228 55 31MB
German Pages 316 [320] Year 1848
M. TULLII CICERONIS DE
OFFICII» LIBRI TRES.
MIT
EINEM DEUTSCHEN
COMMENTAR
BESONDERS FÜR SCHULEN BEARBEITET TON
GÄNZLICH
NACH ALS
JOH. F R I E D R .
DEGEN.
DEM
S O W O H L IN GRAMMATISCHER
ZEITBEDÜRFNISSE
SACHLICHER
HINSICHT
UMGEARBEITET
VON
E D U A R D BONNELL, D I R E C T O R UND P R O F E S S O R D E S F R I E D R I C H S - W E R D E R S C H E N
VIERTE AUSGABE.
BERLIN. VERLAG VON VEIT $ COMP. 1848.
GIMNASII.
V
o
r
r
e
d
e
.
F r i e d r i c h der G r o s s e nennt C i c e r o ' s Werk über die Pflichten le meilleur ouvrage de morale, qu'on ait écrit et qu'on puisse écrire '), und fallt hiermit ein so günstiges Urtheil über dasselbe, dass es selbst das der grössten Verehrer des berühmten Redners unter den Alterthumsfreunden weit übertrifft. In der Liebe zu C i c e r o , insbesondere zu seinen moralischen Schriften., welche der König oft ausspricht und die unter andern ihn auch zu dem Ausdruck mon ami Cicéron2) veranlasste, hat er noch ein gekröntes Haupt zur Seite, den Römischen Kaiser A l e x a n d e r S e v e r u s , von dem A e l i u s L a m p r i d i u s (cap. 30.) sagt: Latina cum legeret, non alia magis legébat quam de officiis Ciceronis et de república. Der grosse König war der Ansicht, dass der wissenschaftliche Sinn unter dem Deutschen Volke durch eine grössere Verbreitung der Leetüre der besten Griechischen und Lateinischen Autoren bedeutend würde gefördert3) wer1) „Oeuvres de Frédéric I I T. III.
publiées
De la littérature Allemande p. 1 0 0 . "
du vivant de l'auteur
1789
Friedrich hatte diese Schrift
1780 drucken lassen, ihre Idee aber fällt in die Zeit seines Aufenthalts in Breslau im Januar 1779. 2 ) Oeuvres posth. T. XI, p. 2 7 3 . 3 ) H e r t z b e r g , Huit dissertations p. 44t
IV
Vorrede.
den, daher veranlasste er bei seinem Aufenthalte in Breslau während des Bairischen Erbfolgekrieges (1778—79) durch wiederholentliche Aufforderungen den bekannten Moralphilosophen C h r i s t . G a r v e eine Deutsche Uebersetzung von C i c e r o de o f f i c i i s anzufertigen und gab ihm selbst die Art der Anmerkungen an, die er dazusetzen sollte. G a r v e ging ungern an eine Arbeit, der er selbst damals so fremd gegenüber stand, dass er durch seinen Freund Chr. F e l i x W e i s s e erst den Professor R e i z in Leipzig bitten liess, ihm eine geeignete Ausgabe der Ciceronischen Schrift anzuzeigen 1 ); und doch hat gerade dieses Unternehmen dasjenige von seinen Werken hervorgebracht, welches die weiteste Verbreitung und die dauerndste Anerkennung finden sollte. Er liess sich indess den königlichen Auftrag sehr angelegen sein und führte ihn mit der ihm eignen Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit aus. Gegen Ende Octobers 1783 hatte er die Ehre den letzten Theil, welcher die Anmerkungen enthält, dem Könige überreichen zu lassen, nachdem er den ersten mit der Uebersetzung schon im August vorangeschickt hatte. Die Antwort des Königs war folgende: „Je suis charmé de voir par la lettre, que Vous venez de m'écrire en date du 28. Octobre dernier, qu'à la suite de Votre traduction des offices de Cicéron, que j'ai trouvée très-bonne, Vous vous soyez occupé de nous donner les nouvelles idées, que ce travail si utile au public Vous a fait naître sur le même sujet. Je Vous ai en Mon particulier une singulière obligation de me les avoir présentées, et je ne puis, en Vous remerciant, qu'applaudir à cet amour de la vertu et de la vérité qui Vous caractérise, auquel personne ne rend plus de justice que Moi.*'
1) G a r v e ' s sämmtliche Werke Bd. 16. p. 126.
Vorrede.
V
Dass noch in demselben Jahre «die zweite Auflage der G a r v e s c h e n Uebersetzung erschien, beweist wie richtig die Ansicht des grossen Königs von der Zweckmässigkeit der durch ihn angeregten gelehrten Arbeit war. Der Beifall, welchen dieselbe fand, machte im J. 1787 die dritte, 1792 die vierte Auflage nöthig. Die letzte wurde von G a r v e noch einmal sorgfältig überarbeitet und nach seinem Tode noch zweimal 1807 und 1809 abgedruckt; 1802 erschien auch zu Wien ein Nachdruck derselben. S c h l i c h t e g r o l l im Nekrolog G a r v e ' s 1 ) sagt darüber: „Tausende von Menschen sind durch dasselbe belehrt und zum fruchtbaren Nachdenken über moralische Gegenstände gebracht worden, die ohne dasselbe schwerlich auf diese Meditationen gekommen wären; indem sich nämlich jene trefflichen Betrachtungen G a r v e ' s an ein klassisches Buch des Römischen Alterthums anschlössen, das jeder Deutsche Studirende ohne Ausnahme in seiner Jugend liest, drangen sie auch bis zu denjenigen, die an sich weniger Interesse an philosophischen Untersuchungen finden, und lehrten überhaupt durch ein glückliches Beispiel, wie nützlich die Leetüre der Alten auch in sachlicher Hinsicht für uns gemacht werden könne, wenn man nur den rechten Sinn dazu mitbringe." Wer in dem Werke C i c e r o ' s eine vollständige systematische Pflichtenlehre oder gar Ethik verlangt, wird darin keine Befriedigung finden. Es ist dasselbe von dem grossen Redner, in wenigen Monaten zwischen Caesar's und seiner eignen Ermordung, in schwerer Zeit und trüber Stimmung an seinen 21jährigen Sohn Marcus, gleichsam als das letzte geistige Vermächtniss für den Jüngling, abgefasst. Der alte von allen Parteien verlassene Vater fühlt, dass 1) Nekrolog auf das Jahr 1798. II. Hälfte p. 274.
VI
Vorrede.
er dem einzigen Sohne nichts Besseres werde hinterlassen können als einen sicheren sittlichen Halt für das Leben, und so setz! er ihm nach seinen reichen Erfahrungen auseinander, wie ein Römer seines Standes leben müsse, um tugendhaft zu sein. Seine Ansichten fasst er, wie in einen Rahmen, in das Stoische System des P a n a e t i u s 1 ) , doch hält er sich nicht lange bei der Theorie auf. Die Tugenden entstehen nach den Stoikern aus Naturtrieben, das angeborene Streben nach Gemeinschaft und Erkenntniss ist die Grundlage jener, alle stehen aber miteinander in der engsten Verbindung, so dass keine allein ohne die übrigen gedacht werden könne. Das Ideal der Tugend ist für den Menschen unerreichbar, nur der vollkommen Weise würde es erreichen können, ein solcher sei aber noch nicht dagewesen; jedoch gäbe es ein Abbild der Tugenden, dieses müsse der Mensch zu erreichen suchen und danach sein ganzes Handeln bilden. Hieraus entsteht ihm nun die Pflichtenlehre, deren grösster Theil von der Collision der Pflichten handelt. Er entscheidet sich überall mit einem praktisch richtigen Tacte, belebt seine Darstellung durch reichliche und gut gewählte Beispiele und lässt kein Verhältniss des Lebens in der bürgerlichen Gemeinschaft und im Staate unerörtert, das Familienleben dagegen tritt sehr in den Hintergrund. Ich glaube nun, dass ausser der allgemeinen Verehrung, welche F r i e d r i c h d e r G r o s s e dem grössten Römischen Redner stets zollte 2 ), gerade der vornehmere 1) I , 2 , 10. Sequimur hac in guaestione potissimum Stoicos, non ut inlerpretes sed, ut solemus, e fontibus eorum judicio arbitrioque nostro, quantum quoque modo videbitur, hauriemus. 2) Vgl. auch Epitre à Milord Baltimore sur la liberté (1739). Suppl. aux oeuvres posth. T. I. p. 264: „Un Cicéron parut, Vappui des innocents, lançant sur F oppresseur les foudres éloquentes. Cicéron, qui
Vorrede.
VII
Standpunkt, welchen C i c e r o in seiner Pflichtenlebre einnimmt, indem er die sittlichen Obliegenheiten stets von d e r Höhe eines Staatsmannes, der das grösste Volk d e r E r d e eine Zeit lang geleitet hat, betrachtet und überall den in den höchsten Staatsverhältnissen erfahrenen Mann zeigt; — dass g e r a d e diese gleichsam königliche Betrachtung einer Lehre, die sonst nur von Theoretikern b e h a n delt zu w e r d e n pflegt, den grossen König so für das Werk einnahm, dass er es für das b e s t e erklärte, welches ü b e r die Sittenlehre geschrieben sei und geschrieben w e r den könne. Dem Urtheile des grossen Königs stelle ich zum Schlüsse dieser Auseinandersetzung noch das eines b e rühmten philosophischen Systematikers gegenüber. H e r b a r t hielt am 18. Januar 1811 in d e r öffentlichen Sitzung d e r Deutschen Gesellschaft zu Königsberg einen Vortrag: „Heber die Philosophie des Cicero." ' ) Er äusserte sich darin (p. 27.): ..Die Bücher vom höchsten Gut waren schon geschrieben und der Sohn lernte in Athen; daher eilt d e r Vater für diesmal ü b e r die Principien hinweg, er wird ausführlich nur an den Stellen, wo ihm daran liegt irgend eine unmittelbar praktische Wahrheit seinem Sohne deutlich zu machen und einzuprägen. Und eben diese Stellen einzeln herausgehoben sind so vortrefflich, dass immer noch das Buch seine w a r m e n F r e u n d e und Verehrer behalten wird, wie sehr auch der Schein eines Ganzen ohne innere Totalität den systematischen Denker beleidigen muss". Und weiterhin (p. 4 1 ) : „Wen haben wir, der
foulant les erreurs scrupule 1)
Abgedruckt
à Tuscvle,
doutoit.,
examinait
et jugeoit
im Künigsberger Archiv für Philosophie
logie, Jahrg. 1S11. S. 2 2 ff.
sans
und T h e o -
VIII
Vorrede.
den Anfängern zu Hülfe käme mit der Mannigfaltigkeit der Vorübungen und mit der Schonung, mit der Unparteilichkeit, die nur überzeugen nicht überreden wollte? Ich gestehe, dass die Frage nach vorübender philosophischer Leetüre mich allemal in Verlegenheit setzt. Es ist leicht zu warnen vor den Compendien und vor allen philosophischen Nachschreibern; aber wo fände man den originellen Denker, welcher zugleich vielseitig und vorsichtig genug wäre, um den Anfänger zu bilden? — C i c e r o ist in den Händen Aller, welche studiren." Die vorliegende neue Ausgabe von C i c e r o ' s Schrift d e o f f i e i i s schliesst sich zunächst an die dritte von J o h . F r i e d . D e g e n 1825 bearbeitete an, und erscheint somit als eine v i e r t e A u f l a g e derselben. Die Veranlassung hierzu lag für mich zuvörderst in der Aufforderung der verehrlichen Verlagsbuchhandlung ( V e i t & Comp.), nächstdem aber in der Ueberzeugung, dass eine in Deutscher Sprache abgefasste vollständige Sach- und SprachErklärung der am meisten gelesenen Schriften des Alterthums für reifere Schüler oder Freunde des classischen Alterthums gegenwärtig die angemessenste sei. Wer die letzte Ausgabe von D e g e n kennt, wird wissen, wie vieles darin für die heutigen Anforderungen theils entbehrlich geworden ist, theils vermisst wird. Ich habe daher von den Anmerkungen meines Vorgängers nur das Brauchbare beibehalten, und diejenigen, welche ganz oder dem grössten Theile nach von ihm herrühren, mit D. bezeichnet; bei den übrigen Erklärungen habe ich auf meine Gewährsmänner überall hingewiesen, wo ich ihre eignen gelehrten Bemerkungen in meinen Commentar aufgenommen, nur wo ich auch bei ihnen schon die Gelehrsamkeit früherer ohne weitere Angabe benutzt fand, habe ich, was für meinen Zweck geeignet schien, als ein literarisches
Vorrede.
IX
Gemeingut verarbeitet, und was mir ausserdem zu einer vollständigen Auslegung nothwendig schien, hinzugesetzt. Den Text habe ich ebenfalls nach den mir gebotenen kritischen Hülfsmitteln umgestaltet, wobei ich besonders die Trefflichkeit des C o d e x B e r n e n s i s c. anzuerkennen oft Gelegenheit fand. Von den vorhandenen Hülfsmitteln, welche bei der letzten Ausgabe von D e g e n noch nicht angewendet werden konnten, sind mir besonders nützlich gewesen die beiden von C. G. Z u m p t besorgten und durch die Gelehrsamkeit dieses ausgezeichneten Philologen bereicherten Ausgaben von H e u s i n g e r 1 ) (die kleinere 1837, die grössere 1838 erschienen) und die kritische Ausgabe von O r e l l i . Vielfachen Nutzen hat mir aber auch die schon 1820 und 1821 erschienene Ausgabe von C. B e i e r gewährt, welche neben manchem Ungeeigneten und Ueberflüssigen, doch des Trefflichen so viel enthält, dass ich b e d a u e r e , wie geringe Rücksicht mein Vorgänger ihr g e schenkt hat. Von den nach 1825 erschienenen U e b e r s e t z u n g e n erwähne ich die in der Klotzischen Sammlung enthaltene von Aug. W i l h . Z u m p t , welche unter allen die getreuste ist, und Richtigkeit mit Eleganz des Deutschen Ausdrucks verbindet. Ausserdem habe ich mich nach Allem fleissig umgethan, was in Gelegenheits- oder Zeitschriften oder den Auslegungen anderer Schriftsteller meinem Unternehmen förderlich sein konnte. Die Anmerkungen werden hierüber gelegentlich Rechenschaft geben, und wo jemand meinen sollte, dass ich etwas Benutztes unerwähnt gelassen hätte, will ich es gern von vorn herein zugeben; mir ist es nur darum zu thun ge-
1) Was ich aus den Heusingerschen Ausgaben entnommen, habe ich kurzweg mit dem Worte H e u s i n g e r bezeichnet.
X
V o r r e d e .
wesen, die Gelehrsamkeit Anderer und das Meinige zu einer den allgemeinen Bedürfnissen der Freunde des classischen Alterthums und junger Studirender entsprechenden neuen Erläuterung des vielgelesenen Ciceronischen Werkes nach Kräften anzuwenden.') 1) Als beachtenswerth erwähne ich hier noch: Ein Wort über C i c e r o ' s O f f i c i a in der zweiten Sammlung von L. D i i d e r l e i n ' s Reden und Aufsätzen. Erlangen 1847 p. 242 — 45. (Abgedruckt aus Münchener gel. Anz. 183S. No. 231).
E. Bonneil.
M.
D E
TULLII
CICERONIS
0 F F I CI I S AD
MARCUM
FILIUM
UBER PRIMUS. CAPUT Quamquam
te,
Marce
fili,
I.
a n n u m iam audientcm
Cratippum, 1
idquc Atlienis, a b a n d a r e oportet praeeeplis inslitulisque Die Ueberschrift rührt von Cicero selbst her, wie wir aus einem seiner Briefe an Atticus (XVI, l l . ) erfahren: Quod de inscriptione quaeris, non dubito, quin xaitf,xov o f f i c i u m sit, nisi quid tu aliud: sed inscriptio plenior de o f f i e i i s ; in einem späteren au ebendenselben (ib. 14) rechtfertigt er sich noch einmal über seine Wahl des Wortes o f f i c i u m : mihi non est dubium, quin, quod Graeci XU&T]X0V, nos o f f i c i u m , und widerlegt auch seines Freundes Bedenken, dasselbe für amtliche Yerluiltnisse zu gebrauchen, indem er ihn an den Gebrauch von consulum of/icium, senatus officium, imperatoris officium erinnert. D o e d e r l e i n (Lat. Synonyme etc. Kr. 345.) unterscheidet officium als „moralische Verpflichtung" von munus als „politische." Seiner Ablcitung nach bezeichnet es ein F.ntgegenkommen, aber nicht, wie in officere, ein hinderndes, sondern ein freundliches, hülfreiches. Nach Ciceros eigener Erklärung (Fin. III, 17, 58)jEst officium quod ita factum est, ut eius facti probabi-
Iis 29, auf gen
philoso-
ratio reddi possit (vergl. 3, 5. 1.), worin auch eine Hindeutung die Ableitung des Wortes Hesoll.
CAP. I. 1. Marce fili] Diese Anrede wechselt § 5. ab mit mi Cicero; so auch II, 1, 1. u. 2, 17. III, 1, 1 und 7, 3. Er war damals 21 Jahr alt, geboren unter dem Consulate des L. Julius Caesar und C. Marcius Figulus, a. U. 690, a. Chr. 64. Von der Absicht, das Werk über die Pflichten an seinen Sohn zu richten, schreibt Cic. ad Att. XV, 13, 6. r « Tiiqi lov xa&ijxovzog magnifice explicamus TiQOQtfmrov/xsvque Ciceroni. Qua de re enim potius pater filio? ib. XVI, 11, 5. nqoQyxjovtZ autem Ciceroni filio. — annum iam] Bis zu dem Zeitpunkt, in welchem sich Cicero zu dem vorliegenden Werke im Anfange des Sommers (Juni) 44 v. Ch. anschickte, w a r d e r nach Athen abgegangene junge Cicero gerade ein Jahr daselbst. I). Er war (nach Ep. ad Att. XV, 15) gegen den Anfang des April (45 v. Ch.) dorthin ¡reschickt worden. — Cratippum]
1
2
DE
OFFICIIS
phiae proptcr summam et doctoris auetoritatem et urbis, quorum alter te scientia augere potest, altera exemplis: tarnen ut ipse ad mcam utilitatem Semper cum Graecis Latina coniunxi, neque id in philosopliia solmn sed etiam in dicendi exereitätione feci. idem tibi ccnseo faciendum, ut par sis in utriusque orationis facultate. Z u j e n e r Zeit einer der vorzüglichsten Lehrer der P e r i p a t e t i s c h e n S c h u l e ( § 3. prineeps hujus aelalis philosophorum; III, 2, 2. principe hujus memoriae philosophorum. Fin. I, 3, 5. Cr. familiaris nosler, quem, ego purem summis Peripatelicis judico). Er lebte und lehrte vorher in seiner Vaterstadt Mitylcnc, vgl. II, 2. extr. D. Die erste Bekanntschaft mit Cicero hatte er, als dieser nach Cilicien ging, z u Ephesns gemacht, wohin sich der Philosoph, um d e n P r o c o n s u l zu b e gn'issen, begeben hatte. S p ä t e r e r hielt er durch Ciceros Unterstützung von Caesar das Römische B ü r g e r recht. Als er nach Athen kam, w u r d e er ebenfalls auf Ciceros B e trieb von den Beisitzern des A r e o pagus ersucht, dort zum Unterrichte der J u g e n d zu bleiben, weit ein solcher Mann der Stadt zur Zierde gereichen w ü r d e . — Ueber seinen Verkehr mit den Freunden des Pililosophen schreibt der j u n g e Cicero an l'iro Fam. XVI, 21, 5. Ulor familiaribus et quotidianis convictoribus, quos secum Mitylenis Cratippus adduxit, hominibus et doclis et Uli probatissimis. — praeeeptis institutisqae] Jenes bezeichnet die theoretische, dieses die praktische Anleitung zur P h i l o sopliie, mithin G r u n d s ä t z e und Lebensregeln. Athen hatte, als d e r Sammelplatz der Gelehrten, d a mals noch viele Männer a u f z u w e i seil, w e l c h e nicht n u r Philosophie m j i i n d l i c h l e h r t e n , sondern auch dieselbe in ihrer ganzen L e b e n s und Handlungsweise ausübten. H i e r -
auf bezieht sich nachher scientia und exemplis. I). — ad— utililatemj bezeichnet m e h r den E r folg als das Ziel. Welchen Nutzen Cicero als Jüngling für die Bildung seines Ausdrucks aus dem U e b e r setzen Griechischer Muster g e z o g e n , schildert er selbst de Orat. I, 34. §• 155. Auch übte er sich öfter in Griechischen als Lateinischen Declamationen, weil der reichere Schmuck der Griechischen R e d e sich dadurch atn besten auch auf die Lateinische ü b e r t r u g (Brut. ÜO. § . 3 1 0 ) ; u n d S u e ton (clar. rhet. 1.) berichtet, dass e r bis zur P r ä t u r sich in Griechischen Kunstreden geübt habe. Auf gleiche Weise bildeten sich alle Römer s e i " e r und auch noch der späteren Z e i teil aus, w e l c h e sich zur Theilnahme an der Staatsverwaltung v o r b e r e i t e t e n . — feci] E i n e acht Lateinische Abundanz. Vergl. §. 7. facere potuisse und Cic. Tusc. V, 32. All Scylhes Anacharsis potuis pro nihilo pecuniam ducere: nostrates philosoplä facere non polerunt?— idem tibi] Der g e n a u e r e Sprachgebrauch w ü r d e hier dem v o r h e r g e h e n d e n ut ipse — conhtnxi entsprechend item, wie II, 14, 15, oder ilidem e r f o r d e r n ; allein nicht selten fehlt nach Mi das entsprechende i l a oder dergl., w i e 42, i). Leg. II, 4 . Sed ut vir^doctissimus fecit Plato — id mihi credo faciendum, ut prius — de ejus legis laude dicam, w e l c h e Stelle in der Construction der unsrigeu sehr ähnlich ist. — in, utriusque orationis facultate] „in der Fertigkeit des rednerischen und philosophischen A u s d r u c k s " , w a s Cic.
LIB.
I.
CAP.
3
I.
Quam quiîlem ad rem nos, ut vidcmur,
magnum
attulimus ad- 2
iumcntum hominibus nostiis, ut non modo Graecarum litterarum rudes sed etiam docli aliquantum se arbitrentur adeptos et ad 2 dicendum et ad iudicaiidum.
Quam ob rem disces tu quidem 3
a principe Iiuius aetatis philosophorum, et, disces quam diu voles (tain diu autein velle debebis, quoad te, quantum profieias, non poenitebit) ; sed tamen nostra legens non multum a Peripatcticis dissidenlia. quouiam utrique Socralieî et Platouici esse volumus, de rebus ipsis utere luo iudicio, (niliil enim impedio) ora-
arlem dicendi u n d disserendi n e n n t ( v g l . u n t e n § . 5 . (j.) ; utraque oratio b e z e i c h n e t a l s o n i c h t
A c a d . post. I , 2 , 5
b r a u c h t man nicht an
eine
Auslas-
sung zu d e n k e n , w e i l unter den R ö m e i n k e i n e a n d e r e G e l e h r s a m k e i t als
die beiden classischen S p r a c h e n , w i e
die in d e r G r i e c h i s c h e n L i t e r a t u r S t a t t
e t w a bei l l o r . C. I I I , 6 , 5
iinden konnte. Auch sagt der G e g e n s a t z s c h o n , w a s h i e r doclus b e d e u t e ,
docte sermones utriusque Linguae. V o r G e l l i n s k o m m t ü b e r h a u p t oratio n i c h t in dieser Bedeutung' vor, denn
Lalinam
D. S o nennt Cicero bei ähnlichem G e g e n s a t z e A c a d . post. I , 2 , 4 . docli,
si quis Afrum cel Hispanum Latinae orationi nomen insérât
w e l c h e e r k u r z v o r h e r Graecis doctrinis eruditi g e n a n n t h a t t e . — dicendum — iudicandum]. Eben das, was Cic. utramque orationem
„ i n die L a t . R e d e " ; e r s t b e i G e l l i u s 1 8 , 1 0 , e x t r . a medicis autem c e -
g e n a n n t hatte. S o w o h l der R e d n e r als d e r l ' h i l o s o p h k a n n a u s m e i -
Jieisst
orationem
§. 3.
./leinen
L a t . A u s d r u c k " , und Q u i n t . I n s t . 1 , 5 , 8
teribus oratione Graeca ita definitus est : G
que versatur, aut in liominum socictate tuenda tribuendoque sunm cuique et rerum contractarum fide. aut in animi excelsi atque invicti magnitudine ac robore, aut: in omnium, quae fiunt quaequc dicuntur, ordinc et m o d o , in quo inest modestia et tcmperantia. 3 Q u a e q u a t b u o r quamquam inler se colligata atque implieita sunt, tarnen e x singulis cer.ta officiorum genera nascuntur.
Vclut e x
ea parte, quae prima descripta est, in qua sapientiam et prudentiam ponimus. inest indagatio atque inventio veri; eiusque virtutis dasselbe auch von den übrigen Tugenden aussagten.) D. 2. Sed omne, guod etc.] Jedes honeSinm in der Wirklichkeit (quod est) geht aus einem der vier Tlieile desselbenhervor, zu welchenOap. 4 die Grundlage gewonnen w a r , und die jetzt einaeln und bestimmt angegeben werden. Bei der Uebersetzung möchte fch weder: „einem der oben angegebenen" noch „einem der folgenden" brauchen, obgleich die nun folgende Anführung der vier Theile der letzteren Auffassung mehr Vorschub giebt. — perspicientia veri] die nach Innen, als E r f o r s c h u n g d e r W a h r h e i t , solertia die nach Aussen, als S c h ö p f e r k r a f t , wirkende Thätigkeit des Geistes. — Auf entsprechende Weise erhält jede der übrigen Tugend zwei Seiten, die G e r e c h t i g k e i t eine erhaltende (in societa/e tuenda) und eine fördernde (tribuendo suum cuique); die T a p f e r k e i t eine positive (excelsi) und eine negative (inviefi animi), zu ersterer gehört magnitudo, zur zweiten robur als Ausdauer; die M ä s s i g u n g die ordnende (ordine), worauf sich nachher temperanlia, und die masshaltende(modo),worai\is\chmodestia. in umgekehrter Ordnung, bezieht. Letzteres darf im Lateinischen nicht auffallen, gilt sogar als Redefigur, (Chiasmus) und wird später immer mehr angewendet.
Ciccro giebt bei den drei ersten Theilen, aus welchen jedes einzelne honestum entspringt (oritur), die E i g e n s c h a f t oder T h ä t i g k e i t an, worin es sich regt, verkehrt (versatur), bei dem vierten das O b j e c t (ordo et, modus), worin die Tugend sich (modestia et temperantia) zeigt. Ideell ist das honesturn als das belebende Princip in den vier Cardinaltugenden enthalten, jedes einzelne reale honestum entspringt aus einer dieser Tugenden. Dies möchte wohl, da honestum in zwiefacher Beziehung zu nehmen ist, Ciceros freilich von ihm nicht ganz scharf und deutlich dargestcllter Gedanke sein, rerum contractarum] classisch statt des erst in der späteren Rechtsspräche gebrauchten Substantivs contractus. Vgl. 17,2. multisque cum multis res rationesque contractae. Ferner II, 11, 7. 18,10. III, 15,5. 3. ex ea parte — veri] Die Construction leidet durch starke Zusammenziehung an einem Kehler, indem zu ex ea parte zu erwarten ist nascitur, dafür aber inest folgt, welches Zeitwort wieder in Uebereinstimmung steht mit § 2. in quo inest mod. et temp. B e i e r sucht Hülfe durch Auslassung von inest. — Sapientia et prud.J sind die sittlichen Eigenschatten, entsprechend § 2. der perspicientia veri solertiaque; die in diesen enthaltenen
U B . I. 16 h o e
m a n u s est proprium.
21
C A P . V.
U t enim
quisque maxime perspicit, 4
quid in re quaque verissimum sit, quique aeutissime et celerrime potest et videre et explicare rationem: pientissimus rite haberi solet. 17 tractet et in qua versctur,
is prudenlissiinus et sa-
Quocirca huic, quasi materia, quam 5
subiecta est veritas.
Reliquis
autem
tribus virtutibus necessitatcs propositae sunt ad eas res parandas tucndasque, quibus actio vitae conlinctur; ut et societas h o m i n u m coniunctioque servetur, et animi exccllentia maguitudoque cum in augendis opibus
utilitatibusque et sibi et suis comparandis
multo magis iu Iiis ipsis despieiendis eluceat.
Ordo
autem
tum et 6
sittlichen Aufgaben oder Pflichten indagatio atque inventio ier — descripta est] Descrilere „einen Platz anweisen" beider Vertheilung.D.— sapienliametprudentiam] hier völlig gleich bedeutend, welche Begriffe 43, 6. bestimmt g e sondert werden. — ejusque virtutis] Hier braucht Cicero zum e r sten Male in diesem Werke virtus für eine specielle Form (pars) des honestum. 4. Ut enim quisque — is prudentissimusJ Sonst wird diese Redeform, welche Cic. besonders in diesein Werke (15, 1. 16, 1. 19,7.) liebt, gewöhnlich so gebaut: ut quisque — ita oder sie. Hier konnte sie oder ita nicht folgen, weil sich quique in die Construction gemischt hatte. D. Alan beziehe aufeinander prudentissimus maxime perspidt, quid etc. — sapientissimus aeutissime etc. potest videre et explicare rationem.
netur enthalten ist. —• Ihre Thätigkeit sollte nun im strengen Gegensatze zu der ersten Tugend (zur indagatio atque inventio veri) die actio vitae sein, diese geht aber hier neben den Tugenden h e r , sie wird nur mit hinzugezogen ( § 6. adJiibendaest actio quaedam), denn sie ist auch ohne dieselben, und ruht häufig (6, 6. a qua tarnen ßt intertnissio saepe); die Tugenden selbst bereiten nur und bewahren dasjenige, woraus das praktische Leben (actio vitae), bestellt, die Speculation hingegen ist ganz Sache und Geschäft der Tugend und jeder Tugend eigentliche Thätigkeit als die des Geistes (agitatio mentis), welche niemals ruht (6, 6. quae nunquam acqmescit.). — societas hominum ist die menschliche Gesellschaft im Grossiii, coniunclio in den engeren Verwandtschafts- und Frcundschaftsverbindungen, cf. 17,5. fratrum conjunctiones, consobrinorum, sobrinorwnque. In diesem
5. huic sc. virtuti] Der Stoff (materia) dieser Tugend, deren Eigenschaften und Aufgaben oben ( § 2. 3.) angegeben sind, ist die vetitas; einen Namen hat ihr Cicero kisher noch nicht gegeben. — neeessitales] sind die notwendigen äusserlichen Lebensverhältnisse (cf. 44, 10.); diese bilden den Stoff fiir die drei übrigen Tugenden, deren Aufgabe in ad eas res — conti-
engeren Sinne von der Verbindung Einzelner auch oben 4, 2. — ut et — e l u c e a t } enthält den Zweck von der Thätigkeit zweier Tugenden, dieser ist aber fiir jede ein versebiedenartiger: für die Gerecht/' gkeit ist er ein ausser ihr liegendes Object, für die animi maguitudo ist es ihr eignes Hervorleuchten (eluceat). 6. Ordo, constanlia, moderalio und dgl. sind Eigenschaften, welche
22
DE
OFFICIIS
constantia et moderatio et e a , quae sunt his similia, versantur in eo genere,
ad quod adhibenda est actio quaedam,
mentis agitatio. quendam
non
solum
His enim rebus, quae tractantur in vita, m o d u m
et ordinem
adhibentes honestalem et decus
conserva-
bimus. CAPUT 1 E x
VI.
quattuor autem locis, in quos honesti naturam vimque divi- IS
simus, primus ille, qui in veri cognitione consistit, maxime natu2 ram attingit humanam.
O m n e s enim
trahimur
et
ducimur
ad
cognitionis et scientiae cupiditatem, in qua cxcellere pulchrum put a m u s ; labi autem, errare, nescire, decipi et malum et turpe du3 eimus.
In h o c genere, et naturali et h o n e s t a , duo vitia vitanda
sunt: u n u m , ne incognita pro cognitis habeamus liisque in das Gebiet der vierten Tugend (vgl. 2, 8.) fallen und zugleich in das Gebiet des praktischen Lebens gehören. Die Thätigkeit der vierten Tugend nun ist his rebus, quae tractantur in vita, modum quendam et ordinem adhibere, der Zweck honestatem et decus conservare, d. h. die Sittlichkeit im Allgemeinen und die Wohlanständigkeit im Besondern, als die Eigenschalten des tugendhaften Subjectes. CAP. VI. 1. locis] Vorher ( 5 , 1 . ) gebrauchte Cic. partes (cf. 111,2,2. 10. 11. 13. und für cognitio veri = perspicientia veri et solertia. D. — honesti natura et vis] Ist mehr als honestum allein: das Wesen und die eigentliche Beschaffenheit des moralisch Guten oder der Tugend. D. — naturam — humanam, attingit, i. q. aptum, consentaneum est. Cf. 15, 2. Wae virtutes virum bonum videntur potius attingere. 22, 9. 44, S. — Vgl. 4, 3. u. 5. in primis hominis est propria veri inquisitio atque inpestigatio. % trahimur et ducimur] Jeder Mensch fühlt einen unwidersteh-
temere
liehen Trieb und Hang nach E r kenntniss und Wissen; trahi widerstrebend an einen Ort gelangen, duci willig sich demselben nähern. Das Wissen des Menschen enthält Gegenstände, die seiner Neigung theils entgegen, aber doch nothwendig, theils angemessen sind. D. Cf. Arch. I L Trahimur omnes laudis studio et optimus quisque maxime glorin ducitur. — cognitionis et scientiae] Jenes das Subst. von cognoscere, dieses von scire, beides rein subjective Begrifle, jenes, so wie E r k e n n t n i s s , bezeichnet ein Beginnen, eine Thätigkeit, dieses, so wie W i s s e n , eine Ruhe, Dauer. Diese Verschiedenheit e r gielit sich auch schon aus der A b leitung. Vgl. § 6. in studiis seientiae cognitionisque. — labi — dedpi] Labitur sc. judicio, qui de aliqua re minus recte judicat; errat, qui falsa pro veris probat; nescit, qui totius rei ignarus est; deeipitur, qui stultitia sua aiiis quaestum praebet. H e u s i n g e r . 3. in hoc genere] i. e. in hac re, parte, h i e r b e i (Streben nach Erkenntniss und Wissen) das eben
L I B . I. assentiamur;
23
C A P . VI.
quod vitium effugere qui volet,
(omnes auf ein velie
debent) adhibebit ad considerandas res et tempus et diligentiam. 19 Alterum est vitium, quod operam in res obscuras atque difficiles t conferunt,
easdemque non necessarias.
Quibus vitiis declinatis, 5
quod in rebus honestis et cognitione dignis operae curaeque ponetur, id iure laudabitur: ut in astrologia C. Sulpicium audivimus, in geometria S e x . lecticis,
Pompeium
ipsi
cognovimus,
multos in dia-
plurcs in iure civili; quae omnes artes in veri investiga- 6
tione vcrsantur, cuius studio a rebus gerendis abduci contra officium est.
Virtutis enim laus omnis in actionc consistit, a qua ta-
so natürlich als sittlich für uus ist. D. — et tempus et diligentiam] Nicht nur eine anhaltende, sondern auch genaue und sorgfältige Untersuchung schützt vor Üebereilung. D. 4. easdemque. Vgl. Zumpts Gr. § 697. curaeque] 5. quod — operae quod im Ganzen nicht häufig mit dem Genit. verbunden, doch 38, 5. III, 16, 10. Vgl. Zumpts Gr. § 432. — astrologia] Weil bei den Griechen und Römern mit der Astronomie zugleich auch die S t e r n d e u t e r e i verbunden gewesen ist, so bezeichnet der Ausdruck, der für diese eigentlich gehört (astrologia), gewöhnlich auch jene. Hier also die Kenntniss der Gestirne und ihrer B e wegung oder S t e r n k u n d e . D. — Sulpicium] Nämlich operam curamque posuisse; denn Cicero konnte ihn nicht gehört haben. Dieser C. Sulpicius Gallus, Cato's Zeitgenosse, diente unter P a u l u s A e m i l i u s als tribunus militum secundae legionis in dem Macedonischen Kriege gegen Perseus, und kam zugleich auch als Astronom seinem Vaterlande dadurch sehr zu Statten, dass er dem Consul und der Armee von einer in der Nacht vor einem Treffen eintretenden Mondfinsternis Nachricht gab und dadurch die abergläubischen Krieger
vor einem unnöthigen Schrecken b e wahrte. Die kurze Rede, die er desshalb an die Armee hielt, lese man beim Livius B. 44, 37. Vgl. auch Cic. de Senect. 14, D. und besonders Rep. I, 14. 15, wo er le— gatus genannt wird. Er war Consul 166 v. Chr. —• Sex. Pompejum] Oheim des Pompejus Magnus, ein vortrefflicher Jurist und Mathematiker, aber ein mittelmassiger Redner. Cic. Brut. 47. — dialecticis] Hier ist Dialektik die D e n k l e h r e , L o g i k . In der Schule des Sokrates war dieselbe die philosophische Unterredungskunst, vermittelst welcher man durch Fragen und Antworten in das Wesen der Begriffe einzudringen und diese zu entwickeln suchte; daher óiukexuxi¡ sc. tí^vr¡. D. Die Pluralform dialéctica, orum, (cf. Att. 14,12. extr.hominem remotum a dialecticis, in arithmeticis satis exercitatum) war ebenso gebräuchlich, wie die Singularformen dialéctica, ae und dialectice, es. 6. contra officium est heisst nach Cicero (3, 5.) „ e s sei kein zu rechtfertigender Grund zu finden, weshalb jemand durch das Studium speculativer Wissenschaften sich von dem praktischen Leben abziehen lasse." Vgl. 10, 5. 6. — Tum hier = praeterea. cf. Cic. Ep. V, 13. Casus enim gladiatorii simi-
24
DE O ß F I C r i S
men fit infermissio saepe, multique daatur ad studia reditus; tum agitatio mentis, cognitionis,
quae nunquam acquiescit,
etiam sine opera nostra,
potest nos in studiis
conlinere.
Umnis autem
cogitatio motusque animi aut in consiliis eapicndis de rebus honestis et pertinentibus äd bcne Beateque vivendum, aüt in studiis scientiae cognitionisque yersabitur.
Ac de primo
quidem ofiicii
fönte dixinius. CAPUT 1 D e
VIT.
tribus autem reliquis latissime patet ea ratio,
qua societas 20
honiinum iutcr ipsos et vitae quasi communitas continetur; litudinesque hae, tum rationes in ea disputatione a te collectae vetabant me reip. penitus diffidere. ll eu s i n g e r . — multique — reditusj Studio, enthält hier, was § 5. mit opera curaque, quae in rebus honestis et cognitione dignis ponilur bezeichnet ist; von diesen sind verschieden studia cognitionis, mit denen der Geist vermöge seiner lebendigen Thätigkeit auch sine opera noslra sich beschäftigt. — omnis •— versabitur] Diese Schlussbemerkung bezeichnet genauer das Gebiet der agitatio mentis, d. i. der cogitatio motusque animi, welche sich zeigt entweder im Fassen von Entschlüssen (in consiliis capiendis) und insofern dein praktischen Leben angehört, oder in den Bestrebungen des Wissens und Erkennens (scientiae cognitionisque als Genitivi Subj. aufzufassen). — Die Untersuchung über die erste Tugend war schon mit den Worten cujus studio a rebus gerendis abduci contra officium est abgeschlossen; das Folgende sollte nur eine Erlauterung davon sein, dass der Werth einer jeden Tugend (virtulis laus omnis) im Handeln (in actione) bestehe, dass aber andrer Seits das Handeln den Bestrebungen der E r kenntniss (studiis cognitionis, vgl.
cuius
II, 19, ,'f ) nicht absolut hinderlich sei, sondern vielmehr durch die nie ruhende Thätigkeit der Seele beständig von jenen begleitet werde. •—• In versabitur finde ich also w c der eine Aufforderung noch eine Verpflichtung, sondern die Angabe einer beständigen Notwendigkeit, CAP. VII. 1. De tribus—ratio] Der Ausdruck ist hier etwas nachlässig. Als Fortsetzung des Vorhergehenden sollle man streng genominen zu tribus reliquis ergänzeu fontibus, wegen des folgenden ea ratio niuss aber rationibus dazu gedacht werden. Dein Lateinischen würde etwa folgende Uebersetzung genau entsprechen: „Von den drei übrigen erstreckt sich am weitesten die Art, auf welcher — beruht."— qua — continetur] Gedanke und Construrtion linden ihre Erläuterung 16, 5. III, 17, 4. —• Cicero scheint commtmitas erfunden und auch allein, obschon recht oft, gebraucht zn haben; wir werden es in dieser Schrift noch öfters finden (14, 10. 43,7. 44, l'O. III, 5. 3.) in den Reden aber nur Phil. 0, 2 ; also schon gegen das Ende seiner rednerischen Thätigkeit. Quasi fügt er hinzu wegen der Neuheit der Zusammenstellung vitae commtmitas st. vitae societas 4 , 4 .
LIB. I.
25
C A P . VII.
partes duae iustitia, in qua virtutis splendor est maximus, e x qua boni viri nominantur; et liuic coniuncta beneficentia, quam eandem vel benignitatem vcl liberalitatem appcllari licet.
S e d iuslitiae 2
primum munus est, ut n e cui quis noceat nisi laeessitus iuiuria; deinde ut communibus pro communibus 21 S u n t auteni privata nulla natura;
utatur,
privatis ut suis.
sed aut vetere occupatione, ut 3
qui quondam in vacua venerimi; aut victoria, ut qui bello politi aunt; aut lege, pactione, conditione, sorte.
E x quo fit, ut ager
Arpinas Arpinatium dicatur, Tusculanus Tusculanorum: similisque est privatarum possessionum descriptio. E x quo, quia suum cuius- 4 que fit. e o r u m , quae natura fuerant communia: quod cuiquc obbloss bedienen als ob es gemeinsam w ä r e ; aber die stilistische Rücksicht verbot hinter einander zweimal ut communibus zu schreiben. 3. ut qui] erklärt H e u s i n g e r : „ u t sunt eoruni qui", obgleich diese Construction durch das Vorhergehende nicht motivirt ist. Leichter schliesst sich das Folgende an, wenn man ut qui erklärt „ j e nachdem welche", wie sonst freilich ut quisque und erst bei Tacitus ut quts gebraucht ist (Ann. II, 24. Ut quis ex longinquo venerat, miracula narrabant, und öfter). — pactione pactione „durch gegen— sorte] seitigen V e r t r a g " ; conditione „zufolge einer auferlegten Bedingung", wie gewisse Dienstleistungen, A b gaben; sorte bezieht sich auf die öffentlichen Ackervertheilungen, w e l che nach dem Loose geschahen. — Arpinas—Tusculanus] Theils als Landsmann, theils als Nachbar (er war aus Arpinuiu und hatte im Tus2. primum munus] nicht dem culanischen eine Villa) wählt C'ic. Grade, sondern dein sittlichen Entdiese Beispiele. D. wickelungsgauge nach, also die niedrigste Aufgabe, zumal da dem la4. suum cujusque. Suum = eessilus iniuria sogar nocere ge- „proprium, privatum." Vgl. II, 22, 10. stattet wird. — pro communibus] Id est proprium civitatis atqne Bezeichnender wäre auch hier ut urbis, ut sit libera et non solicOmni, ( a l s g e m e i n s a m e r ) ge- c'tta suae rei cujusque custodia; wesen, wie nachher ut suis, denn 33, 2. und so häufig. — Der Conman soll sich des Gemeinsamen nicht struction nach ist suum Prädicat; Ygl. zu 43, 3. — in qua — nominanlur] In der justitia strahlt die Tugend (virlus) am meisten und sie giebt dem edlen und tugendhaften Manne (bonus vir) seinen Rainen. [Die Annomination zwischen virlus und vir ist hier gewiss keine zufällige.] Die G e r e c h t i g k e i t gelangte schon in der ä l t e s t e n Welt zu dieser Ehre, die erste Tugend zu heissen. Die meisten alten Volker nannten sie daher auch als das höchste Symbol der Tugend überhaupt. Auch die Orientalen bezeichneten U n s c h u l d und T u g e n d überhaupt durch G e r e c h t i g k e i t [und im ¡V. T. ist der Gerechte der Tugendhafte im höchsten Sinne]. D. — betiignilatem] Den alten Grammatikern zufolge von bonus und f/it/nendo, also: die schon angeborne Liebe zum Wohlthun, M e n s c h e n l i e b e . 1). Vgl. Paulus a. d. Rom. 13, 10. „Die Liebe ist des Gesetzes Erfüllung."'
26
DE O F F I C I I S
tigit, id quisque teneat. E quo si quis sibi appetet: violabit ius hu5 manae societatis. Sed quoniam, ut praeclare scriptum est a Pia- 22 tone, n o n nobis solum nati sumus, ortusque uostri partem patria vindicat, partem amici; atque ut placet Stoicis, quae in terris gignuntur, ad usum hominum omnia creari, homines autem homin u m causa esse genera tos, ut ipsi inter se aliis alii prodesse possent: in hoc n a t u r a m debemus ducem sequi, communes utilitates in medium afferro; mutatioiie ofilciorum, dando, accipiendo, t u m eorum gehört zum Subject, oder ist vielmehr selbst das logische Subject, indem das grammatische aliquid, wovon es als Genitivus partit. abhängt, ergänzt wird. Aehnlicli ist II, 21, 2. Eorum ipsorum partim ejusmodi sunt, ut etc. — E quo — appetet] Durch diese von Z u m p t nach den besten Autoritäten aufgenommene Lesart hat der Gedanke erst seine sittliche Bedeutung (,,Du sollst nicht begehren deines Nächsten Gut") erhalten. Denn nach mehr zu trachten, ist kein Fehler (cf. 8, 4. Nec vero rei familiaris amplifivituperanda catio nernini nocens est)-, aber wohl nach dem zu trachten, was einem Andern zu Theil geworden. Appetere ist das leidenschaftliche Begehren; das logische Object dazu ist das partitive e quo, wozu sich das grammatische Object aliquid wieder leicht ergänzt.
meminerit, sed patriae, sed suis, ut perexigua pars ipsi relinquatur. — Uebrigens ist zu bemerken, dass wegen quoniam, — nati sumus — atque — eigentlich folgen sollte creantur, homines autem — generali sunt. Allein die Construetion schlägt nach" ut placet um, und dergleichen Anakoluthe kommen bei den besten alten Classikern nicht selten vor. D. Vgl. oben 5, 3. — ortusque] que ist hier adversativ, wie auch et nach einer Negation nicht selten, da beide Partikeln die letztere nicht zum Folgenden mit hinüberziehen, also einen Gegensatz gegen die Negation bilden. S. zu 25, 4. G u r v e und A. Z u m p t übersetzen ortus mit „Dasein", was auch ohne Zweifel Cicero damit und ebenso Plato mit ytpeCig gemeint haben, da die Bedeutung „Ursprung" zu partem amici in gar keiner Bezie5. non nobis — amici] Die hung stehen würde. — ut placet Stelle des Plato, welche hier Cicero Stoicis. Vgl. Fin. III, 20, 67. Praecetera im Sinne hat, befindet sich in dessen clare enim Chrysippus, 9. Brief an den Archytas und heisst: nata esse hominum causa et deoet ^yilXu xuxiivo Sil de ¿v&v/j.hg&ui, ritin, eos autem comviunitatis ort exuGioc {¡fiwv ov% uvrw fiövov societatis suae, ut bestiis homisuam posyivovtv, ullä r/~c y(viG(wg -¡¡fiLov nes uti ad utilitatem sint sine injuria. — communes — TO jUei' ZI 7] TTUTQIQ (ISQi&TM, TOajferre. Vgl. 16, 8. semper aliquid ti ol ytvvriauvKg, tö 6t Xomoi ad communem utilitatem offerentpl'kov, weshalb auch hier nach vin- dum. In medium afferre „in die dicat von Vielen eingeschaltet wird: Mitte bringen" wohin allen der Zupartem parentes. Cicero erwähnt tritt freisteht, daher soviel wie: „alldieser Stelle auch de Fin. II, 14: gemein machen, dem allgemeinen ut — atque, ut ad Archytam scrip- Besten darbringen." Die Pflichten, sit Plato, non sibi se soli natum
LIB. I.
27
CAP. VII.
artibus, tura opera, tum facultatibus devincire hominùm inter ho23 mines socictatem.
Fundamentum autem est iustitiae fides, id est 6
dictorum conventorumque constantia et veritas. quam hoc
videbitur fortasse cuipiam durius,
imitari Stoicos,
qui studiose
credamusque, quia
fiat,
E x quo, tamen
quam-
audeamus
exquirunt, unde verba sint ducta;
quod dictum est, appellatati! f i d e m . S e d 7
welche hier Cic. aus der Natur herleitet, sind zweierlei, 1) dem gemeinen Besten darzubringen, was. zum gemeinsamen Nutzen dient (communes utilitates), 2) durch Austausch der Dienstleistungen (mutatione officiorum), was nachher speeieller ausgeführt wird, die Gemeinschaft der Menschen unter einander enger zu verbinden (devincire hominum inter homines societatem). — tum] viermal gesetzt s. 44, 11. — Artes] bezeichnen Geschicklichkeiten (vgl. Cap. 42.) opera, körperliche Dienste. D. 6. Fundamentum — fides] Die beiden muñera (Aufgaben) der justitia sind § 2. angegeben, als eine Grundlage derselben wird hier fides bezeichnet. (Vgl. 10, 2. 14, 2. auch Hör. Od. 1, 24, 6. Pudor et Justitiae soror incorrupta Fides nudaque Verilas.) — Fides ist nicht selbst als Tugend, sondern nur als ein sittlicher Begriff anzusehen, wie veritas, ordo u. dgl., ohne dessen Realisirung die Ausübung der Tugend nicht möglich ist. Fides ist die Z u v e r l ä s s i g k e i t , was die folgende etymologische Erklärung Ciceros deutlich macht; sie bezeichnet den sittlichen Zustand, ohne welchen die justitia, welche Tugend die societas hominum zusammenhält, keinen festen Bestand erhält. Die treue Anhänglichkeit der Gesinnung ist fidelitas. Vgl. D ö d e r l e i n Synon. V. Nr. 211. — dictorum — constantia] G a r v e übersetzt: „Wahrhaftigkeit, in dem, was wir bezeugen, und Treue, in dem, was wir ver-
sprechen," indem er mit etwas Freiheit die Worte so ordnet, wie es der Gang der Gedanken zu erfordern scheint. Veritas ist das erste Erforderniss, ohne welches constanlia keinen Werth hat, und scheint zu dictorum zu gehören, const. zu conventorum. Aber es ist dictorum, hier r=promissorum (vgl. 10,6. facere, quod dixeris), und da zur fides zuerst constantia „Unwandelbarkeit" gehört, so steht dieser Begriff voran, dem veritas als die nothwendige Ergänzung nachgeordnet folgt. — videbitur fortasse cuipiam durius] Wie aliquis den positiven, quisquam den negativen Jemand, quidam denselben mit einer gewissen Qualität bezeichnet, so quispiam, immer den als möglich vorausgesetzten, (vgl. 10, 6. 14, 3. III, (), 8.) und ist nur die vollere Form für quis, welches nach condicionalen Conjunctionen und dem Relativuin gewöhnlich dafür steht, aber nicht immer, wie § 8. qui injuste impetum in quempiam facit; und 30, 4. II, 11, 9. III, 24, 2. Stoicos — ducta] Vgl. Nat. D.III, 24, 65. Magnam molestiam suscepit et tninime necessariam primus Zeno, post Cleanthes, deinde Chrt/sippus — vocabulorum, cur quidque ita appeliatum sit, causas explicare. — quia fiat — fidem] I)ass diese Ableitung eine willkührliche ist, die Wurzel von fides vielmehr gemeinschaftlich mit 7cCc;ig und nei&Shv sei, ist bekannt Cicero bezieht sich auf seine Ableitung dieses Wortes scherzend Fam.
28
DE
iniustitiac généra d u o s u n t :
OFFICIIS u u u m e o r u n i , qui i n f e r u n t ;
alterum
e o r u m , qui ab iis, quibus infertur, si p o s s u n t , n o n p r o p u l s a n t in8 iuriam.
N a m qui iniuste i m p e t u m in q u e m p i a m facit a u t ira a u t
aliqua p e r t u r b a t i o n e iiicitatus, is quasi m a n u s aiïerre videtur socio ; qui a u t e m n o n defendit nec obsistit,
si p o t e s t ,
iniuriae, t a m est
9 in vitio, q u a m si p a r e n t e s aut amicos a u t p a t r i a m deserat. q u e illae
quidem
iniuriae,
At- 24
quae noceiidi causa de industria in-
f e r n n t u r , saepe a m e l u p r o f i c i s c u n t u r ; c u m is, qui n o c e r e alteri 16, 10. noslra ad diem diclo, fient. Docui enimte, fides quod srvfjiov haberet. Vielleicht meint er damit die von Nonius erhaltene Stelle aus de Rep. IV. Fides enim nomen ipsum mihi videtur habere, quum f i t , quod dicilur. 7. iniustiliae— sunt] Cic. stellt hier zwei genera der injuslifia auf, wie er § 2. der iustitia zwei munera zuertheilte, ohne dass sich die Unterabteilungen genau entsprechen. Denn das erste genus iniustiliae schliesst auch die acaritia in sich, so dass es beiden muneribus iusliliae entgegen stellt, das zweite aber bildet vielmehr als Unterlassungssünde den Gegensatz von beneßcentia. 8. aliqua perturbatione] Sonst steht noch, z. B. c. 8, 9. 20, 2. animi dabei, d. i. L e i d e n s c h a f t . D. —• aliqua = alia qua, wie oft bei Cic. Vgl. Zumpt ad Verr. V, 28,72: cum mercationes facerent, aut aliquant ob causam navigarent. — quasi] gehört zu manus afferre socio; es ist der bildliche Ausdruck für iniuste impetum in quempiam faeere, welches selbst eine Umschreibung ist von iniuriam inferre. Durch die Hinzufügung von videtur bezeichnet Cic. diesen Aasdruck als ihm eigentümlich. — socio] Gewählter für alteri. Der Grund der Wahl liegt in dem gesellschaftlichen Leben ( § 1. societas hominum),
von welchem die Rede ist. Jeder in demselben ist in Verhältnis mit mir socius, durch die Natur mit mir befreundet und mein Lebensgenoss, Mitmensch. D. — qui autem — deserat] Die Construction leidet hier an zwei kleinen Unebenheiten, dass zu defendit das Objcct aus iniuriae entnommen werden muss, und si nach quam gesetzt ist, anstatt qui, welches dem qui autem genauer entsprechen würde. — iniuriae— vifio] Iniuriae sc. quam quis alteri inlulerit. Wer sich dem Unrechte, das einem Andern geschehen soll, im Falle er es vermag, (si potest) nicht widersetzt, hefindet sich ebenso in Schuld u. s. w. D. Der Grad der Schuld ist darum noch nicht als ein gleicher gesetzt, wenn Cic. nicht als Stoiker spricht. — Ueber in vitio est „ e r ist im Unrecht" vgl. 1 9 , 1 ; tam-quam 27, 5. 9. illae quidem injuriae etc.] Die erste Gattung des Unrechtthuns erhält wieder zwei Unterabtheilungen, deren erste mit der zweiten Gattung von § 7. zusammenfällt, da sie eine Art Nothwehr ist, ein Zuvorkommen fremder Gewaltthat durch die eigne. G a r v e macht hier mit Recht darauf aufmerksam, dass dies öfter der Fall sein wird unter Privatleuten in Republiken als in monarchischen Staaten, wo die Sicherheit des Einzelnen von einer höheren, dauerhaft gegründeten, allen Parteien überlegnen Macht abhängt.
L I B . I.
CAP.
29
VIII.
e o g i t a t , t i m e t , nc, nisi id f e c e r i t , i p s e a l i q u o a f i i c i a t u r i n c o m m o d o . M a x i m a m auteni p a r t e m adipiscantur e a ,
ad
iniuriam
quae concupiverunt;
faciendam
aggrediuntur,
in q u o v i t i o latissime
ut
10
patet
avaritia.
vm.
CAPUT 25 E
xpetuntur
a u l e m d i v i l i a c c u m a d usus \ i l a e neccssarios t u m a d 1
perfrueudas
voluptatcs.
iis p e c u n i a e
cupiditas
t e m : ut n u p e r
In
quibus
spectat
ad
autem
opes
et
major ad
est
animus,
gratificandi
in
faculta-
M . C r a s s u s n e g a b a t , u l l a m satis m a g n a m p e c u n i a m
— nocere eogitat] Der Infin., w i e nach ähnlichen Verbis der Absicht, wenn kein Wechsel des Subjects eintritt; so I I I , 2, 3. Vgl. Zumpts Gr. § 614. — 10. aggrediuntur] Das logische Subject hierzu ist maximam, partem = plerique. Die dritte Person Plur. ohne besonderes grammatisches Subject, w o kein anderes verstanden w e r d e n kann als homines. So 9 , 1 . out inimicihas — suscipere nolunt, aut — impediuntur. Cf. I I , 21, 8. — in quo — avaritia] „ B e i dieser Art des Unrechts (nitio), w e n n man nämlich die böse Absicht hat, den Andern seines Eigenthums zu berauben, äussert die Habsucht ihre ausgedehnteste Wirksamkeit." Patere hier w i e § 1. D.
facultatem ( § 2.), 4 ) delectant etiarn magmßci apparatus — cum eleganha et copia ( § 3.). Doch an sich ist rei familiaris ampkficaho nicht zu tadeln, wenn kein Unrecht (injuria) hinzukommt. ( V g l . § 5.) 2. In quibus maior est animus] Menschen von gemeinem Charakter denken bei ihrem Streben nach Reiehtlium bloss auf die gesicherte Erwerbung und Bestreitung ihrer L e bensbedürfnisse oder auf Genuss und Vergnügen. Hingegen Personen von h ö h e r e r G e s i n n u n g suchen sich dadurch einflussreiche Verhältnisse (opes s. 3, 7 ) zu bereiten und A n dere sich verbindlich zu machen. D. — nuper] hier wenigstens vor 10 Jahren, denn Crassus war 59 a. Ch. gestorben. — M. Crassus] Enkel C A P . V I I I . 1. Expetuntur dides Prätor ÄI. Licinius Crassus und vitiae] Der allgemeine Begriff ea, Sohn des Consul (a. U. 656) P . quae concupiverunt ( 7 , 10.) wird Crassus. Sein hier angeführtes U r in der weiteren Entwicklung zunächst theil iiber Reichthum steht auch Parad. auf dtviliae beschränkt, weil Cic. V I , 1, 45. und m seiner Biographie nicht von allen Begehrnissen son- beim Plutarch p. 544. C. 2 : fj.r t ötva d e m zuvörderst von der avaritia, vofti^tivfj,rßs (puaxsiv tiveunhovder ausgedehntesten, reden will. Giov, og ov dvvarui roitpeiv uno Darum nimmt er zuerst deren G e - rijg ovffCag CTQUiontdov D Etgenstand und giebt einen vierfachen w a s bescheidener klingt die A n f o r Z w e c k an, w e s w e g e n er erstrebt derung bei Plinius H. N. 33, 10. M. w e r d e : 1 ) ad usus vitae necesCrassus negabat locupletem esse, sarios, 2 ) ad perfruendas volupnisi qui reditu annuo legionem tales, 3 ) ad opes et gratificandi tveri posset. In agris suis sester-
2
DE O F F I C I I S
30
esse ei, qui in re publica princeps vellet esse, cuius fructibus exer3 citum alere non posset.
Delectant etiam magnifici apparatus vi-
taeque cultus cum elegantia et copia. 4 ut infinita pecuniae cupiditas esset.
Quibas rebus effectum est, N e c vero rei familiaris am-
pliiicatio nemini nocens vituperanda est; sed fugienda Semper in5 iuria est.
Maxime autein adducuntur plerique,
ut eos iustitiae 26
capiat oblivio, cum in imperiorum, honorum, gloriae cupiditatem 6 inciderunt.
Q u o d enim est apud Eunium, Nulla
Née id latius palet.
fides
regni
sancta
sôcietas,
est;
N a m quidquid eiusmodi est, in quo non possint
plures excellere, in eo fit plerumque tanta contentio, ut difliciUitium M M possedit. Die jährlichen Einkünfte des Crassus aus den Aeckern zu 6 Proc. gerechnet geben hiernach etwa die Summe von 660,000 Thlr., und Z u m p t hat in der Heusing. ed. maj. berechnet, dass der Sold der gemeinen Legionssoldaten eines gewöhnlichen Heeres von 4 Legionen, jede zu 60(10 Mann, 633,600 Pr. Thlr. ausgemacht habe, wozu also die obigen Einkünfte ausgereicht hätten. Die übrigen Bedürfnisse eines Heeres würden sich dann wohl von den anderweitigen Revenuen des Crassus haben bestreiten lassen. — Ein Beispiel seiner Habsucht s. III, 18, 4. — pecuniam] Ursprünglich nicht ausgeprägtes Geld, sondern überhaupt R e i c h t h u m , V e r m ö g e n , weil in dein frühesten Zeitalter besonders der Viehstand (peeus) den höchsten Reichthum ausmachte. Nachdem später der Reichthum hauptsächlich nach dem Besitze grosser Haufen klingender Münze gemessen wurde : ist, wie öfters, der A u s d r u c k dennoch beibehalten worden zur Bezeichnung des ganzen Vermögens. D. Vgl. Rose. Am. 2. in alienam pecuniam, tarn plenam atque praeclaram invadere. 3. magnificiapparalus] Grosse â u s s er lie h e P r a c h t , besonders in
Ansehung des Hausgeräthes, der Kleidung und der Häuserverzierung durch Kunstwerke. Dass vorzüglich in diesem letzten Punkte viele reiche Römer keine Grenze zu finden wussten, ist bekannt. D. —• Vitae cultus Oben 4, 4. D. 5. Der avarilia wird hier der Ehrgeiz (imperiorum — cupiditas) als drittes Motiv zum Unrechthun an die Seite gestellt; jene wirkt am ausgedehntesten (extensiv), diese mit der grössten Stärke (intensiv), 6. Nulla — regni est] Diese Theile, Schluss und Anfang, zweier trochaischer Tetrametri catalectici, werden von Einigen auf Eteokles und Polynikes bezogen. Zu verbinden sind die einzelnen Wörter so, dass sancta Attributiv ist zu societas und nulla est, Prädicat wird. Der erläuternde Gedanke Nam quidquid etc. kehrt mit andern Worten w i e der 19,8. Difficile autem est, cum praestare omnibus concupieris, servare aequitalem ; und findet sich wiederholt Lucan. I, 32. Nulla fides regni soeiis, omnisque potestas Impatiens consortis erit. Auch Liv. I, 14. sagt: ob infidam regni societatcm.—Latius patet] „Das kann auch in vielen andern, Fällen Statt linden." D.
L I B . I.
31
C A P . Vili.
mum sit servare sanctam societatem.
Declaravit id modo temcritas 7
C. Caesaris, qui omnia iura divina atquc humana pervertit propter e u m , quem sibi ipse opinionis errore fìnxerat principatum.
Est 8
autem in hoc genere molestimi, quod in maximis animis splendidissimisque ingeniis plerumque existunt honoris, imperii, potentiae, gloriae cupiditales.
Q u o magis cavendum est, ne quid in eo ge-
nere peccctur. 27
Scd in omni iniustitia permultum interest, utrum perturbatione 9 aliqua animi, quae plerumque brcvis est et ad tempus, sulto et cogitata fiat iniuria.
an con-
Leviora enim sunt e a , quae repen- 10
tino aliquo motu accidunt, quam e a , quae meditata et praeparata inferuntur.
7. propter eum — principatum] Casars Staatsumwälzung leitet Cic. ans seiner irrigen Vorstellung (quem, sibi ipse opinionis errore finxerat)desprineipatus her. Nach 4, 6. gehört appetitio quaedam prineipatus zur sittlichen Natur des Menschen, Cäsar hatte sich aber eine irrige Vorstellung von diesem Begriff gebildet und deshalb alle jura divina alque humana umgestürzt, Vgl. III, 21, 7. — Dieselbe Milde übrigens in seinem Urtheile, politisehe Vergehen von einem Irrthum herzuleiten, hatte kurze Zeit vorher Cic. demselben Cäsar gegenüber in der Rede pro Ligario angewandt. Vgl. dort ausser 6, 18. noch 10, 30. Erravi, temere feci. 8. Est autem—peccetur] Cic. bezeichnet es als einen Uebelstand (molestum) in dem sittlichen Gebiete, von dem er eben handelt (in hoc genere), dass gerade bei den grossartigsten Gesinnungen (maximis animis) und glänzendsten Talenten (splendidissimis ingeniis) der Ehrgeiz am meisten entstehe, Denn darin liege die Verführung, diesen Fehler selbst für ein Anzeichen jener Vorzüge zu halten; um so mehr müsse man sich also davor
in Acht nehmen, auf diesem Gebiete zu fehlen (ne quid in eo genere peccetur). 9. perturbatione — animi] Die L e i d e n s c h a f t , welche 7, 8. nur beispielsweise angeführt wurde, wird hier zur Bildung einer besondern Kategorie des Unrechtthuns gebraucht g e geniiber der cogitala injuria. Dem ersteren entspricht § 10. quae — accidunt, dem letzteren quae — inferuntur. — consulto et cogitata] Eine ähnliche Verbindung von Adverbium und Adjectivum 38, 3. raro invitique. 10. Leviora enim sunt etc.] Durch diese Abstufung weicht Cic. entschieden von der Lehre der Stoiker ab, welche alle sittlichen Vergehen gleich setzten. — repentino al. motu] entspricht der perturbatio animi, dem Drange der Leidenschaft. Ira brevis furor sagt Horaz Epist. I, 2, 62. D. Vgl. Cic. Top. perturbationes animi, quae, quamquam suntvoluntariae, tarnen habent tantos motus, ut, quae voluntaria sunt, atti necessaria interdum aut certe ignorata videantur. — meditata et praeparata] Geht auf consulto et c o gitala. D.
DE OF F I C I I S
32
CAPUT Ac
de inferenda quidem iniuria satis dictum e s t ; praetermittendae
1 aulem defensionis, Nam
IX.
aut
deferendique officii plures sölent esse causae. 2S
inimicitias
aut eliam negligentia,
aut laborem pigritia.
aut sumtus suseipere
nolunt;
inertia aut suis studiis quibusdam
occupationibusve sie inipediuntur, ut eos, quos tutari debeant, de2 sertos esse palianlur.
Itaquc videndum est, lie lion satis sit id,
quod apud Platonem est in philosophos dictum: quod in veri investigatione versentur. quodque e a . quae plerique vehementer c x petunt;,
de quibus inter sc digladiari solent,
3 niliilo putent. propterea iustos esse.
contemnant et pro
Nam alterum iustitiae genus
assequuntur, in inferenda lie cui noceant iniuria; in altero delinCAP. IX. 1. Ac de inferenda etc. Bei der Abtheilung des Capilels bin ich Stiirenburg (ed. 1S43.) gefolgt, welcher mehrere ähnliche Verknüpfungen aus dieser Schrift nachgewiesen hat, so dass mit Ac oder Alque schon der Uebergaug au dem neuen Gedanken beginnt, indem man den früheren für abgeschlössen erklärt. Vgl. 15. 2. Atque haec in moribus; de benevolentia autem, quam quisque habeat ergo nos, primurn illud est in officio etc. 18, 5. 24, 10. 45, 7. III, 3, 9. — deserendique officii] enthält die Erklärung des Vorigen durch einen Ausdruck, w o durch Cic. wieder an früher Auseinandergesetztes (7, 8. si parentes aut amicos aut patriam deserat) anknüpft. — Nam aut — impedtuntur] Die Gegensätze werden hier gebildet durch nolunt und impediuntur, und formal bezeichnet durch Nam aut mit zwei untergeordneten aut, und aut, eliam mit untergeordnetein aut und vc. Die Gegenüberstellung von aut — aut eliam ist nicht selten. Vgl. Tusc. V, 18, 51. quid ergo aut huncprohibet aut etiam Xenocralem S. HandTursell. I. p . 5 5 5 . — studia sind
selbstgewählte, occupationes aufgenötliigte Geschäfte, 2. videndum est, ne] Vgl. apud Ziimpts Gramm. § 632. — Plalonem] Cäc. hat hier wahrscheinlieh Stellen ans der Politia Lib. VI. und VII. im Sinne. — in philosophosj i. e. in laudem alque defensionem eorum. D. Vgl. Leg. I, 19. Quod item ad contrariam laudem in virlulem did potest. — expetunl—solent] Wegen deslndicativs vgl. Zumpts Gr. § 547. Anm. — digladiari] ein nur von Cicero gebrauchtes Wort, und zwar, wo es ohne Angabe der Walle steht, nur im metaphorischen Sinne vom Wortkämpfe. Vielleicht will Cic. hier das Platonische Gmufiuyiiv dadurch wiedergeben, wenn er dabei im Sinne hatte l'olit. VII, 5. (p. 5 2 0 ) uigivv UI TioXXul (jro'Aftc) VTIO Gxia/xuY/jvnüjv TS nqög U/J.ijlovg xul GTUGIUQOI'TLUV THQI TOV UQ%eiv oixovvruv. — contemnant — putent] Vgl. 21, 5. quodgloriam contemnant et pro niliilo putent. 3. in inferenda—injuria] in wird durch fast alle Mss. geschützt, obwohl nach der gewöhnlichen Auffassnng der blosse Ablativ richtiger erscheint; doch vgl. Caes. B. G. V, 19.
LIB. I.
CAP. IX.
33
quunt: discendi eniin studio impediti, cjuos tueri debent, deserunt. Itaque eos ne ad rem piiblieam quidem accessuros putat, nisi 4 coactos. Aequius autem erat, id voluntate fieri. Nam hoc ipsum 29 ita iustum est, quod recte fit, si est voluntarium. Sunt etiam, 5 qui aut studio rei familiaris tucndae aut odio quodam liominum suum se negotium agere dicant, ne facere cuiquam videantur ininriam ; qui altero genere iniustitiae vacant, in alterum incurrunt. Deserunt enim vitae societatem, quia nihil conferunt iti earn studii, nihil operac, nihil facultatum. Ouoniam igitur duobus gcncribus 6 iniustitiae proposilis adiunximus causas utriusque generis easque res ante constituinius, quibus iustilia contineretur: facile, quod tantum agris vastandis diisque faciendis hostibus
incen- Lesart verdient vor der g e w ö h n l i nocere- chen putant den Vorzug. H e u -
tur, und andere von H e u s i n g e r a n - s i n g e r führt aus Plato de Rep. I, g e f ü h r t e Beweisstellen. F e r n e r 22, 19. (p. 347.) folgende Stelle an, 9. Africanus in excindenda Nu- Avelche Cicero hier ohne Zweifel im
Sinne hatte: dn uvtoXg avdyxrjv Ttoocüvui/ xal t,r\(iiav, sl fiskXovGtv i&ikiiv üqytiv D. — hoc ipsum — quod recte fit] geht zuHeus. inaj. Praef. p. XI) b e m e r k t : rück auf 2, 5. rectum, quod sit, qua (codicis Bern, c.) scriptura r e - id perfectum officium esse. Selbst cepta omnis loci diflicultas tollitur, das rede factum, dessen allein die manlia reip. profuit. II, 18, 7. eamque injuriam in delerrenda liberalitate sibi etiam fieri. — in altero delinquunt] Zunipt (ad ed.
und da die Richtigkeit des Sprach- Philosophen fähig sind, wird dann gebrauchs von dieser Lesart u n b e - erst zur einzelnen Tugend, hier zur wenn zweifelt ist (cf. Tusc. II, 4. flu. ar- Gerechtigkeit (iustum est), temque vifae professus delinquitin es freiwillig geschieht. „ Cic. mag vita), die frühere in allerum inci- sich nicht zu der Lehre bekennen, dunt aber unüberwindliche Schwie- dass der Weise nur gezwungen an rigkeiten bietet: so ist es u n b e d e n k - der Staatsverwaltung Theil nehmen lich, j e n e in den Text zu nehmen. w e r d e ; vielmehr die Scheu der P h i W i r dürfen indess hier nicht in j e - losophen vor den Geschäften sieht dem Einzelnen strenge und a d ä - er für eine Verweichlichung und fiir quate Beziehungen auf das V o r h e r - eine Art von Feigheit an (C. 2 1 . ) gehende suchen. Allerum• iustitiae und giebt zu b e d e n k e n , ob nicht genus bezieht sich auf 7, 2. iu- selbst der Philosoph in seinein F o r sliliae primum munus; in allero schen, w e n n er zu beständiger E i n auf 7, 7. den Gegensatz des alle- samkeit verdammt sein sollte, sich rum genus iiuuslitiae. Strenger unglücklich fühlen w ü r d e (C. 4 3 . ) " w e r d e n die Beziehungen in der a n a - Ritter a. a. 0 . p. 127. logen Stelle § 5. g c m a r h t , w o die
5. studio — odio] S. Zumpts beiden 7,7. aufgestellten genera iniustitiae genau berücksichtigt » V e r - Gr. § 454. vgl. 33, 13. — Bei odio quodam hominum denkt Cic. ohne den. 4. putat]
Nämlich Plato.
Zweifel an den von ihm Amic. 2 3 , Diese 67. e r w ä h n t e n Athener l'iinon u. dgl.
34
DE
OFFICIIS
c u i u s q u e temporis officium sit, p o t e r i m u s , amabimus,
iudicare.
nisi n o s m e t i p s o s v a l d c
Est. enim difficilis cura r e r u m
alicnarum.
7 Q u a m q u a m Tercnlianiis illc C h r c m e s h u m a n i nihil a s e
alienum
piitat; sed tamen, quia magis ea percipimus atque sentimus, quae nobis ipsis aut p r o s p e r a aut adversa e v e n i u n t , ceteris, quae
quasi l o n g o
8 illis ac de nobis iudicamus.
q u a m ilia,
intervallo interiecto v i d c m u s :
quae
aliter de
Ouocirca bene praecipiunt, qui vêtant.
6. contineretur] S. Zumpts Gr. temporis of§ 514. — cuiusque ficium] Tempus hier fortuna, rerum status, condicio, L a g e , U m stände, V e r h ä l t n i s s e . 1). — nisi — amabimus] Zur Natur des Menschen gehört (4, 3.") der S e l b s t e r h a l t u n g s t r i e b , dessen Ausartung in S e l b s t s u c h t uns blind macht für die Erkenntniss unserer j e desmaligen Pflicht, valde hat häufig die Bedeutung des Leidenschaftlichen, fast = nimis; Deutsch: „ w e n n wir nicht eine starke Eigenliebe haben." Cic. motivirt die von ihm gemachte Einschränkung, indem er die cura rerum, alienarum als schwierig schildert; daher ist enim die richtige Verbindungspartikel.
dieses Verses dient, w a s M a n u t i u s aus S. Augustinus a n f ü h r t , dass im Theater das ganze Publicum bei der Recitation desselben laut seinen Beifall zu erkennen gegeben habe.] Man führt sonst gewöhnlich diesen Vers im Munde, wenn man für die Allgemeinheit menschlicher U n v o l l k o m m e n h e i t einen alten K e r n spruch anführen will. D. Vgl. III, fi,2—• aliter —• cogitamus] Bei e r bemerkt hierzu, dass Cic. nahe daran w a r , das formale l'rincip der Ethik zu finden, für dessen Erlinder Kant gelten wollte, dessen Summa e n t halten ist in Christi Worten (Matth. 7, 12.): „Alles nun, das ihr wollet, das euch die Leute tluin sollen, das thut ihr ihnen."
7. ille Chremes] Die Stelle, welche Cicero hier anführt, steht Heaut. I, 1, '¿5. und hat den Sinn: als Mensch nehme ich an dein Schicksal eines jeden Menschen Antheil. [In demselben Sinne führt Cic. diesen Vers an Leg. I, 12. Quod si, quomodo est natura, sie judicio homines Immani, ut ait poeta, nihil a se alienum putarent, coleretur jus aeque ab hominibus. Auch noch Seneca Epist. 95, 53. Iste versus et in pectore et in ore sit: Homo etc. Habeamus in commune, quod nati sun/us. Societos nostra Uipidum fornicationisiviillima est; quae casura, nisi incicetu obstarent, hoc ipso sustinetur. Zum Beweise von der Beliebtheit
8. Quocirca — dubites] Quocirca geht auf das nächst Vorhergehende, auf die Verschiedenartigkeit des Urtheils über uns und über Andere. Unsere Kenntniss hiervon heisst uns nur da handeln, wo wir ganz sicher sind, kein Unrecht zu tlum, daher ist die Vorschrift gut, gar nicht zu handeln, w o man schwankt, denn in dem Schwanken liegt schon das Gefühl eines möglichen Unrechts. Demgemäss lässt 'l'acitus Hist. II, 77. den Mucianus zum Vespasian sagen: Qui delibera.nl, desciceruntund bei Plinius Ep. 1, 1>. lesen wir illud cautissimicuiusque praeeeptum, quod dubitas, iie jeceris.
L I B . I.
CAP.
35
X.
q u i d q u a i n a g e r e , q u o d dubitcs. a e q u u m sit a n i n i q u u m .
Aequitas
e n i m lucct. ipsa p e r sc, d u b i l a t i o c o g i t a l i o n e m s i g n i f i c a i iniuriae. C A P U T 31 S c d
incidimi
digna
esse
saepe
iusto
tempora,
liomiuc,
coque,
commutantur iiunlquc contraria, facere:
quaeque
interdum quac
et
posui
non
pcrliuctit servare
principio,
ad fit
X.
cum
ca, quem
quac virum
maxime
videntur
bonum
dieimus.
ut r e d d e r c d e p o s i t i m i ,
v e r i t a t e m et ad iustuni.
fondamenta
fidem,
Referri
iustitiae:
i
promissum ea
migrare
e n i m d e c e t a d ea, o
primum,
ut
ne
cui
C A P . X. 1. virum bonum] Der Begriff vir bonus fällt in diesen Büchern im Ganzen mit justus zusamnieti, vgl. II, i l , 1. justitia, e n qua una virtute viri boni appellantur; ili. 10, 3. ut alias forles, alios riros bonos, alios prudentes esse dicamus, w o riros bonos an die Stello von juslos gesetzt scheint, Jlit dieser Bedeutung stimmen alle Ütellen überein, w o vir bonus g e setzt ist ( I , 15, 7. 17, 7. I I I , (>, 10. 10, 10. 12, 3. 13, 2. 23, 10. 12 und Cap. 15. 19. 20.) und die I I I , Ii), 4. gegebene Definition: st quis coluerit aninti sui complicatam rationem evolcere, jam se ipse doceat, eum virum bonum esse, qui prosit, quibuspossit,noceal.nemininisilacessitus injuria. Allein I I I , 13, 12. non aperti, non simplicts, non ingenui, non iusti, non viri boni linden sich beide Begriffe unterschieden. Bonus vir wird häufig abwechselnd mit r 'tr bonus, namentlich I I I , 12 u. 20. gebraucht, doch auch in einem v e r scliiedeiien .Sinne, worüber s. 15. 2.
torumque constantia et. veritas, während ò, 5. veritas der ersten Tugend zugewiesen wurde. •— migrarej — transgredi „überschreiten." Fin. I I I , 20, 67. qui id (jus civile) consertar et, eum justum ^ qui migraret, injustam fore. Leg. 111,4, 11. quod quis earum rerum migrassit. Fani. 1,5, Ne communio jura migrare videatur. — fit justum] Dieser Lesart hat B e i e r mit Recht das W o r t geredet anstatt sit j., denn die Infinitive reddere — facere können nicht von dem Inf. migrare ohne grosse Härte abhängen. Fit justum ist schon eingeleitet durch filmt contraria, und findet sich gerechtfertigt durch die entsprechende Stelle I I I , 25, S. Facere proinissa, stare contenlis, reddere deposita, commutata utiVitate, fiunt non honesta. 2. Re ferri — decet] Nämlich dergleichen besondere Fälle (tempora, quae incidunt) niuss mau nach den oben angeführten ( z w e i ) H;iii[)tgrundsiitzenf/MnVXIQril'U) TIOIOVGUV ltol' G v / i ß u i l V ) ' Twr xon'fj (f av/.wr TS y.ai o'.touÖUILOV ) , w e l c h e eine S p e c i e s ( t f j o c ) der üvöQsiu ist; hingegen § 2. ut res gerus mugnas und w a s I S , G. dem magnus elatusque animits b e i g e l e g t w u r d e , dem forlis animus. — reruni extern.] Glücksu m s t ä n d e , lieichtliiinier. S i e sind e n t g e g e n g e s e t z t dem L'haracter und d e r B e s c h a f f e n h e i t des ( ¡ e m ü t h s z u standes als rebus internis, weil diese m e h r von unserm B e s t r e b e n nnd W o l l e n abhangen. ü . C. 4 , 6. 1 9 , 6 . setzte Cic. dafür res humanas, unten § 3. humana. — ho-
cum
dccorumquc nullique succuuibcre.
sed
ut
sit,
neque
ut s u p r a dixi,
cum
AIres
vehementer
vitac tum
1
per-
multa-
nestum deeorumque] sind so zu unterscheiden, dass j e n e s d e r i n u e r liehe, siuüclie ( j r n n d , dieses die ä u s s e r e E r s c h e i n u n g des Sittlichen, die aequabilitas vnirersae vilae (31, 4 . ) ist. Vgl. 2 7 , 3. — nullique neque — neque] In diesem F a l l e lieben sich im Lateinischen die z w e i .¡Vega'ionen nicht auf. Vgl. 2 ü , 1 0 . 2 8 , 4 . Zuinpis (!r. ^54.— nihil—admirari] „nichts a n s t a u n e n " mit B e g e h r l i c h k e i t , w i e wir aus der Z u sanunensteliung mit optare und expetere entnehmen; diese K e g u n g also ist nicht die cogniiio reruni admirabilium, w e l c h e 4 , 6 . als n o ! h w e n d i g ad beule vivendum gesetzt w i r d , sondern die Empfänglichkeit für den E i n d r u c k äusserer Dinge von bedeutender A r t . E s ist hier auch nicht au das ü o r a z i s c h e Nil admirari ( E p p . I, 6 , 1.) zu denken, o b res una sogleich dies als prope laque b e z e i c h n e t w i r d , quae possit facere et sercare beatum, denn dieses bezieht sich a u f das E r k e n n e u , das unsrige auf das Wollen, 2 . sedutj l i e n s i n g e r bemerkt h i e r : llepetitio ccniiinctionis vt b o ins usitatissima fnit. l ) e Or. I I , 1 6 , extr. Salsum hunc possum dicere atque ita, non ut eiusmodi oratoremesse ceiim,sedut mimum.
2
68 3 rum
DE 0 F F I C I 1 S rerum, quae ad vitam pertinent.
splendor omnis,
amplitudo,
Harum
rerum duarum 67
addo etiam utilitatem,
in posteriore
est; causa autem et ratio efficiens magnos viros est in priore. In eo est enim illud, 4 nentes facit.
quod excellentes animos et humana contem-
Id autem ipsum cernitur in duobus, si et solum id,
quod honestum sit, bonum iudices, et ab omni animi perturbatione 5 liber sis. parva
N a m et ea, quae eximia plerisque et praeclara videntur,
ducere eaque ratione
stabili flrmaquc
contemnere fortis
animi magnique ducendum est; et ea, quae videntur acerba, quae multa et varia in liominum vita fortunaque versantur, ita ferre, ut niliil a statu naturae discedas,
niliil a dignilate sapientis,
6 busti animi est magnaeque constanliae. 3. Harum — amplitudo] Das Aufsehen und Ansehen in der Welt, das uns durch Erhabenheit der Seele und unerschrockenen Muth zu Theil wird. Causa fortitudinis est in re prima, i. c. in despiciendo; effectus in secunda, i. e. in agendo. Faccio!. D. — addo etiam utilitatem] Zumpt ed. min. bemerkt: Sic nonnunquam Cicero pro eo, quod est praeterea etiam utilitas; eadem ratione ad de dicitur — In eo —• facit] Dieser Zusatz ist nur die Erklärung von efficiens, weshalb auch der Hauptton auf facit, zu legen ist. G a r v e hat ihn in seiner Uebersetzung ganz ausgelassen. — excellentes so viel wie sonst elatos, excelsos, nicht „ sich vor Andern oder durch etwas Einzelnes auszeichnend", wie es sonst mit näher bestimmendem Beisatze zu heissen pflegt. Vgl. 21, 3. 4. Id autem — liber sis] Eine Bemerkung, die ganz aus dem Innersten des Stoischen Systems, welchem Cicero in dieser Untersuchung über die Moral des Staatsmannes vorzüglich folgt (Cap. 2, 10) genommen ist. Der Weise nämlich muss über die Hochschätzung aller irdischen Dinge, so wie über die
ro-
N o n est autem consen- 6*
Herrschaft der Leidenschaft weit erhaben sein ; denn das ist hier das liberum esse ab omni animi perturbatione, weil es bei ihrem gänzlichen Unvermögen, in dem Weiseil zu wirken, eben so ist, als wenn sie gar nicht vorhanden wäre. D. 5. ratione stabili firmaque] Nach festen und beharrlichen Grundsätzen. D. [wie es einem Philosophen geziemt, nicht etwa aus Gleichgültigkeit oderRohheit; denn das contemnere an sich hat keinen sittliclien Werth.] 6. Non est autem] Non mit autem, ebenso auch mit enim, tamen verbunden, bildet einen kräftigeren Uebersang als neque in solrhen Verbindungen, wobei man sich merke, dass neque autem bei classischeu Autoren nicht gefunden wird, weil (nach Hand Turs. I, p. 586.) der Begriff des in autem entbaltenen Gegensatzes durch neque schon ausgedrückt ist. •—• Cic. geht hier zur Selbstbeherrschung über, indem er sie aus den Eigenschaften des fortis et magnus animus herleitet, Non vinci a vohiptatibus ist nach der Stoischen Moral (l)iog. L. VII, 93.) Wirkung der tyxquTiw, welche £$iv ü ) \ m j o v -¡¡doveuv hervorbringt, Der Ausdruck labor findet seine
LIB. I.
CAP. XX.
69
tanciim, qui metu non fraiigatur, earn frangi cupiditate; nec, qui invietum se a labore praesliterit, vinci a voluptate. rem et liaec videnda, et pecuniae fugienda eupiditas.
Q u a m ob Nihil enim 7
est tam angusti animi tamque parvi quam amare divitias; honestius magnificentiusque, quam pecuniam contemnere,
nihil
si non
habeas, si habeas, ad beneficentiam libcralitatemque conferre. Ca- 8 venda eliam est gloriae cupidilas, ut supra dixi; eripit enim libertatem, pro qua magnanimis viris omnis debet esse contenlio. Nec 9 vero imperia expetenda, ac potius aut non accipienda interdum 69 aut deponenda nonnunquam. perturbatone,
Vacandum autcm omni est animi 10
cum cupiditate et metu
voluptate animi et iracundia;
turn eliam aegritudine ct
ut tranquillitas animi et securitas
Erklärung sowohl aus § 5. ea, quae videntur acerba, ferre und § 10., wo bei der Recapitulation im Gegensatze von voluplas dafür aegriiudo gesetzt ist.— a labore] Labor und voluplas sind hier beinah personificirt. Dies zeigt die bei vitici stehende Präposition a.D. Vgl. Zumpts Gr. § 451. — haec videnda] In demselben Sinne wie 14, 2., indem man aus dem Vorhergehenden ergänzt ne melu frangamur etc. Von Iiier geht Cic. auf drei einzelne Begierden: „Geldgier, Ehrgeiz, Herrschsucht", über, deren besondere Erwähnung nicht sowohl durch den Gang der Untersuchung als vielmehr durch die den Autor hei Abfassung des Werkes begleitende Stimmung motivirt ist, welche wieder durch die Zeitverhältnisse in ihm geweckt war. 7. Nihil •— contemnere] i. e. iioii appelere, nämlich als ein Gut, welches allein zufrieden und glücklich mache. D. — beneficentiam liberalilatemque identiticirt s. 7, 1. 8. libertatem] Wir haben hier nicht sowohl die sittliche Freiheit zu verstehen als vielmehr die persönliche Unabhängigkeit, welche derjenige verliert, welchen sein ehrgeiziges Streben zum Diener der
Jlenge macht, durch deren Gunst er gehoben zu werden trachtet. 9. ac potius] = sed potius. So 26, 9. potiusque, III, 6, 17. et potius. ß e i e r führt noch an Or. II, 18. in. nunquam — extorsimus, ac potius aeeepimus. ib. 37. Miniine, inquit Antonius; ac sie decrevi philosophari potius. — deponenda] Auch in diesem § sind die Beziehungen auf die nächsten und jüngstvergangenen Zeitverhältnisse unverkennbar; bei deponenda inuss jeder an Sullas freiwillige IS'ie— derlegung der Dictatur denken. 10. Dieser § recapituiirt das von § 4. an Behandelte und reiht an die vier schon § 6. erwähnten Leidenschaften der Stoischen Moral (vgl. Tusc. III, 11.) noch die iracundia, um durch sie den Uebergang zu der tranquillitas animi zu machen. —• voluptate animi] Animi erscheint hier überflüssig, obgleich es fast alle Handschriften bieten; O r e l l i hat daher e Cod. Reg. Lall, nimia aufgenommen. Jedoch bemerkt Z u m p t mit Recht, dass nimia ebenfalls müssig w ä r e , denn quiequid nimium est fugiendum esse sponte patet. Will man einen Grund suchen, weshalb animi hinzugesetzt ist, so mag es vielleicht geschehen sein, um das
DE
70
OFFICIIS
1 1 adsit, q u a e aiTert c u m c o n s t a n t i a m
tum
e t i a m dignitatem.
Multi
a u t e m et s u n t el f u e n m t , qui e a m , q u a m dico, t r a n q u i l l i t a t e m petentes rint.
In
a
negotiis
publicis se
removcrint
Iiis et nobilissimi philosoplii
dam homiucs
severi
et
graves
nee
ad
otiumquei
longeque
populi
nee
ex-
perfuge-
p r i n c i p c s et quiprineipum
mores
f e r r e p o t u e r u n t , v i x e r u n l q i i e nonnulii in agris delectati r e s u a fa1 2 miliari. egerenl,
Iiis
idem p r o p o s i ! u m luit.
n e cui p a r e r e n t ,
quod legibus,
übertäte uteretuv;
ut n e q u a
eniiis
proprium
re est.
sic v i v e r e , ut velis. CAPUT 1 Quare,
XXI.
c u m h o c c o m m u n e sii p o t c n l i a c c u p i d o r u m c u m iis. q u o s
dixi, o t i o s i s : alteri sc adipisci iti p o s s e a r b i l r a n t u r . si o p e s m a g n a s 2 h a b e a n t ; a l t e r i , si coiitcnli sint et s u o et p a r v o . r u m omnino
contemnenda
sentenlia e s t ;
I n n e r l i c h e , Subjective der voluptas zu bezeichnen, und wie § 0. labor und volitplas schlechthin im o b j e c tiven Sinne gesagt wurden, so stolien hier aegriludo und voluptas animi im subjectiven. 11. et nobilissimi — grar.es] Yon der sonst beobachteten S o r g l'alt bei Unterabtheilungen, wenn z w e i oder mehrere gleichgestellte Glicder durch et verbunden sind, die untergeordneten durch eine audere copulative l'onjunction zu v e r binden, ist hier im zweiten Hauptgliede a b g e w i c h e n , w i e die untergeordneten Glieder severi und grares auch wieder durch et, verliunden sind. Die sorgfältigere Verliindungsweise findet sich z. B . 2 3 , (>. Mur. 28. Semper in hac civilale nimis magnis accusalorum opibus et popultis vniversus et. sapientes ac muti! um in poslerum prospicienles iudices reslitermil. Dagegen I'liil. I, fi. qui et ipse regis dominalu remp. liberavit, et ad similem virtutem et simile factum stirpem—propagavit.— Homines severi e! graves] Männer von
sed
et
In quo lacilior
neutroet t u l i o r
strengen Grundsätzen lind ernstem Character, die w e d e r das Betragen (mores) der gemeinen Yolksclasse noch das der Vornehmen (principes für optimales) auszuhaken im Stande waren. I). Ein Beispiel hierzu ist T. Pomponius Atticns. S. Nep. Alt. fi. 12. liberiate uterenlur] Man ergänze hierzu ut. aus dem vorangehenden Hl ne. Vgl. Zumpts Gr. § 781. — cuius proprium etc.] Val. 4, (i. und die Delinitioy von libciias l'arad. V, 1, 3 4 . Quid est enim überlas? poleslas vivendi vi relis. CAI*. X X I . 1. cum hoc] INamlieh vivere, ut velis, die Freiheit, oder die Lage, in welcher man nach Wohlgefallen leben kann. 1). — commane — cupidorum] Ueber die Construction von communis vgl. Zumpts Gr. § - i l i . — otiosisJ Der Begriff dieses Wortes wird durch den Zusammenhang vollkommen c r läutert, wenn man 2 0 , 11. und im Folgenden § 2 . und 3. vergleicht. 'l. facilior — molesta] Die A t tributo zu vita beziehen sich hier
L I B . I. et m i n u s aliis gravis auteni h o m i n u m eorum,
qui s c
71 conimodaverunt.
et
ad claritatem
ad r e m p u b l i c a m
fructuosior
amplitudinemque
aptior
e t ad m a g n a s res g e r e n d a s ac-
Q u a p r o p t e r et iis forsitau c o n c e d e n d u m sit r e m 3 qui
excellenti i n g e n i o doctrinae s e s e
et i i s . qui aut valetudinis imbecillitate aut aliqua gra-
v i o r e c a u s a i m p c d i l i a re publica r c c e s s e r i m t , strandae p o l e s t a t e m aliis l a u d e m q u e talis n u l l a sit c a u s a , rentur,
71
aut m o l e s t a vita e s t o l i o s o r u m ;
gencri
publicam n o n capessentibus, riedidcrunt;
C A P . XXI.
impcria
et
si despicere se dicant e a , magistralus:
e t i a m vitio d a n d u m p u t o . c o n t e n m a n t et p r o niliilo
cum
conccdcrent.
eins
adinini-
Ouibus aatem 4
q u a e plerique mi-
iis l i o n m o d o n o n laudi
verum
Q u o r u m indicium in c o , q u o d glorian; 3 putent,
difiicile f a c l u est n o n
probarc;
s e d videntur labores et m o l e s l i a s , t u m o l l e n s i o n u m et r e p u l s a r u m im Chiasmus auf einander; ebenso die f o l g e n d e n : frucluosior hominum generi auf minus aliis gravis aut molesla u. s. w . — claritatem amplitudinemque] Ruhm o d e r E h r e und A n s e h e n . Das zweite ist die äusserliche Folge vom ersten. 3. concedendum silj i. e. ignosceudum sit. Männern von ausgezeichneten Talenten möchte es w o h l zu gestatten d. h. zu verzeihen s e i n , w e n n sie, ohne sich um Staatsämter zu b e w e r b e n , bloss als Gelehrte den Wissenschaften leben wollen. D. In non capessentibus einen Gräcismus anzunehmen, ist kein (¡rund vorhanden : non cap. hat seinen Gegensatz § 6. capessenlibvs.— F a c c i o l a t i , ein s u b tiler Kritiker des Cicero, nimmt A n stoss an concedendum, weil bald nachher concederent in einem a n d e r e n Sinne folgt, und will dafür parcendum geändert wissen; jedoch ihm entgegen hat H e u s i n g e r mit Hinweisung auf 37, ü. und III, 33, 9. n a c h g e w i e s e n , dass Cicero solche Wiederholungen in unserer Schrift nicht ängstlich vermeide. Vgl. 14. 9. causa impe— aliqua graviore diti] ,.Oder von andern (alia qua) wichtigen Hindernissen zuriickgehal-
teil." Wir setzen in diesem Falle, bloss den Positivus, die Lateiner, weil sie dabei einen Vergleich (S. § 6.) andeuten wollen, den Comparativ. I). 4. Quibus autemj Vgl. Zumpts Gr. § .SOö. 5. difficile faclu] faclu pleonastisch zu difficilis hinzugefügt f i n det sich häufig. Jlit folgendem I n finitiv vgl. Pi. D. III, 1. difficile faclu est, me id senlire, quod tu Vehs. Tim. 11. difficile faclu est orlis fidem non habere. a diis O/fendere, ei— o/fensionum] gentlich an etwas anstossen, heisst, gleich dem Griech. nQogxqovfJUl, oft, und auch bei Cicero, so viel als infeliciler rem gerere, impediri, so dass das Bild von j e m a n d e n t lehnt ist, der auf einem rauhen und ungebahnten W e g e nicht vorwärts kann. Z. B. Fam. I, 7, l ü . sin aliquid esset o f f ensum,eosdemillos et cupide et fernere fecisse dicluros. liier sind offensiones die m a n cherlei Hindernisse, die sich den B e w e r b e r n um Staatswürden e n t g e g e n stellen, die inisslungeneii Beniiihungen der Candidaten. D. — Durch quasi quandam deutet Cic. an, dass dergleichen offensiones und repulsae keine eigentliche ignominia und
72
DE
OFFICIIS
6 quasi quandam ignominiam timere et infamiam. in rebus contrariis parum sibi coustcnt:
Sunt cnim, qui
voluptatem
severissime
contemnant, in dolore sint molliores; gloriam uegligant, frangantur 7 infamia; atque ea quidem 11011 satis eonstanler.
Sed iis, qui ha-
bent a natura adiumenta rcrum gerendarum. abiecta omni cunclatione, adipiscendi magistratus et gerenda res publica est. N c c euim 8 aliter aut regi civitas aut declarari animi maguitudo potest.
Ca-
pessentibus autem rem publicam nihil minus quam philosopliis, haud scio an magis etiam. et magnificentia et despieientia adhibenda sit rerum humanaruin, animi atque securilas;
quam saepe dico.
si quidem ncc anxii futuii
9 gravitate constantiaque victuri. infamia seien, sondern nur als solehe aufgenommen würden; denn sonst müsste sie freilich selbst der Weise scheuen. 6. molliores] wie frangantur wird von zu grosser Empfindlichkeit und Weichheit des Geinüths gesagt. — Cic. tadelt hier eine doppelte Iiiconsequenz: die erste ist enthalten in contemnant und sint molliores, negligant und frangantur; die zweite, atque ea quidem non satis eonstanler sc. faciant. liegt darin, dass die Verächter der voluptas, wenn sie in dolore zu empfindlich sind, doch eigentlich die voluptas der Schrnerzlosigkeit wollen, und die gegen den Ruhm Gleichgültigen es doch nur aus Eitelkeit sind, wenn sie die ignorrytnia einer repulsa zu ängstlich fürchten. 7. a natura — gerendarum] Die nöthigen Naturanlagen zu öffentlichen Geschäften, nämlich Gesundheit und Geistesfähigkeiten. D. — adipiscendi] erU-Ärtbeier durch eine breviloquentia für danda Opera, ut adipiscantur magistratus. 8. nihil minus] ist v o n Z u m p t fiir nihilo minus nach den besten handschriftlichen Autoritäten aufgenominen. Aehnliches bei Späte-
et tranquillitas sunt et
cum
Quae faciliora sunt philosopliis, 73 ren, s. Gr. § 488; ich halte diese Construction für einen Gräcismus, den sich Cicero bei grösserer Sorgfalt der Diction nicht würde erlaubt haben. Vgl. III, 9, 4. — adhibenda sitj Der Conjuncliv dient zur Mit— Serung der Behauptung, wird aber wohl etwas mitbestimmt durch das dazwischen tretende haud scio an, welches indess eigentlich sich nur auf magis etiam bezieht. Aehnlich Flacc. '¿6, GH. Cuius ego civitatis diseiplinam atque gravitatem non solum Graeciae sed haud scio an cunctis gentibus anteponendum dicam. — magnificentia] Erhabenheit der Gesinnung. Cicero erklärt diesen Ausdruck selbst für einen Theil der forlitudo Invent. II, 54. rerum magnarum et excelsarunt cum animi ampla quadam et splendida propositione agitatio atque administratio. D. — quam saepe dico geht auf despieientia, welches freilich etwas getrennt davon steht, aber die Verbindung wird durch die davon abhängigen Genitivi rerum humanarum vermittelt. 9. Quae faciliora sunt] [Geht auf den letzten, von si quidem abhängigen Gedanken.] Vor faciliora ist eo zu ergänzen, eine bei guten Schriftstellern häntig vorkommende
LIB. I.
CAP. XXII.
quo minus inulta patent in coruni vita,
73
quae fortuua feriat,
et
quo minus multis rebus egent, et quia, si quid adversi eveniat, tarn graviter cadere non possunt.
Quocirca non sine causa ma- 10
iores motus animorum concitantur maiorque cura efiiciendi rem publicam gerentibus quam quietis.
Q u o magis Iiis et magnitudo
est animi adliibenda et vacuitas ab angoribus.
Ad rem gerendam 11
autem qui accedit, caveat, ne id modo consideret, quam illa res honesta sit, sed etiam, ut liabeat efiiciendi facultatcm.
In quo 1 2
ipso considerandum est, ne aut temere desperet propter ignaviam, a ut nimis confidai propter cupiditatem.
In omnibus autem ne- 13
gotiis, prius quam aggrediarc, adliibenda est praeparatio diligens. CAPUT 74 S e d cum
pleriquc arbitrentur,
XXII. res bellicas maiorcs esse
quam 1
urbanas : minuenrla est liaec opinio.
Multi eniin bella saepe quae- 2
sicrunt propter gloriae cupiditatem.
Atque id in magnis animis
ingeniisque pleruinque coutingit coque magis, si sunt ad rem miZierlichkeit, von welcher z. B. R u h n k e n zum R u t i l i u s L u p u s , I, 4. 17. viele Beispiele anführt. D. Fin. V, 13. necesse est. huic partes quoque sui caras esse, carioresque quo perfectiores sint. 10. Quocirca non sine causa] geht auf tarn graviter cadere zurück. — cura efficiendi] „Sorge zu handeln"; diese haben die quieti in einem viel geringeren Grade. Efficere entspricht hier dem remp. gerere, wie § 11. dem allgemeineren, aber doch auf das Staalsleben vorzugsweise zu beziehenden rem gerere. — quietis] so viel wie § 1. otiosis, wie Sen. 7, 6. vita privata et quieta. Der rhetorische Zusammenhang und die Antecedentien tranquillitas — motus animorum haben hier auf dieses Wort geführt. 11. ut habeat] Ut hängt von dem vorher ausgelassenen consideret a b , und heisst hier qualenus, quomodo. In w i e f e r n oder auch ob e r f ä h i g sei. D. Diese voll
l l e u s i n g e r und Z u m p t ebenfalls gewählte Erklärung wird durch das vorangehende quam unterstützt; hingegen B e i e r s Ansicht, ut linal zu nehmen, durch das folgende considerandum est ne. Dem Leser bleibe die Wahl überlassen. CAP. XXII. 1. res — urbanas] Cic. hatte, wie die meisten Römer, diese Ansicht früher selbst getheilt und sie feierlich pro Murena ausgesprochen c. 10, 'IL Omnes urbanae res, omnia haec nostra. praeclara studia latent in tulela ac praesidio bellicae virtutis; simulatque increpuit suspicio tumultus, artes illico noslrae conticescunt. Doch waren diese Worte noch vor der Unterdrückung der Catilinarischen Verschwörung, dem glänzendsten Siege derBeredsamkeitüber die rohe Gewalt, gesprochen, und die späteren Erfahrungen brachten Cic. noch mehr von der Ueberschätzung der kriegerischen Eigenschaften zurück. 2. in magnis
—
ingeniisque]
DE
74
OFFICIIS
litarcm apii et cupidi bcllorum gercndorum. lumus
iudicare : multae res cxtiterunt
4 resque quam bellicae.
Vere aiitem si vo-
urbanae
maiores
clario-
Qu am vis enim Themistocles iure laudetur,
et sit eius nomen quam Solonis illustrius, citcturque Salamis clarissimae testis victoriae, quae anteponatur Consilio Solonis ei, quo primum conslituit Arcopagitas: non minus praeclarum hoc quam 5 illud iudicandum est. derit civilati.
Illud eniin semel profuit, lioc semper pro-
Hoc Consilio leges Atheniensium, hoc maiorum in-
6 siiluta scrvautur.
El. Thcmislocles quideni nihil dixcrit,
in quo
ipse Areopagum adiuvcril; at ille vere, ab se adiutum Theniistoclcm.
Est enim bellum gestum Consilio senatns eius, qui a Solone
7 erat coiislitulus. quorum Zumpt
Licet eadeni de Pausania Lvsandroquc
rebus geslis
dicere;
quamquam imperium Lncedacinoniis dilata-
e r k l ä r t diese W o r t e d u r c h
6. at ille
vere]
nämlich
Solon,
eine Ùebertragung für in hominibus (dixerit). I). — ab se adiutum magnanimis et ingeniosis und die Thennstociem] Zur Erläuterung hierf o l g e n d e n Adjectiva apiì et cupidi durch cine construetio ad synesin
von m ö g e dienen Plutarch T h e m . 10.
Ijekannten obersten Gerichtshof ü b e r L e b e n und Tod zu A t h e n , redet,
jj.àc, ahuoTihqv yivtGÜai Ti\riqu)9r[vut> T«c TQnjoiig.
Ovx OVTWV 6rjfioßiotv /Qijijimtlov (vgl. Gr. § 368.). loig^i^r^'aioic— t/;i' Aqtiov 4. Areopagitas] Ans der Art, ndyov ßovlr)v, TTOQtffacuv £xr;.q(>) wie Cic. hier von Areopagus, dem timv GiQUTtvOfjiituv ox to) öouysemper
proderit,
— leges, insti-
TOV Doch
hat sich die Wirksamkeit der Areo-
tuta servantur, ersieht m a n , dass d e r s e l b e zu seiner Zeit noch v o r handen war. AVie sich auch aus
pagiten in j e n e m d e n k w ü r d i g e n F'reilieitskriege w o h l noch w e i t e r e r streckt.
Rose. Am. 21. Solonem — qui leges. quibus hodie quoque utunhir,
7. quamquam — putatur] In den beiden ältesten Berner, in der
scripserit, das F o r t b e s t e h e n der S o Ionischen Gesetze ergiebt. — primum conslituit b e w e i s t , dass Cic. die E i n s e t z u n g des A r e o p a g u s dem Solon zuschrieb, und z w a r mit Hecht in d e r F o r i n , in w e l c h e r e r hier b e s c h r i e b e n w i r d und von den A t h e n e r n selbst w i e d e r hergestellt w a r d , n a c h d e m eine Zeitlang seine Macht d u r c h die demokratischen E i n r i e b tungen geschwächt worden war. Sonst w i r d seine E n t s t e h u n g auf C e c r o p s und von A e s c h y l o s auf die Göttin Minerva selbst z u r i i c k g e -
E r f u r t e r und in a n d e r n l l d s c h r r . fehlt dilatatimi, w e s h a l b I I e u s i » g e r eine E r k l ä r u n g oline dieses W o r t v e r s u c h t : v e r b u m pillare aestimamli siffnificationeni h a b e t ; Z u m p t ed. min. das W o r t e i n k l a m m e r t . Indess scheint die g a n z e Stelle an einem F e h l e r in d e m überlieferten oder auch in d e m ursprünglichen A u s d r u c k zu leiden. A u c h der Dativ Lacedaemoniis klingt geziert u n d w i e d e r u m d e r Genitiv der Stadt Lacedaemonis, den einige A u t o r i t ä t e n h a b e n , u n g e w ö h n l i c h anstatt Lace-
führt. — non minus] w i e öfters.
D.
Sc. tarnen,
daemoniorum,
das die Ausgaben
d e s 1'. M a g n o l u s
und
Manutius
L I B . I.
C A P . XXII.
75
tum pulntur: tamcn ne minima quidem ex parie Lycurgi legibus et disciplinae confeicndi sunt. Quin etiam ob has ipsas causas et parentiores habuerunt exercilus et forliores. Milli quidem ne- 8 ([ne puei'is nobis M. Scaurus C. Mario, ncque, cum versaremur in re publica. Q. Catulus Cu. Pompeio cedere videbatur. Parvi enim sunt foris arma, nisi est consilium domi. Nee plus Africa- 9 uns. singularis et vir et imperator. in exeindenda iN mtianlia rei publicae profuit quam eodem tempore P. Nasica privalus, cum Ti. Gracchimi in'creinit. Quanquam haec quidem ics non solum ex domestica esl vai io ne; attingi!; enim etiam bellicam. qnoniaui vi ìnanuque confccta est; seil tamcn id ipsum est gcslum Consilio bieten. — tarnen — conferendi sind] anstatt: res eorwrn gestae conferendae sunt. I). lieber diese besonders in Vergleichungcn häufige Kürze im Ausdruck vgl. II, 7, 10. Zumpts Gr. § 7 6 7 . S. pueris nobis] d. i. me et aequalibus meis. I). Cic. war g e boren 106 a. Cli. — M. Scanro] M. A e m i l i u s S c a u r u s , Princcps senatus, Aedilis und Consul 115 a. Ch., als Redner und Staatsmann berühmt. 1). Cic. stellt ihn, so oft er ihn e r w ä h n t , ausserordentlich hoch, so Font. 7. cuius nutu prope lerrarum orbis regebatur. Or. I, 49. vir regendae reip. scientissimus. Sext. 47. unter die propugnatores reip. qui omnia reip. causa perferunt. Seine Schilderung hei Salust (lug. 15. '25. 29.) fällt für seine sittliche Beurtheilung e t w a s ungünstig ans. Eine kurze aber sprechende Charakteristik von ihm giebi Aur. Yict. de vir. ill. 72. Vgl. 30, 9. — Q. Lulat. Catulus, Consul im J . 7 S a. Ch., als Sulla starb. Man vgl. über ihn pro lege Manil. 20. D. Er w a r e s , der in voller Senatsversammlung nach Unterdrückung der Catilinarischen V e r s c h w ö rung den Cicero parens patriae genannt hatte. — Parvi — domi] B e i e r glaubt hier einen trochäischen
Tetranieter entdeckt zu haben, indem er so ändert: Pärvi enim foris sunt arma, nisi sit consiliüm domi. 9. excindenda] (Jeher diese Schreibart vgl. Zumpts Gr. § 1 S 9 . — I}. i\asica privalusJ „ P . Cornelius Scipio Nasica, ijncin Serapionem dix e r e , P. filius, P. nepos, Cn. illius, qui cum fratre in llispnnia periit a. 21'2. pronepos, consul a. 1 3 9 . " Z m n p t ed. min. —• privatus wird er genannt, weil er im J. 1 3 3 , w o er den Senat und seine Anhänger g e g e n Ti. Gracchus anführte, kein obrigkeitliches Amt bekleidete. — attingit enim etiam] Ich habe diese Lesart der Editio Lainbiniana wieder aufgenommen; die lldschrr. s c h w a n ken zwischen enim und etiam, die logische Verbindung erfordert beide. — consilio urbanoj Nach H e u s i n g e r s V o r g a n g , w e l c h e r diese Worte durch pruüentia politica erklärt, ist es üblich g e w o r d e n , sie durch „Staatsklugheit"' zu übersetzen. Diese schliesst aber die Anwendung der Waffen und Heere zur rechten Zeit nicht ans; die G e g e n s ä t z e , auf die es hier ankommt, sind vielmehr vi und consilio, foris und dornt, und consiliüm urbanum ist ein von Bürgern in der Stadt gefasster und durch friedliche Mittel auszuführender Eutschiuss. § 1. w e r d e n res
76
DE O F F I C I I S
10 urbano sine cxcrcitu.
Illud autcm Optimum est, in quod invaili 7T
solere ab improbis et invidis audio:
Cedant arma togae, concedat laurea
laudi.
11 Ut enim alios omittam, nobis rem publicam gubernantibus, nonne togae arma cesserunt?
Neque enim perieulum in re publica fuit
1 2 gravius unquam nec maius otium.
Ita consilüs diligentiaque nostra
celeriter de manibus audacissimorum lellicae und urbanae einander entgegengesetzt. Vgl. 24, 12. 10. Illud autem] Autem ist hier nicht particula adversativa, sondorn bezeichnet einen Fortschritt in der Rede. I). Vgl. Zumpts Gr. § 34S. — in quod invadij vgl. Zumpts Gr. § 387. — Cicero hatte für diesen Vers viel von seinen Gegnern leiden müssen, welche eine schwere Beleidigung und Herabsetzung des Pompeius darin finden wollten, wie Piso, der unter Anderem die Frage an ihn richtete: Ttiae dicis togae summum imperatorum esse cessuTum? Ciccros eigne Verteidigung dieses Verses gegen Piso und Anionius s. Pis. 2Ü. 30. Phil. II, 8. — lavrea laudi] Der Vers ist aus einem Gedichte, welches Cic. in drei Büchern über sein Consulat verfasst hatte. Die Richtigkeit dieser Lesart st. I. linguae ist jetzt durch die Autoritäten der besten Handschriften hier und auch bei Quint. XI, 1, 24. unzweifelhaft. Ciceros eigne Erörterungen Pis. 30, 74. non modo amplissimae sed etiam minimae laudi lauream concessisse lassen über die Ursprünglichkeit von laudi keinen Zweifel, es hätte nur sein können, dass, wie B e i er annimmt, Cic. gelbst später linguae an dessen Stelle setzte, um der missgünstigen Auslegung seiner Gegner auszuweichen: „ut apertius decernendi per diseeptationem ratio opponeretur decertandi fortitudini militari." Diese Vermuthung wird unterstützt durch Plutarch in compar. Dem. c. Cic. 2. t « onXa
civium delapsa
arma ipsa
tdii zf; zrßivvM xul t f i YXWTTI] r>)v &(>ia[i[hxriv vntCxuv od(pvr}v. Doch wäre dies erstens offenbar eine rhetorische Verschlechterung gewesen, indem Grund und Grund, arma logae, Folge und Folge, laurea laudi, einander entgegengesetzt werden, hingegen bei laurea linguae nichts weiter als ein zweites Bild mit gleicher Bedeutung wie togae; ausserdem ginge noch die so beliebte Annomination verloren (vgl. 23, 4.). Zweitens aber wäre es ein feiges Zurückziehen und auch einejetzt wenigstens überflüssige Rücksicht gewesen laudi zuriiekzunehmen. Uebrigens bezieht sich laudi auf die ehrenvolle Danksagung, welche Cicero im Senate für die Entdeckung der Catilinarischen Verschwörung zu Theil geworden war. 11 .perieulum — gravius] Heine Gefahr war drohender. Gravis meistens von sehr wichtigen oder gefährlichen Gegenständen. Die unglückliche Lage des Staats bei der Catilinarischen Verschwöruug ist gemeint. Catilina hatte Häupter des Staats, z. B. den Crassus, Cäsar, Antonius, mit auf seiner Seite. D. — oliumj Die Ruhe von aussen, d e r F r i e d e , der damals in Italien herrschte, welcher nach den raschen und geschickten Massregeln Ciceros gar nicht gestört wurde. I). 12. arma ipsa] Die Waffen fielen ihnen von selbst aus den Händen. D. Vgl. Divin. 1, 34, 74. talvae clausae repagulis subito se ipsae aperuerunt.
L I B . I. ceciderunt.
Quae
CAP.
r e s igitur gesta
XXIII. unquam
77 in bello t a n t a ?
qui
7 8 t r i u m p h u s conferendus ? L i c e t enim mihi, M a r c e fili, a p u d te gloriari,
ad
pertinet.
quem
et liereditas huius
Mihi quidem c e r t e
Pompeius,
vir
multis audientibus,
gloriae
abundans
h o c tribuit,
et f a c t o r u m
imitatio
bellicis laudibus ut diceret,
Cn.
14
frustra se
t r i u m p h u m t e r t i u m d e p o r t a t u r u m fuisse, nisi m e o in r e m publicam beneficio, ubi t r i u m p h a r e t , esset liabiturus.
S u n t igitur domesticae
fortitudines n o n inferiores militaribus. in qnibus plus etiam
15
quam
in his o p e r a e studiique p o n e n d u m est. CAPUT 79 Omninotillud quaerimus, rnen
lioncstum,
XXIII.
quod
e x a n i m o e x c e l s o magnificoquc 1
animi efiicitur n o n c o r p o r i s viribus.
c o r p u s et ita afficiendum e s t ,
ut
Exercendum
obcdire consilio
ta-
rationique
13. Licet—perlinet] Vordem S o h n e , der Erbe und Nachahmer des väterlichenKuhmes werden sollte, hat das dem Cicero oft zu rücksichtsJos vorgeworfene Selbstlob seine sittliche Begründung und Rechtfertigung, imitatio] nicht verum, — factorum gestarum, denn facta sind die einzelnen Thaten, res gestae dieselben im Zusammenhange; zur Nachahmung konnte doch nur das Einzelne dienen, zu dem ganzen Zusammenhange der väterlichen Thaten hätte aber auch derselbe Zusammenhang von Veranlassungen und Umständen
Mithridates und Tigranes [61 v. Ch.]. Cic. spricht von diesem Complimente des Pomp, auch Phil. II, 5. Maxime vero consulatum meum Cn. Pompeius probavit, qui, ut me primum decedens e Syria vid.it, complexus et gralulans meo beneficio patriam se visurum esse dixit. D. — meo — beneficio] A. Z u m p t übersetzt: „meine dem Staat geleisteten D i e n s t e " ; so ist nämlich hier die Bedeutung von beneficium zu erweitern, welcher unser „ W o h l t h a t " nur in sehr beschränktem Masse entspricht.
gehört. 14. quidem certe] quidem g e hört zu mihi, um es hervorzuheben; certe geht auf Cn. Pompeius und was er that. — Cn. Pompeius] [Seinen ersten Triumph hatte Pompeius bei seiner Kiickkehr aus Africa 8Ü v. Cli. über Hiarbas von Numidien, den zweiten über die llispanier, welche sich an Sertorius und P e r perna angeschlossen hatten, 7 1 v. Ch.
15. fortitudinesJ sind „Beweise und Acusserungen der Tapferkeit." S. Zuinpts Gr. § 92. und vgl. 2 9 , 8. quietes. 32, 2. nobilitates. 36, 7. tarditates, festinationes, celerilates. ib. S. exanimationes. III, 16, 8. reticentiae. 17, 9. astutiae. Jlil. 2 6 , 69. quantae infidelitates in amicis, — quantae in pericuIis fugae proximorum, quantae timiditates.
gefeiert.] Seinen dritten Triumph, CAP. X X I I I . 1. afficiendum] dessen iiier Erwähnung geschieht, i. e. tractandum, oder auch assuehielt Pomp, nach seiner Rückkehr faciendum. — Afficere ist das aus Asien Uber die Seeräuber, den Griech. diaTi&h'ut,. D. — consilio
DE
78
OFFICIIS
2 possit ia excquendis negotiis et in labore tolcrando.
llonestum
autein id, q u o d e x q u i r i m u s , t o t u m est p o s i t u m in animi c u r a et cogitatione:
in q u o n o n m i n o r e m ulilitatem aller u n t ,
3 rei publicac p r a e s u n t ,
quam
qui bellum gerunt.
qui togati
Ilaque eoruni
Consilio saepe a u t n o n suseepta aut conicela bella s u n t ,
nonnun-
q u a m etiam illata: ut M. Catonis bellum terlium P u n i c u m , i a q u o 4 etiam mortui valuit auctorilas.
(fvyav ài uìayjjòv tlvat, hn-
6
82
DE
OFFICIIS
10 posse, se fugere sine suo dedecore non posse. Atque liaec quidem Lacedaemoniis plaga mediocris ; illa pestifera, qua, cum Cleombrotus invidiam tiniens temere cum Epaminonda conflixisset, Lacedaemoniorum opes corruerunt. Quanto Q. Maximus melius? 11 de quo Ennius: Unus homo nobis cunctando restituii reni. Noti ponebat enim rumores ante salutem, Ergo postquc magisque viri nunc gloria claret. 12 Quod genus peccandi vitanduni est etiam in rebus urbanis. Sunt enim, qui, quod sentiunt, ctsi optimum sit, tarnen inviiliae metu non audent dicere. CAPUT
XXV.
1 Omnino
qui rei publicae praefuluri sunt, duo Plaionis praecepta 85 teneant: unum ut utilitatem civium sic tucantur, ut, quaecumque 10. Cleombrotus]
König
und
Anführer der Spartaner, [Urenkel d e s b e r ü h m t e n Pausamas]. E r erlitt 3 7 1 v. Ch. in der Schlacht bei L e u k t r a eine g ä n z l i c h e N i e d e r l a g e , v e r lor selbst dabei das L e h e n , und g a b G e l e g e n h e i t , dass durch diese u n glückliche Schlacht S p a r t a die H e g e m o n i e einbiissto. D. — invidiam timens] Um ungünstigen Urtheilcn o d e r V o r w ü r f e n zu e n t g e h e n . [ W a s C i c e r o mit diesen W o r t e n a n d e u t e t , w i r d uns v o l l k o m m e n klar aus Xen. Hell. VI, 4. I c h will davon n u r F o l g e n d e s h e r v o r h e b e n : Als S p a r t a n e r und T h e b a n e r e i n a n d e r g e g e n ü b e r s t a n d e n , so sagten des K l c o i n b r o tos F r e u n d e ( § 5 . ) : K'/.fOfjßoori,
11. Q. Maximus] Q. F a b i u s 31aximus C u n c t a t o r , d e r durch sein w e i s e s Z ö g e r n u n d d u r c h seine s e l t e n e Vorsichtigkeit den Ilannibal am m e i s t e n e n t k r ä f t e t e . D. — Units homoj Diese von Römischen A u t o r e n oft b e r ü h r t e Stelle w a r aus d e m 12. B. d e r A n n a l e n des E n n i u s , [ w i e w i r aus Maerobius Saturnalien 6, 1. w i s s e n ] in w e l c h e m der Dichter d e n g e n a n n t e n Kölnischen F e l d h e r r n b e s i n n e n hatte. D. •—• rumoresJ In-
vidiam, adversum rumorem, den Tadel und die V o r w ü r f e des grossen H a u f e n s und der G e g n e r . 1). —
poslque
magisque]
Auch noch nach
seinem Tode, und da n o c h m e h r als in seinem L e b e n . D.
li dtptjaiig TOvc Oijßufovc urev 12. audent] D e r Indicativ n a c h fidyriQ, xivdvvtvGfic vnö TTÖ- sunt qui ist u n g e w ö h n l i c h , und w e n n XiüJC 7« tayuiu nn&üi' etc.; die w i r hier nicht an einen Gräcismus G e g n e r : vvv 6i) ö)f/.o''>iQ,
ti no um, xrjdfTai TiZv Orjßauur, wgjiiq X(yuai.\ Cicero wählt ü b r i g e n s hier s e h r klug und fein Beispiele bloss aus der Griechischen Geschichte. A e h n l i c h e aus der K o m i s c h e n , besonders aus den Zeiten des P o m p e i u s und Cäsar, konnte man sich leicht h i n z u d e n k e n . 1).
d e n k e n w o l l e n , so zu e r k l ä r e n , dass Cic. b e s t i m m t e P e r s o n e n gemeint hat. Vffl. 3 0 , 1 3 . Zunipts Gr. § 563.
CAI\ XXV. 1. Duo Plal. praecepta] In dem 1. (p. 343 A.) und 4. (p. 4 2 0 . B.) B u c h e seiner R e p u blik. — Cicero k o m m t hier auf die w i c h t i g e Lehre von den Pflichten des S t a a t s m a n n e s als R e g e n t e n . I). —
L I B . I.
C A P . XXV.
83
a g u n t , ad earn rcferant, obliti c o m m o d o r u m s u o r u m ;
altcrum,
at
t o t u m c o r p u s rei publicae c u r e n t , n e , duin p a r t e m aliquam tuent u r , reliquas deserant. a d ulililatem e o r u m , commissa
est,
Lit enitn tutela sic p r o c u r a t i o r e i publicae 2 qui commissi s u n t ,
gerenda
est.
n o n ad c o r a m ,
quibus
Q u i a u t e m parli civiuni consulunt, 3
p a r t e m negligunt: r e m perniciosissimam in eivitatein inducunt, sediiiouein a l q u c d i s c o r d i a m ;
e x quo evenit,
ut
alii p o p u l a r c s ,
8 6 sludiosi oplimi cuiusque vidcantur» p a u c i univcrsorum. Athenicuses m a g n a e discordiae, seditiones
scd etiam pcslilera
in n o s t r a bella civilia;
alii
Hinc apud 4
r e j>ublica n o n solum quae
gravis
et fortis
civis et in r e publica dignus principatu fugiet a t q u e odcrit, tradetq u e se t o t u m rei p u b l i c a e , tur,
| i
n c q u e opes a u t p o l e n t i a m
t o t a i u q u c c a m sic t u e b i h i r .
quaecumque af/unlj „alle ihre Handlungen.'* r e b e r die Vorliebe der Lateiner, Yerhalbegriile durch Umschreibungen mit dem Iveiativo auszudrücken v g l Ziunpts Gr. § 7 1 4 ; über den Inritialiv in solchen Zwischensätzen sä 5 4 8 . t. lulela — procuralio] Man beachte die rhetorische leitihcii hei der Wahl der Wörter in der ü e b e r cinstimmung der Substantiv» mit den vorhergehenden Verlns tueaniur — cur eilt. 3. alii populäres — cuiusque] ])ass sich Einige (von denen, w e i che am linder des Staats sitzer.) ztir Partei des Volks halten (populäres), Andere desi Vornehmen foplimi cuiusque, i. e. oplimaiiuni) beitreten. 1). — Die G e g e n sätze, weiche unter oplimi und populäres verstanden werden, sind zu allen Zeiten in gebildeten Staaten g e w e s e n : oplimi sind diejenigen, w e l c h e ein gewisses Vorrecht zur Staatsverwaltung auf Geburt oder Besitz begründen, die Aristokraten; populäres dagegen, welche für alle Bürger gleiche Rechte in Anspruch nehmen. Die pauci also, welche studiosi universorum Iiier genannt
ut omnibus consulat.
consectabiNec vero 5
w e r d e n , sind nicht die Demokraten oder Liberalen, denn dies sind die populäres, sondern die Gemässigten, welche die Hechte nach gewissen Abstufungen vertheilen und j e dem das Scinige zukommen lassen möchten. 4. M i t e ] so elliptisch sehr häufig im gesteigerten Ausdruck zur Anführung von Beispielen und B e lägen, welche sich aus gewissen Verhältnissen herleiten lassen. — bella civilia] Zwischen Marius und Suiia, Cäsar und Pompeius. — Die Ziige zu dem Lüde des edlen P a trioten , das er bis zu Ende dieses § im Umrlss giebt, hat Cicero ohne Zweifel von sich selbst genommen. D. Sie bilden das Gegenstück zu Cap. 19. — t'orlis hier in dem Sinne von 2 3 , 5. zu verstehen. — neque — consulaf] Das Einzelne erklärt sich hier am Besten, wenn wir auf § 3. genau zunickgehen: populäres und sludiosi oplimi cuiusque streben Beide nach opes und potentia, aber w e r zu den paucis uniirersorum sludiosis gehört, wird die Gesammtheit des Staats stets so berücksichtigen, ut omnibus consulat. — Die IVegation neque h e 6*
84
DE OFFICII S
crimiiiibus falsis in odium aut invidiam quemquam vocabit,
om-
niuoque ita iustitiae honestatique adhaerescet, u t , dum ea conscrvet,
quamvis graviler oflendat mortemque oppetat potius,
deserat ilia, quae dixi.
quam
Miserrima omniuo est ambitio honovumque 87
conteiitio; de qua pracclare apud eundem est Platonem: similiter facere e o s ,
qui inter se contenderent,
dingt das folgende aut (vgl. Zumpts Gr. § 337), ohne dass durch dieses eine besondere Trennung der beiden Begriffe gerade bezweckt w ü r d e , welche häufig verbunden und als zusammengehörig in dieser Schrift (cf. II, 7, 10. und die Anm. zu 3 , 7 . ) vorkommen; jedoch bezeichnet opes immer „eine materielle Macht", daher auch „Reichthum." In den beiden vorhergehenden Stellen aber werden sie von dem letzteren b e stimmt unterschieden : 3, 7. ad facúltales rerum atque copias, ad opes, ad potenliam; 19, 9. existunlque in rep. plerumque largitores et facliosi, ut opes quam maximus cousequantur, und 32, 2. stehen divitiae, opes neben einander; daher ist auch hier vielmehr an Anhang und Clientel zu denken. Ebenso II, 6, 8. cuius opes metuunl; die darauf sich stützende Macht II, 7, 1. omnium rerum neu aplius est quidquam ad opes tuendas ac lenendas quam diligi. ib. § 3. multorum odiis nullas opes posse obsistere. § S. quamvis demersae sint leges alicuius opibus. — que in totamque erhält durch die vorangehende Negation die Bedeutung „sondern vielm e h r " ; die eben angeführte Stelle 19, 9. ist auch hierzu ein Beispiel. Vgl. 2, 3. 6. 7, 5. 28, 9. 34, 1. 11^ 20, 13. potiusque I, 26, 9. 5. criminibus falsis] = criminationibus falsis, durch falsche B e schuldigungen wird er Niemanden Hass oder Missgunst zuziehen. D. Beispiele hierzu bietet Ciceros eignes Geschick.— dum ea conser-
uter potius rem publicam
vet] Ea kann hier auf nichts a n dres als auf G e r e c h t i g k e i t und T u g e n d (iustitiae honestatique) gehen. Die besten Schriftsteller stellen das Pronomen im Neutrum auch mit Substantivis von anderem G e schlechte zusammen. D. Vgl. Zumpts Gr. § 377. — ut — quamvis graviter o ¡feudal J Quamvis heisst hier, wie öfters, so viel wie maxime, in welchem Fall es in Verbindung mit einem Adverbio oder Adjectivo einen Superlativ bildet; so II, 20, 6. — offendat] offendere ist „Anstoss geben bei andern" und dadurch sich selbst in Gefahr bringen. Ii. Miseriima — contentio] Ämbitio. von ambire, eigentlich das persönliche Anhalten um Ehrenstellen, dann die Ursache davon, der E h r g e i z : contentio honortim l'ür contentio de honoribus i. e. niagistratibus. D. Eine Erweiterung des Genit. obj., doch nicht ohne Beispiel bei Späteren: Liv. IV, G. extr. contentio libertatis dignitatisque. Quint. Inst. I, 2, 24. cont. palmae. Vgl. 28, 3. Zumpts Gr. § 423. — apud eundem Plalonem] Vgl. Zumpts Gr. § G97. — Die Stelle des Piato steht Polit. VI, p. 488 B. vuviug GTUOlU^OVTUg
7100C
ulXt/lovC
7IS-
(il irjg xvßcovijatioc, t/.uqov o'töfievovdüv xvßiovuv und p 489 C. loitg i'üv nqXnixovc uoyoviuc dntixuQwv olc UOTI ileyofj.iv ruviutg ov% ufiaoTrjiffl — similiter facere—ut sij ut si ist in dieser Verbindung nicht so häufig wie ac si, doch auch sonst von Cicero gebraucht. Tusc. IV, 18. in. Similiter facit, ut si posse pulet eum, qui se e Leucala
L I B . I. administraret, bernarct.
u t si n a u t a e c e r t a r e n t ,
85
quis e or um potissimum gu-
I d e m q u e praeeipit, ut e o s a d v e r s a r i o s e x i s t i m e m u s , qui 1
a r m a contra f e r a n t , n o n e o s , velint;
C A P . XXY.
qui suo
iudicio tueri r e m p u b l i c a m
qualis fuit inter P . A f r i c a n u m et Q . M e t e l l u m sine acerbi-
tate dissensio. 88
N e c v e r o audiendi, qui graviter inimieis i r a s c e n d u m p u t a b u n t , 8 i d q u e m a g n a n i m i et fortis viri e s s e c e n s e b u n t . bilius,
nihil
dementia.
magno
et
praeclaro
viro
I n liberis v e r o p o p u l i s
et in iuris aequabilitate e x e r - 9
c e n d a e t i a m e s t facilitas et altitudo a n i m i , irascamur
aut i n t e m p e s t i v e
Nihil e n i m lauda-
dignius placabilitate a t q u e
accedentibus
quae
dicitur,
aut impudenter
b u s , in m o r o s i t a t e m inutilem et o d i o s a m i n c i d a m u s . p r o b a n d a est m a n s u e t u d o a t q u e d e m e n t i a , blicae
causa
severitas,
sine
qua
praecipitaverit, sustinere se,cum velit. Fin. II, 7. med. Simililer ut si dicat., non reprehendendos parricidas. — Uter potius —• quis eorum potissimum] Ist nur von zweien die Rede (uter), so steht polius, hingegen von m e h r e r n (quis eorum), so wird potissimum gesetzt. ]). 7. Idemque praeeipit] Bei er meint, dass hierbei Cicero denke an Plato de leg. IX. p. 856 B. und Polit. VIII, 5 6 7 C. — suo iudicio] „ n a c h ihrer A n s i c h t , ihren Grunds ä t z e n . " Cic. verficht also die A n s i c h t , dass ¡Meinungsverschiedenheit im Staate keine Feindschaften h e r vorbringen dürfe. — qualis — dissensio] P. Scipio Al'ricanus minor u n d Q. Metellus Macedonicus, w e l c h e gleichzeitig die Siege errangen, die ihnen ihre ehrenvollen Beinamen e r w a r b e n , w a r e n in Staatsangelegenheiten verschiedener Ansicht, wie w i r nach m e h r e r n Zeugnissen wissen, o h n e dass uns Grund oder Gegenstand ihres Zwistes genauer angegeben wird. Val. Max. IV, 1, 12. s a g t : acerrime cum Scipione Africanus Macedonicus dissenserat, eorumque ab aemulalione cirtulisprofectacon-
ut
si
E t t a m e n ita 1 0
adhibeatur
a d m i n i s t r a n civitas
ne,
roganti-
non
rei p u potest.
tentio ad graves teslatasque inimicilias progressa fuerat. Dessenungeachtet forderte Metellus seine Söhne bei Scipios Bestattung auf, die Bahre mit ihren Schultern t r a g e n zu h e l f e n , mit der B e m e r k u n g : i\'on fore, ut poslea id officium ab Ulis viro maiori praestari posset. N i t z s c h (Die Graechen etc. p. 3 3 9 ) meint, dass die Feindschaft zwischen den Häusern beider schon G e n e r a tionen alt w a r . 9. In liberis populis—dicilur] D a , w o ein Volk einen freien Staat bildet, und w o Gleichheit der G e setze und Rechte ( l e o v o f i f u ) herrscht, muss sich bei dem Staatsinanne n e ben der äusserlichen Gefälligkeit auch Erhabenheit des Geistes zeigen. — Altitudo animi ist diejenige B e schaffenheit des Geistes, v e r m ö g e w e l c h e r man seine Stimmung und Gefühle zu beherrschen versteht, [wie Sallust von Sulla sagt 95, 3. negotia altitudo inad simulatida genii incredibilis. Der Zusatz quae dicilur zeigt a n , dass dieser A u s druck ein eigenthümliclier war.] D. 10. ita probanda] ita hier in einschränkender Bedeutung. Vgl. II, 2 1 , 3 . III, 13, 1. Z u m p t s G r . § 281.
86
DE
OFFICIIS
11 Omnis autem et animadversio et castigatio contumelia vacare (lebet, neque ad eins, qui punitur aliqucm au t verbis fatigat, sed ad 12 rei publicae utilitatem referri. Cavendum est ctiam. ne maior 89 poena quam culpa sit, et ne iisdem de causis alii plectantur, alii 13 ne appellentur quidem. Probibcnda aulcm maxime est ira in puniendo. Nunquam enirn, iratus qui accedet ad poenani, mediocritatem illam tencbit, quae est inter nimium et poruiu; quae placet Peripateticis, et recte placet, modo ne laudarent iracundlam et 14 dicerent, utiliter a natui'a datam. Ilia vero omnibus in rebus repudianda est, optandumque, ut ii, qui praesunt rei publicae, legum similes sint, quae ad puniendum non iracundia sed aequitate ducuntur. CAPUT
XXVI.
1 A i q u e ctiam in rebus prosperis et ad yolimtatem nostram fluen- 90 tibus superbiam magno opere, faslidium. arroganliamque fugiamus. 2 Nam ut adversas res sic secundas immoderate ferre levitatis est; praeclaraque est aequabilitas in omni vita, et idem semper vultus eademque Irons, ut de Socratc iteinque de C. Laelio aeeepimus. 11. Omnis debet] Jede Bestraf u n g indess, sie g e s c h e h e nun durch die That o d e r n u r d u r c h W o r t e , darf nicht beschimpfen. Auf animadversio b e z i e h t sich punitur, verbis; fatigat, h i n g e g e n auf casligalio. Man m e r k e auf den a c tiven G e b r a u c h der passiven F o r m punitur. D. Vgl. Z u m p t s Gr. § 2 0 6 . extr. 12. pleclanlur] „ H a r t getroffen w e r d e n " ; h ä n g t in dieser B e d e u t u n g mitji^jj'ffffctf z u s a m m e n . — a p p e l l e n iur] Z u m p t ed. min.: Appellare s a e p e est „mit W o r t e n anlassen, z u r R e d e s e t z e n , " sie Verr. III, 58. ne verbo quidem graviore appellare. Man. 5. legati vestri qnod erant appellati superbins. 13. modo ne — dicerent] X)as I m p e r f . Conj. ist g e s e t z t , w e i l das Gegentheil stattfindet, w i e hei Ulinam, Z u m p t s Gr. § 571., u n d in h y p o t h e t i s c h e n S ä t z e n . — Die P c -
r i p a t e t i k e r lohten die iracun(litt, w ie sie ü b e r h a u p t die G e n i ü t h s b e w e g u n g e n l o h t e n , w e i l sie den Menschen z u r Thätigkeit und z u j e d e r A r t der p r a k t i s c h e n T u g e n d antrieben. Dagegen erklärte sich a b e r Cic. entschieden nicht mir h i e r ( § 14.), sondern auch sehr a u s f ü h r lieh Tuse. IV, 17 — 26., indem e r n a c h d e m Stoischen Princip die T u g e n d n u r auf die ratio begründen wollte. ü . Illa rero repudianda est] g e h t auf iracvndia und w i r d mit N a c h d r u c k d e m recte placet entgegengesetzt. CAP. XXVI. 2. adversas —ferre] B e i e r : Res secundas immoderate ferre dicitur ob c u r a m , S t u d i u m , laborem , q u a e r e q u i r u n t u r , ut secundis et utilibus r e e t e utamur: quomodo nos proverbialiter „ g u t e T a g e t r a g e n . " Vgl. Hör. Carm. II, 3, in. — idem — frons]
.
L I B . I.
C.'AP. XXVI.
87
Philippuni quidem M a c e d o n u m r e g e m rebus gestis et gloria supe- 3 rat u m a lilio,
facilitate et huinanitate
I t a q u e alter semper m a g n u s , praecipere vicleantur, tanto n o s geramus audiioretn propter tes
qui m o n c u t ,
suininissius.
et familiarem crebras
domitoribus
alter
ut,
quanto
Pauaelius
suum
contenliones tradere
"video
solitwn,
H c u s i n g e r : Vultus index est v o luntatis animi ; frons hilaritaiis vel tristitiae. Isidor. XI, 1. •— levitalis] Levis i. e. parvi animi; ist ein Zeichen eines kleinen Geistes. D. — de Socrate] Diesen imm e r gleichen und ruhigen Blick des Sokratcs kann man am besten aus X e nophons ^Jio/J.yrjf.ioi'ev/MTU k e n nen lernen. Indess gehört hierher eine Stelle aus Cicero's Tnsc. III, 15. Hic est iste vultus semper idem, quem dicitur Xanthippe praedicare solita in viro suo fuisse Socrate, eodem vultu semper se vidisse exeuntem iltum domo et revertentem. Nec vero ea frons erat, quae M. Crassi illius veteris, quem semel ait in omni vita risisse Lucilius; sed tranquilla et serena. D. — C. Laelio] C. Lälius der J ü n g e r e , der als Prätor den Viriathus schlug (II, 11, U . ) ; w e g e n seiner glücklichen Geistesstimmung bekannt (Vgl. 30, 9.). Im Buche von der Freundschaft gedenkt Cicero desselben häufig; 140 v. Ch. w a r er Consul. D. 3. Philippum] Der Vater Alexanders 31. Man sehe die treffliche Yergleichung '»eider bei Justin. IX, 8., welche mit der von Cic. ausgesprochenen Ansicht völlig ü b e r einstimmt. 4. turpissimus] Beispiele von schändlichen und grausamen Handlungen Philipps liefert Justin XU, fi. XV, 3. D. — q u a n t o — simus] Die
ut
ferocitale his
fuisse.
ut recte 4
supcriores simus,
quidem,
ait, dicere:
proeliorum
soleant,
superiorem
saepe turpissimus;
facilioribus
Africanum „Ut
equos exsullanpossint
bisher allgemein aufgenommene Lesart ist sumus, aber der Conjunctiv wird von so guten Handschriften bei O r e l Ii geboten, dass ich kein B e denken getragen h a b e , simus in den Text zu nehmen. Der Indicativ w ä r e nur möglich, w e n n dio Ermahnung n u r an Höhergestellte (superioresin welche sich Cic. mit einschlösse, gerichtet, nicht allgemein wäre. — summissius] „herablassender", der Cornparativ im Gegensätze zu superiores mildert hier die sonst n a c h t e i l i g e Bedeutung dieses Wortes. Vgl. 34, 10. summissum et obiectum. 5. Panaetius] S. 3, 11. ITeber sein Verhältniss zu Scipio Africanns minor vgl. Vellej. I, 13. Scipio tarn elegans liberalium studiorum omnisque doctrinae et auetor et admira!or fuit, ut. Polybium Panaetiumque, praecellente ingenio viros, domi militiaeque secum liabuerit. — Africanum] Scipio Africanus der Jüngere. — 31an beachte in dieser Periode das vortreffliche Colorit und die Correctheit der Redenebst der Wahl des Ausdrucks. D a hin gehören ferocitate exsultantes, domitoribus, ejfrenatos, girum.Dumit das letzte, in Verbindung mit ratio fast zu stark gewordene Bild, etwas geschwächt werden möchte, setzt Cicero das mildernde tamquam hinzu. Denn girus bedeutet eigentlich „Kreis", dann Reitbahn. Weil wir das Wort „ S c h u l e " ebenfalls
5
88
DE
uti:
sic
homines
secundis
tanquam
in girum
spicerent
rerum
6 tunae.
OFFICIIS
rebus
rationis
humanarum
effrenatos
et doctrinae
sibique duci
imbecillitatem
praefidentes
oportere,
ut
per-
varietatemque
for-
A t q u e e t i a m in s e c u n d i s s i m i s r e b u s m a x i m e e s t u t e n d u m 9 1
Consilio a m i c o r u m , b i s q u e m a i o r e t i a m q u a m a n t e t r i b u e n d a a u c t o 7 ritas.
Iisdemque temporibus cavenduin est,
tefaciamus
aurcs
lie a s s e n t a t o r i b u s
pa-
n e v e adulari n o s s i n a m u s ; in q u o falli facile e s t .
T a l e s e n i m n o s esse p u t a m u s , ut iure landemiir.
E x quo nascun-
t u r i n n u m c r a b i l i a p e c c a t a , c u i n h o m i n e s infiali opinionibus
turpilcr
i r r i d e n t u r et in m a x i m i s
quidem
versantur
erroribus.
Sed
liaec
liactenus. 8
I l l u d a u t c m sic e s t i u d i c a n d u m .
maximas
gori r e s et
maximi
a n i m i ab iis, q u i r e s p u b l i c a s r e g a n l , q u o i l e a r u m a d i n i n i s t r a l i o la- 9 2 9 tissime p a t e a t a d p l u r i m o s q u e pertineat,
E s s e a u t e m m a g n i animi et
fuisse m u l t o s e t i a m in v i t a otiosa, qui a u t i n v e s t i g a r e n t a u t rentur magna
quaedam,
seseque
von dieser gebrauchen, so kann man dasselbe, obschon die Bestimmtheit nicht bleibt wie im Original, etwa hier setzen. I). — praefidentes] Dieses Verbinu findet sich ausser hier nur noch Or. I I I , 4 1 , 1 6 6 , w o Cic. als Beispiel einer fortgesetzten Metapher aus einem unbekannten Dichter in einein ganz ähnlichen Bilde anführt: nam ex sult antem te et praefidentemtibi Repriment validae legum habenae, so dass es fast scheint, als ob hier dieselbe Reminiscenz das sonst, w e nigstens in der uns bekannten Lat. Literatur, nicht weiter vorhandene AVort wieder hervorgerufen habe. 6. auetoritas] „geistiger und sittlicher Einfluss" entsprechend dein vorangehenden eonsilio. 7 . neve] inuss hier, obgleich fast alle Hdschrr. nec haben, beibehalten w e r d e n , theils w e g e n der Autorität des N o n i u s , dessen Hdschrr. und Ausgaben es haben, theils w e g e n des entschiedenen Ciceronianischen
suarum
rerum
finibus
cona-
contine-
Sprachgebrauches, nach ne nur neve zu setzen. (Vgl. Zumpts Gr. § 5 3 5 . ) Sollen wir übrigens den ganzen Satz nicht für überflüssig halten, so muss man adulari auflassen: „ s i c h den l l o f machen lassen", wodurch eine Erweiterung des vorhergehenden G e dankens entsteht. — adulari nosJ Passive. Die Römer sagten in dem besten Zeitalter öfter adulare und adulari aliquem als alieui. D. Vgl. Zumpts Gr. § 5 3 5 . 8 . Nach einer langen Unterbrechung, während welcher Cic. die Pflichten des Staatsmannes beschäftigten, kehrt er wieder zu 2 1 , 10. z u r ü c k , und spricht in einem k u r zen Epiloge noch über die magni— tudo animi in vita otiosa. — Illud autem ist der Gegensatz zum vorangehenden haec: „ Folgendes aber ist so anzuseilen e t c . " Vgl. 2 3 , 6. — gui res publicas reganl] „Die in hohen Staatsämtern stehen", noXinxu nourzovGc. D. 9. conarentur]
„unternahmen",
L I B . I.
r e n t ; aut intcriecti inter p h i l o s o p h o s adminislrarent,
89
C A P . XXVII. et e o s ,
qui r e m
delectarcntur re s u a familiari,
o m n i ralione e x a g g e r a n t e s ,
neque excludentes
p o t i u s q u e et amieis impertientes et rci p u b l i c a e , esset.
publicam
non eam
quidem
ab eius u s u suos, si q u a n d o
usus
Q u a e primum bene parata sit, nullo n e q a e tarpi quaestu 1 0
lieque o d i o s o ;
t u m q u a m plurimis, m o d o dignis, se utilem prae-
b e a t ; deinde augeatur r a l i o n e ,
diligentia, p a r s i m o n i a ; n e e libidini
potius luxuriaequc q u a m liberalitati et beneficentiae parcat.
Haec
praescripta s c i v a n t e m licet m a g n i f i c e , graviter a n i m o s e q u e
vivere
atque etiam simpliciter,
fideliter, CAPUT
Ii
vitae l i o m i n u m amice. XXVII.
B3 S e q u i l a r , u t de u n a reliqua parte honestatis dieendum sit: in qua 1 verecundia et. quasi quidam ornatus vitae, t e m p e r a n t i a ini Gegensatz zu investigarent, aber doch auch im Gebiet der Wissenschäften; so dass Beides zusammen wieder den Gegensatz bildet zu deleclarentur re sua familiari. — interiecti] „in der M i t t e " , sonst auch mit mediits verbunden, vgl. Or. 6, 20. est, autem quidam interiectus inter hos medius. De opt. gen. or. I, 2. alios eis interieclos et tanquam medios. — delectarentur re sua familiari] „In der Verwaltung ihres Vermögens ihr Glück und Vergnügen fanden." D. — omni ralioneJ Vel bona vel mala arle. D. — potiusque] —sedpotius. I). Vgl. 25, 4. 10. turpi quaestu] Für den R ö mer, namentlich für den vornehmen, der auf höhere Staatswürden A n Sprüche machte, hatte dieser Begriff eine viel grössere Ausdehnung, als f ü r u n s , indem für einen solchen nicht nur der unsittliche E r w e r b turpis w a r , sondern auch jeder durch persönlichen Dienst oder der Hände Arbeit. Odioso erläutert M a n u t i u s durch publicanorum, portitorum, foeneratorum. — ralione] M a n u t i u s : Quae scilicet res ü b e -
et m o -
riores fruetus et certiores reditus afferant. — liberalitati et Geneficentiae] Wollen wir diese beiden sonst synonym gebrauchten W ö r ter (vgl. zu 14, 1.) hier nach den ihnen entgegengesetzten libidini luxuriaeque unterscheiden, so möchte liberalitas die Gesinnung, beneftcenlia das Handeln bezeichnen. — pareat] nach den meisten und b e sten Hdschrr. statt des sonst geleseneu patent. 11. vitae hominum amice] ein sehr entsprechender Ausdruck für unser „menschenfreundlich", und bildet den Schlussstein zu d e r B e t r a c h t u n g , dass die animi magniludo sich nicht gerade in Kriegen und im Zerstören von Menschenleben zeigen müsse, und zur Widerleguug der Ansicht res bellicas maiores esse quam urbanas (22, 1.). CAP. XXVII. 1. Sequitur ut — dieendum sit] Statt des gewöhnliehern ut dicatur, weil nämlich nur e i n Theil übrig ist, über den also noch gesprochen werden muss. Vgl. Man. 10. Restat, ut de imperatore ad id bellum deligendo dieendum
90
DE
OFFICIIS
d e s t i a o m n i s q u e scdatio p c r t u r b a t i o u u m 2 cernitiir. potest,
H o c loco c o n t i u e t u r id, Graece e n i m nqinov
honesto non queat separari; 3 et q u o d h o n e s t u m est, decet.
quod
dicitur.
animi e t r e r u m m o d u s dici L a t i a e
decorum
H u i u s vis ea e s t , u t a b
n a m et q u o d d e c e t ,
h o n e s t u m est, 94
Qualis a u l e m differentia sit lionesti
et decori, facilius intelligi q u a m e x p l a n a r i potest.
Q u i d q u i d est
lemperantia esse videatur. ib. 20, in. — G a r v e Ausdruck decorum — Zu diesen gehören schildert den Theil, zu dem Cic. et modeslia] jetzt übergeht, so: „Der letzte Haupt- als die äusseren Erscheinungen seet rerum theii des ersten Buchs, welcher von datio perturbationum der Tugend der Mässigung und dem modus (vgl. zu 5, 2.), und wie 2 0 , 1 . animus daraus entstehenden Wohlstände han- es die Aufgabe des fortis perturbalioni delt, ist in den ahstracten und all- et magnus war nulli so ist hier segemeinen Begriffen am undeutlich- animi succumbere die Aufgabe sten, in der Ausführung des Beson- datio perlurbationum lemperantia. deren der vortrefflichste." Mit der der reliqua pars honestalis meint Cic. 2. Hoc — polest] Hoc loco etc. „ I n diesen Theil die CW(pQOGvvT¡ der Griechen, er conlinelur kann dafür aber kein erschöpfendes gehört eigentlich" der Begriff des Lat. Wort linden, daher verfährt er decorum, obgleich er sich von dem überhaupt nicht trennen liier nach seinem Grundsatz Fin. III, honestum 4, 15. Equidem soleo elium, qiiod (vgl. auch 20, 1.) lässt. — Die Art, uno Graeci, si aliler non possum, wie Cic. hier und auch Or. 11. idem pluribus verbis exponere. Hatnuv appellant hoc Graeci, nos sane decorum seine "Vgl. III, 33, 1. — verecundia — dicamus modus] Verecundia, welcher 28,8. Uebersetzung des Griechischen TTQSals Bestimmung angewiesen wird non Tiov erwähnt, beweist, dass sie neu o/fendere homines, die Scheu, in war und keine allgemeine Geltung dem Verkehr mit den Menschen das erhalten hatte. Eine solche scheint Ungehörige, ihnen Anstössige zu tluin, decorum als Substantiv auch später (vgl. auch 30,3. 35, 7 — 14 .II, 4, S.) nicht gefunden zu Indien, wenigstens wird hier an die Spitze der Tugen- fehlen uns die Beweise dafür. — den gestellt, welche zur quarta Huius vis] Dieses ist seinem W e sen und Begriffe nach so beschaffen, pars konestalis gehören. Sie verdass es von der Tugend oder von hält sich zu diesem ungefähr, wie dem sittlich Schönen unzertrennC. 20, 1. rerum externarum delich ist. Mithin ist honestas oder spicienlia zum dritten Theile der honeslum nur der Begriff der Tuhonestas; aus ihr entwickeln sich gend oder gleichsam die u n s i c h t gewissermassen die übrigen hierher b a r e Tugend; decorum hingegen gehörigen Eigenschaften, welche als die durch die äusserliche Handlung quasi quídam ornatus vilae be- s i c h t b a r werdende Tugend, weil zeichnet werden — vielleicht nach Cicero sagt, das eine könne für das dein Vorgange von l'lato Rep. IV, andere gesetzt werden oder gelten; p . 4 3 0 , E. KÓC¡XOQ TTOV TIC 7] GIÜ- quod decet, honestum est u. s. w. 1). E 0 F F I C 1 I S
temperautiae, verccundiae p a r t e s datae sint; c u m q u e cadem n a t u r a doceat n o n negligere, q u e m a d m o d u m nos adversus homines geram u s : cfficitur, ut et iilud, qitod ad o m n e m h o n e s t a t e m perline!, dccoruni q u a m late f u s u m sit, appareai ; et h o c , quod spectatur 5 in u n o q u o q u e genere virtutis.
Ut eiiim pulchritudo corporis apta
compositione m c n i b r o r u m m o v e t oeulos, et delcelat hoc ipso, q u o d inter se onmcs p a r t e s c u m quodain lepore c o n s e n l i u n t :
sic h o c
d e c o r u m , quod elucet in vii a , movet a p p r o b a l i o n e m eoruni,
qui-
b u s c u m vivitur, ordine et constatili» et moderalioue dictorum om6 ilium atque factorum.
Adhibenda est igitur quacdain revereutia 99
adversus homines et optimi cuiusquc et reliquoruni. — a natura] Vgl. 4 , 7 . 8. — conslantiae] Wir finden diese Eigenschalt liier in Verbindung mit der moderalio und den übrigen, welche den vierten Theil der honeslas ausmachen, wie 4, S., wo sie auch die G l e i c l n n ä s s i g k e i t in der Gesinnung bezeichnete, welche verhindert, dass nichts launenhaft (effcihinate) geschehe; dagegen 20,5. 10. gehört dieselbe zur animi matjnitudo. Dies beruht auf dem inneren Zusammenhange, in welchem Cic. alle Tugenden betrachtet, und namentlich darauf, dass der niagnus animus nach ihm nur in enger Verbindung mit den übrigen Tugenden Anspruch auf sittlichen Werth hat. — partes datae] Das gewählte. Bild wird fortgesetzt; denn partes dare, gleichfalls vom Theater entlehnt, ist eben so viel als personam imponere. D. — efjicitur, ut — apparcatj Ein umschreibender Ausdruck für iude apparet, ähnlich wie 3!, 2., und wie häufig bei fal cere (vgl. Zumpts Gr. § ( j i J ) ; doch liegt hier in efjicitur zugleich die im logischen Schlusssatze übliche Bedeutung; also zusammen mit ut appareat: „so ergiebt sich hieraus deutlich."
Nani negli-
jenes Wortes. Xu derselben gehört noch eine andere aus Tusr. IV, 13. ut corporis est quaedam apta ficjiira membrorum cum coloris quadam suavitate. eaque dicitur pulchritudo. 0. — movet — Dicitur] Es darf nicht unbemerkt gelassen werden, wie viel Cic. in seiner i'lüchtenlchre auf das Wohlgefallen bei den Menschen giebt und wie er sich dadurch von jener strengen Form der Stoischen Sittenlehre entfernt, welche die Weisheit viel zu hoch über die andern Menschen stellte, als dass sie auf diese Rücksicht zu nehmen hätte empfehlen sollen. Vgl. Hilters Gesell. d. Phil. IV. B. Vi. Cap. 2. (p. 1i¡q vorhanden, Eine Anspielung auf dieselbe Stelle ist offenbar I'hil. II, 41. O tecla ipsa misera quam dispari domino ! nie. — Iiis temporibus] Cäsar hatte sich nach seinem Siege über Pompeius und dessen Partei vieler der präch« tigsten Häuser beinächtiget und dieselben nachher seinen Anhängern gegeben. So bekam Antonius den Palast des Pompeius selbst. D. 9. L. Luculli] h. Lucullus, ß c sieger des Mithridates, als überaus reicher und dabei edelgesinnter, freigebiger und prachtliebender Mann berühmt. D. — villarum magnifi-
L I B . I. C A P . XL.
129
r u m quidem eerie est adhibendus m o d u s ad meiliocritalcmque revocandus.
E a d e m q u e medioeritas
vitae transferenda est. 141
In o m n i a u t e m
ad
onmcin
us u m
cuitumquc
S e d h a c c hactenus. actione suscipienda tria sunt tenenda:
pri- 1 0
m u m , at appetitus rationi pareat, q u o nihil est ad oflicia conserv a n d a a c c o m m o d a t i u s ; deinde, ut animadvertatur', quanta ilia res sit, q u a m cfficere veliinus, ut n e v e maior n e v e minor cura et opera suscipiatur, q u a m causa p o s t u l e t ; e a , quae pertinent sint.
tei'tium e s t ,
ut c a v e a m u s ,
ut
ad liberalem speciein et dignitatem, moderala
M o d u s a u t e m est o p l i m u s deeus i p s u m tenere, de q u o ante
diximus,
n e c progredi longius.
H o r u m tarnen triuin praestantis- 11
s i m u m est, appetitum obtemperare rationi. CAPUT
XL.
142 D e i n c e p s de ordine reriun et de O p p o r t u n i t ä t « t e m p o r u m dicen- 1 d u m est.
H a e e a u t e m seienlia continentur ea, q u a m Graeci e v -
i c t i o n s noininani, n o n haue, q u a m interprelamur modestiam. q u o in vei'bo
modus inest;
sed ilia est a i n a ^ i a ,
in qua intelligitur
ordinis conscrvalio. Itaque, ut eandem n o s m o d e s t i a m appellemus, 2 cenliam] Von tier Pracht dieser Villen spricht Plin. H. N. IX, 54. Seines grossen Aufwandes und seiner Prachtliebe wegen nannte man ihn den Xerxes togatus. Von seinen erhabenen Iiigenschaften und Verdiensten handelt Cic. weitläuftig rn den Quaest. Acad. IV, in. 10. In omni autem actione etc.] In dem Folgenden fasst Cic. in ei-
und Construction von caverc vgl. Zuinpts Gr. § 534. — ad liberalern — dignitatem] Vgl. 29, extr. und 36, in. 11. decus ipsum] ist hier nicht das c. 27, in. definirte decorum, sondern die in diesem Capitel ungegebenen Vorschriften, wie ein Mann v o n Ki,n ß s c i n e Wohnung einzurichtrn 'la'je-
nem kurzen Ueberblick zusammen, was überhaupt hei jeder Handlung zu beobachten ist, um das decorum zu bewahren, wobei er mit Berücksichtigling des früher Aufgestellten (vgl. 29, in.) wieder seine beliebte D r e i t h e i l u n g anwendet, lieber letztere vgl. 3, 6. 35, 2. 40, 10. II, 5, 7. 9, 2. — ut nere —• neve] ist eine viel seltnere Verbindung als ne aut — out für d a m i t w e d e r — n o c h . — quam causa poslulet] seltner als q. res p. — caveamtts ut] l ' e b e r diese Bedeutung
CAP. XL. 1. Haec] bezieht sich auf ordo rerum und opportunitas temporum. — non hanc — sed ilia estJ Die Construction leidet hier an grosser Unregelmässigkeit, indem non hanc attrahirt ist von quam nominant, aber sed Hin est wieder in eine andere Wendung übergeht. Einen ahnlichen VVcchsel der C o n strur tionen haben wir auch 1, 6, 3 . ; einen etwas anderen 27, 7. 8. gehabt. 2. modeslia] Man beachte wohl, s Cic. hier mit Absicht auf eine von der üblichen abweichende Weise
9
130
DE
OFFICIIS
3 sie definitur a Stoicis, ut modestia sit scientia earum rerum, quae agentur aut dicentur, loco suo collocandarum. Ita videtur cadcm vis ordinis et collocalionis fore. Nam et ordinem sie detiniunt, compositionem rerum aptis et accommodatis locis; locum autem aetionis opportunitatem temporis esse dicunL Tempus autem aetionis opportunum Graece SVXCUQ'KX, Latiue apSie fit, ut modestia haec, quam ita interpre4 pellatur occasio. tamur, ut dixi, scientia sit opportunitatis idoneorim ad agen5 dum temporum. Sed polest eadem esse prudeutiae definitio, de 143 qua prineipio diximus; hoc autem loco de moderalione et temperautia et earum similibus virtutibus quaerinius. Itaque, quae, crant prudentiae proprio, suo loco dicta sunt; quae autem harum virtutum, de quibus iam diu loquiinur, quae pertinent ad vereeundiam et ad eormn approbalionem, quibuscum vivimus, nunc ß dicenda sunt. Taüs est igitur ordo aclionum adliibendus, ut 14-4 quemadmodum in oratione constanti sie in vita oninia sint apta inter se et convenicntia. Turpe est enim valdeque vitiosum. in re das Wort modestia
anwendet, um was der prudentia
angehört,
von
für tvTU^Ca auch in dein zweiten dem hierher Gehörigen. Die enge Sinne kein anderes Lateinisches Wort Verbindung der vier Grundtugenden
zu brauchen. — quae — dicentur]
Ueber das Fut. vgl. zu 1 1 , 7 . — 3. occasio] Für den Unterschied
zwischen occasio
und opporlunilas
(vgl. 5, 3.) macht bei der weiteren
Entwickelung der davon abgeleiteten eine nahe Berührung der einzelnen
nothwendig (c. 27, 4.)
und eine
lernen wir aus dieser Stelle so viel, scharfe Sonderling schwierig. Hier dass letzteres Wort noch des Zu- scheidet Cic. quae pertinent ad ve-
satzes temporis bedarf, um mit oc- recundiam et ad eorum approcasio gleichbedeutend zu werden, bationem, quibuscum vivimus als "Vgl. Invent. I, 27, 40. Occasio est pars temporis habens in se
alicuius
zur modestia gehörig aus, also „den feinen Tact keinen Anstoss zu ge-
rei idoneam faciendi aut ben", und was sich auf dessen Br-
no» faciendi opportunitatem. wiederung „den Keifall und die Bil4. modestia haec] d. i. „in der ügung der Mitmenschen1,1 bezieht. Bedeutung, wie ich das Wort h i e r 6. oratione constanti] Eine Renehme." ü . de, in der nicht nur die einzelnen 5. de qua prineipio] Oben Cap. Theile mit einander sondern auch 5 und 6. ü. — Indem Cic. die hier Inhalt, Ausdruck und Vortrag über-
zubehandelnde Species der modestia
durch scientia etc. definirt, merkt e r , wie er sich seiner früheren Definition von prudentia nähert, doch lässt er es nicht bei dieser ßemerkung, sondern scheidet nachher das,
einstimmen.— apta inter se] Vgl.
35, 10. 7. dicta] „gelegentliche scherzhafte Aeusserungen, Witzworte", wofür bisweilen auch dicteria gesagt wird. — delicatum — sermo-
LIB. I.
131
CAP. XL.
severa convivii dicta aut delicatuni aliquem inferre sermonem. Pericles, cum haberet collegam in praetura Sophoclen,
Bene 8
iique de
communi officio convenissent, et casu formosus puer praeteriret, dixissetque Sophocles. O puerum pulchrum, Pericle! At enim praetorem, Sophocle, decet non solum manus scd eliam oculos abstinentes habere. Atque hoc idem Sophocles si iu atlilctarum probatione dixisset, iusta reprehensione caruisset. Tanta vis est et loci et temporis. Ut 9 si qui, cum causam sit acturus, in itinere aut in ambulatone secum ipse meditetur, aut si quid aliud attentius cogitet, non reprehendatur; at hoc idem si in convivio faciat, inhumanus videatur 145 inscitia temporis.
Sed ea, quae multum ali liumanitate discrepant, 1 0
ut si qui in foro cantet, aut si qua est alia magna perversitas, facile apparent nec magno opere admonilionem et praecepta desiderante quae autem parva videntur esse delieta, ncque a multis intelligi possunt, ab iis est diligentius dcclinanduni.
aut in tibiis, quamvis paullum discrepenl, tamen id a sciente aniinadverti solct: sic viclendum est iu vita, nc forte quid discrepet; nem] im Gegensatz zu re severa, Delicatus möchte seiner Ableitung von liquare nach wohl am besten sich durch „ l o c k e r " , w i e Z u m p t vorschlägt, übersetzen lasseil. 8. in praetura] Wird hier in der frühern und allgemeineren Bedeutung für Oberbefehl gebraucht. Diesen hatte Sophokles, der berühmte tragische Dichter, schon ein Mann von 55 Jahren, gemeinschaftlich 1111t Perikles über das Heer, welches die Athener 440 v. Chr. gegen Samos ziehen Hessen. D. — Sophoclen.] Z u m p t verweist über diese Form auf Gr. § 71, jedoch hat Sophoclem hier auch bedeutende Autoritäten für sich, so dass unsere Stelle wenigstens für den Gebrauch dieser Form von Wörtern auf cles nichts entscheiden kann, Ueber den Voc. Pericle, Sophocle s. Gr. § 72. — Alque] hat hier fast die adversative Bedeutung von Al oder v. Alqui, das hier auch von Einigengelesen wird. Ebenso II, 5, 'S. III, 3, 9. 5, 7. 6,17. 11, 9. 15, 2. 25, 2. — At
a
Ut iu fidibus j 2
enim] Diese zusammengesetzte P a r tike! gebrauchen die Römer [bei Einwürfen (vgl. Zumpts Gr. § 349), oder] wenn sie über eine vorgegangene Aeusserung ihre Unzufriedenheit oder ihren Unwillen bezeugen wollen. D. 9 si q u i j Ueber dicse F o r m des Pronomens vgl. Zumpts Gr. § 136. — I ) i e folgenden Conjunctive finden ihre Erläuterung ib. § 524. Anni. 1. — inhumanus] wie § 10. humanilate m i r a u f ( l i e Bildung zu beziehen. 10- s l 1uiJ Ausser den Ildschrr., llellc » § 9 - dieselbe Form des Pron del1 T o x l genommen ist, bietet dicse hier noch Bern, d., daher ' s t s i e '» d 0 " T c x t gesetzt. — in fur0 cantei] Jlan denke hier besonders daran, dass das Forum der Ort, für die wichtigsten öffentlichen Geschäfte und Suiatsverhandlungen war - Vg'12. eel multo magis] Vel hier, wie oft, in der verbessernden Bedeutung. Vgl. Zumpts Gr. § 336. nach
9*
DE O F F I C I I S
132
Tel multo etiam inagis, quo mätor et meKor actionnm quam sönorum concentas e s t CAPUT
XU.
1 Itaque, u t in fidibus musicorum aurcs vel minima senliunt:
sie
n o s , si acres ac diligentes esse votnmus animadversoresque •vitio2 r u m , magna saepe intelligemus e x parvis.
E x oculorum obtutu,
e x snperciliorum aut remissione aut contractionc, e x moestiiia, e x hilaritate, ex risu, c x locutione, e x rcticenlia, ex eontentione vocis et submissione,
e x cetcris similibus facile iudicabiinus,
eorum apte fiat, quid ab officio naturaqiie discrepct.
quid
Q u o in ge-
nere non est incommodum, quale quidque eorum sit, ex a Iiis iu4 dicare, u t , si quid dedcceat in illis, vitemus ipsi.
Fit «nini nesoi©
q u o m o d o , ut magis in aliis cernamus quam in nobismet ipsis, si CAP. XLI. 1. st volumus — inteliigemus] Das Fut. im Vordersatze wird durch das Verhum volumus ersetzt, und so die Harmonie der Zeiten nicht gestört. — animaiversoresque] Fast alle Hdschrr. haben die Copula, die Ausgaben lassen sie fast alle ans. Indess fordert sowohl die Autorität der lieberlieferang als auch der Sinn die Beibehaltimg derselben. Im Folgenden ist nämlich nicht von einem blossen Bemerken der Fehler die Rede, sondem von einem doppelten Urtheil quid eorum apte fiat und quid ab officio naluraque discrepet. Das sprachliche Bedenken gegen den subst. Gebrauch von acres ac diligentes haben die alten Ausgaben d e s M a g n o l u s u n d M a n u t i u s durch Einschiebung von iudices beseitigt, indess bedarf es diesesZusatzes nicht, wie schon G r a e v i u s nachweist.
schickliche uud Unnatürliche. D. — 3 . s i — i n Ulis] Bei der ganzen Bildung des Römers wurde auf das Beispiel Anderer grosses Gewicht gelegt und die jungen Römer w u r den plannlässig angeleitet, gewisse Männer sich zu Vorbildern zu w ä h len. So spricht Demea beim Terenz (Ad. 1H, 3, 61.) Inspicere tanquam in speculum in vi/as omnium /«beo, atque ex aliis sumere exemplum sibi. Aehnlichcs mit grösserer Ausführlichkeit erzählt Horaz (Sat. I, 4, 105.) von seiner Erziehung. 4 nescio quomodo] B e i e r erklärt diesen Ausdruck als eine formula — quasi dolentis et non sine suspiratione quadam ferentis, quidquid corrigcre nefas. Cf. Ep. t«l Brut. I, 15. Sed nescio quom&do faciliws in timore benigni quam in Victoria grati reperivntur. — ut magis—delmquittirj Vgl.Sen.
2. superciliorum] Vgl. Quint, Inst. XI, 3, 79. Ira contractis, trislilia deduetis, hilaritas remissis (superciliis) ostenditur. — ab officio] Aus dem Gegensatz eorum apte fiat sieht man, class officium hier dasjenige ist, was das decorum gebietet. Quod ab officio naJuraque discrepai ist also das Un-
de ira II, 28. Aliena vitia in oenIis habemtis, a tergo nostra sunt, Ev. Matth. 7, 3. — si quid delinquitur] Feiner und eigentlich nach Griechischer Weise (fi' TI ftir ON) liir quidquid delinquitur-, vorher § 3. eben so si quid dedeceat, und nachher § ö. ut, si quid etc. Cicero liebt diese Eleganz. D.
L I B . I. quid delinquitur.
133
C A P . XLI.
Itaquc facilümc corrigimtur in discendo, quorum 5
147 vitia imitantur emendandi causa magistri.
N e c vero alienura est, 6
ad ea eligenda, quac dubitalionem aflerunt, adhibere doctos homincs vel ctiam usu peritos, e t , placeat, cxqtiirere.
quid iis de quoque officii genere
Maior enim pars c o fere dcferri solet, quo a 7
natura ipsa deducitur. In quibus videndum est , 11011 modo quid quisque loquatur. seil eliam quid quisque scntiat, atquecliam qua de causa quisque scntiat. t f enim pictores, et ii qui signa fabricantur, et vero 8 etiaui poelae. suum quisque opus a vulgo considerari vult, ut, si quid reprehensum sit a pluribus, id corrigatur; hique et sccum et cum aliis. quid iu co peccatum sit, exquiruut:
sie aliorum iudicio permulta
nobis ct. facienda et non facienda et mutanda et eorrigenda sunt. 148
Q u a e vero more agentur instil utisque civiiibus,
de iis nihil 9
est praeeipiendum; illa enim ipsa praecepla sunt. Nee quemquam JO lioe errore duci oportet, u t , si quid Socrates ant Aristippus con5 Dass dieses sehr selten lind auch dann mit grosser pädagogischer Kunst und Behutsamkeit gesthellen müsse, ist einleuchtend. D. 6. ad ea eligenda] „Um darunter eine Wahl 7.11 trelfen." Wörtlich übersetzt würde es den Gedanken nicht treffen. Der Ausdruck ist, um die zu grosse Breite ad eligendvm ex iis zu vermeiden, mit Aufopferung des genaueren Sinnes zusammengedrängt. — doclos komines] in der weitesten Ausdehnung: „Leute von Kenntnissen" im Gegensatz von usu perilos. 7. Maior — deducitur] Nach der von Cicero in dieser ganzen Schrift durchgeführten Ansicht, die Natur als die richtige Leiterin zur Sittlichkeit zu betrachten, meine ich, dass er auch hiermit sagen will: der grössere Theil werde bei der Wahl derjenigen, deren iiatli sie suchen, zum richtigen Ziele, wenn auch unbewusst, geführt (deferri), da die Natur selbst die Leiterin sei, a naIura ipsa deducitur.— qua—seitHat] .Mit diesen Worten kämpft Cic. gegen blinden Autoritätsglauben.
8. Ut enim] Hier folgt die zweite Begründung der § 6. aufgestellten Behauptung. Die erste war, das» die Natur die richtige Leiterin sei; die zweite ist, dass die Künstler hei ihren Werken auch so handelten, — e t vero etiamJ „und sogar auch.'* Vgl. Att. XVI, 18. Ea de voluntate esse erga Atticum saepe praesens et illi oslendisti et tero etiam mihi. 9. more agentur] Vgl. zu 11, 7. — institutis civiiibus] Heus i n g e r : Quibus non eadem omnibus sunt honesta atque turpia, ut ait Cornel. Nepos praef. 10. si quid—fecerint] Im n e gativen Satze verliert aut seine disjunetive Bedeutung und wird copulativ, woher auch das Verbum im Plur. stehen kann. Der ganze Satz wird aber negativ durch das einleitende nec. Bestätigt wird diese Regel durch die von l l e u s i n g e r (ed. min.) angeführten Beispiele Epp. IV, 5. Quid est, quod tu aut tüa cum forluna hoc nomine queri possitis ? Or. II, 4. Ut ne Sulpicius familiaris meus aut Cotta
134
DE O F F I C I I S
tra morem consuetudinemque civilem fecerint locutive sint, idem sibi arbitretur licere.
Magnis illi et divinis bonis hanc licentiam
11 assequebantur. Cynicorum vero ratio tota est eiicienda; est enim inimica verecundiae, sine qua nihil rectum esse potest, nihil honestum. 12
E o s autem, quorum vita perspecta in rebus honestis atque 149 magnis est,
bene de re publica sentientes ac bene meritos aut
merentes sie, ut aliquo lionore aut imperio affectos, observare et colere debenius;
tribuere etiam multum sencctuti,
cedere iis qui
magistratum liabebunt, habere delectuni eivis et peregrini, in ip13 soque peregrino privatimne an publice venerit.
Ad summam, ne
agam de singulis, communem totius generis lioininum conciliationem et consociationem colerc, tueri, servare debemus. CAPUT 14 I a m de artifieiis
et quaestibus,
plus quam ego apud te t alere videantur. Vgl. Zumpts Gr. § 374. — Aristippus] Aus Kyrene, des Sokrates Schüler, Stifter der K y r e n ä i s c h e n Schule, der scharfsinnigste Vertheidiger der feinern Wollust, Horaz schildert ihn in den Briefen 1,17. vortrefflich. L). Vgl. III, 33, 3. Vgl. — Magnis — assequebantur] Hör. Epp. I, 17, 23. Omnis Aristippum deeuit color et, status e,t res. 11. Cynicorum ratio] Weil sie bei der grossen Beschränkung der ßedürfnisse, die sie sich auflegten, Schicklichkcit und Wohlstand beinah ganz hintansetzten. S. 35, 6. D. 12. Eos autem etc.] Cicero geht von hier an unvermerkt von den Hegeln über die Nachahmung und Berücksichtigung Anderer zu den Pflichten, die uns in unserm Verhalten gegen Andere das decorum auferlegt, über, und giebt kurz die einzelnen hierbei zu beobachtenden Kategorien an. — sie. ut] ist nicht ganz gleich zu achtcn mit non minus quam oder andern gleichstellenden Ausdrücken, sondern sie mit dem Folgenden soll nur die Art an-
XLII. qui liberales habendi,
qui sor- I.VJ
geben, wie wir die bene-merentes zu würdigen haben. Aliquo honore aut imperio affectos wird nachher zusainmengefusst durch qui magistratum habebunt, und sie erhalten erst ihre eigentliche Bestimmung durch cedere: ihnen gebührt noch mehr äusscrliche Rücksicht als observare et colere. Uebrigens fehlt sicut in den meisten Hdschrr., in allen Bernern ausser Cod. a.; jedoch können wir es, ohne eine unerträgliehe Häufung von Begriffen zuzulassen, nicht vermissen. — tribuere —• senectuti] i. e. honorem habere. D. — qui — habebunt] Das Fut. zu erklären nach 11, 7. 13. Ad summam] i. e. denique. „Mit einem Worte", um nicht ins Einzelne zu gehen. D. Ciceronisch, später in summa. CAP. XLII. 1. artißeiis] Artificium nannten die Römer auch die Ilantirung, insofern einige K u n s t dazu gehörte; gewöhnlich opificium. Bei den Griechen wurde li%vr[ schon bei Homer auch nur von der m e c h a n i s c h e n Kunst gebraucht. Ne-
M B . I.
CAP. X L » .
didi sint, haec fere accepimus.
135
P r i m u m improbantur ii quaestus, 2
qui in odia hominum incurrunt, ut portitorum, ut
feneratorum.
Illiberales autem et sordidi quaestus mercenariorum omnium, quo- 3 rum operae,
non quoruni artes emuntur;
merces auctoramentum servitutis.
cantur a mercatoribus, quod statim yendant. ciant, nisi admodum mentiantur; vanitate.
est enim in Ulis ipsa
Sordidi etiam putandi, qui mer- 4 Nihil enim
profi-
nec vero est quidquam turpius
Opificesque otnnes in sordida arte versantur, nec enim 5
ben demselben stehen die verschiodenen Gewerbe (quaestus), zu welchen kein eigentlich k u n s t i n ä s s i g e s Erlernen gehört. D. — liberates] Edel, des freien Römischen Bürgers aus der b e s s e r n Volksclasse würdig. Das Entgegengesetzte davon ist sordidus, was zwar nicht zu den unehrlichen (turpe), aber doch zu den niedrigen und (wie wir auch sprechen) g e m e i n e n Gcschäften gehört (illiberalis). I). — haec — accepimus] G a r v e s Uebersetzung: „Darüber sind folgendes die allgemein angenommenen Meinung e n " giebt die richtige Erklärung. 2. portitorum] Die Zolleinnehmer oder Zollbedienten waren in dem Dienste der grossen Staatspächtcr, publicum, welches Männer von Stand und Ansehen (homines honestissimietoriialissimi), gewöhnlieh Römische Ritter waren, und bei den öffentlichen Pachten mit mehreren reichen Personen in Verbindung traten. Allein ihre Unterbeamten , welche die Geschäfte im Einzelnen und Kleinen zu besorgen oder auch einzelne Zweige des ZollWesens von den eigentlichen Unternehmern gepachtet hatten, standen, zum Thcil auch wegen ihrer Erpressungen und Ungerechtigkeiten, fast durchgchends in dem schlechtesten Rufe, so wie eben deswegen ihre Geschäfte selbst zu den unedlen und unwürdigen gerechnet wurden. Die portitores kennt man auch unter
dem Namen TtXwvai aus dem Neuen Testamente, wo sie zu der verrufensten Menschenrasse, welche auf S i t t l i c h k e i t durchaus keinen AnSpruch machen könne, gezählt w e r den. I). — feneratorum] Wuclieror, welche aus dem GeldverJeihen ein förmliches Geschäft machten und fiir die Capitalc viel mehr als die gewöhnlichen Zinsen von ihren Schuldnern nahmen. D. 3. artes] hier in dem engeren Sinne für artes, quibus prudentia maior inest. ( § 7.), im Gegensatz von opera, nicht wie § 5, wo von einer sordida ars, und wie § 6, wo von artes, quae ministrae sunt voluptalum, die Rede ist. 4. Sordidi — vendant] Diese Krämer gehörten bei den Römern, wie man hier sieht, zu dem verachtetsten Thcil der Volksclasse, und durften weder auf öffentliche Acmter noch Kriegsdienste Anspruch maeben. Bei den Griechen hiessen sie xänr'/jiL. D. — vanitate] Zur Danitas in diesem Sinne gehört mentiri. Tusc. III, 1,2. wechselt da mit fictus sermo ab, und unten III, 14, i., wo wieder vom Verkaufengehandeltwird, sagt Cic.: quid de iis existimandum est, qui oralionis vanitatem adhibuerunl? 5. nec enim — officina] Bei den Römern waren Kriegsdienst und Ackerbau (vgl. § 10.) lange die einzigen eines freien Mannes würdigen Beschäftigungen. Dionysius Halic.
136
DE
OFFICIIS
6 q u k l q n a m i n g c n u u m p o t e s t h a b e r e qfliciiia. probandae, quae minisfrac siml
Cetúrii, 7 u t ait T e r e n t i n s .
lanií, coqui, Adde hue,
t o t u i n q u e l u d u m talarium. major inest.
M i u i m e q u e artes h a e
voluptatuni:
fartóres,
si p l a c e t ,
Quibus
piscalóres, ungueutarios,
auteni
artibus
saltalores,
aut prudentia 151
aut n o n m e d i o c r i s ulililas quacritur, u l m e d i c i n a , u t
architectura, u t doctrina r c n i m h o n e s t a r a m, h a e s u n t iis, q u o r u m
(Ant. Rom. II, 2 8 . ) zeigt die Geringschätzung aller sitzenden Gewerbe als im Charakter des Römischen Volkes begründet, indem er dem Romains z u s c h r e i b t : tmditfoCovg fiiv xal ßavuvoovq xui nQ0QU.yu>y0vc im&vfii(Lv uIgxqwv xi'/yuc, lag ätpuriL^ovdac, xui Ivfiuwofjei'ug tu is tiuifiuiu xal tuc ipiyug TtZv p tTUytlQ^OflivülV, ¿OvlOLC Xui ic'l'OIC
iJltdwxi fii&odeviw.
— Bei den
Römern hätte nie, w i e eine Zeit lang bei den Athenern, ein Gerber Klean eine Rolle im Staate spielen können.
6. cetarii]
Bei er: non recen-
halten auf allen G Seilen dergleichen. Dieses Spiel mit Paschen war auch schon bei den Römern sehr beliebt, aber wegen seines schädlichen Einflusses auf die Sittlichkeit bei Männern von Charakter und edler Gesinnung verachtet. Hier werden überhaupt die sogenannten Hazardspielc darunter verstanden. D. Cic. geht hier von den Personen zur Sache über, weil er nicht nur diejenigen verwirft, welche aus dem Spiel ein Gewerbe machen, sondern überhaupt jeden ijuaeslns durch Glücksspiele.
7. Qtiilms — quaeritur]
Eine
tes, ut fere piscalores, sed muria- Art Zeugin» beim Relativum, indem ticos pisces vendunt et salsamenta, quibus zu inest als Dativ und zu als Ablativ gehört. Vgl. unde iidem salsamentarii vocantur. — quaeritur ut. ait Teren/ius I Eunuch. II, 2, ein noch stärkeres Fin. III, 7, '25.
26. D. —
unguentarios —• tala- nihil est, quod intersit aut differat aliud, ab alio st. aut quo dijf. — doctrina verum honesla-
riumJ Die Salbenhändler spielten bei den Römern, welche so gern in Wohlgerüchen lebten, eine bedeutende Rolle. Sie erhielten ihre Waaren über Phönicien aus Syrien, w o dieselben aus Indischen Producten vorzüglich bereitet wurden. Man
kennt die Syra merx, malobathrum Syrium, Assyria nardus aus Ho-
riun] G a r v e : „ D a s Lehramt der schönen Wissenschaften und der Philosophie.' - Die Wissenschaften wie man sagt ex /irofesso zu treiben, oder von Amis und des Unterhalls w e g e n Andere zu l e h r e n , war kein Geschäft für 3Iänner, die Staatsämter zu bekleiden trachteten, also nicht für die Söhne von Rittern oder S e natoren; obschon die Sache seihst unter die ehrenvolleren Bestimmungen des Lebens gehörte. Daher das nach-
raz, Od. I, 31, 12. II, 7, 8. 1 1 , 1 6 . sind besonders die — Sallatores Ballettänzer, welche von den Römern sehr gern gesehen wurden. — Tali (weil sie aus Thierknöcheln, nachher auch aus Elfenbein gemacht w u r - folgende quorum ordiiii conveniunt. den) waren eine Art länglicher Wür- Arzneikunst also, Baukunst u. s. vv. plef e l , die nur auf den vier langen waren Geschäfte für den Ordo Seiton Augen hatten. Die lesserae beius. D.
L I B . I. 8 ordiiú c o n v e m u f l t , h o n e s t a e . dida putanda e s t ;
C A P . XLIll.
Mercalura autem, si tenuis est, sór-
sin m a g n a et c o p i o s a ,
t a u s rnultisque s i a e vanitate imperticns: 9 peranda.
137
m u l t a undique
appor-
n o n est a d m o d u i n
vitu-
A t q n e eiiain, si satiata q u a e s l u v e l contenta p o t i u s ,
ut
saepe e x alto in porturn, e x i p s o p o r t a s c in agros p o s s e s s i o n e s 1 0 q u e c o n l u l i t : videtur iure o p t i m o jtosse laudari.
Omnium
autein
reruip, e x quibus aliquid acquiritur, nihil est agri cultura melius, nihil uberitis, nihil duicius. nihil h o m i n e . nihil libero dignius. q u a q u o n i a m in C a t o n e maiore
satis inulta dixiinus,
I)e
illinc assu-
mes. (|nae ad h u n c locurn pertinebunt. CAPUT
XLIll.
1 S e d ¡,b iis parlibiis, q u a e sunt h o n e s t a t i s , 2 duperentur. satis e x p o s i t u m videtur. honesta s u n t .
potest incidere saepe c o n t e n l i o et c o m p a r a l i o .
duobus honestis u l r u m h o u e s t i u s ; lermissus.
qtieiuadmoduni ofüpia 152
E o r u n i a u t e m i p s o r u m , quae de
qui locus a P a n a e t i o est prae-
[Saín c u m o m n i s honestas manet a partibus quattuor,
S. Mercalura — vituperandoJ Der Grosshaudcl demnach war auch bei Personen ans den hohem Stallden so verächtlich nicht, obschon diese ihn nicht zum hauptsächlichsteu Mittel w ä h l t e n , sich dadurch Schätze zu erwerben [weshalb auch Cicero ihn nicht empfiehlt oder lobt, nur non est admodum vituperando sagt]. Personen von Stande, welche es auf das Reichwerdeii anlegen w ä l t e n . speculirten eher auf A e m ter im Staate oder auf Landwirthschaft. D U. salíala quaesluj Gesättigt kann nur eine B e g i e r d e (nach Gewinn) w e r d e n : b e g n ü g e n wird sich der von Begierden freie, ( w a h r haft liberaüs), sobald er von dem Handel denjenigen Nutzen gezogen, den er gehofft hat. Das contenía steht daher dem salíala verbessernd gegenüber. 1). — conlulit1 Vgl. zu 34, 7. 10. agri cultura] Die Römer
hatten in Ansehung des Landbaiies das längst vor vielen Völkern voraus, dass sie allgemeiner denselben k i m s t m ä s s i g und nach festen und wissenschaftlichen Grundsätzen t r i e b e u , und eben deswegen das Edle jenes Geschäftes mehr einzusehen und zu würdigen im Stande waren. Selbst für uns hat ihre landwirtschaftliche Bibliothek, Script o-res rei ruslicae, noch grosses Interesse, z. ß . in A n sehung der Behandlung und Veredhing der Bäume. Daher lagen auch die grüssten und verdientesten Männer der L a n d w i r t s c h a f t ob, und w i i r den nicht selten von derselben w e g zu wichtigern Geschäften des Staats berufen. Man kennt unter andern das herrliche Lob des Landlebens aus V i r g i l Georg. II, 458 fgg. I I o r a z Epod. 2. I ) . — In Catone maiore] Cap. l ü . fgg. D. CAP. XLIII. 2. contenlio el comparalio] Vgl. 17, 14. — a Panaetío] oben 3, 9. D.
DE O F F I C I I S
138
q u a r u m u n a sit cognitionis,
altera c o m m u n i t a t i s , tertia magnani-
mi mitatis, q u a r t a moderationis : h a e in deligendo officio saepe inter se c o m p a r e n t u r
necesse est.
P l a c e t igitur aptiora esse n a t u r a e 153
e a officia, q u a e e x comniunitate,
quam ca,
q u a e e x cognitione
5 ducantur; idque hoc argumenta confirmari potest, quod, si contigerit ea vita sapienti,
ut in omnium rerum affluentibus copiis
quamvis omnia, quae cognitione digna sunt, summo otio secum ipse consideret et contcmpletur:
tamen, si solitudo tanta sit, ut
6 hominem videre n o n possit, excedat e vita. v i r t u t u m ilia sapientia, q u a m Go (piav 3. quarum unasitj Dieser Conjunetiv wird noch durch das causale Verhältnis^ des ganzen Vordersatzes bedingt. — communitatis] Döder l e i n (Synon. V, p. 12.) : „ I n der philosophischen Terminologie bezeichnet Cic. mit communitas subjectiv den Sinn für das, was er I, 7, 1. objectiv communitas vitae genannt hatte, und machte diese communitas als G e m e i n s i n n im Gegensatz des groben Egoismus, der weder Gerechtigkeit noch Billigkeit anerkennt, zu einer Cardinaltugend. Diesen Gebrauch wiederholt er [§ 4. 7. 5, 1.] III, 5, S." — In der objectiven Bedeutung ist es fast immer mit societas (s. die 7, 1. angeführten Stellen) oder einem ähnlichen Worte (44, 9.) verbunden. — cognitionis — moderationis] Vgl. 5, 2. Cic. wählt für die obengenannten vier Ilauptzweigc der Tugend hier andere Beziehungen und Ausdrücke, die sich mit den dort gebrauchten leicht vereinigen lassen. D.
Princepsque omnium
Graeci
vocant —
pruden-
munitate über die quae ex cognitione ducantur. 5. quamvis omnia] Quamvis ist hier sehr störend, wird aber durch die Hdschrr. gesichert. Es als Verstärkung zu omnia allein zu beziehen, leidet der keiner Steigerung fähige Begriff dieses Wortes nicht; es ist also wohl wegen des nachfolgenden tarnen entstanden, obgleich diesem schon das voranstehende st entspricht. — excedat e vita] So fern ist Cic. vom Anachovctenwesen (vgl, 44, 12. III, 5, 10.), dass nach ihm der W eise bei völliger Einsamkeit aus dem Leben scheiden würde. — Die Inconsequenz in der Stoischen Moral, welche den Selbstmord in gewissen Fällen für eine sittliche iVothwendigkeit hielt, und der hier auch Cic. beipflichtet, weist A u g u s t i n u s de Civ. Dei 19, 4. nach: Quae mala Stoici, miror, qua fronte mala non esse contendant ; quibus, fatentur, si tanta fuerint, ut sapiens ea vel non possit vel non debeat. sustinere, cogi eum 4. aptiora — naturae] Da Cic. mortem sibi inferre atque ex hac von der Natur die sittlichen Princi- vita emigrare. pien und Pflichten herleitet (c. 4.), so bestimmt er consequenter Weise 6. illa sapientia] Cic. sondert auch ihren Werth, je nachdem sie hier bestimmt sapientia von pruder Natur mehr oder weniger ange- denlia, welche beiden Begriffe, als messen sind, und stellt bei der Ver- den ersten Theit der honestas ausgleichung durch placet seiner Mei- machend, 1, 5, 3. coordinirt sind, nung nach die officio quae ex com- ebenda wo kurz vorher § 2. s o -
LIB. I.
CAP. XUII
139
tiam cnim, quam Graeci ' L 4 - ) e i n e n f r e i e " Willen Entschluss voraussetzt, dagegen b e i < l e m > w a s °Pere bewerkstelligt w i r d i n u r e i n e willenlose, mechanisehe Thätigkeit des Thieres, des Sclav c n > d e s Soldaten wirkt." — unde — possemus.] Das Imperf. Conj. nach d e r R e g e l d e r hypothetischen Sätze; d < i r Vordersatz steckt nämlich in sine hominum opera. § 4 ist der hypothetische Satz vollständig ausgeprägt, 5. tempestivos fructus.] „Iusto tempore pereipiendos, den rechtzeitigen Ertrag," ex. gr. lanam, quo tenipore oves tondendae essent. Z u m p t .
L I B . II.
157
C A P . IV.
quaque belua usum habere possemus, homines certe fuerunt; nee hoc tempore sine hominum
opera aut pascere eas aut domare
aut tueri aut tempestivos lructus ex his capere possemus; ab cisdemque et eae, quae nocent. intcrficiuntur. ct quae usui possunt 15 esse, capiuntur. Quid enumerem artium multitudinem. sine quibus C vita omuino nulla
esse potuissel? Quid cnim aegris subveniret,
quae essct oblectatio valentium. qui victus aut cultus, nisi lam multae nobis artes ministrarent, quibus exculta hominum vita tantum distat a victu et cultu bestiarum? Urbes vero sine hominum coetu 7 non potuissent nec aedi (icari. nec lVequerilat i : ex quo leges moresque constituti sunt, turn iuris aequa descriplio cerlaque vivendi disciplina. 0.
Ouas res et mansuetudo aniinorum consecuta et vere- 8
Quid — subveniret]
Diese dasselbe des grossen Abstandes w e -
durch die Mehrzahl der lldschrr. g e botene Lesart wird noch durch den lnedicinisclien Sprachgebrauch im Lat. unterstützt, indem subvenire gerade von Arzneien gesagt wird, z. B . Plin.
II. N. 22, 41 Alica —peculiariter longo morbo ad tabitudinem redac/is subvenit; und so öfter bei Pliniiis. — tarn multa —quibus ex-
gen min auch von den 'filieren, ü . — 7 . ex quo] dient hier zur B e z e i c h nung des U r s p r u n g s , wie ex in manchen Verbindungen mit Pronominibiis gebraucht w i r d , besonders
bei fieri,
dgl.;
factum,
sonst
ist ex
est,
quo
efßcitur
u.
gewöhnlich
Zeitpartikel „seitdem." — constituti sunt] Ich habe Stull, aus den Codd.
culta.] Diese Lesart lindet sich i:i Bern.df. aufgenommen, weil Cic. in e i dem trefflichen Cod. Bern. c. allein, nem Relativsatze das Verb.snbst. nicht deist. aber eine so vorzügliche Abhülfe auszulassen pflegt. — iuris aequa erinnert an I, 34, 10 aqqiio für die stilistischen Mängel unserer scriptioI vivere. S t e l l e , dass ich sie ohne Bedenken et pari cum civibus iure S. Quas res — verecundia est] in den Text genommen habe. Hierledurch fällt nämlich das Affectirte in E b e n dadurch (nämlich durch
mullae
nobis
arles
und das Schleppende
ministrarent, ges, mores
u. s. w.) erhielten die
sonst sanfter gewordenen Gemüther auch angehängten ein Gefühl für Sittlichkeit und A n -
in dem
durch quibus rebus vgl. I, 27, in.), Erweiternngssatze fort. — a victu et stand (verecundia, cultu bestiarum] Auf die Bestien und das Leben bekam, als eine F o l g e passt freilich cultus nicht in dem Sinne, in welchem es liier und ö f ters von dem Menschen gebraucht wird, w o es die Veredelung des äussern Zustandes durch Kleidung, Schmuck n. s. w. bedeutet. Von den Thiercn gebraucht, ist es überhaupt
davon, eine gewisse äussere S i c h e r heit (mvnitior eigentlich von b e f e -
stigten Plätzen, x. B. castra munita). I). — mutundisque — commodis.] Dies ist die übereinstim-
mende Lesart der lldschrr., und w ü r de auch kein Bedenken erregen, wenn nicht bei Noniit-s in voc. Com-
ihre ratio vivendi. Weil Cicero vicmodare gelesen würde mutandistus et cultus einmal von den Menque facultatibus et commodandis schen gesagt hatte, so gebraucht
er
158
DE
OFFICIIS
cimdia est; cffeetumque, ut esset vita munitior, atque u t dando et accijiiendo, mutandisque facultatibus et commodis nulla rc egereinus. CAPUT
y.
1 L o r i g i o r e s h o c loco sunius. q u a m necesse est. (Juis est euim, cui 16 n o n perspicua sint illa, q u a e pluribus verbis a P a u a e t i o covnmem o r a n t u r , neminem n e q u e duecin hello nec prineipem domi mag2 n a s res et salutares sine liominum sludiis gerere potuisse?
Com-
m e m o r a t u r ab eo Themislocles, Periclcs, Cyrus, Agcsilaus, Alexand e r ; quos negat sine adiumenlis homiiuim tautas res eflicere po3 tuisse. Ulitur in re n o n dubia tcslibus n o n necessaviis.
Atque ut
niagnas utilitates adipiseimur conspiralioue horninum atque consens u : sie nulla tarn deteslabilis pestis e s t , q u a e nou liomini ab ho4 m i n e nascatur. E s t Dicacarchi liber de interitu liomiiium, mit der Variante im Cod. Guelf. mutuandisque, was H e u s i n g e r und Andere nach ihm veranlasst hat, dies für die einzig richtige Lesart sowohl bei N o n i u s als in unserer Stelle zu halten. CAP. V. 1. hoc loco] i. e. hac parte, hac re „bei diesem Gegenstande."D.— hello] st. des gewöhnlichen belli, welches zwar (vgl.Zumpts Gr. § 400.) im Gegensatze von domi auch sprachgemäss aber nur in der einen Hdschr. Bern.c.enthalten ist.— prineeps] ist der Vorsteher des Staats, gubernans rempublicam, Leiter der innern Staatsangelegenheiten, wie. dux im Kriege, wie. er 22, 5 noch bestimmter gezeichnet wird. 2. commemoralur.] Ueber den Singularis des vorangestellten Verbi, wenn dasSubject aus mehreren Personalbenennungen besteht, vgl. IT, 7. Zumpts Gr. § 373 A. 1. 3. Atque ut] Atque rouss hier adversativ stehen, wie der Zusaminenhang zeigt D. Vgl. I, 40, S. — Cotispiralionehom. atque consensu.] Conspiralio eigentlich das Ucbercinstimiueu der Tone beim Ge-
Pcripa-
sang ctc. Colum. XII, 2, 4 canentium; meistens im übertragenen Sinne „die Uebeinstimmung" und zwar in Verbindung mit consensus „die der Gefühle. ' Vgl. Fin. V, 23, 66 conspiralio consensusque virlulutn „die in Gefühlen und Vorstellungen innige Vereinigung der Tugenden." 4. Est Dicaearchi liber] i. e. exstat, wie I, 11,12, [in diesem Sinne gewöhnlich voranstehend; doch vgl. 9,2.] Dieser [von Cic. hochgeschätzte] Schüler des Aristoteles aus Messana in Sicilien, ein Philosoph, Jlathematikeru. Redner, hatte viel geschrieben, [wovon erst 1819 ein geographischcsWerk^/txcnaggov xovmtß6t]vCov uvuyfiayri xul ßioc'EXludog durch Guil. Monzi zu Rom ans Licht gezogen worden ist.] D. —• c e teris causis] Nämlich interilus hominüm.Y). — eluvionis—] Nach der allgemeinen Grammatik möchte man überall den Ablativ erwarten, eluvione, pestilentia etc. Der Genitivus ist aber hier offenbar als logisches Subject zu nehmen: die Ursachen zum Verderben der Menschen, die von der Uebcrschwemmung u. s. w.
LIB. II. GAP. V.
159
tetici magni et copiosi; qui collectis ceteris causis, eluvionis, peistileiitiae, vastitatis, beluarum etiam repentinae multitudinis, quarum ímpetu docet quaedam hoininum genera esse consumpta, deinde comparat, quanto plures deleti sint homines hominum ímpetu, id 17 est bellis aut seditionibus, quam
omni reliqua calamitate.
Cum 5
igitur hie locus nihil habeat dubitationis, quin homines plurimum hominibus et prosint et obsint: proprium hoc statuo esse virtutis, conciliare ánimos lioniiiium et ad usus suos adiungere. ltaquc, quae 6 in rebus inanimis quaeque in tractatione beluarum fiunt utiliter ad hominum vitam, artibus ea tribuuntur operosis; homiiiinn autem studia ad amplificalioiioiii nostrarum rerum prompta ac parata 18 virorum piacstanlium sapienlia et vii-tuie excitanlur. Etenim virtus 7 ausgehen D. Die gegenwärtige Grammatik pflegt diesen Genitivus, der besonders häufig bei genus u. causej ist, appositivus oder epexegeticus zu nennen. Vgl. III, 2, 6. 10, 4. 17, 6. Zumpts Gr. § ¿25 — vastitatis.JWenn wir diese Stelle vergleichen mit N. D. II, 5 , 1 4 . quae terreret animos fulminibus, tempestatibus, nimbis, iiivibus.gr andinibus, vastitate,pestilentia, terrae motibus etc., und an beiden die daneben gestellten verheerenden Naturkräfte betrachten: so möchte man vastitas hier „Mangel an Lebensmitteln, ilisswachs" u. dgl. fast gleichbedeutend mit sl.erilil.as halten. — beluarum — impelu.] Beluae ist, wie § 6 . u. I , 3 0 , 1 . von Thieren überhaupt im Gegensatze zu den Menschen zu verstehen; impeius „plötzlicher Ueberfall" wie G, 4. — Begebenheiten der Art w e r den von den alten Schriftstellern mancherlei erzählt. I ' e a r c e zu dieser Stelle erwähnt der Verödung der angebautesten Gegend Aethiopicns durch Scorpione und Spinnen (Aelian VII, 40), der Vertreibung der Abderiten (Justin. XV, 2) oderÄutariaten (Diod. XX. 19.) durch Frösche, der Jlyusier und Atarniten in Asien (Pausan. Ach. 2.) durch Mücken, der Phaseliten (Aelian. XI, '23.) durch Wes-
pen und Anderer. — deinde] pleonastisch nach den Abi. absol. collectis celeris causis, jedoch durch die grössere Entfernung davon gerechtfertigt. Vgl. Virg. Aen. II, 391 Sic falus deinde comantem Androgei galeam — induilur. 5. proprium hoc] steht in Wechselbeziehung zu dem naehherigen (§6.) tribuuntur, weshalb diese Lesart um so mehr den Vorzug vor primum hoc verdient. 6. traclalione.JDie meisten Herausgeber schieben vor tract. noch usu et ein, obgleich für die Aufnahme dieser Wörter nur geringe handschriftliche Autorität, dagegen aber das nachfolgende utiliter spricht, durch welches usu neben tractatione zum völligen Pleonasmus gemacht würde. 7. Der ganze übrige Theil des Capitels ist von Facciolati und andern namhaften Gelehrten nach ihm, obgleich er in allen lldschrr. steht, für unächt gehalten worden, weil sowohl die hier gemachte Dreitheilung als auch manche Unregelmässigkeiten in der Sprache mit Ciceros übriger D e n k - und Redeweise nicht übereinstimmten. Alle Bedenken gegen diese Stelle sind aber in dem Schulprogramm des Director M ü l l e r zu
160
DE
OFFICIIS
omnis tribus in rebus fere v e r t i t u r : q u a r u m una est inperspiciendo, quid in quaque re v e r u m sincerumque sit, quid consentaneum cuique, quid consequens, e x quo quidque gignatur, quae cuiusque rei 8 causa s i t ;
alterum, cohibere motus animi turbatos,
quos
Graeci
Tcad-r} nominant appetitionesque, quas illi ¿o/xdg. obedientes
effi-
c c r e rationi; tertium, ils. quibuscum congregamur, uti moderate et scienter, quorum stiuliis ea, quae natura desiderat, expleta cumulataque habeamus per eosdemque, si quid importelur nobis incommodi, sunt,
propulsemus
ulciscamurque
cos.
qui noeere
tantaque poena afficiamus, quantam aequilas
nobis conati humanitasque
paiilur. CAPUT 1 Q u i b u s a u t e m rationibus homitium
VI.
haue facultatem
sludia cornpleclamur eaque
Bremberg- 1830 vortrefflich beseitigt. Nachdem nämlich Cic. § G. im Allgemeinen den Weg- angegeben, der Menschen Neigungen für sich zu gewinnen, stellt er, wie er überhaupt die Dreitheilung in dieser Schrift liebt, die drei Thätigkeiten (res) auf, in welchen sich die Tugend in dieser Beziehung zeigen müsse. Ein ähnliches Theilungsprincip ist hei der beneßcentia ac liberalitas I, 14, 2 : und in omni actione suseipienda I, 39, 10. An die Stoische Eintheilung der Tugenden ist aber hier nicht zu denken, auch fere hebt schon die Yorttellung einer strengen Theilung auf. Die sprachlichen Unregelmässigkeiten aber: una est in perspiciendo — alterum cohibere — tertium iis uti dürfen in einer so eilig verfassten Schrift, in welcher die Richtung auf die Sache die sorgfältige Beachtung der streng stilistisehen Uebereinstimmung hintansetzen liess, 11111 so weniger Bedenken e r regen. Der Wechsel der Construction berulit auf der zwiefachen Auffassung von est, welches § 7. gleich consistit, § 8. aber Vcrbum substantivuin
assequi possimus.
teneamus,
dicemus,
ut Iii
neque
ist, so dass cohibere und uti Subjecte werden und also ihre Prädicate im Neutrum alterum und tertium haben. Einen licbergaiig von res zum Neutrum id ipsum s. 1, 22, 9. — quidque gignatur] Dies ist die Lesart zwar der wenigsten aber der besten Hdschrr. st. quaeque gignantur, was sich sprachlich nicht rechtfertigen liisst (vgl. Zumpts Gr. § 7 1 0 a . ) , zumal da in quaque re vorangeht, und cujusqve rei folgt. 8. per eosdemque] vgl. 3, 13. ('AI'. VI. 1. neque ila multo postj Die in dieser Schrift so oft vorkommende E i n s c h a l t u n g s m a n i e r stört den Leser etwas in dein ruhigen Auffassen des Ideenganges. 1). G a r v e bemerkt hierzu, dass Cic. dem Einwurfe begegnen wolle, dass das Glück 7.11 unserer Wohlfahrt noch mehr beitrage als die Gunst der Menschen;— wodurch der B e wecungsgrund geschwächt werden könnte, der das Verlangen nach dieser Gunst zu einer rechtschaffenen und gemeinnützigen Aufführung giebt. — „Er leugnet also die Erscheinung,
L I B . II.
161
C A P . VI.
ita m u l t o p o s t ; sed p u u c a a n t e diccnda
sunt
Maguam
vim
esse
2
i n f o r t u n a in u t r a m q u e p a r t e m , v c l s e c u a d a s a d r e s v e l a d v e r s a s . quis i g u o r a t ? Nain et c u m p r o s p e r o
flalu
eius u t i m u r .
p e r v e h i m u r o p t a t o s . e l c u m reflavit, a f i l i g i m u r tuna ceteros casus rariores h a b e t ,
primum
a d exit us 3
I l a e c igitur i p s a for- 4
a!) i n a n i m i s
procellas.
l e m p c s t a t e s , n a u f r a g i a , r u i n a s , i n c e n d i a ; d e i n d e a besliis i c t u s , m o r sus, impetus. I l a e c ergo, ut dixi, rariora.
A t v e r o interitn cxerci- 5
t u u m , u t p r o x i m o t r i u i n , s a e p c m u l t o n i m , eludes i m p e r a t o r u m .
ut
n u p e r s u m m i e t s i n g u l a r i s viri, iiividiae p r a e ' e r e a m u l l i l u d i n i s a i q u e ob eas bene mcritorum gae;
rursusque
s a e p e e i v i i i m e x p u l s i o n c s , c a l a m i t a l e ' * , i'ii-
secundae
res,
lionores. imperia, vietoriac,
qwaiu-
2 0 q u a m f o r t u i t a s u n t , t a r n e n s i n e l i o m i n u m o p i b u s e! sludiis n e u t r a m dass dem Glücke cinc vorzügliche Kraft 7.» nützen oder zu schaden zugeschrieben w e r d e , an sich nicht, erklärt sie aber so, dass es sich von selbst ergiübt, dass das, was man Glück nennt, bereits in der g e m a c h ten Abtheilung begriffen sei.' 1 II o t tinger.
2. in fortuna]
L a c t a n t i u s (III,
abhängig von Substantivis. Vgl. Kam.
KS, 19 etiam haec levior est plaga ab amico quam a debitore.
5. Al, vero] „Hingegen aber." Diese Partikel steht, wenn das V o r hergegangene zugegeben oder nicht zugegeben und das Folgende mit desto grösserem Nachdruck e n t g e gengestellt wird. S o unten II, 2 0 , 7. 2 2 , 13. 2 3 . 4. I I I , 1 9 , 4 . I). — interitus] Pluralis nach dem t a t . Gebrauche abslractcr Begriffe (vgl. Zunipts Gr. § 92.), ebenso wie n a c h -
2 9 , 4 . ) ciiirt diese S t e l l e , liest aber forlunae, ohne Zweifel aus dem G e dächtnisse, da keine lfdschr. damit übereinstimmt, und die Construction expvlsiodadurch allerdings leichter und t?g e - her clades — incidine — s fvgae. — prowohnlicher wird. Doch stimmt mit der ni's, calamitates. Durch die ¡Niederlagen, Redeweise dieser Stelle überein Iii, ximetrium] 1. und |). domo 55. Magna vis est welche Pompcjus bei I'harsalus, seine. cum in deorum immortalium i la- Sehne in Spanien und Scipio in A f mine tum vero in ipsa república. rica erlitten haben, verlor Koni nach einander drei ansehnliche l l e e r e . ü . — 4 . igitur] leitet hier nicht die saepe multo rumJ Saepe „zu verSchlussfolge des vorhergehenden schiedenen Z e i l e n , " j e d o c h so dass der Satzes ein, sondern nimmt den durch Begriff des Häutigen nicht aufgege§ 3 unterbrochenen Gedanken von ben wird. Ebenso l'use. 1, 3 0 Cum § 2 wieder auf. Vgl. Zunipts Gr. vero causam justam deus ipse § 7 3 9 . — habetJ „begreift in s i e h , " dederit, ut lune Socrati, nunc Caund daher häufig gleich efjicit. Vgl. toni , saepe multis. Vgl. I, 22, 2.
III, 2. 12. Leg. II, 26, 65 habet enim lucturn concursas hominum. Sen. 19. aetas illa multo plures quam nostra mortis casus habet. — ab inanimis — a bestiisj Ab zur Bezeichnung des Ursprungs ¡«ich
III, 10. 1. — summi ac
singularis
viri] Pompejus Magnus. I). So n e n n t Cic. auch den Cato im B r u t u s 8 5
summum et singularem virum. Da hier nur die — calamitale*.]
11
162
DE 0FFIC1IS
in partem cilici possunt.
H o c igitur c o g n i t o ,
diccndum e s t ,
quo-
n a m m o d o h o m i n u m studia ad ulililates nostras allicere atque e x 7 citare possimus.
Q u a e si longior fuerit oratio, c u m magnitudine
8 utilitatis comparetur. Ii a fortassc etiam brevior videbitur.
Quaeeun-
que igitur h o m i n e s liomini tribuunt ad c u m a u g e n d u m
atque lio-
ncstaiutum,
aut bcnivolentiae gratia faciunt, c u m aliqua de causa
q u e m p i a m diligunt: aut honoris, si cuius virtutem suspioiunt, quemq u e diguum foi l una q u a m amplissima p u t a n t ; aut cui f i d e m habent,
et bene rebus suis constitele
i n c h i n i l i ; aut c o u l r a ,
arbitrantur;
a quibus aliquid c x s p e c t a u t ,
Rede ist von res adeersae, welche von Menschen herrühren, so sind u n ter calam. woii! „Vcrurtheilungen" 1 zu verstehen, wie I , 3'J, 3 hic in domum mulliplicalam non repulsam solum retulit, sed iynomiuiam et calamitatem; expulsiones „gewaltsame Vertreibungen," fugae, 1 „freiwillige Verbannungen.' Der G e gensatz von diesen drei Begriffen wird nachher durch honores ausgedrückt; die übrigen Gegensätze zu dem F r ü heren in umgekehrter Ordnung sind Iii imperia und ticloriae enthalten. — opibus et studiis. Düderlein I. p. 112 übersetzt Cic. Alt. XIV, 14 Omni ope atque opera. eniti „alle Mittel (ausser uns) und alle Kräfte 11 (in uns) aufbieten, und führt da?.« an Tusc. Iii, 11, c u r . Omnibus viribus atque opibus resistere. Unsere Stelle können wir als das dritte Beispiel hinzunehmen. 8. .,!!ie Einthcilung, die Cic. von den Mitteln macht, (durch welche wir andere Menschen bewegen, uns diejenigen Güter zu verschaffen, die von ihrer freiwilligen Mitwirkung abhangen), scheint den ¡'Um a n d e u ten zu salicn, nach welchem er sie abzuhandeln gedenkt. Die Ausführung stimmt auch einigcnnasseii mit diesem Pian überein, aber sie verliert sieb so oft i-i der weithiuligem Entwickeln!!.^ eiir-r IVebetii'.it'e, die
aut cuius
opes
ut c u m r e g e s
Unterabthcilungen greifen so oft in die Hanptabtheilung ein, dass der Leser nicht immer genau weiss, bei welchem Theile des Plans er sieb jedesmal befindet. Der Faden reisst nirgends ganz a b , aber er verliert sieh oft dem Leser aus der lfand und liiuss gesucht werden. 1 1 G a r v e . — Von den aufgestellten sechs Weisen, wie die Menschen zur E r hellung eines Andern mitwirken, b e handelt er 1. u. 4. benicolentia und melus Cap. 7 — 6 extr., 2. u. 3. honos und /¡des Cap. 9 — 14 extr., 5. u. (5. liberalitus und corruptela von e. 15 —• 24, wie i l e u s i n g e r angiebt. — beiücolsntiae gratiaj Dass Cic. gralia st. causa selten gebrauche, bemerkt Zunipt Gr. § 679 und weisen die Lexica nach; in dieser Schrift findet sich nur noch III, 12, 3 exempli, gralia. Es unterscheidet sieh von propter dadurch, d;;ss es die Absieht bezeichnet, und von dieser Bedeutung dürfen w ir auch hier nicht abgehen, also : „um Wohlwollen zu erweisen;"" ebenso honoris (jr. ..um Ehre zu erzeugeil. 11 Die G r ü n d e , aus denen die Menschen so handeln, sind in den b e i gefügten Uedinginigssatzen cum — "diligunt und si — susp'tciunl. auc h in den weiter folgenden Relativsätzen enthalten. — quemque.J Die Ciiiistruction springt hier von den
wie
L I B . II.
163
C A P . VII.
p o p u l a r e s v e h o m i n c s fargitiones aliquas p r o p o a u i i t ;
aut p o s t r e m o 9
pretio ac mercede ducuutur, quae sordidissima est ¡IIa quidem ratio et inquinatissima, et iis, qui ea teneritur, et illis, qui ad c a m con22 fugcre couantur. Male c n i m sc res habet, c u m . q u o d \ i r t u t c effici 1 0 (lebet, id ientatur pecunia. sidimn necessarium e s t :
S e d quoitiam n o n n i u n q u a m
h o c sub-
q u e m a d m o d u m sit u l e n d m n c o ,
dicenms,
si prius iis de rebus, quac virtuli propriores suni. dixerimus. At- 1 1 que etiam
stibiiciuut se h o m i n c s imperio alterius et potestà Ii de
causis pitiribus.
D u c u u t u r cnim aut bcuivolcnlia aut bcncficioruin 1 2
magnitudine ani
dignitatis praestaniia aut s p e .
sibi id utile futu-
rum, aut m e t u , ne vi parere cogautur, aut spe largitionis promissisque capti aut postremo, ut s a e p e i:i nostra re publica videnius, mercede conduci:. CAPUT
VII.
O m n i u m auleni rerum ucc ap'hts est quidquam ad o p e s lucrulas 1 ac ieneudas q u a m diligi, ucc alienius q u a m timeri. Pracclarc E u n i u s : 2 hypothetischen Salzen in Relativsätze über (vgl. I, 5, 4 Ut ettitn quisque maxime perspicit — quique acutissime — potesl-explicare rationem), und verharrt darin Iiis zum letzten Glicdu aut postremo — ducuutur, das ohne relative Verbi«tlung angeknüpft wird.—• el bene] üier ist aus dein vorhergehenden cui zu ergänzen quem, wie umgekehrt 7, 4 cui aus quem. i l Ula quidem.] Vgl. I, 4. 11. Atqae etiam] Ausserdem nnterwerfen sich auch die Menschen der H e r r s c h a f t eines Auileni — •umilici) aus eben den Ursachen, aus welchen sie gemeiniglich dessen Wohlfahrt zu befördern tlniiig sind. I). Diese werden nun fast in derselli en Ordinino- wie mit kürzeren Worten wiederholt. — imperio et potestati] Man achte darauf, dass beides hier Ausdrücke einer rechtmassigen Staatsgewalt, sind. Vgl. T, b. 12*. Ducuutur] Duci entspricht der I\Tei}fi6xonoç. 5. disciplinantJ
TC)MVI]Q,
toc
als Ergänzung
zu consuetudinem „die grundsätzliche Art zu handeln," besonders im Staate. Vgl. Rep. I, 4 6 , 7 0 nullam omnium rerum publ. aut constitutione aut ctescriplione aut diseipiinaconferendam esse cum ea, quam patres nostri nobis — reliquerimt. — iamante minuebamus] Diellandlungist dauernd in der Vergangenheit, daher das Imperfectum; nachdem der Verlust wirklich vollendet war, konnte das l'erfectum (amisirmis) folgen. So JJivinat. II, 1. quos (libros) tunc scr ips imus, cum yuberuacula reipublicae tenebamus. 1). — post vero.J lieber diese Stellung der Conjundion s. Zuinpts. Gr. § 7 0 4 . 7. honestam causam] Sulla v e r tkeidigte Anfangs die von dein Mari ns unterdrückte Partei der V o r nehmen (nobiles), D. Daker w a r für Cicero, als entschiedenen Aristokrat e n , dessen Sache honesta und des Caesar Sache impia ( § {?.") Vgl. Sal. Cat. 11. — hasta posita] Bei ö f fentlichen und gerichtlichen Versteigerungen wurde eine I.anze in die Krde gesteckt; daher der Ausdruck hastae subiiei, sub hasta cenire, an die Meistbietenden verkauft w e r den ; und noch bei uns S u l t k a s t a tion, subhastiren. [Vgl. § 12. 23, 10.] Er hatte also die edeln und
L I B . II. victoria. E s t c n i m a u s u s dicere,
169
C A P . VIII. hasta posita,
cum
b o n a in f o r o
v e n d e r e t e t b o n o r u n i v i r o r u m e t l o c u p l e t u m ct c c r t c c r a u i n . d a r n se s u a u i v e n d e r e .
prae-
S e c u t u s est. q u i in c a n s a i m p i a , v i c t o r i a g
etiaiii f o e d i o r c , n o n s i n g u l o r u m
civium bona
pnblicaret,
versas provincias regionesque u n o ealamitatis iure
sed uni-
cotnprelienderet.
2fi I t a q u e , v e x a t i s e t p e r d i t i s e x t e r i s n a t i o n i b u s . a d c x c m p l u m aniissi 9 i m p e r i i p o r t a r i in t r i u m p l i o M a s s i l i a m v i d i m u s , ct e x c a u r b e t r i u m p h a v i , s i n e q u a í i u m q u a i n n o s t r i i m p e r a t o r e s e x T r a n s a l p i n i s bellis viele liegende Güter besitzenden Männer (locupletum), w e l c h e doch j e denfalls Römische Bürger w a r e n , als eigentliche Feinde angesehen. — locupletum] ist die hier durch ü b e r w i e g e n d e handschriftliche Autorität geschützte Genitivform; sonst ist locupletium bei Cic. häutiger, w i e I f c i i s i n g e r und Z u m | > t n a c h w e i sen. — praedam— rentiere] Diese von den Romern mit Hecht dem Sulla sehr verargte Aeusserimg linden w i r auch Yerr. III, 35, 81. tantum animi habuif ad audaciam, ut dicere in conliotie non dubitaret, bona civium Rom. cum venderel, se praedam suam vendere. S. Seculns est] Jul. C a e s a r . — Keimen mochte er ihn w i e d e r nicht, wie 7 , IG. D. — calamilalis ist hier mit einer gewissen jure] Bitterkeit gesagt; man konnte e r wartei iricioriae jure; Cic. bedurfte aber eines gesteigerten Ausdrucks gegen das Verfahren des Sulla, w e l cher schon das Recht des Siemes g e gen seine Mitbürger w i e gegen ausw ä r t i g e Feinde gemissbraucht hatte. Ueber calamilalis vgl. 7, extr. 9. ad exemplum j Man miiss sich h ü t e n , diese Redensart nach der scheinbar nahe liegenden Deutschen Autfassimgsweise zu erklären. Ad liat hier die Bedeutung „gemäss, nach'- (vgl. Zumpts Gr. § 296 A b schn. 3), und ad — imperii ist von Cic. mit bitterer Ironie gesprochen: „ n a c h dem Muster," oder auch „zum
Muster einer verlorenen Herrschaft," so dass darin freilich zugleich auch mit eingeschlossen i s t : „ z u m B e weise der verl. I I . " F ü r die e r stere Bedeutung vgl. Ovid. ex Pont. 4, 7, 4Ü pur/nal ad exemplum primi minor ordine pili; für die z w e i t e Cic. Rep. I , 4 5 , (in. exposita ad exemplum nostra rep. — Massiliam] Massilia (Marseille), eine an der westlichen luiste des iVarbonensisebeu Galliens von den P h o k ä e m angelegte Colonie und nachmalige [wofür auch dieser Paragraph zeugt] sehr getreue Bundesgenossin Roms. Als Cäsar die Freiheit seines V a t e r landes schon erschültert hatte, fühlte sie innere Kraft genug, sich Cäsarn, als dieser des Potnpeius Legaten v e r folgte, zu widersetzen, und vor d e m selben die Thore, zu schliessen. A l lein nach einer harten Belagerung limsste sie sich doch an den Sieger e r g e b e n , der ihr z w a r dem Namen nach ihre Freiheit schenkte aber ihre politische Grösse nahm. Cäs. B. C. I, 34 s. u. II, 'i'l. Aach seiner Rückkehr aus Africa 4 7 v. Chr. triiimphirte er in dem Gallischen Triumphe auch mit über Massilien. Die besiegten Städte w u r d e n bei den Triumphen in Abbildungen zur Schau getragen, I). [und w e n n man aus Voll. II. 46 Galilei (triumphi) apparatus ex citro — constitit einen Schluss m a chen darf auf Massilia, so geben uns diese W o r t e den Stoff des abgebilbellis] deten Massilia an.] — ex—
170 1 0 triumpharunt.
DE
OFFICIIS
Mulla praeterea c o m m e m o r a r c m
nefaria in socios,
si h o c u n o quidquam sol vidisset indignius. Iure igilur plectimur. 1 1 N i s i enim m u l t o r u m impunita scelera tulisseinus, n u m q u a m ad u n u m tanta pervenisset licentia; a q u o q u i d e m rei famiiiaris ad p a u c o s . 1 2 cupiditatuni ad m u l t o s Ímprobos venit hereditas. N e c v e r o u m q u a i n 2íl bellorum civllium s e m e n et causa deerit. d u m h o m i n e s perdili liastam illam cruentala et memiucrint et sperabunt.
Das letzte W o r t , obg-Ieich es in allen Hdschrr. steht, hat manchen A n stoss erregt, da man zwar sagt, ex {¡etile, ex urbe triumphare aber nicht ex bello. Indess ebenso wie Liv. XLV, 3 9 , 3 sagen konnte de accessione polius belli quam de bello Iriumphari, nachdem vorhergegangen w a r triumphatum de Pililippo et de Anliocho est etc., so dürfen wir auch hier nicht gegen alle Hdschrr. den Sprachgebrauch b e schränken. 10. si — quidquam] Vgl. zu I, 31, 4. — Iure— plectimur] Plectere eigentlich von schmerzhaften Strafen, von TtXixsiv, welches n e ben der Bedeutung f l e c h t e n auch p e i t s c h e n lieisst. Diese letzte B e deutung giebt Hesychius sehr deutlich zu erkennen, welcher itKi/.nav durch ( l u a n y o v T M erklärt. D. — — scelera] Cic. 11. multorum meint die Nachsicht, welche der Staat schon vor dein Cäsar mit e i nigen despotisch gesinnten Männern hatte, z. B. mit Sulla, Clodius, l'iso, Gabinius D. — ad paveos] Vgl. Suet. Caes. S3 tres instiluit bereites sororum nepotes, C. Octavium ex dodrante, et L. Pinarium et Q. Pedium ex quadraale reliquo. 12. semen et causa] erhalten aus den folgenden Worten ihre E r klärung: semen sind homines perditi, causa ist die Hollming, sich durch die Güter Anderer zu bereichern. Vgl. Phil. VIII, 3 Hasta Cae-
Q u a m P. Sulla
saris mullís improbis et spem a f fert et audaciam. Viderunt enim ex mendicis ßeri repente divites. Itaque hastam videre Semper cupiunt ii, qui nostris bonis imminenl. Sal. Cat. 51. — Quam P. Sulla — vibrassetj P. Sulla, S e r vii F., der Neffe des Dictators, der schon unter diesem a. 82 v. Chr. den Verkauf der Güter der Geächteten geleitet hatte; er kaufte nachher a. 46 v. Chr. auch unter Cäsar die losgeschlagenen Güter der Anhänger des Pompejus. D. — Für denselben hatte Cicero a. 62 eine V e r t e i d i g u n g s r e d e gehalten, welche erhalten ist; die Schilderung, welche er dort c. 26. 27 von ihm entwirft, lässt freilich von dem hier gemachten Vorwurf nichts ahnen. •— sexto tricésimo] S. Zumpts Gr. § H S . — alterJ Hierunter ist, wie Z u n i p t bemerkt, ohne Zweifel ein Client des Sulla zu verstehen, derselbe, den Sal. Hist. fragin. I, or. Lepidi § 1 " e r w ä h n t : Scilicet , quia non aliter sale i .salisque tuli in imperio eritis, nisi Vetlius Picens, scriba Cornelius aliena bene parata prodegerint. Dass ein vir nobilis, ein Serv. Cornelius Sulla, Neffe des Diktators, unter diesem oder überhaupt hätte scriba sein k ö n n e n , ist undenkbar. — quaeslor urbanus.] Cäsar hatte, um die Hoffnungen und W ü n sche seiner Parteigänger zu erfüllen, die Zahl der (Juästoreu auf vierzig erhöht, und so kam Mancher aus früher unbedeutenden Verhältnisse!!
L I B . II.
C A P . Vili.
171
cum vibrasse!, dictatorc propinquo suo, idem sexto tricesimo anno post a sceleraliore basta non reccssit. Alter autem, qui in illa dittatura scriba fucrat, in liac fuit quaestor urbanus. E x quo debet intelligi, talibus praemiis propositis, numquam defutura bella civiIia. Itaque parietes modo urbis slant et niauent. iique ipsi iam extrenia scelera nictuentes; rem vero publicam penitus amisimus. Atquc in lias clades iucidimus. (redcundum est enim ad propositum) dum metili quam cari esse et diligi maluimus. Ouae si populo Romano iniustc imperanli accidere potuerunt, quid debent putarc singuli? Quod cum perspicuum sit. bcnivolentiae vim esse maguam. metus imbecillam: sequilur. ut disseramtis, quibus rebus possimns làcillime cam, quani volumus, adipisci cum lionore et fide carita30 tem. Sed ea non paritcr onmes cgeinus. Nam ad cuiusque vitam instilutarn accomodandum est. a multisne opus sit. an satis sit a paucis diligi. Cerium igilur hoc sit, idque et primum et maxime iiecessarium. familiarilales habere iidas amantium nos amicorum ct nostra niiraiitiu'ii. Haec enim est una res prorsus, ut non mulzu dieser hohen Staatswürde. Die z w e i quaestores urbani w a r e n die Verwalter des Aerarium publicum im Tempel des Saturnus. 14. parietes — metuentes] eine der Kölnischen Prosa sonst ganz f r e m de Uebertragung und Personificirung. — rem — amisimus] Vgl. I, 1 1 , 0 . 15. Atque etc./ nimmt den § 6 nach amisimus durch die darauf folgende Digression unterbrochenen Gedankengang nach einem zweiten amisimus w i e d e r auf. W e r möchte w o h l die gegenseitige Beziehung von haue consueludinem et disciplinam amisimus und rem publicum amisimus übersehen. IG. pularej Vgl. I, 2:1, 6. Auch Lig. 1 0 , 30 Errarit, lapsus est, non putai'it. 17. Quod cum] Vgl. III, 3 1 , 7 . Znmpts Gr. § » schrankung. 9. Qui — rolunt] Uebrr die 12. non fuisse sohendo] Vgl. Construction s. Zutnpts Gr. § lilO. — Zunipts Gr. § 664. Ainu. 1.
14*
212
DE OFFICIIS
qui accipit iniuriarri,
et meminit et prae s e fert dolorem
suum;
n e e , si plures sunt ii, quibus i m p r o b e d a t u m e s t , q u a m illi, quibus iniuste a d e m p t u m est, iccirco plus etiam valent. 1 4 n u m e r o liaec iudicantur sed pondere. t a t e m , u t agrum multis
annis
Non enim
Q u a m autem habet aequi-
aut etiam seculis ante p o s s e s s u m ,
qui n u l l u m habuit, h a b e a t ; qui a u t e m habuit, amittat?
CAPUT 1 A c
XXIII.
propter h o c iniuriae g e n u s Lacedaemonii L y s a n d r u m e p h o r u m 8 0
expulerunt;
Agin r e g e m , q u o d n u m q u a m antea apud eos accide-
2 rat, neeaverunt.
E x q u e c o t e m p o r e tantae diseordiae secutae sunt,
ut et tyranni existerent, et oplimates exterminarentur, et praecla3 rissime constituta res publica cecidit, 4 rum,
dilaberetur.
N e c v e r o ipsa
solum
sed etiam reliquam Graeciam evertit contagionibus m a l o quae
a Lacedaemoniis
profectae manarunt latius.
Quid?
n o s t r o s G r a c c h o s , TL Gracchi, s u m m i viri, filios, Africani n e p o t e s , 5 n o n n e agrariac contentiones perdiderunt? 14. quam — aequitatem] habet „enthält", wie Cat. IV, 7. habere videtur isla res iniquitatem. — ut habeatJ Die Construction mit ut nach quam habet aequitatem, lässt sich hier aus der Vorstellung des Gesetzgebers erklären, der b e absichtigt, dass derjenige einen Acker haben solle, der keinen gehabt hat. Vgl. Zumpts Gr. § 623. Abschn. 2. CA1'. XXIII. 1. Lysandrum] L v s a n d e r , Ephorus zu Sparta, zu Zeiten des Königs Agis, w u r d e (241 v. C h r . ) wegen seiner Theilnahme an dem Vorhaben, in der GiiterbeSitzung eine Gleichheit zu Lacedämon wieder einzuführen, mit der Verbannung bestraft. A g i s selbst ward deshalb verhaftet, und, wie man auch aus der vorliegenden Stelle sieht, vom Leben zum Tode gebracht. D. Beide werden auch hier vom aristakratischen Standpuncte beurtheilt.
At v e r o Aratus S i c y o - 81
2. Exque] Vgl. I, 34, 2. — täutae — secutae sunt] Cic. deutet hiermit, obwohl in umgekehrter Ordn u n g , die inneren Kämpfe an, die bald nach Agis unter Cleomenes III. folgten, nach dessen Sturz Tyrannen an die Stelle der Herakliden traten, — tyranniJ Agesipolis, Machanidas und Nabis. — optimales exterminarentur] DieZahl der vom Cleomenes verbannten Bürger waren acht. 3. ¡See— latius] Die hier von Cic. ausgesprochene Behauptung ist nicht historisch genau, vielmehr trug jeder Griechische Staat den Keim des Verderbens in sich selbst, und Sparta w a r , als es durch die oben erwähnten inneren Kämpfe g e b r o chen seine Selbständigkeit verlor, schon lange nicht mehr von einiger Bedeutung für das übrige Griechenland. — contagionibus] die einzige Stelle für den Pluratis von contayio. Cic. stellt sich die Ansteckung der
LIB. II. CAP. XXIII.
213
nius iure laudatur, qui, cum eius civitas quinquaginta annos a tyrannis teneretur, profectus Argis Sicyonem clandestino introitu urbe est potitus. Cumque tyrannum Nicoclem improviso oppressisset, sexcentos exules, qui locupletissimi fuerant eius civitatis, restituit, remque publicam adventu. suo liberavit. Sed cum magnam 6 animadverteret in bonis et possessionibus difficultatem, quod et eos, quos ipse restituerat, quorum bona alii possederant, egere iniquissimum arbitrabatur, et quinquaginta annorum possessiones movere non nimis aequuin putabat, propterea qnod tarn longo spatio multa licreditatibus, multa emptionibus, multa dotibus tenebantur sine injuria: iudicavit, neque illis adimi neque bis non satisfied, quorum ilia fuerant, oportere. Cum igitur statuisset, opus 7 esse ad earn rem constituendam pecuniae: Alexandriam se proficisci velie dixit, remque integram ad reditum suum iussit esse; isque celeriter ad Ptolemaeum, suum hospitem, venit, qui tum regnabat alter post Alexandriam conditam. Cui cum exposuisset, 8 patriam se liberare velie, causamque docuisset, a rege opulento vir summus facile impetravi!, ut grandi pecunia adiuvaretur. Quam 9 Uebel von einem Staate zum andern fortgepflanzt vor und daher die Mehrheit. 5. clandestino introitu] Er stieg mit seinem Gefolge bei nächlicher Weile über die Stadtmauer, und bemächtigte sich der Stadt Sicyon, welche er als Knabe hatte verlassen müssen, '251 v. Chr. 6. in bonis et possessionibus] Hendiadyoin; vgl. 19, 9 . — possederant] „in Besitz genommen hatten"; bei Cic. hat das Plusqpf. von possideo einigemal diese Bedeutung: Or. II, 70. quod Pkrygionis Pornpeii locuplelis hominis bona sine testamento possederat. Yerr. II, 3, 68. brevi tempore totum hominem totamque eius praeturam possederat. —• possesiones movere] So ist nach der überwiegenden Autorität der Codd. zu lesen, der Ausdruck jedoch ist ungewöhnlich st. possessione movere, welchem entspricht
§ 9. possessionibus cedere. Vgl. Verr. II, 1, 45,116. Ergo quia possessor est, non movespossessione. Rull. II, 21, 57. se possessionibus moveri. In unserer Stelle erhält movere die Bedeutung „verändern." 7. Cum igitur statuisset] „Nach reifer Ueberlegung sah er ein." D. — Ptolemaeum] Ptolemaeus II. Philadelphus (284 — 247 v. Chr.). 8. se liberare velle] Frei war eigentlich Sicyon damals schon, allein die innere Ordnung in Ansehung der Entschädigung der ehemaligen und gegenwärtigen Besitzer musste erst hergestellt werden. D. Licht erhält liberare hier aus 22,10. — grandi pecunia] Aratus erhielt 150 Talente zum Geschenk vom Könige, den er sich durch Griechische Bildwerke, die er ihm öfters zugeschickt, befreundet hatte. Vgl. Plut. Aratus 12. rot ßaatXti Siaxtiftivta TiQÖg avzov olxtCwg ¡tat tt&tQM-
214
10
11
12 13
DE OFFICIIS
cum Sicyoiiem attulisset, adhibuit sibi in consilium quindecim principes, cum quibus causas cognovit et eorum, qui aliena tenebant, et eorum, qui sua amiserant; perfecitque aestimandis possessionibus, ut persuaderei aliis, ut pecuniam accipere mallent, possessionibus cederent, aliis, ut commodius putarent, numerari sibi, quod tanti esset, quam suum recuperare. Ita perfectum est, ut omnes concordia constituta sine querela discederent. O virum 83 magnum dignumquc, qui in nostra re publica natus esset! Sic par est agere cum civibus, non (ut bis iam vidimus) hastam in foro ponere et bona civium voci subiicere praeconis. At ille Graecus, id quod fuit sapientis et praestantis viri, omnibus consulendum putavit. Eaque est summa ratio et sapientia boni civis, commoda civium non divellere atque omnes aequitate eadem continere. Habitent gratis in alieno? Quid ita? U t , cum ego emerim, aedillcarim, tuear, impendam, tu me invito fruare meo ? Quid est aliud aliis sua cripere, aliis dare aliena? Tabulae vero novae 84 quid habent argumenti, nisi ut emas mea pecunia fundum; eum tu habeas, ego non habeam pecuniain? jctvfiivü) ygaipuig uno Tr¡g'EXláóog.
xai
12. Quid ita? S. Zumpts Gr. § 769. — tuear] Nämlich aedificia: „wenn ich die Gebäude in tan- gutem Stand erhalte." D.
nívafyv
9. quod tanli esset] st. tidem. 10. ut bis iam tidimus] Näm13. Tabulae vero novae] Talich unter Sulla und Cäsar. D. — bulae novae eigentlich die neugehastam, — ponere] Vgl. 8, 12. schriebenen und abgeänderten Schuld11. ille Graecus] Aralus von bticher, in welchen auf öffentlichen Sicyon. Die Römer ehrten die Grie- Befehl die Capitalien der Schuldner chen als Erfinder der Wissenschaf- entweder als ganz oder als grössten und Künste, hatten aber in Hin- tenteils abgetragen, aufgeführt wursicht auf das praktische Leben von den, wodurch zwar dem einem Theil sich selbst eine vortheilhaftere Mei- etwas geholfen, ' dem andern aber nung; daher steht auch hier das Wort grosser Schaden zugefügt ward. D. Graecus bezeichnend, und hebt das — quid habent argumenli] eine frühere dignus qwi etc. noch mehr andere Wendueg statt des vorherheraus. D. — summa — civis] gehenden Quid est aliud? — ArVgl. 1,25.— atque] erklärt Bei e r gumentum bezeichnet hier „den im Index durch potiusque, imo. Inhalt" in prägnantein Sinne, dass Vgl. Parad. 6, 1. Si testamenta noch etwas Anderes darin steckt, amicorum exspectas, aut ne ex- nämlich das was Cic. selbst gleich •pectai qvidem atque supponis. nachher zusetzt.
L I B . II. C A P .
CAPUT
215
XXIV.
XXIV.
Q u a m ob rem ne sit aes alienum, quod rei publicae noceat, providendum est; (quod multis rationibus caveri potest) n o n , si fuerit, ut locupletes suum perdant, debitores lucrentur alienum. Nec enim ulla res vehementius rem publicam continet, quam fides ; quae esse nulla potest, nisi erit necessaria solutio rerum credital'um. Nunquam vehementius actum est, quam me consule, ne solveretur. Armis et castris tentata res est ab omni genere hominum ct online: quibus ita restiti, ut hoc tantum malum de re publica tolleretur. Numquam nec maius aes alienum fuit, nec melius nec facilius dissolutum est. Fraudandi enim spe sublata, solvendi nécessitas consccuta est. At vero hie nunc victor, turn CAP. XXIV. 1. quod —po fest] Cemmentar zu dieser Stelle ist S a quod bezieht sich auf den ganzen vorhergehenden G e d a n k e n , in w e l chem Falle sonst bei Cic. g e w ö h n lich id quod steht (vgl. Zumpts Gr. § 371.), doch quod allein s. auch
lust. Cat. 37.
4. Nunquam — dissolulum
est]
Die Erklärung hierzu ist in der z w e i ten Catilinarischen R e d e enthalten, besonders 2, 4. 3, 5. 4, 8. 8, 18. III, 2, 9. — non— alienum] Das 10, 21. Die N o t w e n d i g k e i t zu z a h richtige Verständniss dieser Stelle len (solvendi necessitas) hatte Cic. linden w i r bei G a r v e : „ w e n n sie nach derselben R e d e 9, 18. (Meo (die Schuldenlast) aber einmal e n t - beneficio tabulae novae proferenstanden ist, so tilge man sie nicht tur verum, auetionariae) dadurch dadurch, dass man den reichen Gläu- h e r b e i g e f ü h r t , dass er zur Befriedibiger das Seine verlieren, den Schuld- gung der Gläubiger eine Versteigen e r fremdes Gut gewinnen lasse." rung der Güter der Schuldner a n Zu non ist aus providendum est drohte, indem diese sich nicht dazu zu ergänzen faciendum est. hatten entschliessen können, zur Tilgung ihrer Schulden sich eines T h e i 2. vehementius] In diesem W o r t e les ihrer Güter zu entäussern. Dies liegt eine Kraft, bisweilen auch eine ersieht man namentlich aus 8, 18.
Leidenschaft, wie § 3. —
quam der Rede: Unum genus est qui magno in aere alieno res etiam possessiones quarum amore addueti nullo modo possunt. —
fides] In so fern sich fides hier auf die Verhältnisse zwischen Schuldnern und Gläubigern bezieht, kann es am füglichsten durch Vertrauen auf W o r t und V e r s p r e c h e n , d. i. C r e d i t gegeben w e r d e n . D.
eorum, maiohabent, dissolvi dissolu-
tum ist eine Verstärkung von s o lutum, bezeichnet die völlige Tilgung der Schuld, w a s g e r a d e durch 3. tentata res est] Sc. a Ca- den Verkauf der Güter b e z w e c k t tilina eiusque sodalibus. — Ten- wird. So Sull. 20, 56. P. Sittii tare rem „einen Versuch mit einer praediis venditisaes alienum eiusSache m a c h e n " , ob sie gelingen w e r d e . dem dissolutum est.
Oben C. 22, 9. agrariam rem tentant. D. — ab hominum] Der beste
5. hic nunc
Victor]
Nämlich
1
2 3
4
216
DE OFFICIIS
quidem victus, quae cogitarat, cum ipsius intererat, tum ea perfecit, cum eius iam nihil interesset. Tanta in eo peccandi libido fuit, ut hoc ipsum eum delectaret peccare, etiamsi causa non esset. 6 Ab hoc igitur genere largitionis, ut aliis d e t u r , aliis auferatur, 85 aberunt ii, qui r e m publicam tuebuntur. In primisque operam d a b u n t , u t iuris et iudiciorum aequitate suum quisque teneat et neque tenuiorcs propter liumilitatem circumveniantur, neque locupletibus ad sua vel tencnda vel recuperanda obsit invidia; praeterea, quibuscunque rebus vel belli vel domi potcrunt, r e m pu7 blicam augeant imperio, agris, vectigalibus. Haec magnorum hominum sunt, haec apud maiores nostros factitata, haec genera officiorum qui persequuntur, cum summa utilitate rci publicae magnam ipsi adipiscentur et gratiam et gloriam. Cäsar. S. oben 7, 4. D. — tum quidem victus] Man glaubte allgemein, Cäsar habe an der Catilinarisehen Verschwörung Theil gehabt. D. [Vgl. Suet. Cäs. 17. Recidit rursus in discrimen aliud inier socios Catilinae nominatus. — cum ipsius intererat tum] Diese Worte habe ich aus dem Cod. Bern. c. allein in den Text genommen. Z u in p t Praef. ad H e u s i n g e r i cd. mai. p. XII. spricht auch schon ein nec tab e n displicent über sie aus; mir scheinen sie eine vortreffliche Vcrvollständigung des Gedankens zu sein, Die geschichtliche Erklärung hierzu giebt Sal. Cat. 49. quod privatim egregia liberalilate, publice maximis muneribus grandern pecuniam debebat. — eaperfecit] Cäsar ging an die von ihm selbst B. C. III, 1. beschriebene Massregel zur Schuldentilgung sehr zögernd, wie wir aus Suet. Cäs. 42. wissen: De pecuniis mutuis disiecta novarum tabularum exspectatione, quae crebro movebatur, decrevit tandem, utdebitores creditoribus satisfacerent etc. — cum — inieresset] „obgleich ihm für seine Person nichts mehr daran lag"; so er-
klärt sich auch der Conj. im Gegensalz zu cum— intererat „zu einer Zeit, wo ihm daran lag." Durch die Besiegung Galliens hatte nämlich Cäsar Reichthümer genug erworben, um seine Schulden auch ohne ausserordentliche Massregeln zu tilgen. — Tanta — esset] Cic. lässt sich hier aus politischem Hass gegen den Vernichter der Komischen Biirgerfreiheit zu einem höchst ungerechteil Urtheil verleiten. Denn abgesehen auch davon, dass Cäsar durch seine Massrcgel, die Gläubiger nach dem Werth der Dinge vor dem Biirgerkriege zu befriedigen, den gesunkenen Credit wieder hob, so liegt darin auch eine sittliche Rechtfertigung seiner Handlung, dass er sie that cum eius iam nihil interesset. B e i e r äussert sich daher über dieses Urtheil Ciceros sehr richtig: Ciccro autem Miltonis pcnicillo nobis pin.xit ipsissimum Satanam. 6. et neque—neque] zur Fortsetzung des vom finalen ut abhängigen Satzes, wozu sonst neve oder auch neque mit folgendem aut — aut dient. Vgl. Zuinpts Gr. § 535. — vel domi vel belli] S. Zunipts Gr. § 400.
LIB. II. CAP. XXIV. 86
217
In his autem utilitatum praeceptis Antipater Tyrius, Stoicus, 8 qui Athenis nuper est mortuus, duo praeterita censet esse a Panaetio, valetudinis curationem et pecuniae. philosopho praeteritas arbitror, utiles.
S e d valetudo
Quas res a summo
quod essent faciles;
sunt certe
sustentatur notitia sui corporis et observa- 9
tione, quae res aut prodesse soleant aut obesse; et continentia in victu omni
atque cultu corporis tuendi causa et praetermittendis
voluptatibus; 87 pertinent.
postiemo arte eorum,
quorum ad scientiam haec
Res autem familiaris quaeri debet iis rebus, a quibus 10
abest turpitudo; conservari autem diligentia et parsimonia; eisdem 11 etiam rebus augeri.
Has res commodissime X e n o p h o n Socraticus
persecutus est in eo libro, qui Oeconomicus inscribitur; quem nos, ista fere aetate cum essemus, qua es tu nunc, e Graeco in Latinum convertimus. 8. Anlipater Tyrius] ein Stoischcr Philosoph, war Freund des Cato Uticensis und sein Lehrer in der Ethik und Politik. (Plut. Cat. min. 4.) — Quas — utiles] Nach H o t t i n g e r s Bemerkung S. 228. der Anm. muss diese Stelle so ergänzt werden: „Panätius überging die beiden Stücke (valetudinis r/uralio et pecuniae) vermuthlich deswegen, weil er glaubte, dass sie an sich klar genug (faciles) seien. Wenigstens kann er sie nicht deswegen übergangen haben, weil er glaubte, dass sie nicht unter die nützlichen Dinge gehören; denn unstreitig gehören sie unter diese." ü . 9. Sed] führt nach der Unterbrechung wieder auf den Haugtgegenstand zurück. Vgl. Zumpts Gr. § 739. — continentia — voluptatibus] Es ist hier ein unverkennbarer Parallelismus: prodesse und obesse-, continentia — corporis tuendi causa und praetermittendis volup!atibus. Continentia wie-
der wie 22, 8. „die Selbstbeschränkung." Voluptates sind die Reize, welche von aussen kommen und der Gesundheit nachtheilig sind, daher ist praetermittere „sie vorübergehen lassen" gewählt.— arte eorum, quorum] Umschreibung anstatt medicorum. Diese hatten die vornehmen Römer öfters unter ihren Sclaven. D. 11. commodissime — persecuIiis est] Unten C. 25. commodius dispufalur. Die Originalschrift des Xenophon von der Haushaltung haben wir noch; die vom Cicero ungefähr in dessen 22. Jahre verfasstc Üebersetzung hingegen ist verloren gegangen. Einige Ueberreste davon sind in den Ausgaben seiner Werke aufgestellt. D. — in Latinum] als Neutrum ebenso wie e Graeco. So auch Tusc. III. 14. in Latinum Uta convertere; häufig bei Quintilian, auch im Plur., Inst. 5, 2. vertere Graeca in Latinum und § 4. ex Latinis concersio.
218
DE
OFFICIIS
CAPUT
XXV.
1 S e d utilitatum comparatio, quoniam hie locus erat quartus a P a - 88 2 naetio praetermissus, saepc est necessaria.
N a m et corporis c o m -
m o d a c u m externis, et externa c u m corporis, et ipsa inter se cor3 poris,
et externa c u m externis c o m p a r a r i solent.
C u m externis
corporis hoc m o d o c o m p a r a n t u r , valere ut malis q u a m dives e s s e ; c u m corporis externa lioc modo, dives esse potius q u a m maximis corporis v i r i b u s ; ipsa inier se corporis sie, ut bona valetudo vo4 luptati anteponatur, vires celeritati; externormn autem, ut gloria 5 divitiis, vectigalia u r b a n a rusticis.
E x q u o genere comparationis 89
illud est Catonis s e n i s : a q u o c u m q u a e r e r e t u r , quid re familiari 6 dum?
Satis
expediret,
respondit, Berte pascere.
bene pascere.
Quid
CAP. XXV. 1. n/iiitatum] „Vortheile" hier und § 6.; nicht selten im Plur. bei Cic., z. B. Amic. 9, 32. utilitales ex amicitia maximae capientur. — hic locus] „Dieser Gegenstand", nämlich die Vergleichung des Werthes verschiedener Güter. Nur d e n hatte Panätius nicht bearbeitet. S. I, 3, 10. D. 2. corporis) Ueber diesen Genit. hier und im Folgenden vgl. Zumpts Gr. § 767. 3. valere ut] Ueber die Stellung s. Zumpts Gr. § 356. — potius] eine nicht seltene Verstärkung zu malle und trägt hier zur Deutlichkeit der ganzen Verbindung bei. 4. externorum autem] Eigentlieh sollte es der vorangegangenen Construction gemäss externa autem (inter se hoc modo comparantur) heissen. Es findet aber hier eine straffe Zusammenziehung der Construetion statt, indem externorum, grammatisch und logisch abhängt von gloria und vectigalia: „von den äusseren Gütern aber der Ruhm dem Reichthum etc." nämlich vorgezogen wird. Den Zusammenhang mit dem Vorigen muss das Denken ersetzen.
tertium?
maxime
Quid
Male pascere.
in
secunQuid
— vectigalia] eigentlich „Staatsabgaben" hier „Privateinkünfte." Wir thun zugleich einen Blick in die ökonomischen Grundsätze der dainaligen Römer, die entgegengesetzt den jetzt herrschenden Ansichten, vectigalia urbana, d. h. Einnahmen aus städtischen Besitzungen, wozu auch Fabriken und die darin arbeitenden Sklaven gehörten, den rusticis den Einkünften von Ländereien vorgezogen. So wird Attieus von Nepos (14, 3.) wegen der verständigen Verwaltung seines Vermögens gerühmt, weil omnis eius pecuniae reditus constabat in Epiroticis et urbanis possessionibus. Auch vom Crassus erzählt Plutarch in dessen Leben C. 2, dass er den grössten Theil der Stadt Boin an sich gebracht (olqc rrjg 'Pw'fiqg tu nXticovfiigogin aviwyirta9ai,.~). 5. Catonis senis] des älteren JI. Cato, von dem wir noch eine Schrift de re rustica haben. — Bene pascere] Nicht die gute Weide oder das gute Futter, sondern die Folge davon nämlich g u t e V i e h z u c h t muss hier verstanden werden. D. — Satis bene] i. e. Mediocriter, wie
219
LIB. II. C A P . XXY. quartum? fenerari?
Arare.
E t , cum ille, qui quaesieraf, dixisset,
Tum Cato, Quid, hominem
occidere?
Quid
E x quo et multis
aliis intelligi debet, ulilitatum comparationes fieri solere, recteque hoc adiunctum
esse
quartum
exquirendorum officiorum
genus.
90 Sed toto hoc de genere, de quaerenda, de collocauda pecunia, vel- 7 lem etiam de ulenda,
commodius a quibusdam optimis viris ad
Ianum medium sedentibus quam ab ullis pliilosopliis ulla in schola disputatur.
Sunt tameu ea cognoscenda; pertinent enim ad uti- 8
litateni, de qua hoc libro disputatum est.
Reliqua deinceps pcr-
sequemur. Plin. H. N. XVIII. 5. und bei CoIumella de re rustica VI. Praef. 5. in derselben Erzählung, und unten III, 14, 1. salis i. e medioeriter Uteratus; also „mittelmässige V i e h z u c h t . " D. — Male — pascere] Das verhältnissmässige Abwärtsgehen in dieser Stelle von dem Grösseren zum Geringem (bene, satis bene, male) zeigt deutlich, dass hier male so viel heisse als non satis, also male pascer e i. ([.pascere quidem, sed quod non salis sit, g e ringe oderunbedeutende Viehzucht. C o l u m e l l a 1. 1. hat den auch hierher gehörigen Begriff durch Hinzusetzung des vel (si quis vel male pasceret) am deutlichsten ausgedrückt, als er dasselbe von dem Cato erzählte, [aber zugleich die Wahrheit dieser dritten Antwort b e zweifelte, von der auch Plinius schweigt.]. D.— Ar are] „Der Feldbau." Cato setzte diesen in die letzte Classe des Erwerbs der Landwirthschaft, weil er so vielen Zufällen unterworfen ist. D. — Quid fenerari?] Die Antwort des Cato schüesst die Wechselgeschäfte ganz von den sittlich erlaubten Gewerben aus, welche Ansicht mit I, 42, 2. übereinstimmt.
liehe Bern. c. Der Sinn erfordert es entschieden, weil die Geldwechs1er am Janus medius wohl de quaerenda und de collocanda pecunia Rath zu ertheilen.wussten, aber keineu edleren Gebrauch des Geldes kannten. Die Frage quemadmodum utendum pecunia? verweist Cic. de Divin. II, 4, 11. ad sapienles, und dies giebt, wie B e i er mit Recht hemerkt, den Ausschlag für unsere Stelle. — oplimis viris] Offenbar i r o n i s c h [und in verschiedenem Sinne von II, l(j, 10. 20, 2.] Denn die Feneratores treten I, 42, 1. in einer Gesellschaft auf, welche kaum daran zweifeln lässt, dass sich die hier gemeinten b r a v e n M ä n n e r auf diesen Ehrentitel eben nicht sehr viel einbilden dürfen. D. — Ianum medium] Bei den Alten werden drei Janus in Rom erwähnt, summus, medius, imus. Vgl. Hör. Epist. I, 1, 54. Sat. II, 3, 18. B e i e r hat in seiner Ausgabe weitläuftig zu entwickeln gesucht, dass der Umfang des ganzen Forums auf beiden Seiten Janus medius genannt sei und dass von den beiden andern Seiten des Vierecks an der einen der summus, an der anderen der imus lanus oder vielmehr superior und infe-
rior gewesen sei. Doch stimmt 7. Vellern — ulenda] Vellern Z u m p t dieser Meinung nicht bei, hat zwar nur die Minderzahl der sondern versteht darunter drei fiberHdschrr., unter ihnen aber der treff- baute Durchgänge zum Forum.
L I B E R
T E R T I U S .
C A P U T 1 P u b l i u m Scipionem,
I.
Marce fili, o u m , qui primus Africanus ap- 1
pellatus est, dicerc solitum scripsit Cato, qui fuit fere eius aequalis, numquam 2 minus
solum,
se minus quam,
otiosum
esse,
cum solus
esset.
quam
cum
otiosus;
nec
Magnifica vero v o x et
m a g n o viro ac sapiente digna, quae declarat, illutn et in otio de negotiis cogttare et in solitudine secum loqui solitum, ut
neque
cessaret u m q u a m , et interdum colloquio alterius non egeret.
Ita
duae res, quae languorem afferunt ceteris, illum acuebant, otium 3 et solitudo.
Vellern
nobis h o c idem vere dicere liceret;
CAP. I. 1. qui — appellalus est] Der Indicativ nach den Berner Hdschrr. b d e und anderen, grammatisch aber deshalb vorzuziehen, weil Cato nur von e i n e m Africanus wiss e n , also diesen Zusatz selbst nicht machen konnte. Der Zwischensatz ist also Ciceros Gedanke und deshalb der Indicativ nothwendig. — primus „zuerst"; wenn die beiden Africani unterschieden werden, wird sonst der ältere prior, superior, maior genannt. — qui — aequaIis] Cato der ältere war Quästor als Scipio Consul war, daher fere aequalis. Da beide Männer in ihren Grundsätzen sehr viel Yerschiedenes hatten, so hat die Aeusserung des Einen über den Andern um so mehr Bedeutung. — otiosum — otiosus] Ein ungesuchtes und daher schönes Wortspiel. Das erste otio-
sed si
sus bedeutet Jemand, der gar nichts thut, d. i. ganz m ü s s i g ist, das zweite den, dessen Amts- o d e r B e rufsgeschäfte zwar vollendet sind, der aber diesen Zustand zu mancherlei geistigen Unterhaltungen zu verwenden weiss. D. 2. vero] ist bekräftigend, mehr als an anderen Stellen; doch darf man auch hier die adversative B e deutung nicht ganz aufgeben, vielmehr glaube ich daraus zu ersehen, dass Cato jene Worte des Scipio nicht in ihrer vollen Geltung erfas«t habe, die ihnen erst Cicero verschafft: „&ber in Wahrheit ein herrliches Wort." — et —• sapiente] ac bei der Unterordnung. Vgl. zu I, 29, 6. — ut neque — et] Wie oben I, 21, 8. So gleich unten § 9. et — nec. 3. vere dicere]
O r e l l i hat nach
L I B . III.
221
C A P . I.
m i n u s imitatione tantam ingenii praestantiam consequi p o s s u m u s , volúntate certe p r o x i m e accedimus.
N a m et a re publica foren- 4
s i b u s q u e negotiis armis impiis v i q u e prohibiti o l i u m p e r s e q u i m u r , et ob e a m causam, urbe relicta, rura peragrantes s a e p e soli su2 mus.
S e d u e c h o c otium c u m Africani otio n e c h a e c solitudo 5
c u m illa comparanda
est.
Ille eniin requiescens
a
pulcherrimis muneribus otium sibi s a m e b a t aliquando,
rei publicae 6 et a c o e l u
l i o m i n u m frequentiaque interdum t a m q u a m in p o r t u m se in solit u d i n e m reeipiebat.
N o s t r u m a u t e m otium negotii inopia n o n re-
quiescendi studio constitutum est.
E x s t i n c t o enim senatu deletis- 7
q u e iudieiis, quid est, q u o d dignum nobis aut in curia aut in f o r o 3 agere p o s s i m u s ? Ilaque qui in m a x i m a celebritate atque in oculis 8 der Uebereinstimmung fast aller Hdschrr. vere aufgenommen, und verweist auf Lael. § 12. Hoc tarnen vere licet dicere. 4. armis impiis vique] Hendiadyoin anstatt vi armorum impiorum. Vgl. II, 23, 6. Arma impia nennt sie Cicero, weil Antonius gegen die Rechte der bisherigen Verfassung, also gegen das Vaterland, die Gewalt der WafTen brauchte. D. Vgl. Phil. V, 6, 17. An illa nongravissimis ignominiis —sunt notando, quod unus M. Antonius in hac urbe post conditam urbem palam secum habuerit armatos. Aus dieser Stelle ersieht man übrigens, dass unsere Schrift am Ende des Jahres 44 v. Chr. vollendet ist. — rura peragrantes] Cic. suchte gegenwärtig in dem Landleben, und in dem abwechselnden Aufenthalte auf seinen Villen Zerstreuung und Ruhe. Aber aus der Stimmung seilies Gcmiiths, in welcher er v o r züglich diese Stelle niedergcschrieLen hat, sieht man deutlich, dass er w e d e r die eine noch die andere mehr finden konnte. Denn von § 5. an tönen Gram und Klage fast aus jedem Worte. D. 5. hoc otium—haec solitudo]
Das Demonstrativum bezieht sich e n t w e d e r auf die redende Person (Zumpts Gr. § 1 2 7 ) , wie § 6. nostrum olium, oder es zeigt auf das Vorhergehende z u r ü c k , wie II, 23, 1. — olium persequimur „ i c h suche R u h e " wi uoyj, ' xaiuaytiv. 4. nihilo plus] Z u m p t hat liier, w i e I, 2 1 , S. nihil aufgenommen, jedoch mit der B e m e r k u n g si v e r a est lectio, da bessere handschriftliche Autoritäten für nihilo sind. — si non haberetJ „ w e n n er ihn nicht h ä t t e " d. h. in solchem F a l l e , w o er ihn h a t ; denn dass er ihn habe, w i r d hier als möglich g e s e t z t , weil sonst die ganze Argumentation k e i nen Sinn hätte. So erklären sich auch die Conjunctive habeal und
haberei. — bonis viris — quaeruntur] Der sogenannte Dativus Graecus ist bei Cicero noch höchst selten; die wenigen Beispiele d e s s e l b e n , w o er nicht bei Participiis steht, hat Z u m p t Gr. § 419, Anin. gesammelt. — Zu beachten ist die B e m e r k u n g , welche ich zuerst bei W a l t h e r zu Tac. Germ. 3. g e f u n den habe, dass bei diesem Dativ die W i r k u n g der Handlung immer w i e der auf den Handelnden zurückfalle, es also eigentlich ein Dativus c o m modi oder incommodi sei. 5. philosophi quidem] Bei er nieint, dass hier die E p i k u r e e r b e zeichnet seien, weil sie überhaupt l e u g n e n , dass man glauben k ö n n e , es w e r d e e t w a s verborgen bleiben, und weist auf Epikurus bei Diog. I.aert. § 1 5 1 . Ovx edn rov Xu&qu TI noiovvTu — nißrtvtiv ön hjGtl, XUV [IVOmXli ¿711 TOV 7ZUqovzoQ luv&drti. — mali geht auf die Sinnesart, nicht auf das D e n k vermögen. — illi quidem] S. I, 18, 4. — quasi vero] giebt d e m Satze eine ironische Geltung. Vgl. 3 0 , 7 . —
246
DE O F F I C I I S
6 Haec est vis huius anuli et huius exempli, si nemo sciturus, nemo ne suspicaturus quidem sit, cum aliquid divitiarum. potentiae, dominationis, libidinis causa feceris; si id diis liominibusquc futurum 7 sit semper ignotum: sisne facturus? Negant id fieri posse. quam potest id quidem;
sed quaero,
quod negant p o s s e ,
Quamid si
8 posset, quidnam facerent? Urgent rustice sane: negant enim posse, 9 et in eo perstant; hoc verbum quid valeat, enim quaerimus,
non vident.
Cum
si celare possint, quid facturi sint: non quaeri-
mus, possintne celare; sed tamquam tormenta quaedam adhibemus, u t , si responderiut, se impunitate proposita facturos, quod expe' diat, se
facinorosos se esse fateantur;
ipsa
fugienda esse concedant.
si negent, omriia turpia per Sed ¡am ad propositum
re-
•vertamur. CAPUT 1 Incidunt multae saepe causae,
X.
quae conturbent aninios utilitatis 40
spccic; non, cum hoc deliberetur, relinquendane sithoneslas propter defendat] i. e. affirmet, behaupten, D. So bisweilen auch ehe eine Anklage stattfindet. Vgl. Fin. II, 35,117. Quae (turpitudines) cur non cadant in sapientem, non facile est defendere. — si nemo — si id] Vgl. 24, 2. Zumpts Gr. § 784. 7. Quamquam polest id gutdem] Tfäinlich fieri, d. i. dass man seine Handlungen vor Menschen und Göttern [was dem Römer nicht anders klingen mochte als „vor aller Welt", wie auch oben 9, 9.] verbergen könne. Cicero spricht hier als Akademiker, mithin für die Möglichkeit dass dieses ja wohl so sein könnte. G e s n e r wollte negari ausgelassen haben, und E r n e s t i nach einer Vermuthung des Manutius nequaquam lesen; allein die Hdschrr. behaupten einstimmig quamquam. Die Verbindung der Rede ist ähnlich Fam. XIII, 32. Quamquam ti te quidem cumulate satisfit et mihi et meis omnibus. Sed velim sic existimes. Vgl. 33, 22. D. —
sed quaero — facerent] Der Lat. Ausdruck ist hier sehr zusammengedrängt; G a r v e erläutert ihn so: „Aber das ist die Frage nicht, ob er möglich sei: sondern wenn er es wäre, was sie thun würden." S. hoc verbum] ist nicht auf ein einzelnes Wort zu beziehen, sondern auf die ganze Behauptung „den Ausdruck." So Plaut. Trucul. IV, 4, 32. Verum est verbum, quod memoratur: ubi amici ibidem opus. 9. tamquam—adhibemus] Der Ausdruck ist der Gerichtssprache entlehnt, aus welchem Gebiete, nächst der Militärsprache, die Römer am liebsten ihre Metaphern entlehnten, A. Z n n i p t übersetzt: „Ich wende gleichsam nur die peinliche Frage an." CAP. X. 1. Incidunt — conturbent] „ Oefters treten Fälle ein, welche in einige Verlegenheit setz e n " ; so kommt conturbare unteu
LIB. III.
C A P . X.
247
utilitalis magnitudinem (nam id quidem improbum est) sed illud, possitne id, quod utile videatur, fieri non turpiter. collegae Brutus imperium abrogabat,
Cum Collatino 2
poterat videri facere id in-
iuste; fuerat enim in regibus expellendis socius Bruti consiliorum et adiutor.
Cum autem consilium hoc principes cepissent, cogna-
tionem Superbi nomenque Tarquiniorum et memoriam regtii esse tollendam:
quod erat utile,
patriae consulere,
stum, ut ctiam ipsi Collatino placere deberet.
id erat ita honeItaque utilitas va- 3
luit propter honestatem, sine qua ne utilitas quidem esse potuisset. 41 At in eo rege, qui urbem condidit, non item. litatis animum pepulit e i u s ;
Species enim uti- 4
cui cum visum esset utilius,
quam cum altero regnare, fratrem interemit. 20, 6. vor. Mullus wird öfters noch an saepe gesetzt, obgleich dieses eigentlich den Begriff von jenem schon in sich schliesst. S. oben I, 22, 2. II, 6, 5. D. — Hier beginnt die Betrachtung (vgl. 25, 11.) de prudentia, quam vvlt imitari malitia, und geht bis Cap. 16 extr. — cum hoc deliberetur] Der Conjunctiv wegen der Yerallgemeinerung des Ausdrucks: „ s o oft in Erwägung gezogen wird." Vgl. § 6. 12. Zumpts Gr. § 570. extr. 2. Nachdem Cicero zwei Collisionsfälle aufgestellt hat, geht er sogleich zur Betrachtung von Beispielen über, ohne seine Sätze weiter theoretisch zu entwickeln; das Allgemeine soll sich aus dem Einzelnen ergeben und so auch dem nicht philosophisch Gebildeten anschaulieher werden. G a r v e meint, dass die Gewohnheit, Geschichte und Mythologie zur Bestätigung philosophischer Lehren zu gebrauchen, wohl erst aus der Vereinigung der Rhetorik mit der Philosophie entstanden sel, wovon die Peiipatetischen PiliJosophen nach Aristoteles, vornehmlich Tlieoplnastus, die vornehmsten Muster gegeben zu haben scheinen, — Collatino — abrogabat] Vgl. Liv. II, 2., wo man auch die E r -
solum
Omisit hic et pie- 5
Iäuterung zu den Einzelnheiten in Ciceros Erzählung findet: principes werden dort primores civitatis g e nannt, auf deren Bitten, besonders aber des Sp. Lucretius, Collatinus sein Amt niederlegte. — in regibus expellendis] „Bei der Vertreibung der königlichen Familie." D. Der Titel rex geht auch auf die königlichen Prinzen über. So Verr. IV, 27, 61. reges Syriae, regis Anliochi filios pueros. — cognationem Superbi] Tarquinius Collatinus war ein Sohn des Egerius, E n kel des Aruns, welcher ein Bruder des Tarquinius Priscus gewesen war (Liv. I, 6 7 . ) . — B r u t u s war zwar auch ein Blutsverwandter der Tarquinier als der Sohn einer Schwester des Tarquinius Superbus, aber er führte doch nicht den verhassten Namen. (Liv. I, 56.) 4. animum pepulit] i. q. commovit „machte Eindruck auf i h n " , zunächst hergenommen von der Uebertrasung sinnlicher Eindrücke auf den Geist. Orat. III, 57, 216. Bisputari poterat subtiliter, quemadmodvm primo Visa nos pellerent, deinde appetitio ab his pulsa sequeretur. 5. pietatem et humanitatem] „Bruderpflicht und Menschenpflicht."
248
DE
OFFICIIS
tatem et humanitatem, ut id, quod utile videbatur neque crat, assequi posset; et tamen muri causam opposuit, speciem honestatis neque probabilem nec sane idoncarn. 6 Quirini vel Romuli dixerim.
Peccavit igitur; pace vel
N e c tamen nostrae nobis utilitates 42
omittendae sunt aliisque tradendae,
cum his ìpsi egcamus;
sed
suae cuique utilitati, quod sine alterius iniuria fìat, serviendum est. 7 Scite Chrysippus, ut multa: et contendere
debet,
plantare
quicum
eum,
debet. 8 usum,
Sic non
quam
Qui stadium, maxime
certet,
aut
in vita
sibi
quemque
iniquum
est;
alteri
inquit, currit,
possit, manu
depellere
potere,
deripere,
autem perturbanti»' officia in aniicitiis,
eniti
ut vincat; quod
sup-
nullo
modo
pertineat
ius non est.
ad
M a x i m e 43
quibus et non tribuere,
quod recte possis, et tribuere, quod non sit acquum, contra offì9 cium est.
Sed huius generis totius breve et non difficile prae-
— muri
causam] Ein Genitivus 276 v. Chr., war einer von den b e epexegeticus oder appositivus (vgl. rühmtesten Stoischen Philosophen und II, 5, 4.); muri ist das logische Oli- ein Schüler des Kleanthes, den er ject, causam das Prädicat.—• pace- zu Athen hörte. Zur weitern A u s RomuliJ Den häufig vorkommenden bildung des Systems der Stoa trug Abi. pace erkläre ich aus dem ent- er das meiste bei. — Stadium curgegengesetzten periculo „auf die Ge- rit] Currere findet sich in der Prosa f a h r " (Zumpts Gr. § 472, Abschn. selten mit dem homogenen Objecte, 2.), so dass es heisst „ ohne belei- mir ist nur noch bekannt de leg. digen zu wollen." Vcllej. II, 129. agr. II, 17, 44. cur non eosdem Pace maiestatis eins dixerim. — cursus — cucurrerunt? — vel Quirini vel Romuli nach Rö- cum] Vgl. zu I, 12, 3. —
quiSic]
mischer W e i s e , um die Gottheiten „ e b e n s o " hat kein entsprechendes mit dem Namen zu benennen, der ut, das aus dem einzigen Cod. Bern, ihnen selbst der liebste sein mochte. aufzunehmen bedenklich ist, da sich Vgl. Hör. C. See. 14. Lenis lli- ähnliche Stellen bei Cicero finden:
thyia, — Sive tu Lucina vocari, Seu Genitalis.
probas N. D. I, 27, 75. Dicemus ergo idem, quod in Venere Coa: cor6. Nec tarnen] „Jedoch ist das pus illud non est, sed simile cordeo nicht so zu verstehen, d a s s " D . - poris —: sie in Epicureo rerum cum] i. e. etiamsi. D.— quod — non res sed similitudines fial] Der Conjunctiv mit dem Aus- esse. Phil. VIII, 5, 15. In corpore drucke der Beschränkung; quod = si quid eiusmodi est, quod reliid uri sequatenus, quoad. Vgl. Zumpts Gr. § quo corpori noceat, ut membrum 559. Aehnlich § 7. quam maxime carique patimur, possit. § S. quod recte possis — aliquod po/ius quam totum corsie in reip. corquod non sit aequum. — Ueber pus inlereat: pore, ut totum salvum sit, guidden Inhalt dieses § vgl. 5, 4. quid est pestiferum, amputetur. 7. Scite — multa] Chrysippus, 9. et non] st. neque, weil der geb. zu Soli oder Tarsus in Cilicien,
LIB. IIL C A P . X. ceptum est.
249
Quae enim videntur utilia, honores, divitiae, volupta-
tes, cetera generis eiusdem, liaee amicitiae numquam anteponenda sunt. At neque contra rem publicam, neque contra ius iurandum 10 ac fidem amici causa vir bonus faciet, ne si iudex quidem erit de ipso amico.
Ponit enim personam amici,
Tantum dabit amicitiae,
cum induit iudicis.
ut veram amici causam esse malit, ut 11
44 orandae litis tempus, quoad per leges liceat, accommodet. vero iurato sententia dicenda sit, teslein, id est,
meminerit,
ut ego arbitror, mcntcm suam, qua nihil liomini
dedit deus ipse divinius.
Itaque praeclarum a maioribus accepi- 13
mus morem rogandi iudicis, si eum tenerernus, quae facere
posset.
Cum 1 2
dcum se adhibere
salva
fide
Haec rogatio ad ea perlinet, quae paulo ante dixi
honeste amico a iudice posse concedi. ganze Satz positiv ist, auch tritt die Verneinung dadurch stärker hervor. Vgl. Zumpts Gr. § 334. 10. ponit personam] „er legte die Maske ab" nicht in unserem Sinne, wo wir darunter Verstellung verstehen, sondern im antiken, wo jeder dramatische Charakter seine bestimmte Maske hatte. In gleichem Sinne von der Bekleidung l'usc. V, 20, (SO. Quum pila ludere vellet lunicamque poneret. 11. veram — esse] „das der Freund Recht habe"; vera causa ist nicht ganz identisch mit bona und iusta, beides steht sittlich noch höher,-, aber zunächst wünscht der Freund nur, wenn er über seinen Freund zu Gericht sitzt, dass er ihm nicht Unrecht geben müsse. Vgl. Quint. Inst. I, 17, 3S. an causa vera sit, nescit. — orandae — tempus] Orare „durch die Kede verhandeln", wie hier mit litem, so auch mit causam verbunden: Cic. Brut. 1'2, 47. quo (Antiphontel — neminem unquam melius ullam ora visse capitis causa m. Orare für „Process führen" später besonders häufig bei Quintilian. — B e i e r : „ E r a t autem lege Pompeia
N a m , si omnia facienda 14
iudiciaria, 1. a. 698, uno die atque eodem et ab accusatore et ab reo p e rorandum ita, ut duae horae accusatori, tres reo darentur teste Asconio." Näheres zum Sachverständniss der Stelle findet man auch Tac. Dial. 38. 12. cum vero — sit] Weil er erst nach vorher abgelegtem Eide den Richtersprucli geben muss. D. — Belehrend ist die Stelle aus Cod. lustin. III. t. I. L. 14. Cui non est cognitum, antiquos iudices non aliler calculum iudicialem accepisse, nisi prius sacramentum praestitissent : omni modo se cum verità!e et legum observalione iudicium esse disposituros. 13. si eum teneremus] Si für dummodo, [Vgl. p. Fiacco 7 in. 0 morem praeclarum disciplinamque, quam a maioribus aeeepimus, si quidem tener emus.], wie auch wir die Partikel „wenn" häufig gebrauchen: „ w e n n wir doch nur diese.Sitte noch beobachteten". D. [nämlich nicht bloss öffentlich sondern auch im Besonderen alle Wege unterliessen, die Treue des Richter» wankend zu machen.] — posset] habe ich der grösseren Autorität der lld.schrr. und des grammatischen Z u -
DE
250
OFFICIIS
sint, quae amici velint: non amicitiae tales sed coniurationes pu15 tandae sint.
Loquor autem de communibus amicitiis; nam in sa- 45
16 pientibus viris perfectisqiie nihil potest esse tale. Phintiam,
Pythagoreos,
Damonem
ferunt hoc animo inter se fuisse.
et Ut,
cum eorum alteri Dionysius tyrannus diem necis destinavisset, et i s , qui morti addictus esset, paucos sibi dies commendandorum suorum causa postulavisset: vas factus est alter eius sistendi, ut. si ille 1 7 non revertisset, moriendum esset ipsi.
Qui cum ad diem se re-
cepisset, admiratus eorum fidem tyrannus petivit, ut se ad ami18 citiam tertium adscriberent.
Cum igitur id, quod utile videtur in 46
amicitia, cum eo, quod honestum est, comparatur: iaceat utilitatis 19 species, valeat honestas. non sunt,
postulabuntur:
Cum autem in amicitia,
quae honesta
religio et fides anteponatur amicitiae.
Sic habebitur is, quem exquirimus, delectus officii. sammenhanges wegen, da aeeepimus vorangeht, der Lesart possit vorgezogen. 16. Damonem et Phintiam] Durch S c h i l l e r s Ballade „die Bürgschaft" ist das hier erwähnte Beispiel wahrer Freundschaftsgesinnung bei der ganzen Deutschen Nation eingebürgert; Schiller folgt jedoch in den Namen gegen alle übrigen Zeugnisse einer späteren Autorität, dem Hyginus (fab. 257), welcher die beiden Freunde Moerus und Selinuntius nennt. Cicero, der dieselbe Begebenheit Tusc. V, 22, 63. erwähnt, meint den älteren Dionysius, indess ist es wahrscheinlicher, den jüngeren anzunehmen, wie G. Lan g e im Neuen teutschenMercur 1808H. 3. dargethan hat. — Ut] Ich bin zu H e u s i n g e r s Meinung zurückgekehrt, dass ut hier zur Anführung
Cic. vorher behandelt, passe, sondem vielmehr für die Collision zwisehen Freundschaft und Selbstliebe ( § 9.); allein Cic. wollte jene erstere Collision nicht weiter ausführen sondern durch das Beispiel einer vollkommenen Freundschaft wieder den Uebergang zu der Schlussfolge § 16. machen. — comtnendandorum suorum causa] „Um testamentarisch seine Angelegenheiten in Ordnung zu bringen", [Vgl. Fin. III, 2, 9. quorum ulergue tibi testamenlo liberos suos commendavit.] oder, wie sich Val. Max. IV, 7 , Ext. 1. in der Erzählung derselben Geschichte ausdrückt, lempus, quo — res suas ordinaret; lliod. Sic. Exc. p. 554. %QÖVOV tlgro MQI Tluv ISiiov nqöjeqov ä fiov'/.ITAO dioixrfiui.
eines Beispiels diene, wodurch hoc animo inter se fuisse erläutert werden soll. Hoc animo weist aber zurück auf sapientibus viris perfectisque. — ( i a r v e bemerkt mit Recht, dass dieses Beispiel nicht zu dem Satze von der Collision der Freundschaft mit der Pilicht, den
18. Dieser und der folgende § sind Beispiele, welche Freiheit sich auch der Lateiner in den RelativSätzen der Abwechselung wegen erlaubt. Da hier von allgemeinen Fällen, wie sie eintreten können und werden, die Rede ist, so wäre das Natürlichste gewesen § 18. cum —
L I B . III. CAPUT
251
CAP. XI. XI.
S e d utilitatis specie in re publica saepissime peccatur, ut in Co- 1 rinthi disturbatione nostri. runt,
ut Aeginetis,
D u r i u s etiam Atlienienses,
qui classe valebant,
qui scive-
pollices praeciderentur.
H o c visum est utile; nimis enim imminebat propter propinquità- 2 t e m Aegina Piraeeo.
S e d nihil, quod crudele, utile; est enim ho-
m i n u m naturae, quam sequi debemus, maxime inimica crudelitas. 47 Male etiam, qui peregrinos urbibus uti prohibent eosque extermi- 3 n a n t , ut P e n n u s ap ud patres nostros, pro cive,
Papi us nuper.
N a m esse 4
qui civis n o n sit, rectum est n o n licere,
quam legem
tulerunt sapientissimi consules Crassus et S c a e v o l a ;
usu vero ur-
comparabitur, postulabuntur
wie § 19. cum — zählte Vorfall trug sich 456 v. Chr. zu sagen. zu. D. 2. nimis — Piraeeo] Plutarch CAP. XI. 1. in Corinthi dislur- Pericles 8. erwähnt unter den iprjbatione] Vgl. I, 11, 5. — distur- (fCßfiUTU, die vom Perikles übrig batio findet sich nur in dieser Stelle, geblieben, auch ro trjv sfiyivuv wg häufig aber disturbare in demsel- lijfiriv tov UeiQaiwg äytliiv xcben Sinne: Phil. V, 7, 19. Anto- ItvGM. — inimica] hat hier die nius — domum meam disturba- Bedeutung von „entgegen", der Geiurum esse dixit. — Als Prädicat gensatz zu consentanea. könnte man sich per Syllepsin hier 3. urbibusJ Der Plural, weil Cic. peccaverunt ergänzen, da aber zu nicht bloss Rom im Sinne hat. — Durius etiam ein allgemeineres exterminant] enthält die ErweiteVerbuin, etwa fecerunl, zu ergänzen rung zu urbibus prohibent. Dieses ist, wie § 3. zu male etiam, so hat Wort ist übrigens fast nur bei Cic. dieses wohl auch schon Cic. zu ut im Gebrauch. — Pennus] Der Volksvorgeschwebt. Vgl, § 13. Melius tribun M. Iunius Pennus that 126 v. hi; 30, 3. Quod idem multis an- Chr. den Vorschlag, die zu vielen nis post C. Mancinus. — scive- Fremden aus der Stadt zu schaffen, runtj Die (wie einstimmig beschlos- und nicht so vielen mehr Aufentsen war) den Befehl gaben, den halt zu gestatten, weil man zuletzt zur See mächtigen Einwohnern von Fremde und Bürger kaum von Aegina die Daumen abzuschneiden. einander würde unterscheiden könDiese Grausamkeit begingen sie des- nen. C. Gracchus, damals Quaestor, wegen, sagt Val. Maximus 9, 2, Ext. widersetzte sich ihm, wiewohl frucht8. ut classe potens populus in cer- los, in einer eigenen heftigen Rede. tamen maritimarum virium secum D. — Papius nuper] Vor 21 Jahdescendere nequiret; und Aelian ren. C. Papius brachte es als var. hist. II, 9. Iva ÓÓQV fiiv ßu- Volkstribun, 65 v. Chr., zwei Jahre vor Ciceros Consulate, dahin, dass GT(i£ttv jU») óvvwvTaij XLÚ7ir¡v di der Vorschlag wegen Einschränkung iXavvtiv dvvtavTui. Die ganze der Anzahl der Fremden erneuert Feindschaft beruhte auf politischer wurde. D. Eifersucht und fand sich schon in 4. Crassus et Scaevola] Die den frühern Zeiten. Der hier e r -
252
DE
OFFICIIS
bis prohibere peregrinos sane inhumanum est.
Illa praeclara, in
6 quibus publicae utilitatis species prae honestate contemnitur.
Plena
exemplorum est nostra res publica, cum saepe tum maxime bello Punico secundo; quae, Cannensi calamitate accepta, maiores ani7 mos habuit qnam unquam rebus secutidis. catio, nulla mentio pacis. 8 litatis obscuret.
Nulla timoris signifi-
Tanta vis est honesti, ut speciem uti-
Athenienses cum Persarum impetum nullo modo 48
posscnt sustinere statuerentquc, ut urbe relieta, coniugibus et liberis Troezene depositis,
naves
conscenderent
libertatemque Grae-
ciae classe defenderent: Cyrsilum quendam suadentem, ut in urbe 9 manerent X e r x e m q u e recipcrent,
lapidibus cooperuerunt.
Atque
ille utilitatem sequi videbatur; sed ca nulla erat repugnante hone10 state.
Themistocles post victoriam eius belli, quod
fuit, dixit in contione,
sed id sciri noil opus esse. 11 quicum communicaret. Lacedaemoniorum,
cum Pcrsis 49
se habere consilium rei publicae salutare, Postulavit, ut aliquem populus daret.
Datus est Aristides.
quae
subdueta
esset
Huic ille,
classem
Gytheum,
clarn
ad
beiden Consuln C. Licinius Crassus folgende geschieht oder geschehen und Q. Mucius Scävola gaben 95 v. soll. I). Vgl. Zumpts Gr. § 614. — Tooi^v eine alte Stadt Chr. der Lex Licinia Mucia ihr Troezene] Dasein, nach welcher festgesetzt in Argolis, Attica gegenüber g e l e ist von alw u r d e , dass ¡Niemand für einen Kö- gen. — cooperuerunt] lnischen Bürger gelten sollte, der es len neueren Herausgebern der Lesobruerunl nicht w ä r e . 1). (Jeher Crassus vgl. art der ineisten Hdschrr. vorgezogen. Dasselbe Wort braucht I, 30, 0 ; über Scävola I, 32, 4. 6. maxime — secutidis] Da es Cic. in gleicher Verbindimg Verr. coosich hier um die Collision des ho- Act. 2. I, 46, 119. lapidibus
nestum
und utile handelt, so haben perlus
esset in
foro.
wir zunächst wohl an dergleichen 9. Atque] Vgl. I, 40, 8. zu d e n k e n , wie die Zurückweisung 10. non opus esse] wie C. 32, der von tlannibal vorgeschlagenen 10. und öfter eine Litotes für non Loskaufung der Gefangenen nach utile oder gar perniciosum.— quider Schlacht bei Cannä. S. Liv. XXII, cum] Vgl. zu I, 12, 3. 5 8 — 61.
8. statuerentque,
ut]
Wenn
dasselbeSubject bleibt, gewöhnlicher mit nachfolgendem Infinitiv, welchen das Verbum activum als den Accusativ oder Casus verbi regiert; folgt aber ut darauf, so muss das Vorhergehende als der Grund betrachtet w e r d e n , aus welchem das Nach-
11. Gytheum] Bei Liv. XXXIV, 38. Gytliium, Griechisch Fvdnov und r v & i o v , Hauptseeliafen für Sparta im Sinus Laconicus gelegen. Polyb. V, 19. vavca.&fjLor TIUV AaxtSou-
fioriwv. o xu/.fhao fiev Fvd'iov, i'yii di uotpalrj )u-(iiva- rrje de jTÖltwg ujit/ti TQidxovra cuSiu.
L I B . III.
253
C A P . XII.
incendi posse; quo facto frangi Lacedaemoniorum opes necesse esset. Quod Aristides cum audisset, in contionem magna 12 exspectatione venit dixitque, perutile esse consilium, quod Themistocles afferrct, sed minime honestum. Itaque Athenienses, quod lionestum non esset, id ne utile quidem putaverunt, totamque earn rem, quam ne audierant quidem, auetore Aristide repudiaverunt. Melius hi, quam nos, qui piratas immunes, socios ve- 13 ctigales habemus. CAPUT
XII.
M a n e a t ergo, quod turpe sit, id nunquam esse utile, ne tum 1 quidem, cum id, quod esse utile putes, adipiscare. Hoc cnirn 50 ipsum, utile putare quod turpe sit, calamitosum est. Sed inci- 2 dunt, ut supra dixi, saepe causae, cum repugnare utilitas honestati videalur, ut animadvertendum sit, repugnetne plane an possit cum honest ate coniungi. Eius generis hae sunt quaestiones: Si exem- 3 pli gratia, vir bonus Alexandrea Rhodum magnum frumenti numerum advcxcrit in Rhodiorum inopia et fame summaque annonae 12. Itaque] repudiaverunt,
gehört logisch zu quod neque moveri neque muwelches das Prädi- lari polest. — Hoc — ipsum]
— putaverunl
eigentlich Nebensatz utile — sii, wie II, '24,5. zu pec-
cat des Hauptsatzes ist, wogegen id
bildet die Apposition zu dem Satze
ist, der in der leichten Redeweise
care.
13. piralas] In Folge des B ü r gcrkrieges durften Seeräuber frei in allen Gewässern ihr Wesen treiben, was Cäsar bei seinem Mangel an e i ner Seemacht nicht verhindern lumnte oder vielleicht aucht nicht wollte, weil sie ihn unterstützt hatten. Hingegen wurden Bundesgenossen, z. B . die Einwohner von Massilia, der König Dejotarus von Galatien, Steuer-
Der Conjunctiv aus demselben Grund e , wie 10, 1. Gute Hdschrr. haben videtur, was hier auch zulässig wäre. — animadvertendum sit] Vgl. II, 2 0 , 4. 3. Alexandrea] Weil d a s i n j e nen Zeiten der Ilauptplatz war, von w o der Getraidereichthum Aegyptens in die nördlichen und westlichen G e genden der Erde gebracht wurde. D.
Vgl. Zumpts Gr. § 5 9 8 .
dieser Schrift auch in die Form des 2. Sedincidunl, ut supra dixi] Hauptsatzes gekleidet ist. C. 10, 1. D. — cum —- videalur]
pllichtig gemacht, die dem Pompeius — magnum frumenti beigestanden. D. CAP. X I I .
1.
Maneat]
numerum]
Numerus wird abweichend von u n serm Gebrauche der ursprünglichen absolut Bedeutung dieses Wortes gerade häu-
i. q. pro certo liabeatur. Der Deut- fig mit frumenti sehe gebraucht: e s b l e i b t d a b e i !
Verr. Act. 2. II,
verbunden: z. B. 2,
72.
magnum
D. Vgl. Rabir. Post. 9, 25. Quam- frumenti numerum, vim mellis obrem illud maneat et fixum sit, maximam. Plane. 26,64. frumenti
254
4 5 6
7
8
DE
OFFICIIS
cantate; si idem sciat, complures mercatores Alexandrea solvisse, navesque in cursu frumento onustas petcntcs Rhodum videril : dicturusne sit id Rliodiis, an silentio suum quam plurimo venditurus? Sapienlem et bonum virum lingimus; de eius deliberalione et consultatione quaerimus, qui celaturus Rhodios non sit, si id turpe iudicet, sed dubilct, an turpe non sii. In liuiusmodi causis 51 aliud Diogeni Babylonio videri solet, magno et gravi Stoico ; aliud Antipatro, discipülo eius, homini aculissimo. Antipatro: omnia patefacienda, ut ne quid omnino, quod venditor norit, emptor ignoret; Diogeni: venditorem, quatenus iure civili constitutum sit, dicei'e vitia oportcre, cetera sine insidiis agere et, quoniam vendat, velie quam optime vendere. „Advcxi, exposui, vendo meum non pluris, quam ceteri, fortasse etiam minoris, cum maior est copia; cui fit injuria?" Exoritur Antipatri ratio ex altera parte: „ Q u i d 52 ais? Tu, cum hominibus consulcre debcas et servire humanae societati, eaque lege natus sis, et ea habeas principia naturae. quibus parere et quae sequi debeas, ut utilitas tua communis sit utilitas, vieissimque communis utilitas tiia sit: cclabis homines, quid iis assit eommoditatis et copiae?" Respondebit Diogenes fortasse sie: „Aliud est celare, aliud tacere; ncque ego nuue te celo, si tibi non dico, quae natura deorum sit, qui sit finis bonorum; quae tibi plus prodessent cognita quam tritici vilitas. Sed non, in summa carìlale maximum numerum miseram.— silenlio] Vgl. Zumpts Gr. § 472. Anm. 4. dubilet — non sii] Vgl. Zunipts Gr. § 354. 5. Biogeni li a by Ionio] Ein Selm¡er des Chrysippus oder des Zeno von Tarsus, aus Seleucia gebürtig, •welcher auch dadurch bekannt w a r , dass ihn die Athener 15G v. Chr. nebst Karneades und Kritolaus, als Gesandten nach Uom geschickt hatten. E r fand seiner philosophischen Kenntnisse w e g e n in Rom z w a r viel B e i fall ; indess suchte ihn Cato doch, w e i l er die Philosophie der Griechen f ü r gefährlich hielt, bald möglichst wieder yon Rom zu entfernen. P a -
nätins' L e h r e r , der gleich folgende Antipater aus Tarsus, w a r ein Schiiler von ihm. U . — iure civili] „ N a c h dem (in j e d e m Staate) üblichen L a n d r e c h t . " J). — quam optime vender e] „ s o gut wie möglich v e r k a u f e n " , nicht gleich § 3. quam plurimo tendilurus; vgl. Plaut. Persa IV, 4, 31. hoc emptore vendes pulchre. 6. Adtexi] Es folgt jetzt eine Personilicirung ( 7i(i0gu)JC07V0Uu ) . Zumpts Gr. § 824. 7, Exoritur — parle] „Auf der andern Seite stellt Antipater f o l gende Ansicht entgegen."' D. — principia] „Grundanlagen", w o r a u s Cic. I. c. 4. alle Tugenden herleitet.
L I B . III. C A P . XIII.
255
53 q u i c q u i d tibi a u d i r e utile est, id milii d i c e r e n e e e s s e e s t . "
..Immo
v e r o , i n q u i e t ille, n e e e s s e est, si q u i d e m nicrninisti, e s s e in (er h o - 9 mines natura coniunctam societatem."
„ M e m i n i , i n q u i e t ille; sed 1 0
n u m ista societas talis est, u t niliil s u u m c u i u s q u a m s i t ? q u o d si ita est, n e v e n d e n d u m q u i d e m . q u i d q u a m e s t sed CAPUT in h a c t o t a
donandum."
XIII.
diseeptationc n o n
illud dici:
Ouamvis
t u r p e sit, t a r n e n , q u o n i a m e x p e d i t , l a c i a m " ; sed ila turpe 54 non
non esse
sit;
ex altera a u t e m p a r t e ,
faciendum.
Vendat
ea re,
aedes vir
expedire,
quia
ut
turpe
bonus propter
hoc 1 sit,
aliqua 2
vitia, q u a c i p s e n o r i t , c c t e r i i g n o r e n t : p e s t i l e n t e s sint et h a b e a n t u r s a l u b r e s ; i g n o r e t u r in o m n i b u s cubiculis a p p a r e r e s e r p e n t e s ; m a l e matcriatae sint, Ouaero,
ruinosae;
sed h o c p r a e t e r d o m i n u m n e m o
sciat.
si h a e c e m p t o r i b u s v e n d i t o r n o n d i x e r i t , a e d e s q u e v e n - 3
diderit p l u i i s m u l t o ,
quam
sc v c r u l i t u r u m
putarit:
55 a u t i m p r o b e lecerit. „Ille v e r o , i n q u i t A n t i p a t c r . " 10. inquiet ille] folgt in einem so geringen Zwischenräume auf einander, dass B e i e r an beiden Stellen lieher diese Worte ausgelassen hat. Jedoch ist, da das Zwiegespräch hier schliesst und eine Verwechselung der Beziehungen nicht weiter möglieh i s t , eine solche Vernachlässiguns: wohl zu entschuldigen. — niItil — sit] cuiusquam stützt sich z w a r auf die Minderzahl der llusclirr., ist aber doch der Lesart cuiusque w e g e n des negativen Inhaltes des Satzes entschieden vorzuziehen. CAP. XIII. 1. ita — non sil] „die Sache sei nützlich ohne imrecht zu sein." G a r v e . — ea re] gebraucht wie ideo. Vgl. Verr. Act. '¿. II, 9, 25. Ea re quidem, quod aliler condemnari reus — non polest. 2. Vendat] Gerade so wie auch im Deutschen: „ E i n rechtschaffener Manu soll sein Haus verkaufen." D.
num
iniusle
„ Q u i d est ciiiiu 4
Der Conjunctiv wegen des als m ö g lieh angenommenen Kalles. •— male materiatae sintJ .,das Holzwerk desselben sei schlecht." Nach der Bedeutung von maleria und aller davon hergeleiteten Wörter kann nur dies die richtige Bedeutung sein, Das Verbum materiare lindet sich nur noch Vitruv. 5, 12. Eaque aedi/icia minime sunt malerianda propter incendia. Ebenso braucht Cic. ruinosus „ b a u f i i l l i g " nur an dieser Stelle; ausserdem bloss noch Seil, de Ira 3, 35. ruinosi parietes. 3. iniusle aut improbeJ aut. hat hier eine correclive Bedeutung „ o d e r d o c h " ; dass ein solcher Handel nicht gegen das ins cicile sei, konnte leicht behauptet werden, streitig aber war es, ob er sich mit der Sittlichkeit vertrug. Vgl. Att. II, 20, tif- a se pos/ulari aut expectari aliquid suspicanlur (S. Handii Turs. I. p. 535. 11, 1. — Ille vero] b e jalit. Vgl. Zumpts Gr. § 716.
256
DE
OFFICIIS
aliud, erranti viain lion monstrare, publicis sanctum est, 5 per
quod Athenis cxecrationibus
si hoc non est,
errorem in maximam fraudem
emptorem pati mere incurrere?
Plus eliam
et est,
quam viam non monstrare ; nam est scientem in errorem alteram 6 inducere."
Diogenes contra : „Num te emere coegit, qui ne hor-
tatus quidem est? 7 placebat, emisti.
llle, quod non placcbat, proscripsit; tu, quod Quotisi, qui proscribnnt VILLAM 130IVAM BENE-
QUE AEDIFICATAM, non existimantur fcfellisse, eliam si ilia nec bona est nec aedificata ratione; multo minus, laudarunt.
Ubi enim iudicium emptoris est,
qui domum
non
ibi fraus venditoris
8 quae potest esse? Sin autem dictum non ornile praestandum est; quod dictum non est, id praestandum putas? Quid vero est stultius, quam venditorem eius rei, quam vendat, vitia narrare? Quid autem tarn absurdum, quam si domini iussu ita praeco praedicet, 9 DOMUM PESTILENTEM VENDO?"
Sic ergo in quibusdam causis 56
dubiis ex altera parte defenditur honestas, ex altera ita de utilitate dicitur, ut id, quod utile vidcatur, non modo facere honestum sit, sed etiam non facere turpe.
Haec est ilia, quae videtur utilium
10 fieri cum lionestis saepe dissensio.
Quae diiudicanda sunt; non
enim, ut quaerCrcmus, exposuiinus, sed ut explicaremus.
Non 57
4. erranti — sanctum est] letztere Bedeutung § 7. fraus venVgl. I, 16,1. und Diphitus bei Athe- ditoris. naeus VI, p. 238 IT. ^AyvoHQ èv 6. proscripsit] „bot öffentlich KMQ dqo.ìc "Or ìc,iv, iX TIC fifi feil." Proscribere ist hier venale (¡¡Quali oqS-wc ÒÓÒV,"H ttvq TVAV- proponere affixo titulo. Vgl. 16, 5. cci r\ diutp&tqti vótog. — Unter 17, 2. execrationibus publicis versteht 7. nec aedificata ratione] muss Cic. diejenigen, welche nach einem das Gegentheil von villa bene aeVolksbeschhiss durch den Herold dificata sein, also eine Villa (Landoder durch Priester geschahen. Ein gut), deren Gebäude nichts taugen, bekanntes Beispiel ist die Verwiin- I). Ucber ratione vgl. Zumpts Gr. schung des Alcibiades durch die E u - § 4 7 2 . Anni,
molpiden (Nep. Alcib. 7 . ) . — ruere] „unüberlegt
sich in einen Nachtheil
8. praestandum
est] Vgl. IG, 1.
1 0 . 1 7 , 12.
stürzen." Vgl. Liv. III, 11. Accusasator pati reum ruere invidiaeque flammam ac materiam criminibus suis subgerere. 5. in — fraudem] kann heissen „Verlust" und „Betrügerei" wie 17,
10. non, ut quaereretnus, exposuimus] „Diese Fälle habe ich nicht aufgestellt, dass sie bloss für Streitfragen gelten sollten." D. — exposuimus — explicaremus] Exponere und explicare fallen in ih-
2 . plagae
rer Bedeutung häufig zusammen, w i e
für dasselbe Verhältniss
gebraucht ist; auch spricht für die Rose. Am. 12, 34. Tolam causam
L I B . III.
C A P . XIV
257
igitur videtur n e c f r u m e n t a r i u s illc R h o d i o s , n c c h i e a e d i u m v e n - 1 1 dilor celai'e e m p t o r e s debuisse.
Neque
e n i m id est c e l a r e ,
quic-
q u i d reticeas ; s e d c u m , q u o d t u scias, id i g n o r a r e e m o l u m e n t i tui c a u s a velis e o s , q u o r u m intersit id scire.
H o c autein celandi ge- 1 2
n u s q u a l e sit, et c u i u s homitiis, q u i s n o n v i d e t ? C e r t e n o n n o n s i m p l i c i s , n o n i n g e n u i , n o n i n s t i , n o n viri b o n i ; tius,
obscuri,
a s t u l i , fallacis, m a l i t i o s i ,
callidi, v e t e r a t o r i s , vafri.
H a e c t o t et alia plura n o n n e inutile est, v i l i o r u m subire CAPUT 58 Q u o d
aperti,
versuti ponomina?
XIV.
si vituperandi sunt, qui reticucrunt, q u i d de iis e x i s t i m a n - 1
d u m e s t , qui orationis v a n i t a t e m a d l i i b u e r u n t ? erplicemus atque ante oculos expositam eonsideremus; doch ist explicare die w e i t e r e E n t w i c k e lung von exponere, dieses m e h r die Facta hinstellen, j e n e s sie e r läutern, dieses bezeichnet den E n t w u r f , jenes die Vollendung, z. B. Brut. 44, 164. Plura eliam dicta quam scripta, quod ex quibusdam capilibus expositis nec explicalis inielligi polest. 11. Non igitiir vi de tur, nec — nec] Man beachte, dass im Lateinischen nec — nec nicht die v o r a n g e h e n d e Negation non aufhebt. Zumpts Gr. § 754, Anm. — quidquid reticeas] — si (juid reticeas, quodcumjue est und daher auch der Conjuncliv nach quiequid; die Lesart einiger lldschrr. cum quid ret. scheint nur eine erklärende E m e n dation zu sein. Vgl. 12, 8. 12. non aperli — vafri] Will man in den hier gesetzten E i g e n schaftswörtern mit ihrem Gegensatz eine Symmetrie und bestimmte B e ziehungen auf einander f i n d e n , so müsste man iiinner einer guten E i genschaft zwei schlechte e n t g e g e n gesetzt annehmen, so dass sich versuti und obscuri auf aperli u. s. w. bezögen, viri boni aber als die Z u -
C. C a n i u s ,
eques
sammenfassung aller guten E i g e n schaften ohne specielle Beziehung b l i e b e . — G a r v c : „Die Gründe des Diogenes, womit er beweisen will, dass es dein Kornhändler erlaubt w a r , von den ihm nachsegelnden Schiffen zu s c h w e i g e n , sind k a u f männisch, aber im Allgemeinen r i c h tig, weil sie auf der Natur des H a n dels beruhen. Des Antipater G e g e n gründe sind edel aber nicht ganz w a h r , weil eine sojehe Grossmuth, w e n n sie allgemein w ä r e , allen H a n del vernichten w ü r d e . Des Diogenes z w e i t e A n t w o r t ist sophistisch. W e l c h e Analogie ist zwischen der Unwissenheit, worin der Verkäufer in Absicht seiner W a a r e den Käufer l ä s s t , da er sie heben k ö n n t e , und der Unwissenheit in Absicht allgemeiner W a h r h e i t e n , die ich nicht h a b e , weil ich selbst in einer gleichen Unwissenheit b i n ? In A n s e hung des lfausverkaufes schien mir die Entscheidung des Cicero richtiger und die Strenge seiner G r u n d sätze n o t w e n d i g e r zu sein." — veteratoris] i. e. Hominis, qui non tantum experientia sed etiam fraude subinde exercenda quasi inreteravit. „Ein ausgelernter, a b gefeimter B e t r ü g e r . " 1). CA1\ XIV. 1. orationis
17
vani-
DE O F F I C I I S
258
2 Romanus, nec infacetus et satis literatus, cum se Syracusas oliandi, ut ipse dicere solebat, non negotiandi causa contulisset: dictitabat, se hortulos aliquos emcre velle, quo invitare amicos et ubi se 3 oblectare sine interpellatoribus posset.
Q u o d cum pcrcrcbuisset,
Pythius ei quidam, qui argentariam faceret Syracusis, renales dem se hortos
non
habere,
sed
licere
uti Canio,
qui-
si vellet,
ut
suis;
et simul ad coenam hominem in hortos invitavit in posterum
4 diem.
Cum ille promisisset, tum Pythius, qui esset, ut argentarius,
apud omnes ordincs gratiosus, piscatores ad se convocavit, et ab his pelivit, ut ante suos hortulos postridie piscarenlur; 5 quid cos facere vellet.
dixitque,
Ad coenam tempore venit Canius; opipare
a Pytliio apparatum convivium, cymbarum ante oculos multitudo, pro se quisque, quod eeperat, aflerebat, ante pedcs Pythii pisces abiiciebantur. tantumne inquit; 6 aquatio,
T u m Canius, Quaeso,
piscium, hoc hac
loco villa
tantumne est, isli
inquit, quid
cymbarum?
Syracusis carere
tatem] Feiner und zarter für metidacia. D. 2. nec infacetus et satis Utteratus] „Ein Mann nicht ohne Witz nnd von einiger gelehrten Bildung." Vgl. über satis Ü, 25, 5. — hörhdos aliquos] „Ein Land^iitchcn"; denn § 5. nennt er diese hortuli auch villa,. D. Vgl. Zumpts Gr. § 96. 3. qui — faceret] Der Conjimctiv ist hier nicht ganz leicht zu erklären; entweder wird dadurch die relative Bestimmung verallgemeinert, oder sie ist causal zu nehmen, wie § 4. qui esset — gratiosus, also „da er Geldgeschäfte trieb", so dass mit diesen Worten schon der beabsichtigte Betrug eingeleitet würde, Vgl. Verr. Act. 2. I, 25, 64. Homo, qui Semper hospitalissimus extstimatus esset, noluit videri— invitus in domum suam reeepisse. —' argentariam] Nämlich negotiationem. D. [oder artem.] .4. Cum ille promisisset] nämlieh ad coenam, wo man sich eben-
est hoc, Pythi?
Et ille, Quid
quidquid non possunt.
est
piscium;
mirum? hie
Incensus Canius
falls wieder se venturum esse ausgelassen denken muss. Vgl. Plin. Epist. 1,15. Heus tu, promittis ad coenam, nec venis? Phädr. Fab. IV, 24, 15. ad coenam mihi promille. D. 5. tempore] Vgl. Zumpts Gr. § 475, Anm. — opipare] Eins von den wenigen aus BegriHswürtern zusamniengesetzten Wörtern der Lat. Sprache. Die ältere Literatur war daran reicher; wir finden dieses Wort ausser Cicero mir noch bei Piautus und dem späteren AHertlnimler Appiileiiis. Zusammengesetzt ist es aus ops und paro. Festus p. 1>8 ed. M ü l l e r : Opiparum magnarum eopiarum apparatum. 6. aquatio] eigentlich und sonst immer „das Wasserholen", nur an dieser Stelle „der Ort wo das Wasser geholt wird." - isli] ist hier nicht auf die ihm sonst eigeiithiimliche Weise gebraucht, sondern schlechthin Pronomen der dritten Person, So auch 16, 13. — COntendit] Mit
59
L I B . III. cupiditatc
contcndit
Quid multa?
a Pythio,
impetrat.
Eniit
C A P . XIV. ut
venderei.
homo
confidi.
Gravate
cupidus
quanti P y l l i i u s v o l u i t , et cmit i n s t r u c t o s ; ture.
259
et
Yenit ipse ma-
Quaerit e x proximo vicino,
ieriae q u a e d a m p i s c a t o r u m e s s e n t , q u o d e o s n u l l o s viderel. quod sciam, GO m i r a b a r ,
inquit ille;
quid
S t o m a c l i a r i Canius.
Scd
N o n d u m e n i m A q u i l l i u s , c o l l e g a et familiaris m e u s ,
niendi.
quid faceret. 9 protulerat d e
Iii q u i b u s ipsis c u m e x c o quacrcretur.
e s s e t dolus m a l u s : r e s p o n d e b a t , cum actum,
l l o c quidcni
num 8
Nullae,
seil liic piscari nulli s o l e n t , i t a q u e beri
accidissel.
d o l o m a l o formulas.
tanti,
nomina facit, negotium
I n v i t a i Canius p o s l r i d i e familiares s u o s .
S c a l m a n i n u l l u n i videi.
ilio p r i m o . 7
locuples
sane luculente,
esset ut
aliud
simulatimi
quid aliud
ab l i o m i n c perito defi-
E r g o et P y t h i u s , et o m n e s aliud a g e n t e s aliud simulantes,
perfidi, improbi,
maliliosi.
N u l l u n i igilur f a c t u m e o r u m
potest
utile e s s e , c u m sit toi vitiis inquinatimi. grosser Heftigkeit liegt er dein P y thius an. Der starke Ausdruck wird durch incensus cupiditate gerechttertigt. 1). li. Gravate ille primo] A. Z u m p t : „ J e n e r macht zuerst S c h w i e r i s k e i t e n . " Das zu e r g ä n z e n d e V e r Jmm ist bclieliig; respondet, agil de. — et em.it instructos] Näinlieh hortulos ; er kauft das Gütchen mit allen Geräthschaften. 1). Vgl. Zumpts Gr. § 717. — nomina facitj kann sich nur auf den Creditor beziehen, der die Verscln-cibung für den verkauften Gegenstand ¡»"sein Sclmldburh einträgt und durch B e o b achtung der gesetzlichen F ö r m l i c h keilen den Handel ¡ibschliesst (negolium confidi). Der Wechsel der i'erson konnte für des Ausdrucks kundige Leser ebensowenig B e d e n k iichkeiten erregen wie vorher bei impelrat. Auch bemerkt B e i e r richtig, dass Canius, der zu einem Gastmahl gekommen w a r , bei dem so plötzlich herbeigeführten Kaufe gar nicht einmal im Stande w a r , die Schuld in seine Bücher einzutragen (nomina facere).
8. Scalmum millurn videi] „Er sieht nicht Ein R u d e r h o l z . " Der Theil für das Ganze. D. — eos nullos] F e i n e r lind gewählter für nullos oder neminem eorum. D. A e h n lieh ist I, 45, 2. ea — permulla. Vgl. Ziunpts Gr. § 4 3 t . Cic. Rose. Ani. 4 ì , 12S. Haec bona in labulas publicas nulla redierunt. — quod sciam] Der Conjunctiv im Ausdrucke der Beschränkung w i e 10, 6. Vgl. Zunipts Gr. § 55Ó. 9. quid faceret] S. Zumpts Gr. § 530. Aquillius, collega] C. Aquillius Gallus, ein berühmter Rechlsgolehrtcr, w a r G6 v. Chr. mit Cicero l'rätor. 1). — de dolo malo formuhts] Die formulae AquilHanau w a r e n Vorschriften über das bei der Abschliessung von Verträgen zu beobachtende Verfahren, um B e trug zu verhüten. Dergleichen pflegten seit der Mitte des 7ten J a h r h u n d e r t s d e r Stadt (Hugo Lehrb. d.Gesch. des Köm. Rechts, Ste Aull. S. 3 1 0 ) von den Prätoren bei ihrem A m t s antritte in einem Edicte a u f g e s t e l l j zu w e r d e n , welches w ä h r e n d ihrer 17*
10
260
DE O F F I C I I S CAP U T
XV.
^
iiod si Aquilliana dcfinilio vera est: ex omni vii.t siroul.-iiio dissimulatioque lollenda est. Ita nee. ut einat melius ii•». aeqnuiti bonum. II nei Ii ins I. I. g,e!it folgende Erklärung: dos interdum Iiis condicioiiibus duri solehat, ut, si inter virimi uvorem'pu divur'itim c j u tigisset, quod mvln.if iieqirinsi f.iset apuil virimi reina.ner»-!. iyll.jij.ini Jo«
LIB. III. CAP. XV.
261
erger.' ;'>. ut semel indicarelur] Der Yer-i. IM) — 11,1TJ weil hier zwar Käufer möchte ihm ein- für allemal i)op|i«;llV:ii?i'iilMrkeiiieCeffeiifnigeist. den genauesten l'reis bestimmen. I). •) re/'tis i'oritrahendis] S. zu —centum millia] Nämlich sesterI, 5, tinnì. Vgl. Zumpts Gr. § 672 u. S73. (i. il/iciiaiorem] der verstellte 'J. nequicquam—non quiret] Käufer, der liei Aiictionen den recht- Diesen hier aufgelösten Vers aus der massigen l.icituuien übersteigert, um Medea lies Junius führt Cie. ¡111 trodadin cli für den erkäufer, von wel- chäischen Versmasse vollständig all cileni er da,u aufgestellt ist, die Kam. VII, 6, 2. Qui ipse sibi saWaare iln-urer /.u machen. Alnvei- piens prodesse noil quit, nequictheiui win diesen strengen Grund- quam sapit. Es seheint die Ucsäizeu schreibt Cic. an M. Marius bertriigung des ib. XIII, 15, 2. an(Kam. VII. '>. 1.) i. J. 52 v. Chr.: geführlen Verses des Euripides zu »»«i«m tuum pretium no- msiaMKrtüffoytsijv, Sffirg odj(avnp
262
DE
10 si, quid esset prodesse,
OFFICIIS
mihi cum Ennio convenirci.
Ilecatonem 63
quidem Rhodium, discipulum Panaetii, video in iis Iibris, quos de offieiis scripsit Q. Tubcroni, dicere, Sapientis mores, 11 liaris. liberis,
leges,
instituta
Neque
enirn
propinquis,
1 2 lorum
facientem
solum amicis,
enirn facultates
nobis
nihil
raiionem
divites
esse
maximeque
et copiae
esse,
habere
dwiiiae
rei
volumus,
rei publicae. sunt
civitatis.
contra famised SinguHuic
Scaevolae factum, de quo paullo ante dixi, piacere nullo modo potest.
Etenim omnino tantum se negat facturum compendii sui
causa, quod non liceat. Huic nec laus magna tribuenda nec gratia 13 est.
Sed sive simulatio et dissimulalo dolus malus est: perpaucae 64
res sunt, in quibus non dolus iste malus versetur; sive vir bonus est is, qui prodest, quibus potest, nocet nemini: certe istum virum 14 bonum non facile reperimus.
Nunquam igitur est utile peccare,
quia Semper est turpe; et quia Semper est honest um, virum bonum esse, Semper est utile. ßoepog, der aber aus einer andern Recension der Medea als der uns erhaltenen herzurühren scheint. 10. Hecatonem] Vgl. 23, 1. Vielleicht ist das hier von Cic. angeführte Werk dasselbe, was Diog. Laért. VII, 53, 87. Ttegì itltZv genannt wird. — Q. Tuberoni] Q. Aelius Tubero, Tochtersohn des L. Aemilius PauIIus, ebenfalls ein Stoischer Philosoph. Er liei bei der Bewerbung um die Prätur durch wegen seines unzeitigen Cynismus bei den Bestattungsfeierlichkeiten seines grossen Oheims. Cic. Mur. 3ti. 13. dolus iste malus u. isium virum bonum] Solche ZusammenStellungen zeigen uns deutlich, wie der Römer den von den Grammatikern ( Z u m p t § 127 u 701.) gemachten Unterschied zwischen den Pronoininibus der dritten Person, so richtig er auch im Allgemeinen ist, doch im Gebrauche nicht immer streng beobachtete. Vgl. 14,6. 31,2. Jedoch darf nicht übersehen werden, dass die aufgenommene Lesart
certe aus der Ausgabe des Lambin herstammt, islurn P. M a n u t i u s emendine, aber von Aid. M a n u t i u s in zwei Codd. gefunden wurde, jedoch die übrigen Hdschrr. alle recle iustuni v. b. haben, was S t ü r e n b u r g aufgenommen hat und „den ganz rechten vir bonus" übersetzt. Ob aber eine solche Häufung von Attributen Lateinisch sei, ist eine andre Frage. — site — sive etc.] E r n e s t i hat an diesen beiden Perioden Anstoss genommen, weil sie die Gedankenreihe nur unterbrechen, dagegen § 14. den Schlusssatz zu § 12. enthält. Er möchte daher § 13. nach § 1. einschalten, wohin derselbe aber auch nicht recht passt; ich würde ihn lieber an den Schluss des Capitels setzen, indem er zu der § Ì4. aufgestellten Behauptung: Aunquam est utile peccare — virum bonum esse semper est utile, die in der Wirklichkeit enthaltenen Beschränkungen: Sed perpaucae res sunt, in quibus non dolus iste malus versetur und
L I B . III.
CAPUT 65 A c
263
C A P . XVI. XVI.
de iure quidem praediorum sanctum apud nos est iure civili, 1
ut in iis vendendis vitia dicerentur, Nam,
quae nota essent venditori.
cum e x duodecim tabulis satis esset, ea praestari,
quae
essent lingua nuncupata,
quae qui iniitiatus esset, dupli poeuam
subiret:
etiam
a
iurisconsultis
reticentiae
poena
est
Quidquid enim esset in praedio vitii, id, statuerunt,
i
constituta. si venditor 3
66 sciret, nisi nominatim dictum esset, praestari oportere.
Ut,
cum 4
in arce augurium augures acturi essent, iussissentque Ti. Claudium Centumalum, quorum
qui aedes in Coelio monte habebat,
demoliri ea,
altitudo officeret auspiciis: Claudius proscripsit insulam,
vendidit; emit P . Calpurnius Lanarius. idem denuntiatum est.
Huic ab auguribus illud 5
Itaque Calpurnius
cum demolitus esset,
cognossctquc, Claudium acdcs postea proscripsisse, quam esset ab auguribus
demoliri iussus:
arbitrum
istum Tiirum bonum non facile reperimus, enthält. CAP. XVI. 2. lingua nuncupata] i. q. § 3. nominatim dictum. Nach den Zwölftafelgesetzen war man nur verbunden, für die beim Verkaufe ausdrücklich zur Sprache gekommenen Mängel einer Sache zu stehen. Die aus den zwölf Tafeln hierher gehörige Stelle heisst bei Festus v. N u n c u p a t a : Quumnexum faciet mancipiumque, uli lingua nuncupassil, ita ius esto. D. —• iuris COnsullisJ Diese Form möchte sich wohl bei Cicero und Quintilian als die allein richtige erweisen. 4. arce] nämlich Capitolina. Vgl. Fest. p. 16. Auguraculum appellabant antiqui, quam nos arce vi dicimus, quod ibi augures publice auspicarentur. — inCoelio monle] Da die Augurn bei ihrer heiligen Handlung das Gesicht nach Osten gewendet hatten, so konnten die Spitzen hoher Gebäude auf dem Berge Coelius leicht die nothwendige freie Aussicht hemmen.
ilium
adegit,
QUIDQUII)
So wurde nach Festus — insulam] eigentlich ein Haus genannt quae non iungitur communibus parietibus cum vicinis circuituque cingitur, daher auch der Name. Im Gegensatze von domus (Tac. Ann. VI, 45. exsolulis domuum et insularum pretiis. Senet. Ner. 38. praeter immensum numerum insularum domus priscorum ducum arserunt.) wurden die von mehreren Familien für Miethe bewohnten oft sehr hoch aufgeführten Häuser so genannt. 5. arbitrum — adegit] i. q. ad arbitrum egit; eine ähnliche Verbindung wie das häufige adigere aliquem iusiurandum. — Quidquid — bona] Bezieht sich auf die bei Contracten üblich gewesene Formel: promittisne, quidquid te dare facere oportet? worauf der Gefragte antwortete: promitto. D. Der Ausdruck ist kurz und für uns fast unverständlich, indem er die von Kundigen leicht zu machenden E r gänzungen daret, faceret voraussetzt.
264
DE OFFICIIS
6 SIBI D A R E FACERE O P O R T E R E T E X F I D E BONA. sententiam
ilixit, huius nostri Catonis pater.
M. Cato
U t eniui ccteri e x
patribus, sie liic, qui illud l u m e n progenuit, c x filio est liominan7 dus. scisset tere.
Is igitur i u d e x ita pronuntiavit: cum et non pronuntiasset,
emptori
in vendendo
damnum
rem
praestari
eam opor-
E r g o ad fidern b o n a m statuit pertincre, n o t u m e s s e e m p l o r i 6 7
8 vitiam, q u o d n o s s e t venditor.
Q u o d si recte iudieavit: n o a recte
frumentariiis ille, 11011 reete aedium pestilentium venditor
taeuit.
S e d h u i u s m o d i relicentiae iure civili o m n e s c o m p r e h e n d i n o n pos9 s u n t ; quae autern p o s s u n t . diligeuter tenenlur.
M. Marius Grati-
dianus, p r o p i n q u u s noster, C. S e r g i o Oratae vendiderat aedes eas, q u a s ab e o d e m ipse paueis
ante aimis emerat.
s e d h o c in maneipio Marius n o n dixerat. 6. M. Calo] Der Schiedsrichter (arbiter) in dieser Sache war der Vater des Cato von Utica. D. Er w a r Tribunus plehis gewesen und starb, als er sich um die Prätur b e w a r b , 91 v . Chr. — illud lumen] sagt noch mehr als unser „ j e n e s Licht", wie man ersieht aus Stellen w i e Fin. II, 22, 70. Epicurus, hoc enim vestrum lumen est. 7. igitur] Knüpft die durch die Parenthese unterbrochene Rede w i e der an 31. Cato. 1). Vgl. Zumpts Gr. § 739. — iudex] „ a l s Richter", eigentlich arbiter, denn was er aussprach w a r ein arbitrium. Vgl. 15, 3. 17, 8. — pronuntiavit — pronuntiasset] Beinah neben einander steht dieses Wort in zweierlei B e deutung [die sich jedoch aus der ursprünglichen „ e i n e n Ausspruch t h u n " leicht herleiten lüsstj und heisst 1 , entscheiden, 2, bekannt m a c h e n , nämlich den Befehl der Auguren. D. 8. frumentarius ille — aedium venditor] S. 12, 13. I). — reticentiae] „Verheimlichungen." Vgl. I, 22, 15. — tenenlur] „festhalten, d. h. „in Schranken gehalten" oder auch „geahndet." Vgl. ad Q.
E a e serviebant,;
Addueta res in iudicium
fratrem II, 3, 5. Senatusconsultum factum est, qui non discessissent, ea poena, quae est de vi, tenerentur. — M. Marius Gratidianus] Die Schwester seines Vaters oder Grossvaters, des M. Gratidius aus Arpinuin, war des Cicero Grossmutter. Weil Cicero an seinen Sohn schrieb, so wollte er der Verwandtschaft mit diesem Manne gedenken, der ein adoptirter Sohn des 31. Marius, Bruders des C. IMarius gewesen ist; daher Marius G r a tidianus. D. S. de Leg. III, 16, 36. Ueber seine Prätur vgl. c. 20, 5. 9. C. Sergio Oratae] Er w a r Prätor 97 v. Chr. und hiess vollständig C. Sergius Silus; den Beinamen Orata oder Aurata, hatte er erhalten, w i e Slacrobius (Saturn, III, 15.) sagt, weil er die p-isces auralos vorzugsweise geliebt habe, oder, nach Fesths, w e g e n der zwei schweren Goldringe, deren er sich bediente. — Ea serviebant] Es lag e i n S e r v i t u t auf diesem Hause. Zu einem solchen Servitut gehörte, wenn z. ß . der Nachbar das Recht hatte, in die Wand des anstossenden liausses einen Balken einzulassen, die Traufe in den Hof zu leiten, e i -
L I B . III. est.
C A P . XVII.
265
O r a t a m C r a s s u s , G r a t i d i a n u m defendebat Antonius.
s u s urgebat, quod tere
praeslari;
tum
Sergio
fuisse
quo
venditor
non
dixisset
sciens,
a e q u i t a t e m A n t o n i u s , quoniam non
necesse
68 emerat,
vilii
fuisset,
dici; iure
qui
nec
esset,
eum
Mas esse
teneret.
aedes
id
l a s Cras- 1 0 id
opor-
Vitium
igno-
vendidisset:
deeeptum,
qui
nihil id,
quod
Q u o r s u s l i a e c ? ut illud intel-
H
iigas, n o n p l a c u i s s e m a i o r i b u s n o s t r i s astutos. CAPUT Sed
XVII.
aliter l e g e s , alitcr pliilosoplii tollunt a s t u i i a s : legcs, q u a t e n u s
1
m a n u t e n e r e p o s s u n t ; p h i l o s o p h i , q u a t e n u s r a t i o u c et intelligentia. i l a i i o e r g o h o c p o s t u l a t , n e quid i n s i d i o s e , n e quid s i m u l a t c , n e quid
fallaeiter.
Suntne
igilur insidiae
excitatiirus n o n sis n e c
agitatunis?
quente
Sic
s a e p e ineidunt.
tendere
piagas,
etiamsi
I p s a e e n i m ferne n u l l o inse-
tu aedes proscribas?
tabulam
tam-
q u a t n piagas p o n a s ? (loinuin p r o p l e r vilia v e n d a s ? in e a m aliquis jion Gang durch dasselbe zu n e h ; ov6s XUTU [ivijfiyv TWII ayufhxiv iJ Ttoogdoxluv {¡¿'ovijv wuaiv unoxshticdaf örciq J-Qtgxiv ^EJIIXOVQIQ.
äyioyijc irjc ^ioi^iimov ¡jiiva.v- — auclorj hier „ Z e u g e und G e TIQ Xul Kvotjvuixol TTQOGuyOOiV- w ä h r s m a n n " durch seine Lehre, wie •iHi-teg und c. 10, 96 Ol ö' 'Uv- 27, 1 die Griechischen Heroen und
vtxiouoi; und ebenso scheint das vollere atque hier eine Sonderung anzudeuten, so dass es demnach heissen w ü r d e : „ D i e Cyrenaiker aus der Schule des Aristippus und auch die A n n i c e r i e r . " Ebenso ist philosophi nominal i schwierig. Will Cic. damit ausdrücken „ w e l c h e Philosophen heissen"' aber es nicht sind; so w ä r e dies erst noch durch den Sprachgebrauch zu begründen, das Yerständniss jedoch so am g e eignetsten. Hält man dies aber für unlateinisch, so bleibt nur übrig, die Wortstellung für unsorgfältig zu e r klären und nominali mit Annicerii verbunden, gleich qui nominaniur,
Iiegulus durch die That. 4. viris equisque] ein Bild und Spnichwori, das aus der den Körnern beliebten und geläufigen Militärsprache entlehnt ist. Der Construction wegen vgl. II, 24, 3 armis et ca-
slris. — efficiens — voluptalis] 3, 5. — si •—sententia est] tentia einem
vgl. sen-
est „ e s ist die Absicht" mit Objectsatze auch Auct. ad
Her. IV, 24, 40. Pluribus verbis ad eam le hortari noii est sententia. 5. cita omnis — continelur] Dieser Metrodorus w a r einer von den angesehensten Schülern des Epikurus (Diog. Lacrt. 1, 22. führt ihn
L I B . III.
CAP.
XXXIII.
303
pugnabit. Nam ubi primum p r u d e n t i a e locus dabitur?
An, ut 6
conquirat undique suavitates? Quam miser virlutis famulatus ser- 7 vientis voluptati!
Quod autem munus prudentiae?
An legere in-
telligenter voluptates? Fac nihil isto esse iucundius: quid cogitali potest turpius?
Iam qui dolorem siimmum malum dicat, apud 8
cum quem habet locum f o r t i t u d o , quae est dolorum laborumque contemptio?
Ouamvis enim multis locis dicat Epicurus, siculi di- 9
cit, satis fortitcr de dolore: tarnen non id spectandum est, quid dicat sed quid conscntaneum sit ci dicere,
qui bona voluptate
terminaverit, mala dolore; ut, si illuni audiarn de c o n t i n e n t i a et t c m p e r a n t i a , (licit ille quidcni multa multis locis, sed aqua liaerct, ut aiunt.
Nam qui polest temperaiiliam laudare is,
summum bonum in voluptate?
qui ponat 10
Est enim teinperantia libidinum
U S inimica, libidincs autcm consectatrices voluptatis.
At que in his 11
tarnen Iribiis generibus, quoquo modo possunt, non mcallide tergivcrsaulur.
P r u d c n l i a m inlroducunt, scienliam suppeditantem vo- 12
luptales. depellcntem dolores. F o r l i t u d i n c m quoque aliquo modo expediimt, cum Iraduut ralioncm ucgügciulac mortis perpcticndique doloiis. Eljam t e ni p e r a ni i a m inducunt, non facillime illi quidem 13 den Ctpódqu ÌX't.oyiijoic, auf) stark materialistisch. Clemens Strom. II, ' l ì , 1 3 1 . führt von 71' an: uyit-S-óf
]Oi, r\ TU Guoxvg evCradig xu-
!). non id — quid dicat] id abundirt hier, w i e öfters ( v g l . Z . § 7 4 8 . ) , a b e r nicht nur v o r dein A c c u s , cInf- 0 , l ( ; r F i n a l s ä t z e n , sondern auch v o r F r a g e s ä t z e n , z . B . Vatin.
hier hat Cic. diesen Salz T u s r . Ii, 1 7 a n g e f ü h r t : M. quidem
ses S p r i i c h w o r t findet sich noch bei Cic. Ou. F r . II, 7 . In hac causa mihi aqua haeret. Das Bild e r klärt sich leicht von den A b z u g s Kanälen u. W a s s e r l e i t u n g e n , s c h w e r lieh ist es von den Wasseruhren h e r z u n e h m e n , da das S t o c k e n d e s W a s s e r s in denselben unmittelbar
unter und Alex. ihm
ä)I/O idqr^u xul i o TTtql mvrqc mqt)r 12. At que ilìud eliam scire ex le thnicjxu; w o v o n ungere Stelle die cupio, quo Consilio aut qua mente U e b e r t r a g u n g ist. Koch deutlicher feceris.— serf aqua haeret] Dieals II,
perfecte eum bealum putat, cui corpus bene constitutum sit et exploratum ita semper fore. fi. J Y a m — d a b i t u r ? ] -Man v e r binde hier nicht ubi primum, sond e m : „ W o findet erstlich die K l u g heit eine S t e l l e " ? die z w e i t e F r a g e
w e l c h e m dann keine V e r l e g e n h e i t v e r u r s a c h t e , 7 . Quod autem 10 libidinum inimica] Vgl. munus prudentiae entspricht. — 5, 10. — consectatrices] Ein Cic. zeigt j e t z t , dass mit dem g r o b l[apa\Iegoinenon. sinnlichen Grundsätze des M e t r o d o rus alle vier Cardinaltugenden im 1 3 . illi quidem] S. I, 1 8 , 4 . — W i d e r s p r u c h stehen. Vgl. I , ' 2 , 5 s. toluplalis — finiri] Eine U e b e r -
304
DE
OFFICIIS
sed tarnen quoquo modo possuot Dicunt enim, voluptatis magnitudinem dolocis detractione finiri. I u s t i t i a vacillat vel iacet potius, omnesque eae virtutes, quae in communitate cernuntur et in so14 cietate generis humani. Ñeque enim bonitas nec liberalitas nec comitas esse potest non plus quam amieitia, si haec non per se 15 expetantur, sed ad voluptatcm utilitatemve referantur. Confera- 119 mus igitur in pauca. Nam ut utilitatem nullam esse docuimus, quae honestati esset contraria: sie omnem voluptatem dieimus ho16 nestati esse contrariam. Quo magis repreliendendos Calliphonem et Dinomachum iudico, qui sc direinpturos controversiam putaverunt, si cum honestate voluplatem, tamquam cum homine pe17 eudem, copulavissent. Non reeipit istam coniunctionem honestas; aspernatur, repellit. Nec vero finis bonorum [et malorum], qui simplex esse debet, ex dissimilibus rebus misceri et temperari po18 test. Sed de hoc (magna enim res est) alio loco pluribus. Nunc tragung des Epikurischen Satzes 'r¡Sov~¡g xal Tvyjfúvciv, fügt etwas (Diog. Laert. X, 1, 139. "Oqog xov später ( § 128) hinzu: XUT.U Si loiig
[ityi&ovg Tíüv {¡SoviZv t¡ navioq neq¡ KuV.tyiwi'ia ivexu fiiv zrjg jov äXyovviog vm^uÍQMSig. Wenn lr¡Sovr¡Q TruQugyjX&tv ír¡ «oíijj, der Schmerz entfernt, dann schwindet ^ o o i w Sc vGrtgov t o UÍQÍ AVIIJV bei dem Vergnügen der Unterschied xdXXog XUIÍSOVOU laoTifiov iuvl der Quantität, es bleibe nur der der n)v r f j UQXF], TOVTÍGU TT¡ r\Sovf¡, Qualität.
omnis
Cic. Fin. I I , 3, 10. cum
dolor detraclus
esset,
riari non augeri voluptatem. 14. non plus]
15. Conferamus
ta-
vgl. zu 23, 4.
— in pauca]
Ohne Object. Eine in der älteren Komödie häufige Ausdrucksweise, Z . B. Plaut. Poen. V, 4, 54. in pauca confer. Doch öfter mit Object.
16. Calliphonem
et Dinoma-
chum] Beide sonst wenig bekannte Philosophen versuchten eine Vereinigung der Stoischen und Epikurischen Grundsätze. — Die Form Calliphonem ist gebildet wie bei T e -
renz Antiphonem, Ctesiphonem.—
itaQÍa/ev.
— Cic. giebt seine Kri-
tile dieser Vereinigung
Worte tamquam
eudem
zu
durch
die
cum homine pe-
erkennen,
welche ihre
Erläuterung I, 30, in. finden.
17. et malorum] Ohne Zweifel ein fremder Zusatz, weil nur von dem höchsten Gute die Rede ist. D. So I, 3, 1. Der Zusatz et. ma-
lorum würde den Plural, fines erfordern. Aus diesen Gründen hat schon Muret. Var. lect. XIV, 3. sich für die Auslassung dieser Worte migeachtet der Uebereinstimmung aller Hdschrr. entschieden. — dissimili-
bus] haben die besten Hdschrr. und
si — copulavissent] Clemens Alex, der Sinn verlangt nicht den S u p e r (Strom. II, 21, 127. p . 4 9 6 . ) n a c h - lativ, daher habe ich jenes beibedem er beider Princip so angegeben: halten.
xiXog thatf nüv iu xuif' avióv 18. alio loco] in der Schrift de heXU xov imrvy%úvtw finibus bonorum et malorum.
TIOKJV
LIB. III. 120 ad propositi™.
C A P . XXXIII.
305
Q u e m a d m o d u m igitur, si quando ea, quae videtur 1 9
utilitas, honestati repugn at, diiadicanda res sit, satis est supra disputatimi; citur,
sin autem speciem utilitatis etiam voluptas habere di- 2 0
nulla potest esse ei c u m honestate coniunctio.
N a m ut 2 1
tribuamus aliquid voluptati, condimenti fortasse nonnihil, utilitatis certe nihil habebit. 121
Ilabes a patre m u n u s , magnum;
Marce
fili,
sed perinde erit, ut acceperis.
mea
quidem
libri inter Cratippi commentarios tamquam hospites piendi.
S e d ut,
sententia, 2 2
Q u a m q u a m hi tibi tres erunt
reci-
si ipse venissem Athenas ( q u o d quidem esset 2 3
factum, nisi m e e medio cursu clara v o c e patria revocasset) aliquando m e quoque audires: sic, quoniam his voluminibus ad te profecía v o x est m e a , tribues his temporis quantum poteris; po20. s t » — dicitur] So nach den Codd. Bern, c d statt dicelur, denn 1) bezieht sieh dieser Satz auf e t was, da» wirklich gesagt wird ( § 5 ) ; 2) würde dem Futurum im Vordersatze polest im Nachsatze nicht entsprechen (vgl. § 2 3 ) . — ei] bezieht sich auf voluptas, denn aus den beiden nach der vorangeschickten Beweisführung zugegebenen Vordersätzen folgert er den Schlusssatz, dass die voluptas keine Verbindung mit der honeslas haben könne, und weist jener ihre Stelle höchstens als condimenlum an. 21. perinde —- acceperis] „es wird gerade so gross sein, wie du es aufnimmst." Vergl. Or. III, 56, 213. sed haec ipsa omnia perinde sunt, ut aguntur. 22. Quamquam] steht hier ohne Verhältnis zu einer vorangegangenen oder nachfolgenden Construetion, und muss durch „ A l l e i n , i n d e s s e n " u. dergl. gegeben werden. D. — inier— commentarios] Commentarii ist unstreitig dasselbe , was der jüngere Cicero in einem an den Freigelassenen Tiro im J. 4 1 v. Chr. aus Athen geschriebenen Briefe hypo-
mnemala nennt. Fam. XVI, 21, 8. Sed peto a te, ut quam celerrime mihi librarius miftalur, maxime quidem Graecus; mullum enim mihi eripitur operae in exscribendis hypomnemalis. Danach haben wir wohl nicht an nachgeschriebene Dictate sondern an Handbücher, welche zur Wiederholung des Vorgetragenen dienen mochten, zu denken. — tamquam hospites] In diesem Ausdruck liegt keine bescheidene Herabsetzung, es entspricht daher unserm „ w i e Gaste" nicht „wie Fremdlinge." 23. si ipse — revocasset] Cic. hatte während der nach Casars E r mordung eingetretenen Unordnung in Rom wirklich schon eine Reise nach Griechenland angetreten, theils um sich in Athen seines Solmes a n zunehmen, theils auch um daselbst das weitere Schicksal seines Vaterlandes abzuwarten. Widrige Winde trieben ihn von Sicilien aus wieder an die Küste von Italien zurück, als er von seinen in Rhegium sich aufhaltenden Freunden über den Zustand Roms angenehme Nachrichten hörte, lind von denselben voll Hoffnung und Freude (daher clara voce)
20
306
DE O F F I C I I S
2 4 teris autem, quantum voles.
C u m vero intellexero, te h o c scien-
tiae genere gaudere, tum et praesens tecum propediem, ut spero, 2 5 et dum aberis, absens loquar.
Y a i e igitur, mi Cicero,
tibique
persuade, esse te quidem mihi carissimum; sed multo fore cariorem, si talibus monumentis praeceptisque laetabere. aufgefodert wurde, dahin zurückzu- und fleissig; doch bedurfte er jetzt schon eines äusseren Sporns zur kehren. D. Thätigkeit. Unfähig, sich selbst zu 24. ut spero] Diese Hoffnung leiten, wurde er von Gorgias und wurde dem Vater nicht erfüllt. Er von andern Griechen in Athen v e r fiel proscribirt am 7. December 43 führt; er ergab sich dem Trunk, v. Chr. durch die Hand eines vom und sein Verfahren gegen Cestius M. Antonius abgeschickten Mörders, (den er als Proconsul der Provinz bald 64 Jahr alt. Asia im J. 29 v. Chr. im Rausche 25. te quidem] S. Zumpts Gr. an der Tafel geissein liess, weil er § 801. — sed laetabere] Leider geäussert hatte, sein Vater sei ein .gingen die Hoffnungen und Wün- unwissender Mensch gewesen) b e sche des berühmten Vaters an dem weisst, dass die Feldzüge ihn nicht Sohne nicht in Erfüllung. D r u - besserten, wie man behauptet hat. m a n n (Gesch. Roms in seinem Ue- Bücher zu schreiben, fühlte er sich Es giebt nur zwei bergange etc. VI, p. 718.) sagt von nicht berufen. ihm: „ D e r Geist des Vaters, sein Briefe von seiner Hand, in welchen rastloses Streben im Staate und in er den Freigelassenen Tiro von seider Wissenschaft vererbte sich nicht nem Leben in Athen unterhält und auf ihn. In der ersten Jugend und ihn um Nachrichten bittet. — In unter Ciceros unmittelbarer Aufsicht ihm wurde der Letzte seines Hauzeigte er sich lenksam, bescheiden ses zu Grabe getragen."
Gedruckt bei Julius Sittenfeld in Berlin.
In u n s e r m Verlage erscheinen so eben in einer n e u e n Auflage:
Vollständige logarithmische und
trigonometrische Tafeln. E n t h a l t e n d
sowohl die gewöhnlichen Zahlenals auch die
Summen- und Differenz-Logarithmen und die der
trigonometrischen Functionen. Z u m Theil in neuer A n o r d n u n g nebst vielen Erweiterungen durch F a c t o r e n - T a f e l n , Q u a d r a t - Z a h l e n , Hülfs-Formeln u n d umfassende erklärende Zusätze. Von
D r . E . F. A u g u s t , P r o f e s s o r und Dircctor des Cölnischen
Real-Gymnasinrns.
Berlin, Verlag von Veit & Comp., 1848.
Die vorliegende S a m m l u n g logarithmischer Tafeln eignet sich vor allen ähnlichen zur E i n f ü h r u n g in Lehranstalten u n d zum P r i v a t gebrauch vermöge der mannigfachen V o r z ü g e , welche dieselbe auszeichnen. Den wichtigsten erstlich, den einer zweckmässigen, z u m Theil neuen A n o r d n u n g mit aller f ü r Schule u n d Praxis hinlänglichen
V o l l s t ä n d i g k e i t verdanken diese Tafeln ihrem durch die erfolgreichste Wirksamkeit in mündlicher und schriftlicher Lehre so rühmlich bekannten Herausgeber. Hierüber Verweisen wir auf die Vorrede, in welcher derselbe von seiner Arbeit ausführlich Rechenschaft giebt. Den Werth ferner der C o r r e c t h e i t , in einem Grade, in welchem keine der bisher erschienenen Sammlungen dieser voranstehen dürfte, hat diesen Tafeln die vereinigte Bemühung des Herausgebers und des Herrn Dr. W i l l i n g verliehen. Ihrerseits hat die Verlagshandlung für die beste A u s s t a t t u n g bei der grössten W o h l f e i l h e i t gesorgt. Die Tafeln sind von neu gegossenen Stereotypplatten auf starkes weisses Schreibpapier gedruckt , und auch im Preise kann keine gleich vollständige Sammlung mit dieser wetteifern, da das Exemplar g e b u n d e n f ü r \ Thaler geliefert wird. Auf besondere Bestellung werden auch Exemplare sowohl auf f e i n e m h o l l ä n d i s c h e m , als auf g r ü n e m , die Augen schonendem Papiere, zu dem Preise von % Thaler geliefert. V e i t «fc C o m p .
8»rtter etfdjietten in unfetm 33etiage früher: Slrifto^^ancö
SBerfe,
überfe^t
»ott
3.
©. ¡ D r o s e n . 6 Si)tr. Alfter Sfjeii: „ D e r grieben", „ $ ( u t o 6 ober ber 9tefc$tljum", „bie Söget". 1 2 5 (Sgr. 3weiter 2f)eil: „ S i e SBeSpen", „bie 2Id?amet", „bie ViiU ter". 1 2()(r. 15 S g r . ¡Dritter Sfjeil: „ D i e SBolfen", „tyftftrate", „bie S f j e S m o ^ o * riajufen", „bie (Sffleftajitfen „bie gröfdje". 2 £I)lr. 2 0 ©gr. Diefe elegant auögefiattete Ueberfefcung befttst auger bem ©orjuge einer fte für jeben greunb ber 5ßoefte unb beS SlltertfyumS eignenben Bearbeitung nod) ben, in ben @in= leitungen ju ben einjetnen Dramen eine Dieifye »ortreflti d)er, jum innigen Serftanbnifj unentbehrlicher SlbljanbUm* gen barjubieten.
A u r e l i u s V i c t o r , S e x t u s , d e viris illustribus urbis R o mae. Mit A n m e r k u n g e n u n d e i n e m vollständigen W ö r t e r v e r z e i c h n i s s e f ü r S c h u l e n . H e r a u s g e g e b e n von D r . Brohm. Zweite d u r c h a u s u m g e a r b e i t e t e A u s g a b e . 8. 124 SgrB ö c k h , A u g . . d e s S o p h o k l e s Antigone, griechisch u n d d e u t s c h . N e b s t zwei A b h a n d l u n g e n ü b e r diese T r a g ö d i e im Ganzen u n d ü b e r einzelne Stellen d e r s e l ben. gr. 8. VIII u n d 3 0 2 S . S. 1843. 1 Thlr. 2 0 Sgr. —
— d i e s e l b e , d e u t s c h e r Text 1 8 4 3 . 10 Sgr.
allein,
gr. 8.
62 S.
—
— dieselbe, g r i e c h i s c h e r Text allein, 1 8 4 3 . 1 0 Sgr.
gr. 8 .
6 1 S.
B ö c k h , A u g . , Metrologische U n t e r s u c h u n g e n ü b e r G e w i c h t e , Münzfiisse u n d Maasse d e s Alterthums in ihrem Zusammenhange. Velinpapier, gr. 8. 5 1 1 S. 1 8 3 8 . 2 Thlr. 2 5 S g r .
(Sfyrenberg, 9JÍ., ^ r a f t i f ^ e é ©ementarbucf) j u r dríernung ber íjebráifd^en ©pracfje. 8. 1 0 6