Verputz und machte die darunterlie1 Vgl. http://offsite.kulturserver-graz.at/werke/911/?foto=1 (12.8.2009).
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Gerald Lamprecht
genden Ziegel für die BetrachterInnen sichtbar. Hintergrund der Aktion war die Wiederverwendung der Ziegel der in der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 zerstörten und anschließend gesprengten Grazer Synagoge zum Bau ebendieser Garagen.2 Ähnlich wie die Überreste der Synagoge hinter dem Putz der Garagen verdeckt waren, war auch die jüdische Geschichte ab den 1940er-Jahren zunehmend aus dem öffentlichen Bewusstsein der Steiermark gedrängt worden. Wenn sie trotzdem an die Öffentlichkeit kam, so geschah dies in der Regel im Rahmen antisemitischer Argumentationen und Vorfälle. Dieser Zustand des Nicht-Wahrnehmens der jüdischen in der allgemeinen steirischen Geschichte war Ausgangspunkt von Ertls Zeichen gegen das Vergessen, das nicht zuletzt auch einen Prozess der Erinnerung und geschichtspolitischen Auseinandersetzung in Gang setzte bzw. erstes Anzeichen für diesen war. Die Transformationen des historischen Bewusstseins seit den 1980er-Jahren mündeten schließlich im Jahr 2000 in der Einweihung der wieder errichteten Synagoge von Graz, mit der Judentum und jüdische Geschichte erneut Einzug in den städtischen Repräsentationshaushalt hielten. Ertls Kunstinstallation kann somit als Beginn der „Wiederentdeckung“ der jüdischen Geschichte von Graz und der Steiermark nach 1945 gesehen werden. Denn mit Ausnahme von einzelnen Gedenkzeichen an die Opfer der Schoah auf jüdischen Friedhöfen sowie der im Jahr 1963 auf Betreiben der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) errichteten Gedenktafel an die Reichspogromnacht am Amtsgebäude der jüdischen Gemeinde gab es Anfang der 1980erJahre keinerlei öffentliche Zeichensetzungen für die jüdische Bevölkerung von Graz und deren Schicksal während der NS-Zeit.3 Ebenso herrschte ein frappanter Mangel an historisch–wissenschaftlichen Arbeiten zur jüdischen Geschichte der Steiermark. So gab es neben einer von der IKG herausgegebenen Festschrift zu ihrem 100-jährigen Bestehen 19694 und zwei Einzelbeiträgen in der Zeitschrift des Historischen Vereins für Steiermark5 lediglich eine aus wissenschaftlicher Perspektive fragwürdige Hausarbeit.6 Ergänzt wurde das durch 2 Vgl. Fedo Ertl, 1938/83, in: Die Schöpfer Gottes. Ausstellungskatalog, Graz 2003. Bezieht sich auf den Katalog als Buch, daher ohne Seitenangabe. 3 Vgl. Heidemarie Uhl, Gedächtnisraum Graz. Zeitgeschichtliche Erinnerungszeichen im öffentlichen Raum von 1945 bis zur Gegenwart, in: Sabine Hödl/Eleonore Lappin (Hg.) Erinnerung als Gegenwart. Jüdische Gedenkkulturen, Berlin 2000, 211–232. 4 Kurt Weiß, Zum hundertsten Geburtstag der Israelitischen Kultusgemeinde zu Graz, Graz 1969. 5 Friedrich Wilhelm Kosch, Zur Geschichte der Grazer Juden 1848–1914, in: Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark LIX (1968), 33–43; Otto Rendi, Zur Geschichte der Juden in Graz und in der Steiermark, in: Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark LXII (1971), 157–177. 6 Gerhard Wolfgang Salzer-Eibenstein, Die Geschichte der Grazer Juden. Von ihren Anfängen bis Anfang des 20. Jahrhunderts, erweiterte historische Hausarbeit, Graz 1970.
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zwei weitere außerhalb der Steiermark erschienene Arbeiten: Zum einen handelt es sich dabei um zwei Beiträge im 1971 in Tel Aviv publizierten Gedenkbuch von Hugo Gold mit dem Titel „Geschichte der Juden in Österreich“7 und zum anderen um einen Text des letzten Vizepräsidenten der IKG vor 1938, Karl Schwarz, im Sammelband von Josef Fränkl „The Jews of Austria“8, der ebenfalls den Charakter einer Gedenkschrift aufweist. Angesichts dieser Leerstellen in der öffentlichen wie wissenschaftlichen Auseinandersetzung bedurfte es 1983 scheinbar einer künstlerischen Intervention, um eine öffentlichkeitswirksame gesellschaftspolitische Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit und damit einhergehend mit der lokalen bzw. regionalen jüdischen Geschichte in Gang zu setzen. Erst die Beschäftigung mit der Schoah und dem Nationalsozialismus öffnete auch den Blick auf die dahinter liegende jüdische Geschichte. Die Arbeit Ertls ist jedoch nicht isoliert von ihrem gesellschaftspolitischen Hintergrund zu betrachten. Vielmehr ist sie eingebettet in den Transformationsprozess des österreichischen historischen Bewusstseins, der ab den 1980er-Jahren hegemoniale gesellschaftspolitische Haltungen, die die Nachkriegszeit in Österreich geprägt hatten, erschüttern sollte. Dieser Prozess mündete vor allem in die Erosion der sogenannten „Opferthese“, die die Leitlinien für den Umgang der Nachkriegsgesellschaft mit dem historischen und gesellschaftspolitischen Erbe des Nationalsozialismus vorgab. Im Zentrum der Debatte standen zum einen die Frage nach der Beteiligung der Österreicherinnen und Österreicher an den Verbrechen des Nationalsozialismus und zum anderen der zögerliche, letztlich lange Zeit beschämende Umgang mit den Opfern.9 Die Fokussierung auf die „vergessenen“ Opfer führte schließlich zu einer „Wiederentdeckung“ der jüdischen Geschichte, die ihren ersten Höhepunkt rund um das „Ge-/Bedenkjahr 1938/88“ hatte. Diese Veränderungen wurden in unterschiedlichen Bereichen sichtbar. So kam es seit der Mitte der 1980er-Jahre etwa zu mehreren Denkmalsetzungen für die jüdischen Opfer: 1988 wurde ein Mahnmal am Synagogenplatz in Graz errichtet, im selben Jahr ein Denkmal für den Israelitischen Friedhof in Leoben, 1993 wurde eine Gedenktafel für die vertriebenen jüdischen Schülerinnen und Schüler im Oeverseegymnasium Graz angebracht, 1997 7 Die beiden Beiträge befassen sich mit Graz und Leoben und stammen von Gerhard (Gerd) W. SalzerEibenstein und Wolfgang Haid. Siehe Hugo Gold, Geschichte der Juden in Österreich. Ein Gedenkbuch, Tel Aviv 1971. 8 Karl Moshe Schwarz, The Jews of Styria, in: Josef Fränkel (Hg.) The Jews of Austria. Essays on their Life, History and Destruction, London 1967, 391–394. 9 Vgl. Heidemarie Uhl, Transformationen historischer Identität in der Zweiten Republik. Krieg und Nationalsozialismus im österreichischen Geschichtsbewusstsein, in: multiple choice. Studien, Skizzen und Reflexionen zur Zeitgeschichte, Graz 1998, 211–236.
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eine Gedenktafel für die Opfer des Todesmarsches am Friedhof in Pischelsdorf und im neuen Jahrtausend folgten 2004 ein Denkmal für Opfer des Todesmarsches am Präbichl und eine Gedenktafel für den ehemaligen Betraum der jüdischen Bevölkerung von Leoben sowie 2008 eine Gedenktafel für die Opfer des Todesmarsches in Gleisdorf.10 Neben diesen Denkmalsetzungen für die Opfer als Kollektiv wurden auch Erinnerungszeichen für einzelne Jüdinnen und Juden im öffentlichen Raum angebracht (für den Nobelpreisträger Otto Loewi 2008 und den Landesrabbiner David Herzog 2000 und 2009). 1991 und 2000 wurden schließlich die wichtigsten religiösen Gebäude neu errichtet an die IKG übergeben: die Zeremonienhalle am jüdischen Friedhof in Graz und schließlich im Jahr 2000 am Platz der alten eine neue Synagoge. Neben dem Bereich der öffentlichen Repräsentation setzte ab den 1980er-Jahren auch in den institutionalisierten Geschichtswissenschaften an der Universität Graz eine vermehrte Auseinandersetzung mit steirisch-jüdischer Geschichte ein. Es entstanden im Rahmen von Aufsätzen, Diplomarbeiten und Dissertationen erste auf breiter Quellenbasis erstellte Arbeiten zur Geschichte der jüdischen Gemeinde von Graz sowie zu spezifischen Aspekten des Antisemitismus in der Steiermark.11 Dieser Zeitpunkt kann auch als der Beginn des Prozesses der Institutionalisierung Jüdischer Studien an der Universität Graz gesehen werden. Den Anfang machte die Gründung des David Herzog Fonds (DHF) an der Karl-Franzens-Universität Graz im Jahr 1988.12 Dieser Stipendienfonds wurde in Erinnerung an die Vertreibung der jüdischen Wissenschaftler von der Universität Graz ins Leben gerufen und setzte sich die Förderung der Forschungen zur jüdischen Kultur und Geschichte wie auch des interkulturellen Lernens durch studentische Mobilität zwischen Österreich und Israel zum Ziel. Im Jahr 2004 wurde der DHF schließlich auf alle steirischen Universitäten erweitert.13 Neben diesem Fonds wurde ab dem Jahr 1999 auch an der Errichtung einer eigenständigen Forschungseinrichtung im Bereich der Jüdischen Studien gearbeitet. Verwirklicht wurden diese Absichten 2000 durch die Gründung des David-Herzog-Centrums für Jüdische Studien, das sich 2001 in Centrum für Jüdische Studien (CJS) umbenannte. Zunächst noch als mit der Universität assoziierter Verein organisiert, wird das Centrum für Jüdische 10 Vgl. Heimo Halbrainer/Gerald Lamprecht/Ursula Mindler, Un-/sichtbar. NS-Herrschaft. Verfolgung und Widerstand in der Steiermark, Graz 2008, 285. 11 Zu nennen sind die Arbeiten, die an der Universität Graz im Umfeld des Institutes für Geschichte, Abteilung Zeitgeschichte (Helmut Konrad) sowie im Wirkungsbereich der Österreichischen Geschichte/ Kirchengeschichte (Dieter A. Binder) entstanden sind. 12 David-Herzog-Fonds an der Karl-Franzens-Universität Graz, Graz 1998. 13 Vgl. www.uni-graz.at/dhf (30.1.2010).
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Studien seit 2006 als überfakultäre Einrichtung im Organigramm der Universität Graz geführt. Parallel zur Gründung des CJS wurde auch die Einrichtung einer eigenen Gastprofessur vorangetrieben, die schließlich seit 2001 – benannt nach dem langjährigen Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde für Steiermark und Förderer der Professur, Kurt-DavidBrühl – als Kurt-David-Brühl-Gastprofessur für Jüdische Studien alle zwei Semester besetzt wird. In Verbindung mit der Gastprofessur legte das Centrum für Jüdische Studien zugleich auch seine akademische Ausrichtung in den Bereichen Forschung und Lehre fest und ging mit seinen Zielsetzungen über die Intentionen des DHF hinaus.14 Die Arbeit des CJS war nicht mehr unmittelbar auf die Auseinandersetzung mit der (regionalen Erinnerung an die) Shoah und dem Nationalsozialismus beschränkt, sondern definierte seine Ziele umfassender. Demnach versteht sich CJS als überfakultäre Einrichtung, die, soweit es möglich ist, durch das Zusammenführen aller Agenden der Universität im Bereich jüdischer Kultur und Geschichte Synergien herzustellen versucht. Den Forschungen des CJS liegt ein offener Kulturbegriff zugrunde, demzufolge sich Jüdische Studien als geistes- und kulturwissenschaftliche Disziplin mit den vielfältigen Formen sowie dem Wandel jüdischer Lebenswelten in Geschichte und Gegenwart auseinandersetzen. Im Fokus stehen jüdische Kulturen im Spannungsfeld von inter- und transkulturellen Prozessen des Austauschs und der wechselseitigen Beeinflussung von jüdischen und nichtjüdischen Gruppen.15 Die Kons tituierung jüdischer Identitäten – als zentrales Forschungsfeld – wird unter Berücksichtigung von Fremd- und Selbstwahrnehmungen prozesshaft und nicht statisch verstanden. Demnach generieren sich kulturelle Identitäten durch ein Zusammenspielen von religiösen und profanen Texten, Ritualen, Bildern, musikalischen und theatralen Produktionen sowie (medialen) Inszenierungen. Folgerichtig erfordert ihre Analyse die Einbeziehungen von historischen, soziokulturellen und politischen Kontexten. Jüdische Studien als Disziplin, wie sie in Graz verstanden werden, fühlen sich somit nicht einem teleologischen Geschichtsverständnis mit Ausrichtung auf große Erzählungen verpflichtet, sondern widmen sich den vielfältigen Ausformungen jüdischer Selbst- und Fremdbilder in den europäischen Gesellschaften der letzten Jahrhunderte.16 Es geht um Aspekte 14 Vgl. allgemein zu Graz: Klaus Hödl, Zwischen den Welten. Jüdische Studien und kulturelle Selbstreflexion, in: Klaus Hödl (Hg.) Jüdische Studien. Reflexionen zu Theorie und Praxis eines wissenschaftlichen Feldes, Innsbruck u.a. 2003, 169–198. 15 Vgl. gleichsam programmatisch: David Biale (Hg.) Cultures oft he Jews. A New History, New York 2002. 16 Vgl. Michael Brenner, Von einer jüdischen Geschichte zu vielen jüdischen Geschichten, in: Michael
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von Jüdischheit oder was als solche verstanden wurde und wird. Diese Auffassung von Jüdischen Studien trägt einer pluralistischen Welt und pluralistischen Gesellschaften Rechnung, in denen es viele Geschichten und viele Identitäten gibt und in der Identität nicht eindeutig festmachbar ist, sondern durch die Veränderung von Selbstidentifizierung aber auch Fremdidentifizierung immer neu entsteht. Jude/Jüdin ist in diesem Rahmen jeder, der sich als Jude/ Jüdin identifiziert, oder: wer als Jude/Jüdin identifiziert wird.17 Zuletzt widmen sich Jüdische Studien auch den Lebenswelten von Jüdinnen und Juden unter wechselnden Rahmenbedingungen. Sie fragen danach, wie die sich ändernden politischen, sozialen und kulturellen Kontexte jüdische Identitätskonzeptionen bestimmten, und zugleich auch danach, wie Jüdinnen und Juden ihrerseits diese Kontexte mitprägten. Die Shoah und der Antisemitismus spielen dabei eine bedeutende Rolle, doch stehen sie nicht im Zentrum des Interesses. Mit dieser Programmatik reiht sich das CJS in eine allgemeine gesellschaftliche Entwicklung, wie sie sich seit den 1980er-Jahren entwickelt hat, ein, die vor allem durch ein Ende der großen Erzählungen und durch ein Aufbrechen überkommener, nationalistisch geprägter Geschichtsbilder bestimmt war. Die Transformationen der westlichen Gesellschaften und Erinnerungskulturen seit jenen Jahren bestimmten letztlich nicht nur die Ausrichtung gesellschafts- und kulturwissenschaftlicher Disziplinen, sondern waren zugleich auch mit verantwortlich dafür, dass sich beispielsweise Jüdische Studien vermehrt institutionalisieren konnten. Wie schon zu Beginn festgehalten wurde, trifft das auch auf jene Gesellschaften zu, in denen nach 1945 aufgrund der Schoah kaum noch jüdische Alltagskulturen gegenwärtig waren.
Jüdische Studien und Geschichtsbewusstsein
Auch außerhalb von Graz hatten die geschichtspolitischen Wandlungen konkrete Auswirkungen auf die Beschäftigung mit jüdischer Kultur und Geschichte.18 So wurde 1988 in St. Pölten das Institut für die Geschichte der österreichischen Juden (seit 2008 Institut für jüdische Ge-
Brenner/David N. Myers (Hg.) Jüdische Geschichtsschreibung heute. Themen, Positionen, Kontroversen, München 2002, 17–35. 17 Vgl. dazu: Gerorg G. Iggers, Ohne jüdische Identität keine jüdische Geschichte, in: Jüdische Geschichtsschreibung heute. Themen, Positionen, Kontroversen, München 2002, 49. 18 Bereits 1968 wurde ausgehend von den Vertretern des Instituts für Judaistik in Wien das Österreichische Jüdische Museum in Eisenstadt gegründet, das somit neben der Judaistik in Hinblick auf das Gründungsdatum eine Ausnahme darstellt.
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schichte Österreichs) gegründet.19 1991 folgte das Jüdische Museum Hohenems20 und 1990/93 das Jüdische Museum der Stadt Wien.21 Als jüngste akademische Einrichtung wurde 2004 das Zentrum für jüdische Kulturgeschichte der Universität Salzburg gegründet.22 All diese Institutsgründungen verbindet neben ihrer thematischen Fokussierung auf jüdische Kultur und Geschichte ein enger Konnex zum Wandel des österreichischen historischen Bewusstseins vor allem in Hinblick auf den Umgang mit dem Nationalsozialismus. So weist Klaus Lohrmann in Bezug auf die Gründung des Instituts für jüdische Geschichte Österreichs darauf hin, dass diese auf eine neue wissenschaftspolitische Situation aufbaute: „In Folge der Waldheim-Debatte wurde zunehmend die Rolle Österreichs als Täternation der Shoah diskutiert. Die scharfen kontroversen Diskurse und deren kritischer Reflex fanden auch im Ausland ein gewaltiges Echo. Die Gründung eines Instituts zur Erforschung der jüdischen Geschichte Österreichs schien wohl ein angemessener Beitrag, politisches Umdenken zu demonstrieren.“23 Real- und außenpolitisch nicht dermaßen bedeutsam, aber trotzdem in Beziehung zum geschichtspolitischen Transformationsprozess stand die Gründung des Jüdischen Museums in Hohenems. Hier äußerten sich diese Aushandlungen an einer über mehrere Jahre gehenden gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzung um die historische Bausubstanz des ehemaligen jüdischen Viertels in der Vorarlberger Kleinstadt. Die Gründung des Jüdischen Museums im Jahr 1991 lässt sich deren Gründungsdirektorin, Eva Grabherr, folgend ebenso verstehen als „Ausdruck einer Veränderung des offiziellen Geschichtsbewusstseins der Stadt: Die jüdische Vergangenheit ist von einer marginalen Fußnote der offiziellen städtischen Geschichte, der man sich lange nur ungern und oft von außen gezwungen erinnert hat, zu einem Hauptthema geworden, von dem man sich Besonderheit und städtisches Profil verspricht.“24 Die Integration der jüdischen Geschichte in die allgemeine Landesgeschichte am Hohenemser Beispiel ist nicht nur als Erfolg im Kampf um Repräsentation und Sichtbarkeit zu werten. Daraus ergaben sich auch Impulse zur Frage nach dem „Wie“ der Darstellung von 19 Vgl. www.injoest.ac.at (3.2.2010). 20 Vgl. www.jm-hohenems.at (3.2.2010). 21 Das Jüdische Museum wurde 1990 mit einer Ausstellung in provisorischen Räumen der IKG Wien eröffnet. 1993 übersiedelte es in das Palais Eskeles. Vgl. www.jmw.at/museum/geschichte.html (5.2.2010). 22 Gerhard Bodendorfer, Ein Forschungsinstitut für „Jüdische Kulturgeschichte“ in Salzburg, in:
Klaus Hödl (Hg.) Studien, 51–72.
23 Vgl. Klaus Lohrmann, Erinnerungen zur Vorgeschichte der Gründung des Institutes, in: Juden in
Mitteleuropa o.N. (2008), 20.
24 Vgl. Eva Grabherr, „Erinnerung ist Erinnerung an etwas Vergessenes.“ Die Wiederentdeckung
der jüdischen Geschichte in einer Kleinstadt der österreichischen Provinz, in: Wiener Jahrbuch für jüdische Geschichte, Kultur & Museumswesen 2 (1995/96), 57.
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Judentum und jüdischer Geschichte im Kontext der allgemeinen Geschichte. Eng verbunden bleibt dies jedoch auch mit der Praxis von Erinnerungsarbeit und deren Intentionen.25 Die Beschäftigung mit jüdischer Geschichte und ihre Institutionalisierung im postnazistischen Österreich steht in Verbindung mit dem Prozess der sogenannten „Vergangenheitsbewältigung“ der „Täter“- und „Mitläufer“-Gesellschaft. Das enge Ineinandergreifen von wissenschaftlicher und vergangenheitspolitischer Arbeit verweist zudem auch darauf, dass es sich nicht nur um eine neue „Mode“ der Geschichtsschreibung handelte, sondern in erster Linie um die wissenschaftliche Antwort auf sehr konkrete politische Fragen, wie dies Monika Richarz etwa auch für die BRD und die DDR konstatierte: „Gleichzeitig aber ist klar, daß es sich hier [bei der Vielzahl an Publikationen zur jüdischen Geschichte] um mehr – oder um weniger – als Geschichtsschreibung handelt, nämlich um ein Politikum. Die Autoren sind politisch motiviert, und ihre Werke haben politische Funktion. Viele der 1988 erschienenen Bücher wurden finanziert von den Kommunen und mit einem Vorwort des Bürgermeisters versehen. Nach der kompletten Pensionierung der Altnazis war die Zeit gekommen, in der auch Stadtverwaltungen die Nützlichkeit solcher Forschungen erkannten – wenn nicht als politische Trauerarbeit, dann als Alibi.“26 Auf die politische Dimension der jüdischen Geschichtsschreibung verweist auch Michael Brenner, wenn er darauf aufmerksam macht, dass die Letztere sowohl im 19. als auch im 20. Jahrhundert immer eine konkrete politische Funktion erfüllte – sei es als unterstützendes Argument im Zuge der Emanzipationsdebatten, als Stärkung der Bestrebungen einer jüdischen Autonomie durch die Verweise auf die historischen jüdischen Gemeinden als Grundformen jüdischen Daseins oder als Absicherung der zionistischen Ideen durch die Untermauerung des historischen Anspruches auf Palästina als jüdisches Land. In allen Fällen erhielten Historikerinnen und Historiker als „Propheten des Vergangenen“ eine Schlüsselstellung im gesellschaftlichen Legitimationsprozess kollektiver Identitäten.27 Jüdische Studien – Akteure
Zusätzlich zur politischen Dimension, die im Fall der jüdischen Geschichtsschreibung also nicht erst seit den 1980er-Jahren besonders zu berücksichtigen ist, rückt in diesem 25 Vgl. ebd. 26 Monika Richarz, Luftaufnahme. Oder die Schwierigkeiten der Heimatforscher mit der jüdischen Geschichte, in: Babylon. Beiträge zur jüdischen Gegenwart 8 (1991), 8, 28. 27 Michael Brenner, Propheten des Vergangenen. Jüdische Geschichtsschreibung im 19. und 20. Jahrhundert, München 2006, 13.
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Zusammenhang die Frage nach den Akteurinnen und Akteuren sowie der identitätspolitischen Relevanz jüdischer Geschichtsschreibung ins Zentrum der Betrachtungen. In der Regel wurde im deutschsprachigen Raum jüdische Geschichte bis 1933 bzw. 1938 in nichtstaatlichen Einrichtungen von Juden für Jüdinnen und Juden betrieben.28 Das trifft auch auf die Steiermark zu, wo die ersten Arbeiten zur jüdischen Geschichte, die nicht mit antisemitischen Vorzeichen verfasst waren, durchwegs von jüdischen Historikern geschrieben wurden. Auf diese Art und Weise versuchten die Autoren ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zunächst von Wien aus die Emanzipation voranzutreiben (wie im Fall von Emanuel Baumgarten) oder seit 1867 zur identitären und damit gesellschaftlichen Verankerung der jüdischen Bevölkerung vor Ort beizutragen (was im Falle von Alfred Rosenberg und David Herzog zu konstatieren ist). So schrieb beispielsweise Rabbiner Dr. David Herzog, der die umfangreichsten und fundiertesten Arbeiten zur steirisch-jüdischen Geschichte vom Mittelalter bis zur Neuzeit verfasste, im Vorwort der ersten Ausgabe des „Grazer Israelitischen Gemeindeboten“ 1908: „Auch sollen in demselben alle auf die für die (!) Geschichte der Juden in den Alpenländern in alter und neuer Zeit bezugnehmenden Dokumente, wie archivalische Studien, Grabsteininschriften, mündliche oder in wissenschaftlich anerkannt guten Quellenschriften enthaltenen Mitteilungen, vornehmlich Inedita, einen Platz finden. Diese Materialien sollen dann später von dem mitunterfertigten Schriftleiter in einer zu bearbeitenden ‚Geschichte der Juden in den Alpenländern, von der ältesten Zeit bis auf unsere Tage‘ als Quellenbelege Verwertung finden.“29 David Herzog, der sein Hauptwerk nie publizieren konnte, da das Manuskript im Zuge der Plünderung seiner Wohnung in der Reichspogromnacht 1938 zerstört wurde, schloss dieser Willensbekundung von 1908 auch noch einen Aufruf an. Darin forderte er alle Mitglieder der jüdischen Gemeinde auf, sich durch Einsenden von Unterlagen und Dokumenten an der Erstellung ihrer Geschichte zu beteiligen.30 Ziel war das Schreiben der jüdischen Geschichte der Steiermark durch Mitglieder der jüdischen Gemeinde für die jüdische Gemeinde, die damit zugleich auch ihre historische regionale Verankerung belegen würde. Mit der Schaffung einer steirisch-jüdischen Geschichte sollte also auch ein 28 Vgl. Michael Brenner, Jüdische Studien im internationalen Kontext, in: Michael Brenner/Stefan Rohrbacher (Hg.) Wissenschaft vom Judentum. Annäherungen nach dem Holocaust, Göttingen 2000, 42–43; allgemein dazu: Ulrich Wyrwa (Hg.) Judentum und Historismus. Zur Entstehung der jüdischen Geschichtswissenschaft in Europa, Frankfurt am Main u.a. 2003. 29 Grazer Israelitischer Gemeindebote 1/1 (1908), 1–2, 1. 30 Vgl. Gerald Lamprecht, Geschichtsschreibung als konstitutives Element jüdischer Identität, in: Klaus Hödl (Hg.) Historisches Bewusstsein im jüdischen Kontext. Strategien – Aspekte – Diskurse, Innsbruck u.a. 2004, 136–142.
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zentraler Baustein einer kollektiven steirisch-jüdischen Identität fertiggestellt werden. Dieser Prozess war auch deshalb von großer Bedeutung, da es sich um eine seit Mitte des 19. Jahrhunderts durch Zuwanderung wachsende Gemeinde handelte, die stets vom Antisemitismus bedroht war.31 Den Integrationsbemühungen seitens jüdischer Historiker traten jedoch immer auch antisemitisch motivierte Historiker entgegen, die „ihre“ Geschichtsdeutungen zunächst gegen die Emanzipation ( Josef Wartinger)32 und in weiterer Folge gegen die Integration von Juden und Jüdinnen in die sich nationalisierende Gesellschaft wandten. Im Zentrum der Deutungskonflikte in der Steiermark standen dabei bis 1938 die Ursachen für die Vertreibung der Juden und Jüdinnen aus der Steiermark durch Kaiser Maximilian I. 1496 und deren Folgen.33 Ihren Höhepunkt erfuhr die ausgrenzende und antisemitisch unterlegte Beschäftigung mit jüdischer Geschichte schließlich während der Zeit des Nationalsozialismus, als aus der Beschäftigung mit jüdischer Geschichte die „Judenforschung“ wurde.34 Konnten bis dahin jüdische Historiker mit nichtjüdischen Kollegen noch in Debatten eintreten, so war dies ab 1933 bzw. 1938 aufgrund ihrer Verfolgung und Vertreibung nicht mehr möglich. Viel mehr noch gingen die Nationalsozialistinnen und Nationalsozialisten dazu über, jüdische Geschichte unter den Vorzeichen konkreter ideologischer antisemitischer Leitlinien „neu“ zu schreiben. Die damit verbundene Aneignung erfolgte nicht nur diskursiv, sondern auch im materiellen Sinne, wie beispielsweise durch den Raub von Bibliotheken in ganz Europa.35 An die Stelle der Erforschung jüdischer Geschichte trat die Erforschung der sogenannten „Judenfrage“ – zunächst im Deutschen Reich – in eigens dafür gegründeten Institutionen wie dem „Institut zum Studium der Judenfrage“ in Berlin (1935, ab 1939 „Antisemitische Aktion“), der Münchner Forschungsabteilung „Judenfrage“ des „Reichsinstituts für Geschichte des neuen Deutschlands“ (ab 1936), der 1939 gegründeten und 1941 eingerichteten Außenstelle der „Hohen Schule der NSDAP“ und dem „Institut
31 Vgl. Gerald Lamprecht, Fremd in der eigenen Stadt. Die moderne jüdische Gemeinde von Graz vor dem Ersten Weltkrieg, Innsbruck u.a. 2007. 32 Joseph Wartinger, Ueber das Befugnis der Juden, in Steyermark mit Getreide zuhandeln, in: Steyermärkische Zeitschrift, hg. v. Ausschusse des Lesevereins am Joanneum zu Grätz, H. 8, Grätz 1827, 149. 33 Lamprecht, Geschichtsschreibung, 138–139. 34 Vgl. Dirk Rupnow, Die „Judenforschung“ im „Dritten Reich“. Wissenschaft zwischen Politik, Propaganda und Ideologie, unveröffentlichte phil. Habil.-Schrift, Wien 2008. 35 Evelyn Adunka, Der Raub der Bücher. Über Verschwinden und Vernichten von Bibliotheken in der NSZeit und ihre Restitution nach 1945, Wien 2002.
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zur Erforschung der Judenfrage“ in Frankfurt am Main sowie an eigenen Lehrstühlen.36 Die NS-Forschung zur „Judenfrage“ zielte im Sinne des NS-Antisemitismus darauf ab, die Unterschiede zwischen der jüdischen Minderheit und der nichtjüdischen Mehrheit (in der NS-Diktion: „Wirtsvolk“) hervorzuheben, die vermeintliche „Rassenmischung“ als schädlich darzustellen und die jüdische Emanzipation als Fehler der Geschichte zu entlarven. Die Geschichtswissenschaft sollte dabei die Legitimationshilfe für die in der Alltagswelt längst betriebene Politik der Beraubung, Vertreibung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung sein.37 Dieser Aufgabe kamen viele Historikerinnen und Historiker in Deutschland und Österreich bereitwillig nach, wie dies beispielsweise anhand des „Vereins der Deutschen Historiker“ in Graz sichtbar wird. So schrieb Karl Hafner, ehemaliger Direktor des Steiermärkischen Landesarchives und 1938 kommissarischer Leiter (später Obmann) des Vereins Deutscher Historiker in Graz in einem Brief an ein weiteres Vorstandsmitglied: „Wir werden selbstverständlich im Rahmen einer übergeordneten staatlichen Stelle, wahrscheinlich wohl der Reichskulturkammer, unsere künftige Tätigkeit zu entfalten haben. Es ist auch ebenso klar, dass gegenüber der bisherigen Traditionspflege und gegenüber der Tatsache, dass wir während der Systemzeit eine akademische Widerstandszelle gegen das System gewesen sind, nunmehr neue Aufgaben an uns herantreten. In dem alten, wie ich zu meiner Freude sehe, noch sehr festen Schlauch wird eben neuer Wein gegossen werden und der D. Hist. V. [Deutsche Historische Verein] nunmehr erst recht ein wissenschaftlicher Verein sein, dessen fachliche Aufgabe in der Pflege der allgemeinen deutschen Geschichtsforschung und Geschichtsschreibung liegen wird, im Gegensatz zum Historischen Verein für Steiermark, der ja nur landeskundliche und landesgeschichtliche Fragen behandelt und dem wir auch keine Konkurrenz machen wollen.“38 Worin diese Pflege der „Allgemeinen deutschen Geschichtsforschung und Geschichtsschreibung“ bestehen sollte, zeigte sich in den folgenden Jahren, als Hafner in Reaktion auf einen Bericht des „Völkischen Beobachters“ vom August 1939, in welchem die Gründung des „Instituts zur Erforschung der Judenfrage“ thematisiert wurde, die Idee aufbrachte, unter den nationalsozialistischen Vorzeichen „die wissenschaftliche Bearbeitung der Judenfrage im Gau Steiermark, soweit es sich um die Geschichte des Judentums in diesem Land handelt, nach Weisung des neugegründeten Instituts zu übernehmen“.39 Ab 1939 begann 36 Vgl. Rupnow, Judenforschung, 56–100. 37 Vgl. Brenner, Propheten, 200. 38 Hafner an Lorenzi, 28.7.1938. Steiermärkisches Landesarchiv (StLA), Archiv des Vereins Deutscher His toriker, K. 5, H. 1147. Hervorhebung im Original. 39 Hafner an Mörth, 15.8.1939. StLA, Archiv des Vereins Deutscher Historiker, K. 6, H. 1264.
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nun der Verein Deutscher Historiker in Graz in Anlehnung an das bereits erwähnte Institut in Frankfurt am Main mit der Umsetzung seines Vorhabens, wobei der erste Schritt die Erstellung eines „Judenkatasters für die Steiermark“ sein sollte.40 Dieser Kataster, der letztlich über 10.000 Karteikarten umfasste, sollte auf Basis der zur Verfügung stehenden Quellen – wie beispielsweise den beschlagnahmten Matrikeln der IKG – die vollständige biographische Erfassung aller jemals in der Steiermark anwesend gewesenen Jüdinnen und Juden bewerkstelligen. Damit war er als Ausgangspunkt für weitere Forschungen gedacht, die in ihrer Zielformulierung schlussendlich die narrative Kennzeichnung, Isolation und Separation der Jüdinnen und Juden in der steirischen Landesgeschichte ins Auge fassten. Diese Umgestaltung der Narrative entspricht den Prozessen der Beraubung und beinahe vollständigen Vertreibung der jüdischen Bevölkerung aus der Steiermark, die mit Ende des Jahres 1939 im Abschluss begriffen war.
Jüdische Studien nach 1945 – eine „Wieder“-Entdeckung?
Die Zeit des Nationalsozialismus stellt eine weitreichende Zäsur in der jüdischen Geschichte und der wissenschaftlichen und musealen Beschäftigung mit ihr dar, wie dies neben vielen anderen Michael Brenner und Stefan Rohrbacher im Titel ihres Buches „Wissenschaft vom Judentum. Annäherungen nach dem Holocaust“41 zum Ausdruck brachten. Nach 1945 kann aus einer europäischen Perspektive nicht weiter von der im 19. Jahrhundert von jüdischen Wissenschaftlern entwickelten und zur Blüte gebrachten „Wissenschaft des Judentums“ gesprochen werden. Vielmehr etablierte sich in Deutschland und Österreich sehr zögerlich ab den 1950er- und 1960er-Jahren eine neue, vor allem von nichtjüdischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern getragene „Wissenschaft vom Judentum“, die zumeist die Fachbezeichnung „Judaistik“ trug. Am Beispiel der Geschichte der Wiener Judaistik, die 1966 als eigenständiges Institut gegründet wurde und deren Vorentwicklungen in das Institut für Orientalistik hineinreichen, zeigen sich mehrfache Kontinuitätslinien für dieses Fach nicht in die Zeit vor 1938, sondern vielmehr in die NS-Zeit. Denn „die Grundlagen für den Aufbau einer aufklärerischen, philosemitischen Judaistik nach dem Holocaust waren in Wien mit der Ausbildung von Studenten unter anderen Vorzeichen bereits vor 1945 gelegt worden, so dass man wohl zu Recht von einer Kontinui40 Vgl. Manfred Maslo, Ein „Judenkataster“ der Steiermark, in: Mitteilungen des Steiermärkischen Landesarchivs 49 (1999), 261–266. 41 Brenner/Rohrbacher (Hg.) Wissenschaft.
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tät, wenn auch einer verschobenen, sprechen kann: sie ist entnazifiziert und demokratisch geläutert.“42 In diesem Sinne kann nicht uneingeschränkt von einer Wiederentdeckung der jüdischen Geschichte gesprochen werden, da es auch während der Zeit des Nationalsozialismus zu keinem Ende der Beschäftigung mit dieser gekommen war. Sehr wohl veränderten sich über die Brüche 1933/38 und 1945 hinweg jedoch die Forschungsprämissen und die Akteurinnen und Akteure. So kam der antisemitischen Wissenschaft, der „Judenforschung“, im Nationalsozialismus, aufgrund des herausragenden Stellenwertes des Antisemitismus und seiner Verknüpfung mit Ideologie, Politik und Propaganda eine zentrale Bedeutung zu. Jüdische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wurden aus dem Forschungsprozess verdrängt, ihre Erkenntnisse und nicht selten auch ihre Bibliotheken jedoch wurden „arisiert“. Im postnazistischen Österreich und Deutschland wiederum kam den Jüdischen Studien vor allem aufgrund der antijüdischen Verbrechen eine besondere Aufmerksamkeit zu, die weit über den Bereich der akademischen Beschäftigung hinausreichte. Auf dieser Basis kann man vor dem Hintergrund der erinnerungspolitischen Entwicklungen ab den 1980er-Jahren sehr wohl von einer Wiederentdeckung der vor allem in der österreichischen Provinz aus dem kollektiven Gedächtnis verdrängten jüdischen Geschichte sprechen. Ihre Akteurinnen und Akteure waren in der Regel nichtjüdische Menschen (Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Künstlerinnen und Künstler sowie Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft), die sowohl durch eine Verbindung von akademischem Erkenntnisinteresse und moralischer Verpflichtung motiviert waren. Ihr verstärktes Engagement wirkte in einem sich verändernden gesellschaftspolitischen Bezugsrahmen und ermöglichte letztlich die Etablierung der Jüdischen Studien in der österreichischen Forschungslandschaft.
42 Dirk Rupnow, Brüche und Kontinuitäten. Von der NS-Judenforschung zur Nachkriegsjudaistik, unveröffentlichtes Manuskript, 2009.
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Neuere Forschungen zur Geschichte des „Dritten Reiches“. Eine Zwischenbilanz Frank Bajohr
Einer populären Definition von Zeitgeschichte zufolge handelt es sich bei dieser „um Geschichte, die noch qualmt“.1 Die Geschichte des „Dritten Reiches“ ist zweifellos dieser Gattung qualmender Historie zuzurechnen, auch wenn sich – um im Bild zu bleiben – der Dunst von den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkrieges mittlerweile verzogen hat und die Zeit bis 1945 schon seit Längerem nicht mehr zur neuesten Zeitgeschichte gehört, ja die Zeit des Nationalsozialismus mittelfristig vollständig aus der Zeitgeschichte verschwinden wird. Die von Martin Broszat schon in den 80er-Jahren geforderte „Historisierung“ des Nationalsozialismus ist jedoch immer noch im Gang.2 Wie wenig die Geschichte des „Dritten Reiches“ zu den abgeschlossenen Kapiteln gehört, zeigt das nach wie vor hohe Erregungspotenzial öffentlicher Debatten, wenn es beispielsweise um die zurückgenommene Exkommunizierung eines Holocaustleugners geht. Hitler und der Holocaust – so lässt sich unschwer prophezeien – werden auch in hundert Jahren noch einen höheren öffentlichen Stellenwert einnehmen als beispielsweise die napoleonische Ära heute. Die besondere öffentliche Präsenz des „Dritten Reiches“ schafft für die wissenschaftliche zeitgeschichtliche Forschung sehr spezifische und höchst ambivalente Bedingungen. Einerseits können Zeithistoriker/innen mit ihren Arbeiten auf eine verstärkte öffentliche Aufmerksamkeit hoffen, von der die Mediävistik und die Alte Geschichte nicht einmal zu träumen wagen. Andererseits finden sie sich auf einem unübersichtlichen Spielfeld wieder, auf dem Politiker, Journalisten, Filmemacher, Schriftsteller, Zeitzeugen, Pädagogen und viele weitere Personen und Gruppen sich tummeln und öffentlich zu Wort melden – oft kundig, bisweilen aber auch meinungsstark und kenntnisarm.
1 So die Definition von Barbara Tuchman, Geschichte denken. Essays, Düsseldorf 1982, 32. 2 Vgl. Martin Broszat, Plädoyer für eine Historisierung des Nationalsozialismus, in: Merkur 39/5 (1985), 373–385; ders., Was heißt Historisierung des Nationalsozialismus? In: Historische Zeitschrift, Bd. 247 (1988), 1–14; vgl. auch Norbert Frei (Hg.) Martin Broszat, der „Staat Hitlers“ und die Historisierung des Nationalsozialismus, Göttingen 2007.
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Dies hat die wissenschaftlich-historische Beschäftigung mit der Zeit des Nationalsozialismus deutlich beeinflusst, führt die mediale Allgegenwart des Themas in akademischen Kreisen doch oft zu Verdruss. Viele Forscher/innen, die sich mit der NS-Zeit beschäftigen, werden – zumindest in Deutschland – selbst von Kolleginnen und Kollegen gefragt, ob denn „nicht endlich einmal alles erforscht“ sei, als ob es einen Endzustand von Forschung jemals geben könne. Eine solche Frage würde anderen Historikern niemals gestellt werden, nicht einmal Vertretern der Alten Geschichte, die mit einer höchst begrenzten Zahl von Quellen operieren. Zwar ist die Zahl von Forschungsbeiträgen zum Thema Nationalsozialismus kaum noch zu überschauen,3 und auch das Interesse der Studierenden an entsprechenden Lehr- und Vortragsveranstaltungen bewegt sich in vielen Ländern auf anhaltend hohem Niveau. Gleichzeitig stehen die jüngeren Entwicklungstrends der Geschichtswissenschaft und die historische Forschung über den Nationalsozialismus in einem latenten Spannungsverhältnis zueinander, das im nächsten Absatz beschrieben werden soll. In Deutschland wirkt die wissenschaftliche Beschäftigung mit der NS-Zeit nicht karrierefördernd, denn die Zahl von NS-Spezialisten und -Spezialistinnen auf Lehrstühlen ist insgesamt höchst überschaubar. Im Gegensatz zu Ländern wie Israel oder den USA gibt es in Deutschland keine einzige Professur, die der Geschichte des Holocausts gewidmet ist. Dafür sprechen zweifellos nachvollziehbare inhaltliche Gründe, dennoch wirkt diese Tatsache im Land der Täter verstörend und peinlich. Das Spannungsverhältnis zwischen allgemeiner Geschichtswissenschaft und NSForschung ist wohl vor allem dem Umstand geschuldet, dass sich Letztere als nur bedingt anschlussfähig an neuere Entwicklungen der Geschichtswissenschaft erweist. Die NS-Forschung gilt innerhalb der methodisch ohnehin nicht innovativen Zeitgeschichte als besonders konservativ, empirielastig, theoriearm und selbstreferenziell. Vielfach steht sie unter dem Verdacht, eine moralisch aufgeladene Faktenhuberei zu betreiben. Solche Vorwürfe, die gewöhnlich nicht offen, sondern hinter vorgehaltener Hand geäußert werden, sind keineswegs abwegig, auch wenn es für die starke empirische Orientierung der NS-Forschung zwei gute Gründe gibt. Erstens geht sie historisch auf die Ödnis der Faschismustheorien der 70er-Jahre zurück, die sich vor allem in orthodox-marxistischen Varianten auf das vermeintlichen „Wesen“ des NS-Systems konzentrierten und dabei den Funktionszusammenhang von Faschismus und Kapitalismus hervorhoben.4 Handelnde 3 Vgl. Michael Ruck, Bibliographie des Nationalsozialismus, Darmstadt 2000. 4 Vgl. u.a. Wolfgang Abendroth (Hg.) Faschismus und Kapitalismus, Frankfurt am Main 1967, Reinhard Kühnl, Formen bürgerlicher Herrschaft. Liberalismus – Faschismus, Reinbek bei Hamburg 1971. Zu Faschismustheorien allgemein siehe Wolfgang Wippermann, Faschismustheorien, 7. Aufl., Darmstadt 1997.
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Neuere Forschungen zur Geschichte des „Dritten Reiches“
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Personen, Täter/innen und Opfer kamen in den klassischen Faschismustheorien jedoch kaum vor. Dies löste bereits in den 80er-Jahren den drängenden Wunsch nach Re-Konkretisierung der NS-Zeit jenseits abstrakter Deutungsmuster aus. Zweitens erweisen sich die NS-Herrschaft und der Holocaust gegenüber theoretischen Deutungsversuchen als ausgesprochen sperriges Sujet. Nicht umsonst fällt im Hinblick auf die NS-Verbrechen so häufig der Begriff der „Einzigartigkeit“, auch wenn diese ja nur als Ergebnis einer systematischen, vergleichenden Analyse festgestellt werden kann. Auch aus diesem Grunde hat es seit den 70er-Jahren nur wenige ernsthafte theoretische Annäherungsversuche an die NS-Zeit gegeben, die im Folgenden lediglich angedeutet, aber nicht detailliert ausgeführt werden können. Anschließend gehe ich ausführlicher auf drei thematische Forschungszusammenhänge ein, die sich erstens mit der Herrschaftsanalyse und Gesellschaftsgeschichte des Nationalsozialismus, zweitens der Geschichte des Holocaust und drittens der expandierenden Tätergeschichte als deren Subdisziplin beschäftigen.
Deutungen
In den 80er- und 90er-Jahren wurde zumindest in Deutschland heftig um das Verhältnis von Nationalsozialismus und Modernisierung gestritten.5 Unausgegorene Thesen über die vermeintliche Modernität Hitlers und seiner Weltanschauung6 wurden zwar schnell ad acta gelegt und als tendenziell apologetisch verworfen, doch gleichzeitig die sehr viel seriösere Frage aufgeworfen, wie sich eigentlich NS-Zeit in die längeren Entwicklungstrends der Moderne einordnete, ob sie gar einen Modernisierungsschub bedeutete, wie dies Ralf Dahrendorf oder David Schoenbaum bereits in den Sechzigerjahren behauptet hatten.7 Diese Debatte brachte zahlreiche Schwierigkeiten mit sich, darunter die positiven Konnotationen eines normativen Modernisierungsbegriffes wie das Problem, für den kurzen Zeitraum der NS-Herrschaft nur schwer zwischen intentionalen und unbeabsichtigten Modernisierungswirkungen unterscheiden zu können. Anregend in diesen Debatten wirkte vor allem der Versuch, die Herrschaft des Nationalsozialismus und den Holocaust 5 Zusammenfassend dazu Riccardo Bavaj, Die Ambivalenz der Moderne im Nationalsozialismus. Eine Bilanz der Forschung, München 2003; Michael Prinz/Rainer Zitelmann (Hg.) Nationalsozialismus und Modernisierung, 2. Aufl., Darmstadt 1994. 6 Vgl. Rainer Zitelmann, Hitler. Selbstverständnis eines Revolutionärs, 2. Aufl., Stuttgart 1989. 7 Vgl. Ralf Dahrendorf, Gesellschaft und Demokratie in Deutschland, München 1965; David Schoenbaum, Hitler’s Social Revolution. Class and Status in Nazi Germany 1933–1939, London 1967; David Schoenbaum: Die braune Revolution. Eine Sozialgeschichte des Dritten Reiches, Köln 1968.
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als „pathologische“ Entwicklungslinien der Moderne zu deuten und nicht als Einbruch mittelalterlicher, atavistischer Barbarei aus der Moderne auszugliedern. Vor allem der deutsche Historiker Detlev Peukert oder der polnisch-britische Soziologe Zygmunt Bauman legten dazu in den 80er-Jahren viel beachtete Thesen vor.8 Die Zeit unmittelbar nach 1989 und dem Zusammenbruch der kommunistischen Regime war darüber hinaus durch eine kurzzeitige Renaissance der Totalitarismustheorien gekennzeichnet, die jedoch keine nachhaltigen Wirkungen zeitigte.9 Denn der völlig legitime Vergleich von Nationalsozialismus und Stalinismus offenbarte vor allem signifikante Unterschiede zwischen beiden Systemen. Während beispielsweise der Stalinismus den Terror vor allem gegen die eigene Bevölkerung richtete und die kommunistischen Diktaturen grotesk dimensionierte Bespitzelungs- und Überwachungsapparate entwickelten, richtete der Nationalsozialismus seine destruktiven Energien nicht primär gegen den Kern der sogenannten „Volksgemeinschaft“, sondern lenkte diese vor allem nach außen. Dieser Unterschied tritt besonders bei einem Vergleich zwischen dem „Dritten Reich“ und der DDR/SED-Diktatur hervor. Während SS und Gestapo vor allem Leichenberge hinterließen, produzierten die Staatssicherheitsorgane der DDR vor allem Aktenberge, die von intensiver Schikane und Repression, aber nicht von massenhafter Vernichtung zeugen.10 Seit den 90er-Jahren erlebte schließlich die vergleichende Faschismusforschung einen neuen Aufschwung. Diese ging jedoch vor allem von den USA und Großbritannien aus und stieß in Deutschland nur auf begrenzten Widerhall.11 Anders als frühere faschismustheoretische Ansätze konzentrieren sich die neueren nicht reduktionistisch auf das vermeintliche „Wesen“ faschistischer Systeme, sondern knüpfen fast durchweg an deren konkrete Herrschaftspraxis an, sind also „praxeologisch“ orientiert. Sie nehmen die Genese faschistischer Herrschaft ebenso in den Blick wie deren Widersprüche, wobei ein besonderes Augenmerk nicht zuletzt der Selbstbeschreibung der Faschisten gilt. Aktion 8 Vgl. Detlev Peukert, Volksgenossen und Gemeinschaftsfremde. Anpassung, Ausmerze und Aufbegehren unter dem Nationalsozialismus, Köln 1982; Zygmunt Bauman, Modernity and the Holocaust, Cambridge 1989. 9 Vgl. Eckhard Jesse, Totalitarismus im 20. Jahrhundert. Eine Bilanz der internationalen Forschung, Baden-Baden 1996; Friedrich Pohlmann, Deutschland im Zeitalter des Totalitarismus. Politische Identitäten in Deutschland zwischen 1918 und 1989, München 2001. 10 In diesem Sinne argumentiert Ulrich Herbert, Die Zukunft der Geschichtspolitik, in: Blätter für deutsche und internationale Politik 53/1 (2008), 77; zu NS und Stalinismus siehe auch Dan Diner, Das Jahrhundert verstehen. Eine universalhistorische Deutung, München 1999, 239ff. 11 Vgl. Sven Reichardt, Neue Wege der vergleichenden Faschismusforschung, in: Mittelweg 36, 16/1 (2007), 9–25.
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und Handlung stehen im Mittelpunkt dieses neuen Faschismusbegriffes, wie er beispielsweise vom amerikanischen Historiker Robert Paxton12 oder dem deutschen Historiker Sven Reichardt vertreten wird. Reichardt sieht in den faschistischen Kampfbünden das wesentliche Element faschistischer Vergemeinschaftung.13 Andere Faschismusforscher wie der britisch-amerikanische Soziologe Michael Mann setzen an der sozialen Basis faschistischer Bewegungen an, die sie freilich nicht schematisch, sondern extrem detailliert beschreiben und dabei Faktoren wie Erfahrung und Generation ausdrücklich mit einbeziehen.14 Der britische Politologe Roger Griffin hingegen definiert Faschismus als politische Ideologie, ja als politische Religion, die sich durch radikalen Nationalismus, Popularität und pseudoreligiöse Sakralität auszeichne.15 Einerseits vermitteln die neueren Ansätze vergleichender Faschismusforschung durchweg interessante Einsichten in die Funktionsweise und Herrschaftspraxis faschistischer Systeme, zumal sie auf holistische Erklärungsansprüche durchweg verzichten. Andererseits zeigen sich jedoch schnell Grenzen der spezifischen Analyseperspektive, wenn es beispielsweise darum geht, Völkermord, Vernichtung und Rassismus zu erklären, die ja nicht lediglich Ausdruck faschistischer Gewaltpraxis waren. Dieses Dilemma teilen die neueren mit älteren Ansätzen, die – wenn überhaupt – allenfalls den Nationalsozialismus in der Vorkriegszeit, nicht aber die Massenmorde und den Vernichtungskrieg analytisch erfassten. In jüngster Zeit wurde zudem vorgeschlagen, die NS-Herrschaft als Erscheinungsform des Kolonialismus zu analysieren. Nicht nur sei die deutsche Besatzungsherrschaft im Osten durch koloniale Strukturen und Mentalitäten geprägt gewesen, auch der nationalsozialistische Völkermord stünde in einer Kontinuitätslinie zu kolonialen Massakern, vor allem dem brutalen Krieg gegen die Herero und Nama im damaligen Deutsch-Südwestafrika vor dem Ersten Weltkrieg.16 Dieser Ansatz, die NS-Herrschaft als Form des Kolonialismus zu verstehen, ist auf erhebliche Skepsis gestoßen, lassen sich doch kaum unmittelbare Verbindungen zwischen der deutschen Kolonialherrschaft und der nationalsozialistischen 12 Vgl. Robert Paxton, The Anatomy of Fascism, New York 2004. 13 Vgl. Sven Reichardt, Faschistische Kampfbünde. Gewalt und Gemeinschaft im italienischen Squadrismus und in der deutschen SA, Köln 2002. 14 Vgl. Michael Mann, Fascists, Cambridge 2004. 15 Vgl. Roger Griffin, Fascism, Oxford 1995; ders., Fascism, Totalitarianism und Political Religion, London 2005. 16 Vgl. Jürgen Zimmerer, Holocaust und Kolonialismus. Beitrag zu einer Archäologie des genozidalen Gedankens, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 51/12 (2003), 1098–1119; ders., Die Geburt des ‚Ostlandes‘ aus dem Geiste des Kolonialismus. Ein postkolonialer Blick auf die NS-Eroberungs- und Vernichtungspolitik, in: Sozial.Geschichte 19/1 (2004), 10–43.
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Politik in Osteuropa herstellen, zumal zwischen behaupteten Ähnlichkeiten und tatsächlichen Kausalitäten scharf unterschieden werden muss.17 Selbst brutale Kolonialherrschaften waren in der Regel mit missionarischen zivilisatorischen Grundideen und Praktiken verknüpft, die im Nationalsozialismus völlig fehlten, der sich durch die „völlige Abwesenheit einer zivilisatorischen Idee“ ( Joachim C. Fest) auszeichnete. Die Verknüpfung von Hererokrieg und Holocaust scheint vor allem von der Absicht inspiriert zu sein, der Kolonialgeschichte eine größere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, trägt aber zur Analyse des Holocausts in keiner Weise bei. Dennoch ist bei aller berechtigten Skepsis gegenüber vorschnellen Parallelen auch dieser theoretischen Diskussion zugutezuhalten, dass sie durchweg an konkreten Erscheinungsformen nationalsozialistischer Herrschaft ansetzt und dabei vor allem die Besatzungs- und Vernichtungspolitik in Osteuropa in einen größeren historischen Zusammenhang zu stellen versucht.
Von der Analyse des nationalsozialistischen Herrschaftssystems zur Gesellschaftsgeschichte der NS-Zeit
Bis in die 80er-Jahre war die Analyse nationalsozialistischer Herrschaft durch die Kontroverse zwischen sogenannten „Intentionalisten“ und „Funktionalisten“ bzw. „Strukturalisten“ geprägt. Handelte es sich – so die grundlegende Streitfrage – beim „Dritten Reich“ um ein monokratisches System, eine Alleinherrschaft Hitlers, der nach 1933 seine ideologischen Vorstellungen intentional Zug um Zug umsetzte, oder um ein polykratisches System, das von Kompetenzanarchie und der Konkurrenz unterschiedlichster Herrschaftsträger gekennzeichnet war und dadurch zu kumulativer Radikalisierung und zur faktischen Selbstzerstörung des Systems führte?18 Diese Kontroverse hat heute weitgehend an Bedeutung verloren, trug aber vor rund einem Vierteljahrhundert viel zur analytischen Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Herrschaft bei. Dabei kam vor allem den Funktionalisten das Verdienst zu, die latent exkulpierende Fixierung auf die Person Hitlers überwunden, statt dessen die Vielfalt von Herrschaftsbeteiligten in der NS-Zeit herausgearbeitet und somit die Öffnung zu einer gesellschaftsgeschichtlichen Perspektive vorbereitet zu haben. 17 Vgl. Birthe Kundrus, Kontinuitäten, Parallelen, Rezeptionen. Überlegungen zur „Kolonialisierung“ des Nationalsozialismus, in: Werkstatt Geschichte. 15/43 (2006), 45–62; dies., Von den Herero zum Holocaust? Einige Bemerkungen zur aktuellen Debatte. In: Mittelweg 36, 14/4 (2005), 82–91. 18 Zu dieser Kontroverse vgl. Gerhard Hirschfeld/Lothar Kettenacker, Der „Führerstaat“. Mythos und Realität. Studien zur Struktur und Politik des Dritten Reiches, Stuttgart 1981.
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Heute arbeiten viele Historikerinnen und Historiker mit einer pragmatischen Synthese beider Ansätze, die vor allem Ian Kershaw in seiner Hitler-Biographie praktizierte.19 Kershaw wandte das Modell charismatischer Herrschaft, wie es der Soziologe Max Weber beschrieben hatte, auf die Herrschaft des Nationalsozialismus an und setzte so den charismatischen Diktator Hitler in Beziehung mit einem ihm entgegenarbeitenden Institutionengefüge und einer deutschen Gesellschaft, die ihrem „Führer“ ob dessen „Leistungen“ mit wachsender Begeisterung folgte. Herrschaftsgeschichte und Gesellschaftsgeschichte werden auf diese Weise überzeugend miteinander verbunden. Obwohl also die Kontroverse zwischen Intentionalisten und Funktionalisten heute weitgehend abgeebbt ist, haben Analysen des NS-Institutionengefüges keineswegs an Bedeutung verloren. Im Gegensatz zu früheren Analysen, die vor allem die Auseinandersetzungen und Konflikte hervorhoben, betonen neuere Studien eher Elemente von Konsens und Kooperation. Ein näherer Blick auf die institutionelle Handlungspraxis zeigte nämlich, dass die Radikalisierung der NS-Politik nicht allein durch die Überwölbung eines bürokratischen Normenstaates durch einen terroristischen Maßnahmenstaat erklärt werden kann, wie es Ernst Fraenkels Analyse des sogenannten Doppelstaates noch nahegelegt hatte.20 Vielmehr radikalisierte sich auch der Kernbereich des Normenstaates selbst, wie beispielsweise die Praxis der Finanzbürokratie bei der systematischen Beraubung der Juden zeigte.21 Zudem waren in allen Bereichen des Normenstaates Prozesse der Selbstmobilisierung und der bereitwilligen, ja vorauseilenden Anpassung an die Politik des Nationalsozialismus festzustellen. Dies wirft unweigerlich die Frage nach der gesellschaftlichen Fundierung nationalsozialistischer Herrschaft und nach dem Verhalten der deutschen Gesellschaft insgesamt auf, aus der ja die Funktionsträger stammten. Ein erster wichtiger Impuls zur Gesellschaftge19 Vgl. Ian Kershaw, Hitler, Stuttgart 1998 und 2000. 20 Vgl. Ernst Fraenkel, The Dual State, A Contribution to the Theory of Dictatorship, New York 1941; Ernst Fraenkel: Der Doppelstaat, Frankfurt am Main 1974. 21 Vgl. Martin Dean, Robbing the Jews. The Confiscation of Jewish Property in the Holocaust 1933–1945, New York 2008; Martin Dean/Constantin Goschler/Philipp Ther (Hg.) Robbery and Restitution. The Conflict over Jewish Property in Europe, New York 2007; Alfons Kenkmann/Bernd-A. Rusinek (Hg.) Verfolgung und Verwaltung. Die wirtschaftliche Ausplünderung der Juden und die westfälischen Finanzbehörden, Münster 1999; Wolfgang Dreßen, Betrifft „Aktion 3“. Deutsche verwerten jüdische Nachbarn. Dokumente zur Arisierung, Berlin 1998; Susanne Meinl/Jutta Zwilling, Legalisierter Raub. Die Ausplünderung der Juden im Nationalsozialismus durch die Reichsfinanzverwaltung in Hessen, Frankfurt am Main/New York 2004; Christiane Kuller, Finanzverwaltung und Judenverfolgung. Die Entziehung jüdischen Vermögens in Bayern während der NS-Zeit, München 2008.
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schichte des Nationalsozialismus ging in den 80er-Jahren von der Alltagsgeschichte aus, die in Deutschland in dieser Zeit wiederum zahlreiche Impulse aus der Geschichtswerkstätten-Bewegung und dem „Schülerwettbewerb Deutsche Geschichte“ erhielt. Anfang der 80er-Jahre forschten mehr als 13.000 Schüler/innen über den „Alltag im Nationalsozialismus“ und rückten damit das Verhalten „kleiner Leute“ ins Blickfeld, die in den bisherigen Forschungsansätzen überhaupt keine Rolle gespielt hatten.22 Ein gewisser Generationswechsel trug zu diesem Wandel der Perspektiven zweifellos bei; die Generation der Zeitzeugen des Nationalsozialismus gab ihren Enkelinnen und Enkeln, den 79ern – so benannt nach dem Aufschwung öffentlichen Interesses nach Ausstrahlung der Fernsehserie „Holocaust“ im Jahre 1979 – , bereitwilliger Auskunft als den 68ern, die sich von ihren Eltern häufig polemisch abgegrenzt hatten.23 Dennoch war die deutsche Gesellschaft in dieser Zeit immer noch zentral durch die Alterskohorten der NS-Zeit geprägt, weshalb sich auch die Forschung gesellschaftlichen Zusammenhängen nur behutsam annäherte. Anfänglich stand in erster Linie abweichendes oder widerständiges Verhalten im Mittelpunkt. Viele Lokalstudien aus den 70er- und 80er-Jahren trugen den bezeichnenden Titel „Widerstand und Verfolgung in ...“. Dabei wurde Verfolgung in erster Linie als Resultat des Widerstandes interpretiert – ein Schema, das auf nationalsozialistischen Rassismus überhaupt nicht anwendbar war und ganze Opfergruppen analytisch ausgrenzte – nicht nur die Juden, sondern auch sogenannte „Asoziale“, Sinti und Roma, Homosexuelle und andere Gruppen, die allerdings bald unter dem Label „vergessene Opfer“ zusammengefasst wurden und ins Blickfeld rückten.24 In der Fixierung auf abweichendes Verhalten blieben jedoch Konsens und Zustimmung der deutschen Gesellschaft zum Nationalsozialismus außen vor. Es war bezeichnend, dass das alltagsgeschichtliche Projekt Bayern in der NS-Zeit in den 70er- und 80er-Jahren mit 22 Vgl. Dieter Galinski u.a. (Hg.) Nazis und Nachbarn. Schüler erforschen den Alltag im Nationalsozialismus, Reinbek bei Hamburg 1982. 23 Vgl. Harold Marcuse, Generational Cohorts and the Shaping of Popular Attitudes towards the Holocaust, in: Remembering for the Future. The Holocaust in an Age of Genocide, Bd. 3, London 2001, 652–663. 24 Vgl. Michael Zimmermann, „Widerstand und Verfolgung“. Zu den Möglichkeiten der Entwicklung und Grenzen eines Untersuchungsansatzes für die Regionalforschung, in: Frank Bajohr (Hg.) Norddeutschland im Nationalsozialismus, Hamburg 1993, 100–108; ders., Rassenutopie und Genozid. Die nationalsozialistische „Lösung der Zigeunerfrage“, Hamburg 1996; Burkhard Jellonnek, Homosexuelle unter dem Hakenkreuz. Die Verfolgung von Homosexuellen im Dritten Reich, Paderborn 1990; Projektgruppe für die vergessenen Opfer des NS-Regimes (Hg.) Verachtet – verfolgt – vernichtet. Zu den „vergessenen“ Opfern des NS-Regimes, Hamburg 1986.
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dem Leitbegriff der „Resistenz“ arbeitete, wobei der Untertitel „Herrschaft und Gesellschaft im Konflikt“ den Eindruck eines letztlich antagonistischen Verhältnisses zwischen Nationalsozialismus und Bevölkerung erweckte.25 Erst ab den 90er-Jahren rückte die Verankerung der NS-Herrschaft in der deutschen Gesellschaft ins Zentrum der Forschung. Neuere Arbeiten zur Verfolgung der Juden, insbesondere zur „Arisierung“, interpretierten Verfolgung nicht mehr ausschließlich als politischen Prozess, exekutiert durch Vertreter des Staates und der NSDAP, sondern auch als sozialen Prozess, an dem die deutsche Gesellschaft in vielfältiger Weise beteiligt war, die nach 1933 die neue antisemitische Staatsdoktrin relativ schnell in alltägliches Verhalten transformierte.26 So wurden jüdische Bekannte jetzt demonstrativ gemieden; immer weniger Nichtjuden kauften in jüdischen Geschäften; viele beteiligten sich an der „Arisierung“ von Grundstücken und Unternehmen, ja selbst die Versteigerung des Besitzes deportierter und ermordeter Juden stieß auf großes Interesse der Bevölkerung. Erst das Zusammenwirken von nationalsozialistischer Politik und gesellschaftlichem Handeln verlieh dem Verfolgungsprozess seine spezifische Dynamik. Dies zeigen auch Arbeiten zur Geschichte der Gestapo, deren Tätigkeit auf der Denunziationsbereitschaft weiter Bevölkerungskreise beruhte, wäre sie doch personell gar nicht in der Lage gewesen, die Bevölkerung systematisch zu überwachen.27 Die NS-Diktatur stützte sich nach 1933 nicht allein auf Repression und Gewalt, sondern auch auf eine gesellschaftliche Zustimmung, die mit Überwindung der Massenarbeitslosigkeit und den außenpolitischen „Erfolgen“ des Regimes stetig zunahm. Auf diese Weise mobilisierte der Nationalsozialismus erfolgreich gesellschaftliche Aufbruchs- und Ausbruchshoffnungen, die nicht zuletzt der zunehmend populärere „Führer“ Adolf Hitler 25 Vgl. Martin Broszat (Hg.) Bayern in der NS-Zeit, München 1977–1983; zur Kritik siehe Michael Wildt, Das „Bayern-Projekt“, die Alltagsforschung und die „Volksgemeinschaft“, in: Norbert Frei (Hg.) Broszat, 119–129. 26 Vgl. Frank Bajohr, Vom antijüdischen Konsens zum schlechten Gewissen. Die deutsche Gesellschaft und die Judenverfolgung 1933–1945, in: ders./Dieter Pohl (Hg.) Der Holocaust als offenes Geheimnis. Die deutsche Bevölkerung, die NS-Führung und die Alliierten, München 2006, 15–79; zu den Ergebnissen der „Arisierungs“-Forschung siehe Benno Nietzel, Die Vernichtung der wirtschaftlichen Existenz der deutschen Juden. Ein Literatur- und Forschungsbericht, in: Archiv für Sozialgeschichte 49 (2009), 561–613. 27 Vgl. Robert Gellately, Die Gestapo und die deutsche Gesellschaft. Die Durchsetzung der Rassenpolitik, 2. Aufl., Paderborn 1994; ders., Hingeschaut und Weggesehen. Hitler und sein Volk, Stuttgart 2002; Gerhard Paul/Klaus-Michael Mallmann (Hg.) Die Gestapo. Mythos und Realität, Darmstadt 1996; Gisela Diewald-Kerkmann, Politische Denunziation im NS-Regime oder die kleine Macht der ‚Volksgenossen‘, Bonn 1995.
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personifizierte. In den letzten Jahren ist deshalb das NS-Regime in der Forschung auch als „Zustimmungsdiktatur“ oder „Konsensdiktatur“ charakterisiert worden.28 Dabei rückt analytisch ein populärer Begriff des NS-Regimes in den Mittelpunkt, der wie kein zweiter Begriff Sehnsüchte und Hoffnungen bündelte, nämlich die „Volksgemeinschaft“.29 Die Mobilisierungskraft dieses nationalsozialistischen Leitbegriffes ging auch auf den Umstand zurück, dass die „Volksgemeinschaft“ in Deutschland in den 20er-Jahren von fast allen politischen Lagern als Ziel propagiert worden war, auch wenn gänzlich unterschiedliche Inhalte damit verbunden wurden. Frühere sozialgeschichtliche Forschungen hatten die „Volksgemeinschaft“ stets als reines Element der NS-Propaganda bezeichnet, dessen faktische Irrelevanz durch die fortbestehende soziale Ungleichheit in der NS-Zeit entlarvt werde. Doch wäre es ein Missverständnis, wollte man die Formel von der „Volksgemeinschaft“ in dem Sinne als soziale Realität nehmen, als seien soziale Differenzen bzw. Eigentums- und Besitzverhältnisse eingeebnet worden. In der Verheißung, in der Mobilisierung, nicht in der Feststellung eines sozialen Ist-Zustandes lag die politische Kraft der Rede von der „Volksgemeinschaft“. Zudem zielte diese ja keineswegs auf die Herstellung sozialer Gleichheit ab, sondern propagierte eine Ordnung der sozialen und rassischen Ungleichheit, die mit mörderischer Konsequenz in die Tat umgesetzt wurde. Der heuristische Wert des Begriffs „Volksgemeinschaft“ für eine Gesellschaftsgeschichte der NS-Zeit liegt deshalb vor allem darin, dass er wie kein zweiter Inklusions- und Exklusionsprozesse im Nationalsozialismus bündelt und zudem die Freisetzung sozialer Schubkräfte und das gesellschaftliche Engagement im „Dritten Reich“ analytisch weitaus schlüssiger erfasst als das immer noch weit verbreitete Theorem einer ausschließlich auf Zwang gegründeten totalitären Diktatur, das gesellschaftliche Beteiligung weitgehend ausblendet.
28 Zum Begriff der Zustimmungsdiktatur vgl. Götz Aly, Rasse und Klasse. Nachforschungen zum deutschen Wesen, Frankfurt am Main 2003, 246. In seinem Buch Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus, Frankfurt am Main 2005, hat Aly den Begriff Zustimmungsdiktatur durch den wenig überzeugenden Begriff ‚Gefälligkeitsdiktatur‘ ersetzt, der u.a. nicht in der Lage ist, die Mobilisierung der Gesellschaft unter der NS-Herrschaft angemessen zum Ausdruck zu bringen. Zur Operationalisierung des Begriffes in der Forschung vgl. Frank Bajohr, Die Zustimmungsdiktatur, in: Hamburg im „Dritten Reich“, Göttingen 2005, 69–121. 29 Zum Folgenden vgl. Frank Bajohr/Michael Wildt (Hg.) Volksgemeinschaft. Neue Forschungen zur Gesellschaft des Nationalsozialismus, Frankfurt am Main 2009.
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Zur Erforschung des Holocaust
Die heutige Perspektive auf den Nationalsozialismus wird vor allem durch den Massenmord an den europäischen Juden bestimmt, für den sich neben dem Begriff der „Schoah“ seit den 80er-Jahren vor allem der Terminus „Holocaust“ durchgesetzt hat.30 Erst seit dieser Zeit rückte dieser in den Fokus historischer Forschung, war doch Raul Hilbergs monumentale Pionierstudie „The Destruction of the European Jews“ bei ihrem Erscheinen 1961 nur auf geringes Interesse gestoßen und in Deutschland mit mehr als zwanzigjähriger Verspätung in einem Kleinverlag erschienen.31 Bis dahin hatte man sich in Deutschland allenfalls deutend mit dem Massenmord auseinandergesetzt, aber die konkrete Erforschung des Mordgeschehens selbst weitgehend vermieden. Die Re-Konkretisierung der historischen Ereigniszusammenhänge rückte zum einen zahlreiche Täter, neuerdings auch Täterinnen, ins Blickfeld, die bis dahin gar nicht wahrgenommen worden waren. Mittlerweile geht die Forschung von rund 200.000 mordenden Direkttätern aus. Dies veränderte die Wahrnehmung des Massenmords nachhaltig, der bis dahin vor allem als anonymer, bürokratischer und mechanistischer Vorgang, als quasi fabrikmäßiges Töten dargestellt worden war, assoziiert mit den Gaskammern von Auschwitz. Der unmittelbaren Konfrontation von Tätern mit Opfern bei den Massenerschießungen war demgegenüber kaum Beachtung geschenkt worden. In der Kontroverse zwischen Christopher Browning und Daniel Jonah Goldhagen um das Polizeibataillon 101 und die Deutung von dessen Mordtaten gewann diese Praxis des Mordens zum ersten Mal Kontur.32 Auch die Verbrechen der deutschen Wehrmacht und ihre Involvierung in den Holocaust beschäftigten zu dieser Zeit eine breite Öffentlichkeit und wurden nicht länger als Tabu behandelt – vor allem aufgrund der beiden Wehrmachts-Ausstellungen des Hamburger Instituts für Sozialforschung.33 Die Vielzahl von Tatbeteiligten und die komplexe Arbeitsteilung beim Morden warf unvermeidlich die Frage auf, was die breite Masse der deutschen und europäischen Bevölkerung vom Holocaust wusste bzw. auf welche Weise sie an diesem beteiligt war. Eine 30 Vgl. u.a. Dan Stone (Hg.) The Historiography of the Holocaust, Basingstoke 2004. 31 Vgl. Raul Hilberg, The Destruction of the European Jews, Chicago 1961; Raul Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden. Die Gesamtgeschichte des Holocaust, Berlin 1982; Raul Hilberg, Die Vernichtung der europäischen Juden, Frankfurt am Main 1990. 32 Vgl. Christopher Browning, Ganz normale Männer. Das Reserve-Polizeibataillon 101 und die „Endlösung“ in Polen, Reinbek bei Hamburg 1993; Daniel Jonah Goldhagen, Hitlers willige Vollstrecker. Ganz gewöhnliche Deutsche und der Holocaust, Berlin 1996. 33 Vgl. Christian Hartmann u.a. (Hg.) Verbrechen der Wehrmacht, Bilanz einer Debatte, München 2005.
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ganze Reihe von Studien leuchtete im Detail die Informationswege und die Kommunikation über dieses „offene Geheimnis“ aus.34 Wer früher als Bystander bezeichnet und einer Residualkategorie zugeschlagen worden wäre, wurde nun zu einem nicht nur wissenden, sondern auch beteiligten Akteur. Dies galt nicht allein für die deutsche, sondern auch für die Bevölkerung mittel- und osteuropäischer Länder, die an Pogromen und Morden teilweise mitgewirkt hatte. Auch hier brachen lange gehegte stereotype Sichtweisen und Tabus auf, wie die vehemente öffentliche Kontroverse in Polen um die Monographie Neighbors des polnisch-amerikanischen Historikers Jan T. Gross zeigte, der am Beispiel des Ortes Jedwabne den polnischen Antisemitismus in den Blick nahm und den Anteil der einheimischen Bevölkerung an der Umsetzung des Holocausts thematisierte.35 Insgesamt hob die neuere Forschung den Zusammenhang zwischen dem Holocaust einerseits und der deutschen Besatzungsherrschaft in Osteuropa im Zweiten Weltkrieg andererseits hervor, die bis dahin trotz ihrer engen Verflechtung als separate Vorgänge wahrgenommen worden waren. Nun taten sich die Verbindungen zwischen Völkermord und der sogenannten „rassischen Neuordnung“ der besetzten Gebiete auf – mit ihren ethnischen Säuberungen und Bevölkerungsverschiebungen, mit den damit einhergehenden Ernährungs- und Sicherheitsfragen.36 Die Analyse der Mordpraxis korrigierte auch viele Annahmen über einen primär von oben und durch zentrale Entscheidungen gesteuerten Prozess. Demgegenüber arbeitete die Forschung heraus, wie sich das Geschehen in einem Wechselspiel von Zentrale und Peripherie radikalisierte, wobei Letztere mit eigenständigen Initiativen vorpreschte. Die lange Debatte um einen zentralen „Endlösungs“-Befehl und den Zeitpunkt, an dem dieser erteilt worden sein könnte, gilt im Lichte neuerer Erkenntnisse als überholt. Das Detailgeschehen nämlich zeigt, dass es einen einzigen übergeordneten Mordbefehl gar nicht gegeben haben kann. Gleichzeitig wäre das Mordgeschehen ohne die Ermunterung und die Teilentscheidungen auf oberster Ebene weder in Gang gesetzt worden noch in ähnlicher Weise eskaliert. Eine wichtige Wegmarke in diesem Prozess stellt der Kriegseintritt der USA im Dezember 1941 dar, der nach Auffassung 34 Vgl. Bajohr/Pohl (Hg.), Geheimnis; Peter Longerich, „Davon haben wir nichts gewusst“. Die Deutschen und die Judenverfolgung, Berlin 2006; Bernward Dörner, Die Deutschen und der Holocaust. Was niemand wissen wollte, aber jeder wissen konnte, Berlin 2007. 35 Vgl. Jan T. Gross, Neighbors. The Destruction of the Jewish Community in Jedwabne, Poland, Princeton 2001. 36 Vgl. u.a. Dieter Pohl, Nationalsozialistische Judenverfolgung in Ostgalizien 1941–1944, München 1996; Christian Gerlach, Kalkulierte Morde. Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrussland 1941–1944, Hamburg 1999; Götz Aly, „Endlösung“. Völkerverschiebung und der Mord an den europäischen Juden, Frankfurt am Main 1995.
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des Historikers Christian Gerlach keinen Mordbefehl, aber eine „Grundsatzentscheidung“ über die Ermordung der europäischen Juden herbeiführte.37 Auch die Situation und das Verhalten der Opfer einschließlich der Judenräte und jüdischen Zwangsorganisationen wurden in den letzten 15 Jahren sehr viel eingehender untersucht als zuvor. Die Auseinandersetzung mit den Opfern bildet auch die klassische Domäne israelischer Holocaust-Forschung, während sie in Deutschland erst in den letzten Jahren verstärkt in Gang gekommen ist. Dan Diner hat in diesem Zusammenhang auf die unterschiedlichen nationalen Gedächtniskollektive verwiesen, die spezifische Fragestellungen und Herangehensweisen an den Holocaust determinieren.38 Wer von der Perspektive der jüdischen Opfer des Holocaust ausgehe, stelle in erster Linie die Frage: Warum ist es uns geschehen? Eine „deutsche“ Perspektive auf den Holocaust gehe hingegen von der Frage aus: Wie konnte das geschehen? Letztere Frage rücke vor allem die Umstände der Tat in den Mittelpunkt, wobei beide Leitfragen ein jeweils unterschiedliches Interesse an der Täter- wie der Opfergeschichte zur Folge haben. Mittlerweile schwächt sich jedoch die Bedeutung solcher „Gedächtniskollektive“ immer mehr ab: einerseits durch den Generationswechsel, mit dem sich auch die jeweiligen Sichtweisen auf den Holocaust verändern, andererseits durch die Globalisierung der Wissenschaftskommunikation und der analytischen Perspektiven, die beim Thema Holocaust besonders gut zu beobachten ist. Der massive Aufschwung, den die historische Forschung seit den 80er-Jahren genommen hat, bildet jedoch nur eine Seite der Medaille. Parallel dazu hat sich nämlich eine weitgehende Enthistorisierung des Holocausts vollzogen, die diesen immer mehr aus seinem historischen Ereigniszusammenhang löst. Dies zeigen nicht nur öffentliche Diskussionen und Kontroversen, auch wissenschaftlich verschwindet der Holocaust immer stärker in einer allgemeinen, vergleichenden Genozidforschung, die als solche zweifellos sinnvoll ist, aber gleichzeitig mit einer gewissen Dekontextualisierung einhergeht.39 Dies gilt nicht zuletzt für die zunehmend übermächtige Pädagogisierungsmaschinerie, die sich des Themas bemächtigt hat. Nichts spricht gegen Aufklärung, Information und Vermittlung des Holocausts, aber manches gegen eine banalisierende „Holocaust Education“, die einfachste soziale Praktiken wie Respekt und Toleranz ausgerechnet am Beispiel eines hochkomplexen Völkermordes einüben will. Man muss nichts über Auschwitz wissen, um zu begreifen, 37 Vgl. Christian Gerlach, Die Wannsee-Konferenz, das Schicksal der deutschen Juden und Hitlers Grundsatzentscheidung, alle Juden Europas zu ermorden, in: Werkstatt Geschichte, 6/18 (1997), 7–44. 38 Dan Diner, Schulddiskurse und andere Narrative. Epistemisches zum Holocaust, in: ders.: Gedächtniszeiten. Über jüdische und andere Geschichten , München 2003, 180–200. 39 Vgl. Dan Stone (Hg.) The Historiography of Genocide, Basingstoke 2008; Boris Barth, Genozid. Völkermord im 20. Jahrhundert. Geschichte, Theorien und Kontroversen, München 2006.
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dass man andere Menschen nicht schlagen, überfallen oder herabwürdigen darf. Was für den Holocaust gilt, trifft im Übrigen tendenziell auf die Gesamtgeschichte des Nationalsozialismus zu, dessen diskursive Deutung seiner „Nachgeschichte“ nach 1945 die historische Forschung zur NS-Zeit selbst zunehmend überlagert.
„Tätergeschichte“ – Königsweg oder Sackgasse
Ein abschließender Blick soll einem Forschungszusammenhang gelten, der sich seit den 1990er-Jahren als eigenständige Subdisziplin der Holocaustforschung etabliert hat, nämlich der sogenannten Täterforschung. Ihr kommt das Verdienst zu, jenseits klassischer Stereotype von „Bestien“ und „Befehlsempfängern“ das Handeln der Täter/innen minutiös ausgeleuchtet und deren außerordentlich hohe Zahl einschließlich der mittelbar Tatbeteiligten herausgearbeitet zu haben. Viele Buchtitel zum Täterhandeln verwenden fast inflationär das Wortpaar „ganz normal“, denn erstens stammte die große Mehrheit der Täter nicht aus kriminellen Randgruppen der Gesellschaft mit einschlägiger Verbrechenserfahrung und Vorstrafenregister.40 Im Gegenteil kamen nicht wenige von ihnen aus „gutem Hause“ und der sozialen Mitte der Gesellschaft.41Zweitens wiesen die meisten Täter auch keine signifikanten psychischen Anomalien auf. Während kriminelle Serienmörder im zivilen Leben oft psychisch auffällige Personen mit „dissoziativen Persönlichkeitsstörungen“ sind, galt dies für die Mehrheit der genozidalen Massenmörder nicht. Dies widerspricht einer landläufigen Annahme, der zufolge dem Ausmaß der begangenen Verbrechen eine besonders diabolische, gewissermaßen negative Größe der Täter entsprechen müsse, nach der Gleichung: je monströser die Tat, desto monströser die Täter. Für deren Mehrheit galt jedoch das, was ein israelischer Gutachter 1961 über Adolf Eichmann – den Leiter des Judenreferats des Reichssicherheitshauptamtes – feststellte, dass Eichmann nämlich „normal“ sei – „normaler jedenfalls, als ich es bin, nachdem ich ihn untersucht habe“.42
40 Vgl. Harald Welzer, Täter. Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden, Frankfurt am Main 2005; Gerhard Paul (Hg.) Die Täter der Shoah. Fanatische Nationalsozialisten oder ganz normale Deutsche? Göttingen 2002. 41 Vgl. Ulrich Herbert, Best. Biographische Studien über Weltanschauung, Radikalismus und Vernunft 1903–1989, Bonn 1996; Michael Wildt, Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes, Hamburg 2002. 42 Zit. nach Hannah Arendt, Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen, München 1964, 53.
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Die Rede von der „Normalität“ der Täter hat freilich zur Folge, dass sie die Täterforschung insgesamt ungewollt infrage stellt. Denn wenn sich keine Gruppe der Gesellschaft gegenüber den NS-Verbrechen als immun erwies, also keine Altersgruppe, keine soziale Schicht, keine Konfession, keine Bildungsschicht, auch nicht die Frauen – wenn also Tätergeschichte vor allem auch Gesellschaftsgeschichte ist, dann wirft dies unweigerlich die Frage nach dem Nutz- und Erkenntniswert einer eigenständigen Subdisziplin „Täterforschung“ auf. Abgesehen davon ist meiner Wahrnehmung nach von der Annahme, die Täterforschung eröffne einen schnellen, einfachen Königsweg zur Erklärung der NSMassenverbrechen, nicht mehr viel übrig geblieben. So hat Hans Mommsen bereits vor Jahren vor der Illusion gewarnt, dass sich die NSVerbrechen mit einem täterbiographischen Ansatz überzeugend entschlüsseln ließen.43 Denn ganz abgesehen von den enormen Quellenproblemen, d.h. den in der Regel nicht verfügbaren Ego-Dokumenten der Täter, lassen sich die Taten im Allgemeinen nicht mit ihren Lebenswegen, ihrer Persönlichkeit, ihren Eigenschaften und Erfahrungen in einen kausalen Zusammenhang setzen. Diese Schwierigkeiten haben auch Klaus-Michael Mallmann und Gerhard Paul konzediert, als sie sich bemühten, durch die Auswertung unterschiedlicher Täter-Biographien spezifische Täterprofile bzw. Täter-Typen zu identifizieren, wie „Weltanschauungstäter“, „Exzesstäter“, „Opportunisten“, „Schreibtischtäter“ oder „Mischung aus Schreibtisch- und Direkttätern, aus Vordenkern und Vollstreckern“.44 Jedoch ganz abgesehen davon, dass solche nachträglichen Kategorisierungen schwierig sind und wenig erklären, haftet ihnen auch ein statisches Schubladendenken an, dass der Dynamik des Täterhandelns – das nicht zuletzt durch die Tat weiterbefördert wurde – nicht gerecht wird und zudem tendenziell die Biographien der Täter allzu teleologisch auf die spätere Tat zuspitzt. Dies gilt auch für die These, dass viele Täter zentral durch ein Kontinuum von Gewalt erfahrungen geprägt gewesen seien, sodass ihre Lebenswege als „Karrieren der Gewalt“ bezeichnet werden können, als „Aufstieg innerhalb eines kriminellen Milieus der Gewalt“, für das der Holocaust biographisch „das Finale einer endlosen Welle alltäglicher Gewalt“ gewesen sei, „die z.T. bereits vor dem Ersten Weltkrieg und der Nachkriegskrise ihren Lauf“ genommen habe.45 Jüngere Analysen haben jedoch diese „Brutalisierungsthese“ 43 Vgl. Hans Mommsen, Probleme der Täterforschung, in: Helgard Kramer (Hg.) NS-Täter aus interdisziplinärer Perspektive, München 2006, 425–433. 44 Gerhard Paul, Von Psychopathen, Technokraten des Terrors und „ganz gewöhnlichen“ Deutschen, in: ders. (Hg.), Täter, 13–90. 45 Klaus-Michael Mallmann/Gerhard Paul (Hg.) Karrieren der Gewalt. Nationalsozialistische Täterbiographien, Darmstadt 2004, 5, 16.
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nachdrücklich infrage gestellt. Keineswegs – so Dirk Schumann – habe die Teilnahme am Krieg eine anhaltende Bereitschaft zu gewaltsamem Verhalten hervorgebracht: „Nicht die Gewalterfahrung des Krieges an sich war es, die die weitere Entwicklung bestimmte, sondern die jeweilige politische Kultur, in der diese Erfahrung eingehegt oder zugespitzt wurde.“46 Nicht auf die Gewalterfahrung an sich, sondern auf deren Deutung kam es also an. Zudem spricht gegen die Brutalisierungsthese, dass sich die erwähnten jeweiligen Gewaltsituationen und ihre Opfer fundamental unterschieden. So zielte beispielsweise die politische Straßengewalt in der Weimarer Republik in erster Linie auf die symbolische Beherrschung der Straße ab, nicht aber auf die physische Auslöschung des Gegners. Allein schon deshalb ist sie mit dem systematischen Massenmord des Holocausts schwerlich in einen Zusammenhang zu bringen, zumal sich unter den Holocaust-Opfern ja mehrheitlich Frauen, Kinder und alte Menschen befanden. Entscheidende Determinanten des Handelns der Täter finden sich nicht in deren Biographien, sondern allgemein in der Struktur und Ideologie des Führerstaates sowie in dessen ideologischem, durch Schulung vermitteltem Referenzrahmen.47 Konkret manifestierte sich dies in der Handlungspraxis jener Institutionen, in denen die Täter agierten, wie in den konkreten Handlungssituationen, in denen sie sich bewegten. Ertragreiche Studien wie beispielsweise die Arbeit Michael Wildts über das Reichssicherheitshauptamt argumentieren deshalb auch nicht monokausal, sondern verknüpfen analytisch den Referenzrahmen des Täterhandelns, wie er durch die NS-Ideologie bestimmt war, mit der institutionellen Handlungspraxis und der jeweiligen Handlungssituation bzw. dem Handlungsraum.48 Wie die uferlos ausgeweitet und von rechtlichen Restriktionen befreite Handlungspraxis der Täter beschaffen war, die eine „absolute Macht“ über ihre Opfer ausüben konnten, haben vor allem die Studien von Wolfgang Sofsky oder Karin Orth über die Konzentrationslager bzw. die Konzentrationslager-SS eindringlich vor Augen geführt.49 Auch das Handlungssetting bzw. die Handlungssituation der Täter ist in neueren Studien plastisch geworden. Täter handelten nicht isoliert, sondern bewegten sich in einem sozialen Zusammenhang, in der Regel in militärischen bzw. militärähnlichen Formationen, die auf 46 Dirk Schumann, Europa, der Erste Weltkrieg und die Nachkriegszeit. Eine Kontinuität der Gewalt? In: Journal of Modern European History 1/1 (2003), 25. 47 Vgl. Welzer, Täter; Jürgen Matthäus u.a., Ausbildungsziel Judenmord? „Weltanschauliche Erziehung“ von SS, Polizei und Waffen-SS im Rahmen der „Endlösung“, Frankfurt am Main 2003. 48 Vgl. Wildt, Generation. 49 Vgl. Karin Orth, Die Konzentrationslager-SS. Sozialstrukturelle Analysen und biographische Studien, Göttingen 2000; Wolfgang Sofsky, Die Ordnung des Terrors. Das Konzentrationslager, Frankfurt am Main 1993.
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den Prinzipien von Befehl und Gehorsam einerseits und der Kameradschaft andererseits aufbauten. Deren Bedeutung für den impliziten Gruppendruck in solchen Einheiten hat zuletzt Thomas Kühne am Beispiel der deutschen Wehrmacht untersucht.50 Das Vergemeinschaftungsprinzip der Kameradschaft unterschied jedoch die Täter/innen nicht prinzipiell vom Rest der Gesellschaft, sodass Tätergeschichte immer auch Gesellschaftsgeschichte ist. Je mehr die Tätergeschichte diese Komplexität beachtet und von vereinfachenden und monokausalen Ansätzen Abstand hält, umso überzeugender fallen auch ihre Ergebnisse aus.
50 Vgl. Thomas Kühne, Kameradschaft. Die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert, Göttingen 2006.
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„… in spite of not making any concessions and the fact that my pan-German views are well known among colleagues in the field …” Notes to Karl Haiding (1906–1985). Ursula Mindler
At the time of National Socialism folklorist/ethnologist Dr. Karl Haiding had been a high-ranking official in the so-called Amt Rosenberg (Rosenberg Bureau). Throughout his life he neither denied his support of National Socialism nor expressed regret for losing the position he held during National Socialism and the subsequent end to his scientific career following the war. He expressed this attitude in many of his correspondences. For example in 1974, he wrote to a friend that, “A few years ago [1971] I was even appointed as honorary professor of Volkskunde [folklore/ethnology] at [Graz] University. In the case of Volkskunde, this is the first such appointment in Austria, and this in spite of not making any concessions and the fact that my pan-German views are well known among colleagues in the field. Because of the constraints [I have faced] what I have achieved is only satisfactory under the circumstances but is not a life’s achievement. But has anyone of our verheizte [burnt out/sacrificed] generation fared any better?”1 Although Haiding’s former rival, university professor Richard Wolfram (a former member of SS-Ahnenerbe/Protective Guard 1
Karl Haiding to Hedwig von Lölhöffel, Stainach, October 3, 1974. Universalmuseum Joanneum (UMJ), Schloss Trautenfels (Trautenfels), Nachlass (NL) Karl Haiding (KH). Currently Karl Haiding’s legal estate is not open to the public but there are plans underway to develop an index and detailed description of his biography. Thus, sources cited in this article refer to his entire legal estate. This article is based on a research project on Karl Haiding which was carried out by the author in 2009 on behalf of Ludwig Boltzmann Institut für Gesellschafts- und Kulturgeschichte Graz and Landesmuseum Joanneum (today UMJ). Its aim was to comprehensively reconstruct Haiding’s biography, particularly his National Socialist past by using his legal estate. Cf. Ursula Mindler, Dr. Karl Haiding. Eine biographische Skizze, unpublished final report of the research project, Graz 2009. Special thanks go to Uwe Baur, Stefan Benedik, Swen Uwe Devantier, Ulrike Kammerhofer-Aggermann, Katharina Krenn, Gerald Lamprecht, Ernst Mindler, and Eduard Staudinger. Unless otherwise noted, all translations are by Ursula Mindler. For translations of terminology cf. Hannjost Lixfeld, Folklore and Fascism. The Reich Institute for German Volkskunde, Bloomington and Indianapolis 1994, 214–255; James Dow and Ulrike Kammerhofer-Aggermann, Austrian Volkskunde and National Socialism. The Case Study of Karl Haiding, born Paganini, in: The Folklore Historian 22 (2005) 35–57, and Louis L. Snyder, Encyclopedia of the Third Reich, reprint Hertfordshire 1998.
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Ancestral Inheritance) was at the centre of attention in post-war society, and particularly in the academic sphere2 this should not undermine Haiding’s wide range of power during National Socialism as well as his respectable position in the academic world after 1945. This article is an interim report of a research project on Karl Haiding. While the larger project considers Haiding’s folkloristic work as well as issues surrounding his private and professional networks, in this article I limit discussion to Haiding’s biography as it relates to his involvement in and relationship to National Socialism. In the following section, I begin first with an overview of the existing (albeit meagre) academic literature available on Haiding. In recent years some pioneering, well-documented and carefully investigated studies on the role of (Austrian) Volkskunde before, during and after National Socialism have been published.3 Nevertheless, there is no detailed biography of Haiding available; the above-mentioned literature as well as some shorter articles make reference to him, albeit sporadically.4 Also available are some biographical sketches which were written on the occasion of anniversaries (mostly without citing sources)5 or in the context of larger studies.6 The only comprehensive and well-cited study on Haiding to date is one written by James
2 From 1939 until 1945 and from 1959 until 1972, Wolfram was a university professor in Vienna. Cf. ia. Ulrike Kammerhofer-Aggermann, In memoriam Richard Wolfram (1901–1995), in: Volkskunde und Bruchtumspflege im Nationalsozialismus in Salzburg, Salzburg 1996, 399–400; Olaf Bockhorn, ed., Kulturelles Erbe und Aneignung. Festschrift für Richard Wolfram zum 80. Geburtstag, Wien 1982. 3 E.g. regarding Austria Olaf Bockhorn, Der Kampf um die „Ostmark“. Ein Beitrag zur Geschichte der nationalsozialistischen Volkskunde in Österreich, in: Gernot Heiß et al., eds., Willfährige Wissenschaft. Die Universität Wien 1938 bis 1945, Wien 1989, 17–38; Wolfgang Jacobeit et al., eds., Völkische Wissenschaft. Gestalten und Tendenzen der deutschen und österreichischen Volkskunde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Wien et al. 1994; Lixfeld, Folklore; James R. Dow and Olaf Bockhorn, The Study of European Ethnology in Austria, Ashgate 2004. 4 Cf. Wolfgang Brückner, Bildgebrauch und Kreuzzug gegen die Bauern im 13. Jahrhundert. Oder die Nazis in Stedingen, in: Bayerische Blätter für Volkskunde 15 (1988), 91–97. Although Brückner does not cite sources, many researchers rely on his article. 5 E.g. Sepp Walter, Karl Haiding 75 Jahre, in: Volker Hänsel and Sepp Walter, eds., Volkskundliches aus dem steirischen Ennsbereich. Festschrift für Karl Haiding zum 75. Geburtstag, Liezen 1981, 11-18; unfortunately this text does not cite sources but because of Jontes’ friendship with Karl Haiding, it remains of special interest: Günther Jontes, Zum 100. Geburtstag von Karl Haiding. Gedanken zu Leben, Werk und Wesen des Volkskundlers, in: Da schau her 27/4 (2006), 13–22. Although details in this text are at times inaccurate, it is worthwhile for its abundance of cited sources: Elfriede Moser-Rath, Haiding, Karl, in: Enzyklopädie des Märchens. Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung, vol. 6, Berlin and New York 1999, 383–385. 6 E.g. Dow and Bockhorn, Study, 159–168.
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Dow and Ulrike Kammerhofer-Aggermann.7 Very valuable – although also very subjective – are the memories of Doris Sauer who was Haiding’s collaborator in 1942 and 1943, and then again from 1983 until her death in 1993.8 As I show throughout this article, we can gain new insights by going through Haiding’s private and academic legal estate. This information was released for the first time within the context of this research project.
“My path to Volkskunde derives from Volkstumspflege and Grenzlandarbeit …”
Karl Haiding was born Carlo Cyrill Andreas Paganini on July 3, 1906, in Vienna. Little is known about his family except for the fact that they were well off and his father was a building contractor. In his CV Haiding has himself written that he was a member of the National Socialist German Workers’ Party (NSDAP) in Vienna in 1923 and 1924, and for a short time also leader of a local NSDAP group.9 After the fragmentation of the Austrian NSDAP he joined the Freikorps Oberland 10 in 1924, where he was an active member until March 12, 1929 when he joined the army.11 There (again, according to Haiding) he was dismissed in July 1933 for his support of National Socialism,12 after which he joined the NS7 Dow and Kammerhofer-Aggermann, Volkskunde. Cf. Ulrike Kammerhofer-Aggermann, Karl Haiding – vor 100 Jahren geboren. Ein Leben in dunkler Zeit, in: Märchenspiegel 17/4 (2006), 40–45. 8 Doris Sauer, Erinnerungen. Karl Haiding und die Forschungsstelle „Spiel und Spruch“, Wien 1993. 9 CV Karl Haiding, June 14, 1939. Bundesarchiv Berlin (BA) NS 15/717. Most documents give 3.332.498 as his membership number, Jontes mentions 26.787. Jontes, Geburtstag, 14. So far, the only piece of evidence giving “26.787” has been a letter of Gauleiter Frauenfeld to the “Mitglieder-Sammelstelle” from Jan. 26, 1938. BA, ehemals (ehem.) Berlin Document Center (BDC), Parteikorrespondenz (PK), Haiding Karl geb. 3.7.1906. According to the Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA) Haiding appears in Vienna “neither in the criminal files of the Regional Court for Criminal Matters nor in our archives’ Gauakten [Gau files] of the Viennese Ortsgruppen [local groups]”. Letter from Dr. Rigele to Ursula Mindler, Vienna, Jan. 21, 2009. 10 Freikorps Oberland was pursuing völkisch (national) aims and closely collaborated with the NSDAP. From 1921 onwards, its successor Bund Oberland was the core of the Bavarian SA (storm-troopers). Cf. “Historisches Lexikon Bayerns”. http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44349 (Feb. 2, 2010). 11 CV Karl Haiding, June 14, 1939. BA NS 15/717. Q.v. CV Karl Haiding, April 23, 1937. BA, ehem. BDC, RK/Personalakten d. staatl. Hochschule, Haiding Karl; q.v. “Dienstbestätigung”, May 10, 1933. BA, ehem. BDC, PK, Haiding Karl geb. 3.7.1906. 12 In a letter from 1937, Haiding described it in more detail, “During my military service I was not a member of the party but since I refused to sign the statement against the NSDAP which was presented to us in autumn 1932, and since I supported National Socialism, I was discharged together with many of my
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DAP (again).13 In 1926 he graduated the technical school Technisch-gewerblichen Bundes lehranstalt in Vienna and began conducting scholarly research that concentrated mainly on “brauchtümlich [traditional] children’s game and their origins as well as folk songs and their volkstümlich [folksy] sayings, rhymes and customs”.14 He carried out his folklorist field research in Burgenland where he visited selected villages and analysed local nursery rhymes, children’ games, “folk dances”, and “folk narratives”.15 Descriptions of his “völkisch [national] awakening” typical throughout his correspondences, showing how, to use Pierre Bourdieu’s terminology, “the autobiographical story is always at least partly underlied by an interest in giving meaning”.16 Said otherwise, personal documents are an important source which allow us to gain insight into an individual’s processes of remembering, patterns of processing and coming to terms with life, making sense out of strategies for overcoming hardship and tendencies of action. 17 In that respect Haiding’s correspondence is to be read. Repeatedly there are remarks in his correspondence on his growing interest in Volkskunde but he does not differentiate between a “völkisch event of awakening” and his academic involvement with Volkskunde as a discipline, “My path to Volkskunde derives from Volkstumspflege [maintenance of national customs and traditions] and Grenzlandarbeit.[18] Today [1975], as our discipline is facing subversive difficulties
comrades in July 1933 for political reasons. Only after my discharge did I join the NSDAP again.” BA, ehem. BDC, PK, Haiding Karl geb. 3.7.1906. 13 Solemn affirmation of Haiding, undated. BA, ehem. BDC, PK, Haiding Karl geb. 3.7.1906. 14 Expert’s record by Edmund Mudrak, Aug. 1, 1955. Steiermärkisches Landesarchiv (StLA), L.-Reg. Ha 65 a 1970/1980. For Mudrak (1894–1965) – supporter of the „Wiener mythologische Schule“ (Viennese Mythological School) – q.v. Olaf Bockhorn, Von Ritualen, Mythen und Lebenskreisen. Volkskunde im Umfeld der Universität Wien, in: Jacobeit et al., eds., Wissenschaft, 500–501. 15 Cf. also confirmation by R. Dechant, June 6, 1955. StLA, L.-Reg. Ha 65 a 1970/1980. 16 Pierre Bourdieu, Praktische Vernunft. Zur Theorie des Handelns, Frankfurt am Main 1998, 76. Cf. also Reinhard Sieder, Gesellschaft und Person. Geschichte und Biographie. Nachschrift, in: Reinhard Sieder, ed., Brüchiges Leben. Biographien in sozialen Systemen, Wien 1999, 234–264; Jürgen Straub, Identität, in: Friedrich Jaeger and Burkhard Liebsch, eds., Handbuch der Kulturwissenschaften. Grundlagen und Schlüsselbegriffe, vol. 1, Stuttgart and Weimar 2004, 277–303. 17 Christiane Lahusen, Zur autobiographischen Interpretation von Diskontinuitäten. Methodische Anmerkungen, in: Potsdamer Bulletin für Zeithistorische Studien 42 (2008), 24. 18 The so-called “Grenzlandarbeit” (working in the borderland area) referred to the former Western Hungarian and now Austrian state of Burgenland where Haiding – among others – carried out research. Cf. Arthur Haberlandt, Volkskunde des Burgenlandes. Hauskultur und Volksfest, Wien 1935.
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[umstürzlerisch bedrängt],[19] this is again of particular importance.“20 Years before, Haiding had written to his friend and colleague Gottfried Henßen21, “Based on circles of the Youth Movement, which I had also organizationally been a part of since 1924, I started a working group in Vienna of young people who were especially motivated to pursue Volkskunde but who were also dealing with many other questions. In particular, we performed folk songs and folks dance and for years we also carried out Volkskunde-based Grenzlandarbeit [borderland studies] in Burgenland. In this group there were, among others, members of the Austrian Wandervogel [22] and the Deutscher Schulverein Südmark [23] (Austrian equivalence of the VDA).[24] […] My intention to go to the volksdeutschen [ethnic German] settlements every year remained unfeasible.”25 The foundations for networks laid in this sphere 19 He felt this “umstürzlerische Bedrängung” in various ways – esp. with regard to language, “By the way, [today] even the term Volk is criticised for being belastet [loaded with specific meaning as National Socialist].” Letter from Karl Haiding to Friedl Mudrak, Stainach, Nov. 25, 1969. UMJ, Trautenfels, NL KH. 20 Letter from Karl Haiding to Karl Dietrich, Stainach, March 14, 1975. UMJ, Trautenfels, NL KH. 21 Henßen was head of the Zentralarchiv der deutschen Volkserzählung and a close friend of Haiding’s. Hai ding even sent him a letter where he complained about the “Verpflichtung zur Ausmerzung des Nazismus” (“duty to exterminate National Socialism”) in post-war Austria, to which he added “Please destroy this note”. UMJ, Trautenfels, NL KH. 22 The ÖWV website says, “The Austrian Wandervogel [ramblers’ association, ÖWV] […] was founded following the example set by the German Wandervogel. Although the basic idea […] was to go rambling, journey, community, singing, love of nature, dancing and abstinence were also just as characteristic features. […] At this time, the ÖWV was characterized by a lively interest in questions such as Volkskunde and Volkstumspflege. […].” References to the ÖWV’s closeness to the völkisch/German National milieu are missing. Cf. www.wandervogel.at/gruppierungen/geschichte (Feb. 2, 2010). 23 The Deutsche Schulverein Südmark (German School Association “Südmark”) was a German National and “völkischer Schutzverein” (“folkish protection-association”). From 1925, he claimed leading power among the “nationale Schutzarbeit” (“national protective work”). Cf. Andreas Streibel, Die nationale Schutzarbeit in Österreich 1880–1938. Politische und bewusstseinsgeschichtliche Aspekte, unpublished final report of the research project, Sigless, oJ (1995), I. Q.v. Heidrun Zettelbauer, „Die Liebe sei Euer Heldentum“. Geschlecht und Nation in völkischen Vereinen der Habsburgermonarchie, Frankfurt am Main et al. 2005. 24 In 1908, the Verein für das Deutschtum im Ausland (VDA, from 1933 Volksbund für das Deutschtum im Ausland / League for Germans Abroad) came from the Allgemeinen Deutschen Schulverein which was initially formed in 1881. Streibel, Schutzarbeit, I; q.v. the entries on VDA in Ingo Haar/Michael Fahlbusch, eds., Handbuch der völkischen Wissenschaft. Personen – Institutionen – Forschungsprogramme – Stiftungen, München 2008. 25 Haiding to Henßen, Oct. 20, 1957. UMJ, Trautenfels, NL KH. Q.v. Haiding to Henßen, Oct. 21, 1957, “Under my leadership, we were a separated group within the ‘Volkschaft’ of the Austrian Wandervogel.” UMJ, Trautenfels, NL KH.
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outlasted several political upheavals. Until he died, Haiding regularly met members of his former Hitler Youth (HJ) group26 and stayed in touch with members of the Wandervogel.27 From 1929 to 1933/34, Haiding studied Volkskunde, ethnology and prehistory in Vienna. There he was a student of Professor Arthur Haberlandt (1889–1964).28 It was in this atmosphere that the circle of Sprachinselforscher (researchers on linguistic enclaves)29 came into being and whose aim it was to explore the “German Sprachinseln [linguistic enclave] in the East”. Some of its members, such as Haiding and Wolfram, had also been active in the Youth Movement.30 In 1933, Haiding joined the NSDAP under the name Paganini.31 His name is found in the NSDAP-Gaukartei (Gau card index) with the membership number 3.332.498 dated December 1, 1933.32 Since the NSDAP was forbidden in Austria during this time, Haiding was deemed a so-called Illegaler (illegal). He was actively working for the party, especially by way of giving “training in cultural leadership” in Hitler Youth camps and writing articles on Volkstumsarbeit (practical folk-national work), “folk songs”, games and fairy tales for National Socialist training brochures.33 26 Dow and Kammerhofer-Aggermann, Volkskunde, 36. 27 Cf. all of correspondence. UMJ, Trautenfels, NL KH; q.v. Wandervogel-circulars in UMJ, Trautenfels, NL KH. Cf. Sauer, Erinnerungen, 172. Nevertheless, friends within the Wandervogel groups also came into conflict with each other. Cf. also Mindler, Haiding, 53. 28 For Michael and Arthur Haberlandt q.v. Bockhorn, Rituale, 501–510. 29 Cf. also Walter Kuhn, Eine Jugend für die Sprachinselforschung. Erinnerungen, in: Jahrbuch der schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau 23 (1982), 225–278. 30 Bockhorn, Rituale, 508; Haiding to Henßen, April 7, 1952. UMJ, Trautenfels, NL KH. 31 Solemn affirmation of Haiding, undated. BA, ehem. BDC, PK, Haiding Karl geb. 3.7.1906; cf. footnotes 9 and 12. 32 BA, ehem. BDC, NSDAP-Gaukartei. Memo for the Reichsleiter, Jan. 4, 1943. BA NS 8/260, 54; cf. footnotes 9 and 12. The rather high membership number can be attributed to the fact that it was backdated to 1938. Cf. CV Karl Haiding, June 14, 1939. BA NS 15/717. – The literature is contradictory on that topic. However, there is a detailed correspondence on the question of proof of his membership because after the “Anschluss” Haiding applied for a backdated admission to the NSDAP. After having investigated for several months, the Reichsleitung der NSDAP (Reich Leadership of the NSDAP) came to the conclusion, “[…] Today, backdated to Dec. 1, 1933 and with the membership number of 3.332.498, Dr. Karl Haiding is admitted to the NSDAP […] Ortsgruppe [local group] Berlin.” Cf. Letter of the NSDAP Reichsleitung to the fiscal and party administration in Austria, Dec. 21, 1938. BA, ehem. BDC, PK, Haiding Karl geb. 3.7.1906. This date is also mentioned in the NSDAP-Gaukartei (Gau card index). 33 Testimony of A. Plügel, Dec. 12, 1936; confirmation of H. Stumfohl, Nov. 7, 1936. Both BA, ehem. BDC, PK, Haiding Karl geb. 3.7.1906. It is not very likely that Haiding was also involved in the “illegal Hitler Youth” (HJ) as Brückner writes – at least, his name is not found on the list of members and he himself
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“Being a German folklorist”, Haiding did not want “to bear an Italian name”34 and because the church “formerly called the rural populace who did not want to accept Christianity ‘paganus,’ i.e., pagans”,35 he changed his family name from “Paganini” to the German equivalent “Haiding”. This became legally effective on February 19, 1935.36 “To him, this [the change of name] was an ideological confession and remained as such until his death in 1985”,37 which was evident from the fact that from then on he never again even quoted his own published writings as Paganini.38 It was in this period of time that he made the decision to become a researcher in Spielforschung (game research). Under the supervision of Arthur Haberlandt he wrote his doctoral dissertation on Beiträge zur Quellen- und Wesenserschließung des volkstümlichen Kindergutes (Contributions to the Sources and Interpretation of Folk-National Children’s Lore) in 1936. One year later he became head of the Forschungsstelle für Kinderspiel und einschlägiges Volksgut (Research Post for children’s game and relevant folk goods).39 From autumn 1936, Haiding lived in Berlin.40 There he married Erna Ascherl (1904–
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claims in 1939 to have joined the HJ on Sept. 15, 1936 (No. 3.588.593), at a time when he was already working for the Reichsjugendführung (Reich Youth Leadership), living in Berlin. Brückner, Bildgebrauch, 92. Q.v. CV Karl Haiding, June 14, 1939. BA NS 15/717. Jontes quotes Sauer. Jontes, Geburtstag, 14; q.v. Sauer, Erinnerungen, 124. Quoted from Dow and Kammerhofer-Aggermann, Volkskunde, 37. Cf. WStLA, M. Abt. 1/II 1521/35; Hannjost Lixfeld, Aufstieg und Niedergang von Rosenbergs Reichsinstitut für Deutsche Volkskunde, in: Jacobeit et al., eds., Wissenschaft, 291. Regarding the supposedly “grammatically correct calque” cf. Jontes, Geburtstag, 14. Cf. and Sauer, Erinnerungen, 125 and 210 footnote 15. On Feb. 19, 1935, the change of name was legally effective. The literature is contradictory on the date, also mentioning 1934 and 1936. However, on March 8, 1935 the municipal authorities in Vienna issued a certificate that the change of name had been approved on Feb. 19, 1935. A copy of this certificate is to be found in BA, ehem. BDC, PK, Haiding Karl geb. 3.7.1906. Brückner, Bildgebrauch, 91. Cf. the bibliography in Haiding’s legal estate. Q.v. Sauer, Erinnerungen, 125. Cf. expert’s record by Arthur Haberlandt, July 30, 1955. StLA, L.-Reg. Ha 65 a 1970/80. Q.v. the notes on approved fundings in BA, ehem. BDC, RFR, Haiding Karl geb. 3.7.1906. It is yet to be settled if this move was a result of his illegal activity within the NSDAP but it is not very likely because until March 1938 he remained an Austrian citizen and was not denaturalized as he would have been had he had to flee Austria because of his illegal activity. Only Dow and KammerhoferAggermann, Volkskunde, 37 mention repeated house searches. As a reference they cite Erna Haiding, Sauer and Brückner. In her book, Sauer refers to a conversation with Karl Haiding as well as to Brückner. Again, Brückner does not cite any sources. According to Sauer, Karl Haiding had told her that his room was once searched by policemen but without any results. He claimed that he had been suspected of being “illegal” because he had always worn Wandervogel clothes (short leather trousers, white shirt, and white
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1991) in 1936, a woman who was as National Socialist minded as Haiding himself41 and who always supported him in his research.42
Haiding’s career in Amt Rosenberg
In Berlin Haiding was an instructor and later, head of the division at the Kulturamt der Reichsjugendführung (Cultural Office for Reich Youth Leadership). He was responsible for the magazine Spielschar, held lectures and taught folk dancing. Additionally he was associate lecturer for the education of full-time HJ-Musikreferenten (music leaders) and also worked at the Amt Rosenberg – first voluntarily, then full-time.43 This meant that he was working at the central cultural political bureau of the Reichsleitung der NSDAP (Reich Leadership of the NSDAP), which aimed at the “reestablishment of the ideological ‘German unity’”.44 Amt Rosenberg represented “Volkskunde on the basis of racism” and orientated itself towards the representatives of the Viennese Mythological School such as Karl von Spieß, Georg Hüsing, and Edmund Mudrak.45 In 1937, the Arbeitsgemeinschaft für deutsche Volkskunde (Working Community for German Volkskunde) was founded. It was meant to be the structural organisation of the Reichsinstitut für Deutsche Volkskunde (Reich Institute for German Volkskunde) which was in turn part of Rosenberg’s Hohe Schule der NSDAP (Advanced School of the NSDAP) which was then still in its planning stage. Haiding was head of the Referat Volkstumsarbeit (Department of practical folk-national work) within the Arbeitsgemeinschaft and he also established the Mittelstelle Spielforschung (Intermediate
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socks). Cf. Sauer, Erinnerungen, 123. So far, no relevant files could be found in the Viennese archives which would support this account. Nevertheless, it has to be taken into consideration that not all police and court records are preserved. E.g. “The only comfort is the Alpenvereinsjugend [Youth of the Alps Association], the children of former Nazis. Industrious in work and enjoying nature. They go hiking and climbing.” Erna to her uncle Karl Ascherl, Oct. 4, 1957. UMJ, Trautenfels, NL KH. Q.v. Erna Haiding’s correspondence with her family. UMJ, Trautenfels, NL KH; cp. Erna Haiding to Bezirkshauptmannschaft Graz, Dec. 4, 1947. StLA, L.Reg. 15-Ka 60/1946. Karl and Erna Haiding did not have children. Cf. correspondence in Haiding’s legal estate. UMJ, Trautenfels, NL KH. Mindler, Haiding, 20–23. The Amt Rosenberg was named after the politician and “chief ideologue” of the NSDAP, Alfred Rosenberg (1893–1946, executed in Nuremberg). Hannjost Lixfeld, Weltanschauung und politische Zielsetzung in Alfred Rosenbergs „Mythus des 20. Jahrhunderts“, in: Jacobeit et al., eds., Wissenschaft, 184. Hannjost Lixfeld, Die weltanschauliche Volkskunde des Amts Rosenberg und ihr Wissenschaftstheoretiker Matthes Ziegler, in: Jacobeit et al., eds., Wissenschaft, 200–201.
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Post for Game Research).46 Within the field of Volkskunde the Amt Rosenberg was major competition for Heinrich Himmler’s SS-Ahnenerbe47 (where Richard Wolfram was working) – a competition that characterized National Socialist Volkskunde in general and which must always be taken into consideration when dealing with activities of the Amt Rosenberg or Ahnenerbe. On September 25, 1939 Haiding was called to do military service,48 but soon after ended up in the military hospital due to rheumatic fever.49 Nevertheless, he continued to teach at the State Academy for Music Education.50 On December 2, 1941 he was discharged from the army for being “unfit” having been classified as “u.k. [unabkömmlich / indispensable] for the Ostarbeit [work in the East]”.51 This Ostarbeit referred to his “field research” within the framework of the “war services of the humanities” which were classified “important to the war” and highly subsidised, conducted by the Volkskunde umbrella organizations of Rosen berg and Himmler.52 In 1940, the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR) (Implementation Staff of Reich Leader Rosenberg) was founded which – partly camouflaged as “field trips” – undertook the systematic divestment of the Eastern regions occupied by the National
46 Cf. Hannjost Lixfeld, Aufbau und Aufgaben von Rosenbergs Reichsarbeitsgemeinschaft für Deutsche Volkskunde, in: Jacobeit et al., eds., Wissenschaft, 205–206. An organigram may be found in Gerd Simon, Rosenbergs „Hohe Schule“ als Hehlerin von NS-Verbrechen. http://homepages.uni-tuebingen.de/ gerd.simon/HSText.pdf ( July 15, 2009). Q.v. Circular of the NSDAP Reichsleitung, Jan. 5, 1937. BA NS 8/128 45. The Reichsjugendführung made Haiding available to the Reichsarbeitsgemeinschaft (Reich working community) for scholarly and political purposes. Lixfeld, Aufstieg, 291. Brückner calls him the “main initiator and intermediary between Berlin and Vienna from 1939 until 1945.” Brückner, Bildgebrauch, 91. 47 Cf. Michael H. Kater, Das „Ahnenerbe“ der SS 1935–1945. Ein Beitrag zur Kulturpolitik des Dritten Reiches, München 2001. 48 “Kennzettel”, Nov. 14, 1941. Österreichisches Staatsarchiv (ÖStA), Archiv der Republik (AdR), Wehrstammbuch (WStB) Karl Haiding geb. 3.7.1906. Q.v. Haiding to Reichsjugendführung, Sept. 21, 1939. BA, ehem. BDC, RK/Personalakten d. staatl. Hochschule, Haiding Karl geb. 3.7.1906. Dow and Kammerhofer-Aggermann write that he did his military service in Germany in 1938. Dow and KammerhoferAggermann, Volkskunde, 37. 49 ÖStA, AdR, WStB Karl Haiding geb. 3.7.1906. From April 1, 1940, Haiding was in the reserve military hospital Jugenheim Schloss Heiligenberg. Ibid. 50 Note, March 10, 1940. BA, ehem. BDC, RK/Personalakten d. staatl. Hochschule, Haiding Karl. Besides, he was on “working holidays” several times. ÖStA, AdR, WStB Karl Haiding geb. 3.7.1906, Soldbuch, 23. 51 Haiding to the Staatliche Hochschule, Dec. 12, 1941. BA, ehem. BDC, RK/Personalakten d. staatl. Hoch schule, Haiding Karl; Sauer, Erinnerungen, 128; Letter of the company commander to the military service registration office Charlottenburg, Dec. 2, 1941. ÖStA, AdR, WStB Karl Haiding geb. 3.7.1906. 52 Lixfeld, Aufstieg, 269.
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Socialists.53 Doris Sauer wrote down a remark Haiding made with reference to the Einsatzstab, “One day [in 1943] Haiding told a visitor laughing that much to Rosenberg’s ‘Einsatzstab Ost’s regret the SS ‘fetched’ the Jews which had always until then so exemplarily cleaned the working rooms in Wilna.”54 Rosenberg’s date book is an important source for information on Haiding’s periodical work meetings with the Reichsleiter. Apparently Haiding was very well connected on this milieu, often taking an active part in discussions with heads of the various departments.55 In July 1941 he presented his memorandum Die Aufgaben der Volkskunde bei der politischen Neuordnung Osteuropas (The mission of Volkskunde at the political reform of Eastern Europe)56 to Rosenberg which included his concept of a Sonderstab Volkskunde (Special Staff for Volkskunde) within the Einsatzstab for the “cultural-political guidance and control of the peoples of Eastern Europe” and the “carving out of the originally Aryan Volksüberlieferung [folk lore]”.57 The Sonderstab Volkskunde was established and Haiding became a member of staff.58 In this capacity he aimed at discovering the supposedly old “Aryan”-cultic myths in children’s games (“Germanic legacies”)59 and to this end, conducted several “field trips” in the occupied regions (a.o. Zips, today Slovakia, Bohemian Forest, and Ormsö in Estonia/ Sweden). There, he, his wife and some members of staff documented and photographed traditional children’s games. Haiding tried to provide evidence for the “Germanic heritage” of the “Ostland”60 through comparative research on children’s games and was eager to 53 Lixfeld, Aufstieg, 270–271. 54 Sauer, Erinnerungen, 154–155. Jontes writes, “In the 1960’s, one of his younger acquaintances had married and established a family. After some time, when he found out about his wife’s Jewish roots, which up to that point had been unknown to him, he got divorced and also renounced his children. When Haiding heard about this, he found the words, ‘How can one just be that way?’ which was opposed to his own philosophy of life as well as to his attitude towards the Jews.” Jontes, Geburtstag, 19. 55 BA NS 8; cf. e.g. the meeting of the heads of department from March 4, 1943, “Suggestions on improving the mental warfare”. “Stichwort-Protokoll” March 4, 1943. BA NS 8/131, 8. 56 BA NS 8/245, 60–62. 57 BA NS 8/245, 60. Also cited in Lixfeld, Aufstieg, 292. 58 Lixfeld, Aufstieg, 292. Sauer writes, “I think it is possible that Haiding was a member of the Einsatzstab Ost for some time … In 1985, I asked Erna Haiding about this, when she went through the Wormsöpictures for Sweden and picked out the pictures showing her husband in uniform. The answer: She would have repeatedly helped him record things but she wouldn’t have had any insight into his official concerns.” Sauer, Erinnerungen, 211 footnote 27. Today the photos are in the Salzburger Landesinstitut für Volkskunde (SLIVK). Cf. Memo for the Reichsleiter, Jan. 4, 1943. BA NS 8/260, 54. 59 Sauer, Erinnerungen, 129. 60 Das Reichskommissariat Ostland (Reich Civil Administraion for Occupied Soviet Territories in the East) consisted of the occupied territories Latvia, Lithuania, and the biggest part of Western Belorussia and Estonia.
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document that this was due to a shared “Germanic-Aryan” origin.61 When on June 5, 1942 the Institut für deutsche Volkskunde (Institute for German Volkskunde) was established as part of the Hohe Schule, Haiding was appointed director “for the duration of the war”.62 He also became head of the research posts “Volksspiel (Spielforschung) [folk games]” and “Spiel und Spruch [Research Post for Games and Sayings]” which were part of the institute.63 This meant “the great chance of his life”, as Lixfeld has phrased it.64 Lixfeld reduced the fact that Haiding was only appointed director “for the duration of the war” to internal conflicts as well as to Haiding’s controversial academic qualifications. As Lixfeld wrote, “for Haiding’s appointment the following was decisive: the lack of better qualified scientific experts at Dienststelle [Bureau] Rosenberg, his desperate state of health which made him – unlike most of the others – unfit for military respectively war services, his manifold proven, unwaver ing loyalty to the political idea of the ‘Mythus’, and his undeniable eagerness to fulfil his duty.”65 Though it is unclear how much power Haiding actually held at the time the Ahnenerbe perceived Haiding and the Amt Rosenberg as competitors.66 61 Karl Haiding, Volksspiel im Ostland, unpublished manuscript, oJ. [1943/44], 196. UMJ, Trautenfels, NL KH. A detailed discussion of the content of Haiding’s work offer Dow and Kammerhofer-Aggermann, Volkskunde, 45–48 as well as Sauer, Erinnerungen, 132–143. 62 Rosenberg, June 5, 1942. BA NS 8/128, 110. He reported regularly on his activities for Rosenberg. Cf. daily appointements of Rosenberg, BA NS 8/133, 60, NS 8/133, 151, NS 8/134, 29, NS 8/131, 3, NS 8/134, 44 and NS 8/131, 67, NS 8/131, 92 and NS 8/131, 102, NS 8/134, 82, NS 8/134, 83, NS 8/134, 130, NS 8/135, 70. Q.v. Haiding to Rosenberg, Nov. 5, 1943. BA NS 8/264, 8. 63 Lixfeld, Aufstieg, 284–285, 289. Dow and Kammerhofer-Aggermann write that “during this same period Haiding became the Division Leader […] of yet another Rosenberg office, the ‘Office for Folklore and Celebration Planning,’ [Amt für Volkskunde und Feiergestaltung] founded in 1941 under the leadership of Hans Strobel.” This is not mentioned in the other specialized literature but in 1943, Haiding gave “Reichsleitung der NSDAP, Amt Volkskunde und Feiergestaltung, Berlin-Charlottenburg 2, Bismarckstraße 1” as work address. (Letter from Karl Haiding to the Wehrbezirkskommando Berlin, April 12, 1943. ÖStA, AdR, WStB Karl Haiding geb. 3.7.1906). It is taken for granted that in Strobel’s absence in 1944, Haiding took over his responsibilities. Dow and Kammerhofer-Aggermann, Volkskunde, 39. Cf. Lixfeld, Aufstieg, 293–294. 64 Lixfeld, Aufstieg, 291. 65 Lixfeld, Aufstieg, 290. 66 Q.v. Wolfram’s memo in May 1944 that “Haiding in Graz, Ruprecht in Salzburg, Spiess in Wien” would engage “the best photographers” as well as Wolfram’s bitterness towards the better financial provision of the “Rosenbergians”. Cited from Helmut Eberhart, Von der „gläubigen Wissenschaft“ zum „Ahnenerbe“ der SS: Salzburg und die nationalsozialistische Volkskunde, in: Jacobeit et al., eds., Wissenschaft, 555. Bockhorn also quotes this memo, citing that from this act of ‚engaging’ one could see “with which financial and organisational costs the opposing side was operating”. Cf. Olaf Bockhorn, „Mit all seinen
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In February 1943 the reconstruction work for the Hohe Schule was stopped due to the war,67 while the Institut für deutsche Volkskunde remained. Nevertheless, again and again its members came into conflict with each other because the departments’ areas of responsibilities were not always clearly defined.68
Relocation to Styria
For a lengthy period there had been plans for the relocation of the Institut für deutsche Volks kunde to Styria, particularly as the research post Spiel und Spruch had already been established in Graz.69 In spring 1943, the institute moved to the confiscated Rein monastery next to Graz,70 and on October 3, 1943 the grand opening took place.71 Due to a lack of source material it is only possible to reconstruct some aspects of what happened there between 1943 and 1945.72 What is known is that Karl and Erna Haiding lived and worked in the former monastery, accompanied by some collaborators such as Doris Sauer whose memoires of this time constitute the main documented evidence available.73 Although the country was at war, the institute was occupied with Spielforschung and Haiding himself tried to play an active part in the propaganda and in the Styrian Gauschulungsamt (Gau Schooling Office).74 When
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völkischen Kräften deutsch“: Germanisch-deutsche Volkskunde in Wien, in: Jacobeit et al., eds., Wissenschaft, 571 und 574, footnote 113. Rosenberg to Bormann, Feb. 19, 1943. BA NS 8/188, 111. Conflict took place especially between Haiding and the head of Volkskunst und Bäuerliches Handwerk, Otto Thiele. Cf. “Stichwort-Protokoll”, Rosenberg, March 10, 1943. BA NS 8/131, 16 as well as “StichwortProtokoll”, Rosenberg, March 31, 1943. BA NS 8/131, 67. Cf. also Lixfeld, Aufstieg, 292. Cf. BA NS 8/207, 90. Cf. letter from Rosenberg to Reichsschatzmeister (Reich treasurer), Sept. 30, 1942. BA NS 8/207, 97. However, the sources and the literature (which are by all means combined with one another) give different versions of this. Cf. Mindler, Haiding, 33–34. Sauer gives contradictory dates of the move. Sauer, Erinnerungen, 16–17, 85 and 129. On p. 129 she writes that the field trip would have taken place before the evacuation. On p. 85 it is reversed. On p. 16–17 the date is open to interpretation. Cf. invitation to the opening, Sept. 14, 1943. UMJ, Trautenfels, NL KH. Q.v. Koeppen to Haiding, Sept. 23, 1943. BA NS 8/265, 5. The program was arranged with Rosenberg. Ibid. Cf. Mindler, Haiding, 30–37. Cf. also Haiding’s reports on his work, e.g. Haiding to Strobel, Sept. 19, 1944. BA NS 8/245, 170. Lixfeld, Aufstieg, 293; q.v. BA NS 8/267, 19; Strobel to Koeppen, Sept. 28, 1944. BA NS 8/245, 169; “Stichwort-Protokoll”, Rosenberg, Oct. 9, 1944. BA NS 8/131, 103; letter from Strobel to Rosenberg, Aug. 22, 1944. BA NS 8/245, 163.
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Haiding temporarily took over the scope of Hans Strobel’s field of activity75 it marked a significant advancement in his career as he was now responsible for the “folklore issues” of the Amt Rosenberg including the Sonderstab Volkskunde im ERR. Strobel was killed on December 24, 1944 at which point Haiding was at the height of his career.76
System discontinuity after 1945 – (no) biographical break?
When the Red Army approached, Karl and Erna Haiding left the Rein monastery and sought refuge in Ennstal (the Enns Valley in the Austrian Alps) in the Styrian district of Liezen where they would live for the rest of their lives.77 In the summer of 1945, Erna Haiding managed to travel to the Rein monastery in order to rescue part of the archives of the Institut für deutsche Volkskunde. For a long time a rumour had been going round that Haiding’s extensive photo collection had been destroyed at the end of the war.78 In reality however, his collection of negatives was preserved79 as well as the “carbons of all records” which had been – according to Haiding – “stored at some other place, partly because of fire danger”.80 After the end of the war the monastery’s administration department asserted its claim to the entire property of the Hohe Schule, but contrary to the postulated rumours that Haiding family had lost all its assets in 1945, Erna Haiding obtained private furniture,81 and Karl Haiding retrieved all books which bore his name.82 Years later Karl Haiding described the immediate postwar period in the following way, “In May 1945 we [my wife and I respectively] started [to work] as a farmgirl for cows and a horse groom in the upper Styrian district of Liezen, [equipped only with] the contents of a rucksack.[83] […] Both of us had the duty to register [for having been National Social75 Folklorist Dr. Hans Strobel (1911–1944) was Mythus-scientist and one of the most high-ranking officials in the field of Volkskunde in Amt Rosenberg. For Strobel and his theory on custom and celebration cf. Lixfeld, Aufstieg, 271–280. 76 Ibid., 293–294. Cf. also BA NS 8/245, 178 and 179. Q.v. Sauer, Erinnerungen, 122. 77 For a detailed account, see Mindler, Haiding, 41–43. 78 Cf. also expert’s report by Edmund Mudrak, Aug. 1, 1955. StLA, L.-Reg. Ha 65 a 1970/80. 79 Sauer, Erinnerungen, 131. 80 Haiding to Henßen, March, 15, 1951. UMJ, Trautenfels, NL KH. 81 Detailed in Mindler, Haiding, 37–40. Cf. also the court records StLA, L.-Reg. 15-Ka 60 /1946 and StLA, L.-Reg. 15 Re-36/1954. 82 Haiding to Kretzenbacher, June 9, 1947. UMJ, Trautenfels, NL KH; Sauer, Erinnerungen, 165; q.v. Dow and Kammerhofer-Aggermann, Volkskunde, 43. 83 The permanent references to the profound personal decline at the end of the war as well as having to start
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ists]. I was for many ‘a man wanted’.”84 Nonetheless there are neither files on Karl Haiding’s denazification nor indications of a longer imprisonment or a trial.85 Haiding was also a “wanted man” because he was supposed to appear as a witness at the Nuremberg Trials “to prove that Rosenberg facilitated the cultural institutions in the Baltic States and that he created new ones”.86 Until 1947, however, Haiding was considered “missing”.87 This is astonishing because from August 1, 1945 (!) he was already conducting folkloristic investigations in almost every community of the district of Liezen and volunteered his time working as a collaborator in the Ennstaler Arbeitskreis für Kultur- und Heimatpflege (Ennstal working group on the maintenance of culture and Heimat / home) as well as Referent für volkskundliche Forschung (referee for folkloristic research). 88 From May 1948 he worked on the
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over on a lower social level after 1945 as a starting point for a “story of success” in the Second Republic are also to be found in the memories of other former leading (male and female) National Socialists (cf. denazification records, records of “Volksgerichtsverfahren” etc.). Thus it has to be seen as having symbolic importance as well as strengthening ideologies by passing on the message, “Nobody is going to break us!” Uhl states that war veterans regarded themselves as “’betrayed victims’ of an again ‘cruel’ time”. Cf. Heidemarie Uhl, Vom Opfermythos zur Mitverantwortungsthese. NS-Herrschaft, Krieg und Holocaust im österreichischen Gedächtnis, in: Christian Gerbel et al., eds., Transformationen gesellschaftlicher Erinnerung. Studien zur „Gedächtnisgeschichte“ der Zweiten Republik, Wien 2005, 55. Haiding to Hedwig von Lölhöffel, Oct. 3, 1974. UMJ, Trautenfels, NL KH. StLA, LAD Entnazifizierungsakten-Index 1945–1950: The denazification-indexes were searched for Erna and Karl Haiding / “Paganini”. Dow and Kammerhofer-Aggermann (Volkskunde, 36) also refer to the absence of a denazification process. There is also no indication of denazification in the personal file on Haiding held by his employer, the Austrian state of Styria. Cf. StLA, L.-Reg. Ha 65 a 1970/80. Erna Haiding wrote that he was not charged in Austria but he himself never knew this. Cf. Sauer, Erinnerungen, 130. The only source claiming Haiding had been arrested was Haiding himself. In his private correspondence he mentions twice that he had been “temporarily” “taken away” by the “Eastern occupying army”. Karl Haiding to Heinz Ohlendorf, Jan. 13, 1968. UMJ, Trautenfels, NL KH”; Karl Haiding to Henßen on March 15, 1952. UMJ, Trautenfels, NL KH. Sauer writes (without citing sources) that Hai ding was supposed to be “taken away” into the Caucasus because he had dared to enter Russian occupation territory. Allegedly the transport was already assembled but in the end all would have stayed there, and “Haiding had neither been arrested at the end of the war nor at a later time”. Sauer, Erinnerungen, 130. Haiding’s service record book, his military pay book and his health book are in the Austrian State Archives. Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof Nürnberg, Nürnberg 1947, vol. VII, Nachdruck München and Zürich 1984, 564. Cf. Jontes, Geburtstag, 16. Geramb to Haiding, Dec. 13, 1947. UMJ, Trautenfels, NL KH. Confirmation of the Bezirkshauptmannschaft Liezen, Sept. 29, 1955. Q.v. Haiding’s petition for crediting the years he had been working before being employed by the State of Styria, Oct. 17, 1955. Both StLA, L.-Reg. Ha 65 a 1970/80.
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construction of the Dachstein cable car. In his spare time, he continued doing “folkloristic research”.89 In May 1953, for the first time since the end of the war he gave a lecture at an international congress.90 Scholars’ opinions differ on Haiding’s post-war position within the international academic community. Jontes argued that the fact that Haiding’s (postwar) “research was confined to mostly regional issues” was due to the fact that “he had no foreign language competence at all and thus failed to have a view of the international world of scholarship”.91 This assumption is rather implausible for in 1941 Haiding stated that he had knowledge of French and Dutch92, and there are also foreign letters in his legal estate to prove this.93 Furthermore, his correspondence indicates that he was very well networked within the European academic community, although he was primarily in touch with scholars of his generation and those involved with Spielforschung. It should also be taken into consideration that he – according to his own personal documents – had been the first Austrian post-war academic to become a member of the International Society for Folk-Narrative Research in 1961.94 After the end of the war, Haiding committed himself mainly to re-establishing his Spielforschung as well as getting employed by the state of Styria. Whereas all attempts in regard to the former were in vain, he finally succeeded in getting appointed by the state of Styria. On May 1, 1955 he took up employment as an academic staff member by the state of Styria95 and was entrusted with the set-up and the administration of the museum of 89 Cf. Mindler, Haiding, 42–43. 90 “After 8 years (1953) I could for the first time distinguish myself again with a lecture on an international congress. It took such a long time in the Heucheldemokratie (hypocritic democraty)”. Haiding to Hedwig von Lölhöffel, Oct. 3, 1974. UMJ, Trautenfels, NL KH. Again and again, German-national and/or disparaging remarks about the political development in Austria after 1945 are to be found in Haiding’s private correspondence. 91 Jontes, Geburtstag, 21. It is also necessary to question why regional research as well as international networks had to exclude one another. 92 “Kennzettel”, Nov. 14, 1941. ÖStA, AdR, WStB Karl Haiding geb. 3.7.1906. 93 However, most of the correspondence is in German. 94 CV Karl Haiding, May 1971. UMJ, Trautenfels, NL KH. Dow and Kammerhofer-Aggermann, Volkskunde, 49 give 1960. 95 “[Statement from Erna Haiding:] If he [Karl Haiding] would have become a member of the SS-Ahnenerbe […] most likely nothing would have happened to him – as to Wolfram und Pramberger. […] Thus in 1955 he was only employed as an unskilled worker by the [Styrian] government (setting up the Landschaftsmuseums Schloss Trautenfels [Landscape Museum Castle of Trautenfels]) and he was also payed this way until he retired. […] I got to know from another source that this could be proven. Thus in the case of Haiding a kind of ‘punishment’ had taken place”. Sauer, Erinnerungen, 131. These assertions are not true. Haiding was employed as a “Vertragsbediensteter des Höheren Dienstes” (employee of the higher
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Trautenfels located in the Ennstal.96 In order to get credit for the years he had worked prior to 1945, Haiding obtained recommendations from some of the leading scientists of the National Socialist period, such as Edmund Mudrak, Arthur Haberlandt, Gottfried Henßen, and Kurt Ranke. As a result and at the request of Josef Krainer sen. – at this time governor of Styria – the federal state government credited all of Haiding’s pre-war working years and from then on he received a higher salary. The notification states that the state government took into account the time he worked “at the Deutsche Forschungsgemeinschaft [German Research Council] from January 1, 1937 until March 31, 1942, at the Institut für deutsche Volkskunde of the Hohe Schule from April 1, 1942 until April 30, 1945, for the Ennstaler Arbeitskreis from August 1, 1945 until April 30, 1945 [correctly 1955]” which meant a total of 18 years and 1 month.97 In the end, half of that total amount, that is, nine years and 15 days, was deemed necessary in order to be included in a higher salary bracket. When compared to the correspondence and files of other National Socialists, it is conspicuous that Haiding did not obtain any references from a representative of a religious community. This might be due to the fact that he had already found supporters from the highest political level. It may also be related to Haiding’s pronounced antipathy towards everything connected to religion.98 At this time, Haiding worked with great energy particularly in the field of the Sach kultur (material and workers’ culture) as well as in the area of narrative research,99 and he left a remarkable collection at the museum of Trautenfels. Additionally, he was responsible for exhibitions, worked as a museum guide100 and cultivated friendships as well as correspondence with many (former) leading folklorists and other scientists or their bereaved families. His correspondence does not show any kind of ideological break with National sections of the civil service) and he was even credited for the years he had worked at the time of National Socialism. Cf. StLA, L.-Reg. Ha 65 a 1970/80. Q.v. UMJ, Trautenfels, NL KH. 96 Telegram from the head of the provincial government Krainer to Haiding. UMJ, Trautenfels, NL KH. 97 StLA, L.-Reg. Ha 65 a 1970/80. Cf. also UMJ, Trautenfels, NL KH. 98 Cf. also Lixfeld, Aufbau, 209; Jontes, Geburtstag, 14 and 19; Lixfeld, Aufstieg, 293. Haiding regarded the church as an “ideological enemy”; ÖStA, AdR, WStB Karl Haiding geb. 3.7.1906. Cf. also letter from Viktor Theiß to Haiding, July 10, 1957: “[…] The situation in the Folklore Museum is extremely unsa tisfactory. For the time of K.’s [Hans Koren’s] political activity, Kr. [Leopold Kretzenbacher] is entrusted with the provisional management. O these Christians! We savages are the better people!” StLA, A. Theiß, Viktor, Nachlass: K.7/H88. 99 A very good overview of his narratology is given by Kammerhofer-Aggermann, Haiding. 100 Cf. Walter, Haiding. Again and again, Haiding’s contract of employment was extended by the state of Styria – until April 30, 1975. Letter of the legal department 1 to Karl Haiding, Nov. 21, 1974. StLA, L.Reg. Ha 65 a 1970/80. Cf. also certificate of delivery, April 30, 1975. UMJ, Trautenfels, NL KH.
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Socialism. Haiding – as well as some of the people he was in correspondence with – continued to use National Socialist terminology as if it were the most natural thing in the world. He tried hard to avoid using “foreign words”,101 he never denied his German-national / National Socialist attitude,102 and he denied the Holocaust with statements such as, “The six millions of Jews killed are an intentional deception. If they had all really perished, then we would not have a Middle East Crisis today”.103 Despite this well-known attitude of his, from 1956 until 1964 Haiding taught Volkskunde at the Bundeslehranstalt für Alpine Landwirtschaft (Advanced Federal Institute for Alpine Agriculture) in Raumberg next to Trautenfels.104 In 1969 he started teaching Volkskunde at Graz University and in 1971 he was even appointed a honorary professor. Haiding received scores of awards, among others Erzherzog-Johann-Forschungspreis des Landes Steiermark (Arch Duke Johann Award of the state of Styria) in 1968, Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (Austrian Honorary Cross for Scholarship and Art) in 1969, Michael Haberlandt Medaille (Medal) in 1979, Großes Ehrenzeichen des Landes Steiermark (Great Honorary Decoration of the state of Styria) in 1982, and Europapreis für Volkskunst (European Prize for Folk Art) in 1984. He was still attending conferences, carrying out field trips, giving lectures and publishing articles.105 Additionally he mapped out a detailed plan for establishing a Forschungsstelle für Kinderspiel (research post for children’s games) which was to be tied to his research post Spiel und Spruch.106 He established contact with leading researchers on children’s games and exchanged experiences and opinions about this topic.107 In 1953 he was confident that he could re-establish “his” Spielforschung and his wife publicly showed support of these 101 This is noticeable throughout the entire correspondence. Jontes also refers to this, Jontes, Geburtstag, 22. Cf. “Stichwort-Protokoll” on the meeting of the office directors, March 4, 1943. BA NS 8/131, 9. 102 “Haiding never distanced himself from the pejorative and meliorating language use of the National Socialist regime.” Cited from Dow and Kammerhofer-Aggermann, Volkskunde, 48. Q.v. Haiding to Theiß, July 5, 1956. StLA, A. Theiß, Viktor, Nachlass: K.7/H88. 103 Haiding to Tillhagen, Sept. 15, 1980. UMJ, Trautenfels, NL KH; Dow and Kammerhofer-Aggermann, Volkskunde, 36. It is also reported by several contemporary witnesses that Haiding denied the Holocaust. 104 On his teaching aims cf. Haiding to Henßen, Dec. 20, 1956. UMJ, Trautenfels, NL KH. Q.v. StLA, L.Reg. Ha 65 a 1970/80; Teacher’s manuals and registration books. UMJ, Trautenfels, NL KH. Q.v. Dow and Kammerhofer-Aggermann, Volkskunde, 49. 105 Cf. also StLA, L.-Reg. Ha 65 a 1970/80; UMJ, Trautenfels, NL KH. 106 Cf. Die Aufgaben einer „Forschungsstelle für Kinderspiel” (the assignments of the research post for children’s game), dating from Dec. 5, 1953 or Aufgaben der Spielforschung (assignments of game research), March 1, 1959. It based on an undated manuscript, obviously dating in the time of National Socialism. All in UMJ, Trautenfels, NL KH. 107 Cf. also Mindler, Haiding, 46–50.
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endeavours.108 However, his attempt to re-organise and reconstruct his archives with the help of his close friend Gerhard Heilfurt109 and his Institut für mitteleuropäische Volksforschung (Institute for Central-European Volk Research) at Marburg University ultimately failed.110 The Deutsche Forschungsgemeinschaft refused financial support because the expert’s report stated, “Dr. Haiding, the extreme follower of Hüsing and Spieß, was known for being a pronounced Nazi of the Rosenberg-line. His political past is also known in today’s Austria.”111 Haiding was furious and spoke of “an anonymous intriguer,” noting that, “if the Forschungsgemeinschaft dared to commission a man abroad with the political past of a Richard Wolfram [former SS-Ahnenerbe], it could also do this with much less reservations toward me”.112 He subsequently wanted to convince well-known politicians and scholars to argue in favour of his project, but failed. Until his death he worked on re-establishing “his” Forschungsstelle “Spiel und Spruch“, he tried to expand his collection and to file it systematically with the help from his former collaborator Doris Sauer.113 Although he was in poor health and despite numerous stays at hospitals and at health resorts he remained professionally active.114 Karl Haiding died on March 20, 1985.115 A funeral service was held at the Graz crematorium116 and afterwards he was buried in the Hietzing Cemetery in Vienna.117
108 Haiding to Viktor Theiß, Sept. 8, 1953. StLA, A. Theiß, Viktor, Nachlass: K.1/H.13. 109 Folklorist Gerhard Heilfurth was a former member of the NSDAP, Hitler Youth, SA and other other NS formations. Cf. BA NS 15/717 Heilfurth Gerhard. 110 Haiding to Heilfurth, June 3, 1960. UMJ, Trautenfels, NL KH. 111 See the expert’s report, cited in Heilfurth to Haiding, Nov. 9, 1961. UMJ, Trautenfels, NL KH. 112 Haiding to Heilfurth, Nov. 13, 1961. UMJ, Trautenfels, NL KH. 113 Note Haiding’s from Sept. 17, 1983. UMJ, Trautenfels, NL KH. Haiding got money from the Austrian Research Funds. Haiding to Herwigh, May 31, 1983. UMJ, Trautenfels, NL KH. Cf. also Sauer, Erinnerungen, 166. 114 Cf. e.g. the correspondence with Erna Haiding when he stood at a health resort. UMJ, Trautenfels, NL KH. Q.v. letters from Haiding, to be found in the legal estate of Tremel. StLA, A. Tremel, Ferdinand, Nachlass: K.1/H11. 115 The definite place of death is not indisputable. It’s safe to say it was somewhere in Styria. Jontes mentions the hospital of Rottenmann ( Jontes, Geburtstag, 22), Kammerhofer-Aggermann the hospital of Graz (Kammerhofer-Aggermann, Haiding, 40) and Stainach (Dow and Kammerhofer-Aggermann, Volks kunde, 50). 116 On the ceremony cf. Jontes, Geburtstag, 22. 117 A photograph of the gravestone is to be found in Jontes, Geburtstag, 22.
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Notes to Karl Haiding
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Conclusion
Bockhorn notes that although Austrian National Socialist Volkskundler [ethnologists] were removed from their posts in 1945, “all of them – albeit by different means – returned in the fifties, and picked up professionally from where an unfair twist of fate, as they perceived it, although which now united them, had interrupted their work for [‘]the case[’], i.e. Volkskunde.”118 At the same time it should be noted that these people mourned the “good old times” when they had been powerful. In doing so, they ultimately changed their role from perpetrator to victim. Accordingly Dow and Kammerhofer-Aggermann state, “Karl Haiding can be counted among the garde of ‚two-hundred percenters’ and unrepentant National Socialists, and he can certainly not be counted among those who were forced to carry out their functions.”119 However, in his autobiographical documents, Haiding’s postwar career is depicted as a long and burdensome ordeal – without any reflection on the role he once played, on his work and his deeds during the period of National Socialism. He never regarded himself in any way as perpetrator or an abettor to a criminal regime; to him the discontinuity after 1945 did not mean any ideological or biographical break (as was also the case with many other former leading National Socialists).120 For incomprehensible reasons Haiding managed to escape denazification, he was not even imprisoned, and ended up regarding himself as a victim. After 1945, contrary to some friends and colleagues, he ostensibly could not continue his academic career (in the sense of being appointed to a professorship at a university) and was “only” director of a museum and honorary professor at Graz University. Nonetheless he continued to work in a scholarly capacity and was also well connected to the scholarly community. Despite his many awards, Haiding felt that he and his work were not sufficiently appreciated. From his point of view, he only gained recognition within a network that he had already built occupationally and privately before 118 Bockhorn, Kampf, 31. He also published a list of names and people’s positions in the scientific scene after 1945. The “amazing rehabilitation and re-integration into the Austrian Volkskunde” is described in detail in „Dritter Akt: Zwischen Geist und Materie – Volkskunde nach 1945“ in Jacobeit et al., eds., Wissenschaft, 590. 119 Dow and Kammerhofer-Aggermann, Volkskunde, 35. 120 Cf. for the area of Styria also Ursula Mindler, „… weil Portschy trotz seines hohen Ranges neben Uiberreither keine wesentliche Rolle in der NSDAP gespielt hat…“. Handlungsspielräume regionaler nationalsozialistischer Eliten am Beispiel der Biographie von Tobias Portschy, in: zeitgeschichte 36/3 (2009), 165–182. For the question of self-representations of National Socialist elites q.v. Christine Müller-Botsch, Biografieanalysen unterer NSDAP-Funktionäre – ein Fallbeispiel, in: Helgard Kramer, ed., NS-Täter aus interdisziplinärer Perspektive, München 2006, 327–347; Lahusen, Interpretation.
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1938 and which was based on the Wandervogel movement. This network survived all political upheavals and changes and was constantly based on the idea of both exclusion and inclusion which was still valid although the parameters had changed. During National Socialism Wolfram and Haiding, for example, had been representatives of two rival research institutions (SS-Ahnenerbe, Amt Rosenberg) which both demanded exclusive positions while excluding each other. On the contrary, after the war and despite these barriers and former antagonisms they grew closer to one another, suggesting the “inclusion” of leading former National Socialist scholars into networks based now on the link of völkisch-National Socialist “tradition” in a society that had nonetheless changed its values in the meantime. In this context they redefined shared concepts of the enemy (such as the “subversive left wing Volkskunde”) and created a new “alliance” based on the idea of inclusion and exclusion. This did not necessarily mean personal friendships but there was a connectional basis which made the setting of concerted goals possible. Much has already been written in detail about the relationship between the discipline of Volkskunde, and National Socialist ideology and the exercise of power. Scholars’ opinions differ on Karl Haiding’s effective power during National Socialism – the documents available suggest that it must not be underestimated. After 1945 Haiding took advantage of living in a country and under political conditions which were amenable to quickly re-integrating former National Socialists rather than forcing them to confront their past. Thus neither in Haiding’s academic writing on the subject of Spielforschung nor in his body of thought was there ever a break with or a reinterpreation of the völkisch-National Socialist ideologies.
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Demokratisierung oder erneute Monopolisierung? Geschichte und Erinnerungspolitik im post-sozialistischen Slowenien und Kroatien Oto Luthar, Ljiljana Radonic
„Yet memory has made some odd departures from history, at a time when history is needed more than ever.“ – Timothy Snyder1
Slowenien und Kroatien sagten sich 1991 zum selben Zeitpunkt von Jugoslawien los, danach entwickelten sich die beiden Länder jedoch unterschiedlich – vor allem in Bezug auf die Geschwindigkeit der Demokratisierung und die Integration in die EU. Der Grund für diesen Unterschied scheint vor allem in der Tatsache zu liegen, dass Slowenien abgesehen von wenigen Tagen vom Jugoslawien-Krieg verschont blieb, während der sogenannte „Heimatländische Krieg“ in Kroatien bis zur Vertreibung der serbischen Bevölkerung aus der Krajina 1995 tobte. Umso überraschender scheint es, dass das demokratische Slowenien und das in den Neunzigerjahren von Präsident Tuđman autoritär regierte und international isolierte Kroatien zahlreiche Parallelen, vor allem im Umgang mit der Vergangenheit, aufweisen. In diesem Beitrag geht es um ebendiese Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden ex-jugoslawischen Staaten im Kontext des europäischen Einigungsprozesses und der „Neuerfindung“ nationaler Geschichte in den postsozialistischen Staaten nach 1989.
Erinnerungspolitik in den ex-jugoslawischen Republiken als postsozialistischer Sonderfall?
HistorikerInnen und SozialwissenschaftlerInnen diagnostizieren einen „GedächtnisBoom“ seit dem Ende des Kalten Krieges. Seither kann Gedächtnis als Schnittstelle politisch-öffentlichen und (kultur-)wissenschaftlichen Interesses bezeichnet werden. Damit einhergehend lässt sich seit den 1990er-Jahren eine Europäisierung des Gedenkens, „ver1 Timothy Snyder, Holocaust: The Ignored Reality, in: The New York Review of Books, 56/12 (2009), 14.
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standen als ein Prozess der relativierenden Transformation der nationalen Perspektiven, als strukturelle Veränderung und Angleichung der Geschichtsbilder im Sinne einer Anreicherung mit europäischen Bezügen“2 beobachten. Diese Europäisierung des Gedenkens ist eng verbunden mit der zunehmenden Relevanz der Erinnerung an den Holocaust. Laut Tony Judt ist jedoch für die „Osteuropäer“ die Tatsache, dass sich der Westen am Ende des Jahrhunderts so intensiv mit dem Holocaust beschäftigte, „äußerst verstörend“3 gewesen. Die Sozialwissenschaftlerin Ulrike Ackermann diagnostiziert: „Die Erinnerung an Holocaust und Gulag teilt Europa immer noch in West und Ost. […] Für den Westen ist der Holocaust negativer Gründungsmythos Europas, während der Osten darin eine Relativierung der kommunistischen Verbrechen sieht.“4 Ende der 1980er-Jahre setzte in den Ländern „östlich“ der ehemaligen Blockgrenze die „Suche nach einer ‚goldenen Periode‘ nationaler Selbstständigkeit [ein], oft gekoppelt an das Ziel, der postkommunistischen Gegenwart eine besondere geschichtliche Weihe zu verleihen.“5 Auch die religiöse Dimension und die Vermittlung der präkommunistischen Vergangenheit durch Exil- und Diasporagemeinschaften spielten eine zentrale Rolle.6 Nach 1989 kam es in den postsozialistischen „imagined communities“ folglich zu einem Erstarken des Nationalismus und einem Neuaushandeln der eigenen Geschichte. Im Vordergrund stand dabei meist die Auseinandersetzung mit der Ära des Sozialismus. Auch in Ex-Jugoslawien ist für das Verständnis der politischen Entwicklung der Umgang mit den diktatorischen Vorgängerregimen von entscheidender Bedeutung. In den Ländern des ehemaligen Ostblocks steht dabei die kritische Auseinandersetzung mit der sozialistischen Ära im Vordergrund. Zwar entzünden sich in diesen Ländern auch Debatten um die Deutung des Zweiten Weltkrieges, wie die Reaktionen auf Jan T. Gross’ Buch über den von PolInnen an ihren jüdischen NachbarInnen begangenen Mord in Jedwabne7 2 Harald Schmid, Europäisierung des Auschwitzgedenkens? Zum Aufstieg des 27. Januar 1945 als „Holocaustgedenktag“ in Europa, in: Jan Eckel/Claudia Moisel (Hg.) Universalisierung des Holocaust? Erinnerungskultur und Geschichtspolitik in internationaler Perspektive, Göttingen 2008, 178. 3 Tony Judt, Geschichte Europas. Von 1945 bis zur Gegenwart, München/Wien 2006, 955. 4 Ulrike Ackermann, Das gespaltene Gedenken. Eine gesamteuropäische Erinnerungskultur ist noch nicht in Sicht, in: Internationale Politik 5 (2006), 284. 5 Christoph Cornelißen, Europas Gedächtnislandkarte. Gibt es eine Universalisierung des Erinnerns?, in: Norbert Frei (Hg.) Was heißt und zu welchem Ende studiert man Geschichte des 20. Jahrhunderts? Göttingen 2006, 48. 6 Vgl. Stefan Troebst: Jalta versus Stalingrad, GULag versus Holocaust. Konfligierende Erinnerungskulturen im größeren Europa, in: Bernd Faulenbach/Franz-Josef Jelich (Hg.) „Transformationen“ der Erinnerungskulturen in Europa nach 1989, Essen 2006, 27. 7 Vgl. Jan T. Gross, Nachbarn. Der Mord an den Juden von Jedwabne, München 2001.
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zeigen. Dennoch steht dort aber die Abgrenzung zum sozialistischen Vorgängerregime im Mittelpunkt der Vergangenheitspolitik . Im Gegensatz dazu ist in Ex-Jugoslawien, so unsere These, vor allem die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg heiß umkämpft,8 wobei bekanntermaßen leider nicht nur im übertragenen Sinne „Krieg um die Erinnerung“ geführt wurde. Wie die kriegerischen Auseinandersetzungen in den 1990er-Jahren gezeigt haben, verstanden sich die neu entstehenden Länder in erster Linie als „post-jugoslawisch“ und erst in zweiter als „post-sozialistisch“. Im Sinne des sich radikalisierenden Nationalismus wurden dabei auf allen Seiten Feindbilder aus dem Zweiten Weltkrieg reaktualisiert, denn im 1941 zerstückelten Jugoslawien hatte ein auf dem Rücken der Zivilbevölkerung ausgetragener Bürgerkrieg zwischen Ustasche, Domobrani, Tschetniks und PartisanInnen getobt. Natürlich kann man die ex-jugoslawischen Kriege deswegen nicht simpel als eine Art Wiederaufleben des Bürgerkrieges im Zweiten Weltkrieg begreifen. Will man jedoch die politische Entwicklung Kroatiens und Sloweniens seit den ersten demokratischen Wahlen nachvollziehen, muss man das am stärksten umkämpfte Gebiet vergangenheitspolitischer Debatten untersuchen: den Umgang mit dem Zweiten Weltkrieg. Während in der slowenischen und kroatischen Öffentlichkeit über die Verdammung der sozialistischen Ära in den Neunzigerjahren weitgehend Konsens zu herrschen schien, sorgten die Deutungskonflikte um den Zweiten Weltkrieg für politischen Zündstoff. Im Folgenden werden demnach die verschiedenen Formen der Neuschreibung der Vergangenheit in Slowenien und Kroatien im Lichte des Umgangs mit dem Kulturerbe einerseits der Widerstandsbewegung und der Revolution und andererseits der Kollaboration bzw. dem „Unabhängigen Staat Kroatien“ (1941–1945) analysiert. Die nach 1990 erfolgte Rekonstruktion der nationalen Geschichte stellt sich auch in diesen Ländern als Kampfansage an die verzerrte „kommunistische“ Version der Erzählungen über die Widerstandsbewegung und die Kollaboration dar. Zur Herstellung „wahrer Geschichte“ werden im Zuge dessen verschiedene Symbole und Diskurse – von Denkmälern bis hin zu histo riographischen, politischen und Diskursen in den Massenmedien – mobilisiert, die wir in diesem Beitrag in beiden Ländern vergleichend analysieren werden.
8 Vgl. Holm Sundhaussen, Jugoslawien und seine Nachfolgestaaten. Konstruktion, Dekonstruktion und Neukonstruktion von „Erinnerungen“ und Mythen, in: Monika Flacke (Hg.) Mythen der Nationen. 1945 – Arena der Erinnerung, Mainz 2004, 388.
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Der historische Kontext
Während Slowenien im Zweiten Weltkrieg in eine italienische, deutsche und ungarische Besatzungszone aufgeteilt wurde, wurde auf dem Gebiet des heutigen Kroatiens und Bosnien-Herzegowinas im April 1941 der „Unabhängige Staat Kroatien“ (NDH) von Hitlers und Mussolinis Gnaden ausgerufen. Die aus dem Exil zurückgekehrten Ustasche etablierten in der Folge das einzige Kollaborationsregime des Dritten Reiches, das selbständig Todeslager betrieb. Alleine im Lager-Komplex von Jasenovac wurden bis zu 100.000 SerbInnen, Jüdinnen und Juden, Roma und kroatische politische GegnerInnen ermordet.9 Die slowenische und kroatische Widerstandsbewegung waren hingegen Teil des jugoslawischen Widerstandes gegen die deutsche, italienische, bulgarische und ungarische Besatzung. Ähnlich wie in Serbien und Kroatien, wo diese PartisanInnen außer gegen die Besatzungsmächte auch gegen deren lokale Verbündeten kämpften, die serbischen Tschetniks und kroatischen Ustasche, führten auch die PartisanInnen in Slowenien gegen die slowenische Heimwehr, die Domobranci, Krieg. Diese relativ starke, von der deutschen Besatzungsmacht verpflegte und bezahlte Formation entstand nach der Kapitulation Italiens und vereinte die Überreste der slowenischen Tschetniks und die Angehörigen der von der italienischen Besatzungsmacht gegründeten „Milizia Volontaria Anti Comunista.“ Aufgrund der befürchteten Folgen ihrer aktiven Zusammenarbeit mit den Besatzungsmächten, die über die sogenannte „funktionelle Kollaboration“ hinausging, flüchteten die Domobranci ebenso wie die Ustasche und die kroatischen Domobrani zu Kriegsende, oft zusammen mit ihren Familien, Richtung Bleiburg-Pliberk ins in jener Zeit von britischen Truppen besetzte österreichische Kärnten. Nach einer Absprache zwischen den Alliierten wurden sie von den Briten aus der Nähe von Bleiburg wieder nach Slowenien bzw. Jugoslawien zurückgeschickt, wo, vermutlich auf Anordnung der jugoslawischen und slowenischen Parteiführung, ungefähr 10.000 slowenische Domobranci und vermutlich rund 50.000 kroatische Ustasche, Domobrani und Zivilisten von den PartisanInnen ohne Gerichtsverfahren hingerichtet wurden. Im sozialistischen Jugoslawien legitimierte die kommunistische Führung, wie in anderen sozialistischen Staaten, ihren Machtanspruch durch den PartisanInnenkampf. Trotz seiner Mythologisierung ist unbestritten, dass sich Jugoslawien im Gegensatz zu anderen ost- und südosteuropäischen Staaten weitgehend aus eigener Kraft von der nationalsozialistischen Besatzung und dem Ustascha-Regime befreit hatte. Der Gründungsmythos 9 Vgl. Nataša Mataušić, Jasenovac 1941–1945. Logor smrti i radni logor [ Jasenovac 1941–1945. Ein Todesund Arbeitslager], Jasenovac/Zagreb 2003.
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des gemeinsamen Kampfes der „supranationalen“ PartisanInnen beinhaltete keine Schuldaufrechnung nach Nationen, alle Verantwortung wurde den als besiegt geltenden nichtkommunistischen FeindInnen zugeschoben.10 Die Partei verbot jegliche Diskussion über den Bürgerkrieg zwischen Ustasche, Tschetniks und PartisanInnen, sodass die einzig zulässige Erinnerung jene an den heldenhaften Kampf gegen den Faschismus war, während andere Erinnerungen – etwa jene an im Holocaust oder von PartisanInnen getötete Verwandte – marginalisiert wurden. Es folgten volle vier Jahrzehnte einseitiger Darstellung des Kriegs- und Nachkriegsgeschehens, bei der die „Abrechnung“ vom Mai 1945 in keiner Weise thematisiert wurde. Angesichts dieser Tatsache überrascht es nicht, dass unmittelbar nach dem Fall des sozialistischen Regimes eine wahre Schlacht um die Erinnerung ausgebrochen ist, durch die es jedoch anstelle einer Aufarbeitung der tabuisierten Ereignisse zu einer revisionistischen Umdeutung der Vergangenheit gekommen ist.
Der Wandel der Erinnerungspolitik in Slowenien
Was in Slowenien anfangs als Diskussion der Vergangenheit und Rekonstruktion der historischen Tatsachen erschien, veränderte sich gut zehn Jahre nach der Erklärung der slowenischen Selbstständigkeit in einen „Kulturkampf“, der ganz ohne ernsthafte theoretische Diskussion über die Geschichtsschreibung auskam. Mit anderen Worten: Es kam in den letzten 15 Jahren anstatt notwendiger Ergänzungen zum Geschichtsabschnitt zwischen 1941 und 1945 und der Aufarbeitung von Tabus zu einem verbissenen Kampf um eine Neuinterpretation mit deutlich erkennbaren politischen Vorzeichen. Die systematische Neudeutung des oben erwähnten traumatischsten Zeitabschnitts der slowenischen Geschichte in der Zeit zwischen 1941 und 1946 erfolgte erst Ende der 90er-Jahre. Erst ab diesem Zeitpunkt wurde die gesamte Widerstandsbewegung als kommunistisch gedeutet und durch die Gleichsetzung mit der kommunistischen Revolution delegitimiert, während die Massenmorde an Kollaborateuren nach dem Krieg immer stärker betont wurden. Anstatt einer Aufarbeitung der Tabus ab dem Einsetzen der Demokratisierung und der Konzentration auf die damit notwendige Umschreibung setzte ein beträchtlicher Teil der slowenischen HistorikerInnen auf eine starre revisionistische Geschichtserzählung, was – wie schon zu jugoslawischen Zeiten – erneut zu einer ausge10 Vgl. Wolfgang Höpken, Vergangenheitspolitik im sozialistischen Vielvölkerstaat. Jugoslawien 1944 bis 1991, in: Petra Bock/Edgar Wolfrum (Hg.) Umkämpfte Vergangenheit. Geschichtsbilder, Erinnerung und Vergangenheitspolitik im internationalen Vergleich, Göttingen 1999, 210–243.
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sprochen „schwarz-roten“ Darstellung des komplexen Geschehens in Slowenien während des Zweiten Weltkrieges führte. Anstelle einer kritischen Wiedergabe der sozialistischen Glorifizierung der PartisanInnenbewegung in Schulbüchern, Abhandlungen von HistorikerInnen, Museen, Fachausstellungen, Katalogen und Fachzeitschriften setzte sich bei einem Teil der slowenischen Historiographie und infolgedessen auch in der slowenischen Öffentlichkeit eine radikal revisionistische Perspektive auf die Kriegs- und teilweise auch Nachkriegszeit durch, die viele historische Fakten ausblendet oder verfälscht. In den Massenmedien wird darüber hinaus öfters behauptet, das sogenannte „Establishment der slowenischen Historiker“ würde die von den PartisanInnen begangenen Verbrechen am liebsten totschweigen wollen. Dabei wird übersehen, dass in Slowenien die komplexe Problematik von Widerstand (PartisanInnen) und Kollaboration (Domobranci) inzwischen schon seit zwanzig Jahren Gegenstand einer breiten sowohl fachlichen als auch politischen Diskussion ist. Ebenfalls wird ausgeblendet, dass der Mythos einer nahezu „unbefleckten Partisanenvergangenheit“ früher gerade von jenen HistorikerInnen gepflegt wurde, die noch Anfang der Neunzigerjahre bis ins kleinste Detail hinein die Geschichte einzelner PartisanInneneinheiten erforschten, um dann irgendwann nach 1995 plötzlich festzustellen, dass es sich bei der Widerstandsbewegung in Wirklichkeit um „Parteirassismus, Parteihimmel, Parteihölle und avantgardistischen Hass“11 gehandelt habe. Diese Interpretationen beinhalten außerdem eine kumulative Heroisierung bzw. eine affirmative Darstellung der Domobranci, deren Gründe für die Kollaboration im „revolutionären Terror“ gesucht werden. Vom Gesichtspunkt dieser Geschichtsinterpretation aus waren die SlowenInnen in der Zeit zwischen 1941 und 1945 einer „doppelten Aggression ausgesetzt: dem Angriff der Deutschen, Ungarn und Italiener [...] und dem Angriff slowenischer Kommunisten, die genau wussten, es gelte nun, die günstige und seit langem erwartete Gelegenheit auszunützen“.12 Nicht eine historische Betrachtung unter Berücksichtigung des konkreten Kontexts und des internationalen Geschehens ist das Ergebnis dieser Per spektiven, sondern ein Umschreiben der Geschichte, das einerseits die Vergangenheit kolonialisiert und sich andererseits das Recht herausnimmt, die Komplexität von Geschichtsereignissen für eine moralische Interpretation zu vereinfachen und die Darstellung einer Gesellschaft auf einfache bipolare Gegensätze von Gut und Böse zu reduzieren. Dies führte letztendlich auch zu einer erneuten Diskussion unter HistorikerInnen; ins11 Interview mit Jože Dežman, Naj se zgodovina odpre [Die Geschichte möge sich öffnen], in: Mag 9–10 (2003), 44–48. Diese und alle weiteren Übersetzungen stammen von den AutorInnen. 12 Janko Maček, Aktualno politični komentar Nove slovenske zaveze [Aktueller politischer Kommentar des Neuen slowenischen Bundes], in: Zaveza 51 (2003).
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besondere nachdem sich die slowenische Regierung 2005 entschloss, im Justizministerium eine „Sektion für die Wiedergutmachung von Unrecht und die nationale Versöhnung“ einzurichten, die unter anderem auch „alle für die Erreichung der nationalen Versöhnung bedeutenden geschichtlichen Ereignisse“ erforschen sollte. Bei einem Teil der HistorikerInnen stieß dieser Entschluss, der später auch zur Einrichtung des „Instituts für die Bestattung von Opfern der Kriege und der Revolution“ führte, auf beträchtliche Verwunderung. Diese Entscheidung wurde als eine Festschreibung des Unterschieds zwischen einer „tatsächlichen“ und einer „angeblichen“ oder „nur funktionalen“ Kollaboration kritisiert. Dieser Interpretation zufolge könne von einer „tatsächlichen“ Kollaboration wirklich erst dann gesprochen werden, wenn es zur „Vereinigung auf der ideellen Ebene bzw. zur ideologischen und politischen Identifikation mit den Besatzern“ komme. Andere Formen der Zusammenarbeit mit den Besatzungsmächten werden nicht thematisiert, so wie auch der Antisemitismus der Domobranci komplett ausgeblendet wird.13 Die massive politische Motivation hinter der Interpretation von Vergangenheit verwundert auch wegen der daraus resultierenden Ignoranz gegenüber bereits vorliegenden Arbeiten zu diesen Fragen, die möglich waren, weil in Slowenien sogenannte „verbotene Themen“ stärker als in den anderen ex-jugoslawischen Republiken schon vor über zwanzig Jahren behandelt werden konnten. Es ist jetzt ein Vierteljahrhundert her, dass zuerst in literarischen Werken und später in Texten von SoziologInnen über die kommunistischen Internierungslager14 und vom durch die Nationalisierung und Kollektivierung verursachten Unrecht gelesen werden konnte. Seit ebenso langer Zeit liegt die erste ernsthafte Abhandlung über das Verhältnis zwischen Geschichte und Ideologie in der slowenischen Geschichtsschreibung vor.15 Am meisten verwundert aber die Tatsache, dass die gewagtesten Behauptungen von ehemaligen HüterInnen der „revolutionären Überlieferung“ vorgebracht werden. Gut zehn Jahre nach der Niederlage des Sozialismus stellten diese fest, dass es notwendig sei, den „totalitären Systemtotalitarismus“ [sic!] des slowenischen „Parteiterrors“ zu verurteilen und 13 Schon vor der Gründung der Domobranci wurde in Reden, auf Schulungen, auf Plakaten, in Zeitungen und in der Fachliteratur für künftige Offiziere das Feindbild Jude bzw. jüdischer Kommunismus sorgfältig aufgebaut. Teile von Hitlers Mein Kampf wurden adaptiert, um die Kadetten zu überzeugen, das Ziel „der Juden“ sei es, die kulturellen und politischen Werte der SlowenInnen zu zerstören. 14 Vgl. Igor Torkar, Umiranje na obroke [Sterben auf Raten], Ljubljana 1984; Branko Hofman, Noč do jutra [Die Nacht bis zum Morgen], Ljubljana 1981. 15 Vgl. Peter Vodopivec, Poskus opredelitve razvoja slovenskega zgodovinopisja z vidika odnosa zgodovinaideologija [Versuch einer Bestimmung der Entwicklung der slowenischen Geschichtsschreibung vom Gesichtspunkt der Beziehung Geschichte – Ideologie], in: Problemi 13 (1984).
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dass es nun politisch unkorrekt sei, im Fall der „Dorfwacht“, der „Weißen“ und „Blauen Garde“ und der Domobranci von Kollaboration zu sprechen. Die MitstreiterInnen der Besatzungsmächte müssten vielmehr als „Gegen-Partisanen“ bzw. als „Anti-Kommunisten“ bezeichnet werden.16 Auslöser einer neuerlichen Diskussion darüber, was während des Krieges und danach wirklich geschehen war, waren die Gedenkfeiern zum sechzigsten Jahrestag des Sieges über den Faschismus und Nationalsozialismus und die Entdeckung neuer Massengräber von nach dem Krieg liquidierten Kollaborateuren und ihren Angehörigen. Die Veranstaltung selbst wurde 2005 nämlich zum ersten Mal mit der staatlichen Gedenkfeier für die Nachkriegsopfer der slowenischen Domobranci zusammengelegt. Bei dieser Gelegenheit wurde erneut scharf unterschieden zwischen dem „reinen“ und dem „kommunistischen Partisanenkampf“, dem „Widerstand“ und dem „Partisanentum in Reinform“ bzw. der „Revolution und revolutionärer Gewalt“. Da sich diesmal auch HistorikerInnen an der Diskussion sehr intensiv beteiligten, erlebte Slowenien kurz vor der 60. Gedenkfeier zum Ende des Zweiten Weltkrieges einen der Höhepunkte der revisionistischen Interpretation des Zweiten Weltkrieges und der Zeit unmittelbar danach. Bei dieser radikal veränderten Darstellung werden die meisten für die Domobranci schwer belastenden Tatsachen schlicht und einfach verschwiegen: an erster Stelle die Tatsache, dass die Domobranci Hitler 1944 nicht nur die Treue geschworen, sondern sich auch bereit erklärt hatten, zusammen mit der deutschen Wehrmacht gegen die Alliierten zu kämpfen. Andererseits wird die Kollaboration immer öfter als scheinbar logische Folge eines Konfliktes unterschiedlicher moralischer Werte bzw. als Auseinandersetzung zwischen „gottlosem Kommunismus“ und katholischem Glauben dargestellt. In dem darauf aufbauenden Umdeutungsprozess werden die KollaborateurInnen zu „anti-kommunistischen“, „anti-revolutionären“ PartisanInnenfeinden, wobei auch der Grund für die Kollaboration (und damit ihre wirkliche Schuld) gänzlich anachronistisch reinterpretiert wird: Den RevisionistInnen zufolge hätte die Kollaboration nichts mit den moralischen Werten oder politischen Vorstellungen der KollaborateurInnen zu tun gehabt, sondern sei als Reaktion auf die Widerstandsbewegung und die Revolution notwendig gewesen. Sowohl die populäre parageschichtliche Umschreibung der Vergangenheit als auch ein Teil der professionellen Umdeutung kann somit als bewusste Täter-Opfer-Umkehr verstanden werden und damit als Versuch, die Heimwehrsoldaten politisch-moralisch zu rehabilitieren. Insofern sind wir in der gegenwärtigen „Fachdiskussion“ immer auch ZeugInnen des Kampfes um die Definition des „nationalen Interesses“ und um die Macht über 16 Dežman, Zgodovina. 10.
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die slowenische Zukunft. Das historische Massaker an den Kollaborateuren war nämlich schon sehr früh in ein Massaker an „den Slowenen“ symbolisch umgewandelt worden. Derartige Argumentationen sind von Jahr zu Jahr systematisch ausgebaut worden, bis schließlich in Bezug auf die von den PartisanInnen durchgeführten Liquidationen immer öfter der Begriff des Genozids verwendet worden ist. Darüber hinaus ist der slowenische Revisionismus jener Diskussion zuvorgekommen, die insbesondere in Zentraleuropa ausgebrochen war, als das Europäische Parlament den 23. August zum europaweiten Gedenktag für die Opfer aller totalitären Regime erklärt hat. Die Diskussion über eine mögliche Eingliederung dieses Datums in den nationalen Gedenkkalender zeigt einmal mehr, dass es beim slowenischen (wie auch beim tschechischen, ungarischen, kroatischen oder serbischen …) Revisionismus nie um eine Aufarbeitung der begangenen Verbrechen geht, sondern um eine systematische Verlagerung der Schuldzuweisung. Von diesem Standpunkt aus kann man sehr schnell feststellen, dass die EuropaparlamentarierInnen in ihrem Streben nach „einer gemeinsamen Sicht der Geschichte“ übersehen haben, dass in den Ländern des „Ostens“ Europas nicht Aufarbeitung das Ziel ist, sondern die Durchsetzung einer Interpretation, die den bisherigen Auffassungen und dem „westeuropäischen“ Geschichtsbild diametral entgegensteht. Einen ähnlichen Irrtum kann man auch denjenigen HistorikerInnen und SozialwissenschaftlerInnen vorwerfen, die meinen, dass nach dem behaupteten „Ende der Geschichte“ (Fukuyama) eine „große Erzählung“ durch viele „große“ Erzählungen ersetzt werden würde.17 Bei den neuen Geschichtsinterpretationen geht es jedoch überhaupt nicht um einen Einsatz für die Polyphonie, sondern vielmehr um die totalitäre Forderung einer einzigen neuen Geschichtsinterpretation. Den aktuellen Stand der Auseinandersetzung mit dem Zweiten Weltkrieg verdeutlicht am besten die Debatte rund um ein weiteres, im Frühjahr 2009 entdecktes Massengrab der nach Kriegsende ermordeten slowenischen Domobranci, Ustasche, Tschetniks und der bulgarischen Kollaborateure: Was anfangs wie eine Wiederholung des bereits Gesehenen und Gehörten aussah, erhielt durch die Thematisierung der Widerstandsbewegung und der Kollaboration in Slowenien neue Brisanz. Interpretationen in LeserInnenbriefen anlässlich der Entdeckung des Massengrabes im Panzergraben bei Maribor 1997, die anfangs noch als teilweise schmähliche Übertreibung zurückgewiesen wurden (z.B. Slowenien als killing fields von Europa), wurden von ihren AutorInnen nun noch vehementer vertreten. Der Vorsitzende der „Kommission für Massengräber“ und ehemalige Direktor des „Museums für neuere Geschichte“ und führende Vertreter der radikalen Neuinterpretation der 17 Vgl. z. B. Rudolf Burger, Im Namen der Geschichte. Vom Missbrauch der historischen Vernunft, Springer 2007.
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slowenischen Geschichte in der Zeit von 1941 bis 1991, Jože Dežman, sagte anlässlich der Entdeckung des Massengrabes in der Nähe des Städtchens Laško zum Journalisten der österreichischen „Kleinen Zeitung“, dass es sich dabei um „eins von fünfzehn slowenischen Srebrenicas“18 handle. Von der Redaktion des erwähnten Blattes wurde die Geschichte wie öfters journalistisch weiter zugespitzt, wobei man weitgehend auf die vorhandene Rhetorik zurückgriff, welche die PartisanInnen ausschließlich als „kommunistische Tito-Partisanen“ darstellt, die Widerstandsbewegung auf die kommunistische Revolution reduziert und die lokalen KollaborateurInnen zu den einzigen Opfern des Krieges erklärt. In diesem Sinne wird auch in einem einen Monat älteren Beitrag in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ argumentiert, in dem der die slowenischen Vergangenheitsbewältigung ständig kommentierende Karl-Peter Schwarz über die Gefahren des Totschweigens der Verbrechen des Kommunismus durch die alte Elite berichtet.19 In diesem Zusammenhang darf es nicht verwundern, dass in dem Augenblick die seit zwanzig Jahren andauernde Diskussion erneut entbrannte, in dem die ersten Ergebnisse der Untersuchung des letzten Massengrabes bekannt wurden. Genauer gesagt wurde sie wieder einmal von PolitikerInnen, HistorikerInnen und JournalistInnen, die für eine radikale Umdeutung der Widerstandsbewegung und der Kollaboration eintreten, entfacht. Überraschend ist dabei nicht die Tatsache, dass es zu einer erneuten Diskussion kam, sondern wie militant die RevisionistInnen innerhalb und außerhalb Sloweniens auftreten. Eine neue Qualität erhält die Debatte durch die Abkehr vom Eintreten für eine Aussöhnung hin zu einem Beschuldigen der TäterInnen. Hatten sich die RevisionistInnen früher für eine Umwandlung des Traumas in einen Traum von Versöhnung eingesetzt, sind wir jetzt in einer Phase angelangt, in der die RevisionistInnen die Verbrechen des Dritten Reiches und seiner slowenischen KollaborateurInnen vollständig mit den Verbrechen der PartisanInnen aufrechnen wollen, wobei es besonders problematisch ist, dass die Chronologie der Ereignisse vollkommen ignoriert wird. Es findet also eine Entwicklung von der Forderung nach einer symbolischen Versöhnung zu einer unversöhnlichen Forderung nach der Verfolgung der scheinbar für alles Verantwortlichen statt. Mit jedem neuen Fall der öffentlichen Thematisierung von Krieg und unmittelbarer Nachkriegszeit verschärft sich die Rede der VerteidigerInnen der Kollaboration als geringeres Übel. Die Figur der Versöhnung ist durch die Idee einer Säuberung abgelöst worden, anstelle von Sozialismus spricht man vom jugoslawischen kommunistischen Totalitarismus. Jedem, der nicht mit der Beseitigung von Partisanendenkmälern und der Umbenennung von Straßen und 18 Kleine Zeitung, 5.3.2009. 19 Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1.2.2009.
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Plätzen einverstanden ist, wird „schlechtes Einfühlungsvermögen und nicht vorhandene persönliche und politische Kultur“20 vorgeworfen. Offensichtlich sind die slowenischen RevisionistInnen nicht mehr mit der Deutung einverstanden, beide Seiten des Bürgerkrieges hätten – eine nach der anderen – alle moralischen und ethischen Grenzen übertreten. Ganz im Gegenteil haben sie sich offenbar entschlossen, die Frage der Schuld wörtlich zu nehmen und setzen sich für das Finden eines Schuldigen ein. Im slowenischen Fall dient dafür erneut der „gottlose“, früher auch als „jüdisch“ bezeichnete Kommunismus. In diese Rolle geriet dieser das erste Mal schon in der Zeit der Rekatholisierung Sloweniens in den 1930er-Jahren. Im Krieg wurde dies Teil der Rhetorik des Handbuchs für den ideologischen Unterricht der Domobranci-Offiziere. Ähnliche Umdeutungsmanöver fanden auch nach 1991 statt, als man allmählich begann, die Widerstandsbewegung als ausschließlich kommunistische Revolution zu bezeichnen. Der Grund dafür liegt – zumindest in Bezug auf die Gegenüberstellung von Widerstand und Kollaboration – auf der Hand. Für die angestrebte Ausblendung der Verwicklung der eigenen Gesellschaft in Kollaboration, Genozid und letztendlich in das kommunistische Herrschaftssystem wäre ein Nebeneinander von verschiedenen großen Erzählungen hinderlich. Angesichts dessen stimmen wir jenen Auffassungen zu, die in den postsozialistischen Ländern gewissermaßen ein Déjà-vu der aus den westeuropäischen Nachkriegsmythen bekannten Opferzählungen hereinbrechen sehen. Deren (noch immer nicht erreichte) Überwindung wäre die Voraussetzung für eine neue europäische Erinnerungskultur.
Der Wandel der Vergangenheitspolitik in Kroatien
Wie schon erwähnt unterscheidet sich der kroatische Fall vor allem in der Demokratieentwicklung vom slowenischen: Während der Wunsch nach einem slowenischen Nationalstaat seit dem Ende der 80er-Jahre Hand in Hand mit den Demokratiebestrebungen ging, lag die Betonung in Kroatien deutlich auf der nationalen Unabhängigkeit – die Einführung demokratischer Strukturen wurde vor allem als Mittel hierfür angesehen. So gewannen 1990 nicht die demokratieorientierten Parteien die ersten freien Wahlen in Kroatien, sondern die nationalistische „Kroatische Demokratische Gemeinschaft“ (HDZ) von Franjo Tuđman, der sich als Präsident aller KroatInnen weltweit, nicht als der Präsident 20 Stane Granda, Pro & Contra – Naj gre Tito v muzeje in iz imen ulic? [Pro & Contra – Gehört Tito ins Museum oder in Straßennamen?], Večer 16.5.2009.
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aller BürgerInnen Kroatiens verstand. Zwischen 1990 und 1999 regierte die HDZ von Präsident Tuđman autoritär und mit absoluter Mehrheit. Der Vorrang des Nationalismus vor den Demokratiebestrebungen schlug sich auch im Umgang mit der Vergangenheit nieder, der wesentlichen Anteil an der Isolation Kroatiens in den 90er-Jahren hatte. Während andere post-sozialistische Staaten Kommissionen für die Aufarbeitung der Verbrechen des Kommunismus einsetzten, wurde in Kroatien 1991 die „Kommission für die Erforschung der Kriegs- und Nachkriegsopfer“ mit Bezug auf den Zweiten Weltkrieg vom Parlament eingerichtet, die zum wichtigsten Ort des institutionalisierten Revisionismus wurde. Anders als in Slowenien waren und sind es in Kroatien nicht die HistorikerInnen und JournalistInnen, sondern allen voran die höchsten PolitikerInnen des Landes, die sich als erinnerungspolitische AkteurInnen betätigen. Der Bruch mit dem jugoslawischen antifaschistischen Dogma führte auch in Kroatien zu einer – teils aus der Abgrenzung zum Vorgängerstaat verständlichen, mehrheitlich revisionistischen – Umkehrung der vergangenheitspolitischen Inhalte, deren wichtigstes Merkmal die Verharmlosung des „Unabhängigen Staates Kroatien“ (NDH) war. Dieser sei laut Präsident Tuđman „nicht bloß eine faschistische Schöpfung, sondern auch der Ausdruck des jahrhundertelangen Strebens des kroatischen Volkes nach einem unabhängigen Staat“21 gewesen. Der Dreh- und Angelpunkt der Vergangenheitspolitik wurde Tuđmans Projekt einer „nationalen Versöhnung“: Seinem Verständnis nach hätten Ustasche und PartisanInnen im Zweiten Weltkrieg beide auf ihre je eigene Art für die kroatische Sache gekämpft.22 Die beiden ideologischen Gegenpole, die sich in diesem Krieg blutig bekämpft hatten, wurden nun im Sinn der kroatischen Sache als miteinander vereinbar dargestellt. Die Umdeutung der beiden Bewegungen hatte realpolitisch eine fast vollständige Delegitimierung der PartisanInnen aufgrund der von ihnen nach Kriegsende begangenen Verbrechen und eine vollständige Rehabilitation der Ustasche unter Leugnung oder Verharmlosung ihrer Verbrechen zur Folge. Im Sinne der „nationalen Versöhnung“ wurde also einerseits der Antifaschismus formal in der Verfassung verankert. Andererseits förderten alle konkreten Handlungen abseits dieses Lippenbekenntnisses, wie die Entfernung von fast 3000 PartisanInnendenkmälern23, zahlreiche Straßenumbenennungen und der Rückgriff auf Ustascha-Symbole, geschichtsrevisionistische Tendenzen 21 Franjo Tuđman 1990, zit. nach Ivo Goldstein, Holokaust u Zagrebu [Holocaust in Zagreb], Zagreb 2001, 597. 22 Vgl. Marinko Čulić, Tuđman. Anatomija neprosvijećenog apsolutizma [Tuđman: Anatomie des unaufgeklärten Absolutismus], Split 1999, 105–108. 23 Vgl. Juraj Hrženjak, Rušenje antifašističkih spomenika u Hrvatskoj 1990–2000 [Die Zerstörung antifaschistischer Denkmäler in Kroatien 1990–2000], Zagreb 2002.
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und eine positive, nationale Identität stiftende Bezugnahme auf das Ustascha-Regime. Entsprechend seiner Versöhnungs-These entwickelte Tuđman ferner den Plan einer „nationalen Gedenkstätte“ Jasenovac: Die Opfer von Bleiburg und Jasenovac sollten gemeinsam auf dem KZ-Gelände begraben werden. Aufgrund internationaler Einwände sowie der Kritik der wenigen verbliebenen freien Medien im Lande wurde dieser Plan jedoch nie realisiert.24 Im Jahr 2000 brachte der Wahlsieg der von den SozialdemokratInnen angeführten Koalition eine Demokratisierung mit sich: Die Befugnisse des Präsidenten wurden nach dem Tod Tuđmans beschnitten und die Medienlandschaft liberalisiert. Auch brach Premier Ivica Račan weitestgehend mit dem Geschichtsrevisionismus der Tuđman-Ära. Die symbolträchtigste Umkehr der vergangenheitspolitischen Akte des Vorgänger-Regimes war die Rückbenennung des „Platzes der Opfer des Faschismus“, jenem Platz, auf dem sich im Ustascha-Regime die Zentrale der Gestapo und der Ustascha-Polizei befunden hatten. Dieser wurde schon 1990 „Platz der kroatischen Größen“ benannt und erhielt im Jahr 2000 seinen früheren Namen zurück, womit den Protesten der jährlichen Kundgebungen gegen die Umbenennung von 1990 Folge geleistet wurde. Die an die Macht gekommenen SozialdemokratInnen, meist ehemalige kommunistische FunktionärInnen, verurteilten die Ustascha-Verbrechen jedoch nicht mit vollerVehemenz, wohl um sich nicht zu sehr als „Jugo-Kommunisten“, wie sie in der rechtsgerichteten Presse bezeichnet wurden, angreifbar zu machen. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren, als auf den Gedenkveranstaltungen in Jasenovac nur VertreterInnen verschiedener ethnischer, religiöser und politischer Vereinigungen gesprochen hatten, sprach 2002 mit Račan erstmals ein amtierender Premierminister in der KZ-Gedenkstätte. Allerdings schreckte er davor zurück, klar zu formulieren, wer die Verbrechen in der NDH begangen hatte. Er sprach vielmehr allgemein von „dem Bösen“, das sich in Jasenovac ereignet hätte, ohne die Verantwortlichen zu benennen.25 Die ambivalente Haltung der Račan-Ära äußerte sich vor allem in Bleiburg, das RegierungsvertreterInnen erneut als Ort des „kroatischen Holocaust“ bezeichneten,26 während auf der Gedenkveranstaltung alljährlich weiterhin unzählige Ustascha-Symbole präsent waren. Der im Jahr 2000 gewählte und bis Anfang 2010 amtierende Staatspräsident Stjepan Mesić drückte hingegen 2003 in Jasenovac sein Bedauern über alle im Namen des kroatischen Staates ermordeten Opfer aus, verurteilte den Gedanken der „gesamtkroatischen 24 Vgl. Feral Tribune, 6.5.1996 und 8.12.1997. 25 Vgl. Novi list, 20.4.2002. 26 Vgl. Vjesnik, 14.5.2001.
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Versöhnung“ als Geschichtsfälschung und betonte, dass keine noch so große Idee eine Politik der Ermordung Unschuldiger rechtfertige.27 Er bezog sich dabei nicht nur auf die Verbrechen im Todeslager Jasenovac, sondern auch auf jene aus dem Krieg in den 90erJahren. Während die jeweiligen offiziellen RepräsentantInnen in Slowenien bisher nicht bereit waren, öffentlich zu erklären, dass man die Bergschlacht bei Laško einerseits und Sv. Urh oder Črna Vas andererseits nicht miteinander vergleichen könne, sagte Mesić 2005 in Bezug auf die Frage, ob er vorhabe, Bleiburg zu besuchen: „Wir vergleichen Bleiburg und Jasenovac nicht. Kein Opfer aus Jasenovac ist schuld an einem Toten in den Gräben und in Bleiburg, aber viele in Bleiburg waren für jemandes Tod verantwortlich. Sie sind Opfer, aber wir können nicht sagen, dass sie unschuldig sind. Man hätte sie nicht töten und quälen dürfen, aber man hätte sie vor Gericht stellen sollen.“28 2003 gewann wieder die ehemalige Tuđman-Partei, die HDZ, die Wahlen in Kroatien. Premier Ivo Sanader verfolgte nun jedoch einen europaorientierten Kurs, was sich auch im Umgang mit dem Zweiten Weltkrieg zeigte: 2005 trat Kroatien der „Task Force for International Cooperation on Holocaust Education, Remembrance and Research“ bei. Sanaders Regierung ließ die Denkmäler für zwei Ustascha-Größen, Mile Budak und Jure Francetić, entfernen, und jene siebzehn Straßen, die kroatienweit nach Mile Budak benannt worden waren, umbenennen. 2004 brach Sanader als erster HDZ-Spitzenpolitiker mit der Tradition, in Jasenovac neben den dort ermordeten Opfern auch jene von Bleiburg zu erwähnen. Er betonte ausdrücklich, dass „das Ustascha-Regime“29 für die Verbrechen verantwortlich war, und nicht etwa außerhistorische Kräfte, wie das von Tuđman und Račan immer wieder zitierte „Böse“. 2005 stellte Sanader bei der Gedenkveranstaltung in Jasenovac aber auch seine Kompatibilität mit jenen problematischen europäischen Erinnerungsstandards unter Beweis, die den Begriff Holocaust zusehends als moralische Kategorie definieren, mit der auch andere Massenmorde bezeichnet werden. Er behauptete, dass auch „der Heimatländische Krieg [1991–1995] ein Kampf gegen eine Art von Faschismus war“.30 Ähnlich argumentierte er bei seinem Besuch in Yad Vashem im selben Jahr, als er das „kroatische Leiden“ mit dem Holocaust gleichsetzte: „Wir waren Opfer eines solchen furchtbaren Wahnsinns, wie es der Nationalsozialismus und der Faschismus waren, und niemand weiß besser als Kroatien und die Bürger Kroatiens, was es bedeutet, Aggression und Verbrechen
27 28 29 30
Vgl. Vjesnik, 12.5.2003. Zit. nach Novi list, 23.4.2005. Vjesnik, 17.3.2004. Vjesnik, 25.4.2005.
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erdulden zu müssen.“31 Die Holocaust-Gedenkstätte inspirierte ihn sogar dazu, über ein Museum des „Heimatländischen Krieges“ in Kroatien nachzudenken.
Abschließendes Resümee: Gemeinsamkeiten und Unterschiede
In beiden hier untersuchten ex-jugoslawischen Staaten existierte nach 1990 die Idee einer „nationalen Versöhnung“. Während diese in Slowenien hauptsächlich auf der diskursiven Ebene eine Rolle spielte, waren im autoritären Tuđman-Kroatien der Neunzigerjahre nach der beinahe vollständigen Gleichschaltung der Medien die wenigen freien Medien und Oppositionelle, die der revisionistischen Vergangenheitspolitik widersprachen, Repressionen ausgesetzt. In dieser „kroatischen Demokratie“ wurden nur wenige kritische Stimmen geduldet und in den regimetreuen Zeitungen waren diese noch weniger präsent. Die staatliche Zeitung „Vjesnik“ berichtete von 1990 bis 1999 nur von einem einzigen Hinterfragen des Bleiburg-Mythos: Als der jüdische Partisane und Liberale Slavko Goldstein im kroatischen Parlament 1996 kritisierte, dass es unangebracht sei, für die in Bleiburg Umgekommenen den Begriff „kroatische Armee“ zu verwenden, da zahlreiche KroatInnen auch auf der Seite der PartisanInnen gekämpft hatten, löste dies antisemitisch verbrämte Empörung aus, die ihren Weg in die staatlich kontrollierten Medien fand. Goldstein wurde von den Anwesenden als „ideologisch“ und als „Schändung des Parlaments“ bezeichnet.32 In Kroatien wurde also in den Neunzigerjahren das manichäische Weltbild des sozialistischen Jugoslawiens bloß unter umgekehrten Vorzeichen fortgeschrieben: Das neue Feindbild war nun der „serbische Faschismus“, während die „kroatische Sache“ alle Schandtaten rechtfertigte. Dieser Sichtweise wurde jedoch vor allem mit Präsident Mesićs bahnbrechender Rede in Jasenovac 2003 viel von ihrer Wirkmächtigkeit genommen. Die für beide Staaten zu beobachtende Rechtfertigung der Kollaboration und Delegitimierung des PartisanInnenkampfes durch den Hinweis auf die „sozialistischen Verbrechen“ verschärfte sich in Slowenien in den letzten Jahren allerdings sichtbar. Angesichts dieser Ausblendung eigener Kriegsverbrechen und der Projektion der eigenen Schuld auf den kommunistischen Widerstand wurde deutlich, dass es in Slowenien in den letzten Jahren nicht nur zu Veränderungen in der Erinnerungspolitik gekommen ist, sondern dass 31 Vjesnik, 29.6.2005. 32 Vgl. Vjesnik, 7.5.1996. Zur Analyse der Berichterstattung über Jasenovac und Bleiburg vgl. auch Ljiljana Radonic, Krieg um die Erinnerung. Vergangenheitspolitik in Kroatien zwischen Revisionismus und europäischen Standards, Frankfurt a.M. 2010 (in Druck).
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auch der Interpretationsrahmen der Geschichtsschreibung verändert wurde. Bei den radikalen Reinterpretationen des Zweiten Weltkrieges handelt es sich nämlich nicht nur um eine Umdeutung von Rolle und Handlungsspielraum der jeweiligen HauptakteurInnen, sondern auch um eine Unterbrechung der Demokratisierung der Geschichtsschreibung und in methodologischer Hinsicht um die Rückkehr zur deskriptiven Geschichtsschreibung, die das kollektive Gedächtnis wieder einmal als monolithische Abbildung des vergangenen Geschehens erscheinen lässt. Dabei wird erneut ignoriert, dass sich dieses aus verschiedenen, sich teilweise widersprechenden Gruppengedächtnissen zusammensetzt. Scheinbar wird es noch einige Jahre dauern, bis auch im neuen Mainstream der postsozialistischen Geschichtsschreibung die Erkenntnis zum Tragen kommt, dass die Geschichte dieses (aber auch jedes anderen Zeitabschnittes) nicht einfach umgeschrieben werden kann. Wenn aus der linearen Erzählung der Geschichte eines Landes einfach die Zeit des Kommunismus gelöscht wird, wird die gesamte Vergangenheit deshalb nicht „besser“ aussehen.33 Um es mit den Worten von Katherine Verdery auszudrücken: „Revising history in Eastern Europe by snipping out and discarding sections of the time line, then attaching the precommunist period to the present and future as the country’s true or authentic trajectory [...] will hardly help us putting the communist past behind.”34 Gerade die lautesten VerfechterInnen einer endgültigen Abrechnung mit den sozialistischen und PartisanInnenverbrechen verhindern die notwendige Aufarbeitung dieser Verbrechen. Begreift man nämlich die für den Massenmord bei Pliberk-Bleiburg und Kočevski rog Verantwortlichen z.B. als „Serbo-“ oder „Jugo-Kommunisten“, so externalisiert man die Schuld an einen dämonisierten Feind. Die Verantwortung für die Kollaborations- und die Ustascha-Verbrechen wird einerseits relativiert und andererseits die Beteiligung slowenischer und kroatischer PartisanInnen und KommunistInnen an den Verbrechen im Mai 1945 und danach ausgeblendet. Damit bleiben jedoch die Lustrationsdebatten immer in rechter bis rechtsradikaler Hand, denn für eine liberale Aufarbeitung ist bei der Vorherrschaft eines solchen Weltbildes kein Platz. Auch bei der Gleichsetzung des „schwarzen und roten Totalitarismus“ drängt sich – wie bei der Einführung des europäischen Gedenktags an die Opfer von Nationalsozialismus und Stalinismus am Jahrestag der Unterzeichnung des Hitler-Stalin-Paktes – die Frage auf, ob die Gleichsetzung der beiden Regime nicht nur eine Auseinandersetzung mit den eigenen Anteilen an den Verbrechen verhindern soll. 33 Vgl. Catherine Verdery, Political Life of Dead Bodies. Reburial and Postsocialist Change, New York 1997, 116. 34 Ebd., 124.
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Die schwierige Thematisierung der Verbrechen des eigenen Kollektivs darf jedoch auch aufseiten der AntifaschistInnen nicht durch den Verweis auf die Verbrechen „der Anderen“ relativiert werden: Auch wenn die Abrechnung mit Ustasche, Domobrani, Domobranci, „Volksdeutschen“ und der italienischen Minderheit nach dem Zweiten Weltkrieg als Folge der Kriegsereignisse zu sehen ist, so ist diese Kausalität keine Rechtfertigung der ohne Rechtsgrundlage begangenen Verbrechen. Es steht also zu hoffen, dass in beiden Ländern einmal ein Klima etabliert werden kann, in dem auch diese Verbrechen jenseits rechter Verdammungsurteile aufgearbeitet werden können.
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Gedächtnis/Erinnerung. Kulturwissenschaftliches Paradigma und empirisches Forschungsfeld der Zeitgeschichte Werner Suppanz
So viel Erinnerung wie heute sei noch nie gewesen, formulierte im September 2009 der Kieler Historiker Christoph Cornelißen zugespitzt in Hinblick auf die aktuelle Bedeutung des Deutungsmusters Gedächtnis/Erinnerung in der Geschichtswissenschaft, aber auch im politischen Diskurs.1 Unzweifelhaft handelt es sich bei diesen Begriffen seit den 1990erJahren um Leitkonzepte gerade der zeitgeschichtlichen Forschung. Weniger der Zugang selbst als seine Hegemonie ist dabei nicht unumstritten. Kritik richtet sich beispielsweise gegen den oft unscharfen, nicht von einer präzis formulierten theoretischen Basis ausgehenden Umgang, der Gedächtnis zum Modewort mache. Kritik wird aber vor allem mit der Absicht der Rehabilitation einer „Realgeschichte“, einer Wirklichkeit hinter der Erinnerung, deren Erforschung die eigentliche Aufgabe der Historikerin/des Historikers sein solle, vorgebracht.2 Dieser Beitrag stellt sich in diesem Zusammenhang vorrangig drei Aufgaben: Er präsentiert Überlegungen erstens zur Entwicklung und zweitens zu wesentlichen Charakteristika der Gedächtnisgeschichte im internationalen und spezifisch österreichischen Kontext und Reflexionen zur Gedächtnistheorie. Diese sollen unter anderem zeigen, dass die Erörterung der Beziehung zwischen dem „Realen“ und dem „Erinnerten“ den maßgeblichen theoretischen Modellen mit unterschiedlichen Antworten immanent ist. Der Beitrag versucht weiters eine Verortung der Arbeiten, die aus dem Kontext des Fachbereichs Zeitgeschichte am Grazer Institut für Geschichte (im Folgenden kurz „Grazer Zeitgeschichte“) hervorgegangen sind, in diesem Rahmen. 1
Vgl. Agnieszka Wierzcholska, Tagungsbericht „Sprachen der Erinnerung“, in: H-Soz-Kult 7.1.2010, http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/index.asp?id=2934&view=pdf&pn=tagungsberichte (15.01.2010). 2 Die „Trauerarbeit“ über das Dilemma, das zwischen der Unmöglichkeit der Darstellung von Geschichte als Realgeschichte und der Gefahr ihres Missbrauchs infolge der Uneindeutigkeit historischer Erkenntnis besteht, thematisierte Ernst Hanisch in einem Vortrag. Ernst Hanisch, Warum die Geschichte des Nationalsozialismus nicht vergeht. Reflexionen eines alten Historikers, in: http://www.stadt-salzburg.at/ pdf/ernst_hanisch__einfuehrungsvortrag_.pdf (28.01.2010), 11. Hanisch spricht an dieser Stelle davon, „durch das Feuer der ‚linguistischen Wende‘“ gegangen zu sein.
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Die drei genannten inhaltlichen Schwerpunkte sind nicht voneinander zu trennen, sondern verweisen jeweils aufeinander. „Gedächtnis“ und „Erinnerung“ werden dabei in diesem Beitrag weitgehend synonym verwendet. Diese Vorentscheidung beruht auf Skepsis gegenüber der Praktikabilität und dem heuristischen Wert der Unterscheidung, die weiter unten noch erläutert wird. Sie hat aber auch pragmatische Gründe, da in der kulturwissenschaftlichen Literatur ein theoretisch reflektierter, konsequent durchgeführter Gebrauch als Konzepte mit verwandter, aber doch unterschiedlicher Bedeutung kaum zu finden ist.
Ausgangspunkte – Themen und der österreichische Kontext
Das Konzept Gedächtnis/Erinnerung stellt gleichermaßen einen konkreten Untersuchungsgegenstand wie einen Zugang, ein Deutungsmuster dar, das den Blick auf auch unter anderen Perspektiven analysierbare Untersuchungsgegenstände erweitert. Daraus resultiert, dass der Umfang dessen, was vom Gedächtnis-Paradigma ausgehend thematisch behandelt wird, äußerst umfangreich ist. Darunter fällt zunächst einmal der gesamte Bereich der Repräsentation und Zeichensetzung im öffentlichen Raum. Denkmäler, bewusst gesetzte Zeichen der Erinnerung, Straßen- und Platzbezeichnungen sind der gleichsam klassische Forschungsgegenstand der Gedächtnisgeschichte sowie auch Nahtstelle zu politisch-gesellschaftlichen Diskursen und gesellschaftlichen Debatten. Das liegt wohl daran, dass in diesen Untersuchungsfeldern die wissenschaftliche Beschäftigung mit kollektiver Erinnerung eine besonders augenscheinliche Intervention in Gesellschafts- und Kulturpolitik darstellt. Die „Wiederkehr des Denkmals in der Postmoderne“3 verweist somit auf einen neuen Forschungsfokus und zugleich auf eine neue Sensibilität in Bezug auf Zeichen im öffentlichen Raum, auf deren kontroversiell diskutierten, von Machtverhältnissen bestimmten Charakter nun erhöhte Aufmerksamkeit gerichtet wird. „Gedächtnis“ fließt damit klarerweise auch in die Stadtforschung, die Urbanistik, ein, die sich im Gefolge des cultural turn generell dem semiotischen Charakter urbaner Gestaltung widmet.4 Museologie hingegen ist selbstverständlich stark vom Paradigma des kulturellen Gedächtnisses geprägt. Museen werden in diesem Sinn ebenfalls als „klassische“ 3 Vgl. Heidemarie Uhl, „Gedächtnis“ und die Wiederkehr des Denkmals in der Postmoderne, in: Hintergrund 42 (2009), 8–15. 4 Vgl. aus der Grazer Zeitgeschichte hervorgehend: Monika Stromberger, Stadt. Kultur. Wissenschaft. Urbane Identität, Universität und (geschichts)wissenschaftliche Institutionen in Graz und Ljubljana um 1900, Köln 2004; Monika Stromberger/Bettina Fraisl (Hg.) Stadt und Trauma. Annäherungen, Konzepte, Analysen, Würzburg 2004.
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„Orte der Erinnerung“ gedeutet, die nicht abbilden, wie es „wirklich“ ist oder war, sondern in Inhalten und räumlicher Anordnung „Geschichte“ bzw. Vergangenheit in spezifischer Weise konstruieren.5 Darüber hinaus lassen sich Massenmedien – historische Dokumentationen ebenso wie beispielsweise Filme oder Fernsehserien, Printmedien bzw. Computerspiele – als Gedächtnisspeicher und lieux de mémoire untersuchen, die ähnlich wie Museen die Performativität von Erinnerung deutlich machen. Generell sind diese Beispiele auch als Elemente von intentionaler oder impliziter Geschichts- und Identitätspolitik zu deuten, deren Inhalte im Sinne offizieller Geschichtsbilder oder oppositioneller Gegenerzählungen im politischen Feld ausverhandelt werden. Ebenso bezieht sich „Gedächtnis“ im Sinne eines doing memory auf Praktiken des Alltags, die auf bestimmte Deutungen von „Geschichte“ verweisen und diese (re)produzieren. Als Beispiel dafür sei etwa Hobsbawms und Rangers Schlüsselbegriff der „invention of tradition“6 genannt. Die Aufzählung dieser Beispiele ist weder systematisch noch vollständig. Sie soll vor allem deutlich machen, in welchem Maße Gedächtnis/Erinnerung als Zugang, als Forschungsansatz in die Analyse zahlreicher Fragestellungen und Gegenstände einfließt. Der kulturwissenschaftlichen, von den wesentlichen Ausdrucksformen des cultural turn ausgehenden Perspektive liegt dabei die Vorstellung zugrunde, dass der Charakter dieser Gegenstände oder ihrer Inhalte als Konstrukt anzusehen ist. Der Zugang zur Vergangenheit verweist demgemäß nicht auf objektive Gegebenheiten, sondern entsteht durch standortgebundene Formen der Aneignung, die stets prekäre Ergebnisse gesellschaftlicher Ausverhandlungen sind.7 Die (zeit)geschichtswissenschaftliche Beschäftigung mit „Gedächtnis“ im österreichischen Kontext beruht im Wesentlichen auf zwei Ausgangspunkten. Als geschichts- und kulturtheoretische Basis fungierte seit den 1990er-Jahren primär die Rezeption der Theorie der Gedächtnisorte, der lieux de mémoire. Inhaltlich standen zunächst die Erinnerung an den Nationalsozialismus und der politisch-kulturelle Umgang mit ihm in der Zweiten 5 Vgl., ebenfalls aus der Arbeit am Grazer Fachbereich Zeitgeschichte hervorgehend, das folgende Fallbeispiel: Heidrun Zettelbauer, Das Begehren nach musealer Repräsentation. Geschlecht und Identität in musealen Inszenierungen zum „Gedankenjahr“ 2005, in: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften (ÖZG) 18/1 (2007), 137–153. Umfassend dazu: Moritz Csáky/Peter Stachel (Hg.) Speicher des Gedächtnisses. Bibliotheken, Museen, Archive, Wien 2000 (Bd. 1) und 2001 (Bd. 2). 6 Vgl. Eric Hobsbawm: Introduction. Inventing Traditions, in: Eric Hobsbawm/Terence Ranger (Hg.) The Invention of Tradition, Cambridge 1995, 1–14. 7 Vgl. Doris Bachmann-Medick, Cultural Turns. Neuorientierungen in den Kulturwissenschaften, Hamburg 2006, 7–57.
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Republik im Zentrum der Aufmerksamkeit. Die kritische Thematisierung von Gedächtnispolitik verschränkt sich hier mit der persönlichen Erinnerung von ZeitzeugInnen, sozialpsychologischen Zugängen und der Traumaforschung. Als eruptives Ereignis für diesen Ausgangspunkt wirkten die Causa Waldheim und der Erinnerungskomplex „1938/88“, im Umfeld des 50. Jahrestages des „Anschlusses“. Beispielhaft für jene enge Verbindung des Gedächtnis-Konzepts im österreichischen Kontext mit der individuellen und kollektiven Erinnerung an den Nationalsozialismus ist die Betitelung des in erster Auflage 1993 erschienenen Buches von Meinrad Ziegler und Waltraud Kannonier-Finster „über Erinnern und Vergessen der NS-Vergangenheit“ mit der Totalität suggerierenden Formulierung Österreichisches Gedächtnis.8 Dieses Beispiel bringt auf den Punkt, wie sehr die Annäherung an das international boomende Forschungsfeld Österreich-spezifisch vom Problem des Umgangs mit dem Nationalsozialismus und dem Zweiten Weltkrieg dominiert wurde und eine (neue) Sprache und theoretische Fundamente bot. Gleichzeitig begannen im politischen Diskurs die Begriffe der Erinnerung und des Gedenkens gleichwertig mit jenem der Vergangenheitsbewältigung zu werden.9
„Orte des Gedächtnisses“ – Tendenzen zur Kanonisierung
Der Ausgangs- und Bezugspunkt für das Sprechen von „Gedächtnisorten“ ist das von Pierre Nora herausgegebene Werk Les lieux de mémoire, das 1984–1992 in sieben Bänden erschien und insgesamt rund 5700 Seiten umfasst.10 Mit den Schwerpunkten La Répu blique, La Nation und Les France formuliert es am französischen Beispiel – wie die Re8 Vgl. Meinrad Ziegler/Waltraud Kannonier-Finster, Österreichisches Gedächtnis. Über Erinnern und Vergessen der NS-Vergangenheit, Wien/Köln/Weimar 1993 [in 2. Auflage 1997 erschienen]. 9 Auf den Begriff der „Vergangenheitsbewältigung“, der aus geschichtswissenschaftlicher Perspektive generell eher geringer theoretische Fundierung aufweist, wird hier nicht gesondert eingegangen. Seine kontinuierliche Aktualität zeigt sich in einer großen Zahl an Publikationen, die auf ihn abzielen. Vgl. z.B. Thorsten Eitz/Georg Stötzel, Wörterbuch der „Vergangenheitsbewältigung“. Die NS-Vergangenheit im öffentlichen Sprachgebrauch, Hildesheim 2007 (Bd. 1) und 2009 (Bd. 2) oder Ignacio Olmos (Hg.) Kultur des Erinnerns. Vergangenheitsbewältigung in Spanien und in Deutschland, Frankfurt am Main 2009. 10 Vgl. Pierre Nora (Hg.), Les lieux de mémoire, Bd. 1: La république, Paris 1984, Bd. 2.1–2.3: La nation, Paris 1986, Band 3.1–3.3: Les France, Paris 1992. Für die deutschsprachige Rezeption war allerdings vor allem die prägnantere Präsentation seines Konzepts: Pierre Nora, Zwischen Geschichte und Gedächtnis, Berlin 1990, entscheidend.
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zeption zeigt: modellhaft – den möglichen Bedeutungsumfang des Konzepts. Nicht nur Orte im materiellen Sinne wie der Louvre oder Notre-Dame de Paris scheinen auf, vielmehr geht es um die Aufladung von geographischen lieux ebenso wie von Gegenständen („Les armes“), Personen („Jeanne d’Arc“), Lebensweisen („Le métier“) und Handlungen („La galanterie“) im identitären Sinn. Die Beiträge setzen sich auch mit der Heterogenität des Landes auseinander. Der Titel „Les France“ weist darauf hin, dass der Eindruck der Homogenität eines Wesens Frankreichs infrage gestellt werden soll. Gleichzeitig ist auch die Betonung der sozialen Bedingungen des Gedächtnisses, durch die die Ansätze Maurice Halbwachs’ aus den 1920er- und 1930er-Jahren aufgegriffen und weitergeführt sowie HistorikerInnen der „Gegenwart“ darauf aufmerksam gemacht wurden, eine wesentliche Errungenschaft dieses imposanten Kompendiums.11 Dennoch steht Noras opus magnum auch für eine grundsätzliche Problematik im (nicht nur) wissenschaftlichen Umgang mit Orten des Gedächtnisses. Die Definition solcher Orte, tendiert – vor allem wenn sie im gleichsam enzyklopädischen Sinn erfolgt – trotz aller kritischen und analytischen Vorgangsweise gleichzeitig zu deren Festschreibung und Essenzialisierung. Diese Gefahr besteht insbesondere dann, wenn die Bezeichnung und Einordnung die betreffenden Orte vorrangig in einen nationalen Kontext stellt, als „französische“, „deutsche“, „österreichische“ etc. lieux de mémoire. Die Analyse von Gedächtnis orten enthält dann immer auch ein Moment des Beitrags zu einer nationalen Meistererzählung. Die Nachfrage außerwissenschaftlicher Öffentlichkeiten nach zusammenhängenden Geschichtsnarrativen, großen Erzählungen der „Geschichte“ einer Nation oder eines Staates, begünstigt sicherlich diese Form der Darstellung. So gibt es für Frankreich eine weitere Gesamtdarstellung, die zwar nicht auf „Gedächtnis“ abzielt, mit der Perspektive auf „Identität“ aber ebenso der Absicherung eines nationalhistorischen Kanons zuarbeitet: Fernand Braudels Identité de la France (posthum 1986 bis 1988 publiziert) lässt keinen Zweifel am Umfang des Themas, das er in immerhin drei Bänden auf 1182 Seiten anhand der beiden Schwerpunkte „Espace et Histoire“ und „Les Hommes et les Choses“ ausarbeitet.12 Beide Autoren, Nora und vor allem Braudel, repräsentieren gerade mit ihrem Verständnis von Gedächtnis und Identität Deutungsmuster der Schule der Annales, werden doch ihre Vor11 Vgl. die deutschsprachigen Übersetzungen: Maurice Halbwachs, Das kollektive Gedächtnis, Frankfurt am Main 1985; Maurice Halbwachs, Das Gedächtnis und seine sozialen Bedingungen, Frankfurt am Main 1985. Vgl. auch Peter Burke, Offene Geschichte. Die Schule der „Annales“, Frankfurt am Main 1998, 88. 12 Vgl. Fernand Braudel, L’identité de la France, Bd. 1: Espace et histoire, Paris 1986, Bd. 2.1–2.2: Les hommes et les choses, Paris 1987–1988.
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stellungen von der langen Dauer und ihre Suche nach ahistorischen Strukturen auf diese Konzepte übertragen. In stärker lexikalischer Form präsentieren sich die insgesamt 121 Deutschen Erinnerungsorte, die 2001 von Etienne François und Hagen Schulze in drei Bänden mit 18 Schwerpunkten – inhaltlich vom „Reich“ bis zum „Gemüt“ reichend – auf 2246 Seiten publiziert wurden.13 Auffällig ist hier die Kombination aus historischen Stichworten im engeren Sinn und aktuellen, lebensweltlichen Gedächtnisorten. „Reich“, „Volk“, „Stalingrad“ und „Auschwitz“ sind ebenso unter den vorgestellten deutschen Orten des Gedächtnisses zu finden wie „Bundesliga“ und „Der Schlager“. Vergleichsweise unkonventionell ist die Betonung ökonomischer Gedächtnisorte, wie sie den dritten Band der „Enzyklopädie“ des kulturellen Gedächtnisses Österreichs, die Emil Brix, Ernst Bruckmüller und Hannes Stekl 2004 und 2005 unter dem Titel Memoria Austriae herausgebracht haben, bestimmt.14 Der erste Band Menschen, Mythen, Zeiten setzt seinen Schwerpunkt mit starker Berücksichtigung auch der Zweiten Republik und der Gegenwart. Bauten, Orte, Regionen behandelt die Funktion einer Reihe klassischer „Sehenswürdigkeiten“ Österreichs als Gedächtnisorte. Unternehmen, Firmen, Produkte wiederum untersucht die Relevanz herausragender österreichischer Unternehmen und (männlicher) Unternehmer für das kulturelle Gedächtnis. Auffällig an dieser Auswahl sind zwei Aspekte: Die Erinnerung an den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg spielt konzeptuell und quantitativ nur eine marginale Rolle. Explizit behandelt wird sie nur im Beitrag von Bertrand Perz und Heidemarie Uhl über Gedenkstätten für Gefallene des Zweiten Weltkriegs und Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.15 Zweitens steht Memoria Austriae generell im Zeichen einer möglichst säuberlichen Trennung von „österreichischer“ und „deutscher“ Erinnerung, die auch die weitgehende Externalisierung von Gedächtnisorten, zu denen aus der Sicht eines gegenwärtigen österreichisch-nationalen Gedächtnisses ein negativer Bezug hergestellt werden müsste, zur Folge hat. „Wien, Heldenplatz“ ist daher zwar bei François und Schulze ein deutscher, bei Brix, Bruckmüller und Stekl aber kein österreichischer Erinnerungsort.16 13 Vgl. Etienne François/Hagen Schulze (Hg.) Deutsche Erinnerungsorte, Band I–III, München 2001. 14 Vgl. Emil Brix/Ernst Bruckmüller/Hannes Stekl (Hg.) Memoria Austriae I. Menschen, Mythen, Zeiten, Wien 2004; dies. (Hg.) Memoria Austriae II. Bauten, Orte, Regionen, Wien 2005; dies. (Hg.) Memoria Austriae III. Unternehmer, Firmen, Produkte, Wien 2005. 15 Vgl. Bertrand Perz/Heidemarie Uhl, Gedächtnis-Orte im „Kampf um die Erinnerung“. Gedenkstätten für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges und für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, in: Brix/Bruckmüller/Stekl (Hg.) Memoria I, 545–579. 16 Vgl. Ernst Hanisch, Wien, Heldenplatz, in: François/Schulze (Hg.) Erinnerungsorte I, 105–121.
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Ein wesentlicher Grund für diese Auswahl liegt wohl in dem Umstand, dass im Unterschied zu den anderen „Enzyklopädien nationaler Gedächtnisorte“ die Auswahl der Memoria Austriae auf den Ergebnissen der Umfrage eines Marktforschungsinstituts beruht. Die Herausgeber wollten „es vermeiden, die zu untersuchenden Inhalte kollektiver Erinnerungen durch die beteiligten Wissenschaftler selbst definieren zu lassen und damit einen nationalen Kanon mehr oder weniger attraktiver Erinnerungsorte vorzugeben“.17 Das Ergebnis dieser Herangehensweise, wie es sich in den drei Bänden manifestiert, steht in einem auffälligen Gegensatz zur anfänglichen Konzentration des Gedächtniskonzeptes, wenn nicht sogar zur Definition von Gedächtnisforschung durch die Erinnerung an Nationalsozialismus und Zweiten Weltkrieg in der Zweiten Republik. Fraglich ist gleichzeitig, ob nicht die gewissermaßen enzyklopädische Textsorte die Festschreibung und Kanonisierung in jedem Fall und auch gegen die erklärten Intentionen der Herausgeber erzeugt – für das vorliegende Beispiel mit politisch-kulturell höchst relevanten Ausblendungen. Die Konzeption der Memoria Austriae beruht damit auf der Vorentscheidung, das „kollektive Gedächtnis“ der „Bevölkerung“ gegenüber jenem der „Politik“ oder der „Wissenschaft“ als „authentischer“ zu privilegieren. Demgegenüber ist dafür zu plädieren – gerade im Kontext der Grundannahmen der Arbeiten an der Grazer Zeitgeschichte –, politische, wissenschaftliche und mediale Diskurse als wesentliche Bestandteile der Konstruktion von Memoria und ihrer demokratischen Ausverhandlung zu betrachten und keinen Diskurs als dem anderen vorgängig zu denken. Als Gegenbild zu diesem betont harmonischen, konfliktfreien Gesamtbild österreichischer Gedächtnisorte lässt sich die von Mario Isnenghi herausgegebene Trilogie zu den italienischen Luoghi della Memoria auffassen.18 In dieser 1996 und 1997 erschienenen Aufsatzsammlung mit den Schwerpunkten Simboli e miti dell’Italia unita, Personaggi e dati dell’Italia unita und Strutture ed eventi dell’Italia unita werden auf wiederum beachtlichen 1729 Seiten eine große Zahl kontroversieller Gedächtnisorte thematisiert, die zum Teil auch auf Beziehungs- und Konfliktgeschichten zu anderen Ländern verweisen. Als Beispiele lassen sich hier „L’Africa italiana“, „La bandiera rossa“, „Le leggi razziali“, „I tedeschi“, „Mussolini“, „La marcia su Roma“, „La guerra di Spagna“, „La ritirata di Russia“ oder „La Resistenza“ anführen. Kontroversen und die Vielstimmigkeit der Erinnerung erhalten 17 Emil Brix/Ernst Bruckmüller/Hannes Stekl, Das kulturelle Gedächtnis Österreichs. Eine Einführung, in: dies. (Hg.) Memoria I, 11. 18 Vgl. Mario Isnenghi (Hg.) I luoghi della memoria. Simboli e miti dell’Italia unita, Roma/Bari 1996; ders. (Hg.) Luoghi della memoria. Personaggi e dati dell’Italia unita, Roma/Bari 1997; Ders. (Hg.) Luoghi della memoria. Strutture ed eventi dell’Italia unita, Roma/Bari 1997.
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in dieser „Enzyklopädie“ des italienischen Gedächtnisses den im Vergleich aller angeführten Beispiele höchsten Stellenwert. Die genannten Werke machen in ihrer Unterschiedlichkeit grundsätzliche Problemstellungen im Umgang mit dem Konzept Gedächtnis/Erinnerung deutlich. Das Spannungsfeld von Konstruktion – Dekonstruktion – Rekonstruktion von (kollektivem) „Gedächtnis“ ist bis zu einem bestimmten Grad vermutlich unaufhebbar. Am ehesten reduziert werden kann es durch die Betonung der Pluralität und Heterogenität von Bedeutungszuschreibungen, beispielsweise der gleichzeitig lokalen, nationalen und transnationalen19 Ebene, und der ständigen, von der jeweiligen Gegenwart und vom sozio- bzw. politischkulturellen Kontext abhängigen „Relektüre“ der Erinnerung als Text. Zu problematisieren ist in jedem Fall die Form dieser Publikationen, die letztlich als abschließender, nationale Narrative festschreibender Band erscheint oder wenigstens in der außerwissenschaftlichen Öffentlichkeit vermutlich so rezipiert wird. Gedächtnisforschung, so soll hier programmatisch und normativ festgehalten werden, sollte dagegen gerade die Prekarität und Vielstimmigkeit von kollektiver Erinnerung deutlich machen und nationale Essenzialisierung dekonstruieren und destabilisieren.
Gedächtnisorte als Wahrnehmungsmodus
Neben dem Trend zur Kanonisierung von – zumeist als national gedeuteten – Gedächtnis orten in der Form enzyklopädischer Gesamtdarstellungen ist auffällig, wie sehr das Konzept des lieu de mémoire in Einzelstudien eine Pluralisierung erfahren hat. Diese Vielfalt führt zum Beispiel ein Blick in Bibliothekskataloge vor Augen,20 die unter den Stichworten „Erinnerungsort“ und „Gedächtnisort“ zahlreiche Monographien und Artikel auflisten. Die Bandbreite der Themen umfasst dabei die „Firma Topf & Söhne – Hersteller der Öfen
19 Vgl. Moritz Csáky/Jacques Le Rider/Monika Sommer (Hg.) Transnationale Gedächtnisorte in Zentraleuropa, Innsbruck u.a. 2002. Als Beispiel für die nach wie vor vergleichsweise spärliche Studien, die von einer transnationalen Deutung und Aneignung von lieux de mémoire ausgehen vgl. Andrea Brait, Der Isonzoraum – Ein transnationaler Gedächtnisort für Österreicher, Italiener und Slowenen, in: Manfried Rauchensteiner (Hg.) Waffentreue. Die 12. Isonzoschlacht 1917. Begleitband zur Ausstellung des Österreichischen Staatsarchivs, Wien 2007. 20 Vgl. http://meteor.bibvb.ac.at/ (20.01.2010).
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für Auschwitz“,21 „Córdoba 1978“,22 „Die Grubenkatastrophe von Courrières“,23 „Shakes peare und die elisabethanische Kultur als Gedächtnisort der Wiener Moderne“24 ebenso wie die „Handke-Kontroverse in Serbien“.25 Diese Beispiele, die wegen ihrer inhaltlichen Bandbreite ausgewählt wurden, zeigen, dass aus breiten kulturwissenschaftlich geprägten Perspektiven Gedächtnis/Erinnerung sowohl Gegenstand des Erkenntnisinteresses ist als auch als Deutungsmuster Anwendung findet und als zentrale Analysekategorie fungiert. Das Sprechen von Gedächtnis/ Erinnerung korreliert somit mit einem bestimmten Wahrnehmungsmodus. Städte und Landschaften sind bildlich gesprochen seit den 1990er-Jahren mit lieux de mémoire durchsetzt, das heißt, sie werden in der Wahrnehmung, aber auch in wissenschaftlichen und politischen Debatten bzw. stadtplanerisch und konservatorisch als solche behandelt. Es handelt sich dabei um eine Deutungsweise, die von den (historischen) KulturwissenschaftlerInnen sowohl konstruiert als auch dekonstruiert wird. Das Verständnis von Räumen – sowohl als physisch-geographische als auch als Symbollandschaften gedacht – im Sinne von Gedächtnistopographien eröffnet vor allem dann neue, Erkenntnisgewinn bringende Perspektiven, wenn die jeweiligen Orte der Erinnerung nicht isoliert – gewissermaßen als klassische Sehenswürdigkeiten – betrachtet und vermittelt, sondern sowohl synchrone als auch diachrone Verweise aufeinander benannt werden. Die erwähnten Beispiele machen aber auch die politische Relevanz vieler dieser Themen deutlich. Das Moment der Intervention in politische Diskurse durch Analyse von kollektiver Erinnerung ist ebenso wie die Präsenz des Politischen in der Gedächtnisgeschichte kennzeichnend für dieses Forschungsfeld. 21 Vgl. Aleida Assmann (Hg.) Firma Topf & Söhne – Hersteller der Öfen für Auschwitz. Ein Fabrikgelände als Erinnerungsort?, Frankfurt am Main 2002. 22 Georg Pinter, Cordoba 1978. Zum vergeschlechtlichten Gedächtnisort einer vorgestellten Nation. Fußball zwischen Nation, Gedächtnis, Mythos und Geschlecht, unveröffentlichte phil. Diplomarbeit, Universität Wien 2006. 23 Vgl. Peter Friedemann/Michael Farrenkopf, Die Grubenkatastrophe von Courrières als Erinnerungsort in Frankreich und Deutschland. Neue Wege der Forschung, Überlegungen zu einer Tagung im Deutschen Bergbau-Museum Bochum, in: Der Anschnitt. Zeitschrift für Kunst und Kultur im Bergbau 58/3 (2006), 136–148. 24 Vgl. Sylvie Arlaud, Shakespeare und die elisabethanische Kultur als Gedächtnisort der Wiener Moderne, in: Csáky/ Le Rider/Sommer (Hg.) Gedächtnisorte, 163–178. 25 Vgl. Svjetlan Lacko Vidulić, Vergangenheitsfalle und Erinnerungsort. Zur Wirkung der Handke-Kontroverse in Serbien seit 1991, in: Marijan Bobinac (Hg.) Gedächtnis – Identität – Differenz. Zur kulturellen Konstruktion des südosteuropäischen Raumes und ihrem deutschsprachigen Kontext, Tübingen 2008, 205–215.
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Gedächtnistheorien
Die Theorien zum kollektiven und kulturellen Gedächtnis sind selbstverständlich zahlreich – formuliert wurden sie in Werken, die oftmals als kanonisiert oder als Klassiker gelten. An dieser Stelle ist keine umfassende Darstellung der Theoriebildung und ihrer Entwicklung möglich.26 Vielmehr sollen konkrete Problemstellungen und Kontroversen, auch in programmatischer Absicht, kurz reflektiert werden. Als besonders wirkungsvoll in Bezug auf die Ausdifferenzierung der Theorie können die Arbeiten von Aleida und Jan Assmann gelten. Jan Assmanns Unterscheidung zwischen dem kommunikativen und dem kulturellen Gedächtnis als Formen des kollektiven27 ist für HistorikerInnen ebenso grundlegend wie Aleida Assmanns Modelle des Speicher- als „unbewohntes“ und des Funktionsgedächtnisses als „bewohntes“, mit Sinn aufgeladenes „Gedächtnis“.28 Eine – zumindest in der wissenschaftlichen Praxis und im Sprachgebrauch – weniger konsequent durchgeführte und stringente Unterscheidung ist jene zwischen „Gedächtnis“ und „Erinnerung“. Moritz Csáky versucht hier eine deutliche Abgrenzung: „Gedächtnis und Erinnerung können nicht gleichgesetzt werden. Erinnerung ist ein dynamischer Vorgang, durch den Gedächtnis, das heißt die Inhalte, derer man sich erinnert, aktualisiert und Vergangenes angeeignet wird. Dass und wie man sich erinnert, ist von konkreten Umständen, das heißt vom sozialen Umfeld abhängig. Das hat zur Folge, dass auch Gedächtnis sich insofern verändert, als selektiv unterschiedliche Inhalte, die das Gedächtnis ‚aufbewahrt‘, erinnert oder diesem sogar hinzugefügt werden. Insofern dynamisiert die Erinnerung nicht nur den ‚Ort‘, auf den sie sich bezieht, sie ist an der ‚Konstruktion‘ von Gedächtnisorten mitbeteiligt.“29 Diese Unterscheidung ähnelt jener zwischen Funktionsund Speichergedächtnis. Während Letztere allerdings auf verschiedene und historisch in stetem Wandel begriffene Formen der Aneignung und damit der gesellschaftlichen Funktion bestimmter Inhalte verweist, differenziert Csáky eher zwischen Aneignungsprozes26 Für einen konzisen Überblick vgl. Astrid Erll, Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen, in: Ansgar Nünning/Vera Nünning (Hg.) Konzepte der Kulturwissenschaften. Theoretische Grundlagen – Ansätze – Perspektiven, Stuttgart/Weimar 2003, 156–185. 27 Vgl. Jan Assmann, Kollektives Gedächtnis und kulturelle Identität, in: Jan Assmann/Tonio Hölscher (Hg.) Kultur und Gedächtnis, Frankfurt am Main 1988, 9–19. 28 Vgl. Aleida Assmann, Erinnerungsräume. Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses, München 1999, 133–143. 29 Moritz Csáky: Die Mehrdeutigkeit von Gedächtnis und Erinnerung. Ein kritischer Beitrag zur his torischen Gedächtnisforschung. http://www.vifaost.de/texte-materialien/digitale-reihen/handbuch/ handb-mehrdeutigk/ (28.01.2010).
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sen (Erinnerung) und Inhalt (Gedächtnis). Wenn man allerdings – worauf Csáky selbst hinweist – davon ausgeht, dass „Gedächtnis“ in jedem Fall ein dynamisches und damit prekäres, von jeweils aktuellen Aneignungsformen bestimmtes Konstrukt ist, dann wird das Einführen einer Trennung von „Erinnerung“ unscharf und sein heuristischer Nutzen fragwürdig. Das gilt insbesondere für jene Kontextualisierung des Gedächtnisansatzes, die im Rahmen der Grazer Zeitgeschichte von Anfang an im Zentrum stand: die Untersuchung des Spannungsfeldes von Gedächtnis/Erinnerung, Politik und Repräsentation. Durch die Dynamik der Erinnerung wird die Aufmerksamkeit auf das Konflikthafte und Perspektivische der Gedächtnispolitik und damit auf den Zusammenhang von „Gedächtnis“ und Macht gelenkt. Als Fallbeispiel für diesen Fokus sei hier auch auf den Beitrag von Oto Luthar und Ljiljana Radonic zur Erinnerungspolitik im postsozialistischen Slowenien und Kroatien verwiesen. So bedeutsam das komplexe Modell des „kulturellen Gedächtnisses“ ist, für das, wie oben angesprochen, vor allem die Ausformulierung durch Jan Assmann maßgeblich ist, so wichtig ist auch die erweiternde Betonung seiner Vielstimmigkeit und die Vermeidung der Tendenz, die hegemoniale Erinnerung für „das Gedächtnis“ schlechthin einer homogen vorgestellten Gruppe zu halten. Astrid Erll weist auf dieses Erfordernis hin: „Obgleich die Assmann’sche Theorie des kulturellen Gedächtnisses im deutschen Sprachraum sicherlich das fruchtbarste und am weitesten verbreitete Paradigma darstellt, impliziert sie doch eine gewisse Homogenität und Verbindlichkeit kollektiver Gedächtnisse und zeichnet sich durch eine Tendenz zu Analysen historischer Erinnerungskulturen und zur Privilegierung von Objektivationen der Hochkultur aus. Zeitgenössische Erinnerungskulturen sind hingegen durch gesellschaftliche Ausdifferenzierung, durch Erhöhung der Speicherkapazitäten, durch Demokratisierung, durch die für Identitätsbildung zunehmende Bedeutung der Populärkultur sowie durch das Zusammenleben unterschiedlicher Ethnien einerseits, die Existenz kulturübergreifender Erinnerungsgemeinschaften andererseits gekennzeichnet.“30 Die Tendenz zur Harmonisierung und Homogenisierung von Erinnerung zur Konstitution von Gruppenidentität resultiert aus Sicht dekonstruktivistischer Ansätze selbst in einer diskursiv erzeugten Meistererzählung. Darüber hinaus liegt Arbeiten zum kollektiven Gedächtnis vielfach methodischer Nationalismus zugrunde, wodurch, wie bereits diskutiert, das „nationale Gedächtnis“ mitkonstituiert wird. Anzustreben ist daher, die Privilegierung des Nationalen zugunsten eines theoretischen Zugangs aufzubrechen, in 30 Erll, Gedächtnis, 180.
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dem das „verknotete Subjekt“ einer Pluralität von Gedächtnisgemeinschaften und nicht als essenziell und vorgängig einer bestimmten Nationalität angehörend vorgestellt wird.31
Geschichte und/oder Gedächtnis?
Diese Fragestellung führt uns zur eingangs erwähnten Überlegung zurück, dass eine Dekonstruktion der Anwendung des Gedächtnisparadigmas offenlegt, inwieweit diese auf einer Trennung zwischen (objektiv) „realer Geschichte“ und Erinnerung beruht. In Pierre Noras Ansatz, der einen wesentlichen Ausgangspunkt für die „Gedächtnisgeschichte“ darstellt, ist die Unterscheidung zwischen „Geschichte“ und „Gedächtnis“ zentral: „Das Gedächtnis ist ein stets aktuelles Phänomen, eine in ewiger Gegenwart erlebte Bindung, die Geschichte hingegen eine Repräsentation der Vergangenheit. […] Das Gedächtnis rückt die Erinnerung ins Sakrale, die Geschichte vertreibt sie daraus, ihre Sache ist die Entzauberung. Das Gedächtnis entwächst einer Gruppe, deren Zusammenhalt es stiftet […]. Die Geschichte dagegen gehört allen und niemandem; so ist sie zum Universalen berufen.“32 Dieser Auffassung liegt ein radikal aufklärerisches Verständnis von „Geschichte“ als Wissenschaft zugrunde, die damit einerseits – so lässt sich schließen – objektive Erkenntnis zu produzieren in der Lage wäre, andererseits aber infrage stelle, dass in der Moderne Gruppenidentität, Wir-Gefühl und „Verwurzelung“ noch durch Kontinuität zur Vergangenheit hergestellt werden könnten und dürften. Denn, in Noras Worten: „Die Geschichte ist die Entlegitimierung der gelebten Vergangenheit.“33 Kann die Geschichtswissenschaft diese Entlegitimierung, unabhängig von der Frage nach ihrer Bewertung, tatsächlich leisten? Nora weist dem „Gedächtnis“ den Bereich des letztlich Irrationalen, in seinen Worten: des Magischen und Affektiven zu.34 Aufgrund dessen ist der Gegensatz zur „Geschichte“ wohl unüberbrückbar und es bleibt fraglich, ob diese Zuschreibungen auch eine adäquate Vorstellung von „Gedächtnis“ konstituieren.
31 Vgl. Elisabeth Bronfen/Benjamin Marius, Hybride Kulturen. Einleitung zur anglo-amerikanischen Multikulturalismusdebatte, in: Elisabeth Bronfen/Benjamin Marius/Therese Steffen (Hg.) Hybride Kulturen. Beiträge zur anglo-amerikanischen Multikulturalismusdebatte, Tübingen 1997, 4: „Das Subjekt ist Knoten- und Kreuzungspunkt der Sprachen, Ordnungen, Diskurse, Systeme wie auch der Wahrnehmungen, Begehren, Emotionen, Bewußtseinsprozesse, die es durchziehen.“ 32 Nora, Geschichte, 13. 33 Ebd. 34 Vgl. ebd.
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Denn Noras bei Max Weber entlehnter Ansatz der Entzauberung35 der mémoire durch histoire steht im Gegensatz zu wesentlichen Ansätzen des cultural turn, die ebenfalls bereits in den 1980er-Jahren international diskutiert wurden und die in ihrer Konsequenz den Gegensatz zwischen „Geschichte“ und „Gedächtnis“ relativieren. Dazu gehört Hayden Whites umfangreiche Studie Metahistory, in der „Geschichte“ als Narrativ, als Text untersucht wird, der sich gerade nicht grundlegend von literarisch-fiktionalen Erzählformen unterscheidet.36 Insofern lässt sich Geschichtswissenschaft als spezifische Form der Formulierung des kulturellen Gedächtnisses auffassen. Auch gemäß Jan Assmanns Modell lassen sich FachhistorikerInnen als Mitglieder einer Personengruppe auffassen, die sich als Trägerin des kulturellen Gedächtnisses spezialisiert hat und diese Aufgabe noch dazu im Rahmen institutionell abgesicherter Kommunikation übernimmt. Zumindest lange Zeit – theoretisch abgesichert bis zur Akzeptanz poststrukturalistischer bzw. postmoderner Ansätze – haben HistorikerInnen in ihren sozialen Funktionen angestrebt, wesentliche Beiträge zu einem normativen Selbstbild von Wir-Gruppen, insbesondere der Nation, zu leisten.37 Dieser Befund ist selbstverständlich durchaus vereinbar mit der Einschätzung, dass geschichtswissenschaftliche Texte eine spezifische Form von Erzählung darstellen, die auf spezifischen Regeln beruht. Zugleich bedeuten die Anforderungen an HistorikerInnen bezüglich Ausbildung und Befähigung zur Anwendung bestimmter Methoden der Wissens produktion nicht notwendigerweise, dass diese Regeln der Herstellung von „Geschichte“ im Gegensatz zur soziokulturellen Funktion ihrer akademisch legitimierten ProduzentInnen als TrägerInnen des kulturellen Gedächtnisses stehen würden. Aus der Sicht eines cultural bzw. narrative turn lässt sich daher durchaus argumentieren, dass „Geschichte“ und „Gedächtnis“ keine Gegensätze oder gleichsam ontologisch unterschiedliche Kategorien darstellen.38
35 Vgl. Max Weber, Wissenschaft als Beruf (1919), in: Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1988, 594. 36 Vgl. Hayden White, Metahistory. The historical imagination in nineteenth-century Europe, Baltimore, Md. 1975. 37 Vgl. Assmann, Gedächtnis, 12–16. 38 Vgl. Heidemarie Uhl, Gesellschaft – Gedächtnis – Kultur. Zu den Transformationen der österreichischen Zeitgeschichtsforschung, in: Margit Franz u. a. (Hg.) Mapping Contemporary History. Zeitgeschichten im Diskurs, Wien/Köln/Weimar 2008, 49.
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Interdisziplinarität als Potenzial und als Voraussetzung des Gedächtnis-Paradigmas
Gedächtnis/Erinnerung oszilliert zwischen den Konzeptionen als Forschungsgegenstand und als Forschungsparadigma, d.h. als Ansatz, der Deutungs- und Wahrnehmungsmuster in der Geschichtswissenschaft (aber auch in anderen Forschungsfeldern) sowie in politischen und Alltagsdiskursen bestimmt. Das macht auch deutlich, dass es sich um einen kulturwissenschaftlichen Zugang handelt, der Interdisziplinarität sowohl befördert als auch zur Voraussetzung hat. Denn als lieux de mémoire werden Räume, Symbole, Objekte und Praktiken behandelt, die von unterschiedlichen Disziplinen als genuine Untersuchungsgegenstände betrachtet werden. Darin liegt auch der Grund, warum HistorikerInnen „Gedächtnis“ nicht als Monopol oder zumindest privilegierten Gegenstand ihres Faches betrachten sollten. Die erwähnte inhaltliche Reichweite, aber auch die theoretische Konzeptualisierung machen deutlich, dass kaum ein Untersuchungsgegenstand als Thema der Gedächtnisgeschichte ausgeschlossen werden kann. Gleichzeitig macht diese Ausdifferenzierung den Anschluss an weitere Disziplinen und Theorien erforderlich, abhängig von der jeweiligen Fragestellung und dem Erkenntnisinteresse. Beispielsweise erfordern Auseinandersetzungen mit dem Holocaust im kulturellen Gedächtnis von dem/der HistorikerIn je nach konkretem Thema die Anbindung an Jüdische Studien, Nationalsozialismus-Forschung, Judaistik, Literaturwissenschaften etc. und somit in jedem Fall spezifische Kompetenzen, die die Grenzen der Geschichtswissenschaft zu anderen Disziplinen weitgehend aufheben bzw. infrage stellen. In anderen Worten: Die Einheit einer „Gedächtnisgeschichte“ oder „-forschung“ als fachinterne Disziplin ist wohl nicht wirksam herzustellen, da der theoretische Ansatz „Erinnerung/Gedächtnis“ allein noch keine umfassende Forschung ermöglicht. Gleichzeitig öffnet der Ansatz die Geschichtswissenschaften gegenüber anderen Disziplinen und trägt entscheidend zu ihrer Integration in ein fächerübergreifendes Forschungsfeld Kulturwissenschaften bei.
Die theoretische und inhaltliche Situierung der Grazer Zeitgeschichte im Forschungsfeld Gedächtnis/Erinnerung
Die vorrangigen inhaltlichen und methodischen Zugänge des Fachbereichs Zeitgeschichte am Grazer Institut für Geschichte lassen sich im Kontext dieser Reflexionen zu Theorie und Entwicklung des Forschungsfeldes Gedächtnis/Erinnerung wie folgt zusammenfassen:
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1) Die Auseinandersetzung mit Erinnerung an NS-Regime und Zweiten Weltkrieg in der Zweiten Republik, insbesondere in Zusammenhang mit den Ausgangspunkten Causa Waldheim und 1938/88 – diese inhaltlichen Schwerpunkte waren von einer Ausweitung gedächtnisgeschichtlicher Themen und Untersuchungsgegenstände ab den 1990er-Jahren gekennzeichnet. 2) Forschungen zur Verbindung zwischen (kollektivem) Gedächtnis/Erinnerung und politischer Kultur – damit in Zusammenhang das zentrale Erkenntnisinteresse an der Kontextualisierung mit (politischen) Deutungskämpfen und Konflikten um kulturelle Hegemonie, am Zusammenhang von „Gedächtnis“ und Macht. 3) Die theoretisch-methodische Zielsetzung, Reproduktion nationaler Narrative zu vermeiden und den Fokus auf Heterogenität, Pluralität und Vielstimmigkeit von „Gedächtnislandschaften“ zu legen. 4) Die inhaltliche und theoretisch-methodische Kooperation mit Moritz Csáky bzw. dem Institut (bis 2008 Kommission) für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Hinzuzufügen ist, dass an der Grazer Zeitgeschichte, insbesondere von Karin Schmidlechner ausgehend, von Beginn an auch Oral History und damit ein biographischer Zugang zu Erinnerung einen Schwerpunkt der Arbeit darstellte. Kennzeichnend ist dabei erstens die Anknüpfung an zentrale Paradigmen der Frauengeschichte, indem den Biographien von Frauen vorrangiges Interesse gewidmet wird.39 Zweitens bilden Studien zu MigrantInnen, beispielsweise jüdischen ÖsterreicherInnen, die das Land ab 1938 auf der Flucht vor dem Nationalsozialismus verlassen mussten,40 sowie zur österreichischen Auswanderung nach Kanada hier einen Schwerpunkt.41 Das initiierende Umfeld für die Beschäftigung mit dem Forschungsfeld „kollektives Gedächtnis/Erinnerung“ an der Grazer Zeitgeschichte lässt sich – wie erwähnt – chronologisch und auch personell klar benennen: Das Thematisieren von Erinnerung an Nationalsozialismus und Zweiten Weltkrieg in der Zweiten Republik im Umfeld der Waldheim-Affäre und des Jahrestags des „Anschlusses“ 1938/1988 war der letztlich ent39 Vgl. beispielsweise Karin M. Schmidlechner/James W. Miller, Die Liebe war stärker als das Heimweh. Heiratsmigration in die USA nach 1945, Graz 2003. 40 Vgl. Manfred Lechner/Andrea Strutz, Continental Divide Emigration. Austria – New York, in: Ursula Prutsch/Manfred Lechner (Hg.) Das ist Österreich. Innensichten und Außensichten, Wien 1997, 267–285. 41 Vgl. Andrea Strutz/Manfred Lechner, „Auch in Kanada blüht österreichisches Edelweiß“, in: Franz (Hg.) Contemporary History, 293–307.
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scheidende Impuls. Von zentraler Bedeutung waren dabei Heidemarie Uhls Arbeiten, wie z.B. ihre 1990 eingereichte Dissertation Die Konfrontation mit Österreichs großem Tabu,42 die in der österreichischen Geschichtswissenschaft insgesamt bahnbrechend wirkte.43 Auch im Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte der ÖAW hat sie dieses Thema mit verstärkter Betonung der Erinnerung an den Holocaust weiterhin verfolgt.44 Zu einer zentralen Quelle von Uhls Arbeiten zur österreichischen Gedächtnispolitik in der Zweiten Republik, die auch für andere AutorInnen an der Grazer Zeitgeschichte immer wieder im Mittelpunkt stand, wurden Denkmäler: Publikationen von Heidemarie Uhl und Stefan Riesenfellner in den 1990er-Jahren formulierten inhaltlich und methodisch modellhafte Ansätze der Forschung zu Gedächtnisorten.45 In den 1990er-Jahren fand eine thematische Diversifizierung statt, die generell „Gedächtnis“ mit Identitätsforschung und Arbeiten zu Nationalismus und nation-building verband. Fallbeispiele, die bis dato in diesem Kontext untersucht wurden, sind der Staatsvertrag, das Millennium oder – historisch in die Zeit vor dem NS-Regime zurückblickend – die Geschichtspolitik des Austrofaschismus oder die kollektive Erinnerung an den Ersten Weltkrieg. Als Beispiele lassen sich hier die Arbeiten von Werner Suppanz zu Österreichischen Geschichtsbildern zwischen 1933 und 1938 und in der frühen Zweiten Republik46 oder zum Ersten Weltkrieg im kulturellen Gedächtnis47 erwähnen. Zu den Beiträgen, die 42 Vgl. Heidemarie Uhl, Die Konfrontation mit Österreichs „großem Tabu“. Zur Rekonstruktion von „Anschluß“ und NS-Vergangenheit im öffentlich-medialen Diskurs des Gedenkjahres 1938/1988, unveröffentlichte phil. Dissertation, Universität Graz 1990 (2 Bände). Publiziert als: dies., Zwischen Versöhnung und Verstörung. Eine Kontroverse um Österreichs historische Identität fünfzig Jahre nach dem „Anschluß“, Wien/Köln/Weimar 1992. 43 Als Ausweitung auf einen internationalen Vergleich vgl. Katharina Wegan, Monument – Macht – Mythos. „Résistance-“ und „Opfermythos“ als hegemoniale Vergangenheitserzählungen und ihre Denkmäler nach 1945 im austro-französischen Vergleich, unveröffentlichte phil. Dissertation, Universität Graz 2003. Publiziert als: Monument – Macht – Mythos. Frankreich und Österreich im Vergleich nach 1945, Innsbruck/Wien/Bozen 2005. 44 Vgl. Heidemarie Uhl (Hg.) Zivilisationsbruch und Gedächtniskultur. Das 20. Jahrhundert in der Erinnerung des beginnenden 21. Jahrhunderts, Innsbruck/Wien/München/Bozen 2003. 45 Vgl. Stefan Riesenfellner/Heidemarie Uhl (Hg.) Todeszeichen. Zeitgeschichtliche Denkmalkultur in Graz und in der Steiermark vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, Wien/Köln/Weimar 1994; Stefan Riesenfellner (Hg.) Steinernes Bewußtsein I. Die öffentliche Repräsentation staatlicher und nationaler Identität Österreichs in seinen Denkmälern, Wien/Köln/Weimar 1998. 46 Vgl. Werner Suppanz, Österreichische Geschichtsbilder. Historische Legitimationen in Ständestaat und Zweiter Republik, Köln/Weimar/Wien 1998. 47 Vgl. Werner Suppanz, „Die große Tat will große Erben“. Der Erste Weltkrieg im Alpenraum in den Gedächtniskonstruktionen des „autoritären Ständestaates“, in: Hermann J. W. Kuprian/Oswald Überegger,
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Gedächtnis/Erinnerung
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die Relevanz von Gedächtnis/Erinnerung für österreichische Identität auf verschiedenen Ebenen untersuchen, gehören beispielsweise auch Martina Nußbaumers Forschungen zum „Millennium“ 199648 oder zur Musikstadt Wien49. Generell bewirkten die Moderne-Forschung und Moritz Csákys theoretisches Konzept der Polyvalenz von Gedächtnisorten, die mit einer Vielfalt von – lokalen, regionalen, sozialen, konfessionellen, nationalen und transnationalen – Bedeutungen aufgeladen werden können und dementsprechend Gegenstand permanenter Deutungskämpfe sind, einen zentralen Input für diese Arbeiten, die die Verflechtung von „Gedächtnis“ und Identität untersuchen.50 Aus diesem Grund ist auch zu betonen, dass der theoretische Zugang und das Erkenntnisinteresse der Arbeiten zum Thema „Gedächtnis“ an der Grazer Zeitgeschichte auf die Konflikte um die hegemoniale Erinnerungserzählung fokussieren. Die Anbindung an Forschungen zur politischen Kultur spielt daher eine zentrale Rolle. Die Konzentration auf das Prekäre und Konflikthafte impliziert zudem, dass in den Forschungskonzeptionen kanonisierende oder enzyklopädische Darstellungsformen gerade nicht angestrebt worden sind. Ebenso gilt, dass der vorrangig konstruktivistische Zugang in den Arbeiten „Geschichte“ und „Gedächtnis“ im oben diskutierten Sinne weitgehend verschränkt: Zuletzt ist das Bewusstsein, als HistorikerIn Erinnerung mit narrativen bzw. diskursiven Mitteln unvermeidbar selbst zu produzieren, ihre narrative Ausformung zu bestimmen, aber auch mit wissenschaftlichen Debatten Bestandteil allgemeinerer gesellschaftlicher Diskurse zu sein, für die vorausgesetzte methodisch-theoretische (Selbst-)Reflexion unverzichtbar.
Der Erste Weltkrieg im Alpenraum. Erfahrung, Deutung, Erinnerung, Innsbruck 2006, 427–440. Aktuell arbeitet Werner Suppanz in einem FWF-Projekt am Thema „Der Erste Weltkrieg im kollektiven Gedächtnis – Repräsentationen, Inszenierungen und politische Diskurse in Österreich (1918–1938)“. 48 Vgl. Martina Nußbaumer, 1000 Jahre Österreich!? Zum Umgang mit Geschichte und Identität im österreichischen Millenniumsjahr 1996, unveröffentlichte phil. Diplomarbeit, Universität Graz 1999. 49 Vgl. Martina Nußbaumer, Musikstadt Wien. Die Konstruktion eines Images, Freiburg i. Br./Berlin/ Wien 2007. 50 Mehrere MitarbeiterInnen der Grazer Zeitgeschichte waren Mitglieder des Spezialforschungsbereichs (SFB) „Moderne – Wien und Zentraleuropa um 1900“ von 1994 bis 2004.
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Gibt es eine Grazer Zeitgeschichte? Heidemarie Uhl
Ist es legitim, die Frage nach den Besonderheiten einer Grazer Zeitgeschichte zu stellen? Aus der Perspektive der Disziplin Zeitgeschichte selbst wohl nicht: Die VertreterInnen einer neuen Generation, die sich in den 1960er-Jahren explizit als ZeithistorikerInnen zu bezeichnen begannen,1 definierten sich vor allem über ein internationales Forschungsfeld (dessen konkrete Bestimmung und Durchsetzung allerdings ein wesentlicher Faktor für das disziplinäre Selbstverständnis wurde) und nicht über regionale Zuschreibungen.
Zeitgeschichte als Gesellschaftskritik
Zeitgeschichte bedeutete aber weit mehr als Geschichte neu zu denken, Zeitgeschichte verstand sich vor allem auch als gesellschaftskritische Instanz mit demokratischem Auftrag.2 Das Engagement richtete sich nicht nur auf gesellschaftliche und politische Entwicklungen, sondern wollte gerade auch im universitären Bereich Wirkung zeigen. Es ging – analog zu den gesellschaftlichen Protestbewegungen – ja programmatisch darum, Strukturen und Machtverhältnisse zu verändern. Insofern sollten nicht die Rahmenbedingungen „vor Ort“ prägend wirken, sondern im Gegenteil: Von den neu eingerichteten Zeitgeschichte-Instituten (und Abteilungen) wurde erwartet, dass sie provinzielle Selbstgenügsamkeit und erstarrte (Macht-)Strukturen an den Universitäten aufbrechen. Auch das Forschungsfeld ließ sich nicht lokal einschränken. Die universitäre Zeitgeschichte wirkte wie ein Fenster zur großen Welt der Wissenschaft, und auch wenn die Forschungsarbeiten – ganz im Sinne des Mottos „Grabe, wo du stehst“ – die regionale Geschichte ins Auge fassten, so geschah dies doch im Austausch mit einer internationalen scientific community, die nun neue Fragen stellte. Alltagsgeschichte, Frauenbewegung, Arbeiterbewegung, Widerstand waren Themen, die anschlussfähig an die internationale Forschungslandschaft waren. Zeitgeschichte wurde zum Synonym für eine „andere Ge1 Vgl. Helmut Konrad, Die 68er Generation der österreichischen ZeithistorikerInnen. Eine Perspektive auf generationsspezifische Sozialisationsmerkmale und Karriereverläufe, in: Zeitgeschichte 30/6 (2003), 315–319. 2 Vgl. Helmut Konrad (Hg.) Geschichte als demokratischer Auftrag. Karl R. Stadler zum 70. Geburtstag, Wien/München/Zürich 1983.
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schichte“, eine Geschichte „von unten“, deren Interesse sich auf jene Gesellschaftsschichten richtete, die in der „traditionellen“ Geschichtsschreibung mit ihrer Fokussierung auf große Männer und bedeutende Ereignisse nicht vorkamen. Die internationale Orientierung und das ortsungebundene Selbstverständnis der Zeitgeschichte stehen somit, könnte man argumentieren, im Widerspruch zur Ausgangsfrage nach lokalen und regionalen Einflüssen. Die lokalpatriotische Beschwörung eines genius loci oder die Behauptung, man hätte es mit einer Grazer Schule der Zeitgeschichte zu tun, würde vielmehr als typisch provinzielle Selbstüberhöhung zurückzuweisen sein. Dennoch macht die Frage nach der spezifischen Ausprägung eines akademischen Feldes an einem universitären Standort Sinn. Aus der Perspektive des Bourdieu’schen Feldbegriffs sind es ja gerade die Verflechtungen und Wechselbeziehungen zwischen lokalen/regionalen, nationalen und transnationalen Rahmenbedingungen, die ein Feld konstituieren.3 Was könnten nun auf der Ebene der Universität Graz solche Rahmenfaktoren sein? Die Einrichtung einer Professur für Zeitgeschichte am Institut für Geschichte der Universität Graz und die Berufung von Helmut Konrad im Jahr 1984 waren von jenen Erwartungen – oder Befürchtungen – begleitet, die sich mit Zeitgeschichte als Instanz gesellschaftskritischer Aufklärung ebenso wie als Impulsgeber für ein neues Verständnis von Geschichtswissenschaft verbanden. Die Relevanz der Zeitgeschichte in geschichtspolitischen Debatten sollte sich bald zeigen: Im Herbst 1984 formierte sich Kritik an einer von Grazer Burschenschaften angebrachten Gedenktafel im Hauptgebäude der Universität. In der Inschrift wurde aller Universitätsangehörigen gedacht, „die in den Jahren 1934–1955 der politischen Willkür und dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen sind“.4 Die Gleichsetzung der Opfer des Nationalsozialismus mit den Tätern (unter anderem war Ernst Kaltenbrunner Mitglied der Burschenschaft Arminia Graz gewesen) stieß auf entschiedenen Widerspruch vor allem einer jungen WissenschaftlerInnengeneration – die Zeitgeschichte spielte dabei eine ganz wesentliche Rolle. In Graz wurde der erste Konflikt über die mangelnde Abgrenzung zur NS-Vergangenheit auf universitärem Boden in Österreich ausgetragen, das Team der Zeitgeschichte – Helmut Konrad, Karin Schmidlechner, Eduard Staudinger – trug gerade auch durch seine öffentlich-medialen Wortmeldungen weit über die Universität hinaus zur Sensibilisierung gegenüber Tendenzen einer Verharmlosung des Nationalsozialismus bei. 3 Vgl. Pierre Bourdieu, Über einige Eigenschaften von Feldern, in: Pierre Bourdieu, Soziologische Fragen, Frankfurt am Main 1993, 107–114. 4 Zitiert nach: N.N., Universität und Vergangenheitsbewältigung. Am Beispiel der Gedenktafelaffäre 1984. Eine Dokumentation, Graz 1985, 64.
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Cultural Turn und Zeitgeschichtsforschung in Graz
Zu den weiteren bestimmenden, wenngleich kontingenten Rahmenbedingungen für das Forschungsprofil der Grazer Zeitgeschichte zählt die Berufung von Moritz Csáky auf den Lehrstuhl für Österreichische Geschichte im Jahr 1984. Die kulturwissenschaftlichen Forschungsansätze von Moritz Csáky und das Interesse von Helmut Konrad an einer hegemonietheoretisch orientierten Analyse kultureller Leitvorstellungen sollten die Grundlage des erfolgreichen Antrags für den FWF-Spezialforschungsbereich „Moderne. Wien und Zentraleuropa um 1900“ bilden. Die grundlegende Konzeption der zeitgeschichtlichen Forschungsthemen im SFB Moderne war bereits im Projekt „Urbane Leitkulturen in Mitteleuropa“ von Helmut Konrad und dem Linzer Kulturhistoriker Reinhard Kanonier skizziert worden: Das Interesse richtete sich auf den Zusammenhang von kulturellen Repräsentationen und gesellschaftlichen Machtverhältnissen. Diese Konstellation bestimmte insgesamt das Aufgreifen des cultural turn durch die Grazer Zeitgeschichtsforschung. Die kulturwissenschaftliche Wende wurde hier wohl entschiedener und zugleich fokussierter rezipiert als an anderen geschichtswissenschaftlichen Institutionen in Österreich. In der Bundesrepublik Deutschland führte die Herausforderung durch die Kulturwissenschaften zu einem Konflikt entlang der Schwerpunktsetzungen „Kultur“ oder „Gesellschaft“,5 d.h. zwischen der nunmehr universitär verankerten Gesellschaftsgeschichte und einer neuen Kulturgeschichte, was auch zur Folge hatte, dass Kulturwissenschaften in Deutschland zunächst eine stärker ästhetische bzw. wahrnehmungs- und medientheoretisch als geschichtswissenschaftliche Ausrichtung erfuhren.6 In Österreich war es hingegen insbesondere die Zeitgeschichtsforschung mit ihrem theorie orientierten Selbstverständnis, von der die neuen Vorstellungen über „Geschichte schreiben in der Postmoderne“7 aufgegriffen wurden, in Graz dezidiert unter dem Vorzeichen des Verständnisses von Wissenschaft als kritische Gesellschaftsanalyse. Der Einfluss des cultural turn auf Fragestellungen und Forschungsinteressen machte sich in Graz rasch bemerkbar, er lässt sich an key words von Forschungsprojekten, Lehrveranstaltungen, Diplomarbeiten und Dissertationen ablesen. Begriffe wie Identität, Gender, Gedächtnis, Repräsentation, Diskurs verweisen auf das Aufgreifen neuer theoretischer 5 Vgl. Thomas Mergel/Thomas Welskopp (Hg.) Geschichte zwischen Kultur und Gesellschaft. Beiträge zur Theoriedebatte, München 1997. 6 Vgl. Hartmut Böhme/Peter Matussek/Lothar Müller (Hg.) Orientierung Kulturwissenschaft. Was sie kann, was sie will, Reinbek bei Hamburg 2000. 7 Christoph Conrad/Martina Kessel (Hg.) Geschichte schreiben in der Postmoderne. Beiträge zur aktuellen Diskussion, Stuttgart 1994.
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und methodischer Konzepte vor allem auch durch eine jüngere Generation von HistorikerInnen – und auf die Förderung, die junge WissenschaftlerInnen an der Grazer Zeitgeschichte erfuhren. Das Engagement in der Nachwuchsförderung hat das Profil (und den Personalstand) der Abteilung Zeitgeschichte durchgängig geprägt, wenn auch mit ambivalenten Ergebnissen: Hinter den windows of opportunity für NachwuchswissenschafterInnen stehen praktisch kaum Möglichkeiten einer nachhaltigen, adäquaten Verankerung in den Wissenschaftsinstitutionen.
Zeitgeschichte und akademischer Habitus
Der Blick auf Wissenschaft als Feld und WissenschaftlerInnen als AkteurInnen negiert ganz programmatisch das Subjekt. Wenn es, nach Roland Barthes8 und Michel Foucault9, keinen Autor gibt – wie soll es dann einen Wissenschaftler geben? Dem widerspricht die Erfahrung in der eigenen wissenschaftlichen Sozialisation, für die eine Prägung durch den Habitus und den persönlichen Stil eines/einer WissenschaftlerIn mindestens ebenso wichtig ist wie jene durch theoretische und inhaltliche Positionen. Die Frage, in welcher Form Helmut Konrad entscheidend für die Grazer Zeitgeschichte ist, erlaubt naturgemäß nur subjektive Annäherungen. Wesentlich erscheinen mir dabei drei Aspekte: die Vermittlung eines neuen Konzepts von Geschichte als Wissenschaft, der gesellschaftskritische Auftrag der Zeitgeschichte und die neuen Praxisformen als „homo academicus“.10 In den Lehrveranstaltungen von Helmut Konrad wurde ein anderes, neues Verständnis von Geschichte vermittelt. „Doing history“ bedeutete demnach nicht primär die Akkumulierung von Faktenwissen, sondern Fragen an die Geschichte zu stellen, theorieorientierte Konzepte zu entwickeln und methodische Zugangsweisen zu erproben. Die Auseinandersetzung mit Theorien und Methoden, die Orientierung an international relevanten Forschungsfragen und wissenschaftlichen Debatten waren essenziell. Das konkrete, oft regionale oder lokale Untersuchungsthema war nicht Selbstzweck, sondern immer Fallbeispiel für eine bestimmte Fragestellung. Ebenso prägend war das Verständnis von Wissenschaft und insbesondere von Zeitge8 Roland Barthes, Der Tod des Autors, in: Fotis Jannidis (Hg.) Texte zur Theorie der Autorschaft, Stutt gart 2000, 185–193. 9 Michel Foucault, Was ist ein Autor?, in: Michel Foucault, Schriften zur Literatur, Frankfurt am Main 2003, 7–31. 10 Pierre Bourdieu, Homo academicus, Frankfurt am Main 1988.
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schichte als einer kritischen Reflexionsagentur. Die gesellschaftliche Relevanz, die Frage nach sozialen Ungleichheiten, Diskriminierungen und Ausgrenzungen bilden den Hintergrund des Erkenntnisinteresses für die Arbeiten des Grazer Zeitgeschichte-Teams. Nicht zuletzt war Helmut Konrads Praxis von „doing history“ als Universitätsprofessor von einer (zumindest in den 1980er-Jahren) neuen Haltung geprägt. Die Grazer Zeitgeschichte verkörperte eine Alternative zu universitären Hierarchien und Machtverhältnissen. Geprägt durch den angloamerikanischen Habitus seines Lehrers Karl R. Stadler – der engagierte Sozialist war 1938 nach London geflüchtet, hatte eine Professur an der Universität Nottingham inne und wurde 1968 auf den Lehrstuhl für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte der neu gegründeten Universität Linz berufen11 –, praktizierte Helmut Konrad einen demokratischen Führungsstil und legte die Basis für den team spirit der Abteilung Zeitgeschichte, der auch die ProjektmitarbeiterInnen gleichberechtigt mit einbezog. Diese Haltungen und Positionen waren Interventionen in die traditionellen Denkstile und Habitusformen an den Universitäten der 1980er-Jahre. Nicht nur in Graz war die Zeitgeschichte Avantgarde eines neuen Verständnisses von (Geschichts-)Wissenschaft, das Selbstverständnis einer ganzen Generation von ZeithistorikerInnen war davon getragen.12 Gibt es dennoch Faktoren, durch die sich Graz von anderen universitären Zeitgeschichte-Standorten unterscheidet? In der eigenen Wahrnehmung wohl am stärksten durch das Interesse für Kultur als gesellschaftliches Symbolsystem, durch die Erfahrungen einer transdisziplinären und transnationalen Forschungspraxis im Rahmen des SFB „Moderne. Wien und Zentraleuropa um 1900“ und – damit verbunden – durch die Erweiterung des zeitlichen Horizonts im Fach Zeitgeschichte auf das ausgehende 19. Jahrhundert. Vor diesem Hintergrund wurde der cultural turn nicht als Bedrohung des gesellschaftsgeschichtlichen Paradigmas, sondern – anders als in der bundesdeutschen Debatte – als Öffnung für neue Fragestellungen über den Zusammenhang von „Kultur“ und „Gesellschaft“ verstanden. Dass bei der Analyse von kulturellen Repräsentationen immer auch die Frage nach gesellschaftlichen Machtverhältnissen zu stellen ist, dazu haben die Forschungsarbeiten der Grazer Zeitgeschichte einiges beigetragen.
11 Helmut Konrad, Karl R. Stadler (1913–1987), http://www.ifz.jku.at/index.php?section=62 (13.2.2010). 12 Vgl. Konrad, 68-er Generation.
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Authors | Autorinnen und Autoren in alphabetical order | in alphabetischer Reihenfolge
Frank Bajohr Lehrbeauftragter am Historischen Seminar der Universität Hamburg und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsstelle für Zeitgeschichte Hamburg. Schwerpunkte: Natio nalsozialismus und Holocaust. Lecturer at History School at the University of Hamburg and research fellow at the Research Centre for Contemporary History in Hamburg. Research focus: National Socialism and the Holocaust. Steven Beller Absolvent der Cambridge University, früher Lehrbeauftragter an der Georgetown University und Mitglied des Institute for Advanced Study in Princeton. Heute unabhängiger Forscher in Washington mit einer Vielzahl an Publikationen zu österreichischer und jüdischer Geschichte. Studied at Cambridge University, taught history at Georgetown University; former member of the Institute for Advanced Study at Princeton. Works as independent scholar in Washington, D.C., publishing on Austrian and Jewish history. Stefan Benedik Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte: Zeitgeschichte der Universität Graz und im ÖAW DOC-team „Shifting Romipen“. Zentrale Forschungsinteressen im Bereich der Geschichte als Kulturwissenschaft: Gender & Nationalismen, Ethnisierungen/Migrationen. Research fellow at the Institute of History: Contemporary History at the University of Graz and member of the cross-disciplinary DOC-team “Shifting Romipen”. Research focus in cultural studies/history: gender & nationalisms, migrations/ethnisation. Margit Franz Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte: Zeitgeschichte der Universität Graz. Schwerpunkte: Entwicklungspolitik, entwicklungspolitische Bildung und Forschungen zum indischen Subkontinent.
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Authors | Autorinnen und Autoren
Senior researcher at the Institute of History: Contemporary History at the University of Graz. Publishes on international development studies, and on contemporary Indian history. Elizabeth Harvey Professorin für Geschichte an der University of Nottingham. Forschung vor allem zu deutscher Geschlechtergeschichte, in jüngster Zeit Forschungsprojekte zum Engagement von deutschen Frauen in der nationalsozialistischen Okkupation von Polen. Professor of History at the University of Nottingham. Main research focus: German gender history. Recent research themes includ German women’s involvement in the Nazioccupation of Poland. Klaus Hödl Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter am Centrum für Jüdische Studien der Universität Graz. Schwerpunkte: Jüdische Geschichte um die Wende zum 20. Jahrhundert, Antisemitismus, Geschichte der Sexualität. Lecturer and senior researcher at the Centre of Jewish Studies at the University of Graz. Focuses on Jewish history around 1900, anti-semitism, history of sexuality. Helmut Konrad Professor am Institut für Geschichte: Zeitgeschichte der Universität Graz. Arbeiten zu Kulturgeschichte, Arbeitergeschichte, Nationale Frage und Identität, Strukturen von Wissenschaft und Forschung. Professor at the Institute of History: Contemporary History at the University of Graz. Research on cultural history, labor history, nationalism/nationality and identity-formation, structures of academic research. Gerald Lamprecht Leiter des Centrums für jüdische Studien an der Universität Graz. Fokus auf Forschung zur jüdischen Geschichte in der Steiermark, Antisemitismus, Nationalsozialismus und regionaler Zeitgeschichte. Chair of the Centre of Jewish Studies at the University of Graz. Research focuses: Jewish history in Styria, anti-Semitism, National Socialism and regional contemporary history.
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Authors | Autorinnen und Autoren
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Marcel van der Linden Forschungsdirektor am International Institute of Social History und Professor of Social Movement History an der Universität Amsterdam. Zahlreiche Publikationen, jüngst zu globaler Arbeitsgeschichte. Director of research at International Institute of Social History and Professor of Social Movement History at the University of Amsterdam. Recent publications on global labor history. Leo Lucassen Professor am und Leiter des Instituts für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Universität Leiden. Forschung im Bereich der Geschichte von Migrationen und Integration in Europa in einem globalen Zusammenhang. Spezialisierungen auf Identitätsgeschichte und die Geschichte von Kontrollmechanismen im Bereich der Migration. Professor and chair of social and economic history at the University of Leiden. Research focus: history of migration and integration in Europe in a global context, with specialisations in the history of identity and migration controls, social control and urban history. Oto Luthar Direktor des ZRC SAZU (Forschungszentrum der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste) in Ljubljana. Publikationen unter anderem zu Multikulturalismus und zur Geschichte Sloweniens. Chair of ZRC SAZU (Scientific Research Centre of the Slovenian Academy of Sciences and Arts) in Ljubljana. Has published on multi-culturalism and history of Slovenia. Wolfgang Maderthaner Wissenschaftlicher Leiter des Vereins für Geschichte der Arbeiterbewegung, Wien. Forschungsschwerpunkte: Massen- und Popularkultur, Moderne, Stadt (insbesondere Wien), europäische Kultur- und Mentalitätsgeschichte, urbane Anthropologie, historische Kulturwissenschaften etc. Chair of the Labour History Society, Vienna. Research focus: popular culture, modernity, urban history (esp. Vienna), European cultural history, urban anthropology, cultural studies. Ursula Mindler Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lehrbeauftragte am Institut für Geschichte: Zeit-
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Authors | Autorinnen und Autoren
geschichte und am Centrum für Jüdische Studien der Universität Graz. Forschungen zur Geschichte des Nationalsozialismus v. a. mit regionaler Berücksichtigung des Burgenlandes und der Steiermark. Research fellow and lecturer at the Institute of History: Contemporary History and the Centre of Jewish Studies at the University of Graz. Research on the history of National Socialism esp. in the regions of Styria and Burgenland (Eastern Austria). Andreas Obrecht Leiter des Interdisziplinären Forschungsinstituts für Entwicklungszusammenarbeit (IEZ) der Johannes-Kepler-Universität Linz, Lehrbeauftragter an der Universität Graz sowie wissenschaftspublizistischer Moderator im ORF. Schwerpunktregionen: Subsaharisches Afrika, Südpazifik, Südostasien. Head of the Interdisciplinary Research Institute for Development Cooperation (IEZ) at the University of Linz, lecturer at the University of Graz and radio announcer of academic-content programmes for Austrian Broadcasting Cooperation. Regional focus on Sub-Saharan Africa, South-Pacific, Southeast Asia. Ljiljana Radonic Lehrbeauftragte am Institut für Politikwissenschaft und Koordinatorin des transdisziplinären Doktoratskollegs „Das österreichische Galizien und sein multikulturelles Erbe“ an der Universität Wien. Forschungsarbeiten zu zentraleuropäischen Erinnerungskonflikten seit 1989, Antisemitismus und Geschlechterverhältnis. Lecturer at the Departement of Political Science and Coordinator of the multi-disciplinary PhD-programme “Austrian Galicia and its multi-cultural heritage” at the University of Vienna. Research on Central-European memory conflicts since 1989, anti-Semitism and gender. Karin Maria Schmidlechner Professorin am Institut für Geschichte: Zeitgeschichte der Universität Graz. Publikationen und Forschungsprojekte in den Bereichen Gender, Migration, Oral History etc. mit besonderem Augenmerk auf die Nachkriegszeit nach 1945. Professor at the Institute of History: Contemporary History at the University of Graz. Research focus: gender, migration, oral history etc. especially on the post-WW2-period.
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Authors | Autorinnen und Autoren
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Eduard Staudinger Assistenzprofessor am Institut für Geschichte: Zeitgeschichte der Universität Graz. Hauptaugenmerk auf regionaler Zeitgeschichte und Fragen regionaler Identitätskonstruktionen sowie auf Theorien und Methoden der Geschichte. Assistant Professor at the Institut of History: Contemporary History at the University of Graz. Research focus: local contemporary history studies as well as constructions of identities, theories and methods of history. Monika Stromberger Lehrbeauftragte und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte: Zeitgeschichte der Universität Graz, am Institut für Stadt- und Baugeschichte der TU Graz und Obfrau der Forschungsgesellschaft „Moderne/Postmoderne“ an der Universität Graz. Schwerpunkte auf Kulturwissenschaften und Stadtforschung. Lecturer and senior researcher at the Institute of History: Contemporary History, at the Institute of urban and building history, at the Technical University of Graz and chairperson of the research association „Moderne/Postmoderne“ at the University of Graz. Research focus: cultural and urban studies. Andrea Strutz Lehrbeauftragte und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte: Zeitgeschichte der Universität Graz und am Ludwig Boltzmann-Institut für Gesellschafts- und Kulturgeschichte (Cluster Geschichte). Schwerpunkte: Migration, Jüdische Vertreibung, Gedächtnis/Erinnerung, „Wiedergutmachung“, Oral und Video History. Lecturer and senior researcher at the Institute of History: Contemporary History at the University of Graz and at the Ludwig Boltzmann-Institute for History and Society (History Cluster). Research focus: migration, jewish displacement, memory/remembrance, Austrian compensation measures for NS-victims, oral and video History. Werner Suppanz Assistenzprofessor am Institut für Geschichte: Zeitgeschichte der Universität Graz. Fokussierung auf Gedächtnis- und Identitätspolitik, politischer Kultur, Kulturtheorie. Assistant Professor at the Institute of History: Contemporary History at the University of Graz. Research focus: politics of memory, political culture and cultural theory.
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Authors | Autorinnen und Autoren
Heidemarie Uhl Universitätsdozentin am Institut für Geschichte: Zeitgeschichte an der Universität Graz, Mitarbeiterin des Instituts für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien. Forschungsschwerpunkte: Gedächtnisforschung, Umgang mit NS-Vergangenheit, Theorie der Kulturwissenschaften. Associate Professor at the Institute of History: Contemporary History at the University of Graz. Research fellow at the Institute of Culture Studies and the History of Theatre at the Austrian Academy of Sciences, Vienna. Research focus: memory studies, National Socialism, theory of cultural studies. Hellwig Valentin Universitätsdozent am Institut für Geschichte: Zeitgeschichte der Universität Graz, Generalsekretär der Arbeitsgemeinschaft Alpen-Adria und Leiter der Alpen-Adria-Geschäftsstelle des Landes Kärnten. Forschungen und Arbeiten v. a. zur öst. und Kärntner Zeitgeschichte sowie zu grenzüberschreitenden Beziehungen im Raum Alpen-Adria. Associate Professor at the Institute of History: Contemporary History at the University of Graz, general secretary of the “Alps Adriatic Working Community” and head of its local branch in Carinthia. Has published on contemporary history of Carinthia and on bordercrossing activities in the “Alps-Adriatic”-Region. Jay Winter Charles-J.-Stille-Professor für Geschichte an der Yale University. Lehrveranstaltungen und Forschungen speziell zu Europa in der Ära des totalen Krieges, zu moderner britischer Geschichte, zu Geschichte und Gedächtnis und zu europäischen Identitäten. Charles J. Stille Professor of History at Yale University. Research and teaching focus: Europe in the age of total war, modern British history, history and memory and European identities. Heidrun Zettelbauer Assistentin am Institut für Geschichte: Österreichische Geschichte der Universität Graz. Fokussierung auf Geschlechtergeschichte und Theorien der Geschlechterforschung wie Kulturwissenschaften in den Feldern (Deutsch-)Nationalismus, Körper, Biografien, Museologie. Assistant Professor at the Institute of History: Austrian History at the University of Graz. Research focus: gender history and theory, cultural studies, (German) nationalism, body, biography, museology.
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